Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1448 bis 1648: Ein biographisches Lexikon. Zweite, unveränderte Auflage [2 ed.] 9783428588732, 9783428188734

Als »kirchenhistorisches Ereignis« hat Oktavian Schmucki in der Collectanea Franciscana 62/1992 den zweiten Band des auf

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Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1448 bis 1648: Ein biographisches Lexikon. Zweite, unveränderte Auflage [2 ed.]
 9783428588732, 9783428188734

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Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1448 bis 1648 Ein biographisches Lexikon

Herausgegeben von

Erwin Gatz

unter Mitwirkung von Clemens Brodkorb

Zweite, unveränderte Auflage

Duncker & Humblot · Berlin

DIE BISCHÖFE DES HEILIGEN RÖMISCHEN REICHES 1448 bis 1648

Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1448 bis 1648 Ein biographisches Lexikon

Herausgegeben von

Erwin Gatz unter Mitwirkung von Clemens Brodkorb

Zweite, unveränderte Auflage

DUNCKER & HUMBLOT ‧ BERLIN

Redaktion des Bildteils, der Abkürzungen und der Verzeichnisse: Clemens Brodkorb

Gedruckt mit Unterstützung der Rudolf Siedersleben’schen Otto-Wolf-Stiftung in Köln

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

1. Auflage 1996 Alle Rechte vorbehalten

© 2023 Duncker & Humblot GmbH, Berlin Druck: Books on Demand Printed in Germany

ISBN 978-3-428-18873-4 (Print) ISBN 978-3-428-58873-2 (E-Book) Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier entsprechend ISO 9706

Internet: http://www.duncker-humblot.de

VORWORT

Die von mir herausgegebenen biographischen Lexika „Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder 1785/1803 bis 1945“ (1983)1 und „Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1648 bis 1803“ (1990)2 haben durchweg ein positives Echo gefunden. Das ermunterte mich dazu, 1989 an die Realisierung eines weiteren Bandes für die Jahre 144.8 bis 1648 zu gehen. Er umfaßt einen größeren Zeitraum als die bisher erschienenen Bände und berücksichtigt außerdem eine Reihe von in der Reformationszeit untergegangenen Bistümern. Daß die Arbeit an diesem Band trotz des größeren Volumens dennoch zügig durchgeführt werden konnte, ist an erster Stelle den Autoren zu danken. 1991 fanden in Rom, 1993 in Brixen Autorenkonferenzen statt. Die dort gehaltenen Referate wurden in der Römischen Quartalschrift veröffentlicht.

Wertvolle Hilfe bei der Computererfassung und Bearbeitung sowie bei der formalen End­ redaktion leisteten Clemens Brodkorb, Rom, bei der sprachlichen Endfassung und Korrektur Ingrid Doerenkamp, Aachen, und P. Korbinian Birnbacher, Rom, bei der Beschaffung der Por­ trätvorlagen und der Bestimmung der Adelsprädikate Wilfried Slama von der Wiener National­ bibliothek, Porträtsammlung. Die Erarbeitung der Karten erfolgte durch Prof. Dr. Hermann Josef Busley und Prof. Peter Mellmann, beide München. Für die finanzielle Unterstützung der Auto­ renkonferenzen danke ich Herrn Diplomkaufmann Anton Börner in Ingolstadt, für einen nam­ haften Druckkostenzuschuß der Rudolf Siedersleben’schen Otto-Wolf-Stiftung in Köln. Ein letzter Band dieses Werkes soll die Bischöfe der Jahre 1198 bis 1448 erfassen. Rom, im Sommer 1995

Erwin Gatz

1 Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder 1785/1803 bis 1945. Ein biographisches Lexi­ kon, hg. v. Erwin Gatz (Berlin 1983). 2 Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1648 bis 1803. Ein biographisches Lexikon, hg. v. Erwin Gatz unter Mitwirkung von Stephan M. Janker (Berlin 1990).

INHALTSVERZEICHNIS

Einleitung .............................................................................................................................

IX

Verzeichnis der Autoren .....................................................................................................

XIII

Verzeichnis der Abkürzungen ............................................................................................

XV

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur....................................................................

XXXIII

Register der behandelten Personen ...................................................................................

LXXIII

Lebensbilder A-Z................................................................................................................

1

Verzeichnis der in diesem Werk behandelten Personen nach Diözesen .......................

778

Verzeichnis der zeitgenössischen Regenten und Nuntien...............................................

855

Bildnachweis .......................................................................................................................

866

Übersichtskarten: Die Kirche im Heiligen Römischen Reich um 1500 ..........................

868

EINLEITUNG Dieser Band enthält die Lebensbilder aller Diözesanbischöfe sowie Biogramme aller Weihbi­ schöfe, die zwischen 1448 und 1648 die 62 in diesem Band berücksichtigten Bistümer innehat­ ten bzw. dort tätig waren, soweit sie nicht schon im Band 1648-18033 behandelt sind. Über einige Diözesanbischöfe ist allerdings so wenig bekannt, daß es bei einem Biogramm bleiben mußte. Das Jahr 1448 wurde als zeitliche Grenze gewählt, weil nach Beilegung des Basler Kon­ zilsschismas und der dadurch bedingten Doppelbesetzungen das Wiener Konkordat von 1448 Bestimmungen über die Besetzung der Reichsbistümer traf, die bis zum Untergang des Reiches 1803/06 in Geltung blieben und für dessen Verfassung von grundlegender Bedeutung waren. Mit dem Jahr 1648 wird dagegen der Anschluß an den Band 1648-1803 gefunden.

Der Band behandelt somit eine der dramatischsten Epochen der deutschen Geschichte. Sie umfaßt zunächst noch das Ringen um Obödienz im Kampf zwischen Papst und Basler Konzil, später die wiedergefundene Einheit und die trotz vieler Ansätze verfehlte Kirchenreform, die zur Voraussetzung der protestantischen Reformation wurde, die sich in manchen Regionen sehr schnell, in anderen dagegen in einem langsam fließenden Prozeß vollzog, dessen Ergebnis lange offen blieb. Im größten Teil Nord- und Mitteldeutschlands führte er zum Untergang des katholischen Kirchenwesens und damit zum Abbruch der katholischen Bischofsreihen. Im südlichen und westlichen Deutschland kam es dagegen nach dem Konzil von Trient zu einer Erneuerung und zur Stabilisierung der alten Kirche und im Zuge der Gegenreformation z. T. zu beträchtlichen Rückgewinnen. 1648 war die Entwicklung zu den Konfessionskirchen im we­ sentlichen abgeschlossen. Angesichts der z. T. langsamen Übergänge wurde bei der Auswahl der in diesem Band behandelten Personen, der ja nur die katholischen Bischöfe erfaßt, großzü­ gig verfahren. Somit sind auch Bischöfe aufgenommen, die konfessionell noch nicht eindeutig einzuordnen waren oder aber erst im Verlauf ihrer Amtszeit eine Hinwendung zur Reformation vollzogen. Die nur noch nominell als Bischöfe bezeichneten lutherischen Landesfürsten sind dagegen nicht mehr erfaßt. Weit größere Probleme als in den früheren Bänden4 boten die Biogramme der Weihbischöfe, denn oft sind die überlieferten Nachrichten so spärlich, daß sie kein Biogramm rechtfertigen. Auch die HC weist diesbezüglich manche Mängel auf. Ein Biogramm erhielten all jene Weihbi­ schöfe, deren wichtigste Daten zuverlässig vorliegen. Liegen nur sehr wenige Daten, diese aber zuverlässig vor, so erhielt der Weihbischof kein Biogramm, sondern in dem nach Diözesen ge­ gliederten Verzeichnis5 im Anhang dieses Bandes eine eigene Anmerkung. Von manchen Weih­ bischöfen ist nur eine einzige Handlung bezeugt. Sind für mehrere Weihbischöfe eines Bistums insgesamt nur wenige und dazu ungesicherte Nachrichten überliefert, so sind diese in einer gemeinsamen Anmerkung zur jeweiligen Liste mitgeteilt. Ein Teil der Weihbischöfe hat also kein Biogramm erhalten. Mit dem Tridentinum und den seit dieser Zeit reichlicher fließenden Quellen gewinnt die Überlieferung dagegen an Dichte. Aber nicht nur die Datierung, sondern auch die Zuweisung der Weihbischöfe zu einem bestimmten Bistum bereiten oft Schwierigkei3 Vgl. Anm. 2 (S. V). 4 Vgl. Anm. 1 und 2 (S. V). 5 Vgl. S. 778-854.

X

Einleitung

ten, da diese bis zum Ende des 16. Jahrhunderts nicht so eindeutig wie später war. Die Weih­ bischöfe wurden bis ins 16. Jahrhundert meist aus dem Ordensklerus, vor allem aus den Men­ dikantenorden, gewählt und waren daher sehr mobil. Falls sie einem Bischof zugewiesen wa­ ren, der mehrere Bistümer gleichzeitig innehatte, waren auch sie oft in mehreren Bistümern tätig. Auswärtige weihbischöfliche Tätigkeiten sind, soweit bekannt, stets im Biogramm er­ wähnt. Einen Sonderfall bilden die vor den Türken geflüchteten oder wegen der Reformation nicht in ihren Diözesen verbliebenen Diözesanbischöfe, die anderwärts bischöfliche Handlun­ gen vornahmen, ohne dort eigentliche Weihbischöfe zu sein. Dennoch sind sie im allgemeinen in die Weihbischofslisten aufgenommen. Außer den Weihbischöfen haben auch einige beson­ ders wichtige Generalvikare ein Biogramm erhalten. Auf Listen der Generalvikare wurde dage­ gen verzichtet, da der Forschungsstand zu unterschiedlich und für viele Bistümer defizitär ist. Lediglich Generalvikare, die auch Weihbischöfe bzw. später Diözesanbischöfe waren, ferner die wenigen anderen, die in diesem Band behandelt sind, erscheinen in einem Anhang.6 Der Band erfaßt wie der für die Jahre 1648-1803 die Bischöfe aller damals zum Reich gehö­ renden Bistümer. Die Bistümer verfügten z. T. über Hochstifte7 - in diesen Fällen waren ihre Inhaber zugleich regierende Fürsten - oder sie waren landständisch. Auch deren Inhaber tru­ gen vereinzelt den Fürstentitel, ohne tatsächlich als Landesherren zu regieren. In den Kopftex­ ten der Lebensbilder ist dies nicht vermerkt. In den einzelnen Lebensbildern ist sowohl die Tätigkeit als Diözesanbischof wie auch die als Landesherr berücksichtigt. In räumlicher Hin­ sicht decken allerdings die berücksichtigten Bistümer nicht in allen Fällen das Reichsgebiet ab. Im Westen sind Utrecht, Lüttich, Metz, Toul und Verdun einbezogen, die bis auf Lüttich nur bis 1648 zum Reich gehörten. Dabei war allerdings die Geltung des Wiener Konkordates in den lothringischen Bistümern umstritten. Nicht erfaßt sind dagegen die Erzbistümer Cambrai und Tournai und die 1559 durch König Philipp II. im Gebiet des heutigen Belgien neu gegründeten Bistümer, wohl aber die Leiter der nach dem faktischen Untergang des Erzbistums Utrecht ent­ standenen Holländischen Mission sowie die wenigen Diözesanbischöfe der 1559 auf dem Ge­ biet der Niederlande gegründeten, dann aber wieder untergegangenen Suffraganbistümer von Utrecht. Der Plan eines belgischen Kollegen, Belgiens Bischöfe in einem eigenen Band zu be­ handeln, ließ sich aus kulturpolitischen Gründen leider nicht verwirklichen. Im Süden folgt die Abgrenzung den Optionen des Bandes 1648-1803. Im Nordosten scheiterte die Einbezie­ hung des nur lose mit dem Reich verbundenen livländischen Erbistums Riga mit seinen Suffra­ ganbistümern Dorpat, Kurland und Ösel daran, daß sich kein Bearbeiter fand, der die Aufgabe im Rahmen der vorgesehenen Zeit hätte bewältigen können. Einbezogen sind dagegen die Bi­ schöfe der altpreußischen Bistümer, obwohl diese seit 1466 nicht mehr zum Reich gehörten. Nicht berücksichtigt sind jene Bistümer, deren Sitz sich wie im Falle Aquilejas außerhalb des Reiches befand, obwohl ihr Territorium in das Reich hineinragte. Andererseits greift der Band mit dem zur Kirchenprovinz Lund gehörenden Bistum Schleswig über die Reichsgrenzen hin­ aus. In diesem Fall war das Interesse an der Geschichte im Gebiet des heutigen Deutschland maßgebend.

In den Lebensbildern der Diözesanbischöfe sind nach Möglichkeit folgende Angaben mitge­ teilt: voller Name mit eventueller Angabe der Adelung, Geburtstag und Geburtsort, Name und Stellung der Eltern sowie die Zahl der Geschwister. Weitere Angaben zur Familie sind nur mit­ geteilt, soweit sie für die Einordnung und den Aufstieg der betreffenden Persönlichkeit von Bedeutung waren. Mitgeteilt sind ferner der Studiengang, Tag und Ort der Priesterweihe, die innegehabten Benefizien sowie amtliche Stellungen mit Angabe ihrer Dauer, der Tag der Wahl

6 Vgl. S. 848-854. 7 Vgl. die beiden Übersichtskarten im Anhang dieses Bandes S. 868 ff.

Einleitung

XI

oder Nomination zum Bischof und der päpstlichen Bestätigung bzw. Verleihung, der Inbesitz­ nahme des Bistums sowie der Konsekration mit dem Namen des Hauptkonsekrators, ferner der Verleihung der Regalien. Das Wahlgeschäft ist nicht eigentlich Gegenstand dieses Werkes und daher nur knapp dargestellt. Nach dem kanonischen Recht war der Akt der Bestellung erst mit der päpstlichen Bestätigung oder Verleihung abgeschlossen, doch klafften Wahl und Bestäti­ gung in Konfliktfällen oft weit auseinander. Mitgeteilt sind ferner die Daten eventueller Trans­ lationen und Besitzergreifungen, gegebenenfalls der Resignation, der Todestag und der Todes­ ort sowie der Ort der Beisetzung. Einige Autoren nennen in Lebensbildern von Persönlichkei­ ten aus der Zeit Gregors XIII., dessen Kalenderreform den Ausfall von zehn Tagen (5.-14. 10. 1583) zur Folge hatte, die jeweiligen Datumsangaben nach alter und neuer Zählung (z. B. 11./ 21. 4. 1585). Darüber hinaus werden die Bischöfe im Rahmen der jeweiligen Diözesan-, Landes­ und der allgemeinen Kirchengeschichte in ihrem Wirken dargestellt und gewürdigt. Dabei ist besonders im Spätmittelalter ein Überhang der politischen Geschichte gegenüber den geistli­ chen Aspekten zu beobachten. Später trat das Ringen um Kirchenreform und der Konfessionen miteinander in den Vordergrund. Die Artikel spiegeln den jeweiligen Forschungsstand. Dieser hat seinen Niederschlag u. a. in den nationalen Biographien gefunden. Dieser ist nirgendwo so weit fortgeschritten wie in der Schweiz, wo die HS u. a. die Diözesan- und Weihbischöfe aller schweizerischen oder in die Schweiz hineinragenden Bistümer mit Ausnahme von Sitten vorbildlich erfaßt.

Von den im vorliegenden Band mit eigenen Artikeln vertretenen ca. 1000 Personen sind 109 in der NDB (davon zwei zugleich in der HS) mit einem Artikel vertreten. In vielen Fällen haben die Autoren dieses Bandes weiterführende Forschungen unternommen und auf bisher nicht ausgewertete Primärquellen zurückgegriffen. Diese sind in den Quellen- und Literaturhinwei­ sen nur pauschal mitgeteilt. Insgesamt zeigt sich jedoch ein außerordentlich großer Unter­ schied bezüglich des Forschungsstandes. Eher defizitär ist dieser in den meisten während der Reformationszeit untergegangenen Bistümern Nord- und Mitteldeutschlands, in einigen Klein­ bistümern des Südostens und schließlich in den nach der Säkularisation untergegangenen Bis­ tümern mit Ausnahme von Konstanz. Aber auch anderwärts sind große Unterschiede festzu­ stellen. Am besten ist der Stand dort, wo sich nicht nur einzelne Gelehrte, sondern ganze Insti­ tutionen der Forschung angenommen haben. Dennoch mußten viele Fragen offen bleiben. Das gilt nicht nur für elementare Lebensdaten, sondern auch für wichtige Lebensbereiche. Ein deut­ licher Fortschritt der Überlieferung zeigt sich seit dem Konzil von Trient durch die Informativ­ prozesse, Status- und Nuntiaturberichte und die generelle Zunahme der Schriftlichkeit. Von einer Ausgewogenheit der Artikel kann dennoch trotz formaler Vereinheitlichung keine Rede sein. Im Gegensatz zu defizitären Fällen war in anderen Artikeln die Fülle des Bekannten und Mitteilenswerten nur mühsam auf dem zur Verfügung stehenden Raum unterzubringen. Das Maß der für die einzelnen Artikel geleisteten Arbeit geht aus dem jeweiligen Quellenund Literaturverzeichnis nur teilweise hervor, da die Belege möglichst knapp gehalten wurden. Vorausgesetzt werden in jedem Fall die Konsultation der HC, des Repertorium Germanicum und von K. Schottenloher. Im allgemeinen ist nur weiterführende Literatur genannt. Auf die Nennung älterer Titel wurde verzichtet, soweit diese aus der jüngeren Literatur leicht zu ermit­ teln sind. Die Abkürzung von Zeitschriften, Sammelwerken u. ä., aber auch anderer Begriffe, so z. B. von Ordensbezeichnungen, folgt v. a.: IATG (Berlin 21992), ZDB-Zeitschriftendatenbank, LThK-Abkürzungsverzeichnis (Freiburg 1993) ff. und Angaben der Bearbeiter. Den Artikeln ist möglichst ein Verzeichnis aller selbständig erschienenen Veröffentlichungen der betreffenden Persönlichkeiten beigegeben oder aber der Hinweis auf ein gut zugängliches Schriftenverzeich­ nis.

XII

Einleitung

Die alphabetische Ordnung der Artikel erfolgt im Interesse der leichteren Benutzbarkeit nach der am besten bezeugten Schreibweise des Familiennamens, obwohl sich diese erst seit etwa 1500 durchsetzte. Abweichende Schreibweisen werden in Klammern mitgeteilt. Aus regieren­ den Dynastien stammende Bischöfe werden unter ihrem Vornamen eingeordnet.

Von den etwa 650 berücksichtigten Diözesanbischöfen werden 125 im Porträt gezeigt. Deren Auswahl folgte nicht dem Zufall der Überlieferung, sondern ihrer Bedeutung. Es wurde ange­ strebt, möglichst alle Erzbischöfe und bedeutenderen Amtsträger im Bild zu zeigen. Da aber nur sichere individuelle Porträts ausgewählt wurden, ließ sich dieses Prinzip nicht konsequent durchhalten. Auch von vielen bedeutenden Persönlichkeiten fehlt ein Porträt. Die beiden diesem Band beigegebenen Karten zeigen die Diözesen und Hochstifte im Reich um das Jahr 1500, also zu einem Zeitpunkt weitgehender Verfestigung, aber noch vor dem infol­ ge der reformatorischen Bewegung einsetzenden Auflösungsprozeß. Klare Verhältnisse lassen sich danach erst wieder 1648 ausmachen.

Die Autoren dieses Bandes verantworten die von ihnen verfaßten Artikel persönlich. Die Re­ daktion der Texte und die Übersetzung der fremdsprachigen Beiträge erfolgten durch den Her­ ausgeber, die Redaktion der Literaturverzeichnisse, Abkürzungen, Porträts und Listen durch Clemens Brodkorb. In formaler Hinsicht wurde Einheitlichkeit angestrebt, doch bleibt der un­ terschiedliche Forschungsstand unübersehbar. Autoren und Herausgeber sind sich darüber im klaren, daß dieser Band in mancher Hinsicht nur vorläufige Ergebnisse bieten kann. Sie hoffen, daß er die Forschung weiter anregt. Erwin Gatz

VERZEICHNIS DER AUTOREN

P. Dr. Bernard Ardura OPraem, Rom Dr. Hans Ammerich, Speyer Prof. Dr. Karl Amon, Graz Prof. Dr. Hans-Georg Aschoff, Hannover Dr. Paul Berbee, Fulda

Prof. Dr. Franz Bosbach, Bayreuth

Clemens Brodkorb, Erfurt/Rom Prof. Dr. Hermann-Josef Busley, München Prof. Dr. Louis Carlen, Brig Prof. Dr. Louis Chätellier, Nancy

Prof. Dr. France M. Dolinar, Laibach Prof. Dr. Winfried Eberhard, Bochum Dr. Felix Escher, Berlin Dr. Michael F. Feldkamp, Bonn

Privatdozent Dr. Helmut Flachenecker, Eichstätt

Prof. Dr. Erwin Gatz, Rom Prof. Dr. Josef Gelmi, Brixen Dr. Egon Johannes Greipl, Regensburg

Prof. Dr. Karl Hausberger, Regensburg

Prof. Dr. Karl Hengst, Paderborn Prof. Dr. Friedhelm Jürgensmeier, Osnabrück Dr. Hans-Jürgen Karp, Marburg Dr. Burkhard Keilmann, Worms

Weihbischof Dr. Jan Kopiec, Oppeln

Prof. Dr. August Leidl (+), Passau Dr. Alfred Minke, Eupen Dr. Erwin Naimer, München

Universitätsdozent Dr. Dr. Franz Ortner, Salzburg

Prof. Dr. Jürgen Petersohn, Marburg Prof. Dr. Josef Pilvousek, Erfurt

XIV

Verzeichnis der Autoren Dr. Andrea Polonyi, Tübingen

Prof. Dr. Wolfgang Prange, Schleswig Christian Radtke M. A., Schleswig

Prof. Dr. Francis Rapp, Straßburg Dr. Michael Reimann, Oldenburg

Prof. Dr. Rudolf Reinhardt, Tübingen Prof. Dr. Peter Rummel, Dillingen Prof. Dr. Alois Schmid, Erlangen Prof. Dr. Alois Schröer, Münster Dr. Heinz-Joachim Schulze, Stade

Prof. Dr. Wolfgang Seibrich, Kirn Dr. Siegfried Seifert, Bautzen Dr. Pierre Louis Surchat, Bern

Prof. Luigi Tavano, Görz

Pfr. Dr. Josef Traeger, Güstrow Dr. Christine Tropper, Klagenfurt

Dr. Peter G. Tropper, Klagenfurt

Prof. Dr. Severino Vareschi, Trient Dr. Johann Weißensteiner, Wien

Prof. Dr. Klaus Wriedt, Osnabrück

VERZEICHNIS DER ABKÜRZUNGEN

*

= Geboren.

+

= Gestorben.



= Grab.

A.

= Anno.

AAC

= Aus Archiv und Chronik. Blätter für Seckauer Diözesangeschichten 1 (Graz 1948)—4 (1951).

AARA

= Atti dell’Accademia Roveretana degli Agiati 6. Ser. 1[= 208] (Rovereto 1959) ff.

Abb.

= Abbildung.

Abt.

= Abteilung.

ADB

= Allgemeine Deutsche Biographie, 55 Bde. u. Reg.-Bd. (München-Leipzig 1875-1912, ND 1968-1974).

Ä.

= Ältere.

AEA

= Archives de l’eglise d’Alsace 17[= NS 1] (Strasbourg u. a. 1946)-40[= 3. Ser. 1] (1980 / 81) ff. -> AEKG.

AEKG

= Archiv für elsässische Kirchengeschichte, hg. v. d. Gesellschaft für elsäs­ sische Kirchengeschichte 1 (Rixheim / Oberelsaß u. a. 1926)-16 (1943) —> AEA.

AEM

= Archiv des Erzbistums München und Freising.

AEst

= Annales de l’Est [1905-10:] et du Nord 1 (Nancy 1887)-18 (1904), NS 1[= 19] (1905)-5[= 23] (1909), 3. Ser. 1[= 24] (1910)-22[= 45] (1931), 4. Ser. 1 (1933)—7 (1939), 5. Ser. 1 (1950) ff.

AF

= Altpreußische Forschungen 1 (Königsberg 1924)-20 (1943).

AFP

= Archivum Fratrum Praedicatorum 1 (Rom 1930[1931]) ff.

AGÄDG

= Archiv der Gesellschaft für Ältere Deutsche Geschichtskunde 1 (Hanno­ ver 1819 / 20)—12 (1873 / 74).

AGB

= Archiv für Geschichte des Buchwesens 1 (Frankfurt/M. 1956)-91 (1972).

AGHA

= Archiv für die Geschichte des Hochstifts Augsburg 1 (Dillingen 1909/ 11)—6 (1921/29).

AGKKN

= Archief voor de geschiedenis van de Katholieke Kerk in Nederland 1 (Utrecht 1959) ff.

AGU

= Archief voor de geschiedenis van het aartsbisdom Utrecht 1 (Utrecht 1875)—75 (1957).

AHG

= Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde 1 (Darmstadt 1836)—15 (1884), NS 1 (1894)-23 /1 (1943), 23 / 2 (1950) ff.

AHKBAW

= Abhandlungen der Historischen Classe der königlich bayerischen Akade­ mie der Wissenschaften 1 (München 1833)-24 (1906 / 09).

AHVNRh

= Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein, insbesondere das alte Erzbistum Köln 1 (Köln 1855) ff.

XVI AHVU

Verzeichnis der Abkürzungen = Archiv des Historischen Vereins für Unterfranken und Aschaffenburg 4 / 3 (Würzburg 1837 / 38)-70 (1935 / 36).

AK

= Ausstellungskatalog.

AKGB

= Archiv für Kirchengeschichte von Böhmen, Mähren, Schlesien 1 (Kö­ nigstein 1967) ff.

AKÖGQ

= Archiv für Kunde österreichischer Geschichts-Quellen 1 (Wien 1848)-33 (1865).

AMRhKG

= Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 1 (Speyer u. a. 1949) ff.

AnzSG

= Anzeiger für schweizerische Geschichte NS 1 (Bern 1870/ 73)—18 (1920).

AÖAW.Ph

= Anzeiger der philosophisch-historischen Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 84 (Wien 1947) ff.

AÖG

= Archiv für österreichische Geschichte 34 (Wien 1865) ff.

APB

= Altpreußische Biographie, hg. im Auftrage der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung v. Christian Krollmann u. a., [bisher] 1 (Marburg/Lahn 1974), 2 (1967), 3 (1975), 4/1 (1984), 4/2 (1989).

APD

= Acta Pontificum Danica. Pavelige Aktstykker vedrorende Danmark [Päpstliche Aktentücke zu Dänemark] 1316-1635. Bd. VI: 1513-1536. Og tillaeg [Anhang], bearb. v. A. Krarup-J. Lindbaek (Kobenhavn 1915); Bd. VII: Supplementum, bearb. v. A. Krarup (Kobenhavn 1943).

APraem

= Analecta Praemonstratensia 1 (Tongerloo 1925) ff.

ArchTrent

= Archivio Trentino 1 (Trento 1882)-29 (1914).

ArchTriest

= Archeografo triestino, raccolta di memorie, notizie, document! particolarmente per servire alia storia della regione giulia, ed. Societä del Gabinetto di Minerva 1 (Triest 1829)-4 (1837), NS 1 (1869/70)-24 (1902), 3. Ser. 1[= 29] (1902 / 05)—21[= 49] (1936), 4. Ser. 1 / 2[= 50 / 51] (1938 / 39) ff.

ArZs

= Archivalische Zeitschrift 1 (München 1876)-13 (1888); NS 1 (1890)-20 (1914), 3. Ser. 1 (1915), 35[= 3. Ser. 2] (1925)—45[= 3. Ser. 12] (1939), 46 (1950) ff.

ASF

= Archiv für Sippenforschung und alle verwandten Gebiete [= Archives of genealogical research] 5 (Limburg 1928)-21 (1944), 27[= H. 1] (1961) ff.

ASHF

= Archives de la Societe d’histoire du canton de Fribourg 1 (Fribourg 1845) ff.

ASHL

= Annuaire de la Societe d’Histoire et d’Archeologie de la Lorraine 29[= 33] (Metz 1920)-47[= 51] (1938), 48[= 60] (1947)-80[= 94] (1980).

ASKG

= Archiv für schlesische Kirchengeschichte 1 (Breslau u. a. 1936)-6 (1941); 7 (Hildesheim 1949) ff.

ASKGS

= Archiv für Staats- und Kirchengeschichte der Herzogtümer Schleswig, Holstein, Lauenburg 1 (Altona 1833)-5 (1843).

ASV

= Archivio Segreto Vaticano.

AUV

= Acta Universitatis Vratislaviensis 1 (Wratislava 1962) ff.

AVNA

= Annalen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichts­ forschung 1 (Wiesbaden 1827 / 30)-41 (1910 /11). —► NasA.

BABKG

= Beiträge zur altbayerischen Kirchengeschichte 14 [= 3. F. 1] (München 1929/33)—24 (1965); 25 (1967) ff.

Bacc.

= Baccalaureus.

Bacc. art.

= Baccalaureus artium.

Bacc. bibl.

= Baccalaureus biblicus.

Verzeichnis der Abkürzungen

Bacc. decr.

= Baccalaureus decretorum.

Bacc. leg.

= Baccalaureus in legibus.

Bacc. phil.

= Baccalaureus philosophiae.

Bacc. theol.

= Baccalaureus theologiae.

XVII

BAE

= Bistumsarchiv Erfurt.

Bautz

= Bautz, Friedrich Wilhelm-Bautz, Traugott (Hg.), Biographisch-Bibliogra­ phisches Kirchenlexikon, Bd. 1 (Hamm 1975), Bd. 2 (1990), Bd. 4 (1992).

BBB

= Bosls Bayerische Biographie. 8000 Persönlichkeiten aus 15 Jahrhunder­ ten, hg. v. Karl Bosl (Regensburg 1983).

BBH

= Bijdragen voor de geschiedenis van het bisdom Haarlem 1 (Haarlem etc. 1872 / 73)—50 (1932 / 33). HaarlB.

BBKG

= Beiträge zur bayerischen Kirchengeschichte 1 (Erlangen 1894/95)-32 (1925).

BCBA

= Bulletin de la Classe des Beaux-Arts. Academie Royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique [5. Ser.] [1] (Bruxelles 1919)-[2] (1920), 3 (1921)—53 (1971); 5. Ser. 54 (1972) ff.

BCJ

= Bibliotheque de la Companie de Jesus. Nouvelle ed. par Carlos Sommer­ vogel 1 (Bruxelles 1890)-12 (1930), 31-12 (1960-1961).

Bd.,Bde.

= Band, Bände.

Bd. 1648-1803

= Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1648 bis 1803. Ein biogra­ phisches Lexikon, hg. v. Erwin Gatz unter Mitwirkung v. Stephan M. Janker (Berlin 1990).

Bearb.

= Bearbeitet, Bearbeiter.

Begr.

= Begründet.

BEOR

= Beiträge zur Erforschung des Odenwaldes und seiner Randlandschaften 1 (Breuberg-Neustadt 1972), 2 (1977), 3 (1980) ff.

Bes.

= Besonder[e/er/es / s].

BGAM

= Beiträge zur Geschichte des alten Mönchtums und des Benediktineror­ dens 1 (Münster 1912) ff.

BGBl

= Büdinger Geschichtsblätter. Historisches Nachrichtenblatt für den Kreis Büdingen, hg. v. Büdinger Geschichtsverein 1 (Büdingen 1957) ff.

BGBR

= Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 1 (Regensburg 1967) ff.

BGEM

= Beiträge zur Geschichte, Topographie und Statistik des Erzbistums Mün­ chen und Freysing 1 (München 1850)-6 (1854), 7[= NS 1] (1901)-13 [= NS 7] (1921).

BGRK

= Beiträge zur Geschichte der Reichskirche in der Neuzeit 1 (Wiesbaden 1956) ff.

BHF

= Bonner Historische Forschungen 1 (Bonn 1952) ff.

BHVB

= Bericht des Historischen Vereins für die Pflege der Geschichte des ehe­ maligen Fürstbistums Bamberg 1 (Bamberg 1834)-80 (1928), 88 (1941/ 47[1948]) ff.

Bibl.

= Biblicus.

BiblCarm

= Bibliotheca Carmelitana 1-2 (Orleans 1752, ND Roma 1927).

BIHBR

= Bulletin de l’Institut Historique Beige de Rome [= Bulletin van het Bel­ gisch Historisch Instituut te Rome] 1 (Roma etc. 1919) ff.

BJb

= Braunschweigisches Jahrbuch, 3. F., 1[= 26] (Wolfenbüttel-Braunschweig 1940)—4[= 29] (1943), 5[= 30] (1949) ff.

2 Lexikon

XVIII

Verzeichnis der Abkürzungen

BKGP

= Blätter für Kirchengeschichte Pommerns 1 (Stettin 1928)-22 / 23 (1940).

BLP

= Bibliografia literatury polskiej „Nowy Korbut“ [Bibliographie der polni­ schen Literatur „Neuer Korbut“] 1 (Warszawa 1963) ff.

BLSHL

= Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck, hg. v. Olaf Klose-Eva Rudolph, 9 Bde. (Neumünster 1970-1991) [Bd. 1-5 (19701979): SHBL = Schleswig-Holsteinisches Biographisches Lexikon].

BMB1

= Bündner Monatsblatt. Zeitschrift für bündnerische Geschichte, Heimatund Volkskunde 1952 (Chur) ff.

BMKG

= Beiträge zur Mainzer Kirchengeschichte 1 (Frankfurt/M. 1986) ff.

BMV

= Beata Maria Virgo / Beatae Mariae Virginis.

BN

= Biographie nationale, publicee par l’Academie des Sciences, des Lettres et des Beaux Arts de Belgique, 28 Bde. (Bruxelles 1866-1944), 16 Suppl.bde. (29-44) (Bruxelles 1957-1985).

BPfKG

= Blätter für pfälzische Kirchengeschichte und religiöse Volkskunde 1 (Kaiserslautern 1925)-3 (1927), 4 (Grünstadt 1928)-17[= NF 1] (1950)—39 (1972), 40 (Speyer 1973), 41 (Otterbach 1974) ff.

BPHIR

= Bibliothek des Königlich Preußischen Historischen Instituts in Rom 1 (Rom 1905)—17 (1930).

Br.

= Breisgau.

Brejb

= Bremisches Jahrbuch, hg. in Verbindung mit der Historischen Gesell­ schaft Bremen v. Staatsarchiv Bremen 1 (Bremen 1864)-41 (1944), 42 (1947) ff.

BSB

= Basler Stadtbuch. Jahrbuch für Kultur und Geschichte, hg. v. d. Chri­ stoph-Merian-Stiftung 1960 (Basel)-1972[1971], 93 (1973[1972]) ff.

BSt

= Baltische Studien, hg. v. der Gesellschaft für pommerische Geschichte und Altertumskunde 1 (Stettin [bis 1940]-Hamburg 1832)-46 (1896), NF 1 (1897)—42 (1940), 43 (1955)-53 (1967), 54[= 100] (1968) ff.

BStAW

= Bayerisches Staatsarchiv Würzburg.

BVLNÖ

= Blätter des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich NF 1 (Wien 1867)—35 (1901).

BWG

= Blätter aus der Walliser Geschichte, hg. v. Geschichtsforschenden Verein von Oberwallis 1 (Sitten-Brig 1889 / 95[1895]) ff.

BWN

= A. J. van der Aa u. a., Biografisch woordenboek der Nederlanden, 21 Bde. (Haarlem 1852-1878).

BZA Regensburg

= Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg.

BZGAK

= Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde 1 (Basel 1902) ff.

Bzw.

= Beziehungsweise.

Ca.

= Circa.

CanA

= Canonicus Augustinianus (Ordo Canonicorum Regularium Sancti Augustini).

Carinthia

= Carinthia. Zeitschrift für Vaterlandskunde, Belehrung und Unterricht 1 (Klagenfurt 1811)-45[= NS 1] (1855)-80[= NS 36] (1890) I. Mittheilungen des Geschichtsvereins für Kärnten 81 (1891)-133 (1943), 134/135 (1944/45) ff. II. Mittheilungen des Naturhistorischen Landesmuseums für Kärnten 81[= 1] (1891)—134[= 54] (1944), 135[= 55] (1946) ff.

CCath

= Corpus Catholicorum. Werke Katholischer Schriftsteller im Zeitalter der Glaubensspaltung 1 (Münster / Westf. 1919) ff.

Verzeichnis der Abkürzungen

XIX

CCH

= Cesky (51-87: Ceskoslovensky) casopis historicky [Tschechische Histori­ sche Zeitschrift] 1 (Prag 1895)-46 (1940), 47 (1946)-50 (1947/49), 51 (1950)—87 (1989), 88 (1990) ff.

CCP

= Croatica Christiana periodica: Casopis Institute za Crkvenu Povijest Katolickog Bogoslovnog Fakulteta u Zagrebu [Zeitschrift des Instituts für Kir­ chengeschichte der Katholisch-Theologischen Fakultät Zagreb] 1 (Zagreb 1977) ff.

CHM

= Collectanea Historiae Musicae 1 (Florentiae 1953)-4 (1966).

Clm

= Codex Latinus Monacensis.

CMM

= Casopis Matice Moravske [Zeitschrift des mährischen Kulturvereins] 1 (Brno 1869) ff. [ab 1959: Sbornfk matice moravske].

Coll.

= Collectio, Collectanea.

CS

= Colloquium Salutis. Wroclawskie Studia Teologiczne 1 (Wroclaw 1969) ff.

CSB

= Cesky slovnik bohovedny [Tschechisches Lexikon für Theologie], hg. v. A. Podlaha-V. Kotrba, 5 Bde. (Praha 1912-1930).

CT

= Concilium Tridentinum. Diariorum, Actorum, Epistularum, Tractatuum nova Collectio. Ed. Societas Goerresiana promovendis inter Germanos Catholicos Litterarum Studiis I-XIII (Freiburg/Br. 1901-1938, ND 1950ff.).

D.

= Der, die, das.

DAB

= Diözesanarchiv Breslau.

DAE

= Diözesanarchiv Eichstätt.

DASchw

= Diözesan-Archiv von Schwaben 1 (Stuttgart 1884)-25 (1907).

DAStP

= Diözesanarchiv St. Pölten.

DAWi

= Diözesanarchiv Wien.

DBF

= Dictionnaire debiographie fran^aise 1 (Paris 1923) ff.

DBI

= Dizionario biografico degli Italiani 1 (Roma 1960) ff.

DBL

= Dansk Biografisk Leksikon 227 Bde. (Kobenhavn 1933-1944), 316 Bde. (Kobenhavn 1979-1984).

Ders.

= Derselbe.

D. h.

= Das heißt.

DHGE

= Dictionnaire d’histoire et de geographie ecclesiastique. Bearb. v. Alfred Baudrillart u. a. 1 (Paris 1912) ff.

DHVG

= Die Diözese Hildesheim in Vergangenheit und Gegenwart. Jahrbuch des Vereins für Heimatkunde im Bistum Hildesheim 33 (Hildesheim 1964/ 65) ff. UDVG.

Dies.

= Dieselbe.

Diss.

= Dissertation.

D. J./d. Ä. /d. M. = Der Jüngere / der Ältere / der Mittlere. Dr.

= Doktor.

Dr. art.

= Doctor artium.

Dr. de er.

= Doctor decretorum.

Dr. [iur.] can.

= Doctor [iuris] canonici.

Dr. iur. [civ.]

= Doctor iuris [civilis].

Dr. iur. utr.

= Doctor iuris utriusque.

Dr. leg.

= Doctor in legibus.

2*

XX

Verzeichnis der Abkürzungen

Dr. theol.

= Doctor theologiae.

Dt.

= Deutschfe/er/es].

DThC

= Dictionnaire de theologie catholique 1-15 (Paris 1903-1950).

EAF

= Erzbischöfliches Archiv Freiburg.

Ebd.

= Ebenda.

EcAr

= Ecclesiasticum Argentinense. Straßburger Diözesanblatt 7 (Straßburg 1888)—17 (1898).

Ed.

= Edidit, ediert, Editor.

EJB

= Ellwanger Jahrbuch. Ein Volksbuch der Heimatpflege für den Virngrund und das Ries, hg. v. Geschichts- und Altertumsverein Ellwangen 1 (Ell­ wangen 1910)—12 (1933 / 35), 13 (1936 / 46[1948]) ff.

Etc.

= Et cetera.

EtCarm

= Etudes carmelitaines [bis 15 (1930): historiques et critiques; 16 (1931)-24 (1939): mystiques et missionaires] 1 (Paris 1911)-24 (1939), 25 (1946)-35 (1956), 36 (1957)—43 (1964).

EThSt

= Erfurter Theologische Studien 1 (Leipzig 1956) ff.

Ep. [tit.]

= Episcopus [titularis].

F.

= Folgende(r) / für / Folge.

FamVolk

= Familie und Volk. Zeitschrift für Genealogie und Bevölkerungskunde. Mit Nachrichten der Abteilung VI (Genealogie) des „Gesamtvereins der Deutschen Geschichts- und Altertumsvereine“, hg. v. d. Arbeitsgemein­ schaft der genealogischen Fachverlage Degener & Co u. Heinz-Reise-Ver­ lag 1 (Berchtesgaden-Schellenberg 1952) ff.

FDA

= Freiburger Diözesan-Archiv 1 (Freiburg/Br. 1865) ff.

Fl.

= Gulden.

Ff.

= Fortlaufend folgend(e).

Fol.

= Folium.

FQKGO

= Forschungen und Quellen zur Kirchen- und Kulturgeschichte Ost­ deutschlands 1 (Köln-Wien 1964) ff.

Frankfurt / M.

= Frankfurt am Main.

Frankfurt / 0.

= Frankfurt an der Oder.

Freiburg/

= Freiburg /

Br. Schw. / Ue.

im Breisgau. in der Schweiz / im Uechtland (Fribourg).

Frhr.

= Freiherr.

Frigisinga

= Frigisinga 1 (Freising 1924)-12 (1935).

FS

= Festschrift.

Gen.

= Genannt(er / e / es)

GermBen

= Germania Benedictina, hg. v. der Academia Benedictina in Verbindung mit dem Abt-Herwegen-Institut Ottobeuren 2 (Ottobeuren 1970) ff.

GermSac

= Germania Sacra, Abt. I (= Die Bistümer der Kirchenprovinz Magdeburg) 1-4.2 (Berlin 1929-1972); Abt. II (= Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz) 1.1-2 (1937-1966); Abt. 3 (= Die Bistümer der Kirchenprovinz Köln) 1 (1938); NF 1 (1962) ff.

Verzeichnis der Abkürzungen

XXI

Geschichtsfreund = Der Geschichtsfreund. Mitteilungen des Historischen Vereins der Fünf Orte Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug 1 (Stans-Einsiedeln 1843/44) ff. GHB1

= Godesberger Heimatblätter. Jahresheft des Vereins für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg 1 (Bad Godesberg 1963) ff.

GLAK

= Generallandesarchiv Karlsruhe.

GQS

= Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete 1 (Halle 1870)—47 (1915).

GQSA

= Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und des Freistaates Anhalt NR 1 (Magdeburg 1925)-21 (1940).

GSAM

= Geheimes Staatsarchiv München.

H.

= Heft.

HaarlB

= Haarlemse bijdragen 51 (Haarlem etc. 1933 / 34)-65 (1958). —> BBH.

Habil.

= Habilitation(sschrift).

HBL

= Hrvatski biografski leksikon [Kroatisches Biographisches Lexikon] 1 (Za­ greb 1983) ff.

HBLS

= Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz 1 (Neuenburg 1921)-8 (1934).

HC

= Hierarchie catholica medii aevi sive summorum pontificum, s. r. E. cardinalium, ecclesiarum antistitum series, 3. Aufl., hg. v. Conrad Eubel u. a. I: ab anno 1198 usque ad annum 1431 perducta (Münster 1913), II: ab an­ no 1431 usque ad annum 1503 perducta (Münster 1914), III: saeculum XVI ab anno 1503 complectens (Münster 1923), IV: a pontificatu Clemen­ tis PP. VIII (1592) usque ad pontificatum Alexandri PP. VII (1667) (Mün­ ster 1935).

Hegau

= Hegau. Zeitschrift für Geschichte, Volkskunde und Naturgeschichte des Gebietes zwischen Rhein, Donau und Bodensee, hg. v. Verein für Ge­ schichte des Hegaus 1 (Singen 1956)-12 (1967) [= H. 1-23/24], 13[= H. 25] (1968[1969])-34[= H. 46] (1989[1991]), 47/48 (1990 / 91[1991]) ff.

Hg. HHStAW

= Herausgeber, herausgegeben.

HJ

= Historisches Jahrbuch der Görres-Gesellschaft 1 (Köln 1880)-61 (1941), 62/69 (1949), 70 (München-Freiburg/Br. 1951) ff.

HJbLS

= Heimatkundliches Jahrbuch des [ab 1963: Land]kreises Saarlouis 1 (Saarlouis 1960) ff.

HJbMK

= Heimatjahrbuch Landkreis Mayen-Koblenz, hg. v. Eifelverein Düren [1] (Düren 1982) ff.

HKG(J)

= Handbuch der Kirchengeschichte, hg. v. Hubert Jedin, 7 Bde. (Freiburg/ Br. 1962-1979).

Hl[l].

= Heilig(er, e, es).

HPB1

= Historisch-politische Blätter für das katholische Deutschland 1 (Mün­ chen 1838)—171 (1923).

HS

= Helvetia Sacra, begr. v. Rudolf Henggeier, hg. v. Albert Bruckner u. a., Bd. I /1: Schweizerische Kardinäle. Das Apostolische Gesandtschaftswe­ sen in der Schweiz. Erzbistümer und Bistümer I (Bern 1972); Bd. 1/2: Erzbistümer und Bistümer II, 2 Tie. (Basel-Frankfurt/M. 1993); Bd. 1/3: Archidioceses et Dioceses III (Berne 1980); Bd. 1/4: Archidioceses et Dio­ ceses IV (Bale / Francfort-sur-le-Main 1988); Bd. 11/2: Die weltlichen Kollegiatstifte der deutsch- und französischsprachigen Schweiz (Bern 1977).

Hschr.

= Handschriftlich[er, es, e]; Handschrift[en].

= Österreichisches Haus, Hof- und Staatsarchiv Wien.

Verzeichnis der Abkürzungen

XXII HStADa

= Hauptstaatsarchiv Darmstadt.

HStASt

= Hauptstaatsarchiv Stuttgart.

HStAWi

= Hessisches Staatsarchiv Wiesbaden.

HZ

= Historische Zeitschrift 1 (München 1859) ff.

Hzgtm.

= Herzogtum.

IHS

= Innsbrucker Historische Studien, hg. v. Institut für Geschichte der Uni­ versität Innsbruck 1 (Innsbruck 1978) ff.

Imm.

= Immatrikulation; immatrikuliert.

Jb.

= Jahrbuch.

JBBKG

= Jahrbuch für Berlin-Brandenburgische Kirchengeschichte 38 (Berlin 1963) ff. -> JBrKG.

JBGO

= Jahrbuch für die Geschichte des Herzogtums Oldenburg, hg. v. d. Olden­ burger Verein für Altertumskunde und Landesgeschichte 1 (Oldenburg 1892)—22 (1914).

JBHVL

= Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein 1 (Vaduz 1901) ff.

JbMf

= Jahrbuch für Mittelfranken 1 (Nürnberg-[ab 10 (1841):]Ansbach 1830) ff.

JBMM

= Jahrbuch der Männer vom Morgenstern, Heimatbund an der Elb- und Wesermündung 13 (Hannover u. a. 1910 /11 [1912])—30 (1940), 31 (1937/ 46(1948]), 32 (1951) ff.

JBMz

= Jahrbuch für das Bistum Mainz 1 (Mainz 1946)-8 (1958 / 60).

JBrKG

= Jahrbuch für brandenburgische Kirchengeschichte 1 (Berlin 1907)-36/37 (1941/42(1943]). JBBKG.

JBSGF

= Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft für Familienforschung (Basel u. a. 1974) ff.

JBVCKM

= Jahrbuch des Vereins für christliche Kunst in München 1 (München 1911(1912])—7 (1929), 8 (1974) ff.

JBWB

= Jahrbuch der Wittheit zu Bremen 1 (Bremen 1957) ff.

JFLF

= Jahrbuch für fränkische Landesforschung, hg. v. Zentralinstitut für Frän­ kische Landeskunde und Allgemeine Regionalforschung an der Universi­ tät Erlangen-Nürnberg 1 (Erlangen u. a. 1935)-8/9 (1941/42(1943]), 10 (1943/50(1950]) ff.

JgJGMOD

= Jahrgang.

JGNKG

= Jahrbuch der Gesellschaft für Niedersächsische Kirchengeschichte 46 (Braunschweig u. a. 1941), 47 (1949) ff.

Jh.

= Jahrhundert.

JHF

= Jahrbuch der historischen Forschung in der Bundesrepublik Deutschland (Stuttgart 1974) ff.

JHGG

= Jahresbericht der Historisch-antiquarischen Gesellschaft von Graubün­ den 1 (Chur 1871 / 72(1872]), 2 (1872) ff.

JHVD

= Jahrbuch des Historischen Vereins von Dillingen 1 (Dillingen 1888) ff.

JKGV

= Jahrbuch des Kölnischen Geschichtsvereins 1 (Köln 1912)-23 (1941), 24/25 (1950) ff.

JLKNÖ

= Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich 1 (Wien 1867[1868])-2 (1868 / 69(1869]), NF 1 (1902) ff.

= Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands (1. Jg.: Jahr­ buch für die Geschichte des deutschen Ostens) 1 (Tübingen 1952) ff.

Verzeichnis der Abkürzungen

XXIII

JMH

= Journal of modern history 1 (Chicago 1929) ff.

JSchrCA

= Jahresschrift des Salzburger Museums Carolino Augusteum [1] (Salzburg 1955) ff.

JSFWU

= Jahrbuch der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau 1 (Würzburg 1955) ff.

JSG

= Jahrbuch für schweizerische Geschichte 1 (Zürich 1876)-45 (1920).

JVABG

= Jahrbuch des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte 1 (Augsburg 1967) ff.

JVWKG

= Jahrbuch des Vereins für westfälische Kirchengeschichte 28 (Bethel 1927)—40/41 (1939/40), 42 (1949)-65 (1972).

KAS

= Konsistorialarchiv Salzburg.

Kath.

= Der Katholik. Eine religiöse Zeitschrift zur Belehrung und Warnung [ab: 62 (1882): Zeitschrift für katholische Wissenschaft und kirchliches Le­ ben] 1/1 (Straßburg u. a. 1821)-25/98 (1845), 26 (1846)-29 (1849), NF 1 (1850)—18 (1858), 39[= {2.}NF 1] (1859)—69[= NF 62] (1889), 70[= 3. F. 1] (1890)—87[= 3. F. 36] (1907), 88[= 4. F. 37] (1908)—98[= 4. F. 22] (1918).

KB1F

= Katholische Blätter aus Franken, 7 Bde. (Bamberg 1850-1856).

KLK

= Katholisches Leben und [bis 23/ 24 (1966): Kämpfen] Kirchenreform im Zeitalter der Glaubensspaltung 1 (Münster 1927) ff.

KMW

= Komunikaty Mazursko-Warminskie [Masurisch-Ermländische Nachrich­ ten] (Olsztyn 1957 /1) ff.

KSB

= Katholische Schweizerblätter NF 5 (Luzern 1889)-20 (1904).

KTrJb

= Kurtrierisches Jahrbuch 1 (Trier 1961) ff.

LAI

= Landesarchiv Innsbruck.

LAS

= Landesarchiv Salzburg.

Lat.

= Lateinisch [e, er, es].

LfglgL LGB1

= Lieferungen].

LHAK

= Landeshauptarchiv Koblenz.

= Landsberger Geschichtsblätter 1 (Landsberg am Lech 1902) ff.

Lie.

= Licentiatus / Lizentiat.

Lie. art.

= Licentiatus artium.

Lie. [in] deer.

= Licentiatus [in decretis] decretorum.

Lie. iur.

= Licentiatus iuris.

Lie. iur. utr.

= Licentiatus iuris utriusque.

Lie. leg.

= Licentiatus in legibus.

Lie. theol.

= Licentiatus theologiae.

Lit.

= Literatur.

LMA

= Lexikon des Mittelalters [bisher] 6 Bde., 6 Lfgg. (München-Zürich 1980ff.).

LThK

= Lexikon für Theologie und Kirche, 2. Aufl. hg. v. Josef Höfer-Karl Rah­ ner, 10 Bde. u. Reg.-Bd. (Freiburg/Br. 1957-1967); 3. Aufl., hg. v. Walter Kasper u. a., [bisher] 2 Bde. (Freiburg-Basel-Rom-Wien 1994) ff.

LuJ

= Luther-Jahrbuch. Jahrbuch der Luther-Gesellschaft 1 (Leipzig u. a. 1919)23 (1941), 24 (1957) ff.

Mag.

= Magister.

Mag. art.

= Magister artium.

XXIV

Verzeichnis der Abkürzungen

Mag. med.

= Magister medicinae.

Mag. phil.

= Magister philosophiae.

Mag. theol.

= Magister theologiae.

Mare Balticum

= Mare Balticum. Zeitschrift der Ostseegesellschaft e. V Hamburg 1 (Lü­ beck 1965/66) ff.

Masch.

= Maschinenschriftlich.

MB1GPGA

= Monatsblätter der Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Alter­ tumskunde 1 (Stettin 1887)-56 (1942).

MBMo

= Miscellanea Bavarica Monacensia. Dissertationen zur bayerischen Lan­ des- und Münchener Stadtgeschichte 1 (München 1967) ff.

MDC

= Miesiecznik Diecezji Chelmiriskiej [Monatsblatt der Diözese Kulm] 1 (Pelplin 1929)—11 (1939).

MEKGR

= Monatshefte für evangelische Kirchengeschichte des Rheinlandes, hg. im Auftrag des Vereins für Rheinische Kirchengeschichte 1 (Düsseldorf 1952) ff.

Merseburger Land = Das Merseburger Land. Zeitschrift des Vereins für Heimatkunde in Mer­ seburg 1 (Merseburg 1920/22)-2 (1922/25), NF 1 (1926)—51 (1944). MFtmRatz

= Mitteilungen des Heimatbundes für das Fürstentum Ratzeburg 4 (Schön­ berg / Mecklenburg 1922)—26 (1944).

MFCG

= Mitteilungen und Forschungsbeiträge der Cusanus-Gesellschaft 1 (Mainz 1961) ff.

MG

= Monumenta Germaniae Historica inde ab a. c. 500 usque ad a. 1500; Indi­ ces v. 0. Holder-Egger-K. Zeumer (Hannover-Berlin 1826) ff.

MGSS

- Scriptores 1 (1826)-32 (1934).

MGDESG

= Mitteilungen der Gesellschaft für deutsche Erziehungs- und Schulge­ schichte 1 (Berlin 1891)-20 (1910).

MGSL

= Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 1 (1860 / 61) ff.

MHVS

= Mitteilungen des Historischen Vereins für Steiermark 1 (Graz 1850)-50 (1903).

Mindener Beiträge = Mindener Beiträge zur Geschichte, Landes- und Volkskunde des ehemaligen Fürstentums Minden: Mindener Jahrbuch NF, hg. v. Mindener Ge­ schichts- u. Museumsverein 1 (Minden 1953); 2 (1950), 3 (1951) ff.

MIÖG

= Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 1 (Innsbruck 1880)-39 / 2 (1922 / 23), 56 (1948) ff.

Mitt. Pfalz

= Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz 1 (Speyer 1870) ff.

MNHIR

= Mededelingen van het Nederlandsch Historisch Institut te Rome 1-10 (s’Gravenhage 1921-35), 2. Ser. 1-10 (1931-40), 3. Ser. 1 (1942) ff.

MÖSA

= Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 1 (Wien 1948) ff.

MOHGV

= Mitteilungen des Oberhessischen GeschichtsVereins, NF 1[= 6] (Gießen 1889)—3[= 8] (1892), 4 (1893)-38 (1942), 39 (1953) ff.

MOÖLA

= Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs 1 (Linz 1950) ff.

MPGA

= Monatsblätter der Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Alter­ tumskunde 1 (Stettin 1887)-56 (1942).

Ms.

= Manuskript.

MStAK

= Mitteilungen aus dem Stadtarchiv von Köln 1 (Köln 1882 /83)—36/37 (1918) [= Bd. 1-15], 38 (1926)-43 (1935), 44 (1953) ff.

MThS.H

= Münchener theologische Studien. 1. Historische Abteilung 1 (München 1950) ff.

Verzeichnis der Abkürzungen

XXV

MThZ

= Münchener theologische Zeitschrift 1 (München-St. Ottilien 1950) ff.

MVGAE

= Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Erfurt 1 (Erfurt 1865)—53 (1940), NF 1[= 54] (1993) ff.

MVGAH

= Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde in Hohenzollern 1 (Sigmaringen 1867 / 68)-43 (1909 /10), 44 /46 (1910 /13), 47 /49 (1913/16)—63 (1932).

MVGLO

= Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Landeskunde von Osna­ brück 12 (Osnabrück-Paderborn 1882)-61 (1940/41), 62 (1942/47)-64 (1950).

MVNAG

= Mitteilungen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Ge­ schichtsforschung an seine Mitglieder [1] (Wiesbaden 1897 / 98)—[11] (1907/08), 12 (1908/09)—16 (1912 /13[1913]).

MZ

= Mainzer Zeitschrift. Mittelrheinisches Jahrbuch für Archäologie, Kunst und Geschichte 1 (Mainz 1906) ff.

NAL

= Nadskofijski arhiv Ljubljana [Erzbischöfliches Archiv Ljubljana].

NasA

= Nassauische Annalen. Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertums­ kunde und Geschichtsforschung 42 (Wiesbaden 1913)-60 (1943), 61 (1950) ff. AVNA.

NBDK

= Nuntiaturberichte aus Deutschland. Die Kölner Nuntiatur (1583-1648). Im Auftrag der Görresgesellschaft hg. v. Erwin Iserloh u. a. (MünchenPaderborn-Wien 1969ff.). Bd. I: Bonomi in Köln. Santonio in der Schweiz. Die Straßburger Wirren, bearb. v. Stephan Ehses-Aloys Meister (1969); Bd. 11/1: Nuntius Ottavio Mirto Frangipani. 1587-1590, bearb. v. Stephan Ehses (1969); Bd. 11/ 2: Nuntius Ottavio Mirto Frangipani. 15901592, bearb. v. Burkhard Roberg (1969); Bd. 11/3: Nuntius Ottavio Mirto Frangipani. 1592-1593, bearb. v. Burkhard Roberg (1971); Bd. 11/4: Nun­ tius Ottavio Mirto Frangipani. 1594-1596, bearb. v. Burkhard Roberg (1983); Bd. IV/1: Nuntius Atilio Amalteo. 1606-1607, bearb. v. Klaus Wittstadt (1975); Bd. V/1,1-2: Nuntius Antonio Albergati. 1610-1614, bearb. v. Wolfgang Reinhard (1973); Bd. VI, 1-2: Nuntius Pietro Frances­ co Montoro. 1631-1624, bearb. v. Klaus Jaitner (1976); Bd. VII/1: Nunti­ us Pier Luigi Carafa. 1624-1627, bearb. v. Josef Wijnhoven (1980); Bd. VII/2: Nuntius Pier Luigi Carafa. 1627-1630, bearb. v. Josef Wijnhoven (1989).

ND

= Nachdruck, Neudruck.

NDB

= Neue Deutsche Biographie, hg. v. der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, [bisher] 17 Bde. (Berlin 1953ff.).

NF

= Neue Folge.

NHJ

= Neue Heidelberger Jahrbücher 1 (Heidelberg 1891)-21 (1919); NS 19241941, 1950-1955/56.

NKZ

= Neue kirchliche Zeitschrift 1 (Erlangen etc. 1890)-44 (1933).

NLM

= Neues Lausitzisches Magazin 1 (Görlitz 1822)-13 (1835), NF 1[= 14] (1836)—9[= 22] (1844), 23 (1846)-U7 (1941).

NMHAF

= Neue Mittheilungen aus dem Gebiet historisch-antiquarischer Forschun­ gen, hg. im Namen des mit der Königlichen Universität Halle-Wittenberg verbundenen Thüringisch-Sächsischen Vereins für Erforschung des Va­ terländischen Altertums und Erhaltung seiner Denkmale 1 (Halle 1834)24 (1910).

NNBW

= Nieuw Nederlandsch biografisch woordenboek, 10 Bde. (Leiden 19111937).

NÖLA

= Niederösterreichisches Landesarchiv.

XXVI

Verzeichnis der Abkürzungen

NP

= Nasza Przesziosc [Unsere Vergangenheit] 1 (Krakow 1946) ff.

NR

= Neue Reihe.

Nr., Nrn.

= Nummer, Nummern.

NS

= Neue Serie.

NSJ

= Niedersächsisches Jahrbuch [ab: 7 (1930):] für Landesgeschichte 1 (Hil­ desheim u. a. 1924)—19 (1942), 20 (1947) ff.

Oberpfalz

= Die Oberpfalz 1 (Kallmünz 1907) ff.

OCarm

= Ordo Fratrum Beatae Mariae Virginis de Monte Carmelo.

OCart

= Ordo Cartusiensis.

OCist

= Ordo Cisterciensis.

ÖAKR

= Österreichisches Archiv für Kirchenrecht 1 (Wien 1950) ff.

ÖNB

= Österreichische Nationalbibliothek.

OESA

= Ordo Fratrum Eremitarum Sancti Augustini.

ÖVKT

= Österreichische Vierteljahresschrift für katholische Theologie 1 (Wien 1862)—13 (1874).

OFM

= Ordo Fratrum Minorum.

OG

= Ostbairische Grenzmarken 1 (Passau 1957) ff.

OGQ

= Osnabrücker Geschichtsquellen [und Forschungen] 1891) ff.

OM

= Osnabrücker Mitteilungen 65 (Osnabrück 1952) ff. [vorher: Mitteilungen des historischen Vereins zu Osnabrück 1 (1848)—11 (1878); Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück 12 (1882)64 (1950)].

O.J.

= Ohne Jahr.

0. 0.

= Ohne Ort.

OP

= Ordo Fratrum Praedicatorum.

OPraem

= Candidus et Canonicus 0. Praemonstratensis.

ORC

= Ordo Canonicorum Regularium Sanctae Crucis.

ORP

= Odrodzenie i reformacja w Polsce [Renaissance und Reformation in Po­ len] 1 (Warszawa 1956) ff.

OSB

= Ordo Sancti Benedicti.

OSH

= Ordo Sancti Hieronymi.

OSM

= Ordo Servorum / Servarum Mariae.

OSN

= Ottüv slovnik naucny. Illustrovanä encyklopedie obecnych vedomostf [Ottos Reallexikon. Illustrierte Enzyklopädie des allgemeinen Wissens] 1 (Praha 1888)-28 (1909); Dodatky [Ergänzungen] 1 (1930)-6 (1943).

OT

= Ordo Fratrum Domus Hospitalis Sanctae Mariae Teutonicorum in Jerusa­ lem (Ordo Teutonicus).

P.

= Pagina.

PaThSt

= Paderborner theologische Studien 1 (München- Paderborn-Wien 1974) ff.

PB

= Pastor Bonus —> TThZ.

PBE

= Pastoralblatt des Bistums Eichstätt 1 (Eichstätt 1854) ff.

PDE

= Pastoralblatt für die Diözese Ermland [1] (Braunsberg 1869)-62 (1930).

Phil.

= Philosphisch[e / r / es] / philosophiae.

1

(Osnabrück

Verzeichnis der Abkürzungen

XXVII

Pilger

= Der Pilger. Speyerer Bistumsblatt 110 (Speyer 1960)-122 (1972), 126 (1973) ff.

PÖHIR

= Publikationen des Österreichischen Historischen Instituts in Rom 1 (Innsbruck u. a. 1910)-4 (1938).

PPSA

= Publikationen aus den (K.) preußischen Staatsarchiven 1 (Leipzig 1878)94 (1938).

Prof.

= Professor.

Prof, theol.

= Professor theologiae.

Prof. decr.

= Professor decretorum.

PSB

= Polski Slownik Biograficzny [Polnisches Biographisches Lexikon) 1 (Krakow 1935) ff.

PSBL

= Primorski slovenski biografski leksikon [Slowenisches biographisches Lexikon des Küstenlandes], 17 H.e (Gorica 1974-1992).

PUG

= Pontificia Universitas Gregoriana, Rom.

QAMRhKG

= Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 1 (Speyer u. a. 1954) ff.

QDGR

= Quellen und Darstellungen zur Geschichte der Stadt und des Landkrei­ ses Rosenheim 1 (Rosenheim 1960) ff.

QFGBW

= Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hochstifts Würzburg 1 (Würzburg 1948) ff.

QFGSH

= Quellen und Forschungen zur Geschichte Schleswig-Holsteins 1 (Neu­ münster u. a. 1914) ff.

QFIAB

= Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 1 (Tübingen u. a. 1898)-33 (1944), 34 (1954) ff.

QGDOD

= Quellen und Forschungen zur Geschichte des Dominikanerordens in Deutschland 1 (Leipzig u. a. 1907)-39 (1941), 40 (1952) ff.

QQ

= Quellen.

QuFo

= Quellen und Forschungen aus dem Gebiet der Geschichte, hg. v. d. Gör­ res-Gesellschaft 1 (Paderborn u. a. 1892)-25 (1940), NF 1 (1979) ff.

R.

= Recto.

RA

= Revue d’assyriologie et d’archeologie orientale 1 (Paris 1884)-38 (1941), 39 (1942 / 44)—40 (1945 / 46), 41 (1947) ff.

RBPH

= Revue beige de philologie et d’histoire 1 (Bruxelles 1922) ff.

RE

= Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche, begr. v. Jo­ hann Jakob Herzog, hg. v. Albert Hauck, 22 Bde. (Gotha 1854-1868), 218 Bde. (1877—1888), 24 Bde. (1896-1913).

Red.

= Redaktion.

Reg.

= Register.

Res.

= Resigniert.

RGG

= Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 5 Bde. (Tübingen 1909-1913, 21927—1931, Reg.-Bd. 1932); 6 Bde. (31956-1962, Reg.-Bd. 1965, ND 1986).

RGST

= Reformationsgeschichtliche Studien und Texte 1 (Münster 1906) ff.

RHE

= Revue d’histoire ecclesiastique 1 (Louvain 1900)-15 (1915/20)-36 (1940/41) [= annee 1-41], 37 (1941)-39 (1943), 40 (1944/45), 41 (1946) ff.

Verzeichnis der Abkürzungen

XXVIII RHEF

= Revue de l’histoire de l’eglise de France 1 (Paris 1910)-5 (1914) [= annee 1-5], 6 (1915/20) [= annee 11], 7 (1921)-64 (1978) [= annee 12-67], 65 (1979) ff.

RhFr

= Rhenania Franciscana: Familienblatt der Kölnischen Franziskanerpro­ vinz von den Heiligen Drei Königen 1 (Düsseldorf 1930)-12 (1941), 13 (1959/60) ff.

RHM

= Römische Historische Mitteilungen 1 (Graz-Köln 1958) ff.

RHPhR

= Revue d’histoire et de philosophic religieuses 1 (Straßbourg etc. 1921) ff.

RhV

= Rheinische Vierteljahrsblätter 1 (Bonn 1931)-12 (1942), 13 (1948) ff.

RHVau

= Revue historique vaudoise. Societe Vaudoise d’Histoire et d’Archeologie, Commission des Monuments Historiques 1 (Lausanne 1893) ff.

RJBK

= Römisches Jahrbuch für Kunstgeschichte. Veröffentlichungen der Biblio­ theca Hertziana in Rom 1 (Wien-Tübingen u. a. 1937)-6 (1942 / 44[1946]), 7 (1955) ff.

RO

= Rocznik Olsztynski [Allensteiner Jahrbuch] 1 (Olsztyn 1958) ff.

RoJKG

= Rottenburger Jahrbuch für Kirchengeschichte 1 (Sigmaringen 1982) ff.

RQ

= Römische Quartalschrift für christliche Altertumskunde und Kirchenge­ schichte 1 (Rom-Freiburg/Br.-Wien 1887)-29 (1915), 30 (1922)-47 (1939/42), 48 (1953) ff.

RQ.S

= Römische Quartalschrift. Suppl.-H. 1 (Rom-Freiburg/Br.-Wien 1893) ff.

RSCI

= Rivista di storia della chiesa in Italia 1 (Roma 1947) ff.

RSWV

= Rechts- und staatswissenschaftliche Veröffentlichungen der Görres-Ge­ sellschaft NF 9 (Paderborn 1972) ff.

RTK

= Roczniki teologiczno-kanoniczne [Jahrbuch für Theologie und Kanoni­ sches Recht] 1 (Lublin 1949) ff.

RTSO

= Rocznik Teologiczny Sloska Opolskiego [Jb für das Oppelner Schlesien] 1 (Opole 1968) ff.

S.

= Saale / Seite[n].

SAGM

= Sudhoffs Archiv für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaft 27 (Leipzig 1934)-36 (1943), 36 (Wiesbaden 1952)-49 (1966).

SalzbDok

= Salzburg-Dokumentationen, hg. v. Amt der Salzburger Landesregierung 1 (Salzburg 1975) ff.

SalzbMusBl

= Salzburger Museumsblätter 1 (Salzburg 1922)-22 (1943), NF 1 (1960) ff.

SAVK

= Schweizerisches Archiv für Volkskunde 1 (Zürich-Basel 1897) ff.

SBAG

= Schweizer Beiträge zur allgemeinen Geschichte 1 (Aarau [u. a.] 1943) ff.

SBKAW.PHK

= Sitzungsberichte der philosophisch-historischen Klasse der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Wien 1 (Wien 1848)-224 (1946 / 47).

SBL

= Slovenski biografski leksikon [Slowenisches biographisches Lexikon] 4 Bde. (Laibach 1925-1991).

Schl.

= Schlesien.

Schiern

= Der Schiern. Illustrierte Monatshefte für Heimat- und Volkskunde 1 (Bo­ zen 1920)—19, 7/8 (1938, Juli/August), 20 (1946) ff.

SchlSchr

= Schlern-Schriften. Veröffentlichungen zur Landeskunde von Südtirol 1 (Innsbruck 1923) ff.

SchwStGW

= Schweizer Studien zur Geschichtswissenschaft 1 (Zürich 1909)-20 (1940/41), NS 1 (1943) ff.

SCSF

= Studien aus dem Collegium Sapientiae zu Freiburg 1 (Freiburg/Br. 1898)-8 (1902).

Verzeichnis der Abkürzungen

XXIX

Ser.

= Serie.

SFF

= Der Schweizer Familienforscher. Mitteilungen der Schweizerischen Ge­ sellschaft für Familienforschung [= Le Genealogiste suisse] 5 (Bern u. a. 1938)-40 (1973).

SGB1

= Schlesische Geschichtsblätter. Mitteilungen des Vereins für Geschichte Schlesiens (Breslau 1908-1943/1).

SHBL

= Schleswig-Holsteinisches Biographisches Lexikon —> BLSHL.

SHKBA

= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akade­ mie der Wissenschaften 1 (Göttingen 1957) ff.

SHLAS

= Schleswig-Holsteinisches Landesarchiv in Schleswig.

SHVE

= Sammelblatt des Historischen Vereins Eichstätt 1 (1886) ff.

SHVF

= Sammelblatt des Historischen Vereins für Freising 1 (Freising 1894) ff.

SJ

= Societas Jesu.

SKBK

= Studien zur katholischen Bistums- und Klostergeschichte 1 (Leipzig 1961) ff.

SKKG

= Studien zur Kölner Kirchengeschichte 1 (Düsseldorf 1952) ff.

SLA

= Salzburger Landesarchiv.

SMBO

= Studien und Mitteilungen aus dem Benediktiner- und Zisterzienseror­ den/ Ordo Sancti Benedicti 3 (Würzburg 1882)-31 (1910).

Sog.

= Sogenannt(er / es / e).

SPTK

= Slownik Polskich Teologow Katolickich [Lexikon der polnischen katholi­ schen Theologen], [bisher] 6 Bde. (Warszawa 1981-1993).

SS rer. Pruss.

= Scriptores rerum Prussicarum. Die Geschichtsquellen der preußischen Vorzeit, ed. Th. Hirsch-M. Töppen-E. Strehlke, 5 Bde. (Leipzig 186174).

SS rer. Warm.

= Scriptores rerum Warmiensium oder Quellenschriften zur Geschichte Ermlands. Im Namen des historischen Vereins für Ermland hg. v. Carl Peter Woelky-Johann Martin Saage, 2 Bde. (Braunsberg 1866-1889).

St.

= Sanct[us], Sancta.

StadtA Worms

= Stadtarchiv Worms.

StAFfm

= Stadtarchiv Frankfurt / M.

STAL

= Staatsarchiv Ludwigsburg.

StAMz

= Stadtarchiv Mainz.

StBMz

= Stadtbibliothek Mainz.

StP

= Studia Pelplinskie [Pelpliner Studien] 1 (Pelplin 1969) ff.

STSS

= Studi trentini di scienze storiche 9 (Trento 1928)-65 (1986), Sezione 1: 66 (1987) ff., Sezione 2: 55 (1967) ff.

StBTr

= Stadtbibliothek Trier.

STV

= Studia Theologica Varsaviensia 1 (Warzawa 1963) ff.

stw

= Studia Warminskie Warmiensium [Ermländische Studien] 1 (Olsztyn 1964) ff.

S. u.

= Siehe unten.

Suppl.

= Supplement[um].

XXX

Verzeichnis der Abkürzungen

SVSHKG

= Schriften des Vereins für Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte, 1. Reihe (Größere Publikationen) 1 (Flensburg u. a. 1899) ff. [1 (1899): Publi­ kationen des Vereins für Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte]; 2. Reihe (Beiträge und Mitteilungen) 1 (1897/1900) ff.; Sonderheft 1 (1922) ff.

SZG

= Schweizerische Zeitschrift für Geschichte. Revue suisse d’histoire. Rivista storica svizzera 1 (Zürich 1951) ff. —> ZSG

TH

= Tiroler Heimat. Jahrbuch für Geschichte und Volkskunde 1 (Innsbruck 1921)—9 (1927), NS 1 (1928)-10 (1936 / 37), 11 (1947) ff.

Theol.

= Theologisch[e/er/es], theologiae.

THF

= Trierer Historische Forschungen 1 (Trier 1981) ff.

ThPM

= Theologisch-praktische Monatsschrift 1 (Passau 1891)-30 (1919/ 20).

ThQ

= Theologische Quartalschrift [1] (Tübingen 1819)—[25] (1843), 26 (1844)125 (1944), 126 (Stuttgart 1946)-148 (1968), 149 (München u. a. 1969) ff.

Thür.

= Thüringen.

T[l]. /Tie.

= Teil/Teile.

Tom.

= Tomus.

TRE

= Theologische Realenzyklopädie, [bisher] 24 Bde. (Berlin-New York 1977) ff.

TrH

= Trierische Heimat 1 (Trier 1924 / 25)—11 (1934 / 35).

TrZ

= Trierer Zeitschrift [ab 11 (1936):] für Geschichte und Kunst des Trierer Landes und seiner Nachbargebiete 1 (Trier 1926)-16/17 (1941/42), 18 (1949) ff.

TThZ

= Trierer Theologische Zeitschrift (bis 1944: Pastor Bonus) 1 (Trier 1888) ff.

U.

= Und.

U. a.

= Unter anderem, und andere(s).

U. a. m.

= Und anderes mehr.

UB

= Urkundenbuch.

UDVG

= Unsere Diözese in Vergangenheit und Gegenwart 20 (Hildesheim 1951)32 (1963). -* DHVG.

ULFrau

= Unsere Liebe Frau.

UlmOSchw

= Ulm und Oberschwaben 32 (Ulm 1951) ff.

U. ö.

= Und öfter.

Usw.

= Und so weiter.

V.

= Von[m]; verso.

VAHL

= Vaterländisches Archiv für das Herzogtum Lauenburg 1 (Ratzeburg 1857)-3 (1863).

Vali

= Vallesia. Jahrbuch der Walliser Kantonsbibliothek, des Staatsarchivs und der Museen von Valeria und Majoria 1 (Sitten-St. Maurice 1946) ff.

VBV

= Voditelj v bogoslovnih vedah [Führer in der theologischen Wissenschaft] 1 (Maribor 1898)-19 (1916).

VD

= Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des 16. Jahrhunderts, hg. v. der Bayerischen Staatsbibliothek in München in Verbindung mit der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel. I. Abt.: Verfasser, Körperschaften, Anonyma, [bisher] 21 Bde. (Stuttgart 1983) ff.

VerhNdb

= Verhandlungen des historischen Vereins für Niederbayern 1 (Landshut 1846/47)—74 (1941), 75 (1949) ff.

Verzeichnis der Abkürzungen

XXXI

VHARP

= Vjesnik historijskih arhiva Rijeke i Pazina [Bericht des historischen Ar­ chivs von Rijeka und Pazin] 1 (Rijeka-Pazin 1953) ff.

VHVOPf

= Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 1 (Regensburg 1831)-9[= NF 1] (1845)-68[= NF 60] (1918), 69 (1919)-90 (1940), 91 (1950) ff.

VIEG

= Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz 1 (Wiesbaden u. a.) 1952 ff.

VKGV

= Veröffentlichungen des Kölnischen Geschichtsvereins e. V. 1 (Köln 1914)—16 (1939), 17 (1953) ff.

Vol.

= Volumen.

VRF

= Vorreformationsgeschichtliche Forschungen 1 (Münster 1900) ff.

vz

= Vestische Zeitschrift. Zeitschrift der Vereine für Orts- und Heimatkunde im Veste Recklinghausen nebst der Herrlichkeit Lembeck und Stadt und Amt Haltern 14 (Münster u. a. 1904)-48 (1941), 65 (1963) ff.

Wagen

= Der Wagen. Lübeckisches Jahrbuch, hg. in Verbindung mit der Gesell­ schaft zur Beförderung gemeinnütziger Tägtigkeit 1927 (Lübeck)-1933, 1936-1942/44(1944], 1951 ff.

WDGB

= Würzburger Diözesangeschichtsblätter 1 (Würzburg 1933)-8/9 (1940/ 41), 10 (1948) ff.

Weichselland

= [ab 36 (1937): Weichselland.] Mitteilungen des Westpreußischen Ge­ schichtsvereins 1 (Danzig 1901)-42 (1943).

Westf./W.

= Westfalen.

Wetzer-Welte

= Wetzer und Weite’s Kirchenlexikon oder Encyclopädie der katholischen Theologie und ihrer Hilfswissenschaften 212 Bde. (Freiburg/Br. 18821901), Reg.-Bd. (1903).

WGB1

= Wiener Geschichtsblätter 61 [= NS 1] (Wien 1946) ff.

WJ

= Wichmann-Jahrbuch für Kirchengeschichte im Bistum Berlin 1 (Berlin 1930) ff.

WJB

= Walliser Jahrbuch 1 (Visp 1932) ff.

Wormsgau

= Der Wormsgau. Zeitschrift der Kulturinstitute der Stadt Worms und des Altertums Vereins Worms 1 (Worms 1936) ff.

Württ.

= Württemberg / württembergisch.

WVLG

= Württembergische Vierteljahreshefte für Landesgeschichte, in Verbin­ dung mit dem Verein für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben 1 (Stuttgart 1878)—13 (1891); NS 1 (1892)-42 (1936).

WZ

= Westfälische Zeitschrift 87 (Münster 1931)-96 (1940(1942]), 97 (1947) ff. ZVGA.

WZHUB

= Wissenschaftliche Zeitschrift der Humboldt-Universität zu Berlin. Gei­ stes- und Sozialwissenschaften 1 (Berlin 1951 / 52) ff.

Z.

= Zu[m / r].

ZAGV

= Zeitschrift des Aachener GeschichtsVereins 1 (Aachen 1879)-61 (1940), 62 (1949) ff.

Z. B.

= Zum Beispiel.

ZBKG

= Zeitschrift für bayerische Kirchengeschichte 1 (München u. a. 1926)-17 (1942/47), 18 (1948/49) ff.

ZBLG

= Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte 1 (München 1928)-14 (1943/45), 15 (1949) ff.

ZFTV

= Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg 1 (Innsbruck 1825) ff.

XXXII

Verzeichnis der Abkürzungen

ZGO

= Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins 1 (Karlsruhe 1850)-40[= NF 1] (1886)—95[= NF 56] (1943), 96[= NF 57] (1948) ff.

ZGAE

= Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde Ermlands 1 (Brauns­ berg u. a. 1858)-28 (1943), 29 (1956/58) ff.

ZGSHG

= Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte 1 (Neumünster 1870)-72 (1944), 73 (1949) ff.

ZH

= Zapiski Historyczne [Historische Abhandlungen] (Torun 1955).

ZHG

= Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte, hg. v. Hohenzollerischen Geschichtsverein 1[= 88] (Sigmaringen 1965) ff.

ZHVNS

= Zeitschrift des Historischen Vereins für Niedersachsen [16] (Hannover 1850 [1854])—[75] (1910), 76 (1911)-88 (1923).

Zit.

= Zitiert / Zitat.

ZKG

= Zeitschrift für Kirchengeschichte 1 (Stuttgart etc. 1877)-37 (1918), 38[= NF 1] (1920)-50[= 3. F. 1] (1931)—62[= 3. F. 13] (1943/44), 63[= 4. F. 1] (1950/51) ff.

ZKTh

= Zeitschrift für katholische Theologie 1 (Wien etc. 1877)-67 /1, 2 (1943), 69 (1947) ff.

ZLGA

= Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde 1 (Lübeck I860)—30 (1940), 31 (1941/49) ff.

ZNWSPK

= Zeszyty Naukowe WSP w Katowicach [Wissenschaftliche Hefte der Päd­ agogischen Hochschule in Kattowitz] 1 (Katowice 1956)-40 (1968).

ZOF

= Zeitschrift für Ostforschung 1 (Marburg 1952) ff.

ZSG

= Zeitschrift für Schweizerische Geschichte 1 (Zürich 1921)-30 (1950). —> SZG.

ZSKG

= Zeitschrift für schweizerische Kirchengeschichte. Revue d’histoire ecclesiastique suisse 1 (Fribourg etc. 1907) ff.

ZSRG

= Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte.

ZSRG.G

= Germanistische Abteilung 1[= 14] (Weimar 1880)-64[= 77] (1944), 65[= 78] (1947) ff.

ZSRG.K

= Kanonistische Abteilung 1[= 32 = 45] (Weimar 1911)-33[= 64 = 77] (1944), 34[= 65 = 78] (1947) ff.

Z. T.

= Zum Teil.

ZTNT

= Zapiski Towarzystwa Naukowego w Toruniu [Abhandlungen der Wissen­ schaftlichen Gesellschaft zu Thorn] 1 (Torun 1908)-20 (1955).

ZVGA

= Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Altertumskunde 1 (1838)11 [= NS 1] (1849)—21 [= 3. Ser. 1] (1861)-31 [= 4. Ser. 1] (1873)-86 (1930). WZ.

ZVGS

= Zeitschrift des Vereins für Geschichte [bis 39 (1905): und Alterthum] Schlesiens 1 (Breslau 1855)-39 (1905), 1[= 44] (1906)-77 (1943).

ZVKGS

= Zeitschrift des Vereins für Kirchengeschichte der Provinz Sachsen [25 (1929) ff.:] und des Freistaates Anhalt 1 (Magdeburg 1904)-37 / 38 (1940).

ZVThG

= Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde 1 (Jena 1854)-8 (1871); 9 [= NS 1] (1878)-45 [= NS 37] (1943).

ZWGV

= Zeitschrift des Westpreußischen Geschichtsvereins 1 (Danzig 1863)-76 (1941).

Zwingliana

= Zwingliana. Beiträge zur Geschichte Zwinglis, der Reformation und des Protestantismus in der Schweiz, hg. v. Zwingliverein 1 (Zürich 1897 / 1904) ff.

VERZEICHNIS DER ABGEKÜRZT ZITIERTEN LITERATUR

G. Abb-G. Wentz

Abb, Gustav-Wentz, Gottfried, Das Bistum Brandenburg, Er­ ster Teil (Berlin 1929) (= GermSac 1,1 /1).

AK Freising

Benker, Sigmund (Hg.), Freising. 1250 Jahre Geistliche Stadt. Ausstellungskatalog (München-Dillingen 1989).

AK Madruzzo

Catalogo della mostra „I Madruzzo e l’Europa 1539-1658. I principi vescovi di Trento tra Papato e Impero.“ Catalogo a cura di L. Dal Pro (Milano 1993).

AK Raitenau

Martin, Franz (Hg.), Landesausstellung Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau. Gründer des barocken Salzburg (Kata­ log) (Salzburg 1987).

AK Riemenschneider

Zwingmann, Konrad (Hg.), AK Tilman Riemenschneider. Frü­ he Werke (Regensburg 1981).

Akta stanöw

Akta stanöw Prus Krölewskich. Acta statuum terrarum Prussiae Regalis, hg. v. Karol Görski-Marian Biskup-Irena Janosz-Biskupowa, Tom. 1 (1479-1488)-8 (1520-1526) (Warszawa-Poznah-Torun 1955-1993).

E E Alberti-T. Gar

Alberti d’Enno, Francesco Felice, Annali del principato di Trento dal 1022-1540, reintegrati e annotati da Tommaso Gar (Trento 1860).

H. Ammerich, Reform

Ammerich, Hans, Formen und Wege der katholischen Reform in den Diözesen Speyer und Straßburg. Klerusreform und Seelsorgereform, in: V. Press-E. Reinhard-H. Schwarmaier 291-327.

H. Ammerich, Speyer

Ammerich, Hans, Das Fürstbistum Speyer im Zeichen der tridentinischen Erneuerung, in: AMRhKG 41 (1989) 81-106.

K. Amon, Bischöfe

Amon, Karl (Hg.), Die Bischöfe von Graz-Seckau 1218-1969 (Graz 1969).

K. Amon, Innerösterreich

Amon, Karl (Hg.), Innerösterreich, in: A. Schindling-W. Zieg­ ler I, 102-116.

K. Amon-M. Liebmann

Amon, Karl-Liebmann, Maximilian (Hg.), Kirchengeschichte der Steiermark (Graz 1993).

A. Amrhein, Reihenfolge

Amrhein, August, Reihenfolge der Mitglieder des adeligen Domstiftes zu Wirzburg, St. Kilians-Brüder genannt, von sei­ ner Gründung bis zur Säkularisatioen 742-1803 (= AHVU 33 [1890]).

A. Amrhein, Schenk

Amrhein, August, Gottfried IV. Schenk von Limburg. Bischof zu Würzburg und Herzog zu Franken 1442-1455. I, in: AHVU 50 (1908) 1-150; II, in: AHVU 51 (1909) 1-198; III, in: AHVU 52 (1910) 1-75; IV, in: AHVU 53 (1911) 1-153.

B. Ardura

Ardura, Bernard, Nicolas Psaume 1518-1575. Eveque et Comte de Verdun. L’ideal pastoral du Concile de Trente incarne par un premontre (Paris 1990).

F. V. Arens

Arens, Fritz Victor, Die Inschriften der Stadt Mainz von früh­ mittelalterlicher Zeit bis 1650 (Stuttgart 1958).

3 Lexikon

XXXIV

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur

E Arens-E. Mossmaier

Arens, Fritz-Mossmaier, Eberhard, Die Kapuziner in Mainz 1618-1802 (Mainz 1953).

J. v. Aschbach

Aschbach, Joseph von, Geschichte der Wiener Universität, 3 Bde. (Wien 1865-1888), Bd. 4: Nachträge (1898).

H.-G. Aschoff

Aschoff, Hans-Georg, Der Katholizismus zwischen Reformati­ on und Säkularisation, in: H. Patze 217-259.

R. Bäumer

Bäumer, Remigius (Hg.), Von Konstanz nach Trient. Beiträge zur Geschichte der Kirche von den Reformkonzilien bis zum Tridentinum. FS August Franzen (München-Wien-Paderborn 1972).

J. Bahlcke

Bahlcke, Joachim, Regionalismus und Staatsintegration im Widerstreit. Die Länder der böhmischen Krone im ersten Jahr­ hundert der Habsburgerherrschaft (1526-1619) (München 1994).

H. Baier

Baier, Hermann, Von der Reform des Abtes Friedrich zu War­ tenberg bis zur Säkularisation (1427-1803), in: Konrad Beyerle (Hg.), Die Kultur der Abtei Reichenau. Erinnerungs­ schrift zur zwölfhundertsten Wiederkehr des Gründungsjahres des Inselklosters, 724-1924 (München 1925) 213-260.

L. Bauer, Ad-limina-Berichte

Die Ad-limina-Berichte der Bischöfe von Bamberg 1589-1806. Mit zugehörigen Briefen und Akten hg. v. Lothar Bauer (= Ver­ öffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte, VI. Reihe: Regesten fränkischer Bistümer 3) (Neustadt/Aisch 1994).

L. Bauer, Weihbischöfe

Bauer, Lothar, Die Bamberger Weihbischöfe Johann Schöner und Friedrich Ferner, in: BHVB 101 (1965) 306-528.

A. Becker

Becker, Adalbert, Beiträge zur Geschichte der Frei- und Reichsstadt Worms (Worms 1880).

Th. Beckmann

Beckmann, Thomas, Das ehemalige Augustiner-Eremitenklo­ ster zu Osnabrück (= OGQ13) (Osnabrück 1970).

W. Behringer

Behringer, Wolfgang, Mit dem Feuer vom Leben zum Tod. He­ xenverfolgung in Bayern (München 1988).

H.-W. Bergerhausen

Bergerhausen, Hans-Wolfgang, Die Stadt Köln und die Reichs­ versammlungen im konfessionellen Zeitalter (= VKGV 37) (Köln 1990).

U. Berliere

Berliere, Ursmer, Les eveques auxiliaires de Liege (BrugesLille-Paris 1930).

H. Berner

Berner, Hans, „Die gutte Correspondenz“. Die Politik der Stadt Basel gegenüber dem Fürstbistum Basel in den Jahren 1525-1585 (= Baseler Beiträge zur Geschichtswissenschaft 158) (Basel 1989).

H. Bernhöft

Bernhöft, Hans, Das Prämonstratenser Domstift Ratzeburg im Mittelalter (Ratzeburg 1932).

W. Berning

Berning, Wilhelm, Das Bistum Osnabrück vor Einführung der Reformation (1543) (= Das Bistum Osnabrück 3) (Osnabrück 1940).

A. Bertram, Bischöfe

Bertram, Adolf, Die Bischöfe von Hildesheim (Hildesheim 1896).

A. Bertram, Hildesheim

Bertram, Adolf, Geschichte des Bistums Hildesheim, 3 Bde. (Hildesheim-Leipzig 1899-1925).

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur

XXXV

A. J. Binterim

Binterim, Anton Joseph, Suffraganei Colonienses Extraordinarii sive de sacrae Coloniensis ecclesiae proepiscopis, vulgo: Weihbischöfen, syntagma historicum (Mainz 1843).

Bischöfe Konstanz

Kuhn, Elmar L.-Moser, Eva-Reinhardt, Rudolf-Sachs, Petra (Hg.), Die Bischöfe von Konstanz. Geschichte und Kultur, 2 Bde. (Friedrichshafen 1988), Bd. I: Geschichte, Bd. II: Kultur.

M. Biskup, Polska

Biskup, Marian, Polska a Zakon Krzyzacki w Prusach w pocz^tkach XVI wieku [Polen und der Deutsche Orden am Beginn des 16. Jahrhunderts] (Olsztyn 1983).

M. Biskup, Wojna

Biskup, Marian, Trzynastoletnia wojna z Zakonem Krzyzackim 1454-1466 [Der dreizehnjährige Krieg mit dem Deutschen Orden] (Warszawa 1967).

K. Blaschke

Blaschke, Karlheinz, Geschichte Sachsens im Mittelalter (Berlin 1990).

J. J. Blattau

Blattau, Johann Jakob, Statuta synodalia, ordinationes et man­ data Archidioecesis Trevirensis, Tom. 1/2 (Trier 1854).

A. Bludau

Bludau, Augustin, Gab es im Ermland eine hussitische Bewe­ gung?, in: ZGAE 22 (1924) 39-60.

R. Bodanski, Walka

Bodanski, Roman, Walka diecezji warminskiej o niezaleznosc od metropolii ryskiej i gnieznienskiej od 1426 do 1566 r. [Der Kampf der Diözese Ermland um die Unabhängigkeit von der Rigaer und Gnesener Metropolitangewalt], in: StW 19 (1982 [1984]) 123-145.

R. Bodanski, Dzieje

Bodanski, Roman, Dzieje walki diecezji warminskiej o nieza­ leznosc od synodöw metropolii gnieznienskiej 1563-1728 [Geschichte des Kampfes der Diözese Ermland um die Unab­ hängigkeit von den Synoden der Gnesener Kirchenprovinz 1563-1728], in: StW (1982 [1984]) 147-184.

H. Boettcher

Boettcher, Hermann, Neue Halberstädter Chronik von der Gründung des Bistums i. J. 804 bis zur Gegenwart (Halberstadt 1913).

B. Bonelli III

Bonelli, Benedetto, Notizie istorico-critiche della chiesa di Trento III /1 (Trento 1762).

B. Bonelli IV

Bonelli, Benedetto, Monumenta Ecclesiae Tridentinae III / 2 (Trento 1765).

G. Boner

Boner, Georg, Das Bistum Basel von den Anfängen bis zur Neuordnung 1828, in: FDA 88 (1968) 5-101.

H. Boos, Städtekultur

Boos, Heinrich, Geschichte der rheinischen Städtekultur, 4 Bde. (Berlin 1897/1901).

H. Boos, Urkundenbuch

Boos, Heinrich (Hg.), Urkundenbuch der Stadt Worms, 3 Bde. (Berlin 1886/1893).

T. Borawska

Borawska, Teresa, Stronnicy krzyzaccy w otoczeniu Lukasza Watzenrodego [Parteigänger des Deutschen Ordens in der Um­ gebung von Lukas Watzenrode], in: KMW 3 (105)/1969, 421438.

E. Borkowsky

Borkowsky, Ernst, Aus der Vergangenheit der Stadt Naum­ burg. Die Stadt Naumburg im sechzehnten Jahrhundert (Naumburg 1894).

E Bornschein

Bornschein, Falko, Die Erfurter weihbischöflichen Grabplat­ ten des 16. Jahrhunderts, in: AMRhKG 44 (1992) 147-176.

K. Borovy

Borovy, Klement, Dejiny diecese prazske [Geschichte der Di­ özese Prag] (Praha 1874).

3*

XXXVI

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur

E Bosbach

Bosbach, Franz, Köln, Erzstift und Freie Reichsstadt, in: A. Schindling-W. Ziegler III, 58-84.

K. Bosl

Bosl, Karl (Hg.), Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder, Bd. 2 (Stuttgart 1974).

E. Brachvogel, Bildnisse

Brachvogel, Eugen, Die Bildnisse der ermländischen Bischöfe, in: ZGAE 20 (1919) 516-601.

E. Brachvogel, Nachträge

Brachvogel, Eugen, Die Bildnisse der ermländischen Bischöfe. Nachträge, in: ZGAE 26 (1938) 629-637.

W. Brandmüller

Brandmüller, Walter (Hg.), Handbuch der bayerischen Kir­ chengeschichte, Bd. 2 (St. Ottilien 1993).

H. J. Brandt-K. Hengst, Bischöfe

Brandt, Hans Jürgen-Hengst, Karl, Die Bischöfe und Erzbi­ schöfe von Paderborn (Paderborn 1984).

H. J. Brandt-K. Hengst, Minden

Brandt, Hans Jürgen-Hengst, Karl, Victrix Mindensis Eccle­ sia. Die Mindener Bischöfe und Prälaten des Hohen Domes (Paderborn 1990).

H. J. Brandt-K. Hengst, Weihbischöfe

Brandt, Hans Jürgen-Hengst, Karl, Die Weihbischöfe in Pa­ derborn (Paderborn 1986).

H. A. Braun

Braun, Hugo A., Das Domkapitel zu Eichstätt von der Refor­ mationszeit bis zur Säkularisation (1535-1806). Verfassung und Personalgeschichte (= BGRK 13) (Stuttgart 1991).

M. S. Braun

Braun, M. Sixtus, Naumburger Annalen vom Jahre 799 bis 1613, hg. v. Felix Köster (Naumburg 1892).

R. Braun

Braun, Reiner, Die bayerischen Teile des Erzbistums Salzburg und des Bistums Chiemsee in der Visitation des Jahres 1558 (= Studien zur Theologie und Geschichte 6) (St. Ottilien 1991).

R. Braunisch

Braunisch, Reinhard (Bearb.), Johannes Groppers Briefwech­ sel, Bd. I (= CCath 32) (Münster 1977).

Ch. Brower-J. Masen

Brower, Christophorus-Masen, Jacobus, Antiquitatum et Annalium Trevirensium libri XXV, Tom. II (Leodii 1670).

A. Ph. Brück, Bicken

Brück, Anton Philipp, Johann Adam von Bicken. Erzbischof und Kurfürst von Mainz 1601-1604, in: AMRhKG 23 (1971) 147-188.

A. Ph. Brück, Mainz

Brück, Anton Philipp, Das Erzstift Mainz und das Tridentinum, in: G. Schreiber II, 193-243.

A. Ph. Brück, Worms

Brück, Anton Philipp, Bistum und Hochstift Worms um das Jahr 1600, in: AHG NS 25 (1957) 165-181.

L. Bruggaier

Bruggaier, Ludwig, Die Wahlkapitulationen der Bischöfe und Reichsfürsten von Eichstätt 1259-1790 (Freiburg/Br. 1915).

H. Brunner

Brunner, Hugo, Hermann, Landgraf von Hessen, Kurfürst und Erzbischof von Köln, in: Hessenland. Zeitschrift für Ge­ schichte und Literatur 3 (Marburg 1889) 127-129, 142-145, 158-160, 214-216, 231-233, 278-281, 294-296.

F. Bruns

Bruns, Friedrich, Zur Geschichte des St. Annen-Klosters, in: ZLGA 17 (1915) 173-204.

J. N. Buchinger

Buchinger, Johann Nepomuk, Geschichte des Fürstenthums Passau, Bd. 2 (München 1824).

J. Bücking, F rühabsolutismus

Bücking, Jürgen, Frühabsolutismus und Kirchenreform in Ti­ rol (1565-1665). Ein Beitrag zum Ringen zwischen Staat und Kirche in der Frühen Neuzeit (= VIEG 66, Abt. f. Abendl. Religionsgesch.) (Wiesbaden 1972).

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur

XXXVII

J. Bücking, Tettinger

Bücking, Jürgen, Die Weihbischöfe von Basel Marcus Tettin­ ger 1567-1599 und Franz Beer d. J. 1599-1611, in: ZSKG 62 (1968) 121-141.

J. Bücking, Weihbischöfe

Bücking, Jürgen, Die Basler Weihbischöfe des 16. Jahrhun­ derts, in: ZSKG 63 (1969) 67-91.

H. Bütow

Bütow, Hans, Zu den Kamminer Weihbischöfen, in: MPGA 50 (1936) 116-123.

M. Buhlers

Buhlers, Max (Hg.), Joachim Brandis’ des Jüngeren Diarium er­ gänzt aus Tilo Brandis’ Annalen 1528-1609 (Hildesheim 1902).

Bullarium Ordinis

Bullarium Ordinis FF. Praedicatorum, ed. a Thomae Ripolli et Antonio Bremond, III: Ab Anno 1430 ad 1484 (Romae 1731); IV: Ab Anno 1484 ad 1549 (Romae 1732).

M. Bundi-U. Jecklin-G. Jäger

Bundi, Martin-Jeckling, Ursula-Jäger, Georg, Geschichte der Stadt Chur. 2. Teil: Vom 14. bis 17. Jahrhundert (Chur 1986).

H. Burkard

Burkard, Hans, Anselm Casimir Wambolt von Umstadt, Erzbi­ schof und Kurfürst von Mainz. Seine Vorgeschichte und Wahl, in: AHG NF 13 (1922) 334-380.

B. Bury

Bury, Benedikt, Geschichte des Bistums Basel und seiner Bi­ schöfe (Solothurn 1927).

K. v. Busch-E X. Glasschröder

Busch, Konrad von-Glasschröder, Franz Xaver, Chorregel und jüngeres Seelbuch des alten Speierer Domkapitels, 2 Bde. (= Historisches Museum der Pfalz 1/2) (Speyer 1923 /1926).

G. Buttlar-Gerhartl

Buttlar-Gerhartl, Gertrud, Wiener Neustadt - Bischofssitz von 1469 bis 1785, in: JLKNÖ 52 (1986) 1-54.

G. Cabourdin

Cabourdin, Guy, Encyclopedie illustree de la Lorraine. Les Temps modernes, 2 Bde. (Nancy-Metz 1991).

A. Calmet

Calmet, Augustin, Histoire de Lorraine, 7 Bde. (Nancy 21745/ 1757).

E. Camenzind

Camenzind, Erich, Weihbischof Balthasar Wurer von Kon­ stanz, 1574-1598, und die kirchliche Reformbewegung in den V Orten (Freiburg/Schw. 1968).

G. Capaul

Capaul, Giusep, Das Domkapitel von Chur 1541-1581. Ein Beitrag zur Geschichte seiner Reform (Diss. phil. Freiburg/ Schw. 1965).

L. Cardauns

Cardauns, Ludwig, Zur Geschichte der kirchlichen Unionsund Reformbestrebungen von 1535-1542. Das Leipziger Reli­ gionsgespräch 1539. Die letzten Arbeiten Fabris. Gutachten des Johannes Cochläus zu den Verhandlungen von Hagenau und Worms. Unionsprojekte Nauseas. Reformpläne (= BPHIR 5) (Rom 1910).

L. Carlen, Kultur I

Carlen, Louis, Kultur des Wallis im Mittelalter (Brig 1981).

L. Carlen, Kultur II

Carlen, Louis, Kultur des Wallis 1500-1800 (Brig 1984).

B. Caspar

Caspar, Benedikt, Das Erzbistum Trier im Zeitalter der Glau­ bensspaltung (= RGST 90) (Münster 1966).

Catalogus Pragensis

Catalogus venerabilis cleri saecularis et regularis archidioeceseos Pragensis (Pragae 1937).

Catalogus Suffraganeorum

A. Zimberlin, Catalogus Suffraganeorum, in: Archivalische Beilage z. EcAr 8/1 (1889) 5.

XXXVIII

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur

G. Chalopek

Chalopek, Gertrud, Kaiser Maximilian I. und seine Beziehun­ gen zu den geistlichen Kurfürsten in den Jahren 1493 bis 1519 (Diss. phil. Graz 1980).

E Chevre

Chevre, Fidele, Les suffragants de Landen eveche de Bale (= Bibliotheque de la Revue d’Alsace 8) (Colmar 1906).

J. Choux

Choux, Jacques, Les seminaires de Pont-ä-Mousson au XVIe siede, in: AEst 22 (1970/2) 113-149.

V. Conzemius

Conzemius, Victor, Jakob III. von Eltz. Erzbischof von Trier 1567-1581 (= VIEG 12, Abt. f. Abendl. Religionsgesch.) (Wies­ baden 1956).

A. Costa

Costa, Armando, I vescovi di Trento. Notizie - profili (Trento 1977).

H. Cramer, Geschichte

Cramer, Hermann, Geschichte des vormaligen Bisthums Pomesanien (Marienwerder 1884).

H. Cramer, UB

Cramer, Hermann, Urkundenbuch zur Geschichte des vorma­ ligen Bisthums Pomesanien (Marienwerder 1985).

Cuimische Diözesansynoden

Die cuimischen Diözesansynoden, in: PDE 30 (1898) 63-69.

E Curschellas

Curschellas, Felici, Heinrich V. von Hewen, Administrator des Bistums Chur 1441-1456. Ein Beitrag zur Bistums- und Landesgeschichte Bündens (Diss. phil. Freiburg/Schw. 1963), in: JHGG 94 (1964) 1-144.

J. Dabin

Dabin, Jean, La politique franchise ä Liege au XVe siede, in: Bulletin archeologique liegeois 43 (1913) 99-190.

E Dalham

Dalham, Florian, Concilia Salisburgensia provincialia et dioecesana iam inde ab hierarchiae huius origine, quod codices suppetebant, ad nostrum usque aetatem celebrata (Augustae Vindelicorum 1788).

J. Daris, Liege XVe siede

Daris, Joseph, Histoire du diocese et de la principaute de Lie­ ge, Bd. 3: Pendant le XVe siede (Liege 1887; ND Bruxelles 1974).

J. Daris, Liege XVIe siede

Daris, Joseph, Histoire du diocese et de la principaute de Lie­ ge, Bd. 4: Pendant le XVIe siede (Liege 1884; ND Bruxelles 1974).

J. Daris, Liege XVIIe siede

Daris, Joseph, Histoire du diocese et de la principaute de Lie­ ge: Pendant le XVIIe siede, 2 Bde. (Liege 1877; ND Bruxelles 1974).

K. H. Debus

Debus, Karl Heinz, Studien zur Personalstruktur des Stiftes St. Guido in Speyer (= QAMRhKG 51) (Mainz 1984).

R. Decot

Decot, Rolf, Religionsfrieden und Kirchenreform. Der Mainzer Kurfürst und Erzbischof Sebastian von Heusenstamm 15451555 (= VIEG 100, Abt. f. Abendl. Religionsgesch.) (Wiesbaden 1980).

P. Delattre

Delattre, Pierre, Les etablissements des Jesuites en France depuis quatre siecles, 5 Bde. (Enghien-Wetteren 1949/1956).

H. Deppner

Deppner, Helene, Das kirchenpolitische Verhältnis Elbings zum Bischof von Ermland in der Zeit der polnischen Fremd­ herrschaft (1466-1772), in: Eibinger Jahrbuch 11 (Elbing 1933) 121-236.

H. Dexler

Dexler, Helga, Beiträge zur Geschichte der Bischöfe von La­ vant im Mittelalter (Diss. phil. Wien 1952).

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur

XXXIX

M. Dierickx

Dierickx, Michel, De oprichting der nieuwe bisdommen in de Nederlanden onder Filips II 1559-1570 (Antwerpen-Utrecht 1950).

R. Doebner

Doebner, Richard (Hg.), UB der Stadt Hildesheim, Bde. 3-8 (Hildesheim 1887-1901).

S. M. zu Dohna

Dohna, Sophie Mathilde Gräfin zu, Die ständischen Verhält­ nisse am Domkapitel von Trier vom 16. bis zum 18. Jahrhun­ dert (Trier 1960).

K. Dola

Dola, Kazimierz, Wroclawska kapitula katedralna w XV w. [Das Breslauer Kathedral-Kapitel im 15. Jh.] (Lublin 1983).

E M. Dolinar

Dolinar, France Martin, Das Jesuitenkolleg in Laibach und die Residenz Pleterje 1597-1704 (Diss, theol. [PUG] Rom 1976).

E M. Dolinar-M. LiebmannH. Rumpler-L. Tavano

Dolinar, France M.-Liebmann, Maximilian-Rumpler, Helmut-Tavano, Luigi (Hg.), Katholische Reform und Gegenrefor­ mation in Innerösterreich 1564-1628 (Klagenfurt / CelovecWien-Ljubljana 1994).

Ph. Dollinger

Dollinger, Philippe (Hg.), Histoire de l’Alsace (Toulouse 1970).

Dom Speyer

Stamer, Ludwig (Hg.), 900 Jahre Speyerer Dom (Speyer 1961).

Dona Westfalica

Dona Westfalica. FS Georg Schreiber, hg. v. der Historischen Kommission Westfalen (Münster 1963).

H. Dopsch

Dopsch, Heinz, Friedrich III., das Wiener Konkordat und die Salzburger Hoheitsrechte über Gurk, in: MÖSA 34 (1981) 4588.

H. Dopsch-H. Spatzenegger

Dopsch, Heinz-Spatzenegger, Hans (Hg.), Geschichte Salz­ burgs. Stadt und Land 1/1 (Salzburg 1981), 1/2 (1983), II/I (1988), 11/2 (1991), 11/3 (1991), II/4 (1991).

L. Drehmann

Drehmann, Lorenz, Der Weihbischof Nikolaus Elgard. Eine Gestalt der Gegenreformation. Mit besonderer Berücksichti­ gung seiner Tätigkeit in Erfurt und auf dem Eichsfeld (157887) auf Grund seiner unveröffentlichten Briefe (1572-1585) (= EThSt 3) (Leipzig 1958).

L. G. Duggan

Duggan, Lawrence G., Bishop and Chapter. The Governance of the Bishopric of Speyer to 1552 (New Brunswick-New Jersey 1978).

J. Dygdala

Dygdata, Jerzy, Biskupi chehninscy i kujawscy doby potrydenckiej i ich rola w zyciu Prus Krölewskich (1569-1772) [Die Bi­ schöfe von Kulm und Kujawien der nachtridentinischen Zeit und ihre Rolle im Königlichen Polen], in: StP 16 (1985) 27-47.

W. Ebeling

Ebeling, Wilhelm, Die deutschen Bischöfe bis zum Ende des sechzehnten Jahrhunderts, Bd. 2 (Leipzig 1858).

W. Eberhard

Eberhard, Winfried, Konfessionsbildung und Stände in Böh­ men 1478-1530 (München-Wien 1981).

Ecclesia Militans

Ecclesia Militans. Studien zur Konzilien- und Reformationsge­ schichte. FS Remigius Bäumer, hg. v. Walter BrandmüllerHerbert Immenkötter-Erwin Iserloh, 2 Bde. (Paderborn u. a. 1988).

K. Eder

Eder, Karl, Studien zur Reformationsgeschichte Oberöster­ reichs I: Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung. Die kirchlichen, religiösen und politischen Verhältnisse in Öster­ reich ob der Enns 1490-1525 (Linz 1932); II: Glaubensspal­ tung und Landstände in Österreich ob der Enns 1525-1602 (Linz 1936).

XL

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur

I- Egger

Egger, Josef, Geschichte Tirols von den ältesten Zeiten bis in die Neuzeit, 3 Bde. (Innsbruck 1872-1880).

St. Ehses

Ehses, Stephan, Eine unbekannte Denkschrift des Wiener Bi­ schofs Johann Fabri an Papst Paul III. über das Konzil, in: RQ 25 (1911)11, 126-129.

A. Eichhorn, Bischofswahlen

Eichhorn, Anton, Geschichte der ermländischen Bischofswah­ len, in: ZGAE 1 (1860) 93-190, 269-383, 460-600.

A. Eichhorn, Weihbischöfe

Eichhorn, Anton, Die Weihbischöfe Ermlands, in: ZGAE 3 (1866) 139-165.

W. Eisele

Eisele, Willi, Kardinal Eitel Friedrich, Bischof von Osnabrück: Kleriker und Diplomat (1582-1625), in: ZHG 93 (1970) 9-36.

Ekklesia

Ekklesia. FS Matthias Wehr, dargebracht von der Theologi­ schen Fakultät Trier (Trier 1962).

Ch. d’Elvert, Beiträge

d’Elvert, Christian, Beiträge zur Geschichte der böhmischen Länder, insbesondere Mährens, im 17. Jahrhundert, Bd. IV (Brünn 1878).

Ch. d’Elvert, Clerus

d’Elvert, Christian, Zur Geschichte des katholischen Clerus in Mähren und Oesterreichisch-Schlesien (Brünn 1893).

Ch. d’Elvert, Erzbistum

d’Elvert, Christian, Zur Geschichte des Erzbistums Olmütz und insbesondere seines mehrhundertjährigen Kampfes mit den mährischen Ständen und der Staatsgewalt (Brünn 1895).

B. Emich

Emich, Birgit, „Als ob es ein new bapstum were ...“ Straßburg auf dem Weg zur Konfessionalisierung (1522-1549), in: FDA 113 (1993) 129-176.

Ermländische Diözesansynoden

Geschichte und Statuten der ermländischen Diözesansyno­ den, in: PDE 27 (1895) 64-69, 74-83, 86-94, 98-107, 113-119, 121-130; 28 (1896) 6f., 13-23, 31-35, 44f., 49-54, 59-63, 6671, 74-79.

S. P. Ernst

Ernst, Simon Pierre, Tableau historique et chronologique des suffragans de Liege (Liege 1806).

F. Falk

Falk, Franz, Die Literatur zur Geschichte der Mainzer Weihbi­ schöfe, in: ArZs NF 3 (1892) 284-297.

H. Fasching

Fasching, Heinz, Die Domkapiel von Wiener Neustadt (= Rechtsfragen in Kirche und Staat 3) (Graz 1987).

H. Faulenbach

Faulenbach, Heiner, (Hg.), Standfester Glaube. FS Johann Friederich Gerhard Goeters (Köln 1991).

W. Fauter

Fauter, Wilfried, Die Rechtsstellung der Marienkirche in Schwäbisch Gmünd bis Ausgang des Mittelalters (Diss. jur. Heidelberg 1956).

J. Feldkamm

Feldkamm, Jakob, Geschichtliche Nachrichten über Erfurter Weihbischöfe, in: MVGAE 21 (1900) 1-93.

M. F. Feldkamp, Weihbischöfe Feldkamp, Michael E, Die Weihbischöfe in Osnabrück, in: H. Stieglitz 16-29. M. F. Feldkamp, Amtsbezeichnung

Feldkamp, Michael E, Die Amtsbezeichnung des bischöfli­ chen Stellvertreters an der Kurie zu Osnabrück, in: H. Mordek 459-477.

J. Ficker

Ficker, Julius, Die Konfutation des Augsburgischen Bekennt­ nisses (Leipzig 1891).

K. A. Fink

Fink, Karl August, Römische Quellen zur neueren Konstanzer Bistumsgeschichte, in: FDA 60 (1932) 277-308.

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur

XLI

M. Fink-Lang

Fink-Lang, Monika, Untersuchungen zum Eichstätter Geistes­ leben im Zeitalter des Humanismus (Regensburg 1985).

J. Fischer

Fischer, Joseph (Hg.), Der Freisinger Dom. Beiträge zu seiner Geschichte. FS zum 1200jährigen Jubiläum der Translation des hl. Korbinian (Freising 1967).

K. Fischer

Fischer, Karl, Verwaltung und Hofhaltung unter dem Wiener Bischof Nausea (1541-1552) (Diss. Wien 1981).

W. Fischer

Fischer, Wilhelm, Personal- und Amtsdaten der Erzbischöfe von Salzburg (798-1519) (Diss. phil. Greifswald 1916).

H. Flachenecker

Flachenecker, Helmut, Eine geistliche Stadt. Eichstätt vom 13. bis zum 16. Jahrhundert (Regensburg 1988).

H. Foerster, Offizialat

Foerster, Hans, Die Organisation des erzbischöflichen Offi­ zialatsgerichtes zu Köln bis auf Hermann von Wied, in: ZSRG.K 11 (1921) 254-350.

H. Foerster, Schaumburg

Foerster, Hans, Reformbestrebungen Adolfs III. von Schaum­ burg (1547-56) in der Kölner Kirchenprovinz (= RGST 45/46) (Münster 1925).

J. Fontana u. a.

Fontana, Josef, u. a., Geschichte des Landes Tirol, 4 Bde. (Bo­ zen 1985-1988).

A. Forer

Forer, Albert, Die nachtridentinischen kirchlichen Verhält­ nisse in der Diözese Brixen von 1570-1613 im Spiegel der Vi­ sitationsprotokolle (Diss. phil. Innsbruck 1971).

H. Forst

Forst, Herrmann, Cardinal Eitel Friedrich von HohenzollernSigmaringen, Bischof von Osnabrück (+ 1625), in: MVGAH 27 (1893/1894) 116-131.

G. Fouquet, Domkapitel

Fouquet, Gerhard, Das Speyerer Domkapitel im späten Mittelalter (ca. 1350-1540). Adlige Freundschaft, fürstliche Patrona­ ge und päpstliche Klientel, 2 Tie. (= QAMRhKG 57) (Mainz 1987).

G. Fouquet, Reichskirche

Fouquet, Gerhard, Reichskirche und Adel, Ursachen und Me­ chanismen des Aufstiegs der Kraichgauer Niederadelsfamilie von Heimstatt im Speyerer Domkapitel zu Beginn des 15. Jahr­ hunderts, in: ZGO 129 (1981) 189-223.

C. d. Franceschi

Franceschi, Camillo de, Storia documentata della contea di Pisino. Istituzioni Ecclesiastiche, Parte settima: 11 vescovato di Pedena (= Atti e memorie della societä Istriana die archeologia e storia patria, vol. X, XI, XII della Nuova serie) (Venezia 1963) 303-347.

A. Franzen, Visitationsprotokolle

Franzen, August, Die Visitationsprotokolle der ersten nachtri­ dentinischen Visitation im Erzstift Köln unter Salentin von Isenburg im Jahre 1569 (= RGST 85) (Münster 1960).

A. Franzen, Wiederaufbau

Franzen, August, Der Wiederaufbau des kirchlichen Lebens im Erzbistum Köln unter Ferdinand von Bayern, Erzbischof von Köln, 1612-1650 (= RGST 69 / 71) (Münster 1941).

A. Fraustadt, Merseburg

Fraustadt, Albert, Die Einführung der Reformation im Hoch­ stift Merseburg (Leipzig 1831).

A. Fraustadt, Schönberg

Fraustadt, Albert, Geschichte des Geschlechtes von Schön­ berg, Bd. I (Leipzig 1869).

J. Freckmann

Freckmann, Johannes (Bearb.), Historia collegii Heiligenstadiensis I (1574-1685) (= GQSA, NR 8) (Magdeburg 1929).

XLII

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur

E X. Freninger

Freninger, Franz Xaver (Hg.), Das Matrikelbuch der Universitaet Ingolstadt-Landshut-München. Rectoren, Professoren, Doctoren 1472-1872; Candidaten 1772-1872 (München 1872).

Th. Freudenberger

Freudenberger, Theobald, Die Fürstbischöfe von Würzburg und das Konzil von Trient (= RGST 128) (Münster 1989).

H. Freytag, Beziehungen

Freytag, Hermann, Die Beziehungen der Universität Leipzig zu Preußen von ihrer Begründung bis zur Reformation 14091539, in: ZWGV 44 (1902) 1-58.

H. Freytag, Geschäftsträger

Freytag, Hermann, Die Geschäftsträger des Deutschen Ordens an der Römischen Kurie von 1309 bis 1525, in: ZWGV 49 (1907) 185-220.

W. Friedensburg

Friedensburg, Walter, Beiträge zum Briefwechsel der katholi­ schen Gelehrten Deutschlands im Reformationszeitalter VII: Friedrich Nausea, in: ZKG 20 (1900) 500-545; 21 (1901) 537594.

A. Frind, Bischöfe

Frind, Anton, Die Geschichte der Bischöfe und Erzbischöfe von Prag (Prag 1873).

A. Frind, Kirchengeschichte

Frind, Anton, Die Kirchengeschichte Böhmens, Bd. 4 (Prag 1878).

FS Höffner

P. Berglar-O. Engels (Hg.), Der Bischof in seiner Zeit. FS Jo­ seph Kardinal Höffner (Köln 1986).

FS Loidl

FS Franz Loidl, Bd. 1-2, hg. v. Viktor Flieder (Wien 1970), Bd. 3, hg. v. Elisabeth Kovacs (Wien 1971).

FS Meuthen

J. v. Helmrath-H. Müller-H. Wolff (Hg.), Studien zum 15. Jahr­ hundert. FS Erich Meuthen I (München 1994).

N. Fuchs

Fuchs, Norbert, Die Wahlkapitulationen der Fürstbischöfe von Regensburg, in: VHVOPf 101 (1961) 5-109.

J. Gebauer

Gebauer, Johannes, Geschichte der Stadt Hildesheim, 2 Bde. (Hildesheim-Leipzig 1922 /1924).

A. R. Gebser

Gebser, August Rudolf, Geschichte der Domkirche zu Königs­ berg und des Bistums Samland (Königsberg 1835).

J. Gelmi, Bischöfe

Gelmi, Josef, Die Brixner Bischöfe in der Geschichte Tirols (Bozen 1984).

J. Gelmi, Weihbischöfe

Gelmi, Josef, Die Brixner Weihbischöfe vom Ende des 15. bis zum Ende des 17. Jahrhunderts, in: Schiern 68 (1994) 187206.

Geschichte am Obermain

Geschichte am Obermain, hg. vom Colloquium Historicum Wirsbergense 1 (Lichtenfels 1963 /1964) ff.

E Gess

Gess, Felician (Hg.), Akten und Briefe zur Kirchenpolitik Her­ zog Georgs von Sachsen I (1517-1524); II (1525-1527) (Leipzig 1905/1917, ND ebd. 1985).

A. Girardot

Girardot, Alain (Hg.), Histoire de Verdun (Toulouse 1982).

J. Gisler

Gisler, Johannes, Die Stellung der acht alten Orte zum Kon­ stanzer Bistumsstreit, 1474-1480 (Freiburg/Schw. 1956).

H. Glaser

Glaser, Hubert (Hg.), Hochstift Freising. Beiträge zu seiner Be­ sitzgeschichte (= SHVF 32) (München 1990).

H. Göhler

Göhler, Hermann, Das Wiener Kollegiat-, nachmals Domkapi­ tel zum hl. Stephanus in seiner persönlichen Zusammenset­ zung in den ersten zwei Jahrhunderten seines Bestehens 1365-1554 (Diss. phil. Wien 1932).

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur

XLIII

E. Göller

Göller, Emil, Sixtus IV. und der Konstanzer Bistumsstreit, in: FDA 52 (1924) 1-60.

J. E G. Goeters

Goeters, J. E Gerhard, Der katholische Hermann von Wied, in: MEKGR35 (1986) 1-17.

M. Golia

Golia, Modest, Regeste skofijskega arhiva v Ljubljani [Rege­ sten des Bistumsarchivs Laibach], 2 Bde. (Ljubljana 19561957).

B. Gondorf

Gondorf, Bernhard, Verwandtschaftliche Beziehungen der Erzbischöfe und Kurfürsten zueinander, in: ASF 51 (1985) 208-211, 298-310.

K. Gorski

Gorski, Karol, Lukasz Watzenrode. Zycie i dzialalnosc polityczna 1447-1512 [Lukas Watzenrode. Leben und politische Tätigkeit] (= Studia Copernicana 10) (Wroclaw 1973).

J. Gottschalk

Gottschalk, Joseph, Die Grabstätten der Breslauer Bischöfe, in: ASKG 37 (1979) 185-214.

K. Graebert

Graebert, Karl, Erasmus von Manteuffel, der letzte katholi­ sche Bischof von Kammin (1521-1544) (Berlin 1903).

I. Grah

Grah, Ivan, Izvjestaji picanskih biskupa svetoj stolici [Die Sta­ tusrelationen der Bischöfe von Pedena], in: CCP 4 (1980) 1-25.

Ph.-A. Grandidier

Grandidier, Philipp-Andre, Oeuvres historiques inedites, Bd. IV (Colmar 1866).

Ch. Grebner

Grebner, Christian, Kaspar Gropper (1514 bis 1594) und Niko­ laus Elgard (ca. 1538 bis 1587). Biographie und Reformtätig­ keit (= RGST 121) (Münster 1987).

K. Gröber

Gröber, Konrad, Geschichte des Jesuitenkollegs und -gymna­ siums in Konstanz (Konstanz 1904).

W. J. Grosse-Kracht

Grosse-Kracht, Wilhelm Josef, Das Bistum Osnabrück unter der Einwirkung der Trienter Konzilsbeschlüsse bis zur Großen Synode vom Jahre 1628 (Diss. theol. Freiburg 1944).

O. Grotefend

Grotefend, Otto, Die Siegel der Bischöfe von Kammin und ih­ res Domkapitels, in: BSt NF 26 (1924) 191-234.

J. Gruden

Gruden, Josip, Zgodovina slovenskega naroda [Geschichte des slowenischen Volkes] (Celovec 1910).

S. Grüter

Grüter, Sebastian, Der Anteil der katholischen und protestan­ tischen Orte der Eidgenossenschaft an den religiösen und poli­ tischen Kämpfen im Wallis während der Jahre 1600-1613 (Diss. phil. Freiburg 1897).

V. E de Gudenus

Gudenus, Valentin Ferdinand de (Bearb.), Codex diplomaticus anecdotorum, 5 Tie. (Frankfurt-Leipzig 1743-1768).

J. Güntner

Güntner, Johann, Die Pröpste, Dekane und Kanoniker des Kollegiatsstiftes St. Johann zu Regensburg, in: St. Johann in Re­ gensburg. Vom Augustinerchorherrenstift zum Kollegiatstift 1127 /1290/1990, hg. v. Paul Mai (München-Zürich 1990) 29137.

W. v. Gulik

Gulik, Wilhelm van, Johannes Gropper (1503 bis 1559) (= Er­ läuterungen und Ergänzungen zu Janssens Geschichte des deutschen Volkes 5, 1-2) (Freiburg/Br. 1906).

E. v. Guttenberg

Guttenberg, Erich Freiherr von, Das Bistum Bamberg. Erster Teil (= GermSac II /1.1) (Berlin 1937).

A. Haas

Haas, Adolf, Dr. Johannes von Roth, Bischof von Lavant 14681482, in: Carinthia I, 157 (1967) 570-577.

XLIV

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur

A. Haemmerle, Chorherrenstifte

Haemmerle, Albert, Die Kanoniker der Chorherrenstifte St. Moritz, St. Peter und St. Gertraud in Augsburg bis zur Säkula­ risation (als Ms. gedruckt, Augsburg 1938).

A. Haemmerle, Domstift

Haemmerle, Albert, Die Canoniker des hohen Domstifts zu Augsburg bis zur Säcularisation (o. 0. 1935).

Ch. Haeutle

Haeutle, Christian, Genealogie des erlauchten Stammhauses Wittelsbach von dessen Wiedereinsetzung in das Herzogthum Bayern (11. September 1180) bis herab auf unsere Tage (Mün­ chen 1870).

F. Haffner

Haffner, Franz, Die Weihbischöfe von Speyer, in: Pilger 121 (1971) 703, 727.

K. Hahn, Limburg

Hahn, Karl, Die katholische Kirche in Straßburg unter dem Bi­ schof E. von Limburg (Frankfurt 1941).

K. Hahn, Manderscheid

Hahn, Karl, Die kirchlichen Reformbestrebungen des Straß­ burger Bischofs Johann von Manderscheid (Straßburg 1913).

L.-E. Halkin

Halkin, Leon-Ernest, Histoire religieuse des regnes de Cor­ neille de Berghes et de Georges d’Autriche (Liege-Paris 1936).

Handbuch Köln

Handbuch des Erzbistums Köln (Köln 261966).

Handbuch Münster (1946)

Börsting, Heinrich-Schröer, Alois (Bearb.), Handbuch des Bi­ stums Münster I (Münster 1946).

Handbuch Münster (1993)

Thissen, Werner (Hg.), Das Bistum Münster, 3 Bde. (Münster 1993), hier: Bd. I (= Schröer, Alois, Die Bischöfe von Münster).

Handbuch Trier

Handbuch des Bistums Trier (Trier, 201952).

J. Hansen, Informativprocess

Hansen, Josef, Der Informativprocess de vita et moribus des Kölner Erzbischofs Gerhard Truchsess, in: MStAK 20 (1891) 39-66.

J. Hansen, Westfalen

Hansen, Joseph, Westfalen und Rheinland im 15. Jahrhundert, 2 Bde. (Leipzig 1888 /1890).

M. Hansiz

Hansiz, Marcus, Germania sacra. T. 1: Metropolis Lauriacensis cum Episcopatu Pataviensi chronologice proposita (Augsburg 1727).

H.-B. Harder-H. Rothe

Harder, Hans-Bernd-Rothe, Hans (Hg.), Studien zum Huma­ nismus in den böhmischen Ländern (Köln-Wien 1988).

K. Harms

Harms, Klaus, Das Domkapitel zu Schleswig von seinen An­ fängen bis zum Jahre 1542 (= SVSHKG 1/7) (Flensburg 1914).

P. Harsin, Etudes critiques

Harsin, Paul, Etudes critiques sur l’histoire de la principaute de Liege 1477-1795, 3 Bde. (Liege 1955-1959): I (1957), II (1955), III (1959).

P. Harsin, Neutralite liegioise

Harsin, Paul, Les origines diplomatiques de la neutralite lie­ gioise (1477-1492), in: RBPH 5 (1926) 423-452.

St. Hartmann

Hartmann, Stefan (Bearb.), Herzog Albrecht von Preußen und das Bistum Ermland (1525-1550). Regesten aus dem Herzogli­ chen Briefarchiv und den Ostpreußischen Folianten (= Veröf­ fentlichungen aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz 31) (Köln-Weimar-Wien 1991).

K. Hausberger, Geschichte

Hausberger, Karl, Geschichte des Bistums Regensburg, 2 Bde. (Regensburg 1991).

K. Hausberger, Grablegen

Hausberger, Karl, Die Grablegen der Bischöfe von Regensburg, in: BGBR 10 (1976) 365-383.

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur

XLV

W.-D. Hauschild

Hauschild, Wolf-Dieter, Kirchengeschichte Lübecks. Christen­ tum und Bürgertum in neun Jahrhunderten (Lübeck 1981).

P. Haußmann

Haußmann, Peter, Die Politik der Grafen von Württemberg im Konstanzer Schisma der Jahre 1474-1480, in: Mittel und Wege früher Verfassungspolitik. Kleine Schriften, hg. v. Josef Engel (Stuttgart 1979) 320-355.

W. Hauthaler-J. Stainhauser

Hauthaler, Willibald (Hg.)-Stainhauser, Joseph, Das Leben, Regierung und Wandel des Hochwürdigsten in Gott Fürsten und Herrn Wolff Dietrichen, gewesten Erzbischoven zu Salz­ burg etc., in: MGSL 13 (1873) 3-140.

M. Heim

Heim, Manfred, Bischof und Archidiakon. Geistliche Kompe­ tenzen im Bistum Chiemsee (1215-1817) (= MThS.H 32) (St. Ottilien 1992).

K. J. Heinisch

Heinisch, Klaus J., Kölner Weihbischöfe aus dem Orden der Minderbrüder, in: RhFr 12 (1941) 30-37.

R. R. Heinisch

Heinisch, Reinhard Rudolf, Die bischöflichen Wahlkapitula­ tionen im Erzstift Salzburg 1514-1688 (= Fontes rerum Au­ striacarum 11/82) (Wien 1977).

G. Helwich

Helwich, Georg, (Mainz 1615).

K. Hengst

Hengst, Karl, Kirchliche Reformen im Fürstbistum Paderborn unter Dietrich von Fürstenberg (1585-1618) (= PaThSt 2) (München-Paderborn-Wien 1974).

K. Henkel

Henkel, Karl (Bearb.), Handbuch der Diözese Hildesheim, Bd. 1 (Hildesheim 1917).

A. Hensen

Hensen, Antonius Hubertus Leonardus, De twee eerste bisschoppen van Haarlem in de zestiende eeuw (Hilversum 1927). Anmerkungen nur in den Teilaufsätzen in: BBH 23, 26, 27, 28, 33, 35, 36, 42.

B. Herrmann

Herrmann, Bruno, Die Herrschaft des Hochstifts Naumburg an der mittleren Elbe (Köln-Wien 1970) 196-206.

E Herrmann

Herrmann, Fritz, Die evangelische Bewegung zu Mainz im Re­ formationszeitalter (Mainz 1907).

H. Heyden

Heyden, Hellmuth, Kirchengeschichte Pommerns, 2 Bde. (Köln-Braunfels 21957).

A. Hilz

Hilz, Anneliese, Die Minderbrüder von St. Salvator in Regens­ burg 1226-1810 (= BGBR 25) (Regensburg 1991).

E Hipler, Abriß

Hipler, Franz, Abriß der ermländischen Literaturgeschichte nebst dem Spicilegium Copernicanum (= Bibliotheca Warmiensis oder Literaturgeschichte des Bistums Ermland, 1. Abt., Bd. 1) (Braunsberg 1872).

E Hipler, Constitutiones

Constitutiones synodales Warmienses, Sambienses, Pomesanienses, Cuimenses necnon provinciales Rigenses, recensuit Franciscus Hipler (Brunsbergae 1899).

E Hipler, Grabstätten

Hipler, Franz, Die Grabstätten der ermländischen Bischöfe, in: ZGAE 6 (1878) 281-362.

E Hipler, Lehre

Hipler, Franz, Christliche Lehre und Erziehung im Ermland und im preußischen Ordensstaate während des Mittelalters, in: ZGAE 6 (1878) 81-183.

Wormatiensium

Annalium

Prodromus

XLVI

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur

E Hipler, Spicilegium

Hipler, Franz (Hg.), Spicilegium Copernicanum. FS des Histo­ rischen Vereins für Ermland zum 400. Geburtstage des ermlän­ dischen Domherrn Nikolaus Kopernikus (= Bibliotheca Warmiensis oder Literaturgeschichte Ermlands II /1) (Braunsberg 1873).

Histoire de Wallonie

Histoire de Wallonie. Publiee sous la direction de Leopold Genicot (Toulouse 1973).

Historia dyplomacji

Historia dyplomacji polskiej [Geschichte der polnischen Di­ plomatie], hg. v. Marian Biskup, 3 Bde. (Warszawa 19801982).

I. Hlobil-E. Petru

Hlobil, Ivo-Petrü, Eduard, Humanismus a ranä renesance na Morave [Humanismus und frühe Renaissance in Mähren] (Praha 1992).

H. Hoberg

Hoberg, Hermann, Das Konzil von Trient und die Osnabrücker Synodaldekrete des 17. Jahrhunderts, in: G. Schreiber II, 311386.

E. Hoffmann

Hoffmann, Ernst, Naumburg a. S. im Zeitalter der Reformati­ on. Ein Beitrag zur Geschichte der Stadt und des Bistums (Leipzig 1901).

H. Hoffmann, Alumnat

Hoffmann, Hermann, Die Geschichte des Breslauer Alumnats. Ein Beitrag zur Geschichte der Priesterausbildung in Schlesi­ en (Breslau 1935).

H. Hoffman, Dom Breslau

Der Dom zu Breslau. Eine Führung von Hermann Hoffmann, mit einer Darstellung des Dominnern von Paul Meyer-Speer (= Führer zu schlesischen Kirchen 10) (Breslau 1934).

H. Hoffmann-K. Engelbert

Hoffmann, Hermann-Engelbert, Kurt, Aufzeichnungen des Breslauer Domherrn Stanislaus Sauer (+ 1535) über den Bi­ schof Johannes Turzo (1506-1520), in: ASKG 14 (1956) 105140.

R. Holbach

Holbach, Rudolf, Stiftsgeistlichkeit im Spannungsfeld von Kirche und Welt. Studien zur Geschichte des Trierer Domkapi­ tels und Domklerus im Mittelalter (= THF 2) (Trier 1982).

K. Holl

Holl, Konstantin, Fürstbischof Jakob Fugger von Konstanz (1604-1626). Die katholische Reform der Diözese im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts (= SCSF 1) (Freiburg/Br. 1898).

M. Hollmann

Hollmann, Michael, Das Mainzer Domkapitel im späten Mit­ telalter (1306-1476) (= QAMRhKG 64) (Mainz 1990).

P. Holt

Holt, Paul, Beitrag zur Kirchengeschichte Kurkölns im 16. Jahrhundert, in: JKGV 18 (1936) 111-143.

J. N. v. Hontheim

Hontheim, Johann Nikolaus von, Historia Trevirensis diplomatica et pragmatica, Tom. II/III (Augustae Vindelicorum et Herbipoli 1750).

H. Hoogeweg

Hoogeweg, Hermann, Die Stifter und Klöster der Provinz Pom­ mern (Stettin 1924).

B. M. Hoppe

Hoppe, Bernhard M., In den Stürmen der Reformation. Die Re­ gierung Bischof Philipps Pfalzgrafen bei Rhein (1499-1541), in: G. Schwaiger, Freising 54-92.

W. Hotzelt

Hotzelt, Wilhelm, Veit II. von Würtzburg, Fürstbischof von Bamberg 1561-1577 (Freiburg 1918).

E Hrejsa, Ceskä konfesse

Hrejsa, Ferdinand, Ceskä konfesse, jejf vznik, podstata a dejiny [Die Confessio Bohemica, ihre Entstehung, ihr Wesen und ihre Geschichte] (Prag 1912).

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur

XLVII

E Hrejsa, Dejiny

Hrejsa, Ferdinand, Dejiny krestanstvf v Ceskoslovensku [Die Geschichte des Christentums in der Tschechoslowakei], 5 Bde. (Praha 1947-1948).

I. Hubay

Hubay, Ilona, Incunabula Eichstätter Bibliotheken (Wiesbaden 1968).

B. Huemer

Huemer, Blasius, Stainhausers Biographie der Salzburger Erz­ bischöfe Michael und Georg von Kuenburg, in: MGSL 53 (1913) 69-85.

E Hundsnurscher

Hundsnurscher, Franz, Die finanziellen Grundlagen für die Ausbildung des Weltklerus im Fürstbistum Konstanz vom Tridentinischen Konzil bis zur Säkularisation mit einem Aus­ blick auf die übrigen nachtridentinischen Bistümer Deutsch­ lands (Diss. theol. Freiburg 1968).

H. Hurter

Hurter, Hugo, Nomenclator literarius (recentioris) theologiae catholicae, theologos exhibens aetate, natione, disciplinis distinctos, 5 Bde., 1 (Innsbruck 1872)-3 / 5 (1885), 31 (1903)-5 / 2 (1913) [= New York 1962].

E Hutz

Hutz, Ferdinand, Die Weiheregister der Seckauer Bischöfe vor der Reformation 1425-1507 (= Quellen zur geschichtlichen Landeskunde der Steiermark 9) (Graz 1988).

E. Illigens

Illigens, Everhard, Geschichte der Lübeckischen Kirche von 1530 bis 1896 (1896).

E. Iserloh

Iserloh, Erwin (Hg.), Katholische Theologen der Reformations­ zeit I-V (= KLK 44-48) (Münster 1984-1988).

H. Issle

Issle, Hermann, Das Stift St. German vor Speyer (= QAMRhKG 20) (Mainz 1974).

L. Jadin

Jadin, Louis, Proces d’information pour la nomination des eveques et abbes des Pays-Bas, de Liege et de Franche-Comte d’apres les Archives de la Congregation consistoriale, in: BIHBR 8 (1928) 1-263; 9 (1929) 1-321.

E Jänner

Jänner, Ferdinand, Geschichte der Bischöfe von Regensburg, 3 Bde. (Regensburg 1883-1886).

W. Janssen, Bischof

Janssen, Wilhelm, Der Bischof, Reichsfürst und Landesherr, in: FS Höffner, 185-244.

W. Janssen, Köln

Janssen, Wilhelm, Das Erzbistum Köln im späten Mittelalter (1191-1515) I (= Geschichte des Erzbistums Köln, hg. v. Eduard Hegel, II/1) (Köln 1995).

W. Janssen, Ruprecht

Janssen, Wilhelm, Der Verzicht des Erzbischofs Ruprecht von der Pfalz auf das Erzbistum Köln um die Jahreswende 1478/ 1479, in: H. Vollrath-St. Weinfurter (Hg.), Köln. Stadt und Bi­ stum in Reich und Kirche des Mittelalters. FS Odilo Engels (Köln-Weimar-Wien 1993) 659-700.

H. Jedin, Bischofswahlen

Jedin, Hubert, Die Krone Böhmen und die Breslauer Bischofs­ wahlen 1468-1732, in: ASKG 4 (1939) 165-208.

H. Jedin, Trient

Jedin, Hubert, Geschichte des Konzils von Trient, 4 Bde. (Freiburg 1949, 1957, 1970, 1975).

E Jürgensmeier, Albrecht

Jürgensmeier, Friedhelm (Hg.), Erzbischof Albrecht von Bran­ denburg (1490-1545). Ein Kirchen- und Reichsfürst der Frü­ hen Neuzeit (= BMKG 3) (Frankfurt 1991).

E Jürgensmeier, Kurmainz

Jürgensmeier, Friedhelm, Kurmainz, in: A. Schindling-W. Ziegler IV, 60-97.

XLVIII

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur

F. Jürgensmeier, Mainz

Jürgensmeier, Friedhelm, Das Bistum Mainz. Von der Römer­ zeit bis zum II. Vatikanischen Konzil (= BMKG 2) (Frankfurt 21989).

E. Joachim-W. Hubatsch

Joachim, Erich (Bearb.)-Hubatsch, Walther (Hg.), Regesta historico-diplomatico Ordinis S. Mariae Theutonicorum 11981525,1: Index Tabularii Ordinis S. Mariae Theutonicorum. Re­ gesten zum Ordensbriefarchiv - 1/1: 1198-1454 (Göttingen 1948), 1/2: 1455-1510 (1950), 1/3: 1511-1525, Reg. (1973); II: Regesta Privilegiorum Ordinis S. Mariae Theutonicorum. Re­ gesten der Pergament-Urkunden aus der Zeit des Deutschen Ordens (1948); III: Reg. zu I u. II (1965).

G. C. Joannis

Joannis, Georg Christian, Scriptores rerum Moguntiacarum, 3 Bde. (Frankfurt 1721-1727).

J. Jungnitz, Germaniker

Jungnitz, Joseph, Die Breslauer Germaniker (Breslau 1906).

J. Jungnitz, Weihbischöfe

Jungnitz, Joseph, Die Breslauer Weihbischöfe (Breslau 1914).

Jura

Andre Bandelier u. a., Nouvelle histoire du Jura (Porrentruy 1984).

O. Kähler

Kähler, Otto, Zur Geschichte des Bistums und Doms zu Ratze­ burg, in: ZGSHG 74 / 75 (Neumünster 1951) 244-275.

B. Kaff

Kaff, Brigitte, Volksreligion und Landeskirche. Die evangeli­ sche Bewegung im bayerischen Teil der Diözese Passau (Mün­ chen 1977).

C. van Kalveen

Kalveen, Cornelius van, Het bestuur van bisschop en Staten in het Nedersticht, Oversticht en Drenthe, 1483-1520 (Utrecht 1974).

R. Kampichler

Kampichler, Rudolf, Studien über die Beziehungen der Bi­ schöfe von Wiener Neustadt zur Stadtverwaltung (Diss. phil. Wien 1980).

G.-H. Karnowka

Karnowka, Georg-Hubertus, Breviarium Passaviense. Das Pas­ sauer Brevier im Mittelalter und die Breviere der altbayeri­ schen Kirchenprovinz (St. Ottilien 1983).

Katalog biskupü

Katalog moravskych biskupü, arcibiskupü a kapitul stare i nove doby [Katalog der mährischen Bischöfe, Erzbischöfe und Kapitel der alten und neuen Zeit], hg. v. Bohumil Zlämal (Olomouc 1977).

W. Kausch

Kausch, Winfried, Geschichte der theologischen Fakultät In­ golstadt im 15. und 16. Jahrhundert (1472-1605) (= Ludovica Maximilianea, Forschungen 9) (Berlin 1977).

KDB Augsburg

Die Kunstdenkmäler von Bayern, NF 1: Der Dom zu Augsburg, bearb. v. Denis Andre Chevalley (München 1995).

KDB Regensburg

Die Kunstdenkmälerr von Bayern, Regierungsbezirk Oberpfalz 13: Stadt Regensburg, bearb. v. Felix Mader (München 1933).

I. E Keiblinger

Keiblinger, Ignaz Franz, Beiträge zur Reihenfolge der Weihbi­ schöfe von Passau, in: Hippolytus. Archiv für Diözesan­ geschichte St. Pölten 7 (St. Pölten 1864) 1-126.

L. Keller

Keller, Ludwig, Die Gegenreformation in Westfalen und am Niederrhein I-III (= PPSA 9, 33, 62) (Stuttgart 1881, 1887, 1895, ND Osnabrück 1965).

G. Kentenich

Kentenich, Gottfried, Geschichte der Stadt Trier (Trier 1915).

J. Kettner

Kettner, Jin, Dejiny prazske arcidieceze v datech [Die Ge­ schichte der Erzdiözese Prag in Daten] (Praha 1993).

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur

XLIX

H. Keussen

Keussen, Hermann, Die alte Universität Köln (= VKGV 10) (Köln 1934).

J. Kindler von Knobloch

Kindler von Knobloch, Julius (Bearb.), Oberbadisches Geschlechterbuch, 3 Bde. (Heidelberg 1894-1906).

D. Kinzel

Kinzel, Dorothea, Ein Beitrag zur geschichtlichen Forschung über das Bistum Wien zur Zeit der Reformation (Diss. phil. Wien 1948).

W. Kisky

Kisky, Wilhelm, Die Domkapitel der geistlichen Kurfürsten (Weimar 1906).

M. Kissener

Kissener, Michael, Ständemacht und Kirchenreform. Bischöf­ liche Wahlkapitulationen im Nordwesten des Alten Reiches (= RSWV 67) (Paderborn u. a. 1993).

J. Kist, Bamberg

Kist, Johann, Fürst- und Erzbistum Bamberg. Leitfaden durch ihre Geschichte von 1007-1960 (Bamberg 31962).

J. Kist, Matrikel

Kist, Johann, Die Matrikel der Geistlichkeit des Bistums Bam­ berg 1400-1556. Zusammengestellt und mit biographischen Angaben versehen (Würzburg 1965).

E. Kleineidam

Kleineidam, Erich, Universitas Studii Erffordiensis. Überblick über die Geschichte der Universität Erfurt. Teil I: Spätmittelal­ ter 1392-1460 (= EThSt 14) (Leipzig 1964, 21985); Teil II: 1460-1521 (= EThSt 22) (Leipzig 1969, 21992); Teil III: Die Zeit der Reformation und Gegenreformation 1521-1632 (= EThSt 42) (Leipzig 1980, 21983).

G. C. Knod

Knod, Gustav Carl (Bearb.), Deutsche Studenten in Bologna (1289-1562) (o. O. 1899).

F. A. Koch

Koch, Friedrich August, Die Erfurter Weihbischöfe. Ein Bei­ trag zur thüringischen Kirchengeschichte, in: ZVThG 6 (1865) 33-126.

J. Köhler

Köhler, Joachim, Das Ringen um die tridentinische Erneue­ rung im Bistum Breslau. Vom Abschluß des Konzils bis zur Schlacht am Weißen Berg 1564-1620 (= FQKGO 12) (KölnWien 1973).

E Köster

Köster, Felix, Beiträge zur Reformationsgeschichte Naumburgs von 1525 bis 1545. Gesammelt aus Urkunden und Original­ briefen des städtischen Archivs, in: ZKG 22 (1901) 145-159, 278-330.

W. Kohl, Geschichte

Kohl, Wilhelm (Hg.), Westfälische Geschichte 1: Von den An­ fängen bis zum Ende des alten Reiches (Düsseldorf 1983).

W. Kohl, Glaubenskämpfe

Kohl, Wilhelm, Das Zeitalter der Glaubenskämpfe (15171618), in: Ders., Geschichte 469-535.

W. Kohl, Domstift

Kohl, Wilhelm, Das Domstift St. Paulus zu Münster, 3 Bde. (= GermSac NF 17, 1-3: Das Bistum Münster 4, 1-3) (Berlin-New York 1982-1989).

J. Kolberg

Kolberg, Joseph, Ermland im Kriege des Jahres 1520, in: ZGAE 15 (1905) 209-390, 481-578.

E Kop-V. BartünekA. Novotny

Kop, Frantisek-Bartünek, Vaclav-Novotny, Antonin, Praha sest set let cirkevni metropoli [Prag. 600 Jahre kirchliche Me­ tropole] (Praha 1944).

J. Kopallik

Kopallik, Josef, Regesten zur Geschichte der Erzdiözese Wien. Bd. 2: Regesten zur Geschichte der Bischöfe und Erzbischöfe Wiens (Wien 1894).

4 Lexikon

L

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur

K. Kosel

Kosel, Karl, Der Augsburger Domkreuzgang und seine Denk­ mäler (Sigmaringen 1991).

E Kovacic

Kovacic, Franc, Zgodovina lavantinske skofije 1228-1928 [Geschichte des Bistums Lavant 1228-1929] (Maribor 1928).

J. Krasenbrink

Krasenbrink, Josef, Die Congregatio Germanica und die katho­ lische Reform in Deutschland nach dem Tridentinum (= RGST 105) (Münster 1972).

E X. Kraus

Kraus, Franz Xaver (Bearb.), Die Kunstdenkmäler des Kreises Konstanz (= Die Kunstdenkmäler des Großherzogthums Baden 1) (Freiburg/Br. 1887).

M. Krebs

Krebs, Manfred (Bearb.), Die Protokolle des Konstanzer Dom­ kapitels, 7 Lfg.en, in: ZGO 100 (1952) 128-257; ZGO 101 (1953) 74-156; ZGO 102 (1954) 274-318; ZGO 103 (1955) Beih.; ZGO 104 (1956) Beih.; ZGO 106 (1958) Beih.; ZGO 107 (1959) Beih.

G. Kreß

Kreß, Gertrude, Die kirchlichen Pfründenverleihungen Ferdi­ nands I. innerhalb der Grenzen des gegenwärtigen österreichi­ schen Staates (Diss. phil. Wien 1953).

L. H. Krick, Domstift

Krick, Ludwig Heinrich, Das ehemalige Domstift Passau und die ehemaligen Kollegiatstifte des Bistums Passau. Chronolo­ gische Reihenfolge ihrer Mitglieder von der Gründung der Stifte bis zu ihrer Aufhebung (Passau 1922).

L. H. Krick, Stammtafeln

Krick, Ludwig Heinrich, 212 Stammtafeln adeliger Familien, denen geistliche Würdenträger des Bistums Passau entspros­ sen sind, mit Einbeziehung der geistlichen Würdenträger an­ derer Bistümer (Passau 1924).

N. Krottenschmidt

Krottenschmidt, Nikolaus, Naumburger Annalen vom Jahre 1305 bis 1547, hg. v. Felix Köster (Naumburg 1891).

G. Krüger

Krüger, Georg, Das Land Ratzeburg (= Kunst- und Geschichts­ denkmäler des Freistaates Mecklenburg-Strelitz II) (Neu­ brandenburg 1934).

A. Krummendiek

Krummendiek, Albert, Chronica episcoporum Lubecensium et continuatio chronicae anonymi, in: H. Meibom (Hg.), Rerum Germanicarum, T. 2 (Helmstedt 1688) 393-410.

H.-W. Krumwiede

Krumwiede, Hans-Walter, Kirchengeschichte. Geschichte der evangelischen Kirche von der Reformation bis 1803, in: H. Pat­ ze 1-259.

B. Krusch

Krusch, Bruno, Die Wahlen protestantischer Bischöfe von Os­ nabrück vor dem westfälischen Frieden, in: OM 33 (1908) 217-274.

E. Kuenburg

Kuenburg, Erich, Die Familie Kuenburg im Lungau und Salz­ burg, in: MGSL 102 (1962) 51-76.

A. Kunzelmann

Kunzelmann, Adalbero, Geschichte der deutschen Augusti­ ner-Eremiten, 7 Tie. (Würzburg 1969/1976).

E. Kuphal

Kuphal, Erich (Hg.), Der Dom zu Köln (= VKGV 5) (Köln 1930).

G. Kurth

Kurth, Godefroid, La eite de Liege au moyen äge, Bd. 3 (Bru­ xelles 1910).

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur

LI

St. Kwiatkowski

Kwiatkowski, Stefan, Klimat religijny w diecezji pomezariskiej u schylku i w pierwszych dziesi^cioleciach XV wieku [Das religiöse Klima in der Diözese Pomesanien an der Wende des 14. u. in den ersten Jahrzehnten des 15. Jh.s] (= Roczniki Towarzystwa Naukowego w Toruniu 84,1) (Torun 1990).

K. Lackenbauer

Lackenbauer, Karl, Der Kampf der Stadt Salzburg gegen die Erzbischöfe 1481-1524 (Diss. phil. Salzburg 1973).

Ch. Lager

Lager, Christian, Johann II. von Baden, Erzbischof und Kur­ fürst von Trier (= Trierisches Archiv. Erg. Heft 4) (Trier 1904).

A. Landersdorfer

Landersdorfer, Anton, Das Bistum Freising in der bayerischen Visitation des Jahres 1560 (= MThS.H 26) (St. Ottilien 1986).

A. Lang, Anima

Lang, Alois, Studien zum Bruderschaftsbuch und zu den älte­ sten Rechnungsbüchern der Anima in Rom. 2. Teil der Festga­ be zu ihrem 500jährigen Bestehen, in: Franz Nagl-Alois Lang, Mittheilungen aus dem Archiv des deutschen Nationalhospi­ zes S. Maria dell’ Anima in Rom. FS zu dessen 500jährigem Jubiläum (= RQ.S 12) (Rom 1899) 89-156.

A. Lang, Lehen Seckau

Lang, Alois, Die Lehen des Bistums Seckau (= Veröffentli­ chungen der Historischen Landeskommission für Steiermark 29) (Graz 1931).

P. Lange

Lange, Paul, Chronik des Bistums Naumburg und seiner Bi­ schöfe, hg. v. Felix Köster (Naumburg 1891).

E Lascombes

Lascombes, Francois, Chronik der Stadt Luxemburg 14441684 (Luxemburg 1976).

H. Lassmann

Lassmann, Hans, Die Testamente der Bamberger Fürstbischöfe von Albrecht Graf von Wertheim bis Johann Gottfried von Aschhausen (1398-1622), in: BHVB 108 (1972) 203-362; Reg.

A. Layer

Layer, Adolf, Musikpflege am Hofe der Fürstbischöfe von Augsburg in der Renaissancezeit, in: JVABG 10 (1976) 199211.

Lebensbilder Franken

Fränkische Lebensbilder. NF der Lebensläufe aus Franken, hg. v. Gerhard Pfeiffer, 1 (Würzburg 1967)-6 (1975), 7 (Neustadt/ Aisch 1977) ff. [unregelmäßig].

Lebensbilder Niedersachsen

Otto Heinrich May u. a. (Hg.), Niedersächsische Lebensbilder 1 (Hildesheim-Leipzig 1939) ff. [unregelmäßig].

Lebensbilder Schwaben

Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben, hg. v. Götz von Pölnitz 1 (München 1952) ff. [unregelmäßig].

O. Lechleitner

Lechleitner, Oskar, Der Kampf um die Rechtskraft der deut­ schen Konkordate im Bistum Trient, in: ZFTV 57 (1913) 1132.

A. Leidl, Bischöfe

Leidl, August, Die Bischöfe von Passau (739-1968) in Kurzbio­ graphien (Passau 21978).

A. Leidl, Bistumsgeschichte

Leidl, August, Kleine Passauer Bistumsgeschichte (Passau 21989).

A. Leidl, Dom

Leidl, August, Der Passauer Dom. FS zur Vollendung der er­ sten Gesamtrenovierung seit dem barocken Wiederaufbau (Passau 1980).

A. Leidl, Reformation

Leidl, August, Reformation, katholische Reform und Gegenre­ formation im Bistum Passau, in: Ders. (Hg.), 1250 Jahre Bi­ stum Passau 739-1989. Symposion des Instituts für Ostbairi­ sche Heimatforschung der Universität Passau anläßlich des 1250jährigen Bistumsjubiläums 1989 (Passau 1989) 98-109.

4*

LII

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur

A. Leidl, Studien

Leidl, August, Die akademischen Studien in Passau. Ein histo­ rischer Überblick, in: K.-H. Pollok 55-68.

G. Leidel

Leidel, Gerhard, Die Pfarreien des Klosters Wülzburg (Neu­ stadt/Aisch 1986).

J. Leinweber

Leinweber, Josef, Die Fuldaer Äbte und Bischöfe (Frankfurt/ M. 1989).

L. Lemmens

Lemmens, Leonhard, Urkundenbuch der alten sächsischen Franziskanerprovinzen. I: Die Observantenkustodie Livland und Preußen (Düsseldorf 1912).

J. Leonardy

Leonardy, Johann, Geschichte des Trierischen Landes und Volkes (Trier 1877).

W. Leverkus

Leverkus, Wilhelm, Einige Notizen über das Hochstift Lübeck in den drei letzten Monaten vor dem Tode des Bischofs Hein­ rich im Jahre 1536, in: ASKGS 5 (1943) 249-278.

A. Liedtke, Seminarium

Liedtke, Antoni, Pocz^tkowe dzieje seminarium chehninskiego [Die Anfänge des Kulmer Seminars], in: NP 11 (1960) 101188.

A. Liedtke, Zarys

Liedtke, Antoni, Zarys dziejow diecezji cheiminskiej [Abriß der Geschichte der Diözese Kulm], in: NP 34 (1971) 59-116.

Liege et Bourgogne I

Liege et Bourgogne. Actes du Colloque tenu ä Liege 1968 (= Les Congres et colloques de l’Universite de Liege. Vol. 66) (Liege 1972).

Liege et Bourgogne II

Liege et Bourgogne. Actes du colloque tenu ä Liege 1968 (= Bibliotheque de la Faculte de philosophie et lettres de l’Universite de Liege. Fase. 203) (Paris 1972).

J. K. Lindau

Lindau, Johann Karl, Basler Bischofsgestalten der vorreforma­ torischen Zeit, in: JBSGF 1987, 3-154.

J. Lindbaek

Lindbaek, John, Pavernes forhold til Danmark under Kongerne Kristiern I og Hans [Das Verhältnis der Päpste zu Dänemark unter den Königen Christian I. und Hans] (Kobenhavn 1907).

E Loidl

Loidl, Franz, Geschichte des Erzbistums Wien (Wien-Mün­ chen 1983).

E Loidl-M. Krexner

Loidl, Franz-Krexner, Martin, Wiens Bischöfe und Erzbischö­ fe (Wien 1983).

G. v. Lojewski

Lojewski, Günther von, Bayerns Weg nach Köln. Geschichte der bayerischen Bistumspolitik in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts (= BHF 21) (Bonn 1962).

J. Looshorn

Looshorn, Johann, Geschichte des Bisthums Bamberg, 7 Bde. (Bamberg 1886-1910, ND Neustadt/Aisch 1980).

W. Lorenz

Lorenz, Willy, Die Kreuzherren mit dem roten Stern (König­ stein 1964).

M. Lossen

Lossen, Max, Der Kölnische Krieg, 2 Bde. (Gotha 1882, Mün­ chen-Leipzig 1897).

R. Lossen

Lossen, Richard, Staat und Kirche in der Pfalz im Ausgang des Mittelalters (= VRF 3) (Münster 1907).

H. A. Lüntzel

Lüntzel, Hermann Adolf, Geschichte der Diöcese und Stadt Hildesheim, Bd. 2 (Hildesheim 1858).

A. P. Luttenberger

Luttenberger, Albrecht Pius, Glaubenseinheit und Reichsfrie­ den (= SHKBA 20) (Göttingen 1982).

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur

LIII

E. Machatschek

Machatschek, Eduard, Geschichte der Bischöfe des Hoch­ stiftes Meißen in chronologischer Reihenfolge. Zugleich ein Beitrag zur Culturgeschichte der Mark Meissen und des Her­ zog- und Kurfürstenthums Sachsen. Nach dem „Codex diplomaticus Saxoniae“, anderen glaubwürdigen Quellen und be­ währten Geschichtswerken (Dresden 1884).

F. Machilek

Machilek, Franz, Schlesien, in: A. Schindling-W. Ziegler II, 102-138.

F. Mader-H. W. WursterK. Möseneder

Mader, Franz-Wurster, Herbert W.-Möseneder, Karl, Dom­ schatz- und Diözesanmuseum Passau (Passau 1989).

K. Maier

Maier, Konstantin, Das Domkapitel von Konstanz und seine Wahlkapitulationen. Ein Beitrag zur Geschichte von Hochstift und Diözese in der Neuzeit (= BGRK 11) (Stuttgart 1990).

G. Mainati

Mainati, Giuseppe, Croniche ossia memorie storiche sacroprofane di Trieste, 5 Bde. (Venezia 1818).

Mainzer Domkapitelsprotokolle

Die Protokolle des Mainzer Domkapitels I: Die Protokolle aus der Zeit 1450-1484. In Regestenform bearb. u. hg. v. Fritz Herrmann-Hans Knies (Leipzig 1926); III: Die Protokolle aus der Zeit des Erzbischofs Albrecht von Brandenburg 15141545. In Regestenform bearb. u. hg. v. Fritz Herrmann (= Ar­ beiten der Historischen Kommission für den Volksstaat Hes­ sen) (Paderborn 1932, ND Darmstadt 1974).

A. Mankowski

Constitutiones synodales necnon ordinationes dioecesis Culmensis, Pars prior: a saec. XV usque ad XVII, ed. Alfonsus Mankowski (= Societas Literaria Torunensis, Fontes 24) (Torunii 1929).

W. Marschall

Marschall, Werner, Geschichte des Bistums Breslau (Stuttgart 1980).

E. Martin

Martin, Eugene, Histoire des dioceses de Toul, de Nancy et de Saint-Die, 3 Bde. (Nancy 1900/1901).

E Martin, Salzburgs Fürsten

Martin, Franz, Salzburgs Fürsten in der Barockzeit 1587 bis 1812 (Salzburg 21952, 41982).

E Martin, Raitenau

Martin, Franz, Beiträge zur Geschichte Erzbischof Wolf Die­ trichs von Raitenau, in: MGSL 51 (1911) 268-295, 333f.

G. M. C. Masch

Masch, Gottlieb Matthias C., Geschichte des Bisthums Ratze­ burg (Lübeck 1835).

J. Maß

Maß, Josef, Das Bistum Freising im Mittelalter (= Geschichte des Erzbistums München und Freising 1) (München 1986).

G. Matern

Matern, Gerhard, Die kirchlichen Verhältnisse in Ermland während des späten Mittelalters (Paderborn 1953).

H. Mathy

Mathy, Helmut, Die Universität Mainz 1477-1977 (Mainz 1977).

Matrikel Wien

Szaivert, Willy-Gall, Franz (Bearb.), Die Matrikel der Univer­ sität Wien, hg. v. Institut für Österreichische Geschichtsfor­ schung II (Wien 1967), III (Wien 1971).

J. Matzke

Matzke, Josef, Das Bistum Olmütz von 1281-1578 (Königstein 1975).

G. May

May, Georg, Die deutschen Bischöfe angesichts der Glaubens­ spaltung des 16. Jahrhunderts (Wien 1983).

LIV

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur

A. Mayer

Mayer, Andreas, Thesaurus novus iuris ecclesiastici potissimum Germaniae seu Codex statutorum ineditorum ecclesiarum cathedralium et collegiatarum in Germania, 4 Bde. (Re­ gensburg 1791-1794).

J. G. Mayer

Mayer, Johann Georg, Geschichte des Bistums Chur, 2 Bde. (Stans 1907/1914).

C. MeichelbeckA. Baumgärtner

Meichelbeck, Carl, Geschichte der Stadt Freising und ihrer Bi­ schöfe. Neu in Druck gegeben und fortgesetzt von Anton Baumgärtner (Freising 1854).

A. Meister

Meister, Aloys, Auszüge aus den Rechnungsbüchern der Ca­ mera Apostolica zur Geschichte der Kirchen des Bistums Straßburg 1415-1513, in: ZGO NF 7 (1892) 104-151.

F. E. v. Mering

Mering, Friedrich Everhard von, Die hohen Würdenträger der Erzdiözese Köln (Köln 1846).

J. Metzner

Metzner, Joseph, Ernst von Mengersdorf, Fürstbischof von Bamberg. Die Weihbischöfe Dr. Jakob Feucht und Dr. Johann Ertlin. Biographische Skizzen (Bamberg 1886).

M. Meurisse

Meurisse, Martin, Histoire des Eveques de l’Eglise de Metz (Metz 1634).

E. Meuthen

Meuthen, Erich, Kölner Universitätsgeschichte I (Köln 1988).

G. Michaux

Michaux, Gerard, Reforme catholique et Contre-Reforme ä Metz au XVIIe siede, in: Fran^ois-Yves Le Moigne-Gerard Michaux (Hg.), Protestants messins et mosellans XVIe-XXe siecles (Metz 1988) 47-70.

K. Militzer

Militzer, Klaus, Die feierlichen Einritte der Kölner Erzbischöfe in die Stadt Köln im Spätmittelalter und in der frühen Neu­ zeit, in: JKGV 55 (1984) 77-116.

P. Mitzschke

Mitzschke, Paul (Bearb.), Die Naumburger Inschriften (Naum­ burg 1877).

J. Mlinaric

Mlinaric, Joze, Vizitacije sekavskih skofov Martina Brennerja in Jakoba Eberleina na slovenskem Stajerskem [Visitationen der Seckauer Bischöfe Martin Brenner und Jakob Eberlein in der slowenischen Steiermark], in: F. M. Dolinar—M. Lieb­ mann—H. Rumpler-L. Tavano 191-201.

J. C. Möller

Möller, Johann Caspar, Geschichte der Weihbischöfe von Os­ nabrück (Lingen 1887).

G. Möller-Alpermann

Möller-Alpermann, Gerhard, Stand und Herkunft der Bischö­ fe der Magdeburger und Hamburger Kirchenprovinzen im Mit­ telalter (Prenzlau 1930).

H. Molitor

Molitor, Hansgeorg, Kirchliche Reformversuche der Kurfür­ sten und Erzbischöfe von Trier im Zeitalter der Gegenreforma­ tion (= VIEG 43, Abt. f. Abendl. Religionsgesch.) (Wiesbaden 1967).

R. Molitor

Molitor, Raffael, Aus der Rechtsgeschichte benediktinischer Verbände. Untersuchungen und Skizzen, Bd. 2: Verbände von Kongregation zu Kongregation, Verband und Exemtion (Mün­ ster 1932).

Monumenta Eccl. Trid.

Bonelli, Benedetto, Monumenta Ecclesiae Tridentinae, Bd. 111/2 (Tridenti 1765).

H. Mordek

Mordek, Hubert (Hg.), Aus Archiven und Bibliotheken. FS Raimund Kottje (Frankfurt u. a. 1992).

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur

LV

C. Morelli

Morelli di Schönfeld, Carlo, Istoria della contea di Gorizia, 4 Bde. (Gorizia 1855).

K. Morneweg

Morneweg, Karl, Johann von Dalberg - ein deutscher Huma­ nist und Bischof (Heidelberg 1887).

E. Naimer, Chiemsee

Naimer, Erwin, Das Bistum Chiemsee in der Neuzeit (= QDGR 11) (Rosenheim 1990).

E. Naimer, St. Johann

Naimer, Erwin, Kirchengeschichte von St. Johann in Tirol, in: Die Marktgemeinde St. Johann in Tirol. Natur und Mensch in Geschichte und Gegenwart, eingeleitet v. F. H. Hye, hg. v. der Marktgemeinde St. Johann in Tirol, Bd. 2 (St. Johann 1990).

B. Navratil

Navratil, Bohumil, Biskupstvi Olomoucke 1576-1579 a volba Stanislava Pavlovskeho [Das Bistum Olmütz 1576-1579 und die Wahl Stanislaus Pavlovskys] (Praha 1909).

B. Neidiger

Neidiger, Bernhard, Erzbischöfe, Landesherren und Reform­ kongregationen, in: RhV 54 (1990) 19-77.

P. Neu

Neu, Peter, Die Abtei Prüm im Zeitalter der Reformation und Gegenreformation, in: RhV 50 (1986) 106-127.

F. Neuer-Landfried

Neuer-Landfried, Franziska, Die Katholische Liga (Kallmünz 1968).

J. H. Neuendorff

Neuendorff, Joachim Heinrich, Die Stiftsländer des ehemali­ gen Bisthums Ratzeburg (Rostock-Schwerin 1832).

Th. Neuhofer

Neuhofer, Theodor, Gabriel von Eyb, Fürstbischof von Eich­ stätt 1455-1535. Ein Lebensbild aus der Wende vom Mittelal­ ter zur Neuzeit (Eichstätt 1934).

J. Nössing-H. Stampfer

Kunst und Kirche in Tirol. FS Karl Wolfsgruber, hg. v. Josef Nössing-Helmut Stampfer (Bozen 1987).

H. Nordsiek

Nordsiek, Hans, Glaube und Politik. Beiträge zur Geschichte der Reformation im Fürstbistum Minden (Minden 1985).

Notizenblatt

Notizenblatt der historisch-statistischen Section der k.k. mäh­ risch-schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Acker­ baus, der Natur- und Landeskunde (1805-1895).

E v. Notz

Notz, Ferdinand von, Der Dom zu Ratzeburg (o. O. [1932]).

J. Obersteiner

Obersteiner, Jakob, Die Bischöfe von Gurk 1072-1822 (Kla­ genfurt 1969).

E. v. Oidtmann

Oidtmann, Ernst von, Die 16 Ahnen des Wilhelm von Efferen, Fürstbischof zu Worms 1604-1616, auf seinem Poträt, in: Mit­ teilungen der westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde 1 (1913/1919) 79-86.

T. Oracki

Oracki, Tadeusz, Slownik biograficzny Warmii, Prus Kasi^zQcych i Ziemi Malborskiej od potowy XV do konca XVIII wieku [Biographisches Lexikon für Ermland, Herzogliches Preußen und Marienburger Land], Tom. 1-2 (Olsztyn 1984 /1988).

L Orozen

Orozen, Ignaz, Das Bisthum und die Diözese Lavant, Bd. 4: Das Dekanat Tüffer (Graz 1881).

E Ortloff

Ortloff, Friedrich, Geschichte der Grumbachischen Händel, 4 Bde. (Jena 1868/1870).

E Ortner, Reformation

Ortner, Franz, Katholische Reform und Gegenreformation im Erzstift Salzburg (Salzburg 1981).

E Ortner, Kirchengeschichte

Ortner, Franz, Salzburger Kirchengeschichte. Von den Anfän­ gen bis zur Gegenwart (Salzburg 1988).

LVI

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur

J. Oswald, Domkapitel

Oswald, Josef, Das alte Passauer Domkapitel. Seine Entwick­ lung bis zum dreizehnten Jahrhundert und sein Wahlkapitula­ tionswesen (München 1933).

J. Oswald, Trient

Oswald, Josef, Das Bistum Passau und seine Beteiligung am Konzil von Trient (1545-1563), in: OG 3 (1959) 204-211.

A. Ozinger

Ozinger, Anton, Listine lavantinske skofije v Pokrajinskem arhivu v Mariboru [Die Urkunden des Bistums Lavant im Be­ zirksarchiv von Marburg] (Maribor 1989).

R. Palme

Palme, Rudolf, Frühe Neuzeit, in: J. Fontana u. a. II, 3-287.

J. Paquay

Paquay, Jean, Les Preconisations des Eveques des Provinces Beiges au Consistoire 1559-1833 d’apres les archives de la Consistoriale rattachees aux Archives Vaticanes (Lummen 1930).

J. Parapat

Parapat, Janez, Doneski k zgodovini kranjskih mest [Beiträge zur Geschichte der Städte in Krain], in: Letopis Matice Slovenske [Jahrbuch des Matica Slovenska] 1872/1873, TL II (Ljubljana) 3-12.

M. Parisse

Parisse, Michel (Hg.), Histoire de la Lorraine (Toulouse 1977).

H. Patze

Patze, Hans (Hg.), Geschichte Niedersachsens 111/2: Kirche und Kultur von der Reformation bis zum Beginn des 19. Jahr­ hunderts (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen 36) (Hildesheim 1983).

E Pauly

Pauly, Ferdinand, Aus der Geschichte des Bistums Trier II/III (= Veröffentlichungen des Bistumsarchivs Trier 18/19) (Trier 1969/1970).

T. Pawluk, Podstawy

Pawluk, Tadeusz, Podstawy prawne obj^cia biskupstwa warminskiego przez Stanislawa Hozjusza [Die Rechtsgrundlagen für die Übernahme des Bistums Ermland durch Stanislaus Ho­ sius], in: StW 16 (1979 /1982) 201-302.

T. Pawluk, Wplyw

Pawluk, Tadeusz, Wplyw srodowiska koscielnego na powstanie i ukazanie si$ dziela De Revolutionibus Mikolaja Kopernika [Der Einfluß des kirchlichen Milieus auf die Entstehung und Veröffentlichung des kopernikanischen Werkes De Revo­ lutionibus], in: StW 11 (1974 [1975]) 53-92.

J.-B. Pelt

Pelt, Jean-Baptiste, Etudes sur la Cathedrale de Metz. Textes extraits principalement des Registres Capitulaires (1210-1790) (Metz 1930).

W.-D. Penning

Penning, Wolf-Dietrich, Die weltlichen Zentralbehörden im Erzstift Köln von der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts (Bonn 1977).

M. Perlbach

Prussia scholastica. Die Ost- und Westpreußen an den mittel­ alterlichen Universitäten, gesammelt v. Max Perlbach (= Mo­ numenta Historiae Warmiensis 111/ 6) (Braunsberg 1894).

M. Pernot, Pont-ä-Mousson

Pernot, Michel, Le cardinal de Lorraine et la fondation de l’universite de Pont-ä-Mousson, in: Rene Taveneaux (Hg.), L’Universite de Pont-ä-Mousson et les problemes de son temps (Nancy 1974) 45-66.

M. Pernot, Reforme tridentine

Pernot, Michel, Les debuts de la reforme tridentine au diocese de Toul (1580-1620), in: Louis Chätellier (Hg.), Les Reformes en Lorraine (1520-1620) (Nancy 1986) 89-112.

E Petri-G. Droege

Petri, Franz-Droege, Georg (Hg.), Rheinische Geschichte, Bd. 2 (Düsseldorf 1976).

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur

Lvn

G. Pfeilschifter

Pfeilschifter, Georg, Acta reformationis catholicae ecclesiae Germaniae concernentia saeculi XVI. Die Reformverhandlun­ gen des Deutschen Episkopates von 1520 bis 1570, 6 Bde. (Re­ gensburg 1959/1974).

J. P. Ch. Philipp

Philipp, Johann Paul Christian, Geschichte des Stifts Naum­ burg und Zeitz (Zeitz 1800).

B. Picart

Picart, Benoit, Histoire ecclesiastique et politique de la ville et du diocese de Toul (Toul 1707).

J. Pilvousek

Pilvousek, Josef, Die Prälaten des Kollegiatstiftes St. Marien in Erfurt von 1400-1555 (= EThSt 55) (Leipzig 1988).

H. Pirenne

Pirenne, Henri, Histoire de Belgique, 7 Bde. (Bruxelles 19001932): II (1902), III (1907), IV (1911).

A. Podlaha

Podlaha, Antonius, Series praepositorum, decanorum, archidiaconorum aliorumque praelatorum et canonicorum S. metropolitanae ecclesiae Pragensis a primordiis usque ad praesentia tempora (Pragae 1912), Suppl. I—III (1916-1931).

S. v. Pölnitz

Pölnitz, Sigmund Freiherr von, Die bischöfliche Reformarbeit im Hochstift Würzburg während des 15. Jahrhunderts, in: WDGB 8/9 (1941) 59-101.

K.-H. Pollok

Pollok, Karl-Heinz (Hg.), Tradition und Entwicklung. Gedenk­ schrift für Johann Riederer (Passau 1981).

Polonica

Polonica ex libris „Obligationum et solutionum“ Camerae apostolicae, coll. J. Lisowski (Rom 1960).

Pomerania

[Thomas Kantzow], Pomerania. Eine pommersche Chronik aus dem sechzehnten Jahrhundert, hg. v. G. Gaebel, 2 Bde. (Stettin 1908).

R. R. Post, Bisschopsverkiezingen

Post, Regnerus Richardus, Geschiedenis der Utrechtsche bis­ schopsverkiezingen tot 1535 (= Bijdragen van het Instituut voor Middeleeuwse geschiedenis der Rijksuniversiteit Utrecht 19) (Utrecht 1933).

R. R. Post, Kerkgeschiedenis

Post, Regnerus Richardus, Kerkgeschiedenis van Nederland in de Middeleeuwen, 2 Bde. (Utrecht-Antwerpen 1957).

0. Praetorius

Praetorius, Otfried, Professoren der Kurfürstlichen Universi­ tät Mainz 1477-1797, in: Farn Volk 1 (1952) 90-100,131-139.

W. Prange, Protokolle 1522-1530

Prange, Wolfgang (Bearb.), Die Protokolle des Lübecker Dom­ kapitels 1522-1530 (= Schleswig-Holsteinische Regesten und Urkunden 12) (Schleswig 1993).

W. Prange, Protokolle 1535-1540

Prange, Wolfgang (Bearb.), Die Protokolle des Lübecker Dom­ kapitels 1535-1540 (= Schleswig-Holsteinische Regesten und Urkunden 11) (Schleswig 1990).

C. Prantl

Prantl, Carl von, Geschichte der Ludwig-Maximilians-Univer­ sität in Ingolstadt, Landshut, München, 2 Bde. (München 1872).

Prazske arcibiskupstvi

Prazske arcibiskupstvi 1344-1994. Sbornfk statt o jeho püsobenf a vyznamu v ceske zemi [Das Erzbistum Prag 1344-1994. Aufsatzsammlung über seinen Einfluß und seine Bedeutung im Land Böhmen], hg. v. Z. Hledfkovä-J. V. Pole (Praha 1994).

M. Premrou, Vescovi petinensi Premrou, Miroslav, Serie documentata dei vescovi petinensi dal 1573 al 1798 secondo gli atti consistoriali dell’Archivio Segreto Vaticano, in: ArchTriest 1929/ 30, 384-390.

LVIII

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur

M. Premrou, Vescovi triestini

Premrou, Miroslav, Serie documentata dei vescovi triestini dei secoli XV-XVII, I. parte: 1396-1486, in: ArchTriest 3. Ser. 10 (1923) 269-323; II. parte: 1501-1620, in: ArchTriest 3. Ser. 11 (1924) 1-87; III. parte: 1621-1803, in: ArchTriest 3. Ser. 13 (1926) 1-116.

V. Press

Press, Volker, Das Hochstift Speyer im Reich des späten Mit­ telalters und der frühen Neuzeit - Portrait eines geistlichen Staates, in: V. Press-E. Reinhard-H. Schwarzmaier 251-290.

V. Press-E. ReinhardH. Schwarzmaier

Press, Volker-Reinhard, Eugen-Schwarzmaier, Hansmartin (Hg.), Barock am Oberrhein (= Oberrheinische Studien 6) (Karlsruhe 1985).

O. Rademacher, Bischofschronik IV

Rademacher, Otto, Die Merseburger Bischofschronik IV (1431-1514) (Merseburg 1908) [Lat.: Chronica Episcoporum Merseburgensium, in: MGSS X, 157-212].

O. Rademacher, Bischofschronik V /1

Rademacher, Otto, Die Merseburger Bischofschronik V /1 (1514-1548), in: Merseburger Land 46 (1942) 85-100.

0. Rademacher, Dom

Rademacher, Otto, Der Dom zu Merseburg (Merseburg 1909).

Ch. Radey

Radey, Christian, Dr. Johann Fabri, Bischof von Wien (15301541), Wegbereiter der katholischen Reform, Rat König Ferdi­ nands (Diss. phil. Wien 1976).

W. Radtke

Radtke, Wolfgang, Die Herrschaft des Bischofs von Lübeck (Diss. phil. Hamburg 1968).

H. Rankl

Rankl, Helmut, Das vorreformatorische landesherrliche Kir­ chenregiment in Bayern (1378-1526) (= MBMo 34) (München 1971).

C. Rapf

Rapf, Cölestin, Die Abtbischöfe des Wiener Schottenstiftes im 17. Jahrhundert, in: FS Loidl I, 255-300.

F. Rapp, Reformes

Rapp, Francis, Reformes et Reformation ä Strasbourg. Eglise et societe dans le diocese de Strasbourg (1450-1525) (Paris 1974).

E Rapp, Straßburg

Rapp, Francis, Straßburg. Hochstift und Freie Reichsstadt, in: A. Schindling-W. Ziegler V, 72-95.

G. Rauch, Domkapitel

Rauch, Günter, Das Mainzer Domkapitel in der Neuzeit. Zu Verfassung und Selbstverständnis einer adligen geistlichen Gemeinschaft I, in: ZSRG.K 61 (1975) 161-227; II, in: ZSRG.K 62 (1976) 194-278; III, in: ZSRG.K 63 (1977) 132-179.

G. Rauch, St. Bartholomäus

Rauch, Günter, Pröpste, Propstei und Stift von St. Bartholo­ mäus in Frankfurt (= Studien zur Frankfurter Geschichte 8) (Frankfurt 1975).

J. Rauchenhichler

Rauchenhichler, Josef, Reihenfolge der Bischöfe zu Chiemsee nebst der Reihenfolge der Erzbischöfe zu Salzburg und einer synchronistischen Übersicht der Päpste, der Erzbischöfe und der Bischöfe von Freysing und Chiemsee, in: BGEM 1 (1850) 211-268.

Reformata Reformanda

Iserloh, Erwin-Repgen, Konrad (Hg.), Reformata Reformanda. FS Hubert Jedin, 2 Bde. (Münster 1965).

R. Reichenberger

Reichenberger, Robert, Wolfgang von Salm, Bischof von Pas­ sau (1540-1555). Ein Beitrag zur Geschichte des 16. Jahrhun­ derts (Freiburg/Br. 1902).

H. Reiners

Reiners, Heribert, Das Münster Unserer Lieben Frau zu Kon­ stanz (= Die Kunstdenkmäler Südbadens 1) (Konstanz 1955).

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur

LIX

R. Reinhardt, Koadjutorie

Reinhardt, Rudolf, Die Koadjutorie mit dem Recht der Nach­ folge in der neuzeitlichen Kirche. Mit einem Ausblick auf die Fürstpropstei Ellwangen, in: EJB 31 (1985 / 86) 13-43.

R. Reinhardt, Konstanz

Reinhardt, Rudolf, Die Beziehungen von Hochstift und Di­ özese Konstanz zu Habsburg-Österreich in der Neuzeit. Zu­ gleich ein Beitrag zur archivalischen Erforschung des Pro­ blems „Kirche und Staat“ (= BGRK 2) (Wiesbaden 1966).

R. Reinhardt, Merklin

Reinhardt, Rudolf, Wann wurde Balthasar Merklin als Bischof von Konstanz bestätigt?, in: RoJbKG 1 (1982) 251-254.

N. Reininger

Reininger, Nikolaus, Die Weihbischöfe von Würzburg. Ein Beitrag zur fränkischen Kirchengeschichte, in: AHVU 18 (1865) 1-428.

E. Reiter

Reiter, Ernst, Martin von Schaumberg, Fürstbischof von Eich­ stätt (1560-1590) und die Trienter Reform (= RGST 91/92) (Münster 1965).

E X. Remling

Remling, Franz Xaver, Geschichte der Bischöfe zu Speyer, 2 Bde. (Mainz 1852-1854; ND Pirmasens 1975).

Repertoire

Repertoire des visites pastorales de la France. Centre national de la recherche scientifique (ed.) lere serie: Anciens dioceses (jusqu’en 1790), 4 Bde. (Paris 1977-1985).

Repertorium Germanicum

Repertorium Germanicum. Verzeichnis der in den päpstlichen Registern und Kameralakten vorkommenden Personen, Kir­ chen und Orte des Deutschen Reiches, seiner Diözesen und Territorien. Bd. I: Clemens VII. (von Avignon), bearb. v. E. Göl­ ler (Berlin 1916). - Bd. II: Urban VI., Bonifaz IX., Innozenz VII. und Gregor XII., bearb. v. G. Tellenbach (Berlin 1933, 1938, 1961, ND 1961). - Bd. III: Alexander V, Johannes XXIII. und Konstanzer Konzil, bearb. v. U. Kühne (Berlin 1935). - Bd. IV: Martin V, bearb. v. K. A. Finke, 3 Teilbände (Berlin 1943 / 58), Personenregister v. S. Weiß (Tübingen 1979). - Bd. V: Eugen IV. (Probeband unter dem Titel: Repertorium Germanicum, Re­ gesten aus den päpstlichen Archiven zur Geschichte des Deut­ schen Reiches und seiner Territorien im 14. und 15. Jh., bearb. v. R. Arnold [Berlin 1897]), bearb. v. H. Diener (+)-B. Schwarz (in Bearb.). - Bd. VI: Nikolaus V, Teilbd. 1: Text bearb. v. J. E Abert (+)-W. Deters (1985), Teilbd. 2: Indices, bearb. v. M. Rei­ mann (Tübingen 1989). - Bd. VII: Callixt III., Teilbd. 1, bearb. v. E. Pitz (Tübingen 1989), Teilbd. 2: Indices (Tübingen 1989). - Bd. VIII: Pius II., Teilbd. 1: Text, bearb. v. D. Brosius-U. Scheschkewitz (1993); Teilbd. 2: Indices, bearb. v. K. Bor­ chardt (1993). - Bd. IX: Paul II. Teilbd. 1: Text, bearb. v. H. Höing-H. Leerhoff-M. Reimann (1995 im Druck), Teilbd. 2: In­ dices (1996 in Bearb.).

K. Repgen, Bischof

Repgen, Konrad, Der Bischof zwischen Reformation, katholi­ scher Reform und Konfessionsbildung (1515-1650), in: FS Höffner, 245-314.

K. Repgen, Gropper

Repgen, Konrad, Johannes Groppers Oktoberartikel von 1546, in: Ecclesia Militans II, 363-394.

E Reuter, Mehrkonfessionalität

Reuter, Fritz, Mehrkonfessionalität in der Freien Stadt Worms im 16.-18. Jahrhundert, in: Bernhard Kirchgässner-Fritz Reu­ ter (Hg.), Stadt in der Geschichte (= Veröffentlichungen des Südwestdeutschen Arbeitskreises für Stadtgeschichtsfor­ schung 13) (Sigmaringen 1986) 9-48.

E Reuter, Warmais a

Reuter, Fritz, Warmaisa - 1000 Jahre Juden in Worms (= Wormsgau, Beih. 29) (Worms 1984).

LX

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur

E Reuter, Worms

Reuter, Fritz, Worms um 1521, in: Fritz Reuter (Hg.), Der Reichstag zu Worms 1521 (Worms 1971) 13-58.

M. Reymond

Reymond, Maxime, Les dignitaires de l’eglise Notre-Dame de Lausanne jusqu’en 1536 (= Memoires et documents publies par la Societe d’histoire de la Suisse romande ser. 2, 8) (Lau­ sanne 1912).

Rheinische Lebensbilder

Rheinische Lebensbilder, hg. v. der Gesellschaft für Rheini­ sche Geschichtskunde 1 (Düsseldorf u. a. 1961) ff.

E W. J. Rickmann

Rickmann, Fr. W. J., Die Domkirche zu Ratzeburg in geschicht­ licher, architektonischer und monumentaler Beziehung. Eine Festschrift zur Wieder-Einweihung (Ratzeburg 1881).

J. Riedl

Riedl, Johann, Salzburgs Domherren 1514-1806, in: MGSL 7 (1867) 122-278.

H. Riemann

Riemann, Hermann, Geschichte der Stadt Colberg. Aus den Quellen dargestellt (Colberg 1873).

H. Ries

Ries, Hermann, Trier und Trient, in: G. Schreiber II, 245-265.

I. H. Ringel

Ringel, Ingrid Heike, Studien zum Personal der Kanzlei des Mainzer Erzbischofs Dietrich von Erbach (1434-1459) (= QAMRhKG 34) (Mainz 1980).

W. Rittenbach-S. Seifert

Rittenbach, Willi-Seifert, Siegfried, Geschichte der Bischöfe von Meißen 968-1581 (= SKBK 8) (Leipzig 1965).

B. Roberg

Roberg, Burkhard, Kuriale Reformbemühungen im Stift und Bistum Minden nach dem Trienter Konzil, in: R. Bäumer 675694.

A. Röpcke, Eutin

Röpcke, Andreas, Das Eutiner Kollegiatstift im Mittelalter 1309-1535 (= QFGSH 71) (1977).

A. Röpcke, Weihbischofssiegel

Röpcke, Andreas, Die Weihbischofssiegel aus dem Altar der Ringsteder Kirche, in: JBMM 63 (1984) 69-89.

V. Röhrich

Röhrich, Viktor, Ermland im dreizehnjährigen Städtekriege, in: ZGAE 11 (1897) 161-260, 337-489.

I. Rogger-M. Bellabarba

Rogger, Iginio-Bellabarba, Marco, 11 vescovo Giovanni Hin­ derbach (1465-1486) fra tradizione medievale e cultura umanistica (Bologna 1992).

L. Rogier

Rogier, Ludovicus Jacobus, Geschiedenis van het katholicisme in Noord-Nederland in de 16e en de 17e eeuw, 3 Bde. (Amsterdam 1945-47).

H. A. v. Roten, Schiner

Roten, Hans Anton von, Zur Geschichte der Familie Schiner, in: BWG 14 (1967/68) 161-220.

H. A. v. Roten, Supersaxo

Roten, Hans Anton von, Zur Geschichte der Familie Supersa­ xo, in: Vail 29 (1974) 1-29.

B. Roth, Seckau

Roth, Benno, Seckau. Geschichte und Kultur. 1164-1964 (Wien-München 1964).

B. Roth, Dom

Roth, Benno, Seckau. Der Dom im Gebirge. Kunsttopographie vom 12. bis zum 20. Jahrhundert (Graz- Wien-Köln 1983).

E W. E. Roth

Roth, E W. E., Aus dem Leben einiger Theologieprofessoren zu Mainz im 15.-16. Jahrhundert, in: Kath. 89 (1909) II, 422431.

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur

LXI

N. Roussel

Roussel, Nicolas, Histoire ecclesiastique et civile de Verdun, avec le pouille, la carte du diocese et le plan de la ville en 1745, edition revue et annotee par une societe d’ecclesiastiques et d’hommes de lettres, augmentee du pouille des lieux reunis, en 1823, ä l’ancien diocese, 2 Bde. (Bar-le-Duc 1863/ 1864).

K. Ruh

Ruh, Kurt (Hg.), Die deutsche Literatur des Mittelalters. Ver­ fasserlexikon, begr. v. Wolfgang Stammler, 2. völlig neu bearb. Aufl., bisher 8 Bde. (Berlin-New York 1978ff.).

P. Rummel, Diözesansynoden

Rummel, Peter, Die Augsburger Diözesansynoden, in: JVABG 20 (1986) 9-69.

P. Rummel, Bischöfe

Rummel, Peter, Die Augsburger Bischöfe, Weihbischöfe und Generalvikare vom 17. Jh. bis zum 2. Vatikanischen Konzil (1598-1963), in: JVABG 24 (1990) 25-114.

K. Ruppert

Ruppert, Karsten, Die Landstände des Erzstifts Köln in der frühen Neuzeit. Verfassung und Geschichte, in: AHVNRh 174 (1972)47-111.

A. Sabisch

Sabisch, Alfred, Die Bischöfe von Breslau und die Reformati­ on in Schlesien. Jakob von Salza (+ 1539) und Balthasar von Promnitz (+ 1562) in ihrer glaubensmäßigen und kirchenpoli­ tischen Auseinandersetzung mit den Anhängern der Reforma­ tion (= KLK 35) (Münster 1975).

J. Sallaberger

Sallaberger, Johann, Der Chiemseer Bischof Berthold Pürstinger (1464/65-1543). Biographische Daten zu seinem Leben und Werk, in: MGSL 130 (1990) 427-484.

R. Samulski

Samulski, Robert, Die Breslauer Weihbischöfe. Zu ihrer Ge­ schichte, persönlichen Zusammensetzung und Bedeutung für das kirchliche Leben in Schlesien bis 1945,1. Teil, in: Schlesi­ sches Priesterjahrbuch 3/4 (Stuttgart 1964) 79-109 [hier zit. nach selbständig paginiertem Sonderdruck].

L. Santifaller, Brixner Domkapitel

Santifaller, Leo, Das Brixner Domkapitel in seiner persönli­ chen Zusammensetzung im Mittelalter (= SchlSchr 7) (Inns­ bruck 1924).

L. Santifaller, Trienter Domkapitel

Santifaller, Leo, Urkunden und Forschungen zur Geschichte des Trienter Domkapitels im Mittelalter I: Urkunden zur Ge­ schichte des Trienter Domkapitels 1147-1500 (Wien 1948).

J. Sawicki

Sawicki, Jakub, Concilia Poloniae 10: Synody diecezji wroclawskiej i ich statuty [Die Breslauer Diözesansynoden und ih­ re Statuten] (Wroclaw 1963).

J. Sax

Sax, Julius, Die Bischöfe und Reichsfürsten von Eichstätt 7451806. Versuch einer Deutung ihres Waltens und Wirkens, 2 Bde. (Landshut 1884/1885).

R. Scarlichio

Scarlichio, Rinaldo (Hg.), Documenti raccolti e pubblicati in occasione di collocazione di busti enei sulla facciata del duomo di Trieste in onore di Enea Silvio Piccolomini ... di An­ drea Rapicio (Triest 1862).

M. Schaab

Schaab, Meinrad, Die Diözese Worms im Mittelalter, in: FDA 86 (1966) 94-219.

J. F. Schannat

Schannat, Johann Friedrich, Historia episcopatus Wormatiensis, 2 Bde. (Frankfurt 1734).

Th. J. Scherg

Scherg, Theodor Josef, Franconia aus dem Vatikan, in: ArZs NF 17 (1910) 249f. Nr. 419.

LXII

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur

X. Schier

Schier, Xystus, Die Bischöfe und Erzbischöfe von Wien (Graz 1777).

A. Schindling-W. Ziegler

Schindling, Anton-Ziegler, Walter (Hg.), Die Territorien des Reichs im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung. Land und Konfession 1500-1650, 5 Bde. (= KLK 49/ 53) (Münster 1989/1993) (I: Der Südosten [1989], II: Der Nord­ osten [1990], III: Der Nordwesten [1991], IV: Mittleres Deutsch­ land [1992], V: Der Südwesten [1993]).

J. Schlecht, Analecta

Schlecht, Joseph, Analecta zur Geschichte der Freisinger Bi­ schöfe, in: SHVF 10 (1916) 30-50.

J. Schlecht, Pfalzgrafen

Schlecht, Joseph, Die Pfalzgrafen Philipp und Heinrich als Bi­ schöfe von Freising, in: SHVF 4 (1898) 46-88.

J. Schlecht, Weihbischöfe

Schlecht, Joseph, Reihenfolge der Eichstätter Weihbischöfe, in: SHVE 11 (1896) 125-130.

J. Schlecht, Zamometic

Schlecht, Joseph, Andrea Zamometic und der Basler Konzils­ versuch vom Jahre 1482 (Paderborn 1903).

K. Schmaltz

Schmaltz, Karl, Kirchengeschichte Mecklenburgs I (Mittelal­ ter) (Schwerin 1935 /1936).

H. Schmauch, Dantiscus

Schmauch, Hans, Die Bemühungen des Johannes Dantiscus um den ermländischen Bischofsstuhl, in: Weichselland 36 (1937) 35-42, 53-67.

H. Schmauch, Schmauch, Hans, Die kirchenpolitischen Beziehungen des Kirchenpolitische Beziehungen Fürstbistums Ermland zu Polen, in: ZGAE 26 (1936) 271-337. H. Schmauch, Kirchenrechtliche Stellung

Schmauch, Hans, Die kirchenrechtliche Stellung der Diözese Ermland zu Polen, in: ZGAE 30/3 (1966) 465-495.

H. Schmauch, Nominationsrecht

Schmauch, Hans, Das Bistum Kulm und das Nominations­ recht der polnischen Könige, in: ZWGV 71 (1934) 117-149.

H. Schmauch, Pomesanien

Schmauch, Hans, Die Verwaltung des katholischen Anteils der Diözese Pomesanien durch den Culmer Bischof, in: Weichselland 35 (1936) 112-123.

H. Schmauch, Staatsrechtliche Verhältnis

Schmauch, Hans, Das staatsrechtliche Verhältnis des Ermlandes zu Polen, in: AF 11 (1934) 153-167.

H. Schmauch, Tüngen

Schmauch, Hans, Der Kampf zwischen dem ermländischen Bischof Nikolaus von Tüngen und Polen oder der Pfaffenkrieg (1467-79), in: ZGAE 25 (1933) 69-186.

H. Schmauch, Watzenrode

Schmauch, Hans, Der Streit um die Wahl des ermländischen Bischofs Lukas Watzenrode, in: AF 10 (1933) 65-101.

A. Schmekel

Schmekel, Alfred, Historisch-topographische Beschreibung des Hochstiftes Merseburg (Halle 1858).

A. Schmid

Schmid, Alois, Humanistenbischöfe. Untersuchungen zum vortridentinischen Episkopat in Deutschland, in: RQ 87 (1992) 159-192.

G. V. Schmid

Schmid, Georg Victor, Die säcularisirten Bisthümer Teutsch­ lands 2 (Gotha 1858).

J. Schmid

Schmid, Joseph, Die Geschichte des Kollegiatstiftes U. L. Frau zur Alten Kapelle in Regensburg (Regensburg 1922).

J. Schmidlin, Anima

Schmidlin, Josef, Geschichte der deutschen Nationalstiftung in Rom S. Maria dell’Anima (Freiburg 1906).

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur

LXIII

J. Schmidlin, Diözesanberichte Schmidlin, Joseph, Die kirchlichen Zustände in Deutschland vor dem Dreißigjährigen Krieg nach den bischöflichen Diöze­ sanberichten an den Heiligen Stuhl, 3 Bde. (= Erläuterungen und Ergänzungen zu Janssens Geschichte des deutschen Vol­ kes VII, 1/2, 3/4, 5/6) (Freiburg 1908/1910). J. Schmidlin, Reformbestrebungen

Schmidlin, Josef, Religiös-sittliche Verfassung und Reformbe­ strebungen im Weltklerus des Elsaß am Vorabend des Dreißig­ jährigen Krieges, in: AEKG 16 (1943) 135-204.

J. Schmidlin, Restauration

Schmidlin, Josef, Die katholische Restauration im Elsaß am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges (Straßburg 1934).

H.-J. Schmidt

Schmidt, Hans-Joachim, Bettelorden in Trier (= THF 10) (Trier 1986).

R. Schmidt, Cammin

Schmidt, Roderich, Das Stift Cammin, sein Verhältnis zum Herzogtum Pommern und die Einführung der Reformation, in: BSt NF 61 (1975) 17-31.

R. Schmidt, Pommern-Cammin Schmidt, Roderich, Pommern-Cammin, in: A. Schindling-W. Ziegler II, 182-205. M. Schmitt-J. Gremaud

Schmitt, Martin-Gremaud, Jean, Memoires historiques sur le diocese de Lausanne, 2 Bde. (Fribourg 1858-1859).

J. Schneller

Schneller, Joseph, Das ehemaliger Luzerner- oder Vierwald­ stätter Capitel und seine älteren Briefschaften, in: Geschichts­ freund 24 (1869) 1-102.

K. Schöppe, Chronik

Schöppe, Karl, Naumburger Chronik, hg. v. Friedrich Hoppe (Naumburg/S. 1929).

K. Schöppe, Urkunden

Schöppe, Karl, Regesten und Urkunden zur Geschichte Naum­ burgs im 16. Jahrhundert, in: ZVThG NS 15 (1905) 335-354.

K. Scholz

Scholz, Klaus, Das Spätmittelalter, in: W. Kohl, Geschichte 403-468.

K. Schottenloher

Bibliographie zur deutschen Geschichte im Zeitalter der Glau­ bensspaltung 1517-1585. Im Auftrag der Kommission zur Er­ forschung der Geschichte der Reformation und Gegenreforma­ tion hg. v. Karl Schottenloher (Bd. 7 bearb. v. Ulrich Thürauf), 7 Bde. (Leipzig-Stuttgart 21956-1966).

E Schrader, Klöster

Schrader, Franz, Ringen, Untergang und Überleben der katho­ lischen Klöster in den Hochstiften Magdeburg und Halber­ stadt von der Reformation bis zum Westfälischen Frieden (= KLK 37) (Münster 1977).

E Schrader, Magdeburg

Schrader, Franz, Magdeburg, in: A. Schindling-W. Ziegler II, 68-86.

E Schrader, Mecklenburg

Schrader, Franz, Mecklenburg, in: A. Schindling-W. Ziegler II, 166-180.

E Schrader, Restbestände

Schrader, Franz, Die katholischen Restbestände im weltli­ chen Gebiet des Bistums Halberstadt von der Reformation bis zum Westfälischen Frieden, in: Ders., Reformation 109-138.

E Schrader, Reformation

Schrader, Franz (Hg.), Reformation und katholische Klöster (= SKBK 13) (Leipzig 1973).

E X. Schrader

Schrader, Franz Xaver, Die Weihbischöfe, Offiziale und Gene­ ralvikare von Minden vom 14. bis zum 16. Jahrhundert, in: WZ 55 (1897) II, 3-92.

G. Schreiber

Schreiber, Georg (Hg.), Das Weltkonzil von Trient. Sein Wer­ den und Wirken, 2 Bde. (Freiburg 1951).

LXIV

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur

A. Schröder

Schröder, Alfred, Die Augsburger Weihbischöfe, in: AGHA 5 (1916/1919)411-516.

W. Schröder

Schröder, Wilhelm, Chronik des Bistums und der Stadt Min­ den (Minden 1886).

K. Schrödl

Schrödl, Karl, Passavia sacra. Geschichte des Bisthums Pas­ sau bis zur Säkularisation des Fürstenthums Passau (Passau 1879).

A. Schröer, Erneuerung

Schröer, Alois, Die Kirche in Westfalen im Zeichen der Er­ neuerung (1585-1648), 2 Bde. (Münster 1987).

A. Schröer, Verfassung

Schröer, Alois, Die Kirche in Westfalen vor der Reformation. Verfassung und geistliche Kultur, Mißstände und Reformen, 2 Bde. (Münster 21987).

A. Schröer, Reformation

Schröer, Alois, Die Reformation in Westfalen. Der Glaubens­ kampf einer Landschaft, 2 Bde. (Münster 1979).

L. Schrott

Schrott, Ludwig (Hg.), Bayerische Kirchenfürsten (München 1964).

E. Schubert-J. Görlitz

Schubert, Ernst-Görlitz, Jürgen (Bearb.), Die Inschriften des Naumburger Doms und der Domfreiheit (Berlin-Stuttgart 1959).

Ch. Schuchard

Schuchard, Christiane, Karrieren späterer Diözesanbischöfe im Reich an der päpstlichen Kurie des 15. Jahrhunderts, in: RQ89 (1994) 47-77.

M. Schulze

Schulze, Manfred, Fürsten und Reformation. Geistliche Re­ formpolitik weltlicher Fürsten vor der Reformation (= Spät­ mittelalter und Reformation. NR 2) (Tübingen 1991).

L. Schuster

Schuster, Leopold, Fürstbischof Martin Brenner. Ein Charak­ terbild aus der steierischen Reformationsgeschichte (GrazLeipzig 1898).

G. Schwaiger, Bavaria

Schwaiger, Georg (Hg.), Bavaria sancta. Zeugen christlichen Glaubens in Bayern, 3 Bde. (Regensburg 1970-1973).

G. Schwaiger, Christenleben

Schwaiger, Georg, Christenleben im Wandel der Zeit I (Mün­ chen 1987).

G. Schwaiger, Freising

Schwaiger, Georg (Hg.), Das Bistum Freising in der Neuzeit (München 1989).

G. Schwaiger, Ingolstadt

Schwaiger, Georg, Die Theologische Fakultät der Universität Ingolstadt (1472-1800), in: L. Böhm-J. Spörl (Hg.), Die Lud­ wig-Maximilians-Universität in ihren Fakultäten (Berlin 1972) 13-126.

E. Schwan

Schwan, Erich (Bearb.), Die Protokolle des Wormser Domkapi­ tels 1544-1802 (Abt. C 1 B Nr. 132-164). Analytischer Index (Personen und Orte) (= Repertorium des Hessischen Staatsar­ chivs Darmstadt 34) (Darmstadt 1992).

R. Schwarz

Schwarz, Reinhold, Personal- und Amtsdaten der Bischöfe der Kölner Kirchenprovinz von 1500 bis 1800 (= VKGV 1) (Köln 1914).

H. Seeland

Seeland, Hermann, Kurzer Abriß der Geschichte des Bistums Hildesheim (Hildesheim 1948).

W. Seibrich

Seibrich, Wolfgang, Die Weihbischöfe des Bistums Trier (im Druck).

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur

LXV

E W. Sender

Sender, Ferdinand Wilhelm, Georg Friedrich Greiffenclau von Vollrads 1573-1629. Ein Prälat aus der mittelrheinischen Rit­ terschaft. Aufstieg und Regierungsantritt in Mainz (= QAMRhKG 30) (Mainz 1977).

Series epp. Pomesaniensium

Series eppiscoporum Pomesaniensium, in: SS rer. Pruss. V, 386-410.

J. Serlinger-G. Scheibner

Serlinger, Joseph, Catalogus Episcoporum Salisburgensium, hg. v. Georg Scheibner, Beiträge zur salzburgischen Historio­ graphie am Ausgang des Mittelalters (Salzburg 1911).

J. S. Severus

Severus, Johannes Sebastianus, Memoria propontificium Moguntinorum in compositionem odoris facta ... ex Helwichii, Joannidis et de Gudenus schematibus, renovata, dicata, novisque accessionibus aucta, et oblata (Wertheim u. a. 1763).

J. Silbernagl

Silbernagl, Josef, Die nachtridentinischen kirchlichen Ver­ hältnisse in der Diözese Brixen von 1614-1662 im Spiegel der Visitationsprotokolle (Diss. phil. Innsbruck 1973).

P. Simoniti

Simoniti, Primoz, Humanizem na Slovenskem in slovenski humanisti do srede 16. stoletja [Der Humanismus in Slowe­ nien und die slowenischen Humanisten bis zur Mitte des 16. Jh.s] (Ljubljana 1979).

E A. Sinnacher

Sinnacher, Franz Anton, Beyträge zur Geschichte der bischöf­ lichen Kirche von Sähen und Brixen in Tyrol, 9 Bde. (Brixen 1821-1834).

E E. Sitzmann

Sitzmann, E Edouard, Dictionnaire de Biographie des hommes celebres de l’Alsace, 2 Bde. (Rixheim 1909/1910).

J. Skovgaard

Skovgaard, Johannes, Slesvig Bispedomme 948-1791 [Das Bistum Schleswig 948-1791], in: Ders. (Hg.), Slesvigs delte Bispedomme. Festskrift ved Slesvig Bispedommes 1000 Aars Jubilaeum 1948 [FS zum 1000jährigen Jubiläum des Bistums Schleswig 1948] (Kobenhavn 1948) 13-137.

M. Smole

Smole, Majda, Vicedomski urad za Kranjsko 13. stoletje-1747. Cerkvene zadeve [Das Amt des Vizedoms für Krain vom 13. Jh. bis 1747. Kirchliche Angelegenheiten], 4 Bde. (Ljubljana 1985-1994).

G.Spahr

Spahr, Gebhard, Weingarten 1056-1956. FS zur 900-Jahrfeier des Klosters (Weingarten 1956) 73.

C. Spannagel

Spannagel, Carl, Zur Geschichte des Bistums Minden im Zeit­ alter der Gegenreformation, in: ZVGA 25 (1897) 194-217.

A. Sparber

Sparber, Anselm, Die Brixner Fürstbischöfe im Mittelalter (Bozen 1968).

H. E. Specker

Specker, Hans Eugen, Die Reformtätigkeit der Würzburger Fürstbischöfe Friedrich von Wirsberg (1558-1573) und Julius Echter von Mespelbrunn (1573-1617), in: WDGB 27 (1965) 29-125.

M. Spindler-A. Kraus

Spindler, Max-Kraus, Andreas, Handbuch der Bayerischen Geschichte, 4 Bde. (München 1967-1975, 21979-1981).

J. Staber

Staber, Josef, Kirchengeschichte des Bistums Regensburg (Re­ gensburg 1966).

J. Stadlhuber

Stadlhuber, Josef, Johann VI. Thomas Freiherr von Spaur, Fürstbischof von Brixen (1578-1591), seine Diözese und sein Reichsfürstentum, 2 Bde. (Diss. phil. Innsbruck 1958).

5 Lexikon

LXVI

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur

L. Stamer

Stamer, Ludwig, Kirchengeschichte der Pfalz, Bd. II: Vom Wormser Konkordat bis zur Glaubensspaltung (Speyer 1949); Bd. Ill/1: Das Zeitalter der Reform (1556-1685) (1955).

P. Stancovich

Stancovich, Pietro, Biografia degli uomini distinti dell’Istria, 3 Bde. (Trieste 1828).

U. Stanelle

Stanelle, Udo, Die Bischofschronik des Hans Wildefuer (Hil­ desheim 1986).

I. Staub

Staub, Ignaz, Dr. Johann Fabri, Generalvikar von Konstanz (1518-1523), bis zum offenen Kampf gegen Martin Luther (August 1522) (Diss. phil. Freiburg / Schw. 1911).

K. Steiner

Steiner, Konrad, Die Bildnisse der Bischöfe von Seckau (Graz 1931).

A. Steinhuber

Steinhuber, Andreas, Geschichte des Collegium Germanicum Hungaricum in Rom, 2 Bde. (Freiburg 21906).

J. Steinruck

Steinruck, Josef, Johann Baptist Fickler. Ein Laie im Dienst der Gegenreformation (= RGST 89) (Münster 1965).

J. Steinstrass

Steinstrass, Josef, Das ehemalige Erzbistum Magdeburg (Düs­ seldorf 1930).

A. Stella

Stella, Aldo, II comune di Trieste, in: I ducati padani. Trento e Trieste (= Storia d’Italia 17) (Torino 1979) 635-650.

C. Stenz

Stenz, Carl (Hg.), Die Trierer Kurfürsten (Mainz 1937).

H. Stiefenhöfer

Stiefenhöfer, Hermina, Philipp von Fiersheim, Bischof von Speyer (1529-1552) und gefürsteter Propst von Weißenburg (1546-1552) (Speyer 1941).

H. Stieglitz

Stieglitz, Hermann (Bearb.), Handbuch des Bistums Osna­ brück (Osnabrück 1991).

K. Stloukal

Stloukal, Karel, Papezskä politika a cfsarsky dvür prazsky na predelu 16. a 17. veku [Die päpstliche Politik und der Prager Kaiserhof an der Wende vom 16. zum 17. Jh.] (Prag 1925).

Ch. v. Stramberg

Stramberg, Christoph von, Denkwürdiger und nützlicher Rheinischer Antiquarius 1/4 (Coblenz 1856), II/I (1845), II/2 (1845).

A. A. Strnad, Hohenemser

Strnad, Alfred A., Die Hohenemser in Rom. Das römische Am­ biente des jungen Marcus Sitticus von Hohenems, in: IHS 3 (1980) 61-130.

A. A. Strnad, Sittich

Strnad, Alfred A., Markus Sittich von Hohenems und Andre­ as von Österreich, in: Bischöfe Konstanz I, 396-403.

A. A. Strnad, Sonnenberger

Strnad, Alfred A., Woher stammte Bischof Ulrich Sonnenber­ ger von Gurk?, in: Carinthia I, 156 (1966) 634-679.

J. C. B. Stiive

Stüve, Johann Carl Bertram, Geschichte des Hochstifts Osna­ brück I: Geschichte des Hochstifts Osnabrück bis zum Jahre 1508 (Jena 1853); II: Geschichte des Hochstifts Osnabrück 1508-1623 (Jena 1872); III: Geschichte des Hochstifts Osna­ brück 1624-1647. Aus dem Nachlaß des Verfassers (Osna­ brück 1882); Reg., bearb. v. Julius Jaeger (Osnabrück 1906) (ND I-IV: Osnabrück 1980).

P. L. Surchat, Katholische Reform

Surchat, Pierre Louis, Zur katholischen Reform in Graubün­ den, in: RQ 84 (1989) 195-220.

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur

LXVII

P. L. Surchat, Scotti

Surchat, Pierre Louis, Die Nuntiatur von Ranuccio Scotti in Luzern, 1630-1639. Studien zur päpstlichen Diplomatie und zur Nuntiaturgeschichte des 17. Jahrhunderts (= RQ.S 36) (Freiburg 1979).

A. Szorc, Dominium

Szorc, Alojzy, Dominium warminskie 1243-1772 [Das Hoch­ stift Ermland] (= Rozprawy i Materialy Osrodka Badari Naukowych im Wojciecha K§trzyriskiego w Olsztynie 112) (Olsztyn 1990).

A. Szorc, Dzieje

Szorc, Alojzy, Dzieje diecezji warmiriskiej (1243-1991) [Ge­ schichte der Diözese Ermland] (Olsztyn 1991).

A. Szorc, Relacje

Szorc, Alojzy, Relacje biskupow warmiriskich XVII i XVII wieku do Rzymu o stanie diecezji [Die Statusberichte der ermlän­ dischen Bischöfe des 17. u. 18. Jh.s nach Rom], in: StW 5 (1968) 201-239.

L.-M. Tacchella

Tacchella, Lorenzo-Tacchella, Mary Madeleine, Il cardinal Agostino Valier e la riforma tridentina nella diocesi di Trieste (Udine 1974).

A. Tamaro, Assolutismo

Tamaro, Attilio, Assolutismo e municipalismo a Trieste. 11 governo del capitano Hoyos (1546-1558), in: ArchTriest III/18 (Trieste 1933) 1-385.

A. Tamaro, Documenti

Tamaro, Attilio, Documenti inediti di storia triestina, in: ArchTriest III /15 (1929 /1930) 29-32.

K. Tangl

Tangl, Karlmann, Reihe der Bischöfe von Lavant (Klagenfurt 1846).

R. Taveneaux, Encyclopedie

Taveneaux, Rene (Hg.), Encyclopedie illustree de la Lorraine. La vie religieuse (Nancy-Metz 1988).

R. Taveneaux, Jansenisme

Taveneaux, Rene, Le Jansenisme en Lorraine 1640-1789 (Paris 1960).

R. Taveneaux, Nancy

Tavenaux, Rene (Hg.), Histoire de Nancy (Toulouse 1974).

W. Teufel

Teufel, Waldemar, Universitas Studii Tuwingensis. Die Tübin­ ger Universitätsverfassung in vorreformatorischer Zeit (14771534) (Tübingen 1977) 47-51.

J. Thamm

Chronik des Jakob Thamm (hschr., o. O. 1609), Domstiftsar­ chiv Naumburg XIII.

L. Theobald

Theobald, Leonhard, Die Reformationsgeschichte der Reichs­ stadt Regensburg, 2 Bde. (München 1936, Nürnberg 1951).

U. Thieme-E Becker

Thieme, Ulrich-Becker, Felix (Begr.), Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, 37 Bde. (Leipzig 1907-1950).

A. Tibus

Tibus, Adolf, Geschichtliche Nachrichten über die Weihbi­ schöfe von Münster (Münster 1862).

M. Toeppen

Akten der Ständetage Preußens unter der Herrschaft des Deut­ schen Ordens, hg. v. Max Toeppen, 5 Bde. (Leipzig 18781886).

E. Tomek, Charitas

Tomek, Ernst, Das kirchliche Leben und die christliche Chari­ tas in Wien, in: Anton Mayer (Hg.), Geschichte der Stadt Wien, Bd. 5 (Wien 1914) 160-330.

E. Tomek, Kirchengeschichte

Tomek, Ernst, Kirchengeschichte Österreichs, Bd. 2 (Inns­ bruck-Wien 1949).

V. V. Tomek

Tomek, Vaclav V., Dejepis mesta Prahy [Geschichte der Stadt Prag], 12 Bde. (Praha 1892-1901).

5*

LXVIII

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur

J. Traeger

Traeger, Josef, Die Bischöfe des mittelalterlichen Bistums Schwerin (Leipzig 1984).

H. Tribout de Morembert, Eveques

Tribout de Morembert, Henri, Les eveques de Metz, in: ASHL 61 (1961) 59-92.

H. Tribout de Morembert, Metz Tribout de Morembert, Henri (Hg.), Le diocese de Metz (Paris 1970).

H. Tribout de Morembert, Reforme

Tribout de Morembert, Henri, La Reforme ä Metz, 2 Bde. (Nancy 1969/1971).

B. Truffer

Truffer, Bernard, Portraits des eveques de Sion de 1418 ä 1977 (Sion 1977).

E. Tscherrig

Tscherrig, Emil, Bartholomäus Supersaxo 1638-1640 und Adrian von Riedmatten 1640-1646, in: BWG 12 (1954/1955) 1-164.

UB Halberstadt

Urkundenbuch der Stadt Halberstadt II (= GQS 7), bearb. v. Gustav Schmidt (Halle 1879).

UB Kulm

Urkundenbuch des Bistums Culm, bearb. v. Carl Peter Woelky (= Neues Preußisches Urkundenbuch, Westpreußischer Teil 11/1) (Danzig 1887).

UB Magdeburg

Urkundenbuch der Stadt Magdeburg II (1403-1464) (= GQS 27), bearb. v. Gustav Hertel (Halle 1894); III (1465-1530) (= GQS 28), bearb. v. Derns. (Halle 1896).

UB Meißen

Urkundenbuch des Hochstifts Meißen III (= Codex diplomaticus Saxoniae Regiae 11/3), hg. v. Ernst Gotthelf Gersdorf (Leipzig 1867).

UB S. Bonifacii-S. Pauli

Urkundenbuch der Collegiat-Stifter S. Bonifacii und S. Pauli in Halberstadt (= GQS 13), bearb. v. Gustav Schmidt (Halle 1881).

E Ughelli

Ughelli, Ferdinando, Italia sacra sive de episcopis Italiae et insularum adjacentium, Bd. 5 (Venetiis 1720).

W. Urban, Studia

Urban, Wincenty, Studia nad dziejami wroclawskiej diecezji w 1 polowie XV wieku [Studien zur Geschichte der Diözese Breslau in der ersten Hälfte des 15. Jh.s] (Wroclaw 1959).

W. Urban, Szkice

Urban, Wincenty, Szkice z dziejow diecezji [Skizzen zur Di­ özesangeschichte] I, in: STV 3 (1965 / 2) 383-417; II, in: STV 4 (1966 / 1) 123-166; III, in: STV 5 (1967 / 1) 11-72.

J. Välka, Dejiny

Välka, Josef, Dejiny Moravy I: Stfedovekä Morava [Geschichte Mährens I: Das mittelalterliche Mähren] (Brno 1991).

J. Välka, Prehled

Välka, Josef, Prehled dejin Moravy II: Stavovkä Morava (14401620) [Überblick über die Geschichte Mährens II: Das ständi­ sche Mähren 1440-1620) (Praha 1987).

J. W. Valvasor

Valvasor, Johann Weihard, Die Ehre des Herzogtums Krain, Bde. 2-3 (Laibach-Nürnberg 1689).

S. Vareschi

Vareschi, Severino, La legazione del Cardinale Ludovico Madruzzo alia dieta imperiale di Augusta 1582. Chiesa, Papato e Impero nella seconda meta del secolo XVI (Trento 1990).

O. Vasella

Vasella, Oskar, Die bischöfliche Herrschaft in Graubünden und die Bauernartikel von 1526, in: ZSG 22 (1942) 1-86.

L. Vautrey

Vautrey, Louis, Histoire des eveques de Bale, 2 Bde. (Einsiedeln-New York-Cincinnati 1884 /1886).

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur

LXIX

A. L. Veit

Veit, Andreas Ludwig, Mainzer Domherren vom Ende des 16. bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts in Leben, Haus und Ha­ be (Mainz 1924).

Vitae pont. Eystett.

Vitae pontificum Eystettensium, hg. v. Josef Georg Suttner, in: PBE 14 (1867) Beilage.

J. Vochezer

Vochezer, Josef, Geschichte des fürstlichen Hauses Waldburg in Schwaben I (Kempten 1888); III (Kempten 1907).

J. Vulpius

Vulpius, J[ohannes], Megalurgia Martisburgia (QuedlinburgAschersleben 1700).

E Wachter

Wachter, Friedrich, General-Personal-Schematismus der Erz­ diözese Bamberg 1007-1907. Eine Beigabe zum Jubeljahre der Bistumsgründung (Bamberg 1908).

H. Wagner

Wagner, Hans, Der Verrat des Domdekans Wilhelm von Trauttmansdorff. Eine Salzburger Haupt- und Staatsaktion aus dem Jahre 1580, in: MGSL 109 (1969) 139-173.

H. Wagner-H. Klein

Wagner, Hans-Klein, Herbert, Salzburgs Domherren 1300 bis 1514, in: MGSL 92 (1952) 1-81.

J. Walicki

Walicki, Jan, Przynaleznosc metropolitalna diecezji lubuskiej i kamienskiej na tie rywalizacji Gniezna i Magdeburga [Die Metropolitanzugehörigkeit der Diözesen Lebus und Kammin zwischen Gnesen und Magdeburg] (Lublin 1960).

E. Wallner, Bischöfe

Wallner, Engelbert, Zur Geschichte der Bischöfe und Archidiakone von Chiemsee im 16. Jahrhundert, in: BABKG 25 (1967) 80-93.

E. Wallner, Chiemsee

Wallner, Engelbert, Das Bistum Chiemsee im Mittelalter (1215-1508) (= QDGR 5) (Rosenheim 1967).

A. Wappler

Wappler, Anton, Geschichte der Theologischen Facultät der k. k. Universität Wien (Wien 1884).

H. Waterstraat

Waterstraat, Hermann, Der Camminer Bistumsstreit im Refor­ mationszeitalter II, in: ZKG 23 (1902) 235-262.

W. Watzenig

Watzenig, Werner, Die Bischöfe der Steiermark. AK (Graz 1980).

S. Weber

Weber, Simone, I vescovi suffraganei della Chiesa di Trento (Trento 1932).

M. Wehrmann

Wehrmann, Martin, Von Synoden und Synodalstatuten der Camminer Diöcese, in: BKGP 9 (1932) 3-19.

G. Weigel

Weigel, Georg, Die Wahlkapitulationen der Bamberger Bischö­ fe 1328-1693 (Bamberg 1909).

J. Weijling

Weijling, Johannes F. A. N., Bijdragen tot de geschiedenis van de wijbisschoppen van Utrecht tot 1580 (Utrecht 1951).

P. Weiler

Weiler, Peter, Die kirchliche Reform im Erzbistum Köln 15831614 (= RGST 56-57) (Münster 1931).

E. Weise

Weise, Ernst (Hg.), Die Staats Verträge des Deutschen Ordens in Preußen im 15. Jahrhundert I: 1398-1437 (Königsberg 1939), II: 1438-1467 (Marburg 1955), Reg. 1398-1467 (Mar­ burg 1958), III: 1467-1497 (Marburg 1966).

A. Weiss

Weiss, Anzelm, Organizacja diecezij lubuskiej w sredniowieczu [Die Organisation der Diözese Lebus im Mittelalter] (= Stu­ dia koscielno-historyczne 1) (Lublin 1977).

LXX

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur

P. Weißenberger

Weißenberger, Paulus, Wahl und Weihe von P. Johannes Vinsternau aus Höchstädt zum Abt von Neresheim (1310), in: JVABG5 (1971) 123-142.

A. Wendehorst, Mitteilungen

Wendehorst, Alfred, Mitteilungen aus der Gothaer Hand­ schrift Chart. A 185 zur Geschichte der Würzburger Bischöfe Konrad von Thüngen (1519-1540) und Melchior Zobel von Giebelstadt (1544-1588), in: WDGB 35/36 (1974) 149-167.

A. Wendehorst, Überblick

Wendehorst, Alfred, Das Bistum Würzburg. Ein Überblick von den Anfängen bis zur Säkularisation, in: FDA 86 (1966) 9-93.

A. Wendehorst, Würzburg

Wendehorst, Alfred, Das Bistum Würzburg (GermSac NF 13: Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz), Bd. 3: Die Bischofs­ reihe von 1455-1616 (Berlin 1978).

G. Wentz

Wentz, Gottfried, Das Bistum Havelberg (= GermSac I, 1/1) (Berlin 1933).

G. Wentz-B. Schwineköper

Wentz, Gottfried-Schwineköper, Bernt, Das Domstift St. Mo­ ritz in Magdeburg (GermSac NF I, 4: Die Bistümer der Kirchen­ provinz Magdeburg 1/1) (Berlin-New York 1972).

E.-M. Wermter, Albrecht

Wermter, Ernst-Manfred, Herzog Albrecht und die ermländi­ schen Bischöfe, in: ZGAE 29/2 (1957) 198-311.

E.-M. Wermter, Katharinenschwestern.

Wermter, Ernst-Manfred, Quellen zur Geschichte der ersten Katharinenschwestern und ihrer Gründerin Regina Protmann + 1613 (= ZGAE, Beiheft 2) (Osnabrück 1975).

E.-M. Wermter, Reformversuche Wermter, Ernst-Manfred, Reformversuche im Ermland vor dem Konzil von Trient, in: ZGAE 29/3 (1957) 428-437. F. Werner

Werner, Franz, Der Dom zu Mainz und seine Denkmäler, nebst Darstellung der Schicksale der Stadt und der Geschichte ihrer Erzbischöfe bis zur Translation des erzbischöflichen Sit­ zes nach Regensburg, 3 Bde. (Mainz 1827 /1836).

E. Wernicke

Wernicke, Ernst, Marienwerder (Marienwerder 1933, Herford 21968).

Westfälische Lebensbilder

Westfälische Lebensbilder, im Auftrag der Historischen Kom­ mission Westfalen hg. v. Aloys Bömer-Wilhelm Steffens 1 (Münster/W. 1930)-5 (1937), 6 (1957)ff. [1930-1958 = Veröf­ fentlichungen der Historischen Kommission des ProvinzialInstituts für Westfälische Landes- und Volkskunde, ab 1959 = Veröffentlichungen der Historischen Kommisssion Westfa­ lens].

Th. Wiedemann, Reformation

Wiedemann, Theodor, Geschichte der Reformation und Ge­ genreformation im Lande unter der Enns, 5 Bde. (Prag-Leipzig 1879-1886).

Th. Wiedemann, Neustadt

Wiedemann, Theodor, Beiträge zur Geschichte des Bisthumes Wiener Neustadt I, in: ÖVKT 3 (1864) 513-538; II, in: ÖVKT 5 (1866) 161-192; III-IV, in: ÖVKT 6 (1867) 69-92; V-VI, in: ÖVKT 7 (1868) 241-266; VII, in: ÖVKT 8 (1869) 67-118; VIIIX, in: ÖVKT 9 (1870) 359-374.

H. Wiesflecker

Wiesflecker, Hermann, Kaiser Maximilian I. Das Reich, Öster­ reich und Europa an der Wende zur Neuzeit, Bd. 4 (München 1981).

A. Willburger

Willburger, August, Die Konstanzer Bischöfe Hugo von Lan­ denberg, Balthasar Merklin, Johann von Lupfen (1496-1537) und die Glaubensspaltung (= RGST 34 / 35) (Münster 1917).

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur

LXXI

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Wilmans, Roger, Regesta episcoporum Merseburgensium 9681514, in: AGADG 11 (1858) 146-211.

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Z. Winter

Winter, Zikmund, Zivot cfrkevm v Cechäch. Kulturne-historicky obraz z XV. a XVI. stoleti [Das kirchliche Leben in Böh­ men. Ein kulturhistorisches Bild aus dem 15. und 16. Jh.], 2 Bde. (Praha 1895-1896).

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Wodka, Josef, Besaß Petrus Canisius die Administration des Wiener Bistums?, in: FS Loidl III, 356-362.

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Wodka, Josef, Die Bedeutung Tullns für das Passauer Bistum, in: 950-Jahr-Feier der Pfarre St. Stephan Tulln (Tulln 1964) 8.

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Wohlbrück, Siegfried Wilhelm, Geschichte des ehemaligen Bisthums Lebus und des Landes dieses Namens, 3 Bde. (Ber­ lin 1829-1832).

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Wotke, Karl, Der Olmützer Bischof Stanislaus Thurzo von Bethlenfalva (1497-1540) und dessen Humanistenkreis, in: Zeitschrift des Vereins für die Geschichte Mährens und Schle­ siens 3 (Brünn 1899) 337-388.

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Wretschko, Alfred von, Zur Frage der Besetzung des erzbi­ schöflichen Stuhles in Salzburg im Mittelalter, in: MGSL 47 (1907) 189-303.

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LXXII

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur

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Zaisberger, Friederike, Christoph Schachner. Beiträge zu sei­ ner Biographie bis zur Wahl zum Bischof von Passau, in: MGSL (1970) 105-128.

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Zauner, Judas Th., Chronik von Salzburg, Bd. 7 (Salzburg 1813).

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Zela, Stanislav, Näbozenske pomery v Olomouci za biskupa Marka Kuena (1553-1565) [Die religiösen Verhältnisse in Olmütz unter Bischof Markus Kuen] (Olomouc 1931).

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Zenz, Emil (Hg.), Die Taten der Trierer. Gesta Treverorum Bde. VI-VII (Trier 1962).

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Chronik von Zeitz und den Dörfern des Zeitzer Kreises nach Urkunden und Akten aus den Jahren 968 bis 1895, hg. v. Ernst Zergiebel (Zeitz 1896).

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Ziegler, Walter, Der Kampf mit der Reformation im Land des Kaisers, in: RQ 84 (1989) 210-234.

W. Ziegler, Würzburg

Ziegler, Walter, Würzburg, in: A. Schindling-W. Ziegler IV, 98-126.

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Zimmermann, Gerhard, Das Breslauer Domkapitel im Zeital­ ter der Reformation und Gegenreformation (1500-1600) (= Hi­ storisch-diplomatische Forschungen 2) (Weimar 1938).

H. Zins, W kregu

Zins, Henryk, W kregu Mikolaja Kopernika [Im Wirkungskreis des Nikolaus Copernicus] (Lublin 1966).

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Zins, Henryk, Pocz^tki reformacji na Warmii [Die Anfänge der Reformation im Ermland], in: Ders., W kregu 92-145.

H. Zins, Walka

Zins, Henryk, Walka Polski o obsad§ biskupstwa warmiriskiego na przelomie XV i XVI w. na tie polityki zjednoczeniowej [Der Kampf Polens um die Besetzung des Bistums Ermland an der Wende des 15. zum 16. Jh. auf dem Hintergrund der Verei­ nigungspolitik], in: Ders., W kr§gu 15-91.

E Zoepfl

Zoepfl, Friedrich, Das Bistum Augsburg und seine Bischöfe im Mittelalter, 2 Bde. (München-Augsburg 1955 /1969).

K. Zuhorn

Zuhorn, Karl, Die Beziehungen der Osnabrücker Augustiner zum Bistum und zur Stadt Münster, in: Dona Westfalica 37439.

REGISTER DER BEHANDELTEN PERSONEN

Die Namensschreibung dieses Verzeichnisses folgt den Kopftexten der Lebensbilder und Bio­ gramme. Dabei ist durch Fettdruck hervorgehoben, unter welchem Namensteil die Person in diesem Lexikon alphabetisch eingeordnet ist.

Absberg, Heinrich von Abstemius (Bornemisza), Franz Adalbert, Herzog zu Sachsen Adolf von Anhalt-Zerbst Adolf, Graf von Nassau-Wiesbaden-Idstein Adolf, Graf von Schaumburg (Schauenburg) Agricola, Georg Agricola (Paur), Hieronymus Otto Agrippina —> Yffz, Hubert Ahlefeld, Gottschalk von Ailly, d’ —> Rochefort, Hector de Alardet, Claude-Louis Albert, Paul Albertino (OFM) Albertus (OFM) Albin von Helfenburg, Thomas (Tomäz Albin z Helfenburku) Albrecht, Markgraf von Brandenburg Albrecht, Pfalzgraf bei Rhein Aldringen, Paul Reichsgraf von Alessandri, Gabriele (OP) Aliprandi (Aliprandini), Biagio di Altdorfer, Georg Altensummerau und Praßberg —> Vogt von Altensummerau und Praßberg, Sixt Werner Altkind, Michael Alvensleben, Busso von (+ 1493) Alvensleben, Busso von (1468-1548) Am Hengart -* Platea, Philipp de Amann, Niklaus (OFM) Ambrosii, Johannes (CanA) Andreas (OP) Andreas von Österreich, Markgraf von Burgau Angeloch, Johann Bernhard von Angerer (Angrer), Gregor Anhalt-Zerbst —> Adolf von Anhalt-Zerbst Anton, Graf von Schaumburg (Schauenburg) (+ 1558) Anton, Graf von Schaumburg (1549-1599) Antworter, Georg (OFM) Apis (Opis), Didier (OP) Appeltern, Adrianus van (OESA) Arndes, Dietrich Arnsperger —> Fischer, Oswald Arresdorf, Nikolaus (OFM) Arundine, de —> Riet, Johannes van Arzt, Sigmund von Aschhausen, Johann Gottfried von

LXXIV

Register der behandelten Personen

Asel, Johann von Asperlin, Heinrich Aumayer (Aumair), Ulrich (OFM) Aurifabri —* Zottmann, Bernhard Avunculus (Vetter), Marcus

Baden: — > Friedrich, Markgraf von Baden — > Georg von Baden — > Jakob, Markgraf von Baden — > Johann, Markgraf von Baden Bär (Beer), Franz (1550-1611) Bär —► Ursinus, Franz (1569-1615) Bakdcz ab Erdöd, Franz Baibus, Hieronymus Baldenstein —> Rinck von Baldenstein, Wilhelm Balthasar, Herzog von Mecklenburg Bar —► Borre, Judocus Barbo (Barboli, Barbovius, Barbolus), Daniel (OP) Barbo, Johann Barby, Andreas von Basin (Basinus, Basijn), Thomas Bathory, Andreas Bayer von Boppard, Conrad Bayern: — > Ernst, Herzog von Bayern (1500-1560) — > Ernst, Herzog von Bayern (1554-1612) — > Philipp Wilhelm, Herzog von Bayern Beaucaire de Peguillon, Francois de Beckenschläger, Johann Becker —► Pistor, Maternus Beer -* Bär, Franz Beersele, Johann von (OFM) Beichlingen, Friedrich von Belli, Pietro Benignius (Benigni), Georg (OFM) Bennius, Franziskus (OSM) Berchinger (Perchinger), Erasmus (OFM) Berg, Marquard vom Berg, van den —> Monte, Aegidius de Berger (Perger), Johannes (OESA) Berghes, Corneille de Berghes, Robert de Berka von Duba und Leipa, Zbynko (Zbynek Berka z Dube a Lipe) Berkmeier, Heinrich Berlower, Thomas Bernhard, Graf von Waldeck Bernhard, Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel Bernhard, Herzog von Sachsen-Lauenburg (OCist) Bertis, Ursino de Bessariis, Augustin Lucian de (von Santorin) Bethlenfalva —► Turzo von Bethlenfalva, Stanislaus Betta, Giovanni Bettendorf, Dietrich von Bettendorfer —> Pettendorfer, Johannes Betz -4 Peetz, Adam Bevern, zu —► Schenking zu Bevern, Wilhelm von Bibra, Konrad von Bibra, Lorenz von Bicken, Johann Adam von

Register der behandelten Personen

Binsfeld, Peter Birkhan —> Pirchan von Rosenberg, Sigismund Bischopinck (Biscoping), Johannes Blämont, Olry de Blarer von Wartensee, Jakob Christoph Blatten (Platten, de Platea), Johannes von (OFM) Blöbel, Christoph von Blonda —> Biya, Martin von Blumenthal, Georg von Biya (Blonda), Martin von (OCist) Bobek (Bobeck, Wobek), Kaspar Bocksdorf (Buckenstorff, Burgsdorff), Dietrich von Bödeker, Stephan (OPraem) Bodenhoffer, Johannes (OP) Böddeker, Nikolaus Bogarin (Wagenring), Giovanni Bokholt, Hinrich Bollinger (Pollinger), Sebastian Bommel, Johannes Adriaansz van (OCarm) Bonemilch, Johannes Bonomo, Pietro Boppard —► Bayer von Boppard, Conrad Borght, van der —> Castro, Nicolaus de Bornemisza —> Abstemius, Franz Borre (Bar), Judocus (OP) Bose, Johannes von Boskowitz und Cernohora, Protasius von (Tas/Protäz Cernohorsky z Boskovic) Bosmann —> Bousmard, Nicolas Boucher (Buccar), Nicolas Boulay, Clement du (OP) Bourbon, Louis de Bourbon-Verneuil —► Heinrich von Bourbon-Verneuil Bourgeois, Jean Bousmard (Bosmann), Nicolas Branberger —> Pranberger, Ulrich Brandenburg: — > Albrecht, Markgraf von Brandenburg — > Friedrich, Markgraf von Brandenburg — > Johann Albrecht, Markgraf von Brandenburg-Ansbach — * Sigismund, Markgraf von Brandenburg Brandis, Ortlieb von Brants —> Delphius, Johannes Braun, Anton Braunschweig-Grubenhagen —> Erich, Herzog von Braunschweig-Grubenhagen Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel: — ► Bernhard, Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel — ► Christian, Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel — > Christoph, Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel — > Franz, Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel — > Georg, Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel — > Heinrich Julius, Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel — ► Julius, Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel Philipp Sigismund, Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel Bredow, Joachim von (OPraem) Breitenlandenberg, Hermann von Brendel von Homburg, Daniel Brenner (Prenner), Johannes Brenner, Martin Brennwald (Brenwalt), Balthasar (OP) Breuning, Sebastian

LXXV

LXXVI

Register der behandelten Personen

Bret, Le —> Le Bret, Jacques Breyel —» Preiel, Kaspar Brod —> Grodecky von Brod, Jan Broechem, Libert von (OFM) Brosius Horstein von Horstein, Simon (Simon Brosius z Horstejna) Brunstorp (de), Levinus (Livinius) (OP) Brus von Müglitz, Anton (Antonin Brus z Mohelnice) Buccar —> Boucher, Nicolas Buckenstorff —> Bocksdorf, Dietrich von Bülow, Dietrich von Bünau, Günther von (OT) Bürrig —> Burgis, Hilger de Burckard(t) (Burghardi, Burchardi), Dionys(ius) Burgau -4 Andreas von Österreich, Markgraf von Burgau Burgis (Burg, Bürrig), Hilger de (OCarm) Burgsdorf, Ludwig Burgsdorff, Arnold von (OPraem) Burgsdorff —> Bocksdorf, Dietrich von Burgstall —> Kölderer von Burgstall, David Burgund: — > David von Burgund — > Philipp von Burgund Buxet, Jean de Calido Campo, de —> Heetveld, Johannes Canisius, Petrus (SJ) Capaul, Caspar de Carcanus, Sixtus (OP) Carith (Karith), Martin Carlowitz, Nikolaus von Caronini —> Coronini, Pompeo Caspar Castelmur, Bartholomäus de Caster —> Wichwael, Theodor Castillejo, Antonio Paraguez de Castro, Giovanni de Castro (van der Borght), Nicolaus de Cattaneo (Cattaneus), Sebastian (OP) Catzianer —► Katzenstein, Franz Freiherr von Chaillet, Francois (OFM) Chätelet, Pierre du Chevrot, Jean de Chiesa, Francesco della Christian, Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel Christiani von Schleppegrell, Johannes (OESA) Christoph, Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel Chrön (Croen, Crön, Hren), Thomas Chuet, Barthelemy Ciurletti, Johann Paul Civalli, Johannes Baptista (OFM) Claessens, Johann Nikolaus Cles, Bernhard von Closen, Wolfgang von Coeffeteau, Nicolas (OP) Columbinus —► Deublinger, Johann Coret, Niccolö de Comedo —► Lichtenstein-Karneid, Ulrich von Coronini (Caronini, Coroninus), Pompeo Crapitz —► Krapitz, Nikolaus Craschel (Crassei), Theobald

Register der behandelten Personen Cratz von Scharfenstein, Philipp Cretensis —> Kridt, Johannes Crön —► Chrön, Thomas Cuba, Dietrich von (OT) Cunin (de Rosieres) (OCist) Cusanus —> Kues, Nikolaus von D’Ailly —> Rochefort, Hector de Dalberg, Johann von, Kämmerer von Worms Dalberg, Wolfgang von, Kämmerer von Worms Dale (de Valle), Judocus van (OP) Dantiscus (von Höfen), Johannes Daun-Oberstein, Philipp Herr von David von Burgund De Arundine —► Riet, Johannes van De Peron —> Peronis, Jean De Scarlichio —> Scarlichi, Rinaldo Deher (Dehr, Dyhrn), Johannes von Della Chiesa —► Chiesa, Francesco della Della Rovere Rovere, Giuliano della Delphius (Brants), Johannes Deublinger (Columbinus), Johann Di Saluzzo —> Saluces, Georges de Dieburger (Dieperger), Johannes (OCist) Dieminger, Martin Dienheim, Eberhard von Dieperger —» Dieburger, Johannes Diepholz, Konrad Graf von Diepholz, Rudolf Graf von Diesbach, Nikolaus von Dietrichstein, Franz Seraph Fürst von Dionysius (OP) Dobeneck, Hiob (Job) von (OT) Ddczi, Urban Dommartin, Warry de (OSB) Dornheim —> Fuchs von Dornheim, Johann Georg Dornvogel, Michael Doroz, Jean (OSB) Duba und Leipa —> Berka von Duba und Leipa, Zbynko Dubenflogk —> Tubenflug, Burkhard Dubravius, Johannes (Jan Skala z Doubravy) Ducis —> Hertoch, Laurentius Düren, Simon von (OCarm) Dürkop, Eggert Dupasquier, Antoine (OCist) Durlacher, Martin (OCist) Duvillard, Claude Dyhrn —> Deher, Johannes von Dzialynski, Kasper Dzialynski, Michal Erazm

Eberlein, Jakob Eberstein, Bernhard von Ebmer, Ludwig Ebneth, von —> Marschalk von Ebneth, Georg Echter von Mespelbrunn, Julius Eckmunde, de —> Nieuwland, Nicolaus van Effern, Wilhelm von Egmond, Georg Graf von Ehrenberg, Philipp Adolf von

LXXVII

LXXVIII

Register der behandelten Personen

Eindhoven, Johannes von (CanA) Eisenberg —► Isenberg, Johann Eiszepf, Lorenz Eitel Friedrich, Graf von Hohenzollern-Sigmaringen Elgard, Nikolaus Eliner, Jakob Eltz, Jakob von Emich, Matthias (OCarm) Emmerberg —> Truchseß von Emmerberg, Friedrich Enckenvoirt (Enckevort), Wilhelm von Enen, Johannes Engel (Enghel, Engelen), Albert (OFM) Engelbrecht, Anton Engelbrecht, Petrus Englmayr, Michael Entzberger —► Nix von Hoheneck, Johannes Erbach, von —> Schenk von Erbach, Dietrich Erdöd —► Bakocz ab Erdöd, Franz Erich, Herzog von Braunschweig-Grubenhagen Erich, Herzog von Lothringen-Chaligny (Eric de Lorraine-Chaligny) Erich, Herzog von Sachsen-Lauenburg Erler, Johannes (OFM) Ernst, Graf von Schaumburg Ernst, Herzog von Bayern (1500-1560) Ernst, Herzog von Bayern (1554-1612) Ernst, Herzog zu Sachsen Ertlin (Oertlin), Johann Eyb, Gabriel von Eyb, Martin von Eych, Johann von Eynde, van den —> Van den Eynde, Peter Fabri, Georg (OP) Fabri, Johann (1478-1541) Fabri (Smed), Johannes (OFM) (+ frühestens 1451) Fabri, Johannes (OFM) (+ vor 1458) Fabricius, Heinrich Fabritius (Schmitz), Laurentius Fannemann (Wanemann), Balthasar (OP) Fattlin (Vattlin), Melchior Ferber, Mauritius Feucht (Feychtius), Jakob Feurstein, Simon Feychtius —► Feucht, Jakob Fiesque (Fieschi), Paolo de Filipec, Jan Fillätre, Guillaume (OSB) Fischer (Arnsperger), Oswald Fischer —> Piscator, Sigfried Flaccus —> Schlauch, Hieronymus Flach, Georg (OSB) Fiersheim, Philipp Freiherr von Flucke, Jakob (OP) Flugi, Johann Förner, Friedrich Fournier, Antoine (CanA) Frankenstein, Rudolf Freiherr von Frankofordia, de —> Spitznagel, Peter Franta, Wenzel (Fronto, Vaclav) Franz, Graf von Waldeck

Register der behandelten Personen Franz, Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel Franz, Herzog von Lothringen-Chaligny (Francois de Lorraine-Chaligny) Fraunberg, Veit von Fregeno, Marinus de Freiberg, Lorenz von Freiberg, Ludwig von Frey, Johannes (OFM) Friderlin, Thomas (OCist) Friedrich, Graf von Hohenzollern Friedrich, Herzog von Schleswig-Holstein Friedrich, Markgraf von Baden Friedrich, Markgraf von Brandenburg Fries, Nikolaus (OESA) Fröschl von Marzoll, Wiguläus Fronto —> Franta, Wenzel Frundsberg, Ulrich von Fuchs von Dornheim, Johann Georg Fuchs von Fuchsberg, Christoph Fuchs von Rügheim, Georg Fuchsberg —> Fuchs von Fuchsberg, Christoph Füllstein, Heinrich von Fürstenberg, Dietrich von Fugger, Jakob Fugger von Kirchberg und Weißenhorn, Sigmund Friedrich Graf Fusce, Frangois de (OFM)

Gans, Edler Herr zu Putlitz, Wedigo Gebsattel, Johann Philipp von Gehrden, Hermann von (OP) Geislinger, Ulrich (OFM) Geißler, Matthias Gembicki, Wawrzyniec Gemmingen, Johann Konrad von Gemmingen, Johann Otto von Gemmingen-Michelfeld, Uriel von Georg Georg von Baden Georg von Österreich Georg, Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel Georg, Pfalzgraf bei Rhein Geraldini, Angelo Gerhard (OFM) Gerstmann, Martin von Gerward —> Yerwerd, Godefridus Giebelstadt: —> Zobel von Giebelstadt, Johann Georg —> Zobel von Giebelstadt, Melchior Gienger, Georg Giese, Tiedemann Bartholomäus Gildehuysen, Gerlacus (OP) Givanicz —> Petcovitz, Johann Zacharia Givry, Anne de Perusse d’Escars de Gluschitsch (Glusic, Glusitsch, Gluscitz), Konrad Gobelius (Göbel), Cornelius Goberti, Nicolas Göbel —> Gobelius, Cornelius Göschl, Martin (OPraem) Götz, Leonhard Goffredi, Jakob Goldener (Goldner, Rupp), Johannes (OESA)

LXXIX

LXXX

Register der behandelten Personen

Golser, Georg Goppo, Antonio de Gorrevod, Antoine de Gournay, Charles-Chretien de Grace, Thierry de Gracht, van der —> Van der Gracht, Gedeon Grassi (de Grossis), Achille Greiffenclau von Vollrads, Georg Friedrich Greiffenclau von Vollrads, Richard Gren, Friedrich Grimholt, Johannes Grimming, Karl Grodecky (Grodecki, Grodziecki) von Brod, Jan Groesbeek, Gerhard von Gropengeter, Johannes (OESA) Groß von Trockau, Heinrich Grossis, de —> Grassi, Achille Grote, Thomas Grünwald, Kaspar (OP) Grünwalder, Johann Grumbach, Johann von Grüter, Lambert Guise, Louis de Gundeisheim, Philipp von Gutmann zu Sobernheim, Gereon Otto Freiherr von

Hack, Georg Haes, Johannes (Jan Häz) Haex Hexs, Goswinus Hagen, Johann Ludwig von Haidlauf (Haidlauff), Sebastian Haindel —> Henlein, Andreas Haller, Leonhard Hallwil (Hallwyl), Johann Rudolf von Hallwyl (Hallweil), Johann Georg von Hammer (Rammer), Georg Haraucourt, Guillaume de Haraucourt, Louis de Hardenberg, Dietrich von Hattingen, Heinrich von (OCarm) Hattstein, Marquard von Hatzfeldt, Crottorf und Gleichen, Franz Graf von Haugwitz, Georg von Haugwitz, Johann von Haus, Henning von Hausen, Wolfgang von Häz —> Haes, Johannes Hazards, Hugues des Heetveld (de Calido Campo), Johannes van (den) (OCarm) Heinlein —> Henlein, Andreas Heinrich Julius, Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel Heinrich von Bourbon-Verneuil (Henri de Bourbon-Verneuil) Heinrich, Graf von Schaumburg Heinrich, Herzog von Lothringen-Vaudemont (Henri de Lorraine-Vaudemont) Heinrich, Herzog von Sachsen-Lauenburg Heinrich, Pfalzgraf bei Rhein Heinsberg, Johann Graf von Helding, Michael Helfenburg —> Albin von Helfenburg, Thomas Helfenstein, Gregor

Register der behandelten Personen

Helmicher —> Velmecker, Johannes Helmont, Johannes von (OSB) Heimstatt, Ludwig Freiherr von Heimstatt, Reinhard von Hengart, am —> Platea, Philipp de Henlein (Haindel, Heinlein, Heynlein), Andreas Henneberg, Philipp von Henneberg-Römhild, Berthold Graf von Herboldus (Herbordus) (OFM) Hermann (OFM) Hermann, Graf von Schaumburg Hermann, Landgraf von Hessen Hertoch (de Hartoghe, Ducis), Laurentius (OCarm) Hessen —> Hermann, Landgraf von Hessen Heßler, Georg Heusenstamm, Sebastian von Hewen, Heinrich Freiherr von (um 1400-1462) Hewen, Heinrich von (+ 1519/20) Hexs (Haex, Heyx), Goswinus (OCarm) Heynlein —> Henlein, Andreas Heyß, Weribold von (OFM) Heyx —> Hexs, Goswinus Hilkershausen —> Lösch von Hilkershausen, Leo Hinderbach, Johannes Hirnheim, Eberhard von Hocedy, Toussaint d’ Höfen —► Dantiscus, Johannes Hoefgarten —> Hopfgarten, Heinrich Hoetfilter, Jodocus Hoffmann, Johannes Hofmann, Andreas Hoheneck —> Nix von Hoheneck, Johannes Hohenems, Mark Sittich von (1533-1595) Hohenems, Markus Sittikus von (1574-1619) Hohenlandenberg, Hugo von Hohenwarter, Georg Hohenzollern —> Friedrich, Graf von Hohenzollern Hohenzollern-Sigmaringen —> Eitel Friedrich, Graf von Hohenzollern-Sigmaringen Holl, Wolfgang Holle, Eberhard von Hollenegg, Sigmund von Homburg —> Brendel von Homburg, Daniel Honstein, Wilhelm Graf von Hoorn, Johann von Hopfgarten (Hoefgarten, Hoeffgarten), Heinrich (OESA) Horneburg, Johann Horstein —> Brosius Horstein von Horstein, Simon Hosius, Stanislaus Hoya, Albert von Hoya, Gerhard Graf von Hoya zu Stolzenau, Johann Graf von Hoym, Gebhard von Hren —> Chrön, Thomas Huis, Dietrich (OFM) Huntzdorfer, Johann (CanA) Huot, Jean (OCarm) Huthen, Paul Hutten, Moritz von Hutter, Johannes (OFM) 6 Lexikon

LXXXI

LXXXII

Register der behandelten Personen

Imminck —> Yumminck, Johannes Isenberg (Eisenberg), Johann (von) (OFM) Isenburg, Johann von Isenburg, Salentin Graf von Isenburg (Ysenburg)-Büdingen, Diether Graf von Iter, Lucius Ivanic —► Petcovitz, Johann Zacharia Iwen (Iven, Yven), Henning Jagow, Matthias von Jakob, Markgraf von Baden Jerin, Andreas von Johann Albert Wasa Johann Albrecht, Markgraf von Brandenburg-Ansbach Johann Wilhelm, Herzog von Jülich-Kleve-Berg Johann, Herzog von Sachsen-Lauenburg Johann, Markgraf von Baden Johann, Pfalzgraf bei Rhein (1429-1475) Johann, Pfalzgraf bei Rhein (1488-1538) Johannes (Pastoris [?]) (OSB) (+ nach 1462) Johannes (+ frühestens 1465) Johannes (+ frühestens 1480) Johannes, Herzog von Lothringen (Jean de Lorraine) Jorba, Michele (OSH) Jordan, Johann Jost, Hildebrand Jülich-Kleve-Berg —> Johann Wilhelm, Herzog von Jülich-Kleve-Berg Julius, Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel

Kämmerer von Worms Dalberg, Wolfgang von, Kämmerer von Worms Kammerer, Dietrich (Theoderich) (OFM) Kanuti, Matthias (OSB) Kaps, Nikolaus Karas von Rhomstein, Kaspar Kari th —> Carith, [Martin] Karl, Erzherzog von Österreich Karl, Herzog von Lothringen (Charles de Lorraine) Karl, Herzog von Lothringen-Chaligny (Charles de Lorraine-Chaligny) Karl, Herzog von Lothringen-Guise (Charles de Lorraine-Guise) Karl, Herzog von Lothringen-Vaudemont (Charles de Lorraine-Vaudemont) Karrer, Stephan (OP) Kathmann von Maurugk, Gregor Katschen, Albrecht (OP) Katzenstein (Kazianer, Katzianer, Catzianer), Franz Freiherr von Kazianer —> Katzenstein, Franz Freiherr von Kerer (Kerrer), Johann Kerssenbrock, Rembert von Kerstani —► Lessen, Johannes Kerstani von Ketteier, Wilhelm von Keutschach, Leonhard von Khuen —> Kuen, Markus Kiebinger, Augustin (CanA) Kielbasa, Wincenty Kirchberg —> Maninger von Kirchberg, Georg Kirchberg und Weißenhorn —> Fugger von Kirchberg und Weißenhorn, Sigmund Friedrich Graf Klesl, Melchior Kluspeck (Kluespeck), Johann Kneufl (Kneufel), Johann Knijff, Johannes (OFM) Knöringen, Heinrich von

Register der behandelten Personen

Knöringen, Johann Eglof von Kobolt von Tambach, Johannes Bartholomäus Kölderer von Burgstall, David Köln, Wilhelm von (OESA) Königsmarck, Otto von Kohlsdorf (Kolsdorffius), Martin Kolberg, Georg von Kolowrat, Heinrich (Hynek) Ignaz Novohradsky von Konopacki, Jan Karol Konopacki, Maciej Konopat, Johannes von (Jan Konopacki) Kostka, Piotr Krafft, Peter Kraiburg, Bernhard von Krapitz (Crapitz), Nikolaus Kraus, Albert Kreuder, Nikolaus (OT) Kridt (Cretensis), Johannes Kromer, Martin Kronberg —> Schweikard von Kronberg, Johann Krummendiek, Albert Krypper, Christian Kuczborski, Jan Kuen, Markus (Marek Khuen) Kuen-Belasy, Johann Jakob von Kuenburg, Ehrenfried (Ernfrid) Freiherr von Kuenburg, Georg von Kuenburg, Michael von Kues (Cusanus), Nikolaus von Kuhschmalz, Franz Kurz, Heinrich

La Vallee, Christophe de Laiming, Leonhard von Lamberg, Christoph Freiherr von Lamberg, Johann Jakob von Lamberg, Karl Freiherr von Lamberg, Sigmund Graf Landsberg, Berthold von Lang von Wellenburg, Matthäus Lange, Gottfried Laubich, Blasius Laymann, Johann Le Bret, Jacques Le Sane, Nicolas Legendorf, Paul Stange von Leisentrit (Leisentritt), Gregor Leisentrit (Leisentritt), Johann Lencker (Leucker, Leucher), Heinrich (OP) Lenoncourt, Robert de Leombach —► Meurl von Leombach, Bernhard Leonardi, Hubert (OCarm) Leopold, Erzherzog von Österreich Lessen, Johannes Kerstani von (OT) Leucker —> Lencker, Heinrich Leyen, Johann von der Lichtenau, Heinrich von Lichtenauer, Friedrich Lichtenfels, Melchior von Lichtenstein-Karneid (Comedo), Ulrich von 6*

LXXXIII

LXXXIV

Register der behandelten Personen

Liebenstein, Jakob von Liechtenstein, Johann Christoph Graf von Lietard, Pierre (OP) Limburg, Erasmus von Limperger, Tilman (OESA) Limpurg, von: — ► Schenk von Limpurg, Georg — > Schenk von Limpurg, Gottfried Lindenau, Sigismund von Linke, Kaspar (OT) Lintorfif, Konrad von (OPraem) Lippe, von der/Lippstadt, von —> Nopel d. Ä., Johann Lippe, zur —> Simon zur Lippe Lipski, Jan Lodron, Sebastian Bartholomäus Graf von Lösch von Hilkershausen (Hilkertshausen, Hilgartshausen), Leo Logau, Kaspar von Lohel(ius), Johannes Lorraine Lothringen Lossainen, Fabian von Losser, van —> Oldenzaal, Bonaventura Engelbertsz van Loste, Konrad Lothringen: — > Erich, Herzog von Lothringen-Chaligny — > Franz, Herzog von Lothringen-Chaligny — > Heinrich, Herzog von Lothringen-Vaudemont Johannes, Herzog von Lothringen — > Karl, Herzog von Lothringen — ► Karl, Herzog von Lothringen-Chaligny — > Karl, Herzog von Lothringen-Guise — > Karl, Herzog von Lothringen-Vaudemont — ► Ludwig, Herzog von Lothringen — > Nikolaus Franz, Herzog von Lothringen — > Nikolaus, Herzog von Lothringen Lubodzieski, Jan Ludovici (Lutz), Johann (OESA) Ludwig, Herzog von Lothringen (Louis de Lorraine) Lupfen, Johannes Graf von Lutz —> Ludovici, Johann Lyppus —> Nopel d. Ä., Johann Lyresius, Martin (Marcus?)

Mader, Wilhelm (OPraem) Madruzzo, Carlo Gaudenzio Freiherr von Madruzzo (Madrutsch, Madrutz), Cristoforo Freiherr von Madruzzo (Madrutz, Madrutsch), Giovanni Ludovico Freiherr von Magnus, Herzog von Mecklenburg Magnus, Herzog von Sachsen-Lauenburg Maillane, de —► Porcelets, Jean des Maininger —► Maninger von Kirchberg, Georg Mair (Mayer, Mayr, Marius), Augustin (CanA) Malentein (Malenteiner), Johannes von Maler —> Meier, Johannes Maltitz, Johann von Manderscheid-Blankenheim, Johann Graf von Manduuel —> Manteuffel, Erasmus von Manicor, Anton Maninger (Maininger) von Kirchberg, Georg Mannsberg, Martin von Mansfeld, Johann Gebhard Graf von

Register der behandelten Personen Mansharter (Mansharther, Manshutter, Maushurtter), Theobald Manteuffel (Manduuel), Erasmus von Marades, Jean Margenau -> Marienau, Johannes Marienau (Margenau, Mergenow), Johannes (OT) Marius —> Mair, Augustin Mark, Erhard von der Marschalk von Ebneth, Georg Marschalk zu: — > Pappenheim, Christoph Marschalk zu — > Pappenheim, Georg Marschalk Freiherr von Marzoll —► Fröschl von Marzoll, Wiguläus Mauerkircher, Friedrich Maurugk -4 Kathmann von Maurugk, Gregor Mayer —> Mair, Augustin Meckau, Melchior von Mecklenburg: * Balthasar, Herzog von Mecklenburg — ► Magnus, Herzog von Mecklenburg Medek, Martin Meitting (Meittinger, Meuting), Hieronymus Meier (Maler, Pictor), Johannes (OESA) Mendel von Steinfels, Christoph Mengersdorf, Ernst von Mensing, Johannes (OP) Meppen, Johannes von (OESA) Merchteren, Johann von (OFM) Mergenow —> Marienau, Johannes Merklin, Balthasar Mespelbrunn —> Echter von Mespelbrunn, Julius Metternich, Lothar von Metzenhausen, Johann von Metzler, Christoph Meurisse, Martin (OFM) Meurl von Leombach, Bernhard Meuting Meitting, Hieronymus Meyer (de Meyere, Villicus), Johannes (OCarm) Mezon, Johannes (Jan Mezoun, Johann von Teltsch) Michel, Jean Michwael —> Wichwael, Theodor Midot, Jean Mierlo, Godfried van (OP) Milicin und Talmberg, Paul von (Pavel z Milicina) Mirgel, Johann Jakob Moers, Dietrich Graf von Moers, Heinrich Graf von Moers, Walram Graf von Mohr, Joseph Mohr, Valentin (OSB) Molitoris, Hermann (OP) Mongiojo (Mongiogus), Laurentius Galatino (Galatinus) (OFM) Monster —► Münster, Johannes Montani und Wisberg —> Stredele, Johannes Kaspar, Freiherr von Monte (van den Berg), Aegidius de (OFM) Montfalcon (Montfaucon), Aymon de (OSB) Montfalcon (Montfaucon), Sebastien de Montferrand, Benoit de Montopol —> Nardus von Montopol, Caesar Müglitz —► Brus von Müglitz, Anton Muelich, Heinrich

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Register der behandelten Personen

Müller, Sebastian Münster (Monster), Johannes Murner, Thomas (OFM) Napponäus, Christian Nardus von Montopol, Caesar (OFM) Nas (Nasi), Johannes (OFM) Nassau-Wiesbaden-Idstein —> Adolf, Graf von Nassau-Wiesbaden-Idstein Nausea, Friedrich Neander —> Neumann, Georg Nebelmair, Stephan Negelin, Heinrich Negusanti, Vincenzo Neideck, Georg von Neidenburg, Stephan von Nell, Johannes (OFM) Neuböck (Neubeck), Johann Kaspar Neufchätel, Antoine de Neumann (Neander), Georg Nieuwland (de Nova terra, de Eckmunde), Nicolaus van Nikolaus (OT) Nikolaus Franz, Herzog von Lothringen (Nicolas Francois de Lorraine) Nikolaus, Herzog von Lothringen (Nicolas de Lorraine) Nix von Hoheneck (gen. Entzberger), Johannes Noel, Didier Nopel d. Ä. (Lyppus, von der Lippe, de Lippia, von Lippstadt), Johann Nopel d. J. (Noepel), Johann Nortorp, Hermann (OP) Nova terra, de —> Nieuwland, Nicolaus van Novavilla —> Villanuova, Filippo von Novohradsky —> Kolowrat, Heinrich Ignaz Novohradsky von Nowag, Peter Nußdorf, Ulrich von

Ob (Obe, Opp), Matthias Oberg, Berthold von (OP) Oberg, Burchard von Oertlin —> Ertlin, Johann Österreich: Andreas von Österreich, Markgraf von Burgau — > Georg von Österreich — > Karl, Erzherzog von Österreich — > Leopold, Erzherzog von Österreich Öttingen, Friedrich Graf von Oldenzaal (van Losser), Bonaventura Engelbertsz van (OFM) Op dem Veld von Willich (a Wylich, de Wylik), Quirin Opis —> Apis, Didier Opp —> Ob, Matthias Oprode, Joachim van Ortwin, Johannes (OP) Ostein, Johann Heinrich von Ottersbach —> Wiederin von Ottersbach, August Otto, Graf von Schaumburg Pachmair, Otto Heinrich Pagendorfer, Erasmus Palmburg —> Stobaeus von Palmburg, Georg Pappenheim, Christoph Marschalk zu Pappenheim, Georg Marschalk Freiherr von Parkentin, Johannes

Register der behandelten Personen

Parsberg, Friedrich von Pascasius (Pascasio, Pasquale, Pasqualino), Johann Pastoris —> Johannes Pastoris Paumgartner, Erhard Paur —> Agricola, Hieronymus Otto Pavlovsky von Pavlovitz, Stanislaus (Stanislav Pavlovsky z Pavlovic) Peetz (Petz, Betz), Adam Peguillon —> Beaucaire de Peguillon, Francois de Pelcking (Pelckingius, Peleking, Pellegrini, Pilking, Pilkman), Johannes (OFM) Pelegrin, Antoine de Pellegrini —> Pelcking, Johannes Pelletz, Johannes (OFM) Pennarius, Johann (OFM) Pentz, Nikolaus von Peraudi, Raimund Perchinger —► Berchinger, Erasmus Percic (Percicus, Persicus), Petrus Perconick —> Petcovitz, Johann Zacharia Peronis (de Peron), Jean (OP) Persicus —> Percic, Petrus Perusse d’Escars —> Givry, Anne de Perusse d’Escars de Petcovitz (Perconick, Ivanic, Givanicz), Johann Zacharia Petri, Cunerus Pettendorfer (Bettendorfer), Johannes Pewerl (Pewrl), Leonhard Pfalzgraf bei Rhein: — > Albrecht, Pfalzgraf bei Rhein — * Georg, Pfalzgraf bei Rhein — ► Heinrich, Pfalzgraf bei Rhein — » Johann, Pfalzgraf bei Rhein (1429-1475) — > Johann, Pfalzgraf bei Rhein (1488-1538) — > Philipp, Pfalzgraf bei Rhein — ► Ruprecht, Pfalzgraf bei Rhein (1437-1465) — > Ruprecht, Pfalzgraf bei Rhein (1427-1480) — > Ruprecht, Pfalzgraf bei Rhein (1481-1504) Ruprecht, Pfalzgraf bei Rhein (1461-1507) — > Ruprecht, Pfalzgraf von Pfalz-Simmern Pflieger, Silvester Pflüger (Pflüger), Kilian Pflug, Julius von Philipp Sigismund, Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel Philipp von Burgund Philipp Wilhelm, Herzog von Bayern Philipp, Pfalzgraf bei Rhein Piccolomini, Enea Silvio Pichlmair, Johann Baptist Pictor —> Meier, Johannes Pictorius —» Wichwael, Theodor Pilhamer, Leonhard Pilking/Pilkman —> Pelcking, Johannes Pirchan (Birkhan) von Rosenberg, Sigismund (OCist) Pirn (Pirnesius), Melchior von Piscator (Fischer), Sigfried (OP) Pistor (Becker), Maternus Pitterich, Augustin (OSB) Plankenfels, Friedrich von Plankenfels, Ulrich von Planta, Thomas von Platea (Am Hengart), Philipp de Platea, de —> Blatten, Johannes von

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Register der behandelten Personen

Plateis von Plattenstein, Johann Ernst (Jan Arnost Platejs z Plattenstejna) Platten —> Blatten, Johannes von Plattenstein —> Plateis von Plattenstein, Johann Ernst Platzgummer, Johann Plovier, Etienne Pogwisch, Detlef Polentz, Georg von (OT) Pollheim, Bernhard von Pollinger —> Bollinger, Sebastian Pommersfelden —> Truchseß von Pommersfelden, Veit Porcelets de Maillane, Jean des Porta, Beat ä Pranberger (Pramberger, Branberger), Ulrich (OFM) Pransnitz, Bernhard Wenzeslaus von (CanA) Preen, Johannes Prefecti —► Schulte, Johannes Preiel (Breyel, Breill, Preil, Preyel u. a.), Kaspar Prenner —> Brenner, Johannes Proei, Johannes Promnitz, Balthasar von Prusinovsky von Vfckov, Wilhelm (Vilem Prusinovsky z Vickova) Psaume (Psaulmus), Nicolas (OPraem) Püchler, Wolfgang (OFM) Pürstinger, Berthold Puget, Etienne de Putlitz —> Gans, Edler Herr zu Putlitz, Wedigo

Queiß, Erhard von (OT) Radelennes (Radelef), Christophorus (OP) Radlic (Radlitsch, Radlic), Balthasar von Radwiger, Martin Raesfeld, Bernhard von Raitenau, Wolf Dietrich von Rammer —> Hammer, Georg Rammung, Matthias von Randegg, Burkhard von Rantzau, Balthasar Rapicio, Andrea Raron, Wilhelm Freiherr von Raschauer, Jakob Rascher, Peter de Raubar (Räuber), Christophorus von Rauh (Rauch), Petrus (OP) Rautgarler —> Reitgartler, Georg Reden, Dietrich von Redwitz, Erhard von (OCist) Redwitz, Weigand von Rehm (Rem), Aegidius Rehwinkel, Johannes (OT) Reichard, Konrad Reichenau, Wilhelm von Reitgartler (Rautgartler, Rütgarter, Reitherlet, Reitgherlet), Georg Reitzenstein, Hieronymus von (OCist) Rem —> Rehm, Aegidius Renner, Konrad Renner, Philipp Renteien, Michael de (OP) Requesens y Fendlet, Alfons de (OFM) Resch (Rescius), Anton (OP)

Register der behandelten Personen

Resch —> Rösch, Georg Christoph Rescius —> Resch, Anton Rethem, Hermann von (OP) Rettinger von Wispach, Martin Herkules Revellis, Johann von Revenaco —> Rübenach, Heinrich von Reventlow, Detlev Rhein: — > Pfalzgraf bei Rhein ► Zu Rhein, Friedrich — > Zu Rhein, Kaspar Rhomstein Karas von Rhomstein, Kaspar Ridder, Jacobus de (OP) Riedl, Georg Riedmatten, Adrian von (um 1470/75-1548) Riedmatten, Adrian von (um 1550/55-1613) Riedmatten, Adrian von (1610-1646) Riedmatten, Hildebrand von Rieger —> Ruger, Johann Riet (Ryt, de Arundine), Johannes van (OCarm) Rietberg, Konrad Graf von Rinck von Baldenstein, Wilhelm Riphaen (Riphan), Theodor Rochefort d’Ailly, Hector de Rode, Johann Rodenstein, Philipp von Rösch (Resch), Georg Christoph Röttel, Johannes Rogseri, Bartholomaeus Rohr, Bernhard von Roseborch, Ludolf Rosenberg, Jodokus (Jost) von Rosenberg, Philipp von Rosenberg, von —> Pirchan, Sigismund Rosieres, de —> Cunin Rosieres, Francois de Roßmann, Hermann (OP) Rotberg, Arnold von Roten (Rotensen), Arnold von (OFM) Rotenhan, Anton von Roth, Johannes von Rovenius (van Rouveen), Philipp Rovere, Giuliano della Rudnicki, Szymon Rue, Raymond de (OP) Rübenach (Revenaco), Heinrich von (OP) Rüdesheim, Rudolf Freiherr von Rügheim —> Fuchs von Rügheim, Georg Rüppurr, Reinhard von Rütgarter —> Reitgartler, Georg Ruger (Rüger, Rieger), Johann (OP) Rup, Claude (OP) Rupp —> Goldener, Johannes Ruprecht, Pfalzgraf bei Rhein (1437-1465) Ruprecht, Pfalzgraf bei Rhein (1427-1480) Ruprecht, Pfalzgraf bei Rhein (1481-1504) Ruprecht, Pfalzgraf bei Rhein (1461-1507) Ruprecht, Pfalzgraf von Pfalz-Simmern Ruscher, Thomas Ryt —> Riet, Johannes van

LXXXIX

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Register der behandelten Personen

Sachow, Nikolaus Sachsen: — > Adalbert, Herzog zu Sachsen — > Ernst, Herzog zu Sachsen Sachsen-Lauenburg: — > Bernhard, Herzog von Sachsen-Lauenburg — > Erich, Herzog von Sachsen-Lauenburg — > Heinrich, Herzog von Sachsen-Lauenburg — ► Johann, Herzog von Sachsen-Lauenburg — > Magnus, Herzog von Sachsen-Lauenburg Sagstetter, Urban Saibaeus —> Seibaeus, Ambrosius Salamanca-Hoyos, Antonius von Salhausen, Johann von Salis, Bartholomäus von Salm, Wolfgang Graf von Saluces (di Saluzzo), Georges de Salza, Jakob von Sandizell, Moritz von Sane, Le —► Le Sane, Nicolas Sang (Sangius), Eucharius Santorin —> Bessariis, Augustin Lucian de Sartoris —> Schneider, Johannes (+ nach 1551) Sartoris, Johannes (OFM) (+ um 1466) Scarlichi (De Scarlichio, Scarlicchio, Scarliz, Scarlizchi, Skrlic), Rinaldo Schach, Mathias (OCart) Schachner, Christoph Schadehoet —> Schodehoet, Heinrich Schallermann, Johannes Scharfenstein —> Cratz von Scharfenstein, Philipp Schauenburg —> Schaumburg Schaumberg, Georg von Schaumberg, Martin von Schaumberg, Peter von Schaumburg (Schauenburg): — > Adolf, Graf von Schaumburg — ► Anton, Graf von Schaumburg (+ 1558) * Anton, Graf von Schaumburg (1549-1599) — > Ernst, Graf von Schaumburg — > Heinrich, Graf von Schaumburg — > Hermann, Graf von Schaumburg — > Otto, Graf von Schaumburg Schaunberg, Friedrich Graf von Schedemeker, Johann (OESA) Scheit (Scheyt, Schit, Schyt), Matthias Schenck von Tautenburg, Friedrich Freiherr Schenk von Erbach, Dietrich (Theoderich) Schenk von Limpurg (Limburg), Georg Schenk von Limpurg, Gottfried Schenking zu Bevern, Wilhelm von Scheppei —> Schleppe!, Lukas Scherenberg, Rudolf von Schertlin (Scherttel), Heinrich Schienen, Nikolaus Schigmers (Schiener, Schixener, Schymer, Schimar), Nikolaus (OESA) Schiner, Matthäus Schiner, Nikolaus Schit —> Scheit, Matthias Schixener —► Schigmers, Nikolaus Schlabrendorff, Johannes von (OPraem)

Register der behandelten Personen

Schlattl, Christoph Schlauch (Flaccus), Hieronymus Schlecht, Johann (OESA) Schleeter (Schlechter, Slechter, de Tremonia), Johannes (OFM) Schleinitz, Johann von Schleinitz, Peter von Schleinitz, Vinzenz von Schleppegrell —» Christiani von Schleppegrell, Johannes Schleppel (Scheppei), Lukas Schleswig-Holstein —> Friedrich, Herzog von Schleswig-Holstein Schlieben, Liborius von Schmitz —> Fabritius, Laurentius Schneider (Sartoris), Johannes (OFM) Schneuwly, Peter Schodehoet (Schadehoet), Heinrich (OESA) Schönberg, Caspar von Schönberg, Dietrich von (um 1400-1476) Schönberg, Dietrich von (+ 1492) Schönberg, Johannes von Schönburg, Johann von Schöneck, Nikolaus von (OT) Schönenberg (Schönenburg), Georg von Schönenberg (Schönenburg), Johann von Schöner (Schoner), Johann Schönhofer, Albert Scholl (Schollius), Bartholomäus Schoner —> Schöner, Johann Schrofenstein, Christoph von Schulenburg, Christoph von der Schulte (Prefecti), Johannes (OESA) Schultz, Hieronymus (Scultetus) (OPraem) Schulz —> Scultetus, Georg Schwab, Tobias Schwarzburg, Heinrich Graf von Schweicker(t) (Schwieker, Schweikard), Georg Schweikard von Kronberg, Johann Schweinpeck (Schweinbeck, Sweinpeck), Theobald Schwieker —> Schweicker(t), Georg Schymer —> Schigmers, Nikolaus Schyt —> Scheit, Matthias Scultetus —> Schultz, Hieronymus Scultetus (Schulz), Georg (OPraem) Sebriach, Achaz von Seckendorff, Kaspar von Seebach (Sepach, Sepacher), Peter Seibaeus (Saibaeus), Ambrosius Seiboldsdorf, Stephan von Seitz (Seyts), Jodocus (OPraem) Sepach -* Seebach, Peter Seraucourt, Louis de (OSB) Serlinger, Johannes Sesselmann, Friedrich Seyts —> Seitz, Jodocus Sibenhirter, Benedikt (OSB) Sickingen, Reinhard von Siegen, Ludwig von (OFM) Sierck, Jakob von Sigismund, Markgraf von Brandenburg Silenen, Jost von Simon zur Lippe

XCI

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Register der behandelten Personen

Sinzenhofen, Pankraz von Sitsch (Sizen, Sitzen, Sytche, Syhcz), Johann von Skrlic —> Scarlichi, Rinaldo Slatkonia (Slatkoina), Georg Slechter —> Schleeter, Johannes Smed —> Fabri, Johannes Sobernheim —> Gutmann zu Sobernheim, Gereon Otto Freiherr von Sonnenberg, Otto Graf von Sonnenberger, Ulrich Sozomenus, Claudius Spaur, Christoph Andreas Freiherr von Spaur, Johann Thomas Freiherr von Spaur, Leo Freiherr von Spender (Spenner), Johann (OFM) Sperantius —> Sprenz, Sebastian Spitznagel, Peter (Petrus de Francofordia) (OCarm) Sprenz (Sperantius), Sebastian Spyser, Johann Stadion, Christoph von Stalkoper, Johannes Stammern, Heinrich von Stange —> Legendorf, Paul Stange von Stechow, Dietrich von (OPraem) Steinfels —> Mendel von Steinfels, Christoph Stephani, Denis (OCarm) Stobaeus von Palmburg (Palmaburg), Georg Stoll, Johann Peter (OP) Stolzenau —> Hoya zu Stolzenau, Johann Graf von Strasser, Hieronymus (OFM) Strecheus, Etienne Streck, Johannes Stredele, Johannes Kaspar, Freiherr von Montani und Wisberg Stre(i)gnart, Andre (OCarm) Stumpf, Zacharias Suawe (Swawe), Bartholomäus Supersaxo, Bartholomäus Supersaxo, Walter Swawe —► Suawe, Bartholomäus Sweinpeck —> Schweinpeck, Theobald Syhcz —> Sitsch, Johann von Sylvius, Gregoire (OP) Sylvius, Henri (ORC) Sytche —► Sitsch, Johann von Szyszkowski, Mikoiaj

Tässinger/Taffinger —> Tessing, Georg von Tambach —► Kobolt von Tambach, Johannes Bartholomäus Tannberg (Tanberger), Sixtus von Tautenburg, von —> Schenck von Tautenburg, Friedrich Freiherr Tautschar (Tavcar), Johann Tavagny, Louis de (OSB) Tavcar —> Tautschar, Johann Tegginger —> Tettinger, Marcus Tekstor —► Textor, Urban Teltsch —> Mezon, Johannes Tessing (Tessinger, Tässinger, Taffinger, von Tessingen), Georg von Tetleben, Valentin von Tettinger (Tegginger), Marcus Textor (Tekstor, Weber), Urban Theodorici, Johannes (OFM)

Register der behandelten Personen

Thiel, Johannes (OPraem) Thomasis, Nikolaus Aliprandi von Thüngen, Konrad von Thüngen, Neidhart von Thun (von Thun), Johannes Thurn, Georg vom Thurzo: — > Turzd, Johannes Turzd von Bethlenfalva, Stanislaus Tideln (Tidan, Tidauwe, Tideln, Zidan), Johannes (OP) Tiedemann, Johannes Tobritsch, Kaspar Tosabeciis (Tosabenis), Antonio de Trautmannsdorf (Trawtmannstorff), Christoph von Tremonia, de —> Schleeter, Johannes Trennbach, Urban von Tritt von Wilderen, Johann Anton Trockau —> Groß von Trockau, Heinrich Trotha, Thilo von Truchseß von Emmerberg, Friedrich Truchseß von Pommersfelden, Veit Truchseß von Waldburg, Gebhard Truchseß von Waldburg, Otto Truchseß von Waldburg-Wolfegg, Johannes Graf von Tschuggli, Stephan (OP) Tubenflug (Dubenflogk), Burkhard (OP) Tüngen, Nikolaus von Tulbeck, Johann Turzd (Thurzo), Johannes Turzd (Thurzo) von Bethlenfalva, Stanislaus Tylicki, Piotr

Überacker (Vberäcker, Ubbiracker, Überecker), Georg Übleysen —> Wiblinger, Aegyd Ulmer, Petrus (OESA) Umstadt —> Wambolt von Umstadt, Anselm Casimir Unkel, Heinrich (Arnold ?) von (OFM) Ursinus (Bär), Franz Utenheim, Christoph von Valladier, Andre (OSB) Valle, de —> Dale, Judocus van Vallee, La —> La Vallee, Christophe de Van den Berg —> Monte, Aegidius de Van den Eynde, Peter (OESA) Van der Borght —> Castro, Nicolaus de Van der Gracht, Gedeon (OESA) Van Losser —► Oldenzaal, Bonaventura Engelbertsz van Van Rouveen —> Rovenius, Philipp Varax, Guillaume de (OSB) Vascheri (Vascherio), Girolamo (OFM) Vattlin —► Fattlin, Melchior Vaucouleurs, Henri de (OFM) Vecchi, Filippo de (de Vegis) Vegis, de —> Vecchi, Filippo de Vehe, Michael (OP) Velmecker (Helmicher, Velmecher, Welmecher), Johannes (OFM) Venningen, Johann von Venningen, Siegfried von

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XCIV

Register der behandelten Personen

Venosta, Nicolaus Vetter —► Avunculus, Marcus Vfckov, von —> Prusinovsky, Wilhelm Villanuova (Novavilla), Filippo von Villicus —> Meyer, Johannes Vink, Giorgio (OCarm) Virneburg, Gregor Vitez, Johann Vogt von Altensummerau und Praßberg, Sixt Werner Volkersdorf, Sigmund von Vollrads: — > Greiffenclau von Vollrads, Georg Friedrich — > Greiffenclau von Vollrads, Richard Vosmeer, Sasbout Vuyst (Vüst, Wonst), Heinrich (OFM)

Wagenhauer (Wagenhauber), Jodok Wagenring —> Bogarin, Giovanni Waldburg: — > Truchseß von Waldburg, Gebhard — > Truchseß von Waldburg, Otto — > Truchseß von Waldburg-Wolfegg, Johannes Graf von Waldeck: — > Bernhard, Graf von Waldeck — ► Franz, Graf von Waldeck Waldeisen, Georg Waldstein, Benedikt (Benessius, Benes) von Walkow, Peter Wall, Peter Walser (Waltous), Johann Waiterfinger, Johann (OSB) Waltous —> Walser, Johann Wambolt von Umstadt, Anselm Casimir Wanemann —► Fannemann, Balthasar Warberg, Burkhard von Wartensee —> Blarer von Wartensee, Jakob Christoph Wasa —► Johann Albert Wasa Watt, Paul von (OT) Watzenrode, Lukas Weber —> Textor, Urban Weber, Christoph Weber, Stephan Weeze (Weza), Johannes von Wegmann, Hector Weickmann, Fabian Weiher, Martin von Weilhamer, Christoph Weinberger (Weinperger), Karl (OFM) Weinmair, Andreas Weinperger —► Weinberger, Karl Weißenbach, Johann von Weisskopf, Adam Weißpriach, Burkhard von Weidner, Thomas (OFM) Wellenburg —► Lang von Wellenburg, Matthäus Welmecher —> Velmecker, Johannes Weisperg, Wilhelm von Wennecker, Johannes (OESA) Werdenberg, Johann Graf von

Register der behandelten Personen

Werder, Johannes von

Werro, Sebastien

Wertwein, Christoph Westermeyer, Wolfgang Westerstetten, Johann Christoph von Westfal, Arnold Westfal, Wilhelm Weza —> Weeze, Johannes von Wiblinger (Übleysen), Aegyd (CanA) Wichmann Wichwael (Michwael, Wijggell, Pictorius), Theodor (Dietrich von Caster) (OESA) Wickram, Konrad Wied, Friedrich Graf zu Wied, Friedrich zu Wied, Hermann Graf zu Wiederin von Ottersbach, August Wiesmair -* Wismair, Leonhard Wijggell —> Wichwael, Theodor Wilde, Johannes (OESA) Wilderen, von —> Tritt von Wilderen, Johann Anton Willich —> Op dem Veld von Willich, Quirin Wirsberg, Friedrich von Wisbach, Leonardus (OP) Wisch, Helricus von der Wismair (Wiesmair, Wyssenmayer), Leonhard Wispach, von —> Rettinger, Martin Herkules Wobek —> Bobek, Kaspar Woggersin, Heinrich (OESA) Wolfradt (Wolfraad), Franz Anton von (OCist/OSB) Wolkenstein, Nikolaus Freiherr von Wolmers, Werner Wonst —> Vuyst, Heinrich Worms —► Dalberg, Wolfgang von, Kämmerer von Worms Würtzburg, Veit von Wulf, Nicolaus Wurer, Balthasar Wylich, a/Wylik, de —* Op dem Veld von Willich, Quirin Wyssenmayer —> Wismair, Leonhard Yerwerd (Gerward), Godefridus (OSB) Yffz (Yssz, gen. Agrippina), Hubert (OPraem) Ysenburg —*Isenburg-Büdingen, Diether Graf von Yssz —> Yffz, Hubert Yumminck (Ymmink, Imminck), Johannes (OESA) Yven —> Iwen, Henning Zach (Zäch), Christoph Zadzik, Jakub Zäch —> Zach, Christoph Zara, Antonio Zdetfn —> Zoubek von Zdetin, Bernhard Zehnder (Zehender), Daniel (OFM) Zelislawski, Jan (OCist) Zen, Daniel Zidan —> Tideln, Johannes Ziegler, Paul Zittardus, Leonhard (OP) Zobel von Giebelstadt, Johann Georg Zobel von Giebelstadt, Melchior

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Register der behandelten Personen

Zöllner, Johann Zottmann (Aurifabri), Bernhard (CanA) Zoubek von Zdetin, Bernhard (Bernard Zoubek ze Zdetma) Zu Rhein, Friedrich Zu Rhein, Kaspar Zvole, Bohuslaus von (Bohns ze Zvole, de Zwola)

Lebensbilder

A Absberg, Heinrich von (1409-1492)

1466-1492 Bischof von Regensburg Heinrich von Absberg wurde am 19. 3. 1409 als Sohn des fränkischen Ritters Heinrich v. A. zu Rumberg, Reicheneck und Dornhausen (bei Gunzenhausen) und dessen Gattin Els­ beth von Parsberg, einer Schwester des Re­ gensburger Bischofs F. v. (—>) Parsberg, gebo­ ren. Er erhielt Kanonikate an den Domstiften zu Regensburg (1431) und Passau (1451) und bekleidete später in Regensburg die Würde des Dompropstes (1462), in Passau das Amt des Domdekans (1463). Seine am 10. 6. 1457 mehrheitlich erfolgte Wahl zum Bischof von Regensburg wurde vom Hl. Stuhl zugunsten des jugendlichen Pfalzgrafen (—>) Ruprecht annulliert. Nach dem frühen Tod des wittelsbachischen Administrators wählten die Re­ gensburger Domherren ihren Propst A. in grö­ ßerer Einigkeit am 3. 11. 1465 abermals zum Bischof. Die päpstliche Bestätigung erfolgte ohne Beanstandung am 3. 1. 1466, die Bi­ schofsweihe am 25. 11. 1466 zu Freising und die Belehnung mit den Regalien durch Kaiser Friedrich III. am 18. 3. 1467 zu Linz. A. gilt mit Recht als einer der reformeifrigsten Regensburger Bischöfe der vorreformatori­ schen Epoche. Schon wenige Monate nach seinem Amtsantritt erließ er am 18. 5. 1466 ein strenges Mandat gegen den klerikalen Konkubinat. Darin wurden die Geistlichen jeglichen Standes, sofern sie Frauen und de­ ren Kinder im Hause hielten und mit dem „Eigentum des Gekreuzigten“ ernährten, auf­ gefordert, diese binnen vier Wochen zu ent­ lassen und auch aus der unmittelbaren Nach­ barschaft zu verweisen. Wer die Frist nicht einhielt, sollte die Hälfte seines Benefizialertrags verlieren; wer rückfällig wurde, ging ip­ so facto seines Einkommens zugunsten der Domfabrik oder einer anderen frommen Stif­ tung verlustig, und wer sich nicht fügte, dem waren Amtsenthebung und Verweisung aus 7 Lexikon

dem Bistum gewiß. Aus dem gleichen Re­ formeifer heraus ließ A. 1475 die Sammlung der Synodalstatuten und oberhirtlichen Ver­ ordnungen zu strenger Befolgung neu pro­ mulgieren, gab Weisung zur Drucklegung der wichtigsten liturgischen Bücher, des Breviarum (1480), Missale (1485) und Rituale (1491), „nach der Ordnung der Regensburger Kirche“ und schuf im Einvernehmen mit dem Kapitel 1481 eine Predigerstelle am Regens­ burger Dom. Diese sollte stiftungsgemäß stets ein in der Theologie Graduierter, also ein Geistlicher mit solider theologischer Bildung, versehen. Besondere Sorge bereitete A. das immer neue Eindringen ketzerischen Gedan­ kengutes aus Böhmen, gegen das er nicht minder tatkräftig vorging als gegen das Auf­ treten der Schwarmgeister Janko und Livinus von Wirsberg, eines Brüderpaares aus Höflas bei Eger, das apokalyptische Ideen mit sozialrevolutionärem Unterton zu verbreiten such­ te. Eine wenig glückliche Rolle spielte A. im Zusammenhang mit der in Regensburg wäh­ rend seiner Amtszeit sich verschärfenden Ju­ denfeindschaft. Im Jahr 1475 gab er selbst, aus Rom über Trient nach Regensburg zurück­ kehrend, durch allzu leichtfertige Weitergabe einer in Trient aufgeschnappten „Hofmär“ den unmittelbaren Anstoß dazu, daß die Ju­ dengemeinde in den berühmt-berüchtigten Trienter Ritualmordprozeß (J. —> Hinderbach) verstrickt wurde und sich seitens der städti­ schen Behörden schlimmster Bedrückung ausgesetzt sah. Bischof und Stadtmagistrat wußten die anti­ jüdische Stimmung der Bevölkerung auf ihrer Seite und arbeiteten in der Judenfrage Hand in Hand, während sie sich sonst wegen des Bier- und Weinausschanks der Stifte und Klö­ ster und anderer Mißhelligkeiten befehdeten. Dies hatte seine tiefste Ursache im Zusam­ menbruch der Wirtschafts- und Finanzkraft der reichsstädtischen Kommune, die 1485 keinen anderen Ausweg mehr sah, als sich

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Absberg - Adalbert

ungeachtet kaiserlicher Drohungen der baye­ rischen Territorialherrschaft zu unterwerfen. Daß A., um einen solchen Schritt zu verhin­ dern, der Stadt seine finanzielle Hilfe anbot, kann nicht verwundern, wenn man sich die fortwährenden Einmischungsversuche der bayerischen Herzöge in seine Bistums- und Hochstiftspolitik vor Augen hält. Sie verfolg­ ten letztlich das Ziel, die Regensburger Kir­ che ganz dem landesfürstlichen Einfluß zu unterwerfen. Dies wurde zum einen im Be­ reich der Personalpolitik spürbar, insofern eine beträchtliche Anzahl hoher Regensbur­ ger Kleriker, unter ihnen Weihbischof J. (—►) Ludovici und Domdekan Johann Neunhauser, in den Ratsdienst der Herzöge traten, zum an­ deren auf sachpolitischer Ebene, etwa in dem kraft päpstlicher Privilegierung zeitweise völ­ lig selbständigen Vorgehen des Landesherrn bei der Visitation der Regensburger Klöster. So willigte Papst Sixtus IV. 1483 in die von Herzog Albrecht IV. beantragte Umwandlung des vor den Toren der Stadt gelegenen Bene­ diktinerstifts Prüll in eine Kartause ein, ohne die bischöflichen Gegenvorstellungen zu be­ rücksichtigen. Dabei stand A. einer Reform des Klosterwesens durchaus aufgeschlossen gegenüber; kränken mußte ihn jedoch das massive Eindringen des weltlichen Armes in den kirchlichen Bereich unter weitgehender Ausschaltung der bischöflichen Gerechtsame. Dies machte ihn für die Annahme des Wit­ telsbacher Pfalzgrafen (—>) Ruprecht als Koad­ jutor wenig geneigt. Doch mußte er sich nach jahrelangen Verhandlungen im Sommer 1487 dem landesherrlichen Druck beugen. Am 26. 7. 1492 starb A., dessen letzte Lebensjahre durch mancherlei Mißhelligkeiten mit dem Herzog und dem designierten Nachfolger ver­ düstert waren. Er wurde im Regensburger Dom beigesetzt. Literatur: E Jänner III, 535-603. - L. H. Krick, Stammtafeln 2. - N. Fuchs 29-31. - J. Staber 89-94. - H. Rankl 46f., 86-95, 145f., 202-207, 210-223. K. Hausberger, Grablegen 374. - Ders., Geschichte I, 215, 217-223, 238, 364 (QQ, Lit.: II, 285-289). Karl Hausberger

Abstemius (Bornemisza), Franz (+ 1558) 1555-1558 Bischof von Wiener Neustadt

Franz Abstemius stammte aus Tolna in Un­ garn, und zwar aus dem Adelsgeschlecht der Bornemisza. 1529 immatrikulierte er sich an der Universität Wien. Früh wurde er Domherr in Stuhlweißenburg. Von den Türken vertrie­ ben, begab er sich nach Wien, wo er an der Universität Griechisch und Hebräisch lehrte.

Nach 1544 bestimmte König Ferdinand I. ihn zum Administrator des Augustiner-Chorher­ renstiftes Dürnstein. 1546 wurde er dessen Propst. Er brachte das Stift geistlich und ma­ teriell wieder auf seine Höhe. Am 19. 11. 1553 nominierte König Ferdinand I. ihn zum Bischof von Wiener Neustadt. Die päpstliche Verleihung erfolgte am 5. 4. 1555 durch den Nuntius. Am 10. 11. 1555 wurde A. durch den Laibacher Bischof U. (-») Textor in Wie­ ner Neustadt konsekriert.

A. war fromm, mild und theologisch hochge­ bildet. Er nahm noch vor seiner Bischofswei­ he eine Neuordnung der Wiener Neustädter Benefizien vor. So erreichte er zwar eine Bes­ serung der materiellen Lage, den Fortschritt der Reformation konnte er aber nicht verhin­ dern. A. starb am 30. 11. 1558. Er wurde in der Domkirche zu Wiener Neustadt beige­ setzt. Quellen: DAStP. - ÖNB, Cvp 9311.

Literatur: Th. Wiedemann, Neustadt II, 183-191. K. Wolfsgruber 71, 610. - G. Kreß 142. - Matrikel Wien III. - R. Kampichler 25-29. - G. Buttlar-Gerhartl 19f. Johann Weissensteiner

Adalbert, Herzog zu Sachsen (um 1467-1484) 1481 1482-1484

Koadjutor des Erzbischofs von Mainz Administrator des Erzbistums Mainz

Adalbert zu Sachsen wurde um das Jahr 1467 als dritter von fünf Söhnen des Kurfürsten Ernst von Sachsen-Wittenberg (+ 1486) und der bayerischen Herzogstochter Elisabeth (+ 1484) geboren. Mit dem Herzogtum SachsenWittenberg war 1423 die Kurwürde an das nordthüringische Adelsgeschlecht der Wetti­ ner, seit Thimo (+ 1090) so nach ihrer Burg Wettin genannt, gefallen. 1486 folgte Fried­ rich III. der Weise seinem Vater als Kurfürst. Ihm folgte 1525 sein Bruder Johann der Be­ ständige (+ 1532). Der 1464 geborene (—>) Ernst erhielt 1476 das Erzbistum Magdeburg und wurde 1479 zusätzlich Koadjutor von Halberstadt. Politische Konstellationen be­ günstigten, daß A. 1479 mainzischer Provisor in Erfurt und Oberamtmann im erzstiftischen Eichsfeld wurde und 1480 die einträglichen Stellen eines Amtmanns von Algesheim und Amöneburg, beide ebenfalls erzstiftisch, er­ hielt. Seine Ernennung zum Apostolischen Protonotar und die Bestätigung seiner Wahl

Adalbert - Adolf

zum Koadjutor des Erzbischofs von Mainz (12. 1. 1481) wurden offenbar auf einer Rom­ reise von seinem Vater durchgesetzt. Durch die Wahl A.s wollten die Domherren das nach Reichsfreiheit strebende Erfurt wieder an Mainz binden und den wertvollen thü­ ringischen Besitz gegen sächsische Bestre­ bungen sichern. In den in Amorbach 1483 mit dem Rat von Erfurt vertraglich abge­ schlossenen „Concordata Adalbert!“ konnten in diesem Sinne wichtige Ergebnisse erzielt werden. 1482 wurde Adalbert ins Domstift aufgenommen. Am 6. 5. 1482 trat er mit dem Tod von Erzbischof D. v. (—>) Isenburg als be­ stätigter Koadjutor sofort dessen Nachfolge an. Am 8. 5. 1482 beschwor und unterzeich­ nete er die Wahlkapitulation. Da ihm das ka­ nonische Alter fehlte, wurde er vorerst nur Administrator. Zu den wenigen bekannten of­ fiziellen Handlungen seines Pontifikats zählt die Bestätigung von Johannes Trithemius zum Abt von Sponheim am 15.8. 1483 in der erzbischöflichen Residenz zu Steinheim am Main. Am 1. 5. 1484 starb A. in Aschaffen­ burg. Er wurde im Dom zu Mainz beigesetzt. Sein Grabdenkmal schuf der sog. Adalbert­ meister. Literatur: F. V. Arens 116-118. - E Jürgensmeier, Mainz 166. Friedhelm Jürgensmeier

Adolf von Anhalt-Zerbst (1458-1526)

1507-1514 Koadjutor des Bischofs von Mer­ seburg 1514-1526 Bischof von Merseburg Adolf, anhaltinischer Fürst der Zerbster Li­ nie, wurde am 16. 10. 1458 als jüngster Sohn Adolfs I. von Anhalt-Zerbst (+ 1473) und sei­ ner Ehefrau Cordula, Tochter des Grafen Al­ brecht III. von Lindenau-Ruppin, geboren. Mit seinen beiden Brüdern Magnus und Wil­ helm, der 1473 Franziskaner wurde, wurde er ebenso für den geistlichen Stand erzogen wie seine Schwester Anna (+ 1485), Äbtissin in Derneburg.

Von 1471 bis 1475 studierte A. an der Univer­ sität Leipzig, wobei er im letzten Jahr das Amt des Rektors bekleidete. Er wurde dann Kanoniker und Archidiakon in Hildesheim und erhielt 1489 die Dompropstei in Magde­ burg, die er 1516 seinem Bruder Magnus überließ, mit dem er bis 1508 die gemeinsa­ men Stammlande regiert hatte, ehe beide zu­ gunsten der Linien Dessau-Köthen verzichte­ ten. Nachdem A. 1489 durch den Mersebur­ ger Bischof T. v. (—>) Trotha zum Subdiakon, 7*

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bald danach zum Diakon und 1490 zum Prie­ ster geweiht worden war, erwählte dieser ihn im Jahre 1507 zum Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge. Papst Julius II. bestätigte dies am 5. 7. 1507. Nach dem Tode Trothas trat A. 1514 dessen Nachfolge als Bischof von Mer­ seburg an.

Die Chronisten beschreiben A. als klein von Gestalt, aber groß an Geist und Würde, als ge­ lehrt und aktiv. Er schätzte die Wissenschaf­ ten und ehrte nicht zuletzt als Kanzler der Leipziger Universität die Gelehrten. In den ersten Jahren seiner Amtszeit wurde der von seinem Vorgänger begonnene Dombau vollen­ det und 1517 durch A. eingeweiht. Wie seine Vorgänger wird auch A. wegen verschiedener Baumaßnahmen, Erwerbungen und Verbesse­ rungen gerühmt, doch war seine Amtszeit vor allem durch die Auseinandersetzung mit der Reformation geprägt.

A. war Reformmaßnahmen nicht abgeneigt. Er lehnte die Ablaßpraxis ab und soll nach dem Zeugnis seines Neffen, des Fürsten Ge­ org, die Zulassung des Abendmahls unter bei­ den Gestalten sowie die Priesterehe erwogen haben. Dabei hoffte er vor allem, daß ein all­ gemeines Konzil die kirchlichen Schäden be­ seitigen könnte. Als Martin Luther noch dar­ auf hoffte, seine Reformen ohne Spaltung von der römischen Kirche durchsetzen zu kön­ nen, und auch Bischöfe durch Zusendung seiner Thesen für seine Sache zu gewinnen suchte, kam A. mit ihm in Verbindung. Wenn er auch zumindest teilweise Luthers Ansich­ ten aufgriff, so wandte er sich doch entschie­ den gegen die Leipziger Disputation, die Her­ zog Georg im Vertrauen auf die gerechte Sa­ che und die Gelehrsamkeit Johannes Ecks er­ laubt hatte. Nach seinem kirchlichen Selbst­ verständnis konnte A. die Entscheidung der kirchlichen Lehrstreitigkeiten nicht den Ge­ lehrten überlassen. Daher richteten Rektor und Senat der Leipziger Universität unter dem 19. 2. 1519 auf seine Anordnung einen Brief an Luther, in dem sie ihre Erlaubnis zur Disputation verweigerten. Gegen den Protest Herzog Georgs ließ A. am 17. 6. die Disputati­ on durch einen Anschlag an den Kirchentü­ ren in Leipzig bei Strafe der Exkommunikati­ on verbieten. Der Leipziger Rat mußte die An­ schläge jedoch auf Weisung des Herzogs be­ seitigen. Dies und die Disputation selbst störten das Verhältnis zwischen Bischof und Herzog jedoch nicht weiter. A. reagierte in seiner Weise auf die Anfragen der Reformation, indem er in einer Verord­ nung vom 20. 6. 1519 den Gottesdienst der Domkirche neu ordnete und Mißstände zu be-

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Adolf

seitigen suchte. 1520 wandte sich Luther in versöhnlichen Schreiben nochmals sowohl an den Mainzer und Magdeburger Erzbischof (—>) Albrecht von Brandenburg als auch an A. mit der Bitte, seine Thesen zu prüfen. A. kri­ tisierte in seiner Antwort vom 4. 2. 1520 nicht die Thesen selbst, sondern die Tatsa­ che, daß einfaches Volk, aber auch Gegner der Kirche die Thesen mißbrauchten, um sich ge­ gen die bestehende Ordnung zu wenden. Erst nach Erlaß der Bannandrohungsbulle gegen Luther am 15. 6. 1520 distanzierte sich A. ent­ schiedener von diesem. Eck brachte die Bulle am 25. 9. nach Merseburg. Daraufhin ließ A. unter dem 10. 1. 1521 die Schriften des Refor­ mators einfordern und am 23. 1. öffentlich verbrennen. Seitdem scheint die gemeinsame Bekämpfung der neuen Lehre Herzog Georg enger mit A. verbunden zu haben, auch wenn beide in ihren Ansichten nicht immer über­ einstimmten. Am 10. 2. 1522 teilte der Her­ zog dem Bischof schriftlich die Reichstagsbe­ schlüsse von Nürnberg mit, die die Ausbrei­ tung der Reformation verhindern sollten. A. nahm diese zum Anlaß, um in seinem Bistum strenger einzuschreiten, wobei er allerdings nur von Herzog Georg, nicht dagegen von Kurfürst Friedrich dem Weisen unterstützt wurde. A. verstärkte seine Bemühungen nach dem Befehl des Kaisers vom 6. 3. 1523, in dem dieser von Nürnberg aus bis zu einer in­ nerhalb eines Jahres abzuhaltenden Kirchen­ versammlung alle Streitschriften und Predig­ ten, ferner die Einführung der Priesterehe und andere einschneidende Maßnahmen ver­ bot.

In dem Maße, in dem sich A. erfolglos gegen das Vordringen der reformatorischen Gedan­ ken wandte, wuchs seine Erbitterung gegen die neue Lehre. Daher lehnte er nunmehr auch Überlegungen ab, die er zuvor zumin­ dest in vertraulichen Gesprächen gebilligt hatte. Die Verordnungen des Bischofs ließen jedoch den Widerstand zunehmen. 1524 ent­ schloß sich A. noch zu einer Visitationsreise in die östlichen Gebiete seines Bistums, wo­ bei ihn Herzog Georg, besonders mit Blick auf die Lage der Klöster, unterstützte. Der Erfolg blieb jedoch aus, denn die Würde seiner Per­ son allein konnte sich gegen die reformatori­ schen Gedanken nicht durchsetzen. So wur­ de diese Reise für A. zum Abschied von den östlichen Teilen seines Bistums.

Das Stift Merseburg, in dem die weltliche Ge­ richtsbarkeit beim Bischof lag, war zunächst von der öffentlichen Hinwendung zur Refor­ mation noch verschont geblieben, doch drang der Bauernaufstand im Jahre 1525 auch bis

hierher vor. Nachdem A. am 4. 5. auf Einla­ dung Herzog Georgs nach Leipzig abgereist und ihm am 5. 5. auch das Domkapitel nach­ gefolgt war, brachen in der Stadt Merseburg heftige Auseinandersetzungen aus, die ihren Höhepunkt am 8. 5. erreichten und erst nach der Schlacht von Frankenhausen Anfang Juni wieder abflachten. Der greise A. verfolgte diese Entwicklung von Leipzig aus, wo er am 31. 5. die neuerbaute Nikolaikirche konsekrierte. Da er die Reformation immer mehr als offene Feindschaft einer entarteten Welt ge­ gen die Kirche betrachtete, drängte er nach seiner Rückkehr nach Merseburg seinen Schutzfürsten, die reformatorische Erhebung mit dem weltlichen Schwert zu bekämpfen. Nachdem A. im März 1526 noch einmal nach Leipzig gereist war, um Herzog Georg zu strengerem Vorgehen zu bewegen, verstarb er am 23. 3. Er wurde in der Bischofskapelle des Merseburger Domes beigesetzt. Literatur: J. Vulpius 110-112. - A. Fraustadt, Mer­ seburg 31-63. - Urkunden zur Geschichte der Ein­ führung der Reformation im Bisthum Merseburg. 1522-1525, in: C. E. Förstemann, Neues Urkunden­ buch zur Geschichte der evangelischen Kirchen-Re­ formation 1 (Hamburg 1842) 83-112. - W. Ebeling 252f. - A. Schmekel 185-189. - O. Rademacher, Bi­ schofschronik V/l, 88-91. - Ders., Dom 28f. - E Gess. - K. Pallas, Die Versuche Adolfs von Merse­ burg, den kirchlichen Neuerungen entgegenzutre­ ten, und das Verhalten des Kurfürsten Friedrich d. W. und seines Bruders Herzogs Johann dazu. 1521/ 25, in: ZVKGS 23 (1927) 1-54. - G. Möller-Alper­ mann 51. - H. Helbig, in: NDB 1 (1953) 85. - G. May 211-213. Clemens Brodkorb

Adolf, Graf von Nassau-Wiesbaden-Idstein (um 1423-1475)

1461-1475

Kurfürst-Erzbischof von Mainz

Adolf von Nassau wurde um das Jahr 1423 als Sohn des Grafen Adolf v. N. und der Land­ gräfin Margarethe von Baden geboren. Die mehrfach verzweigte Familie der Grafen von Nassau hatte mit Gerlach (1346/54-71), Adolf I. (1373/81-90) und Johann (1397-1419) be­ reits dreimal ein Mitglied auf dem Mainzer Erzstuhl gesehen.

A. wurde am 25. 2. 1439 ins Mainzer Domstift aufgeschworen. Die erste sichere Nennung als Domherr datiert vom 3. 11. 1450. 1441 ging er zum Studium nach Heidelberg und erhielt wohl im gleichen Jahr eine Pfründe am Dom­ stift zu Trier, die er 1444 resignierte. 1443 wurde er zum Rektor der Heidelberger Uni­ versität gewählt. 1444 wechselte er zum Stu-

Adolf

dium nach Köln. Hier legte er am Domstift 1444 die Ahnenprobe ab. Das Studium been­ dete er um 1450 mit dem Grad eines Lie. decr. Am 14. 7. 1447 erhielt er eine Expektanz auf ein Speyerer Domkanonikat, desgleichen 1450 für ein Kanonikat an St. Alban in Mainz. 1451 fiel ihm die Propstei von St. Pe­ ter in Mainz durch Provision zu. Er resi­ gnierte sie 1459. Am 7. oder 8. 7. 1451 er­ nannte ihn der mit ihm verwandte Erzbischof

D. (—►) Schenk von Erbach auf Lebenszeit zum Provisor in Erfurt und Oberamtmann für das Eichsfeld. Am 16. 1. 1453 wurde er ferner mit der Leitung des Erfurter Generalgerichts beauftragt und war damit Generalkommissar für den thüringisch-eichsfeldischen Teil des Bistums. 1455 war er Stiftsherr von Mariagreden in Mainz und ab 1456 im Besitz der seit 1455 umstrittenen Propstei von St. Marien in Erfurt. Bei der Wahl des Nachfolgers Schenk v. Erbachs unterlag er am 18. 6. 1459 D. v. (—>) Isenburg. Bei der „per modum compromissi“ erfolgten Wahl hatten von den durch Los be­ stimmten sieben Domherren drei für ihn und vier für Isenburg votiert. Gemäß Vereinbarung wurde Isenburg als Erzbischof anerkannt. Sei­ nen unterlegenen Rivalen bestätigte er am 10./17. 7. 1459 als Provisor, Geistlichen Kom­ missar und Oberamtmann. Pius II. erteilte dem Gewählten am 4. 1. 1460 die Konfirmati­ on, setzte ihn wegen reichs- und kirchenpoli­ tischer Differenzen jedoch am 21. 8. 1461 wieder ab. Zuvor hatte er am 8. 8. 1461 A.

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zum Erzbischof providiert. Dieser berief für den 26. 9. 1461 eine Sitzung des Domkapitels ein, ließ in Anwesenheit der sieben erschie­ nenen Domkapitulare die päpstlichen Doku­ mente verlesen, gewann nach kurzer Bedenk­ zeit die Mehrheit der Wähler und wurde trotz des Protestes von Isenburg am 2. 10. 1461 in­ thronisiert. Die Stadt Mainz konnte er nicht für sich gewinnen. Sie entschied sich in der bald ausbrechenden Stiftsfehde vielmehr für Isenburg. Für die zu erwartende militärische Auseinandersetzung hatten beide Erzbischöfe Verbündete dadurch an sich gebunden, daß sie ihnen durch Verkauf und Verpfändung große Teile des Erzstifts überließen. Ab De­ zember 1461 sprachen die Waffen. Durch die Niederlage bei Seckenheim am 30. 6. 1462 schien A. den Kampf zu verlieren. Doch die Eroberung von Mainz durch seine Truppen und Verbündeten am 28. 10. 1462 brachte die Wende. Am folgenden Tag konnte A. seinen Einzug in die stark zerstörte und geplünderte Stadt halten. Er ließ am 30. 10. 1462 die Bür­ ger auf dem Dietmarkt zusammenkommen, warf ihnen Ungehorsam gegen Papst und Kai­ ser vor, zwang 800 von ihnen, ohne Habe die Stadt zu verlassen, und erklärte die Bürger­ schaft ihrer seit 1244 gehaltenen Freiheiten und Privilegien für verlustig. Das bis dahin freie Mainz war fortan landsässig. Am 5. 10. 1463 schloß A. im Zeilsheimer Vertrag Frie­ den mit Isenburg. Dieser anerkannte A. als le­ gitimen Erzbischof und wurde mit einem ei­ genen Fürstentum entschädigt. Den am Krieg beteiligten Fürsten wurden die erhaltenen Verpfändungen bestätigt. Das Erzstift stand vor dem Chaos, zumal bis 1466 weitere Ver­ pfändungen und Ausstellungen von Schad­ losbriefen folgten. Reichspolitisch übte A. Zurückhaltung. Er mühte sich um Befriedung und erste Sanierung des ruinierten Erzstifts, traf Maßnahmen für den Wiederaufbau der Stadt Mainz, gab dieser eine neue Verfassung und führte zwischen Frühjahr 1467 und Juli 1469 Verhandlungen zur Gründung einer Universität. 1466 erlaubte er die Gründung von Kugelherrenklöstern in Marienthal und Königstein, hieß 1468 die Einbeziehung der Propstei Pfaffenschwabenheim in die Windesheimer Kongregation gut und förderte 1469 die Reform der Franziskaner- und Kla­ rissenklöster. A. starb am 6. 9.1475 in der erz­ bischöflichen Burg zu Eltville. Er wurde in der Kirche der Zisterzienserabtei Eberbach im Rheingau beigesetzt. Literatur: H. Grimm, in: NDB 1 (1953) 166f. - K. Menzel, Die Verträge zwischen den Grafen Adolf von Nassau und Diether von Isenburg-Büdingen zur Beilegung des Streites um das Erzstift Mainz, in: AVNA 10 (1870) 1-41. - A. Erler, Mittelalterliche

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Adolf

Rechtsgutachten zur Mainzer Stiftsfehde 1459-1463 (Wiesbaden 1963). - Ders., Neue Funde zur Mainzer Stiftsfehde, in: ZSRG.K 58 (1972) 370-386. -D. Bro­ sius, Zum Mainzer Bistumsstreit 1459-1463, in: AHG NF 33 (1975) 111-136. - H. Mathy 15-22, 24, 42, 86, 202, 210, 332. - F. Jürgensmeier, Mainz 159163. „ T.. Friedhelm Jurgensmeier

Adolf, Graf von Schaumburg (Schauenburg) (1511-1556)

1535-1546

Koadjutor des Kurfürst-Erzbi­ schofs von Köln 1546-1547 Administrator des Erzbistums Köln 1547-1556 Kurfürst-Erzbischof von Köln

Adolf Graf von Schaumburg wurde 1511 als dritter Sohn des Grafen Jobst von Holstein und Schaumburg-Pinneberg und seiner Ge­ mahlin Maria von Nassau-Dillenburg gebo­ ren. Zusammen mit seinem jüngeren Bruder (—>) Anton, der ihm später im Amt folgte, stu­ dierte er in Löwen und erwarb eine stattliche Reihe von Pfründen. In Lüttich wurde er 1528 Domherr, 1533 Propst des Kapitels und Propst von Hl. Kreuz. In Mainz und Köln wurde er 1529 Domherr; 1529-33 bekleidete er das Amt des Dechanten, 1533 das des Prop­ stes von St. Gereon. Ab 1533 konnte A. mit dem Kölner Erzbi­ schofsstuhl rechnen, als das Kölner Kapitel einem Wunsch seines Amtsvorgängers H. zu (—►) Wied nachkam und ihn zum Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge bestellte. Am 17. 12. 1533 leistete er den Eid auf die Wahl­ kapitulation seines Erzbischofs und auf eine Obligatio, einen Sondervertrag, der die Ein­ zelheiten seiner Stellung als Koadjutor um­ schrieb. Am 27. 8. 1535 erhielt er die päpstli­ che Bestätigung. Über A.s Wirken als Koadjutor ist wenig be­ kannt. Ihm waren das Hofwesen und die Re­ gierungsbürokratie unterstellt, für die er 1539 eine neue Hofordnung erstellte. Angesichts der reformatorischen Bemühungen Wieds er­ wies er sich als Stütze der altkirchlichen Par­ tei, die über seine Haltung keinen Zweifel hegte, wie Berichte des Großsieglers Johannes Gropper und des niederdeutschen Karmeliterprovinzials und Kölner Priors Eberhard Billick ausweisen. So lag es nahe, daß mit der päpstlichen Exkommunikation und Amtsent­ hebung Wieds die Berufung A.s zum Admini­ strator einherging (3. 7. 1546). Am 11. 12. 1546 kündigte er die Amtsübernahme an.

Kaiserliche Kommissare luden die Kölner Stände zum 24. 1. 1547 auf einen Landtag,

auf dem der soeben Neugewählte als Landes­ herr angenommen wurde. Die Amtsüber­ nahme ging einher mit einer bedeutsamen Neuerung im Wahlvertragswerk, die auf die Initiative Groppers zurückging und die Köl­ ner Kirche auf Dauer zur Konfessionskirche umgestalten sollte. In der Wahlkapitulation, die am 17. 9. 1547 eigens von Paul III. bestä­ tigt wurde, mußte sich A. gegenüber dem Domkapitel korporationsrechtlich auf den al­ ten Glauben verpflichten, eine Bestimmung, die 1550 auch in die Erblandesvereinigung des rheinischen Teils des Erzstiftes aufge­ nommen und damit Verfassungsrecht wurde. Die Privilegia Cleri Coloniensis, die A. zu be­ stätigen hatte, wurden ebenfalls um Ver­ pflichtungen zum Erhalt des alten Glaubens erweitert. Eine nach der Wahl erfolgende „Adhortatio“ listete die geistlichen Pflichten des Erzbischofs im Sinne der katholischen Reform auf. Damit waren Normen geschaffen, die die weltliche wie kirchliche Herrschaft inhaltlich festlegten und notfalls einer recht­ lichen Kontrolle unterwarfen. Am 31. 1. 1547 erfolgte die Huldigung der weltlichen Stände.

Gemäß den eingegangenen Verpflichtungen empfing A. am 3. 5. 1547 in Köln die Priester­ weihe durch Weihbischof J. (—>) Nopel. Wäh­ rend seines Aufenthaltes auf dem Reichstag in Augsburg wurde er am 18. 4. 1548 zum Bi­ schof geweiht. Dort hatte er zuvor am 5. 12. 1547 vom Kaiser die Regalien erhalten. Die Herrschaft A.s stand unter dem direkten Einfluß der Reichs- und Kirchenpolitik des Kaisers. Hauptproblem war die infolge der Vorgänge um Wied bedrohliche Finanzlage des Erzstiftes, dem nun wegen der Pallienund Konfirmationsgebühren, reichsständi­ scher Steuerbewilligungen, wegen des Schmalkaldischen Krieges und des Fürsten­ aufstandes zusätzliche Belastungen erwuch­ sen. Das innenpolitische Wirken A.s bestand daher vornehmlich darin, zusammen mit dem Domkapitel Verhandlungen mit den Ständen um Steuerbewilligungen zu führen, was teilweise auch Erfolg hatte. Dazu hatte er den Rückhalt Karls V, dessen Politik gegen Fürstenbund und Heinrich II. er unterstützte, womit er auch der Tatsache Rechnung trug, daß seine Territorien militärisch durch die habsburgischen Niederlande geschützt wur­ den. Die Ausgleichsbemühungen Ferdinands auf dem Augsburger Reichstag wurden hinge­ gen eher zurückhaltend begleitet, wenn auch der Religionsfriede akzeptiert wurde.

In den kirchlichen Fragen zielte A. auf Besei­ tigung der reformatorischen Regungen und auf Ingangsetzung der katholischen Reform,

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Adolf - Agricola wozu er eine enge Abstimmung mit dem Domkapitel und den Archidiakonen suchte. Entscheidend für Erfolg oder Mißerfolg wur­ de aber die Hilfe, die ihm Karl V. leisten konnte bzw. wollte. Es ging um Umsetzung des Reformbegehrens, das Karl V. mit der „Formula Reformationis“ auf dem Augsbur­ ger Reichstag den geistlichen Ständen aufge­ geben hatte (14. 6. 1548, publiziert 9. 7. 1548) und das ganz auf der Linie der von Gropper im Erstift und im Reich propagierten Verbes­ serungsvorschläge lag. Der Formula gemäß veranstaltete A. am 2. 10. 1548 eine Diözesan­ synode, an die anschließend er mit der Visita­ tion in der Stadt Köln begann, ferner vom 11. 3. bis 6. 4. 1549 ein Provinzialkonzil, dessen Dekrete ein umfängliches Reformprogramm vor allem für den Klerus vorsahen. Es sollte vornehmlich mit Hilfe regelmäßiger Synoden und einer allgemeinen Visitation in der gan­ zen Erzdiözese umgesetzt werden. Diese Be­ schlüsse erhielten eine eigene kaiserliche Be­ stätigung (4. 7. 1549), ihre Durchsetzung sollte ein kaiserliches Mandat befördern. Die Synoden fanden seitdem regelmäßig jährlich zweimal statt. Die Vorarbeiten für die Visita­ tion führten zu einer Visitationsordnung, die Gropper ausgearbeitet hatte (Druck 1550) und die weit über das Kölner Gebiet hinaus ange­ wandt wurde. In der Kölner Erzdiözese geriet die Visitation aber ins Stocken, da vor allem in Jülich-Berg die landesherrliche Kirchenpo­ litik den Ansprüchen der bischöflichen Juris­ diktion entgegentrat und eine Umsetzung von Reformmaßnahmen verwehrte, wobei A. we­ der von Seiten des Papstes noch von Seiten des Kaisers Unterstützung fand, die beide eine Parteinahme scheuten. So blieb seine mit großem Engagement begonnene Reform­ initiative in strukturbedingten Schwierigkei­ ten frühneuzeitlicher Kirchen- und Landes­ herrschaft stecken. Inhaltlich entsprachen seine Maßnahmen dem Reformanliegen des Konzils. Eine Reihe von Konzilsdekreten ließ er bereits 1551 verkünden, und im selben Jahr nahm er zusammen mit Gropper und Billick an den Verhandlungen in Trient teil (10. 10. 1551 bis 11. 3. 1552).

A. starb am 20. 9. 1556 in seiner Brühler Resi­ denz. Sein Grabmahl findet sich in der Stephanskapelle der Kölner Domkirche. Literatur: G. Wolf. - W. v. Gulik. - J. Linneborn, Zur Reformtätigkeit des Erzbischofs von Köln Adolfs III. von Schaumburg (1547-1556) in Westfalen, in: ZVGA 65/2 (1907) 145-190. - H. Foerster, Schaum­ burg. - P. Holt. - R. Haaß, in: NDB 1 (1953) 83f. - A. Franzen, Die Kölner Archidiakonate in vor- und nachtridentinischer Zeit (Münster 1953). - Ders., in: LThK 1 (1957) 151f. - Ders., Visitationsproto­

kolle. - Bautz I, 39. - F. Petri-G. Droege. - W.-D. Penning. - A. Schröer, Reformation II. - G. May 9698. - K. Militzer. - K. Repgen, Bischof. - K. Repgen, Gropper. - M. Kissener. Franz Bosbach

Agricola, Georg (+ 1584)

1570-1572 1572-1584

Bischof von Lavant Bischof von Seckau und Admi­ nistrator des Bistums Lavant

Georg Agricola war 1551 zusammen mit Jo­ hannes B. Fickler an der Universität Ingol­ stadt immatrikuliert. 1567 berichtete er von Studien in Frankreich und den dortigen Reli­ gionskämpfen. Er war Dr. iur. utr., Propst von St. Bartholomä und St. Virgil in Friesach, Archidiakon von Unterkärnten und salzburgischer Konsistorialrat. Ein Johannes A., dem das Kloster St. Peter in Salzburg 1562 den Tischtitel verlieh, dürfte mit jenem Bruder A.s identisch sein, der als Propst von St. Vir­ gil sein Nachfolger wurde. Beim Salzburger Provinzialkonzil von 1569 spielte A. eine wichtige Rolle als Synodendirektor und war auch als Prediger vorgesehen. 1570 verlieh der Salzburger Erzbischof J. J. v. (—>) Kuen-Belasy A. das salzburgische Eigen­ bistum Lavant. Am 4. 4. 1570 teilte er dem Domkapitel in St. Andrä die von ihm vorge­ nommene Bischofsweihe mit. Aus der Lavanter Zeit A.s sind nur die laufenden bischöfli­ chen und grundherrlichen Verrichtungen be­ kannt. Am 15. 7. 1572 lobte Gregor XIII. A. wegen seiner Mühe für die Rekatholisierung, besonders auf dem Provinzialkonzil von 1569 ff., und riet ihm zu klugem Vorgehen.

Am 25. 10. 1572 transferierte der Erzbischof A. nach Seckau. Dies wird in der Salzburger Kanonistik als Beweis für das erzbischöfliche Translationsrecht bei den Eigenbistümern herangezogen. Die Translation geschah wohl wegen der wirtschaftlichen Tüchtigkeit A.s, die dem hochverschuldeten Seckau aufhelfen sollte. Die zunächst für zwei Jahre vorgese­ hene Administration von Lavant blieb dem Bischof bis zum Tod. Sein Briefwechsel, be­ sonders mit dem Erzbischof, zeigt, daß weni­ ger die Begehrlichkeit des protestantischen Adels hinter dem wirtschaftlichen Nieder­ gang der Kirche stand als die harte Besteue­ rung durch den Landesfürsten. In Seckau konnte A. die Schulden um etwa ein Zehntel verringern. In der heißesten Phase des konfessionellen Ringens, der „Pazifikation“ von 1572-78, der Errichtung eines protestantischen Kirchen-

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Agricola

und Schulzentrums in Graz, der Berufung der Jesuiten und der Errichtung einer Nuntiatur, stand der Bischof kraft Bekenntnisses und Amtes auf landesfürstlicher, durch vielfältige Standesinteressen aber auch auf landschaftli­ cher Seite. Er kämpfte gegen die Pfarrenbeset­ zung durch Gemeinde und Vogt sowie gegen die protestantische Ordination in Graz und übte scharfe theologische Kritik an dem in Graz weilenden David Chyträus aus Rostock. Der Prälatenstand fand unter ihm zu einer konsequenteren Konfessionspolitik. Auf dem Augsburger Reichstag trat A. als Vertreter Salzburgs 1582 besonders gegen den prote­ stantischen Administrator von Magdeburg hervor. Doch blieb er schon 1573 der Synode in Salzburg fern und überließ auch die zuneh­ mend wirksameren Diözesansynoden in Sekkau dem Dompropst. A. stand in Gegensatz zu Nuntius Feliciano Ninguarda, der sich 1570 gegen seine Kandi­ datur aussprach, vor allem aber 1573 zu Nun­ tius Bartolomeo Portia, der ihm Erfahrung und Bildung absprach, ihm Geiz und illegi­ time Kinder nachsagte, vor allem aber die Verwaltung von gleichzeitig zwei Bistümern rügte. Dem stehen die gut bezeugten Qualitä­ ten und anderweitige Urteile über A. auch von katholischer Seite entgegen. A. starb am 16. 5. 1584 in Seggau. Er wurde in Seckau beigesetzt, wo ihm sein Nachfolger M. (—>) Brenner den Grabstein setzte. Literatur: K. Tangl 228f. - A. Lang, Lehen Seckau 16, Anm. 42. - K. Steiner 76f. - B. Roth, Seckau 524. - J. Steinruck, Reg. - K. Amon, Bischöfe 245ff. - W. Watzenig 52. - B. Roth, Dom 496. - G. May 518ff. - G. B. Winkler, Reg. - A. Ozinger 68f. - K. Amon-M. Liebmann 154f. Karl Amon

Agricola (Paur), Hieronymus Otto (1571-1627)

1601-1625

1625-1627

Generalvikar des Bischofs von Brixen Bischof von Brixen

Hieronymus Otto Agricola wurde am 30. 9. 1571 in Dillingen, nach anderen Quellen in Innsbruck, wohin die Eltern übersiedelten, als Sohn des Buchdruckers Johann P. und der Barbara Futterknecht geboren. 1584 wurde er an der Universität Dillingen immatrikuliert. 1594-97 studierte er die Rechte in Perugia und 1597-99 in Pisa, wo er zum Dr. iur. utr. promoviert wurde. In Brixen erhielt er am 27. 5. 1600 die Priesterweihe. Im gleichen Jahr verlieh ihm Kardinal (—>) Andreas von Öster­

reich dort ein Domkanonikat. Seitdem ord­ nete A. das Hof- sowie das Kapitelsarchiv. 1602 erhielt er ein Kanonikat und 1604 die Propstei am Kollegiatkapitel beim Brixner Domkreuzgang. 1601 wurde er auf Vorschlag des Domkapitels zum Generalvikar ernannt. Noch jung und mit der großen Diözese kaum vertraut, lernte er diese unter Bischof Ch. A. v. (—>) Spaur auf vielen Visitationsreisen ge­ nau kennen. Er war an der Diözesansynode von 1603 sowie an der Errichtung des Prie­ sterseminars 1607, ferner an den langwieri­ gen Verhandlungen zur Beilegung der Kon­ flikte mit dem Tiroler Landesfürsten Maximi­ lian beteiligt. 1607/08 übernahm er die Fabrikatur und 1608 das Scholastikat. A. blieb auch unter Bischof (—>) Karl von Österreich Generalvikar. 1614 nahm er für diesen in Linz die Regalien entgegen. Im gleichen Jahr wähl­ te ihn das Domkapitel zum Dekan. 1616, 1618, 1619 und 1621 nahm er als Vertreter des Bischofs an den Tiroler Landtagen teil. Nach dem Tode Karls von Österreich empfah­ len Ferdinand II. und Urban VIII. dem Brix­ ner Domkapitel die Wahl des Osnabrücker Bi­ schofs (—>) Eitel Friedrich von HohenzollernSigmaringen. Das Kapitel fürchtete jedoch, daß dieser nicht in Brixen residieren werde, und wählte stattdessen am 5. 3. 1625 A. Die­ ser wurde am 4. 5. 1625 päpstlich bestätigt und am 24. 6. 1625 von Weihbischof A. (—> Bd. 1648-1803) Crosini in Brixen konsekriert.

Wegen der komplexen Beziehungen zwi­ schen Tirol und dem Hochstift Brixen kam es zwischen den Landesfürsten und den Bi­ schöfen immer wieder zu langwierigen Aus­ einandersetzungen über Kontributions- und Steuerfragen. Auf den Landtagen stellten die Landesfürsten ständig hohe Forderungen an die Brixner Bischöfe, so als wären diese Mit­ glieder der Landschaft Tirol. 1626 zeigte sich A. bereit, den sog. Schenkpfennig zur Vertei­ digung des Landes zu zahlen. Zur Über­ nahme landesfürstlicher Schulden konnte er aber nicht verpflichtet werden. Erzherzog Leopold setzte daraufhin Kommissare ein, die sich über das Brixner Vermögen und seine Einkünfte erkundigen sollten. A. ordnete je­ doch an, daß die Geistlichen ihre Einkünfte nur dem Generalvikar bekanntgaben. A. nahm im Jahre 1626 an der Hochzeit Leo­ polds V. mit Claudia von Medici in Innsbruck teil. Nachdem Karl von Österreich in der zweiten Hälfte seiner Regierungszeit die Visi­ tation seiner Diözese vernachlässigt hatte, ließ A. schon in seinem ersten Regierungsjahr 1625 das Inn- und das Wipptal visitieren. 1626 wurden Visitationen im südlichen und

Agricola - Ahlefeld

östlichen Tirol durchgeführt. A. war fromm und eifrig. Durch Sparsamkeit und Eintrei­ bung ausstehender Guthaben versuchte er, die große Schuldenlast der bischöflichen Hof­ kammer zu vermindern. Infolge seines frühen Todes konnte er sich aber nicht voll entfalten. Er starb unerwartet am 6. 3. 1627 in Brixen und wurde in der Domkirche beigesetzt. Literatur: K. Wolfsgruber 131. - J. Silbernagl 32, 36. - J. Bücking, Frühabsolutismus 137, 139f., 141, 150, 156, 181f. - J. Gelmi, Bischöfe 152-154. Josef Gelmi

Ahlefeld, Gottschalk von (1475-1541)

1507-1541

Bischof von Schleswig

Gottschalk von Ahlefeld wurde 1475 auf dem Gut seiner Eltern Claus A. und Anna von Buchwald in Bollingstedt bei Schleswig gebo­ ren. Seine Familie stammte aus einem der vornehmsten holsteinischen Adelsgeschlech­ ter. A. wurde früh für den geistlichen Stand bestimmt. Im Jahr 1489 begann er seine Stu­ dien an der Universität Rostock. 1498 stu­ dierte er in Bologna, wurde dort 1500 zum Prokurator der Deutschen Nation gewählt und beschloß das Studium 1501 als Dr. decr. Bereits 1496 gehörte er der päpstlichen Kurie in Rom an und erhielt dort im gleichen Jahr Kanonikat und Präbende sowie das Amt des Thesaurars am Schleswiger Dom, dazu 1497 die Pfarrkirche in Gettorf bei Kiel. Das Kano­ nikat verpflichtete zu zwölfwöchiger Resi­ denz; so nahm er für ein Jahr Urlaub von der Kurie. 1498 wieder in Rom, wurde er zum Priester geweiht. An Pfründen erwarb er gleichzeitig Kanonikat und Präbende sowie den Archidiakonat Ribe, die Provision auf Kanonikat und Präbende in Roskilde auf See­ land und ein Jahr später die Pfarrkirche in Ülsby.

Seine juristischen Kenntnisse verschafften A. vermutlich bereits 1501 mit der Ernennung zum Kanzler Herzog Friedrichs I. von Schles­ wig den Einstieg in eine glänzende geistliche und politische Laufbahn, die in die Über­ nahme des höchsten geistlichen Amtes seiner Heimat münden sollte. Die vorbereitenden Schritte bildeten 1503 die Bestellung zum Ko­ adjutor des alternden Dompropstes Söwenbroder, das Amt des Dompropstes am 13. 10. 1504 und die Wahl zum Bischof am 26. 1. 1507. Anders als bei seinen Vorgängern war diese Wahl zwischen dem Herzog von Schles­ wig, dem dänischen König und der römi­ schen Kurie unumstritten. Die Bischofsweihe

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fand 1508 im Lübecker Dom statt. Mit seiner Erfahrung in der Verwaltung des Rechnungs­ wesens - ihm war z. B. die Führung der pri­ vaten Rechnungsbücher des Herzogs anver­ traut - suchte er bald nach seinem Amtsan­ tritt die finanzielle Verfassung seines Spren­ gels zu konsolidieren, den er mit einer Schuldenlast von 20 000 rheinischen Gulden von seinem Vorgänger übernommen hatte. 1509 und 1523 ließ er die Einkünfte des Bi­ stums verzeichnen, ohne verhindern zu kön­ nen, daß bischöfliches Eigentum verkauft und 1516 Teile seiner Einkünfte an die Schuldner verpfändet werden mußten. Mit den politischen Herrschaften im Herzog­ tum Schleswig wie im dänischen Reich ver­ band ihn zeit seines Lebens ein enges Einver­ nehmen. 1514 war er der Wortführer der dä­ nischen Gesandtschaft am Kaiserhof in Linz, wo er im Auftrag König Christians II. um die Hand der Erzherzogin Isabella von Burgund, der Schwester Kaiser Karls V. und Enkelin Kaiser Maximilians, anhielt. Sein Reisetage­ buch und seine lateinisch gehaltene Rede vor dem Kaiser bilden ein beredtes Zeugnis sei­ ner Klugheit und seiner Weltläufigkeit. 1515 trat er als Bevollmächtigter Herzog Friedrichs an der Kurie auf.

Vermutlich um befürchtete Geldforderungen des kaiserlichen Fiskus abzuwehren, führte er am Reichskammergericht in Speyer 1526 mit Bezugnahme insbesondere auf den zeitge­ nössischen Hamburger Historiker und Dom­ herrn Albertus Krantzius den Beweis der Zu­ gehörigkeit seines Stiftes zum dänischen Kö­ nigreich und zum Erzbistum Lund seit dem 10. Jh. Den historischen Tatsachen wurde diese Darstellung allerdings nicht gerecht, da das Erzbistum Lund erst 1103/04 errichtet wurde und die skandinavischen Bistümer bis dahin zum Erzbistum Hamburg-Bremen ge­ hört hatten. Während sich A. in der Durchführung politi­ scher Missionen als erfolgreicher und ge­ schickter Diplomat erwies und mit der Her­ ausgabe kostbar ausgestatteter liturgischer Bücher, eines „Breviariums“ und eines „Diurnale“, die er 1512 und 1513 in Paris besor­ gen ließ, einen künstlerisch sicheren Ge­ schmack und Sinn für ästhetische Repräsen­ tation demonstrierte, stand er den geistlichen Auseinandersetzungen seiner Zeit eher hilf­ los gegenüber. Offenbar war er von der Aus­ bildung und Neigung her mehr Jurist und ein die realen Machtverhältnisse abwägender und zur Zurückhaltung neigender Politiker als ein den geistlichen Disput suchender Theologe. Die Zentren der Auseinanderset­

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Ahlefeld - Alardet

zung mit der neuen „martinischen“ Lehre in seinem Stift lagen kraft A.s konservativer Au­ torität nicht in seinem Bischofssitz Schles­ wig, sondern in den Städten Husum, Flens­ burg und Hadersleben.

Auch die kirchenpolitische Einflußnahme A.s gegen die von den Königen Friedrich I. und Christian III. geförderte neue Lehre blieb letztlich erfolglos. Sein Versuch auf dem Kie­ ler Landtag 1526, den König als Gegenlei­ stung zu einer extrem hohen Steuerveran­ schlagung durch die Geistlichkeit von 100 000 Mark zur Unterdrückung der von ihm als verderblich eingeschätzten „martini­ schen Sekte“ und zum Festhalten an der al­ ten Kirche zu bewegen, schlug fehl. Lediglich die geistlichen Privilegien seines Stiftes wur­ den bei dieser Gelegenheit noch einmal bestä­ tigt. Nachdem der von der Devotio moderna und von Erasmus von Rotterdam beeinflußte Christian III. seit 1528 in Hadersleben mit dem Aufbau einer Predigerschule und eines auf den Landesherrn ausgerichteten Kirchen­ regimentes begonnen hatte, brachte der Kieler Landtag vom Oktober 1533 die gleichberech­ tigte Stellung von neuer und alter Lehre, der überdies die Heiligenverehrung und die Feier der Messe zukünftig verwehrt wurde. Immerhin bewahrten seine persönliche Inte­ grität, seine Wertschätzung durch den König und seine politische Zurückhaltung A. vor der Gefangenschaft, in die die übrigen däni­ schen Bischöfe während der sogenannten Grafenfehde nach dem Tod König Friedrichs I. fielen. Nur dem Schleswiger Stift stand jetzt formal noch ein Bischof vor, während die übrigen dänischen Bistümer durch vom Kö­ nig eingesetzte Superintendenten geleitet wurden. So wurde die Reformation in der Kirchenordnung des Landes ohne Zutun und ohne Widerstand A.s verankert. Mit der Verkündigung der neuen, lateinisch gefaßten Kirchenordnung wurde im Septem­ ber 1537 die geistliche Verwaltung in Däne­ mark auf eine neue Grundlage gestellt. Im Fe­ bruar 1538 wurde das kirchliche Benefizialund Rechnungswesen eigens dafür bestellten Visitatoren - für Schleswig dem Domprediger Reinholt Westerholt - übertragen. Für den 29. 2. 1540 berief König Christian III. nach Rendsburg den Schleswig-Holsteinischen Landtag ein, um die Reformation in Schles­ wig-Holstein mit der Verabschiedung der ins Niederdeutsche übersetzten Kirchenordnung abzuschließen. Ein unvermuteter Einspruch von 31 Mitgliedern der Ständeversammlung, die an der alten Lehre und der geistlichen Autorität ihres Bischofs festhalten wollten,

hatte nur aufschiebende Wirkung. Trotz des eindringlichen Appells A.s an die herzogli­ chen Räte auf einer neuerlichen Versamm­ lung am 8. 12. 1540, den alten Glauben nicht leichtfertig zu verlassen, wurde die kirchli­ che Verwaltungsordnung weiter reformiert, u. a. durch eine Reihe von Einzelanweisungen zur Klostervisitation. Die Reformation in Schleswig-Holstein fand ihren formalen Ab­ schluß mit der Verkündigung der Kirchenord­ nung vom 9. 3. 1542.

Durch „seinen Eid, seine Ehre und seiner Seelen Seligkeit“ unverbrüchlich der von ihm als geistlichen Auftrag übernommenen Tradition verbunden, verstarb A. am 25. 1. 1541 auf seinem Gut Bollingstedt bei Schles­ wig. Sein Grab erhielt er im Hauptchor der Domkirche. Literatur: B. Kornerup, in: DBL 1 (21933) 185f. - J. Skovgaard 34ff. - W. Jensen, in: NDB 1 (1953) 109. - A. Boockmann, in: SHBL 5 (1979) 19. - W. See­ grün, Schleswig-Holstein, in: A. Schindling-W. Ziegler V, 140-164 (Lit.). Christian Radtke

Alardet, Claude-Louis (1506-1561) 1560-1561

Bischof von Lausanne

Claude-Louis Alardet wurde im Jahre 1506 als Sohn des Cyboet A. und der Louise Goyet in Genf oder Chambery geboren. Sein aus Treffort (Ain) stammender Vater hatte 1505 das Genfer Bürgerrecht erworben und stand als Ratssekretär in savoyischen Diensten. A. verbrachte seine Jugend in Genf und wurde 1529 dort Domherr. Der Familientradition entsprechend, trat er in den Dienst des Her­ zogs von Savoyen, 1533 als Lehrer des Erb­ prinzen Emmanuel-Philibert. 1535 erhielt er die Abtei Filly, später wurde er Dekan der herzoglichen Kapelle in Chambery. Am 24. 9. 1552 verurteilte ihn ein französisches Ge­ richt, entzog ihm seine Güter und Benefizien und verwies ihn des Landes, nachdem er als Mitglied einer antifranzösischen Verschwö­ rung entdeckt worden war. Sein früherer Schüler, Herzog Emmanuel-Philibert, schlug ihn 1559 dem Papst für das vakante Bistum Mondovi vor. Pius IV. zog ihm aber Kardinal Ghislieri, den späteren Pius V, vor. Im De­ zember 1559 begab sich A. im Auftrag des Herzogs nach Genf, um diese Stadt wieder Sa­ voyen zurückzuführen. Calvin vereitelte die­ ses Vorhaben rechtzeitig. Ebenso scheiterte A.s Plan zur Ermordung Calvins. Auf Wunsch des Herzogs ernannte dann Pius IV. A. am 17.

Alardet - Albertino 7. 1560 als Nachfolger von S. de (—>) Montfal­ con zum Bischof von Lausanne. Seine Di­ özese, die durch die Reformation auf ein Drit­ tel ihres früheren Gebietes reduziert worden war, betrat er nie. Auch ist ungewiß, ob er je die Bischofsweihe empfing. A. starb wahr­ scheinlich im Mai 1561. Literatur: M. Schmitt-J. Gremaud II, 392-394. - P. Rück, in: HS 1/4, 150f. (Lit.). Pierre Louis Surchat

Albert, Paul (1557-1600)

1599-1600

Bischof von Breslau

Paul Albert wurde 1557 zu Radolfzell am Bo­ densee als Sohn des Georg A. und der Anna Ettschenreutin geboren. Wo er die Schule be­ suchte und die Tonsur empfing, ist unbe­ kannt. 1575-82 studierte er als Alumne des Collegium Germanicum in Rom. Dort emp­ fing er 1581 die niederen Weihen. Auf der Heimreise wurde er 1583 in Bologna zum Dr. theol. promoviert und am 16. 3. 1583 in Kon­ stanz zum Subdiakon geweiht. Durch päpstli­ che Provision seit 1580 Domherr in Breslau, hatte er sich dort 1581 durch einen Prokura­ tor installieren lassen. 1583 begab er sich per­ sönlich nach Breslau, in dessen Domkapitel damals trotz entgegenlautender Bestimmun­ gen durch päpstliche Provision eine Reihe schwäbischer Germaniker saß. Angesichts des Tiefstandes der katholischen Kirche in Schlesien (M. v. [—>] Gerstmann) arbeitete A. mit allen Mitteln auf die Berufung weiterer Germaniker hin. 1585 erlangte er, wiederum durch päpstliche Provision, die Breslauer Domschoiasterei. Die Stunde A.s schlug je­ doch erst nach der Wahl A. v. (—>) Jerins zum Bischof. Dieser stammte wie A. aus Schwa­ ben und hatte ebenfalls seine Ausbildung als Germaniker erhalten. A. gewann das Vertrau­ en des Bischofs, der ihn nicht nur an die Spit­ ze der Konfirmationsgesandtschaft stellte, sondern ihn auch mit zahlreichen anderen Aufgaben betraute, durch die A. enge Kon­ takte zur Nuntiatur und zum Kaiserhof fand. Sein Ehrgeiz schaffte ihm jedoch auch man­ che Feinde. 1595 veranlaßte Jerin sogar anläß­ lich von Auseinandersetzungen um den Fort­ bestand der Breslauer Jesuitenniederlassung, deren Aufhebung Kaiser Rudolf II. wünschte, da die evangelischen Stände dies zur Vorbe­ dingung für die Gewährung ihrer Türkenhilfe gemacht hatten, daß vier ebenfalls aus dem Germanikum hervorgegangene Breslauer Domherren verhaftet wurden. Der peinliche Vorfall wurde erst durch die Vermittlung des

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Nuntius bereinigt. Beim Tode Jerins hatte A. neben der Domschoiasterei noch ein Kanoni­ kat an der Breslauer Kreuzkirche und das Amt des Hofrichters inne. Seit 1591 war er ferner Landeshauptmann von Neisse.

Als die Mehrzahl der Breslauer Domherren nach dem Tode Jerins am 5. 12. 1596 nicht dem kaiserlichen Kandidaten A., sondern dem schlesischen Domherrn Bonaventura Hahn ihre Stimme gab, verweigerte Rudolf II. seine Zustimmung, während Papst Clemens VIII. auf dem ordnungsgemäß gewählten Kan­ didaten bestand. Infolgedessen blieb das Bis­ tum drei Jahre lang vakant. Während dieser Zeit suchte der Kaiser nicht nur seinen Kan­ didaten durchzusetzen, sondern er rekla­ mierte das für die böhmischen und erbländi­ schen Bistümer geltende Nominationsrecht auch für Breslau und Olmütz. Die Bemühun­ gen von Nuntius Cesare Spacciano vermoch­ ten ihn nicht umzustimmen, während die Si­ tuation in Breslau immer schwieriger wurde. Die römische Kurie opferte schließlich nach mehrjährigem Tauziehen ihren Kandidaten dem Einvernehmen mit dem Hause Habs­ burg. Am 19. 2. 1599 forderte Clemens VIII. Hahn zur Resignation auf, und auch das Ka­ pitel gab am 5. 5. 1599 A. seine Stimme. Noch vor der päpstlichen Bestätigung (18. 9.) zum Landesoberhauptmann ernannt, nahm A. am 7. 9. 1599 Besitz von seinem neuen Amt und zog am 27. 9. festlich in Neisse ein. Er starb jedoch noch vor der durch den Olmützer Bi­ schof F. S. v. (—*) Dietrichstein vorgesehenen Konsekration am 5. 6. 1600 zu Neisse an den Folgen eines Schlaganfalls. Er wurde in der Peter- und Paulskapelle der Neisser Pfarrkir­ che beigesetzt. Quellen: DAB IA 2g-k.

Literatur: J. Jungnitz, Die Bischofswahl von Bona­ ventura Hahn 1596, in: ZVGS 34 (1900) 253-288. Ders., Germaniker 52-61. - G. Zimmermann 186f. H. Jedin, Bischofswahlen 177-182. - A. Nägele, Ein Schwabe in Schlesien vor 400 Jahren. Paul Albert von Radolfzell, Domscholasticus und Fürstbischof von Breslau, in: ZGO 24, NF 55 (1942) 124-201. - J. Köhler. - J. Gottschalk 199f. Jan Kopiec

Albertino (OFM) (+ frühestens 1479)

1444 seit 1444 1472

Ep. tit. Esiensis Weihbischof in Trient und Brixen Generalvikar des Bischofs von Brixen

* Tridino im Monferrato; 17. 7. 1444 Titularbischof von Hesebon; 16. 9. 1444 während

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Albertino - Albin

der Bistumsvakanz vom Trienter Domkapitel mit der Vornahme von Pontifikalhandlungen in Stadt und Diözese Trient beauftragt. Wäh­ rend des Diözesanschismas von 1444-46 war A. Hilfsbischof des von Eugen IV. ernannten Bischofs Benedetto OSB, dem der vom Kapi­ tel gewählte und vom Basler Konzil wie von Herzog Sigismund von Tirol unterstützte Theobald von Wolkenstein-Trostburg gegen­ überstand. Am 27. 11. 1447 erhielt A. von Eu­ gen IV. die Pfarrei Riva, in die ihn am 11. 12. 1447 Benedetto als päpstlicher Kommissar einführte. 1464 verlieh Paul II. ihm ferner die Pfarrei S. Felice di Gardumo. Seit Beilegung des Diözesanschismas nahm A. im italieni­ schen und deutschen Teil der Diözese zahl­ reiche Pontifikalhandlungen vor; seit 1444 weihbischöfliche Tätigkeit auch in der Di­ özese Brixen; 1472 als Generalvikar des Bi­ schofs von Brixen erwähnt. Letzte Erwäh­ nung Juli 1479. Literatur: S. Weber 61-68. Severino Vareschi

Albertus (OFM) (+ 1449)

1415 Ep. tit. Salonensis 1415-1449 Weihbischof in Freising und Augsburg Franziskaner; 1415 Titularbischof von Salona; weihbischöfliche Handlungen nachweis­ bar in den Bistümern Freising und Augsburg; 1415 Altarweihe in München, Angerkloster, 1416 in München, St. Peter; 1428 im Augusti­ nerchorherrenstift Dießen; 1446 im Münche­ ner Angerkloster; 1448 im Augustinerchor­ herrenstift Rottenbuch; + 1449. Literatur: C. Meichelbeck-A. Baumgärtner 586. - E Zoepfl I, 327, 331, 342,429. Egon Johannes greipl

Albin von Helfenburg, Thomas (Tomas Albin z Helfenburku) (+ 1575) 1568-1574 1574-1575

Generalvikar des Erzbischofs von Prag Bischof von Olmütz

Thomas Albin von Helfenburg wurde in Strakau (Böhmen) als Sohn des Wenzel Bilek (Albin) geboren, der seit 152,2 in den Dien­ sten der Herren von Rosenberg aufgestiegen war und 1553 mit seinen Söhnen Thomas

und Johann in den Ritterstand (Wladyken) aufgenommen wurde. Auch die Söhne traten in die Dienste der Rosenberger ein. A. stu­ dierte in Pisa und promovierte in Bologna zum Dr. iur. utr. Danach war er häufig Beglei­ ter Wilhelms von Rosenberg auf dessen Rei­ sen und Gesandtschaften und führte für ihn Verhandlungen. Von seinen vier Söhnen wur­ de Wenzel (+ 1606) 1593 Domherr in Prag, 1601 Propst von Altbunzlau und 1604 Dekan von Wyschehrad. Seine zweite Tochter So­ phie (1553-1632) trat 1587 in das Benedikti­ nerinnenkloster St. Georg auf der Prager Burg ein, wurde dort Äbtissin und erreichte nach 1620 die Rückgabe vieler entfremdeter Klo­ stergüter. A. wandte sich nach dem Tod seiner Frau dem geistlichen Stand zu. Verwaltungserfah­ ren und hochgelehrt, erfuhr er einen raschen Aufstieg vom Kanoniker in Passau, Olmütz (1567) und Prag (1568) zum Generalvikar des Prager Erzbischofs A. (—>) Brus (1568) und zum Dekan von Karlstein. Am 8. 3. 1574 wählte ihn das Olmützer Kapitel zum Bi­ schof. Wilhelm von Rosenberg unterstützte seine Wahl, unter den Domherren gab es je­ doch Gegner. Die päpstliche Bestätigung er­ folgte am 8. 10. 1574. Bei der Bischofsweihe im Februar 1575 in Olmütz durch Erzbischof Brus legte dieser öffentlich formellen Protest dagegen ein, daß die päpstliche Konfirma­ tionsbulle Olmütz wiederum dem Mainzer Erzbischof als Suffragan zu wies, und erklärte die Kurie für falsch informiert. In seiner für die Bistumssituation bezeichnenden Wahlka­ pitulation hatte sich A. verpflichtet, für den ordentlichen Unterhalt der Pfarrer in den bi­ schöflichen Städten zu sorgen, ein besonde­ res Priesterseminar zu gründen, keine neuen Schulden ohne Zustimmung des Kapitels zu machen und zwei Drittel der Bistumsein­ künfte für die Schuldentilgung zu reservie­ ren. Wiederholt klagte er dem Kaiser gegen­ über wegen der von seinen Vorgängern hin­ terlassenen Schuldenlast. Zur Steigerung des geistlichen Nachwuchses förderte A. in sei­ ner kurzen Amtszeit die Jesuiten in Olmütz und vollendete die Gründung von deren Brünner Kolleg, insbesondere dadurch, daß er dessen vom Kaiser beabsichtigte Auflösung abzuwenden vermochte. Er starb überra­ schend vier Wochen nach seiner Inthronisati­ on am 10. 3. 1575 und wurde in der Olmützer Kathedrale beigesetzt. Literatur: OSN 1 (1888) 728. - Ch. d’Elvert, Erzbi­ stum 57-58. - B. Navratil 90, 111, 215f. - CSB I (1912) 240. - A. Podlaha I, 132. — J. Matzke 71. Winfried Eberhard

Albrecht

Albrecht, Markgraf von Brandenburg (1490-1545) 1513-1545 1513-1545

1514-1545 1518

Erzbischof von Magdeburg Administrator des Bistums Halberstadt Kurfürst-Erzbischof von Mainz Kardinal

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gesicherte Nachfolge dürfte Anstoß gewesen sein, für A. die geistliche Laufbahn vorzuse­ hen. Am 26. 4. 1506, dem Tag der feierlichen Eröffnung der neuen Universität, tonsurierte ihn Bischof Bülow und erteilte ihm in der Frankfurter Marienkirche die ersten Weihen. Aufgrund einer 1506 ausgestellten Expektanz

Albrecht von Brandenburg wurde am 28. 6. 1490 im Schloß zu Cölln an der Spree als letz­ tes von sieben Kindern des Kurfürsten Jo­ hann Cicero v. B. (+ 1499) und der Margaretha von Sachsen-Thüringen, einer Tochter Her­ zog Wilhelms III. und der Anna von Öster­ reich, geboren. Die aus dem Schwäbischen stammenden und seit dem 12. Jh. bezeugten Hohenzollern waren in fränkischer Linie über die Burggrafschaft von Nürnberg und den Er­ werb um Ansbach und Bayreuth im 14. Jh. in den Reichsfürstenstand aufgestiegen. Mit dem Kauf der Mark Brandenburg hatten sie 1415 die Kurwürde erworben. Vier der Geschwister A.s starben im Kindesal­ ter. Seine Schwester Anna heiratete 1502 Friedrich, den späteren König von Dänemark. Sein Bruder Joachim I. Nestor wurde als Nachfolger des Vaters Kurfürst. Den Kurfür­ stentitel führte Joachim ab 1499. Der vorgese­ henen Vormundschaft seines Onkels Fried­ rich von Brandenburg-Ansbach vermochte er sich zu entziehen.

A., der von 1500-13 in kurfürstlichen Erlas­ sen und Urkunden oft als Mitaussteller er­ scheint, wurde sogleich an Repräsentations­ aufgaben und Regierungsgeschäften beteiligt. Insbesondere nach dem Tod der Mutter (1501) nahm sich Joachim der Ausbildung seines schöngeistig und musisch veranlagten Bruders an. Gemäß der Familientradition ab­ solvierte dieser kein formelles Universitäts­ studium. Wohl aber wurde er standesentsprechend von Privatlehrern und Professoren in Philosophie und Rhetorik und in beiden Rechten ausgebildet. Zu seinen Lehrern und Erziehern zählten Caspar von der Schulen­ burg sowie Eitel Wolf von Stein, ein Huma­ nist und juristisch geschulter Diplomat, fer­ ner Professoren der 1505 von Joachim I. Ne­ stor gegründeten und 1506 eröffneten bran­ denburgischen Landesuniversität in Frankfurt/O., darunter der Theologe Konrad Wimpina OP, erster Rektor der „Viadrina“. Der einflußreichste Berater von Joachim und A. war D. v. (—>) Bülow, seit 1490 Bischof von Lebus. Sein Hof im brandenburgischen Frankfurt war Mittelpunkt eines gelehrten Humanistenkreises. 1505 wurde Joachims I. Sohn Joachim II. Hektor geboren. Die dadurch

wurde A. 1508 im Mainzer Domstift als Domizellar admittiert. Fast gleichzeitig dürfte er Eingang in das Domstift zu Magdeburg und wohl auch in das von Trier gefunden haben. Die obligatorische Jahresresidenz in Mainz trat er in Begleitung des Dr. Dietrich von Diskau und eines kleinen Hofstaates 1510 an. Die Kosten von 16 000 rheinischen Gulden hatte im Vertrag von 1509 Joachim I. über­ nommen. Der zur Verschwendung neigende A. hatte ihm dafür die Zusage geben müssen, keine Schulden zu machen. Um den in geldli­ chen Dingen leichtsinnigen Bruder finanziell selbständig zu machen, bemühte Joachim sich 1508/09 vergeblich darum, Bischof (—>) Friedrich von Baden gegen Zahlung einer Jah­ respension von 6 000 rhein. Gulden dazu zu bewegen, das Bistum Utrecht an den acht­ zehnjährigen A. abzutreten. 1510/11 ergab sich für A. eine andere Möglichkeit, um zu ei­ nem Bistum zu kommen, als das Mainzer Ka­ pitel erwog, ihn zum Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge von Erzbischof U. v. (—>) Gemmingen zu wählen. Damit sollte Joachim als Verbündeter gegen die sächsischen Be­ gehrlichkeiten auf das mainzische Erfurt und

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Albrecht

gegen die Selbständigkeitsbestrebungen die­ ser Stadt gewonnen werden. Das Kalkül zer­ schlug sich, wirkte aber nach.

schöfe J. v. (—>) Schlabrendorff, H. (—>) Schultz, Adolf v. Anhalt-Zerbst und J. v. (—>) Schönberg.

Im Frühjahr 1512 war A. wieder in Cölln. Die zwischen ihm und seinem Bruder ausgetrage­ nen Differenzen wurden am 22. 8. 1512 ver­ traglich beigelegt. Möglicherweise in der Hoffnung auf das Erzbistum Magdeburg strebte A. seitdem die höheren Weihen an. Am 3. 4. 1513 feierte er im Beisein des Hofes und des Rates zu Spandau in der Cöllner Schloßkirche Primiz. Geweiht hatte ihn Bi­ schof Bülow. Die Festpredigt, eine dogmati­ sche Homilie über das Priestertum, hielt Kon­ rad Wimpina. Aus diesem Anlaß stiftete A. in Cölln ein Kollegiatstift für acht Kleriker. Das von ihm geschenkte Stiftssiegel zeigt als Pa­ trone St. Mauritius und St. Ursula.

Zu diesem Zeitpunkt war bereits eine folgen­ reiche Entscheidung gefallen. Am 9. 3. 1514 hatte nämlich das Mainzer Domkapitel A. ebenfalls postuliert. Trotz beachtlicher Mitbe­ werber, unter ihnen (—>) Ernst von Bayern so­ wie die Brüder (—>) Philipp, (—>) Georg und (—>) Heinrich bei Rhein, hatten sich die Main­ zer für Brandenburg entschieden, weil sie da­ von Hilfe in der Auseinandersetzung mit und um Erfurt erwarteten und weil die Gesandten am 7. 3. 1514 die Zusage gegeben hatten, daß A. die anfallenden Servitien und Konfirmati­ onsgebühren selbst zahle. Überdies hatte Joa­ chim I. sein Werben für den Bruder mit 42 000 Gulden unterstützt. Die Verhandlun­ gen um die Konfirmation gestalteten sich schwierig. Das wesentliche kanonische Hin­ dernis war die beantragte Kumulation von gleich drei Kirchensprengeln, darunter zwei Erzbistümern. Dagegen sprach sich der kai­ serliche Protektor Kardinal M. (—>) Lang aus, der selbst Ambitionen auf Magdeburg und Halberstadt hatte. Die Einwände Maximilians I. richteten sich gegen die Konfirmation der Mainzer Wahl, weil mit dem Erzstuhl die Kurfürstenwürde verbunden war, und die Tatsache, daß dadurch gleich zwei Brüder Kurfürsten wurden. Dennoch bahnte sich am 19. 6. 1514 eine Vorentscheidung an. Die Ku­ rie stellte nämlich Konfirmation und Kumu­ lation in Aussicht, falls eine zusätzliche Zah­ lung von 10 000 Dukaten erfolge. Als Aus­ gleich wurde den Delegierten A.s ein Ge­ schäft mit dem Jubelablaß vorgeschlagen. Daraufhin kam der bedenkliche Handel zu­ stande. Am 18. 8. 1514 wurden die Konfirma­ tion für Mainz, die Dispens für die Beibehal­ tung von Magdeburg und eine erneute Provi­ sion für Halberstadt gewährt. Zudem erhielt A. ein weiteres Pallium. An Gebühren waren somit insgesamt 30 000 Dukaten zu entrich­ ten. Nach der Inthronisation und Erbhuldi­ gung am 4. 10. 1514 in Halberstadt reiste A. nach Mainz, wo er am 6. oder 8. 11. 1514 mit großem Gefolge und ungewohntem Gepränge seinen Einzug hielt. Er beschwor die Wahlka­ pitulation und wurde feierlich inthronisiert. Das Pallium wurde ihm am 22. 12. 1514 über­ reicht. Am 24. 3. 1518 kreierte ihn Leo X. auf Ersuchen von Joachim I. zum Kardinal. Seine römische Titelkirche war zunächst S. Crisogono. Am 5. 1. 1521 wurde ihm stattdessen auf eigenen Wunsch S. Pietro in vincoli übertra­ gen. Die Kardinalsinsignien hatten ihm am 1. 8. 1518 auf dem Reichstag zu Augsburg die Kardinäle Thomas Cajetan und M. Lang über­

Da am 3. 8. 1513 der Magdeburger Erzbischof und Administrator von Halberstadt (—>) Ernst zu Sachsen starb und der als Nachfolger vor­ gesehene Friedrich von Sachsen bereits am 13. 12. 1510 gestorben war, bot sich dem Haus Brandenburg die Möglichkeit - wie schon 1510 bei der Nachfolge Friedrichs als Hochmeister des Deutschen Ordens - das Haus Sachsen abzulösen. Unter erheblicher Einwirkung von Joachim I. und von Dom­ propst (—>) Adolf v. Anhalt-Zerbst wählte das Domkapitel am 31. 8. 1513 A. zum Erzbi­ schof. Am 25. 9. 1513 postulierte ihn auch das Halberstädter Domkapitel. Da wegen der Konfirmation von zwei Wahlen in Rom schwierige Verhandlungen zu erwarten wa­ ren, gehörten zur Delegation hochbedeutende Diplomaten wie Eitelwolf von Stein, die zu­ gleich als kurbrandenburgische Oratoren auf dem V. Laterankonzil fungierten. Trotz des Verbotes von Bistumskumulationen erhielt A. am 2. 12. 1513 die Bestätigung für Magdeburg und am 16. 12. 1513 die Administration von Halberstadt. Als Einschränkung wurde ledig­ lich hinzugefügt, daß er Magdeburg bis zu sei­ nem 27. Lebensjahr nur als Administrator verwalten dürfe. Leo X. gewährte ihm das Pallium und gestattete ihm, bereits mit Errei­ chen des 25. Lebensjahres die Bischofsweihe zu empfangen. Am 4. 4. 1514 beschwor A. in Cölln die Wahlkapitulation für Magdeburg. Am 7. 5. 1514 wurde er feierlich inthroni­ siert. Dem folgten am 14. 5. 1514 der feierli­ che Einzug nach Magdeburg und die Erbhul­ digung der Stadt. Am 22. 5. 1514 ließ A. sich in der Residenzstadt Halle huldigen und nahm Wohnung in der erzbischöflichen Mo­ ritzburg. Die Bischofsweihe erteilte ihm am 2. 7. 1514 in der Domkirche zu Magdeburg Bi­ schof Bülow. Anwesend waren ferner die Bi­

Albrecht reicht. Zuvor aber hatten die schweren Be­ denken des Mainzer Domkapitels gegen die Annahme des Kardinalats ausgeräumt wer­ den müssen. An keinem der drei folgenden Konklaven nahm A. teil. Seit 1519 mühte er sich um den Titel eines „Legatus a latere“. Er war ihm von Leo X. in Aussicht gestellt wor­ den. Eine Gewährung erfolgte offensichtlich nicht. Seit dem 24. 11. 1531 führte A. die Be­ zeichnung „geborener Legat“. Die kaiserliche Belehnung mit dem Mainzer Erzstift, den Regalien und Privilegien erfolgte am 28. 11. 1516. Mit dem Rechtsakt verband Maximilian I. die Bestätigung der persönli­ chen Führung der Reichskanzlei durch den Erzkanzler. 1502 hatte er sie dagegen Erzbi­ schof B. v. (—>) Henneberg entzogen. Das Recht wurde dem Erzkanzler in der kaiserli­ chen Wahlkapitulation von 1519 erneut be­ stätigt. Praktisch blieb es jedoch unter A. ohne Bedeutung, denn reichspolitisch reichte dieser nicht an die Bedeutung Hennebergs heran. Begründet war das einmal in den Zeit­ umständen, zum anderen im unterschiedli­ chen politischen Denken. Henneberg räumte dem Reich die erste Priorität ein. A. zielte da­ gegen im Sinne frühneuzeitlicher Politik auf den landeshoheitlichen Ausbau des Erzstifts durch Reform und Modernisierung von Re­ gierung, Administration und Recht: 1516 er­ richtete er ein Hofgericht und erließ eine neue Hofgerichtsordnung; 1522 folgte die Einrichtung einer obersten Verwaltungs- und Aufsichtsbehörde, 1525-27 die Einführung landesherrlicher Landesordnungen, 1532 ei­ ne neue Hofratsordnung, 1534 neue Ordnun­ gen für die Unter- und Handelsgerichte, 1541 für „Rat und Kanzlei“. Damit leitete A. die moderne Staatwerdung des Erzstiftes ein. Ähnliche Ansätze in den Erz- und Hoch­ stiften Magdeburg und Halberstadt endeten infolge der reformatorischen Umbrüche aus der Sicht A.s 1541 mit einem Fiasko.

Unmittelbar ausgelöst wurde die Reformation durch das 1514 zwischen der Kurie und der Delegation A.s abgesprochene und im Januar 1517 in Gang gesetzte Ablaßgeschäft. Für Martin Luther wurde es Anlaß zu seinem Pro­ testschreiben vom 31. 10. 1517 an A. und an Bischof Schultz sowie für seine beigegebenen 95 Ablaßthesen. Brief und Thesen erreichten A. Mitte November 1517 in Aschaffenburg. Er gemahnte seine Magdeburger Räte sofort, mögliche Mißstände abzustellen, forderte 1517 von den Theologieprofessoren der Mainzer Universität ein Gutachten an und gab, ohne deren Antwort abzuwarten, 1517 die Thesen zur Überprüfung nach Rom wei­

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ter. Damit brachte er jenen Prozeß in Gang, der 1521 zur Verurteilung Luthers führte. Den Prozeß selbst beeinflußte er nicht.

A.s Verhalten in der frühen Phase der refor­ matorischen Bewegung war zwiespältig. Hu­ manistischen Vorstellungen zugeneigt, Refor­ men gegenüber offen und erasmisch beein­ flußt, wollte er gegen den Reformator „kein Geschrei“. In seinem ersten Antwortschrei­ ben vom 26. 2. 1520 lobte er Luther sogar we­ gen seines Eifers und mahnte ihn, theologi­ sche Fragen nicht vor der breiten Masse zu er­ örtern und von Streit, Tumulten und Angrif­ fen auf die kirchliche Obrigkeit abzulassen. Er begriff weder die theologische Tiefe und Wirkkraft des Reformators noch die Wucht und Dynamik der reformatorischen Bewe­ gung, die Deutschland durchzog. Sonst hätte er kaum für seinen riesigen Reliquienschatz in Halle eine Ablaßmenge von fast 40 Millio­ nen Jahren erwirkt und verkündet, noch für diesen „Abgott“ (Luther) anläßlich seines 30. Geburtstages 1520 das „Neue Stift“ gegründet und die Stiftskirche von den besten Künst­ lern der Zeit ausgestalten lassen. Auch hätte er sonst 1520 kaum die als Lutheranhänger bekannten Wolfgang Capito und Kaspar Hedio als Domprediger nach Mainz geholt. Dort zählten sie bald zu den tragenden Kräften der Reformation. 1521 konstatierte A. verärgert, daß er in der päpstlichen Bannbulle gegen Luther als einziger Kirchenfürst namentlich mit der Exekutive beauftragt wurde. Im Erz­ stift ließ er das Schreiben nicht publizieren. Auch weigerte er sich, die von Karl V, dessen Wahl 1519 in Frankfurt und Krönung 1520 er mitvollzogen hatte, am 26. 5. 1521 auf dem Wormser Reichstag verfügte Acht gegen Lu­ ther als Erzkanzler mit zu unterzeichnen. Durch das Edikt, dessen Verkündigung er im Erzstift lange verzögerte, befürchtete er eine Verschärfung der Spannungen. Diese eska­ lierten in Magdeburg so sehr, daß er genötigt war, am 9. 8. 1521 in einem Abkommen den Anschluß der Stadt an die Reformation zu konstatieren. Dem hatte er zuvor vergeblich mit dem Verbot der lutherischen Predigt und dem Verkauf reformatorischer Schriften so­ wie einem harten Vorgehen gegen verheira­ tete Priester begegnen wollen. Nach tumultar­ tigen Aufständen schloß sich 1521 auch Er­ furt der Reformation an. Diese Erfahrungen, die 1522 durch Franz von Sickingen ausgelö­ sten kriegerischen Auseinandersetzungen mit negativem Ausgang für Mainz und der Druck aus dem Mainzer Domkapitel veranlaßten A., ohne daß er seine grundsätzlich irenische Li­ nie aufgab, zu schärferem Vorgehen gegen die „lutherische Sekte“. Im Juni 1524 schloß er

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Albrecht

sich lose dem Regensburger Bund an. Der Bauernkrieg 1525, den er passiv von Halle aus verfolgte, führte zu weiterer Verschär­ fung. 1525 kam es unter Beteiligung von A. zum katholischen Dessauer Bündnis. Luther hoffte dennoch bis 1526, den höchsten Funk­ tionsträger der Reichskirche für sich gewin­ nen zu können. Als sich das nicht erfüllte, wurde A. für ihn der „verdammte Kardinal“ und „Tyrann, der das Heucheln aufgegeben hat“. Melanchthon dagegen widmete A. noch 1527 und 1532 Schriften. Die Jahre von 1526 bis 1532 verbrachte A. vorwiegend im Mainzer Erzbistum. Mehrere, allerdings kaum wirksam gewordene, Re­ formvorschriften erschienen: 1526 Erlasse zur Hebung des Klerus, 1527 die Ankündi­ gung einer Mainzer Synode, 1529 die Visitati­ on der in ihrer Existenz bedrohten Frankfur­ ter Stifte. Ungleich bedeutsamer war, daß da­ mals mit seiner Duldung und Förderung der sog. Mainzer Reformkreis begann. Die Gene­ ralvikare Valentin zu Tetleben und Bernhard Scholl, die Domprediger F. (—>) Nausea, Jo­ hannes Mentzinger und Johannes Wild, J. v. (—>) Pflug, die Theologieprofessoren Konrad Necrosius und Johannes Dietenberger und vor allem Dompfarrer und Weihbischof M. (—►) Helding, 1545 als A.s Delegierter einziger deutscher Bischof bei der Eröffnung des Kon­ zils von Trient, zählten zu diesen an der Bibel orientierten Persönlichkeiten. Einen großen Verlust für das Mainzer Erzbistum bildete der Hitzkirchener Vertrag von 1528. Durch die sog. Packschen Händel gezwungen, verzich­ tete A. zugunsten von Landgraf Philipp von Hessen und Kurfürst Johann von Sachsen auf die geistliche Jurisdiktion in deren Territo­ rien, die fortan als protestantisch galten. Als ab 1530/31 die konfessionelle Polarisierung im Reich immer offenkundiger wurde und ein erstes Kräftemessen drohte, drängte der nach wie vor kompromißbereite A. auf den Vergleich im „Nürnberger Anstand“ von 1532. Er blieb trotz seines Beitritts 1533 zum Haller und 1538 zum Nürnberger Bund bis 1541 bei seiner vermittelnden und mitunter unscharfen Linie. Dadurch suchte er seine mitteldeutschen Bistümer und stiftischen Ge­ biete, insbesondere seine Lieblingsresidenz Halle, zu retten, in der er sich zwischen 1532 und 1538 fast ununterbrochen aufhielt und für die er 1531 das päpstliche Plazet zur Gründung einer Universität eingeholt hatte. Als erste Professoren hatte er Crotus Rubeanus und M. (—>) Vehe vorgesehen. Das Bemü­ hen war umsonst. Auf dem am 25. 1. 1541 er­ öffneten Landtag zu Calbe wurde er zu einem Quasiverzicht auf das Erzstift Magdeburg ge­

zwungen. Das „Neue Stift“ wurde am 9. 2. 1541 aufgehoben. Am 21. 2. 1541 verließ A. Halle für immer. Das „Heiltum“ hatte er be­ reits 1540 nach Mainz transferieren lassen. Vom Kaiser gedrängt, nahm er 1541 an den Regensburger Religionsgesprächen teil, stimmte jedoch gegen die Annahme der ver­ glichenen Artikel. Die Religionsfrage im Reich hielt er durch Kompromisse nicht mehr für lösbar. Krank und enttäuscht verbrachte er seine letzten Lebensjahre fast ausschließlich in Aschaffenburg. A. starb am 24. 9. 1545 in der Moritzburg zu Mainz. Er wurde im Dom beigesetzt. Dietrich Schro schuf ihm, dem oft porträtierten Renaissancefürsten, Mäzen, hochverschuldeten Auftraggeber der bedeu­ tendsten Künstler seiner Zeit, das Grabmal. Quellen: L. Auer, Die Quellen zum Episkopat Al­ brechts von Brandenburg im Wiener Haus-, Hofund Staatsarchiv, in: E Jürgensmeier, Albrecht 4858. - U. Jablonowski, Anhaitische Quellen zu einer Biographie des Kardinals Albrecht, Erzbischof von Magdeburg und Mainz (1490-1545), in: ebd. 57-70. Literatur: E V. Arens 198-202. - G. A. Benrath, in: TRE 2 (1978) 184-187. - S. H. Hendrix, Martin Lu­ ther und Albrecht von Brandenburg. Aspekte von Luthers reformatorischem Selbstbewußtsein, in: LuJ 49 (1982) 96-114. - H. Reber (Bearb.), Albrecht von Brandenburg. Kurfürst, Erzkanzler, Kardinal 14901545. AK Landesmuseum Mainz (Mainz 1990). - E Jürgensmeier, Albrecht, bes. G. Christ, in: ebd. 223256. Friedhelm Jürgensmeier

Albrecht, Pfalzgraf bei Rhein (1440-1506)

1479-1506

Bischof von Straßburg

Albrecht von Pfalz-Mosbach wurde am 6. 9. 1440 als Sohn des Pfalzgrafen Otto von Mos­ bach (+ 1461) und der Johanna, einer Tochter Herzog Heinrichs von Bayern-Landshut, ge­ boren. Er studierte in Heidelberg, Köln und Freiburg, wo er 1465 zum Rektor gewählt wurde. 1464 zahlte sein Vater die Annaten, die A. für die Domherrenpfründe und die Straßburger Dompropstei aufzubringen hatte. Da er als Propst zur Residenz verpflichtet war, hatte man in Straßburg Gelegenheit, sei­ ne Friedensbereitschaft kennenzulernen. Da­ her fiel die Wahl nach dem Tod des Straßbur­ ger Bischofs (—») Ruprecht von Pfalz-Sim­ mern, der mit der Stadt heftige Konflikte ge­ habt hatte, am 15. 11. 1478 einstimmig auf A. Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 18. 1. 1479.

Die Stadt nahm diese Wahl positiv zur Kennt­ nis, zumal A. nicht mit seinem Wohlwollen kargte. Andererseits war er jedoch nachgie­

Albrecht - Aldringen

big, und Schwierigkeiten ging er gern aus dem Weg. Seine Lebensführung war nicht ta­ delsfrei, aber er war fromm. Die Messe zele­ brierte er öfter. Er betete Brevier und fastete.

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die Eröffnungspredigt. Zur Veröffentlichung von Diözesanstatuten kam es jedoch nicht. 1486 sollte das in schlechtem Ruf stehende Stift St. Stephan in ein Kolleg für Theologen und Kanonisten umgewandelt werden, doch besaß A. nicht den Mut, sich gegen die davon betroffenen Familien durchzusetzen. Schließ­ lich verzichtete er auf eine Visitation, die durch vier Kommissare, darunter Geiler, vor­ gesehen war, weil sich das Domkapitel dage­ gen sträubte. Letztlich scheiterten alle Bemü­ hungen um eine Klerusreform am Zaudern des Bischofs, der die strafrechtliche Verfol­ gung von Delikten nur als eine Möglichkeit betrachtete, seine Einnahmen zu erhöhen, denn die Sanierung der Finanzen stand für ihn ganz im Vordergrund. Geiler, der in der Tradition des Johannes Gerson stand und keine Reform ohne Bischof wünschte, war da­ durch tief enttäuscht. Als A. am 20. 8. 1506 starb, zeichnete Geiler zwar in seiner Trauer­ rede das Ideal des Guten Hirten, brach dann aber die Predigt ab und verlor über A. kein Wort des Lobes. Literatur: H. Gerber, in: NDB 1 (1953) 175. - A. Mei­ ster 142. - E Rapp, Reformes 175-178, 347-370. Francis Rapp

A. sah sich vor allem zwei Aufgaben gegen­ über. Die bischöflichen Finanzen waren zer­ rüttet, und die Stadt Straßburg hatte von A.s Vorgänger wichtige Teile des bischöflichen Territoriums sowie die Einkünfte des Offi­ zialates als Pfand erhalten. Zur Verbesserung der finanziellen Lage wurden sogenannte Butterbriefe vergeben, die es den Gläubigen gestatteten, während der Fastenzeit Milch­ speisen zu genießen. Die daraus stammenden Einkünfte wurden jedoch nicht für geistliche Belange, sondern für den Ankauf von Kano­ nen eingesetzt, worüber das Volk spottete. Eine systematische Umschuldungspolitik er­ leichterte schließlich die Zinsbelastung, so daß A. 1502 die an Straßburg verpfändeten Burgen und ummauerten Orte einlösen konnte. Während seines Episkopates konsoli­ dierte sich die wirtschaftliche Lage des zuvor desolaten Stiftes so sehr, daß die Stadt Straß­ burg Besorgnis bezüglich ihrer Unabhängig­ keit vom Bischof äußerte.

Für die Zukunft der Diözese wichtiger als die finanzielle Konsolidierung wäre freilich eine Klerusreform gewesen. Deren Dringlichkeit unterstrich vor allem der Domprediger Geiler von Kaysersberg immer wieder. Bei der 1482 von A. einberufenen Diözesansynode hielt er 8 Lexikon

Aldringen, Paul (seit 1632) Reichsgraf von (1592-1644)

1627 1627-1644

Ep. tit. Tripolitanus Generalvikar des Bischofs von Straßburg und Weihbischof

* wahrscheinlich 1592 Luxemburg als Sohn des Truppenlieferanten Leonhard A. und sei­ ner Ehefrau Margarete Klaut; sein älterer Bru­ der Johann war seit dem 17. Lebensjahr Sol­ dat im Regiment Arensberg. Er brachte es bis zum kaiserlichen Feldmarschall und zum Reichsgrafen. Davon profitierten A. und sein jüngerer Bruder Johann Markus v. A. (—> Bd. 1648-1803), der 1633 Bischof von Seckau wurde. Vorerst besaßen beide Brüder die Un­ terstützung ihres Landsmannes A. (—►) Peetz, seit 1605 Generalvikar und Weihbischof in Straßburg. Wahrscheinlich durch seine Ver­ mittlung erhielt A. 1618 die Pfarrei Leimbach im Ober-Elsaß. 1619 resignierte er sie zugun­ sten seines Bruders Johann Markus, während er selbst die wichtige bischöfliche Pfarrei Rufach übernahm. In diesem als Straßburger En­ klave in der Diözese Basel liegenden Gebiet von Mundat und Rufach bewies er seinen Ei­ fer als Seelsorger durch die Pflege der Fröm­ migkeit zu den Armen Seelen im Fegefeuer,

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Aldringen - Aliprandi

die Gründung einer Rosenkranzbruderschaft und durch seine Qualität als Verwalter. 1620 gehörte er zu den ersten Doktoren der Theolo­ gie der Jesuitenakademie von Molsheim.

Alessandri, Gabriele (OP) (+ 1595)

Nach dem Tode von Peetz bestimmten der De­ kan und die adeligen Kanoniker des Straßbur­ ger Kapitels in ihrer Eigenschaft als Diözesan­ verwalter A. am 9. 1. 1627 zum Generalvikar und für das Amt des Weihbischofs. Die betref­ fende Urkunde ist von besonderem Interesse, weil sie alle Aufgaben des Weihbischofs auf­ zählt. Die ungewöhnlichen Zeitumstände schlossen es jedoch aus, daß A. den in ihn ge­ setzten Hoffnungen voll entsprach. Am 28. 4. 1627 erhielt er das Titularbistum Tripolis und die Zuweisung einer jährlichen Vergütung von 300 fl. aus der bischöflichen Mensa. Die Konsekration erhielt er am 29. 7. 1627 durch Kardinal Cosmo de Torres in Rom.

* Bergamo; Sohn des berühmten Rechtsge­ lehrten Gabriele A.; Schulbesuch in Bergamo, dann Eintritt in den Dominikanerorden; Stu­ dium der Philosophie und Theologie in Bolo­ gna; Mag. theol. und namhafter Kontroverstheologe; 26. 4. 1566 von Pius V. zum Bischof der neuerrichteten Diözese Gallese in Latium ernannt, wo der Trienter Bischof Kardinal C. v. (—>) Madruzzo eine Burg besaß. Da die Neu­ gründung keine Ausstattung erhielt, wurde sie 1569 wieder aufgehoben. 1565 empfahl Madruzzo seinem Brixner Generalvikar B. d. (—>) Aliprandi A. als Theologen für die bevor­ stehende Diözesansynode. Kardinal G. L. v. (—>) Madruzzo bestätigte 1568 A. als Weihbi­ schof und Generalvikar, gab ihm aber einen juristisch ausgebildeten Mitarbeiter bei und verpflichtete ihn, bei wichtigen Fragen die Beamten der Bistumsverwaltung zu konsul­ tieren. A. begann in Trient sogleich eine Visi­ tation. Als dort 1575 die Pest ausbrach, begab er sich nach Brixen, wo er Vicegerente war. 1579-80 war er bei jener Trienter Generalvisi­ tation, an der sich auch der Nuntius für Ober­ deutschland Feliciano Ninguarda beteiligte, Generalvisitator. Mit ihm waren der Archidiakon Roccabrun und Generalvikar Giovanni Alessandrini tätig. Unter G. L. v. Madruzzo ersetzte er für Trient den Bischof. + 1595 Trient.

Nachdem ein kaiserliches Dekret vom 15. 12. 1627 den Katholiken die Straßburger Kathe­ drale zurückgegeben hatte und das Restituti­ onsedikt von 1629 erlassen worden war, schien sich eine Rekatholisierung des Elsaß anzubahnen. Daraufhin konsekrierte A. zahl­ reiche Altäre und Kirchen neu. 1630 geschah das mit der 1622 zerstörten Kirche des Odilienberges und ihren Altären. 1632 wurde A. aufgrund der Verdienste seines Bruders Jo­ hann zum Reichsgrafen ernannt. Seit dem Sommer des gleichen Jahres trat jedoch ange­ sichts der anrückenden Schweden, die den Rhein bei Straßburg überschritten, eine Wen­ de ein. A. floh mit anderen geistlichen Wür­ denträgern in das Gebiet jenseits der Vogesen, zunächst in die Abtei Etival, dann nach Saint-Die, wo er 1632-33 Tausenden von Per­ sonen, die wie er vor den Schweden geflüch­ tet waren, die Firmung spendete. Seit 1633 nahm A. in der Diözese Straßburg und in ih­ ren benachbarten Gebieten keine weihbi­ schöflichen Handlungen mehr vor. Die seit 1634 andauernde französische Besatzung machte seine Anwesenheit und noch mehr seine amtliche Tätigkeit wahrscheinlich schon deshalb unmöglich, weil sein Bruder kaiserli­ cher General war. A. wurde stattdessen zum Generalvikar der kaiserlichen Armee be­ nannt. Er erhielt andere Pfründen in Öster­ reich und zog sich schließlich nach Klagen­ furt zurück; + 28. 3. 1644 ebd. □ Kirche St. Ägid ebd. Das Grabdenkmal ist erhalten. Literatur: Catalogus Suffraganeorum 5. - M. Barth, in: AEKG 7 (1932) 363-374. - Ph. Dollinger 271276. - R. P. Levresse, in: AEA 37 (1974) 16. - E Las­ combes 398.

Louis Chätellier

1566 1566-1595

Ep. tit. Gallesinus Generalvikar des Bischofs von Trient und Weihbischof

Literatur: S. Weber 117-128. Severino Vareschi

Aliprandi (Aliprandini), Biagio di (+ 1571)

1558 1558-1571 1562-1571

Ep. tit. Bellinensis Weihbischof in Brixen und Trient Generalvikar des Bischofs von Trient

* Livo (Val di Non) als Sohn des Liprando A. und der Chiara de Thaonatis. Die A. waren eine adelige Familie, die seit 1402 ihren Sitz auf Burg Livo hatte. A. studierte in Rom, dann in Padua und 1553 die Rechte in Pisa, wo er 1554 zum Dr. decr. promoviert wurde. Kardinal B. v. (—>) Cles verlieh ihm die Pfarrei Ledro (Diözese Trient), wo er einen Vikar un­ terhielt. Er erhielt ferner die Pfarrei Linz. 1552 wurde er Domherr in Trient, 1554 in Bri­ xen. 1556 begab er sich zu einem Bischofs­ treffen nach Salzburg. Erzbischof M. v. (—>)

Aliprandi - Altdorfer Kuenburg bat daraufhin das Brixner Domka­ pitel, A. als Theologen zum Augsburger Reichstag zu entsenden. Am 23. 3. 1558 zum Titularbischof von Beilinas und Weihbischof in Brixen ernannt, nahm er dieses Amt auch in Trient wahr, da die Leitung beider Spren­ gel damals in der Hand des Kardinals C. v. (—►) Madruzzo lag. In Trient war A. zugleich Generalvikar, doch werden auch andere Inha­ ber dieses Amtes genannt. Seit 13. 3. 1562 war er auch in Brixen Generalvikar, und 1561 wurde er Kustos, 1565 Scholaster in Brixen. A.s Hauptaufgabe bestand in Brixen und Trient in der Einführung der tridentinischen Reform. 1565 veranstaltete er in Brixen eine Diözesansynode, die sich besonders mit der Bildung und Lebensführung des Klerus be­ faßte. 1569 nahm er am Provinzialkonzil teil, das sich mit der gleichen Thematik befaßte. Im Spätsommer 1568 begab A. sich im Auf­ trag des Trienter Bischofs Kardinal G. L. v. (—>) Madruzzo zu Erzherzog Ferdinand von Tirol, um ihn dazu zu bewegen, die Rechte der Kirche von Trient stärker zu respektieren. Er wurde jedoch abweisend behandelt und hatte keinerlei Erfolg. 1570-71 visitierte A. in der Diözese Brixen. t 23. 9. 1571 Brixen; □ Dom ebd. Literatur: S. Weber 109-115. - K. Wolfsgruber 132f. - J. Gelmi, Weihbischöfe 193-195. Severino Vareschi

Altdorfer, Georg (+ 1495)

1477-1495

Bischof von Chiemsee

Georg Altdorfer wurde als Sohn des reichen Landshuter Ratsherrn Hans A. geboren. 1446 begann er das Studium in Wien, setzte es 1452 in Bologna fort und wurde dort am 29. 6. 1456 zum Dr. iur. can. promoviert. Als Pfründe hatte er die Propstei Traberg inne. Seit 1476 erzbischöflich-salzburgischer Kanz­ ler, ließ er wohl ein Formelbuch anlegen. Im gleichen Jahr erhielt er die Pfarrei Laufen, die er 1478 wieder resignierte.

Am 27. 10. 1477 nominierte Erzbischof B. v. (—>) Rohr A. zum Bischof von Chiemsee und übertrug ihm am 29. 10. den in Salzburg gele­ genen Chiemseehof. Am 1. 3. 1478 erteilte er ihm die Bischofsweihe. Bereits im ersten Jahr seines Bischofsamtes hatte A. mit dem Salz­ burger Dompropst einen Präzedenzstreit aus­ zutragen, bei dem es um die Stellung der Salzburger Suffraganbischöfe vor dem Dom­ propst ging. A. blieb auch als Bischof salzburgischer Kanzler. Wohl als solcher korrespondierte er 8*

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mit dem Kardinalprotektor Englands und der deutschen Nation, Francesco Piccolomini. Als Rat genoß er anscheinend das besondere Vertrauen Rohrs. Mit diesem nahm er jeden­ falls 1478 und 1479 an Beratungen in Lands­ hut und Freising wegen der Türkengefahr teil. 1478 reiste er mit Rohr nach Graz, wo dieser von Friedrich III. zur Resignation bewogen wurde. A. und andere Begleiter tadelten den Erzbischof deswegen, da nur ein Landtag über den Rücktritt entscheiden könne. In Salzburg mußte A. im Auftrag Rohrs unter den Domherren um Verständnis für die Resi­ gnation werben, doch zog Rohr diese bald wieder zurück. Während der nun folgenden Auseinandersetzung reiste A. 1481 zu Ver­ handlungen mit Friedrich III. nach Wien. Erst jetzt resignierte Rohr endgültig, während der nun bestellte Administrator J. (—>) Becken­ schläger am 25. 3. 1485 vor A. als päpstli­ chem Beauftragten den Gehorsamseid lei­ stete. Als Beckenschläger sich nun über das Kapitel beklagte, sollte A. es zusammen mit dem Augsburger Bischof in päpstlichem Auf­ trag visitieren. Die Spannungen steigerten sich bis zur Wahl eines Gegenerzbischofs in der Person des Salzburger Dompropstes Chri­ stoph Ebran von Wildenberg im Jahre 1487. Erst 1488 handelten Gesandte Beckenschlä­ gers, darunter A., mit Herzog Georg von Bay­ ern-Landshut einen Frieden aus.

A. erschien 1489 auf dem Frankfurter Reichs­ tag, wo er gegen seine Einreihung unter die Reichsfürsten protestierte und von den Reichsabgaben befreit wurde. 1490 konsekrierte A. den Salzburger Erzbischof F. v. (-») Schaunberg. Im gleichen Jahr nahm er an dem unter dessen Vorsitz zu Mühldorf am Inn stattfindenden Provinzialkonzil teil. Wohl 1491 erhielt A. ein Freisinger Kanonikat und später das Archidiakonat von Gmünd in Oberkärnten. Nachdem er noch am 8. 2. 1495 Erzbischof S. v. (—►) Hollenegg konsekriert hatte, erlitt er auf der Reise zum Reichs­ tag in Worms auf der Saalachbrücke in der Nähe Salzburgs einen Schlaganfall, an dessen Folgen er am 2. 5. 1495 zu Salzburg verstarb. Er wurde in der Altdorfer Kapelle von St. Martin in Landshut, seinem Heimatort, beige­ setzt. Der Augsburger Meister Hans Beierlein schuf ihm ein beachtliches Grabdenkmal aus Rotmarmor. Aus A.s Erbe dürfte das fortan zu den Chiemseer Temporalien gehörende Schlößchen Altdorf bei Hailein stammen. Quellen: AEM, Bögl-Kartei 3, 1400-1500: Georg Alt­ dorfer.

Literatur: E Mader, Die Kunstdenkmäler von Nie­ derbayern 16: Stadt Landshut mit Einschluß der

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Altdorfer - Alvensleben

Trausnitz (München 1927) 78. - E. Wallner, Chiem­ see 114-116 (QQ). - F. Zaisberger, in: 750 Jahre Stadt Hailein 1230-1980 (Hailein 1980) 95f. - H. Dopsch-H. Spatzenegger 1/1; 1/2, 943. Erwin Naimer

Altkind, Michael (+ 1474/75) 1465 -1474/75 Bischof von Pedena 1469 - 1474/75 Administrator des Bistums Wiener Neustadt

Michael Altkind war seit spätestens 1439 Ka­ nonikus des Stiftes Spital am Pyhrn in Ober­ österreich. Ende 1444 wurde er in das damals neugegründete Kollegiatkapitel in Wiener Neustadt aufgenommen. Seine Pfründe in Spital behielt er bei. 1446 wurde er dort De­ chant, hielt sich aber meist in Wiener Neu­ stadt auf. 1454 resignierte er auf das Amt des Dekans. 1463 wurde er Propst des Kollegiatstiftes in Wiener Neustadt, 1465 von Fried­ rich III. zum Bischof von Pedena nominiert und am 7. 6. 1465 päpstlich bestätigt. Die Propstei in Wiener Neustadt und die Pfarrei St. Martin in Riegersburg durfte er beibehal­ ten. A. hielt sich weiterhin meist in Wiener Neustadt auf, da Friedrich III. häufig seine Dienste in Anspruch nahm. Von ihm ist als Bischof von Pedena lediglich überliefert, daß er 1467 mit dem Hauptmann von Mittelburg (Pazin) wegen eines Streites um Schloß Rocizze richterlich geladen war. 1469 dispen­ sierte Papst Paul II. ihn auf fünf Jahre vom Ad-limina-Besuch. A. starb am 4. 8. 1474 oder 1475. Damals war er zugleich Admini­ strator des 1469 errichteten Bistums Wiener Neustadt. Er wurde in der dortigen Domkir­ che beigesetzt. Literatur: C. d. Franceschi 330. - H. Fasching 65, 72-75, 79. - G. Buttlar-Gerhartl 2. Johann Weissensteiner - France

M. Dolinar

Alvensleben, Busso von (+ 1493)

1487-1493

Bischof von Havelberg

Busso von Alvensleben wurde als Sohn des kurfürstlich-brandenburgischen Rates Ludolf v. A. und der Anna von Bülow geboren. Seit 1476 war er Student in Rostock (1477/78 Bacc. art.), 1478/79 in Leipzig und 1480 in Bologna (1484 Lie. leg.). 1485 erscheint er als Dr. utr. iur. Im gleichen Jahr wurde er als kur­ fürstlich-brandenburgischer Rat zu Verhand­ lungen mit Mecklenburg beauftragt. Auf­ grund der Nomination durch Kurfürst Johann vom Havelberger Domkapitel zum Bischof

postuliert, erhielt er am 30. 7. 1487 die Ad­ mission. Die Inthronisation folgte im Oktober. Auch als Bischof fungierte A. weiterhin als kurfürstlicher Rat und wurde mit verschiede­ nen diplomatischen Missionen beauftragt. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger W. (—>) Gans zu Putlitz war er auf Ausgleich bedacht. Er gab seiner Stadt Wittstock 1488 die ihr von Gans entzogenen Gilde- und Zunftrechte zu­ rück; bereits zuvor hatte er die Pfarrkirche der Stadt zum Ort der jährlichen Diözesan­ synode bestimmt. Die Frage der Feiertage wurde von ihm in Statuten behandelt. A. starb am 12. 10. 1493. Sein Grabstein befindet sich im Dom zu Havelberg. Literatur: G. Wentz 69f.

Felix Escher

Alvensleben, Busso von (1468-1548)

1522

1522-1548

Gewählter Koadjutor des Bi­ schofs von Havelberg Bischof von Havelberg

Busso von Alvensleben wurde im Jahre 1468 in der Altmark geboren. Er studierte die Rech­ te in Rostock, Leipzig und Bologna und wur­ de dort 1498 zum Dr. leg. promoviert. Als kurfürstlich-brandenburgischer Rat war er vor al­ lem mit diplomatischen Missionen im Zu­ sammenhang der Karriere (—>) Albrechts von Brandenburg befaßt. Seit 1508 Domherr in Magdeburg, konnte er 1513 dessen Wahl zum Erzbischof beeinflussen und während des La­ terankonzils im gleichen Jahr dessen Bestäti­ gung einholen. 1514 wurde er in das Konfra­ ternitätsbuch von S. Maria dell’Anima in Rom eingetragen. Nach kurzem Aufenthalt in Deutschland reiste er 1518 - inzwischen auf­ grund der Nomination durch Kurfürst Joa­ chim I. Dompropst von Brandenburg - noch einmal nach Rom, um für Albrecht das Palli­ um in Empfang zu nehmen. Am 26. 10. 1522, drei Tage vor dem Tod des Havelberger Bi­ schofs H. (—►) Schultz, wurde er zu dessen Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge er­ nannt.

Wie der Brandenburger Bischof M. v. (—>) Ja­ go w wurde B. 1532 durch den Kurfürsten zum Empfang der Weihen aufgefordert. Bis dahin urkundete er als episcopus confirmatus. Die Bischofsweihe erhielt er wahrschein­ lich im September 1534 in der erzbischöfli­ chen Residenz zu Halle und leistete dort auch den Obödienzeid.

A. blieb wie der Lebuser Bischof G. v. (—>) Blumenthal ein Gegner der von Kurfürst Joa­ chim II. 1539 eingeleiteten Reformation. Die

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Alvensleben - Andreas landesherrliche Kirchenordnung von 1540 lehnten beide Oberhirten wie ihre Domkapi­ tel ab. Dem Kurfürsten, der anläßlich der bi­ schöflichen Huldigung 1536 gelobt hatte, die Havelberger Kirche in ihren Rechten zu schützen, leistete er nunmehr keine Gefolg­ schaft mehr, erwirkte vielmehr ein Schutzver­ sprechen Kaiser Karls V. A. erlebte, daß die Stadt Havelberg 1545 die Reformation einführte, doch erfolgte die kur­ fürstliche Visitation des bischöflichen und kapitularischen Territoriums - gegen den Wi­ derstand des Kapitels - erst nach dem Tode A.s. Dieser starb am 4. 5. 1548 auf Schloß Wittstock. Sein Grab im Chor des Havelberger Domes ist erhalten. Literatur: G. Abb-G. Wentz 119f. - G. Wentz 74f. O. Gross, Vom Widerstand der katholischen Kirche gegen die Kirchenordnung Joachims II., in: WJ 7 (1953) 36-52. - W. Delius, Gegner Luthers in der Mark Brandenburg, in: JBBKG 47 (1972) 33-54. Felix Escher

Amann, Niklaus (OFM) (+ spätestens 1456)

1435 Ep. tit. Tripolitanus seit 1443 Weihbischof in Basel 14. 11. 1435 Titularbischof von Tripolis in Sy­ rien; als Weihbischof in Basel unter den Bischöfen F. (—>) Zu Rhein und A. v. (—>) Rot­ berg erwähnt und 1443, 1446 und 1447 be­ zeugt; + vor 21. 6. 1456. Literatur: W. Kundert, in: HS 1/1, 228f. Pierre Louis Surchat

Ambrosii, Johannes (CanA) (+ 1504) 1476 Ep. tit. Cizicensis 1476-1504 Weihbischof in Breslau Mitglied des Breslauer Augustinerchorher­ renstiftes auf dem Sand und Propst des die­ sem inkorporierten Hospitals zum Hl. Geist; am 27. 4. 1469 Mitglied der Bruderschaft der Anima zu Rom; 11. 3. 1476 Titularbischof von Cyzicus; war bei seiner Ernennung in Rom anwesend und wurde dort konsekriert; Kanonikus in Neisse und Pfarrer von Lüben, stattdessen seit 1500 von Trebnitz; + 3. 10. 1504; □ St. Magdalena/Breslau; 1894 wurden seine Gebeine in die Krypta der Breslauer Kreuzkirche überführt. Literatur: J. Jungnitz, Der Grabstein des Breslauer Weihbischofs Johann (1504) in der Breslauer St. Magdalenen-Kirche, in: ZVGS 30 (1896) 321-324. Ders., Weihbischöfe 57-64. -R. Samulski 16. Jan Kopiec

Andreas (OP) (+ um 1453) 1442-1453

Ep. tit. Sichariensis Weihbischof in Brixen

Dominikaner; weihte 1442 die Pfarrkirche von Mareit bei Sterzing, 1448 jene von Lajen, 1452 Kirchen in Sillian, St. Oswald in Kartitsch und St. Gertraud in Außervillgraten; Wohltäter des Klosters Neustift bei Brixen; t um 1453. Literatur: E A. Sinnacher V, 164.

Josef Gelmi

Andreas von Österreich, Markgraf von Burgau (1558-1600)

1576 1580-1591 1591-1600 1589-1600

Kardinal Koadjutor des Bischofs Brixen Bischof von Brixen Bischof von Konstanz

von

Andreas von Österreich wurde am 15. 6. 1558 auf Burg Bresnitz (Böhmen) aus der morgana­ tischen und geheimen Ehe Erzherzog Ferdi­ nands, des Regenten in Tirol und Vorder­ österreich, und der Philippine Welser gebo­ ren. Sein Bruder war Karl, Markgraf von Burgau (1560-1618). Da sich Kaiser Rudolf II. weigerte, A. und seinem Bruder das Nachfol­ gerecht in Tirol und Vorderösterreich zuzuge­ stehen, bemühte sich der Vater für A. um eine Versorgung im geistlichen Stand. Am 19. 11. 1576 wurde er von Papst Gregor XIII. zum Kardinal kreiert. Auf einer Studienreise nach Italien (bis Frühjahr 1579) empfing A. in Rom das rote Birett und erhielt als Titelkirche S. Maria Nuova, nicht aber die angestrebte Ma­ drider Nuntiatur. 1580 wurde er indes Kardi­ nalprotektor für die österreichischen Erblan­ de; da er sich nur selten in Rom aufhielt, konnte er im Konsistorium nie proponieren. Aus demselben Grund gelang es auch nicht, ihn zum Führer einer kaiserlich-spanischen Partei im Kardinalskolleg zu machen. Auf den Ausgang der Papstwahlen von 1585, 1590 und 1591, an denen er teilnahm, konnte er keinen nennenswerten Einfluß nehmen. Doch durfte er als Protokardinaldiakon je­ weils den neuen Papst krönen. Im Laufe der Jahre brachte A. zahlreiche Pfründen, u. a. die Dompropsteien in Trient und Halberstadt sowie die Propstei von St. Gereon in Köln, in seine Hand. 1587 wurde er Kommendatar-Abt von Murbach-Luders im Elsaß. Weniger er­ folgreich waren A. bzw. sein Vater beim Be­ mühen um eine der bischöflichen Kirchen im Reich oder in den österreichischen Erblan­

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Andreas

den. Fast keine Kirche blieb hierbei ausge­ spart. Auch die Bemühungen um die Propstei Ellwangen und die Abtei Kempten blieben ohne Erfolg. Günstiger waren die Aussichten in Brixen, das unter habsburgischem Einfluß stand. 1580 wurde A. dort Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge. Nach dem Tod Bischof J. Th. v. (—►) Spaurs (1591) konnte er die Re­ gierung übernehmen. Auch die Diözese Kon­ stanz wurde bereits 1575 in das Kalkül der Innsbrucker Politik einbezogen. Ein erster Er­ folg war 1583 der Erwerb eines Domkanonikates. Nach langen Verhandlungen war Bi­ schof M. S. v. (—>) Hohenems bereit, das Hochstift in die Hand Sixtus’ V. zu resignie­ ren. Dieser providierte am 31. 7. 1589 A. zum Bischof. Um den schwierigen Handel nicht zu gefährden und den ungeliebten Bischof aus dem Hause Hohenems loszuwerden, be­ stand das Domkapitel nicht auf seinem Wahl­ recht. Am 8. 1. 1590 ergriff A. durch drei Pro­ kuratoren Besitz vom Bistum. Am 7. 12. des­ selben Jahres verlieh ihm Kaiser Rudolf II. die Regalien. Am 12. 1. 1591 erhielt er von Papst Gregor XIV. das Recht, neben Konstanz auch die Diözese Brixen zu übernehmen. A. hielt entgegen seinen Versprechungen und den Erwartungen in seinen Diözesen nicht ständig Residenz, weil er in der habsburgi­ schen Staatsverwaltung Aufgaben übernahm. 1579 wurde er zum Gubernator aller oberund vorderösterreichischen Lande bestellt. 1593 übertrug ihm sein Vater auf Lebenszeit die Statthalterschaft in Vorderösterreich. Vom September 1598 bis August 1599 war er an­ stelle seines Vetters Albrecht Statthalter der habsburgischen Niederlande. Doch bemühte er sich für die beiden Hochstifts- und Diöze­ sanverwaltungen um tüchtige Mitarbeiter, in Konstanz Generalvikar Johannes Pistorius, in Brixen Generalvikar Alexander Faber und Weihbischof S. (—») Feurstein.

A. gehörte zu den Reformbischöfen nach dem Konzil von Trient. Mit Nachdruck und Härte versuchte er, das neue kanonische Recht und das neue priesterliche Ideal ohne Rücksicht auf das „Herkommen“ in die Wirklichkeit umzusetzen. Vor allem die Stellung des Bi­ schofs als Leiter der Diözese sollte nach dem neuen Ideal „wieder“-hergestellt werden. Zu­ sammenstöße mit den weltlichen Herren wa­ ren unvermeidbar. A. scheute aber nicht da­ vor zurück. Selbst gegen „Übergriffe“ der Ver­ waltung seines Vaters verwahrte er sich ent­ schieden. So wurden Verhandlungen mit den großen und kleinen Landesherren in den bei­ den Diözesen unumgänglich; sie hatten zwar zu Lebzeiten des Kardinals nicht immer ein greifbares Ergebnis, bereiteten aber eine

„Konkordatsära“ vor, die unter den Nachfol­ gern zum Abschluß zahlreicher Verträge über den Umfang der geistlichen Jurisdiktion führte (z. B. Brixen-Österreich 1605, BaselVorderösterreich 1613/20, Konstanz-Vorder­ österreich 1629). Auch den Klöstern gegen­ über führten die Ansprüche von A. zu Zu­ sammenstößen, schließlich aber meist zu ver­ traglichen Regelungen. An beiden Domkir­ chen suchte A. Ordnung zu schaffen; persön­

lich visitierte er die Domkapitel. In Konstanz reformierte er überdies die Hochstifts- und Diözesanverwaltung. Der bischöfliche Rat an der Residenz in Meersburg wurde zum weltli­ chen Rat, der sich mit „geistlichen Sachen“ nur noch zu befassen hatte, soweit sie von po­ litischer Bedeutung waren. 1594 errichtete A. in Konstanz ein geistliches Ratskollegium, das für die Verwaltung der Diözese zuständig war. 1593 wies er einem Kammerrat die Ver­ waltung der Finanzen zu, hob aber selbst noch vor seinem Tod diese Behörde wieder auf. Als Bauherr ließ A. in Brixen die aus dem Mittelalter stammende bischöfliche Hofburg 1590-95 durch Alberto Lucchese zu einem re­ präsentativen Renaissance-Palast umbauen. In Meersburg errichtete er vor der Residenz einen Lustgarten. Wahrscheinlich lieferte Lucchese auch den Entwurf für den Sommer­ sitz Hegne am Gnadensee. Vorbild dürfte das „böhmische Lusthaus“ bei Ambras (Inns­ bruck) gewesen sein.

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Andreas - Angerer Bei der Reform der Liturgie und der liturgi­ schen Bücher hatte A. ein doppeltes Ziel: Die bisherige Vielfalt in beiden Diözesen sollte durch Einheitlichkeit ersetzt, die Liturgie den Gebräuchen der römischen Kirche, der „ma­ trix“ des Erdkreises, angepaßt werden. Den Anfang machte 1592 ein Missale der Diözese Brixen. In Konstanz erschien 1597 als erstes das Rituale, nunmehr in ein Obsequiale oder Sacerdotale und ein Benedictionale geteilt. Zwei Jahre später lag das Brevier im Druck vor. Die Ausgabe des Missale Constantiense erlebte A. nicht mehr; es wurde von seinem Nachfolger 1603 zu Ende geführt. Energisch bemühte sich A. in beiden Diözesen um die Errichtung eines Priesterseminars. Aus vieler­ lei Gründen konnte er aber auch hierbei nur den Boden bereiten; seine Nachfolger sollten das Erreichte fortführen.

Trotz seines Einsatzes und trotz seiner unbe­ streitbaren Verdienste wird das Bild des Bi­ schofs bis heute in der Literatur unfreundlich gezeichnet, da er sich durch sein Durchgrei­ fen nicht nur Freunde gemacht hatte. 1600 reiste A. als Pilger zum Jubiläum nach Rom. Dort starb er am 12. 11. an den Folgen einer Erkältung. Sein Grab fand er in der deutschen Nationalkirche S. Maria dell’Anima; das Herz wurde in der Kirche des Campo Santo Teutonico beim Petersdom beigesetzt. Der unerwartete Tod des A. und die Tatsache, daß er neben den kleineren Schlössern, z. B. Hegne bei Konstanz, regelmäßig vier Residen­ zen (Meersburg, Ensisheim, Brixen, Gebweiler) bewohnt hatte, brachte einige Schwierig­ keiten, als die Hinterlassenschaft (u. a. die Akten) verteilt werden mußte. A. hinterließ ein respektables Vermögen. Literatur: Th. Dreher, Cardinal Andreas von Öster­ reich, Bischof von Constanz, in: FDA 1 (1865) 437443. - J. Hirn, Erzherzog Ferdinand II. von Tirol. Ge­ schichte seiner Regierung und seiner Länder, 2 Bde. (Innsbruck 1885-88). - J. Schmidlin, Diözesanbe­ richte I, 64-80; III, 1-23. - K. A. Fink 278-290. - J. Wodka, Protektorate 64. - E. Widmoser, Kardinal Andreas von Österreich, Markgraf von Burgau, in: Lebensbilder Schwaben 4 (1955) 249-259. - H. Be­ nedikt, Markgrafen von Burgau, in: NDB (1957) 4344. - R. Reinhardt, Eine Erwiderung auf die Kon­ stanzer Statusrelation vom Jahre 1595. Zur Ge­ schichte der Diözese unter Andreas Kardinal von Österreich, in: ZGO 114 (1966) 375-380. - Ders., Konstanz 32-41 u. ö. - J. Bücking, Frühabsolutis­ mus. - K. Maier, Residenz, Koadjutorie oder Resi­ gnation. Der Kampf Erzherzog Ferdinands von Österreich um das Bistum Konstanz, in: ZKG 96 (1985) 344-376. - J. Gelmi, Bischöfe. - K. Merten, Die Burgen und Schlösser, in: Bischöfe Konstanz II, 71-88. - A. A. Strnad, Sittich. - K. Maier. - R. Rein­ hardt, in: HS 1/2, 412-418. Rudolf Reinhardt

Angeloch, Johann Bernhard von (1586-1646)

1613 seit 1613

Ep. tit. Chrysopolitanus Weihbischof in Basel

* 21. 10. 1586 Überlingen als Sohn des Bade­ ner Ratsherrn Georg A. und der Barbara Bod­ mer; verbrachte die Jugend in Baden (Schweiz); Studium am Jesuitenkolleg in Por­ rentruy, 1605 am Germanicum in Rom und in Bologna; 24. 8. 1610 Priesterweihe in Kon­ stanz; 1610 Chorherr in St. Ursanne; weitere Studien in Ingolstadt; 1613 für die Visitatio ad limina in Rom; 20. 5. 1613 Titularbischof von Chrysopolis; 21. 7. Konsekration in St. Ursanne durch Bischof W. (—>) Rinck von Baldenstein; ab 1620 als Weihbischof tätig; durch die Kriegsereignisse ab 1633 in St. Ur­ sanne festgehalten; + 6. 4. 1646 St. Ursanne. Literatur: F. Chevre, Jean Bernard d’Angeloch, in: Actes de la Societe jurassienne d’emulation (Por­ rentruy 1893/97) 15-39. - W. Kundert, in: HS 1/1, 232. Pierre Louis Surchat

Angerer (Angrer), Gregor (1476-1548)

1512-1514 1530-1548

Offizial und Generalvikar des Bischofs von Wien Bischof von Wiener Neustadt

Gregor Angerer von Angerburg wurde am 28. 12. 1476 als Sohn des Dr. Johannes A., Rates beim alten Hofgericht Kaiser Maximilians I., in Wien geboren. 1492 wurde er an der Uni­ versität Wien immatrikuliert. Er erwarb das Doktorat beider Rechte, wurde Domherr in Regensburg, 1510-30 in Wien und 1512-14 ebd. Offizial und Generalvikar. 1512 verlieh ihm Papst Julius II. die Pfarrei Hadres, die dem Patronat der Bischöfe von Passau unter­ stand. Später erhielt A. noch die Pfarreien Nappersdorf und Grillenberg. 1515 erlangte er ein Kanonikat in Brixen, 1517 die Pfarrei Villanders (Diözese Trient), 1520 die Pfarrei Albeins (Diözese Brixen); diese hatte er bis 1539 inne. 1522 war A. Rat der Regierung in Innsbruck. 1524 nahm er am Fürstentag in Regensburg teil. Seine Hoffnung, 1525 Bi­ schof von Brixen zu werden, erfüllte sich nicht. 1527 präsentierte König Ferdinand I. ihn zum Propst von Innichen, und am 23. 11. 1527 wurde er vom Bischof von Brixen gegen die Rechte des Bischofs von Freising inve­ stiert, so daß A. nie in den ruhigen Besitz die­ ser Pfründe gelangte und 1536 darauf resi­ gnierte. 1527/1528 war er kaiserlicher Ge­ sandter in Venedig. Am 21. 1. 1530 wurde er

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Angerer - Anton

als Dompropst von Brixen installiert. In die­ ser Eigenschaft gründete er 1533 mit dem Domdechanten von Brixen einen Messen­ bund des Brixener Domklerus mit der Ver­ pflichtung, daß für jedes verstorbene Mitglied eine hl. Messe gefeiert werde. Seit 1531 war er oberster Kaplan des Bischofs von Brixen und Statthalter des Bistums. 1539 wurde er aufgrund der preces primariae König Ferdi­ nands I. Domdechant in Brixen.

Obwohl J. (—>) Fabri Koadjutor des Bischofs von Wiener Neustadt mit dem Recht der Nachfolge war, wurde nach dem Tod von Bi­ schof D. (—>) Kammerer (28. 8. 1530) nicht er, sondern A. zum Nachfolger nominiert. Am 5. 11. 1530 übergab ihm Fabri das Bistum. Die päpstliche Verleihung erfolgte am 21. 6. 1531. A. hielt sich überwiegend in Brixen auf, so daß Fabri die eigentlichen Diözesangeschäfte führte. 1534 war A. im Auftrag von Ferdi­ nand I. mit dem Salzburger Erzbischof Kardi­ nal M. (—►) Lang zum Konklave in Rom. Bei diesem Aufenthalt erwirkte er für das Brixe­ ner Domkapitel verschiedene Privilegien. 1535 wurde A. mit der Verkündigung einer Kreuzzugsbulle gegen die Türken betraut und begab sich zu diesem Zweck im Winter 1535/ 36 nach Augsburg und von dort nach Italien. A. war ferner Regent der niederösterreichi­ schen Regierung, doch wurde er 1545 wegen häufiger Abwesenheit dieses Amtes entho­ ben. Er starb am 2. 4. 1548 in Wien und wur­ de in der Domkirche zu Wiener Neustadt bei­ gesetzt. Quellen: DAStP. - ÖNB, Cvp 9311. Literatur: Th. Wiedemann, Neustadt II, 161-177. Ders., Reformation IV, 292-299. - H. Ammann, Gre­ gor Angerer von Angerburg, Bischof von Wiener Neustadt, Propst und Dekan an der Domkirche zu Brixen und seine historischen Aufzeichnungen, in: Mitteilungen zur Geschichte Tirols und Vorarlbergs 8 (Innsbruck 1911) 9-20, 127-140, 215-239, 304319. - H. Göhler 464-468. - Matrikel Wien II. - R. Kampichier 13-22. - G. Buttlar-Gerhartl 14-18. Johann Weissensteiner

in Löwen, und wie dieser erwarb er eine Rei­ he von Pfründen. 1527 wurde er Domherr in Köln; 1547-57 war er Dechant von St. Ge­ reon. In Lüttich kam er 1542 in das Domkapi­ tel, und 1556 war er dort Propst. Zudem war er Propst von St. Servatius in Maastricht. Nach dem Tod seines Bruders wurde A. am 26. 10. 1556 zu dessen Nachfolger gewählt. Am 6. 10. 1557 erhielt er die päpstliche Bestä­ tigung, mußte sich zuvor aber dafür rechtferti­ gen, daß er sich bereits vor der päpstlichen Konfirmation als Reichs- und Kurfürst titu­ liert hatte. Er beugte sich damit einem An­ spruch Pauls IV. auf Mitwirkung bei der Be­ setzung oberster Reichsherrschaften, den der Papst 1558 auch bei der Nachfolge Ferdi­ nands I. im Kaisertum vertrat. In Frankfurt/ M„ wo sich die Kurfürsten zur Annahme Fer­ dinands I. getroffen hatten, erhielt A. am 16. 3. 1558 vom Kaiser die Regalien.

A. war bei seiner Wahl Subdiakon, der Prie­ ster- und Bischofsweihe kam sein baldiger Tod zuvor. Wegen seiner kurzen Amtszeit konnte er keine entscheidende Wirkung ent­ falten. Sein Regierungshandeln war ganz da­ von bestimmt, mit Hilfe des Domkapitels die von seinem Vorgänger übernommenen Schul­ den abzubauen und Mittel für die Türkenhilfe des Reichstages aufzubringen. Zwar konnte er von Klöstern und Klerus die Bereitschaft zur Beteiligung an den geplanten Steuern errei­ chen, aber die Verhandlungen mit den sich lange sträubenden Städten des Erzstiftes ka­ men vor seinem Tod nicht mehr zu einem En­ de. A. starb nach längerer Krankheit am 18. 6. 1558 in Godesberg. Sein Grabmal findet sich in der Engelbertuskapelle im Kölner Dom. Literatur: G. Wolf. - R. Schwarz. - W.-D. Penning. G. May 98. - M. Kissener. Franz Bosbach

Anton, Graf von Schaumburg (1549-1599) 1587-1599

Anton, Graf von Schaumburg (Schauenburg) (+ 1558) 1557-1558

Kurfürst-Erzbischof von Köln

Anton von Schaumburg war der sechste Sohn des Grafen Jobst von Holstein und Schaum­ burg-Pinneberg und seiner Gemahlin Maria von Nassau-Dillenburg. Zeit und Ort seiner Geburt sind nicht bekannt. Zusammen mit seinem älteren Bruder und Kölner Amtsvor­ gänger (—>) Adolf besuchte er die Universität

Bischof von Minden

Anton von Schaumburg wurde am 8. 3. 1549 als vierter Sohn des Grafen (—>) Otto v. S. und dessen Ehefrau Maria, Herzogin von Pom­ mern, geboren. Wie sein älterer Bruder (—►) Hermann v. S., der später Bischof von Min­ den wurde, blieb A. im Gegensatz zu seinen anderen Geschwistern nominell katholisch. Er erhielt 1559 eine Dompräbende in Köln, wurde 1574 dort Domdechant und 1580 Dom­ propst in Hildesheim. Er empfing nur die Subdiakonatsweihe.

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Anton - Appeltern

Nach seinem Verzicht auf das Bistum Minden 1585 empfahl Herzog (—>) Heinrich Julius von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel seinen Bruder Philipp Sigismund als Nachfolger. Da das Domkapitel dessen Kandidatur aber von der Regelung von Territorialansprüchen ge­ gen das Haus Braunschweig-Lüneburg abhän­ gig machte, zogen sich die Verhandlungen über zwei Jahre hin. Die Postulation des Köl­ ner Erzbischofs (-*) Ernst von Bayern, die das Domkapitel anstrebte, um sich aus der Ab­ hängigkeit von den Welfen zu befreien, und die der Nuntius am Kaiserhof, Filippo Sega, befürwortete, kam nicht zustande. Vielmehr nominierte Ernst auf die Initiative des Kölner Nuntius Giovanni Francesco Bonomini im Sommer 1587 als zuständiger Metropolit „ex iure devoluto“ A. zum Bischof. Dieser hatte ihn während des Kölner Krieges unterstützt und galt als eindeutig katholisch. A. legte das tridentinische Glaubensbekenntnis ab und wurde am 11. 9. 1587 von Sixtus V. bestätigt. Kurz darauf verlieh ihm Rudolf II. die Rega­ lien. Vor der Regierungsübernahme mußte er den Landständen den protestantischen Be­ sitzstand garantieren. Die Wahlkapitulation beschränkte seine Rechte als Landesherr und verringerte seine finanziellen Einnahmen er­ heblich. A.s Nomination unter Ausschaltung des Wahlrechtes belastete in der Folge sein Verhältnis zum Domkapitel. Seine Forderung des „subsidium charitativum“ von den Stif­ ten und die eigenmächtige Erhebung einer Schatzung veranlaßten das Domkapitel, ge­ gen ihn wegen Verletzung der Kapitulation Klage beim Reichskammergericht zu erheben. A. wurde 1591 zu einer Geldstrafe verurteilt und zur Einhaltung der Kapitulation ver­ pflichtet. Die Schwäche der landesherrlichen Macht und Rücksichten auf das Haus Braun­ schweig, das sich als Verteidiger der evangeli­ schen Interessen im Stift gab, schlossen ernst­ hafte Rekatholisierungs- und Reformmaßnah­ men aus. Im übrigen fehlte es A. an der festen Absicht dazu. Als der Propst von Levern, Gottschalk von Ledebur, sein Kollegiatstift rekatholisieren wollte, untersagte A. ihm dies. A. soll nie religiös praktiziert und ein un­ geistliches Leben geführt haben. Im Bischofs­ amt sah er lediglich die Möglichkeit standes­ gemäßer Versorgung. Unter A.s Regierung wuchs der weifische Einfluß auf das Stift erneut an. Versuche des Herzogs Heinrich Julius von BraunschweigWolfenbüttel, A. gegen Zusicherung einer Rente zur Abdankung zu veranlassen, schei­ terten. Nachdem Herzog Ernst von Braun­ schweig-Lüneburg-Wolfenbüttel territoriale Zugeständnisse in Aussicht gestellt hatte, po­

stulierte das inzwischen wohl mehrheitlich protestantische Domkapitel dessen Bruder (—>) Christian zum Koadjutor. In der Hoff­ nung auf eine mögliche Konversion unter­ stützte Ernst von Bayern diese Postulation. A. starb am 21. 1. 1599 in Petershagen, ohne die Sterbesakramente empfangen zu haben. Er wurde in der Sakristei der Klosterkirche zu Möllenbeck beigesetzt. Literatur: W. Schröder 528-536. - C. Spannagel. R. Schwarz 54f. - B. Roberg. - G. May 127f. - A. Schröer, Erneuerung I, 68-72; II, 32-34. - H. J. Brandt-K. Hengst, Minden 62-64. Hans-Georg Aschoff

Antworter, Georg (OFM) (t 1499) 1479 1479-1499

Ep. tit. Nicopolitanus Weihbischof in Würzburg

Minorit; Mag. und Lektor der Theologie; 19. 4. 1479 Titularbischof von Nicopolis; wegen sei­ ner Sustentation zu Lasten der bischöflichen Mensa erfolgte eine päpstliche Entscheidung; A. besaß ferner die Pfarrei Oberschwarzach; überliefert ist eine Reihe von Pontifikalfunktionen im Bistum Würzburg; seinem Kloster vermachte er seine Bibliothek, zwei Meß­ kännchen und seine bischöfliche Kleidung; + 17. 3. 1499; □ Würzburg, Franziskanerkirche; dort auch sein Epitaph. Literatur: N. Reininger 87-96. Egon Johannes Greipl

Apis (Opis), Didier (OP) (+ 1545) 1530 1530-1545

Ep. tit. Chrystopolitanus Weihbischof in Toul

Mitglied des Dominikanerkonvents zu Toul; Inquisitor; 19. 6. 1530 Titularbischof von Chrystopolis und Weihbischof in Toul; + 10. 4. 1545; □ Dominikanerkirche Toul. Literatur: B. Picart 172. - E. Martin I, 487. Louis Chätellier

Appeltern, Adrianus van (OESA) (+ 1506 oder 1507)

1502 Ep. tit. Sebastensis 1502-1506 Weihbischof in Utrecht 1503 Generalvikar des Bischofs von Utrecht Aus dem Rittergeschlecht von Appeltern und Persingen bei Nimwegen; Augustinereremit

Appeltern - Arzt

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in Dordrecht; Bacc. theol.; rege Predigttätig­ keit; Verwandter des Utrechter Domdechan­ ten Jacobus v. A.; vielleicht auch deshalb 18. 4. 1502 Titularbischof von Sebaste und auf Bitten des Utrechter Bischofs (—>) Friedrich von Baden zum Weihbischof in Utrecht be­ stellt, nachdem die Stelle zwei Jahre vakant gewesen war; 4. 8. 1502 durch Friedrich konsekriert; gründete 1503 die Annabruderschaft in der Karmelitenkirche zu Utrecht; am 10. 11. 1506 letztmals als Weihbischof erwähnt; + wohl kurz danach, da bereits am 10. 7. 1506 ein Nachfolger ernannt wurde; □ Katharinakirche in Utrecht.

Rat des Herzogs und auch des dänischen Kö­ nigs Johann, den er mehrfach bei Reisen und Verhandlungen in Norddeutschland beglei­ tete. Am 16. 8. 1506 starb A. im Alter von 63 Jahren. Er wurde im Lübecker Dom beige­ setzt.

Literatur: J. Fruytier, in: NNBW 6 (1924) 45. - J. Weijling 276-280 (Lit).

Ep. tit. Acconensis Weihbischof in Münster, Pader­ born und Hildesheim * um 1545 Limpach (Luxemburg); Minorit; zeitweise Guardian in Bonn und Provinzial; 23. 11. 1592 Titularbischof von Akko und zum Weihbischof in Münster bestellt; zu­ gleich Pfarrer an St. Lamberti, Münster, und Archidiakon von Wolbeck, Ahaus, Sassen­ berg und Bevergern; seit 1598 auf Ersuchen der Bischöfe D. v. (—►) Fürstenberg und (—> Bd. 1648-1803) Ferdinand von Bayern auch in den Bistümern Paderborn und Hildesheim tätig; + 28. 3. 1620 Münster; □ Minoritenkir­ che in Münster; seine Bibliothek mit ca. 470 theologischen Werken hatte er dem dortigen Minoritenkloster vermacht.

Paul Berbee

Arndes, Dietrich (1442/43-1506)

1492-1506

Bischof von Lübeck

Dietrich Arndes wurde 1442/43 in Hamburg als Sohn des Gewandschneiders und Rats­ herrn Hinrich A. und der Wipke Hoiestorp ge­ boren. Der Sohn seiner Schwester Anna, H. (—►) Bokholt, war 1523-35 Bischof von Lü­ beck. 1457/58 wurde A. an der Universität Er­ furt immatrikuliert und 1461 zum Bacc. art. promoviert. Anschließend studierte er Juris­ prudenz, und um 1480 wurde er in Perugia zum Dr. leg. promoviert. Als Lübecker Kano­ niker ist er seit 1478 nachweisbar. Außerdem hatte er die Dekanate an St. Blasien in Braun­ schweig und am Dom zu Hildesheim inne. Als Vertreter des Lübecker Bischofs Th. (—>) Grote verhandelte er an der Kurie über dessen Resignation. Bei diesem Romaufenthalt wur­ de er nach Zustimmung des Domkapitels von Papst Innozenz VIII. als Nachfolger provi­ diert, wobei ihm sämtliche Pfründen auf Le­ benszeit blieben. Nach der Resignation Grotes wurde ihm am 27. 2. 1492 das Bistum verlie­ hen. Am 1. 4. wurde er konsekriert. Anschlie­ ßend begab er sich in sein Bistum. Wichtigste Aufgabe von A. war es, die unter seinen Vorgängern zerrütteten bischöflichen Finanzen in Ordnung zu bringen. So konnte er verschiedene Einkünfte der Mensa episcopalis zurückkaufen, u. a. die Burg Eutin, die er restaurieren ließ. Von weiteren Tätigkeiten während seiner Amtszeit ist nur bekannt, daß er an der Gründung des Lübecker St. Annen­ klosters dadurch beteiligt war, daß er das Pa­ trozinium festlegte und den Grundstein weih­ te. Da den Lübecker Bischöfen die Lehnshoheit über das Herzogtum Holstein vom deut­ schen König übertragen worden war, belehnte A. 1493 Herzog Friedrich I. in Kiel. Er war

Quellen und Literatur: A. Krummendiek 407ff. - E Bruns 184ff. - G. Allemang, in: DHGE 4 (1930) 529f. -H. Reincke, in: NDB 3 (1957) 678. - W. Radt­ ke 4 Off. Klaus Wriedt

Arresdorf, Nikolaus (OFM) (um 1545-1620) 1592 seit 1592

Schriften: Zeugniß bestendiger Wahrheit Catholischer Religion, Durch Drey standhaffte vnd fürtreffliche Zeugen, Nemblich Tertullianum den vhralten Kirchenlehrer in Africa, den H. Vincentium Lirinensem auß Franckreich, Edmundum Campanum En­ gelländern der Societet Jesu. Jetzt auffs neuw zu teutsch allen Liebhabern der warheit zu tröste zu­ sammen in diese form gebracht (Münster 1600).

Literatur: H. J. Brandt-K. Hengst, Weihbischöfe 9398 (Lit.). u Karl Hengst

Arzt, Sigmund von (+ 1584/85) 1584-1585 Nominierter Bischof von Seckau Sigmund von Arzt war Sohn des Johann v. A. und seiner Ehefrau Margarethe Spaur. Er war 1571 Brixener, 1576 Salzburger und 1583 Pas­ sauer Domherr und vor seiner Ernennung zum Bischof von Seckau Offizial in Salzburg. Als solcher wie auch schon beim Provinzial­ konzil von 1569 war er Anhänger des Nunti­ us Feliciano Ninguarda, spielte aber keine be­ sondere Rolle. 1580/81 wurde er als erzbischöflicher Ge­ sandter auf dem Landtag in Graz von prote­ stantischer Seite heftig angegriffen. 1581 war

Arzt - Aschhausen er erzbischöflicher Kommissar bei der Visita­ tion von Admont und 1582 Inspektor des Priesterseminars in Salzburg. Zusammen mit Johann B. Fickler war er Vorkämpfer der erz­ bischöflichen Jurisdiktion und auch in seiner persönlichen Lebensführung dem Reform­ kurs verbunden. Seit Juni 1584 galt A. als künftiger Bischof von Seckau und wirkte am Inventar nach dem Tod G. (-*) Agricolas mit. Damals sah er die protestantischen Bürger von Leibnitz (erzbischöflicher Markt) zum Prädikanten nach Krottenhof „auslaufen“ und gehörte ei­ ner gegen sie entsandten erzbischöflichen Kommission an. Dieses Vorgehen bezeugt ihn als Vertreter des gegenreformatorischen Bi­ schofstyps. Ende November 1584 litt er an ei­ ner länger andauernden schweren Krankheit, die ihn bei der Ausübung des Bischofsamtes behinderte. A. starb Ende 1584 oder Anfang 1585. Das In­ ventar nach seinem Tod wurde am 12. 2. 1585 aufgenommen und bezeichnete ihn als nomi­ nierten Bischof. Er hatte also die Bestätigung und die Weihe nicht mehr empfangen. Salz­ burg ist als Sterbeort eher als Seggau und als Begräbnisort eher als Seckau anzunehmen. Nachrichten darüber fehlen. Literatur: K. Steiner 78f. - B. Roth, Seckau 525. - J. Steinruck, Reg. - K. Amon, Bischöfe 255ff. - J. Rainer-S. Weiß, Die Visitation steirischer Klöster und Pfarren im Jahre 1581 (Graz 1977) 10. - W. Watzenig 53. - G. May 520. - G. B. Winkler, Reg. - K. AmonM. Liebmann 155. Karl Amon

Aschhausen, Johann Gottfried von (1575-1622)

1609-1622 1618-1622

Bischof von Bamberg Bischof von Würzburg

Johann Gottfried von Aschhausen wurde am 12. 8. 1575 als sechstes von neun Kindern des vermutlich protestantischen würzburgischen Amtmanns zu Lauda, Gottfried v. A., und sei­ ner Frau Brigitta Zobel von Giebelstadt, einer Schwester des Bamberger Bischofs Johann Georg (—>) Z. v. G., geboren. Die A. standen seit dem späten Mittelalter im Dienst der Hochstifte Bamberg und Würzburg. 1586-87 hielt sich A. am Jesuitenseminar zu Fulda auf, 1590 schrieb er sich an der Würzburger Universität, später in Pont-ä-Mousson, dann in Mainz und schließlich wieder in Würzburg ein. Er erhielt wohl eine einigermaßen gründ­ liche philosophische und theologische Aus­ bildung. Seit 1593 besaß er ein Domkanonikat in Würzburg, seit 1596 eines in Bamberg, bei­

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de vorher im Besitz seines älteren, laisierten Bruders Philipp. Am 22. 12. 1601 empfing A. in Bamberg die Priesterweihe. Mit der Würde eines Dekans am Ritterstift Komburg verbes­ serte er 1604 nochmals seine Pfründenaus­ stattung. Nach dem Tode des wenig geistlich gesinnten Bamberger Bischofs J. Ph. v. (—>) Gebsattel setzten sich Bischof J. (—>) Echter von Mespelbrunn und der Bayernherzog Maximilian I. als Exponenten des scharf gegenreformatori­ schen Kurses beim gespaltenen Bamberger Kapitel für die Wahl A.s ein. Nachdem am 21. 7. 1609 im ersten Wahlgang die Stimmen­ mehrheit auf den Domdekan Christoph Neustetter gefallen war, dieser jedoch abgelehnt hatte, einigte sich das Kapitel im zweiten Wahlgang auf A. Der Generalvikar, spätere Weihbischof und wichtigste Mitarbeiter F. (—>) Forner erreichte am 4. 11. 1609 in Rom die päpstliche Konfirmation und wenig spä­ ter die Verleihung des Palliums. Am 2. 2. 1610 konsekrierte der Regensburger Bischof W. v. (—►) Hausen A. unter Assistenz der Weihbischöfe von Würzburg, Regensburg und Eichstätt. Wenig später wählte das Würzbur­ ger Kapitel ihn zum Dompropst und unter­ strich damit das enge Zusammenstehen der beiden fränkischen Stifte. Ebenfalls 1610 wurde A. Propst des Stiftes Komburg, 1611 des Stiftes Haug in Würzburg. In Bamberg sah sich A. fast unüberwindlichen Problemen ge­ genüber. Sie reichten von der ruinösen Fi­ nanzlage bis zu einer schier hoffnungslosen geistlichen Verfassung des Bistums. 1610 be­ rief er Jesuiten nach Bamberg. 1613 vertraute er ihnen die Leitung des Priesterseminars an. Um sich außenpolitisch für die konfessionel­ len Auseinandersetzungen zu rüsten, trat er der Liga bei. Im Oktober 1612 reiste er im Auftrag des Kaisers nach Rom, um mit dem Papst über die Türkenhilfe zu verhandeln. Über die bambergischen Besitzungen in Kärn­ ten und den Wiener Kaiserhof kehrte er am 2. 6. 1613 in seine Bischofsstadt zurück. An der Seite des Bayernherzogs vertrat A. in den fol­ genden Jahren eine eher kompromißlos ka­ tholische Politik. Dem Papst kam es darauf an, die altgläubigen Kräfte im konfessionell zerrissenen Reich zu bündeln, und er erteilte A., vielleicht auf Wunsch Echters, schon 1610 ein Wählbarkeitsbreve für ein anderes Bistum. Mit dem Tod des Würzburger Bi­ schofs trat am 13. 9. 1617 dieser Fall ein. Am 5. 10. erhielt A., vom Kölner Nuntius Antonio Albergati unterstützt, alle Stimmen des Würz­ burger Kapitels. Am 11. 11. erlaubte ihm Papst Paul V, das Bistum Bamberg beizube­ halten, am 10. 2. 1618 konfirmierte er ihn als

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Aschhausen - Asel

Bischof von Würzburg. Damit war es erstmals zu einer Personalunion der beiden fränki­ schen Bistümer gekommen. Mit den Würz­ burger Nachbarn Fulda, Sachsen-Coburg und Schweinfurt suchte A. den Ausgleich. Als 1618 der Dreißigjährige Krieg ausbrach, traf er durch Verstärkung der Festungen und Auf­ stellung einer Landwehr Vorkehrungen. Die Bündnisverpflichtungen hielt er ein, wenn er auch auf diplomatischem Wege immer wie­ der versuchte, den wegen seiner zentralen La­ ge bedrohten fränkischen Raum möglichst von Truppendurchzügen und Einquartierun­ gen freizuhalten. Im Inneren bemühte sich A. um Reformen der Verwaltung und der Rechts­ pflege; am Hof zu Bamberg schritt er gegen die unter seinem Vorgänger eingerissenen un­ geistlichen Mißstände ein. Seine eingehen­ den Visitationen lieferten die Planungsgrund­ lage und Erfolgskontrolle gegenreformatori­ scher Maßnahmen. A. förderte Bruderschaf­ ten und Wallfahrten, berief die Jesuiten in die Bischofsstadt und übergab ihnen das Priester­ seminar. Mit Reformstatuten suchte er den Mißständen in den Klöstern beizukommen; besonders schätzte er die Kartäuser. Selbst der Mission in China und Südamerika wandte er finanzielle Hilfe zu. 1622 reiste A. mit großem Gefolge zum Fürstentag nach Re­ gensburg. Nach einer Wallfahrt zum 50 Kilo­ meter entfernten Bogenberg erkrankte er und verstarb am 29. 12. in Regensburg. Sein Leichnam wurde nach Bamberg gebracht und unter dem Ostchor des Domes bestattet. In der Würzburger Kathedrale befindet sich ein Denkmal mit dem Bildnis A.s. Literatur: M. v. Deinlein, Johann Gottfried von Aschhausen, in: BHVB 39 (1877) 1-31. - Ch. Haeutle, Des Bamberger Fürstbischofs Johann Gott­ fried von Aschhausen Gesandtschaftsreise nach Ita­ lien und Rom 1612 und 1613 (Tübingen 1881). - H. Weber, Johann Gottfried von Aschhausen, Fürstbi­ schof von Bamberg und Würzburg, Herzog zu Fran­ ken (Bamberg 1889). - J. Looshorn V, 364-479. - G. Weigel. - J. Kist, Bamberg 96f. - H. Lassmann. - A. Wendehorst, in: NDB 10 (1974) 467f. - Ders., Jo­ hann Gottfried von Aschhausen (1575-1622), in: Le­ bensbilder Franken 9 (1980) 167-186. - G. May 579-581. - L. Bauer, Ad-limina-Berichte 109-133. Egon Johannes Greipl

Asel, Johann von (um 1380-1472)

1426-1470

Bischof von Verden

Johann von Asel wurde um 1380 aus einem hildesheimischen Ministerialengeschlecht ge­ boren. Er trat in Hildesheim in den geistli­ chen Stand, verließ jedoch als junger Kleriker

seine Heimat zu weiterführenden Studien. Sein Weg führte ihn in die Konzilsstadt Kon­ stanz, wo der inzwischen Graduierte im De­ zember 1416 als Kleriker der Hildesheimer Diözese sowie als Magister und Notar des Konzils urkundlich faßbar wird. Nach dem Konzil zog A. im Gefolge des in Konstanz ge­ wählten Papstes Martin V. nach Italien, um seine Studien fortzusetzen. Unterdessen hat­ ten seine Bemühungen an der Kurie des Kon­ stanzer Konzils und später an der päpstlichen Kurie um eine angemessene Versorgung mit Pfründen zum Erfolg geführt. Schon 1417 be­ zeichnete er sich in einer Supplik als Kanoni­ kus der Kollegiatkirche zum Hl. Kreuz im schlesischen Oppeln. 1421 supplizierte er als Stiftsherr am Hildesheimer Kreuzstift, zwei Jahre später als Domherr in Hildesheim und Dr. decr. Seine wissenschaftliche Karriere hatte ihn inzwischen nach Siena geführt, wo er 1423 an der Universität als Professor kano­ nisches Recht lehrte, offenbar ohne seine Ver­ bindungen zur römischen Kurie und zu Mar­ tin V. zu vernachlässigen. Denn als der Papst in Erfüllung des Konstanzer Konzilsdekretes „Frequens“ nach Ablauf der Fünfjahresfrist ein neues Konzil einberief, das 1423 in Pavia begann und 1424 in Siena beendet wurde, er­ nannte er A. zu einem seiner beiden Konzils­ gesandten und verlieh ihm, wohl um das Ge­ wicht seines „orator“ zu erhöhen, das Amt ei­ nes päpstlichen Kammerklerikers, allerdings zunächst ehrenhalber und ohne Bezüge.

Auf dem Konzil von Pavia-Siena vertrat A. als päpstlicher Gesandter die kurialen Posi­ tionen gegen konziliaristische Opponenten. Bei der Lösung vieler schwieriger Fragen, so bei der Verlegung des Konzils nach Siena und bei dessen Auflösung, war es auch A. zu ver­ danken, daß die Synode im Sinne Martins V. beendet wurde.

Im November 1425 konnte A. sein Amt als Kammerkleriker auch faktisch ausüben und somit in herausragender Stellung in der ku­ rialen Finanzverwaltung tätig sein, wenn auch nur ein knappes halbes Jahr lang. Denn am 22. 5. 1426 wurde er mit dem Bistum Ver­ den providiert, und im August desselben Jah­ res erhielt er außerdem Vollmachten zur Überprüfung der Abrechnungen der „in partibus Alamanie“ tätigen päpstlichen Kollekto­ ren und Subkollektoren. Seine in Italien erworbenen Fähigkeiten auf dem Gebiet der Diplomatie und der Finanz­ verwaltung konnte A. nirgends so gut gebrau­ chen wie im Stift Verden, das er in einem arg zerütteten Zustand vorfand. Während der Re­ gierungszeit seines Vorgängers Heinrich von

Asel

Hoya (1407-26), der sich erst 1417 nach ei­ nem Machtspruch des Konzils gegen seinen aus schismatischen Wahlen hervorgegange­ nen Gegenspieler durchsetzen konnte und der seinerseits 1426 resignieren mußte, waren die Landesherrschaft und die geistliche Füh­ rung in Verden auf einem Tiefpunkt wie kaum je zuvor angelangt. Das verschuldete Bistum war zum Spielball der umliegenden Territorien geworden, und im Inneren regier­ ten die Partikularinteressen des Domkapitels, des Stiftsadels und der gegen die bischöfliche Macht opponierenden Stadt Verden. Die ehe­ dem freundschaftlichen Beziehungen zu den mächtigen Lüneburger Herzögen waren zer­ brochen, nachdem Herzog Heinrich dem Bi­ schof die Feste Rotenburg entwunden hatte, um auf diese Weise eine Annäherung des Verdener Bischofs an den Bremer Erzbischof zu verhindern. So stellte sich A. die vordringliche Aufgabe, diesen wichtigsten, zudem auch in seinem Bistum einzigen militärisch tauglichen festen Platz zurückzugewinnen und langfristig durch die Schaffung oder den Erwerb weite­ rer fester Plätze Voraussetzungen zur Durch­ setzung und Sicherung seiner Landeshoheit herzustellen. Die mit den Lüneburger Herzö­ gen Bernhard, Otto und Wilhelm angeknüpf­ ten Verhandlungen über Rotenburg kamen noch 1426 zu einem positiven Ergebnis; da­ nach gestatteten die Herzöge dem Bischof die Wiedereinlösung der unterdessen anderwei­ tig verpfändeten Feste zum Preis von 11 000 rheinischen Gulden gegen die Verpflichtung, sie den Herzögen im Kriegsfall zu überlassen.

Festung und Residenz Rotenburg gelangten somit rasch wieder in den Besitz des Bi­ schofs; an der gewaltigen Rückkaufsumme, zu der er 1800 Gulden aus eigenen Mitteln beitrug, hatte A. dagegen mehr als zwei Jahr­ zehnte lang abzuzahlen. Er wandte dabei ge­ schickte Finanzierungsmethoden aus einem ausgeklügelten System von Anleihen und Verpfändungen an. Er verpfändete, um zu Geld zu kommen, vorwiegend Güter und Zehnten der Verdener Kirche außerhalb des Stiftsgebietes und kaufte mit dem Erlös nicht nur die Rotenburg, sondern auch die in sei­ nem unmittelbaren Herrschaftsgebiet, also um Verden und Rotenburg, gelegenen Zehn­ ten und Güter zurück, brachte somit die an auswärtige Grundbesitzer verpfändeten Teile seines Stiftes wieder unter seine Herrschaft. In ähnlicher Weise erwarb er nach und nach Schlösser und Burgen in angrenzenden Terri­ torien, die sein Stift bedrohen konnten, aus der Hand der Nachbarfürsten, um sie dann,

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soweit er sie nicht selbst halten konnte, an ihm ergebene oder zumindest ungefährliche Adelige weiterzuverpfänden. So brachte er ganz oder zeitweilig Stellichte und Lauen­ brück aus braunschweig-lüneburgischem Be­ sitz, die hoyaschen Schlösser Drakenburg und Syke und die bremischen festen Plätze Langwedel und Thedinghausen in seinen Be­ sitz und sicherte seinem Bistum auf diese Weise friedliche Jahrzehnte, in denen A. überdies zwei Neuntel des Goslarer Rammeis­ berges erwerben konnte, mit dessen Ertrag er die Verdener Münze wieder in Betrieb nahm.

A.s Tätigkeit auf kirchlichem Gebiet war durch eine ausgeprägte Sorge für Kirchenbau und Gottesdienst bestimmt. Den Gottes­ dienstbesuch und den Neubau von Kirchen förderte er durch zahlreiche Ablaßgewährun­ gen. Um die Behebung von Mißständen in den Nonnenklöstern machte er sich ebenso wie um die Reform der Benediktinerklöster gemäß den Beschlüssen des Baseler Konzils verdient. Sein Bestreben zur Festigung der bi­ schöflichen Autorität gegenüber dem Klerus seiner Diözese führte bisweilen zu Konflik­ ten, die er jedoch zumeist mit diplomati­ schem Geschick bereinigen konnte. Hierzu gehörte insbesondere die Aufteilung des gro­ ßen, fast die Hälfte des Bistums umfassenden Archidiakonats Modestorp, dessen Archidiakon eine gegenüber dem Bischof überaus mächtige Position innehatte und dem auch der Lüneburger Klerus unterstand. Die 1445 von Papst Eugen IV. bestätigte Errichtung ei­ ner selbständigen Propstei an der St. Johan­ niskirche in Lüneburg, die Exemtion des lüneburgischen Klerus aus dem Archidiakonat Modestorp und seine Unterstellung unter den neuen Propst kamen den Interessen des machtbewußten Rates der Stadt wie denen des Bischofs gleichermaßen entgegen.

In dem langjährigen Konflikt des Lüneburger Rates mit den an der Lüneburger Saline reich begüterten Geistlichen und Klöstern um die Heranziehung der Klöster zur Tilgung der städtischen Schulden suchte A. immer wie­ der zu vermitteln; das bewahrte ihn während des mit allen Mitteln des kanonischen und weltlichen Rechts geführten „Lüneburger Prä­ latenkrieges“ (1449-62) freilich nicht vor zeitweiliger Exkommunikation. In diesem Zusammenhang und infolge der Verwicklung des Bischofs in den Streit unter den Olden­ burger Grafen hatte das Stift Verden nach lan­ ger Friedenszeit erstmals wieder unter feind­ lichen Plünderungen und Brandschatzungen zu leiden (1457, 1461). In seinen letzten Jah­ ren verfiel A. in zunehmende Geistesschwä-

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Asel - Avunculus

ehe, sah sich genötigt, in A. v. (—>) Roten 1468 einen Weihbischof zu nehmen, 1470 die Ver­ waltung in die Hände des Domdekans B. v. (—>) Landsberg zu legen und 1470 schließlich auf das Bistum zu verzichten. Am 21. 6. 1472 starb A. in seiner Residenz Rotenburg. Er wurde im Dom zu Verden beigesetzt.

genüber Oberitalien konnte A. dem Wallis ge­ wisse Handelsvorteile sichern. Er starb am 15. 12. 1457.

Literatur: A. Müller, Beiträge zur Geschichte des Bi­ stums Verden unter Johann III. von Asel 1426-1470 (Stade 1911). - W. Brandmüller, Das Konzil von Pa­ via-Siena 1423-1424, 2 Bde. (Münster 1968/74). R. Drögereit, in: NDB 10 (1974) 542f. (Lit.) - D. Bro­ sius, Die Rolle der römischen Kurie im Lüneburger Prälatenkrieg (1449-1462), in: NSJ 48 (1976) 107134. - Ch. Schuchard, Die Deutschen an der päpst­ lichen Kurie im späten Mittelalter (1378-1447) (Tü­ bingen 1987). - Dies. 59, 76.

Aumayer (Aumair), Ulrich (OFM) (+ 1468)

Michael Reimann

Asperlin, Heinrich (um 1410-1457)

1451-1454 1454-1457

Gewählter Bischof von Sitten Bischof von Sitten

Heinrich Asperlin wurde um das Jahr 1410 als Sohn des Rudolf A. und der Agnes von Raron geboren. Seine Mutter war Tante des Bischofs W. v. (^) Raron (1437-51). A. wird erstmals 1434 genannt, als das Domkapitel von Sitten seine Ernennung zum Rektor des St. Silvester-Altars in Sitten genehmigte. 1435 wurde er Domherr und 1437 Dekan von Sitten. Am 23. 11. 1439 war er auf dem Kon­ zil zu Basel. 1443-53 war A. zugleich Pfarrer von Leuk. Am 22. 1. 1451 wählten das Dom­ kapitel und der Landrat des Wallis, der seit dem 14. Jh. ein Mitwirkungsrecht bei der Sittener Bischofswahl besaß, A. zum Bischof. Zwar machte dieser die Annahme der Wahl von der Annullierung der seinem Vorgänger abgetrotzten Artikel von Naters abhängig, die die bischöflichen Hoheitsrechte einschränk­ ten. Dennoch bestätigte Papst Nikolaus V. die Wahl nicht, sondern bestellte am 3. 3. 1452 den französischen Kardinal Guillaume d’Estaing zum Administrator der Diözese. A. konnte folglich nur die weltlichen Hoheits­ rechte im Wallis ausüben. Erst nachdem der Administrator 1454 zu Gunsten A.s verzich­ tet hatte, bestätigte Nikolaus V. am 26. 8. 1454 dessen Wahl. Das Datum der Konsekration ist nicht bekannt.

Über die geistliche Tätigkeit A.s ist wenig be­ kannt. Es scheint, daß er kurz vor seinem Tod seine Diözese visitiert hat. Den Chor der Vale­ ria-Kirche bei Sitten ließ er mit einem vierfa­ chen Kranz von Malereien ausschmücken, und für die gleiche Kirche stiftete er den Al­ tar der Sebastianskapelle. In der Politik ge­

Literatur: B. Truffer 27-29. - L. Carlen, Kultur I, 200. T Louis Carlen

1456 1456-1468

Ep. tit. Hierapolitanus Weihbischof in Regensburg

* Regensburg („Ostenwacht“); Minorit im Re­ gensburger Konvent St. Salvator; Lektor der Theologie ebendort und „Custos Bavariae“ der in sechs Kustodien unterteilten Oberdeut­ schen Ordensprovinz; 24. 7. 1456 Titularbi­ schof von Hierapolis und Weihbischof in Re­ gensburg unter Zusicherung der Einkünfte aus der bischöflichen Mensa zum Unterhalt eines Weihbischofs inkorporierten Pfarrei Al­ teglofsheim; genoß einen hohen Ruf als Pre­ diger („predicator egregius“ bzw. „concionator eximius“) und war nach seiner Grab­ inschrift ein „vir divinis scripturis famosus“; hinterließ seinem Konvent einen kostbaren Ornat sowie eine Sammlung von 45 Büchern; + 2. 7. 1468; □ Regensburger Dom. Literatur: A. Mayer III, 62. - F. Jänner III, 528, 569, 599. - KDB Regensburg I, 125. - A. Hilz 3, 15, 71, 129, 148, 182f.,214, 297.

Karl Hausberger

Avunculus (Vetter), Marcus (+ 1554)

1546 1546-1554

Ep. tit. Nazianzenus Weihbischof in Augsburg

* Überlingen; Studium in Freiburg; nach der Priesterweihe 1528 Mag. art.; nach der Pro­ motion zum Dr. theol. 1531/32 Berufung zum Domprediger in Augsburg; 1537 vom Augs­ burger Domkapitel zum Pfarrer von Schwä­ bisch Gmünd präsentiert; zeitweilige Annä­ herung an die Lehre Luthers. 1542 erzwunge­ ner Verzicht auf die Augsburger Domprädikatur; 1544 erneute Berufung zum Dompredi­ ger; Anfang 1546 Titularbischof von Nazianz und Weihbischof in Augsburg; 1548 Teil­ nahme an der Dillinger Diözesansynode, wo er mehrfach das Wort ergriff; im Herbst 1553 Niederlegung seiner Predigerstelle; 13. 6. 1554 Resignation auf das Amt des Weih­ bischofs und die Pfarrei Schwäbisch Gmünd; + Ende 1554. Literatur: A. Schröder 447-449. - W. Fauter 42. - E Zoepfl II, Reg. - P. Rummel, Diözesansynoden, in: JVABG20 (1986) 31f.

Peter Rummel

Bär - Baibus

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B Bär (Beer), Franz (1550-1611)

1599 1600-1611

Ep. tit. Chrysopolitanus Weihbischof in Basel

* 1550 Thann (Oberelsaß) als Sohn des gleichnamigen vorderösterreichischen Schaff­ ners; 1569 Chorherr zu St. Theobald in Thann; 1573-75 Studium in Freiburg/Br. (ohne Abschluß); 1573 Priesterweihe; 1575 Administrator des Antoniterhauses in Isen­ heim; trotz des früher gegen B. erhobenen Vorwurfs der Unterschlagung und des Konku­ binats 1592-93 von Bischof J. Ch. (—>) Blarer von Wartensee mit der Visitatio ad limina in Rom beauftragt und 1597 als Nachfolger für den kranken Weihbischof M. (—>) Tettinger vorgesehen; 2. 8. 1599 Titularbischof von Chrysopolis, 21. 5. 1600 Konsekration; 1600 Propst von St. Martin in Colmar; leitete 160104 die zweite Gesamtvisitation der Diözese Basel; bemühte sich ab 1607 um das Diöze­ sanseminar in Porrentruy; + 17. 9. 1611 Isen­ heim. Literatur: J. Bücking, Tettinger. - W. Kundert, in: HS 1/1, 231 f. Pierre Louis Surchat

Bakocz ab Erdöd, Franz (um 1450-1509)

1487-1497 Bischof von Raab (Györ) 1497-1509 Bischof von Erlau (Eger) 1504-1509 Administrator des Bistums Wien Franz Bakocz ab Erdöd stammte aus Erdöd in Ungarn. Sein Bruder Thomas war Bischof von Raab und Erlau, Erzbischof von Eszter­ gom, seit 1500 Kardinal und Patriarch von Konstantinopel. Unter B. stand das kleine und arme Bistum Wien noch völlig im Schat­ ten der alten Diözesen. B. starb im Jahre 1509. Literatur: E Loid 32, 335. - F. Loidl-M. Krexner 24 f. Johann Weissensteiner

Baibus, Hieronymus (+ 1535)

1522-1526

Bischof von Gurk

Hieronymus Baibus stammte aus veneziani­ schem Adel. Er studierte in Rom und hatte bis 1492 in Paris einen Lehrstuhl inne. Da­

nach setzte er seine akademische Tätigkeit an der Universität Wien fort, wo er Mitglied der gelehrten Sodalitas Danubiana wurde und sich um die Förderung des Studiums des rö­ mischen Rechts verdient machte. Nach einem Aufenthalt in Prag wurde ihm die Erziehung des ungarischen Prinzen anvertraut. In der Folge schlug B. die geistliche Laufbahn ein. Der Bischof von Fünfkirchen weihte ihn zum Priester. 1515 wurde ihm die Propstei in Preßburg verliehen. Wiederholt als Gesandter des ungarischen Königs tätig, trat B. auf dem Wormser Reichs­ tag als gefeierter Redner gegen Luther auf. Am 11. 3. 1522 verlieh Papst Hadrian VI. dem Schriftsteller, Humanisten und Diplomaten, vermutlich auf Intervention Erzherzog Ferdi­ nands von Österreich, das Bistum Gurk. Als designierter Bischof reiste B. im Februar 1523 in diplomatischer Mission für Erzherzog Fer­ dinand nach Rom und hielt dort vor Papst Hadrian VI. eine Rede, die als Muster politi­ scher Rhetorik angesehen und wenig später in Rom gedruckt wurde. Am 25. 3. 1523 in Rom zum Bischof geweiht, ergriff B. am 27. 12. desselben Jahres von seinem Bistum Gurk Besitz.

Im Januar 1524 berief er eine Diözesansynode nach Gurk ein; sein Fastenhirtenbrief für das Jahr 1524 betraf die Wiederherstellung der überkommenen Ordnung der Kirche und die sittliche Erneuerung des Klerus. Schon 1522 erhielt B. in A. v. (—►) Salamanca-Hoyos einen Koadjutor. Warum er schon nach kurzer Re­ gierung 1526 resignierte - seine Resignation wurde am 26. 6. dieses Jahres von Papst Cle­ mens VII. angenommen - ist nicht bekannt; finanzielle Motive aufgrund des stark be­ steuerten Bistums Gurk wären nicht unwahr­ scheinlich. B. wirkte noch einige Jahre im Dienste Vene­ digs, möglicherweise auch als Flottenkom­ mandant. Er starb 1535 in seiner Vaterstadt und wurde in der Kirche San Giovanni e Pao­ lo beigesetzt. Seine Werke wurden 1791 zu Wien publiziert. Die erstmals 1530 zu Bolo­ gna erschienene Schrift B.s „De Coronatione Principum“ kam 1611 auf den Index. Schriften: Opusculum epigrammaton (Wien 1494). - De coronatione liber singularis (Straßburg 1603). J. v. Retzer (Hg.), Hieronymi Balbi Veneti Gurcensis olim Episcopi opera poetica, oratoria ac politica-moralia (Wien 1791/92). - Verzeichnis: Index Aurelien-

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Baibus - Barbo

si s. Catalogus librorum sedecimo saeculo impressorum I pars, tom. Ill (Aureliae Aquensis) 13-15. - VD 2 (1984) 275-278.

Literatur: J. v. Retzer, Nachrichten von dem Leben und den Schriften des ehemaligen Bischofs von Gurk, Hieronymus Baibus (Wien 1790). - P. A. Budik, Hieronymus Baibus, Bischof von Gurk, nach seinem Leben und Wirken dargestellt, in: Carinthia 25 (1835) Nr. 52. - J. Obersteiner 289-296. - G. Rill, in: DBI 5 (1963) 370-374. - G. May 477f. Peter G. Tropper

Ehe blieb kinderlos. B. starb am 16. 3. 1507 zu Wismar. Er wurde in der Klosterkirche zu Doberan beigesetzt. Literatur: J. TY-aeger 150-155. Josef Traeger

Barbo (Barboli, Barbovius, Barbolus), Daniel (OP) (t 1570) 1563-1570

Balthasar, Herzog von Mecklenburg (1452-1507)

1474-1479

Administrator des Bistums Schwerin

Balthasar wurde als wahrscheinlich jüngster Sohn Herzog Heinrichs IV., des Dicken, von Mecklenburg und der Dorothea von Branden­ burg geboren. Er studierte an der Universität Rostock. 1467, 1470 und 1474 war er deren Rektor. 1470 postulierte ihn das Schweriner Domkapitel zum Koadjutor des Bischofs W. (—>) Wolmers, und 1471 bemühte sich sein Vater vergebens darum, ihm das Bistum Hil­ desheim zu verschaffen. Nach dem Tode Wol­ mers (25. 8. 1473) folgte er diesem wegen sei­ nes jugendlichen Alters nicht sogleich nach, sondern eine Wahlgesandtschaft bemühte sich zunächst um seine Bestätigung in Rom. Diese führte insofern zum Erfolg, als B. am 18. 4. 1474 als Administrator des Bistums be­ stätigt wurde. Er hielt sich korrekt an diesen Auftrag, setzte zahlreiche Rechtsakte, konnte aber offenbar seine Schulden nie abtragen. Daher bemühte sich sein Bruder Herzog Ma­ gnus II., der nach dem Tod des hochverschul­ deten Herzogs Heinrich IV. (9. 3. 1477) die Nachfolge angetreten hatte, seinem Bruder eine auskömmlichere Dotation zu verschaf­ fen. Verhandlungen wegen einer Koadjutorie in Halberstadt führten jedoch nicht zum Er­ folg. Nach längeren Verhandlungen resi­ gnierte B., der nie eine höhere Weihe empfan­ gen hatte, auf sein Bistum. Am 16. 2. 1479 übertrug er dem Domkapitel Stift und Stifts­ gebäude, während dieses ihm 600 fl. zahlte. B. verpflichtete sich, nach der Rückkehr von einer geplanten Hl.-Land-Reise oder späte­ stens nach zwei Jahren die noch verpfände­ ten Kleinodien des Bistums einzulösen. B. trat in den Laienstand zurück, um an der Sei­ te seines Bruders Magnus und später seines Neffen an der weltlichen Regierung Mecklen­ burgs teilzunehmen. Von Konflikten ist nichts bekannt. 1484 verlobte er sich mit Mar­ garete von Pommern. Die 1487 geschlossene

Bischof von Pedena

Daniel Barbo war Dominikaner und wegen seiner theologischen Kenntnis und Eloquenz berühmt. Er soll aus Cremona stammen, doch ist über seine Familie und seinen Werdegang nichts bekannt. Die Quellen rühmen ihn als Mag. theol., Dr. iur. utr. und als exzellenten Redner. Vor seiner Bestellung zum Bischof war er Vernehmungsrichter der Inquisition im Reich. Aufgrund der kaiserlichen Nomina­ tion zum Bischof von Pedena wurde er am 4. 6. 1563 päpstlich bestätigt. B. residierte je­ doch nicht in seinem Bistum, sondern als au­ ßerordentlicher Botschafter des Kaisers in Ve­ nedig. 1563 traf er in Zagreb mit den Bi­ schöfen Matia Brumann von Zagreb und P. (—*) Seebach von Laibach zusammen, um ge­ meinsame Schritte gegen die Protestanten zu besprechen. Es ist unbekannt, ob er je in sein Bistum kam. B. starb am 25. 2. 1570. Literatur: F. Ughelli 474. - C. d. Franceschi 333. HBL 1 (1983) 454. France

M. Dolinar

Barbo, Johann (um 1465-1547)

1526-1547

Bischof von Pedena

Johann Barbo wurde um das Jahr 1465 in Triest als Sohn des Johannes Bernardin B. und der Katharina Moyses geboren. Er war ein Enkel des Patriarchen Markus von Aquileja und Urenkel Papst Pauls II. Vor seiner Er­ nennung zum Bischof war er Pfarrer von Hrenovice (Diözese Triest), dann Domherr in Triest. Aufgrund kaiserlicher Nomination von 1525 wurde er am 16. 4. 1526 päpstlich als Bischof von Pedena bestätigt. Er ließ sich in seinem Bischofspalais eine den Hll. Anna und Joachim gewidmete Kapelle erbauen. 1539 war er mit der Prüfung der Anklage ge­ gen den Prior des Augustinerklosters zu Rije­ ka beauftragt. Im übrigen ist von seiner lan­ gen Regierungszeit nichts überliefert. B. starb am 6. 1. 1547. Er wurde im Dom von Pedena beigesetzt.

Barbo - Bathory Literatur: E Ughelli 473. - C. d. Franceschi 332. HBL 1 (1983) 454. - M. Smole I, 34. France M. Dolinar

Barby, Andreas von (1508-1559) 1554-1559

Bischof von Lübeck

Andreas von Barby entstammte einem magdeburgischen Adelsgeschlecht. Er wurde 1508 als außerehelicher Sohn des Nikolaus v. B. zu Loburg und Isterlin, Amtmanns zu Gommern (+ 1524), und der Elisabeth von der Schulen­ burg (t 1553) geboren. Er studierte in Witten­ berg, wurde Lie. iur. utr. und arbeitete dann, bezeugt seit 1539, in der Kanzlei des Herzogs Magnus von Sachsen-Lauenburg. Von dort empfohlen, stand er seit 1541 im Dienst Kö­ nig Christians III. von Dänemark und leitete seit 1543 dessen Deutsche Kanzlei, vielfach als Kanzler bezeichnet. Er hatte das Vertrauen des Königs in hohem Maße, wurde reich mit Grundbesitz in Dänemark ausgestattet und 1554 förmlich in den dänischen Adel aufge­ nommen. Dem Lübecker Domkapitel war der „hereticus Barbi“ schon in seiner lauenburgischen Zeit begegnet; 1539 hatte sein grober Verhandlungsstil in Ratzeburg zu einem Eklat geführt. Spätestens 1552 erhielt er die von den Landesherren zu besetzende Schauenburgische Distinktpräbende im Kapitel, und 1554 wurde er nach D. v. (—>) Redens Resigna­ tion zum Bischof gewählt. Das Domkapitel setzte sich darüber hinweg, daß er evange­ lisch war, hob stattdessen hervor, daß er die niederen Weihen habe, dem Kapitel angehöre und vor allem diesem und seinen Gütern als der einflußreiche Vertraute des Königs den Schutz gewähre, den es gerade jetzt gegen mancherlei äußere Gefährdungen brauche. B. seinerseits handelte ausschließlich im Auftra­ ge des Königs; binnen Jahresfrist wollte er die Wahl von Herzog Magnus zum Bischof bewir­ ken und dann zu dessen Gunsten resignieren; sollte das nicht gelingen, wollte er alle Ein­ künfte des Stifts, soweit sie über die laufende Haushaltung hinausgingen, dem König über­ antworten. An diese Verpflichtungen hielt B. sich streng. Zwar konnte er die Wahl des jun­ gen Prinzen nicht erreichen; aber alle verfüg­ baren Gelder und sogar die Baumaterialien, seit Jahren für die Wiederherstellung des bi­ schöflichen Schlosses in Eutin gesammelt, wurden nach Dänemark fortgeführt. Das wur­ de ihm im Kapitel schwer verdacht; im übri­ gen aber erfüllte er, wenn auch persönlich kaum anwesend, die in ihn gesetzten Erwar­ tungen und gab den gesuchten Schutz. Die päpstliche Bestätigung blieb ihm versagt. Am 9 Lexikon

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3. 8. 1559 starb er. Er wurde im Dom zu Ros­ kilde beigesetzt. Quellen und Literatur: SHLAS: Abt. 268 (Lübecker Domkapitel); Abt. 400. 4 (Hschr. des Bistums Lü­ beck). - Reichsarchiv Kopenhagen: Tyske Kancelli, Indenrigske afdeling; Sonderjyske fyrstearkiver, Gottorp 19. - E. Illigens. - A. v. Reden, Landständi­ sche Verfassung und fürstliches Regiment in Sach­ sen-Lauenburg, 1543-1689 (1974). - S. Heiberg, in: DBL 1 (31979) 438 (QQ, Lit.). - W. Prange, Proto­ kolle 1535-1540. Wolfgang Prange

Basin (Basinus, Basijn), Thomas (1412-1490) 1447-1474 1474 seit 1474

Bischof von Lisieux Archiep. tit. Caesariensis Weihbischof in Utrecht

* 1412 Caudebec (Normandie) aus wohlha­ bender Familie; 1429 Mag. art. Paris; Lie. leg. Pavia; 1437 Lie. deer. Löwen; 1441-47 Profes­ sor decr. Caen; 11. 10. 1447 Bischof von Li­ sieux; B. wurde vom französischen König Ludwig XI. wegen seiner Teilnahme an der „Ligue du Bien Public“ verfolgt und flüchtete an den burgundischen Hof in Brüssel, später in die Schweiz. 1470-76 in Trier; 1474 in Rom, wo er auf das Bistum Lisieux verzich­ tete; 27. 5. 1474 Titularerzbischof von Cäsarea; seit 25. 5. 1477 hielt sich B. am Hof des Utrechter Bischofs (—>) David von Burgund auf, als dessen Weihbischof er seit 1474 be­ zeichnet wird. Jedoch sind keine Pontifikalhandlungen B.s belegt. B. verfaßte zeitge­ schichtliche Werke zur Geschichte Frank­ reichs und zur Utrechter Lokalgeschichte. + 30. 12. 1490 Utrecht; □ St.-Janskirche in Ut­ recht. Literatur: J. Weijling 269-274 (Lit). Paul Berbee

Bathory, Andreas (1563-1599)

1584 1584-1589 1589-1599

Kardinal Koadjutor des Bischofs von Erm­ land Bischof von Ermland

Andreas Bathory wurde in Siebenbürgen ge­ boren. Er entstammte dem weitverzweigten ungarischen Adelsgeschlecht, das zahlreiche kirchliche und weltliche Würdenträger her­ vorgebracht hat. Sein Bruder Stefan, seit 1576 König von Polen, schickte ihn nach Pultusk, wo er 1578-83 am Jesuitenkolleg seine huma-

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Bathory - Bayer

nistischen Studien absolvierte. Bereits 1581 erhielt er, vom König nominiert, ein ermländisches Kanonikat, 1583 die Propstei der Re­ gulierten Chorherren und Wächter des HL Grabes zu Jerusalem in Miechow. Ende 1583 begab er sich in diplomatischer Mission nach Rom, wo er seine theologischen Studien fort­ setzte und am 4. 7. 1584 von Gregor XIIL, der von Stefan Unterstützung gegen die Türken erwartete, zum Kardinaldiakon und am 28. 7. zum Koadjutor des Bischofs von Ermland er­ nannt wurde. B. begab sich nach Frauenburg, um die Koadjutorie in Besitz zu nehmen, trat aber das Amt nicht an, sondern ging nach Miechow, wo er sich um die Durchführung der tridentinischen Reformen kümmerte. Vom König 1586 nach Rom zu Sixtus V. ent­ sandt, kehrte er nach dem Tod Stefans nach Polen zurück. Der Kanzler Zamoyski ver­ schaffte ihm 1589 das Indigenat und die An­ wartschaft auf die Koadjutorie des Bistums Krakau, die Nachfolge kam aber 1591 nicht zustande; 1593 erhielt B. die Abtei der regu­ lierten Chorherren von Czerwinsk an der Weichsel. B. übernahm nach dem Tod M. (—>) Kromers am 23. 3. 1589 das Bistum Ermland, verließ es aber bald wieder, um in den Jahren 158994 gegen die Reformation in Siebenbürgen tä­ tig zu werden. Gleichwohl bemühte er sich mit Hilfe seines tüchtigen Statthalters und Generalvikars Johannes Kretzmer und nach seiner Rückkehr aus Siebenbürgen auch per­ sönlich, die von seinem Vorgänger begonne­ nen tridentinischen Reformen fortzuführen. Er kämpfte in Elbing um die Wiedergewin­ nung der Nikolaikirche für den katholischen Kultus; 1597-98 hielt er eine Generalvisita­ tion in der Diözese ab.

Erst am 8. 1. 1597 empfing B. auf Druck des Apostolischen Stuhls die Subdiakonatswei­ he. Lange hatte er versucht, sich die Möglich­ keit der Regierungsübernahme in Siebenbür­ gen offenzuhalten. Im Januar 1599 reiste er in seine Heimat und ließ sich am 28. 3. von sei­ nem Vetter zum Fürsten von Siebenbürgen ausrufen. In dem danach ausbrechenden Krieg um die Macht wurde er am 29. oder 31. 10. 1599 ermordet. Am 24. 11. wurde er in der Hauptkirche zu Weißenburg (Alba Julia) beigesetzt. Literatur: A. Eichhorn, Bischofswahlen 364-372. Ders., Der ermländische Bischof Martin Cromer als Schriftsteller, Staatsmann und Kirchenfürst, in: ZGAE 4 (1869) 449-463. - F. Hipler, Grabstätten 321 f. - J. Kolberg, Beiträge zur Geschichte des Kar­ dinals und Bischofs von Ermland Andreas Bathory, in: ZGAE 17 (1910) 563-733. - E. Brachvogel, Bild­ nisse 555f. - T. Glemma, in: PSB 1 (1935) 351-353

(Lit.). - W. Szydlowska, Pomnik grabowy Batorych w Barczewie na Warmii [Das Grabdenkmal der Ba­ thorys in Wartenburg im Ermland], in: Studia Pomorskie [Pommersche Studien] 1 (Wroclaw 1957) 231-262. - M. de Ferdinandy, in: M. Bernath (Hg.), Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuro­ pas I (München 1974) 151 f. - T. Oracki I, 12f. Hans-Jürgen Karp

Bayer von Boppard, Conrad (+ 1459)

1415-1459

Bischof von Metz

Conrad Bayer von Boppard war ein Urgroß­ neffe des ehemaligen Bischofs von Metz Thierry Bayer von Boppard (1365-83) und Primicerius des Domkapitels von Metz. Am 20. 3. 1415 verlieh Papst Johannes XXIII. ihm dieses Bistum. Zu diesem Zeitpunkt war B. Bacc. decr. und Diakon. Der größte Teil seines Episkopates war Bemühungen um Rückge­ winnung jener Bistumsgüter gewidmet, die seine Vorgänger verpfändet hatten. Als 1431 die Nachfolge Herzog Karls II. von Lothringen anstand, entschied B. sich für Rene von An­ jou, Herzog von Bar, gegen Antoine von Vaudemont. Er beteiligte sich an den Kämpfen ge­ gen Antoine, geriet in Gefangenschaft und er­ langte seine Freiheit nur gegen ein Lösegeld zurück. Als Rene 1438 zur Eroberung des Kö­ nigreiches Neapel aufbrach, bestellte er B. zum Statthalter seiner lothringischen Besit­ zungen. Auf geistlichem Gebiet tat B. sich wenig her­ vor. 1434 nahm er zwar am Baseler Konzil teil, doch standen dabei weltliche Anliegen im Vordergrund. So erhielt er die Erlaubnis, seinem Klerus eine Steuer aufzuerlegen. Erst gegen Ende seines Episkopates deutete sich eine geistliche Wende an. Im Jahre 1450 be­ gab B. sich anläßlich des Jubiläumsjahres nach Rom. Nach einem älteren Historiker soll ihn dabei der Wunsch geleitet haben, Verge­ bung für Vergehen in seinem früheren Leben zu erlangen. Ein anderer Historiker betont da­ gegen, B. habe auf dieser Reise von Papst Ni­ kolaus V. eine Bulle erlangt, wonach in Stadt und Bistum Metz das Wiener Konkordat zur Anwendung komme. Das Domkapitel kam freilich nur selten in die Lage, das im Reich geltende Bischofswahlrecht zu praktizieren. Im übrigen legte B. die von ihm erbetene Bulle nach seinem Belieben aus. Nachdem er zunächst seinen Neffen J. v. (—>) Sierck, Erzbi­ schof von Trier, als Koadjutor angenommen hatte, entschied er sich nach dessen Tod (1456) für (—>) Georg von Baden. Dieser ent­ stammte einer einflußreichen Familie, die die Gewähr für die Rückgewinnung der ver­

Bayer - Beaucaire pfändeten bischöflichen Herrschaften zu bie­ ten schien. Er war zudem Neffe des Herzogs von Lothringen und nunmehrigen Königs von Neapel Rene. Das Domkapitel verpflichtete sich eidlich, nach dem Tod B.s dessen Wunschkandidaten zu wählen. Die päpstli­ che Anerkennung Georgs erfolgte am 11. 1. 1457. Die Bestimmungen des Wiener Konkor­ dates blieben also gegenüber den Interessen der fürstlichen Familien des Moselraumes so­ wie des Hauses Lothringen und deren Ver­ bündeter auf der Strecke. B. starb am 20. 4. 1459 zu Metz. Er wurde in seiner Kathedrale beigesetzt. Literatur: M. Meurisse. - A. Calmet V, 232-237. - G. Allemang, in: DHGE 7 (1934) 23f. - H. Tribout de Morembert, Metz 87-95.

Louis Chätellier

Beaucaire de Peguillon, Francois de (1514-1591)

1555-1567

Bischof von Metz

Francois de Beaucaire de Peguillon wurde am 15. 4. 1514 auf Schloß Peguillon en Vernusse im Bourbonnais in Zentralfrankreich geboren. Er war Mag. art. und Erzieher des Prinzen (—►) Karl von Lothringen-Guise, den er 1547-48 und 1549 nach Rom, vor allem aber an den französischen Hof begleitete, wo dieser seit­ dem als Vertrauensmann Heinrichs II. lebte. Karl hatte 1550-51 das Bistum Metz innege­ habt und es dann unter dem Vorbehalt des Rückfalls bei Resignation oder Tod des neuen Inhabers an R. d. (—►) Lenoncourt abgetreten. Als dieser 1555 seinerseits auf Metz verzich­ tete, entschied Karl sich für B. als Nachfolger, und zwar zu den gleichen Bedingungen wie bei Lenoncourt, nämlich dem Recht des Re­ gresses. Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 16. 12. 1555. Karl beendete dadurch zu­ gleich den Konflikt zwischen Bischof und Stadtmagistrat von Metz, der die Demission Lenoncourts ausgelöste hatte. Im Dezember 1556 überließ Karl dem französischen König alle Rechte über die Stadt Metz, namentlich die Rechtsprechung und das Münzrecht. Da­ durch erfuhr die königliche Herrschaft eine weitere Aufwertung. Die bischöfliche Positi­ on wurde dagegen geschwächt, zumal die Re­ formation bereits beträchtliche Fortschritte gemacht hatte. Während B.s Amtszeit machte der Calvinismus in Metz und seiner Umgebung große Fortschritte. Seit 1559 wurde der reformierte Gottesdienst durch zwei französischsprachi­ 9*

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ge Geistliche und durch den Bau einer Kirche auf den Festungswerken, den der Gouverneur M. de Vieilleville genehmigt hatte, vorange­ trieben. 1561 soll die Zahl der Reformierten sich auf etwa 4 000 belaufen haben. Sie wuchs rasch, zumal das benachbarte Herzog­ tum Lothringen eine dezidiert gegenreforma­ torische Politik betrieb und Metz Zufluchts­ ort für verfolgte Protestanten war. Der franzö­ sische Hof neigte dagegen zu Beginn der Re­ gierung Karls IX. aus politischen Rücksichten noch zur Toleranz. Schon bald kam es jedoch zu einer Änderung. Im November 1562 be­ gab sich Kardinal Karl von Lothringen-Guise nämlich zusammen mit weiteren zehn franzö­ sischen Bischöfen zum Konzil von Trient. Er beteiligte sich aktiv an den Konzilsverhand­ lungen. Eine seiner ersten Maßnahmen nach seiner Rückkehr bildete das Verbot und die Ausweisung der Häretiker aus dem Bistum Metz. B., der ebenfalls in Trient gewesen war, publizierte die Konzilsdekrete auf einer Kle­ rusversammlung 1564. Als Antwort auf eine calvinistische Predigt gegen die Realpräsenz ordnete er Sühneprozessionen in allen Pfar­ reien der Stadt an. Außerdem setzten er und andere Geistliche sich in Metz mit den Aus­ führungen der Reformatoren auseinander. Das hatte jedoch wenig Erfolg und forderte geradezu zum Spott heraus, da die Zahl der Calvinisten stark angewachsen war und ihre Vertreter auch im Magistrat saßen. Als 1565 die Pest in Metz wütete, war zwar der Refor­ mator Guillaume Farel in der Stadt anwe­ send, nicht dagegen der Bischof. Das Domka­ pitel versäumte zwar nicht, B. 1566 die vom Konzil so sehr betonte Residenzpflicht in Er­ innerung zu rufen. Es bleibt jedoch unklar, ob B. die darin liegende Aufforderung zur Resi­ gnation begriff oder ob Kardinal Karl ihn da­ zu veranlaßte. B. verzichtete jedenfalls in den ersten Monaten des Jahres 1567 auf sein Bi­ stum. B. war von beachtlicher Bildung. Ein Werk B.s zur französischen Geschichte wurde 1625 veröffentlicht. Auf sein bischöfliches Amt war er jedoch angesichts der schwierigen Metzer Verhältnisse der Jahre 1560-70 nicht vorbereitet. Im übrigen nahm die Bevormun­ dung durch den Kardinal den in Metz amtie­ renden Bischöfen jede Macht und alle finan­ ziellen Mittel, die sie unter den damaligen Umständen besonders nötig gehabt hätten. B. zog sich in seine Heimat zurück. Er starb am 14. 2. 1591 auf Schloß La Creste und wurde in der Pfarrkirche zu Audes beigesetzt. Schriften: Historia Gallica, hoc est rerum in Gallia ab anno 1461 ad annum 1580 gestarum commentarii (Lyon 1625).

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Beaucaire - Beckenschläger

Literatur: A. Calmet VII, 48-64. - G. Allemang, in: DHGE 7 (1934) 118f. - H. lYibout de Morembert, Reforme II. - Ders., Metz 111-118. - G. Cabourdin I, 93-126.

Louis Chätellier

Beckenschläger, Johann (um 1427/28-1489) Bischof von Großwardein Bischof von Erlau Erzbischof von Gran Koadjutor des Bischofs und Ad­ ministrator des Bistums Wien 1481-1487 Koadjutor des Erzbischofs und Administrator des Erzbistums Salzburg 1487-1489 Erzbischof von Salzburg 1465-1467 1467-1472 1472-1487 1476-1482

Johann Beckenschläger wurde um 1427/28 als Sproß der Breslauer Patrizierfamilie Bekkenloer geboren. Sein Großvater Thilo war als Handwerker aus Gandersheim nach Schlesi­ en gekommen und schrieb sich Beckenschlä­ ger. Er brachte es in Breslau zum Ratsherrn und Schöffen. B.s Vater Markus war als Tuch­ händler reich geworden. Er wurde ebenfalls Ratsherr, Schöffe und schließlich Landes­ hauptmann des Fürstentums Breslau. B. war der jüngste von drei Brüdern, die alle die geistliche Laufbahn einschlugen. Er kam früh nach Ungarn, studierte in Ferrara oder in Un­ garn und stand seit 1459 im Dienste Kaiser Friedrichs III. Er war an der Verteidigung Wiens beteiligt und zog 1461 als Komman­ dant kaiserlicher Truppen nach Ungarn. Dort wechselte er überraschend zu König Matthias Corvinus über. Vielseitiges Wissen, Sprachen­ talent und gewandtes Auftreten verschafften ihm die Gunst des Königs. Dieser verwendete ihn zunächst in seiner Kanzlei und erhob ihn dann in den Ritterstand. B. gelang es, die un­ garischen Magnaten auf die Seite des Königs zu ziehen und die 1450 vom Kaiser entwen­ dete Stephanskrone zurückzuführen. Dafür wurde er 1462 Dompropst von Fünfkirchen (Pecs) und erhielt als Kommendatarabt die Einkünfte der Abtei Pecsvarad. Am 7. 3. 1465 wurde er, obwohl nicht einmal Subdiakon, Bischof von Großwardein. Am 13. 6. 1467 auf das Bistum Erlau transferiert, behielt er die Einkünfte beider Bistümer, indem er Groß­ wardein administrierte. Als Erzbischof Johann Vitez von Gran (Esz­ tergom) sich 1471 an die Spitze der Adelsop­ position gegen Matthias Corvinus stellte, in­ formierte B. den König über die Verschwö­ rungspläne. Zum Dank verlieh dieser ihm am 9. 8. 1472 das Erzbistum Gran und die damit

verbundene Stellung eines Primas von Un­ garn. Papst Sixtus IV. bestätigte dies am 15. 3. 1474. Trotz päpstlichen Einspruchs behielt B. die Einkünfte seiner bisherigen Bistümer bei, so daß er innerhalb weniger Jahre ein bedeu­ tendes Vermögen anhäufte und als Geldgeber unentbehrlich wurde. Sein Auftreten war das eines weltlichen Fürsten. Er zeigte sich gern in Kriegsrüstung und zog auch persönlich als Söldnerführer ins Feld. Als Matthias Corvinus von Sixtus IV. für den Franziskaner Gabriel Rangoni aus Verona, seit 1475 Bischof von Erlau, seinen nunmehrigen Günstling, die Kardinalswürde erbat, ent­ schloß sich B., der als Kanzler in Gegensatz zum König geraten war, Ungarn zu verlassen. Während Matthias Corvinus 1476 die türki­ sche Festung Sabac belagerte, begab B. sich am 13. 2. mit einem Barvermögen von ca. 300 000 Gulden und dem Kirchenschatz von Gran zu Friedrich III., der ihn bereitwillig aufnahm. Vorerst mußte sich B., der weiter­ hin den Titel eines Erzbischofs von Gran führte, mit der Ernennung zum Koadjutor des erkrankten L. v. (—>) Spaur und zum Admini­ strator des Bistums Wien (ab 1480) begnügen. Als Verwalter der Dompropstei von St. Ste­ phan war er 1480-82 zugleich Kanzler der Wiener Universität und in den folgenden Jah­ ren der einflußreichste Ratgeber des Kaisers, dem er durch hohe Darlehen finanziell behilf­ lich war. Dieser verpfändete ihm dafür einige Herrschaften, Städte und Burgen. Um diese zurückzuerhalten, hielt Friedrich III. Aus­ schau nach einer Entschädigung. Die Mög­ lichkeit dazu ergab sich im Oktober 1478 auf dem Landtag zu Graz, wo der Kaiser dem Salzburger Erzbischof B. v. (—>) Rohr die Resi­ gnation und den Verzicht auf das Erzstift ab­ rang, in dem B. die Nachfolge antreten sollte. Dies wurde 1481 vertraglich festgelegt.

Der Widerstand gegen B. in Salzburg hielt lange an. Ebenso reserviert war die römische Kurie, da B. sich weigerte, auf das Erzbistum Gran zu verzichten. Als tatsächlicher Beginn seiner Salzburger Amtszeit wird gemäß dem Wiener Vertrag der 29. 11. 1481 angesehen. Rohr behielt dabei den Titel eines Erzbi­ schofs, während B. Administrator war. Am 13. 12. 1481 nahm er von Friedrich III. die Re­ galien in Empfang. Am 5. 1. 1482 hielt er sei­ nen Einzug in die Residenzstadt; am 14. 1. erfolgte die Huldigung der Stände. Innozenz VIII. anerkannte B. erst am 20. 12. 1484 als Administrator „in spiritualibus et temporalibus cum jure successionis“ und löste ihn von den Kirchenstrafen, die er sich durch die un­ erlaubte Entfernung aus Gran zugezogen

Beckenschläger - Beichlingen

hatte. Er durfte weiterhin den Titel eines Erz­ bischofs von Gran führen und das Pallium des Graner Metropoliten an jenen Tagen tra­ gen, die einem Erzbischof von Salzburg zuge­ billigt waren. Erst mit dem Tode Rohrs am 21. 3. 1487 wurde B. Erzbischof von Salzburg, während seine Bindung an Gran damit er­ losch. Am 15. 7. 1487 hielt er nach altem Ze­ remoniell zur Besitzergreifung des Erzstiftes einen zweiten Einzug in die Residenzstadt. Die wenigen Regierungsjahre B.s waren durch Ausseinandersetzungen mit dem Dom­ kapitel belastet. 1486 führte B. bei Innozenz VIII. Klage gegen Dompropst Christoph Ebran von Wildenberg, worauf der Papst die Bischö­ fe von Augsburg und Chiemsee mit der Visi­ tation des Kapitels betraute. Der Konflikt wei­ tete sich aus, so daß einige Domherren die Re­ sidenzstadt verließen und sich nach Mühl­ dorfbegaben. Dort wählten sie am 18. 5. 1487 Ebran zum „Gegenerzbischof“. Eine Bulle, in der Innozenz VIII. eine Neuwahl nach dem Tode Rohrs verboten hatte, traf zu spät ein. Ebran hatte seine Wahl bereits verkünden las­ sen und sich auch an den Papst um Bestäti­ gung gewandt. Innozenz VIII. erklärte am 26. 10. 1487 seine Wahl für ungültig und drohte ihm und seinen Anhängern mit Bann und In­ terdikt. Dompropst und Domherren wurden in Mühldorf von Bayern unterstützt. Sie beugten sich nicht, worauf B. sie durch eine päpstliche Bulle vom 31. 10. 1487 exkommu­ nizierte. B. und Herzog Georg von Niederbay­ ern-Landshut einigten sich 1488. Die Stadt Mühldorf unterwarf sich, während die ex­ kommunizierten Domherren Ebran die Treue hielten. Sie kehrten erst nach dessen Tod 1491 nach Salzburg zurück.

In den wenigen Jahren seiner Regierung war B. meist in diplomatischen Diensten des Kai­ sers außerhalb des Erzstiftes tätig. Die zerrüt­ teten Salzburger Finanzen konnte B. trotz Beisteuerung seines eigenen Vermögens nicht sanieren. Deshalb ließ er Mautstellen zur Ein­ nahme von Zollgebühren für Wein, Salz und andere Waren einrichten. Seit 1483 war B. Statthalter der Steiermark. 1486 ernannte ihn Friedrich III. zum Statthalter in Österreich, Steiermark, Kärnten, Krain und auf dem Karst. Während seiner Abwesenheit führte der Salzburger Kanzler und Chiemseer Bi­ schof G. (—>) Altdorfer die Regierungsgeschäf­ te. Als Metropolit besetzte B. zweimal ein Salzburger Eigenbistum. B. starb am 15. 12. 1489 auf der Festung Ho­ hensalzburg. Sein Leichnam wurde vor dem Rupertusaltar im alten Dom beigesetzt. Ein Grabstein ist nicht erhalten, dafür aber das

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wertvolle Kreuzreliquiar im Salzburger Dom­ schatz. Es zählte einst zu den Kleinodien des Kirchenschatzes von Gran und wurde von B. testamentarisch der Salzburger Kirche über­ geben. Literatur: A. v. Wretschko. - J. Serlinger-G. Scheib­ ner. - W. Fischer. - F. Zaisberger, Kirchenfürsten. E Fügedi, Die ungarischen Bischöfe des 15. Jahr­ hunderts (Budapest 1965) 477-498. - J. Gottschalk, in: ASKG 27 (1969) 98-129. - E Zaisberger, Briefe des Breslauers Johann Beckenschläger, Erzbischof von Gran und Administrator von Salzburg, aus den Jahren 1482-1484, in: ASKG 28 (1970) 153-175. -E Loidl-M. Krexner 12f. - E Loidl 29f., 334. - H. Dopsch-H. Spatzenegger 1/1, 556-562. Franz Ortner

Beersele, Johann von (OFM) (t 1504)

1485 1485-1504

Ep. tit. Cyrenensis Weihbischof in Lüttich

27. 6. 1485 Titularbischof von Cyrene und Weihbischof in Lüttich; residierte wohl in Maastricht, wo seine Anwesenheit 1488 be­ zeugt ist; + Januar oder Februar 1504. Literatur: U. Berliere 78-82. Alfred Minke

Beichlingen, Friedrich von (+ 1464) 1445-1464

Erzbischof von Magdeburg

Friedrich von Beichlingen war Sohn des Gra­ fen Friedrich v. B. und der Mechthild, Gräfin von Mansfeld. Er war Hofmeister des Erzbi­ schofs Günther von Magdeburg (1403-45), der ihn, obwohl er noch Laie war, zu seinem Nachfolger bestimmte.

Am 19. 4. 1445 wurde B. einstimmig vom Domkapitel gewählt. Seine Bestätigung durch das Basler Konzil wurde später durch Papst Nikolaus V. erneuert. Am 10. 8. zog er feier­ lich in Magdeburg ein und wurde nach Emp­ fang der erforderlichen Weihen am 29. 8. 1445 konsekriert und inthronisiert. Als Bera­ ter und Lehrer stand ihm der berühmte Theo­ loge Heinrich Toke (+ 1455) zur Seite. Seinem Einfluß vor allem war es wohl zu verdanken, daß B. die Reform der Orden und des Welt­ klerus vorantrieb. Papst Pius II. erteilte ihm 1460 die Vollmacht zur Reform der Mendi­ kantenklöster seines Bistums. Gegen erhebli­ che Widerstände der Klöster setzte er die Re­ formen durch. Die Verehrung der Eucharistie förderte B. durch Ablässe. In dem seit 1383 schwelenden Konflikt um die Wilsnacker

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Beichlingen - Berchinger

Blutwallfahrt ergriff er Partei für die theologi­ schen Gegner, die gegen Betrug und Wunder­ sucht vorgingen. Trotz vieler Bemühungen und der Einberufung einer Provinzialsynode 1451, an der auch N. v. (—►) Kues teilnahm und auf der die Wallfahrt verurteilt wurde, unterlag er durch päpstliche Entscheidung.

Im politischen Bereich waren B. Erfolge vor allem durch Vergleiche mit Brandenburg 1449 und Magdeburg 1463 hinsichtlich der Territorialrechte beschieden, obschon die Frage der Zollrechte nicht endgültig geklärt werden konnte. Kues urteilte über ihn, er „sei der einzig rechtschaffene Bischof, welchen er in ganz Deutschland angetroffen“ habe. B. starb am 11. 11. 1464. Er wurde im Magdebur­ ger Dom beigesetzt. Literatur: Janicke, in: ADB 7 (1878) 548-549. - UB Magdeburg II, 589-793. - J. Steinstrass 66-70. - G. Wentz-B. Schwineköper 530f. - E Schrader, Klö­ ster 89-95. -E. Kleineidam 1,148-152. Josef Pilvousek

Benignius (Benigni), Georg (OFM) (+ 1597)

1594 1594-1597

Ep. tit. Bellinensis Weihbischof in Brixen

* Belluno; Franziskaner; Dr. theol.; Lehrer der Söhne Erzherzog Ferdinands II. und Bera­ ter des Kardinals (—*) Andreas von Öster­ reich. Obwohl er die deutsche Sprache nicht beherrschte, bestimmte Andreas ihn 1594 zu seinem Weihbischof. 6. 6. 1594 Titularbischof von Beilinas; + 29. 3. 1597 Belluno. Literatur: E A. Sinnacher V, 168. - J. Hirn, Erzher­ zog Ferdinand II. von Tirol. Geschichte seiner Regie­ rung und seiner Länder II (Innsbruck 1888) 369. - J. Bücking, Frühabsolutismus 91. - J. Gelmi, Weihbi­ schöfe 199f. Josef Gelmi

Bennius, Franziskus (OSM) (+ 1617)

1598-1603 um 1600

Bischof von Scala Weihbischöfliche Handlungen in Salzburg Bischof von Scala und Ravello

Belli, Pietro (um 1560-1630)

1603-1617

1604-1630 Generalvikar des Bischofs von Trient 1611 Ep. tit. Hieropolitanus 1611-1630 Weihbischof in Trient

Wegen des schweren Zerwürfnisses des Chiemseer Bischofs S. (—>) Cattaneo mit Erz­ bischof W. D. v. (—>) Raitenau blieb das Bi­ stum Chiemsee von 1595 bis 1610 unbesetzt. Die bischöflichen Amtshandlungen in Salz­ burg besorgte Raitenau teils selbst, teils durch fremde Bischöfe, die er besoldete. So hielt sich der Servit B., seit 28. 11. 1598 Bischof von Scala bei Amalfi, kurzfristig in Salzburg auf. 30. 7. 1603 auch Bischof von Ravello; + 19. 1. 1617.

Patrizischer Abstammung aus den Judikarien; 1620 Erhebung in den landständischen Adel; Dr. iur. utr.; 1595 Pfarrer von Condino; seit 1604 Generalvikar in Trient; 1606 Prior von S. Maria di Campiglio; 1609 Domherr in Trient; 24. 10. 1611 Titularbischof von Gerapolis und Weihbischof in Trient; erhielt eine Pension von 300 Scudi aus der bischöflichen Mensa; sein Kanonikat und die anderen Benefizien durfte er beibehalten; 1613 erhob der Diözesanbischof Kardinal C. G. v. (—>) Ma­ druzzo in seiner Eigenschaft als päpstlicher Legat zum Reichstag in Augsburg B.s Pfarrei Condino zur Hauptpfarrkirche (Arcipretura); 1602 und 1610 war B. zur Visitatio ad limina in Rom. B. starb kurz nach dem 7. 9. 1630 zu Cavedine bei Trient, wohin er sich vor der Pest zurückgezogen hatte. B. hatte einen we­ sentlichen Anteil an der kirchlichen Erneue­ rung im Bistum Trient, vor allem auf dem Ge­ biet der Klerusreform. Da Madruzzo sich stän­ dig in Rom aufhielt und B. als Generalvikar über weitgehende Vollmachten verfügte, lei­ tete er faktisch zwei Jahrzehnte lang die Di­ özese, und zwar mit Hingabe und Klugheit.

Quellen und Literatur: J. Th. Zauner 52. - E Mar­ tin, Raitenau 293, Anm. 130. Franz Ortner

Berchinger (Perchinger), Erasmus (OFM) (+ 1483)

1482 1482-1483

Ep. tit. Salonensis Weihbischof in Freising

Franziskanerminorit; Lie. theol. und Profes­ sor der Theologie; 6. 11. 1482 Titularbischof von Salona und Weihbischof in Freising; 18. 11. 1482 Konsekration in Rom, S. Maria dell’Anima; Mitglied der dortigen Bruder­ schaft; t 26. 9. 1483. Literatur: J. Schlecht, Analecta 44f.

Literatur: S. Weber 130-135. Severino Vareschi

Egon Johannes Greipl

Berg

Berg, Marquard vom (1528-1591) 1575-1591

Bischof von Augsburg

Marquard vom Berg wurde 1528 als Sohn des Eitel Sigmund v. B. und dessen zweiter Ehe­ frau Katharina vom Stain, verwitweter von Westernach, zu Oepfingen bei Ehingen a. d. Donau geboren. Von seinen vier Brüdern ist Christoph (1530-79) seit 1570 als bischöfli­ cher Rat und Statthalter zu Dillingen nach­ weisbar. B. erhielt 1541 ein Kanonikat am Augsburger Dom und immatrikulierte sich im selben Jahr an der Universität Ingolstadt; 1544 wurde er dort zum Bacc., 1545 zum Mag. art. promoviert und zum Kanoniker am Dom zu Bamberg nominiert. Eine durch päpstliche Provision verliehene Domherrnpfründe in Mainz hatte er nur vorübergehend inne. Ab 1548 setzte er seine juristischen Stu­ dien in Padua und seit 1552 in Bologna fort, wurde dort 1553 Prokurator der deutschen Nation und 1554 Dr. jur. utr. Während dieser Zeit erlangte er Pfarrpfründen in Langweid (Diözese Augsburg) und Büchenbach (Di­ özese Bamberg). 1556 wurde er zum Domkel­ lerer, 1559 zum Dompropst, im selben Jahr nach Resignation auf die Propstei zum Dom­ dekan in Bamberg gewählt, ohne jedoch die Priesterweihe empfangen zu haben. Häufig vertrat er das Hochstift bei Reichstagen und beim Landsberger Bund. Als weitere Pfrün­ den erlangte B. 1559 die Propsteien bei St. Ja­ kob in Bamberg und an der Alten Kapelle in Regensburg. 1560 wurde er Oberpfarrer in Hallstadt am Main und Dompropst in Augs­ burg, 1565 Kommendherr in Forchheim und Domherr in Mainz, 1570 Oberpfarrer in Am­ lingstadt.

Noch zu Lebzeiten des erkrankten Augsbur­ ger Bischofs J. E. v. (—>) Knöringen favorisier­ ten das Domkapitel, die Wittelsbacher und die Dillinger Jesuiten verschiedene Kandida­ ten als Nachfolger, wobei B. wegen seiner Pfründenjägerei, seiner sittlichen Mängel und seiner liberalen Haltung den Vorstellungen der Kurie nicht entsprach. Dennoch wählte ihn das Domkapitel am 26. 7. 1575 einstim­ mig. Nach Erhalt der päpstlichen Konfirmati­ on vom 24. 9. 1575 ließ sich B. am 8. 12. 1575 in Dillingen durch den Augsburger Weihbi­ schof M. (—>) Dornvogel die Priesterweihe und am 15. 1. 1576 in der Dillinger Schloßka­ pelle auch die bischöfliche Konsekration spenden. B. übernahm von seinem Vorgänger als schwere Erblast den 5 %-Zinsstreit. Als Ver­ treter der wirtschaftlich denkenden Mehrheit gestattete er dem Diözesanklerus die Losspre­

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chung von Zinsnehmern und ließ den Haupt­ verfechter des Zins Verbotes, den Dillinger Professor Caspar Haywood, nach Ingolstadt versetzen. Zugleich kürzte er die bischöfli­ chen Unterhaltsleistungen an das Dillinger Kolleg um 600 Gulden. Das führte zu schwe­ ren Differenzen mit den Jesuiten, die sich hil­ fesuchend an den Papst wandten. Nachdem aber ein weiterer strittiger Punkt, die Errich­ tung einer Jesuitenniederlassung bei Heilig Kreuz in Augsburg, durch großzügige Grund­ stücksschenkungen der Fugger an den Orden 1580 gelöst worden war, entspannte sich das Verhältnis zwischen B. und der Gesellschaft Jesu. Zwar urteilte Kardinallegat G. L. v. (—>) Madruzzo, der B. auf dem Augsburger Reichs­ tag 1582 begegnete, wohl aufgrund negativer Informationen von Seiten der Jesuiten, sehr schlecht über B., doch begünstigte dieser in der Folgezeit das Dillinger Kolleg. Er zahlte wiederum den zeitweise gestrichenen Zu­ schuß, förderte den Katechismusunterricht der Jesuiten und gestattete ihnen 1590 die Abhaltung einer Volksmission in Schwaben. Vielleicht erst spät erkannte B. die Bedeutung der Gesellschaft für die Reform. Seit Jahren kränklich, betrieb er selbst die Erneuerung nur halbherzig, wie ihm Vertreter der Kurie wiederholt vorwarfen. Vor allem hatte er mit dem Widerstand der Mehrheit des Domkapi­ tels zu kämpfen, die nicht bereit war, den For­ derungen des Konzils von Trient nachzukom­ men. Gleiches galt für zahlreiche Bistumsklö­ ster. Daher stützte er 1577 im Chorherrenstift Wettenhausen den neuen Propst gegen den rebellierenden Konvent, griff 1584 in Otto­ beuren, allerdings weniger aus kirchlichen als aus politischen Gründen, in die Wahl des Abtes ein und ließ 1590 die Benediktinerabteien in Irsee, Elchingen und Neresheim vi­ sitieren. Besonderes Augenmerk widmete B. seinem Seelsorgeklerus, dessen Neupriester­ zahl in seiner Amtszeit im Jahresdurchschnitt 35 betrug. Allerdings ließen Ausbildung und priesterliche Lebensart noch viel zu wün­ schen übrig. Wiederholt erließ B. Mandate ge­ gen den Konkubinat und gegen eine zu welt­ liche Lebenshaltung, desgleichen Verordnun­ gen zur pfarramtlichen Führung. Besonders lag ihm die katechetische Unterweisung am Herzen. Er schärfte die sonntägliche Predigt und Christenlehre ein und ließ den Katechis­ mus des P. (—>) Canisius in deutscher und la­ teinischer Sprache veröffentlichen. 1580 er­ schienen in Dillingen ein neues Rituale, 1584 zum letzten Mal das Augsburger Diözesanbre­ vier und 1589 ein „Catholisches Gesangbüch­ lein für die gemeynen Leyen“. Nicht zustan­ de kam die 1577 geplante Diözesansynode, und bei der pflichtmäßigen Visitatio ad Limi­

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Berg - Berghes

na 1589 ließ sich B. durch seinen Weihbi­ schof S. (—>) Breuning vertreten.

eremiten in München; □ München, Augusti­ nerkirche.

B. übernahm von seinem Vorvorgänger O. (—>) Truchseß von Waldburg eine Schuldenlast von 200 000 Goldgulden, die er durch Spar­ samkeit, bescheidene Hofhaltung und geringe Bautätigkeit erheblich verminderte. Den Be­ sitzstand des Hochstifts erhielt er unversehrt. Auseinandersetzungen mit den Erzherzogen von Österreich, den Herzögen von Bayern und den Fuggern behob er durchweg fried­ lich, desgleichen Meinungsverschiedenhei­ ten mit dem Domkapitel. Langwieriger waren Konflikte mit den Benediktinerabteien St. Ul­ rich und Afra in Augsburg und Ottobeuren, die sich der Oberhoheit des Bischofs entzie­ hen wollten. Diesbezügliche Prozesse ende­ ten nach dem Tod B.s mit der Anerkennung der Reichsunmittelbarkeit der Stifte. Die be­ sondere Zuwendung B.s galt der Gemeinde Sonthofen, der er 1579 die Bestätigung der Marktgerechtigkeit beim Kaiser vermittelte, 1589 zur Errichtung eines Leprosenhauses 5 000 Gulden schenkte und deren Siechenhaus und Spital er 1590 testamentarisch mit einem Legat bedachte.

Literatur: E A. Sinnacher V, 5, 165. - C. Meichelbeck-A. Baumgärtner 587. - A. Kunzelmann III, 246, 251, 268f. - A. Trenkwalder, Der AugustinerEremit Johannes Perger als Weihbischof von Brixen, in: Schiern 64 (1990) 100-107.

Anfang August 1590 erkrankte B., der mehr­ fach Bad Liebenzell aufgesucht hatte, an ei­ nem „Katarrh“, der sich kaum besserte. Am 29. 1. 1591 starb er in seiner Residenz zu Dil­ lingen. Beigesetzt wurde er in der dortigen Schloßkapelle St. Johannes Baptista. Ein Rot­ marmorepitaph des Augsburger Bildhauers Paulus Mair erinnert an ihn. Literatur: O. Bucher, in: ZBLG 20 (1957) 1-52. Ders., in: Lebensbilder Schwaben 7 (1959) 174-182. - E Zoepfl II, 561-695. - A. Layer 208f. - A. Schmid. - KDB Augsburg, Reg. Peter Rummel

Berger (Perger), Johannes (OESA) (+ 1481) 1475 seit 1475 1478-1481

Ep. tit. Bellinensis Weihbischof in Freising Weihbischof in Brixen

1454 Augustinereremit in München; sein Bruder Mag. Georg B. war Pfarrer bei Mün­ chen; 1471 Prior; angesehener Prediger; 1473 Lektor der Theologie; 1475 Titularbischof von Beilinas und Weihbischof in Freising; 1478 Konsekration durch den Freisinger Bischof S. v. (—>) Tannberg; bischöfliche Handlungen in Brixen ab 1478 bezeugt; hatte eine jährliche Pension von 40 fl.; der Brixner Bischof G. (—>) Golser versprach ihm ein Jahresgehalt von 100 fl.; + 26. 5. 1481 Kloster der Augustiner­

Josef Gelmi

Berghes, Corneille de (um 1500 - um 1560) 1530-1538 1538-1544

Koadjutor des Bischofs von Lüt­ tich Bischof von Lüttich

Corneille de Berghes wurde um 1500 in Bergen-op-Zoom als Sohn des Corneille de Glymes, gen. de B., und der Marie Madeleine de Stryen de Zevenbergen geboren. Sein Vater war Mundschenk Kaiser Maximilians I. und Berater der Statthalterin der Niederlande, Margarete von Österreich. Seine Familie stammte von den Herzögen von Brabant ab. Ein Onkel von B. war Statthalter von Namur, ein anderer Bischof von Cambrai. Zwei seiner Brüder traten ebenfalls in kaiserliche Dienste. B. wurde früh zum geistlichen Stand be­ stimmt und bescheiden mit kirchlichen Pfründen ausgestattet. Neben der Pfarre Neerpelt besaß er ein Kanonikat an Saint-Paul zu Lüttich. 1519 nahm das Lütticher Domkapitel ihn in seine Reihen auf. Zwischen 1522 und 1525 war er zudem Propst von Saint-Pierre zu Lille.

In Anwendung der Verträge von St. Truiden (1518) war Kaiser Karl V. bestrebt, dem Lütti­ cher Bischof Kardinal E. v. d. (—►) Mark einen dem Hause Habsburg genehmen Koadjutor zu geben. Nachdem die Bemühungen v. d. Marks, dieses Amt einem Mitglied seiner Fa­ milie zu verschaffen, gescheitert waren und ein von Karl V. in Vorschlag gebrachter spani­ scher Kandidat keine Zustimmung gefunden hatte, einigten sich beide Parteien auf B., mit dem am 21. 5. 1522 in Brügge ein entspre­ chendes Abkommen geschlossen wurde. Am 29. 6. stimmte das Lütticher Domkapitel die­ ser Vereinbarung zu. Es wurde nie eindeutig geklärt, wieso des Kaisers Wahl auf B. gefallen war. Sie hing vielleicht mit den zahlreichen Verdiensten zusammen, die sich die B. erworben hatten. Der Erwählte war ein introvertierter, nerven­ kranker Mann von schwacher Konstitution, der aus seiner Abneigung gegen das Priesterund Bischofsamt kein Hehl machte. Die neue

Berghes Statthalterin der Niederlande, Maria von Un­ garn, hielt ihn für unfähig.

Die päpstliche Bestätigung von B. erfolgte erst am 9. 2. 1530 während der Krönungsfei­ erlichkeiten in Bologna. P. Harsin äußert die Vermutung, daß diese ungewöhnliche Verzö­ gerung auf den Widerstand der französischen Partei im Kardinalskollegium zurückzufüh­ ren war. Die entsprechende Bulle wurde am 21. 2. 1530 ausgestellt.

Da 1521 vereinbart worden war, daß der Ko­ adjutor zu Lebzeiten v. d. Marks in keiner Weise an der Verwaltung des Bistums und des Stifts beteiligt werde, kam B. während dieser Zeit nur ein einziges Mal nach Lüttich. Am 21. 4. 1530 leistete er dort den vorge­ schriebenen Eid als Koadjutor. Im allgemei­ nen residierte er in einer von seiner Schwe­ ster geleiteten Abtei unweit von Brüssel. Mehrmals bat er in der Folge um Entpflich­ tung von seinem Amt. Doch wurden die von verschiedener Seite in Vorschlag gebrachten Ersatzkandidaten entweder durch v. d. Mark oder vom Domkapitel abgelehnt. Bemühun­ gen des Bischofs, seinen Vetter Wilhelm v. d. Mark-Lummen als Koadjutor durchzusetzen, wurden durch dessen Tod am 16. 2. 1538 zu­ nichte gemacht. Noch am gleichen Tag sandte das Domkapitel eine Abordnung zu B. Aus der Korrespondenz Marias von Ungarn geht hervor, daß B. auf seinen schlechten Gesund­ heitszustand hinwies, den Empfang der Wei­ hen verweigerte und zur Annahme der bi­ schöflichen Würde erst bereit war, als man ihm zusicherte, noch im Laufe des Jahres ei­ nen Nachfolger zu bestellen. Am 1. 3. 1538 beschwor er vor dem Domkapitel die Landes­ verfassung und versprach, ohne Zustimmung der Domherren weder auf sein Amt zu ver­ zichten noch einen Koadjutor zu benennen. Bereits am 15. 3. reiste er von Lüttich ab und zog sich auf Schloß Curringen zurück, wo er in einen Hungerstreik trat, um seiner Forde­ rung Nachdruck zu verleihen. Es bedurfte der ganzen Überredungskunst seiner Umgebung, ihn zum feierlichen Einzug in Lüttich zu be­ wegen, der schließlich am 16. 6. vollzogen wurde. Zwei Tage später trat die Ständever­ sammlung erstmals im Beisein von B. zusam­ men. Sie beschloß u. a. die strikte Anwen­ dung der Gesetze gegen die Lutheraner und Wiedertäufer.

Im Laufe der folgenden Monate gewöhnte sich B., der meist auf den Besitzungen seiner Familie residierte, an sein Amt, dessen La­ sten er zwar nicht zu tragen bereit war, des­ sen materielle Vorteile er aber durchaus schätzte. Es war demnach nicht erstaunlich,

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daß er den Bemühungen um Bestellung eines Koadjutors nunmehr Widerstand entgegen­ setzte. Dieser wurde erst durch energische Vorhaltungen Karls V. gebrochen. Am 3. 1. 1541 postulierte das Domkapitel (—>) Georg von Österreich, einen Onkel des Kaisers, der bereits das Erzbistum Valencia innehatte,

zum Koadjutor. Die päpstliche Verleihung er­ folgte am 23. 2. Auf dem Weg von Spanien nach Lüttich wurde Georg in Lyon festgenom­ men und blieb fast zwei Jahre in französi­ scher Gefangenschaft. Karl V. konnte ihn schließlich gegen ein hohes Lösegeld freikau­ fen. Im Mai 1543 trafen B. und sein Koadjutor erstmals in Brüssel zusammen. Eine Einigung über die Modalitäten der Amtsübergabe kam am 2. 1. 1544 zustande. Gegen Zahlung einer Summe von 60 000 Gulden versprach B., zum 24. 6. auf sein Bistum zu verzichten. Da der Hl. Stuhl dieser Vereinbarung nicht zustim­ men wollte, erklärte sich B. auf Drängen des Koadjutors zum „einfachen“ Verzicht bereit. Über die Höhe der ausgezahlten Abfindung ist nichts Genaues bekannt geworden. Auch der weitere Lebenslauf von B. bleibt weitge­ hend im dunkeln. Glaubwürdig erscheint der Hinweis, daß er erst 1560 auf seinen Besit­ zungen verstorben sei.

In der Geschichte des Bistums hat B. kaum Spuren hinterlassen. Sowohl im Krieg zwi­ schen Karl V. und Franz I. von Frankreich als auch in den Auseinandersetzungen zwischen

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Berghes

dem habsburgischen Brabant und Geldern stand er, getreu der Abmachung von 1518, im kaiserlichen Lager. Angesichts seiner Entschlußlosigkeit sah sich die Statthalterin der Niederlande jedoch gezwungen, persönlich für die Verteidigung des Bistums Sorge zu tra­ gen. Eine Verschwörung mit dem Ziel, Lüt­ tich den Franzosen in die Hände zu spielen, konnte rechtzeitig aufgedeckt werden. Die Hauptverantwortlichen dieses Komplottes wurden hingerichtet.

Im geistlichen Bereich wurde unter B. der Kampf gegen die Reformation fortgesetzt. B. bekräftigte das Verbot reformatorischer Schriften und ernannte neue Inquisitoren. Die Durchführung der Maßnahmen gegen Lu­ theraner und Wiedertäufer war vor allem das Werk der Domherren Dirk Hezius und G. v. (—0 Groesbeek. Literatur: J. Daris, Liege XVIe siede 123-142. - H. Pirenne III. - L.-E. Halkin, La coadjutorerie des princes-eveques de Liege au XVIe siede, in: RBPH 7 (1928) 1397-1414. - J. Paquay 14. - L.-E. Halkin, in: DHGE 8 (1935) 457-459. - Ders., L’election du prince-eveque de Liege, Corneille de Berghes, in: Chronique archeologique du pays de Liege 27 (Lieges 1936) 61-74. - L.-E. Halkin. - P. Harsin, Etudes cri­ tiques III. Alfred Minke

Berghes, Robert de (1530-1565) 1554-1557 1557-1564

Koadjutor des Bischofs von Lüt­ tich Bischof von Lüttich

Robert de Berghes wurde 1530 als zweiter Sohn des Antoine de Glymes, Herrn von Bergen-op-Zoom, und der Jacqueline de Croy, ei­ ner Tochter des Heinrich, Grafen von Porcean und Herrn von Aarschot, geboren. 1533 erhob Kaiser Karl V. seinen Vater zum Grafen von Walhain und im Mai des gleichen Jahres zum Marquis de B. Der Großvater von B. war kai­ serlicher Kammerherr und Statthalter der Provinz Namur, sein Vater Statthalter der Pro­ vinz Luxemburg. Auch sein Bruder Jean trat in habsburgische Dienste. Er wurde Kammer­ herr König Philipps II. von Spanien, Oberjä­ germeister von Brabant, Statthalter des Hen­ negaus und von Cambrai, Hauptamtmann des Hennegaus und schließlich Statthalter von Valenciennes.

Ein Vetter von B., der Lütticher Bischof C. d. (—>) Berghes, verschaffte ihm bereits 1538 ei­ nen Sitz im dortigen Domkapitel. Wahr­ scheinlich 1539 wurde B. Kleriker, und im darauffolgenden Jahr erhielt er den Titel eines

Apostolischen Protonotars. Seine Erziehung übernahmen Hauslehrer. Der Versuch C. d. Berghes’, ihn zu seinem Koadjutor zu ma­ chen, scheiterte am jugendlichen Alter des Kandidaten, der 1541 mit der Propstei St. Pe­ ter in Cassel (Flandern) bedacht wurde. Wäh­ rend der Gefangenschaft des Lütticher Koad­ jutors (—►) Georg von Österreich in Frankreich kam er erneut für die Nachfolge seines Vetters in Betracht. Nachdem Georg von Österreich das Bistum Lüttich übernommen hatte, drängte Karl V. auf rasche Bestellung eines Koadjutors. Der 1549 von der Statthalterin der Niederlande vorgeschlagene bischöfliche Kanzler Guil­ laume de Poitiers fand jedoch im Domkapitel keine Mehrheit. Am 18. 12. 1549 wählte der Kaiser aus einer ihm vom Domkapitel vorge­ legten Liste von fünf Kandidaten B. aus. Das Domkapitel bestätigte dies am 25. 8. 1550. Vielleicht wegen des jugendlichen Alters des Gewählten, der noch an der Universität Lö­ wen studierte, erfolgte die päpstliche Bestäti­ gung erst am 25. 6. 1554. 1550 hatte B. noch die Propstei St. Salvator - oder Oudmunster in Utrecht erhalten. Im September 1556 verschlechterte sich der Gesundheitszustand Georgs von Österreich zusehends. Daraufhin übernahm das Domka­ pitel die Regierung und bat B., nach Lüttich zu kommen. Es bedurfte allerdings des ener­ gischen Eingreifens Philipps II., um B. zum Abbruch seines Studiums und zur Über­ nahme seiner Verantwortung zu bewegen. Nach vierzehntägigem Aufenthalt in Lüttich kehrte er wieder nach Löwen zurück. Die nun immer häufiger wiederkehrenden epilepti­ schen Anfälle Georgs machten seit März 1557 die Anwesenheit von B. in Lüttich unum­ gänglich. Die im Namen Georgs ausgestellten Schriftstücke tragen seitdem ausnahmslos die Unterschrift von B., doch nahm dieser keinen direkten Einfluß auf die Regierungsgeschäfte. Am 5. 5. 1557, nur einen Tag nach dem Tod Georgs, wurde B. ohne Einspruch als dessen Nachfolger proklamiert und von der Bevölke­ rung enthusiastisch gefeiert. Wegen einer dro­ henden Hungersnot verschob er seinen feier­ lichen Einzug. Um den 12. 11. 1557 empfing er in Curringen die Priesterweihe. Seine erste Messe las er in der Abtei Herkenrode. Die Bi­ schofskonsekration folgte am 28. 11. im Bei­ sein der Bischöfe von Arras, Cambrai, Tournai und Utrecht. Am 12. 12. zog B. unter gro­ ßer Prachtentfaltung in Lüttich ein. Die Übergriffe der spanischen Garnisonen be­ lasteten das Bündnis der habsburgischen Nie­ derlande mit Lüttich schwer. Mehrfach

Berghes wandte sich B. mit Beschwerden an Philipp II. Zur Wahrung der Lütticher Interessen ent­ sandte er 1558 eine Abordnung zu den spa­ nisch-französischen Friedensverhandlungen. Der 1559 geschlossene Frieden von CateauCambresis verpflichtete Frankreich, dem Bi­ schof die im Laufe des Krieges eroberten Städte und Dörfer zurückzuerstatten.

Die von Philipp II. beschlossene und von Papst Paul IV. 1559 durch die Bulle Super Universas gutgeheißene Neuordnung der nie­ derländischen Bistümer führte zu einer wei­ teren tiefen Verstimmung. Ohne vorherige Ankündigung mußte nämlich Lüttich mehre­ re hundert Pfarreien an die neugeschaffenen Diözesen Roermond, ’s-Hertogenbosch, Na­ mur, Mecheln und Antwerpen abtreten. B. er­ hob zwar im Verein mit dem Kölner Metropo­ liten und den übrigen Bischöfen der Kirchen­ provinz bei Papst und Kaiser Einspruch, sah aber rasch die Zwecklosigkeit seiner Bemü­ hungen ein. Schließlich versuchte er, politi­ sche Entschädigungen und zusätzliche Privi­ legien für Lüttich zu erhalten. Letztere wur­ den tatsächlich 1560 erteilt und gestatteten u. a. die Gründung einer Universität, zu der es allerdings nicht kam. Trotz seines Eintretens für die Lütticher Belange beschuldigte ein Teil der Bevölkerung B. aufgrund seiner nie­ derländischen Abstammung, der Entschei­ dung Philipps II. Vorschub geleistet zu ha­ ben.

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Unter B. drang die Reformation wieder stark in Diözese und Hochstift ein. Daher rief der Bischof zu einer strengen Bestrafung der Neu­ gläubigen auf. Zu diesem Zweck bewilligten die Stände erhebliche Geldmittel. Es kam zu einigen Hinrichtungen. Mit dem Domkapitel war B. um eine bessere religiöse Unterwei­ sung bemüht. Eine im Mai 1561 ausgebro­ chene Erkrankung lähmte ihn jedoch schnell. Im Oktober des gleichen Jahres mehrten sich die Anfälle, und schließlich verfiel er in gei­ stige Umnachtung. Am 2. 1. 1562 bestimmte das Domkapitel vier seiner Mitglieder, darun­ ter den Dekan G. v. (—>) Groesbeek, zu Mitre­ genten. 1562 wurden alle bis dahin ergange­ nen Bestimmungen gegen die Reformation zusammengefaßt und eingeschärft. Dies rief den Protest der Stände und der Bürgermeister von Lüttich hervor, deren Meinung nicht ein­ geholt worden war. Mehrere Lütticher Prote­ stanten baten darum, gemäß den Bestimmun­ gen des Augsburger Religionsfriedens leben zu dürfen, doch war dessen Veröffentlichung im Bistum unterblieben. Das Vorhaben, in Lüttich ein von Jesuiten geleitetes Seminar zu gründen, mißlang. Doch eröffnete der Orden 1563 ein Kolleg in Dinant. Mit Rücksicht auf das Domkapitel wurde von der Veröffentli­ chung der 1564 in Lüttich eingetroffenen De­ krete des Konzils von Trient abgesehen.

Am 1. 5. 1562 bezeichneten die Domherren Groesbeek als alleinigen Regenten des Stiftes. In der Folgezeit waren sie bemüht, B., dessen Belange sein Bruder Jean zäh verteidigte, zum Rücktritt zu bewegen. Am 6. 3. 1563 bestimm­ ten sie Groesbeek mehrheitlich zum Nachfol­ ger von B. Dieser erkannte die Wahl zunächst an, stellte dann aber weitere Bedingungen. Am 7. 1. 1564 ermächtigte Papst Paul IV. das Domkapitel, sich über den Willen des Bi­ schofs hinwegzusetzen. Daraufhin wurde die Wahl am 18. 2. wiederholt. Nun verzichtete B., gegen Zusicherung einer Pension, am 11. 4. 1564 auf sein Amt. Noch am gleichen Tag bekräftigte das Domkapitel einstimmig die Neuwahl. B. zog sich auf den Familienbesitz in Bergen-op-Zoom zurück. Dort starb er am 27. 1. 1565. Er galt als gebildet und fromm. Gelegentlich gegen ihn erhobene Vorwürfe auf sittlichem Gebiet scheinen verleumde­ risch gewesen zu sein. Der Arzt Gilbert Fusch, für dessen Arbeiten B. viel Interesse zeigte, widmete ihm 1559 seine Abhandlung über die Quellen im Ardennerwald, die den Ruf von Bad Spa begründete. Literatur: J. Daris, Liege XVIe siede 185-257. - H. Pirenne III/IV. - C. Tihon, La principaute et le dio­ cese de Liege sous Robert de Berghes (1557-1564) (Lüttich 1923). - E Willocx, L’introduction des de-

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Berghes - Berka

crets du Concile de Trente dans les Pays-Bas et la Principaute de Liege (Löwen 1929). - J. Paquay 14. - L.-E. Halkin, in: DHGE 8 (1935) 470f. - M. Dierickx. - P. Harsin, Etudes critiques III. Alfred Minke

Berka von Duba und Leipa, Zbynko (Zbynek Berka z Dube a Lipe) (1551-1606)

1582-1587 1593-1606 1606

Administrator des Bistums Re­ gensburg Erzbischof von Prag Ernannter Kardinal

Zbynko Berka von Duba stammte aus einer al­ ten böhmisch-mährischen Hochadelsfamilie katholischer Konfession, deren Mitglieder in verschiedenen königlichen Ämtern schon un­ ter Ferdinand I. tätig waren. Er wurde 1551 in Drevenice bei Jicm geboren. Sein Vater Zde­ nek Berka von Duba auf Drevenice (t 1572) war Oberstlandrichter von Böhmen und stand überdies in Diensten Herzog Wilhelms von Bayern. Auch B.s Mutter Katharina von Haugwitz und Biskupitz gehörte einer tradi­ tionell katholischen böhmischen Adelsfami­ lie an. Seine Brüder stiegen in den 90er Jah­ ren zu obersten Landesämtern in Böhmen und Mähren auf. B. erhielt seine Schulbil­ dung bei den Jesuiten in Prag und Olmütz und absolvierte das theologische Lizentiat in Krakau. 1574 empfing er durch den Prager Erzbischof die Priesterweihe. Ob er in Ingol­ stadt, Dillingen oder Krakau zum Dr. theol. promoviert wurde, bleibt ungewiß. Er kumu­ lierte zahlreiche Kanonikate, so in Salzburg, Prag (1577), Altbunzlau, wurde Propst der Kapitel in Wyschehrad (1574), Olmütz (1577), Altötting (1581), Regensburg (1582) und Leitmeritz (1587). 1578 ernannte Gregor XIII. ihn zum Geheimkämmerer und dann zum Apo­ stolischen Protonotar. 1582 wurde B. Admini­ strator des Bistums Regensburg für den un­ mündigen (—>) Philipp Wilhelm von Bayern. Schließlich residierte er als Propst von Wy­ schehrad, dessen Kirche er auf eigene Kosten erneuern ließ. Nach dem Tod des Prager Erzbischofs M. (—>) Medek am 2. 2. 1590 entschloß sich Kaiser Rudolf II. trotz Drängens der Nuntien erst am 14. 12. 1592 zur Nomination B.s als Nachfol­ ger. Der Grund dafür lag in der Konkurrenz von vier Gegenkandidaten, darunter des Lai­ en und Präsidenten des Appellationsgerichts Christoph Popel von Lobkowitz sowie des Strahover Abtes J. (—>) Lohel. Nach der Nomi­ nation mußten die Kreuzherren B. für ihr Großmeister-Benefizium postulieren; die tat­

sächliche Funktion des Großmeisters übte seither ein Generalprior aus. Auch die päpst­ liche Bestätigung B.s begegnete Schwierigkei­ ten, da dieser einträgliche Pfründen behalten wollte und da er vor Nuntius Cesare Spacciano einen Widerruf leisten sollte wegen angeb­ licher Zugehörigkeit zum Utraquismus in der Jugend. Die Spannungen zum Nuntius, des­ sen Kandidat er nicht gewesen war und der ihn wegen ungeistlichen Lebens für ungeeig­ net hielt, dauerten bis 1598. Die Konfirmation erfolgte jedoch am 21. 6. 1593 zusammen mit der Dispens für die Beibehaltung des Kanonikats von Salzburg. Das Pallium erhielt B. am 5. 7. 1593. Die Bischofsweihe erteilte ihm Spacciano wegen zeitweiliger Abwesenheit erst am 10. 10. 1593. Die Tatsache, daß nun eine Generation ent­ schieden katholischer Barone herangewach­ sen war, die sich für das Amt des Erzbischofs eigneten, deutet die religionspolitische Wen­ de um 1600 in Böhmen an; sie wurde auf po­ litischer Seite vor allem von Oberstkanzler Zdenek Adalbert Popel von Lobkowitz (seit 1599) angeführt, dessen Neffe B. war. Bereits zuvor besaß dieser über seine Brüder beste Verbindungen zur böhmischen und mähri­ schen Landesregierung. Er stand in gutem Einvernehmen mit dem gegenreformatorisch aktiven Olmützer Bischof F. S. v. (—>) Die­ trichstein sowie mit dem einflußreichen kai­ serlichen Rat und Wiener Bischof M. (—>) Klesl, dessen Rat er schon zu Beginn seines Episkopats suchte. Er genoß auch das Ver­ trauen Rudolfs II., für den er verschiedentlich als kaiserlicher Kommissar tätig war und der ihn 1578 und 1598 für die Olmützer Bischofs­ wahl vergeblich als Kandidaten benannte. Um die katholische Führung der böhmischen Kirchenpolitik zusammenzufassen und auf die kuriale Linie festzulegen, hatte sich B. vor der päpstlichen Konfirmation verpflichten müssen, in wichtigen Fällen in Übereinstim­ mung mit dem Nuntius und dem Jesuitenpro­ vinzial zu handeln. Damit verließ er die ver­ ständigungsbereite, irenische Haltung seiner Vorgänger, die mit Befürwortung von Laien­ kelch und muttersprachlicher Liturgie eine gewisse landeskirchliche Eigenständigkeit vertreten hatten. Erst mit Nuntius Filippo Spinelli ergab sich ein gutes Einvernehmen im gegenreformatorischen Vorgehen seit 1599. Trotz seiner politisch gestärkten Posi­ tion gelang es B. aber noch nicht, seine Metro­ politangewalt über Olmütz zu festigen.

Mehrere Pläne zur Rekatholisierung, die B. zu Beginn seiner Amtszeit anforderte oder vorlegte, zielten auf Stärkung der erzbischöf-

Berka

lichen Gewalt durch Unterordnung der Utra­ quisten, Einsetzung aller Geistlichen durch den Erzbischof in königlichen Städten und Herrschaften, katholische Aufsicht über Uni­ versität und Schulen, erzbischöfliche Bücher­ zensur, Übergabe von drei Prager Pfarreien an die Katholiken, schließlich auf ein Vorgehen gegen Calvinisten und Böhmische Brüder. Wenn dieser Plan - abgesehen vom Zensurrecht, das B. 1593 erhielt - auch noch nicht realisierbar war, so schritt der Erzbischof doch von Anfang an gegen die Besetzung ka­ tholischer Pfarreien mit evangelischen Geist­ lichen ein, erhielt bei seinen Interventionen in der königlichen Kammer aber wenig Unter­ stützung, solange die Landesregierung bis 1599 noch von Nichtkatholiken angeführt wurde. Es gelang ihm jedoch, wenigstens die Alt-Utraquisten und ihr Konsistorium seiner Jurisdiktion zu unterstellen. Schon in der Zeit der Vakanz hatte der Nuntius den 1590 eingesetzten, vom Konsistorium aber 1592 wegen seiner Amts- und Lebensführung mit Absetzung bedrohten Administrator Fabian Rezek mit weiteren 49 utraquistischen Geist­ lichen 1593 zum schriftlich erklärten Über­ tritt zur katholischen Kirche und zum Ver­ zicht auf alle utraquistischen Besonderheiten bewogen. Nach einem persönlichen Widerruf mit Obödienzversprechen Rezeks in Rom wurden die Geistlichen im Amt bestätigt. Die folgende Neubesetzung des utraquistischen Konsistoriums erfolgte sodann auf Vorschlag B.s, der in diesen Jahren auch einige utraqui­ stische Priesterkandidaten weihte, sofern sie die tridentinische Professio fidei ablegten. Das Prager utraquistische Emmaus-Kloster übergab B. 1596 einem Abt, der katholischer Benediktiner geworden war. Nachdem ihm Rudolf II. schon 1594 das königliche Kollaturrecht übertragen hatte, führte B. im folgenden Jahr eine Bistumsvisitation durch und besetz­ te danach in zunehmendem Maße, besonders um 1600, utraquistische Pfarreien der königli­ chen Güter mit katholischen Geistlichen. Als Grundlage dafür ließ er in einem „Catalogus apostatarum“ alle Geistlichen verzeichnen, die sich auf utraquistischen Pfarreien nicht dem Erzbischof unterstellten. Schon 1597 be­ richtete er dem Kaiser über Erfolge der Rekatholisierung. Dieser übertrug dem Erzbischof am 15. 4. 1602 die volle geistliche Gewalt auf den kaiserlichen Gütern. Vor allem nahm B. das kaiserliche Mandat gegen die Böhmi­ schen Brüder (1602) zum Anlaß, die Aufsicht über die Utraquisten zu intensivieren, abwei­ chende öffentliche Religionsausübung einzu­ schränken und die Kollatoren zu bewegen, evangelische Geistliche von den Pfarreien fernzuhalten. Als zur selben Zeit der Baron

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Jaroslav Borita von Martinitz die Rekatholisierung seiner Güter unter Strafandrohung durchführte, beauftragte der Kaiser B., auf den königlichen Herrschaften ebenso zu ver­ fahren. Nachdem ihm der Kaiser 1599 noch einmal die Bücherzensur übertragen hatte, verlangte B. nach der Diözesansynode von 1605, die die Zensurbestimmungen ver­ schärfte, nicht nur von den utraquistischen Geistlichen, Universitätsmitgliedern und Lehrern, sondern auch von den Buchhänd­ lern und Druckern den Eid auf die Trienter Konzilsbeschlüsse.

Auch um die innere katholische Erneuerung bemühte B. sich bereits 1595 auf seiner Visi­ tationsreise durch Böhmen. Das katholische Konsistorium, das er gleich zu Beginn seiner Amtszeit ergänzte, vor allem sein Offizial Ge­ org Barthold Pontanus von Breitenberg, der zumindest um 1606 auch Generalvikar war, schließlich der Abt des Klosters Strahov und Generalvisitator der Prämonstratenser, J. (—►) Lohel, waren ihm bedeutende Helfer bei die­ ser Aufsicht, die insbesondere auch die für die Erneuerung entscheidenden Klöster be­ traf. Zusammen mit kaiserlichen Kommissa­ ren setzte er zur Klosterreform geeignete Äbte auch gegen den Willen des Nuntius und der Mönche durch (Abt Wolfgang Seiender in Braunau); er mahnte zu regeltreuem Leben und förderte die Jesuiten, denen er das Augu­ stinerkloster in Glatz übergab. 1599 führte er die Kapuziner in Böhmen ein, denen er mit

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Berka - Berkmeier

Unterstützung von Adligen ein Kloster auf dem Prager Hradschin errichtete. Im politi­ schen Aufschwung der Gegenreformation, als zu Beginn des 17. Jh.s die obersten Landes­ ämter in katholischer Hand waren, erhielt B. für sich und seine Nachfolger am 15. 6. 1603 vom Kaiser den Reichsfürstentitel. Er brachte ihm eine bedeutende politische Prestigestei­ gerung unter den böhmischen Ständen. In dieser Situation konnte B. es auch wagen, die erste regelrechte Diözesansynode zur Publi­ kation und Durchführung der Trienter De­ krete abzuhalten. Er berief sie vom 28. bis 30. 9. 1605 nach Prag ein. Die Vorbereitungskom­ mission wurde von Georg Barthold Pontanus von Breitenberg geleitet. Neben den Pröpsten, Äbten, Kanonikern und Prälaten erschienen über 200 katholische Geistliche. Angesichts des von B. kritisierten Niedergangs der Reli­ giosität des Klerus enthielten die publizierten Synodenbeschlüsse auch Maßnahmen zur theologischen Bildung in den Klöstern, da ein Priesterseminar noch nicht zu realisieren war. Neben dem Ausbau der erzbischöflichen Residenz erweiterte er auch deren Bibliothek. Papst Paul V. ernannte ihn schließlich noch zum Kardinal; B. starb jedoch vor der Promul­ gation am 7. 3. 1606 in Prag und wurde in der Familiengruft in der Dreifaltigkeitskapelle der Kathedrale beigesetzt. Literatur: A. Frind, Bischöfe 192-195. - K. Borovy 302-307. - OSN 3 (1890) 818f. - Z. Winter 188 f„ 204 u. ö. - E Vacek, Diecesni synoda prazskä z roku 1605 [Die Prager Diözesansynode von 1605], in: Sbornik historickeho kronzku 5 (Praha 1896) 25-44. - V. V. Tomek XII. - A. Podlaha, Z prvych let cinnosti arcibiskupa prazskeho Zbynka Berky z Dube [Aus den ersten Jahren des Wirkens des Prager Erz­ bischofs Zbynko Berka von Duba], in: Sbornik histo­ rickeho krouzku [Sammelschrift des historischen Zirkels] 6 (Praha 1905) 1-5, 108-113. - F. Hrejsa, Ceskä konfesse. - K. Stloukal. - J. Matousek, Kurie a boj o konsistof pod oboji za administratora Rezka [Die Kurie und der Kampf um das utraquistische Konsistorium unter Administrator Rezek], in: CCH 37 (1931) 16-41, 252-292. - Catalogus Pragensis XVf. - E Kop-V. Bartünek-A. Novotny 70 (Lit.). - J. Kettner 172. - Prazske arcibiskupstvi 313f. Winfried Eberhard

Berkmeier, Heinrich (+ 1524)

1511-1524

Bischof von Ratzeburg

Heinrich Berkmeier entstammte einer bürger­ lichen Hamburger Familie. Vor seiner Wahl zum Bischof stand er 24 Jahre lang im Dienst der Herzöge Johann und Magnus von Sach­ sen-Lauenburg, angeblich zunächst als Stu­ benheizer, dann als Kammerschreiber,

schließlich als Substitut der Kanzlei, Sekretär und endlich als Kanzler. Mit Unterstützung des Herzogs studierte er seit 1483 an der Uni­ versität Rostock. Im Wintersemester 1484/85 war er dort Bakkalaureus. Nach der Umwand­ lung des Ratzeburger Prämonstratenserstiftes in ein Säkularstift unter Bischof J. (—>) Par­ kentin 1504 bewarb B. sich um ein Kanonikat als Domherr, das er auf Vermittlung des Her­ zogs auch erhielt. 1506 war er Inhaber des Lauenburger Archidiakonates und eines Benefiziums in der Kapelle zu Glüsing.

Am 28. 1. 1511 wurde B. zum Bischof von Ratzeburg gewählt. Am Tage vor der Wahl hatte sich das Kapitel auf die Wahlkapitula­ tion verständigt, die vor allem seine Rechte sichern sollte. Die päpstliche Bestätigung sei­ ner Wahl erhielt B. unter dem 10. 9. 1511. Wegen der Zahlungsunfähigkeit des Stiftes erfolgte die kaiserliche Belehnung erst am 7. 5. 1515. Den innerhalb eines Jahres vor Her­ zog Heinrich dem Älteren von BraunschweigLüneburg als Vertreter des Kaisers abzulegen­ den Eid leistete B. am 3. 4. 1516 in Celle. Nach neuerlicher Belehnung durch Kaiser Karl V. am 17. 3. 1521 wiederholte er die Ei­ desleistung vor Herzog Albrecht von Meck­ lenburg. Unter dem 20. 5. 1515 erteilte Kaiser Maximilian B. sowie dessen Stift und Kapitel einen Schutzbrief, den er am 13. 9. desselben Jahres erneuerte. Auch von Karl V. erhielt B. unter dem 19. 4. 1521 einen Schutzbrief. B. stand bei den Kaisern und bei zahlreichen fürstlichen Persönlichkeiten wegen seiner Klugheit, Geschäftskenntnis und Beredsam­ keit in hohem Ansehen. Kaiser Maximilian und Kaiser Karl V. ernannten ihn am 31. 10. 1518 bzw. am 18. 3. 1521 zum kaiserlichen Rat. B. vermittelte 1517 in einem Streit Her­ zog Heinrichs von Lüneburg, reiste mit Her­ zog Albrecht von Mecklenburg nach Bordes­ holm, um eine Auseinandersetzung zwischen König Christian von Dänemark und Herzog Johann von Holstein zu schlichten, und als im Mai 1524 Abgesandte des Papstes, Eng­ lands, Österreichs, Sachsens, Brandenburgs und Mecklenburgs in Lübeck zusammentra­ ten, um den aus seinem Reich vertriebenen König Christian wieder einzusetzen, nahm B. an den Verhandlungen teil.

An einem intensiveren Wirken für sein Bi­ stum wurde B. durch Streitigkeiten mit Her­ zog Magnus von Sachsen-Lauenburg gehin­ dert, die nicht nur seine Amtszeit, sondern auch noch die seines Nachfolgers G. v. (—>) Blumenthal überschatteten. Die Herzöge von Sachsen-Lauenburg hatten schon seit länge­ rer Zeit versucht, den Ratzeburger Bischöfen,

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Berkmeier - Berlower die letztmalig 1438 um kaiserliche Belehnung nachgesucht hatten, ihre Reichsunmittelbar­ keit streitig zu machen. Als B. 1515/16 die kaiserliche Belehnung empfing und den Lehnseid leistete, versuchte Herzog Magnus, mit Gewalt gegen ihn vorzugehen. Raubzüge und Plünderungen auf der einen, Interdikt und Bann von der anderen Seite wechselten in der Folgezeit mit Verhandlungen. Am 27. 3. 1517 überfiel der Herzog B. im bischöfli­ chen Hof in Ratzeburg, setzte ihn für zwei Ta­ ge gefangen und erzwang von ihm und dem Kapitel am 29. 3. verschiedene Konzessionen. Daraufhin flohen Bischof und Kapitel Anfang April nach Lübeck. Von dort wandten sie sich an die Mecklenburger Herzöge, den Bremer Erzbischof (—►) Georg von Braunschweig-Lü­ neburg-Wolfenbüttel, den päpstlichen Lega­ ten Arcimbold in Köln, den Kaiser sowie an den Papst um Hilfe. Der Papst erklärte am 6. 7. die von B. und dem Kapitel erzwungenen Konzessionen für ungültig, versprach Hilfe und beauftragte den Generalauditor Hierony­ mus de Ghenatiis mit dieser Angelegenheit. An alle Ratzeburg benachbarten Fürsten er­ gingen päpstliche Schreiben, sich des Bi­ schofs anzunehmen. Am 1. und 2. 10. 1517 fand in Buxtehude eine Provinzialsynode statt. Sie wie auch die langwierigen Verhand­ lungen der folgenden Jahre verliefen erfolg­ los. Während B. und das Domkapitel vor dem Reichskammergericht einen Prozeß anstreng­ ten und B. sich 1518 zum Reichstag nach Augsburg begab, hielten die Gewaltätigkeiten Herzog Magnus’ an. 1519 drang er sogar ge­ waltsam in den Ratzeburger Dom ein, um dort seine Mutter beizusetzen. Am 26. 11. 1519 kam es zu einem vorläufigen Vergleich, wobei die endgültige rechtliche Klärung dem Reichskammergericht vorbehalten blieb. Doch als B. einige Priester, die trotz des Inter­ diktes auf Seiten des Herzogs standen, diszi­ plinierte, brachen die Streitigkeiten von neuem aus. B. erlebte ihre Beilegung nicht mehr. Erst in der Amtszeit seines Nachfolgers erging unter dem 13. 5. 1536 ein endgültiger Entscheid des Reichskammergerichtes zugunsten von Bischof und Kapitel. B. erlitt während der Verhandlungen über die Wiedereinsetzung König Christians von Dänemark im Mai 1524 in Lübeck einen Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr erholte. Er starb am 2. 10. 1524. Da der Weg nach Ratzeburg unsicher war, wurde B. in Schönberg beigesetzt. Literatur: J. H. Neuendorff 96-98. - G. M. C. Masch 409-454. - W. Ebeling 391f. - E W. J. Rickmann 22. - C. Walther, Hinrik Berkmeyer aus Hamburg, Bi­ schof von Ratzeburg 1511-1524, in: Mittheilungen des Vereins für Hamburgische Geschichte 4 (Ham­

burg 1887/89) 285-294, 449f. - H. Windus 45. - G. Möller-Alpermann 100. - G. Krüger 123. - K. Schmaltz 270f. - O. Kähler 259f. - G. May 60. Clemens Brodkorb

Berlower, Thomas (um 1421-1496)

1491-1496

Bischof von Konstanz

Thomas Berlower wurde um 1421 zu Cilli (Celje) in der damaligen Untersteiermark ge­ boren. 1446 immatrikulierte er sich in Wien, 1451 war er dort Magister regens der Artisten­ fakultät. 1471 war er Kleriker von Aquileja und Dr. decr. 1470-71 hielt er sich im Auftrag Kaiser Friedrichs III. bei der römischen Kurie auf, um die Heiligsprechung des Markgrafen Leopold III. zu betreiben, die 1485 zustande kam. 1471-83 war er kaiserlicher Sekretär, seit 1476 Protonotar. 1473 übernahm er kai­ serliche Gesandtschaften zum ungarischen König Matthias Corvinus und zum Papst. Auch in der Folge war er mehrfach in diplo­ matischem Auftrag des Kaisers tätig. Er ge­ hörte ferner zu den Erziehern Maximilians und war seit 1477 kaiserlicher Rat. B. war je­ doch nicht nur mit diplomatischen Aufgaben, sondern auch mit Kontakten zu den öster­ reichischen Städten, mit der Vorbereitung von Landtagen und der Leitung von Verhand­ lungen befaßt. Bei der Errichtung des Bistums Wien 1480 wurde er Dompropst und damit 1483 Kanzler der Universität. Unter seiner Kanzlerschaft verweigerte die Universität Matthias Corvinus 1485 nach der Eroberung der Stadt die Leistung des geforderten Eides unter Hinweis auf ihren Charakter als freie kirchliche Einrichtung. B. blieb auch weiter­ hin mit verschiedenen kaiserlichen Aufträ­ gen befaßt. Am 22. 3. 1491 wählte ihn das Konstanzer Domkapitel, dessen Propstei er seit 1473 innehatte, wahrscheinlich unter dem Einfluß Friedrichs III. zum Bischof. Bei der Wahl des bereits 70jährigen spielten of­ fenbar Erwartungen an sein Vertrauensver­ hältnis zum Kaiser und zu König Maximilian L, der seit 1490 Herr von Vorderösterreich war, die entscheidende Rolle. Am 5. 4. 1491 verpflichtete B. sich gegenüber dem Domka­ pitel auf die Wahlkapitulation, am 19. 5. er­ hielt er die Regalien und am 9. 9. die päpstli­ che Bestätigung.

B. war wie seine Vorgänger mit der schweren Verschuldung des Bistums Konstanz konfron­ tiert, bei deren Abtragung er zwar von Papst und Kaiser unterstützt wurde, beim Klerus, vor allem im schweizerischen Teil, jedoch auf zähen Widerstand stieß und keine höheren Abgaben durchsetzen konnte. Daher mußte er

Berlower - Bernhard

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Verpfändungen und Verkäufe vornehmen, konnte andererseits aber auch Schuldentil­ gungen durchführen. In seiner persönlichen Lebensführung anspruchslos, hinterließ er bei seinem Tod ein Vermögen von 30 000 fl.

Im Vertrauen auf seine starke Stellung beim Kaiser verweigerte B. zunächst mit Zustim­ mung des Domkapitels der Stadt Konstanz die Bestätigung ihrer Freiheiten. Daraufhin verweigerte diese ihm Anerkennung und Ein­ ritt. Dieser war erst möglich, nachdem B. am 1. 6. 1492 die Privilegien bestätigt hatte. 1492 erneuerte B. auf einer Diözesansynode die Statuten seines Vorgängers von 1483 und bestimmte, daß künftig niemand zum Priester geweiht werde, der nicht ein ausreichendes Einkommen nachweise. 1495 beklagte er in einem Schreiben an den Klerus die mangeln­ de Befolgung der Statuten und die schlechte Disziplin des Klerus. Im gleichen Jahr erließ er Bestimmungen über den Druck liturgischer Bücher. B. starb am 25. 4. 1496. Er wurde im Konstanzer Münster beigesetzt. Literatur: M. Ljubsa, Doctor Thomas de Cilia (Per­ lower, Prilokar), der Erzieher Kaiser Maximilians I., erster Dompropst von Wien und Bischof von Kon­ stanz (Graz 1897). - J. Schlecht, Zamometic. - R. Reinhardt, Konstanz 23. - B. Degler-Spengler, in: HS 1/2, 371-376 (Lit.). Red.

Bernhard, Graf von Waldeck (1551-1591)

1587-1591

Bischof von Osnabrück

Bernhard von Waldeck wurde 1551 als fünf­ ter Sohn des Grafen J. v. Waldeck-Landau und der Anna Gräfin von der Lippe geboren. Sei­ ne Familie bekannte sich zur Augsburger Konfession. B. soll zwar die Diakonenweihe erhalten; haben, doch war er evangelisch orientiert. Als Domkapitular von Köln ent­ ging er 1583 knapp den Dimittierungsbemühungen des Nuntius Giovanni Francesco Bo­ nomi, unterstützte aber dennoch nicht die Po­ litik des Erzbischofs G. (—>) Truchseß von Waldburg. Dies machte ihm seine eigenen Glaubensgenossen zu Gegnern. Außer in Köln war B. auch in Straßburg Domkapitular. Dort schlug er sich in dem 1584 ausbrechenden Kapitelsstreit ebenfalls zur katholischen Par­ tei. Seitdem galt er als politisch unberechen­ bar.

Der Tod des gewählten Osnabrücker Bischofs W. v. (—Q Schenking zu Bevern im Jahre 1585 stellte das Domkapitel vor große Schwierig­ keiten, denn es hatte neben seinem Bischof

auch seinen Dechanten verloren. Bei der Neu­ besetzung beider Ämter zeigten sich unglück­ liche Parteiungen. Die päpstliche Kurie, Nun­ tius Bonomini und der Kaiser drängten glei­ chermaßen auf eine rasche Neuwahl. Bono­ mini empfahl D. v. (->) Fürstenberg. Obwohl das Kapitel eine große katholische Partei hatte und unter seinen Mitgliedern zwei Ab­ solventen des Collegium Germanicum waren, verhandelte es mit B. über eine Wahlkapitula­ tion, die dieser am 23. 10. 1585 beschwor. Am 25. 10. 1585 erfolgte seine Wahl bei einer Gegenstimme des Germanikers Johann von Beverförde. B. nahm am 4. 11. 1585 an. Wäh­ rend das Domkapitel den Elekten drängte, die päpstliche Konfirmation einzuholen, ver­ suchte Bonomi mit Hilfe des Kölner Domka­ pitels, B. dazu zu bringen, seinen calvinistischen Hauslehrer zu entlassen und die Professio fidei abzulegen. Bis zum Eintreffen der päpstlichen Bestätigung stellten die Stände die Sedisvakanzregierung im Hochstift. In katholischen Kreisen war das Urteil über B. gespalten. Daher drängte der Nuntius am Kaiserhof, Filippo Sega, auf Aufschub der Re­ galienurkunde bis zum Eintreffen der päpstli­ chen Bestätigung, obwohl B. am 19./29. 1. 1586 vor dem Münsteraner Weihbischof G. v. (—>) Mierlo in Gegenwart der Äbte von Iburg und Marienfeld sowie einiger Domherren und Stiftsherren von St. Johann das Tridentinische Glaubensbekenntnis ablegte. Das Dom­ kapitel nahm in Erwartung der päpstlichen Bestätigung weiterhin die Sedisvakanzregie­ rung wahr. Die Bestätigung folgte erst ange­ sichts von Differenzen mit dem Stadtrat nach einem Beschluß der Landstände vom 18. 8. 1586. Am 19. 8. hielt B. seinen Einzug in Iburg. Die päpstliche Bestätigung erhielt er erst nach langwierigen und hartnäckigen Ver­ handlungen aufgrund seiner Haltung im Truchseßschen Krieg am 5. 5. 1587. Gleich­ zeitig erfolgte die Verpflichtung zum Obödienzeid. Die Konsekration B.s ist nicht be­ legt; vermutlich hat er den Obödienzeid nicht geleistet. Die Urkunde wurde lange in Rom zurückgehalten und erreichte den Adressaten erst am 26. 3. 1588. Nachdem B. daraufhin am 25. 5. 1588 die Regalien empfangen hatte, bekannte er sich offen zur Augsburgischen Konfession.

Unter B. herrschte im Hochstift Osnabrück freie Religionsübung. B. zeigte sich friedfertig nicht nur im Umgang mit dem Domkapitel das sich freilich nach seinem Bekenntnis zur Augsburgischen Konfession von ihm distan­ zierte -, sondern auch* mit den Ständen und Untertanen. Reichspolitisch strebte er Neutra­

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Bernhard - Bertis lität an und hielt das Bistum aus dem spa­ nisch-niederländischen Krieg heraus. Erst ge­ gen Ende seiner Regierungszeit kam es zu Einfällen spanischer Truppen. Bezeichnend für die verworrene Lage war es, daß eine Be­ rufung der Jesuiten nach Osnabrück (1588) nicht an B., sondern am Einspruch des Dom­ kapitels scheiterte.

Von seinem Vorgänger übernahm B. Nikolaus Voß als Offizial und Stellvertreter. B. ließ sei­ ne Residenz in Iburg ausbauen und pflegte nach zeitgenössischen Quellen eine übertrie­ bene Hofhaltung. B. starb am l./ll. 3. 1591 in Iburg an den Fol­ gen einer Hüftoperation. Er wurde in der dor­ tigen Klosterkirche beigesetzt, angeblich, weil das Domkapitel eine Grablegung im Dom ver­ weigert hatte. Literatur: Codex Constitutionum Osnabrugensium [hg. v. J. F. Aug. Lodtmann] I (Hannover 1783) 1227. - J. C. B. Stüve II, 303-344. - A. Faikmann, Bei­ träge zur Geschichte des Fürstentums Lippe, H. 4 (Detmold 1882) 131ff. - M. Lossen I, 145, 600, 605. - Ders., Der Anfang des Straßburger Kapitelstreits (München 1889) 24. - B. Krusch 232-242. - F. Kno­ ke, Inschriftliche Mitteilungen aus der Spitze des Marien-Kirchturms zu Osnabrück, in: OM 37 (1912) 314. - R. Schwarz 75. - W. J. Grosse-Kracht 59f. NBDK I, 49, 173f., 192f., 215, 219. - NBDK II/l, 54f. - A. Schröer, Erneuerung I, 110-115. - M. E Feld­ kamp, Amtsbezeichnung 474. Michael F. Feldkamp

Bernhard, Herzog von Braunschweig-Lüne­ burg-Wolfenbüttel (+ 1464) 1452-1458

Bischof von Hildesheim

Bernhard, Herzog von Braunschweig-Lüne­ burg-Wolfenbüttel, war der älteste Sohn Her­ zog Friedrichs von Braunschweig-LüneburgWolfenbüttel und dessen Ehefrau Magdalene, einer Tochter des Kurfürsten Friedrich I. von Brandenburg. Er erhielt eine Dompräbende in Hildesheim. Nach der Resignation des Hil­ desheimer Bischofs (—>) Magnus von Sachsen-Lauenburg am 20. 5. 1452 wählte das Domkapitel ihn zum Nachfolger; die päpstli­ che Bestätigung erfolgte am 20. 10. 1452. Das Domkapitel erhoffte von dieser Wahl einen besseren Schutz gegen die Übergriffe der welfischen Herzöge. Um einen Rücktritt in den weltlichen Stand nicht auszuschließen, ließ B. sich nicht weihen. Er lebte ungeistlich und zeigte wenig Neigung und Befähigung für sei­ ne kirchlichen Pflichten.

Durch eine Reihe von Bündnissen und Ver­ gleichen mit den benachbarten Fürsten und 10 Lexikon

den Landständen verschaffte B. dem Hoch­ stift eine Zeit inneren und äußeren Friedens. Auf seine Vermittlung hin kam es 1455 auch zu einem Vergleich zwischen dem Domkapi­ tel und der Stadt Hildesheim („laudum Bernardinum“), der u. a. die domstiftische Im­ munität garantierte. 1457 gab B. dem Drängen der Stadt nach Ausweisung der Juden aus dem Stift nach.

Als Herzog Friedrich 1458 die Regierung des Fürstentums Lüneburg niederlegte und in das von ihm gestiftete Franziskanerkloster in Celle eintrat, fiel B. dessen Nachfolge zu, weil sein Bruder Otto noch minderjährig war. Ge­ gen Zahlung einer Geldsumme resignierte er auf das Bistum zugunsten des Grafen (—>) Ernst v. Schaumburg. 1463 heiratete er dessen Schwester Mathilde. B. starb am 9. 2. 1464 kinderlos in Celle. Literatur: H. A. Lüntzel 457-461. - Spehr, in: ADB 2 (1875) 418. - R. Doebner VII, 52-185 u. ö. - A. Bertram, Bischöfe 94. - Ders., Hildesheim I, 411413. - K. Henkel 38. — J. Gebauer I, 120—123. — U. Stanelle 171-173. Hans-Georg Aschoff

Bernhard, Herzog von Sachsen-Lauenburg (OCist) (+ 1539)

1519 Seit 1519 Seit 1529

Ep. tit. Acconensis Weihbischof in Münster und Halberstadt Weihbischof in Osnabrück und Minden

Halbbruder des Münsterer Bischofs (—>) Erich von Sachsen-Lauenburg; 23. 3. 1519 Titular­ bischof von Akkon; wirkte als Weihbischof in Münster, seit 1529 in Osnabrück und Min­ den; legte gegen Ende seines Lebens sein Amt nieder und wurde Zisterzienser in Marien­ feld; + 21. 2. 1549 als Beichtvater des Zisterzi­ enserinnenklosters Gravenhorst. Literatur: A. Tibus 52ff. - J. C. Möller 82-93. - A. Schröer, Reformation II, 122. - Handbuch Münster (1993) 350. Alois Schröer

Bertis, Ursino de (1559-1620) 1598-1620

Bischof von Triest

Ursino de Bertis wurde am 22. 1. 1559 zu Tapogliano im österreichischen Friaul, das zum Patriarchat Aquileja gehörte, als Sohn des Gaspare d. B., Kanzlers der Grafschaft Görz, und der Anna Capella geboren. Nach einer

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Bertis

mehrsprachigen Ausbildung in Krain und Kärnten besuchte B. das Jesuitenkolleg zu Graz und studierte danach in Padua und Fer­ rara, wo er den Grad eines Dr. iur. utr. erlang­ te. Nachdem er zunächst als Rechtsanwalt ge­ wirkt hatte, wurde er 1585 Sekretär der Pro­ vinzstände zu Görz und arbeitete dann am Grazer Hof, seit 1589 als Sekretär von Erzher­ zog Karl. Nach dessen Tod (1591) entschied er sich für die geistliche Laufbahn, wurde 1592 Priester und erhielt die Propstei Eberndorf in Kärnten (Diözese Aquileja), wo er ge­ gen die noch starke Reformation arbeitete. Zugleich setzte er seinen Dienst bei Hof fort, bis ihn Erzherzog Ferdinand im September 1597 zum Bischof von Triest nominierte. Dar­ aufhin begab B. sich in Ferdinands Auftrag nach Ferrara, wo er am 7. 8. 1598 von Papst Clemens VIII. bestätigt wurde. Die Konseliation folgte am 16. 8. ebenfalls in Ferrara. In B.s Amtszeit fiel für die Diözese Triest der Übergang von der Gegenreformation zur in­ nerkirchlichen Erneuerung. Diese wurde maßgeblich von B. vorangetrieben. Die Di­ özese hatte damals unter den Einfällen der Uskoken nach Istrien, unter Seuchen und 1615-17 unter dem Krieg zwischen dem Reich und der Republik Venedig zu leiden, in den auch Triest verwickelt wurde. So verhin­ derte die Republik z. B. die Kontakte zwi­ schen den auf ihrem Gebiet liegenden Trie­ ster Pfarreien und B. Schwer wog auch die in­ folge der Pestepidemie von 1602, der in Triest allein zehn Kanoniker erlagen, und der man­ gelnden Ausstattung der Benefizien geringe Priesterzahl.

B. begann sogleich die Visitation seiner Di­ özese. Dabei suchte er die Seelsorge durch Maßnahmen wie z. B. die Einführung regel­ mäßiger Katechesen zu verbessern. Den An­ fang machte er in Triest, wo er in der Kathe­ drale, der einzigen Pfarrei für die Stadt, die Kaplanei S. Carlo Borromeo errichtete. 1613 wurde die Rosenkranzbruderschaft bei der Kirche S. Silvestro gegründet. Dabei bediente B. sich der Mitarbeit von Annibale Grisonio, den er zum Domherrn und Generalvikar er­ nannte. Auch ein Neffe von B., Alberto Pes­ ler, wurde Generalvikar. B. bemühte sich dar­ um, die letzten in seiner Diözese, besonders in Triest und an der Grenze zu Kärnten noch lebenden Lutheraner aufzuspüren. Von 30 nahm er persönlich das katholische Glau­ bensbekenntnis entgegen. Unter B. wurde an­ stelle der aquilejanischen die römische Litur­ gie in der Diözese eingeführt. 1599 ließ B. die vom Kapitel aufbewahrten älteren liturgi­ schen Bücher vernichten. Im slowenischen

Sprachgebiet blieb dagegen die altslawische Liturgie unangetastet.

In kirchenpolitischer Hinsicht war B. mit den Plänen des Grazer Hofes konfrontiert, der für Innerösterreich eine Diözesanregulierung in Angleichung an die Staatsgrenzen anstrebte. Dabei war an die Übertragung des Bischofssit­ zes von Triest nach Görz gedacht, wo ein Bi­ stum für den österreichischen Teil des Patri­ archates Aquileja entstehen sollte. Als der Hl. Stuhl 1600 in Triest eine Inquisitionsbehörde für das habsburgische Gebiet errichten wollte, plädierte man in Graz für die Beru­ fung neuer Orden zur Hebung der Seelsorge. 1603 bat B. die Grazer Jesuiten, in ihrem Kol­ leg sechs Plätze für Triester Alumnen zu re­ servieren. 1617 kamen Kapuziner nach Triest. B. stellte ihnen das Gelände für ihr Kloster zur Verfügung. 1619 folgten auf Initiative des Grazer Hofes, aber gegen den Widerstand der Kommune, Jesuiten. Sie leisteten durch ihre Schulen einen wichtigen Beitrag für das reli­ giöse Leben der Stadt. Das intensive pastorale Bemühen von B. beweisen auch seine jährli­ chen Visitationen, die er persönlich oder durch Delegierte durchführte, ferner seine Statusberichte von 1603, 1608, 1613 und 1619. Danach gab es während seiner Amtszeit einen spürbaren Aufschwung des religiösen Lebens. Auch die Situation des Klerus ver­ besserte sich nach dem Tiefstand im 16. Jh. B. nahm auch an den Reformbestrebungen des Aquilejaner Patriarchen Francesco Barba­ ro teil, der 1599 nach Triest kam, um in dem Konflikt zwischen Venedig und der Stadt zu vermitteln, der infolge der Uskokeneinfälle ausgebrochen war. Nachdem B. anfänglich Schwierigkeiten mit der Stadt Triest gehabt hatte, die erst 1600 durch die Vermittlung von Erzherzog Ferdinand beigelegt wurden, nahm er einvernehmlich am religiösen und bürgerlichen Leben der Stadt teil. 1602 beauf­ tragte Ferdinand ihn mit der Elimination der noch vorhandenen häretischen Schriften in der Grafschaft Görz und 1612-13 mit der Visi­ tation des innerösterreichischen Anteils des Patriarchates Aquileja. Zwischen 1603 und 1617 nahm B. schwierige Missionen des Erz­ herzogs beim päpstlichen Hof, ferner in Spa­ nien und in Mailand wahr. 1607 visitierte der Grazer Nuntius Giovanni B. Salvago die Di­ özese Triest. B. starb Ende August 1620 im Konvent der Minoriten zu Görz, wo er als erzherzoglicher Kommissar weilte. Er wurde am 1. 9. in der Kathedrale zu Triest beigesetzt. Quellen: ASV, S. Congr. Cone. Relationes 790.

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Bertis - Betta Literatur: G. Mainati III, 144. - C. Morelli II, 301306. - J. Schmidlin, Diözesanberichte I, 27-32. - M. Premrou, Vescovi triestini II, 15-18. - L.-M. Tac­ chella 162-166.

Literatur: A. Frind, Bischöfe 159, 162. - OSN 2 (1889) 1037. - V. V. Tomek X. - E Hrejsa, Dejiny IV. - W. Eberhard 52-55, 61 f. Winfried Eberhard

Luigi Tavano

Bessariis, Augustin Lucian de (von Santorin) (+ 1493)

1477 1482-1493

Ep. tit. Santoriensis Weihbischof für die Utraquisten in Prag

* aus einer adeligen Familie in Vicenza; 16. 11. 1477 Titularbischof von Santorin; Konse­ kration in Rom durch Bischof Simon von Pa­ tras; noch 1479 assistierte er in Rom bei einer Bischofsweihe. Danach lebte er am Hof des Grafen Galeotto von Mirandola, wo er gegen den Willen des Papstes böhmischen Utraqui­ sten die Priesterweihe erteilte, zuletzt noch am 20. 4. 1481. Da der päpstliche Legat in Bo­ logna diese Ordinationen verbot, konnten böhmische Adelige den Weihbischof anwer­ ben, um den Utraquisten die kostspieligen Ordinationsreisen zu ersparen. Um den 28. 2. 1482 zog B. nach Böhmen. Seine Ankunft im April 1482 konnte König Wladislaw nicht verhindern, da utraquistische Adelige und Städte ein Bündnis zum Schutz und Unter­ halt des Bischofs schlossen. Andererseits lehnten die damaligen royalistischen Prager Räte ihn ab, so daß er zunächst in anderen Städten, vor allem in Königgrätz, residierte. Nach einem Prager Gemeindeaufstand (1483) und im Zusammenhang mit den Verhandlun­ gen um den Religionsfrieden mußte der Kö­ nig jedoch dem Bischof, der dann in Prag am 20. 10. 1483 seinen feierlichen Einzug halten konnte, einen Majestätsbrief (20. 9. 1484) über seine freie Amtsausübung im Lande aus­ stellen. Diese beschränkte sich auf die utra­ quistische Kirche, da das katholische Konsi­ storium ihn ablehnte. B. vollzog nicht nur Weihehandlungen und Firmungen, sondern leitete auch utraquistische Synoden sowie das utraquistische Konsistorium, mit dem es jedoch 1491 zum Bruch kam wegen der un­ geistlichen Lebensweise des Bischofs, seiner als simonistisch betrachteten Einführung von Taxen und Stolgebühren und seiner Rück­ kehrverhandlungen mit Rom. Er legte die Konsistorialverwaltung nieder und zog sich aus Prag zurück, erteilte jedoch noch im April und Juni 1493 Priesterweihen. Er starb am 27. 9. 1493 und wurde in der Prager TeynKirche beigesetzt, wo er ein kunsthistorisch bedeutendes Grabmal erhielt. 10*

Betta, Giovanni (+ 1565)

1560-1565

Bischof von Triest

Giovanni Betta wurde am Anfang des 16. Jh.s zu Revö im Bistum Trient als Sohn einer ade­ ligen Familie aus Arco geboren. Sein Vater Giovanni B. war Assessor des Nonstales. Sei­ ne Mutter war Angela Cabra. B. war Dr. med. und 1548 Leibarzt des Trienter Bischofs C. (—>) Madruzzo. Er begleitete ihn auf den Rei­ sen, die ihn im Auftrag Kaiser Karls V. durch Europa führten. 1551 war B. Benefiziat der Schloßkapelle von Sigmundskron bei Bozen, später Pfarrer von Mezzocorona und Domherr in Trient. Von P. A. Mattioli, dem Leibarzt Ferdinands I. und dann Arzt des Konzils von Trient, empfohlen, bestellte der Kaiser ihn 1550 zum Arzt seines Sohnes Maximilian. B. begleitete diesen, als er als böhmischer König nach Prag ging. Wahrscheinlich 1550 wurde er Kommendatarabt der Zisterzienserabtei St. Gotthard (Sz. Gotthard) in der Diözese Györ nahe der österreichischen Grenze, die seit 1408 mit der Abtei Rein in der Steiermark vereinigt und seit dem Anfang des 15. Jh.s verlassen war. Ihre Einnahmen beliefen sich auf 12 000 fl. Da der Triester Bischof A. P. d. (-*) Castillejo seit 1555 von seinem Bistum abwesend war, bemühte B. sich beim Kaiser um dessen Nachfolge. Er wies darauf hin, daß die Abwe­ senheit des Oberhirten die Ausbreitung der Reformation begünstige. Obwohl Castillejo noch nicht nach Cagliari transferiert war, teil­ te Ferdinand I. am 2. 8. 1558 nach Triest mit, daß er B. zum Nachfolger bestimmt habe. B. nahm daraufhin Besitz von seinem Sprengel und begab sich dann wieder an den kaiserli­ chen Hof, wo er im Oktober 1558 den Sohn des Erzherzogs Maximilian taufte. B. wurde zwar in Triest schon aus Abneigung gegen seinen Vorgänger wohlwollend aufge­ nommen, bewies dann aber bei der Auswahl seiner Mitarbeiter wenig Geschick, da sich unter ihnen sogar häresieverdächtige Perso­ nen befanden. Dazu zählte der Generalvikar Francesco dell’Acqua. Die römische Kurie zö­ gerte unterdes die Verleihung des Bistums an B. noch hinaus, um gegen das übereilige Vor­ gehen des österreichischen Hofes zu prote­ stieren. Sie erfolgte erst am 3. 4. 1560. B. wur-

52

Betta - Bettendorf

de gestattet, die Abtei St. Gotthard beizubehalten. Unter B. gab es in Triest starke religiöse und politische Gegensätze, die noch aus der Zeit Castillejos herrührten. B. hielt sich diesbe­ züglich zurück, zumal er sich wenig in Triest aufhielt. Gegen die Anhänger der Reforma­ tion schritt er nur in aufsehenerregenden Fäl­ len ein, zumal sich die Lutheraner und Wie­ dertäufer damals wie in ganz Italien aus der Öffentlichkeit zurückzogen. Nach dem Bericht des Domherrn von Capo­ distria, Annibale Grisonio, der 1558 in apo­ stolischem Auftrag den venezianischen Teil der Diözese in Istrien visitierte, war die kirch­ liche Lage kritisch. Der Konkubinat unter dem Klerus war allgemein verbreitet, und die Reformation besaß in der Stadt und in den ve­ nezianischen Zentren Muggia und Pinguente, aber auch beim deutschsprachigen Adel des Triestiner Hinterlandes von Senozece bis Postumia (Postojna) zahlreiche Sympathisanten. Das bestätigte auch Vergerio, der 1558 das österreichische Friaul und Duino visitierte.

Unter B. kam es nach einer langen Periode der Teuerung, die z. T. durch die wirtschaftli­ che Isolierung begründet war, zu Spannun­ gen zwischen städtischer und ländlicher Be­ völkerung, die 1563 sogar zu Gewalttätigkei­ ten führten, so daß die staatlichen Behörden einschritten. Einige Triester Rädelsführer wurden zum Tode verurteilt, schließlich aber nach Verhandlungen, an denen auch der Bi­ schofbeteiligt war, begnadigt. In der kurzen und führungsschwachen Amts­ zeit B.s, der häufig abwesend war - deswegen kam es 1565 zu einer Beschwerde bei der rö­ mischen Kurie -, zeigte sich keinerlei Erneue­ rung in der Diözese. Das lag auch am Mangel an Ordensleuten. Weitere Schwierigkeiten re­ sultierten aus der noch schwankenden kon­ fessionellen Haltung Österreichs und der un­ klaren Beziehungen zum Patriarchen von Aquileja, dem Triest als Suffraganbistum un­ terstand. Dazu kamen die feindselige Einstel­ lung Habsburgs gegenüber dem auf veneziani­ schem Gebiet residierenden Patriarchen und die verwickelten ethnischen und kulturellen Verhältnisse. Da B.s Gesundheit schon seit Jahren zu wün­ schen übrig ließ, begab er sich mehrere Mo­ nate zur Erholung nach Görz. 1565 feierte er auf Einladung des Patriarchen Giovanni Gri­ mani die Karwoche in der Kathedrale von Aquileja. B. starb wahrscheinlich am 24. 4. 1565, und zwar in seiner ungarischen Abtei. Er wurde auf eigenen Wunsch dort beigesetzt.

Quellen und Literatur: HHStAW, RHR Promotoriales 1/1. - Monumenta Eccl. Trid. 301. - G. Mainati III, 99-109. - J. Loserth, Maximilian II. Kaiser des Heil. Röm. Kaiserthums (Wien 1896) 532f., 566569. - M. Premrou, Vescovi triestini II, 9f. - E L. Hervay, Repertorium historicum ordinis cistercensis in Hungaria (Roma 1984) 165-169. Luigi Tavano

Bettendorf, Dietrich von (1518/19-1580) 1552-1580

Bischof von Worms

Dietrich von Bettendorf wurde im Jahre 1518 oder 1519 in der Diözese Worms geboren. Er entstammte einem Adelsgeschlecht, das be­ reits am Beginn des 15. Jh.s in kurpfälzischen Diensten stand. Sein Vater Hans v. B. (14841547) war mit Barbara von Gemmingen ver­ heiratet und bekleidete das Amt eines kur­ pfälzischen Haushofmeisters. Sein Bruder Wilhelm (+ 1552) war pfalzgräflicher Viztum in Neustadt. Viele weibliche Familienangehö­ rige gehörten dem geistlichen Stand an. Zwei Schwestern wurden Äbtissinnen: Anna im Kloster Lobenfeld, das zur Wormser Diözese gehörte, und Katharina in Frauenalb im Bi­ stum Speyer. Elisabeth v. B. (* 1483), eine Schwester von B.s Vater, lebte als Nonne im Kloster Liebenau bei Worms. B. absolvierte sein Studium zunächst zusam­ men mit seinem Bruder Wilhelm an der Uni­ versität Heidelberg (1529) und später in Ingol­ stadt (1538). Er erwarb früh Kanonikate in Sinsheim, Bruchsal (resigniert 1565) und am Wormser Domstift, wo man ihn 1545 zum De­ kan wählte. Für dieses Amt hatte ihn der Speyerer Bischof und Wormser Domherr Ph. v. (—>) Fiersheim vorgeschlagen. Nach dem Tod des Bischofs (—►) Heinrich bei Rhein wur­ de B. am 10. 3. 1552 vom Wormser Domkapi­ tel als dessen Nachfolger postuliert. Die Ad­ mission durch Papst Julius III. erfolgte am 28. 11. 1552.

Die engen Bindungen von B.s Familie an die Pfalzgrafschaft lassen einen Einfluß des pfäl­ zischen Kurfürsten Friedrich II. auf seine Er­ hebung zum Bischof - vielleicht schon im Hinblick auf Einführung der Reformation als möglich erscheinen, lagen doch weite Teile der Diözese im Gebiet der Kurpfalz. Fand schon B.s Wahl in einer Zeit großer äu­ ßerer Bedrängnis des Stiftes durch den Raub­ zug des Markgrafen Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach statt, so entfremdete die kurpfälzische Umklammerung dem Bi­ stum weitere Rechte und Einnahmen. Eine bi­ schöfliche Beschwerde von 1641 spricht von

Bettendorf - Bibra

über 300 Klöstern und Pfarreien, die bis 1566 der Wormser Kirche verlorengegangen waren. Falls die Kurpfalz von B. eine Hinnahme ihrer Säkularisationspläne erwartet haben sollte, sah sie sich jedoch getäuscht. B. konnte aber die durch den Augsburger Re­ ligionsfrieden reichsrechtlich abgesicherte Durchsetzung der reformatorischen Lehre auf pfälzischem Territorium unter Pfalzgraf Ottheinrich nicht verhindern. Dessen Nachfolger Friedrich III. löste 1564 das Prämonstratenserinnenkloster in Enkenbach auf und veran­ laßte im gleichen Jahr in den pfälzisch-wormsischen Kondominaten Lampertheim und Dirmstein einen Bildersturm. An Weihnach­ ten kam es zu einer schweren Störung des Gottesdienstes in der Pfarrkirche zu Laden­ burg, an dem B. selbst teilgenommen hatte. Die Vorfälle veranlaßten B. zu mehreren Kla­ gen beim Reichskammergericht. 1565 ließ Friedrich III. die Aufhebung des Cyriakusstiftes in Neuhausen bei Worms, des Sinsheimer und des Kaiserslauterner Stiftes folgen. Auch das Inventar der Pfarrkirchen von Ladenburg und Neckarhausen wurde zerstört. Die dem Reichskammergericht vorgetragenen bischöf­ lichen Proteste führten zwar zu einer Verur­ teilung des Pfalzgrafen, zu einer Restitution des Schadens kam es jedoch nicht. Ähnlich erging es B.s Klagen auf dem Augsburger Reichstag 1566. Auch der lutherische Wormser Rat versuchte in der Mitte der 60er Jahre, einige Klöster in seinen Besitz zu bringen. Diese Vorhaben scheiterten jedoch weitgehend, da der alt­ kirchliche Widerstand vom Kaiser unterstützt wurde. In einer weiteren Auseinandersetzung mit dem Rat konnte B. mit kaiserlicher Hilfe 1559 ebenfalls die Oberhand behalten. Die Stadt mußte nach einem Einspruch des Bi­ schofs, der den Verlust weiterer Einkom­ mensquellen fürchtete, auf eine Vertreibung der Wormser Juden verzichten. Zu diesen Plä­ nen war es gekommen, da sich die Juden­ schaft mit ihren Steuern im Rückstand be­ fand.

Aufgrund der äußerst ungünstigen Ausgangs­ situation konnte es B. nicht gelingen, seine Diözese in dieser Zeit des religiösen Um­ bruchs unbeschadet zu erhalten. Daß das Bis­ tum aber nicht noch weitere. Verluste erlitt, verdankt es seiner Zähigkeit. B. starb am 31. 1. 1580. Er wurde im Ostchor des Wormser Domes beigesetzt.

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Bibra, Konrad von (um 1490-1544) 1540-1544

Bischof von Würzburg

Konrad von Bibra wurde um 1490 als Sproß eines fränkischen Rittergeschlechtes geboren, das sich nach dem Ort Bibra bei Meiningen benannte. 1504 erhielt er eine Domherrn pfründe in Würzburg. Im selben Jahr begann er sein Studium in Köln. Weitere Universi­ tätsorte waren Bologna (1506), Erfurt (1508) und Ingolstadt (1515). Mehrfach erhielt und resignierte er eine Domherrnstelle in Bam­ berg (1523, 1527-29, 1529-32, 1539).

Da Johannes Eck den aussichtsreichsten Kan­ didaten für die Nachfolge des Würzburger Bi­ schofs K. v. (—>) Thüngen, nämlich Domdekan M. (—>) Zobel von Giebelstadt, als vermeintli­ chen Anhänger Luthers desavouierte, wurde B. unerwartet am 1. 7. 1540 zum Bischof ge­ wählt. Seine Kandidatur unterstützten Land­ graf Philipp von Hessen und Wilhelm von Grumbach. Die Lehenszwiste mit Grumbach regelte B. zu dessen Gunsten. Überdies er­ nannte er ihn 1543 zum hochstiftischen Mar­ schall. Damit war der Keim für die späteren Grumbachschen Händel gelegt. B. selbst emp­ fing nie die Priester- oder Bischofsweihe. Trotz entsprechender Aufforderungen er­ schien er weder auf den Reichstagen, noch machte er Anstalten zur Teilnahme am 1542 einberufenen Trienter Konzil. Seine Hofhal­ tung sowie sein Regierungs- und Lebensstil wurden bereits von den Zeitgenossen als mangelhaft kritisiert. Daher kam es auch nicht zu kirchlichen Reformen. Martin Luther sagte ihm 1542 stattdessen eine gewisse Sym­ pathie für die reformatorische Sache nach. Die Reformation setzte sich im Bistum weiter durch (Grafschaften Hohenlohe und Henne­ berg, Reichsstädte Schweinfurt und Rothen­ burg). 1542 tauschte B. mit Graf Wilhelm IV. von Henneberg-Schleusingen das Amt Main­ berg gegen das Amt Meiningen ein. Anschlie­ ßend wurde in Meiningen die Reformation eingeführt.

B. konnte die für das Hochstift zunehmenden Gefahren nicht bannen. Eine Reform und da­ mit verbunden das Zurückdrängen der Refor­ mation blieb seinen Nachfolgern vorbehalten. B. starb am 8. 8. 1544. Seine Beisetzung er­ folgte im Dom.

Literatur: G. Helwich 51f. - J. F. Schannat I, 432434. - A. Ph. Brück, Worms. - E Reuter, Mehrkon­ fessionalität. -E. Schwan 35, 40.

Literatur: Th. Freudenberger, Dr. Johann Eck und die Würzburger Bischofswahl vom 1. Juli 1540, in: JFLF 34/35 (1975) 519-535. - A. Wendehorst, Über­ blick 63f. - Ders., Würzburg 100-109. - Ders., in: NDB 12 (1980) 533. - Th. Freudenberger 36-96.

Burkard Keilmann

Helmut Flachenecker

Bibra - Bicken

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Bibra, Lorenz von (um 1459-1519) 1495-1519

Bischof von Würzburg

Lorenz von Bibra wurde vermutlich 1459 im unterfränkischen Mellrichstadt geboren. Sein Vater Hans v. B. war dort bischöflich-würzburgischer Amtmann, verheiratet mit Agnes Schenk von Schenkenwald. Das Studium in Heidelberg (1472), Erfurt (1477) und Bologna (1477) sowie die damit verbundenen Reisen vermittelten B. eine humanistische Bildung. Früh für die geistliche Laufbahn bestimmt, erlangte er zahlreiche Kanonikate an Domund Stiftskirchen der Mainzer Kirchenpro­ vinz. Nachdem er einige Jahre in der Verwal­ tung des Erzstifts Mainz tätig gewesen war, wählte ihn am 12. 5. 1495 das Würzburger Domkapitel zum Nachfolger des Bischofs R. v. (—>) Scherenberg. Auf innerkirchlichem Ge­ biet setzte B. die Reformbemühungen seines Vorgängers fort. Durch neue Pfarreien ver­ dichtete er die Seelsorge. Auch die Reform

lebt, zur Lehre Luthers übergetreten, ist nicht zu belegen. Sicher scheint lediglich, daß ein Gespräch mit dem Reformator am 19. 4. 1518 in freundlicher Atmosphäre verlief. Für das Hochstift Würzburg brachte die Re­ gierung B.s eine nur 1512 durch den Land­ friedensbruch des Götz von Berlichingen ge­ störte Friedensphase. In zahlreichen, auf Ver­ besserungen der Administration, der Justiz und der Polizei abzielenden Edikten führte B. die Politik seines Vorgängers fort. Kaiser Ma­ ximilian I. und die Reichsfürsten schätzten B. wegen seines ausgleichenden Wesens. So war er nach dem Ende des Landshuter Erbfolge­ krieges 1505 an der Friedensvermittlung und der Gestaltung des Kölner Schiedsspruchs be­ teiligt. Auch in der Landfriedensbewegung wirkte er mit, trat jedoch nicht dem Schwäbi­ schen Bund bei, sondern schloß mit Würt­ temberg und der Pfalz 1513 eine eigene Land­ friedenseinung. B. starb am 6. 2. 1519 in Würzburg. Er wurde im Dom beigesetzt. Sein aufwendiges Epitaph schuf Tilman Riemen­ schneider. Literatur: W. v. Bibra, Beiträge zur Familienge­ schichte der Reichsfreiherrn von Bibra II (München 1882) 277-337. - A. Wendehorst, Würzburg 51-72. - Ders., in: NDB 15 (1987) 169f. - AK Riemen­ schneider 361-372. - K. Arnold, Johannes Trithemi­ us (1462-1516) (Würzburg 21991) 208-216. Egon Johannes Greipl

Bicken, Johann Adam von (1564-1604) 1601-1604

der Klöster trieb er voran. Als besonders glücklich erwies sich 1506 die Berufung des vertriebenen Sponheimer Abtes und frucht­ baren Schriftstellers Johannes Trithemius zum Abt des verarmten Würzburger Schotten­ klosters. Die üppige Entwicklung der spätmit­ telalterlichen Volksfrömmigkeit förderte B. ebenso wie die Wallfahrten. Er verlieh zahl­ reiche Ablässe. Die häufig vertretene Mei­ nung, B. habe eine Neigung zum Protestantis­ mus entwickelt und wäre, hätte er länger ge­

Kurfürst-Erzbischof von Mainz

Johann Adam von Bicken wurde am 27. 5. 1564 auf Burg Hainchen im Siegerland als Sohn des kurmainzischen Marschalls und Amtmanns von Steinheim, Philipp v. B., und der Anna Brendel von Homburg, einer Schwester des Mainzer Erzbischofs D. (—>) Brendel von Homburg, geboren. Zu den Paten des bald darauf in der Burgkapelle oder in der benachbarten Pfarrkirche zu Irmgardeichen getauften Kindes zählte der evangeli­ sche Graf Johann VI. von Nassau-Dillenburg. Eng waren die Beziehungen der niederadeli­ gen Familie zu Mainz. Allein zwischen 1510 und 1567 wurden in der Marienkapelle des Mainzer Domes sechs Angehörige der B. bei­ gesetzt, darunter als letzter der Domherr Jo­ hann. Ihm folgte in der Stellung als Domherr 1574 B. Am 18. 1. providierte ihn Erzbischof Brendel von Homburg, am 10. 5. wurde er aufgeschworen, am 13. 5. 1574 zeigte er seine erste Jahresresidenz an, und zwar in der Ku­ rie „Zum Zuckmantel“. Domkapitular wurde

Bicken er nach der Präsentation durch den Domscho­ iaster 1585. 1595 wurde er zum Domscholaster gewählt und vom Erzbischof bestätigt. Er resignierte diese Prälatur 1601. 1575 wurde er Domizellar am Domstift von Würzburg. Im Oktober 1579 gewährte ihm das Mainzer Domkapitel Urlaub, um dort eine halbjährige Residenz zu absolvieren. 1578 verlieh ihm Erzbischof Brendel von Homburg eine Pfrün­ de am Ritterstift St. Alban in Mainz. 1586 wurde B. Stiftsherr, später Kustos. Er behielt diese Pfründe bis 1601 bei. Die Humaniora hatte B. 1575 am Jesuitengym­ nasium in Mainz begonnen. 1580 trug er sich zum Studium der Philosophie in Würzburg ein und setzte es wohl 1581 in Mainz fort. 1582 immatrikulierte er sich für ein Bienni­ um in Pont-ä-Mousson. Er kehrte 1584 nach Mainz zurück, ließ sich erneut beurlauben und studierte, nachdem er zum Subdiakon geweiht worden war, in Bourges. 1585 nötig­ ten ihn Kriegsunruhen, nach Mainz zurück­ zukehren. 1586 ließ er sich vom Domkapitel für ein „Kappenjahr“ beurlauben und imma­ trikulierte sich für das Studium der Rechte in Siena. 1587 verlängerte ihm das Domkapitel die Beurlaubung für weitere sechs Monate, damit er Rom besuchen könne. Spätestens im Frühjahr 1588 war er wieder in Mainz. Mit seinen Brüdern Jost Philipp und Hans Hart­ mann sorgte er sich um das bickensche Reichslehen Rheinhausen und wurde am 17. 12. 1590 von Erzbischof W. v. (—>) Dalberg zum Hofrat ernannt. Dieser betraute ihn mehrfach mit diplomatischen Missionen. Auch gehörte B. 1594 zu der erzbischöflichen Kommission, die die Mainzer Stifte und Pfar­ reien visitierte. Im Sommer 1597 weilte er zur Unterstützung der Rekatholisierung auf dem Eichsfeld. B. befand sich in Aschaffenburg, als dort am 5. 4. 1601 Dalberg starb. Dem Domkapitel machte er vom Tod Mitteilung, und er gehörte zur domkapitelschen Delegati­ on, die die Aschaffenburger Beamtenschaft für die Zeit der Vakanz auf das Domkapitel vereidigte; er war ferner maßgebend beteiligt an der am 28. 4. 1601 abgeschlossenen Wahl­ kapitulation, die erstmals im Sinne des Tridentinums die Gründung eines Priestersemi­ nars und die Einrichtung eines Kirchenrates für die Aufsicht von Kultus und Klerus und die Bekämpfung des Protestantismus zum In­ halt hatte. Am 15.5. 1601 wurde B. zum Erz­ bischof gewählt und inthronisiert. Er nahm am gleichen Tag die Mainzer Huldigung ent­ gegen und begann 1601 die Erbhuldigungsrei­ se, die ihn bis Oktober 1602 durch das ge­ samte Erzstift führte. Am 27. 8. 1601 erfolgte die römische Konfirmation, am 28. 9. 1601

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die Gewährung des Palliums. Offensichtlich gab es ein langwieriges Ringen um die Ver­ minderung der Servitienzahlung, denn die öf­ fentliche Bekanntgabe der Konfirmation und die Aushändigung des Palliums an die Main­ zer Delegation erfolgte erst am 3. bzw. 15. 2. 1602. Nach dem 30. 3. 1602 wurde das Palli­ um dem Erzbischof, der über das Subdiako­ nat hinaus keine Weihen empfing, überreicht. Die Belehnung mit den Regalien und Reichs­ lehen erfolgte am 4. 2. 1603 in Prag. Da seit der Mitte des 16. Jh.s der persönliche Lehens­ empfang nicht mehr erforderlich war, ließ sich B. durch eine Gesandtschaft vertreten.

Die Wahl B.s bewies, daß sich im Domkapitel mittlerweile eine dezidiert katholische Positi­ on durchgesetzt hatte. B. erfüllte die entspre­ chenden Hoffnungen. In den zu Mainz gehö­ renden Grafschaften Rieneck und Königstein, im Eichsfeld und in Fritzlar untersagte er be­ reits während der Huldigungsreise den evan­ gelischen Gottesdienst, und 1602/03 ersetzte er die noch tätigen evangelischen Pfarrer durch katholische. Erhebliche Wirkung zei­ tigte seine Verfügung, daß nur noch Katholi­ ken zu Hofämtern zugelassen wurden. Er ver­ kündete das 1602 in Mainz durchgeführte „Heilige Jahr“ und trug damit zur Erneuerung des öffentlichen religiösen Lebens bei. Mit der Edition des neuen Missale 1602 setzte er die Ritenreform fort. B. gab der Erneuerung des kirchlichen und religiösen Lebens nach­

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Bicken - Bischopinck

haltige Impulse. Stark belastet war sein Ponti­ fikat durch die Hexenprozesse, die 1603, vor allem im Oberstift, größte Ausmaße annah­ men. Reichs- und territorialpolitisch ver­ mochte B. keine besonderen Akzente zu set­ zen. Noch nicht vierzigjährig, starb der oft kränkliche B. am 10./ll. 1. 1604 in Aschaf­ fenburg an einem Halsgeschwür. Sein Leib wurde im Mainzer Dom, sein Herz, sein Hirn und die Eingeweide der Sitte der Zeit gemäß in Urnen in der erzbischöflich-kurfürstlichen Kirche St. Gangolph bestattet.

keine Verurteilung Unschuldiger zulasse, warb er für Beachtung aller Beschuldigungen sowie aller auch durch die Folter gewonne­ nen Bekenntnisse. Davon wurden seine ande­ ren Leistungen, z. B. sein Eintritt für das Ex­ amen der Pfründenbewerber und das für die Geschichte der Pastoral bedeutsame „Enchi­ ridion Theologiae pastoralis“, überdeckt. + 24. 11. 1598; □ Unterkirche von St. Simeon; nach der Säkularisation der Kirche (Porta ni­ gra) Gebeine auf dem Stadtfriedhof verschol­ len.

Literatur: E Werner II (1836) 447-461. - A. Am­ rhein, Reihenfolge 72 f. - K. Nebe, Johann Adam von Bicken, Erzbischof und Kurfürst zu Mainz, in: Nassovia. Zeitschrift für Nassauische Geschichte und Heimatkunde 19 (Bad Homburg 1918) 90-93, 98-100. - E V. Arens 279f. - H. Reifenberg, Vom Missale Moguntinum des Jahres 1602 zum Missale Romano-Moguntinum von 1698, in: AMRhKG 13 (1961) 432-439. - H. Böttger-W. Weyer-A. Lück, Geschichte des Netpherlandes (Netphen 1967) 322355. - A. Ph. Brück, Bicken. - Ders., in: NDB 10 (1974) 497. - G. Rauch, Domkapitel III, 150f. - H.H. Gebhard, Hexenprozesse im Kurfürstentum Mainz des 17. Jahrhunderts (Aschaffenburg 1989). E Jürgensmeier, Mainz 207-210. - Ders., Kurmainz 88-90.

Schriften: Enchiridion theologiae pastoralis (Trier 1591, 1599; Bruntrut 1598; Douai 1617 [als „Exactum Examen ordinandorum“]; 1622; Köln 1625; Pa­ ris 1626 [als „La theologie des pasteurs“]; Douai 1633; Antwerpen 1647, 1679). - Liber receptarum in theologia sententiarum et conclusionum cum brevibus necessariisque fundamentis (Trier 1593, 1595, 1612). - Commentarius theologicus et iuridicus in Tit. iuris canonici de usuris per questiones distributus (Trier 1593, 1597, 1609). - Commentarius in Tit. Cod. lib. IX de maleficis et mathematicis (ab 1591 als Anhang zum „Tractatus“). In fine adiunctae Bul­ lae et Extravagantes Pontificis Rom. adversus astrologos. - Tractatus iuris can. in Tit. de iniuriis et damno dato (Trier 1597). - Tractatus in Tit. iuris ca­ nonici de simonia (Köln 1604; Trier 1605; 1614). Tractatus de tentationibus et earum remediis (Trier 1611, 1623). Das Gesamtwerk erschien fünfbändig in Köln 1611.

Friedhelm Jürgensmeier

Binsfeld, Peter (1545/46-1598)

1580 1580-1598

Ep. tit. Azotensis Weihbischof in Trier

* 1545/46 Binsfeld (Eifel); Studium auf Ver­ anlassung Johanns von Briedel, des Abts von Himmerod, ab 1570 im Collegium Germanicum; Dr. theol.; durch Weihbischof N. (—>) Elgard Erzbischof J. v. (—>) Eltz empfohlen; 1574 Visitator der Abtei Prüm; arbeitete mit über­ triebenem Rigorismus oder Gefälligkeitsgut­ achten im Sinne der vom Erzbischof ge­ wünschten Inkorporation der Abtei; diese er­ folgte 1576; 13. 12. 1578 Propst von St. Sime­ on in Trier; 12. 2. 1580 Titularbischof von Azot; Weihbischof in Trier; am 2. 2. 1581 von Erzbischof Eltz in der Burg zu Wittlich konsekriert. Ab 1589 schürte er die in Trier latente und durch den abergläubischen Erzbischof J. v. (—>) Schönenberg und von der Angst vor dem stadttrierischen Kryptocalvinismus ge­ steigerte Hexenangst durch sein 1589 u. ö. in Trier erscheinendes Werk „Tractatus de confessionibus maleficorum et sagarum“ (1590 deutsch: „Tractat vom Bekanntnuß der Zau­ berer und Hexen“ [Köln 1623; München 1590; 1592]). Im Vertrauen darauf, daß Gott

Literatur: F.-J. Heyen, in: LThK 2 (1994) 468. - W. Seibrich. Wolfgang Seibrich

Bischopinck (Biscoping), Johannes (+ 1547) 1537

Ep. tit. Acconensis Weihbischof in Münster, Osnabrück und Minden

* Münster aus einer Erbmänner-Familie; 1524 Kanoniker von St. Martini/Münster; 1536 durch Bischof (—>) Franz von Waldeck zum Weihbischof in Münster, Osnabrück und Minden bestimmt; 26. 1. 1537 Titularbischof von Akkon; rekonziliierte nach den Zerstö­ rungen durch die Täufer am 2. 12. 1537 den Dom und am 4. 2. 1538 die Lamberti-Kirche zu Münster; erteilte am 28. 12. 1540 zu Iburg Waldeck die Diakonats- und am folgenden Tag die Priesterweihe; assistierte am 1. 1. 1541 im Kloster Marienfeld bei dessen Bi­ schofsweihe. Literatur: A. Tibus 55-61. - J. C. Möller 93-103. W. Berning 17. - A. Schröer, Reformation II, 472, 493. - Handbuch Münster (1993) 350. Alois Schröer

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Blämont - Blarer Blämont, Olry de (um 1430-1506)

1495-1498 1498-1506

Administrator des Bistums Toul Bischof von Toul

Olry de Blämont wurde um 1430 als Sohn des Grafen Thiebaut de B. in Lothringen und der Margarethe von Lothringen-Vaudemont gebo­ ren. Er war Erbe der Grafschaft Blämont und Großonkel Herzog Renes II. von Lothringen. Da dieser einen lothringischen Adeligen auf dem Bischofsstuhl von Toul und zugleich den Erwerb der im Osten seines Herzogtums gelegenen Grafschaft Blämont wünschte, schloß er einen Geheimvertrag mit B., in dem er sich dazu verpflichtete, ihm das Bistum Toul zu verschaffen, während dieser ihm den größten Teil seiner Grafschaft abtreten sollte. Der Vertrag wurde den benachbarten Höfen bekannt. Obwohl er die Form wahrte, konnte man ihn als simonistisch ansehen. Beim Tode des Bischofs A. d. (—>) Neufchätel von Toul (1495) war B. schon betagt. Seine Bemühungen um ein Bistum waren bis dahin stets fehlgeschlagen, so 1456 in Verdun und 1460 sowie 1484 in Metz. Nunmehr wollte er endlich an das Ziel seiner Wünsche gelangen. Zu diesem Zeitpunkt besaß er Kanonikate in Toul, Verdun, Metz und Straßburg, ferner die Abtei Saint-Mansuy. Er war Hofrat des franzö­ sischen Königs und Apostolischer Protonotar.

Es gelang Rene II. mühelos, beim Domkapitel die Wahl seines Favoriten durchzusetzen. Papst Alexander VI. war jedoch nicht bereit, dem Herzog von Lothringen die Designation des Bischofs zu überlassen. Daher gab er zu erkennen, daß er von dem simonistischen Vertrag wußte. Angesichts dieser Umstände verlieh er das Bistum an J. (—») Marades. Rene II. wandte sich daraufhin an Kaiser Maximi­ lian I. und veranlaßte B., seine Sache im Juni 1495 auf dem Wormser Reichstag zu vertre­ ten. Nach dem lothringischen Historiker A. Calmet (V, 602) „wollte er nicht zulassen, daß die Kirche, die Stadt und das Stift Toul ande­ ren Regeln als die übrigen Kirchen im Reich“ unterlägen. Der Kaiser bat daraufhin den Papst um eine Revision seiner Entscheidung und sicherte dem Herzog volle Unterstützung zu. Das galt auch für härtere Maßnahmen, falls das Kapitel Marades anerkenne. Ange­ sichts dieses Druckes lenkte der Papst ein und erklärte sich mit einem Kompromiß zu­ gunsten B.s einverstanden. Dieser wurde zu­ nächst Administrator und nach der Translati­ on Marades auf ein anderes Bistum 1498 selbst Bischof von Toul.

Nachdem er sein Ziel erreicht hatte, war B. mit der Durchführung des Geheimvertrages

einverstanden. Er widersetzte sich nicht ein­ mal, als Rene II. 1498 beim Kaiser Schritte unternahm, um die Herrschaft über die Bi­ schofsstadt Toul zu erhalten. Dies erwies sich freilich als undurchführbar, doch gelang es Rene während der Regierungszeit seines Großonkels, eine Reihe von Vertrauensleuten in das Domkapitel und in die städtischen Ämter zu bringen. Dadurch band er das Ge­ schick Touls an das Lothringens. B. bemühte sich persönlich kaum um die geistlichen Belange seiner Diözese, vertraute diese jedoch qualifizierten Geistlichen an. Es waren dies Weihbischof Jean de Sorcy und der Archidiakon N. (—►) Le Sane. So bahnte sich schon vor 1500 jene Reformtätigkeit an, die unter dem späteren Bischof H. d. (—►) Ha­ zards verwirklicht wurde. B. starb am 3. 5. 1506. Er wurde in der Kirche zu Deneuvre beigesetzt. Literatur: B. Picart 589-598. - A. Calmet V, 601607. - E. Martin I, 541-543, 546-552. - G. Viard, in: R. Taveneaux, Encyclopedie 93-100. - G. Cabour­ din I, 6-8. Louis Chätellier

Blarer von Wartensee, Jakob Christoph (1542-1608) 1576-1608

Bischof von Basel

Jakob Christoph Blarer von Wartensee stamm­ te aus einer sankt-gallischen Adelsfamilie. Er wurde am 11. 5. 1542 auf Schloß Rosenberg über dem Rheintal als Sohn des Wilhelm B. und der Helena von Hallwil geboren. Sein Onkel Diethelm B. war 1530-64 Abt von St. Gallen. 1557-59 studierte B. in Freiburg/Br., wo u. a. Glarean sein Lehrer war. 1560 wurde er Domherr in Konstanz, später auch in Basel. Als Domherr hielt er sich meist in Konstanz auf. Am 22. 6. 1575 wählten ihn acht in Delemont (Deisberg) versammelte Basler Domher­ ren zum Bischof. Im Februar 1576 ließ er sich zum Priester weihen. Daraufhin bestätigte ihn Papst Gregor XIII. am 4. 5. als Bischof. Die Bi­ schofsweihe empfing er am 10. 2. 1577 durch Weihbischof M. (->) Tettinger in Delemont. Kaiser Rudolf II. verlieh ihm am 15. 11. 1577 die Regalien. Das Konstanzer Kanonikat konn­ te er mit päpstlicher Dispens beibehalten. B. wurde zum Restaurator des Bistums Basel. Als frühabsolutistischer Fürst stellte er im Hochstift die staatliche Einheit her und rekatholisierte Teile seines Landes. Als Bischof führte er in seiner Diözese die Kirchenreform im Geiste des Tridentinums durch. Da die

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Blarer

von seinen Vorgängern gemachten Gesuche an Kaiser und Reich zu keinen Ergebnissen geführt hatten, nahm B. die unter Bischof M. v. (—>) Lichtenfels ergebnislos verlaufenen Verhandlungen mit den katholischen Kanto­ nen der Eidgenossenschaft wieder auf. Mit Hilfe von Nuntius Feliciano Ninguarda und

des mächtigen Luzerner Schultheißen Lud­ wig Pfyffer gelang es ihm, das Desinteresse der katholischen Kantone zu durchbrechen und am 23. 9. 1579 (Beschwörung in Porren­ truy 11. 1. 1580) ein Bündnis abzuschließen. Darin wurde gegenseitige Hilfe bei einem An­ griff von außen oder bei einem Aufstand der eigenen Untertanen versprochen. Der Kanton Uri schloß sich später auf Drängen des Luzer­ ner Nuntius Giovanni Francesco Bonomini dem Bündnis an. Nachdem B. seiner Bünd­ nispartner sicher war, wandte er sich der fi­ nanziellen und politischen Abhängigkeit des Hochstiftes von Basel zu. Im Dezember 1583 begannen vor eidgenössischen Schiedsrich­ tern die Verhandlungen mit Basel, das viele Gemeinden des Hochstiftes in sein Burgrecht aufgenommen hatte. Äußerst geschickt ergriff B. die Initiative und verklagte die Stadt der Usurpation bischöflicher Rechtstitel, nament­ lich im Sisgau, verlangte die Rückgabe der verpfändeten Gemeinden Binningen und Bottmingen und stellte Ansprüche auf das Basler Münster. Die Stadt entschloß sich zum Einlenken, und durch Vermittlung der Eidge­ nossenschaft kam am 11. 5. 1585 in Baden ein

Ausgleichsvertrag zustande. Darin verzich­ tete B. gegen eine Abfindungssumme von 250 000 Gulden auf seine Forderungen an die Stadt. Die umstrittenen Burgrechte Basels mit bischöflichen Gemeinden blieben zwar de iu­ re bestehen, doch verlor die Stadt jegliches Interventionsrecht. Der Stand der Konfessio­ nen wurde gegenseitig respektiert, und B. er­ hielt das Recht, in evangelischen Gemeinden des Hochstiftes auch katholische Kirchen zu errichten. Somit bekam er freie Hand für die vorher zaghaft begonnene Rekatholisierung des Laufentals und des Birsecks. Der Badener Vertrag beendete die finanzielle Abhängigkeit des Hochstiftes von Basel endgültig. Auf Op­ position stieß der Vertrag beim Domkapitel, das in Rom erfolgreich intervenierte und die Verurteilung der Abmachung durch Sixtus V. erreichte. Es gelang B. dann aber mit Hilfe sei­ nes alten Vertrauten, des inzwischen nach Köln versetzten Nuntius Bonomini, die römi­ schen Vorurteile abzubauen. 1587 stellte sich die Kurie hinter den Vertrag. Nur einen hal­ ben Erfolg errang B. bei der Wiederherstel­ lung der Landeshoheit in dem mit Bern verburgrechteten Süd-Jura. 1588 übertrug das Chorherrenstift Moutier-Grandval seine Ho­ heitsrechte dem Bischof. Er erhielt dadurch das Recht, in der Prevöte die Prädikanten ein­ zusetzen. Der Versuch, die Messe wieder ein­ zuführen, scheiterte 1593 am Widerstand der Bevölkerung, die von Bern unterstützt wurde. 1596 nahm B. direkte Kontakte mit Bern auf und schlug der mächtigen Stadtrepublik die Abtretung der ohnehin praktisch autonomen bischöflichen Stadt Biel vor. Als Gegenlei­ stung sollte das unter dem Einfluß Biels ste­ hende Erguel wieder an das Hochstift fallen und Bern auf sein Burgrecht mit Moutier ver­ zichten. 1599 kam der Vertrag zustande, und B. anerkannte den Stand der Konfessionen in der mehrheitlich protestantischen Prevöte. Das unzufriedene Biel wandte sich aber an die Eidgenossenschaft, die über die Abma­ chungen nicht informiert worden war. Vor al­ lem die mit Biel verbündeten Kantone Frei­ burg und Solothurn machten ihren Einfluß geltend, und 1602 wurde der Vertrag für nich­ tig erklärt. Am 15. 7. 1606 einigte sich B. mit Biel direkt. Die Stadt blieb nominell bischöf­ lich und behielt ihre alten Privilegien. Hinge­ gen wurden ihre Kompetenzen im Erguel be­ schnitten, und sie verzichtete auf das Burg­ recht mit dem Prämonstratenser-Chorherrenstift Bellelay. Es war B. gelungen, im Erguel und in der Prevöte (Gegend um Moutier) sei­ ne weltliche Autorität zu festigen; den Prote­ stantismus mußte er aber weiterhin dulden und das Burgrecht Berns mit Moutier blieb bestehen.

Blarer B. reorganisierte auch die Verwaltung des Hochstiftes. Durch verschiedene Erlasse und Verordnungen beschränkte er die alten Privi­ legien, vor allem in der Ajoie und in den Franches-Montagnes. Durch volle Ausnut­ zung der ihm zur Verfügung stehenden Rega­ lien (Forst, Allmend, Münzen) und mit einem einheitlichen Gerichtswesen baute er seine landesherrliche Macht in den alt- wie in den neugläubigen Gebieten des Hochstiftes aus. 1589 ließ er wieder eigene Münzen prägen. Er förderte den Bergbau und die Eisenindustrie in Undervilier, Courrendlin, Bellefontaine und Delemont. Etwa 200 aus Bern ausgewie­ senen Wiedertäufern gewährte er in abgelege­ nen Gegenden des neugläubigen Süd-Jura Gastrecht.

Parallel zur staatlichen förderte B. die konfes­ sionelle Einheit. Unter seinen Vorgängern hatte sich der Protestantismus im Süd-Jura, im Laufental, im Birseck und selbst in der Re­ sidenzstadt Porrentruy ausgebreitet. Dort be­ saßen 1576 die Neugläubigen die Mehrheit und stellten den Bürgermeister. B. verbot 1580 protestantische Predigten und verlangte die Konversion der protestantischen Räte. 1581 wies er verschiedene Lutheraner nach Montbeliard aus. 1588 konvertierten die letz­ ten 20 Lutheraner. Ebenso vorsichtig ging B. bei der Rekatholisierung des in der Nähe Ba­ sels gelegenen Laufentals und Birsecks vor. Zunächst schuf er paritätische Verhältnisse, 1581 begann er mit der Einführung des katho­ lischen Kultes in den mit Basel nicht verburgrechteten Gemeinden. 1582 war Arlesheim wieder mehrheitlich katholisch. In Laufen hingegen machte sich Opposition bemerkbar. B. setzte daraufhin einen ihm genehmen Prä­ dikanten ein. Später stellte er Jesuiten ein, und 1590 galten Laufen und seine Umgebung wieder als katholisch. Durch den Badener Vertrag von 1585 in seiner Position gegenüber Basel gestärkt, begann B. ab 1590 auch mit der Rekatholisierung des unmittelbar vor Ba­ sel gelegenen Birseck. Bei B.s Tod war das Birseck mit Ausnahme von Allschwil wieder katholisch. Hingegen scheiterten B.s Rekatholisierungsversuche in den unter dem Einfluß Berns und Biels stehenden Teilen des Süd-Ju­ ra. Nur wenige Gemeinden der Prevöte waren dort noch katholisch. Die Mission einiger Je­ suiten in der Prevöte und im Erguel 1607 scheiterte am Widerstand der Bevölkerung und Berns. In der zur Diözese Basel gehören­ den Stadt Colmar stellten die Neugläubigen die Mehrheit. In Zusammenarbeit mit der vor­ derösterreichischen Regierung in Ensisheim stärkte B. die Stellung der Katholiken in Col­ mar und sandte 1600 Jesuiten dorthin. Sonst

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waren seine Beziehungen zu Vorderösterreich eher gespannt. Die Regierung in Ensisheim vertrat ihr Staatskirchentum sehr hart und trat dem bischöflichen Einfluß im Oberelsaß entgegen. So durfte B. seine Visitationen dort nur unter staatlicher Kontrolle durchführen.

Ebenso konsequent wie die Ausweitung der landesherrlichen Hoheit betrieb der äußerst bescheiden lebende B. die Kirchenreform im Geiste des Tridentinums. Auf den 3. 4. 1581 berief er nach Delemont eine Diözesansynode ein, die drei Tage dauerte. Die 1583 in Freiburg/Br. gedruckten Statuten betrafen das ge­ samte kirchliche Leben und faßten im ersten Teil die Trienter Beschlüsse zusammen. 1582 wurde der Katechismus des P. (—>) Canisius eingeführt. 1597 folgte den Diözesanstatuten eine „Instructio pastoralis“, die der Diözese eine klare Gesetzgebung gab. 1583 wurden ein neues Brevier, 1586 das Missale und 1596 das Rituale herausgegeben. Zwischen 1579 und 1606 organisierte B. 20 Visitationen, dar­ unter 1586-90 und 1601-04 Gesamtvisitiationen durch Weihbischof und Generalvikar. Auch er selbst visitierte viele Pfarreien. In dem zur Erzdiözese Besangen gehörenden Porrentruy und in der umliegenden Ajoie gab der Klerus zu verschiedenen Klagen Anlaß. Nach wiederholten Vorstellungen B.s ließ der Erzbischof das Gebiet 1606 visitieren. Vergeb­ lich hoffte B., das in Altkirch befindliche Of­ fizialat nach Porrentruy zu verlegen. Der dazu notwendige Austausch von Pfarreien schei­ terte am Widerstand des Erzbischofs von Besangon. Zur Förderung des Priesternach­ wuchses und für die Rekatholisierungsmaßnahmen bemühte sich B. um die Entsendung von Jesuiten. 1590 nahm er Kontakt zu den Luzerner Jesuiten auf. Schon 1591 konnte im Haus des St.-Michel-Stiftes in Porrentruy ein Kolleg mit 60 Schülern eröffnet werden. Die dortigen Jesuiten stammten aus der Provinz Schwaben. B. drängte, daß sie auch franzö­ sisch unterrichteten, um die Abwanderung von Schülern nach Genf oder Montbeliard zu verhindern. 1593 zählte das Kolleg bereits 300, 1596 400 Schüler, die hauptsächlich aus dem Elsaß und der Franche-Comte stammten. 1596 wurde mit dem Bau eines Kolleggebäu­ des mit eigener Kirche begonnen, das 1604 bezogen werden konnte. 1603 begann neben dem Jesuitenkolleg auch der Bau eines Diöze­ sanseminars. Es wurde 1608 mit sechs Semi­ naristen eröffnet, hatte aber nach dem Tode B.s nur über wenige Jahre hin Bestand. Neben den Jesuiten förderte B. auch die Kapuziner (1598 neues Kloster in Rheinfelden, 1603 in Ensisheim). 1583 wurde der Gregorianische Kalender eingeführt. 1591 wurde in Porren-

Blarer - Blumenthal

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truy die erste Druckerei des Hochstiftes er­ richtet. B. starb nach langer Krankheit am 18. 4. 1608 in Porrentruy. Er wurde in der Kirche des neuen Jesuitenkollegs beigesetzt. Schon seine Zeitgenossen betrachteten ihn als eine der be­ deutendsten Persönlichkeiten auf dem Basler Bischofsstuhl. Literatur: L. Vautrey II, 120-176. - W. Brotschi, Der Kampf Jakob Christoph Blarers von Wartensee um die religiöse Einheit im Fürstbistum Basel 15751608. Ein Beitrag zur Geschichte der katholischen Reform (Freiburg/Schw. 1956). - H. Rennefahrt, Die Verstärkung der Staatsgewalt im Fürstbistum Basel unter Bischof Jakob Christoph 1575-1608, in: SBAG 18/19 (1960/61) 267-310. - A. Chevre, Jacques-Chri­ stophe Blarer de Wartensee, Prince-eveque de Bale (Delemont 1963). - J. Bücking, Die Visitationen im Bistum Basel am Ende der Regierungszeit von Bi­ schof Jakob Christoph Blarer 1602-1604, in: ZSKG 62 (1968) 361-369. - A. Bruckner u. a., in: HS 1/1, 204f. - M. Panico, La diocesi di Basilea tra Riforma e Controriforma: il sinodo diocesano del 1581, in: Annali della Facoltä di scienze politiche. Universitä degli studi di Genova 6/7 (Genova 1978/79) 903949. - Jura 104-108. - Repertoire IV (1985) 640-644. -H. Berner 153ff. Pierre Louis Surchat

Blatten (Platten, de Platea), Johannes von (OFM) (+ 1461 ?) 1441 1440-1461 1441-1442

Ep. tit. Bellinensis Weihbischof in Konstanz Weihbischöfliche Handlungen in Chur

Franziskaner; Lektor im Kloster zu Luzern und Pönitentiar des Bischofs H. v. (—>) He­ wen; seit 26. 11. 1440 als Weihbischof in Konstanz tätig; 30. 1. 1441 Titularbischof von Belinas; 4. 1. 1461 Resignation aus Alters­ gründen; 1441-42 Weihehandlungen auch im Bistum Chur nachweisbar; 11. 7. 1461 Ver­ mächtnis zugunsten der Dombruderschaft in Konstanz; + Dezember 1461 (?). Literatur: H. Tüchle, in: HS 1/2, 512. Red.

Blöbel, Christoph (seit 1602 kaiserlicher Per­ sonaladel) von (1546-1609)

1594-1609

Apostolischer Administrator des Bistums Meißen in der Lausitz

* 1546 Bautzen als Sohn einer der wenigen katholisch gebliebenen Ratsfamilien; aus ihr gingen mehrere Priester hervor; Besuch der

Domstiftsschule, dann des evangelischen Ratsgymnasiums; 1563 Wahl zum Kanonikus von St. Petri in Bautzen und Beginn des Hochschulstudiums in Prag; 21. 9. 1569 Prie­ sterweihe ebd.; Dompfarrer und Seelsorger der kleinen katholischen Gemeinde in Baut­ zen; seit 1575 als Scholastikus für die Stiftsschule zuständig. B. suchte diese neben dem evangelischen Gymnasium zu erhalten und ihre wirtschaftliche Lage zu bessern, zumal die meisten Schüler aus ärmeren Familien ka­ men. 15. 8. 1594 in Anwesenheit des Prager Erzbischofs S. (—►) Berka von Duba als kaiser­ lichem Vertreter zum Dekan von St. Petri und damit zum Apostolischen Administrator des Bistums Meißen in der Lausitz gewählt; 1602 vom Kaiser geadelt. Als B. sein Amt antrat, war die Lausitz durch den Streit um den Kryptocalvinismus erschüttert. Davon blieb die dem Administrator als kaiserlichem Ge­ neralkommissar in Religionssachen unterste­ hende Ehegerichtsbarkeit auch über die evan­ gelischen Christen unangefochten. 1603 gab B. eine Abhandlung über das geltende kirch­ liche Eherecht heraus. B.s Amtszeit war von schweren wirtschaftlichen Sorgen überschat­ tet. 1597 erneuerte er den Hochaltar des Do­ mes. Bei der Anschaffung liturgischer Ge­ wänder und Geräte bewies er hohes Kunst­ verständnis. Für die Kapitelsbibliothek mach­ te er wertvolle Erwerbungen, t 4. 2. 1609; □ St. Petri zu Bautzen. Quellen: Domstiftsarchiv St. Petri Bautzen. Siegfried Seifert

Blumenthal, Georg von (1490-1550)

1524-1550 1524 1525-1550

Bischof von Lebus Koadjutor des Bischofs von Rat­ zeburg Bischof von Ratzeburg

Georg von Blumenthal wurde im Jahre 1490 als zweiter Sohn des Hans v. B. und der Otti­ lie von Krocker auf Haus Horst in der Prignitz geboren. Für die geistliche Laufbahn be­ stimmt, studierte er in Frankfurt/O., wurde 1507 Sekretär des Lebuser Bischofs D. v. (—>) Bülow und 1513/14 Rektor der Universität Frankfurt, an der er den Grad eines Dr. iur. utr. erwarb. Er wurde kurfürstlicher Rat. 1520 zum Bischof von Havelberg gewählt und päpstlich bestätigt, verzichtete er, durch Kur­ fürst Joachim I. und Erzbischof (—>) Albrecht von Brandenburg bewogen, auf die Annahme, doch wurden ihm die Anwartschaft auf das Bistum Lebus, wo er Domdekan war, und Un­ terstützung bei der Wahl in Ratzeburg zugesi-

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Blumenthal - Bobek

chert, wo er zugleich eine Domherrenstelle erhielt. Die Wahl zum Bischof von Lebus wurde am 7. 4. 1524 päpstlich bestätigt. 1524 zum Koadjutor des Bischofs H. (—*) Berkmeier von Ratzeburg gewählt, folgte er diesem 1525 nach. Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 6. 3., die Inbesitznahme in Schönberg am 13. 7. 1525. Als Bischof von Ratzeburg besaß B. die Reichsstandschaft, doch lag der Schwer­ punkt seiner Wirksamkeit in Lebus. Dort hielt er sich seit 1530 vornehmlich auf, während er sich in Ratzeburg durch Dompropst Johannes Mues vertreten ließ. 1530 nahm er am Augs­ burger Reichstag teil. 1535 warb er für Kur­ prinz Joachim II. um Hedwig, die Tochter des polnischen Königs Sigismund I. 1543 war er wegen der Eheschließung zwischen Sigis­ mund II. und Elisabeth von Österreich erneut in Polen. In B.s Amtszeit fielen die Anfänge der Refor­ mation in Brandenburg. Während aber Joa­ chim I. bis zu seinem Tod an der alten Kirche festhielt, die in der Universität Frankfurt und den Franziskaner- und Dominikanerklöstern vorerst zuverlässige Stützen besaß, eröffnete der Regierungswechsel von 1535 den Weg für die lutherische Reformation. Während Mark­ graf Johann von Küstrin, dem die Neumark, Crossen und Cottbus zugefallen waren, dort zielstrebig die neue Lehre förderte, mit Hilfe von Visitationen durchsetzte und mit der Sä­ kularisation des geistlichen Besitzes begann, vollzog sich dieser Prozeß im Herrschaftsbe­ reich seines Bruders Joachim II. langsamer und mit mancherlei Kompromissen und Zu­ geständnissen an die altkirchlichen Traditio­ nen. B. widersetzte sich vergeblich der landesherr­ lichen Einführung der lutherischen Reforma­ tion und Kirchenordnung. Vor seinem Tod entbrannte noch eine heftige Auseinanderset­ zung um die Marienwallfahrt in Göritz an der Oder, wo der Markgraf die Entfernung des Gnadenbildes forderte, damit aber zu Lebzei­ ten von B. nicht durchdrang. B. starb am 25. 9. oder 10. 1550 auf seinem Schloß zu Lebus. Er wurde im Dom zu Fürstenwalde beige­ setzt. Bis zu seinem Tod waren außerhalb des Stiftsgebietes die protestantische Kirchenord­ nung und die Säkularisation des Kirchenver­ mögens weitgehend durchgeführt. Im Stifts­ land von Ratzeburg und in dem unter Herzog Albrecht stehenden Teil Mecklenburgs hinge­ gen blieb die altkirchliche Ordnung bis zum Tod B.s bestehen. Literatur: J. H. Neuendorff 98. - G. M. C. Masch 455-494. - W. Ebeling II, 392. - E W. J. Rickmann 22f. - H. Windus 45f. - Stoppel, Zum Bild auf der

Titelseite, in: MFtmRatz 11/4 (1929) 50f. - S. W. Wohlbrück II, 268-313. - E v. Notz 43f. - K. Schmaltz 271, II, 38f., 114. - O. Kähler 260. - J. Wa­ licki 119f. - S. Stasiewski, in: NDB 6 (1964) 224. A. Weiss 68, 225. - G. May 60f. Jan Kopiec

Biya (Blonda), Martin von (OCist) (+ 1452?)

1432 1432-1452

Ep. tit. Magionensis Weihbischof in Utrecht und im friesischen Teil des Bistums Münster

Zisterzienser der Abtei Claro Campo im Bis­ tum Utrecht; 10. 4. 1432 Titularbischof von Mayo und Weihbischof in Utrecht; Bischof W. v. (—>) Moers bewirkte vor 1453 B.s Beru­ fung in das friesische Münsterland. Literatur: A. Schröer, Verfassung I, 47f.; II, 196. Handbuch Münster (1993) 347. Alois Schröer

Bobek (Bobeck, Wobek), Kaspar (um 1592-1634)

1631-1634

Bischof von Pedena

Kaspar Bobek wurde um 1592 zu Radmanns­ dorf (Radovljica) in Oberkrain geboren. Er studierte als Alumne des Collegium Marianum zu Oberburg (Gornji grad) und wurde dort 1613 zum Priester geweiht. Danach ging er nach Bologna, wo er 1616 zum Dr. iur. utr. promoviert wurde. 1620 wurde er Dompropst in Laibach und Archidiakon für den in Ober­ krain gelegenen Teil des Bistums Laibach, 1623 Abgeordneter der Provinz im Landtag von Krain. Kaiser Fedinand II. ernannte ihn zum Geheimrat. Nach dem Tod des Laibacher Bischofs Th. (->) Chrön (1630) war die Nach­ folge zunächst B. zugedacht, doch entschloß der Kaiser sich schließlich für den Triester Bi­ schof R. (—0 Scarlichi. An dessen Stelle trat Bischof P. (—>) Coronini von Pedena. Als des­ sen Nachfolger wiederum nominierte der Kai­ ser B. Die päpstliche Bestätigung folgte am 7. 4. 1631. B. behielt jedoch die Laibacher Prop­ stei bei und ging 1632 als Legat des Kaisers nach Venedig. Daher konnte er sich seinem Bistum nur wenig widmen. Aus dem glei­ chen Grund unternahm er keine Ad-liminaReise. Besser sorgte B. für seine Propsteikir­ che in Radovljica, die er restaurieren ließ. 1631 ließ er dort für den Altar der hl. Kathari­ na bei seiner Familiengruft ein Altarbild ma­ len. Auf diesem ließ er sich porträtieren und mit seinem Namenspatron darstellen. B. starb

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Bobek - Bödeker

am 4. 10. 1634 in Laibach. Er wurde in der Familiengruft beigesetzt. Quellen: NAL, KAL 249/1. - Umetnost XVII. stoletja na Slovenskem [Kunst des 17. Jh.s in Slowenien]. Katalog razstave v Narodni galeriji [Katalog der Aus­ stellung in der Volksgalerie] od 10. 10. do 15. 12. 1968 (Ljubljana 1968) 196, Abb. 30. Literatur: E Ughelli 473. - J. Parapat 5. - M. Prem­ rou, Vescovi petinensi 385. - C. d. Franceschi 339. -1. Grah 5. - M. Smole I, 45. France

M. Dolinar

Bocksdorf (Buckenstorff, Burgsdorff), Die­ trich von (+ 1466) 1464-1466

Bischof von Naumburg

Dietrich von Bocksdorf entstammte einem märkischen Adelsgeschlecht, das sich im 15. Jh. in verschiedene Linien teilte. Er soll in Schlesien geboren sein. Sein Bruder Damian war Dr. iur. utr. und Domherr in Merseburg.

B. studierte an der Universität Leipzig, wo er 1439 das Rektorat bekleidete. Als Dr. iur. utr. war er seit 1443 Ordinarius der Juristenfakul­ tät. B. war in Leipzig zugleich Ratssyndikus. Er war Meßpriester an der Ratskapelle und hatte ein 1434 gestiftetes Kanonikat an der Peterskirche inne. Er verfaßte verschiedene kanonistische und iuristische Schriften, de­ ren bedeutendste wohl ein in Basel verlegtes Repertorium der sächsischen Rechte war. Vor Verlassen der Universität stiftete er ein Sti­ pendium von 40 fl. B. gehörte seit 1445 dem Naumburger Domka­ pitel an. Bald nachdem er dessen Propst ge­ worden war, wählte ihn das Kapitel 1463 zum Bischof. Bei den der Wahl folgenden Festlichkeiten wurden 150 Eimer Wein, 140 Eimer Bier, 100 Schafe und 8 Hirsche ver­ zehrt. Die päpstliche Bestätigung erhielt B. am 25. 5. 1464. Am 18. 12. 1465 leistete er be­ zeichnenderweise den Lehenseid auf dem Schloß zu Leipzig. Das Stift behielt zwar for­ mal die Reichsstandschaft, aber die zuneh­ mende Abhängigkeit vom Haus Wettin war nicht zu übersehen. Neben dem wachsenden Einfluß der Wettiner auf die Bischofswahlen belehnte der Landesfürst den Bischof nun auch mit den Regalien und Reichslehen, wenn auch formal im Auftrag des Kaisers mit dem Zusatz, daß der Lehnseid in die Hand des Kaisers zu erneuern sei, falls dieser im Lande sei. Meist blieb es aber bei der landes­ herrlichen Belehnung. Auch durch Kaiser Si­ gismund, der die Rechte des Reiches bewuß­ ter wahrzunehmen suchte als einige seiner

Vorgänger und 1437 die Belehnung von P. v. (—>) Schleinitz dem Meißner Bischof J. (—>) Hoffmann übertrug, wurde diese Entwick­ lung nur unwesentlich verzögert. Wie schon 1423 Kurfürst Friedrich Bischof Johannes von Schleinitz (1422-34) belehnt hatte, so erhielt auch B. die Regalien aus der Hand des Kur­ fürsten Ernst von Sachsen. Nach den Quellen vollzog sich B.s Leben zwi­ schen eifrigem Studium und reicher Wohltä­ tigkeit. So stiftete er z. B. in Naumburg die Maria-Magdalenen-Kirche. Seine Verordnun­ gen, Urteile, Begnadigungen und Privilegien erhielten sich in der Zeitzer Stiftsbibliothek in einem Copialbuch, das bis ins Jahr 1516 weitergeführt wurde und somit auch die Amtszeit seiner Nachfolger im Bischofsamt D. v. (->) Schönberg und J. v. (—>) Schönberg umfaßte. B. starb am 9. 3. 1466 in Zeitz nach einem Schlaganfall. Er wurde im Dom zu Naumburg beigesetzt, wo sein Grabmal weitgehend er­ halten ist. Seine Bibliothek hatte er testamen­ tarisch dem Paulinerkloster in Leipzig ver­ macht. Literatur: J. Thamm. - J. Zader. - J. P. Ch. Philipp 203f. - W. Ebeling 321. - G. V. Schmid 14. - P. Mitzschke 53-57. - P. Lange 41. - M. S. Braun. - E. Zergiebel 183-185. - E. Hollmann. - K. Schöppe, Chronik 79f. - G. Möller-Alpermann 40. - Art. Burgsdorff, in: NDB 3 (1957) 49. - E. Schubert-J. Görlitz 51f. - B. Herrmann. Clemens Brodkorb

Bödeker, Stephan (OPraem) (1384-1459)

seit 1415 1421-1459

Generalvikar des Bischofs von Brandenburg Bischof von Brandenburg

Der 1384 in Rathenow geborene Bürgersohn Stephan Bödeker schloß sein 1406 an der Universität Erfurt begonnenes, in Prag fortge­ setztes Studium 1412 in Leipzig mit einer Promotion ab. 1415 ist er im prämonstratensischen Domkapitel von Brandenburg nachzu­ weisen. Durch Bischof Johannes von Waldow (1415-20) gefördert, wurde er 1415 Generalvi­ kar und führte als solcher eine Visitation des Klerus durch. 1419 wurde er zum Dompropst gewählt. Der Wechsel Waldows in das besser dotierte Bistum Lebus machte B. den Weg zum Bischofsamt frei. Papst Martin V. provi­ dierte ihn am 1. 9. 1421, während das Kapitel ihn erst kurz vor der Weihe am Himmelfahrts­ tag 1422 wählte.

Bödeker - Böddeker

Der Druck der Kurfürsten von Brandenburg auf das reichsrechtlich nur noch nominell selbständige Bistum nahm unterdessen zu. Den von Friedrich II. vollzogenen Anschluß an die römische Obödienz honorierte Papst Nikolaus V. 1447 durch eine Reihe wertvoller Zugeständnisse. Dazu gehörte das dem Kur­ fürsten persönlich verliehene Nominations­ recht für die Bistümer Brandenburg, Havel­ berg und Lebus, durch die das domkapitelsche Wahlrecht zur Formalität verkümmerte. Die ebenfalls genehmigte Umwandlung der prämonstratensischen Domstifte in weltliche Kapitel, deren Stellen ebenso wie die Kanonikate des Domstiftes Lebus und des Stiftes Stendal der Versorgung von Klerikern in kur­ fürstlichen Diensten dienen sollten, konnte dagegen noch verhindert werden. Als kurfürstlicher Rat war B. mit der Vermitt­ lung des Friedens zwischen Brandenburg und Pommern, ferner mit dem Gutachten zur Nachfolge der Hohenzollern in Sachsen-Wit­ tenberg nach dem Aussterben des dortigen Herzogshauses betraut. Die Erhebung der auf dem Frankfurter Reichstag von 1427 be­ schlossenen Hussitensteuer („Ketzerschoß“) brachte ihn in Konflikt mit der Doppelstadt Brandenburg, in dessen Verlauf er Kirchen­ strafen gegen die widerspenstigen Städte ein­ setzte. Bei der Auseinandersetzung des Kur­ fürsten mit Berlin im Jahre 1445 gehörte er zu jenen Beauftragten des Landesherrn, die Ge­ richt über die Stadt hielten. In der Frage der vom Kurfürsten und vom Bischof von Havel­ berg geförderten Heiligblutwallfahrt nach Wilsnack hielt sich B., der in seiner Diözese das Fronleichnamsfest einführte, zurück und versuchte zwischen den Gegnern der Wall­ fahrt, zu denen u. a. N. v. (—►) Kues gehörte, und der durch Rom gestützten kurfürstlichen Partei zu vermitteln. B. führte zahlreiche Visitationen und nahezu regelmäßig Synoden durch. Im Mittelpunkt seiner umfänglichen literarischen Tätigkeit stand die Vermittlung von Glaubensinhalten und kirchlichen Normen. Dabei griff er auch Ansätze der konziliaren Reform auf. Sein be­ sonderes Interesse galt der Judenmission. Deretwegen beschäftigte er sich intensiv mit dem Judentum. Wenn er auch vor antijüdi­ schen Pauschalisierungen warnte, so enthält sein Traktat doch zeittypische Polemiken. Ge­ gen die - außerhalb seiner Diözese lebenden märkischen Waldenser ging er mit einem 1458 in Berlin geführten Prozeß vor. Es wur­ de ein Todesurteil verhängt und vollstreckt. B. sprach sich 1456 als päpstlicher Gutachter für die Gründung der Universität Greifswald

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aus. Er war der bedeutendste Gelehrte unter den Brandenburger Bischöfen. Er starb am 15. 2. 1459. Sein Grabstein im Brandenburger Dom ist erhalten. Literatur: G. Abb-G. Wentz 46-49 (Schriftenver­ zeichnis). - D. Kurze, in: LMA 2 (1983) 305f. - A. Wigger, in: Berlinische Lebensbilder 5: Theologen (Berlin 1990) 1-16 (Porträt). - Dies., Stephan Boedecker OPraem, Bischof von Brandenburg (14211459). Leben, Wirken und ausgewählte Werke (Frankfurt u. a. 1992). Felix Escher

Bodenhoffer, Johannes (OP) (+ 1507)

1494 1494-1507

Ep. tit. Milenensis Weihbischof in Merseburg

Dominikaner; Dr.; 5. 5. 1494 Titularbischof von Milo und Weihbischof Th. v. (—>) Trothas; spendete nur einmal (niedere) Weihen am 3. 4. 1507; + 1507. Literatur: A. Schmekel 180. - G. Buchwald, Die Ma­ trikel des Hochstifts Merseburg. 1469-1558 (Wei­ mar 1926) VI, 80. Clemens Brodkorb

Böddeker, Nikolaus (+ 1459)

1444-1457

Bischof von Schwerin

Nikolaus Böddeker wurde zu Wismar als Sohn des Nikolaus und der Alheidis Sadelmann in einfachen bürgerlichen Verhältnis­ sen geboren. Beide Eltern hatten je einen geistlichen Bruder; der der Mutter, Johannes S., war Pfarrer von St. Marien in Wismar. Ein Bruder B.s, Conrad, wurde ebenfalls Geistli­ cher und Domherr sowie später Domschoia­ ster in Schwerin. B. ist 1421/22 als Prokura­ tor an der römischen Kurie bezeugt. 1423 war er Pfarrer von St. Marien in Wismar, danach Domherr und Pfarrer von St. Peter in Lübeck. Er wurde ferner Domherr in Hamburg und 1439-44 Domdekan in Lübeck. Zur Zeit sei­ ner Bischofswahl war er außerdem Domherr in Schwerin. Daß er gelegentlich Magister ge­ nannt wird, läßt auf eine Universitätsbildung schließen.

Unter dem 24. 1. 1444 zeigte das Schweriner Domkapitel dem Erzbischof von Bremen die Wahl B.s zum Bischof an und bevollmäch­ tigte seinen Dekan und seinen Kantor zur Ein­ holung der Wahlbestätigung. Diese erfolgte am 3. 3., die Bestätigung durch das inzwi­ schen schismatische Konzil von Basel am 8. 5. Die Übernahme der Stiftsgüter und -häuser

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Böddeker - Bogarin

zu Schwerin, Bützow und Warin erfolgte am 17. 3., die Konsekration durch K. v. (—>) Lintorff, J. (-*) Proei und Weihbischof H. (—>) Woggerin am 31.5. 1444. 1444, 1445 und 1451 veranstaltete B. in Büt­ zow Diözesansynoden, die Dekrete zur kirch­ lichen Disziplin erließen. Die Beschlüsse der ersten Synode wurden von Kardinallegat N. v. (—>) Kues erweitert und 1451 bestätigt. B. beobachtete die Residenzpflicht korrekt. Die bischöflichen Schlösser zu Bützow und Wa­ rin baute er aus. Auch seine Verwaltung war glücklich. Dabei kam ihm das aus seinen Pfründeneinkünften angesammelte Vermögen zugute. Mit dem mecklenburgischen Herzogshaus stand B. in bestem Einvernehmen. Er half ihm gelegentlich sogar in finanziellen Schwierigkeiten. 1448 erhielt B. die päpstli­ che Zustimmung zur Abfassung eines Testa­ mentes und 1449 die des Domkapitels zu ei­ ner künftigen Resignation und Verfügung über seine Kleinodien und das von ihm be­ nutzte Kirchengut. B. resignierte allerdings erst viel später, nachdem in langwierigen Ver­ handlungen der Lübecker Domherr G. (—>) Lange als Nachfolger angenommen war. Die Annahme der Resignation durch Papst Calixt III. erfolgte am 6. 4. 1457 zugleich mit der Provision seines Nachfolgers, dessen Pfrün­ den B. erhielt. Es waren dies ein Kanonikat und die Major-Präbende am Dom zu Lübeck sowie eine Vikarie an St. Johann zu Lüne­ burg. Dazu erhielt er eine Pension vom Bis­ tum Schwerin. B. siedelte nach Lübeck über. Er überlebte sei­ nen Nachfolger, mit dessen Verwandtschaft er Erbauseinandersetzungen hatte. Er erlebte ferner die Wahl seines früheren Kaplans W. (—>) Wolmers zum Bischof von Schwerin. B. starb am 3. 9. 1459 zu Lübeck. Er wurde in einer Kapelle des dortigen Domes beigesetzt. Literatur: J. Traeger 141-146. - Ch. Schuchard 50, 66. Josef Traeger

Bogarin (Wagenring), Giovanni (1538-1597)

1592-1597

Bischof von Triest

Giovanni Bogarin wurde im Jahre 1538 zu Görz als Sohn einer Adelsfamilie geboren, die auch den deutschen Namen Wagenring führte. 1574-84 studierte er als Alumne des Collegium Germanicum in Rom. Dort erwarb er wahrscheinlich die akademischen Grade.

Im Jahre 1584 ernannte ihn Bischof J. (—>) Tautschar von Laibach, der ehemals Archidiakon in Görz gewesen war, zum General­ kommissar und Visitator der in der Steier­ mark und in Kärnten gelegenen Diözesanteile von Laibach. 1590 war B. in Ingolstadt im Auftrag von Erzherzog Ernst als Erzieher des jungen Erzherzogs Ferdinand. 1591 nominier­ te Ferdinand ihn zum Bischof von Triest. Die päpstliche Verleihung erfolgte am 22. 5. 1592. Mit B. begann in Triest für ein Jahrhundert eine Reihe von Bischöfen, die aus der benach­ barten Grafschaft Görz stammte. Die Habsbur­ ger wählten die betreffenden Persönlichkei­ ten im allgemeinen aus dem friaulanischen Adel aus. B. brachte dafür außer seiner Treue zur Dynastie die auch für Triest charakteristi­ schen kulturellen Voraussetzungen mit. B. blieb zunächst noch mit der Erziehung des jungen Erzherzogs befaßt. Ende 1592 visitier­ te er seine Diözese, stieß dort aber auf Oppo­ sition, da er angeblich einen der Reformation anhängenden Bruder hatte. Die damalige Situation geht aus jenem Status­ bericht hervor, den B. 1593 vorlegte. Danach spielte Triest in politischer und wirtschaftli­ cher Hinsicht eine Sonderrolle im Rahmen des Staates und der habsburgischen Interes­ sen. In kultureller Hinsicht gehörte es zu Ita­ lien. Die Diözese zählte 29 Pfarreien, davon 12 im slowenischen Hinterland auf inner­ österreichischem und 17 in Istrien auf vene­ zianischem Staatsgebiet mit einer z. T. vene­ zianischen, z. T. slawischen Bevölkerung. In den istrischen Pfarreien Muggia, Umago und Pinguente gab es Stiftskapitel. Die beiden letztgenannten waren zugleich Sitz von Deka­ naten. B. richtete für das innerösterreichische Gebiet ein Vikariat in Sezana ein. In seelsorg­ licher Hinsicht zeigte sich in der Stadt kein Wiederaufschwung, zumal es in ihr keinen modernen Seelsorgeorden gab. Die Reformation hatte nach B. nur in den Randgebieten der Diözese Eingang gefunden. Nach seiner Meinung ging dies auf die Nach­ lässigkeit des Bischofs P. (—>) Bonomo zurück. Die Reformation besaß vor allem im Hinter­ land der Stadt und unter den dortigen Adels­ familien einige Zentren. B. erklärte, daß er da­ gegen rücksichtslos vorgehen wolle.

Die Priestersituation war noch kritisch, be­ sonders in den Landgebieten. Der Berufung qualifizierter Geistlicher stand nämlich die armselige Ausstattung der Benefizien im We­ ge. Die wirtschaftliche Not war so groß, daß B. sich nicht in der Lage sah, gegen unwürdi­ ge Priester vorzugehen, um die Gemeinden

Bogarin - Bokholt nicht ganz von Geistlichen zu entblößen. In der Diözese war z. T. noch der aquilejanische Ritus in Brauch. Das lag an der Anhänglich­ keit der Bevölkerung an das Herkommen und am Mangel an neuen liturgischen Büchern. B. wollte allmählich den römischen Ritus ein­ führen.

Im übrigen war das pastorale Wirken B.s durch seine häufige Abwesenheit und seine mangelnde Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit dem Patriarchen von Aquileja beeinträch­ tigt. 1596 blieb er der Provinzialsynode in Udine fern. Infolgedessen wurde er von der Synode wie auch von der römischen Kurie mit einer Zensur belegt. Ende 1596 schlug der Prager Nuntius sogar einen Tausch zwischen B. und Bischof S. (—>) Cattaneo von Chiemsee vor. B. starb im Juni 1597. Quellen: ASV, S. Congr. Cone. Relationes 790. Literatur: C. Morelli III. - M. Premrou, Vescovi triestini II, 14f. Luigi Tavano

Bokholt, Hinrich (um 1463-1535)

1523-1535

Bischof von Lübeck

Hinrich Bokholt wurde um 1463 als Sohn des Hamburger Kaufmanns (Gewandschneiders) und seit 1479 Ratsherrn Evert B. (+ 1488) und der Anna (lebte noch 1506), Tochter des Ham­ burger Gewandschneiders und Ratsherrn Hinrich Arndes (+ 1467), geboren. Er stu­ dierte seit 1478 in Rostock (1481/82 Mag.), dann 1485 in Köln und 1487, nun als Kanoni­ ker des Kollegiatstifts Eutin, in Bologna und wurde Doktor des Römischen Rechts. Späte­ stens 1492 war er in Rom, wo sein Mutterbru­ der D. (—>) Arndes seit langem als Prokurator wirkte, eben jetzt zum Bischof von Lübeck er­ hoben wurde, daher sein Kanonikat im Lü­ becker Domkapitel abgab und dem Neffen zu­ wenden konnte. 1494 erhielt dieser auch die Propstei, die im Rang unmittelbar auf den Bi­ schof folgte, freilich in Bedeutung und Ein­ künften hinter dem Dekanat zurückstand. B. residierte in Lübeck, ließ aber die Verbindung nach Rom nicht abreißen. 1493 und 1495 ist er wieder dort bezeugt, wurde als päpstlicher Familiar 1505 Apostolischer Protonotar, war 1506 bei der Grundsteinlegung der neuen Peterskirche anwesend und wurde zum Kollek­ tor des durch den Kardinal R. (—►) Peraudi ge­ predigten Jubelablasses in Dänemark sowie in den Kirchenprovinzen Köln und Bremen er­ nannt. Auch als Rota-Auditor ist er bezeugt. 11 Lexikon

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Sicherlich erleichterten die römischen Ver­ bindungen den Erwerb weiterer Pfründen au­ ßerhalb Lübecks; bezeugt sind neben Vikarien und Kommenden in Hamburg, Sarau, Grambow und Flensburg nach 1504 Kanonikate an St. Willehadi-Stephani in Bremen so­ wie in Ratzeburg mit dem Archidiakonat Sta­ pel, 1505 die Propstei Eutin (1506 vertauscht) und nach 1506 das von Arndes besessene De­ kanat Hildesheim (1521 oder früher gegen Pension abgegeben). In Lübeck konnte B. er­ reichen, daß 1505 sein Kanonikat und die Propstei ständig miteinander verbunden und die Einkünfte durch den Rat, dem künftig das Besetzungsrecht zufiel, verdoppelt wurden. Außer nach Holstein unterhielt er Beziehun­ gen besonders nach Lauenburg, hatte von Herzog Magnus ein Vorwerk in Pacht und ließ es durch einen Verwandten bewirtschaf­ ten. Er war Rat des Herzogs, vertrat ihn auch bei dem 1517 beginnenden gewalttätigen Vor­ gehen gegen Bischof H. (—>) Berkmeier und das Domkapitel von Ratzeburg, die der lauenburgischen Hoheit unterworfen werden soll­ ten; damals wurde B., der durch die Gunst des Herzogs doch selber Ratzeburger Kanoni­ ker und Archidiakon war, vom Ratzeburger Propst der „Archidiabolus“ genannt.

Nachdem am 27. 5. 1523 der Lübecker Bi­ schof J. (—>) Grimholt gestorben war, wählte das Domkapitel am 19. 6. mit 14 Stimmen B. zum Nachfolger; durch Übertragung der übri­ gen zehn Stimmen, die sich zunächst auf fünf andere Kanoniker verteilt hatten, wurde die Wahl einhellig. Die päpstliche Bestätigung wurde zwar unter dem 31. 8. 1523 gegeben, in der Ausfertigung aber durch den Tod Papst Hadrians VI. am 14. 9. verzögert. Sie lag erst am 26. 2. 1524 in Lübeck vor, worauf sogleich Eidesleistung und Besitzeinweisung dort und am 1. 3. auf der bischöflichen Residenz, dem Schloß Eutin, folgten. Die Bischofsweihe wurde durch den Schleswiger Bischof G. v. (—>) Ahlefeld am 6. 3. in der Eutiner Schloß­ kapelle vollzogen. Die feierliche Primiz war am Pfingstmontag, dem 16. 5., im Lübecker Dom.

B. residierte als Bischof wie üblich in Eutin und kam nur zu bestimmten Festen, aus be­ sonderen Anlässen oder auf Verlangen des Domkapitels nach Lübeck und hielt dort auch alljährlich die Synode. Sein Verhältnis zum Domkapitel war oft gespannt, besonders in Geldsachen, aber nicht ernstlich getrübt. Gleich 1524 ließ er den gesamten Klerus der Diözese verzeichnen und die Stiftungsbriefe aller Benefizien in systematischer Ordnung zusammentragen. Er überarbeitete die Statu-

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Bokholt

ten der Kirche, das Missale und das Kalenda­ rium; nicht der Wahrheit entsprechende Hi­ storien sollten gestrichen, die neuen Feste hinzugefügt, auch die Synodalstatuten er­ gänzt und die bereinigten Texte nach Prüfung durch das Kapitel gedruckt werden. Doch da­ zu kam es unter dem Druck der äußeren Er­ eignisse nicht mehr.

Der Lübecker Bischof war zwar reichsunmit­ telbar, zugleich aber auch holsteinischer Landstand. Er mußte Steuern nicht nur an das Reich zahlen, sondern auch nach Hol­ stein, erst recht, seit 1523 Friedrich I. aus Schleswig-Holstein heraus die dänische Krone gewann und die dabei aufgehäuften Schulden durch vermehrte Steuern abzutra­ gen suchte. Während so die Belastung des Bi­ schofs stieg, gingen zugleich seine Einkünfte zurück. Schon 1524 kam es unter dem Ein­ fluß der beginnenden reformatorischen Bewe­ gung zu Verweigerungen des Zehnten, und 1525 wurde er kaum noch gezahlt. 1526 folg­ ten auf dem Kieler Landtag neue, in ihrer Hö­ he geradezu konfiskatorische Forderungen des Königs, und die früheren Zusicherungen, der Geistlichkeit sollten Zehnte und Renten sowie ihre Jurisdiktion bleiben und Luthera­ ner sollten nicht geduldet werden, erwiesen sich als haltlos. B. erklärte, er wolle lieber sterben oder am Bettelstab aus dem Lande ge­ hen als sich fügen. Als nach langen, unter Vermittlung des Lübecker Rats geführten Ver­ handlungen der König schließlich die Ein­ künfte sperrte, aber auch seine Forderung auf weniger als die Hälfte herabsetzte, wurde doch gezahlt. Zu der wegen befürchteter hol­ steinischer Gewaltmaßnahmen zeitweise er­ wogenen Überlassung der Residenz Eutin an den Rat als Schutzmacht kam es nicht. Doch so wenig Rat und Domkapitel die Ausbrei­ tung der Reformation in der Stadt hindern konnten, so wenig der Bischof in der Diözese. 1530 wurde in Lübeck die Reformation einge­ führt, 1531 die von Johann Bugenhagen aus­ gearbeitete Kirchenordnung erlassen: damit waren in der Stadt die bischöflichen Funktio­ nen erloschen und B.s Einwirkungsmöglich­ keiten beendet. In der Diözese läßt sich dafür kein bestimmter Zeitpunkt angeben; im allge­ meinen ging es langsamer als in der Stadt Lü­ beck, jedenfalls aber nicht allerorten gleichar­ tig. Wollte B. 1525 und noch 1530 „martinianisch“ gewordene Landpfarrer gefangenset­ zen, so einigte er sich doch schon am Jahresende 1530 mit der Stadt Oldenburg güt­ lich über die Neuordnung und verzichtete auf die Einsetzung der Geistlichen. Je mehr die eigentlichen bischöflichen Funk­ tionen untergingen, desto mehr wurde B. auf

das Stiftsgut im engeren Sinne beschränkt, das bischöfliche Tafelgut mit dem Schloß Eu­ tin als Mittelpunkt. Darauf und ebenso auf das Kapitelsgut richteten sich die begehrli­ chen Blicke Holsteins ebenso wie die der Stadt Lübeck. Als die Stadt unter Bürgermei­ ster Jürgen Wullenwever 1534 gewaltsam da­ von Besitz ergriff, wobei Schloß und Stadt Eutin geplündert wurden, handelte sie nicht, wie Jahre vorher erwogen, als vom Bischof ge­ rufene Schutzmacht, sondern im eigenen In­ teresse. Aber schon nach wenigen Wochen mußte sie dem holsteinischen Gegenangriff weichen. Nur gegen eine Verpflichtung, die Kriegskosten zu erstatten und die nächste Bi­ schofswahl nach seinem Willen vorzuneh­ men, stellte Christian III. die Rückgabe des Kirchengutes in Aussicht. Ehe B. persönliche Verhandlungen darüber aufnehmen konnte, starb er am 15. 3. 1535, zwar in seiner Vater­ stadt Hamburg, aber dennoch „im Exil“. B. war ein entschiedener Gegner der Reforma­ tion, sonst aber zuweilen schwankend und schwer entschlossen, freilich in Geldsachen festhaltend und hartnäckig. Wie ihn am An­ fang seiner Laufbahn der Onkel gefördert hatte, so suchte nun er seiner Hamburger Ver­ wandtschaft Lübecker Pfründen zuzuwen­ den. Er liebte den Aufwand, hielt ein be­ trächtliches Gefolge, hatte Freude an Gasterei und Geselligkeit. Unter seinen Büchern stan­ den neben theologischen und juristischen auch klassische Werke wie Plato, Plinius d. J., Vitruv. Die Vermutung erscheint begründet, daß die Fortsetzung der Lübecker Bischofs­ chronik mit den Lebensbeschreibungen der Bischöfe A. (—>) Krummendiek, Th. (—>) Grote und D. Arndes auf ihn zurückgeht. Quellen: SHLAS: Abt. 268 (Lübecker Domkapitel); Abt. 400. 4 (Hschr. des Bistums Lübeck). - Albert von Krummendiek, Chronica episcoporum Lubecensium, cum continuatione anonymi, in: H. Mei­ bom, Scriptores return Germanicarum 2 (Helmstedt 1688) 391-410. - Acta pontificum Danica, Pavelige Aktstykker vedrorende Danmark 1316-1536, 5-7 (Kobenhavn 1913-1943). - W. Leverkus. - W. Pran­ ge, Protokolle 1522-1530.

Literatur: G. M. C. Masch. - W. Jannasch, Reforma­ tionsgeschichte Lübecks vom Petersablaß bis zum Augsburger Reichstag 1515-1530 (1958). - Ders., in: NDB 8 (1969) 363. - A. Röpcke, Eutin. - W.-D. Hauschild-R. Postel, Die Reformation in Hamburg 1517-1528 (Gütersloh 1986). - A. Röpcke, Geld und Gewissen. Raimund Peraudi und die Ablaßverkün­ digung in Norddeutschland am Ausgang des Mittel­ alters, in: Brejb 71 (1992). - Ch. Schuchard 50, 67f. Wolfgang Prange

Bollinger - Bonomo

Bollinger (Pollinger), Sebastian (+ 1590)

1584 1584-1590

Ep. tit. Salonensis Weihbischof in Würzburg

* Erzbistum Salzburg; Studium in Straßburg und Ingolstadt; Kleriker des Erzbistums Salz­ burg; 1581 Pfarrer an ULFrau Ingolstadt; auf Empfehlung des Professors und Prokanzlers Albert Hunger berief ihn Bischof J. (—>) Echter von Mespelbrunn als Weihbischof nach Würzburg; zugleich erhielt er ein Kanonikat am Neumünster; 16. 7. 1584 Titularbischof von Salona; 8. 12. 1584 Konsekration in Würzburg; 1588 und 1589 Rektor der Univer­ sität Würzburg; + 8. 7. 1590 Brixen auf der Rückreise von Rom; □ vermutlich ebd.; Epi­ taph in der Stiftskirche von Neumünster. Literatur: N. Reininger 195-199. Egon Johannes Greipl

Bommel, Johannes Adriaansz van (OCarm) (+ 1541)

1540 1540-1541

Ep. tit. Ebronensis Weihbischof in Utrecht

Karmelit; Theologiestudium (Löwen ?); Mag. theol. (1540 Prof, theol. genannt); 9. 2. 1516 (?) Priesterweihe; Prior in Utrecht; 16. 4. 1540 Titularbischof von Hebron und auf Bitten des Utrechter Bischofs G. v. (—>) Egmond zum Weihbischof in Utrecht bestellt; + vor 16. 4. 1541 Utrecht. Literatur: J. Weijling 298f. (Lit). Paul Berbee

Bonemilch, Johannes (+1510)

1497 1498-1508

Ep. tit. Sidoniensis Mainzer Weihbischof in partibus Thuringiae

* Laasphe; 1462 Immatrikulation in Erfurt; sacrae paginae licentiatus; 1469 Magister; 1469 Pfarrer von St. Michael in Erfurt; um 1469 Stiftsherr von St. Marien ebd.; Dr. decr.; 1478 Dekan; 1482 Mitglied des Collegium maius der Universität; las Hl. Schrift; 1485, 1495, 1503 Rektor der Universität; 1487 Dr. theol.; 1489 Kanonikus mit der Lektoralpräbende an St. Marien; 1493-97 ebd. magister fabricae; unter ihm wurden die schlanken Turmspitzen des Domes aufgesetzt; am 14. 10. 1497 benannte ihn Erzbischof B. v. (—>) Henneberg als Mainzer Weihbischof mit dem Sitz in Erfurt; 4. 12. 1497 Titularbischof von ii*

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Sidon; 17. 1. 1498 Konsekration; von August 1498 bis 1507 Pontifikalhandlungen nach­ weisbar; am 16. 8. 1498 weihte er die Glocke „Gloriosa“ von St. Marien in Erfurt; 1499 rekonziliierte er die Stiftskirche St. Martin in Heiligenstadt und visitierte die Frauenklöster Weende, Mariengarten, Höckelheim, Wibrechtehausen und Osterode; 1500 Kanoniker von St. Marien in Erfurt; 1502 von Erzbischof Henneberg zum Generalrichter ernannt; visi­ tierte 1507 auch das Benediktinerkloster Homburg bei Langensalza; an St. Michael in Erfurt ließ er die Marienkapelle bauen, dotier­ te und weihte sie; am 2. 3. 1507 weihte er Martin Luther zum Priester; 1508 resignierte er sein Amt; + 17. 10. 1510 Erfurt; □ Haupt­ schiff des Domes St. Marien; Grabplatte heute an der Innenwand des südlichen Langhauses. Literatur: J. S. Severus 51. - F. A. Koch 83f. - J. Feldkamm 64f. - F. A. Höynck, Geschichte des De­ kanats Siegen, Bistum Paderborn (Paderborn 1904) 13. - E. Kleineidam II, 286f. - U. Weiß, Die Kirchen­ politik des Erfurter Rates in Spätmittelalter und Frühbürgerlicher Revolution (Berlin 1983) 14. - J. Pilvousek 10, 52, 169, 220f. - E Bornschein 149156. Friedhelm Jürgensmeier

Bonomo, Pietro (1458-1546)

1502-1546 1522-1523

Bischof von Triest Administrator des Bistums Wien

Pietro Bonomo wurde im Jahre 1448 in Triest als Sohn des Gianantonio B. und der Salomea aus einer alten Triestiner Patrizierfamilie ge­ boren. Der Vater war Führer der kaiserlichen Partei seiner Stadt und wurde 1468 auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzungen zwi­ schen den Anhängern des Kaisers und Vene­ digs ermordet. B. studierte in Bologna und er­ warb 1481 den Grad eines Dr. iur. Danach trat er in die Kanzlei Friedrichs III. ein, wurde Kanzler der Stadt Triest und heiratete 1485 Margherita von Rosenberg. Aus dieser Ver­ bindung ging der Sohn Ludwig hervor. Nach dem Tod seiner Frau (1488) entschied B. sich, wahrscheinlich 1490, für die geistliche Lauf­ bahn. Er erlangte verschiedene Benefizien, darunter Kanonikate in Aquileja und Triest, sowie die Propstei von Straßburg in der Di­ özese Gurk. 1492 wurde er zum Pfalzgrafen ernannt. B. blieb auch unter Maximilian I. im Dienst der kaiserlichen Kanzlei. Diplomatische Auf­ träge führten ihn nach Augsburg, Wien und Köln. Auch auf der italienischen Bühne war er vertreten, so bei der Vermittlung zwischen

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Bonomo

Maximilian und Ludwig dem Mohren (14941500). B. stand in Kontakt mit deutschen Humani­ sten und korrespondierte mit Ulrich von Hut­ ten, Johann Reuchlin und Konrad Peutinger, ferner mit dem literarischen Kreis am Wiener Hof („Literaria Sodalitas Danubiana“). Er ver­ faßte lateinische Gedichte zu Ehren der Habs­ burger. Auch des Griechischen und Hebräi­ schen war er mächtig. 1518 veröffentlichte er in Augsburg eine Sammlung von Gedichten aus eigener Feder und aus seinem Freundes­ kreis unter dem Titel „Complurium eruditorum vatum carmina ad magnificentissimum virum D. Blasium Hölcenium ...“.

Nach dem Tod des Triester Bischofs A. v. (—>) Sebriach verlieh Alexander VI. das Bistum am 18. 11. 1501 dem aus Veglia stammenden Diplomaten Luca de Rinaldis, doch verzich­ tete dieser zugunsten B.s, den Maximilian no­ miniert hatte. Die päpstliche Verleihung an B. erfolgte am 5. 4. 1502. Die Diözese Triest befand sich damals auf­ grund türkischer Einfälle nach Friaul in einer schwierigen Lage. Dazu kam die erbitterte Konkurrenz der Republik Venedig, die den Triestiner Handel zu ersticken drohte. Der wegen der Lage der Stadt zwischen Venedig und dem Reich herrschende Gegensatz hatte schon in den vorhergehenden Jahrzehnten zu harten Auseinandersetzungen geführt und es­ kalierte nunmehr im Krieg zwischen Maximi­ lian und Venedig. Am 6. 5. 1508 eroberte Ve­ nedig die Stadt und zwang sie zum Treu­ schwur. Doch fiel sie bereits am 2. 6. 1509 an Maximilian zurück. Die folgenden Jahre wa­ ren von einem kriegsbedingten Niedergang bestimmt. B. unterstützte die allmähliche Konsolidierung und versuchte, der Stadt ihre Sonderrolle im Kontext der habsburgischen Interessen im Mittelmeerraum zu bewahren. Bei der habsburgischen Erbteilung von 1521 fiel Triest als Verbindungshafen zwischen Reich, Neapel und Spanien sowie als Vorpo­ sten gegen Venedig zunächst an Erzherzog Karl. Im Vertrag von Brüssel trat dieser jedoch 1522 ein Gebiet von Tirol bis Triest und Fiume an Ferdinand ab. Daher blieb Triest mit seinem österreichischen Hinterland ver­ bunden.

Ferdinand würdigte die Dienste B.s für das Reich, indem er ihn 1521 zum Großkanzler ernannte. 1523 hatte er den Vorsitz im Hofrat. In den ersten Jahren der reformatorischen Entwicklung stand B. nach dem Urteil des Nuntius Girolamo Aleandro eindeutig auf Sei­ ten der alten Kirche. Zusammen mit dem

Trienter Bischof B. v. (—>) Cles erarbeitete er 1521 das Wormser Edikt gegen Martin Luther. 1522 hoffte er auf das Bistum Wien, erhielt aber lediglich dessen Administration in temporalibus. Damals schien sein Einfluß am Hof zu sinken. Dies hing mit der Konkurrenz zu Cles, vielleicht aber auch mit seiner Haltung gegenüber der reformatorischen Bewegung zusammen. B. verzichtete jedenfalls 1523 auf das Amt des Großkanzlers und gegen eine Pension von 400 Gulden auch auf die Wiener Administration und zog sich nach Triest zu­ rück. 1523 bestätigte der Kaiser die Statuten der Stadt, die einen besonderen Autonomie­ status besaß. B.s ganze Politik war in der Fol­ ge auf dessen Bewahrung gerichtet, und zwar sowohl gegenüber dem kaiserlichen Haupt­ mann wie auch gegenüber den politischen und wirtschaftlichen Interessen des Herzog­ tums Krain.

Inzwischen drang die reformatorische Bewe­ gung infolge der weitreichenden Handelsbe­ ziehungen und der Nachbarschaft zu Venedig auch nach Triest vor. Nach 1530 waren An­ hänger der Reformation und nach 1540 Wie­ dertäufer für zwei Jahrzehnte in der Stadt ver­ treten. B.s Einstellung zeigte sich vor allem in seinen Beziehungen zu Primoz Trubar (150886), dem wichtigsten Exponenten der Krainer Reformation. Ihn nahm er 1524 als Sänger an; ihm war er durch die gemeinsamen humani­ stischen Interessen verbunden; 1530 weihte er ihn zum Priester und übertrug ihm eine Reihe von Benefizien, darunter die ihm un­ terstehende Pfarre Tüffer-Lasko in der slowe­ nischen Steiermark. 1540-42, als kein Zwei­ fel mehr an der Zugehörigkeit Trubars zum Luthertum bestand, amtierte dieser als per­ sönlicher Sekretär B.s. In dessen Auftrag pre­ digte er auch in Triest. 1546 predigte in Triest ferner der wegen Häresie und Apostasie ver­ urteilte Augustiner Giulio della Rovere (Giu­ lio da Milano) mit Unterstützung von B. und der Bürgerschaft. B. tolerierte die Reformati­ on, brach aber nicht mit der alten Kirche. Die Reformation hatte damals in Triest vor allem unter den führenden Schichten Fuß gefaßt. Über B.s pastorale Aktivität ist wenig be­ kannt. Er trug Sorge für den Wiederaufbau der Kirchen im slowenischen Hinterland der Stadt, das durch die türkischen Einfälle ver­ wüstet worden war, vergrößerte die Domsa­ kristei und die bischöfliche Residenz. 1514 nahm er am V. Laterankonzil teil. 1518 war einer seiner Sekretäre der bekannte Literat Gi­ rolamo Nunzio (1496-1576) aus Capodistria. 1525 bat Erzherzog Ferdinand den Papst um Bestellung eines Koadjutors für B. in der Per-

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Bonomo - Bose son seines Leibarztes Paolo Ricci, eines kon­ vertierten Juden aus Pavia und gelehrten Ken­ ners des Hebräischen, doch kam die Ernen­ nung nicht zustande. B. starb am 15. 6. 1546, fast 90jährig, in Triest. Nach Trubar soll er zu­ vor die Kommunion unter beiden Gestalten empfangen haben. B. war ein typischer Prälat der Renaissance. In seinem Leben rangierten humanistische Neigung und Hofdienst vor den kirchlichen Aufgaben. In dem kleinen, aber lebendigen Triest nahm er eine kulturelle Führungsrolle zwischen alter Kirche und reformatorischer Bewegung wahr, weniger dagegen die eines Wächters der Orthodoxie und der Kirchenein­ heit. Literatur: A. Venetianer, Evangelisch-Reformierte Kirche Cristo Salvatore (vormals S. Silvestro) zu Triest (Triest-Leipzig 1887). - T. Elze, Primus Trubers Briefe (Tübingen 1897) 26-28, 125-126. - M. Premrou, Vescovi triestini II, 233-235. - A. Tamaro, Documenti 90f. - Ders., Assolutismo. - P. Bonomo, Florilegio gentilizio. Antologia bonomiana (Padova 1956). - G. Rill, in: DBI 12 (1970) 341-346. - P. Kandler, Storia del Consiglio dei Patrizi di Trieste dall’anno 1382 all’anno 1809 con documenti (Trie­ ste 1972) 143-147. - A. Kacin, in: PSBL I (1974/81) 101-103. - A. Stella. - J. Rajhman, Primoz Trubar, in: SBL 4 (1980/1991) 206-225. - R. Pavanello, II codice perduto. La formazione dello stato assoluto in Austria tra Quattrocento e Cinquecento nelle vicende degli Statuti di Trieste (Trieste 1990). Luigi Tavano

Borre (Bar), Judocus (OP) (+ 1469) 1453 seit 1453

Ep. tit. Hierapolitanus Weihbischof in Utrecht

* Utrecht, aus angesehenem Patrizierge­ schlecht; Dominikaner; Dr. theol. (1453 Prof, theol. genannt); um 1447 Lektor der Theolo­ gie in ’s-Gravenhage; 1448 Prior in Utrecht; 1447-48 Gesandter der Grafschaft Holland (im Namen des Herzogs Philipp von Bur­ gund) zum Hochmeister des Deutschordens in der Marienburg wegen des holländischen Ostseehandels; 30. 4. 1453 Titularbischof von Hierapolis und auf Bitten des Bischofs R. v. (—>) Diepholz zum Weihbischof in Utrecht be­ stellt; nach dem Tode von Diepholz (24. 3. 1455) spendete er die Weihen „sede vacante“ im Auftrag des Generalkapitels von Utrecht; seit März 1456 Weihbischof des Bischofs (—►) David von Burgund; + vor dem 7. 4. 1469 Ut­ recht; □ Dominikanerkirche in Utrecht. Literatur: J. J. Hofman, Zijne Hoogw. Dr. Joost Borre, wijbisschop van Utrecht, in: AGU 28 (1902) 155-

168. - G. A. Meijer, in: NNBW 1 (1911) 419. - J. Weijling 229-240 (Lit.). Paul Berbee

Bose, Johannes von (+ 1463)

1431-1463

Bischof von Merseburg

Johannes von Bose entstammte als Sohn Heinrichs v. B. einer Familie der Merseburger Stiftsvasallen. Am 12. 5. 1422 erscheint er als Propst von St. Sixtus in Merseburg. 1423 ist er als päpstlicher Kollektor in der Kirchen­ provinz Magdeburg und im Bistum Meißen belegt. Seit 1426 war er Dompropst in Merse­ burg, ferner Domherr in Naumburg und Mei­ ßen. Nach dem Tod des Merseburger Bischofs Ni­ kolaus Lubich (1411-31) wählte ihn das Kapi­ tel entgegen dem Willen des persönlich an­ wesenden sächsischen Kurfürsten Friedrich am 4. 4. 1431 zum Nachfolger. B. konnte sich dabei gegen seine Mitbewerber G. v. (—>) Haugwitz und Johann von Anhalt durchset­ zen. Unmittelbar nach der Wahl reiste er nach Rom, wo er von Papst Eugen IV. unter der Be­ dingung bestätigt wurde, daß er sein Amt per­ sönlich versehe. Nach seiner Rückkehr nach Merseburg fand am 1. 7. 1431 die Konsekrati­ on statt.

Nachdem B. zunächst Auseinandersetzungen mit der Stadt Merseburg beigelegt hatte, ver­ mittelte er im Jahre 1435 gemeinsam mit dem Fürsten Bernhard von Anhalt im Streit zwi­ schen dem Magdeburger Erzbischof Günter von Schwarzburg (1403-45) und dessen Städ­ ten Magdeburg und Halle den Frieden im Kloster Neuwerk bei Halle. B. nahm an der Belagerung von Hettstedt und Aschersleben teil und leitete nach deren Bezwingung die Einigung des Halberstädter Bischofs Burk­ hard von Warberg (1437-58) mit dem thü­ ringischen Landgrafen Herzog Ludwig vom 23. 9. 1439 ein. Im Jahre 1440 schloß er ein Bündnis u. a. mit den Kurfürsten von Sach­ sen sowie den Städten Magdeburg und Halle. Unter dem 29. 11. 1445 vermittelt er in Leip­ zig zwischen Kurfürst Friedrich II. und Her­ zog Wilhelm von Sachsen.

Daneben erwarb B. sich vor allem Verdienste um die Konsolidierung von Verwaltung und Finanzen seines Bistums. Sowohl nach dem vierten großen Brand, den Merseburg am 20. 9. 1444 erlebte, während B. mit den sächsi­ schen Herzögen Friedrich und Wilhelm zum Reichstag in Nürnberg weilte, als auch nach den Zerstörungen, die der Krieg zwischen

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Bose - Boskowitz

Friedrich und Wilhelm hinterließ, mühte er sich um Wiederauf- bzw. Neubau. Den durch den Stadtbrand geschädigten Bürgern erließ er für vier Jahre sämtliche Abgaben, die in verbrannten Urkunden verbürgten Rechte und Privilegien erneuerte und bestätigte er. Von Erzbischof Günther von Schwarzburg er­ warb B. für das Bistum Merseburg die Schlös­ ser Lauchstädt, Liebenau und Schkopau mit ihren Besitzungen. Diesen Besitz bestätigte ihm am 11. 5. 1450 Papst Nikolaus V. B. er­ warb ferner Einkünfte in den Städten Eisle­ ben und Hettstedt. Bei Knapendorf ließ er ei­ nen der damals sehr einträglichen Fischtei­ che anlegen. Auch den geistlichen Angelegenheiten seines Bistums wandte B. große Aufmerksamkeit zu. Aus eigenen Mitteln bzw. aus Testamenten stiftete er verschiedene Altäre, so im Dom, in den Merseburger Kirchen St. Sixtus und St. Maximus sowie im Schloß Lauchstädt. Er führte im Dom neue Gesänge ein und veran­ laßte die Benefiziaten von St. Sixtus, täglich die bis dahin vernachlässigten Prim und Non zu singen. Weitere Anordnungen betrafen die Hebung des religiösen Lebens. So ließ er in Kirchen der Stadt zu den nächtlichen Gebets­ zeiten läuten. Besondere Bedeutung erlang­ ten seine Bemühungen um die Reform des Klosters St. Petrus, wobei ihm die Reform des Klosters Bursfeld bei Göttingen als Vorbild diente.

B. starb am 1. 10. 1463 an der Pest. Er wurde im Dom beigesetzt. Literatur: J. Vulpius 108. - W. Ebeling 251. - A. Schmekel 169-173. - R. Wilmans 204-208. - O. Ra­ demacher, Bischofschronik IV, 35-46. - Ders., Dom 26f. - G. Möller-Alpermann 50. - Ch. Schuchard 60. Clemens Brodkorb

Boskowitz und Cernohora, Protasius von (Tas/Protäz Cernohorsky z Boskovic) (+ 1482)

1457-1482

Bischof von Olmütz

Protasius von Boskowitz entstammte einer der ältesten und bedeutendsten mährischen Adelsfamilien. Sie bekannte sich in der böh­ mischen Reformation zum Hussitismus. Der Vater, Benedikt (Benes) v. B., mährischer Un­ terkämmerer (1442-56), schloß sich jedoch unter dem Einfluß des Johannes Capestrano 1451 mit der ganzen Familie wieder der ka­ tholischen Kirche an. 1446 studierte B. in Wien, um 1450 in Ferrara, dann die Rechte in Padua. Er lehrte vermutlich in Pavia. In Ita­

lien kam er mit bedeutenden italienischen Humanisten in Kontakt, zu seinen Lehrern gehörte Galeotto Marzio. Aber auch mit her­ ausragenden ausländischen Humanisten be­ gann er dauerhafte Freundschaften, insbeson­ dere mit dem Ungarn Janus Pannonius, dem Neffen des Großwardeiner Bischofs Johann Vitez, später selbst Bischof von Fünfkirchen und Hofhumanist in Buda. B. war Kleriker der Diözese Olmütz, dann Ka­ noniker des Olmützer Domkapitels. Am 1. 7. 1455 providierte ihn der Papst mit der Prop­ stei von St. Peter in Brünn und zugleich mit der Pfarrei Falkenstein. Als Propst fungierte B. als Vertreter des Bischofs im westlichen Mähren. Seine Bischofswahl, die auch vom hussitischen Adel unterstützt worden war, wurde am 21. 11. 1457 päpstlich bestätigt (HC: 27. 7. 1459); am Tag danach erging der Konsekrationsauftrag. Am 7. 5. 1458 assi­ stierte B. zwar bei der Krönung Georgs von Podebrad zum böhmischen König, doch konnte er sie nicht selbst vornehmen, da er noch nicht konsekriert und in sein Bistum eingeführt war. Die Bischofs weihe empfing B. dann in der Olmützer Kathedrale durch den Breslauer Bischof J. v. (—>) Rosenberg.

Für die Kirchenpolitik und das Geistesleben Mährens spielte B. eine bedeutende Rolle. Er war an der Zusammenstellung des für Mäh­ ren normativen Tobitschauer Rechtsbuchs be­ teiligt, besonders mit der Bestimmung, der Olmützer Bischof solle immer aus dem Her­ renstand gewählt werden, weshalb die Her­ ren auch jeweils einen ihrer Söhne zum geist­ lichen Stand vorbereiten sollten. Diese Vor­ schrift wurde zwar nicht konsequent einge­ halten, sie hatte jedoch ihren Sinn zum einen in der Notwendigkeit politischer Durchset­ zungskraft des Bischofs, der im Landtag dem weitgehend hussitischen Herrenstand inte­ griert war, zum anderer^ in der schwierigen ökonomischen Lage des Distums seit der Re­ volution. So vermochte B. manche bischöfli­ che Herrschaft aus der Verpfändung zu lösen, teilweise mit Hilfe seiner Brüder, denen er aber die Herrschaft Hochwald wieder ver­ pfändete. Die Stadt Wischau (Vyskov) und ih­ re Kirche baute er aufwendig aus. 1465 ließ er ein Verzeichnis der bischöflichen Güter anle­ gen. Bald darauf erwies er sich jedoch als fi­ nanziell ziemlich verschuldet.

Zum hussitischen König Georg von Podebrad stand B. zunächst in engem politischem Ver­ hältnis. Die katholischen mährischen Städte bewog er 1458 zur Huldigung. Georg beauf­ tragte B. als klugen und beredten Diplomaten mit zahlreichen schwierigen Missionen, so

Boskowitz - Boucher 1460 nach Wien im Konflikt mit Kaiser Fried­ rich III. und zum Treffen der reichsfürstli­ chen Anhänger des Königs im Februar 1462 in Budweis, bald darauf zu Verhandlungen mit dem polnischen König. Trotz Ermahnung Pius’ II. durch seinen Legaten an Bischof, Ka­ pitel und Städte Mährens zur Treue im Glau­ ben und zum Kampf gegen Georg (3. 12. 1462) blieb B. auch nach dem römischen Widerruf der Kompaktaten dem König treu und war ihm ein ständiger Berater und Bevollmächtig­ ter in seinen Ausgleichsversuchen mit Rom und den katholischen Gegnern, insbesondere nach dem päpstlichen Bann über König Georg (28. 6. 1465). So suchte er den Erz­ bischof von Esztergom und Rat König Mat­ thias’, Johann Vitez, als Vermittler zum Papst zu gewinnen sowie die katholische Oppositi­ on der „Grünberger Einung“ und den Breslau­ er Bischof mehrfach umzustimmen. Dem Druck des päpstlichen Legaten, der solche Dienste für den König tadelte und Gehor­ sam gegenüber dem Papst verlangte, wider­ stand B. bis zum Februar 1467. In einem selbstbewußten Rechtfertigungsschreiben an den Papst hatte er noch im August 1466 die Ordinationen utraquistischer Priester und de­ ren Einsetzung auf utraquistische Pfarreien unter Hinweis auf die Praxis seiner Vorgänger verteidigt. Nach einer päpstlichen Bannan­ drohung schloß er sich jedoch im März 1467 mit seinen Truppen, den mährischen Städten und seinen Brüdern der Opposition gegen Ge­ org an und legitimierte dies gegenüber dem König und dem mährischen Landeshaupt­ mann mit dem Vorrang seiner Verpflichtung auf den Papst. Nun wurde er auf der Gegen­ seite mit zahlreichen diplomatischen Missio­ nen betraut, während die Bistumsgüter unter Kriegszerstörungen zu leiden hatten. So knüpfte er die Verbindung zum ungarischen König Matthias Corvinus, der sich an die Spitze der katholischen Opposition gegen Ge­ org stellte, versuchte auch, den polnischen König Kasimir zu gewinnen, und bereitete schließlich die heimliche Wahl (3. 5. 1469) des Corvinus zum Gegenkönig von Böhmen in Olmütz vor. Als dessen Rat war er an den Friedensverhandlungen mit Georg beteiligt, schließlich aber nach Georgs Tod auch an der Ausrufung und Bestätigung Matthias’ als böh­ mischen Königs in Iglau am 27. 5. 1471, als die böhmischen Stände den Jagiellonen Wla­ dislaw wählten. Nach seinen gescheiterten Kompromißverhandlungen in Krakau 1471 nahm er schließlich an den Friedensgesprä­ chen zwischen Wladislaw und Matthias in Brünn 1478 und am offiziellen Friedens­ schluß in Olmütz als Gesandter des Corvinus teil.

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Seine Beredtsamkeit, Wendigkeit und kirchli­ che Kompromißfähigkeit gründeten wohl in seiner humanistischen Bildung. Er war der erste Humanistenbischof von Olmütz, besaß nicht nur persönliche Verbindungen zu italie­ nischen und ungarischen Humanisten und sammelte italienische Handschriften, son­ dern er förderte auch die humanistische Bil­ dung in Olmütz und Mähren. Zur Hebung des Schulwesens rief er italienische Minori­ ten als Lehrer ins Land. Der Olmützer Bi­ schofshof und das Domkapitel wurden seit­ her für Jahrzehnte zu einem bedeutenden Verbindungsscharnier des ostmitteleuropäi­ schen Humanismus zwischen Buda und Kra­ kau. Der Neffe des Bischofs und Propst von Brünn, Ladislaus v. B., der ebenfalls in Italien studiert hatte und humanistische Schriften sammelte, unterhielt auf seinem Schloß Trübau sogar einen humanistischen Gelehrten­ hof. Schriften von B. sind nicht erhalten, ob­ wohl er mit mährischen, böhmischen und un­ garischen Humanisten, auch mit dem Kreis um E. S. (—>) Piccolomini, korrespondierte. Neben seiner diplomatisch-politischen Tätig­ keit wirkte B. als Anreger für eine in Olmütz heranwachsende Avantgarde humanistischer Bildung. B. starb am 25. 8. 1482 in seiner Stadt Wischau. Er wurde in der Olmützer Ka­ thedrale beigesetzt. Literatur: G. Wolny 58-61. - OSN 4 (1891) 425-428. - Ch. d’Elvert, Erzbistum 15-16, 208. - V. V. Tomek VII. - E Hrejsa, Dejiny III, IV. - H.-B. Harder-H. Ro­ the 44f. - J. Välka, Dejiny 191-192. - I. Hlobil-E. Petru 104-107. - P. Wörster 27-28. Winfried Eberhard

Boucher (Buccar), Nicolas (1528-1593) 1588-1593

Bischof von Verdun

Nicolas Boucher wurde am 14. 11. 1528 zu Cernay-en-Dormois bei Grandpre in der Erz­ diözese Reims geboren. Nach eigener Aussage fühlte er sich schon als Knabe zum geistli­ chen Beruf hingezogen. Er studierte in Paris und erlangte den Grad eines Mag. art. Als er nach Reims zurückkehrte, wurde Kardinal (—>) Karl von Lothringen auf ihn aufmerksam und ernannte ihn trotz seines noch jugendli­ chen Alters zum Professor der Philosophie an der soeben von ihm gegründeten Universität. Zwei Jahre später wurde B. deren Rektor, setzte aber mit Unterstützung des Kardinals sein theologisches Studium fort. Glänzend begabt, schrieb er eine Verteidigung der aristotelischen Philosophie gegen Omer Talon, die er dem Kardinal dedizierte. Dieser

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Boucher

ernannte ihn zum Domherrn und zwei Jahre später zum Rektor des Priesterseminars. Diese Aufgaben nahm B. bis 1574 wahr, als Herzog Karl III. von Lothringen ihn zum Hauslehrer seiner Kinder berief. Der Herzog bestimmte B. nach dem Tod des Kardinals (—>) Karl von Lothringen-Vaudemont als des­ sen Nachfolger zum Bischof von Verdun. Die Wahl verlief nach dem gleichen Muster wie schon bei N. (—►) Bousmard, indem der Her­ zog, der französische König und der Hl. Stuhl sich gegen den von Kapitel und Kaiser ge­ wünschten Mitbewerber Jean de Rambervillers durchsetzten. Seit der Besetzung der drei lothringischen Bistümer durch den französischen König (1552) kam es faktisch bei jeder Neubeset­ zung zu Auseinandersetzungen zwischen den beteiligten Instanzen. Der Herzog versuchte vergeblich, das Kapitel zur Wahl seines Kan­ didaten zu veranlassen. Daher bat er Papst Sixtus V, ihn mit dem Bistum zu providie­ ren. Dies erfolgte durch ein päpstliches Breve vom 30. 3. 1588, das B. autorisierte, das Bi­ stum bedingungsweise in Besitz zu nehmen, aber die päpstliche Bulle ein halbes Jahr ab­ zuwarten. Falls diese ihm nicht zugestellt werde, sei das Bistum vakant. Daraufhin ver­ anlaßte der aus dem Adel von Bar stammende Rambervillers das Kapitel, das sich betrogen fühlte, zum Widerspruch. Unter Berufung auf das Wiener Konkordat von 1448 und das dar­ in auch für Verdun festgelegte Bischofswahl­ recht lehnte das Kapitel den ihm aufgedrun­ genen Kandidaten ab. Eine daraufhin von Sixtus V. bestellte Kardinalskongregation er­ kannte dem Papst das Besetzungsrecht zu, äu­ ßerte sich aber nicht über die Zugehörigkeit Verduns zum Geltungsbereich des Konkorda­ tes. Als B. am 4. 5. 1588 in Verdun eintraf, wurde er vom Klerus und vom Magistrat empfangen, doch erklärte das Kapitel, daß es an seinem Wahlrecht festhalte und sich dem Hl. Stuhl nicht ohne weiteres unterwerfe. B. erbat zwar die kaiserlichen Belehnung, doch wurde ihm diese auf Veranlassung Ramber­ villers versagt. Auf dessen Drängen verlangte Kaiser Rudolf II. vielmehr eine päpstliche Er­ klärung, daß in Verdun das Konkordat weitergelte und das Bistum zum Reich gehöre. Mitt­ lerweile erhielt B. die päpstliche Ernen­ nungsbulle. Er ließ sich in Paris konsekrieren, kehrte sogleich nach Verdun zurück und begann dort am 6. 12. 1588 seine Tätigkeit. B. erfüllte seine bischöflichen Aufgaben mit Würde. Soweit er nicht zu Visitationen außer­ halb der Bischofsstadt weilte, predigte er re­ gelmäßig in seiner Kathedrale. Zur Verteidi­

gung des Katholizismus schloß er sich der Li­ ga gegen Heinrich III. an, der den reformier­ ten Gottesdienst öffentlich zugelassen hatte. Wie schon N. (—>) Psaume, so traf auch B. eine Reihe von Maßnahmen gegen das Ein­ dringen des Protestantismus in seinen Spren­ gel. Am 7. 2. 1588 veranlaßte er eine Ver­ sammlung der Diözesanstände, die sich zu ei­ nem Treueid auf den Katholizismus und not­ falls auf dessen Verteidigung mit der Waffe verpflichteten. Vom König erlangte er die Ab­ berufung des kirchlich verdächtigen Orts­ kommandanten de Lieudieu und der Garni­ son. Unter der Führung B.s beschloß Verdun, alles zu tun, um seine traditionellen Freihei­ ten zu wahren. Eine Garnison und einen Gou­ verneur wollte die Stadt allenfalls von Lo­ thringen annehmen. Eine Schmälerung der Rechte des Reiches, des Bischofs und der Stadt lehnte sie ab. B. setzte seine gesamte Kraft ein, um sein Bis­ tum in Einheit zusammenzuhalten. Dies ver­ schaffte ihm die Wertschätzung und Vereh­ rung des Klerus, des Stadtmagistrates und der Bevölkerung. Gegen den Protestantismus ging er unnachsichtig vor. Einige protestantische Geistliche wies er aus. Er brachte die ein­ schlägigen Bestimmungen Psaumes in Erin­ nerung, wandte sich gegen protestantische Irrtümer, predigte eifrig und wachte über die Einhaltung der liturgischen Regeln.

Rambervillers nahm die Liquidierung seiner Wahl nie hin. Er strengte einen Prozeß an der römischen Kurie an, der B. zur Abfassung ei­ ner Verteidigungsschrift veranlaßte, die 1592 veröffentlicht wurde. Darin vertrat er das Be­ setzungsrecht des Hl. Stuhles und stritt ab, daß das Wiener Konkordat in Verdun je Gel­ tung gehabt habe. Der durch seine Arbeit und sein entbehrungs­ reiches Leben erschöpfte B. machte am 7. 1. 1593 sein Testament. Er starb am 19. 4. Sei­ nem Willen entsprechend wurde er in seiner Kathedrale gegenüber dem Predigtstuhl bei­ gesetzt. Dort wurde auf seine Veranlassung folgende Inschrift angebracht: „Episcopi lo­ cus primus ad implendum officium Cathe­ drae“.

Sein Neffe Nicolas Millet, Archidiakon von La Riviere und Testamentsvollstrecker B.s, ließ dessen Herz vor dem Hauptaltar seiner Heimatpfarrkirche Cernay beisetzen. B. war der letzte Bischof von Verdun, der die weltli­ che Herrschaft noch mit Erfolg vertreten hatte. Schriften: Caroli Lotharingi cardinalis et Francisci ducis Guysii litterae et armae, in funebri oratione

Boucher - Bourbon habita Nancij (Paris 1577). - Virdunensis Episcopatus N. Bocherii, ad D. D. Judices Romae in sancto Rotae auditorio (Verdun 1592).

Literatur: N. Roussel II, 36-42. - A. Girardot 180f. Bernard Ardura

Boulay, Clement du (OP) (+ 1571) 1547 1547-1571

Ep. tit. Chrystopolitanus Weihbischof in Toul

Mitglied des Dominikanerkonvents zu Toul; 31. 1. 1547 Titularbischof von Chrystopolis und Weihbischof in Toul; Inquisitor; t 1571; □ Dominikanerkirche Toul. Literatur: B. Picart 172. - E. Martin II, 25.

Louis Chätellier

Bourbon, Louis de (1438-1482)

1456-1482

Bischof von Lüttich

Louis de Bourbon wurde 1438 als Sohn des Charles I. de B., Dauphins der Auvergne und Herzogs von Clermont, und der Agnes von Burgund, einer Schwester Herzog Philipps des Guten, geboren. Mit sieben Jahren kam er an den Hof seines Onkels, der ihn in seine machtpolitischen Überlegungen einbezog. 1451 wurde B. Stiftspropst von St. Donatus zu Brügge, 1453 von Saint-Pierre zu Lille. Er studierte an der Universität Löwen, als Papst Calixt III. ihm am 30. 3. 1456 auf Veranlas­ sung Philipps als Nachfolger des zurückgetre­ tenen J. v. (—>) Heinsberg das Bistum Lüttich verlieh. Die Bedenken des Papstes, den erst 18jährigen mit einem wichtigen kirchlichen Amt zu betrauen, wurden durch die Zusage Philipps zur Teilnahme an einem Kreuzzug weitgehend zerstreut. Seitens B.s bedurfte es großer Rücksichtnahme, um seine Ernen­ nung, die ohne Befragung des Domkapitels, unter Mißachtung des kaiserlichen Bestäti­ gungsrechtes und gegen die mächtige franzö­ sische Partei im Bistum zustandegekommen war, ins Positive zu wenden. Es zeigte sich schon bald, daß B. zu jung für seine an­ spruchsvolle Aufgabe war. Sein oberflächli­ ches und launisches Wesen, sein herrisches Auftreten und seine Verschwendungssucht machten ihn rasch verhaßt. Bald nach seinem mit großer Pracht gefeier­ ten Einzug in Lüttich am 13. 7. 1456 entließ B. die wichtigsten Mitarbeiter seines Vorgän­

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gers und ersetzte sie durch dem Burgunder­ herzog ergebene Persönlichkeiten. Dem „Rat der XXII“, dem höchsten Gerichtshof des Bis­ tums, verweigerte er die Anerkennung. Der rasch wachsenden Opposition, in der sich der Einsatz für die überkommenen ständi­ schen Freiheiten und der Kampf gegen die burgundische Einflußnahme verbanden, be­ gegnete B. mit unnachgiebiger Härte. Als es infolge einer durch B. angeordneten Wäh­ rungsabwertung und des brutalen Vorgehens der Steuereinnehmer im Land von Borgloon zu Unruhen kam, verhängte er 1461 über Lüt­ tich und die flämischen Städte das Interdikt. Dagegen legten die Betroffenen beim Offizia­ lat in Köln Protest ein, dem stattgegeben wur­ de. Nun verhärteten sich die Fronten weiter. Ein Vermittlungsversuch des Domkapitels scheiterte, da die päpstliche Bestätigung des Interdikts im Jahre 1462 B. sogleich veran­ laßte, bereits zugestandene Reformen rück­ gängig zu machen.

Unterdessen hatten die Lütticher Gegner des Burgunderherzogs auf der Grundlage eines Handelsvertrages feste Beziehungen zum französischen König Ludwig XI. aufgenom­ men. Sie begaben sich damit in ein gefährli­ ches AbhängigkeitsVerhältnis, das sie zum Spielball europäischer Machtkämpfe machte, deren Ziele kaum mit den Interessen des Bis­ tums zu vereinbaren waren.

1463 entsandte Papst Pius II. den im Erzbis­ tum Mainz weilenden Legaten Petrus Ferrici als Vermittler nach Lüttich. Ihm gelang es, ei­ nen Kompromiß auszuhandeln. Gegen die uneingeschränkte Anerkennung seiner Ge­ richtsbarkeit erklärte der Bischof sich zur Aufhebung des Interdikts bereit. Unter Glokkengeläut wurde dieser Beschluß in Lüttich bekanntgegeben. Daraufhin kehrte B. in seine Bischofsstadt zurück, die er zu Beginn der Unruhen verlassen hatte. Sein Verhältnis zu seinen Untertanen und vor allem zur Lütti­ cher Bevölkerung blieb allerdings gespannt, zumal die Opposition wenig später die Bür­ germeisterwahlen für sich entscheiden konn­ te. In der Person des Raes von Heers, eines der beiden Bürgermeister, erwuchs seitdem ein entschiedener Volkstribun, dem die Lütti­ cher blind folgten. Auf sein Betreiben schlos­ sen Lüttich und die flämischen Städte des Bistums ein Bündnis mit dem Kölner Erzbi­ schof, dem Pfalzgrafen und dem Herzog von Berg. Angesichts der sich häufenden Provo­ kationen der Lütticher verhängte Ferrici im September 1464 erneut das Interdikt. B. ver­ ließ nun wiederum die Stadt und hielt sich in den folgenden Monaten in Huy, Maastricht

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Bourbon

oder Curringen auf. In Lüttich dagegen ge­ wannen radikale Kräfte die Oberhand. Auf Vorschlag Raes von Heers’ wählte die Stadt Markus von Baden, einen Bruder des Mark­ grafen von Baden, des Trierer Erzbischofs und des Bischofs von Metz, zum Schutzherrn

Herrschaft der Burgunder. Darüber hinaus be­ stätigte Papst Paul II. B. als allein rechtmäßi­ gen Bischof und verurteilte die aufständi­ schen Städte zur Zahlung von 50 000 Gold­ gulden für den Türkenkrieg. Widerstrebend beugten die Lütticher sich unter das Joch des Siegers. Lediglich Dinant verweigerte die An­ nahme des Friedensvertrages und wurde zum Zufluchtsort für alle Unzufriedenen, die sich durch Provokationen des Herzogs von Bur­ gund hervortaten. Am 25. 8. nahmen burgun­ dische Truppen die Stadt ein und machten sie in den folgenden Wochen dem Erdboden gleich.

Am 6. 7. 1465 war B. in Huy zum Priester ge­ weiht worden. Die Bischofsweihe empfing er am 20. 7. durch den Bischof von Lisieux, Th. (—>) Basin.

und übertrug ihm die Einkünfte der bischöfli­ chen Mensa. 1465 kam es zu einer Militär­ konvention zwischen Lüttich und Ludwig XL, der versprach, die Anwartschaft Markus’ auf den Lütticher Bischofsstuhl bei der römi­ schen Kurie zu unterstützen. Markus vertrieb die Anhänger B.s aus dem Bistum und zwang diesen zum Rückzug nach Brüssel. Obwohl Pius II. diese Vorgehensweise verurteilte, die Lütticher zum Gehorsam gegen B. aufforderte und trotz massiver Drohungen Philipps des Guten trieben die Radikalen um Raes von Heers den Konflikt auf die Spitze. Sie erklär­ ten dem Burgunderherzog den Krieg und fie­ len in die zu seinem Herrschaftsbereich gehö­ renden Gebiete von Namur und Limburg ein. Doch nur wenige Tage später verließ Markus, von der Aussichtslosigkeit seiner Bemühun­ gen um Lüttich überzeugt, mitsamt seinen Truppen das Bistum. Da auch Ludwig XI. sei­ ne Bündnispartner im Stich ließ, war die Nie­ derlage nicht mehr aufzuhalten. Am 20. 10. 1464 wurden die Lütticher Truppen bei Montenaken durch den Sohn Philipps, Herzog Karl von Charolais, vernichtend geschlagen. Der am 22. 12. unterzeichnete Frieden von St. Truiden unterwarf das Bistum faktisch der

Der Tod Philipps des Guten gab dem Lütti­ cher Widerstand 1467 neue Nahrung. Durch Ludwig XI. beeinflußt, zogen bewaffnete Mili­ zen unter der Führung Raes von Heers’ vor Huy, wo sich B. aufhielt. Nach kurzem Ge­ fecht fiel die bischöfliche Residenz in die Hände der Aufständischen, während B. an den Hof seines Vetters Karl des Kühnen, des neuen Herzogs von Burgund, floh. Daraufhin erklärte dieser Lüttich den Krieg. In der Schlacht von Brustem mußten die Lütticher wenig später zum zweiten Mal innerhalb ei­ nes Jahres eine schwere Niederlage hinneh­ men. Am 17. 11. 1467 zogen Karl und B. Seite an Seite in Lüttich ein. Die Stadt verlor sämt­ liche Freiheiten und wurde mit einer enor­ men Kriegssteuer belegt. Karl ließ die Fe­ stungsanlagen schleifen und zahlreiche Ein­ wohner verbannen.

Am 27. 4. 1468 traf der von Papst Paul II. zum Vermittler bestellte Legat Onufrius in der Stadt ein. Am 8. 5. hob er das Interdikt auf und bemühte sich in der Folge um eine Aus­ söhnung zwischen B. und seinen Untertanen und um Milderung der von Karl erlassenen Friedensbedingungen. Hätte der französische König Lüttich nicht in eine neue Konfrontati­ on mit Burgund getrieben, wäre vielleicht eine Einigung zustandegekommen. Auf Ver­ anlassung Ludwigs XL kehrte jedoch eine Reihe von Emigranten aus dem französischen Exil in ihre Heimat zurück, wo sie die anti­ burgundische Stimmung schürten. In der Zwischenzeit hatte B. zwar dem Legaten sei­ ne Gesprächsbereitschaft gezeigt, doch fürch­ tete er, Karl durch eine Rückkehr nach Lüt­ tich zu verstimmen. Dort wurde sein Zögern als Verrat gedeutet. Am 10. 10. 1467 umzin­ gelten Lütticher Truppen Tongern, wo B. mit dem Legaten und dem burgundischen Statt-

Bourbon - Bourgeois

halter verhandelte. Er wurde gefangengenom­ men und nach Lüttich gebracht. Den Statthal­ ter ließ man gegen das Versprechen, die Sa­ che Lüttichs bei Karl zu vertreten, wieder frei. Auf die Nachricht vom neuerlichen Auf­ begehren der Stadt setzte Karl, der zu Frie­ densverhandlungen mit Ludwig XI. in Pe­ ronne weilte, eine 40 000 Mann starke Armee in Marsch; auch Ludwig wurde gezwungen, an der Strafexpedition teilzunehmen. Beim Herannahen der burgundischen Truppen flüchteten viele Einwohner aus der Stadt. Onufrius und B. bemühten sich vergebens, das Schlimmste zu verhüten. Ein verzweifel­ ter Überraschungsangriff der Lütticher schlug fehl. Am 30. 10. 1467 wurde Lüttich im Sturm genommen, unter den Zurückgebliebe­ nen ein Blutbad angerichtet und die ausge­ plünderte Stadt am 3. 11. in Brand gesteckt. Auch ihre Umgebung wurde verwüstet. Im Bistum regierte seitdem Burgund. Im Dezember 1467 kehrten mehrere Domkapi­ tulare und Stiftsherren nach Lüttich zurück, und im Laufe des Jahres 1469 setzte rund um die bei der Brandschatzung verschonten Kir­ chen und Klöster wieder eine zögernde Bau­ tätigkeit ein. B. kehrte am 3. 1. 1470 in die Stadt zurück. Die von ihm mitverschuldete Katastrophe hatte ihn reifer und ernster ge­ macht. Sofort nahm er sich der Sorgen seiner Untertanen an und versuchte, den Wiederauf­ bau nach Kräften zu fördern. Seine Unabhän­ gigkeit erlangte das Bistum allerdings erst nach dem Tode Karls (1477). Am 19. 3. ver­ zichtete dessen Tochter Maria auf alle vertrag­ lich festgelegten Rechte Burgunds in Lüttich. Am 19. 4. erkannten die Vertreter der Land­ stände und der Stadt B. als Landesherrn an. In Anbetracht der neu aufflammenden Kämp­ fe zwischen Ludwig XI. und Maximilian von Österreich, dem Gatten Marias von Burgund, proklamierten die Landstände am 15. 2. 1478 die ewige Neutralität des Bistums. Wenig später wurde die innen- und außenpo­ litische Konsolidierung durch Wilhelm von der Mark, einen ehrgeizigen Adeligen, den B. mit Ämtern und Gunstbeweisen überhäuft hatte, abrupt unterbrochen. Mit finanzieller Hilfe des französischen Königs erhob von der Mark sich gegen B., der schließlich keinen an­ deren Ausweg als ein Bündnis mit Maximi­ lian von Österreich sah. Im August 1482 drangen die Truppen von der Marks gegen Lüttich vor. Bei der Verteidigung fiel B. - wahrscheinlich durch die Hand seines Geg­ ners - am 30. 8. 1482 im Kampfe. In der Nacht bargen Franziskaner den Leichnam und setzten ihn in der Kathedrale bei.

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In den letzten Jahren seiner Regierungszeit war B. endlich als verantwortungsbewußter, um das Wohl seiner Untertanen besorgter Landesherr aufgetreten. Seine Bemühungen um Frieden und Aussöhnung dürfen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, daß er durch die Unterordnung der Belange des Bistums unter familienpolitische Interessen großes Unglück über Land und Leute gebracht hatte. Den bis an den Rand der Selbstzerstörung ge­ führten Kampf der Lütticher für ihre Rechte und gegen Burgund machte sich der französi­ sche König Ludwig XI. skrupellos zunutze. In der Auseinandersetzung zwischen Frank­ reich und Burgund gab B. jeden Handlungs­ spielraum preis und tat nichts, um eine Eska­ lation des Konflikts zu verhindern. Auch die geistliche Bilanz von B.s Regierungszeit ist negativ. Aus verschiedenen Verbindungen hatte er drei Söhne. Verstrickt in politische Intrigen, überließ er die Bistumsverwaltung fast ganz seinen Generalvikaren und den Archidiakonen. Diese vermochten der Verro­ hung der Sitten nur unzureichend entgegen­ zuwirken. Es ist aber bemerkenswert, daß trotz der allgemeinen Unsicherheit eine Rei­ he neuer Ordensniederlassungen - so der Karmeliten, Franziskanerobservanten, Kreuz­ herren und Kartäuser - gegründet wurde. Un­ ter B. führte man im Bistum Lüttich die Ro­ senkranzbruderschaft ein. Literatur: J. Daris, Liege XVe siede 317f. - H. Pi­ renne II/III. - G. Kurth. - J. Dabin. - C. Tihon, in: DHGE 10 (1938) 124-132. -P. Harsin, Neutralite liegeoise. - Ders., Etudes critiques I, 3If. - Liege et Bourgogne I. - Liege et Bourgogne IL - Problematique de l’histoire liegeoise (Lüttich 1981) 135-171. Histoire de Wallonie 282-285. Alfred Minke

Bourgeois, Jean (+ urn 1530) 1505 seit 1505

Ep. tit. Cyrenensis Weihbischof in Lüttich

* Mons; um 1467 Mag. art. im Kolleg zum Falken in Löwen; Professor der Philosophie ebd.; 1479 Dr. theol. (Löwen); 1482 Professor der Theologie in Löwen; Kanonikus an St. Pe­ ter in Löwen; 1485 Domkapitular in Lüttich; 1485, 1490, 1503 Rektor der Universität Lö­ wen; 1503-04 Einnehmer der Universität Lö­ wen; Januar oder Februar 1505 Titularbischof von Cyrene und Weihbischof in Lüttich; t um 1530. Literatur: J. Daris, Liege XVIe siede 93. - U. Berliere 82-83. Alfred Minke

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Bousmard - Brandis

Bousmard (Bosmann), Nicolas (1512-1584) 1576-1584 1578-1584

Bischof von Verdun Administrator des Bistums Metz

Nicolas Bousmard wurde im Jahre 1512 zu Xivry-le-Franc bei Longwy als Sohn des Jean B. und der Louise de la Malmaison geboren. Die väterliche Familie stand dem lothringi­ schen Hofe nahe und gab der Diözese inner­ halb von zwei Jahrhunderten vier Archidiakone und sechs Domherren. B. war ein ge­ lehrter Historiker. Er genoß das Vertrauen des Kardinals (—>) Karl von Lothringen, der ihn zu wichtigen Missionen heranzog. 1550 be­ stellte Bischof N. (—>) Psaume ihn zum Dekan des Stiftskapitels de la Madeleine in Verdun. Diese Stelle behielt er 24 Jahre lang. Psaume war von dem Eifer B.s für die katholische Er­ neuerung so überzeugt, daß er ihn zum Groß­ propst von Montfaucon und zum Archidiakon der Argonnen bestellte.

Die Wahl B.s zum Bischof von Verdun im Jah­ re 1575 führte zu einem schweren Konflikt zwischen dem Reich, zu dem das Bistum no­ minell immer noch gehörte, und dem König­ reich Frankreich, das seit der Besetzung der Stadt durch Heinrich II. im Jahre 1552 seinen Einfluß auf die drei lothringischen Bistümer immer stärker ausbaute. Nach dem Tode Psaumes (10. 8. 1575) bestand das Domkapi­ tel auf seinem Wahlrecht gemäß dem Wiener Konkordat von 1448. Bei der am 16. 8. 1575 durchgeführten Wahl fielen 21 Stimmen auf den Domherrn Simon Cumin, 15 auf den Ka­ pitelsdekan Nicolas Marius und nur drei auf B. Der französische Hof widersprach jedoch dieser Wahl und beauftragte Herzog Karl III. von Lothringen damit, vom Papst die Ernen­ nung B.s zu erwirken. Daraufhin erklärte sich das Domkapitel, um sein Recht zu wahren, zu einer Wiederholung der Wahl bereit, bei der es B. seine Stimme geben wollte. Der zu­ nächst kanonisch gewählte Cumin lehnte je­ doch, vom Kaiser unterstützt, einen Verzicht ab. Nachdem B. am 21. 5. 1576 die vom 27. 2. des gleichen Jahres datierte päpstliche Ver­ leihungsbulle empfangen hatte und sein Bis­ tum in Besitz nehmen wollte, protestierte das Domkapitel, doch ließ B. sich am 15. 7. konsekrieren. Der Reichstag forderte daraufhin den Kaiser auf, das Wahlrecht des Kapitels zu schützen. Da aber Papst Gregor XIII. allen, die B. nicht anerkannten, die Exkommunikation androhte, übertrug der Kaiser die Diözesan­ verwaltung bis zur Lösung des Konfliktes dem Kapitel. Der Papst hielt an B. fest, und der französische König gebot dem Komman­ danten von Verdun am 8. 10. 1577, den päpst­ lich Ernannten gegebenenfalls mit Waffenge­

walt zu unterstützen. Daraufhin akzeptierte das Domkapitel B., während Cumin seinen Verzicht erklärte. Die Bestellung B.s ver­ stärkte den Einfluß Frankreichs auf das Bis­ tum. Dem Bischof verhalf sie zu großem An­ sehen in Rom und Paris. Dies kam wie schon bei seinem Vorgänger Psaume seiner geistli­ chen und weltlichen Stellung zugute. B. verwaltete seine Diözese im Geist des Tridentinums. Er ließ ein Missale und andere be­ reits von seinem Vorgänger in Aussicht ge­ nommene liturgische Bücher drucken und er­ reichte dadurch die einheitliche Feier der Li­ turgie. Er veröffentlichte eine Reihe von Hirtenschreiben über den Gottesdienst, die Priesterausbildung und die Abwehr des Pro­ testantismus, für die er sich auf den Herzog von Lothringen stützte. 1581 veranstaltete er eine Diözesansynode und veröffentlichte die Diözesanstatuten neu. Den Klerus ermahnte er zur würdigen Feier des Gottesdienstes. Nachdem Psaume kurz vor seinem Tod Minimiten in die Diözese gerufen hatte, legte B. 1576 den Grundstein für ihr Kloster, und 1580 konsekrierte er ihre Kirche. Er be­ stimmte ein Drittel seines Vermögens für diese im Geist des Tridentinums tätige Or­ densgemeinschaft. Insgesamt setzte B. mit Unterstützung der Höfe von Paris und Nancy das Werk Psaumes fort. Er vermied jeden Konflikt mit Frankreich.

Von 1578 bis zu seinem Tod war B. ferner Ad­ ministrator des Bistums Metz für den noch minderjährigen Bischof (—>) Karl von Lothrin­ gen. Von seinem Wirken in Metz ist jedoch, abgesehen von Maßnahmen gegen den Prote­ stantismus, nichts bekannt. B. starb am 10. 4. 1584. Er wurde seinem Wunsch entspre­ chend in der Kirche der Minimiten beige­ setzt. Literatur: N. Roussel II, 29-34. - A. Girardot 179f. B. Ardura. Bernard Ardura

Brandis, Ortlieb von (1430-1491) 1458-1491

Bischof von Chur

Ortlieb von Brandis wurde im Jahre 1430 als Sohn des Wolfhard V. v. B., Herrn von Maien­ feld, Vaduz, Schellenberg und Blumenegg (+ 1456), und der Verena von Werdenberg-Bludenz geboren. Die aus Brandis bei Lützelflüh (Kanton Bern) stammenden Freiherren v. B. besaßen im Sarganserland und in Vorarlberg größere Herrschaften. Seine Besitzungen im

Brandis - Braun Berner Oberland verkaufte Wolfhard 1455 an die Stadt Bern. Ein weiterer Sohn Wolfhards, Rudolf, war 1459-67 Churer Domdekan. Ortlieb erhielt früh ein Kanonikat in Chur und wird 1449 als Student in Heidelberg erwähnt. 1453 wählte ihn das Churer Domkapitel zum Dekan. Mit päpstlicher Dispens konnte er sein Studium in Pavia fortsetzen. Am 30. 5. 1458 zum Bischof von Chur gewählt, erhielt er am 21. 7. die päpstliche Bestätigung und die nötige Dispens wegen mangelnden Alters, obwohl er nur die niederen Weihen erhalten hatte. Die Regalien verlieh ihm Kaiser Fried­ rich III. am 20. 9. 1459. Die Bischofsweihe empfing er am 27. 3. 1463 in Como durch Bi­ schof Lazaro Scarampi.

Der Episkopat von B. war durch Auseinan­ dersetzungen mit dem Gotteshausbund und vor allem mit der Stadt Chur gekennzeichnet, die ihre Autonomie gegenüber Bischof und Österreich-Tirol zu behaupten suchten. Zum Tiroler Landesherrn Erzherzog Sigmund, dem er 1460 das Schenkenamt verliehen hatte, un­ terhielt B. gute Beziehungen. Er unterstützte ihn im geheimen während der Auseinander­ setzungen mit den Eidgenossen infolge der Eroberung des Thurgaus. Auch im Streit mit den aufständischen Engadinern stand er auf Sigmunds Seite. Als Schiedsrichter sprach er ihm 1464 die Herrschaft Tarasp zu. Später kam es jedoch zu Differenzen, als Sigmund 1486 die Territorialherrschaft des Churer Bi­ schofs im Münstertal anfocht. Von größerer Bedeutung waren die Differen­ zen von B. mit dem Gotteshausbund und der Stadt Chur. Letztere, die seit 1422 unabhän­ gig vom Bischof Bürgermeister und Rat wähl­ te, erhielt 1464 nach einem Stadtbrand vom Kaiser die Erlaubnis, die Reichsvogtei über die Stadt gegen Ausbezahlung einer Pfand­ summe an sich zu bringen. Bis 1480 konnte sich B. dem widersetzen. Nach wiederholtem Drängen der Stadt entschied Friedrich III. zwar 1481, die Reichsvogtei dem Bischof zu belassen. Doch gab die Stadt nicht nach und übte gemeinsam mit dem Gotteshausbund Druck auf B. aus. Schließlich gab dieser nach und verkaufte 1489 mit Einwilligung des Kai­ sers die Vogtei für 700 Pfund an die Stadt. Ihm war es immerhin gelungen, die sog. Vier Dörfer, in denen das Bistum begütert war, vom Jurisdiktionsbereich der Vogtei auszu­ nehmen. Auch blieb ihm die Gerichtsbarkeit auf dem Churer Hofbezirk erhalten. Durch die Auslösung der Reichsvogtei wurde die Stadt Chur fast vollkommen autonom, dem Bistum brachte sie einen weiteren Prestigeverlust. Gemeinsame Sache machte B. mit den Eidge­

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nossen und Bündnern 1478 gegen das Her­ zogtum Mailand. Er schloß sich auch 1480 unter Vermittlung Frankreichs dem Friedens­ vertrag an. In der Reichspolitik trat er als treu­ er Verbündeter des Kaisers auf; er nahm an Reichstagen teil (1471 in Regensburg), for­ derte 1480 als kaiserlicher Mandatar die Eid­ genossen auf, von einem Bündnis mit Frank­ reich abzulassen, weilte 1481 als kaiserlicher Gesandter am Burgunderhof und unterstützte 1485 den Kaiser gegen die Ungarn. Zwar ge­ lang es B. nicht, die Stellung des Bistums in­ nerhalb der selbstbewußt auftretenden Ge­ meinden der Drei Bünde zu festigen, doch verbesserte er die finanzielle Lage. Während seiner Amtszeit kam es zu keinen Verpfän­ dungen mehr. Es gelang ihm sogar, weitere Herrschaftsrechte zu kaufen, so 1475 Hein­ zenberg, Thusis und Tschapina von den Gra­ fen von Werdenberg-Sargans und 1483 die Herrschaften Belmont und Castris von den Grafen von Sax-Misox. Über die geistliche Tätigkeit von B. ist wenig bekannt. Den Abteien Pfäfers und Sankt Gal­ len gewährte er die Inkorporation einiger Pfarreien. Die Anzahl der Pfarreien nahm während seiner Amtszeit leicht zu. Das 1490 gedruckte „Breviarium Curiense“ und das „Directorium Chori“ sollte dem Ritus der Di­ özese eine gewisse Einheit geben; es enthielt auch Angaben zur Gestaltung der Meßfeier und 40 Regeln zur Festsetzung der Kirchenfe­ ste. Unterstützt wurde B. beim Ausüben der kirchlichen Funktionen von den Weihbisch­ öfen J. (-*) Nell und B. (—>) Tubenpflug. B. war ein Förderer der Künste; 1491 wurde der spätgotische Hochaltar in der Kathedrale fer­ tiggestellt. B. starb am 25. 7. 1491 nach langer Krankheit. Er wurde in der Kathedrale in ei­ nem schon 1485 von ihm in Auftrag gegebe­ nen Marmorsarkophag beigesetzt. Literatur: J. G. Mayer, Ortlieb von Brandis, Bischof von Chur, in: JBHVL 4 (1904) 113-144. - J. G. Mayer I, 462-490. - P. Bütler, Die Freiherren von Brandis, in: JSG 26 (1911) 1-152. - O. Clavadetscher, in: HS 1/1, 492. - M. Bundi-U. Jecklin-G. Jä­ ger. Pierre Louis Surchat

Braun, Anton (+ 1540)

Generalvikar des Bischofs von Eichstätt 1530 Ep. tit. Philadelphiensis 1530-1540 Weihbischof in Eichstätt * Hainsfarth bei Oettingen; Studium in Ingol­ stadt (Imm. 1511); 1522-29 Regens des her­

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Braun - Breitenlandenberg

zoglichen Georgianum; gegen seine Amtsfüh­ rung wurden schwerwiegende Klagen vorge­ bracht; zugleich Lehrtätigkeit an der Univer­ sität; 1526 Auseinandersetzung mit der Stadt; 1529 Dr. theol. bei Dr. Johannes Eck; darauf­ hin Berufung nach Eichstätt, wo er nach mehrjähriger Vakanz 1530 zum Weihbischof bestimmt wurde; 4. 5. 1530 Titularbischof von Philadelphia; 31. 7. 1530 konsekriert. Der hochbefähigte, tatkräftige und theologisch gut gebildete B. wurde ein wichtiger Mitarbeiter der Bischöfe von G. v. (—>) Eyb bis M. v. (—>) Hutten. Nach Ausweis seiner Inkunabel­ sammlung war er ein ausgesprochener Huma­ nist. Als Konsekrator der Kirche zu Herrieden bezeugt. + 13. 8. 1540; □ Ostenfriedhof Eich­ stätt (Epitaph von Loy Hering). Quellen und Literatur: DAE, Nachlaß Th. Neuhofer 70. - C. Prantl I, 161, 214. - J. Sax II, 413. - A. Schmid, Geschichte des Georgianums in München (Regensburg 1894) 92. - J. Schlecht, Weihbischöfe 128, Nr. 18. - K. Ried, Moritz von Hutten, Fürstbi­ schof von Eichstätt (1539-1552) (Münster/W. 1925) 27, 42, 119. - Th. Neuhofer 183-187. - W. Kausch 217. -M. Fink-Lang 278f., 319. Alois Schmid

Bredow, Joachim von (OPraem) (+ 1507) 1485-1507

Bischof von Brandenburg

Joachim von Bredow wurde als Sohn eines in den märkischen Ständen führenden Landes­ hauptmanns geboren. 1461 ist er als Student in Leipzig und ab 1483 als Domherr in Bran­ denburg nachweisbar. Nach der Wahl zum Bi­ schof von Brandenburg, die am 14. 10. 1485 päpstlich konfirmiert wurde, erfolgten im April 1486 Konsekration und Inthronisation im Dom von Brandenburg. Ein Obödienzeid gegenüber dem Erzbischof von Magdeburg ist nicht unwahrscheinlich. B. veranlaßte den Druck des auf Bischof St. (—>) Bödeker zu­ rückgehenden „Breviarium diocesis Brandenburgensis“. Auch Synodalstatuten von 1486 sind erhalten. 1502 wurde in dem unter säch­ sischer Landesherrschaft stehenden Teil der Diözese zu Wittenberg eine Universität eröff­ net. B. ließ sich wegen Alters und Hinfälligkeit von der Verpflichtung zum persönlichen Dienst als kurfürstlicher Rat entbinden und beauftragte damit den gelehrten Domherrn Dietrich von Dieskau. Es ist unklar, ob diese Befreiung vom landesherrlichen Dienst mit der im folgenden Jahr eingeleiteten Umwand­ lung des prämonstratensischen Domkapitels in ein weltliches Stift im Zusammenhang stand, für die Kurfürst Joachim I. die Erlaub­

nis Papst Julius’ II. einholte. Mit der Durch­ führung des Auftrages, zu dem die Verlegung des Prämonstratenserkonventes, dessen Kapi­ tel bereits zuvor auf Betreiben des Landes­ herrn umgewandelt worden war, auf den Harlunger Berg bei Brandenburg gehörte, wurden die Bischöfe von Lebus und von Ratzeburg betraut. Literatur: G. Abb-G. Wentz 51 f.

Felix Escher

Breitenlandenberg, Hermann von (um 1410-1474) 1466-1474

Bischof von Konstanz

Hermann von Breitenlandenberg wurde um 1410 als Sproß eines thurgauischen Ritterge­ schlechts geboren. Seine Eltern waren Her­ mann „Schöch“ oder „Schach“ und Ursula Truchseß von Dießenhofen. B. hatte mehrere jüngere Geschwister, darunter Kaspar, der 1442-63 Abt von St. Gallen war. B. studierte 1424 in Heidelberg, 1436 in Bologna. 1430 wurde er Domherr in Konstanz, 1432 erhielt er die Exspektanz auf ein Churer Domkanonikat, das ihm 1442 zugesprochen wurde. 1451 wurde er Konstanzer Domdekan. Am 24. 4. 1466 zum Bischof von Konstanz gewählt, er­ hielt er am 2. 6. 1466 die päpstliche Bestäti­ gung. Bei der Wahl war er bereits Priester. Vermutlich beschwor B. das vom Domkapitel während der Vakanz am 23. 4. 1466 erlassene Statut, das die bischöflichen Einkünfte be­ schränkte und den Bischof zur Schuldentil­ gung verpflichtete. B. bestätigte die Freihei­ ten der bischöflichen Städte und erhielt am 9. 10. 1466 die Regalien. Am 11. 10. bestätigte Friedrich III. die Privilegien des Hochstiftes. Am 9. 11. 1466 wurde B. konsekriert; am 22. 12. bestätigte er der Stadt Konstanz die herge­ brachten Freiheiten. B. verpfändete kurz nach seinem Amtsantritt die Einkünfte von Schloß Neunkirch. Die Sta­ tuten der bald von ihm veranstalteten Synode sind nicht erhalten. B. bemühte sich insbe­ sondere um die Klosterreform. Angesichts der tatsächlichen Machtverhältnisse war er wie schon sein Vorgänger auf ein einver­ nehmliches Verhältnis mit den Eidgenossen und um deren friedliches Verhältnis zu Öster­ reich bedacht. Dennoch scheiterte 1468 der Plan eines 50jährigen Bündnisses zwischen Herzog Sigismund von Tirol, den Bischöfen von Chur und Konstanz und den acht Orten samt Freiburg und Solothurn. Der 1472 unter Mitwirkung B.s entstandene Entwurf für die „Ewige Richtung“ wurde dagegen zur Grund­

Breitenlandenberg - Brendel läge des Friedensschlusses von 1474. Er be­ stimmte die Bischöfe von Konstanz und Basel zu Schiedsrichtern bei eventuellen künftigen Streitigkeiten. Als B. Rücktrittsabsichten äu­ ßerte, reservierte sich Papst Sixtus IV. am 2. 9. 1474 die Neubesetzung des Bistums und be­ stellte L. v. (—>) Freiberg zum Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge. B. starb vor dem Eintreffen der päpstlichen Bulle am 18. 9. 1474. Er wurde im Konstanzer Münster beige­ setzt. Literatur: J. Studer, Die Edlen von Landenberg (Zü­ rich 1904) 202-208. - B. Degler-Spengler, in: HS 1/ 2, 358-360. p

Brendel von Homburg, Daniel (1522-1582) 1555-1582

Kurfürst-Erzbischof von Mainz

Daniel Brendel von Homburg wurde am 22.3. 1522 im oberstiftischen Aschaffenburg als Sohn des kurmainzischen Vizedoms Fried­ rich B. und der Margarethe Riedesel von Bel­ lersheim geboren. Ein von ihm gestiftetes Denkmal in der Sakramentskapelle im Main­ zer Dom zeigt ihn mit seinen Eltern und sie­ ben seiner Geschwister. Eine erste Dom­ pfründe erhielt B. in Speyer, wo er 1543 ins Domkapitel aufgenommen und 1544 als Nachfolger des 1544 verstorbenen Pallas von Oberstein Domschoiaster (1555 resi­ gniert) wurde. Als solcher beauftragte ihn der Speyerer Bischof Ph. v. (—>) Fiersheim 1546 mit einer Friedensmission. B. hatte seit 1546 die Speyerer Stuhlbrüderpropstei inne und wurde 1548 in diesem Amt von Otto von Amelunxen vertreten. Wohl über eine Provi­ sion des mit ihm verwandten Erzbischofs S. v. (—>) Heusenstamm gelangte er ins Mainzer Domkapitel, wo er am 14. 5. 1548 aufge­ schworen wurde. In den Jahren 1551 und 1552 wurde er vom Mainzer Domkapitel mehrfach mit diplomatischen Aufgaben be­ traut. Dazu gehörte seine Entsendung zu den Passauer Friedensverhandlungen. Von 1552 bis 1555 konzentrierte sich seine politische bzw. administrative Tätigkeit auf Speyer. Mit Sitz in Udenheim wirkte er von Oktober 1552 bis zum Januar 1553 gemeinsam mit Domku­ stos Otto von Amelunxen als Statthalter des Hochstifts. Im Januar 1553 begleitete er Bi­ schof R. v. (—>) Frankenstein auf seiner Huldi­ gungsreise und wirkte als dessen erster Spre­ cher. Der neue Speyerer geistliche Fürst be­ auftragte ihn Ende Januar 1553 mit der Einho­ lung der kaiserlichen Belehnung in Brüssel. B. war anwesend, als am 26. 11. 1553 Fran­ kenstein in Udenheim vom Mainzer Weihbi­

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schof B. (—>) Fannemann zum Bischof ge­ weiht wurde. 1554 bereitete er in mehreren Verhandlungen den Einritt des Bischofs in die Stadt Speyer vor, begleitete ihn bei der feierlichen Zeremonie und wurde auserse­ hen, diesen im Namen der Stifte zu begrüßen. Als Mitglied der Speyerer Gesandtschaft war er auf dem Augsburger Reichstag von 1555, verließ die Stadt jedoch bald wieder, denn er weilte in Mainz, als am 18. 3. 1555 Erzbischof Heusenstamm im benachbarten Eltville starb. Bei der am 18. 4. 1555 per modum mixtum er­ folgten Neuwahl setzte sich B. gegen den pro­ testantische Neigungen zeigenden Pfalzgra­ fen Reichard von Simmern durch. Diese Wahl bestimmte wie keine andere die konfessio­ nelle Ausrichtung des Erzbistums und Kur­ staates. Die römische Konfirmation erfolgte am 23. 8. 1555. Am 27. 11. 1555 wurde ihm das Pallium gewährt. An Pfingsten 1557 emp­ fing B., bei seiner Wahl offensichtlich erst Subdiakon, durch Frankenstein in Aschaffen­ burg die Bischofsweihe. Am 15. 3. 1558 ver­ lieh ihm Kaiser Ferdinand I. in Frankfurt die Reichsregalien. Es erstaunt, wie zielstrebig

und beharrlich der zunächst bevorzugt im heimatlichen Aschaffenburg residierende Kurfürst seine weltlichen und kirchlichen Ziele anging. Auf den Reichstagen gewann seine Stimme Gewicht. Das wurde noch da­ durch begünstigt, daß 1559 die Mainzer Erz­ kanzlerrechte in der neuen Geschäftsordnung für die Reichshofkanzlei verfestigt werden

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Brendel - Brenner

konnten. In der Auseinandersetzung mit den protestantischen Ständen um die Geltung bzw. Interpretation des geistlichen Vorbehalts und der ferdinandeischen Deklaration von 1555 erwies sich das als besonders nutzbrin­ gend. In der Frage des ius coronandi ver­ mochte sich der Mainzer gegen Köln zu be­ haupten. Er krönte 1562 in Frankfurt Maximi­ lian II. und 1576 in Regensburg Rudolf II. zum Römischen König.

1555 war die gesamtkirchliche Lage im Erz­ stift trotz der Reformansätze unter Erzbischof Heusenstamm recht labil. Um dem entgegen­ zuwirken, sandte B. bald nach Regierungsan­ tritt erste Alumnen an die Jesuitenkollegien in Köln und Rom und berief 1561 Jesuiten nach Mainz. Hier eröffneten sie 1561 ein Gymnasium, das bald bis zu 800 Schüler zählte. 1562 übertrug B. dem Orden, den er mit erheblichen materiellen Mitteln förderte, mehrere Lehrstühle an der Mainzer Universi­ tät, die von da an nachhaltig jesuitisch ge­ prägt wurde. Von 1572 bis 1600 stellte der Or­ den auch die Domprediger. Ebenfalls 1572 machte das Domkapitel auf Drängen des Erz­ bischofs das tridentinische Glaubensbekennt­ nis und die Konzilsbeschlüsse für alle Dom­ herren verpflichtend und verhinderte da­ durch die von den Protestanten geforderte in­ nere Freistellung. 1570 brachte er ein neues Brevier heraus, 1578 und 1582 ließ er das tri­ dentinische Ehedekret „Tametsi“ als verbind­ lich verkünden. Ab 1574 begann B., verord­ nend und energisch verfügend in die konfes­ sionellen Verhältnisse einzugreifen. Im Mai 1574 zog er mit 2 000 Mann zwei Monate ins Eichsfeld, um die landesherrliche Ordnung wiederherzustellen und die Rekatholisierung anzugehen. Wichtige kirchliche Hilfsmittel waren Visitationen und 1575 die Errichtung eines Jesuitenkollegs in Heiligenstadt. Auch berief er 1577 N. (^) Elgard zum Weihbischof in partibus Thuringiae. Wie Weihbischof St. (—>) Weber wirkte dieser im Auftrag B.s inten­ siv am kirchlichen und religiösen Wiederauf­ bau der Region. Zwei große territoriale Ge­ winne vermochte B. zu verzeichnen: 1559 den Großteil der Grafschaft Rieneck als erle­ digtes Mainzer Lehen und 1581 die Graf­ schaft Königstein als erledigtes Reichslehen. Beide Erwerbungen verteidigte er energisch gegen die Ansprüche und Proteste interes­ sierter Wetterauer Grafen. Bei der Rekatholi­ sierung dieser Gebiete war er sehr zurückhal­ tend und behutsam. Überhaupt vermied er allzu scharfes Vorgehen und rigorose Reform­ maßnahmen. Das entsprach sowohl seinem Naturell als auch der politischen Notwendig­ keit. B. war Reformer, jedoch stets mit klarem

Blick für das Machbare. Er starb am 22. 3. 1582 in Aschaffenburg und wurde im Main­ zer Dom beigesetzt. Literatur: F. X. Remling, II, 307, 329-342. - F. Herr­ mann 268-270. - A. Ph. Brück, in: NDB 3 (1957) 507f. - M. Krause, Die Politik des Mainzer Kurfür­ sten Daniel Brendel von Homburg (1555-1582) (Darmstadt 1931). - A. Dölle, Erzbischof Daniel und die Gegenreformation auf dem Eichsfeld, in: Uni­ versitas, FS Bischof Albert Stohr II (Mainz 1958) 110-125. - B. Opfermann, Gestalten des Eichsfeldes (Leipzig-Heiligenstadt 1968) 20f. - H.-G. Sturm, Pfalzgraf Reichard von Simmern 1521-1598 (Trier 1968) 17-27. - R. Decot 187-188, 214, 237. - F. Jür­ gensmeier, Mainz 198-205. - Ders., Kurmainz 8187. Friedhelm Jürgensmeier

Brenner (Premier), Johannes (1578-1629)

1608 1608-1629 1609-1629

Ep. tit. Symbaliensis Weihbischof in Passau Offizial und Generalvikar des Bischofs von Passau für das Land ob der Enns

* 1578 Dietenheim bei Ulm als Sohn des Ka­ spar B., Vogtes der Herrschaft Brandenburg, und der Regina Riedmann; Gymnasialstudi­ um bei den Jesuiten in Graz, Augsburg und Dillingen; auf Empfehlung seines Onkels, des Bischofs M. (-*) Brenner von Seckau, 15971603 Studium in Rom als Alumne des Colle­ gium Germanicum; 1603 Priester und Dr. theol.; 10. 12. 1608 Titularbischof von Cemba­ lo und Weihbischof in Passau; 1609 Offizial und Generalvikar des Passauer Bischofs (—>) Leopold von Österreich für das Land ob der Enns. Damit wurde B. zu einem einflußrei­ chen geistlichen Würdenträger, da Leopold sich nie weihen ließ. Er übertrug B. die Ämter eines Geistlichen und Fürstlichen Rates, so daß er in den Regierungsgeschäften des Hoch­ stifts ein umfassendes Mitspracherecht besaß. Eine wichtige Rolle spielte B. bei der Be­ kämpfung des als „Glaubenskrieg“ betrachte­ ten Bauernaufstandes von 1625/26 im Land ob der Enns, dessen Niederwerfung im Bis­ tum Passau durch bayerische Truppen erfolg­ te. B. erwies sich in dieser Situation nach dem Urteil eines Zeitgenossen als „Mann von väterlicher Strenge und hoher rechtlicher Ehrbarkeit“. Zu Ansehen und Reichtum ge­ langt, stiftete er 1628 mit einem Kapital von 1200 Gulden ein Benefizium beim Valentinsaltar des Passauer Domes und überließ dem Domkapitel 3000 Gulden für ein Studien­ stipendium an der Universität Ingolstadt; + 13. 9. 1629; □ Andreaskapelle am Domkreuz-

Brenner gang zu Passau; Marmorgrabstein an der Süd­ wand des Domes. Literatur: M. Hansiz 751. - L. H. Krick, Domstift 73, 210, 215, 240. - Ders., Stammtafeln 48. - J. Strnadt, Der Bauernkrieg in Oberösterreich (Linz 1925). - K. Eder II. - R. Zinnhobler, War der oberösterreichi­ sche Bauernkrieg von 1626 ein Glaubenskrieg?, in: OG 18 (1976) 118-122. August Leidl

Brenner, Martin (1548-1616)

1584-1615 1591-1615

B. Dieser nahm an und wurde in Salzburg zum Dienst im Offizialat mit den Hauptagen­ den Reformation, Visitation und Synodalver­ sammlungen bestimmt. Er wurde ferner Rek­ tor des vom Erzbischof gegründeten und 1582 in den Seckauer Hof verlegten Priestersemi­ nars und zum Domprediger und Stadtpfarrer von Salzburg bestimmt. Als solcher empfing er von Herbst 1582 bis Frühjahr 1583 alle Weihen bis zum Presbyterat. Durch bayeri­ sche Vermittlung erhielt er 1585 ferner ein Kanonikat in Freising, auf das er als Bischof wieder resignierte.

Bischof von Seckau Generalvikar des Erzbischofs von Salzburg in der Steiermark und im Wiener Neustädter Di­ strikt

Martin Brenner wurde am 11. 11. 1548 in dem südlich von Ulm gelegenen Marktflekken Dietenheim als siebtes von zwölf Kindern des Metzgermeisters, Kirchenpflegers, Ge­ richts- und Ratsbeisitzenden Lorenz B. und der aus Wiblingen stammenden Walburga Knöpf geboren. Er besuchte die Schule seines Heimatortes und 1561-66 die Lateinschule im protestantischen Ulm. Dort wurde er durch die Augustinerchorherren im Wengen­ kloster katholisch beeinflußt. 1566 empfing er in Dillingen die Firmung und begann das Studium der Philosophie, dann der Theolo­ gie, das er 1571 mit dem Grad eines Mag. art. abschloß. Auf Empfehlung der Universität wurde er danach Präzeptor der Grafen Georg und Johann von Montfort sowie der mit ih­ nen verschwägerten Raimund und J. (—>) Fug­ ger; letzterer wurde 1604 Bischof von Kon­ stanz. 1572 ging B. mit seinen Zöglingen nach Padua, 1574 nach Bologna, Florenz, Siena und Rom. 1574 wurde er in Padua Bacc. theol. B. hielt die Verbindung zu beiden Fami­ lien auch aufrecht, seitdem er in Ingolstadt Theologie studierte und besonderes Interesse für Geschichte zeigte. Neben Wolfgang von Montfort als Rektor (1578/79) war er Vizerek­ tor der Universität. 1579 wurde er zum Rektor gewählt und empfing die dafür erforderliche Tonsur. Dem in Pavia zum Sententiar, Lie. und Dr. theol. (1581) Promovierten hätte die akademische Laufbahn in Ingolstadt offenge­ standen. Die entscheidende Wende seiner Laufbahn brachte ein Ruf aus Salzburg, wo S. F. (—>) Fugger, später Bischof von Regensburg, seit 1580 Domherr war. Als Erzbischof J. J. v. (—>) Kuen-Belasy Anfang 1582 an die Universität Ingolstadt die Bitte um einen qualifizierten Theologen richtete, empfahl der Vizekanzler 12 Lexikon

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Die in Aussicht stehende Salzburger Karriere B.s erhielt nach dem Tod G. (—>) Agricolas, der die Salzburger Eigenbistümer Seckau und Lavant innehatte, eine neue Ausrichtung, die nach Österreich führte. Da B. erst nach dem Tod des Bischofs S. v. (—>) Arzt (1584) für Sekkau nominiert wurde, dürfte ihm zunächst Lavant zugedacht gewesen sein. Bei der gleichzeitigen Besetzung beider Bistümer er­ hielt B. Seckau, der Preuße G. (->) Stobaeus von Palmburg dagegen Lavant. Anläßlich der Nomination regelte ein Vertrag vom 15. 4. 1584 die Details des Verhältnisses zwischen Salzburg und Seckau. Die Konsekration er­ hielten die beiden Neuernannten durch den Bischof von Chiemsee am 5. 5. 1585 in der erzbischöflichen Hofkapelle zu Salzburg.

Nach der Einführung in sein Bistum wurde B. spätestens bei der Aufnahme in die Land­

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Brenner

schäft der Steiermark mit den konfessionel­ len Auseinandersetzungen Innerösterreichs konfrontiert, als die Stände Beschwerde ge­ gen den salzburgischen Vizedom von Leib­ nitz führten, der gegen den Besuch der luthe­ rischen Gottesdienste vorging. Dem bereits zur Rekatholisierung entschlossenen Erzher­ zog Karl II. standen die protestantischen Landstände gegenüber, während die vom Bi­ schof von Seckau geführten Prälaten in der Landschaft keinen entscheidenden Einfluß besaßen. Katholische Kräfte waren neben dem Landesfürsten die Jesuiten, die seit 1572 in Graz waren und deren Kolleg 1586 zur Universität erhoben wurde, ferner seit 1580 die päpstliche Nuntiatur für Innerösterreich. Dem Erzherzog waren zwar durch die unter dem Druck der Türkengefahr 1572-78 abgege­ benen Zusagen der Religionsfreiheit für den Adel und der Gewissensfreiheit für die Bür­ ger die Hände gebunden, doch zeigte das ent­ schiedene Vorgehen seit der Münchner Kon­ ferenz von 1579 bereits Erfolge der katholi­ schen Seite. Als erster Seckauer Reformbischof des Trien­ ter Typs begann B. eine Visitation in der eige­ nen Diözese und im steirischen Diözesan­ gebiet von Salzburg. Von den diesbezügli­ chen Ermächtigungen Salzburgs ist am be­ deutendsten die Ernennung zum General­ vikar des Erzbischofs in der Steiermark und dem zu Österreich gehörenden Dekanat (spä­ ter Archidiakonat) jenseits des Semmering von 1591, die dann bis 1786 alle Bischöfe von Seckau erhielten. Sie bedeutete zusätzliche Verantwortung für 126 steirische und 48 österreichische Pfarreien zu den 31 der Di­ özese Seckau. Damit hatte B. über fast das ganze Land Steiermark bischöfliche Jurisdik­ tion, so wie auch die Landeskirche der prote­ stantischen Stände das ganze Land erfaßte. Die Schenkung von Burg, Markt und Herr­ schaft Leibnitz durch Erzbischof W. D. v. (—>) Raitenau an das Bistum im Zug der Veräuße­ rung des mittelsteirischen Salzburger Besit­ zes von 1595 machte B. zum alleinigen Grundherrn an seinem Sitz. Das infolge der Belastungen für die Türkenabwehr seit den 30er Jahren schwer verschuldete Bistum konnte er wirtschaftlich ordnen. Seinen mili­ tärischen Verpflichtungen trug er Rechnung durch das 1586 erbaute Zeughaus für 600 Mann in Seggau. Die innerösterreichische Gegenreformation Ferdinands II. von 1598-1600 wurde haupt­ sächlich von den Bischöfen B. und Stobaeus durchgeführt. Letzterer, seit 1597 Statthalter nach Ablehnung des Amtes durch B., war der

Planer, B. als Leiter der 1587 eingerichteten Religions-Reformationskommission der Voll­ zieher. So wurde der Reformbischof zum Ge­ genreformator im landesfürstlichen Auftrag. Nachdem B. auf dem Regensburger Reichstag von 1597/98 eine Reichshilfe für die Türken­ abwehr erwirkt hatte, begann im Sommer 1598 die Rekatholisierung der Steiermark, in­ dem zunächst in Graz das protestantische Re­ ligionswesen zerschlagen wurde (evangeli­ sche Stadträte, protestantisches Kirchen- und Schulzentrum); die Städte Judenburg, Kla­ genfurt und Laibach folgten. Auf dem Land wurden die bedeutendsten Protestantenorte 1599/1600 durch fünf von Landsknechten ge­ schützte Kommissionen, von denen vier un­ ter B.s Leitung standen, rekatholisiert. Die Bürgerschaft von Graz bildete den Abschluß. Dabei wurden zehn neue protestantische Kir­ chen und 57 Friedhöfe zerstört. Eine weitere Kommission besuchte steirische Restgebiete und Kärnten. Man vermied Blutvergießen, übte jedoch im Sinne des Augsburger Reli­ gionsfriedens mit der Möglichkeit der Aus­ wanderung massiven Gewissensdruck vor al­ lem auf die Bürger. Durch diese Züge wurde B. neben Th. (—►) Chrön in Laibach zum Ge­ stalter der innerösterreichischen Gegenrefor­ mation. Den Beinamen „malleus haereticorum“ erhielt er nicht von den Protestanten, sondern von den ihn bewundernden Katholi­ ken. Man spielte damit auf seine oft stunden­ langen Predigten an, mit denen er die Gegner überzeugen wollte. Dieses Bemühen hängt mit seinem Interesse an der Wissenschaft zu­ sammen, dem auch seine Bibliotheken in Seggau und Graz zu verdanken sind, die sich teilweise erhalten haben. Als wohlgerüsteter, wenn auch nicht origineller Theologe hinter­ ließ er auch selbst pastorale und kontroverstheologische Werke. Die zweite Hälfte seiner Amtszeit zeigte ge­ genreformatorische Nachhutgefechte, denn der Adel hatte noch bis 1628 Gewissensfrei­ heit, vor allem aber seelsorgliches Wirken, durch das die Trienter Reformdekrete ver­ wirklicht wurden. B. schärfte die Kommu­ nion unter einer Gestalt, das Bußsakrament, die weithin in Vergessenheit geratene Kran­ kensalbung, die Einhaltung von Fest- und Fasttagen ein. Die römischen liturgischen Bü­ cher traten an die Stelle des Salzburger Missales und Breviers; die Pontifikalhandlungen zeigten das langsame Aufblühen des Barock.

Im Klerus traten an die Stelle der vielen Bay­ ern, Schwaben, Italiener und Südslawen im­ mer mehr einheimische Absolventen der Kol­ legien und Konvikte der Jesuiten, die von B.

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Brenner - Breuning

und anderen durch Stipendienstiftungen ge­ fördert wurden. Gegen den verbreiteten Kleri­ kerkonkubinat ging man im Bedarfsfall auch mit weltlicher Gewalt (Landprofos) vor, noch schärfer gegen die in der Reformationszeit üb­ lich gewordene Ehe katholischer Priester. Klostergründungen setzten sofort nach der Gegenreformation wieder ein. Im sloweni­ schen Gebiet bekämpfte B. die eigenartige, aus spätmittelalterlichen Voraussetzungen entstandene Sekte der Stifter und Springer.

Die Tätigkeit der Grazer Nuntiatur konkur­ rierte in vielen Dingen mit der bischöflichen und metropolitanen. Sie brachte in den Kon­ fessionskampf die konsequente Einhaltung katholischer Prinzipien ein, stand jedoch in Spannung zu den einheimischen Prälaten und selbst zu den Jesuiten. B. hatte dabei die genaue Kenntnis des Landes und gegenrefor­ matorische wie seelsorgliche Erfahrungen voraus. Gegen den Plan eines Bistums in Graz, der seit 1585 erörtert wurde, stellte er sich als faktischer „Landesbischof“.

Sein politisches Geschick zeigen verschie­ dene Gesandtschaften des Landesfürsten und dessen Absicht, zunächst B. zum Statthalter zu machen, aber wohl auch die Ernennung zum Geheimen Rat durch Ferdinand II. im Jahre 1609.

Im letzten Lebensjahrzehnt zunehmend durch Krankheit behindert, resignierte B. am 1. 8. 1615 in die Hände von Erzbischof M. S. v. (—>) Hohenems. Dabei konnte er seinen Nef­ fen J. (—>) Eberlein als Nachfolger durchset­ zen. Er starb im Schloß Retzhof bei Leibnitz, wohin er aus Graz wegen der Sommerhitze ausgewichen war, am 14. 10. 1616. Er wurde in Seckau beigesetzt, wo er die Margarethen­ kapelle als Gruft und Gedenkstätte für die Seckauer Bischöfe ausgestaltet hatte. B.s Nachruhm bei den Katholiken war beträcht­ lich. Schriften: Ehepatent vom 8. 8. 1602. - Hirtenbrief vom 28. 8. 1602. - Rede an Erzherzog Leopold bei der Erteilung der niederen Weihen 1596. - Traktat vom Stand der klösterlichen Jungfrauen 1606. - Sacellum ecclesiae cathedralis Seccoviensis 1603. Successio episcoporum Seccoviensium, in Verbin­ dung mit dem letztgenannten Werk, teilweise auch inschriftlich in der Seckauer Bischofskapelle wie­ dergegeben. - Zwei Predigten von dem hochheili­ gen Sakrament der Firmung 1603. - Katholischer Bericht von der Kommunion unter einer Gestalt 1603. - Vgl. die ausführliche Besprechung der Schriften bei L. Schuster (s. u.) 765ff. Literatur: L. Schuster. - K. Steiner 80f. - K. Eder, Die Geschichte der Kirche im Zeitalter des konfes­ sionellen Absolutismus (Wien 1949) 299ff. - E. To­ mek, Kirchengeschichte 586ff. - K. Eder, in: NDB 2 12*

(1955) 587. - J. Wodka, in: LThK 2 (1958) 669. - B. Roth, Seckau 525f. - J. Steinruck, Reg. - K. Amon, Bischöfe 258ff. - W. Watzenig 53ff. - B. Roth, Dom 496. - G. May 520ff. - F. Schmid, Bischof Martin Brenner (Dietenheim 1984). - G. B. Winkler, Reg. K. Amon-M. Liebmann 155ff. - R. K. Höfer, Bischof Martin Brenner als Gegenreformator und katholi­ scher Reformer, in: F. M. Dolinar-M. LiebmannH. Rumpler-L. Tavano 21-40. - J. Mlinaric. - R. K. Höfer, in: LThK (1994) 673. Karl Amon

Brennwald (Brenwalt), Balthasar (OP) (+ spätestens 1518)

1491 1491-1500 seit 1500

Ep. tit. Troiensis Weihbischof in Chur Weihbischof in Konstanz

* Walenstadt; Dominikaner; Professor der Theologie; 16. 5. 1491 Titularbischof von Troia und Weihbischof in Chur; 29. 5. 1491 Konsekration in der Kirche S. Maria dell’ Anima zu Rom; vom 26. 11. 1491 bis zum 18. 10. 1500 Weihbischof und Generalvikar des Churer Bischofs H. v. (—>) Hewen; 20. 11. 1500 auf Bitte des Konstanzer Bischofs H. v. (—>) Hohenlandenberg vom Domkapitel als Weihbischof in Konstanz zugelassen und am 12. 12. von Papst Alexander VI. bestätigt; scheint nur noch dort gewirkt zu haben; in Chur wurde St. (—>) Tschuggli sein Nachfol­ ger; obwohl das Konstanzer Kapitel 1513 auf Vorschlag des Bischofs wegen schwerer Vor­ würfe die Entlassung B.s beschloß, amtierte dieser weiter; t vor dem 5. 2. 1518. Literatur: O. Clavadetscher, in: HS 1/1, 510. - H. Tüchle, in: HS 1/2, 515. Pierre Louis Surchat

Breuning, Sebastian (1552-1618)

1586 1586-1618

Ep. tit. Adramyttensis Weihbischof in Augsburg

* 20. 1. 1552 Schwaben; 1562 Studienbeginn in Dillingen; 1578 Dr. theol. (Siena), damals bereits Kanonikus bei St. German in Speyer; 1580 Pilgerreise nach Jerusalem; am 1. 3. 1586 erklärte er dem Augsburger Bischof M. v. (—>) Berg seine Bereitschaft zur Übernahme des Weihbischofsamtes; 23. 6. 1586 Titularbi­ schof von Edremit; Bischofs weihe in Rom; 1587 Domherr in Augsburg, 1588 Bistums­ visitator; 1589 zur Visitatio liminum nach Rom; erhielt im gleichen Jahr das Amt des

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Breuning - Brunstorp

Domkellerers und die Nachmittagsprädikatur; 1600-06 konsekrierte er über 60 Kirchen und Kapellen; 1610 zelebrierte er den Ab­ schlußgottesdienst der Augsburger Diöszesansynode; B. war der erste Augsburger Weihbischof, der Aufnahme ins Domkapitel fand; + 14. 2. 1618; □ 1808 abgebrochene Johanneskirche in Augsburg; Votivrelief mit Stifterfigur (1605) in der Wolfgangskapelle des Domes; als Haupterben hatte er das domkapitelsche Spital in Dinkelscherben einge­ setzt. Literatur: A. Schröder 454-457. - P. Rummel, Bi­ schöfe 71f. - K. Kosel, Nr. 402, S. 443. - KDB Augs­ burg 303,384. Peter Rummel

Broechem, Libert von (OFM) (+ 1506) 1470 seit 1470

Ep. tit. Bericensis Weihbischof in Lüttich

Wahrscheinlich gehörte B. dem Lehrkörper der Universität Löwen an; 10. 12. 1470 Titu­ larbischof von Beryth und Weihbischof in Lüttich; ob er vorher Weihbischof in Cambrai war, ist ungewiß; B. oblag vor allem die Sorge um den niederländischsprachigen Bis­ tumsteil; in Lüttich war er nicht sonderlich beliebt und residierte daher gewöhnlich in Maastricht; zwischen B. und dem Domkapitel sowie Weihbischof H. (—>) Leonardi kam es mehrfach zu Konflikten; um 1482 zog B. sich nach Löwen zurück; am 15. 5. 1492 tauschte er seine Pfründe in Alken gegen ein Altarbenefizium in Curringen St. Katharina ein; B. wurde mehrmals mit diplomatischen Missio­ nen betraut; + 4. 9. 1506. Schriften: Speculum peccatorum perlucidissimum venerabilis in Christo patris ac dni Liberti episcopi Bericen. pro his qui bene et meritorie confiteri desiderant (o. O., o. J.). - Collatio Reverendissimi patris et domini domini Liberti episcopi Gericensis de Crucibus (Argentinae 1478; Norimbergiae 1501). Collectio reverendissimi patris et domini dni Liberti Epi Bericen. De Crucibus, Impressum Antwerpie in mortario aureo anno Dni millesimo CCCCCI vicesima tertia mensis julii. - Epistola Liberti Beritensis (cod. Bitirensis) episcopi ad archiepiscopos Coloniensem, Moguntinensem, Trevirensem, Leodiensem, Cameracensem, Trajectensem, Monasteriensem et Osnabrugensem super regim. ecclesiastic (o. O., o. J.). - Sermo domini Liberti episcopi Bericen­ sis de pace religiosorum ad sorores quasdam Lovanii (o. O. 1533).

Brosius Horstein von Horstein (seit 1606), Si­ mon (Simon Brosius z Horstejna) (um 1568-1642)

1626 1626-1642

Ep. tit. Trapezuntinus Weihbischof in Prag

* um 1568 Bischofteinitz (Böhmen) als Sohn des Ambrosius Bros (Broz); Dr. theol.; 23. 9. 1595 Priesterweihe; Kanoniker von Wyschehrad und St. Petri in Bautzen; 22. 11. 1600 Domkanoniker in Prag, 1601 Kantor, 22. 3. 1604 Dekan, 17. 2. 1614 Propst; nobilitiert von Kaiser Rudolf II. am 3. 9. 1606. Als Pilsen 1618 von protestantischen Truppen besetzt wurde, lieh er der Stadt zur Auslösung eine große Summe, die er zehn Jahre später dem Prager Jesuitenkolleg für ein Stipendium überschrieb. Nach der Schlacht am Weißen Berg begrüßte er als Dompropst Herzog Maxi­ milian von Bayern als Sieger in Prag. Am 24. 8. 1626 wurde er zum Titularbischof von Trapezunt und Weihbischof in Prag ernannt, be­ hielt aber die bisherigen Pfründen. Er war Apostolischer Protonotar und erhielt für sei­ nen Eifer bei der Gegenreformation in Prag und im Kreis Pilsen, wegen Gelehrsamkeit, Verwaltungsgeschick und Treue zum König von Ferdinand II. den Titel eines Pfalzgrafen und kaiserlichen Rates, t 13. 1. 1642 Prag; □ Kapelle St. Johannes der Täufer im Prager Dom. Literatur: K. Borovy 317, 357. - OSN 11 (1897) 641. - A. Podlaha 150. - Tumbarius S. Metropolitanae ecclesiae Pragensis, ed. A. Podlaha (Pragae 1916).

Winfried Eberhard

Brunstorp (de), Levinus (Livinius) (OP) (+ frühestens 1487) 1478 seit 1478 um 1480

Ep. tit. Dionysiensis Weihbischof in Halberstadt Weihbischof in Schwerin

Mitglied des Halberstädter Dominikanerklo­ sters; 1478 Titularbischof von Dionysias und Weihbischof in Halberstadt; erscheint 1478 als Empfänger von Zinsen, die aus einem Ka­ pital stammen, das er Vikaren geliehen hatte; Dezember 1480 anläßlich einer Pontifikalhandlung in Schwerin erwähnt; 1487 in Halberstadt letztmals erwähnt.

Literatur: S. P. Ernst 141-145. - H. Pirenne, in: BN 12 (1892/93) 91. -U. Berliere 66-74.

Literatur: UB S. Bonifacii-S. Pauli 503 f. - J. Traeger 213f.

Alfred Minke

Josef Traeger - Josef Pilvousek

Brus Brus von Müglitz, Anton (Antonin Brus z Mohelnice) (1518-1580)

1560-1563 1561-1580

Bischof von Wien Erzbischof von Prag

Anton Brus wurde am 13. 2. 1518 in Müglitz (Mähren) geboren. Die für ihn gebräuchliche Namensform bezieht sich also nicht auf adeli­ ge Herkunft, vielmehr stammt er aus einer bürgerlichen oder bäuerlichen Familie. Seine Schulausbildung absolvierte er in Prag, sein Studium an Universitäten im Reich und in Italien. In Prag trat er in den Hospitalorden der Kreuzherren mit dem roten Stern ein und wurde um 1540 zum Priester geweiht. Zu­ nächst wirkte er als Feldprediger im Türken­ krieg von 1542-45 und als Pfarrer in Eger (Elbogen?). 1552 wurde er zum Großmeister der Kreuzherren gewählt. Als solcher setzte er sich auf zwei Ordenskapiteln (1554, 1567) und auf der Basis neuer Statuten für die geist­ liche Erneuerung des Ordenslebens in der vi­ ta communis und für die Ausbildung ein. Als Großmeister wie später als Erzbischof unter­ stützte er die Tätigkeit der Jesuiten in Prag. Im bald wieder ausbrechenden Türkenkrieg zog er als oberster Feldprediger mit beachtli­ cher Beredtsamkeit und geistlicher Bildung erneut große Aufmerksamkeit auf sich, so daß ihn Ferdinand I. zu seinem geistlichen Rat und Beichtvater wählte. Da P. (-») Canisius, der 1554-55 Administrator des Bistums Wien war, die Bischofswürde ablehnte, nominierte der Kaiser 1558 B. zum Bischof von Wien. Als solchen bestätigte ihn - auf Empfehlung von Canisius - jedoch erst Pius IV. am 17. 7. 1560, als B. bereits für Prag in Aussicht ge­ nommen war. Schon 1549 und erneut 1558 beabsichtigte nämlich der Kaiser, das seit dem Tod Konrads von Vechta (1431) vakante Erzbistum wieder regulär zu besetzen. Seit dem Ende des 15. Jh.s hatten die böhmischen Könige, der Land­ tag und das utraquistische Konsistorium ver­ schiedentlich über die „Erneuerung“ des Erzbistums mit der römischen Kurie verhan­ delt. An der Frage der Approbation der Basler Kompaktaten zur Erlaubnis des Laienkelchs und insbesondere an der römischen Forde­ rung nach Restitution der in der hussitischen Revolution entfremdeten Kirchengüter war die Angelegenheit bislang gescheitert. Seit den 40er Jahren des 16. Jh.s mahnte auch das katholische Konsistorium (Domkapitel) bei Ferdinand I. verschiedentlich die Wiederbe­ setzung des Erzbistums an. Die Realisierung erwies sich als politisch und kirchenrechtlich kompliziert, da der Kaiser sowohl die römi­ schen Forderungen als auch die Haltung der

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evangelisch-utraquistischen Mehrheit der böhmischen Stände zu berücksichtigen hatte, die weder einer politischen Erneuerung des geistlichen Standes und einer Rückgabe der Kirchengüter noch der Unterordnung der Utraquisten unter die erzbischöfliche Juris­ diktion und dem Verzicht auf den Laienkelch

zustimmen würden. Im Mai 1560 konkreti­ sierten sich die kaiserlichen Pläne. Sie ziel­ ten darauf hin, über die Weihe- und Jurisdik­ tionsgewalt des neuen Erzbischofs eine Verei­ nigung von katholischer und utraquistischer Kirche zu erreichen. Daher sollte der Erzbi­ schof die Weihefakultät auch für die utraqui­ stischen Priester erhalten, was wiederum die Erlaubnis des Laienkelchs voraussetzte. Mit der Ernennung des Erzbischofs sollte weder der geistliche Stand als Landtagskurie erneu­ ert werden noch eine Dotierung in Grundbe­ sitz erfolgen, sondern nur als Geldzahlung (6 000 Taler bzw. Schock Meißner Groschen) aus der königlichen Kammer auf der Grundla­ ge der Faßsteuer der königlichen Städte. Statt einer Rückgabe von Kirchengütern war vom Papst die Dispens für deren Entfremdung ein­ zuholen. Aufgeschoben wurde der Gedanke an eine Erneuerung des Bistums Leitomischl, das nach der Erhebung Prags zum Erzbistum (1344) aus dessen Gebiet als Suffraganbistum abgezweigt worden war und bis zur hussiti­ schen Revolution bestanden hatte. Während der Kaiser ursprünglich an einen hochadeli­ gen Kandidaten als Erzbischof dachte, um

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Brus

dessen Position politisch zu stärken, schlug der Statthalter Erzherzog Ferdinand B. vor, da dieser ehrbar und gelehrt, des Tschechischen und Deutschen kundig und bei den Ständen besonders beliebt sei. Ein Gutachten, das der Kaiser darauf von B. erbat, unterschied sich von dem Konzept des Kaisers vor allem in dem Vorschlag, die Weihefakultät für utraqui­ stische Priester erst später vom Papst zu erbit­ ten, da die Approbation der Kompaktaten kir­ chenrechtlich kompliziert sei. B. forderte fer­ ner die Ausstattung des Erzbistums mit Grundbesitz statt mit Kammerzahlungen. Am 12.7. 1560 ersuchte der Kaiser den Papst offi­ ziell um Erneuerung des Prager Erzbischofs­ stuhls, vorläufig mit der Kompetenz nur für Katholiken und mit einer Ausstattung von jährlich 14 000 Talern - davon 6 000 für den Erzbischof, der auch eine Residenz auf der Burg erhalten sollte, und 8 000 zur Erneue­ rung der Kathedrale. Entsprechend dem Vor­ schlag von B. verlangte der Kaiser das Nomi­ nationsrecht und für seine Person die Dis­ pens wegen des Besitzes von Kirchengut. Nach längeren Verhandlungen, in denen Fer­ dinand wegen seiner notwendigen Zustim­ mung zur Wiedereröffnung des Trienter Kon­ zils Entgegenkommen erwarten konnte, no­ minierte der Kaiser am 6. 8. 1561 B. offiziell. Am 5. 9. 1561 konfirmierte ihn der Papst, ver­ lieh dem Kaiser das Nominationsrecht für den Prager Erzbischofsstuhl sowie die Dis­ pens für seinen Kirchenbesitz und ermäch­ tigte B. zur Visitation der exemten Klöster. Die Dispens für alle Besitzer von böhmischen Kirchengütern erfolgte am 25. 4. 1562. Die Er­ neuerung des Erzbistums verkündete ein kai­ serliches Dekret vom 23. 12. 1561 auch im Druck (12. 1. 1562). Darin versprach Ferdi­ nand, sich beim Papst für die Erlaubnis der Priesterweihen für Utraquisten einzusetzen. Die feierliche „Goldene Bulle“ vom 26. 9. 1562 über die Erneuerung des Erzbistums schließlich enthielt die Bestimmungen über die Dotierung des Erzbischofs, über dessen Residenz auf der Prager Burg, über den Ol­ mützer Suffragan und über die Stellen des Domkapitels und deren Besetzung (königli­ ches Nominationsrecht und Wahl). Das Pallium erhielt B. im April 1562 in Trient, nachdem er am 1. 1. 1562 zum kaiser­ lichen Orator für die österreichischen und böhmischen Länder und zum Haupt der kai­ serlichen Gesandtschaft für das Konzil er­ nannt worden war. Als Anhänger der Reform­ vorstellungen Ferdinands I. trat er für das freie Stimmrecht aller Konzilsmitglieder ein, für Ferdinands „Reformlibell“ und damit für die episkopalistische Richtung und die Resi­

denzpflicht der Bischöfe. Vor allem aber setz­ te er sich für die Freigabe des Laienkelches ein, da diese für die böhmische Frage beson­ dere Brisanz besaß. In einem Gutachten für die Legaten vom 21. 4. 1562 wie in einem Me­ morandum für den Kaiser vom 28. 5. 1563 er­ läuterte er die Notwendigkeit, den Laienkelch zu gewähren und die utraquistischen Priester zu weihen, um diese nicht zu den Protestan­ ten abwandern zu lassen. Die häufige Abwe­ senheit von B. (Juni bis August 1562 in Wien und Prag, September zur Krönung Maximi­ lians II. zum böhmischen König in Prag) be­ schränkte jedoch seine persönliche Wirksam­ keit in Trient. Nachdem das Konzil die Kom­ munion unter einer Gestalt als ausreichend bestätigt und die Laienkelchfrage dem Papst anheimgestellt hatte, erteilte dieser die Kelch­ konzession am 16. 4. 1564 (Publikation in Böhmen am 23. 7. 1564) unter strengen katho­ lischen Kautelen und ohne die Frage der utra­ quistischen Priesterweihen zu berühren. Er bestätigte zunächst jedoch die Auffassung von Kaiser und Erzbischof, nach der diese Weihen im Laienkelchdekret impliziert seien, falls die utraquistischen Priester sich an des­ sen Bedingungen hielten (Beichte vor der Kommunion, Verzicht auf die Kinderkommu­ nion). Auf Drängen Maximilians II. weihte B. 1565 und, aufgrund einer allgemeinen Obödienzzusage des Konsistoriums, 1566 utra­ quistische Priesterkandidaten, die ihm, aber auch dem utraquistischen Konsistorium, Ge­ horsam versprechen mußten. Da dieses je­ doch vom Erzbischof weder das päpstliche Kelchbreve noch die Trienter Dekrete offiziell entgegennahm und überdies in der Praxis die Laienkelchbedingungen nicht einhielt, ver­ weigerte B. seit 1568 trotz kaiserlichen Be­ fehls die utraquistischen Ordinationen, zu­ mal der Papst sie 1567 verbot, falls ihnen kein feierlicher Widerruf der Kandidaten vor­ ausgehe. Überdies forderte B. nun die Able­ gung der tridentinischen Professio fidei, wo­ zu das utraquistische Konsistorium auch un­ ter dem romnahen Administrator Heinrich Dvorsky sich nicht in der Lage sah. Die ur­ sprüngliche Absicht, über erzbischöfliche Or­ dinationen eine Unterordnung der utraquisti­ schen Kirche zu erreichen, war damit ge­ scheitert. Seit die Confessio Bohemica (1575) den Utraquisten den Weg des Luthertums wies, erübrigte sich die katholische Ordina­ tion ohnehin für eine wachsende Zahl evan­ gelisch-utraquistischer Geistlicher. Gegen die Forderung der utraquistischen Stände nach offizieller Anerkennung der Confessio Bohe­ mica und nach einer entsprechenden Kir­ chenordnung organisierte der Erzbischof den Widerstand am kaiserlichen Hof und unter

Brus den katholischen Ständen. Zwar sicherte Ma­ ximilian II. Toleranz zu, die alte Kirchenord­ nung jedoch blieb bestehen.

Obwohl B. nicht mehr als Kanzler der utra­ quistischen Karlsuniversität zu fungieren ver­ mochte, schlug er in einem Gutachten an den Kaiser vom 23. 2. 1562 vor, die Universität der erzbischöflichen Aufsicht zu unterstel­ len. Da dies unerreichbar blieb, suchte er we­ nigstens ihre Einwirkung auf die Schulen und die Entsendung von Studenten an prote­ stantische Universitäten zu beschränken. Da B. auf dem Konzil Vorsitzender der IndexKommission gewesen war, übertrug ihm Fer­ dinand 1562 die Aufsicht über die in Böhmen erscheinenden Drucke, die er sorgfältig aus­ übte, jedoch in Konkurrenz mit der Universi­ tät und dem utraquistischen Konsistorium.

Da der Kaiser auf das Wohlwollen der evange­ lischen Mehrheit der böhmischen Stände an­ gewiesen war, konnte B. die Stärkung seiner politischen Position im Lande nur mit äußer­ ster Umsicht betreiben. So benutzte er weder den traditionellen Fürstentitel der Prager Erz­ bischöfe, noch übte er die Rechte eines Apo­ stolischen Legaten aus, die sich auf die Bis­ tümer Regensburg, Bamberg und Meißen be­ zogen. Schließlich berief er trotz römischen Drängens keine Diözesansynode zur Publika­ tion der Trienter Dekrete ein, da dies die Stände provoziert hätte und daher von Maxi­ milian verboten wurde. Durchzusetzen war eine solche Synode erst 1605. Ein großes Hin­ dernis für eine effektive Erneuerung des erz­ bischöflichen Wirkens lag auf wirtschaftli­ chem Gebiet. Da das Jahreseinkommen von 3 000 Schock böhmischer Groschen wegen der Zahlungsschwierigkeiten der königlichen Kammer oft illusorisch blieb, war B. auf die Einkünfte aus seiner Großmeister-Pfründe der Kreuzherren angewiesen, deren Spital prak­ tisch seinen Hof unterhielt. Der Kaiser ver­ weigerte nämlich eine Absicherung der Dota­ tion des Erzbistums aus Grundbesitz. Erst un­ ter Rudolf II. schlug die königliche Kammer eine Umwandlung der Einkünfte vor. Seit­ dem erhielt B. die Einkünfte der mit päpstli­ cher Zustimmung aufgelassenen Klöster Schwatz und Ossegg in Nordböhmen. Dabei wie bei der Verbindung der Erzbischöfe mit dem Großmeisteramt der Kreuzherren blieb es bis ins 17. Jh.

Wohl auch aus ökonomischen Gründen be­ warb sich B. 1572, 1575 und 1578 um das gut fundierte Bistum Olmütz, ohne Prag jedoch aufzugeben, wobei ihn 1572 das Olmützer Ka­ pitel auch wählte. Er mußte jedoch verzich­ ten, nicht nur wegen Pfründenkumulation,

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sondern auch, weil die römische Kurie um das erneute Ende des Erzbistums fürchtete. Die Olmützer Suffragane besaßen im 16. Jh. in den Kronländern wesentlich mehr politi­ schen Einfluß als die Prager Erzbischöfe und weigerten sich, sich diesen unterzuordnen. Die Erneuerung der päpstlichen Bulle über die Erhebung Prags zum Erzbistum (1344) mit der Bestätigung des Olmützer Suffraganstatus betrieb B. vergeblich, da Kaiser und Papst der faktischen Autorität des Olmützer Bischofs mehr Wirkung zutrauten, zumal gegenüber den Protestanten. Die Krönung der böhmi­ schen Könige nahm nun jedoch der Erzbi­ schof vor. So krönte B. Rudolf II. am 21. 9. 1575.

Nachdrücklich bemühte sich B. um die Wie­ derherstellung der Bistumsverwaltung und der Disziplin im Klerus und in der Seelsorge. Er erneuerte die Ämter des Generalvikars und Offizials, die er 1574 nach Einrichtung des Amtes des Kanzlers personell trennte. Die Funktion des Konsistoriums nahmen die erz­ bischöflichen Amtsträger des Domkapitels wahr, wobei das Gericht sich schließlich nur auf katholische Geistliche und Ehesachen er­ streckte, da es mit dem utraquistischen Kon­ sistorium konkurrierte. Die erzbischöfliche Jurisdiktion bezog sich auf höchstens 20 der ehemals 57 Dekanate. Ihrem Einfluß entzogen sich auch die königlichen Städte außer Prag, Pilsen, Brüx, Aussig und Budweis. Statt einer Provinzialsynode berief B. bereits im April 1564 eine Versammlung der Archidiakone und Dekane ein, der er seine an das Tridentinum angelehnten Reformartikel verkündete. In der Erneuerung der geistlichen Lebensnor­ men sah er dabei in Erinnerung an den ersten Prager Erzbischof Ernst von Pardubitz (134364) seine vorzüglichste Aufgabe. Die Dekane hatten ihre Pfarreien zweimal jährlich zu visi­ tieren und über das Ergebnis zu berichten; erzbischöfliche Visitationen sollten jedes Jahr durchgeführt werden. Deren Berichte konsta­ tierten zahlreiche unbesetzte oder von Luthe­ ranern entfremdete Pfarreien, für deren Rück­ gabe oder Neubesetzung B. sich unermüdlich einsetzte. Um den katastrophalen Priester­ mangel zu beheben, bemühte er sich um die Gründung eines Seminars, scheiterte damit jedoch an den materiellen Schwierigkeiten. Einen gewissen Ersatz boten das kleine Kon­ vikt der Kreuzherren sowie die Ordensgeistli­ chen, mit denen er viele Pfarreien besetzte. Um so mehr war ihm an der geistlichen Er­ neuerung der Orden gelegen, denen er 1564 seine Reformartikel zusandte, die er aber auch persönlich visitierte, zumal ihn 1570 Pius V. damit eigens beauftragte. Dazu kam

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Brus - Bünau

1574 die große Visitation der Klöster durch den päpstlichen Visitator Feliciano Ninguarda. Die letzte Amtshandlung von B. war die Weihe der wiederaufgebauten Allerheiligen­ kirche auf der Prager Burg. Er starb am 27. 8. 1580 und wurde im St. Veitsdom beigesetzt. In allen Bereichen hatte B. sich um Wieder­ herstellung der erzbischöflichen Autorität als Grundlage der katholischen Reform bemüht. Die Normen des Trienter Konzils verband er dabei mit der notwendigen Toleranz in der Praxis. Angesichts der politischen, konfessio­ nellen und materiellen Schwierigkeiten blieb die Verwirklichung seiner Ansätze jedoch ei­ ner ferneren Zukunft vorbehalten. Literatur: K. Borovy, Antonin Brus z Mohelnice, arcibiskup prazsky [Anton Brus von Müglitz, Erzbi­ schof von Prag] (Prag 1873). - A. Frind, Bischöfe 182-189. - A. Rezek, O pomeru biskupü Olomouckych k arcibiskupüm Prazskjhn v XVI. stoleti [Über das Verhältnis der Olmützer Bischöfe zu den Prager Erzbischöfen im 16. Jahrhundert], in: CCH 2 (1896) 39-42. - E Hrejsa, Ceskä konfesse 18-20, 44-47, 199-205 u. ö. - W. Lorenz 54-59. - R. Till, Antonius Brus von Müglitz 1558-1563, Bischof von Wien, in: WGB1 19 (1964) 258-269. - E Kavka-A. Skybovä, Husitsky epilog na koncilu tridentskem a püvodni koncepce habsburske rekatolizace Cech. Pocätky obnoveneho prazskeho arcibiskupstvi 1561-1580 [Ein hussitischer Epilog auf dem Trienter Konzil und die ursprüngliche Konzeption der habsburgischen Re­ katholisierung Böhmens. Die Anfänge des erneuer­ ten Prager Erzbistums] (Prag 1969). - K. Bosl 163 (Lit.). - Prazske arcibiskupstvi 114-128, 310f. - K. Ganzer, in: LThK 2 (1994) 735 f. Winfried Eberhard

Bülow, Dietrich von (1460-1523) 1490-1523

Bischof von Lebus

Dietrich von Bülow wurde im Jahr 1460 als Sohn des Friedrich auf Wehningen und der Sophie von Quitzow geboren. Er studierte 1472 in Rostock (1477 Bacc. art.), 1478 in Er­ furt, 1479 in Bologna (1486 Dr. iur. utr.). Zu­ nächst Kleriker in Verden und seit 1482 Dom­ herr in Lebus, wurde er 1488 Rat des Kurfür­ sten von Brandenburg. Nachdem das Domka­ pitel des Bistums Lebus 1490 zunächst Günther von Bünau zum Bischof gewählt, da­ für aber nicht die Zustimmung des Kurfür­ sten Johann II. erlangt hatte, fiel seine Wahl auf Wunsch des Landesherrn auf B. Am 5. 11. 1490 wurde er päpstlich bestätigt. B. wirkte daneben weiterhin als Jurist und Di­ plomat unter den Kurfürsten Johann II. und Joachim I. Während der Abwesenheit Joa­ chims zum Reichstag von Worms (1521) ver­ trat er diesen.

B.s Amtstätigkeit war durch einen letzten Re­ formversuch vor der Reformation gekenn­ zeichnet. Von den Domherren verlangte er die Beobachtung der Statuten, die Residenz, die Teilnahme am Gottesdienst und die korrekte Verwaltung ihres Vermögens. 1510 gab er dem Domkapitel als neue Dignität einen Se­ nior, der das Amt des Kanzlers wahrnehmen sollte. B. unterhielt Verwaltungen der bi­ schöflichen Güter in Lebus und Fürstenwal­ de. Besitzungen in Schlesien und Polen, die einst den wirtschaftlichen Kernbesitz des Hochstiftes gebildet hatten, veräußerte er. Pontifikalhandlungen sind für 1503, 1506 und 1514 bezeugt. B. griff durch die Heraus­ gabe eines „Breviarium ad usum ecclesiae Lubucensis“ und eines „Viaticum Lubucense“ normierend in das liturgische Leben seines Sprengels ein. Als Humanist und Bibliophile unterhielt B. ausgedehnte Kontakte zu Gelehrten wie dem Abt Johannes Trithemius. An seinem Hof be­ stand ein literarischer und musikalischer Kreis, dem zeitweise Ulrich von Hutten an­ gehörte. B. war zusammen mit dem Rat der Stadt Frankfurt maßgebend an der Gründung der Universität („Viadrina“) im Jahre 1506 be­ teiligt, deren erster Kanzler und Konservator er wurde. Erster Rektor und Organisator war der Dominikaner Konrad Wimpina (+ 1531). Unter ihm verteidigte Johannes Tetzel OP 1518 50 von Wimpina gegen die 95 Thesen Luthers aufgestellte Thesen über das kirchli­ che Lehramt. Frankfurt war die letzte vorre­ formatorische Universitätsgründung in Nord­ ostdeutschland. B. starb am 1. 10. 1523 zu Le­ bus. Er wurde im Dom zu Fürstenwalde bei­ gesetzt. Literatur: G. Bauch, Die Anfänge der Universität Frankfurt/Oder und die Entwicklung des wissen­ schaftlichen Lebens an der Hochschule (1506-1540) (Berlin 1900). - S. W. Wohlbrück II, 248-268. - H. Grimm, in: NDB 2 (1955) 733. - Ders., Die liturgi­ schen Drucke der Diözese Lebus, in: WJ 9/10 (1955/ 56) 45-51. - Ders., in: WJ 11/12 (1957/58) 5-98. - J. Walicki. - A. Weiss. - G. Heinrich, Frankfurt und Wittenberg. Zwei Universitätsgründungen im Vor­ feld der Reformation, in: P. Baumgart-N. Hammer­ stein (Hg.), Beiträge zu Problemen deutscher Uni­ versitätsgründungen der frühen Neuzeit (NendelnLiechtenstein 1978) 111-129. T Jan Kopiec

Bünau, Günther von (OT) (um 1450-1518) 1505-1518 Bischof von Samland

Günther von Bünau stammte aus einer Meiß­ ner Familie. Er wurde Domherr in Magdeburg und Naumburg und ging als päpstlicher Käm­ merer nach Rom. B. studierte in Erfurt (1471)

Bünau - Burgsdorf und in Leipzig (1475). 1480/81 begab er sich nach Bologna. 1486 erlangte er den Doktor­ grad. B. wurde an der römischen Kurie Kubikular (1487) und Protonotar (1487). Er war Domdekan in Magdeburg (1498-1507) sowie Dompropst in Merseburg (seit 1501) und trat in den Deutschen Orden ein. Hochmeister Friedrich von Sachsen nominierte seinen Landsmann 1505 nach dem Tode P. v. (—>) Watts für den samländischen Bischofsstuhl. Daraufhin wählte ihn das Domkapitel. Die päpstliche Bestätigung erfolgte im Dezember 1505. Seit 1506 in Preußen, wurde B. neben seinem Amtsbruder H. v. (—>) Dobeneck in die von Friedrich 1507 bei seinem Weggang aus Preußen eingesetzte vierköpfige Regierung des Ordensstaates berufen. Er blieb bis zur Ankunft des neuen Hochmeisters Albrecht von Brandenburg am 22. 11. 1512 in diesem Amt. Später geriet er mit Albrecht wegen ver­ schiedener Angelegenheiten in Streit. Des­ halb verließ er 1516 Preußen und begab sich in seine Heimat. Anfang Oktober 1517 setzte er aus Krankheitsgründen seinen gleichnami­ gen Vetter zum Regenten ein und teilte dem Hochmeister seine Absicht mit, ihn auch zum Koadjutor anzunehmen. B. starb am 16. 10. 1518 in Merseburg. Er wurde im dortigen Dom beigesetzt.

Es ist unklar, welche Aufmerksamkeit B. der notwendigen Erneuerung der Kirche in sei­ nem Sprengel widmete. Anfang 1510 war er mit einer Reform des Benediktinerinnenklo­ sters in Königsberg befaßt, die Hochmeister Friedrich von Sachsen unterstützte. 1514 scheint in derselben Angelegenheit Hochmei­ ster Albrecht die treibende Kraft gewesen zu sein. Ähnliches gilt für die von den Franzis­ kanerobservanten seit 1500 betriebene Verle­ gung ihres Klosters von Wehlau nach Königs­ berg, die Albrecht seit 1515 befürwortete und gegen den Einspruch des Königsberger Dom­ kapitels und des Stadtklerus 1516 durchsetz­ te, so daß die Graumönche an Allerheiligen 1517 ihr neues Kloster beziehen konnten. In der Streitsache des Offizials Andreas Brach­ wagen, den einige Domherren des Verstoßes gegen den Zölibat beschuldigt hatten, hielt B. 1517 den Gegnern des inzwischen Verstorbe­ nen vor, sie hätten unabhängig von der Be­ rechtigung der Anklage die Sache „brüderli­ cher und heimlicher“ verhandeln sollen. Literatur: A. R. Gebser 232-240. - H. Freytag, Be­ ziehungen 24f., 103. - L. Lemmens. - F. Walther, Das Benediktinerinnenkloster St. Marien zu Königs­ berg, in: AF 11 (1934) 182-184. - E. Joachim-W. Hu­ batsch I, II, Reg. - Krollmann, in: APB 1 (1974) 92. Ch. Schuchard 67. Hans-Jürgen Karp

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Burckard(t) (Burghardi, nysius) (+ 1605) 1596 1595-1605

Burchardi),

Dio­

Ep. tit. Davaliensis Weihbischof in Speyer

* Bönnigheim als Sohn eines Kaufmanns und Ratsherrn; seine Mutter Appollonia war eine geborene Rottacker; erzogen vom späteren Weihbischof G. (—>) Schweicker, einem Ver­ wandten; 1572 als Kanoniker des Stiftes St. Guido in Speyer bezeugt; 1578 als Subsenior zum Dekan gewählt; 11. 3. 1596 Titularbi­ schof von Daulia; Weihbischof in Speyer; + 14. 5. 1605. Literatur: F. X. Remling II, 372, 391, 405, 408, 410, 415, 830f. -F. Haffner 703. -K. H. Debus 65. Hans Ammerich

Burgis (Burg, Bürrig), Hilger de (OCarm) (+ 1452)

1446 1446-1452

Ep. tit. Buduanensis Weihbischof in Köln und Lüttich

Karmelit; Prior der Konvente Mainz (1430), Straßburg (1434) und Köln (1437); Lehrtätig­ keit am Mainzer philosophischen Studium der Karmeliter; 1442 Dr. theol. (Köln); 142225 und 1444-46 Lehrer an der Kölner Univer­ sität; 1440 Pönitentiar und geistlicher Berater des Kölner Erzbischofs D. v. (—>) Moers; von diesem 1446 zum Weihbischof in Köln be­ stimmt; 1446 Titularbischof von Budva; da­ nach auch Weihbischof in Lüttich; dort zwei­ felte 1451 der päpstliche Legat N. v. (—>) Kues die Gültigkeit seiner Weihe an; + 1. 11. 1452 in Lüttich; □ Karmeliterkirche in Köln. Literatur: S. P. Ernst. - A. J. Binterim 60-62. - F. E. v. Mering 51-53. - U. Berliere. - Handbuch Köln 55. - F.-B. Lickteig, The German Carmelites at the Medieval Universities (Rom 1981). Franz Bosbach - Alfred Minke

Burgsdorf, Ludwig (t 1490)

1487-1490

Bischof von Lebus

Ludwig Burgsdorf stammte von Haus Kartzig bei Lebus und war ein Bruder des Vogtes zu Küstrin. Später war er Domherr in Fürsten­ walde. Am 3. 8. 1487 wurde ihm das Bistum Lebus verliehen. Er starb 1490 und wurde im Dom von Fürstenwalde beigesetzt. Literatur: S. W. Wohlbrück II, 167f. Jan Kopiec

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Burgsdorff - Canisius

Burgsdorff, Arnold von (OPraem) (t 1485)

1472-1485

Bischof von Brandenburg

Nach der Wahl des einer landadligen Familie entstammenden Dompropstes Arnold von Burgsdorff zum Bischof von Brandenburg durch das Domkapitel glaubte Kurfürst Al­ brecht von Brandenburg ein Exempel statuie­ ren zu müssen. Der Gewählte wurde zur Resi­ gnation gezwungen und die zuvor ohne Zu­ tun des Landesherrn durchgeführte Wahl nach dessen Nomination durch Albrecht und in dessen Beisein am 19. 7. 1472 wiederholt. Nachdem die päpstliche Bestätigung am 5. 10. 1472 vorlag, konnte die Inthronisation am 13. 2. 1473 erfolgen. Zwischen dem in Fran­ ken residierenden Kurfürsten und den zu po­ litischem Einfluß gelangenden brandenburgi­ schen Ständen nahm B. zusammen mit dem Landesverweser Markgraf Johann eine ver­ mittelnde Stellung ein. Die Bindung an die Metropole Magdeburg scheint er wieder en­ ger gestaltet zu haben. So war er bei den Ein­ zugsfeierlichkeiten des Erzbischofs (—>) Ernst zu Sachsen im Juli 1482 anwesend.

Von B.s Wirken in der Diözese ist wenig über­ liefert. 1475 bemühte er sich anläßlich von Streitigkeiten zwischen Vikaren und Altari­ sten einige Unsitten, die den würdigen Ver­

Canisius, Petrus (SJ) (1521-1597)

1554-1555

Administrator des Bistums Wien

Petrus Canisius wurde am 8. 5. 1521 als Sohn des Bürgermeisters Jakob Canis (Kanis, Kanijs) und der Ägidia van Houweningen in Nijmwegen geboren. 1535-46 studierte er in Köln, 1539 in Löwen (1536 Bacc., 1538 Lie., 1540 Mag. art.). Am 8. 5. 1543 wurde er in Mainz von Petrus Faber als erster Deutscher in die Gesellschaft Jesu aufgenommen und im Juni 1546 zum Priester geweiht. C. war an der Gründung der Kölner Jesuitenniederlassung beteiligt. Ab 1545 las er als Bakkalaureus der

lauf der Meßfeier störten, unter Androhung von Strafen abzustellen. Auf einer Synode be­ stätigte er die von seinem Vorgänger erlasse­ nen Statuten. Statuten späterer Synoden, so der von 1483, sind nicht erhalten, ebensowe­ nig eine von ihm publizierte Feiertagsord­ nung. B. starb im Juni 1485. Sein Grabstein steht im Dom zu Brandenburg. Literatur: G. Abb-G. Wentz 50.

Felix Escher

Buxet, Jean de (+ um 1585)

1574 Ep. tit. Chrystopolitanus 1574-um 1585 Weihbischof in Toul

Domherr von Toul, Archidiakon von Port (Saint-Nicolas-de-Port); 22. 5. 1574 Titularbi­ schof von Christopolis; unter Kardinal (—>) Karl von Lothringen-Vaudemont visitierte er 1580 und 1583/84 wie Generalvikar F. d. (—>) Rosieres mindestens einen Teil der Pfarreien; während der letztgenannten Visitation rekonziliierte er die in den Glaubenskriegen zer­ störten Kirchen; + um 1585. Literatur: B. Picart 172, 659. - E. Martin II, 53. - Re­ pertoire IV, 427. Louis Chätellier

Theologie an der Universität Köln. Ab 1547 nahm er als Theologe des Bischofs von Augs­ burg, des Kardinals O. (—>) Truchseß von Waldburg, am Konzil in Trient und Bologna teil. Von September 1547 bis März 1548 ab­ solvierte er in Rom unter Leitung des hl. Igna­ tius die letzte Probezeit, wurde dann Profes­ sor der Rhethorik und Prediger in Messina. Die feierliche Profeß legte er am 4. 9. 1549 ab. In Bologna erwarb C. 1549 das Doktorat der Theologie. 1549-52 war er als Theologiepro­ fessor, Rektor und Vizekanzler an der Univer­ sität Ingolstadt tätig. 1552 kam er, nachdem er schon 1545 Kontakte zu Bischof F. (—>) Nau­ sea geknüpft hatte, nach Wien, wo ein Stief­

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Canisius - Capaul onkel, Burchard van Bergh, Mitglied des Domkapitels war. Auch dort lehrte er an der Universität. Er hielt Vorlesungen über den Römerbrief und war 1553-54 Dekan. Daneben war er Sonntagsprediger bei Maria am Gesta­ de und St. Stephan, ferner Beichtvater der Chorfrauen von St. Jakob auf der Hülben. Im

Mai 1553 wurde er Hofprediger König Ferdi­ nands I. Dieser zog ihn zur Reform der Wie­ ner Universität und der Domkirche St. Ste­ phan heran. Schon seit 1553 bemühte der Kö­ nig sich darum, C. für die Leitung des vakan­ ten Bistums Wien zu gewinnen. Daraufhin ernannte Papst Julius III. ihn am 3. 11. 1554 auf ein Jahr zum Administrator in spiritualibus. Dieses Amt trat C. aber nicht an. Die Ver­ waltung der Temporalien überließ er Kom­ missären, aber auch die geistliche Leitung dürfte er kaum ausgeübt haben. Noch in Wien veröffentlichte er 1555 seinen bahnbrechen­ den Katechismus unter dem Titel „Summa doctrinae christianae“. 1556 verließ C. Wien und begab sich nach Prag, um beim Aufbau eines Kollegs der Gesellschaft Jesu zu helfen. 1556-69 war er Provinzial der Oberdeutschen Provinz seines Ordens. Daneben übte er zahl­ reiche Dienste für Papst und Kaiser auf Reichtstagen und auf dem Konzil von Trient aus. Dort war er 1562 päpstlicher Theologe. 1559-66 war er Domprediger in Augsburg. Nach der Enthebung vom Provinzialat wid­ mete sich C. schriftstellerischen Arbeiten. 1571-77 war er Hofprediger Erzherzog Ferdi­

nands II. von Tirol und als solcher meist in Innsbruck, 1578-79 Hofprediger bei Herzog Wilhelm von Bayern in Landshut. Im Auftrag von Papst Gregor XIII. war C. ab 1580 an der Gründung eines Kollegiums der Gesellschaft Jesu in Freiburg/Schw. beteiligt. Er starb als dessen Rektor am 21. 12. 1597. Er wurde zu­ nächst in der St. Niklauskirche zu Freiburg beigesetzt; 1625 wurde sein Leichnam in die Kirche des St. Michaels-Kollegs übertragen. C. wurde 1864 selig-, 1925 heiliggesprochen und zum Kirchenlehrer erhoben. Als Gründer und Initiator von Kollegien der Gesellschaft Jesu in Ingolstadt, Prag, München, Innsbruck, Dillingen, Hall, Tyrnau, Freiburg, Köln, Augs­ burg und Würzburg, von päpstlichen Seminarien in Prag, Fulda, Braunsberg und Dillingen sowie durch seine katechetischen Werke war C. als „zweiter Apostel Deutschlands“ we­ sentlich an der katholischen Erneuerung im deutschen Sprachraum beteiligt. Schriften: Herausgabe der Predigten Johannes Tau­ lers (Köln 1543), der Werke Cyrills von Alexandrien (Köln 1546) und Leos des Großen (Köln 1546/1547). - Summa doctrinae christianae (Wien 1555). - Par­ vus Catechismus Catholicorum (Köln 1559). - Institutiones et exercitamenta Christianae pietatis (Ant­ werpen 1566). - De hominis lapsu et justificatione (Antwerpen 1574). - Commentarii de Verbi Dei corruptelis contra Centuriatores Magdeburgenses (Dil­ lingen 1571). - Manuale Catholicorum (Freiburg/ Schw. 1587). - Notae in Lectiones evangelicas (Freiburg 1591). - Palestra hominis catholici (Donai 1599). - Das Leben der hl. Beatus und Fridolin (Freiburg 1590). - Akten u. Briefe (hg. v. O. Brauns­ berger, s. u.).

Literatur: J. B. Reiser, Canisius als Katechet (Mainz 1882). - O. Braunsberger, Entstehung und erste Ent­ wicklung der Katechismen des seligen Petrus Cani­ sius (Freiburg/Br. 1893). - J. Kopallik 108-110. - O. Braunsberger, Beati Petri Canisii epistulae et acta, 8 Bde. (Freiburg/Br. 1896-1923). - J. v. Aschbach IV, 128-156. - E. Tomek, Charitas 199-205. - J. Metz­ ler, Petrus Canisius, Deutschlands zweiter Apostel. Ein Charakterbild (Mönchengladbach 1925) (Lit.). J. Brodrick, Saint Petrus Canisius (New York 1935; dt. Wien 1950) (Lit.). - H. Jedin, in: NDB 3 (1957) 122f. - J. Wodka, Canisius. - E Loidl 49-52, 335. E Loidl-M. Krexner 38f. - Bautz I, 909-912 (Lit.). E. M. Buxbaum, in: LThK 2 (1994) 923 f. Johann Weissensteiner

Capaul, Caspar de (+ 1540) 1530-1540

Generalvikar des Bischofs von Chur

Sohn des bischöflichen Hofmeisters Härtlin de C. und der Anna Iter; Neffe von Bischof L. (—►) Iter; 1506 Studium in Freiburg/Br., 1515 in Pavia; Rechtsstudium in Orleans (1524

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Capaul - Carith

Lie. iur.) und Lyon; 1526 Domdekan in Chur; Freund des Bonifatius Amerbach; 13. 6. 1527 Regent des Bistums Chur während der Abwe­ senheit von Bischof P. (—>) Ziegler; seit 1530 Generalvikar; Führer des Domkapitels wäh­ rend der Reformationskrise; französischer Parteigänger; dank seiner guten Beziehungen zu den führenden Bündnern gelang es ihm, einen Teil der bischöflichen Herrschaftsrech­ te zu erhalten; + Juli 1540. Literatur: O. Vasella 39. - W. Kundert, in: HS 1/1, 552f. Pierre Louis Surchat

Carcanus, Sixtus (OP) (+ frühestens 1627)

1614 1614-1627

Ep. tit. Germanicensis Weihbischof in Gurk

* Como; Dominikaner; 21. 7. 1614 Titularbi­ schof von Germanica und auf Bitten des Gur­ ker Bischofs J. J. v. (—>) Lamberg Weihbischof in Gurk; möglicherweise waren die Unzufrie­ denheit des Nuntius mit C. 1620 anläßlich ei­ ner Visitation und dessen mangelhafte Kennt­ nis der deutschen Sprache der Grund dafür, daß er das Bistum 1621 verließ und nach Ita­ lien ging. Nominell blieb er Gurker Weihbi­ schof bis Ende 1627. Literatur: J. Obersteiner 370-372. Peter G. Tropper

Carith (Karith), Martin (um 1448-1521)

1498 1498-1521

Koadjutor des Bischofs Kammin Bischof von Kammin

von

Martin Carith stammte aus einem Kolberger Ratsgeschlecht. Sein Vater Hans war Bürger­ meister und Stadtkämmerer. C. studierte seit 1464 in Rostock, ab 1472 in Greifswald und wurde hier 1487 als Dr. decr. zum Rektor ge­ wählt. Seine Karriere in der Diözese Kammin begann er als Sekretär des Postulaten Ludwig von Eberstein. In der Folge verstand er es, wichtige Positionen in der Bistumsverwal­ tung sowie Kanonikate in nahezu allen Stifts­ kapiteln des Landes zu erwerben. Entschei­ dend für seinen Aufstieg zur Bischofswürde war jedoch die Gunst Herzog Bogislaws X., dem er 1496-98 auf seiner großen Palästinaund Italienreise als Orator wichtige Dienste leistete, mit dem Erfolg, daß dieser ihn bei Papst Alexander VI. als künftigen Bischof von Kammin durchsetzte. Am 4. 7. 1498 wur­ de er zum Koadjutor und Nachfolger B.s v.

(—>) Waldstein ernannt. Der Papst gestattete ihm, seine bisherigen Benefizien, deren Jah­ reseinkünfte auf 150 rheinische Gulden bezif­ fert wurden, beizubehalten, und ermäßigte die Servitiensumme des Bistums Kammin an­ gesichts des Rückgangs der Stiftseinkünfte von üblicherweise 2000 auf 500 fl. Nach dem Amtsverzicht Waldsteins am 27. 8. 1498 trat C. formell die Herrschaft an. Die Bischofswei­ he empfing er am 11. 11. 1498 in der deut­ schen Kirche S. Maria dell’Anima in Rom, in deren Bruderschaftsbuch er sich schon im Ja­ nuar desselben Jahres mit seinem Herzog und einer Reihe anderer norddeutscher Prälaten eingetragen hatte. Mit C. gelangte zum ersten Mal seit drei Amtsfolgen wieder ein Pommer auf den Kamminer Bischofstuhl. Aber es war nicht das Domkapitel, das seinen Einfluß zu­ rückgewann, sondern, wie vielfach in den Reichsterritorien des späten 15. Jh.s, der Lan­ desfürst, der nunmehr mit Hilfe des Papst­ tums die Personalpolitik ’seines’ Bistums be­ stimmte. Das landesherrliche Kirchenregi­ ment der Neuzeit kündigte sich damit auch in Pommern an. C. stellte sich, was seine geistlichen Aufga­ ben anging, durchaus in die Tradition seines Vorgängers. 1500 hielt er in Stettin eine große Reformsynode ab, deren umfangreiche Statu­ ten gedruckt wurden. Auch der Druck eines neuen Diözesanbreviers im Jahre 1505 und ei­ nes Missale Caminense im Jahre 1506 gehört in diesen Zusammenhang. Im Grunde jedoch war C. „ein williges Werk­ zeug in der Hand des Herzogs“ (Heyden). Die­ ser half ihm bei der Zahlung seiner Abgaben an die römische Kurie und ernannte ihn 1501 zum herzoglichen Rat. Als solcher unter­ stützte C. Bogislaw bei dem Versuch, ein straffes landesherrliches Regiment unter weitgehender Einbeziehung auch der Kammi­ ner Stiftslande durchzuführen, rückhaltlos. Die Chancen, die angesichts steigender Lei­ stungsforderungen der Reichsinstitutionen zu Anfang des 16. Jh.s für den Kamminer Bi­ schof darin lagen, durch direkte Zahlung der Reichssteuern und Wahrnehmung seiner Rechte auf den Reichstagen die reichsunmit­ telbare Stellung des Bistums wieder zu bele­ ben, vernachlässigte er. Als er 1513 mit 50 wohlgerüsteten Pferden im Auftrag Bogislaws die pfälzische Prinzessin Amelia vom Harz aus zur Hochzeit mit dem Herzogssohn Georg nach Pommern geleitete, erfüllte er lediglich Repräsentationspflichten im Auftrag des Lan­ desherrn. Die Auswirkungen seiner Entselbständigung bekam C. zu spüren, als der Siebzigjährige durch Bestellung des Grafen Wolfgang von

Carith - Carlowitz Eberstein zum Koadjutor nach eigenen Vor­ stellungen seine Nachfolge zu regeln ver­ suchte. Kaiser Maximilian und mehrere Kur­ fürsten verwendeten sich für diesen Sproß ei­ ner seit Jahrhunderten in Pommern ansässi­ gen Grafenfamilie an der Kurie, wo Eberstein als Kämmerer des Kardinals Pucci und päpst­ licher Familiar über entsprechenden Einfluß verfügte, so daß Papst Leo X. am 1. 9. 1518 die durch C. getroffene Koadjutorernennung bestätigte und den damals 27jährigen unter Ausschluß des Wahlrechts des Kamminer Domkapitels auch zum Nachfolger bestellte. Hinter der Kandidatur des Ebersteiners ver­ bargen sich politische Absichten Kurbrandenburgs, gegen die Bogislaw nunmehr in Rom durchsetzte, daß Leo X. den Ebersteiner fallen ließ und statt seiner am 12. 10. 1519 den inzwischen auch von C. akzeptierten her­ zoglichen Kandidaten E. v. (—>) Manteuffel zum Koadjutor erhob. C. starb am 2. 12. 1521 in Stettin. Er wurde in der dortigen Marien­ stiftskirche beigesetzt. Ungedruckte Quellen: Päpstliche Ernennung 1498: ASV, Arch. Consist., Acta Camerarii 1 fol. 88r. Ebd., Acta Mise. 6 fol. 90v-91r. - Introitus et Exitus 530 fol. 93r. - Obligat. Comun. 11 fol. 229r. - Reg. Lat. 1094 fol. 359r-363r. - Landesarchiv Greifswald, Rep. 1 Bt. Kammin Or. 636-638, 641. - Koadjutorie Wolfgangs von Eberstein 1518: ASV, Arch. Consist., Acta Mise. 6 fol. 289v-290r. - Reg. Vat. 1199 fol. 211r—215v. Gedruckte Quellen: Liber confraternitatis b. Marie de Anima Teutonicorum de Urbe (Rom 1875) 39f. A. Lang, Anima 154. - Pomerania II, 54, 69, 72, 79, 109f., 111, 115f. - Bericht über die Caminer Kirche vom Jahre 1519, ed. M. Wehrmann, in: MB1GPGA 15 (1901) 137-140.

Literatur: K. Graebert 13 ff. - H. Hoogeweg I, 37, 329, 366, 371, 607, 621; II, 567. -M. Wehrmann 17f. - H. Heyden I, 111, 184, 194, 196f., 202, 223. - R. Schmidt, Cammin 22f. - Ders., in: NDB 16 (1990) 273f. - Ders., Pommem-Cammin 184ff. Jürgen Petersohn

Carlowitz, Nikolaus von (1502-1555)

1550-1555

Bischof von Meißen

Nikolaus von Carlowitz wurde 1502 zu Za­ schendorf bei Pirna als Sohn des Ewald v. C. aus einer altangesehenen sächsischen Fami­ lie geboren. Seine Mutter war eine von Bü­ nau. Zusammen mit J. v. (—>) Pflug, dem letz­ ten katholischen Bischof von Naumburg, stu­ dierte er in Leipzig, wo er den Frühhumani­ sten Petrus Mosellanus (+ 1524) kennenlern­ te. 1520 wurde C. Bacc. phil., 1522 Mag. art. 1529 war er Domherr von Meißen. Nach eini­

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gen Autoren soll,er das 1519 durch den Tod des Karl von Miltitz freigewordene Kanonikat in Meißen erhalten haben. 1535 wurde er Propst von Großenhain und Zscheila. Als Archidiakon von Nisan unterstanden ihm die vier sedes Dippoldiswalde, Dresden, Pirna und Radeberg mit 82 Kirchspielen. Nach dem Tode des Bischofs J. v. (—>) Maltitz (30. 11. 1549) wurde er Kapitularvikar. Nachdem C. sich zunächst gegen die Wahl zum Bischof gesträubt, dann aber doch die Wahlkapitulation anerkannt hatte, wurde er am 15. 1. 1550 gewählt („Nikolaus II.“) und am 15. 7. 1550 päpstlich bestätigt. Die Konse­ kration erteilte ihm Bischof Pflug im Dom zu Zeitz. Die Regierung war schwierig für C., denn die sächsischen Kurfürsten Moritz (1551-53) und August (1553-89) betrieben konsequent die Liquidierung des schon unter Maltitz durch die landesherrliche Reformation weitgehend aufgelösten Bistums. C. suchte sich der kur­ fürstlichen Einwirkung zu entziehen und re­ sidierte meist in Stolpen in seinem hochstifti­ schen Territorium. Die vom Landesherrn ge­ wünschte Anerkennung der lutherischen Domherren lehnte er ab. Der Reformation ab­ geneigt, suchte er die lutherischen Prediger von den böhmischen Grenzdörfern zur Lau­ sitz fernzuhalten. 1553 legte der Kurfürst Truppen in das Stiftsgebiet, die C. unterhal­ ten mußte. Da Kurfürst Moritz im Meißner Augustiner-Chorherrenstift St. Afra eine Für­ stenschule einrichtete, gründete C. als Gegen­ stück in den Gebäuden des Meißner Domstif­ tes eine Lateinschule zur Heranbildung künftiger Kleriker, doch ging diese schon 1555 ein.

Bezüglich des Leipziger Interims verhielt C. sich wie Pflug. Er drängte auf Einhaltung der Kirchengebote und schärfte den Diözesanan­ gehörigen den Kirchenbesuch ein. Der Augs­ burger Religionsfriede von 1555, bei dessen Verhandlungen C. durch einen Abgesandten vertreten war, war für ihn insofern von Be­ deutung, als die Bevölkerung der bischöfli­ chen Städte Bischofswerda, Mügeln, Stolpen und Wurzen fast ganz lutherisch war. C. starb jedoch am 27. 4. 1555 zu Stolpen, ehe es zu irgendwelchen Konsequenzen kommen konn­ te. Er wurde in der Stadtkirche zu Stolpen beigesetzt. C. war ein guter Temporalienverwalter und hinterließ dem Hochstift wie auch seiner Familie ein stattliches Vermögen. Literatur: UB Meißen. -E. Machatschek 752-762. W. Rittenbach-S. Seifert 375-377. - G. May 596. Siegfried Seifert

Caspar - Castillejo

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Castillejo, Antonio Paraguez de (t 1573)

Caspar (+ frühestens 1481) 1465-1471 1470-1481

Ep. tit. Barut(h)ensis Weihbischöfliche Handlungen in Brixen Weihbischof in Konstanz

1465-71 weihbischöfliche Handlungen in Brixen; 21. 4. 1470 bis 30. 4. 1474 als Weihbi­ schof in Konstanz bezeugt; C. amtete wäh­ rend des Konstanzer Bischofsstreites zu­ nächst im Auftrag des Domkapitels, dann des Bischofs O. v. (—>) Sonnenberg. Im Vertrag von 1476 zwischen Papst und Kaiser wurde er von der kaiserlichen Partei anerkannt. 1478 gefangengenommen, geriet er in die Ge­ walt des Gegenbischofs L. v. (—>) Freiberg, der ihn seinerseits zum Weihbischof bestellte und zur Residenz in Radolfzell verpflichtete. 29. 1. 1481 letzte Erwähnung. Literatur: H. Tüchle, in: HS 1/2, 513. Red.

Castelmur, Bartholomäus de (t 1552)

1527-1530, 1549-1552 Generalvikar des Bischofs von Chur

Aus einer Adelsfamilie des Bergells; 1512 Studium in Orleans (Lie. iur. utr.); 1515-18 Benefiziat in Casaccia; 1517 Domherr in Chur; 1526 Teilnahme an der Ilanzer Disputa­ tion; 1529 Priesterweihe; 1527-30 Generalvi­ kar des vom Bistumssitz abwesenden Bi­ schofs P. (—*) Ziegler; gemeinsam mit seinem Nachfolger C. de (—>) Capaul tatkräftiger Ver­ teidiger des Bündner Katholizismus in der Anfangszeit der Reformation; 1531 als Predi­ ger nach Solothurn berufen, doch kam es we­ gen sprachlicher Schwierigkeiten zu keiner Anstellung; 1535-40 Pfarrer in Altdorf (Uri) und 1536 Dekan des Vierwaldstätter Kapitels; nach der Rückkehr nach Chur dort 1541 Dom­ dekan; Verfasser neuer Statuten für das Dom­ kapitel, die die Domherren mehr auf kirchli­ che Aufgaben verpflichteten; 1542 Übertra­ gung der Verwaltung des verwaisten Prämonstratenserstiftes St. Luzi in Chur durch Papst Paul III.; Mitarbeiter von Bischof L. (—►) Iter; unter Bischof Th. v. (—>) Planta seit 1549 wie­ derum General vikar; + Februar 1552. Literatur: G. Capaul 66-68. - W. Kundert, in: HS 1/ 1, 553. Pierre Louis Surchat

1549-1558 155 8-1573

Bischof von Triest Erzbischof von Cagliari

Antonio Paraguez de Castillejo wurde am An­ fang des 16. Jh.s in der spanischen Diözese Ciudad Rodriguez geboren. Er war von guter philosophischer und theologischer Bildung, in den Artes liberales und der Theologie pro­ moviert und in orientalischen Sprachen be­ wandert. Um 1540 war er Inquisitor im Kö­ nigreich Aragon und Kanonikus von Tarazon.

In Triest kam es nach dem langen Pontifikat des Bischofs P. (—>) Bonomo (1501-46) zu ei­ ner dreijährigen Vakanz. Dies war gravierend, weil sich damals in diesem Schnittpunkt von deutscher und italienischer Kultur die refor­ matorische Bewegung ausbreitete. Es gab zahlreiche Vorschläge und Verhandlungen über die Neubesetzung des Bistums. Ferdi­ nand I. schlug zunächst zwei bekannte Jesui­ ten vor, und zwar Nicolas de Bobadilla und dann Claudio Le Jay (lajo), einen der ersten Gefährten des Ignatius, der 1547 in Triest ge­ predigt hatte. Beide Vorschläge scheiterten am Widerspruch des Ignatius. Daraufhin schlug Ferdinand I. Francesco Jozefic vor, seit 1521 Bischof von Segna (Senj). Diese Kandi­ datur scheiterte aus unbekannten Gründen. Daraufhin nominierte Ferdinand I. im Kon­ text seines religiösen und politischen Grund­ konzeptes, das sich auf spanische Kräfte stützte, am 24. 4. 1549 C. Dieser wurde am 21. 8.1549 päpstlich bestätigt. Als C. sein Triestiner Amt antrat, befanden sich die Diözese, besonders aber die Stadt selbst, in einer tiefen religiösen Krise. Dies führte angesichts des unaufhebbaren Wider­ spruchs zwischen der gesamtösterreichischen und der Stadt-Triestiner Religionspolitik zu endlosen Reibereien. Die Mehrheit der städti­ schen Ämter war damals mit Lutheranern be­ setzt. 1549 suchte Vergerio die Lutheraner in Triest auf. Auch Einflüsse aus dem benach­ barten Istrien und aus Krain machten sich geltend.

Im Jahre 1546 bestimmte Ferdinand I. den Spanier Giovanni de Hoyos, einen Bruder des Gurker Bischofs A. v. (—>) Salamanca-Hoyos, zum Stadthauptmann. Dieser vertrat die kai­ serlichen Optionen gegenüber der städti­ schen Verwaltung und gegenüber den Neu­ gläubigen mit Entschiedenheit und engagier­ te sich auf kaiserliche Weisung schon wäh­ rend der Vakanz des bischöflichen Stuhles. Dabei stieß er auf heftigen Widerspruch der Vertreter des städtischen und des religiösen Freiheitsanspruchs.

Castillejo Angesichts dieser erbitterten Atmosphäre stieß das Bemühen C.s um Reorganisation des kirchlichen Lebens und um Vermittlung auf den Widerstand der städtischen Führungs­ schicht. Dabei spielte sein Vorgehen gegen die Häresieverdächtigen eine Rolle. Diese sollten nach Weisung des Wiener Hofes nach ihrer Abschwörung ohne weiteres absolviert werden. C. bestand dagegen auf einem förmli­ chen Verfahren, an dessen Ende sie die Bitte um Absolution aussprechen sollten.

1550 versuchte C. vergeblich, die Wahl des der Reformation zugetanen Pietro de Leone zum Rektor durch den Stadtrat zu verhin­ dern. 1551 brachte sein Kurs ihn in Gegensatz zu den tonangebenden Kreisen der Stadt, und zwar selbst zu den Minoriten und den Bene­ diktinerinnen, ferner zu den Beauftragten des kaiserlichen Hofes, an den er appelliert hatte. Daraufhin begab er sich nach Rom, um per­ sönlich über die widrigen Verhältnisse Klage zu führen, unter denen man ihm die Erneue­ rung des katholischen Lebens zumute. Ferdi­ nand I. ordnete nun am 11. 9. 1551 die Seque­ strierung der bischöflichen Güter und die Suspension C.s von seinem Amte an. C. scheiterte jedoch nicht nur an seiner kirch­ lichen Position und seinem Reformeifer, son­ dern mehr noch am Widerspruch seines Füh­ rungsanspruches mit den weltlichen Instan­ zen und dem Hof, der sich ja ebenfalls für die alte Kirche entschieden hatte. C. brach jeden­ falls mit der seit Bonomo üblichen Lässigkeit, die dem Patrizier- und Bürgertum die Hin­ wendung zur religiösen Neuerung ermög­ lichte, zugleich aber auch die am Hof noch teilweise herrschende religiöse Unentschie­ denheit störte. Daher richtete sich der Frei­ heitsdrang der Stadt gegen den Bischof, wäh­ rend der Hl. Stuhl den Dingen ihren Lauf ließ.

Nach eingehender Untersuchung bestätigte die Wiener Regierung C., der sich in der Zwi­ schenzeit nach Padua zurückgezogen hatte, 1553 als Bischof. Im gleichen Jahr beauftragte der Kaiser ihn mit einer Visitation, ferner mit der Reform der Wiener Universität. C. legte schonungslos den Finger auf die Probleme seiner Diözese. Diese bestanden nicht nur in der Hinwendung zur Reformation - so pre­ digten Lutheraner in Senozece, in Muggia und Pinguente -, sondern auch in der Tatsa­ che, daß die slowenischen Pfarreien im Karst und in Istrien ohne Seelsorger waren. Außer­ dem lag die Verwaltung des Kirchenvermö­ gens in den Händen von Laien, und auf vene­ zianischem Territorium waren der bischöfli­ chen Jurisdiktion ohnehin enge Grenzen ge­

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setzt. Dabei spielten auch die Berichte des Inquisitionskommissars für Capodistria, An­ nibale Grisonio, eine Rolle, den Papst Paul IV. 1588 mit der Visitation der Triester Pfarreien beauftragt hatte. C.s Engagement tangierte auch jetzt wieder die verschiedensten Interes­ sen. 1554 verließ er nach wiederholten Zu­ sammenstößen mit der Stadt wegen der Privi­ legien der Benediktinerinnen von S. Cipriano die Diözese, bat in Wien um Entpflichtung als Bischof und begab sich nach Brüssel an den Hof Karls V. Dort blieb er fast ununterbrochen bis zu seiner Translation nach Cagliari. 1556 bat der Triester Stadtrat den Kaiser um einen Nachfolger.

Im Episkopat C.s spiegelte sich die verworre­ ne Situation der Stadt auf weltlichem und kirchlichem Gebiet. Dabei war Triest von ei­ ner schweren wirtschaftlichen Krise und von Seuchen getroffen. Auch das Verhältnis zwi­ schen den einzelnen österreichischen Län­ dern und der Wiener Zentralgewalt sowie die dem Habsburgerstaat von der religiösen Spal­ tung her drohende Gefahr spielten eine Rolle. 1550 hatte der Kaiser die Verhältnisse der Stadt Triest durch neue Statuten geregelt, die die städtischen Freiheiten bestätigten, ande­ rerseits aber auch die kaiserliche Autorität zur Geltung brachten. Sie blieben bis zum En­ de des 18. Jh.s in Geltung. Insgesamt blieb die Zentralgewalt darauf bedacht, Konflikte mit den habsburgischen Randgebieten zu vermei­ den, und zwar auch auf Kosten der religiösen Einheit.

Die landesherrliche Unterstützung für C. ließ nach, als Hoyos 1557 seine Aufgabe als Stadt­ hauptmann beendete. Da C. sich nicht mehr halten konnte, schlug der Kaiser ihn als Bi­ schof von Cagliari vor. Aufgrund der Nomina­ tion durch Philipp II. wurde die Translation am 14. 11. 1558 ausgesprochen. Von Cagliari her nahm C. an der dritten Sitzungsperiode des Konzils von Trient teil. Er war unter je­ nen Vätern, die dessen Dekrete unterzeichne­ ten. C. hinterließ bei seinem Tod am 23. 2. 1573 eine reiche Bibliothek, die er in Triest, Wien und Flandern zusammengetragen hatte. Sie bezeugt sein hohes kulturelles Niveau, wäh­ rend seine Eignung für das Bischofsamt zwei­ felhaft bleibt. Literatur: A. Tam ar o, Assolutismo. - M. Premrou, Vescovi triestini II, 238f. - Ders., Capitoli del Cin­ quecento triestino (1558-1600), in: ArchTriest IV/7 (1944) 5-22. - G. Gutierrez, Espanoles en Trento (Valladolid 1951) 140f. - P. Onnis Giacobbe, Epistolario di Antonio Parragues de Castillejo (Milano 1958).-A. Stella. Luigi Tavano

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Castro

Castro, Giovanni de (vor 1469-1506) 1479-1506 1499-1502

Bischof von Agrigent Bischof von Schleswig

Das Geburtsjahr und die Herkunft Giovanni de Castros sind unbekannt. Möglicherweise stammte er aus Saragossa in Spanien, von wo­ her er einen Verwandten in ein geistliches Amt berief. Entgegen der im Juli 1494 von Papst Alexan­ der VI., dem dänischen König und dem Schleswiger Domkapitel zugesicherten Frei­ heit bei der Bestellung des künftigen Schles­ wiger Bischofs verlieh der Papst das Bistum nach dem Tod Bischof E. (—>) Dürkops am 6. 11. 1499 dem Kardinalpriester an S. Prisca in Rom und Bischof von Agrigent. Damit löste er ein neues Schleswiger Schisma aus, denn Kö­ nig und Kapitel hatten sich bereits auf den Domherrn D. (—>) Pogwisch geeinigt. Dessen Amtsantritt wurde von der Kurie im Januar 1501 mit Androhung des Interdikts untersagt. Schon seit Anfang Dezember 1500 hielt sich im Auftrag des dänischen Königs Johann, des Herzogs Friedrich von Schleswig und des Schleswiger Domkapitels der Schleswiger Domherr Giso Usler in Rom auf, um mit Pogwischs Prokurator, dem Kardinal Leander de Pellagallis, Möglichkeiten für die Anerken­ nung zu erkunden. Das Kardinalskollegium sprach am 10. 3. 1501 dem Papst trotz der Er­ klärung vom Juli 1494 das Provisionsrecht zu; es bestätigte zwar den Eingang der Wahl­ briefe für Pogwisch von König und Herzog, lehnte eine positive Stellungnahme jedoch ab. Usler blieb deshalb nur der formale Ein­ spruch gegen die Ernennung C.s. Dieser versuchte die Lage in Schleswig für sich zu beeinflussen, indem er im Februar und März 1501 spanischen und italienischen Geistlichen seiner Umgebung - einem Dulman de Castro aus Saragossa und einem Dr. Matthias de Canali - hohe Domherrenstellen verlieh. Die über einjährigen Verhandlungen wurden schließlich finanziell gelöst, ein Weg, den im März 1501 schon Pogwischs Prokura­ tor aufgezeigt hatte: im Dezember 1501 stellte Herzog Friedrich von Schleswig über den Lü­ becker Bankier Joachim Bilrink, der mit der Fugger-Bank in Rom in Verbindung stand, 6 600 Mark Lübecker Währung zur Ausferti­ gung der Provisionsbulle für seinen Kandida­ ten zur Verfügung. Mit dieser einmaligen Ab­ findung, zuzüglich einer lebenslänglichen Pension von 300 Dukaten, die das Schleswi­ ger Domkapitel aufbrachte, verzichtete C. am 29. 7. 1502 zugunsten Pogwischs. C. starb im Jahre 1506.

Literatur: J. Lindbaek 258ff. - K. Harms 125f. - W. Christensen, in: DBL 18 (21940) 442f. - J. Skov­ gaard 33f. - Ch. Schuchard 70f. Christian Radtke

Castro (van der Borght), Nicolaus de (um 1503-1573) 1561-1573

Bischof von Middelburg

Nicolaus de Castro wurde um 1503 in einer Bürgerfamilie zu Löwen geboren. Nach der Promotion zum Dr. theol. in Löwen wurde er kaiserlicher Bücherzensor. Unter dem Theo­ logen und Inquisitor Franciscus Sonnius wurde er Hilfsinquisitor, seit 1556 in Fries­ land, Groningen und Overijssel. Dort erwies er sich als Eiferer für eine strenge Kirchendis­ ziplin. Auch war C. damals Kanoniker des Marienkapitels in Utrecht. Da er promoviert war und sich als Anhänger der Kirchenreform bewährt hatte, empfahl ihn sein Freund Sonnius der spanischen Statthalterin in Brüssel, Margarete von Par­ ma. Deren Berater Antoine Perrenot de Granvella schlug C. am 15. 3. 1561 als Kandidaten für den neuen Bischofsstuhl von Middelburg (Provinz Seeland) vor. Dieses Bistum war erst 1559 durch die Errichtung der Kirchenpro­ vinz Utrecht entstanden (F. [—>] Schenck von Tautenburg). Am 7. 9. 1560 wurde C. vom spanischen König Philipp II. nominiert. Die päpstliche Provision erfolgte am 10. 3. 1561 (Ernennungsbreve vom 28. 5. 1561). Auch wurde C. zum Abt der Liebfrauen-Abtei der Norbertiner in Middelburg ernannt, die dem Bistum einverleibt worden war. Das Kapitel der dortigen Peterskirche war als Domkapitel vorgesehen. Am 16. 12. 1561 wurde C. durch Granvella in der St.-Rombouts-Kathedrale in Mecheln konsekriert. Nach Bestätigung ihrer Privilegien akzeptierte die Stadt Middelburg C. als Bischof. Die Besitzergreifung erfolgte am 25. 11. 1561, der feierliche Einzug und die Errichtung des Domkapitels am 31. 12. 1561.

Wie von Granvella beabsichtigt, genoß C. nun großen politischen Einfluß, da er als Abt der Liebfrauen-Abtei den Klerus in der Stände­ versammlung von Seeland vertrat. Dagegen wurde ihm durch den mühseligen Kompe­ tenzstreit mit dem Dompropst von Utrecht die kirchliche Rechtsprechung, und damit je­ de Reformmaßnahme, fast unmöglich ge­ macht. Der Propst, Nicolaus van Mierop, wei­ gerte sich nämlich, auf seine Jurisdiktions­ rechte im Bistumsgebiet zu verzichten. Eine Vereinbarung über eine geteilte Rechtspre-

Castro - Cattaneo

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chung vom 24. 7. 1564 fiel für C. so nachteilig aus, daß sein Amt fast bedeutungslos wurde.

sellschaftsschicht erfreute er sich einiger Be­ liebtheit.

Im Oktober 1565 war C. auf der Utrechter Me­ tropolitansynode anwesend, wo die Dekrete von Trient promulgiert wurden. C. wollte diese ungeschmälert in seinem Bistum durch­ setzen, doch dauerte es bis November 1566, ehe er eine Diözesansynode einberufen konnte. Verzögert wurde sein Vorhaben durch den Bildersturm, der auch Seeland heim­ suchte (15. bis 21. 8. 1566). Die synodalen Be­ schlüsse wurden allen Pfarreien des Bistums zugeschickt.

C. verließ Mailand aus unbekannten Grün­ den. Er wirkte als Provinzial seines Ordens in Ungarn, war vielleicht auch in Böhmen und hielt sich 1579 in Bozen auf. Seit 1582 ist er in Salzburg nachweisbar. Vielleicht hatte ihn sein Ordensbruder, der Nuntius Feliciano Ninguarda, dorthin vermittelt. C. war in Salz­ burg zunächst Theologe des Erzbischofs J. J. v. (—>) Kuen-Belasy, seit 1586 ferner Seminar­ direktor. Spätestens 1584 war er Assessor und Rat des Konsistoriums, faktisch als des­ sen Leiter. Außerdem vertrat er öfter den Ge­ neralvikar und den Offizial. Daneben gab er einige dogmatische und moraltheologische Schriften heraus, die z. T. mehrere Auflagen erlebten.

C.s Handlungsspielraum erweiterte sich erst, als der Herzog von Alba 1567 Statthalter über die Niederlande wurde (bis 1573). Man darf annehmen, daß dieser auch im Bistum Mid­ delburg die katholische Reform mit militäri­ schem Druck unterstützte, doch sind Einzel­ heiten darüber nicht bekannt. Als die Geusen am 1. 4. 1572 Brielle eroberten, wechselten bald die meisten Städte in Seeland auf die Seite der calvinistischen Staatspartei. Bereits 1573 wurde die katholische Religionsaus­ übung in den Provinzen Holland und See­ land verboten. Der bejahrte C. jedoch weiger­ te sich, aus Middelburg zu fliehen. Während der Belagerung der Stadt, die im Februar 1574 mit der Einnahme durch die staatlichen Truppen endete, starb er am 17. 5. 1573. Er wurde in der Peterskathedrale beigesetzt. C.s Nachfolger gelangten nicht mehr zur Aus­ übung ihres Amtes. Daß die katholische Re­ form im Bistum Middelburg scheiterte, ist zum einen dem Widerstand der privilegierten Prälaten, zum anderen dem frühen Einsetzen des calvinistischen Aufstandes gegen Spa­ nien zuzuschreiben. Literatur: A. Hensen, in: NNBW 3 (1914) 208-212. D. van Heel, in: HaarlB 53 (1936) 392ff. - L. Rogier I, 306-311 u. ö. - M. Dierickx. Paul Berbee

Cattaneo (Cattaneus), Sebastian (OP) (um 1545-1609) 1589-1609

Bischof von Chiemsee

Sebastian Cattaneo wurde um 1545 zu Mai­ land als Sohn des Gottardo C. geboren. Er er­ warb den Grad eines Dr. theol., trat in das Do­ minikanerkloster S. Eustorgio in Mailand ein, wurde Lektor des theologischen Studiums und bereits in jungen Jahren Prior. Er war fer­ ner Pönitentiar am Dom, ein begehrter Predi­ ger und geschätzter Mitarbeiter des Karl Bor­ romäus. Als Beichtvater der gehobenen Ge­ 13 Lexikon

Bei der Wahl des nur acht Monate amtieren­ den Erzbischofs G. v. (—>) Kuenburg amtierte C. als Notar. Der Nachfolger Kuenburgs auf dem erzbischöflichen Stuhl, W. D. v. (—>) Raitenau, dessen Beichtvater C. war, nominierte ihn am 16. 8. 1589 zum Bischof von Chiem­ see. Bei seiner Konfirmation am 25. 8. mußte C. ein Dokument als verpflichtend anerken­ nen, das in 17 Artikeln seine Rechte und Pflichten umschrieb. Dabei spielte insbeson­ dere der Gehorsam gegenüber dem Erzbischof eine Rolle. Raitenau übertrug ihm das Amt des Salzburger Generalvikars, des Offizials und den Vorsitz im Konsistorium. Außerdem fungierte C. wie alle Bischöfe von Chiemsee als Salzburger Weihbischof. Er war zur stän­ digen Residenz in Salzburg verpflichtet. Sei­ ne Abwesenheit bedurfte der Zustimmung des Erzbischofs. Am 22. 9. 1589 bestätigte C. schriftlich die Übernahme von Chiemsee und die damit verbundenen Auflagen. Sechs Jahre lang waren die Beziehungen zwischen C. und seinem Erzbischof ungetrübt. 1591 übertrug Raitenau ihm die Visitation von Berchtesga­ den, 1592 beauftragte er ihn mit der Ad-limina-Fahrt. Es ist möglich, daß C. Raitenau bei dieser Gelegenheit wegen seines Verhältnis­ ses zu Salome Alt denunzierte. Eine Wende im Leben C.s trat mit der Vakanz der im Erzstift Salzburg gelegenen Pfarrei Saalfelden im Jahre 1595 ein, die nach C.s Meinung seiner bischöflichen Mensa inkor­ poriert war. Dennoch sperrte der erzbischöfli­ che Pfleger den Nachlaß des verstorbenen Pfarrers. C. protestierte dagegen bei Raitenau, erhielt aber keine befriedigende Auskunft. Daraufhin begab er sich nach Herrenchiem­ see, wandte sich nochmals an Raitenau und bot seinen Rücktritt an. Der Aufforderung, binnen zwei Tagen nach Salzburg zurückzu­

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Cattaneo - Chätelet

kehren, kam er nicht nach. Dort wurden in­ zwischen die ersten Schritte gegen ihn einge­ leitet, während er sich mit der Bitte um Abbe­ rufung aus Deutschland an den Papst wandte. Einen Vermittlungsversuch des bayerischen Herzogs wies Raitenau ab. Dieser zitierte C. nochmals und ließ ihm nach Sperrung des Chiemseehofes und Vertreibung der chiemseeischen Beamten alle im Erzstift gelegenen Güter und Einkünfte entziehen. Ein Gespräch des Salzburger Domdekans mit C. in Herren­ chiemsee blieb ergebnislos.

Im Winter 1595/96 trug C. seine Sache per­ sönlich Papst Clemens VIII. vor. Dieser for­ derte ihn zur Rückkehr nach Salzburg auf, doch begab C. sich nach Herrenchiemsee und erklärte Raitenau seine Bereitschaft zur Rück­ kehr. Dieser betrachtete jedoch den Bruch als endgültig und wies ein erneutes Vermitt­ lungsangebot des Bayernherzogs ab. Der Papst hatte zwar mittlerweile der Resignation C.s zugestimmt, doch dieser bestand auf Wie­ dereinsetzung in Amt und Güter. Raitenau protestierte seinerseits gegen eine von C. vor­ gesehene Visitation des Tiroler Teiles seiner Diözese bei Erzherzog Matthias. Seitdem hielt C. sich meist in Innsbruck auf. 1598 erhielt er ein päpstliches Breve, das dem Erzbischof ge­ bot, C. zu restituieren. So kam es zu Verhand­ lungen im Kloster St. Zeno zu Reichenhall, die an der Unnachgiebigkeit Raitenaus schei­ terten. Dieser berief 1598 ein Lehensgericht ein, das C. seiner Lehen für verlustig erklärte. Der Streit steigerte sich, als der Pfarrvikar von St. Johann, das zur bischöflich-chiemseeischen Mensa gehörte, eine Klerusversamm­ lung einberief, der wohl die Entscheidung mitgeteilt wurde. Raitenau verlangte von der oberösterreichischen Regierung die Landes­ verweisung seines Gegners und ordnete des­ sen Gefangennahme an, falls er Salzburger Gebiet betrete. Daraufhin schenkte C. die Ein­ künfte seines Bistums für die Jahre 1595-99 dem Innsbrucker Jesuitenkolleg. C. ging 1604 nach Mailand zurück, nicht ohne 16 000 Gulden aus dem Besitz seines Bistums mitzunehmen. Er bat die Kurie im­ mer wieder um eine neue Aufgabe und wurde schließlich dem Bischof von Vigevano in Oberitalien als Koadjutor zugewiesen. Noch vor Amtsantritt starb er am 28. 4. 1609 im Do­ minikanerkloster S. Eustorgio zu Mailand. In dessen Kirche wurde er beigesetzt. Schriften: Enchiridion de sacramentis novae legis, censuris ecclesiasticis deque primis Christianae religionis rudimentis omnibus Christi fidelibus perutile ac necessarium ... (Passau 1584). - Enchiridi­ on de sacramentis novae legis censurisque ecclesia­

sticis cum appendice ... (Salzburg 1594). - Summula doctoris Cattanei ordinis Praedicatorum. Casus conscientiae summa brevitate atque facilitate complectens ... (Passau 1586; Salzburg 21592; Brixen 41600). - Enchiridion eorum quae in controversiam vocantur, omnibus verae pietatis cultoribus perutile ... (Ingolstadt 1589). - Tractatus de censuris eccle­ siasticis ... (Passau 1589). - Explicatio in Catechismum Romanum, ex decreto Concilii Tridentini et Pii V. iussu editum ... (Ingolstadt 1590). Literatur: E Martin, Raitenau. - Ders., Salzburgs Fürsten 18-21. - H. Paarhammer, Wolf Dietrichs Zerwürfnis mit Bischof Sebastian Cattaneo, in: Wolf Dietrich von Raitenau. Gründer des barocken Salz­ burg. Salzburger Landesausstellung (Salzburg 1987) 119-122. - E. Naimer, Chiemsee 71f. - M. Heim 46f. Erwin Naimer

Chaillet, Francois (OFM) (t 1525) 1504 1505-1525

Ep. tit. Chalcedoniensis Weihbischof in Lüttich und Ver­ dun

Mitglied der lothringischen Ordensprovinz; Bacc. theol.; Guardian des Klosters zu Ver­ dun; 17. 5. 1504 Titularbischof von Chalce­ don und Weihbischof in Lüttich; auch als Weihbischof in Verdun tätig; + 1525. Literatur: S. P. Ernst 155-156. -U. Berliere 84-87. Alfred Minke

Chätelet, Pierre du (um 1516-1580)

1565 1565-1580

Koadjutor des Bischofs von Toul Bischof von Toul

Pierre du Chätelet wurde um das Jahr 1516 als Sohn des Jacques d. Ch. und der Fran^oise de Beauveau als Sproß einer berühmten lo­ thringischen Familie geboren. Er war Dom­ herr in Metz, Abt von Saint-Clement und Saint-Martin sowie Prior von Notre-Dame in Nancy, ferner Apostolischer Protonotar und Staatsrat Herzog Karls III. von Lothringen. Als solcher war er vor allem mit Verwaltungs­ fragen befaßt. Durch des Herzogs Vermittlung wurde er am 15. 5. 1565 Koadjutor des grei­ sen Bischofs T. d’ (—>) Hocedy von Toul, der ebenfalls im Dienst des Herzogtums stand. Der französische König untersagte dem Kapi­ tel von Toul jedoch nach dem Tod Hocedys die Wahl, bevor er seine Zustimmung zu dem in Aussicht genommenen Kandidaten gege­ ben habe. Es war dies das erste Mal, daß Frankreich, das seit 1552 eine Garnison in Toul unterhielt, auf die Wahl eines lothringi­ schen Bischofs Einfluß zu nehmen suchte.

Chätelet - Christian

Dank der Intervention der Herzogin Claudia, einer Schwester König Karls IX., ließen sich die Schwierigkeiten zwar ausräumen. Der Versuch zeigte jedoch, was von französischer Seite zu erwarten war. Der Episkopat Ch.s war infolge der Religions­ kriege durch zahlreiche Truppendurchzüge und die damit verbundenen Verwüstungen überschattet. Zu dieser Zeit faßte der Calvinismus im Gebiet des Herzogtums Fuß, vor allem in Toul und in Saint-Nicolas-de-Port mit seinen großen Messen, zu denen Kaufleu­ te aus ganz Europa kamen. Als die Gegenmaß­ nahmen des Herzogs sich als unzureichend erwiesen, gewann Kardinal (—>) Karl von Lothringen-Guise den Jesuitenorden für eine umfassende katholische Erneuerung ganz Lothringens. 1572 gründete er die vom Jesui­ tenorden geleitete Universität zu Pont-äMousson. Im Gegensatz zu Bischof N. (—>) Psaume von Verdun hatte Ch. allerdings kei­ nerlei Anteil an dieser wichtigen Gründung. Er war nämlich wie schon seine Vorgänger vor allem für den Hof von Nancy tätig. Die geistlichen Belange seiner Diözese überließ er dagegen Weihbischof C. d. (—>) Boulay und Generalvikar F. d. (—>) Rosieres. Wahrschein­ lich veranlaßte er aber den Herzog, die neuge­ gründete Universität finanziell auszustatten. Er selbst stiftete acht Freistellen für arme Stu­ denten. Dies war gewissermaßen der erste Schritt auf dem Weg zur Gründung eines Di­ özesanseminars.

Ch. starb am 25. 1. 1580. Er wurde in der Ka­ thedrale von Toul beigesetzt. Literatur: B. Picart 650-654. - A. Calmet VII, 94-97. - E. Martin II, 24-38. - M. Pernot, Pont-ä-Mousson. - J. Choux.

Louis Chätellier

Chevrot, Jean de (t 1460) 1436-1460 1460

Bischof von Tournai Bischof von Toul

Jean de Chevrot war 1436-60 Bischof von Tournai, das er 1460 mit G. (->) Fillätre, Bi­ schof von Toul, tauschte. Die Translation er­ folgte am 5. 9. 1460, doch starb Ch. bereits am 23. 9. 1460 noch vor der Inbesitznahme sei­ nes neuen Bistums zu Lille. Er wurde in der Kathedrale von Tournai beigesetzt. Literatur: B. Picart 552. - E. Martin I, 416f.

Louis Chätellier 13*

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Chiesa, Francesco della (t frühestens 1506) 1489 seit 1489 1503

Ep. tit. Drivastensis Weihbischof in Trient Generalvikar des Bischofs von Trient

* Mailand; Dr. decr.; 2. 12. 1489 Titularbi­ schof von Drivasto; unter den Bischöfen U. v. (—>) Frundsberg, U. v. (—>) Lichtenstein und G. v. (—>) Neideck Weihbischof in Trient; 1491 erhielt er die Pfarrei Tesino, wo er einen Vi­ kar bestellte; 1502 ließ er sich in der Kathe­ drale zu Trient einen Grabstein setzen; 1503 als Generalvikar Lichtensteins erwähnt; 1505 verzichtete er auf die Pfarrei Tesino, reser­ vierte sich aber eine Pension von 50 Rhein­ gulden, 200 Pfund Käse und 12 Pfund Butter; 23. 8. 1506 letzte Erwähnung. Literatur: S. Weber 74-82. Severino Vareschi

Christian, Herzog von Braunschweig-Lüne­ burg-Wolfenbüttel (1566-1633) 1599-1633

Administrator des Bistums Min­ den

Christian von Braunschweig-Lüneburg-Wol­ fenbüttel wurde am 9. 11. 1566 als Zweitälte­ ster Sohn Herzog Wilhelms von Braun­ schweig-Lüneburg und dessen Ehefrau Doro­ thea, einer Tochter des dänischen Königs Christian III., geboren. Er verbrachte einen Teil seiner Jugend am Hof seines Schwagers, des Markgrafen Georg Friedrich von Branden­ burg-Ansbach, und wurde dort evangelisch erzogen. Ch. erhielt ein Kanonikat am Dom zu Minden. Anfang September 1597 postu­ lierte ihn das Mindener Domkapitel auf Emp­ fehlung des Kölner Erzbischofs (—>) Ernst von Bayern zum Koadjutor (—>) Antons von Schaumburg. Das Domkapitel erhoffte territo­ riale Gewinne aus der an das Haus Braun­ schweig-Lüneburg gefallenen hoyaschen Erb­ schaft. In der Wahlkapitulation verpflichtete sich Ch. ohne Hinweis auf eine förmliche Konversion, daß er sich auf eigene Kosten beim Papst und Kaiser um seine Anerken­ nung bemühen und die katholische Religion, insbesondere die Reste der alten Kirche im Stift Minden, schützen werde. Diese Zusiche­ rung wiederholte er, als ihm das Domkapitel nach dem Tod Antons von Schaumburg am 21. 1. 1599 die Verwaltung des Stiftes über­ trug. Wegen Ch.s evangelischen Bekenntnis­ ses war eine päpstliche Bestätigung seiner Po­ stulation ausgeschlossen. Um diese dennoch zu erreichen, führte Ch. auf Vermittlung Ernsts

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Christian - Christoph

von Bayern Glaubensgespräche mit dem Apo­ stolischen Protonotar und Breslauer Dom­ propst Johannes Pistorius und schloß in sei­ nem Konfirmationsgesuch an Clemens VIII. einen Konfessionswechsel nicht aus. Cle­ mens VIII. ermunterte ihn dazu, verweigerte ihm jedoch aus prinzipiellen Gründen die Admission. Auf Veranlassung der Mindener Landstände, die angesichts der Konversions­ absicht Ch.s den protestantischen Besitzstand sichern wollten, gewährte er im Februar 1600 allgemeine Religionsfreiheit im Hochstift. Die Erregung im evangelischen Lager, vor allem aber der Druck seitens des Hauses Braun­ schweig-Lüneburg, veranlaßte Ch., von einem Konfessionswechsel abzusehen. Unter ihm wurde Minden fest in den weifischen Herr­ schaftsbereich eingebunden und praktisch sä­ kularisiert. In dem für den konfessionellen Besitzstand verbindlichen Normaljahr 1624 bekannte sich fast das gesamte Bistum zum Protestantismus. Von den 18 Domherren wa­ ren sieben evangelisch; an den evangelischen Kollegiatkirchen in Minden und Lübbecke gab es einige katholische Präbenden; auch die Stiftskirche St. Johann und das Benedikti­ nerkloster St. Mauritius bewahrten ihren ka­ tholischen Charakter. 1611 trat Ch. nach dem Tod seines Bruders Ernst die Regierung im Fürstentum Lüneburg an und hielt sich meist in Celle auf. Den Vor­ gängen in Minden schenkte er nur wenig Auf­ merksamkeit. Während des Dreißigjährigen Krieges bemühte er sich um eine neutrale Haltung und vermied den offenen Bruch mit dem Kaiser. Nach dem Erstarken der katholi­ schen Seite in Norddeutschland und der Ver­ kündigung des Restitutionsediktes führte F. W. v. (—> Bd. 1648-1803) Wartenberg als Resti­ tutionskommissar für Niederdeutschland seit September 1629 Rekatholisierungen in Min­ den durch. Dagegen protestierte Ch. am 2. 11. 1629 förmlich. Die Kurie beabsichtigte, War­ tenberg mit Minden zu providieren. Dies wurde von einer Minderheit im Domkapitel unterstützt. In Rom ging man davon aus, daß nach der Postulation von Ch., die päpstlicher­ seits nicht bestätigt worden war, eine Sedisvakanz eingetreten sei. Wegen der unterlasse­ nen Wahl sei das Besetzungsrecht an den Hl. Stuhl gefallen. Um einen Eingriff der Kurie zu verhindern, wählte das Domkapitel dar­ aufhin am 19. 2. 1630 den zum katholischen Bekenntnis konvertierten Domdechanten Bernhard von Mallinckrodt zum Koadjutor Ch.s. In Rom stellte man dagegen am 12. 1. 1630 das Provisionsbreve für Wartenberg aus. Dem folgte Ende des Jahres ein vorläufiges kaiserliches Regalienindult. Ch. resignierte

als Administrator nicht offiziell. Er überließ Wartenberg faktisch aber fast widerspruchs­ los die Regierung. Das Vordringen der Schwe­ den seit 1633 und der Abzug der kaiserlichen Garnison aus Minden im November 1634 be­ endeten Wartenbergs gegenreformatorische Maßnahmen. Ch. starb unvermählt am 8. 11. 1633 in Celle. Er wurde in der dortigen Stadt­ kirche beigesetzt. Literatur: Sauer, in: ADB 4 (1876) 162f. - W. Schrö­ der 536-570. - C. Spannagel. - R. Schwarz 55f. - B. Roberg. - G. May 128-130. - A. Schröer, Erneue­ rung II, 32-51. - H. J. Brandt-K. Hengst, Minden 74. Hans-Georg Aschoff

Christiani von Schleppegrell, Johannes (OESA) (um 1390-1468)

1428 seit 1428

Ep. tit. Missinensis Weihbischof in Paderborn, Mün­ ster, Minden, Hildesheim

* um 1390; Augustinereremit; 7. 6. 1428 Titu­ larbischof von Missinum; zunächst im Bis­ tum Hildesheim tätig; es liegen auch Belege über Weihehandlungen in anderen Diözesen vor; + 8. 10. 1468. Literatur: H. J. Brandt-K. Hengst, Weihbischöfe 5457. Karl Hengst

Christoph, Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel (1487-1558) 1500-1511

1502-1558 1511-1558

Koadjutor des Erzbischofs von Bremen Bischof von Verden Erzbischof von Bremen

Das Herzogtum Braunschweig und Lüneburg, dem der 1487 als ältester Sohn Heinrichs d. Ä. von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel (+ 1514) und seiner Ehefrau Catharina von Pommern-Wolgast geborene Ch. entstammte, bildete zwar in reichsrechtlicher Hinsicht eine Einheit, tatsächlich war es jedoch schon seit langem in verschiedene, häufig miteinan­ der rivalisierende Teilfürstentümer gespalten. Nur selten gelang es einzelnen Regenten, eine gesamtweifische Politik durchzusetzen und die einzelnen Linien zu gemeinsamem politi­ schem und militärischem Handeln zu einen. Ein herausragender Vertreter des Weifenhau­ ses war Ch.s Vater, der streitbar und mit mili­ tärischem Nachdruck den Ausbau seines Lan­ des zu einem modernen Territorialstaat be­ trieb, indem er die alten partikularen Sonder-

Christoph

gewalten, namentlich die Städte, zurück­ drängte und der - im Einklang mit seinen weifischen Vettern - einer fortschreitenden territorialen Zersplitterung auch dadurch zu begegnen suchte, daß er für seine Söhne die standesgemäße Versorgung mit hohen kirchli­ chen Pfründen betrieb. Als Ergebnis dieser Politik begegnen im ersten Jahrzehnt des 16. Jh.s in Bremen, Verden, Minden ([—>] Franz von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel) sowie in Osnabrück und Paderborn ([—>] Erich von Braunschweig-Grubenhagen) weifi­ sche Prinzen als Bischöfe bzw. Administrato­ ren. Sie markieren gleichzeitig die Auswei­ tung des weifischen Einflußstrebens nach Westen über die Wesergrenze hinaus, was im Laufe des 16. Jh.s zu namhaftem territorialem Zuwachs (1582 Hoya, 1585 Diepholz) führte und die weifischen Fürstentümer zu einem bedeutenden Machtfaktor werden ließ. Die Bestellung seines erst 13jährigen Sohnes Ch. zum Koadjutor des Bremer Erzbischofs im Jahre 1500 konnte Heinrich d. Ä. ziemlich mühelos erwirken, hatte er dem Bremer doch soeben erst in dessen Fehde mit Herzog Ma­ gnus von Sachsen-Lauenburg Beistand gelei­ stet und sich den Erzbischof hierdurch zur Dankbarkeit verpflichtet. Zwei Jahre darauf gelang es dem Wolfenbütteler, wenn auch mit größeren Schwierigkeiten, auch das Verdener Kapitel zur Postulation Ch.s auf den durch den Tod des B. v. (—>) Landsberg 1502 vakant gewordenen Bischofsstuhl zu bewegen. 1505 trat Ch. die Regierung in Verden an, und 1511 folgte er J. (-*) Rode in Bremen nach; residiert hat er meist in Verden.

Bei seinem Regierungsantritt sah sich Ch. ge­ waltigen Aufgaben gegenüber, die denen sei­ nes Vaters und Vorbildes in den weifischen Stammlanden kaum nachstanden: Es galt, die Landesherrschaft gleichermaßen gegen innere wie äußere Feinde zu sichern, ja in einigen Gebieten der bremischen Marschländer erst richtig und dauerhaft zu begründen. Hinzu kommt - und damit war ein weiteres bedeu­ tendes Betätigungsfeld abgesteckt -, daß mit der langen Regierungszeit Ch.s die entschei­ denden Ereignisse der Reformation zeitlich zusammenfielen.

Im Inneren hemmten ihn zunächst das Dom­ kapitel und die Stände in Bremen, aber auch das Kapitel in Verden durch einschneidende Wahlkapitulationen in der Ausübung seiner landesherrlichen Gewalt. Zudem blieb die be­ sondere Stellung der Stadt Bremen ein nicht zu überwindendes Hindernis auf dem Weg zum Ausbau der bischöflichen Landeshoheit. Rechtlich gesehen nichts weiter als eine

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Landstadt im Erzstift, war Bremen seit dem 14. Jh. bestrebt, sich von der Landesherr­ schaft der Erzbischöfe zu befreien, die inzwi­ schen ihre Residenz nach Bremervörde ver­ legt hatten. Um 1500 war ihr das fast gelun­ gen. Bremen muß seither faktisch als Reichs­ stadt betrachtet werden, obwohl es formell erst 1646 diesen Status erlangte.

Mit nahezu allen auswärtigen Nachbarn hat­ ten die Stifte Ch.s mehr oder weniger kon­ fliktträchtige Berührungspunkte. Die Sachsen-Lauenburger Herzöge warfen begehrliche Blicke auf das Land Wursten, die SchleswigHolsteiner auf Dithmarschen, während hin­ sichtlich Butjadingens die ostfriesischen und die Oldenburger Grafen als Konkurrenten auf den Plan traten. Mit dem Bischof von Mün­ ster gab es nach wie vor strittige Rechtsver­ hältnisse über Delmenhorst, Harpstedt und Wildeshausen. Diese Verwicklungen belasteten die gesamte Regierungszeit Ch.s. Eine Lösung vermochte er einzig in der Wurster Angelegenheit zu er­ zielen. In zwei Feldzügen, dem ersten (1517) und dem zweiten Wurster Krieg (1524-25), schlug er die freiheitsgewohnten Wurster, die bislang eine landesherrliche Obergewalt nicht anerkannt und Rückhalt bei den Städ­ ten Bremen und Hamburg gefunden hatten und denen es immer wieder gelungen war, die an ihrem Land interessierten Erzbischöfe und die Herzöge von Sachsen-Lauenburg ge­

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Christoph

geneinander auszuspielen. Den Sieg über die Wurster und ihre Eingliederung in das Erz­ stift mußte Ch. freilich teuer bezahlen. Infol­ ge der hohen Kriegskosten, aber auch der durch seine verschwenderische Hofhaltung bedingten Verschuldung konnte er gegenüber seinen Landständen die erforderlichen Steu­ erbewilligungen nur gegen erhebliche Zuge­ ständnisse durchsetzen. Sie liefen auf eine weitgehende ständische Mitregierung und eine schwere Erschütterung der landesfürstli­ chen Stellung hinaus und beeinträchtigten immer wieder stark die Handlungsfähigkeit des Erzbischofs, namentlich in den Wirren des Reformationszeitalters.

Ch. blieb ein entschiedener Gegner der Refor­ mation. Persönlich war er zwar alles andere als tadelsfrei. Neben seiner Prunk- und Ver­ schwendungssucht sind diesbezüglich meh­ rere Konkubinen und aus diesen Verhältnis­ sen hervorgegangene Kinder zu erwähnen. Dennoch hielt er unverbrüchlich an der alten Kirche fest. Die höheren Weihen ließ er sich bald nach seinem Regierungsantritt erteilen. Als Bischof förderte er die gottesdienstliche Disziplin in seinen Stiften und versuchte vornehmlich in Verden - mit Reformen und Disziplinierung seines Klerus den vielfältigen Gravamina den Boden zu entziehen. Für sei­ nen Reformwillen spricht auch das Interesse für die Bursfelder Benediktinerkongregation, in deren Gebetsverbrüderung er sich schon als junger Mann hatte aufnehmen lassen. Aufs ganze gesehen hat Ch. jedoch nur wenig gegen das Vordringen der Reformation in sei­ nen Stiften ausrichten können, weil zum ei­ nen die ihm zu Gebote stehenden Rechtsmit­ tel nicht greifen wollten oder konnten und weil zum anderen seine Macht als Landes­ herr zu schwach war, um dem raschen Fort­ gang der Reformation Einhalt zu gebieten. Dieser vollzog sich in den einzelnen Regio­ nen seiner Territorien in deutlich erkennba­ ren Abstufungen. In der Stadt Bremen konnte sich Ch. nur wenig Gehör verschaffen; dort­ hin wurde im Herbst 1522 die lutherische Lehre durch die Predigten des niederländi­ schen Augustinereremiten Heinrich von Zutphen gebracht, der einst an der Wittenberger Universität studiert und im dortigen Augusti­ nerkloster in engem Kontakt zu Martin Luther gestanden hatte. Er hatte die Rückendeckung des Rates, der die Forderung des Erzbischofs nach Auslieferung des ketzerischen Predigers zurückwies. Daraufhin ließ Ch. das Wormser Edikt und die Bannbulle gegen Luther in der Stadt veröffentlichen, was allerdings nicht viel bewirkte, da der gewaltsame Tod des Heinrich v. Zutphen sich zugunsten der Re­

formation aus wirkte. Der niederländische Re­ formator wurde nämlich außerhalb Bremens auf einer Predigtreise in Meldorf (Dithmar­ schen) von den Dominikanern ergriffen und in Heide als Ketzer verbrannt. Weitere nieder­ ländische Prediger - vor allem Jacob Propst aus Antwerpen und Johannes Timann aus Amsterdam - setzten die evangelische Ausge­ staltung des Kirchenwesens fort. Spätestens 1532, als der Dom für den katholischen Got­ tesdienst geschlossen wurde, war die gesamte Stadt evangelisch. 1534 gab sie sich die ganz auf dem ratsherrlichen Kirchenregiment be­ ruhende Bremer Kirchenordnung. Das Erzbistum Hamburg war seit dem 9. Jh. mit Bremen vereinigt, wobei im 13. Jh. der Sitz des Erzbischofs und Metropoliten in Bre­ men festgelegt und ferner bestimmt wurde, daß stets drei Dignitäre des in Hamburg wei­ ter bestehenden Kapitels den Erzbischof mit­ zuwählen hatten. Die geistliche Gewalt in Hamburg wurde faktisch vom dortigen Dom­ kapitel ausgeübt, der Erzbischof hielt sich aus den hamburgischen Angelegenheiten weitge­ hend heraus. Maßgebend für Erfolg oder Mißerfolg der Re­ formation war auch in Hamburg die Haltung des Rates der Stadt. Dieser hielt sich zu­ nächst zurück und ließ den Auseinanderset­ zungen freien Lauf. Der Protagonist auf der lutherischen Seite war Johann Bugenhagen, der sich bis zur Veröffentlichung der von ihm verfaßten Hamburgischen Kirchenordnung von 1529 aktiv an der Ausgestaltung des Kir­ chen- und Schulwesens beteiligte. Ihm stand auf katholischer Seite der gelehrte Dominika­ ner August von Getelen gegenüber, ein Ver­ trauter Ch.s, der mit viel Gelehrsamkeit und sehr gewandt, aber letztlich erfolglos gegen die neue Lehre auftrat, während der Erzbi­ schof sich mit - gleichfalls wirkungslosen Protesten begnügen mußte. Konnte Ch. in den Städten und später auch den Landgemeinden seines Bremer Sprengels der Ausbreitung der Reformation nicht viel entgegensetzen, so stellte sich die Lage in der Diözese Verden, vornehmlich in dem Anteil des Stiftes Verden, anders dar. Als Landes­ herr konnte er dort, z. T. mit drakonischer Härte - wie der Hinrichtung des Johann Bor­ nemacher wegen Ketzerei 1526 -, sein Land für die Dauer seiner eigenen Regierung der al­ ten Kirche erhalten. Er hatte von der ver­ gleichsweise kleinen Stadt Verden nichts zu befürchten, eher schon von dem den bischöf­ lichen Reformmaßnahmen nicht sehr geneig­ ten Domkapitel. Dagegen endete die Macht Ch.s in den Gebieten seiner Diözese, die nicht

Christoph - Chrön seiner Landesherrschaft unterworfen waren, also im lüneburgischen und in dem kleinen brandenburgischen Anteil. Dort trat ihm sein welfischer Vetter Herzog Ernst von Lüneburg als Vorkämpfer der Reformation entgegen und machte Bestrebungen Ch.s zunichte, durch den Versuch einer Inkorporation des Stifts Bardowieck in das Verdener Domkapitel die alte Kirche zu erhalten.

Ch. mußte dem kontinuierlichen Vordringen der Reformation in seinen Stiften weitgehend hilflos zusehen und konnte auch nach außen der protestantischen Bündnispolitik, mit de­ ren Hilfe der Rat der Stadt Bremen die Ergeb­ nisse der Reformation sichern wollte, nichts Gleichwertiges entgegenstellen. Seine enge Anlehnung an den Kaiser half ihm nicht, der Plan einer engeren Verbindung mit den habs­ burgischen Niederlanden bis hin zur Übertra­ gung seiner weltlichen Herrschaft auf diese zerschlug sich, und auch die Bestellung (1536-41) seines Bruders und Vorkämpfers für die katholische Sache in Norddeutsch­ land, Herzog Heinrich d. J., zum Konservator der Stifte Bremen und Verden bewährte sich nicht.

Als es der Stadt Bremen, die 1531 Grün­ dungsmitglied des Schmalkaldischen Bundes war, gelang, während des Schmalkaldischen Krieges 1546-47 einer zweimaligen Belage­ rung erfolgreich zu trotzen und dadurch die Voraussetzung für den Sieg der Schmalkalde­ ner in der Schlacht von Drakenburg 1547 zu schaffen, stand Ch. am Ende seines glücklo­ sen Kampfes. Die beiden Stifte waren nun endgültig für die alte Kirche verloren. Gegen Ende seines Lebens entzweite Ch. sich mit seinen weifischen Verwandten wegen der Nachfolgefrage in seinen Stiften. Auf der Rückreise von einem Besuch in Berlin beim brandenburgischen Kurfürsten Joachim, der vermitteln sollte, starb Ch. am 22. 1. 1558 in Tangermünde. Er wurde im Dom zu Verden beigesetzt. Literatur: Th. Wolters, Erzbischof Christophs Kampf um das geistliche Fürstentum in den Stiftern Bre­ men und Verden (Hamburg 1939). - F. Prüser, in: NDB 3 (1957) 243f. (Lit.). -B. Moeller, Die Reforma­ tion in Bremen, in: JBWB 17 (1973) 51-73. - H.-W. Krumwiede. Michael Reimann

Chrön (Croen, Crön, Hren), Thomas (1560-1630)

1599-1630

Bischof von Laibach

Thomas Chrön wurde am 13. 11. 1560 als Sohn des Leonhard Ch. (+ 1568) und der Ur­

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sula Zitnik (Sitnik) in Laibach geboren. Sein Vater war evangelisch. Der Vater war Stadtrat und zeitweise Bürgermeister. Die Mutter war eine Schwester des bekannten katholischen Philosophen Caspar Z. in Wien. Nach dem Tod des Vaters ermöglichte jener seinem Nef­ fen Ch. den Schulbesuch bzw. das Studium in Wien, dann 1569-73 im Benediktinerstift Admont, 1573-79 bei den Jesuiten in Graz und 1580-84 wieder in Wien. Damit war die Hinwendung zum Katholizismus verbunden. Obwohl Ch. seit 1573 ein Benefizium an der Pfarrkirche zu Cilli (Celje) hatte, entschloß er sich nach dem Studienabschluß in Wien nicht für die geistliche Laufbahn, sondern für die Fortsetzung des Studiums der Philoso­ phie in Padua. Auf dem Weg dahin erkrankte er in Laibach lebensgefährlich. Danach ging er zum Studium der Theologie nach Graz. 1588 wurde er in Seggau zum Priester ge­ weiht. Schon als Diakon erhielt er ein Domkanonikat in Laibach, und nach der Priesterwei­ he trat er dort an die Stelle des aus dem Kapi­ tel ausgeschlossenen Protestantenführers Pri­ moz Trubar P. ([—►] Seebach). Er wurde Dom­ prediger und 1596 Domdekan.

Auf Intervention von Erzherzogin Maria no­ minierte Erzherzog Ferdinand II., der seine Ausbildung in Ingolstadt erhalten und 1596 seine Herrschaft in Innerösterreich in der Ab­ sicht angetreten hatte, die Gegenreformation zügig durchzuführen, Ch. am 18. 10. 1597 zum Bischof von Laibach. Wegen des Wider­ spruchs des Propstes von Friesach, U. de (—>) Bertis, der ebenfalls Bischof werden wollte, und des Grazer Nuntius Girolamo Porzia, der Bischof von Triest werden wollte, erhielt Ch. das Bistum erst am 29. 3. 1599. Porzia war ihm seitdem feindlich gesonnen. Dennoch konsekrierte er ihn am 12. 9. 1599 in Graz zu­ sammen mit dem Lavanter Bischof G. (—>) Stobaeus und dem Seckauer Bischof M. (—►) Brenner. Am 24. 10. 1614 ernannte Ferdinand Ch. zum Statthalter der niederösterreichi­ schen Regierung in Graz. 1621 legte Ch. die­ ses Amt nieder. 1628 wurde er Geheimrat.

Ch. wurde eine Schlüsselfigur der katholi­ schen Erneuerung und Gegenreformation im Gebiet des heutigen Slowenien und zusam­ men mit Brenner und Stobaeus auch für ganz Innerösterreich. Schon als Domdekan for­ derte er 1597 das tridentinische Glaubensbe­ kenntnis von den Krainer Landständen vor ihrer Huldigung an den neuen Erzherzog. 1598 verlangte er von Graf Achacius von Turn die Rückgabe der von Protestanten besetzten Pfarrei St. Canzian sowie von der Stadt Lai­ bach die der dortigen Spitalkirche. 1600 er­

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Chrön - Chuet

nannte Ferdinand II. ihn zum Leiter der Re­ formkommission für Krain. Es gelang Ch., die Gegenreformation mit militärischer Hilfe, aber ohne Blutvergießen durchzuführen. Um die Rekatholisierung zu verhindern, prote­ stierten die evangelischen Stände beim Erz­ herzog und schlossen Ch. 1607 von den Sit­ zungen der Landstände aus. Der Erzherzog veranlaßte jedoch, daß er wieder zugelassen wurde.

Im Interesse der Reform veranlaßte Ch. eine gründliche Verbesserung der Priesterausbil­ dung. Er reformierte das Priesterseminar beim Laibacher Dom, dessen Alumnen das Je­ suitenkolleg besuchten, und gestaltete das Collegium Marianum in Oberburg, eine ehe­ malige Klosterschule, zur Lehranstalt für künftige Geistliche um. Bei den Jesuitenkolle­ gien in Graz, Laibach und Wien stiftete er Freiplätze. Neben den Jesuiten, die er sein Le­ ben lang förderte, holte er auch Kapuziner nach Laibach. Den Klerus versammelte er jährlich in Oberburg zu Synoden. Dort wur­ den vor allem die Trienter Dekrete behandelt. Große Aufmerksamkeit widmete Ch. den Pfarrvisitationen.

Ch. erkannte die Bedeutung der Volkssprache für die Verkündigung und schätzte die prote­ stantischen Leistungen für die slowenische Bibelübersetzung. So erwirkte er 1602 und 1621 eine römische Erlaubnis für die Benut­ zung der slowenischen Übersetzung des Pro­ testanten Georg Dalmatin aus dem Jahre 1584. Ch. übersetzte selbst biblische Texte, den Ka­ techismus des P. (—>) Canisius sowie Kirchen­ lieder. Er förderte ferner die kirchliche Bau­ kunst. So ließ er den Laibacher Dom und die ehemalige Abteikirche in Oberburg restaurie­ ren; ferner unterstützte er finanziell die Jesui­ tenkirche und das Jesuitenkolleg sowie das Kapuzinerkloster in Laibach. Als Reformkommissar sorgte Ch. dafür, daß alle führenden Verwaltungsstellen der Lan­ desregierung und der Stadt Laibach mit Ka­ tholiken besetzt wurden. Danach rekatholisierte er die protestantisch gewordenen Kir­ chen, während er die von den Protestanten neu erbauten sprengen ließ. Besonders hart ging er bei der Rekatholisierung der Friedhöfe vor, wo er die dort beigesetzten Protestanten exhumieren ließ. Die evangelischen Schriften wurden - mit Ausnahme der von Dalmatin übersetzten Bibel - verbrannt. Ch. setzte sich für eine Union mit den Orthodoxen ein und pflegte engen Kontakt zu den Serben, die vor den Türken an die österreichische Grenze ge­ flüchtet waren (Uskoken). Mehrere uskoki-

sche Studenten ließ er auf seine Kosten in Laibach Theologie studieren.

Erhebliche Spannungen mit dem Patriarchen von Aquileja hatte Ch. wegen der Jurisdiktion über die Pfarreien Krainburg (Kranj) und Salek sowie über die Kartause Bistra und die Zisterzienserabtei Kostanjevica. Dabei konnte er sich mit Hilfe der römischen Kurie durchset­ zen. Infolge der Anschuldigungen durch den Gra­ zer Nuntius Paravicini und den Triester Bi­ schof Bertis wurde Ch. zweimal einer Aposto­ lischen Visitation unterworfen. 1610 mußte er einen Reinigungseid („Purgatio“) ablegen. Die erste Visitation führte Nuntius Salvago, die zweite der Gurker Weihbischof S. (—>) Carcanus durch. Beide rehabilitierten Ch. vollständig und sprachen sich lobend über ihn aus.

Ch. war ein tüchtiger Verwalter. Er ordnete das Bistumsarchiv und führte regelmäßige Protokolle ein, die lückenlos erhalten sind. Er ordnete und vergrößerte ferner die Bibliothe­ ken in Laibach und Oberburg. Für den Sekkauer Bischof Brenner beschrieb er den Ver­ lauf der Reformation unter den Slowenen. Für den Druck slowenischer Bücher erwarb er eine Druckerei, fand dann aber keinen ge­ eigneten Drucker. Seine humanistischen Nei­ gungen bezeugen einige lateinische Dichtun­ gen. Ch. starb am 10. 2. 1630 in Oberburg. Er wurde in der dortigen Kirche beigesetzt. Literatur: J. W. Valvasor II, 668-672. - J. M. Stepischneeg, Thomas Chrön (Salzburg 1856). - J. Turk, Breve Pavla V. Tomazu Hrenu z dne 27 novembra 1609. Ob tristoletnici smrti Tomaza Hrena [Breve Pauls V. an Thomas Chrön. Anläßlich des 300jährigen Gedächtnistages seines Todes] (Ljublja­ na 1930). - Ders., in: SBL 1 (1925/32) 344-351. - K. Eder, in: NDB 3 (1957) 250f. - F. M. Dolinar. - A. Lavric, Vloga ljubljanskega skofa Tomaza Hrena v slovenski likovni umetnosti [Die Rolle des Laiba­ cher Bischofs Chrön in der slowenischen bildenden Kunst], 2 Bde. (Ljubljana 1988). - K. Amon, Inner­ österreich 111 ff. France

M. Dolinar

Chuet, Barthelemy (+1501)

1462-1501 1464-1469 1469-1472

Bischof von Nizza Weihbischof in Genf Administrator des Bistums Lau­ sanne

Barthelemy Chuet stammte aus der Dau­ phine. Er wurde am 21. 9. 1443 zum Priester geweiht. Er wurde Bacc. iur. can., 1444-54 Kaplan und Sekretär des Herzogs Ludwig von

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Chuet - Claessens

Savoyen, seit 1453 Domherr in Lausanne, 1454 in Genf, 1455 Propst von Sainte-Catherine d’Aiguebelle in Randens. 1461 unter­ stützte er in Lausanne die Postulation des Franz von Savoyen, für den er 1459-61 das Hospiz auf dem Großen St. Bernhard als Ad­ ministrator verwaltet hatte. Pius II. ernannte Ch. am 15. 4. 1462 zum Bischof von Nizza. 1464-69 wirkte er als Weihbischof und Gene­ ralvikar in Genf. Nach dem Tode des Lausan­ ner Bischofs J. (—>) Michel schob Paul II. die Ernennung eines Nachfolgers auf und be­ stellte statt dessen am 29. 7. 1469 Ch. auf zwei Jahre zum Administrator der Diözese. Am 4. 9. begab sich Ch. nach Lausanne. Er führte seine Aufgabe gewissenhaft aus, stieß aber auf die Opposition des Hauses Savoyen und des Domkapitels. Als dieses am 11. 3. 1471 erneut Franz von Savoyen postulierte, gab Ch. am 29. 7. 1471 sein Amt auf. Auf Ge­ heiß Sixtus IV. trat er am 14. 12. 1471 bis zur Bestellung eines neuen Bischofs sein Amt nochmals an. Savoyen erreichte am 15. 4. 1472 Ch.s endgültige Abberufung. Sixtus IV. verlieh ihm am 13. 2. 1473 die Abtei SaintPons in Nizza. Ch. starb am 12. 7. 1501 in Nizza und wurde in der von ihm erbauten St.-Bartholomäus-Kapelle bei der dortigen Kathedrale beigesetzt.

bei der Erzbischofswahl Kommissär und am 23. 5. 1621 bei der Weihe P. v. (—> Bd. 16481803) Lodrons Mitkonsekrator. Als Direktor des Salzburger Konsistoriums war C. Mitglied des Kollegiatkapitels der „Schneeherren“ an der Domkirche. 11640. Quellen: KAS: 1/3 Weihbischöfe vor der Säkularisa­ tion. - LAS: Frank-Beamtenkartei. Franz Ortner

Civalli, Johannes Baptista (OFM) (+ 1617) 1608 1608-1617

* San Genesio bei Macerata in den italieni­ schen Marken; 1597 Guardian der Franziskanerkonventualen in Brünn; Provinzial der böhmischen Ordensprovinz; 28. 1. 1608 Titu­ larbischof von Nicopolis und Weihbischof in Olmütz; 1609 Propst in Kremsier und des Chorherrn-Stifts Allerheiligen in Olmütz; t 22. 1. 1617. Literatur: Ch. d’Elvert, Beiträge LXI. - Ders., Erzbis­ tum 303f. - Notizenblatt 1895, 95. Winfried Eberhard

Literatur: M. Schmitt-J. Gremaud II, 202-206. - L. Binz, in: HS 1/3, 121f. - L. Wettstein, in: HS 1/4, 143. Pierre Louis Surchat

Ciurletti, Johann Paul (1580-1640) 1617 1617-1640

Ep. tit. Bibliensis Weihbischof in Salzburg

* 25. 3. 1580 Trient; einige Familienangehöri­ ge der C. (vgl. A. F. [—> Bd. 1648-1803] Ciur­ letti) standen seit dem 17. Jh. in kirchlichen und weltlichen Diensten des Salzburger Erz­ stiftes; 1611 Dr. theol. et iur. utr.; 3. 4. 1614 Konsistorialrat in Salzburg. Als der Chiemseer Bischof E. v. (—>) Kuenburg wegen einer Erkrankung die Funktionen eines Salzburger Generalvikars und Weihbischofs nicht mehr ausüben konnte, bestellte Erzbischof M. S. v. (—>) Hohenems C. zum Weihbischof. Die Ver­ leihung des Titularbistums Byblos erfolgte am 23. 1. 1617, die Konsekration durch Ho­ henems am 2. 4. 1617. Am 12. 4. beauftragte Hohenems ihn mit der Visitation und Spen­ dung der Firmung im Archidiakonat Salz­ burg. Bis 1618 nahm C. auch die Priesterwei­ hen der Salzburger Alumnen vor. 1619 war er

Ep. tit. Nicopolitanus Weihbischof in Olmütz

Claessens, Johann Nikolaus (um 1582-1650) 1622 1622-1647 1634-1646

Ep. tit. Acconensis Weihbischof in Münster Generalvikar des Bischofs von Münster

* um 1582 Venray (Holland); Priester des Bis­ tums Roermond; Dr. theol.; Kanoniker zu St. Severin/Köln; 8. 8. 1622 Titularbischof von Akkon; Weihbischof in Münster, amtierte ge­ legentlich auch in Osnabrück; als Weihbi­ schof zugleich Dechant und Pfarrer der Kollegiatkirche St. Ludgeri/Münster; 1626-38 In­ haber der bischöflichen Vikarie St. Andreae an der Domkirche, 1633-51 Kanoniker am Al­ ten Dom zu Münster; seit 1634 gegen den Willen des Domkapitels Generalvikar (—> Bd. 1648-1803) Ferdinands von Bayern; trat 1647 aus Altersgründen von seinen Ämtern zurück; tl.4. 165O;(Z1 Chor von St. Ludgeri/ Münster. Literatur: A. Tibus 167ff. - A. Schröer, Erneuerung II, 628 (Reg.). - W. Kohl, Domstift III, 258f. - Hand­ buch Münster (1933) 352. Alois Schröer

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Cles

Cles, Bernhard von (1485-1539) 1514-1539 1530 1539

Bischof von Trient Kardinal Bischof von Brixen

Bernhard von Cles wurde am 11. 3. 1485 zu Cles (Vai di Non) als Sohn des Hildebrand (Aliprando), Marschalls Erzherzog Sigis­ munds und Hofrats bei der österreichischen Regierung, und der Dorothea Fuchs von Fuchsberg geboren. 1492 war der Vater Hauptmann von Trient. Er war vom Erzher­ zog mit Zustimmung des Bischofs ernannt worden. Die C. waren eine seit dem 12. Jh. nachgewiesene Ministerialenfamilie der Bi­ schöfe von Trient. Seit 1525 Tiroler Erbland­ kämmerer, wurden sie am Ende des Jh.s zu Freiherren erhoben. Ein Ch. (—►) Fuchs von Fuchsberg war Domdekan und 1539-42 Bi­ schof von Brixen. C. hatte acht Brüder und vier Schwestern. Sein Bruder Balthasar wur­ de Hauptmann der Val di Non und der Val di Sole.

C. verlor früh seinen Vater. Den ersten Unter­ richt erhielt er auf dem elterlichen Schloß zu Cles. 1497 oder 1500 ging er nach Verona zum Studium der Rhetorik und 1504 an die Uni­ versität Bologna. 1506 war er dort Syndikus und 1508 Prokurator der deutschen Nation. 1509 erhielt er die niederen Weihen. 1511 wurde er zum Dr. iur. utr. promoviert. Im glei­ chen Jahr war er Domherr in Trient. Diese Pfründe, mit der die Würde eines Archidiakons verbunden war, wurde ihm 1512 päpst­ lich bestätigt. In Bologna hatte C. Kontakt zu bedeutenden Persönlichkeiten gefunden, dar­ unter zu M. (—>) Lang, dem späteren Erzbi­ schof und wie C. von großem Einfluß auf die kaiserliche Politik. In Bologna lernte er ferner Kardinal Giovanni de Medici, den späteren Leo X., kennen. Dieser verlieh ihm 1512 die Würde eines Apostolischen Protonotars. Die Begabung von C. wurde früh erkannt. Der Trienter Bischof G. v. (—>) Neideck zog ihn je­ denfalls nach seiner Rückkehr nach Trient so­ gleich als Mitarbeiter bei der kaiserlichen Statthalterei in Verona heran. 1513 berief der Kaiser ihn in die Regierung nach Innsbruck. 1514 nahm C. an einer päpstlichen Visitation des Minoritenklosters zu Bozen teil. Nach dem Tod Neidecks wählte das Trienter Kapitel am 12. 6. 1514 einstimmig C. zum Nachfolger. Kardinal Lang und der aus Dal­ matien stammende Trienter Domdekan Jaco­ po Bannisio, die sich ebenfalls für eine Kan­ didatur bereit hielten, zog das Kapitel nicht in Betracht. Bannisio erklärte die Wahl für ungültig, da sie in seiner Abwesenheit statt­

gefunden hatte, konnte sich damit aber in Rom nicht durchsetzen. Im Gegensatz zu sei­ nem Vorgänger erhielt C. sehr bald, am 25. 9. 1514, die päpstliche Wahlbestätigung, ob­ wohl er mit deren Einholung wegen der Som­ merzeit, vor allem aber wegen der schwieri­ gen Finanzlage des Bistums gezögert hatte. Zwischen 8. und 11. 9. 1515 wurde er zum Priester und Bischof geweiht. Er erneuerte die Verträge mit der Grafschaft Tirol, hielt eine erste Diözesansynode und kündigte eine Visitation an. 1521 erhielt er auf dem Reichs­ tag zu Worms von Karl V. die Regalien. Auch unter C. blieb das Bistum in den Italien­ krieg Maximilians involviert. Im Oktober 1514 folgte C. Neideck als Gouverneur von Verona nach. Zugleich trat er in engen Kon­ takt zu Mailand. Von 1515 bis 1521 waren zahlreiche Mailänder Emigranten, darunter Francesco Sforza, seine Gäste in Trient. Ange­ sichts dieses politischen Engagements erwies sich eine militärische Sicherung des Bistums, besonders nach dem französischen Sieg bei Marignano (1515), als unabweisbar. Beim Friedensschluß von Brüssel (1516) wurde C. zum Kommissar für die Übergabe Veronas an Frankreich bestimmt. Diese erfolgte am 15. 1. 1517. Nach dem Veroneser Zwischenspiel, das zwei Trienter Bischöfe lange in Anspruch genommen hatte, konnte C. endlich in seine Stadt zurückkehren.

Die große Politik beanspruchte den wenig mehr als 30jährigen Bischof immer mehr und hielt ihn von seiner Diözese fern. 1518 war er beim Reichstag zu Augsburg, und nach dem Tod Maximilians nahm er an der Interimsre­ gierung teil. Danach war er Mitglied einer Kommission, die das österreichische Erbe von Karl und Ferdinand von Habsburg in Be­ sitz nahm. Zugleich war er für die Wahl Karls zum römischen König tätig und am 28. 6. 1519 bei dessen Einzug in Frankfurt anwe­ send.

Inzwischen war in Deutschland der Streit um Luther ausgebrochen. Er wurde nicht nur zu einem Thema der großen Politik, sondern er bestimmte auch das persönliche Leben von C. Obwohl er Luther ablehnte, unterhielt er gute Beziehungen zu dessen Landesherrn, dem sächsischen Kurfürsten Friedrich dem Wei­ sen. Die Lutheraner respektierten dagegen ih­ rerseits C. als fähigen und fairen Juristen. Schon Ende 1518 hatte er in päpstlichem Auftrag über die Luthersache verhandelt, und im Dezember 1520 vermittelte C. in päpstli­ chem Auftrag den Kontakt Aleanders mit Kurfürst Friedrich. Am Reichstag zu Worms im Jahre 1521 nahm er zwar für kurze Zeit

Cles teil, doch war er beim Auftreten Luthers nicht mehr anwesend. Schon im März war er nämlich nach Trient zurückgekehrt, nachdem Karl V. dem Bistum das 1509 von Venedig zu­ rückeroberte Riva zurückgegeben hatte. Bezüglich der beiden Habsburger entschied C. sich für Ferdinand. Schon bei den Vorver­ handlungen für die Brüsseler Verträge über die Teilung der Erbschaft im Februar 1522 vertrat er diesen, und bald danach trat er in dessen Dienst (Rill). Seit Mai 1522 war er Fer­ dinands Kanzler, seit Juni Präsident des öster­ reichischen Hofrates. Dennoch übernahm er immer wieder auch Aufträge Karls V, der ihm eine jährliche Pension von 2 000 Duka­ ten zusicherte. Ferdinand war ebenfalls dar­ auf bedacht, ihm zusätzliche Einnahmen zu verschaffen, und verteidigte ihn gegenüber den Ministern Karls. Er nannte ihn wieder­ holt „observantissimus et studiosissimus ser­ vitor, de domo nostra Austriaca longe maxime meritus“. Auf dem Nürnberger Reichs­ tag von 1522-23 arbeitete C. eng mit Nuntius Francesco Chieregati zusammen. Er war dort Mitglied einer Spezialkommission, die sich mit Luther befaßte. Ungeachtet des Mißerfol­ ges dieses Reichstages erkannte Hadrian VI. seinen Einsatz an.

Das Verhältnis von C. zur römischen Kurie wandelte sich nach der Thronbesteigung Cle­ mens’ VII. Während er das Papsttum weiter­ hin verteidigte, kam es wegen der Politik des neuen Papstes zu mancherlei Spannungen. Dennoch blieb C. auch für Nuntius Girolamo Rorario der zuverlässigste Partner am Hof Fer­ dinands. Nach einem fehlgeschlagenen Ver­ such vom November 1523, die deutschen pro­ testantischen Staaten doch noch zu einem Vertrag mit dem Papst zu bewegen, bedankte dieser sich bei ihm und deutete die Möglich­ keit einer Berufung in das Kardinalskolle­ gium an. Um so härter empfand C. dann 1524 den gegen ihn aus Rom erhobenen Vorwurf, der Protestantismus dringe in sein Bistum ein. Weil er sich nicht persönlich nach Trient begeben konnte, wies er seine Vikare umso strenger an, ernsthaft gegen die Neuerung vorzugehen. Im November 1524 erließ er prä­ zise Angaben für eine Pastoralvisitation. Im Juni und Juli des gleichen Jahres nahm er an einem Konvent der süddeutschen Fürsten in Regensburg über die Klerusreform teil. Dabei knüpfte er enge Kontakte zu Nuntius Lorenzo Campeggi, dessen Überzeugungen er teilte. Er hielt die Lage in Deutschland für verzweifelt und warf Clemens VII. vor, daß er mit seiner Politik die antirömische und antiklerikale Stimmung noch weiter schüre (Rill).

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Anfang Mai 1525 brach auch im Hochstift Trient der Bauernaufstand los. Daraufhin zog C. sich zunächst nach Riva zurück, von wo er sich gegebenenfalls zu einer italienischen Macht hätte flüchten können. Im Juni kehrte er jedoch auf Bitten seiner Vikare und auf den Rat Ferdinands in seine Stadt zurück. Am 22. 6. wurde er zum Generalbevollmächtigten für ganz Tirol ernannt. Nachdem die Bauern En­ de August Trient noch ernsthaft bedroht hat­ ten, wurde ihr Aufstand Anfang September niedergeschlagen. Die von C. angeordneten Strafen entsprachen zeitgenössischem Recht und Brauch und dem Verantwortungsgefühl des Landesherrn.

Nach dem Bauernkrieg erreichte der Einfluß von C. am Hofe Ferdinands seinen Höhe­ punkt. Anstelle des zuvor maßgebenden Kar­ dinals Lang und des Gabriel von Salamanca, Grafen von Ortenburg, wurde er nun zum wichtigsten Ratgeber des Erzherzogs. Am 1. 1. 1526 wurde er Präsident des Geheimen Ra­ tes. 1527 assistierte er in Prag bei der Krö­ nung Ferdinands zum König von Böhmen, und einen Tag später krönte er dessen Gemah­ lin Anna. Von Februar 1528 bis zum Januar 1539 war er Großkanzler. 1529 nahm C. am ergebnislos verlaufenden Reichstag von Speyer teil. Im Februar 1530 begab er sich mit einem Gefolge von 250 Per­ sonen nach Bologna, um Ferdinand bei der Kaiserkrönung seines Bruders Karl zu vertre-

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Cles

ten. Am 9. 3. 1530 wurde ihm endlich nach vielen vorausgegangenen Versprechungen das Kardinalat verliehen und S. Stefano Ro­ tondo als Titelkirche zugewiesen. Am 11. 4. nahm er im Dom zu Trient das rote Birett durch Campeggi entgegen. Im Dezember des gleichen Jahres weilte er in Köln, um die Wahl Ferdinands zum römischen König vor­ zubereiten. Diese erfolgte am 5. 1. 1531. Im Juli 1532 überwies Karl C. die Einkünfte des Bistums Eine bei Perpignan in Höhe von 2 000 Scudi. Von Dezember 1532 bis Februar 1533 nahm C. als Vertreter Ferdinands an den Gesprächen von Kaiser und Papst in Bologna teil.

Auch in den Zeiten größter politischer Bean­ spruchung blieb C. für die Religionsfrage tä­ tig. In seinem Auftrag stellte der Wiener Bi­ schof J. (—») Fabri ein Verzeichnis der Irrtü­ mer Luthers zusammen. Um die Diskussion über die Luthersache voranzutreiben, er­ wirkte C. die päpstliche Erlaubnis, Ordens­ leute auch ohne Zustimmung ihrer Oberen für Konfessionsgespräche zu gewinnen. Er gab jedoch im Laufe der Jahre die Hoffnung auf eine friedliche Lösung des Konfliktes auf und sprach sich 1530 zu Beginn des Augsbur­ ger Reichstages für ein militärisches Vorge­ hen aus. Ferdinand schlug dagegen unter dem Einfluß kompromißbereiter Räte einen toleranteren Kurs ein. Dadurch geriet der Ein­ fluß von C. bei Hof in eine Krise. Dazu kamen Intrigen des Papstes gegenüber den Habsburgern, der päpstliche Widerstand gegen den Konzilsplan und seine Geringschätzung der Interessen Ferdinands. Dies brachte C. in sei­ ner Doppelrolle als Erster Minister und als Kardinal in eine unerträgliche Lage. 1533 äu­ ßerte er gegenüber Nuntius Pietro Paolo Vergerio, alle weitere Mühe sei nutzlos. Dem Kö­ nig bot er wiederholt seinen Rücktritt an, um sich ausschließlich seiner Diözese zu wid­ men. Als sich 1534 der Tod Clemens’ VII. ab­ zeichnete, gab es Kräfte am Hofe Ferdinands, die C. die Tiara verschaffen wollten, doch ei­ nigten Frankreich und der Kaiser sich statt­ dessen auf Alessandro Farnese. Die Thronbesteigung Pauls III. eröffnete C. neue kirchenpolitische Perspektiven, denn der neue Papst stand dem Konzilsgedanken positiv gegenüber. Daher ging C. 1535 wegen der Verlängerung der Nuntiatur Vergerios nach Wien. Ende 1535 kehrte er mit dem viel­ leicht schwierigsten Auftrag seiner Laufbahn nach Italien zurück. Er sollte nämlich bei Karl V. um Verständnis für den Wojwoden von Transilvanien, Giovanni Zapolya, wer­ ben, um damit die Einflußnahme Karls auf

die Interessen Ferdinands in Ungarn zu ver­ ringern. Kompromißverhandlungen zwischen beiden Brüdern, um die C. sich 1536 in Nea­ pel bemühte, führten jedoch nicht zum ErfolgWährend der letzten Lebensjahre spielten re­ ligiöse Fragen eine immer wichtigere Rolle für C. Dabei verfolgte er vor allem die Einbe­ rufung des Konzils und die Reform seiner Di­ özese. 1536 beauftragte Paul III. acht Kardinäle, darunter C., mit der Abfassung der Ein­ berufungsbulle. C. konnte diese Einladung wegen anderer Verpflichtungen nicht anneh­ men, übersandte aber die von Fabri erarbeite­ ten „praeparatoria futuri universalis nuper indicti Concilii“. Anläßlich der Übergabe der Einberufungsbulle an Ferdinand durch den Nuntius hielt C. eine bedeutende Eröffnungs­ rede.

Nachdem frühere Versuche nicht zum Ziel ge­ führt hatten, nahm C. nun auch die Reform­ programme und eine Generalvisitation in der Diözese in Angriff. Wegen seiner politischen Aufgaben konnte er diese 1537 und 1538 nicht persönlich vornehmen. Nach enttäu­ schenden Erfahrungen mit seinen Weihbi­ schöfen übertrug er diese Aufgabe dem Provi­ kar Alberto degli Alberti und dem Pfarrer von S. Maria Maddalena zu Trient, Giorgio Akkerle. Es waren dies die ersten Trienter Visita­ tionen, deren Akten sich erhalten haben. Sie hatten keinen pastoralen, sondern einen ad­ ministrativen und disziplinären Charakter und nahmen die tridentinische Reform nicht voraus. Sie entsprachen eher den Optionen Bischof Neidecks und jenen Reformanliegen in der Reichskirche des frühen 16. Jh.s, wie sie im Regensburger Libell von 1524 formu­ liert worden waren.

Gegenüber der lutherischen Bewegung vertrat C. in seinen letzten Lebensjahren nicht nur einen kritischen, sondern einen völlig ableh­ nenden Standpunkt. Er erhoffte eine Lösung nur noch auf militärischem Weg und kriti­ sierte den Kaiser, der nach seiner Meinung um jeden Preis Frieden mit den anderen Für­ sten hätte schließen sollen, um die Protestan­ ten, zur Not mit Waffengewalt, in den Schoß der katholischen Kirche zurückzuführen (Rill). C. war nicht nur Politiker und Kirchenmann, sondern er tat sich auch als Kunstliebhaber und Mäzen hervor. Vom Geist des Humanis­ mus und der Renaissance beeinflußt, vermit­ telte er der Trienter Kultur seiner Zeit beacht­ liche Impulse. Für seine Residenzstadt traf er bis heute fortwirkende urbanistische Ent­ scheidungen. Schon 1515 beauftragte er An-

Cles - Closen tonio de Vigolo mit der Begradigung und Ver­ breiterung der Straßen, der Verbauung der Fersina und dem Bau von Brücken. Die den Hauptstraßen zugewandten Gebäude mußten nach bestimmten ästhetischen und prakti­ schen Gesetzen restauriert werden. Holz mußte durch Stein ersetzt und auf die An­ sehnlichkeit Wert gelegt werden. Trotz man­ chen Widerspruchs konnte C. sein Programm durchsetzen. Die wichtigsten Zeugnisse sei­ ner Bautätigkeit bilden die Straßen des Stadt­ zentrums, Kuppel und Kampanile des Do­ mes, die am Ende des 19. Jh.s jedoch verän­ dert wurden, S. Maria Maggiore und der sog. Magno Palazzo des Castello di Buon Consi­ glio. Auch die unter C. erbauten Kirchen in Civezzano und Cles sind erwähnenswert. Darüber hinaus wurden an zahlreichen Bur­ gen Arbeiten durchgeführt.

1528 erließ C. neue Trientiner Statuten, für die er das Werk des Juristen Antonio Quetta heranzog. Er erwarb verstreute Stücke für das bischöfliche Archiv zurück und veranlaßte ein Verzeichnis aller Besitzurkunden des Bis­ tums („Codex Clesianus“) in elf Bänden. Zu zahlreichen Literaten und Humanisten seiner Zeit, so zu Pietro Andrea Mattioli, F. (—>) Nau­ sea, Pietro Aretino, Pietro Bembo und Eras­ mus von Rotterdam, unterhielt er brieflichen Kontakt. Mit dem Letztgenannten verbanden ihn, wahrscheinlich seit 1520, freundschaftli­ che Beziehungen. 1529 lud C. ihn ein, seinen Sitz in Trient zu nehmen, und sicherte ihm eine Ausstattung zu, die die von Ferdinand versprochene noch übertraf. Die gesamte Ak­ tivität von C. wurde durch eine sorgfältige Fi­ nanzverwaltung unterstützt.

Am 10. 8. 1538 übertrug Paul III. C. zusätzlich die Verwaltung der Diözese Brixen, die unter (—0 Andreas von Österreich stark herunterge­ kommen war. Im Januar 1539 legte C. alle po­ litischen Ämter nieder. Am 17. 3. trat er die Regierung seiner neuen Diözese an, und am 13. 7. hielt er dort feierlichen Einzug. Er ent­ warf sogleich ein Reformprogramm für den ausgedehnten Sprengel, doch war seine Ge­ sundheit schon beeinträchtigt. Er starb am 30. 7. 1539 zu Brixen und wurde in der Kathedra­ le zu Trient beigesetzt. „Der wendige und fähige Politiker C. ist kaum vom verantwortungsbewußten Seelsorger zu scheiden, obwohl das Politische bei ihm überwog. Die Vertreter der Gegenreformation und vor allem die Nuntien lobten ihn über alle Maßen, doch machten die wenigen Pasto­ ralvisitationen ihn noch nicht zum Reformbi­ schof. Sein eigentliches Feld war vielmehr der Hof. Sein Einfluß auf Ferdinand war groß,

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wenn auch nicht immer präzise auszuma­ chen. Man sagte, C. könne nicht ohne den Kö­ nig, und Ferdinand nicht ohne ihn bestehen“ (Rill). C. gilt als der bedeutendste unter den Bischöfen von Trient. Literatur: R. Tisot, Ricerche sulla vita e sull’epistolario di Bernardo Cles (1485-1539) (Trento 1969). G. Rill, in: DBI 26 (1982) 406-412 (Lit). - M. Weiber (Hg.), Bernardo Cles e il suo Doppio (Trento 1985). R. Festi, Bernardo Cles. Iconografia (Trento 1985). La biblioteca del cardinale Bernardo Clesio, a cura della Biblioteca Comunale di Trento (Trento 1985). P. Prodi (Hg.), Bernardo Cles e il suo tempo. Atti del convegno tenuto a Trento 1985, 2 Bde. (Roma 1988). - G. Cristoforetti, La visita pastorale del Cardinale Bernardo Clesio alia diocesi di Trento. 1537-1538 (Bologna 1989). Severino Vareschi

Closen, Wolfgang von (1503-1561) 1556-1561

Bischof von Passau

Wolfgang von Closen wurde 1503 als Sohn des Älban v. C. zu Stubenberg und Haiden­ burg und der Anna von Fraunberg zu Haiden­ burg geboren. Er hatte zwei Brüder, die im Dienste des Herzogs von Bayern standen, so­ wie zwei Schwestern. Margarete war 1546-51 Äbtissin der Benediktinerinnenabtei Nie­ dernburg in Passau, Anna Katharina 1555-65 auf Frauenchiemsee. Die C. gehörten zum niederbayerischen Turnieradel und hatten ei­ nige Generationen lang das Amt des Erbmar­ schalls in Niederbayern inne. C.s Vater war früh in herzogliche Dienste getreten. Er wur­ de 1514 herzoglicher Rat und Hofmarschall des jungen Herzogs Ludwig X. und 1522 Hauptmann (Viztum) des Rentamtes Burg­ hausen. Durch seine Heirat hatte er die alte Fraunberger Herrschaft Haidenburg bei Vils­ hofen erworben, die für C. als Bischof eine be­ queme Fluchtstätte vor den Aufgaben seines Ämtes werden sollte.

C. verbrachte die Jugendjahre in Haidenburg. 1526 besuchte er die Landesuniversität Ingol­ stadt und erhielt 1529 eine Domherrnstelle in Regensburg; in Passau ist er seit 1538 als Domherr nachweisbar. 1552 wählte das Re­ gensburger Domkapitel C. zum Dekan. Seiner Verbindlichkeit und seiner soliden Ausbil­ dung verdankte C. es wohl, daß er als Senior capituli in Passau gegen mehrere Kandidaten am 20. 12. 1555 von neun der 15 wahlberech­ tigten Kapitulare zum Bischof gewählt wur­ de. Wie bei der Wahl W.s v. (—>) Salm hatten die Domherren dabei neben ihrem persönli­ chen Vorteil auch den des Bistums im Auge. So wurde der neue Bischof dazu verpflichtet,

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Closen - Coeffeteau

zwei Priesteramtskandidaten an einer Univer­ sität studieren zu lassen, um sie nach der Pro­ motion im Dienst des Bistums zu verwenden. Außerdem sollte er wegen des Priesterman­ gels für den Unterhalt und die tägliche Ver­ pflegung von 24 armen Studenten aufkom­ men, wie es bereits sein Vorgänger getan hatte. Die Wahl erfolgte frei, da weder König Ferdinand I. noch Herzog Albrecht V. von Bayern einen Kandidaten besonders unter­ stützten. Zunächst beschwor der Neugewählte die Wahlkapitulation. Albrecht V. bat er um Emp­ fehlungsschreiben an den Papst und an wich­ tige Kurienkardinäle, um die Konfirmation zu erhalten. Ein großes Problem bildete das Servitium commune der Passauer Bischöfe, das bis zum Ende des Alten Reiches 5 000 Gold­ gulden betrug. Damit stand Passau bezüglich der Höhe der Konfirmationstaxe an siebter Stelle unter den Bistümern des Reiches. Den Bischöfen gelang es zwar seit dem 15. Jh., Er­ mäßigungen zu erhalten, aber die Taxe als sol­ che wurde nicht geändert. Im Verein mit Fer­ dinand I., Albrecht V und dem Salzburger Erzbischof M. v. (—►) Kuenburg versuchten C. und sein Kapitel, eine Ermäßigung auf 500 Goldgulden zu erreichen. Am 12. 6. 1556 wurde C. konfirmiert. Nach den Aufzeich­ nungen des Domherrn U. v. (—>) Trennbach, der später ebenfalls Bischof von Passau wur­ de, umfaßte die Ausgabenliste 56 Einzelpo­ sten von zusammen 2142 Dukaten und 11 Juliern an Taxen für die Bestätigung.

Am 13. 7. 1556 übernahm C. im Dom in Ge­ genwart des Domkapitels, des Hofstaates, des Stadtrates und 30 Abgeordneter der Bürger­ schaft die Regierung. Am 11. 10. 1556 erteilte Kuenburg ihm die Bischofsweihe. Einen Tag später feierte er sein erstes Pontifikalamt. Schon 1557 erkrankte C. an der Gicht. Daher wurde ihm schon zur Regalien-Investitur im Juli 1558 die Reise nach Wien erlassen. We­ gen seiner Krankheit war C. immer seltener in der Lage, die Pontifikalhandlungen vorzu­ nehmen. Schließlich mußte er sogar die Re­ gierungsgeschäfte dem Hofrat überlassen, der aber letztlich nicht regieren, sondern nur ver­ walten konnte. 1557 veranlaßte C. eine Unter­ suchung wegen Häresieverdacht gegen den Propst von St. Nikola bei Passau und die Äbte von Osterhofen und Aldersbach. Die Erstge­ nannten verließen wenig später ihre Konven­ te und heirateten; in Aldersbach drang das Luthertum ein. 1558 veranstaltete C. in Pas­ sau eine Diözesansynode, die sich mit der im­ mer weiter voranschreitenden Reformation beschäftigte.

Die Krankheit scheint den Charakter von C. nachteilig beeinflußt zu haben, denn der zu­ vor so umgängliche und leutselige Bischof wurde nun hart und streitbar. Besonders das Domkapitel bekam dies zu spüren, als es da­ gegen protestierte, daß C. sich häufig in Hai­ denburg aufhielt und die Einkünfte des Hoch­ stifts für den Ausbau seiner Familienherr­ schaft in Anspruch nahm. Schließlich zog sich der Schwerkranke fast ganz nach Hai­ denburg zurück, wo ihn sein Bruder, der Erb­ marschall von Niederbayern, zugunsten der Reformation zu beeinflussen suchte. Den­ noch vertrat C. katholische Grundsätze. So lehnte er 1556 die Einführung der Kelchkom­ munion aufgrund der herzoglich bayerischen Deklaration vom gleichen Jahr ab. Im An­ schluß an den Salzburger Kongregationstag von 1559 erließ er ein Mandat, das zur Re­ form des Klerus aufrief und für das Abwei­ chen von der katholischen Lehre und für Kle­ rikervergehen kanonische Strafen androhte. Er verbot ferner die Aufnahme von Gesellpriestern, die keinen Abschiedsbrief des Offi­ zials bzw. des Dekans vorlegen konnten, um das Eindringen verdächtiger Geistlicher zu unterbinden. C. starb am 7. 8. 1561. Er wurde in der Domkirche zu Passau beigesetzt. Literatur: J. N. Buchinger 304-312. - K. Schrödl 336f. - L. H. Krick, Stammtafeln 61. - J. Oswald, Domkapitel 184-188. - B. Kaff 391 u. ö. - A. Leidl, Bischöfe 35. - R. Weiß, Die Wahl Wolfgangs von Closen zum Bischof von Passau und die Schwierig­ keiten bei der päpstlichen Bestätigung dieser Wahl (1555/1556], in: OG 27 (1985) 82-95. - W. Ziegler, Reformation. August Leidl

Coeffeteau, Nicolas (OP) (1574-1623) 1617 1617-1621 1621-1623

Ep. tit. Dardaniensis Weihbischof in Metz Bischof von Marseille

* 1574 Saint-Calais (Diözese Le Mans) als Sohn des Nicolas C. und der Marie Legeay; Dominikaner; seit 1590 Studium am General­ studium seines Ordens bei Saint-Jacques in Paris; 1600 Dr. theol. und seitdem Professor; 1606-09 Generalvikar der Dominikaner in Frankreich. C. trat als Prediger und Schrift­ steller hervor. Zusammen mit Franz von Sales veröffentlichte er als einer der ersten theolo­ gische und geistliche Werke in französischer Sprache. Seit 1608 Prediger Heinrichs IV., war er wie A. (—>) Valladier bei Hof gut einge­ führt. 1610 hielt er dem König eine Leichen­ rede. Ludwig XIII. nahm ihn als Administra­ tor der Diözese Metz für seinen Halbbruder

Coeffeteau - Coret

(—►) Heinrich von Bourbon-Verneuil in Aus­ sicht, da dieser noch sehr jung war und keine Neigungen für die Laufbahn als Bischof zeig­ te.

2. 6. 1617 Titularbischof von Dardanis und Weihbischof in Metz; C. tat sich durch großen Eifer hervor. Als Prediger setzte er sich mit den Protestanten auseinander. Wie A. (—>) Fournier auf die Durchführung der Beschlüs­ se des Tridentinums bedacht, widmete er sei­ ne Aufmerksamkeit besonders der Disziplin des Ordensklerus. 1621 visitierte er die ge­ samte Diözese. Obwohl seine Wirksamkeit in der Linie seiner Vorgänger lag, schöpfte er doch aus anderen Quellen. Er war zwar kein Vorläufer von Port-Royal, doch unterschieden sich sein Gailikanismus und seine antijesuiti­ sche Einstellung deutlich von den Optionen des Kardinals (—>) Karl von Lothringen. Das hinderte ihn allerdings nicht daran, den Je­ suiten zu Metz die ehemalige Abtei Saint-Eloi zu übertragen, wo sie 1622 mit dem Unter­ richt begannen. Mit C. begann für die Diözese Metz insofern eine neue Zeit, als ihre Verbin­ dung mit dem Königreich jetzt auch zu ihrer Eingliederung in die gallikanische Kirche führte. C. setzte trotz seiner seelsorglichen Aufgaben auch sein literarisches Wirken fort. Am 22. 8. 1621 zum Bischof von Marseille nominiert, konnte er das Bistum wegen Erkrankung nicht übernehmen. + 21. 4. 1623; □ SaintJacques Paris. Schriftenverzeichnis: A. Calmet IV, 294f. Literatur: A. Calmet VI, 698. - J.-B. Pelt 382. - P. Delattre III, 229-248. - M. H. Laurent, in: DHGE 13 (1956) 191f. - R. Limouzin-Lamothe, in: DBF 9 (1961) 99. - H. Tribout de Morembert, Metz 111120. - R. Taveneaux, Jansenisme 98. - G. Michaux.

Louis Chätellier

Coret, Niccolö de (1532-1591) 1575-1591

Bischof von Triest

Niccolö de Coret wurde 1532 als Sproß der adeligen Familie der Coret im Nonstal (Di­ özese Trient) geboren. Er wurde Domherr von Aquileja und erhielt die Propstei Maria Saal im Kärntner Teil der Erzdiözese Salzburg. Diese behielt er auch als Bischof bei. Später war er Rat und Hofkaplan von Erzherzog Karl in Graz. Dieser nominierte nach dem Tod des Triester Bischofs A. (—►) Rapicio am 1. 3. 1574 Giacinto Frangipane di Castello zum Nachfol­ ger, doch starb dieser am 8. 11. 1574, ohne die päpstliche Bestätigung erlangt zu haben.

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Während Papst Gregor XIII. nun das Bistum dem Franziskaner Francesco Sporeno verlei­ hen wollte, nominierte Erzherzog Karl am 3. 12. 1574 C. Dabei spielten Pläne für die Ge­ genreformation in Innerösterreich eine Rolle. Die päpstliche Bestätigung folgte am 28. 2. 1575. C. nahm als Bischof weiterhin weltliche und kirchliche Vertrauensaufgaben seines Landes­ herrn wahr. 1588 leitete er die von Papst Six­ tus V. autorisierte Kommission, die sich mit dem Plan zur Errichtung von Bistümern in Görz und Völkermarkt befaßte. Diese sollten die Seelsorge in den zum Patriarchat Aquileja und zur Erzdiözese Salzburg gehörenden Tei­ len Innerösterreichs verbessern.

Als C. sein Amt antrat, war das Bistum Triest sehr vernachlässigt, da seine Vorgänger sich wenig darum bemüht hatten. Die starke Prä­ senz oder zumindest die Sympathien für die Reformation beunruhigten die römische Ku­ rie wie auch den Hof des Erzherzogs. 1578 schrieb Nuntius Feliciano Niguarda, Triest sei nahe daran, zur Reformation überzuge­ hen. Im übrigen bekannte sich im benachbar­ ten Krain die Mehrheit von Adel und Bürger­ schaft dazu, und auch in den venezianischen Diözesen Istriens und in Görz stellten die Lu­ theraner einen bedeutenden Anteil der Bevöl­ kerung.

C.s Bemühungen um die katholische Erneue­ rung und um Unterdrückung der reformatori­ schen Bewegung stießen vor allem in Triest auf hartnäckigen Widerstand. 1570 forderte Erzherzog Karl die örtlichen Behörden dazu auf, die bischöflichen Maßnahmen zu unter­ stützen. 1581 ordnete er an, daß C. gegen jene Mitglieder des Stadtrates einschreite, die Beichte und Kommunion unter dem Vorwand verweigerten, sie seien im Streit mit anderen Gruppen. Wahrscheinlich sympathisierten sie mit der Reformation. Der Stadt mangelte es vor allem an seelsorglich aktiven Ordens­ leuten. So wurde z. B., obwohl für Sonn- und Feiertage in allen Pfarrkirchen vorgeschrie­ ben, tatsächlich - und zwar auch im Advent und in der Fastenzeit - nur in Triest und in den drei Kollegiatkirchen der Diözese gepre­ digt. In zwei Schulen wurde Religionsunter­ richt erteilt. Dem mangelnden Ausbildungs­ stand des Klerus suchte C. zu begegnen, in­ dem er meist ein oder zwei Studenten in das von Jesuiten geleitete Seminar zu Graz schickte. 1580 nahm er in sein eigenes Haus vier Seminaristen auf. Da der Priestermangel auch durch die geringen kirchlichen Ein­ künfte bedingt war und sich kaum slawisch­ sprachige Kandidaten für die Pfarreien im

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Coret - Coronini

Hinterland von Triest fanden, gestattete Papst Gregor XIII. ihm 1579 die Zulassung unehe­ lich Geborener zu den Weihen. C. pflegte regelmäßigen Kontakt zur römi­ schen Kurie. 1586 begab er sich persönlich zum Ad-limina-Besuch nach Rom, während er 1590 eine ausführliche Relatio status vor­ legte, sein Fernbleiben dagegen mit seinem spärlichen Einkommen von nur 1000 fl. be­ gründete. Die Visitation der Pfarreien nahm er persönlich oder durch seinen Generalvikar vor. 1583 hielt er eine Diözesansynode ab, die sich vor allem mit Reformanliegen befaßte.

Über die Lage der 15 Triestiner Pfarreien und 24 Kuratien auf venezianischem Staatsgebiet gibt eine Visitation des Veroneser Bischofs Agostino Valier Auskunft, die dieser 1580 in apostolischem Auftrag durchführte. Während das religiöse Leben in den Bruderschaften be­ achtlich war, konstatierte der Visitator eine allgemeine Verbreitung des Priesterkonkubi­ nates. Es wurde von der Bevölkerung tole­ riert, und Valier betonte, daß es unmöglich sei, alle Konkubinarier aus ihrem Amt zu ent­ fernen, da die Gläubigen sonst ohne Klerus blieben. Valier ordnete die Entfernung der Frauen aus den Pfarrhäusern an. Von 37 Prie­ stern wurden 17 unter Anklage gestellt und verurteilt, davon fünf seit 1558 zum zweiten Mal. Da die venezianischen Behörden der Amtsausübung C.s immer wieder Hinder­ nisse bereiteten, bemühte dieser sich darum, daß 1582 der Bischof von Parenzo die auf ve­ nezianischem Staatsgebiet liegenden Pfarrei­ en visitierte. C. erweiterte die bischöfliche Residenz zu Triest. Auf seine und des Stadtrates Bitten de­ kretierte Erzherzog Karl 1583 die Ausweisung der Juden aus der Stadt, doch wurde diese Maßnahme nicht konsequent durchgeführt.

Am Ende von C.s Amtszeit hatte sich die kirchliche Lage nach dem Statusbericht von 1590 gebessert. Darin erklärte C., die Bestim­ mungen des Konzils von Trient seien einge­ führt, doch wurde die Liturgie weiterhin nach aquilejanischem Ritus gefeiert. Auch die Reform des Benediktinerinnenklosters zu Triest hatte Fortschritte gemacht. Anhänger der Reformation gab es nach C. nur noch un­ ter einigen deutschen Adelsfamilien auf Schlössern im Hinterland der Stadt. C. starb im März 1591. Quellen: ASV, S. Congr. Cone. Relationes 790 e 1579 Istriae, Visitatio Apostolica dioecesis Tergestinae. Literatur: Monumenta Eccl. Trid. 301. - G. Mainati III, 118-142. - M. Premrou, Vescovi triestini II, 13f. - L.-M. Tacchella 105-160. - F. Salimbeni, Le lette-

re di Paolo Bisanti vicario generale del Patriarca di Aquileia (1577-1587) (Rom 1977) 65. Luigi Tavano

Coronini (Caronino, Coroninus), Pompeo (um 1581-1646) 1625-1631 1631-1646

Bischof von Pedena Bischof von Triest

Pompeo Coronini wurde um 1581 zu Görz als Sohn des Orfeo C., Freiherrn von Prebacina und Gradiscuta und Herrn von Gologoriza, und der Lukretia geboren. Die Humaniora und Philosophie studierte C. bei den Jesuiten in Laibach und Graz, die Rechte in Bologna (Dr. iur. utr.). Nach der Promotion erhielt er durch den Patriarchen Hermolano Barbaro von Aquileja die erste Tonsur. Zugleich er­ hielt er das Domdekanat in Laibach, doch er­ bat der Salzburger Erzbischof P. v. Bd. 1648-1803) Lodron sich den begabten Juri­ sten für drei Jahre als Berater. Am 8. 9. 1624 spendete er ihm die niederen Weihen. Ver­ mutlich fiel damals die Entscheidung Kaiser Ferdinands II., C. zum Bischof von Pedena zu nominieren. Die päpstliche Bestätigung er­ folgte am 21. 4. 1625. C. blieb bis 1628 zu­ gleich Domdekan in Laibach.

C. trat entschlossen für die kirchlichen Rech­ te und für die Verwirklichung der tridentinischen Reformen ein. 1627 visitierte er sein Bistum, 1628 berichtete er darüber in der Sta­ tusrelation. Seit 1634 bemühte er sich um Er­ richtung eines Mons pietatis, die 1636 kaiser­ lich genehmigt wurde. Als Bischof von Pe­ dena vertrat er den Kaiser auf dem Landtag zu Görz. 1627 und 1628 bemühte er sich um die Rückgabe des immer noch beschlagnahm­ ten Bistumsbesitzes. Seit 1629 nahm er bi­ schöfliche Handlungen im habsburgischen Teil des Patriarchates Aquileja vor.

Am 27. 1. 1631 auf kaiserliche Nomination nach Triest transferiert und am 24. 3. inthro­ nisiert, setzte C. auch dort sein Bemühen um die Reform fort. Er errichtete auch in Triest einen Mons pietatis. C. war ein begabter Dichter und Schriftsteller lateinischer Sprache. Von seinen Schriften sind nur Assertiones politicae de Republica erhalten, die er Erzherzog Ferdinand wid­ mete. C. starb am 14. 3. 1646 in Triest. Er wur­ de im dortigen Dom beigesetzt. Quellen: NAL, KAL 249/1. Literatur: E Ughelli 473. - G. Mainati III, 243-257. - M. Premrou, Vescovi petinensi 385. - Ders., La Se-

Coronini - Cratz disvacanza dell’episcopato petinense nel 16211625 con documenti vaticani e annotazioni, in: ArchTriest III/18 (1932) 303-308, hier: 307. - C. d. Franceschi 338f. - I. Grah 5. - M. Smole I, 62; IV, 405.-HBL2 (1989) 705f. France M. Dolinar

Craschel (Crassel), Theobald (+ 1587)

1574 Ep. tit. Cyrenensis 1574-1587 Weihbischof in Köln

* um 1511 Aachen; Dr. theol. (Köln); Mag. art. (1531); lehrte 1537-62 an der Burse Mon­ tana und 1562-87 an der theologischen Fa­ kultät in Köln, wiederholt Dekan; 1567/68 Rektor; 1540-51 Kanoniker an St. Severin in Köln; 1554 Pfarrer von St. Alban in Köln; 25. 2. 1568 durch Erzbischof S. v. (—>) Isenburg zum Weihbischof in Köln designiert; seine Bestellung wurde vom Papst verzögert, weil Isenburg zunächst um seine eigene Bestäti­ gung nachsuchen sollte; 5. 5. 1574 Titularbi­ schof von Cyrene; 8. 9. 1574 Konsekration durch Weihbischof J. (—>) Kridt von Münster; 1569 Mitglied der Visitationskommission im Vest Recklinghausen; erteilte (—>) Ernst von Bayern am 19. 6. 1577 die Priesterweihe; 4. 9. 1579 Zeuge beim Informativprozeß G.s (—>) Truchseß von Waldburg; + 31. 7. 1587 Köln; □ St. Severin in Köln.

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kleideten ebenfalls wichtige geistliche Posi­ tionen, Hugo (+ 1619) als Domherr in Mainz und Worms sowie als Propst an St. Bartholo­ mäus in Frankfurt, Johann Philipp als Dom­ herr in Trier, Worms und Speyer. Er starb 1630 als Trierer Domschoiaster. Johann Ber­ thold (t 1594), der Sohn Friedrichs, eines weiteren Bruders von C., besaß Kanonikate an den Domstiften von Mainz, Worms, Trier und Speyer. Dessen Bruder Alexander (+ 1620) war 1598 Domherr in Mainz, resignierte je­ doch 1604. H. E. (-+ Bd. 1648-1803) Cratz von Scharfenstein, Philipps Großneffe, war 1662-63 Bischof von Worms. C. begann seine geistliche Karriere vor 1560 am Wormser Domstift. 1571 stieg er dort zum Scholaster auf. Auf dieses Amt verzichtete er 1577. 1594 war er Senior des Kapitels und im gleichen Jahr Dompropst. Dem Mainzer Dom­ kapitel gehörte er seit 1562 als Domizellar und seit 1572 als Domkapitular an. 1585 wur­ de er dort Dekan. Die Wahl in das damals we­ nig geschätzte Amt nahm C. nur zögernd an.

Literatur: M. Lossen I, 41, 45, 203, 579. - J. Hansen, Informativprocess. - H. Keussen 431, 512. - A. Franzen, Visitationsprotokolle 70f. - G. v. Lojewski 227, 347. - Handbuch Köln 56. - Ch. Grebner 588. Franz Bosbach

Cratz von Scharfenstein, Philipp (1540/41-1604)

1604

Gewählter Bischof von Worms

Der im Jahre 1540 oder 1541 als Sohn des Philipp C. v. S. und der Anna von Schönen­ burg, einer Schwester des 1595 verstorbenen Wormser Bischofs G. v. (—►) Schönenburg, ge­ borene Philipp Cratz von Scharfenstein kam aus einem niederadeligen Geschlecht, dessen Stammsitz bei Kiedrich im Rheingau lag. Viele Familienmitglieder in seiner und in den nachfolgenden Generationen schlugen die geistliche Laufbahn in den Gebieten an Rhein, Main und Mosel ein. Ein Bruder von C., Hugo (+ 1625), war Dompropst in Trier und Speyer sowie Propst in St. Paulin zu Trier. Zwei Söhne seines Bruders Kaspar be­ 14 Lexikon

Nach dem Tod seines Onkels G. v. Schönen­ burg trat er 1595 dessen Nachfolge als Dom­ propst an. 1573 war er Stiftsherr und von 1593 bis zu seinem Tod Kustos in St. Viktor vor Mainz. Als 1580 der Propst von St. Bar­ tholomäus in Frankfurt starb, erhob der Calvi­ nist Hermann Adolf von Solms, ein Mitglied des Kölner Domkapitels, Anspruch auf diese Prälatur. Um der damit drohenden Säkulari-

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Cratz - Cuba

sation des Propsteivermögens zuvorzukom­ men, wählte das Kapitel auf Vorschlag des Mainzer Erzbischofs C., der in Mainz als Hof­ rat und Domkapitular eine Vertrauensstelle innehatte, zum Propst an der Wahlkirche der deutschen Könige. C. konnte sich gegen die Solmser Ansprüche behaupten. Während sei­ ner Amtszeit gelang ihm die Reorganisation der Frankfurter Propstei. 1582 übertrug man ihm die Propstei von St. Martin in Oberwesel, die er 1598 resignierte. Auch in St. Alban vor Mainz besaß C. ein Kanonikat. Ebenso wie sein Verhalten als Propst von St. Bartholo­ mäus weist sein Studiengang ihn als Anhän­ ger der katholischen Reform aus. Das vorge­ schriebene Biennium absolvierte er 1561-63 in Dole. 1569 bat er das Mainzer Domkapitel um Genehmigung eines zweijährigen Stu­ dienaufenthaltes in Rom, doch mußte er sich mit einem zusätzlichen Studium in Köln be­ gnügen. Nach dem Tode Ph.s v. (—>) Rodenstein wähl­ te das Wormser Domkapitel am 4. 5. 1604 den inzwischen 60jährigen C. zum Bischof. Die Erfahrungen des in wichtigen geistlichen und weltlichen Positionen bewährten Mannes dürften ihn ebenso empfohlen haben wie sei­ ne engen Bindungen an das Mainzer Erzstift. Auf sich allein gestellt war nämlich das klei­ ne Wormser Bistum am Beginn des 17. Jh.s kaum noch lebensfähig. Die Einführung der Reformation in der Kurpfalz hatte fast die ge­ samte Diözese dem katholischen Glauben ent­ fremdet. In weniger als 15 Orten besaßen die Katholiken noch das alleinige Recht der Reli­ gionsausübung. Auch die Besitzungen des Hochstifts waren weitgehend an die Pfalz ver­ lorengegangen. Doch die Kurfürsten waren keineswegs gewillt, sich mit den bisher er­ zielten Gewinnen zu begnügen. Durch die Be­ anspruchung des „Wildfangrechts“ versuch­ ten sie, bischöfliche Untertanen zu pfälzi­ schen Leibeigenen zu erklären. Man bemühte sich in Heidelberg sogar, in den Besitz der bis dahin katholisch gebliebenen Stifte innerhalb der Stadt Worms zu gelangen. C. konnte seine Kräfte kaum noch seinem neuen Bistum widmen. Nur wenige Wochen nach seiner Wahl, am 13. 7. 1604, verstarb er in Mainz, ohne die Bischofsweihe erhalten zu haben. Im dortigen Dom befindet sich sein Grab. Sein Herz wurde in der St. Georgskapelle des Wormser Doms beigesetzt. Literatur: G. Helwich 55. - J. E Schannat I, 438. A. L. Veit. - A. Ph. Brück, Worms. - G. Rauch, St. Bartholomäus. - Ders., Domkapitel. - E. Schwan 35, 37, 42f. Burkard Keilmann

Cuba, Dietrich von (OT) (um 1430/35-1474)

1470-1474

Bischof von Samland

Dietrich von Cuba wurde in Kaub oder Frankfurt/M. als Sohn des Johann Hochgesang aus Kaub („Cube“) geboren. Dieser war Stadt­ werk- und Büchsenmeister sowie Uhrglöck­ ner in Frankfurt. Dabei stand ihm C. seit 1450 als Gehilfe zur Seite. C. studierte zunächst in Erfurt, wo er 1453 Bacc. wurde, dann in Köln, wo er den Dr. iur. utr. erwarb. Bei Paul II. war er päpstlicher Referendar. Er trat in den Deut­ schen Orden ein und reiste im Herbst 1469 als Vertrauter des Deutschmeisters nach Preu­ ßen. Hochmeister Heinrich von Plauen er­ nannte ihn noch im selben Jahr zum Prokura­ tor des Deutschen Ordens beim Hl. Stuhl. Dieses Amt versah C. bis 1473. Bevor er Ende 1469 nach Rom ging, trug er im November dem Hochmeister den Wunsch vor, Koadjutor des über 80jährigen samländischen Bischofs N. v. (—►) Schöneck zu werden. Anfang 1470 erhielt C. die Nachricht vom Tode des Bi­ schofs und erreichte, daß der Papst ihm das vakante Bistum verlieh, noch ehe die Mittei­ lung über die am 26. 2. 1470 erfolgte Wahl des samländischen Dompropstes Michael Schönwald in Rom eingetroffen war. Von der päpstlichen Bestätigung benachrichtigte C. den Hochmeister-Statthalter Heinrich von Richtenberg am 7. 5. Am 13. 5. ernannte er Schönwald sowie den Domdechanten Johann Jucus von Ghysen zu seinen Generalvikaren. Den Geistlichen seines Sprengels zeigte er seine Bestätigung am 8. 10. 1470 an. Er selbst kam erst im September 1471 nach Preußen. Im Einvernehmen mit dem Hochmeister ord­ nete er für seine Diözese an, daß jeder er­ wachsene Christ an Sonn- und Feiertagen die Messe und Predigt zu hören, das Vaterunser und Ave Maria sowie die Zehn Gebote dem Pfarrer nachzusprechen und öffentlich zu beichten habe. Wer die Gebete nicht be­ herrschte, hatte eine Buße von drei Mark zu zahlen. Auch für die Spendung der Sakra­ mente der Buße und des Altares sollten die Gläubigen ein Entgelt entrichten. Der von den vorhergehenden Synoden geforderte Grund­ satz der Freiwilligkeit der Gaben wurde also aufgegeben. Ende 1472 ging C. wieder nach Rom. Im Som­ mer 1473 kehrte er in seine Diözese zurück. Dort kam es über die Nutzung eines von Six­ tus IV. am 23. 3. 1473 dem Bischof gewährten Ablasses zu heftigen und langwierigen Aus­ einandersetzungen mit dem Hochmeister, die am 28. 3. 1474 zur Verhaftung des Bischofs führten. Im Kerker des Ordenshauses Tapiau starb er vor dem 24. 8. 1474, wahrscheinlich

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Cuba - Dalberg

an der Pest. Er wurde, wie für einen Bischof üblich, im Dom zu Königsberg beigesetzt. Ge­ rüchte über einen gewaltsamen Tod ver­ mochte der Deutsche Orden nicht völlig zu widerlegen. Nach Schmauch war C. „ein ver­ schlagener, ränkesüchtiger Diplomat, ehrgei­ zig und stolz, prunkliebend, verschwende­ risch und leichtlebig“. Literatur: F. Hipler, Lehre 109, 130. - H. Steffen, Die soziale Lage der Pfarrgeistlichkeit im Deutschor­ densstaate, in: ZGAE 23 (1929) 81f. -E. Joachim-W. Hubatsch I, II, Reg. - K. Forstreuter, in: NDB 3 (1957) 435 (Lit.). - H. Schmauch, in: APB (1974) 132. - Ch. Schuchard 62f., 65.

Cunin (de Rosieres) (OCist) (+ 1541)

1533 1533-1541

Ep. tit. Basilitanus Weihbischof in Metz

Abt von Clairlieu (Diözese Toul); Koadjutor des Abtes Etienne de Senones von VillersBettnach (Diözese Metz); 5. 5. 1533 Titularbi­ schof von Basilis und Weihbischof in Metz; 11541. Literatur: H. Tribout de Morembert, Metz 106.

Louis Chätellier

Hans-Jürgen Karp

Dalberg, Johann von, Kämmerer von Worms (1455-1503) 1482-1503

Bischof von Worms

Johann von Dalberg wurde am 14. 8. 1455 als Sohn des pfälzischen Hofmarschalls Wolf­ gang v. D. (+ 1476) und der Gertrud von Greiffenclau zu Vollrads (+ 1502) in Oppenheim am Rhein geboren. Seine Familie besetzte im 16. Jh. wichtige kirchliche Positionen. Seine Schwester Guda war 1497 Priorin im Kloster Himmelskron zu Hochheim bei Worms und starb 1518 als Priorin in Marienberg bei Bop­ pard; eine weitere Schwester Apollonia (+ 1524) bekleidete dort das Amt der Äbtissin. D.s Vetter R. v. (^) Greiffenclau war 1511-31 Erzbischof von Trier, sein Neffe Friedrich v. D. (t 1519) Domherr in Worms und Speyer, sein Großneffe Wolfgang v. (—>) D. Domherr in Mainz und Speyer sowie 1582-1601 Erzbi­ schof von Mainz. In Oppenheim verbrachte D. seine frühe Ju­ gend und bezog dann 1466 die Universität Er­ furt, wo er 1470 Bacc. art. wurde. Anschlie­ ßend widmete er sich dort dem Jurastudium. Spätestens im Frühjahr 1473 wandte er sich nach Italien. In Pavia machte er die Bekannt­ schaft Rudolf Agricolas, der ihn für die Ideen 14*

des Humanismus begeisterte. Dessen Einfluß dürfte es auch zuzuschreiben sein, daß D. 1474 das Rektorat der Universität Pavia über­ tragen wurde. Dieses Amt übte er bis zum Sommer 1475 aus. Bei seinem Studium an der Universität Padua (1476-78) widmete er sich neben der Rechtswissenschaft vor allem dem Studium der griechischen Sprache. Ein kurzer Aufenthalt an der Universität Ingol­ stadt beendete 1478 seine Ausbildung. 1472 erhielt D. durch Nomination eine Domherrnstelle in Worms. Ein im gleichen Jahr unternommener Versuch, auch am Speyerer Dom ein Kanonikat zu erhalten, führte zu­ nächst zu Streitigkeiten und gelang endgültig erst 1478/79. Bei seiner Erhebung zum Bi­ schof von Worms 1482 resignierte D. diese Präbende. 1474 folgte eine Domherrnstelle in Trier, auf die er ebenfalls 1482 zugunsten sei­ nes Vetters Eberhard von Greiffenclau ver­ zichtete, und 1479 eine solche in Mainz. 1480 erlangte D. die Würde des Wormser Dom­ propstes, ein Amt, das mit der Position des Kanzlers an der Universität Heidelberg ver­ bunden war. Ende 1481 übertrug ihm Kur­ fürst Philipp der Aufrichtige ferner das Amt des pfälzischen Kanzlers, das er bis 1497 in­ nehatte. Das Wormser Domkapitel hatte 1349 versprechen müssen, keinen Bischof zu wäh­

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Dalberg

len, der Kurpfalz nicht genehm sei. Nach dem Tod R.s v. (—►) Sickingen griff der Pfalzgraf 1482 in den Wahlvorgang ein und ließ dem Kapitel seinen Wunsch vortragen, D. zum Bi­ schof von Worms zu erheben. Es entsprach seiner Bitte am 2. 8. 1482. Da D. das erforder­ liche Alter noch nicht besaß, erteilte ihm Papst Sixtus IV. am 9. 10. 1482 zugleich mit der Bestätigung hiervon Dispens. Die Bi­ schofsweihe erfolgte vor 1485.

D.s Wirksamkeit als Bischof war durch seine Abhängigkeit von der pfalzgräflichen Politik geprägt. Immer wieder nahm er im Dienste des Kurfürsten diplomatische Aufgaben wahr. So leitete er 1485 die pfälzische Ge­ sandtschaft zum neu ernannten Papst Inno­ zenz VIII., und 1493 vertrat er seinen Herrn bei der Totenfeier für Kaiser Friedrich III. in Wien. Auch nach seinem Bruch mit Philipp, der 1497 die Aufgabe der pfälzischen Kanz­ lerschaft zur Folge hatte, rissen die Bindun­ gen an den Kurfürsten nie ganz ab. Zumin­ dest in der ersten Phase seiner Amtszeit wa­ ren sie weit enger als zur Zentralgewalt des Reiches. Als es wegen der Auseinanderset­ zung um die burgundische Hinterlassen­ schaft Karls des Kühnen zum Krieg mit Frankreich kam, verweigerte der Pfalzgraf Kö­ nig Maximilian die Unterstützung, und auch D. bat 1492 unter Hinweis auf seine Abhän­ gigkeit von Philipp darum, von einer Hilfelei­ stung durch sein Hochstift abzusehen. 1496

verhandelte er im Auftrag des Kurfürsten er­ folgreich mit Maximilian wegen der Beein­ trächtigung pfälzischer Reichsvikariatsrechte. Auch der Habsburger schätzte die Kenntnisse und diplomatischen Fähigkeiten des Bischofs und nutzte sie in Fragen seiner französischen Politik und während des Krieges gegen die Eidgenossenschaft (1499). In D.s Politik gegenüber seiner Bischofsstadt und als Landesherr wurde die kurpfälzische Einflußnahme, aber auch sein Versuch, die Kräfte des Hochstifts noch einmal zu konzen­ trieren, deutlich spürbar. Zwar mußte D. 1492 feststellen, er könne über alle seine festen Schlösser und Städte nur noch mit dem Pfalz­ grafen gemeinsam verfügen, doch gelangen ihm kleinere Zugewinne durch den Kauf von Hemsbach, das bereits seinem Vorgänger ver­ pfändet worden war, und die Übertragung der Einkünfte des aufgelösten Klosters Ramsen an die Mensa episcopalis. Seine Bemühun­ gen, gegenüber der Stadt Worms stadtherrli­ che Rechtsansprüche geltend zu machen, führten zu einem Konflikt mit der Bürger­ schaft, der D.s gesamte Regierungszeit über­ schattete. Im Verlauf der Auseinandersetzun­ gen bestätigte Maximilian ihm zwar 1494 sei­ ne althergebrachten Rechte, insbesondere das der Ratsbesetzung, doch war D. trotz pfalz­ gräflicher Unterstützung lange nicht imstan­ de, den Rat zur Anerkennung zu zwingen. Die von ihm eingesetzten Kampfmittel des Kirchenbanns und der Reichsacht führten im Vorfeld der Reformation zu einer verhängnis­ vollen Polarisierung zwischen Bürgerschaft und Klerus, die den schnellen Übertritt der Stadt zum lutherischen Bekenntnis mitverur­ sachte. Unumstritten sind D.s wissenschaftliche Lei­ stungen. Nachdem in Italien seine Begeiste­ rung für den Humanismus geweckt worden war, versuchte er die neuen Ideen auch in sei­ nem Umfeld heimisch zu machen. In seinem Heidelberger Hof, den er auch nach seiner Be­ rufung zum Bischof häufig bewohnte, trafen sich so bedeutende Gelehrte und Literaten wie Rudolf Agricola, Konrad Celtis, Johannes Reuchlin und Jakob Wimpfeling. D. selbst er­ arbeitete die Statuten der Sodalitas litteraria Rhenana, die die Verbreitung der humanisti­ schen Ideen fördern sollte. Die Bibliothek in seiner Residenz Ladenburg genoß großes An­ sehen und zeugt vom Eifer ihres Besitzers bei der Sammlung und Erforschung alter Hand­ schriften. Auch literarisch war D. produktiv. Das Spektrum seiner (meist verlorenen) Wer­ ke reicht von der bukolischen Dichtung bis zu fachwissenschaftlichen Abhandlungen.

Dalberg D.s Wirken als Bischof zeigt ebenfalls deutli­ che Spuren seiner Begeisterung für die Ideen des Humanismus. So beauftragte er gleich zu Anfang seines Pontifikats den Laien Agricola mit einer Synodalrede an den Wormser Kle­ rus über den geistlichen Beruf. Weitere öf­ fentliche Vorträge Agricolas in Worms spie­ geln D.s Bemühungen um eine größere Bil­ dung des Klerus, scheinen jedoch nicht die gewünschte Resonanz gefunden zu haben. Aus kirchlichen Visitationsprotokollen der gesamten Diözese ließ der Bischof 1496 das Wormser Synodale zusammenstellen, das ei­ nen hervorragenden Einblick in die kirchli­ che Struktur des Bistums ermöglicht. Auch die kirchliche Bautätigkeit verdankte D.s In­ itiative wichtige Anstöße: An der Südseite des Domes begann man 1484 mit dem Neu­ bau eines gotischen Kreuzgangs, den D. mit prächtigen Bildwerken ausstatten ließ.

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in Mainz. Hier wurde er am 24. 7. 1560 zum Propst gewählt. 1582 resignierte er auch diese Pfründe. 1566 war er als Speyerer Gesandter auf dem Reichstag zu Augsburg und 1576 als kurmainzischer Gesandter auf dem Reichstag zu Regensburg. Von 1562 bis 1578 wirkte er als Mainzer Generalvikar. Am 20. 4. 1582 wurde er zum Mainzer Erzbischof gewählt.

D. starb in der Nacht vom 27. zum 28. 7. 1503 in Heidelberg. Im Ostchor des Wormser Do­ mes erhielt er seine letzte Ruhestätte. Literatur: G. Helwich 44f. - J. E Schannat I, 417422. - K. Morneweg. - H. Boos, Urkundenbuch III. Ders., Städtekultur III/IV. - M. Schaab 214-217. G. Schwaiger, in: LThK 2 (1994) 1376. Burkard Keilmann

Dalberg, Wolfgang von, Worms (1538/39—1601) 1582-1601

Kämmerer von

Kurfürst-Erzbischof von Mainz

Wolfgang von Dalberg wurde 1538 oder 1539 als Sohn des Friedrich (t 1574), Bruders des Wormser Bischofs J. v. (—►) Dalberg und pfäl­ zischen Amtmanns von Oppenheim, und der Anna von Fleckenstein (+ 1564) geboren. Seit 1377 nannte sich das Ministerialengeschlecht der Kämmerer von Worms (seit 1654 Reichs­ freiherren) nach ihrer Burg und Herrschaft Dalberg im Nebental der Nahe unweit Kreuz­ nach. Am 24. 4. 1557 erhielt D. die Admis­ sion auf ein Kanonikat im Mainzer Domstift und wurde am 12. 7. 1557 aufgeschworen. Die Aufnahme ins Domkapitel erfolgte am 26. 5. 1559. Am 11. 1. 1563 wurde er zum Main­ zer Domschoiaster und am 1. 6. 1571 zum Dompropst gewählt. Die am 1. 2. 1572 vom Papst konfirmierte Prälatur resignierte er am 1. 10. 1582. Nach einem Jahr Exspektanz be­ gann für ihn 1553 die Jahresresidenz im Speyerer Domstift. 1554 erhielt er ein Jahr Ur­ laub für das Studium in Löwen. Am 24. 7. 1560 wurde er in Speyer zum Dompropst ge­ wählt. 1561 erlaubte ihm das Speyerer Dom­ kapitel die Residenz im Ritterstift St. Alban

Dabei war zunächst nicht er aussichtsreich­ ster Kandidat, sondern der Würzburger Bi­ schof J. (—>) Echter von Mespelbrunn, der nur knapp an der für die Postulation erforderli­ chen Zweidrittelmehrheit der Stimmen schei­ terte. Der Papst bestätigte die Wahl am 3. 9. 1582 und gewährte D. am 1. 10. 1582 das Pal­ lium. Der Konfirmation war die Dispens vom erwarteten akademischen Grad eines „Doc­ tor“ beigefügt. 1583/84 empfing D. die Prie­ sterweihe und am 20. 5. 1584 durch den Wormser Bischof G. v. (—►) Schönenberg und die Mainzer Weihbischöfe St. (—►) Weber und N. (—*) Elgard in Aschaffenburg die Bischofs­ weihe. Im Juli 1582 besuchte er erstmals als Kurfürst und Erzkanzler einen Reichstag (Augsburg). Besondere reichspolitische Ak­ zente vermochte er in seinem Pontifikat nicht zu setzen. Als Landespolitiker legte er in zahlreichen Vergleichen territoriale und da­ mit auch häufig konfessionelle Streitfälle mit benachbarten Landesherren bei. 1583 führte er im Erzstift die Gregorianische Kalenderre­ form durch. Lediglich Erfurt widersetzte sich lange dieser Verordnung. D. galt anfänglich

Dalberg - Dantiscus

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als den Protestanten gegenüber „voller Rück­ sicht“ (Nuntiaturberichte). Aus Furcht vor ei­ nem militärischen Eingreifen der protestanti­ schen Kurpfalz vermied er lange strenge Re­ formverordnungen. 1585 weigerte er sich, die Bulle „In coena Domini“ zu veröffentlichen. Sein Einsatz für das Bistum Halberstadt wur­ de 1592 von Nuntius Mirto Frangipani als un­ befriedigend bemängelt. Erst ab 1593 änderte sich diese Zurückhaltung. Von den Refor­ mern gedrängt, forcierte D. seitdem die Reka­ tholisierung der mainzischen Enklaven in Hessen und der lutherisch gewordenen ritterschaftlichen Orte im Oberstift. 1595 ordnete er Visitationen an, die mit erschreckendem Ergebnis vor allem in Mainz durchgeführt wurden. Vom 17. 6. 1595 an wurde von allen Neubürgern ein Glaubenszeugnis verlangt. Ebenfalls 1595 erging ein Edikt gegen das weitverbreitete Klerikerkonkubinat. Auch wurden gemäß den tridentinischen Bestim­ mungen neue Landkapitelstatuten erlassen. 1599 erschien eine neue Agende für das Erzbistum. Es belastete das Pontifikat von D., daß ab 1595 auch der Hexenwahn im Ober­ stift zu ersten Exzessen, Prozessen und Ver­ brennungen führte. D. starb am 5. 4. 1601 in Aschaffenburg. Er wurde im Mainzer Dom beigesetzt. Literatur: E Werner II (1836) 434-447. - E X. Rem­ ling II, 833. - J. Schmidt, Die Mainzer Agende von 1599 und die Beschlüsse des Konzils von Trient, in: Aus Dom und Diözese Mainz, FS G. Lenhart (Mainz 1939) 143-148. - E Merzbacher, Die Konsekration des Mainzer Erzbischofs und Kurfürsten Wolfgang Kämmerer von Dalberg, in: ZSRG.K 38 (1952) 485499. - L. Lenhart, in: NDB 3 (1957) 490. - NBDK I, 17, 40, 94f., 124, 165; II/2, 272, 277f., 286, 301; II/3, 389f., 392; II/4, 105, 130, 145, 169, 175-180. - G. Rauch, Domkapitel III, 149, 172. - Ch. Grebner 288. - E Jürgensmeier, Mainz 205-207. - Ders., Kur­ mainz 85-89. Friedhelm Jürgensmeier

Dale (de Valle), Judocus van (OP) (t 1499 oder 1500)

1495 seit 1495

Ep. tit. Sebastensis Weihbischof in Utrecht

* Mecheln; Dominikaner; spätestens 1474 Mag. theol. (1495 Prof, theol. genannt); 1474 im Kloster in Brüssel; 1479 in Nimwegen, seit 1480 Prediger im Umland von Nimwegen; 1491 im Kloster in Antwerpen; 13. 2. 1495 Ti­ tularbischof von Sebaste und auf Bitten des Utrechter Bischofs (—») David von Burgund zum Weihbischof in Utrecht bestellt; behielt diese Aufgabe auch unter Bischof (—►) Fried­

rich von Baden (Instruktion vom 27. 4. 1497); t zwischen 26. 5. 1499 und April 1500 Ut­ recht. Literatur: G. A. Meijer, in: NNBW 1 (1911) 676. - J. Weijling 258-262 (Lit). Paul Berbee

Dantiscus (von Höfen), Johannes (1485-1548)

1530-1537 1530-1537

1538-1548

Bischof von Kulm Administrator des Bistums Pomesanien Bischof von Ermland

Johannes Dantiscus wurde am 1. 11. 1485 als ältestes von sieben Kindern des Bierbrauers und vermögenden Kaufmanns Johannes von Höfen und der Christina Schultze (Scholcz), der Tochter eines Ratsherrn von Putzig, in Danzig geboren und daher später allgemein „Dantiscus“ genannt. Er entstammte einer niederdeutschen Familie, die im Preußen­ land ansässig geworden war. Der Großvater, der infolge der Wirren des Dreizehnjährigen Krieges (1454-66) nach Danzig übergesiedelt war, war vermutlich Flachsbinder, weshalb auch D. diesen Beinamen führte. Er besuchte wahrscheinlich seit 1492 das von den Brü­ dern vom Gemeinsamen Leben geleitete Stu­ dium particulare in Kulm und ging Anfang 1499 für kurze Zeit an die Pfarrschule in Graudenz, wohl um Polnisch zu lernen. Noch 1499 schrieb er sich an der Universität Greifs­ wald ein. Im folgenden Jahr wechselte er zur Universität Krakau über. Zugleich berief ihn der polnische König Johann Albrecht an sei­ nen Hof, wo er Notar des Kanzlers Jan Laski wurde. 1503 erwarb D. das Bakkalaureat, 1504 wurde er Notar des Königs Alexander, mit dessen Unterstützung er zu weiteren Stu­ dien Ende 1505 nach Italien ging. Von dort aus unternahm D. 1506 Reisen nach Grie­ chenland, Palästina und Arabien. Nach sei­ ner Rückkehr studierte er wieder an der Uni­ versität Krakau, die um die Jahrhundertwen­ de zu einem Mittelpunkt der humanistischen Studien geworden war, an dem die lateini­ sche Dichtung unter dem Einfluß des Rheto­ rikprofessors Paul von Krossen besonders ge­ pflegt wurde. Schon 1508 und dann regelmä­ ßig seit 1511 vertrat D. im Dienste Sigis­ munds des Alten auf den Landtagen Preu­ ßens tätig die Belange der Krone. In den Jah­ ren 1509-11 konnte er sich ohne Unterbre­ chung zusammen mit den anderen Schülern von Krossens dem Dichterwettstreit widmen. Mit der Teilnahme am Fürstentag zu Wien (1515) als Secretarius im Gefolge Sigismunds

Dantiscus begann für D. die eigentliche, sich fast unun­ terbrochen bis 1532 erstreckende Tätigkeit als Berufsdiplomat. Er blieb zunächst bis 1517 im Dienst des Kaiserhofes. Maximilian I. ver­ lieh ihm 1516 den Adel des Römischen Rei­ ches, den Titel des „comes palatinus“ und die Würde eines Dr. iur. utr. der Wiener Universi­ tät. Außerdem krönte er ihn als ersten polni­ schen Untertan mit dem Dichterlorbeer. D. kehrte 1517 für kurze Zeit nach Polen zurück; 1518 beorderte ihn König Sigismund zur Re­ gelung von Erbstreitigkeiten seiner zweiten Gemahlin Bona Sforza nach Brabant, 1518-19 hielt D. sich am Hof Karls V. in Barcelona auf, 1522 reiste er nach England. 1524-31 war er „orator perpetuus“, ständiger Gesandter des polnischen Königs, am Kaiserhof in Spanien. Auf den Reichstagen von Augsburg (1530) und Regensburg (1532) vertrat er die Ansprü­ che der polnischen Krone auf das Preußen­ land.

Verhältnismäßig früh, wahrscheinlich 1521, erhielt D. die Pfarrei Gol$b (in der Wojewod­ schaft Lublin, nicht Gollub im Preußenland). 1523 erlangte er das Pfarramt an der Danziger Marienkirche, und 1529 wurde ihm nach langjährigen Bemühungen ein Kanonikat in Frauenburg verliehen, das ihm als Sprung­ brett für die Beförderung auf den ermländi­ schen Bischofsstuhl dienen sollte. Doch er­ reichte er zunächst durch die besondere Gunst der Königin Bona Sforza - gegen den von Reichskanzler Szydlowiecki als Mitbe­ werber geförderten ermländischen Dom­ propst Pawel Plotowski - am 4. 5. 1530 die königliche Nomination für die Diözese Kulm. Am 3. 8. erfolgte die Bestätigung durch Cle­ mens VII., der D. ausdrücklich sein ermländisches Kanonikat reservierte. Doch war Sigis­ mund nicht bereit, D. von seinen diplomati­ schen Aufgaben zu entbinden. D. wurde viel­ mehr vorläufig von der Residenzpflicht und auf ein Jahr vom Empfang der Weihen dispen­ siert. Erst im Juli 1532 kehrte er in die Heimat zurück. Am 23., 25. und 29. 3. 1533 empfing er aus der Hand des ermländischen Bischofs M. (—►) Ferber in Heilsberg die Subdiakonats-, die Diakonats- und die Priesterweihe. Der mit ihm befreundete Bischof von Plock Andrzej Krzycki konsekrierte ihn am 14. 9. in Pultusk zum Bischof.

Mit dem Empfang der Weihen wandte sich D., der schon als kaum Zwanzigjähriger in ei­ nem Gedicht die Sehnsucht nach einem ver­ innerlichten Leben zum Ausdruck gebracht hatte, von seinem unsteten, die Freuden des höfischen Treibens genießenden Lebenswan­ del ab. In seiner Diözese stellte er sich der

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Ausbreitung der Reformation entgegen. Auf seinen Reisen hatte er Luther, Melanchthon, Erasmus persönlich kennengelernt und lange nicht an eine Kirchenspaltung glauben wol­ len. Nun ging er in den Städten seines Spren­ gels und in seiner Heimatstadt Danzig mit großer Strenge, letzten Endes aber erfolglos, gegen die Neugläubigen vor. Er erkannte die Notwendigkeit einer besseren Ausbildung des Klerus und bemühte sich seit 1536 nach Kräften, die Kulmer Schule der Brüder vom Gemeinsamen Leben zu fördern.

Als Bischof von Kulm war D. zugleich Admi­ nistrator des königlichen Anteils der Diözese Pomesanien. Er führte in seinem Titel in der Regel auch die Bezeichnung „Administrator episcopatus Pomesaniae“ und übte die bi­ schöflichen Rechte dort nachweislich auch aus.

Bereits kurz nach seiner Rückkehr in die Hei­ mat versuchte D. im Sommer 1532, die ermländische Koadjutorie zu erlangen, stieß da­ bei aber auf den heftigen Widerstand des von Bischof Ferber und dem Domkapitel zum Ko­ adjutor bestimmten Domkustos T. B. (—>) Giese. Dem großen Einfluß des D. am Krakau­ er Hof dürfte es zuzuschreiben sein, daß er schließlich am 1. 8. 1536 doch die königliche Nomination zum Koadjutor erlangte. Am glei­ chen Tage nominierte Sigismund Giese für den Fall der nächsten Vakanz des Bistums Kulm. Die päpstliche Bestätigung für D. lag noch nicht vor, als Ferber am 1. 7. 1537 starb. Das Domkapitel postulierte daraufhin nach einigen Auseinandersetzungen am 20. 9. D. zum Bischof. Am 11. 1. 1538 erfolgte die päpstliche Bestätigung.

Auch in seiner neuen Diözese ergriff D. stren­ ge Maßnahmen gegen die Anhänger der Lehre Luthers. In zwei Edikten drohte er ihnen 1539 und 1540 mit den Mitteln seiner landes­ herrlichen Gewalt die Konfiszierung ihrer Güter und die Landesverweisung an. Mit dem Edikt über das Fest Mariä Heimsuchung (1544) wollte er die Marienverehrung und die Ehrfurcht vor dem Altarsakrament stärken, al­ so das religiöse Leben im katholischen Sinne fördern. Für seinen Klerus führte er 1546 ein katechetisches Handbuch mit einer Darle­ gung der umstrittenen Lehren ein, die sich ganz auf die Hl. Schrift und die Kirchenväter stützte. Die Kapitelsstatuten des N. v. (—») Tüngen über das Studium der Kanoniker än­ derte D., wohl um die Einhaltung der Resi­ denzpflicht besser zu gewährleisten, dahinge­ hend um, daß das dreijährige Studium schon vor dem Eintritt in das Kapitel absolviert sein mußte.

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Dantiscus - Daun-Oberstein

Mit reformatorisch gesinnten Gelehrten, Dichtern und Staatsmännern, z. B. mit Me­ lanchthon und Wilhelm Gnaphaeus, dem Rektor des Eibinger Gymnasiums, mit dem Dichter Eobanus Hessus und mit Herzog Al­ brecht von Preußen, pflegte D. trotz unter­ schiedlicher Auffassungen in Fragen der Dog­ matik, der Kirchenzucht und des Kirchen­ rechts freundschaftliche Beziehungen. Es ver­ band sie die geistige Welt des Humanismus. Dieser hat im Ermland keinen berühmteren Repräsentanten gefunden als D. In seinen Ge­ dichten aus der Zeit seines ermländischen Episkopats „ist die rein humanistische Gei­ stesrichtung durch die christliche Welt- und Lebensanschauung ... überwunden“. Sie spiegeln „die große innere Umwandlung, die mit dem Verfasser vorgegangen war“ (Hipler). D. stattete das unter L. (—►) Watzenrode und Ferber wiederhergestellte und vollendete Schloß zu Heilsberg mit einer Sammlung vor­ trefflicher Gemälde, darunter Originalen Hol­ beins, aus. Mit noch größerem Eifer war er darum besorgt, für die von ihm neu errichtete Diözesanbibliothek alle erreichbaren Neuer­ scheinungen anzuschaffen. Er förderte die Studien zahlreicher begabter Männer aus dem Kreis seiner Verwandten und Freunde, u. a. des späteren Domherrn Eustachius von Knobelsdorff, der schon in seiner Studienzeit als humanistischer Dichter hervortrat. Ihm widmete D. das 1539 in Krakau gedruckte Carmen Paraeneticum, ein betont antilutheri­ sches Lehr- und Mahngedicht, in dem er am Beispiel seines eigenen Lebens vor den Ge­ fahren des menschlichen Daseins warnt und das als eine Art „Regierungsprogramm“ (Müller-Blessing) angesehen werden kann. D. förderte zumindest indirekt die das bisherige Weltbild erschütternden wissenschaftlichen Untersuchungen des Nicolaus Copernicus, indem er ihm in seiner Diözese einen Raum der Freiheit bot und zur Verbreitung seiner Gedanken beitrug.

In der Diözese Ermland fand D. nach vielen Jahren des diplomatischen Wirkens, das ihm keine Befriedigung bot, seine eigentliche Le­ bensaufgabe. Deshalb schlug er die Möglich­ keit seiner Kardinalserhebung, die Kaiser Karl V. 1539 beantragt hatte, aus und wid­ mete sich ganz seinem Bistum. D. starb am 27. 10. 1548 in Heilsberg; er wurde in Frauen­ burg beigesetzt. Schriftenverzeichnis: BLP (s. u.). Literatur: A. Eichhorn, Bischofswahlen 323-344. F. Hipler, Abriß 105-109. - Ders., Spicilegium 197206, 329-333. - Ders., Grabstätten 315-317. - C. P. Woelky 413 f. - F. Hipler, Beiträge zur Geschichte der Renaissance und des Humanismus aus dem

Briefwechsel des Johannes Dantiscus, in: ZGAE 9 (1891) 471-572. - Ein Edict über das Fest Mariä Heimsuchung, in: PDE 29 (1897) 7f. - J. Kolberg, Die Tätigkeit des Johannes Dantiscus für das Her­ zogtum Preußen auf dem Reichstage zu Augsburg 1530, in: HJ 33 (1912) 550-567. - E. Brachvogel, Bildnisse 546-548. - H. Deppner 148-153. - H. Schmauch, Nominationsrecht 141-145. - Ders., Pomesanien 113-116. - Ders., Kirchenpolitische Be­ ziehungen 317-320. - Ders., Dantiscus. - A. Triller, in: NDB 3 (1957) 512f. (Lit.). - E.-M. Wermter, Al­ brecht 232-260. - Ders., Reformversuche 436f. - H. de Vocht (Hg.), John Dantiscus and his Netherlan­ dish friends as revealed by their correspondence (1522-1546) (Louvain 1961). - H. Swiderska, Jan Dantyszek, a polish diplomat in England in 1522, in: Oxford Slavonic Papers 10 (Oxford 1962) 38-45. - BLP 2 (1964) 114-119. - M. Kaminski, Jan Danty­ szek - czlowiek i pisarz [Johannes Dantiscus - der Mensch und der Dichter], in: StW 1 (1964) 57-114. - H. Zins, Walka 84-91. - Ders., Kapitula warminska w czasach Mikolaja Kopernika [Das ermländische Domkapitel zur Zeit des Nicolaus Copernicus], in: Ders., W kregu 213-216, 219-222. -1. B. MüllerBlessing, Johannes Dantiscus von Höfen. Ein Diplo­ mat und Bischof zwischen Humanismus und Refor­ mation (1485-1548), in: ZGAE 31/32 (1967/68) 59238. - C. Bonorand, Joachim Vadian und Johannes Dantiscus. Ein Beitrag zu den schweizerisch-polni­ schen Beziehungen im 16. Jahrhundert, in: ZGAE 35 (1971) 150-170. - A. Liedtke, Zarys 82f. - Z. No­ wak, Antyreformacyjna elegia Dantyszka o zagladzie Gdahska [Eine antireformatorische Elegie des Dantiscus über die Vernichtung Danzigs], in: ORP 16 (1971) 5-35. - M. Biskup, Sprawa Mikolaja Kopernika i Anny Schilling w swietle listöw Feliksa Reicha do biskupa Jana Dantyszka z 1539 roku [Die Angelegenheit Nicolaus Copernicus und Anna Schilling im Lichte der Briefe Felix Reichs an Bi­ schof Johannes Dantiscus vom Jahre 1539], in: KMW 1972/2-3 (116-117) 371-380. - A. Kamienska, Przedmowa [Vorwort], in: Dantiscus, Piesni [Lieder] (Olsztyn 1973) 5-16. - T. Pawluk, Wplyw 71-77. - J. Starnawski, Dantiscana, in: KMW 1977/ 2 (136) 177-196. - T. Pawluk, in: Encyklopedia Katolicka 3 (Lublin 1979) 1021f. - Historia dyplomacji I, Reg. - D. Bogdan, Korespondencja Jana Dantyszka z humanistami niderlandzkimi [Die Korrespondenz des Johannes Dantiscus mit niederländischen Hu­ manisten], in: KMW 1980/4 (150) 583-590. - Z. No­ wak, Jan Dantyszek. Portret renesansowego humanista [Johannes Dantiscus. Porträt eines Humanisten der Renaissance] (Wroclaw 1982). - T. Oracki I, 4244. - St. Hartmann, Reg. Hans-Jürgen Karp

Daun-Oberstein, Philipp Herr von (t 1515)

1509-1515

Kurfürst-Erzbischof von Köln

Philipp Herr von Daun zu Oberstein war der Sohn des Wirich Herr zu Falkenstein und von Daun-Oberstein und der Margarethe von Leiningen. Er hatte drei Brüder und vier Schwe­ stern. 1463 übernahm er die Präbende seines

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Daun-Oberstein - David

Bruders Ludwig im Kölner Domkapitel, 1488 wurde er dessen Scholaster und 1489 Domde­ chant; außerdem war er Domherr in Trier.

Das Kölner Domkapitel wählte D. einstimmig am 13. 11. 1508 zum Nachfolger (->) Her­ manns von Hessen. Er setzte sich gegen den im selben Jahr zum Bischof von Münster ge­ wählten Herzog (->) Erich von Sachsen-Lau­ enburg durch, der von Maximilian I. favori­ siert worden war, aber angesichts der besse­ ren Aussichten D.s seine Bewerbung zurück­ gezogen hatte. Am 31. 1. 1509 erhielt D. die päpstliche Bestätigung, am 4. 3. 1509 die Le­ gatenwürde und am 18. 4. 1509 das Pallium. Maximilian I. übertrug ihm am 23. 4. 1509 die Regalien. Am 14. 11. 1509 empfing er durch den Lütticher Bischof E. v. d. (—>) Mark die Bischofsweihe.

Literatur: F. Gescher, Die kölnischen Diözesansyno­ den am Vorabend der Reformation (1490-1515), in: ZSRG.K 21 (1932) 190-288. - W.-D. Penning. - M. Kissener. - E-R. Erkens, in: LMA 6 (1993) 2075. W. Janssen, Köln. Franz Bosbach

David von Burgund (um 1427-1496) 1451-1455 1455-1496

Bischof von Therouanne Bischof von Utrecht

David von Burgund wurde um 1427 in Arras als unehelicher Sohn des burgundischen Her­ zogs Philipp des Guten und der Nicolette de Bosquiel geboren. 1450 war er für kurze Zeit an der Universität von Löwen immatrikuliert (Fakultät unbekannt). Für den geistlichen Stand bestimmt, erhielt er ansehnliche Pfrün­ den. 1439 wurde er Propst des Stiftskapitels von St. Donatian in Brügge. Am 13. 9. 1451 verlieh Papst Nikolaus V. ihm das Bistum Therouanne, obwohl D. nur die niederen Weihen besaß. Über diesen Episkopat sind kaum Einzelheiten bekannt.

Als am 24. 3. 1455 durch den Tod des R. v. (—») Diepholz das Bistum Utrecht vakant wur­ de, nominierte Philipp von Burgund D. für die Nachfolge. Damit beabsichtigte er, nach­ dem er bereits 1428 in den Besitz der Graf­ schaften Holland und Seeland gelangt war, eine weitere Ausdehnung des burgundischen Einflußbereichs in den nördlichen Niederlan­ den.

D. war als Ratgeber seines Vorgängers mit des­ sen Gestaltung der Herrschaftsorganisation nicht nur vertraut, sondern wohl auch einver­ standen, denn er übernahm dessen Hoford­ nung ohne Änderungen und bestätigte sie. Ähnlich wie sein Vorgänger geriet er mit der Stadt Köln in Streit über seine Hoheitsrechte in der Stadt. Von seinem geistlichen Wirken sind die regelmäßigen Provinzialsynoden be­ kannt.

Philipps Kandidat wurde durch die holländi­ sche Ädelspartei der „Kabeljauwen“ unter­ stützt. Die weltlichen Stände im Stift ver­ suchten dagegen, die burgundische Einfluß­ nahme zu verhindern. Unterstützt von der Ritterschaft und den Städten, wählten die fünf Utrechter Kapitel daher am 7. 4. 1455 einstimmig den Utrechter Dompropst Gijsbrecht von Brederode zum Bischof. Dieser wurde auch von der holländischen Partei der „Hoeken“ unterstützt. Bald danach überließ die Stadt Utrecht Brederode die kommunale Gerichtsbarkeit. Als die päpstliche Bestäti­ gung auf sich warten ließ, ernannten ihn die Utrechter Stände - durch politische Unruhen dazu gedrängt - am 18. 9. 1455 auch zum Re­ genten über das Niederstift. Noch im gleichen Jahr verlieh Kaiser Friedrich III., um Burgund zu schwächen, Brederode die Regalien.

D. starb am 12. 2. 1515 in Poppelsdorf und wurde neben seinem Amtsvorgänger im Köl­ ner Dom beigesetzt. Ein Grabmal ist nicht er­ halten.

Die Stände waren jedoch dem Einfluß, über den der burgundische Herzog an der römi­ schen Kurie verfügte, nicht gewachsen. Als D. im Oktober 1455 mit dem Bistum päpst-

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David

lieh providiert wurde, weigerten sich die Stände - unterstützt von Brederode und Ar­ nold von Geldern -, ihn zu akzeptieren. Dar­ aufhin erzwang Philipp die Anerkennung D.s mit militärischem Druck. Nach einem bur­ gundischen Aufmarsch im Stift verzichtete Brederode auf seinen Anspruch und beugte sich der päpstlichen Entscheidung (Vertrag von IJsselstein vom 3. 8. 1456). Am 6. 8. 1456 konnte D. unter strengen SicherheitsVorkeh­ rungen in Utrecht einziehen und installiert werden. Das nördliche Oberstift brachte Phi­ lipp erst im September 1456 nach der Erobe­ rung von Deventer in die Gewalt des Bi­ schofs. Im Verlauf seiner Amtszeit erhielt D. dann auch die Regalien.

Derweil schürten in Utrecht Brederode, des­ sen Bruder Reinoud von Vianen und ihre hoeksche Partei den Widerstand gegen D. Bald mußte dieser sich in Amersfoort nieder­ lassen, das sich mit Utrecht im Bürgerkrieg befand. Seit 1459 residierte er in der bischöf­ lichen Festung Duurstede. Mit burgundischer Hilfe aus Holland konnte D. am 24. 6. 1458 den Aufstand in Utrecht bezwingen. Nur all­ mählich gelang es ihm durch diplomatisches Geschick und gute Beratung, seine Autorität im Stift zu festigen. Dazu gehörte der Lands­ brief, den er 1457 mit dem Oberstift verein­ barte. Als weltlicher Fürst versuchte D., sein Herr­ schaftsgebiet im Sinne der burgundischen In­ teressen zu regieren. Seine Politik zielte pri­ mär auf eine radikale Zentralisierung der lan­ desherrlichen Verwaltung. Er schuf einen loyalen Beamtenapparat, berief Berufsjuristen in den bischöflichen Rat und führte vor 1470 in einigen Städten das Schöffengericht ein. Die bedeutsamsten Reformen erfolgten aber erst, nachdem D. die Anführer der Partei Brederodes gefangengenommen und eingeker­ kert hatte (15.6. 1470). 1470 erlangte er durch Unterstellung des Schultheißen von Utrecht unter seine Gewalt auch die Macht über die Bischofsstadt wieder. 1471 rief er eine Ober­ staatsanwaltschaft mit ausgedehnten Voll­ machten ins Leben und errichtete 1474 die „Schive“ als bischöflichen Appellationshof. D. brachte ferner die Münzstätte und den Zoll in der Lek unter seine Kontrolle, indem er sie nach Wijk bij Duurstede verlegte. 1470-77 be­ fand sich D. auf dem Höhepunkt seiner Macht.

Eine Wende brachte der Tod seines Halbbru­ ders, des burgundischen Herzogs Karl des Kühnen, am 5. 1. 1477. Die dadurch ausgelö­ ste Krise in Burgund nahmen die Stände im Stift zum Anlaß, um gegen die verhaßten Re­

formen D.s zu revoltieren. Dieser war dem ohne militärische Hilfe nicht gewachsen und sah sich gezwungen, die Ergebnisse seiner Politik rückgängig zu machen. So wurde am 28. 7. 1477 im Niederstift der Landsbrief von 1375 wieder eingeführt, während das Ober­ stift am 6. 6. 1478 einen neuen Landsbrief er­ hielt. Dennoch gelang es D. 1481, seine Er­ neuerungen durchzusetzen, als die Stände den Einfluß des Bischofs im Krieg gegen Gel­ dern und Holland brauchten. Ein weiteres Mal in Bedrängnis geriet D., als die Stadt Utrecht unter dem Burggrafen Jan von Montfoort zu einem antiburgundischen Bollwerk der „Hoeken“-Partei wurde. Diese löste 1481 einen offenen Krieg gegen Burgund aus. Am 11. 2. 1482 übertrugen die Stände dem Herzog Engelbert von Kleve die Regent­ schaft über das Niederstift und die bischöfli­ chen Temporalien. D. selbst wurde am 7. 5. 1483 gefangengenommen und nach Amers­ foort verschleppt. Nun griff der Erbe der bur­ gundischen Herrschaft ein: D.s Neffe Maximi­ lian von Österreich erschien mit Truppen und zwang am 3. 9. 1483 Utrecht, einige Wo­ chen später auch Amersfoort zur Übergabe. Beide Städte anerkannten den Erzherzog als Vogt, der nun die weltlichen Rechte des Bi­ schofs usurpierte. Seitdem war das Verhältnis zwischen D. und Maximilian höchst proble­ matisch, da D. Maximilians Verträge mit Ut­ recht und Amersfoort nicht anerkannte.

Seit Juni 1493 bemühte sich Maximilian, den Handlungsspielraum des inzwischen bejahr­ ten D. weiter einzuschränken und den bur­ gundischen Einfluß im Stift sicherzustellen. Daher versuchte er 1494, die Ernennung sei­ nes Vetters (—>) Friedrich von Baden zum Ko­ adjutor mit Nachfolgerecht zu erwirken. Doch mit Hilfe der Stände widerstand D. dem Druck des Königs. Wohl nahm D. 1490 die Unterstützung seines jungen Halbbruders (—>) Philipp von Burgund in Anspruch, indem er ihn zu seinem Kastellan und Berater er­ nannte.

Obwohl D.s Episkopat von politischen Turbu­ lenzen beherrscht war, darf man seine kirchli­ chen Reformen nicht übersehen. 1466 und 1470 erließ er Statuten für die Jurisdiktion des Offizialats. Er reformierte die Benedikti­ ner- und Franziskanerklöster, nahm den Drit­ ten Orden des hl. Franziskus in Schutz und versuchte, ihn als Klosterorden zu organisie­ ren (1471). Er förderte die Devotio moderna und die Kongregation von Windesheim, zö­ gerte aber auch hier nicht, die Zucht in deren Häusern rigoros wiederherzustellen (1485). Auch schritt er energisch gegen Pflichtverlet-

David - Delphins

zungen des Klerus ein und versuchte, dessen Bildungsniveau zu heben.

Neben seinen Verwaltungsaufgaben widmete D. sich den Künsten und Wissenschaften. In seinem Schloß Duurstede lebte er seit 1459 als einer der maßgeblichen niederländischen Mäzene seiner Zeit. Neben der Schola des Komponisten Jacob Obrecht befanden sich an seinem Hof z. B. auch der Physiker Antonius Patenostre und der Humanist und „Vorrefor­ mator“ Wessel Gansfort. Dieser beeeinflußte D.s Sympathie für die Kirchenreform und war während seiner Verfolgung ein besonderer Schützling D.s. Der Versuch D.s, 1470 in Ut­ recht eine Universität zu gründen, scheiterte. D. starb am 16. 4. 1496 in seiner Residenz Duurstede. Sein Halbbruder Philipp zögerte die Beerdigung hinaus, so daß König Maximi­ lian sich noch vor der Bischofswahl durch die Utrechter Kapitel auf sein päpstliches Pri­ vileg von 1490, das ihm die Nomination des Nachfolgers zusicherte, berufen konnte ([—>] Friedrich von Baden). D. erhielt eine Notbe­ stattung im St. Jansstift in Wijk bij Duurstede. Seit seinem Episkopat war der Utrechter Bi­ schofssitz fest in den Händen der Burgunder und Habsburger. Für ihre Interessen war D. während seiner 41jährigen Amtszeit mit gro­ ßer Konsequenz eingetreten. Dennoch zeigt der unentwegte Widerstand gegen seine Zen­ tralisierungspolitik, wie mühsam sich die burgundische Absicht - die Loslösung des Bi­ schofsamtes aus dem lokalen Kräftespiel verwirklichen ließ. Literatur: R. R. Post, Bisschopsverkiezingen 164174. - Ders., in: NNBW 10 (1937) 103-105. - S. B. J. Zilverberg, David van Bourgondie, bisschop van Terwaan en van Utrecht (1427-1496) (Groningen 1951) (Lit.). - C. van Kalveen. - S. B. J. Zilverberg, De Stichtse burgeroorlog. Rebellie en reactie in het vijftiende-eeuwse Utrecht (Zutphen 1978). Paul Berbee

Deher (Dehr, Dyhrn), Johannes von (t 1455) 1443-1455

Bischof von Lebus

Johannes Deher war schlesischer Abstam­ mung. Er besaß den Grad eines Dr. iur. utr. und war Domherr zu Fürstenwalde im Bis­ tum Lebus, ferner zu Meißen und dort Archidiakon der Lausitz. Als Gesandter des Kurfür­ sten Friedrich von Sachsen nahm er am Bas­ ler Konzil teil. Am 16. 10. 1443 wurde ihm das Bistum Lebus päpstlich verliehen. 1446 wurde D. päpstlicher Kommissar für die Mark Brandenburg.

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D. stellte den in den Hussitenkriegen zerstör­ ten Dom von Fürstenwalde ab 1446 wieder her. Er wurde wiederholt zu politischen Mis­ sionen herangezogen, so 1452 als Gesandter des Markgrafen zum Großmeister des Deut­ schen Ordens. 1450 hielt er eine Diözesan­ synode ab, auf der der „Ordo Lubucensis dioecesis pronuntiatus in synodo Lubucensi a. 1450“ veröffentlicht wurde (ein Exemplar im Erzbischöflichen Archiv zu Posen). D. starb am 28. 7. 1455. Er wurde im Dom zu Fürsten­ walde beigesetzt. Literatur: S. W. Wohlbrück II, 149-152. - A. Weiss 53, 64,131, 193. Jan Kopiec

Delphius (Brants), Johannes (1524-1582)

1556 155 6-1582

Ep. tit. Tripolitanus Weihbischof in Straßburg

* 6. 3. 1524 Delft als Johannes Brants, später meist „Delphius“ genannt; Studium in Köln, wo er freundschaftliche Beziehungen zu P. (—>) Canisius unterhalten haben soll; Lie. theol.; lehrte an der Artistenfakultät. Nach­ dem er zunächst Sympathien für die lutheri­ sche Lehre gezeigt hatte, wurde D. später zum entschiedenen Gegner der Reformation. Ka­ nonikus von St. Florin in Koblenz und Rat des Trierer Erzbischofs J. v. (—») Isenburg, mit dem er 1551-52 beim Konzil von Trient war; an der Formulierung der Dekrete über die Beichte und die Eucharistie beteiligt. In Trient lernte ihn der Straßburger Bischof E. v. (—>) Limburg kennen. Er gewann ihn als Nachfolger für den 1553 verstorbenen Weih­ bischof Th. (—>) Friderlin, doch verzögerten finanzielle Schwierigkeiten die Ernennung. 30. 10. 1556 Titularbischof von Tripolis. 1556 beauftragte Papst Paul IV. verschiedene kirch­ liche Würdenträger, Sorge dafür zu tragen, daß die D. von Seiten Limburgs zustehende Vergütung von 200 fl. ihm auch tatsächlich bezahlt werde. D. predigte während des Interims im Straß­ burger Münster, mußte aber dem Volksauf­ stand vom 19. 11. 1559, der den kirchlichen Waffenstillstand beendete, weichen. Seitdem konzentrierte er sich auf die Reform des Weltund des Ordensklerus, obwohl sein eigenes Privatleben nicht tadelsfrei war. Sein Engage­ ment bezeugen die von ihm veröffentlichten Schriften. Er verfaßte eine Examinationsfor­ mel für die Weihekandidaten. 1563 befahl Bi­ schof Limburg dem Hohen Chor, D. das Ge­ halt des Dompredigers auszuzahlen. D. er­ hielt ferner Pfründen in und außerhalb Straß-

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Delphins - Dienheim

burgs. 1576 beauftragte Bischof J. v. (—>) Man­ derscheid-Blankenheim ihn zusammen mit den Äbten von Maursmünster und Gengen­ bach sowie dem Propst und dem Dekan von Jung-St. Peter in Straßburg mit einer Visitati­ on und mit der Durchführung der Reform in den Benediktinerabteien der Diözese Straß­ burg. Angesichts dieser Aktivitäten darf D. als der erste gelten, der in Straßburg die Be­ stimmungen des Tridentinums durchführen wollte. Den Protestanten war er verhaßt, da er sich auf dem Regensburger Reichstag von 1556 und beim Wormser Religionsgespräch von 1557 Canisius und den Jesuiten an­ schloß. + 14. 7. 1582 Straßburg; □Eschau.

schof in Worms; über sein Wirken in dieser Funktion ist nichts bekannt; nach den Listen zur Erhebung des Gemeinen Pfennigs von 1496 befand er sich im Besitz eines Benefiziums an der bischöflichen Hofkapelle St. Ste­ phan in Worms; 1502 verpflichtete er sich, für das ihm übertragene Kloster Schönfeld (Diözese Speyer) in geistlichen und weltli­ chen Belangen zu sorgen. Todesdatum und Begräbnisort sind nicht überliefert.

Schriftenverzeichnis: S. Clasen (s. u.). Literatur: Catalogus Suffraganeorum 3f. - A. Postina, in: EcAr 15 (1896) 239-244, 266-270. - K. Hahn, Manderscheid. - L. Pfleger, in: AEKG 12 (1937) 183f. - K. Hahn, Limburg 29-32. - S. Clasen, in: NDB 3 (1957) 589. - R. P. Levresse, in: AEA 37 (1974) 16. - Repertoire IV, 388. - J. P. Kintz, Nou­ veau Dictionnaire de biographie alsacienne 7 (Straßburg 1986) 611 f.

Dieminger, Martin (+ 1460)

Francis Rapp

Deublinger (Columbinus), Johann (+ 1576) 1570 1570-1576

Ep. tit. Almirensis Weihbischof in Regensburg

* Frankfurt/M.; Studium der Theologie und Rechtswissenschaften in Heidelberg und Mainz; Dr. iur. utr.; Priester des Erzbistums Mainz; Kanonikus und Scholastikus zu St. Bartholomäus in Frankfurt; Domherr zu Re­ gensburg; 20. 10. 1570 Titularbischof von Al­ mira und Weihbischof in Regensburg unter Beibehaltung seiner Präbenden; nahm an der Salzburger Provinzialsynode von 1576 in Ver­ tretung des Bischofs D. (—>) Kölderer als des­ sen „Rath und Commissarius in spiritualibus generalis“ teil; t 7. 6. 1576; □ Regensburger Dom. Literatur: A. Mayer III, 65. - J. Schmid 138f. - KDB Regensburg I, 124. - N. Fuchs 89. - G. B. Winkler 327. Karl Hausberger

Dieburger (Dieperger), Johannes (OCist) (+ nach 1502) 1492 seit 1492

Ep. tit. Aprensis Weihbischof in Worms

Zisterzienser im Kloster Otterberg; 12. 9. 1492 Titularbischof von Apros und Weihbi­

Literatur: J. E Schannat I, 99. Burkard Keilmann

1450 1450-1460

Ep. tit. Adramyttensis Weihbischof in Augsburg

Kleriker der Diözese Augsburg; Vikar von St. Hilaria im Dom zu Augsburg; 13. 11. 1450 Ti­ tularbischof von Edremit und Weihbischof in Augsburg; Administrator der Benediktinerabtei St. Michael zu Fultenbach (Diözese Augsburg); daraus bezog er 30 Mark Silber; 1455 Rat des Kardinals P. v. (—>) Schaumberg; Mitglied des Hofgerichts zu Dillingen; t 18. 7. 1460; □ Pfarrkirche Dillingen. Literatur: A. Schröder 431. - E Zoepfl I, 429. - Die Kunstdenkmäler von Bayern. Schwaben 6: Stadt Dillingen a. d. Donau (München 1964) 164. - W. Pötzl, Augusta sacra, in: JVABG 9 (1975) 33. Peter R:ummel

Dienheim, Eberhard von (um 1540-1610)

1581-1610

Bischof von Speyer

Eberhard von Dienheim wurde um 1540 als Sohn des Johann v. D. und der Ursula Cratz von Scharfenstein geboren. Das mittelrheini­ sche Geschlecht der D. stand vielfach in kur­ pfälzischem Dienst. D.s Vater war kurpfälzi­ scher Rat und Amtmann zu Kreuznach. D. wurde 1553 Domizellar in Speyer. Er stu­ dierte in Mainz, Heidelberg, Köln, Freiburg und Dole. Er scheint in seinen Jugendjahren körperlich schwach gewesen zu sein. Von sei­ ner Studienzeit in Köln wird berichtet, daß er keinen Präzeptor hatte. In Geldangelegenhei­ ten war er schon als Student ebenso hilflos wie später als Bischof. 1561 nahm ihn das Domkapitel in Speyer als vollberechtigtes Mitglied auf. 1569 erhielt er die Domkantorei zu Speyer. Außerdem war er Domschoiaster in Worms und Propst an St. German zu Speyer.

Dienheim

Am 20. 12. 1581 wählte das Domkapitel D. zum Bischof. D. mußte sich angesichts der schlechten Erfahrungen mit seinem Vorgän­ ger M. v. (—>) Hattstein in der Wahlkapitula­ tion verpflichten, sich bald nach der päpstli­ chen Bestätigung konsekrieren zu lassen und sein bischöfliches Amt ernst zu nehmen. Die Bischofsweihe konnte wegen einer Seuche und dem Beginn des Kölnischen Krieges erst am 1. 1. 1584 stattfinden. Auch verpflichtete sich D. in der Wahlkapitulation, nur katholi­ sche Räte in seinem Beratungsgremium zuzu­ lassen. Bei der Aufnahme von Bettelorden in die Stadt Speyer sollte er zunächst die Zu­ stimmung des Domkapitels einholen. D. bemühte sich im Sinne der tridentinischen Kirchenreform. Im Juli 1582 bestimmte er ent­ sprechend dem „Caput tametsi“, daß eine Ehe nur noch vor dem eigenen Pfarrer oder vor einem anderen bevollmächtigten Geistli­ chen und in Anwesenheit von zwei bis drei Zeugen geschlossen werden dürfe. Die Dom­ herren baten ihn auf dem Generalkapitel 1583 eindringlich, er möge dafür Sorge tragen, daß der Generalvikar den Klerus beaufsichtige und auf dessen Amtsführung einwirke; die Pfarrer auf dem Lande seien ebenso wie die der Städte zu visitieren. Diese Anregung griff D. auf und beauftragte Generalvikar Beatus Moses mit der Visitation auf dem Land. Die Ergebnisse zeigten, daß die Reformmaßnah­ men beim Klerus beginnen mußten. Eine Bes­ serung konnte aber nur allmählich erreicht werden. 1587 verpflichtete D. den Klerus zur Abhaltung der Christenlehre. Durch einen Synodalerlaß von 1587 machte er es ihm zur Pflicht, an allen Sonn- und Feiertagen die Gläubigen zu unterweisen. Der religiösen Un­ wissenheit suchte er durch Gründung zahl­ reicher Schulen entgegenzuwirken. Im Rah­ men dieser Bestrebungen ist wohl auch die Idee erwachsen, ein Gemeindegesangbuch und einen Katechismus zu schaffen, die der Bevölkerung eine bessere Teilnahme am Got­ tesdienst ermöglichen sollten. Das Speyerer Gesangbuch von 1599 entsprach diesem An­ liegen. Es wurde in 32 Jahren fünfmal jeweils mit Nachträgen neu aufgelegt. 1607 forderte D. den Klerus zum eifrigen Studium auf, und zwei Jahre später wies er die Geistlichen an, die Heilige Schrift und die Konzilsbeschlüsse von Trient zu studieren. Der Nachwuchs an Geistlichen sollte in der Zukunft durch Er­ richtung eines Priesterseminars gesichert werden, doch brachten verschiedene Bemü­ hungen nicht das gewünschte Ergebnis. Die wenigen Erfolge der von D. eingeleiteten Reform standen während des Dreißigjährigen Krieges wiederholt auf dem Prüfstand. Den­

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noch ergab sich nach den Berichten der Visi­ tatoren von 1683 und 1701 für den Landkle­ rus ein günstigerer Eindruck als 1583. Die Re­ form hätte mit diözesaneigenen Kräften allein nicht durchgeführt werden können. Sehr po­ sitiv wirkte sich der Einfluß der Jesuiten aus; sie schufen die Grundlagen zur barocken Frömmigkeit. Die Bruderschaften, in Speyer gestützt durch die katholischen Mitglieder des Reichskammergerichts, erhielten neue Bedeutung.

Die Reform wurde allerdings durch D.s Miß­ wirtschaft auf finanziellem Gebiet gefährdet. Die Verschuldung wuchs dramatisch an, ob­ wohl beim Regierungsantritt das Hochstift schuldenfrei war. Dies war wohl durch die Hofhaltung und durch die Bauten am Schloß Altenburg (Gemeinde Karlsdorf bei Bruchsal) und an der Madenburg sowie durch den An­ kauf des Schlößchens Altenkirrweiler (Ge­ meinde Kirrweiler bei Neustadt a. d. Wein­ straße) verursacht. Das Domkapitel befürch­ tete, daß der Steuerdruck die Untertanen ver­ anlassen könnte, bei den benachbarten protestantischen Staaten Schutz zu suchen. Die Gefahr für das Hochstift verschärfte sich, als die Kurpfalz an die Spitze der 1608 ge­ gründeten Union trat. Es kam zu militäri­ schen Übergriffen, so im Frühjahr 1609 auf Bruchsal, als der Kurfürst mit 2000 Mann we­ gen Eidbruch gefangengenommene hochstifti-

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Dienheim - Diepholz

sehe Untertanen aus Odenheim (Gemeinde Östringen bei Bruchsal) befreite. Wenige Wo­ chen nach dem Überfall entschloß sich das Domkapitel im Einverständnis mit dem schwer leidenden D. zur Wahl eines Koadju­ tors. Diese fiel auf Ph. Ch. v. (—► Bd. 16481803) Sötern, der bereits mit 27 Jahren Dekan des Ritterstifts Odenheim-Bruchsal war. D. starb am 9. 10. 1610. Er hinterließ eine im­ mense Schuldenlast. Eine selbständige Speyerer Politik war wegen der finanziellen Schwäche nicht möglich. Der von D. begon­ nenen Seelsorge- und Klerusreform war durchaus Erfolg beschieden, wenngleich bei Klerus und Volk keineswegs alle anläßlich der Visitation von Beatus Moses festgestellten Mängel beseitigt werden konnten. Viele der unter D. eingeleiteten Reformmaßnahmen wurden von den Speyerer Bischöfen immer wieder aufgegriffen und konnten erst nach Jahrzehnten wirksam werden. Literatur: F. X. Remling II, 397-435. - L. Stamer III/ 1. - V. Press 264-266. - H. Ammerich, Reform 293316. - Ders., Speyer. Hans Ammerich

Diepholz, Konrad Graf von (1424-1482) 1455-1482

Bischof von Osnabrück

Konrad Graf von Diepholz wurde 1424 als Sohn des Konrad Graf v. D. (+ 1426) und der Armgard von Hoya geboren. Er wurde Stifts­ propst in Deventer (Diözese Utrecht) und 1439 aufgrund päpstlicher Provision Dom­ propst zu Osnabrück. Bei der Niederwerfung des Bauernaufstandes im Hümmling (um 1449) befand er sich im Gefolge des Münste­ raner Bischofs und Osnabrücker Bistumsad­ ministrators H. v. (—>) Moers.

Als D. am 11. 6. 1455 als Nachfolger seines Onkels Rudolf v. (—>) Diepholz zum Bischof von Osnabrück postuliert wurde, genoß er be­ reits als Staatsmann, Soldat (Schlacht bei Varlar) und Geistlicher hohes Ansehen. Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 15. 12. 1455, die Konsekration am 27. 5. 1456.

Durch eine ausgewogene Bündnispolitik und starke Zurückhaltung in reichspolitischen Angelegenheiten brachte die Regierung von D. dem Hochstift Osnabrück, das zuvor durch Adelsfehden schwer zerrüttet worden war, eine Zeit des Friedens. Dies führte zu wirt­ schaftlicher Erholung des Landes. Der bedeu­ tende Aufschwung der Stadt Quakenbrück äußerte sich z. B. in einer Stadterweiterung und im Aufblühen von Handel und Gewerbe.

Iburg wurde durch Wehranlagen gesichert. 1457 bestellte D. Ertwin Ertman zum Sonder­ bevollmächtigten in Verwaltungsangelegen­ heiten. 1468 verlieh er ihm den Titel eines „Bischöflichen Rates“.

Zu seinen Weihbischöfen bestellte D. den Iburger Abt G. (—>) Yerwerd und die Osna­ brücker Augustiner J. (—>) Wenneker und J. v. (—>) Meppen, die in seinem Auftrag das Bis­ tum bereisten und die Reformen durchführ­ ten.

Schon in den ersten Regierungsjahren ließ D. bei Kirchen, Klöstern und Benefizien den Türkenzehnten durch Wybbold Broyel erhe­ ben, der dadurch eingehende Kenntnis der Verhältnisse im Hochstift erwarb. D. ernannte ihn spätestens 1458 zum Offizial. 1468 wurde er durch Adolf von Homel gen. Kurre (bis 1482) abgelöst. Mit der Einsetzung Broyeis als Kollektor und den von ihm erworbenen Kenntnissen über das Bistum schuf D. eine wichtige Voraussetzung für seine späteren Re­ formen. So hielt er 1466 - vermutlich nach dem Kölner Vorbild von 1452 - eine Synode ab, die den gesamten Diözesanklerus errei­ chen sollte. Die Bursfelder Klosterreform ließ er durch die Weihbischöfe in den Benedikti­ nerklöstern Iburg (1466-70) und Herzebrock (1467) sowie in den Frauenklöstern Malgar­ ten (1472), Gertrudenberg (1475), Oesede (1481) und Quernheim (1485) durchführen. 1458 wurde das Augustinerinnenkloster St. Agnes in Wiedenbrück begründet. Der Schwesterngemeinschaft von Marienstädt gab D. die Augustinusregel. Die Friedenszeit unter D. förderte auch die re­ ligiöse und kulturelle Entwicklung Osna­ brücks. Das Predigtwesen erlebte mit Albert Suho und Gottschalk Hollen eine hohe Blüte. Zur Hebung der marianischen Passionsfröm­ migkeit führte D. das Fest „Compassio Ma­ riae“ ein. Im Einverständnis mit D. verfaßte Ertmann eine Bischofschronik von Osna­ brück. Die durch die Reformen erforderliche Neugestaltung vieler Kirchen brachte einen Aufschwung im Kunstgewerbe mit sich. D. starb am 20./21. 5. 1482 in Fürstenau bei Os­ nabrück. Er wurde im Dom zu Osnabrück bei­ gesetzt. Literatur: J. C. B. Stüve I, 391-427. - [J.] Kretz­ schmar, Der Türkenzehnte von 1456-58 in Osna­ brück, in: OM 22 (1897) 253-273. - H. della Valle, Die Benediktinerinnenklöster des Bistums Osna­ brück im Mittelalter, in: OM 39 (1916) 143-302. -H. Rothert, Geschichte der Stadt Osnabrück im Mittelalter, in: OM 57 (1937) 251-302; 58 (1938) 60-122. W. Berning 180-194, 205. - A. Schröer, Verfassung I, 71-76. - Th. Beckmann 55-60. - W. Seegrün, in:

Diepholz NDB 12 (1980) 519f. - M. F. Feldkamp, Amtsbe­ zeichnung 473. Michael F. Feldkamp

Diepholz, Rudolf Graf von (1400-1455)

1432-1455 1454-1455

Bischof von Utrecht Administrator des Bistums Os­ nabrück

Rudolf Graf von Diepholz wurde 1400 in Diepholz (Hunte) geboren. Über seine Jugend ist nichts bekannt. Er studierte in Köln, wur­ de dort Domkanoniker und später Dompropst in Osnabrück. Nach dem Tod des Utrechter Bischofs Friedrich von Blankenheim (9. 10. 1423) bemühte D. sich um die Nachfolge. Aus territorialpolitischen Gründen unterstützten ihn Herzog Adolf von Kleve, Graf Everwin von Bentheim und D.s Neffen, die Osnabrükker Bischöfe Johann (1424-37) und Konrad v. (—>) Diepholz, aus parteipolitischen Gründen die Faktionen der Lichtenberger (Utrecht) und „Hoeken“ (Holland). So einigten sich Rit­ terschaft und Städte als weltliche Stände im Utrechter Stift bald auf ihn. Unter dem Druck der politischen Kräfte fand die Bischofswahl durch die fünf Utrechter Kapitel am 9. 11. 1423 statt. D. wurde aus sie­ ben Kandidaten gewählt. Gleichwohl wurde in Rom der Wahlvorgang wegen massiver Ein­ flußnahme des Interessenten für ungültig er­ klärt. Papst Martin V. beanspruchte daraufhin das Reservationsrecht und pro vidierte am 7. 6. 1424 den neutralen R. v. (—>) Heimstatt, Bi­ schof von Speyer. Doch dieser verzichtete und empfahl Zweder von Culemborg, Dom­ propst von Utrecht. Diesem wurde das Bis­ tum 1425 päpstlich verliehen. Dies wurde von den Utrechter Kapiteln respektiert. Culemborg übte sein Amt nur bis zum Herbst 1428 aus. Zunächst wurde er unterstützt von den Parteien der „Lokhorsten“ (Utrecht) und „Kabeljauwen“ (Holland), dem Grafen von Holland und dem Herzog von Geldern, ferner von Philipp dem Guten, Herzog von Bur­ gund, der seinen Einfluß in den nördlichen Niederlanden zu erweitern suchte und seit April 1424 die Grafschaft Holland als Erb­ schaft in Aussicht hatte. Dennoch wurde Cu­ lemborg bereits im August 1426 aus seinem weltlichen Besitz vertrieben, denn die weltli­ chen Stände im Stift, deren Hauptanliegen die territoriale Sicherheit bildete, hielten von Anbeginn zu D. Bereits im Mai 1424 hatten Ritterschaft und Städte bekundet, nur unter Zwang von ihrem Kandidaten abzurücken. D. selbst machte im August 1424 seinen Ver­

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zicht vom Urteil eines allgemeinen Konzils abhängig. Die Stände des Oberstiftes überga­ ben ihm am 10. 10. 1424 die bischöflichen Temporalien und erkannten ihn damit als Landesherrn an. Dieser offene Verstoß gegen die päpstliche Provision löste das sog. Utrechter Schisma (1424-49) aus, in dem sich jeweils die Parteien des Utrechter Bischofs und eines Prätendenten gegenüberstanden. Zwar setzten die Utrechter Kapitel im Juli 1425 Culemborg in den Besitz der Diözese, so daß er im August 1425 in Utrecht einziehen konnte. Doch die politische Lage änderte sich, als er wegen fahrlässiger Rechtspre­ chung im August 1426 von den Kanonikern suspendiert und aus Utrecht vertrieben wur­ de. Daraufhin wurde D. - obwohl exkommu­ niziert - am 26. 9. 1426 in Utrecht zugelas­ sen. Am 8. 10. 1426 trugen ihm die weltli­ chen Stände die Regentschaft über das Nie­ derstift an, ein Recht, das eigentlich nur den Utrechter Kapiteln zukam. Von den Kanoni­ kern schloß sich nur eine Minderheit diesem Schritt an; die meisten von ihnen anerkann­ ten - im Gehorsam gegenüber dem Papst nur Culemborg.

Nach einem Feldzug im November 1426 war D. faktisch Herr im ganzen Stift: im Oberstift als Landesherr, im Niederstift nur als Regent. Seine Position wurde noch günstiger, als Philipp von Burgund und der Herzog von Geldern sich von Culemborg abwandten und im Juli bzw. Dezember 1428 mit dem Stift Frieden schlossen. Dennoch blieb die Appel­ lation von D. an den Papst, ihn als Bischof an­ zuerkennen (14. 11. 1426), ohne Erfolg.

Eine Lösung wurde erst unter Papst Eugen IV. erzielt. Bereits im Sommer 1431 hatten ein Teil der Utrechter Kanoniker und wohl auch König Sigismund, der D. 1431 die Regalien verliehen hatte, in Rom auf dessen Anerken­ nung gedrängt. Dort kam man zu dem Ergeb­ nis, daß eine Befriedung des Stiftes und eine Rehabilitierung der Utrechter Bischofsgewalt nur durch Anerkennung der faktischen Lage erreicht werden könne. So entsandte der Papst den Legaten Johannes von Mäcon nach Utrecht, der dort am 18. 6. 1432 in Begleitung von D. eintraf und alle Beteiligten anhörte. Letztlich wurde D. am 10. 12. 1432 mit dem Bischofsamt providiert und kurz danach auf seinem Landsitz Vollenhove von seinem Nef­ fen Johann v. Diepholz konsekriert. Anfang 1433 wurde er in Utrecht feierlich installiert.

Damit war das Schisma jedoch nicht zu Ende, denn Culemborg berief sich auf das Basler Konzil. Dieses erklärte im Januar 1433 die

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Diepholz - Diesbach

päpstliche Verleihung des Bistums an D. für nichtig. Als Culemborg im September starb, wählten die ihm treu gebliebenen Kanoniker im Februar 1434 W. v. (—>) Moers, den Bruder des Kölner Erzbischofs D. v. (—►) Moers, zum Nachfolger. Wie erwartet, bestätigte der Erzbi­ schof die Wahl. Auch W. v. Moers berief sich auf das Baseler Konzil. Wie er zog auch D. im Frühjahr 1434 nach Basel, um seine Rechte zu verteidigen. Im Juni 1435 erklärte das Kon­ zil die Ernennung von D. abermals für ungül­ tig. Nun nahm auch Kaiser Sigismund Stel­ lung gegen D. und verlieh Moers die Rega­ lien, um die Politik Roms und Burgunds zu durchkreuzen. Schließlich sprach sich auch der Pfarrklerus in Holland und Seeland gegen den exkommunizierten D. und für Moers aus.

Dennoch konnte sich D. durchsetzen und die Einkünfte eintreiben - dies vor allem, weil die Stände des Stiftes zu ihm hielten. Am 16. 10. 1433 und wieder am 1. 7. 1435 bestätigte Papst Eugen IV. ihn in seinem Amt. Mit Phil­ ipp von Burgund - seit Juli 1428 Graf von Holland und Seeland - schloß D. am 28. 2. 1434 ein Konkordat, das seine geistliche Ju­ risdiktion in Holland und Seeland aner­ kannte. Wiederholt verordnete der Burgunder danach seinen weltlichen Amtsträgern, diese Gewalt zu respektieren. 1445-49 übte D. ferner die geistliche Gewalt im Herzogtum Kleve aus, die Eugen IV. auf Wunsch Herzog Adolfs I. von Kleve dem Utrechter Bischof übertragen hatte. Dies war der Anlaß für einen kostspieligen Krieg gegen den Bischof von Münster, H. v. (—*) Moers. 1448 geriet D. mit der Stadt Utrecht in Kon­ flikt. Der Anlaß war seine Steuerpolitik - für D. vornehmlich eine Form der Kriegsfinanzie­ rung. Er wurde vertrieben und konnte 1449 nur mit Gewalt zurückkehren. Unterstützt wurde er dabei von Philipp von Burgund, der wie alle Grafen von Holland vor ihm seinen Einfluß im Stift auszudehnen hoffte. Allge­ meine Anerkennung in seinem Amt konnte D. erst erzwingen, als W. v. Moers am 16. 1. 1449 auf seinen Anspruch verzichtete und 1450 Bischof von Münster wurde. Am 5. 7. 1449 versöhnte D. sich sogar mit ihm. In den Jahren 1452-55 leistete er ihm militärische Hilfe gegen die münsterischen Landstände, verlangte dafür aber den Stuhl von Münster für seinen Neffen Konrad von Diepholz. Als D. 1453-54 dem Klerus außergewöhnliche Steuern auferlegte, geriet er mit den Utrechter Kapiteln, die durch Dompropst Gijsbrecht von Brederode vertreten wurden, in Streit. Im Januar 1455 kehrte sich die Stadt Utrecht abermals gegen D. Dessen damaliges Vorha­

ben, das Bistum den Burgundern zu übertra­ gen, wurde durch seinen Tod verhindert. Noch am 30. 8. 1454 hatte ihm Papst Niko­ laus V. in Würdigung seines Eintretens für die päpstliche Oberhoheit über das Konzil das Bistum Osnabrück zur Administration verlie­ hen.

Dem damaligen Amtsverständnis entspre­ chend, tat sich D. während seines Episkopa­ tes vornehmlich als weltlicher Fürst hervor. Er widmete sich fast ausschließlich der Kriegsführung. Über sein geistliches Wirken ist kaum etwas bekannt. Neben dem Konkor­ dat von 1434 ist die Gründung von vier Hos­ pitälern („domus S. Johannis“) in Amersfoort, Zwolle, Haarlem und Delft zu erwähnen. D. war auch ein Liebhaber der Künste. Er starb am 24. 3. 1455 in Vollenhove am Zuiderzee. Beigesetzt wurde er im Utrechter Dom. Seine Grabkapelle wurde 1464 vollendet. Literatur: A. J. van der Aa, in: BWN 6 (1857) 169. P. L. Müller, in: ADB 29 (1889) 562f. - J. de Hullu, Bijdragen tot de geschiedenis van het Utrechts Schisma (’s-Gravenhage 1892). - R. R. Post, Bisschopsverkiezingen 126-163. - Ders., Kerkgeschie­ denis II, 4-21. - H. Stieglitz 8. Paul Berbee

Diesbach, Nikolaus von (1478-1550)

1519-1527

Koadjutor des Bischofs von Ba­ sel

* 22. 6. 1478 als Sohn des Berner Landvogtes Ludwig v. D. und der Antonia von Ringoltingen; Studium in Paris; 1498 in Rom am Hof des Vizekanzlers Sforza; erhielt mehrere Pfarrpfründen in seinem Heimatkanton Bern; 1503 Prior in Grandson und in Vaucluse; 1506 Propst des Chorherrenstiftes St. Urs und Victor in Solothurn; 1509 Dr. iur. can. (Sie­ na); 1514 Domherr, 1516 Domdekan in Basel; am 28. 5. 1519 vom Baseler Bischof Ch. v. (—►) Utenheim mit Einwilligung des Domkapitels zum Koadjutor mit Nachfolgerecht bestimmt; am 8. 8. 1519 päpstlich bestätigt. D. führte für den alternden Ütenheim die Regierungsge­ schäfte. Von den österreichischen Lehensleu­ ten im Oberelsaß als Schweizer abgelehnt, stieß er aber auch bei dem zur Reformation hinneigenden Basel auf Widerstand. Beim Bauernaufstand im Laufental suchte er ver­ geblich bei Bern und Basel um Hilfe nach. 1526 äußerte D. Rücktrittsabsichten, und am 21. 2. 1527 trat er nach dem Tode seines Mit­ koadjutors J. R. v. (—>) Hallwil als Koadjutor wie auch als Propst von Solothurn zurück. 1531 Resignation als Basler Domdekan; lebte

Diesbach - Dietrichstein in Grandson; + 15. 6. 1550 in Besancon als Prior von Vaucluse; □ St. Etienne in Besan­ gen. Literatur: A. Bruckner u. a., in: HS 1/1, 200f. - U. M. Zahnd, Die autobiographischen Aufzeichnungen Ludwig von Diesbachs. Studien zur spätmittelalter­ lichen Selbstdarstellung im oberdeutschen und schweizerischen Raume (Bern 1986) 404-407. Pierre Louis Surchat

Dietrichstein, Franz Seraph (seit 1623) Fürst von (1570-1636) 1599 1599-1636

Geheimkämmerer und 1593 durch päpstliche Provision zum Domherrn in Breslau und in Passau. Inzwischen hatte D. aus dem väterli­ chen Erbe die Stadt Nikolsburg erhalten. Nach erneutem kurzem Romaufenthalt nomi­ nierte ihn Kaiser Rudolf II. 1594 zum Propst von Leitmeritz, während der Papst ihm ein Kanonikat am Salzburger Dom verlieh. D. er­ hielt ferner eine Reihe spanischer Benefizien. Wohl 1597 in Prag zum Priester geweiht, wur­ de er 1598 noch einmal vom Papst als Rat, päpstlicher Gesandter und Reisebegleiter nach Rom berufen.

Kardinal Bischof von Olmütz

Franz Seraph von Dietrichstein wurde am 22. 8. 1570 in Madrid als achtes von zwölf Kin­ dern des Adam v. D. (1527-90), des kaiserli­ chen Oberstkämmerers und Obersthofmei­ sters, und der Donna Margaretha Folch y de Requesens, Prinzessin von Cardona (+ 1609), geboren. Die dem österreichischen Uradel an­ gehörende Familie der D. hatte sich in mehre­ re Linien in Niederösterreich, Kärnten und Steiermark verzweigt. Der mährische Zweig nahm den bedeutendsten Aufschwung. Schon der Großvater D.s, Sigismund Freiherr v. D. (1484-1533), war Landeshauptmann der Steiermark, kaiserlicher Statthalter von Inner­ österreich und mit einer unehelichen Tochter Kaiser Maximilians I. verheiratet. Der Vater wurde als Vertrauter Maximilians II. Hofmei­ ster von dessen Söhnen Rudolf und Ernst während deren Erziehung am spanischen Hof, zugleich Gesandter Kaiser Ferdinands I. beim spanischen König und Mitglied des Or­ dens vom Goldenen Vlies sowie des Calatra­ va-Ordens. Ältere Brüder D.s waren Sigis­ mund Graf v. D. zu Nikolsburg (1560-1602), Landesunterkämmerer in Mähren, und der kaiserliche Kämmerer Maximilian v. D. (1561-1611). Nach seiner Rückkehr aus Ma­ drid erhielt der Vater D.s das mährische Inkolat und vom Kaiser als Erbgut die Herrschaft Nikolsburg, die er bald rekatholisierte. D. wurde früh für die geistliche Laufbahn be­ stimmt. Am 22. 3. 1582 empfing er vom Wie­ ner Bischof die Tonsur. 1585-88 besuchte er das Prager Jesuitenkolleg, und 1588-93 stu­ dierte er in Rom als Alumne des Collegium Germanicum. Dort fand er Kontakt zu dem schon mit seinem Vater befreundeten Kardi­ nal Ipolito Aldobrandini, der seit 1592 als Papst Clemens VIII. D.s Karriere förderte. 1591 verlieh Bischof St. (—>) Pavlovsky von Pavlovitz ihm ein Olmützer Domkanonikat. Es folgten die Ernennung zum päpstlichen 15 Lexikon

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Nach dem Tode des Olmützer Bischofs Pav­ lovsky setzte Clemens VIII. alles daran, D. als Nachfolger durchzusetzen; war er doch von Spanien geprägt, stand Papst und Kurie nahe wie niemand sonst und vertrat seit seiner Ausbildung durch die Jesuiten kompromißlos die Ziele der tridentinischen Reform. Die ebenfalls reformbewußten Olmützer Bischöfe W. (—>) Prusinovsky von Vickov und Pavlovs­ ky hatten dagegen nach Ansicht der Kurie um ihrer politischen Stellung willen zuviel Rück­ sicht auf die Neugläubigen genommen, Kom­ promisse mit ihnen geschlossen und flexible Kontakte zu ihnen unterhalten. Das Olmützer Domkapitel und die mährischen Stände wi­ dersetzten sich jedoch der Kandidatur, da D. mit den politischen und rechtlichen Verhält­ nissen des Landes nicht vertraut war, die für Landtag und Landrecht erforderliche tsche­

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Dietrichstein

chische Sprache nicht beherrschte, überdies den Wählern kaum bekannt war und weder das kanonische Alter noch einen Doktorgrad besaß. Unter diesen Aspekten gaben der Kai­ ser und ein Teil der Domherren dem Prager Erzbischof Z. (—►) Berka von Duba den Vor­ zug. Die polnische Fraktion im Kapitel sprach sich dagegen für Johann Jerger und ein Teil der Mährer für den Brünner Propst Elias Hovora von Wischau aus. Da gleichzeitig das Bistum Breslau neu zu besetzen war und Papst und Kaiser dort ebenfalls unterschiedli­ che Kandidaten favorisierten, fand die Kurie sich schließlich dazu bereit, auf ihren Kandi­ daten für Breslau zu verzichten, um statt des­ sen für D. als Bischof von Olmütz die Zustim­ mung des Kaisers zu erlangen, der ihm per­ sönlich ohnehin gewogen war. Seit Februar 1599 warb Nuntius Filippo Spinelli beim Ka­ pitel umsichtig für D. Überdies erhob Cle­ mens VIII. diesen am 3. 3. 1599 zum Kardinal mit der Titelkirche S. Silvestro, die er 1623 gegen S. Maria in Trastevere tauschte. Nach­ dem am 5. 5. 1599 in Breslau die Wahl auf P. (—>) Albert gefallen war, gab das Olmützer Ka­ pitel am 26. 5. gemäß der Empfehlung durch Kaiser und Nuntius D. alle Stimmen. Die päpstliche Bestätigung folgte am 1. 9., die Konsekration durch Clemens VIII. schloß sich an. Am 17. 10. hielt D. in Brünn feierlich Ein­ zug in sein Bistum. Eine tiefe Zäsur in D.s Episkopat bildete der Ständeaufstand von 1618-20. In Mähren war der Boden für die Gegenreformation und die katholische Erneuerung bereits durch seinen Vorgänger bereitet. Das Bistum war überdies wirtschaftlich gestärkt, und seine Güter wuchsen bis 1618 noch auf nahezu ein Drittel Mährens an. Dazu kamen die Familiengüter des Bischofs, um 1618 die größten des mähri­ schen Adels. Zusammen mit seinem Bruder Sigmund, dem Oberstkämmerer Ladislav Ber­ ka von Duba, dessen Ernennung zum Landes­ hauptmann 1602 D. ebenso durchsetzte wie die Absetzung des Brüderadeligen Karl von Zerotin, sowie mit dem von der Brüderunität zur katholischen Kirche konvertierten Karl von Liechtenstein und mit anderen Herren bildete er um 1600 unter den mährischen Ständen eine aktive katholische Partei. Sie wurde durch den schon vor 1600 zu beobach­ tenden Gütererwerb katholischer schlesischer und böhmischer Herren in Mähren und durch die sich häufenden Konversionen ver­ stärkt. Politischen Rückhalt erhielt sie infolge des 1599 auf Drängen des Nuntius in Böhmen herbeigeführten katholischen Regierungs­ wechsels. Seitdem arbeitete D. eng mit der politischen Schaltstelle, der böhmischen

Kanzlei, zusammen. Seine Korrespondenz mit dem Oberstkanzler Zdenek Adalbert Po­ pel von Lobkowitz (1602), einem Vertreter des katholischen absolutistischen Denkens, belegt die politischen Elemente der Rekatho­ lisierung. Mit den politischen und rechtli­ chen Landesangelegenheiten Mährens hatte sich D. rasch bekannt gemacht, so daß er in alle Bereiche ständischer Fragen eingriff und sich bald eine führende Position eroberte, zu­ mal er in rein politischen Fällen die Interes­ sen der Stände zu wahren half. Sowohl von dieser ständischen Position aus als auch durch seine Verbindungen zur böhmischen Regierung gelang es ihm, in Mähren bald die wichtigsten Landesämter in katholische Hand zu bringen. Im Zusammenhang mit der politischen Wende von 1599-1602 konnte D. den Kaiser bewegen, das 1602 erlassen Man­ dat gegen die Böhmischen Brüder auch auf Mähren auszuweiten.

Das vertrauensvolle Verhältnis des Kaisers zu D. zeigte sich schon 1600 und 1601 in zwei Gesandtschaftsaufträgen nach Rom, wo D. mit Erfolg um päpstliche Hilfe für den Tür­ kenkrieg warb, vor allem aber in seiner Ver­ mittlungsrolle im „habsburgischen Bruder­ zwist“ zwischen Kaiser Rudolf II. und Erzher­ zog Matthias seit 1606. Nach einer erfolglosen Gesandtschaft zu Matthias wurde D. dennoch Mitglied und dann Vorsitzender des kaiserli­ chen geheimen Rates und erhielt das Recht der Münzprägung. Als die mährischen Stän­ de - auch veranlaßt durch die Rekatholisierungserfolge - sich auf die Seite des ver­ meintlich konfessionell liberalen Matthias stellten, blieb D. zunächst Kaiser Rudolf treu, mußte sich jedoch auf Drängen der Stände schließlich deren Votum beugen. In den Ver­ handlungen zum Friedensvertrag von Lieben (1608) war er denn auch zentral engagiert. Am 23. 5. 1611 krönte er Matthias zum böh­ mischen König und vermittelte danach zwi­ schen ihm und Erzherzog (—>) Leopold von Österreich ebenso wie in der Folgezeit zwi­ schen dem König und den mährischen Stän­ den. Um die Gemeinschaft mit den Ständen zu wahren, besiegelte er bei der Annahme von Matthias als Landesherrn zwar die ständische Instruktion, die vom neuen Herrscher tradi­ tionell die Bestätigung der alten Religionsfrei­ heit verlangte, ebenso wie 1617 bei der An­ nahme Ferdinands II., gegen religiöse Neue­ rungen trat er jedoch von Anfang an entschie­ den auf, zunächst vor allem in der Abwehr reformatorischen Einflusses in den königli­ chen Städten. So widersetzte er sich mit Er­ folg der 1608 bei der Annahme von Matthias

Dietrichstein

vorgetragenen Forderung der Städte nach Freigabe des Augsburgischen Bekenntnisses. Nach entsprechenden Bemühungen seines Vorgängers hatte er nämlich in Olmütz und Brünn 1601 erreicht, daß nur Katholiken als Stadträte eingesetzt und protestantische Pre­ diger 1602 aus allen königlichen Städten aus­ gewiesen wurden. In Znaim und Iglau gelang zwar beides noch nicht. Der Kirchenstreit in Troppau trat jedoch in seine entscheidende Phase. Gegen die Forderung D.s und des Kai­ sers, die Pfarrkirche den Katholiken zurück­ zugeben, opponierte die Stadt mit gewaltsa­ mem Widerstand mehrere Jahre, mußte sich aber 1607 nach kaiserlicher Acht dem militä­ rischen Zwang fügen. Es war dies das erste Beispiel gewaltsamer Rekatholisierung in den böhmischen Ländern. 1603 hatte D. in sei­ nem Bistum sogar im Widerspruch zum ge­ setzlich garantierten Utraquismus den Laien­ kelch verboten. Als nach dem Regierungsan­ tritt von Matthias die Protestanten wieder mehr politischen Spielraum erhielten und Karl von Zerotin erneut Landeshauptmann wurde, mußte D. seine geistliche Jurisdiktion und seine fürstliche Sonderposition erneut verteidigen. Nachdem die Stände zunächst den bischöflichen Fürstentitel angezweifelt hatten, bestätigte ihn der mährische Landtag jedoch 1612. Während D. in Brünn und Ol­ mütz ein neues Vordringen der Protestanten ab wehren konnte, erhielten diese nun in Troppau wieder zwei Kirchen. Im allgemei­ nen mußte er sich in dieser Periode (1608-19) in seiner Religionspolitik mit Rücksicht auf die Stände mäßigen. In einem Brief an den Kaiser (1612) wandte er sich aber gegen die protestantischen Neuerungen, da aus ihnen eine „oppressio religionis“ der Katholiken und eine „eversio status publici“ folge. Da D. die Relgionsfreiheit für den Adel akzeptierte und sich aktiv an den Landtagen beteiligte, machte man ihm in Rom Vorhaltungen wegen seiner Kompromißbereitschaft. Immerhin wußte er durch seine Solidarität mit den Lan­ desinteressen seine Position unter den Stän­ den so zu stabilisieren, daß sie ihm verschie­ dentlich die Gesandtschaft zum König und zum böhmischen Landtag sowie 1615 nach dem Verzicht Zerotfns auf die Landeshaupt­ mannschaft sogar die Verwaltung der Land­ schaftskasse anvertrauten. Die Bemühungen D.s um die innere katholi­ sche Erneuerung beruhten zunächst zum ei­ nen auf seinem Kollaturrecht auf den königli­ chen Gütern, zum anderen auf dem ihm vom Papst 1599 und erneut 1613 erteilten Visita­ tionsrecht in den mährischen Klöstern, bei dem er aber in Konkurrenz zum Generalvikar 15*

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der Prämonstratenser, J. (—►) Lohel, geriet. Eine Klostervisitation führte er 1614 durch. Angesichts des nach wie vor herrschenden Priestermangels unterhielt er wie sein Vor­ gänger auf eigene Kosten einige Alumnen im Olmützer Seminar und erlangte vom Papst die Zustimmung, 15 päpstliche Alumnen im Olmützer Jesuitenkolleg auszubilden. Da es noch nicht gelang, ein bischöfliches Priester­ seminar zu errichten, und die Klöster, beson­ ders die Prämonstratenser, sich weigerten, ei­ nen Teil ihres Nachwuchses für die Bistums­ pfarreien zur Verfügung zu stellen, war D. ganz auf die Jesuitenseminare in Olmütz und Brünn angewiesen. Er förderte diese durch ei­ gene Stiftungen nicht nur zum Ausbau der Kirchen und Kollegien, sondern auch zur Er­ weiterung des philosophischen und theologi­ schen Lehrpersonals im Olmützer Kolleg, das er zur Universität erheben wollte. In der Tat erteilte Kaiser Matthias 1617 die vollen Universitäts- und Promotionsrechte. Überdies er­ richtete D. 1616 eine Jesuitenresidenz in Ho­ leschau. Infolge der Spannung zu den exem­ ten Klöstern und Orden stützte er sich in seiner Reformpolitik neben den Jesuiten be­ sonders auf die Bettelorden und errichtete 1604 in Brünn und 1611 in Nikolsburg ein Kapuzinerkloster, dessen Unterhaltskosten er übernahm. Nach Olmütz berief er 1613 die Kapuziner, denen Johann d. Ä. Kavka von Ri­ can Kirche und Kloster zur Verfügung stellte. 1617 gründete D. in Kremsier ein Franziska­ nerkloster und übergab den Franziskanern das ehemalige Zisterzienserkloster Saar als Noviziat. Ebenfalls 1617 finanzierte er Bau und Unterhalt eines neuen Kapuzinerklosters in Wischau. Auch der Frauenklöster in AltBrünn und Znaim (Klarissen) nahm er sich an und sorgte für deren Ausbau und Reform. Für die geistliche Erneuerung seines Klerus war D. persönlich ein überzeugendes Vorbild in Seelsorge und Liturgie. Er hielt selbst öffentli­ che Gottesdienste und Prozessionen, predigte häufig, hörte Beichte, legte Nachdruck auf den Religionsunterricht und prüfte die Schü­ ler persönlich, feierte die Messe bei Gefange­ nen und widmete sich den Armen. In seiner Relatio status von 1613 berichtete er über den Bau für die Jesuitennovizen in Brünn und der Jesuitenresidenz in Kremsier, in der Relation von 1617 über Konversionen von Adeligen und Bürgern, den Ausbau der Kathedrale, den zunehmenden Priesternachwuchs in den beiden Jesuitenseminaren, andererseits aber auch über den immer noch herrschenden Mangel an moralisch qualifizierten Geistli­ chen. Immerhin stieg die Zahl katholischer Pfarreien von 1560: 50 über 1590: 70 bis 1619: 280.

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Dem mit dem Prager Fenstersturz vom 23. 5. 1618 beginnenden böhmischen Ständeauf­ stand schlossen sich die Mährer zunächst nicht an, nicht zuletzt weil die Katholiken im Herrenstand und in der Landesverwaltung bereits die Mehrheit besaßen. Kaiser Matthias und nach dessen Tod (20. 3. 1619) sein Nach­ folger Ferdinand II. wandten sich an D., von dem sie erwarten konnten, daß er sich zu ih­ ren Gunsten einsetzte. Auch beim neuen Kö­ nig war er einer der vertrautesten Ratgeber. Nachdem sich 1619 Mähren dem Aufstand angeschlossen hatte, wurde D. unter Hausar­ rest gestellt, dann nach Nikolsburg entlassen, von wo er nach Wien floh. Darauf wurde er wie die Kapitel von Olmütz und Brünn und die Jesuiten des Landes verwiesen. Seine per­ sönlichen und bischöflichen Güter, auch die der Klöster, wurden konfisziert.

Nach der Niederlage des Ständeaufstandes leitete D. am Wiener Hof die Beratungen über eine Neuordnung in den böhmischen Län­ dern und verfaßte am 11. 1. 1621 ein Gutach­ ten zu den notwendigen Veränderungen in Mähren. Es forderte die Stärkung der Herr­ schergewalt, die Übergabe der Landesverwal­ tung an einen katholischen Gubernator, die Erneuerung des geistlichen Standes mit einer eigenen Stimme auf den Landtagen nach dem Herrenstand, Freiheit zum Güterkauf für den Klerus, die Errichtung eines Jesuitenkollegs in Iglau und den Ausbau der Olmützer Jesui­ tenuniversität, ausschließlich katholische Obrigkeiten in den königlichen Städten, die Auflösung der Brüdergemeinden, die Aus­ weisung der Täufer und die Bestrafung der Aufstandsteilnehmer. Der Kaiser billigte nicht nur dieses Gutachten, sondern ernannte D. auch zum Gubernator für Mähren. Diese Funktion übte er von seiner Rückkehr ins Land (März 1621) bis 1628 aus; danach am­ tierte er bis zu seinem Tode als Landeshaupt­ mann. Damit vereinigte er die weltliche und geistliche Macht des Landes in seiner Hand und hatte nun für die Durchführung der kai­ serlichen Mandate zur politischen und kirch­ lichen Neuordnung zu sorgen, die er mit per­ sönlichem Nachdruck betrieb. An der Spitze der Kommission zur Untersuchung des Auf­ standes hatte D. 1621/22 die Schuldigen vor­ zuladen und den Grad ihrer Beteiligung zu beurteilen. Später setzte er sich vielfach für die Mäßigung der Strafen ein. Seine zweite Aufgabe war die Gegenreformation. Die Reka­ tholisierung bedeutete zunächst die stufen­ weise Herstellung der Konfessionseinheit durch Ausweisung aller nicht zur Konversion bereiten Protestanten. 1622 traf der kaiserli­ che Ausweisungsbefehl die Täufer, doch

mußte D. ihn 1623, 1625 und 1628 wiederho­ len. 1624 wurden alle evangelischen Prediger verbannt und 1625 die Bürger der königli­ chen Städte vor die Alternative der Konversi­ on oder Auswanderung gestellt, ebenso die Lehensuntertanen des Bischofs, schließlich mit einiger Verzögerung 1628 auch der Adel, der allerdings mehrfach eine Fristverlänge­ rung erhielt. Zur Durchführung der Gegenre­ formation setzte D. 1624 eine „Reformations­ kommission“ ein, die, von weltlichen Beam­ ten und Bewaffneten begleitet, evangelische Prediger aufspüren, die Ausweisungen durchsetzen und für die Neueinführung ka­ tholischer Pfarrer sorgen sollte. Ihr gehörte auch der Olmützer Dompropst und spätere Generalvikar und Bischof J. E. (—>) Plateis von Plattenstein an. Eine eigene Kommission richtete D. 1628 für den Adel und seine reli­ giöse Unterweisung mit dem Ziel der Konver­ sion ein. 1634 konnte er die weitgehende Re­ katholisierung (ca. drei Viertel) seines Bi­ stums nach Rom melden. Dabei betonte er auch seinen Anteil an der „Verneuerten Lan­ desordnung“ Mährens (1628), in der der Aus­ schluß von Nichtkatholiken aus den Ämtern, die Grundsätze des kanonischen Rechts und die Position des Klerus als erster Landstand fixiert waren. Der geistliche Stand umfaßte nun den Bischof, das Domkapitel, die infulierten Prälaten sowie solche, die seit alters Sessionsrecht und Landesgüter besaßen, au­ ßerdem die Ritterorden mit mährischen Kom­ menden. Insgesamt gesehen schloß sich D. in seinen Rekatholisierungsmethoden der Linie des Prager Erzbischofs E. A. v. (—> Bd. 16481803) Harrach zu Rohrau und des Kapuzinerprovinzials Valerian Magni an, indem er den katholischen Glauben eher durch friedliche Belehrung und religiöse Bildung als mit Ge­ waltmaßnahmen durchzusetzen suchte. Während er von Nuntius Carlo Caraffa poli­ tisch voll unterstützt wurde, hatte er 1619 die Feindschaft Wallensteins auf sich gezogen, der auf seinen Druck hin die mährische Stän­ dekasse zurückgeben mußte. An den kaiserli­ chen Beratungen über Wallensteins Sturz war denn auch D. später beteiligt. Auf das Ver­ trauen des Kaiserhofs konnte er sich bestän­ dig verlassen - bis auf jene große Enttäu­ schung, die er darüber empfand, daß ihn der Hof 1635 nötigte, auf die ihm kurz zuvor übertragene Funktion eines Protector Germaniae wieder zu verzichten. Zu seinen zurück­ erstatteten Gütern schenkte ihm der Kaiser aus den Konfiskationen zwei mährische Grundherrschaften; dazu kaufte D. Güter in Mähren, Böhmen und Niederösterreich, so daß er schließlich über ein enormes Jahres­

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einkommen verfügte (schon 1620: 140 000 Gulden). Ferdinand II. betraute ihn immer wieder mit bedeutenden Ämtern und Aufga­ ben, so des öfteren mit der Regentschaft, wenn er sich selbst nicht im Reich aufhielt, oder mit dem Ratsvorsitz für seinen Sohn, Erzherzog Leopold, als ungarischen Regen­ ten. Für seine Verdienste erhob ihn der Kaiser 1623 in den erblichen Reichsfürstenstand. Im Dreißigjährigen Krieg bemühte sich D. um die Einhaltung von Ordnung und Sicherheit, suchte die Militäreinquartierungen erträglich zu halten und die Städte damit zu verscho­ nen sowie das Söldnerunwesen durch stren­ ge Aufsicht einzudämmen. Die innere katholische Erneuerung nach dem Ständeaufstand begann er 1622 mit der Grün­ dung einer Druckerei in Nikolsburg, in der er Schriften über strittige Glaubensfragen her­ ausgab. 1625 führte er eine Bistumsvisitation durch, um sich über den Stand der Rekatholi­ sierung zu informieren. Er erließ Vorschriften für den Klerus über die Einhaltung der tridentinischen Ehedekrete und über die sonntägli­ che Christenlehre. Schließlich sorgte er 1633 mit einer tschechischen Bibelübersetzung für die Verbreitung der Heiligen Schrift. Insbe­ sondere aber wirkte er für religiöse Unterwei­ sung und Priesternachwuchs (1634: 636 ka­ tholische Pfarreien, 257 Pfarrer) durch weite­ re Ordensniederlassungen. Jesuitenkollegien wurden 1624 in Znaim, 1625 in Iglau und Troppau und 1635 in Kremsier-Hradisch ge­ gründet. Die Kollegien in Brünn, Iglau und Znaim erhielten eigene Seminare für die arme Jugend. Kapuziner ließen sich 1628 in Znaim und Iglau nieder. In seiner Stadt Nikolsburg errichtete D. 1625 ein Kollegiatkapitel und eine Loreto-Kapelle, die später zu einem be­ suchten Wallfahrtsort wurde; bei beiden In­ stitutionen stiftete er je ein Seminar zur Aus­ bildung von Kirchenmusikern und Sängern. Da er während seiner römischen Studien dem Kreis um Filippo Neri angehört hatte, kannte er den Gründer der Piaristen, Josef von Cala­ sanz, persönlich und gewann ihn für die erste Niederlassung dieses Schulordens nördlich der Alpen als Gegengewicht zum Schulmono­ pol der Jesuiten. 1631 kamen die Piaristen nach Nikolsburg, wo zwei Jahre zuvor ein Gymnasium gegründet worden war. Weitere Piaristenniederlassungen folgten 1633 in Straßnitz und 1634 in Leipnik. Während die Jesuiten für die höhere akademische Bildung zuständig waren, sahen die Piaristen ihre Aufgabe zunächst in der niederen und prakti­ schen Schulbildung. Der Orden nahm in den böhmischen und österreichischen Ländern eine bedeutende Entwicklung. Seine Schulen

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zeichneten sich bis ins 18. Jh. in der Theater-, Musik- und Philosophieausbildung sowie in den Naturwissenschaften aus. Die Förderung der Orden und Seminarien spiegelt sich auch im Testament D.s, in dem er sie neben Bistum und Domkapitel mit reichen Legaten bedach­ te.

Zur Repräsentation seiner politischen und kirchlichen Position entfaltete D. seine Hof­ haltung besonders in Nikolsburg, das er zu ei­ ner geistlichen Fürstenresidenz ausgestaltete. Außer der Ansiedlung von Klöstern, Semina­ ren und der Druckerei, dem Ausbau des Hauptplatzes mit Kanonikerhäusern und des vom Vorgänger begonnenen RenaissanceSchlosses mit einem Theater begründete er als Freund der Wissenschaften und Künste hier - neben Kremsier - aus konfiszierten Bü­ chern eine mit bedeutenden Drucken reich ausgestattete Bibliothek. Seiner Vorliebe für Kirchenmusik und Theater kamen die Musikseminarien und die Piaristenschule entgegen. Gesänge, Oratorien und Opern belebten die Kultur des zunehmend internationalen (Ita­ liener, Spanier) Hofes. Wie ein Souverän bau­ te D. seine Residenz Nikolsburg zu einem Zentrum des politischen, kirchlichen und kulturellen Lebens aus. Seinem langen und bewegten Episkopat sowie seiner politisch agilen und durchsetzungsfähigen, geistlich überzeugenden und kulturell vielseitigen Per­ sönlichkeit verdankt das Bistum Olmütz eine Hochblüte seiner Entwicklung und den ent­ scheidenden Durchburch zur katholischen Erneuerung. D. starb am 19. 9. 1636 in Brünn während eines Landtages. Er wurde in einfa­ cher Form im Olmützer Dom beigesetzt. Literatur: G. Wolny 87-94. - Notizenblatt 1873, 7. Ch. d’Elvert, Beiträge CCLXXXIX. - OSN 7 (1893) 504-508. - Ch. d’Elvert, Erzbistum 94f., 110, 130, 215. - F. Snopek, Nektere relace biskupa Stanislava Pavlovskeho a Kardinala Dietrichstejna o dioecesi olomoucke [Einige Relationen des Bischofs Stanis­ laus Pavlovsky und des Kardinals Dietrichstein über die Diözese Olmütz], in: CMM 32 (1908) 234259, 389-400. - F. Hrejsa, Ceskä konfesse 339f., 436, 538. - F. Snopek (Hg.), Akta Kardinala Ditrichstejna z let 1619-1635 [Akten des Kardinals Dietrichstein aus den Jahren 1619-1635], in: CMM 39 (1915) 98194. - K. Stloukal 114-148. - CSB III (1926) 507515. - G. Geßner (Hg.), Österreichisches Familien­ archiv III (Neustadt/Aisch 1969) 242-249. - P. Balcärek, Kardinal Frantisek z Ditrichstejna (15701636) [Kardinal Franz von Dietrichstein] (Kromenz 1990) (Lit.). - J. Bahlcke 258f., 309-360. Winfried Eberhard

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Dionysius - Dobeneck

Dionysius (OP) (t 1475)

1474 1474-1475

Ep. tit. Cyrenensis Mainzer Weihbischof in parti­ bus Rheni

Dominikaner aus dem Wiener Konvent; Mag. theol.; 1458 Studium in Wien; 10. 9. 1465 Im­ matrikulation in Köln; 19. 2. 1471 mit Legat für eine theologische Promotion in Köln be­ dacht; vor 1473 Studienleiter wohl in Mainz; nach 16. 10. 1473 vom Mainzer Erzbischof (—>) Adolf von Nassau zum Weihbischof be­ stimmt; 15. 5. 1474 Titularbischof von Cyrene und Weihbischof; maßgeblich an der Reform des Frankfurter Dominikanerkonvents 1474 beteiligt; + 13. 10. (3. 11.) 1475 Dominikaner­ konvent zu Frankfurt; □ Mainzer Dominika­ nerkirche. Literatur: G. C. Joannis II, 435. - J. S. Severus 20. G. M. Löhr, Die Teutonia im 15. Jahrhundert. Stu­ dien und Texte vornehmlich zur Geschichte ihrer Reform (Leipzig 1924) 107. - J. Meyer OP, Chronica brevis Ordinis Praedicatorum, hg. v. H. Ch. Schec­ hen (Vechta-Leipzig 1933) 100. - F. V. Arens 469f. J. W. Frank (Hg.), Das Totenbuch des Mainzer Domi­ nikanerklosters. Kommentar und Edition (Berlin 1993) 267f. Friedhelm Jurgensmeier

Dobeneck, Hiob (Job) von (OT) (um 1450-1521) 1501-1521

Bischof von Pomesanien

Hiob von Dobeneck stammte aus einem alt­ eingesessenen Adelsgeschlecht des Vogtlan­ des. Er wurde Mitte des 15. Jh.s als eines von zahlreichen Kindern des Johannes (Jan) auf Blintendorf und einer v. Zedwitz geboren. Er studierte 1476 als Deutschordensbruder an der Universität Erfurt. Bevor er 1489 Propst und Archidiakon des Deutschordenshauses Zschillen (seit dem 16. Jh. Wechselburg) bei Rochlitz in Sachsen wurde, war er Pfarrer und Mitglied des deutschen Hauses in Plau­ en. Das ehemalige Augustinerchorherrenstift Zschillen, seit Ende des 13. Jh.s dem Deut­ schen Orden gehörend, bildete eine seiner reichsten Besitzungen. Unter D. genoß die Propstei ein besonderes Ansehen. Herzog Georg von Sachsen zog den Propst zu den verschiedensten Diensten heran und berief ihn in jene Gesandtschaft, die im März 1498 in Königsberg über die Wahl seines jüngsten Bruders Friedrich zum Hochmeister verhan­ delte. Nachdem dieser gewählt war, diente D. ihm als Ratgeber. Friedrich wollte ihm zu­ nächst das Bistum Kurland verschaffen, D. er­ hielt jedoch nicht die päpstliche Bestätigung. Daraufhin bestimmte der Hochmeister ihn für

Pomesanien unter der Voraussetzung, daß er angesichts der desolaten Lage des Bistums die Zschillener Propstei auf Lebenszeit be­ halte. Das Domkapitel wählte D. im Mai 1501 zum Bischof, die Bestätigung durch Papst Alexander VI. erfolgte am 27. 8. 1501. Vom Deutschmeister vor die Wahl gestellt, eine seiner beiden Würden aufzugeben, verzich­ tete D. 1502 auf Zschillen und begab sich En­ de Mai 1502 nach Preußen. Am 16. 10. 1502 erhielt er im Dom zu Königsberg vom ermlän­ dischen Bischof L. (—>) Watzenrode die Bi­ schofsweihe. Mitkonsekratoren waren der Bi­ schof von Samland N. (—>) Kreuder und der ermländische Weihbischof J. (—>) Wilde. Auch als Bischof war D. vorwiegend im Dien­ ste des Hochmeisters tätig. Als dieser 1507 nach Sachsen übersiedelte, wurde D. führen­ des Mitglied und Vertrauensmann in der von Friedrich eingesetzten vierköpfigen Regie­ rung des Ordenslandes. Nach dem Tod des Hochmeisters übte D. entscheidenden Ein­ fluß auf die Wahl des Nachfolgers Albrecht von Brandenburg aus und wurde in den er­ sten fünf Jahren dessen einflußreichster Rat­ geber, bis ihn Dietrich von Schönberg ablöste. Mit diesem arbeitete er aber noch Ende 1515 in seiner Riesenburger Residenz einen Kriegs­ plan aus, der fortan zur Richtschnur für den Widerstand des Deutschen Ordens gegen Po­ len wurde. Weil er unermüdlich im diplomatischen Dienst für den Orden tätig war und auch als Feldhauptmann das Ordensheer anführte, gab die Mitwelt D. den Beinamen „der Eiser­ ne“. Angesichts der polnischen Kriegsvorbe­ reitungen zeigte sich D. dann aber kompro­ mißbereit. Als sein Bistum im Januar 1520 von Polen besetzt wurde, unterwarf er sich, löste sich aber nicht vom Deutschen Orden. Am Abschluß des vierjährigen Thorner Waf­ fenstillstands vom 5. 4. 1521 war er maßgeb­ lich beteiligt. Er vertrat also doch eher die ausgleichende Politik Friedrichs von Sach­ sen. In den Jahren seiner politischen Tätigkeit war D. häufig von seinem Bistum abwesend. Da­ mals zog er für seine Kanzlei gebildete Schreiber heran, unter ihnen den Erfurter Hu­ manisten Eobanus Hessus, den er aber nur vier Jahre bis 1513 in seinen Diensten halten konnte. D. hatte kein inneres Verhältnis zur geistigen Bewegung seiner Zeit, sondern ließ sich von persönlichen und politischen Inter­ essen leiten. Die ihm zugeschriebene Grün­ dung einer gelehrten Gesellschaft an seinem Hof ist eher unwahrscheinlich. Zurückgezogen von der hohen Politik, wid­ mete sich D. nach 1515 mehr den Angelegen-

Dobeneck - Dommartin heiten seiner Diözese. Zur Besetzung freier Güter und Dörfer förderte er den Zuzug aus Deutschland. Nach Forstreuter „hätte D. kei­ neswegs den Weg zur Reformation und zur Säkularisierung des Ordens mitgemacht“. Für die Kirchenreform zeigte er aber wenig Inter­ esse. Noch 1518 wollte er beim Hochmeister für die Brüder des Heiligen Geistes in Riesen­ burg, die dort eine Schule und ein Findel­ haus unterhielten, die Erlaubnis erwirken, ei­ nen Ablaß zu verkünden, Stationen zu halten und Almosen zu sammeln. Albrecht schlug die Bitte ab. Die Darstellung der 17 pomesanischen Bischöfe bis einschließlich Johannes’ IV. im Chor des Domes zu Marienwerder ist wahrscheinlich von D. veranlaßt worden. Den spätgotischen Bischofsstuhl mit dem Fa­ milienwappen des Bischofs und dem des pomesanischen Hochstifts hat wohl ebenfalls D. anfertigen lassen. D. starb am 25. 5. 1521. Er wurde im Dom zu Marienwerder beigesetzt. Literatur: Series epp. Pomesaniensium 408f. - H. Cramer, UB. - E. Wernicke 43-48. - E. JoachimW. Hubatsch, I, II, Reg. - K. Forstreuter, in: NDB 4 (1959) 4f. (Lit.). -M. Beck-Goehlich, Die mittelalter­ lichen Kirchengestühle in Westpreußen und Danzig (Stuttgart 1961) 147-151. - Akta stanow IV-VII. - M. Biskup, Polska. - J. Wisniewski 162-166. Hans-Jürgen Karp

Doczi, Urban (+ 1492)

1481-1487 1487-1492 1488-1490

Bischof von Raab (Györ) Bischof von Erlau (Eger) Administrator des Bistums Wien

Urban Doczi wurde zu Nagy-Luche bei der In­ sel Schütt in Ungarn geboren. Sein Vater stammte aus Siebenbürgen. D. leistete dem ungarischen König Matthias Corvinus als Di­ plomat, seit 1479 als Schatzmeister und seit 1481 als Kronhüter und Statthalter wichtige Dienste. Er war Propst von Fünfkirchen. Am 5. 9. 1481 erhielt er aufgrund königlicher No­ mination das Bistum Raab, wo er die Kathe­ drale prächtig aufbaute. Am 27. 4. 1487 er­ folgte aufgrund königlicher Nomination vom 27. 10. 1486 seine Translation nach Eger. In dem seit 1477 schwelenden Krieg zwi­ schen Matthias Corvinus und Kaiser Fried­ rich III. war D. an der Eroberung von Hain­ burg, Wien und Wiener Neustadt beteiligt. Nach dem Tod des Bistumsadministrators B. v. (—>) Rohr bestellte Matthias D. daher zu dessen Nachfolger. Die päpstliche Verlei­ hungsurkunde wurde am 20. 4. 1488 in Wien bekanntgegeben. Aus der kurzen bischöfli­

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chen Tätigkeit D.s in Wien ist nur die Einfüh­ rung des Festes der Unbefleckten Empfängnis Mariens im Jahre 1489 überliefert. Nach dem überraschenden Tod seines erst 46jährigen Protektors Matthias am 6. 4. 1490 in Wien gab D. die Wiener Administratur auf und begab sich nach Stuhlweißenburg, wohin er als Statthalter für den 15.5. einen Landtag einbe­ rief. Dort setzte er sich gegen die habsburgi­ schen Ansprüche auf das ungarische Erbe ein und erreichte die Wahl des Ladislaus zum König von Ungarn. D. starb Anfang 1492 als Bischof von Erlau. Er wurde in der dortigen Domkirche beigesetzt. Literatur: N. Schmitth, Episcopi Agrienses II (Tyrnau 1768) 124-148. - X. Schier 17-27. - J. Kopallik Xlf. - E Loidl 30, 334. - E Loidl-M. Krexner 16f. Johann Weissensteiner

Dommartin, Warry de (OSB) (+ 1508) 1499-1500

1500-1508

Koadjutor des Bischofs von Ver­ dun Bischof von Verdun

Warry oder Warric war der zweite Sohn des Herrn von Dommartin bei Neufchäteau (Lothringen) und Benediktiner der Abtei Saint-Epvre in Toul. Vom Studium in Paris her besaß er gute literarische und theologi­ sche Kenntnisse und zugleich Weltläufigkeit. Durch die Vermittlung des Kardinals G. d. (—>) Rovere, des späteren Papstes Julius II., der in Lothringen zahlreiche Benefizien inne­ hatte, erhielt er die Priorate Varangeville, Dammarie und Chätenoy, die die bestdotier­ ten in der Diözese Verdun waren. Außerdem trat der Kardinal ihm die Abtei Gorze ab. D. hatte zwei besonders enge Mitarbeiter in Re­ naud und Martin Pinquet. Pinquet verhan­ delte in seinem Auftrag mit Jean de Nicolinis, dem 1483 das Bistum Verdun päpstlich über­ tragen worden war (G. de [—>] Haraucourt), damit er es ihm gegen Vandreville überlasse. Nachdem Pinquet die Verzichtleistung de Ni­ colinis der römischen Kurie übermittelt hatte, wurde D. am 12. 7. 1499 zum Koadjutor des Bischofs von Verdun mit dem Recht der Nachfolge bestellt. D. traf zwei Tage nach des­ sen Tod am 22. 2. 1500 in Verdun ein. Auf Drängen Herzog Renes II. von Lothringen in­ vestierte ihn das Kapitel und erkannte ihn als Bischof an. Sein öffentlicher Einritt erfolgte am 26. 9. Er leistete die üblichen Eide und Kaiser Maximilian I. am 1. 5. 1502 den Lehnseid. D. empfing nie die Bischofsweihe. Die geistli­ che Verwaltung überließ er dem Abt von

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Dommartin - Doroz

Saint-Vannes, Louis de Seraucourt. Dieser war jedoch in Streitigkeiten verwickelt, so daß das Pariser Parlament ihn verurteilte und seine Einkünfte beschlagnahmte. Als er Saint-Vannes verlassen mußte, wurde D. dort sein Nachfolger, während er de Seraucourt das Priorat Chätenoy überließ, wo dieser we­ nig später verstarb. D. erhielt dagegen das Priorat Varangeville gegen eine Pension von de Nicolinis zurück. D. bedachte seine Fami­ lie mit zahlreichen Benefizien. So verlieh er seinen drei Schwestern die Abteien Remiremont, Epinal und Juvigny. Seinem Bruder Louis, Domdekan in Toul, verlieh er die Abtei Saint-Nicolas der regulierten Kanoniker in Verdun als Kommende, nachdem Papst Ju­ lius II. zuvor die kanonische Wahl des Kano­ nikers Vernerus Poinsignon kassiert hatte.

Mit dem Domkapitel hatte D. einen Streitfall wegen der Jurisdiktion über das Archidiakonat la Princerie. Die Diskussion darüber hielt an, bis am 9. 6. 1506 in Gorze die beiderseiti­ gen Rechte vertraglich geregelt wurden („Traite de Metz“). Von den bischöflichen Aktivitäten D.s ver­ dient die Veröffentlichung der Diözesanstatu­ ten im Jahre 1507 Aufmerksamkeit. In dem der Sammlung vorangestellten Schreiben er­ klärte er, daß er die Statuten seiner Vorgänger durch seinen Generalvikar und Offizial Nico­ las Chouard habe zusammenstellen und um einige Dekrete habe erweitern lassen. Darin wandte er sich gegen abergläubische Prakti­ ken, normierte medizinische und chirurgi­ sche Details, die Liturgie und einen Ritus für die Ausweisung von Leprakranken. Dem la­ teinischen Text war ein Hirtenschreiben an die Gläubigen beigegeben. Wenig später fiel D. bei Herzog Rene II. in Un­ gnade, als er in Gorze einen vom Herzog hochgeschätzten Bankier inhaftieren ließ. Es gelang ihm nicht, dies wieder auszugleichen. Bald danach erkrankte er schwer und starb am 7. 7. 1508 zu Gorze. Er wurde in der Abteikirche, in deren Nähe er den Bau eines auf­ wendigen Palastes begonnen hatte, beige­ setzt. Literatur: N. Roussel I, 376-379. -B. Ardura. Bernard Ardura

Dornvogel, Michael (1518-1589) 1554 1554-1586 1577-1589

Ep. tit. Adramyttensis Weihbischof in Augsburg Generalvikar des Bischofs von Augsburg

* Meßkirch in Baden; seit 1538 Studium in Freiburg; 1539-40 Lehrer an der dortigen Do­ minikanerschule; 1543 Dozent an der neu ge­ gründeten Benediktineruniversität in Otto­ beuren; 1547 Mag. phil., 1552 Professor in Dillingen; 1553 Domprediger, 1554 Domvikar in Augsburg; 1554 Dr. theol. (Ingolstadt); 13. 8. 1554 Titularbischof von Edremit und Weih­ bischof in Augsburg; bis 1563 auch Universi­ tätskanzler in Dillingen; bis zum Tod Inhaber der Nachmittagsprädikatur am Dom; 1577 von Bischof M. v. (—>) Berg zum Generalvikar bestellt; 1575 Kanonikus bei St. Moritz, 1581 bei St. Peter in Augsburg; zahlreiche Pontifi­ kalhandlungen, Visitationen und Erlasse sind nachweisbar; im Frühjahr 1586 Abdankung infolge eines Augenleidens; + 6. 12. 1589; □ 1808 abgebrochene Johanneskirche in Augsburg. Literatur: A. Schröder 449-454. - A. Haemmerle, Chorherrenstifte, Nr. 179. - F. Zoepfl II, Reg. - W. Brandmüller 846. Peter Rummel

Doroz, Jean (OSB) (1535-1607)

1585 1585-1607 1600-1607

Ep. tit. Nicopolitanus Weihbischof in Besancon Bischof von Lausanne

Jean Doroz wurde im Jahre 1535 zu Poligny (Franche-Comte) geboren. Sein Vater war Ju­ rist und Mitglied des Parlamentes in Besan­ gen. D. trat in das Cluniazenser-Priorat von Vaux ein und studierte in Dole (Dr. theol., 1564 Dr. iur. can.). 18 Jahre lang unterrichtete er in Dole Kirchenrecht, 1582 wurde er Vize­ kanzler der Universität und Prior von Vaux. Am 20. 8. 1585 ernannte ihn Sixtus V. zum Titularbischof von Nicopolis; seitdem wirkte D. als Weihbischof und Generalvikar der Erz­ diözese Besangon. 1599 erhielt er zusätzlich die Abtei Faverney und das Priorat von Chaux-les-Clerval. Zwei Jahre nach dem Tode von Bischof A. de (—>) Gorrevod ernannte ihn Clemens VIII. am 13. 8. 1600 zum Bischof von Lausanne.

D. war konzilianter und kompromißbereiter als sein Vorgänger, doch fand auch unter ihm die Residenzfrage noch keine befriedigende Lösung. Im November 1601 begab sich D. nach Freiburg und nahm Besitz von seiner Di­ özese. Bei dieser Gelegenheit wurde ihm das Bürgerrecht der Stadt verliehen. Er ernannte A. (—>) Dupasquier zum Generalvikar für den Kanton Freiburg. Im Sommer 1602 war er wieder in Besancon, wo er weiterhin als Weihbischof wirkte. Zwischen November

Doroz - Dubravius 1602 und Mai 1603 visitierte er seine Di­ özese, zunächst Solothurn und Umgebung, dann die zwei Pfareien in Neuenburg und ab Januar 1603 den Kanton Freiburg. Sein Vor­ haben, die Stadt Solothurn und die umliegen­ den Pfarreien in einem Dekanat zu vereini­ gen, scheiterte am Widerstand des Solothur­ ner Chorherrenstiftes St. Urs und Viktor. D. weihte Kirchen, Kapellen, Altäre und spen­ dete das Sakrament der Firmung. Den Zu­ stand seiner Diözese beurteilte er im großen und ganzen als positiv, er lobte vor allem das rege religiöse Leben der Bevölkerung; Kritik übte er an der Verwaltung kirchlicher Benefi zien durch die Kollatoren, an der Einmi­ schung des Staates in die kirchliche Gerichts­ barkeit und an der recht großzügigen Ausle­ gung der Klausur in den Frauenklöstern. Am 28. 3. 1603 verzichtete er in einem Abkom­ men mit der Freiburger Regierung auf die von Freiburg annektierten Besitzungen des Bis­ tums (Bulle, La Roche, Albeuve etc.). Als Ge­ genleistung erhielt er ein Haus in Freiburg und finanzielle Unterstützung. Zudem wurde das Kartäuserkloster La Part-Dieu der bischöf­ lichen Mensa zugesprochen. Doch die Oppo­ sition des Kartäuserordens und Frankreichs bewogen den Hl. Stuhl, diese Übereinkunft nicht zu ratifizieren. Im Mai 1603 kehrte D. nach Besancon zurück. Er starb am 14. 9. 1607 in Chaux-les-Clerval, wo er auch Prior war, ohne daß die Residenzfrage der Bischöfe von Lausanne geklärt worden war. Seine letzte Ruhestätte fand er in der Kathedrale Saint-Etienne zu Besancon. Literatur: M. Schmitt-J. Gremaud II, 414-422. - C. Holder, Les visites pastorales dans le diocese de Lausanne depuis la fin du 16e siede jusqu’ä vers le milieu du 19e siede (Fribourg 1903) 444-456. - L. Waeber, La visite du diocese de Lausanne par Mgr Doroz 1602-03, in: ZSKG 33 (1939) 145-154, 241252, 323-333. -P. Rück, in: HS 1/4,152f. (Lit.). Pierre Louis Surchat

Dubravius, Johannes (Jan Skala z Doubravy) (um 1486-1553)

1541-1553

Bischof von Olmütz

Jan Skala z Doubravy, der unter seinem Hu­ manistennamen bekannt ist, wurde wohl 1486 in Pilsen geboren. Er stammte aus der bürgerlichen katholischen Familie Skala mit dem Beinamen von Doubrava. Er studierte zu­ nächst in Wien, wo Konrad Celtis sein Lehrer war, dann in Pavia und Padua und promo­ vierte hier zum Dr. iur. utr. Seine humanisti­ sche und juristische Bildung empfahl ihn dem Olmützer Bischof St. (—>) Turzö, der ihn

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nach seiner Rückkehr aus Italien als Sekretär, Rat und Kanzler zu seinem engsten politi­ schen Vertrauten machte. D. wurde auch so­ gleich Kanoniker des Olmützer Kapitels, am 7. 5. 1513 Archidiakon und Propst von Kremsier, später auch Propst von Wolframitzkir­ chen bei Znaim. 1517 erhielt er in Prag von König Ludwig den Ritterschlag (eques auratus), trat bald danach in eine Wappen Verbin­ dung mit Kaspar Eberwein von Hradisch bei Pilsen und nannte sich seither „z Dubravsky a z Hradiste“; als er um 1535 ein bischöfli­ ches Olmützer Lehensgut übernahm, noch mit dem Zusatz „na Blauste“ (von Dubravska/ Doubravka und Hradisch auf Blansko).

Seine erste große diplomatische Mission übernahm D. im Auftrag des polnischen Kö­ nigs Sigmund, um für ihn in Neapel um die Hand Bona Sforzas zu werben. An den Bera­ tungen über die Türkenabwehr auf den mäh­ rischen Landtagen war er als Gesandter und Rat des Bischofs maßgeblich beteiligt und er­ hielt dafür von König Ludwig 1526 Schloß und Stadt Lundenburg (Bfeclav) als Ge­ schenk, das er 1534 an seine Brüder abtrat. Auch unter Ferdinand I. stand er in enger po­ litischer Verbindung zum König. 1528 ver­ mochte er an der Spitze der Gesandtschaft der böhmischen Länder zu König Sigmund von Polen diesen in der Auseinandersetzung Ferdinands mit Johann Zapolyai um die un­ garische Krone zur Neutralität zu bewegen. 1535 saß er in der Kommission zur Reform der mährischen Landesordnung. Nach dem vorzeitigen Tod des Bischofs B. (—>) Zoubek von Zdetm war D. neben dem Domherrn von Olmütz, Prag und Breslau so­ wie Erzieher der Söhne Ferdinands I. Jan Ho­ rak von Milesov (Johann Hasenberger) Kandi­ dat für die Nachfolge. Horäk verzichtete je­ doch gegen Zahlung einer Pension. Die dar­ auf am 4. 4. (30. 4. ?) 1541 erfolgte Wahl von D. wurde am 27. 6. päpstlich bestätigt. Am 2. 1. 1542 konsekrierte ihn der Krakauer Weih­ bischof. Ferdinand I. entsandte D. häufig als Vertreter zu böhmischen Landtagen und zog ihn als Beisitzer bei bedeutenden königlichen Majestätsprozessen heran. So verhandelte D. in königlichem Auftrag 1544 und 1545 mit den böhmischen Ständen in Prag über die Türkenhilfe, warb für die Erneuerung des Pra­ ger Erzbistums und versuchte zu diesem Zweck, das utraquistische Konsistorium zur Union mit der römischen Kirche zu bewegen. Als Beisitzer war er 1545 am Prozeß Ferdi­ nands gegen die Grafen Schlick wegen deren Herrschaften und Regalien beteiligt. Im Streit zwischen den böhmischen und schlesischen

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Dubravius

Ständen über den Ausschluß der Böhmen aus der schlesischen Landesverwaltung wurde D. mit der Vermittlung beauftragt und fungierte dabei 1546 erneut als Beisitzer im Prozeß in dieser Angelegenheit. Während des böhmi­ schen Ständeaufstands von 1547 versuchte er an der Spitze der königlichen Kommission auf dem April-Landtag die Stände erfolglos zum Verzicht auf ihre Rebellion zu bewegen. Er zog dann in das Lager des Königs nach Leitmeritz, um ihn militärisch zu unterstüt­ zen, und saß nach der Niederschlagung des Aufstands wieder als Beisitzer im königli­ chen Gericht, wo er für Strafmilderungen plä­ dierte. Als vier Jahre später über Strafnachlaß und Amnestie verhandelt wurde, übernahm D. es erneut, die entsprechende Bitte dem Kö­ nig offiziell vorzutragen.

Nachdem D. 1548 mit den mährischen Stän­ den einen Konflikt um die bischöflichen Pri­ vilegien auszufechten hatte, widmete er seine letzten Lebensjahre insbesondere den wirt­ schaftlichen und rechtlichen Angelegenhei­ ten der bischöflichen Güter, die nicht zuletzt durch politisch abgenötigte Darlehen an den König schwer belastet waren, ferner der Ge­ schichtsschreibung. Er vollendete den durch Bischof Turzo begonnenen Bau der bischöfli­ chen Residenz. Der Humanist, Jurist und Di­ plomat D. besaß für die religiösen und pasto­ ralen Aufgaben seines Amtes wenig Neigung, Zeit und Begabung. Als bischöflicher Ge­

richtsbeisitzer hatte er noch 1523 im Prozeß gegen den Iglauer lutherischen Prediger Pau­ lus Speratus diesen zu bekehren versucht. Den Utraquisten verweigerte er die Priester­ weihen, wirkte auch für das königliche Man­ dat von 1548 zur Vertreibung der Böhmischen Brüder. Insgesamt ging jedoch die konfessio­ nelle Entwicklung in Mähren über ihn hin­ weg.

Angeregt von seinen Studien und vom Huma­ nistenkreis um Bischof Turzo war D. dagegen ein herausragender Humanist auf dem Ol­ mützer Bischofsstuhl, der mehr als seine Vor­ gänger mit eigenen Werken hervortrat. 1516 verfaßte er einen Kommentar zu Martianus Capellas „Nuptiae Mercurii cum philologia“, danach für den jungen König Ludwig eine Umarbeitung der „Nova rada“ des Smil Flaska von Pardubitz unter dem Titel „Therobulia seu animalium de regiis praeceptis consultatio“ (auch „Concilium animalium“, Krakau 1521). Eine Sammlung von Gelegenheits­ schriften - Reden für König Sigmund von Po­ len, Briefe an das utraquistische Konsisto­ rium und über die Liturgie sowie einen Psal­ menkommentar - ließ er 1549 in Proßnitz drucken. Die größte Nachwirkung erzielte D. mit seinen beiden Hauptwerken. Aus der Kenntnis der böhmischen Fischzucht- und Fischteichtechnik verfaßte er für die oberun­ garischen Unternehmen von Franz Thurzo und Anton Fugger seinen „Libellus de piscinis et piscium, qui in eis aluntur, natura“ (Breslau 1547, polnische Übersetzung Krakau 1600). Sein umfangreichstes Opus, die „Historia regni Bohemiae“, erweitert die Chronik des Häjek von Libocan um Berichte aus der Lebenszeit des Autors, die den eigentlichen Quellenwert des Werkes ausmachen. Im übri­ gen ist die Kompilation mehr durch schönen Stil, Rhetorik und patriotisches Denken als durch historische Präzision charakterisiert. Die „Historia“ erschien erstmals 1552 in Proßnitz und wurde dann in verbesserter Form bis ins 17. Jh. auch in Deutschland öfter gedruckt. Mehr Humanist, Diplomat und Po­ litiker als Bischof oder Reformer, war D. ein Vertreter des vortridentinischen Typus politi­ scher Humanistenbischöfe in Olmütz. Er starb am 6. 9. (9. 9. ?) 1553 in Kremsier und wurde zunächst in St. Peter in Olmütz, dann in der Kathedrale beigesetzt. Literatur: G. Wolny 67f. - C. Grohmann, in: Schrif­ ten der hist.-stat. Sektion d. k. k. mähr.-schles. Ge­ sellschaft des Ackerbaus, der Natur- und Landes­ kunde IX (Brünn 1856) 209-221. - OSN 8 (1894) 91-93 (Schriftenverzeichnis). - Ch. d’Elvert, Erzbis­ tum 32-42, 307f. - V. V. Tomek XL - CSB III (1926) 620-621. - H.-B. Harder-H. Rothe 180, 392, 417 u.

Dubravius - Dürkop ö. - M. Kopecky, Cesky Humanismus [Der böhmi­ sche Humanismus] (Praha 1988) 116-118 u. ö. - I. Hlobil-E. Petru 39-69. - J. Skutil, Jan Dubravius, biskup, stätnik, ekonom a literät [Johannes Dubravi­ us, Bischof, Ökonom, Staatsmann u. Literat] (Kromefiz 1992). -P. Wörster 36-37, 155-178. Winfried Eberhard

Düren, Simon von (OCarm) (+ 1470) 1457 Ep. tit. Magionensis 1457-1470 Weihbischof in Münster und Worms Karmelit; Bacc. theol.; Mag.; Prior und erzbi­ schöflicher Pönitentiar in Köln; Weihbischof in Münster; auf Bitten Bischof R.s v. (—>) Sikkingen 12. 8. 1457 Titularbischof von Majo und Weihbischof in Worms; schlichtete 1466 zusammen mit den Bischöfen von Worms und Speyer sowie dem Wormser Generalvikar in päpstlichem Auftrag einen lange schwe­ lenden Streit zwischen dem Speyerer Stift St. German und dem dortigen Karmeliterkloster; t 28. 8. 1470 Worms; □ Karmeliterkloster zu Worms. Literatur: J. Milendunck, Chronik des Wormser Kar­ meliterklosters um 1650 (StadtA Worms 200/9). - J. E Schannat I, 99. - Handbuch Münster (1946) 118. - H. Issle 26-30. Burkard Keilmann

Dürkop, Eggert (vor 1459-1499) 1489-1499

Bischof von Schleswig

Eggert Dürkop stammte wahrscheinlich aus Hildesheim oder Minden, wo seine Schwe­ ster Klosterfrau und offenbar seine Mutter En­ ken Martha D. zu Hause waren. Er hatte dort seit 1486 das Dekanat und seit Anfang 1489 die Propstei inne. Er wurde Mag. art. und 1470 in Ferrara Dr. decr. Nach dem Tod des Schleswiger Bischofs H. v. d. (—>) Wisch wählte das Domkapitel sein fä­ higstes Mitglied, den Dompropst Ewald Söwenbroder, zum Nachfolger. König Johann von Dänemark unterstützte die Wahl, denn Söwenbroder hatte als Sekretär, Finanzbera­ ter und Gesandter eine wichtige Stellung an seinem Hof inne. Papst Alexander VI. verlieh jedoch stattdessen das Bistum Anfang April 1489 dem als päpstlichen Kaplan, Rota-Audi­ tor und Richter tätigen D. Er begründete dies in einem Schreiben vom 22. 4. 1489 an Her­ zog Friedrich von Schleswig, als dessen Pro­ kurator D. wirkte. Dieser hatte zum Zeitpunkt seiner Bischofsernennung das Archidiakonat Halberstadt, Kanonikate bzw. Präbenden in

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Köln und Mainz, ein ewiges Vikariat in Ver­ den und die Pfarrei Diekholzen im Stift Hil­ desheim inne. Als Elekt durfte er diese Ämter bis zur Weihe und Anerkennung beibehalten. Im Juli 1489 erhielt er zusätzlich die Propstei am Kloster Neuwerk bei Halle/S. Die Übernahme des Schleswiger Amtes schei­ terte indes zunächst am Widerstand des Dom­ kapitels, so daß D. sich offenbar auf die Nach­ folge in Hildesheim einrichtete, wo er im Ok­ tober 1490 nach dem amtierenden Bischof den ersten Platz im Chor einnehmen durfte. Seine Aufgabe als Bischof von Schleswig nahm er von Rom aus wahr. Als vier Domher­ ren im Jahre 1490 die bischöfliche Hauptburg Schwabstedt an den Ritter Hans Rantzau ver­ pfändeten, exkommunizierte er sie. Gegen Sö­ wenbroder leitete er im September 1492 ei­ nen Prozeß wegen unkanonischer Amtsüber­ nahme und Entfremdung von Bischofsgut ein, in dessen Verlauf der mit D. verwandte Hildesheimer Kanoniker Hermann Koch die Schleswiger Propstei zugesprochen erhielt.

Das Schleswiger Schisma endete im Juli 1494. Erst die päpstliche Erklärung, daß mit der Einsetzung D.s die Rechte von Domkapi­ tel und Herzog nicht beeinträchtigt werden sollten, eröffnete dem Bischof den Zug nach Schleswig. Seine Reise führte ihn mit 20 Be­ gleitern über Hildesheim, Minden, Verden und Lübeck. Seine Stellung blieb jedoch un­ sicher, da es ihm nicht gelang, die Abneigung des Kapitels und des Adels zu überwinden und die Burg Schwabstedt mit der bischöfli­ chen Hofhaltung für sich zu gewinnen. Auch die Verbesserung der Synodalstatuten zur Straffung und Vereinheitlichung der kirchli­ chen Verwaltung trug nicht zu einem besse­ ren Verhältnis zum Domkapitel bei. Mit dem Erwerb des Archidiakonates und der Pfarrei in Hildesheim sowie eines ewigen Vikariates in Moritzburg im September 1495 bereitete er offenbar die Lösung von Schleswig vor.

Im August 1496 erhielt D. die päpstliche Er­ laubnis, seinen dauernden Aufenthalt wieder in Rom zu nehmen und die Verwaltung des Bistums zwei Geistlichen zu überlassen. In Rom fungierte er als Bevollmächtigter des dä­ nischen Königs Johann in dessen Prozeß ge­ gen den Erzbischof von Uppsala, Sten Sture. Unzufrieden über den Fortgang des Prozes­ ses, insbesondere aber, weil das Bistum durch die Abwesenheit seines Leiters zu ver­ wahrlosen drohte, rief der König D. im Som­ mer 1498 erfolglos nach Schleswig zurück. D. starb Anfang November 1499 in Rom. Er wur­ de vor dem Hochaltar der Kirche der Anima beigesetzt.

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Dürkop - Dzialynski

Literatur: J. Lindbaek 103ff., 250ff. - K. Harms 123ff. - J. Skovgaard 32f. - Ch. Schuchard 67f. Christian Radtke

Dupasquier, Antoine (OCist) (1570-1614)

1601-1614 1607-1609

Generalvikar des Bischofs von Lausanne in Freiburg/Ue. Apostolischer Administrator von Lausanne

* um 1570 Maules bei Sales (Kanton Frei­ burg); 1588 Studium in Freiburg/Br.; 1590-94 am Collegium Helveticum in Mailand; 1597 Priesterweihe; 1598 Chorherr zu St. Niklaus in Freiburg; 1598-1600 Studium in Paris (Dr. iur. can.); 1600 Stellvertreter S. (—►) Werros als Stiftspropst; 1601 von Bischof J. (—>) Do­ roz zum Nachfolger Werros als Generalvikar für den Kanton Freiburg ernannt; 1602 Apo­ stolischer Protonotar und Rektor der Lieb­ frauenkirche zu Freiburg; begleitete 1602 Do­ roz auf dessen Visitation; 1609 visitierte D. im Auftrag des Bischofs Solothurn; 1605 führte er im Auftrag der Freiburger Regierung in Rom Verhandlungen zur Aufhebung der Kartause von La Part-Dieu und deren Überga­ be an die bischöfliche Mensa; nach dem Tod Doroz’ 1607-09 Apostolischer Administrator der Diözese Lausanne; 1609 Generalvikar un­ ter Bischof J. de (—> Bd. 1648-1803) Watte­ ville; 1609 Eintritt in die Zisterzienserabtei Hauterive bei Freiburg; legte die Profeß ab und wurde am 19. 10. 1609 zum Abt gewählt; trug wesentlich zur geistlichen und wirt­ schaftlichen Prosperität der Abtei bei; t 20. 3. 1614 Hauterive; □ ebd. Literatur: P. Rück, in: HS 1/4, 286-288. Pierre Louis Surchat

Durlacher, Martin (OCist) (t 1559) 1551 Ep. tit. Callipoliensis 1551-1558 Weihbischof in Brixen 1558-1559 Bischof von Wiener Neustadt

Martin Durlacher stammte aus Krain. Er trat in den Zisterzienserorden ein und wurde Pro­ feß des Stiftes Rein. Zunächst wirkte er als Pfarrvikar in Cilli und in Haselbach bei Gurk­ feld in Unterkrain. Am 28. 7. 1549 setzte Kö­ nig Ferdinand I. ihn als Abt des Stiftes Rein ein, doch mußte er einen Sohn des evangeli­ schen Landeshauptmannes der Steiermark, Hans von Ungnad, als Koadjutor annehmen. D. erreichte eine wirtschaftliche Gesundung des Stiftes und stellte die klösterliche Diszi­ plin wieder her. Die Klöster Neukloster, St.

Gotthard und Sittich wurden der Obödienz von Rein wieder unterstellt. Die Zahl der Konventualen nahm beträchtlich zu. Fünf von ihnen wurden in der Amtszeit D.s zum Abt anderer Klöster postuliert. 1553 wurde D. mit der Reform der Zisterzienserklöster Li­ lienfeld, Sittich, Landstraß und Viktring be­ auftragt. Am 5. 10. 1551 zum Titularbischof von Gallipolis ernannt, wurde D. als Weihbi­ schof in der Diözese Brixen tätig. Die Bi­ schofsweihe empfing er in Graz. König Ferdi­ nand I. nominierte ihn im Mai 1553 zum Bi­ schof von Wiener Neustadt, doch erlangte D. dieses Bistum zunächst nicht. Am 6. 11. 1555 ernannte Ferdinand I. ihn zum Rat und Hof­ kaplan, und im Dezember 1558 wiederholte er die Nomination zum Bischof von Wiener Neustadt, doch starb D. schon am 1. 1. 1559 im Stift Rein. Er wurde in der Stiftskirche bei­ gesetzt. Quellen: DAStP. - ÖNB, Cvp 9311. Literatur: Th. Wiedemann, Neustadt II, 191f. - K. Wolfsgruber 71, 610. -M. Wild, Die Äbte des Stiftes Rein, in: P. Rappold (Hg.), 1129-1979 Stift Rein. 850 Jahre Kultur und Glaube. FS zum Jubiläum (Rein 1979) 48-62, hier: 32. - G. Buttlar-Gerhartl 20. Johann Weissensteiner

Duvillard, Claude (1525-1577) 1563-1577

Generalvikar des Bischofs von Lausanne in Freiburg/Ue.

* 1525 Bulle; Studiengang unbekannt; 1549 Chorherr von St. Niklaus zu Freiburg/Ue.; 1547-63 Mitglied des Dekanatsgerichtes in Freiburg; 1557 Pfarrer der dem Stift St. Nik­ laus inkorporierten Pfarrei Chätel-Saint-Denis; begleitete 1559 Weihbischof J. (—>) Peronis während seines Besuches in Freiburg; 29. 10. 1563 Propst von St. Niklaus und Präsi­ dent des kurz zuvor geschaffenen Propsteige­ richtes. In diesen Eigenschaften war er de fac­ to Generalvikar der Diözese Lausanne in Frei­ burg, ohne daß er von Bischof A. de (—>) Gorrevod dazu ernannt wurde. D. nannte sich „Stellvertreter des ehemaligen Bischofssitzes von Lausanne“; er trug wesentlich zur Durch­ führung der tridentinischen Reform im Kan­ ton Freiburg bei; + 14. 4. 1577 Freiburg. Literatur: P. Rück, in: HS 1/4, 280f. (Lit.). Pierre Louis Surchat

Dzialynski, Kasper (+ 1646)

1639-1646

Bischof von Kulm

Kasper Dzialynski war Sohn des Woiwoden von Brest in Kujawien und seiner Ehefrau

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Dzialynski

von Zehmen, einer Tochter des Woiwoden von Pommereilen. Er nahm als Rittmeister am Krieg gegen die Schweden teil und wurde nach dem Abschluß des Waffenstillstandes von Altmark (1629) Priester. Er studierte bei den Jesuiten in Rom und wurde dort geweiht. Nach seiner Rückkehr nach Polen wurde er Domdechant von Breslau, nachdem er die Ko­ adjutorie von Wloclawek ausgeschlagen hatte. Seine Wohltätigkeit für die Kirche war außergewöhnlich. Auf seinem väterlichen Er­ be in Pakosc (Pakosch) an der Netze gründete er 1631 mit seinen Brüdern ein Reformatenkloster, in Bromberg baute er 1638 für die Je­ suiten eine Kirche und ein Steinhaus. Nachdem König Wladyslaw IV. D. zum Bi­ schof von Kulm nominiert hatte, providierte Urban VIII. ihn, da das Bistum durch die Ver­ setzung von J. (—>) Lipski vakant geworden war, am 2. 2. 1639 selbständig für Kulm. Die Bischofsweihe empfing D. am 19. 6. aus der Hand des Bischofs von Wloclawek Maciej Lubienski in der Johanniskirche zu Thorn.

D. führte sein Amt mit größter Sorgfalt. Nach einer Generalvisitation berief er 1641 eine Di­ özesansynode nach Löbau ein, deren Statuten die Verhältnisse in der Diözese Kulm und der mit ihr vereinigten Diözese Pomesanien wi­ derspiegeln und auch ein Verzeichnis der Kir­ chen enthalten: Kulm hatte damals fünf Archipresbyterate mit 132 Kirchen, Pomesanien besaß in fünf Archipresbyteraten 60 Kirchen. Die Synode nahm die Pläne zur Gründung ei­ nes Priesterseminars wieder auf und be­ schloß, es in Kulm in Verbindung mit der dor­ tigen Schule zu errichten, an die Professoren aus Krakau berufen werden sollten; dazu kam es jedoch nicht. Im gleichen Jahr führte D. das Amt des Weihbischofs ein, nachdem er ein Jahr zuvor an seinem Domkapitel ein Ka­ nonikat aufgehoben hatte; als Ausstattung be­ stimmte er u. a. das Benefizium der Pfarrei St. Johannes in Thorn. Darüber kam es zu einem heftigen Streit mit den Jesuiten, der erst kurz vor dem Tode D.s beigelegt werden konnte. Über die Fronleichnamsprozession in Thorn, die fast 100 Jahre lang nur auf dem Friedhof der Johanniskirche gehalten werden konnte, einigte sich der Bischof 1643 mit dem Rat der Stadt; seitdem konnte sie durch bestimmte Straßen geführt werden. D. unterstützte die Initiative Wladyslaws IV, der 1645 auf dem „Colloquium charitativum“ in Thorn die Ein­ heit der christlichen Konfessionen in Polen wiederherstellen wollte. Da D. selbst nicht daran teilnehmen konnte, ordnete er in der ganzen Diözese Gebete für ein gutes Ergebnis der Beratungen an. Keinen Erfolg hatte D. bei dem Versuch, in Thorn ein Kloster der Refor-

maten zu gründen. Der Plan stieß auf den Wi­ derstand des Stadtrats und den Argwohn der Bernhardiner und Franziskaner.

D. starb am 19. 3. 1646 in Löbau. Er wurde im Dom zu Kulmsee vor dem Hochaltar beige­ setzt. Literatur: C. P. Woelky 422f. - Cuimische Diözesan­ synoden 67f. - A. Marikowski 118-218. - P. Czaplewski, in: PSB 6 (1948) 87f. (Lit.). - A. Liedtke, Seminarium 115-118. - Ders., Zarys 88f. - J. Dygdala. Hans-Jürgen Karp

Dzialynski, Michal Erazm (+ nach 1651) 1624 1624-1648 1646-1651

Ep. tit. Hipponensis Weihbischof in Ermland Bischof von Kamieniec Podolski

Sohn des Woiwoden von Kulm Stanislaw; D. studierte 1611 in Rom; 1612 Domherr von Ermland; 1615 Rückkehr nach Frauenburg; wegen der Minderjährigkeit des Administra­ tors (—>) Johann Albert Wasa am 25. 9. 1621 von Gregor XV. für drei Jahre zum Mitverwal­ ter der Diözese Ermland ernannt; führte 1622-23 eine General visitation der Diözese einschließlich Königsbergs (im Samland) durch und hielt am 17. 5. 1623 in der Kollegiatskirche zu Guttstadt eine Diözesansynode ab. Deren Votum entsprechend ernannte der Papst D. am 15. 4. 1624 zum Titularbischof von Hippo und Weihbischof von Ermland und verlängerte seine Amtszeit als Admini­ strator zunächst für weitere drei Jahre. Außer den Einkünften aus seinem Kanonikat bezog D. ein Gehalt der bischöflichen Mensa und Erträge aus dem Dorf Walkeim; im Sommer 1624 durch Nuntius Giovanni Francesco Lancellotti konsekriert. Noch im selben Jahr sandte D. einen Statusbericht nach Rom. Nach der Translation von Johann Albert nach Krakau 1633 blieb D. Weihbischof unter M. (—►) Szyszkowski, J. K. (—>) Konopacki und W. (-* Bd. 1648-1803) Leszczynski. 1635 Abt des Benediktinerklosters Mogilno und Dom­ herr von Krakau; am 17. 12. 1646 auf Grund königlicher Nomination zum Bischof von Ka­ mieniec in Podolien ernannt; Amtsantritt 1648; 1651 Verzicht auf das ermländische Ka­ nonikat. + nach 1651. Literatur: A. Eichhorn, Bischofswahlen 487-492. Ders., Weihbischöfe 142-144. - Der Statusbericht des Weihbischofs Dzialinski von Ermland vom Jah­ re 1624, in: PDE 23 (1891) 113-115. - E Hipler, Con­ stitutiones 169-176. - St. Bodniak, in: PSB 6 (1948) 91 (Lit.). -T. Oracki I, 51f.; II, 237. Hans-Jürgen Karp

Eberlein

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E Eberlein, Jakob (1575-1633)

1615-1633

Bischof von Seckau und Gene­ ralvikar des Erzbischofs von Salzburg für die Steiermark und den Wiener Neustädter Distrikt

Jakob Eberlein wurde um Pfingsten 1575 auf Schloß Brandenburg bei Ulm geboren. Er ent­ stammte einer schwäbischen Bürgerfamilie. Sein Onkel, der Seckauer Bischof M. (—>) Brenner, ermöglichte ihm seit Herbst 1590 ein fünfjähriges Studium der Humaniora und der Dialektik bei den Grazer Jesuiten. 1595-1601 studierte E. zusammen mit dem Stainzer Karl Ramroth als erster aus der Steiermark ent­ sandter Alumne des Collegium Germanicum in Rom. Dort wurde er am 18. 7. 1599 zum Priester geweiht. 1601 kehrte er zurück und wurde Pfarrer in Veitsberg bei Leoben, einer Patronatspfarrei des Klosters Göß. Er beglei­ tete seinen Onkel 1604 auf einer Reforma­ tionsreise nach Klagenfurt und wirkte dann 1605-10 als Erzieher des Erzherzogs (—>) Karl, des späteren Bischofs von Breslau und Bri­ xen, eines Bruders Ferdinands II., am Grazer Hof. 1606 in Graz zum Dr. theol. promoviert, wechselte er 1613 von Veitsberg nach Bruck a. d. Mur auf die reichste Pfarrei des Landes, deren Patron der Landesfürst war.

Bischof Brenner brachte bei seiner Resigna­ tion E. als Wunschkandidat vor unter Hin­ weis auf seine Akzeptanz beim Grazer Hof und beim Klerus sowie auf seine vielfach be­ währten Fähigkeiten. Damit wurde noch ein­ mal der Vorrang der Salzburger Domherren bei der Besetzung der Eigenbistümer über­ wunden. Am 22. 8. 1615 konsekrierte Erzbi­ schof M. S. v. (—>) Hohenems E. persönlich. Die formelle Einführung in Graz, Seggau und Seckau verlief in den gewohnten Formen. E. wurde im Gegensatz zu seinem Onkel, auf dessen allseits anerkannten Leistungen er weiterbaute, ein auf den Alltag abgestimmter, praxisorientierter, zäher und arbeitsamer Bi­ schof. Dies dokumentieren die teilweise er­ haltenen Tagebücher und ein umfangreiches Visitationsprotokoll von 1617-19. Diese Visi­ tation war das bedeutendste Ereignis der Amtszeit E.s. Sie zeigte, daß die Erfolge Bren­ ners gesichert und das katholische Bekennt­ nis gefestigt waren. Die alten Stiftungen konnten durch eine zielstrebige Erneuerung von Seelsorge und Klerus wiederbelebt wer­ den. Umfassend sind die Nachrichten über

die Kirchen- und Pfarrorganisation, über die seelsorglichen Verhältnisse und selbst über die Entwicklung der Kirchengebäude und ih­ rer Einrichtung (Entfernung der Lettner und der Sakramentshäuschen, Durchsetzung des aus Italien kommenden, von Brenner noch nicht urgierten Altartabernakels, westliche Orgel- und Sängerempore, ewiges Licht vor dem Tabernakel). Geregelt wurden auch der Pfarrgottesdienst, Prozessionen und Wall­ fahrten, Heiligenfeste, der Speiswein nach der Kommunion, Schulwesen und Christen­ lehre. Die wiederauflebenden Bruderschaften und die Neubelebung der kirchlichen For­ mung der Handwerkszünfte gaben der Seel­ sorge eine neue Breitenwirkung.

Der Klerus bestand auch nach der Rekatholi­ sierung von 1599/1600 noch zum großen Teil aus Ausländern und zeigte ein starkes Fluktu­ ieren. Die Ausbildung war meist dürftig: Hu­ maniora bzw. Philosophie, dazu die Kasuslehre, ein moraltheologischer Kurzkurs. Re­ formeinflüsse kamen von den Jesuiten und dem Collegium Germanicum, und allmählich wuchs eine neue Schicht bodenständiger und besser gebildeter Seelsorger heran.

Reste des Protestantismus gab es bis zur Aus­ weisung von 1628 unter dem Adel, doch mußten auch das gewaltsam rekatholisierte Bürgertum sowie die Bauern erst innerlich gewonnen werden. Dafür schuf E. eine wich­ tige Grundlage durch die konsequente Ver­ besserung der kirchlichen Strukturen und Zustände.

Wie schon sein Onkel, so hatte auch E. neben der eigenen Diözese das Salzburger General­ vikariat für die Steiermark und den Wiener Neustädter Distrikt in Österreich jurisdiktionell zu betreuen. Das kam der Regierung ei­ ner großen Diözese gleich. Den großen Ar­ beitsaufwand zeigen vor allem die Tagebü­ cher. Nur wenige Tage waren dem entspan­ nenden Vergnügen der Jagd gewidmet, zumeist mit Freunden aus dem erzherzogli­ chen Haus. Mit dem Aufstieg Ferdinands II. zum Kaiser versank jedoch die Residenzstadt Graz wieder in ein provinzielles Schattenda­ sein. Anders als sein Onkel trat E. auf den Landtagen kaum in Erscheinung. Er hatte je­ doch lebhaftes Interesse an der Wirtschaft, aber auch an den von ihm sorgfältig verzeich­ neten Naturkatastrophen. Eine offenkundige Vorliebe für Statistiken läßt auf pedantische

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Eberlein - Echter Züge schließen. Als wichtigste Aufgabe scheint er die mühsame Kleinarbeit des All­ tags betrachtet zu haben.

E. starb am 12. 8. 1633 und wurde, entgegen seinem Wunsch nach einer letzten Ruhestätte bei den Grazer Jesuiten, in der Seckauer Bi­ schofskapelle neben seinem Onkel beigesetzt. Dort wurde eine schlichte Marmortafel zur Erinnerung an beide Bischöfe angebracht. Literatur: L. Schuster 848ff. - K. Steiner 82f. - B. Roth, Seckau 526f. - D. Cwienk, Kirchliche Zustän­ de in den Salzburger Pfarren der Steiermark in der Gegenreformation nach dem Visitationsprotokoll des Seckauer Bischofs Jakob Eberlein aus den Jah­ ren 1617-1619 (Diss. phil. Graz 1966). - Ders., in: K. Amon, Bischöfe 277ff. - W. Watzenig 56. - K. Amon-M. Liebmann 178. - J. Mlinaric. Karl Amon

Eberstein, Bernhard von (+ 1569)

1523

Koadjutor des Bischofs von Wien

Bernhard von Eberstein stammte aus dem Ge­ schlecht der Grafen v. E. in Schwaben. Am 6. 10. 1523 nahm der Wiener Bischof J. v. (->) Revellis ihn als Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge an, da E. dafür eine Zahlung von 2000 Gulden angeboten hatte. Das Nachfolgerecht trat jedoch nie in Kraft. E. starb im Jahre 1569. Literatur: L. H. Krick, Stammtafeln 76. - G. Kreß 84f. Johann Weissensteiner

Ebmer, Ludwig (+1516)

1494-1495 1495-1502

Generalvikar des Bischofs von Salzburg und Offizial Bischof von Chiemsee

Ludwig Ebmer wurde zu Wasserburg am Inn als Abkömmling des wohl rittermäßigen alt­ bayerischen Geschlechtes Ebm, das seit 1331 nachweisbar ist, geboren. Er studierte 1466 in Wien und wurde dort zum Dr. iur. can. pro­ moviert. Er war zunächst Kanoniker von Au am Inn, hatte dann für kurze Zeit die seelsorg­ liche Leitung der Stadtpfarrei Salzburg inne und wurde 1477 Pfarrer von St. Veit. Erzbi­ schof B. v. (—>) Rohr verwendete ihn im Sep­ tember 1479 in einer Gesandtschaft zu König Corvinus, nachdem E. schon 1478 als erzbi­ schöflicher Beauftragter in Rom gewesen war. 1479-81 war er Pfarrer von Gmünd und Erz­ priester von Oberkärnten. 1479 ist er als Salz­ burger Domkustos, 1482 als Domherr, 1494-

95 als Generalvikar und Offizial bezeugt. 1482 erlangte er zudem die Propstei St. Zeno in Reichenhall, wo er sich um Bibliothek und Verwaltung verdient machte.

Am 4. 5. 1495 nominierte ihn Erzbischof S. v. (—>) Hollenegg zum Bischof von Chiemsee. Die Konsekration erfolgte am 26. 7. 1495 wäh­ rend der Vakanz des erzbischöflichen Stuhles durch die Bischöfe von Freising, Regensburg, Passau und Brixen. 1498 und 1501 konsekrierte E. in seiner Kathedrale auf Herren­ chiemsee mehrere Altäre. Für sich und seine Angehörigen stiftete er dort die St. Andreas­ kapelle als Grablege. Außerdem sind einige Ablaßerteilungen bekannt. E. veranlaßte fer­ ner die Anlage einer Wasserleitung für den Chiemseehof in Salzburg. Am 27. 7. 1502 beauftragte E. die Pfarrer von Bischofshofen, Bramberg und Taxenbach da­ mit, in seinem Namen vor dem Erzbischof auf das Bistum Chiemsee zu verzichten. Danach weilte er einige Zeit in St. Zeno, um dann als Berater Kaiser Maximilians nach Wien zu ge­ hen. Als Propst von St. Dorothea starb er am 4. 12. 1516 in Wien und wurde dort wahr­ scheinlich auch beigesetzt. Literatur: H. Wagner-H. Klein 18f. - E. Wallner, Chiemsee 116f. - J. v. Moy, Das Bistum Chiemsee, in: MGSL 122 (1982) 40-42.

Erwin Naimer

Echter von Mespelbrunn, Julius (1545-1617) 1573-1617

Bischof von Würzburg

Julius Echter von Mespelbrunn wurde am 18. 3. 1545 auf Schloß Mespelbrunn im Spessart geboren. Sein Vater Peter war kurmainzischer Oberamtmann und Reichstagsgesandter, sei­ ne Mutter Margarethe stammte aus der Fami­ lie Rüd von Collenberg. Die geistliche Lauf­ bahn E.s war früh festgelegt. 1554 erhielt er eine Pfründe am Aschaffenburger Stift und eine Domizellarpfründe in Würzburg, 1559 eine solche in Mainz. E.s bereits im Eltern­ haus angelegte gegenreformatorische Einstel­ lung wurde an der Würzburger Domschule, vor allem aber 1558 am Jesuitenkolleg in Köln bestärkt. Mehrere Jahre studierte er an den Universitäten Löwen, Douai, Paris, Angers und Pavia Theologie und Jurisprudenz. 1569 kehrte er aus Italien zurück und wurde mit 25 Jahren der jüngste Würzburger Domherr. 1570 wählte ihn das Kapitel zum Domschoiaster und kurz darauf zum Domdekan. Seine Bil­ dung, seine beispielhafte klerikale Lebens­ führung und seine Reformbereitschaft mach-

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Echter

ten ihn bald bei der römischen Kurie und bei den katholischen Fürsten bekannt, so daß sei­ ne Wahl zum Bischof nach dem Tode des F. v. (—►) Wirsberg (1573) nicht unerwartet kam. Dennoch fiel das Wahlergebnis trotz massiver Einflußnahme des bayerischen Herzogs nur knapp aus, denn E. erhielt am 1. 12. 1573 ge­ rade 11 von 22 Stimmen. Erst im Mai 1575 ließ er sich die Priester- und die Bischofswei­ he erteilen. Während der ersten drei Jahre sei­ ner Regierung übte E., vielleicht unter dem Einfluß des Vaters, politische Zurückhaltung.

Dieser Eindruck verschwand aber schlagartig mit seinem gewaltsamen Vorgehen gegen die Abtei Fulda. E. wollte offenbar im Bund mit den fuldischen Städten, Adeligen und der Ka­ pitelsopposition Abt Balthasar von Dernbach (1570-76, 1602-06) ausschalten und das fuldische Territorium dem Hochstift Würzburg einverleiben, zumal es ohnehin zur Diözese Würzburg gehörte. Der Plan widersprach je­ doch den Interessen des Reiches, des Erzbi­ schofs von Mainz sowie der Kurie und schei­ terte. Immerhin wirkte E.s Vorpreschen bis mindestens 1582 nach, als seine Kandidatur für den Mainzer Erzstuhl wie noch ein weite­ res Mal 1604 erfolglos blieb. Reichspolitisch richtete sich das Interesse E.s darauf, die katholischen Mächte zusammen­ zuhalten. So versuchte er die bambergische Politik auf den Würzburger Kurs einzuschwö­

ren. Er interessierte sich ferner für die Schlag­ kraft des Landsberger Bundes, der die ober­ deutschen Bistümer zusammenfaßte. Eng war das Verhältnis E.s zu den bayerischen Herzö­ gen Wilhelm V. und Maximilian I. schon seit dem Kölner Krieg, der einen Wittelsbacher auf den Erzstuhl gebracht hatte. Im Vorfeld des Dreißigjährigen Krieges arbeitete E. für den engen Zusammenhalt der Liga. Bemer­ kenswert ist, daß er das konfessionelle Inter­ esse der Friedenswahrung unterordnete und bereit war, protestantische Fürsten in die Bündnispolitik einzubeziehen. E.s Reichs­ treue war begrenzt, soweit es um territoriale Interessen ging. In solchen Fällen kümmerte er sich wenig um kaiserliche Mandate und Vermittlungsbemühungen. Auch seine Loya­ lität zum Papst hatte Grenzen. Gehorsam ge­ genüber der römischen Kurie lehnte er gele­ gentlich ab, und der Kardinalswürde maß er keinen Wert bei.

Innenpolitisch führte E. die unter seinem Vorgänger begonnene Konsolidierung fort. Im frühabsolutistischen Sinne drängte er den Einfluß von Domkapitel und Reichsritter­ schaft zurück. Er erließ zahllose Mandate zur Reform des Gerichtswesens und der Verwal­ tung sowie zur Förderung der Wirtschaft. Bleibender Ausdruck seiner landesherrlichen Bemühungen sind das 1576 gegründete Juliusspital in Würzburg und die 1582 ins Le­ ben gerufene Universität. Im Juliusspital trat das Anliegen der patriarchalischen Fürsorge des Fürsten für seine Untertanen neben den absolutistischen Anspruch, wie er sich in den Statuten niederschlug, die das tägliche Leben in der Stiftung bis in die Details regelte. Nicht zuletzt auf Grund der Differenzen mit dem Je­ suitenkolleg faßte E. den Plan zur Gründung einer Universität. Dort sollten neben Theolo­ gie und Philosophie auch die Rechte und Me­ dizin gelehrt werden. Die Universität war vor allem ein Instrument der von E. mit manch­ mal rücksichtsloser Härte durchgeführten Ge­ genreformation. Mögen auch administrative und fiskalische Interessen für seine Politik eine Rolle gespielt haben: den Ausschlag ga­ ben mit Sicherheit religiöse Motive. Sobald die pastoralen Mittel der Predigt, der Visitati­ on, der Bruderschaften und der Wallfahrten versagten, wandte E. das Recht des Landes­ herrn an, erzwang den Konfessionswechsel gewaltsam oder verfügte als letztes Mittel das Exil. Etwa 1000 Einwohner wurden davon be­ troffen. Das Ende der Regierungszeit E.s war und er stand damit durchaus nicht allein von Hexenwahn und Hexenprozessen über­ schattet. 1616 fanden im Hochstift 300 Frau­ en ihren Tod auf dem Scheiterhaufen.

Echter - Effern

In mancher Hinsicht zeigte E. schon Züge des absolutistischen Fürsten, so in seinem Inter­ esse für die Astrologie, die Alchimie, das Sammeln von Münzen, vor allem aber in sei­ ner Bautätigkeit. Unter E.s Regierung wurde seine Residenz, die Festung Marienberg, von der mittelalterlichen Burganlage zum renais­ sancehaften Ausdruck des neuzeitlichen Herrscherwillens umgestaltet. Von hohem Anspruch war auch die Architektur des Juliusspitals und der Universität. Das Bistum Würzburg besitzt noch heute viele Kirchen im Gewand des „Julius-Stils“, der Gotik und Renaissance verband.

Das Urteil über die Persönlichkeit und das Werk E.s schwankt, je nach Schwerpunkt und Motiv, sehr stark. Die einen sehen in ihm den Erneuerer der Kirche von Würzburg und den großen Staatsmann, andere den gnadenlo­ sen Gegenreformator, Hexenverfolger und machiavellistisch-kalten Fürsten, dem die Macht und die Sorge um seine Familienange­ hörigen über alles gingen. E. weist alle diese Züge auf. In seiner Regierung verbanden sich Gegenreformation und aufkommender Abso­ lutismus. Sicher hat seine kraftvolle Politik das Hochstift und die Diözese Würzburg auf lange Zeit geprägt. E. starb am 9. 9. 1617 auf Schloß Marienberg. Er wurde im Würzburger Dom beigesetzt. Das Grabmal mit der lebens­ großen Figur des Verstorbenen hat sich erhal­ ten.

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von Köln. E. war 1579 Kanoniker in Bonn, St. Cassius. 1589 immatrikulierte er sich an der juristischen Fakultät der Universität Padua. 1596 wurde er Scholaster in Bonn. Dieses Amt resignierte er 1598, auf sein Kanonikat verzichtete er erst 1604. Vor 1593 wurde er Stiftsherr und vor 1594 Dekan in Wimpfen. Auf diese Prälatur leistete er ebenfalls im Jah­ re 1604 Verzicht. Im Wormser Domkapitel er­ hielt E. 1597 die Posseß als Domizellar; vor 1604 wurde er Domkapitular. Als Ph. (—>) Cratz von Scharfenstein kurz nach seiner Er­ hebung zum Bischof von Worms im Sommer 1604 gestorben war, wählte das Domkapitel E. am 17. 8. 1604 zu dessen Nachfolger. Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 12. 9. 1605. Erst am 15. 8. 1612 ließ E. sich zusam­ men mit dem Speyerer Bischof Ph. C. v. (—> Bd. 1648-1803) Sötern durch den Mainzer Weihbischof St. (—>) Weber in der Schloßka­ pelle von Udenheim (später Philippsburg) konsekrieren.

Literatur: G. v. Pölnitz, Julius Echter von Mespel­ brunn. Fürstbischof von Würzburg und Herzog von Franken (München 1939, ND Aalen 1973). - E. Schubert, in: Lebensbilder Franken 3 (1969) 158193. - AK Julius Echter von Mespelbrunn (Neu­ stadt/Aisch 1973). - G. v. Pölnitz, in: NDB 10 (1974) 655f. - A. Wendehorst, Das Juliusspital 1: Kulturge­ schichte (Würzburg/1976). - Ders., Würzburg 162239. - H. Maue, Das Juliusspital in Würzburg 2: Rechts- und Vermögensgeschichte (Würzburg 1979). - A. Wendehorst, in: TRE 17 (1988) 447-449. - G. Mälzer, Julius Echter. Leben und Werk (Würzburg 1989). - W. Ziegler, Würzburg 116-120. Egon Johannes Greipi.

Effern, Wilhelm von (1563-1616)

1605-1616

Bischof von Worms

Wilhelm von Effern entstammte dem Kölner Ritter- und Schöffengeschlecht der Overstolz von Efferen und wurde 1563 aus der zweiten Ehe des Wilhelm v. E. (+ 1578) mit Anna von Metternich zu Zievel (+ 1582) geboren. Sein Vater war in Sechtem begütert und stand als Hofmeister in den Diensten des Erzbischofs 16 Lexikon

Die Diözese Worms war in der zweiten Hälfte des 16. Jh.s durch Einführung der Reformati­ on in der Kurpfalz auf wenige Pfarreien redu­ ziert. Die Durchsetzung der Säkularisation durch die Pfalzgrafen hatte ihre weltlichen Besitzungen stark in Mitleidenschaft gezo­ gen. Schon anläßlich seiner päpstlichen Be­ stätigung erklärte E., er sei wegen der schwie­ rigen finanziellen Lage des Hochstiftes außer­ stande, die fällige Gebühr zu entrichten.

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Effern - Egmond

Sollte die Kurie auf ihrer Zahlung bestehen, müsse sie mit seinem Verzicht rechnen. Auch sein Vorgänger Ph. v. (—>) Rodenstein habe sich infolge der großen Probleme mit Rück­ trittsabsichten getragen. Zu Beginn seines Pontifikats wurde E. mit einem weiteren pfäl­ zischen Zugriff auf die von der Säkularisation bis dahin nicht betroffenen innerstädtischen Stifte konfrontiert. Der Domkanoniker Hart­ mann Renner war nämlich zum Protestantis­ mus übergetreten und hatte 1604 auf sein Haus und seine Benefizien zugunsten der Heidelberger Universität verzichtet. Sein Vor­ gehen stand im Widerspruch zum Augsbur­ ger Religionsfrieden und drohte einen Präze­ denzfall zu schaffen. E. schaltete den Kaiser­ hof und die Prager Nuntiatur ein. Er wandte sich sogar an den Papst, doch blieben seine Bemühungen erfolglos. 1613 wiederholte und erweiterte er die Beschwerden seiner Vorgän­ ger gegen die kurpfälzische Politik auf dem Reichstag zu Regensburg. Auch mit der protestantischen Bürgerschaft seiner Bischofsstadt geriet E. wiederholt in Streit. Dabei wurde 1608 der Bischofshof ge­ plündert. Soziale Spannungen zwischen Zünften und Rat entluden sich 1615 in einer vorübergehenden Vertreibung der Juden aus der Stadt. Da E. wie auch der Rat Herrschaftsund Schutzrechte über die Judenschaft aus­ übten, lehnten seine Bediensteten die Teil­ nahme am Transport der Vertriebenen über den Rhein ab. Mit Hilfe des Pfalzgrafen konn­ ten die Juden 1616 nach Worms zurückkeh­ ren. Unter E.s Pontifikat finden sich - wesentlich später als in den Nachbarstädten - Anzeichen für eine Konsolidierung des Katholizismus. Von Speyer kamen 1606 Jesuiten nach Worms. 1613 wurde ein Vertrag über die defi­ nitive Errichtung eines Jesuitenkollegs ge­ schlossen. E. und sein Domkapitel schufen damit den finanziellen Rahmen für eine Or­ densniederlassung, während die Jesuiten die Errichtung einer Schule und ihren Einsatz in der Predigt zusicherten. Alle Versuche der Stadt, die Tätigkeit des Ordens zu vereiteln, schlugen fehl, doch blieb das Kolleg bis zum Dreißigjährigen Krieg das einzige in der Di­ özese.

E. starb am 7. 8. 1616 in seiner Residenz zu Ladenburg. Er fand sein Grab im nördlichen Querschiff des Wormser Domes. Literatur: G. Helwich 56. - J. F. Schannat I, 439f. A. Becker 127-151. - E. v. Oidtmann. - A. Ph. Brück, Worms. - E Reuter, Warmaisa. Burkard Keilmann

Egmond, Georg Graf von (um 1504-1559) 1535-1559

Bischof von Utrecht

Georg von Egmond stammte aus dem Grafen­ geschlecht der E. in der Grafschaft Holland. Er wurde um das Jahr 1504 in Egmond-Binnen geboren. Er war ein jüngerer Sohn des Jan III., Grafen v. E., und der Magdalena Grä­ fin von Werdenberg (Schweiz). E. war Herr von Hoogwoude und Aartswoude. Sein Vater gehörte der holländischen Adelspartei der „Kabeljauwen“ an und war als solcher ein Parteigänger Erzherzog Maximilians von Österreich. So wurde sein Sohn E. durch Kai­ ser Karl V. gefördert.

Für den geistlichen Stand bestimmt, erhielt E. ansehnliche Pfründen. Am 2. 1. 1526 wur­ de er Domherr, am 10. 3.1534 Domdechant in Lüttich. Bereits vor 1534 war er Kommendatarabt des reichen Benediktinerklosters St. Amand bei Tournai (Hennegau), ein Benefizium, das er bis zu seinem Tod innehatte.

Als der Bischof von Utrecht, Kardinal W. v. (—>) Enckenvoirt, am 19. 7. 1534 starb, be­ nannte Kaiser Karl V. gemäß der Nachfolgere­ gelung vom 20. 8. 1529 ([—d Heinrich bei Rhein) E. zum Nachfolger. Dieser erfüllte alle wichtigen Voraussetzungen: Er war dem Haus Habsburg verbunden, stammte aus dem Bistum und war dem niederländischen Adel genehm. E. war von der Notwendigkeit einer

Egmond - Ehrenberg

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Kirchenreform überzeugt und wie der Kaiser bestrebt, durch eine Zentralisierung der Ver­ waltung die kirchlichen Mißstände einzu­ dämmen. Nachdem E. von den Utrechter Ka­ piteln formell gewählt worden war, erfolgte am 26. 2. 1535 die päpstliche Bestätigung. E. durfte seine übrigen Benefizien behalten, weil die Einkünfte des Bistums nach dem Verlust der Temporalien an den Kaiser (1528) stark gesunken waren.

schluß an seine Visitationen (1545) und die Entsendung der Inquisitoren Herman van Lethmate und Franciscus Sonnius (von Sep­ tember 1553 bis Oktober 1554 tätig) erließ, stießen auf großen Widerstand und wurden niemals wirksam. Das gleiche gilt für seine Dekrete zum Priesterkonkubinat, zur gehei­ men Eheschließung, über die Bettelorden, die Klostervisitation, die Aufsicht über den Pfarr­ klerus und die Vergabe von Benefizien.

Es kennzeichnet die neue Rolle des Utrechter Bischofs nach dem Verzicht auf die weltliche Herrschaft, daß E. sich nicht mit weltlicher Politik, sondern nur mit der Kirchenverwal­ tung befaßte. Allerdings zeigte seine Amts­ führung die Machtlosigkeit, in die der Bi­ schof von Utrecht durch den Verlust seiner Landesherrschaft geraten war. Alle Reformbe­ mühungen erstickten am Widerstand des pri­ vilegierten Klerus. Die kirchliche Jurisdiktion war ohnehin seit jeher fest in den Händen der Pröpste der Utrechter Kapitel. Auch auf das Wirken des Pfarrklerus und der Gemeinden mit insgesamt etwa 600 000 Seelen konnte E. ohne Druckmittel kaum Einfluß ausüben. Weiteren Autoritätsverlust erlitt er dadurch, daß er sich - teils aus notwendiger Sparsam­ keit - vornehmlich in seinem Kloster bei Tournai aufhielt und das Bistum durch einen Generalvikar verwalten ließ. Sein wichtigster Ratgeber in geistlichen Dingen war seit 1541 Weihbischof N. v. (—>) Nieuwland.

Bei aller Erfolglosigkeit zeichnete E. sich durch große Frömmigkeit, durch einen vor­ bildlichen Lebenswandel und eine über­ durchschnittliche Gelehrsamkeit aus. Beson­ ders förderte er die Sakraments- und Marien­ verehrung (1555 Förderung der Devotion zur „hl. Stede“ in Amsterdam; Einführung des Festes Mariä Darstellung am 21. 11. als gebo­ tener Feiertag).

Wenn ihm auch der Handlungsspielraum und der Elan für strukturelle Erneuerungen fehlten, so darf man E. doch als den ersten Reformbischof von Utrecht bezeichnen. Nach der Ankündigung des Konzils von Mantua (2. 6. 1536) erklärte er sich am 6. 6. 1537 zur Mit­ arbeit an einer Kirchenreform bereit. Er be­ faßte sich persönlich mit der Prüfung der Priesteramtskandidaten und spendete ihnen oft selbst die Weihe, wenn auch ihre jährliche Zahl von etwa 200 am Anfang des Jahrhun­ derts auf etwa 70 um 1550 sank. Durchgreifende Maßnahmen von E. gegen die Verbreitung der reformatorischen Bewegung sind nicht bekannt. Wohl verurteilte er in sei­ ner Eigenschaft als Suffraganbischof von Köln den Kölner Erzbischof H. zu (—>) Wied, als dieser 1543 damit begann, die Reformati­ on im Erzstift einzuführen. In einem Schrei­ ben vom 31. 10. 1545 an Wied erklärten sich E. und die fünf Utrechter Kapitel mit dem Appell des Kölner Domkapitels an den Papst solidarisch. In Friesland und Groningen ver­ suchte E. vergeblich, die kirchlichen Miß­ stände und die reformatorischen Unruhen zu bekämpfen. Die Reformdekrete, die er im An­ 16*

E. war der letzte Bischof des alten Bistums Utrecht, bevor am 12. 5. 1559 durch die Bulle Super Universas der neue Metropolitanverband Utrecht errichtet wurde (F. [—►] Schenck von Tautenburg). Im August 1559 schlug Mi­ nister Antoine Perrenot de Granvella König Philipp II. vor, E. zum ersten Erzbischof von Utrecht zu ernennen. Man rechnete mit star­ kem Widerstand E.s, aus dessen Jurisdik­ tionsgebiet fünf neue Suffraganbistümer aus­ gegliedert werden sollten. So kam der plötzli­ che Tod E.s dem König und seinem Minister nicht ungelegen. E. starb am 26. 9. 1559 in seinem Kloster St. Amand bei Tournai. Sein Leichnam wurde dort, sein Herz im Utrechter Dom beigesetzt. Literatur: G. Brom, in: NNBW 3 (1914) 326-329 (Lit.). -L. Rogier I. Paul Berbee

Ehrenberg, Philipp Adolf von (1583-1631) 1623-1631

Bischof von Würzburg

Philipp Adolf von Ehrenberg wurde am 23. 9. 1583 aus dem Geschlecht der Ritter von Eh­ renberg bei Heinsheim am Neckar geboren. Während sein Vater, Hans Heinrich (+ 1584), sich dem Protestantismus zuwandte, blieb seine Mutter, Margarethe Echter von Mespel­ brunn, bei der alten Kirche. Dem Wunsch des Vaters, der seinen Sohn lutherisch erziehen wollte, entsprach sie nicht. Dessen Vormund­ schaft und Erziehung kamen stattdessen nach dem frühen Tod des Vaters in die Hand seines Onkels, des Bischofs J. (—>) Echter von Mes­ pelbrunn. E. besuchte die Schulen in Würz­ burg, 1596 in Pont-ä-Mousson sowie vor 1599

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Ehrenberg - Eiszepf

in Douai und Paris. 1599 trat ihm sein Bruder Peter eine Würzburger Domherrenpfründe ab. 1600 wurde E. Domizellar in Würzburg und Bamberg. Es folgten Studienaufenthalte in Rom (1602), Salamanca und Valladolid (1603/04) sowie in Paris (1605/06). Seitdem hielt E. sich in Würzburg auf. Dort wurde er 1609 Domherr und 1619 Domdekan. Am 6. 2. 1623 wurde er zum Bischof von Würzburg ge­ wählt.

Dürr, in: ZBKG 6 (1931) 65-74. - F. Bendel, Zur Ge­ schichte der Gegenreformation im Gebiet des Bisturns Würzburg, in: ZBKG 8 (1933) 233-237. - O. Dürr, Philipp Adolf von Ehrenberg, Bischof von Würzburg (Diss. phil. Würzburg 1935). - A. Wendehorst, Überblick 73f.

E.s Regierung fiel in die Anfangs)ahre des Dreißigjährigen Krieges. Das Hochstift Würz­ burg litt unter den ständigen Durchzügen kai­ serlicher und ligistischer Truppen, ohne daß E. seine Untertanen hätte schützen können. Diese hatten Gewalt, finanzielle Erpressung, Pest (1625) und Mißernten (1626) zu ertragen.

1483 1483-1507

E.s Erfolge lagen wie schon bei seinen Vor­ gängern auf dem Gebiet der Rekatholisierung einzelner Bistumsorte. Er stieß freilich auf heftigen Widerstand der fränkischen Reichs­ ritterschaft, die sich auf den Augsburger Reli­ gionsfrieden von 1555 berief. E. soll fast 200 Dörfer zur alten Kirche zurückgeführt haben. Dabei kamen ihm die militärischen Siege der katholischen Partei und das Restitutionsedikt Ferdinands II. von 1629 entgegen. Seine größ­ ten territorialen Erfolge bildeten die Auslö­ sung Kitzingens aus der ansbachischen Pfandschaft (1629) und die sich anschließen­ de Rekatholisierung der Stadt (1630), in de­ ren Verlauf freilich ein Viertel der Bevölke­ rung auswanderte. E. rekatholisierte ferner die Grafschaft Schwarzenberg, richtete die geistliche Jurisdiktion über die Städte Mos­ bach und Boxberg auf (1627) und erwarb die Klöster Schlüchtern und Murhard (1628) so­ wie die Städte Heidingsfeld und Mainbern­ heim (1629). Auf dem Ruf E.s lasten die 1626 einsetzenden Hexenprozesse schwer, denen nach einer bambergischen Quelle 900 Personen zum Op­ fer gefallen sein sollen. 1627 erließ E. eine Konfiskationsordnung, aufgrund der der Be­ sitz der Hingerichteten für das Hochstift ein­ gezogen werden konnte. Dieses Verhalten ent­ sprach einer damals weit verbreiteten Praxis, die mit Denuntiationen, Sozialneid und Haß verbunden war. Die Hinrichtung seines eige­ nen Neffen Ernst v. E. bleibt Legende. E. starb unerwartet am 16. 7. 1631, wenige Wochen vor der Besetzung des Hochstiftes durch die Schweden. Er war ebenso „einsei­ tig, eifrig und hart“ (Dürr) wie seine Zeit. Literatur: W. Möller, Die angebliche Hinrichtung Ernsts von Ehrenberg durch Bischof Philipp Adolf von Würzburg, in: AHVU 66 (1927) 49-60. - O.

Helmut Flachenecker

Eindhoven, Johannes von (CanA) (um 1440-1507) Ep. tit. Azotensis Weihbischof in Trier

* um 1440 Eindhoven; Studium in Köln; um 1457 in Köln oder Zwolle Kanoniker der Windesheimer Kongregation; 15. 7. 1458 im zwei Jahre zuvor gegründeten Eberhardsklausen; wegen seiner Askese bekannt; Beichtvater in St. Agnes, Trier; 13. 12. 1473 zum Prior von Eberhardsklausen gewählt; Fortführung des Klosterneubaus; diplomatische Tätigkeit für den Trierer Erzbischof (—>) Johann von Ba­ den; 27. 2. 1483 Titularbischof von Azot und Weihbischof in Trier; 30. 8. 1483 Dispens von den Ordensgelübden; Konsekration in Rom; 1. 12. 1490 von Erzbischof Johann gegen den gewählten Reformabt zum Kommendatarabt von Altmünster (Luxemburg) bestimmt; um 1501 Verzicht auf diese Würde; Förderer der Marienfrömmigkeit; letzter größerer Kloster­ reformer im Erzbistum Trier vor der Reforma­ tion; 1501-03 Schlichtungserfolg im Streit um die Koadjutorschaft (—►) Jakobs von Baden; 3. 1. 1508 Verzicht auf sein Amt krankheitshal­ ber; + 5. 10. 1509 Trier; □ Eberhardsklausen. Literatur: W. Seibrich.

Wolfgang Seibrich

Eiszepf, Lorenz (1560-1601) 1590 1590-1601

Ep. tit. Philadelphiensis Weihbischof in Eichstätt

* 1560 Freising; Studium in Ingolstadt (Imm. 1577); 1584 Stadtpfarrer in Ingolstadt; 1587 Professor der Theologie, 1588 Rektor der Uni­ versität Ingolstadt; 22. 1. 1590 Titularbischof von Philadelphia und Weihbischof in Eich­ stätt; 1. 4. 1590 Konsekration; belegt als Konsekrator mehrerer Kirchen; auch als Visitator und Literat tätig; + 17. 3. 1601 Eichstätt; a Dom Eichstätt vor dem von ihm gestifteten Ölbergaltar. Quellen und Literatur: DAE, Nachlaß Th. Neuhofer 70. - C. Prantl I, 308, 405. - J. Sax II, 471, 472, 475, 479. - J. Schlecht, Weihbischöfe 129, Nr. 21. -1. Hu­ bay 195. - W. Kausch 48, 68, 99, 213, 222. - W. Brandmüller 271. Alois Schmid

Eitel Friedrich Eitel Friedrich, Graf von Hohenzollern-Sigmaringen (1582-1625) 1620 1623-1625

Kardinal Bischof von Osnabrück

Eitel Friedrich von Hohenzollern-Sigmaringen wurde am 26. 9. 1582 als zweiter Sohn des Grafen Karl II. von Hohenzollern-Sigmaringen und der Euphrosine zu Oettingen-Wallerstein geboren. Bereits als Knabe für den geistlichen Stand bestimmt, kam er mit 13 Jahren auf das Jesuitengymnasium in Porren­ truy (Bistum Basel). 1595 empfing er die nie­ deren Weihen. Vermutlich in Basel wurde er zum Priester geweiht. 1599 erhielt er durch Resignation des Grafen Johann von Hohenzollern eine Präbende am Metropolitankapitel in Köln. Im gleichen Jahr begann er sein Stu­ dium in Rom. Die in der Ewigen Stadt ge­ knüpften Freundschaften waren für seine Karriere von großer Bedeutung. 1600 er­ nannte Clemens VIII. ihn auf Bitten seines Vaters zum päpstlichen Geheimkämmerer.

Bis 1604 hielt E. sich in Rom auf. Nach Deutschland zurückgekehrt, galt er als Ver­ trauensmann der Kurie, mit der er in engem, seit 1606 chiffriertem Briefwechsel stand. 1601 wurde er Domherr in Eichstätt und Straßburg, 1602 in Mainz, doch resignierte er 1616 auf letztere Pfründe. 1603 erhielt er auf Fürsprache des W. D. v. (—>) Raitenau eine Dompräbende in Salzburg. In Köln wurde er

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1604 Chorbischof. 1611-23 war er Propst von St. Andreas in Köln. 1612 wurde er Dom­ propst zu Magdeburg (päpstl. Provision) und Köln, 1618 zu Straßburg. Aufgrund seiner römischen Verbindungen wurde E. ein einflußreicher Förderer der Re­ formbemühungen der Kölner Nuntien Attilio Amalteo und Antonio Albergati sowie Erzbi­ schofs (-* Bd. 1648-1803) Ferdinand von Bayern, dessen Obersthofmeister er bis 1621 war. Dadurch gewann er das Vertrauen des Kaisers und des Hauses Wittelsbach. Sein Kölner Engagement galt der Gründung des Kapuzinerklosters, der Kreuzbruderschaft und schließlich der Errichtung des Priestersemi­ nars. Für dieses berief Ferdinand im Sommer 1615 eine Kommission, zu der auch E. ge­ hörte. Das Zentrum aller Reformbestrebungen bildete der unter dem Vorsitz des Nuntius ta­ gende Kölner Kirchenrat, dessen Mitglied E. ebenfalls war. Am 15. 12. 1620 kreierte Papst Paul V. auf Vorschlag Kaiser Ferdinands II. E. zum Kardi­ nal in petto; am 11. 1. 1621 erfolgte die Publi­ kation. Als Titelkirche erhielt er S. Lorenzo in Panisperna. 1622 berief ihn Gregor XV. in die neugegründete Kongregation „De Propaganda Fide“. Nachdem Paul V. E. bereits 1612 für eine künftige Neubesetzung des Bistums Osna­ brück empfohlen hatte, postulierte ihn des­ sen konfessionell gemischtes Kapitel am 18./ 28. 4. 1623 unter Führung der Germaniker Sixtus Liaukema und Theodor Morrien. Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 2. 10. 1623, die Konsekration am 29. 10. in der rö­ mischen Kirche S. Apollinare durch den ehe­ maligen Nuntius Amalteo. Die Regierung trat E. am 27. 10. 1624 an. Noch von Rom aus traf er einschneidende Maßnahmen. Er berief erstmals einen Generalvikar und trennte da­ mit bischöfliches Gericht (Offizialat) und geistliche Verwaltung (Generalvikariat). Zum Generalvikar ernannte er A. (—> Bd. 16481803) Lucenius, der die Einführung des Gre­ gorianischen Kalenders (durch das Domkapi­ tel am 14./24. 11. 1624, durch den Stadtrat am 6. 1. 1625 beschlossen) und eine Diöze­ sansynode vorbereitete sowie erste Visitatio­ nen vornahm. E. blieb zunächst noch in Rom, um nach dem Tode Gregors XV. am Konklave teilzunehmen. Diese Zeit nutzten die Osna­ brücker Stände, um die hohen Kriegslasten auf das Hochstift abzuwälzen. Die unklaren Regierungsverhältnisse änderten sich erst mit der Inthronisation E.s am 15. 12. 1624. Lucenius führte seitdem - z. T. mit großer Härte - weitere Reformen durch. So wurde der Klerus auf das Tridentinum verpflichtet.

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Eitel Friedrich - Elgard

Anhänger der Augsburger Konfession mußten das Land verlassen. 1625 fand in Osnabrück ein große Synode statt, auf der die Trienter Konzilsbeschlüsse zum zweiten Mal für Os­ nabrück verkündet wurden. Unterstützung erhielt E. durch die Jesuiten, denen er mit Be­ willigung des Domkapitels 1625 die Leitung der Domschule „Gymnasium Carolinum“ übergab. An der Nuntiatur und am päpstlichen Hof re­ gistrierte man die Fortschritte der Rekatholi­ sierung. Daher empfahl Papst Urban VIII. E. 1625 dem Kaiser als Kandidaten für das erle­ digte Bistum Brixen. E. starb jedoch unerwar­ tet am 19. 9. 1625 in seiner Residenz zu Iburg. Er wurde im Dom zu Osnabrück beigesetzt. Er hatte in seiner kurzen Regierungszeit die Grundlagen für die Konsolidierung des Bis­ tums geschaffen. Das Domkapitel bestätigte Lucenius als Interimsvikar, um die begonne­ nen Reformen fortzuführen. Literatur: J. C. B. Stüve III, 15-52. - H. Forst, Cardi­ nal Eitel Friedrich von Hohenzollern-Sigmaringen, Bischof von Osnabrück, in: MVGAH 27 (1893/94) 116-131. - Ders., Urkundliche Beiträge zur Lebens­ geschichte des Cardinals Eitel Friedrich von Hohen­ zollern-Sigmaringen, Fürstbischof von Osnabrück, in: OM 19 (1894) 15-154. - A. Albers, in: MVGAH 31 (1897/98) 1-63; 32 (1898/99) 161-176. - E Run­ ge, Die Wahl des Kardinals Eitel Friedrich von Ho­ henzollern zum Bischof von Osnabrück, in: OM 24 (1899) 156-199. - G. Hebeisen, Die Bedeutung des ersten Fürsten von Hohenzollern und des Kardinals Eitel Friedrich von Hohenzollern für die katholi­ sche Bewegung ihrer Zeit, in: MVGAH 54/57 (192023) 1-180. - H. H. Roth, Das kölnische Domkapitel von 1501 bis zu seinem Erlöschen, in: E. Kuphal 260, 264, 266. - P. Weiler 111, 115, 137, 160. - A. Franzen, Wiederaufbau 218. - W. J. Grosse-Kracht. - H. Hoberg 373f. - W. Borchers, Beiträge zum Os­ nabrücker Domschatz, in: OM 66 (1954) 161-165, Tafel 4. - Th. Penners, in: NDB 4 (1959) 424 (Lit.). NBDK V/l, XXVIf., 204f.; IV/1, 60, 88. - A. Schröer, Erneuerung II, 55-65. - M. E Feldkamp, Das Gene­ ralvikariat, in: H. Stieglitz 33-35. - Ders., Amtsbe­ zeichnung 475 f. Michael F. Feldkamp

Elgard, Nikolaus (um 1538-1587) 1577 1578-1587

Ep. tit. Ascalonensis Mainzer Weihbischof in partibus Thuringiae

* um 1538 Arlon (Ardennen). Da seine wenig begüterten Eltern um 1542-44 starben, nahm ihn sein Vetter Michael Hertzig, Pfarrer im lu­ xemburgischen Ell, auf. Nach dem Besuch der Lateinschule in Arlon immatrikulierte E. sich wahrscheinlich in Löwen. Er beherrschte die lateinische Sprache gut und war vom ka­

tholischen Reformhumanismus beeinflußt. Um 1563 Priesterweihe in Trier und zunächst wohl Geistlicher an St. Antonius und Lektor in der Abtei St. Maximin; bald Pfarrer im hei­ matlichen Elchenrodt (Nobressart) bei Arlon; 1568 übertrug er diese Stelle Nikolaus Holtze als Stellvertreter und reiste im Auftrag des Trierer Erzbischofs J. v. (—>) Eltz nach Rom; 1569 zum Theologiestudium ins Collegium Germanicum aufgenommen; offensichtlich auf Anregung des Augsburger Bischofs Kardi­ nal O. (—>) Truchseß von Waldburg, der ihn für sein Bistum zu gewinnen suchte, verlieh ihm Papst Gregor XIII. 1571 ein Kanonikat an St. Moritz in Augsburg; da die Pfründe be­ reits vergeben war, akzeptierten die Stiftsher­ ren die Verleihung erst 1572; 3. 6. 1572 Auf­ nahme ins Kapitel; 1577 resignierte er das häufig mit Streit belastete Kanonikat; nach Beendigung des Theologiestudiums ging E. auf Anraten seiner Professoren und auf Ko­ sten von Kardinal Truchseß nach Bologna, wo er 1572 zum Dr. theol. promoviert wurde; am 25. 5. 1572 kam er nach Augsburg. Er ordnete einige persönliche Angelegenheiten, reiste zwischenzeitlich nach Mainz und Trier, um bei den Erzbischöfen D. (—>) Brendel von Homburg und Eltz um Unterstützung für das Germanicum zu werben, und begann Anfang September 1572 in bischöflichem Auftrag mit der Visitation des Stiftes St. Moritz in Augs­ burg und des Augustinerchorherrenstifts Wettenhausen. Die Berufung zum Generalvi­ kar oder Offizial in Augsburg lehnte er ab. Die Ernennung zum Administrator des Augs­ burger Hl.-Geist-Stifts nahm er dagegen an und bezog dort im November 1572 Wohnung. Wegen Übertragung dieses zur Reform kaum noch fähigen Stiftes an die Jesuiten reiste er Ende Dezember 1572 nach Rom. Dort nahm sein Leben eine Wende. Da er mit dem Tod von Truchseß (2. 4. 1573) seine Stütze in Augsburg verlor und ihm das Domkapitel die Bezüge sperrte, trat er in den diplomatischen Dienst der Kurie, zunächst als theologischer Berater von Nuntius Kaspar Gropper, in des­ sen Gefolge er 1573 nach Deutschland reiste, dann 1574 und 1575 als kurialer Verhand­ lungspartner zahlreicher Erzbischöfe, Bischö­ fe und Äbte im Reich und seit Beauftragung durch die Kurie 1576 und der Rückkehr Groppers nach Rom faktisch als außerordent­ licher Nuntius. In dieser Eigenschaft reiste er 1575 im Anschluß an Verhandlungen in Ful­ da nach Aschaffenburg zu Erzbischof Brendel von Homburg. Dessen Bericht über die 1574 begonnenen Mainzer Reform- und Rekatholisierungsbemühungen im Eichsfeld und der Umstand, daß der dort wirkende Weihbischof St. (—►) Weber nach Mainz zurückkehren

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Elgard - Eltz

mußte, veranlaßten ihn, als erzbischöflicher Beauftragter selbst ins Eichsfeld zu gehen und dort missionarisch zu wirken. Er pre­ digte in Duderstadt, unternahm Erkundungs­ reisen nach Halle und Magdeburg, visitierte Klöster und besuchte Erfurt, für das er so­ gleich ein Reformprogramm ausarbeitete. Im Juni oder Juli 1575 erhielt er vom Erzbischof das Angebot, Nachfolger des verstorbenen Weihbischofs W. (—>) Westermeyer zu wer­ den. E. erklärte sich dazu bereit, obwohl an der Kurie Bemühungen anstanden, ihn zum Weihbischof in Münster zu machen, Kaiser Maximilian II. ihn als Bischof von Wien und der Kölner Erzbischof S. v. (—>) Isenburg ihn als Weihbischof in Paderborn gewinnen wollte und schließlich noch Überlegungen geführt wurden, ihn dem Abt der gefährdeten Abtei Hersfeld als Koadjutor beizugeben. Am 20. 9. 1575 stellte Erzbischof Brendel vom Homburg in Rom den Antrag, ihm E. als Ge­ neralvisitator des Eichsfeldes oder als Weih­ bischof zu überlassen. Die Kurie erklärte sich am 28. 11. bzw. 3. 12. 1575 damit einverstan­ den, behielt aber E., inzwischen vom Trierer Erzbischof mit einem Kanonikat an St. Florin in Koblenz bedacht, bis Oktober 1576 in di­ plomatischen Diensten. Sein letzter Auftrag bestand in der Teilnahme am Reichstag 1576 zu Regensburg. Am 9. 10. 1576 verließ er die Stadt und begab sich nach Aschaffenburg. Am 12. 3. 1577 verlieh ihm der Erzbischof ein Kanonikat an St. Marien in Erfurt. E. wurde dort aufgenommen, legte den Eid auf die Sta­ tuten ab und wurde am 12. 11. 1577 als canonicus iunior emanzipiert. Um seine Stellung im Kapitel aufzuwerten, verlieh ihm der Erz­ bischof 1578 die Kantorei und 1580 die va­ kant gewordene Propstei des Stiftes. Damit waren zu dem Zeitpunkt noch archidiakonale Funktionen verbunden. 3. 6. 1577 Titularbi­ schof von Askalon. Die Bischofsweihe emp­ fing E. am 2. 2. 1578 in der Mainzer Jesuiten­ kirche St. Christoph. Am folgenden Tag reiste er über Aschaffenburg, wo ihm der Erzbischof die Kommissionsurkunde als vicarius in pontificalibus aushändigte, nach Thüringen ab. Die Anfänge in Erfurt waren für E. schwierig. Sehr reserviert standen ihm die Mitkanoniker gegenüber, insbesondere der einflußreiche Dekan, der ihm die Kanzel und den Haupt­ chor des Domes sperrte. Das von E. verfochte­ ne Prinzip strenger Subordination vertiefte die Spannungen. Über die mit Hilfe des Erz­ bischofs durchgeführte Berufung reformbe­ wußter Geistlicher nach Erfurt und in die Stifte gelang es E., die Schwierigkeiten abzu­ bauen. Die anfänglich heftige Anfeindung durch den lutherischen Stadtrat und die Be­ völkerung, die Ostern 1578 bis zu Tätlichkei­

ten ausartete, legte sich allmählich, zumal E. von Provokationen absah. Zu seinen heraus­ ragenden Pontifikalhandlungen zählten die Firm- und Visitationsreise 1579 durch das Eichsfeld, 1579 die Weihe von Andreas Lüde­ ritz zum Abt von Bursfelde und 1585 die der Äbte Hermann von Reifenstein und Jodocus von Gerode. 1583 wurde er Vizekanzler der Erfurter Universität. Besondere Akzente ver­ mochte er hier nicht zu setzen. Sein eigentli­ ches Feld waren die Erneuerung und der Wie­ deraufbau der katholischen Kirche im thü­ ringischen Bereich des Mainzer Sprengels. Ihm gelang es, zu dieser Arbeit Jesuiten her­ anzuziehen, die er auch nach Erfurt holte und denen er seine bescheidene Hinterlas­ senschaft vermachte, t 11. 8. 1587 Erfurt; □ Hl. Blutskapelle des Erfurter Domes. Literatur: J. S. Severus 52. - F. A. Koch 92-95. - J. Feldkamm 71-75. - L. Drehmann. - Ch. Grebner 175-245. - E Bornschein 167-172. Friedhelm Jürgensmeier

Eliner, Jakob (um 1517-1574) 1551 1551-1574

Ep. tit. Ascalonensis Weihbischof in Konstanz

* um 1517 als Sohn der Valentin E. und der Rosina Getznerin; 1537 in Freiburg immatri­ kuliert; 1542 Mag. art.; Pfarrer in Bregenz und Dekan des Landkapitels Lindau; 19. 1. 1551 Titularbischof von Ascalon und Weihbischof in Konstanz; 10. 5. 1551 Konsekration durch Bischof Giovanni von Lanciano in Trient; 1553 Kanonikus in Konstanz, St. Stephan, und Domprediger; 1561 Domherr in Kon­ stanz, 1562 Zulassung zum Kapitel bei Ver­ zicht auf das Kanonikat an St. Stephan; enga­ gierte sich bei der Vorbereitung und Durch­ führung der Diözesansynode von 1567; 1574 Errichtung mehrerer Stiftungen; t 14. 4. 1574; □ Münster zu Konstanz. Literatur: H. Maurer, Das Bistum Konstanz: Das Stift St. Stephan in Konstanz (Berlin 1981) 369. - H. Tüchle, in: HS 1/2, 517. D Red.

Eltz, Jakob von (1510-1581)

1567-1581

Kurfürst-Erzbischof von Trier

Jakob von Eltz wurde 1510 auf Burg Eltz bei Cochem an der Mosel als Sohn des Johann v. E., kurtrierischen Amtmanns auf Burg Lahn­ eck, und der Margaretha von Breitbach gebo­ ren. Er gehörte dem Schönecker Zweig (mit dem gelben Löwen) dieser kurtrierischen Mi­ nisterialenfamilie an, die mit ihren drei Li-

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Eltz

nien in der Neuzeit zeitweise das Domkapitel und manches Stift dominierte. Zwei Brüder des Vaters, Jakob und Wolfgang, waren Kano­ niker in Karden und Domkapitulare, Jakob Domdekan (1515-16 und 1519-29); auch die Familie der Mutter war kurz zuvor in geistli­ chen Ämtern arriviert.

1523 wurde E. Domizellar des Trierer Dom­ stifts und 1535 unter ausdrücklicher Beru­ fung auf die Verdienste des Onkels Jakob, bei dem er die Anfangsgründe der Bildung erhal­ ten hatte, ins Kapitel aufgenommen. Wahr­ scheinlich besaß er auch ein Kanonikat in St. Kastor zu Koblenz, aufgrund dessen er 1555 erzbischöflicher Kaplan war. 1532-34 stu­ dierte er in Heidelberg die Rechte, 1534-36 in Löwen und ab 1536 in Freiburg Philosophie und Theologie. Das Ergebnis war ein nüchter­ ner, geradliniger Mensch, dem höfische Ex­ zesse so fremd waren wie religiöse Ergriffen­ heit oder dogmatische Eigenwilligkeit, wie er sie bei den Protestanten zu sehen glaubte. Nachrichten über seine Teilnahme an den Wormser und Regensburger Religionsgesprä­ chen scheinen ihn mit anderen Familienmit­ gliedern zu verwechseln. 1547 wurde E. Dom­ kustos, dann Domdechant in Trier. Die Krank­ heitsperioden der beiden Erzbischöfe dieser Jahre ließen ihn in dieser Schaltstelle der Macht im Erzbistum an Einfluß gewinnen. Mit Entschiedenheit drängte er den Kurfür­ sten zum Vorgehen gegen den Reformations­ versuch des Jahres 1559 in Trier (Verhand­ lung mit den katholisch gebliebenen Kräften, Verhaftung Olevians). Er wurde hart, als sich landesfremde Kräfte einzumischen versuch­ ten. Gleiche Entschiedenheit bewies er 1550 mit dem Empfang der Priesterweihe (Primiz am 6. 4.). Motive für diesen im Domkapitel ungewöhnlichen Schritt sind nicht bekannt. E. hat das Priesteramt jedenfalls häufig ausge­ übt. 1560 bereitete er den Jesuiten den Weg nach Trier. Als Rektor der Universität (156566) setzte er die von Pius IV. vorgeschriebene Professio fidei von Professoren und Studen­ ten durch. Am 7. 4. 1567 wählte das Domkapitel E. in der Stiftskirche St. Florin zu Koblenz zum Erzbischof, da es dem rebellischen Trier de­ monstrativ diese Rolle verweigerte. E. unter­ zog sich als erster deutscher Bischof dem in Trient vorgeschriebenen Informativprozeß durch Weihbischof G. (-*) Virneburg und Bar­ tholomäus Latomus. Am 22. 8. 1567 erhielt er die päpstliche Bestätigung, am 7. 11. das Pal­ lium. Die Wirren in Trier führten dazu, daß er sich erst am 17. 4. nach persönlicher Einkehr und nach der Vorbereitung des Klerus durch die Weihbischöfe von Lüttich, Speyer und

Trier konsekrieren ließ. Obwohl E. sich nach eigener Aussage zuerst als Priester und Hirte fühlte, war er doch ein Beispiel für das untrennbare Miteinander von Gegenreforma­ tion und Reform, Konfessionalisierung und Machtpolitik. Am 19. 4. 1569 publizierte er in einer feierlichen Versammlung zu Trier einige

Dekrete des Konzils von Trient, vor allem das Eherecht und einige Reformdekrete. Zugleich kündigte er eine seit seinem Amtsantritt ge­ plante und vereinzelt schon begonnene allge­ meine Visitation an. Nach einem Plan der Trierer Jesuiten, der offensichtlich der finan­ ziellen Absicherung der Seelsorge besondere Aufmerksamkeit widmete, visitierten zwei Kommissionen ab 17. 7. 1569 beide Teile des Erzstifts. Die Zeitgenossen verstanden dies als Publikation der Konzilsbeschlüsse. In der Begnügung mit recht oberflächlichen Ergeb­ nissen - nur die geistlichen Institutionen wurden stärker untersucht - offenbarte sich der bisherige Mangel an Informationen über den Zustand des Bistums. Systematisch wur­ den die Sendschöffen jetzt auch zu Informa­ tionen über die Pfarrer herangezogen. Das machte die planmäßige Feststellung von Mängeln möglich, die zu einer Fülle von Re­ formanweisungen führten, die durch Sonder­ kommissare und Einzelvisitatoren durchge­ setzt wurden. Neben der Durchsetzung der Residenz und der Unterdrückung des Konku-

Eltz

binates gelang die Verdrängung offener und krypto-protestantischer Bewegungen in den Territorien der Grafen von Manderscheid und in deren Luxemburger Lehen. Auf diesem Wege konnte freilich nicht verhindert wer­ den, daß das Erzbistum aufgrund der lan­ desherrlichen Reformation in den nassausaarbrückischen Landen ab 1575 weiter schrumpfte. Die Ergebnisse einer erneuten Vi­ sitation von 1581 erlebte E. nicht mehr. Der Konfusion der Liturgie begegnete er 1573/74 mit der Veröffentlichung eines von den Jesui­ ten kompilierten Rituales („Libri Officialis sive Agendae“), für das er eigenhändig ein Martyrologium verfaßte. Pläne für ein allge­ meines Priesterseminar kamen über Anfänge nicht hinaus. Dagegen schrieb E. 1578 die Ex­ aminierung der Pfründenanwärter vor einer der beiden von ihm eingerichteten Kommis­ sionen vor. Es bleibt offen, inwieweit E. alte Trierer Tra­ ditionen aufgeben mußte, um die Akzeptanz in den spanisch-luxemburgischen Gebieten durchzusetzen, wo schon das Kelchindult von 1564 auf Ablehnung gestoßen war. Neben den früheren Reibereien wegen des Schirm­ rechtes für Trier, der Vogtei der Abtei St. Ma­ ximin, Plazetforderungen und der Profilie­ rungssucht des Provinzialrates in Luxemburg bedrohte ab 1570 der Plan für ein Landesbis­ tum Luxemburg trierische Rechte. Das durch die Reformation ohnehin geschwächte Erzbis­ tum hätte dadurch ein Drittel seines Umfangs verloren. Die Dotation für eine neue Mensa hätte zum Ruin, wenn nicht zur Aufhebung trierischer Abteien geführt. E. überließ die Entscheidung der römischen Kurie, der er sich sicher war. Dort ließ man die Angelegen­ heit nach 1576 einschlafen. Die in diesem Fall hochgespielten Ergebnisse der Visitation in der Abtei Prüm und in ihren inkorporierten Pfarreien boten ab 1572 genü­ gend Argumentationshilfe zur endgültigen In­ korporation des Territoriums in das Erzstift. Jahrhundertelang hatten sich die Vorgänger von E. darum gemüht, zuletzt war sie durch die spanisch-luxemburgischen Bistumspläne in Frage gestellt. Kraft einer Bulle Gregors XIII. vom 24. 8. 1574 konnte E. nach dem Tod des regierenden Abtes 1576 mit kaiserlicher Bewilligung die Abtei dem Erzbistum einver­ leiben.

Dabei war E. sein Ruf als Gegenreformator dienlich. Wie die protestantischen Fürsten nützte nämlich auch er Konfessionalisierung zum Vorteil seiner landesherrlichen Domi­ nanz. Nicht umsonst ließ er seinen Aus­ spruch auf dem Reichstag von Regensburg

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1576 verbreiten, er wolle sich lieber die Haut vom Leib abreißen lassen als die Religion in jedermanns Belieben stellen oder den katholi­ schen Glauben beflecken lassen. Schon 1568 hatte er in der kleinen Herrschaft Neumagen die Rekatholisierung durchgesetzt, 1572 alle Protestanten von seinem Hof ausgeschlossen, 1573 in Limburg reformierende Tendenzen unterbunden, sich in Kondominaten wie im „Kröver Reich“ durchgesetzt und mehrere Ämter eingelöst, um sie dem Übergang zur Reformation zu entziehen. Um die Erneue­ rung des Domkapitels mühte er sich jedoch vergebens. Autoritär waren auch seine Maß­ nahmen zugunsten der Jesuiten. Neben einer reichen Dotierung stellte er für das Trierer Kolleg, dessen Gymnasium zu Zeiten von E. die höchste Schülerzahl seiner Geschichte aufwies, 1570 das Franziskanerkloster zur Verfügung. Die Neugründung in Koblenz brachte er 1580 gegen den Widerstand der Nonnen im Zisterzienserinnenkloster St. Ma­ ria in der Leer unter. Auch andere Klöster wurden ohne Zögern zugunsten lebensfähiger Institutionen oder des Erzstiftes inkorporiert. Die gesamte Regierungszeit von E. stand un­ ter dem Unstern des Bruchs mit der Stadt Trier. Deren Bestrebungen um Reichsstand­ schaft waren unter dem Vorgänger von E. in einen Steuerstreit gemündet, der fortdauerte. Da eine vom Kaiser 1567 eingesetzte Schlich­ tungskommission erfolglos blieb, griff E. zu der schon von seinem Vorgänger eingesetzten Blockade, 1568 sogar zur Belagerung. Da die Stadt fremde Hilfe anrief, besonders die ihrer Schirmmacht, des zunehmend weniger ge­ liebten Spaniens, isolierte sie sich jedoch so sehr, daß sie sich einem Waffenstillstand beu­ gen mußte. E. konnte Trier besetzen, verlegte seine Residenz aber in seine Schlösser zu Ko­ blenz, Montabaur und Wittlich. In Trier ver­ trat ihn nun ein Statthalter. Erst die nach jah­ relangem Prozeß am 18. 3. 1580 erfolgende Entscheidung Rudolfs II. unterwarf die Stadt endgültig. Im Mai konnte E. deren Huldigung entgegennehmen; er gab ihr in der „Eltziana“ eine bleibende Verfassung. Die wirtschaftliche Krise dieser Jahrzehnte versuchte E. durch Zunftordnungen und För­ derung des Bergbaus zu beheben. Die Ver­ pfändung von Ämtern hatte unter der Finanz­ not seiner Vorgänger ein solches Ausmaß er­ reicht, daß die Einlösung der Pfandschaften durch E. schlichtweg die Rettung des Erzstifts bildete. Verwaltung und Justiz fanden Besse­ rung durch eine Hofgerichts- (1569 und 1576), Gerichts- (1569), Amts- (1574) und Ge­ richtsordnung für die geistlichen Gerichte (1576).

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Eltz - Enckenvoirt

Die Nachbarschaft aggressiver protestanti­ scher Fürsten wie Herzog Wolfgangs von Pfalz-Zweibrücken drängte E. 1568/69 trotz der negativen Erfahrungen auf diöszesanpolitischem Gebiet auf die Seite Spaniens und zum Plan eines katholischen rheinischen De­ fensivbündnisses. Es scheiterte an den Be­ denken der meist geistlichen Fürsten, einer Art Mittelpartei, die Toleranz gegenüber den Protestanten zu üben suchte, ferner an den Differenzen mit Köln und am Mißtrauen des Kaisers. Als Spätwirkung der Nähe zu Spa­ nien kann die vergebliche Vermittlung von E. zwischen Spanien und den Niederlanden auf dem Pazifikationstag zu Köln 1579 gelten. Der Beitritt zum süddeutschen Landsberger Bund 1570 war kein Ersatz und blieb ohne Wirkung, sieht man einmal von der Unter­ stützung der bayerischen Kandidatur ([—>] Ernst von Bayern) durch E. für Köln ab. Wie sein Vorgänger 1566, so kämpfte auch E. für die Gültigkeit des geistlichen Vorbehalts. Dar­ in erschöpfte sich seine reichspolitische Akti­ vität.

E. litt seit 1573 an Gicht; er starb am 4. 6. 1581 in seinem Palast zu Trier. Sein Grab er­ hielt er im nördlichen Seitenschiff des Doms; sein Herz wurde unter dem Altar der Jesui­ tenkirche beigesetzt. Der von H. R. Hoffmann geschaffene, zwischenzeitlich veränderte Grabaltar dient heute als Sakraments altar. Eine davon stammende Porträtstatue im Dom­ museum zeigt E. kniend in selbstbewußter Würde. Quellen: LHAK, Abt. 1 A, 1 C, 1 D. - Ch. BrowerJ. Masen 401-417. - J. N. v. Hontheim III, 13-145. J. J. Blattau II, 246-290. - E. Zenz VII, 71-87. Literatur: V. Conzemius. - Ders., Akten zur Wahl Ja­ kobs von Eltz (1510-1581) zum Domdekan und zum Erzbischof von Trier, in: AMRhKG 8 (1956) 285294. - S. M. zu Dohna 116“123. — B. Caspar 101 107. - V. Conzemius, in: Rheinische Lebensbilder 2 (1966) 93-108. - H. Molitor. - E Pauly III, 26-29. B. Gondorf 306f. - P. Neu. ,A7 o Wolfgang Seibrich

Emich, Matthias (OCarm) (t 1480) 1476 Ep. tit. Cyrenensis 1476-1480 Mainzer Weihbischof in parti­ bus Rheni * Andernach; Eintritt ins Karmeliterkloster Boppard; 1448-49 Studium der Logik im Kar­ meliterkloster Brüssel, 1449-50 der Philoso­ phie im Karmeliterkloster Trier, 1451-56 der Theologie; 1457 Vize-Lektor in Trier; 1458-59 Lektor der Sentenzen im Karmeliterkloster Köln; 1460-62 Lektor in Frankfurt, 1462-63 in Mainz, 1464 erneut in Köln; hier Mitglied

der Dorothea-Bruderschaft; 1464 Gesuch der Karmeliterprovinz beim Generalprior zur Pro­ motion von E. in Bibelwissenschaft; 1465 Mag. theol. Bologna oder Köln; 1466-73 Re­ gens in Boppard; 1468-70 zugleich Prior in Boppard; 1470-72 Sozius des Provinzials; 1471 erster Definitor auf dem Kölner Provinz­ kapitel; 1473 Regens in Trier; zugleich an der theologischen Fakultät der Trierer Universität tätig, zunächst als „inceptor“, 1474-76 als Dozent; Verfasser mehrerer philosophischer und theologischer Schriften und der Genove­ va-Legende; 1476 vom Mainzer Erzbischof D. v. (—>) Isenburg zum Weihbischof bestimmt; 16. 8. 1476 Titularbischof von Cyrene; 8. 6. 1477 Konsekration in der Mainzer Karmeli­ terkirche; erster Professor für Hl. Schrift an der 1477 eröffneten Mainzer Universität; 1479 Mitglied der Untersuchungskommission gegen den Mainzer Domprediger Johann Ruderath aus Wesel, der der Häresie angeklagt war und 1481 in Haft starb; + 24. 5. 1480 Kar­ meliterkloster Boppard; □ Klosterkirche ebd.; Exequien in der Mainzer Karmeliterkir­ che auf Kosten der Universität. Quellen: StAFfm, Karmeliterbücher 47 a-e: Scripta et monumenta Jacobi Milendunck Carmelita (t 1682): Tomus B seu secundus Historiae Provinciae 1200-1500. Tomus F seu sextus Historiae Provin­ ciae: Catalogus Historicus virorum illustrium. Literatur: G. C. Joannis II, 437. - J. S. Severus 2122. - H. Hurter 2 (1906) 1033. - E Falk, in: PB 11 (1898/99) 464-466. - E W. E. Roth 422f. - C[osmas] de Villiers OCarm, in: BiblCarm II (1927) 409f. - G. Kentenich, Die Genovefalegende, ihre Entstehung und ihr ältester datierter Text (Trier 1927). - B.-M. de la Croix, Les Carmes Humanist, in: EtCarm 20/2 (1935) 28-33. - P. Blum, Karmelit Eymich (Ander­ nach), der erste Genoveva-Dichter, in: Stimmen Un­ serer Lieben Frau vom Berge Karmel 16 (Bamberg 1949) 292f. - O. Praetorius 93. - J. G. J. Lansink OCarm, Studie en Onderwijs in de nederduitse Provincie van de Karmelieten gedurende de Middeleeuwen (Nijmwegen 1967) 9. - M. Mattheus, Das Verhältnis der Stadt Trier zur Universität in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts, in: KTrJb 20 (1980) 116. - E Lickteig, The German Carmelites at the Medi­ eval Universities (Rom 1981) 251f., 307f. - K. Raczek OCarm, P. Matthias Emich von Andernach, in: Karmel-Stimmen 52 (Mainz 1985) 18-21 (Lit.). Friedhelm Jürgensmeier

Enckenvoirt (Enckevort), Wilhelm von (1464-1534) 1523-1534 1523 1529-1534

Bischof von Tortosa Kardinal Bischof von Utrecht

Wilhelm von Enckenvoirt wurde am 22. 1. 1464 zu Mierlo-Hout bei Helmond (Brabant)

Enckenvoirt

aus niederem Adel geboren. Seine Eltern wa­ ren Goyart v. E. und Johanna Mijs. E. stu­ dierte in Löwen beide Rechte, graduierte aber nicht. In Löwen schloß er Freundschaft mit seinem Mitstudenten und seit 1491 Theolo­ gieprofessor Adrian Boeyens, dem späteren Papst Hadrian VI. Spätestens 1489 ließ sich E. in Rom nieder, wo er durch seine Prokurato­ rentätigkeit ein Amt an der Kurie erlangte. Er wurde Familiar und „continuus commensalis“ Alexanders VI., Rotanotar (150004), Skriptor (1504-23), Protonotar (150510), Kubikular (1505), Kollektor für die Bis­ tümer Cambrai, Utrecht und Lüttich (1507) sowie Datar (1522-23) und Kammerkleriker (1523). Erst am 24. 10. 1505 erwarb er nach achtjähri­ gem Studium das Lizentiat beider Rechte an der römischen Sapienza-Universität. In Rom trat er 1498 der deutschen Bruderschaft von S. Maria dell’Anima bei. Er war 1509-15 ihr Provisor und seit 1523 ihr Kardinalprotektor. Bei seinem Tod vermachte er der Anima zwei Häuser und die Hälfte seines Palastes.

E. erwarb sich einen Ruf als erfolgreicher Pro­ kurator. In dieser Funktion vertrat er an der Kurie renommierte Fürsten wie Philipp den Schönen, Erzherzog von Österreich, und den Utrechter Bischof (—>) Philipp von Burgund, daneben zahlreiche Kapitel und Städte. Seit 1517 vertrat er auch die Interessen des spani­ schen Königs Karl von Habsburg, dessen Ver­ trauensmann er war und bei dessen Kaiser­ krönung 1530 in Bologna er assistierte. Da­ durch gewann er großen Einfluß an der Kurie und in der europäischen Politik. E. trug wohl entscheidend zur Papstwahl Hadrians VI. am 9. 1. 1522 bei.

Durch seine Prokuratorentätigkeit wurde E. zum klassischen Pfründensammler. Seit 1493 erwarb er Kanonikate in Tongern, Aachen, Den Bosch, Antwerpen, Mecheln, Utrecht, Lüttich, Xanten und Maastricht; auch war er Archidiakon von Brabant (1503), Famenne (1505) und Kempen (1515), ferner Propst in Mecheln, Tongern, Utrecht und Bonn. Schließlich hatte er etwa 20 größere und 80 kleinere Benefizien, vornehmlich in den Nie­ derlanden, inne, die ihm jährlich um die 25 000 Dukaten einbrachten. Den Höhepunkt seiner Karriere erreichte E. unter Hadrian VI. Dieser verhalf ihm durch die Ernennung zum Datar im April 1522 zu großem Einfluß auf die Vergabe von Benefi­ zien. Am 11. 3. 1523 wurde E. mit dem Bis­ tum Tortosa - dem ehemaligen Sitz Hadrians providiert, das er von einem Prokurator ver­

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walten ließ. Vier Tage vor seinem Tod erhob Hadrian E. am 10. 9. 1523 zum Kardinalprie­ ster mit dem Titel SS. Giovanni e Paolo. Als Testamentsvollstrecker des Papstes errichtete er dem Verstorbenen ein Grabmal in der Ani­ ma-Kirche. 1528 trug Kaiser Karl V. E. das Bistum Ut­ recht an. Dies war wohl die Gegenleistung für E.s erfolgreiche Bemühungen um die päpstli­ che Ratifizierung des Vertrags von Dordrecht. Darin hatte der Utrechter Bischof (—>) Hein­ rich bei Rhein am 12. 2. 1528 seine weltliche Gewalt über das Utrechter Stift dem Fürsten der Niederlande abgetreten. Da Kaiser Karl mit der Ratifizierung durch Clemens VII. am 20. 8. 1529 auch das Nominationsrecht für den Utrechter Bischofssitz erhalten hatte, no­ minierte er E. ohne vorherige Information der Utrechter Kapitel. Der Papst providierte E. am 1. 10. 1529. Am 24. 7. 1530 ergriff dieser durch seinen Prokurator Besitz vom Utrech­ ter Bistum.

Das Bistum bedeutete ihm freilich nicht mehr als eine Pfründe von 2000 Gulden (die Ein­ künfte des Bistums waren durch den Verlust der Temporalien nach 1528 stark zurückge­ gangen), denn infolge des Verzichtes auf sei­ ne weltliche Macht besaß der Utrechter Bi­ schof nicht mehr den Einfluß und das Anse­ hen eines weltlichen Fürsten. Insofern ent­ sprach E. den Anforderungen des Kaisers durchaus. Als „homo novus“ blieb er dem po­ litischen Kräftespiel des niederdeutschen Adels stets fern und ausschließlich den habs­ burgischen Interessen verbunden. So illu­ striert E.s Ernennung treffend den Bedeu­ tungswandel des Bistums. Im übrigen waren mit dem Amt des Bischofs von Utrecht auch im kirchlichen Bereich kaum Befugnisse ver­ bunden, lag die geistliche Jurisdiktion doch bei den Pröpsten der Utrechter Kapitel. So wundert es nicht, daß E. sein Bistum niemals besuchte, sondern es vorzog, seine Laufbahn an der Kurie weiterzuverfolgen. Die Bis­ tumsverwaltung überließ er seinem Prokura­ tor und Vetter Michael v. E., Propst des Alt­ münsters in Utrecht. Zu Generalvikaren er­ nannte er Jacobus Uteneng und Hermannus van Lethmate. Auf die Dienste eines Weihbi­ schofs (L. [—►] Hertoch) konnte er nicht ver­ zichten. E. kümmerte sich allenfalls durch ge­ legentliche Instruktionen um die Organisati­ on seines Bistums. Vergeblich bemühte er sich beim Kaiser um die Ernennung seines Vetters Michael zum Koadjutor mit Nachfol­ gerecht.

E. war ein habgieriger und opportunistischer Kuriale von großer Arbeitskraft und von di-

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Enckenvoirt - Engelbrecht

plomatischen Fähigkeiten. Er starb am 19. 7. 1534 in Rom und wurde in der Anima-Kirche bestattet. Die Erinnerung an ihn wird dort durch seine Stiftung des Hochaltars und der Barbarakapelle, durch die Grabmäler für Ha­ drian VI. und für E. selbst bis heute lebendig gehalten. Bei der Ernennung des Nachfolgers für den Stuhl von Utrecht verzichtete der Papst auf sein Reservationsrecht, das ihm zu­ kam, weil es sich diesmal um das Benefizium eines Kardinals handelte (G. v. [—►] Egmond). So wurde der Weg für die Nachfolge gemäß der Vereinbarung vom 20. 8. 1529 frei.

Minorit; Lektor in Paderborn; 19. 4. 1493 Ti­ tularbischof von Tiflis und Weihbischof in Paderborn; vor Antritt seiner neuen Aufgabe assistierte er von Herbst 1493 bis Oktober 1494 im Bistum Utrecht dem Weihbischof J. v. (—>) Riet; residierte danach in Paderborn; bischöfliche Tätigkeit auch im Bistum Min­ den bezeugt; 18. 11. 1500 letzte Erwähnung.

Literatur: J. Schmidlin, Anima. - G. Brom, in: NNBW 2 (1912) 435-437. - W. A. J. Munier, Kardinaal Willem van Enckenvoirt en de overdracht der temporaliteit van het bisdom Utrecht, in: MNHIR, 3. Ser. 7 (1953) 122-168. - Ders., Willem van Encken­ voirt. Een Nederlands curieprelaat te Rome (14641534) (Den Haag 1954). - Ders., Uit de correspondentie van kardinaal Willem van Enckenvoirt, in: AGU 73 (1955) 161 ff. - Ders., Willem van Encken­ voirt und seine Benefizien, in: RQ 53 (1958) 146184. - Ders., De curiale loopbaan van Willem van Enckenvoirt voor het pontificaat van Adriaan VI, in: AGKKN 1 (1959) 129-168. - Ch. Schuchard 57, 68.

Engelbrecht, Anton (um 1480 - nach 1525)

Paul Berbee

Literatur: J. Weijling 257f. - H. J. Brandt-K. Hengst, Weihbischöfe 84f. Karl Hengst

1520 1520-1525

Ep. tit. Thermopylensis Weihbischof in Speyer

Kleriker der Diözese Konstanz; Bacc. theol.; 16. 4. 1520 Titularbischof von Thermopylen und Weihbischof in Speyer und als solcher Pfarrer von Bruchsal und zeitweiliger Pfarrer von Waibstadt; er wandte sich der lutheri­ schen Bewegung zu und ging 1525 nach Straßburg, wo er im Frauenstift St. Stephan als lutherischer Prediger tätig war. Literatur: E X. Remling II, 250f., 275, 306, 830. E Haffner 703. Hans Ammerich

Enen, Johannes (um 1480-1519) 1517 1517-1519

Ep. tit. Azotensis Weihbischof in Trier

* um 1480 Ehnen an der oberen Mosel; Stu­ dium in Trier; Bacc. art.; 1498 Mag.; 1502 De­ kan der Artistenfakultät; Studium der Theo­ logie; Bacc. bibl.; Vikar an Liebfrauen in Trier; Domprediger; 1512-13 Rektor der Uni­ versität; 1515 Dr. theol.; 1517 Dekan der theo­ logischen Fakultät; veranlaßte und berei­ cherte eine Reihe von Schriften zu den Hei­ ligtumsjahren in Trier 1512-17; er selbst ver­ faßte: Medulla Gestorum Treverensium (Metz 1517) mit einer unkritischen Wiedergabe der Trierer Traditionen und der Aufzählung der wichtigsten der ungezählten Trierer Heiligtü­ mer; 13. 11. 1517 Titularbischof von Azot und Weihbischof in Trier; + 31. 7. 1519; □ St. Maximin zu Trier. Literatur: W. Seibrich.

Wolfgang Seibrich

Engel (Enghel, Engelen), Albert (OFM) (+ frühestens 1500) 1493 seit 1493

Ep. tit. Thefelicensis Weihbischof in Paderborn und Minden

Engelbrecht, Petrus (+1491) 1477-1491

Bischof von Wiener Neustadt

Petrus Engelbrecht stammte aus Passail in der Steiermark. Er studierte an der Universität Wien und war dort später selbst Professor der artes liberales. Er war Beichtvater Kaiser Friedrichs III. Dieser bestellte ihn nach 1466 zum Lateinlehrer seines Sohnes Maximilian. 1473 ernannte er ihn zum Dekan des Kollegiatkapitels von St. Marien, der späteren Domkirche, in Wiener Neustadt. Er nominier­ te ihn ferner zum ersten Bischof der 1469 ge­ gründeten kleinen Diözese, deren Gebiet le­ diglich die namengebende Stadt umfaßte. Die päpstliche Verleihung erfolgte am 10. 3. 1477, die Konsekration durch Papst Sixtus IV. am 25. 3. 1477 zu Rom in S. Maria dell’Anima. E. durfte die Dechantei von Wiener Neustadt und die Pfarrei St. Martin in Riegersburg bei­ behalten.

1478 führte E. für seine Diözese die Feste Ma­ riä Heimsuchung und Mariä Unbefleckte Empfängnis ein. Im gleichen Jahr begann er den Bau des Bischofshofes. Seine Hauptsorge galt der Bildung des Klerus. 1480 richtete er für ihn eine eigene Bibliothek ein. 1483 berief

Engelbrecht - Erich er eine Diözesansynode ein und ordnete an, daß eine solche jährlich stattfinde. Für die Domkirche verfaßte er ein eigenes Kalendari­ um. E. starb am 17. 2. 1491 zu Wiener Neu­ stadt. Er wurde in der dortigen Domkirche beigesetzt. Quellen: DAStP. - ÖNB, Cvp 9311. Literatur: Th. Wiedemann, Neustadt I, 515-520. K. Großmann, Die Frühzeit des Humanismus in Wien bis zu Celtis Berufung, in: JLKNÖ, NF 22 (1929) 269. - R. Kampichler 4-7. - G. Buttlar-Gerhartl 3-6. Johann Weissensteiner

Englmayr, Michael (+ 1569) Ep. tit. Symbaliensis 1561 1561-1569 Weihbischof in Passau 1562-1564 Offizial und Generalvikar des Bischofs von Passau für das Land ob der Enns Dr. iur.; Domprediger in Wien; Bischof W. v. (—>) Salm befahl 1561 seinem Offizial und Ge­ neralvikar für das Land unter der Enns, Chri­ stoph Hillinger, mit E. über eine freie Domherrnstelle in Passau und wegen der Über­ nahme des Weihbischofsamtes zu verhan­ deln; 24. 3. 1561 Titularbischof von Cembalo und Weihbischof in Passau; 1561-69 Stifts­ propst von St. Salvator in Passau-Ilzstadt; 1562 Domkapitular in Passau; 1565 als Weih­ bischof und Domprediger in Würzburg in Aussicht genommen; t 13. 7. 1569 Passau; □ Andreaskapelle am Passauer Dom. Literatur: Th. Wiedemann, Reformation II, 94. - L. H. Krick, Domstift 64f., 109, 209, 215. August Leidl

Erich, Herzog von Braunschweig-Grubenha­ gen (um 1478-1532) 1508-1532 1509-1532 1532

Bischof von Osnabrück Bischof von Paderborn Gewählter Bischof von Münster

Erich von Braunschweig-Grubenhagen wurde um 1478 als Sohn des Herzogs Albrecht III. von Braunschweig-Grubenhagen und der Eli­ sabeth, einer Gräfin von Waldeck, geboren. Er hatte fünf Geschwister. Von ihnen folgte der älteste Bruder Philipp dem Vater als regieren­ der Herzog. Drei Schwestern des Vaters wa­ ren nacheinander Äbtissin in Gandersheim, ein Bruder Domherr in Halberstadt. Nach ei­

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nem Aufenthalt in Rom wurde E. 1503 Dom­ herr in Münster und Paderborn. Am 6. 3. 1508 zum Bischof von Osnabrück gewählt, er­ hielt er am 6. 9. 1508 die päpstliche Bestäti­ gung. Die Amtsübernahme folgte am 26. 8. 1509. Am 17. 11. 1508 postulierte ihn auch das Paderborner Domkapitel zum Bischof. Die päpstliche Verleihung folgte am 20. 4. 1509. Da E. 1510 Kaiser Maximilian I. die vom Reichstag beschlossene Kontribution für den Reichskrieg gegen Venedig verweigerte, verfiel er der Reichsacht. Nachdem er 1512 die Steuer gezahlt hatte, wurde er zwar davon gelöst, doch verweigerte ihm der Kaiser nun die Regalienurkunde, so daß die weltliche Herrschaft E.s bis 1521 auf einem Indult be­ ruhte.

Entgegen seiner Zusage in der Wahlkapitula­ tion empfing E. niemals die Bischofsweihe. Seine persönliche Lebensführung war auf­ wendiger, als es seine mäßig dotierten Bis­ tümer gestatteten, so daß es zu manchen Aus­ einandersetzungen mit den Domkapiteln kam. Auch von den Klöstern forderte E. hohe Abgaben. Im übrigen lebte er tadelsfrei. In sei­ nen frühen Amts jähren betete er täglich mit seinen Kaplänen die kirchlichen Tagzeiten. 1513 veranlaßte er für Paderborn, 1516 für Osnabrück den Neudruck eines Breviers. E. verstand sich wie die meisten Diözesanbi­ schöfe seiner Zeit vor allem als Landesfürst. So regte er anläßlich der Hildesheimer Stifts­ fehde 1519 den Lippstädter Bund als Defen­ sivbündnis westfälischer Territorien an und schloß 1521 mit Philipp von Hessen einen Beistandspakt, den er auch nicht löste, als je­ ner sich der Reformation zu wandte. Gegen­ über der reformatorischen Bewegung in sei­ nen eigenen Territorien verhielt E. sich ab­ wartend, solange die öffentliche Ordnung nicht gestört wurde. Wo dies der Fall war, griff er dagegen hart durch, so 1520 in Her­ ford, ferner in Lemgo und 1526 in Osnabrück, als dort der Wanderprediger Adolf von Cla­ renbach auftrat, der 1529 in Köln hingerichtet wurde. Zu einem religiösen Aufruhr mit so­ zialkritischen Zügen kam es 1528 in Pader­ born, wo nach einer reformatorischen Predigt unter Anführung von Minoriten die Domher­ renkurien geplündert und der Dom gestürmt wurden. Es gelang E., den Konflikt durch ei­ nen Vergleich beizulegen, der auf die Anlie­ gen der Bürgerschaft Rücksicht nahm. Wäh­ rend aber das alte Kirchenwesen im Hochstift Paderborn erhalten blieb, wandten sich die anderen Landesherren unterstehenden Teile des Bistums und einige Städte der neuen Lehre zu. In Osnabrück stieß E. mit seinem

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Erich

fürstlichen Selbstbewußtsein auf den Wider­ spruch der Stände, ohne die er nichts unter­ nehmen konnte. Obwohl sich auch hier seit 1525 reformatorische Einflüsse geltend mach­ ten, blieb das Kirchenwesen vorerst katho­ lisch, doch wurden notwendige Reformen versäumt.

zogen. Nach dem Tod des Bischofs N. (—>) Boucher von Verdun (1593) wurde ihm, ob­ wohl erst 17 Jahre alt, am 9. 6. 1593 das Bis­ tum päpstlich verliehen. Dessen geistliche Leitung wurde allerdings dem inzwischen zum Bischof von Toul ernannten La Vallee übertragen.

In seinem persönlichen Leben zeigte E. man­ gelnde Eindeutigkeit gegenüber der reforma­ torischen Bewegung. So pflegte er enge Kon­ takte zu neugläubigen Landesherren, vor al­ lem zu Philipp von Hessen, und 1527 fun­ gierte er bei der Hochzeit des Grafen von Waldeck mit einer ehemaligen Benediktine­ rin sogar als Trauzeuge.

Das Domkapitel von Verdun hatte jedoch un­ ter Berufung auf sein Wahlrecht gemäß dem Wiener Konkordat wie schon einmal 1588 Jean de Rambervillers zum Bischof gewählt. Nach einem Appell an Kaiser Rudolf II. ord­ nete dieser an, daß es keinen Bischof an­ nehme, der nicht die kaiserliche Belehnung mit den Regalien erhalten habe, doch brachte die Konversion Heinrichs von Navarra eine neue Situation. Als Heinrich IV. präsentierte dieser sich der Stadt Verdun als Protektor und versicherte sie seines Schutzes. Darauf­ hin entsandte das Kapitel zwei Delegierte zum Reichstag von Regensburg. Dieser bestä­ tigte wie schon 1576 und wieder 1582, das Wiener Konkordat gelte in Verdun. Danach sollte der rechtmäßig gewählte Rambervillers nach Erhalt der kaiserlichen Investitur einge­ wiesen werden.

Während er in seinen eigenen Territorien die Durchführung des Wormser Ediktes forderte, zeigte er sich auf den Reichstagen in der Reli­ gionsfrage nachgiebig. Nach dem Rücktritt des Bischofs F. v. (—>) Wied postulierte das münstersche Domkapi­ tel E. am 27. 3. 1532 als Nachfolger. Damit er­ folgte erstmals die Vereinigung der drei west­ fälischen Stifte in einer Hand. Wegen der sich immer stärker ausbreitenden protestanti­ schen Bewegung in Münster trat E. bald mit den dortigen Ratsherren und Gildemeistern in schriftlichen Kontakt. Er forderte die sofor­ tige Entlassung des protestantischen Führers Bernhard Rothmann und von dessen Gehilfen sowie die Wiedereinführung der altkirchli­ chen Bräuche. Auf die Weigerung der Rats­ herren und auf ihre Maßnahmen zur Verteidi­ gung der Stadt gegen den erwählten Bischof konnte E. nicht mehr reagieren, da er noch vor der päpstlichen Bestätigung am 14. 5. 1532 während eines Festmahles in Fürstenau bei Osnabrück unerwartet starb. Er wurde im Dom zu Osnabrück beigesetzt. Literatur: W. Berning. - A. Schröer, Reformation II, 41-51, 199-203, 340. - H. J. Brandt-K. Hengst, Bi­ schöfe 192-195. Karl Hengst

Erich, Herzog von Lothringen-Chaligny (Eric de Lorraine- Chaligny) (1576-1623)

1593-1610

Bischof von Verdun

Heinrich, genannt Erich, wurde 1576 als jüngstes Kind des Grafen Nicolas de Vaudemont und dessen dritter Frau Catherine d’Aumale geboren. Für den geistlichen Stand bestimmt, wurde er durch den Zisterzienserabt Ch. de (—>) La Vallee von Lachalade er­

Am 8. 4. 1594 legte jedoch La Vallee dem Ka­ pitel eine Bulle Clemens’ VIII. vor, nach der er zum geistlichen Verwalter, E. dagegen mit Altersdispens zum Bischof von Verdun er­ nannt worden war. Obwohl das Kapitel am 26. 7. ein römisches Monitum erhielt, verwei­ gerte es E. seine Anerkennung und insistierte auf seinem Wahlrecht. Angesichts der Ent­ schlossenheit E.s und der Unfähigkeit des Kaisers zur Hilfe sah es sich schließlich ge­ zwungen, E.s Investitur vorzunehmen. Diese fand am 22. 8. 1594 statt. E. war damals 22 Jahre alt. Die bischöfliche Weihe empfing er erst 1602. Er widmete sich der Leitung sei­ nes Bistums mit Eifer, visitierte die Pfarreien und half im Bedarfsfall sogar aus eigenen Mit­ teln. Als Kommendatarabt verschiedener Ab­ teien verwandte er sich für deren Reform, so z. B. in der Zisterzienserabtei Cheminon. Mit Hilfe La Vallees und Dom Didiers de La Cours, Priors von Saint-Vannes, spielte er auch dort eine wichtige Rolle. Seit 1596 un­ terstützte er de La Cour bei der Einführung der strengen Benediktinerobservanz. Damit entsprach er einem alten Reformwunsch des Kardinals (—►) Karl von Lothringen-Vaudemont und Bouchers. Es gelang ihm, die Re­ form von Saint-Vannes auch in seiner Abtei Saint-Hidulfe zu Moyen-Moütiers durchzu­ setzen, so daß Papst Clemens VIII. in einer Bulle beide Abteien zur Kongregation von Saint-Vannes und Saint-Hidulfe zusammen­

Erich schloß. In der Folge nahmen alle Benediktinerabteien Lothringens, der Franche-Comte und der Champagne wie jene die strenge Be­ nediktinerregel an. Inzwischen hatte der französische Hof bei sei­ nen Bestrebungen, die Souveränität über die lothringischen Bistümer zu erlangen, in Metz Erfolg gehabt. Dort hatte Bischof R. de (—>) Lenoncourt seine hoheitlichen Rechte vertrag­ lich an König Heinrich II. abgetreten. Die Bi­ schöfe und Kapitel von Toul und Verdun lehnten dagegen alle entsprechenden Vor­ schläge trotz des ihnen angebotenen Finanz­ ausgleichs ab. Dennoch leisteten 1601 alle städtischen Korporationen und alle einzelnen Personen dem französischen König den Treueid. Mittlerweile entschied die Rota Romana, daß die drei lothringischen Bistümer nicht zum Reich und somit auch nicht zum Geltungsbe­ reich des Wiener Konkordates gehörten. Als Heinrich IV. am 9. 3. 1603 nach Verdun kam, wurde er ehrenvoll empfangen. Es gelang E., die Zusage zu erhalten, daß das Edikt von Nantes in der Diözese und Grafschaft Verdun nicht angewandt wurde, da dessen Bevölke­ rung zum katholischen Bekenntnis verpflich­ tet war. 1606 veranlaßte der Gouverneur Humbert de La Plume mehrere Bürger der Stadt, den König um Errichtung eines königli­ chen Gerichtshofes zu bitten. E. widersetzte sich, erhielt aber 1607 vom Hofrat die Mittei­ lung, daß königliche Offiziere nicht vor ein bischöfliches oder domkapitelsches Gericht zitiert werden dürften. Die Einrichtung ließ sich somit nicht vermeiden, doch wandte E. sich mit seinem Hilfsersuchen in dieser für beide Diözesen wichtigen Angelegenheit an den päpstlichen Stuhl. Daraufhin intervenier­ te Paul V. beim König, doch unterbrach der Mord an Heinrich IV alle Verhandlungen. Kö­ nig Ludwig XIII. bestätigte dann zwar alle Rechte, die seine Vorgänger der Stadt Verdun gewährt hatten, doch hatte dies auf die Praxis des Gerichtshofes kaum Auswirkungen.

Von den endlosen Auseinandersetzungen er­ schöpft, verzichtete E., da er die Rechte des Bistums nicht wirkungsvoll verteidigen konnte, 1610 zu Gunsten seines Neffen (—>) Karl von Lothringen-Chaligny auf sein Bis­ tum. Er lebte noch zwölf Jahre in Nancy. Dort starb er am 27. 4. 1623. Er wurde seinem Wunsch entsprechend im Kapuzinergewand in dem von ihm gegründeten Konvent zu Saint-Nicolas beigesetzt. Literatur: N. Roussel II, 42-51. - M. Parisse 175, 238, 280, 285. - A. Girardot 185f. - L. Brunner

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(Hg.), Tresors d’un Millenaire. Dix siecles d’art et d’histoire autour de la cathedrale (Verdun 1990) 76. Bernard Ardura

Erich, Herzog von Sachsen-Lauenburg (vor 1472-1522)

1502-1504 1508-1522

Bischof von Hildesheim Bischof von Münster

Erich von Sachsen-Lauenburg wurde vor 1472 als Sohn des Johann IV. von SachsenLauenburg und der Dorothea von Branden­ burg, einer Tochter des Kurfürsten Friedrich II., geboren. Er erhielt Domkanonikate in Münster, Hildesheim und Köln, wurde 1487 in Köln emanzipiert und 1490 als Domkapitu­ lar installiert. 1502 zum Bischof von Hildes­ heim gewählt und am 2. 12. 1502 päpstlich bestätigt, resignierte er bereits 1504 zugun­ sten seines Bruders (—►) Johann v. S. Am 24. 2. 1508 zum Bischof von Münster gewählt und am 16. 8. 1508 päpstlich bestätigt, hielt E. am 29. 10. 1508, mit einem Regalienindult versehen, seinen Einzug in Münster und be­ schwor die Landesprivilegien. Der vom kirchlichen Reformgeist des ausge­ henden Mittelalters geprägte E. ließ sich im ersten Jahr nach seiner Wahl die Priester- und Bischofsweihe spenden. Bei seinem Primiz­ amt assistierten ihm sein Bruder Johann und sein Halbbruder (—►) Bernhard v. S., der in Köln Dompropst war und den er später zu sei­ nem Weihbischof berief. Doch nahm E. auch selbst bischöfliche Amtshandlungen vor. E. galt als feinsinnig und als humanistisch ge­ bildet. Den Salvatorgiebel und die Westfassa­ de des Domes ließ er in gotischem Stil neuge­ stalten. E.s größere Bedeutung lag jedoch auf politischem Gebiet. So löste er die Burggraf­ schaft Stromberg wieder von der Familie Ketteler ein. Es gelang ihm jedoch nicht, auch das Amt Lüdinghausen für das Bistum zu­ rückzugewinnen, da der Herzog von Kleve eine Expansion des ohnehin mächtigen Hochstiftes Münster nicht hinnahm.

Von einer persönlichen Stellungnahme E.s zur lutherischen Bewegung ist nichts be­ kannt. E. starb am 20. 10. 1522 in seiner bi­ schöflichen Residenz Horstmar. Er wurde im Johanneschor der Domkirche beigesetzt. Literatur: W. Kisky, Nr. 254. - R. Schwarz 57f. - A. Schröer, Verfassung I, 228, 323; II, 27. - Ders., Re­ formation II, 122ff., 762 (Reg.). - W. Kohl, Domstift I, 47. - Handbuch Münster (1993) 184 f. Alois Schröer

Erler - Ernst

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Erler, Johannes (OFM) (+ um 1470) 1432 1432-1447

seit 1447

Ep. tit. Gardensis Weihbischof in der Lausitz (Erz­ bistum Prag, Bistum Meißen) Weihbischof in Breslau

* Moys bei Görlitz; Lie. theol.; Pönitentiar an St. Peter in Rom; 12. 7. 1432 Titularbischof von Gardar; nach der Weihe in der Diözese Meißen tätig; residierte in Zittau, wo sich in­ folge der hussitischen Wirren auch die Admi­ nistratoren des Erbistums Prag aufhielten; dort nahm er zahlreiche Weihehandlungen vor; erscheint nach dem Tod des Breslauer Weihbischofs Johann von Pannwitz (+ 1. 8. 1446) seit dem 9. 8. 1447 in Breslau, wo er bis zu seinem Tod blieb; 22. 10. 1447 Mitkonsekrator von Bischof P. (—>) Nowag und am 12. 1. 1455 des Olmützer Bischofs B. v. (—>) Zvole. Literatur: J. Jungnitz, Weihbischöfe 51-56. - R. Samulski 16.

in Hildesheim, die er 1470 zur Annahme der Augustinusregel veranlaßte. Nach Verhand­ lungen mit dem Domkapitel und den Land­ ständen schränkte er die geistliche Gerichts­ barkeit ein, indem Klagen in Lehns- und Zinsangelegenheiten nicht mehr vor ein geist­ liches Gericht gebracht werden durften und die Verhängung des Interdikts wegen Geld­ schulden untersagt wurde. Übergriffe der weifischen Herzöge zogen E. in etliche Konflikte und Fehden hinein. Davon verursachte die Auseinandersetzung mit Her­ zog Friedrich von Braunschweig 1471 beson­ ders schwere Verwüstungen im Stiftsgebiet.

E. starb am 22. 7. 1471. Er wurde vor der Sa­ kristei im Hildesheimer Dom beigesetzt. Literatur: H. A. Lüntzel 457-461. - R. Doebner VII, 209-438. - A. Bertram, Bischöfe 94-97. - Ders., Hil­ desheim I, 413-422. - K. Henkel 38. - J. Gebauer I, 121, 124, 171. -U. Stanelle 174f. Hans-Georg Aschoff

Jan Kopiec

Ernst, Graf von Schaumburg (+ 1471)

1458-1471

Bischof von Hildesheim

Ernst Graf von Schaumburg war der vierte Sohn des Grafen Otto II. von HolsteinSchaumburg und dessen Ehefrau Elisabeth Gräfin von Honstein. Sein jüngerer Bruder (—>) Heinrich v. Schaumburg war 1473-1508 Bischof von Minden. 1458 knüpfte Herzog (—>) Bernhard von Braunschweig-LüneburgWolfenbüttel seine Resignation als Bischof von Hildesheim an die Bedingung, daß E. sein Nachfolger werde. Daraufhin nahm das Domkapitel die Wahl vor. Nach der päpstli­ chen Bestätigung ließ sich E. am 29. 8. 1459 zum Priester und am 8. 12. 1459 im Zisterzi­ enserkloster Marienrode bei Hildesheim zum Bischof weihen. Er galt als konziliant, soll je­ doch nur geringe theologische Kenntnisse und wenig Interesse an seinen geistlichen Pflichten gehabt haben. Der unter E. im Bis­ tum tätige Johannes Busch hebt allerdings seinen Eifer für die Klosterreform hervor. So erteilte E. Busch den Auftrag zur Reform des Hildesheimer Benediktinerklosters St. Gode­ hard, das sich nach anfänglichem Widerstre­ ben 1466 unter Abt Lippold von Stemmen der Bursfelder Kongregation anschloß. Eben­ so unterstützte E. zusammen mit Herzog Otto II. von Braunschweig-Lüneburg 1469 Buschs Reformbemühungen im Zisterzienserinnen­ kloster Wienhausen. Er förderte die Brüder vom gemeinsamen Leben und die Alexianer

Ernst, Herzog von Bayern (1500-1560) Koadjutor des Bischofs von Pas­ sau 1517-1540 Administrator des Bistums Pas­ sau 1540-1554 Administrator des Erzbistums Salzburg 1517

Ernst von Bayern wurde am 13. 6. 1500 (nach Salzburger Quellen: 13. 8.) zu München als dritter Sohn Herzog Albrechts IV. von Bayern und dessen Gemahlin Kunigunde, einer Tochter Kaiser Friedrichs III., geboren. Er wurde zusammen mit seinem Bruder Ludwig durch den Geschichtsschreiber Johannes Turmair alias Aventinus zu Burghausen, dann in München und Landshut erzogen. Daran schloß sich mit Turmair eine Reise nach Pa­ via, wo er Vorlesungen des Juristen Jason Ma­ gnus besuchte, und dann nach Rom an. 1514 besuchte E. in Begleitung des späteren Sekkauer Bischofs J. v. (—>) Malentein die Univer­ sität Paris. 1515 bezog er die Universität In­ golstadt, an der er später Rektor wurde. Ob­ wohl E. sich nicht zum Priesterberufhingezo­ gen fühlte, drängten seine Brüder Wilhelm und Ludwig ihn zur geistlichen Laufbahn, um ihn damit zugleich von Erbansprüchen auszuschalten. E. erhielt keine theologische Ausbildung und lehnte zeit seines Lebens den Empfang geistlicher Weihen ab. Dennoch gelang es seinen Brüdern mit Unterstützung Kaiser Maximilians L, 1514 seine Bestellung zum Koadjutor des Passauer Bischofs W. (—►)

Ernst

Fröschl durchzusetzen. Die päpstliche Bestä­ tigung erfolgte am 28. 1. 1517. Nachdem das Bistum Passau zuvor eine Reihe ausgezeich­ neter Bischöfe gehabt hatte, setzte mit dem Tod Fröschls eine verhängnisvolle Entwick­ lung ein. E. konnte zwar das Hochstift als Fürst, die Diözese dagegen nur als Admini­ strator verwalten. Ohne jede Neigung zum geistlichen Amt, gab er seine Ansprüche auf Mitregentschaft im Herzogtum Bayern nicht

auf. Dabei wußte er die seit der Wahl Ferdi­ nands zum deutschen König bestehenden Ge­ gensätze zwischen Habsburg und seinen her­ zoglichen Brüdern für sich zu nützen. Ferdi­ nand I. sicherte E. Unterstützung bezüglich der Erbansprüche zu. Erst durch den sog. Lin­ zer Vertrag von 1534, der die Aussöhnung zwischen beiden Herrscherhäusern besiegel­ te, erfolgte 1536 der Erbverzicht durch E. Die­ ser erhielt eine Abfindung von 275 000 Gul­ den. 1525-47 war E. Dompropst in Eichstätt. Zugleich sicherte er sich die Pfarrei Krems im Land unter der Enns als einträgliche Pfründe. Johann Staupitz bescheinigte E. Sympathien gegenüber Martin Luther. Dies dürfte für die ersten Jahre zutreffen. Ob E. die päpstliche Bannbulle gegen Luther verkündete, ist nicht sicher. Wenn überhaupt, geschah es erst 1521 nach wiederholten Aufforderungen von Sei­ ten Johannes Ecks und aufgrund der Ent­ scheidung des Wormser Reichstags von 1521. Im gleichen Jahr beauftragte E. seinen Dom­ 17 Lexikon

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propst zu Verhandlungen mit den bayeri­ schen Herzögen wegen einer Visitation für den bayerischen Bistumsanteil.

In die Regierungszeit E.s fielen die Planungen und die ersten Sitzungsperioden des Trienter Konzils. Während E. dort 1545/47 wie alle Bi­ schöfe der Salzburger Kirchenprovinz fehlte, ließ er sich 1551/52 wenigstens zeitweise durch den Chiemseer Bischof H. (—>) Meitting vertreten.

E. nahm als Administrator an fast allen politi­ schen oder kirchlichen Tagungen teil, die sich mit der „neuen Lehre“ beschäftigten, so 1522 an der Salzburger Provinzialsynode in Mühldorf und 1527 an der Salzburger Konfe­ renz, ferner am Augsburger (1530) und am Regensburger Reichstag (1532). Ab 1524 er­ ließ er regelmäßig Mandate gegen die Anhän­ ger Luthers und die Wiedertäufer, da diese Gruppierungen an Zahl und Bedeutung zuge­ nommen hatten. Im Hochstift unterdrückte E. gemäß den Reichsgesetzen entschieden alle Neuerer. Besonders entschlossen ging er ge­ gen die rührige Wiedertäufergemeinde in der Residenzstadt vor. Diese rekrutierte sich vor­ nehmlich aus mährischen und österreichi­ schen Flüchtlingen. Zu größeren Verfolgun­ gen der Lutheraner kam es in Passau nicht. Überliefert ist nur der Fall des lutherisch ge­ sinnten Priesters Leonhard Käser aus Waizenkirchen im Land ob der Enns. Er wurde auf Veranlassung E.s 1527 wegen Häresie und Eidbrüchigkeit zur Auslieferung an die welt­ liche Gewalt verurteilt. Da Käser bayerischer Untertan war, wurde er dem Herzogtum über­ geben. 1527 starb er auf dem Scheiterhaufen in Schärding am Inn. Ansonsten setzte E. in den Wirren der aufbrechenden Reformations­ zeit nicht auf Unterdrückung, sondern auf Be­ kehrung. Während sich der alte Glaube im Hochstift und im bayerischen Anteil der Di­ özese bis zur Mitte des 16. Jh.s durchsetzen konnte, machte die evangelische Bewegung im österreichischen Anteil große Fortschritte, und zwar nicht zuletzt deshalb, weil E. durch die Erzherzoge aus politischen Gründen nicht die erforderliche Unterstützung zuteil wurde. So konnte er seine Rechte gegen Bayern und Österreich nur mit mäßigem Erfolg verteidi­ gen. Die Stadt Passau verdankt E. die Kodifizie­ rung ihres Stadtrechtes im sog. „Laudum Bavaricum“ von 1515 sowie die Neuorganisati­ on des für das Hochstift wichtigen Salzhan­ dels. Als die Türken nach Österreich vordran­ gen und 1529 Wien belagerten, leitete E. den Nachschub für das Reichsheer, dessen Ver­ pflegung auch der Stadt namhafte Kosten ver­

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Ernst

ursachte. Zur größeren Sicherheit wurde 1531 am Zusammenfluß von Donau, Inn und Hz die „Bastion“ erbaut. Als Kunstmäzen för­ derte E. den Maler Wolf Huber, der zu den be­ deutendsten Vertretern der Donauschule zählt. Als Unternehmer beteiligte er sich an böhmischen Bergwerken, am Edelmetallhan­ del und an zinsbringenden Geldleihgeschäf­ ten für verschuldete Fürsten. Von Passau aus stellte E. ein ausgedehntes Netz von kommer­ ziellen Verbindungen her. Enge Beziehungen pflegte er zu süddeutschen Handelsstädten, doch unternahm er auch Transaktionen nach Wien, Prag, Leipzig, Braunschweig und Ant­ werpen. Als Administrator von Salzburg ab 1540 hielt er die meisten dieser Verbindun­ gen aufrecht und baute sie nach Süden zu mit Venedig als Mittelpunkt und zum Südosten mit Villach, Graz und Marburg/Drau noch weiter aus. Obwohl E. und sein Domkapitel der alten Kir­ che die Treue hielten, konnte nicht verhin­ dert werden, daß Domdekan Ruprecht von Mosham 1539 den alten Glauben aufgab. Er floh aus Passau und durchzog das Reich, doch gelang es ihm nicht, Protestanten für seine eigenartigen Theorien zu gewinnen. Auf Antrag E.s wurde er in Österreich festge­ nommen und nach Passau ausgeliefert. Dort setzte er 1543 durch Selbstmord seinem Le­ ben ein Ende. Nachdem die bayerischen Herzöge am 15. 9. 1525 mit dem Salzburger Erzbischof M. (—>) Lang und einigen Domherren einen Vertrag abgeschlossen hatten, wonach E. als Entschä­ digung für die bayerische Hilfe im Bauern­ krieg die Koadjutorie in Aussicht gestellt wurde, postulierte das Kapitel ihn am 27. 9. 1526. Doch fand dies nicht die päpstliche Be­ stätigung. Als sich 1538 der kaiserliche Di­ plomat und exilierte Erzbischof von Lund, J. v. (—>) Weeze, seit 1538 auch Bischof von Konstanz, ebenfalls um die Koadjutorie be­ warb, wurde er abgewiesen. Die Herzöge drängten nun auf Einhaltung der Vereinba­ rung von 1526. Um die Voraussetzung für eine neuerliche Koadjutorwahl zu schaffen, gab E. Anfang 1540 die Administration von Passau auf. Das Salzburger Kapitel bestätigte daraufhin am 4. 3. 1540 die frühere Postulati­ on, während E. sich am 17. 3. auf die Wahlka­ pitulation verpflichtete, die die Rechte des Kapitels garantierte. Nach dem Tod Langs (30. 3.) wurde E. am 21. 4. 1540 als Nachfol­ ger postuliert und am 21. 5. päpstlich bestä­ tigt. Danach sollte E. sich binnen zehn Jahren zum Priester weihen lassen oder das Erzbis­ tum wieder aufgeben. Am 12. 10. 1540 nahm

E. das Erzbistum durch seinen feierlichen Einritt in Besitz. Er leitete es bis 1554 nur als Administrator und nannte sich selbst stets „konfirmierter Erzbischof“. E. folgte in Salzburg dem Kurs seines Vorgän­ gers beim Aufbau einer straffen Landesherr­ schaft. Die Vertreter der Bauernschaft wurden nicht mehr zu den Landtagen zugelassen, sondern nur noch die der Prälaten, der Ritter­ schaft sowie der Städte und Märkte, doch setzte E. sich über sie immer mehr hinweg. Die Landtage konfrontierte er vor allem mit der Forderung nach Steuern und Türkenhilfe. Dabei erwies er sich als sorgfältiger Verwalter und guter Wirtschafter. Die Landesfinanzen ordnete er neu. Seine Vorliebe galt Wirt­ schaftsunternehmungen und Handelsbezie­ hungen, die bis nach Venedig reichten, weni­ ger dagegen Regierungsgeschäften oder der Landespolitik. E. engagierte sich vor allem im Bergbau, besaß dafür Anteile und Gewinne in ganz Mitteleuropa und sorgte für den Absatz seiner Produkte.

Gegenüber Kaiser, Reich und Kirche setzte E. keine besonderen Akzente. Am Reichstag zu Regensburg 1541 wurden ihm vom Kaiser persönlich die Regalien übertragen. Sonst ließ er sich durch Gesandte vertreten. 1544 hielt er mit den Suffraganbischöfen eine Pro­ vinzialsynode, auf der beschlossen wurde, ohne päpstliche Zustimmung auf dem für 1545 geplanten Reichstag zu Worms in Religi­ onssachen keine Veränderung vorzunehmen. 1548 berief E. die Suffragane zu einer Bera­ tung nach Salzburg. Dort wurden Beschlüsse zur Klerusreform gefaßt und die Abhaltung von Archidiakonalsynoden vorgeschrieben. Die Provinzialsynode von 1549 scheiterte mit ihren Anliegen am Gegensatz von Klerus und Laien. Da Österreich und Bayern Protest ein­ legten, durften die Synodalstatuten nicht ver­ öffentlicht werden. Der Erzbischof hatte so­ mit nur noch als Landesherr, nicht dagegen als Metropolit die Möglichkeit, sich durchzu­ setzen. Während damals in Österreich noch kein gemeinsames Vorgehen von weltlicher und geistlicher Macht gegen die reformatori­ sche Bewegung möglich war, schlug Bayern 1549 mit der Berufung der Jesuiten nach In­ golstadt einen anderen Kurs ein. E. konnte dagegen aufgrund der Wahlkapitulation den Orden nicht ins Erzstift holen. 1553 ließ E. in Mühldorf eine weitere Provinzialsynode ab­ halten. Als Metropolit nominierte E. viermal einen Bischof für die salzburgischen Eigenbistümer. Als sich eine zweite Frist, die E. zum Emp­ fang der höheren Weihen gewährt worden

Ernst war, ihrem Ende näherte, bemühte er sich er­ folglos um eine nochmalige Verlängerung. Am 16. 7. 1554 gab er dem Domkapitel seine Resignation bekannt und zog sich in die Graf­ schaft Glatz zurück, die er 1549 erworben hatte. Er starb am 7. 12. 1560. Sein Leichnam wurde zunächst in der Schloßkirche von Glatz beigesetzt und später in die Gruft der St. Michaelskirche in München überführt. Literatur: E Dalham 323-344. - J. N. Buchinger 257-290. - K. A. Muffat, Die Ansprüche des Her­ zogs Ernst, Administrators des Hochstiftes Passau, auf einen dritten Theil und an die Mitregierung des Herzogthumes Bayern, in: AHKBAW 10 (1867) 114144. - K. Schrödl 325-330. - E E Strauß, Duke Ernst of Bavaria and the Territory of Salzburg, 1540 to 1554 (Diss. Columbia University 1957). - J. Os­ wald, Trient. - D. Albrecht, in: NDB 4 (1959) 619. F. E Strauß, The Effect of the Concil of Trent on the Episcopal Tenure of Duke Ernst of Bavaria, Archbi­ shop-Confirmed of Salzburg, in 1554, in: JMH 32 (1960) 119-128. - Ders., Herzog Ernst von Bayern (1500-1560), ein süddeutscher fürstlicher Unter­ nehmer des 16. Jahrhunderts, in: MGSL 101 (1961) 269-284. - A. Eckert, Käser, in: NDB 10 (1974) 733. - B. Kaff 383-387. - R. R. Heinisch 163-173. - M. Hopfner, Synodale Vorgänge im Bistum Regensburg und in der Kirchenprovinz Salzburg unter besonde­ rer Berücksichtigung der Reformationszeit, in: BGBR 13 (1979) 235-388. - R. Bäumer, Emst von Bayern, Erzbischof von Salzburg, und das Konzil von Trient, in: P. Fried-W. Ziegler (Hg.), FS Andreas Kraus (Lassleben 1982) 183-195. - A. Schmid, Eine Instruktion für Aventin als Erzieher Herzog Ernsts von Bayern, in: OG 29 (1987) 42-47. - H. Dopsch-H. Spatzenegger II/l, 111-125. - A. Leidl, Bis­ tumsgeschichte 38-40. - Ders., Reformation 98109. - W. Ziegler, Reformation. August Leidl - Franz Ortner

Ernst, Herzog von Bayern (1554-1612)

1566-1612 1573-1612 1581-1612 1581-1612 158 3-1612 1585-1612

Bischof von Freising Bischof von Hildesheim Bischof von Lüttich Abt von Stablo-Malmedy Kurfürst-Erzbischof von Köln Bischof von Münster

Mit Ernst, Herzog von Bayern, verbindet sich der Aufstieg der Dynastie der bayerischen Wittelsbacher zu höchsten fürstlichen Wür­ den in der Germania Sacra. E.s Lebenslauf wurde bestimmt von den dynastischen, kon­ fessionellen und reichspolitischen Interessen seiner Familie.

Am 17. 12. 1554 wurde er als jüngstes Kind Herzog Albrechts V. von Bayern und Annas von Österreich (+ 1590) in München geboren. Er hatte zwei Schwestern, Maria (+ 1606) und 17*

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Maximiliana (+ 1614), und vier Brüder, von denen zwei im Säuglingsalter starben. Wil­ helm übernahm die Nachfolge im Herzogtum, Ferdinand blieb Laie, wohl für den Fall, daß sein Bruder die Linie nicht fortsetzen würde.

E. wurde für den geistlichen Stand bestimmt. 1563 begann er mit seinen Brüdern das Stu­ dium in Ingolstadt, und sein Vater bahnte ihm den Weg zu den Dompfründen der Reichskirche: 1564 in Freising, 1565 in Köln (Kapitular ab 1577) und Würzburg (1583-88 Propst), 1567 in Trier, 1578 in Lüttich sowie in Salzburg (Kapitular ab 1579); dazu kamen Domherrnstellen in Paderborn und Magde­ burg, wo E. 1601 mit der Propsteipräbende providiert wurde. Eine solche Pfründenhäu­ fung war in der Reichskirche als standesge­ mäße Versorgung nachgeborener Söhne reichsadeliger Familien üblich. Unüblich aber war, daß E. später ein Erzbistum, vier Bistümer und zwei Abteien innehatte, weil die alte Kirche durch die in Trient beschlosse­ nen kanonischen Vorgaben soeben von dem Typus der Mehrfach-Herrschaft Abschied ge­ nommen hatte und weil E. persönlich für geistliche Ämter wenig Eignung zeigte. Allein die Verdienste Bayerns um den Erhalt des Ka­ tholizismus im Reich ließen ihn hinreichend qualifiziert erscheinen.

Da ihm Salzburg und die bayerischen Grenz­ bistümer infolge der Rivalität mit den Habsburgern verwehrt waren, richtete sich Bayern auf den Nordwesten des Reiches aus, der sich aufgrund der religionspolitischen Entwick­ lung als Alternative anbot. Darum mußte frei­ lich lange und zäh gerungen werden, und dies belastete den bayerischen Staat finan­ ziell sehr.

Als Elfjähriger wurde E. am 18. 10. 1566 vom Freisinger Kapitel postuliert, nachdem Her­ zog Albrecht den Amtsvorgänger zum Rück­ tritt hatte bewegen können. Die päpstliche Bestätigung in Form einer Provision erfolgte am 23. 12. 1566 in Anbetracht der besonde­ ren bayerischen Verdienste um die Kirche; die geistliche Jurisdiktion sollte zunächst dem Kapitel, die Pontifikalien sollten dem Weihbischof vorbehalten bleiben. E. wurde damit Reichsstand (Regalienverleihung 4. 7. 1567), blieb aber in der Obhut seiner bisheri­ gen Lehrer, zu denen 1567 noch der Löwener Theologieprofessor Andreas Fabrizius stieß, der hinfort maßgeblichen Anteil an der Erzie­ hung und Ausbildung des jungen Fürsten nahm. Dabei kam es zu extremen Spannun­ gen. Fabrizius suchte E. in den neuen konfes­ sionellen Normen für einen geistlichen Reichsfürsten zu erziehen. E., der persönlich

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unzweifelhaft katholisch war, begegnete den Anforderungen uneindeutig, schwankend zwischen gewissenhafter Pflichterfüllung und völliger Verweigerung durch Rückzug in seine Vergnügungen. Paßte er sich auch zeit­ weise an, so ließ er bald darauf deutliche Un­ lust verspüren und zog unterhaltsame, aber ungeistliche Abwechslungen bei Liebschaf­ ten, Spiel und Magie der asketischen Strenge seines Lehrers vor, so auch bei seinem ersten Romaufenthalt (1574/75), wo nur das Schwei­ gegebot des Papstes einen Eklat verhinderte. Mit Hilfe seines Vaters wurde E. immer wie­ der dazu gebracht, Besserung zu geloben, gab aber bald erneut Anlaß zu Kritik. Die Ein­ sicht, daß Normen und Person nicht verein­ bar waren, führte auf keiner Seite dazu, an ei­ nen Verzicht E.s auf geistliche Ämter ernst­ haft zu denken. Die Rücksicht auf die Person des Amtsträgers mußte hinter seiner Aufgabe im kirchenpolitischen Geschehen des Rei­ ches zurückstehen. Daß den Zielen Bayerns daraus kein Schaden erwuchs, lag an dem Umstand, daß Erzieher und Lehrer, später be­ währte Leute der Bistumsverwaltung, die Nuntien und schließlich der Neffe und Ko­ adjutor (—► Bd. 1648-1803) Ferdinand von Bayern bereitstanden, um anfänglich auf eine normengerechte Lebensweise hinzuwirken und später die Amtsführung in den zahlrei­ chen Hochstiften zu garantieren. Wie groß das Vertrauen der altgläubigen Kräfte in die bayerischen Wittelsbacher war, zeigt die Postulation E.s zum Bischof durch das Hildesheimer Kapitel am 7. 3. 1573. Die Reformkräfte in dieser kleinen, inmitten der protestantischen Herzogtümer des Hauses Braunschweig gelegenen katholischen Enkla­ ve suchten sich damit der bayerischen Hilfe im konfessionellen Ringen zu vergewissern. Bereits 1566 hatte der Hildesheimer Bischof B. v. (—>) Oberg um seine Koadjutorschaft nachgesucht. Wegen der weit entfernten Lage des Bistums bestanden damals aber auf baye­ rischer Seite Vorbehalte, weil eine Folgenab­ schätzung für das Engagement noch nicht möglich war. Mittlerweile hatten sich aber die Interessen Bayerns verstärkt auf Nord­ westdeutschland gerichtet, und so erschien das Hildesheimer Amt tragbar zu sein. Am 4. 10. 1573 erhielt E. die päpstliche Admission, wieder in Anbetracht der wichtigen Rolle Bayerns für die Kirche im Reich; die Regalien empfing er provisorisch am 11. 5. 1575 und endgültig am 29. 10. 1575.

In Köln bemühte sich Herzog Albrecht schon seit 1566, E. zur kurfürstlichen und erzbi­ schöflichen Würde zu verhelfen, ohne so­

gleich zum Erfolg zu kommen. 1567 ent­ schied sich das Domkapitel nach der Resigna­ tion F.s zu (—>) Wied gegen alle auswärtigen Bewerber und für einen Kandidaten aus den eigenen Reihen, S. v. (—>) Isenburg. Als 1577 dessen Nachfolge anstand, hatten sich die Voraussetzungen für einen bayerischen Erfolg bedeutend verbessert. Während seines Rom­ besuches hatte E. am 21. 12. 1574 die Subdia­ konatsweihe empfangen und damit die Vor­ aussetzung zur Übernahme eines Kapitels­ platzes erfüllt. Am 10. 4. 1577 wurde er in das Kölner Kapitel aufgenommen und hatte dadurch erstmals realistische Wahlchancen. Das sahen allerdings auch seine Gegner, vor allem die protestantisch gesinnten Domgra­ fen, und seitdem war ihr direkter Widerstand im Domkapitel wachgerufen, während die Sa­ che Bayerns vor allem von den reformorien­ tierten Priesterherren verfochten wurde.

Ungünstig wirkte sich der Plan Isenburgs aus, vor seiner Resignation oder als Bedingung da­ für E. zum Koadjutor wählen zu lassen, wozu er zwar die päpstliche Unterstützung, nicht aber die des Domkapitels gewinnen konnte, das sich in Fragen der Landesregierung mit dem Kurfürsten überworfen hatte und nicht daran dachte, auf seine Wahlfreiheit zu ver­ zichten. Um seine Chancen zu verbessern, entschloß sich E. Ende Mai 1577 gegen die Bedenken des Münchener Hofes zum Empfang der Prie­ sterweihe, die ihm am 19. 6. 1577 in St. Ge­ reon durch Weihbischof Th. (—0 Craschel er­ teilt wurde. Er konnte zudem mit der Emp­ fehlung der Kurie, Spaniens und der meisten Kurfürsten in die Wahl gehen. Aber diese fiel am 5. 12. 1577 mit 12:10 Stimmen gegen E. und zugunsten des G. (—►) Truchseß von Waldburg aus. Das Kapitel hatte wieder einen Angehörigen des Grafenstandes gegenüber ei­ nem reichsfürstlichen Kandidaten bevorzugt. E. sah seine Reputation getroffen und focht vergeblich die Wahl bei der Kurie an.

Nach weiteren Fehlschlägen in Münster, Halberstadt, Regensburg und Salzburg gelang 1581 über Lüttich schließlich doch der Zu­ gang in den Nordwesten des Reiches. Bayern hatte schon 1567 und 1575 Interesse für das reiche Hochstift gezeigt, war aber auf die Zu­ rückhaltung der Vertreter Spaniens in den be­ nachbarten Niederlanden gestoßen. Im De­ zember 1580, dem Monat des antispanischen Manifestes Wilhelms von Oranien, war dem Statthalter Farnese hingegen an einer bayeri­ schen Besetzung des Hochstiftes gelegen, denn dies ließ einen zuverlässigen politi­ schen Verbündeten gegen die Aufständischen

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in den Niederlanden erwarten. Am 28. 12. 1580 beschloß das Kapitel auf den Rat seines todkranken Bischofs G. v. (-*) Groesbeek hin die Koadjutorie E.s, weil nur der bayerische Rückhalt die Neutralität in den niederländi­ schen Auseinandersetzungen zu gewährlei­ sten schien. Der Tod des Bischofs ließ solche Pläne nicht zur Reife kommen, aber in der Wahl des Nachfolgers entschied sich das Ka­ pitel am 30. 1. 1581 einstimmig für den per­ sönlich anwesenden bayerischen Kandida­ ten. Er erhielt am 3. 4. 1581 die päpstliche Be­ stätigung mit der Maßgabe, binnen zwei Jah­ ren in Freising zu resignieren. Am 19. 4. 1581 wurden ihm durch einen kaiserlichen Indult die Regalien übertragen (4. 1. 1583 endgültige Regalienverleihung). Im Juni 1582 zog E. in die Residenzstadt seines Hochstiftes ein, das aufgrund seiner Größe und seiner Wirt­ schaftskraft erhebliche Bedeutung besaß. Kurz darauf trat er auch in der Doppelabtei Stablo-Malmedy die Nachfolge Groesbeeks an (Postulation 3. 2. 1581, päpstliche Admission 7. 10. 1583).

Schon von Lüttich aus hatte E. Gelegenheit, sich für den Erhalt des Katholizismus im Nordwesten des Reiches einzusetzen. Tat­ kräftig und zugleich moderat schaltete er sich in die bedrohliche Entwicklung ein, die sich seit 1583 für die alte Kirche in der Reichs­ stadt Aachen abzeichnete, die zum Lütticher Sprengel gehörte. 1598-1600 setzte er in Ab­ stimmung mit dem Kaiser die Restitution des Katholizismus durch. 1583 wurde in Köln die Frage der Nachfolge des abgesetzten Truchseß akut. Die Kurie maß den Vorgängen um dessen Abfall und die dro­ hende Säkularisierung des Erstiftes außeror­ dentliche Bedeutung zu, weil mit der Kölner Kirche der gesamte Nordwesten der Germa­ nia Sacra bedroht schien. So wurde sie die wichtigste außerregionale Stütze des gegen Truchseß agierenden Domkapitels und koor­ dinierte die spanische, kaiserliche und baye­ rische Politik in ihrem Sinne. 1583 beauf­ tragte sie zwei Kardinäle und drei Nuntien mit der Kölner Sache und entschloß sich in demselben Jahr zur Einrichtung einer ständi­ gen Nuntiatur in der Stadt. Ihrem Einfluß war es auch zuzuschreiben, daß E., der den Reputationsverlust durch sei­ ne Wahlniederlage von 1577 noch nicht ver­ wunden hatte und - wie man in München vermutete - wegen einer Liebschaft in Frei­ sing bleiben wollte, sich wieder als Kandidat zu Verfügung stellte. Er gab zwar trotz seiner Priesterweihe Anlaß zu Zweifeln an seiner charakterlichen und wissenschaftlich-theolo­

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gischen Befähigung für das Kölner Amt, doch gab den Ausschlag, daß er durch die bayeri­ sche Unterstützung die entscheidenden Machtmittel mitbrachte, um die noch auszu­ fechtende Entscheidung mit Truchseß zu be­ stehen. Angesichts der Lage des Katholizis­ mus im nördlichen Teil des Reiches, wo 18

Bistümer de facto protestantisch geworden waren, mußte der Kurie eine erneute Dispens von den kanonischen Vorschriften geradezu geboten erscheinen, denn man konnte reali­ stischerweise davon ausgehen, daß Bayern sich nur durch Erfüllung seiner Hausinteres­ sen für die kirchlichen Anliegen in die Pflicht nehmen ließ. Die Vertreter der Kurie bereiteten auch die Wahlentscheidung vor, indem sie unter den Kapitularen für E. war­ ben und andere Kandidaten zum Verzicht be­ wegten. So wurde E. am 23. 5./2. 6. 1583 ein­ stimmig gewählt. Am 27. 9./7. 10. 1583 bestä­ tigte der Papst die Wahl, wieder mit der Maß­ gabe der Resignation in Freising.

Es galt nun, den Neugewählten gegen den ab­ gesetzten Truchseß durchzusetzen. Auf Reichsebene gelang E. die Anerkennung sei­ ner Herrschaft in kurzer Zeit. Am 5./15. 9. 1583 erhielt er einen kaiserlichen Lehensindult, womit der Kaiser endgültig die Recht­ mäßigkeit der Absetzung bestätigte. Die Be­ lehnung erfolgte am 16. 7. 1594 auf dem Re­ gensburger Reichstag durch den Kaiser per­ sönlich. Am 24. 8. 1584 wurde E. in das

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Kurkolleg aufgenommen. Hingegen schlugen Versuche der Kurfürsten (Frankfurter Tag 1583) und des Kaisers (Rothenburger Tag 1584), Truchseß zum Rücktritt zu bewegen, wegen des Streites der Kurfürsten um die Gel­ tung des Geistlichen Vorbehaltes fehl. In Kurköln führte daher militärische Gewalt die Entscheidung herbei.

Der Kölner Krieg (1583-89) suchte die Bevöl­ kerung des gesamten Stiftes heim. Truchseß fand nicht die erhoffte Unterstützung. Die protestantischen Kurfürsten hielten sich be­ tont zurück. Die ca. 7000 Mann starken Trup­ pen seines wichtigsten Verbündeten, des kal­ vinistischen Pfalzgrafen Johann Casimir, ver­ mochten zwar die am rechten Rheinufer ge­ genüber von Köln gelegene Abtei Deutz in Brand zu stecken, operierten ansonsten aber so erfolglos, daß der Pfalzgraf im Oktober 1583 gern einem gegen ihn erlassenen kaiser­ lichen Avokatorialmandat folgte und sich aus dem Konflikt zurückzog, um für seinen kurz zuvor verstorbenen Bruder, den pfälzischen Kurfürsten Ludwig, in Heidelberg die Regent­ schaft zu übernehmen. Die 4000 Mann star­ ken bayerischen Truppen führte Herzog Fer­ dinand, der Bruder des neuen Kurfürsten. Unterstützt durch im Stift Lüttich geworbene Soldaten, spanische Einheiten und päpstli­ che Gelder, konnten sie den Gegner bis zu Be­ ginn des folgenden Jahres aus dem rheini­ schen Teil des Erzstiftes verdrängen, nach­ dem sie den Kampf um Bonn und seine Um­ gebung für sich entschieden hatten. Am 4./ 14. 11. 1583 wurde Poppelsdorf, am 7./17. 11. 1583 die Godesburg erobert. In Bonn meuter­ te die Besatzung gegen ihren Kommandanten Karl Truchseß, den Bruder Gebhards, und lie­ ferte am 29. 1. 1584 die Stadt aus; am 2. 2. 1584 zog E. zusammen mit seinem Bruder Ferdinand ein.

Am 19. 3. 1584 fiel Bedburg, das als Sitz des für Truchseß streitenden Grafen Adolf von Neuenahr einen letzten Rückhalt im rheini­ schen Stift gebildet hatte. Bis zur Mitte des Jahres waren auch das Vest und das Herzog­ tum Westfalen wiedergewonnen, wo Truch­ seß im Unterschied zum rheinischen Stift zu­ nächst einige Unterstützung bei den Ständen gefunden hatte. Im Juni 1584 huldigte der Landtag zu Geseke (17.-25. 6. 1584) dem neuen Landesherrn, und der Katholizismus wurde als Landesreligion wieder anerkannt. Truchseß hatte sich kampflos aus Westfalen nach Delft in die Niederlande zurückgezogen. Seine Kommandanten Graf Neuenahr und Martin Schenck von Nideggen traten in die Dienste der aufständischen Provinzen, Neu­

enahr als Statthalter von Geldern, und führ­ ten am Niederrhein den Krieg weiter, den sie mit den Herrschaftsansprüchen von Truchseß begründeten. So dauerte der Krieg fort und gestaltete sich zunehmend zu einem Neben­ schauplatz des spanisch-niederländischen Konfliktes. Rheinberg erlebte zwischen 1584 und 1606 sechsmal einen Wechsel der Besat­ zung; 1585-86 wurde Neuss länger als ein Jahr von niederländischen Truppen gehalten, ehe es durch Farnese zurückgewonnen wur­ de. Im März 1586 wurde Werl geplündert. Am 23. 12. 1587 eroberte Schenck von Nideg­ gen sogar Bonn, das erst am 26. 9. 1588 nach sechs Monaten spanischer Belagerung wieder an E. fiel. Truchseß hatte zuerst mit energi­ scher Hilfe Wilhelms von Oranien, später mit englischer Unterstützung gerechnet. Als sich diese Hoffnungen zerschlugen, zog er sich 1589 nach Straßburg zurück. Der Krieg brachte der Bevölkerung eine Zeit der Kriegsleiden und -lasten, wie sie andern­ orts erst im Dreißigjährigen Krieg erlebt wur­ den und die langfristige wirtschaftliche Schä­ den brachten. Nicht nur die niederländischen Truppen waren ein Ärgernis, sondern auch die spanischen Soldaten, deren Treiben der neue Kurfürst nicht steuern konnte, da sie wegen seiner Finanznot von Farnese bezahlt wurden und unter dessen Oberbefehl weitge­ hend eigenständig operierten. Mit dem Kölner Erfolg bewies das päpstliche Bündnis mit Bayern, dem spanischen König und dessen Vertretern in Brüssel seine Hand­ lungsfähigkeit. Spanien dokumentierte durch die Bewahrung der katholischen Religion im Nordwesten des Reiches zugleich seinen Rang als politische und katholische Groß­ macht Europas. Die Geltung des Geistlichen Vorbehaltes war verteidigt worden, die katho­ lische Mehrheit im Kurkolleg blieb bestehen, und die dynastischen Interessen des bayeri­ schen Herzoghauses wurden durch das Erz­ stift und die Kurwürde befriedigt. Es war der Beginn der dauerhaften Verfügung über Köln als Quasi-Sekundogenitur.

Die Bindung des Erstiftes an die Dynastie der Wittelsbacher schuf einen stabilen Ersatz für die schrumpfende kaiserliche Machtsphäre, die die westlichen Grenzregionen des Rei­ ches spürbar vernachlässigte. Die Stände des kurrheinischen und des rheinisch-westfäli­ schen Kreises bekamen dies in den 80er und 90er Jahren zu spüren, als die friedenssi­ chernde Funktion der Reichskreise versagte und ihre Ersuchen um Reichshilfe gegen die Übergriffe des spanisch-niederländischen Krieges regelmäßig abgeblockt wurden und

Ernst lediglich Reichslegationen erfolglos eine Neutralisierung anstrebten. Die Hauptlast der militärischen Kosten hatte das Herzogtum Bayern zu tragen, das insgesamt mehr als eine Million Gulden aufwendete und sich da­ durch erheblich belastete. 1588 machten die Ausgaben für den Krieg einen Anteil von 700 000 an den 1,9 Millionen Gulden der ge­ samten Staatsschuld aus.

Noch in der Zeit des Kölnischen Krieges wur­ den die von E. gehaltenen bayerischen Posi­ tionen im Nordwesten des Reiches um das Hochstift Münster erweitert. Das westfälische Hochstift war ein seit 1575 mehrmals vergeb­ lich angestrebtes Ziel, das nun wieder er­ reichbar schien, da der als Administrator am­ tierende klevische Erbprinz (—>) Johann Wil­ helm die Regierung seines Herzogtums antre­ ten sollte. Seit 1583, dem Jahr der Kölner Wahl, verstand es E. nicht ungeschickt, die Widerstände im münsterischen Kapitel abzu­ bauen und vor allem gegenüber der Kurie sei­ ne Bedeutung für die kirchlichen Geschicke auch in Westfalen geltend zu machen, so daß er den römischen Widerwillen gegen eine weitere Pfründe angesichts der politischen Notwendigkeiten überwinden konnte. Ohne Gegenstimme wurde er nach der Resignation des Administrators am 18. 5. 1585 postuliert und erhielt bereits am 27. 11. 1585 die päpst­ liche Zulassung, die wiederum die Freisinger Pfründe befristete, sowie im folgenden Jahr (23. 5. 86) einen kaiserlichen Regalienindult (definitive Regalienurkunde 10. 11. 1587).

Somit verfügte E. seit 1585 neben dem klei­ nen Hochstift Freising über beträchtliche Ge­ biete des niederrheinisch-westfälischen und des kurrheinischen Kreises. Vom Umfang her waren seine fünf Bistümer und zwei Reichsabteien mit Bayern vergleichbar. Schon die Vielzahl der Territorien machte es unmöglich, daß der Herrscher überall gleich intensiv sei­ nen geistlichen und weltlichen Aufgaben nachkam. Seine Territorialpolitik ist daher zu einem guten Teil auf seine Mitarbeiter zu­ rückzuführen. In den weltlichen Belangen trugen in jedem Stift Statthalter und fürstli­ che Räte die Regierung. Sie unterlagen in un­ terschiedlicher Weise Einflüssen der Stände und vor allem der Domkapitel. Damit wurden die Stifte aber eher verwaltet als regiert. Gleichwohl gestaltete E. phasenweise aktiv die Politik. Er war in der Lage, die Neutralität des Hochstiftes Lüttich im spanisch-nieder­ ländischen Konflikt zu bewahren, wenn­ gleich das Territorium immer wieder Opfer von Übergriffen wurde. 1595 überfielen hol­ ländische Truppen Stadt und Festung Huy,

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die nur mit spanischer Hilfe von E. zurückge­ wonnen werden konnten. Hildesheim ver­ dankte ihm eine Kanzleiordnung (1609).

Wenig erfolgreich war er hingegen in seinem Hauptland, dem Erzstift Köln. Weder als Erz­ bischof noch als Landesherr vermochte er hier die an ihn geknüpften Erwartungen zu erfüllen. Zur Enttäuschung der Reformkräfte und Nuntien zeigte er keinen Willen, seine Lebensführung mit den tridentinischen An­ forderungen an sein geistliches Amt in Ein­ klang zu bringen. Die moralisch argumentie­ rende Kritik an ihm ist in den Nuntiaturbe­ richten überliefert und hat das negative Per­ sönlichkeitsbild von E. bis heute geprägt. Neben seiner Neigung zu Jagd- und Tafelfreu­ den stellte sein Liebesverhältnis zu Gertrud von Plettenberg (+ 1608) das größte Ärgernis dar, denn es verstieß offen gegen die Zölibats­ pflicht, die doch zu den wichtigsten Normen zählte, die nach dem Tridentinum im Klerus wieder zur Geltung gebracht werden sollten. Aus der Verbindung stammte Wilhelm (von Bayern), Freiherr von Höllinghoven (+ 1657), der später die persönliche Hofhaltung Kur­ fürst Ferdinands leitete und nach ihm Abt von Stablo-Malmedy wurde.

Als Landesherr verstand E. es wie viele seiner Vorgänger nicht, die finanzielle Lage des Erz­ stiftes zu meistern, die durch die Kriegsfol­ gen ins Chaotische gesteigert worden war. Im Krieg hatten sich die Handelsströme verlagert und die Einnahmen aus den Rheinzöllen er­ heblich verringert. Zudem plagte die im Lan­ de verbliebene spanische und niederländi­ sche Soldateska die Bevölkerung und verhin­ derte eine geregelte Einnahmenverwaltung. Beides machte eine geordnete Bedienung der Zinsen (jährlich 20 000 Gulden) für die Staatsschulden (400 000 Gulden) unmöglich. Ein Zehntel davon war durch den Krieg ent­ standen, der Rest war älter und stammte teil­ weise noch aus dem 15. Jh. Gläubiger waren im wesentlichen kirchliche Anstalten in der Stadt Köln, die von den Zinseinnahmen leb­ ten. Das Domkapitel war nicht nur der wich­ tigste Kreditgeber, sondern auch der Bürge für die erzstiftischen Schulden. Es wurde vom Rat der Reichsstadt in die Verantwor­ tung genommen, weshalb es seinerseits vom Kurfürsten Abhilfe verlangte, der dazu aber nicht fähig war. Sein Finanzkommissar Mi­ chaelis steuerte zum Schaden der Handels­ verbindungen Kölns eine rigide Zollpolitik, was zum Zerwürfnis zwischen Kurfürst und Reichsstadt führte. Der Rat ließ schließlich den kurfürstlichen Kommissar während eines Stadtaufenthaltes kurzerhand festnehmen und hinrichten.

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Auf Drängen der Stände stimmte E. 1587 der Einsetzung einer unabhängigen Verwaltung für die Finanzangelegenheiten zu, womit er sich der Verantwortung entledigte. Erst dem unermüdlichen Nuntius Ottavio Mirto Fran­ gipani gelang es 1589, eine vorläufige Rege­ lung der zukünftigen Zinszahlungen zu ver­ mitteln, die aber nicht lange funktionierte, weil - so der Vorwurf - der Kurfürst sich nicht an die Absprachen hielt. Angesichts der hoffnungslosen Lage machte Frangipani schon 1588 den Vorschlag einer Kölner Koadjutorie, denn die Mißstände im Erzstift ließen einen völligen Bruch zwischen Ständen und Kurfürst befürchten, was wie­ derum die kirchliche Reform entscheidend behindern mußte. 1593 deutete E. selbst seine Bereitschaft an, sich aus der Regierungsver­ antwortung zurückzuziehen. Das Domkapitel sandte seinerseits eine Klageschrift über E.s Amtsführung nach Rom, weshalb Nuntius Coriolano Garzadoro mit der Aufgabe nach Köln geschickt wurde, diesen zum Rücktritt oder zur Annahme eines Koadjutors zu bewe­ gen. Garzadoro trug am 15. 4. 1594 dem Dom­ kapitel die päpstliche Antwort vor, die die Koadjutorie eines bayerischen Prinzen befür­ wortete und deren Ausgestaltung beschrieb. Sie wurde zur Grundlage des Koadjutorver­ trages des kurfürstlichen Neffen Ferdinand, der am 29. 4. 1595 vom Domkapitel gewählt wurde. Am 1. 10. 1595 handelten E., Wilhelm V. und Ferdinand die Details der künftigen Zusammenarbeit aus. Im Dezember 1595 kam Ferdinand nach Köln und unterschrieb am 23. 12. 1595 den Vertrag zusammen mit einer eigenen Wahlkapitulation. Die päpstliche Be­ stätigung erfolgte erst am 18. 12. 1596, weil E. sich wegen eines Streites mit Garzadoro erst im Herbst 1596 darum bemühte und auch der Kaiser aus verfassungsrechtlichen Gründen Einwände erhoben hatte.

Ferdinand wurde Kölner Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge; Titel und Amt des Kur­ fürsten blieben dagegen E. vorbehalten, der auch das Herzogtum Westfalen seiner alleini­ gen Regierungsgewalt vorbehielt und im geistlichen Bereich weiterhin Kompetenzen wahrnahm. Die kurfürstlichen Einkünfte teil­ ten sich beide, wobei Ferdinand seinen An­ teil der Schuldentilgung zuführen mußte. Der Kölner Koadjutorie Ferdinands folgten die in Stablo-Malmedy (1599), in Lüttich (1601) und später in Hildesheim und Münster (1611).

Im rheinischen Teil des Erzstiftes übernahm Ferdinand im März 1596 die Leitung, wäh­ rend E. mit „Jungfer Gertrud“ im Herzogtum

Westfalen residierte. Er behielt aber Einfluß, indem er in geistlichen wie weltlichen Fra­ gen weiter mitbestimmte. Lehenssachen blie­ ben ihm allein vorbehalten. Auf Reichsebene war er ein zuverlässiger Partner des Kaisers und der katholischen Stände. So setzte er sich 1594 auf dem Regensburger Reichstag in der Magdeburger Frage vorbehaltlos für die strikte Geltung des Geistlichen Vorbehalts und ebenso für die Türkenhilfe des Reiches ein. Ferdinand führte grundlegende Verbesserun­ gen in der Verwaltungsorganisation des Erz­ stiftes ein. Er schuf mit dem Hofrat (1597) eine funktionierende zentrale Verwaltungsbe­ hörde und für die Finanzverwaltung die Hof­ kammer als eigene oberste Behörde (1599). Als Beratungsorgan vornehmlich für die Reichs- und Außenpolitik kam der Geheime Rat hinzu. 1597 wurde Bonn offiziell zur Haupt- und Residenzstadt bestimmt, wo der Koadjutor und die Zentralbehörden ihren Sitz nahmen. Fremdtruppen und Geldnot blieben aber auch in seiner Amtszeit eine Dauerbelastung.

Auf kirchlichem Gebiet sah die Bilanz der Re­ gierungszeit E.s besser aus. In keinem seiner Herrschaftsgebiete konnte die Reformation sich weiter nennenswert ausbreiten. In Hil­ desheim konnte das dem Bischof zugehörige Kleine Stift mit Ausnahme der Stadt und der Ritterschaft sowie eines Amtes zum alten Glauben zurückgeführt werden. Eine Voraus­ setzung dafür war die Besetzung der obersten Regierungsämter mit zuverlässigen Katholi­ ken und eine den alten Glauben begünstigen­ de Politik. Eine systematische konfessionelle Kontrolle der Bevölkerung war damals aller­ dings undenkbar, und entsprechende Ansätze scheiterten, so die Versuche, im Stift Münster die Katholizität der städtischen Ratsherren si­ cherzustellen (1600) und im Stift Lüttich ein neues Verfahren für die Bürgermeisterwahlen einzuführen (1603). Eine zweite Voraussetzung für den Substanz­ erhalt des Katholizismus bildeten die Kräfte der Reform, denen E. Raum zur Entfaltung ge­ währte. Am wenigsten war dies in Freising erforderlich, dessen Diözesansprengel weit­ gehend auf dem Gebiet des Herzogtums Bay­ ern lag. Hier übernahm die rigorose Münche­ ner Landeskirchenherrschaft ohnehin die Aufgabe, die kirchlichen Verhältnisse und vor allem den Klerus an die tridentinischen Forderungen anzupassen. 1583 wurde diese Staatsaufsicht im bayerischen Konkordat an­ erkannt.

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Daneben gab auch E. Reformanstöße. Unter seiner Leitung fand am 19.-23. 3. 1576 erst­ mals seit 1509 eine Diözesansynode statt, die der Umsetzung der Trienter Reformforderun­ gen vor allem beim Klerus dienen sollte. In demselben Jahr begannen Visitationen der Klöster. In Lüttich ging die Reform von dem Nuntius Giovanni Francesco Bonomini aus, der schon im Herbst 1585 zusammen mit dem General­ vikar eine Synode abhalten und anschließend Visitationsreisen unternehmen konnte. Er starb 1586 in Lüttich. Auch in Köln waren die Nuntien Bonomini, Frangipani, Garzadoro und Attilio Amalteo für den Fortgang der Reform verantwortlich. Bis zur Koadjutorie Ferdinands von Bayern und auch noch in späteren Jahren nahmen sie sich als Ersatz für den Erzbischof oder in Er­ gänzung zu ihm der Reformen an, womit die originären stadtkölnischen Reformkräfte in Domkapitel und Klerus erst zur Wirkung kommen konnten.

Wenn die Nuntien auch keine systematische Reformtätigkeit einleiten konnten, so waren sie doch dank ihres persönlichen Geschicks und kraft ihrer Fakultäten wenigstens in Teil­ bereichen erfolgreich. Bonomi gelang es, im Domkapitel konfessionelle Klarheit zu schaf­ fen, indem er die protestantischen Mitglieder ausschloß. Allerdings wurde erst 1599 der Zugang zum Domkapitel statutenmäßig an die Leistung der Professio fidei Tridentina ge­ knüpft. Sein Nachfolger Frangipani mußte sich zunächst politisch bewähren, als es um die Schuldenfrage des Erzstiftes ging. Die Be­ wältigung dieser Aufgabe war nach seiner ei­ genen Auffassung die Voraussetzung für jede Reform.

1589, 1590 und 1598 fanden Synoden statt. Die Probleme des Landes ließen mehr nicht zu. Auch eine allgemeine Visitation des Erz­ stiftes war noch nicht möglich, es blieb vor­ erst bei einer Visitation der stadtkölnischen Stifte und Klöster. Immerhin wurde 1589 die Einsetzung von Reformkommissionen be­ schlossen, in denen unter Leitung des Nun­ tius die Belange der Pfarreien, Stifte und Klö­ ster behandelt werden sollten. In Münster konnte E. erst 1588 Einfluß auf die Leitung des Hochstiftes gewinnen, nach­ dem er sich mit dem Domkapitel über die Fra­ ge der Besetzung der Stiftsregierung geeinigt hatte. 1590 nahm er sie auch persönlich wahr, um auf die Behebung der wirtschaftli­ chen und finanziellen Notlage des Stiftes und auf eine Verbesserung der kirchlichen Lage

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zu dringen. Hier gingen vom Nuntius und von dem von E. nach Münster entsandten Kölner Domherrn Gottfried Gropper die er­ sten energischen Anstöße zur Reform aus. Ein Vergleich der geistlichen Maßnahmen in den Stiften zeigt, daß E. dem Reformanliegen tatkräftige Förderung zukommen ließ. Er ver­ suchte überall durch vergleichbare Maßnah­ men, die Kräfte der Reform zur Entfaltung kommen zu lassen und sie zu institutionali­ sieren. Eine Besonderheit blieb die vollstän­ dige Publikation der Trienter Dekrete 1605 in dem zum Erzstift gehörenden Vest Reckling­ hausen, die auf seinen Koadjutor Ferdinand zurückzuführen ist. Überall sonst konnten wegen des Widerstandes der Stände und des Klerus nur einzelne Dekrete verkündet wer­ den.

Die wichtigsten Instrumente für die Ausbrei­ tung der Reform wurden Maßnahmen, deren Wirksamkeit E. schon im Herzogtum Bayern hatte studieren können: Visitationen, die För­ derung der Jesuiten, die Einrichtung Geistli­ cher Räte und die Nachwuchspflege für den Klerus durch Einrichtung von Priestersemi­ naren. 1576 erließ E. in Freising die Instrukti­ on für eine Generalvisitation, nachdem be­ reits vorher Stifte und Klöster visitiert wor­ den waren. 1608-09 fand nach seiner Verord­ nung die Visitation in Hildesheim statt. In Lüttich und in der Reichsstadt Köln sorgten Bonomi und Frangipani für die Visitation, im Vest Recklinghausen der Koadjutor (1600). Münster hatte bereits 1571 unter J. v. (—») Ho­ ya eine bischöfliche Visitation erlebt.

Die Förderung der Jesuiten, die seit 1542 eine Niederlassung in Köln unterhielten, zielte auf Verbesserung der Seelsorge durch Predigt und Katechese und zugleich auf den Aufbau einer konfessionell geprägten gymnasialen Hochschulbildung. Den Anfang machte 1581 Lüttich, wo E. ihnen Gebäude und Schule zur Verfügung stellte. 1600 trat er bei dem Rat der Reichsstadt Aachen für ihre Zulassung ein. 1588 kamen sie nach Münster, wo sie den Un­ terricht an der Domschule übernahmen. Ihr bald zu Renommee gelangendes Gymnasium Paulinum wurde 1606 um eine philoso­ phisch-theologische Lehranstalt erweitert. In Hildesheim wurden sie 1587 zuerst zur Un­ terstützung des tüchtigen Dompredigers Heinrich Winichius eingesetzt, eines am Col­ legium Germanicum promovierten vorzügli­ chen Theologen, den E. 1573 bestallte. 1590 konnten sie ihre erste Niederlassung einrich­ ten, und auch hier begannen sie mit Erfolg 1595 die gymnasiale Ausbildung in der Schu­

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le des Domstifts. 1590 holte E. sie auch nach Bonn.

Der Geistliche Rat, der 1585 in Freising, 1586 in Hildesheim und 1601 in Münster und Köln eingerichtet und mit den jeweils höchsten geistlichen Amtsträgern besetzt wurde, hatte sein Vorbild in dem bayerischen Geistlichen Rat. Durch den Sachverstand seiner reform­ orientierten Mitglieder und durch die Aus­ stattung mit weitgehenden Kompetenzen war damit in den einzelnen Sprengeln ein Zen­ trum geschaffen, von dem aus sich in Vertre­ tung des Bischofs permanent und systema­ tisch Kontrolle ausüben und Reformmaßnah­ men in Gang setzen ließen. Eine Ausnahme bildete Lüttich, wo schon eine klare Kompe­ tenzzuweisung für die obersten Amtsträger bestand und der Generalvikar allein für den kirchlichen Ausbau verantwortlich war, was sich in den anderen Stiften erst später durch­ setzte. Zur Ausbildung eines qualifizierten Priester­ nachwuchses rief E. 1589 in Saint-Trond, 1592 in Lüttich, 1605 in Löwen, 1607 in Hil­ desheim und 1610 in Freising Alumnate oder Ausbildungsseminare ins Leben. In Münster übernahm das Domkapitel selbst diese Aufga­ be und förderte dank einer Stiftung das Theo­ logiestudium seines Priesternachwuchses an der Kölner Universität (1582-1612). Im Erz­ stift blieb es aus pragmatischen Gründen bei der traditionellen Ausbildung an den univer­ sitären Bursen.

Zeigen alle diese Maßnahmen ein hohes Maß an Koordination und Ausrichtung an dem bayerischen Vorbild, so gilt dies nicht für eine andere Begleiterscheinung des Zeitalters der Konfessionalisierung, für den Hexen­ wahn, der um 1590 besonders in Freising und Köln in eine förmliche Verfolgungswelle mündete. In Freising gingen Krankheiten und Mißernten durch Unwetterschäden des Jahres 1589 voraus, im Kölnischen kam es Ende der 80er Jahre zu Preissteigerungen beim Getrei­ de. Für Freising lassen sich Anstöße aus dem Herzogtum Bayern ausschließen, obwohl dort 1589 eine forcierte Verfolgung eingesetzt hatte, während die Kölner Entwicklung durch die Prozeßwelle im Kurtrierischen 1589 beeinflußt worden zu sein scheint. In beiden Gebieten begannen die Verfolgungen auf lokaler Ebene, wobei die Amtleute und Richter vor Ort eine treibende Kraft für die Prozesse und Todesurteile darstellten. Der Landesherr legte hierbei - wie in vielen ande­ ren Fragen - eine merkliche Zurückhaltung an den Tag.

Am 17. 2. 1612 starb E. im westfälischen Arnsberg. Sein Leichnam wurde nach Köln überführt und in der Dreikönigenkapelle des Domes beigesetzt. Sein Lebenswerk hinterläßt einen zwiespältigen Eindruck. Die hohen Er­ wartungen, die kirchliche Reformkreise in ihn setzten, erfüllte er nicht, weil er sich de­ ren Normen für seine eigene Lebensführung nicht zu eigen machte. Gleichwohl wirkte er phasenweise tatkräftig an der Schaffung von Bedingungen mit, die der Entwicklung der katholischen Reform erst den nötigen Hand­ lungsraum schufen. Er scheiterte ohne Zwei­ fel an den politischen Rahmenbedingungen im Kölner Kurfürstentum, doch nicht weil er unwillig war, sie zu verbessern, sondern weil eine solche Aufgabe seine Fähigkeiten über­ forderte. Darin unterschied er sich nicht von vielen seiner Vorgänger. Literatur: A. Le Roy, in: BN 6 (1878) 631-545. - L. Ennen, in: ADB 6 (1877) 250-257. - L. Keller. - M. Lossen. - J. Daris, XVIe siede. - K. Unkel, Die Fi­ nanzlage im Erzstifte Köln unter Kurfürst Ernst von Baiern 1589-1594, in: HJ 10 (1889) 493-524, 717747. - Ders., Die Errichtung der ständigen apostoli­ schen Nuntiatur in Köln, in: HJ 12 (1891) 505-537, 721-746. - A. Hoeynck, Die Truchsessischen Religi­ onswirren, in: ZVGA 52 (1894) 1-76; 53 (1895) 196. - J. M. Ruetz, Die Finanzzustände im Erzstift Köln während der ersten Regierungsjahre des Kur­ fürsten Ernst von Bayern, 1584-1588, in: AHVNRh 72 (1901) 1-88. - A. Bertram, Hildesheim II. - P. Weiler. - H. Dieckhöfer, Das Vest Recklinghausen unter der Regierung der Kurfürsten Ernst und Ferdi­ nand von Bayern (1583-1650), in: VZ 38 (1931) 114-235. -P. Holt. -P. Harsin, in: DHGE 7 (1934) 35; 15 (1963) 799f. - Ders., Politique exterieure et de­ fense nationale au XVIe siede (1538-1610) (Liege 1959). - M. Braubach, in: NDB 4 (1959) 614f. - H. J. Herkenrath, Die Reformbehörde des Kölner Kir­ chenrates 1601-1615. Eine rechtshistorische Unter­ suchung (Düsseldorf 1960). - G. v. Lojewski. - W. Reinhard, Katholische Reform und Gegenreformati­ on in der Kölner Nuntiatur 1584-1621. Aufgaben und erste Ergebnisse eines Editionsunternehmens der Görres-Gesellschaft, in: RQ 66 (1971) 8-65. - J. Krasenbrink. - F. Petri-G. Droege. - W.-D. Penning. - M. Weitlauff, Die Reichskirchenpolitik des Hauses Bayern im Zeichen gegenreformatorischen Engage­ ments und österreichisch-bayerischen Gegensatzes, in: H. Glaser (Hg.), Um Glauben und Reich. Kur­ fürst Maximilian I. (München-Zürich 1980) 48-76. - B. Roberg, Der Kölnische Krieg in der deutschen und europäischen Geschichte, in: GHB1 21 (1983) 37-50. - G. May 105-108. - W. Schmitz, Verfassung und Bekenntnis. Die „Aachener Wirren“ im Spiegel der kaiserlichen Politik (1550-1616) (Frankfurt/M. u. a. 1983). - K. Repgen, Bischof. - A. Schröer, Er­ neuerung. - W. Behringer. - Th. P. Becker, Konfes­ sionalisierung in Kurköln. Untersuchungen zur Durchsetzung der katholischen Reform in den Deka­ naten Ahrgau und Bonn anhand von Visitationspro­ tokollen 1583-1761 (Bonn 1989). - E Bosbach, Die katholische Reform in der Stadt Köln, in: RQ 84

Ernst - Eyb (1 989) 120-159. - G. Schwaiger, Freising. - H.-W. Bergerhausen. - S. Vareschi. - F. Bosbach. - H. G. Molitor, Reformation und Gegenreformation in der Reichsstadt Aachen, in: ZAGV 98/99 (1992) 185203. -M. Kissener. Franz Bosbach

Ernst, Herzog zu Sachsen (1464-1513)

1476-1513 1479-1513

Erzbischof von Magdeburg Administrator des Bistums Hal­ berstadt

Ernst, Herzog zu Sachsen, wurde um 1464 als Sohn des Herzogs Ernst z. S. geboren. Auf dessen Betreiben postulierte ihn im Alter von elf Jahren das Domkapitel zum Erzbischof von Magdeburg. Papst Sixtus IV. genehmigte die Postulation mit den Auflagen, daß er die Bischofsweihe im Alter von 27 Jahren erhalte und die Regierung des Erzstiftes bis dahin in den Händen seines Onkels Albrecht von Sachsen liege. Die Priesterweihe empfing E. 1485, die Bischofsweihe mit päpstlicher Dis­ pens 1489.

Das Domkapitel von Halberstadt, das durch die schlechte Amtsführung der letzten Bi­ schöfe und die von ihnen hinterlassenen Schulden in Bedrängnis gebracht war, postu­ lierte E. 1479 zum Bischof. Davon versprach es sich größere politische Selbständigkeit und Erlaß der Schulden in Höhe von 15 000 Gul­ den. Als eifriger Bischof und fähiger Regent er­ füllte E. die Aufgaben beider Ämter gewissen­ haft. Eine Visitation aller Kirchen, Klöster und Stifte seines Landes erfolgte 1505. Die Reform der Klöster, die unter Erzbischof F. v. (—>) Beichlingen begonnen hatte, setzte er er­ folgreich fort. Den Brüdern vom gemeinsa­ men Leben ermöglichte er 1487 die Niederlas­ sung in Magdeburg. Den geistlichen Gerich­ ten verhalf er in langjährigem Ringen mit Ter­ ritorialherren und Städten zu ihren alten Kompetenzen. Zahlreiche Kapellenstiftungen und der 1503 vollendete Bau der Moritzburg in Halle gehen auf ihn zurück. Die Moritz­ burg wurde 1506 erzbischöfliche Residenz. E. legte durch seine Reliquiensammlungen den Grundstock für (—>) Albrecht von Branden­ burgs berühmten Reliquienschatz. Gegenüber den um ihre Rechte und Selbstän­ digkeit kämpfenden Städten Halberstadt, Hal­ le und Magdeburg konnte der energisch auf die Wahrung der Rechte von Stift und Kirche bedachte E. seine Ansprüche durchsetzen. 1478/79 erkannte Halle die Oberherrschaft des Erzbischofs an. Halberstadt verlor seine

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Privilegien 1486, und Magdeburg mußte 1497 in einem Vergleich die Rechte des Erzbi­ schofs an der Stadt anerkennen. Letztmalig gelang damit einem Magdeburger Erzbischof die teilweise Restitution geistlicher Territo­ rien und Rechte. E. starb am 8. 8. 1513 auf der Moritzburg zu Halle im Alter von 49 Jahren. Er wurde in der von ihm gestifteten Marienkapelle im Magde­ burger Dom beigesetzt. Er erhielt ein von Pe­ ter Vischer geschaffenes Grabmal. Literatur: UB Halberstadt 334-436. - UB Magdeburg III, 122-873. - H. Boettcher 320-332. - J. Stein­ strass 72-75. - A. Diestelkamp, Die geistliche Ge­ richtsbarkeit in den zur Diözese Halberstadt gehöri­ gen Teilen der Kurmark, der wettinischen Gebiete, der Grafschaft Mansfeld und des Herzogtums Braunschweig im 15. und in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, in: Sachsen und Anhalt 8 (Mag­ deburg 1932) 163-267. - B. Schwineköper, in: NDB 4 (1959) 615-617.-G. May 184. T n J

Josef Pilvousek

Ertlin (Oertlin), Johann (+ 1607)

1581 1581-1607

Ep. tit. Naturensis Weihbischof in Bamberg

* Sulzdorf bei Monheim (Diözese Eichstätt); Schulbesuch in Lauingen und am Jesuiten­ kolleg Dillingen; Mag. phil.; Erzieher des Nef­ fen des Eichstätter Bischofs M. v. (—>) Schaumberg; 1567 Dr. phil. (Ingolstadt); 1568 Primiz; 1571 Professor am Eichstätter Prie­ sterseminar; 1576 Kanonikus an St. Martin zu Forchheim (Diözese Bamberg); 1579 Dr. theol. (Ingolstadt); 1580 bestimmte Bischof M. v. (-*) Eyb E. zum Weihbischof in Bamberg; Pfarrer von St. Martin und Kanonikus bei St. Stephan; 10. 5. 1581 Titularbischof von Athyra; Konsekration wahrscheinlich in St. Mar­ tin zu Bamberg; umfangreiche Visitationsund Predigttätigkeit; 1599 Romreise, um für Bischof J. Ph. v. (—>) Gebsattel Konfirmation und Pallium zu erwirken, t 25. 3. 1607 in Bamberg; □ St. Martin in Bamberg. Schriften: De indulgentiis disputatio prima (Ingol­ stadt 1573). - De sacramento Eucharistiae Disputa­ tio theologica (Ingolstadt 1573). - Drey catholische Predigen (Ingolstadt 1590). Literatur: J. Metzner 57-69. Egon Johannes Greipl

Eyb, Gabriel von (1455-1535)

1496-1535

Bischof von Eichstätt

Gabriel von Eyb wurde am 29. 9. 1455 auf Schloß Arberg in Franken geboren. Sein Vater

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Eyb

war der bedeutende markgräflich ansbachische Hofrat Ludwig v. E., seine Mutter Mag­ dalene Adelmann von Adelmannsfelden. Die Familie väterlicherseits stand herkömmli­ cherweise in den Diensten der Hohenzollern, unterhielt aber auch enge Beziehungen zum Eichstätter Bischofsstuhl; sie benannte sich nach dem Stammsitz Eyb bei Ansbach und stellte allein im 16. Jh. sechs Domherren. Der Literat Albrecht von Eyb war E.s Onkel. Schon 1460 wurde E. Domkanoniker zu Eich­ stätt, 1467 zu Bamberg, 1473 zu Würzburg. Seine universitäre Ausbildung absolvierte er in Erfurt (Imm. 1472), Ingolstadt (Imm. 1475) und Pavia (Imm. 1478), wo er 1485 zum Dr. iur. can. promoviert wurde. 1487 trat er in den markgräflich ansbachischen Hofdienst, wo er sich durch Geschäftskundigkeit rasch bewährte.

Nach dem Tode des Eichstätter Bischofs W. v. (—>) Reichenau wurde E. am 5. 12. 1496 zum Nachfolger gewählt. Er setzte sich dabei ge­ gen den wittelsbachischen Prinzen und Bi­ schof von Regensburg (—>) Ruprecht durch, den die pfälzische Linie auf den Bischofs­ stuhl bringen wollte. Erstmals bei der Wahl von 1496 geriet Eichstätt in den Wirkungs­ kreis fürstlicher Reichskirchenpolitik. Sie wurde durch die Einladung aller umliegen­ den Höfe zum Wahlakt und die Rückendekkung der Kurie geschickt zurückgewiesen. Die Weihe E.s erfolgte am 16. 4. 1497 durch den Bischof von Regensburg. Seine Hauptsor­ ge galt der Hebung des religiösen Zustands der Diözese. Dem diente eine Visitationsreise durch das Obere Stift 1499. Dazu setzte E. nach dem Vorbild des Vorgängers auch das neue Medium des Buches ein. 1497 ließ er ein Diözesanbrevier, 1517 ein Bistumsmissale im Druck verbreiten, um seinen Pfarrklerus mit Hilfe einheitlicher Texte wirkungsvoller zu führen. Gegenüber den Juden behielt er die restriktive Politik der beiden Amtsvorgän­ ger bei. Der Ausbruch der Reformation machte E. zu­ nächst unschlüssig. Als sich die Kritik an der Kirche zum Angriff weitete, ging er jedoch auf einen entschieden antilutherischen Kurs. Darin bestärkte ihn wohl auch Dr. Johannes Eck, der in seinem Umkreis wirkte. Die reli­ giösen Neuerungen fanden auch im Eichstät­ ter Domkapitel Anhänger, und die Brüder Adelmann von Adelmannsfelden, Schwäger des Bischofs, wurden Wortführer der Bewe­ gung. E. zwang sie zum Widerruf und weitere Luthersympathisanten zum Verlassen der Bi­ schofsstadt. Als erster Bischof in Deutsch­ land veröffentlichte er die Bannandrohungs­

bulle „Exsurge Domine“ bereits zehn Tage nach ihrer Zustellung. In enger Zusammenar­ beit mit Johannes Cochläus und Kilian Leib bezog er entschieden Stellung gegen alle reli­ giösen Neuerungen. Noch 1518 beauftragte er Eck mit Annotationes zu den Thesen Luthers, auf die dieser mit einer Gegenschrift ant­ wortete. Es war nicht zuletzt das Werk des Di­ özesanbischofs, daß die Universität Ingol­ stadt zu einem Bollwerk der Gegenreformati­ on wurde. E. trug so durchaus zum Aufbau der religiösen Polarisation bei. Dennoch konnte er die lutherische Bewegung nur aus seinem Hochstift aussperren. Die unter ande­ rer Landeshoheit stehenden Bistumsteile er­ litten schwere Einbrüche (u. a. auf dem Ge­ biet der Reichsstädte Nürnberg und Weißen­ burg sowie im Markgraftum Ansbach). E. konnte dies nicht verhindern, weil er keine wirkungsvollen Gegenmaßnahmen ergriff. Während seiner fast vier Jahrzehnte dauern­ den Amtszeit hielt er nicht mehr als eine ein­ zige Synode ab. Er holte allerdings Persön­ lichkeiten in seine Umgebung, die den Weg zur Erneuerung ebneten. In diesem Rahmen ist die Stiftung einer Domprädikatur 1531 zu sehen. Letztlich aber hoffte er auf die militäri­ sche Lösung des Konfessionsstreites durch den Kaiser.

Bedrohlich wurde die Lage, als sich die reli­ giösen Auseinandersetzungen mit den sozia­ len Unruhen des Bauernkrieges verbanden. Dieser zog das Bistum Eichstätt schwer in Mitleidenschaft. E. vermochte der Revolte erst mit militärischer Unterstützung des mächtigeren Nachbarn aus dem Herzogtum Bayern Herr zu werden, der diesen Ansatz­ punkt, sich endlich Zugang zum Hochstift Eichstätt zu verschaffen, begierig aufgriff. Doch gelang es E., auch diesen wittelsbachi­ schen Angriff abzuwehren. Den einzigen Er­ folg des benachbarten Dynastengeschlechts bildete die Wahl Herzog (—►) Ernsts 1519 zum Dompropst; seine Wahl zum Koadjutor kam dagegen nicht zustande. E. konnte den Vor­ stoß der Wittelsbacher mit Hilfe des habsbur­ gischen Kaisers abwehren. Deswegen war er auf den meisten Reichstagen seiner Zeit an­ wesend und schloß sich schließlich auch dem Schwäbischen Bund an, der zur Eindäm­ mung der wittelsbachischen Expansionspoli­ tik gegründet worden war. Auch dem Kaiser­ lichen Bund von 1535 trat er bei. Insgesamt tat er sich in der Reichspolitik aber nur wenig hervor, obwohl ihn Karl V. 1530 als kaiserli­ chen Rat auszeichnete. Er suchte sich aus den politischen Auseinandersetzungen in seiner Umgebung möglichst herauszuhalten, um den Fortbestand des Hochstifts zu sichern.

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Eyb - Eych E. setzte die Bemühungen seiner beiden Vor­ gänger um den Ausbau der bischöflichen Landesherrschaft durch den Ankauf mehrerer Herrschaften und den Erlaß einer Reihe von Ordnungen für die Verwaltung der Stadt und der in ihr ansässigen Gewerbe fort. Auch ihm war an der Umsetzung der Herrschaftsprinzi­ pien der Renaissance gelegen. In diesem Rah­ men ließ er als begeisterter Anhänger der Kul­ tur der neuen Zeit und als Inkunabelsammler den bildenden Künsten seine besondere Für­ sorge angedeihen. Er war der Mäzen des Bild­ hauers Loy Hering und wollte Eichstätt zu ei­ nem Zentrum süddeutscher Sepulkralkunst ausbauen, was ihm teilweise auch gelang.

gnierte er sein Amt und zog sich nach Würz­ burg zurück. 1591 wurde er Cellerarius, 1594 Ehrenkaplan in Eichstätt und Ritterkaplan bei

E. steht am Ende eines Jahrhunderts, in dem Eichstätter Reformbischöfe bemerkenswerte Aktivitäten entwickelten. Er selbst war ein Vertreter des Typus des Humanistenbischofs. Er starb am 1. 12. 1535 und wurde im Dom zu Eichstätt beigesetzt. Sein Epitaph schuf Loy Hering. Literatur: J. Sax I, 362-419. - Th. Neuhofer. - A. Bauch, in: LThK 3 (1959) 1324. - V. Conzemius, in: DHGE 16 (1967) 266-268. - H. Rankl 138-140. -W. Kausch 88f. - J. Franke, in: BBB 190. - G. May 272f. — E. Frhr. v. Eyb, Das ritterliche Geschlecht der Freiherren von Eyb (Neustadt a. d. Aisch 1984) 128137. - M. Fink-Lang 281. - E. Frhr. v. Eyb-A. Wen­ dehorst, in: Lebensbilder Franken 12 (1986) 42-55 (Lit.). - H. Flachenecker. - W. Brandmüller 160162.

St. Paul. Er starb am 27. 8. 1594 zu Weißen­ burg und wurde im Kreuzgang des Eichstätter Domes beigesetzt. Sein Grabstein ist erhalten.

Eyb, Martin von (1543-1594)

Literatur: J. Looshorn V, 131-150. - E Wachter. - G. Weigel Nr. 2270. - J. Kist, Matrikel Nr. 1311. - H. Lassmann. - G. May 572. - H. A. Braun 205f.

Alois Schmid

1581-1583

Egon Johannes Greipl

Bischof von Bamberg

Martin von Eyb wurde im März 1543 als Sohn des Ludwig v. E. zu Eybburg, Waischenfeld und Gutenbiegen und der Felizitas von Sekkendorff-Gudent geboren. Seit 1547 Domherr in Bamberg, erwarb er weitere Kanonikate in Würzburg (1554) und Eichstätt (1555), ferner die Propsteien von St. Stephan (1579) und St. Jakob (1580) in Bamberg. 1553 immatrikulier­ te er sich an der Universität Ingolstadt, 1563 in Bologna. 1580 wurde er in Bamberg Dom­ dekan. Am 11. 10. 1580 wählte ihn das Kapi­ tel zum Bischof. Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 15. 3. 1581. Zur Verleihung des Palliums kam es nicht. Kaiser Rudolph II. ver­ lieh E. am 31. 8. 1582 die Regalien. E. ließ sich erst 1582 zum Diakon weihen. Die Bi­ schofskonsekration erhielt er nie. Schon bald zermürbten dauernde Differenzen mit dem Domkapitel und der insgesamt unerfreuliche Zustand des Hochstifts und der Diözese den wenig tatkräftigen E. Am 26. 8. 1583 resi­

Eych, Johann von (um 1404-1464)

1445-1464

Bischof von Eichstätt

Johann von Eych war Sohn des Karl v. E. und der Margaretha von Heltburg, von der zwei Familienangehörige im Domkapitel zu Eich­ stätt saßen. Johann v. H. wurde 1445 General­ vikar und später Domdechant. Der Stammsitz des Rittergeschlechtes der E. ist am ehesten im südlichen Thüringen zu suchen. Seine Universitätsstudien absolvierte E. in Wien (Imm. 1423) und Padua (Imm. 1429), wo er zum Dr. iur. utr. promoviert wurde. In der Folge war er an beiden Hochschulen auch als akademischer Lehrer tätig. In Padua übte er 1433/34 das Rektorat aus. In Wien war er 1435 und noch einmal 1437/38 Dekan der Ju­ ristischen Fakultät. 1441 wurde ihm außer­ dem das Amt eines Propstes des Stiftskapitels

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Eych

zu Wetzlar übertragen. Während der 40er Jah­ re stand E. im Hofdienst der Herzöge Al­ brecht V. und Albrecht VI. von Österreich, die ihn als Vertreter zum Konzil nach Basel ent­ sandten. Dort kam er in intensive Berührung mit der Kultur der Renaissance, die ihn ein Leben lang prägte. Sie äußerte sich in Korre­ spondenzen mit mehreren Größen des kirch­ lichen Lebens (Johannes von Capestrano, N. v. (—►) Kues, Jakob von Tückelhausen, Bern­ hard von Waging) und in Verbindungen zu Vertretern des oberdeutschen Humanismus wie Ulrich Gossembrot, aber auch im Sam­ meln von Handschriften, von denen mehrere noch bekannt sind. Von besonderer Aussage­ kraft sind einzelne überlieferte, ganz im Stile der Zeit gestaltete Reden. Doch ist E.s literari­ sches Werk nur teilweise erhalten. Der Huma­ nistenpapst E. S. (—>) Piccolomini widmete dem Gesinnungsfreund seine Schrift „De miseria curialium“. E. wurde der Begründer des bedeutenden Eichstätter Frühhumanismus. Seit 1430 war E. Domherr in Eichstätt. Nach dem Tode Bischof Albrechts von Hohenrechberg (1429-45) wurde er am 1. 10. 1445 zum Nachfolger gewählt, noch im Oktober vom Mainzer Erzbischof D. (—>) Schenk v. Erbach konfirmiert und am 13. 3. 1446 vom Augsbur­ ger Bischof P. v. (—>) Schaumberg konsekriert. Er bemühte sich um die Umsetzung der De­ krete des Baseler Konzils, das von Eichstätt förmlich beschickt worden war. Die Hebung des Klerus und der Klöster, aber auch des Volkes wurden sein Grundanliegen. Daher er­ neuerte er die Domschule und stellte zusam­ men mit dem Herzogshof zu Landshut die Weichen für die Gründung der bayerischen Landesuniversität Ingolstadt, die er aller­ dings nicht mehr erlebte. Gegen Andersgläu­ bige und Irrlehrer (z. B. Waldenser) ging er entschieden vor. Wie in der Wahlkapitulation festgelegt, wollte er die Juden aus seinem Hochstift verdrängen, doch gelang dies nur teilweise. Weiterhin bekämpfte er die Ablaß­ praktiken seiner Zeit. Die entscheidenden Re­ formmaßnahmen wurden Synoden, für die er 1447 ein vielbeachtetes Statut erließ und die er in der Folgezeit regelmäßig anordnete, so­ wie Visitationen, mit denen er vorzugsweise die Dekane beauftragte. Die Erneuerungsbe­

strebungen wurden auch in die Klöster und Stifte hineingetragen, wo sie oft nur gegen Widerstand durchgesetzt werden konnten. Das gilt vor allem für die Abtei St. Walburg, wo die Reform erst nach der Berufung rhein­ ländischer Benediktinerinnen gelang.

E. begann mit dem Ausbau des Bischofsregi­ mentes im Sinne der sich wandelnden Staats­ vorstellungen, ordnete die Herrschaftsver­ hältnisse in seiner Residenzstadt neu und stellte sie zum Teil auf verbesserte rechtliche Grundlagen. Er erließ Ordnungen für die Stadtverwaltung, das Stadtgericht, das Markt­ wesen und mehrere Gewerbe. Aus seiner Zeit datiert die älteste bekannte Eichstätter Hand­ werksordnung (1457). Im Dauerkonflikt mit den wittelsbachischen Herzögen von Bayern versuchte er durch Anlehnung an die fränki­ schen Nachbarn die Eigenständigkeit seines Hochstiftes zu behaupten, was während des Markgrafenkrieges 1460 zur Besetzung durch Herzog Ludwig den Reichen von Niederbay­ ern führte. Doch vermochte er die drohende Unterwerfung 1463 mit Unterstützung Fried­ richs III. abzuwenden, der ihn mehrfach we­ gen seiner Kaisertreue mit besonderen Aufga­ ben und diplomatischen Misssionen betraute. E. leitete in der Reihe der Bischöfe von Eich­ stätt einen neuen Abschnitt ein, der für ein Jahrhundert von vergleichsweise tatkräftigen Persönlichkeiten gekennzeichnet war. Er ver­ starb nach längerer Krankheit am 1. 1. 1464 und wurde in der Alexiuskapelle des Klosters St. Walburg zu Eichstätt beigesetzt. Literatur: J. Sax I, 302-329. - Vitae pont. Eystett. 17-19. - F. X. Buchner, Johann III., der Reformator des Bistums (Eichstätt 1911). - V. Conzemius, in: DHGE 16 (1967) 270f. -E. Reiter, Rezeption und Be­ achtung von Basler Dekreten in der Diözese Eich­ stätt unter Bischof Johann von Eych (1445-1464), in: R. Bäumer 215-232. - E. Reiter, in: NDB 10 (1974) 483f. - J. Franke, in: BBB 190. - E Machilek, Ein Eichstätter Inquisitionsverfahren aus dem Jahre 1460, in: JFLF 34/35 (1974/75) 417-446. -E. Reiter, in: K. Ruh IV, 591-595 (Lit.). - M. Cortesi, Una pagina di umanesimo in Eichstätt, in: QFIAB 64 (1984) 227-260. - M. Fink-Lang 282f., 320f. - H. Flachen­ ecker. - A. Schmid, in: LThK 3 (1995) 1139f. Alois Schmid

Fabri

Fabri, Georg (OP) (+ 1498) 1490 1490-1498

Ep. tit. Bersabeensis Mainzer Weihbischof in partibus Thuringiae

Dominikaner des Klosters Magdeburg; 1478 approbierte das Generalkapitel von Perugia seinen Doktortitel; 1477 nach Halberstadt transferiert; 1480 Vicarius und Inquisitor in Dorpat; tätig in Livland und Litauen; 1489 vom Mainzer Erzbischof B. v. (—>) Henneberg zum Mainzer Weihbischof mit Sitz in Erfurt bestimmt; 15. 1. 1490 Titularbischof von Bir Seba; 13. 3. 1490 Bischofsweihe; am 27. 3. 1490 benedizierte er Hermann von Cortecordt zum Abt von Hasungen; 1494 leitete er im Auftrag des Erzbischofs gegen zwei Pfarrer eine kanonische Untersuchung ein; verwal­ tete zwischenzeitlich die Propstei Hofgeis­ mar; benedizierte 1497 Johann Mayer zum Abt von Breidenau; + 1498. Literatur: Bullarium Ordinis IV, 3-5. - J. S. Severus 50. - F. A. Koch 82f. - B. M. Reichert (Hg.), Acta capitulorum generalium ordinis praedicatorum III: Ab anno 1380 usque ad annum 1498 (Rom 1900) 335. J. Feldkamm 63f. - G. M. Löhr, Die Kapitel der Pro­ vinz Saxonia im Zeitalter der Glaubensspaltung 1513-1540 (Vechta-Leipzig 1930) 7, Anm. 31. Friedhelm Jürgensmeier

Fabri, Johann (1478-1541) 1518-1523

1524-1530 1530-1541 1530-1541

Generalvikar des Bischofs von Konstanz Koadjutor des Bischofs von Wie­ ner Neustadt Administrator des Bistums Wie­ ner Neustadt Bischof von Wien

Johann Fabri wurde 1478 als Sohn des Schmiedes (daher die Namensform Fabri) Pe­ ter Heigerlein zu Leutkirch im Allgäu gebo­ ren. Der Familie entstammten mindestens fünf Kinder. Mit 12 Jahren begann F. das Stu­ dium der Artes liberales in Konstanz und Ulm. 1505 immatrikulierte er sich an der Uni­ versität Tübingen zum Studium der Theolo­ gie und der Rechte; er hörte u. a. Hebräisch bei Johann Reuchlin. Spätestens 1508 emp­ fing er die Priesterweihe. F. war nie Domini­ kaner; diesbezügliche Angaben in der Litera­ tur beruhen auf Verwechslungen mit Johann F. aus Augsburg und Johann F. aus Heilbronn.

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Um 1508 erhielt F. die Hilfspriesterstelle an der Pfarrei St. Stephan zu Lindau am Boden­ see. 1509 immatrikulierte er sich an der Uni­ versität Freiburg/Br. zum Studium der Rechte (Vorlesungen bei Ulrich Zasius, zu dem er enge Kontakte knüpfte) und der Theologie. Er hörte auch Johannes Eck, mit dem er seit et­ wa 1506 freundschaftlich verbunden war. Im Wintersemester 1510/11 schloß F. sein Stu­ dium mit der Promotion zum Dr. iur. utr. ab. Ab 1511 wirkte er als Vikar der Pfarrei St. Ste­ phan in Lindau. Ende 1513 bestellte ihn der Baseler Bischof Ch. v. (—>) Utenheim zum Of­ fizial. In diesem Amt, das F. bis Anfang 1518 inne hatte, kamen ihm seine juristischen Kenntnisse bei den vielen Benefizial- und Matrimonialprozessen zugute. In Basel er­ hielt F. auch ein Kanonikat, das er bis 1517 innehatte. 1513 erlangte er die Kaplanei zur hl. Maria auf dem Kirchhof von Leutkirch. 1514 wurde er zusätzlich auf 15 Jahre zum Pfarrer von Leutkirch bestellt. Diese Anstel­ lung wurde 1529 auf weitere 15 Jahre verlän­ gert. F. versah die Pfarrei durch einen Vikar. In Basel stand er in engem Kontakt zum Hu­ manistenkreis um Erasmus von Rotterdam. Mit diesem blieb er bis zu dessen Tod freund­ schaftlich verbunden. Auch mit Joachim von Watt (Vadian) war F. befreundet. Er korre­ spondierte ferner mit Ulrich Zwingli. F. betä­ tigte sich auch als Mäzen und unterstützte z. B. Johann Alexander Brassican und Urban Rhegius. 1518 kehrte er in seine Heimatdi­ özese Konstanz zurück, wo er seit 1516/17 die Pfarrei Lindau innehatte. Der Konstanzer Bischof H. v. (—>) Hohenlandenberg ernannte ihn 1518 zum Generalvikar der ausgedehnten Diözese mit ihren 1835 Pfarreien und rund 15 000 Priestern. Dieses Amt versah F. bis 1523. 1518 wurde er zum Apostolischen Pro­ tonotar ernannt. 1520 erhielt er die Pfarrei Wain, auf die er aber schon 1521 resignierte. Im Spätherbst 1521 begab sich F. nach Rom. Dort betrieb er vor allem einen Prozeß um Er­ langung eines Kanonikats in Konstanz, das ihm Papst Leo X. Anfang September 1521 ver­ liehen hatte. Daneben arbeitete F. an einem Werk gegen Luther. Er hatte diesen zunächst als ersehnten Reformator begrüßt. 1519 for­ derte er Zwingli, der zu diesem Zeitpunkt als Leutpriester in Einsiedeln wirkte, zum Ein­ schreiten gegen den Ablaßprediger Bernhardin Sanson OFM auf; daraufhin wurde er in Rom verklagt. Nach der Leipziger Disputation (27. 6.-18. 7. 1519) wandte er sich jedoch von

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Fabri

Luther ab, ohne noch völlig mit ihm zu bre­ chen. Noch in einem Brief an Vadian vom 12. 5. 1520 äußerte er sich positiv über Luther, kritisierte aber seine Vorgehensweise. Erst die Angriffe des Reformators auf den päpstlichen Primat bewogen F., in scharfe Gegnerschaft zu ihm zu treten. Er entwickelte sich in der Folge zu einem führenden katholischen Kontroverstheologen, doch wurde er in seiner Auseinandersetzung mit den Schriften der Reformatoren im allgemeinen deren Anliegen nicht gerecht. Am 1. 6. 1521 übersandte F. den Entwurf seines Opus adversus nova quaedam Lutheri dogmata an den päpstlichen Legaten Hieronymus Aleander nach Worms. Dieses Werk vollendete er 1522 in Rom. Er widmete es Papst Hadrian VI. Im Spätherbst 1522 kehrte F., nachdem er die Investitur auf ein während seiner Abwesen­ heit frei gewordenes Konstanzer Kanonikat erreicht hatte, von Rom nach Konstanz zu­ rück. Am 1. 8. 1523 bestellte König Ferdi­ nand I. ihn zu seinem Rat. Damit endete seine Tätigkeit als Generalvikar in Konstanz. Zum Haus Habsburg hatte F. vielleicht noch unter Kaiser Maximilian I. Kontakte geknüpft. Im September 1523 traf er in Wien ein. Am Hof Ferdinands knüpfte er Kontakte zu Gabriel de Salamanca und schloß Freundschaft mit dem späteren Kardinal B. v. (—►) Cles, dem Kanzler Ferdinands. 1524 bestellte Ferdinand I. F. zu seinem Beichtvater. Einige Jahre wirkte er auch als Erzieher des späteren Kaisers Maxi­ milian II. Er gehörte dem Hofrat an und war mit der Erledigung verschiedener Hofgeschäf­ te befaßt. So erstellte er Gutachten und Kon­ zepte für königliche Entscheidungen, vor al­ lem in Religionsfragen. Er wurde ferner als Rechtsgelehrter zu Ketzerprozessen (Kaspar Tauber, Balthasar Hubmair) beigezogen und gehörte dem 1524 geschaffenen Gerichtshof zur Aburteilung von Ketzern ebenso wie der 1528 neugeschaffenen königlichen Zensurbe­ hörde an. F. war auch beauftragt, die Univer­ sitäten (Wien, Freiburg, Tübingen) zum Kampf gegen die reformatorische Bewegung zu mobilisieren. Wiederholt wurde er mit di­ plomatischen Aufgaben betraut. So reiste er 1525 zu den österreichischen Prälaten und Klöstern, um Mittel für die Türkenhilfe aufzu­ treiben, ferner nach Tirol, Württemberg, Schwaben und Elsaß, um Maßnahmen zur Unterdrückung der Bauernerhebungen zu or­ ganisieren. 1526 reiste er mit dem königli­ chen Heer nach Ungarn. Dort widmete er sich auch der Betreuung der kranken Kriegs­ knechte auf dem Feldzug und in den Feldla­ gern. 1527 begab er sich in königlichem Auf­ trag zu Heinrich VIII. nach England und nach

Spanien, um Hilfe zur Abwehr der Türken zu erreichen. Ähnliche Reisen in Angelegenhei­ ten der Türkenhilfe unternahm er 1529, 1531, 1534 und 1537. In den 30er Jahren ging die Tätigkeit F.s als Rat stark zurück. Auch sein religionspolitischer Einfluß nahm ab. Beson­ ders ab 1538 stellte sich eine starke innere Di­ stanzierung zwischen Ferdinand I., der mit allen Mitteln einen Ausgleich zwischen Ka­ tholiken und Protestanten erreichen wollte, und dem in dieser Hinsicht kompromißlosen F. ein. Neben seiner Besoldung als Rat erhielt F. durch den König eine Reihe von Pfründen zur Verbesserung seines Einkommens. So no­ minierte Ferdiand I. ihn am 10. 8. 1524 zum Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge für Bischof D. (—>) Kammerer von Wiener Neu­ stadt. Die päpstliche Verleihung erfolgte am 16. 10. 1524. Am 4. 11. 1525 benannte Ferdi­ nand I. F. als Bischof von Basel, doch schei­ terte die erforderliche Kapitelswahl an den hohen Geldforderungen der Wähler. 1527 er­ langte F. ein Kanonikat in Breslau, 1527/28 die Propstei St. Sigmund in Ofen. 1528 er­ hielt er Archidiakonate in Breslau (bis 1538) und Prag. 1530 wurde er Domdechant in Breslau, 1531 Domherr in Prag. Mit der Ver­ leihung von Kanonikaten in den böhmischen Ländern wollte Ferdinand I. auch günstigere Voraussetzungen für eine Wiedervereinigung der böhmischen Utraquisten mit der römi­ schen Kirche schaffen, doch blieben diesbe­ zügliche Initiativen F.s erfolglos. 1531 erlang­ te F. die Dompropstei Hildesheim, später auch die von Oelenberg im Sundgau (Diözese Basel), 1538 die Propstei Leitmeritz und das Dekanat zu Groß-Glogau. Die meisten dieser Pfründen behielt F. mit päpstlicher Dispens als Bischof von Wien bei. Noch als Generalvikar von Konstanz nahm F. 1522/23 am Nürnberger Reichstag teil. Als kö­ niglicher Rat war er Teilnehmer an den Reichstagen von Nürnberg (1524), Speyer (1526, 1529), wo er auch predigte, und Augs­ burg (1530), ferner 1524 am Regensburger Fürstenkonvent, auf dem die Entscheidung zur Bekämpfung der reformatorischen Bewe­ gung durch die katholischen Fürsten, vor al­ lem durch Bayern und Österreich, fiel. Auf dem Augsburger Reichstag 1530 führte er den Vorsitz der von Kaiser Karl V. zur Widerle­ gung der Augsburger Konfession bestellten Kommission. Mit Eck war er dort einer der profiliertesten katholischen Theologen. Er hatte an der Konfutation der Confessio Tetra­ politana maßgebenden Anteil. F. begrüßte das 1536 von Papst Paul III. ange­ kündigte Konzil und verfaßte dafür ausführli-

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Fabri

ehe „Praeparatoria“, die er dem Papst wid­ mete. 1540 war er an den Vorarbeiten für die Religionsgespräche in Hagenau und Worms beteiligt. Damals sah er keine Möglichkeit mehr zur Wiedervereinigung beider Konfes­ sionen und betonte die trennenden Unter­ schiede. Entsprechend wurde er von prote­ stantischer Seite als „zenkisch leut“ einge­ stuft und als Diskussionspartner abgelehnt. 1523 hatte F. auf der ersten Züricher Disputa­ tion mit Zwingli die bischöfliche Gesandt­ schaft geleitet, doch war er dem Reformator dialektisch nicht gewachsen. Er nahm auch an der Badener Disputation 1526 teil. Dort vertrat vor allem Eck die katholische Seite. Mit den Reformatoren Balthasar Hubmaier, Kaspar Schwenckfeld und Matthias Biro De­ vay aus Ungarn setzte F. sich teils in Streitge­ sprächen, teils in schriftlicher Form ausein­ ander. Noch bevor das Nachfolgerecht F.s als Bi­ schof von Wiener Neustadt nach dem Tod Kammerers am 28. 8. 1530 wirksam werden konnte, nominierte Ferdinand I. ihn am 7. 7. 1530 zum Bischof von Wien. F. zögerte lange, dieses arme Bistum zu übernehmen, und ver­ suchte nach dem Tod Kammerers, in Wiener Neustadt nachzufolgen. Schließlich ent­ schied er sich doch für Wien und übergab am 5. 11. 1530 in Augsburg Wiener Neustadt an den neuen Bischof G. (->) Angerer. Für sei­ nen Verzicht erhielt er eine jährliche Pension von 200 Gulden. Da sich aber Angerer nur sel­ ten in Wiener Neustadt aufhielt, führte F. des­ sen Verwaltung weiter. Erfolgreich wehrte er sich dabei gegen das Ansinnen des GeorgsRitterordens, der ihn zum Eintritt überreden wollte. Energisch pochte er auf die bischöfli­ chen Rechte bei der Einsetzung von Benefiziaten an der Domkirche in Wiener Neustadt gegenüber dem Stadtmagistrat. 1535 erreichte er die Zuweisung der Güter der im Zuge der Türkenkriege eingegangenen Propstei St. Ul­ rich in Wiener Neustadt an das Bistum zur Verbesserung der Dotation.

1531 wurde F. in Aachen anläßlich der Krö­ nung Ferdinands I. zum Bischof konsekriert. Als Bischof von Wien hatte F. mit der schlechten materiellen Lage seines Bistums zu kämpfen. Mit der Stadt, dem Domkapitel, den exemten Orden und der Universität gab es zahlreiche Kompetenzstreitigkeiten, so daß F. oft klagte, er sei in seiner Diözese ciffera nulla. Sein Versuch, in Wien eine systemati­ sche Armenversorgung einzurichten, schei­ terte am Widerspruch des Magistrates. F. war auch bemüht, die Versorgung kranker und be­ dürftiger Priester sicherzustellen. 1533 mußte er sich gegenüber Ferdinand I. gegen den 18 Lexikon

wohl unberechtigten Vorwurf verantworten, er kümmere sich zu wenig um sein Bistum. Auch als Bischof war F. unermüdlich als Pre­ diger tätig. Im Türkenjahr 1532 und in der Fa­ stenzeit des Jahres 1533 predigte er täglich. In der Predigt sah er überhaupt ein wichtiges Mittel zur Hebung der religiösen Bildung, um das Fortschreiten der Reformation einzudäm­ men. Erst 1538 wurde wieder ein eigener Domprediger bestellt. F. bemühte sich um die Wiedereinrichtung der seit der Türkenbelage­ rung 1529 schwer darniederliegenden Seel­ sorge in den Pfarreien um Wien. Zur Erlan­ gung akademisch gebildeter Priester stiftete er 1539 das Collegium trilingue zu St. Niko­ laus in der Singerstraße für zwölf Studenten, die die Universität besuchen und Priester werden wollten. Ihm vermachte er auch seine umfangreiche Bibliothek, die als größte hu­ manistische Privatbibliothek Österreichs gilt. 1532 schärfte er die Fastenpflicht ein und ordnete die Registrierung der Erfüllung der Osterpflicht an.

1538 erlangte F. durch päpstliche Verleihung die Dompropstei in Basel. Dorthin wollte er sich für den Fall, daß Wien von den Türken eingenommen werde, begeben. Im gleichen Jahr erhielt er nach seinem Wunsch F. (-*) Nausea als Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge. F. starb am 21. 5. 1541 während ei­ nes Kuraufenthaltes in Baden bei Wien. Er wurde im Stephansdom beigesetzt. Schriftenverzeichnis: L. Helbling (s. u.) 139-208, korrigiert u. ergänzt bei: Ch. Radey 520-561.

Literatur: Th. Wiedemann, Neustadt II, 161-171. [A.] Horawitz, in: ADB 14 (1881) 435-441. - Ders., Johann Heigerlin (genannt Faber) Bischof von Wien bis zum Regensburger Convent, in: SBKAW.PHK 107 (1884) 83-220. - J. v. Aschbach III, 307-322. - J. Kopallik 11-28. - L. Cardauns. - St. Ehses. - I. Staub. - E. Tomek, Charitas 171-185. - L. Helbling, Dr. Johann Fabri, Generalvikar von Konstanz und Bischof von Wien (1478-1541). Beiträge zu seiner Lebensgeschichte (Münster 1941). - E. Tomek, Kir­ chengeschichte 255-260. - H. Tüchle, in: NDB 4 (1959) 728. - A. Lhotsky, Die Bibliothek des Bi­ schofs von Wien Dr. Johannes Fabri (1530-1541), in: H. J. Mezler-Andelberg (Hg.), FS Karl Eder (Inns­ bruck 1959) 71-81. - Bautz I, 1588f. (Lit.). - Ch. Ra­ dey. - H. Immenkötter, in: TRE 10 (1982) 784-788. - F. Loidl-M. Krexner 32f. Johann Weissensteiner

Fabri (Smed), Johannes (OFM) (+ frühestens 1451) 1434 1434-1451

Ep. tit. Naturensis Weihbischof in Münster und Osnabrück

Fabri - Fannemann

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* Warburg; Minorit in Paderborn, dann Lek­ tor im Minoritenkloster zu Münster; 20. 11. 1434 Titularbischof von Athyra; 30. 11. 1434 Konsekration in Osnabrück; bischöfliche Handlungen im Bistum Münster 1436, 1445, 1447 und 1450, ferner im Bistum Osnabrück nachgewiesen; 1436 Teilnahme an der Herbst­ synode der Diözese Münster, vermutlich in Vertretung des münsterischen Bischofs H. v. (—>) Moers; Wohltäter des Großen Kaland in Münster; konsekrierte am 6. 7. 1445 den Neu­ bau der Augustiner-Chorherrenkirche in Frenswegen bei Nordhorn und am 7. 6. 1450 in Rheine die Pfarrkirche St. Dionys; rekonziliierte am 12. 5. 1447 die Burgkapelle in Hun­ teburg; 1447 Firmreise im friesischen Teil der Diözese Münster. Im März 1451 enthob ihn während der Münsterer Stiftsfehde Bischof W. v. (—►) Moers seines Amtes, da F. Anhänger des Gegenbischofs war. Literatur: A. Tibus 36-39. - Ders., Nachträge zu der Schrift: Geschichtliche Nachrichten über die Weih­ bischöfe von Münster, in: ZVGA 40 (1882) 173-189, hier: 178f. - J. C. Möller 57. A. Schröer, Verfassung I, 48; II, 196. - M. E Feldkamp, Weihbischöfe 20. Handbuch Münster (1993) 347. Alois Schröer - Michael F. Feldkamp

Fabri, Johannes (OFM) (+ vor 1458) 1437 seit 1437

Ep. tit. Larissensis Weihbischof in Paderborn

Minorit; Lektor in Hofgeismar; 13. 9. 1437 Ti­ tularbischof von Larissa und Weihbischof im Bistum Paderborn; seine Wirksamkeit ist je­ doch nicht bezeugt; weitere Lebensdaten sind unbekannt. Literatur: H. J. Brandt-K. Hengst, Weihbischöfe 64f. Karl Hengst

Fabricius, Heinrich (+ 1595) 1575 1575-1595 1583-1588

Ep. tit. Davaliensis Weihbischof in Speyer Weihbischöfliche Handlungen in Straßburg

* Aachen; Bacc. theol.; Kartäuser; verließ den Orden aus gesundheitlichen Gründen und wurde Priester der Erzdiözese Köln; 1569 kam er nach Speyer; 11. 4. 1575 Titularbi­ schof von Daulia und Weihbischof in Speyer; um die kirchliche Reform sehr verdient; über­ nahm 1575 die Kreuzpfarrei (Dompfarrei) zu Speyer; reiste 1580 im Auftrag des Bischofs „ad limina“; + 1595.

Literatur: F. X. Remling II, 372, 391, 405, 408, 410, 415, 830. - A. Stehle-M. A. Hickel, Un registre bap­ tismal du XVIe siede, in: Societe d’Histoire et d’Archeologie de Molsheim et Environs Annuaire 1968, 77-82, hier: 79, 82. - F. Haffner 703. - R. P. Levresse, Les suffragants de Strasbourg, in: AEA 37 (1974) 13-19, hier: 16, Nr. 26. Hans Ammerich

Fabritius (Schmitz), Laurentius (um 1535-1600)

1588 Ep. tit. Cyrenensis 1588-1600 Weihbischof in Köln seit 1589 Weihbischöfliche Handlungen in Paderborn

* um 1535 Uerdingen; Dr. theol.; 1582 Kaplan des Administrators von Münster (—>) Johann Wilhelm von Jülich-Kleve-Berg; an der Um­ setzung der tridentinischen Reformforderun­ gen beteiligt; nach der Resignation des Admi­ nistrators 1585-87 Pfarrer von St. Remigius in Bonn, ab 26. 9. 1585 Kanoniker an St. Cas­ sius in Bonn; 1. 12. 1587 Nachfolger Th. (->) Craschels als Pfarrer von St. Alban in Köln; 23. 3. 1588 Titularbischof von Cyrene und Weihbischof in Köln; 7. 8. 1588 Konsekration durch Nuntius Ottavio Mirto Frangipani in Köln; 1589 konsekrierte er in Paderborn Bi­ schof D. v. (—0 Fürstenberg und nahm dort weitere bischöfliche Handlungen vor; ab 16. 10. 1592 Priesterkanoniker in Köln; 1592-99 wegen seiner den Traditionen der Kölner Kir­ che entsprechenden, den tridentinischen Be­ stimmungen aber zuwiderlaufenden Weihe­ handlungen von Papst und Nuntien mit Amtsenthebung bedroht, aber durch (—>) Ernst von Bayern geschützt; stiftete 1600 eine Lateinschule in seiner Heimatstadt Uerdin­ gen; + 22. 7. 1600; □ Kölner Dom. Literatur: P. Weiler 157f. - R. Haaß, in: NDB 4 (1959) 739f. - W. Föhl, Studien zum kirchlichen Le­ ben im kurkölnischen Ürdingen, in: AHVNRh 162 (1960) 97-129, hier: 97-102. - A. Franzen, in: DHGE 16 (1967) 350-353. Franz Bosbach

Fannemann (Wanemann), Balthasar (OP) (+ 1561) 1540 1540-1549 (?) 1543-1545 1551-1561

Ep. tit. Missinensis Weihbischof in Hildesheim Weihbischof in Münster Mainzer Weihbischof in partibus Rheni

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Fannemann - Ferber

* Hamm (Westf.); Dominikaner im Dortmun­ der Konvent; Studium ab 1520 in Paris, 1529 in Köln; Dr. theol.; 1539 Prior in Dortmund; Generalvikar der westfälischen Dominikaner­ provinz; geschätzter Prediger in Reval; auf Er­ suchen von Bischof V. v. (—>) Tetleben 26. 8. 1540 Titularbischof von Missene und Weihbi­ schof in Hildesheim; bis zum Verbot durch den neugläubigen Stadtrat 1542 Dompredi­ ger; 10. 5. 1543 traf er als Begleiter Tetlebens in Trient zum Konzil ein; mit Konrad Braun und Jodocus Hoetfilter auch Prokurator von Erzbischof (—>) Albrecht von Brandenburg für Mainz, Magdeburg und Halberstadt; Septem­ ber 1543 vorübergehend in Mainz; da eine Rückkehr nach Hildesheim nicht möglich war, 1543-45 als Weihbischof in Münster; seit 1545 theologisches Lehramt in Weingar­ ten und Kempten; 1547 mit Pedro de Soto, M. (—>) Helding, Eberhard Billik OCarm und Pe­ dro de Malvenda Mitglied der kaiserlichen Theologenkommission, die Karl V. zur Erar­ beitung eines Entwurfes für eine interimisti­ sche Ordnung der Religionsangelegenheit eingesetzt hatte; 1547 durch Herzog Wilhelm von Bayern an die Universität Ingolstadt be­ rufen; da sich Tetleben widersetzte, weil er F. als Weihbischof behalten wollte, am 10. 1. 1548 durch den Papst zur Annahme des Ru­ fes nach Ingolstadt verpflichtet; dort 1548/ 49-1551 Professor der Theologie; Prokanzler; 6. 1. 1549 Konsekration des Regensburger Bi­ schofs G. M. v. (—>) Pappenheim; 24. 3. 1551 Weihbischof und interimistischer Generalvi­ kar in Mainz; 29. 8. 1551 traf F. mit den Erz­ bischöfen S. v. (—>) Heusenstamm und J. v. (—>) Isenburg in Trient ein; nahm bis März 1552 am Konzil teil; sein theologisches Kön­ nen wurde hoch geschätzt; 23. 9. 1551 Rede zum Thema Eucharistie; in der Frage des „sub utraque“ kompromißlos; Erzbischof D. (—0 Brendel von Homburg beabsichtigte, F. als Vertreter zur dritten Konzilsperiode zu senden; + 8. 10. 1561 Dominikanerkloster Köln; □ Klosterkirche Köln. Literatur: G. C. Joannis II, 445. - J. S. Severus 30. E Falk 294. - N. Paulus, Die deutschen Dominika­ ner im Kampfe gegen Luther (1518-1563), in: L. v. Pastor (Hg.), Erläuterungen und Ergänzungen zu Janssens Geschichte des deutschen Volkes IV/1-2 (Freiburg 1905) 84-86. - A. Bertram, Hildesheim II, 3, 11, 72, 123, 132, 155f. - Th. Rensing, Das Dort­ munder Dominikanerkloster (1309-1816) (Münster 1936) 141-150. - H. Jedin, Trient I, 379. - CT IV (1904) 329; VII/1 (1961) 153. - A. Walz, I domenicani al concilio di Trento (Roma 1961) 243. - R. Decot 80f., 164, Anm. 492. - E Jürgensmeier, Mainz 197, 201. - H.-G. Aschoff, Weihbischöfe in Hildesheim zwischen Reformation und Säkularisation, in: DHVG 57 (1989) 28f. - J. W. Frank (Hg.), Das Toten­ 18*

buch des Mainzer Dominikanerklosters. Kommentar und Edition (Berlin 1993) 106. Friedhelm Jürgensmeier

Fattlin (Vattlin), Melchior (um 1490-1548) 1518 1515-1548

Ep. tit. Ascalonensis Weihbischof in Konstanz

* um 1490 Trochtelfingen (Hohenzollern) als Sohn des Schultheißen Burkhard F. und der Ursula Gissnay; 1508 Immatrikulation in Freiburg; verdiente sein Studium als Hilfsleh­ rer an der Stadtschule; 1514 Priester; bis 1518 vielbeachteter Prediger am Freiburger Mün­ ster; 1518 Dr. theol.; am 31. 7. 1518 schlug der Konstanzer Bischof H. v. (—>) Hohenlandenberg F. dem Domkapitel als Weihbischof vor und einigte sich mit diesem über das Mit­ bestimmungsrecht bei der Bestellung von Weihbischöfen; 5. 11. 1518 Titularbischof von Ascalon. F. nahm entschieden gegen die reformatorische Bewegung Stellung und be­ teiligte sich an entsprechenden Strafverfah­ ren; zahlreiche Pontifikalhandlungen; 1530 Domkapitular und 1531-42 Domdekan in Konstanz; am 19. 7. 1542 ernannte ihn der häufig abwesende Bischof J. v. (—>) Weeze zu seinem Statthalter. Seit der Übersiedlung des Domkapitels nach Überlingen (1527) versah F. dort öfter den Pfarrdienst; ein Rücktrittsge­ such von 1543 lehnte der Diözesanbischof ab; zahlreiche Stiftungen; + 25. 10. 1548; □ wahr­ scheinlich Überlingen. Literatur: A. Semler, Weihbischof Melchior Fattlin in Überlingen, in: FDA 74 (1954) 181-194. - J. A. Kraus, Zu Weihbischof Melchior Fattlin, in: FDA 75 (1955) 307-314. - H. Tüchle, in: HS 1/2, 515-517. Red.

Ferber, Mauritius (1471-1537)

1523-1537

Bischof von Ermland

Mauritius Ferber war der Sproß einer angese­ henen Danziger Patrizierfamilie, die in der Stadt vom 15. bis zum Beginn des 19. Jh.s eine bedeutende Rolle spielte. Er wurde als zehnter Sohn des Bürgermeisters Johannes F. und seiner Ehefrau Barbara Tannenberg in der seit 1454 unter polnischer Oberhoheit ste­ henden „Freien Stadt“ geboren. Auch sein Bruder Eberhard war später Bürgermeister. F. reiste 1497 für kurze Zeit in Handelsgeschäf­ ten nach England. Er wollte 1498 die Danzi­ ger Kaufmannstochter Anna Pilemann heira­ ten, führte deswegen vergeblich mehrere Pro­ zesse in Danzig, ging 1499 nach Rom, wo er

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Ferber

mit einer Klage beim päpstlichen Gericht Er­ folg hatte; die Heirat kam aber nicht zustan­ de.

Von 1507 an war F. erneut in Rom, wo er sich die Weihen erteilen ließ, Kämmerer Papst Leos X. und 1508 „scriptor archivii“ wurde. 1510-13 studierte er Jura in der Ewigen Stadt und wurde 1514 Notar der römischen Rota. Am 3. 9. 1515 erwarb er in Siena den Grad eines Dr. iur. utr. Dank des Einflusses seiner Familie erhielt er zahlreiche Pfründen. 1507 wurde er Domherr von Ermland und von Lü­ beck, 1514 auch von Trier. Im gleichen Jahr erhielt er die Pfarrei St. Peter und Paul in Danzig. Alle Präbenden waren lediglich Sine­ kuren. Nach achtjährigem Aufenthalt in Italien kehrte F. ins Preußenland zurück und wurde 1515 Kustos des ermländischen Domkapitels. 1519 war er auch Domherr in Dorpat, 1523 in Reval. Außerdem besaß er 1516-23 die Pfar­ rei St. Marien in Danzig und gleichzeitig die Pfarrei Mühlbanz bei Dirschau. Nach dem Tod Bischof F.s v. (—>) Lossainen wählten die 11 anwesenden Mitglieder des ermländischen Domkapitels, darunter sechs Danziger Patriziersöhne, am 14. 4. 1523 F. zum Bischof. Entsprechend den Bestimmun­ gen des Petrikauer Vertrages von 1512 hatte König Sigismund aus der ermländischen Domherrenliste vier Kandidaten nominiert, allerdings an die erste Stelle den einzigen Po­ len im Kapitel, Dompropst Pawel Plotowski, gesetzt. Wenn Sigismund keine Einwände ge­ gen die Wahl von F. geltend machte, dürfte dafür vor allem das hohe Ansehen ausschlag­ gebend gewesen sein, das die Familie F. bei ihm genoß. Gegen den Widerstand der Vertre­ ter des Deutschen Ordens in Rom erhielt F. am 17. 7. 1523 die päpstliche Bestätigung mit der Genehmigung, seine bisherigen Benefi­ zien zu behalten. Er übernahm am 13. 10. in Heilsberg die Verwaltung seiner Diözese und reiste am 28. 10. zum Reichstag nach Petrikau, wo er am 6. 12. aus der Hand des Gnesener Erzbischofs Jan Laski die Bischofsweihe empfing und am 10. 12. dem König den Treueid leistete. Zum Zeitpunkt seiner Amtsübernahme hatte, geduldet von Hochmeister Albrecht von Brandenburg und gefördert von seinem Statt­ halter, dem samländischen Bischof G. v. (—>) Polentz, die lutherische Lehre in der Diözese und in den von Albrechts Truppen besetzten Städten des Hochstifts Eingang gefunden. Der im April 1525 in Krakau geschlossene Friede zwischen dem Deutschen Orden und Polen

brachte F. die volle Wiederherstellung seiner geistlichen und weltlichen Rechte. Da der Vertrag jede Neuerung im kirchlichen Bereich ausschloß, schien F. die Möglichkeit zu ha­ ben, in seiner ganzen Diözese der Reforma­ tion entgegenzutreten. Bereits in Italien dürfte er mit Kreisen der katholischen Reform in Berührung gekommen sein. In einem er­ sten Pastoralschreiben warnte er bereits 1524 vor Luther. In seinem zweiten Hirtenbrief vom 11. 5. 1525 stellte er seinem Klerus als Leitbild für die von ihm als notwendig erach­ tete Reform die Verkündigung der Kirchenvä­ ter vor Augen und ermahnte die Priester zu einem beispielhaften Lebenswandel. Auch mit Hilfe der Landesordnung von 1526 ver­ suchte er die Reformation abzuwehren, in­ dem er den Anhängern Luthers Landesver­ weisung androhte sowie den Besitz und die Lektüre lutherischer Bücher verbot. Mit lan­ desherrlicher Gewalt konnte er in Braunsberg das Eindringen des Luthertums verhindern, in Elbing gelang dies nicht. Eine Reform der Lebens- und Amtsführung der Mitglieder des Domkapitels in Frauenburg und des Kollegiatstifts in Guttstadt strebte F. durch eine Neufassung der jeweiligen Kapitelsstatuten im Jahre 1532 an. Im ganzen waren die Maß­ nahmen mehr auf die Erhaltung des Be­ stehenden als auf eine innere Erneuerung des religiösen Lebens gerichtet.

Große Verdienste erwarb sich F. durch den wirtschaftlichen Wiederaufbau seines im Rei­ terkrieg von 1519-20 schwer in Mitleiden­ schaft gezogenen Bistums. Er schuf damit zu­ mindest die Grundlagen für die tiefgreifen­ den Reformen seiner Nachfolger. In seinem Testament, das F. 1530-37 mehrmals er­ gänzte, setzte er Legate für die Domherren, unter ihnen Nicolaus Copernicus, für den Wiederaufbau des Domes in Frauenburg und anderer Kirchen, für die Armen und für das Frauenburger Hospital aus. Im Laufe der letz­ ten sieben Lebensjahre verschlechterte sich sein Gesundheitszustand immer mehr, so daß er den ermländischen Domkustos T. B. (—>) Giese zum Koadjutor annehmen wollte; er wurde aber schließlich gedrängt, sich für den Kulmer Bischof J. (—>) Dantiscus zu entschei­ den. Bevor die Berufung Rechtskraft erlangte, starb F. am 1. 7. 1537 in seiner Residenz in Heilsberg. Er wurde im Dom zu Frauenburg beigesetzt. Literatur: A. Eichhorn, Bischofswahlen 286-323. E Hipler, Abriß 92-100. - Ders., Spicilegium 319329. - Ders., Grabstätten 313-315. - Die Constitutio­ nen des Bischofs Mauritius Ferber vom 22. Septem­ ber 1526, in: PDE 27 (1895) 104-107. - J. Kolberg 530-532, 544-547, 550-553, 561-565. -E. Brachvo-

Ferber-Fiesque gel, Bildnisse 516, 543-546. - H. Deppner 139-148. - H. Schmauch, Kirchenpolitische Beziehungen 311-320. - E. Brachvogel, Nachträge 630f. - G. Ma­ tern 20, 246, 264. - E.-M. Wermter, Albrecht 209231. - A. Triller, in: NDB 5 (1961) 80 (Lit.). - E. Joa­ chim-W. Hubatsch III. - H. Zins, Poczatki. - Ders., Walka 90-94. - M. Biskup, Stanowisko przedstawicieli kleru warmiriskiego wobec rewolty gdanskiej w 1525 roku [Die Haltung der Vertreter des ermlän­ dischen Klerus zu den Danziger Unruhen im Jahre 1525], in: KMW 1973/1-2 (119-120), 133-135, 146. - H. Schmauch, in: APB 1 (1974) 181. - M. Borzyszkowski, Tekst i problematyka rekopisu „De exortv heresis Ivtherane“ z 1527 r. na tie polemiki religijnej na Warmii [Text und Probleme der Handschrift „De exortv heresis Ivtherane“ aus dem Jahre 1527 auf dem Hintergrund der religiösen Polemik im Erm­ land], in: StW 11 (1974 [1975]) 18-27, 47. -T. Paw­ luk, Podstawy 239-241. - T. Oracki I, 60f. - Akta stanöw VII. - St. Hartmann. Hans-Jürgen Karp

Feucht (Feychtius), Jakob (1540-1580) 1572 Ep. tit. Naturensis 1572-1580 Weihbischof in Bamberg

* 1540 Pfullendorf als Bürgerssohn; Besuch der städtischen Lateinschule; 1563 Priester­ weihe wohl in Konstanz; anschließend Be­ such der Universität Ingolstadt, dann Pfarrer in Altdorf bei Greding (Diözese Eichstätt); Fortsetzung des Studiums in Ingolstadt, Mag. phil. und Dr. theol.; 1570 Pfarrer am Frauen­ münster zu Ingolstadt; 1571 zum Weihbi­ schof in Bamberg bestimmt; 16. 6. 1572 Titu­ larbischof von Athyra; 6. 11. 1572 Konsekrati­ on in Rom durch Kardinal O. (—*) Truchseß von Waldburg; Verfasser mehrerer Streit­ schriften gegen Lukas Osiander; geschätzter Prediger und Pfarrer von St. Martin in Bam­ berg; vertrat bezüglich der Priesterausbildung gegen das Domkapitel einen scharf gegenre­ formatorischen Kurs; t 26. 4. 1580; □ St. Mar­ tin in Bamberg. Schriften: Christlicher/ kurtzer/ und wahrhafftiger Bericht/ wie ein guthertziger Christ/ auff die 37. Hauptarticul des wahren christlichen Glaubens ... antworten soll. Sampt Einer kurtzen Widerlegung/ der vermainten und ungegründten Antwort des Lucä Osiandri (Ingolstadt 1572). - Bescheidne und wolgegründete Rettung Des Christlichen unnd kur­ tzen Berichts: wie ein guthertziger Christ/ auff die 37. Hauptarticul des wahren Christlichen Glaubens/ eigentlichen entwerten sol. Wider Die vermeinte Antwort Lucä Osiandri, Hoffpredigers zu Stutgart (München 1573). - Wilkomm/ oder Abdanck Osian­ dri (Köln 1574). - Fünff kurtze Predigten/ zur zeit der grossen Theuerung/ Hungersnot/ und Ungewit­ ter/ in unser lieben Frauwen zu Bamberg/ in ge­ meinsamer Procession gehalten (Köln 1574). - Drey Catholische Communion Predigen (Bamberg 1577).

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- Vierzehen Catholische Leichpredigen (Köln 1574). - Fünff kurtze Predigen/ Von zwentzig vermeynten Ursachen: Warumb etliche leut diser zeit/ nit wol­ len Catholisch/ oder Bäpstlich seyn (Köln 1574). Christliche Walfart Der neun fürungen oder Gäng unsers Herrn Jesu Christi/ im heiligen Passion (Köln 1574). - Zehen christliche Predigt vom Ablaß (Köln 1574-75). - Drey kurtze/ Christliche/ und Catholi­ sche Tractetlein (Köln 1575). - Ein Catholische Meßpredig (Köln 1585). - Öffentlicher Widerruff Zweyer geborner Juden ... ihres Jüdischen Unglaubens (Köln 1585). - Zwo Catholische und diser zeit sehr nützliche Predigen (Köln 1577). Literatur: J. Metzner 33-56. - W. Hotzelt 68-73. Egon Johannes Greipl

Feurstein, Simon (1553-1623)

1598 1598-1623

Ep. tit. Bellinensis Weihbischof in Brixen

* 1553 (errechnet) Landeck; 1579-83 Stu­ dium als Alumne des Collegium Germanicum in Rom; Priesterweihe in Rom; weitere Stu­ dien in Padua (1587 Dr.); 1586 erhielt er in Brixen das Katharinenbenefizium, mit dem das Amt eines Dompredigers verbunden war; 1588 Domherr, 1590 Pfarrer in Brixen; 1597 bestimmte Kardinal (—>) Andreas von Öster­ reich ihn zum Weihbischof; 18. 5. 1598 Titu­ larbischof von Beilinas; 6. 9. 1598 Konsekrati­ on in Cremona. F. führte in Brixen eine Bre­ vierreform durch und erneuerte das Kalenda­ rium für die Diözese. 1601 war er in Rom wegen der Bestätigung des erwählten Bi­ schofs Ch. A. v. (—>) Spaur. 1601 Dompropst in Brixen; 1613 übernahm er die Verwaltung des Hl.-Kreuz-Hospitals. F. nahm an den Brix­ ner Diözesanvisitationen von 1594, 1602/03, 1608/09, 1610 teil. 1606 visitierte er auch in der Diözese Trient. Als engster Mitarbeiter von Spaur war er wesentlich an der Erneue­ rung der Diözese beteiligt, t 5. 10. 1623; seine Bibliothek hinterließ er den Jesuiten und Ka­ puzinern. Literatur: E A. Sinnacher V, 168; VII, 657, 684, 696, 698; VIII, 9,19, 233f. - K. Wolfsgruber 148f. - J. Gel­ mi, Weihbischöfe 200f. Josef Gelmi

Fiesque (Fieschi), Paolo de (um 1603-1645) 1641-1645

Bischof von Toul

Paolo de Fiesque war Botschafter der Repu­ blik Genua am französischen Hof. Nach dem Tod des Bischofs Ch.-Ch. d. (—>) Gournay (1637) gab es für längere Zeit Meinungsver-

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Fiesque - Filipec

schiedenheiten zwischen dem französischen König und dem Hl. Stuhl über das Beset­ zungsrecht im Bistum Toul. Während der Kö­ nig sein Nominationsrecht gemäß dem Kon­ kordat von 1516 forderte, lehnte der Hl. Stuhl dessen Geltung in den lothringischen Bis­ tümern ab und vertrat für Toul sein freies Er­ nennungsrecht. Erst als der König F. be­ nannte, bahnte sich ein Kompromiß an, da man in Paris die Wahl eines italienischen Kandidaten als für den Heiligen Stuhl an­ nehmbar hielt. F. gehörte zum Klerus von Ge­ nua. In Rom ging man auf den Vorschlag ein. Die päpstliche Bestätigung trug das Datum vom 25. 2. 1641. F. ließ sich Anfang 1645 in Genua konsekrieren, starb aber schon wenige Tage später. Literatur: B. Picart 699f. - A. Calmet VI, 728f. - E. Martin II, 216-223.

Louis Chätellier

Filipec, Jan (1431-1509) 1477-1490 Bischof von Großwardein 1484-1490 Administrator von Olmütz

Nach dem Tod des Olmützer Bischofs P. v. (—►) Boskowitz verhinderte König Matthias von Ungarn als damaliger mährischer Landes­ herr eine Bischofswahl durch das Kapitel, da er sich die Einsetzung eines Günstlings Vor­ behalten wollte. Angeblich soll auch die Pest als Hindernis für die Bischofswahl eine Rolle gespielt haben. Zunächst wurde das Bistum Olmütz daher von Domherren verwaltet, ins­ besondere vom Kapitelsdekan Johann Paus­ wangel und dem Domherrn Alex von Iglau. Schließlich wählte das Kapitel auf Wunsch von König Matthias 1484 Jan Filipec, Bischof von Großwardein, zum ständigen Admini­ strator, der als solcher vom Papst auch bestä­ tigt wurde. F. wurde im Jahre 1431 geboren. Er entstamm­ te einer einfachen, utraquistischen Familie im mährischen Proßnitz (Prostejov). Dort er­ hielt er auch seine Schulbildung. Eine Uni­ versität scheint er nie besucht zu haben. Zu­ nächst war er als Schreiber des mährischen Landeshauptmanns tätig. Als König Matthias Corvinus von Ungarn Olmütz in Besitz nahm, empfahl er F. dem Woiwoden von Siebenbür­ gen, Nikolaus Csupor, als Sekretär. Seit er die­ sen als Gesandten des ungarischen Königs 1471 zu den böhmischen Ständen begleitet hatte, um sie für die Wahl Matthias’ zum böh­ mischen König zu gewinnen, scheint er durch seine Klugheit und Gewandtheit die dauerhafte Gunst des Corvinus gewonnen zu

haben, in dessen Dienst er 1472 als Rat ein­ trat. Der König erreichte, daß F. mit Dispens Sixtus’ IV. ohne Priesterweihe am 23. 5. 1477 als Bischof von Großwardein bestätigt und dann auch geweiht wurde. 1478 wurde er Kanzler des Königs und kumulierte überdies viele weitere Pfründen, so daß er über reiche Einkünfte verfügte. Seit 1472 vermittelte er alle Verträge für König Matthias und wirkte überdies bei zahlreichen Gesandtschaften nach Böhmen, Schlesien, Polen, Frankreich und Italien mit. So suchte er 1478 in Prag die utraquistischen Stände für eine kirchliche Annäherung zu gewinnen und vermittelte 1480 im Konflikt zwischen König Wladislaw und den utraquistischen Prager Bürgern. 1481 fungierte er für Matthias auch als Statthalter der schlesischen Fürstentümer Schweidnitz und Jauer. Auch als Olmützer Administrator blieb er für König Matthias häufig als Gesandter tätig, insbesondere in der Vermittlung zu König Wladislaw von Böhmen. Für das Bistum selbst war sein Wirken vor allem in wirt­ schaftlicher Hinsicht sehr vorteilhaft. Die bi­ schöflichen Güter hatten durch Verpfändun­ gen und Beschädigungen noch einmal im zweiten Hussitenkrieg gegen Georg von Po­ diebrad gelitten. Nun verbesserte F. ihre Ver­ waltung, kaufte aus seinem Vermögen ver­ pfändete Güter zurück, so die Stadt Müglitz, stellte bischöfliche Gebäude wieder her, er­ weiterte die Burgen Wischau und Mürau, er­ neuerte den Dom in Olmütz und beschenkte Kirchen und Klöster. In Olmütz erneuerte und dotierte er die Briccius-Kapelle und übergab sie als Allerheiligenkloster mit Dota­ tion den Augustinern, die er 1492 von Landskron nach Olmütz transferierte. König Wla­ dislaw approbierte und privilegierte die Gründung 1492 und 1510.

Nach Bischof Boskowitz gehörte auch F., be­ einflußt vom ungarischen Hofhumanismus, zu den Wegbereitern des mährischen Huma­ nismus. Er förderte ihn insbesondere durch Gründung einer Druckerei in Brünn, für die er deutsche Drucker aus Venedig anwarb und in der er bedeutende humanistische Werke publizieren ließ. Als F. wegen seiner Fürsprache für die Prager Utraquisten in Rom der Begünstigung der Hussiten in Böhmen und Mähren beschuldigt wurde, ließ Innozenz VIII. dies durch den Nuntius in Buda untersuchen. Zwar konnte sich F. rechtfertigen, er bat jedoch am 26. 8. 1488 den Papst um die Erlaubnis zur Resigna­ tion und zum Klostereintritt. Trotz der päpst­ lichen Zustimmung lehnte König Matthias

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Filipec - Fillätre ab, so daß F. erst nach dessen Tod (1490), als er neuen Angriffen in Buda ausgesetzt war, den Plan realisieren konnte. In Buda förderte er - nach anfänglicher Unterstützung des Sohnes von Matthias - die Königswahl Wla­ dislaws von Böhmen, finanzierte für ihn ein in Mähren stehendes ungarisches Söldner­ heer und brachte ihm schließlich die Wahl­ nachricht. Nun erhielt er von ihm nach des­ sen ungarischer Krönung (21. 9. 1490) die Er­ laubnis zur Resignation unter der Bedingung, weiterhin für diplomatische Dienste zur Ver­ fügung zu stehen. Nach Stiftung und Errich­ tung des Franziskanerklosters in Ungarisch Hradisch (1491), der Errichtung eines weite­ ren Franziskanerklosters im schlesischen Jau­ er (1492), das er auch weihte, der Gründung des Olmützer Augustinerklosters und der Un­ terstützung der Franziskaner in Kamenz (Di­ özese Meißen) regelte er seine Vermögensan­ gelegenheiten, trat auf dem Franziskanerkapi­ tel in Olmütz am 20. 5. 1492 dem Orden bei, legte in Breslau die Gelübde ab und lebte dann acht Jahre im Kloster von Jauer, dann in Olmütz und schließlich wohl in UngarischHradisch. 1494 war er in Prag noch an den Verhandlun­ gen über die Rückkehr der Utraquisten in die katholische Kirche, 1506 am Abschluß der Heiratsverträge zwischen Kaiser Maximilian und König Wladislaw beteiligt. 1508 und 1509 bewies er sein Verhandlungsgeschick er­ neut bei der Beilegung von Adelsfehden in Böhmen und Mähren, der Beendigung des böhmischen Ständekonflikts und zusammen mit dem Olmützer Bischof St. (—>) Turzo bei der Durchsetzung des sog. St.-Jakobs-Man­ dats gegen die Böhmischen Brüder. Er starb in Ungarisch-Hradisch am 28. 6. 1509 und wurde im dortigen Franziskanerkloster beige­ setzt. Möglicherweise infolge der römischen Unter­ suchung gegen F. erhob Innozenz VIII. J. (—>) Vitez - seit 1482 Bischof von Sirmium (Mitrowitz/Kroatien), Orator des ungarischen Kö­ nigs und Neffe des gleichnamigen ehemali­ gen Erzbischofs von Gran (Esztergom) - am 4. 7. 1487 zum Administrator von Olmütz. Vitez kam jedoch nie in den Besitz des Bistums. Nach seiner Translation auf das Bistum Vesprem setzte der Papst in Olmütz am 3. 6. 1489 als Administrator Ardicino della Porta ein. Dieser war seit 1475 Bischof von Aleria und wurde unter Beibehaltung dieses Bistums am 4. 3. 1489 zum Kardinal erhoben. Da es hier­ bei nur um die Pfründeneinkünfte ging, be­ trat er das Bistum Olmütz nie. Diese päpstli­ che Besetzung beruhte auf dem Recht der apostolischen Provision wegen der Resignati­

on Es in die Hände des Papstes. Dadurch ver­ lor aus römischer Sicht das Olmützer Domka­ pitel in diesem Fall sein Wahlrecht. Literatur: Ch. d’Elvert, Erzbistum 17-19. - OSN 9 (1895) 213. - V. V. Tomek VII, X. - CSB 4 (1930) 109-110. - F. Hrejsa, Dejiny IV. - J. Matzke 57-58. Katalog biskupü 73-74. - R. Grieger, Filipecz, Jo­ hann, Bischof von Wardein, Diplomat der Könige Matthias und Wladislaw (München 1982). - H.-B. Harder-H. Rothe 46-48. - I. Hlobil-E. Petru 104107.-P. Wörster 28-29. Winfried Eberhard

Fillätre, Guillaume (OSB) (+ 1472)

1437-1449 1449-1460 1460-1472

Bischof von Verdun Bischof von Toul Bischof von Tournai

Guillaume Fillätre war Sohn des Etienne E, der unter Graf Ludwig III. von Anjou Gouver­ neur von Maine in Nord westfrankreich war. Er war ein Neffe des gleichnamigen Kardi­ nals, der 1414-22 Erzbischof von Aix und päpstlicher Legat für Frankreich war und sich auf dem Konzil von Konstanz für die Über­ windung des Schismas eingesetzt hatte.

F. wurde in jungen Jahren Mönch der Benediktinerabtei Saint-Pierre-de-Chälons, dann Prior von Sermaize in der gleichen Diözese und schließlich Abt von Saint-Thierry zu Reims. Herzog Philipp der Gute von Burgund wurde auf seine Fähigkeiten aufmerksam, sandte ihn zweimal in diplomatischer Mis­ sion zu Papst Eugen IV. und ernannte ihn zum Kanzler des 1430 von ihm gegründeten Ordens vom Goldenen Vlies. Er entsandte ihn ferner zum Konzil von Basel, damit er dort ge­ gen Rene von Anjou die Anwartschaft des Grafen Anton von Vaudemont auf das Herzog­ tum Lothringen vertrete. Am 17. 5. 1437 verlieh Eugen IV. F. auf Betrei­ ben Philipps des Guten das Bistum Verdun. Am 30. 9. nahm F. es durch einen Prokurator in Besitz, und am 1.11. hielt er seinen feierli­ chen Einzug. Sein Verhältnis zum Domkapi­ tel blieb wegen seiner Beziehungen zum Her­ zog von Burgund und zum Grafen von Vaude­ mont gespannt. F. bemühte sich um Abtra­ gung der Bistumsschulden, die sich auf über 6000 Goldgulden beliefen, und um Rückge­ winnung des unter seinen Vorgängern verlo­ rengegangenen Bistumsbesitzes. Er interes­ sierte sich jedoch auch für die Klerusreform, die ihm zusätzliche Spannungen mit dem Domkapitel einbrachte. Dabei gab er sich zu­ nächst konziliant, griff dann aber, als er kei­ nen Erfolg hatte, zu Gewaltmitteln und ließ

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Fillätre - Fischer

burgundische und andere Soldaten die Kapi­ telsdörfer plündern. Angesichts der Zuspit­ zung des Konfliktes entsandte das Kapitel drei seiner Mitglieder zum Konzil von Basel, damit sie dort seine Rechte verträten. Das Konzil beauftragte den Juristen Jacques Claut mit einer Untersuchung. Dieser befand F. für schuldig und verlangte Genugtuung für die den Kapitelsuntertanen verursachten Schä­ den. Daraufhin begab F. sich persönlich nach Basel und schloß dort am 13. 5. 1439 mit den Vertretern des Kapitels einen Vergleich.

Der Klerus von Verdun orientierte sich da­ mals wenig an der Kirche im Reich, die auf ihren Konkordaten bestand, sondern an der Pragmatischen Sanktion (1438). König Karl VII. traf einige Maßnahmen, die die Unterta­ nen des Bischofs von Verdun steuerlich entla­ steten. Als aber einige Bürger Truppen des Hauptmanns de Grandpre festnahmen und behelligten, wurde der Stadt Anfang 1440 die Belagerung angedroht. Der Streitfall wurde zwar beigelegt, doch mußte Verdun dem Kö­ nig 10 000 Gulden Entschädigung zahlen. 1445 kam es zu einem peinlichen Zwischen­ fall, als ein anonymer Anschlag dem Rat Rechtsbeugung, Unterdrückung und Wucher vorwarf. Der Ankläger wurde festgestellt, flüchtete in die Kathedrale und wurde dort unter Blutvergießen festgenommen. Darauf­ hin wurde der Gottesdienst eingestellt, und die Bevölkerung zeigte sich zutiefst erschüt­ tert. Auf Betreiben des Domkapitels zitierte F. nun als Bischof und Landesherr die Mitglie­ der des Rates. Sie mußten zur Wiedergutma­ chung dem Kapitel 4000 und dem Fiskus so­ wie den Armen 3000 Gulden zahlen und au­ ßerdem die Prozeßkosten tragen. Sie akzep­ tierten das Urteil, machten aber aus ihrem Ressentiment gegen F. seitdem keinen Hehl mehr.

Angesichts der Opposition von Rat und Dom­ kapitel entschloß F. sich 1449 zum Tausch des Bistums mit L. d. (—>) Haraucourt, der das größere, aber schlechter dotierte Toul inne­ hatte. Die Translation erfolgte am 28. 1. 1449. Als finanziellen Ausgleich erhielt F. durch Vermittlung Philipps des Guten die Abtei Saint-Bertin zu Saint-Omer. Philipp war dar­ an interessiert, daß im Interesse seines zer­ splitterten Herzogtums ein Vertrauensmann auf dem Bischofsstuhl von Toul saß, dessen Gebiet Burgund und die Niederlande trennte.

Das Zusammenspiel von F. und Burgund nahm man in Lothringen zur Kenntnis. Man hatte dort zwar die Translation F.s nach Toul

nicht verhindern können, hoffte aber, daß er dort wie sein Vorgänger scheitere.

F. nahm in Toul die Stadtherrschaft in An­ spruch, provozierte damit aber einen Auf­ stand der Bürgerschaft, die auf ihren Freihei­ ten und auf den Kompetenzen ihres Rates be­ stand. Da F. den Herzog hinter sich wußte, zi­ tierte er die Aufständischen 1451 zum Reichstag, wo sie einlenken und Abbitte tun mußten. In Toul hörten die Unruhen damit freilich noch nicht auf. Als F. daraufhin das Interdikt über die Stadt verhängte, rügte der Erzbischof von Trier als Metropolit seine Här­ te. Das gleiche tat der französische König als Vorwand, um in das seinem Königreich be­ nachbarte Territorium eingreifen zu können. 1454 erlegte Papst Nikolaus V. beiden Par­ teien Schweigen auf, verpflichtete die Bürger zum Gehorsam und den Bischof zur Aufhe­ bung der Zensuren. F. verhielt sich nach Ansicht des Regular­ und des Säkularklerus sowie des Domkapi­ tels höchst autoritär. Als er bei Papst Pius II. über die laxe Disziplin in den Klöstern klagte, erhielt er 1459 den Auftrag zu einer kanoni­ schen Visitation aller Abteien und Priorate, um eventuelle Mißstände abzustellen. Es ist unbekannt, ob es zur Durchführung kam, denn damals war F. bereits durch anderes be­ ansprucht. Als sich ihm nämlich die Mög­ lichkeit eröffnete, Toul mit dem weit besser dotierten und im Territorium des Herzogs von Burgund gelegenen Tournai zu vertau­ schen, setzte er alles daran, daß es dazu kam. Am 4. 9. 1460 sprach Pius II. die Translation aus. In Tournai verfaßte F. ein Werk über den Orden vom Goldenen Vlies. Er starb 1472 in Gent und wurde in der Kirche seiner Abtei Saint-Bertin beigesetzt. Schriften: La Toison d’Or (Paris 1516/17).

Literatur: B. Picart 541-551. - A. Calmet V. - N. Roussel I, 362-368. - E. Martin I, 408-417. Bernard Ardura - Louis Chätellier

Fischer (Arnsperger), Oswald (t 1568)

1548 1548-1568

Ep. tit. Dariensis Weihbischof in Freising

* Arnsberg (Vogtland); 1528 Regens des her­ zoglichen Georgianums, dann Professor der Philosophie und der Theologie in Ingolstadt; 1543 Dr. theol. und Pfarrer von ULFrau in In­ golstadt; Prokanzler der Universität; 13. 6. 1548 Titularbischof von Daria und Weihbi­ schof in Freising; + 1568 Freising; □ Gottes­ ackerkirche ebd.

Fischer - Fiersheim Schriften: Quaestiones de iustificatione et auctoritate ecclesiae (1547); Explanatio in septem psalmos poenitentiales (1563); De vera studendi Sacrae Theologiae ratione libri tres (1564). Literatur: C. Prantl. - G. Schwaiger, Ingolstadt. - W. Kausch. Egon Johannes Greipl

Flach, Georg (OSB) (1505-1564)

1544 1544-1564

Ep. tit. Salonensis Weihbischof in Würzburg

* Großheppach (Schwaben); Mitglied der Benediktinerabtei Lorch; Studium in Ingolstadt; 1543 Dr. theol.; Prior der Benediktinerabtei Plankstetten bei Eichstätt; 1543 durch Bi­ schof K. v. (—►) Bibra nach Würzburg berufen und zum Weihbischof bestimmt; Romreise; 4. 6. 1544 Titularbischof von Salona; Konse­ kration in Rom; nahm 1551-52 am Konzil von Trient teil; 1555 Mitglied einer Kommis­ sion zur Visitation der Klöster im Bistum Würzburg; t 15. 12. 1564; □ Würzburg, Kir­ che des Schottenklosters.

185

natin zu Brügge. Am 17. 4. 1523 erhielt er die Koadjutorie der Diözese Worms, auf die er auf Drängen des Kurfürsten schon am 18.12.1523 zugunsten des Pfalzgrafen (—>) Heinrich, ei­ nes Bruders des Kurfürsten Ludwig V, resi­ gnierte. 1526 wurde F. auf eine Domherrnstel­ le in Augsburg installiert; 1530 resignierte er darauf zugunsten seines Neffen Johann Er­ hard. 1529 wurde er zum Dompropst von Speyer gewählt. F. war ferner Domherr in Eichstätt (um 1529), doch schon 1530 resi­ gnierte er auf die Präbende.

F. war mit der wirtschaftlichen Verwaltung und der diplomatischen Vertretung des Speyerer Domkapitels betraut. Nächst dem Domdekan war er dessen einflußreichstes Mitglied. Er besaß gute Beziehungen zum Hof König Ferdinands sowie zu den Höfen der be­ nachbarten Territorien. Seit 1512 vertrat er die Speyerer und Wormser Bischöfe auf zahl­ reichen Reichstagen. Zu seinem Vorgänger auf dem Speyerer Bischofsstuhl, Pfalzgraf (—>) Georg, hatte er ein enges, wenngleich nicht unproblematisches Verhältnis.

Literatur: N. Reininger 159-170. Egon Johannes Greipl

Fiersheim, Philipp Freiherr von (um 1481-1552) 1523

1530-1552

Koadjutor des Bischofs von Worms Bischof von Speyer

Philipp von Fiersheim wurde um 1481 als zweiter Sohn des kurpfälzischen Amtmanns zu Kaiserslautern Hans v. F. und der Ottilie Kranich von Kirchheim geboren. 1495 war er an der Universität Heidelberg und zwei Jahre später an der Artistenfakultät der Universität Köln immatrikuliert. 1498 wurde er zum Bacc. art. promoviert. Bis 1503 studierte er in Löwen und Paris. 1504 war er Rektor der Uni­ versität Heidelberg; hier wurde er 1505 Bacc., 1507 Lie. iur. und 1517 Dr. iur. utr. Als pro­ movierter Jurist hielt er an der Universität Heidelberg Vorlesungen.

Bereits 1491 erhielt F. ein Kanonikat an St. Martin zu Worms sowie die Pfarrei Ilvesheim bei Mannheim; die Domherrnstelle in Worms verdankte er wohl seinem Onkel Berthold v. E, der seit 1478 Stiftskustos von St. Martin war. 1503 wurde er Domherr zu Speyer, um 1505/06 zu Worms, 1510 Domkantor in Speyer. 1520 wurde er Stiftsherr von St. Do-

Nach dessen Tod (1529) hatte Kurfürst Lud­ wig V. auf die Wahl seines Bruders (—>) Hein­ rich, der Koadjutor des Bischofs von Worms war, gedrängt. Das Domkapitel wählte aber stattdessen am 22. 10. 1529 E, der bereits 1513 sein Wunschkandidat gewesen war und der auch 1523 in Worms zur Wahl angestan­ den hatte, aber jedesmal einem Pfälzer Prin­

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Fiersheim - Flugi

zen hatte weichen müssen. Er wurde am 19. 1. 1530 päpstlich bestätigt. Die Bischofsweihe erteilte ihm der Mainzer Erzbischof (—>) Al­ brecht von Brandenburg am 27. 3. 1530 in der Stiftskirche zu Aschaffenburg. Die Wahl F.s bedeutete eine Absage an die Kurpfalz als Schutzmacht von Bistum und Hochstift. Das Verhältnis F.s zur Kurpfalz ver­ schlechterte sich während seines Episkopa­ tes, insbesondere als sich unter Kurfürst Friedrich II. der konfessionell ausgerichtete Mediatisierungsdruck verstärkte. F. gelang es, Rückhalt beim Kaiser zu finden und ihn poli­ tisch zu nutzen. Die Residenz des Reichsregi­ ments in Speyer von 1527 bis 1530 ermög­ lichte es, entsprechende Kontakte aufzuneh­ men. F. nahm an 14 Reichstagen teil. Die Habsburger zogen ihn wiederholt zu Diensten heran, so Ferdinand I. bei seinem Versöh­ nungsversuch mit seinem Rivalen um die un­ garische Krone, Johan Zäpolya. F. fand damit einen Weg, das Hochstift aus der Abhängig­ keit von der Kurpfalz herauszuführen und die Gefahr einer Eingliederung in den kur­ pfälzischen Staat zu bannen.

Der hochgebildete F. war entschiedener An­ hänger der alten Kirche und ein vorbildlicher Diözesanbischof. Regelmäßig hielt er die Di­ özesansynoden ab. In zahlreichen Hirtenbrie­ fen gab er Weisungen und Ermahnungen. Das Domkapitel wies er an, die vernachlässigten Statuten zu beachten und einen geistlichen Lebenswandel zu führen. Er erkannte, daß die Mißstände beim Klerus einen Hauptgrund für die Ausbreitung der lutherischen Lehre bildeten; daher forderte er strenge Disziplin. Nach dem Regensburger Reichstag von 1541 suchte er den Klerus durch Visitationen zu re­ formieren. Seine Bemühungen wurden durch die Annahme des Interims 1549 neu belebt. Ohnmächtig mußte er jedoch mit ansehen, wie sich die lutherische Lehre fast im gesam­ ten Diözesangebiet immer stärker durchsetz­ te. Die zurückgehenden Einkünfte aus den evangelisch werdenden Gebieten ließen da­ her die Finanzprobleme für Diözese und Hochstift immer größer werden. Ein wichti­ ger Schritt zur Besserung war der Erwerb der gefürsteten Propstei Weißenburg mit Hilfe des Kaisers 1546. Sie brachte F. eine zweite Reichstagsstimme ein und wurde zum finan­ ziellen Rückgrat des Bistums.

Am Ende seines Lebens richteten die kriegeri­ schen Aktionen des Markgrafen Albrecht Alkibiades von Brandenburg im Hochstift schwere Zerstörungen an. F. mußte damals flüchten und starb am 14. 8. 1552 im Schloß

von Elsaßzabern. Er wurde im Kreuzgang des Speyerer Doms beigesetzt. Literatur: F. X. Remling II, 267-327. - J. Ney, in: ADB 26 (1888) 47-50. -K. v. Busch-F. X. Glasschröder I, 402. - H. Stiefenhöfer. - F. Haffner, Ein Brief des Speyerer Bischofs Philipp II. von Fiersheim (1529-1552), in: AMRhKG 15 (1963) 432-439. - L. G. Duggan 152-157. - K. Finkel, Die Speyerer Dom­ kantorei im Mittelalter (Speyer 1975) 63f. - G. Fou­ quet, Domkapitel, bes. II, Nr. 143. Hans Ammerich

Flucke, Jakob (OP) (+ frühestens 1475) 1455 1455-1475

Ep. tit. Ascalonensis Weihbischof in Straßburg

* Straßburg; Mitglied des dortigen Dominika­ nerklosters; Mag. theol. Nachdem der Straß­ burger Weihbischof H. (-*) Roßmann 1455 sein Amt niedergelegt hatte, bat F. mit Un­ terstützung des Straßburger Rates Kardinal Georges d’Estaing um Vermittlung für die Er­ langung eines Titularbistums; Bischof (—») Ruprecht v. Pfalz-Simmern hatte ihm eine Pension zugesichert; 17. 12. 1455 Titularbi­ schof von Ascalon, in Straßburger Quellen auch „Bethlehemensis“ genannt; bis 1475 als Weihbischof tätig; in diesem Jahr erhielt er, wahrscheinlich anläßlich der Aufgabe des weihbischöflichen Amtes, das Straßburger Bürgerrecht. Literatur: F. Rapp, Reformes 489. Francis Rapp

Flugi, Johann (1550-1627)

1597-1601

1601-1627

Generalvikar des Bischofs von Chur Bischof von Chur

Johann Flugi wurde im Jahre 1550 zu Sankt Moritz (Engadin) geboren. Über seine Familie ist lediglich bekannt, daß sie seit der Mitte des 15. Jh.s in St. Moritz ansässig war. Sein gleichnamiger Neffe wurde 1636 ebenfalls Bi­ schof von Chur (—> Bd. 1648-1803). F. stu­ dierte wahrscheinlich in Mailand (Dr. theol. ?) und erhielt 1575 von Bischof B. ä (—>) Porta in Fürstenburg die Priesterweihe. 1576 wurde er Pfarrer von Obervaz. 1585-97 wirkte er als Pfarrer in Feldkirch, 1586 wurde er Domherr, 1597 Domdekan in Chur und Generalvikar von Bischof P. de (—>) Rascher. In dieser Ei­ genschaft bemühte er sich trotz der Schwäche seines Bischofs um die tridentinischen Refor­ men. Am 9. 2. 1601 wurde er in Anwesenheit

Flugi

von Nuntius Giovanni della Torre von den Domherren zum Bischof von Chur gewählt. Um sich nutzlose Auseinandersetzungen mit dem Gotteshausbund zu ersparen, beschwor er die umstrittenen „6 Artikel“ (L. [—>] Iter). Am 9. 4. 1601 erfolgte die päpstliche Bestäti­ gung, und am 22. 7. empfing F. von della Tor­ re in Luzern die Bischofsweihe. Im selben Jahr erhielt er vom Kaiser die Regalien. Zur Aufbesserung seines Einkommens wurde ihm 1610 die reiche Pfarrei Tirol bei Meran verlie­ hen. F. war der erste Churer Bischof, der mit Ener­ gie und Tatkraft den Geist des Tridentinums in seine Diözese brachte. Dabei versuchte er, die sich wechselnden politischen Situationen in den Drei Bünden seinen Zielen dienlich zu machen. Es gelang ihm zwar nicht, verlorene Positionen zurückzugewinnen, doch konnte er den Stand der Religion in den noch katho­ lischen Pfarreien, von denen viele zuvor stark vernachlässigt waren, beibehalten. Dennoch wandten sich noch zu Beginn des 17. Jh.s ei­ nige Bündner Gemeinden dem evangelischen Bekenntnis zu. So wurde 1612 in Igis, Untervaz, Zizers, Mastrils und Trimmis die Parität eingeführt, und 1616 schloß sich Haldenstein der neuen Lehre an. Ausdruck von F.s Re­ formwillen waren die „Decreta et constitutiones pro universe episcopatus clero“ von 1605. Diese verlangten von den Klerikern bei der Übernahme eines Benefiziums eine Prü­ fung vor dem Bischof oder seinem Stellvertre­ ter. Sie enthielten Anweisungen für die Seel­ sorge, das persönliche Frömmigkeits- und das Alltagsleben, ferner Bestimmungen über die Landkapitel (Dekanate), die Sakramenten­ spendung (besonders zum Ehesakrament) so­ wie über die Kircheneinkünfte und deren Verwaltung. Als erster Bischof visitierte F. die katholisch gebliebenen Gebiete der Diözese. Er plante die Gründung eines Priestersemi­ nars. Unterstützung für seine Reformpläne suchte er zunächst bei den katholischen Kan­ tonen der Innerschweiz.

Nach den ersten, relativ ruhig verlaufenen Amtsjahren F.s wurden die Drei Bünde in ei­ nen Strudel von Ereignissen hineingerissen, die als „Bündner Wirren“ in die Geschichte eingegangen sind. Neben den konfessionellen Antagonismus in der durch die starke Ge­ meindeautonomie ohnehin zur Ohnmacht verurteilten Republik der Drei Bünde traten nun die sich an die europäischen Groß­ mächte anlehnenden politischen Parteien. In den Auseinandersetzungen während des Dreißigjährigen Krieges richtete sich das Au­ genmerk der europäischen Mächte, nament­

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lich Österreich-Spaniens einerseits und Frankreichs andererseits, auf das wegen sei­ ner Pässe wichtige Graubünden und Veltlin. Während die Bündner Katholiken mehrheit­ lich zu Österreich-Spanien hielten, schlossen sich die Protestanten eher Frankreich und Ve­ nedig an, doch gab es auch Katholiken als

Parteigänger Frankreichs, vor allem im Grau­ en Bund. Die protestantische Stadt Chur hin­ gegen war spanisch gesinnt. Ab 1607 kam es zu Auseinandersetzungen. Mit Hilfe von Strafgerichten sollten politische Gegner aus­ geschaltet werden. 1608 verurteilte ein sol­ ches Strafgericht den Bischof, der es darauf­ hin vorzog, sein Bistum vom sicheren Feld­ kirch oder von Fürstenburg aus zu verwalten. 1610 kehrte er nach Chur zurück und visitier­ te 1611 die Umgebung von Disentis und das Moesano. 1612 begab er sich wieder nach Fürstenburg, kehrte aber 1613 auf päpstliche Anweisung nach Chur zurück. Daraufhin er­ suchte er den Hl. Stuhl um einen Koadjutor, doch das Parteiengezänk verhinderte die Ei­ nigung auf einen Kandidaten. Nach einer Vi­ sitation des Sarganserlandes und Vorarlbergs zog sich F. wiederum nach Fürstenburg zu­ rück. Dort weilte er 1618 beim Ausbruch der Bündner Wirren. Protestantische Truppen führten den Erzpriester von Sondrio nach Thusis, stellten ihn vor ein Strafgericht und folterten ihn zu Tode. Dasselbe Strafgericht erklärte am 15. 9. 1618 F. als abgesetzt und verurteilte ihn ebenfalls zum Tode. Als dann

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Flugi - Förner

auch einige Mitglieder des Domkapitels, dar­ unter Domdekan Kaspar Sayn, F. zur Resigna­ tion aufforderten, bat er wiederum um einen Koadjutor. Als Reaktion auf die Ermordung des Erzpriesters von Sondrio erhoben sich 1620 die Veltliner gegen die Herrschaft der Bündner. Der Einmarsch der Österreicher ins Prättigau, Unterengadin und Münstertal 1621 sowie der von Österreich den Bündnern auf­ diktierte Vertrag von Lindau (30. 9. 1622) ver­ änderten die Lage in Graubünden gänzlich und boten dem Bistum Chur die Möglichkeit, ähnlich wie einige Jahre später das Restituti­ onsedikt im Reich, verlorengegangene Ein­ künfte und Rechte wiederzugewinnen. Neben anderen Bestimmungen hob der Lindauer Vertrag die Ilanzer Artikel sowie die „6 Arti­ kel“ von 1541 auf. Nuntius Alessandro Scappi nutzte die Gunst der Stunde und drängte auf eine vollständige Restitution des Bistums Chur auf den Stand vor 1524. Sein Programm fand Ausdruck in den nach ihm benannten 18 Artikeln von 1623. F. selbst hatte daran ge­ ringen Anteil. Wegen der Schulden des Bis­ tums lag er zudem mit dem Domkapitel im Streit. Doch die Vorstellungen von Scappi er­ wiesen sich bald als illusorisch. Zwar konn­ ten unter österreichischem Schutz Priester und Missionare in einige Pfarreien zurück­ kehren. Die Bündner zögerten die Ausfüh­ rung der Beschlüsse von Lindau jedoch hin­ aus, schlossen sich zur Rückgewinnung des Veltlins wiederum Frankreich an, und 1624 machte der erste französische Truppenein­ marsch den meisten Restitutionsplänen ein Ende. F. zog sich daraufhin erneut nach Für­ stenburg zurück und kehrte erst 1626, inzwi­ schen alt und krank, an seinen Bischofssitz zurück. In dieser Zeit einigten sich Frank­ reich und Spanien über die Eigenständigkeit des Veltlins und über die Bevorzugung der katholischen Konfession in diesem Gebiet. In den letzten Amtsjahren F.s wurde die Insti­ tution der Kapuzinermissionare geschaffen. Um den Priestermangel zu beheben, erbat F. Kapuziner. 1621 ermöglichte die militärische Präsenz Österreichs dieses Vorhaben. Den Ka­ puzinern wurde aufgetragen, in verwaisten oder schlecht betreuten Pfarreien dem kirch­ lichen Leben neuen Auftrieb zu geben sowie in der Diaspora und in rein protestantischen Gegenden zu rekatholisieren. 1621 kamen die ersten Kapuziner aus Süddeutschland (u. a. Fidelis von Sigmaringen) in den deutschspra­ chigen neugläubigen Zehngerichtebund. Be­ deutender war der Anteil der Kapuziner aus der Provinz Brescia, die im romanischen Bünden wirkten. Sie erlernten rasch diese dem Italienischen verwandte Sprache. Zu ih­

nen gesellten sich einige Patres aus der Pro­ vinz Mailand. Die Missionare unterstanden der Propaganda-Kongregation und wurden von einem Präfekten geleitet, der dem Bischof Rechenschaft ablegte. 1624 wirkten zwölf Ka­ puziner aus Süddeutschland im Prättigau. Die im Engadin, Münstertal und Mittelbün­ den wirkenden italienischen Kapuziner muß­ ten nach dem Abzug österreichischer Trup­ pen einige Missionsstationen aufgeben. Den Bestand der restlichen Stationen garantierten die Franzosen. Den Kapuzinern gelang es, in nominell noch katholischen und in einigen paritätischen Pfarreien das religiöse Leben wieder zu beleben. Hingegen scheiterten ihre Rekatholisierungsbemühungen in rein prote­ stantischen Gemeinden. F. gelang es jeden­ falls, den katholischen Status quo in Grau­ bünden zu bewahren und das kirchliche Le­ ben gemäß den Vorschriften des Tridentinums neu zu entfachen. Die Trienter Dekrete wurden 1624 neu publiziert und der Gregori­ anische Kalender in den katholischen Gebie­ ten endgültig eingeführt.

Am 24. 8. 1627 resignierte F. vor Scappi. Er starb bereits am 30. 8. Die Beisetzung fand in der Kathedrale von Chur statt. Literatur: J. G. Mayer II, 231-310. - W. Kundert, in: HS 1/1, 497f. - P. L. Surchat, Katholische Reform. A. Fischer, Biographische Notizen über Johann V. Flugi bis zu seiner Wahl zum Churer Bischof 1601, in: BMB1 (1955) Nr. 1, 5-29. Pierre Louis Surchat

Förner, Friedrich (1570-1630) 1612 Ep. tit. Hebronensis 1612-1630 Weihbischof in Bamberg

* 1570 Weismain (Oberfranken) als Sohn des ehemals protestantischen Ambrosius F.; drei Brüder wurden ebenfalls Geistliche; 1588 Im­ matrikulation in Würzburg, dann Studium am Seminarium Ernestinum in Bamberg; 1593 Diakon; 1593-98 Studium in Rom als Alumne des Collegium Germanicum; Predi­ ger bei der Schweizergarde; 1598 Dr. theol. (Perugia); Domprediger in Bamberg; Kanoni­ kus bei St. Stephan und Vikar an der Pfarrkir­ che ULFrau; dauernd im Konflikt mit dem re­ formfeindlichen Bischof J. Ph. v. (—>) Gebsattel und dem von diesem bestellten Weihbi­ schof J. (—>) Schöner; hielt enge Verbindung zu Rom und zum herzoglichen Hof in Mün­ chen; herzoglich bayerischer und kaiserlicher Rat (1608). Die Wende in F.s Leben trat mit der Wahl des Bischofs J. G. v. (—>) Aschhau­ sen 1609 ein. Er wurde als Generalvikar und

Förner - Frankenstein

nach dem Amtsverzicht Schöners und einem konfliktgeladenen Informativprozeß in Rom auch als Weihbischof einer der wichtigsten Mitarbeiter seiner Bischöfe und zum Motor der Gegenreformation im Bistum; 3. 9. 1612 Titularbischof von Hebron; bischöflicher Be­ vollmächtigter bei Verhandlungen mit Rom und mit deutschen Fürstenhäusern; rastlos als Visitator, Prediger und geistlicher Schrift­ steller tätig. Sein Charakter ist überschattet vom Hang zu Okkultismus und Hexenwahn. + 5. 12. 1630 Bamberg; □ St. Martin in Bam­ berg. Schriften: Vom Ablaß und Jubeljahr (Ingolstadt 1600). - Notwehr und Ehrenrettung der catholischen Religion (Ingolstadt 1600). - De temulentiae malo eiusque remediis (Ingolstadt 1603). - Christli­ che katholische Kinderlehr (Bamberg 1612). - Rex Hebronensis ... psalmus L. miserere mei deus etc. concionibus illustratus (Ingolstadt I, 1619; II, 1618). - Beneficia miraculosa ... virginis deiparae Weyerensis (Köln 1620). - Panegyris votive gratulatoria ... domino Ferdinando II ... dicata (Ingolstadt 1620). - Palma triumphalis miraculorum ... virginis Mariae (Ingolstadt 1621/22). - Duo specula principis ecclesiastic! (Bamberg 1623). - Paradisus malorum punicorum cum pomorum fructibus, dominicae passionis, mortis, resurrectionis etc. mysteria et arcana ... concionibus explicata (Bamberg I, 1623; II, 1626). - Historia hactenus sepulta colloquii Wormatiensis (Ingolstadt 1624). - Leopold! de Beben­ burg ... De zelo catholicae religionis ... liber I (In­ golstadt 1624). - Panoplia armaturae dei adversus omnem superstitionum, divinationum, excantationum daemonolatriam (Ingolstadt 1626). - Sermones tricesimales de felicissimo ex hac vita transitu, ... in coelo assumptione, ... coronatione, ... cultu atque devotione ... virginis Mariae (Ingolstadt 1627). - Sermones de natura, qualitatibus, ... beneficiis ... et custodia sanctorum angelorum (Bamberg 1627). Glycyrrhizutum caelentis paradisi. Süßholzgarten des himlischen Paradeyß. Ein andechtig catholisch Bettbuch (Bamberg 1628). - Norimberga in flore avitae Romano-catholicae religionis (o. O. 1629, Verfas­ serpseudonym Christian Erdtmann). - Relatio historico paraenetica de sacrosanctis sacri Romani impe­ rii reliquiis et ornamentis ... Norimbergae asservatis (o. O. 1629, Verfasserpseudonym Christian Erdt­ mann). Literatur: L. Bauer, Weihbischöfe. - Ders., in: Le­ bensbilder Franken 1 (1967) 182-210 (Schriftenver­ zeichnis). - Ders., Briefe des Bamberger Weihbi­ schofs Friedrich Förner an Hieronymus Hölein, Abt von Kloster Ebrach (1591-1615), in: G. Zimmer­ mann (Hg.), FS Ebrach 1127-1977 (Volkach 1977) 184-196. Egon Johannes Greipl

* 1532 Reims; Dr. theol.; regulierter Chorherr von Saint- Denis in Reims; geschätzter Predi­ ger; 2. 8. 1574 Titularbischof von Basilis und Weihbischof in Metz; bei seiner Konsekration am 13. 5. 1576 war F. bereits Generalvikar in Metz. F. wurde an der Seite des Kardinals (—>) Karl von Lothringen zum maßgebenden Ar­ chitekten der katholischen Reform in der Di­ özese. 1592,1602 und 1606 visitierte er diese. 1588 und 1605 veranstaltete er Diözesansyno­ den. Die zweite davon war von großer Bedeu­ tung, da auf ihr jene Statuten promulgiert wurden, die seitdem das kirchliche Leben normierten. F. hatte ferner Anteil an dem durch den Kardinal veranlaßten Druck eines Missales im Jahre 1597, das jeder Pfarrer er­ werben mußte. Auf die Bildung des Klerus bedacht, veranlaßte F. zusammen mit dem Kardinal 1595 die Errichtung eines Diözesan­ seminars bei der Jesuitenuniversität zu Pontä-Mousson im Herzogtum Lothringen. Am liebsten hätte F. eine Niederlassung der Jesui­ ten in Metz gesehen. Da der Orden damals aber in Frankreich nicht zugelassen war, scheiterte der Plan. F. gründete jedoch 1595 in Metz das Kolleg des Bons-Enfants. An ihm unterrichteten Laien unter der Aufsicht eines Domherrn. Besondere Aufmerksamkeit wandte F. wegen ihrer Bedeutung für eine geistliche Erneuerung den Orden zu. Er führt Kapuziner in Metz ein. Angesichts der zahl­ reichen Verpflichtungen und der Erkrankung des Kardinals mußte F. außerdem die Verwal­ tung der Bistumsgüter übernehmen, oft nach Paris reisen, dem reisefreudigen Hof folgen und seine Tätigkeit mit dem meist in Nancy residierenden Kardinal abstimmen, t 1610; □ Kapuzinerkirche Metz. Literatur: A. Calmet IV, 377f.; VII, 74-84. - J.-B. Pelt 382. - J.-B. Kaiser, Antoine Fournier, chanoine regu­ lier de Saint-Augustin, princier de la cathedrale de Metz, eveque de Basilis, suffragant de Metz (15321610), in: Etudes d’histoire ecclesiastique diocesaine offertes ä Monseigneur Pelt, eveque de Metz (Metz 1937) 85-172. - H. Tribout de Morembert, Metz 111-120. - P. Delattre III, 229-303. - Repertoi­ re III (1983) 121-125. - G. Michaux.

Louis Chätellier

Frankenstein, Rudolf Freiherr von (um 1524-1560)

1552-1560 Fournier, Antoine (CanA) (1532-1610)

1574 Ep. tit. Basilitanus 1574-1610 Generalvikar des Bischofs von Metz und Weihbischof

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Bischof von Speyer

Rudolf von Frankenstein wurde um 1524 als Sohn des Hans v. F. und der Irmel von Cleen geboren. Die F. benannten sich seit der Mitte des 13. Jh.s nach der Burg bei Nieder-Beer­ bach bei Darmstadt, die der Begründer des

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Frankenstein - Franz

Geschlechts, Konrad Reiz von Breuberg, vor 1252 erbaut hatte. Die Familie konnte sich eine kleine Herrschaft, zu der auch Eberstadt und Nieder-Beerbach gehörten, erwerben.

F. studierte 1538-41 in Paris. 1542 war er zwar in Löwen immatrikuliert, studierte aber wegen des Krieges zwischen den Niederlan­ den und Frankreich in Köln. Es folgten Stu­ dienaufenthalte an den Universitäten Frei­ burg (1543-44) und Löwen (1545-48). Akade­ mische Grade sind nicht bekannt. 1538 erfolgte seine Installation auf eine Domherrnstelle in Mainz. 1541 ließ der damals et­ wa 16jährige Domizellar den Beginn seiner Jahresresidenz anzeigen. 1541 wurde er auf eine Domherrnstelle in Speyer installiert; das Residenzjahr absolvierte er 1544-45.

Nach einem langen Studium wurde F. 1548 als Mainzer Domherr zugelassen und 1549 zum Domschoiaster gewählt. In Speyer erfolg­ te am 3. 10. 1552 seine Wahl zum Bischof. Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 14. 11., die Bischofsweihe am 26. 11. 1552. 1553 verzichtete er auf die Mainzer Scholasterei.

Wegen seiner Verdienste um Mainz schien F. nach dem Tod des Erzbischofs S. v. (—►) Heu­ senstamm (1555) Kandidat für die Nachfolge zu sein. Kaiser Ferdinand empfahl ihn eben­ so wie D. (—>) Brendel von Homburg. Das Mainzer Domkapitel wählte allerdings Bren­ del. F. erteilte diesem an Pfingsten 1557 in Aschaffenburg die Bischofsweihe. Da F. das Vertrauen des Kaisers besaß, bestimmte die­ ser ihn zum Vorsitzenden für das 1557 in Worms stattfindende Religionsgespräch. F. ließ sich dort von J. v. (—>) Pflug vertreten.

Seit Beginn des Jahres 1558 verfiel F. in geisti­ ge Umnachtung. Während des Krankheitsver­ laufs mußte er 1558 in den Schlössern Alten­ burg bzw. Lauterburg in Sicherheitsverwah­ rung genommen werden. Nun stellte man ihm mit M. v. (—>) Hattstein einen Koadjutor zur Seite. F. starb am 21. 6. 1560. Er wurde im Speyerer Dom beigesetzt. Literatur: F. X. Remling II, 358-397. - L. Stamer II; III/l. - A. Ph. Brück, Der Speyerer Bischof Rudolf von Frankenstein als Mainzer Domherr, in: Dom Speyer 303-309. - G. May 331 f. - G. Fouquet, Dom­ kapitel, bes. II, Nr. 145. - H. Ammerich, Reform 294. - Ders., Speyer. Hans Ammerich

Franta, Wenzel (Fronto, Vaclav) (+ 1581) Ep. tit. Constantiensis (?) um 1579-1581 Weihbischof in Prag

* Pilsen; Dr. theol.; 1564 Dekan des Kapitels in Alt-Bunzlau; 1567 Kanoniker des Prager Domkapitels; 1579 Propst des Kapitels in AltBunzlau und vermutlich seither Weihbischof in Prag. Nachdem Erzbischof A. (—>) Brus von Müglitz 1564 das Recht der Bücherzensur er­ halten hatte, war F. 1571 Mitglied einer Kom­ mission, die im Collegium Carolinum konfis­ zierte calvinische und zwinglianische Bücher zusammentrug. Zur Zeit der Verhandlungen um die Confessio Bohemica, als man in ner­ vöser Stimmung eine böhmische „Bartholo­ mäusnacht“ befürchtete, polemisierte er am 15. 6. 1575 in der Kathedrale gegen Hussiten und Protestanten und beschuldigte sie der Umsturzabsichten. Die Beschwerde der utra­ quistischen Stände darüber mußte von Kaiser und Landtag behandelt werden. F. sah sich zu einer Apologie seiner Predigt veranlaßt („Argumentum s kratkou apologii käzam na den sv. Vita ucineneho“). Um 1567 gab er eine „Neue Bauernregel“ (Pranostyka novä) heraus. 11581. Literatur: A. Frind, Bischöfe 312. - OSN 9 (1895) 632. - Z. Winter 153. - F. Hrejsa, Ceskä konfesse 193, 195. - A. Podlaha, Suppl. I, 6. Winfried Eberhard

Franz, Graf von Waldeck (1491-1553)

1531-1532 1532-1553 1532-1553 1532-1553

Bischof von Minden Administrator des Bistums Min­ den Bischof von Münster Bischof von Osnabrück

Franz von Waldeck wurde im Jahre 1491 als dritter Sohn des Grafen Philipp II. von Wal­ deck und der Katharina von Solms geboren. Er bezog 1506 die Universität Erfurt, wurde 1508 im Alter von 17 Jahren deren Rektor und setzte 1510 als Kölner Domherr sein Stu­ dium in Leipzig fort. F. wurde außer in Köln Domherr in Trier, Paderborn, Stiftsherr an St. Viktor/Mainz und Propst von St. Alexander/ Einbeck. Da sein Vater Statthalter der klevischen Grafschaft Ravensberg war, genoß er die Gunst des Herzogs Johann III. von Kleve. Landgraf Wilhelm von Hessen hatte als Lehnsherr von Waldeck den Vater des F. zum Taufpaten und ersten Vormund seines Soh­ nes Philipp gemacht, wodurch sich in der Folgezeit die Beziehungen der beiden Häuser enger gestalteten.

Am 10. 2. 1530 wählte das Mindener Domka­ pitel mit Unterstützung des Kölner Erzbi­ schofs H. zu (—>) Wied und des Herzogs Jo­ hann III. von Kleve F. zum Bischof, obwohl er

Franz nicht dem Kapitel angehörte. Diese Wahl richtete sich gegen das Haus BraunschweigWolfenbüttel, das den Vorgänger von E, (—>) Franz v. Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel, gestellt hatte, der zwar der alten Kirche verbunden geblieben war, sich aber nicht um eine religiöse Erneuerung bemüht und sein Stift in kostspielige politische Auseinander­ setzungen verwickelt hatte. Die päpstliche Bestätigung von F. erfolgte zwar am 18. 1. 1531, doch fand sich Herzog Heinrich d. J. von Braunschweig-Wolfenbüttel wegen des Anspruchs seines Hauses auf Minden erst nach Zahlung einer hohen Entschädigung zur Anerkennung von F. und zur Räumung der bi­ schöflichen Burg Petershagen bereit.

Nach dem Tod des Bischofs von Münster, (—>) Erich von Braunschweig-Grubenhagen, po­ stulierte auch das dortige Domkapitel, von Kurköln, Kleve, Hessen und Geldern unter­ stützt, am 1. 6. 1532 zu Lüdinghausen F. zum Bischof. Am 11. 6. 1532 erfolgte außerdem seine Postulation in Osnabrück. F. wurde am 16. 8. 1532 für Münster und Osnabrück päpst­ lich bestätigt, während er Minden seitdem nur noch als Administrator behielt. Mit den drei westfälischen Stiften war F. Herr über ei­ nen bedeutenden Länderkomplex. Seine Hal­ tung in der konfessionellen Frage wurde so­ mit von größter Bedeutung für die kirchliche Entwicklung in Westfalen. Dabei lag der Schwerpunkt der Wirksamkeit von F. in Mün­ ster, dem größten seiner Bistümer. Die Regierung von F. fiel in eine stürmisch be­ wegte Zeit. In allen drei Bistümern hatte die lutherische Lehre, z. T. eng verbunden mit so­ zialen Bestrebungen, Fuß gefaßt, und nach Münster waren außerdem einige oberdeut­ sche Täufer gekommen. Allenthalben wach­ ten die Domkapitel über den altkirchlichen Besitzstand. Obwohl F. persönlich mit der Lehre Luthers sympathisierte, hatte er sich in der Wahlkapitulation verpflichtet, im Bistum Münster den alten Glauben zu schützen und die lutherische Lehre zu unterdrücken. Ohne politischen Instinkt begab er sich jedoch, je länger, desto mehr, in eine gefährliche Ab­ hängigkeit von dem ihm staatsmännisch weit überlegenen Landgrafen Philipp von Hessen. Die unvermeidliche Folge bestand in einer betont antihabsburgischen Territorialpolitik, die mit der inneren Hinwendung von F. zum Luthertum übereinstimmte.

Als sich der Stadtrat von Münster unter dem Druck der von Kaplan Bernhard Rothmann gesteuerten Gilden am 15. 7. 1532 zur evange­ lischen Lehre bekannte, überließ F. nach an­ fänglichem Zögern am 14. 2. 1533, also kaum

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ein halbes Jahr nach seiner Bestätigung, auf den Rat Philipps von Hessen den Luthera­ nern alle Pfarrkirchen und gestattete ihnen die freie Religionsübung. Auch in zahlrei­ chen Landstädten des Münsterlandes erhielt das Luthertum seitdem starken Auftrieb.

Die Überlassung der Pfarrkirchen steigerte nicht nur das Selbstbewußtsein der Neugläu­ bigen. Diese wandten sich vielmehr unter der maßgebenden Führung Rothmanns immer mehr von den lutherischen Lehren ab. Schon 1533 vertrat dieser wiedertäuferische Grund­ sätze. Diese Entwicklung führte schließlich zur im Januar 1534 beginnenden Täufertragö­ die, zu deren Hauptfiguren der „König“ Jan Bockelszoon (Jan von Leyden), der reiche Ge­ wandschneider Bernhard Knipperdolling, Bernhard Rothmann, Pfarrer Bernhard Krech­ ting und der holländische Prophet Jan Mat-' tysz gehörten. Während nun der Bürgermei­ ster und die Ratsfamilien angesichts des Sie­ ges der Radikalen die Stadt verließen, kamen täuferische Gesinnungsgenossen scharenwei­ se aus den Städten und Dörfern des Münster­ landes, des Bistums Osnabrück und der Graf­ schaft Mark nach Münster. Bei der Ratswahl am 23. 2. 1534 schlossen sich sämtliche Mit­ glieder des neuen Magistrats den Täufern an. Die Bischofsstadt befand sich seitdem, von beispielloser Demagogie gesteuert, in der Hand der Täufer. Bilderstürmer drangen in den Dom und die Kirchen ein und zerschlu­ gen die Ausstattung. Im Täuferreich herrschte

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Franz

eine theokratische Diktatur mit Gütergemein­ schaft. Offene Gegner wurden hingerichtet. Um seine weltumfassenden Pläne zu verwirk­ lichen, entsandte der „König“ Apostel, u. a. nach Warendorf und Coesfeld, die das end­ zeitliche Gottesvolk sammeln sollten. Die münsterische Entwicklung zwang F. zum Handeln. Während er über die Stadt eine Hungerblockade verhängte und sich der mili­ tärischen Unterstützung der meisten Reichs­ kreise versicherte, steigerte sich die Täufer­ herrschaft unter der Führung des Jan Mattysz zum Schreckensregiment. Nach einer Belage­ rung von mehr als einjähriger Dauer, wäh­ rend der die Täufer u. a. die Vielweiberei ein­ geführt hatten, gelang F. am 25. 6. 1535 die Eroberung der Stadt. F. ließ die drei Haupt­ führer von Leyden, Knipperdolling und Krechting vor Gericht stellen, das die Ange­ klagten zum Tode verurteilte. Unter den Au­ gen des Bischofs und einer schaulustigen Menge wurden die Verurteilten mit glühen­ den Zangen gefoltert und hingerichtet. Ihre Leiber wurden in drei Eisenkäfigen hoch oben am Lambertikirchturm aufgehängt zum warnenden Beispiel für kommende Ge­ schlechter. F. führte nun die zum großen Teil zerstörten Kirchen der Stadt dem katholi­ schen Kultus wieder zu. Der St. Paulus-Dom wurde am 2. 12. 1537, dem ersten Advents­ sonntag, von Weihbischof J. (-*) Bischopinck rekonziliiert.

Der Täuferaufstand und seine Niederwerfung bedeuteten für die evangelische Sache einen empfindlichen Rückschlag. Während aber die Stadt Münster zur alten Kirche zurückgeführt wurde, behaupteten sich die Neugläubigen in Osnabrück und Minden, doch hielten sich dort auch beachtliche katholische Kräfte. Minden gehörte seit 1536 als einzige westfäli­ sche Stadt zum Schmalkaldischen Bund. Fünf Jahre nach Niederwerfung der Täufer ließ sich F. am 28. 12. 1540 in der Iburger Klo­ sterkirche von Bischopinck zum Diakon und am Tage danach zum Priester weihen. Die Bi­ schofsweihe empfing er am 1. 1. 1541 im Klo­ ster Marienfeld aus der Hand des Lütticher Bischofs C. de (—►) Berghes. Er wollte offenbar seine Position stärken und Säkularisations­ pläne für seine Stifte vorantreiben. Am 3. 10. 1541 forderte er nämlich unter Berufung auf den Regensburger Reichstag von 1541 die münsterischen Stände zur Einführung der Re­ formation auf. In Erinnerung an den Täufer­ aufstand lehnten diese jedoch ab und drohten F. mit der Absetzung, falls er seine Absicht durchführe. Letztlich wollte dieser sein Ver­ hältnis zu einer Einbecker Bürgerstochter, aus

dem er mehrere Kinder besaß, in eine Ehe und seine Stifte in ein erbliches Fürstentum umwandeln.

Nach der Niederlage des Schmalkaldischen Bundes erzwang das Osnabrücker Domkapi­ tel von F. die Rücknahme der Reformation und untersagte ihm das Betreten des Landes, bis der durch den Einfall der kaiserlichen Truppen entstandene Schaden ersetzt sei. Herzog Heinrich d. J. von Braunschweig-Wol­ fenbüttel entriß F. 1553 das Bistum Minden. Sein Sohn Philipp Magnus zog im April 1553 sengend, plündernd und gewaltige Lösesum­ men erpressend durch die drei Hochstifte, um Rache zu nehmen für die Hilfe, die F. den Schmalkaldenern bei der Vertreibung seines Vaters geleistet hatte. Das Hochstift Münster mußte sich zur Zahlung von 100 000 Talern verpflichten. Am 15. 7. 1553 starb F. auf Burg Wolbeck. Er wurde in der Domkirche zu Münster beige­ setzt, wo eine Grabplatte an ihn erinnert. Literatur: R. Schwarz 48ff. - G. Brendler, Das Täu­ ferreich zu Münster 1534/1535 (Berlin 1966). - A. Schröer, Reformation II, 137ff., 351 ff. - W. Kohl, Glaubenskämpfe 472-494. - H.-W. Krumwiede 6165. - H.-G. Aschoff 226f. - R. P. Hsia, Gesellschaft und Religion in Münster (1535-1618), bearb. u. hg. v. E-J. Jakobi (Münster 1989). - K.-H. Kirchhoff, Das Phänomen des Täuferreiches zu Münster 1534/35, in: Der Raum Westfalen 6.1, hg. v. E Petri-A. H. v. Wallthor (Münster 1989) 277-422. - A. Schindling, Reformation, Gegenreformation und katholische Re­ form in Osnabrücker Land und im Emsland, in: OM 94 (1989) 35-60. - E. Laubach, Das Täuferreich zu Münster in seiner Wirkung auf die Nachwelt. Zur Entstehung und Tradierung eines Geschichtsbildes, in: WZ 141 (1991) 123-150. - R. Klötzer, Die Täufer­ herrschaft von Münster. Stadtreformation und Welt­ erneuerung (Münster 1992). - H. Lahrkamp, Über Münsters Protestanten im konfessionellen Zeitalter (1560-1620), in: WZ 142 (1992) 119-152. - Hand­ buch Münster (1993) 190 ff. - E. Laubach, Reforma­ tion und Täuferherrschaft, in: F.-J. Jakobi (Hg.), Ge­ schichte der Stadt Münster I 31994) 145-216. Alois Schröer

Franz, Herzog von Braunschweig-LüneburgWolfenbüttel (1492-1529)

1508-1529

Bischof von Minden

Franz von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel wurde 1492 als dritter Sohn Herzog Heinrichs d. Ä. von Braunschweig-Wolfen­ büttel und dessen Ehefrau Katharina, einer Tochter Herzog Erichs II. von Pommern, gebo­ ren. Von seinen älteren Brüdern folgte Hein­ rich seinem Vater 1514 in der Regierung des

Franz Fürstentums Wolfenbüttel, während (—►) Christoph 1502 Bischof von Verden und 1511 Erzbischof von Bremen wurde; sein jüngerer Bruder (—>) Georg wurde 1554 Bischof von Minden und 1558 von Verden sowie Erzbi­ schof von Bremen. Herzog Heinrich d. Ä., der planmäßig eine weifische Sekundogenitur in Norddeutschland und Westfalen aufbaute, bestimmte F. für die geistliche Laufbahn und verschaffte ihm ein Kanonikat am Dom zu Minden. 1508 wurde F. vom Mindener Dom­ kapitel zum Bischof gewählt. Am 14. 7. 1508 erhielt er die päpstliche Bestätigung. Seine Wahl zum Bischof entzog das Hochstift Min­ den dem traditionellen Einfluß der Häuser Schaumburg und Hoya. Es entwickelte sich praktisch zu einem weifischen „Hausbis­ tum“. Wegen mangelnder Volljährigkeit von F. lag die Leitung der geistlichen Angelegen­ heiten anfangs bei dem Generalvikar Theodor von Winthem, während ein Statthalter die weltlichen Amtspflichten wahrnahm. 1512 übernahm F., der sich bis dahin meist am Wolfenbütteler Hof aufgehalten hatte, die Re­ gierung. Er besaß nur geringe theologische Kenntnisse und war in keiner Weise auf sein geistliches Amt vorbereitet. Er empfing weder die Priester- noch die Bischofsweihe. Sein Le­ benswandel war völlig weltlich und nach dem Tod Heinrichs d. Ä., der zuweilen mä­ ßigend auf ihn eingewirkt hatte, noch exzessi­ ver. Er hielt sich nur selten in seinem Bistum auf. Die Regierungszeit von F. war durch eine bei­ nahe ununterbrochene Folge von kriegeri­ schen Auseinandersetzungen gekennzeich­ net. So führte er 1512 eine Fehde gegen die Grafen von Hoya, und 1515 fiel er in das Hochstift Utrecht ein. Zur schwersten Bela­ stung für Minden wurde die Hildesheimer Stiftsfehde (1519-23), in der sich F. mit den weifischen Herzögen, seinem Bruder Hein­ rich d. J. und Erich I. von Calenberg, gegen Bischof (—>) Johann von Sachsen-Lauenburg und Herzog Heinrich von Lüneburg verband. Diesen schlossen sich die Grafen von Hoya, Diepholz, Schaumburg und Lippe an, so daß sich F. mit fast allen Nachbarn im Krieg be­ fand. Bereits zu Beginn der Fehde ließ F. aus strategischen Gründen den Ort Petershagen mit Ausnahme der bischöflichen Residenz und die Vorstädte Mindens niederbrennen; ein Aufruhr der Mindener Bürger veranlaßte ihn zur Flucht aus der Stadt. Trotz der militä­ rischen Niederlage bei Soltau (28. 6. 1519) konnten F. und seine Verbündeten mit Unter­ stützung Kaiser Karls V. ihre Stellung be­ haupten. Da man F. für den desolaten Zu­ stand des Stiftes verantwortlich machte, ver­ 19 Lexikon

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suchte das Domkapitel bereits während der Hildesheimer Stiftsfehde, allerdings ohne Er­ folg, ihn durch eine Neuwahl aus seinem Amt zu entfernen. Die wachsende Opposition der Landstände gegen F. wurde durch den auf Vermittlung Heinrichs d. J. zustandegekommenen Rezeß von Wietersheim (11. 8. 1525) eingedämmt. Danach mußte F. bei Entschei­ dungen in Stiftsangelegenheiten eine land­ ständische Kommission konsultieren; er sollte außerdem seine Hofhaltung einschrän­ ken und die Stiftsschulden abtragen.

F. unternahm nichts zur Behebung der kirch­ lichen Mißstände und zur Intensivierung der Seelsorge. Pontifikalhandlungen ließ er hauptsächlich durch Weihbischof H. v. (—>) Hattingen vornehmen. Auf dessen Initiative gingen möglicherweise die zweite Ausgabe des in Mainz verlegten Mindener Breviers (1516) und der Druck der Agende (1522) zu­ rück. Wie seine Familienangehörigen blieb F. in der alten Kirche verwurzelt. Einen festen Rückhalt fand er am Mindener Domkapitel und dessen Dechanten Burchard von Bü­ schen. Auf dem Wormser Reichstag 1521 sprach sich F. gegen Luther aus. 1526 schloß er mit dem Bremer Erzbischof und dem Min­ dener Domkapitel ein Bündnis gegen das Ein­ dringen der neuen Lehre. Seine eigene Lebensführung und seine Mißwirtschaft schwächten jedoch das Ansehen der Kirche und begünstigten neben den allgemeinen Be­ schwerden über den Klerus die Ausbreitung der Reformation. Diese nahm bereits unter F. in der Stadt Minden ihren Ausgang, wo der Pfarrer der Marienkirche, Albert Niese, im Sinne Luthers predigte, aber keine wesentli­ chen Veränderungen im Gottesdienst vor­ nahm. Niese wurde zwar von F. zur Verant­ wortung gezogen, blieb aber im Amt. Nach dem Tod von F. setzte sich die reformatori­ sche Bewegung in der Stadt und im Stift durch. Bereits zu seinen Lebzeiten war sie aufgrund der Förderung durch die Landes­ herren in anderen Teilen der Mindener Di­ özese, vor allem im Fürstentum Lüneburg und in den Grafschaften Hoya und Diepholz, zum Durchbruch gelangt. F. starb am 25. 11. 1529 in Wolfenbüttel; er wurde in der Klosterkirche zu Riddagshausen bei Braunschweig beigesetzt. Literatur: W. Schröder 412-426. - E X. Schrader 82-86. - R. Schwarz 47f. - M. Krieg, Die Einfüh­ rung der Reformation in Minden, in: JVWKG 43 (1950) 31-108. - A. Schröer, Reformation II, 23-28 u. ö. - G. May 121f. - H. J. Brandt-K. Hengst, Min­ den 54 f. Hans-Georg Aschoff

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Franz

Franz, Herzog von Lothringen-Chaligny (Francois de Lorraine-Chaligny) (1599-1661) 1623-1661

Bischof von Verdun

Franz von Lothringen-Chaligny wurde 1599 als Sohn des Grafen Henri de Ch. und der Marquise Claude de Mouy geboren. Sein älte­ rer Bruder (—>) Karl wurde 1610 Bischof von Verdun. Nachdem dieser 1622 zugunsten von F. auf das Bistum verzichtet hatte, verlieh Papst Gregor XV. diesem den Sprengel, sorgte aber bis zu dessen 30. Lebensjahr anderweitig für die geistliche Verwaltung. F. zeigte wenig Neigung zum geistlichen Beruf und empfing die Subdiakonatsweihe erst ein Jahr nach Er­ halt der päpstlichen Provision. Am 11. 8. 1623 legte sein Prokurator Damien de Mageron das Dokument dem Stadtrat von Verdun vor und übernahm die weltliche Verwaltung. Es scheint, daß F. nie den Empfang der Bi­ schofsweihe beabsichtigt hat. Während der Amtszeit von F. litt die Diözese stark unter den durchziehenden Truppen Mansfelds, die, durch Wallenstein aus Böh­ men verdrängt, den französischen Calvini­ sten zu Hilfe kamen. Verdun wurde dabei zwar verschont, die Landgebiete dagegen völ­ lig verwüstet. Angesichts des nach wie vor vorhandenen Widerstandes gegen die französischen Pläne zur Liquidation der Freiheiten von Verdun beschloß der königliche Hof den Bau einer Zi­ tadelle auf der Höhe des Stadthügels. Mit der Durchführung wurde der königliche General­ leutnant in den Trois-Eveches, de Marcillac, beauftragt. Die Garnison wurde auf 5000 Mann erhöht und die Stadt zu ihrem Unter­ halt verpflichtet. Auf Weisung von Kardinal Richelieu begannen die Ingenieure d’Argencourt, Aleaume und Chätillon Ende 1624 mit den Arbeiten. Als sie dabei die Abtei SaintVannes gefährdeten, veröffentlichte F. am 21. 12. 1626 durch Anschlag ein Monitum gegen alle, die den kirchlichen und klösterlichen Besitz schmälerten. Daraufhin ließ der könig­ liche Gerichtspräsident Jean Gillet am 1. 1. 1627 die bischöflichen Anschläge entfernen, während F. am 2. 1. die Exkommunikation über Gillet aussprach. Sechs Wochen später erklärte der königliche Präsident für die Ver­ waltung der Trois-Eveches den bischöflichen Schritt als rechtswidrig, veranlaßte die Fort­ führung des Prälaten nach Paris und die Ab­ lieferung seiner Einkünfte an den König. Das Domkapitel mußte fortan im Hochamt für „famulum tuum Ludovicum Regem nostrum“ statt wie zuvor seit 1552 für „Protectorem no­ strum“ beten. Da F. die Rücknahme der Ex­

kommunikation verweigerte, wurden sein Ei­ gentum beschlagnahmt, sein Personal und seine Beamten amtsenthoben, seine Residenz und die ihm gehörenden Burgen in Kasernen umgewandelt. Sie blieben es viele Jahre lang, während F. sich nach Köln zurückzog. Als Kaiser Ferdinand II. sich mit einer Be­ schwerde an König Ludwig XIII. wandte, si­ cherte ihm dieser zu, daß die Symbole der Reichszugehörigkeit in Verdun nicht angeta­ stet würden. Die Bevölkerung der Stadt wur­ de dagegen drei Jahre lang von Steuern ausge­ saugt und ins Elend gestürzt. Das zwang F., sich schließlich dem Willen des Königs zu fü­ gen. Er hob die Exkommunikation Gillets auf und stellte seinen Widerstand gegen den Bau der Zitadelle ein. Als F. im September 1629 einen Erlaß über den Münzwert heraus­ brachte, mußte er auch diesen auf Weisung des Stadtkommandanten zurücknehmen. F. erhielt seinen weltlichen Besitz und die der Garnison zur Verfügung gestellten Gebäude zurück. Die Gerichtsbarkeit ging dagegen end­ gültig an den königlichen Gerichtshof über. Als der Prinz von Conde am 6. 10. 1631 Ver­ dun besuchte, ließ er keinen Zweifel am Sou­ veränitätsanspruch des Königs von Frank­ reich. Von einer Zugehörigkeit der Stadt und der Grafschaft zum Reich durfte keine Rede mehr sein.

Auch der Herzog von Lothringen, der sich dem französischen Hof verdächtig gemacht hatte, verlor sein Land. 1634 kapitulierte Nancy vor dem König. Als sich schwedische Truppen in den Trois-Eveches festsetzten, be­ schloß F., sich mit den Gegnern des Königs zu verbünden, um die Hoheitsrechte, die ihm ein königliches Dekret vom 31. 10. 1635 ge­ nommen hatte, zurückzugewinnen. Während des Dreißigjährigen Krieges stand F. auf der kaiserlichen Seite gegen Frankreich. Er hob eine Armee aus und versuchte mit Hilfe unga­ rischer, polnischer und kroatischer Truppen, die königliche Garnison aus seiner Bischofs­ stadt zu vertreiben. Die militärische Niederla­ ge seiner Verbündeten besiegelte jedoch auch sein Schicksal, und nach dem Friedens­ schluß raffte schließlich eine Pest große Teile der Bevölkerung fort.

F. wurde aufgrund von Artikel 45 des Frie­ densvertrages von Münster (1648) in sein Bis­ tum wieder eingesetzt. Seine letzten Jahre waren davon überschattet, daß sich unter den Offizieren der Garnison auch Protestanten be­ fanden. Angesichts der langen Abwesenheit von sei­ nem Sprengel und weil er nie die Bischofs­

Franz - Fregeno konsekration empfing, überließ F. die geistli­ che Verwaltung seinem Weihbischof Bona­ venture-Rousseau de Basoche, den er wohl auch als Nachfolger wünschte. F. unterstützte die Reform der regulierten Kanoniker durch Pierre Fourier, gründete ein Karmelitinnenkloster, verlegte das Kapuzinerkloster aus der Zitadelle in die Stadt Verdun und führte den Orden der Minimiten in Saint-Lucie de Sampigny ein. Während seiner Amtszeit tat sich eine Reihe von Kanonikern durch literarische und wissenschaftliche Arbeiten hervor.

F. starb am 11. 7. 1661. Den Bischöfen von Verdun blieben seitdem nur noch Gebräuche und Symbole, die an ihre ehemaligen Ho­ heitsrechte erinnerten. Das Domkapitel beriet zwar am 28. 9. 1661 über sein Bischofswahl­ recht und über die weltliche und geistliche Verwaltung für die Zeit der Vakanz, die sich sieben Jahre lang hinziehen sollte, doch ließ es letztlich alles auf sich beruhen. Im Jahre 1664 dehnte Papst Alexander VII. dann den Geltungsbereich des französischen Konkorda­ tes von 1516 förmlich auf die Diözese Verdun aus. Literatur: N. Roussel II, 57-66. - A. Girardot 185f. Bernard Ardura

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dult mit Einschluß der in Salzburg vereinbar­ ten Durchführungsbestimmungen auf einer Klerusversammlung am 19. 3. 1565. 1566 nahm er am Reichstag zu Augsburg teil, der sich unter anderem mit den calvinistischen Neigungen und Aktivitäten des Kurfürsten Friedrich III. von der Pfalz auseinanderzuset­ zen hatte, die im Blick auf die unter kurpfäl­ zischer Landeshoheit stehenden oberpfälzi­ schen Bistumsanteile das besondere Interesse des Regensburger Diözesanherrn in Anspruch nahmen. Von Augsburg zurückgekehrt, begab sich F. auf das bischöfliche Schloß zu Wörth an der Donau, wo ihn bald eine Krankheit ans Bett fesselte, von der er sich nicht mehr erho­ len sollte. Er starb dort am 21. 1. 1567, wurde nach Regensburg überführt und im Dom bei­ gesetzt. Seine kurze Amtszeit, die wie die sei­ nes unmittelbaren Vorgängers und Nachfol­ gers im Zwielicht des Übergangs vom spätmittelalterlichen zum tridentinischen Katho­ lizismus stand, hinterließ keine nennenswer­ ten Spuren. Quellen: BZA Regensburg. Literatur: L. H. Krick, Stammtafeln 97. - J. Staber 123. - K. Hausberger, Grablegen 375. - G. May 510. - K. Hausberger, Geschichte I, 321 f. (QQ, Lit.: II, 291). Karl Hausberger

Fraunberg, Veit von (t 1567) 1564-1567

Bischof von Regensburg

Veit von Fraunberg stammte aus landsässigem niederbayerischem Adel. Er war ein Sohn des herzoglichen Vizedoms Wilhelm v. F. auf Poxau und dessen zweiter Gemahlin Genoveva von Preysing, wurde für die geistli­ che Laufbahn bestimmt und erhielt Domkanonikate zu Freising (1536), Augsburg (1547), Regensburg (1548), Passau (1553) und Salz­ burg (1554). In Freising avancierte er 1553 zum Dompropst, in Passau erhielt er die glei­ che Würde 1561. Am 29. 12. 1563 wählten ihn seine Regensburger Mitkapitulare zum Bi­ schof. Die päpstliche Bestätigung, verbunden mit der Retention des Salzburger Kanonikats auf Lebenszeit und dem Verzicht auf die übri­ gen Präbenden nach Ablauf von sechs Mona­ ten, erfolgte am 21. 6. 1564. Am 3. 11. 1564 empfing F. durch Erzbischof J. J. v. (—>) KuenBelasy im Salzburger Dom die Bischofsweihe. Im Januar des darauffolgenden Jahres weilte er erneut in Salzburg, um jener Metropolitan­ synode beizuwohnen, die sich mit dem von Papst Pius IV. gewährten Indult der Kommu­ nion unter beiden Gestalten beschäftigte. Für seine eigene Diözese publizierte F. dieses In­ 19*

Fregeno, Marinus de (t 1482) 1478-1482

Bischof von Kammin

Nach dem Tod Bischof H. (-*) Iwens geriet das Bistum Kammin in eine langdauernde Krise. Papst Sixtus IV. transferierte am 16. 12. 1471 den ermländischen Bischof N. v. (—>) Tüngen nach Kammin, doch konnte dieser sich erfolgreich gegen den im Interesse des Königs von Polen vollzogenen Wechsel weh­ ren und Bischof von Ermland bleiben. Inzwi­ schen hatte das Kamminer Domkapitel im Einverständnis mit den pommerschen Herzö­ gen den Grafen Ludwig von Eberstein zum Bi­ schof postuliert, der auch die geistliche und weltliche Verwaltung des Bistums übernahm, aber keine einhellige Anerkennung im Lande fand und nicht die Bestätigung des Apostoli­ schen Stuhles erlangte. Als im Jahre 1473 der päpstliche Legat Antonio Bonumbra, Bischof von Accia, in der Diözese erschien und, ohne hierfür ausdrücklich bevollmächtigt zu sein, in die Stiftsangelegenheiten eingriff, kam es zur Polarisierung der Fronten und zur Einlei­ tung widersprüchlicher Verfahren für und ge­ gen Eberstein an der römischen Kurie, die sich Jahre hindurch unentschieden hinzogen,

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Fregeno

bis Sixtus IV. am 16. 11. 1478 unter Verwer­ fung der Kamminer Postulation und Widerru­ fung der Translation des Ermländer Bischofs den Italiener Marinus de Fregeno mit Kam­ min providierte. F., Kleriker der Diözese Spoleto, war einer der aktivsten und erfolgreichsten Kollektoren der römischen Kurie im dritten Viertel des 15. Jh.s. Seit 1457 war er fast Jahr für Jahr durch die Diözesen Mittel- und Norddeutschlands, die skandinavischen Länder, das Baltikum und Polen gezogen, hatte Ablässe für den Türkenkreuzzug erteilt und erhebliche Sum­ men nach Rom überwiesen, war freilich auch nicht selten beraubt, von geldbedürftigen Landesherren um Teile seiner Einnahmen er­ leichtert und an der römischen Kurie ver­ leumdet worden, wo er sich aber immer wie­ der rehabilitieren konnte. Auch diplomati­ sche Aufgaben für weltliche Fürsten führte er mit Erfolg aus.

Am 21. 3. 1479 wurde F., nachdem er am 25. 11. des Vorjahres um Erlaubnis zum Empfang der Ordines einschließlich der Priesterweihe in Rom von einem Bischof seiner Wahl und an beliebigen Tagen suppliziert hatte, in der römischen Kirche S. Giacomo degli Spagnoli von Titularerzbischof Simon von Patras unter Assistenz der Bischöfe J. (—>) Rehwinkel von Samland und Augustin von Santorin zum Bi­ schof geweiht. Schon am 20. 1. hatte er gegen­ über dem Pommernherzog Bogislaw X. seine Bevollmächtigten zur Inbesitznahme von Bis­ tum und Stift beglaubigt. Wohl im März 1480 langte er in Pommern an. Am 7. 5. wurde er im Kamminer Dom inthronisiert.

F. verstand es zunächst, das Wohlwollen Bogislaws X. zu gewinnen, der seit 1478 alle Teile des Landes in seiner Hand vereinte und den Bischof zur Anerkennung seiner Schirm­ hoheit nötigte. Sein nachgiebiges Verhalten gegenüber der führenden Stiftsstadt Kolberg erleichterte ihm den Empfang der Huldigung in seinem Bistumsterritorium. Seine Geldfor­ derungen jedoch stießen auf zunehmenden Widerstand des Klerus, der Anfang Februar 1481 gegen seine Maßnahmen an den Papst appellierte. Verständnisschwierigkeiten im Umgang mit dem Landfremden, der sich auf seinem Bischofssiegel ausdrücklich als „Ita­ liens“ bezeichnete und dem man mangelnde Freundlichkeit im Umgang mit seinen Diöze­ sanen vorwarf, scheinen das Verhältnis zu­ sätzlich belastet zu haben. Bei einem Besuch in Greifswald im März 1481 wurde er von der aufgebrachten Menge mit Steinen beworfen. Das Kamminer Domkapitel erklärte ihn am 4. 4. 1481 förmlich für suspendiert und bean­

tragte in Rom seine Transferierung in eine an­ dere Diözese. Auch der Herzog ließ ihn nun­ mehr fallen. Von Papst Sixtus IV. erneut zur Offenlegung seiner Kollektorieangelegenheiten aufgefordert, übertrug F. am 28. 4. 1481 die Stiftsregierung für die Zeit seiner Abwe­ senheit den Bürgermeistern und Räten der Städte Kolberg und Köslin samt einigen von ihnen zu bestimmenden Vertretern der Ritter­ schaft, um sich anschließend nach Rom zu begeben, wo er auch die Auseinandersetzung mit seinen pommerschen Gegnern erfolgreich betreiben zu können hoffte. Die Briefe, die er von dort an seine Stargarder Anhänger rich­ tete, bringen seinen Willen zum Ausdruck, an seiner Kamminer Bischofswürde festzuhal­ ten. Am 7. 7. 1482 jedoch verstarb er in Rom. Die kuriale Verwaltung war noch längere Zeit hindurch damit beschäftigt, Aufschluß über seine finanzielle Hinterlassenschaft zu ge­ winnen. Sein Andenken in Pommern blieb negativ. F., der den Titel eines „sacrae theologiae doc­ tor“ führte, war durchaus ein geistig wacher Zeitgenosse. Die Dombibliothek in Strängnäs, wo er ein Kanonikat besaß, bewahrt eine von ihm um 1461 angelegte Sammlung von Ex­ zerpten zum Bußwesen. Neuere Forschung konnte ihn als Verfasser einer „Descriptio provinciarum Alamanorum“ nachweisen, in die seine Kenntnis der Reichsverfassung, der Fürsten und Territorien, der Städtewelt sowie der Landessitten Deutschlands eingeflossen ist. Das wahrscheinlich dem Kardinal Auxias de Podio zur Vorbereitung einer Deutschland­ legation gewidmete Werk entstand im Früh­ jahr 1479, also noch vor F.s Aufbruch in sein fernes Bistum, das in der „Descriptio“ keine Rolle spielt. Gleich zahlreichen Italienern des Quattrocento benutzte er seine Nordlandrei­ sen zur Suche nach Klassikerschätzen. Daß er dabei das eine oder andere Stück heimlich mitgehen ließ, wie Kantzow behauptet, könnte glaubhaft sein. Unter dem 1465 von Lübeck mit Beschlag belegten Gepäck des Kollektors F. befanden sich „dre grote Volumi­ na Josephi und eyn kleyn volumen Augusti­ nus de civitate Dei“. Schriften: Descriptio provinciarum Alamanorum, ed. K. Voigt, in: QFIAB 48 (1968) 182-206. - Briefe an die Stargarder Geistlichkeit, 14. März-9. Juni 1482, ed. Ch. Schöttgen, Altes und Neues Pommer­ land, Tl. 3 (Stargard-Stettin 1721) 356-371.

Ungedruckte Quellen: Zur Ernennung: ASV Reg. Lat. 789 fol. 64v-65r. - Reg. Lat. 793 fol. 49r-50v. Schedario Garampi, vol. 39 fol. 110 vb. - Finanzfra­ gen: ASV Arm. XXXIX tom. 1. Gedruckte Quellen: Diario Concistoriale del Cardi­ nale Ammanati, ed. E. Carusi, Rer. It. SS n. ed.

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Fregeno - Freiberg XXIII 3 (Cittä di Castello 1904) 148f. - APD III, IV, VII (1908/43). - Pomerania II, 31f., 39f. - Polonica, Nr. 525, 526, 534, 566, 575, 614, 622.

Literatur : H. Riemann 250ff., mit Beilage 38-43. M. Wehrmann, Graf Ludwig von Eberstein als Po­ stulat von Cammin (1469-1480), in: MB1GPGA (1897) 33-37, 49-54. - Ders., Bischof Marinus von Kammin (1479-1482). Ein Italiener auf dem Kammi­ ner Bischofsstuhle, in: BSt, NF 18 (1914) 118-160. O. Grotefend 220f., Nr. 46. - H. Hoogeweg I, 320, 598. - A. A. Strnad, Francesco Todeschini-Piccolomini, in: RHM 8/9 (1964-66) 279f. - J. Petersohn, Geistige Beziehungen zwischen Skandinavien und Pommern im Spiegel mittelalterlicher Handschrif­ ten, in: Mare Balticum 1 (1965/66) H. 3/4, 48. - K. Voigt, Der Kollektor Marinus de Fregeno und seine „Descriptio provinciarum Alamanorum“, in: QFIAB 48 (1968) 148-206. (Lit.). - Ders., Italienische Be­ richte aus dem spätmittelalterlichen Deutschland (Stuttgart 1973) 186-195. - Ch. Schuchard 69f. Jürgen Petersohn

Freiberg, Lorenz von (t 1487) 1474-1487

Bischof von Gurk

Lorenz von Freiberg entstammte dem Kärnt­ ner Adelsgeschlecht der Freiberger auf Dra­ senberg bei Meiselding, dessen Angehörige unter den Gurker Vasallen zu finden sind. Am 5. 5. 1459 wurde er vom Kapitel zum Dompropst von Gurk gewählt. Nach dem Tod U. (—>) Sonnenbergers nominierte Kaiser Friedrich III. F. 1470 als Gurker Bischof. Aber erst nach der Wahl des salzburgischen Gegen­ kandidaten S. v. (—>) Tannberg zum Bischof von Freising am 11. 5. 1474 wurde F. päpst­ lich anerkannt. Gleichzeitig erhielt er die Er­ laubnis, die Dompropstei nach der Bischofs­ weihe sechs weitere Jahre beibehalten zu dür­ fen, ferner Dispens von jenen kanonischen Strafen, die Bischöfe trafen, die ihre Weihe länger als sechs Monate aufschoben. F. be­ zeichnete sich bis zum 15. 7. 1478 als „electus et confirmatus episcopus“. Nach seiner Weihe (4. 10. 1478) nannte er sich auch „vicarius generalis Salzburgensis“. Die Dom­ propstei behielt er bis an sein Lebensende bei. Die Regierungszeit F.s war von Türkeneinfäl­ len und kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Ungarn überschattet. Finanziell und militärisch unterstützte F. in diesen Kämpfen den Kaiser tatkräftig. Die Gurker Herrschaften in der Untersteiermark waren 1479-90 von den Ungarn besetzt, die bischöflichen Ein­ künfte daher gering. Die Beibehaltung der Dompropstei bildete für F. eine Möglichkeit, diese Einkommensverluste einigermaßen aus­ zugleichen.

F. starb am 15. 8. 1487 und wurde in seiner Kathedralkirche beigesetzt. Dort befindet sich sein Grabstein. An seinem Jahrtag wurden in Gurk 100 Pfund Pfennig, Weizenbrot und Ge­ treide an Arme ausgeteilt. Literatur: A. Weiß, Kärnthens Adel bis zum Jahre 1300 (Wien 1869) 184. - J. Obersteiner 252-258. Ders., in: Carinthia 1,174 (1984) 261f. Christine Tropper

Freiberg, Ludwig von (1442-1480)

1474-1480 Providierter Bischof von Kon­ stanz Ludwig von Freiberg wurde im Jahre 1442 als Sohn des Edelknechtes Michael v. F. und der Helena von Berg geboren. Die Familienburg der F. liegt bei Biberach. 1455 studierte F. in Pavia, 1457 in Heidelberg, 1462 in Basel. Hier erwarb er den Grad eines Bacc. art. Er schloß sein Studium mit dem Dr. iur. utr. ab. 146869 war er Rektor der juristischen Fakultät in Pavia. Seit 1459 besaß F. die Pfarrei Ehingen an der Donau. Bei einem römischen Aufent­ halt als Gesandter Herzog Sigismunds von Österreich, des Regenten von Tirol, provi­ dierte Sixtus IV. F. 1472 mit Domkanonikaten in Konstanz und Augsburg, doch gelangte er nicht in deren Besitz. F. war damals Subdia­ kon und erhielt die Erlaubnis, die Priester­ weihe fünf Jahre aufzuschieben, falls er im Dienst des Herzogs stehe oder studiere. Am 2. 9. 1474 ernannte Papst Sixtus IV. ihn dann auf Betreiben Sigismunds, dessen Rat F. war, zum Koadjutor des Konstanzer Bischofs H. v. (—>) Breitenlandenberg mit dem Recht der Nachfolge. Das Konstanzer Domkapitel nahm dagegen in Kenntnis der päpstlichen Verfü­ gung, allerdings ohne die betreffenden Bullen gesehen zu haben, nach dem Tode Breitenlan­ denbergs am 30. 9. 1474 entsprechend den Bestimmungen des Wiener Konkordates von 1448 eine kanonische Wahl vor. Bei ihr wur­ de mit vier Enthaltungen O. v. (—►) Sonnen­ berg gewählt. Sixtus IV. bestand jedoch dar­ auf, daß Breitenlandenberg F. als Koadjutor gewünscht habe. Außerdem sei der Fall eines Koadjutors mit dem Recht der Nachfolge im Konkordat nicht geregelt und somit dem päpstlichen Stuhl überlassen. F. und Sonnen­ berg bemühten sich in dem ausbrechenden Konstanzer Bistumsstreit jeweils um Anhän­ ger.

Während Sigismund im Hinblick auf die er­ hoffte Rückgewinnung der an die Eidgenos­ sen verlorengegangenen linksrheinischen Ge­ biete Aargau und Thurgau einen Vertrauens­

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Freiberg - Friedrich

mann des Hauses Habsburg auf dem Bischofs­ stuhl von Konstanz wünschte, zielten die Eidgenossen in die Gegenrichtung und stell­ ten sich auf die Seite Sonnenbergs, während das Kapitel den Papst um die Respektierung seines Wahlrechtes bat. Als F. Ende 1474 im Besitz der Bullen mit Gewalt in das Münster eindringen wollte, wurde er vom Kapitel ab­ gewiesen und auch von der Stadt Konstanz nicht unterstützt. Beide Seiten bannten dar­ aufhin einander.

Während in den folgenden Auseinanderset­ zungen der Papst bei seinem Kandidaten blieb, hieß der Kaiser die Kapitelswahl gut, da er von einer Auseinandersetzung zwi­ schen Sigismund und den Eidgenossen eine Schwächung im Kampf gegen Karl den Kühn­ en von Burgund befürchtete. Der von ihm zum Bevollmächtigten in den Fragen des Konstanzer Schismas und mit dem Schutz des Bistumsbesitzes beauftragte Herzog Eber­ hard von Württemberg nutzte dies, um sein landesherrliches Kirchenregiment auszubau­ en, indem er, als Sonnenbergs Stellung gefe­ stigt war, F. anerkannte. Dieser wurde vom Papst nach dem Tode Breitenlandenbergs auf einer eindeutigeren Rechtsbasis erneut mit Konstanz providiert, vom Kapitel dagegen wieder abgelehnt. F. eröffnete nun in Radolf­ zell eine eigene Kurie und suchte, seine Juris­ diktion zur Geltung zu bringen, während der Kaiser im Oktober 1475 die Regalien an Son­ nenberg verlieh. Da auch die Eidgenossen­ schaft auf dessen Seite stand, war die Lage F.s aussichtslos. Kaiser und Papst suchten 1476 einen Kompromiß, u. a. durch die eventuelle Umwandlung der Benediktinerabtei Weingar­ ten in ein weltliches Kollegiatstift. Außerdem wurde beiden Seiten die Jurisdiktion zugun­ sten neutraler Personen entzogen. 1477 begab F. sich nach Rom, um für seine Sache zu wer­ ben. Die letzte Phase des immer stärker ver­ sumpfenden Streites spielte zwischen Papst und Kaiser. 1479 schlossen beide Seiten in Graz einen Kompromißfrieden, doch scheiter­ te dieser an der Ablehnung durch F. Als die­ ser sich im Sommer 1480 erneut nach Rom begab, um seine Ansprüche geltend zu ma­ chen, verstarb er dort vor dem 6. 11. 1480.

19. 8. 1457 Titularbischof von Salona; 1461 und 1464 Altarweihen im Freisinger Dom; 1469 Translation der Gebeine des hl. Kastulus in Moosburg; + 8. 4. 1474; □ Freising, St. An­ drae. Literatur: C. Meichelbeck-A. Baumgärtner 586f. Egon Johannes Greipl

Friderlin, Thomas (OCist) (um 1500-1553)

1547 seit 1547 seit 1548

Ep. tit. Tripolitanus Weihbischof in Basel Weihbischof in Straßburg

* um 1500 Ensisheim (Oberelsaß); Mai 1532 Profeß in Lützel; 1534 in Freiburg/Br. imma­ trikuliert; Bacc. art. und 1536 Mag. art; 1540 Prior in Lützel; 10. 10. 1547 Titularbischof von Tripolis und Weihbischof in Basel; 1548 wie schon K. (-*) Wickram zugleich Weihbi­ schof in Straßburg; t 16. 4. 1553 Lützel; □ ebd. Literatur: F. Chevre 596-598. - J. Bücking, Weihbi­ schöfe. - W. Kundert, in: HS 1/1, 230. Pierre Louis Surchat

Friedrich, Graf von Hohenzollern (um 1450-1505)

1486-1505

Bischof von Augsburg

Frey, Johannes (OFM) (+ 1474)

Friedrich von Zollern wurde um 1450 als er­ ster Sohn des Grafen Jos Niklas v. H. und der Agnes von Werdenberg, Schwester des nach­ maligen Augsburger Bischofs J. v. (->) Wer­ denberg, vermutlich auf Burg Hohenzollern geboren. Früh zum geistlichen Stand be­ stimmt, erhielt er 1467/68 wohl durch Ver­ mittlung seiner Onkel Heinrich v. W. und Heinrich v. H., Domherren in Straßburg, die Anwartschaft auf ein Straßburger Kanonikat und 1468 eine weitere in Konstanz. 1468 be­ gann er sein Studium in Freiburg, setzte es in Erfurt fort, amtierte dort 1470/71 als Rektor und kehrte nach Freiburg zurück. Hier 1477 zum Rektor gewählt, trat er die Nachfolge Jo­ hann Geilers, genannt von Kaysersberg, an, der ihm fortan als Ratgeber und Seelenführer zur Seite stand. Schon zuvor hatte er Pfarr­ pfründen erhalten: 1478 in Offenburg und 1479 in Rusbach. 1483 rückte er in Straßburg zum Domdekan auf. Vergeblich nominierte ihn im Oktober 1483 Kurfürst Albrecht Achil­ les von Brandenburg für das Bistum Lebus.

1457 Ep. tit. Salonensis 1457-1474 Weihbischof in Freising

Nachdem der Augsburger Bischof Werden­ berg Ende Februar 1486 auf dem Frankfurter

Literatur: E. Göller. - G. Spahr. - J. Gisler. - W. Teu­ fel. - P. Haußmann. - B. Degler-Spengler, in: HS 1/2, 361-366 (Lit.). Red.

Friedrich

Reichstag verstorben war, betrieben Kaiser Friedrich III., dem Jos Niklas v. H. treu diente, König Maximilian und fast alle Kur­ fürsten die Wahl F.s zum Nachfolger. Die Wit­ telsbacher favorisierten dagegen den Augs­ burger Dompropst Herzog Johann von Mos­ bach. Das Domkapitel entschied sich am 21. 3. 1486 für den kaiserlichen Kandidaten. F. nahm am 3. und 4. 5. 1486 in Dillingen und Augsburg vom Hochstift Besitz und ließ sich, nachdem am 21. 6. die päpstliche Bestätigung erfolgt war, am 17. 9. 1486 durch den Kon­ stanzer Bischof O. v. (—►) Sonnenberg in der Dillinger Pfarrkirche die Bischofsweihe ertei­ len.

Seine bischöfliche Tätigkeit begann F. 1486 mit einer Synode in Dillingen. Er nahm die bischöflichen Aufgaben sehr ernst, spendete öfter das Firmsakrament, nahm Kirchweihen vor und pontifizierte regelmäßig an den Feier­ tagen in Augsburg und Dillingen. Um die Ver­ einheitlichung der Liturgie bemühte er sich durch Herausgabe von Augsburger Brevieren, eines Obsequiale Augustanum und ab 1489 des Missale Augustanum. Visitatoren hatten die Anschaffung der Bücher durch die Pfar­ reien zu überprüfen. Um die Verkündigung des Gotteswortes zu fördern, stiftete F. 1505 die Domprädikatur, nachdem er bereits 1487 diesen Plan gefaßt und Geiler als Prediger vorgesehen hatte, der diese Aufgabe jedoch nicht übernahm. Desgleichen sollten die

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Gründung einer Priesterkongregation 1498 in Dillingen, die Bestätigung zahlreicher Bru­ derschaften, die Errichtung neuer Pfarreien und Meßpfründen, die regelmäßige Abhal­ tung von Bittprozessionen das religiöse Le­ ben stärken. F.s Verhältnis zu den Orden, die er mit zahlreichen Ablaßbriefen begabte, war ungetrübt. Nachdrücklich unterstützte er alle klösterlichen Reformbestrebungen. Außeror­ dentliche Ereignisse seiner Amtszeit waren 1492 die Translation der Gebeine des hl. Simpert nach St. Ulrich und Afra in Augsburg und 1495 die Freigabe des Kultes vom Wunderbarlichen Gut in Heilig Kreuz, Augsburg. Auch die Verwaltung des Hochstifts nahm F. sehr ernst. Dessen wirtschaftliche Lage blieb trotz vieler Baumaßnahmen, u. a. in Buchloe, Dillingen, Füssen und am Augsburger Dom, und vorübergehender Gebietsverluste gesund und leistungsfähig. Allerdings wurde F.s un­ erbittliche Steuerpolitik kritisiert. 1488 trat F. auf Drängen des Kaisers dem Schwäbischen Bund bei. Ernste Spannungen mit den Nach­ barn, vor allem mit der Stadt Augsburg, blie­ ben ihm nicht erspart. Diese betrafen in erster Linie das domkapitelsche Statut und die bi­ schöfliche Straßvogtei. Der unter seinem Vorgänger verabschiedete Beschluß, keinen Augsburger Bürger ins Domkapitel aufzuneh­ men, wurde von der Stadt angefochten, und 1500 providierte König Maximilian sogar sei­ nen in Augsburg geborenen Sekretär M. (—>) Lang von Wellenburg zum Dompropst. Nach heftigen Auseinandersetzungen erstritt das Kapitel das freie Besetzungsrecht der Prop­ stei, mußte aber bis 1519 Lang diese Würde zugestehen. Die sog. Straßvogtei, das Gebiet südlich von Augsburg, ursprünglich Reichs­ gut mit wechselhafter Besitzgeschichte, war 1336 pfandschaftsweise an das Hochstift ge­ fallen. Als F. sich 1486 in diesem Raum von nichthochstiftischen Untertanen huldigen ließ, kam es zu jahrelangen Streitigkeiten mit Augsburg. Ein Konflikt mit den Grafen von Montfort-Rotenfels betraf die Gerichtshoheit des Bischofs über die Untertanen in der Pfle­ ge Rettenberg, die erst 1521 beendet wurde. Auch mit den Wittelsbachern, die ihre Nie­ derlage bei der Augsburger Bischofswahl nicht verwunden hatten, kam es wegen Grenzfragen wiederholt zu Auseinanderset­ zungen.

Ungetrübt war das Verhältnis F.s zu Maximi­ lian I., der ihm zahlreiche Gunsterweise zu­ teil werden ließ, ihn aber auch stärker in die Pflicht nahm. Öfter hielt sich Maximilian in Augsburg und Dillingen auf. 1492 nahm er an der Erhebung der Reliquien des hl. Simpert

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Friedrich

teil, gewährte 1495 dem hochstiftischen Oberstdorf das Marktrecht und den Blutbann und setzte im gleichen Jahr E zum Schieds­ richter im Streit zwischen den Grafen von Werdenberg und den Freiherren von Zim­ mern ein. 1500 war er auch bei der Einwei­ hung des Langhauses von St. Ulrich und Afra anwesend. Umgekehrt streckten Bischof und Domkapitel 1491 Maximilian die nötige Geld­ summe für den Rückkauf der an Bayern ver­ pfändeten Markgrafschaft Burgau vor. Diese verpfändete der König, der stets in Geldnöten war, 1498 wiederum an F., der dafür 22 000 Gulden bezahlte. 1492 stellte F. als Mitglied des Schwäbischen Bundes Maximilian für den Krieg mit Frankreich und 1499 mit der Schweiz Truppenkontingente zur Verfügung. Desgleichen nahm er an verschiedenen Reichstagen teil. Nach dem Tod Herzog Ge­ orgs des Reichen von Bayern-Landshut (1503), der ohne männliche Nachkommen starb, ergriff er Partei für Maximilian, als die­ ser entsprechend altem wittelsbachischem Herkommen mit dem Landshuter Erbe nicht, wie der Verstorbene testamentarisch verfügt hatte, dessen Tochter Elisabeth und ihren Ge­ mahl Ruprecht von der Pfalz, sondern Herzog Albrecht IV. von Bayern-München belehnte und damit die Einheit des Herzogtums Bay­ ern wiederherstellte. Der daran sich entzün­ dende Landshuter Erbfolgekrieg (1504/05), aus dem Albrecht IV als Sieger hervorging, wurde auch in das Augsburger Bistumsgebiet getragen. Zu diesem Zeitpunkt litt F. bereits an einer schweren Krankheit. Er starb am 8. 3. 1505 im Dillinger Schloß. Sein Leichnam wurde in der Gertrudenkapelle des Augsburger Domes beigesetzt, wo noch ein Epitaph von Hans II. Peuerlin an ihn erinnert. F. gilt in der Überlie­ ferung als tatkräftig, gütig, fromm und sitten­ rein. Literatur: F. Zoepfl I, 482-535. - A. Layer 200f. - A. Schmid. - KDB Augsburg, Reg. Peter Rummel

Friedrich, Herzog von Schleswig-Holstein (1529-1556)

1554-1556

Bischof von Hildesheim

Friedrich, Herzog von Holstein, wurde ver­ mutlich 1529 als jüngster Sohn des däni­ schen Königs Friedrich I. und dessen zweiter Ehefrau Sophie, einer Tochter Herzog Bogis­ laws X. von Pommern, geboren. Seine Brüder waren der dänische König Christian III. und die Herzöge Johann und Adolf von Schles­

wig-Holstein. F. wurde evangelisch erzogen. Bei der Teilung der Herzogtümer Schleswig und Holstein 1544 unter Friedrichs I. Söhne wurde der noch unmündige F. übergangen, weil man hoffte, ihm die Koadjutorie für das Erzstift Bremen verschaffen zu können. 1549 wurde er zum Koadjutor des lutherischen Bi­ schofs von Schleswig, Tilemann van Hussen, gewählt und verzichtete gegen eine jährliche Rente, die bis zur Versorgung mit einem bes­ seren Bistum gezahlt werden sollte, auf seine Ansprüche auf Teile der Herzogtümer. 1551 erhielt er ein Domkanonikat in Köln.

Nach dem Tod des Hildesheimer Bischofs V. v. (—>) Tetleben 1551 bewarben sich zwei Kan­ didaten um seine Nachfolge. Die Minderheit des Domkapitels um B. v. (—>) Oberg und Jo­ hann Horneburg favorisierte den Kölner Dom­ propst Herzog (—>) Georg von BraunschweigLüneburg-Wolfenbüttel, einen Bruder Hein­ richs d. J., von dem man die Restitution des „Großen Stiftes“ erhoffte. Die Chancen Ge­ orgs schwanden, als Heinrich d. J. dies ab­ lehnte. Die Kapitelsmehrheit trat von Anfang an trotz seiner eindeutig evangelischen Ge­ sinnung für F. ein, denn seine Familienver­ bindungen schienen gute Voraussetzungen für die Stiftsrestitution zu gewährleisten. Au­ ßerdem unterstützte Kaiser Karl V. F.s Kandi­ datur. Dessen Wahl erfolgte am 3. 10. 1551. In der Wahlkapitulation vom 24. 10. 1551, die F. bei seiner Amtseinführung am 17. 9. 1554 er­ neuerte, garantierte F. den katholischen Cha­ rakter des Domkapitels, der Klöster und Stifte; er wollte sich um eine Beschleunigung des am Reichskammergericht anhängigen Prozesses um die Stiftsrestitution bemühen und räumte dem Domkapitel die Mitwirkung beim Abschluß von Verträgen über Stiftsange­ legenheiten ein. Aufgrund von Zweifeln an seiner konfessionellen Haltung verzögerte sich jedoch die päpstliche Bestätigung. Um die Nachteile der Sedisvakanz zu begrenzen, ernannte Karl V F. daher am 23. 3. 1553 zum Administrator des „Kleinen Stiftes“. Der Kai­ ser setzte sich auch an der Kurie für F. ein und wurde dabei u. a. von dem päpstlichen Nuntius Pietro Bertano, dem Kölner Erzbi­ schof (—>) Adolf von Schaumburg, dessen Bruder Graf Anton sowie dem mit dem Infor­ mativprozeß beauftragten Johannes Gropper unterstützt. Die päpstliche Bestätigung erfolg­ te unter Dispens vom kanonischen Alter am 6. 7. 1554. Am 17. 9. 1554 wurde F. in Hildes­ heim inthronisiert, und am 21. 6. 1555 ver­ lieh ihm Karl V. die Regalien. F. empfing we­ der die Priester- noch die Bischofsweihe. Um seine landesherrliche Stellung zu stär­ ken, bemühte F. sich um die Einlösung ver­

Friedrich

pfändeter Stiftsburgen und Ämter. Dies er­ reichte er 1554 hinsichtlich des Hauses Steu­ erwald, das allerdings nicht dem Bistum, son­ dern dem Haus Holstein zufiel. Gegen erheb­ liche Zugeständnisse konnte F. auch Haus und Amt Peine von der Stadt Hildesheim ein­ lösen. Im Vertrag vom 21. 6. 1553 garantierte er die Rechte und Privilegien Hildesheims, vor allem den lutherischen Besitzstand, und überließ den Protestanten noch einige Klo­ ster- und Pfarrkirchen. Auf diesem Vertrag be­ ruhten seitdem die Konfessionsverhältnisse in der Stadt.

F. führte ein völlig weltliches Leben und er­ griff keine Maßnahmen zur Reform von Kir­ che und Klerus. In den unter bischöflicher Herrschaft stehenden Ämtern Steuerwald und Peine begünstigte er die Ausbreitung des Protestantismus. F. starb am 27. 10. 1556 in Kiel. Er wurde im Dom zu Schleswig beige­ setzt. Literatur: A. Bertram, Bischöfe 136-139. - M. Buh­ lers 76-91. - A. Bertram, Hildesheim II, 178-202. K. Henkel 42. - J. Gebauer I, 356-358; II, 1-4. - A. D. Jurgensen, in: DBL 7 (21935) 282f. - H. Seeland 45f. - M. Schwarz-Lausten, Johannes Gropper und Fürstbischof Friedrich von Hildesheim, in: WZ 126/ 127 (1976/77) 51-60. - G. May 181, 294f. - U. Sta­ nelle 210. Hans-Georg Aschoff

Friedrich, Markgraf von Baden (1455-1517)

1496-1517 Bischof von Utrecht Friedrich, Markgraf von Baden, wurde 1455 als Sohn des Markgrafen Karl I. von Baden ge­ boren. Seine Mutter, Katharina von Steier­ mark, war eine Schwester Kaiser Friedrichs III. Durch sie war F. dem Haus Habsburg ver­ bunden. Kaiser Maximilian I. war sein Vetter. Diese Beziehungen erleichterten ihm den Er­ werb von geistlichen Pfründen. F. war u. a. Kanoniker und Thesaurar des Kölner Domes.

Nach 1490 nahm Maximilian I. F. als Nachfol­ ger des bejahrten Bischofs von Utrecht, (—>) David von Burgund, in Aussicht. Über diesen Bischofssitz versuchte das burgundisch-habs­ burgische Haus seit 1455 seinen Einfluß in den nördlichen Niederlanden auszuweiten. Um den Handlungsspielraum Davids einzu­ schränken, versuchte der König seit Juni 1493, die Ernennung F.s zum Koadjutor mit Nachfolgerecht zu erwirken. Doch David ver­ weigerte dies, und auch die Ständeversamm­ lung des Utrechter Stiftes lehnte das burgun­ dische Machtspiel ab.

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Maximilian I. hatte früh seinen Einfluß im Stift sichergestellt und 1490 ein päpstliches Privileg erwirkt, das ihm die Nomination des nachfolgenden Utrechter Bischofs zusicherte. Als nun David am 16. 4. 1496 starb, zögerte sein Kastellan (—►) Philipp von Burgund die Beerdigung hinaus. So nominierte der König, auf sein Privileg gestützt, F., noch ehe die fünf Utrechter Kapitel zur Wahl schreiten konnten. Weder die Stände noch die Kapitel widersetzten sich. Damit verloren die Utrech­ ter Kapitel definitiv jeden Einfluß auf die Be­ stellung des Bischofs. Die päpstliche Verlei­ hung folgte am 12. 8. 1496. Da im Stift ein Aufstand der antiburgundischen Partei - wie immer vom Herzog von Geldern unterstützt drohte, eilte F. nach Utrecht und hielt am 17. 9. 1496 seinen feierlichen Einzug. Danach ließ er sich in der bischöflichen Festung Duurstede nieder. Bis etwa 1508 gelang es F. mit großem diplo­ matischem Geschick, das Stift aus den Kon­ flikten zwischen Burgund und Geldern her­ auszuhalten. Dazu trug auch bei, daß durch den Frieden von Senlis zwischen König Ma­ ximilian und Frankreich (1493) der antihabs­ burgische Widerstand im Stift geschwächt worden war. Durch gute Zusammenarbeit mit den Ständen - jedoch unter schweren finan­ ziellen Lasten - konnte F. seinen territorialen Besitzstand wahren, so 1498 gegen die Her­ ren von Wisch, 1499 gegen den Herzog von Kleve, 1508 und 1510 gegen Karl von Gel­ dern. Auch trat er gegen plündernde Söldner­ truppen auf, die das Stift ständig heimsuch­ ten. Er entsprach somit den Erwartungen der habsburgischen Regierung.

Seit 1508 geriet er aber zunehmend in Streit mit den Ständen des Niederstifts, als diese sich dem Herzog von Geldern annäherten. Dennoch griff F. aus diplomatischen Gründen nicht ein, als es im Februar 1511 zwischen der Stadt Utrecht und dem Grafen von IJsselstein, einem Feldherrn der Habsburger, zum offenen Krieg kam. In dieser Haltung beharrte er, als der Herzog von Geldern die Bischofs­ stadt in Schutz nahm und ihr militärische Hilfe leistete. Nun griff die habsburgische Zentralregierung ein und erlegte beiden Par­ teien am 7. 9. 1511 einen Friedensvertrag auf. Dieser untersagte dem Bischof, aber auch den Ständen im Niederstift jegliche Allianz mit den Feinden Habsburgs. Seitdem verlor F. das Vertrauen aller Seiten. In den Augen Maximilians hatte er kläglich versagt, doch auch seine Beziehungen zu den Ständen des Niederstifts waren gestört. Zu­ dem reizte es den Kaiser, daß F. sich am 12.3.

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Friedrich - Fröschl

1512 vor der Ständeversammlung zu einem Haushaltsplan verpflichtete, der ihn in seiner landesherrlichen Verwaltung einschränkte. Endgültig verspielte F. das Vertrauen der Zen­ tralregierung, als diese 1514 erfuhr, daß er versuchte, sein strategisch so bedeutsames Bistum gegen Metz zu tauschen. Den Utrech­ ter Sitz hatte er einem Kandidaten des franzö­ sischen Königs Ludwig XII. und damit dem Erzfeind Habsburgs angeboten. Daraufhin for­ derten Kaiser Maximilian und Erzherzog Karl seinen Rücktritt.

Auch F. selbst zog es nun vor, das schwierige Bistum aufzugeben. Durch seinen langen und unruhigen Episkopat erschöpft, beantragte er Ende 1515 wegen seines Alters einen Koadju­ tor. Doch die fünf Utrechter Kapitel prote­ stierten dagegen in Rom. Schließlich reichte F. - bereits erkrankt - im Frühjahr 1516 sein Entlassungsgesuch in Brüssel ein. Die Resi­ gnation („in die Hände des Papstes“) wurde sofort akzeptiert. Dadurch fiel dem spani­ schen König Karl das Ernennungsrecht für ei­ nen Nachfolger zu, das er 1508 erworben hatte. Die Stände des Niederstiftes wurden am 16. 6. 1516 über die Resignation und die Nachfol­ geprozedur informiert. In den nun folgenden Monaten weigerten sich die Stände im Nie­ der- und Oberstift, Karls Kandidaten Philipp von Burgund anzuerkennen. Es gelang ihnen jedoch nicht mehr, die Anerkennung bis zum Tod des kranken F. hinauszuzögern und so eine freie Bischofswahl herbeizuführen. Am 18. 3. 1517 enthob Papst Leo X. F. seines Am­ tes. Als Abfindung erhielt er von König Karl 18 000 rheinische Gulden und von Philipp ein Jahrgeld von 5 000 rheinischen Gulden (Vertrag vom 13. 2. 1517).

F. hat sich als weltlicher Fürst mit bemer­ kenswerter diplomatischer Begabung hervor­ getan, sich aber weder als Kirchenorganisator noch als Seelsorger profiliert. Die Bistumsver­ waltung überließ er seinem Generalvikar, während die geistliche Jurisdiktion im Bis­ tum ohnehin in den Händen der Utrechter Kapitelspröpste (als Archidiakone) lag. Am 22. 5. 1517 übergab F. seinem Nachfolger die Residenz Duurstede. Kurz danach zog er nach Lier bei Antwerpen, wo er am 24. 9. 1517 starb. Er wurde auf Burg Baden in Baden-Ba­ den beigesetzt. Literatur: R. R. Post, Bisschopsverkiezingen 174188. - A. J. van der Aa, in: BWN 6 (1857) 66f. - C. van Kalveen, Utrecht-Rome in diplomatiek en di­ plomatie 1516-1517. De resignatie van bisschop Frederik van Baden (Groningen 1971). - C. van Kal­ veen (Lit.). Paul Berbee

Friedrich, Markgraf von Brandenburg (1530-1552) 1552 1552

Erzbischof von Magdeburg Administrator des Bistums Halber­ stadt

Friedrich von Brandenburg wurde 1530 als Sohn Kurfürst Joachims II. geboren und be­ reits 1547 vom Magdeburger Domkapitel auf Wunsch des Erzbischofs (—») Johann Albrecht zum Koadjutor bestimmt. Nach dessen Tod postulierten ihn die Kapitel von Magdeburg und Halberstadt zu seinem Nachfolger unter der Bedingung, daß sie die Regierung bis zum Eintritt der Mündigkeit wahrnähmen. Die päpstliche Bestätigung wurde wegen des Übertritts seines Vaters zum Protestantismus 1539 zunächst versagt, erfolgte aber schließ­ lich 1552, nachdem brandenburgische Ge­ sandte 1551 auf dem Konzil von Trient er­ schienen waren und eine Petition Joachims II. übergeben hatten.

F. starb bereits am 3. 10. 1552 in Halberstadt. Er wurde im Dom beigesetzt. Literatur: H. Boettcher 362. - J. Steinstrass 159161.-G. May 198, 283. Josef Pilvousek

Fries, Nikolaus (OESA) (t 1498)

1456 seit 1457

Ep. tit. Tripolitanus Weihbischof in Basel

* Breisach; Augustinereremit; 21. 6. 1456 Ti­ tularbischof von Tripolis; seit 4. 1. 1457 als Basler Weihbischof bezeugt; im Sommer 1460 an der neuen Universität von Basel immatri­ kuliert; dort hielt er theologische Vorlesun­ gen; 1 17. 7. 1498. Schriften: Nicolai de preliis et occasu ducis Burgundiae historia (Straßburg 1477).

Literatur: W. Kundert, in: HS 1/1, 229. Pierre Louis Surchat

Fröschl von Marzoll, Wiguläus (1445-1517) 1480-1485

1500-1517

Offizial des Bistums Passau für das Land unter der Enns Bischof von Passau

Wiguläus Fröschl von Marzoll wurde am 4. 4. 1445 als Sohn des Reichenhaller „Siedherrn“ Ludwig F. und der Ursula Trenpeck zu Wald­ berg auf dem Familiensitz in Marzoll bei Rei­ chenhall geboren. Er hatte drei Brüder. Seine

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Fröschl - Frundsberg

Ausbildung schloß er mit dem Lie. iur. ab. 1467 erhielt F. in Rom die Tonsur. Als Dom­ herr in Passau ist er 1478 urkundlich er­ wähnt. Im Passauer Bischofsstreit zwischen G. (—>) Heßler und F. (—>) Mauerkircher war F. Anhänger des Letztgenannten. 1480-85 war er Offizial für das Land unter der Enns. In dieser Zeit erhielt er die reiche Pfarrei Krems in Niederösterreich, die er bis zu seinem Le­ bensende innehatte. Nachdem F. 1485 bei der Wahl zum Passauer Domdekan Ch. (—>) Schachner unterlegen war, wurde er nach dessen Wahl zum Bischof 1490 Inhaber die­ ses wichtigen Amtes, das er mit großer Stren­ ge ausübte, so daß es mit dem Kapitel gele­ gentliche Auseinandersetzungen gab. Um so überraschender war es, daß er bereits elf Tage nach dem Tod Schachners am 14. 1. 1500 ohne Einflußnahme benachbarter Landesher­ ren einstimmig zu dessen Nachfolger gewählt wurde. Nach seiner Wahl begab F. sich nach Rom, wo er am 29. 4. 1500 die päpstliche Bestätigung erhielt. Am 14. 5. 1500 erteilte Alexander VI. ihm die Bischofsweihe. 1501 erhielt F. von Kaiser Maximilian I. die Bestätigung der Re­ galien und einen umfangreichen Privilegienbrief. 1507 ernannte der Kaiser ihn zum Präsi­ denten des Reichskammergerichts. Dieses hatte noch keinen ständigen Sitz und wurde damals nur auf Zeit nach Regensburg verlegt. Es bestand aus einem Präsidenten und 16 As­ sessoren. F. war wie sein Vorgänger reformeifrig. 1503 berief er eine Diözesansynode nach Passau ein. In deren Mittelpunkt stand wie bei der letzten Synode unter U. v. (—>) Nußdorf die Erneuerung des Klerus. Außerdem wurden li­ turgische Fragen erörtert. Zur einheitlichen Gestaltung der Liturgie ließ er ein Direktori­ um herausgeben, das sowohl die Benutzung des von F. v. (—►) Öttingen wie des von Schachner veröffentlichten Breviers bzw. Missales unterstützen sollte. Es wurde allen Priestern außerhalb des Chores vorgeschrie­ ben. 1506 nahm F. an der Erhebung der Gebeine des heiligen Markgrafen Leopold in Kloster­ neuburg bei Wien in Anwesenheit des Salz­ burger Erzbischofs L. v. (—>) Keutschach, des Gurker Bischofs M. (-*) Lang von Wellenburg sowie 27 infulierter Prälaten, ferner einer gro­ ßen Zahl von Priestern aus Österreich, beson­ ders aus der Diözese Passau, teil. F. hatte alle Geistlichen, soweit sie nicht durch einen wichtigen Grund verhindert waren, zur Teil­ nahme verpflichtet. Er ordnete das Fest der Translation für das ganze Bistum Passau an. Dafür wurde eine eigene Historia verfaßt, die

bereits stark vom Geist der Renaissance und des Humanismus geprägt war. Als Landesfürst hielt F. 1502, 1505, 1507, 1509 und 1510 Landtage ab, denn das Reich forderte wegen der Kriege mit den Türken, den Franzosen und den Venezianern wieder Steuern. Erfolg hatte F. bei der Einlösung ver­ pfändeter Herrschaften. Er sorgte ferner für eine Neueinteilung der hochstiftischen Ver­ waltung, indem er die Pflegegerichte neu fest­ legte. Trotz der Türkengefahr, deretwegen F. in Wien ein Schutzbündnis zwischen Maxi­ milian I. und den Königen von Ungarn (La­ dislaus), Böhmen (Ludwig) und Polen (Sig­ mund) mitunterzeichnete, tat er alles, um die Steuerbelastung seiner Untertanen nicht in die Höhe schnellen zu lassen.

Auf der bischöflichen Burg Oberhaus in Pas­ sau vollendete F. den von seinem Vorgänger begonnenen Saalbau. Die Schloßkirche ver­ sah er mit einem den Bauideen der böhmi­ schen Frührenaissance nahestehenden Ein­ gangsturm. Die St. Salvatorkirche und das von ihm errichtete Propsteigebäude des Kollegiatstiftes ließ er mit Fresken verzieren. F. ließ als erster Passauer Bischof neben Pfenni­ gen auch Batzen, Schillinge und Goldduka­ ten prägen. Seine Regierungszeit wurde 1508 durch ein Hochwasser und 1512 durch einen großen Stadtbrand überschattet. Obgleich F. als Reichskammergerichtspräsi­ dent und Kanzler Maximilians einen großen Hofstaat halten mußte, wußte er gut zu wirt­ schaften. Er war streng gegen sich selbst, von vorbildlichen Sitten und ein eifriger Prediger. F. starb nach langer Krankheit am 6. 11. 1517. Er wurde im Dom bei den Altären der Bis­ tumspatrone St. Valentin und St. Maximilian beigesetzt. Auf Empfehlung Maximilians I. hatte ihm Leo X. in der Person des 14jährigen Herzogs (—*) Ernst von Bayern kurz zuvor ei­ nen Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge gegeben. Literatur: J. N. Buchinger 211-226. - K. Schrödl 312-315. - L. H. Krick, Domstift 12, 51, 203, 217. Ders., Stammtafeln 101. - F. Zaisberger, Schachner 126f. - A. Leidl, Bischöfe 34. - Ders., Dom 17-20. G.-H. Karnowka 8, 19, 150. - A. Leidl, Bis­ tumsgeschichte 37. - Ch. Schuchard 50f. August Leidl

Frundsberg, Ulrich von (+ 1493) 1488-1493

Bischof von Trient

Ulrich von Frundsberg entstammte einer Ti­ roler Adelsfamilie. Die F. waren Ministerialen

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Frundsberg

und erscheinen im 12. Jh. in Schwaz, viel­ leicht als Dienstleute des Bischofs von Frei­ sing. Sigismund von Tirol überwies der Fami­ lie das Stadt- und Landgericht von Sterzing und die Herrschaft St. Petersberg. Ein Johann v. F. war 1359-78 ein bedeutender Domherr in Brixen, ein anderer, ebenfalls Johann (t 1529), am Anfang des 16. Jh.s Domherr in Augsburg, Brixen (1509-13) und Eichstätt. Auch ein Kaspar v. Freundsberg war um 1510 Domherr in Augsburg und 1513-24 in Brixen. 1467/68 verkaufte der Vater, Ulrich (14251501), Herr von Liechtenwerth, Matzen und Freundsberg im Unterinntal bei Schwaz, dann von Mindelheim, Straßberg und St. Pe­ tersberg, Hauptmann des Schwäbischen Bun­ des und Rat des Erzherzogs Sigismund, Be­ sitztum und Rechte, darunter auch Schürf­ rechte, in Tirol und wanderte nach Schwaben aus. Dort erwarb er die Herrschaft Mindel­ heim und nahm den Namen Frundsberg an. Die Mutter F.s, Barbara (+ 1506), war eine Tochter des Bero von Rechberg, Herrn von Mindelheim, und der Barbara von Rotten­ burg. Der jüngere Bruder F.s, Georg, war der berühmte Söldnerführer Karls V. Mit Georg v. F., Herrn von Mindelheim, Straßberg und St. Petersberg, starb die Familie 1586 aus.

F. wurde auf dem Familiensitz zu Mindel­ heim im Allgäu geboren. Er studierte einige Jahre lang die Rechte. 1469 und wieder 1486 erscheint er als Domherr in Brixen. 1473 er­ hielt er Kanonikate in Augsburg und Freising, doch tauschte er im gleichen Jahr seine Augs­ burger Pfründe gegen eine durch den Verzicht des Bischofs J. v. (—►) Werdenberg frei gewor­ dene aus. 1475 war er Domherr in Trient. Während er 1485 noch Domherr in Augsburg war, resignierte er seine Freisinger Pfründe 1489 zugunsten von Peter Schafmannsberg. 1485 schrieb er sich in das Bruderschafts­ buch von S. Maria dell’Anima in Rom ein. Nach dem Tod des Trienter Bischofs J. (—>) Hinderbach suchte das Domkapitel sein so­ wohl von Seiten der römischen Kurie wie auch von Seiten Friedrichs III. gefährdetes Wahlrecht zu wahren, indem es unverzüglich zum Wahlakt schritt und am 30. 9.1486 F. sei­ ne Stimme gab. Dafür war der Einfluß des Grafen von Tirol, Erzherzogs Sigismund, maßgebend, der auf dem wichtigen Bischofs­ stuhl eine Persönlichkeit seines Vertrauens wünschte und sich damit zugleich für jenes Entgegenkommen erkenntlich erweisen woll­ te, das ihm der Vater des Elekten 20 Jahre zu­ vor beim Ausbau seiner Macht am Unterinn bewiesen hatte. Die Wahl mußte freilich ge­ genüber dem Kaiser erst durchgesetzt wer­

den, da dieser unter Bezug auf das ihm von Eugen IV. gewährte und von Pius II. auf Le­ benszeit bestätigte Privileg der freien Beset­ zung von Trient und anderer Bistümer Georg von Wolkenstein nominiert hatte. Die römi­ sche Kurie verzichtete diesmal auf einen eige­ nen Kandidaten, verlangte aber, daß dem Kar­ dinal Napoleon Orsini eine jährliche Pension von 500 Dukaten aus der Mensa episcopalis bezahlt werde. Bischof und Kapitel lehnten das ab, strengten bei der Kurie einen Prozeß an und verweigerten die Zahlung. Der Streit zog sich durch die ganze Amtszeit F.s hin und endete erst 1492 durch die Vermittlung des Kaisers mit einem römischen Verzicht. Er belastete aber dennoch die bischöflichen Fi­ nanzen, weil das Bistum an Sigismund 8100 rheinische Gulden bezahlen mußte. All das verzögerte auch die päpstliche Bestätigung, derentwegen F. sich unmittelbar nach seiner Wahl nach Rom begeben hatte. Am 11. 7. 1488 wurde sie endlich ausgesprochen. Dabei spielten die guten Dienste eine Rolle, die F. für die Beilegung des 1487 zwischen Sigis­ mund und Venedig ausgebrochenen Konflik­ tes geleistet hatte. F. ließ sich in Rom konsekrieren. Am 7. 8. 1488 ergriff er Besitz von seinem Bistum. Am 21. 6. 1489 wurden ihm die Regalien verliehen. Die weltliche Herrschaft F.s war wie schon unter seinem Vorgänger G. (—►) Hack seitens der Grafschaft Tirol eingeschränkt. Es dauerte zwei volle Jahre, ehe er sich im Hochstift voll durchsetzen konnte und das nur, nachdem er zuvor die von seinen Vorgängern abgeschlos­ senen Kompaktaten neu beschworen hatte. In der Val di Non und der Val di Sole setzte er seine Ansprüche erst 1489 durch. Auch die bischöflichen Schürfrechte mußte er, wie es schon Brauch geworden war, mit dem Grafen von Tirol teilen. 1491 wurden die Statuten der Stadt Trient, die auch für große Teile des Bistums galten, neu gefaßt.

1487 wurde das Bistum in den sog. Krieg von Rovereto zwischen Tirol und Venedig hinein­ gezogen. Den Höhepunkt dieses Konfliktes bildete die Schlacht von Calliano an der Grenze zu jenen ehemals tridentinischen Ge­ bieten, die Anfang des 15. Jh.s unter vene­ zianische Herrschaft gekommen waren. Der kurze Waffengang verlief zwar für Tirol er­ folgreich, hatte aber keine politischen Konse­ quenzen. Dabei fiel auf venezianischer Seite der letzte große italienische Condottiere, Ro­ berto da Sanseverino. Er wurde mit allen Eh­ ren im Dom zu Trient beigesetzt. Der ganze Konflikt war durch einen ungeschickten Ver­ such Sigismunds von Tirol ausgelöst worden,

Frundsberg - Fuchs der dem wirtschaftlichen und politischen Druck Venedigs auf die Trienter und Tiroler Grenzgebiete wehren wollte. Die Ungeduld des Grafen fand in seiner Grafschaft und in Trient wenig Gegenliebe. Das Bistum enga­ gierte sich noch am ehesten bei den folgen­ den Friedensverhandlungen. Seit F. wurde die Teilnahme einer bischöflichen Gesandt­ schaft am Tiroler Landtag zur Regel, dies frei­ lich nicht als Landesteil, sondern als Verbün­ deter und im Kontext der „freiwilligen“ Fi­ nanzhilfe für die Landesverteidigung. 1489 hielt F. nach 50jähriger Unterbrechung wieder eine Diözesansynode. Die dort erlasse­ nen Statuten gingen weit über eine Wiederho­ lung der traditionellen Dekrete hinaus, indem sie wesentliche Anliegen der Reformkonzi­ lien für Brauchtum, Gesetzgebung und Seel­ sorge aufgriffen. Die Zahl der bischöflichen Reservationen wurde vermehrt, Ehefragen wurden intensiv debattiert. Auch zur Sakra­ mentenpraxis äußerte sich die Synode, und die Pfarrer wurden zur Führung von Taufbü­ chern verpflichtet. Den Pfarrern und Kirchen­ rektoren wurde die Pflege der geistlichen Ge­ rätschaften streng anempfohlen. Über die üb­ lichen Appelle zur Disziplin des Klerus hin­ aus war die Synode auf Sicherstellung der Seelsorge bedacht. Von den Diözesanprie­ stern wurde eine Dokumentation ihrer Weihe und ihrer in Besitz genommenen Benefizien, von den auswärtigen Klerikern ein Dokument für ihre Zulassung zur Diözese verlangt. Das Vagabundieren von Ordensleuten sollte un­ terbunden und überhaupt über alle Gottes­ dienste fremder Geistlicher strenge Kontrolle ausgeübt werden. Dabei wurde den Landde­ chanten besondere Wachsamkeit aufgetragen. Den Pfarrangehörigen wurde auferlegt, sich selbst um ihre Kirche zu bemühen und dies nicht fremden Geistlichen zu überlassen. Alle Pfarrvikare bedurften künftig der bischöfli­ chen Beauftragung, doch waren die Privile­ gien der Domherren davon nicht berührt. Diese Tendenz zur verstärkten Kontrolle bil­ dete den charakteristischsten Aspekt dieser Synode, die sich auf die weitere tridentinische Synodenpraxis stark auswirkte. F. trug Sorge für den Ausbau der bischöfli­ chen Bibliothek und der Wallfahrtskirche von Sanzeno in der Val di Non. Er starb am 10. 8. 1493 zu Cavalese. Zum alleinigen Erben hatte er die Kirche von Trient bestimmt. Er wurde in seiner Kathedrale beigesetzt. Sein Grab­ stein befindet sich heute in der unter der Ka­ thedrale ergrabenen frühchristlichen Basili­ ka. Literatur: B. Bonelli IV, 161-165. - J. Bergmann, Medaillen auf berühmte und ausgezeichnete Män­

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ner des Kaiserstaates Österreich I (Wien 1844) 72ff. - E E Alberti-T. Gar 379-392. - J. Egger I, 611. - H. v. Voltelini, Beiträge zur Geschichte Tirols I: Zur geistlichen Verwaltung der Diöcese Trient im 12. und 13. Jahrhundert, in: ZFTV 33 (1889) 39f. - O. Lechleitner 36-50. - L. Santifaller, Brixner Domka­ pitel 307-309. - Ders., Trienter Domkapitel, Reg. K. Wolfsgruber 153. - A. Costa 125-127. Severino Vareschi

Fuchs von Dornheim, Johann Georg (1586-1633) 1623-1633

Bischof von Bamberg

Johann Georg Fuchs von Dornheim wurde am 23. 4. 1586 zu Wiesentheid in Oberfranken als Sohn des würzburgischen Amtmanns Hans F. v. D. und der Magdalena Echter von Mespelbrunn geboren. Als Neffe des Bischofs J. (—>) Echter von Würzburg waren seine Aus­ sichten für eine hohe geistliche Laufbahn günstig. F. absolvierte sein Studium in Würz­ burg. Dort wurde er 1595 Domizellar und 1610 Subdiakon. Im gleichen Jahr nahm ihn das Bamberger Domkapitel auf, wählte ihn 1619 zum Dekan und am 13. 2. 1623 zum Bi­ schof. F. blieb der gegenreformatorischen Li­ nie seines Vorgängers treu und berief den Ka­ puzinerorden nach Bamberg. Die Hexenpro­ zesse, die in jenen Jahren im Hochstift tobten, forderten Hunderte von Opfern und brachten F. den Beinamen „Hexenbrenner“ ein. Nach der für die katholische Partei siegreichen Schlacht am Weißen Berg (1620) und der dar­ auf folgenden, von Bayern betriebenen Reka­ tholisierung der Oberpfalz wurde auf der Ba­ sis einer Visitation (1629) die bischöfliche Ju­ risdiktion in den dortigen bambergischen Tei­ len wiederhergestellt. Als kaiserlicher Kom­ missar war F. im ganzen fränkischen Kreis für den Vollzug des Restitutionsedikts von 1629 zuständig. Es ging dabei um die Rekatholisie­ rung zahlreicher Pfarreien. Diese Aktion blieb jedoch stecken, als sich 1631 durch das Ein­ greifen des Schwedenkönigs Gustav Adolf in den Krieg die politische Lage zugunsten der protestantischen Partei wandelte. Nach der Schlacht von Breitenfeld im September 1631 bedrohte das schwedische Heer Franken, er­ oberte im Oktober Würzburg und richtete sein Augenmerk auf Bamberg. Verhandlungen von F. mit dem Schwedenkönig scheiterten. In­ dem F. kaiserlichen Truppen die Festungen Forchheim und Höchstadt überließ, gab er die Neutralität auf. Die Schweden eroberten daraufhin Bamberg und besetzten das Hoch­ stift mit Ausnahme von Forchheim und Kro­ nach.

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Fuchs

F. war mit einem Teil des Domkapitels in die bambergischen Besitzungen nach Kärnten ge­ flohen. Am 29. 3. 1633 starb er in Spital am Pyhrn. Sein Leichnam wurde später im Bam­ berger Dom beigesetzt. Literatur: V. Loch, Fürstbischof Johann Georg II. als Präsident der kaiserlichen Commission für den Fränkischen Kreis zur Durchführung des Restituti­ onsedikts im Jahre 1629, in: BHVB 39 (1877] 33103. - M. v. Deinlein, Zur Geschichte des Fürstbi­ schofs Johann Georg II. Fuchs von Dornheim, in: BHVB 40 (1878) 1-41. - G. Weigel. - J. Kist, Bam­ berg 100-103. - H. Lassmann. - A. Wendehorst, in: NDB 10 (1974) 468. Egon Johannes Greipl

Fuchs von Fuchsberg, Christoph (+ 1542) 1539-1542

Bischof von Brixen

Christoph Fuchs von Fuchsberg war ein Sohn des kaiserlichen Rates und Hauptmanns, des späteren Landeshauptmanns Degen F. v. F. Die Fuchs von Fuchsberg waren Ministeria­ len der Tiroler Grafen und erscheinen seit 1267 als Besitzer von Schloß Fuchsberg in Eppan. Nachdem sie 1383 Jaufenberg und 1424 Lebenberg erheiratet hatten, wurden sie um 1472 in den ständischen Adel Tirols auf­ genommen. Nachdem F. seine Jugendzeit am württembergischen und pfälzischen Hof verbracht hatte und dort ein Anhänger des Luthertums geworden war, gewann er später in Eppan viele Personen für die neue Lehre. Zum kö­ niglichen Statthalter in Innsbruck ernannt, heiratete er Margarete von Maxlrain, die ihm mehrere Töchter und einen Sohn gebar. Nach dem Tode seiner Frau trat F. in den geistli­ chen Stand ein und wurde 1536 Brixner Domherr. Im gleichen Jahr visitierte er das zum Protestantismus neigende Frauenkloster St. Martin im Walde. Von 1536 bis 1539 besaß er ferner die Propstei Innichen. Nachdem er 1539 aufgrund päpstlicher Provision und Be­ fürwortung durch den Kaiser sowie der Lan­ desregierung Domdekan geworden war, ver­ sprach er, sein Vermögen für das Bistum zu verwenden und sein Gold- und Silbergeschirr im Werte von 2000 fl. der Diözese zu schen­ ken, falls er zum Bischof gewählt werde. In der Tat wurde F., der auch ein Kanonikat in Salzburg besaß, nach dem Tode B.s v. (—>) Cles auf Druck Ferdinands I. hin am 1. 9. 1539 zum Bischof von Brixen gewählt, am 29. 10. 1539 päpstlich bestätigt und am 23. 11. 1539 inthronisiert. Am 21. 12. 1539 ließ er sich vom Churer Bischof P. (—>) Ziegler, der damals auf der Fürstenburg im Vinschgau re­ sidierte, in Brixen konsekrieren.

Da es damals in Tirol außer den Dom- und Klosterschulen kaum öffentliche Bildungs­ stätten gab, ließ F. an seinem Hof eine Schule für Jugendliche aus adeligen Familien errich­ ten. 1541 erließ er eine Verordnung, die den Armen in der Stadt zugute kam. 1540 über­ nahm er auf Ersuchen König Ferdinands das Amt eines Statthalters für die Oberöster­ reichischen Lande, das er zu Beginn des fol­ genden Jahres antrat. Ferdinand besprach mit F. auch Maßnahmen für eine Klerusreform. 1540 fand eine Diözesansynode für den ge­ samten Diözesanklerus in Brixen statt. Die dort erlassenen Statuten sind nicht überlie­ fert. Nur aus späteren Verordnungen ist be­ kannt, daß die Einhaltung des priesterlichen Zölibates eingeschärft wurde. Ebenso wurde die Abgabe einer bischöflichen Steuer vorge­ schrieben. F., der sich als Statthalter vielfach in Inns­ bruck aufhielt, nahm 1541 an den Religions­ gesprächen in Regensburg teil. Im Interesse einer Klerusreform empfahlen ihm König Fer­ dinand und der päpstliche Nuntius im Mai 1542 eine Pastoralvisitation. Es kam jedoch nicht dazu. Am 28. 5. 1542 spendete F. sei­ nem Neffen C. v. (—0 Madruzzo in Trient die Bischofsweihe. Als ihn die Nachricht von der Einberufung des Konzils auf den 1. 11. 1542 nach Trient erreichte, wies er den Domherrn Johannes Gall an, er möge sich bereithalten, ihn nach Trient zu begleiten oder ihn im Ver­ hinderungsfall dort zu vertreten. Mitte Juli 1542 wollte man F. einen Koadjutor geben, den er aber ablehnte. Als ihn im Oktober 1542 eine schwere Krankheit befiel, wünsch­ te er seinen Neffen Madruzzo als solchen. Dem kam das Domkapitel nach, indem es Ma­ druzzo am 1. 12. 1542 postulierte, obschon sich Ferdinand I. für den Salzburger Domde­ kan und Brixner Kapitular Ambros von Lam­ berg eingesetzt hatte. Am 9. 12. 1542 verstarb F. in Brixen. Er wurde im Dom beigesetzt. Sein Grabdenkmal befindet sich heute im Kreuzgang neben dem Eingang zur Johanneskirche. F. war zu sehr mit weltlichen Aufga­ ben beschäftigt, als daß er sich einer wirkli­ chen Erneuerung der Diözese hätte widmen können. Literatur: F. A. Sinnacher VII, 348-392. - K. Wolfs­ gruber 154. - J. Gelmi, Bischöfe 127-129. Josef Gelmi

Fuchs von Rügheim, Georg (1519-1561) 1555-1561 Bischof von Bamberg Georg Fuchs von Rügheim wurde am 6. 2. 1519 als Sohn des Andreas F. v. R. und der

Fuchs - Fürstenberg

Barbara Marschalk von Ostheim geboren. Sein Studium absolvierte er in Erfurt (1535) und in Ingolstadt (1539). 1540 wurde er in Würzburg zum Subdiakon geweiht. Er besaß Domizellarstellen in Würzburg (seit 1532) und Bamberg (1542). Das Würzburger Kapitel wählte ihn 1546 zum Kantor. Angesichts der zunehmenden geistigen und körperlichen Schwäche des Bischofs W. v. (—>) Redwitz po­ stulierte das Bamberger Domkapitel F. am 25. 8. 1554 zum Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge. Die päpstliche Konfirmation er­ folgte am 26. 5. 1555. Am 13. 7. empfing er die Diakonatsweihe. Nach dem Tode des Vor­ gängers am 22. 5. 1556 trat F. sofort die Regie­ rung an. Die Reichslehen empfing er persön­ lich auf dem Reichstag zu Regensburg am 2. 1. 1557 von König Ferdinand (Urkunde vom 8. 1.). Wenig später trat er zusammen mit Würzburg und Nürnberg der Defensivallianz des Landsberger Bundes bei. Am 14. 11. 1557 ließ er sich zum Priester und zwei Wochen später nach dem Erhalt des Palliums (verlie­ hen am 28. 7.) durch die Weihbischöfe von Bamberg, Würzburg und Eichstätt zum Bi­ schof weihen. Die konfessionelle Problematik verschärfte sich unter seiner Regierung zu­ nehmend, als Kurfürst Ottheinrich im ober­ pfälzischen Teil des Bistums die Reformation einführte und die Benediktinerabteien Mi­ chelfeld und Weißenohe aufhob. Die Absicht, persönlich am Konzil von Trient teilzuneh­ men, konnte F. nicht mehr verwirklichen. Die regelmäßigen Diözesansynoden blieben ohne Resonanz. Seine kurze Regierung ließ ihm kaum Raum für größere Reformen. Er starb be­ reits am 22. 3. 1561 und wurde im Bamberger Dom beigesetzt. Literatur: J. Looshorn V, 1^44. - G. Weigl. - J. Kist, Bamberg 84. - Ders., Matrikel Nr. 1876. - H. Lass­ mann. - G. May 569f. Egon Johannes Greipl

Füllstein, Heinrich von (+ 1538) 1505 Ep. tit. Nicopolitanus 1505-1538 Weihbischof in Breslau

Aus der Adelsfamilie der Fulmen im Fürsten­ tum Troppau, von tschechischer Mutterspra­ che; studierte in Krakau (1478 Mag. art.); 1481 Domherr in Breslau; 1518-38 Stiftsde­ chant in Glogau, auch Pfarrer von Trebnitz und 1500 stattdessen von Lüben und Jauer so­ wie Inhaber weiterer Benefizien; 8. 8. 1505 Titularbischof von Nicopolis und Weihbi­ schof in Breslau; 22. 3. 1506 Mitkonsekrator von Bischof J. (—>) Turzö und 1. 9. 1521

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Hauptkonsekrator von Bischof J. v. (—>) Salza; zahlreiche Weihehandlungen; + 7. 6. 1538; Pfarrkirche zu Füllstein. Literatur: J. Jungnitz, Weihbischöfe 67-77. - G. Zimmermann 254f. - R. Samulski 16. Jan Kopiec

Fürstenberg, Dietrich von (1546-1618) 1585-1618

Bischof von Paderborn

Dietrich von Fürstenberg wurde am 27. 9. 1546 auf Schloß Waterlappe bei Werl als Sohn des Friedrich v. F. und der Anna von Westphalen geboren. Verwandte des Vaters hatten in früheren Zeiten hohe Stellen in kur­ kölnischen Diensten bekleidet, wie auch der Vater als kurkölnischer Rat und Drost amtier­ te. Der Vater von F.s Mutter war Droste zu Lichtenau und Wünnenberg. Von den acht Geschwistern F.s wurde der älteste Bruder Friedrich Domherr in Mainz und 1580 in Pa­ derborn. Die Schwestern Ottilie und Anna wurden Äbtissin in Neuenheerse bzw. Oeling­ hausen, die Schwester Ursula bei den Zisterzienserinnen in Himmelpforten. Durch die übrigen Geschwister war F. mit mehreren Fa­ milien des Paderborner Stiftsadels versippt. Er besuchte zusammen mit zwei älteren Brü­ dern die Schule in Dortmund und seit 1560 das für die katholische Erneuerung wichtige Jesuitengymnasium Tricoronatum in Köln, dem er seine entscheidende Prägung ver­ dankte. Daran schloß sich eine Studienreise nach Italien an. Schon 1563 erhielt F. die Pfarrei und das Landdekanat Wormbach so­ wie ein Domkanonikat in Paderborn, 1564 ein weiteres in Trier. Dazu kamen später die Pfar­ rei Attendorn, 1576 die Propstei Meschede und 1577 die Paderborner Dompropstei. In dieser Position setzte F. 1580 den angesichts der lutherischen Mehrheit im Paderborner Stiftsadel wichtigen Beschluß durch, daß künftig nur noch Katholiken in das Kapitel aufgenommen wurden. Das Domkapitel war sich darüber im klaren, daß nicht nur der Ka­ tholizismus im Stift Paderborn, sondern auch sein eigener Fortbestand auf dem Spiel stand. Daher wählte es am 5. 6. 1585 nach dem uner­ warteten Tod des lutherischen Administra­ tors (—>) Heinrich von Sachsen-Lauenburg einstimmig F. zum Nachfolger. Die päpstliche Bestätigung folgte am 7. 10. 1585, die Verlei­ hung der Regalien durch den Kaiser am 7. 3. 1586.

F. entsprach bei seiner Wahl keineswegs dem Bischofsideal des Tridentinums, da er, ob­ wohl Inhaber mehrerer Pfründen, darunter

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Fürstenberg

zweier Pfarreien, noch keine höhere Weihe empfangen hatte. Seine persönliche Lebens­ führung aber war stets tadelsfrei. Das Domka­ pitel erhoffte von ihm die Wiederherstellung der altkirchlichen Ordnung. Daher hatte F. sich in der Wahlkapitulation nicht nur zum Empfang der höheren Weihen, sondern auch zum Schutz der katholischen Kirchenord­ nung und zur Ausweisung nichtkatholischer Prädikanten und entlaufener Mönche aus dem Hochstift verpflichtet. Ebenso erwartete die römische Kurie von ihm ein energisches Eintreten zugunsten der katholischen Erneue­ rung. F. nahm 1586 die Huldigungsreise durch das Hochstift vor. Die höheren Weihen ließ er sich erst vom 27. bis 31. 8. 1589 durch den Kölner Weihbischof L. (—>) Fabritius im Augustiner-Chorherrenkloster Böddeken spenden.

nerabtei Abdinghof, Leonard Ruben. Zu ei­ nem scharfen Konflikt führte 1602 die Ein­ führung einer neuen Agende, durch die F. das kirchliche Leben im Sinne der Katholischen Reform einheitlich ausrichten wollte. Die da­ mals noch starken reformatorischen Kräfte im Adel und in den Städten sahen darin einen

F. verfolgte das vom Domkapitel in der Wahl­ kapitulation festgelegte Regierungsprogramm von Anfang an mit großer Zielstrebigkeit und unter Einsatz aller ihm von Rechts wegen zu­ stehenden Mittel. In seiner 34jährigen Regie­ rungszeit hat er die Durchsetzung der landes­ herrlichen Rechte vor allem gegenüber der Hauptstadt Paderborn und den Landständen mit der im Jus reformandi begründeten Reka­ tholisierung des Hochstiftes zu verbinden ge­ wußt. Zu Beginn seiner Amtszeit konnte F. sich nur auf die katholische Partei im Domkapitel und auf die seit 1580 in Paderborn tätigen Jesuiten stützen. Mit ihrer Hilfe führte er wieder regel­ mäßige Diözesansynoden durch, auf denen er immer wieder die altkirchlichen Rechtsbe­ stimmungen für den Klerus vortragen ließ. Die Archidiakone drängte er zur Durchset­ zung der Zölibatsvorschrift und zur längst fäl­ ligen Visitation der ihnen unterstellten Ge­ biete. Ein erhebliches Hindernis für seine Re­ formbemühungen bildeten jedoch die Span­ nungen mit dem Domkapitel. Diese wur­ zelten einerseits im Selbstverständnis des Bi­ schofs, anderseits aber auch darin, daß die rö­ mische Kurie 1588 die Dompropstei nach lan­ gem Tauziehen nicht seinem Kandidaten, sondern dem vom Papst providierten Altgermaniker Walter von Brabeck verliehen hatte. Dadurch kam es zu einem unüberbrückbar scheinenden Gegensatz zu den im Paderbor­ ner Kapitel bepfründeten Altgermanikern, die den Bischof eigentlich als Helfer bei der Kirchenreform hätten unterstützen sollen. Dafür fand F. hervorragende Mitarbeiter in seinem Generalvikar und Offizial Theodor Matthisius, dem tatkräftigen Weihbischof N. (—►) Arresdorf und dem Abt der Benedikti-

Angriff auf ihren konfessionellen Besitzstand und verweigerten die Einführung. Der Streit erhielt seine besondere Brisanz dadurch, daß auch einige Domherren, darunter der Domde­ chant, die Einführung für inopportun erklär­ ten. F. warf ihnen daraufhin zu Recht Pläne für die Bestellung eines Koadjutors aus prote­ stantischem Haus und, damit verbunden, Si­ monie vor. Mit Unterstützung des Kölner Nuntius enthob F. 1608 den Domdechanten seines Amtes. Vom Kaiser erwirkte er ein Mandat, in dem sein Vorgehen im Agenden­ streit gebilligt und die Domherren, die Ritter­ schaft sowie die widerstrebenden Städte auf­ gefordert wurden, dem Bischof in geistlichen wie weltlichen Fragen Gehorsam zu leisten. Die Frage spitzte sich zu im sog. Kampf um Paderborn, bei dem konfessionelle und so­ ziale Motive eng verbunden waren. Der mili­ tärische Sieg über die Hauptstadt verschaffte F. das erforderliche Ansehen, um in der Folge auch sein kirchliches Programm in wesentli­ chen Punkten durchzusetzen. Gelegenheit zum Eingreifen in die konfessionellen und politischen Auseinandersetzungen boten ihm bereits 1602 innerstädtische Streitigkeiten

Fürstenberg - Fugger um das Finanzgebaren der Ratsherren. Als sich nach Ausschaltung der kompromittier­ ten Führungsschicht 1603 der Lohgerber Li­ borius Wichart als Bürgermeister an die Spit­ ze der Stadt stellte und diese zusammen mit vier weiteren Städten und der Ritterschaft „zum Schutz der Religionsfreiheit und der Selbstverwaltung“ einen auf sechs Jahre befri­ steten Beistandspakt mit Landgraf Moritz von Hessen abschloß, bedeutete dies offene Auf­ lehnung gegen den Landesherrn. F. ließ nun Paderborn durch Soldaten des Johann von Rietberg einnehmen, Wichart vor Gericht stel­ len, als Landesverräter aburteilen und öffent­ lich hinrichten. Damit war F. wieder Herr der Lage. Der Schutzvertrag der Stände mit Mo­ ritz von Hessen mußte 1608 nach einem kai­ serlichen Mandat endgültig aufgekündigt werden.

Zum Rekatholisierungsprogramm F.s gehörte auch die Durchsetzung des priesterlichen Zö­ libates, für den er zunächst selbst bei den Domherren wenig Verständnis fand. Seit 1589 gebot er in immer neuen Erlassen die An­ nahme dieses Kirchengebotes. Wirksamer als äußere Zwangsmaßnahmen erwies sich auf Dauer die systematische Heranbildung eines qualifizierteren Klerus, für die F. sich auf die Jesuiten stützen konnte. 1596 legte er den Grundstein zu ihrem neuen Kolleggebäude auf dem Gelände des ehemaligen Minoriten­ klosters. 1614 stiftete er in Verbindung damit die reich ausgestattete Universität (später „Academia Theodoriana“) als erste katholi­ sche Hochschule Westfalens. Sie wurde 1616 eröffnet und war vornehmlich für die Prie­ sterausbildung bestimmt. Trotz aller Bemü­ hungen machte die Rekatholisierung im Bis­ tum jedoch nur mühsame Fortschritte. Einen spektakulären Erfolg bildete 1613 die Konver­ sion Elisabeths von Büren, wodurch die Re­ katholisierung der Herrschaft Büren eingelei­ tet wurde. Zur Sicherung seines Programms erwies sich angesichts des noch anhaltenden protestanti­ schen Widerstandes eine rechtzeitige Rege­ lung der Nachfolge im Bischofsamt als wün­ schenswert. Die Vorverhandlungen begannen bereits 1607. Kandidat der Kurie war der Köl­ ner Koadjutor (-* Bd. 1648-1803) Ferdinand von Bayern, gegen den F. sich lange sträubte. Er wünschte stattdessen seinen Neffen Jo­ hann Gottfried von F. Zwischen ihm und dem Kapitel, dessen Mehrheit sich für Ferdinand entschieden hatte, kam es nun zu einem er­ neuten Zerwürfnis, in das auch die Paderbor­ ner Jesuiten hineingezogen wurden, die sich ebenfalls für den Wittelsbacher ausgespro­ 20 Lexikon

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chen hatten. Da das Domkapitel in verschie­ dene Gruppen zerfallen war und von den protestantischen Nachbarterritorien Gefahr drohte, drängte die römische Kurie 1612 auf die Bestellung Ferdinands. F. stimmte erst zu, nachdem Ferdinand sich verpflichtet hatte, zu seinen Lebzeiten nicht in die Regierung eingreifen zu wollen. So erfolgte am 12. 2. 1612 dessen einstimmige Wahl, durch die Paderborn auf Dauer seinen katholischen Charakter bewahren konnte. In seinen letzten Amts jähren versuchte F. noch einmal, sein kirchliches Reformpro­ gramm durchzusetzen. Er erließ wiederum strenge Mandate - so 1617 die Aufforderung zur Emigration der protestantischen Mitglie­ der des Adels -, aber auch seelsorgliche Maß­ nahmen. Dazu zählten 1612 die Berufung von Kapuzinern und vor allem die systematische Förderung der Jugend- und Priesterausbil­ dung durch die Jesuiten, die er großzügig un­ terstützte. Durch die Unterstellung ihrer Ein­ richtungen unter den Ordensgeneral verlieh er seinen Stiftungen Bestand über seinen Tod hinaus. Trotz aller äußeren Strenge gegenüber den Protestanten im Hochstift zeigte F. gele­ gentlich ein erstaunliches Entgegenkommen. So war er Taufpate bei dem ihm befreundeten calvinistischen Grafen von Lippe, und für eine Nichte ließ er eine glänzende Hochzeit auf seinem Schloß Neuhaus ausrichten, ob­ wohl der Bräutigam Protestant war. Wenig Anerkennung fand F.s weltliche Regierung. Am Ende seines Lebens lag im Stift nicht nur die Rechtspflege darnieder, sondern trotz des Abbaus der Landesschulden war das viel zu hoch besteuerte Paderborn ein armes Land.

F. starb am 4. 12. 1618. Er fand sein Grab im Paderborner Dom, wo das von ihm in Auftrag gegebene 17 Meter hohe Grabmonument Zeugnis von seinem Selbstbewußtsein gibt. Literatur: K. Honselmann, in: NDB 3 (1957) 684f. (Lit.). - K. Hengst. - W. Kohl, Glaubenskämpfe 514520. - H. J. Brandt-K. Hengst, Bischöfe 222-228. A. Schröer, Erneuerung II, bes. 108-135. Karl Hengst

Fugger, Jakob (1567-1626) 1604-1626

Bischof von Konstanz

Jakob Fugger wurde am 18. 10. 1567 zu Augs­ burg als Sohn des Johannes Freiherr v. F., Herrn zu Kirchheim, Glött, Mickhausen, Stet­ tenfels und Schmiechen (1531-98), und der Elisabeth Nothafft von Weißenstein (1539-82) geboren. Er studierte in Dillingen (1575) und

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Fugger

in Ingolstadt (1577). 1579-81 unternahm er mit seinen Brüdern Markus und Christoph sowie dem Grafen Wolfgang von Montfort eine Bildungsreise nach Italien; die Gesell­ schaft wurde von M. (—>) Brenner, dem späte­ ren Bischof von Seckau, begleitet. Im Früh­ jahr 1583 reiste F. erneut nach Italien. Er hielt sich vor allem in Rom auf, wo er u. a. zu M. S. v. (—>) Hohenems Beziehungen anknüpfen konnte, der ihm 1587 ein Kanonikat an der Domkirche von Konstanz verlieh (Erste Posseß 1587). Vor 1588 wurde er zum päpstli­ chen Kammerherrn ernannt. Um dieselbe Zeit brachte ihn Hohenems als möglichen Nachfolger ins Gespräch. Aufgrund des väter­ lichen Vermögens wäre F. nämlich in der La­ ge gewesen, die für eine Resignation ausbe­ dungene Pension zu bezahlen. 1589 ernannte Papst Sixtus V. auf Bitten des Konstanzer Dompropstes Johann Matthias Hundtpiß F. zu dessen Koadjutor mit dem Recht der Nachfol­ ge. 1590 verließ F. die Ewige Stadt und ging nach Alcala in Spanien. Dort betrieb er Ge­ schäfte für die Familie, auch weitere Studien. Ort und Zeitpunkt der Priesterweihe sind nicht bekannt. 1592 feierte er in der Jesuiten­ kirche zu Augsburg seine Primiz. Am 21. 8. 1592 leistete er in Konstanz die Zweite Posseß. Gegen ein jährliches Deputat von 12 000 Gulden verzichtete er am 18. 7. 1595 auf alle Erbansprüche gegenüber dem väterlichen Be­ sitz. Nach dem Tod des (—>) Andreas von Österreich (12. 11. 1600) bewarb er sich um die Diözese Konstanz. Herzog Maximilian von Bayern nahm ihn dagegen als Nachfolger des am 5. 11. 1600 verstorbenen Regensbur­ ger Bischofs S. F. (—>) Fugger in Aussicht. Doch weder in Konstanz noch in Regensburg hatte F. damals Erfolg. Nach dem Tod J. G. v. (—>) Hallwyls trat er in Konstanz erneut als Kandidat auf. Diesmal konnte er sich am 27. 1. 1604 schon im ersten Wahlgang durchset­ zen. Dabei spielte angesichts der hohen Ver­ schuldung des Hochstiftes (über 200 000 fl.) das Privatvermögen F.s eine entscheidende Rolle. Am 5. 5. 1604 bestätigte Clemens VIII. die Wahl. Am 25. 7. 1604 empfing F. die Kon­ sekration.

F. setzte die Visitationen und die Reform der Diözese ebenso wie das Bemühen um Durch­ setzung des kanonischen Rechts fort. Den langjährigen Streit mit den Benediktineräbten in der Diözese konnte er 1604 durch einen Vergleich beenden. Geordnet wurde die An­ wesenheit des Bischofs bei den Abtswahlen, sein Recht zur Visitation und die Aufsicht über die Wirtschaftsführung. Trotzdem be­ mühten sich einige Äbte in der Schweiz in der Folge um die vollständige Exemtion von

der bischöflichen Gewalt. Auch mit dem Abt von St. Gallen nahm F. wieder Verhandlun­ gen auf; umstritten war vor allem die Exemti­ on des stiftischen Territoriums. 1613 schlos­ sen beide Parteien einen Vertrag, er wurde 1624 durch einen „Interims-Vergleich“ erläu­ tert und ergänzt. Die alten Streitigkeiten mit den Orten der Innerschweiz über die „Beein­ trächtigung“ der bischöflichen Jurisdiktion durch die weltliche Gewalt löste F. elegant; nach und nach richtete er für die einzelnen Orte bischöfliche Kommissariate ein, erst­ mals 1605 in Luzern. Trotzdem verstummten die Gerüchte über eine mögliche „Separati­ on“ der Eidgenossen von der Diözese Kon­ stanz nicht. Die Verhandlungen mit der ober­ österreichischen Regierung über ein Konkor­ dat für die Vorlande führten zu keinem Ergeb­ nis. Energisch betrieb F. die Errichtung eines Di­ özesanseminars. Als Standort waren Kon­ stanz, später Freiburg/Br. vorgesehen. Die Pläne kamen nicht zur Ausführung, da ein Teil der zugesagten Gelder für die Errichtung des Jesuitenkollegs in Konstanz verwendet wurde. 1604 begannen die Bauarbeiten; zwei Jahre später waren die ersten Vorlesungen in Logik und Kasuistik. Hinderlich für F.s Pläne war, daß die Eidgenossen ein eigenes „Gene­ ralseminar“ in Freiburg/Ue. oder Luzern planten. 1609 tagte in Konstanz eine Diöze­ sansynode. Ihre Beschlüsse waren ein Pro­ gramm für die Reform der Diözese und die Einführung des tridentinischen Kirchen­ rechts. Die Statuten wurden in der Folgezeit wiederholt aufgelegt, so 1624, 1665, 1730, 1745 und 1761, jeweils im Auftrag des Kon­ stanzer Bischofs. Die Synode von 1624 be­ faßte sich vor allem mit der Seminarfrage. Bald nach Regierungsantritt geriet F. mit der Adelspartei im Domkapitel in Streit; er wur­ de dabei von den „Doktoren“ unterstützt. Ein Vergleich von 1610 legte die Differenzen nicht bei.

Bei den zunehmenden konfessionellen Span­ nungen im Reich stand F. entschlossen in der katholischen Partei. Die Pläne für die Errich­ tung eines Schutzbundes (Liga) unterstützte er von Anfang an. Die Zurückhaltung Öster­ reichs bereitete F. und den oberschwäbischen Reichsprälaten jedoch herbe Enttäuschungen. Als im Herbst 1610 der evangelische Mark­ graf Joachim Ernst von Ansbach vom Elsaß her mit einem Heer durch das Kinzigtal und durch Oberschwaben zog, leisteten weder die Liga noch Habsburg den dortigen Ständen wirksame Hilfe.

Fugger

Durch sein Privatvermögen konnte F. als Gön­ ner und Mäzen auftreten. Schon vor der Bi­ schofswahl hatte er Kapuziner in der Stadt Konstanz angesiedelt. Er übernahm die Bau­ kosten des neuen Klosters. Dafür nahm ihn der Provinzial 1603 in die Gebetsgemein­ schaft des Ordens auf. 1613 ließ F. silberne Statuen (Reliquiare) der Diözesanheiligen Konrad und Pelagius für die Domkirche an­ fertigen.

Gegen Ende des Jahres 1625 erkrankte der Bi­ schof an der Wassersucht. Er versuchte, sei­ nen Vetter Karl, Domherrn in Konstanz und Domdekan in Salzburg, als Koadjutor und künftigen Nachfolger durchzusetzen, schei­ terte aber am Widerstand des Domkapitels. In der Frühe des 24. 1. 1626 starb F. Sein Grab fand er vor dem Hochaltar des Kapuzinerklo­ sters. In seinem Testament hatte er die Kapu­ ziner reich bedacht; sie erhielten u. a. seine theologischen und die geistlichen Bücher. Die juristischen Werke kamen in die Kanzlei in Meersburg. Für die Domkirche hatte F. ei­ nen silbernen Hochaltar gestiftet, der durch den Augsburger Goldschmied Johann Jakob Bayer (Payer) gefertigt wurde. Die Gesamtko­ sten betrugen 21 920 Gulden. Literatur: F. X. Kraus. - E v. Weech, Das Haupt des hl. Konrad im Münsterschatze zu Constanz, in: FDA 23 (1893) 49-60. - L. Schuster. - A. Henggeier, Das bischöfliche Kommissariat Luzern von 1605 bis 1800 (Diss. jur. Bonn 1906). - K. Steiger, Das Kloster St. Gallen im Lichte seiner kirchlichen Rechtsge­ schichte, nach archivalischen Quellen dargestellt (Freiburg/Schw. 1925). - R. Molitor. - H. Reiners. G. Simnacher, Die Fugger-Testamente des 16. Jahr­ hunderts I: Darstellung (Tübingen 1960). - R. Rein­ hardt, Konstanz 66. - F. Hundsnurscher 68. - J. Studhalter, Ein eidgenössisches Seminarprojekt aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts, in: Geschichts­ freund 125 (1972) 82-125. - E. Keller, Bischöflichkonstanzische Erlasse und Hirtenbriefe. Ein Beitrag zur Seelsorgsgeschichte im Bistum Konstanz, in: FDA 102 (1982) 16-59, 30-32. -K. Maier. -R. Rein­ hardt, in: HS 1/2, 421-426. Rudolf Reinhardt

Fugger von Kirchberg und Weißenhorn, Sig­ mund Friedrich Graf (1542-1600)

1598-1600 Bischof von Regensburg Sigmund Friedrich Graf Fugger wurde am 24. 9. 1542 als Sohn des Augsburger Patriziers und späteren bayerischen Hofkammerpräsi­ denten Johann Jakob F. (1516-75) und dessen erster Gemahlin Ursula von Harrach (152254) geboren. Sein und seiner 18 Geschwister Großvater Raymund Graf Fugger von Kirch­ 20*

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berg und Weißenhorn (1489-1535) war der Begründer der sog. Raymund-Linie des fuggerschen Hauses. Schon in jungen Jahren er­ hielt F. Domkanonikate in Salzburg, Passau und Regensburg. Später bekleidete er an allen drei Stiften hohe Ämter und Würden. In Salz­ burg war er 1580-89 Domdekan, in Passau hatte er die gleiche Dignität 1596-98 inne, und in Regensburg wurde ihm 1597 die infulierte Dompropstei verliehen. Am 2. 7. 1598 wählten ihn seine dortigen Mitkapitulare, wohl unter Einflußnahme des bayerischen Herzogs Maximilian I., zum Bischof. Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 13. 10. 1598.

In wirtschaftlicher Hinsicht übernahm F. ein schweres Erbe, da sich die Schuldenlast des Hochstifts während der wittelsbachischen Administration unter seinem Vorgänger (—►) Philipp Wilhelm von Bayern durch Mißern­ ten, hohe Reichs- und Kriegssteuern, den Ver­ lust inkorporierter Benefizien an den Prote­ stantismus und sonstige Belastungen erheb­ lich gesteigert hatte. Darum wurde der neue Bischof in der Wahlkapitulation verpflichtet, den Hl. Stuhl über die mißliche Situation zu unterrichten und ihn um Mithilfe bei der Ab­ stellung der Notlage zu bitten. Im kirchlichen Bereich war F. bestrebt, die Reformarbeit des Bistumsverwesers J. Miller fortzusetzen. Be­ reits am 27. 10. 1598 ergingen zwei oberhirtliche Mandate, deren eines die Seelsorger auf­ forderte, ihre Gläubigen zum häufigeren Emp­ fang des Bußsakramentes anzuleiten, wäh­ rend das andere die Ruraldekane ermahnte, in ihren Sprengeln sorgfältiger über Verlet­ zungen des Zölibats zu wachen und den un­ tergebenen Priestern die Pflicht zur regelmä­ ßigen Abhaltung von Christenlehren einzu­ schärfen. Persönlich führte F. ein anspruchs­ loses und frommes Leben; lediglich für seine Bibliothek - diesbezüglich hat sich wohl et­ was von der Sammlerleidenschaft seines Va­ ters, dessen wertvolle Büchersammlung den Grundstock der Bayerischen Staatsbibliothek in München ausmacht, weitervererbt - lei­ stete er sich größere Ausgaben. F. war wegen seiner Übergewichtigkeit und fortwährenden Kränklichkeit an ausgreifender Aktivität ge­ hindert. Desungeachtet konnte während sei­ ner zweijährigen Amtszeit der unter dem Vor­ gänger eingeströmte Reformgeist an der bi­ schöflichen Kurie wie im Domkapitel weitere Kreise ziehen, wofür u. a. die um wesentliche Punkte vermehrte Wahlkapitulation für sei­ nen Nachfolger W. v. (—>) Hausen Zeugnis ab­ legt. F. erlag am 5. 11. 1600 einem Steinlei­ den. Er wurde im Regensburger Dom beige­ setzt.

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Fugger - Gebsattel

Quellen: BZA Regensburg. Literatur: L. H. Krick, Stammtafeln 102. - N. Fuchs 40f. - W. Zorn, in: NDB 5 (1961) 720f. - J. Staber 128. - K. Hausberger, Grablegen 376. - G. May 512. - K. Hausberger, Geschichte I, 329f. (QQ, Lit.: II, 291f.).

Karl Hausberger

Fusce, Francois de (OFM) (+ 1461) 1449 1452-1460

Ep. tit. Granatensis Weihbischof in Lausanne

1442 an Gesandtschaften des Basler Konzils in Deutschland teil; nach der Resignation des Amadeus von Savoyen als Gegenpapst (Felix V.) wurde er dessen Beichtvater; 23. 11. 1449 erstmals als Titularbischof von Granada er­ wähnt; vom 20. 3. 1452 bis 17. 3. 1460 als Weihbischof in Lausanne unter Bischof G. de (—>) Saluces belegt; visitierte 1453 und 1454 die Diözese; 1460-61 Pfarrer in Vuisternensdevant-Romont; + vor 11.8. 1461. Literatur: L. Wettstein, in: HS 1/4, 201 f. Pierre Louis Surchat

Franziskaner; Familiäre des Kardinals Ale­ man; in dieser Eigenschaft nahm er 1441 und

Gans, Edler Herr zu Putlitz, Wedigo (+ 1487)

1460-1487

Bischof von Havelberg

Wedigo Gans, Edler Herr zu Putlitz, war Ab­ kömmling der führenden Familie der Prignitz und des wichtigsten Lehnsträgers des Bis­ tums Havelberg. Er studierte in Rostock (1448) und Leipzig (1452), war seit 1458 Domherr zu Havelberg und seit 1459 Rektor der Schloßkapelle zu Wittstock. Nach dem Verzicht K.s v. (—>) Lintorff auf das Bistum Havelberg bestimmte der Kurfürst von Bran­ denburg ihn aufgrund des 1447 erworbenen Nominationsrechtes zum Nachfolger. Darauf folgten die Wahl durch das Domkapitel und die päpstliche Provision.

Obwohl G. wie sein Vorgänger zu Anfang sei­ nes Pontifikats auf einer Synode die Statuten seines Vorgängers bestätigte und sie in den folgenden Jahren durch neue Verfügungen u. a. zur Benutzung der Kirchenbibliothek, zum Nachweis der Ausführung bischöflicher Mandate (1464), zur Beseitigung ungeweihter Altäre (1469) und zur Prüfung des Kandida­ ten vor Erteilung der Weihen - ergänzte, blieb seine Amtszeit doch hauptsächlich durch po­ litische Auseinandersetzungen bestimmt. In die Kämpfe des Kurfürsten Albrecht, der nach dem erfolgreichen Abschluß seiner Kon­ flikte in Franken 1476 nach Wilsnack pilger­

te, war auch er verwickelt. Nahezu während seines ganzen Pontifikates lag er im Streit mit Mecklenburg. 1477 wurde er auf der Heim­ fahrt vom Heereszug gegen den Herzog von Sagan gefangengenommen und erst nach Zah­ lung eines Lösegeldes befreit. Als Landes­ hauptmann der Prignitz zog er mit dem Lan­ deshauptmann der Altmark 1482 gegen jene Raubritter, die den Pilgerzug nach Wilsnack beeinträchtigten. Dabei wurden 14 Burgen in der Prignitz zerstört. Zwar stimmte G. in der Frage des Landfriedens, den er 1484 feierlich verkündete, mit den Interessen der Städte überein, doch unterdrückte er wie der Kur­ fürst und mit dessen Hilfe deren Autonomie­ bestrebungen mit Gewalt, so 1479-82 gegen­ über der Stadt Wittstock. G. starb am 23. 1. 1487 im bischöflichen Schloß Plattenburg. Er wurde im Dom zu Havelberg beigesetzt. Sein Grabstein ist erhalten. Literatur: G. Wentz 66-69.

Felix Escher

Gebsattel, Johann Philipp von (1555-1609) 1599-1609

Bischof von Bamberg

Johann Philipp von Gebsattel wurde am 13.5. 1555 geboren. Er besuchte die Jesuitenkolle­ gien in Mainz, Köln und Würzburg. 1566

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Gebsattel - Geislinger wurde er in Würzburg Domizellar, 1580 Dom­ kapitular. 1579 ließ er sich zum Subdiakon weihen, 1588 rückte er auch ins Bamberger Domkapitel ein, 1590 erhielt er dort die Obere Pfarrei, 1592 die Domdechantei und die Prop­ stei von St. Stephan. Innerhalb des Domkapi­ tels entwickelte er sich zum Wortführer der immer mächtigeren Opposition gegen Bischof N. v. (—>) Thüngen und dessen gegenreforma­ torische Politik, die aus der Sicht eines in den alten Geleisen denkenden Domkapitels in beunruhigender Weise „neuerungssüchtig“ war. Nach Thüngens Tod wählte das Kapitel G. am 4. 2. 1599 zum Nachfolger, und zwar ohne Rücksicht darauf, daß er im Konkubinat lebte und vermutlich sieben Kinder besaß, die er später zu seinen Erben einsetzte. Trotz­ dem und trotz eines problematischen Infor­ mativprozesses empfahlen geistliche und weltliche Fürsten die päpstliche Wahlbestäti­ gung. Sie erfolgte am 19. 7. 1599. Die kaiserli­ che Belehnung datiert vom 5. 1. 1600. Unmittelbar nach seiner Wahl schritt G. rück­ sichtslos gegen die engsten Ratgeber des Vor­ gängers ein und setzte sie gefangen. Sie hat­ ten offenbar noch versucht, belastende Doku­ mente zu beseitigen. Während G. gegenüber der römischen Kurie immer wieder seine Treue zum alten Glauben betonte, ließ er die gegenreformatorischen Aktionen seines Vor­ gängers versanden, vertrat in der Heiligenund Marienverehrung protestantische Posi­ tionen, unterhielt einen luxuriösen Hof, äußerte sich negativ über die Jesuiten und nährte dadurch Gerüchte, er wolle das Hoch­ stift in ein weltliches Fürstentum umwan­ deln. Zum Weihbischof bestellte er den um­ strittenen J. (—>) Schöner. Von Bedeutung wa­ ren seine Bemühungen um den Ausbau der Festung Forchheim. Der Ruf G.s litt bei der Kurie trotz aller Täuschungsversuche so sehr, daß vor seinem Tod die Einleitung eines ka­ nonischen Prozesses drohte. Die Nachwelt urteilte über sein Leben und Werk unter­ schiedlich, je nach Standpunkt und Schwer­ punkt der Betrachtung. In G.s Persönlichkeit steigerte sich die in der Reichskirche veran­ kerte Doppelfunktion von Bischof und Fürst zu einer Art Schizophrenie, denn weil er Fürst sein wollte, mußte er Bischof bleiben. G. starb, ohne die höheren Weihen empfan­ gen zu haben, am 26. 6. 1609. Er wurde im Bamberger Dom beigesetzt. Sein Nachfolger J. G. v. (—>) Aschhausen ließ ihm 1611 im Dom ein Grabdenkmal, vielleicht mit einigen An­ spielungen auf seinen unkirchlichen Lebens­ wandel, setzen. Das von Michael Kern ge­ schaffene Werk befindet sich seit 1833 in St. Michael.

Literatur: J. Looshorn V, 280-363. - G. Weigel. - G. v. Pölnitz, Der Bamberger Fürstbischof Johann Phil­ ipp von Gebsattel und die deutsche Gegenreformati­ on, in: HJ 50 (1930) 47-69. - L. Bauer, Die Kurie und Johann Philipp von Gebsattel, Bischof von Bamberg 1608/09, in: QFIAB 40 (1960) 89-115. Ders., Der Informativprozeß für den Bamberger Fürstbischof Johann Philipp von Gebsattel (15991609), in: JFLF 21 (1961) 1-28. - J. Kist, Bamberg 93-95. - L. Bauer, Fürstbischof Johann Philipp von Gebsattel (1599-1609) im Urteil der Nachwelt, in: BHVB 100 (1964) 407-413. - H. Lassmann. - H. Paschke, Die Giechburg in ihrer Glanzzeit unter Fürstbischof Johann Philipp von Gebsattel (15991609) und der Wiederaufbau von Kloster Schlüsselau, in: BHVB 111 (1975) 329-346. - G. May 576ff. L. Bauer, Ad-limina-Berichte 93-109. Egon Johannes Greipl

Gehrden, Hermann von (OP) (t 1471) 1432 seit 1432

Ep. tit. Citrensis Weihbischof in Paderborn und Mainzer Weihbischof in partibus Thuringiae

Dominikaner; Bacc. theol. (Bologna ?); Lektor der Theologie und Prior in Warburg; 26. 3. 1432 Titularbischof von Citrus und auf Bitten des Paderborner Domkapitels zum Weihbi­ schof in Stadt und Bistum Paderborn bestellt; 1435-68 zugleich als Weihbischof im thü­ ringischen Teil des Erzbistums Mainz tätig; t 9. 11. 1471; □ Dominikanerkirche zu War­ burg. Literatur: H. J. Brandt-K. Hengst, Weihbischöfe 5863. Karl Hengst

Geislinger, Ulrich (OFM) (+ 1493)

1474 1474-1493

Ep. tit. Adramyttensis Weihbischof in Augsburg

Franziskaner in Ulm; am 13. 2. 1474 willigte das Augsburger Domkapitel in seine Beru­ fung zum Weihbischof ein; 23. 3. 1474 Titu­ larbischof von Edremit; zahlreiche Pontifikalhandlungen bezeugt, u. a. 1474 Konsekration der Pfarrkirche in Lorch, 1481 Benediktion des Birgittenklosters in Maihingen, 1488 Kon­ sekration von St. Georg in Dinkelsbühl. 17. 9. 1486 Mitkonsekrator von Bischof (->) Fried­ rich v. Hohenzollern in Dillingen; 23. 4. 1492 Teilnahme an der Translation der Gebeine des hl. Simpert in St. Ulrich und Afra zu Augs­ burg; öfter als Gast im dortigen Benediktiner-

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Geislinger - Gembicki

kloster; t 16. 2. 1493; □ Barfüßerkirche in Augsburg. Literatur: A. Schröder 433f. - JVABG III, 46; V, 127; XI, 49; XII, 34,154f. Peter Rummel

Geißler, Matthias (um 1581-1639) 1614-1631

1631-1639

Offizial und Generalvikar des Bischofs von Wiener Neustadt Bischof von Wiener Neustadt

Matthias Geißler wurde um das Jahr 1581 in Eisenstadt geboren. Seine Neffen Matthias und Georg traten in die Gesellschaft Jesu ein. Auch G. studierte als Alumne der Wiener Je­ suiten (Bacc. theol.). Am 10. 3. 1607 wurde er in Wien zum Priester geweiht und 1609 in die theologische Fakultät Wien aufgenommen. Da G. ihm von den Jesuiten empfohlen wor­ den war, übernahm M. (—>) Klesl ihn als Ad­ ministrator von Wiener Neustadt in den Dienst seiner Diözese. Seit 1608 war G. Chor­ meister an der Domkirche, seit 1614 Offizial und Generalvikar. Noch unter Kaiser Mat­ thias erreichte Klesl die Zusicherung, daß G. ihm nach seinem Tod in Wiener Neustadt nachfolge. Nach der Gefangennahme Klesls im Jahr 1619 leitete G. die Diözese bis zu des­ sen Rückkehr 1628 als Administrator. Nach dem Tod Klesls nominierte ihn Kaiser Ferdi­ nand II., dessen Rat G. war, zum Bischof von Wiener Neustadt. Die päpstliche Verleihung folgte am 7. 7. 1631. Als Bischof verhalf G. der katholischen Erneuerung in Wiener Neu­ stadt zum Durchbruch. Es gelang ihm auch, den in der dortigen Burg gefangengehaltenen Markgrafen Christian Wilhelm von Branden­ burg zur Konversion zu bewegen. Keinen Er­ folg hatte er dagegen bei seinen Bemühungen um Vergrößerung seines Diözesangebietes durch Einbeziehung des zur Erzdiözese Salz­ burg gehörenden sogenannten Wiener Neu­ städter Distriktes. Das Verhältnis zu Salzburg blieb jedoch ungetrübt. So wurde G. am 24. 7. 1631 mit der Visitation des Neustädter Di­ striktes betraut. G. starb am 20. 2. 1639. Er wurde in der Domkirche zu Wiener Neustadt beigesetzt. Quellen: DAStP. - DAWi. - NÖLA, Klosterrat. ÖNB, Cvp 9311.

Literatur: Th. Wiedemann, Neustadt VIII, 359-364. - A. Wappler 382. - R. Kampichler 48-51. - G. Buttlar-Gerhartl 32f. Johann Weissensteiner

Gembicki, Wawrzyniec (1559-1624) 1600-1610 1610-1616 1616-1624

Bischof von Kulm Bischof von Wloclawek Erzbischof von Gnesen

Wawrzyniec Gembicki wurde am 5. 8. 1559 zu Gembice (Gembitz) in Großpolen geboren. Er war einer der bedeutendsten Vertreter sei­ ner Familie, die im 17. Jh. großen Einfluß be­ saß. Seine erste Schulbildung empfing er in Chodziez (Chodziesen, seit 1877 Kolmar in Posen) in einer andersgläubigen Umgebung. Danach ging er an die Lubranski-Akademie und später an das Jesuitenkolleg in Posen; 1576-77 studierte er in Ingolstadt. Nach wei­ teren Studien in Krakau trat er in die Kanzlei des Unterkanzlers Wojciech Baranowski ein. König Sigismund III. berief ihn 1587 zu sei­ nem Sekretär. Seit 1594 Domherr in Krakau und Posen, seit 1595 Kanzler in Gnesen, wur­ de G. im gleichen Jahr zum Großsekretär der Krone ernannt; 1599 erhielt er die Domkustodie in Plock. Der König nominierte G. zum Bi­ schof von Kulm, die päpstliche Verleihung er­ folgte am 10. 12. 1600. Am 16. 4. 1601 nannte er ihn erstmals „episcopus Culmensis et Pomesaniensis“ und erklärte, daß die pomesanische Kirche kraft päpstlicher Autorität mit der Diözese Kulm „perpetuo unita“ sei. Doch führte G. stets den Titel „immerwährender Administrator von Pomesanien“. G. setzte trotz ungünstiger äußerer Bedingun­ gen die von seinen beiden Vorgängern P. (—>) Kostka und P. (—►) Tylicki begonnene tridentinische Kirchenreform fort. Erst nach länge­ rem Widerstand des Domkapitels konnte er im Juni 1605 in Kulmsee eine Diözesansyn­ ode abhalten, auf der im Anschluß an die Synode von 1583) neue Statuten mit Vor­ schriften für die kirchliche Praxis verabschie­ det wurden. Im Dezember 1606 führte G. die kurz zuvor von den Protestanten vertriebenen Jesuiten mit bewaffneter Gewalt nach Thorn zurück und erreichte, daß dort auch wieder öffentliche Prozessionen stattfinden konnten. Für die durch Magdalena Morteska refor­ mierte Regel der Benediktinerinnen in Kulm erlangte er die Bestätigung durch den Aposto­ lischen Stuhl.

Nachdem G. 1607 zum Unterkanzler und 1609 zum Kanzler der Krone ernannt worden war, nominierte König Sigismund III. ihn 1610 für die Diözese Wloclawek; die Transla­ tion erfolgte am 24. 4. 1610. Am 12. 10. 1615 nominierte der König G. zum Erzbischof von Gnesen und Primas von Polen, Paul V. provi­ dierte ihn am 8. 4. 1616.

Gembicki - Gemmingen G. war ein typischer Vertreter der Gegenrefor­ mation. Die Sorge für das Wohl der Kirche stand für ihn an erster Stelle. Davon zeugen vor allem die Synoden, die er in seinen Di­ özesen durchführte. Dennoch gelten die Ver­ dienste G.s in seinen kirchlichen und politi­ schen Ämtern eher als durchschnittlich. G. starb am 10. 2. 1624 in seiner Residenz zu Lowicz. Er wurde im Dom zu Gnesen beige­ setzt. Literatur: C. P. Woelky 418f. - Cuimische Diözesan­ synoden 67. - A. Marikowski 78-117. - Ders., W. G., biskup chelminski (1600-1610) [W. G., Bischof von Kulm 1600-1610], in: MDC 3 (1931) 20-47. - H. Schmauch, Pomesanien 121. - A. Przybos, in: PSB 7 (1958) 382-384 (Lit.). - A. Liedtke, Zarys 87f. - J. Dygdala.

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1587 in Paris fortgesetzt und 1588 in Siena, 1588/89 in Perugia und 1589 in Bologna - al­ lerdings ohne Graduierung - abgeschlossen wurde. Das Studium, das neben der Theolo­ gie auch Rechtswissenschaften umfaßte, wur­ de durch Bildungsreisen in mehrere Länder (auch England) ergänzt. Den Schlußpunkt setzte der Amtsantritt des Onkels als Bischof zu Augsburg, der ihn 1591 als Domdekan nach Augsburg holte. Dort wurde G. am 10. 5. 1592 zum Priester geweiht. Am 11. 6. 1591 er­ hielt er ein volles Domkanonikat zu Eichstätt, und am 18. 11. 1593 wurde er dort zum Koad­ jutor mit dem Recht der Nachfolge gewählt.

Hans-Jürgen Karp

Gemmingen, Johann Konrad von (1561 [?]—1612) 1594 1594-1595

1595-1612

Ep. tit. Hierapolitanus Koadjutor des Bischofs von Eichstätt Bischof von Eichstätt

Johann Konrad von Gemmingen wurde ver­ mutlich 1561 als Mitglied der schwäbischen Adelsfamilie der Herren von Gemmingen (westlich Heilbronn) geboren. Sein Vater Dietrich v. G. war augsburgischer Rat und Statthalter zu Dillingen, die Mutter war Lia von Schellenberg. G. gehörte der bei der alten Kirche verbliebenen Linie Steinegg-Tiefen­ bronn an, die im Hofdienst verschiedener Territorialfürsten, aber auch in der Reichskir­ che recht aktiv war. Ein Onkel war der Augs­ burger Bischof J. O. v. (—>) Gemmingen, der 1590 zum Bischof von Eichstätt gewählt wor­ den war, aber nicht angenommen hatte. Ein Bruder Georg war Deutschordenskomtur in Mühlhausen, Freiburg und Mainau, ein ande­ rer Bruder Johann Deutschordensritter. Das Eichstätter Domkapitel zählte nicht weniger als neun Mitglieder der G. G. durchlief nach seiner Kindheit in Tiefen­ bronn eine zeittypische Domherrenkarriere. Sie begann mit dem Erwerb einer Exspektanz zu Konstanz (1573) sowie eines Kanonikates zu Ellwangen (1578). 1579 wurde er Domka­ noniker zu Augsburg sowie Domizellar im herkömmlicherweise eng mit diesem Bistum verbundenen Eichstätt; 1588 kam ein Kanoni­ kat zu Konstanz hinzu. Im Jahre 1579 nahm er einen aufwendigen Ausbildungsgang auf, der an der Universität Freiburg begann, 1583 in Dillingen, 1584 in Pont-ä-Mousson und

Dieser in Eichstätt seltene Vorgang ist haupt­ sächlich mit der Krankheit des Vorgängers K. v. (—>) Seckendorff zu erklären, der am 22. 11. 1593 seinen Konsens erteilte. Papst Clemens VIII. sprach am 28. 2. 1594 die Konfirmation aus und verlieh G. das Titularbistum Hierapo­ lis. Auf dem Regensburger Reichstag 1594 er­ folgte die Verleihung der Regalien durch Kai­ ser Rudolf II. Auf dieser Rechtsgrundlage trat G. - bei gleichzeitigem Verzicht auf die Augs­ burger Domdechantei - am 17. 9.1594 die Re­ gierung im Hochstift an. Die Übernahme der Diözese erfolgte erst nach dem Tode des Vor­ gängers am 2. 4. 1595. Nun wurde G. am 2. 7. 1595 durch Weihbischof L. (—►) Eiszepf unter Assistenz der Weihbischöfe von Freising und Augsburg zum Bischof geweiht. Die Wahlka­ pitulation unterzeichnete er mit Rückdatie-

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Gemmingen

rung auf den 5. 11. 1595 erst nach langen Ver­ handlungen im Jahre 1600. G. betätigte sich als bedeutender Bauherr. Ihm verdankt Eichstätt den Gemmingenbau der Willibaldsburg, einen ab 1609 im Renais­ sancestil gestalteten neuen Teil der Bischofs­ festung. Als Baumeister wurde der vor allem in Augsburg tätige Elias Holl verpflichtet. Ob­ wohl der Komplex nicht in der geplanten Form vollendet werden konnte, gehört er zu den bemerkenswertesten Teilen der Willi­ baldsburg. An der Schauseite des Burgberges zur Stadt hin legte G. im italienischen Stil ei­ nen vielbeachteten Ziergarten an, den er durch den Nürnberger Apotheker Basilius Besler in einem Prunkfolianten (Hortus Eystettensis, 1613) der literarischen Öffentlich­ keit vorstellen ließ. Schließlich schaffte G. für die Domkirche eine von Augsburger Silber­ schmieden angefertigte Prunkmonstranz an, die lange als Glanzstück des Domschatzes galt. Sie wurde 1806 zerstört und ihre Gold­ teile und Perlen für die Kroninsignien der Kö­ nige von Bayern verwendet. Voraussetzung für diese Aufträge war eine erfolgreiche Fi­ nanzpolitik. G. nahm jedoch auch seine geistlichen Pflich­ ten mit großem Ernst wahr. Seine bemerkens­ werteste Maßnahme war die 1601-02 durch­ geführte erste Generalvisitation der unter sei­ ner Jurisdiktion verbliebenen Diözesanteile. Sie wurde dem Generalvikar Dr. Vitus Priefer übertragen und stellte eine Nachahmung der Visitatio Bavarica (1558-60) im benachbarten Herzogtum Bayern dar. Sie bezog auch die Stifte und Klöster ein. Die Visitationsproto­ kolle konstatierten das von der Reform Er­ reichte, aber auch die verbliebenen Mängel. Mit nachlassendem Einsatz führte G. das Col­ legium Willibaldinum, das er der Fürsorge des regen Dr. Friedrich Staphylus übertrug, der aber den Niedergang auch nicht verhin­ dern konnte. Dieser mündete 1602 in die Rückstufung in eine Lateinschule. Weiterhin bemühte sich G. um eine effektive Bis­ tumsverwaltung; in diesem Sinne suchte er den Geistlichen Rat als Spitzengremium zu reformieren. Andere Vorschriften zielten auf Besserung der Zustände am Bischofshof, von dem er letzte Luthersympathisanten verwies, und die Aktivierung des religiösen Lebens der Diözesanen. Dazu kündigte er eine per­ sönliche Visitation an, zu der es freilich nicht kam. Zustandsschilderungen liefern die Sta­ tusberichte nach Rom 1594, 1597 und 1602. Der sich formierenden Partei der katholi­ schen Mächte im Vorfeld des Dreißigjährigen Krieges schloß sich G. mit Rücksicht auf die

protestantischen Nachbarn nicht an. Er be­ mühte sich statt dessen um einen pragmati­ schen Kurs. Das zeigt auch seine Haltung ge­ genüber den Juden, denen er nach Jahrzehn­ ten der Verfolgung wieder ein eingeschränk­ tes Niederlassungsrecht gewährte. Die Amts­ führung G.s war also stärker als die des Vor­ gängers an den Leitlinien der Renaissance ausgerichtet und betonte dementsprechend die weltliche Seite, orientierte sich aber auch an den Erfordernissen der Kirchenreform. Wenn von ihm insgesamt gesehen weniger wirkungsvolle Impulse als von seinem Vor­ gänger M. v. (—>) Schaumberg ausgingen, ist das auch einem Fußleiden zuzuschreiben, das ihn immer mehr behinderte und dem er am 7./8. 11. 1612 auf der Willibaldsburg er­ lag. Sein Wirken fand bei den Zeitgenossen durchaus Anerkennung. Er wurde in der Domkirche zu Eichstätt beigesetzt. Das Epi­ taph schuf Hans Krumpper. Literatur: [J. G. Suttner], Die Monstranz des Bischofes Johann Conrad, in: PBE 30 (1883) 94-96. - J. Sax II, 479-492. - Die kostbare Monstranz des Fürstbi­ schofes Konrad von Gemmingen zu Eichstätt, in: PBE 37 (1890) 70-72, 74f., 78-80. - L. Bruggaier 46f. - F. Neuer-Landfried 51-55. - G. May 278. - E. Reiter, in: DHGE 20 (1984) 339-342. - H.-O. Keunecke (Hg.), Hortus Eystettensis. Zur Geschichte ei­ nes Gartens und eines Buches (München 1989). - H. A. Braun 231-234, Nr. 65. - W. Brandmüller 271273. Alois Schmid

Gemmingen, Johann Otto von (1545-1598)

1591-1598

Bischof von Augsburg

Johann Otto von Gemmingen wurde am 23. 10. 1545 als Sohn des Hans Dietrich v. G. und der Magdalena Mundbrod von Spiegelberg in Mühlhausen a. d. Würm geboren. Er hatte elf Geschwister. G. soll sein Studium an einer italienischen Universität begonnen haben. Er setzte es 1565 in Ingolstadt fort. 1565 erhielt er in Augsburg, 1568 in Eichstätt ein Domkanonikat. 1580 wurde er Domdekan in Augs­ burg, und 1581 empfing er die Priesterweihe. Am 17. 7. 1590 wählte ihn das Eichstätter Ka­ pitel zum Nachfolger M.s v. (—>) Schaumberg, doch G. lehnte ab, da er in Augsburg bleiben wollte. Daraufhin wählte ihn das Augsburger Kapitel nach dem Tod M.s v. (—>) Berg am 21. 3. 1591 zum Bischof. Papst Gregor XIV. erteil­ te am 10. 5. 1591 die Konfirmation, und am 25. 8. 1591 empfing G. in der Dillinger Pfarr­ kirche die bischöfliche Weihe. G. war fromm, von tadelloser Lebensführung und versah sein Amt wie ein gewissenhafter

Gemmingen Verwaltungsbeamter. Er galt als zuverlässiger Gefolgsmann der römischen Kurie. 1595 und 1598 vollzog er durch delegierte Domherren die pflichtgemäße Visitatio liminum. Die da­ bei vorgelegten Berichte geben einen guten Einblick in die Verhältnisse des Bistums: Von ehemals 1000 Pfarreien bestanden noch 744; die Rekatholisierung zeigte kaum Erfolge, von den ursprünglich 39 Landkapiteln waren drei, ferner drei Kollegiatstifte und 18 Klöster verlorengegangen. 66 Männer- und Frauen­ klöster existierten noch, doch herrschten dort z. T. erhebliche Mißstände. Um einer weiteren Ausweitung der Reforma­ tion Einhalt zu gebieten und das religiöse Le­ ben zu verbessern, erließ G. zahlreiche Man­ date, deren Erfolg aber gering blieb: Er verbot den Besuch evangelischer Schulen und die handwerkliche Ausbildung Jugendlicher in evangelischen Orten, desgleichen den Ver­ kauf „ketzerischer Bücher“. Er verordnete strenges Vorgehen gegen Ketzer und Hexen; mehrere Hexenverbrennungen fanden statt. Eine Behebung der Mißstände versprach er sich von regelmäßigen Schulvisitationen, vom Gebrauch des kleinen Katechismus des P. (—>) Canisius, der sonntäglichen Christen­ lehre und von halbjährlichen Kapitelskonfe­ renzen, zu denen er einen bischöflichen Visi­ tator schicken wollte. Erfolge erwartete er fer­ ner von Volksmissionen, die die Dillinger und Augsburger Jesuiten in seinem Auftrag in Dinkelsbühl, in zahlreichen Pfarreien des Allgäus und im Ries durchführten. Großes Aufsehen erregten die öffentlichen Prozessio­ nen, die erstmals wieder seit vielen Jahren durch Augsburg vom Dom nach St. Ulrich und Afra zogen. Zwar kam eine Diözesansyn­ ode nicht zustande, doch veröffentlichte G. eine brevis Charta mit verkürztem Text der Reformsynode von 1567. Zum Advent 1597 führte er offiziell die römische Meßliturgie und das römische Brevier ein. Allerdings sollte noch ein Jahrzehnt vergehen, bis sich diese im ganzen Bistum durchgesetzt hatten.

Eng verbunden blieb G. mit dem Domkapitel. Gemeinsam mit ihm trug er die Kosten der Domrestaurierung von 1591-95. Kleine Diffe­ renzen wurden friedlich gelöst. Gleiches gilt im großen und ganzen auch für das Verhält­ nis zu den Klöstern. Schwierigkeiten bereite­ ten lediglich die Benediktinerabteien, die 1594 nach römischem Plan zu einer Kongre­ gation zusammengeschlossen und damit der bischöflichen Aufsicht entzogen werden soll­ ten. Namentlich mit Ottobeuren und St. Ul­ rich und Afra in Augsburg, das an seiner Ex­ emtion festhielt, kam es zu Auseinanderset­

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zungen. Gute Beziehungen unterhielt G. zu den Jesuiten vor allem in Dillingen. Oft nahm er an akademischen Festlichkeiten teil und unterstützte die Universität und das Kolleg durch erhebliche Zuwendungen. Klar er­ kannte er die Bedeutung der Gesellschaft Jesu für die geistliche Erneuerung.

Als Reichsfürst trat G. kaum in Erscheinung. Zwar nahm er z. B. 1594 am Reichstag zu Re­ gensburg teil, doch befaßte er sich nicht mit Politik; die Verwaltung des Hochstiftes berei­ tete ihm genug Sorgen. So übernahm er von seinem Vorgänger nicht nur eine Schulden­ last von 200 000 Gulden, sondern auch Strei­ tigkeiten mit der Stadt Augsburg wegen der Straßvogtei, ferner mit Pfalz-Neuburg, das den hochstiftischen Pfarreien Bittprozessio­ nen auf seinem Territorium untersagte. Bett­ ler und berufslose Landfahrer nahmen unter G. so überhand, daß er strenge Verbote und 1592 wegen der Pest in Augsburg auch Ver­ kehrssperren erließ, die allerdings erfolglos blieben. G. unterstützte besonders die hoch­ stiftischen Spitäler und Siechenhäuser, na­ mentlich in Sonthofen, Nesselwang und Dil­ lingen. Am 1. 1. 1595 brannte durch die Un­ achtsamkeit eines Hofkaplans der größte Teil der bischöflichen Residenz in Dillingen ab. G. starb am 6. 10. 1598 im neuerbauten Dillin­ ger Schloß. Seine Beisetzung erfolgte in der St. Jakobs- (heute Lukas-) Kapelle des Augs­ burger Domes. Dort hatte er bereits zu Lebzei­ ten ein Epitaph in Auftrag gegeben. Literatur: E Zoepfl II, 697-767. - M. Weitlauff, in: DHGE 20 (1984) 342f. - H. Braun, Das Domkapitel zu Eichstätt (Stuttgart 1991) 230. - A. Schmid. KDB Augsburg, Reg. Peter Rummel

Gemmingen-Michelfeld, Uriel von (1468-1514) 1508-1514

Kurfürst-Erzbischof von Mainz

Uriel von Gemmingen-Michelfeld wurde zwi­ schen dem 19. 6. und 27. 7. 1468 zu Michel­ feld oder Germersheim geboren. Das urkund­ lich seit dem Ende des 13. Jh.s bezeugte ritter­ liche Ministerialengeschlecht der G., genannt nach dem Stammsitz nahe Eppingen im Kraichgau, war früh mehrfach verzweigt. Gründer der Linie Lichtenfeld war Hans, gen. der Kecke. Er stand als Vogt zu Germersheim in kurpfälzischen Diensten und heiratete 1455 Brigida von Neuenstein. Ihr 1458 gebo­ rener Sohn Georg, später eine geschätzte Per­ sönlichkeit im Humanistenkreis um Jakob

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Gemmingen

Wimpfeling und in Korrespondenz mit Johan­ nes Trithemius, war 1494-98 Domdekan von Worms und starb 1511 als Dompropst von Speyer. Der 1464 geborene Orendel folgte dem 1487 verstorbenen Vater als Vogt von Germersheim, heiratete in erster Ehe Kathari­ na, die Schwester des Franz von Sickingen,

und starb 1520 als kurmainzischer Rat und Vizedom von Mainz. Erpho, 1469 geboren, folgte seinem Bruder Georg 1498 als Domde­ kan von Worms und 1511 als Dompropst von Speyer. Er gehörte 1508 zur römischen Dele­ gation seines Bruders Uriel und starb 1523 in Speyer.

1483 wurde G. für das Mainzer Domstift aufgeschworen und begann in Mainz mit dem Studium. Anfang März 1483 trat er als Domizellar die Annalresidenz an. Nach deren Ab­ schluß gewährte ihm das Kapitel 1484 Urlaub und stellte ihn für ein vierjähriges Studium in Paris frei. 1488 wurde die Beurlaubung für zwei Jahre verlängert. G. wurde in Padua zum Dr. iur. utr. promoviert. Inzwischen hatte er auch Eingang in das Domstift zu Worms ge­ funden, wo er später Kustos wurde. Auch wurde er Kanoniker in den Mainzer Kollegiatstiften Mariengreden und St. Alban. Auf­ grund päpstlicher Provision wurde er 1505 Mainzer Domdekan. Er resignierte diese Pfründe 1508. 1501 war er als Assessor am Reichskammergericht tätig. 1502 betraute ihn Erzbischof B. v. (—>) Henneberg mit verschie­

denen Geschäften in Rom. Im Auftrag des Domkapitels war er Amtmann in Mombach. Am 27. 9. 1508 wählte ihn das Mainzer Dom­ kapitel zum Nachfolger des am 15. 9. 1508 verstorbenen Erzbischofs J. v. (—>) Lieben­ stein, dessen Nachfolge er 1505 als Domde­ kan angetreten hatte. Die Wahl G.s scheint von Kaiser Maximilian I. gefördert worden zu sein. G. unterzeichnete die 57 Punkte umfas­ sende Wahlkapitulation und nahm vom 28. 9. 1508 bis zum 18. 8. 1509 die Huldigung von Stadt und Erzstift Mainz entgegen. Die Kon­ firmation durch Julius II. erfolgte am 21. 12. 1508. Um die fälligen Servitien und Gebüh­ ren zahlen zu können, nahm G. am 3. 11. 1508 bei der Nürnberger Faktorei Wolf Hof­ mann des Hauses Fugger mit Zustimmung des Domkapitels 21 000 rheinische Gulden auf. Wegen der hohen Verschuldung des Erz­ stifts konnte eine teilweise Reduzierung der Abgaben erzielt werden. Am 24. 2. 1509 wur­ de G. im Mainzer Dom unter Assistenz der Weihbischöfe Th. (—>) Ruscher von Mainz und H. (—►) Schertlin von Speyer durch den Wormser Bischof R. v. (—>) Rüppur konsekriert. Auch nahm er das Pallium entgegen. Auf dem Reichstag zu Worms übertrug ihm Maximilian I. am 23. 4. 1509 das Erzstift und die Regalien, am 24. 10. 1509 bestätigte er ihn in Verona als Erzkanzler des Reiches. Reichspolitisch vermochte G. keine Akzente zu setzen. Er besuchte die Reichstage, schloß 1509 mit Herzog Ulrich von Württemberg ein Beistandsbündnis und verlängerte 1512 für zehn Jahre die Teilnahme am Schwäbischen Bund. Während des Reichstags von April bis Juni 1512 in Trier konsekrierte er R. (—>) Greif­ fenclau von Vollrads und hatte die Ehre, den Heiligen Rock auszustellen.

Auf kirchlichem Gebiet zeigte G. Reformbe­ mühen. Um 1509 erwirkte er in Rom das Ver­ bot für Geistliche, mehr als eine Pfründe in­ nezuhaben. Auf Drängen des Domkapitels und des Klerus nahm die Kurie den Erlaß je­ doch zurück. 1511 verfügte er eine Visitation des Klerus und der Klöster und erreichte, daß das Domkapitel 1513 eine „convocatio cleri“ durchführte, auf der offenkundige Mängel ge­ rügt und Reformbeschlüsse gefaßt wurden. G. ordnete Examen für Kleriker an und verbot das Konkubinat. Im Streit zwischen J. Pfeffer­ korn und J. Reuchlin soll er Stellung für den Humanisten bezogen und diesen vor Schaden bewahrt haben. Territorialpolitisch war G. mit den Erfurter Wirren konfrontiert, die 1509 zur Revolte der unterprivilegierten Zünfte ge­ gen den patrizischen Rat eskalierten. Territo­ riale Begierlichkeit von Sachsen und Kur-

Gemmingen - Georg mainzer landesherrliche Erweiterungsbestre­ bungen gaben dem Streit 1510 noch weitere Nahrung. Der von G. eingeschaltete Maximi­ lian I. verfügte am 4. 7. 1511 die Acht über die Stadt. Zu einer vorläufigen Entspannung kam es ab 1513.

Am 9. 2. 1514 starb G. an den Folgen eines Schlaganfalls. Er wurde in der Memorie des Mainzer Domes beigesetzt. Im Auftrag von Erzbischof (—>) Albrecht von Brandenburg schuf ihm Hans Backoffen ein Grabdenkmal, das als neuer Typ Mainzer Plastik in Über­ gangsformen zur Renaissance zu den heraus­ ragenden künstlerischen Leistungen der Zeit zählt. Literatur: C. W. F. L. Stocker, Chronik der Familie von Gemmingen und ihrer Besitzungen (Heidelberg 1870) II, 44-49. - K. v. Busch-E X. Glasschröder I, 143, 627; II, 188. - H. Faulde, Uriel von Gemmin­ gen, Erzbischof von Mainz (1508-1514). Beiträge zu seiner Geschichte (München 1955). - F. V. Arens 161f. - A. Ph. Brück, in: NDB 6 (1964) 180. - G. Rauch, Domkapitel III, 163. - G. Chalopek 53-102. - H. Wiesflecker 259-289, 592-603. - G. Fouquet, Domkapitel II, 519-524. Friedhelm Jürgensmeier

Georg (t 1486 [?])

1483 (?)—1486 Bischof von Lavant Aus dem Wahldekret des Lavanter Bischofs E. (—>) Paumgartner geht hervor, daß sein Vor­ gänger ein Georg war. Dessen Todesdatum ist nicht gesichert. 1494 berichtete Paumgartner, Georg sei nie in den Besitz des Bistums ge­ kommen, sondern vorher gestorben. Wegen des Krieges zwischen Kaiser Friedrich III. und König Matthias Corvinus von Ungarn hatte G. vielleicht kein Interesse, seinen im Kriegsgebiet liegenden Sprengel zu überneh­ men. Die tatsächliche Bistums Verwaltung er­ folgte in dieser Zeit durch den Abt von St. Paul im Lavanttal. Literatur: K. Tangl 198, 201. - E Kovacic 187. - H. Dexler 92. - A. Ozinger 35. France M. Dolinar

Georg von Baden (1433-1484)

1457-1459 1459-1484

Koadjutor des Bischofs von Metz Bischof von Metz

Georg von Baden wurde im Jahre 1433 als Sohn des Markgrafen Jakob I. von Baden und der Katharina von Lothringen geboren. Seine Brüder waren der selige Bernhard v. B., der in

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der Folge in Lothringen und im Trierer Land stark verehrt wurde, und der Trierer Erzbi­ schof (—>) Johann v. B. Als der Metzer Bischof C. (—>) Bayer von Boppard G. 1456 als Koadju­ tor ausersah, war dieser Domherr von Köln. Bayer hatte das Domkapitel zwar um Zustim­ mung gebeten, dabei aber dessen durch das Wiener Konkordat verbrieftes Wahlrecht au­ ßer acht gelassen. Die päpstliche Bestätigung G.s erfolgte am 11. 1. 1457. Die Domherren wollten ihr Wahlrecht nach dem Tod Bayers jedoch nicht preisgeben und wählten entge­ gen ihrer früheren Zusage einen Großonkel des Herzogs von Lothringen, O. d. (—>) Blämont, zum Nachfolger. Für diese Entschei­ dung hatte sich das Wahlgremium der Unter­ stützung des französischen und burgundi­ schen Hofes versichert. Es hatte seine Rech­ nung allerdings ohne die römische Kurie gemacht, die ihren Anspruch auf freie Verlei­ hung zur Geltung bringen wollte. Der Papst verlieh jedenfalls nicht dem Metzer Elekten, sondern dem bereits als Koadjutor anerkann­ ten G. am 2. 7. 1459 das Bistum.

Bald nach seiner feierlichen Besitzergreifung (1461) stellte G. sich im Streit D. v. (—>) Isen­ burgs gegen den vom Papst zum Erzbischof von Mainz ernannten (—>) Adolf v. Nassau auf die Seite des ersteren. Da der Magistrat von Metz auf Seiten des Bischofs, das Domkapitel dagegen auf Seiten des Papstes stand, wirkte dieser Streit rheinischer Fürsten sich auch im Metzer Land aus. Während das Domkapitel nach Pont-ä-Mousson ins Exil ging, verhängte Pius II. 1462 das Interdikt über die Stadt Metz. G. gelang es schließlich im Jahre 1467, die Parteien zu versöhnen und die Aufhe­ bung der auf Metz lastenden Sanktion zu er­ reichen. Seine kriegerischen Unternehmen und das Lösegeld, das er für seine Freilas­ sung zu zahlen hatte, erhöhten freilich noch seine Schulden. Dadurch wurde der Zerfall des Hochstiftes beschleunigt. So wurde z. B. 1466 die Stadt Epinal dem Herzogtum Lo­ thringen einverleibt. Andere Städte und Herr­ schaften wurden verpfändet. Gegen Ende sei­ nes Lebens versuchte G., diese Entwicklung in etwa zu korrigieren. So gewann er 1479 die Burggrafschaft Saint-Avoid zurück.

Wie schon sein Vorgänger, so wandte sich auch G. erst spät seinen geistlichen Aufgaben zu. 1481 veranstaltete er eine Synode, die Re­ formdekrete für den Säkular- und Regularkle­ rus erließ. Da die Betroffenen protestierten, nahm er sie jedoch schon ein Jahr später wie­ der zurück. Die geistlichen Gründungen un­ ter seinem Episkopat gingen auf Sonderinter­ essen zurück. Dabei handelte es sich um das

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Georg

Stiftskapitel zu Fenetrange (1475) und die Ordensfrauen von „Ave Maria“ zu Metz (1482). G. selbst war durchaus geistlich gesinnt. Er unternahm gern Wallfahrten, so z. B. nach Einsiedeln und zu näher gelegenen Zielen, und wenn die Situation es erforderte, bewies er öffentlich seine Bußbereitschaft. An den hohen Festtagen der Karwoche, an Ostern und Pfingsten feierte er offenbar regelmäßig die Messe. Auch an anderen liturgischen Fei­ ern wie der Palmweihe und der Fronleich­ namsprozession nahm er zur Erbauung des Volkes teil. G. starb am 11. 10. 1484. Er wurde in der Kathedrale zu Metz beigesetzt.

Einkommen von 3000 Dukaten. Da sich alle Hoffnungen, G. ein Bistum in Spanien zu ver­ schaffen, zerschlugen, konzentrierte sich das Interesse Ferdinands auf den Alpenraum. Schon nach dem Tod des Brixner Bischofs Ch. v. (—►) Schrofenstein im Jahre 1521 galt G. als Kandidat für die Nachfolge. Vergeblich war das Bemühen um die Koadjutorie mit dem Nachfolgerecht in Salzburg im Jahre 1524.

Literatur: M. Meurisse. - A. Calmet V, 237-257. - E. Allemang, in: DHGE 6 (1932) 136f. - H. Tribout de Morembert, Metz 95-102.

Louis Chätellier

Georg von Österreich (1504-1557) 1526-1537 1537-1539 1538-1544 1541-1544 1544-1557

Administrator des Bistums Brixen Bischof von Brixen Erzbischof von Valencia Koadjutor des Bischofs von Lüttich Bischof von Lüttich

Georg von Österreich wurde im Jahre 1504 oder 1505 als ältester der natürlichen Söhne Kaiser Maximilians vermutlich in Gent gebo­ ren. Die Angaben über seine Mutter gehen weit auseinander. Während die niederländi­ sche Literatur des 19. Jh.s von einer „dame noble de la famille hongroise de Walga“ und neuerdings von einer niederländischen Ade­ ligen aus dem Hause de Brimeu de Meghen spricht, liest man im Tiroler Schrifttum von einer Salzburgerin. Mit seinem Vollbruder Cornelius und einem wahrscheinlichen Halb­ bruder Leopold, der Bischof von Cordoba wurde, durfte Georg den ehrenden Beinamen „von Österreich“ tragen.

Seine Jugendzeit verbrachte G. in der Obhut seiner Halbschwester Margarete von Öster­ reich, der Statthalterin der Niederlande. Dort sorgten seine Neffen Kaiser Karl V. und Erz­ herzog Ferdinand für eine gute Ausbildung. G. besaß gute Sprachkenntnisse und gewand­ tes Auftreten. Bald nach 1519 bestimmte sei­ ne Familie ihn für den geistlichen Stand. Die wegen seiner außerehelichen Geburt notwen­ dige Dispens erteilte Papst Hadrian VI. Als er mit dem Kaiser 1522 nach Spanien kam, trug er bereits die Tonsur. Zwei Jahre später stu­ dierte er an der Universität von Alcala die Rechte. Damals verfügte er über ein jährliches

Erst 1525 führte dieses Bemühen in Brixen zum Erfolg, als dieses Bistum angesichts der Bauernunruhen der Hilfe des Landesfürsten bedurfte. Nach dem Tode von Bischof S. (—>) Sprenz postulierte das Brixner Kapitel den erst 21 Jahre alten G. am 21. 10. 1525 zum Nachfolger. Am 3. 11. 1525 dankte Erzherzog Ferdinand ihm dafür, und Kaiser Karl V. ver­ sicherte am 29. 11. 1525, daß durch die Postu­ lation G.s das Wahlrecht des Kapitels nicht beeinträchtigt worden sei. Am 15. 12. 1525 dankte schließlich auch G. seinen Wählern und kündete sein baldiges Eintreffen an. Fer­ dinand suchte sogleich in Rom um eine ra­ sche Anerkennung G.s nach. Am 9. 4. 1526 wurde G. bis zur Vollendung des 27. Lebens­ jahres zum Administrator des Bistums be­ stellt. Bis dahin wurde ihm auch Dispens vom Empfang der höheren Weihen gewährt. Wegen Ausbruch des Krieges zwischen Kai­ ser und Papst verzögerte sich zwar der Ver­ sand der Bullen, doch traf G. am 8. 11. 1527 in Brixen ein. Er erhielt die langersehnte

Georg päpstliche Bulle erst zu Beginn des Jahres 1528.

Bereits 1527 wies G. seine Amtsleute an, ge­ gen das seit 1526 in Tirol vordringende Täufertum vorzugehen. Im August 1528 berief er eine Synode ein, deren Statuten fast völlig mit jenen von 1511 übereinstimmen. Ende August 1529 verließ der reisefreudige G. Bri­ xen, begab sich zum Kaiser nach Piacenza und anschließend nach Bologna. Dort war er 1530 bei der Kaiserkrönung zugegen. Eilig kehrte er daraufhin nach Brixen zurück, um Ende April den nach Deutschland ziehenden Kaiser feierlich zu empfangen und die Rega­ lien entgegenzunehmen. Am 6. 6. 1530 reiste G. mit König Ferdinand zum Augsburger Reichstag. Nachdem er am 25. 11. 1530 wie­ der zurückgekehrt war, erhielt er den Auftrag, die Schwester des Kaisers und verwitwete Königin, Maria von Ungarn, von Linz in die Niederlande zu begleiten, wo sie Statthalterin wurde. Erst am 23. 2. 1532 traf G. wieder in Brixen ein. Obwohl zu dieser Zeit die Diözese unter durchziehenden Soldaten zu leiden hatte und sich die Täuferbewegung ver­ schärfte, begab G. sich am 12. 10. 1532 zum Kaiser nach Villach und von dort nach Vel­ des, dem Brixner Besitz in Oberkrain. Am 15. 11. 1532 kehrte er nach Brixen zurück. Damals erwog G. einen Pfründentausch. Schon 1527 hatte er nach dem Bistum Ut­ recht gestrebt, drei Jahre später nach dem rei­ chen Zaragoza, 1532 nach Konstanz. Er ver­ sprach dem gänzlich unwürdigen J. v. (—>) Lupfen für den Fall, daß er zu seinen Gunsten auf Konstanz verzichte, eine jährliche Pensi­ on von 1000 Gulden. Kaiser, Papst und das Brixner Domkapitel waren damit einverstan­ den, doch kam der Handel aus politischen Gründen nicht zustande. Am 14. 11. 1533 verließ G. Brixen erneut und begab sich zu Maria von Ungarn in die Niederlande. Vor seiner Abreise empfahl er sein Bistum dem Trienter Bischof B. v. (—>) Cles. In Brüssel er­ warteten G. diplomatische Aufgaben. So rei­ ste er im Februar 1534 im Auftrag der Statt­ halterin nach Hamburg und im Mai nach Dä­ nemark. Auf Marias Wunsch begleitete er 1535 die Tochter Christians II. von Dänemark, Dorothea, zu ihrem Verlobten, dem Kurfür­ sten Friedrich II. von der Pfalz, nach Heidel­ berg. In Brixen wandte sich währenddessen der mit der Leitung des Bistums betraute Ge­ neralvikar G. Stammler energisch gegen das dort immer wieder aufflackernde Täufertum. Kaum war G. am 27. 10. 1535 nach Brixen zu­ rückgekehrt, als er am 21. 2. 1536 seine Di­ özese wieder verließ, um zum Kaiser nach

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Neapel und anschließend mit ihm nach Rom zu ziehen. Nach seiner Rückkehr am 29. 7. 1536 nahm er im Herbst an einem Landtag in Innsbruck teil und erinnerte den Landesfürsten an die alte Gewohnheit der Grafen von Tirol, vom Hoch­ stift Brixen die Lehen entgegenzunehmen. Am 3. 10. 1536 verließ G. Brixen definitiv. Er begab sich in die Niederlande, wo er schwer erkrankte. In Brixen häuften sich indes die Klagen. Die religiöse Situation verschlechter­ te sich zusehends. Als sich auch die wirt­ schaftliche Lage verschlimmerte, fürchtete man in Innsbruck einen neuen Bauernauf­ stand und drängte G. zum Verzicht auf sein Bistum. Dieser sprach den Verzicht am 18. 1. 1539 aus, nachdem Kaiser Karl V. den Papst gebeten hatte, ihn als Erzbischof nach Valen­ cia zu transferieren. Dies geschah am 29. 11. 1538. Am 19. 12. 1538 nahm G. von seinem neuen Bistum Besitz. Am 8. 4. 1539 ließ er sich die Priester- und Bischofsweihe erteilen, zu deren Empfang er sich 1538 verpflichtet hatte.

Seitdem bemühte G. sich mehr um seine geistlichen Angelegenheiten und um die Durchsetzung kirchlicher Reformen. In Va­ lencia wurde er sogar als Apostel der Mauren gefeiert. Dennoch trachtete G. nach dem Bis­ tum Lüttich. Am 31. 12. 1540 erhielt er dort ein Kanonikat. Nachdem ihn auf Betreiben des Kaisers und der Regentin das Lütticher Domkapitel am 3. 1. 1541 zum Koadjutor von Bischof C. d. (—0 Berghes postuliert hatte, be­ stätigte Papst Paul III. ihn am 26. 2. 1541 ge­ gen den Widerstand der französischen Kardinäle. Auf der Reise nach Lüttich wurde G. im Auftrag König Franz’ I. in Lyon gefangenge­ nommen und zwei Jahre festgehalten. Da­ durch wollte sich der französische König für die Ermordung seines Botschafters in Mai­ land rächen. Erst nach Bemühungen Karls V, Papst Pauls III. und des Kardinals Alessandro Farnese sowie nach Zahlung eines Lösegel­ des von 25 000 Goldkronen wurde G. aus der Haft befreit. Wegen des hohen Lösegeldes bat er den ihm gewogenen Papst um eine Dispens von den für die Translation fälligen Taxen. Am 18. 5. traf er in Brüssel mit Berghes zu­ sammen, leistete vor zwei Abgesandten des Domkapitels den Eid und traf am 30. 8. 1543 in Lüttich ein. Nachdem sich Berghes gegen eine Abfindung von 60 000 Gulden in seine Heimat zurückgezogen hatte, hielt G. am 17. 8. 1544 mit geringem Aufwand seinen Einzug in Lüttich.

G.s Regierungszeit war von dem immer wie­ der aufflammenden Konflikt zwischen Habs-

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Georg

burg und Frankreich überschattet. Der Ver­ such Karls V, das Bistum durch den Bau neu­ er Festungen gegen eine französische Invasi­ on zu schützen, hatte nur begrenzten Erfolg. Im Jahre 1554 stießen die Franzosen bis Dinant vor. Erst der Waffenstillstand von Vaucelles (1556) brachte dem Land wieder mehr Sicherheit. Die Verletzung dieses Abkom­ mens durch Frankreich veranlaßte G., das 1518 mit Habsburg geschlossene Bündnis (E. v. d. [—>] Mark) zu erneuern. 1557 genehmigte die Ständeversammlung einen entsprechen­ den Vertrag mit König Philipp II. von Spa­ nien, der die Niederlande von seinem Vater Karl V. geerbt hatte.

Wie seine Vorgänger bekämpfte auch G. die in der Diözese und im Stift noch zahlreichen Anhänger der Reformation. Im ersten Jahr sei­ ner Regierung ordnete er die Inquisition im Stift neu und ließ einen Index der verdächti­ gen Bücher aufstellen. Dabei stützte er sich auf den Rat des Domherrn Dirk Hezius und der theologischen Fakultät Löwen. Die vorge­ sehene Einziehung der Güter verurteilter Pro­ testanten wurde allerdings von der Stände­ versammlung als mit den Landesgesetzen un­ vereinbar abgelehnt. 1545 berief G. eine Kle­ rusversammlung ein, um über den Abfall des Kölner Erzbischofs H. zu (—►) Wied zu bera­ ten. Einstimmig riefen Bischof, Domkapitel und Klerus in dieser Angelegenheit den Hl. Stuhl an. Nach seiner Teilnahme am Augs­ burger Reichstag von 1547, wo er dem Bünd­ nis der katholischen Fürsten beitrat, berief G. 1548 eine Diözesansynode ein, auf der er die „formula reformationis“ publizierte. Die Ver­ sammlung verabschiedete in 17 Kapitel ge­ gliederte Statuten, die u. a. vorschrieben, zu den Weihen nur würdige, fähige, geprüfte Männer zuzulassen. Priestern, die nicht vom Ortsbischof geweiht bzw. nicht vom General­ vikar geprüft worden waren, wurde die Aus­ übung ihres Amtes untersagt. Die Anwen­ dung dieser Bestimmungen ließ jedoch zu wünschen übrig. Auf dem Kölner Provinzial­ konzil von 1549 ließ sich der erkrankte G. durch den Dekan des Domkapitels G. v. (—>) Groesbeek und den Offizial Niquet vertreten. Während an der ersten Sitzungsperiode des Konzils von Trient kein Vertreter der Diözese Lüttich teilgenommen hatte, entsandte G. im Juli 1551 Groesbeek, den späteren Weihbi­ schof G. (—►) Sylvius, den Kanzler Guillaume de Poitiers und den Stiftsherrn Ghenard zu den Konzilsberatungen. 1553 gab Generalvikar Jean Huet ein für das Bistum verbindliches Rituale heraus. Im glei­ chen Jahr verabschiedete G. eine Reform des

Gerichtswesens und der Offizialität. 1555 be­ kräftigte er die zehn Jahre zuvor erlassenen Maßnahmen gegen die Reformation. Der Ver­ such, die Strafverfolgung ausschließlich dem kirchlichen Gericht zu übertragen, scheiterte am Widerstand der Stände. Mit päpstlicher Genehmigung begann G. 1555 mit der kanoni­ schen Visitation der exemten Orden. Sie kam jedoch über einen Ansatz nicht hinaus. Auf G.s Veranlassung arbeitete eine Versammlung des niederen Klerus 1556 eine Regel für die Kanoniker aus. Der Augsburger Religionsfrie­ den wurde im Bistum Lüttich nicht promul­ giert. Karl V. hatte schon bei der Amtsübernahme G.s auf Bestellung eines Koadjutors gedrängt. Maria von Ungarn bestand jedoch aus diplo­ matischen Gründen auf einem späteren Zeit­ punkt. Der 1549 von ihr vorgeschlagene bi­ schöfliche Kanzler Guillaume de Poitiers fand im Domkapitel keine Mehrheit. Nach längeren Verhandlungen erklärten die Dom­ herren sich bereit, dem Kaiser eine Liste von fünf Namen vorzulegen, aus der er den Koad­ jutor auswählen könne. Am 18. 12. 1549 be­ zeichnete Karl V. den Domherrn R. d. (—►) Berghes, einen Verwandten des Bischofs C. d. Berghes. Am 25. 8. 1550 stimmte das Domka­ pitel zu. Die päpstliche Bestätigung erfolgte, vielleicht wegen des jugendlichen Alters des Gewählten, erst am 15. 6. 1554.

G. war seit langem kränklich. Er starb am 4. 5. 1557 in Lüttich. Sein Leichnam wurde in der Kathedrale, seine Eingeweide in der Kirche von Curringen beigesetzt. 1811 wurden die sterblichen Überreste in die 1802 zur Kathe­ drale erhobene Stiftskirche Saint-Paul über­ führt. Allgemein werden G.s Klugheit und Bildung hervorgehoben. Sein Verdienst war es, durch die Heranziehung hervorragender Mitarbeiter der Diözese Lüttich neue Impulse gegeben zu haben. Im politischen Bereich war er ein gefügiges Werkzeug seiner Familie. G. hat zumindest zeitweise ungeistlich gelebt. Sein später legitimierter Sohn Georg wurde Propst von Harelbeke und von St. Peter in Lö­ wen sowie Kanzler der dortigen Universität. Während G. in der Lütticher Geschichts­ schreibung positiv gesehen wird, beurteilen ihn die Tiroler Historiker im allgemeinen ne­ gativ. Literatur: F. A. Sinnacher VII, 245-347. - J. Daris, Liege XVIe siede 143-183. - H. Pirenne. - J. Paquay 14. - L.-E. Halkin, in: DHGE 5 (1931) 884-887. - Ders. 42-70. - P. Harsin, Etudes critiques III. - A. Wandruszka, in: NDB 6 (1969) 210. - J. Gelmi, Bi­ schöfe 120-125. - A. A. Strnad, Brixen-ValenciaLüttich. Konturen zu einem Lebensbild Bischof Ge­

Georg orgs von Österreich (t 1557), in: J. Nössing-H. Stampfer 81-101.

Josef Gelmi - Alfred Minke

Georg, Herzog von Braunschweig-LüneburgWolfenbüttel (1494-1566)

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1544 wegen der Berufung Bucers von Straß­ burg nach Köln zuspitzte und das Kapitel schwankte, ergriff G. - trotz unverhohlener Sympathie für Wied und dessen Anhänger dennoch Partei gegen deren Reformationsver­ suche.

1554-1566 Administrator des Bistums Min­ den 1558-1566 Erzbischof von Bremen und Bi­ schof von Verden Georg von Braunschweig-Lüneburg-Wolfen­ büttel wurde am 22. 11. 1494 als vierter Sohn Herzog Heinrichs d. Ä. und seiner Ehefrau Katharina aus dem Hause Pommern-Wolgast geboren und wie seine älteren Brüder (—>) Christoph und (—>) Franz früh für den geistli­ chen Stand bestimmt. Er erlangte rasch eine seiner fürstlichen Stellung angemessene Ver­ sorgung mit einer Vielzahl einträglicher Pfründen. 1512 begann er seine geistliche Ämterlaufbahn als Vikar des Jakobusaltars zu St. Blasien in Braunschweig. Bei Aufnahme seiner juristischen Studien in Köln wurde er drei Jahre später im Immatrikulationseintrag als Inhaber von Kanonikaten an den Domkir­ chen von Köln und Hildesheim, außerdem an der Stiftskirche St. Gereon zu Köln bezeich­ net. Als 1523 die Stelle des Propstes von St. Blasien in Braunschweig neu zu besetzen war, wurde G. durch Herzog Erich I. von Ca­ lenberg auf diese Stelle ebenso wie auf die gleichzeitig freigewordene Propstei des Stif­ tes St. Mauritius vor Hildesheim präsentiert und vermutlich noch dazu mit der Propstei beim Hl. Kreuzstift in Hildesheim providiert. Gleichzeitig hatte er - und das wohl schon seit einigen Jahren - ein Kanonikat an der Straßburger Domkirche inne. Die Postulation zum Erzbischof von Riga 1527 lehnte G. ab, nicht dagegen die Wahl zum Dompropst in Köln am 28. 11. 1530. Spätestens 1532 folgte der Erwerb der Bremer Dompropstei. Die wichtigsten Schauplätze des Lebens und Wir­ kens von G. waren Straßburg und Köln, doch ist überliefert, daß er seinen in den Kapitels­ statuten festgesetzten Residenzpflichten auch an allen anderen Orten korrekt nachkam. Das trug ihm den Ruf großer Weltläufigkeit, ferner der Gelehrsamkeit und Duldsamkeit ein. Hatte er in Straßburg mannigfach Gelegen­ heit, das Wirken der oberdeutschen Reforma­ toren Caspar Hedio und Martin Bucer zu be­ obachten, so geriet er als Dompropst in Köln mitten in die Spannungen um die Kirchenpo­ litik des 1546 exkommunizierten und danach zur Resignation gezwungenen lutherisch ge­ sinnten Erzbischofs H. zu (—>) Wied. Als sich der Streit zwischen diesem und dem Kapitel

Nach der erzwungenen Resignation des pro­ testantisch gesinnten Bischofs (—►) Franz v. Waldeck wurde G. im Oktober 1554 zum Bi­ schof von Minden gewählt; er berief den el­ sässischen Theologen Theobald Thamer - der zunächst in der Umgebung des Landgrafen Philipp von Hessen der Reformation zu­ neigte, dann aber in Rom wieder zur alten Kirche zurückkehrte - zum Domprediger. Dies führte zu Schwierigkeiten mit der evan­ gelisch gesinnten Bevölkerung. Im übrigen beschränkte sich G. in Minden auf die Erledi­ gung anfallender Regierungsgeschäfte. 1558 wurde G. von den in Zeven gemeinsam tagenden Domkapiteln von Bremen und Ver­ den als Nachfolger seines verstorbenen Bru­ ders zum Erzbischof von Bremen und zum Bi­ schof von Verden postuliert. Das entscheiden­ de Motiv für diese Postulation lag wohl in der Erwartung, daß er die durch die kostspielige Hofhaltung und die Kriegsziele seines Bru­ ders finanziell ruinierten Stifte saniere. G. nahm seine Residenz in Verden und betrieb, in seinen letzten Lebensjahren immer offener der Reformation zugetan, eine in ihrer Ge­ samtheit schwer einzuordnende Politik. Aus

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Georg

dem Bremer Konfessionsstreit, der in der zweiten Hälfte des 16. Jh.s dem Übergang der Stadt Bremen vom Luthertum zum reformier­ ten Bekenntnis vorausging, hielt er sich weit­ gehend heraus und war eher bemüht, unpar­ teiisch, aber vermittelnd die Konfessionspar­ teien einander näher zu bringen; es verwun­ dert daher nicht, daß in den späteren Würdigungen G.s seine ironische Grundhal­ tung obenan stand, während er im übrigen in das Kreuzfeuer der Kritik aus allen Konfessio­ nen geriet. Bemühte er sich einerseits mit gro­ ßem Nachdruck und offenbar auch aus ehrli­ cher Überzeugung um die päpstliche Konfir­ mation für seine Bistümer, die Pius IV. 1561 auch aussprach, so erfüllte er doch nicht die damit verbundene Auflage, sich die Bischofs­ weihe erteilen zu lassen. Daß er der kirchli­ chen Entwicklung im Erzbistum Bremen noch zu einer Wende hätte verhelfen können, selbst wenn er dies gewollt hätte, muß als ausgeschlossen gelten. Dagegen ist nicht zu übersehen, daß er im Stift Verden dem Vor­ dringen der Reformation Vorschub leistete, ja einzelne lutherische Neuerungen durchaus förderte, wie etwa Gewährung der Kelchkom­ munion und der Priesterehe. Den für den künftigen Weg des Verdener Stifts entschei­ denden Schritt tat der Bischof 1564, als er den lutherischen Abt von St. Michael in Lü­ neburg und konfirmierten Bischof von Lü­ beck E. v. (—>) Holle zu seinem Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge für das Bistum Ver­ den bestellte.

G. starb am 4. 12. 1566 in Verden. Er wurde in seiner Bischofskirche an der Seite seines Bru­ ders und Vorgängers beigesetzt. Die Sterbesa­ kramente hatte sich der letzte katholische Verdener Bischof unter beiden Gestalten rei­ chen lassen. Wie bei wenigen anderen Zeitge­ nossen versagt im Hinblick auf eine Würdi­ gung der Persönlichkeit G.s der ausschließ­ lich konfessionelle Maßstab, denn dieser wird „dem Menschen und seiner Leistung nicht gerecht, wohl aber die verstehende Be­ gegnung zwischen den Fronten“ (Schäfer). Literatur: H. Wohltmann, in: NDB 6 (1964) 208f. (Lit.). - W. Schäfer, Wappen und Kreuz. Studie zum Leben des Verdener Bischofs Herzog Georg von Braunschweig und Lüneburg (1494-1566), in: JGNKG 76 (1978) 169-203. Michael Reimann

Georg, Pfalzgraf bei Rhein (1486-1529) 1513-1529

Bischof von Speyer

Pfalzgraf Georg war einer der zahlreichen Söhne des pfälzischen Kurfürsten Philipp I.

und der Herzogin Margarete von BayernLandshut. Er wurde am 10. 2. 1486 geboren. 1496 wurde er Domizellar in Trier. 1497 und 1506 folgten Kanonikate am Speyerer und am Mainzer Dom. Außerdem war G. seit 1499 no­ minell im Besitz der reichen Dompropstei zu Mainz; seine Installierung erfolgte 1505. Zu diesem reichen Pfründenbesitz kamen bis 1513 noch die Propsteien des Kollegiatstifts St. Donatin zu Brügge (1502) und des Dom­ stifts von Tournai (1513) sowie die in der Nä­ he von Worms gelegenen Pfarreien Hofheim (1512) und Offstein (1513). G. war in Speyer und Mainz, wohl auch in Trier im Jahr seiner Bischofswahl noch nicht admittiert, d. h. we­ der im rechtlichen noch im materiellen Sinn Inhaber seiner Kanonikate. 1512 wurde er zum Subdiakon, am 10. 7. 1515 zum Priester und am 22. 7. des gleichen Jahres zum Bi­ schof geweiht, nachdem ihn das Speyerer Domkapitel auf Drängen seines Bruders, des pfälzischen Kurfürsten Ludwig V, 1513 zum Bischof angenommen hatte. Da Kaiser Maxi­ milian die pfälzische Politik unterstützte, gab es keine Alternative; von einer Wahl des kapitelschen Kandidaten, des Domkantors Ph. v. (—>) Fiersheim, mußte abgesehen werden. Der erst 28jährige G. erlangte von Papst Leo X. die Altersdispens. Hochstift und Bistum gerieten unter G. auf­ grund des Autoritätsverlustes des Klerus und der aufkommenden reformatorischen Strö­ mungen in eine prekäre Situation. G. war die­ ser Situation nicht gewachsen. Deshalb orien­ tierte er sich politisch an seinem Bruder Lud­ wig V; er war allerdings keineswegs will­ fähriges Werkzeug, versuchte sich vielmehr kurpfälzischen Eingriffen zu widersetzen. Dennoch drohte dem Stift die finanzielle Ausbeutung und die formelle Degradierung zum kurpfälzischen Landesbistum. Die Existenz von Hochstift und Bistum war auch durch andere Ereignisse gefährdet. Be­ einflußt durch die evangelische Predigt und aufgrund des drohenden Bauernkrieges stellte die Speyerer Bürgerschaft nämlich reli­ giöse und soziale Forderungen. Die Bauern des Bruhrains riefen zum Aufruhr auf. Als ih­ nen G. bewaffnete speyerische Bauern entge­ genschickte, liefen diese sofort über. Die rechtsrheinischen Städte des Hochstifts fie­ len in die Hände der Aufständischen. G. wur­ de von ihnen zwar als Landesherr anerkannt, doch nahmen sie eine feindliche Haltung vor allem gegenüber dem Domkapitel ein. Auch im linksrheinischen Gebiet kam es zu Auf­ ständen, die mit Hilfe der Kurpfalz niederge­ schlagen werden konnten.

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Georg - Geraldini

Im Diözesangebiet breitete sich damals die neue Lehre rasch aus. Die Kurpfalz verhielt sich gegenüber den reformatorischen Strö­ mungen eher passiv und blieb zunächst bei der alten Lehre. G. erkannte spätestens mit dem Wormser Reichstag von 1521 die Bedro­ hung, die von der lutherischen Bewegung

lutherischen Lehre zu und ging 1525 nach Straßburg. Hätte sich die Kurpfalz während der Amtszeit G.s für das Luthertum entschie­ den, so wäre es wohl auch in Speyer zu ei­ nem konfessionellen Umsturz gekommen. Der Kurfürst war aber ausschließlich an der finanziellen Ausbeutung des Bistums interes­ siert. G. war den Aufgaben des Bischofsamtes in dieser schwierigen Zeit insgesamt nicht ge­ wachsen. Er nahm sich zwar des Klerus und des Volkes an und ließ es an Ermahnungen und Belehrungen nicht fehlen. Sein Bemü­ hen um eine Klerusreform war jedoch erfolg­ los. Verhängnisvoll war seine Personalpolitik. Da er an seinem Hof Anhänger des Luther­ tums duldete, machte ihm das Domkapitel Vorhaltungen und verdächtigte ihn protestan­ tischer Neigungen. 1529 zwang es den luthe­ risch gesinnten Domherrn Graf Ludwig von Hohenlohe, auf sein Kanonikat zu resignie­ ren. G. starb am 27. 9. 1529 zu Kißlau. Er wur­ de im Dom zu Speyer beigesetzt. Literatur: E X. Remling II, 231-266. - L. Stamer II. L. G. Duggan 148-152. - V. Press 258f. - G. Fou­ quet, Kaiser, Kurpfalz, Stift: Die Speyerer Bischofs­ wahl von 1513 und die Affäre Ziegler, in: Mitt. Pfalz 83 (1985) 193-271. - Ders., Domkapitel, bes. II, Nr. 279. Hans Ammerich

ausging. Er verkündete als Bischof die Bann­ bulle, als Landesherr die Achterklärung ge­ gen den Reformator. In einem Hirtenbrief von 1521 appellierte er an die Geistlichen, der neuen Lehre nicht nachzugeben. 1523 rich­ tete er erneut ein eindringliches Schreiben an den Klerus und beklagte die große Verbrei­ tung der lutherischen Lehre in seiner Di­ özese. Die Regensburger Reformanordnungen von 1524 machte er für sein Bistum verbind­ lich. G. ließ es an Hirtenbriefen und Ermah­ nungen nicht fehlen, konnte seinen Forde­ rungen aber keine Geltung verschaffen. Seine Mandate und Strafen wurden außerhalb des Hochstifts nicht mehr durchgeführt. Trotz an­ tireformatorischer Maßnahmen des Bischofs mißtraute ihm Johannes Eck, wie aus seinen Denkschriften an Papst Hadrian hervorgeht, weil G. noch stärker als sein Bruder in Hei­ delberg Anhänger der lutherischen Lehre in seinem Hofstaat und in seinen Beratungsgre­ mien zuließ. Zwei seiner Räte - darunter der aus der alten Bischofsfamilie Heimstatt stam­ mende Hofmeister Philipp von Heimstatt waren entschieden evangelisch. Auch Weih­ bischof A. (—►) Engelbrecht wandte sich der 21 Lexikon

Geraldini, Angelo (1422-1486)

1462-1486 1482-1485

Bischof von Sessa Aurunca Bischof von Kammin

Der am 28. 3. 1422 zu Amelia in Umbrien ge­ borene Angelo Geraldini kam nach dem Stu­ dium der Artes und der Rechte in Perugia und Siena durch Förderung des Kardinals Domenico Capranica an die römische Kurie, der er als Diplomat und Verwaltungsmann wichtige Dienste leistete. Von Papst Pius II. im Jahre 1462 zum Bischof von Sessa Aurun­ ca in der Terra di Lavoro ernannt, wechselte G. unter Paul II., der nicht bereit war, ihm dem Wunsche des Mailänder Herzogs Fran­ cesco Sforza entsprechend - das Erzbistum Genua zu verleihen, in die Dienste des Hau­ ses Aragon über. König Juan II. von Aragon und dessen Sohn Ferdinand der Katholische beauftragten ihn Ende 1469 mit einer großan­ gelegten diplomatischen Mission an die ita­ lienischen Mächte. Erst unter Sixtus IV. kehrte er zu Beginn der 70er Jahre wieder an den Papsthof zurück. Für die ihm 1482 erteil­ te Aufgabe, den Basler Konzilsversuch des Andreas Jamometic niederzuwerfen, mochte

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Geraldini - Gerstmann

es sowohl dem Papsthof als auch dem ehrgei­ zigen Kurienprälaten nützlich erscheinen, sein Auftreten in Basel durch einen zusätzli­ chen Bischofstitel in Deutschland autorisie­ ren zu können. Daher wurde ihm am 24. 7. 1482 das soeben vakant gewordene Bistum Kammin verliehen. Sein süditalienisches Bis­ tum durfte G. beibehalten. Die Basel-Legation G.s führte zu unvorhersehbaren Verwicklun­ gen, über deren Details eine Reihe ausführli­ cher Legationsberichte des damaligen päpstli­ chen Beauftragten unterrichtet.

Trotz seines fast zweijährigen Deutschland­ aufenthalts scheint G. keine Anstalten unter­ nommen zu haben, den Besitz seines Bistums am fernen Ostseestrand anzutreten. Dort war man der Meinung, es handle sich bei dem neuen Oberhirten um einen Kurienkardinal. Nach der Rückkehr nach Italien am 12. 11. 1485 von Papst Innozenz VIII. aufgefordert, auf eine seiner beiden Kirchen zu verzichten, gab er gegen die Zusicherung einer Jahrespen­ sion von 100 fl. am 2. 12. Kammin frei. Den Titel eines „Caminensis episcopus“ behielt er bei. Er schmückt noch heute das aufwendige Renaissance-Epitaphium des am 3. 8. 1486 als päpstlicher Kriegskommissar in Civita Castellana Verstorbenen in der Grabkapelle sei­ ner Familie an der Franziskanerkirche zu Amelia.

rusalem-Wallfahrt; ab 1451 Personatist der Pfarrei Lütz; t vor 8. 1. 1456. Literatur: W. Seibrich. Wolfgang Seibrich

Gerstmann, Martin (seit 1570) von (1527-1585)

1574-1585

Bischof von Breslau

Martin Gerstmann wurde am 8. 3. 1527 zu Bunzlau (Niederschlesien) als Sohn des Tuchmachers und Ratsherrn Christoph G. und der Katharina Libald geboren und luthe­ risch erzogen. Er hatte einen Bruder, dessen zahlreiche Nachkommen er in seinem Testa­ ment reichlich bedachte. G. studierte 1549 in Frankfurt/O. und 1556 in Padua (Dr. iur. utr.), wo er zur katholischen Kirche übertrat. 1561 wurde er Domkustos in Breslau, 1565 Dom­ herr und Kanzler in Olmütz. Er besaß ferner Kanonikate in Glogau, Neisse und an der Kreuzkirche zu Breslau. Nach mehreren Ge­ sandtschaftsreisen G.s nach Polen berief Kai­ ser Maximilian II. ihn 1569 als Rat und Sekre­

Schriften: Diplomatische Berichte und Denkschrif­ ten des päpstlichen Legaten Angelo Geraldini aus der Zeit seiner Basel-Legation (1482-1483), bearb. u. hg. v. J. Petersohn (Stuttgart 1987).

Literatur: J. Petersohn, Ein Diplomat des Quattro­ cento: Angelo Geraldini (1422-1486) (Tübingen 1985). Jürgen Petersohn

Gerhard (OFM) (+ spätestens 1456)

1429 vor 1432 seit 1432

Ep. tit. Salonensis Weihbischof in Bamberg Weihbischof in Trier

Herkunft unbekannt; Minorit der Straßburger Provinz; Bacc. theol.; 25. 2. 1429 Titularbi­ schof von Salona, während Papst Felix V. die­ ses Bistum 1439 dem Abt Sigismund Pirchon von Hohenfurt verlieh, der Weihbischof in Prag wurde; 1432 als Weihbischof im Bistum Bamberg bezeugt; Kreuzzugsprediger gegen die Hussiten; ab Juli 1441 Weihehandlungen im Erzbistum Trier; Generalvikar in pontificalibus J.s v. (—>) Sierck; von März bis Juni 1450 Vertreter des Erzbischofs während dessen Je­

tär für den lateinischen Schriftverkehr an sei­ nen Hof. Zeitweise war er Erzieher der Prin­ zen Matthias und Maximilian. In Würdigung seiner Verdienste wurde er 1570 geadelt und 1571 Domdekan in Breslau, wo er am 1. 7.

Gerstmann - Giese 1574 als Kandidat des Kaisers zum Bischof gewählt wurde. Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 1. 9. 1574. Wie sein Vorgänger wurde auch G. Oberlandeshauptmann von Schlesien.

In der Wahlkapitulation hatte G. sich wie sein Vorgänger K. v. (—>) Logau zur Wahrung des katholischen Besitzstandes und zu Reformen verpflichtet. Im Gegensatz zu Logau hielt er diese Zusage konsequent ein, obwohl er zu den schlesischen Lutheranern ein betont iro­ nisches Verhältnis unterhielt. Dies war ihm durch sein Amt als Oberlandeshauptmann nahegelegt. Unter G. setzte nach jahrzehnte­ langem Niedergang nicht nur eine Konsoli­ dierung des schlesischen Katholizismus ein, sondern dieser wurde nun auch entspre­ chend den Optionen des Tridentinums neu geformt. Angesichts der desolaten Lage war das Bistum auf Hilfe von außen angewiesen. Dafür aber erwies sich der langjährige Nunti­ us am Kaiserhof, Giovanni Delfino, der selbst an der letzten Sitzungsperiode des Konzils von Trient teilgenommen hatte, als entschei­ dend. 1577 kam er anläßlich der Erbhuldi­ gung der schlesischen Fürsten und Stände für Kaiser Rudolf II. als erster Nuntius nach Bres­ lau. Während seines vierwöchigen Aufenthal­ tes machte er sich mit den Verhältnissen ver­ traut und stellte wichtige personalpolitische Weichen. Das Domkapitel gewann er dafür, künftig Ex-Alumnen des soeben durch Gregor XIII. neugegründeten Collegium Germanicum in seine Reihen aufzunehmen. Germaniker wurden in der Folge zu den wichtigsten Ex­ ponenten der katholischen Reform in Schlesi­ en. Die ebenfalls von Delfino angestrebte Gründung eines Jesuitenkollegs kam dagegen nicht zustande, doch gelang es G., 1581 vor­ übergehend zwei Jesuiten als Seelsorger an den Breslauer Dom zu holen. G. verlegte das 1565 in Breslau gegründete Priesterseminar 1575 in das überwiegend katholische Neisse. Entsprechend den Bestimmungen des Tri­ dentinums ließ er nach einer von dem Altgermaniker und Breslauer Archidiakon Theodor Lindanus entworfenen Visitationsregelung durch die vier Archidiakone die gesamte Di­ özese visitieren. Das Ergebnis diente der Di­ özesansynode von 1580 als Grundlage. Dort wurde das Tridentinum förmlich verkündet. G. starb am 23. 5. 1585 zu Neisse. Er wurde in der dortigen Jakobuskirche beigesetzt. Quellen: DAB IA 2e. Literatur: J. Jungnitz, Martin von Gerstmann, Bi­ schof von Breslau (Breslau 1898). - G. Zimmer­ mann 267-269. - H. Jedin, Bischofswahlen 174176. - J. Sawicki 253-226, 559-593. - K. Engelbert, 21*

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Beiträge zur Geschichte des Breslauer Bischofs Mar­ tin von Gerstmann, in: ASKG 15 (1957) 177-188. Ders., in: NDB 6 (1963) 328. - K. Borcz, Synod biskupa Marcina Gerstmanna, in: RTSO 1 (1968) 293313. - J. Köhler, Der Besuch Kaiser Rudolfs II. in Breslau 1577 nach den Briefen des Nuntius Giovan­ ni Delfino, in: ASKG 28 (1970) 29-49. - Ders. - J. Gottschalk 198. - E Machilek (Lit.). Jan Kopiec

Gienger, Georg (1500-1577)

1562

Nominierter Bischof von Wien

Georg Gienger zu Enns egg aus Ulm wurde im Jahr 1500 geboren. 1513 immatrikulierte er sich an der Universität Wien. Dort erlangte er später den akademischen Grad eines Dr. iur. utr. Er war Rat und Vizekanzler bei Kaiser Ferdinand I. Nach dem Tod seiner Gemahlin Magdalena Ilsung von Trazberg (23. 5. 1561) bewog Kaiser Ferdinand I. ihn, die geistliche Laufbahn einzuschlagen und das Bistum Wien zu übernehmen. Die Nomination erfolg­ te am 3. 7. 1562. G. trat das Amt jedoch nicht an. 1566 ernannte Kaiser Maximilian II. ihn zum Mitglied der neugeschaffenen Reforma­ tionskommission, 1568 des neuerrichteten Klosterrates. G. starb 1577. Literatur: Th. Wiedemann, Reformation I, 182, 193. - Beiträge zur Geschichte der niederösterreichi­ schen Statthalterei (Wien 1897) 188. - L. H. Krick, Domstift 51. - G. Kreß 85-87. Johann Weissensteiner

Giese, Tiedemann Bartholomäus (seit 1519) (1480-1550) 1517-1537

1538-1549 1538-1549 1549-1550

Generaloffizial des Bistums Erm­ land Bischof von Kulm Administrator des Bistums Po­ mesanien Bischof von Ermland

Tiedemann Bartholomäus Giese wurde am 1. 6. 1480 als fünfter Sohn des Bürgermeisters Albert G. und seiner Ehefrau Elisabeth Lan­ gerbeck in Danzig geboren. Die Familie war in der Mitte des 15. Jh.s aus Westfalen ins Preußenland eingewandert. G. besuchte wahrscheinlich die Pfarrschule von St. Ma­ rien in Danzig und bezog bereits im Herbst 1492 die Universität Leipzig, wo er unter der Leitung des tüchtigen Theologen und ermlän­ dischen Domherrn Thomas Werner Philoso­ phie und Theologie studierte. Er erwarb 1495 das Bakkalaureat und wurde 1499 Magister.

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Giese

G.s Schwager, der Danziger Bürgermeister Jo­ hann Ferber, versuchte vergeblich, ihm das beim Tode Werners freiwerdende Kanonikat zu verschaffen. Mit Hilfe des an der römi­ schen Kurie tätigen ermländischen Domde­ kans Bernhard Sculteti, der auch Pfarrer von St. Marien in Danzig war, erhielt G. 1503 das Amt des Prokurators und des Notarius substitutus an der Rota. Wahrscheinlich studierte er in dieser Zeit an der römischen Sapienza auch Jura und erwarb seine hervorragenden lateinischen und griechischen Sprachkennt­ nisse. Spätestens 1507 erhielt er das nach dem Tode von Martin Achtsnicht (1504) frei­ gewordene Kanonikat in Frauenburg. Im Ka­ pitel hatte er wichtige Ämter inne: 1508-09 und 1516-19 war er Kanzler, 1510-15 und 1521-24 Administrator der Kammerämter Al­ lenstein und Mehlsack; 1512 erhielt er die Pfarrei Zblewo (Stüblau), 1515 wurde er Pfar­ rer von St. Peter und Paul in Danzig; 1517-37 bekleidete er das Amt des Generaloffizials der Diözese, 1523 wurde er Domkustos. G. vertrat das Domkapitel auf den preußi­ schen Ständetagen. Er gilt als der letzte Ver­ teidiger der Eigenständigkeit Preußens und der Bistümer Kulm und Ermland gegenüber den Gnesener Metropolitanansprüchen. In den Auseinandersetzungen zwischen Polen und dem Deutschen Orden war er ein Partei­ gänger der polenfreundlichen Politik des Ka­ pitels. Sigismund I. erhob ihn 1519 in den Adelsstand.

G. gehörte zu den bedeutendsten Vertretern des Humanismus in Altpreußen. Er führte ei­ nen umfangreichen Briefwechsel mit Eras­ mus, Melanchthon und Joachim Rhetikus. Mit den Lehren Luthers setzte er sich im Gei­ ste religiöser Toleranz auseinander. In seiner 1525 in Krakau gedruckten Schrift „Anthelogikon“ polemisierte er nur milde gegen die kurz zuvor unter dem Namen des samländischen Bischofs G. v. (—>) Polentz erschiene­ nen reformatorischen Thesen des ehemaligen Franziskaners Johannes Briesmann. Sein dreibändiges, 1536 vollendetes Hauptwerk „De regno Christi“, das nur in Auszügen über­ liefert ist, enthält dogmatische Irrtümer, von denen sich G. später in einem Brief an St. (—>) Hosius distanzierte. Mit Nicolaus Copernicus befreundet, verteidigte er dessen heliozentri­ sche Theorie.

In Kenntnis der Aspirationen des J. (—>) Dan­ tiscus auf die Koadjutorie des Ermlands schloß Bischof M. (—>) Ferber am 8. 7. 1532 mit dem Domkapitel einen Vertrag, wonach er den Domkustos G., der bei der letzten Vakanz (1523) zu den vier vom polnischen König no­

minierten Kandidaten gehört hatte, als seinen Koadjutor annahm. Die Bemühungen des Dantiscus, G. zum Verzicht auf das Koadjutor­ amt zu bewegen, indem er ihm die Aussicht auf die Nachfolge in Kulm eröffnete, hatten schließlich Erfolg. G. ließ sich für den Plan gewinnen, und Dantiscus erreichte durch sei­ nen Einfluß am polnischen Hof, daß Sigis­ mund der Alte G. am 1. 8. 1536 für Kulm no­ minieren wollte, sobald dieses Amt durch die Translation des Dantiscus nach Ermland oder durch dessen Verzicht frei werde. Am glei­ chen Tag nominierte der König Dantiscus zum Koadjutor des Bischofs von Ermland. Noch ehe die päpstliche Bestätigung erfolgt war, starb Ferber am 1. 7. 1537. Als dann durch die Erhebung des Dantiscus auf den ermländischen Bischofsstuhl - das Domkapi­ tel postulierte ihn am 20. 9. - das Bistum Kulm tatsächlich frei wurde, erneuerte Sigis­ mund die Nomination. Papst Paul III. erteilte G. am 11. 1. 1538 die Provision. Von einer Mitwirkung des Kulmer Domkapitels bei der Erhebung G.s ist nichts bekannt. Nachdem die päpstlichen Bullen in der zweiten Juli­ hälfte in Preußen eingetroffen waren, ließ sich G. vermutlich Ende September in der Kollegiatkirche zu Guttstadt von Dantiscus konsekrieren.

In seiner bischöflichen Residenz in Löbau versammelte G. hervorragende Gelehrte um sich. Zu seinem Kanzler ernannte er den spä­ teren Geschichtsschreiber Lukas David. Er nahm aktiven Anteil am politischen Leben des königlichen Preußen, vernachlässigte aber seine Hirtenpflichten nicht. Der Ausbrei­ tung der Reformation trat er entsprechend seiner irenischen Einstellung nicht energisch entgegen. Seine Bemühungen, das wissen­ schaftliche Niveau der Kulmer Schule zu he­ ben und sie wirtschaftlich durch Abgaben der reichen Klöster Pelplin und Oliva und priva­ te Legate zu stärken, hatten wenig Erfolg. G. übte wie seine Vorgänger (so Schmauch ge­ gen Woelky und Hipler) auch im königlichen Teil der Diözese Pomesanien die bischöfli­ chen Rechte aus und führte den Titel eines Administrators von Pomesanien, obwohl er als Rechtsgelehrter Bedenken gegen die dem kanonischen Recht widersprechende Rechts­ auffassung des polnischen Hofes hatte, daß der König als Herr über die Bistümer seines Herrschaftsgebietes auch die kirchliche Ver­ waltung in Pomesanien zu vergeben habe. Von einer Verleihung dieses Amtes an G. durch den Papst ist aber nichts bekannt.

Nachdem im Oktober 1548 durch den Tod des Dantiscus das Bistum Ermland frei ge­

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Giese - Givry worden war, postulierte das Frauenburger Domkapitel am 25. 1. 1549 einstimmig G. zum Bischof. Er war der einzige unter den vier vom polnischen König nach den Bestim­ mungen des Petrikauer Vertrages nominierten Kandidaten, der im Preußenland geboren war, denn die Verleihung des preußischen Indigenats an den gleichzeitig nominierten Ho­ sius wurde als rechtsungültig angesehen. Paul III. transferierte G. am 20. 5. 1549. We­ gen der im Ermland grassierenden Pest nahm G. die landesherrliche Huldigung erst im März 1550 entgegen. Bereits altersschwach und kränklich, konnte er für seine neue Di­ özese, in der er die besten Jahre seines Lebens verbracht hatte, nicht mehr viel tun. „Der letzte Vertreter des selbstbewußten Preußen­ tums auf dem ermländischen Bischofsstuhl“ (Schmauch) starb am 23. 10. 1550 in Heils­ berg und wurde im Dom zu Frauenburg beige­ setzt. Schriftenverzeichnis: SPTK 1 (1981) 525.

Literatur: A. Eichhorn, Bischofswahlen 307-323, 344-350. - E Hipler, Abriß 100-105. - C. P. Woelky 414. - E Hipler, Grabstätten 317. - Ders., in: PDE 24 (1892) 69-72. - E. Brachvogel, Bildnisse 549-551. H. Deppner 148-153. - H. Schmauch, Nominations­ recht 143-149. - Ders., Pomesanien 115-117. Ders., Kirchenpolitische Beziehungen 320-326. Ders., Dantiscus 37-42, 53-62. - E. Brachvogel, Nachträge 631. - E.-M. Wermter, Albrecht 260-264. - W. Pociecha, in: PSB 7 (1958) 454-456 (Lit.). - A. TYiller, in: NDB 6 (1964) 379 (Lit.). - H. Zins, W kregu 250f., 299f. - A. Kempfi, O dwu edycjach „Anthelogikonu“ Tiedemana Giesego [Über die beiden Ausgaben des „Anthelogikon“ des Tiedemann Giese], in: KMW 1970/3 (109) 455-464. - A. Liedt­ ke, Zarys 83. - M. Borzyszkowski, Mikolaj Kopernik i Tiedemann Giese [Nicolaus Copernicus und Tiedemann Giese], in: StW 9 (1972) 185-204. - A. Kempfi, Tydeman G. jako uczeh i korespondent Erazma z Rotterdamu [Tiedemann G. als Schüler und Briefpartner von Erasmus von Rotterdam], in: Komentarze Fromborskie [Frauenburger Kommenta­ re] 4 (Olsztyn 1972) 26-44. - Ders., W kregu Mikolaja Kopernika (Tydeman Giese i Filip Melanchton) [Über den Freundeskreis von Nicolaus Coperni­ cus (Tiedemann Giese u. Philipp Melanchton)], in: Rocznik Teologiczny [Theologisches Jb.] 15 (War­ szawa 1973) 2, 75-86. - T. Borawska, Rodzina Giesöw w Gdansku w XV i na pocz^tku XVI wieku [Die Familie Giese in Danzig im 15. und am Anfang des 16. Jh.s], in: Acta Universitatis Nicolai Copernici. Nauki humanistyczne-spoleczne [Humanistisch-So­ ziale Wissenschaften], H. 54. Historia 9 (Torun 1973) 133-144. - T. Pawluk, Wplyw 66-71. - T. Bo­ rawska, T. G. (1480-1550), biskup chelmihski i warminski [T. G., Bischof von Kulm und Ermland], in: Zaslurieni ludzie Pomorza XVI wieku [Verdiente Menschen des Preußenlandes im 16. Jahrhundert] (Gdansk 1977) 45-51. - T. Pawluk, Podstawy 239243, 248-250, 266-271, 273-278, 281-283, 286288. - H. E. Wyczawski, in: SPTK 1 (1981) 525f. -

H. Gerlinger, Bischof T. G. (1480-1550), Freund des Nikolaus Kopernikus, und sein Geschlecht, in: Ge­ nealogie 30/3 (Neustadt/Aisch 1981) 465—472. - T. Oracki I, 64f. - T. Borawska, T. G. (1480-1550) w zyciu wewnetrznym Warmii i Prus Krolewskich [T. G. im inneren Leben des Ermlands und des Kgl. Preußen] (Olsztyn 1984). - Ch. Schuchard 51, 61. Hans-Jürgen Karp

Gildehuysen, Gerlacus (OP) (+ 1453)

1449 seit 1449

Ep. tit. Hierapolitanensis Weihbischof in Utrecht

* wohl Gildehaus (Westf.); Dominikaner; wohl zwischen 1418 u. 1430 Theologiestudi­ um in Paris; Lektor der Theologie in ’s-Gravenhage; 24. 1. 1449 Titularbischof von Hierapolis und auf Bitten des Bischofs R. v. (—») Diepholz Weihbischof in Utrecht; + 11.2. 1453 (wohl Utrecht). Literatur: G. A. Meijer, in: NNBW 1 (1911) 939. - J. Weijling 226-229 (Lit.).

Paul Berbee

Givry, Anne de Perusse d’Escars de (1546-1612) 1584-1599 1596 1603

1608-1612

Bischof von Lisieux Kardinal Koadjutor des Bischofs von Langres Bischof von Metz

Anne de Perusse d’Escars de Givry wurde am 29. 3. 1546 zu Paris als Sohn des Jacques d. G. und der Fran^oise de Longwy geboren. Seine Familie besaß mit Kardinal Claude de Givry, Bischof von Langres und später von Mäcon (+ 1561), bereits einen hohen geistlichen Würdenträger. Dieser hatte 1545 (—>) Karl von Lothringen-Guise konsekriert, nahm auch den jungen G. in seine Obhut und verschaffte ihm bereits als Knaben die Benediktinerabtei Saint-Benigne in Dijon. Nachdem G. lange als Ordensmann gelebt hatte, nominierte der Kö­ nig ihn zum Bischof von Lisieux. Die päpstli­ che Verleihung erfolgte am 1. 10. 1584. G. tat sich als höchst aktiver Anhänger der Liga her­ vor. In der Endphase der Religionskriege ent­ sandten die ihm gleichgesinnten Bischöfe ihn nach Rom, um den Papst dazu zu bewegen, Heinrich von Navarra die Anerkennung als König zu verweigern. Es scheint, daß G. sich dieser Mission ohne besonderen Eifer entle­ digte und auf eine Vermittlung zwischen den Parteien hoffte. Nach seiner Erhebung zum Kardinal im Jahre 1596 hatte er offenbar Mü­ he, Vorurteile des Königs gegen sich auszu­

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Givry - Gobelius

räumen. Erst 1604 erlangte er dessen Wohl­ wollen zurück. Im gleichen Jahr erhielt er die römische Titelkirche S. Susanna. Heinrich IV. suchte G.s Kenntnis des römi­ schen Hofes, als Vorsitzender der Kongregati­ on für die Konvertiten und als Protektor des Zisterzienserordens zu nutzen und beauf­ tragte ihn mit schwierigen Missionen. Da er nach dem Tod des Kardinals (—>) Karl von Lo­ thringen 1607 das Bistum Metz seinem erst siebenjährigen unehelichen Sohn (—>) Hein­ rich von Bourbon-Verneuil verschaffen woll­ te, erwies sich die Ernennung von G. zum Bi­ schof von Metz als bloße Übergangslösung. Der bereits betagte und keineswegs auf diese Aufgabe vorbereitete G. sollte dieses Benefizium nach dem Willen des Königs lediglich für die künftige Besetzung mit dem königli­ chen Prinzen freihalten. Die päpstliche Ver­ leihung erfolgte am 10. 9. 1608. G. versah sein Amt mit großer Sorgfalt. Am 16. 6. 1609 er­ griff er Besitz von seiner Diözese. Er hielt die Residenz ein und engagierte sich wie schon sein Vorgänger Karl im Geiste des Tridentinums. 1610 veranstaltete er eine Diözesansy­ node, auf der mehrere wichtige, später publi­ zierte Erlasse herauskamen. Im gleichen Jahr führte er das römische Brevier in Metz ein. Von weitreichender Bedeutung war die Schaffung eines Geistlichen Rates, dem P. die Leitung des Bistums übertrug. Dessen Aufga­ benbereich reichte von der Investitur der Pfarrer bis zur Errichtung neuer Pfarreien und Bruderschaften. Unter dem Vorsitz des Weihbischofs oder Generalvikars wurde er zu einem entscheidenden Träger und Ausgangs­ punkt der tridentinischen Erneuerung. 1613 entstand unter (—>) Leopold von Österreich für Straßburg ebenfalls ein solches Ratsgre­ mium. Bei der Auswahl seiner Mitarbeiter be­ wies G. eine glückliche Hand. Nach dem Tod von Weihbischof A. (—►) Fournier im Jahre 1610 bestimmte er zu dessen Nachfolger den berühmten Prediger A. (—>) Valladier. G. starb am 19. 4. 1612 in seiner bischöfli­ chen Residenz zu Vic-sur-Seille. Er wurde in der Kathedrale von Metz beigesetzt. Literatur: A. Calmet VI, 696-698. - H. Tribout de Morembert, Metz 111-118. - Ders., in: DHGE 21 (1986) 105. - G. Michaux.

Louis Chätellier

Bauernfamilie geboren. Sein Studiengang ist unbekannt. Durch die Vermittlung seines Landsmannes, des Laibacher Bischofs U. (—>) Textor, kam er als Hofkaplan und Almosenier an den Hof Ferdinands I. nach Wien. 1555 verlieh Textor ihm die Pfarrei St. Kanzian in Krainburg (Krajn). 1561 wurde er Pfarrer sei­ nes Heimatortes Komen. Dort gründete er im alten Pfarrhof ein Spital für zwölf Arme. Am 10. 5. 1565 schlug der Landeshauptmann von Görz, Vid vom Dornberg, G. zum Mitglied der Reformkommission in der Grafschaft Görz vor. Er begründete dies mit dessen vorbildli­ cher Lebensführung. Nach dem Tod des Laibacher Bischofs P. (—>) Seebach 1568 schlug Johann Cobenzl dem Kaiser G. als Nachfolger vor, doch entschied Maximilian II. sich erst Anfang 1571 für ihn. Bis dahin leitete Martin Crusius das Bistum als Administrator. Am 5. 4. 1571 stellte G. sich den Landständen als neuer Bischof vor und kündigte an, daß er sich mit kaiserlicher Hilfe für die katholische Sache einsetzen wol­ le. Die päpstliche Verleihung des Bistums er­ folgte am 17. 12. 1571, die Konsekration we­ nig später.

Am 21. 12. 1572 forderte Erzherzog Karl, des­ sen Regierungsantritt in Innerösterreich 1564 die Entwicklung zur Eigenstaatlichkeit und zur Gegenreformation brachte, G. auf, die von den Protestanten übernommenen Benefizien für die katholische Seite zurückzugewinnen, doch konnte G. dies angesichts der starken protestantischen Position ohne kaiserliche Hilfe nicht durchführen. 1574 wurde G. Mit­ glied einer kaiserlichen Reformkommission für die Grafschaft Görz. Gegenüber den Laiba­ cher Protestanten bewies G. dagegen Zurück­ haltung, da ihm das Schicksal seines Vorgän­ gers nur allzu bekannt war. Erstaunlicherwei­ se sind bis heute keine Maßnahmen im Sinne der tridentinischen Reform bekannt, doch schickte G. immerhin einige Theologen zur Ausbildung an das Jesuitenkolleg in Graz. Um die wirtschaftliche Lage seines Bistums zu verbessern, erwarb er Burg Rudeneck im Sanntal.

G. starb um den 24. 5. 1578 zu Oberburg. Er wurde dort auch beigesetzt. Literatur: J. W. Valvasor II, 665-667. - C. Morelli III, 302. - J. Gruden 671. - M. Golia I. France M. Dolinar

Gluschitsch (Glusic, Glusitsch, Gluscitz), Konrad (um 1527-1578)

1571-1578

Bischof von Laibach

Konrad Gluschitsch wurde um das Jahr 1527 zu Komen am Karst als Sohn einer einfachen

Gobelins (Göbel), Cornelius (1570-1611) 1609 Ep. tit. Ascalonensis 1610-1611 Mainzer Weihbischof in partibus Thuringiae

231

Gobelius - Götz

* 7. 11. 1570 Cochem; Studium in Mainz, 1589-96 Studium als Alumne des Collegium Germanicum in Rom (Dr. theol.); 1596 Prie­ sterweihe in Rom; Kanoniker von St. Peter in Mainz; 3. 3. 1606 Geistlicher Rat in Mainz; 1606 von Erzbischof J. (—►) Schweikard von Kronberg zum Siegler und Propst des Stiftes St. Marien in Erfurt ernannt; 1608-10 Main­ zer Progeneralvikar; 1609 durch Schweikard zum Weihbischof in Erfurt bestimmt; 14. 12. 1609 Titularbischof von Askalon; 20. 9. 1610 Konsekration; November 1610 als Weihbi­ schofbeauftragt; 1610 Kanoniker am Stift Mariagreden in Mainz; Pontifikalhandlungen in Fulda, Erfurt, im Eichsfeld; erkrankte an der Pest, die allein in Heiligenstadt über 600 Menschen hinwegraffte; + 5. 6. (oder 7.) 1611 Heiligenstadt; □ Chor der dortigen Stiftskir­ che St. Martin. Quellen: BAE, Weihebuch. - BStAW, MIB 86. Literatur: J. S. Severus 53f. - V. F. de Gudenus IV, 822. - F. A. Koch 38. - G. F. Lammert, Geschichte der Seuchen, Hungers- und Kriegsnoth zur Zeit des dreißigjährigen Krieges (Wiesbaden 1890) 34. - J. Feldkamm 76f. - A. Steinhuber, Geschichte des Collegium Germanicum-Hungaricum in Rom (Frei­ burg $1906) I, 199, 226, 234, 468; II, 524, 534. - J. Freckmann 99. - Verzeichnis der Studierenden der Alten Universität Mainz, hg. v. Präsident und Senat der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Mainz 1979-1982) 370f. Friedhelm Jürgensmeier

1509 1509-1526 1510-1514

Ep. tit. Nicopolitanus Weihbischof in Olmütz Generalvikar des Bischofs von Olmütz

* Iglau; Dr. decr.; trat 1500 in das böhmische Prämonstratenserkloster Seelau ein; 1507 Pfarrer an St. Jakob in Iglau; gehörte zum Ol­ mützer Humanistenkreis der Sodalitas Marcomannica; 29. 1. 1509 Titularbischof von Nicopolis und Weihbischof in Olmütz; 1521 Propst des Prämonstratenserinnenklosters Himmelrose in Kanitz (1528 aufgelöst); schloß sich der Reformation an und heiratete eine Nonne; wirkte für eine Versammlung evangelischer Geistlicher in Austerlitz 1526, die sich auf eine lutherisch-zwinglianische Richtung einigte; von Bischof St. (*) Turzd von Bethlenfalva seiner Ämter enthoben, ap­ pellierte er am 24. 4. 1526 an die Stände; zog sich auf eine Pfarrei des Kanitzer Klosters in Nikolsburg zurück, wirkte dort als „antistes ecclesiae reformatae“ und schloß sich dem Täuferführer Balthasar Hubmaier an, an des­ sen Disputation mit Hans Hut er beteiligt war; 1528 auf königlichen Befehl verhaftet und dem bischöflichen Gericht Turzös über­ geben; zur Ketzerverbrennung verurteilt, nach Widerruf und auf adelige Fürsprache zu lebenslangem Gefängnis begnadigt; t 1547 (?). Literatur: K. Wotke 345. - J. Loserth, in: Ch. HegeCh. Neff (Hg.), Mennonitisches Lexikon II (Frankfurt/M. 1937) 138f. - F. Hrejsa, Dejiny IV, 312; V, 21f.

Goberti, Nicolas (+ 1543) 1508 1508-1543

Göschl, Martin (OPraem) (t 1547 [?])

Ep. tit. Panadensis Weihbischof in Verdun

* Toul; zeitweise an der Daterie in Rom tätig; 18. 9. 1508 Titularbischof von Banados und nach der Verleihung des Bistums Verdun an den erst 17jährigen (—>) Ludwig von Lothrin­ gen mit dessen geistlicher Verwaltung beauf­ tragt. Als Ausstattung erhielt er die Abtei Saint-Vannes in Verdun und eine Pension von 200 Dukaten aus der bischöflichen Men­ sa. Da Ludwig sich mehr für politische und militärische Aktivitäten als für seine geistli­ chen Aufgaben interessierte, überließ er die geistliche Leitung von Verdun völlig G. Ob­ wohl dieser päpstlicher Delegierter für die ex­ emten Institutionen wurde, brachte er die Klerusreform nicht voran, zumal Bischof (—>) Johannes von Lothringen ihn nicht unter­ stützte. + 1543. Literatur: N. Roussel I, 379f. - B. Ardura. Bernard Ardura

Winfried Eberhard

Götz, Leonhard (t 1640)

1619-1640

Bischof von Lavant und Gene­ ralvikar des Erzbischofs von Salzburg für Kärnten

Herkunft und Werdegang von Leonhard Götz sind nicht bekannt. Vor seiner Ernennung zum Bischof von Lavant war er verheiratet und Vater eines Sohnes Georg. G. war Dr. iur. utr. und stand als Geheimrat und Vizekanzler im Dienst des innerösterreichischen Erzher­ zogs Ferdinand (seit 1619 Kaiser Ferdinand IL). 1617 wurde er königlich-böhmischer und 1618 königlich-ungarischer Geheimrat und Hof-Vizekanzler. Seit wann G. verwitwet war, ist nicht überlie­ fert. 1617 erhielt er jedenfalls die päpstliche Dispens, neben einem Kanonikat in Konstanz

232

Götz - Golser

ein weiteres in Augsburg sowie zwei weitere Präbenden beizubehalten. Zugleich wurde er vorsorglich von allen kirchlichen Strafen ab­ solviert, die er sich möglicherweise bei der Ausübung seines Berufes zugezogen hatte. Auf Vorschlag Ferdinands II. entschied sich der Salzburger Erzbischof M. S. v. (—>) Hohen­ ems schon vor dem Tod des Lavanter Bi­ schofs G. (—►) Stobaeus von Palmburg (23. 10. 1618) für G. als Nachfolger. Die erzbischöfli­ che Nomination erfolgte am 21. 1. 1619. Ob­ wohl sie am 2. 3. 1619 päpstlich bestätigt wurde, ließ G. sich vorerst nicht konsekrieren und übernahm auch die Verwaltung seines Bistums noch nicht, da er auf Wunsch Ferdi­ nands zunächst in dessen Dienst blieb. Der neue Salzburger Erzbischof P. v. (—> Bd. 16481803) Lodron bestätigte am 2. 5. 1620 die No­ mination von G., empfahl ihn dem Klerus und den Gläubigen des Bistums Lavant und erteilte ihm am 6. 5 die Erlaubnis, sich von dem Seckauer Bischof J. (—») Eberlein konse­ krieren zu lassen. Nachdem G. dem Salzbur­ ger Kapitel alle erforderlichen Dispense vor­ gelegt hatte, erfolgte die Weihehandlung am 12. 7. 1620 in Graz. Am 16. 11. 1620 bestätig­ te der Kaiser ihm alle Privilegien des Bistums Lavant. Schon am 6. 9. 1620 war G. als Statt­ halter für Innerösterreich eingeführt worden. Diese Funktion behielt er bis zum 26. 8. 1630. G. war ein eifriger Bischof. Die kirchliche Er­ neuerung förderte er durch Berufung von Ka­ puzinern nach Wolfsberg (1638). Er konsekrierte nicht nur deren, sondern auch noch zahlreiche andere Kirchen.

Als Kaiser Ferdinand 1630 nach dem Tode des Laibacher Bischofs Th. (-*) Chrön G. als Nachfolger und den Triester Bischof R. (—>) Scarlichi, der inzwischen das Amt des Statt­ halters für Innerösterreich übernommen hatte, für Lavant vorschlug, versagte Lodron seine Zustimmung. So blieb G. in Lavant, während Scarlichi Laibach erhielt. Den Ein­ kommensverlust, den G. durch Niederlegung des Amtes als Statthalter erlitten hatte, glich Ferdinand durch eine Zahlung von 20 000 Gulden aus.

1625 und 1638/39 wurde G. Mitglied einer neuen Reformkommission in Kärnten, die die geheimen Protestanten aufspüren und vor al­ lem in Klagenfurt alle Geistlichen, Beamten und Lehrer auf ihr katholisches Bekenntnis überprüfen sollte. Die Kommission suchte nach protestantischen Büchern und über­ wachte die Einhaltung der Fastenordnung und Osterkommunion. Bürgermeister und Landstände mußten sich eidlich auf das ka­ tholische Bekenntnis verpflichten. Protestan­

ten mußten innerhalb von sechs Wochen das Land verlassen. Dies betraf aber nur drei Per­ sonen. G. starb am 28. 11. 1640 zu Graz. Er wurde zu­ nächst in St. Florian beigesetzt und später nach St. Andrä übertragen. Literatur: K. Tangl 259-266. - E Kovacic 295-297. A. Ozinger 72-75. France M. Dolinar

Goffredi, Jakob (t 1473)

1471 1471-1473

Ep. tit. Adramyttensis Weihbischof in Augsburg

13. 5. 1471 Titularbischof von Edremit und Weihbischof in Augsburg; Pfarrer von Tann­ heim im Lechtal und von St. Stephan in Augsburg; in einer Kaufbeurer Weiheurkunde vom 27. 8. 1472 erwähnt als „episcopi Augustensis in Pontificalibus suffraganeus et vicarius generalis“; + 1473. Literatur: A. Schröder 432f.

D

Goldener (Goldner, Rupp), Johannes (OESA) (+ 1475) 1451 1451-1475

Ep. tit. Acconensis Weihbischof in Bamberg

* Nürnberg; Augustinereremit; 1449 Beicht­ vater an St. Peter in Rom; um 1450 maßge­ bend an der Gründung der Armen-SeelenBruderschaft deutscher Bediensteter der Ku­ rie und anderer in Rom und im Borgo leben­ der Deutscher beim später sog. Campo Santo Teutonico beteiligt; 14. 1. 1451 Titularbischof von Acre oder Ptolomais und zum Weihbi­ schof in Bamberg bestimmt; 1452-61 Admini­ strator der Benediktinerabtei Micheisberg in Bamberg; bezeugt sind mehrere Pontifikal­ handlungen in Bamberg; resignierte 1474; + 25. 4. 1475; □ Marienkapelle auf dem Michelsberg. Literatur: E. v. Guttenberg 292. - J. Kist, Matrikel Nr. 2070. - A. Weiland, Der Campo Santo Teutonico in Rom und seine Grabdenkmäler (Freiburg u. a. 1988) 57-59.

Egon Johannes Greipl

Golser, Georg (+ 1489)

1464-1471 1471-1488

Gewählter Bischof von Brixen Bischof von Brixen

Georg Golser entstammte einer bürgerlichen Familie aus Werfen in der Erzdiözese Salz-

Golser - Goppo burg. 1438 war er an der Universität Wien im­ matrikuliert. 1445 verlieh ihm das Brixner Domkapitel ein Kanonikat, und 1459 bevoll­ mächtigte es ihn mit der Führung von Ver­ handlungen zwischen Kardinal N. v. (—>) Kues und Herzog Sigmund von Tirol. 1460 wird G. als Dr. decr. bezeichnet. Nach dem Tode des Kues wählte ihn das Domkapitel am 9. 9. 1464 zu dessen Nachfolger. G. weilte da­ mals in Salzburg und nahm die Wahl wohl erst nach seiner Rückkehr nach Brixen am 30. 9. 1464 an. Anschließend wurde er in die Temporalien eingeführt.

Nachdem G. vom Salzburger Erzbischof aner­ kannt worden war, sandte das Brixner Kapitel eine Gesandtschaft wegen Erlangung der päpstlichen Bestätigung nach Rom. Papst Paul II. hatte zu diesem Zeitpunkt bereits den damals 20jährigen Francesco Gonzaga aus Mantua zum Administrator des Bistums er­ nannt. Er vertrat die Auffassung, das Domka­ pitel sei wegen der Wirren unter Kues exkom­ muniziert und daher wahlunfähig. Am 13. 10. 1465 erhob das Kapitel Einspruch gegen die Provision Gonzagas. Es verweigerte ihm die Anerkennung und argumentierte unter anderem damit, daß er der deutschen Spra­ che nicht mächtig sei. Überdies machte Kai­ ser Friedrich III., der aufgrund eines Privilegs aus der Zeit Papst Eugens IV. die Bischöfe von Brixen, Chur und Trient nominieren konnte, sein Recht geltend und präsentierte L. v. (—►) Spaur. Erst nachdem Gonzaga anstel­ le Brixens das inzwischen freigewordene Bis­ tum Mantua erhalten hatte und Spaur zum er­ sten Bischof des 1469 neuerrichteten Bistums Wien bestellt worden war, erlangte G. am 16. 12. 1471 die päpstliche Bestätigung. Die Bi­ schofsweihe erhielt er 1472, vermutlich durch den Salzburger Erzbischof B. v. (—>) Rohr.

Während der Auseinandersetzungen um die Besetzung des Brixner Stuhles leitete G. den Sprengel zusammen mit dem Domkapitel. Zu Herzog Sigmund unterhielt er gute Beziehun­ gen. Seine Hauptaufgabe bestand darin, die durch die Wirren unter Kardinal Kues einge­ rissenen Zustände zu überwinden. Dabei lei­ stete ihm Generalvikar Leonhard von Natz gute Dienste. G. führte zwei Synoden durch. Die erste berief er zusammen mit dem Domka­ pitel 1468, die zweite berief er 1473 ein. Ihre Beschlüsse sind nicht erhalten. Wahrschein­ lich standen sie im Zeichen der Türkengefahr. In kirchlichen Angelegenheiten dürften sie Verordnungen gegen Ehebrecher und Konku­ binarier enthalten haben, da ein Statut der Di­ özesansynode von 1511 sich darauf beruft. G.

233

verbot fremden Priestern die Zelebration der Messe ohne entsprechende Zeugnisse sowie die Anstellung von Geistlichen ohne seine Er­ laubnis. Er erneuerte die Festtagsordnung sei­ nes Vorgängers, bewilligte aber, daß an Festta­ gen zweiter Klasse gearbeitet werde. Eine sei­ ner ersten bischöflichen Handlungen im Jah­ re 1471 war die Einweihung des gotischen Chores der Brixner Domkirche. Da der Kaiser eine Lehenssteuer in Höhe von 5000 Dukaten forderte, geriet G. in große finanzielle Schwie­ rigkeiten. Dies und die riesigen Auslagen zur Verteidigung gegen die Türken veranlaßten ihn wohl, den Bau des gotischen Domes nicht fortzusetzen.

Der kränkliche G. erhielt 1482 in M. v. (—>) Meckau einen Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge. Dieser hielt sich meist in Inns­ bruck auf. 1484 ließ G. seine Diözese durch Weihbischof K. (-*) Reichard und Generalvi­ kar Christian Turner visitieren. Bei dieser Ge­ legenheit wurden zahlreiche Kirchen, Kapel­ len und Altäre konsekriert. Auch das Schul­ wesen verzeichnete in dieser Zeit eine bedeu­ tende Verbesserung. In größeren Orten wur­ den Lateinschulen errichtet. Der Domherr Konrad Wenger förderte den Unterricht an der Brixner Domschule. Peter Treibenraiff, der das erste Gesangbuch deutscher Sprache herausgab, wirkte als Musiker in Brixen. G. trat besonders gegen den sich damals ausbrei­ tenden Hexenwahn auf. 1486 verwies er Heinrich Institor, der in Innsbruck dafür aktiv war, des Landes. Gerade diese Erfahrungen bewogen Institor später zur Abfassung seines Hexenhammers. 1488 berief G. seinen Koad­ jutor nach Brixen, übergab ihm die Regie­ rung, erteilte ihm die Bischofsweihe und zog sich in den Ruhestand zurück. Er verstarb am 20. 6. 1489 und wurde im Brixner Dom beige­ setzt. Literatur: L. Santifaller, Brixner Domkapitel 320322. - A. Piccolrovazzi, La contrastata nomina del Cardinale Francesco Gonzaga al vescovado di Bressanone (Trento 1935). - A. Sparber 159-164. - V. Flieder, Bischof Leo von Spaur. Erster ernannter Bi­ schof von Wien, in: FS Loidl I, 42-56. - J. Gelmi, Bischöfe 109f. Josef Gelmi

Goppo, Antonio de (+ 1486)

1451-1486

Bischof von Triest

Antonio de Goppo wurde zu Beginn des 15. Jh.s aus einer adeligen Triestiner Familie ge­ boren. Er wurde Domherr, dann Domdekan in Triest. Als Rat Kaiser Friedrichs III. war er

234

Goppo - Gorrevod

mit administrativen und politischen Fragen betraut. Nach dem Tod des Triester Bischofs Nicolo de Aldegardi (1441-47) wählte das Domkapitel ihn zum Nachfolger. Er erhielt je­ doch nicht die päpstliche Bestätigung, da Friedrich III. aufgrund des ihm 1446 durch Eugen IV. eingeräumten Nominationsrechtes E. S. (—>) Piccolomini nominiert hatte. Als G. sich nach der Translation Piccolominis nach Siena (1450) erneut um das Bistum bemühte, wurde es ihm am 3. 3. 1451 päpstlich verlie­ hen. Von der infolge von Simonie eingetrete­ nen Irregularität dispensierte ihn Pius II. 1458. G. behielt außerdem bis zu seinem Tode die Pfarrei Tüffer-Lasko in der Untersteier­ mark. Zu Beginn seiner Amtszeit hatte G. mit dem Domkapitel Auseinandersetzungen wegen der strittigen Inkorporation verschiedener Pfar­ reien. Diese Frage hatte schon den Hl. Stuhl und das Konzil von Basel beschäftigt. 1452 ernannte G. Simone de Paris zum Generalvi­ kar, verließ aus Protest seine Residenz und begab sich nach Skofije in der Pfarrei Dolina.

1454 beteiligten sich Kapitel und Diözese an der Ausstattung einer Galeere, die Capodis­ tria auf dem vom Papst nach dem Fall Kon­ stantinopels ausgerufenen Kreuzzug vertreten sollte. Als Piccolomini 1458 Papst wurde, verlieh er den Domherren das Recht zum Tra­ gen einer Mozetta und der Kathedrale eine Reihe geistlicher Privilegien. 1459 bestätigte er dem Hause Österreich das Recht der Nomi­ nation des Bischofs von Triest, und 1463 er­ richtete er die neue Diözese Laibach für einen Teil von Krain. Er vermittelte im Streit zwi­ schen G. und dem Kapitel, so daß der Bischof 1459 nach Triest zurückkehrte. Drei Pfarreien wurden dem Kapitel zugesprochen. 1460 veranstaltete G. eine Diözesansynode, an der 75 Priester teilnahmen. Die 44 dort er­ lassenen Canones entsprachen den damals allgemein üblichen Synodalbestimmungen. In den folgenden Jahren kam es in Triest zu Auseinandersetzungen, als die Stadt, auf ein Privileg Friedrichs III. gestützt, erzwingen wollte, daß der gesamte Handel von Öster­ reich und Krain über seinen und nicht über die venezianischen Häfen im benachbarten Istrien abgewickelt werde. Daraufhin belager­ te Venedig die Stadt 1463. Sie mußte sich schließlich, unter Vermittlung Pius’ II., zu ei­ nem Frieden mit harten Bedingungen bereit­ finden. Dies führte 1466-69 zu Auseinander­ setzungen zwischen der habsburgischen Par­ tei und den Befürwortern der städtischen Au­ tonomie. Als die städtischen Gremien 1468

zugunsten des Kaisers auf ihre Autonomie verzichteten, ließ sich die Gegenpartei zum Mord an den Führern der kaiserlichen Partei hinreißen. Unter den Opfern war auch Gianantonio Bonomo, der Vater des späteren Bi­ schofs P. (—>) Bonomo. Die Aufständischen hofften vergeblich auf venezianische Hilfe. Im August 1469 ließ Friedrich III. die Stadt zurückerobern und auf dem Hügel S. Giusto eine Festung als Sitz des kaiserlichen Stadt­ hauptmanns errichten. Als Friedrich III. 1470 Triest besuchte, stieg er bei G. ab, der zur Be­ friedung beigetragen, sich während der Aus­ einandersetzungen aber in Duino aufgehalten hatte. Während der Amtszeit G.s fiel 1467 in Triest ein Fünftel der Bevölkerung einer Seuche zum Opfer. 1470 und 1476 kam es zu türki­ schen, 1472-73 zu venezianischen Einfällen. Mit dem Patriarchen von Aquileja hatte G. eine Auseinandersetzung, als er die Marien­ kapelle von Prosecco einweihte, die zwar un­ mittelbar vor den Toren der Stadt, aber auf aquilejanischem Gebiet lag. G. starb Anfang 1486. Literatur: G. Mainati II, 268-321. - Synodus diocesana Tergestina. Folium Dioecesanum di Trieste-Capodistria (Triest 1871/72). - I. Orozen 15-17. - A. Tamaro, Documenti 29-32.

Luigi Tavano

Gorrevod, Antoine de (t 1598) 1565-1598

Bischof von Lausanne

Antoine de Gorrevod war Sohn des Jean de G., Grafen von Pont-de-Vaux (Bresse), und der Claudine de Semur. Über seine Jugend und Ausbildung ist nichts bekannt. Er war Kommendatarabt von Saint-Paul in Besan­ con, als ihn Papst Pius IV. auf Empfehlung des Herzogs von Savoyen, nach über vierjäh­ riger Sedisvakanz, am 7. 11. 1565 zum Bi­ schof von Lausanne ernannte. Die Umstände seiner Ernennung sind unbekannt. Die Bi­ schofsweihe erhielt er erst 1567. Am 8. 1. 1573 wurde er auch Propst von Saint-Anatole in Salins.

Die Diözese Lausanne umfaßte seit der Refor­ mation nur noch das Territorium des Kantons Freiburg sowie das Dekanat Solothurn. Seit über 30 Jahren waren die Bischöfe der Di­ özese fern geblieben. Wegen des Überganges der Stadt Lausanne zur Reformation über­ schattete die Frage der Residenz die gesamte Amtszeit von G., ohne daß eine Lösung gefun­ den wurde. 1567 forderte G. die Freiburger

Gorrevod

Regierung auf, ein früher im Besitz des Bis­ tums stehendes Haus in Freiburg, das 1562 verkauft worden war, zurückzuerstatten, und bekundete seine Absicht, in Freiburg zu resi­ dieren. Zusätzlich verlangte er die Rückgabe der 1536 von Freiburg annektierten bischöfli­ chen Herrschaften in Bulle, La Roche, Riaz

und Albeuve. Der katholische Kanton Frei­ burg ging jedoch auf diese Forderungen nicht ein und wies sein Ansinnen, in Freiburg oder Bulle zu residieren, zurück, indem er darauf hinwies, Bern werde eine Rückkehr des Bi­ schofs auf keinen Fall tolerieren. Während der Abwesenheit der Bischöfe hatte die Frei­ burger Regierung das Kirchenwesen selbst in die Hand genommen und war nun nicht be­ reit, größere Befugnisse an den Bischof abzu­ treten. Zwar forderten Klerus und Regierung von Freiburg G. wiederholt, so auch 1576, auf, seiner Residenzpflicht nachzukommen, doch scheiterten alle Versuche an der Forde­ rung G.s nach Rückerstattung des ehemaligen bischöflichen Besitzes. Als fruchtlos erwie­ sen sich auch die Bemühungen des Luzerner Nuntius Giovanni Francesco Bonomini sowie ein energisches Schreiben Gregors XIII. vom 6. 5. 1579. Bonomini traf sich 1580 mit G. in Salins, hielt ihn dann aber für unfähig, an der eidgenössischen Tagsatzung seine Rückkehr nach Freiburg zu vertreten. In der Folgezeit hielten sich die Luzerner Nuntien an die Pröpste von St. Niklaus in Freiburg, die in Zusammenarbeit mit der Regierung das Kir­

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chenwesen verwalteten. Die Aufsicht über die Benefizien war nach 1536 an den Staat übergegangen. Zur Führung des Kirchenwesens standen der Freiburger Regierung geistli­ che Institutionen wie das Dekanatsgericht und das 1563 geschaffene Propsteigericht zur Verfügung. Daraus bildete sich dann ein eige­ nes Generalvikariat für Freiburg heraus. Ohne jegliche bischöfliche Einflußnahme führten Regierung und Klerus die tridentinischen Re­ formen durch. Besonders aktiv waren dabei die Pröpste C. (->) Duvillard, P. (-*) Schneuwly und S. (—►) Werro, die praktisch das Amt von Bistumsverwesern ausübten. 1580 bestä­ tigte G. widerwillig Schneuwly als Generalvi­ kar für den Kanton Freiburg. Schneuwly führte am 17.-18. 12. 1579 zusammen mit dem Nuntius in Freiburg eine Diözesansyno­ de durch. Dabei wurde der Kanton Freiburg in sieben Dekanate eingeteilt. Im Februar 1580 erfolgte die Gründung des Jesuitenkol­ legs in Freiburg. 1582 kritisierte Schneuwly das Staatskirchentum der Freiburger ener­ gisch und bewog die Regierung zum Einlen­ ken. Der mit Weihefakultäten ausgerüstete Generalvikar vertrat den Behörden gegenüber klar den kirchlichen Standpunkt. Im Mai 1583 verhandelte er mit G. in Besancon. Doch beharrte dieser auf der Rückgabe der bischöf­ lichen Herrschaften und wiederholte seine Forderungen 1588 und 1592. Am 23. 12. 1592 begab sich G. dann überraschend nach Frei­ burg. Die Regierung empfing ihn mit allen Eh­ ren, ließ sich jedoch in der Frage der Resi­ denz auf keinen Kompromiß ein. G. visitierte 1593 den Kanton Freiburg, erteilte die Fir­ mung und weihte Kirchen und Kapellen. Im Oktober 1593 wohnte er sogar für kurze Zeit im ehemaligen bischöflichen Schloß zu Bulle. Ende 1593 kehrte er nach Besancon zu­ rück. Am 8. 1. 1596 erteilte ihm die Freibur­ ger Regierung eine endgültige Absage in be­ zug auf eine allfällige Rückkehr. G. starb am 24. 2. 1598 in Besancon. Er wurde in der Abteikirche Saint-Paul beigesetzt. Die Regelung der Residenzfrage war sowohl an den über­ triebenen Forderungen G.s und der Freibur­ ger Regierung, die das Kirchenwesen fest in der Hand hielt, sowie an den mit quasi-epi­ skopalen Vollmachten ausgestatteten Pröp­ sten von Sankt Niklaus gescheitert. Literatur: M. Schmitt-J. Gremaud II, 395-413. - P. Rück, Die Entstehung des nachreformatorischen Ge­ neralvikariats der Diözese Lausanne aus dem Prop­ steigericht von Freiburg 1563-1600, in: ZSKG 61 (1967) 245-300. - Ders., Bischof und Nuntius im Bemühen um den Wiederaufbau der Diözese Lau­ sanne nach der Reformation 1565-1598, in: SZG 18 (1968) 459-497. - Ders., in: HS 1/4,151 f. (Lit.). Pierre Louis Surchat

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Gournay - Grace

Gournay, Charles-Chretien de (1585-1637) 1626 1626-1634 1634-1636 1636-1637

Ep. tit. Sitiensis Weihbischof in Toul Administrator des Bistums Toul Bischof von Toul

Charles-Chretien de Gournay wurde im Jahre 1585 zu Metz als Sohn des Renaud d. G., Ratspräsident von Lothringen, der einer alten Familie entstammte, und der Guillemette du Chätelet geboren. Seine Mutter war eine Nichte des Bischofs P. d. (—>) Chätelet von Toul. G. absolvierte sein Studium in Pont-äMousson und an der Sorbonne. Er wurde Domherr, dann Archidiakon in Verdun, Propst von Haslach und Abt von Clairlieu. Nach seiner Ernennung zum Titularbischof von Sithie und Weihbischof in Toul wurde ihm am 13. 2. 1626 gestattet, sich durch einen Bischof und zwei assistierende Äbte konsekrieren zu lassen. G. war wohl wegen der ho­ hen gesellschaftlichen und Vertrauensstel­ lung seiner Familie am lothringischen Hof zum Bischof berufen worden. Er genoß einen ausgezeichneten Ruf und die Wertschätzung des Vinzenz von Paul. Auch dies spielte wohl eine Rolle bei seiner Ernennung, da (—>) Niko­ laus Franz von Lothringen, der das Bistum Toul innehatte, noch sehr jung war.

G. knüpfte an das Wirken Bischof J. d. (—>) Porcelets de Mailiane an. Er visitierte die Di­ özese wenigstens einmal, und zwar 1629. Da­ bei schärfte er die Bestimmungen über den Katechismus, das Ewige Licht vor dem Taber­ nakel und die persönliche Beichte ein. Er er­ ließ Bestimmungen über die Baulasten, die Würde der Friedhöfe, die Schließung der Gaststätten an Sonn- und Feiertagen, das Ver­ bot der Wahrsagerei und abergläubischer Praktiken. Sein Hauptinteresse galt dem Landklerus, dem er Einheitlichkeit bei der Feier der Liturgie und der Sakramentenspen­ dung vorschrieb. Er druckte das Brevier Ch. d. (—>) La Vallees nach, ferner 1630 ein diöze­ sanes Missale, das der römischen Musteraus­ gabe folgte. Andererseits wollte er die alther­ gebrachten Bräuche der Kirche von Toul durchaus achten. Als Kardinal Nikolaus Franz 1634 auf sein Bistum verzichtete, stimmte König Ludwig XIII. zu, daß G., obwohl Parteigänger des Hau­ ses Lothringen, Nachfolger wurde. Der Heili­ ge Stuhl übertrug ihm am 15. 4. 1634 die Ad­ ministration des Bistums. Frankreich setzte sich damals in den lothringischen Bistümern immer stärker fest. Sein zentrales Anliegen bildete die Durchsetzung des Nominations­ rechtes für die Bischöfe entsprechend den für

Frankreich geltenden Bestimmungen des Konkordates von 1516. Das Domkapitel prote­ stierte zwar unter Berufung auf das Wiener Konkordat von 1448, gab dann aber doch dem Kandidaten des Königs seine Stimme. In Rom, wo man sich bezüglich der französi­ schen Absichten keinen Illusionen hingab, wollte man jede Brüskierung Frankreichs ver­ meiden. Dennoch mußte G. volle zwei Jahre auf seine Bestätigung warten. Diese erfolgte erst am 22. 9. 1636. Seine bischöfliche Tätig­ keit wurde davon freilich nicht beeinträch­ tigt. Am 14. 2. 1637 hielt er seinen feierlichen Einzug. G. wandte sich besonders dem Problem der Priesterausbildung zu, da Bischof Porcelets de Maillane dem Kapitel testamentarisch eine Summe von 40 000 barroisischen Franken zur Errichtung eines Seminars hinterlassen hatte. G. bat Vinzenz von Paul um Entsendung von zwei für die Priesterausbildung bestimmten Geistlichen, und die Ordensleute vom Hl.Geist-Hospital stellten einen Teil ihres Ge­ bäudes für diesen Zweck zur Verfügung. 1635 begannen zwei Lazaristen ihre Tätigkeit in Toul als erster Niederlassung der jungen Kon­ gregation außerhalb von Paris. Sie glaubten zunächst, daß die Hilfe für die durch den Krieg schwer betroffene Bevölkerung Vorrang vor der Priesterausbildung habe. Auch in die­ ser Hinsicht war ihr und ihres Stifters Einsatz in Lothringen beachtlich.

Es war G. nicht vergönnt, die Früchte seines Wirkens zu sehen, denn er starb bereits am 14. 9. 1637 zu Nancy. Er wurde in der Kathe­ drale von Toul beigesetzt. Literatur: B. Picart 696-699. - A. Calmet VI, 727f. E. Martin II, 207-216. - P. Coste, Le grand saint du grand siede: Monsieur Vincent II (Paris 1934) 75162. - Repertoire IV, 429f. - M. Pernot, Reforme tri­ dentine. Louis Chätellier

Grace, Thierry de (t 1636)

1628 1628-1636

Ep. tit. Dionysiensis Weihbischof in Lüttich

* Lüttich als Sohn des Brauers und Schöffen Matthieu de G. und der Marie de Malaise; um 1601 Lie. theol. (Löwen); Lektor der Philoso­ phie am dortigen Kolleg der Lilie; ab Septem­ ber 1615 Professor am Lütticher Priestersemi­ nar; Kanonikus in Lüttich Saint-Jean und Lüt­ tich Sainte-Croix (um 1617); 1618 Synodal­ examinator; 1624 Präsident des Lütticher Priesterseminars; 1628 Domkapitular (Theo-

Grace - Greiffenclau

logus) in Lüttich; 11. 12. 1628 Titularbischof von Dionysias und Weihbischof in Lüttich; Konsekration durch Nuntius Ludovico Caraffa; G. wurde mehrfach mit diplomatischen Missionen betraut; + 4. 8. 1636. Literatur: S. P. Ernst 206-222. - S. Bormans, in: BN 8 (1884/85) 177-178. - U. Berliere 110-112. - J. Pa­ quay 31. Alfred Minke

Grassi (de Grossis), Achille (t 1523) 1521-1523

Bischof von Pomesanien

Nach dem Tode H. v. (—>) Dobenecks postu­ lierte das pomesanische Domkapitel im Ein­ vernehmen mit Hochmeister Albrecht von Brandenburg-Ansbach zunächst den samlän­ dischen Bischof G. v. (^) Polentz als Nachfol­ ger. Da dieser die Entscheidung über die Ku­ mulation zweier Bistümer in das Ermessen des Papstes stellte, bat der Hochmeister sei­ nen Bruder Markgraf Johann Albrecht, der sich gerade in Rom aufhielt, beim Papst die Bestellung eines neuen Bischofs zu erwirken. Diese sollte jedoch erst nach der Einverständ­ niserklärung des Hochmeisters erfolgen. Leo X. verlieh daraufhin kurz vor seinem Tode (1. 12. 1521) auf Betreiben des polni­ schen Königs Sigismund I. das Bistum Pome­ sanien dem Kardinal Achille Grassi, der 1510 päpstlicher Legat in Polen gewesen war. Da­ gegen protestierte der Hochmeister bei Ha­ drian VI. unter Hinweis auf das Wahlrecht des Kapitels und die Rechtmäßigkeit der Po­ stulation des Bischofs Polentz. Bemühungen des Ordens, den Kardinal durch Zahlung ei­ ner Pension zum Verzicht auf das Bistum zu bewegen, blieben erfolglos. G. betrachtete sich als rechtmäßigen Bischof, betrat aber sein Bistum niemals. Er starb im November 1523. Literatur: Series epp. Pomesaniensium 409f. - H. Cramer, Geschichte 216f. - J. Wisniewski 166 f. Hans-Jürgen Karp

Greiffenclau von Vollrads, Georg Friedrich (1573-1629) 1617-1629 1627-1629

Bischof von Worms Kurfürst-Erzbischof von Mainz

Georg Friedrich Greiffenclau von Vollrads wurde am 8. 9. 1573 als ältestes von 16 Kin­ dern des kurtrierischen Amtmannes Dietrich v. G. z. V. und der Apollonia von Reiffenberg auf der väterlichen Burg geboren. Ein Großon­

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kel war der Trierer Erzbischof Richard (—>) G. v. V. Das ursprünglich nach dem rheingauischen Ort Winkel genannte Ministerialenge­ schlecht der V. hatte sich im 13. Jh. den Bei­ namen Greiffenclau zugelegt und führte nach dem Bau ihrer Burg seit dem 14. Jh. die Be­ zeichnung Greiffenclau von Vollrads. Für den Klerikerstand bestimmt, wurde G. 1580 in der Mainzer Allerheiligenkapelle von Weihbischof St. (—>) Weber tonsuriert und er­ hielt eine erste Pfründe am Kollegiatstift in Bleidenstadt, die er 1587 resignierte. Durch Resignation seines zum Erzbischof von Trier gewählten Taufpaten J. v. (—>) Schönenberg erhielt er 1582 eine Domherrenpfründe in Speyer. 1585 wurde er durch Provision seines zweiten bischöflichen Paten G. v. (—>) Schö­ nenberg Domizellar am Domstift zu Worms, 1586 an dem zu Trier. Die Trierer Dompfrün­ de resignierte er 1587 zugunsten seines Bru­ ders Johann. In Mainz erhielt er 1587 eine Dompfründe und trat die prima residentia an. Die Aufnahme ins Speyerer Domkapitel er­ folgte 1594, in das von Worms 1595 und in das von Mainz 1598. 1595 wurde er in Worms auf Vorschlag des Bischofs Domkantor. Er re­ signierte die Prälatur 1602. In einer Bulle Papst Pauls V. ist er 1605 erstmals als Worm­ ser Dompropst bestätigt. Diese Prälatur resi­ gnierte er 1616. Das Mainzer Domkapitel wählte ihn 1601 zum Scholaster und 1604 zum Propst. Die Mainzer Propstei, die er 1627 resignierte, war anfänglich umstritten, da auf­ grund einer päpstlichen Provision auch (—>) Eitel Friedrich von Hohenzollern Anspruch erhob. Für die Dompropstei in Speyer erhielt G. 1622 vom Papst ein Wählbarkeitsbreve. 1625 zum Speyerer Dompropst gewählt, be­ hielt er diese Pfründe durch das päpstliche Privileg von 1627 bis zu seinem Tod bei. Au­ ßer seinen domstiftischen Pfründen und Würden besaß er eine Vikariatspfründe am Marienaltar des Mainzer Domes, auf die er 1587 verzichtete, durch erzbischöfliche Pro­ vision von 1601 eine Stiftspfründe an St. Al­ ban in Mainz, wo er seit 1603 Kapitular und Kustos war, und ab 1602 ein Kanonikat an St. Viktor in Weisenau vor Mainz. Seine gymna­ siale Ausbildung erhielt er zunächst wohl bei den Jesuiten in Mainz. 1588 stellten ihn das Speyerer und das Mainzer Domkapitel für ein zweijähriges Studium in Würzburg, Trier oder Pont-ä-Mousson frei. Er entschied sich für Trier, ließ sich am dortigen Jesuitenkolleg 1588 in der vierten Klasse (poetica) einschrei­ ben, mußte die Stadt wegen Seuchengefahr jedoch bereits im Dezember wieder verlassen und immatrikulierte sich 1589 in Würzburg. Dort wohnte er im Kilianeum und schloß sich

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Greiffenclau

unter dem Einfluß der Jesuiten der Mariani­ schen Kongregation an. Ab 1590 studierte er erneut kurzfristig in Trier, ging dann nach Rom und wurde dort 1590 für ein zweijähri­ ges Philosophie- und Theologiestudium ins Germanicum aufgenommen. Er verließ jedoch wenige Monate später die Ewige Stadt und

immatrikulierte sich 1591 für das Studium der Rechte in Siena. Seine dort erlangten Zeugnisse legte er 1592 dem Speyerer Domka­ pitel vor. Er mußte sofort eine erneute Resi­ denz 1592 absolvieren, weil er wegen grund­ losen Verlassens des Germanicums vom Dom­ kapitel suspendiert worden war. 1593-94 stu­ dierte er in Pont-ä-Mousson. Nach Mainz zurückgekehrt, erhielt er durch Weihbischof Weber 1594 die Minores und die Subdiako­ natsweihe. Danach dürfte er bis September 1601 vornehmlich in Speyer gewohnt haben. Dann begleitete er Erzbischof J. A. v. (—>) Bikken auf seiner Huldigungsreise durch das Oberstift und siedelte im Januar 1602 nach Mainz über. 1602/04 war er domstiftischer Fabrikmeister. Unter Erzbischof Bicken war er laut Aussage von Weihbischof A. (—>) Seibaeus 1602/04 auch Präses des erzbischöfli­ chen Rates. 1603 wurde er Mitglied der Visi­ tationskommission für das Eichsfeld. 1604 er­ nannte ihn Erzbischof J. (—>) Schweikard von Kronberg zum Kämmerer der Stadt Mainz (bis 1615). Er gehörte 1606 zur domkapitelschen Delegation bei der Huldigungsreise Schweikards v. Kronberg und vertrat diesen 1610 bei

seiner Abwesenheit ein halbes Jahr als Statt­ halter. Mehrfach wurde er mit diplomati­ schen Missionen betraut, im Dienste der Liga, als Repräsentant des Domkapitels, so 1612 bei der Wahl und Krönung von Kaiser Matthi­ as II. oder als Begleiter des Kurfürsten, so 1613 zum Regensburger Reichstag, wo er bei der feierlichen Übertragung der Reichslehen und Regalien offizieller Sprecher des Erzbi­ schofs war. Am 15. 9. 1616 wählte ihn das Wormser Domkapitel zum Nachfolger des am 7. 7. 1616 verstorbenen Bischofs W. v. (—>) Effern. Die römische Kurie bestätigte die Wahl am 31. 7. 1617. Die Investitur mit den Reichs­ regalien durch Kaiser Ferdinand II. erfolgte am 3. 3. 1621. Am 15. 8. 1617 empfing G. die Diakonatsweihe und am 8. 9. 1618 durch Weihbischof Weber in Mainz die Priesterwei­ he. Am 6. 2. 1619 stellte ihm Paul V. ein Bre­ ve eligibilitatis für ein weiteres Bistum aus. Als Bischof von Worms mühte G. sich um den Wiederaufbau und die Festigung des in­ folge der Reformation kaum noch lebensfähi­ gen Bistums und Hochstifts. Mit kaiserlicher und päpstlicher Unterstützung setzte er die Restitution des St. CyriacusStiftes bei Worms durch. Am 20. 10. 1626 wählte ihn auch das Mainzer Domkapitel zum Erzbischof. Nunti­ us Pier Luigi Carafa wohnte der Wahl bei und führte vom 21. bis 26. 10. 1626 den Informa­ tivprozeß durch. Die römische Konfirmation erfolgte am 28. 4. 1627. Am 15. 8. 1627 wurde G. in der Aschaffenburger Stiftskirche durch die Weihbischöfe Seibäus und Weber konse­ kriert. Beide überreichten ihm auch das Palli­ um. Die Gewährung der Reichslehen und Re­ galien erfolgte am 4. 11. 1626.

Am 8. 11. 1626 schloß G. einen Freund­ schafts- und Beistandsvertrag mit den Bischö­ fen von Trier und Speyer. Als Kurfürst, Erz­ kanzler und Mitdirektor der Liga war G. in die reichspolitischen und militärischen Be­ lange eng eingebunden. Auf seine Initiative kamen die Bundestage der Liga 1627, 1628 und 1629 zustande. Mehrfach führte er dabei Klagen über Wallenstein, dessen Truppen das erzstiftische Eichsfeld belasteten. Er forderte Wallensteins Abberufung und drängte auf Friedensverhandlungen. Dabei galt ihm die Unantastbarkeit des Kaisers als unumstöß­ lich. Er förderte, stets in grundsätzlicher Soli­ darität mit den katholischen Reichsständen, die Bestrebungen, die zum kaiserlichen Resti­ tutionsedikt von 1629 führten und wurde für den kurrheinischen Kreis zu dessen Exekutor bestimmt. Territorialpolitisch vermochte er nur wenige Akzente zu setzen. Als nützlich erwies sich die von ihm angeordnete neue Landerfassung. 1627 begann er mit dem Bau

Greiffenclau des neuen kurfürstlichen Schlosses in Mainz. Bis 1629 war das Erdgeschoß fertiggestellt. Kirchenpolitisch setzte G. die reformerische und gegenreformatorische Mainzer Linie fort. Er stand den Jesuiten nahe, mit denen er sich durch den Affiliationsbrief von 1627 eng ver­ bunden wußte, ließ 1628 in Mainz ein um­ fangreiches tridentinisch geprägtes Gesang­ buch drucken und 1628 durch Weihbischof Ch. (—*) Weber eine größere Firm- und Visita­ tionsreise durchführen. Der als fromm, haus­ hälterisch und zielstrebig charakterisierte, je­ doch nicht immer weitsichtige G. starb am 6. 7. 1629. Er wurde im Dom zu Mainz beige­ setzt. Der Jesuit Reinhard Ziegler hielt ihm die Leichenrede. Literatur: E Werner II (1836) 484-504. - H. Kochendörffer, Ein Greiffenklau’sches Güterverzeichnis von 1615, in: MVNAG 11 (1907/08) 104-116. - E V. Arens 317-320. - A. Ph. Brück, in: NDB 6 (1964) 219. - F. W. Sender. - G. Rauch, Domkapitel III, 151, 173. Friedhelm Jürgensmeier

Greiffenclau von Vollrads, Richard (1467-1531) 1512-1531

Kurfürst-Erzbischof von Trier

Richard Greiffenclau von Vollrads wurde im Jahre 1467 auf Schloß Vollrads im Rheingau als vierter Sohn des kurmainzischen Vize­ doms im Rheingau, Johann G. v. V, Herrn zu Ippelbrunn (faßbar 1450-80), aus einer alten Mainzer Ministerialenfamilie, und der Klara von Rathsamshausen (faßbar 1450-90) gebo­ ren. Die Familie war eine Generation zuvor mit den Brüdern Heinrich und Friedrich be­ reits im Trierer Domkapitel vertreten, was nach G. in jeder Generation der Fall war. Der Bruder Eberhard starb 1493 als Domkanoni­ ker von Trier.

G. wurde 1478 Domizellar, 1487 Domkapitu­ lar und um 1500 Domkantor in Trier. Seit mindestens 1487 gehörte er auch dem Main­ zer Domkapitel an. Von den sicher längeren Studien sind solche in Paris bekannt, für die ihn das Domkapitel 1488 beurlaubte. 1492 vertrat er das Domkapitel in einer Streitsache an der römischen Kurie. Sein frühes Ansehen geht daraus hervor, daß er ab 1493 die bedeu­ tende Kurie des Dompropstes Philipp von Sierck bewohnte. Im Streit um die Koadjuto­ rie (—►) Jakobs von Baden bildete er ab dem 18. 3. 1500 mit drei weiteren Kapitularen die pfälzische Partei, die trotz mehrfacher päpst­ licher Mahnungen an der Ablehnung fest­ hielt. Erst im Juni 1502 zog er sich (in Erwar­

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tung der Dompropstei?) von ihr zurück. Nach der Aussöhnung mit seinen Gegnern setzte ihn Jakob mit diesen bei schwierigen Ver­ handlungen ein, so 1506 in den Auseinander­ setzungen mit dem nach Immedietät streben­ den Trier. Auf dem Sterbebett empfahl er ihn als Nachfolger. In einstimmiger Wahl wurde G. am 15. 5. 1511 als erster Ritterstämmiger zum Erzbischof von Trier gewählt. Am 7. 1. 1512 erhielt er die päpstliche Bestätigung (in Trier am 19. 4. 1512). Die genannte Verzöge­ rung brachte es mit sich, daß er erst am 30. 5. 1512 die Priester- und Bischofsweihe durch den Mainzer Erzbischof U. v. (—>) Gemmin­ gen, assistiert von den Bischöfen von Straß­ burg und Worms, erhielt. Inzwischen hatte in Gegenwart Maximilians I. von März bis Mai der Trierer Reichstag stattgefunden, während­ dessen am 3. 5. erstmals wieder seit 1196 der im Hochaltar des Domes eingemauerte Hl. Rock gezeigt worden war. Die daraufhin ein­ setzende Wallfahrt führte 100 000 Pilger nach Trier. Am 4. 7. 1512 feierte G. im Dom Primiz. Zeitgenossen berichten mit Erstaunen, daß er häufig die Messe und Vesper besuchte, an be­ deutenden Festtagen selbst zelebrierte und Weihehandlungen vornahm. Das Pallium sollte er selbst in Rom abholen; Leo X. verlän­ gerte am 31. 1. 1515 die Frist um weitere zwei Jahre; die Sache unterblieb schließlich ganz. Erst in Köln, am 12. 8. 1512, verlieh ihm Ma­ ximilian die Regalien.

G. wurde zu einer der stärksten Persönlich­ keiten auf dem Trierer Bischofsstuhl und zu einem der einflußreichsten Landesfürsten sei­ ner Zeit. Unter ihm wurde Trier von einer restaurativen Phase erfaßt, die sich in einer Se­ rie von Ausstellungen des Hl. Rockes und der ungezählten Trierer Reliquien äußerte und die Stadt zum Gegenpol von Aachen und zur geistlichen Schatzkammer des Reiches ma­ chen wollte. Gleichzeitig versank die Trierer Universität in kritiklose Scholastik. G.s zu­ nehmende Härte gegenüber der lutherischen Bewegung speiste sich aber nicht aus diesen Quellen, sondern aus dem Blick für die Ge­ fährdung des Reiches und des Erzstiftes durch Ritterschaft, Sickingen und Bauernun­ ruhen, die er allesamt als Äußerungen der re­ formatorischen Bewegung interpretierte. Er selbst war humanistisch gebildet, konnte noch Humanisten wie Thomas Murner, Justi­ nus Gobler und Bartholomäus Latomus an Trier binden und brachte eine Bereitschaft zur Irenik mit, über die sich auch Luther posi­ tiv äußerte. Sein Reforminteresse muß höher eingestuft werden als es die bisher bekannten Quellen zulassen. Er nahm sich besonders der Frauenklöster an, verlegte gefährdete

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Greiffenclau

Konvente in die Städte (St. Georg in Koblenz 1511), gab anderen Reformstatuten (Stuben 1511), löste lebensunfähige auf (Marienburg 1515) und sorgte für den Bestand gefährdeter (Affolderbach 1522). Seit ca. 1523 plante er mit Erzbischof H. zu (-*) Wied eine Klerusre­ form, ohne daß er wohl wie dieser Diözesan­ synoden berief. Ineffektiv war seine Mahnung an die Dignitäre des Domkapitels zum Emp­ fang der Priesterweihe.

Auf die ersten reformatorischen Unruhen rechts des Rheins antwortete G. im Herbst 1524 mit einer großen Visitation. Da die Sendtradition aber längst abgebrochen war, stieß sie auf den Widerstand der Landesher­ ren. Da das Erzstift von Anfang an durch Fehden mit Nachbarn und einer desperadohaften Rit­ terschaft gefährdet war, band G. es in ein Sy­ stem von Bündnisverträgen zum Schutz des Landfriedens mit Hessen, Lothringen, PfalzZweibrücken und Kurpfalz ein, das immer wieder erneuert wurde. Früh warnte er vor Franz von Sickingen. Der Ausbau der Festung Ehrenbreitstein und der Erwerb einer be­ rühmten, mehrfach kriegsentscheidenden Ar­ tillerie wurden u. a. durch Säkularisation von Pfründen zugunsten des erzbischöflichen Ta­ felguts finanziert. Eine solide Finanz- und Münzpolitik, die schnell die Schulden seiner Vorgänger abtrug, der systematische Weiter­ ausbau des schon von den Vorgängern geför­ derten Bergbaus und das Glück fruchtbarer Jahre machten ihn und sein Land bereit für den Existenzkampf. G. suchte im Frühjahr 1519 die Wahl Franz’ I. zum König durchzusetzen. Grund dafür wa­ ren Maximilians I. undurchschaubare Ritter­ politik, G.s Vorbehalte gegen das zunehmen­ de Gewicht der mit dem Erwerb Luxemburgs gesteigerten Nähe Habsburgs, die frankreichfreundliche Haltung seines fähigen Kanzlers Dr. Heinrich Duyngen und ungeniert entge­ gengenommene Geldsummen, die den Ein­ fluß Frankreichs in Trier verstärkten. Den­ noch war er so klug, angesichts des Zögerns der übrigen Kurfürsten und der Verweigerung einer Kandidatur durch Friedrich den Weisen von Sachsen am 28. 6. 1519 als erster für Karl V. zu stimmen. Daß die Zeitgenossen diesen Realismus schätzten, zeigt die Tatsache, daß er bei der Königskrönung im Oktober in Aa­ chen die Königssalbung vornehmen durfte, zeigen aber auch die ungezählten politischen Vermittlungsunternehmen der folgenden Jah­ re zwischen Einzelparteien und größeren Fronten, vor allem zwischen Karl V. und Franz I. Seit Januar 1519 galt G. als der beru­

fene, von Papst und Luther akzeptierte Schiedsrichter. Da Luther aber nicht nach Trier zu reisen bereit war, verschob sich G.s Tätigkeit auf den Reichstag von Worms 1521. Nach dem vergeblichen Versuch seines Offi­ zials Eck, Luther zum Widerruf zu bewegen, unternahm G. als Führer eines dafür einge­ setzten reichsständischen Ausschusses und als Privatmann mehrere vergebliche, von Lu­ ther als wohlmeinend empfundene Versuche, auf diesen ausgleichend einzuwirken.

Möglicherweise interpretierte Franz von Sikkingen dies als Schwäche. Das langgestreckte Erzstift Trier bot sich jedenfalls als Beute für seine Säkularisationspolitik an. Zudem konn­ te er auf Teile der Ritterschaft in der Nachbar­ schaft zählen, die G.s starke Hand zu spüren hatten. Sickingens Zug auf Trier im Septem­ ber 1522, mit dem er das Erzstift nach der Einnahme der südlichen Teile an den Rand des Bestehens brachte, scheiterte vor allem an dem von G. persönlich geführten Wider­ stand der Stadt Trier, an der Hilfe Hessens und der Kurpfalz sowie an G.s Artillerie. Diese entschied auch den Gegenfeldzug, mit dem die drei Verbündeten bis zum 6. 6. 1523 Sickingens teils als uneinnehmbar geltende Burgen an sich brachten und der Ritterschaft ein bleibend drohendes Zeichen setzten. Galt G. jetzt noch als Retter der Stadt, so blieb das gute Verhältnis, das bis dahin vom friedli­ chen Wettbewerb um den höchsten Turm (1515: Erhöhung des südwestlichen Dom­ turms) charakterisiert worden war, nicht er­ halten, doch beschränkten sich die Forderun­ gen der Stadt zunächst lediglich auf Steuerge­ rechtigkeit für den Klerus. G. nahm es hin, daß sich aufgrund der Distan­ zierung Erzherzog Ferdinands von dem Un­ ternehmen der Verbündeten die Spannungen mit Habsburg auf dem Reichstag von Nürn­ berg im Januar 1524 vertieften. G. gehörte hier zu den Förderern des auf den 11. 11. 1524 nach Speyer einberufenen und von den Teil­ nehmern des „Heidelberger Bogenschießens“ erneut beschlossenen Nationalkonzils, das al­ lerdings am Widerstand von Papst und Kaiser scheiterte. Mehr noch: Als Ferdinand nichts Entscheidendes zur Aussöhnung mit Franz I. tat, nahmen die Bundesgenossen selbst ge­ heime Verbindungen mit diesem auf, die wohl erst mit dem kaiserlichen Sieg bei Pavia endeten. Auch die Spannungen um das 1521 von G. ins Leben gerufene Reichsregiment lie­ ßen nicht nach.

Wenig später, in den Bauernunruhen, von de­ nen das Erzstift kaum berührt wurde, konnte G. die Hilfe der Bundesgenossen entgelten.

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Greiffenclau - Gren

Nachdem es ihm in wenigen Wochen im Mai 1525 gelungen war, die unruhigen Städte Oberwesel, Boppard, Trier und Limburg zu befrieden, nahm er mit einem respektablen Aufgebot persönlich im Juni/Juli 1525 an der Niederwerfung der Bauern in Franken und in der Pfalz teil. Bis heute ist es nicht gelungen, den Anteil G.s, des letzten Bischofs im Har­ nisch, an dem Gemetzel zu klären. Die Aktion entsprang aber der gleichen Entschlossenheit, mit der er sich drei Jahre zuvor Sickingen ent­ gegengestellt hatte. Die Entscheidung des Reichstages von Speyer, die z. B. dem verbündeten Landgra­ fen von Hessen die Landesreformation ermög­ lichte, führte G. schließlich näher an Karl V. und Ferdinand heran. Eine Ernennung zum Rat und Diener, verbunden mit einer ansehn­ lichen Pension, war das äußere Zeichen. Die Verbindung zum Landgrafen blieb auch für die Nachfolger G.s trotz aller konfessionellen Gegensätze erhalten. Durch sein energisches Dazwischentreten konnte er noch 1528 nach den Packschen Händeln Philipp vom Zugriff auf die Nachbarbistümer abhalten. G. konnte sein Land von reformatorischen Einflüssen freihalten, mußte aber den Verlust großer rechtsrheinischer Gebiete der Diözese hinnehmen. Jetzt oft als königlicher Ratgeber angesprochen, ließ er trotz seines versöhnli­ chen Wesens seiner Abneigung gegen die re­ formatorische Bewegung freien Lauf. Er konnte zwar noch am Reichstag von Speyer 1529, nicht aber an dem von Augsburg 1530 teilnehmen. Schon vor der Krönung Ferdi­ nands am 11. 1. 1531 erkrankt, starb er auf dem Rückweg nach Trier am 13. 3. 1531 auf Schloß Ottenstein in Wittlich. An sein Grab an der Westseite des Kanzelpfeilers im Trierer Dom erinnert sein Grabaltar an der Nordseite, das ihn, kniend zwischen den Trierer Heili­ gen, lebenswahr zeigt. Die Inschrift stammt von Bartholomäus Latomus, der ihn in meh­ reren großen Oden verherrlicht hat. Sie haben das Bild G.s als eines gebildeten, tatkräftigen, friedfertigen und rechtgläubigen Erzbischofs geprägt. Quellen: LHAK, Abt. 1 A, C, D; HStAWi, Abt. 10, 150, 335 u. a.; Declamatio funebris in obitum ... Principis Richardi, Archiep. Trev., B. Latomo Ari. autore, 1531. - Ch. Brower-J. Masen 326-359. - J. N. v. Hontheim II, 585-623. - E. Zenz VI, 43-54.

Literatur: J. Wegeler, Richard von Greiffenclau zu Vollrads, 1511-1531 (Trier 1881). -P. Rettberg, Stu­ dien zum Verständnis der Politik des Kurfürsten Ri­ chard von Trier in den Jahren 1519-1526 (Diss. phil. Greifswald 1901). - G. Kentenich 317-354. - S. M. zu Dohna 129f. - A. Schmidt, in: Nassauische Le­ bensbilder 6 (Wiesbaden 1961) 1-25 (Lit.). - H. 22 Lexikon

Ries, Trierer Ereignisse aus den Jahren 1512 bis 1517, in: Ekklesia 181-211. - B. Caspar 43-53. - F. Pauly II, 11-14. - A. Schmidt, Der Trierer Kurfürst Erzbischof Richard von Greiffenclau und die Aus­ wirkung des Wormser Edikts in Kurtrier, in: E Reu­ ter (Hg.), Der Reichstag von Worms von 1521 (Worms 1971) 271-296. -B. Gondorf 298f. Wolfgang Seibrich

Gren, Friedrich (vor 1399-1452) 1446-1452

Bischof von Seckau

Friedrich Gren wurde um 1399 in Wörgl gebo­ ren, er gab jedoch auch Rattenberg als Her­ kunftsort an. 1415 ist er als Kleriker der Erz­ diözese Salzburg und als Notar, 1429 als Prie­ ster bezeugt. 1416 wurde er als Störenfried in Stadt und Diözese Passau gegen Mandate des dortigen Bischofs vom Offizial eingekerkert und ihm, vielleicht im Zuge der Kämpfe zwi­ schen Bischof Georg von Hohenlohe (13901423) und der Stadt, die Ausübung des Tabellionats in der Diözese verboten. 1416 wurde er an der Universität Wien immatrikuliert und 1419 als Universitätsnotar aufgenom­ men.

Als Pfründen G.s sind die Heimatpfarrei Kirchbichl, die Pfarrei Pöchlarn in Nieder­ österreich, Kanonikat und Pfründe zu St. Bartholomä in Friesach, die Pfarreien Manns­ wörth und Abstetten in Niederösterreich so­ wie Gmünd in Oberkärnten, die Propstei Virgilienberg in Friesach, die Pfarrei Laufen an der Salzach und ein Kanonikat in Freising be­ kannt. In ihnen zeichnet sich eine salzburgische Karriere ab. 1445 erscheint G. als „ge­ meiner Vicari geistlicher Sachen“ des Bi­ schofs S. (—>) Pflieger von Chiemsee.

Im Dezember 1424 war G. in Rom und wurde nach Prüfung durch den Vizekanzler zum päpstlichen Notar ernannt. Er urkundete 1426 als päpstlicher und kaiserlicher Notar und „scriba“ des Passauer Domdechanten so­ wie päpstlichen Auditors Heinrich Fleckei. In Padua 1429-30 als Student des kanoni­ schen Rechtes bezeugt, erwarb er 1431 den Grad eines Lie. decr. 1432 war er als Sekretär und 1433 als Protonotar am Hof des Salzbur­ ger Erzbischofs Johann von Reisberg (142941) tätig. Als dessen Vertreter war er im Sep­ tember 1446 bei den Frankfurter Verhandlun­ gen anwesend, die zur Anerkennung Papst Eugens IV. und der Fürstenkonkordate führ­ ten. Nach dem Tod des Seckauer Bischofs Georg Lembucher (1443-46) wurde G. wohl Ende Oktober / Anfang November 1446 dessen

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Gren - Grodecky

Nachfolger, erscheint aber noch 1450 als „Bi­ schof Friedrich von Segkaw Kanzler“. Der Erzbischof sah in ihm wohl einen verläßli­ chen Gefolgsmann. König Friedrich III. ent­ sandte G. 1447 an der Spitze einer Gesandt­ schaft nach Mailand. 1449 war G. Schieds­ richter zwischen Salzburg und der Propstei Berchtesgaden. In der Seckauer Diözese be­ hauptete der Dompropst das Archidiakonatsrecht. Episodenhaft erscheint 1449 hier G. Swentenkrieg als „in spiritualibus ecclesiae Seccoviensis vicarius generalis“. Das Ansuchen um ein päpstliches Motuproprio zur Reservierung von vier Benefizien für Familiären von 1448 mag dem gleichnami­ gen, 1477-83 bezeugten Pfarrer von Mooskir­ chen (erzbischöflich-salzburgische Patronats­ pfarrei in der Diözese Seckau), der auch das Wappen des Bischofs führte, zugute gekom­ men sein. G. starb 1452. Weniger das Fehlen eines Grab­ mals als das Schweigen der Nekrologe fällt auf. Nur St. Peter in Salzburg verzeichnet ihn am 17. 3. Literatur: A. Lang, Lehen Seckau 12, Nr. 8. - K. Stei­ ner 54f. - B. Roth, Seckau 516. - K. Amon, Bischöfe 135ff. - W. Watzenig 42. - S. Weiß, Ein Tiroler auf dem Seckauer Bischofsstuhl. Zu Herkunft und Wer­ degang von Bischof Friedrich III. Gren, in: W. Höflechner-H. J. Mezler-Andelberg-O. Pickel (Hg.), Domus Austriae. FS Hermann Wiesflecker (Graz 1983) 436ff.

Karl Amon

den Lübecker Bischöfen die Lehnshoheit über das Herzogtum Holstein vom deutschen König übertragen worden war, konnte G. 1513 König Christian II. von Dänemark und 1522 Herzog Friedrich I. belehnen. Am 27. 5. 1523 starb G. Er wurde im Lübecker Dom beige­ setzt. Quellen und Literatur: SHLAS: Abt. 400.4 (= W. Le­ verkus, hschr. Urkundenbuch des Bistums Lübeck). - W. Jannasch, Reformationsgeschichte Lübecks (Lübeck 1958) 56. - W. Radtke 40ff. Klaus Wriedt

Grimming, Karl (+ 1611)

1592 1593-1611

* Matrei in Osttirol; Sohn eines Burgpflegers; 1570 Dompropst in Gurk; 23. 11. 1592 Titu­ larbischof von Germanica; 10. 5. 1593 Weih­ bischof in Gurk. Die Konsekration empfing er in der Gurker Kathedrale am 16. 5. 1593. Un­ ter G. erfolgten die kirchliche Erneuerung des Gurker Domstiftes und die Ordnung seiner zerrütteten Finanzen. Dem Rigorismus ab­ hold, erwies sich G. als Stütze des Bischofs Ch. A. v. (—>) Spaur bei der Rekatholisierung in der kleinen Diözese Gurk und in Kärnten, t 7. 2. 1611; aDom zu Gurk. Literatur: J. Obersteiner, Aus dem Tagebuch des Gurker Weihbischofs und Dompropstes Karl von Grimming, in: Carinthia I, 136/138 (1948) 136-149; I, 139 (1949) 363-373; I, 142 (1952) 337-345. - J. Obersteiner 349f.

Grimholt, Johannes (t 1523) 1510-1523

Ep. tit. Germanicensis Weihbischof in Gurk

Peter G. Tropper

Bischof von Lübeck

Johannes Grimholt war ein Sohn des Lü­ becker Bürgers Heinrich G., der eine Vikarie an der Marienkirche gestiftet hatte. 1470 wur­ de er an der Universität Rostock immatriku­ liert und 1471/72 zum Bacc. art. promoviert. Weitere Immatrikulationen folgten 1474 an der Universität Köln und 1478 an der Univer­ sität Erfurt. Später führte er den Titel eines Mag. In den 1480er Jahren erhielt G. ein Kanonikat am Lübecker Dom. Hier hatte er seit 1508/09 das Amt des Dekans inne. Am 10. 1. 1510 wurde er zum Lübecker Bischof gewählt. Die Bestätigung durch Papst Julius II. erfolgte am 8. 4. Über seine Amtstätigkeit als Bischof ist nur überliefert, daß er 1515 das neue Lü­ becker St. Annenkloster weihte. Wie er sich zu den Anfängen der reformatorischen Bewe­ gung in der Stadt stellte, ist unbekannt. Da

Grodecky (Grodecki, Grodziecki) von Brod, Jan (1525-1574)

1572-1574

Bischof von Olmütz

Jan Grodecky stammte aus einer alteinge­ sessenen polnisch-schlesischen Adelsfamilie. Auf deren Familienbesitz Grodziec bei Teschen wurde er 1525 geboren. Seine Eltern waren Matthias G. und Helena Starowiejska. Von seinen Brüdern Andreas, Heinrich und Wenzel arbeitete der letzere als Dekan des Brünner Kapitels später mit ihm zusammen. 1550-53 studierte G. in Krakau und kam in Kontakt mit dem Kreis um Bischof St. (—>) Hosius, dessen Mitarbeiter er wurde und durch dessen Protektion er 1555 in den Dienst des Kanzlers Jan Ocieski eintrat. 1557 ging er zum Studium nach Padua, wo er mit dem späteren Olmützer Bischof W. (—>) Prusi-

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Grodecky - Groesbeek novsky in Verbindung kam. Während seines Studiums in Rom (1558-60) erhielt er die nie­ deren Weihen und promovierte zum Dr. iur. utr. Hier bereitete er auch die Herausgabe der Schriften des hl. Cyrill von Jerusalem vor, der vier Jahre später die Übersetzung von dessen Katechismus folgte. Dank der Protektion von Hosius erhielt er 1560 ein Kanonikat in Ol­ mütz; er begleitete seinen Förderer zum Trienter Konzil und empfing von ihm am 1. 4. 1564 die Priesterweihe. 1562 war er noch Ka­ noniker des Bistums Ermland und 1563 des Breslauer Kapitels geworden. In Breslau war er 1565-72 Cancellar. Außerdem erhielt er den Titel eines päpstlichen Protonotars und eines lateranensischen Pfalzgrafen. In Schle­ sien kämpfte er gegen die Ausbreitung der Re­ formation, insbesondere in Glogau, wo er 1564 Dekan wurde und dafür auf das Breslau­ er Kanonikat zugunsten seines Bruders Wen­ zel verzichtete.

Nachdem sein Freund Prusinovsky Bischof von Olmütz geworden war, erhielt G. 1566 die Propstei des Kapitels von Brünn. Dort wirkte er als rechte Hand des Bischofs im Sinne der katholischen Erneuerung mit Pfar­ reivisitationen und der Gründung des Brün­ ner Jesuitenkollegs. Mit seinem Entwurf der Synodalstatuten war er 1568 überdies aktiv an der Durchführung der Olmützer Diözesan­ synode beteiligt. Noch 1571 setzte Prusinov­ sky die Ernennung G.s zum Scholasticus des Olmützer Kapitels gegen einen päpstlichen Konkurrenten durch. Nach Prusinovskys Tod erbrachte die Bi­ schofswahl am 16. 7. 1572 je die Hälfte der Stimmen für G. und den Prager Erzbischof A. (—>) Brus. Kaiser Maximilian II. empfahl je­ doch am 8. 9. 1572 G. dem Papst, so daß Brus verzichtete. Die päpstliche Bestätigung G.s als Bischof von Olmütz, die sein Verwandter Stanislaus Pavlovsky in Rom betrieben hatte, erfolgte am 19. 11. 1572. 1573 erwirkte G. die Verleihung der Universitätsrechte für das Ol­ mützer Jesuitenkolleg durch den Kaiser, die von seinem Vorgänger bereits in die Wege ge­ leitet worden war. Die Errichtung einer philo­ sophischen Fakultät wurde bald darauf päpstlich genehmigt. Mit den Jesuiten arbei­ tete G. auch für die innerkatholische Erneue­ rung und die Eindämmung der Reformation zusammen. Er stieß dabei freilich auf den Wi­ derstand des mährischen Adels. Mit dem Domkapitel geriet er in Auseinandersetzun­ gen über dessen Wahlrecht für die Kanoni­ kate. Ein gravierendes Problem bildete der von seinem Vorgänger hinterlassene Schul­ denberg, den er in zweifelhaften Transaktio­ 22*

nen durch neue Güterverpfändungen ledig­ lich umschichtete. Der theologisch höchst ge­ lehrte, auch im Griechischen und Hebräi­ schen gebildete G. starb unverhofft bereits am 6. 1. 1574. Er wurde in der Olmützer Kathe­ drale beigesetzt. Literatur: Ch. d’Eivert, Erzbistum 50-57. - B. Na­ vratil. - J. Macürek, in: PSB 8 (1960) 607-609. Winfried Eberhard

Groesbeek, Gerhard von (1517-1580) 1565-1580 1576-1580 1578

Bischof von Lüttich Abt von Stablo-Malmedy Kardinal

Gerhard von Groesbeek wurde 1517 zu Curringen bei Hasselt als Sohn des Johann v. G. und der Berthe de Ghoer geboren. Als Dros­ sard von Borgloon und Schloßherr von Curringen (1516-24) und später als Drossard von Stokkem stand G.s Vater in Diensten des Lüt­ ticher Bischofs. Die Familie gehörte dem nie­ deren Landadel an und stammte aus Geldern.

G. wurde früh zum geistlichen Stand be­ stimmt. Bereits 1527 schlug man ihn für ei­ nen Sitz im Lütticher Domkapitel vor, doch wurde er erst 1536 in dessen Reihen aufge­ nommen. An den Universitäten Löwen und Paris studierte er die Rechte und Theologie. In der Folgezeit erhielt er mehrere Pfründen, so ein Kanonikat in Mainz, das Dekanat des Aachener Marienstiftes und die Abtei Ciney. Insgesamt blieben seine Einkünfte allerdings bescheiden. 1548 wurde er Dekan des Lütti­ cher Domkapitels. Zwei Jahre später reiste er zum Jubeljahr nach Rom. Dort empfing er die Priesterweihe und trat in Verbindung zu Igna­ tius von Loyola. 1551-52 weilte er mit einer Lütticher Abordnung auf dem Konzil in Trient. Infolge der Regierungsunfähigkeit des Bi­ schofs R. de (—0 Berghes übertrug das Domka­ pitel G. am 1. 5. 1562 die alleinige Leitung des Stiftes. Nach mehrtägiger Bedenkzeit nahm er das Amt an. Bei dieser Gelegenheit rühmten Zeitgenossen sein umgängliches Wesen, sein solides Wissen und seinen eh­ renhaften Lebenswandel. Am 6. 3. 1563 po­ stulierten die Domherren G. mehrheitlich zum Nachfolger von Berghes. In den Augen Habsburgs war er zwar nicht der ideale Kan­ didat, aber es gab keine schwerwiegenden Einwände gegen ihn. Berghes erklärte sich hingegen erst am 11. 4. 1564 zum Verzicht be­ reit. Am gleichen Tag bestätigte das Domkapi­ tel - dieses Mal einstimmig - die Wahl G.s.

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Groesbeek

Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 23. 2. 1565. Erstmals war den Dekreten des Konzils von Trient entsprechend ein Informativpro­ zeß durchgeführt worden, der das günstige Urteil über G. bekräftigte. Dieser erhielt am 2. 5. 1565 die Investitur als Reichsfürst. Am 20. 5. empfing er in der Kirche der Abtei Herkenrode die Bischofsweihe, auf die er sich in al­ ler Zurückgezogenheit vorbereitet hatte. Am 3. 6. hielt er seinen Einzug in Lüttich. Auf der ersten in seinem Beisein stattfindenden Stän­ deversammlung unterstrich er seinen festen Willen, alles zu tun, um die überlieferte ka­ tholische Religion zu schützen.

1566 griff der in den Niederlanden ausgebro­ chene Bildersturm auch auf das Bistum Lüt­ tich über. Der Aufstand breitete sich rasch über die Grafschaft Borgloon aus und führte in mehreren Städten - vor allem in Hasselt und Maaseik - zu Tumulten. Darüber hinaus konnten die Calvinisten in Lüttich, Huy, St. Truiden, Franchimont, Verviers und, außer­ halb des Stifts, im Herzogtum Limburg Fuß fassen. G., der vom plötzlichen Ausbruch der Unruhen und ihrem gewalttätigen Charakter überrascht wurde, suchte um so engeren An­ schluß an die Regierung der spanischen Nie­ derlande. Mit deren Hilfe konnte er die auf­ rührerischen Städte zurückerobern. Das Straf­ urteil fiel außergewöhnlich milde aus und hob sich damit deutlich von der durch den Herzog von Alba in den niederländischen

Bistumsteilen errichteten Schreckensherr­ schaft ab. Die dem Bischof durch die Stände auferlegte Beobachtung der Landesgesetze und -Privilegien trug maßgeblich zu dieser Mäßigung bei.

1568 besetzten niederländische Truppen un­ ter dem Prinzen von Oranien die im Stift gele­ genen Städte Tongern und St. Truiden. Die neuerliche Bedrohung veranlaßte G., den Ver­ trag von 1518 (E. v. d. [—>] Mark) zu bestätigen und am 18. 8. 1569 ein Zusatzabkommen mit Spanien abzuschließen. Dieses Vorgehen stieß bei der Bevölkerung, die zum Neutrali­ tätsstatus von 1492 (J. v. —► Hoorn) zurück­ kehren wollte, auf Unverständnis und führte zu einem Popularitätsverlust G.s. Die in den folgenden Jahren - nicht zuletzt wegen der zahlreichen Übergriffe spanischer Truppen weiter zunehmende Unzufriedenheit bewog G. zu einer vorsichtigen Änderung seiner Au­ ßenpolitik. Am 2. 11. 1576 betonte er vor den Ständen erstmals seine Bereitschaft, sich nicht in die Angelegenheiten der Nachbar­ staaten einzumischen. In den folgenden Mo­ naten beteiligte er sich an Versuchen, die Nie­ derlande auf dem Verhandlungswege zu be­ frieden. Als der neue Statthalter Juan d’Austria den im Februar 1577 im „Ewigen Edikt von Marche“ mühsam ausgehandelten Kompromiß durch sein eigenmächtiges Vor­ gehen wieder in Gefahr brachte, kehrte G. endgültig zu der fast 60 Jahre zuvor aufgege­ benen Neutralität des Bistums zurück. G. bemühte sich vergebens um die vollständi­ ge Veröffentlichung der Dekrete des Konzils von Trient. Das Domkapitel stimmte 1567 le­ diglich der Publikation des Ehedekretes zu. 1568 erschien in einer Lütticher Druckerei der Trienter Katechismus. Im gleichen Jahr ließen sich die Jesuiten in der Bischofsstadt nieder. Der Versuch G.s, unter ihrer Leitung ein Seminar zu gründen, scheiterte am Wi­ derstand der Kapitel und des Klerus. Danach erließ er mehrere Bestimmungen zur Hebung der Disziplin der Geistlichen. Auch nahm er die aus England geflohenen Katholiken groß­ herzig auf. Mit Hinweis auf die bereits anläß­ lich der Bistumsneugliederung von 1559 hin­ genommenen Gebietsverluste wehrte er sich mit Erfolg gegen die von Philipp II. erwogene Errichtung eines Bistums Luxemburg.

Unter G.s Regierung nahm die wirtschaftliche Stärke der Stadt Lüttich, nicht zuletzt dank der aus den Niederlanden eingewanderten Arbeitskräfte, zu. In der Folgezeit war die sehr selbstbewußt auftretende Bürgerschaft bemüht, sich der Kontrolle durch den Bischof zu entziehen. Dies sorgte unter den Nachfol­

Groesbeek - Groß

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gern G.s für beträchtliche Spannungen. 1572 erließ G. eine mustergültige Strafrechtsre­ form. Durch den Ankauf der Herrschaft Couvin vergrößerte er das Stiftsland.

burg-Wolfenbüttel auch im Bistum Verden tä­ tig; beendete vermutlich nach dem Tod des Mindener Bischofs (—>) Heinrich von Schaumburg (25. 1. 1508) seine Tätigkeit.

Philipp II. hatte schon 1569 die Erhebung G.s zum Kardinal beantragt. Sie sollte seine Ver­ dienste anerkennen, aber auch den bei der Bistumsneugliederung erlittenen Prestigever­ lust Lüttichs ausgleichen. G., der aufgrund seiner bescheidenen persönlichen Einkünfte befürchtete, nicht standesgemäß auftreten zu können, stand dem Vorhaben anfangs distan­ ziert gegenüber. 1576 besserte sich seine fi­ nanzielle Lage durch die Wahl zum Abt von Stablo-Malmedy. Am 21. 2. 1578 kreierte Papst Gregor XIII. ihm zum Kardinal. Den ro­ ten Hut überbrachte ihm ein Lütticher Dom­ herr.

Literatur: E X. Schrader 72-82. - A. Schröer, Ver­ fassung I, 92f.

1567 zog sich G. bei einem Unfall eine Verlet­ zung zu, die eine dauernde Gehbehinderung nach sich zog. Ansonsten erfreute er sich gu­ ter Gesundheit. Im November 1580 machten sich die ersten Zeichen einer schweren Krankheit bemerkbar. Er starb in der Nacht zum 29. 12. 1580. Seine umsichtige Regie­ rung hatte das Bistum weitgehend aus den die Niederlande erschütternden Konflikten heraushalten können. Seine Zeitgenossen rühmen seine Beredsamkeit, seine Sprach­ kenntnisse und seinen geistlichen Lebens­ wandel. Auch außerhalb Lüttichs und der Niederlande waren seine Fähigkeiten be­ kannt. 1568 wünschte man ihn in Paderborn zum Bischof; nach Rücksprache mit den poli­ tischen Gremien Lüttichs lehnte er ab. Literatur: J. Daris, Liege XVIe siede 259^54. - H. Pirenne IV. - L. Jadin 8 (1928) 39-42. - J. Paquay 20. - W. Bax, Het protestantisme in het bisdom Luik en vooral te Maastricht (1557-1612) (Den Haag 1941). - P. Harsin, Etudes critiques III. - Histoire de Wallonie 291-294. - L.-E. Halkin, in: DHGE 22 (1988) 326-327. - J. G. C. Venner, Beeldenstorm in Hasselt 1567. Achtergronden en analyses van een rebellie tegen de priens-bischop van Luik (Leeuwarden 1989). Alfred Minke

Gropengeter, Johannes (OESA) (t nach 1508) 1499 seit 1499

Ep. tit. Panadensis Weihbischof in Minden und Verden

Augustinereremit; 9. 1. 1499 Titularbischof von Panadus; 13. 1. 1499 Bischofsweihe in S. Maria dell’Anima in Rom; zunächst im Bis­ tum Minden, nach 1503 als Weihbischof un­ ter (—►) Christoph von Braunschweig-Lüne­

Hans-Georg Aschoff

Groß von Trockau, Heinrich (+ 1501) 1487-1501

Bischof von Bamberg

Heinrich Groß von Trockau stammt aus vor­ mals ministerialem, dann reichsritterlichem Adel des Hochstifts Bamberg. Über seine El­ tern ist nichts bekannt. 1450 wurde er Mit­ glied des Augsburger, 1452 des Bamberger Domkapitels. Dieses wählte ihn am 1. 2. 1487 zum Bischof. Die am gleichen Tag datierte Wahlkapitulation enthielt noch umfangrei­ chere Konzessionen, als sie sein Vorgänger Ph. v. (—>) Henneberg 1475 hatte erklären müssen. Das Verhältnis von G. zum Domkapi­ tel blieb übrigens weitgehend frei von Span­ nungen. Die päpstliche Bestätigung des Ge­ wählten erfolgte am 28. 3. 1487, die Konse­ kration am 15. 7. 1487 durch den Augsburger Bischof (--►) Friedrich v. Hohenzollern unter Assistenz des Weihbischofs von Eichstätt. Am 21.7. ritt G. mit großem Gefolge in Nürn­ berg ein und empfing dort von Kaiser Fried­ rich III. am 8. 8. die Regalien. G. hatte ein finanziell weitgehend gesundes Staatswesen übernommen, so daß es ihm möglich war, alte Pfandschaften auszulösen und neuen Besitz zu erwerben. Der Bamber­ ger Tradition folgend, betrieb er gegenüber den Nachbarn, insbesondere Sachsen, Ho­ henzollern, Bayern und Nürnberg, eine konzi­ liante Vertragspolitik, wobei der Kaiser gele­ gentlich als Vermittler auftrat. Auf kaiserli­ chen Druck trat Bamberg 1488 dem Schwäbi­ schen Bund bei. Innenpolitisch hatte G. sich mit dem ritterlichen Adel auseinanderzuset­ zen und war in mehrere Fehden verwickelt. Den Städten und Märkten des Hochstifts be­ stätigte er wiederholt die hergebrachten Vor­ rechte. Er erließ ferner mehrere Gerichtsord­ nungen. 1491 berief er eine Diözesansynode ein, die neue Statuten mit Bestimmungen zur Amts- und Lebensführung des Klerus verab­ schiedete. In Kloster Banz schlichtete er den Streit zwischen Abt und Konvent. Unter G. erschien ein Rituale; neue Pfarreien entstan­ den 1492 in Neufang und 1493 in Heiners­ dorf.

Groß - Grünwalder

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Die geordnete Finanzlage gestattete eine be­ achtliche Bautätigkeit. Nach einem Brand am 16. 10. 1487 ließ er an der Nordseite der Dom­ burg einen Neu- und Erweiterungsbau aus­ führen. Die Altenburg erhielt einen verbesser­ ten Wohntrakt. Tilman Riemenschneider über­ trug er 1499 die Ausführung des Kaisergrabes für Heinrich II. und Kunigunde im Dom. G. starb am 30. 3. 1501. Er wurde im Peterschor des Domes beigesetzt. Sein von Wolfgang Katzheimer entworfenes und von der Vischerschen Gießhütte in Nürnberg ausgeführ­ tes Grabmal zeigt ihn in Ganzfigur. Literatur: J. Looshorn IV, 388-434. - G. Weigel. - E. v. Guttenberg 271-277. - J. Kist, Bamberg 271-277. - H. Lassmann. - H. Pfuhlmann, Spenn, Zwytrecht, Gebrechen und Widerwillen. Zwei Schiedsverträge des Bamberger Bischofs Heinrich III. Groß von Trokkau zwischen Abt und Konvent des Klosters Banz von 1488 und 1490, in: Geschichte am Obermain 6 (1987/88) 49-65. Egon Johannes Greipl

Grünwald, Kaspar (OP) (+1512) 1498 1498-1512

* Freiburg/Br.; Dominikaner; Dr. theol. und Professor; 1492 Inquisitor in den Diözesen Straßburg, Basel und Konstanz; hielt in Würzburg theologische Vorlesungen; 7. 11. 1498 Titularbischof von Ascalon und Weihbi­ schof in Würzburg; überliefert sind mehrere Pontifikalfunktionen im Bistum Würzburg; + 31. 10. 1512; □ Würzburg, Dominikanerkir­ che; dort auch sein Epitaph. Literatur: N. Reininger 96-99. Egon Johannes Greipl

Grünwalder, Johann (+ 1452)

1424-1440 1448-1452

Grote, Thomas (+ 1501)

1490-1492

Bischof von Lübeck

Thomas Grote stammte aus Lübeck. 1445 wurde er an der Universität Rostock immatri­ kuliert und 1447/48 zum Bacc. art. promo­ viert. Erstmals 1472 ist er als Kanoniker am Lübecker Dom belegt, wo er später auch das Amt des Thesaurars innehatte. Nachdem Bi­ schof A. (—>) Krummendiek im Oktober 1489 gestorben war, wurde G. zum Nachfolger ge­ wählt. Die Bestätigung durch Papst Innozenz VIII. erfolgte am 7. 2. 1490. Wegen der zerrüt­ teten Verhältnisse der Mensa episcopalis ließ G. sich gleichzeitig den weiteren Genuß sei­ ner Pfründen auf Lebenszeit bewilligen. Um die Konsekration bemühte er sich nicht, so daß der Dekan und das Kapitel die Pontifikalien ausübten und die Verwaltungsaufgaben im Bistum übernahmen. Nach einem länge­ ren Streit mit dem Domkapitel wegen der Schulden des Bistums verhandelte G. durch seinen späteren Nachfolger D. (—>) Arndes mit der Kurie über seine Resignation, die An­ fang 1492 von Papst Innozenz VIII. bewilligt wurde, wobei G. sämtliche Benefizien auf Le­ benszeit blieben. G. starb am 27. 8. 1501. Er wurde im Kloster Marienwolde bei Mölln bei­ gesetzt. Quellen: SHLAS: Abt. 400.4 (= W. Leverkus, hschr. Urkundenbuch des Bistums Lübeck). - A. Krum­ mendiek 406 f. Klaus Wriedt

Ep. tit. Ascalonensis Weihbischof in Würzburg

Generalvikar des Bischofs von Freising Bischof von Freising

Johann Grünwalder wurde als außerehelicher Sohn des bayerischen Herzogs Johann II. auf dessen Burg Grünwald bei München geboren. Im Augustinerchorherrenstift Indersdorf bei Dachau, einem wittelsbachischen Hausklo­ ster, brachte er vermutlich die ersten Jahre seiner Ausbildung zu. Früh erhielt er geistli­ che Pfründen, nämlich 1411 ein Kanonikat in Freising, 1414 die freisingische Propstei Isen, 1416 die Stadtpfarrei St. Peter in München, 1420 die ebenfalls freisingische Propstei Innichen. 1411 ist ein Studienaufenthalt in Wien belegt, 1415-18 hielt sich G. zu juristischen Studien an der Universiät Padua auf und schloß diese mit der Promotion im Dekreta­ lenrecht ab. Nach dem Tod des Bischofs Her­ mann von Cilli (1421) wählte ihn das Domka­ pitel von Freising zum Nachfolger. Papst Mar­ tin V. verweigerte jedoch die Konfirmation, da der Gewählte das erforderliche Alter nicht hatte. Das Domkapitel und das bayerische Herzogshaus hielten an G. fest, während der Papst mit Unterstützung Herzog Heinrichs des Reichen von Niederbayern dem Gegen­ kandidaten Nicodemus della Scala das Bis­ tum Freising verlieh. Schließlich wurde ein Kompromiß erzielt und G. 1424 zum General­ vikar dieses Bischofs bestellt. Er entfaltete eine bedeutende Reformtätigkeit, vor allem im Bereich der bayerischen Benediktinerabteien und Augustinerklöster. Auf den Kon­ zilien von Konstanz und Basel war er als Ver­ treter seines Halbbruders, des oberbayeri­ schen Herzogs Wilhelm III., und des Bischofs von Freising anwesend. In Basel zeigte er sich als Wortführer der Reformbewegung und be-

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Grünwalder - Grumbach teiligte sich an der Wahl des konziliaren Ge­ genpapstes Felix V., der ihn 1440 zum Kardi­ nal ernannte. G. geriet dadurch in Gegensatz zu della Scala, aber auch zum Wiener Hof, die sich beide zum römischen Papst Eugen IV. bekannten. Der Bischof entzog ihm das Generalvikariat, der Papst bannte ihn. Nach dem Tode della Scalas wählte das Domkapitel 1443 einstimmig G. zum Nachfolger, während Eugen IV. das Bistum Heinrich von Schlick, einem Bruder des kaiserlichen Kanzlers Kas­ par v. S., verlieh. Schlick verwaltete und nutzte die in Österreich gelegenen freisingischen Güter, während G.s Wirksamkeit sich auf Bayern beschränkte. Seine Bemühungen, vom Erzbischof von Salzburg die Konsekrati­ on zu erlangen, blieben erfolglos. Am 15. 1. 1448 verzichtete Schlick gegenüber Papst Ni­ kolaus V. auf seine Rechte, G. wiederum er­ kannte diesen als Papst an, verzichtete auf sein Kardinalat und wurde so unumstrittener Bischof von Freising. Am 23. 5. 1448 verlieh Friedrich III. ihm die Regalien. In den wenigen Jahren, die G. noch verblie­ ben, bemühte er sich, die Finanzlage des Hochstiftes zu verbessern. Geistliche Refor­ men lagen ihm nach wie vor am Herzen; er hielt Diözesansynoden ab und visitierte mit spürbarem Erfolg die Klöster. Im Bereich der Hochstiftsverwaltung sind nur wenige Aktivi­ täten überliefert. So verkaufte er 1451 die Herrschaft Ulmerfeld, um die verpfändeten Rechte in Waidhofen, Burgrain und Innichen einzulösen. Den Blutbann der Grafschaft Werdenfels, der an König Friedrich III. verpfän­ det war, brachte er ebenfalls an das Hochstift zurück. Für die Flößer im freisingischen Mit­ tenwald erließ er eine Gewerbeordnung. G.s Verhältnis zum Wiener Hof verbesserte sich ganz erheblich, so daß er auch zu diplomati­ schen Missionen herangezogen wurde. Wäh­ rend seiner Vermittlungsverhandlungen im Streit um die ungarische Königskrone starb G. am 2. 12. 1452 im Freisinger Hof zu Wien. Sein Grab erhielt er im Dom zu Freising. Das noch zu seinen Lebzeiten, vielleicht von dem Wiener Bildhauer Jakob Kaschauer, ausge­ führte Grabdenkmal war ursprünglich für das Mittelschiff des Domes vorgesehen, wurde aber auf Protest des Domkapitels versetzt und befindet sich heute in der Vorhalle der Kathe­ drale.

In der Lebensgeschichte G.s spiegeln sich die kirchlichen Wirren und der kirchliche Re­ formwille des 15. Jh.s, die dynastischen Kon­ flikte zwischen den wittelsbachischen Teil­ herzogtümern, aber auch das komplizierte Verhältnis zwischen Bayern und Österreich.

Schriften: De auctoritate generalis concilii; Contra neutralitatem.

Literatur: A. Königer, Johann III. Grünwalder, Bi­ schof von Freising (München 1914). - H. Strzewitzek, Die Sippenbeziehungen der Freisinger Bischö­ fe im Mittelalter (München 1938). - E. Meuthen, Antonio Rosellis Gutachten für Heinrich Schlick im Freisinger Bistumsstreit (1444), in: Aus Kirche und Reich, FS F. Kempf (Sigmaringen 1983) 461-472. Ders., Johannes Grünwalders Rede für den Frank­ furter Reichstag, in: Land und Reich, Stamm und Nation. FS M. Spindler I (München 1984) 415-427. - J. Maß 312-315. - E. Meuthen, Der Freisinger Bi­ schof und Kardinal Johann Grünwalder (t 1452), in: G. Schwaiger, Christenleben 103-113. - AK Frei­ sing 386f. - H. Glaser 85, 96, 258, 372, 408. Egon Johannes Greipl

Grumbach, Johann von (t 1466) 1455-1466

Bischof von Würzburg

Johann von Grumbach war ein Sohn des würzburgischen Ministerialen Wilhelm v. G. und der Uthe von Riedern. 1408 erhielt er ein Kanonikat in Würzburg, 1418 war er an der kurpfälzischen Universität zu Heidelberg im­ matrikuliert. 1432-35/36 amtierte er als Dom­ propst in Würzburg. 1443-50 ist er als Land­ richter und Archidiakon im würzburgischen Münnerstadt (Rhön) bezeugt. Innerhalb des Domkapitels führte er die Opposition gegen Bischof G. (—>) Schenk von Limpurg an. Nach dessen Tod wurde er am 14. 4. 1455 zum Nachfolger gewählt. G. führte die kirchlichen Reformen seines Vorgängers nicht fort. Im Ge­ gensatz zu dieser Zurückhaltung stand seine energische Außen- und Militärpolitik, insbe­ sondere gegenüber den Zollern, die ihre terri­ torialpolitische Position auszubauen trachte­ ten. Dabei ging es letztlich um die Hegemonie innerhalb des sich formierenden fränkischen Reichskreises. Es ist bezeichnend, daß G. wie seine Vorgänger Wert auf den fränkischen Herzogstitel legte und um 1460 das heute in der Schatzkammer der Münchener Residenz aufbewahrte Herzogsschwert anfertigen ließ. Den Herzogstitel hatte Papst Pius II. 1459 dem Markgrafen Albrecht Alcibiades zuer­ kannt, um dessen militärische Unterstützung gegen die Türken zu gewinnen. Im Bund mit den Wittelsbachern und Kaiser Friedrich III. kämpfte G. seit 1460 gegen diesen Abenteurer aus dem Zollernhaus. Teile des Hochstifts Würzburg wurden während des mit äußerster Erbitterung geführten Krieges stark geschä­ digt, jedoch gelang es G. letztlich, seine lan­ desherrliche Position zu stärken, insbesonde­ re durch den „Gnadenvertrag“ von 1461, der die Reichsritterschaft des Hochstifts vermehrt

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Grumbach - Guise

einband. Die Grafen von Castell erlebten 1457 aus finanziellen Gründen sogar die Umwand­ lung ihrer Grafschaft in ein würzburgisches Lehen. G. starb am 11. 4. 1466. Er wurde im Würzburger Dom beigesetzt. Das Grabmal ist erhalten. Literatur: L. Muehlon, Johann III. von Grumbach, Bischof von Würzburg und Herzog zu Franken (1455-66) (Diss. phil. Würzburg 1935). - S. v. Pölnitz. - A. Wendehorst, in: NDB 10 (1974) 545f. Ders., Würzburg 3-20. - P. Herde, Johann III. von Grumbach, Bischof von Würzburg (1455-1466), und Papst Kalixt III., in: WDGB 41 (1979) 134ff. Egon Johannes Greipl

Grüter, Lambert (+ 1582)

1573-1582

Bischof von Wiener Neustadt

Lambert Grüter stammte aus Venrad bei De­ venter in den Niederlanden. Die Schule be­ suchte er bis 1559 in Deventer. 1560 immatri­ kulierte er sich an der Universität Köln (Dr. theol.). Zu Köln empfing er auch die Priester­ weihe. G. zeichnete sich durch seine Kennt­ nis der alten Sprachen und als Prediger aus. Zunächst Hofprediger in Mainz, wurde er 1569 in gleicher Eigenschaft nach Wien beru­ fen. 1570 nahm er im Gefolge Kaiser Maximi­ lians II. am Reichstag in Speyer teil.

Im April 1572 nominierte der Kaiser G. zum Bischof von Wiener Neustadt. Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 18. 11. 1573, doch nahm G. bereits seit dem 9. 12. 1572 die Ver­ waltung der Temporalien wahr. Die Bischofs­ weihe spendete ihm Nuntius Giovanni Delfi­ no. G., der zunächst weiter als Hofprediger in Wien blieb, versuchte ohne Erfolg, die mate­ rielle Lage seines Bistums zu bessern. Er war darum bemüht, die wenigen noch vorhande­ nen katholischen Positionen, und zwar auch die außerhalb des Diözesanterritoriums gele­ genen Patronatspfarreien, zu halten. 1573 er­ ließ er eine neue Instruktion für den Chormei­ ster der Domkirche. In der Patronatspfarrei Lichtenwörth veranlaßte er eine Vergrößerung der Kirche. Als Kaiser Maximilian II. in der Nacht vom 11. auf den 12.10. 1576 in Regens­ burg starb, stand ihm G. als Hofprediger bei, doch gelang es ihm nicht, ihn zu einer förmli­ chen Beichte zu bewegen. G. hielt jedoch die Leichenrede und nahm auch an der Beiset­ zung in Prag teil. G. blieb auch unter Kaiser Rudolf II. Hofprediger, hielt sich aber seit 1578 vermehrt in Wiener Neustadt auf. Gegen die Fortschritte des Protestantismus war G. machtlos. Die Protestanten hatten in Wiener Neustadt, wo der zu lebenslanger Haft

verurteilte Herzog Johann Friedrich von Sachsen-Gotha in der Burg lebte und evange­ lische Geistliche hatte, sowie in Katzeisdorf an der Leitha ihre Zentren. Ein Versuch, 1579 Jesuiten in Wiener Neustadt einzuführen, scheiterte an der Ablehnung des Ordens. 1582 begab sich G. im Gefolge Rudolfs II. zum Reichstag nach Augsburg. Dort starb er am 3. 8. 1582. Er wurde in der Domkirche zu Augs­ burg beigesetzt. Schriften: Clementina. Hoc est B. Clementis Roma­ ni ... Opera (Köln 1569). - In obitum illustris et generosae Dominae Brigidae Trautsonae oratiuncula cum aliquot doctorum hominum ephiphaniis (Wien 1576). - Funebris oratio in ... mortem Principis Maximiliani II. Rom. Imperatoris Augusti (Wien 1576). - Peri autonomias sive de permissione libertatis in causis fidei atque exercitio religionis christianae (verschollen).

Quellen: DAStP. - ÖNB, Cvp 9311.

Literatur: Th. Wiedemann, Neustadt V, 241-262. K. Wolfsgruber 96, 98, 99, 104, 605. - R. Kampich­ ler 35-39. - G. Buttlar-Gerhartl 23-25. Johann Weissensteiner

Guise, Louis de (1527-1578) 1545-1549 1550-1561 1553 1561-1562 1568-1578

Bischof von Troyes Bischof von Albi Kardinal Administrator des Erzbistums Sens Bischof von Metz

Louis de Guise wurde am 21. 10. 1527 auf Schloß Joinville als Sohn des Claude, Herzog de Guise, und der Antoinette de Bourbon ge­ boren. Er war der jüngere Bruder des späteren „Kardinals von Lothringen“ (—>) Karl von Lothringen-Guise. G. besaß bei weitem nicht dessen politische und administrative Bega­ bung. Er gehörte zum Klerus von Chälons. Die von ihm erlangten Benefizien interessier­ ten ihn ausschließlich als Tauschobjekte. So wurde er Kommendatar-Abt zahlreicher gutdotierter Abteien, darunter Saint-Victor zu Paris, Tournus, Moissac und Saint-Germain zu Auxerre. Am 11.5. 1545 erhielt er das Bis­ tum Troyes, am 27. 6. 1550 das Bistum Albi. Am 22. 12. 1553 wurde er Kardinaldiakon un­ ter dem Titel S. Tommaso in Parione. Das Bis­ tum Metz verschaffte ihm sein Bruder nach der Resignation F. d. (—►) Beaucaires 1568, um dieses wichtige Benefizium der Familie zu er­ halten. G. kam nur zweimal in seine Bischofs­ stadt, und zwar 1571, als er dem Herzog von Lothringen die bischöflichen Salinen gegen eine ansehnliche Rente überließ, und wieder 1572, um Henri de Guise mit den Herrschaf-

Guise - Gundeisheim

ten Hombourg und Saint-Avold zu belehnen. Henri verkaufte diese später an den Herzog von Lothringen weiter. Die wenigen Maßnah­ men von G. schlugen also ausnahmslos zum Nachteil des Bistums aus.

Unter G. zeigten sich jedoch auch die ersten Zeichen einer geistlichen Erneuerung. Sie gingen auf den Bischof von Verdun, N. (—►) Psaume, zurück, den Karl seinem Bruder 1568 an die Seite gestellt hatte. Diesem folgte 1574 der ebenfalls von Karl bestellte Primicerius des Domkapitels und Weihbischof A. (—>) Fournier nach. Dessen volle Wirksamkeit ent­ faltete sich freilich erst unter (—>) Karl von Lo­ thringen. G. starb am 29. 3. 1578 zu Paris. Er wurde in der Abteikirche von Saint-Victor beigesetzt. Literatur: A. Calmet VII, 64-75. - H. Tribout de Morembert, Metz 111-118. - Ders., in: DHGE 22 (1988) 1125f. - B. Ardura. - G. Cabourdin I, 93-126. Louis Chätellier

Gundeisheim, Philipp von (1487-1553)

1527-1553

Bischof von Basel

Philipp von Gundeisheim war der Sproß ei­ ner fränkischen Adelsfamilie. Er wurde im Jahre 1487 geboren. Sein Studium absolvierte er in Heidelberg (1503) und Basel (1504-05). Er wurde Domherr in Basel (bezeugt ab 1510) sowie 1525 Erzpriester und Vizedekan des Domkapitels. Dieses wählte ihn nach dem Rücktritt von Bischof Ch. v. (—>) Utenheim am 28. 2. 1527 in Delemont (Deisberg) zum Bi­ schof von Basel. Er hatte nur die niederen Weihen empfangen. Am 31. 8. 1527 erfolgte die päpstliche Bestätigung, und am 23. 9. 1527 hielt er seinen Einzug in Basel. Am fol­ genden Tage wurde in Anwesenheit der Bas­ ler Regierung ein Te Deum abgehalten. G. empfing dann die Priester- und am 21. 12. 1527 die Bischofsweihe. 1527 hing bereits ein Teil des Basler Klerus der neuen Lehre an, u. a. die Regularkanoniker von St. Leonhard und die Benediktiner von St. Alban. Eine Teilnahme an der Berner Disputation lehnte G. 1528 ab. 1528 wurden in Basel die Meßfei­ er abgeschafft und in vielen Kirchen die Bil­ der entfernt. Dies bewog G., am 10. 7. 1528 seine Residenz nach Porrentruy (Pruntrut, Erzdiözese Besancon) zu verlegen. Das Dom­ kapitel zog dagegen nach Neuenburg am Rhein und 1529 nach Freiburg/Br. außerhalb der Diözese. Das bischöfliche Offizialat wähl­ te seinen Sitz in Altkirch im Oberelsaß. Im Februar 1529 wurde die Kathedrale von Basel Opfer eines Bildersturms; der Basler Rat setz­

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te sich nur noch aus Neugläubigen zusam­ men; somit waren die Stadt und ihr Unterta­ nengebiet (heutiger Kanton Baselland) neugläubig. Der in weltlichen Geschäften erfahrene G. war keine starke Persönlichkeit. Das stark ver­ schuldete Hochstift befand sich in finanziel­ ler Abhängigkeit von der Stadt Basel. Nach dem Abfall Basels machte sich die Reformati­ on unter dem Schutz Berns auch in den süd­ lichen Gebieten des Hochstifts bemerkbar. Zuerst schloß sich die Stadt Biel, die sich schon im Laufe des 15. Jh.s von der bischöfli­ chen Herrschaft weitgehend emanzipiert hatte, der Reformation an. 1529/30 folgten St. Imier und das umliegende Erguel, 1530/31 Moutier und die Prevöte. Die Chorherren von Moutier-Grandval flohen nach Solothurn und ließen sich 1534 definitiv in Delemont nieder. Nur ein kleiner Teil der Prevöte (Sous-les-Roches) blieb katholisch. Im Südjura konnte sich nur das Prämonstratenserstift Bellelay halten. 1536 predigte der Reformator Farel in den Franches-Montagnes, ohne daß ihm ein dauernder Erfolg beschieden war. Einen Auf­ stand im Laufental konnte G. 1530 nur mit Hilfe Solothurns niederhalten. Unter der Ob­ hut der Stadt Basel breitete sich auch dort die Reformation aus und obsiegte in den meisten Pfarreien. G. mußte dem machtlos zusehen; seine zahllosen Eingaben an die Reichstage waren nutzlos.

Mit der Ausbreitung der Reformation ging dem Hochstift auch ein Teil der Einnahmen verloren. Das stark verschuldete Bistum be­ fand sich daher in einer prekären Lage. 1527 mußte G. das Dorf Kleinlützel an Solothurn abtreten. Kredite gewährte ihm einzig Basel, das damit seinen Einfluß im Hochstift weiter stärken konnte. 1530 erhielt G. ein erstes Dar­ lehen und mußte Basel Pfeffingen und das Birseck als Sicherheit überlassen. Die Stadt verlangte die Rückkehr des Domkapitels und versprach ihm seinen Schutz, höchstwahr­ scheinlich um dessen Einkünfte besser kon­ trollieren zu können. Erst der Sieg der Inner­ schweizer über das neugläubige Zürich 1531 dämpfte die Expansionsgelüste Basels. 1534 verpfändete G. Binningen und Bottmingen an die Stadt. Zur Tilgung seiner Schulden usur­ pierte er einen Teil der im Hochstift befindli­ chen Einkünfte des Domkapitels. 1542 lieh Basel dem Bischof weitere 1200 Gulden, die er der Stadt Biel schuldete. Dafür erhielt es das Vorkaufrecht über das Hochstift mit Aus­ nahme der Ajoie. 1544 und 1545 gewährte Basel weitere zinslose Darlehen. Am 10. 8. 1547 schloß G. im Einverständnis mit dem

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Gundeisheim - Gutmann

Domkapitel zur Regelung der Schulden einen Vertrag mit Basel. Darin wurde G. verboten, ohne Einwilligung Basels Teile seines Hoch­ stiftes zu veräußern. Als Gegenleistung ver­ sprach Basel, keine bischöflichen Untertanen mehr ins Burgrecht aufzunehmen. Beide Sei­ ten verpflichteten sich zur Respektierung des jeweiligen Konfessionsstandes. Den bischöfli­ chen Beamten und den Domherren versprach Basel freien Zugang. G. blieb Kanzler der Bas­ ler Universität. Im sog. Dompropsteihandel zwischen der Stadt Basel und dem Domkapi­ tel (1537-54) tat sich G. nicht hervor.

Von kirchlichen Amtshandlungen G.s ist we­ nig bekannt. 1548 ließ er das Dekanat Inter Colles im Sundgau visitieren. 1552 ließ er sich von der Teilnahme am Trienter Konzil seiner Armut wegen dispensieren. Selbst in Porrentruy gab es zahlreiche Neugläubige. 1551 konnte es Farel wagen, dort zu predi­ gen. G. starb am 14. 9. 1553 in Porrentruy. Er wurde wahrscheinlich in der dortigen Pfarr­ kirche beigesetzt. Literatur: L. Vautrey II, 83-108. - B. Bury 205-213. - P. Roth, Die Reformation in Basel, Tl. 1: Die Vorbe­ reitungsjahre 1525-1528 (Basel 1936). - G. Boner 77-79. - A. Bruckner u. a., in: HS 1/1, 202. - H. Ber­ ner 4 Iff. Pierre Louis Surchat

Gutmann zu Sobernheim, Gereon Otto Frei­ herr von (1571/72-1638)

1611-1616

1616 1616-1638

Generalvikar des Kurfürst-Erzbi­ schofs von Köln Ep. tit. Cyrenensis Weihbischof in Köln

* 1571/72 Koblenz; aus einer kurtrierischen Ministerialenfamilie; sein Vater Nikolaus Ge­ reon war kurtrierischer Kammersekretär zu

Koblenz, von seiner Mutter Maria Gutmann von Sobernheim erbte er den Freiherrntitel; Studium in Trier, Mainz und 1595-99 als Alumne des Collegium Germanicum in Rom (Dr. theol.); Kanoniker in Limburg und Mün­ stermaifeld; zunächst Geistlicher Rat in kur­ trierischen Diensten; 11. 5. 1608 kurkölni­ sche Bestallung, 1. 6. 1608 Geistlicher Rat; Mitglied des Kirchenrates; 30. 12. 1611 bis 9. 10. 1616 Kölner Generalvikar; ab 29. 1. 1611 Priesterkanoniker in Köln; 20. 7. 1619 Koad­ jutor des Dechanten von St. Mariengraden in Köln, 10. 3. 1622 dort Dechant; 1624 Propst von St. Martin in Köln; die ihm 1624 von Pfalz-Neuburg übertragenen Rechte auf die Propstei von St. Martin in Emmerich konnte er gegen Kurbrandenburg nicht durchsetzen; auch Kanoniker in St. Stephan in Mainz, Archidiakon von Amöneburg bei Marburg, von Utrecht und Hamm; machte sich als General­ vikar und Kirchenratsmitglied in jeder Weise um die Kirchenreform verdient; bemühte sich ab 1615 besonders um ein Priestersemi­ nar; 13. 7. oder 23. 9. 1616 Titularbischof von Cyrene; 9. 10. 1616 Konsekration in Köln durch Nuntius Antonio Albergati; führte seit 1618 die Verhandlungen mit Jülich-Berg, die dort 1621 zu einem Provisionalvergleich über die geistliche Gerichtsbarkeit führten; 1633 befürwortete er die von seinem Verwandten, dem Trierer Weihbischof O. v. (—> Bd. 16481803) Senheim, in Köln als Unterhändler Ph. Ch.s v. (—> Bd. 1648-1803) Sötern vorgebrach­ ten politischen Pläne; ab 1635 krankheitshal­ ber dienstunfähig; + 25. 9. 1638; □ Kirche der unbeschuhten Karmeliter in Köln. Literatur: P. Weiler 158f. - A. Franzen, Wiederauf­ bau 347-354. - H. Weber, Frankreich, Kurtrier, der Rhein und das Reich (Bonn 1969) 299-306. - G. Aders, Ein kurkölnisches Bestallungsbuch 16071616, in: AHVNRh 174 (1972) 112-121, hier: 113, 115. Franz Bosbach

Hack

Hack, Georg (t 1465)

1448-1465

Bischof von Trient

Georg Hack von Themeswald entstammte ei­ ner schlesischen Adelsfamilie. Von seinen Brüdern waren Happo, Marschall des Grafen Sigismund von Tirol und später Hauptmann von Salurn, Konrad, der zusammen mit Hap­ po zu einem Kreis bischöflicher Vertrauens­ leute zählte, denen H. 1462 für die Zeit seiner Abwesenheit vom Bistum dessen Administra­ tion übergab, sowie Hermann, dem H. 1452 zahlreiche Zehnten in der Val di Non zu Le­ hen („ad utrumque sexum“) gab, von Bedeu­ tung. Vor seiner Erhebung zum Bischof war H. Pfarrer von Mistelbach in der Diözese Pas­ sau. Nach dem Tod des Trienter Bischofs Alexan­ der von Masowien (1423-44) kam es infolge einer Doppelbesetzung zum Schisma. Wäh­ rend das Domkapitel im Sommer 1444 Theo­ bald von Wolkenstein-Trostburg wählte und dieser die Bestätigung des Basler Konzils er­ hielt, ernannte Papst Eugen IV. als Gegenkan­ didaten den Abt Benedetto OSB von S. Lo­ renzo vor Trient zum Bischof. Erst nachdem Kaiser Friedrich III. im Sommer 1446 seine Neutralität im Kampf zwischen Papst und Konzil aufgegeben hatte, wurden die beiden Bewerber zum Verzicht bewogen, und das Bistum fand unter H. zur Einheit zurück. Nachdem Herzog Sigismund von Tirol zu­ nächst auf fünf Jahre die Temporalienverwaltung übertragen worden war, veranlaßte er unter Berufung auf die traditionelle Zustän­ digkeit der Grafen von Tirol das Domkapitel dazu, H. zum Bischof und damit zum Landes­ herrn zu wählen. Die Wahl wurde am 8. 11. 1448 von Nikolaus V. bestätigt, nachdem das Domkapitel am 5. 7. 1447 Eugen IV. aner­ kannt hatte, während Benedetto zum Still­ schweigen verpflichtet wurde. Am 6. 5. 1450 löste Nikolaus V. Sigismund von jenen Zen­ suren, die dieser sich zugezogen hatte, indem er Benedetto eine Pension von 400 fl. aus den Einkünften des Bistums zugesagt und ihm eine Domherrnstelle sowie die Pfarrei Fleims verliehen hatte. Die Regalien erhielt H. erst am 25. 4. 1458, nachdem es Friedrich III. nicht gelungen war, das ihm 1445 durch Eu­ gen IV. konzedierte Nominationsrecht für Trient und einige andere Bistümer durchzu­ setzen. Dieses Privileg war durch Pius II. be­ stätigt worden.

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Während H.s gesamtem Episkopat hielt der Streit mit Benedetto an, da dieser die Güter von S. Lorenzo, die Alexander von Masowien 1426 mit päpstlicher Zustimmung in ein Benefizium für die neuerrichtete Dompropstei umgewandelt hatte, nicht abtrat. Der folgenreichste Regierungsakt H.s bestand in den 1454 mit dem Grafen von Tirol verein­ barten Kompaktaten, durch die H. sich mit Tirol in einem Defensivbündnis verband und der Grafschaft die bischöflichen Festungen überließ. Damit verzichtete H. auf eine selb­ ständige Außenpolitik. Somit vollzog sich un­ ter seiner Regierung die Anerkennung der Ti­ roler Oberhoheit. 1448 wurde der Graf in ei­ ner offiziellen Urkunde als „Herr von Trient“ bezeichnet. Als die Kompaktaten 1460 erneu­ ert wurden, erfolgte eine Ausweitung der gräflichen Rechte für den Fall der Vakanz des bischöflichen Stuhles. Der neue Bischof sollte seine Regierung erst dann antreten, wenn er die Kompaktaten zusammen mit dem Kapitel und den leitenden Beamten an­ erkannt hatte. Der Vertrag bildete also keine Vereinbarung unter Gleichgestellten, sondern er schränkte die bischöfliche Souveränität drastisch ein. 1462 erwarb Sigismund ferner, wenn auch zunächst nur für begrenzte Zeit, die bischöflichen Herrschaftsrechte über Bo­ zen. Die Tiroler bzw. habsburgische Seite war dar­ auf bedacht, daß das Hochstift Trient nicht unter den Einfluß italienischer Staaten, vor allem nicht unter den von Venedig und Mai­ land, kam. So schliff sich während der langen Amtszeit H.s die Tiroler Oberhoheit immer mehr ein, während Alexander von Masowien noch ein letztes Mal auf der Unabhängigkeit bestanden hatte. Der damit zum Abschluß ge­ langte Prozeß hatte in der zweiten Hälfte des 13. Jh.s unter den Grafen von Tirol und Görz eingesetzt. Parallel zur Reduzierung seiner Autonomie konnte der Bischof allerdings sei­ ne Stellung gegenüber seinen eigenen Le­ hensleuten stabilisieren.

Zur Zeit H.s regierte im benachbarten Brixen Kardinal N. v. (—») Kues. Gegenüber Tirol ver­ trat er eine wesentlich eigenständigere Positi­ on. Wegen der Trienter Vogtei über die Benediktinerinnenabtei Sonnenberg im Pustertal, die im Mittelpunkt eines schweren Konfliktes zwischen Kues und Sigismund stand, wurde H. in diese Auseinandersetzung hineingezo­

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Hack - Haes

gen und 1460 bei der Verhängung des Inter­ diktes über den Grafen und über die Tiroler Territorien in einem Atemzug mit dem papstkritischen Theologen und Kanonisten Gregor von Heimburg genannt. Zusammen mit H. verfiel auch der Brixner Domherr Wolfgang Neidlinger der Zensur. 1463 bestellte H. die­ sen zu seinem Bevollbemächtigten für die Hochstiftsverwaltung, als er vor einem Auf­ stand an den Hof Sigismunds floh. Dennoch wurde H. zu keiner Zeit durch den Papst sei­ nes Amtes enthoben. Zu seiner Residenzstadt Trient besaß H. kein gutes Verhältnis. Seine beiden letzten Lebens­ jahre verbrachte er daher in Südtiroler Gebie­ ten, die zur Grafschaft Tirol gehörten. Damit setzten sich jene Mißverständnisse fort, wie sie schon unter H.s Vorgängern Georg Liech­ tenstein (1390-1419) und Alexander von Masowien üblich waren. Wie jene, so hatte auch H. aus seiner Heimat nicht nur die Verehrung der hl. Hedwig, sondern auch eine Anzahl von Verwandten und Landsleuten mit nach Trient gebracht, die er in einflußreiche Stel­ len brachte. Die 1465 von Sigismund bestätig­ ten Privilegien der Stadt Trient, in denen u. a. die Aufgaben und Vollmachten des Tiroler Stadthauptmanns präzisiert wurden, bestätig­ ten die erdrückende Tiroler Präsenz in der Stadt.

Auf geistlichem Gebiet sind die Bemühungen H.s um die wirtschaftliche Lage der Kathedra­ le und um die Reform des Domkapitels zu er­ wähnen. Das Kapitelsstatut von 1450 verlang­ te von neu eintretenden Domherren eine Ab­ gabe für die Kathedrale. Außerdem wurden sie zum Empfang der höheren Weihen ver­ pflichtet. 1452 inkorporierte H. dem Domde­ kanat die Pfarrei Rendena, während ihm dies mit der Pfarrei Mezzocorona 1455 mißlang. Im gleichen Jahr schärfte er die Residenz­ pflicht des Domdekans und der Kanoniker ein. Das Hospiz von S. Maria di Campiglio unterstellte er der bischöflichen Jurisdiktion und wandelte es in ein Benefizium um. H. gelang die wirtschaftliche Konsolidierung der Kirche von Trient und mit Tiroler Hilfe auch die Wiedergewinnung von Lehensrech­ ten und Burgen. Die Befestigung des Castello di Buonconsiglio schloß er durch den Bau ei­ ner Mauer zur Stadtseite hin ab und unter­ strich somit auch in urbanistischer Hinsicht die traditionelle Distanz der Bischöfe von ih­ rer Stadt. H. starb am 22. 8. 1465 in Matrei am Brenner auf der Rückreise von Innsbruck nach Trient, nachdem er sich durch die Vermittlung Sigis­

munds mit der Stadt versöhnt hatte. Er wurde im Dom zu Trient beigesetzt. In der Krypta be­ findet sich sein Grabstein. Literatur: B. Bonelli III, 252-265; IV, 138-145, 404418. - E E Alberti-T. Gar 311-334. - J. Jungnitz, Ein Schlesier auf dem Bischofsstuhle von Trient, in: SGB1 3 (1910) 25-28. -A. Costa 118-120. Severino Vareschi

Haes, Johannes (Jan Häz) (+ 1454)

1450-1454

Bischof von Olmütz

Johann Haes stammte aus einer Brünner Bür­ gerfamilie. Er war Dr. iur. utr. Nachdem er eine Pfarrstelle in Nasmeritz innegehabt hatte, wurde er Kanoniker und 1444 Propst des Olmützer Domkapitels. Bereits zu Lebzei­ ten des Bischofs P. v. (—>) Milicfn soll er zu dessen Nachfolger bestimmt worden sein. Die päpstliche Bestätigung erhielt er am 8. 7. 1450. Konflikte mit den Utraquisten sind nicht bekannt, zumal er anscheinend deren Priesterkandidaten die Ordination erteilte. Ei­ nen Versuch zur Bekehrung der Hussiten un­ ternahm in dieser Zeit vor allem Johannes Capestrano, der im Juli 1451 nach Mähren kam und in Brünn und Olmütz zwei Monate lang seine aufsehenerregenden Predigten hielt, ge­ gen die eine utraquistische Ständeversamm­ lung einzuschreiten versuchte. Es gelang ihm immerhin, in den katholischen Städten das religiöse Selbstbewußtsein zu stärken, die Franziskaner-Observanten im Bistum einzu­ führen (Olmütz, Brünn, Troppau) und eine Anzahl Hussiten zum Übertritt zur römischen Kirche zu bewegen. Am spektakulärsten war die Konversion eines der obersten Landesbe­ amten, des Unterkämmerers Benes Cernohorsky von Boskowitz, der in Brünn öffent­ lich Widerruf leistete und zur katholischen Kirche zurückkehrte. Zur Stärkung der Diszi­ plin und der Reorganisation des Bistums wurden auf päpstliche Anordnung die Statu­ ten des Prager Erzbischofs Ernst von Pardu­ bitz aus dem 14. Jh. am 1. 4. 1452 auch dem Bistum Olmütz als Ordnung vorgeschrieben. H. krönte am 28. 10. 1453 Ladislaus postumus in Anwesenheit vieler Fürsten und Bi­ schöfe in Prag zum König von Böhmen. Er starb am 19. 5. 1454 in der bischöflichen Stadt Müglitz und wurde in der Kathedrale von Olmütz bestattet. Literatur: E Hrejsa, Dejiny III. - J. Matzke 55. - Ka­ talog biskupü 72. - J. Valka, Dejiny 184-186. Winfried Eberhard

Hagen

Hagen, Johann Ludwig von (1492-1547) 1540-1547

Kurfürst-Erzbischof von Trier

Johann Ludwig von Hagen wurde 1492 als Sohn einer oft auch „Hagen zur Motten“, la­ teinisch „de Indagine“, bezeichneten, ur­ sprünglich edelfreien, seit dem 14. Jh. in kurtrierischen und lothringischen Diensten tä­ tigen Ritterfamilie vom Südabhang des Huns­ rücks geboren. Der Vater Friedrich war kurtrierischer Amtmann in Pfalzel, die Mut­ ter Sophia Greiffenclau von Vollrads war eine Kusine des Erzbischofs R. (—>) Greiffenclau. Die Familie hatte sich bis dahin vereinzelt in Domkapiteln etablieren können, zuletzt mit dem Onkel des Vaters, Tilmann, in Trier, Metz, Köln und Utrecht, und mit dem Onkel Kaspar, der zugunsten von H.s Bruder Wolf­ gang verzichtete.

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union eher anzustreben sei als ein Rückkehr­ versuch zur altkirchlichen Ordnung, zuneh­ mend ab. So protestierte er am 17. 7. 1541 mit dem Mainzer Erzbischof gegen die kaiserliche Regelung, nach der beide Religionsparteien wenigstens die in Regensburg („Regensburger Buch“) verglichenen Glaubensartikel anneh­

H. wurde 1510 durch Verzicht seines Bruders Johannes Domizellar und 1515 Domkapitular in Trier. 1519-32 amtierte er zugleich als Propst und Archidiakon von St. Kastor in Karden, am 27. 11. 1532 wählte ihn das Trie­ rer Domkapitel zum Dompropst (resigniert 1540). Er hatte 1512-14 in Paris, ferner in Freiburg und 1526 in Köln studiert. Am 9. 8. 1540 wurde er zum Erzbischof von Trier ge­ wählt. Am 10. 12. 1540 bestätigte ihn Paul III., und am 28. 1. 1541 übersandte er ihm das Pallium; am 20. 1. erhielt H. in Speyer die Re­ galien. H. ließ sich weder die Priester- noch die Bi­ schofsweihe erteilen, vielleicht um notfalls den Bestand der Familie sichern zu können, die mit seinem Neffen auch 1590 ausstarb (die „Gesta Trevirorum“ sprechen jedoch von seiner Konsekration im Jahre 1544). Die Pon­ tifikalhandlungen übernahm Weihbischof N. (—>) Schienen. Zeitgenossen unterstreichen zwar H.s gütige Amtsführung (die „Gesta Tre­ virorum“ nennen ihn „perhumanus et mitis erga omnes omnium conditionum homines. Omnibus charus“), stellen aber (so z. B. Nun­ tius Giovanni Poggio) seine geistige Kompe­ tenz in Frage. Jahrelange Krankheit hemmte zudem seine Aktivität. Dennoch verdienen seine Lebensführung und kirchenpolitische Tätigkeit in den konfessionellen Krisenjahren eine positive Bewertung. Das Wormser Kollo­ quium im Dezember 1540 beschickte er u. a. mit Bartholomäus Latomus, die im Januar 1541 in Regensburg beginnenden Gespräche jedoch lediglich mit Juristen. H. teilte zwar die Meinung seines Vorgängers über die Un­ zulänglichkeit der vielen Einigungsformeln zwischen Katholiken und Protestanten, rück­ te aber von dessen Vorstellung, daß eine Re­

men sollten, und verwies auf die päpstliche Kompetenz in Glaubensdingen. Oft genug schwankte H.s Haltung dennoch zwischen entschiedenem Engagement für die altkirchli­ chen Interessen und vorwiegend politisch be­ gründeter Konzessionsbereitschaft. So zeigte er sich auf dem Reichstag zu Speyer im Mai 1544, an dem er persönlich teilnahm, in man­ chen nebensächlichen Religionsfragen, wie in der des Kammergerichtseides, durchaus of­ fen, stellte dann aber die Regelung der Punkte Frieden und Recht dem sich vermittlungsbe­ reit gebenden Kaiser anheim. Die wiederholte Ausschreibung von Bittgän­ gen vor Reichstagen verrät in ihrer intensiven Ausdrucksweise dennoch den von H. emp­ fundenen Ernst der Stunde. In der Spaltung der Christenheit sah er eine Strafe für das un­ christliche Leben der Gesamtkirche: Demzu­ folge übernahm er im Februar 1542 die Ge­ danken der von Nuntius Giovanni Morone seit 1540 propagierten und in Regensburg er­ neut betonten Klerusreform mit einem „Edictum generale de reformandis moribus

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Hagen

cleri“ von 1542, dessen Überwachung er sei­ nen Fiskalen in Trier und Koblenz übertrug. Schon 1541 war er in Regensburg der Anre­ gung Contarinis, Prediger anzustellen, gefolgt und hatte von diesem die Präbende des Dom­ predigers, die er Ambrosius Pelargus über­ trug, finanziell sichern lassen; das Kapitel 1543 und der Erzbischof selbst wiederum 1545 folgten mit Dotierungen. Die systemati­ sche Predigt auf dem Land, vor allem vor dem Klerus, übertrug er ab 1543 dem späteren Weihbischof G. (—>) Virneburg. Ihn setzte er 1544/45 auch zur seelsorglichen Abwehr des kölnischen Reformationsversuchs in Ander­ nach ein. Die theologische Auseinanderset­ zung, u. a. mit Martin Bucer, übernahm in sei­ nem Auftrag Bartholomäus Latomus, den er 1540 aus Paris nach Trier geholt und finan­ ziell an Erzstift und -bistum gebunden hatte.

Auf die Einberufung des Konzils von Trient von 1542 antwortete H. mit einer Diözesan­ synode im Frühjahr 1543, über die wir nichts Näheres wissen. Sie entband den Erzbischof zwar aus Gesundheitsgründen von der per­ sönlichen Teilnahme, doch entsandte H. mit J. v. (—>) Isenburg, Pelargus und dem Siegler Jakob Pergener die kompetentesten Köpfe der trierischen Kirche nach Trient. Obwohl sie die Reise umsonst machten, denn das Konzil wurde zwei Tage vor ihrer Ankunft suspen­ diert, ließ H. 1545 auf dem Reichstag zu Worms erneut klar erkennen, daß er, wie die Mehrheit des Fürstenrates, die Religionsfrage einzig auf dem Konzil behandelt wissen wollte. Obwohl dieses den Prokuratoren nur beratendes Stimmrecht zuerkannt hatte, ord­ nete er 1546 Pelargus erneut ab. Er war somit neben dem Mainzer Erzbischof als einziger deutscher Ordinarius auf der ersten Konzils­ sitzungsperiode vertreten. Dennoch „strafte“ ihn Nuntius Girolamo Verallo 1546 mit der Bestätigung der seit Jahrhunderten umstritte­ nen Exemtion der Abtei St. Maximin vor Trier. Dies bildete zugleich eine Geste gegen­ über dem Kommendatarabt J. v. Isenburg, H.s Nachfolger im Bischofsamt. Um der Konfusion bei der Meßfeier zu steu­ ern, ließ H. 1547 das schon 1516 im Druck er­ schienene Missale neu herausgeben (Druck in Koblenz). Sein Bemühen um sittliche Besse­ rung fand seinen Niederschlag in den zeitüb­ lichen Erlassen gegen die Entheiligung der Sonn- und Feiertage, gegen Mordgier, Wucher u. ä.

Die unter H.s Vorgängern begonnenen Unru­ hen der Zünfte und Bruderschaften gegen das bischöfliche Stadtregiment und das Domkapi­ tel setzten sich, allerdings weniger intensiv,

auch unter ihm fort. Schon vor seiner Wahl hatte die Trierer Bürgerschaft das Domkapitel zu einer Art Wahlkapitulation mit Artikeln gegen die Freiheiten des Klerus bewegen wol­ len. Jenes hatte auf H.s Amtsantritt vertröstet, und dieser schob die Klagen geschickt vor sich her. Der Rückfall eines Viertels der Grafschaft Diez und von Rechten im Amt Wehrheim (Wetterau) von den Herren von Eppstein, die H. geschickt behauptete, stärkte die trierische Position in diesen konfessionell umkämpften Räumen. Sein Versuch, 1546 in Rom die Ad­ ministration der Abtei Prüm zu gewinnen, um ihrer Reformation durch das Haus Man­ derscheid vorzubeugen, lag zu sehr in der Tradition seiner Vorgänger zur Inkorporation der Abtei in das Erzstift, um als rein geistli­ ches Unterfangen gedeutet zu werden. Mit mehreren Verboten an die Untertanen, in französische Dienste zu treten, versuchte H. angesichts der Randlage seines Erzstifts in dem 1542 zwischen Karl V. und Franz I. aus­ brechenden Krieg Kaisertreue zu demonstrie­ ren. Weder damals noch gegenüber den Durchzügen niederländischer Truppen im Schmalkaldischen Krieg 1546 konnte er je­ doch sein Land vor Verwüstungen bewahren. Die archivalische Überlieferung über H.s Ak­ tivitäten erlischt Mitte 1545 fast völlig, als ihn eine Krankheit niederwarf. Bald war all­ gemein bekannt, daß er „mehr tot als leben­ dig“ war, so Verallo. Seitens des Kaisers fürchtete man einen protestantischen Zugriff wie in Köln, zumal sich das Domkapitel in der Kölner Sache wenig kooperativ zeigte. Es zeigte sich auch im März 1546 den kaiserli­ chen Plänen für einen Koadjutor gegenüber ablehnend.

H. starb am 23. 3. 1547 auf Burg Ehrenbreit­ stein. Seine Eingeweide wurden in der Augu­ stinereremitenkirche im Tal Ehrenbreitstein, der Leichnam im nördlichen Seitenschiff des Trierer Domes beigesetzt. Das Grabdenkmal wurde 1804 zerstört. Quellen: LHAK, Abt. 1 C und 1 D. - NBDK I, 8. Ch. Brower-J. Masen 365-374. - J. N. v. Hontheim II, 676-706.

Literatur: Ch. v. Stramberg 1/4, 580-587. - H. Ries. S. M. zu Dohna 132f. - G. C. Knod 179. - B. Caspar 62-67. - F. Pauly III, 18f. - R. Holbach 492f. - A. P. Luttenberger. - L. Griebler, Die von Hagen und La Motte von Büschfeld und Eppelborn, in: HJbLS 6 (1985) 105-156. -B. Gondorf 301f. - P. Neu. Wolfgang Seibrich

Haidlauf - Hallwil

Haidlauf (Haidlauff), Sebastian (1539-1580)

1569 Ep. tit. Dariensis 1569-1580 Weihbischof von Freising * 5. 4. 1539 Meßkirch (Oberschwaben); aus dem Klerus des Bistums Konstanz; Lie. theol.; Professor für biblische Sprachen, Rek­ tor, Universitätsprediger und Pfarrvikar in In­ golstadt; ging scharf gegen den Protestantis­ mus vor und wirkte bei der Entfernung des Geographen Philipp Apian von der Universi­ tät mit. Dennoch rügte Nuntius Feliciano Ninguarda 1574 H., der seit 1570 auch Dom­ prediger in Freising war, wegen seines Kon­ kubinates; 6. 6. 1569 Titularbischof von Daria und Weihbischof in Freising; über seine Tä­ tigkeit als Weihbischof hat H. schriftliche Nachrichten hinterlassen. Einige seiner Pre­ digten liegen im Druck vor; 1 1580. Schriften: Eine christliche Predig, Vom Wüstengrewel oder vom Antichrist, das nemblich derselbig nit bey den Catholischen, sunder bey den Sectischen öffentlich gefunden werde (Ingolstadt 1569); Lei­ chenpredigt am Tag der Begrebnuß Weyland des Durchleuchtigen ... Fürsten und Herrn Albrechten ... (München 1580); Oratio lugubris in placidissimam mortem Serenissimi Boiorum principis Alberti ... (München 1580). Literatur: C. Meichelbeck-A. Baumgärtner 590. - E Lauchert, Der Freisinger Weihbischof Sebastian Haidlauf und seine Schriften, in: HJ 26 (1902) 1942. - J. Birkner, Der Weihbischof Sebastian Haid­ lauf. Aufzeichnungen aus den Jahren 1570-1577, in: Frigisinga 5 (1928) 37-49. - G. Pfeilschifter-Baumeister, Die Weihezulassung in den altbayerischen Diözesen des 16. Jahrhunderts, in: ZBLG 7 (1934) 357-422. - G. Schwaiger, Die Freisinger Weihema­ trikel der Jahre 1570 bis 1581, in: Reformata Refor­ manda II, 236-252. - J. Staber, in: J. Fischer 119139, bes. 128-131. - G. Schwaiger, Ingolstadt.

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Domprediger; wichtigster Mitarbeiter der Bi­ schöfe M. v. (->) Hutten und M. v. (->) Schaumberg bei der Erneuerung des kirchli­ chen Lebens in der Diözese; schaltete sich wirkungsvoll durch seine Beteiligung an den Visitationen und den Synoden ein; mehrfach als Stifter bezeugt. Besondere Bedeutung ver­ schaffte sich H., als er die Bistümer Eichstätt und Würzburg auf dem Konzil von Trient von Juli 1562 bis Oktober 1563 vertrat; er kam mehrfach vor allem in der Frage des Laienkel­ ches zu Wort, ohne sich allerdings größeren Einfluß verschaffen zu können, weil er nur für sein Titularbistum auftreten durfte; aus seinem bedeutenden Bücherbesitz sind meh­ rere wertvolle Inkunabeln überliefert; zwei Romreisen (1550, 1569). H. trat als Humanist, Kontroverstheologe, Prediger und Literat her­ vor und war der bedeutendste Weihbischof Eichstätts in der frühen Neuzeit. + 25. 3. 1570; □ Kapelle des Ostenfriedhofs zu Eich­ stätt. Quellen und Literatur: DAE, Nachlaß Th. Neuhofer 70. - J. Sax II, 433-459. - J. Schlecht, Weihbischöfe 128f., Nr. 19. -1. Hubay 225. - Th. Freudenberger, Leonhard Haller von Eichstätt im Streit um die Ehre der Weihbischöfe im Konzil von Trient, in: H. Flekkenstein u. a. (Hg.), Ortskirche - Weltkirche. FS Ju­ lius Kardinal Döpfner (Würzburg 1973) 141-197. L. Ott, Leben und Schrifttum des Eichstätter Weih­ bischofs Leonhard Haller (+ 1570), in: SHVE 67 (1974) 83-131. - Ders., Zur Bibliothek des Eichstät­ ter Weihbischofs Leonhard Haller (+ 1570), in: SHVE 68 (1975) 7-26. - Ders., Neue Beiträge zum Leben, zum Schrifttum und zur Bibliothek des Eich­ stätter Weihbischofs Leonhard Haller (t 1570), in: SHVE 69 (1976) 91-159. - M. Fink-Lang 284f., 321. - W. Brandmüller 181, 265f. Alois Schmid

Egon Johannes Greipl

Hallwil (Hallwyl), Johann Rudolf von (+ 1527)

Haller, Leonhard (um 1500-1570) 1540 Ep. tit. Philadelphiensis 1540-1570 Weihbischof in Eichstätt * Denkendorf bei Eichstätt; Studium in Ingol­ stadt (Imm. 1518, Bacc. art. 1519, Mag. art. 1529/30); 1528 Kooperator St. Moritz, Ingol­ stadt; 1530 Prediger in Aichach; 1533 Koope­ rator St. Peter, München; 1534 Pfarrer St. Ul­ rich, Augsburg, 1536 vertrieben; 1536 Prie­ sterkanoniker am Dom zu Eichstätt; 23. 8. 1540 Weihbischof in Eichstätt; 5. 11. 1540 Ti­ tularbischof von Philadelphia; 6. 3. 1541 Bi­ schofsweihe; 1541 Willibaldskanoniker; 1544

1527

Koadjutor des Bischofs von Basel

Sohn des Walter v. H., Hofmeister des Bi­ schofs von Konstanz, und der Elsine Hegi; 1494 Domherr in Basel; 1500 Propst von St. Ursanne; 1504-10 Dompropst, dann Domku­ stos in Basel. Im Januar 1527 zum Koadjutor des Bischofs Ch. v. (—>) Utenheim bestimmt, starb er schon am 12. 2. 1527, ohne seine Funktionen ausgeübt zu haben. □ Kathedrale in Basel. Literatur: A. Bruckner u. a., in: HS 1/1, 201. Pierre Louis Surchat

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Hallwyl - Hammer

Hallwyl (Hallweil), Johann Georg von (1555-1604) 1601-1604

Bischof von Konstanz

Johann Georg von Hallwyl wurde im Jahre 1555 als Sohn des Dietrich v. H., Vogt zu Güt­ tingen, und der Eva von Bernhausen geboren. Als Expektant wurde er vom Konstanzer Ka­ pitel 1563 aufgeschworen. Er studierte seit 1571 in Dillingen und leistete die erste Posseß in Konstanz 1581, die zweite 1583. Er war ferner Domherr und seit 1588 Domkantor von Basel. Im gleichen Jahr wählte ihn das Kon­ stanzer Domkapitel zum Dekan. 1591 bestä­ tigte Bischof (—>) Andreas von Österreich dies. Bei den Verhandlungen über eine Resi­ gnation des M. S. v. (—>) Hohenems als Bi­ schof von Konstanz wurde H. als möglicher Nachfolger genannt. Nach dem Tode des An­ dreas von Österreich hieß es, der Papst werde die Diözese unter Umgehung des Domkapi­ tels besetzen. Vielleicht stand der Plan Her­ zog Maximilians von Bayern dahinter, Kon­ stanz seinem Bruder (—> Bd. 1648-1803) Fer­ dinand, damals Koadjutor in Köln, zu ver­ schaffen. Auch soll es Pläne gegeben haben, den jungen Erzherzog (—>) Leopold von Öster­ reich zum Koadjutor bestellen zu lassen. In dieser Lage bat das Domkapitel den Luzerner Nuntius, bei der am 2. 1. 1601 stattfindenden Wahl den Vorsitz zu übernehmen. Diese fiel auf H. Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 18. 6. 1601. Auffallend ist, daß H. erst am 10. 11. 1601 eine Wahlkapitulation unterschrieb, obwohl vor der Wahl eingehend darüber ver­ handelt worden war. Vielleicht stand dahin­ ter ein neues „Ethos“, das es dem Bischof ver­ bot, sich „Untergebenen“ gegenüber durch ei­ nen Vertrag zu binden.

H. konnte den Kurs seiner Vorgänger fortfüh­ ren. So verhandelte er mit den Benediktinern in der Diözese, um die beiderseitigen Bezie­ hungen abzuklären. 1603 erschien eine noch von seinem Vorgänger vorbereitete Neuausga­ be des Missale Constantiense; sie war stark dem Missale Romanum angeglichen.

Zeitlebens blieb H. den Jesuiten verbunden. So betrieb er die Erweiterung ihrer Niederlas­ sung in Konstanz. Offen blieb zunächst, ob ein Jesuitenkolleg oder ein unter jesuitischer Leitung stehendes Diözesanseminar errichtet werden sollte. Der Orden setzte sich mit sei­ nen Wünschen nach einem ordenseigenen Kolleg durch. Daher mußte die Errichtung ei­ nes bischöflichen Seminars erneut verscho­ ben werden. H. starb überraschend am 11. 1. 1604. Er wurde in der Stadtpfarrkirche zu Meersburg beigesetzt.

Literatur: J. Schneller 58. - K. Holl. - K. Gröber 3653. - R. Molitor 112-207. - R. Reinhardt, Konstanz 41-44 u. ö. - E Hundsnurscher 26-30. - K. Maier. R. Reinhardt, in: HS 1/2, 418-421. Rudolf Reinhardt

Hammer (Rammer), Georg (1582-1667)

1629 1630

Ep. tit. Diocaesariensis Ernannter Weihbischof in Mag­ deburg

* 1582 Rheinzabern (Pfalz); 1602 Immatriku­ lation an der Universität Graz und Aufnahme in das päpstliche Alumnat; 1608 Priesterwei­ he; 1611 Dr. theol. (Graz); zeitweise Kaplan an der Grazer Pfarrkirche, dann Pfarrer in Kindberg und Kapfenberg in dem dem Grazer Jesuitenkolleg unterstehenden Millstädter Di­ strikt und 1614 in Graz (Nomination durch den Rektor des Jesuitenkollegs); durch Kaiser Ferdinand II. und die Bischöfe M. (—>) Bren­ ner und J. (—>) Eberlein vielfach gefördert; 1618 Archidiakon für Ober- und Untersteier­ mark. Als nach den Siegen Wallensteins und Tillys Norddeutschland rekatholisiert werden sollte, wurde Erzherzog (—> Bd. 1648-1803) Leopold Wilhelm von Österreich 1628 als 14jähriger zum Erzbischof von Magdeburg postuliert. Als die Propagandakongregation ihn am 1. 3. 1630 aufforderte, für einen Admi­ nistrator in spiritualibus und Weihbischof in Magdeburg zu sorgen, wurde H. für diese Aufgabe in Aussicht genommen. Bis dahin oblag dem Bischof von Osnabrück die Sorge um die Katholiken in diesem Gebiet. 26. 5. 1629 Titularbischof von Diocaesarea und Weihbischof in Magdeburg. Am 14. 7. 1630 in Regensburg konsekriert, erübrigte sich die Weiterreise H.s, da bereits am 27. 7. 1630 der evangelische Administrator Christan Wil­ helm von Brandenburg nach Magdeburg zu­ rückkehrte. Als Weihbischof von Magdeburg trat H. nie in Erscheinung. Stattdessen kehrte er als Pfarrer nach Graz zurück. Auch weiter­ hin für zahlreiche Sonderaufgaben herange­ zogen; 1634-35 Generalvikar im kaiserlichen Feldlager; + 7.9.1639 Graz ;□ Stadtpfarrkirche Graz. Literatur: J. Rainer, Georg Hammer, Stadtpfarrer von Graz und Suffraganbischof von Magdeburg, in: W. Höflechner u. a. (Hg.), Domus Austriae. FS Her­ mann Wiesflecker (Graz 1983) 328-334. - E Schra­ der, Die landesherrlichen Visitationen und die ka­ tholischen Restbestände im Erzbistum Magdeburg 1561-1651, in: Ders., Reformation 85-108, hier: lOOf. - Ders., Magdeburg 82. Red.

Haraucourt

Haraucourt, Guillaume de (t 1500) 1457-1500

Bischof von Verdun

Guillaume de Haraucourt wurde als Sohn des Gerard d. H., eines Neffen des Bischofs L. d. (—►) Haraucourt von Verdun und Toul, gebo­ ren. Sein Vater bestimmte ihn für die geistli­ che Laufbahn, verschaffte ihm ein Domkanonikat in Verdun, das Archidiakonat der Ar­ gonnen und die Propstei Montfaucon. Die re­ ligiöse Bildung vernachlässigte er dagegen. H. schloß sich Herzog Rene I. von Lothringen und dessen älterem Sohn Johann von Kala­ brien an und begab sich an den französischen Hof, wo seine politische Begabung bald auf­ fiel. Nach dem Tod seines Großonkels Louis d. H. wurde H. vom Domkapitel als dessen Nach­ folger zum Bischof von Verdun gewählt und gegen seinen Mitbewerber Oury de Blämont aus der Familie der Grafen von Vaudemont am 7. 2. 1457 päpstlich bestätigt, obwohl er keinerlei Weihen besaß. H. hielt sich kaum in seinem Bistum auf. Dessen geistliche Verwal­ tung überließ er Weihbischof Simon Dubuisson. Er widmete sich stattdessen der Politik und gewann die Wertschätzung König Lud­ wigs XI. von Frankreich, der sein Verdienst um den Friedensschluß mit der Liga des öf­ fentlichen Wohls („Ligue du Bien Public“) anerkannte. 1462 gewährte er ihm für seine guten Dienste eine Pension von jährlich 12 000 livres.

Im Jahr 1463 war H., durch Kardinal Jean de La Balue, Bischof von Angers, veranlaßt, mit Johann von Kalabrien, de La Balue und Karl dem Kühnen von Burgund an einer Ver­ schwörung gegen den König beteiligt. Den Vorwand lieferte die Nichtbeachtung eines Vertrages. Seine an verschiedene Mitglieder der königlichen Familie gerichteten Briefe wurden jedoch abgefangen, H. wurde in Hattonchätel festgenommen, in die Bastille über­ führt und wie de La Balue in einem eisernen Käfig gefangen gehalten. Der Papst forderte nun, daß beide Prälaten seinem Urteil unter­ stellt wurden. Nach dem Verduner Chroni­ sten Richard de Wassebourg soll H. 15 Jahre lang als Gefangener zugebracht und sich wäh­ rend dieser Zeit mit dem kanonischen Recht befaßt haben. 1471 wollte Ludwig XI. H. Oury de Blämont als Koadjutor beigeben, doch wi­ dersetzte sich Karl der Kühne diesem Ansin­ nen. 1474 ließ Ludwig XI. die Grafschaft Bar und das Bistum Verdun besetzen und das Ge­ rücht verbreiten, H. sei im Gefängnis gestor­ ben. In Verdun feierte man nun seine Exequien, und das wahlberechtigte Domkapitel wandte sich angesichts der schwierigen Lage 23 Lexikon

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mit der Bitte um Bestellung eines Nachfolgers an den päpstlichen Stuhl. Zu diesem Zweck begaben sich die Domherren Henri de Sailly und Albert d’Orne nach Rom, wo sie erfuh­ ren, daß H. noch lebte. Das Kapitel hatte in­ zwischen den noch jungen Protonotar Jean de Lenoncourt postuliert. Diesem wurde nun als Generalvikar die weltliche Verwaltung der Di­ özese übertragen. Die Beamten des inhaftier­ ten Bischofs blieben dagegen mit Unterstüt­ zung der Herzöge von Lothringen und Bur­ gund im Amt. Die Angelegenheit wurde noch verwickelter, als der Magistrat der Stadt Ver­ dun Kaiser Friedrich III. mitteilte, die Di­ özese sei vakant. Daraufhin gestattete dieser dem Kapitel, für die Zeit der Vakanz interimi­ stische Richter zu bestellen.

Das freundschaftliche Verhältnis der Stadt Verdun zum Herzog von Burgund verzögerte die Freilassung H.s. Zwar hoffte man darauf schon nach dem Tod Karls des Kühnen 1477 vor Nancy. Ludwig XI. gab dem jedoch erst fünf Jahre später nach wiederholter Interven­ tion Sixtus’ IV. statt, freilich unter der Bedin­ gung, daß H. nicht nach Lothringen zurück­ kehre und sein Bistum mit Bischof Jean de Nicolinis von Ventimiglia tausche. Nachdem Sixtus IV. dem zugestimmt hatte, wurde de Nicolinis am 23. 1. 1483 in Verdun installiert. H. wandte sich daraufhin an Friedrich III. und erklärte, der Tausch sei ihm abgezwun­ gen worden. Daraufhin forderte der Kaiser am 25. 1. 1483 das Kapitel auf, den Kandidaten des französischen Königs abzuweisen und H. wieder anzunehmen. Dies führte in Verdun zu einer tiefen Spaltung. Erst nach dem Tod Ludwigs XI. gab sein Nachfolger Karl VIII. dem Drängen Sixtus’ IV. zugunsten des Ver­ duner Kapitels und damit H.s nach. Dieser mußte jedoch noch zwei Jahre warten, ehe de Nicolinis auf seinen Anspruch verzichtete. Er behielt sich jedoch einen Regreß und die Nachfolge H.s vor. Als H. kurz vor seinem Tod erfuhr, daß de Nicolinis mit W. de (—>) Dommartin über seine Nachfolge verhan­ delte, wollte er Karl VIII. seinen Rücktritt an­ bieten, um einem französischen Kandidaten Platz zu machen, doch verhinderte Herzog Rene II. von Lothringen dies. De Dommartin erhielt am 12. 7. 1499 die päpstliche Ernennung zum Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge. Er überließ dage­ gen de Nicolinis sein Priorat Varangeville. H. hatte 1486 ein Brevier und 1492 ein Missale für Verdun drucken lassen. Er starb am 20. 2. 1500 zu Hattonchätel und wurde in der dorti­ gen Stiftskirche Saint-Maur beigesetzt. Literatur: N. Roussel I, 370-376. - A. Girardot 116f. Bernard Ardura

Haraucourt - Hattstein

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Haraucourt, Louis de (t 1456) 1430-1437 1437-1449 1449-1456

Hardenberg, Dietrich von (t 1526)

Bischof von Verdun Bischof von Toul Bischof von Verdun

Louis de Haraucourt war zum ersten Mal 1430-37 Bischof von Verdun. Seine Amtszeit war von schweren Auseinandersetzungen überschattet, so daß er schließlich sein Bis­ tum aufgab. Als er nämlich 1431 dem Archidiakon und späteren Kardinal Willaume Huin Beziehungen zu einer Verduner Bürge­ rin vorwarf und bischöfliche Gefolgsleute Huin und mehrere Kanoniker in der Kathe­ drale mißhandelten, reagierten diese eben­ falls mit Gewalt, so daß es zu handfesten Aus­ einandersetzungen kam. Angesichts seiner unhaltbaren Lage und weil Klerus und Bür­ gerschaft beim Basler Konzil und am römi­ schen Hof Schritte gegen ihn unternehmen wollten, erlangte H. am 17. 5. 1437 von Papst Eugen IV. die Translation nach Toul. Dort zeigte er sich besonnener, aber an der Seelsor­ ge uninteressiert, zumal ihn die Regentschaft der lothringischen Generalstände völlig ab­ sorbierte. Die Domherren von Toul wiesen ihn wiederholt auf seine bischöflichen Pflich­ ten als Seelsorger hin. Offenbar blieb dies nicht ohne Erfolg, und H. zeigte Zeichen ei­ ner Wende, indem er die geistliche Diözesan­ verwaltung weitgehend an H. de (—>) Vaucouleurs übertrug. Sein fürstlicher Lebensstil stieß jedoch bei der Bevölkerung auf Kritik, so daß er 1449 bei einer Prozession öffentlich beschimpft wurde. Als er daraufhin das Inter­ dikt über Toul und zwei Vororte verhängte, schürte er die Opposition nur noch weiter. Da er ebenso wie der damalige Bischof von Ver­ dun, G. (—>) Fillätre, seiner Diözese überdrüs­ sig war, erlangten beide von Papst Nikolaus V. deren Tausch. Die Translation H.s nach Verdun wurde am 28. 2. 1449 ausgesprochen. Während seiner zweiten Amtsperiode in Ver­ dun regierte H. besonnener. Sein Sinneswandel zeigte sich, als die Pest 1452 in Verdun über 3000 Menschen hinraffte. Damals wid­ mete H. sich den Armen und Kranken, be­ suchte sie persönlich und half nach Kräften. Als er 1456 starb, wurde er, von Klerus und Volk verehrt, in seiner Kathedrale beigesetzt. Über seinem Grab ließ sein Neffe und Nach­ folger G. de (—>) Haraucourt ein prächtiges Grabdenkmal aus schwarzem Marmor errich­ ten. Es wurde 1623 auf Veranlassung des Ka­ pitels vor die Kapelle Saint-Etienne verlegt und 1624 durch eine Marmorplatte ersetzt. Literatur: N. Roussel I, 369f. - A. Girardot 111-116. Bernard Ardura

1521-1526

Bischof von Brandenburg

Dietrich von Hardenberg erwarb 1490 zu Er­ furt den Grad eines Bacc. Bereits als Domherr in Halberstadt (1512) und in Hildesheim (1517) leistete er dem Kurfürsten von Bran­ denburg diplomatische Dienste, u. a. als Ge­ sandter in Frankreich (1519 und 1521) und zum Wormser Reichstag. Nach Resignation des Brandenburger Bischofs H. (->) Schultz wurde ihm aufgrund kurfürstlicher Präsenta­ tion am 17. 5. 1521 unter Beibehaltung seiner Kanonikate das Bistum verliehen. H. lehnte Luthers Thesen ab und stellte im Oktober 1521 einen Indulgenzbrief zugunsten von Bauten an der Kathedralkirche aus. Dies führte zu Auseinandersetzungen vor allem mit Diözesanen außerhalb des Kurfürsten­ tums in Sachsen-Wittenberg und Anhalt, aber auch - trotz der betont antilutherischen Hal­ tung des Kurfürsten - in einigen märkischen Städten. H. starb 1526. Sein Grabstein befin­ det sich im Dom zu Brandenburg. Literatur: G. Abb-G. Wentz 54-56. - W. Delius, Die Kirchenpolitik Joachims L, in: JBBKG 49 (1974) 741. Felix Escher

Hattingen, Heinrich von (OCarm) (t nach 1519) 1515 seit 1515

Ep. tit. Lyddensis Weihbischof in Minden

Karmeliter in Marienau bei Hameln; 10. 9. 1515 durch den Mindener Bischof (—>) Franz von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel zum Weihbischof bestellt; 10. 12. 1515 Titu­ larbischof von Lydda; bald darauf Verwalter der Pfarrei Hille bei Minden, wo er auch wohnte; bis 1519 Tätigkeit in der Diözese Minden bezeugt. Literatur: F. X. Schrader 82-85. - A. Schröer, Refor­ mation II, 25f. Hans-Georg Aschoff

Hattstein, Marquard von (1529-1581)

1560 1560-1581

Koadjutor des Bischofs von Speyer Bischof von Speyer

Marquard von Hattstein wurde 1529 als älte­ ster Sohn des Konrad v. H. und der Agatha Schenk von Schweinsberg, der Witwe Phi-

Hattstein

lipps von Reinberg, geboren. Sein Vater stand als Oberst unter Karl V. in Reichsdiensten und bekleidete das Amt eines kurmainzi­ schen Vizedoms und Marschalls. Mit dem späteren Erzbischof von Mainz, D. (-*) Bren­ del von Homburg, war er weitläufig ver­ wandt. 1544 erhielt er in Speyer das erledigte

Kanonikat des Johann Jakob von Gemmingen. 1548 wurde er Stiftsherr im adligen Stift St. Alban in Mainz. 1549 immatrikulierte er sich in Löwen. 1551 wurde er Domizellar in Mainz. Dort setzte er das in Löwen begon­ nene Studium bis 1552 fort. 1553 erhielt er ein Kanonikat in Speyer. 1555 betrauten ihn die Mainzer Domherren zusammen mit dem Domkustos Arnold von Buchholtz und dem Bischof R. v. (—>) Frankenstein in seiner Funktion als Mainzer Domherr mit der Wahl eines neuen Erzbischofs, die auf Brendel von Homburg fiel. In Speyer wurde H. 1555 an­ stelle Brendels Domschoiaster und 1558 Dompropst; das Amt des Domscholasters be­ hielt er bei. 1558 wurde er ferner Domkantor zu Mainz. Den jungen Domherrn zeichneten wissenschaftliche Kenntnis und Geschäfts­ tüchtigkeit aus. Am Reichstag von 1554 nahm er als kaiserlicher Gesandter und Mainzer Domherr teil, und auf dem Speyerer Reichs­ tag von 1557 nahm er die Vertretung des Erz­ bischofs von Mainz wahr. Als der Speyerer Bischof Frankenstein in gei­ stige Umnachtung verfiel, wurde H. am 16. 8. 23*

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1559 zum Koadjutor „sine jure successionis“ einstimmig gewählt. Die päpstliche Bestäti­ gung erfolgte am 13. 5. 1560. Nach dem Tod Frankensteins (21. 6. 1560) wurde H. einstim­ mig zum Bischof gewählt. Er resignierte nun auf seine Pfründen in Speyer und in Mainz. Als Administrator hatte er das Vertrauen des Kaisers Maximilian II. gewonnen, war dessen Rat und mehrfach mit schwierigen diplomati­ schen Aufgaben betraut worden. Auf der Kur­ fürstenversammlung von Fulda 1568 war er kaiserlicher Kommissar. Möglicherweise war er bereits im Winter 1567 bei der Grumbachschen Reichsexekution in diplomatischer Mission tätig. 1568 sollte er in kaiserlichem Auftrag im Streit zwischen Herzog Alba und dem Prinzen von Oranien vermitteln, doch ließ dies sein Gesundheitszustand nicht zu. 1567 war er wieder als kaiserlicher Kommis­ sar auf dem Reichsdeputationstag in Frankfurt/M. 1569 erfolgte seine Ernennung zum Kammerrichter. Unter Maximilians Nachfol­ ger, Rudolf II., nahm H. zu seiner Kammer­ richterfunktion nur noch gelegentlich Son­ deraufgaben wahr; so nahm er 1578 den Inha­ bern von Reichslehen im Auftrag des Kaisers den Lehnseid ab. So befähigt H. in seinen weltlichen Ämtern war, so wenig entsprach er den Anforderun­ gen des Bischofsamtes. 1573 berichtete Nun­ tius Kaspar Gropper nach Rom, daß H. die geistlichen Angelegenheiten gleichgültig be­ handele. Vom Domkapitel wurde er 1565 zu einer Aussprache vorgeladen; es verlangte, daß er an Feiertagen den Dom besuche. Auch sei es nicht angebracht, daß die Weihekandi­ daten zu ihm nach Mainz, Würzburg oder Straßburg reisen müßten; er solle außerdem die Konfirmation des ernannten Weihbi­ schofs M. (—0 Ob stärker betreiben. Des wei­ teren warf man ihm vor, daß er, obwohl 1561 geweiht, noch keine Primiz gefeiert habe. H. entschuldigte sich mit Krankheit und drin­ genden Geschäften. Er sei zwar bereit, sein Amt auszuüben und Primiz zu feiern; doch da er unerfahren sei, sei die Zeit bis zu den nächsten Quatembertagen zu kurz. 1571 wur­ de ihm vorgeworfen, daß er seinem Amt nicht gerecht werde, da er sich nicht um die ord­ nungsgemäße Besetzung der Pfarreien küm­ mere. Ferner wies das Domkapitel daraufhin, daß er wichtige Stellen mit Verwandten be­ setzt habe; in seiner Umgebung gebe es zu­ dem viele Nichtkatholiken.

Gegen den Widerstand H.s versuchte das Ka­ pitel die tridentinischen Reformen einzulei­ ten. Der Domschoiaster Andreas von Ober­ stem betrieb die Berufung von Jesuiten, die

Hattstein - Hatzfeldt

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1567 ein Gymnasium in Speyer eröffneten. 1570 faßte das Domkapitel den Beschluß, ein Jesuitenkolleg einzurichten. Auch dagegen sträubte H. sich. Nachdem er schließlich zu­ gestimmt hatte, wurde der Ordensgeneral 1571 gebeten, fünf Professoren der lateini­ schen Sprache nach Speyer zu senden; einer sollte auch Griechisch lehren. Weiterhin wur­ de ein Prediger für die oberdeutsche Sprache erbeten, der im Dom predigen und theologi­ sche Vorlesungen für künftige Geistliche hal­ ten solle. Der Ordensgeneral Franz von Borgia genehmigte 1571 die Übernahme der Schule, die bereits seit Mai 1567 bestand, ebenso die Unterweisung des Volkes und die Aushilfe in der Seelsorge. Bemühungen des Domkapitels, eine Ausbildungsstätte für die künftigen Geistlichen zu schaffen, führten allerdings nicht zum Erfolg. H. lehnte mehrere Vor­ schläge zur Errichtung eines tridentinischen Seminars ab. 1576 trug H. seinerseits Nuntius Bartolomeo Portia die Bitte vor, das Speyerer Franziskanerkloster in ein Seminar umwan­ deln zu dürfen. Der Nuntius bestärkte ihn in seinem Vorhaben: Sollte er es für notwendig halten, ein Seminar zu errichten, so werde der Papst seine Zustimmung nicht versagen. Ein tridentinisches Diözesanseminar kam un­ ter H. jedoch nicht zustande. Das Domkapitel schickte stattdessen eine Anzahl von Schü­ lern an das Germanikum nach Rom. In den letzten Jahren seiner Regierungszeit konnte H. sein Amt wegen Krankheit kaum mehr ausüben. Er starb am 7. 12. 1581 in sei­ ner Residenz Udenheim. Neuere Forschun­ gen (Mielke, Press) sprechen von seiner schwenkfeldianischen Gesinnung; mögli­ cherweise hatte er bereits als junger Domherr erste Kontakte mit solchen Konventikeln ge­ habt. Dies könnte seine passive Haltung be­ züglich der katholischen Erneuerung erklä­ ren. Literatur: F. X. Remling II, 358-397. - L. Stamer III/ 1. - H.-P. Mielke, Schwenkfeldianer im Hofstaat Bi­ schof Marquards von Speyer, in: AMRhKG 28 (1976) 77-82. - Ders., Die Niederadligen von Hatt­ stein, ihre politische Rolle und soziale Stellung. Zur Geschichte einer Familie der mittelrheinischen Reichsritterschaft von ihren Anfängen bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges mit einem Ausblick auf das Jahr 1767 (Wiesbaden 1977). - V. Press 262264. - H. Ammerich, Reform 294f., 302, 306-308. Ders., Speyer. TT A J

Hans Ammerich

Hatzfeldt, Crottorf und Gleichen, Franz (seit 1635) Graf von (1596-1642) 1632-1642 1633-1642

Bischof von Würzburg Bischof von Bamberg

Franz von Hatzfeldt wurde am 13. 9. 1596 zu Crottorf im Rheinland geboren. Sein Vater war der spätere kurmainzische Oberamtmann und Vizedom des Eichsfeldes in Heiligen­ stadt, Sebastian v. H. Er war in erster Ehe ver­ heiratet mit Lucia von Sickingen. Aus der Ehe gingen neun Kinder hervor. Davon wurde Heinrich Friedrich Domherr in Mainz, und Melchior erlangte Ruhm als Feldmarschall. Die v. H. stammten ursprünglich aus Hessen, wurden jedoch später Mitglied der rheini­ schen Reichsritterschaft. H. besuchte die Je­ suitengymnasien in Heiligenstadt und Fulda. 1607 wurde er Domizellar in Würzburg, 1609 in Bamberg. 1612 immatrikulierte er sich an der Universität in Pont-ä-Mousson, ein Jahr später in Bourges. Ende 1615 verließ er mit hervorragenden Zeugnissen diese Lehran­ stalt. Weitere Studien folgten in Köln (bis 1618). 1619 erhielt er in Würzburg die Sub­ diakonatsweihe. Ein Italienaufenthalt been­ dete seine Studienzeit. Im Juni 1622 kehrte er nach Würzburg zurück. 1623 nahm ihn das Bamberger, 1625 das Würzburger Domkapitel als Vollmitglied auf. In den Jahren bis 1631 war H. häufig in diplomatischer Mission für Bamberg tätig, wohin sich der Schwerpunkt seines Wirkens inzwischen verlagert hatte. 1626 wurde er Domkantor in Bamberg, 1627 Propst von St. Gangolf, 1627 Vizedom der bambergischen Besitzungen in Kärnten. Nach dem überraschenden Tod des Würzburger Bi­ schofs Ph. A. v. (—>) Ehrenberg am 16. 7. 1631 wählte das Domkapitel ihn am 7. 8. zum Nachfolger. Eine Einflußnahme auf die Wahl von auswärtiger Seite war wegen des knap­ pen Termins ausgeschlossen. In der Wahlka­ pitulation räumte H. dem Domkapitel zusätz­ liche finanzielle Konzessionen ein. Nuntius Pietro Luigi Carafa führte in Würzburg den In­ formativprozeß. Daraufhin erfolgte die päpst­ liche Bestätigung am 3. 1. 1632. Zu diesem Zeitpunkt waren Bistum und Hochstift Würz­ burg jedoch nicht mehr in der Hand von H., denn nach der Schlacht bei Breitenfeld hatte sich Gustav Adolf gegen Franken gewandt. Am 15. 10. 1631 kapitulierte Würzburg und geriet für ziemlich genau drei Jahre unter schwedisches Regiment. Zu den wirtschaftli­ chen Schwierigkeiten traten Protestantisierungsversuche, gegen die sich allerdings nachhaltiger Widerstand regte. H. war, nach­ dem alle Hilferufe an Kaiser und Liga verhall­ ten, vor den Schweden geflohen und hatte sich über Frankfurt und Mainz ins Exil nach Köln begeben. Von dort aus versuchte er, durch bayerische Vermittlung die Hilfe Frankreichs gegen die Schweden zu gewin­ nen. Im Auftrag der Liga reiste er nach Metz, wo sich damals der französische Hof aufhielt.

Hatzfeldt - Haugwitz

Zu Beginn des Jahres 1632 hatte er einige Ge­ spräche mit dem König und mit Richelieu, die allerdings erfolglos blieben und die Liga wieder näher zum Kaiser trieben. H. blieb in der Folgezeit, zur Untätigkeit verurteilt, in Köln und empfing dort wohl am 4. 10. 1632 die Priesterweihe.

Am 19. 3. 1633 verstarb im Exil in Kärnten der Bamberger Bischof J. G. (—>) Fuchs von Dornheim. Wegen der politischen Verhält­ nisse war mit einer regulären Wahl so bald nicht zu rechnen, so daß Papst Urban VIII., vermutlich auf Initiative der in Kärnten wei­ lenden Bamberger Domkapitulare, am 7. 5. 1633 H. zum Administrator des Bistums be­ stellte. Am 4. 8. holten die in Kärnten anwe­ senden, von weiteren Kapitularen mit Voll­ machten ausgestatteten Domherren die Wahl ordnungsgemäß nach. Damit war zum zwei­ ten Mal in schwieriger Zeit die Personaluni­ on zwischen den beiden fränkischen Hoch­ stiften hergestellt. Der Papst bestätigte die Wahl am 31. 10. 1633. Nach der für die Kai­ serlichen siegreichen Schlacht bei Nördlin­ gen brach im Herbst 1634 die Position der schwedischen Partei in Süddeutschland zu­ sammen. Am 14. 10. wurde Würzburg den Kaiserlichen übergeben, und am 23. 12. zog H. in die Stadt ein. Zu Ostern 1635 weilte er erstmals in seiner zweiten Residenz Bamberg. Ihm kam es jetzt darauf an, auch die verbün­ deten Truppen aus seinen Territorien zu ent­ fernen, eine Bestandsaufnahme der Schäden und Verluste zu erstellen und eine Konsoli­ dierung zu erreichen. Von Bamberg aus reiste er im späten Frühjahr 1635 nach Wien weiter, ließ sich mit den Regalien für Bamberg beleh­ nen (19. 5.) und nahm an den Verhandlungen zum Prager Frieden teil, wobei er sich mit sei­ ner scharf gegenreformatorischen Position nicht durchsetzen konnte. In den folgenden Jahren unternahm H. erhebliche Rüstungsan­ strengungen, um von den Truppen der Ver­ bündeten unabhängiger zu werden. Als einer der beiden Direktoren des Fränkischen Reichskreises vertrat er auf mehreren Kreista­ gen die Interessen der Stände gegenüber dem Kaiser, insbesondere im Bereich des Münzund des Militärwesens. Auf Reichsebene ver­ handelte er 1636 mit dem Landgrafen von Hessen-Kassel, um ihn für den Beitritt zum Prager Frieden zu gewinnen. Überhaupt ziel­ te er unter dem Eindruck der Belastungen, die der Krieg für Franken brachte, auf Aus­ gleich und Frieden ab, wobei er sich häufig an die politische Linie des bayerischen Kur­ fürsten anlehnte. Der durchschlagende Erfolg blieb ihm freilich versagt. Die innere Politik H.s war, im Gegensatz zu der seiner Vorgän­

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ger, durch ein einvernehmliches Verhältnis zu den Domkapiteln gekennzeichnet, wobei der Druck der Verhältnisse eine entscheiden­ de Rolle gespielt haben dürfte. Mit einer Rei­ he von Mandaten und Verordnungen ver­ suchte er, den kriegsbedingten wirtschaftli­ chen Schaden zu begrenzen; ein durchschla­ gender Erfolg ist auch hier nicht erkennbar. Große Initiativen auf geistlichem Gebiet lie­ ßen die Umstände nicht zu. Immerhin gelang es H. kurz vor seinem Tod, die Landkapitel­ versammlungen wiederzubeleben und aus den Berichten der Landdekane einen Über­ blick über die Situation zu gewinnen. So blie­ ben auch hier die großen Pläne des persön­ lich frommen und auf Ausgleich bedachten Fürsten in den Ansätzen stecken. Überhaupt war seine Regierung auf allen Gebieten eine Zeit der begrenzten Möglichkeiten. Diese Möglichkeiten schöpfte H. jedoch aus. Er starb zu Würzburg am 30. 7. 1642 an den Fol­ gen eines Schlaganfalls, der ihn an der Mit­ tagstafel traf. Sein Grab erhielt er im Würz­ burger Dom. Ein Denkmal hat er nicht erhal­ ten. Literatur: G. Weigel. - J. Kist, Bamberg 104. - H. Lassmann. - R. Weber, Würzburg und Bamberg im Dreißigjährigen Krieg. Die Regierungszeit des Bi­ schofs Franz von Hatzfeldt 1631-1642 (Würzburg 1979). Egon Johannes Greipl

Haugwitz, Georg von (+ 1463) 1463

Bischof von Naumburg

Georg von Haugwitz entstammte der sächsi­ schen Linie des meißnischen Adelsge­ schlechts der v. H., das später auch in Schle­ sien vertreten war. Er immatrikulierte sich 1409 an der Universität Leipzig. 1424 ist er als Familiar des Erzbischofs von Mailand, des früheren Sekretärs und Kommissars Papst Gregors XII., Referendars Papst Alexanders V, Rats Sigismunds und Diplomaten von euro­ päischem Rang, Bartolomeo della Capra, be­ zeugt. H. supplizierte 1427 „de privilegiis curialium in absentia“ und hielt sich 1437 in Bologna auf. 1441 wurde er Bacc. decr. H. war Dekan in Meißen, Propst in Zeitz, Domherr in Naumburg, Merseburg und Würz­ burg sowie Kanzler Kurfürst Friedrichs des Sanftmütigen von Sachsen. Als Favorit des Kurfürsten war er bei der Merseburger Bi­ schofswahl 1431 dem Kandidaten des dorti­ gen Kapitels J. v. (—>) Bose unterlegen. Die Quellen schildern H. z. T. als Pfründenjäger, loben aber andererseits seine Gelehrsamkeit

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Haugwitz

und Beredsamkeit, wovon sich das Naumbur­ ger Kapitel einen Vorteil für das Stift erhoffte. H. war dem Kapitel als Naumburger Propst bekannt. Als solcher ließ er 1450 das Prop­ steigebäude neu erbauen. H. wurde am 19. 9. 1463 zum Bischof von Naumburg gewählt, starb aber schon am 1. 10. 1463 infolge eines Schlaganfalls, noch ehe er eingeführt war. Er wurde in der Stifts­ kirche zu Zeitz beigesetzt. Fragmente seiner Grabplatte sind erhalten. Literatur: J. Thamm. - J. Zader. - J. P. Ch. Philipp 202f. - W. Ebeling 321. - P. Lange 40f. - M. S. Braun. - E. Zergiebel 183. - E. Hoffmann. - K. Schöppe, Chronik. - G. Möller-Alpermann 40. Art. Haugwitz, in: NDB 8 (1969) 92f. - Ch. Schu­ chard 51, 60. Clemens Brodkorb

Haugwitz, Johann von (1524-1595)

1555-1581

Bischof von Meißen

Johann von Haugwitz wurde am 29. 8. 1524 zu Thalheim bei Rochlitz (Sachsen) als Sohn des Hans v. H. geboren. Die H. lassen sich be­ reits im 13. Jh. in Böhmen, Mähren und der Oberlausitz nachweisen. Der Vater von H. war Pächter des Gutes in Thalheim. 1524 be­ kannten sich bereits mehrere Mitglieder der Familie zum Luthertum. Über den Bildungs­ gang von H. ist nichts bekannt. 1550 hielt er sich in Italien auf. Im gleichen Jahr war er Domherr in Meißen. Am 25. 4. 1550, schon kurz nach der Wahl des N. v. (—►) Carlowitz zum Bischof von Meißen, verhandelte der sächsische Kurfürst Moritz in Dresden mit H. über die künftige Bischofswahl. Das Ergebnis bildete eine Wahlkapitulation, in der H. sich dazu verpflichtete, für die Einführung der lu­ therischen Reformation in den Stiftsgebieten zu sorgen. Reichstage sollte der Bischof künf­ tig nur noch mit Einwilligung des Kurfürsten besuchen, sich bei Abstimmungen der kur­ fürstlichen Stimme anschließen, an den Landtagen teilnehmen und deren Beschlüsse durchführen. Nach dem Tode von Bischof Carlowitz fand die Wahlhandlung am 29. 5. 1555 in Wurzen statt. Dabei waren neben H. nur zwei weitere Wahlberechtigte anwesend, und zwar der Domdekan J. v. (—>) Pflug und der Domherr Bernhard von Draschwitz. Niko­ laus von Ebeleben verzichtete auf sein Wahl­ recht. Die anderen Domherren waren mit Kir­ chenstrafen belegt. Pflug und Draschwitz ei­ nigten sich auf den ihnen vom Kurfürsten vorgeschlagenen H. Dessen päpstliche Bestä­ tigung erfolgte am 25. 10. 1555. Bei seiner

Wahl war H. Diakon. Die Priester- und Bi­ schofsweihe scheint er nie empfangen zu ha­ ben, zumal seit 1539 im Meißner Dom der ka­ tholische Gottesdienst verboten war. Auch im Dom zu Wurzen, der Residenz der Bischöfe seit dem Anfang des 16. Jh.s, war seit 1542 lu­ therischer Gottesdienst eingeführt. Infolge der unter den Herzögen Heinrich und Moritz durchgeführten Visitation war alles katholi­ sche Glaubensleben erloschen. Schon 1550 gab es im albertinischen Sachsen so gut wie keinen katholischen Klerus und keine katho­ lischen Gläubigen mehr, und im ganzen Land war die staatlich eingerichtete lutherische Kirchenordnung eingeführt. Daher war schon Bischof Carlowitz 1550 gezwungen, sich au­ ßerhalb Sachsens in Zeitz konsekrieren zu lassen.

Es gibt sichere Hinweise dafür, daß H. schon bald nach seiner Wahl zum Luthertum neigte. Darauf machte 1558 der Bautzener Domdekan J. (—>) Leisentrit den Wiener Nuntius auf­ merksam. 1558 wurde H. in die Carlowitzsche Fehde, die letzte ihrer Art im Reich, ver­ wickelt. Dabei ging es um das Erbe des ver­ storbenen Bischofs, das nach Meinung seiner Brüder größer war, als ihnen bekanntgegeben worden war. Als H. dies bestritt, sagte Hans von Carlowitz die Fehde an, obwohl dies seit 1495 bzw. 1512 durch den Ewigen Landfrie­ den untersagt und der Landesherr verpflich­ tet war, dem Angegriffenen zu helfen. Als Carlowitz vor Wurzen erschien und die Stifts­ dörfer verwüstete, flüchtete H. nach Prag. Erst als auch die Verwüstung von Stolpen drohte, griff Kurfürst August auf Vorhalten des Kaisers ein. Daraufhin gab Carlowitz die Fehde auf, während H. sich 1559 vertraglich gegenüber dem Kurfürsten verpflichtete, die Verbreitung der lutherischen Lehre nicht zu behindern, sondern zu fördern. Die Stadt Stolpen und Bischofswerda tauschte er gegen Amt, Schloß und Stadt Mühlberg ein. Die H. als Patron unterstehenden Pfarreien verblie­ ben ihm zwar, doch sollte er sie künftig nur noch mit augsburgischen Konfessionsver­ wandten besetzen. Dieser Vertrag besiegelte das Ende des Bistums Meißen im albertini­ schen Sachsen, denn mit der Übereignung des bischöflichen Territoriums von Stolpen und Bischofswerda an den Kurfürsten gab H. das letzte nominell katholische Gebiet preis. Der Kurfürst ließ dort durch Visitatoren die Augsburgische Konfession einführen. 1565 wurde die Besetzung geistlicher Stellen in der Weise geordnet, daß dem Kurfürsten die Verleihung aller Domherrenstellen zustand. Am 2. 9. 1559 empfing H. im Dom zu Wurzen die Kommunion unter beiden Gestalten. 1580

Haugwitz - Haus

unterschrieb er die Konkordienformel. Der Kurfürst einigte sich am 10.10.1581 mit dem Domkapitel auf die Abdankung von H. zu­ gunsten des Kapitels und forderte für sich und seinen Sohn Christian die Administrati­ on des Bistums „in commendam in certos annos“. H. erklärte am 20. 10. 1581 seinen Rück­ tritt. Als Entschädigung behielt er sich einige Güter vor. 1582 heiratete er seine Nichte Ag­ nes v. H. Er starb am 26. 5. 1596 auf Schloß Ruhethai. Er wurde in der Stadtkirche zu Mü­ geln beigesetzt. Wesentlich anders als im albertinischen Sachsen verlief die Entwicklung in den Lau­ sitzen, die als Lehen der böhmischen Krone unterstanden und dem politischen Einfluß der Wettiner entzogen waren. Das zu Beginn des 13. Jh.s in Bautzen gegründete Kollegiatstift St. Petri nahm bereits lange jurisdiktio­ neile Aufgaben in den Lausitzen wahr. Als 1559 durch den Vertrag von Stolpen eine neue Rechtslage entstand und der Bautzener Propst, der als Archidiakon der Oberlausitz ebenfalls weitgehende Vollmachten besaß, zum Luthertum übertrat, entstand in den Lau­ sitzen ein jurisdiktioneller Leerraum. Darauf­ hin bemühte Leisentrit sich um eine Neuord­ nung der Verhältnisse. 1560 übertrug H. ihm das Amt eines Generalkommissars für das Meißner Bistum in den Lausitzen, und im gleichen Jahr ernannte der Wiener Nuntius ihn zum Apostolischen Administrator für dieses Gebiet. Die Apostolische Administratur wurde 1570 dem Stift St. Petri inkorpo­ riert. Literatur: UB Meißen. - Flathe, in: ADB 14 (1881) 245f. - E. Machatschek 762-830. - W. Gerblich, Jo­ hann Leisentritt - Administrator des Bistums Mei­ ßen in den Lausitzen, in: NLM 107(1931).-W. Rittenbach-S. Seifert 378-384. - G. May 597-599. Siegfried Seifert

Haus, Henning von (t 1488)

1472-1481

Bischof von Hildesheim

Henning von Haus entstammte dem Hildes­ heimer Stiftsadel. 1466 wurde er Domde­ chant in Hildesheim. Nach dem Tod Bischof (—►) Ernsts v. Schaumburg wählte die Hälfte der anwesenden 18 Domherren am 29. 9. 1471 H. zu dessen Nachfolger, während die andere Hälfte der Wähler ihre Stimme (—>) Hermann von Hessen, dem späteren Erzbi­ schof von Köln, gab. Während seines Aufent­ haltes in Rom erhielt H. am 15. 1. 1472 die päpstliche Bestätigung. Am 14. 4. 1472 nahm er unter dem Schutz des Verdener Bischofs B.

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v. (—») Landsberg den Dom in Besitz. Am 14. 6. 1472 erteilte Landsberg ihm die Bischofs­ weihe. Dennoch mußte H. noch um seine An­ erkennung kämpfen, da Dompropst Ekhard von Wenden mit einem Teil des Kapitels, den Stiftsvasallen und den kleineren Stiftsstädten an Hermann festhielt, während die Stadt Hil­ desheim und die braunschweigischen Herzö­ ge Wilhelm d. J. und Friedrich d. J. auf die Seite von H. traten. Im Sommer 1472 trat Her­ mann seinen Anspruch an den Administrator des Bistums Schwerin, Herzog (—*) Balthasar von Mecklenburg, ab, der die Fehde mit Hilfe Herzog Heinrichs von Mecklenburg, Markgraf Albrechts von Brandenburg und König Chri­ stians I. von Dänemark fortsetzte. Die Erobe­ rung des Schlosses Steuerwald im Juni 1473, vor allem aber der Übertritt des Dompropstes im November 1473 auf die Seite von H. führ­ ten schließlich zum Zerfall der Opposition. Mit der Huldigung der Stiftsmannen und Städte im Sommer 1474 wurde die „Bi­ schofsfehde“ zugunsten von H. beendet. Die Regierungszeit des persönlich frommen und friedliebenden H. war durch ständige kriegerische Konflikte vornehmlich mit den weifischen Herzögen gekennzeichnet. 1474 konnte H. mit Hilfe der Stadt Hildesheim das strategisch wichtige Schloß Koldingen an der Westgrenze des Hochstiftes gegen Herzog Wilhelm d. Ä. behaupten; als Gegenleistung mußte er Hildesheim Zugeständnisse in Zollund Steuerfragen machen. Im folgenden Jahr mußte er nach einer erneuten Fehde mit Wil­ helm d. Ä. die weifische Herrschaft über Bo­ denwerder anerkennen; von Oktober 1477 bis zum Frühjahr 1478 kam es zu Auseinander­ setzungen mit Herzog Friedrich von Braun­ schweig, und 1479 wurde H. durch sein Bündnis mit den grubenhagenschen Herzö­ gen Albrecht III. und Heinrich IV. in eine Feh­ de gegen Wilhelm d. J. von Braunschweig und Landgraf Heinrich III. von Hessen hin­ eingezogen. Diese Konflikte beeinträchtigten H. in der Wahrnehmung seiner kirchlichen Aufgaben. Dennoch unterstützte er die Re­ formtätigkeit Johannes Buschs in der Hildes­ heimer Diözese und führte selbst Visitationen durch, so 1475 im Zisterzienserinnenkloster Neuwerk zu Goslar.

Die Vielzahl von Fehden während der Regie­ rungszeit von H. bildete den Hauptgrund für seinen Rücktritt vom Bischofsamt Ende 1480. Er resignierte in die Hände des Papstes zu­ gunsten des Verdener Bischofs Landsberg. In Verhandlungen mit dem Domkapitel sicherte er sich neben einer Jahresrente in Höhe von 300 Gulden den Besitz des Schlosses Marien­ burg, wo er bis 1487 wohnte. Dann bezog er

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Haus - Hausen

den Bischofshof in Hildesheim. Dort starb er am 10. 4. 1488; er wurde vor der Sakristei im Hildesheimer Dom beigesetzt.

aus der Hand seines Weihbischofs J. B. (—>) Pichelmair.

Literatur: H. A. Lüntzel 464-471. - R. Doebner VII, 438-615; VIII. - A. Bertram, Bischöfe 97-99. Ders., Hildesheim I, 423-430. - K. Henkel 38f. - J. Gebauer I, 124-127 u. ö. - T. Frenz, Vier Quellen zur Hildesheimer Bistumsgeschichte des 15. Jahr­ hunderts aus dem Staatsarchiv Würzburg, in: DHVG 50 (1982) 99-107. - U. Stanelle 176f. Hans-Georg Aschoff

Hausen, Wolfgang von (um 1553-1613) 1584-1603 1602-1613

Propst von Ellwangen Bischof von Regensburg

Wolfgang von Hausen entstammte einem al­ ten schwäbischen Adelsgeschlecht. Er wurde um das Jahr 1553 als Sohn des Vitus v. H. und der Brigitta Hundpiß von Waldrems geboren. Er erhielt Präbenden am Domstift zu Kon­ stanz und im Stiftskapitel der Propstei Ell­ wangen; letzteres wählte ihn 1584 zum Propst. Während seiner Regierungszeit konnte sich die geistliche Herrschaft an der Jagst definitiv aus dem Schutzverband des protestantischen Württemberg lösen - die letzten Schirmverhandlungen fanden 1589 in Maulbronn statt - und sich damit die freie Propstwahl sichern, ohne erneut die Protekti­ on eines starken Nachbarn suchen zu müs­ sen. Zum anderen wurde im Herrschaftsge­ biet der gegenreformatorische Prozeß, beglei­ tet von einer Erneuerung des religiös-sittli­ chen Lebens im Sinne der Katholischen Reform, tatkräftig vorangetrieben. Auf Wunsch des ihm befreundeten Herzogs Maximilian I. von Bayern wählten die Re­ gensburger Domherren am 19. 12. 1600 H. zu ihrem Bischof. In der gegenüber früheren Ver­ einbarungen um drei wesentliche Punkte ver­ mehrten Wahlkapitulation wurde der künfti­ ge Bischof ausdrücklich zur Reinerhaltung des Glaubens, zur Bestellung tüchtiger Prie­ ster und zur Errichtung einer geistlichen Ge­ richts- und Verwaltungsbehörde verpflichtet. Da H. darauf drängte, die Ellwanger Propstei beizubehalten, und die Verhandlungen hier­ über mit den betroffenen Kapiteln wie mit der römischen Kurie etliche Zeit in Anspruch nahmen, zögerte sich die päpstliche Bestäti­ gung, die ihm neben den Konstanzer Präben­ den auch den Titel eines Propstes zu Ellwan­ gen mit einer jährlichen Pension von 6500 Gulden beließ, bis zum 14. 1. 1602 hinaus. Am 20. 4. 1602 betrat H. erstmals seine Bi­ schofsstadt; die Bischofsweihe empfing er

Mit H. erhielt Regensburg erstmals einen Oberhirten von tridentinischem Zuschnitt. Unterstützt von seinem Weihbischof St. (—>) Nebelmair und seinen Generalvikaren Mi­ chael Sperr und Quirinus Leonin, setzte er den im ausgehenden 16. Jh. begonnenen Er­ neuerungsprozeß in den katholisch verbliebe­ nen altbayerischen Teilen des Bistums fort. Daß sich H. nach Ausweis des Statusberichts von 1609 alljährlich auf Visitations- und Fir­ mungsreisen begab, daß er seinen Klerikern selbst die hl. Weihen spendete und in seiner Kathedrale häufig Gottesdienst hielt, gele­ gentlich sogar die Kanzel bestieg, daß er Kranke besuchte und Sterbenden die hl. Weg­ zehrung brachte - in alledem wird ein tief­ greifender Gestaltwandel des Bischofsbildes erkennbar, der auch auf den Klerus in Stadt und Land prägend wirken mußte. Bei seinen Firmungsreisen ließ sich H. in der Regel von Patres des Regensburger Jesuitenkollegs be­ gleiten, die die Firmlinge im Beichtstuhl und durch Katechesen auf den Empfang des Sa­ kramentes vorzubereiten hatten. In die an Böhmen und die protestantische Kurober­ pfalz grenzenden Seelsorgebezirke des Baye­ rischen Waldes entsandte er alljährlich Jesui­ ten zur Abhaltung von Volksmissionen. Dar­ über hinaus ergingen wiederholt strenge oberhirtliche Mandate an die Landdechanten bezüglich einer regelmäßigen Visitation der

Hausen - Hazards

Pfarreien und der sorgsamen Berichterstat­ tung hierüber sowie hinsichtlich einer Vertie­ fung der sakramentalen und außersakramen­ talen Devotion bei Klerus und Volk. Großes Gewicht legte H. auf eine würdige Feier der Liturgie nach den tridentinischen Normen. Zu diesem Zweck ließ er das Regensburger Missale und Brevier durch den Generalvikar Leonin den römischen Liturgiebüchern an­ passen. In der Bischofsstadt selber waren ihm nicht zuletzt feierliche Prozessionen ein Her­ zensanliegen, um so der protestantischen Bürgerschaft immer wieder die bunte Sinnen­ freude katholischen Glaubensvollzugs vor Augen zu führen.

H.s gegenreformatorisches Wollen kann kaum hoch genug veranschlagt werden. Als sich die Protestanten nach der Sprengung des Regens­ burger Reichstags von 1608 in Ahausen zur „Union“ zusammenschlossen, warb H. mit gleicher Entschlossenheit wie der bayerische Herzog Maximilian für die Gründung eines Defensivbündnisses der katholischen Stände, das im Sommer 1609 in der „Liga“ Wirklich­ keit wurde. Bereits in einem an die geistli­ chen Fürsten gerichteten Schreiben vom 22. 10. 1607, also noch vor dem unglücklich ver­ laufenen Reichstag, hatte er die Ansicht ver­ treten, daß die Zeit des „Temporisierens“ vor­ bei sei: Jetzt müßten die Katholiken zur Ver­ teidigung ihrer Religion wie eine Mauer zu­ sammenstehen; er selber wolle dies nach Kräften fördern und nötigenfalls auch Leib und Leben daransetzen. Den furchtbaren Re­ ligionskrieg, der sich auf dem Hintergrund der konfessionellen Bündnisbildung von 1608/09 anbahnte, hat der ebenso kämpferi­ sche wie seeleneifrige Oberhirte nicht mehr erlebt. H. starb nach längerem Leiden am 3. 9. 1613. Er wurde seinem Wunsch gemäß in der Kirche der von ihm besonders geschätzten Regensburger Minoriten „im Beyseyn vieler Churfürsten und Reichs-Abgesandten“ beige­ setzt. Quellen: BZA Regensburg. Literatur: J. Schmidlin, Diözesanberichte II, 115125. - N. Fuchs 41-43. - H. Tüchle, Reformation und Gegenreformation in der Fürstpropstei Ellwan­ gen, in: V. Burr (Hg.), Ellwangen 764-1964 (Ellwan­ gen 1964) 225-244, hier: 238. - J. Staber 129f. - K. Hausberger, Grablegen 376. - G. May 512f. - R. Reinhardt, Koadjutorie 30, 35. - K. Hausberger, Ge­ schichte I, 153, 165, 330-332 (QQ, Lit.: II, 292). Karl Hausberger

Hazards, Hugues des (1454-1517) 1505-1506 1506-1517

Koadjutor des Bischofs von Toul Bischof von Toul

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Hugues des Hazards wurde im Jahre 1454 zu Blenod-les-Toul aus niederem lothringischem Adel geboren. In Siena zum Dr. iur. utr. pro­ moviert, machte er wie viele seiner Zeitgenos­ sen eine z. T. kirchliche, z. T. weltliche Kar­ riere. Zunächst Geschäftsträger des lothringi­ schen Hofes bei der römischen Kurie, über­ nahm er später andere Aufgaben im Dienste des Herzogs Rene II. Er war Diplomat, Rat, Ratspräsident und schließlich Präsident des lothringischen Rechnungshofes und somit Mitglied der politischen Elite dieses kleinen Landes. Er war ferner Domherr in Toul und Metz, und zwar als Dekan, Archidiakon von Pont und Propst des Kollegiatkapitels SaintGeorges zu Nancy. Da der Herzog den mit Bi­ schof O. d. (—>) Blämont begonnenen Kurs fortsetzen und das Bistum Toul in der Hand eines ihm ergebenen Lothringers sehen wollte, bot sich H. als idealer Kandidat an. Es war nicht schwer, das Domkapitel dafür zu gewinnen. Am 20. 10. 1505 gab es ihm in ge­ heimer Wahl seine Stimme als Koadjutor des schon betagten Blämont. Nach dessen Tod be­ stätigte es ihn am 13. 5. 1506 in freier Wahl. Die römische Kurie stellte sofort die erforder­ lichen Bullen aus. Sie trugen als Datum der päpstlichen Bestätigung den 11. 5. 1506. H. gab seine Ämter am herzoglichen Hofe zwar nicht auf, doch unterschied er sich als Bischof wesentlich von seinen Vorgängern. Mit ihm machte sich in Lothringen jener Geist der Kirchenreform bemerkbar, der auch in italienischen und spanischen Diözesen der Zeit spürbar war. H. zeigte eine Vorliebe für jene Ordensfamilie, der sich auch das Haus Lothringen verbunden fühlte. Es waren dies die franziskanischen Gemeinschaften. Er be­ mühte sich um die Reform in verschiedenen ihrer Konvente. Dabei wurde er durch die Herzogin Philippine von Geldern unterstützt, die nach dem Tod ihres Mannes ihr Leben bei den Clarissen zu Pont-ä-Mousson verbrachte. Noch mehr dachte er freilich an seinen Diöze­ sanklerus, dessen Disziplin, religiöse Kultur und seelsorglicher Eifer darniederlagen. H. kam das Verdienst zu, die noch junge Druck­ kunst der kirchlichen Erneuerung nutzbar zu machen. Dadurch stellte er seinem Klerus wichtige liturgische Bücher zur Verfügung. Schnell nacheinander erschienen ein Missale ad consuetudinem insignis Ecclesiae tullensis (1507), ein Breviarium tullense (1512), ein Stundenbuch für die Diözese Toul (1513) und ein Manuale seu officiarium sacerdotum. Da­ bei handelte es sich um eine Neuauflage des bereits 1494 veröffentlichten Werkes. H. sah es ferner als dringlich an, die Geistlichen und insbesondere die Pfarrer in ihre Seelsorgear-

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Hazards - Heinrich

beit einzuführen. Daher faßte er die wichtig­ sten Erlasse seiner Vorgänger 1515 zu Statuta synodalia zusammen und ergänzte sie durch Anleihen bei den besten kirchlichen Autoren. Darin finden sich klare Anweisungen zur Verwaltung der Sakramente, zur Predigt und zum Verhalten in den Alltagsaufgaben ein­ schließlich jener Fälle, in denen Bestimmun­ gen des kanonischen und zivilen Rechtes zu berücksichtigen waren, so etwa bei der Abfas­ sung von Testamenten. H. fügte Grundregeln über das Verhalten der Geistlichen gegenüber den Gläubigen hinzu, darunter elementare Regeln der Hygiene und der pastoralen Klug­ heit. Die sprachliche Fassung der Statuten war lateinisch und wegen der Allgemeinver­ ständlichkeit zugleich französisch. Dennoch war H. kein eigentlich moderner Mensch. Z. B. war er sehr an der Reliquien­ verehrung interessiert. Wie die Humanisten besaß er einen großen Wissensdrang und Ge­ schmack an der Sprachgestalt. So war er ein Repräsentant der geistigen Erneuerungsbewe­ gung Lothringens, keineswegs aber ihr einzi­ ger Inspirator, denn zu Beginn des 16. Jh.s fanden sich in Toul, besonders aber in Metz und Saint-Die mehrere illustre Vertreter eines geistlichen Humanismus. Unter H. wurden die Arbeiten an der Kathedrale von Toul abge­ schlossen und der Bau der Basilika von SaintNicolas-de-Port begonnen. Des Bischofs Er­ neuerungswerk war also vom allgemeinen geistigen, künstlerischen und spirituellen Aufbruch seiner Zeit getragen. Es genügte je­ doch nicht, ausgezeichnete Erlasse herauszu­ bringen, sondern ihre Realisierung bedurfte auch der Überwachung. Dafür stand H. je­ doch keine Zeit mehr zur Verfügung. Er starb am 14. 10. 1517 und wurde in der auf seine Veranlassung wiederhergestellten Kirche in seinem Geburtsort Blenod-les-Toul beigesetzt. Literatur: B. Picart 599-606. - A. Calmet V, 608f. E. Martin I, 553-574. - R. Taveneaux, Nancy 112120. - G. Viard, in: R. Taveneaux, Encyclopädie 93-100.

Louis Chätellier

Heetveld (de Calido Campo), Johannes van (den) (OCarm) (+ 1528) 1523 seit 1523

Ep. tit. Hierapolitanensis Weihbischof in Utrecht

* Enghien (Hennegau) aus einem adligen Ge­ schlecht; Karmelit in Enghien; 1506 Priester­ weihe; 1515-19 Prior in Brügge; Theologie­ studium in Löwen (1517 Lie. theol., 1520 Dr. theol.); 7. 1. 1523 Titularbischof von Hierapo­

lis und auf Bitten des Utrechter Bischofs (—►) Philipp von Burgund Weihbischof in Utrecht; 22. 3. 1523 Bischofsweihe in Enghien durch Kardinal Giulio de’Medici; 9. 4. 1524 sede vacante vom Utrechter Generalkapitel einge­ setzt; Koadjutor des Weihbischofs J. de (—>) Ridder; verzichtete wegen der politischen Unruhen im Bistum unter Bischof (—>) Hein­ rich bei Rhein 1527 oder 1528 auf sein Amt; danach Weihbischof in Cambrai; + 30. 9. 1528 Brügge; □ Karmelitenkirche in Brügge. Literatur: J. Fruytier, in: NNBW 6 (1924) 744f. - J. Weijling 292-294 (Lit). Paul Berbee

Heinrich Julius, Herzog von BraunschweigLüneburg-Wolfenbüttel (1564-1613) 1566-1613 1582-1585

Administrator des Bistums Halberstadt Gewählter Bischof von Minden

Heinrich Julius von Braunschweig-LüneburgWolfenbüttel wurde am 15. 10. 1564 auf Schloß Hessen bei Wolfenbüttel als ältester Sohn des Herzogs (—►) Julius von Braun­ schweig-Lüneburg-Wolfenbüttel und dessen Ehefrau Hedwig, einer Tochter des Kurfür­ sten Joachim II. von Brandenburg, geboren. Sein Bruder (—>) Philipp Sigismund wurde 1586 Administrator von Verden und 1591 von Osnabrück. H. erhielt eine sorgfältige Erzie­ hung in Gandersheim; er verfügte über glän­ zende intellektuelle Fähigkeiten, war mu­ sisch begabt und besaß gute Kenntnisse der lateinischen, griechischen und hebräischen Sprache. In späteren Jahren zeigte er ein be­ sonderes Interesse an Rechtsfragen. 1576 wurde er der erste Rektor der Universität Helmstedt. Bereits 1566 wurde H. auf Drängen seines Großvaters, des Herzogs Heinrich d. J., von dem noch zur Hälfte katholischen Halberstädter Domkapitel zum Bischof postuliert. Damit gab das Hochstift seine traditionelle Bindung an das Haus Hohenzollern auf und trat in den weifischen Machtbereich. Die Sicherung sei­ ner reichsrechtlichen Selbständigkeit, die eindeutig katholische Haltung Herzog Hein­ richs d. J. und finanzielle Rücksichten hatten das Domkapitel zur Postulation des weifi­ schen Prinzen veranlaßt. Sie geschah unter der Bedingung, daß H. katholisch erzogen und dem Domkapitel für zwölf Jahre die Lan­ desregierung überlassen werde. Die erste Be­ dingung wurde nicht erfüllt. Verschiedene Versuche von welfischer Seite, die päpstliche Bestätigung zu erhalten, scheiterten vor allem

Heinrich

an der protestantischen Konfession der Her­ zöge Julius und H. Die Sicherung Halber­ stadts bildete in der Folgezeit einen wichti­ gen Grund für die dezidiert kaiserfreundliche Politik beider Herzöge. Als Gregor XIII. 1575 das Domkapitel zur Neuwahl eines katholi­ schen Bischofs aufforderte, konnte Herzog Ju­ lius dies nicht zuletzt wegen seiner guten Be­ ziehungen zum Kaiserhaus verhindern. Am 9. 4. 1578 wurde die bereits von Kaiser Maxi­ milian II. ausgesprochene Mündigkeitserklä­ rung für H. von Rudolf II. erneuert und ihm der Auftrag zur Administration des Hoch­ stiftes erteilt. An das kaiserliche Regalienindult war als Bedingung die päpstliche Admis­ sion geknüpft. Um diese zu erreichen, ließ sich H. am 27. 11. 1578 vom Huysburger Abt Johann von Iburg die Tonsur und die niede­ ren Weihen erteilen, was einen Sturm der Entrüstung unter den evangelischen Reichs­ ständen auslöste. Am 7. 12. 1578 erfolgte H.s Einführung als gewählter Bischof. In den fol­ genden Jahren konsolidierte sich seine Herr­ schaft im Hochstift, wobei er festen Rückhalt am Domkapitel fand. In der Kapitulation vom 30. 5. 1584, die wegen einer beabsichtigten Eheschließung notwendig wurde, mußte er zwar den katholischen Besitzstand im Stift garantieren, die noch ausstehende päpstliche Konfirmation wurde jedoch nicht mehr er­ wähnt. Die ebenfalls in Aussicht gestellte Re­ signation nach sechs Jahren zugunsten seines Bruders Philipp Sigismund hielt H. nicht ein, um seine Stellung im niedersächsischen Reichskreis nicht zu gefährden. 1589 ließ H. entsprechend dem Beschluß des Landtages von Wegeleben (1587) eine Kirchenvisitation auf streng lutherischer Grundlage durchfüh­ ren. Diese zeigte ein für die evangelische Sei­ te befriedigendes Ergebnis. H.s Bemühungen um eine vollständige Durchsetzung der Refor­ mation hatten aber trotz des Mandats vom 23. 2. 1591, das die lutherische Lehre offiziell einführte, nur bedingt Erfolg. 1607 gehörten zu den katholischen Restbeständen im Hoch­ stift noch vier Domherrenstellen, zwei Män­ ner- und zwei Frauenklöster in der Stadt Halberstadt und zwei Männer- und fünf Frau­ enklöster im übrigen Stiftsgebiet. H.s Abwe­ senheit, sein Aufenthalt am Kaiserhof in Prag und seine wachsende Toleranz trugen in der Folgezeit zum Erstarken der katholischen Restgruppen bei. Nach der Resignation (—►) Hermanns von Schaumburg zu Beginn des Jahres 1582 po­ stulierte das Mindener Domkapitel H. zum Bischof. Davon erhoffte es sich eine Unter­ stützung des Hauses Braunschweig-Lüne­ burg-Wolfenbüttel bei der Durchsetzung terri­

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torialer Ansprüche auf Teile der Grafschaft Hoya. H.s Garantieerklärung für das katholi­ sche Bekenntnis bezog sich nur auf den hö­ heren und niederen Klerus und nicht auf die Stiftsbevölkerung. Wegen seiner eindeutig protestantischen Gesinnung erhielt H. weder die päpstliche Zulassung noch die Regalien. Die im Reich zu verzeichnenden Fortschritte der Gegenreformation veranlaßten ihn, für Minden den förmlichen Anschluß an das Augsburger Bekenntnis zu vollziehen. Dies geschah auf der rechtlich zweifelhaften Grundlage des Erlasses vom 12. 3. 1583, der alle Pfarrgeistlichen der landesherrlichen Re­ gierung unterstellte und sie zur Feier des evangelischen Gottesdienstes verpflichtete. Das Edikt, das den Abschluß der Reformation in Minden bedeutete, spiegelte im wesentli­ chen den tatsächlichen konfessionellen Be­ sitzstand wider. Katholisch blieben lediglich der Dom, das Domkapitel und drei Konvente. Am 25. 9. 1585 verzichtete H. nach Abstim­ mung mit Herzog Julius auf das Hochstift. Er hatte erkannt, daß seine Landesherrschaft ohne päpstliche Admission und ohne kaiser­ liche Regalienverleihung zu schwach war und ihm keinen Einfluß auf die Reichspolitik verschaffte. Vor allem aber zwang ihn die be­ absichtigte Eheschließung zum Verzicht, da diese im Unterschied zu Halberstadt vom Mindener Domkapitel nicht toleriert wurde. Am 26. 9. 1585 heiratete H. die sächsische Prinzessin Dorothea, eine Tochter des Kurfür­ sten August. Aus dieser Ehe ging eine Tochter hervor. Nach Dorotheas Tod (1587) heiratete H. am 19. 4. 1590 die dänische Prinzessin Eli­ sabeth, eine Tochter König Friedrichs II. Aus dieser Ehe gingen fünf Söhne und fünf Töch­ ter hervor. Nach dem Tod des Herzogs Julius 1589 trat H. die Regierung im Fürstentum Wolfenbüttel an. Dieses vergrößerte sich in der Folgezeit durch den Anfall der Grafschaften Hohen­ stein, Blankenburg-Regenstein und des weifi­ schen Fürstentums Grubenhagen (1596). 1593 wurde H. Administrator der Abtei Walken­ ried. Die Residenzstadt Wolfenbüttel wurde unter H. durch neue Wohngebiete erweitert und zu einer einheitlichen Festung im Ba­ stionssystem ausgebaut. Zu seinen wichtig­ sten Bauten gehörten die Marienkirche in Wolfenbüttel als erster großangelegter prote­ stantischer Kirchenbau Norddeutschlands und das Helmstedter Universitätsgebäude Juleum. Die Universität nahm während seiner Regierung durch die Berufung bedeutender Gelehrter einen Aufschwung. Die humanisti­ sche Tradition wurde gestärkt und die für das 17. Jh. ungewöhnliche geistige Bewegungs-

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freiheit der theologischen Fakultät grundge­ legt. Der Wolfenbütteler Hof entwickelte sich unter dem kunstsinnigen H., der selbst eine Reihe von Dramen verfaßte, durch die Förde­ rung von Theater und Musik zu einem kultu­ rellen Zentrum. Trotz H.s humanistischer Grundhaltung erreichten die Hexenprozesse in Wolfenbüttel und Halberstadt unter seiner Regierung einen Höhepunkt. Vornehmlich aus wirtschaftlichen Gründen engte er den Lebensraum der Juden ein; 1589 wurde ihnen der Schutz entzogen, 1590 und 1591 erfolgte ihre Ausweisung. Seit seinem Regierungsan­ tritt lag H. im Streit mit der Stadt Braun­ schweig, die sich dem landesherrlichen Zu­ griff zu entziehen suchte und ihm die Huldi­ gung und Steuerzahlung verweigerte. H. strengte ohne Erfolg mehrere Prozesse gegen die Stadt vor dem Reichskammergericht an; wirkungslos blieb auch eine Belagerung 1605. Seine Beauftragung mit der Vollstreckung der Reichsacht gegen Braunschweig und Ausein­ andersetzungen mit den Lüneburger Welfen über Grubenhagen veranlaßten 1607 eine Rei­ se H.s an den Kaiserhof nach Prag. Dort hielt er sich mit kurzen Unterbrechungen bis zu seinem Lebensende auf. Es gelang ihm, das Vertrauen Rudolfs II. zu gewinnen und Ein­ fluß auf die Reichspolitik zu nehmen. 1611 wurde er Direktor des Geheimen Rats. H. hatte Anteil an der Aussöhnung Rudolfs II. mit dessen Bruder Matthias und an der Rege­ lung der böhmischen Konfessionsfrage. Der glänzende Lebensstil H.s, der als einer der frühen Barockfürsten gilt, belastete das Für­ stentum Wolfenbüttel so sehr, daß es am Ende seiner Regierungszeit in erhebliche wirt­ schaftliche Schwierigkeiten geriet. H. starb am 20./30. 7. 1613 in Prag. Er wurde in der Fürstengruft unter dem Chor der Marienkir­ che in Wolfenbüttel beigesetzt. Literatur: E. Bodemann, Die Weihe und Einführung des Herzogs Heinrich Julius von Braunschweig als Bischof von Halberstadt und die damit verbunde­ nen Streitigkeiten 1578-1580, in: ZHVNS (1878) 239-297. - F. Spehr, in: ADB 11 (1880) 500-505. W. Langenbeck, Geschichte der Reformation des Stiftes Halberstadt (Göttingen 1886). - W. Schröder 524-528. - R. Schwarz 53f. - A. Eckhardt, in: NDB 8 (1969) 352-354. - E Schrader, Restbestände. - G. May 127, 284-286. - C. Römer, Wolfenbüttel und Halberstadt unter Herzog Heinrich Julius im Rah­ men der mitteleuropäischen Konstellationen 15661613, in: D. Brosius-M. Last (Hg.), Beiträge zur nie­ dersächsischen Landesgeschichte. FS Hans Patze (Hildesheim 1984) 165-180. - H. Nordsiek 54-70. A. Schröer, Erneuerung I, 64-68 u. ö. - R. Witte, Heinrich Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel (1564-1613). Eine bemerkenswerte Herrschergestalt am Vorabend des 30jährigen Krieges, in: JGNKG 88 (1990) 125-145. - H. J. Brandt-K. Hengst, Minden

61f. - H. Lietzmann, Herzog Heinrich Julius zu Braunschweig und Lüneburg (1564-1613). Persön­ lichkeit und Wirken für Kaiser und Reich (Langen­ hagen 1993). Hans-Georg Aschoff

Heinrich von Bourbon-Verneuil (Henri de Bourbon-Verneuil) (1600-1682) 1612-1652

Bischof von Metz

Heinrich von Bourbon-Verneuil wurde im Jahre 1600 als außerehelicher Sohn des fran­ zösischen Königs Heinrich IV. und der Mar­ quise de Verneuil geboren. Nach dem Tod des Metzer Bischofs (—>) Karl von Lothringen bat Heinrich IV das Domkapitel, seinen Sohn als Nachfolger zu postulieren. Die Wähler ent­ sprachen zwar diesem Wunsch, doch ver­ sagte Papst Paul V. dem Postulierten die erforderlichen Dispensen. Man einigte sich schließlich auf einen Kompromiß, indem das Bistum dem bereits betagten Kardinal A. d. (-*) Givry verliehen, H. die künftige Nachfol­ ge und vorerst eine Pension aus der bischöfli­ chen Mensa von Metz zugesichert wurde. Dieses ungewöhnliche Verfahren verschlei­ erte kaum die Meinungsverschiedenheiten zwischen französischem und römischem Hof wegen des Besetzungsrechtes des Bistums. Der Papst nahm dieses für sich in Anspruch, konnte dafür aber keinen Beweis erbringen, da das Haus Lothringen seit einem Jahrhun­ dert Metz als Familiendomäne behandelte. Das Kapitel betonte dagegen sein Wahlrecht, da Metz Glied der Reichskirche sei. Der fran­ zösische König wiederum wollte die drei lo­ thringischen Bistümer wie alle französischen Bistümer gemäß dem Konkordat von 1516 aufgrund seines Nominationsrechtes beset­ zen. Da der Rechtsstatus der Städte Metz, Toul und Verdun nicht vertraglich geregelt war, galten sie nicht als königlich. Neben al­ len ungeklärten Fragen war freilich die Aus­ schaltung Lothringens offenkundig. Die No­ mination H.s bzw. die Klarstellung seines An­ spruchs auf das Bistum bedeutete nämlich, daß Frankreich auf lothringischem Boden stand. Die Neubesetzung des Bistums war da­ her von grundsätzlicher politischer Bedeu­ tung, und sie gewann noch mehr an Gewicht, weil (—>) Leopold von Österreich seit 1608 das Bistum Straßburg innehatte. Auf religiösem Gebiet war die Bestellung H.s zum Bischof von geringer Bedeutung. Seit 1612 standen Orden, Spiritualität und reli­ giöse Unterweisung unter starkem Einfluß von Paris her. Mit H. hatte dies wenig zu tun.

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Heinrich Die Last der geistlichen Leitung lag vielmehr stärker als je zuvor beim jeweiligen Weihbi­ schof. Dabei handelte es sich um A. (—>) Valladier, N. (—►) Coeffeteau, E. d. (-*) Puget und M. (—►) Meurisse. Vor allem Coeffeteau und Meurisse nahmen ihre Aufgabe mit Würde wahr und gaben der Diözese in wenigen Jah­ ren ein neues Gesicht. H. selbst dagegen been­ dete seinen Episkopat so ungewöhnlich, wie er ihn begonnen hatte, nämlich aus Gründen der Staatsräson. Im Jahre 1652 resignierte er das Bistum zugunsten von Kardinal Julius Mazzarin. Er gab den geistlichen Stand auf, lebte seitdem bei Hof und heiratete 1668 Charlotte, eine Tochter des Kanzlers Seguier. H. starb am 28. 3. 1682 auf seinem Schloß Verneuil. Literatur: A. Calmet VI, 698-704. - G. Allemang, in: DHGE 10 (1938) 119f. - H. Tribout de Morembert, Metz 111-118. - G. Michaux. - L. Chatellier, Lo­ thringen, Metz, Toul, Verdun, in: A. Schindling-W. Ziegler V, 96-122.

Louis Chätellier

Heinrich, Graf von Schaumburg (+ 1508)

1473-1508

Bischof von Minden

Heinrich von Schaumburg war der fünfte Sohn des Grafen Otto II. von HolsteinSchaumburg und dessen Ehefrau Elisabeth, Gräfin von Honstein. Sein älterer Bruder (—>) Ernst v. S. wurde Bischof von Hildesheim, sein jüngerer Bruder Bernhard Dompropst in Hamburg. H. studierte in Köln und erwarb hier, in Münster und Hildesheim (1472) Dompräbenden; er war außerdem Kanonikus an St. Gereon in Köln und seit 1464 Propst von St. Mauritius in Hildesheim. Am 6. 5. 1473 wählte ihn das Mindener Domkapitel zum Bi­ schof. Die päpstliche Bestätigung erhielt er am 30. 7. 1473. H. hatte sich gegen einen Sohn des Grafen Gerhard von Oldenburg durchgesetzt, den sein Vorgänger A. v. (—>) Hoya ohne Zustimmung des Kapitels als Nachfolger vorgesehen hatte. Am 20. 3. 1474 wurde H. in Petershagen zum Priester ge­ weiht; die Konsekration unter Mitwirkung des Osnabrücker Weihbischofs G. (—>) Yerwerd erfolgte am 1. 5. im Augustiner-Chor­ herrenstift Möllenbeck.

H. bemühte sich um freundschaftliche Bezie­ hungen zu den benachbarten Fürsten. Unter ihm erlebte das Stift Minden eine längere Friedensperiode. Aufgrund seiner Familien­ zugehörigkeit kam es kaum zu Konflikten mit der benachbarten Grafschaft Schaumburg. H.s Finanzpolitik verminderte die auf dem Stift

lastenden Schulden. Es gelang ihm jedoch nicht, seine durch das Domkapitel und die Landstände beschränkte Landesherrschaft wesentlich auszuweiten und das Autonomie­ streben der Stadt Minden einzudämmen. Ver­ suchen des Domkapitels, einen Sohn Herzog Heinrichs d. Ä. von Braunschweig-Wolfen­ büttel zum Koadjutor H.s zu bestimmen, konnte dieser sich 1500 erfolgreich widerset­ zen.

Auch im kirchlichen Bereich blieb die Auto­ rität von H. schwach. So war er nicht in der Lage, 1493 den Streit um das Mindener Dom­ dekanat, der fast zu einem Aufstand in der Stadt führte, beizulegen. Eine Niederlassung der Herforder Franziskaner kam trotz H.s Un­ terstützung in Minden nicht zustande. Als Weihbischöfe fungierten während seiner Re­ gierungszeit J. (—>) Tideln und J. (—>) Gropengeter. H. visitierte persönlich die Klöster, gründete Pfarreien (Blasheim 1493) .und be­ mühte sich mit Erfolg um Reformen im Augu­ stiner-Nonnenkloster Obernkirchen (1474) und im Mindener Dominikanerkloster. 1491 ließ er für sein Bistum in Nürnberg das erste Brevier drucken. Dennoch fehlte ihm ein tie­ feres Verständnis für die drängenden Reform­ anliegen. Sein Tod infolge syphilitischer Er­ krankung läßt auf einen ungeistlichen Le­ benswandel schließen. H. starb am 25. 1. 1508 in Petershagen. Er wurde im Mindener Dom beigesetzt. Literatur: W. Schröder 386-404. - A. Schröer, Ver­ fassung I, 91-94. - H. J. Brandt-K. Hengst, Minden 53f. Hans-Georg Aschoff

Heinrich, Herzog von Lothringen-Vaudemont (Henri de Lorraine-Vaudemont) (um 1435-1505) 1447-1485 1485-1505

Bischof von Therouanne Bischof von Metz

Heinrich von Lothringen-Vaudemont war der zweite Sohn des Ferry v. L. und der Margue­ rite, Gräfin von Vaudemont. Früh für den geistlichen Stand bestimmt, wurde er schon 1441 Domherr von Toul und Metz und zum Studium nach Paris geschickt. Er wurde 1447 Bischof von Therouanne in Flandern. Wie viele Prälaten seiner Zeit widmete er sich der Verwaltung des Familienbesitzes während der Minderjährigkeit der Erben oder bei Ab­ wesenheit der Inhaber. So verwaltete er seit 1468 die Grafschaft Vaudemont.

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Heinrich

Vier Tage nach dem Tod des Metzer Bischofs (—>) Georg von Baden wurde H. am 15. 10. 1484 zu dessen Nachfolger postuliert. Damit begann für die Kirche von Metz die über ein­ hundertjährige Herrschaft des Hauses Loth­ ringen. H. war lediglich dessen Instrument, und die Zügel der Macht lagen in den Hän­ den seines Neffen, des Herzogs Rene II. Die­ ser hatte, als sich Georgs Ende abzeichnete, Truppen an die Grenzen des Hochstiftes beor­ dert und seine Vertreter nach Metz entsandt, um auf die Domherren einzuwirken. Diesen wurde für den Fall, daß sie sich dem Wunsch des Herzogs fügten, der Erlaß ihrer Schulden in Aussicht gestellt. Die Drohungen und die damit verbundenen Versprechungen führten zum Erfolg, und die Wahl fiel unter Ignorie­ rung der Bestimmungen des Wiener Konkor­ dates auf H. Ohne Druck hätten sich die Wäh­ ler, der Adel und die Bürgerschaft wohl kaum für einen Prinzen aus dem Hause Lothringen entschieden, denn sie fürchteten, daß das übermächtige Herzoghaus seine Interessen zu Lasten von Stadt und Hochstift Metz verfol­ gen würde (Calmet). Die Translation H.s folg­ te am 6. 5. 1485. Die eigentlichen Absichten Renes zeigten sich Jahre später, als H. sich um einen Koadjutor bemühte. Rene setzte nämlich ohne große Mühe durch, daß die Wahl auf seinen Sohn (—>) Johannes fiel. Das Domkapitel zeigte sich diesmal gefügig und postulierte 1501 widerstandslos den kaum dreijährigen Prinzen. Am 26. 7. 1501 resi­ gnierte H. das Bistum zu dessen Gunsten, sollte aber Administrator bleiben, bis der Po­ stulierte sein 20. Lebensjahr erreicht hatte. H. unternahm kaum etwas für die Kirche von Metz. Es scheint sogar, daß er sie nicht ein­ mal aufgesucht hat. Unter seinem Episkopat kam es allerdings zum Abschluß des Dom­ baues. Damals entstanden der Chor und die beiden Seitenkapellen Notre-Dame und SaintNicolas. Dies war ein Verdienst des Domkapi­ tels, das die Kosten im wesentlichen auf­ brachte, während H. sich mit einem Beitrag beteiligte. Die Bemühungen um größere Re­ geltreue der Metzer Benediktiner (1499) gin­ gen von den Generalvikaren aus.

H. lebte auf Schloß Joinville in der Erzdiözese Reims. Dort verstarb er am 20. 10. 1505. Er wurde in der dortigen Kollegiatskirche beige­ setzt. Literatur: M. Meurisse. - A. Calmet V, 574-580. - H. TYibout de Morembert, Metz 96-102. - G. Poull, La maison ducale de Lorraine, devenue la Maison im­ periale et royale d’Autriche, de Hongrie et de Bo­ heme (Nancy 1991) 183. Louis Chätellier

Heinrich, Herzog von Sachsen-Lauenburg (1550-1585)

1567-1585 1574-1585 1577-1585

Administrator des Erzbistums Bremen Administrator des Bistums Osnabrück Administrator des Bistums Paderborn

Heinrich von Sachsen-Lauenburg wurde am 11. 11. 1550 als Sohn des Herzogs Franz I. von Sachsen-Lauenburg und der Sibylla, Tochter des Herzogs Heinrich von SachsenFreiberg, geboren. Früh für den geistlichen Stand bestimmt, verbrachte er seine Studien­ zeit in Köln, wo er bepfründet war und als Freund des späteren Kölner Erzbischofs G. (—>) Truchseß von Waldburg galt. Als sich nach dem Tod des Bremer Erzbischofs (—>) Georg von Braunschweig-Lüneburg-Wolfen­ büttel abermals weifische Prinzen, aber auch ein Mecklenburger um den Erzstuhl bewar­ ben, gab das Domkapitel seine Stimme dem Lauenburger und postulierte am 17. 2. 1567 den erst Siebzehnjährigen. Damit erhielt das Erzstift erstmals einen aus lutherischem Hause stammenden Erzbischof. Maßgebend für die Wahl des Kapitels waren territorialpo­ litische Überlegungen und Abmachungen mit H.s Vater. Denn das in den beiden Wurster Kriegen 1517 und 1524-25 von Erzbischof (-*) Christoph von Braunschweig-LüneburgWolfenbüttel dem Erzstift gewaltsam einge­ gliederte Land Wursten war noch immer - zuletzt vor dem Reichskammergericht zwischen dem Herzog von Lauenburg und dem Erzstift umstritten. Mit der Wahl H.s handelte sich das Domkapitel im Gegenzug den Verzicht des Herzogs Franz von SachsenLauenburg für sich und seine Nachkommen auf das Land Wursten aus, welches nun end­ gültig als dem Erzstift zugehörig anerkannt wurde. H. versuchte vergeblich, die päpstliche Aner­ kennung zu erlangen. Sie wurde ihm bereits 1568 mit der Begründung verweigert, daß an seiner katholischen Überzeugung ernste Zweifel bestünden. Seine Absicht, sich nach Rom zu begeben und dort seine Konfirmation zu betreiben, konnte H. nicht verwirklichen. Statt dessen schaltete er 1573 den päpstli­ chen Nuntius Kaspar Gropper in Köln ein und ließ ihn bitten, einen Informativprozeß durchzuführen. Der für den Lauenburger gün­ stige Ausgang dieses Prozesses, bei dem sich namhafte Zeugen aus dem Kölner Umfeld des inzwischen (1572) zum Subdiakon geweihten Elekten für diesen verwandten, führte zu ei­ nem Stimmungsumschwung an der Kurie,

Heinrich

der freilich nicht lange anhielt. Unterdessen wurde der Lauenburger 1574 auch vom mehr­ heitlich katholischen Osnabrücker Domkapi­ tel postuliert. Er verpflichtete sich, die alte Kirche im Osnabrücker Stift zu schützen, den Religionsfrieden nicht zu brechen, das Stift nicht in eine weltliche Herrschaft umzuwan­ deln und nicht zu heiraten. Weil er aber bei der Ablegung der Professio fidei Tridentina Vorbehalte zu Protokoll gab, und zwar mit Rücksicht auf die ehedem den weltlichen Ständen im Erzstift Bremen gegebenen Zusa­ gen bezüglich Wahrung der Confessio Augu­ stana, und weil inzwischen ungünstige Nach­ richten über seinen Lebenswandel nach Rom gelangt waren, erhielt er auch diesmal nicht die päpstliche Konfirmation, wohl aber vom Domkapitel die Regierungsgeschäfte und von Kaiser Maximilian II., wie schon zuvor für Bremen, so auch für Osnabrück, die Regalien in Form eines Administrationsindultes. Ver­ suche H.s, auch in den Besitz Münsters zu ge­ langen, wo durch das Wirken Bischof J.s v. (-*) Hoya die katholische Reform einige Fort­ schritte gemacht hatte, führten dort nach Jo­ hanns Tod 1574 zu einem jahrelangen Ringen zwischen einer dem Protestantismus und so­ mit H. zuneigenden Partei und der auf die Nachfolge zunächst des (—*) Johann Wilhelm von Jülich-Kleve-Berg, dann (-*) Ernsts von Bayern setzenden katholischen Gegenpartei im Domkapitel. Nach einer zwiespältigen Wahl und einem darüber 1577 offen ausge­ brochenen Streit griff die Kurie ein und bestä­ tigte die ältere Postulation Johann Wilhelms, indem sie diesen 1579 für die Dauer von drei Jahren zum weltlichen Administrator des Hochstiftes ernannte. Damit waren die Chan­ cen für H. dahin und der Weg für eine spätere Wahl Ernsts geebnet. Mehr Glück hatte H. im Hochstift Paderborn. War er dort noch 1574 trotz gewichtiger Für­ sprache dem Kölner Erzbischof S. v. (—>) Isen­ burg unterlegen, so empfahl gerade dieser, als er 1577 auf seine geistlichen Stifte zugunsten einer Erbfolge in seinem weltlichen Territori­ um verzichtete, H. als Nachfolger in Pader­ born. Im Gegenzug hierzu sicherte sich Isen­ burg die Zustimmung H.s, der auch wahlbe­ rechtigter Domherr in Köln war, zur Wahl des von ihm wie auch von der römischen Kurie favorisierten Ernst von Bayern zum Erzbi­ schof von Köln. Die Kurie widersetzte sich einer Kandidatur H.s für Paderborn; er galt in Rom als Luthera­ ner, zumal er sich inzwischen 1575 in Hagen bei Bremen insgeheim mit der Kölnerin Anna von Broich hatte trauen lassen. Erzbischof

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Isenburg betrieb dennoch weiter H.s Kandida­ tur, indem er landesfürstliche Qualitäten über geistliche Mängel stellte; diese sollten durch Berufung eines Weihbischofs ausgeglichen werden. Am 14. 10. 1577 erfolgte die Postula­ tion durch die Mehrheit des Paderborner Ka­ pitels. Abermals bemühte sich H. um die päpstliche Admission, doch wurde sein Ge­ such wie die früheren abgelehnt, dieses Mal nach Beratungen in der von Papst Gregor XIII. eingesetzten Congregatio Germanica. Aber wiederum erlangte H., diesmal von Kaiser Rudolf II., ein Regalienindult und stand, im Besitz der Stifte Bremen, Osnabrück und Pad­ erborn, nun auf dem Höhepunkt seiner Macht. Befürchtungen, er könne versuchen, aus seinen Stiften ein großes Erbfürstentum herzustellen, bewahrheiteten sich nicht. Das lag daran, daß H. eine nur kurze Lebensspan­ ne vergönnt war. Außerdem war die politi­ sche und konfessionelle Entwicklung in den einzelnen Stiften zu unterschiedlich.

Das Erzstift Bremen - dort hielt H. sich vor­ zugsweise auf, und zwar in seiner Residenz Bremervörde, - blieb während seiner Regie­ rungszeit von außenpolitischen Verwicklun­ gen verschont. Das gab H. die Möglichkeit, sein Territorium im Innern auszubauen, ver­ lorene Pfarrgüter zurückzuerwerben und auf dem Gebiet des Rechtswesens Reformen durchzuführen. Der traditionelle Gegensatz zwischen der nach völliger Unabhängigkeit strebenden Stadt Bremen und dem Erzbischof beeinträchtigte dessen Einflußmöglichkeiten dort. So blieben seine Interventionen zugun­ sten der Lutheraner gegen das Vordringen der calvinistischen Lehre in der Stadt wirkungs­ los; das reformierte Bekenntnis setzte sich ge­ gen den lutherischen Landesherrn durch, und gegen Ende des Jahrhunderts war Bre­ men eine reformierte Stadt. In den übrigen Teilen des Erzstifts konnten calvinistische Regungen wieder zurückgedrängt werden, die lutherische Prägung blieb dort erhalten. Die Mehrzahl der Klöster im Erzstift war in­ zwischen ebenfalls protestantisch. Lediglich die Benediktinerabtei Harsefeld sowie die benediktinischen Frauenklöster Altkloster und Neukloster bei Buxtehude sowie in Zeven waren noch katholisch. Im Hochstift Osnabrück führte die Wahl H.s zu einem Stillstand der unter seinem Vorgän­ ger Johann eingeleiteten maßvollen Refor­ men, wenn H. sich auch in Einzelfällen, wie bei der Reform der Prämonstratenserabtei Clarholz, für den Erhalt des katholischen Be­ kenntnisses und die Wahrung der Gemein­ schaft mit dem Gesamtorden einsetzte. Weil

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H. durch seine Wahlkapitulation gehindert war, die Reformation nach seinen Vorstellun­ gen voranzutreiben, andererseits das Domka­ pitel sich indifferent verhielt und sich nicht oder nicht genügend für die katholische Er­ neuerung einsetzte, kam es - anders als in den meisten übrigen Territorien - in Osna­ brück unter H. (und auch unter seinen beiden Nachfolgern) noch nicht zu einer konfessio­ nellen Ausprägung des kirchlichen Lebens; diese blieb bis ins 17. Jh. aufgeschoben. Zahl­ reiche Hexenprozesse, die in Osnabrück wäh­ rend der Regierungszeit H.s geführt wurden, standen wohl nicht mit den konfessionellen Fragen in Zusammenhang, sondern waren eher Ausdruck von Konflikten zwischen städ­ tischer und landesherrlicher Gerichtsbarkeit. Im Hochstift Paderborn sah sich H. anderen Gegebenheiten gegenüber. Zwar hatte er auch dort keines der in seiner Wahlkapitulation ge­ gebenen Versprechen (Empfang der Weihe, Einholung der päpstlichen Konfirmation, Er­ halt des Stifts bei der katholischen Lehre, Be­ stellung eines Weihbischofs u. a. m.) erfüllt oder erfüllen können; vielmehr stellte er of­ fen seine lutherische Einstellung zur Schau, so, als er beim feierlichen Einzug in seine Bi­ schofsstadt die ihm angetraute Anna von Broich an seiner Seite mitführte. Ganz unver­ kennbar erstarkte die lutherische Reformation unter H. in Stadt und Hochstift wie nie zuvor. Doch anders als in Osnabrück und erst recht als in Bremen erwuchs H. in Paderborn eine starke katholische Opposition, die ihr Zen­ trum im katholischen Teil des Domkapitels unter Führung des Dompropstes D. v. (—>) Fürstenberg hatte. Ihr gelang es, durch Einzel­ maßnahmen das Überleben des Katholizis­ mus zu sichern und sein künftiges Erstarken vorzubereiten. 1580 setzte das Domkapitel durch Änderung seiner Statuten fest, daß künftig ein Kanonikat nur erlangen konnte, wer zuvor die Professio fidei Tridentina abge­ legt hatte. Darüber hinaus wurden Absolven­ ten des römischen Collegium Germanicum ins Kapitel zugewählt. Auch beriefen die Domherren Jesuiten nach Paderborn, was H. - der sich vergleichsweise selten im Pader­ borner Stift aufhielt - vergeblich zu verhin­ dern suchte. Überdies setzten die Paderbor­ ner Domherren dem stets hinhaltend taktie­ renden H. fortwährend mit der Forderung zu, die Konfirmation zu erwirken und gemahn­ ten ihn an seine Wahlkapitulation. Als H. schließlich noch in die Kölner Wirren des mit ihm befreundeten Truchseß von Waldburg verwickelt wurde, drohte auch ihm die Ab­ setzung. Entsprechende Überlegungen wur­ den in der Kölner Nuntiatur angestellt. Da

setzte ein Sturz vom Pferd, dessen Folgen H. nicht überstand, seinem Leben ein unerwar­ tet frühes Ende. H. starb am 23. 4. / 3. 5. 1585 in Bremervörde. Dort wurde er auch beige­ setzt. Literatur: H. Forst, Heinrich von Sachsen-Lauen­ burg, Erzbischof von Bremen, Bischof von Osna­ brück und Paderborn in seinen Beziehungen zur Rö­ mischen Kurie, in: MVGLO 18 (1893) 15-102. - H. Wohltmann, in: NDB 8 (1969) 354 (Lit.). - J. Meier, Heinrich von Lauenburg als Fürstbischof von Osna­ brück und Paderborn zwischen Reformation und ka­ tholischer Reform, in: P.-W. Scheele (Hg.), Paderbornensis Ecclesia. Beiträge zur Geschichte des Erzbis­ tums Paderborn. FS Lorenz Kardinal Jäger (Pader­ born 1972) 245-266. - H. J. Brandt-K. Hengst, Bischöfe 218-220. - A. Schröer, Erneuerung I, 102108, 178-191, 437f. u. ö. - H.-G. Aschoff, Bremen, in: A. Schindling-W. Ziegler III, 44-57. - R. v. Oer, Münster, in: ebd. 108-129. - Th. Rohm, Osnabrück, in: ebd. 130-147. - J. Meier, Paderborn, in: ebd. 148-161. - H.-G. Aschoff, Dynastische Interessen in westfälischen und niedersächsischen Bistümern während des 15. und 16. Jahrhunderts, in: RQ 87 (1992)236-251. Michael Reimann

Heinrich, Pfalzgraf bei Rhein (1487-1552)

1521-1552 1524

1526-1529 1533-1552 1540

1541-1552

Propst von Ellwangen Koadjutor des Bischofs von Worms Bischof von Utrecht Administrator des Bistums Worms Koadjutor des Bischofs von Frei­ sing Bischof von Freising

Heinrich wurde am 14. 2. 1487 als sechster Sohn von insgesamt 14 Kindern des pfälzi­ schen Kurfürsten Philipp des Aufrichtigen (1448-1508, Kurfürst seit 1476) und der Mar­ garete von Bayern-Landshut (t 1501) in Hei­ delberg geboren. Mehrere seiner acht Brüder erreichten hohe geistliche Ämter: (-*) Rup­ recht und (—>) Philipp waren Bischof von Freising, (—>) Georg Bischof von Speyer und (—>) Johann Bischof von Regensburg. Äuch H. wurde bereits im jungen Alter für den geistli­ chen Stand bestimmt. 1499-1512 ist er als Propst des Mainzer Stiftes St. Alban nach­ weisbar. Aufnahme in ein Domkapitel dürfte er vor 1506 erstmals in Straßburg gefunden haben. Ein Versuch seines Vaters, ihn oder ei­ nen seiner Brüder dort 1506 als Nachfolger seines verstorbenen Verwandten (—►) Al­ brecht wählen zu lassen, scheiterte. Im Straß­ burger Domkapitel läßt er sich 1514 als Camerarius nach weisen. Am 10. 3. 1518 erhielt er

Heinrich

durch päpstliche Verleihung die nach dem Tode des Pfalzgrafen Friedrich von SimmernSponheim vakante Straßburger Dompropstei. Pfründen an anderen Domkapiteln folgten: Durch Resignation seines Bruders Philipp fand er 1508 Aufnahme in Köln. Dieses Kano­ nikat behielt er bis zu seinem Tod. 1523 er­ hielt er in Eichstätt das Kanonikat des kurz zuvor verstorbenen Bernhard von Waldkirch, das er 1527 „ad manus pontificias“ resi­ gnierte. Auch in Augsburg folgte er 1523 Bernhard im Besitz einer Pfründe, auf die er schon 1524 zugunsten des Jakob von Stadion verzichtete. Dafür gelangte er 1525 aufgrund der preces primariae imperiales in das Frei­ singer Domkapitel. Diese Pfründe trat er eben­ falls schon 1526 an Johann von Fleckenstein ab. Auch an anderen Stiftskapiteln gelangte H. zu Würden. Am Aachener Marienstift ist er 1510-18 als Propst nachweisbar. 1519/21 überließ ihm Albrecht Thumb von Neuburg mit päpstlicher Zustimmung die Propstei Ell­ wangen gegen eine jährliche Pension. Eine Auseinandersetzung mit dem vom Ellwanger Kapitel gewählten Johann von Gültingen konnte H. ebenfalls für sich entscheiden. Er behielt die Pfründe bis zu seinem Tod, be­ stellte aber 1545 den Deutschordensmeister Wolfgang Schutzbar, gen. Milchling, zu sei­ nem Nachfolger. Im Gegensatz zu den Nach­ richten über seinen Pfründenbesitz ist für H. ein Studiennachweis nur aus dem Jahr 1510 an der Universität Heidelberg erhalten. Die Immatrikulation diente wohl der Ableistung des für Köln vorgeschriebenen Bienniums. Ein eventueller früherer Universitätsbesuch in Mainz läßt sich wegen der dort fehlenden Matrikel nicht nachweisen.

1514 versuchte Kurfürst Ludwig V., H. oder einem anderen seiner geistlichen Brüder die Nachfolge U.s v. (—>) Gemmingen als Erzbi­ schof von Mainz zu verschaffen, und er­ schien zu diesem Zweck sogar persönlich in einer eigens anberaumten Kapitelssitzung. Da er die Wahl (—>) Albrechts von Brandenburg nicht verhindern konnte, plante er, bei des­ sen eventuellem Verzicht auf das Erzbistum Magdeburg die sächsischen Herzöge für die Kandidatur eines Pfälzers zu gewinnen. Schlugen diese Pläne auch fehl, so ermög­ lichte doch die Abhängigkeit des Bistums Worms von der rheinischen Pfalzgrafschaft den nächsten Schritt in H.s geistlicher Lauf­ bahn. Am 17. 4. 1523 hatte Papst Hadrian VI. den auf Empfehlung R.s v. (—>) Rüppurr vom Domkapitel als Koadjutor postulierten Ph. v. (—>) Fiersheim bestätigt. Doch unter dem Druck des pfälzischen Kurfürsten mußte der Elekt, der sich schon 1513 in Speyer gegen 24 Lexikon

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H.s Bruder Georg nicht hatte durchsetzen können, am 18. 12. erneut zugunsten eines Pfalzgrafen verzichten. An seiner Stelle er­ hielt am 16. 3. 1524 H. die päpstliche Bestäti­ gung als Koadjutor. Er war zu diesem Zeit­ punkt Subdiakon. Die Bischofsweihe erhielt er nie. In der Übertragung seines 1527 resi­ gnierten Eichstätter Kanonikates an Fiers­ heim im Jahre 1529 kann man eine späte Ent­ schädigung für dessen Wormser Verzicht se­ hen.

Als am 7. 4. 1524 der Bischof von Utrecht, (—>) Philipp von Burgund, starb, bekundete H. sein Interesse für die Nachfolge. Nach sei­ ner Wahl am 6. 5. verpflichteten sich die Pfalzgrafen Papst Clemens VII. gegenüber zum bewaffneten Vorgehen gegen die wach­ sende Anhängerschaft Luthers in Worms.

Der Stuhl von Utrecht war seit 1455 fest in den Händen des burgundisch-habsburgi­ schen Hauses. Da aber Kaiser Karl V. in einen Krieg mit Franz I. von Frankreich verwickelt war, zeigte er sich diesmal mit jedem Kandi­ daten einverstanden, falls dieser nur kein An­ hänger des Herzogs von Geldern war. Bei der Bischofswahl der fünf Utrechter Kapitel am 6. 5. 1524 gab der Einfluß der Stände im Utrechter Stift den Ausschlag. So wurde nicht der kaiserliche Kandidat, der Lütticher Bischof E. v. d. (—►) Mark, sondern H. ge­ wählt. Von seiner relativ neutralen Stellung erhofften sich die Stände eine Beendigung

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der Kriegssituation im Stift. H. war weder eine Figur Habsburgs noch ein Parteigänger des Herzogs von Geldern. Auch diesmal un­ terstützte Kurfürst Ludwig V. seine Kandida­ tur, mit ihm H. zu (—>) Wied, Erzbischof von Köln, und der Herzog von Kleve. Noch bevor die päpstliche Bestätigung vorlag, zog H. am 21. 9. 1524 auf Bitte der Stände des Stifts und der Kapitel feierlich in Utrecht ein. Sie begründeten die voreilige Installation mit dem Krieg zwischen Habsburg und Geldern, der einen handlungsfähigen Landesherrn er­ fordere. Erst zwei Jahre später erhielt H. die päpstliche Bestätigung und wiederholte am 5. 10. 1526 den Einzug.

In Wirklichkeit war die Handlungsfähigkeit H.s sehr beschränkt: Die geistliche Jurisdik­ tion im Bistum lag seit jeher in den Händen der Utrechter Kapitel; gegen Habsburg und Geldern konnte H. sich aus finanziellen Gründen nicht durchsetzen; fast alle Festun­ gen im Stift waren verpfändet und außerhalb seiner Kontrolle. Wohl gelang es ihm, Karl von Geldern im Dezember 1524 zum Verzicht auf seine Ansprüche auf das Oberstift zu be­ wegen. Doch das Eintreiben der dafür benö­ tigten Abfindungssumme löste 1525 in Ut­ recht einen Gildenaufruhr aus. Dadurch ver­ lor H. 1526 die Herrschaft über Utrecht und das Niederstift. Er war machtlos, als die Utrechter im August 1527 geldersche Trup­ pen in ihre Stadt einließen. Als diese auch das Oberstift erneut besetzten, wandte H. sich in seiner Ohnmacht an die habsburgische Re­ gierung in Brüssel. Kaiser Karl V. war damals bereits Herzog von Brabant und Graf von Hol­ land. Nun nutzte er die Gelegenheit, das Stift, das bis dahin den landesherrlichen Besitz der Utrechter Bischöfe bildete, definitiv seinem Reich einzuverleiben. Er sagte finanzielle Un­ terstützung zu, verlangte aber dafür die Temporalien des Bistums. In seiner Not beugte sich H. am 15. 11. 1527 im Vertrag von Schoonhoven dieser Forderung.

So verloren die Bischöfe von Utrecht ihre weltliche Macht und damit ihren Einfluß auf die nordniederländische Territorialpolitik. Deshalb war ihr Amt auch nicht länger ein Anlaß zum Streit der benachbarten Adelsge­ schlechter. Im Januar 1528 anerkannten die Stände des Oberstiftes Karl V. als Landes­ herrn. Am 12. 2. 1528 übertrug H. dem Her­ zog von Brabant und Grafen von Holland - d. h. dem Kaiser - für immer die Temporalien des Bistums (Vertrag von Dordrecht). Zu­ gleich legte er das Bischofsamt nieder („in die Hände des Papstes zur Nomination des Kai­ sers“). Daraufhin besetzten habsburgische

Truppen das Stift und vertrieben die Besat­ zungsmacht Geldern. Im Friedensvertrag von Gorinchem vom 3. 10. 1528 wurde auch der Herzog von Geldern gezwungen, den Kaiser als Landesherrn über das Stift anzuerkennen.

Papst Clemens VII. verweigerte dem kaiserli­ chen Usurpationsakt zunächst die Bestäti­ gung, doch blieb ihm angesichts der Plünde­ rung Roms („Sacco di Roma“) keine Wahl. Am 20. 8. 1529 ratifizierte er den Dordrechter Vertrag und verlieh Karl V. und seinen Nach­ folgern als Herzögen von Brabant und Grafen von Holland das Nominationsrecht. Die fünf Utrechter Kapitel wurden verpflichtet, von nun an die habsburgischen Bischofskandida­ ten zu wählen. So wurde der Utrechter Bi­ schof definitiv zur Figur der habsburgischen Politik.

Während H.s Aufenthalt in Utrecht verschärf­ ten sich in Worms die Spannungen zwischen Bürgerschaft und Klerus. Abneigung gegen den Klerus und gegen die bischöfliche Stadt­ herrschaft ließen den Rat immer deutlicher Sympathien zur Lehre Luthers bekunden. Beim Ausbruch der Bauernrevolten von 1525 gab er seine zögernde Haltung endgültig auf und nötigte den Klerus zum Verzicht auf wichtige Privilegien. Die Dominikanerinnen­ klöster Himmelskron und Liebenau sowie das Stift St. Cyriakus in Neuhausen bei Worms fielen den Plünderungen zum Opfer. Der Au­ gustinerkonvent von Kirschgarten in der Wormser Vorstadt wurde vom Rat der Stadt zum Verzicht auf sein Kloster gezwungen, das dann in Flammen aufging. Auch andere Or­ denshäuser gingen vorübergehend in städti­ schen Besitz über. Der Sieg des Pfalzgrafen über das Heer der Bauern bei Pfeddersheim am 23. bis 25. 6. änderte die Lage jedoch von Grund auf. Nachdem H. als Propst von Ell­ wangen im gleichen Jahr mehrere Anhänger der neuen Lehre hatte hinrichten lassen, war auch in Worms ein scharfes Durchgreifen zu erwarten. Erste Maßnahmen schienen das zu bestätigen. Aus fast allen Wormser Kirchen wurde die evangelische Predigt verbannt. H. forderte ferner die Auslieferung eines Prie­ sters, der sich an den Unruhen beteiligt hatte, doch verfügte er in Worms nicht über die glei­ che Machtposition wie in Ellwangen. Sein Statthalter Dr. Wolfgang von Affenstein ver­ handelte daher mit den Vertretern des Rates über die Neugestaltung der städtischen Ver­ fassung. In dem 1526 unter pfalzgräflicher Vermittlung geschlossenen Vertrag, der das Verhältnis von Bischof und Rat bis zum Ende des alten Reiches regelte, konnte die Stadt wichtige Rechtspositionen behaupten. Der

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Heinrich - Heinsberg Speyerer Reichstag von 1526, auf dem H. per­ sönlich anwesend war, ermöglichte es dem Rat, durch Schaffung einer evangelischen Prädikatur und durch Gründung einer städti­ schen Lateinschule der Reformation in Worms 1527 eine feste Ordnung zu geben.

Nach seinem Verzicht auf Utrecht war H. dar­ um bemüht, diesen Verlust durch die Gewin­ nung weiterer Bistümer zu kompensieren. Er konnte dabei auf die Unterstützung Karls V. zählen, der ihm für seinen Verzicht auf Ut­ recht eine jährliche Pension von 3000 fl. be­ willigt hatte, die so lange gezahlt werden sollte, bis er durch kaiserliche Vermittlung ein anderes Bistum oder eine Prälatur mit gleichen Jahreseinkünften erhalten habe. Doch sein Versuch, Koadjutor des Eichstätter Bischofs G. v. (-») Eyb zu werden, mißlang 1531 nicht zuletzt durch den Widerstand Eybs und seines Kapitels.

Das Scheitern dieser Pläne verwies H. wieder auf Worms, das er nach dem Tod seines Vor­ gängers Rüppurr (1533) als Administrator lei­ tete. Hier sorgte er für die Erneuerung der im Bauernkrieg zerstörten Klöster. Die bischöfli­ che Residenz in Dirmstein verdankte ihm den Wiederaufbau. Seine Impulse zur Klerusre­ form scheinen jedoch gering gewesen zu sein. Nuntius Sebastino Pighino schilderte ihn je­ denfalls 1548 als unbedeutende Persönlich­ keit, deren Ansehen nur auf seiner Verwandt­ schaft zum Pfalzgrafen beruhe. Auch den Wormser Klerus hielt er mit Ausnahme des Domscholasters Dr. Daniel Mauch für völlig ungebildet. Bei der Mainzer Provinzialsyno­ de von 1549 war H. nicht persönlich anwe­ send, doch ließ er sich von Mauch vertreten, der sich vor allem an der Diskussion über die kirchliche Disziplin beteiligte. In Worms fan­ den in den 40er Jahren jährlich zwei Diöze­ sansynoden statt, die sich mit gottesdienstli­ chen Fragen beschäftigten.

Der Versuch zur Durchsetzung des Augsbur­ ger Interims führte nach 1548 zu neuen Kom­ plikationen im Verhältnis von Bischof und Stadt. Der Rat suchte dabei die Unterstützung des Kaisers, der der Stadt 1550 bei seinem Aufenthalt ihre Privilegien bestätigte. Die Auseinandersetzung fand jedoch erst mit H.s Tod ein Ende. Die Bemühungen um ein weiteres Bistum für H. führten durch die Vermittlung Kurfürst Ludwigs V. von der Pfalz in Freising zum Er­ folg. Am 26. 8. 1540 wurde er dort Koadjutor seines Bruders Philipp. Nach dessen Tod zog er am 4. 10. 1541 in Freising ein. Die Reichs­ lehen erhielt er am 22. 3. 1543 in Speyer. Während des Schmalkaldischen Krieges wur­ 24*

de Freising durch das Heer seines Bruders, des zum Protestantismus übergetretenen Kur­ fürsten Friedrich II. von der Pfalz, belagert und empfindlich getroffen. H. starb am 3. 1. 1552 in der Residenz der Wormser Bischöfe zu Ladenburg. Er wurde im Ostchor des Wormser Domes beigesetzt. Literatur: G. Helwich 49-51. - J. E Schannat I, 429432. - A. Becker. - J. A. Giefel, Streit um die gefür­ stete Propstei Ellwangen im Zeitalter der Reformati­ on, in: WVLG 7 (1884) 170-176, 241-253. - J. Schlecht, Pfalzgrafen. - H. Boos, Städtekultur IV. J. S. Theissen, De regeering van Karel V in de Noordelijke Nederlanden (Amsterdam 1912) 68ff. -R. R. Post, Bisschopsverkiezingen 188-196. - Th. Neuho­ fer 166-171. - Ders., in: NNBW 10 (1937) 38f. - R. Reinhardt, Untersuchungen zur Besetzung der Propstei Ellwangen seit dem 16. Jahrhundert, in: V. Burr (Hg.), Ellwangen 764-1964 - Beiträge und Un­ tersuchungen zur Zwölfhundertjahrfeier I (Ellwan­ gen 1964) 316-378. - O. Kammer, Die Anfänge der Reformation und des evangelischen Gottesdienstes in Worms (Worms 1983). - F. Reuter, Mehrkonfes­ sionalität. - E. Schwan 130. Paul Berbee - Burkard Keilmann

Heinsberg, Johann Graf von (um 1393-1459) 1419-1456 1438-1439

Bischof von Lüttich Koadjutor des Erzbischofs von Trier

Johann Graf von Heinsberg wurde um das Jahr 1393 zu Heinsberg als Sohn des Johann II. Graf v. H. und der Margareta von Genepp geboren. Bereits 1405 erhielt er die Würde des Stiftspropstes an St. Servatius in Maas­ tricht. Vier Jahre später nahm das Lütticher Domkapitel ihn in seine Reihen auf. 1411 wird er als Propst des Aachener Marienstifts erwähnt und als Student des Zivilrechts an der Universität Köln immatrikuliert. Am 16. 6. 1419 wählte das Lütticher Domka­ pitel H., der mittlerweile auch eine Pfründe an der Kölner Domkirche, ferner seit 1418 das Amt des Archidiakons für den Hespengau im Bistum Lüttich innehatte, einstimmig zum Bischof. Die päpstliche Bestätigung mit Al­ tersdispens erfolgte am 20. 9. 1419. Am 10. 12. zog H. in Lüttich ein. Am 24. 12. 1419 empfing er die Priester- und am 17. 3. 1420 durch die Weihbischöfe von Köln, Utrecht und Lüttich die Bischofsweihe.

H., der am 21. 6. 1420 die Investitur als Reichsfürst erhielt, bemühte sich sogleich mit dem Domkapitel, dem Rat der Stadt Lüttich und den Landständen um eine Beilegung des

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seit der Regierung seines Vorgängers Johann von Bayern (1390-1418) andauernden Verfas­ sungskonflikts. Der „Rat der XXII“, der höch­ ste Gerichtshof des Bistums, wurde wieder in seine Rechte eingesetzt. Allerdings sollten seine Mitglieder künftig nicht mehr durch die Zünfte, sondern durch die Landstände be­ stimmt werden. 1424 erließ H. das sog. Neue Regiment, das die direkte Wahl des Magi­ strats der Stadt Lüttich durch eine Dreiklas­ senwahl ersetzte. Auf diesem Wege sollte eine Beruhigung des Wahlvorgangs erreicht werden. Da das Neue Regiment die Stellung des Bischofs stärkte, kam es in der Lütticher Bevölkerung vorübergehend zu einer Ver­ stimmung.

im Bistum. Trotz militärischer Erfolge mußte H. 1431 in einen erniedrigenden Frieden ein­ willigen und Philipp in Brüssel kniend um Verzeihung bitten. Dieser Schritt löste in Lüt­ tich Unruhen aus, die bis 1433 andauerten. In deren Verlauf wurde das Neue Regiment vor­ übergehend außer Kraft gesetzt.

Von den Notaren und Prokuratoren des Offi­ zialates und der Archidiakonate verlangte H. seit 1424 einen entsprechenden Studienab­ schluß, die Beherrschung der lateinischen Sprache sowie einen tadelsfreien Lebenswan­ del. Auch die Höhe ihrer Bezüge wurde ge­ nau festgelegt. Die Beschlüsse des Kölner Pro­ vinzialkonzils von 1423 kamen auf Anord­ nung H.s auch in Lüttich zur Anwendung. H. beschickte das Konzil von Basel-Ferrara. In dem 1437 ausgebrochenen Schisma ergriff er die Partei Eugens IV. 1438 erbat der Trierer Erzbischof Rhaban von Helmstätt (+ 1439) H. zum Koadjutor. Er nahm dieses Amt bis zum 31. 3. 1439 wahr. Bereits 1441 und dann wieder 1442 wollte H. eine Wallfahrt ins Heilige Land antreten. Nach Rücksprache mit dem Domkapitel brach er 1444 nach Venedig auf. Er schiffte sich ein, doch kam die Flotte nicht über Kreta hinaus. Als er am 31. 8. 1444 nach Lüttich zu­ rückkehrte, bereitete die Bevölkerung ihm ei­ nen begeisterten Empfang. 1445 hielt er eine Diözesansynode ab, die die ältesten bekann­ ten Diözesanstatuten aus dem Jahre 1288 be­ kräftigte.

Seit 1421 zeichnete sich immer mehr die Ge­ fahr einer Einkreisung des Bistums durch die niederländischen Besitzungen des Burgun­ derherzogs Philipp des Guten (1419-67) ab, nachdem dieser sich mit dem englischen Kö­ nig Heinrich VI. gegen Karl VII. von Frank­ reich verbündet hatte. Gereizt durch die Pro­ vokationen des Herzogs an der Grenze zwi­ schen Lüttich und Namur und angestachelt durch französische Agenten, trat ein Teil der Öffentlichkeit für eine bewaffnete Austra­ gung des Konflikts ein. H. sah sich schließ­ lich gezwungen, Philipp 1430 den Krieg zu erklären. Daraufhin verwüsteten Truppen bei­ der Kontrahenten innerhalb weniger Monate über 500 Dörfer in der Grafschaft Namur und

Auf Einladung hoher Vertreter des Lütticher Klerus bereiste der päpstliche Legat N. v. (—>) Kues, der u. a. Domkapitular in Lüttich und Archidiakon von Brabant war, in den Jahren 1451-52 einzelne Bistumsteile und visitierte eine Reihe von Klöstern. In Lüttich lehnten das Domkapitel und einzelne Stifte eine Visi­ tation mit der Begründung ab, die „Wallo­ nen“ des Lütticher Landes seien keine „Deutschen“ im Sinne des Legationsauftra­ ges. Angesichts des Widerstandes und der mangelnden Unterstützung durch H. verzich­ tete Kues schließlich auf eine Visitation. Spä­ ter baten die Kapitel ihn allerdings um Verge­ bung.

Während der Regierungszeit H.s, der 1454 strenge Bestimmungen zur Unterdrückung von Ehebruch, Prostitution und Wucher er­ ließ, blieb das geistliche Leben rege. Vieler­ orts entstanden mit H.s Unterstützung neue Klostergemeinschaften, darunter eine Nieder­ lassung der Brüder vom gemeinsamen Leben in ’s-Hertogenbosch. An der Gründung der Universität Löwen im Jahre 1425 hatte H., ob­

Heinsberg - Helding

wohl die Stadt zu seinem Sprengel gehörte, keinen Anteil.

Aus Sicherheitsgründen schloß H. sich im Laufe der Jahre immer enger an seinen expan­ sionswilligen burgundischen Nachbarn an. Nur mit Mühe konnte er die französische Par­ tei, die seine Nachgiebigkeit als Schwäche deutete, von einem erneuten bewaffneten Konflikt abbringen. Dadurch büßte er viel von seiner Popularität ein. Drei Verschwörungen gegen seine Person konnten im letzten Au­ genblick aufgedeckt werden. H. resignierte am 22. 11. 1455 völlig überraschend zugun­ sten von L. de (—>) Bourbon, einem Neffen Philipps des Guten. Ob dieser Schritt freiwil­ lig oder unter dem Druck des Herzogs erfolg­ te, wurde nie geklärt. Papst Calixt III. nahm den Verzicht am 30. 3. 1456 an. Am 14. 5. übernahm das Domkapitel die Bistumsver­ waltung. H. wird als freigebig und entgegenkommend, andererseits aber auch als vergnügungssüch­ tig und verschwenderisch geschildert. Er starb am 18. 10. 1459 in Diest an einer Rip­ penfellentzündung und wurde in der Stifts­ kirche St. Gangolf zu Heinsberg beigesetzt. Literatur: J. Daris, Liege XVe siede 143f. - H. Pi­ renne II. - G. Kurth. - Heinsberg. 700 Jahre Stadt, hg. v. H.-P. Funken (Heinsberg 1956). - Liege et Bourgogne I. - Liege et Bourgogne II. - Histoire de Wallonie 281 f. - Problematique de l’histoire liegeoise (Liege 1981) 135-171. - L. E. Halkin, Reforme catholique et police ecclesiastique dans la principaute de Liege au XVe siede, in: RHEF 75 (1989) 21-33. - M. Josse, in: DHGE 23 (1990) 841842. Alfred Minke

Helding, Michael (1506-1561) 1538 1538-1550

1550-1561

Ep. tit. Sidoniensis Mainzer Weihbischof in partibus Rheni Bischof von Merseburg

Michael Helding wurde im Jahre 1506 als Sohn des Müllers Conrad H. und dessen Ehe­ frau Barbara Knebin im schwäbischen Lan­ genenslingen bei Riedlingen geboren. In Riedlingen besuchte er seit 1520 die Rats­ schule, ehe er sich 1525 an die Universität Tübingen begab, wo er Pfingsten 1527 den Grad eines Bakkalaureus und Weihnachten 1528 den eines Mag. art. erlangte. Zur Fortsetzung seiner Studien begab er sich nach Mainz, wo er den für seine theologische Entwicklung bedeutsamen humanistischen

277

Reformbestrebungen mit der Hinwendung zur Heiligen Schrift und ihrer Hochschätzung der Väter begegnete. Seine Theologie wurde nach Form und Inhalt durch den Humanis­ mus geprägt. Dadurch wurde er in seinen katechetischen Predigten und Schriften, in sei­ nen Erklärungen der biblischen Bücher zu ei­ nem Wegweiser der vortridentinischen inner­ kirchlichen Reform.

Erst in Mainz trat H. in den geistlichen Stand ein und wurde bald als Nachfolger des am 10. 1. 1533 verstorbenen Johann Stumpf Dom­ pfarrer. Am 10. 4. 1533 stand er erstmals als Domprediger auf der Kanzel. Er erwarb schon bald einen hervorragenden Ruf. 1539-41 hielt er 127 Predigten über das Buch der Sprüche, 1542-44 die noch bedeutsameren 84 Kate­ chismuspredigten.

Am 18. 10. 1537 bestimmte Kardinal (—>) Al­ brecht von Brandenburg H. zum Weihbischof in Mainz. Infolgedessen verlieh ihm Papst Paul III. am 6. 2. 1538 das Titularbistum Si­ don. Daher wurde H. oft Sidonius genannt. Die Bischofsweihe fand am 4. 8. 1538 statt. Als Kardinal Albrecht am 24. 9. 1545 starb, wurde H. durch das Domkapitel in seinem Amt bestätigt. 1540/41 nahm er am Religions­ gespräch in Worms teil. Es ist kennzeichnend für seine persönliche Religiosität, daß H. En­ de 1542 gemeinsam mit dem Naumburger Bi­ schof J. v. (—►) Pflug als einer der ersten an den von Petrus Faber in Deutschland einge­ führten geistlichen Exerzitien des Ignatius v. Loyola teilnahm, die Kardinal Albrecht in Mainz halten ließ. Am 25. 9. 1543 wurde H. von der Mainzer Universität im Stift Haug in Würzburg von Prof, theol. D. Necrosius OP zum Dr. theol. promoviert. Im Frühjahr 1545 reiste H. mit Necrosius und dem Rechtsgelehrten Kauf nach Trient, wo er im Auftrag des Mainzer Erzbischofs als einzi­ ger deutscher Bischof bei der Konzilseröff­ nung am 13. 12. 1545 anwesend war. Anfang 1546 reiste H. nach Mainz zurück, nachdem ihn der Ruf des neuen Mainzer Erzbischofs S. v. (—>) Heusenstamm erreicht hatte. Den gleichzeitigen Bescheid des Kaisers zu einem Religionsgespräch nach Regensburg schlug er aus, doch fand er sich im gleichen Jahr auf dem Regensburger Reichstag ein.

1547/48 nahm H. als von Karl V. ernannter kaiserlicher Rat am Augsburger Reichstag teil, wobei er maßgeblichen Anteil an der Ausarbeitung des Augsburger Interims besaß. Zu Vorgesprächen war er neben anderen be­ reits am 1. 7. 1547 vom Kaiser nach Ulm beru-

278

Helding

fen worden. H. kam aus der Sorge um die Ein­ heit der Kirche den Reformatoren weit entge­ gen. Zur Konzession von Priesterehe und Lai­ enkelch war er bereit. Zwar folgte das Interim im wesentlichen der katholischen Lehre, doch näherte es sich in sprachlicher Hinsicht den Reformatoren. H. vertrat dabei keinen un­ klaren Kompromiß, sondern die konsequente Erneuerung des religiösen Lebens. Dies kam auch in seinen vielbeachteten Predigten über die heilige Messe sowie über andere Kontroversthemen in der Augsburger Hauptkirche zum Ausdruck, wo er auf Wunsch des Kaisers vom Augsburger Bischof Kardinal O. (—►) Truchseß von Waldburg für die Zeit des Reichstages mit der Predigt beauftragt war. H.s Predigt schöpfte in erster Linie aus der Heiligen Schrift und stand oft in unmittelba­ rer Beziehung zur Liturgie, wobei er stets katechetische Unterweisung beabsichtigte. Nachdem H. Ende August 1548 von Augsburg nach Mainz zurückgekehrt war, konnte er zwar im Oktober den Frankfurter Dom wieder für den katholischen Gottesdienst einweihen, hatte aber ansonsten mit seinen Bemühungen um die Einführung des Interims kaum Erfolg. Unter dem 18. 9. schrieb er an den Kaiser über eine möglichst günstige Einführung des Interims. Eine wichtige Rolle fiel ihm bei den Mainzer Visitationen und Reformsynoden 1548/49 zu. Er begann im Herbst 1548 mit an­ deren von Heusenstamm beauftragten Geistli­ chen eine Visitation der Pfarreien und Klöster des Erzbistums. Während die Leitung der vom 19. bis 24. 11. 1548 stattfindenden Di­ özesansynode weitgehend in seinen Händen lag, war er bei den Vorarbeiten und der Durchführung der Provinzialsynode vom 6. bis 24. 5. 1549 zumindest entscheidend betei­ ligt. Die Themen der Synoden spiegelten auch seine persönlichen Anliegen - so die Wertschätzung des Wortes Gottes und die Sorge um das rechte Verständnis der Sakra­ mente. Bei den Beratungen standen die Feier der Liturgie, die Lehrverkündigung und der Priesternachwuchs im Vordergrund. Auch die nüchterne Beurteilung der kirchlichen Lage, frei von Polemik und Pessimismus, ent­ sprach der Haltung H.s. Die Beschlüsse der Synoden sollten dann durch vom Erzbischof angeordnete Visitationen in die Tat umgesetzt werden. Die Instruktionen dafür arbeitete H. aus. Der aus der Glaubensspaltung erwachse­ nen Unsicherheit und Verwirrung im liturgi­ schen Bereich trug er mit der Herausgabe ei­ ner neuen Agende im Jahre 1551 Rechnung. Vor allem sind H. wohl die „Vermahnungen“ zuzuschreiben, die als Ansprachen bei der Sakramentenspendung in Sinn und Wirkung

des liturgisch-sakramentalen Geschehens ein­ führen sollten. Zumindest zu großen Teilen das Werk H.s war der in Folge der Synoden für die Mainzer Kirchenprovinz herausgege­ bene große Katechismus, der als Handbuch für die Pfarrer gedacht war und als Entspre­ chung zu Luthers Großem Katechismus gel­ ten kann, sowie ein nachfolgender kleiner Ka­ techismus. In einem auf Veranlassung Kardi­ nal Albrechts verfaßten Reformstatut von 1542 war auch ein Katechismus in Aussicht gestellt und der Auftrag zur Erarbeitung H. übertragen worden. Seine Katechismuspre­ digten von 1542 bis 1544 sind als Vorarbeiten zu dem großen Katechismus anzusehen.

Seit 1549 betrieb Kaiser Karl V. die Neubeset­ zung des seit dem Tode des S. v. (—») Linden­ au am 4. 1. 1544 erledigten Bischofssitzes von Merseburg, den der lutherische August von Sachsen als weltlicher Administrator mit dem ebenfalls lutherischen geistlichen Koad­ jutor Georg von Anhalt verwaltete. Der Kaiser drängte im Juni 1548 zunächst August von Sachsen, auf seine Administratur zu verzich­ ten. Danach empfahl er in verschiedenen Schreiben dem Domkapitel H. als Kandidaten für die Nachfolge, während Moritz von Sach­ sen die Wahl des Fürsten Georg oder auch die Pflugs betrieb. Nach verschiedenen Verhand­ lungen mit dem Kapitel sowie der Aufforde­ rung des Kaisers an Moritz von Sachsen in ei­ nem Schreiben vom 22. 12. 1548, in seinem

Helding Namen die Postulation H.s beim Domkapitel zu fördern, wurde H. am 28. 5. 1549 lediglich mit der Gegenstimme des bisherigen Koadju­ tors Herzog August zum Bischof postuliert, während sich die päpstliche Bestätigung u. a. wegen des Todes Pauls III. bis zum 16. 4. 1550 verzögerte. H. erhielt am 17. 10. 1550 in Augsburg von Karl V. die Regalien. Er traf am 30. 11. in Lützen ein, wo ihn Abgeordnete des Kapitels empfingen und ihm in Verhand­ lungen das Versprechen abnötigten, nichts an der neuen Lehre und am Gottesdienst zu än­ dern sowie die verheirateten Geistlichen im Amt zu belassen. Veränderungen sollten nur mit Zustimmung des Kapitels möglich sein. Am 2. 12. fand die Besitzergreifung statt, doch blieb Fürst Georg wohl noch bis 1552 in Merseburg. Bei der Huldigung der Stände am 6. 12. wich H. einem Versprechen in Sachen der Religion aus. Da das Bistum bereits über­ wiegend evangelisch, die Macht der sächsi­ schen lutherischen Fürsten und der Einfluß der lutherischen Geistlichen auf das Volk groß waren, konnte H. Veränderungen nur vorsichtig betreiben. Zwei Monate nach sei­ nem Amtsantritt wandte er sich in einem Hir­ tenbrief an den Klerus mit der Forderung, das römische Rituale wieder einzuführen. Er legte vor allem Wert auf die Predigt im Dom und stellte dort wieder katholische Geistliche an. Erfolg auf konfessionellem Gebiet war ihm aber kaum beschieden. Auf dem Lande gelang nicht einmal die Einführung des Inte­ rims. Der Krieg des Kurfürsten Moritz gegen den Kaiser und die daraus folgende Ände­ rung der politischen Machtverhältnisse machten die Aussichtslosigkeit einer Reka­ tholisierung offenkundig. H. konnte nicht verhindern, daß seine Geistlichen vom Leip­ ziger Konsistorium die Ordination erhielten und M. Kempfe faktisch als Superintendent fungierte.

Nachteilig wirkte sich aus, daß H., der sich durch verschiedene Bauten, gute Verwaltung und Wohltätigkeit um das Stift verdient machte, oft von seinem Bistum abwesend war. 1552 war er zum zweiten Male auf dem Weg nach Trient, geriet aber unterwegs in Ge­ fangenschaft der protestantischen Truppen. Oft war H. mit kaiserlichen Aufträgen bei kir­ chenpolitischen Verhandlungen betraut. 1555 nahm er am Reichstag in Augsburg, 1556/57 in Regensburg, im Herbst 1557 am Wormser Religionsgespräch teil. In Worms sollte ent­ sprechend dem Regensburger Reichstagsab­ schied vom März 1557 noch einmal der Ver­ such unternommen werden, eine Einigung zwischen Alt- und Neugläubigen herbeizu­ führen. Bei dem Gespräch der Theologen ver­

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trat H. neben P. (—>) Canisius die katholische Seite. Kaiser Ferdinand ernannte H. Ostern 1558 zum Präsidenten des Reichskammergerichtes in Speyer. In Merseburg wurde daraufhin ein Verwaltungsrat eingesetzt, der die Leitung des Bistums übernahm, da H. sich nunmehr vornehmlich in Speyer aufhielt. Nach Merse­ burg kehrte er nicht mehr zurück. Die letzte Weihe spendete er dort am 12. 3. 1558. Im Mai 1561 wurde H., der 1559 noch am Reichstag in Augsburg teilgenommen hatte, nach Wien berufen, wo er als Präsident des kaiserlichen Reichshofrates tätig wurde. Aus dieser Zeit stammt wohl noch ein von ihm ge­ meinsam mit Pflug verfaßtes Gutachten für den Kaiser, das sich für Laienkelch und Prie­ sterehe aussprach.

Als sich H. im Spätsommer zum dritten Mal auf der Reise zum Konzil nach Trient befand, erkrankte er schwer. Er starb als letzter katho­ lischer Bischof von Merseburg am 30. 9. 1561 in Wien und wurde im Stephansdom beige­ setzt. H. war ein führender Vertreter der vortridentinischen katholischen Reform im Reich und aufgeschlossen für die echten Anliegen der Reformatoren. Als Prediger gehörte er zu den besten seiner Zeit. Durch seine Schriften so­ wie durch seine Mitarbeit bei Synoden, Visi­ tationen und Religionsgesprächen griff er im­ mer wieder in die religiösen Auseinanderset­ zungen ein. Zwar versuchten nach seinem Tode kaiserli­ che Abgesandte die Einsetzung eines katholi­ schen Nachfolgers in Merseburg zu erreichen, doch konnte Kurfürst August von Sachsen die Einsetzung seines achtjährigen Sohnes Alexander durch Postulation als Administra­ tor durchsetzen. Literatur: Ch. Voccius, Geschichte der Kirche im Stift Merseburg seit der Einführung des Evange­ liums 1544-1611 (o. O., o. J.) 11-15. - J. Vulpius 115f. - A. Fraustadt, Merseburg 208-264. - W. Ebe­ ling 253-255. - A. Schmekel 195-197. - M. Winter, Ein berühmter Langenenslinger. Michael Helding, der letzte Bischof von Merseburg, in: MVGAH 15 (1881/82) 1-15. - S. Widmann, Eine Mainzer Presse der Reformationszeit im Dienste der katholischen Literatur (Paderborn 1889) 60f. - R. Paulus, Michael Helding. Ein Prediger und Bischof des 16. Jahrhun­ derts, in: Kath. 74 (1894) II, 410-430, 481-502. - E Hermann, Die Protokolle des Mainzer Domkapitels III (1514-45) (Paderborn 1932) 498; 1138 (Reg.). -O. Rademacher, Bischofschronik V/l, 106-112. - A. Ph. Brück, Drei Briefe Heldings vom Tridentinum, in: AMRhKG 2 (1950) 219-226. - Ders., Mainz. Ders., in: NDB 8 (1969) 466f. - G. Biundo, in: RGG 3 (1957) 207. - H. Raab, in: LThK 5 (1960) 207. - E.

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Helding - Heimstatt

Feifel, Grundzüge einer Theologie des Gottesdien­ stes (Freiburg 1960) (Lit.; QQ; Schriftenverzeich­ nis). - Ders., Der Mainzer Weihbischof Michael Hel­ ding (1506-1561). Zwischen Reformation und ka­ tholischer Reform (Wiesbaden 1962). - G. May 217220. Clemens Brodkorb

Helfenstein, Gregor (1542/43-1632) 1599 1599-1632

Literatur: W. Seibrich. Wolfgang Seibrich

Ep. tit. Azotensis Weihbischof in Trier

* 1542/43 Oberemmel an der Saar aus unge­ klärten Verhältnissen (er führte das Wappen der 1579 aussterbenden adligen Familie v. H.); vielfach mit einem gleichzeitigen Na­ mensvetter verwechselt; gesichert ist sein Studium 1572 als Alumne des Collegium Ger­ manicum; 1580 Kanoniker in Münstermai­ feld; 1591 Scholaster, 1582 Kanoniker, 1590 Dekan an St. Simeon in Trier; 1590 erzbi­ schöflicher Kaplan und Kommissar für die er­ ste Ad-limina-Fahrt eines Trierer Erzbischofs; 1590 Dr. theol. (Bologna); 1591 Rektor der Universität Trier; tätig als Kommissar bei He­ xenprozessen, aber auch bei der Reform des Domkapitels 1595; am 1. 5. 1599 von Erzbi­ schof J. v. (—>) Schönenberg zum Weihbischof bestimmt; 29. 10. 1599 Titularbischof von Azot; durch Kardinal Ottavio Pallavicini in S. Apollinare konsekriert; entscheidende Stütze der Gegenreformation im Raum Trier, ab 1613 vor allem im Raum Luxemburg; wich wäh­ rend der antispanischen Politik Ph. Ch. v. (—> Bd. 1648-1803) Söterns dorthin aus; + 21. 10. 1532 Luxemburg; □ Altmünsterkirche im Stadtgrund Luxemburg. Literatur: W. Seibrich. Wolfgang Seibrich

Helmont, Johannes von (OSB) (+1519) 1508 1508-1517

münster; 1511 von der Bursfelder Kongregati­ on anerkannt; Reform der Abtei; geringe Rol­ le unter dem starken Erzbischof R. v. (—>) Greiffenclau trotz der religiösen Höhepunkte während der Hl.-Rock-Ausstellungen von 1512-17; 1511/12 Rektor der Universität Trier; Mitte 1517 Verzicht auf das Weihbi­ schofsamt; + 9. 11. 1519; □ Altmünster.

Ep. tit. Syronensis Weihbischof in Trier

* Helmond (Niederlande); Verwandter des Trierer Weihbischofs J. v. (—>) Eindhoven; um 1490 Profeß in der Altmünsterabtei (Luxem­ burg); 1499 Vertreter des Offizials in Trier; langjährig aktiv gegen den anmaßenden Reformabt Wilhelm Heck; nach dessen Verhaf­ tung 1504 von Erzherzog Philipp zum Admi­ nistrator von Altmünster bestellt; 1506 veran­ laßte er die Aufnahme der Abtei in die Bursfelder Kongregation; 7. 2. 1508 Titularbischof von Syron und Weihbischof in Trier; 7. 7. 1508 Konsekration; jetzt auch Abt von Alt­

Heimstatt, Ludwig Freiherr von (um 1435-1504)

1478 1478-1504

Generalvikar des Kurfürst-Erzbi­ schofs von Mainz Bischof von Speyer

Ludwig von Heimstatt wurde um 1435 als Sohn des Hans v. H. (+ 1471) und der Anna Landschad von Steinach (nachgewiesen 1409-59) geboren. Er war Großneffe Rabans v. H. (+ 1439), der 1396-1438 Bischof von Speyer und seit 1436 zugleich Erzbischof von Trier war, sowie Neffe des Speyerer Bischofs R. v. (—>) Heimstatt.

1453 erscheint H. als Domherr von Speyer, drei Jahre später von Mainz. 1454/55 war H. an der Artistenfakultät der Universität Köln immatrikuliert, 1456/57 an der Universität Heidelberg. 1458 wurde er Akolyt; im Dezem­ ber desselben Jahres erteilte ihm Generalvikar Konrad von Bergen die Erlaubnis, das Sub­ diakonat zu empfangen. 1461 erhielt er ein Kanonikat in Worms. Der Mainzer Erzbischof D. v. (-») Isenburg ernannte ihn am 15. 5. 1478 zu seinem Generalvikar; aber schon am 5. 8. 1478 wählte ihn das Speyerer Kapitel einstimmig zum Bischof. Die Wahl wurde am 28. 9. 1478 päpstlich bestätigt. Die Konsekra­ tion erfolgte am 13. 12. in der Liebfrauenkir­ che zu Bruchsal durch den Wormser Bischof R. v. (—>) Sickingen.

H. dürfte wohl gewählt worden sein, um dem politischen Druck der Kurpfalz entgegenzu­ wirken. Die Kurfürsten wollten nämlich das Hochstift ihrem Einflußbereich erhalten. H. gelang es, dessen Integrität zu wahren. Die Lage des Hochstifts wurde vor allem dadurch erschwert, daß das Reich und die Kurpfalz, die damals einander feindlich gegenüberstan­ den, zusätzliche finanzielle Forderungen er­ hoben. H. konnte die Belastung nicht bedeu­ tend vermindern, obwohl es ihm gelang, durch Ausgaben Verringerung, Umwandlung kurzfristiger in langfristige Darlehen und Zinssenkungen einen Beitrag zur Erhaltung

Heimstatt

der Zahlungsfähigkeit zu leisten. Für die Auf­ bringung der außerordentlichen Steuern konnte er weitgehend auf den Rückhalt des Domkapitels bauen.

1502 wurde das Hochstift von der Bund­ schuhbewegung erfaßt. Bevor die Verschwö­ rung zum Ausbruch kam, wurde sie dem Bi­ schof bekannt; ungefähr 100 Verschworene wurden verhaftet, 10 hingerichtet.

H.s Wirken war bestimmt durch Bemühungen um die Erneuerung des Weltklerus und die Reform der Klöster. Wie sein Vorgänger M. v. (—0 Rammung versuchte er, diese mit aller Kraft durchzuführen, doch war ihm wenig Er­ folg beschieden. Versuche, in den Klöstern Limburg und Sinsheim die Bursfelder Regel einzuführen, scheiterten. 1487 wurde das er­ ste gedruckte Speyerer Missale herausgege­ ben. Der Humanist Jakob Wimpfeling, der die damaligen Zustände hart geißelte, rühmte die Gerechtigkeit und Frömmigkeit H.s in seinem Gedicht „De laudibus et ceremoniis ecclesie Spirensis“. H. starb am 24. 8. 1504 in Udenheim; er wur­ de im Langhaus des Speyerer Dom beigesetzt. Literatur: F. X. Remling II, 176-209. - K. v. Busch-F. X. Glasschröder I, 424f., Anm. 2. - L. Stamer II. - B. Eichholz, Bemühungen um die Reform des Speyerer Klerus besonders unter Bischof Ludwig von Heim­ statt (Diss. phil. Münster 1967). - L. G. Duggan 119ff., 142ff. - G. Fouquet, Reichskirche 189-233. V. Press 251-90. - G. Fouquet, Domkapitel, bes. II, Nr. 195. -H. Ammerich, in: NDB 15 (1987) 418. Hans Ammerich

Heimstatt, Reinhard von (um 1395-1456) 1438-1456

Bischof von Speyer

Reinhard von Heimstatt wurde um das Jahr 1395 als Sohn des Hans v. H., eines Bruders des Trierer Erzbischofs Raban v. H. (1430-39), und der Guta Knebel von Katzenelnbogen ge­ boren. 1412 war er an der Universität Wien immatrikuliert. Ein akademischer Grad ist nicht bekannt. Vor 1412 erfolgte seine Instal­ lation auf eine Domherrenstelle in Speyer. 1419 wurde er Domherr in Worms. 1422 er­ scheint er als Inhaber der Pfarrei Eppingen bei Sinsheim, deren Patronat dem Speyerer Guidostift zustand. Im selben Jahr war er in einen Streit um die Vergabe der Pfarrei Otters­ weier bei Baden-Baden verwickelt, doch scheint er in deren Besitz gekommen zu sein. 1424 wurde er Dompropst in Speyer, nach­ dem sein Vetter Heinrich zu seinen Gunsten resigniert hatte. Diese Resignation scheint

281

von der eigenen Familie erzwungen worden zu sein, die in Reinhard den fähigeren und ehrgeizigeren Kandidaten gefunden hatte, für den die Dompropstei eine Zwischenstation zum Bischofsamt war. Ende 1437 resignierte der Trierer Erzbischof Raban v. H., der seit 1436 auch das Bistum Speyer verwaltete, auf den Speyerer Bischofsstuhl. Anfang 1438 erfolgten dann die Wahl seines Neffen und dessen päpstliche Bestäti­ gung; eine Koadjutorie war nicht vorausge­ gangen. Im Juli 1438 wurde H. konsekriert, nachdem er erst im gleichen Jahr die Weihe zum Subdiakon erhalten hatte.

Raban behielt jedoch die Regierungsgewalt noch bis Oktober 1438; am 20. 10. 1438 konnte H. die weltliche Verwaltung des Hochstifts übernehmen. Die Übertragung der Spiritualien kam - wie es Raban in seiner Denkschrift über die Regierung und Verwal­ tung des Stifts für Reinhard 1439 darstellte auf Druck des Domkapitels zustande: Die füh­ renden Persönlichkeiten im Kapitel und die obersten Amtleute des Hochstifts Hans und Wiprecht von Heimstatt hatten ihm nämlich H. als Kandidaten präsentiert. Dieser war nach der Denkschrift von 1439 nicht der Wunschkandidat Rabans gewesen. Er wurde vielmehr von Mitgliedern seiner Familie und von Freunden protegiert, von denen er zeitle­ bens abhängig blieb und die auf ihn einen un­ kontrollierbaren Einfluß ausübten. Nach sei­ ner Bischofswahl behielt H. die Dompropstei auf fünf Jahre bei; im Herbst 1439 übergab er die Rechte dann seinem Großneffen Ulrich v. H., der erst 1442 in den vollständigen Besitz der Pfründe kam. H. übernahm von seinem Vorgänger eine gut organisierte Verwaltung, die der kurpfälzi­ schen Verwaltungsorganisation bis zu den gleichen Amtsbezeichnungen hin nachgebil­ det war. Des weiteren bestand eine muster­ gültige Kanzlei. Die vorbildliche Kopialbuchführung bestimmte die Speyerer Registratur bis weit ins 18. Jh. hinein.

Durch Bündnisverträge in den Jahren 1439 bis 1442 gelang es H., das Hochstift vor Über­ griffen benachbarter Landesherrschaften zu schützen. Die von seinem Vorgänger prakti­ zierte Anlehnung an die Kurpfalz setzte er fort. Das kurpfälzische Protektorat über Bis­ tum und Hochstift brachte diesem eine Phase der Stabilität. Unter dem Schutz der Kurpfalz hatte Raban 1430 - wenngleich unter erhebli­ chen finanziellen Verlusten - das Erzbistum Trier erlangt. Der Preis dafür bestand in ei­ nem verstärkten Einfluß der Kurpfalz im

282

Heimstatt - Henneberg

geistlichen und weltlichen Bereich sowie in der finanziellen Ausbeutung des Hochstifts. Wie prekär dessen Situation war, zeigt sich schon darin, daß H. wegen der Finanznot am 11. 1. 1438 die päpstliche Kurie bat, jene Speyerer Domherrnstelle, die ihm 1412 über­ tragen worden war und die bei seiner Bi­ schofswahl erledigt wurde, der Domfabrik für die Dauer von fünf Jahren zu inkorporieren.

Auch das Bistum war durch die Last des Servitiums hoch verschuldet. Für H. war es er­ schwerend, daß er die Schulden der Vorgän­ ger übernehmen mußte. Raban hatte bei sei­ nem Antritt das Servitium von 600 fl. und die Schulden des Bischofs Adolf von 133 fl., fer­ ner die des Bischofs Nikolaus von 146 fl. be­ zahlen müssen. Die Belastung war insofern groß, weil der Pfründeninhaber sechzehnmal in zweieinhalb Jahrhunderten wechselte und die römische Kurie zur Eintreibung der Schulden geistliche Strafen einsetzte. H. ver­ fiel z. B. der Exkommunikation, bis er 1444 die fällige Rate von 60 fl. Servitium und 50 fl. Kanzleikosten beglichen hatte. H. bemühte sich während seines Episkopates um Reformen beim Welt- und Ordensklerus. So gab er in einer Urkunde von 1452 dem Au­ gustinerchorherrenstift in Landau im Auftrag des Kardinallegaten N. v. (—*) Kues verschie­ dene Verordnungen zur Verbesserung der Or­ densdisziplin und der weltlichen Verwal­ tung, denen die Konventualen nachzukom­ men versprachen. H. bemühte sich ferner wie sein Vorgänger um die geistliche Erneuerung der in seinem Jurisdiktionsbereich liegenden Klöster. Den Reformbemühungen war allerdings kein großer Erfolg beschieden. Den damaligen Um­ ständen entsprechend unternahm H. viele Versuche, die Mißstände im Bistum zu besei­ tigen. Wenn ihm dies auch nur teilweise ge­ lang, so wurde der religiös-sittliche Nieder­ gang bei Klerus und Kirchenvolk doch aufge­ halten. Die Nachfolger H.s mußten aber die Reformansätze mit aller Entschiedenheit fort­ setzen, um beschränkte Einzelerfolge erzielen zu können.

H. starb am 19. 3. 1456; er wurde im Lang­ haus des Domes zu Speyer beigesetzt. Literatur: E J. Mone, Steuerbewilligung im Bistum Speier (1439-1441), in: ZGO 1 (1850) 163-169. - E X. Remling II, 61-95. - L. G. Duggan 133-136. - G. Fouquet, Reichskirche. - Ders., Domkapitel, bes. II, Nr. 202. Hans Ammerich

Henlein (Haindel, Heinlein, Heynlein), An­ dreas (t 1542) 1518 1518-1542

Ep. tit. Naturensis Weihbischof in Bamberg

* Kronach; Studium wahrscheinlich in Köln und ab 1507 in Ingolstadt; 1516 Regens des dortigen Georgianums und Rektor der Univer­ sität; 26. 2. 1518 Titularbischof von Athyra; Pfarrer von St. Martin in Bamberg und von Kirchenehrenbach; 1536 Kanonikus von St. Stephan in Bamberg; zeitweise Domprediger; t 7. 2. 1542; □ St. Martin in Bamberg. Literatur: J. Kist, Matrikel Nr. 2618. Egon Johannes Greipl

Henneberg, Philipp von (1430-1487) 1475-1487

Bischof von Bamberg

Philipp von Henneberg wurde als Sohn des Georg Grafen von Henneberg-Aschach-Röm­ hild und der Johanna Gräfin von NassauSaarbrücken geboren. Er war somit Nach­ komme einer alten, im Hochstift Würzburg ansässigen reichsgräflichen Familie. Er hatte fünf Schwestern und sechs Brüder. Drei er­ langten Bamberger Kanonikate, und Berthold v. (—>) H. stieg zum Erzbischof von Mainz auf. 1440 immatrikulierte H. sich an der Universi­ tät Erfurt. 1441 wurde er Domherr in Bamberg und 1462 Propst bei St. Gangolf. Er besaß fer­ ner ein Kanonikat in Köln und das CorpusChristi-Benefizium in Meiningen. Am 10. 2. 1475 wählte das Bamberger Domkapitel H. zum Bischof, nachdem es ihm eine Wahlkapi­ tulation abgerungen hatte, deren Bestimmun­ gen weit über die von 1459 (G. v. [—>] Schaumberg) hinausgingen. Das Kapitel bean­ spruchte die Mithuldigung im Hochstift, gab H. einen Rat aus Dekan und drei Kapitularen bei und ließ eine Dispens vom Wahleid nicht zu. Am 12. 4. 1475 bestätigte Papst Sixtus IV. die Wahl, am 30. 4. verlieh er H. das Pallium. Am 20. 8. 1475 erhielt dieser die Bischofswei­ he. Der in der Wahlkapitulation grundgelegte Konflikt mit dem Domkapitel kam zum Aus­ bruch, als H. dennoch eine päpstliche Dis­ pens vom Wahleid beantragte und 1480 auch erhielt. Dem Protest des Domkapitels schlos­ sen sich zähe Verhandlungen an, die 1482 mit einem Kompromiß endeten.

Reichspolitisch trat H. kaum hervor. Gegen­ über den hohenzollernschen Nachbarn strebte er den Ausgleich an. Finanziell er­ reichte er offenbar eine gewisse Konsolidie­ rung. Finanzielle Motive waren wohl auch

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mitbestimmend für die Vertreibung der Juden aus dem Hochstift. Als Bauherr trat H. in Bamberg selbst hervor, indem er den romani­ schen Wohntrakt der Bischofsburg abbrechen und ausgedehnte Wirtschaftsgebäude errich­ ten ließ. Er erweiterte bzw. erneuerte ferner die bischöflichen Burgen in Veldenstein und Rosenstein. Als Vorboten der Reformation kann man die Bestrebungen des Fürsten Al­ brecht Achilles werten, der das Kirchenregi­ ment in seinen Landen an sich zog, vom Kle­ rus einen „markgräflichen Priestereid“ for­ derte und ihm verbot, Steuern an den Bischof zu zahlen. Der daraufhin mit allen Mitteln zwischen dem Kurfürsten und den Bischöfen von Bamberg und Würzburg geführte Streit wurde 1482 vertraglich beigelegt. Die landes­ herrlichen Ansprüche blieben jedoch latent bestehen. H. starb am 26. 1. 1487 zu Bamberg. Er wurde im Dom vor dem Marienaltar begra­ ben. Sein Grabmal hat sich erhalten.

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ner Priesterpfründe Mitglied, doch erst seit September 1472 zu den Kapitelsitzungen „graciose“ zugelassen. 1466 beurlaubte ihn das Domkapitel bis Ostern 1467 für einen Aufenthalt in Rom, wo er seit 1461 Mitglied der Anima-Bruderschaft war. 1475 wählte ihn das Domkapitel zum Dekan. Vom 3. 11. des Jahres an war er wegen der damit verbunde­ nen Aufgaben der Leitung und Geschäftsfüh­ rung streng zur Residenz verpflichtet, damit zugleich aber in einer einflußreichen und ein­ träglichen Position. Im gleichen Jahr wurde sein Bruder Philipp v. (—>) H. Bischof von Bamberg. H. stand in einem guten Verhältnis zu Erzbischof (—>) Adolf von Nassau, der ihn mehrfach mit diplomatischen Missionen be­ traute, so 1467 an den Kaiserhof in Wien und nach Lübeck. 1475 war H. in Adolfs Auftrag am kaiserlichen Kammergericht tätig.

Literatur: J. Looshorn IV, 339-387. - G. Weigel. - E. v. Guttenberg 268-271. - J. Kist, Bamberg 66f. Ders., Matrikel, Nr. 2609. -H. Lassmann. Egon Johannes Greipl

Henneberg-Römhild, Berthold Graf von (1441-1504) 1484-1504

Kurfürst-Erzbischof von Mainz

Berthold von Henneberg-Römhild wurde im Jahre 1441 als siebtes von zwölf Kindern des Grafen Georg v. H.-R. und der Gräfin Johanna (Joanetta) von Nassau-Weilburg-Saarbrücken auf Burg Hartenberg geboren. Diese Stamm­ burg der in spätsalischer Zeit aufgestiegenen Grafen v. H. liegt südlich Meiningen im ostfränkisch-thüringischen Raum. Erster nach­ weisbarer Mainzer Domherr des Geschlechts war 1289 Berthold, von 1274 bis zu seiner Absetzung wegen unkanonischer Wahl 1281 Bischof von Würzburg und 1307-13 Weihbi­ schof von Mainz. Wohl erst mit Johann, 1472-1513 Abt von Fulda, gelangte um 1462 erneut ein H. ins Mainzer Domstift. Ihm folgte 1464 Berthold.

Der wegen seiner leicht singenden Stimme „Nachtigall“ geheißene H. begann 1455 mit seinem Bruder Heinrich das Studium in Er­ furt. Im gleichen Jahr oder schon 1451 erhielt er eine Dompfründe in Straßburg und 1455, 1462 oder 1472 auch eine solche in Bamberg. Seit 1458 war er im Kölner Domstift bepfründet. Hier wurde er 1460 Domherr und später Thesaurius. 1458 erhielt er eine Reservation für das Mainzer Domkapitel. 1464 wurde der inzwischen zum Priester geweihte H. auf ei­

Umso größer waren die Spannungen zwi­ schen ihm und dem 1475 erneut zum Erzbi­ schof gewählten D. v. (—►) Isenburg. Die Diffe­ renzen nahmen solche Ausmaße an, daß H. im Juni 1478 Mainz verließ und nach Rom ging. Provisionen 1478 auf die Pfarrpfründe Teuerstadt im Bistum Bamberg und die Stiftspfründe St. Gangolf in Bamberg boten ihm weitere materielle Sicherheit. 1480 er­ hielt er die Ernennung zum päpstlichen No­ tar, 1480 Reservationen für die Domstifte Augsburg und Eichstätt und 1482 die Frei­ stellung von allen Gerichten unterhalb der rö­ mischen Kurie.

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Nach Mainz kehrte H. erst nach dem Tod Isenburgs (7. 5. 1482) zurück. Zu seinen er­ sten Amtshandlungen gehörte die Teilnahme an einem Tag zur Beilegung von Streitigkei­ ten zwischen dem mainzischen Amöneburg und dem hessischen Kirchheim. Als am 1. 5. 1484 Administrator (—>) Adalbert zu Sachsen starb, galt H. trotz der Gegnerschaft des Kur­ fürsten Philipp von der Pfalz, mit dem er sich politisch überworfen hatte, als aussichts­ reichster Kandidat für die Nachfolge. Am 20. 5. 1484 wählte ihn das Domkapitel zum Erz­ bischof. Die römische Konfirmation und die Gewährung des Palliums erfolgten am 20. 9. 1484, die Bischofsweihe am 13. 3. 1485 im Dom zu Mainz durch den Wormser Bischof J. v. (—>) Dalberg. Bald nach diesen Feierlichkei­ ten erließ H. Reformverordnungen für den Klerus, die Klöster und das Volk. 1487 und 1499 berief er Provinzialsynoden nach Mainz. 1485 und 1486 verbot er, deutsche Übersetzungen lateinischer Werke ohne vor­ herige Zensur zu drucken. Der Zensurbehör­ de gehörten vier Mainzer Universitätsprofes­ soren an: der Theologe Johann Bertram, der Jurist Alexander Dietrich, der Mediziner Diet­ rich Gresemund und der Philosoph Andreas Eier. Für ein wesentliches Hindernis einer Kirchenreform in Deutschland hielt H. den römischen Fiskalismus und die kuriale Äm­ tervergabe. Abhilfe erhoffte er von einem neuen Reichskonkordat. Nachhaltig unter­ stützte er die Reformbemühungen der Windesheimer und der Bursfelder Kongregation bzw. deren Union mit der Melker und der Kastler Reform. Die Benediktinerabtei Blei­ denstadt ließ er 1498 durch päpstliche Verfü­ gung in ein Kollegiatstift umwandeln. Den Geistlichen schrieb er 1496 vor, ihre Predig­ ten an den kirchlichen Zeiten auszurichten. Auch begünstigte er das Bruderschaftswesen. Dennoch lagen die eigentlichen Leistungen H.s nicht auf dem Gebiet der Kirchenreform und, trotz unbestreitbarer Erfolge bei der ter­ ritorialen und wirtschaftlichen Stabilisierung des Erzstifts, auch nicht auf dem der Landes­ politik. Sein eigentliches Feld war die Reichspolitik, auf dem er wie kein anderer Reichsfürst für die Neuordnung des Verhält­ nisses von Kaiser, Ständen und Reich kämpf­ te mit dem Ziel, zur Rettung und Gesundung des Reiches den Ständen bei der Reichslei­ tung ein Mitsprache- und Mitentscheidungs­ recht zu erwirken.

Das Ringen um die von Kaiser Friedrich III. abgelehnte Reichsreform begann 1486 mit dem Frankfurter Wahltag. Anläßlich der Kö­ nigswahl Maximilians I. ließ sich H. in sei­

nen Rechten als Erzkanzler bestätigen; bestä­ tigt wurde auch der erzbischöfliche Status der Stadt Mainz. Auch H. legte ein Reichsre­ formprogramm vor. Erste konkrete Schritte ließen sich jedoch erst ab dem Frankfurter Reichstag 1489 verwirklichen. Im gleichen Jahr trat H. dem Schwäbischen Bund bei, zu dessen Tagungen er in der Folgezeit ebenso regelmäßig reiste wie zu den Reichstagen. Der Tod Kaiser Friedrichs III. 1493 und der Be­ ginn der Alleinherrschaft Maximilians I. er­ möglichten es dem Erzkanzler, die Reichsre­ form konsequent zu beginnen. Mit Zustim­ mung des Domkapitels übernahm er 1494 die persönliche Leitung der Reichskanzlei. Das nötigte ihn zu langen Abwesenheiten vom Erzstift. Am 3. 10. 1494 setzte er eine neue Kanzleiordnung durch. Rivalitäten und Kom­ petenzstreitigkeiten mit dem kaiserlichen Hof waren die Folge, zumal Maximilian immer of­ fenkundiger ein monarchisches Herrschafts­ system anstrebte. Begünstigt durch verschie­ dene Konstellationen, gelang es dennoch un­ ter der energischen Führung H.s, 1495 we­ sentliche verfassungsrechtliche Veränderun­ gen zur inneren Sicherung und Reform des Reiches durchzusetzen, nämlich den Ewigen Landfrieden mit dem ersten völligen Fehde­ verbot und eine Reichskammergerichtsord­ nung. Die von H. und anderen Reichsfürsten angestrebte Bildung eines ständischen Reichsrats verhinderte Maximilian. Als Kom­ promiß kam eine „Handhabung des Friedens und Rechts“ zustande, die sich in der Folge­ zeit wegen der bleibenden Rivalitäten jedoch nicht bewährte. Die Differenzen zwischen Maximilian und dem Erzkanzler mehrten sich und steigerten sich zur Feindschaft.

In der von H. betriebenen Reichsreform, die auf einen ständischen Zentralismus zielte, sah Maximilian eine gefährliche Beeinträchti­ gung seiner Souveränität. Um die Position des Erzkanzlers zu schwächen, wertete er da­ her 1497 Hofrat und Hofkanzlei zu Lasten der Reichskanzlei auf. Die von H. betriebene Ant­ wort darauf bestand 1500 in der Errichtung des „Reichsregiments“, das den Kaiser poli­ tisch ausschaltete. Diese auf dem Reichstag von Augsburg beschlossene Maßnahme bil­ dete den Höhepunkt des Verfassungskampfes. Militärische Erfolge setzten den König 1502 in die Lage, das Reichsregiment aufzulösen und H. zu entmachten. Er entzog ihm die Lei­ tung der Reichskanzlei und forderte von ihm das Reichssiegel zurück. Maximilian dachte 1503 sogar daran, ihn als Erzbischof absetzen zu lassen. H.s Reichsreformprogramm schei­ terte nicht zuletzt deshalb, weil ihm die Un­ terstützung der Reichsfürsten fehlte, die par-

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tikularistischen Territorialinteressen den Vor­ zug gaben. Dennoch kann H., der außer in Worms 1499 auf allen Reichstagen persönlich anwesend war, als „Vater der Reichsreform“ gelten. Auf die Entwicklung der Reichsverfas­ sung hat er wesentlichen Einfluß genommen. Der vom Geist des N. v. (—>) Kues geprägte Erzbischof starb am 21. 12. 1504 in Mainz. Er wurde im Dom beigesetzt. Sein Grabdenkmal schuf der von Riemenschneider beeinflußte Mainzer Hofbildhauer Hans Backoffen.

Minorit; 6. 3. 1405 Titularbischof von Acco; von ihm sind zahlreiche Pontifikalhandlun­ gen, das Siegel und die Grabinschrift über­ liefert, in der er merkwürdigerweise „archiepiscopus“ genanntwird; + 8. 9.1450;□ Würz­ burg, Franziskanerkirche.

Literatur: E. Bock, in: NDB 2 (1955) 156f. - F. Har­ tung, in: HZ 103 (1909) 527-551. - E. Hühns, Theo­ rie und Praxis in der Reichsreformbewegung des 15. Jahrhunderts, Nikolaus von Kues, die Reformatio Sigismundi und Berthold von Henneberg, in: WZHUB 1 (1951/52) 17-34. - K. S. Bader, Kaiserliche und ständische Reformgedanken in der Reichsreform des endenden 15. Jahrhunderts, in: HJ 73 (1954) 7494. - Ders., Ein Staatsmann vom Mittelrhein. Ge­ stalt und Werk des Mainzer Kurfürsten und Erzbi­ schofs Berthold von Henneberg (Mainz 1954/55). F. V. Arens 145-147. - H.-P. Scheerer, Mainz und die Reichsreform (Mainz 1968) 75-135. -A. Schrökker, Unio atque concordia. Reichspolitik Bertholds von Henneberg 1484 bis 1504 (Masch. Würzburg 1970). - Ders., Das Itinerar Bertholds von Henne­ berg zu seiner Reichspolitik 1484 bis 1504, in: ZGO 120 (1972) 225-245. - H. Mathy 17, 23-25, 30, 33, 41, 86, 89, 202. - G. Chalopek 2-10. - H. Wiesflekker.

Hermann, Graf von Schaumburg (1545-1592)

Friedhelm Jürgensmeier

Herboldus (Herbordus) (OFM) (t 1450) 1441 Ep. tit. Tanensis 1441-1450 Weihbischof in Worms Minorit; auf dem Konzil von Basel 1441 durch Gegenpapst Felix V. zum Titularbi­ schof von Tana ernannt; übte seither im Wormser Bistum Pontifikalhandlungen aus und hatte die Pfarrkirche St. Remigius in Wa­ chenheim mit einem Einkommen von 8 Mark Silber sowie eine Vikarie am Katharinenaltar von St. Johann in Worms inne; am 16. 8. 1448 auf Bitten Bischof R.s v. (—>) Sickingen durch Papst Nikolaus V. absolviert und dispensiert; + 15. 4. 1450; □ Dom zu Worms. Literatur: J. F. Schannat I, 98. Burkard Keilmann

Hermann (OFM) (+ 1450) 1405 Ep. tit. Acconensis 1405-1450 Weihbischof in Mainz in partibus Rheni, Bamberg und Würz­ burg

Literatur: N. Reininger 76-82. Egon Johannes Greipl

1567-1573 1573-1582

Gewählter Bischof von Minden Bischof von Minden

Hermann von Schaumburg wurde am 1. 11. 1545 als ältester Sohn des Grafen Otto IV. von Holstein-Schaumburg und dessen Ehefrau Maria, einer Tochter des Herzogs Barnim XI. von Pommern-Stettin, geboren. Graf (—►) Otto war 1531-37 postulierter Bischof von Hildes­ heim. Aus seiner ersten Ehe gingen neben H. noch drei weitere Söhne hervor. Davon wur­ de (—>) Anton als Nachfolger H.s Bischof von Minden. 1558 heiratete Otto Herzogin Elisa­ beth Ursula von Braunschweig-Lüneburg, eine Tochter Herzog Ernsts d. Bekenners. Aus dieser zweiten Ehe stammten zwei Töchter und ein Sohn. Unter dem Einfluß seiner zwei­ ten Ehefrau wurde Otto 1559 evangelisch und führte die Reformation in der Grafschaft Schaumburg ein. H. und Anton waren für den geistlichen Stand bestimmt und blieben katholisch, während ihre Geschwister evan­ gelisch erzogen wurden. H. erhielt 1559 eine Dompräbende in Köln und 1562 eine in Lüt­ tich und hielt sich längere Zeit am Hof seines Onkels, des Kölner Erzbischofs A. v. (—>) Schaumburg, auf. Er studierte in Ingolstadt und möglicherweise auch in Löwen. 1563 empfing er die Subdiakonatsweihe. H. sprach gut Latein und Französisch. Er galt als um­ gänglich, neigte allerdings zum Jähzorn. Es gelang ihm nicht, sich aus der persönlichen und politischen Abhängigkeit von seinem Va­ ter zu lösen.

Nach dem Tod des Mindener Bischofs (—>) Georg von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel entschied sich vermutlich am 9. 1. 1567 eine weifisch orientierte Minderheit des Domkapitels für eine Kandidatur des regie­ renden Grafen Erich von Hoya, eines über­ zeugten Lutheraners, der als Wolfenbütteier Lehnsmann von Herzog Heinrich d. J. unter­ stützt wurde. Um sich von der weifischen Übermacht zu befreien, postulierte die Kapi­ telsmehrheit daraufhin H. Eine wesentliche

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Voraussetzung für diese Entscheidung waren die guten Beziehungen zwischen dem Dom­ kapitel und Graf Otto, mit dem man 1556 ei­ nen Schutz- und Schirmvertrag abgeschlos­ sen hatte. In der Wahlkapitulation vom 14. 1. 1567 bestätigte H. die Privilegien des Kapitels und verpflichtete sich u. a., keine weiteren Stifte anzunehmen und die Beamtenstellen nur mit Einheimischen zu besetzen. Obwohl H. unmittelbar nach der Postulation die „Professio fidei Tridentina“ ablegte, verwei­ gerte ihm Pius V. die Bestätigung. Dafür wa­ ren neben dem fehlenden kanonischen Alter die lutherische Konfession seines Vaters und die Furcht vor dem vollständigen Durch­ bruch der Reformation in Minden ausschlag­ gebend. Nachdem das Domkapitel H. darauf­ hin am 28. 7. 1569 die Administration des Stiftes übertragen hatte, erteilte ihm auch Kaiser Maximilian II., der sich in Rom für H. verwandt hatte, trotz der päpstlichen Ableh­ nung im August 1569 das Lehnsindult für Minden; es wurde 1570, 1572 und durch Ru­ dolf II. 1581 jeweils verlängert. Zu einer defi­ nitiven Verleihung der Regalien kam es aller­ dings nicht. H.s Bemühungen um den Kölner Erzstuhl 1567 nach der Resignation F.s zu (-») Wied und um Münster 1574 scheiterten eben­ falls. Das Fehlen der päpstlichen Bestätigung und der definitiven Regalienverleihung schwäch­ ten H.s Stellung gegenüber den Ständen, be­ sonders gegenüber der Stadt Minden, die sich um eine Ausweitung der kommunalen Auto­ nomie bemühte und die bischöflichen Rechte in der Stadt ignorierte. Im Sommer 1572 eska­ lierte der Konflikt. Daraufhin schloß H. mit dem Domkapitel und den katholischen Stif­ ten ein Bündnis zur Verteidigung der landes­ herrlichen Rechte und des katholischen Glau­ bens und belegte Minden mit einer Handels­ sperre, die die Stadt zum Einlenken zwang. Im Lübbecker Rezeß vom 15.4. 1573 erkannte Minden H. als rechtmäßigen Bischof und Landesherrn und das Domkapitel als Erb­ herrn an, garantierte die Immunität der Dom­ freiheit und sicherte den Schutz der katholi­ schen Geistlichen gegen Diffamierung zu. Diese kehrten daraufhin in die Stadt zurück. Der Bischof behielt formell die geistliche Ju­ risdiktion in Minden; der Dom, die Kloster­ kirche der Benediktiner und die Stiftskirche St. Johann blieben dem katholischen Gottes­ dienst erhalten; den Bürgern blieb jedoch die Teilnahme am katholischen Gottesdienst un­ tersagt. Demgegenüber verzichtete H. auf die der Stadt auferlegte Geldbuße und stellte eine offizielle Bestätigung der ständischen Privile­ gien in Aussicht. Der Rezeß bedeutete einen

Rückschlag für die städtischen Autonomiebe­ strebungen.

H.s Einsatz für die katholischen Belange be­ einflußte die Haltung der Kurie ihm gegen­ über. Auf Empfehlung des Trienter Bischofs G. L. v. (—>) Madruzzo, des Lütticher Bischofs G. v. (—*) Groesbeek und des Kölner Erzbi­ schofs S. v. (—>) Isenburg bestätigte Gregor XIII. H. am 29. 5. 1573 mit der Auflage, inner­ halb von drei Monaten die Bischofsweihe zu empfangen. H. ließ sich jedoch weder zum Priester noch zum Bischof weihen. Die Hoff­ nungen der Kurie auf Rekatholisierung und Durchführung der katholischen Reform in Minden erfüllten sich nicht. H., der konfes­ sionell nicht festgelegt war, bestellte weder einen Weihbischof noch einen Offizial. Ein Eingreifen der Kurie in Form von Visitationen blieb erfolglos. So entzog sich H. im Sommer 1573 einer Unterredung mit dem päpstlichen Legaten Kaspar Gropper. Gegenüber dem Bonner Kanoniker Alexander Trivius, der in päpstlichem Auftrag im März 1575 Minden visitierte und H. für die katholischen Reform­ pläne gewinnen sollte, vertrat H. die Auffas­ sung, daß es unmöglich sei, einen konfessio­ nellen Wandel im Stift herbeizuführen. Die katholische Konfession blieb auf Teile des Domkapitels, einige Stifte und Klöster be­ schränkt, während die Mehrheit der Stiftsbe­ völkerung lutherisch war. Stärker als die kirchlichen Anliegen schien H. anfangs die weltlichen Interessen des Stif­ tes zu verfolgen. So bemühte er sich, die Lan­ deshoheit über die Zisterzienserabtei Loccum wiederzuerlangen, die 1565 auf den Herzog von Braunschweig-Lüneburg übergegangen war. Verschiedene Versuche, vor allem 1572 und 1574, den Abt zur Anerkennung der Min­ dener Herrschaft zu zwingen, blieben erfolg­ los. 1576 trat die Abtei unter den Schutz Her­ zog Erichs II. von Calenberg. Gegen Ende des 16. Jh.s wurde sie evangelisch. Die zweite Hälfte der Regierungszeit H.s war durch Aus­ einandersetzungen mit den Landständen über Finanz- und Steuerfragen gekennzeich­ net. Dabei wurde H., der sich um Abtragung der Stiftsschulden bemühte, die eigenmächti­ ge Erhöhung des Kontributionssatzes und die Besteuerung des Klerus vorgeworfen. Das Domkapitel beklagte außerdem, daß H. die Bi­ schofsweihe noch nicht empfangen hatte, und mißbilligte seine Hilfe für G. (—>) Truch­ seß von Waldburg im Kölner Krieg sowie sei­ ne Heiratsabsichten. Die Stände betrieben planmäßig seine Abdankung und schlossen sich im August 1581 zu einer Union zusam­ men. Das Domkapitel nahm Verbindung mit

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Herzog (—>) Heinrich Julius von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel auf, dem es das Bistum nach einer Resignation H.s anbot. In einem Geheimvertrag vom 18. 9. 1581 zwi­ schen den Wolfenbütteler Herzögen und dem Domkapitel garantierte Heinrich Julius u. a. die ständischen Rechte und Privilegien sowie den katholischen Besitzstand des Domkapi­ tels und des altgläubigen Klerus. Auf Druck der Stände einigte sich nun H. mit dem Wol­ fenbütteler Fürstenhaus und sicherte gegen eine Entschädigung von 30 000 Talern seinen Rücktritt zu. Dieser erfolgte am 29. 1. 1582.

H. heiratete nach seiner Abdankung die Bau­ erntochter Katharina Hacke; aus dieser Ehe gingen zwei Söhne hervor. Er verbrachte die letzten Jahre seines Lebens auf der Arens­ burg, die ihm als Leibgedinge neben den Ein­ künften aus dem Kloster Rinteln nach lang­ wierigen Abfindungsverhandlungen mit sei­ ner Familie zugestanden worden war. H. starb am 5. 3. 1592 auf der Arensburg. Er wur­ de im Kloster Möllenbeck beigesetzt. Literatur: W. Schröder 502-524. - R. Schwarz 5153. - W. Kuloge, Das Bistum Minden unter der Re­ gierung des Grafen Hermann von Schaumburg 1567-1582 (Diss. phil. Münster 1919). - O. Berns­ torf, Bischof Hermann von Minden aus dem Gräf­ lich Schaumburger Hause. Ein geistlicher Fürst der Reformationszeit, in: Mindener Beiträge 10 (1964) 73-148. - G. May 126f. - H. Nordsiek 49-53. - A. Schröer, Erneuerung I, 50-64. - H. J. Brandt-K. Hengst, Minden 61. Hans-Georg Aschoff

Hermann, Landgraf von Hessen (1449/50-1508) Kurfürst-Erzbischof von Köln Koadjutor des Bischofs von Paderborn 1498-1508 Administrator des Bistums Paderborn

1480-1508 1495-1498

Hermann, Landgraf von Hessen, wurde um 1449/50 als dritter Sohn des Landgrafen Lud­ wig I. (t 1458) und der sächsischen Herzogin Anna (+ 1462) geboren. Datum und Ort der Geburt sind nicht bekannt. Seine älteren Brü­ der Ludwig II. und Heinrich III. folgten in der weltlichen Herrschaft in Kassel und Marburg. Seine einzige Schwester Elisabeth (t 1489) heiratete in das Haus Nassau-Weilburg.

Im Verlauf seiner geistlichen Laufbahn sam­ melte H. eine stattliche Reihe von Pfründen. So war er Scholastiker in Worms, Kanoniker zu Mainz (1462), Propst in Fritzlar (1465), De­ chant von St. Gereon in Köln (1467) sowie

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Propst des Marienstifts in Aachen (1474). 1463 wurde er als Nachfolger auf der Präben­ de D.s v. (—>) Moers Mitglied des Kölner Dom­ kapitels. Ein Jahr zuvor hatte er sich zum Stu­ dium an der Universität Köln eingeschrieben. 1471 hatte H. Aussichten auf die Bischofs­ würde in Hildesheim. Nach zwiespältiger Wahl und nach dem Verlust wirksamer Unter­ stützung durch den Tod seines ältesten Bru­ ders zog er aber 1472 seine Kandidatur zu­ rück.

Als sich das Kölner Domkapitel und die rhei­ nischen Stiftsstände 1473 von Erzbischof (—>) Ruprecht bei Rhein lossagten, beriefen sie H. im März 1473 zum Stiftsverweser. H. wurde der politische und militärische Führer im Krieg gegen den Landesherrn und dessen Ver­ bündeten, den Herzog von Burgund. Er leitete persönlich die erfolgreiche Verteidigung der von burgundischen Truppen belagerten Stadt Neuss (Juli 1474-Juni 1475).

Der Kaiser bestellte ihn am 8. 9. 1475 zum vorläufigen Verweser des Erzstifts und ord­ nete ihm einen kleineren und einen größeren Rat für die Führung der Regierungsgeschäfte zu, die mit Vertretern der Stiftsstände, der Stadt Köln und einem kaiserlichen Kommis­ sar besetzt waren. Die uneingeschränkten Herrscherrechte erreichte Hermann erst mit dem Tod seines Vorgängers.

Am 11.8. 1480 wählte das Domkapitel H. ein­ stimmig zum neuen Erzbischof. Die Wahlka­ pitulation trägt das Datum vom 14. 8. 1480. Nach der päpstlichen Bestätigung (15. 11. 1480) konnte H. am 6. 2. 1481 im Dom von seinem Bistum Besitz ergreifen. Vom Papst ließ er sich den Titel eines Legatus natus des Apostolischen Stuhles ausdrücklich verlei­ hen. Die Regalien erhielt er von Friedrich III. im Dezember 1485 in Köln. Im Frühjahr 1487 wurde er konsekriert. Am 19. 3. 1495 ernannte ihn der Paderborner Bischof (—►) Simon zur Lippe zu seinem Ko­ adjutor (päpstliche Provision 11. 4. 1496), und nach dessen Tod wurde er dort am 7. 3. 1498 zum Administrator gewählt. Die Amtszeit H.s bildete für die Erzdiözese wie für das Erzstift eine Periode der Konsoli­ dierung der kirchlichen und politischen Ver­ hältnisse, wobei H. es verstand, seine bischöf­ lichen wie herrschaftlichen Rechte gegen Kle­ rus und Stände durchzusetzen. Er ist der er­ ste Kölner Erzbischof, dessen individuelle Glaubenshaltung in den Quellen zuverlässig beschrieben wird. Es wird sowohl seine per­ sönliche Frömmigkeit gerühmt wie auch die

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Tatsache, daß er seinen geistlichen Aufgaben pflichtbewußt nachkam, persönlich Weihe­ handlungen vornahm und regelmäßig Diöze­ sansynoden abhielt. H. hatte zu den Vertre­ tern der Devotio moderna und zu den Kräften der Kirchenreform enge Verbindungen. Der Abt von Groß St. Martin in Köln verfaßte für ihn einen Fürsten- und einen Bischofsspiegel und war wie auch andere Angehörige der Bursfelder Kongregation ein enger Mitarbeiter H.s bei den Klosterreformen. H. sah diese als spezielle Aufgabe eines Bischofs an und führte sie wie sein Vorgänger zum Teil per­ sönlich durch. Er mußte sich hierbei im we­ sentlichen auf das erzstiftische Gebiet, auf die Stadt Köln und später auf das Hochstift Paderborn beschränken, da die weltlichen Herrscher im Bereich seiner Diözesen, vor al­ lem die Herzöge von Jülich-Berg und KleveMark, ihm in ihren Territorien dazu kaum noch Freiraum ließen.

Verträgen ein generelles Mitspracherecht ver­ blieb. Die Ordnungen für Hof und Kanzlei (um 1500) unterwarfen die wichtigsten Fra­ gen der Entscheidung des Herrschers, wäh­ rend der ständige Rat mit seinen selbständi­ gen Rechten verschwand.

Gemessen an den Vorgängern verhielt sich H. in seiner Politik gegenüber den Nachbarn friedlich. Er krönte am 9. 4. 1486 in Aachen Maximilian zum römischen König, und bei dieser Gelegenheit belehnte Friedrich III. den Herzog von Kleve mit Soest und Xanten, wo­ mit der aus den Zeiten des D. v. Moers stam­ mende Streit um die vormals kurkölnischen Städte zu einem Ende kam. Lediglich mit der Stadt Köln hatte H. zusammen mit den übri­ gen rheinischen Kurfürsten 1489-91 längere Auseinandersetzungen wegen des städti­ schen Zolls und 1498-1507 wegen Verletzung der von ihm beanspruchten Hoheitsrechte, der Immunität des Klerus sowie der Gerichts­ barkeit in der Stadt. Vorrangiges Ziel seiner zurückhaltenden Politik war offensichtlich die wirtschaftliche Erholung des Erzstiftes; dazu dienten auch Bemühungen, zusammen mit Trier, Jülich, Kleve, Münster und Osna­ brück zu einer Verbesserung des Münzwe­ sens zu kommen. Zur Abtragung der erzstifti­ schen Schulden erhielt H. 1489 die päpstli­ che Erlaubnis zur Besteuerung des Klerus.

H. starb in Poppelsdorf bei Bonn wohl am 19. 10. 1508. Am 26. 10. 1508 wurde er im Kölner Dom beigesetzt; ein Grabmal ist nicht erhal­ ten.

Mit besonderer Fürsorge begegnete H. dem Konvent der Franziskanerobservanten in Brühl, den er mit päpstlichem Privileg (1490) nahe seiner Residenz 1491-93 errichtet hatte, auf Kosten der jüdischen Einwohner, die bis dahin dort gelebt hatten.

In der politischen Verwaltung des Erzstiftes setzte H. seine Herrscherkompetenz wieder stärker durch, wenngleich dem Domkapitel in der Frage von Schuldverschreibungen und

Literatur: E. Podlech, Geschichte der Erzdiözese Köln (Mainz 1879). - L. Ennen, in: ADB 12 (1880) 131-135. - H. Brunner. - W. Kisky, Die Domkapitel der geistlichen Kurfürsten in ihrer persönlichen Zu­ sammensetzung im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert (Weimar 1906). - H. Helbig, Fürsten und Landstände im Westen des Reiches im Über­ gang vom Mittelalter zur Neuzeit, in: RhV 29 (1964) 32-72. - A. Schröer, Verfassung I. - E. R. Stupperich, in: NDB 8 (1969) 635f. - W.-D. Penning. - H. J. Brandt-K. Hengst, Bischöfe. - K. Militzer. - W. Jans­ sen, Bischof. - C. v. Looz-Corswarem, in: LMA 4 (1989) 2164. - B. Neidiger. - W. Janssen, Ruprecht. - Ders., in: DHGE 24 (1993) 54-56. - W. Beutler, in: Rheinische Lebensbilder 13 (1993) 51-71. - M. Kis­ sener. - W. Janssen, Köln. Franz Bosbach

Hertoch, Laurentius (Ducis de Harthoghe) (+ 1538)

1530 1530-1538

Ep. tit. Ebronensis Weihbischof in Utrecht

Hertoch - Heßler * Mecheln; Karmelit ebd.; 1523-29 Prior in Antwerpen; Theologiestudium (Löwen?); Lektor der Theologie in Paris; 24. 1. 1530 Ti­ tularbischof von Hebron und auf Bitten des Kardinals und Utrechter Bischofs W. v. (—>) Enckenvoirt Weihbischof in Utrecht; vor 6. 8. 1530 Amtsantritt; t 1538 (vor 30. 10.) Ut­ recht; □ St. Agneskloster in Utrecht. Literatur: J. Fruytier, in: NNBW 6 (1924) 769f. - J. Weijling 294-296 (Lit). Paul Berbee

Heßler, Georg (um 1427-1482) 1477 1480-1482

Kardinal Bischof von Passau

Georg Heßler wurde um das Jahr 1427 als zweiter Sohn des Würzburger Schultheißen und bischöflichen Amtmanns Hans H. (+ um 1470) und dessen Ehefrau Agatha wahr­ scheinlich in Bamberg geboren. Er hatte fünf Brüder und eine Schwester. Ein Sohn der Schwester urkundete 1483 als Dr. decr. und Kanonikus zu Köln. Von den Brüdern H.s wurden drei Priester. Johannes, der nach Ge­ org um das Jahr 1430 ebenfalls zu Bamberg geboren wurde, besuchte zusammen mit die­ sem 1447 die Universität Leipzig, später die von Köln, kam bald danach in den Besitz ei­ nes Kanonikates am Würzburger Neumün­ sterstift und läßt sich 1451 als Student der Universität Heidelberg nachweisen, wohin Georg ihm folgte.

Für den weiteren Lebensweg H.s war es von Bedeutung, daß er mit seinem Bruder Johan­ nes 1454 nach Italien ging. Dort studierte er wie viele Deutsche an der Juristenschule von Pavia und erwarb den Grad eines Dr. iur. utr. Von Pavia zog es ihn an den päpstlichen Hof. 1456 ernannte ihn Papst Calixt III. zum Ge­ heimkämmerer. Dazu kamen Kanonikate an St. Peter und Paul in Öhringen/Württ. sowie in Bamberg, ferner die Pfarreien zu Dollnstein bei Eichstätt und Hesselbach. 1456 empfing H. die Priesterweihe durch den Bischof von Pavia, Giovanni de Castiglione, der 1456 von Calixt III. zum Kardinal erhoben wurde. H. zählte zu den Familiären dieses Kirchenfür­ sten, der als päpstlicher Legat auch in Deutschland bekannt war. Sein Schutz wurde für H. und seine Geschwister von ungeahnter Wichtigkeit. Inzwischen hatte das Bistum Würzburg in der Person des bisherigen Dom­ propstes J. v. (—>) Grumbach einen neuen Bi­ schof. Dieser war dem Schultheißen H. und dessen Familie nicht wohlgesinnt, da diese das besondere Vertrauen seines Vorgängers G. 25 Lexikon

289

(—>) Schenk von Limpurg besessen hatten. Er ließ der Familie H. ihren Besitz wegnehmen und verwies sie aus dem Hochstift. Dank sei­ ner Würde eines päpstlichen Geheimkämme­ rers, mit der besondere Vorrechte und Schutz­ privilegien verbunden waren, und mit Unter­ stützung Castigliones kehrte H. daraufhin nach Deutschland zurück, um seiner Familie beizustehen. Er erwirkte für den Vater einen günstigen Spruch des Hofkammergerichtes, dem 1455 ein Vergleich mit Grumbach folgte. Einen Teil des Besitzes konnte die Familie wieder in Empfang nehmen.

H. trat nun in den Dienst des Mainzer Erzbi­ schofs D. (—>) Schenk von Erbach, als dessen Rat er im Frühjahr 1458 nachweisbar ist. Nach dem Tod des erzbischöflichen Sekretärs übernahm er dessen Stelle und erhielt dessen Pfründe am Kapitel von St. Peter und Alexan­ der in Aschaffenburg. Das Mainzer Zwischen­ spiel kann nicht lange gedauert haben, da H. im Herbst 1458 wieder am päpstlichen Hof war, wo inzwischen der einstige Privatsekre­ tär Friedrichs III., E. S. (—►) Piccolomini, als Pius II. Papst geworden war. Dieser verlieh H. die Wormser Dompropstei, die allerdings der Wittelsbacher Prinz Pfalzgraf Johann von Simmern-Sponheim mit Erfolg für sich bean­ spruchte, so daß sich der vom Papst Provi­ dierte schließlich mit einer Jahrespension von 90 Gulden abfinden ließ. 1460 verzich­ tete H. darauf und auf die Pfarrei Dollnstein, um dafür seinem Bruder Johannes die Prop­ stei von St. Johann zu Neumünster in Würz­ burg zu verschaffen. Ende 1459 war er im Dienst Albrechts von Österreich, eines Bru­ ders Friedrichs III. Auf dessen Vorschlag wur­ de er zum Beisitzer des kaiserlichen Kammer­ gerichts ernannt. Wohl aus diesem Grunde nahm er nun seinen Wohnsitz in Wien und immatrikulierte sich 1460 an der dortigen Universität. Von großer Bedeutung für H.s weitere Laufbahn wurde die Berufung auf ei­ nes der sieben Priesterkanonikate am Dom zu Köln. Dazu verhalf ihm wahrscheinlich sein Vater, der mit Pfalzgraf (—►) Ruprecht in enger Verbindung stand und ebenfalls diese Würde innehatte. Mit dem Kanonikat war die Resi­ denzpflicht verbunden; außerdem gab das Kapitel zu verstehen, es lege Wert auf H. Da­ her siedelte dieser 1460 nach Köln über. Als 1463 Ruprecht Erzbischof wurde, ernannte dieser H. zu seinem Kanzler und entsandte ihn mit einer Delegation nach Rom, um die päpstliche Bestätigung zu erhalten. H. hatte dabei Erfolg. Er trat bei dieser Gelegenheit der Bruderschaft bei S. Maria dell’Anima bei. Durch seine häufigen Romaufenthalte, seine Kontakte zu Päpsten und Kardinälen und an­

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Heßler

deren Persönlichkeiten des päpstlichen Hofes gelangte H. binnen kurzer Zeit in den Besitz zahlreicher ertragreicher Benefizien, zu Ein­ fluß und Ansehen. Anfang 1466 wurde er durch päpstliche Provision Domherr in Speyer. Die vorgeschriebenen Annaten ent­ richtete er persönlich am 28. 6. 1466 in Rom. Anläßlich dieses Romaufenthaltes wurde er Apostolischer Protonotar. Für H.s Stellung und seine diplomatischen Sendungen im fürstlichen Auftrag und besonders im Auftrag Friedrichs III. war diese Würde von großer Bedeutung. 1474 nahm Friedrich III. H. als Rat in seine Dienste. Seit 1476 ist er als Propst von St. Viktor in Xanten nachweisbar. H. errang das Vertrauen Friedrichs III. so sehr, daß dieser ihn zum Kanzler berief; als solcher bewährte er sich in vielen diplomatischen Geschäften. 1477 vermittelte er die Ehe zwi­ schen Maximilian, dem Sohn des Kaisers, und Maria von Burgund. Aber nicht nur di­ plomatische Gewandtheit machte H. dem Kaiser zu einem bedeutenden Helfer, sondern auch sein großer Einfluß in den Rheinlanden. Seit 1476 war H. Inhaber des Soester Archidiakonates im Erzbistum Köln. Auf Bitten Friedrichs III. nahm Papst Sixtus IV. H. am 10. 12. 1477 in das Kardinalskollegium auf. Als Titelkirche erhielt er S. Lucia in Selci. Der Ehrgeiz des Pfründenjägers H. sollte aber seine Erfüllung erst als Bischof finden. Sein Förderer war auch hierbei Friedrich III., der eine vom 1. 7. 1478 datierte päpstliche Bulle erwirkte, nach der den Kapiteln von Utrecht, Lüttich, Cambrai, Trier, Köln, Mainz, Würz­ burg, Bamberg, Eichstätt, Speyer, Salzburg, Straßburg, Passau, Augsburg, Freising, Mün­ ster, Regensburg und Besancon befohlen wur­ de, im Falle der Erledigung nicht zur Wahl, Postulation, Nomination oder Provision zu schreiten, bevor nicht Papst und Kaiser eine geeignete Persönlichkeit bezeichnet hätten. Die Bischöfe im Reich verwahrten sich je­ doch gegen einen solchen Eingriff in ihre Rechte und entschieden, daß, sollte der Papst eine Konfirmation verweigern, sie beim Me­ tropoliten nachzusuchen sei. Wer dennoch angefochten werde, solle an ein zukünftiges Konzil oder an einen künftigen Papst appel­ lieren. Auch bei den Auslagen wollten sie den Appellanten helfen. Wie Speyer und Straßburg, so ignorierte auch das Passauer Domkapitel das päpstliche und kaiserliche Verbot und wählte nach dem Tod U. v. (—►) Nußdorfs am 2. 9. 1479 mit Stimmenmehrheit den Kanzler Herzog Georgs von BayernLandshut und Passauer Domherrn F. (-*) Mauerkircher zum Bischof. Sixtus IV. annul­ lierte diese Wahl und entschied sich am 28. 1. 1480 für den Kandidaten des Kaisers. Die­

ser weilte bereits in Rom, um die Passauer Bistumsfrage zu erledigen. Eine Appellation des Domkapitels wurde am 28. 1. 1480 abge­ wiesen. Am gleichen Tag wurden Bullen er­ lassen, die Mauerkircher und seinen Anhän­ gern Exkommunikation, Interdikt und Pfrün­ deverlust androhten. Empfehlungsschreiben für H. wurden an den Kaiser, den Erzbischof von Salzburg und an süddeutsche Bischöfe erlassen. Schließlich wurde ihm gestattet, als Bischof seine bisherigen Titel, Würden und Pfründen beizubehalten. Am 13.2. 1480 kon­ sekrierte Sixtus IV. persönlich H. Am 1. 5. 1480 verließ dieser Rom und begab sich an den Kaiserhof. Darauf traten der Dompropst und drei Domkapitulare zu ihm über. Sie nah­ men auf Weisung des Papstes ihren Sitz in der oberösterreichischen Stadt Wels, wäh­ rend die Majorität des Kapitels in Passau blieb. Am 17. 9. 1480 wurde im Wiener Dom die Stiftungsurkunde des Bistums Wien ver­ kündet, dem von Seiten Passaus bis dahin wi­ dersprochen worden war. Da der Kaiser mit der Zustimmung H.s rechnen konnte, ging die Zeremonie ohne Protest vor sich. Noch aber war es H. verwehrt, in seine Bischofs­ stadt einzuziehen. Passau wollte neutral blei­ ben, wurde aber von Österreich, Bayern, dem König von Ungarn und dem hochstiftischen Adel bedrängt. Befehle, Verhandlungen, Feh­ debriefe gingen hin und her. Friedrich III. sprach 1482 die Acht über die ungehorsame Stadt aus. Erst danach konnte H. am 1. 6. 1482 Einzug halten. Der Pfleger der Ober­ hausfestung, ein Anhänger des Bayernher­ zogs, begann einen Tag später eine Beschie­ ßung der Stadt. Da aus Bayern die Lebensmit­ telzufuhr gesperrt wurde, herrschte dort Not, während die versprochenen kaiserlichen Hilfstruppen ausblieben. In dieser Situation kam es im August 1482 zwischen H. und Mauerkircher zu einem Vergleich. Darin wur­ de festgelegt, daß H. Bischof blieb, Mauerkir­ cher aber sein Nachfolger werden sollte. Fast drei Jahre hatte die Kraftprobe gedauert. Die Kosten mußten Stadt und Hochstift tragen. Neben den in Österreich gelegenen Besitzun­ gen wie St. Pölten, Mautern mit Amt Michels­ pach, Schwabdorf, Rüdenberg, Harzing und vielen anderen Städten und Burgen, die dem Ungarnkönig verpfändet waren, hinterließ H. seinem Nachfolger Schulden von 80 000 Gul­ den. Es war das letzte Mal in der Geschichte des Bistums, daß eine Bischofswahl mit Waf­ fengewalt ausgetragen wurde. Im September 1482 verließ H. Passau mit dem Schiff, um sich zum Kaiser nach Wien zu begeben. Auf der Fahrt starb er am 21. 9. 1482 in der Nähe der Benediktinerabtei Melk. Sein Leichnam wurde nach Wien gebracht und in der Kirche

Heßler - Heusenstamm

Maria am Gestade, dem Sitz des Passauer Of­ fizials für das Land unter der Enns, bestattet. H. war eine bedeutende Gestalt der Epoche Friedrichs III. Dem Bistum Passau hat er nur Not und Elend gebracht. Literatur: J. N. Buchinger 181-189. - W. Hollweg, Dr. Georg Heßler. Ein kaiserlicher Diplomat und rö­ mischer Kardinal des 15. Jahrhunderts (Leipzig 1907). - A. Amrhein, Schenk II. - J. Oswald, Dom­ kapitel 137. - A. A. Strnad, Der Apostolische Proto­ notar Dr. Georg Heßler. Eine biographische Skizze, in:RQ65 (1970) 29-53. August Leidl

Heusenstamm, Sebastian von (1508-1555) 1546-1555

Kurfürst-Erzbischof von Mainz

Sebastian von Heusenstamm wurde am 16. 3. 1508 als einer von fünf Söhnen des Martin v. H., des späteren Burgmanns von Friedberg, Schultheißen der Stadt Frankfurt und 152328 Vizedoms von Mainz, und der Elisabeth Brendel von Homburg geboren. Das wetterauische Rittergeschlecht der H. benannte sich nach dem gleichnamigen Dorf im Rodgau und läßt sich bis ins 14. Jh. zurückverfolgen. H.s Werdegang ist nur lückenhaft bekannt. 1528 ließ er sich an der Universität Tübingen einschreiben. Er wechselte später nach Mainz und wurde dort zum Dr. iur. utr. promoviert. Er wurde Kanoniker am Mainzer Ritterstift St. Alban und empfing vor dem 6. 10. 1531 die Priesterweihe. 1531 erhielt er eine vakant ge­ wordene Sacerdotalpräbende am Mainzer Domstift, wurde aufgeschworen und begann mit der Jahresresidenz. 1533 wurde er als Supernumerar Mitglied des Domkapitels. Häu­ fig wurde er zu Kapitelsgeschäften, zu Ge­ sandtschaften und zu Beratertätigkeiten her­ angezogen. 1535 und 1536 bestellte ihn das Domkapitel zum Syndikus und 1536 und 1537 überdies zum Präsenzkammerpräsiden­ ten. 1537 zählte H. zum Kreis der möglichen Konzilsgesandten des Erzbischofs (—>) Al­ brecht von Brandenburg. 1538 lehnte er es ab, an Stelle des V. v. (—>) Tetleben Generalvikar zu werden. 1539 nahm er im Auftrag des Domkapitels an den wochenlangen Verhand­ lungen über das Testament Erzbischof Al­ brechts teil. Dieser zog ihn in der Folgezeit mehrfach zu wichtigen Diensten heran: zur Visitation des Reichskammergerichts, 1540 zur Teilnahme an den Religionsgesprächen in Hagenau, 1541 zu Verhandlungen in der schwierigen Erfurter Angelegenheit. 1541 be­ rief ihn Albrecht zum Mitglied der kirchli­ chen Reformkommission. 1544 wurde er zum 25*

291

Domschoiaster gewählt (1545 res.). Am 20. 10. 1545 wurde H. gegen den von Kaiser und Papst favorisierten Kardinal O. (—>) Truchseß von Waldburg zum Nachfolger Albrechts ge­ wählt. Obwohl in reichspolitischen Dingen wenig erfahren und vom protestantischen Landgrafen Philipp von Hessen empfohlen, erhielt er zwei Drittel der Stimmen, weil er wie kaum ein anderer mit den erzstiftischen Belangen und Nöten vertraut war und als Ver­ fechter der Mainzer Reformbemühungen ho­ hes Ansehen genoß. Seine Wahl bildete zu­ gleich einen bedeutsamen Erfolg des ritterschaftlichen Adels, dem fortan der Mainzer Erzstuhl fast ausschließlich vorbehalten blieb. Die römische Konfirmation erfolgte am 27. 1. 1546, das Pallium gewährte Paul III. am 12. 2. 1546. Unter Assistenz von Weihbischof M. (-*) Helding wurde H. am 2. 5. 1546 im Mainzer Dom durch M. (—>) Zobel von Giebel­ stadt konsekriert. Die Gewährung der kaiserli­ chen Regalien und die Erneuerung der Privi­ legien erhielt er am 13.7. 1546.

Politisch und kirchlich stand das finanziell geschwächte Erzstift zu Beginn seines Ponti­ fikats vor erheblichen Schwierigkeiten. Um­ geben von den protestantischen Nachbarn Hessen und Kursachsen und der immer deut­ licher zur Reformation neigenden Kurpfalz, sah sich H. im Schmalkaldischen Krieg 1546/ 47 zu politischer Zurückhaltung genötigt. Dennoch mußte sein Territorium Zerstörun­

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Heusenstamm - Hewen

gen hinnehmen und hohe Kontributionen lei­ sten. Den militärischen Bündnisplänen des Kaisers stand H. reserviert gegenüber. Das am 30. 6. 1548 als Reichstagsabschied verkünde­ te, von Helding miterarbeitete Augsburger In­ terim dagegen nahm er an und verkündete es im Erzbistum ebenso wie die Bulle Pauls III. vom 18. 8. 1548, in der Laienkelch und die Rekonziliation verheirateter Priester ermög­ licht wurden. Entsprechend der dem Interim beigegebenen kaiserlichen Anordnungen kündigte H. 1548 eine von ihm bereits seit 1547 beabsichtigte Visitation des Erzbistums an. Sie wurde im Oktober unter Leitung Hel­ dings eröffnet und währte bis 1550. Umfang­ reiche Visitationsprotokolle liegen vor. Durch die in vollem Gang befindliche konfessio­ nelle Abgrenzung bedingt, konnten allerdings weite Teile des Erzbistums, vor allem in Hes­ sen und in Sachsen, nicht mehr visitiert wer­ den. Den Zerfall der alten kirchlichen Struk­ turen verdeutlichte auch die Diözesansyno­ de, zu der vom 19. bis 24. 11. 1548 fast aus­ schließlich Geistliche aus den erzstiftischen Gebieten und aus benachbarten Klöstern ka­ men. Am 21. 1. 1549 schrieb H. eine Provin­ zialsynode aus. Sie fand vom 6. bis 24. 5. 1549 in Mainz statt und wurde von fast allen Mainzer Suffraganbistümern beschickt. Die im Auftrag H.s 1548 bei Ivo Schöffer in Mainz erschienenen „Acta et Decreta“ der Synode und die ebenfalls in Mainz 1549 bei Franz Behem publizierten „Constitutionen“ des Pro­ vinzialkonzils dokumentieren, daß bei den Beratungen und Beschlüssen im Sinne der Mainzer Reformlinie nicht kirchliche und theologische Kontroversen, sondern die innerkirch-liche Erneuerung im Vordergrund stand. Als „Institutio Christiana“ waren den Konstitutionen“ 24 bibeltheologische Predig­ ten Heldings beigefügt. Sie wurden 1551 als Katechismus publiziert. Auch erschien 1551 eine neue Agende. Gleich den Erzbischöfen von Köln und Trier nahm H. vom 29. bzw. 31. 8. 1551 bis zum 11. 3. 1552 am Konzil von Trient teil. Geschätzt waren seine theologi­ schen Beiträge. Er wandte sich gegen das An­ häufen von Anathemata und Dekreten und suchte das Gespräch mit den protestanti­ schen Unterhändlern. Mit Verweis auf die Be­ lastungen Albrechts von Brandenburg und die negative Wirkung im Reich lehnte er Überlegungen zur Verleihung des Kardinalates ab. Unruhen im Reich veranlaßten ihn nach einem halben Jahr zur Heimkehr. Im gleichen Monat eröffnete Kurfürst Moritz von Sachsen den Krieg gegen Karl V, der mit der Niederlage des Kaisers und dem Passauer Vertrag von 1552 endete. Es war für das Erz­ stift und die Residenzstädte Mainz und

Aschaffenburg verheerend, daß Albrecht Al­ cibiades von Brandenburg-Kulmbach von Ju­ ni bis August 1552 plündernd, zerstörend und hohe Brandschatzung erpressend durchs Land zog. H. floh damals aus Mainz. Sein Verhältnis zu Karl V. wurde dadurch belastet, daß dieser, statt ihm und seinem Kurstaat ge­ gen den Aggressor beizustehen, dessen Trei­ ben aus politischen Gründen noch sanktio­ nierte. Den monarchisch bestimmten Reichs­ reformzielen des Habsburgers und seinen Erbkaiserplänen begegnete H. fortan mit Skepsis. In der verfassungsrechtlichen Stär­ kung der Reichsstände und in der Neubele­ bung des Landfriedens, die nur durch einen Ausgleich in der Religionsfrage zu erreichen war, sah H. den wirksameren Schutz für das Erzstift und die katholischen Belange. 1553 trat er dem überkonfessionellen Heidelberger Verein bei. Er ließ sich von der Legitimität ei­ nes politischen Religionsvergleiches zwi­ schen den Ständen überzeugen und instru­ ierte in diesem Sinne die Mainzer Delegation für den Augsburger Reichstag. An eine grund­ sätzliche Anerkennung von zwei Konfessio­ nen dachte er dabei nicht. Den in Augsburg erzielten Reichsreligionsvergleich erlebte H. nicht mehr. Er starb am 17./18. 3. 1555 in der erzbischöflichen Burg zu Eltville. Er wurde in der Memorie des Mainzer Domes beigesetzt. Sein noch am ursprünglichen Aufstellungsort befindliches Grabdenkmal schuf 1559 Diet­ rich Schro. Literatur: W. Friedensburg, Informativprozesse über deutsche Kirchen in vortridentinischer Zeit, in: QFIAB (1898) 190-194. - A. Hasenclever, Die Poli­ tik der Schmalkaldener vor Ausbruch des schmal­ kaldischen Krieges (Berlin 1901) 31-44, 210-214. E Herrmann 257-268. - A. Ph. Brück, Mainz. - F. V. Arens 214f. - A. Ph. Brück, Wahl und Bestätigung des Mainzer Erzbischofs und Kurfürsten Sebastian von Heusenstamm, in: AMRhKG 14 (1962) 128-144. - J. Beumer, Die Provinzialsynoden von Mainz und Trier aus dem Jahre 1549 und ihre Bedeutung für die Liturgiereform, in: TThZ 82 (1973) 293-303. G. Rauch, Domkapitel III, 14 7f. - R. Decot. Friedhelm Jürgensmeier

Hewen, Heinrich Freiherr von (um 1400-1462) 1436-1462 1441-1456

Bischof von Konstanz Administrator des Bistums Chur

Heinrich von Hewen wurde vermutlich um 1400 auf Schloß Schwarzenbach im Toggenburg geboren. Er war der älteste Sohn des Pe­ ter v. H. und der Anna von Werdenberg-Heiligenberg. Er hatte drei Brüder und eine

Hewen Schwester, die später Äbtissin des Frauen­ münsters in Zürich war. Die H. gehörten zu den ältesten Freiherrengeschlechtern des He­ gau und hatten wiederholt hohe Geistliche, darunter den Konstanzer Bischof Burkhard (1388-98), gestellt. Ihre Stammburg Hohenhewen bei Engen war seit 1398 mit Stadt und Burg Engen, der Feste Niederhewen und eini­ gen Dörfern an Herzog Leopold von Öster­ reich verpfändet. 1415 immatrikulierte H. sich in Wien, 1424 in Rom, 1426 für die Rechte in Padua. 1427 war er in Bologna. 1423 war er Kanonikus, Kantor und wenig später Domdekan in Straßburg. 1424 wurde er zum Stiftspropst in Beromün­ ster und 1426 zum Domherrn in Konstanz ge­ wählt. Dort wurde er 1435 Propst und am 4. 8. 1436 nach dem Tod des nur zwei Jahre re­ gierenden Friedrich von Zollern zum Bischof gewählt. Die päpstliche Bestätigung und die Genehmigung zur Beibehaltung der Dom­ propstei erhielt er am 19. 9. H. mußte an zwei noch lebende Vorgänger Pensionen zahlen. Er beschwor am 10. 10. die Wahlkapitulation und bestätigte den bischöflichen Städten ihre Privilegien. Am 22. 12. 1436 wurde er im Konstanzer Münster konsekriert. Am 24. 12. bestätigte er auch der Stadt Konstanz ihre Pri­ vilegien. Kaiser Sigismund belehnte ihn am 24. 7. 1437, König Friedrich III. am 20./21. 7. 1442 mit den Regalien.

H. leitete das Bistum während seiner langen Amtszeit entschlossen und konfliktbereit. Er sicherte zahlreiche Rechte bzw. gewann sie zurück und intensivierte die Verwaltung. Be­ reits 1437 ließ er ein „Registrum primorum fructuum“ anlegen. In diesem Zusammen­ hang scheute er auch vor Auseinandersetzun­ gen nicht zurück, so mit der Reichsstadt Kon­ stanz und der bischöflichen Stadt Meersburg, die er 1457 mit harten Maßnahmen unter sei­ ne Herrschaft zwang. 1441 löste er die ver­ pfändete Stadt Arbon, 1452 das Dorf Güttin­ gen und 1453 Schloß Kastell ein. Auch gegen­ über dem Domkapitel wußte H. sich durchzu­ setzen, indem er das Offizialat nach seinem Willen frei besetzte. In seine Regierungszeit fielen eine fünfjährige Inhaftierung der Juden und später der Erlaß einschränkender Bestim­ mungen für den Umgang mit ihnen.

H. bemühte sich auch um geistliche Refor­ men. So feierte er 1437 nach Jahren als erster Bischof wieder das Osterhochamt in seiner Kathedrale, und am Gründonnerstag 1441 führte er persönlich rund 1200 öffentliche Sünder (Reservatsfälle) in einer Prozession in die Stadt. Die 1438 erlassenen Diözesanstatu­ ten, die alljährlich auf den Kapitelskonferen­

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zen verlesen werden sollten, zielten vor allem auf eine Klerusreform. Auch die Diözesansy­ node von 1441, auf der er eine Steuer vom Klerus forderte, wies in diese Richtung. Das gleiche galt von der Institutionalisierung der Ordinandenprüfungen. In diesen Zusammen­ hang gehörten auch Bemühungen H.s um die Domschule sowie ein Neubau der Dombiblio­ thek. Die Schüler weihte H. persönlich.

Neben der Reform des Säkularklerus widmete H. sich den Reformbemühungen bei den Or­ den durch Anordnungen und Visitationen. 1456 lud er die Benediktineräbte seiner Di­ özese zu entsprechenden Verhandlungen nach Konstanz ein. Am 8. 3. 1441 bestellte Papst Eugen IV. auf Bitten des aus Gesundheitsgründen resignier­ ten Churer Administrators Konrad von Rech­ berg (1440-41), der seinerseits mit der Kon­ stanzer Dompropstei abgefunden wurde, und des Churer Domkapitels H. gleichzeitig zum Administrator des schwer verschuldeten Bis­ tums Chur. H. erließ auch hier Diözesanstatu­ ten und führte die Verwaltung zehn Jahre lang ohne Zwischenfälle. Danach aber fiel er den habsburgischen Interessen zum Opfer. 1446 verlieh H. noch Herzog Sigismund von Österreich, dem Regenten von Tirol, das Schenkenamt von Chur und trat als Rat in dessen Dienst. 1451 wurde er österreichi­ scher Kanzler und unterstellte sein Bistum dem Schutz Sigismunds. Trotzdem glaubte dieser sich in seinen Interessen im Vintschgau behindert. Daher dachte er an eine ander­ weitige Besetzung des Bistums Chur. Hierbei kamen ihm Auseinandersetzungen H.s mit dem Churer Domkapitel und mit dem Gottes­ hausbund zu Hilfe, die ihm wirtschaftliche Schädigung des Bistums vorwarfen und mit österreichischer Rückendeckung seine Ver­ drängung betrieben. H. klagte daraufhin bei der römischen Kurie und erreichte am 1. 3. 1453 seine Wiedereinsetzung. Seine Gegner wählten jedoch am 6. 3. 1453 den Kanzler Si­ gismunds, L. (—>) Wismair, zum Bischof. Auf ihre Seite stellten sich die Eidgenossen und Friedrich III. Dieser verlieh Wismair 1455 die Regalien. H. wurde seitdem nur noch in Vor­ arlberg und im Vintschgau, Wismair dagegen in Graubünden anerkannt. H. gewann zu­ nächst noch die Anerkennung Papst Calixts III., doch verfügte dieser am 10. 5. 1456 seine Absetzung und erklärte an seiner Stelle A. de (—>) Tosabeciis zum Administrator. Als dieser während der Besitzergreifung verstarb, wurde Wismair auch von der Kurie anerkannt. H. unterlag ferner bei seinen Bemühungen um Wiedergewinnung des seit 1398 ver­

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Hewen

pfändeten Familienbesitzes Hewen, die trotz langwieriger Auseinandersetzungen nicht zum Ziel führten.

Neben den zahlreichen Konflikten im Inter­ esse der Sicherung der bischöflichen Herr­ schaft, der Kirchenreform und seiner Familie sind H.s Bemühungen um einen Ausgleich zwischen Österreich, dem seine Familie tra­ ditionell verbunden war, und der aufsteigen­ den Eidgenossenschaft nicht zu übersehen. Dabei besaß die Sicherung seines Territo­ riums Vorrang; um ihretwillen war er auch zu wiederholtem Kurswechsel bereit. Zu seinen Lebzeiten kam es denn auch nicht zu einem wirklich dauerhaften Frieden, doch bahnte er zu den neuen Machthabern, die 1460 Herren des gesamten linksrheinischen Diözesan­ gebietes wurden, ein freundschaftliches Ver­ hältnis an. Im Jahre 1458 soll H. mit den Herzögen von Bayern und Pfalzgrafen bei Rhein über eine Abtretung seines Bistums verhandelt haben. Dabei leiteten ihn vielleicht die vielfachen politischen Mißerfolge seiner Amtszeit. H. starb am 22. 11. 1462. Er wurde in der von ihm in Auftrag gegebenen Peter- und Paulska­ pelle des Konstanzer Münsters in jenem Sar­ kophag beigesetzt, der 1400 für seinen Groß­ onkel geschaffen worden war. Literatur: W. Sandermann, Die Herren von Hewen und ihre Herrschaft (Freiburg/Br. 1956) 54f. - F. Curchellas, Heinrich V. von Hewen, Administrator des Bistums Chur, 1441-1456 (Diss. phil. Freiburg/ Schw. 1963). - O. P. Clavadetscher, in: HS 1/1, 490. - H. Stärk, Heinrich von Hewen, Bischof von Kon­ stanz (1436-1462), in: Hegau 31 (1974) 7-52. - H. Büchler-Mattmann, in: HS II/2, 184f. - P. E Kramml, in: Bischöfe Konstanz I, 384-391. - B. Degler-Spengler, in: HS 1/2, 351-356 (Lit). Red.

Hewen, Heinrich von (+ 1519/20)

1491-1505

Bischof von Chur

Heinrich von Hewen entstammte einem schwäbischen Freiherrngeschlecht aus dem Hegau. Er war Sohn des Friedrich v. H. (t 1461/65) und der Adelheid Gräfin von Eber­ stein sowie Neffe des früheren Churer Admi­ nistrators und Konstanzer Bischofs H. v. (—>) Hewen. Früh erhielt er ein Kanonikat in Kon­ stanz. Als Kanoniker studierte er 1472 in Freiburg/Br. Er war ferner Chorherr in Bero­ münster, 1478 Domkustos in Straßburg, 1484 in Konstanz, 1485 auch Domdekan in Kon­ stanz und Domherr in Chur. 1480 erhielt er das Bürgerrecht der Stadt Zürich. Am 8. 8.

1491 wählte ihn das Domkapitel zum Bischof von Chur. Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 9. 9. Die Regalien wurden ihm am 13. 12. 1491 verliehen. Am 16. 10. 1491 nahm H. von seinem Bistum Besitz und empfing bald dar­ auf die Bischofsweihe (Ort und Datum unbe­ kannt).

In der Auseinandersetzung mit der Stadt Chur um die unter seinem Vorgänger O. v. (—*) Brandis verkaufte Reichsvogtei konnte H. zunächst einige Erfolge verzeichnen. Nach Streitigkeiten um Jagd- und Fischereirechte zwischen H. und der Stadt schlug Kaiser Ma­ ximilian I. vor, die Reichsvogtei zwischen den Kontrahenten aufzuteilen. H. begab sich deswegen 1495 auf den Reichstag nach Worms, und der Kaiser verlangte sogar die Aufgabe der Churer Zunftverfassung. Fast zur gleichen Zeit kam es zu Spannungen zwi­ schen H. und dem Kaiser, als jener sich wei­ gerte, Untertanen aus dem Engadin für den Krieg gegen Frankreich freizustellen. Darauf widerrief Maximilian I. 1495 die Rückerstat­ tung der Reichsvogtei. Doch gelang es H., die Erhebung Churs zur freien Reichsstadt zu ver­ hindern. Diesbezüglich konnte er 1496-98 die Rivalitäten des Gotteshausbundes mit der Stadt für sich nutzen. In den Auseinanderset­ zungen zwischen Kaiser und Frankreich um das Herzogtum Mailand blieb er neutral. Die Drei Bünde, vor allem der Graue Bund, waren Frankreich zugetan. Kaiserlichen Truppen ge­ stattete H. den Durchzug, doch seinen Unter­ tanen verbot er Solddienste. Weniger erfolg­ reich war er in den Auseinandersetzungen zwischen Eidgenossen und Bündnern einer­ seits und Maximilian I. andererseits. Seine diesbezüglichen Vermittlungen scheiterten. Um sich von den Drei Bünden nicht zu isolie­ ren, durfte er sich Österreich nicht anschlie­ ßen, beanspruchte doch der Gotteshausbund, von einem Teil des Domkapitels unterstützt, weitere bischöfliche Herrschaftsrechte. Auf bündnerischen Druck hin begab H. sich nun in das sichere Fürstenburg im Vintschgau. Beim Ausbruch des sog. Schwaben- oder Schweizerkrieges geriet er dort 1499 zunächst in österreichische Gewalt, doch gelang es ihm, sich nach Straßburg in Sicherheit zu bringen. Für die Zeit seiner Abwesenheit be­ traute er seinen Generalvikar mit der kirchli­ chen Verwaltung der Diözese. Der im Krieg mit Österreich gestärkte Gotteshausbund (Sieg an der Calven 22. 5. 1499) betraute vier Männer, darunter den Domkustos und den Churer Bürgermeister, mit der Regentschaft über das Bistum. Sie walteten recht willkür­ lich und verkauften bischöflichen Besitz, um Kriegsschulden zu bezahlen. Im Januar 1500

Hewen - Hinderbach

kam H. nach Rüti (Zürich) mit der Absicht, von seinem Bistum wieder Besitz zu ergrei­ fen. Als er auf Veranlassung Zürichs nach Chur zurückkehrte (3. 3. 1500), trat die Re­ gentschaft jedoch nicht zurück. Später hielt sich H. im Vintschgau auf. Ein Schiedsgericht in Feldkirch regelte 1503 den Stand seiner Untertanen im Vintschgau. Ein Teil von ih­ nen stand seitdem unter Österreich, ein ande­ rer Teil unter Österreich und dem Bischof ge­ meinsam. Der durch diesen Vertrag erneut ge­ schwächte H. wurde am 17. 6. 1503 von den Engadinern gefangengenommen und gewalt­ sam nach Fürstenburg gebracht. Von dort aus gelangte er nach Feldkirch und willigte in die Bestellung eines Administrators in der Per­ son von P. (—>) Ziegler ein. Domkapitel und Gotteshausbund gaben ihre Zustimmung, und im März 1504 übertrug H. die weltliche Verwaltung des Bistums dem Domkapitel. Die römische Kurie versagte dem Administrator zunächst die Bestätigung. Erst nach der Resi­ gnation H.s konfirmierte Julius II. Ziegler am 6. 6. 1505. Nach Festsetzung einer jährlichen Pension als Abfindungssumme begab sich H. nach Straßburg, wo er Domkustos war. Dem Gotteshausbund war es damit gelungen, die bischöfliche Herrschaft in Graubünden ein Stück weiter zurückzudrängen.

H. hielt 1491/92 eine Diözesansynode und be­ sorgte eine neue Ausgabe des „Exsequiale Curiense“ und des Missale. In der Churer Kathe­ drale stiftete er einen Altar. H. starb zwischen dem 16. 11. 1519 und dem 30. 6. 1520 in Straßburg. Dort folgte ihm sein Neffe Wolf­ gang v. H. als Domkustos. Literatur: J. G. Mayer I, 490-513. - O. Clavadetscher, in: HS 1/1, 492f. - B. Hübscher, Ausgaben des Churer Bischofs Heinrich von Hewen auf zwei Rit­ ten bis Gernsbach 1500 und 1502, in: BMB1 (1978) Nr. 11/12,1-67. -M. Bundi-U. Jecklin-G. Jäger. Pierre Louis Surchat

Hexs (Haex, Heyx), Goswinus (OCarm) (+ 1475) 1469 seit 1469

Ep. tit. Hierapolitanensis Weihbischof in Utrecht

* Loenhout bei Hoogstraten (Seeland); Karmelit in Vlissingen und Brügge sowie Predi­ ger in Middelburg; Studium der Theologie in Paris; Dr. u. Professor theol.; 1456 Lektor der Exegese und der Sentenzen in Paris; danach Lektor und Prior in Vlissingen; angesehener Theologe und Prediger in Flandern, Brabant, Holland und Seeland; vor Juli 1466 Übersied­ lung nach Utrecht, als ihn der Utrechter Bi­

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schof (->) David von Burgund zu seinem Beichtvater und Berater ernannte; 15.5. (oder 21. 6.) 1469 Titularbischof von Hierapolis und auf Bitten Davids zum Weihbischof in Utrecht bestellt; 29. 9. 1469 in ’s-Gravenhage durch G. (—>) Filättre, Bischof von Tournai, konsekriert; hochgeachtet wegen seines from­ men Lebenswandels; t 31. 3. 1475 Utrecht; □ Katharinakirche in Utrecht. H. werden neun Werke zugeschrieben (Sentenzkom­ mentare, Predigtanleitungen, Gewissensspiegel). Literatur: C. de Boer, in: NNBW 1 (1911) 1103f. - J. Weijling 240-245 (Lit.). Paul Berbee

Heyß, Weribold von (OFM) (+ vor 1477) 1470 seit 1470

Ep. tit. Larissensis Weihbischof in Münster und Bremen

Minorit in Münster; Lie. theol.; 10. 12. 1470 Titularbischof von Laris; amtierte in Münster und in Bremen. Literatur: A. Schröer, Verfassung I, 65. - Handbuch Münster (1993) 348. Alois Schröer

Hinderbach, Johannes (1418-1486) 1466-1486

Bischof von Trient

Johannes Hinderbach wurde am 15. 8. 1418 zu Rauschenberg bei Kassel als erster Sohn des Dorfschöffen Johann Scheib und der Immelan H. geboren. Von seinen zwei Brüdern Heinrich und Konrad schlug der zweite wie er die geistliche Laufbahn ein. Konrad wurde später Domherr in Passau, dann in Trient, wo er 1480 als Generalvikar bezeugt ist. Unter den mütterlichen Vorfahren, deren Namen H. übernahm, befanden sich einige Berühmthei­ ten, so der Mediziner Hermann Lelle von Treysa (t 1413), der mehrfach Rektor der Uni­ versität Wien war, und, eine Generation frü­ her, der Theologe Heinrich Heinbuche von Langenstein (+ 1397). Nachdem die Brüder früh ihre Eltern verloren hatten, kamen sie nach Wien, wo sie wahrscheinlich von den mütterlichen Geschwistern Dr. med. Dietmar H., der ebenfalls mehrfach Rektor der Univer­ sität Wien und Domherr von Passau war, und dem Wiener Domherrn Konrad H. adoptiert wurden.

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Hinderbach

H. immatrikulierte sich 1434 in der Artisten­ fakultät zu Wien, wo er 1437 das Bakkalau­ reat und 1439 den Grad eines Mag. art. erlang­ te. Danach begann er das Studium der Rechte, das er 1441 in Padua fortsetzte. Im gleichen Jahr wurde er als Diakon Pfarrer von Hauslei­ ten in Niederösterreich in der Diözese Pas­ sau. Später trat er in den Dienst Kaiser Fried­ richs III. ein, der ihn 1448/49 in diplomati­ scher Mission nach Mailand entsandte, wo er sich nach dem Aussterben der Visconti er­ folglos um die kaiserlichen Nachfolgeansprü­ che bemühte. Für seinen Unterhalt erhielt H. 1449 die Pfarrei Mödling bei Wien, die er als einziges Kuratbenefizium bis zu seiner Erhe­ bung zum Bischof von Trient behielt. Nach seiner Priesterweihe feierte er dort am 7. 9. 1450 seine Primiz. 1451/52 begab er sich nach Italien, um die venezianische Reiserou­ te Friedrichs III. auf dem Weg zur Kaiserkrö­ nung nach Rom vorzubereiten. Bei dieser Ge­ legenheit wurde er am 14. 1. 1452 in Anwe­ senheit des Kaisers in Padua zum Dr. decr. promoviert. Von Rom aus begleitete H. die Kaiserin Eleonore, die Friedrich III. am Tag nach seiner Krönung geheiratet hatte. Ihr diente er seitdem als Selietär und Kanzler.

Während der folgenden Jahre begab H. sich in kaiserlichem Auftrag jeweils zu den neuge­ wählten Päpsten Calixt III., Pius II. und Paul II., um ihnen die Obödienz auszusprechen. E. S. (—>) Piccolomini war sein Kollege und Freund aus der Zeit gemeinsamer Arbeit am Hof Friedrichs III. und als Domherr in Trient. H. erhoffte von ihm die Förderung seiner Laufbahn.

Inzwischen hatte er eine Reihe weiterer Pfründen erworben. 1453 wurde er Domherr in Passau, 1455 in Trient, wo er zum Dom­ propst aufstieg. Deswegen kam es jedoch zu einer langjährigen Auseinandersetzung und schließlich zu einem römischen Prozeß mit dem Exabt Benedetto von S. Lorenzo, der 1444-46 von Eugen IV. ernannter Bischof von Trient gewesen war (G. [—>] Hack) und nicht auf seine der Dompropstei zugewiesenen Ein­ künfte verzichten wollte. 1459 bestätigte Pius II. H., der sich damals als kaiserlicher Bot­ schafter am päpstlichen Hof zu Mantua und beim Fürstenkongreß aufhielt, die Domprop­ stei. Im Auftrag des Kaisers versuchte er dort zwischen N. v. (—») Kues und Sigismund von Tirol zu vermitteln. 1463/64 erhielt er wahr­ scheinlich ein Brixner Domkanonikat. Bemü­ hungen um weitere Pfründen in Regensburg und Fritzlar führten nicht zum Erfolg.

Nach dem Tode des Kues (1464) schlug Kaise­ rin Eleonore H. als Bischof von Brixen vor,

doch mußte er hinter dem Kandidaten des Ti­ roler Grafen Sigismund zurückstehen. Nach dem Tode Bischof Hacks (1465) führten die vereinten Bemühungen des kaiserlichen Paa­ res und Sigismunds dagegen zum Erfolg, so daß das Trienter Kapitel am 30. 8. 1465 H. einstimmig zum Nachfolger wählte. Damit kam man römischen Bemühungen zuvor, die Kardinal Francesco Gonzaga nach Trient brin­ gen wollten. Dieser wurde stattdessen mit 1 000 Scudi aus der Trienter Mensa abgefun­ den. Die römische Ingerenz richtete sich al­ lerdings nicht gegen H., sondern sie zielte darauf ab, Trient aus dem Geltungsbereich der deutschen Fürstenkonkordate herauszu­ nehmen. Zum Zeitpunkt der Wahl hielt H. sich als kaiserlicher Gesandter in Rom auf. Doch konnte er seine Bestätigung erst am 12. 5. 1466 durchsetzen. Da der Wahlakt in der päpstlichen Bulle nicht erwähnt wurde, er­ hob H. noch am gleichen Tag förmlichen Pro­ test. Am 20. 7. 1466 ließ er sich in SS. Apostoli durch Kardinal Domenico de’ Domenichi konsekrieren. Am 21. 9. 1466 hielt er sei­ nen Einzug in Trient. Die Regalien wurden ihm erst am 13. 2. 1469 zu Venedig über­ reicht, wo er sich bei der zweiten Romreise Friedrichs III. wieder in dessen Gefolge be­ fand. 1471 eröffnete er in kaiserlichem Auf­ trag den „Christentag“ zu Regensburg, und 1474 war er kaiserlicher Gesandter beim Augsburger Reichstag. Aufs ganze gesehen trat jedoch seit 1466 die diplomatische Tätig­ keit H.s hinter der des Bischofs zurück. Die Rückgewinnung der weltlichen Herr­ schaft, die seit Bischof Hack an Sigismund übergegangen war, erwies sich als mühsam, und sie wurde niemals ganz realisiert. Um seine weltlichen Besitztümer und Rechte zu erlangen, mußte H. sich und seine Nachfolger 1468 in neuen Kompaktaten binden. Diese be­ stätigten zwar wie 1454 die prinzipielle Un­ abhängigkeit des Bistums, zugleich aber auch seine Verpflichtungen gegenüber der Graf­ schaft. Die Hinderbachschen Kompaktaten bestätigten die Ernennung des Hauptmannes von Castel del Buonconsiglio durch den Gra­ fen, doch mußte der Kandidat dem Bischof genehm sein. Mit ihm mußte er seine wichtig­ sten politischen Entscheidungen abstimmen. Darüber hinaus wurden die bischöflichen Be­ amten für den Fall, daß ein Bischof sich ge­ gen den Grafen wandte, von ihrem Treueid entbunden. Dies alles geschah auf dem Hin­ tergrund des seit Jahrzehnten andauernden venezianischen Vordringens auf der Terraferma, die bereits die südlichen Teile des Bis­ tums erreicht hatte. Dieses war auch im Osten und Westen von venezianischen Gebieten

Hinderbach umklammert. Unter diesen Umständen war die Quasiherrschaft über die Stadt Trient und das Etschtal für Tirol und Habsburg von größ­ ter Bedeutung. Auf dem Hintergrund des wachsenden Einflusses der Grafschaft nah­ men die Bischöfe von Trient und Brixen 1474 anläßlich der ersten Mobilisierung Tirols ge­ gen die Türken erstmals an einem Landtag teil. Trient erklärte freilich 1480, das Bistum habe sich damit keineswegs auf eine Stufe mit den Tiroler Landständen gestellt und es bestehe auf seinen Sonderrechten, insbeson­ dere seiner Reichsunmittelbarkeit. Daher gal­ ten auch die für die Landesverteidigung ge­ gen den Erbfeind an die Landeskasse abge­ führten Beiträge als freiwillig.

Als Landesherr strebte der juristisch gebilde­ te und verwaltungserfahrene H. die unter sei­ nen Vorgängern vernachlässigte Durchset­ zung der bischöflichen Rechte an. Er konnte sich zwar nicht in allen Fällen behaupten, doch ist sein Bemühen eindrucksvoll doku­ mentiert.

Auf dem Gebiet der geistlichen Verwaltung strebte H. ebenfalls die Durchsetzung seiner bischöflichen Rechte an, insbesondere auf dem Gebiet der Benefizienvergäbe. Dabei mußte er sich gegen zahlreiche Patronatsan­ sprüche, aber auch gegen die Einflußnahme der römischen Kurie durchsetzen. In der Pra­ xis erwies er sich als kompromißbereit, wenn nur das Prinzip gewahrt blieb. Urkundlich belegte Ansprüche der Laiengewalt respek­ tierte er. Im Interesse der Seelsorge favori­ sierte er die Gründung neuer Seelsorgespren­ gel, ohne die Urpfarreien beeinträchtigen zu wollen. Den Klerus, unter dem, wie im Spät­ mittelalter oft, das Konkubinat und die Resi­ denzvernachlässigung verbreitet waren, such­ te er zur kirchlichen Disziplin zurückzufüh­ ren. Durch ein 1478 eingeführtes „Registrum presbyterorum et fratrum per dioecesim Tridentinam admissorum“ versuchte er, sich über den Klerusbestand ein klares Bild zu verschaffen, zumal im deutschsprachigen Bistumsteil der Werdegang mancher auswär­ tiger Kleriker unklar war. Parallel dazu legte er eine Weihematrikel an. Besondere Aufmerksamkeit widmete der per­ sönlich fromme H. dem Gottesdienst und der Verehrung der Diözesanheiligen. Es waren dies der Patron von Stadt und Diözese, Vigili­ us, doch war es H. unbekannt, daß dessen Ge­ beine unter dem Hauptaltar seiner Kathedrale ruhten. Er glaubte sie stattdessen in Passau, von wo er sie zurückzuerhalten hoffte. Auch die Verehrung der Märtyrer Sisinnius, Martyrius und Alexander aus der Val di Non suchte

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er wiederzubeleben. 1472 war er überzeugt, ihre Gebeine in Sanzeno aufgefunden zu ha­ ben. Die dort von ihm errichtete Kirche wur­ de ein vielbesuchtes Wallfahrtsziel. Es ist be­ zeichnend, daß sich auch einige Details der Legende des hl. Romedius auf die Zeit H.s be­ ziehen.

H.s handschriftliche Bemerkungen in zahlrei­ chen Codices und Kalendern dokumentieren sein hagiographisches Interesse. Er verstand sich selbst als „rerum vetustarum studiosus“. In den mittelalterlichen Traditionen verwur­ zelt, zeigte er doch auch literarisches und hi­ storisches Interesse, so daß man ihn einen Humanisten genannt hat. Darauf weisen auch sein Bücherinteresse und seine Verbunden­ heit mit den Gelehrten seiner Zeit hin. Auf H. gehen auch die Anfänge der bischöflichen Bi­ bliothek von Trient zurück. Sie enthielt hu­ manistische und konziliaristische Werke. H. veranlaßte ferner die Anlage der sechs be­ rühmten Trienter Musik-Codices durch Puntschucher und Johannes Wiser. Sie bilden eine der wichtigsten Quellen für die zeitgenössi­ sche Polyphonie. Größtes Aufsehen erregte zur Zeit H.s der an­ gebliche jüdische Ritualmord an dem noch nicht dreijährigen Simon Unverdorben, der später als „Simon von Trient“ verehrt wurde. Am Karfreitagabend 1475, dem jüdischen Passahfest, aus seinem Elternhaus ver­ schwunden, wurde der schwer verstümmelte Leichnam des Knaben am Ostersonntag in ei­ nem Kanal unter dem Haus des Juden Samuel aufgefunden. Bei der folgenden Klageerhe­ bung gegen die jüdische Gemeinde und den erzwungenen Geständnissen suchte H. die Ti­ roler und die römischen Instanzen auszu­ schalten, indem er die Formalitäten des In­ quisitionsprozesses genau einhielt. Zwischen 1475 und 1477 wurden 15 Juden hingerichtet. Einige ließen sich taufen, alle anderen traf die Ausweisung. H. ließ die Pfarrkirche SS. Pie­ tro e Paolo, wo der Leichnam des Knaben zur Verehrung ausgestellt wurde, völlig umgestal­ ten. Durch H. gefördert, verbreitete dessen Verehrung sich schnell südlich und nördlich der Alpen. Die römische Approbation seiner Verehrung erfolgte mehr als ein Jahrhundert später. Der Werbung für seine Verehrung diente das erste 1475 in Trient gedruckte Buch. H. nahm seine Pflichten als Bischof und Lan­ desherr ernst und hielt strenge Residenz. Sei­ ne Hoffnung auf das von Eleonore befürwor­ tete, von Friedrich III. dagegen abgelehnte Kardinalat erfüllte sich nicht. Nach der Rück­ reise von Venedig, wohin er sich im Auftrag

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Hinderbach - Hocedy

des Kaisers in diplomatischer Mission bege­ ben hatte, verstarb er am 21. 9. 1486 auf dem Ritt vom Dom zum Castello del Buonconsiglio. Er wurde in seiner Kathedrale beige­ setzt. Sein Grabstein befindet sich im Diöze­ sanmuseum. H. war der bedeutendste Trien­ ter Bischof seines Jahrhunderts. Schriften: Zahlreiche Glossen zu seinen Hand­ schriften, die sich meist in der Biblioteca Comunale di Trento befinden. - Historia ejusdem [Friderici III] espeditionis et belli, besser bekannt unter dem Na­ men: Continuatio der „Historia Austrialis“ des Enea Silvio Piccolomini für die Jahre 1460-62, in: A. E Collarius (Hg.), Analecta monumentorum omnis aevi Vindobonensia 2 (Wien 1762) 555-666.

Literatur: B. Bonelli III, 266-273; IV, 145-161. - E F. Alberti-T. Gar 334-379. - A. Costa 121-125. - A. Strnad, in: K. Ruh 41-43 (Lit.). - Biblioteca Comu­ nale di Trento (Hg.), Pro Biblioteca erigenda. Manoscritti e incunabili del vescovo di Trento Johannes Hinderbach (1465-1486) (Trento 1989). - G. M. Varanini, Le istituzioni ecclesiastiche della Val Lagarina nel Quattrocento veneziano, in: AARA 238 (1990) 435-524. -I. Rogger-M. Bellabarba. Severino Vareschi

Hirnheim, Eberhard von (1494-1560) 1553-1560

Bischof von Eichstätt

Eberhard von Hirnheim wurde 1494 als Sohn des schwäbischen Adeligen Bernhard v. H. und der Agnes von Ehingen geboren. Das Ge­ schlecht der H. war an den bischöflichen Höfen zu Augsburg und Eichstätt mit mehre­ ren Dignitären und Amtsträgern vertreten. H. absolvierte seine akademische Ausbildung zu Ingolstadt (Imm. 1512) und Bologna (Imm. 1514), die er 1524 mit dem Dr. iur. utr. zu Sie­ na (Imm. 1520) abschloß. Seine geistliche Laufbahn begann er zu Freising, wo er 1509 Domherr wurde. Sie fand ihre Fortsetzung mit Kanonikaten zu Augsburg 1527, Salzburg 1528 und Brixen 1542. Am 3. 2. 1545 erfolgte die Berufung zum Dompropst in Salzburg. In Eichstätt erhielt er am 27. 8. 1550 die gleiche Würde, die er bis 1553 bekleidete. Nach dem Tode des Eichstätter Bischofs M. v. (—>) Hut­ ten wurde er am 22. 12. 1552 zum Nachfolger gewählt (Eberhard II.). Die päpstliche Konfir­ mation erfolgte am 22. 2. 1553, so daß die förmliche Posseßergreifung am 4. 5. 1553 durchgeführt werden konnte. Die Wahlkapi­ tulation wurde am 9. 6. 1553 unterzeichnet. Die Bischofsweihe folgte am 25. 6. durch Weihbischof L. (—*) Haller. H. nahm am Reichstag zu Augsburg 1555 teil, nachdem ihn Kaiser Karl V. mit den Regalien belehnt hatte. 1556 wurde er als Schlichter in

Auseinandersetzungen zwischen dem Erzbi­ schof von Salzburg und dem Propst von Berchtesgaden tätig. Mehrfach begegnet er in der Umgebung Kaiser Ferdinands I. Er ließ das Eichstätter Brevier und das Diözesanmissale überarbeiten und auf einen zeitgemäßen Stand bringen. Des weiteren betrieb er die Er­ richtung einer Jesuitenniederlassung im na­ hezu verlassenen Dominikanerkloster seiner Bischofsstadt. Freilich endeten diese Reform­ ansätze schon 1553, als der Raubkrieg des Markgrafen Albrecht von Brandenburg-Kulm­ bach an den Grundfesten des Bistums rüttel­ te. Zur Finanzierung der Kriegskosten wurde Eichstätt von den Mitständen im Fränkischen Reichskreis eine hohe Kontribution auferlegt. Mehrere Pfarreien entzogen sich der Jurisdik­ tion des Bischofs, ohne daß dieser Gegenmaß­ nahmen hätte ergreifen können. Er sah sich im allgemeinen zu einer Politik der Zurück­ haltung veranlaßt. Diese mündete in gänzli­ che Inaktivität, als H. 1557 von einer schwe­ ren Erkrankung heimgesucht wurde, die sich schließlich auch in Blindheit äußerte. Er ver­ starb am 4. 7. 1560 auf der Willibaldsburg zu Eichstätt. Er erhielt sein Grab im Willibaldschor des Domes zu Eichstätt. Literatur: J. Riedl 143f. Nr. 81. - J. Sax II, 448-452. - H. Wolff, Geschichte der Ingolstädter Juristenfa­ kultät 1472-1625 (Berlin 1973) 361. -G. May 276. H. A. Braun 588-590, Nr. A 1. - W. Brandmüller 166f. Alois Schmid

Hocedy, Toussaint d’ (t 1565)

1543-1565

Bischof von Toul

Toussaint d’Hocedy stammmte aus Valenci­ ennes und studierte in Löwen. Später trat er in Rom als Sekretär in den Dienst des Kardi­ nals (—>) Johannes von Lothringen. Dieser empfahl ihn seinem Bruder, Herzog Anton, der H. um das Jahr 1534 zum Maitre des requetes ernannte. Nach dem Tod des A. d. (—>) Pelegrin überließ Kardinal Johannes als Inha­ ber des Bistums Toul dieses unter dem Vorbe­ halt des Rückfalls und des größten Teils sei­ ner Einkünfte an H. Die päpstliche Verlei­ hung erfolgte am 16. 2. 1543. Die politischen Rahmenbedingungen hatten sich inzwischen gegenüber der Zeit Pelegrins, der Toul mit den gleichen Einschränkungen innegehabt hatte, verändert, denn der Herzog hatte sich inzwischen stärker an Kaiser Karl V. angelehnt. Es herrschte Krieg, und die kai­ serlichen Truppen standen nicht weit von Toul. Daher gelang es H., bereits am 19. 5.

Hocedy - Hoetfilter 1544 auf dem Reichstag zu Speyer die kaiser­ liche Belehnung mit den Regalien zu erhal­ ten.

H. hielt sich selten in Toul auf, und seine Stellung blieb schwach. Er amtierte stattdes­ sen als Präsident des lothringischen Staatsra­ tes in Nancy, nahm aber 1549 an dem vom Trierer Erzbischof J. v. (->) Isenburg veranstal­ teten Provinzialkonzil teil. Auf dieser wichti­ gen Synode, die im Moselgebiet ein erstes Zeichen des vom Konzil von Trient ausstrah­ lenden Geistes bildete, spielte H. keine nen­ nenswerte Rolle. Man weiß lediglich, daß er getadelt wurde, weil er der römischen Kurie seine Annaten nicht gezahlt hatte. 1552 nahm er zusammen mit den Bischöfen von Verdun und Metz an einem durch Kardinal (—>) Karl von Lothringen-Guise einberufenen Treffen teil. Dort mußten sie, nachdem die protestan­ tischen Reichsstände dem französischen Kö­ nig das „Reichsvikariat“ für die lothringi­ schen Reichsstädte angeboten hatten, dessen Protektorat akzeptieren. Am 12. 4. 1552 zog Heinrich II. in Toul ein. Er legte dorthin eine Garnison von 500 Mann. Da H. vollständig von Lothringen abhing und überdies land­ fremd war, konnte er sich diesem Gewaltakt nicht widersetzen. 1562 gab er dem Druck des Herzogs nach, als dieser ihm die Souverä­ nitätsrechte über Stadt und Stift Toul abfor­ derte. Das Kapitel protestierte bei Kaiser Fer­ dinand I., und dieser zitierte H. vor das Reichsgericht zu Speyer, das den Vertrag 1564 für nichtig erklärte. Der Papst belegte den Herzog dagegen mit der Exkommunikati­ on.

Nach 1560 konnte sich das Stift Toul nicht mehr aus jenen Religionskriegen heraushal­ ten, die Frankreich und das Reich überzogen. Schon seit Jahren gab es damals in Toul eine Anzahl Protestanten. Diese konsolidierten sich, seitdem die Stadt eine französische Gar­ nison erhielt. Ihre Zahl wuchs infolge der Kontakte zu Metz und des ständigen Durch­ zugs hugenottischer Flüchtlinge weiter an. Das Massaker von Wassy in der Champagne (1562) wurde bald auch in Toul bekannt. Die Erregung unter den Protestanten darüber war so stark, daß sie sich vereinzelt sogar zum Bil­ dersturm und zur Brandstiftung hinreißen ließen. Durch das Domkapitel alarmiert, be­ gab H. sich daraufhin in seine Bischofsstadt und erneuerte das von den lothringischen Herzögen ausgesprochene Verdikt über die Reformation. Der von ihm in der Kathedrale zusammengerufene Klerus und die Bürger mußten sich eidlich darauf verpflichten, bei der alten Kirche zu bleiben und diese zu ver­

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teidigen. Daher hinderten die Katholiken die Hugenotten daran, sich in den Besitz der Kir­ che Saint-Waast zu setzen. Die Auswirkun­ gen des Friedensvertrages von Amboise (1563), der den französischen Protestanten die private Religionsausübung gestattete, machten sich freilich auch in Toul bemerk­ bar. Während dieser folgenschweren Entwick­ lung starb H. am 30. 7. 1565 zu Nancy. Er wurde in der Kathedrale von Toul beigesetzt. Literatur: B. Picart 629-649. - A. Calmet V, 614; VII, 84-94. - E. Martin I, 590-600; II, 3-23. - M. Pernot, Les guerres de religion (Paris 1987).

Louis Chätellier

Hoetfilter, Jodocus (1500-1551) 1548-1551

Bischof von Lübeck

Jodocus Hoetfilter wurde am 14. 1. 1500 in Osnabrück geboren. Er soll die Schulen in Münster und in Deventer besucht haben. 1516 wurde er an der Universität Köln imma­ trikuliert und 1517 zum Bacc. art. promo­ viert. Ob er hier oder an einer anderen Hoch­ schule das Studium fortsetzte und den Grad eines Dr. decr. erwarb, ist unbekannt. 1532 wurde er als solcher bei der Deutschen Nati­ on an der Universität Bologna eingeschrie­ ben.

Seit 1525 ist H. als Notar des Kardinallegaten Lorenzo Campeggio belegt. 1530-32 beglei­ tete er diesen auf seiner Reise durch das Reich, u. a. zu den Reichstagen nach Augs­ burg (1530) und Regensburg (1532) und zu Kaiser Karl V. in die Niederlande (1531). Das Konzeptbuch über die von H. damals proto­ kollierten Rechtsgeschäfte ist erhalten. An­ schließend hielt H. sich in Rom auf, wo er 1533 Mitglied der Bruderschaft an S. Maria dell’Anima wurde und seit 1548 dort das Amt des Provisors innehatte. Er trat in den Dienst des Kardinals Alessandro Farnese d. Ä., der 1534 als Paul III. Papst wurde. In die­ sen Jahren erhielt H. verschiedene Ämter an der Kurie, u. a. das eines Referendars, eines Kubikulars und eines Rotaauditors. Er erwarb ferner in Deutschland zahlreiche Benefizien, die er trotz mehrfacher Resignationen kumu­ lierte, u. a. ein Kanonikat und die Propstei an St. Johann in Osnabrück, wo auch sein Bru­ der Heinrich Stiftsherr war, die Propstei an St. Maria Stiegen in Mainz, ein Kanonikat am Dom zu Hildesheim, ein Kanonikat und das Dekanat an St. Johann zu Minden; durch die Preces Karls V. wurde er Priesterkanoniker am Dom zu Köln; er erwarb ferner ein Kano­ nikat und die Propstei an St. Marien in Erfurt.

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Hoetfilter - Hoffmann

Mehreren seiner Zeitgenossen galt H. als Kurtisan und Pfründenjäger. Schon während sei­ ner Tätigkeit als Notar des Kardinallegaten hatte er 1530 eine Provision auf die durch den Tod Henning Osthusens vakante Propstei samt Kanonikat und Pfründe am Lübecker Dom erhalten. Nach der Besitzeinweisung ließ er, der niemals nach Lübeck kam, die Verwaltung seiner Präbende und Kurie durch Prokuratoren wahrnehmen. Für das Lübecker Domkapitel war er in den folgenden Jahren in verschiedenen Angelegenheiten tätig.

In den 1540er Jahren hielt H. sich teils an der Kurie, teils in Deutschland auf, wo er im Zu­ ge der konfessionellen Auseinandersetzung als Ratgeber, Bevollmächtigter und Unter­ händler mit verschiedenen Problemen befaßt war. So nahm er u. a. als Rat des Kardinals und Mainzer Erzbischofs (—>) Albrecht von Brandenburg an den Religionsgesprächen in Worms 1540 und auf dem Regensburger Reichstag 1541 teil. Er war Familiar des Kar­ dinals und Vizekanzlers Alessandro Farnese d. J. und stand zeitweilig im Briefwechsel mit den altgläubigen Reformtheologen Johann Gropper und J. v. (-*) Pflug. Nach Ansicht des päpstlichen Legaten Giovanni Morone ge­ hörte H. zu jenen Diplomaten, die für die Er­ haltung des Katholizismus in Deutschland unentbehrlich waren. Im Zusammenhang mit dem Prozeß gegen den Kölner Erzbischof H. zu (—>) Wied vertrat H. die Gegenpartei und hielt sich 1544/45 vorübergehend am Hof Karls V. in den Niederlanden auf. 1547 war er als Vermittler für den Osnabrücker Bischof (—Q Franz v. Waldeck tätig, und im selben Jahr nahm er in Rom das Pallium für den neuen Kölner Erzbischof (—>) Adolf von Schaumburg entgegen. Seitdem hielt er sich offenbar nur noch an der Kurie auf.

Nachdem das Lübecker Domkapitel vom Tod seines Bischofs B. (—>) Rantzau, der in der Ge­ fangenschaft gestorben war, erfahren hatte, wählte es am 26. 5. 1548 H. zu dessen Nach­ folger. Am 11. 9. wurde die Wahl von Papst Julius III. bestätigt. Wenn dem Bischof im De­ zember die Beibehaltung seiner Propstei für sechs Monate zugestanden wurde, dürfte das mit Rücksicht auf die finanzielle Lage des Bistums geschehen sein, denn das Bischofs­ gut und die Stiftsverwaltung hatten seit Jahr­ zehnten durch Kriege und Übergriffe des ein­ heimischen Adels erheblich gelitten. H. starb am 28. 4. 1551 in Rom, ohne sein Bistum be­ treten zu haben. Er wurde in der Kirche S. Maria dell’Anima beigesetzt. Quellen und Literatur: Staatsarchiv Osnabrück: Rep. 2 Nr. 13 (Konzeptbuch). - SHLAS: Abt. 400.4

(= W. Leverkus, hschr. Urkundenbuch des Bistums Lübeck). - G. C. Knod 700f. - W. Prange, Protokolle 1535-1540. - J. V. Pollet (Bearb.), Julius Pflug, Correspondance 2 (Leiden 1973). - R. Braunisch. - A. Schröer, Reformation II. - J. Pilvousek 129ff. Klaus Wriedt

Hoffmann, Johannes (um 1370-1451) 1414-1427 1427-1451

Koadjutor des Bischofs von Mei­ ßen Bischof von Meißen

Johannes Hoffmann wurde um 1370 als Sohn des Bürgers Nikolaus H. zu Schweidnitz in Schlesien geboren. Sein Bruder Jodocus war Prior des Dominikanerklosters in Görlitz. H. besuchte die Stadtschule in Schweidnitz und seit 1393 die Universität Prag. 1396 war er Bacc. art., 1400 Mag. Im gleichen Jahr begann er mit Vorlesungen. 1403 war er in der juristi­ schen Fakultät immatrikuliert, brach dieses Studium aber ab und begann das der Theolo­ gie. 1404 war er Mitglied jener Fakultätsde­ putation, die mit dem Dekan für die Einhal­ tung der Statuten zuständig war, 1405 Dis­ pensator und 1408 Dekan der theologischen Fakultät. Das war die Zeit der schweren landsmannschaftlichen Auseinandersetzun­ gen an der Universität, die 1409 schließlich zur Abwanderung deutscher Professoren und Studenten und zur Gründung der Universität Leipzig führten. Unter den Abwanderern war auch H. 1409 war er in Leipzig Universitäts­ lehrer, 1411 Examinator im Bakkalaureatsexa­ men und 1413 Rektor. Der Zeitpunkt seiner Priesterweihe ist nicht bekannt. Seit 1406/07 war H. Kanonikus am Stift zum Hl. Grab in Liegnitz. 1414-27 soll er Koadjutor des Meiß­ ner Bischofs Rudolf von Planitz (1411-27) ge­ wesen sein. 1417 begegnet er als Kanonikus in Meißen, 1419 als Propst des Kollegiatstiftes Großenhain und als Archidiakon mit ei­ nem Amtsbereich von über 50 Pfarreien. Noch vor der Übersiedlung von Prag nach Leipzig plante er mit Johann von Münster­ berg die Errichtung eines Kollegs der polni­ schen Nation, zu der damals auch die Stu­ denten aus Schlesien, dem Meißner Land und der Lausitz gehörten. In Leipzig wurde dieser Plan verwirklicht und 1422 das Colle­ gium Beatae Mariae Virginis gegründet. H. be­ dachte seine Gründung, die bis 1945 bestand, mit Stiftungen und Vermächtnissen. 1421 griff er in die theologische Diskussion mit den Hussiten durch einen Traktat über die Laienkommunion unter beiden Gestalten ein („Debemus invicem diligere“). Leipzig war damals ein Zentrum des Antihussitismus.

Hoffmann - Hohenems

Am 6. 6. 1427 wählte das Meißner Domkapi­ tel H. unter dem Eindruck des Hussitenein­ falls in Schlesien und in der Lausitz als er­ sten Bürgerlichen zum Bischof. Die päpstli­ che Bestätigung erfolgte am 10. 9. Wo und durch wen H. konsekriert wurde, ist nicht be­ kannt.

Die Jahre 1429-31 waren durch Hussitenein­ fälle bestimmt. H. beteiligte sich persönlich an den Kreuzzügen gegen die Ketzer. Daher konnte er das im Juli 1431 eröffnete Konzil von Basel zunächst nur mit einem Gesandten beschicken. Aber das Konzil forderte 1432 seine Teilnahme. Vor allem sollte er bei der Ankunft der böhmischen Abgesandten anwe­ send sein. Im Februar 1433 und noch einmal von November 1433 bis Mai 1434 war H. in Basel. 1437 weilte er wegen der Durchfüh­ rung der Konzilsbeschlüsse in Prag. 1446 ver­ weigerte er Prager Presbyteranden die Weihe, weil sie nicht auf die Spendung der Kelch­ kommunion verzichten wollten. H. bemühte sich um eine Reform der Statuten des Meißner Domkapitels. Auch die Feier der Diözesansynoden ordnete er neu. Die Ausein­ andersetzungen mit dem Erzbischof von Mag­ deburg wegen der von Papst Bonifaz IX. 1399 ausgesprochenen Exemtion des Bistums Mei­ ßen aus dem Metropolitanverband wurden unter ihm endgültig beigelegt.

Große Aufmerksamkeit widmete H. der Pre­ digt. 1442 fügte er dem Meißner Festkalender das ihm aus Schlesien bekannte Fest der „Inventio pueri Jesu“ für den Donnerstag vor Fastnacht ein. Es blieb in der Diözese Meißen bis 1773 bestehen. H. nahm ferner das Fest der hl. Hedwig in den Meißner Kalender auf. Große Aufmerksamkeit widmete er der Ver­ ehrung der Eucharistie außerhalb der hl. Mes­ se. Seine letzten Lebensjahre standen unter dem Schatten des „Bruderkrieges“ der sächsi­ schen Fürsten Friedrich II. und Wilhelm III., der 1451 beigelegt werden konnte. H. starb am 12. 4. 1451 zu Stolpen. Er wurde im Dom zu Meißen beigesetzt. Schriften: Sechs Bücher über die hl. Messe („De of­ ficio missae et omnibus actionibus, quae in ea peraguntur“), ein Kommentar über den Traktat des hl. Vinzenz Ferrerius, ein Traktat „de inventione pueri Jesu Christi“ und „de praesentatione B. M. Virgi­ nis“, ein Kommentar „In dialectiam et quasdam philosophiae partes“, ferner die bereits erwähnten Ar­ beiten „Contra Hussitas“ und „de communione sub utraque specie“ und ein Kommentar über das Buch von Vinzenz Gruner „de fine mundi“.

Literatur: UB Meißen. - R. Becker, Johann Hoff­ mann, der nachmalige Bischof von Meißen. Seine Wirksamkeit an den Universitäten Prag und Leipzig

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(Großenhain 1891). - E. Machatschek 386-^432. - E Machilek, Johann Hoffmann aus Schweidnitz und die Hussiten, in: ASKG 26 (1968) 96-123. - W. Rittenbach-S. Seifert 295-315. - K. Blaschke 323, 340, 349. Siegfried Seifert

Hofmann, Andreas (+ 1604)

1597 1597-1604

Ep. tit. Symbaliensis Weihbischof in Passau

Dr. theol.; 1587 Pfarrer und Dekan von Krems an der Donau; für die Rekatholisierung tätig; 1597 Domherr in Passau; 1597 Titularbischof von Cembalo und Weihbischof in Passau; Propst von St. Salvator in Passau-Ilzstadt; t 24. 5. 1604 Passau; □ Andreaskapelle beim Passauer Dom. Literatur: Th. Wiedemann, Reformation III, 79-83; V, 539. -L. H. Krick, Domstift 70,109, 209, 240. August Leidl

Hohenems, Mark Sittich von (1533-1595) 1560-1561 1561-1589 1561

Bischof von Cassano allTonio Bischof von Konstanz Kardinal

Mark Sittich von Hohenems wurde im Au­ gust 1533 als Sohn des Wolf Dietrich v. H. und der Chiara Medici aus Mailand geboren. Für den geistlichen Stand bestimmt, wuchs er bei seinem Onkel, Jörg Sigmund von Ems, Domherrn von Konstanz (damals im Exil von Überlingen), auf. Später entschied er sich für eine militärische Laufbahn. Eine überra­ schende Wende im Leben des Hauptmanns brachte am 25. 12. 1559 die Wahl eines Bru­ ders seiner Mutter, Gian Angelo de Medici, zum Papst. Dieser nahm den Namen Pius IV. an. Daraufhin fanden sich, die Gunst der Stunde erkennend, neben anderen Nepoten und Verwandten aus den Familien der Medi­ ci, Borromei und Serbelloni auch die Brüder Jakob Hannibal, Gabriel und Mark Sittich v. H. in Rom ein. Sie wurden allesamt vom On­ kel für die Interessen von Kirchenstaat und Großfamilie eingesetzt. H. erhielt eine Kom­ mende des Ritterordens von Santiago. 1560 verlieh ihm der Onkel Domkanonikate in Würzburg und Bamberg, später auch in Mainz. Am 29. 5. 1560 erhielt H. die Diözese Cassano aH’Ionio in Kalabrien, die durch die Papstwahl vakant geworden war. Um diesel­ be Zeit gab es Gerüchte über eine Koadjutorie in Köln oder Salzburg. Nachdrücklicher wa­ ren die Bemühungen um das Hochstift Kon­

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Hohenems

stanz. Papst und Kaiser warben gemeinsam bei Bischof Ch. (—►) Metzler und beim Domka­ pitel. Doch war Metzler nicht bereit, H. als Koadjutor anzunehmen. Auch das Domkapi­ tel und die Eidgenossen lehnten dies ab. Bei der zweiten Kreation seines Pontifikates er­ nannte Pius IV. am 26. 2. 1561 den Neffen zum Kardinaldiakon und verlieh ihm die Ti­ telkirche S. Dodici Apostoli. Nach mehrmali­ gem Wechsel seiner Titelkirche hatte er seit 1580 S. Maria in Trastevere inne. 1561 verlieh der Papst ihm ein Domkanonikat in Konstanz und schuf damit eine wichtige Voraussetzung für seine spätere Wahl zum Bischof. Am 27. 8. erhielt er gleichzeitig die erste und zweite Posseß, ein ungewöhnlicher Vorgang und Hinweis darauf, daß die Ablehnungsfront des Domkapitels aufgebrochen war. Wenige Tage später machte sich der Kardinal auf den Weg an den Bodensee. Am 18. 9., eine Woche nach dem Tod Metzlers, erschien er in Kon­ stanz. Dem massiven Einsatz der kaiserlichen und der päpstlichen Diplomatie konnte das Domkapitel nichts entgegensetzen. Zwar miß­ lang der Plan, H. in einer Inspirationswahl durchzubringen, doch erhielt er am 6. 10. 1561 ohne Schwierigkeiten die Mehrheit der Stimmen. Am 24. 10. bestätigte Pius IV. die Wahl. Nur kurze Zeit blieb H. am Bodensee; bald kehrte er nach Rom zurück, wo ihn die Aufgaben eines Kardinalnepoten erwarteten. Zunächst schickte ihn Pius IV. zur dritten Sit­ zungsperiode des Konzils nach Trient, wo er als einer der fünf Legaten im Sinne der päpst­ lichen Politik wirken sollte. Die Ernennung erfolgte gegen den Widerstand des Kardinals­ kollegs. Tatsächlich wurde H. auf dem Konzil durch das Fehlen einer theologischen Bil­ dung zum Ziel offenen und verdeckten Spotts. Nicht ungeschickt vermittelte er aber zwischen den Parteien; vor allem, als das Konzil der Residenzfrage wegen in eine tiefe Krise geriet und auseinanderzubrechen drohte, bewies er sein diplomatisches Ge­ schick.

Der Versuch des Papstes, die Hugenottenfrage in Frankreich nicht durch das Konzil, son­ dern durch eine militärische Aktion rasch und wirksam zu lösen, scheiterte am Wider­ stand der französischen Regierung. H. war von Pius IV. dazu ausersehen gewesen, das Heer als Apostolischer Legat zu begleiten. En­ de September 1562 empfing er in Trient die niederen Weihen, das Subdiakonat und das Diakonat. Wenig später zog ihn der Papst „stillschweigend“ von der Kirchenversamm­ lung zurück, indem er ihm erlaubte, seine Di­ özese Konstanz zu besuchen. Im Frühjahr 1563 reiste H. direkt von Konstanz nach Rom.

Am 25. 10. 1564 ernannte Pius IV. ihn zum Legaten in den Marken, wo es galt, dem Ban­ ditenunwesen zu steuern, eine Aufgabe, die der Begabung und dem Naturell des Nepoten entgegenkam. Legationen in Perugia und Um­ brien folgten. Als ein anderer Nepote Pius IV, Carlo Borromeo, sich im Herbst 1565 in seine Diözese Mailand begab, um dort die tridentinische Reform einzuleiten, übernahm H. des­ sen Stellvertretung im Staatssekretariat. Dar­ aus geht hervor, daß sich seine Stellung an der römischen Kurie gefestigt hatte. Für die wirtschaftliche Absicherung verlieh Pius IV. ihm zahlreiche Abteien als Kommenden; da­ zu kamen einige Pensionen. Das jährliche Einkommen von H. wurde um diese Zeit auf 40 000 Scudi geschätzt. Nach dem Tode Pius’ IV. (9. 12. 1565) veranlaßte Pius V. die Nepo­ ten seines Vorgängers, Carlo Borromeo und H., in ihre Diözesen zurückzukehren und dort ihre Aufgaben wahrzunehmen. Tatsäch­ lich hielt sich H. einige Zeit am Bodensee auf. Im Juli 1566 kehrte er aber, wahrschein­ lich durch die Geburt seines Sohnes Roberto veranlaßt, nach Rom zurück. Erneut mahnte ihn der Papst, sich seiner Diözese zu wid­ men. Vom 1. bis 5. 9. 1567 präsidierte H. auf einer Synode in Konstanz. Wenige Wochen später kehrte er aber wieder nach Rom zu­ rück. Abgesehen von einem kurzen Aufent­ halt im Jahre 1569 weilte er seitdem nicht mehr in seiner Diözese. Nach dem Tod Pius’ V. am 1. 5. 1572 konnte er wieder mehr Ein­ fluß auf die Geschäfte und Politik der römi­ schen Kurie nehmen; dies galt vor allem für die Pontifikate Gregors XIII. und Sixtus’ V. Auch hatte er großen Einfluß auf die Papst­ wahlen seiner Zeit. H. nützte seine einflußreiche Stellung, um die Karrieren seiner Neffen W. D. v. (—>) Raite­ nau und M. S. v. (-*) Hohenems d. J. zu för­ dern. Beide wurden Domherren in Konstanz; der Versuch, dem jüngeren Mark Sittikus durch Resignation die Nachfolge in Konstanz zu sichern, scheiterte am jugendlichen Alter des Kandidaten. Doch verlieh der Papst die­ sem später die begehrte und einträgliche Dompropstei von Konstanz; 1612 wurde er Erzbischof von Salzburg. Gewandt übernahm H. unter dem Namen Altemps in der Ewigen Stadt die Rolle eines römischen Fürsten. Die Hofhaltung entsprach seinem gesellschaftli­ chen Rang. Als Sammler und Mäzen unter­ stützte er Künste und Wissenschaften. Be­ achtlich war seine Bautätigkeit; zu seinem Palazzo bei der Kirche II Gesu in Rom kamen die beiden Villen Mondragone und Tusculana bei Frascati. Zu den Ländereien, die er erwer­ ben konnte, gehörten die Herrschaften Gal-

Hohenems lese und Soriano im Kirchenstaat sowie das Lehen Mesuraca in Kalabrien. Dadurch si­ cherte er seinen Sohn Roberto und dessen Nachkommen wirtschaftlich ab; durch die Heirat mit Cornelia Orsini gelang dem Sohn 1576 der Aufstieg in die stadtrömische Ari­ stokratie. Daneben nahm sich die Bau- und Mäzenatentätigkeit des Kurienkardinals in Konstanz bescheiden aus. Bekannt sind ledig­ lich einige Baumaßnahmen in Konstanz, Meersburg, Markdorf, Öhningen und Katten­ horn. Auch die geistliche Verwaltung litt un­ ter der Abwesenheit von H. und den Verzöge­ rungen bei der Erledigung der Geschäfte. So war die Diözesansynode von 1567 schlecht vorbereitet. Zwar wurden die Reformdekrete weithin den Beschlüssen des Konzils von Trient entnommen; diese standen aber oft ge­ nug im Gegensatz zum diözesanen Herkom­ men (Besteuerung und Gerichtsstand der Geistlichen, Besetzung kirchlicher Pfründen, Verwaltung geistlicher Güter). Deshalb wären gründliche Verhandlungen mit den weltli­ chen Obrigkeiten notwendig gewesen, um durch Abmachungen (Konkordate) das neue Kirchenrecht an das Herkommen und die ört­ lichen Gegebenheiten zu akkomodieren. In­ teresse zeigte H. an der Errichtung eines Di­ özesanseminars; infolge seiner Abwesenheit gelang es aber nicht, die unterschiedlichen Interessen der Eidgenossen, Vorderöster­ reichs und des Domkapitels zu bündeln. Im Auftrag von H. wurden die wichtigsten litur­ gischen Bücher neu aufgelegt: 1570 das Kon­ stanzer Rituale (Obsequiale), 1575 das Bre­ vier, 1579 das Missale Constantiense. 1577 er­ schienen in Ingolstadt im Auftrag des Kardi­ nals eine lateinische sowie ein deutsche Ausgabe des Catechismus Romanus und der Kleine Katechismus des Petrus Canisius.

Als Folge der Abwesenheit von H. konnten einzelne Beamte gegen das Domkapitel eine Nebenregierung aufbauen. Dies galt vor allem für Stefan Wolgmuett, den Obervogt von Meersburg. Erst 1585 rückte H. von ihm ab. Unter seinem Nachfolger (—>) Andreas von Österreich wurde Wolgmuett teilweise enteig­ net. Auch die deutsche Verwandtschaft verspürte die Verlagerung der Interessen des Kardinals nach dem Süden. In den ersten Jahren seiner Karriere ließ H. auf eigene Kosten in Hohen­ ems den eindrucksvollen Renaissance-Palast bauen, den er seinem Bruder Hannibal schenkte. Seit 1566 hatte er aber für eine eige­ ne Familie zu sorgen; seitdem hielt er sich ge­ genüber seiner übrigen Verwandtschaft zu­ rück. Besonders enttäuscht war der deutsche

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Familienzweig, daß H. seinen umfangreichen Grundbesitz in Italien seinem Sohn Roberto bzw. dessen Kindern vermachte. Die Abwesenheit von H. von seiner Diözese wurde zunehmend kritisiert. Zwar gelang es diesem, alle Versuche der Eidgenossen, sich von der Diözese Konstanz abzusetzen, durch seine römischen Beziehungen zu vereiteln. Die Kritik wurde aber unüberhörbar. Sein Plan, Konstanz zur Erzdiözese und St. Gallen zum Suffraganbistum zu erheben, fand beim Domkapitel keinen Beifall. Nach langen und zähen Verhandlungen resignierte H. 1589 das Hochstift an Andreas von Österreich gegen eine jährliche Pension von 9 000 spanischen Dukaten (18 000 Gulden). Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte H. in Rom. Dort starb er am 15. 2. 1595. Er wurde in S. Maria in Trastevere neben seinem Sohn Roberto bei­ gesetzt. Bis heute dominieren in der Literatur düstere und negative Züge das Bild des Kardinals. Sein unerwarteter Entschluß für die geistli­ che Laufbahn, die ersten unsicheren Schritte auf dem römischen Parkett und das unglück­ liche Auftreten auf dem Konzil von Trient las­ sen oft übersehen, daß er politisch an der rö­ mischen Kurie zu großem Einfluß kam. Trotz der Mängel in seiner Ausbildung war er als Mäzen, Bauherr und Sammler von beachtli­ chem Format. Er war Diplomat, Mann der Verwaltung, Grundherr und Begründer einer eigenen, heute noch blühenden Dynastie. Hinter solchen Interessen trat die Sorge für die Diözese Konstanz zurück. Dies war aber mehr im Stil des römischen Hofes und den sich daraus ergebenden Lebensformen als im persönlichen Ungenügen begründet. Literatur: J. G. Sambeth, Die Konstanzer Synode vom Jahre 1567, in: FDA 21 (1890) 49-160; 22 (1892) 143-242. - H. Baier, Zur Konstanzer Diöze­ sansynode von 1567, in: ZGO 63 (1909) 553-574. K. Schellhass, Gegenreformation im Bistum Kon­ stanz im Pontifikat Gregors XIII. (1572-1585) (Karlsruhe 1925). - K. Fry, Giovanni Antonio Volpe. Seine erste Nuntiatur in der Schweiz, 1560-1564 (Freiburg/Schw. 1931). - E Weber, Geschichte des Katechismus in der Diözese Rottenburg von der Aufklärung bis zur Gegenwart. Mit einer Vorge­ schichte über die schwäbischen Katechismen von Canisius bis Felbiger (Freiburg/Br. 1939). - L. Welti, Mark Sittich und Wolf Dietrich von Ems. Die Weg­ bereiter zum Aufstieg des Hauses Hohenems (Dorn­ birn 1952). -B. Ulianich, in: DBI 2 (1960) 551-557. - L. Welti, Graf Kaspar von Hohenems, 1573-1640. Ein adeliges Leben im Zwiespalt zwischen friedli­ chem Kulturideal und rauher Kriegswirklichkeit im Frühbarock (Innsbruck 1963). - R. Reinhardt, Kon­ stanz 29-37. - E Hundsnurscher 9-22, 147-155. E. Camenzind. - L. Welti, Beziehungen der Grafen

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Hohenems

von Hohenems zu Gallarate, in: L. Carlen-F. Stei­ negger (Hg.), FS Nikolaus Grass I (Innsbruck-Mün­ chen 1974) 665-677. - H. Jedin, Trient IV. - H. Frie­ del, Die Cappella Altemps in Santa Maria in Trastevere, in: RJBK 17 (1978) 89-123. - A. A. Strnad, Hohenemser. - G. J. Bellinger, Bibliographie des Catechismus Romanus 1566-1978 (Baden-Baden 1983). - K. Maier, Residenz, Koadjutorie oder Resi­ gnation. Der Kampf Erzherzog Ferdinands von Österreich um das Bistum Konstanz, in: ZKG 96 (1985) 344-376. - A. A. Strnad, Sittich. - K. Maier 91-149 u. ö. - R. Reinhardt, in: HS 1/2, 401-412. Rudolf Reinhardt

Hohenems, Markus Sittikus von (1574-1619) 1612-1619

Erzbischof von Salzburg

Markus Sittikus von Hohenems wurde am 24. 6. 1574 auf Schloß Hohenems in Vorarlberg als Sohn des Reichsgrafen Jakob Hannibal v. H., eines Bruders der Mutter des Salzburger Erzbischofs W. D. v. (->) Raitenau, und der Hortensia Borromeo, Gräfin von Arona, einer Schwester des Karl Borromäus, geboren. Sein Vater machte in kaiserlichen Diensten auf verschiedenen Kriegsschauplätzen eine glän­ zende militärische Karriere, wurde 1565 zum Generalgubernator über die päpstlichen Truppen im Kirchenstaat ernannt und baute durch die Verbindung mit den Raitenauern die Hohenemser Hausmacht bedeutend aus, so daß ihr 1560 zur Reichsgrafschaft erhobe­ nes Territorium eine gefestigte Enklave im österreichischen Staatsgebiet vor dem Arlberg bildete. Mit den Raitenauern teilten sich die Hohenems die Stellung als Vögte der öster­ reichischen Herrschaften in Vorarlberg. Aus diesen Familienverbindungen gingen bedeu­ tende Kirchenfürsten, Äbtissinnen und zahl­ reiche Geistliche hervor. Nachdem er 1585 für kurze Zeit Zögling des Collegium Germanicum in Rom gewesen war, erhielt H. 1586/87 die niederen Weihen, setz­ te sein Studium in Ingolstadt fort und hielt sich danach meist in Italien auf. Als sein Vet­ ter Raitenau Salzburger Erzbischof wurde, verzichtete dieser zugunsten H.s auf sein Konstanzer Kanonikat; 1589 erhielt H. auch das Salzburger Kanonikat Raitenaus, ferner 1605 eine dritte Domherrenpfründe in Augs­ burg. 1602 empfing er die Subdiakonats-, 1610 die Diakonatsweihe. In Salzburg hielt er sich nur zeitweise auf. Nach der erzwungenen Resignation Raiten­ aus wählte das Salzburger Domkapitel am 18. 3. 1612 trotz aller Bemühungen zugunsten des Hauses Wittelsbach mit H. wieder einen

vorderösterreichischen Domherrn zum Erzbi­ schof. Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 18. 6. Das Pallium wurde ihm am 4. 7. über­ sandt. Durch den Chiemseer Bischof E. v. (—>) Kuenburg wurde H. im September zum Prie­ ster geweiht. Am 7. 10. empfing er die bi­ schöfliche Konsekration, und am 8. 10. hielt er nach altem Zeremoniell seinen Einzug in die Residenzstadt. Durch die Wahlkapitulati­ on wurde H. zum Beitritt zur Katholischen Li­ ga und zum Kostenersatz für den bayerischen Kriegszug 1611 verpflichtet, wobei Salzburg den überspannten Forderungen Herzog Maxi­ milians nur teilweise nachkam. H. setzte in vielen Bereichen die Politik Rai­ tenaus fort und sorgte gerade darin für eine Kontinuität, worin jener verurteilt wurde. Be­ sondere Unterstützung fand er dabei im Dom­ propst P. v. (—> Bd. 1648-1803) Lodron, sei­ nem späteren Nachfolger. H. regierte eben­ falls ohne Landtag, gestaltete das Verhältnis Salzburgs zur Katholischen Liga nach den Richtlinien seines Vorgängers, wenn auch mit ungleich größerem diplomatischen Geschick, ohne dem Defensivbündnis offiziell beizutre­ ten und finanzielle Beiträge zu zahlen. Diese Hinhaltetaktik bewahrte Salzburg nach dem Kriegsausbruch 1618 die Neutralität. H. rü­ stete auf, ließ die Residenzstadt befestigen (Stadttore), traf Versorgungsmaßnahmen für den Handel mit Vieh und Lebensmitteln und beglich die ersten Kontributionszahlungen in Höhe von 20 000 Gulden an den Bayerischen Reichskreis. Als Vorsorge gegen Unruhen im Erzstift erließ er gesetzliche Bestimmungen.

Auch auf dem Gebiet von Kunst und Kultur setzte H. die Tradition seines Vorgängers fort. Er ließ durch Santino Solari das Lustschloß Heilbrunn als „Villa suburbana“ nach römi­ schem Vorbild mit Garten und Wasserspielen errichten, brachte die barocke Theaterliebha­ berei nach Salzburg, wo im Februar 1614 in der fürstlichen Residenz ein „Orfeo“, wahr­ scheinlich jenes von Claudio Monteverdi, als erste Oper nördlich der Alpen aufgeführt wurde. Solari gab er den Auftrag zum Neubau des Domes, dessen Abschluß erst unter Lo­ dron erfolgte. Daß H. 1614 für den Dombau einen zweiten Grundstein anstelle des schon von Raitenau gelegten setzen und das von je­ nem erbaute Schloß Altenau in „Mirabella“ umbenennen ließ, zeigt eine gewisse Engher­ zigkeit von H., der eine fast krankhafte Furcht vor seinem auf der Hohensalzburg gefange­ nen Vorgänger und Vetter besaß. Den Grund­ stein für eine künftige Universität legte H. durch das 1617 eröffnete Gymnasium, für das in Zusammenarbeit mit Abt Joachim Buech-

Hohenems

auer von St. Peter der Benediktinerorden durch den Stiftungsbrief vom 20. 9. 1617 ge­ wonnen werden konnte. Im Oktober 1618 schlossen sich die Benediktinerklöster des süddeutschen Raumes zu einer Konföderati­ on zusammen, die den weiteren Ausbau zur Universität sicherstellten. 1618 ließ H. ein Kolleggebäude mit Sacellum errichten, das zu Ehren seines Onkels, des 1610 heiliggespro­ chenen Karl Borromäus, „Collegium sancti Caroli“ benannt wurde.

Die starke geistliche Komponente der Regie­ rung von H. wird besonders in seiner kom­ promißlosen kirchlichen Tätigkeit im Sinne der tridentinischen Reformen und der Gegen­ reformation ersichtlich. In der Domkirche führte er nach dem Vorbild der römischen La­ terandomherren eine neue Chorkleidung, ebenso 1613 eine neue Chorordnung und für alle geistlichen Verrichtungen genaue Bestim­ mungen in Form einer Stolordnung ein. Das Archidiakonat Salzburg unterteilte er in sie­ ben Dekanatsbezirke, die Großpfarren entla­ stete er durch Gründung neuer Vikariate, das Einkommen der Hilfsgeistlichen in den Ge­ birgsgauen erhöhte er, dem erzbischöflichen Konsistorium trug er die Durchführung der tridentinischen Reformen auf, die liturgi­ schen Reformen in den Landkirchen nahm er durch Aufstellung des Hochaltartabernakels und der „Ewig-Licht-Lampe“ u. a. m. in An­ 26 Lexikon

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griff. Trotz einiger Charakterschwächen war H. ein frommer und eifriger Landesfürst, der - was damals nicht selbstverständlich war sehr oft die hl. Messe las, an Festtagen in der Franziskanerkirche predigte, wobei er es ver­ stand, weniger durch Gelehrsamkeit als durch natürliche Herzlichkeit die Zuhörer an­ zusprechen. 1613 ließ er erstmals das Vierzig­ stündige Gebet in der Karwoche durchführen. 1618 übergab er den Barmherzigen Brüdern des Johannes von Gott die neuerbaute St. Markuskirche mit dem Hospital; doch verließ dieser erst 1617 kirchlich anerkannte Kran­ kenpflegeorden schon wenige Monate später die Residenzstadt, da ihm H. die Exemtion verweigerte.

Von 1613 bis 1617 wurde gemäß den Bestim­ mungen des Trienter Konzils eine Generalvi­ sitation durchgeführt, wobei H. 1615 persön­ lich die Visitation der Gebirgsgaue vornahm. Sein strenges Vorgehen zur Hebung der Kle­ rusdisziplin, das Verbot des Konkubinats u. a. m. zeigten der Bevölkerung die Ernsthaftig­ keit der Reformbemühungen. Mit einer ge­ radezu militärischen Aktion von Haus zu Haus wollte H. den Protestantismus aus dem Erzstift vertreiben. Mit einem eigens dafür aufgestellten Fragenkatalog wurden die Zuge­ hörigkeit zur katholischen Kirche überprüft und Verdächtige strengen Verhören unterzo­ gen. Über den österlichen Sakramentenemp­ fang der Bevölkerung mußte der Pfarrklerus genau Buch führen und die Kommunikanten­ listen an das Konsistorium senden. Ca. 1 000 Personen, davon 392 allein aus dem Pflegge­ richt Werfen, die fast ausschließlich der är­ meren Bevölkerungsschicht entstammten, wurden wegen ihres lutherischen Bekennt­ nisses des Landes verwiesen; die meisten konnten zu Beginn des Dreißigjährigen Krie­ ges zurückkehren. Sie mußten unter Eid ver­ sprechen, künftig dem Landesfürsten gehor­ sam zu sein und die Gebote der katholischen Landeskirche zu befolgen. Die Rekatholisierungsmaßnahmen auf dem Lande wurden mit Hilfe der Kapuziner und unter Begleitung von Soldaten durchgeführt. Das harte Vorge­ hen der Regierung traf auf keinen nennens­ werten Widerstand, da das Salzburger Luther­ tum seinen Rückhalt in den habsburgischen Nachbarländern durch ebenso rigorose gegenrefor-matorische Maßnahmen verloren hatte. Ein in 50 Punkten zusammengefaßtes Reform­ programm des Erzbischofs zielte auf eine bes­ sere religiöse Unterweisung, auf die Aktivie­ rung und Neueinführung von Bruderschaften und letztlich auf die Gewinnung der zum Pro­ testantismus neigenden bäuerlichen Bevölke­ rung. Das Generalvisitationsdekret vom 7. 10.

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Hohenems - Hohenlandenberg

1616 legte die Amtspflichten des Seelsorgers und die Anlage von Matrikelbüchern (Tauf-, Firmungs-, Ehe- und Sterbebuch) u. a. m. ge­ nau fest.

Als Metropolit besetzte H. je einmal die Salz­ burger Eigenbistümer Chiemsee und Lavant. Als der Chiemseer Bischof Kuenburg wegen seines hohen Alters sein Amt als Salzburger Weihbischof und Generalvikar nicht mehr ausüben konnte, ernannte H. 1617 den Konsistorialrat J. P. (—>) Ciurletti mit dem Titel ei­ nes Bischofs von Byblos zum Weihbischof.

Nach kurzer Krankheit starb H. am 9. 10. 1619. Sein Leichnam wurde zuerst in der Franziskanerkirche und 1629 von seinem Nachfolger Lodron im Presbyterium des 1628 geweihten neuen Domes beigesetzt. Literatur: E Dalham 601-616. - E Martin, Salz­ burgs Fürsten 67-83. - R. R. Heinisch 207-217. - A. A. Strnad, Hohenemser. - F. Ortner, Reformation 110-124 (Lit.). - AK Raitenau (Lit.). - E Ortner, Kir­ chengeschichte (Lit). - H. Dopsch-H. Spatzenegger II/l, 188-196 (Lit.). -E. Stahl-Botstiber, Marcus Sitticus. Leben und Spiele eines geistlichen Fürsten (Wien 1988). Franz Ortner

Hohenlandenberg, Hugo von (um 1460-1532)

1496-1530, 1531-1532 Bischof von Konstanz

Hugo von Hohenlandenberg wurde um 1460 auf Schloß Hegi im Kanton Zürich als zweiter Sohn des Hans Jakob v. H. und der Barbara von Hegi geboren und für die geistliche Lauf­ bahn bestimmt. 1470 studierte er in Basel. Im Konstanzer Bistumsstreit standen die H. auf päpstlicher Seite (L. v. [—>] Freiberg). Am 4. 11. 1480 wurde H. zum provisorischen Bis­ tumsverweser von Konstanz ernannt. Dies blieb aber eine Episode, da bereits am 10. 11. der bisherige Gegenkandidat O. v. (—>) Son­ nenberg von Sixtus IV. als Bischof anerkannt und bestätigt wurde. Doch erhielt H. durch päpstliche Provision zahlreiche und einträgli­ che Pfründen, u. a. 1482 die Dompropstei Trient und 1483 die Propstei der Marienkir­ che in Erfurt. Ein Grund für das Wohlwollen des Papstes bei der Vergabe dieser Pfründen war, daß H. 1482 mit Erfolg einen päpstlichen Auftrag erledigte. In diesem Jahr berief der Erzbischof von Krajina, Andrea Zamometic, ein Allgemeines Konzil nach Basel ein. Six­ tus IV. gab H. den Auftrag, die Eidgenossen und die Stadt Basel dahin zu bewegen, Zamo­ metic zu verhaften. Auf der Tagsatzung in Zü­

rich hatte H. Erfolg. Die Eidgenossen unter­ stützten seine Mission durch eine eigene Ge­ sandtschaft nach Basel. Aber erst als Kaiser Friedrich III. Zamometic fallen ließ, war die Stadt Basel bereit, ihn zu verhaften. Zamome­ tic starb kurze Zeit später im Gefängnis unter mysteriösen Umständen.

1484 und 1487/88 weilte H. für kurze Zeit in Erfurt. Am 4. 1. 1492 wählte das Konstanzer Domkapitel ihn einstimmig zu seinem Dekan. Er konnte sich aber nicht gegen den vom Papst providierten Johannes Bietz von Roten­ stein durchsetzen. Am 7. 5. 1496 wählte ihn das Konstanzer Kapitel dann zum Bischof. Am 18. 7. empfing er die Priesterweihe, am 29. 7. bestätigte ihn Papst Alexander VI. Am 17. 10. unterzeichnete H. die Wahlkapitulati­ on. Am 18. 12. wurde er konsekriert. Am 5. 1. 1497 verlieh ihm Kaiser Maximilian die Rega­ lien und bestätigte die Privilegien und Frei­ heiten des Hochstifts. Die Politik H.s als Reichsfürst war durch die zunehmende Rivalität zwischen der Schweiz und dem Reich bestimmt. Wie die exponiert liegende Reichsstadt Konstanz, so tendierte auch der Bischof zu den Eidgenossen. Bereits 1497 ging er mit ihnen eine Einigung ein. Doch gelang es Kaiser Maximilian I. im fol­ genden Jahr, nicht nur Konstanz, sondern auch den Bischof für den Schwäbischen Bund zu gewinnen. Vor diesem Hintergrund ist ein Konkordat zu deuten, das der Kaiser als Regent der österreichischen Vorlande 1498 mit H. abschloß. Der Vertrag kam den Wünschen und Auffassungen der kirchlichen Seite weit entgegen und wurde deshalb spä­ ter von der ober- und vorderösterreichischen Verwaltung kaum beachtet. Der bald ausbre­ chende „Schweizer“- oder „Schwaben“-Krieg verlief für Kaiser und Reich ungünstig. Auch der Bischof mußte die Zeche mit bezahlen. Dies wurde in einem Vertrag von 1509 zwi­ schen den Eidgenossen und ihm deutlich; hier wurden die beiderseitigen Beziehungen, vor allem die Hoheitsrechte über die Güter des Hochstifts im Thurgau, geordnet. Die Ex­ pansion des bischöflichen Territoriums in den Süden von Hochrhein und Bodensee kam damit endgültig zum Stillstand.

1497 hielt H. eine Diözesansynode ab. Die Statuten waren, abgesehen von einigen Zusät­ zen, identisch mit jenen von 1492. Dies ent­ sprach einem mittelalterlichen Brauch: Mit der Übernahme der Gesetze seiner Vorgänger wollte H. zeigen, daß er in die Rechtstraditio­ nen der Diözese einzutreten gewillt war. 1516 erließ H. ein gedrucktes Pastoralschreiben an den Klerus seiner Diözese; im folgenden Jahr

Hohenlandenberg

kündigte er eine allgemeine Visitation an. Eine weitere Maßnahme war ein Befehl H.s an die Geistlichen seiner Diözese, nur noch die von ihm approbierten und in seinem Auf­ trag gedruckten liturgischen Bücher zu benut­ zen. Neu gedruckt wurden 1504 das Missale, dann das Brevier und das Obsequiale (1502, 1510). Intensiv bemühte sich H. auch um die Klöster seiner Diözese. Hier griff er z. T. auf Wunsch oder mit Hilfe Maximilians ein.

Ein weiteres Ziel des Bischofs war es, die Be­ ziehungen zu den weltlichen Herrn vertrag­ lich zu ordnen. Dem Konkordat für die vor­ derösterreichischen Teile der Diözese folgten Verträge mit anderen Herren. Sorge bereitete H. die hohe Verschuldung des Hochstifts. Wiederholt forderte er deshalb vom Klerus ein Subsidium caritativum. Noch mehr Hilfe versprach er sich von der Inkorpo­ ration benachbarter Klöster. Einen ersten Ver­ such machte er mit der vor der Bischofsstadt liegenden Benediktinerabtei Petershausen und dem Augustiner-Chorherrenstift Kreuz­ lingen, das im Schwabenkrieg verwüstet wor­ den war. Beide Projekte scheiterten indes am Widerstand des Kaisers, der nicht gewillt war, die Position des politisch „unsicheren“ Bischofs an der Grenze zur Eidgenossenschaft zu stärken. 1508 setzte H. dann durch, daß Papst Julius II. seinem Hochstift die Abtei Reichenau inkorporierte. Maximilian willigte erst 1510 ein. Nun meldete die Stadt Kon­ 26*

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stanz Widerstand an; sie wollte nicht hinneh­ men, daß die Stellung des Bischofs gestärkt wurde. Da der Kaiser auf die „unsichere“ und umworbene Reichsstadt an der Grenze zur Eidgenossenschaft Rücksicht nehmen mußte, zwang er den Bischof, auf alle Rechte aus der päpstlichen Inkorporation zu verzichten. H. war ein Förderer der Künste. Noch heute sind Altäre und das vierbändige Hohenlandenberg-Missale sowie weitere Zeugnisse sei­ nes Mäzenatentums erhalten. Die sakrale Mu­ sik erlebte unter ihm, auch durch das Ver­ ständnis des Domkapitels, an der Konstanzer Kathedrale einen Höhepunkt. Die Schlösser Meersburg, Gottlieben, Markdorf, Arbon im Hochstift baute er um bzw. aus. Die politische Entwicklung zwang ihn aber, seine Hauptre­ sidenz nach Meersburg zu verlegen.

H. galt als humanistisch gebildet. Erasmus von Rotterdam war 1522 bei einem Besuch in Konstanz sein Gast. So wird verständlich, daß H. der lutherischen Bewegung zunächst Sympathien entgegenbrachte. Bereits 1522 warnte er indes in einem gedruckten Pastoral­ schreiben den Klerus seiner Diözese vor den „schismatici et rebelles“, die sich gegen den Glauben der Väter und die Einheit der Kirche erhoben hatten. Doch waren die politischen Möglichkeiten des Bischofs sehr begrenzt. Dies galt selbst für die Stadt Konstanz. Dort regte sich früh die reformatorische Bewe­ gung. Da die Politik des Rates an Schärfe zu­ nahm, verließen Bischof, Domkapitel, Neben­ stifte, Konsistorium und Klöster 1526/27 die Stadt. Versöhnungsversuche scheiterten. Der Besitz fast aller geistlichen Korporationen wurde daraufhin von der Stadt in Beschlag genommen, der Münsterschatz verkauft, in der Kathedrale neugläubig gepredigt. Rück­ halt fand die Stadt vor allem bei Zürich und Bern. Dies zwang Bischof und Domkapitel, Hilfe bei Kaiser und Habsburg zu suchen. 1525 wurde ein kaiserlicher Schutzbrief aus­ gestellt. Als Gegenleistung verlangten Kaiser Karl V. und sein Bruder Ferdinand, daß der Reichs Vizekanzler B. (—>) Merklin Koadjutor H.s mit dem Recht der Nachfolge wurde.

Am 17. 7. 1528 unterschrieb dieser die Wahl­ kapitulation. Im Juni 1529 verhandelten Bi­ schof und Domkapitel über die Bedingungen der künftigen Resignation und die wirtschaft­ liche Absicherung des Bischofs. Am 10. 1. 1530 resignierte H.; am 9. 3. bestätigte Papst Clemens VII. Merklin als neuen Bischof. Die­ ser starb aber überraschend am 28. 5. 1531. Daraufhin wählte das Domkapitel H. vier Wo­ chen später erneut zum Bischof. Auf drängen­ de Bitten erklärte er sich bereit, das Amt wie­

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Hohenlandenberg - Holle

der zu übernehmen. Am 13. 9. erfolgte die päpstliche Konfirmation. H. starb am 7. 1. 1532 zu Meersburg. Da infolge der Reformati­ on seine Beisetzung in der von ihm erbauten Grabkapelle am Konstanzer Münster nicht möglich war, fand er in der Pfarrkirche zu Meersburg seine letzte Ruhestätte. Literatur: E. Egli, Hugo von Hohenlandenberg, Bi­ schof von Konstanz, in: Zwingliana 1 (1901) 185191. - J. Schlecht, Zamometic. - A. Willburger 1136. - H. Baier 227-238. - A. Largiader, Zur Ge­ schichte des Konstanzer Bischofs Hugo von Hohen­ landenberg, in: ZGO 81 (1928) 627-629. - W. Dann, Die Besetzung des Bistums Konstanz vom Wormser Konkordat bis zur Reformation, in: ZGO 100 (1952) 3-96, bes. 92-96. - B. Moeller, Johannes Zwick und die Reformation in Konstanz (Güterloh 1961). - R. Reinhardt, Konstanz 25-27. - Ders., Merklin. Ders., in: Bischöfe Konstanz I, 392-395. - K. Maier. - R. Reinhardt, in: HS 1/2, 376-385. Rudolf Reinhardt

(—>) Haller zum Konzil nach Trient; 1564 Domprediger; 1566 Willibaldskanoniker in Eichstätt; 1566 Spitalpfarrer; 1567 Professor am Collegium Willibaldinum; 20. 8. 1570 zum Weihbischof in Eichstätt bestimmt; 23. 8. 1570 Titularbischof von Philadelphia; auch literarisch tätig; + 4. 9. 1589; □ Ostenfriedhof Eichstätt. Quellen und Literatur: DAE, Nachlaß Th. Neuhofer 70. - J. Sax II, 449, 455. - J. Schlecht, Weihbischöfe 129, Nr. 20. - E. Reiter 174f. u. ö. - W. Kausch 226. - W. Brandmüller 265. Alois Schmid

Holle, Eberhard von (um 1531-1586)

1562-1586 1564-1566 1566-1586

Hohenwarter, Georg (+ 1565)

1562

Designierter Weihbischof in Basel

* Bregenz; 1553 in Freiburg/Br. immatriku­ liert; ebd. Mag. art. und Bacc. theol.; 1560 dort Examinator an der Philosophischen Fa­ kultät; 1562 Dr. theol. (Padua); 1562 als Ver­ treter des noch nicht konsekrierten Basler Bi­ schofs M. v. (—►) Lichtenfels zum Konzil von Trient; 9. 5. 1562 zum Basler Weihbischof be­ stimmt; am 21. 8. 1562 zum Titularbischof von Tripolis vorgeschlagen, jedoch nie konse­ kriert; bis Dezember 1563 Prokurator seines Bischofs in Trient, wo er ein Haushalts- und Rechnungsbuch führte; bemühte sich vergeb­ lich um seine Konsekrationsbulle; + 17. 2. 1565 Arlesheim. Literatur: H. Foerster, Die Vertretung des Bischofs von Basel auf dem Konzil von Trient, in: BZGAK 41 (1942) 33-104. - J. Bücking, Weihbischöfe. - W. Kundert, in: HS 1/1, 231. Pierre Louis Surchat

Holl, Wolfgang (+ 1589)

1570 Ep. tit. Philadelphiensis 1570-1589 Weihbischof in Eichstätt

* Schwäbisch Hall; nach dem Besuch der Eichstätter Domschule Studium in Ingolstadt (Imm. 1555) und Freiburg, Bacc. art.; Lie. iur. utr. (Löwen); 1570 Dr. theol. (Rom); wirkte 1559 in Königshofen; 1559 Kanoniker in Her­ rieden; 1562 Begleiter von Weihbischof L.

Bischof von Lübeck Koadjutor des Bischofs von Ver­ den Administrator des Bistums Ver­ den

Eberhard von Holle stammte aus niedersäch­ sischem Adel. Er wurde um 1531 als Sohn des Johann v. H., Drost zu Uchte (+ 1541), und der Elisabeth, Tochter des Eberhard von Münchhausen zu Raden (+ 1576), geboren. Er hatte sieben Brüder und fünf Schwestern. H. wuchs im evangelischen Bekenntnis auf, trat 1549 in die Schule des seit 1533 evangeli­ schen Klosters St. Michaelis in Lüneburg ein, immatrikulierte sich 1550 in Wittenberg, kehrte 1554 als Konventuale ins Michaeliskloster zurück und wurde 1555 als Nachfol­ ger seines Vaterbruders Herbord v. H. zum Abt gewählt und durch den Bischof von Ver­ den bestätigt. Seit dem Sommer 1560 drängte H. König Friedrich II. von Dänemark, ihm zum Bistum Lübeck zu verhelfen. Seine Vet­ tern, die angesehenen Obristen Georg v. H. und Hilmar von Münchhausen, die gerade unter die engsten Ratgeber des Königs aufge­ stiegen waren, sowie dessen Statthalter in den Herzogtümern Schleswig-Holstein Hein­ rich Rantzau, der durch seine Frau Christine von Halle verwandtschaftlich mit Holle ver­ bunden war, machten ihren Einfluß geltend. Zur Begründung wurde auf die persönlichen Schwächen des gewählten Lübecker Bischofs J. (—>) Tiedemann verwiesen, der vom Papst nicht bestätigt sei und im übrigen durch den Bischof von Osnabrück zum Rücktritt ge­ drängt werde. Ende März 1561 gaben Tiede­ mann und das Kapitel dem vom König und den schleswig-holsteinischen Herzögen zu Gottorf und Hadersleben ausgeübten Druck nach und erklärten sich bereit, H. als Koadju-

Holle tor anzunehmen; doch sollte er die Admini­ stration erst nach Tiedemanns Tod überneh­ men. Noch vor dem endgültigen Abschluß starb Tiedemann am 17. 4. 1561. Schon am 29. 4. unterschrieb H. als gewählter Bischof die Wahlkapitulation; die förmliche Wahl folgte am 16. 5. Sie war, wie auch in der Bitte um die päpstliche Bestätigung angedeutet, vor allem bestimmt durch das Bestreben nach Bewahrung des noch vorhandenen und allen­ falls Rückgewinnung des verlorenen Kirchen­ gutes. Unter dem 31. 8. 1562 erhielt H. die Be­ stätigung des Papstes. Er wurde vom Kaiser mit den Regalien belehnt, nahm an Reichsta­ gen und 1585 an der Revision des Reichskam­ mergerichts teil und erhielt kaiserliche Kom­ missionen. Unter Berufung auf seine Reichs­ standschaft erkannte er die frühere Land­ standschaft der Lübecker Bischöfe in Holstein nicht mehr an, verweigerte die Hul­ digung und lehnte das Erscheinen auf den Landtagen ab.

Innerhalb des Stifts brachte H. die Reformati­ on zum Abschluß. Er ordnete die Stellung der Pfarrer, sicherte in Eutin die Ausstattung der Schule (unter Benutzung von Präbenden des Kollegiatstifts) und brachte die Errichtung des von seinem Vorgänger gestifteten St. Jür­ gen-Hospitals zum Abschluß. In der Nutzung der Stiftsgüter folgte er dem vom holsteini­ schen Adel vielfach beschrittenen Weg, er­ weiterte die Vorwerke und legte einzelne Dör­ fer nieder. In seinen späteren Jahren, als er häufiger in Verden residierte und in Holstein verschiedentlich in Schwierigkeiten mit dem angrenzenden Adel geriet, wollte er Eutin und das gesamte Stiftsgut an einen von Hein­ rich Rantzaus Schwiegersöhnen verpachten, konnte aber diesen Plan, der den Fortbestand des Bistums hätte gefährden können, 1583/84 gegen den Widerstand des Domkapitels nicht durchsetzen.

H.s Verhältnis zum Domkapitel war gespannt. In seiner Wahlkapitulation hatte er sich ver­ pflichtet, „das Kapitel bei der alten christli­ chen katholischen Religion, wie von Anfang und Stiftung der Kirchen in Gebrauch und bis daher gehalten, unverworren verbleiben“ zu lassen. Daran hielt er sich buchstäblich. Aber er unterband den Versuch, durch Verände­ rung der hergebrachten Eidesformel neu ein­ tretende Kanoniker und Vikare auf das Tridentinum zu verpflichten, brachte vielmehr, wo ihm die Stellenbesetzung zustand, Evan­ gelische hinein und leitete damit die Um­ wandlung in ein evangelisches Kapitel ein; 1561 hatte kein evangelischer Domherr resi­ diert, bei H.s Tod waren es fünf von dreizehn.

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Weihnachten 1571 überließ er Chor und Hochaltar des Lübecker Doms der evangeli­ schen Gemeinde. In die Güterverwaltung von Kapitel und Vikaren griff er nicht ein, aber er suchte ihnen gegenüber seine Hoheit als Lan­ desfürst zur Geltung zu bringen. Das Kapitel klagte gegen ihn vor dem Reichskammerge­ richt, doch wurde 1575 ein Vergleich ge­ schlossen.

Für das Hochstift Lübeck bedeuteten die 25 Jahre von Holles Regierung eine entscheiden­ de Wende. Nach der langen Zeit der Unge­ wißheit, die mit der Einführung der Reforma­ tion in Lübeck 1530 und Bischof H. (—►) Bokholts Tod 1535 begann, führte sie zu neuer Festigung, sicherte den Fortbestand des Hochstifts über die Reformation hinaus und bestimmte die Formen seines Weiterlebens als eines gleichermaßen von der Reichsstadt Lübeck wie vom Herzogtum Holstein unab­ hängigen Reichsstandes. H. ging, seiner Wahlkapitulation getreu, nicht auf die seit 1564 mehrfach wiederholten Anträge des dä­ nischen Königs und des Herzogs von Gottorf ein, einen ihrer Prinzen zum Koadjutor und Nachfolger zu nehmen. Zwar neigte er zu Gottorf; aber es war nicht sein Werk, daß das Domkapitel, nachdem er am 5. 7. 1586 in Lü­ neburg gestorben und dort in St. Michaelis beigesetzt worden war, den Herzog Johann Adolf von Gottorf zum neuen Bischof wählte. Doch diese Wahl, nach der das Bistum Lü-

Holle - Honstein

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beck bis zur Säkularisation 1804 in gottorfischer Hand blieb, bestätigte und vollendete die unter H. eingeleitete Entwicklung.

H. wurde am 4. 2. 1564 auch in Verden zum Koadjutor mit Nachfolgerecht und, nachdem der Bremer Erzbischof und Bischof von Ver­ den, (—►) Georg v. Braunschweig-LüneburgWolfenbüttel, am 4. 12. 1566 gestorben war, am 21. 2. 1567 förmlich zum Administrator gewählt. Als solcher wurde er vom Kaiser an­ erkannt; aber sein Bemühen um die päpstli­ che Bestätigung blieb vergeblich. Er trat mitt­ lerweile offen als evangelisch auf und unter­ schrieb später auch die Konkordienformel. Sein Wirken im Stift Verden ähnelte dem in Lübeck; auch hier bemühte er sich besonders um die Vollendung der Reformation, um Kir­ chen und Schulen. 1567 ließ er die Meßfeier durch Landtagsbeschluß allgemein abschaf­ fen. 1573 bestellte er in Verden einen evange­ lischen Domprediger. Im gleichen Jahr errich­ tete er eine Generalsuperintendentur und schuf etwa gleichzeitig eine „Verdische Kir­ chenordnung“, die als verloren gilt. 1580 er­ richtete er in Verden eine höhere Schule, de­ ren noch erhaltenes Portal im Stil der Weser­ renaissance H. als kunstsinnigen Bauherrn ausweist. Quellen und Literatur: SHLAS: Abt. 7 (Herzogtum Gottorf); Abt. 268 (Lübecker Domkapitel); Abt. 400. 4 (Hschr. des Bistums Lübeck). - Reichsarchiv Ko­ penhagen: S0nderjyske fyrstearkiver, Gottorp 19. E. Illigens. - H. WohItmann, in: NDB 4 (1959) 229 (QQ, Lit.). - W. Schäfer, Eberhard von Holle, Bi­ schof und Reformator (Verden 1967). - W. Prange, in: SHBL 4 (1976) 112-114 (QQ, Lit.). - W. Prange, Das Lübecker Domkapitel, in: 800 Jahre Dom zu Lü­ beck (1973) 109-129. - W.-D. Hauschild. -1. Mager, Die drei evangelischen Bischöfe von Verden, in: JGNKG 86 (1988) 79-91. Wolfgang Prange

verfielen und erst 1490, vom Bann gelöst, in der Salzburger Domkirche neu installiert wurden. Seit 1493 bekleidete H. im Domkapi­ tel das Amt eines Spitalmeisters, nachdem er zuvor zum Propst des Chorherrenstiftes Suben am Inn gewählt und wegen der umstritte­ nen Wahl Ebrans nach Rom gesandt worden war. Am 16. 10. 1494 wurde H. zum Erzbischof ge­ wählt, am 15. 12. durch Alexander VI. bestä­ tigt. Am 21. 12. erhielt er das Pallium. Am 6. 2. 1495 erfolgte sein feierlicher Einzug in die Residenzstadt. Die Bischofsweihe empfing er am 8. 2. durch den Chiemseer Bischof G. (—>) Altdorfer. Zu Reformen entschlossen, berief H. wenige Monate nach seiner Wahl einen Landtag ein, der im Frühjahr 1495 zustande kam. Die Ge­ gensätze zwischen den einzelnen Ständen waren aber zu groß und die nur acht Monate dauernde Regierungszeit H.s zu kurz, um wirksame Maßnahmen in der zerrütteten Wirtschaft des Erzstiftes in Angriff zu neh­ men. Auf Einladung König Maximilians I. be­ gab sich H. am 28. 4. 1495 zum Reichstag nach Worms. Dort wurde er am 18.6. mit den Regalien belehnt und erreichte die Bestäti­ gung aller erzstiftischen Privilegien. Nach­ dem am 2. 5. Altdorfer, der H. nach Worms begleitete, gestorben war, ernannte dieser am 4. 5. den Salzburger Offizial und Propst von St. Zeno in Reichenhall, L. (—>) Ebmer, zum Bischof von Chiemsee. H. mußte den Reichstag vorzeitig wegen Er­ krankung verlassen. Er starb auf der Rückrei­ se am 3. 7. 1495 in Mühldorf. Sein Leichnam wurde nach Salzburg überführt und vor dem Kreuzaltar im alten Dom beigesetzt. Literatur: A. v. Wretschko. - J. Serlinger-G. Scheib­ ner. - W. Fischer. - H. Wagner-H. Klein. - H. Dopsch-H. Spatzenegger 1/1, 568-569. Franz Ortner

Hollenegg, Sigmund von (+ 1495)

1494-1495

Erzbischof von Salzburg

Sigmund von Hollenegg entstammte einem alten salzburgischen Ministerialengeschlecht, dessen namengebender Sitz H. südlich von Deutschlandsberg in der Weststeiermark lag. Er studierte um 1472 in Wien und erlangte dort den Grad eines Dr. decr. 1489 soll er selbst kanonisches Recht gelehrt haben. Seit 1484 ist er in Salzburg als Domherr nachzu­ weisen. Er gehörte zu den Parteigängern und Wählern des Dompropstes und „Gegenerzbi­ schofs“ Christoph Ebran von Wildenberg in Mühldorf, die 1487 der Exkommunikation

Honstein, Wilhelm Graf von (1475-1541)

1505-1506 1506-1541

Generalvikar des Bischofs von Straßburg Bischof von Straßburg

Wilhelm von Honstein wurde im Jahre 1475 als Sohn des Grafen Ernst von Honstein-Lohra-Kettenburg und der Margareta Gera-Lobenstein, vielleicht auf Schloß Lohra bei Nord­ hausen am Harz, geboren. Der Erzbischof von Mainz, B. v. (—>) Henneberg, war sein Großon­ kel mütterlicherseits. 1486 immatrikulierte H.

Honstein sich in Erfurt. 1492 war er Student der Rechte in Padua, und 1493 siedelte er nach Freiburg über. Dort war der spätere Generalvikar Hein­ rich Kohler sein Lehrer. H. wurde schon als Siebenjähriger Domizellar in Köln und Mainz. 1488 erscheint er auch in Straßburg als Inhaber einer Dompfründe. Dazu kamen die Propstei von Heilig Kreuz in Nordhausen, eine Pfründe an St. Stephan in Mainz und 1505 die Propstei von Jechaburg bei Sonder­ hausen.

Schon früh wurde H. durch Henneberg in Po­ litik und Verwaltung eingeführt. 1500 beglei­ tete er seinen Großonkel zum Regensburger Reichstag, und 1505 wurde er dessen Gene­ ralvikar. Dabei stand ihm der Humanist Die­ trich Gresemund zur Seite. Als der Straßbur­ ger Münsterprediger Geiler von Kayersberg 1506 nach dem Tode Bischof (—>) Albrechts bei Rhein das Kapitel dazu aufforderte, einen gewissenhaften Nachfolger und wahren See­ lenhirten zu wählen, fiel die Wahl am 9. 10. 1506 auf H. Die päpstliche Bestätigung erfolg­ te am 4. 12. 1506, die Konsekration in Anwe­ senheit König Maximilians am 14. 3. 1507 im Straßburger Münster.

H. war persönlich untadelig. Er erfüllte seine religiösen Pflichten und förderte Kunst und Bildung als Mäzen. Sein Lebensstil war fürst­ lich und das bischöfliche Schloß zu Zabern als Bildungsstätte junger Adeliger begehrt. H.s Mitarbeiter waren durchweg angesehene Juristen, besonders Professoren. Die Verfechter einer Klerusreform, allen vor­ an Geiler, hofften, daß H. die Ansätze, die

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sein Vorgänger nicht zum Abschluß gebracht hatte, endlich zu Ende bringe. 1509 wurden sorgfältig erarbeitete Bestimmungen veröf­ fentlicht, doch erreichten die Straßburger Stiftsherren, daß diese von der römischen Ku­ rie kassiert wurden. Daher verfiel H. auf zeit­ raubende Einzelmaßnahmen im Sinne der Re­ form, während Geiler öffentlich Zweifel an der Reformfähigkeit äußerte. In H.s lange Amtszeit fielen die Anfänge und die Konsolidierung der reformatorischen Be­ wegung in Straßburg. Dabei verbanden sich für die Freie Reichsstadt religiöse Anliegen und die Reduzierung der übermächtigen Prä­ senz und Stellung des Klerus mit der Sorge vor einer Umklammerung durch das wirt­ schaftlich seit dem späten 15. Jh. wieder kon­ solidierte Hochstift. Seit 1519 wurden in Straßburg Luthers Schriften gedruckt, seit 1521 wurde im Münster im Sinne des Refor­ mators gepredigt. 1522 ergriff der Rat erst­ mals Partei für dessen Anliegen und erließ seit 1523 entsprechende Ordnungen. 1524 waren schon mehrere Pfarreien in evangeli­ scher Hand, 1529 verlangte die Mehrheit der für wichtige Entscheidungen zuständigen Schöffen die Abschaffung der Messe, und 1534 erließ der Rat eine Kirchenordnung, die zur Grundlage der evangelischen Stadtkirche wurde. Die frühe, von Offenheit und Toleranz gekennzeichnete Straßburger Reformation wurde vor allem durch Martin Bucer (seit 1523), Fabritius Capito und Kaspar Hedio vorangetrieben. Charakteristisch für sie war der Aufbau eines bedeutenden Schulwesens unter der Leitung von Johann Sturm.

Obwohl H. durch Reichsgeschäfte in An­ spruch genommen war - 1521-31 gehörte er dem kaiserlichen Rat an, und 1524-26 war er Statthalter im Erzbistum Mainz -, versuchte er, die reformatorische Bewegung in seinem Sprengel aufzuhalten. Selbst humanistisch gebildet, sah er die Notwendigkeit von Refor­ men durchaus ein, doch war ihm gewaltsa­ mes Vorgehen zuwider. Als er die 1524 vom Regensburger Reichstag erarbeitete Formula reformationis als Verhandlungsgrundlage mit der Stadt Straßburg bestimmte, hatte die Re­ formation dort schon so tiefe Wurzeln ge­ schlagen, daß die Straßburger Vertreter das Regensburger Dokument ablehnten. H. wand­ te sich auch gegen die elsässischen Wieder­ täufer. Eine Inspektionsreise vom Jahre 1531 machte ihm den tristen Zustand seiner Di­ özese deutlich. Dies war wohl der Grund, dessentwegen er auf die ihm damals angebo­ tene Mainzer Koadjutorie verzichtete. Nach­ dem er noch am Augsburger Reichstag hatte

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Honstein - Hoorn

teilnehmen können, mußte H. sich 1541 in Worms bei der Fortführung der Hagenauer Religionsgespräche vertreten lassen. Er starb am 29. 6. 1541 in Zabern und wurde in der dortigen Stiftskirche beigesetzt. Literatur: R. Wolff, Die Reichspolitik Bischof Wil­ helms III. von Straßburg, Grafen von Honstein (Ber­ lin 1909). - E Rapp, Reformes 179-186, 371-396. Ders., L’eveque Guillaume de Honstein et la Refor­ mation, in: RHPhR 54 (1974) 79-86. - Ders., Straß­ burg 72-95 (Lit.). -B. Emich. Francis Rapp

Hoorn, Johann von (1458-1505) 1483-1505

Die Kapitelsminderheit war in der Zwischen­ zeit auf Einladung Brabants in Löwen zusam­ mengekommen und wählte dort am 16. 10. 1482 H. Dessen Mitbewerber Jacques de Croy focht jedoch die Wahl an, so daß eine Ent­ scheidung des Papstes, an den sich mittler­ weile auch Johann von der Mark gewandt hatte, notwendig wurde. In den folgenden Monaten verwüsteten erbitterte Kämpfe zwi­ schen den Truppen Wilhelms und des Her­ zogs von Brabant, Maximilians von Öster­ reich, weite Teile des Bistums und des Her­ zogtums Limburg. Mehrere Vorschläge für eine Teilung des weitläufigen Lütticher Sprengels wurden vorgelegt. So sollten neben Lüttich auch Löwen und Namur Bischofssitz werden. Maximilian trat sogar für die Aufhe­ bung des Bistums Lüttich zugunsten von Na­ mur oder Maastricht ein.

Bischof von Lüttich

Johann von Hoorn wurde 1458 als jüngster Sohn des Grafen Jakob I. v. H., Herrn von Al­ tena, und der Johanna, Gräfin von Moers und Saarwerden, zu Weert geboren. Sein Vater, der in späteren Jahren in das Kloster der Fran­ ziskanerobservanten zu Weert eintrat, be­ stimmte ihn früh zum geistlichen Stand. 1474 nahm das Lütticher Domkapitel ihn in seine Reihen auf. 1480 wurde er Stiftspropst an Saint-Paul zu Lüttich und Archidiakon des Hespengaus. Er war ferner Stiftspropst an Saint-Denis zu Lüttich.

Im Konflikt zwischen L. de (—>) Bourbon und Wilhelm von der Mark stand H. auf Seiten des Bischofs. Bei der Einnahme Lüttichs durch von der Mark am 30. 8. 1482 trug er den bi­ schöflichen Truppen das Banner des hl. Lambertus voran. Dabei geriet er in Gefangen­ schaft, konnte sich aber freikaufen und nach Maastricht entweichen. Am 31. 8. 1482 bestellte das Domkapitel von der Mark zum „Schutzherrn und Verteidiger“ des Bistums. Er drängte auf die Wahl eines Bischofs und brachte dafür seinen Sohn Jo­ hann in Vorschlag. Daraufhin floh ein Teil der Wähler nach Brabant. Für die in Lüttich ver­ bliebenen erhob sich dagegen die Frage, ob die Stadt seit der Ermordung Bourbons mit dem Interdikt belegt und eine gültige Wahl überhaupt möglich sei. Nach Einholung eines juristischen Gutachtens postulierten sie am 14. 9. den kaum 20jährigen Johann von der Mark. Doch am 23. 9. verhängte der Kölner Erzbischof (—►) Hermann von Hessen das In­ terdikt über Lüttich, tat von der Mark in den Kirchenbann und schloß dessen Nachkom­ men von allen geistlichen Ämtern aus.

Die Geschäftsträger H.s sprachen sich jedoch in Rom gegen jegliche Teilungspläne aus. Auch in Lüttich selbst regte sich Widerstand dagegen. Klerus, Stadt und Landstände beauf­ tragten Weihbischof H. (—>) Leonardi und die Ritter Walter von Corswarem und Urbain de Villiers, beim Hl. Stuhl für die Beibehaltung des Bistums in seiner damaligen Umschrei­ bung einzutreten. Doch bevor die Abordnung in Rom eintraf, bestätigte Sixtus IV. H. am 17. 12. 1483. Am 23. 12. setzte er das Domkapi­ tel, die Stadt Lüttich und die Landstände des Bistums, ferner Maximilian von Österreich

Hoorn - Hopfgarten

und die Landstände von Brabant davon in Kenntnis. Als die Ernennung H.s in Lüttich bekannt wurde, verbarg von der Mark seine Enttäu­ schung und erklärte, er werde H. anerkennen, falls dieser die städtischen Freiheiten achte. Am 21.5. 1484 schloß er mit Maximilian von Österreich einen Friedensvertrag, der ihm sei­ ne Stellung als Schutzherr des Bistums und Straffreiheit zusicherte. Darüber hinaus er­ hielt er eine finanzielle Entschädigung und als Garantie mehrere Festungen. Am 7. 11. 1484 konnte H. endlich in seine Bischofsstadt einziehen. Anfänglich schien es, als hätten von der Mark und H. die Auseinandersetzun­ gen der Vergangenheit vergessen. Tatsächlich fühlte H. sich durch die noch immer bedeu­ tende Machtstellung von der Marks bedroht. Wahrscheinlich ermuntert durch Maximilian von Österreich, lockten er und seine Brüder von der Mark in einen Hinterhalt und ließen ihn am 18. 6. 1485 in Maastricht hinrichten. Dieser dem Recht wie dem geltenden Ehren­ kodex zuwiderlaufende Schritt erwies sich als verhängnisvoll. Mit Unterstützung König Karls VIII. von Frankreich erhoben sich näm­ lich die Brüder des Ermordeten gegen H., der sich seinerseits um so enger an Maximilian von Österreich band. Die Kämpfe dauerten fast vier Jahre und brachten das Bistum an den Rand des Ruins. Erst nachdem H. für die Hinrichtung öffentlich Abbitte geleistet hatte, kam ein Friedensschluß zustande, der später durch eine Heirat zwischen den Häusern H. und von der Mark besiegelt wurde. Am 25. 7. 1492 kehrte H. nach Lüttich zurück, wo er sich in den Kriegsjahren nur sporadisch auf­ gehalten hatte. Karl VIII. hatte unterdessen versprochen, die Neutralität des Bistums in Zukunft zu respektieren, insofern die Lütti­ cher seinen Feinden keinen Vorschub leiste­ ten. Maximilian von Österreich gab daraufhin eine fast gleichlautende Erklärung ab. Damit begann eine Zeit friedlichen Wiederaufbaus. Im Jahre 1500 wurde das Bistums dem West­ fälischen Kreis zugeordnet. Nach Daris empfing H. am 11. 9. 1485 in der Kapelle der Andreas-Schwestern zu Maas­ tricht die Bischofsweihe. Le Roy hingegen be­ hauptet, daß H. zwar zum Priester, nie jedoch zum Bischof geweiht worden sei. Die Quellen schaffen keine Klarheit. Seine erste feierliche Messe in der Lütticher Kathedrale feierte H. unter Assistenz seines Vaters und eines Vet­ ters am 17. 9. 1486.

Infolge des langen Kriegszustandes waren das geistliche Leben und die öffentliche Moral tief gesunken. Zahlreiche Kirchen waren zer­

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stört oder ausgeplündert. Ganz in seiner Rolle als Landesherr aufgehend, scheint H. der geistlichen Erneuerung nur begrenzte Auf­ merksamkeit entgegengebracht zu haben. Auf seinen Antrag hin dehnte Papst Alexander VI. 1502 das Heilige Jahr auf die Diözese und das Bistum Lüttich aus. Während der Regie­ rungszeit H.s entstand in Kinrode der Orden der Schwestern vom hl. Grab. Die Brüder vom gemeinsamen Leben gründeten 1496 eine Niederlassung in der Bischofsstadt. H., dessen Bemühungen um größere politi­ sche Unabhängigkeit des Bistums anerkannt wurden, erfreute sich bei seinen Untertanen keiner großen Sympathien. Seine ständigen Geldforderungen, sein cholerisches Tempera­ ment, aber auch der Umstand, daß er sich nur der niederländischen oder deutschen Spra­ che bediente, trugen zu dieser Entfremdung bei. Er blieb zeitlebens ein Kriegsmann, der gern in vorderster Reihe kämpfte und den Fortschritten auf dem Gebiet der Artillerie großes Interesse widmete. Sein sittliches Ver­ halten war nicht einwandfrei.

In seinen letzten beiden Lebensjahren litt H. zunehmend unter epileptischen Anfällen, die sich zeitweise bis zum geistigen Verfall stei­ gerten. Nach einem im Februar 1505 erlitte­ nen Schlaganfall verschlechterte sich sein Zustand. Er starb am 18. 12. 1505 in Maas­ tricht und wurde in der Franziskanerkirche im benachbarten Lichtenberg beigesetzt. Literatur: A. Le Roy, in: BN 9 (1886/87) 492-497. J. Daris, Liege XVe siede 555f. - H. Pirenne III. - G. Kurth. - J. Dabin. - P. Harsin, Neutralite liegeoise. Ders., Etudes critiques I, 92f. - J. Absil, Absenteisme du clerge paroissial au diocese de Liege au XVe siede et dans la premiere moitie du XVie sie­ de, in: RHE 57 (1962) 5-44. - Histoire de Wallonie 282-285. Alfred Minke

Hopfgarten (Hoefgarten, Hoeffgarten), Hein­ rich (OESA) (t 1460) 1455 1456-1460

Ep. tit. Ros(s)ensis Mainzer Weihbischof in partibus Rheni

* wohl Thüringen; Augustinereremit zu­ nächst der sächsischen, später der kölnischen Provinz; Dr. theol.; Domprediger in Mainz; um 1455 durch Erzbischof D. (—►) Schenk von Erbach zum Weihbischof bestimmt; auf An­ trag des Erzbischofs Ernennung zum Bakkalar durch den Ordensgeneral und Erlaubnis, der

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Hopfgarten - Hosius

Universität Köln inkorporiert zu werden; 21. 11. 1455 Titularbischof von Rhosensis; ab 13. 7. 1456, vor allem 1457/58 zahlreiche Pontifi­ kalhandlungen nachweisbar; + 24. 3. 1460 Mainz; □ Augustinerkirche Mainz.

Hosius, Stanislaus (1504-1579)

Quellen: BStAW, MIB 27. - HStADa, HS 271 fol. 57 (Augustinerchronik).

Stanislaus Hosius wurde am 5. 5. 1504 in Kra­ kau geboren. Er war das dritte Kind des aus Pforzheim eingewanderten wohlhabenden Kaufherrn Ulrich Hoos v. Renchen, genannt Hosius, und seiner ersten Ehefrau Anna, der Witwe des Krakauer Kaufmanns Erhard Schlaker (Slaker). Der Vater hatte damals das Amt eines Prokurators von Schloß und Stadt Krakau und des königlichen Münzmeisters inne, das ihn bald nach Wilna, der Residenz der Königin Bona, führte, wo er ein Hospital und ein Dominikanerkloster stiftete. Von Kindheit an wuchs H. zweisprachig auf. Er wollte in das Wilnaer Dominikanerkloster eintreten, doch widersetzte sich der Vater die­ sem Wunsch. H. schrieb sich am 29. 8. 1519 an der Krakauer Akademie ein und erlangte im Dezember 1520 das Bakkalaureat der frei­ en Künste. Danach blieb er zehn Jahre als Lehrer am Hof der Krakauer Bischöfe Jan Konarski und Piotr Tomicki. Er gab die Werke zeitgenössischer Humanisten, u. a. des Eras­ mus von Rotterdam, heraus und veröffent­ lichte eigene Epigramme sowie Gedichte ge­ gen Luther. Ohne die Weihen erlangt zu ha­ ben, war er bereits 1527 Altarist an den Schloßkirchen von Wilna und Troki (Trakai); 1529 erhielt er durch die Gunst Tomickis die Propstei des Kollegiatstifts von Wielun und ein Kanonikat am Kollegiatstift von Wislica und wurde in dieser Zeit auch Präbendar an der Schloßkapelle von Wilna (nach Szorc erst 1541) und Altarist an der Krakauer Allerheili­ genkirche.

Literatur: G. C. Joannis II, 434. - J. S. Severus 18. F. V. Arens 97, 459. - A. Kunzelmann, Geschichte der deutschen Augustiner-Eremiten (Würzburg 1972) 16.-I. H. Ringel 142. Friedhelm Jürgensmeier

Horneburg, Johann (+ 1555)

1550-1555

Bischof von Lebus

Johann Horneburg war bürgerlicher Abstam­ mung aus Braunschweig. Er studierte in Wit­ tenberg (1504), Leipzig und Bologna, wo er den Grad eines Dr. iur. utr. erwarb, und war in den Domstiften zu Halberstadt, Hildes­ heim, Merseburg und Naumburg bepfründet, ferner Propst von St. Bonifaz und Mauritz in Halberstadt. Er lebte zunächst am Hof des Erzbischofs von Magdeburg und seit 1543 im Dienst des Markgrafen Johann von der Neu­ mark, der 1538 zur neuen Lehre übergetreten war und diese mit allen landesherrlichen Mitteln, vor allem durch Visitationen, för­ derte. Zum Bischof von Lebus gewählt und am 5. 10. 1550 päpstlich bestätigt, ließ H. sich vom Gnesener Erzbischof konsekrieren. H. war während seiner Amtszeit starkem re­ formatorischem Druck ausgesetzt. Er mußte unter dem Druck Johanns nicht nur das Ma­ rienwallfahrtsbild zu Göritz an der Oder, das sein Vorgänger G. v. (—>) Blumenthal vor dem Zugriff des Landesherren geschützt hatte, preisgeben, sondern auch das weitere Voran­ schreiten der Reformation hinnehmen, ob­ wohl er selbst der alten Kirche anhing und sich gegen jeden Zwang in Religionsfragen aussprach. H. war Förderer der Gelehrten, be­ sonders derer an der Universität zu Frankfurt. Melanchton nannte ihn seinen Gönner. H. zeigte besonderes Interesse für Chemie und Alchemie und besaß eine beachtliche Biblio­ thek. Er starb am 16. 6. 1555 auf Schloß Stor­ kow. Zu diesem Zeitpunkt war das altkirchli­ che Leben im Bereich des Bistums Lebus weitgehend erloschen. Literatur: S. W. Wohlbrück II, 313-342. - J. Walicki 120-126.-A. Weiss 90. Jan Kopiec

1549-1551 1551-1579 1561

Bischof von Kulm Bischof von Ermland Kardinal

Im Jahre 1530 schickte Tomicki H. auf eigene Kosten nach Italien. In Bologna, ein Jahr auch in Padua, widmete er sich dem Studium der klassischen Literatur, der Kirchenväter und der beiden Rechte, das er 1534 mit dem Dr. iur. utr. abschloß. Nach Krakau zurückge­ kehrt, wurde er nacheinander Sekretär des Krakauer Bischofs und Unterkanzlers To­ micki, des Bischofs von Plock und Kanzlers der Krone Jan Chojenski sowie des Unter­ kanzlers und späteren Krakauer Bischofs Sa­ muel Maciejowski. In der Kanzlei der Krone erhielt H. 1538 den Titel des königlichen Se­ kretärs, 1543 wurde er als Großsekretär der Krone Leiter der Kanzlei. In diesem Amt be­ faßte er sich besonders mit Fragen der Bezie­ hungen der Krone zu Preußen und trat für dessen engere Verbindung mit Polen ein. Da­ neben blieb ihm Zeit für theologische Stu­ dien und die Auseinandersetzung mit dem

Hosius

Protestantismus. Damals wurde „aus dem ju­ ristisch gebildeten Humanisten, und nicht et­ wa dem humanistisch gebildeten Juristen, ein Theologe“ (Lortz).

H. erhielt nun weitere Benefizien: vor 1537 wurde er Scholaster am Kollegiatstift von Skalbmierz. König Sigismund I., der auf Grund von päpstlichen Privilegien in den sog. päpstlichen Monaten das Nominations­ recht für einige Kanonikate besaß, verschaffte H. 1538 ein ermländisches Kanonikat, ein Jahr später erhielt H. die Domkantorei in Frauenburg, 1540 ein Kanonikat in Krakau, 1541 die Pfarrei Gol^b und 1545 die Pfarrei Radlöw, beide in der Nähe von Krakau gele­ gen, sowie 1542 ein weiteres Kanonikat in Sandomir. Erst 1543 ließ sich H. zum Priester weihen und feierte seine Primiz in der Kra­ kauer St. Stanislauskirche. Er beteiligte sich von da ab an der Seelsorge in seinen Pfarrei­ en; dabei ließ er wegen seiner schwachen Stimme seine aufgezeichneten Predigten von anderen Priestern vortragen. Sehr ernst nahm er auch seine Pflichten als Krakauer Domherr.

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eine halbjährige Aufschiebung der Vollstrekkung der über Herzog Albrecht von Preußen verhängten Reichsacht vermittelte. Daß er da­ bei die polnische Staatsräson über die univer­ salistischen Ziele der Kirche stellte, rechtfer­ tigte er mit dem Argument, daß ein möglicher Krieg zwischen Polen und dem Kaiser die La­ ge der katholischen Kirche in Europa noch verschlimmere.

Seit 1537 hatte H. auf den Provinzialsynoden der Krone eine immer größere Rolle gespielt. Seit seiner Priesterweihe verband er sein Le­ ben dagegen mit dem Schicksal der Kirche und setzte sich kämpferisch mit den auch in Polen zunehmend verbreiteten reformatori­ schen Schriften auseinander.

Nach dem Tod Sigismunds des Alten (1548), der H., obwohl er bürgerlicher Abkunft war, bereits für ein freiwerdendes Bistum in Preu­ ßen vorgesehen hatte, nominierte ihn Sigis­ mund II., der einen vertrauenswürdigen Un­ terhändler im Range eines Senators der Krone für eine Gesandtschaft zum Kaiser brauchte, am 3. 2. 1549 als Nachfolger T. B. (—») Gieses zum Bischof von Kulm, nachdem der Ver­ such, ihm das Bistum Ermland zu verschaf­ fen, gescheitert war. In Kulm galt aber ebenso wie im Ermland das Indigenatsprivileg. Wäh­ rend sich jedoch das ermländische Domkapi­ tel erfolgreich auf die Einhaltung des Petrikauer Vertrages von 1512 berufen konnte, mußte sich das Domkapitel von Kulmsee, das seit einem halben Jahrhundert de facto an die königliche Nomination gebunden war, auch diesmal trotz erheblicher Widerstände der preußischen Landesräte widerspruchslos fü­ gen. H. erhielt am 12. 7. die päpstliche Bestä­ tigung und ließ im Spätsommer 1549 durch seinen Bevollmächtigten, den Breslauer Dom­ herrn Johannes Curtius, die Diözese Kulm in Besitz nehmen. Er selbst befand sich von März 1549 bis März 1550 auf einer Gesandt­ schaftsreise, bei der er in Loyalität zum König

Im Sommer 1550 begab sich H. in seine Di­ özese, in deren Städten sich die Reformation schon ausgebreitet hatte. Dem Rat seines Pro­ tektors Bischof Maciejowski folgend,'machte er es sich zum Grundsatz, die Irrenden durch Sanftmut und väterliche Liebe zurückzuge­ winnen. Sein Bericht an M. (->) Kromer über seine letzten Endes wenig erfolgreiche Visita­ tion in Thorn im März 1551 erweist ihn als dialogbereiten, gelehrten Theologen. Seine Erfahrungen als Bischof von Kulm brachte er im selben Jahr in einer Denkschrift über die künftige Pastoralarbeit in Polen ein, die er der im Juni 1551 zur Rettung der alten Kirche in Polen einberufenen Synode in Petrikau vor­ legte, an der er als Gast teilnahm, da sein Bis­ tum formell zur Kirchenprovinz Riga gehörte. H. wurde auch beauftragt, die wichtigsten Glaubenslehren der katholischen Kirche zu­ sammenzustellen. Die auf der Synode be­ schworene „Professio fidei“ bildete die Grundlage zu seinem zwei Jahre später erst­ mals gedruckten Hauptwerk, der „Confessio fidei catholicae christiana“. Seit der Synode von Petrikau war H. die Hauptantriebskraft

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Hosius

der katholischen Erneuerung und der Gegen­ reformation in Polen und Preußen. Bereits im Januar 1551 hatte König Sigis­ mund August H. unter Mißachtung der Be­ stimmungen des Petrikauer Vertrages für das durch den Tod von Giese vakante Bistum Ermland nominiert. Trotz heftigen Widerstan­ des gegen die Beförderung eines Nichtpreu­ ßen auf den ermländischen Bischofsstuhl sah sich das Frauenburger Domkapitel schließ­ lich zum Nachgeben gezwungen und legiti­ mierte die rechtswidrige königliche Nomina­ tion, indem es H. am 2. 3. 1551 postulierte, nachdem H. am Tag zuvor durch einen Be­ vollmächtigten eine Wahlkapitulation hatte unterzeichnen lassen. H. selbst war sich der Gegnerschaft des Kapitels und der Stände be­ wußt, folgte aber dem Willen des Königs. Papst Julius III. sprach die Translation von Kulm nach Ermland am 15. 5. 1551 aus. H. zog im Juli in die Frauenburger Kathedrale ein. Seinem Idealbild von den Aufgaben eines Bi­ schofs entsprechend, stand für H. die Seelsor­ ge an erster Stelle. Deren wichtigstes Ziel sah er in der Bewahrung der Einheit der Kirche. H. versuchte, durch persönliche Belehrung direkt auf Andersdenkende einzu wirken; die Ausbreitung der Reformation in Elbing und Braunsberg auch durch königliche Mandate zu verhindern, gelang ihm ebensowenig, wie Herzog Albrecht von Preußen für die katholi­ sche Kirche zurückzugewinnen. Wenig Erfolg hatte H. auch in den außerhalb seiner Diözese gelegenen Städten Thorn, Kulm und Danzig. Früh erkannte er die Notwendigkeit, die Miß­ stände durch Errichtung guter Schulen zu be­ kämpfen, so in seinen Residenzen Löbau und Heilsberg, wo er die seit Mitte des 14. Jh.s für prußische Knaben gegründete Schloßschule ausbaute. Neben der Erfüllung seiner politi­ schen Aufgaben im königlichen Preußen und in Polen nahm sich H. viel Zeit für das theo­ logische Studium. In den ersten sieben Amts­ jahren als Bischof von Ermland erreichte sei­ ne literarische Tätigkeit ihren Höhepunkt. H. vollendete sein Hauptwerk, die „Confessio“, deren erster Teil 1553 in Krakau herauskam; der zweite folgte 1557. Zu seinen Lebzeiten erschienen 30 Auflagen und Übersetzungen in viele Sprachen. Im März 1558 berief Paul IV. H. zur Beratung in Fragen der Kirchenreform und der Fortset­ zung des Trienter Konzils nach Rom. H. er­ nannte den ermländischen Domkustos Eusta­ chius von Knobelsdorff zum Bistumsadmini­ strator und brach Mitte Mai nach Rom auf. Papst Pius IV. sandte ihn im März 1560 mit

dem Auftrag nach Wien, mit Kaiser Ferdi­ nand I. über die Frage des Konzils zu verhan­ deln. Es gelang ihm dabei, den zum Prote­ stantismus neigenden böhmischen König und Thronfolger Maximilian bei der alten Kirche zu halten. In Wien erstattete Knobelsdorff persönlich seinem Bischof Bericht über die Verwaltung von Hochstift und Diözese. Am 26. 2. 1561 wurde H. von Pius IV. zum Kardi­ nal kreiert und am 10. 3. zu einem der fünf päpstlichen Legaten für das wiedereröffnete Trienter Konzil ernannt. Wegen einer schwe­ ren Erkrankung konnte H. erst 1563 seine größte Wirksamkeit, hauptsächlich bei den theologischen Debatten, weniger in der Kon­ zilsleitung, entfalten.

Nach dem Ende des Konzils kehrte H. Anfang Februar 1564 in seine Diözese zurück. Im Au­ gust erreichte er im Zusammenwirken mit Nuntius Giovanni Francesco Commendone auf dem Reichstag zu Parczöw die Anerken­ nung der Konzilsbeschlüsse durch Sigis­ mund August, der jedoch die Verfolgung An­ dersdenkender ablehnte. H. blieb darauf be­ dacht, einen Bruch mit dem König zu vermei­ den. Der vom protestantisch eingestellten Adel geforderten Einberufung eines National­ konzils widersetzte sich H., andererseits ver­ hinderte er aber die Vertreibung der Arianer aus Polen. In seiner eigenen Diözese, wo H. Landesherr war, ging er energischer, als es Knobelsdorff in seiner Abwesenheit getan hatte, gegen die Protestanten in Braunsberg vor und verfügte als letztes Mittel Auswei­ sungen gegen die, die sich der alten Kirche verweigerten. Gleichzeitig ging er mit Ent­ schiedenheit an eine Erneuerung des kirchli­ chen Lebens im Geiste des Trienter Konzils. Er führte 1565 eine Generalvisitation durch und hielt anschließend in der Heilsberger Pfarrkirche in Anwesenheit des Nuntius Commendone eine Synode ab, bei der die Konzilsdekrete bekannt gemacht wurden. Sie schuf nach dem Muster der auf früheren Syn­ oden geregelten Prußenseeisorge die Grundla­ gen für die Seelsorge an den im Laufe des 15. und 16. Jh.s vor allem in das südliche Erm­ land eingewanderten polnischen Siedlern. Bereits im Januar 1565 zogen in das leerste­ hende Franziskanerkloster in Braunsberg elf Jesuitenpatres ein, die H. entsprechend ei­ nem schon früher gehegten Plan nach Preu­ ßen geholt hatte. Sie eröffneten noch im sel­ ben Jahr ein Gymnasium für Schüler aus dem Ermland, aus Polen, Litauen und aus dem protestantischen Herzogtum Preußen. Im No­ vember 1567 gründete H. in Braunsberg das erste Diözesanpriesterseminar im damaligen Polen, für dessen Konstitutionen er nicht nur

Hosius die Beschlüsse des Trienter Konzils, sondern auch die Satzungen und Regeln des 1552 ge­ gründeten Collegium Germanicum in Rom heranzog. Mit der Errichtung eines päpstli­ chen Missionsseminars für die Nordischen Länder 1579 wurde Braunsberg neben Wilna mit seiner im gleichen Jahr gegründeten Je­ suitenuniversität zu einem Mittelpunkt der Gegenreformation in Preußen und Polen-Li­ tauen. Bei der Papstwahl 1565 sprachen sich einige Kardinäle für eine Kandidatur von H. aus. Der reformorientierte Papst Pius V. ernannte H. am 11. 12. 1566 zum Legaten a latere für ganz Polen und am 13. 6. 1567 zum Legaten für Ermland. Die damit verbundenen Ver­ pflichtungen übernahm H. ohne Enthusias­ mus. Der Mißerfolg im Kampf gegen die Neuerer in Elbing, die Konflikte mit seinem Domkapitel, das schwindende Ansehen beim König, bei Primas Uchanski und Nuntius Vin­ cenzo dal Portico veranlaßten ihn, sich aus seiner Diözese zurückzuziehen und im Au­ gust 1569 nach Rom zu gehen. Der offizielle Anlaß war die Ernennung zum ständigen Ver­ treter Polens beim päpstlichen Stuhl durch König Sigismund, der seinem Gesandten je­ doch keine Instruktionen gab. H. übte diese Funktion auch bald nicht mehr aus, sondern widmete sich verschiedenen kirchlichen Auf­ gaben. In seiner Diözese ernannte er seinen langjährigen Freund Kromer zum Admini­ strator. In Rom berief ihn Gregor XIII. kurz nach seiner Wahl in die Kongregation für die deutschen Angelegenheiten und Mitte 1573 zum Großpoenitentiar. Durch eine umfangreiche Korrespondenz und Entsendung von Botschaftern war H. bemüht, der katholischen Kirche in ganz Europa in der Auseinandersetzung mit der Reformation Beistand zu leisten, besonders in Deutsch­ land, der Schweiz, den nordischen Ländern, vor allem aber in Polen. In Rom trug er Sorge für Pilger und Studenten aus Polen, er stiftete ein Hospiz und die St. Stanislaus-Kirche. H., der zeitlebens kränklich war, starb nach kurzem Leiden am 5. 8. 1579 in Capranica bei Rom. Er wurde seinem Wunsch entsprechend unter dem Mosaikbild der Himmelfahrt Ma­ riens rechts vom Hochaltar der Kirche S. Ma­ ria in Trastevere beigesetzt, für die er als Kar­ dinalpriester 1578 optiert hatte. Auf Empfeh­ lung des polnischen Episkopats begannen 1923 der Lubliner Kirchenhistoriker Jozef Uminski und andere Gelehrte umfangreiche Forschungen mit dem Ziel der Seligspre­ chung von H. Zum Vizepostulator wurde spä­ ter der Pelpliner Dogmatiker Jozef Smoczynski ernannt. Mit der Fortführung des Prozesses

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nach der Unterbrechung durch den Zweiten Weltkrieg beauftragte die polnische Bischofs­ konferenz 1968 die Diözese Ermland, die eine historische Kommission einsetzte.

Eine kritische, alle Wirkungsfelder umfassen­ de, zugleich die Grenzen konfessioneller und nationaler Betrachtungsweise überwindende Biographie fehlt. Allerdings hat die Persön­ lichkeit von H. auch bei protestantischen Hi­ storikern Anerkennung gefunden: Er war „eine weltgeschichtliche Figur von Rang“ (Brandi). Aber „die Bedeutung dieses umfas­ senden Geistes ... für die innere Neubele­ bung der römisch-katholischen Gesamtkirche wird trotz der neueren Würdigung von Joseph Lortz in der allgemeinen Kirchengeschichts­ schreibung wohl noch nicht genügend be­ tont“ (Rhode). Das Denken von H. war den Idealen eines christlichen Humanismus ver­ pflichtet, der den Primat der Hl. Schrift und der Kirchenväter betonte und eine innere Er­ neuerung erreichen wollte. Als einer der her­ vorragendsten Theologen seiner Zeit verband H. in seinem Hirtenamt und in seiner diplo­ matischen Tätigkeit Gelehrsamkeit mit einem gottesfürchtigen Leben. Um die Bewahrung der Einheit der Kirche besorgt, führte er den Kampf gegen die Reformation trotz aller Dia­ logbereitschaft ohne Kompromisse. In seiner Betonung der göttlichen Autorität der Kirche nahm er das reformatorische Anliegen der Rechtfertigung des Einzelmenschen nicht wahr. „H. hat sich als polnischer Bischof ge­ fühlt, gehörte aber durch seine Herkunft, sei­ ne deutschen Sprachkenntnisse, seine größ­ tenteils deutschsprechende Diözese und sei­ ne enge Verbundenheit mit dem deutschen Geistesleben und führenden Männern der ka­ tholischen Reform in Deutschland ... zu­ gleich dem deutschen Kulturraum an“ (Je­ din). Schriftenverzeichnis: SPTK 2 (1982) 71-74. - Editi­ on der Briefe, bisher: Stanislai Hosii ... Epistolae et quae ad eum scriptae sunt tum etiam eius orationes legationes. T. 1 (1525-1551), T. 2 (1551-1558), ed. E Hipler et V. Zakrzewski (Cracoviae 1879, 18861888), T. 3,1 (10. 5. 1558-31. 8. 1560), ed. H. D. Wojtyska (StW 17) (Olsztyn 1980), T. 5 (1564), T. 6 (1565), ed. A. Szorc (StW 13, 15) (Olsztyn 1976, 1978). - St. Hozjusz, Poezje [Poetische Werke, lat.poln.] (Olsztyn 21988). Literatur: E Hipler, Grabstätten 317-319. - E. Brachvogel, Bildnisse 551-555. - J. Lortz, Kardinal Stanislaus Hosius (Braunsberg 1931). - K. Brandi, Die deutsche Reformation und Polen, in: A. Brack­ mann (Hg.), Deutschland und Polen (München-Ber­ lin 1933). - J. Smoczynski, Bibliographia Hosiana (Pelplin 1937). - G. Rhode, Die Reformation in Ost­ europa, in: Gestalten und Wege der Kirche im Osten, hg. v. H. Kruska (Ulm 1958). - A. Jobert, Wy-

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Hosius - Hoya

dania i przeklady dziel kardynala Hozjusza we Francji [Ausgaben und Übersetzungen von Werken des Kard. H. in Frankreich], in: NP 14 (1961) 39-47. - BLP 2 (1964) 266-273 (Lit.). - M. Borzyszkowski, Materialy do tworczosci poetyckiej i dzialalnosci wydawniczej Stanislawa Hozjusza w latach 15221548 [Materialien zum dichterischen Schaffen und zur Herausgebertätigkeit des St. H. in den Jahren 1522-1548], in: StW 7 (1970 [1971]) 305-322. - H. Jedin, in: NDB 9 (1972) 650f. (Lit.). - Krollmann, in: APB 1 (1974) 290f. - StW 16 (1979 [1982]); 18 (1981 [1983]). - Deutsches Literatur-Lexikon 8 (31981) 151f. - StW 20 (1983 [1991]). - T. Oracki I, 108-110; II, 245. - J. Jezierski, Zagdienie tolerancji, zjednoczenia oraz spolecznosci w pismach Sta­ nislawa Hozjusza [Das Problem der Toleranz, Wie­ dervereinigung und Gesellschaftsordnung in den Schriften des St. H.], in: StW 21 (1984 [1987]) 160169. - Ders., Nauka Stanislawa Hozjusza o slowie Bozym [Die Lehre des St. H. über das Wort Gottes], in: StW 22/23 (1985/86 [1992]) 233-294; 24 (1987) 7-53. - E. Bryner, in: TRE 15 (1986) 598-600 (Lit.). - A. Szorc, Sluga Bozy Stanislaw Hozjusz [Der Die­ ner Gottes St. H.], in: Polscy swiecy 12 (1987) 9-91. - J. Misiurek, Sluga Bozy Stanislaw Hozjusz w swietle swych listow [Der Diener Gottes St. H. im Licht seiner Briefe], in: RTK 40 (1993) H. 5, 61-87. Hans-Jürgen Karp

Hoya, Albert von (t 1473) 1420-1437

1437-1473 1450-1454

Administrator des Bistums Minden Bischof von Minden Administrator des Bistums Osnabrück

Albert von Hoya war der zweite Sohn des Grafen Erich I. v. H. und dessen zweiter Ehe­ frau Helene, Herzogin zu Braunschweig und Lüneburg, einer Tochter Herzog Magnus’ II. Sein älterer Bruder war der münstersche Stiftshauptmann Johann; seine jüngeren Brü­ der waren Otto, 1429-31 und 1432 Admini­ strator des Erzbistums Bremen, und Erich, 1437-41 Administrator des Bistums Osna­ brück. H. studierte seit 1418 in Erfurt, wo er 1420 Rektor der Universität wurde. Zu seinen zahlreichen Pfründen gehörten das Archidiakonat Friesland und Emsland (1425), die Bre­ mer Dompropstei (1436) und ein Domkanonikat in Hildesheim. 1409 wurde er zum Koad­ jutor seines Onkels, des Mindener Bischofs Wilbrand von Hallermund (1407-36), desi­ gniert. Als dieser den Verdacht der Mittäter­ schaft an einem Mord nicht entkräften konnte, mußte er H. 1420 als Administrator anerkennen. Nach Wilbrands Tod am 23. 12. 1436 folgte ihm H. im Amt des Bischofs. Am 18. 2. 1437 erhielt er die päpstliche Bestäti­ gung. Am Freitag in der Osterwoche 1437 wurde er zum Priester geweiht; am folgenden

Sonntag erteilten ihm die Weihbischöfe von Bremen, Verden und Hildesheim die Konse­ kration. 1450 postulierte ihn auch das Osna­ brücker Domkapitel zum Bischof. Eine päpst­ liche Bestätigung erfolgte jedoch nicht. 1454 mußte H. die Osnabrücker Administration aufgeben, nachdem Papst Nikolaus V. den Utrechter Bischof R. v. (—>) Diepholz zum Ad­ ministrator ernannt hatte.

H. leitete Stift und Diözese Minden in einer Zeit kirchlichen, politischen und wirtschaft­ lichen Niedergangs. Wesentliche Impulse zur Verbesserung gingen von ihm nicht aus. Viel­ mehr unterstützte er die Familienpolitik der Grafen von Hoya im westfälischen Raum und verwickelte das Stift dadurch in eine Reihe von Konflikten. Zusammen mit seinem Bru­ der Erich beteiligte er sich 1440 an der Fehde gegen die Stadt Osnabrück. Die Absetzung Erichs als Administrator von Osnabrück schwächte ebenso wie die münsterische Stiftsfehde (1450-57) die Position der Hoya in Westfalen. In dieser Auseinandersetzung unterstützte H. erfolglos Erichs Bemühungen um den münsterischen Bischofsstuhl und setzte auch nach der Beilegung der Fehde den militärischen Konflikt gegen Bischof K. v. (—>) Diepholz, Erichs Konkurrenten, bis 1458 fort. Gegen Ende seiner Regierungszeit schloß H. ein Bündnis mit den weifischen Herzögen, deren Einfluß auf das Stift Minden durch den Vergleich von 1447 über Wunstorf gestärkt worden war, gegen die Herren von Lippe und die Grafen von Holstein-Schaumburg. Die Auseinandersetzung wurde erst 1472 beige­ legt. H.s Fehden belasteten das Stift schwer.

Im kirchlichen Bereich entfaltete H. nur eine geringe Reformtätigkeit. Impulse gingen dage­ gen von der Visitation des N. v. (—►) Kues aus, der sich im Sommer 1451 in Minden aufhielt. Der von diesem zum Apostolischen Visitator der Augustiner in Sachsen und Thüringen be­ stellte Johannes Busch führte 1455 gegen er­ heblichen Widerstand in den Nonnenklöstern Barsinghausen, Fischbeck, Obernkirchen, Mariensee, Marienwerder und Wennigsen die Windesheimer Reform ein. Während die welt­ lichen Landesherren die Klosterreform in der Regel unterstützten, übte H., der darin einen Eingriff in seine bischöflichen Rechte sah, Zurückhaltung. 1441 veranlaßte er jedoch die Übersiedlung von Augustiner-Chorherren in das Kloster Möllenbeck, nachdem der dortige Benediktinerinnenkonvent ausgestorben war. Außerdem führte H. die von Kues eingeleitete Reform des Mindener Benediktinerklosters St. Mauritius fort, das 1458 die Bursfelder Re­ form annahm; das gleiche tat auf H.s Veran­ lassung 1466 das Benediktinerkloster Schin­

Hoya na. Für einige Frauenklöster bestellte H. reformorientierte Beichtväter. Die Pontifikalhandlungen ließ H. in seiner Diözese in der Regel von Weihbischöfen vornehmen; 143168 wirkte hier der auch in Hildesheim tätige Weihbischof J. (—>) Christiani, nach dessen Ausscheiden der Osnabrücker Weihbischof G. (—>) Yerwerd. An hohen Festtagen über­ nahm auch der Abt von St. Mauritius in Min­ den pontifikale Aufgaben. Aufgrund wider­ sprüchlicher Quellen bleiben H.s persönliche Lebensführung und sein Charakter umstrit­ ten. So spricht man ihm theologische Kennt­ nisse nicht ab und weist darauf hin, daß er re­ gelmäßig das Brevier gebetet habe. Andere Quellen werfen ihm Müßiggang und Genuß­ sucht vor. H. starb am 25. 4. 1473 in der bi­ schöflichen Residenz Petershagen. Er wurde im Dom zu Minden beigesetzt. Literatur: W. Schröder 354-386. - A. Schröer, Die Legation des Kardinals Nikolaus von Kues in Deutschland und ihre Bedeutung für Westfalen, in: Dona Westfalica 304-338. - Ders., Verfassung I, 8691. - H. J. Brandt-K. Hengst, Minden 50-52. Hans-Georg Aschoff

Hoya, Gerhard Graf von (1412-1463) 1442-1463

Erzbischof von Bremen

Gerhard von Hoya wurde 1412 als Sohn des Grafen Otto III. von Hoya (Niedergrafschaft Hoya) und seiner Frau Matilde, einer Tochter des Herzogs Magnus II. von BraunschweigGöttingen, geboren. Einer der jüngeren Brü­ der des Grafen Otto, Heinrich v. H., war 1407-26 Bischof von Verden. Er hatte seine geistliche Karriere als Domkantor in Bremen begonnen. Auch H. trat in das Domkapitel zu Bremen ein. Dort hatte er zum Zeitpunkt sei­ ner Wahl zum Erzbischof am 24. 1. 1442 und seiner päpstlichen Bestätigung am 1. 4. 1442 die Stelle eines Dompropstes inne. Am 29. 9. 1444 nahm Kaiser Friedrich III. den Treueid H.s entgegen und verlieh ihm die Regalien. H. trat die Regierung in einem Territorium an, dessen Kräfte sich in inneren Wirren wie in zahlreichen Fehden mit benachbarten Für­ stentümern zu verzehren drohten. Seinen Be­ mühungen um Durchsetzung seiner landes­ herrlichen Autorität und um den inneren Ausbau widersetzten sich die Stände mit Nachdruck, allen voran die Städte, die sich mit wachsendem Erfolg der bischöflichen Herrschaft zu entziehen verstanden. Unter ih­ nen tat sich besonders Bremen hervor. Ein Landfriedensbündnis, das H. gleich nach sei­ nem Regierungsantritt mit den Städten Bre­

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men, Stade und Buxtehude schloß, konnte das Mißtrauen gegen den Erzbischof nicht dauernd beseitigen. Die Städte schlossen sich 1445 zur Wahrung ihrer Freiheiten zu einem Bund gegen den Erzbischof zusammen und drohten mit militärischen Aktionen. Das ver­ anlaßte H. zum Einlenken und zur Aufgabe weiterer Versuche, gegen die Städte vorzuge­ hen. Seitdem suchte er die Zusammenarbeit mit ihnen, denn die dem Erzstift von außen drohenden Gefahren konnten nur gemeinsam abgewehrt werden. Sie gingen vor allem von der benachbarten Grafschaft Oldenburg aus, deren innere Zwistigkeiten auf Stadt und Erz­ stift Bremen überzugreifen drohten. In Oldenburg hatten nach der 1448 erfolgten Wahl des Grafen Christian von Oldenburg zum König von Dänemark dessen jüngere Brüder Moritz und Gerd die Herrschaft über­ nommen, sich im Laufe der Jahre jedoch so entzweit, daß es zu gegnerischen Bündnis­ konstellationen kam, denen sich auch Stadt und Stift Bremen nicht entziehen konnten. Während Graf Moritz sich mit der Stadt Bre­ men, den mit dem Erzbischof verwandten Grafen von Hoya und den ostfriesischen Häuptlingen verbündete, fand sein Bruder Gerd Unterstützung bei dem gemeinsamen Bruder Christian von Dänemark, bei Herzog Wilhelm von Braunschweig und Lüneburg, beim Bischof von Münster und bei den Gra­ fen von Tecklenburg. 1462 kam es zu offener Fehde. Die Kämpfe konzentrierten sich um die Befestigungen an der Weser und um die Stadt Delmenhorst und endeten mit einer Niederlage des Grafen Moritz und somit auch der mit diesem verbündeten Bremer. Im Janu­ ar 1463 wurden Verhandlungen aufgenom­ men, die zu einem Teilungsvertrag führten, nach welchem - bei Zusicherung gegenseiti­ ger Erbfolge - Delmenhorst an Graf Moritz und Oldenburg an dessen streitbaren Bruder Gerd fiel. Beide Brüder schlossen überdies ein Bündnis für den Fall, daß der Erzbischof und das Domkapitel von Bremen Ansprüche auf Delmenhorst geltend machten. Zu einem dauerhaften Frieden führten diese Verhand­ lungen nicht. Gegenseitige Feindseligkeiten lebten alsbald wieder auf, und die eigentliche Auseinandersetzung mit dem unruhigen Gra­ fen Gerd von Oldenburg sollte Bremen erst noch bevorstehen. In diese für die Stadt und das Erzstift kritische Zeit fiel der Tod H.s am 11.4. 1463. Er wurde im Bremer Dom beige­ setzt. Quellen und Literatur: J. Renner, Chronica der Stadt Bremen (bis 1583), Hschr. Bremen, Staatsund Universitätsbibliothek: Brem. a. 96, a. 97. - W. v. Bippen, Geschichte der Stadt Bremen 1 (Bremen 1892). - H. Oncken, in: JBGO 2 (1893) 15-84. - G.

Hoya

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Rüthning, Oldenburgische Geschichte 1 (Bremen 1911). - W. Schönecke, Personal- und Amtsdaten der Erzbischöfe von Hamburg-Bremen vom Jahre 831-1511 (Greifswald 1915). - H. Schwarzwälder, Geschichte der Freien Hansestadt Bremen 1 (Bre­ men 1975). Michael Reimann

Hoya zu Stolzenau, Johann Graf von (1529-1574) 1554-1574 1567-1574 1568-1574

Bischof von Osnabrück Bischof von Münster Bischof von Paderborn

Johann von Hoya wurde am 18. 4. 1529 als zweiter Sohn des Johann v. H. und der Marga­ rete, einer verwitweten Schwester des schwe­ dischen Königs Gustav I. Vasa, zu Wiborg in Finnland geboren. Er verlor in jungen Jahren seine Eltern. H. erwarb seine Schulkennt­ nisse in Reval und Danzig. 1547 erbte er von seinem Oheim Erich die Herrschaften Stol­ zenau und Steierberg, so daß er sich ohne fi­ nanzielle Sorgen in Paris und anderen franzö­ sischen Universitätsstädten dem Studium der Rechte und der Sprachen widmen konnte. Seine Sprachkenntnisse werden gerühmt. Sie bildeten eine wichtige Voraussetzung für sei­ ne spätere Laufbahn. Obwohl die Hoyas zu Anfang des 15. Jh.s be­ reits in Münster und Paderborn Bischöfe ge­ stellt hatten und in mehreren deutschen Domstiften vertreten waren, blieb H. der Zu­ gang zu den namhafteren Domkapiteln ver­ sagt, da der Adel der schwedischen Mutter nicht als ebenbürtig galt.

Um 1551 begab sich H. nach Italien. Während des Trienter Konzils begegnete er dort Erzbi­ schof (—>) Anton v. Schaumburg und Kardinal C. v. (—>) Madruzzo, der „von der großen Klugheit, dem vornehmen Charakter, dem er­ staunlichen Wissen und der würdevollen Haltung“ des 21jährigen beeindruckt war. Auch in Italien widmete H. sich juristischen Studien. 1552 ernannte ihn Kaiser Karl V. zum Assessor am Speyerer Kammergericht. 1555-57 war er dessen Präsident.

Am 5. 10. 1553 wurde H. zum Bischof von Osnabrück postuliert und am 30. 3. 1554 päpstlich bestätigt. Am 4. 10. 1554 leistete H. den Obödienzeid und nahm Besitz von sei­ nem Sprengel. Die konfessionelle Lage in Stadt und Diözese Osnabrück war infolge der prolutherischen, aus politischen Rücksichten aber dennoch schwankenden Konfessionspo­ litik des Bischofs (-*) Franz von Waldeck

höchst schwierig. Neben dem Domkapitel be­ kannten sich die Stifte und einige Klöster zur alten Kirche. In vielen Pfarreien hatte dage­ gen das Luthertum Fuß gefaßt, und in den Landgemeinden war die konfessionelle Lage weithin ungeklärt. H. stand zwar persönlich auf Seiten der alten Kirche, doch standen der kirchlichen Erneuerung der Mangel an geeig­ neten Seelsorgern und der Kompetenzenwirr­ warr bei der geistlichen Stellenbesetzung im Wege. H. ließ immerhin 1570 auf einer Diöze­ sansynode durch seinen Offizial Konrad von der Burg das Tridentinum verkünden, und 1571 verpflichtete er alle Pfarrer zur Anschaf­ fung des Catechismus Romanus, doch blieben diese Maßnahmen ohne größeren Erfolg.

Am 26. 10. 1566 postulierte auch das Münste­ rer Domkapitel H. zum Bischof. Trotz des tri­ dentinischen Kumulationsverbots erteilte Papst Pius V. ihm wegen der aus den Nieder­ landen drohenden Gefahr am 25. 7. 1567 die Admission. Ihr folgten am 2. 10. 1567 die Ver­ leihung der Regalien. Am 4. 10. empfing H. im Kreuzherrenkloster zu Bentlage durch Weihbischof J. (—>) Kridt die Priesterweihe und tags darauf unter Mitwirkung von Äbten aus den Bistümern Osnabrück und Paderborn die Bischofsweihe. Am 11. 1. 1568 hielt er seinen Einzug in Münster. Wenig später po­ stulierte ihn am 22. 2. 1568 auch das Pader­ borner Domkapitel zum Bischof. Die päpstli­ che Bestätigung folgte am 6. 11. 1568.

Der Einritt H.s in Münster folgte am 6. 11. 1568 entgegen dem herrschenden Brauch ohne Harnisch und Waffen - als Zeichen sei­ ner gewaltfreien, ökumenisch ausgerichteten Absichten. H. vertrat die Reformgrundsätze von Trient und zugleich die konfessionelle Ausgleichspolitik des Augsburger Religions­ friedens. Er betrachtete es daher nicht als Mißstand, wenn in den landesherrlichen Be­ hörden und Institutionen gleichzeitig katholi­ sche und evangelische Persönlichkeiten ar­ beiteten. Dieses Bekenntnis zum Miteinander der Konfessionen brachte ihn wiederholt in Gegensatz zu den Vorstellungen seiner Dom­ kapitel, die eine Wiederherstellung der Glau­ benseinheit vom Einsatz weltlicher Macht er­ hofften. Aus dem Paderborner Kapitel wurde er sogar in Rom wegen Häresie angezeigt. H. bediente sich in Münster als erster deut­ scher Bischof nach dem Vorbild des Karl Bor­ romäus zur Unterweisung von Klerus und Volk jährlicher Fastenhirtenbriefe. Er begrün­ dete damit eine Tradition, die 80 Jahre später sein Nachfolger Ch. B. v. (—>) Galen aufgriff. Auch den damals im katholischen Gottes­ dienst noch verpönten Gesang deutscher Kir-

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Hoya - Hoym chenlieder scheint H. wenigstens inoffiziell gestattet zu haben. Die ersten Reformen des ehemaligen Reichskammergerichtspräsiden­ ten erfolgten auf dem Gebiet der kirchlichen Rechtsprechung. Die von seinem Amtsvor­ gänger eingeleitete und von seinem Kanzler Steck bearbeitete Justizreform bezog sich in erster Linie auf das Hofgericht, dagegen kaum auf die Fehlentwicklungen in der Rechtspre­ chung des Offizialates. Diese Bemühungen scheiterten vornehmlich an den auf ihre Pri­ vilegien pochenden Kapitelsherren.

In den letzten Lebensjahren beschäftigte H. sich mit dem Projekt einer allgemeinen Schulordnung für Münster und der Zusam­ menstellung eines „Elenchus autorum“, der die Titel der für den Unterricht zugelassenen Bücher enthalten sollte. Wie sehr H. die kirchliche Erneuerung am Herzen lag, geht aus dem Eifer hervor, mit dem sich noch der Schwerkranke in seinen letzten Lebensmona­ ten der Erstellung einer römisch-tridentinisch ausgerichteten münsterischen Agende, einer niederdeutschen Bibelausgabe und ei­ ner volkstümlichen Handpostille zuwandte Vorhaben, die später großenteils von seinem geistlichen Freund und Berater Michael Ruperti verwirklicht wurden. Begünstigt und gefördert wurden H.s Maß­ nahmen durch sein enges Vertrauensverhält­ nis zu führenden Persönlichkeiten der katho­ lischen Reform. H. erfreute sich der besonde­ ren Wertschätzung nicht nur der Päpste, son­ dern auch des Kaisers und Philipps II. von Spanien. Zu bedeutenden Mitgliedern des Kardinalskollegiums unterhielt er persönli­ chen Kontakt. Dem päpstlichen Nuntius Gio­ vanni Francesco Commendone war er freund­ schaftlich verbunden. Er beriet mit ihm geeig­ nete Maßnahmen zum Schutz und zur Vertei­ digung des alten Glaubens. H. unterbreitete dem Papst Vorschläge zur Reform der Kirche in Deutschland namentlich in der Schlüssel­ frage der Priesterausbildung und -erziehung (Collegium Germanicum). Sein Rat wurde aufmerksam zur Kenntnis genommen.

Nachdem die von P. (—>) Canisius im Auftrage des Papstes überbrachte Konzilsausgabe bei den Bischöfen in den Fragen des Glaubens und der Reform Klarheit geschaffen hatte, entschloß sich H. 1570 entsprechend den Be­ stimmungen des Tridentinums zu einer Di­ özesanvisitation. Er promulgierte die Konzils­ beschlüsse und beauftragte den Generalvikar und die Mitglieder des Prüfungsausschusses mit der Durchführung der Visitation, die sich vom 10. 8. 1571 bis zum 9. 9. 1573 hinzog. H. wollte aufgrund der Visitationsergebnisse in den Pfarreien und Klöstern eine Reform durchführen. Das Münsterer Visitationsproto­ koll gehört zu den wichtigsten und informa­ tivsten Quellen der katholischen Erneuerung. Auch in Paderborn publizierte H. 1572 die Beschlüsse des Tridentinums und schrieb den Pfarrern die Anschaffung des Catechismus Romanus vor. 27 Lexikon

H. ist als ein bedeutender Reformbischof in die Geschichte eingegangen. Er starb am 5. 4. 1574 auf Schloß Ahaus und wurde im Dom zu Münster beigesetzt. Eine Grabplatte mit seinem Bild befindet sich in der Nähe des Grabes am südlichen Chorpfeiler. Literatur: C. J. B. Stüve II, 150-233. - H. Hoberg 372f. - W. Kohl, in: Westfälische Lebensbilder 10 (1970) 1-18. -W. Seegrün, in: NDB 10 (1974) 509. H.-W. Krumwiede 61ff. - H.-G. Aschoff 226ff. - H. J. Brandt-K. Hengst, Bischöfe 206-211. - A. Schröer, Erneuerung I, 278ff., 451ff. - Handbuch Münster (1993) 197 ff. Alois Schröer

Hoym, Gebhard von (+ 1484) 1458-1479

Bischof von Halberstadt

Der aus halberstädtischem Stiftsadel stam­ mende H. ist erstmals 1428 nachweisbar, als er als Kanoniker von Halberstadt an der Erfur­ ter Universität immatrikuliert wurde. Wenig später scheint er Propst des halberstädtischen

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Hoym - Huthen

Liebfrauenstiftes und 1445 Propst von Wal­ beck geworden zu sein. Im März 1458 wurde er zum Bischof von Halberstadt gewählt. Die päpstliche Konfirmation erhielt er am 9. 8. 1458.

Seine Amtsführung, die von Zeitgenossen mit Spottversen bedacht wurde, trug wesentlich zu der bereits unter seinen Vorgängern einset­ zenden Destabilisierung und Verschuldung des Bistums bei. In Gröningen residierend, delegierte er geistliche und weltliche Pflich­ ten an den Weihbischof sowie an Vögte und Beamte. Der Streit mit den Herzögen von Sachsen um Quedlinburg brachte ihm neben dem Verlust aller Rechte in der Stadt auch noch die Gegnerschaft des Kaisers ein. Aus dem 1477 von den Sachsen diktierten Frie­ den erwuchsen neue Schulden. G. verzich­ tete schließlich auf sein Amt. Das Domkapitel nahm die Resignation 1479 an. Eine Leibren­ te und die Übertragung des Schlosses Wegele­ ben sicherten seinen Lebensunterhalt. H. starb am 17. 12. 1484. Er wurde im Kloster Huysburg beigesetzt. Literatur: UB Halberstadt 271-307. - J. Ch. H. Weis­ senborn, Acten der Erfurter Universitaet I: Päpstli­ che Stiftungsbullen, Statuten von 1447, Allgemeine Studentenmatrikel II (1392-1492) (Halle 1881) 142. - H. Boettcher 312-320. Josef Pilvousek

Huntzdorfer, Johann (CanA) (t 1497)

1495-1497

Administrator des Bistums Wie­ ner Neustadt

* Salzburg; 6. 2. 1474 Profeß im Augustiner­ chorherrenstift St. Dorothea in Wien; wohl nach 1491 Propst des Augustiner-Chorherrenstiftes St. Ulrich in Wiener Neustadt, das im gleichen Jahr dem neuen Bistum inkorpo­ riert wurde. Als H. 1495 Nachfolger des Bi­ schofs A. (—>) Kiebinger von Wiener Neustadt werden und dessen von Kaiser Friedrich III. gewünschte Union mit dem St.-Georgs-Ritter­ orden vollziehen sollte, weigerte er sich. So blieb das Bistum unbesetzt. H. führte dessen Administration. + 23. 6. 1497 Wiener Neu­ stadt; □ Dom in Wiener Neustadt. Literatur: Th. Wiedemann, Neustadt I, 521-523. H. Fasching 93. Johann Weissensteiner

Huot, Jean (OCarm) (+ frühestens 1560) 1550 1550-1560

Ep. tit. Basilitanus Weihbischof in Metz

* Arnheim; Karmeliter; Dr. theol. und Univer­ sitäts-Professor in Köln; 1550 durch Kardinal (—*) Karl von Lothringen-Guise zum Weih­ bischof in Metz bestimmt; 19. 3. 1550 Titular­ bischof von Basilis; + frühestens 1560. Literatur: H. Tribout de Morembert, Metz 112.

Louis Chätellier

Huis, Dietrich (OFM) (+ frühestens 1527) 1507 seit 1507 um 1508 seit 1516

Ep. tit. Sebastiensis Weihbischof in Bremen Generalvikar des Erzbischofs von Bremen Weihbischof in Schwerin

* Stade; Franziskaner; 9. 7. 1507 Titularbi­ schof von Sebaste und Weihbischof in Bre­ men; verlieh 1508 in Bassum als Generalvikar J. (—>) Rodes einen Ablaß; anläßlich der Be­ stellung des minderjährigen Herzogs (—>) Ma­ gnus von Mecklenburg zum erwählten Bi­ schof von Schwerin wurde H. 1516 zugleich mit weihbischöflichen Aufgaben im Bistum Schwerin beauftragt; residierte in Rostock und Bützow; seit 1521 zahlreiche Weihe­ handlungen im Bistum Schwerin bezeugt; 1523 zum Rektor der Universität Rostock po­ stuliert; 1527 letztmals erwähnt. Literatur: Abschr. Landesbibliothek Hannover: MS XXIII 1079, 383f.; 1052 fol. 240v-241r. - J. Traeger 214-217.

Josef Traeger

Huthen, Paul (+ 1532) Ep. tit. Ascalonensis Mainzer Weihbischof in partibus Thuringiae 1525 - um 1527 Weihbischof in Würzburg um 1527-1532 Mainzer Weihbischof in partibus Thuringiae

1509 1509-1524

* Grüningen bei Butzbach in Hessen; ver­ machte testamentarisch seiner Heimatkirche 700 fl. für Messen; da der Ort inzwischen pro­ testantisch geworden war, kam die Stiftung nicht zur Geltung; 1485 Immatrikulation in Erfurt; wohl kein vollständiges Studium der Freien Künste; Dr. decr. (Wittenberg); öffentli­ cher apostolischer und kaiserlicher Notar, er­ scheint als solcher zwischen 26. 3. 1487 und 1501 in den Akten und Urkunden der erzbi­ schöflichen Generalrichter in Erfurt; 1501 Notar der Erfurter Universität; 1503-17 Magi­ ster fabricae von St. Marien in Erfurt; 1505

Huthen - Hutten

Kanoniker ebd.; spätestens 1505 Vikar an St. Severi; hatte bis zu seinem Tod die Hl.-KreuzVikarie an St. Andreas in Erfurt inne; 1505 durch Erzbischof J. v. (-*) Liebenstein zum Generalrichter bestellt; Mutianus Rufus zählte ihn zu den „Primaten“, d. h. zu jenem Erfurter Kreis, der durch Stellung und hohe geistige Kapazität Einfluß ausübte; am 12. 9. 1508 benannte Liebenstein ihn als Mainzer Weihbischof mit dem Sitz in Erfurt; Erzbi­ schof U. v. (—>) Gemmingen erneuerte 1508 den Antrag; 19. 1. 1509 Titularbischof von Ascalon; 29. 2. 1509 Konsekration in S. Maria dell’Anima in Rom; die Beauftragung als Weihbischof wiederholte Erzbischof (—>) Al­ brecht von Brandenburg am 14. 12. 1514; 20. 11. 1509 erste belegbare Pontifikalhandlung in Erfurt; 1511/12 Rektor der Universität; bis 1517 Weihehandlungen in Thüringen und Hessen nachweisbar; 1517 mit Prof. Dr. Jodo­ kus Trutfetter durch Albrecht von Branden­ burg als Inquisitor und Bücherzensor im ge­ samten Bistum beauftragt; 1521 Scholaster von St. Marien zu Erfurt, und zwar mit Lei­ tungsfunktion, da Dekan Johannes Weide­ mann infolge des gewaltsamen „Pfaffenstür­ mens“ vom 11.-14. 6. 1521, bei dem mehr als 60 Häuser von Geistlichen zerstört und die Stiftsherren von St. Marien und St. Severi schwer geschädigt wurden, aus Erfurt geflo­ hen war; resignierte die Scholasterie 1530; den reformatorischen Umbrüchen in der Stadt sah sich H. hilflos ausgesetzt; bis zum 30. 4. 1524 in Erfurt nachweisbar; er verließ danach die Stadt und begab sich nach Würz­ burg; 1525 bestellte ihn der Würzburger Bi­ schof K. v. (—>) Thüngen zum Weihbischof und 1527 zum Visitator der Klöster im Bis­ tum Würzburg; um 1527 rekonzilierte er im Auftrag von Erzbischof Albrecht die während der reformatorischen Wirren und des Bauern­ aufstandes 1525 entweihten Kirchen im thü­ ringischen Mühlhausen und spendete dort Firmungen; 1528-32 als Vertreter des Main­ zer Erzbischofs Vizekanzler der katholisch ge­ bliebenen Universität Erfurt; ab April 1529 wieder in Erfurt nachweisbar; t 28. 4. 1532 Erfurt; □ Stiftskirche St. Marien; ebd. seine Grabplatte. Literatur: J. S. Severus 51. - F. A. Koch 86. - N. Rei­ ninger 103-106. - J. Feldkamm 64-67. - G. May, Die geistliche Gerichtsbarkeit des Erzbischofs von Mainz im Thüringen des späten Mittelalters. Das Generalgericht zu Erfurt (Leipzig 1956) 126 f. - W. Küther, Der Erfurter Weihbischof Paul Hutten und sein Testament für seine Heimatstadt Grüningen, in: MOHGV 63 (1978) 31-61. - E. Kleineidam III, 44, 144. - Ch. Grebner 724. - J. Pilvousek 220f. - E Bornschein 156-162. Friedhelm Jürgensmeier 27*

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Hutten, Moritz von (1503-1552) 1539-1552

Bischof von Eichstätt

Moritz von Hutten wurde am 25. 11. 1503 zu Arnstein in Unterfranken als Sohn des Bern­ hard v. H., würzburgischen Amtmannes zu Königshofen, und der Gertraud von Ebersberg geboren. Er gehörte einem angesehenen frän­ kischen reichsritterlichen Geschlecht an, des­ sen namhaftestes Mitglied sein Vetter Ulrich, Literat und gekrönter Dichter, war. H. erhielt als erste Pfründen Domizellarstellen zu Würzburg (1512) und Eichstätt (1516). Seine akademische Ausbildung absolvierte er an den Universitäten Leipzig (Imm. 1518), Ingol­ stadt (Imm. 1520), Padua (Imm. 1523/24), Ba­ sel (Imm. 1527) und Freiburg (Imm. 1529/30). 1530 wurde er Domizellar in Augsburg. In Würzburg erhielt er 1536 das einträgliche Amt des Dompropstes, das allerdings über vier Jahre hinweg umstritten blieb und ihm sogar die kurzfristige Exkommunikation ein­ brachte, bis es ihm durch einen Spruch der römischen Kurie 1540 zuerkannt wurde. Nach dem Tode des Eichstätter Bischof G. v. (—>) Eyb wurde H. am 27. 6.1539 einstimmig zum Nachfolger gewählt. Infolge der unruhi­ gen Zeitläufe konnte die Weihe erst am 17. 9. 1542 durch den Augsburger Bischof Ch. v. (—>) Stadion erfolgen. H.s Episkopat war vor allem vom Bemühen um Abwehr des Luther­ tums bestimmt. Grundziel war die Bewah­ rung des erreichten Zustandes. Zur Rückge­ winnung verlorener Diözesananteile kam es dagegen nicht, so daß es letztlich zu einer Stagnation in der konfessionellen Entwick­ lung kam. Dies hatte zur Folge, daß das Bis­ tum während H.s Amtszeit noch einmal schmerzliche Einbrüche hinnehmen mußte, als sich die Nachbarterritorien Pfalz-Neu­ burg, die Obere Pfalz und die Grafschaft Oettingen der neuen Lehre anschlossen. Das ka­ tholische Gebiet schmolz auf rund ein Drittel der ursprünglichen Diözese zusammen, die etwa 210 Pfarreien einbüßte. Die Ausübung der bischöflichen Rechte blieb im wesentli­ chen auf das Hochstift beschränkt. H. aber war sich sicher, daß die verlorenen Gebiete zurückgewonnen werden könnten; er hoffte zeit seines Lebens auf die Wiederherstellung der Glaubenseinheit und sah dafür zumin­ dest für Pfalz-Neuburg die Zeit nach dem „Geharnischten Reichstag“ 1547/48 gekom­ men, als er mit kaiserlicher Rückendeckung Rekatholisierungsmaßnahmen aufnahm, die aber nach dem Passauer Vertrag 1552 wieder eingestellt werden mußten. Vor allem erhoffte er entsprechende Maßnahmen vom Konzil. Deswegen suchte er den Konzilsort schon im

324

Hutten - Hutter

Frühjahr 1543 persönlich auf. Auf der ersten Tagungsperiode war er durch einen Prokura­ tor vertreten. In gleicher Weise führte H. die enge Zusammenarbeit seiner Vorgänger mit Dr. Johannes Eck fort. Er förderte die zu sei­ ner Zeit häufigen Religionsgespräche sehr.

und Angelpunkt der Erneuerung angesehen wurde. Denn H. hatte mit einem drastischen Rückgang der Weihekandidaten zu kämpfen, dem nur durch verbesserte Bildungseinrich­ tungen abgeholfen werden konnte. Zu diesem Zweck holte er die Humanisten Johannes Cochläus und Veit Amerbach in seine Dien­ ste. Die vielfältigen Reformansätze hatten je­ doch nur begrenzte Wirkung, und der min­ dermächtige Reichsfürst mußte der Entwick­ lung weithin zusehen. Besonderen Nachdruck legte H. auf die Pflege der bildenden Künste an seinem Bischofssitz. Er förderte die Bildhauer Loy Hering und Pe­ ter Dell d. Ä., sorgte sich um den Nachlaß sei­ nes Vetters Ulrich und brachte posthum des­ sen Arminius zum Erstdruck. H. starb am 6. 12. 1552. Sein Grab erhielt er in der (1808 profanierten) Stifts- und Pfarrkirche ULFrau zu Eichstätt. Trotz seiner nur begrenzten Er­ folge galt er den Zeitgenossen als „einer der allerbesten und gelehrtesten Bischöfe seiner Zeit“. Tatsächlich ist er zu den profilierteren Gestalten innerhalb des deutschen Episko­ pats seiner Zeit zu rechnen.

Kaiser Karl V. übertrug dem treuen Parteigän­ ger während des Regensburger Religionsge­ spräches von 1546 die Leitung. H. unter­ stützte auch andere Reformmaßnahmen. Mit großem Interesse nahm er Anteil an der Er­ neuerung der darniederliegenden Landesuni­ versität Ingolstadt. Daß es 1549 zum ersten Auftreten von Jesuiten gerade an diesem Brennpunkt kulturellen Lebens kam, war auch ihm zuzuschreiben. Er verhandelte über die Überlassung seiner Domschule an die Ge­ sellschaft Jesu, weil er deren Erneuerungs­ werk auch für seine Diözese fruchtbar ma­ chen wollte. Wie gegen das Luthertum, so kämpfte H. auch gegen die anderen neugläu­ bigen Bewegungen an. Die innerdiözesane Reform trieb H. durch eine Bistumssynode 1548 voran, die sich vor­ nehmlich der Klerikerbildung widmete und für eine Reaktivierung der Domschule ein­ setzte, weil der Bildungsbereich als Dreh-

Literatur: J. Sax II, 430-448. - K. Ried, Moritz von Hutten, Fürstbischof von Eichstätt (1539-1552), und die Glaubensspaltung (Münster/W. 1925). - G. Opitz, Der Streit um die Würzburger Dompropstei 1536-1540, in: WDGB 14/15 (1952/53) 501-518. K. Ried, in: LThK 5 (1960) 550. - H. Grimm, in: NDB 10 (1974) 98. - A. Seifert, Weltlicher Staat und Kirchenreform. Die Seminarpolitik Bayerns im 16. Jahrhundert (Münster/W. 1978) 21-24, 35-37 u. ö. J. Franke, in: BBB 380. - G. May 273-275. - M. Fink-Lang 289f. - H. A. Braun 306-309, Nr. 123. W. Brandmüller 162-166. Alois Schmid

Hutter, Johannes (OFM) (+ 1478) 1451 1451-1478

Ep. tit. Nicopolitanus Weihbischof in Würzburg

Minorit; 16. 4. 1451 Titularbischof von Nicopolis und Weihbischof in Würzburg; von ihm sind zahlreiche Kirchen- und Altarweihen bezeugt; überliefert ist sein Siegel; 1466 assi­ stierte er bei der Konsekration von Bischof R. v. (—>) Scherenberg; + 25. 12. 1478; □ Würz­ burg, Franziskanerkirche. Literatur: N. Reininger 82-87. Egon Johannes Greipl

Isenberg - Isenburg

Isenberg (Eisenberg), Johann (von) (OFM) (t 1484)

1466 1466-1484

Ep. tit. Thermopylensis Weihbischof in Speyer

Franziskanerminorit und Generalkustos für die Rheinprovinz; 12. 11. 1466 Titularbischof von Thermopylen; durch Bischof M. v. (—>) Rammung zum Weihbischof im Bistum Speyer bestellt; 12. 4. 1467 in Rom, S. Maria dell’Anima, konsekriert; weihte 1476 die neue Marienkapelle im Speyerer Dom; t 6. 9. 1484. Literatur: F. X. Remling II, 145, 179f., 184, 830. - E Haffner 703. Hans Ammerich

Isenburg, Johann von (1507/08-1556)

1547-1556

Kurfürst-Erzbischof von Trier

Johann von Isenburg wurde 1507/08 als zwei­ ter von vier Söhnen des Gerlach III. von (Nie­ der-) Isenburg-Grenzau aus einem alten edel­ freien Geschlecht bei Neuwied und der Grä­ fin Anastasia von Moers und Saarwerden ge­ boren. Die verzweigte Familie I. war im Trierer Domkapitel seit ca. 1350 mit fünf Trä­ gern des Vornamens Robin und Salentin ver­ treten. Gleichzeitig mit I. gehörten dem Dom­ kapitel sein Bruder Gerlach, zugleich Dekan von St. Gereon in Köln, und sein Vetter Wil­ helm an. Der Neffe Salentin v. (—>) Isenburg war 1567-77 Erzbischof von Köln. I. war bereits 1515 Domizellar des Trierer Domkapitels. Auf Wunsch von Erzbischof J. v. (—>) Metzenhausen wurde er 1532 Kapitular. Er war zugleich Scholaster des Kölner und Thesaurar des Straßburger Domkapitels. Ab 1534 war er zudem Trierer Archidiakon von St. Agatha von Longuyon. Über seinen Bildungsgang wissen wir nichts. Im Informa­ tivprozeß sprach man ihm „litterarum peritia“ zu, andere Quellen nennen ihn „mediocriter eruditus“. Die verständlicherweise par­ teiliche Tradition der Abtei St. Maximin bei Trier warf ihm krankhaften Ehrgeiz vor, mit dem er aber nicht nur - trotz königlicher Für­ sprache - bei der Wahl zum Trierer Erzbi­ schof gegen J. L. v. (—►) Hagen unterlag, son­ dern auch bei den Wahlen des Trierer Dom­ propstes und des Domdekans 1540. So ließ er

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sich 1541 zum Koadjutor des Abts Johann von Zell von St. Maximin wählen, dessen Kommendatar-Nachfolger er, bereits Erzbi­ schof, am 19. 7. 1548 wurde.

Im Oktober 1540 sandte ihn der Bischof von Straßburg in den Präsidialrat des Wormser Religionskolloquiums. Danach wurde er zu einem maßgeblichen Gestalter trierischer Po­ litik. Er vertrat seinen Vorgänger u. a. im Frühjahr 1543 auf dem suspendierten Konzil von Trient und im März 1545 auf dem Reichs­ tag von Worms. Schließlich engagierte er sich im Herbst 1546 als Gesandter des Kölner Domkapitels an den Kaiser in dessen Kampf gegen H. zu (—>) Wied. Am 20. 4. 1547 wählte ihn das Domkapitel einstimmig zum Erzbischof von Trier. Karl V. verlieh ihm die Regalien am 5. 12. 1547. Die Bischofsweihe hat I. trotz einer Aufforderung Pauls III. bei der Bestätigung und Übersen­ dung des Palliums am 1. 7. 1547 nicht erhal­ ten. In Rom zumindest war man jedoch der bis heute nicht gesicherten Meinung, I. habe die Priesterweihe empfangen. Spekulationen, ob er aus Rücksicht auf den Bestand der Fa­ milie wie sein Neffe Salentin in Köln zur Re­ signation bereit war, sind müßig. Dennoch stellte er sich mit Engagement und tadelsfrei­ em Lebenswandel den Problemen seines Bis­ tums. Die Diözesansynode von 1548, deren Urteil er sich unterwarf, stellte ihm auch für seine frühere Tätigkeit ein gutes Zeugnis aus.

In den ersten Jahren richtete I. seine Politik ganz auf den Kaiser aus: Zunächst erteilte er dem vom Vorgänger zum Konzil gesandten Ambrosius Pelargus eine Vollmacht für die nach Bologna verlegten Sitzungen, rief ihn aber im August 1547 ab, um ihn als Berater auf dem Reichstag von Augsburg zu verwen­ den, an dem er selbst teilnahm. Die kaiserliche „Formula reformationis“ die­ ses Reichstags und das Interim vom Juni 1548 fanden nicht nur I.s volle Zustimmung, son­ dern sie wurden für die nächsten zwei Jahre zu seinem reform- und kirchenpolitischen Programm. Am 30. 10. 1548 promulgierte er die kaiserliche Formula, gab ihr damit Geset­ zeskraft und erließ zugleich ein Mandat ge­ gen die Konkubinarier. Zur Durchführung der Klerusreform berief er für den 25. 11. 1548 eine Diözesansynode in die Liebfrauenkirche in Trier. Die zehntägigen Verhandlungen, die

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Isenburg

mit einem Skrutinium begannen, dem sich alle unterwarfen, und die zu neun Reformde­ kreten führten, standen unter der geistigen Führung des Pelargus, erwähnten aber bemer­ kenswerterweise das Konzil mit keinem Wort. Darin eine Ablehnung zu sehen, ginge sicher zu weit, hatte Pelargus doch noch im September gegenüber Paul III. seine Hoffnung auf das Konzil ausgedrückt und zugleich sei­ nen hohen Erwartungen an die kaiserlichen Reformdekrete Ausdruck gegeben. Ls dominierende Position wird auch darin deutlich, daß er vom 7. bis 13. 5. 1549 das er­ ste Provinzialkonzil seit 1423 zusammen­ brachte. Es beschäftigte sich mit der gleichen Materie. Bischof T. d’ (—►) Hocedy von Toul war dort persönlich anwesend, der Admini­ strator von Metz und der Bischof von Verdun durch Legaten vertreten. Während sich die Diözesansynode mehr mit Fragen der Kir­ chendisziplin beschäftigte, wandte sich die Provinzialsynode auch der Lehre und Ver­ kündigung zu. Die Beschlüsse beider Syn­ oden wurden gedruckt und galten bis zur Agende des Erzbischofs J. H. v. (-* Bd. 16481803) Orsbeck als Charta trierischer Reform. Frucht beider Synoden war auch ein Kate­ chismus mit den katholischen Grundwahr­ heiten, der 1549 in Köln gedruckt wurde. 1552 erteilte I. in Trier erstmals die Druckli­ zenz für trierische Breviere und Meßbücher.

Wie bei den Mainzer Nachbarn sollte eine Vi­ sitation die Durchführung der kaiserlichen Formula sichern. Im Trierischen ist sie jedoch sicher nur in den rechtsrheinischen bereits protestantisierten Dekanaten Haiger, Kirch­ berg und Marfels, im Archipresbyterat Wetz­ lar und in einigen der dortigen Stifte nachzu­ weisen. Aufgrund der, allerdings hinhalten­ den, Kooperation der nassauischen Linien, des Engagements Ls und des späteren Weih­ bischofs G. (—►) Virneburg zog sich das trieri­ sche Experiment mit der formellen Neuauf­ richtung dieser bereits zusammengebroche­ nen Strukturen bis Mitte 1552 hin, scheiterte aber, wie auch anderswo, am Mangel an ge­ eigneten Priestern und an der ablehnenden Haltung der protestantischen Pfarrerschaft. Beim Reichstag zu Augsburg 1550/51 drängte I. zwar den Kaiser zur Durchführung des Inte­ rims, schloß jedoch Gewaltanwendung aus. Er konnte sich damit bei der Antwort der Stände an den Kaiser am 19. 8. 1550 durch­ setzen. Bezüglich des Vorgehens gegen das re­ bellische Magdeburg plädierte er im Oktober für eine entschiedene Haltung, mahnte aber zur Rücksichtnahme auf ausländische Inter­ essenten, wohl Frankreich. Obwohl der

Reichstagsabschied vom 14. 2. 1551 einem Verzicht auf das Interim gleichkam, gab I. noch am 16. 5. 1551 Virneburg einen neuen Auftrag. Offensichtlich vertraute er weiterhin auf die herkömmlichen Heilmittel, zeigte er sich doch auch bei Annäherungsversuchen der Jesuiten in Augsburg und Trient recht zö­ gerlich. Gleichwohl orientierte er sich, dem Abschied und dem Drängen des Kaisers ent­ sprechend, wieder am Konzil. Mit dem Hin­ weis auf gesundheitliche Probleme verschob er zunächst eine persönliche Teilnahme und ließ sich durch den schon an der Provinzial­ synode beteiligten Bischof von Verdun, N. (—>) Psaume, vertreten. Schließlich traf er dennoch am 29. 8. 1551 zusammen mit dem Mainzer Erzbischof in Trient ein. Dort spiel­ ten seine Theologen Pelargus und J. (—►) Del­ phius eine achtbare Rolle. I. selbst galt als we­ nig eloquent. Er war bei einer Reihe von Ge­ neralkongregationen wegen Krankheit abwe­ send und meldete sich nur am 6. 10. zur Frage der Eucharistie zu Wort. Bereits am 4. 12. dachten beide Kurfürsten an Abreise. Der Torgauer Fürstenbund hatte am 3./5. 10. die Bistümer Metz, Toul und Verdun, allesamt trierische Suffraganate, dem französischen König angeboten und bedrohte damit die Exi­ stenz der Kirchenprovinz und die Sicherheit des Erzstifts. Die „drei Bistümer“ wurden im Vertrag von Chambord im Januar 1552 wirk­ lich abgetreten. Trotz kaiserlicher und päpst­ licher Mahnungen verließ I. das Konzil am 16. 2. 1552.

Für ihn war im April 1552 auf dem Oberwe­ seler Kurfürstentag und im Mai auf dem Wormser Fürstentag die Sorge vor einer fran­ zösischen Invasion größer als die Bemühung um Frieden des Reiches. Er zeigte sich sogar bereit, persönlich einer Einladung König Heinrichs II. nach Speyer nachzukommen. Freilich stand auch seine Loyalität zum Kai­ ser nicht in Frage, und die Gesandtschaft, die er zusammen mit den rheinischen Nachbarn am 13. 5. 1552 zu Heinrich sandte, übermit­ telte u. a. die für Trier wichtige Erklärung, man sei nicht gesonnen, das angebotene Schutzverhältnis anzunehmen. Überraschend wurde dann aber die Gefahr durch die nieder­ ländische Regierung größer, da diese Trier un­ ter Berufung auf altluxemburgische Schirm­ verträge in ihr Verteidigungssystem gegen Frankreich einzubinden gedachte. Diese für Trier tragische Situation wiederholte sich in den nächsten 200 Jahren noch mehrfach. Ls Initiative ist es zu verdanken, daß auf den Passauer Verhandlungen im Juni/Juli 1552 der Friede zwischen den kriegführenden Par­ teien und den Ständen durch die Garantie

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der Reichstagsabschiede seit 1530 gesichert wurde („Passauer Vertrag“)- Dem Frieden sei­ nes Erzstifts konnte er freilich damit wenig dienen, denn dies fiel in die Hände Albrecht Alcibiades ’ von Brandenburg-Kulmbach. Möglicherweise fühlte dieser sich durch die verweigerte Übergabe der Festung Ehrenbreit­ stein herausgefordert. Obwohl die Stadt Trier niederländische Truppen abgelehnt und sich für neutral erklärt hatte, wurde sie im Sep­ tember 1552 von Albrechts Truppen ausge­ plündert. Nach dessen Abzug blieb Trier von kaiserlichen Truppen besetzt. Beides hinter­ ließ ein Trauma, das noch im 17. Jh. weitge­ hend die Politik des Erzbischofs Ph. Ch. v. (-4 Bd. 1648-1803) Sötern bestimmte. Da der Markgraf trotz der Einigung mit dem Kaiser eine Gefahr blieb, schloß I. mit Kurmainz, Kurpfalz, Bayern, Jülich und Württemberg am 29. 3. 1553 ein Defensivbündnis. Über Ls Landespolitik ist wenig bekannt. Er­ staunlich ist, daß das Domkapitel erst 15 Mo­ nate nach der Wahl das Erzstift huldigen ließ. Von größeren Differenzen mit dem Domkapi­ tel ist jedoch nichts bekannt. Mit dem Stände­ tag am 28./29. 11. 1548, der die Aufteilung der vom Regensburger Reichstag beschlosse­ nen Quote für die Reichskasse beschließen sollte, begannen Immediatsbestrebungen der Ritterschaft, die bis zu deren Sieg 1729 an­ dauerten. Ein Grenzvertrag vom 10. 3. 1548 bereinigte alte Streitigkeiten mit Luxemburg. Albrecht Alcibiades’ Brandschatzung zwang I. 1553 zur Verpfändung mehrerer Ämter, die damit in die Gefahr der Reformation durch die nach 1555 konfessionell eindeutigen Pfandherren kamen. Kirchliche Reformaktivitäten beschränkten sich unseres Wissens nach 1550 lediglich auf einen Vis Rations auftrag an den Trierer Kar­ täuserprior Christoph Ryneck für die Klöster seines Ordens und auf die Reform der Pfarrei Boppard. Gegen Ende 1553 erkrankte I. und verlor das Sprachvermögen. Er zog sich aus der Öffent­ lichkeit zurück, führte die Regierungsgeschäf­ te jedoch weiter. Während er sich nun theolo­ gischen Studien zuwandte und die von kai­ serlichen Truppen besetzte Bischofsstadt mied, geriet die Politik zunehmend in die Hände seiner Räte und des Domdekans J. v. d. (—►) Leyen, seines Nachfolgers. Ab dem 1. 7. 1555 verhandelte das Domkapitel mit ihm zwecks Ernennung eines Koadjutors. Am 22. 10. ernannte I. von der Leyen, behielt sich aber den Eintritt in seine Kommendatar-Abtei St. Maximin vor. Die kirchengeschichtliche Wende unter I. läßt sich an der ihm und seinem Nachfolger ab­

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verlangten Wahlkapitulation beobachten: Verlangte das Domkapitel noch 1547 das Zu­ stimmungsrecht zu römischen Reformplänen, so fixierte es 1556, daß es im Falle des Reli­ gionswechsels des Erzbischofs mit Hilfe der Landstände die katholische Konfession wi­ derspruchslos sichern konnte. I. starb am 18. 2. 1556 auf Burg Montabaur im Westerwald. Er erhielt sein Grab in der Stiftskirche St. Flo­ rin in Koblenz. Das von seinem Nachfolger er­ richtete Grabmal wurde 1807 zerstört. Quellen: LHAK, Abt. 1 A, C und D. - Ch. BrowerJ. Masen 374-384. - J. N. v. Hontheim II, 706-765. Ders., Prodromus Historia Trevirensis, Pars poste­ rior (Augustae Vindelicorum 1757) 103 7f. - J. J. Blattau II, 102-246. - E. Zenz VII, 61-66. Literatur: J. Leonardy 655-667. - St. Ehses, Zur Ge­ schichte der Kirche Deutschlands im 16. Jahrhun­ dert, in: PB 13 (1901) 30-32. - G. Kentenich 357361. - C. Stenz 59. - H. Ries. - A. M. Keil, Ambrosi­ us Pelargus OP, in: AMRhKG 8 (1956) 181-223. - S. M. zu Dohna 145f. - B. Caspar 67-89. - F. Pauly III, 20-22. - R. Holbach 512-516. - A. P.. Luttenberger. Wolfgang Seibrich

Isenburg, Salentin Graf von (um 1532-1610) 156 7-1577 1574-1577

Kurfürst-Erzbischof von Köln Administrator des Bistums Paderborn

Salentin Graf von Isenburg-Grenzau verkör­ pert den Typus des vortridentinischen adeli­ gen Kirchenherrschers im Reich. Als Vertreter der rheinischen Adelsgeschlechter, die zäh ihren Anspruch auf die Kölner Kirche vertei­ digten, leistete er ohne Priester- und Bischofs­ weihe, aber unerschütterlich in seiner alt­ kirchlich-katholischen Haltung, politisch und kirchlich Beachtliches. Er kam den Forderun­ gen der Reform in vielem nach, nahm aber die eigene Person davon aus. Er wurde um 1532 als zweiter von drei Söh­ nen des Grafen Heinrich von Isenburg-Grenz­ au und der Margaretha Gräfin von Wertheim geboren. Seine Familie war nahezu die einzi­ ge unter den Wetterauer Grafenhäusern, die sich der Reformation verschloß und katho­ lisch blieb; die Erziehung oblag teilweise sei­ nem Onkel J. v. (—►) Isenburg, Erzbischof von Trier. I. wurde zusammen mit seinem älteren Bruder Johann für die geistliche Laufbahn be­ stimmt. 1547 immatrikulierten sich beide an der Kölner Universität; I. scheint das Stu­ dium mit Erfolg betrieben zu haben, wofür seine guten Kenntnisse der Rechte und der la­ teinischen Sprache sprechen; noch 1561 er­

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Isenburg

suchte er, allerdings vergeblich, das Kölner Kapitel um ein Stipendium für eine Studien­ reise.

I. war an den vornehmsten Kapiteln der Reichskirche bepfründet. Er war seit 1548 Domherr in Mainz und Straßburg, wo er 1565 Domschoiaster und Domkustos wurde. Seit 1552 hatte er eine Präbende am Dom in Köln; dort wurde er 1558 Kapitular, 1565 Scholaster und 1567 Subdekan. 1562-77 war er außerdem Dechant von St. Gereon in Köln. In der zweiten Hälfte der 60er Jahre wurde er mit reichspolitischen Aufgaben betraut. 1565 nahm er als kurmainzischer Vertreter an den Exequien Ferdinands I. in Prag und wenig später an der Visitation des Reichskammerge­ richtes teil. 1566 besuchte er als Kurkölner Gesandter den Reichstag in Augsburg. Nach dem Tod des jüngeren Bruders resi­ gnierte zunächst Johann 1563 seine geistli­ chen Würden, um durch Heirat und Fami­ liengründung die Dynastie zu erhalten. Als er 1565 ebenfalls kinderlos verstarb, trat I. die Erbschaft der Grafschaft Isenburg-Grenzau an. Daß auch er die geistlichen Würden able­ gen und heiraten werde, war abzusehen. Trotz dieser Aussicht, die eine Priester- und Bischofsweihe ausschloß, wählte ihn das Köl­ ner Domkapitel am 23. 12. 1567 zum Nachfol­ ger F.s v. (—►) Wied. Damit blieb die Kölner Kirche in der Verfügungsgewalt der rheini­ schen Adelsgeschlechter, und I. war ein Kan­ didat, der wegen seiner Herkunft und seiner Persönlichkeit für die protestantisch gesinn­ ten und wegen seiner bereits unter Wied be­ wiesenen altkirchlichen Zuverlässigkeit für die reformorientierten Mitglieder des Kapi­ tels einschließlich der Priesterkanoniker kon­ sensfähig war. Abgewiesen wurden die als aufdringlich empfundenen päpstlichen, kai­ serlichen und bayerischen Werbungen für den Kardinal und Augsburger Bischof O. (—►) Truchseß von Waldburg, der eine streng tridentinische Haltung einnahm.

Der Wahlausgang traf in Köln und beim Kai­ ser auf Zustimmung. In Rom war man zu­ nächst verunsichert, als der Gewählte um Be­ stätigung nachsuchte, aber die Ablegung der Professio Tridentina und die Bezahlung der Taxen mit dem Hinweis auf die Rücktrittsab­ sichten verweigerte. Pius V. verschloß sich solchen Forderungen und verlangte den Rücktritt. Gregor XIII. gewährte dagegen am 9. 12. 1573 die Bestätigung, nachdem I. durch Kaspar Gropper zur Ablegung der Professio Tridentina bewogen werden konnte. Der Papst stellte I. den Verzicht auf die bischöfli­

che Weihe frei und dispensierte ihn sowohl von den Taxen wie von der Verpflichtung der Wahlkapitulation, binnen Jahresfrist die Prie­ sterweihe zu empfangen. Damit schloß er sich der Auffassung des Kaisers, des spani­ schen Königs und Herzog Albas an, die als Fürsprecher I.s auftraten, weil sie ihn als po­ litische Stütze des Katholizismus am Nieder­ rhein ansahen und die noch nicht vorausseh­ bare Entwicklung im Falle einer Neuwahl als größte Gefahr einschätzten. Das päpstliche Vertrauen scheint noch gestiegen zu sein, denn am 21. 4. 1574 wurde I. als Kandidat der Kurie auch in Paderborn postuliert (päpstliche Bestätigung 4. 9. 1574). Am 4. 11. 1575 empfing I. in Regensburg anläßlich des Kurfürstentages zur Königswahl Rudolfs vom Kaiser die Regalien.

I. war von stattlicher Erscheinung. Sein Le­ bensstil unterschied ihn wenig von seinen weltlichen Standesgenossen. Er war ein guter Trinker und den Frauen nicht abgeneigt, be­ saß Sinn für Kunst und eine ausgesprochene Begeisterung für das Militärische. Seine Re­ gierung erzielte beträchtliche Erfolge bei der Behandlung der Dauerprobleme kurkölni­ scher Herrschaft, des Verhältnisses zu Dom­ kapitel und Ständen sowie der finanziellen Lage. Es ging darum, Mittel und Wege zu fin­ den, die ständischen Gewalten im Sinne der herrscherlichen Ziele konstruktiv an der Ge­ staltung der Landespolitik zu beteiligen. Bei

Isenburg allen vergeblichen Anläufen und Rückschlä­ gen erreichte I. hierin dank seines zähen Be­ harrens Wesentliches. So erlangte er die Zu­ stimmung des Domkapitels zu einer neuen Registraturordnung (3. 2. 1574), obwohl da­ mit die fortschrittlich nach Sachbetreffen statt nach Serienprinzip geordnete neue kur­ fürstliche Registratur vom Kapitelsarchiv un­ abhängig wurde.

Annähernd gleichzeitig bemühte sich I. um eine Kontrolle und Festschreibung der lan­ desherrlichen Einnahmen, was mit der Über­ prüfung der dem Domkapitel zustehenden Einkünfte aus den kurkölnischen Zöllen ein­ herging. Hierbei scheute er keinen Konflikt, der sich in dem nie beigelegten Streit um den Zoll in Zons 1573 und 1576 bis zur Besetzung des Zollplatzes durch kurfürstliche Truppen zuspitzte. Seine Steuerwünsche suchte er 1572-73 mit Hilfe kaiserlicher Kommissare gegen den traditionellen Widerstand von Kle­ rus und Landständen durchzusetzen, was letztlich nicht gelang, weil der Kaiser dies als originäre Aufgabe des Landesherrn betrach­ tete und sich zurückhielt. Dennoch war I. mit seiner Politik des perma­ nenten Anspruchsdruckes auf die Stände bei der Schuldenreduzierung und Ordnung der Finanzen sehr erfolgreich. Wie er dies er­ reichte, ist weitgehend unbekannt. Hilfreich waren dabei sicherlich seine akribische Kon­ trolle der Amtsrechnungen und ein neuer Landzoll an den Grenzen der Reichsstadt Köln. Der Erfolg zeigte sich am deutlichsten in der Einlösung der Pfandschaften, darunter neben Erprath, Brilon, Anröchte und Neheim als bedeutendste das Vest Recklinghausen, das 1576 von den Pfandherren, den Grafen von Schaumburg, zurückgekauft wurde und dessen rechtliche Beziehungen zum Landes­ herrn durch den salentinischen Rezeß vom 26. 8. 1577 geregelt wurden.

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nem Bestätigungsersuchen einbrachte und ihm selbst die Pflicht zur militärischen Hilfe­ leistung auferlegte. Das Pensionsverhältnis war I. als Isenburger Landesherr und nicht als Kurfürst eingegangen, womit er Vorbehalten des Domkapitels von vornherein begegnete. Entsprechend seiner Verpflichtung erschien er 1572 persönlich in vollem Harnisch mit seiner Truppe vor Mons zur Unterstützung der Belagerungstruppen.

Das kirchliche Wirken Ls zeigt zwei wesentli­ che Merkmale. Zum einen beschränkte er sich bei seinen Maßnahmen fast ausschließ­ lich auf das Gebiet des Erzstiftes und trug da­ mit den Erfahrungen Rechnung, die seine Vorgänger mit den unüberwindlichen An­ sprüchen der Herzöge von Jülich-Berg auf ein eigenes Kirchenregiment gemacht hatten. Zum anderen zeigte er sich bemüht, als zu­ verlässiger Partner in der Umsetzung der tri­ dentinischen Reform zu erscheinen. Die Be­ rufung eines Weihbischofes gelang ihm aller­ dings erst, nachdem er selbst bestätigt wor­ den war. Er setzte seinen Kandidaten, den Pfarrer von St. Alban und Theologieprofessor Th. (—>) Craschel, gegen den Einspruch des Domkapitels durch.

Die geordnete finanzielle Lage ließ auch Raum für Maßnahmen der Landeserschlie­ ßung, so die Verbesserung des Rheinschiff­ fahrtsweges und des Hellweges, und der Lan­ desbewehrung durch den Umbau der Fe­ stungsanlagen in Kaiserswerth, Bonn, Godes­ berg und Poppelsdorf. Auf I. gehen auch die Gymnasien in Paderborn und Andernach so­ wie die städtische Schule in Werl zurück.

An der Reformbedürftigkeit der kurkölni­ schen Kirche bestand zu Beginn der Amtszeit Ls in den städtischen Kölner Reformkreisen keinerlei Zweifel, wie eine nach Rom ge­ sandte anonyme Lageschilderung von 1568 zeigt, deren Inhalt auch dem Neugewählten bekannt gewesen sein dürfte. Sein kirchliches Wirken erscheint geradezu als Bemühen, die hier formulierten Reformforderungen zu er­ füllen, insbesondere soweit sie den Klerus be­ trafen. I. begann mit der ersten nachtridentinischen Visitation im Erzstift und im Vest so­ wie in den Kölner Kollegiatstiften (1568-69), die vornehmlich der Kontrolle der Amtsfüh­ rung und persönlichen Lebensweise des Kle­ rus diente sowie die konfessionelle Unter­ scheidungsfähigkeit und Abgrenzung fördern sollte. Ihr Erfolg war nicht zuletzt der persön­ lichen Autorität Ls zuzuschreiben, der seine bischöfliche Leitungskompetenz gegen die re­ gionalen Jurisdiktionsansprüche der Archidiakone durchzusetzen wußte. 1574 beauf­ tragte er auch die Archidiakone in Paderborn mit einer Visitation, zu der es wenigstens teil­ weise auch kam.

Außenpolitisch verfolgte I. das Ziel, in Zu­ sammenarbeit mit Spanien das Erzstift vor ei­ nem Ausgreifen des niederländischen Auf­ standes zu schützen. Seit 1570 bezog er eine spanische Pension, die ihm neben einer Geld­ zahlung die Hilfe Spaniens in Rom bei sei­

1574 griff I. die Aufforderung der Congregatio Germanica nach einem Priesterseminar auf, dessen Finanzierung das Domkapitel aber ab­ lehnte. Es verwies auf die Heranbildung des Priesternachwuchses in den universitären Kölner Bursen. 1576 wurde das revidierte

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Kölner Brevier veröffentlicht, das sich mit Er­ laubnis Gregors XIII. an der Liturgie der köl­ nischen Kirche ausrichtete und deren Gel­ tung für die Zukunft festschrieb.

I. sparte bei seinen Reformmaßnahmen auch das Domkapitel nicht aus. 1577 forderte er dessen Mitglieder auf, die Professio fidei Tri­ dentina abzulegen, was sich eindeutig gegen die protestantisch gesinnten Domgrafen rich­ tete. Damit hatte er aber keinen Erfolg. Mit seiner Forderung wollte er die Nachfolge bei seiner beabsichtigten Resignation in seinem Sinne sichern. Mochte das Domkapitel wäh­ rend seiner Herrschaft auch deutlich an Ein­ fluß eingebüßt haben, so gewann es als Wahl­ gremium in der Nachfolgefrage wieder seine alte Stärke und war schon wegen der Streitig­ keiten mit I. um die Einkünfte alles andere als geneigt, sich auf dessen Wünsche festle­ gen zu lassen.

I.s Ziel war seit langem, die Nachfolge des Bi­ schofs von Freising und Hildesheim, Herzog (—>) Ernsts von Bayern, auch in Köln zu si­ chern. In Abstimmung mit dessen Vater Al­ brecht V., der Kurie, Spanien und dem Kaiser suchten er und sein rühriger Kanzler Franz Burckhart dies zu erreichen. Bereits 1576 wurde das Domkapitel vergeblich um die Zu­ stimmung zu einer Koadjutorie des bayeri­ schen Herzogs ersucht. 1577 wurde Ernst Mitglied des Domkapitels und empfing die Priesterweihe. Er besaß damit beste Voraus­ setzungen für eine Nachfolge, jedoch wollte das Domkapitel in seiner Gesamtheit kein Mitglied einer starken Fürstendynastie und auf protestantischer Seite keinen bewährten Verfechter der alten Kirche auf dem Bischofs­ thron dulden. Eine Vielzahl von Verhandlun­ gen brachte letztlich nur das Ergebnis, daß das freie Wahlrecht des Kapitels von keiner Seite bestritten werden konnte. Am 5. 9. 1577 resignierte I. in Paderborn, am 13. 9. 1577 in Köln. Im Dezember 1577 heiratete er in Bonn die Gräfin Antonia Wilhelma de Ligne und von Arenberg, mit der er zwei Söhne hatte. Nach deren kinderlosem Tod erlosch die Li­ nie. I. diente dem Erzstift im Kölnischen Krieg, als er 1583 auf Ersuchen des Domkapitels eine Reihe von Ämtern im Oberstift besetzte und für einige Zeit den Oberbefehl führte. Seine freundschaftliche Verbindung zu Ernst von Bayern erhielt er stets aufrecht. 1586 ge­ währte er ihm Kredite, und 1587 unterstützte er ihn als Statthalter. 1597 und 1598 war er als Vermittler zwischen Ernst und dessen Ko­ adjutor (—> Bd. 1648-1803) Ferdinand tätig.

I. starb am 19. 3. 1610 auf der Isenburg und wurde in der Prämonstratenser-Abteikirche zu Rommersdorf bei Neuwied beigesetzt. Literatur: L. Keller, Die Gegenreformation in Westfa­ len und am Niederrhein (Stuttgart 1881, ND 1965). - M. Lossen I. - Ders, in: ADB 30 (1890) 216-224. P. Holt. - K. H. Graff, Der Kölner Kurfürst Salentin von Isenburg (Köln 1937). - A. Franzen, Die Heraus­ bildung des Konfessionsbewußtseins am Nieder­ rhein im 16. Jahrhundert, in: AHVNRh 158 (1956) 164-209. - Ders., Visitationsprotokolle. - G. v. Lojewski. - W.-D. Penning. - G. May 101-103. - H. J. Brandt-K. Hengst, Bischöfe. - Ch. Grebner. - A. Schröer, Erneuerung I. - M. Kissener. Franz Bosbach

Isenburg (Ysenburg)-Büdingen, Diether Graf von (um 1412-1482)

1460-1461/63, 1476-1482

Kurfürst-Erzbischof Mainz

von

Diether von Isenburg-Büdingen wurde um das Jahr 1412 als ältester Sohn des Diether I. v. I. zu Büdingen geboren. Dieser war seit 1409 mit Elisabeth von Solm-Braunfels ver­ mählt. Die I. waren nach der nahe Neuwied gelegenen Burg genannt und bereits im 13. Jh. in mehrere Linien geteilt. Herr der wetterauischen I. zu Büdingen wurde 1409 Diether I. Dessen Frau, deren Familie 1442 in den Reichsgrafenstand erhoben wurde, brachte als Mitgift seit 1418 Teile an der Herrschaft Falkenstein-Münzenberg in die Ehe. I. wurde am 28. 8. 1427 im Mainzer Domstift aufgeschworen. Am 22. 2. 1429 verzichtete er zugunsten seines Bruders Ludwig auf das Recht der Nachfolge in der väterlichen Herr­ schaft und erscheint dabei in der Urkunde erstmals als Mainzer Domherr. Sein Vater war zu der Zeit oberster Amtmann und Landvogt in Hessen. 1429 erhielt I. ferner eine Stifts­ pfründe in Fritzlar; dort war er 1447-57 Stiftspropst. Domherr in Trier war er 143061. Im gleichen Jahr begann er sein Studium in Köln, wurde dort 1431 ins Domstift aufge­ nommen, 1435 Domherr und 1436 Domscho­ iaster (res. wohl 1442) sowie Stiftsherr von St. Gereon. 1432 wechselte er zum Studium nach Erfurt, erwarb den akademischen Grad eines Bacc. art. und wurde 1434 zum Rektor gewählt. 1442 erhielt er als Pfründe eine Pfarrkirche im Bistum Bamberg, die Stifts­ propstei von St. Paulin in Trier (bis 1448) und die Stiftspropstei von St. Viktor in MainzWeisenau, die er jedoch erst ab 1448 inne­ hatte (bis 1459). Trotz der einträglichen Pfründe machte er bei der Stadt Frankfurt 600

Isenburg

Gulden Schulden, die 1451 seine Eltern über­ nahmen. Gleichzeitig vermachten sie ihm auf Lebenszeit ihre Anteile an Offenbach und Dreieichenhain. Kurz nach dem Ableben des am 25. 11. 1453 verstorbenen Johann Flach von Schwarzenberg ernannte ihn der Mainzer Erzbischof D. (—>) Schenk von Erbach mit

dem Recht des Kollators zum Domkustos. Spätestens am 11. 12. 1453 war I., der kurze Zeit zuvor erzbischöflicher Steuerkollektor geworden war, im Besitz der wegen ihrer ge­ ringen Pflichten begehrten Prälatur. Dennoch ließ er sich 1453 und erneut 1454 eine päpst­ liche Provision auf die Domkustodie ausstel­ len, um abzusichern, daß die Ansprüche des ebenfalls mit einer Provision bedachten Speyerer Domherrn Ulrich von Helmstadt wirkungslos blieben. 1453 erwarb I. die Main­ zer Stiftspropstei St. Johann (bis 1459). Ohne Erfolg blieb sein Bemühen, gegen die Konkur­ renz des mit Kaiser Friedrich III. verwandten (—►) Johann von Baden 1456 Erzbischof von Trier zu werden. Um die Nachfolge des am 6. 5. 1459 verstorbenen Mainzer Erzbischofs be­ warb er sich in Konkurrenz mit (—>) Adolf von Nassau. Die Wahl erfolgte am 18. 6. 1459, und zwar „per modum compromissi“, über ein durch Los ermitteltes Siebenergremium aus dem Domkapitel. Bei der Wahl entschie­ den sich vier Stimmen für I., der damit ge­ wählter Erzbischof war und als solcher vom Gesamtgremium anerkannt wurde. Schwie­ rigkeiten bereitete die päpstliche Konfirmati­

331

on. Pius II. verlangte nicht nur das persönli­ che Erscheinen Ls in Mantua, wohin er einen Fürstenkonvent einberufen hatte, sondern auch die Zusage des Mainzers, auf die Einbe­ rufung von Provinzialsynoden zu verzichten und Kurfürstentage nur noch mit päpstlicher Erlaubnis einzuberufen. Die Forderungen lie­ ßen sich nicht durchsetzen. Dennoch bestä­ tigte der Papst am 4. 1. 1460 die Wahl und ge­ währte I. das Pallium. Die fällige Konfirmati­ onstaxe wurde mit Bezug auf einen Erlaß von 1420 auf 10 000 Gulden verdoppelt und au­ ßerdem dem Erzbischof in der Bulle „Execrabilis“ vom 15. 1. 1460 untersagt, zukünftig an ein Konzil zu appellieren. Dies führte zum offenen Konflikt, der in der päpstlichen Ab­ setzung Ls am 21. 8. 1461 seinen Höhepunkt hatte. Der Papst konnte diesen Schritt wagen, weil er vom Kaiser, der im Mainzer Erzbi­ schof einen reichspolitischen Gegner aus­ schalten wollte, dazu aufgefordert worden war und weil es ihm gelungen war, das Dom­ kapitel mehrheitlich für Adolf von Nassau zu gewinnen. Diese Mehrheit hatte Adolf mit päpstlicher Erlaubnis am 8. 8. 1461 provi­ diert. Pius II. setzte ihn dann am 21. 8. 1461 an Stelle Ls ein. Die Urkunde wurde am 26. 9. 1461 im Domkapitel verlesen und angenom­ men. Trotz Ls Protest wurde Adolf am 8. 10. 1461 inthronisiert. Die Stadt Mainz entschied sich dagegen für I. Beide suchten Verbündete und opferten dafür durch Verpfändung und Verkauf große Teile des Erzstifts. Ab Dezem­ ber 1461 sprachen die Waffen. Durch den Sieg bei Seckenheim am 30. 6. 1462 schien der seit dem 23. 2. 1461 gebannte und exkom­ munizierte I. den Kampf für sich entscheiden zu können. Doch die Eroberung von Mainz am 28. 10. 1462 machte den Nassauer zum Sieger. Die Stadt wurde geplündert, stark zer­ stört und ihrer seit 1244 gehaltenen Freihei­ ten für verlustig erklärt. Die verlustreiche Stiftsfehde endete mit dem Zeilsheimer Frie­ den am 5. 10. 1463. I. dankte als Erzbischof ab und anerkannte Adolf. Dafür wurde ihm auf Lebenszeit ein aus Teilen des Erzstifts ge­ bildetes Fürstentum zugesprochen und einge­ richtet. Die Loslösung vom Bann erfolgte am 24. 10. 1463, die Aufhebung der Reichsacht am 7. 11. 1463. In einer Bulle vom 10. 1. 1464 bezeichnete ihn der Papst als Victus invictus und lobte seinen freiwilligen Rücktritt. Die mit der Errichtung eines persönlichen Für­ stentums verbundene Gefahr des endgültigen Herausbrechens aus dem Erzstift war für die Domkapitulare ein wesentlicher Grund, I. am 9. 11. 1475 als Nachfolger des verstorbenen Adolf erneut zu wählen. Damit wurde das I. eigene Fürstentum dem Erzstift wieder inte­ griert. Sixtus IV. bestätigte die Wahl am 5. 4.

332

Isenburg - Iter

1476. Der Stadt Mainz drohte zur gleichen Zeit die Gefahr, unter die Oberhoheit des Domkapitels zu gelangen. Dagegen erhob sich am 22. 7. 1476 ein Aufstand der Bürger. Der „kriegerische Diether“ (E. Ziehen), „eine der streitbarsten Gestalten, die den Mainzer Bi­ schofsstuhl je bestiegen“ (Bader), rückte von Steinheim mit Truppen heran und zwang die Stadt am 26. 7. 1476 zur Unterwerfung unter die erzbischöfliche Hoheit. Die der fortan landsässigen Stadt verordnete neue Verfas­ sung bestätigte Sixtus IV. am 26. 1. 1478. Am 13.8. des gleichen Jahres ließ sich I. die Prie­ ster- und Bischofsweihe erteilen. Der in diese Zeit fallende Umzug des Kur- und Landesfür­ sten von der erzbischöflichen Burg in Eltville in die neu errichtete Mainzer Martinsburg zeigte die veränderte politische Lage.

Laut Wahlkapitulation von 1475 war I. gehal­ ten, das Erzstift wirtschaftlich und territorial zu konsolidieren. Dazu gehörte die Errich­ tung einer Universität in Mainz. Deren Stif­ tung wurde am 24. 11. 1476 päpstlich bestä­ tigt. Die feierliche Eröffnung durch den Erzbi­ schof erfolgte 1477. Drastisch waren die Maß­ nahmen Ls gegen die vom „Pfeifer von Niklashausen“ Hans Böheim im Odenwald und Taubergrund ausgelöste radikale schwär­ merisch religiös-soziale Bewegung. Um Ver­ bündete und Hilfe gegen Unruhen im erzstif­ tischen Eichsfeld und in Erfurt zu erhalten, gab er seine Zustimmung, daß am 12. 1. 1481 (—►) Adalbert zu Sachsen zu seinem Koadju­ tor gewählt wurde. Beim Brand der Martins­ burg 1481 konnten I. und sein Gast Kurfürst Ernst von Sachsen nur mit Not ihr Leben ret­ ten. Der Erzbischof ordnete den Neubau an, mußte jedoch zumeist in Aschaffenburg resi­ dieren. Hier erkrankte er im Frühjahr 1482 an der Ruhr und starb am 6. oder 7. 5. 1482. Er wurde im Mainzer Dom beigesetzt. Das Sand­ steinepitaph des vom Chronisten Nikolaus von Siegen als „homo simplex et bonus ac parvel litteraturae“ charakterisierten I. steht noch an seiner ursprünglichen Stelle. Literatur: K. G. v. Menzel, Diether von Isenburg, Erzbischof von Mainz 1459-1463. Ein Beitrag zur Geschichte der staatlichen und kirchlichen Reform­ bestrebungen des fünfzehnten Jahrhunderts (Erlan­ gen 1868). - Ders., Urkundliche Mittheilungen zur Geschichte des Erzstiftes Mainz während der ersten Regierung Diethers von Isenburg (1459-1463) (Wei­ mar 1871). - A. Kirnberger, Diether von Isenburg, der Gründer der Mainzer Universität (Mainz 1950). - C. Walbrach, Dieter von Ysenburg-Büdingen. Ein Erzbischof und Kurfürst vor der Reformation, in: BGBl 1 (1957) 7-50. - E. Bock, in: NDB 3 (1957) 668. - F. V. Arens 110-112. - A. Erler, Die Mainzer Stiftsfehde 1459-1463 im Spiegel mittelalterlicher Rechtsgutachten (Frankfurt 1962). - D. Brosius,

Päpstlicher Einfluß auf die Besetzung von Bis­ tümern um die Mitte des 15. Jahrhunderts, in: QFIAB 55/56 (1976) 200-228. - I. H. Ringel, Zur Wahl Diethers von Isenburg-Büdingen zum Erzbi­ schof von Mainz, in: AHG NF 44 (1986) 11-40. - A. Gerlich, in: LMA 3 (1986) 1014f. - E Jürgensmeier, Mainz 159-166. -M. Hollmann 388f. Friedhelm Jürgensmeier

Iter, Lucius (t 1549)

1542-1549

Bischof von Chur

Lucius Iter stammte aus Chur. Sein Vater war dort Bürgermeister, sein älterer Bruder Donat 1505-26 Domdekan, sein Neffe C. de (—►) Ca­ paul später Generalvikar. I. war 1509 in Köln immatrikuliert und erwarb dort den Titel ei­ nes Mag. phil. 1499 wurde er Domkustos, 1537 Dompropst in Chur. Er war einer der we­ nigen Domherren, die nach dem Auftreten der Reformation in der bischöflichen Resi­ denz ausharrten und während der Abwesen­ heit von Bischof P. (—>) Ziegler die Kontinui­ tät des Bistums wahrten. Dabei kamen ihm seine verwandtschaftlichen Bindungen zu zahlreichen Bündner Notabienfamilien zu­ gute. Nach dem 1541 in Fürstenburg (Tirol) erfolg­ ten Tod Bischof Zieglers versammelten sich in Chur acht oder neun Domherren zur Wahl eines Nachfolgers. Der Gotteshausbund zwang diesen die Annahme einer Wahlkapi­ tulation, der sog. „6 Artikel“ vom 3. 10. 1541, auf, die die Hinnahme des Status quo in Kon­ fessionsangelegenheiten und sämtlicher vom Gotteshausbund vorgenommenen Änderun­ gen bischöflicher Herrschaftsrechte verlangte. Dem künftigen Bischof wurden Kauf und Ver­ kauf von Herrschaftsrechten und Vermögen ohne Zustimmung des Gotteshausbundes und des Domkapitels untersagt. Bischöfliche Ämter durften nur an Angehörige des Gottes­ hausbundes verliehen werden. Am 5. 10. fiel die Wahl auf I. Ihm blieb nichts anderes üb­ rig, als die „6 Artikel“ anzunehmen, um nicht den Bestand des Bistums zu gefährden. Damit erkannte er eine Mitregentschaft des Gottes­ hausbundes an. Als Gegenleistung huldigte dieser ihm. Am 26. 4. 1542 erhielt I. die päpstliche Bestätigung und am 3. 2. 1542 die Regalien. Die Bischofsweihe ließ er sich am 4. 1. 1545 in Meersburg durch den Konstanzer Bischof J. v. (—>) Weeze spenden. 1546 verlieh der König von Frankreich ihm die Abtei Notre Dame du Val in der Picardie als Kommen­ de. Im selben Jahr ernannte Papst Paul III. ihn zum Nuntius con potestate Legati a latere für Graubünden und die Eidgenossenschaft mit

Iter - Iwen

dem Privileg der freien Verleihung von Prä­ benden und Dignitäten, z. T. auch von sol­ chen, die ausdrücklich dem Hl. Stuhl Vorbe­ halten waren. Den erneuten Versuch der Stadt Chur, die Ge­ richtsbarkeit auf dem Hofbezirk an sich zu bringen, konnte I. abwehren. Dabei nützte er die Rivalität der Gemeinden des Gotteshaus­ bundes mit der Stadt. 1543 anerkannte Chur die niedere und höhere Gerichtsbarkeit des Bischofs auf dem Hofbezirk. Zusammen mit dem Abt von Disentis beschwor I. 1544 die Erneuerung des Bundesbriefes von 1524 und wurde dabei, mindestens nominell, als Haupt des Gotteshausbundes anerkannt. Zur prote­ stantischen Bevölkerung der Stadt Chur pflegte I. gute Beziehungen. Er war sogar als Pate bei Taufen zugegen. Er förderte den Hu­ manisten und Luthergegner Simon Lemnius, der damals in Chur unterrichtete. In der Ka­ thedrale ließ er die St. Laurentius-Kapelle er­ bauen. Die bischöfliche Residenz wurde er­ neuert, die Finanzen des Bistums wurden neu geordnet und die Einkünfte verbessert. Der persönlich untadelige, allgemein beliebte und mildtätige Bischof starb am 4. 12. 1549 in Chur. Er wurde in der Kathedrale beigesetzt. Durch Annahme der 6 Artikel und durch sei­ ne guten Beziehungen zu den Häuptern des Gotteshausbundes war es I. gelungen, das Bis­ tum in Graubünden zu erhalten. Eine kirchli­ che Reform konnte er allerdings nicht durch­ führen. Durch sein Nachgeben hatte er im­ merhin die Befriedung der inneren Verhält­ nisse erreicht. Dem weiteren Vordringen der Reformation mußte er tatenlos zusehen. Literatur: J. G. Mayer II, 90-97. - O. Vasella. - W. Kundert, in: HS 1/1, 494f. - P. L. Surchat, Katholi­ sche Reform. Pierre Louis Surchat

Iwen (Iven, Yven), Henning (+ 1468) 1446-1468

Bischof von Kammin

Der aus Stolp gebürtige Henning Iwen ist seit 1441 als Domherr von Kammin und Kanzler Herzog Bogislaws IX. von Pommern belegt. Nach dem Tod Bischof Siegfrieds (15. 5. 1446) wurde er, wahrscheinlich am 21. 7. 1446, vom Kamminer Domkapitel zu dessen Nachfolger gewählt. Die Anfänge seiner Re­ gierung fallen in die Spätzeit des Basler Kon­ zils und des Konzilspapstes Felix V, dessen kirchliche Zuständigkeit die Kamminer Bi­ schöfe seit 1440 anerkannten und von dem auch I. zunächst die Wahlkonfirmation einge­ holt zu haben scheint. Die Wirkungen des

333

Schismas wurden in der Diözese insbesonde­ re im Verhältnis der Bischöfe zur mächtigen Stiftsstadt Kolberg spürbar, die Papst Eugen IV. im Jahre 1446 durch eine Reihe von Privi­ legien gegenüber der Basler Partei abgesichert hatte. I. schloß sich nach Aufgabe der kirchli­ chen Neutralität durch die Mehrheit der deut­ schen Fürsten am 4. 12. 1447 ebenfalls der rö­ mischen Obödienz an, wobei ihm Papst Niko­ laus V. ausdrücklich die Einbeziehung in das Fürstenkonkordat Eugens IV. vom 7. 2. 1447 zusicherte. Von dieser Grundlage aus war es ihm möglich, am 20. 1. 1449 einen Ausgleich mit Kolberg zu treffen, der ihm, ohne das Ver­ hältnis für die Dauer zu beruhigen, die Herr­ schaft in den Stiftslanden sicherte.

I. nahm sich, wie 1448 und 1454 durchge­ führte Diözesansynoden zeigen, mit Nach­ druck der inneren Ordnung seines Bistums an. Die Statuten von 1454 bemühen sich um die Hebung des Lebenswandels und des öf­ fentlichen Ansehens des Klerus, kritisieren die Vernachlässigung des Gottesdienstes, wenden sich gegen Streitlust und überflüssi­ ge Disputationen der Geistlichen, namentlich über Fragen der Trinität, der Inkarnation, des Altarsakraments sowie der päpstlichen Indulgenzen, beklagen die Laxheit des Ordensle­ bens, regeln verwaltungsrechtliche Probleme, fördern die Einheitlichkeit der Diözesanlitur­ gie, bereichern deren Sanktorale usw. Die li­ turgischen Interessen Ls sind vor allem an der Einführung eines eigenen Reimoffiziums zu Ehren des zweiten Bistumspatrons Faustinus abzulesen. An der Durchführung der Greifswalder Universitätsgründung war I. aktiv beteiligt. Am 21.9. 1456 publizierte er in Körlin die Erekti­ onsbulle Papst Calixts III. vom 29. 5. 1456 und gab Anordnungen zur Einrichtung der universitären Institutionen und Ämter. Am 17. 10. 1456 vollzog er gemeinsam mit Weih­ bischof A. (—>) Katschen die feierliche Inau­ guration der neuen Hochschule. Im Zusam­ menhang damit erhob er im Jahre 1457 die Greifswalder Nikolaikirche zu einem Kollegiatstift, dessen Kanonikate den Universitäts­ lehrern vorbehalten waren.

Mitte der 50er Jahre geriet I. erneut in lang­ dauernde Auseinandersetzungen mit der Stiftsstadt Kolberg, die sich gegen ihren bi­ schöflichen Landesherrn mit dem nordischen Unionskönig Christian I. verbündete, wäh­ rend die pommerschen Herzöge I. unterstütz­ ten. Erst 1467 kam ein für den Bischof insge­ samt nicht sehr günstiger Ausgleich zustan­ de. In den außenpolitischen Aktionen der Pommernherzöge gegenüber Brandenburg

Iwen - Jagow

334

(Stettiner Erbfolgekrieg) und Polen bzw. dem Deutschen Orden verhielt sich I. loyal. Er starb am 3. 8. 1468 in der Bischofsburg zu Körlin. Der pommersche Renaissancechronist Thomas Kantzow rühmte noch zu Beginn der 40er Jahre des 16. Jh.s sein menschliches Ein­ fühlungsvermögen.

der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts in der ehern. Preu­ ßischen Staatsbibliothek (Köln-Graz 1963) 29, 33f., 59-75. - R. Schmidt, Bischof Henning Iwen von Cammin (1446-1468) I, in: BSt, NF 53 (1967) 18-42 (Lit.). - Ders., in: NDB 8 (1969) 545f. - Ders., Kräfte, Personen und Motive bei der Gründung der Univer­ sitäten Rostock und Greifswald, in: Ders. (Hg.), Bei­ träge zur pommerschen und mecklenburgischen Ge­ schichte (Marburg 1981) 8ff. - Ders., in: LMA 4 (1989) 2133f. - J. Petersohn, Bischof, Konzil und Stiftsstadt. Die Bischöfe von Kammin und die Han­ sestadt Kolberg im Obedienzkampf zwischen Basel und Rom. Mit Quellenbeilagen, in: FS Meuthen 255-268.

Schriften: Statuta ... Henninghi episcopi Caminensis de a. 1454, ed. Ch. Schöttgen, Altes und Neues Pommerland, Tl. 3 (Stargard-Stettin 1721) 314-334.

Quellen: Pomerania I, 367, 383; II, 17. Literatur: H. Riemann 227ff. - H. Hoogeweg I, 318f., 401, 592. - J. Petersohn, Das Breviarium Caminense

Jürgen Petersohn

J Jagow, Matthias von (um 1480-1544)

1526-1544

Bischof von Brandenburg

Matthias von Jagow wurde um das Jahr 1480 als Sohn eines kurfürstlichen Rates geboren. Er studierte in Leipzig, Frankfurt/O. und Bo­ logna (1516 Dr. utr. iur.). Als Ratgeber Kur­ fürst Joachims I. von Brandenburg erhielt er neben anderen Pfründen die Anwartschaft auf die Havelberger Dompropstei. Von Joa­ chim als Bischof von Brandenburg präsentiert und anschließend durch das Domkapitel po­ stuliert, providierte ihn am 8. 12. 1527 in päpstlichem Auftrag Kardinal (—>) Albrecht von Brandenburg. Die päpstliche Bestätigung des lediglich zum Subdiakon Geweihten wur­ de erst 1532 unter der Bedingung ausgespro­ chen, daß er die Weihen nachhole. Diese Be­ dingung erfüllte J. nicht. J. verpflichtete sich vor der Besitznahme des Bistums 1528 eidlich, die hl. Messe ordent­ lich zu feiern, die Gebräuche der Kirche zu achten und mit Hilfe des bei der alten Kirche verbliebenen Kurfürsten die Ketzer zu be­ kämpfen („hereses purgare“). Nach dem Tode Joachims I. folgte er jedoch der kirchlichen Linie von dessen Nachfolger Joachim II., dem er am Allerheiligentag 1539 das Abendmahl in einer öffentlichen Meßfeier in lutherischer Weise reichte. Einen vollständigen Bruch mit

der alten Kirche vermieden Kurfürst und Bi­ schof, dessen Kapitel mehrheitlich katholisch blieb, freilich trotz der nun faktisch eingelei­ teten Reformation. Auch die 1540 eingeführte kurfürstliche Kirchenordnung, der J. aus­ drücklich zustimmte, enthielt bei aller Beto­ nung des landesherrlichen Kirchenregiments noch altkirchliche Züge. Die seitdem folgen­ den Visitationen, die Auflösung bzw. Um­ wandlung der Klöster und die Einziehung von kirchlichem Vermögen betrafen noch nicht das bischöfliche und das Kapitelsver­ mögen. Vermutlich auf Betreiben des Landadels, der eine treibende Kraft der märkischen Reforma­ tion bildete, wurde der eher schwache J. 1541 als bereits 60jähriger zur Heirat veranlaßt. Die Braut stammte wie er aus märkischem Adel. Diese Ehe blieb kinderlos, während aus einer früheren Verbindung J.s zwei Kinder hervor­ gegangen waren. Im Frühjahr 1544 verstarb der letzte katholische Bischof von Branden­ burg. Sein Grab ist nicht erhalten. Literatur: G. Kawerau, Bischof Matthias von Jagow und die Ordination evangelischer Geistlicher, in: JBrKG 13 (1915) 56-62. - G. Abb-G. Wentz 56-58. W. Delius, Religionspolitik und kirchliche Aus­ gleichsbemühungen des Kurfürsten Joachim II. von Brandenburg, in: JBBKG 52 (1979) 25-87. - G. Hein­ rich, Neue Kirchenordnung und stille Reformation.

Jagow - Jakob Die Residenz Berlin-Cölln, der Landesfürst und die „Luthersache“, in: WJ, NF 1 (1990/91) 49-78. Felix Escher

Jakob, Markgraf von Baden (1471-1511) 1500-1503

1503-1511

Koadjutor des Erzbischofs von Trier Kurfürst-Erzbischof von Trier

Jakob von Baden wurde am 6. 6. 1471 als er­ stes von 15 Kindern des Markgrafen Chri­ stoph von Baden (1453-1527) und der Gräfin Ottilie von Katzenelnbogen (um 1451-1517) geboren. Er wurde Kleriker des Bistums Speyer. Die geistlichen Verwandten, der Bru­ der des Vaters (—►) Friedrich, 1496-1517 Bi­ schof von Utrecht, und der des Großvaters, Erzbischof (—►) Johann, bahnten ihm den Weg ins Trierer Kapitel, wo er 1491 Domizellar wurde. Studien in Rom und Bologna mit den Brüdern Bernhard und Ernst 1490-93 brach­ ten ihm einen hervorragenden Ruf ein, so daß ihn sein Lehrer, der Humanist Beroald, über seine gebildeten Familienangehörigen stellte. Ergebnisse des Romaufenthaltes, wo er vor­ übergehend als königlicher Gesandter wirkte, bildeten eine hohe päpstliche Wertschätzung und ein Werk über Epigraphik und Numisma­ tik. Seitdem war er zumindest des Lateini­ schen, Spanischen, Französischen und Vene­ zianischen mächtig. 1497/98 erwarb er Domkanonikate in Mainz und Augsburg, wohl schon seit ca. 1490 (erwähnt erst 1499/1500) war er Domherr in Salzburg, Pfarrer von See­ kirchen im Erzstift Salzburg und Propst des Stifts St. Paulin in Trier. Seit 1496 war er zu­ dem kaiserlicher Kammerrichter. Seinem Bruder Karl verschaffte er 1507 die Pfarrei Feldkirchen bei Neuwied.

In einer Phase enger Abhängigkeit vom Dom­ kapitel - 1498 hatte er den Domdechanten und zwei Kapläne zu seinen Räten gemacht und das Kapitel an der Finanzverwaltung be­ teiligt - bestimmte Erzbischof Johann J. zu seinem Koadjutor, obwohl er noch kein Kano­ nikat besaß (erst am 13. 12. 1500). Die am 15. 12. 1499 beginnenden Verhandlungen mit dem Domkapitel (dessen Zustimmung am 27. 12.) und J.s Ernennung vom 16. 1. 1500 stie­ ßen auf den unnachgiebigen Widerstand ei­ ner Kapitelspartei, die durch Kurfürst Philipp von der Pfalz verstärkt wurde. Desungeachtet erhielt J. am 11. 9. 1500 die päpstliche Bestä­ tigung und die Befähigung zum Erhalt der Weihen. Am 17. 5. 1501 folgte das Pallium. Damit übernahm er wohl die Amtsgeschäfte für den zunehmend kranken Großonkel. Die

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Gegner, die sich sogar des von Johann erober­ ten Boppard bemächtigten, blieben trotz des über sie und die Stadt Trier verhängten Inter­ dikts und mehrerer päpstlicher Initiativen hart. Die Stände erneuerten sogar am 9. 3. 1502 die Union von 1456, nach der sie nur ei­ nen eindeutig Gewählten und Bestätigten an­ erkennen wollten. Nach dem Tode Johanns am 9. 2. 1503 versuchte die pfälzische Partei die Erhebung des Pfalzgrafen Georg, des Soh­ nes von Kurfürst Philipp, zum Erzbischof, doch vermittelten der Kurfürst und J.s Vater am 7. 3. 1503 die Einigung, die mit J.s Eid ge­ genüber dem Kapitel am 22. 4. 1505 bzw. 20. 6. 1506 vollendet wurde.

Am 9. 4. 1503 erhielt J. in Hagenau die Rega­ lien. Die am 1. 4. 1504 mit der Erlaubnis Alexanders VI. verschobene Bischofsweihe scheint er trotz gegenteiliger anderer Nach­ richten (sie sprechen vom 28. 1. 1504) nicht empfangen zu haben.

Sieht man von der persönlichen Förderung der Bruderschaftsfrömmigkeit, vor allem der Annenverehrung, ab, hat J.s geistliche Tätig­ keit im Bistum keine weiteren Spuren hinter­ lassen.

Sein Interesse am Reich unterstrich J. mit dem Besuch der Reichstage von 1505-10. Die 1507 in Konstanz beschlossene Reichskam­ mergerichtsordnung geht vornehmlich auf ihn zurück; er selbst wurde auch zum ersten Visitationskommissar bestellt. Die gute juri­ stische Bildung und seine Integrität machten ihn zum willkommenen Vermittler, so bei den Kölner Friedensverhandlungen nach dem Landshuter Krieg 1505, im Streit des Wormser Klerus mit der Stadt 1507 und im Streit der Kölner Bürgerschaft mit dem Rat 1511. Am 11. 11. 1503 schloß er mit den übri­ gen rheinischen Kurfürsten einen Zollverein, der immer wieder erneuert wurde. Die häufige Abwesenheit J.s vom Erzstift machte die Einsetzung eines „vicarius gubernans“ nötig (Abt Thomas Huisden von St. Maximin). Dennoch war J.s Landesfinanzpo­ litik von einigem Erfolg, konnte er doch meh­ rere von seinen Vorgängern verpfändete Äm­ ter wieder einlösen. Den Weg dazu ebnete u. a. der stark geförderte Bergbau, dem er 1510 die erste Bergordnung widmete. Die fortdau­ ernden Streitigkeiten mit dem nach Immedietät strebenden Trier, die sich unter J. auf die geistliche Gerichtsbarkeit konzentrierten, konnte auch er nicht beenden. Es charakteri­ siert ihn jedoch, daß er für diese sehr schwie­ rigen Verhandlungen gerade die Mitglieder seiner anfänglichen Gegenpartei einsetzte. J.

336

Jakob - Jerin

starb während der Kölner Schlichtungsver­ handlungen am 27. 4. 1511. Er wurde in der Stiftskirche St. Florin in Koblenz beigesetzt. Vor der Profanierung der Kirche im Jahre 1808 überführte der Großherzog von Baden Denkmal und Gebeine in die Familiengruft in Baden-Baden. Quellen: LHAK, Abt. 1 A, 1 C, 1 D. - StBTr Hs 2147/ 748. - Ch. Brower-J. Masen 316-326. - J. N. v. Hontheim II, 564-584. - E. Zenz VI, 42. Literatur: Ch. v. Stramberg 1/4, 178-189. - J. Leo­ nardy 593-595. - M. Holtz, Das Nachspiel der Bop­ parder Fehde, in: Jahresbericht des Realgymnasi­ ums zu Stralsund Ostern 1893 (Stralsund 1893) 720. - B. J. Endres, Badische Denkmale zur Trierischen Geschichte, in: PB 13 (1901) 73-75. - Ch. La­ ger. - W. Kisky 116. - C. Stenz 51. - S. M. zu Dohna 96. - B. Caspar 42f. - F. Pauly II, 134. - F. J. Heyen, Das Stift St. Paulin vor Trier (Berlin-New York 1972) 605f. - B. Gondorf 211. - M. Persch, in: Bautz II, 1455f. Wolfgang Seibrich

Jerin, Andreas (1578 böhmischer, Reichsadel) von (1541-1596) 1585-1596

1583

Bischof von Breslau

Andreas Jerin wurde im Jahre 1541 zu Ried­ lingen an der Donau als Sohn des Ludwig J. und der Katharina Dieterlin geboren. Eine Schwester, Magdalena, heiratete Georg Maller und hatte eine zahlreiche Nachkommen­ schaft. Ihre Söhne wurden 1578 mit J. vom Kaiser geadelt und nannten sich seitdem ebenfalls Jerin. J. besuchte zunächst die La­ teinschule seiner Heimatstadt und seit 1559 das Jesuitengymnasium in Dillingen (1563 Bacc.), wo ihm Bischof O. (—>) Truchseß v. Waldburg seine Neffen, darunter wahrschein­ lich auch G. (—>) Truchseß v. Waldburg, den späteren Kölner Erzbischof, zur Erziehung anvertraute. Diesen begleitete J. später zum Stu­ dium nach Löwen. Daran schloß sich, wahr­ scheinlich auf Empfehlung von Truchseß, seit 1566 das Studium als Alumne des Collegium Germanicum in Rom an. Am 13. 12. 1568 in der Sakristei von St. Peter zum Priester ge­ weiht, blieb J. dem Kolleg zeitlebens eng ver­ bunden. Als Bischof von Breslau beschickte er es später mit einer Reihe von Alumnen. 1569-71 war er als Kaplan und Beichtvater der Schweizergarde tätig. Auf der Rückreise in die Heimat erwarb er 1571 in Bologna den Grad eines Dr. theol. Im gleichen Jahr wurde er Pfarrer der bischöflich-augsburgischen Re­ sidenzstadt Dillingen. Durch päpstliche Pro­ vision von 1572 wurde J. vor 1574 Mitglied des Breslauer Domkapitels, das im allgemei­

nen Nichtschlesiern verschlossen war, bis 1620 aber dennoch 25 nichtschlesische Ger­ maniker, darunter allein neun „Schwaben“, aufnahm, die z. T. Schlüsselpositionen er­ langten. J. faßte in Breslau schnell Fuß und machte sich dort als Prediger, theologischer Lehrer, zeitweise als Rektor des Priestersemi­ nars und seit seiner Berufung zum Dom­ propst 1578 an der Seite von M. v. (—>) Gerst­ mann auch um die Verwaltung des Bis­ tumslandes verdient. Zu den Nuntien am Kai­ serhof unterhielt er engen Kontakt.

Im Breslauer Domkapitel regte sich zwar seit 1584 Widerspruch gegen die durch päpstli­ che Provision ins Kapitel gekommenen „Schwaben“. Dennoch fiel die Wahl nach dem Tode Gerstmanns durch Betreiben des Nuntius Germanico Malaspina auf kaiserli­ che Weisung am 1. 7. 1585 auf J. als einen Vertreter streng römischer Optionen. Seine Bestellung zum Oberlandeshauptmann stand schon vor seiner Wahl fest. Die päpstliche Be­ stätigung folgte am 31. 8. 1585, die Konsekra­ tion am 3. 2. 1586. J. spielte seine Kontakte zur römischen Kurie sogleich gegen das Kapi­ tel aus, indem er die Wahlkapitulation, in der das Kapitel u. a. erhebliche Finanzforderun­ gen gestellt hatte, zur Überprüfung nach Rom sandte. J.s Wirksamkeit vollzog sich auf politischem wie auf innerkirchlichem Gebiet. Kaiser Ru­ dolf II. beauftragte ihn seit 1587 mit insge­ samt fünf polnischen Gesandtschaften, so 1587 zur Königswahl, wo er sich für Erzher­ zog Maximilian verwandte. Dieser erhielt auch einen Teil der Stimmen, konnte sich aber letztlich gegen den ebenfalls gewählten Sigismund I. nicht durchsetzen. Weitere Ge­ sandtschaften galten Heiratsverhandlungen sowie Bemühungen um Türkenhilfe. Neben der Heiratspolitik führte während der Amts­ zeit J.s das gemeinsame Interesse an der Ge­ genreformation sowie an der Türkenabwehr zu einem habsburgisch-polnischen Interes­ senausgleich.

Trotz seiner diplomatischen Beanspruchung setzte J. auch auf dem Gebiet der tridentischen Reform deutliche Akzente. Durch seine klaren Optionen leitete er das Ende des jahr­ zehntelangen Nebeneinanders von Luthertum und alter Kirche mit seinen fließenden Über­ gängen ein. Zu Beginn seiner Amtstätigkeit waren nur noch die Städte Oppeln und Rati­ bor, ferner die Territorien des Bischofs und des Domkapitels sowie eine Reihe von Stiften und Klöstern katholisch. Unter J. gelang es dagegen, einige Kirchen für den katholischen Gottesdienst zurückzugewinnen. 1590 ließ J.

Jerin - Johann

eine Visitation durchführen, und 1592 veran­ staltete er eine Diözesansynode, auf der Fra­ gen der Seelsorge und der Priesterausbildung behandelt wurden. J. führte das römische Bre­ vier ein. Seine nach Rom eingesandten Syn­ odalstatuten fanden dort hohes Lob. 1590 gründete er in Neisse ein Konvikt für adelige Schüler mit 24 Plätzen zur Heranbildung ka­ tholischer Beamter. Zahlreiche Kirchen be­ schenkte er mit kostbaren Ausstattungsstükken, darunter den Dom mit einem wertvollen Silberaltar. Einen Schatten auf J.s Amtsführung wirft die Bevorzugung seiner schwäbischen Landsleu­ te und Familienangehörigen. 1596 zählte nicht nur das Domkapitel fünf schwäbische Kanoniker, die als Germaniker durch päpstli­ che Provision nach Breslau gekommen wa­ ren, sondern auch in wichtigen Stellen der bi­ schöflichen Landesverwaltung saßen Schwa­ ben. Sie gewannen unter der Führung des P. (—>) Albert maßgebenden Einfluß auf J. und veranlaßten 1595 infolge von Auseinander­ setzungen um die Einführung von Jesuiten sogar die Verhaftung von vier schlesischen Domherren. Die seit 1581 in Breslau tätigen Jesuiten mußten die Stadt danach wieder ver­ lassen.

J. starb am 5. 11. 1586 in seiner Residenz zu Neisse. Er wurde vor dem von ihm gestifteten Altar im Dom zu Breslau beigesetzt. Quellen: DAB IA 2 f. (Regesten u. Abschriften). Literatur: A. Nägele, Andreas von Jerin, Fürstbi­ schof von Breslau, in: Kath. 91/1 (1911) 23-45, 110129, 280-294, 358-385. - Ders., Documenta Jeriniana, in: ASKG 1 (1936) 98-156. - G. Zimmermann 312-314. - J. Köhler. - Ders., Das Testament des Breslauer Bischofs Andreas von Jerin, in: G. Adrianyi-J. Gottschalk (Hg.), Beiträge zur ostdeutschen und osteuropäischen Kirchengeschichte. FS Bern­ hard Stasiewski (Köln-Wien 1975) 107-119. - F. Machilek (Lit.). Jan Kopiec

Johann Albert Wasa (1612-1634)

1621-1633 1633 1633-1634

Bischof von Ermland Kardinal Bischof von Krakau

Der dritte Sohn des polnischen Königs Sigis­ mund III. und der österreichischen Erzherzo­ gin Konstantia wurde 1621, kaum neunjährig, zum Bischof von Ermland nominiert. Das ermländische Domkapitel protestierte bei Papst Gregor XV. wegen der Mißachtung der Bestimmungen des Petrikauer Vertrages von 1512, vollzog aber am 13. 8. 1621 die formelle 28 Lexikon

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Wahl, nachdem der Papst J. von dem Erfor­ dernis des ermländischen Kanonikats dispen­ siert hatte. Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 10. 10. 1621.

J. hat seine Diözese nie betreten. Für ihn über­ nahm Weihbischof M. E. (—>) Dzialynski als Administrator die Verwaltung. J. unterschrieb aber 1626 die Beschlüsse der Synode von Guttstadt. 1633 wurde er von Urban VIII. auf das Bistum Krakau transferiert und zum Kar­ dinal ernannt. Er starb am 29. 12. 1634 in Padua und wurde in der Königsgruft der Kra­ kauer Kathedrale auf dem Wawel beigesetzt. Literatur: A. Eichhorn, Bischofswahlen 486-493. F. Hipler, Grabstätten 325f. - E. Brachvogel, Bild­ nisse 559-562. - T. Nowak, in: PSB 10 (1964) 422f. (Lit.). -T. Oracki I, Ulf. Hans-Jürgen Karp

Johann Albrecht, Markgraf von Branden* bürg-Ansbach (1499-1550)

Koadjutor des Erzbischofs von Magdeburg und Koadjutor des Administrators von Halberstadt 1545-1550 Erzbischof von Magdeburg und Administrator des Bistums Hal­ berstadt 1523-1545

Johann Albrecht von Brandenburg-Ansbach wurde am 20. 9. 1499 auf Schloß Ansbach als Sohn des Markgrafen Friedrich d. Ä. v. B. und dessen Gemahlin Sophie, Prinzessin von Polen, geboren. Er war ein Bruder des Hoch­ meisters Albrecht v. B. und Vetter des Erzbi­ schofs (—>) Albrecht v. B. Eine Majorpräbende am Magdeburger Dom erhielt er 1515. 1518-21 war er studienhalber in Rom. Während dieser Zeit erhielt er zahl­ reiche Pfründen. 1523 wurde er Koadjutor Kardinal Albrechts, empfing die Priesterwei­ he und die bischöfliche Konsekration. Mit Al­ brechts Weggang aus den Bistümern Magde­ burg und Halberstadt 1541 wurde J. bereits die nicht zu bewältigende Aufgabe einer Wie­ derherstellung der alten kirchlichen Verhält­ nisse übertragen. Noch als Koadjutor erlebte er den Übergang Halles und fast des gesamten Bistums Halberstadt zur Reformation.

Nach dem Tod Albrechts wurde J. 1545 Erzbi­ schof von Madeburg und Administrator des Bistums Halberstadt. Seine Inthronisation in Magdeburg wurde durch protestantische Kräfte verhindert. 1546/47 ging Magdeburg mit wenigen Ausnahmen zur Reformation über. Das Domkapitel, das zum größten Teil noch katholisch geblieben war, zog nach Egeln.

338

Johann

Im Schmalkaldischen Krieg zwang ihn Kur­ fürst Johann Friedrich von Sachsen am 3. 1. 1547, die Stifte Magdeburg und Halberstadt gegen eine Jahresrente an ihn abzutreten. Dar­ aufhin zog J. sich nach Würzburg zurück. Nach der Beendigung des Krieges wurde er am 12.7. 1548 wieder in seine Rechte als Erz­ bischof von Magdeburg und Administrator von Halberstadt eingesetzt. Zu einer wirkli­ chen Restitution kam es jedoch nicht. 1549 rissen die Grafen von Wernigerode das Klo­ ster Ilsenburg an sich und vertrieben die Mönche. Den Restbestand des katholischen Lebens suchte J. standhaft und durch kluge Bündnisse zu erhalten. Trotz sparsamer Haus­ haltsführung fehlten ihm die Mittel, wirksam eine Rekatholisierung einzuleiten. Die zag­ haften Versuche, durch Reformen und Besei­ tigung von Mißständen eine Umschwung zu erreichen, zeitigten kaum Wirkung. J. starb am 17. 5. 1550 auf der Moritzburg in Halle. Literatur: H. Boettcher 362. - J. Steinstrass 151155. - G. Wentz-B. Schwineköper 564. - G. May 188-189, 282-283. Josef Pilvousek

Johann Wilhelm, Herzog von Jülich-KleveBerg (1562-1609)

1574-1579 1579-1585

Postulierter Bischof von Münster Administrator des Bistums Münster

Johann Wilhelm von Jülich-Kleve-Berg wurde am 28. 5. 1562 als zweiter Sohn des Herzogs Wilhelm v. J.-K.-B. und der Maria, einer Toch­ ter Kaiser Ferdinands I., geboren. Während sein älterer Bruder Karl Friedrich für die Erb­ folge bestimmt wurde, war J. eine geistliche Laufbahn zugedacht. Seit 1571 ließ der Her­ zog mit dem erkrankten Münsterer Bischof J. v. (—>) Hoya wegen einer Koadjutorie seines Sohnes verhandeln. Dieser wie auch das Domkapitel stimmten zu, und der wegen der klevischen Religionspolitik besorgte König Philipp II. akzeptierte angesichts des nieder­ ländischen Aufstandes 1572 diese Lösung ebenfalls. Die Päpste Pius V. und Gregor XIII. waren dagegen wegen der schwankenden Konfessionslage in den vereinigten Herzogtü­ mern nicht für die Kandidatur J.s zu gewin­ nen. Dieser hatte 1573 eine Präbende im Köl­ ner Domkapitel und die Propstei von St. Vik­ tor in Xanten erhalten. Als Hoya am 5. 4. 1574 starb, trat in Münster die unter dem verstorbenen Bischof verhei­ ßungsvoll begonnene Kirchenreform für viele

Jahre hinter das Ringen um die Zukunft des Stiftes zurück, wodurch auch das Geschick der anderen westfälischen Stifte bestimmt wurde. Während das Kapitel am 28. 4. 1574 einstimmig J. postulierte, bestimmte es den Domherrn Konrad von Westerholt bis zur Volljährigkeit des Elekten zum Statthalter. Die römische Kurie war damit einverstanden, während sie J. nicht bestätigte, da ihre Beden­ ken gegen das Haus Kleve nicht ausgeräumt waren und sie Unions- oder Säkularisations­ absichten des Klever Hofes fürchtete. Eine neue Situation trat ein, als am 9. 3. 1575 Karl Friedrich in Rom an den Blattern starb, J. für die Erbfolge nachrückte, somit für die Reichs­ kirche ausfiel und daraufhin ein intensiver Wettbewerb der Mächte um das begehrte Hochstift einsetzte. Dabei standen sich nie­ derländisch-protestantische und spanisch-ka­ tholische Interessen gegenüber. Unter dem Druck dieser Entwicklung geriet das Domka­ pitel in der Frage des Wahlkandidaten in eine Zerreißprobe. Während die Kapitelssenioren unter der tatkräftigen Führung des Domde­ chanten Gottfried von Raesfeld in Überein­ stimmung mit der römischen Kurie den Wit­ telsbacher (—>) Ernst von Bayern durchzuset­ zen suchten, bestanden die Junioren auf dem konfessionell dubiosen Bischof von Osna­ brück, (—►) Heinrich von Sachsen-Lauenburg. Trotz mehrerer Wahlgänge gelangte keine der beiden Parteien zum Ziel. In dieser Lage be­ stätigte Gregor XIII. am 20. 9. 1579 angesichts der Gefährdung des Bistums die Postulation J.s und übertrug ihm für die Dauer von drei Jahren auch die weltliche Administration. Am 7. 5. 1580 hielt J. als interimistischer Re­ gent seinen Einzug in Münster. Auf Empfeh­ lung der Kapitelssenioren schritt er zur Neu­ besetzung der wichtigsten Führungspositio­ nen des Bistums. Nachdem der verdiente Ge­ neralvikar Jakob Voß am 8. 3. 1581 gestorben war, berief J. Lübbert Meier - zunächst auf halbjährige Kündigung - in dieses wichtige Amt. Ihm oblag vornehmlich die Aufsicht über die Amts- und Lebensführung der Geist­ lichen. In das seit dem Tod von J. (—>) Kridt (1577) vakante Amt des Weihbischofs berief er den 1578 vor den niederländischen Calvi­ nisten geflohenen Bischof von Haarlem G. v. (—►) Mierlo, dem vor allem das Ordenswesen des Bistums unterstellt wurde.

In der Frage des tridentinischen Seminars wurde ein gewisser Fortschritt erreicht, als Raesfeld 1581 aus Mitteln der kridtschen Fundation eine Seminarstiftung errichtete, die den Alumnen ein sieben- bis achtjähriges Studium am Gymnasium Laurentianum in Köln ermöglichte. Die Stipendiaten sollten

Johann

mit dem Magistergrad in den allgemeinen Wissenschaften oder mit dem Lizentiat der Theologie oder des Kirchenrechts abschlie­ ßen. Das Domkapitel erwarb in Köln ein Haus, in dem die Studenten unter Leitung ei­ nes Rektors wohnten. Diese Einrichtung be­ währte sich jedoch nicht und wurde 1612 wieder geschlossen. Die Kapitelssenioren drängten unter Leitung Raesfelds den Administrator bzw. dessen Landesregierung zu entschiedenen Reform­ maßnahmen. Sie wünschten u. a., daß er das Bistum visitiere, gegen die Mißwirtschaft der Klöster vorgehe, sich um eine bessere Hand­ habung der Rechtspflege des Offizialats küm­ mere und das Schulwesen durch Ansiedlung der Jesuiten reformiere und aufbaue. Aber der Kampf um die Nachfolge J.s und der Kölni­ sche Krieg ließen ernsthafte Reformen kaum zu. Erst der für die katholische Partei günsti­ ge Ausgang des Krieges (G. [—>] Truchseß von Waldburg) und der Sieg des Wittelsbachers in Köln entschieden über das weitere Geschick des Bistums Münster. Am 18. 5. 1585 gab dort J. sein Postulationsdekret zurück und machte die am gleichen Tag erfolgende Postulation des Bayernherzogs möglich. J. vermählte sich dagegen am 16. 6. 1585 mit Jakobäa von Ba­ den. Am 25. 1. 1592 folgte er seinem Vater als regierender Fürst, obwohl er bereits seit 1590 geisteskrank war. Er starb am 25. 3. 1609 kin­ derlos. Mit ihm erlosch das jülich-klevische Geschlecht. J. wurde in der Lambertuskirche zu Düsseldorf beigesetzt. Literatur: M. Wolf, in: NDB 10 (1974) 491. - W. Kohl, Domstift I, 157ff.; II, 191f. - Ders., Glaubens­ kämpfe 503-510. - A. Schröer, Erneuerung I, 344438. - Handbuch Münster (1993) 201 f. Alois Schröer

Johann, Herzog von Sachsen-Lauenburg (um 1478-1547) 1504-1527

Bischof von Hildesheim

Johann, Herzog von Sachsen-Lauenburg, wur­ de um 1478 als vierter Sohn Herzog Johanns V. von Sachsen-Lauenburg und dessen Ehe­ frau Dorothea, einer Tochter Kurfürst Fried­ richs II. von Brandenburg, geboren. Von sei­ nen älteren Brüdern war (—►) Erich sein un­ mittelbarer Vorgänger als Bischof von Hildes­ heim, dann 1508-22 von Münster, während Bernhard Dompropst in Köln und Magdeburg wurde.

Nach Erichs Resignation als Bischof von Hil­ desheim am 12. 7. 1503 folgte ihm J. nach. 28*

339

Am 13.7. 1504 erhielt er mit Dispens vom ka­ nonischen Alter die päpstliche Bestätigung; seine Inthronisation erfolgte am 5. 8. 1504. Am 10. 5. 1508 verlieh ihm Maximilian I. die Regalien. Im gleichen Jahr übernahm J. auch die Propstei des Stiftes St. Mauritius vor Hil­ desheim. Die bischöfliche Konsekration emp­ fing er am 5. 1. 1511 im Zisterzienserkloster Marienrode bei Hildesheim. Durch drastische Sparsamkeit, die auch seine eigene Hofhaltung traf, und Steuerbewilli­ gungen seitens der Stiftsstände versuchte J., die finanzielle Situation des Stiftes zu verbes­ sern und die Schulden abzutragen. Vermehrte Einnahmen sollten ihn in die Lage versetzen, die verpfändeten Stiftsburgen und -güter ein­ zulösen. Dadurch geriet er jedoch in Konflikt mit einer Reihe von Stiftsvasallen, die sich gegen die Aufkündigung der verpfändeten Stiftsgüter zur Wehr setzten. 1516 schlossen 60 Hildesheimer Adlige ein Bündnis mit den weifischen Herzögen Heinrich d. J. von Wol­ fenbüttel und Erich I. von Calenberg gegen J.s Vorgehen. Dessen Verhältnis zu den Herzögen war äußerst gespannt, weil er ihnen die Einlö­ sung der seit 1433 an Hildesheim verpfände­ ten homburg-eversteinschen Gebiete verwei­ gerte. Am 30. 1. 1517 schloß J. ein Schutz­ bündnis mit Herzog Heinrich d. M. von Lüne­ burg; dabei stellte er für dessen Sohn Franz die Hildesheimer Koadjutorie in Aussicht. Diesem Vertrag trat am 22. 5. 1517 das Hildes­ heimer Domkapitel bei. Als 1518 Burchard von Saldern durch Brandstiftung und Plün­ derungen im Stiftsgebiet den Anlaß zur Hil­ desheimer Stiftsfehde gab, hatte sich folgende Mächtekonstellation gebildet: Auf die Seite der Stiftsjunker trat neben Erich von Calen­ berg und Heinrich d. J. von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel auch dessen jüngerer Bruder (—►) Franz, der Bischof von Minden. Mit J. und Heinrich von Lüneburg verbünde­ ten sich vornehmlich aus Gegnerschaft zum Mindener Bischof die Grafen von Hoya, Schaumburg, Lippe und Diepholz; außerdem gewährte ihnen Herzog Karl von Geldern Un­ terstützung. Neben dem Domkapitel konnte J. nach erheblichen Zugeständnissen, vor allem hinsichtlich des Bierprivilegs, auch die Stadt Hildesheim zum Anschluß bewegen. In der Schlacht bei Soltau errangen die Hildeshei­ mer und Lüneburger am 28. 6. 1519 einen glänzenden Sieg. Erich und Herzog Wilhelm, ein Bruder Heinrichs d. J., gerieten in ihre Ge­ fangenschaft. Dennoch konnten die weifi­ schen Herzöge die Folgen der Niederlage in Grenzen halten, weil Heinrich d. J. Karl V. da­ von überzeugte, daß seine Gegner Frankreich zuneigten. Dies traf allein auf Heinrich von

340

Johann

Lüneburg zu, der die Wahl des französischen Königs zum Kaiser gegen Karl befürwortet hatte und finanzielle Unterstützungen von Frankreich erhielt. Seine kurz darauf erfolg­ ende Resignation und seine Reise an den französischen Hof diskreditierten auch seine Verbündeten. Für Karl V. bot die Hildeshei­ mer Stiftsfehde die Möglichkeit, die kaiserli­ che Macht in Norddeutschland zur Geltung zu bringen und an seinen Gegnern ein Exem­ pel zu statuieren. Als J. der Aufforderung ei­ nes kaiserlichen Schiedsgerichts zur Rücker­ stattung der eroberten Orte und Güter und zur Entlassung der Gefangenen nicht nach­ kam, wurde am 24. 7. 1521 über ihn und sei­ ne Verbündeten die Acht verhängt; sie wur­ den ihrer Regalien und Lehen für verlustig er­ klärt. Zu Vollstreckern der Acht ernannte Karl V. Erich von Calenberg und Heinrich d. J. Zu diesem Zeitpunkt erwog das Hildesheimer Domkapitel die Postulation Herzog (—►) Ge­ orgs von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüt­ tel, eines Bruders Heinrichs d. J.; J. selbst trug sich zeitweise mit Rücktrittsabsichten zugun­ sten des Franz von Lüneburg. Die Kampf­ handlungen zogen sich bis 1523 hin. In ihrem Verlauf verlor J. bis auf die Stadt Hildesheim alle Verbündeten. Nach dem Tod des münsterischen Bischofs Erich (1522), der ihn mit Truppen unterstützt hatte, war J. seines letz­ ten Rückhaltes beraubt und erklärte sich zu Friedens Verhandlungen bereit. Diese fanden im Frühjahr 1523 unter Leitung Kurfürst (—►) Albrechts von Brandenburg und Herzog Ge­ orgs von Sachsen sowie der Städte Magde­ burg, Goslar und Einbeck in Quedlinburg statt und endeten mit dem Rezeß vom 13. 5. 1523 zwischen den Herzögen von Braun­ schweig, dem Hildesheimer Domkapitel und der Stadt Hildesheim. Danach verblieb dem Bischof von Hildesheim nur das „Kleine Stift“ mit der Stadt Hildesheim, deren Rechte und Freiheiten jedoch garantiert wurden, den Ämtern Marienburg, Steuerwald und Peine und der Dompropstei, während der größere Teil des Bistums („Großes Stift“) unter Hein­ rich d. J. und Erich von Calenberg aufgeteilt wurde. Der Quedlinburger Rezeß erhielt am 20. 10. 1523 die kaiserliche Bestätigung. Um einen festen Rückhalt gegen den Protestantis­ mus in Norddeutschland zu erhalten, be­ lehnte Karl V. die beiden katholischen weifi­ schen Herzöge am 28. 9. 1530 förmlich mit dem „Großen Stift“.

Bereits Leo X. hatte sich bei Karl V. für die Aufhebung der Acht über J. und den Ersatz der der Hildesheimer Kirche zugefügten Schäden eingesetzt. Unter Hadrian VI. ver­

wandten sich vor allem die Hildesheimer Domherren V. v. (—>) Tetleben, der spätere Bi­ schof, und Ernst von Bothmer für J.; sie er­ reichten die Einleitung eines Prozesses an der Rota gegen die Braunschweiger Herzöge, der allerdings nach Hadrians VI. Tod verschleppt wurde. Mit Rücksicht auf die Herzöge als die letzten katholischen Fürsten Norddeutsch­ lands erkannte Paul III. 1537 ihre Belehnung mit dem Großen Stift an. Der Verlust des Gro­ ßen Stiftes bedeutete eine Schwächung der landesherrlichen Gewalt der Hildesheimer Bischöfe. Der Kampf um die Stiftsrestitution wurde seitdem zu ihrem wichtigsten politi­ schen Anliegen. Als sich nach dem Tod Erichs von Calenberg und Heinrichs d. J. in den weifischen Territorien die Reformation durchsetzte, wurden davon auch die unter welfischer Herrschaft stehenden Hildeshei­ mer Stiftsgebiete erfaßt. Während J.s Regierungszeit wurden 1519 ei­ nige Schriften Luthers in der Stadt Hildes­ heim verbreitet. 1522 gab es erste Forderun­ gen nach evangelischen Predigern. Jedoch ge­ lang es dem Rat unter Führung des streng ka­ tholischen Bürgermeisters Hans Wildefuer, diese Äußerungen zu unterdrücken.

J. hatte die Annahme des Quedlinburger Re­ zesses verweigert. Er blieb in der Acht, ver­ ließ das Hochstift und hielt sich lange am Hof des Kurfürsten von Brandenburg auf. In der Überzeugung, daß sich die Chancen für eine Restitution des Stiftes unter einem neuen Bi­ schof verbesserten, drängte das Hildesheimer Domkapitel J. zur Resignation. Nach anfängli­ cher Weigerung verzichtete er schließlich zu­ gunsten B. (—►) Merklins. Nach dessen Postu­ lation am 6. 5. 1527 dankte J. förmlich ab. Er zog sich zu seinem Bruder Herzog Magnus zurück und wurde 1528 von der Acht befreit. 1529 wurde er Dompropst in Ratzeburg und erhielt am 15. 7. 1530 die päpstliche Bestäti­ gung. Als Bischof hatte sich J. vor allem um die Stärkung der landesherrlichen Macht und die Sicherung des Hildesheimer Stiftsgebie­ tes bemüht, dabei aber zuweilen seine Kräfte überschätzt; den geistlichen Angelegenheiten konnte er nicht genügend Aufmerksamkeit zuwenden. Er starb am 20. 11. 1547 in Lübeck und wurde im Ratzeburger Dom beigesetzt. Literatur: R. Doebner VIII, 406-606. - A. Bertram, Bischöfe 109-118. - Ders., Hildesheim II, 6-52. -W. Rossmann-R. Doebner, Die Hildesheimer Stiftsfeh­ de 1519-1523 (Hildesheim 1908). - K. Henkel 40f. J. Gebauer I, bes. 145-160, 164-169. - H. Seeland 38-43. - H. v. Jan, in: NDB 10 (1974) 489-491. - U. Stanelle, Die Hildesheimer Stiftsfehde in Berichten und Chroniken des 16. Jahrhunderts (Hildesheim 1982). - G. May 288f. - U. Stanelle 186-195. - T.

Johann Frenz, Die aufgeschobene Bischofsweihe: Johann IV. von Hildesheim (1504-1527). Bemerkungen zu einem spätmittelalterlichen Mißbrauch, in: DHVG 54 (1986) 35-39. - R. Täubrich, Herzog Heinrich der Jüngere von Braunschweig-Wolfenbüttel (14891568). Leben und Politik bis zum Primogeniturver­ trag von 1535 (Langenhagen 1991) bes. 40-76, 9297, 142-145. - W. Ziegler, Braunschweig-Lüneburg, Hildesheim, in: A. Schindling-W. Ziegler III, 8-43. Hans-Georg Aschoff

Johann, Markgraf von Baden (1430-1503) 1456-1503

Kurfürst-Erzbischof von Trier

Johann von Baden wurde im Jahre 1434 auf Schloß Baden als dritter von fünf Söhnen des Markgrafen Jakob I. von Baden und der Ka­ tharina von Lothringen, einer Tochter Herzog Karls I. des Kühnen von Burgund, geboren. Um die gerade wieder vereinigte Markgraf­ schaft im Bestand zu erhalten, war die Fami­ lie auf geistliche Sekundogenituren und eine intensive Pfründenpolitik angewiesen, die sie in enger Bindung an das Haus Habsburg ver­ folgte. Nach Erhalt der niederen Weihen 1445 war J. schon 1447/48 im Besitz von Kanonikaten in Mainz, Straßburg, Trier und Bamberg (1447 erhält er dort eine Provision auf die Propstei); 1450 erscheint er als Propst von Mariengreden in Köln, 1454 als Kantor in Speyer, außerdem als päpstlicher Notar. Von den jüngeren Brüdern wurde (—>) Georg Ka­ noniker in Köln, dann 1459-84 Bischof von Metz, Markus Kanoniker in Köln, Mainz und Trier und 1465-68 Administrator in Lüttich. Die geistlichen Brüder verzichteten in mehre­ ren Abtretungsverträgen auf die vom Vater vorgesehene Teilung der Markgrafschaft.

J. studierte mit seinen Brüdern 1452 in Erfurt (er selbst war Rektor) und 1454 in Pavia, 1455 in Köln. Bei der Wahl zum Erzbischof von Trier am 21. 6. 1456 (Skrutinium durch den Dompropst Philipp von Sierck, den Bruder des Vorgängers, unter habsburgischer Für­ sprache?) konnte er sich zunächst gegen den Domkustos D. v. (—>) Isenburg durchsetzen. Die römische Bestätigung seiner Wahl am 25. (auf Verwendung E. S. [—*] Piccolominis) und die Übersendung des Palliums am 30. 10. 1456 bedeuteten auch die Entscheidung ge­ gen den am 17. 6. schismatisch gewählten Jo­ hann von Pfalz-Veldenz, den Kandidaten der burgundischen Partei. Aber erst die Anerken­ nung einer 1456 zwischen den Ständen des Erzstifts getroffenen Einigung am 22. 3. 1457

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verhinderte die Wiederholung des Trierer Schismas von 1430, ohne daß J. den dadurch entstehenden Widerspruch mit der am 24. 1. 1457 beschworenen Wahlkapitulation zu­ nächst auflöste. Die für 1461 verlangte Weihe (bis zum 27. Lebensjahr) verschob sich bis 1464 (Konsekration in Schloß Saarburg durch die Bischöfe von Metz und Worms und den Trierer Weihbischof). Im Juni 1458 hatte J. die Regalien erhalten.

Im Gegensatz zu seinem Vorgänger übertrug J. die Klosterreform zunächst auswärtigen Kräf­ ten. 1459 berief er Augustinerchorherren der Windesheimer Kongregation nach Eberhardsklausen und festigte ihre Gründung auf der Insel Niederwerth bei Koblenz. Nach dem Scheitern einer eigenen trierischen Benedik­ tinerunion förderte er den Anschluß der Ab­ teien St. Martin, St. Matthias und St. Maxi­ min in Trier (1464), Maria Laach, Mettlach (1468), Schönau und Tholey (1487) sowie des Frauenklosters St. Irminen in Trier (1495) an die Bursfelder Kongregation, deren Schwer­ punkt sich inzwischen nach Köln verlagert hatte. Das ist umso bemerkenswerter, als er die bischöfliche Jurisdiktion bei unmittelba­ ren Eingriffen in die Verwaltung von Klö­ stern, so bei der Rettung von St. Martin in Trier, zu gebrauchen wußte. Er förderte ab 1478 die Ansiedlung der Brüder vom gemein­ samen Leben in Wolf an der Mosel und rief sie 1477 nach Trier. Auch die Ansiedlung von Kreuzherren in Helenenberg und Pedernach war sein persönliches Werk. Die Reformord­ nungen für die Bettelorden scheiterten aller­ dings mit Ausnahme von Limburg, wie die seines Vorgängers, an deren Exemtion, hob Paul II. doch J.s Verordnungen 1470 auf, wäh­ rend Sixtus IV 1483 nur zur „Vermittlung“ bereit war. Dennoch gelang die Reform einer Reihe von Frauenklöstern. Mit zunehmender Sicherung seiner Position im Erzstift scheute J. auch vor Gewalt nicht zurück: 1472-74 un­ terstützte er mit Waffengewalt die Bursfelder Reform in Maria Laach und 1487 bzw. 1499 griff er in das Leben der Frauenklöster Schön­ statt und St. Thomas vor Andernach ein. Von allgemeinen Dekreten zur Klerusreform aus dem Jahre 1482 haben wir nur geringe, von einer Diözesansynode im Jahre 1495 nur no­ minelle Kenntnis. Inwieweit die Überliefe­ rung von Landkapiteln und Sendordnungen gerade aus seiner Amtszeit mehr als ein Zu­ fall ist, muß offen bleiben. Er selbst war ver­ antwortlich für den Druck eines Trierer Missales vor 1498 (Neuauflage Köln 1498), dem bereits mehrere Drucke des Trierer Breviers seit 1475 (bis 1502 insgesamt sechs) vorausge­ gangen waren (gedruckt in Köln, Basel und

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Speyer). Wieweit J. eine treibende Kraft bei den sich nun in Trier steigernden Reliquienund Heiligtumsfunden war, die aus der Stadt das Rom des Nordens machen wollten, ist un­ gesichert. Mehrfach bezeugt ist seine zeittypi­ sche Marien- und Annenfrömmigkeit, die sich in der persönlichen Förderung von Wall­ fahrtsorten zeigte. Von weittragender Bedeu­ tung wurde die Vollendung der von seinem Vorgänger begonnenen Trierer Universitäts­ pläne mit der Eröffnung 1473. Im Jahr darauf gelang zwar eine ausreichende Dotation, J. konnte jedoch die Vorbehalte der Stadt Trier nicht zerstreuen. Reichspolitisch sehr aktiv - er war auf dem Großteil der Reichs- und Fürstentage persön­ lich anwesend -, trat J. in die Fußstapfen sei­ nes Vorgängers J. v. (—>) Sierck. So schloß er sich 1457 dem Kurverein von 1446 an und ließ bei seinen Forderungen nach einer Reichsreform durch Friedrich III. seine an­ gebliche Parteinahme für eine Wahl des Dau­ phins zum Römischen König zumindest un­ widersprochen. Dagegen befand sich die ge­ samte markgräfliche Familie im Mainzer Bis­ tumsstreit ab 1460 mit Kaiser und Papst auf der Seite (—>) Adolfs von Nassau gegen D. v. Isenburg. Familien- und raumpolitische Moti­ ve mögen dafür entscheidend gewesen sein, wurde Isenburg doch durch den expansiv denkenden Pfalzgrafen Friedrich den Siegrei­ chen unterstützt, der u. a. zum Konkurrenten der Markgrafen im sponheimischen Erbe ge­ worden war. Die Koalition bot auch Gelegen­ heit zur Versorgung der Neffen. Von den Geistlichen wurde der Großneffe (—>) Jakob J.s Nachfolger in Trier, der Neffe (—►) Friedrich 1496 Bischof von Utrecht. Auch das antibur­ gundische Engagement war vorgegeben, zu­ mal gerade damals die vier sog. wallonischen Dekanate im Westen des Erzstiftes von Ab­ spaltungsversuchen ergriffen waren, denen J. mit der (vorübergehenden ?) Ernennung ei­ nes eigenen Generalvikars entgegenkommen mußte. Auf dem prunkvollen Treffen zwi­ schen Kaiser Friedrich III. und Herzog Karl von Burgund im September/Oktober 1473 in Trier war J.s Zögern mitentscheidend für das Scheitern der Königs- und Heiratspläne des Herzogs. Obwohl er sich - wohl aus Furcht vor einem Angriff auf das burgundischen Truppen offenliegende Erzstift - im Reichs­ krieg gegen Karl im Vertrauen auf ein Bünd­ nis von 1465 zunächst zurückhielt, beteiligte er sich als letzter Trierer Erzbischof in Waffen an den Gefechten von Sinzig und Neuss per­ sönlich. Die parallel dazu laufenden Kontakte mit König Ludwig von Frankreich intensi­ vierten sich, als nach Herzog Karls Tod 1477

Lothringen an einer Besetzung Luxemburgs Interesse zeigte. Sie führten zu der von J. 1482 vermittelten Heirat des Dauphins mit Maximilians Schwester Margarethe. Schon im April 1477 hatten J. und sein Bruder Georg die Vermählung Maximilians mit Maria von Burgund angebahnt. Das Verhältnis zu Maxi­ milian selbst gestaltete sich dagegen nicht problemlos, obwohl J. dessen Wahl 1486 ge­ gen die Einsprüche Ladislaus’ von Polen als König von Böhmen abgedeckt hatte. Maximi­ lian blieb nach seinem Regierungsantritt 1493 auf dem Reichstag von Worms in der Frage der Immedietät der Abtei St. Maximin und der Stadt Boppard merkwürdig zwiespältig. Mit Hilfe des Kurpfälzers und des Landgrafen von Hessen, mit denen Kurtrier hier erstmals liiert erscheint, mußte J. Boppard 1497 militä­ risch niederringen. J.s Politik als Landesherr blieb von den Immedietätsbestrebungen der Stadt Trier, wo er erst am 12. 5. 1460 einziehen konnte, und von dem latenten Widerstand der Stände be­ herrscht, die die von Calixt III. und Friedrich III. verfügte Aufhebung ihrer Union nie hin­ nahmen. Bei Schonung der weltlichen Stän­ de legte er mit päpstlicher Erlaubnis eine Rei­ he von Subsidien auf den Klerus, die zur Ab­ tragung der immensen Kredite seines Vor­ gängers, zur Einlösung von Verpfändungen, wie z. B. der Stadt Merzig, zur Abgeltung der Lehensrückfälle wie der Herrschaft Hunol­ stein und zur Finanzierung von Baumaßnah­ men notwendig wurden (u. a. verschiedene Schlösser und Burgen, Ausbau der Festung Ehrenbreitstein und des Bades Bertrich sowie des sog. Badischen Baues im Domkreuzgang). Sein Einverständnis mit der Klerusunion (Primär-, Sekundär- und Regularklerus der geistlichen Kurstifte) von 1472 gegen die Er­ hebung päpstlicher Zehnten darf deswegen vorausgesetzt werden. Dem Domkapitel hatte er seit der Wahlkapitulation ein Mitspracherecht bei Auferlegung von Steuern und Ver­ wendung der Stiftsfinanzen eingeräumt. Ob­ wohl er 1482 dem Primarklerus eine Scho­ nung vor weiteren Steuern zugesagt hatte, gingen die Auseinandersetzungen, begleitet von wiederholten Klerusunionen, wie z. B. 1498 im Niedererzstift, bis 1502 weiter, ohne jedoch die Schärfe zu erreichen, wie sie an­ derwärts üblich wurde. Erst die Auseinander­ setzungen um die Ernennung seines Großnef­ fen Jakob zum Koadjutor entzweiten Domka­ pitel und Erzbischof bis zur Unversöhnlich­ keit.

Trotz mehrfacher Fehden mit Nachbarn, so 1461 mit Adolf von Nassau und 1488 mit

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Kurfürst Philipp von der Pfalz, bescheinigen ihm die „Gesta Trevirorum“ - wohl ange­ sichts der Bündnisse mit Nachbarn wie Bur­ gund, Katzenelnbogen - für sein ganzes Le­ ben ausdrücklich Friedensliebe.

J. starb am 9. 2. 1502 auf Ehrenbreitstein. Er fand seine Ruhestätte im Westchor des Trierer Domes, wo er sich bereits zu Lebzeiten ein Grabmal hatte errichten lassen. Quellen: LHAK, Abt. 1 C und 1 D. - Ch. BrowerJ. Masen 290-318. - J. N. v. Hontheim II, 426-563. J. J. Blattau II, 1-52. - E. Zenz VI, 33-41. Literatur: J. Leonardy 571-594. - Ch. Lager. - G. Kentenich 281-318. - E. Nick, Johann Fart aus Dei­ desheim, in: AMRhKG 6 (1954) 251-256. - B. Ca­ spar 40—42. - P. Siffrin, Zur Geschichte der Liturgie im Trierer Raum, in: Ekklesia 259-278. - G. F. Böhn, Pfalz-Veldenz und die Trierer Bischofswahl des Jah­ res 1456, in: AMRhKG 21 (1969) 89-103. - F. Pauly II, 132-134. - K. Krimm, in: NDB 10 (1974) 539f. R. Holbach 406. - Ders., Die Besetzung des Trierer Erzbischofsstuhls im späten Mittelalter. Konstella­ tionen und Konflikte, in: AMRhKG 35 (1983) 11—48. - B. Gondorf 209f. - H.-J. Schmidt. - G. Fouquet, Domkapitel. - Ch. Schuchard 52, 74. Wolfgang Seibrich

Johann, Pfalzgraf bei Rhein (1429-1475) 1457-1466 Bischof von Münster 1466-1475 Erzbischof von Magdeburg

Johann von Bayern wurde im Jahre 1429 als jüngster Sohn des regierenden Pfalzgrafen Stephan von Simmern-Zweibrücken und der Anna Gräfin von Veldenz geboren. Sein Bru­ der (—►) Ruprecht war Bischof von Straßburg, ein anderer, Stephan, Domherr in Köln und 1455 Kandidat für das Bistum Utrecht. J. stu­ dierte in Rom und Bologna und erwarb den Grad eines Lie. iur. 1452 war er Domherr in Trier, 1456 Propst von St. Martin in Worms und 1459 ebd. Dompropst. Als Papst Calixt III. J. am 11. 4. 1457 das Bis­ tum Münster verlieh, befand sich dieses in ei­ ner schwierigen Lage. Nach dem Tod des W. v. (—>) Moers (+ 1456), der nie die Anerken­ nung seines gesamten Sprengels gefunden hatte, war es im Domkapitel zu einer Spal­ tung gekommen. Der wichtigste Gegner des verstorbenen Bischofs, Johann Graf von Hoya, versuchte nämlich, seinen Bruder Erich als Nachfolger durchzusetzen. Während sich der Herzog von Burgund bei der Kurie für diese Lösung einsetzte, wurde Erich am 22. 11. 1456 von zwei Anhängern der Hoya-Partei im Kapitel postuliert. Erich besaß beträchtlichen

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Anhang im Bistum. Er nahm die Wahl an und hielt am 23. 11. 1456 von Wolbeck aus seinen feierlichen Einzug in die Stadt. Daraufhin trat die Mehrheit der Domherren am 10. 12. 1456 in Ahaus zusammen und gab dem Osnabrükker Bischof K. v. (—>) Diepholz ihre Stimme. Beide Seiten versuchten nun die päpstliche Bestätigung zu erreichen, doch entschied Ca­ lixt III. sich unter Bezug auf die Reservations­ klausel des Wiener Konkordates für J., der sich in Rom persönlich um Münster bemüht hatte. Daraufhin trat der Herzog von Kleve so­ gleich auf seine Seite und ebnete ihm den Weg zur Übernahme der Regierung. Auch der Herzog von Burgund zog sich von den Hoyanern zurück. Am wichtigsten war jedoch die Gewinnung der Bürgerschaft für den neuen Bischof. Dies gelang dem angesehenen Fran­ ziskaner-Observanten und Volksprediger Jo­ hann Brugman. Erst als Johann und Erich von Hoya in die Isolierung gerieten, einigten sich die Parteien am 23. 10. 1457 im Kranenburger Vertrag. Dabei erhielten Johann und Erich von Hoya Abfindungen, während J. sich ver­ pflichtete, eine allgemeine Befriedung des Hochstiftes zu bewirken. Die Stadt Münster sagte ihm gegen Bestätigung ihrer Privilegien die Öffnung der Tore und die Huldigung zu. Außerdem wurde festgelegt, daß J. nur im Einvernehmen mit dem Herzog von Kleve auf das Bistum verzichten dürfe.

Am 7. 11. 1457 bestätigte J. die Privilegien Münsters. Drei Tage später zog er in die Stadt ein. Die Einführung übernahm auf seinen Wunsch der Herzog von Kleve. J. ließ sich in­ thronisieren, empfing die beiden Bürgermei­ ster, die Stadträte und die Gilden zur Entge­ gennahme der Huldigung. Er beschwor das Landesprivileg und gelobte, Klerus, Adel und Städte bei ihren Privilegien, Gewohnheiten und Rechten zu belassen und zu beschützen. Der siebenjährige Kampf um das Bistum en­ dete also mit einem Sieg der römischen Ku­ rie. Die Vorherrschaft Kölns und des Hauses Moers in den westfälischen Territorien dage­ gen war gebrochen. Da J. noch ohne Weihen war, empfing er inder Quadragesima 1458 mit den übrigen Wei­ hekandidaten den Subdiakonat (22. 2.), den Diakonat (18. 3.) und die Priesterweihe (1. 4.). Am 26. 11. ließ er sich im Dom zu Münster konsekrieren. Die erste Messe feierte er in der Kapelle des Fraterhauses zum Springborn, dem wichtigsten geistlichen Reformzentrum des Bistums. In der Folgezeit zelebrierte er mehrfach wöchentlich die hl. Messe. J. nahm die weltlichen und die kirchlichen Pflichten seines Amtes gleichermaßen ernst.

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Von der Notwendigkeit einer kirchlichen Re­ form überzeugt, unterstützte er die damals in Westfalen aufstrebende, von den Fraterherren, der Bursfelder Kongregation der Bene­ diktiner und der franziskanischen Obser­ vanzbewegung getragene Erneuerung. Einer durchgreifenden Klerusreform, die vorrangig gewesen wäre, stand jedoch die Zuständig­ keit der Archidiakone im Wege, und diese waren an Änderungen nicht interessiert. So konnte J. sich zwar durch Visitationen ein Bild von den Zuständen machen und auf Synoden Änderungen dekretieren, deren Durchführung stand jedoch nicht in seiner Macht. Daher konzentrierte er sich auf die ihm unterstehenden Klöster. Dies waren zu­ nächst sieben Konvente der Schwestern vom gemeinsamen Leben. Als beauftragte Visitato­ ren J.s gaben ihnen der Prior von Frenswegen und der Rektor des Fraterhauses zum Spring­ born allgemeine Statuten, die vom Ernst der Reform zeugen. J. ließ ferner das Benedikti­ nerkloster Liesborn der Bursfelder Kongrega­ tion anschließen und durch diese mustergül­ tig erneuern. Ohne Erfolg blieb dagegen sein Bemühen um einen Anschluß der Zisterzienserinnen von Aegidii und des aristokrati­ schen Frauenstiftes Überwasser in Münster an diese Kongregation.

Besonderes Vertrauen schenkte der Bischof den Franziskaner-Observanten, von denen ihn zwei auf seinen Visitationsreisen beglei­ teten. Während er in Münster, wo die Minori­ ten das Feld beherrschten, auf ihre Ansied­ lung verzichtete, setzte er gegen den Wider­ stand des Paderborner Offizials in Lemgo eine vom Stadtherrn, vom Rat und vom Pfarr­ klerus gewünschte Niederlassung durch. Diese wurde allerdings erst unter Bischof (—►) Simon zur Lippe kanonisch bestätigt. Im Dezember 1464 postulierte das Magdebur­ ger Kapitel J. zum Nachfolger von Erzbischof F. v. (-*) Beichlingen. Die päpstliche Bestäti­ gung und Translation wurde am 20. 5. 1465 ausgesprochen. Nach langem Zögern verließ J. Münster am 19. 2. 1466. Am 11. 5. 1466 er­ folgte die Inthronisation, am 4. 2. 1470 die Übertragung der Regalien. J. führte die Refor­ men seines Vorgängers fort und erwies sich als irenisch. Den Guß der größten Glocke des Magdeburger Domes 1468 dürfte er veranlaßt haben. Er starb am 13. 12. 1475 in Giebichenstein bei Halle. Er wurde im Magdeburger Dom neben seinem Vorgänger beigesetzt. Literatur: A. Schröer, Verfassung I, 52-61. - K. Scholz 435. - J. Steinstrass 70-72. - E Schrader, Klöster 89-95. - Handbuch Münster (1993) 177 f. Alois Schröer

Johann, Pfalzgraf bei Rhein (1488-1538) 1507-1538

Administrator des Bistums Regensburg

Johann wurde am 7. 5. 1488 in der kurfürstli­ chen Residenz zu Heidelberg aus der Ehe des Kurfürsten Philipp von der Pfalz (1448-1508) mit Margarete (1456-1501), einer Tochter Herzog Ludwigs des Reichen von BayernLandshut, geboren. Im Rahmen einer rigoro­ sen Hausmachtpolitik gleich seinen älteren Brüdern (—>) Philipp, (—>) Ruprecht, (—►) Ge­ org und (->) Heinrich früh für den geistlichen Stand bestimmt, erhielt er Präbenden an den Domstiften Passau, Straßburg und Würzburg sowie die Abtei Klingenmünster bei Bergza­ bern und weilte seit 1505 zu humanistischen und juristischen Studien an der Universität Mainz, ehe ihn sein schwerkranker Vetter, der Regensburger Bischof (—>) Ruprecht, im Spät­ jahr 1506 auf Empfehlung des kurpfälzischen Hofes zum Koadjutor annahm. Da Ruprecht starb, bevor die Koadjutorie päpstlicherseits konfirmiert worden war, schritt das Domkapi­ tel im Frühjahr 1507 zur Postulation des 19jährigen Pfalzgrafen, verbunden mit dem Indult, daß er schon mit 27 Jahren zum Bi­ schof konsekriert werden könne. J., der ohne theologische Bildung und ohne tieferen Kir­ chenbegriff war, lehnte es zeitlebens ab, die höheren Weihen zu empfangen. Er blieb so­ mit über 30 von religiösen Krisen und Glau­ benswirren erfüllte Jahre hin bloßer Admini­ strator der Regensburger Kirche. J. trat ein schweres Erbe an, zum einen, weil es seinem Bistum und Hochstift seit mehr als einem Jahrzehnt an einer starken Führung ge­ brach, zum anderen, weil der 1505 zu Ende gegangene Landshuter Erbfolgekrieg im Re­ gensburger Sprengel große Verheerungen an­ gerichtet hatte, an deren Folgen eine ganze Generation tragen mußte. Das Protokoll der vom Administrator am 17. 3. 1508 angeordne­ ten und am 5. 5. begonnenen Bistumsvisitation läßt dies auf jeder Seite deutlich wer­ den. Auf die revolutionären Umtriebe, die Re­ gensburg 1511-13 im Zusammenhang mit der Aufstellung eines neuen Reichshauptmanns erschütterten, versuchte J. mäßigend einzu­ wirken, konnte aber nicht verhindern, daß mehrere Anführer des Aufruhrs, unter ihnen sein Dombaumeister Wolfgang Roritzer, im Frühjahr 1514 hingerichtet wurden. Hinge­ gen heizte er durch seine Diözesanverordnun­ gen von 1512 und 1518 gegen das wucheri­ sche Zinsnehmen die antijüdische Stimmung an und trug dadurch im Verein mit dem Dom­ prediger Balthasar Hubmair zur Austreibung

Johann

der Regensburger Judenschaft im Februar 1519 bei. Doch brachte es dem Klerus wenig Nutzen, daß man die aus der wirtschaftlichen Not gespeiste Unzufriedenheit der Bürger­ schaft auf die Juden gelenkt hatte. Denn be­ reits über die einträglichen Einkünfte der auf den Fundamenten der demolierten Synagoge errichteten Wallfahrtskirche zur „Schönen Maria“ kam es zu einem heftigen Streit zwi­ schen Stadtmagistrat und Administrator, und im Frühjar 1525, als J. mit einer Schar Bewaff­ neter dem Pfalzgrafen Philipp von Neumarkt gegen die aufrührerischen Bauern zu Hilfe eilte, unternahm die Stadt den entscheiden­ den Handstreich gegen die privilegierte Stel­ lung des Klerus, indem sie ihn allen bürgerli­ chen Lasten unterwarf und das Kirchenver­ mögen inventarisieren ließ. Erst im August 1528 konnte J., unterstützt von seiner mäch­ tigen Verwandtschaft, nach zähen Verhand­ lungen einen Vertrag durchsetzen, in dem der Rat die Ablösung der Steuer- und Dienstver­ pflichtungen des Klerus durch eine jährliche Geldleistung von 200 Gulden an die Kommu­ ne akzeptierte. J.s Maßnahmen zur Abwehr der in weiten Teilen des Bistums um sich greifenden refor­ matorischen Bewegung machen einen ebenso kläglichen Eindruck wie seine Bemühungen um eine innerkirchliche Reform. Was konnte es angesichts des ungeistlichen Lebensstils von J. schon bedeuten, wenn man 1512 unter Androhung von empfindlichen Strafen kost­ spielige Primizfeiern untersagte oder wenn ein oberhirtliches Mandat vom Jahr 1531, of­ fenbar in Reaktion auf die bei der Bis­ tumsvisitation von 1526 aufgedeckten Schä­ den, mit scharfen Worten Mißstände der kle­ rikalen Lebensführung anprangerte, nament­ lich den Konkubinat, das Zechen und Spielen in Wirtshäusern und standeswidrige Kleidersitten. Eine konsequentere Sprache re­ deten demgegenüber die Instruktionen der bayerischen Herzöge, mit denen sie ihre Ver­ treter zu verschiedenen Reformkonventen der Salzburger Kirchenprovinz entsandten, die hauptsächlich deshalb fruchtlos blieben, weil der Eifer des Episkopats für die Erhaltung sei­ ner Privilegien die kirchliche Erneuerung im­ mer wieder hintanstellen ließ. Auch J. entfal­ tete diesbezüglich einige Anstrengungen: 1534 berief er seine Amtsbrüder von Freising und Passau zu Verhandlungen über die Ab­ wehr des bayerischen Staatskirchentums nach Amberg, um im Jahr darauf den herzog­ lichen Bevollmächtigten einen Beschwerde­ katalog vorzulegen, der sich u. a. dagegen wandte, daß die weltlichen Obrigkeiten über ketzerische und unsittliche Priester Strafen

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verhängten und die Wittelsbacher Herzöge von Professoren der Landesuniversität Ingol­ stadt deutsche Gebet- und Predigtbücher aus­ arbeiten ließen. Da sich die geistliche Seite auf solche Weise zur Verteidigung ihrer Ge­ rechtsame gegen wirkungsvolle Reformmaß­ nahmen stemmte, die sie längst selber hätte in Angriff nehmen müssen, aber zu leisten weder imstande noch willens war, kann die sich steigernde Zerrüttung der kirchlichen Verhältnisse nicht verwundern.

In den letzten Lebensjahren zeigte sich J. sei­ nes Amtes überdrüssig. Seit 1535 verhandelte er mit seinen Brüdern Ludwig und Friedrich sowie mit den Domherren über den beabsich­ tigten Verzicht auf die Regensburger Kathedra zugunsten eines noch unmündigen Pfalzgra­ fen. Das Domkapitel aber weigerte sich hart­ näckig, den hohen Pensionsforderungen des Administrators, die hauptsächlich auf Über­ lassung der hochstiftischen Herrschaft Wörth abzielten, zuzustimmen, lief man doch da­ durch Gefahr, Besitzungen und Rechte auf Dauer zu verlieren. Als der darob aufge­ brachte J. allerhand Drohungen aussprach, wandte sich das Kapitel hilfesuchend an den Metropoliten und die bayerischen Herzöge und führte Klage über die schwere Schulden­ last von 30 000 Gulden, die J. wider sein Ver­ sprechen dem Hochstift aufgebürdet habe, hauptsächlich im Zusammenhang mit dem repräsentativen Haupttorbau des bischöfli­ chen Schlosses in Wörth. So lag über dem geistlichen Regensburg inmitten heftiger Glaubensstürme drei Jahre lang der Schatten eines schweren Zerwürfnisses, bis J. am 3. 2. 1538 starb. Er wurde im Regensburger Dom beigesetzt und erhielt ein Grabdenkmal aus der Schule des Eichstätter Renaissance-Bild­ hauers Loy Hering. Pflichtbewußtsein für das Hochstift und als Verwalter des Bistums im Rahmen des Herkömmlichen wird man J. durchaus zugestehen müssen; aber was ihm mit den meisten Standesgenossen und Amts­ brüdern der Epoche fehlte, war die klare Er­ kenntnis der Erfordernisse von Zeit und Stunde und erst recht der Wille, die Hand an die Axt zu legen. Quellen: BZA Regensburg. Literatur: KDB Regensburg I, 117f. - L. Theobald I, bes. 11-17, 226f. - N. Fuchs 31f. - J. Staber 96-114. - G. Stahl, Die Wallfahrt zur Schönen Maria in Re­ gensburg, in: BGBR 2 (1968) 35-282. - J. Staber, in: NDB 10 (1974) 519. - G. May 507f. - K. Hausberger, Grablegen 375. - Ders., Geschichte I, 174, 224, 316319 (QQ, Lit.: II, 291). Karl Hausberger

Johannes

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Johannes (Pastoris?) (OSB) (t nach 1462)

Johannes (+ frühestens 1480)

seit 1425 Bischof von Cork 1427-1449 Weihbischof in Utrecht 1445-1449 Bischöflicher Kommissar in Kleve

1480 1480

Cluniazenser; bis 1425 wohl Prior von Brom­ holm (Norfolk); wohl am 25. 5. 1425 zum Bi­ schof von Cork (Irland) bestellt; verließ Irland möglicherweise wegen Zusammenlegung der Bistümer Cork und Cloyne (1429); 4. 2. 1427 vom schismatischen Utrechter Bischofskan­ didaten R. v. (—►) Diepholz zum Weihbischof in Utrecht bestellt; gelangte erst mit der päpstlichen Anerkennung von Diepholz (10. 12. 1432) zur Legalität; April 1449 aus unbe­ kannten Gründen entlassen; verwaltete 144549 als bischöflicher Kommissar die Kirche im Herzogtum Kleve, nachdem Papst Eugen IV. auf Wunsch Herzog Adolfs I. von Kleve die geistliche Gewalt über das Herzogtum den Bistümern Köln und Münster entzogen und diese dem Bistum Utrecht zugewiesen hatte; nach dem Tode von Diepholz (24. 3. 1455) Weihbischof des erwählten Utrechter Bi­ schofs Gijsbrecht von Brederode, der am 3. 8. 1456 auf seinen Anspruch verzichtete ([—>] David von Burgund); t nach 1462 (wohl Ut­ recht) in ärmlichen Verhältnissen. Literatur: J. Fruytier, in: NNBW 6 (1924) 863f. - J. Weijling 205-213 (Lit.). Paul Berbee

Johannes (+ frühestens 1465) 1441 seit 1441

Ep. tit. Victricensis Weihbischof in Passau

Seit 1441 Titularbischof von Victricensis und Weihbischof in Passau unter den Bischöfen L. v. (—>) Laiming und U. v. (—>) Nußdorf; rekonziliierte 1443 in dem von den Hussiten ver­ wüsteten Grenzgebiet zu Böhmen im Land ob der Enns die Kirche und das Kloster Baum­ gartenberg, mehrere Kirchen der Umgebung und den Kreuzgang der Zisterzienserabtei Withering an der Donau; ab 1444 Konsekrator von Kirchen im Passauer Bistumsanteil im Land unter der Enns; bischöfliche Funktio­ nen zuletzt 1465 nachweisbar; ein Totenbuch des Domstifts Salzburg nennt als Sterbetag den 25. 8., nicht aber das Todesjahr. Literatur: M. Hansiz 570. - I. E Keiblinger 12f. - L. H. Krick, Domstift 208. August Leidl

Ep. tit. Redostenensis Mainzer Weihbischof in partibus Rheni

Soll vom Mainzer Erzbischof D. v. (—>) Isen­ burg zum Weihbischof bestimmt worden sein; 1480 Titularbischof von Rodosto (?); soll am 20. 2. 1480 einen Altar in Mainz geweiht haben; er ist ebensowenig näher zu bestim­ men wie ein Johannes, Ep. tit. Siconiensis, der 1474 in Mainz Pontifikalhandlungen vor­ genommen haben soll. Literatur: J. S. Severus 21-23. Friedhelm Jürgensmeier

Johannes, Herzog von Lothringen (Jean de Lorraine) (1498-1550)

Koadjutor des Bischofs von Metz 1505-1530 Bischof von Metz 1517-1524 Administrator des Bistums Toul Kardinal 1518 1521-1524 Bischof von Valence et Die 1522-1533 Administrator des Bistums The­ rouanne 1523-1544 Bischof von Verdun 1524-1550 Administrator des Erzbistums Narbonne 1530-1547 Administrator des Bistums Metz 1547-1550 Bischof von Metz 1532-1538 Administrator des Erzbistums Reims 1533-1537 Bischof von Toul 1535-1550 Administrator des Bistums Albi 1537-1539 Administrator des Erzbistums Lyon 1542-1550 Bischof von Nantes 1542-1543 Bischof von Toul

1501-1505

Johannes von Lothringen wurde im Jahre 1498 als achtes Kind des Herzogs Rene II. von Lothringen und der Philippine von Geldern geboren und bereits als Kind zum Einsatz für die lothringische Kirchenpolitik bestimmt. Als Dreijähriger wurde er zum künftigen Nachfolger seines Onkels (—>) Heinrich von Lothringen-Vaudemont, der das Bistum Metz innehatte, bestimmt. Nach dessen Tod (1505) folgten er bzw. seine von seinem Vater Rene II. bestimmten Vertreter nach. Die päpstliche Verleihung erfolgte unter dem 20. 10. 1505. Damit gewannen die Herzöge von Lothringen maßgebenden Einfluß auf die drei lothringi­ schen Bistümer, denn ein Bruder von J., (—>) Ludwig, wurde 1508 Bischof von Verdun, während der Präsident des herzoglichen Ra-

Johannes tes H. d. (—>) Hazards das Bistum Toul innehatte. Der Zugriff der Herzöge auf die Kirche Lothringens erreichte seinen Höhepunkt aber erst, als J. seit 1523 alle drei Bistümer in sei­ ner Hand vereinte. Faktisch bedeutete es al­ lerdings wenig, denn damals begann das Haus Lothringen mit der ein Jahrhundert an­ dauernden Praxis des sogenannten Regreß. Danach konnte der Inhaber eines Benefiziums darauf zugunsten eines anderen Geistli­ chen verzichten, sich aber das Recht des Rückfalls beim Tod oder bei der Resignation des neuen Inhabers, ferner einen Teil der Ein­ künfte aus der bischöflichen Mensa, die sog. „Reserve“, vorbehalten. Der nominelle Diöze­ sanbischof des jeweiligen Bistums war somit im Grunde nur Repräsentant des eigentlichen Inhabers. Nur dieser traf wichtige Entschei­ dungen.

Seit J. bildete der Besitz der drei lothringi­ schen Bistümer eine wichtiges Element der herzoglichen Gewalt. Dieses Konzept setzte natürlich das beständige Entgegenkommen des Heiligen Stuhls voraus, der immer wieder Dispensen und Gnadenerweise erteilen mußte. Dies ging nicht ohne ständige Vertre­ tung Lothringens in Rom, doch war dem be­ treffenden Interessenvertreter eine aktive Ein­ flußnahme erst möglich, seit er das Haus Lothringen im Heiligen Kolleg vertrat. Daher bildete die Erhebung von J. zum Kardinaldia­ kon am 28. 5. 1518 für das Herzogtum ein wichtiges Ereignis. J. war nicht nur der erste Kardinal seines Hauses, sondern er wurde wenig später auch päpstlicher Legat für das Herzogtum und für die lothringischen Bis­ tümer. Während er den roten Hut in Lothrin­ gen entgegennahm, wurde ihm nach seiner Übersiedlung nach Rom im Jahre 1521 die Ti­ telkirche S. Onofrio zugewiesen. Angesichts seiner neuen Würden und der damit verbun­ denen Verpflichtungen und Romaufenthalte behielt er bis zu seinem Tod seine Residenz in Rom. J. verdankte das Kardinalat König Franz I. von Frankreich, dem er eng verbunden blieb und den er auf seinen Kriegszügen begleitete. Bei der Kaiserwahl von 1519 versuchte er zu­ sammen mit seinem Bruder Herzog Anton vergeblich, die Wähler für eine Kandidatur des Königs zu gewinnen. In Rom wirkte er als dessen Agent, und nach dessen Niederlage in Pavia im Jahre 1525 bemühte er sich um seine Freilassung. Als Lohn für seine guten Dienste erhielt er in Frankreich, wo der König seit dem Konkordat von 1516 das Nominations­ recht besaß, eine Fülle von Erzbistümern und Bistümern, z. T. als Administrator. Dazu ka­

347

men angesehene Abteien wie Cluny und Fe­ camp.

In den lothringischen Bistümern machte sich die Verwaltung durch J. kaum bemerkbar. Die wenigen Entscheidungen, die er traf, waren z. T. dem weltlichen Besitz sogar abträglich. So trat er 1527 die Grafschaft Saarwerden, ein Metzer Lehen, an seinen Bruder Anton ab. Am 24. 1. 1530 resignierte er Metz seinem erst fünfjährigen Neffen (—>) Nikolaus von Lo­ thringen, behielt aber die Administratur. J. war jedoch keineswegs allein auf seinen ei­ genen und auf die Vorteile seiner Familie be­ dacht, sondern auch auf den „lothringischen“ Charakter der Bistümer Metz, Toul und Ver­ dun. Mit Hilfe eines Klientelsystems wurden alle Benefizien, vor allem die Pfarreien, nur noch an lothringische Geistliche verliehen. J. untersagte ferner, in Streitfällen sogleich nach Rom zu appellieren. Seit 1519 waren ausschließlich die Diözesangerichte als erste Instanz zugelassen. Seine besondere Auf­ merksam richtete J. aber auf Regungen kirch­ licher Abweichung im Bistum Metz. Die Ent­ sendung eines Apostolischen Kommissars, der die häretischen Regungen unterdrücken sollte, ging wohl auf ihn zurück. Sie ent­ sprach zumindest seinen Wünschen. Eines der ersten Opfer der Inquisition wurde der Augustiner Jean Chatelain, der 1524 in Metz die Fastenpredigten hielt. Er wurde lutheri­ scher Lehren angeklagt und starb trotz seines Widerrufs am 12. 1. 1525 auf dem Scheiter­ haufen. Seine Hinrichtung wühlte die Bevöl­ kerung zutiefst auf. Einige Monate später be­ gleitete J. seinen Bruder Anton auf der Straf­ expedition, die dieser im Mai 1525 gegen die aufständischen Bauern im Elsaß führte (W. v. [—d Honstein). In Zabern und später in Scher­ weiler wurden diese geradezu niedergemet­ zelt. Während sich damals die führenden Dy­ nastien noch um einen kirchlichen Ausgleich mit den Neuerern bemühten, stand Lothrin­ gen mit seiner unerbittlichen Strenge gegen­ über der reformatorischen Bewegung noch vereinzelt da. Durch ihr hartes Durchgreifen und den „Kreuzzug gegen die Bauernlüm­ mel“ machten J. und Anton Lothringen zum Bollwerk der alten Kirche. Dies band Nancy noch enger an Rom. Nachdem Guillaume Farel 1542 in Metz die erste reformierte Kirche gegründet hatte, mußte er sich nach Gorze zu­ rückziehen, wohin man von weither zog, um ihn zu hören. Da J. aber Abt von Gorze war, bat er den französischen König, dem Grafen Wilhelm von Fürstenberg, der die Reformier­ ten um Metz schützte, seine Unterstützung zu entziehen. Er wandte sich ferner an seinen

Johannes - Jost

348

Bruder Claude de Guise. Dessen Truppen ver­ trieben schließlich Farel und seine Anhänger.

Das Vorgehen J.s gegenüber den Protestanten in Metz entsprach mehr dem eines Fürsten gegen rebellische Untertanen als dem eines Prälaten der katholischen Reform. Es stand für ihn jedoch außer Frage, daß er sich die­ sem Problem, das nach seiner Meinung aller­ dings an Wichtigkeit weit hinter der großen Politik zurückblieb, zu stellen hatte.

J. starb am 10. 5. 1550 zu Nogent-le-Roi. Er wurde in der Franziskanerkirche zu Nancy, die dem Haus Lothringen als Grablege diente, beigesetzt. Literatur: M. Meurisse. - Ders., Histoire de la naissance, du progres et de la decadence de l’heresie dans la ville de Metz et dans le pays messin (Metz 1670). - B. Picart 606—610. - A. Calmet V, 610f. E. Martin I, 575-587. - H. Tribout de Morembert, Reforme. - Ders., Metz. - R. Taveneaux, Nancy 191-195. - G. Cabourdin I, 21f., 40-46.

Louis Chätellier

Jorba, Michele (OSH) (+ frühestens 1529)

1510-1518

seit 1518

Generalvikar des Bischofs von Trient und Weihbischof Weihbischof in Vicenza

Sohn des Spaniers Francisco J.; Hieronymit der Kongregation von S. Pietro in Pisa; seit 8. 7. 1510 Weihbischof und Generalvikar des Trienter Bischofs G. v. (—>) Neideck und spä­ ter des B. v. (—>) Cles; 1511 Pfarrer von Povo (bis 1512) und von Torra; Domherr in Trient und Prior von S. Maria di Campiglio; 1517 entschied er im Auftrag des Bischofs von Feltre eine Streitfrage zwischen den Bewohnern von Fiera und Primiero; 1518 Visitation in der Val di Non; damals bemühte er sich, viel­ leicht wegen des wenig guten Verhältnisses zu Cles, um anderweitige Aufgaben; 1515 schrieb er, er sei Generalvikar des Bischofs von Feltre; er verhandelte aber auch mit Bres­ cia, Verona und Mantua; 1518 verließ er Trient und ging als Weihbischof nach Vicen­ za, wo er wenigstens bis 1529 blieb; Todesort und -datum unbekannt. Literatur: S. Weber 82-87.

Severino Vareschi

Jordan, Johann (um 1494-1565) 1548-1565

Bischof von Sitten

Johann Jordan wurde um das Jahr 1494 in Bach bei Brig als Sohn des Johann J., Notars

und Kastellans von Martinach, und der Paulosina N. geboren. Sein Studiengang und das Datum der Priesterweihe sind unbekannt. Vor 1522 und bis 1530 war er Pfarrer von Bagnes, 1524-48 Prior von Martinach und seit 1525 Domherr von Sitten. 1530 war er Metral, 1536 Sekretär und 1543 Prokurator des Kapitels, 1543-48 Offizial. Das Kapitel und der Walli­ ser Landrat wählten ihn am 22. 3. 1548 zum Bischof. Die päpstliche Bestätigung folgte am 13. 6. 1548, und am 12. 7. 1548 ergriff J. von seiner Diözese Besitz. Über die Bischofswei­ he ist nichts bekannt. Vielleicht erfolgte sie in Rom, wo J. im gleichen Jahr weilte.

Während der Regierungszeit J.s machten sich vor allem von den protestantischen Schulen Basels her, die von den führenden Familien des Wallis beschickt wurden, reformatorische Einflüsse geltend. Im Lande selbst fehlte es dagegen an höheren Schulen und geistigen Zentren. J. erließ zwar nach seinem Amtsan­ tritt Bestimmungen über die Predigt und die christliche Gesellschaftsordnung, doch war er zu einer wirklichen Reform nicht bereit, zumal er selbst im Konkubinat lebte und vom Kaiser nur unter Androhung des Verlustes der Regalien dazu gezwungen werden konnte, sich auf dem Konzil von Trient we­ nigstens durch Abt Johann Miles von St. Maurice vertreten zu lassen. Im sog. Trinkelstierkrieg von 1550, einem Bauernaufstand, verbanden sich soziale mit religiösen Moti­ ven. J. starb am 12. 6. 1565. Der Ort seiner Beiset­ zung ist unbekannt. In seinem Testament hatte er sein Vermögen seinem Sohn und sei­ nen beiden Töchtern vermacht. Literatur: D. Imesch, Der Trinkeistierkrieg, in: BWG 1 (1892) 312-353. -H. G. Wackernagel, Der Trinkei­ stierkrieg von 1550, in: SAVK 35 (1936) 1^12. - M. Possa, Die Reformation im Wallis bis zum Tode Bi­ schof Johann Jordans 1565, in: BWG 9 (1940) 1-126. - B. Truffer 48-50. - L. Carlen, Kultur II, 86, 125. Louis Carlen

Jost, Hildebrand (1585-1638) 1614-1638

Bischof von Sitten

Hildebrand Jost wurde am 21. 11. 1585 zu Sit­ ten als Sohn des Notars und Schulmeisters Jo­ hann von Münster und der Anna Bertherini geboren. Er besuchte die Landesschule in Sit­ ten, das Jesuitenkolleg zu Freiburg/Ue. und das Collegium Helveticum in Mailand. Das Jahr der Priesterweihe ist nicht überliefert. 1604 wurde er Domherr von Sitten, 1609-13

Jost - Julius

war er Pfarrer von Leytron und seit August 1613 französischer Prediger in Sitten. Nachdem die Rekatholisierung des Wallis un­ ter Bischof A. v. (—►) Riedmatten Fortschritte gemacht hatte, aber noch nicht zum Abschluß gekommen war, verbanden sich bei der Wahl seines Nachfolgers und während dessen gan­ zer Amtszeit das Ringen um altkirchliche Er­ neuerung und die Auseinandersetzung um die weltliche Herrschaft der Bischöfe. Der Kampf gegen die bischöfliche Landesherr­ schaft führte die Protestanten und die auf Ge­ meindeautonomie bedachten Altkirchlichen zusammen. Sie zwangen 1613 dem Domkapi­ tel und dem am 15. 10. 1613 aus dessen Vie­ rervorschlag durch den Landrat gewählten Bi­ schof J. eine Wahlkapitulation auf, in der die­ ser auf seine auf der sogenannten Carolina be­ ruhenden landesherrlichen Rechte verzichte­ te. Die päpstliche Wahlbestätigung erfolgte am 6. 9. 1614, die Konsekration am 27. 11. 1614 durch den ehemaligen Erzbischof von Vienne, Vespasian Gribaldi. Mitkonsekratoren waren Franz von Sales, der die Festpre­ digt hielt, und Pierre du Nant de Grilly, Abt von St. Maurice.

Kapitel und Bischof widerriefen zwar bald die ihnen abgezwungene Wahlkapitulation, doch belastete das Ringen um die bischöfli­ che Herrschaft die gesamte Amtszeit von J. Obwohl Kaiser Ferdinand II. die Fortgeltung der Carolina 1624 bestätigte, gingen die darin niedergelegten Rechte dem Bischof faktisch verloren. Trotz dieser schwierigen Rahmenbedingun­ gen machte die katholische Erneuerung unter J. weitere Fortschritte. Er war ein ernster See­ lenhirte, der in der Sorge um seine Diözese und deren religiöser Wiedererneuerung auf­ ging. 1626 führte er eine Synode durch, die sich bemühte, die Beschlüsse des Konzils von Trient durchzusetzen. J. konnte jedoch nicht verhindern, daß die Jesuiten in den po­ litischen Kampf um seine Hoheitsrechte hin­ eingezogen und im Februar 1627 zum Verlas­ sen des Landes gezwungen wurden. Damit brachen ihre Schulen zusammen. Die Tätig­ keit der Kapuziner, die seit 1623 in der Stadt Sitten wirkten und dort 1636 Kloster und Kir­ che errichteten, blieb dagegen unangefoch­ ten. 1628 begab J. sich angesichts der schwe­ ren Spannungen auf Einladung des Nuntius nach Luzern, dann nach Rom. Nach der Rück­ reise ließ er sich 1630 durch den Landrat end­ gültig zum Verzicht auf seine weltlichen Ho­ heitsrechte bewegen.

In seiner Kathedrale ließ J. Chorgestühl, Tauf­ steinaufsatz und Kanzel schaffen, in der

349

Pfarrkirche seiner Heimat Münster den Chor ausmalen. J. starb am 28. 5. 1638. Er wurde in der Kathedrale zu Sitten beigesetzt. Literatur: G. Ghika, Lüttes politiques pour la conquete du pouvoir temporel sous l’episcopat de Hil­ debrand Jost (1613-1634), in: Vail 2 (1947) 201-227. - Ders., Contestations du Clerge et des patriotes du Valais au sujet du pouvoir temporel apres 1’ episco­ pal de Hildebrand Jost, in: Vail 5 (1950) 207-227. A. Donnet-G. Ghika, Saint Francois de Sales au Sacre de Hildebrand Jost ä Sion, in: Almanach du Valais 1951 (Sion) 139-143. - Dies., Saint Francois de Sales et le Valais, in: ZSKG 43 (1949) 43-60, 8199. - J. Siegen, Der heilige Franz von Sales und Bi­ schof Hildebrand Jost, in: WJB 40 (1971) 8-11. - L. Carlen, Kultur II, 87. - Ders., in: Kirche, Staat und katholische Wissenschaft in der Neuzeit. FS Heri­ bert Raab (Paderborn 1988) 50. Louis Carlen

Julius, Herzog von Braunschweig-LüneburgWolfenbüttel (1528-1589) 1553-1554

Gewählter Bischof von Minden

Julius von Braunschweig-Lüneburg-Wolfen­ büttel wurde als vierter Sohn Herzog Hein­ richs d. J. von Braunschweig-Wolfenbüttel und dessen Ehefrau Marie, einer Tochter des Grafen Heinrich I. von Württemberg, am 29. 6. 1528 in Wolfenbüttel geboren. Aufgrund ei­ ner körperlichen Behinderung, die er sich in seiner Kindheit zugezogen hatte, bestimmte der Vater ihn für die geistliche Laufbahn. 1542 erhielt er ein Kanonikat in Köln. Nach 1549 hielt er sich einige Zeit in Frankreich und in den Niederlanden auf. 1550-52 be­ suchte er die Universität Löwen. Heinrichs d. J. Bemühungen um die Koadjutorie des Erzbistums Bremen für J. scheiterten am Wi­ derstand des Erzbischofs (-*) Christoph von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel. Nach der von Heinrich d. J. erzwungenen Resigna­ tion des (—>) Franz von Waldeck als Bischof von Minden am 23. 4. 1553 trat J. dessen Nachfolge im Hochstift an, das damit wieder in weifische Abhängigkeit geriet. J. erhielt nicht die päpstliche Bestätigung und trat auch als Bischof hier nicht in Erscheinung. Kurz nach seiner Postulation in Minden er­ baten ihn ferner der Paderborner Bischof R. v. (—>) Kerssenbrock und das Domkapitel zum Koadjutor. Nach dem Tod seiner älteren Brü­ der Karl Victor und Philipp in der Schlacht von Sievershausen verzichtete J. jedoch we­ gen der ihm nun zufallenden Erbfolge im Für­ stentum Wolfenbüttel Anfang 1554 auf die Paderborner Koadjutorie und auf das Hoch­ stift Minden.

350

Julius - Kammerer

Die protestantischen Neigungen von J. führ­ ten zu schweren Konflikten mit Heinrich d. J., der ihn von der Erbfolge ausschließen wollte. 1558 floh J. zu seinem Schwager Markgraf Johann von Küstrin. Zu einer Aus­ söhnung mit Heinrich d. J. kam es 1560 nach der Heirat von J. mit Hedwig, einer Tochter des Kurfürsten Joachim II. von Brandenburg. Aus dieser Ehe gingen vier Söhne und sieben Töchter hervor, darunter der Nachfolger von J., (—>) Heinrich Julius, der spätere Admini­ strator der Bistümer Halberstadt und Minden, (—>) Philipp Sigismund, Bischof von Verden und Osnabrück, Joachim Karl, Dompropst in Straßburg, und Dorothea Agathe, Äbtissin von Gandersheim. Nach Heinrichs d. J. Tod 1568 trat J. die Regierung in Wolfenbüttel an. Als orthodoxer Lutheraner verstand er sich als christlicher Landesvater; er war von stren­ ger Pflichterfüllung geprägt, sein Lebensstil war anspruchslos. Zu seinen ersten Maßnah­ men nach dem Regierungsantritt gehörte die Einführung der Reformation; dies geschah ohne großen Widerstand. Bei der Organisati­ on des Kirchenwesens orientierte er sich an der württembergischen Kirchenordnung. Als Ausbildungsstätte für Geistliche und landes­ herrliche Beamte gründete er 1576 die Uni­ versität Helmstedt, deren theologische Fakul­ tät mit streng lutherischen Professoren be­ setzt wurde. Im frühabsolutistischen Sinn führte J. eine Reihe von Reformen in Verwal­ tung, Rechtsprechung und Wirtschaft durch. Dazu zählte die Kanzleiordnung von 1575, die die geheimen Kammersachen des Fürsten von den allgemeinen Landesangelegenheiten trennte. Die Residenzstadt Wolfenbüttel er­ weiterte er um neue Stadtteile. J. bemühte

Kammerer, Dietrich (Theoderich) (+ 1530)

(OFM)

1517 Ep. tit. Saracorviensis 1521-1530 Bischof von Wiener Neustadt Dietrich Kammerer wurde als Sohn des Georg K. zu Kammerschlag, Pflegers von Piberstein in Oberösterreich, geboren. Die Familie der K. zu Perkheim und Kammerschlag starb im 17.

sich um eine planmäßige Erschließung von Bodenschätzen, die Verbesserung der Produk­ tionsverfahren im Bergbau und Hüttenwesen und um den Ausbau der Infrastruktur durch neue Land- und Wasserstraßen. Er erwarb zahlreiche verpfändete Ämter zurück und re­ duzierte die auf dem Fürstentum lastenden Schulden. Als Reichsfürst verfolgte er eine kaiserfreund­ liche Politik, die ihren Grund auch in der rechtlich unsicheren Stellung seiner Söhne in den Hochstiften hatte. Gegen den Kaiser gerichtete Unionspläne evangelischer Reichs­ stände lehnte er ab. Nach dem Anfall des Für­ stentums Calenberg an Wolfenbüttel 1584 verhalf er auch dort der Reformation zum Durchbruch. J. starb am 3./13. 5. 1589 in Wol­ fenbüttel. Er wurde in der dortigen Marien­ kirche beigesetzt. Literatur: W. Schröder 480 f. - H. Böcker, Herzog Ju­ lius von Braunschweig (1568-1589) im Rahmen der Zeitverhältnisse. Eine volkswirtschaftliche Studie (Köln 1931). - H. Reller, Die Auseinandersetzung zwischen Herzog Heinrich d. J. und Herzog Julius von Braunschweig-Lüneburg in den Jahren 15531568, in: JGNKG 67 (1969) 91-106. - H. J. Kraschewski, in: NDB 10 (1974) 654f. - Ders., Julius, Herzog von Braunschweig 1528-1589, in: Lebens­ bilder Niedersachsen 9 (1976) 23-35. - Ders., Wirt­ schaftspolitik im deutschen Territorialstaat des 16. Jahrhunderts. Herzog Julius von Braunschweig-Wol­ fenbüttel (1528-1589) (Köln-Wien 1978). - A. Schröer, Reformation II, 38^41, 65. - G. May 125. Staatsklugheit und Frömmigkeit. Herzog Julius zu Braunschweig-Lüneburg, ein norddeutscher Lan­ desherr des 16. Jahrhunderts. AK der Herzog Au­ gust Bibliothek (Wolfenbüttel 1989). - H. J. BrandtK. Hengst, Minden 58. Hans-Georg Aschoff

Jh. aus. K. trat in den Minoritenorden ein. 1507 wurde er Provinzial der österreichi­ schen Provinz. Dieses Amt behielt er auch als Bischof bei. Als Provinzial war er darum be­ müht, die Disziplin in den Konventen seiner Provinz zu heben. K. war Dr. theol. und wur­ de 1507 in die theologische Fakultät Wien aufgenommen. 1511 und 1515 war er deren Dekan. Am 26. 6. 1517 wurde er zum Titular­ bischof von Saracovia ernannt. Seit 1518

351

Kammerer - Kaps

hatte er das Benefizium zum hl. Nikolaus an der Domkirche Wiener Neustadt inne, das dem Patronat des dortigen Magistrates unter­ stand. Kurz vor seinem Tod berief Kaiser Ma­ ximilian I. den vom Großmeister des St. Ge­ orgs-Ritterordens, Johann Geymann, als Bi­ schof für Wiener Neustadt vorgeschlagenen K. an sein Hoflager in Wels. Für Maximilian hatte K. wiederholt diplomatische Dienste ge­ leistet und u. a. eine Mission nach Polen un­ ternommen. Noch vor seinem Eintreffen in Wels starb der Kaiser. Er hatte testamenta­ risch K. zum Bischof von Wiener Neustadt be­ stimmt. Als solcher versprach dieser am 17. 4. 1521, in den St. Georgs-Ritterorden einzu­ treten. Damit war die seit Kaiser Friedrich III. betriebene Vereinigung des Bistums Wiener Neustadt mit dem Orden endlich vollzogen. Daraufhin nominierte Erzherzog Ferdinand K. am 20. 7. 1521 zum Bischof von Wiener Neustadt. Am 25. 10. 1521 sprach Papst Leo X. die Translation aus. Papst Hadrian VI. be­ stätigte dies am 31. 8. 1522. Am 6. 11. 1522 erreichte K. eine Teilung der Güter zwischen Orden und Bistum. Der tatsächliche Eintritt K.s in den Orden erfolgte nach langem Zö­ gern erst am Weihnachtstag 1528. Der zaudernde und schwache K. erhielt schon 1524 den späteren Wiener Bischof J. (-*) Fabri als Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge. Unter K. drang in Wiener Neu­ stadt die reformatorische Bewegung ein. 1529 wurde K., wohl aufgrund seines guten Ver­ hältnisses zum Magistrat, mit dem Oberbe­ fehl zur Verteidigung der Stadt gegen die Tür­ ken betraut. Diese Aufgabe erfüllte er mit Um­ sicht und Erfolg. Am 3. 7. 1530 verfaßte K. sein Testament. Er starb am 28. 8. 1530, ver­ mutlich in Wien. Als Grabstätte hatte er die von ihm gestiftete Franziskus-Kapelle im Dom von Wiener Neustadt bestimmt. Quellen: DAStP. - ÖNB, Cvp 9311. Literatur: Th. Wiedemann, Neustadt I, 525-538. Ders., Reformation IV, 285-291. - A. Wappler 374, 474. - G. Salvadori, Die Minoritenkirche und ihre älteste Umgebung (Wien 1894) 91 f. - Ch. Radey 78; 376, Anm. 19. - R. Kampichler 8-13. - G. ButtlarGerhartl 9-14. Johann Weissensteiner

Kanuti, Matthias (OSB) (1500-1506)

1492 1500-1506

Ep. tit. Gadarensis Weihbischof in Halberstadt

Benediktiner; durch Erzbischof (—>) Ernst zu Sachsen zum Weihbischof in Halberstadt und Magdeburg bestimmt; 9. 7. 1492 Titularbi­

schof von Gadara; Berater und Vertrauter des Erzbischofs; stiftete 1500 bei den Lollarden in Halberstadt einen Hof zur Unterbringung Ar­ mer und Kranker; 1502 begegnet er als Zeuge bei einer Stiftung. Literatur: UB Halberstadt 436-437. - UB S. Bonifacii-S. Pauli 382. Josef Pilvousek

Kaps, Nikolaus (um 1435-1512)

1490 1491-1499 1491-1512 1499-1501

Ep. tit. Hipponensis Weihbischof in Passau Weihbischof in Gurk Generalvikar des Bischofs von Gurk

* um 1435 Bistum Passau; 1464-71 im Dienst Kaiser Friedrichs III.; erfüllte nach eigener Aussage gelegentlich diplomatische Missio­ nen unter Kaiser Maximilian L; 14. 3. 1490 Titularbischof von Hippo; zugleich wurde ihm der Bezug einer Pension von 200 Gulden aus der bischöflichen Gurker Mensa gestattet; 4. 4. 1491 Konsekration in Rom; Weihbischof in Passau und erster Weihbischof in der Ge­ schichte des Bistums Gurk; residierte seit 1491 in Straßburg im Gurktal; 1493-97 nur für Passau tätig; 28. 9. 1499 letzte urkundli­ che Erwähnung als Weihbischof von Passau; damals bestätigte er die Rekonziliation und Ablaßverleihung für die Kirche des hl. Flo­ rian und für die Kapelle des hl. Michael in St. Florian (Oberösterreich). Der Gurker Bischof R. (—>) Peraudi, der wegen seiner Verpflich­ tungen als Kanzler Friedrichs III. und als päpstlicher Ablaßprediger für den Türken­ krieg ständig außerhalb seines Bistums weilte, traf am 1. 5. 1499 in Rom mit K. eine Vereinbarung, die ihm alle Vollmachten eines Generalvikars in geistlichen wie in weltli­ chen Dingen übertrug. Weil dies den Einfluß des Dompropstes minderte, kam es zu Strei­ tigkeiten zwischen Peraudi und dem Kapitel. Peraudi, seit 1493 auch Kardinal, klagte bei Alexander VI. über das herrische Auftreten des Dompropstes, der sich vor der Kurie ver­ antworten mußte. Am 5. 6. 1501 verzichtete K. zugunsten des inzwischen zum Admini­ strator und Koadjutor von Gurk ernannten M. (—*) Lang auf die Administration des Bistums. Er lebte seitdem (spätestens seit 1504) in Salzburg und bezog aus der Gurker Herrschaft Grades eine Pension. Beim Provinzialkonzil in Salzburg 1511 vertrat er Lang. 1512 mußte sich K. dagegen wegen Krankheit entschuldi­ gen. + April 1512. In seinem Testament hatte K. der Gurker Kathedralkirche ein reiches Le-

352

Kaps - Karl

gat zugedacht. Er war Jugendlehrer des Para­ celsus. Sein Einfluß auf Friedrich III., der ihm eine wertvolle Inful und einen Bischofs­ stab schenkte, war beträchtlich. Literatur: M. Hansiz 598. - I. F. Keiblinger 18f. - L. H. Krick, Domstift 208. - J. Obersteiner, Der Gurker Weihbischof Nikolaus von Hippo - ein Jugendlehrer des Paracelsus, in: W. Neumann (Hg.), 900 Jahre Vil­ lach (Villach 1960) 173-184. - Ders., Noch einmal Weihbischof Nikolaus von Hippo, in: Carinthia 1/ 153 (1963) 426-434. - J. Obersteiner 262, 264f., 267-269, 272, 279-288. - Ders., Ein Gurker Bericht über das Salzburger Provinzialkonzil des Jahres 1512, in: Carinthia 1/167 (1977) 55-68. August Leidl - Christine Tropper

Karas von Rhomstein, Kaspar (1591-1646)

1640 1638-1640 1638-1646 1640-1646

Ep. tit. Tiberiadensis Administrator des Bistums Ol­ mütz Generalvikar des Bischofs von Olmütz Weihbischof in Olmütz

* 1591 Schlesien; 1615-20 Studium als Alumne des Collegium Germanicum in Rom; Dr. theol.; Kanoniker (seit 1621), Scholasticus (seit 1624) und Kantor des Breslauer Domka­ pitels; 1638 Domherr in Olmütz; Administra­ tor, Generalvikar und Offizial des Erzherzogs (—► Bd. 1648-1803) Leopold Wilhelm von Österreich; 1639 Dompropst von Olmütz; 3. 12. 1640 Titularbischof von Tiberias und Weihbischof in Olmütz; Propst des St.-Peterskapitels in Brünn; + 1646. Literatur: Ch. d’Elvert, Erzbistum 111, 304. - Noti­ zenblatt 1895, 95. - J. Jungnitz, Germaniker 128134. - Ders., Weihbischöfe 151-159. Winfried Eberhard

Karl, Erzherzog von Österreich (1590-1624)

1608-1624 1613-1624 1618-1624

Bischof von Breslau Bischof von Brixen Hoch- und Deutschmeister

Karl von Österreich wurde am 7. 8. 1590 zu Graz als letztes von fünfzehn Kindern des Erzherzogs Karl II. (1540-90) und der Maria von Bayern (1551-1608), einer Tochter Her­ zog Albrechts V. von Bayern, geboren. Er war ein Enkel Kaiser Ferdinands I. Geschwister waren u. a. der spätere Kaiser Ferdinand II., Erzherzog (—>) Leopold, Bischof von Passau und Straßburg sowie seit 1619 Statthalter von Tirol, Margarethe (+ 1621), die seit 1599 mit König Philipp III. von Spanien vermählt war,

und Konstanze (t 1631), seit 1605 mit König Sigmund III. Wasa von Polen vermählt. Deren Sohn (-> Bd. 1648-1803) Karl Ferdinand (+ 1655) wurde 1613 Koadjutor und 1624 Nach­ folger K.s als Bischof von Breslau. Kurz nach dem Tod seines Vaters geboren, wurde K. für den geistlichen Stand bestimmt. Die niederen Weihen erhielt er 1598, die Priester- und Bi­ schofsweihe empfing er nie. Im Hinblick auf eine künftige Bischofs wähl wurde er 1602 Domherr in Salzburg, 1603 in Passau, 1606 in Trient und Brixen, 1608 in Breslau und 1618 in Köln. Seine Ausbildung erfolgte unter Lei­ tung des Pfarrers von Bruck an der Mur und späteren Bischofs von Seckau, J. (—») Eber­ lein. Eine Universität besuchte er nicht. Nach dem Tod des Breslauer Bischofs J. v. (—>) Sitsch (1608), unter dem die Gegenrefor­ mation in Schlesien zaghaft Fuß gefaßt hatte, drängten die meist lutherisch gesinnten schlesischen Fürsten und Stände angesichts der Schwäche der Krone unter dem geistig umnachteten Kaiser Rudolf II. und unter Hin­ weis auf frühere Vereinbarungen auf einen schlesischen Nachfolger. Von ihm erhofften sie den Fortbestand des seit Jahrzehnten üb­ lich gewordenen Neben- und Miteinanders der Konfessionen, das zu einem kontinuierli­ chen Rückgang der Katholiken geführt hatte und die faktisch gegebene Kirchenspaltung verschleierte. Auch die seit 1422 übliche Be­ stellung des jeweiligen Bischofs von Breslau zum Oberlandeshauptmann hatte daran nichts ändern können. Neben den schlesi­ schen Interessenten meldete sich auch Erz­ herzog Ferdinand III. von Innerösterreich, der älteste Bruder K.s. Als Exponent einer ziel­ strebigen Gegenreformation suchte er die Rückgewinnung verlorenen Terrains für die alte Kirche mit den Interessen seiner Familie zu verbinden. Dabei spielte auch die Aus­ sicht auf die reiche Dotation des Bistums eine Rolle. Während er Nuntius Antonio Caetano und durch ihn Papst Paul V., ferner den pol­ nischen König für seinen Kandidaten zu ge­ winnen vermochte, dachte Kaiser Rudolf II. eine Zeitlang an den Olmützer Bischof F. S. v. (—►) Dietrichstein, doch besaß dieser im Bres­ lauer Kapitel keine Sympathien. Am 7. 7. 1608 erhielt K. schließlich die knappe Mehr­ heit der Stimmen. Nun stimmte auch Rudolf zu. Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 2. 9., der Einzug in Breslau am 14. 12. 1608. An­ gesichts des Wahlausganges setzten die schle­ sischen Stände durch, daß erstmals nicht der Bischof, sondern ein weltlicher Fürst Ober­ landeshauptmann für Schlesien wurde. Der erst 17jährige K. war für sein Amt weder vorbereitet noch qualifiziert. Aufgrund seines

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familiären Verbundes und des ihm beigegebe­ nen Oberhofmeisters, zunächst des Gurker Bi­ schofs J. J. v. (—>) Lamberg, dann des Lavanter Bischofs G. (—►) Stobaeus, bot er aber die Ge­ währ dafür, daß der seit einem Jahrhundert immer mehr eingeschränkte Besitzstand der katholischen Kirche in Schlesien nicht nur garantiert, sondern daß mit auswärtiger Hilfe die alte Kirche auch neu ausgreifen und ver­ lorenes Gelände zurückgewinnen werde. Da­ zu kam es vor allem, als sein Bruder Ferdi­ nand nach dem Tode Kaiser Matthias’ (1619) als Ferdinand II. deutscher König und Römi­ scher Kaiser wurde und seinen kirchlichen Optionen Geltung zu verschaffen wußte. Zu­ nächst freilich mußte K. die Auseinanderset­ zung um die Deutung und Durchführung des schlesischen Majestätsbriefes vom 20. 8. 1609 durchstehen, in dem Rudolf II. angesichts des Zusammenschlusses der schlesischen mit den böhmischen Lutheranern und der Dro­ hung mit Steuerverweigerung wie zuvor den böhmischen, so auch den schlesischen Stän­ den die Gleichberechtigung des augsburgi­ schen Bekenntnisses neben dem katholischen zugestanden hatte. Eine Eigenart der reformatorischen Bewegung Schlesiens bestand darin, daß hier alte und neue Kirche in vielfach schattierten Übergän­ gen eng nebeneinander bestanden und die evangelische Seite auf diesem allmählich er­ worbenen Besitzstand beharrte, der die fak­ tisch vorhandene Trennung verschleierte. Angesichts der Reformunfähigkeit der alten Kirche hatte die Reformation bis zum Ende des 16. Jh.s ständig an Boden gewonnen, während katholische Rückgewinne erst seit Bischof Sitsch einsetzten. Der wichtigste Sachwalter der katholischen Belange blieb das Domkapitel, das beim Regierungsantritt K.s u. a. 17 Germaniker in seinen Reihen zählte.

K. entsprach keineswegs dem tridentinischen Bischofsideal. Er war vielmehr ein geistlicher Fürst, der auf seinen landesherrlichen Rech­ ten bestand. Er liebte Kunst und Jagd und war häufig von seinem Bistum abwesend; er hielt sich vor allem in Graz, aber auch in Warschau auf. Während seiner Abwesenheit lag die Ver­ waltung in den Händen von Administratoren. Den schlesischen Majestätsbrief erkannte K. für das Bistumsland nicht an, da er dadurch seine landesherrlichen Rechte geschmälert sah. Die evangelischen Fürsten bestanden da­ gegen auf der kaiserlichen Zusage, die zwar beiden Konfessionen die gleiche Stellung ga­ rantierte, faktisch aber der Ausbreitung der Reformation Vorschub leistete. Unter dem Druck protestantischer Forderungen konze­ 29 Lexikon

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dierte der Kaiser schließlich 1611 neben der böhmischen auch eine schlesische deutsche Kanzlei, die dem Wunsch des Landes nach Selbstverwaltung weit entgegenkam. Wäh­ rend K. in der bis 1620 ungewissen Situation über die Zukunft einen eindeutig absolutisti­ schen Standpunkt vertrat, zeigte das Domka­ pitel sich in der Praxis flexibler. Die ständig schwelenden Auseinandersetzungen spitzten sich vor allem im Streit um die Zulassung ei­ ner lutherischen Gemeinde in der bischöfli­ chen Residenzstadt Neisse und um den Sta­ tus der Katholiken in Glogau zu. 1616 ließ K. den Neisser Oppositionsführer hinrichten. K.

pochte freilich nicht nur auf den Rechts­ standpunkt, sondern er setzte auch geistliche Akzente. So kamen Franziskaner 1610 wieder nach Gleiwitz, 1613 nach Breslau und 1614 nach Neisse. 1616 visitierte der Generalabt der Zisterzienser seine schlesischen Abteien und richtete in Prag ein Seminar für den Or­ densnachwuchs ein. Folgenreicher war je­ doch die allgemeine politische Entwicklung, die 1617 mit der Wahl Ferdinands zum böh­ mischen König einsetzte. Ihm leisteten die schlesischen Stände zwar zunächst den Eid, doch schlossen sie sich 1619 dem böhmi­ schen Aufstand an und beteiligten sich an der Wahl Friedrichs V. von der Pfalz. Als die­ ser zur Huldigung nach Breslau kam, wich K. nach Polen aus, während das Domkapitel der Gewalt nachgab und 1620 den Eid auf die Konföderation ablegte.

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Nach dem Tod des Brixner Bischofs Ch. A. v. (-►) Spaur (10. 1. 1613) bemühte sich K., der seit 1606 ein Eligibilitätsbreve für Brixen be­ saß, mit Unterstützung Rudolfs II. und der Erzherzoge Ferdinand und Maximilian um dieses Bistum, für das er schon einmal 1601 und dann wieder 1604 als Koadjutor zur De­ batte gestanden hatte. Da es K. angesichts sei­ ner reichen Breslauer Einkünfte nicht um eine Einkommensvermehrung aus dem nur bescheiden dotierten Brixen, sondern um die Reichsstandschaft ging, gaben ihm die Wäh­ ler am 12. 3. 1613 ihre Stimmen. Die päpstli­ che Bestätigung folgte am 15. 5., die Besitz­ ergreifung durch Prokuratoren am 8. 7. K. hat sich um Brixen wenig bemüht und es nur 1614/15 und dann wieder 1620/21 für kurze Zeit besucht, es freilich wirtschaftlich trotz seiner anderslautenden Zusagen stark in An­ spruch genommen. Seit 1618 im Besitz eines Eligibilitätsbreves für das Amt des Hoch- und Deutschmeisters, wurde er nach dem Tod sei­ nes Bruders Maximilian (2. 11. 1618) am 16. 12. 1618 auch in den Ritterorden aufgenom­ men, obwohl er nur die Diakonatsweihe be­ saß. Als der böhmische Aufstand auf Schlesien Übergriff, begab K. sich 1620 nach Warschau und dann nach Brixen, während er dem Bres­ lauer Domkapitel den Eid auf Friedrich V. un­ tersagte. Nach dessen Niederlage am Weißen Berg und der glimpflichen Behandlung Schlesiens im Dresdner Akkord (1621) kam K. im Oktober nach Schlesien zurück und versöhnte sich nach einigem Zögern mit sei­ nem Domkapitel. 1622 erhielt er auf Lebens­ zeit die Grafschaft Glatz, aus der er 1623 alle 60 evangelischen Prädikanten auswies und die Rekatholisierung durchführte. Im glei­ chen Jahr berief er Jesuiten nach Neisse. 1624 zum Vizekönig von Portugal bestimmt, verließ K. sein Bistum. Auf dem Weg zu sei­ nem neuen Bestimmungsort verstarb er am 27. 12. 1624 zu Madrid. Sein Leib wurde in der Infantengruft des Escorial, sein Herz in der Jesuitenkirche zu Neisse beigesetzt. Be­ züglich seiner Nachfolge hatte er sich bereits Ende 1619 während seiner Flucht an den pol­ nischen Königshof auf seinen Neffen Karl Ferdinand festgelegt. Quellen: DAB IA 4. - ASV S. Congr. Cone. Relationes 147 A (Brixen) 884 A (Breslau). Literatur: H. Hoffmann, Alumnat 66-71. - H. Jedin, Bischofswahlen 184-186. - K. Engelbert, Das Bis­ tum Breslau im Dreißigjährigen Krieg, in: ASKG 23 (1965) 85-148; 24 (1966) 127-181; 25 (1967) 201209. - J. Köhler. - B. Sutter, in: NDB 11 (1977) 241f.

- J. Gottschalk 200f. - J. Gelmi, Bischöfe 149-152. F. Machilek (Lit.).

Jan Kopiec

Karl, Herzog von Lothringen (Charles de Lor­ raine) (1567-1607) 1578-1607 1589 1592-1607 1591-1607

Bischof von Metz Kardinal Bischof von Straßburg Legat des Heiligen Stuhles in den Trois Eveches (Metz, Toul, Verdun)

Karl von Lothringen wurde am 1. 7. 1567 zu Nancy als zweiter Sohn Herzog Karls III. von Lothringen und seiner Ehefrau Claudia, einer Tochter des französischen Königs Heinrich II., geboren. Die Herzöge von Lothringen suchten seit dem Ende des 15. Jh.s ihren Ein­ fluß auf die lothringischen Bistümer Metz, Toul und Verdun auszubauen ([—>] Heinrich von Lothringen-Vaudemont). Einzelne ihrer Mitglieder oder Gefolgsleute gelangten aber auch auf die Bischofsstühle von Reims, Trier und Straßburg, andere auf solche in Frank­ reich oder sonst im Reich. K. wurde Domherr in Trier, Köln, Mainz und Straßburg, Abt von Gorze, Clairlieu, Saint-Mihiel, Saint-Vincent in Metz und Saint-Victor in Paris. Bereits am 18. 7. 1578 folgte er in Metz, das das Haus Lo­ thringen seit dem Ende des 15. Jh.s innehatte, Kardinal L. d. (—>) Guise als Bischof nach, und 1589 wurde er, erst 22jährig, zum Kardi­ naldiakon erhoben. 1591 erhielt er die Titel­ kirche S. Agatha. Trotz dieses frühen Aufstie­ ges bereitete K. sich unter der Leitung der Je­ suiten in Pont-ä-Mousson und Trier sowie an der Sorbonne zu Paris sorgfältig auf seine künftige Aufgabe vor.

Eine politische Laufbahn strebte K. nicht an. Stattdessen interessierte er sich für die Durchsetzung der tridentinischen Reform. Dieser Aspekt spielte bei seiner Wahl zum Nachfolger des Straßburger Bischofs J. v. (—>) Manderscheid-Blankenheim im Jahre 1592 eine Rolle, mit der das Haus Lothringen nun auch im Elsaß Fuß faßte, nachdem Herzog Anton dort bereits 1525 den Bauernaufstand unterdrückt hatte ([—►] Johannes von Lothrin­ gen). K. wurde am 1. 7. 1592 päpstlicherseits als Administrator von Straßburg bestätigt. Unter Manderscheid war die bischöfliche Au­ torität auf einen Teil des alten Diözesangebie­ tes eingeschränkt. Außerdem war das Domka­ pitel in einen evangelischen und einen zur al­ ten Kirche stehenden Teil gespalten. Die evangelischen Domherren gaben bei der Wahl von 1592 Johann Georg von Brandenburg ihre

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Stimme, während die katholische Partei sich für K. entschied. Dieser mußte sich daraufhin in einem lang andauernden Krieg mit Hilfe benachbarter Mächte erst in den Besitz seines Bistums bringen. Die Situation der evangeli­ schen Partei verschlechterte sich zwar nach der Konversion Heinrichs IV. zum Katholizis­ mus (1593), da Lothringen sich nunmehr ganz dem Elsaß zuwenden konnte. Dennoch fiel die Entscheidung, daß das Hochstift ka­ tholisch, die Stadt Straßburg dagegen evange­ lisch blieb, erst nach langen Kämpfen und großen Zerstörungen im Frieden von Hage­ nau 1604. Er brachte K. die Anerkennung als Bischof und zugleich das Ende jeglicher insti­ tutioneller Verbindung zwischen dem Bi­ schof und der Stadt Straßburg. K. widmete sich in Metz wie in Straßburg von Anfang an der katholischen Erneuerung. Da­ zu bedurfte es zunächst der Durchsetzung der bischöflichen Autorität und der möglichst ge­ nauen Feststellung der religiösen Situation. Dabei unterstützten ihn Generalvikare von außergewöhnlichem Zuschnitt, und zwar in Metz A. (—») Fournier und in Straßburg A. (—>) Peetz. In Straßburg wurden die Visitatio­ nen von 1596 und 1605 offenbar erstmals nach dem Vorbild des Karl Borromäus durch­ geführt. Sie erfaßten die gesamte Diözese und standen unter Leitung des Generalvikars, der in entfernter gelegenen Distrikten vom jewei­ ligen Erzpriester unterstützt wurde. Die Visi­ tationen fanden ihren Niederschlag in einer detaillierten und reichhaltigen Korrespon­ denz. Mit der Visitation von 1605 war eine Diözesansynode verbunden.

In Metz führte K. das Reformwerk mit Hilfe von Weihbischof Fournier noch gründlicher durch. Unter seinem Episkopat wurde die Di­ özese dreimal, und zwar 1596, 1602 und 1606, visitiert. Daraus ging 1607 ein Verzeich­ nis aller Güter und Benefizien der Diözese hervor. K. veranstaltete in Metz mindestens zwei Synoden, und zwar 1588 und 1605. Die auf ihnen erlassenen Statuten wurden von seinen Nachfolgern übernommen. Sie bilde­ ten die Basis für den geistlichen Wiederauf­ bau der Diözese. Als Ergebnis dieser Visita­ tionen nahm K. sich ferner der Priesterausbil­ dung an. Dabei stützte er sich in Metz wie in Straßburg auf den Jesuitenorden, für den er als ehemaliger Jesuitenschüler besondere Vorliebe zeigte. Für den Metzer Klerus errich­ tete er 1595 ein Seminar bei der Jesuitenuni­ versität von Pont-ä-Mousson. Für das Elsaß veranlaßte er den Bau eines Gymnasiums bei der Jesuitenuniversität in Molsheim. In der Gründungsurkunde von 1607 kurz vor sei­ nem Tod erklärte er, daß er mit dem „Caroli­ 29*

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num“ entsprechend dem Seminardekret von Trient die Sorge für die Ausbildung künftiger Priester übernehmen wolle. Im Sinne des Konzils wachte er ferner über die Feier der Li­ turgie und die Reinheit des Glaubens. Aus diesem Grund ließ er für den lothringischen Klerus 1597 ein Missale drucken.

K. war davon überzeugt, daß die geistliche Reform nicht nur vom Diözesanklerus gelei­ stet werden könne. Daher bemühte er sich darum, den Jesuitenorden im Elsaß und vor allem auch in Lothringen einzupflanzen. 1601 entstand das Noviziat des Ordens in Nancy. Wie seine ganze Familie, so war auch K. den Mendikanten gewogen. Ihm und sei­ nen Angehörigen verdankten die Kapuziner und Minimiten Niederlassungen in Metz und im Herzogtum. K. interessierte sich ferner für die Förderung des allgemeinen Frömmig­ keitslebens. Im Unterelsaß, wo das Luthertum fest eingewurzelt war, wachte er über die Wiederherstellung des religiösen Brauch­ tums. Während seiner Amtszeit erlebten die Wallfahrtsorte Odilienberg und Marienthal bei Hagenau neuen Aufschwung. K. förderte alle vom Tridentinum empfohlenen Devoti­ onsübungen, so z. B. das Gedächtnis der ar­ men Seelen im Fegefeuer. Der römische Einfluß auf Lothringen war da­ mals also beträchtlich, und zwar sowohl auf­ grund der herzoglichen Politik wie infolge der Gegenreformation. In dem zwischen 1570

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und 1580 entwickelten päpstlichen Verteidigungs- und Rückeroberungskonzept spielte Lothringen eine zentrale Rolle. In diesem Rahmen besaß die päpstliche Legation für die Bistümer Metz, Toul und Verdun eine wichti­ ge Aufgabe. Diese wurde 1591 K. übertragen. Herzog Karl III. hätte es zwar lieber gesehen, wenn der Papst in Nancy ein Bistum errichtet hätte. Der Papst sah jedoch, wohl mit Rück­ sicht auf den französischen Hof, von diesem Projekt ab. Stattdessen konzedierte er Nancy 1603 den Primatialtitel, dessen Bedeutung al­ lerdings unklar blieb, doch stellte er den Her­ zog zufrieden. Erster Primas wurde K., der da­ durch seine eigene und die Position seiner Familie im Raum zwischen Maas und Rhein festigte. In der Biographie K.s fehlt es freilich auch nicht an dunklen Punkten. So ist die Anhäu­ fung der zahlreichen Dignitäten und Benefi­ zien, die er im Laufe der Jahre sammelte, mit seiner Option für das Konzil von Trient nicht zu vereinbaren. Er war aber davon überzeugt, daß die Interessen seines Hauses und der ka­ tholischen Kirche untrennbar miteinander verbunden seien. Im übrigen ließ sich die alte Kirche in den ausgedehnten und zersplitter­ ten Gebieten, die ihm unterstanden, nur dann verteidigen, wenn er über weltliche Autorität und die Hilfe der herzoglichen Familie verfü­ gen und sich auf ein Netz von Verbindungen stützen konnte. Daß K. trotz der schwierigen Gesamtlage und des mühsamen Krieges im Elsaß die Zeit und Kraft zur Durchführung der katholischen Reform in Lothringen und im Elsaß aufbrachte, ist bemerkenswert. K. litt seit seinem 25. Lebensjahr an einer schmerzlichen Rückgraterkrankung. Ihr erlag er als Vierzigjähriger am 24. 11. 1607. Er wur­ de in seiner „Primatialkirche“, der späteren Kathedrale von Nancy, beigesetzt. Literatur: M. Meurisse. - A. Calmet VII, 75-84. Ph.-A. Grandidier. - J. Schmidlin, Restauration. Ders., Reformbestrebungen. - P. Delattre III, 385429, bes. 392. - J. Choux. - H. Tribout de Morem­ bert, Metz. - R. Taveneaux, Nancy 191-231. - F. Rapp, in: NDB 11 (1971) 230f. - Repertoire III, 121124; IV, 389f. - F.-Y. Lemoigne-G. Michaux, Prote­ stants messins et mosellans XVIe-XXe siecles (Metz 1988). Louis Chätellier

Karl, Herzog von Lothringen-Chaligny (Char­ les de Lorraine-Chaligny) (1592-1631) 1610-1622

Bischof von Verdun

Karl von Lothringen-Chaligny wurde am 18. 7. 1592 als Sohn des Grafen Henri d. Ch. und

der Marquise Claude de Mouy geboren. Seine Ausbildung und geistliche Prägung erhielt er an der Jesuitenuniversität zu Pont-ä-Mous­ son. Als sein Onkel (—>) Erich von Lothringen 1610 auf sein Bistum Verdun verzichten wollte, setzte die Familie alles daran, daß er dies zugunsten des erst 19jährigen K. tat. Papst Paul V. erklärte sich gegenüber dem französischen Botschafter bereit, die erforder­ liche Altersdispens zu gewähren, und verlieh K. das Bistums am 19. 10. 1610. Als Kardinal Robert Bellarmin K. am 14. 11. 1610 darüber informierte, wies er ihn auf andere Bischöfe hin, die ebenfalls in jungen Jahren ihr Amt er­ halten und es mit Würde bekleidet hatten. Der Papst übertrug K. freilich bis zu seinem 30. Lebensjahr lediglich die weltliche Ver­ waltung. Die geistliche Verwaltung kam dage­ gen an Bischof J. d. (—>) Porcelets de Maillane von Toul. Am 9. 9. 1613 übertrug der Papst K. auch die geistliche Jurisdiktion mit Aus­ nahme der Weihegewalt. Am 30. 10. 1616 empfing Ch. die bischöfliche Weihe aus den Händen seines Vorgängers Erich.

K. wollte nach seiner Ernennung zur Fortset­ zung seiner Studien nach Pont-ä-Mousson zurückkehren, während das Domkapitel und die Bistumsbeamten auf seiner Anwesenheit in Verdun bestanden, da die königlichen Be­ amten immer wieder in die traditionellen Rechte des Bistums eingriffen. K. bestätigte daher das von Erich erlassene Dekret gegen den königlichen Gerichtshof, doch kassierte ein Erlaß des königlichen Hofrates es und ver­ pflichtete K. unter Androhung der Beschlag­ nahme des Bistumsbesitzes, sich dem Gericht zu unterstellen. Die Königin nahm daraufhin seine Entschuldigung und Unterwerfungserklärung entgegen. Damit endete die Freiheit der Kirche von Verdun, die N. (—►) Psaume um die Mitte des 16. Jh.s noch einmal so er­ folgreich verteidigt hatte. Am 21. 8. 1613 lei­ stete K. dem König zu Paris den Treueid. K. gewann von Beginn seines Episkopates an aufgrund seiner natürlichen Charaktereigen­ schaften allgemeine Sympathie. Das betraf auch die Stadträte. Seine Loyalität gegenüber der Krone anläßlich des Aufstandes der Con­ de gegen die Königin im Jahre 1614 garantier­ te ihm auch deren Wohlwollen.

Angesichts der immer größeren Kompetenzen der königlichen Beamten konzentrierte K. sich auf seine bischöflichen Aufgaben. Er be­ stellte einen Geistlichen Rat und ließ zur Vor­ bereitung seiner Pfarrvisitationen Volksmis­ sionen abhalten. Auf einer Diözesansynode schärfte er die von seinen Vorgängern erlasse­ nen Dekrete ein. K. visitierte alle Kirchen und

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Karl Kapellen der Diözese, verschaffte sich einen Überblick über die Pfarreien, die Pfarrangehö­ rigen und den Klerus. Dabei spendete er nicht nur die Firmung, sondern er hörte auch Beichte und hielt z. T. sogar die Christenleh­ re.

Seine Mißerfolge bei den Versuchen zur Wie­ derherstellung der bischöflichen Gerichtsbar­ keit, aber auch seine starke spirituelle Prä­ gung durch die Jesuiten veranlaßten K. schließlich, von seinem Bistum zurückzutre­ ten und in den Jesuitenorden einzutreten. Das Bistum überließ er dabei seinem jüngeren Bruder (—>) Franz von Lothringen-Chaligny. In Verdun löste diese Entscheidung Bestür­ zung aus, und man beschuldigte die Jesuiten, K. unter Gewissenszwang gestellt und so für den Orden gewonnen zu haben. K. versi­ cherte sich dagegen der Zustimmung des lo­ thringischen Hofes und erlangte am 22. 4. 1622 auch das Einverständnis Papst Gregors XV. Er begab sich nach Rom und lebte dort neun Jahre als Jesuit. Nach der Rückkehr nach Frankreich starb er am 28. 4. 1631 zu Toulouse. Sein Herz wurde in der Jesuitenkir­ che zu Verdun beigesetzt. Literatur: N. Roussel II, 51-56. Bernard Ardura

Karl, Herzog von Lothringen-Guise (Charles de Lorraine-Guise) (1525-1574)

1538-1574 1547 1548-1550 1550-1551

Erzbischof von Reims Kardinal Koadjutor des Bischofs von Metz Bischof von Metz

Karl von Lothringen-Guise wurde am 17. 2. 1525 auf Schloß Joinville, dem Familiensitz der Guise, als zweiter Sohn des Claude von Lothringen und Grafen von Guise und der Antoinette von Bourbon geboren. Er war ein Neffe des Kardinals Francois Louis de Bour­ bon und ein Bruder des Kardinals (—>) Lud­ wig von Lothringen. Für die kirchliche Lauf­ bahn bestimmt, erhielt er früh die Abteien Saint-Urbain (Diözese Chälons) und Montierla-Celle. Er absolvierte sein Studium am Kol­ leg von Navarra. Am 6. 2. 1538 folgte er sei­ nem Onkel (—>) Johannes von Lothringen nach dessen Resignation als Erzbischof von Reims nach. Am 13. 3. erhielt er das Pallium, und am 26. 4. nahm er seinen Sprengel in Be­ sitz. Die bischöfliche Konsekration erhielt er 1545 aus der Hand des Kardinals Claude de Givry in der Schloßkapelle zu Joinville.

K.s eigentlicher Aufstieg begann mit dem Re­ gierungsantritt König Heinrichs II., dessen Vertrauen er genoß. Am 19. 5. 1547 ernannte dieser ihn zum Kanzler des Ordens vom Hl. Michael, und am 25. 7. 1547 salbte K. Hein­ rich in Reims zum König. Zwei Tage später er­ hob Papst Paul III. K. zum Kardinalpriester und verlieh ihm die Titelkirche S. Cecilia, die er 1544 mit S. Apollinare vertauschte. K. ge­ wann seitdem in Paris und in Rom großen Einfluß. Ende 1547 empfing er in Rom aus der Hand Papst Pauls III. den Kardinalshut und am 5. 1. 1548 eine päpstliche Bulle zur Errichtung einer Universität mit den vier klassischen Fakultäten in Reims. Sie wurde 1549 vom Pariser Parlament ratifiziert.

Als Koadjutor seines Onkels Johannes (25. 8. 1548) und Bischof von Metz (1550) übernahm K. den Titel eines „Kardinals von Lothrin­ gen“, doch widmete er sich seiner Diözese nicht. Er resignierte sie vielmehr bereits 1551 unter dem Vorbehalt des Rückfalls des Benefiziums für den Fall des Todes oder Verzich­ tes seines neuen Inhabers. Dadurch behielt er wesentliche Teile der Einkünfte und den maßgebenden politischen Einfluß, obwohl er nicht Bischof von Metz war. Die Diözese kam nacheinander an seine Schützlinge R. d. (—►) Lenoncourt und F. d. (—>) Beaucaire de Peguillon. Auch der Ausbau des übrigen Benefizienbesitzes schritt fort. Seit 1550 besaß K. als Nachfolger seines Onkels die Abteien Clu­ ny, Fecamp und Marmoutier. Außerdem tauschte er das Kloster Cormery gegen SaintRemi in Reims. Er gewann ferner die Abteien Moutier-Neuf und Saint-Martin de Laon.

K. setzte seinen ganzen Einfluß ein, sowohl die Herrschaft des Königs von Frankreich über die Stadt Metz als auch den Zugriff sei­ ner Familie auf das Bistum (L. d. [—►] Guise) zu sichern. LOUIS

CHäTELLIER

Eine zentrale Rolle spielte K. als Ratgeber Heinrichs II. durch sein Engagement für den französischen Katholizismus und auf der letzten Tagungsperiode des Konzils von Trient. Nach der Niederlage des Schmalkaldi­ schen Bundes in der Schlacht von Mühlberg (1547) suchten die lutherischen Reichsfür­ sten die Unterstützung Heinrichs II. und bo­ ten ihm dafür den Zugriff auf die lothringi­ schen Reichsstädte an. Franz I. hatte zwar das auch in Frankreich verbreitete Luthertum to­ leriert. Dieses hatte sich jedoch nicht in Ge­ meinden organisiert. Das Eindringen des Calvinismus änderte die Situation dagegen von Grund auf, da dessen Anhänger eine förmli-

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ehe Kirchengründung anstrebten und wegen ihrer Verbindungen zum oppositionellen Adel zudem eine Gefahr für die Einheit des Königreiches darstellten. Heinrich IL unter­ stützte daher die deutschen Protestanten, während er sich innenpolitisch für die Unter­ drückung des Protestantismus entschied. Da­ bei unterstützten ihn verschiedene, ihrerseits rivalisierende Gruppen, u. a. die Brüder Franz und Karl von Lothringen-Guise. Der Kardinal beschränkte sich freilich nicht auf disziplinäre Maßnahmen, sondern ergriff auch Maßnahmen der kirchlichen Erneue­ rung. 1554 setzte er ein königliches Patent durch, nach dem sich der Jesuitenorden in Frankreich ungehindert niederlassen durfte. 1555 nahm er an beiden Konklaven teil. Nach seiner Rückkehr erreichte er die Überweisung aller Häretikerprozesse an die kirchlichen Ge­ richte. Aber kaum hatte der Friedensschluß mit Spanien (1559) Heinrich II. den Rücken für ernsthafte Maßnahmen frei gemacht, da stürzte sein Tod Dynastie und Staat in eine tiefe Krise, während die Calvinisten auf einer Nationalsynode ihre inzwischen angewach­ sene Stärke demonstrierten. 1560-74 nahm die Königinmutter Katharina von Medici die Regentschaft wahr, und 1561 suchte sie auf dem Religionsgespräch von Poissy - in Wirk­ lichkeit einem Nationalkonzil - vergeblich eine Vermittlung mit den „Hugenotten“. 1562 gewährte das Edikt von Saint-Germain den Calvinisten die Abhaltung von Synoden und die Feier des Gottesdienstes, doch löste das gewaltsame Vorgehen des Franz von Lothrin­ gen auf seinen Besitzungen in Vassy im glei­ chen Jahr den ersten Hugenottenkrieg aus. In diesen Jahren voll dramatischer Ereignisse verhandelte Papst Pius IV. über die Fortset­ zung des Konzils von Trient. Frankreich be­ stand dabei auf der Einberufung eines neuen, nicht an die früheren Beschlüsse gebundenen Konzils, das vorrangig der Reform gewidmet sein sollte, um einen Ausgleich mit den Hu­ genotten zu finden. Spanien bestand dagegen auf einer Fortführung des Konzils. Als sich K. angesichts der dramatischen Zuspitzung der französischen Entwicklung Ende 1562 zu­ sammen mit 13 Bischöfen nach Trient begab, kam die latente Konzilskrise zum Ausbruch, als der Kardinal sich sogleich an die Spitze der Opposition gegen die Zelanti stellte. Auf­ grund seiner hohen Stellung, seiner Bildung, seines diplomatischen Geschicks und des Ge­ wichtes Frankreichs gewann er eine Schlüs­ selstellung, obwohl seine Eitelkeit ihn ver­ wundbar machte. Erst nachdem der Konzils­ präsident Giovanni Morone ihn im Sommer

1563 durch die Aussicht auf die französische Legation für seinen vermittelnden Kurs ge­ wonnen hatte, brachte die Kirchen Versamm­ lung ihr Reformprogramm zu Ende. 1564 pro­ mulgierte K. die Trienter Dekrete auf einer Provinzialsynode in Reims. Erwin Gatz

Ganz in der Tradition seiner Familie ver­ wandte K. alle Mühe darauf, die Bestimmun­ gen des Konzils von Trient durchzusetzen, wo immer sich ihm dazu die Möglichkeit bot. 1564 versuchte er vergeblich, die Protestan­ ten aus seinem Bistum auszuweisen. Die 1569 auf Anweisung des damals in Metz an­ wesenden Königs Karl IX. durchgeführte Zer­ störung der protestantischen Kirche hatte er wahrscheinlich angeregt. Am 6. 4. 1569 un­ tersagte er den reformierten Gottesdienst in Metz und seiner Umgebung. Auch die schar­ fen Maßnahmen gegen die Hugenotten von Metz, die der Stadtkommandant nach der Bartholomäusnacht (1572) anordnete, bedau­ erte K. wohl kaum. Die Aufgabe, die K. als Apostolischer Legat für die Bistümer Metz, Toul und Verdun wahrzunehmen hatte, ver­ anlaßte ihn vielmehr dazu, alle Maßnahmen zu ergreifen, die ihm für die Verteidigung der alten Kirche in diesem Gebiet erforderlich schienen. Diese Aufgabe gedachte er mit Hil­ fe der Gesellschaft Jesu zum Abschluß zu bringen. Er dachte vor allem an die Gründung eines Jesuitenkollegs in Metz. Dafür verwand­ te er sich bei der römischen Ordensleitung wie auch beim französischen Provinzial. Im Hinblick auf die geplante Gründung beauf­ tragte er 1569 P. Emond Auger, den berühmte­ sten Jesuitenprediger der Zeit, mit den Fa­ stenpredigten in Metz. Dennoch kam es nicht zu einer Gründung, weil der Hof vor dieser Art Kriegserklärung an die Protestanten in der Reichsstadt zurückschreckte. Stattdessen kam es zu einer Gründung an der Diözesang­ renze zu Toul, in der kleinen Stadt Pont-äMousson. K. gründete die dortige Jesuitennie­ derlassung, die nach seinem Willen eine Art französisches Gegenstück zu der in Ingolstadt werden sollte. Die förmliche Gründung der Universität mit fünf Fakultäten erfolgte 1572 mit der Bulle „In supereminenti“. K. hatte die Gesellschaft Jesu um über 70 Patres gebeten, doch drohte das Projekt an dieser exorbitan­ ten Forderung zu scheitern. Die tatsächliche Eröffnung von Kolleg und Universität zog sich bis in den Herbst des Jahres 1574 hin, und ihre Ausstattung wie auch die Zahl der Patres blieben weit hinter den Erwartungen K.s zurück. Dennoch begann damit eine Er­ neuerungsbewegung und Durchdringung des

Karl

lothringischen Katholizismus aus dem Geist des Konzils von Trient. K. erlebte freilich die Früchte dieser Hauptgründung in seiner Hei­ mat nicht mehr. Er starb am 26. 12. 1574 zu Avignon und wurde in der Kathedrale zu Reims beigesetzt. Literatur: M. Meurisse. - A. Calmet VII, 40-44. - P. Delattre IV, 79-88. - H. Jedin, Trient IV - H. Tribout de Morembert, Reforme II. - Ders., Metz 105-110. W. P. Fischer, Frankreich und die Wiedereröffnung des Konzils von Trient 1559-1562 (Münster 1973). M. Pernot, Pont-ä-Mousson. - Ders., Les Guises: une mise au point, in: AEst 42 (1990/2) 83-114. - G. Cabourdin 1,113f. Louis Chätellier

Karl, Herzog von Lothringen-Vaudemont (Charles de Lorraine-Vaudemont) (1559-1587)

1578 1580-1587 1585-1587

Kardinal Administrator des Bistums Toul Bischof von Verdun

Karl von Lothringen-Vaudemont wurde am 2. 4. 1559 auf Schloß Nomeny an der Seille (Di­ özese Metz) als Sohn des (->) Nikolaus von Lothringen und Grafen von Vaudemont und dessen zweiter Frau Anna von Savoyen gebo­ ren. Der Vater hatte 1547 auf das Bistum Ver­ dun verzichtet, weil er sich nicht zum geistli­ chen Beruf hingezogen fühlte. K. zeigte dagegen früh Neigung zum geistli­ chen Leben und zum Studium. Seine Eltern schickten ihn daher an die Jesuitenuniversi­ tät Pont-ä-Mousson, zu deren ersten Studen­ ten er gehörte. Heinrich III. von Frankreich, der K.s Schwester Louise geheiratet hatte, schätzte ihn und rief ihn an seinen Hof, doch kehrte K. bald nach Pont-ä-Mousson zurück, um sein Studium abzuschließen. 1580 vertei­ digte er dort seine Thesen.

Auf Bitten Heinrichs III. am 28. 2. 1578 durch Papst Gregor XIII. zum Kardinaldiakon erho­ ben, erhielt K. zunächst die Titelkirche S. Ma­ ria in Domnica und 1587 stattdessen SS Trinitä dei Monti. Damals war das Haus Lothrin­ gen schon darauf bedacht, das Bistum Toul unter seine Kontrolle zu bringen. Nach dem Tode des Bischofs P. d. (—>) Chätelet veran­ laßte es daher, daß K. am 9. 3. 1580 das Bis­ tum zunächst als Administrator erhielt. K. wurde meist der Kardinal „de Vaudemont“ genannt. Er war der erste Bischof von Toul, der den Geist von Trient und die Dekrete des Konzils in dieser Diözese zur Geltung brachte. Dabei ließ er sich von Karl Borro­ mäus inspirieren, mit dem er in brieflicher Verbindung stand.

359

K.s tridentinische Einstellung zeigte sich in der Art und Weise, wie er seinen Spren­ gel verwaltete. Er beachtete die Residenz­ pflicht und stützte sich auf die neuen Seel­ sorgeorden, die sich der Durchsetzung der Reform widmeten. 1583 förderte er die Nie­ derlassung von Kapuzinern in Lothringen. Sein besonderes Wohlwollen galt jedoch den Jesuiten. Vier Angehörige des Ordens waren seine engsten Mitarbeiter und unterstützten ihn bei seinem täglichen Wirken. 1581 beauf­ tragte er sie zusammen mit weiteren Patres aus Pont-ä-Mousson mit der systematischen Missionierung seiner großen Diözese. Die Volksmission begann in Sainte-Marie-aux-Mines, einem Marktflecken, der z. T. zum Her­ zogtum Lothringen, z. T. zum Gebiet des lu­ therischen Grafen von Rappoltstein gehörte. Dort lebten zahlreiche aus Deutschland zuge­ wanderte Bergleute. Danach begaben sich die Missionare nach Saint-Die und nach Nancy, wo sie an der Gründung einer Sakraments­ bruderschaft beteiligt waren. In Saint-Nicolas-de-Port nahmen sie die Predigt gegen die Lutheraner und Reformierten wieder auf. Das gleiche geschah zu Gondrecourt im äußersten Westen der Diözese, nicht weit von den prote­ stantischen Zentren der Champagne. Im Jahre 1587 veranlaßte K. eine Visitation seiner Di­ özese. Deren Akzent lag mehr auf geistlichem als auf administrativem Gebiet. Zum Ab­ schluß veröffentlichte er wie Karl Borromäus Synodalstatuten. Sie richteten sich gegen dis­ ziplinarische Verstöße und normierten die Spendung der Sakramente. Als Kirchenfürst ignorierte K. weder die gro­ ßen politischen Ereignisse seiner Zeit noch die Interessen und Wünsche seiner Familie. Als er 1583 eine große Bittprozession von Toul nach Saint-Nicolas-de-Port anführte, ging es zwar um den Frieden der Kirche, aber zugleich auch um ein anderes Anliegen. Im Hinblick auf die vom Hause Lothringen so entschieden unterstützte Liga und seine Hoff­ nungen auf die französische Krone bildete diese Prozession nämlich auch eine Demon­ stration. Obwohl der Kardinal vielleicht inne­ re Reserven verspürte, dachte er nicht daran, sich der Politik seiner Familie bezüglich der kirchlichen Benefizien zu widersetzen. Als es nach dem Tod des Bischofs N. (—>) Bousmard von Verdun darum ging, dieses Bistum dem lothringischen Einfluß zu erhalten, wider­ setzte er sich nicht dem Wunsch seines Vet­ ters Karl III., der ihn für die Nachfolge des Verstorbenen bestimmte. Nach den Plänen seiner Familie sollte das Bistum Toul dagegen seinem erst zwölfjährigen Halbbruder Anton von Vaudemont übertragen werden. Das

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Karl - Kathmann

Domkapitel gab diesem auch seine Stimme, doch wurde die Wahl durch Papst Gregor XIII. verworfen. In Verdun wurde K. einstim­ mig vom Domkapitel postuliert und am 7. 1. 1585 transferiert. Am 4. 3. 1585 nahm Dom­ dekan Nikolaus Marius als sein Prokurator Besitz vom Bistum. Die Stadträte erinnerten K. zwar daran, daß er auch die kaiserliche Be­ lehnung einzuholen habe, doch nahmen sie ihn im übrigen ohne Vorbehalt an. In Rom war man dagegen beunruhigt, weil K. noch nicht die Weihen empfangen hatte. Er begab sich daraufhin auf den Rat einiger Freunde hin persönlich in die Ewige Stadt und sagte deren Empfang zu. Toul behielt er als Admi­ nistrator. Nach dem Empfang der Priesterwei­ he wurde er am 25. 11. 1586 in der Kathedra­ le von Verdun zum Bischof konsekriert. Im Juli 1587 begab er sich nach Toul, wo er sein einfaches Leben im Dienst seines Sprengels fortführte. Seine besondere Unterstützung galt den Kapuzinerklöstern zu Ligny-en-Barrois und zu Verdun. Nachdem K. im Herbst 1587 zu Paris vom französischen König den Orden vom Hl. Geist entgegengenommen hatte, erkrankte er bei seiner Rückkehr an einem Fieber, dem er am 29. 10. 1587 zu Toul erlag. Er wurde in der Familiengruft der Lothringer in der Franzis­ kanerkirche zu Nancy beigesetzt. Sein Bru­ der, Herzog von Mercoeur, ließ ihm dort eine ehrenvolle Grabschrift anbringen. Literatur: B. Picart 654-667. - A. Calmet VII, 97103. - N. Roussel II, 34-36. - E. Martin II, 38-48. P. Delattre IV, 125f. - A. Girardot 180. - Repertoire IV, 427. - M. Pernot, Reforme tridentine. - L. Chä­ tellier, La religion des pauvres (Paris 1993) 36f.

Louis Chätellier - Bernard Ardura

Karrer, Stephan (OP) (+ frühestens 1486) 1484 1484-1486

Ep. tit. Thermopylensis Weihbischof in Speyer

Dominikaner; 17. 11. 1484 Titularbischof von Thermopylen; bis 1486 Weihbischof in Spey­ er; wirkte auch als Pfarrer in Waibstadt. Literatur: E Haffner 703.

Hans Ammerich

rischer Ehefrau Magdalena Schütz aus Frei­ berg (Sachsen). Seine Schwester Helena war 1626-46 Priorin des Magdalenerinnenklo­ sters zu Lauban (Lausitz). Kaiser Rudolf II. hatte den Vater 1580 mit dem Prädikat „von Maurugk“ nobilitiert. Besuch der Bautzner Lateinschule, dann Stu­ dium der Theologie in Prag; 1608 nichtresi­ dierender Kanonikus des Bautzner Domstif­ tes St. Petri; 1. 4. 1610 Priesterweihe in Prag; Beichtvater im Magdalenerinnenkloster zu Lauban; 1612 Pfarrer der diesem Kloster in­ korporierten Pfarrei Pfaffendorf; 1617 residie­ render Kanonikus von St. Petri Bautzen; 9. 7. 1620 Wahl zum Domdekan und damit zum Apostolischen Administrator der wenigen ka­ tholisch gebliebenen Klöster und Pfarreien in der Lausitz. 1623 wurde ein Informativprozeß für seine Ernennung zum Bischof der unter Ferdinand II. für die griechisch-katholischen Einwanderer errichteten Eparchie Schweid­ nitz geführt, die 1777 nach Kreuz (slawisch: Krisewecz; ungarisch: Körös) verlegt wurde. Obwohl kaiserlicher Kandidat, erhielt K. das Bistum nicht. K.s Administratur fiel in eine Epoche schwe­ rer konfessioneller Auseinandersetzungen. Nach dem Erlaß der „Verneuerten Landesord­ nung“ für Böhmen (1627), die das römischkatholische Bekenntnis als einzige Konfessi­ on zuließ, leitete K. seit 1628 die kaiserliche Reformkommission für das böhmische Nie­ derland, das größtenteils seiner Administra­ tur unterstand. Die Oberleitung lag seit 1627 beim kaiserlichen Kommissar Zdenko Graf Kolowrat. 1628-30 war K. ununterbrochen in dieser Mission unterwegs. 1630 berichtete er an Kolowrat, daß das Reformwerk nur schwer vorankomme. So habe er in der Herrschaft Hainsbach (Hainspach) nur 180 Personen, im wesentlichen Männer, zur katholischen Kir­ che zurückgeführt. Noch beschwerlicher sei die Arbeit in der Herrschaft Schluckenau (Sluknov). Angesichts der massiven Rekatho­ lisierung wanderten damals etwa 150 Böh­ men nach Sachsen aus, wo sie die ohnehin vorhandene Aversion gegen den Katholizis­ mus weiter nährten.

Apostolischer Administrator des Bistums Meißen in der Lausitz

Nachdem der Kaiser 1623 beide Lausitzen an den sächsischen Kurfürsten für dessen Waf­ fenhilfe verpfändet hatte, fielen diese 1635 aufgrund des Prager Friedens definitiv an Sachsen. Der katholische Besitzstand blieb garantiert und das jus protectionis in Religi­ onssachen beim Kaiser.

* 28. 2. 1589 Bautzen als Sohn des domstifti­ schen Syndikus Martin K. und dessen luthe­

1629 regte K. Verhandlungen mit der römi­ schen Kurie wegen Errichtung eines Aposto­

Kathmann von Maurugk, Gregor (1589-1644) 1620-1644

Kathmann - Katzenstein lischen Vikariates der Lausitz an, doch führ­ ten diese nicht zum Erfolg, da Papst und Kai­ ser Verwicklungen mit Kurfürst Johann Georg I. fürchteten, dem Sympathien für die katho­ lische Kirche sowie Konversionsabsichten nachgesagt wurden, t 3. 5. 1644 Bautzen; □ St. Petri ebd. Schriften: Statuta Synodalia Episcopatus Misnensis (Erweiterung der Statuten des Bischofs Johann vom Jahre 1504) (Bautzen 1627).

Literatur: A. Frind, Protestantisierung und Rekatho­ lisierung des böhmischen Niederlandes (Leitmeritz 1856). - H. Knothe, Die Oberlausitz während der Jahre 1623-1631, in: NLM 65 (1889) 195. - G. Lö­ sche, Die böhmischen Exulanten in Sachsen (Leip­ zig 1923). Siegfried Seifert

Katschen, Albrecht (OP) (+ frühestens 1461)

1455 1456-1461

Ep. tit. Sidoniensis Weihbischof in Kammin

Dominikaner aus Greifswald; als Weihbischof vor allem im Westen der Diözese Kammin tä­ tig; vollzog am 17. 10. 1456 gemeinsam mit Bischof H. (—>) Iwen die feierliche Inaugurati­ on der Universität Greifswald. Bei dieser Ge­ legenheit wurde ihm die Würde eines Dr. theol. verliehen; erhob am 12. 6. 1457 auf Ge­ heiß des Kamminer Bischofs die Greifswal­ der Nikolaikirche in ein Kollegiatstift mit 24 Maior- und 4 Minorpräbenden zur Versor­ gung der Universitätslehrer; weitere Belege aus den Jahren 1457 und 1461. Quellen: J. G. L. Kosegarten, Geschichte der Univer­ sität Greifswald mit urkundlichen Beilagen II (Greifswald 1856) 103f., 105,160f., 163f.

Literatur: M. Wehrmann, Kamminer Weihbischöfe, in: MB1GPGA 50 (1936) 100. -H. Bütow 120. Jürgen Petersohn

Katzenstein (Kazianer, Katzianer, Catzianer), Franz Freiherr von (um 1501-1543)

1537-1543

Bischof von Laibach

Franz (Kazianer) von Katzenstein wurde um 1501 als Sohn des Leonhard v. K. bei Vigaun (Kamen pri Begunjah), Herrn von Flödnik, und der Ursula Gräfin von Herberstein gebo­ ren. Sein Bruder Hans war Landeshauptmann in Krain und unter Kaiser Ferdinand I. Ober­ kommandierender der österreichischen Trup­ pen.

361

1514 trat K. in das Augustinerchorherrenstift zu Gurk ein, wo er die Domschule besuchte. Wann er Kanonikus in Maria Saal wurde, ist nicht bekannt, doch wurde er dort 1527 zum Dekan gewählt. 1529 bemühte er sich bei Fer­ dinand I. um eine Milderung der Verordnung betreffend den Verkauf des für die Türkenab­ wehr bestimmten vierten Teiles („Quart“) der Güter. Seit 1530 besaß er die Propstei von Gurk, die er 1540 an Ambrosius von Lamberg abtrat. K. hatte noch zwei weitere Pfründen inne, darunter spätestens seit 1537 ein Kano­ nikat in Passau.

Der Laibacher Bischof Ch. v. (—►) Raubar hatte K. schon vor seinem Tod als Koadjutor erbe­ ten. Ferdinand I. nominierte ihn am 5. 12. 1536. Die päpstliche Verleihung erfolgte am 11. 4. 1537, die Konsekration durch den Lavanter Bischof Ph. (—>) Renner am 31. 3. 1538 in Oberburg. Unter K. breitete sich die reformatorische Be­ wegung unter Adel und Bürgerschaft des Bis­ tums Laibach und vor allem in der Bischofs­ stadt selbst weiter aus. K. stand persönlich dem Reformanliegen wohlwollend gegen­ über, vor allem nach dem Mord an seinem Bruder Hans im Jahre 1530. Als Ferdinand I. 1542 den später führenden slowenischen Protestanten Primoz Trubar zum Domherrn in Laibach ernannte, wählte K. diesen eifrigen Priester zu seinem Beicht­ vater. Ihm vermachte er testamentarisch ei­ nen Teil seiner Bibliothek. Zu K.s Vertrauens­ leuten gehörten auch die zum Protestantis­ mus neigenden Domherren Paul Wiener und Sigismund Weichselburger, die er zu Testa­ mentsvollstreckern bestimmte. Wiener beauf­ tragte er mit der von Ferdinand I. angeordne­ ten Visitation des Bistums. Alle drei Domher­ ren spielten später eine wichtige Rolle in der protestantischen Bewegung in Krain.

Eine der größten Sorgen K.s bildeten die von seinem Vorgänger Raubar hinterlassenen Schulden. Dazu kamen von der Regierung wiederholt geforderte Abgaben für die Tür­ kenabwehr. Daher war K. gezwungen, einen Teil des Bistumsbesitzes zu verkaufen bzw. zu verpfänden. K. war an den Anliegen der Reformation in­ teressiert und von der Notwendigkeit einer Kirchenreform überzeugt. Dennoch distan­ zierte er sich nie von der alten Kirche und wurde diesbezüglich auch nie in Rom be­ schuldigt. In seinem Palais zu Laibach stellte er Räume für eine städtische Schule zur Ver­ fügung. Er starb zwischen dem 5. 8. und 4. 10. 1543 und wurde in Oberburg (Gornji grad)

362

Katzenstein - Kerssenbrock

beigesetzt. Den Grabstein mit seinem Portrait schuf 1544 Oswald Kittel. Literatur: J. W. Valvasor II, 663f. - Marianischer Gnadenthron des Erzherzogthums Kärnten, d. i.: Eine kurze Verfassung von dem uralten Gotteshause und dessen wunderthätigen Maria Bildniss in Saal in dreyen Theilen (Klagenfurt 1764) 52-53. - J. Gru­ den 542, 614. - L. H. Krick, Domstift 59. - J. Ober­ steiner, in: Carinthia I, 146 (1956) 211. - E. Cevc, Die Bildhauerkunst in Slowenien zwischen Gotik und Barock (Ljubljana 1981) 31, 37, 53. - K. Amon, Innerösterreich 106f. France M. Dolinar

Kerer (Kerrer), Johann (um 1431-1507)

1493 Ep. tit. Adramyttensis 1493-1506 Weihbischof in Augsburg * um 1431 Wertheim (Diözese Würzburg) als Sohn eines Webers; seit 1451 Studium in Hei­ delberg, 1453 Bacc., 1456 Mag. phil.; Lehrer an der Artistenfakultät in Heidelberg; 1457 Leiter der Lateinschule in Freiburg/Br.; 146071 Professor der Philosophie an der dortigen Universität; Studium der Theologie; 1469 Ka­ nonikus bei St. Leonhard in Straßburg, später Benefiziat an der Spitalkirche in Offenburg und beim St.-Antons-Altar im Straßburger Dom; seit 1474 als Subdiakon Inhaber der Pfarrpfründe von Freiburg; nach der Priester­ weihe 1481 Dr. jur. can.; vom Augsburger Bi­ schof (—>) Friedrich v. Hohenzollern, der seit 1468 in Freiburg studiert und dort K. schät­ zen gelernt hatte, 1493 zum Weihbischof in Augsburg bestimmt; 5. 5. 1493 Titularbischof von Edremit; 8. 5. 1493 Konsekration in der Kirche der Anima in Rom; im Bistum Augs­ burg zahlreiche Kirchenkonsekrationen; am 18. 11. 1505 zelebrierte er bei St. Moritz in Augsburg das Requiem für den verstorbenen Bischof Friedrich; im September 1506 Amts­ niederlegung krankheitshalber; t vor dem 24. 3. 1507; im September Überführung seines Leichnams nach Freiburg und Beisetzung in der Kapelle des Collegium sapientiae. Literatur: A. Schröder 434^38. - R. Dold, Gottesfreunde am Oberrhein (Freiburg/Br. 21949) 90-101. - E Zoepfl I, 516, 532, 549. - W. Pötzl, Die St.-AnnaBruderschaft in Baisweil, in: JVABG 6 (1972) 174, 181, 185.

Peter Rummel

Kerssenbrock, Rembert von (1474-1568)

1547-1568

Bischof von Paderborn

Rembert von Kerssenbrock wurde im Jahre 1474 als zweites Kind des Johannes v. K. aus

dem Hause Brinke auf Gut Bruch bei Melle (Bistum Osnabrück) und der Agnes von Adelepsen geboren. Ein Bruder des Vaters war Domkapitular und Propst des Busdorfstiftes in Paderborn, ein Vetter ebendort Scholaster. K.s Bruder wurde später Domherr in Münster und Minden. K. besuchte die Domschule in Osnabrück, hielt sich dann eine Zeitlang in Rom auf und wurde nach seiner Rückkehr 1522 Domkapitular und Pfarrer von St. Ma­ rien in Osnabrück. Als er dort 1533 dem pro­ testantischen Prediger Dietrich Buthmann weichen mußte, begab er sich nach Pader­ born, wo er seit 1528 ebenfalls ein Domkanonikat innehatte. Weitere Domkanonikate er­ langte er in Minden und 1540 in Münster. Nach der Absetzung H.s zu (—>) Wied als Bi­ schof wählte das Paderborner Domkapitel am 26. 3. 1547 den bereits 73jährigen K. zu des­ sen Nachfolger. Die päpstliche Wahlbestäti­ gung folgte am 1. 7. 1547. K. war bei seiner Wahl erst Subdiakon. Am 22. 5. 1548 ließ er sich in der Kirche der Augustiner-Chorherren zu Dalheim durch den Kölner Weihbischof J. (—>) Nopel konsekrieren. K.s Anfänge standen im Zeichen des auf dem Augsburger „geharnischten Reichstag“ von 1547 vereinbarten Interims und der 1548 er­ lassenen „Formula reformationis“. Dement­ sprechend veranstaltete er 1548 eine Diöze­ sansynode und 1549 als einziger westfäli­ scher Bischof eine Generalvisitation. K. dul­ dete, wie das Interim erlaubte, Priesterehe und Laienkelch und drängte diesbezüglich nicht auf Änderung. Die Visitation ergab im übrigen, daß die spätmittelalterlichen Re­ formforderungen keineswegs erfolglos geblie­ ben waren. Das galt insbesondere für die Klö­ ster. Das Mainzer Provinzialkonzil, das wie in Köln und Salzburg einen letzten Versuch zur Wendung der kirchlichen Entwicklung unter­ nahm, unterstützte K. nur mäßig, wohl aus Sorge vor einer zu starken Metropolitange­ walt. Infolge des Augsburger Religionsfrie­ dens von 1555 schieden die Gemeinden der Grafschaften Lippe, Ravensburg, Hessen und Waldeck definitiv aus dem Paderborner Di­ özesanverband aus.

1553 nahm K. Herzog Julius von Braun­ schweig-Wolfenbüttel als Koadjutor an. Als dieser sich jedoch nach dem Tod seiner älte­ ren Brüder für die Erbfolge in Braunschweig bereithalten mußte und sich seit 1559, u. a. mit kaiserlicher Unterstützung, darum be­ mühte, seine Koadjutorie an den reformwilli­ gen Osnabrücker Bischof J. v. (—>) Hoya abzu­ treten, verweigerten K. und sein Domkapitel dem ihre Zustimmung, da sie um das Wahl­ recht sowie um die Privilegien und Gewöhn-

Kerssenbrock - Ketteier

heiten des Stiftes fürchteten. In den letzten Jahren des greisen K. machte die reformatori­ sche Bewegung im Hochstift deutliche Fort­ schritte. K. starb am 12. 2. 1568 auf der bi­ schöflichen Burg Dringenberg. Er wurde im Paderborner Dom beigesetzt. Literatur: A. Schröer, Reformation, bes. II, 54-69. H. J. Brandt-K. Hengst, Bischöfe 201-205 (Lit.). Karl Hengst

Ketteier, Wilhelm von (um 1520-1582) 1553-1557

Bischof von Münster

Wilhelm von Ketteier wurde um das Jahr 1520 als zweiter der sieben Söhne Gotthards v. K. und der Sibylla Sophia von Nesselrode geboren. Als Geburtshaus gilt Burg Eggering­ hausen unweit von Mellrich im Kreis Lipp­ stadt. K. war ein jüngerer Bruder Gotthards v. K. (um 1517-1587), des letzten Deutschor­ densmeisters von Livland (1559-1562), der 1562 zum Luthertum übertrat, erster Herzog von Kurland wurde und die lutherische Kir­ che des Landes begründete. Er war ferner Nef­ fe des Paderborner Dompropstes Gisbert v. K., des Corveyer Abtes Franz v. K. und der Äbtis­ sin Anna zu Benninghausen.

Von seinen Eltern für den geistlichen Beruf bestimmt, wurde er 1526 vom Turnar des Münsterer Domkapitels für ein vakantes Ka­ nonikat präsentiert. Er studierte 1539 in Bolo­ gna Kirchenrecht und leistete am 16. 12. 1552 den Eid als Propst des Münsterer Domkapi­ tels. Er bekleidete ferner das Amt eines klevejülichschen Rats und neigte entsprechend der erasmischen Haltung des Düsseldorfer Hofes auf kirchlichem wie politischem Gebiet zum Ausgleich und zur Vermittlung. Er vertrat den Herzog von Kleve auf den Reichstagen von Worms (1545) und Augsburg (1551) sowie beim Abschluß des Passauer Vertrages (1552).

Am 21. 7. 1553 zum Bischof von Münster ge­ wählt, erhielt K. am 29. 11. 1553 die päpstli­ che Konfirmation und am 24. 2. 1554 die Re­ galien. Am 24. 2. 1555 hielt er seinen Einzug in Münster. K. hatte von seinem Vorgänger (—>) Franz von Waldeck ein schwieriges Erbe übernommen. Er bemühte sich mit hohem Verantwortungs­ bewußtsein um eine Reform des Klerus und der Gemeinden. Auf Wunsch der Regentin der Niederlande, der Königin Maria von Un­ garn, der Schwester Karls V, ließ er den seit Liudgers Zeiten der münsterischen Jurisdikti­ on unterstehenden Archidiakonat Friesland,

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der infolge der Neuordnung der niederländi­ schen Diözesanverhältnisse in Verlust zu ge­ raten drohte, 1554 durch zwei Utrechter Theologieprofessoren visitieren. K. verschärfte die Zulassungsbestimmungen für die Weihekandidaten. Einmütig rühmen die Chronisten die soziale Haltung K.s, des­ sen Fürsorge in erster Linie den armen Haus­ leuten und den ländlichen Hintersassen galt. Er war darauf bedacht, grobe Fehlentwicklun­ gen in der kirchlichen Rechtspflege, wie etwa den maßlosen Mißbrauch des kirchlichen Bannwesens, abzustellen. Dafür fand er bei den Ständen großes Verständnis.

In einen schweren Gewissenskonflikt geriet K., als Papst Paul IV. ihn 1555 nach Ablauf der üblichen Frist zum Empfang der Weihen aufforderte. Seine Bedenken richteten sich weniger gegen die Bischofsweihe selbst als gegen den seit Gregor IX. gemeinrechtlich vorgeschriebenen Obödienzeid gegenüber dem Papst, der den Bischof u. a. dazu ver­ pflichtete, Häretiker, Schismatiker und Rebel­ len gegen den Papst zu verfolgen und zu be­ kämpfen. Diese Formel erschien ihm in An­ betracht des eben geschlossenen Augsburger Religionsfriedens unvollziehbar.

Als K. Rücktrittsabsichten äußerte, bat das Domkapitel den Herzog von Kleve, den allge­ mein beliebten Oberhirten von diesem Vorha­ ben abzubringen. K. trat in eine Gewissens­ prüfung ein, deren Gegenstand, die Frage nach der Gewaltenfülle des Papsttums, be­ reits die Theologen und die Reformkonzilien des 15. Jh.s beschäftigt hatte. Sein sich an­ schließender Briefwechsel mit dem befreun­ deten Erasmianer Georg Cassander, der sich ausführlich mit den theologischen Argumen­ ten und den Gewissenszweifeln des Fürsten befaßt und zu den wertvollen Dokumenten der westfälischen Reformationsgeschichte ge­ hört, vermochte die Rücktrittsabsicht K.s nicht zu ändern. Mit den Vermittlungstheolo­ gen der erasmischen Richtung vertrat er die Auffassung, daß im religiösen Bereich jede Form der Einwirkung auf Menschen unter­ bleiben müsse. Daher begrüßte er den Grund­ satz der Gewaltlosigkeit des Augsburger Reli­ gionsfriedens. K. unterzeichnete am 2. 12. 1557 die Abdan­ kungsurkunde. Tags darauf resignierte er vor den versammelten Landständen auf das Bis­ tum zu Händen des Domkapitels. Die Stände baten K., auch künftig seinem Land mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Er erklärte sich gern dazu bereit. Schon vor der Resignation hatte er sich nach Coesfeld zurückgezogen.

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Ketteier - Keutschach

K. starb am 18. 5. 1582 zu Coesfeld. Er wurde in der dortigen Jakobikirche beigesetzt. Literatur: Harleß, in: ADB 43 (1898) 127f. - R. Schwarz 61. - A. Schröer, Reformation II, 176f. - W. Kohl, Domstift II, 49. - Handbuch Münster (1993) 193 f.

Alois Schröer

Keutschach, Leonhard von (um 1442-1519) 1495-1519 Erzbischof von Salzburg Leonhard von Keutschach wurde um 1442 als Sohn des Viktringer Hofrichters Otto v. K. und der Gertrud von Möderndorf geboren. Die Stammburg des Kärntner Rittergeschlech­ tes der K. lag am Nordufer des gleichnamigen Sees südwestlich von Klagenfurt. K. trat 1460 in das Kärntner Stift Eberndorf im Jauntal ein, wo er seit 1467 das Amt des Schaffers ausübte. 1473 übernahm er die dem Stift in­ korporierte Pfarrei St. Lorenzen bei Schloß Stein, die damals den Titel einer Propstei führte und über einen eigenen Konvent ver­ fügte. Am 1. 9. 1481 wurde er zum Propst von Eberndorf gewählt. Es gelang ihm, das durch die Türkeneinfälle beschädigte Stift wirt­ schaftlich zu sanieren. Nachdem er Domherr in Salzburg geworden war, providierte ihn In­ nozenz VIII. 1490 auf Empfehlung Friedrichs III. zum Dompropst. 1491 wurde er installiert. Dem ging im Herbst 1490 eine Romreise vor­ aus, auf der K. mit Empfehlungsschreiben des Kaisers die Resignation des vom Papst mit der Salzburger Dompropstei providierten Kar­ dinals Jean Balue erwirkte. K. behielt die Dompropstei nach seiner Wahl zum Erzbi­ schof bei, bis ihm die Tilgung der beträchtli­ chen Schulden gelungen war. 1503 setzte er an seiner Stelle den Stadtpfarrer Rudolf von Khünburg ein. 1495 nützte das Salzburger Domkapitel den frühen Tod von Erzbischof S. v. (—>) Hollen­ egg, um seinen Einfluß auf die Regierungsge­ schäfte des Erzstiftes zu vergrößern. In einer Wahlkapitulation, zu deren Einhaltung sich alle neun Domherren verpflichteten, wurde der künftige Erzbischof in allen wichtigen Entscheidungen und Regierungshandlungen an die Mitbestimmung des Kapitels gebun­ den. Diese erste vollständig überlieferte Wahlkapitulation wurde für die weitere Zu­ kunft richtungweisend.

Die Wahl, die am 7. 7. 1495 stattfinden sollte, verlief turbulent und führte zu keinem Ergeb­ nis, da sich das Domkapitel zwischen den beiden zur Debatte stehenden Kandidaten nicht entscheiden konnte. Auf Drängen eini­

ger Adeliger, die in das Kapitelhaus eindran­ gen und die Domherren zur Wahl aufforder­ ten, wurden schließlich fünf Kompromissare bestellt, die K. ihre Stimme gaben. Alexander VI. bestätigte die Wahl am 13. 11. und über­ sandte im selben Monat das Pallium. K. konnte erst nach seiner Rückkehr aus Frie­ sach, wohin er sich wegen einer Seuche bege­ ben hatte, am 17. 4. 1496 die Bischofsweihe empfangen. Am 9. 7. 1496 wurde er mit den Regalien belehnt, nachdem Maximilian I. ihm am 4. 9. 1495 bereits den Blutbann übertragen hatte. Die Regierung K.s war vom Bemühen um eine Sanierung der Finanzen und vom Festhalten der erzbischöflichen Rechte bestimmt. Seine Herkunft aus ländlichem Kleinadel und der Mangel an akademischer Bildung, sein Geiz und seine rücksichtslosen Steuereintreibun­ gen sowie sein Hang zum Absolutismus stie­ ßen öfter auf scharfe Kritik des Salzburger Bürgertums, das um seine Privilegien fürch­ tete. Die Bürger nannten K. abfällig „Leon­ hard den Windischen“, weil er aus Kärnten stammte, und erfanden wegen seiner Sparpo­ litik noch andere Spottnamen. K. hielt sich von der großen Politik fern, ließ sich zu kei­ nen diplomatischen Missionen herbei, er­ freute sich aber eines guten Einvernehmens mit Maximilian L, dessen Gunst er durch ho­ he Geldzuwendungen zu erkaufen wußte. Seine ganze Kraft galt der Sanierung des Erz­ stiftes, das unter seiner Verwaltung eine be­ deutende Blüte erlebte. Die Voraussetzungen dazu waren der Salzbergbau, der Handel und der Goldbergbau in Gastein und in Rauris. Der Wohlstand der Bevölkerung und die Frie­ denszeit ermöglichten eine Blüte von Kunst und Kultur. Bis heute geben die prachtvollen Schöpfungen der spätgotischen Salzburger Baukunst, Plastik und Malerei davon Zeug­ nis. Die zahlreich errichteten Bauwerke ließ K. mit seinem Wappen, der bekannten „Keutschacher Rübe“, zieren.

In seinem Hang zur Alleinherrschaft geriet K. des öfteren in Gegensatz zu den Bürgern der Residenzstadt und zum Domkapitel. Dem Drängen der Landstände, die auf dem Land­ tag 1495 Beschwerde gegen die Juden erho­ ben, gab K. nach und wies die Juden 1498 nach Zerstörung der Synagogen in Salzburg und Hailein aus dem Erzstift aus, nachdem Maximilian I. sie bereits 1496 aus der Steier­ mark und aus Kärnten vertrieben hatte. Seit 1503 wuchs der Widerstand der Salzburger Bürgerschaft, die, gestützt auf den „Großen Ratsbrief 1481“ und andere kaiserliche Privi­ legien, die Stellung einer Freien Reichsstadt beanspruchte. Diesen Bestrebungen setzte K.

Keutschach durch einen Gewaltstreich ein Ende. Am 24. 1. 1511 lud er die Vertreter der Residenzstadt zum Frühmahl, hielt ihnen eine Strafpredigt, ließ seine Gäste gefangennehmen und zuerst auf die Hohensalzburg und danach, auf Holz­ schlitten gebunden, nach Radstadt transpor­ tieren. Dort zwang er sie zur Auslieferung des Ratsbriefes und zum Verzicht auf die darin gewährten Privilegien. Eine neue Stadtord­ nung stellte 1512 die vollständige Herrschaft des Erzbischofs über die Residenzstadt wie­ der her.

K. weigerte sich 1511, das gegen den Willen Julius’ II. nach Pisa einberufene Konzil zu be­ schicken. Wegen des vom Papst 1512 in den Lateran einberufenen Konzils beriet er sich im Oktober 1511 mit seinen Suffraganbischö­ fen und berief eine Provinzialsynode nach Mühldorf ein, die 1512 ein gemeinsames Vor­ gehen ins Auge faßte, die Bestimmungen der Provinzialsynode von 1490 erneuerte und eine Visitation aller Kapitel, Klöster und Pfar­ reien beschloß, die aber nicht zur Ausfüh­ rung kam. Eine Visitation der Kärntner Klö­ ster war bereits 1496 durchgeführt worden. Als Metropolit und Landesfürst nahm K. alle Rechte, die ihm über Kirchen, Klöster und Eigenbistümer zukamen, energisch wahr; be­ sonders hart traf dies die Salzburger Stadtklö­ ster St. Peter und die Benediktinerinnenabtei Nonnberg, über deren Konventwahlrecht er sich hinwegsetzte. Weniger Erfolg hatte K. bei

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der Besetzung der Salzburger Eigenbistümer. Chiemsee konnte er zweimal ohne Schwierig­ keiten mit engsten Mitarbeitern, die zusätz­ lich auch das Amt des Salzburger Kanzlers ausübten, besetzen. Mit B. (—>) Pürstinger war seit 1508 eine überragende Gestalt in diesem Bistum, dessen Inhaber gleichzeitig das Amt von Salzburger Weihbischöfen ausübten. Ohne Schwierigkeiten konnte K. auch Lavant und Seckau besetzen, wobei es in letzterem zu einem langen Prozeß an der römischen Ku­ rie kam. Dagegen war die Entwicklung in Gurk, das damals ganz unter habsburgischem Einfluß stand, von schicksalhafter Bedeutung für den Erzbischof. Der zum Kardinal erhobe­ ne Gurker Bischof M. (—>) Lang wurde näm­ lich auf Intervention Maximilians I. von Juli­ us II. am 5. 4. 1512 zum Koadjutor K.s mit dem Rechte der Nachfolge ernannt und gleichzeitig dem Domkapitel jede Neuwahl verboten und im Falle der Auflehung mit In­ terdikt, Vermögensentzug und Exkommuni­ kation gedroht. Trotzdem bildete sich gegen Lang eine Front der Ablehnung. Nach dem Tode des Papstes 1513 setzte das Kapitel alle Hebel in Bewegung, um bei Leo X. die Rück­ nahme der Bestellung Langs zu erreichen. Leo X. erneuerte aber alle Verfügungen seines Vorgängers, vermehrte diese noch und ließ sie in über 30 Bullen publik machen. Nun versuchte Lang, das Salzburger Domkapitel auf seine Seite zu ziehen. Denn unter den Domherren herrschte Unmut darüber, daß sie als einziges Metropolitankapitel im Reich noch immer nach der Augustiner-Chorherren­ regel leben und den Ordenshabit tragen muß­ ten, obwohl andere Kapitel schon nahezu 300 Jahre zuvor säkularisiert worden waren. Der ehrende Beinamen, der die Salzburger Dom­ herren als „die geistlichsten in deutschen Landen“ auszeichnete, konnte nicht darüber hinwegtäuschen, daß sie die seit 1122 gelten­ de Ordensregel mit ihren einengenden Be­ stimmungen als anachronistisch empfanden. Den Gegensatz eines Teils des Kapitels zu K. in dieser Frage wußte Lang für sich zu nut­ zen. Für seine Postulation zum Koadjutor ver­ sprach er dem Kapitel, das damals anstatt mit 24 nur mit wenigen Mitgliedern besetzt war, beim Papst die Säkularisation zu erreichen. Ende 1513 wurde eine grundsätzliche Eini­ gung erzielt, eine Entscheidung auf dem Salz­ burger Landtag im Juni 1514 getroffen und nach Abschluß der Verhandlungen in Braun­ au am 27. 6. 1514 Lang formell zum Koadju­ tor mit dem Rechte der Nachfolge postuliert. Mit dem Vollzug der Postulation sahen sich K. und die Salzburger Landstände vor vollen­ dete Tatsachen gestellt, so daß es am 5. 7. zu

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Keutschach - Kielbasa

einer endgültigen Einigung mit Lang kam. Die wichtigsten Bestimmungen des Vertrages sicherten K. die volle und alleinige Regie­ rungsgewalt zu, während Lang als Koadjutor und Nachfolger anerkannt wurde und vorerst die Städte Mühldorf und Tittmoning mit al­ len Einkünften erhalten sollte. Der Vertrag wurde von Maximilian I. und Leo X. bestä­ tigt. K. war aber nicht bereit, der Säkularisati­ on des Domkapitels zuzustimmen, zumal sie auch von den Landständen und vom Dom­ propst abgelehnt wurde. Diese legten Protest beim Papst ein, der am 8. 9. 1514 den Vertrag anerkannt und am 22. 9. die Säkularisations­ bulle erlassen hatte. K. erwirkte zwar in Rom das zeitweilige Verbot des Vollzugs, aber das Domkapitel hielt an der Säkularisation fest. Am 31. 8. 1515 wurden den Domherren die päpstlichen Urkunden ausgehändigt. Als päpstlicher Exekutor war der Passauer Bi­ schof beauftragt, für die Einhaltung der Säku­ larisationsbulle Sorge zu tragen, und am 19. 9. erfolgte in Gegenwart einiger Notare die Zeremonie. Die päpstliche Bulle wurde im Chor verlesen, worauf die Domherren die Or­ denskleider ablegten. Trotzdem gab es weiter­ hin Widerstände, da Dompropst Rudolf von Khünburg an der Augustinerregel festhielt und weiter seinen Ordenshabit trug, während Domdekan Andreas von Trauttmansdorff sich zuvor schon als Anhänger Langs und des Kai­ sers bekannt hatte, sich dem päpstlichen Schutz unterstellte und sich damit der Juris­ diktion K.s entzog. Dieser selbst hielt an der Ordensregel fest, strengte einen weiteren Pro­ zeß in Rom an, erreichte aber nur, daß der Papst dem Kapitel 1517 und 1519 befahl, den Erzbischof ungeachtet der Säkularisation zu ehren und ihm gehorsam zu sein. Der Prozeß wurde 1519 durch ein päpstliches Breve end­ gültig entschieden, K. unter Androhung geist­ licher Strafen und der Amtsenthebung neuer­ lich die Durchführung der Säkularisations­ bulle befohlen und ewiges Stillschweigen in dieser Angelegenheit auferlegt. K. führte in seinen letzten Jahren ein zurück­ gezogenes Leben und hielt sich meist auf Ho­ hensalzburg auf, wo er sich neben vielen an­ deren Bauten in Salzburg, Kärnten und in der Steiermark mit dem Bau der gotischen Burg­ anlage und der neuen St. Georgskirche sein größtes Denkmal schuf. Die von ihm veran­ laßten Zubauten gaben der Festung ein neues Antlitz. Architektur und Innenausstattung sind Meisterwerke gotischer Profanbaukunst und zeigen, daß K. Hohensalzburg nicht al­ lein als Zwingburg über der Stadt, sondern auch als prunkvolle Fürstenresidenz konzi­ piert hatte.

K., der Salzburg zu einem der reichsten deut­ schen Fürstentümer gemacht hatte, starb am 8. 6. 1519 auf der Festung Hohensalzburg und verfügte testamentarisch, im Ordenshabit bei­ gesetzt zu werden. Sein Leichnam wurde am 29. 9. vor dem von ihm gestifteten Hieronymusaltar im alten Dom bestattet. Literatur: F. Dalham 278-281. - A. v. Wretschko. J. Serlinger-G. Scheibner. - W. Fischer. - H. Wagner-H. Klein. - J. Friedhuber, Kaiser Maximilian I. und die Bemühungen Matthäus Langs um das Erzbistum Salzburg, in: A. Novotny-O. Pickl (Hg.), FS H. Wiesflecker (Graz 1963) 123-131. - Spätgotik in Salzburg: JSchrCA 17 (1972), 21 (1975). - K. Lakkenbauer. - F. Wagner, Das Herrschermonument des Leonhard von Keutschach, in: 900 Jahre Fe­ stung Hohensalzburg (Salzburg 1977) 183-195. - R. R. Heinisch. - H. Dopsch-H. Spatzenegger 1/1, 570593. Franz Ortner

Kiebinger, Augustin (CanA) (+ 1495) 1491-1495

Bischof von Wiener Neustadt

Augustin Kiebinger war Profeß des Augusti­ nerchorherrenstiftes Chiemsee. Später wurde er Propst des 1444 von Kaiser Friedrich III. an der Burgkapelle zu Wiener Neustadt errichte­ ten, 1478 an die alte Pfarrkirche St. Ulrich übertragenen Chorherrenstiftes. 1491 nomi­ nierte Friedrich III. ihn zum Bischof von Wie­ ner Neustadt. Das Chorherrenstift wurde mit dem Domkapitel von Wiener Neustadt uniert. K. weigerte sich jedoch, die vom Kaiser be­ triebene Union des Bistums mit dem 1467 von diesem gegründeten St.-Georgs-Ritteror­ den zu vollziehen und selbst in diesen einzu­ treten. K. wurde im Herbst 1491 zu Rom von Papst Innozenz VIII. konsekriert. Er starb am 24. 7. 1495 in Wiener Neustadt und wurde im dortigen Dom beigesetzt. Quellen: DAStP. - ÖNB, Cvp 9311. Literatur: Th. Wiedemann, Neustadt I, 521 f. - R. Kampichler 7f. - G. Buttlar-Gerhartl 7f. Johann Weissensteiner

Kielbasa, Wincenty (um 1425-1478)

1467-1478

Bischof von Kulm und Admini­ strator des Bistums Pomesanien

Wincenty Kielbasa stammte aus einer in Großpolen ansässigen Familie des mittleren Adels. Er wurde in dem Dorf Tymieniec bei Kalisch geboren. Er studierte seit 1449 an der Akademie in Krakau, später sehr wahrschein­ lich auch in Deutschland, jedenfalls be-

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Kielbasa - Klesl

herrschte er die deutsche Sprache gut. Seit 1456 war er Notar, später Sekretär des Königs Kasimir, der ihn förderte. K. besaß mehrere kirchliche Pfründen; er war u. a. Kanzler des Domkapitels von Posen, Domherr von Gnesen und Krakau sowie Propst des Kollegiatstifts von Wislica. Außerdem führte er den Titel ei­ nes Apostolischen Notars.

schen Domherren, die Tüngen gewählt hat­ ten, nahmen im Dezember K. als „Konserva­ tor“ ihrer Diözese an, doch mußte er, von der Exkommunikation bedroht, schließlich dem rechtmäßig gewählten Bischof weichen. Noch 1473 verfolgte K. den Plan, seine beiden Bis­ tümer gegen die Diözese Ermland einzutau­ schen.

K. war neben dem päpstlichen Legaten R. v. (—>) Rüdesheim der wichtigste Unterhändler bei den Verhandlungen über den am 19. 10. 1466 geschlossenen Zweiten Thorner Frieden zwischen dem Deutschen Orden und Polen. Wegen seiner Verdienste nominierte ihn Kasi­ mir für die Diözese Kulm. Diese sollte nach den Bestimmungen des Vertrages aus dem Metropolitanverband von Riga ausscheiden und Gnesen unterstellt werden; das dem Deutschen Orden inkorporierte Kulmer Dom­ kapitel wurde in ein Kollegium von Weltprie­ stern umgewandelt, der König von Polen er­ hielt das Patronat über die Kulmer Kirche. K. begab sich persönlich an die Kurie nach Rom und erhielt am 8. 4. 1467 die päpstliche Pro­ vision, mit der Paul II. das von der Krone Po­ len seit der Mitte des 15. Jh.s praktizierte No­ minationsrecht de facto auch für Kulm aner­ kannte. Das bis dahin geltende Recht der Bi­ schofswahl durch das Domkapitel kam damit außer Brauch; Versuche, es später wieder zur Geltung zu bringen, blieben erfolglos.

K. war ein typischer Vertreter jener Bischöfe seiner Zeit, die ihre Karriere in der königli­ chen Kanzlei begannen und auch in ihrem geistlichen Amt in erster Linie im Dienst des Königs blieben. Ganz im Sinne Kasimirs be­ trieb K. die Eingliederung der Diözese Kulm in die Krone Polen; in ähnlicher Weise war er auch im geteilten Pomesanien, so durch Ver­ gabe von Landgütern an Polen, polonisierend tätig. Die beabsichtigte Einordnung Kulms in die Bistumsorganisation des polnischen Kö­ nigreichs gelang ihm nicht. Von einer kirchli­ chen Reformtätigkeit gibt es kaum Spuren. Die Gründung der Schule der Brüder vom ge­ meinsamen Leben in Kulm, der K. 1473 zu­ stimmte, ging auf die Initiative des Rates der Stadt zurück. Nach dem Urteil des Chroni­ sten Jan Dlugosz führte K. ein verschwenderi­ sches Leben. Er starb, wahrscheinlich nach längerer, schwerer Krankheit, am 7. 11. 1478 in seiner Residenz in Löbau und wurde im Dom zu Kulmsee beigesetzt.

Mit der Bestätigung K.s ging die zehnjährige Auseinandersetzung zwischen dem Deut­ schen Orden und Polen um die Besetzung des Kulmer Bischofsstuhls nach dem Tod des Bischofs J. (—>) Marienau zu Ende. Am glei­ chen Tag erhielt K. mit Zustimmung des Hochmeisters vom Papst auf Lebenszeit auch die Verwaltung der Diözese Pomesanien (—> Nikolaus), die auf Grund des Thorner Vertra­ ges mit dem größten Teil ihres Territoriums unter der Schutzherrschaft des Deutschen Or­ dens verblieb. Am 18. 4. wurde K. in Rom vom Krakauer Bischof und Unterkanzler Jo­ hannes Lutek von Brzezie konsekriert. Mit päpstlicher Erlaubnis durfte er seine Benefi­ zien für drei Jahre behalten, einige hatte er noch kurz vor seinem Tode inne. Da K. die päpstliche Bestätigung des Thorner Friedens­ vertrages nicht erlangte, trat die vorgesehene Unterstellung seiner Diözese unter das Erzbistum Gnesen nicht in Kraft; sie wurde erst 1589 kirchenrechtlich wirksam, nachdem das Erzbistum Riga 1566 untergegangen war.

Im Herbst 1467 nominierte Kasimir, der mit der Wahl N. v. (—>) Tüngens zum Bischof von Ermland nicht einverstanden war, K. für den ermländischen Bischofsstuhl. Die ermländi­

Literatur: A. Eichhorn, Bischofswahlen, 151-157. C. P. Woelky 385, 409f. - M. Toeppen I, V. - UB Kulm. - H. Schmauch, Nominationsrecht 117f., 123. - Ders., Tüngen 73-80, 104-112, 163-170. - E. Joachim-W. Hubatsch I, II, Reg. - E. Weise II, III. K. Gorski, in: PSB 12 (1967) 404-406 (Lit.). - M. Biskup, Wojna 695-711. - A. Liedtke, Zarys 79f. Z. H. Nowak, Bracia Wspolnego Zycia i ich szkola w Cheimnie (1473-1536/45) [Die Brüder vom Ge­ meinsamen Leben und ihre Schule in Kulm (14731536/45)], in: ZH 52 (1987), H. 4, 53-77. -T. Oracki 11,247. „ T„ v Hans-Jurgen Karp

Klesl, Melchior (1552-1630)

1580-1600

1588-1630

1598/1613-1630 1615

Offizial und Generalvikar des Bischofs von Passau für das Land unter der Enns Administrator des Bis­ tums Wiener Neustadt Bischof von Wien Kardinal

Melchior Klesl wurde am 19. 2. 1552 als älte­ ster Sohn des Bäckermeisters Melchior K. und dessen Ehefrau Margaretha in Wien gebo­ ren. Beide Eltern waren evangelisch. Den Ele­ mentarunterricht erhielt K. in Wien und Wels

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Klesl

bei protestantischen Schulmeistern und Prä­ dikanten. 1570-74 studierte er an der Univer­ sität Wien Philosophie. Nach einem ersten Aufenthalt in Ingolstadt trat K., der unter dem Eindruck der Predigten des Jesuiten Scherer zur katholischen Kirche übergetreten war und auch seine Eltern zu diesem Schritt bewog, 1574 in das päpstliche Alumnat bei den Jesuiten in Wien ein. Dort studierte er fünf Jahre lang Philosophie und Theologie. 1576 empfing er die Tonsur und die niederen Weihen. Im gleichen Jahr erhielt er ein Kano­ nikat in Brünn. Schon als Alumne predigte K. mit großem Erfolg in der Pfarrei Korneuburg. Auch auf den Pfarreien des Kaspar von Lind­ egg (Mollenburg, Weiten, Marbach) war er be­ reits als Alumne tätig. Am 7. 9. 1577 verlieh ihm Papst Gregor XIII. aufgrund der Empfeh­ lungen Kaiser Maximilians II. und des Bres­ lauer Bischofs M. v. (—>) Gerstmann ein Kano­ nikat in Breslau, auf das er am 5. 2. 1578 inve­ stiert wurde. Um es anzutreten, mußte er ei­ nen akademischen Grad erwerben. So begab er sich 1579 an die Universität Ingolstadt, wo er am 29. 5. 1579 zum Dr. phil. und am 1. 6. 1579 zum Lie. theol. promoviert wurde. Die ihm angebotene Propstei Altötting lehnte K. ebenso ab wie die Erzieherstelle für den Sohn des Herzogs Wilhelm von Bayern und schon früher die Dompredigerstelle in Breslau, da er Erzherzog Ernst die sofortige Rückkehr nach seiner Promotion zugesagt hatte. In München hatte K. mit dem Passauer Bischof U. v. (—>) Trenbach eine lange Unterredung über die La­ ge der Kirche in Österreich. Am 30. 8. 1579 wurde K. durch den Wiener Bischof J. K. (—>) Neuböck in Wien zum Priester geweiht. Die Primiz feierte er erst am 1. 1. 1581.

Von seinen Gönnern Scherer, Trenbach und Reichshofrat Dr. Georg Eder protegiert, mach­ te K. eine steile Karriere. Schon am 4. 9. 1579 ernannte ihn Kaiser Rudolf II. zum Dom­ propst von St. Stephan in Wien. Damit war er auch Kanzler der Universität. Als solcher ver­ langte er vor jeder Promotion wieder die Ab­ legung der Professio fidei. 1617 erreichte K. eine erste Vereinigung zwischen der Univer­ sität und den Wiener Studienanstalten der Je­ suiten. 1590-91 und 1592-93 war K. zugleich Dekan der theologischen Fakultät, 1591-92 Rektor der Universität. Als Dompropst er­ reichte er 1611 die Inkorporation der Dechan­ tei Kirnberg durch Kaiser Matthias. Am 2. 2. 1580 ernannte Bischof Trenbach K. nach seit Juli 1579 geführten Verhandlungen zu seinem Offizial für das Passauer Offizialat für Österreich unter der Enns. Ein Jahr später erreichte K. die Aufhebung der Unterordnung des Passauer Offizials in Wien unter den Ge­

neralvikar in Passau. Damit besaß er nunmehr auch die Vollmachten eines Generalvikars für das genannte Gebiet. In dieser Eigenschaft trieb er die Gegenreformation, vor allem in den landesfürstlichen Städten und Märkten, wesentlich voran. Seine Sorge galt zunächst der Hebung des Klerus. In diesem Zusam­

menhang legte er 1583 Kaiser Rudolf II. den Plan zur Gründung eines tridentinischen Se­ minars vor. K. drängte auf Einhaltung der Be­ stimmungen der Passauer Diözesansynode von 1576, die u. a. die Priesterehe verboten hatte. Erledigte Pfarreien wurden sofort be­ setzt. 1590 erließ K. im Namen seines Bi­ schofs eine ausführliche Ordnung für die Fei­ er des Gottesdienstes, die Spendung der Sa­ kramente, für Predigten und Andachten. Auch an der Reform der Klöster war er an der Spitze einer vom Bischof eingesetzten Unter­ suchungskommission beteiligt. Dabei hatte er freilich immer wieder mit dem Widerstand des landesfürstlichen Klosterrates zu kämp­ fen. K. erreichte schließlich eine weitgehende Bestätigung der von ihm für den Bischof von Passau geforderten Rechte durch einen am 5. 11. 1592 zwischen Rudolf II. und Bischof Trenbach abgeschlossenen Vertrag. 1593 schärfte K. die Feier des Festes des hl. Leo­ pold neu ein.

Im September 1583 lehnte K. die ihm angebo­ tene Hofpredigerstelle ebenso wie das ihm

Klesl

angetragene Bistum Wiener Neustadt ab. Am 16. 2. 1585 wurde er kaiserlicher Rat. 1586 er­ hielt er die Pfarrei Niederhollabrunn in Nie­ derösterreich, die dem Passauer Domkapitel inkorporiert war. Am 5. 4. 1588 wurde er kai­ serlicher Hofprediger. Im September des glei­ chen Jahres wurde ihm Wiener Neustadt neu­ erlich angeboten. K. war aber, um das Passau­ er Offizialat nicht zu verlieren, nur dazu bereit, es als Administrator, also ohne Resi­ denzpflicht, zu leiten. Im Oktober 1588 wur­ de er installiert. Er begann sofort mit der Re­ katholisierung seiner Bischofsstadt. Auch ge­ lang es ihm, die materielle Lage des Bistums in kurzer Zeit zu konsolidieren. Die bischöfli­ chen Wohn- und Wirtschaftsgebäude wurden ausgebaut. Später ließ K. das Bistum vor al­ lem durch seinen Generalvikar M. (—>) Geiß­ ler versehen. Von der römischen Kurie erlang­ te er 1626 die Inkorporation der Güter des ehemaligen Klosters St. Peter in Wiener Neu­ stadt in die bischöfliche Mensa. 1590 er­ nannte Rudolf II. K. zum Direktor der Religi­ onskommission und damit zum Generalrefor­ mator für Niederösterreich.

Nach dem Tod des Wiener Bischofs Neuböck (1594) sollte K. auch das schwer verschuldete Wien übernehmen. Er zögerte lange, wurde aber schließlich am 20. 2. 1598 nominiert. Die Administration von Wiener Neustadt durfte er beibehalten. Die Installation in Wien er­ folgte erst am 29. 1. 1602. Inzwischen hatte K. am 2. 2. 1600 das Passauer Offizialat nieder­ gelegt. Seine Bestätigung als Bischof von Wien erfolgte erst am 13. 7. 1613. Die Bi­ schofsweihe empfing er trotz wiederholter Mahnungen aus Rom erst am 30. 3. 1614 durch den päpstlichen Nuntius Placido de Marra in Kremsmünster, wo sein Vertrauter A. (—>) Wolfradt seit 1613 Abt war. Bischöfli­ che Funktionen übte K. in größerem Umfange erst seit der Rückkehr aus seiner Gefangen­ schaft nach Wien im Jahr 1628 aus. K. er­ reichte nur mühsam eine Verbesserung der Dotation des Wiener Bistums. 1614 wurde diesem vorübergehend das Benediktinerin­ nenkloster Traunkirchen inkorporiert. Ab 1617 plante K. den Neubau des bischöflichen Palais. In Wien sorgte er für die Durchfüh­ rung der Liturgievorschriften des Tridenti­ nums. Schon 1590-1601 hielt sich K. meist am Hofe Rudolfs II. in Prag auf und kam seiner Resi­ denzpflicht nicht nach. 1591 erhielt er in Rom die Dispens für seine Pfründenkumula­ tion. K. übernahm verschiedene diplomati­ sche Missionen, so zum Reichstag in Regens­ burg 1594 und 1597 nach Rom, um für Erz­ 30 Lexikon

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herzog (—>) Leopold das Bistum Passau gegen die Wünsche der Wittelsbacher zu sichern und für Leopold die nötige Altersdipsens zu erreichen. K., der sich mittlerweile Erzherzog Matthias angeschlossen hatte, war der eigent­ liche Urheber des Habsburger Familienvertra­ ges vom 25. 4. 1606, mit dem Matthias als Haupt der Familie anerkannt wurde. Als die­ ser, um seine Nachfolge zu sichern, 1609 den protestantischen Ständen weitgehende Zuge­ ständnisse gewährte, sprach sich K. heftig da­ gegen aus. Er sollte daraufhin als Kurienkar­ dinal nach Rom amoviert werden, wehrte sich aber und konnte seine Stellung bei Mat­ thias sogar noch ausbauen. Seit Anfang 1611 fungierte er faktisch als Direktor des Gehei­ men Rates. Dieser Titel wurde ihm 1612 auch offiziell verliehen. Damit hatte K. den Höhe­ punkt seiner politischen Macht erreicht. Um die Wahl von Matthias zum Kaiser zu si­ chern, war K. auf die Zustimmung der prote­ stantischen Fürsten angewiesen. Hatte er bis dahin jedes Nachgeben in religiösen Fragen verworfen, so trat er nun für eine „Komposi­ tion“ mit den Protestanten ein; dabei zeigte er sich sogar bereit, in bestimmten Fällen auf den geistlichen Vorbehalt des Augsburger Re­ ligionsfriedens von 1555 zu verzichten. Da­ durch erreichte K. die Wahl von Matthias im Juni 1612. Ein Grund für die von ihm betrie­ bene Ausgleichspolitik war die stete Bedro­ hung der habsburgischen Erbländer durch die Türken. Da das Reich für eine erfolgreiche Türkenoffensive zu schwach war, bemühte sich K. um Friedensverhandlungen. Der Wie­ ner Friede mit der Hohen Pforte vom 14. 7. 1615 war sein Werk. Er bildete für K. die Vor­ aussetzung für die Durchführung der Gegen­ reformation auch in Ungarn.

Am 2. 12. 1615 wurde K. auf Bitten von Kai­ ser Matthias zum Kardinal ernannt, zunächst allerdings nur „in petto“. K. selbst bat aus po­ litischen Gründen darum, die Promotion auf­ zuschieben. Entscheidend für das weitere po­ litische Schicksal K.s wurde sein Verhalten in der Nachfolgefrage. Da Matthias kinderlos blieb, drängten die Erzherzoge Maximilian und Ferdinand auf eine frühzeitige Regelung der Nachfolge. K. versuchte dagegen, wohl auch, um seine bei Matthias fast unbe­ schränkte Machtstellung nicht zu verlieren, diese Entscheidung hinauszuschieben. Als er auch nach dem Prager Fenstersturz (23. 5. 1618) weiter für eine friedliche Beilegung des Böhmischen Aufstandes eintrat, entschlossen sich Maximilian und Ferdinand, ihren schon lange gehegten Plan in die Tat umzusetzen und K. vom Hof zu entfernen. Am 20. 7. 1618 ließen sie ihn in der Wiener Burg gefangen­

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Klesl - Kluspeck

nehmen, nach Schloß Ambras bei Innsbruck bringen und dann in der Hofburg in Inns­ bruck gefangenhalten. In Rom wurde eine Kardinalskongregation zur Untersuchung der Angelegenheit eingesetzt. Am 19. 2. 1619 wurde der mit der Untersuchung betraute Ro­ taauditor Fabrizio Verospi als Sondernuntius nach Wien entsandt. Er vernahm bis August 1619 zahlreiche Zeugen und erstellte auf­ grund ihrer Aussagen und anderer Doku­ mente die Anklage gegen K. Ihm wurden vor allem die Verzögerung in der Regelung der Nachfolge, Beziehungen zu den protestanti­ schen Fürsten, Förderung der Protestanten in den österreichischen Erbländern und die über das übliche Maß hinausgehende An­ nahme von Geschenken seitens österreichi­ scher Prälaten vorgeworfen. Am 7. 10. 1619 wurde K. an Verospi als Vertreter des Papstes übergeben und zur weiteren Haft in das Bene­ diktinerstift Georgenberg in Tirol gebracht. Die Kardinalskongregation entschied, K. sei schuldig und in lebenslänglichem Gewahr­ sam zu halten. Seine Bistümer durfte er aller­ dings behalten, damit aus ihren Einkünften die Kosten für seine Haft bestritten werden konnten. Schließlich erreichte K. bei Papst Gregor XV. die Überstellung nach Rom, wo er vom 27. 11. 1622 bis zum 18. 6. 1623 in der Engelsburg gefangen gehalten wurde. Dann entschied Papst Urban VIII. seine Freilas­ sung. Von Staatssekretär Ludovico Ludovisi unterstützt, erreichte K. am 5. 7. 1623 die völ­ lige Annullierung seines Prozesses, doch mußte er in Rom bleiben. Dort entfaltete er bald wieder eine rege Tätigkeit: Papst Urban VIII. berief ihn in die Propagandakongregati­ on, wo er als Sachkundiger für die böhmi­ schen Religionsfragen, die Wiener und die Prager Universität und für andere Angelegen­ heiten im deutschsprachigen Raum galt. En­ de 1625 erklärte Kaiser Ferdiand II. sich mit K.s Rückkehr nach Wien einverstanden. Da­ hinter stand die Befürchtung, K. könne in Rom gegen Kaiser und Reich wirken. K. brach am 16. 9. 1627 von Rom auf und traf am 18. 12. in Wiener Neustadt ein. Am 25. 1. 1628 hielt er feierlichen Einzug in Wien. In kurzer Zeit konnte er seine bischöfliche Autorität wieder aufbauen. Dabei stieß er wiederholt mit neu niedergelassenen Orden, die nach Exemtion strebten, zusammen, so mit den Barnabiten wegen der Pfarrei St. Michael in Wien. Es kam auch zu Auseinandersetzungen mit den päpstlichen Nuntien Carlo Caraffa und Giovanni Battista Pallotto. Am 5. 11. 1629 ernannte Ferdinand II. K. zum General­ reformator. Am 20. 11. 1629 führte dieser das Fest der Unbefleckten Empfängnis Mariens für die Diözese Wien ein. 1630 publizierte er

das tridentinische Dekret gegen die klandesti nen Ehen.

K. starb am 18. 9. 1630 in Wiener Neustadt, Sein Leib wurde im Stephansdom zu Wien, sein Herz im Dom von Wiener Neustadt bei­ gesetzt. Testamentarisch hatte er das Bistum Wien als Universalerben, ferner das Domkapi­ tel Wien, das Bistum Wiener Neustadt und das Chorfrauenkloster zur Himmelspforte, das er neu erbaut und dotiert hatte, bedacht. Schriften: Ein Predigt. So in der Newstatt ... Anno 1590. am Palm Sontag ... vom Heiligen Sacrament deß Altars beschehen (Prag 1615).

Literatur: J. Hammer-Purgstall, Melchior von Klesl’s, des Cardinals, Direktors des geheimen Cabinetes Kaisers Matthias, Leben, 4 Bde. (Wien 18471851). - Th. Wiedemann, Neustadt VII. - J. Kopallik 160-289. - A. Kerschbaumer, Kardinal Klesl. Eine Monographie (Wien 21905). - E. Tomek, Charitas 231-253. - H. Erdmann, Melchior Klesl und die nie­ derösterreichischen Stände (Diss. phil. Wien 1948). - A. Kümmerer, Kardinal Klesls Stellung zur Kirche (Diss. phil. Wien 1948). - M. Lohn, Melchior Klesl und die Gegenreformation in Niederösterreich (Diss. phil. Wien 1949). - E. Tomek, Kirchenge­ schichte 483-536. - A. Eder, Kardinal Klesl und sein Werk (Diss. phil. Wien 1950). - J. Rainer, Der Prozeß gegen Kardinal Klesl, in: RHM 5 (1962) 35163. - Ders., Kardinal Melchior Klesl (1552-1630). Vom „Generalreformator“ zum „Ausgleichspoliti­ ker“, in: RQ 59 (1964) 14-35. - F. Krones, in: H. Hantsch (Hg.), Gestalter der Geschicke Österreichs (Innsbruck 1962) 143-156. - M. Berthold, Kardinal Khlesl als Publizist und in der Publizistik seiner Zeit (Diss. phil. 1966). - H. Tüchle, Die Wiener Kar­ freitagskommunion von 1630. Zugleich ein Beitrag zum Früh-Episkopalismus, in: FS Loidl I, 396-412. - R. Kampichler 40-48. - J. Rainer, in: NDB 12 (1980) 51f. - F. Loidl 66-72, 336. - F. Loidl-M. Krexner 47f. - J. Rainer, Die Gefangenschaft Kardinal Klesls in Tirol, in: TH 48/49 (1985) 189-198. - G. Buttlar-Gerhartl 26-32. - V. Press, in: TRE 19 (1990) 265-267. - Bautz IV, 42-45 (Lit.). - H. Anger­ meier, Politik, Religion und Reich bei Kard. Mel­ chior Khlesl, in: ZSRG.G 110 (1993) 195-219. Johann Weissensteiner

Kluspeck (Kluespeck), Johann (+ 1545) 1531 1531-1545

Ep. tit. Hierapolitanus Weihbischof in Regensburg

Kanoniker des Kollegiatstifts St. Johann in Regensburg; 18. 12. 1531 Titularbischof von Hierapolis und Weihbischof in Regensburg; + 18. 2. 1545. Literatur: A. Mayer III, 64. - J. Güntner 91. Karl Hausberger

Kneufl - Knijff

Kneufl (Kneufel), Johann (+ 1533) 1514 1514-1533

Ep. tit. Bellinensis Weihbischof in Brixen

* Erzdiözese Salzburg; vom Brixner Bischof Ch. v. (—>) Schrofenstein am 8. 2. 1514 zum Weihbischof bestimmt; 15. 3. 1514 Titularbi­ schof von Beilinas; zugleich Pfarrer von Stilfes; 1517 nahm er an der Diözesan visitation teil;+ 15. 3. 1533. Literatur: E A. Sinnacher V, 166; VII, 304. - J. Gel­ mi, Weihbischöfe 189-191. Josef Gelmi /

Knijff, Johannes (OFM) (um 1513-1576) 1561-1576 1563-1568

Bischof von Groningen Weihbischof in Utrecht

Johannes Gerritszoon Knijff wurde um 1513 in Utrecht aus einem Regentengeschlecht ge­ boren. Er besuchte in Deventer die Kapitel­ schule, trat um 1529 in den Franziskaner Or­ den ein und studierte Theologie in Löwen. Den Doktorgrad erwarb er jedoch nicht. Als guter Prediger und Anhänger der Kirchenre­ form gelangte er in seinem Orden zu leiten­ den Positionen. So war er 1555-58 Oberer der niederländischen Ordensprovinz.

Auf Empfehlung von Antoine Perrenot de Granvella vom 15. 3. 1560 wurde K. 1560-61 vom spanischen König Philipp II. zum Bi­ schof des neuen Suffraganbistums Groningen nominiert (Datum unbekannt). Diese Diözese war erst 1559 bei der Errichtung der Kirchen­ provinz Utrecht gegründet worden (F. [—>] Schenck von Tautenburg). Für die Nominati­ on K.s sprach, daß er bereits vor seiner Ernen­ nung in Groningen tätig war. Dem dortigen Mangel an ausgebildeten Priestern sollte er mit seiner Predigtarbeit abhelfen. Seit Febru­ ar 1560 wirkte er an der Groninger Minoriten­ kirche. Am 8. 8. 1561 (Ernennungsbreve) wurde K. mit dem Bistum Groningen providiert. Trotz seiner Erfolge in Groningen konnte er sein Amt aber nicht antreten, denn dort setzten sich wie in Overijssel und Friesland (A. de [—>] Monte; C. [—>] Petri) Klerus, Stadtmagi­ stratur und Ständeversammlung entschieden gegen die zentralistische Bistumspolitik der spanischen Regierung zur Wehr. Besorgt um den Erhalt ihrer weitreichenden Freiheiten, weigerten sie sich, K. zuzulassen. Auch der Druck des Statthalters von Groningen, Arenberg, vermochte dagegen nichts. So blieb K. 30*

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in Utrecht, während sein Bistum bis 1568 je­ der seelsorglichen Leitung entbehrte. Erst am 5. 12. 1563 wurde K. in Brüssel von Kardinal Granvella konsekriert, jedoch mehr im Hinblick auf ein Nebenamt. Der Utrechter > Erzbischof Schenck von Tautenburg hatte nämlich die Statthalterin Margarete von Par­ ma gebeten, den untätigen K. zum Weihbi­ schof für Utrecht zu ernennen. Am 12. De­ zember erhielt K. die Vollmacht, im Erzbis­ tum alle Weihen zu spenden. Seine Installati­ on erfolgte am 18. 12. 1563. 1564-65 spende­ te er in vielen Städten Hollands und West­ frieslands die Firmung. Nach dem Bilder­ sturm (1566) rekonziliierte er zahlreiche Kir­ chen. Während dieser Periode war K. kein Weihbischof im eigentlichen Sinne, sondern „cooperator archiepiscopi“.

Erst als der Herzog von Alba, der neue spani­ sche Statthalter (1567-73), nach seinem Sieg bei Jemmingen (21. 7. 1568) die Opposition in Groningen gebrochen hatte, konnte K. fei­ erlich in Groningen einziehen und sein Bis­ tum am 2. bis 3. 10. 1568 in Besitz nehmen. Damit erlosch - laut der erzbischöflichen In­ struktion vom 12. 12. 1563 - sein Amt als „cooperator“ in Utrecht. Nun gründete er, wie bereits 1561 vorgesehen, das Domkapitel an der Martinskathedrale. Dazu wurde das Norbertinerkloster von Wittewierum aufgelöst. Auf die ihm zugewiesene reiche Zisterzienserabtei Aduard verzichtete K. gegen ein Jahrgeld.

Entsprechend den Instruktionen von Alba be­ rief K. im Mai 1569 eine Diözesansynode ein und setzte die Trienter Dekrete für sein Bis­ tum in Kraft. Durch Rundschreiben an den Klerus und die Pfarreien (1570), jährliche Vi­ sitationen, vereinzelte Disziplinarmaßnah­ men gegen Pfarrkleriker und die Einführung des Kleinen Katechismus setzte er sich in den folgenden Jahren sehr für die Kirchenreform ein. Dennoch konnte er sich gegen die tiefver­ wurzelten Mißstände und die Provinzialver­ waltung nicht durchsetzen. Daher blieben seine Erlasse letztlich toter Buchstabe. Auch die Gründung eines Priesterseminars schei­ terte. Am 1. 10. 1576 starb K. in Groningen an der Pest. Er wurde in der Martinskathedrale beigesetzt. Im November 1576 setzten die Stände von Groningen und Friesland den spanischen Statthalter de Robles ab und gin­ gen zum Aufstand gegen Spanien über. Nun brach auch die Bistums Verwaltung zusam­ men und regenerierte sich nicht mehr. Den zwei Nachfolgern K.s blieben die Bischofs­ weihe und die Ausübung ihres Amtes ver­

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Knijff - Knöringen

wehrt. 1594 gelangte Groningen definitiv in die Gewalt der calvinistischen Staatspartei. Literatur: D. van Heel, in: AGU 57 (1933) 211-388. - L. Rogier I, 327-332 u. ö. - J. Weijling 308-310. Paul Berbee

Knöringen, Heinrich von (1570-1646)

1599-1646

Bischof von Augsburg

Heinrich von Knöringen wurde am 5. 2. 1570 als einziger Sohn des bischöflichen Pflegers Christoph v. K. und seiner zweiten Ehefrau Ursula von Westernach wahrscheinlich in Nesselwang geboren. Dort wuchs er mit vier Schwestern auf der Nesselburg auf, die 1595 niederbrannte. Ab 1579 besuchte er das Dil­ linger Gymnasium, 1585 erhielt er die An­ wartschaft auf ein Augsburger Domkanonikat, 1586 die Tonsur und die niederen Weihen. 1589 studierte er in Ingolstadt vor allem Juris­ prudenz, und 1590 trat er in das Collegium Germanicum über. Weitere Studien folgten 1591-93 in Siena. Am 14. 9. 1595 empfing er die Diakonatsweihe in Augsburg, im selben Jahr ist er als Cellerarius des Domkapitels nachweisbar. Nach dem Tod Bischof J. O.s v. (—>) Gemmingen wählte das Domkapitel K., der 1598 ein weiteres Kanonikat am Chorher­ renstift Ellwangen erlangt hatte, zum Nach­ folger. Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 19. 4. 1599. In der Fastenquatember 1599 empfing er durch Weihbischof S. (—>) Breu­ ning die Priester- und am 13. 6. 1599 wahr­ scheinlich durch den Eichstätter Bischof J. K. v. (—>) Gemmingen im Augsburger Dom die Bischofsweihe. Mit jugendlichem Eifer machte sich K. daran, die alte Kirche in dem durch die Reformation zerrütteten Bistum zu erneuern. Er strebte keine weiteren Pfründen an, gab sich mit ei­ ner bescheidenen Hofhaltung zufrieden, visi­ tierte zahlreiche Pfarreien, hielt engen Kon­ takt mit dem Klerus und nahm öfter, u. a. im Prämonstratenserstift Ursberg, an Exerzitien teil. Auch konsekrierte er verschiedene Got­ teshäuser, so 1617 die Studienkirche in Dil­ lingen, 1618 die Hofkirche in Neuburg a. d. Donau und wahrscheinlich 1629 die neue Pfarrkirche in Dillingen. 1610 berief er eine Diözesansynode nach Augsburg ein; es war die letzte im Reichsbistum. Mag sie auch in ihrer Bedeutung gegenüber der Synode von 1567 lange überschätzt worden sein, so trug sie doch in ihren Spätwirkungen zur Erneue­ rung des kirchlichen Lebens bei.

K.s besonderes Augenmerk galt den Klöstern. Die alten Orden ließ er regelmäßig visitieren, und 1630 verhinderte er einen Zusammen­ schluß der schwäbischen Benediktinerabteien, der seine bischöfliche Jurisdiktion gefähr­ det hätte. Wohlwollend unterstützte er Fran­ ziskaner, Kapuziner und Barmherzige Brüder, die in seiner Amtszeit zahlreiche Niederlas­ sungen im Bistum errichten konnten, so die Franziskaner in Augsburg, Reutte und Füs­ sen, die Kapuziner in Augsburg, Günzburg, Dinkelsbühl und die Barmherzigen Brüder in Neuburg a. d. Donau. Vor allem förderte er die Jesuiten, denen er seine wissenschaftli­ che und spirituelle Formung verdankte. 1606 sicherte er durch eine Fundationsurkunde der Gesellschaft in Dillingen den Fortbestand von Universität und Kolleg, 1614 eröffnete er das vom Tridentinum vorgeschriebene Diöze­ sanpriesterseminar und 1603-28 ließ er ein großes Konvikt, ein neues Universitätsgebäu­ de und die Studienkirche errichten. Damit schuf er die Voraussetzung für die Heranbil­ dung eines neuen Welt- und Ordensklerus. Weitere Jesuitenniederlassungen entstanden zwischen 1610 und 1646 in Füssen, Kaufbeu­ ren, vorübergehend in Memmingen, in Neu­ burg und Mindelheim. Auch zahlreiche Bru­ derschaften sollten der Erneuerung dienen und der weiteren Ausbreitung der Reformati­ on Einhalt gebieten. K. wollte das Bistum im Geist des Tridentinums erneuern und die Anhänger der Augs­ burger Konfession zur alten Kirche zurück­ führen. Er hat sie mit Übereifer, oft hart und unnachgiebig, bekämpft. Schon im Religions­ mandat von 1600, das den Katholiken ihre re­ ligiösen Pflichten einschärfte und die hoch­ stiftischen Pfleger und Beamten beauftragte, öffentliche Mißachtung zu ahnden, kam dies zum Ausdruck: So verbot er unter Andro­ hung schwerer Strafen den Aufenthalt von Kindern und Jugendlichen in rein evangeli­ schen und in paritätischen Gemeinden, in de­ nen die Erfüllung der Osterpflicht nicht ge­ währleistet war. Vor allem aber dachte er an die Rückgewinnung der zur Augsburger Kon­ fession übergetretenen Reichsstädte und fürstlichen Herrschaften im Bistum. Anlaß bot der sog. Donauwörther Fahnenkrieg. Als die dortigen Katholiken bei der Markusprozession 1606 durch die Protestanten behin­ dert wurden, erhob K. Klage beim Wiener Reichshofrat. Dies führte zur Verhängung der Reichsacht über die Stadt und zu ihrer Beset­ zung durch Herzog Maximilian I. von Bayern, indirekt aber zum Zusammenschluß der evangelischen Reichsstände 1608 in der Uni­ on und schließlich zur Gründung der katholi-

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Knöringen sehen Liga, zu deren ersten und opferbereite­ sten Mitgliedern K. zählte. Energisch betrieb er die Rekatholisierung Donauwörths und des nördlichen Bistumsgebietes, dessen Bewoh­ ner seit der Konversion des Herzogs Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg 1614 wieder zur katholischen Konfession verpflichtet wurden.

ren vakant, die Bewohner dezimiert, zahlrei­ che Klöster verödet. Dazu kam eine Schul­ denlast von 1,5 Millionen Gulden, die das Hochstift zu tragen hatte. Als einzigen Aus­ weg sah K. die Berufung eines Koadjutors mit Nachfolgerecht aus einem mächtigen Herr­ scherhaus, der das Hochstift vor dem finan­ ziellen Ruin retten sollte. So empfahl er, von Erzherzogin Claudia von Medici in Innsbruck gedrängt, unter Mißachtung der Trienter De­ krete die Wahl des neunjährigen Erzherzogs Bd. 1648-1803) Sigmund Franz von Öster­ reich. Als Papst Urban VIII. 1640/41 unter ge­ wissen Bedingungen zustimmte, schöpfte K. wieder Hoffnung für die Zukunft der Kirche von Augsburg, zumal einer seiner engsten Mitarbeiter, der Generalvikar und Weihbi­ schof K. (—> Bd. 1648-1803) Zeiler, die Fort­ führung des Reformprogramms zu garantie­ ren schien.

K. starb nach schwerer Krankheit am 25. 6. 1646 im Dillinger Schloß. Er wurde vor dem Marienaltar der Studienkirche beigesetzt. Sein Nachfolger ließ ihm an der Südwand oberhalb des Grabes ein Epitaph errichten. Literatur: J. Spindler, in: JHVD 24 (1911) 1-134; 28 (1915) 1-254. - E Zoepfl, in: L. Schrott 168-179. A. Layer 209-211. - Ders., in: NDB 8 (1969) 337. P. Rummel, in: JVABG 24 (1990) 28-30. - A. Schmid. - W. Brandmüller. - KDB Augsburg, Reg. Peter Rummel

Desgleichen forderte K. die Rückgabe der seit 1552 durch die Protestanten eingezogenen Kirchengüter, die dann auf dem Augsburger Reichstag 1629 durch Kaiser Ferdinand II. im Restitutionsedikt verfügt wurde. Kraft dieses Gesetzes ordnete K. unerbittlich die Rekatho­ lisierung an. In der Reichsstadt Augsburg be­ zog er sich auf einen Vertrag von 1548, in dem der Rat die Jurisdiktion des Bischofs über alle Kirchengüter anerkannt hatte. Alle evangelischen Prediger wurden entlassen, sämtliche evangelischen Kirchen von den Ka­ tholiken in Besitz genommen. Doch K. konnte sich nur kurze Zeit dieses Erfolges erfreuen. 1632 besetzten die Schweden unter Gustav Adolf das bayerisch-schwäbische Land, die Restitutionen wurden sofort rückgängig ge­ macht, die Katholiken mit schweren Kontri­ butionen belegt. Die nachfolgenden 16 Jahre bis zum Frieden von Münster und Osnabrück brachten große Verwüstungen und Verluste für Bistum und Hochstift. K., der von 1632 bis 1635 u. a. in Reutte, Hall und Imst in Tirol Asyl fand und 1645 nochmals Dillingen ver­ lassen mußte, stand am Ende seines Lebens vor einem Chaos. Hunderte von Pfarreien wa-

Knöringen, Johann Eglof von (1537-1575) 1573-1575

Bischof von Augsburg

Johann Eglof von Knöringen wurde am 25. 7. 1537 als Sohn des Ulrich v. K. aus der Linie von Schräg zu Kreßberg, Bernhardsweiler, Emersacker und Großlangheim und der Anna von Westerstetten geboren. Der Geburtsort ist unbekannt. Er wuchs mit drei Brüdern und zwei Schwestern auf. Seine Ausbildung er­ hielt er wahrscheinlich in Ingolstadt, ab 1559 an der Universität Bologna und 1560/61 in Freiburg. Er galt später als gut gebildet und als Mäzen humanistischer Gelehrter. 1573 übereignete er der Universität Ingolstadt no­ tariell seine wertvolle Bibliothek, seine Rari­ täten- und Münzsammlung. Erstere kam im 19. Jh. nach München und gehört zum Grund­ stock der heutigen Universitätsbibliothek. Früh erlangte K. die Anwartschaft auf mehre­ re Kanonikate: 1547 in Freising, 1552 in Augsburg, 1553 in Ellwangen und 1556 in Würzburg. Dort hatte er 1564-70 das Amt des Domscholasters, in Augsburg 1566-73 die Domkustodie inne, außerdem 1568-73 das

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Knöringen - Kobolt

Frühmeßbenefizium in Edelstetten und die Pfarrei Günzlhofen. Die Priesterweihe emp­ fing er wohl zu Beginn der 60er Jahre. 1570 ernannte Pius V. K., der anläßlich einer Lore­ to-Wallfahrt nach Rom gekommen war, zum Apostolischen Protonotar, und Kaiser Maxi­ milian II. verlieh ihm den Titel eines Pfalzgra­ fen. Zu den Würzburger Jesuiten, deren Kol­ legsgründung er 1567 maßgeblich unter­ stützte, hatte er ein freundschaftliches Ver­ hältnis.

Nach dem Tod des Augsburger Bischofs O. (—>) Truchseß von Waldburg, der K. zu seinem Nachfolger gewünscht hatte, wählte das Kapi­ tel diesen am 18. 5. 1573 und ließ ihn eine Wahlkapitulation beschwören, die die Durch­ setzung der Trienter Konzilsbeschlüsse im Bistum beinhaltete, aber gegen die Gesell­ schaft Jesu gerichtet war. Die päpstliche Kon­ firmation erhielt K. am 31. 7. 1573. Durch Er­ krankung des Hauptkonsekrators F. v. (—►) Wirsberg, dann K.s wurde die Weihe immer wieder verschoben. So blieb K. bis zu seinem Tod „episcopus electus et confirmatus, sed non consecratus“. In seiner kurzen Amtszeit bemühte sich K. wie sein Vorgänger, die Gegenreform in Gang zu setzen, um der noch um sich greifenden Reformation Einhalt zu gebieten. Persönlich führte er ein vorbildliches geistliches Leben und eine einfache Hofhaltung. Doch ver­ mochte er weder eine Synode einzuberufen noch eine Visitation durchzuführen; ledig­ lich ein Reformmandat gegen den Konkubi­ nat wurde erlassen. Die Einführung der Con­ fessio Augustana in der Reichsstadt Aalen 1575 konnte er nicht verhindern, doch blieb das Präsentationsrecht der nunmehr evangeli­ schen Pfarrei beim Stiftspropst von Ellwan­ gen. Viel versprach sich K. von einer Ausbil­ dung augsburgischer Kleriker am Germanikum. 1574 schickte er 15 Dillinger Studieren­ de dorthin, doch waren die Hausoberen wenig erfreut, da fast alle bürgerlich waren. Überhaupt wurde K.s Amtszeit durch sein zwiespältiges Verhältnis zur Gesellschaft Jesu überschattet.

Persönlich war K. den Jesuiten günstig ge­ sinnt, doch zwang ihn die Wahlkapitulation zu ihrer Ablehnung. 1564 hatte Truchseß von Waldburg geplant, ihnen das Augsburger Kollegiatstift Heilig Kreuz zur Errichtung eines Kollegs zu übergeben. Pius V. drängte auf die Durchführung, doch widersprach das Domka­ pitel, da es jeden Einfluß der Gesellschaft auf die Priesterausbildung unterbinden wollte und nicht bereit war, die Dillinger Universität zu unterstützen. K., der seit Jahren an einer

fortschreitenden Lähmung litt, die ihn wie­ derholt zu Kuraufenthalten zwang, litt unter diesem zwiespältigen Verhältnis. Dazu kam der sogenannte 5 %-Zinsstreit, ausgelöst durch den Dillinger Professor und geistigen Vertrauten des Bischofs, Caspar Haywood, der jede Zinsnahme für ein Darlehen verwarf und im Wirtschaftszentrum Augsburg hefti­ gen Widerspruch erfuhr. Unter seinem Ein­ fluß erließ K. Anfang März 1575 ein Mandat, das allen Zinsnehmern die Absolution ver­ sagte und den Verteidigern der Zinsnahme die Exkommunikation androhte. Zwar mußte K. unter dem Druck der Öffentlichkeit diese Verordnung 14 Tage später wieder zurück­ nehmen, doch setzte er sie kurz vor dem Tod erneut in Kraft. Kaum mehr eigener Entschei­ dungen fähig, starb K. am 4. 6. 1575 im Dillin­ ger Schloß. Die Beisetzung erfolgte vor der heutigen Marienkapelle im Augsburger Dom. Ein Epitaph in der Konradskapelle, mögli­ cherweise von Paul Mair, erinnert an ihn. Literatur: O. Bucher, Die humanistischen und ge­ genreformatorischen Bestrebungen Johann Eglofs von Knöringen (1537-1575) vor seiner Wahl zum Bi­ schof von Augsburg, in: HJ 74 (1955) 242-251. Ders., in: ZBLG 19 (1956) 128-167. - Ders., in: Le­ bensbilder Schwaben 6 (1956) 323-334. - F. Zoepfl II, 465-559. - A. Layer, 208. - A. Schmid. - W. Brandmüller. - KDB Augsburg, Reg. Peter Rummel

Kobolt von Tambach, Johannes Bartholo­ mäus (1592-1645)

1624-1636 1636-1640 1637 1637-1645

Offizial und Generalvikar des Bischofs von Regensburg Offizial und Generalvikar des Bischofs von Passau für das Land unter der Enns Ep. tit. Lampsacensis Weihbischof in Passau

* 24. 8. 1592 Thambach (Diözese Augsburg); 1618 Dr. iur. (Freiburg); Pfarrer von Neustadt (Diözese Regensburg); Kanonikus in Strau­ bing; 1624-36 Offizial und Generalvikar in Regensburg; 16. 7. 1636 bis 1640 Offizial und Generalvikar für das Land unter der Enns; K. und Bischof (—> Bd. 1648-1803) Leopold Wil­ helm von Österreich hatten z. T. starke Span­ nungen zum Kaiserhaus; Ferdinand II. behan­ delte als erster Erzherzog des Landes unter der Enns den Passauer Bischof als ausländi­ schen Fürsten; 14. 12. 1637 Titularbischof von Lampsacena und Weihbischof in Passau; 1643 Pfarrer und Dekan von Tulln (Nieder­ österreich) und von Straubing (Niederbay­ ern); + 5. 2. 1645 Passau; □ Fronleichnams-

Kobolt - Kölderer

bruderschaftskapelle des Domkreuzganges zu Passau. Literatur: M. Hansiz 752. - I. E Keiblinger 22. - A. Kerschbaumer (Hg.), Geschichte des Bisthums St. Pölten I (Wien 1875) 515. - Th. Wiedemann, Refor­ mation II, 527, 541-543. - L. H. Krick, Domstift 210, 219, 240. August Leidl

Kölderer von Burgstall, David (um 1536-1579)

1569-1579

Bischof von Regensburg

David Kölderer von Burgstall wurde um das Jahr 1536 als Sproß einer in Tirol begüterten Adelsfamilie geboren. Er besuchte die Uni­ versitäten Freiburg im Breisgau und Ingol­ stadt, erhielt am 12. 12. 1555 ein Domkanonikat in Regensburg, wurde am 28. 7. 1559 Domkapitular und am 9. 9. des gleichen Jah­ res Domkustos, empfing 1561 die Priesterwei­ he und avancierte am 25. 6. 1562 zum Dom­ dekan. Am 6. 2. 1567 erwählte ihn das Re­ gensburger Kapitel als Nachfolger des V. v. (—*) Fraunberg zum Bischof. Seine Bestäti­ gung ließ über Gebühr auf sich warten, da Pius V. zu Ohren gekommen war, daß der Er­ wählte ein unerlaubtes Verhältnis mit einem Regensburger Stiftsfräulein unterhalte. Ob­ wohl alle fünf Zeugen des am 4. 10. 1567 an der Salzburger Metropolitankurie durchge­ führten Informativprozesses übereinstim­ mend zu Protokoll gaben, daß sie von einer solchen Verbindung nichts wüßten oder nur gerüchtweise davon gehört hätten und dar­ über hinaus dem Erwählten große Geschäfts­ gewandtheit und Eifer in geistlichen wie weltlichen Dienstobliegenheiten bescheinig­ ten, bedurfte es der Fürsprache des Kaisers, des bayerischen Herzogs und anderer Reichs­ fürsten, ehe sich der Papst auf Drängen der mit der Prüfung der Angelegenheit betrauten Kardinalskommission am 2. 3. 1569, also erst zwei Jahre nach der Wahl, zur Bestätigung herbeiließ. Auf gänzlich haltlosem Gerücht fußten die päpstlichen Bedenken keineswegs. Noch ein Bericht des Nuntius Giovanni Delfi­ no vom 11. 11. 1575 spricht von Beziehungen des Regensburger Bischofs zu einem Stiftsfräulein, die dieser auf Befragen dem Salzbur­ ger Metropoliten und dem Nuntius auch ein­ gestanden habe in der Hoffnung, der Papst werde ihm die Absolution erteilen. Delfino trat im übrigen für eine Milderung der ver­ hängten Buße ein, denn K. habe sich zwar ei­ nes schweren Vergehens schuldig gemacht, doch lasse sich derzeit einem Reichsfürsten

375

gegenüber, und ein solcher sei nun einmal der Regensburger Oberhirte, die kanonische Strenge nicht aufrechterhalten. K. fand eine äußerst prekäre Ausgangspositi­ on vor, da Regensburg durch die Reformation von allen Bistümern der Salzburger Kirchen­ provinz die schwersten Einbußen hatte hin­ nehmen müssen. Der größte Teil der heutigen Oberpfalz mit Einschluß der Reichsstadt Re­ gensburg war zum Protestantismus übergetre­ ten, wobei es vorerst keinerlei Hoffnung auf eine Rekatholisierung gab. Die Amtszeit K.s fiel zeitlich aber auch zusammen mit dem all­ mählichen Fußfassen der tridentinischen Re­ form in der Kirchenprovinz Salzburg, wie es namentlich auf den Metropolitansynoden von 1569,1573 und 1576 zum Ausdruck kam. Daß K. ernsthaft bestrebt war, deren Beschlüs­ se für seinen Sprengel fruchtbar zu machen, speziell im liturgischen und pastoralen Be­ reich sowie hinsichtlich einer Verbesserung der Ausbildung und einer Hebung des Le­ benswandels der Kleriker, belegen schon die vier Diözesansynoden, die er als einziger Bi­ schof der Kirchenprovinz in solcher Anzahl in den Jahren 1569, 1571, 1576 und 1577 ab­ hielt. Besonders deutlich wird sein Reform­ eifer auch an der Herausgabe eines Agenden­ buches für sein Bistum, des „Obsequiale vel liber Agendorum circa sacramenta, benedictiones et ceremonias secundum antiquum usum et ritum ecclesie Ratisbonensis“ (Ingol­ stadt 1570), das der Erneuerung und Verein­ heitlichung des gottesdienstlichen und sakra­ mentalen Lebens dienen sollte, oder an den während seiner ganzen Amtszeit nicht erlah­ menden Bemühungen um Errichtung und Do­ tation eines Priesterseminars, die freilich am Widerstand des Domkapitels scheiterten. Nicht zuletzt läßt sich K.s Engagement für eine Erneuerung im Sinne des Konzils von Trient daran ablesen, daß er mit Dr. Caspar Macer und Dr. Johann Gallus als Dompfarrern sowie J. (—>) Deublinger und J. B. (—>) Pichlmair als Weihbischöfen Persönlichkeiten in seine Umgebung holte, die alle Voraussetzun­ gen für eine erfolgreiche Reform mitbrachten. Wenn sich dann am Ende seines Pontifikats gleichwohl noch keine spürbare Besserung eingestellt hatte, so lag dies vor allem am per­ manenten Gegensatz zwischen Bischof und Domkapitel, der erst durch personelle Verän­ derungen im Kapitel, vornehmlich aus den Reihen der Germaniker, allmählich abgebaut wurde, und am Widerstreit der kirchlichen und landesherrlichen Reforminteressen, den erst das bayerische Konkordat von 1583 für beide Seiten einigermaßen zufriedenstellend bereinigte.

376

Kölderer - Kohlsdorf

Alles in allem muß K. aufgrund einer neu­ esten quellengesicherten Untersuchung „zu den reformwilligen Bischöfen der ersten nachtridentinischen Bischofsgeneration“ (P. Schmid) gezählt werden, obschon der unmit­ telbare Erfolg in Ermangelung adäquater rechtlicher Mittel und angesichts einer weit verbreiteten defätistischen Stimmung be­ scheiden blieb. K. starb am 22. 6. 1579. Er wurde in seiner Kathedrale beigesetzt. Wenn ihn einige Chronisten als „überaus ver­ schwenderisch“ (nimium sumptuosus) apo­ strophieren, so vor allem deshalb, weil er un­ geachtet der angespannten finanziellen Situa­ tion des Hochstifts den Ausbau des Bischofs­ hofes zu einer Vierflügelanlage, die fortan auch den auf Reichstagen in Regensburg wei­ lenden Kaisern und ihren Prinzipalkommis­ saren immer wieder gastliche Aufnahme bie­ ten sollte, durch die Gestaltung des Nord­ westtrakts vollenden und den gesamten Ge­ bäudekomplex ausmalen ließ. Quellen: ASV Proc. Cons., Vol. 10, fol. 88-93. BZ A Regensburg. Literatur: N. Fuchs 34-36. - J. Staber 123-125. - K. Hausberger, Grablegen 376. - G. May 510f. - E. Stauffer, Die Residenz der Bischöfe von Regens­ burg, in: BGBR 17 (1983) 113-156, hier: 122. - G. B. Winkler 288, 326-328, 337f. - K. Hausberger, Ge­ schichte I, 322-324 (QQ, Lit.: II, 291f). - P. Schmid, Bischof David Kölderer von Burgstall (1567-1579). Erste Regungen der Tridentinischen Reform im Bis­ tum Regensburg, in: W. Becker-W. Chrobak (Hg.), Staat, Kultur, Politik. Beiträge zur Geschichte Bay­ erns und des Katholizismus. FS D. Albrecht (Kall­ münz 1992) 61-69. Karl Hausberger

Köln, Wilhelm von (OESA) (1393-1482) 1442 1442-1482

Ep. tit. Nicopolensis Olmützer Weihbischof in Brünn

* 1393 Brünn; entstammte einer „von Köln“ (HC irrtümlich: de Polonia) genannten bür­ gerlichen Familie, die vor 1360 nach Brünn gekommen war; Mitglied und gelehrter Predi­ ger des Brünner Thomasklosters der Augusti­ nereremiten, dessen Propst er von etwa 1423 bis 1433 war; unter Papst Eugen IV. als päpst­ licher Hofkaplan und Pönitentiar nach Rom berufen; 16. 5. 1442 Titularbischof von Nicopolis und Olmützer Weihbischof; 3. 6. 1442 Konsekration im Augustinerkloster von Flo­ renz durch den Augustinerbischof Rudolf von Castelli; residierte in Brünn als Vertreter des Bischofs im westlichen Mähren („vicarius in pontificalibus“); erhielt als Kommen­ de das Brünner Archidiakonat und zwei Pfar­

reien; zahlreiche Weihehandlungen in den allmählich erneuerten mährischen Kirchen; vermittelte oft in Streitigkeiten um Zehntund Patronatsrechte, um Einkünfte und Rech­ te der Klöster sowie in Konflikten zwischen Geistlichen; vertrat dabei die Grundsätze des kanonischen Rechtes; dolmetschte die latei­ nischen Predigten Johannes Capestranos 1451 in Brünn und förderte dessen dortige Klostergründung der Franziskanerobservanten. In den Kriegen des ungarischen Königs Matthias Corvinus gegen die Könige Georg von Podiebrad und Wladislaw von Böhmen stand er durchweg auf Matthias’ Seite; sammelte Abschriften theologischer Hand­ schriften und bedeutende Erstdrucke, die er 1478/79 der Brünner Augustinerbibliothek schenkte; + 12. 2. 1482. Literatur: J. Dfimal, Biskup Vilem z Kolfna [Bischof Wilhelm von Köln], in: CMM 55 (1931) 1-29. Winfried Eberhard

Königsmarck, Otto von (+1501)

1494-1501

Bischof von Havelberg

Otto von Königsmarck war Dompropst von Havelberg, als er 1493, möglicherweise ohne vorhergehende Nomination durch Kurfürst Johann von Brandenburg, zum Bischof ge­ wählt, zumindest nachträglich anerkannt wurde. Die päpstliche Bestätigung folgte am 13. 1. 1494, die Konsekration am 28. 9. 1494. K. war als kurfürstlicher Rat und Landes­ hauptmann der Prignitz an der Schlichtung von Streitfällen wie auch an der in Wilsnack 1497 erfolgten Beilegung der Auseinanderset­ zungen zwischen Brandenburg und Mecklen­ burg beteiligt. Aus seiner Amtszeit sind Syn­ odalstatuten von 1494 und 1496 überliefert, die u. a. die Residenzpflicht der Pfarrer und Feiertagsfragen behandeln. K. starb am 20. 8. 1501. Sein Grabstein befindet sich im Dom zu Havelberg. Literatur: G. Wentz 71. Felix Escher

Kohlsdorf (Kolsdorffius), Martin (+ 1624) 1617 1617-1624 1621-1624

Ep. tit. Nicopolitanus Weihbischof in Breslau Generalvikar des Bischofs von Breslau

* Neisse als Sohn des Nikolaus K. und dessen Ehefrau Hedwig; Studium in Rom (Dr. theol.); 1600 Domherr in Breslau, 1613 Kanonikus in

377

Kohlsdorf - Konopacki

Glogau, auch Propst des Breslauer Kreuzstif­ tes; als Kandidat des Bischofs (—>) Karl von Österreich 24. 1. 1617 Titularbischof von Ni­ kopolis und Weihbischof in Breslau; 23. 4. 1617 in der Prämonstratenserkirche Strahov zu Prag durch Erzbischof J. (—>) Lohel konsekriert; vertrat Bischof Karl am 29. 7. 1617 bei der Krönung Ferdinands zum König von Böh­ men. K. huldigte 1619 nach der Flucht Karls zusammen mit dem Domkapitel dem von den protestantischen Ständen gewählten „Win­ terkönig“ Friedrich V. von der Pfalz. Karl zeigte sich nach seiner Rückkehr zunächst ungnädig, bestellt K. aber dennoch 1621 zu seinem Generalvikar, + 9. 7.1624; □ Breslauer Dom.

Alumne des Collegium Germanicum; 1598 vom Kaiser zum Domherrn in Olmütz nomi­ niert; seit 1601 Domkustos, 1603 Domherr (kaiserliche Präsentation) in Breslau; 1609 Propst des St.-Peters-Kapitels in Brünn; 1612 Priester; 1615 Scholasticus in Olmütz; 3. 9. 1618 Titularbischof von Nicopolis und Weih­ bischof in Olmütz; blieb Domherr in Olmütz; 1623 Dompropst; + 24. 10. 1628 Brünn.

Literatur: J. Jungnitz, Weihbischöfe 118-125. - R. Samulski 16.

1643

Jan Kopiec

Kolberg, Georg von (t spätestens 1495)

1490-1495

Gewählter Bischof von Gurk

Georg von Kolberg gilt als Sohn des 1460 ge­ nannten Paul K., Schulmeisters zu Altötting. 1472 erhielt er die Pfarrei Eggenfelden (Di­ özese Passau). 1493 wurde K. gemeinsam mit seinen Brüdern in den Adelsstand erhoben. Am 7. 9. 1490 verlieh Erzbischof F. v. (—>) Schaunberg ihm das Bistum Gurk. Da dieses aber seit 1491 im Besitz des kaiserlichen Ge­ genkandidaten R. (—>) Peraudi war, K. zudem keine päpstliche Bestätigung erlangte, konnte er nie von seiner Kirche Besitz ergreifen. 1495 wurde er durch den Bischof von Passau auf die Pfarrei Pischelsdorf am Engelbach bei Mattighofen im Innviertel investiert; gleich­ zeitig könnte die Verzichtleistung auf das Bis­ tum Gurk erfolgt sein. K. verstarb noch im gleichen Jahr. Literatur: A. Jaksch, Georg Kolberger. Ein bis jetzt in Kärnten unbekannter Bischof von Gurk (1490), in: Carinthia I, 90 (1900) 1-3. - Ders., Nochmals Ge­ org Kolberger, Bischof von Gurk, in: Carinthia I, 91 (1901) 29-32. -J. Obersteiner 259f. Christine Tropper

Literatur: Ch. d’Elvert, Beiträge LXL - Ders., Erzbis­ tum 302. - Notizenblatt 1895, 95. Winfried Eberhard

Konopacki, Jan Karol (1581-1643) Gewählter Bischof von Ermland

Jan Karol Konopacki war der Sohn des Kul­ mer Woiwoden und späteren Bischofs von Kulm M. (—>) Konopacki. Er studierte 1608-09 an der Universität Bourges, 1616 in Padua und um 1621 in Bologna. Weit gereist und hochgebildet, empfing er um 1631 die Prie­ sterweihe und bemühte sich 1633 nach der Translation von (—>) Johann Albert Wasa um das Bistum Ermland. Er wurde 1635 Kommendatarabt des Zisterzienserklosters in W^chock und 1643 Abt des Benediktinerklo­ sters Tyniec. König Wladyslaw IV. nominierte ihn im Februar desselben Jahres für das Bis­ tum Ermland. Das ermländische Domkapitel war damit einverstanden und wählte K. ein­ stimmig am 24. 4. 1643 zu seinem Mitglied und am 6. 5. zum Bischof. Am 8. 10. gestat­ tete Urban VIII. dem Gewählten, das Bistum noch vor der Präkonisierung in Besitz zu neh­ men. Noch bevor K. die Bestätigungsbulle er­ halten hatte, verstarb er nach kurzer Krank­ heit am 23. 12. 1643 in Tyniec und wurde dort beigesetzt. Literatur: A. Eichhorn, Bischofswahlen 507-512. F. Hipler, Grabstätten 327f. - E. Brachvogel, Bild­ nisse 565. - J. Obl$k, Jan Karol Konopacki, biskup nominat warminski [Jan Karol Konopacki, nomi­ nierter Bischof von Ermland], in: NP 8 (1958) 153179. - J. M. Malecki, in: PSB 13 (1968) 545f. (Lit.). P. Sczaniecki OSB, Katalog opatow tynieckich [Der Katalog der Äbte von Tyniec], in: NP 49 (1978) 176179.-T. Oracki 1,139. Hans-Jürgen Karp

Kolowrat, Heinrich (Hynek) Ignaz Novo­ hradsky von (um 1577-1628)

1618 1618-1628

Ep. tit. Nicopolitanus Weihbischof in Olmütz

* zwischen 1575 und 1577 aus einer bedeu­ tenden Linie des alten böhmischen Hoch­ adelsgeschlechtes; studierte in Rom als

Konopacki, Maciej (+1613)

1611-1613

Bischof von Kulm

Maciej Konopacki war der Sohn des Kulmer Kastellans Jerzy K. Er ist wahrscheinlich nicht mit dem 1539 in der Wittenberger Uni­

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Konopacki - Konopat

versitätsmatrikel verzeichneten M. K. iden­ tisch. K. verbrachte einige Jahre am Hof Ste­ fan Bathorys, u. a. als königlicher Sekretär. Vor 1580 heiratete er Elzbieta, die Schwester des Kulmer Kastellans Jan Dulski, mit der er sechs Söhne und drei Töchter hatte. Seit 1580 nochmals am königlichen Hof, 1584 als Se­ kretär Stefan Bathorys bezeugt, wurde er 1588 Unterkämmerer und 1605 Woiwode von Kulm.

Nach dem Tode seiner Frau ließ K. sich zum Priester weihen. Am 23. 8. 1611 nominierte ihn König Sigismund III. zum Bischof von Kulm. Daraufhin verzichtete K. auf das Amt des Woiwoden. In seiner kurzen Amtszeit als Bischof erwies er sich als energischer Vertre­ ter der Gegenreformation, der sich um die Rückgewinnung der Kirchen aus der Hand der Protestanten bemühte und das Jesuiten­ kolleg in Thorn förderte. Seine Pläne, in der Diözese ein Priesterseminar zu gründen, ver­ eitelte das Domkapitel mit der Begründung fehlender Mittel. K. starb am 1. 11. 1613 auf seiner bischöfli­ chen Burg Briesen, die er ausgebaut hatte. Er wurde im Dom zu Kulmsee beigesetzt. Literatur: C. P. Woelky 419. - A. Mankowski, Ma­ ciej Konopacki, biskup chelmihski (1611-1613), in: MDC 7 (1935) 884-895. - H. Schmauch, Pomesa­ nien 121. - J. M. Malecki, in: PSB 13 (1968) 549f. (Lit.). - A. Liedtke, Zarys 86. - J. Dygdala. Hans-Jürgen Karp

Konopat, Johannes von (Jan Konopacki) (um 1470-1530) 1507-1509

Koadjutor des Bischofs von Kulm 1509-1530 Bischof von Kulm 1525-1530 Administrator des Bistums Po­ mesanien

Johannes von Konopat stammte aus einer preußischen Adelsfamilie, die sich nach dem Dorf Konopat südwestlich von Schwetz an der Weichsel benannte. Der Vater Matthias war Unterkämmerer von Kulm, die Mutter stammte aus der Familie Watzenrode. K. stu­ dierte seit 1489 an der Krakauer Akademie, 1491 wurde er Sekretär des polnischen Kö­ nigs Sigismund. Dieser betraute ihn häufig mit diplomatischen Aufgaben bei den preußi­ schen Ständetagen und beim Danziger Rat und verschaffte ihm 1496 die Pfarrei Marien­ burg. Seit 1500 trat K. als Treßler der Marien­ burger Ökonomieverwaltung auf. Anfang 1507 erhielt er das neugeschaffene Amt des

königlichen Schatzmeisters der Lande Preu­ ßen. Bereits 1503 war er Domherr von Kulm­ see. Gleichzeitig stand er auch weiter dem König als Gesandter auf den preußischen Landtagen oder den Ständen und dem erm­ ländischen Bischof L. (—>) Watzenrode für Aufträge an den König zur Verfügung.

Im Jahre 1503 erörterten die Stände die Nach­ folge des kranken Kulmer Bischofs N. (—>) Krapitz. Sie waren bereit, Watzenrode, der damals eine überragende Stellung im königli­ chen Preußen errungen hatte, die Neuord­ nung in der Diözese Kulm ganz zu überlassen oder ihm wenigstens ein Vorschlagsrecht ein­ zuräumen. Dieser nahm K. als Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge in Aussicht und er­ hielt dafür 1505 die Zustimmung von König Alexander. Bald nachdem sich Krapitz zur Resignation entschlossen hatte, die dem Domkapitel die rechtliche Möglichkeit zur Wahl eines Nachfolgers nahm, trat K. im Juni 1507 erstmals als Koadjutor der Kirche zu Kulmsee auf. Eine Genehmigung der Koadju­ torie wurde offenbar bei der römischen Kurie nicht beantragt, jedenfalls nahm Julius II. den Amtsverzicht von Bischof Krapitz an und ver­ lieh seinerseits am 23. 2. 1509 K. das Bistum Kulm. K. erhielt am 28. 10. 1509 in der Fran­ ziskanerkirche zu Löbau von Bischof Watzen­ rode unter Assistenz des resignierten Bi­ schofs Krapitz und des ermländischen Weih­ bischofs J. (—>) Wilde die Bischofsweihe.

Auch als Bischof blieb K. im Dienste des Kö­ nigshofes. Er behielt ferner das Amt des preu­ ßischen Schatzmeisters bis zu seinem Tode bei. Infolgedessen kümmerte er sich wenig um die dringend notwendige Reform seiner Diözese. Während seiner Amtszeit fand die lutherische Lehre vor allem im deutschen Bürgertum der Städte, vornehmlich in Thorn, ungehindert Eingang. K. reagierte darauf un­ entschieden und wenig entschlossen.

Nach der Säkularisation des Ordensstaates unterstellte der König 1525 die im königli­ chen Preußen gelegenen Pfarreien der Di­ özese Pomesanien der Administration des Kulmer Bischofs. K. übte im sog. Palatinat Marienburg, d. h. in den späteren Kreisen Ma­ rienburg, Stuhm und Gr. Werder, die Rechte eines Ordinarius loci tatsächlich aus, doch läßt sich nicht nachweisen, daß er den später üblichen Titel „administrator Pomesanie“ ge­ führt hat.

K. starb am 23. 4. 1530 in Löbau; er wurde in der Pfarrkirche der Stadt beigesetzt. Literatur: A. Eichhorn, Weihbischöfe 142. - C. P. Woelky 412f. - UB Kulm. - H. Schmauch, Nomina-

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Konopat - Krafft ionsrecht 138-141. - Ders., Pomesanien 112f. - E. bachim-W. Hubatsch II, III. - J. M. Malecki, in: 3SB 13 (1967/68) 544f. (Lit.). - Akta stanow III-VII. - A. Liedtke, Zarys 82. - T. Oracki 1,138f. Hans-Jürgen Karp

Kostka, Piotr (um 1532-1595) 1574-1595

Bischof von Kulm

Piotr Kostka wurde 1532 oder Anfang 1533 als Sohn des Maciej K., des jüngsten Bruders des Kulmer Woiwoden Stanislaw, zu Schön­ walde (Szynwald) im Kreis Graudenz gebo­ ren. Die ursprünglich in Masowien ansässige Familie K. bildete, seit Jakob K. 1471 das Gut Stangenberg in Preußen erworben hatte, eine weitverzweigte und einflußreiche preußische Linie. K. studierte 1550-53 an der Universität Krakau und ging 1554 für zwei Jahre nach Padua, wo er wahrscheinlich den Grad eines Dr. iur. utr. erwarb. Nach seiner Rückkehr in die Heimat wurde er Sekretär des Unterkanz­ lers Jan Przerebski. Auf Betreiben von St. (—>) Hosius erhielt er 1562 ein ermländisches Ka­ nonikat. Von 1565 bis mindestens 1569 setzte er seine theologische Ausbildung in Paris an dem gerade errichteten Jesuitenkolleg Cler­ mont fort, wo Johannes Maldonat auf ihn gro­ ßen Einfluß ausübte.

Spätestens Anfang 1572 kehrte K. nach Kra­ kau zurück, wo sein Verwandter, der Unter­ kanzler Franciszek Krasinski, Bischof gewor­ den war. Dieser ernannte ihn bald zum Dom­ herrn und Anfang 1573 zum Kanzler und Au­ ditor. Seit dem 19. 9. 1572 besaß K. die Subdiakonatsweihe. Am 7. 4. 1574 nominierte ihn der neue König Heinrich von Valois für das seit drei Jahren vakante Bistum Kulm. Schon am 4. 6. erfolgte die päpstliche Verleihung. K. übernahm noch im Sommer sein Amt, die Bischofsweihe empfing er am 4. 9. 1575 in Löbau von Sta­ nislaw Karnkowski, Bischof von Wloclawek. K. verzichtete auf sein Krakauer Kanonikat, das ermländische behielt er bis kurz vor sei­ nem Tod. Da der ermländische Bischof Hosius nach Rom gegangen war und sein Koadjutor M. (—►) Kromer von den preußischen Ständen nicht anerkannt wurde, führte K. bis zum Tod Kromers den Vorsitz in der Ständeversamm­ lung des königlichen Preußen. Mit K. begann in der Diözese Kulm die Durchführung der tridentinischen Reformen. Um den Priestermangel zu beheben, berief er 1580 Bernhardiner der polnischen Provinz in

das seit der Reformation verwaiste Kloster der Franziskanerobservanten in Löbau. Nach einer Generalvisitation der Diözese hielt er am 12. 10. 1583 in Kulmsee eine Diözesan­ synode ab. Sein Plan, in Kulm ein Priesterse­ minar zu errichten und seine Leitung den Je­ suiten anzuvertrauen, ließ sich noch nicht verwirklichen. Es gelang ihm aber 1593, ein Jesuitenkolleg in Thorn zu gründen, das 1596 eröffnet wurde.

Seit 1577 waren durch Beschluß der Provin­ zialsynode von Petrikau de iure die ganze Di­ özese Pomesanien, de facto aber nur die im königlichen Preußen gelegenen Teile K. als Administrator unterstellt. K. war als Vertreter der neuen Generation der tridentinischen Reformbischöfe persönlich anspruchslos. Er achtete gegenüber den pro­ testantischen Städten auf höfliche Formen. K. starb am 25. 1. 1595 und wurde im Dom zu Kulmsee beigesetzt. Literatur: C. P. Woelky 417. - A. Mankowski 20-77. - T. Glemma, Poczatki rzßdöw biskupa Piotra Kostki i jego kapitula [Die Anfänge der Regierung des Bi­ schofs Piotr Kostka und seines Kapitels], in: NP 8 (1958) 117-151. - Ders., Piotr Kostka, lata mlodziericze i dziaialnosc polityczna 1532-1595 [Piotr Kostka, Jugendjahre und politische Tätigkeit 1532-1595] (Torun 1959) (Lit.). - A. Liedtke, Seminarium 103-107. - A. Tomczak, in: PSB 14 (1969) 353-355. - A. Liedtke, Zarys 84f. Hans-Jürgen Karp

Krafift, Peter (um 1470-1530)

1501 1501-1530

Ep. tit. Hierapolitanus Weihbischof in Regensburg

* um 1470 Blaubeuren bei Ulm als Sohn des Dr. Peter Krafft, Rat am Hofe Herzog Georgs des Reichen von Bayern-Landshut; immatri­ kulierte sich 1491 mit seinem Bruder Hiero­ nymus an der bayerischen Landesuniversität Ingolstadt und erwarb dort die akademischen Grade eines Mag. art. und Dr. iur. (1500); Prie­ ster des Bistums Konstanz seit 6. 4. 1493, er­ hielt er 1496, wohl durch Einflußnahme des bayerischen Herzogs auf seinen bischöflichen Verwandten in Regensburg, ein Kanonikat am dortigen Kollegiatstift St. Johann. Nachdem er am 3. 8. 1500 auf diese Pfründe zugunsten seines namensgleichen Vetters, eines Kleri­ kers des Bistums Freising, verzichtet hatte, nominierte ihn der Regensburger Bischof (—>) Ruprecht bei Rhein tags darauf zum Nachfol­ ger des am 31. 7. verstorbenen Weihbischofs J. (—>) Schlecht. Die päpstliche Approbation, derenthalben er sich selber nach Rom begab,

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Krafft - Kraiburg

erfolgte am 27. 1. bzw. 1.2. 1501 unter Bestel­ lung zum Titularbischof von Hierapolis. Am 14. 2. 1501 empfing K. in S. Maria dell’Anima in Rom die Bischofsweihe; am 30. 3. 1501 wurde er in Regensburg in sein Amt einge­ führt.

Da Bischof Ruprecht durch Krankheit an ei­ ner wirksamen Amtsausübung gehindert war und sein Nachfolger (—>) Johann bei Rhein nie die Priester- und Bischofsweihe empfing, ob­ lagen K. über nahezu 30 Jahre hin alle Pontifikalhandlungen im ausgedehnten Regensbur­ ger Sprengel. Sein hierüber geführtes Tage­ buch, beginnend am 30. 9. 1500 und endend am 25. 1. 1530, das allerdings kein lückenlo­ ses „Itinerar“ darstellt, berichtet darüber hin­ aus von drei Pontifikalreisen (1504, 1516, 1521) ins benachbarte Erzbistum Prag, das seit den Hussitenkriegen nur mehr von Admi­ nistratoren verwaltet wurde. Die nach der Vertreibung der Juden aus Regensburg im Fe­ bruar 1519 aufbrechende Wallfahrt „Zur Schönen Maria“ hat K. gefördert, während er gegenüber der Reformation zeitlebens eine entschieden ablehnende Haltung einnahm. Sein Hauptverdienst, das seitens des bischöf­ lichen Administrators u. a. durch Verleihung eines Kanonikats am Kollegiatstift zur Alten Kapelle (Kanoniker am 24. 4. 1508, Kapitel­ herr am 24. 5. 1510) und mehrerer Pfarrpfrün­ den Anerkennung fand, war es, in einer Zeit schwerster Verstörung die Verwaltung der Re­ gensburger Kirche einigermaßen aufrechter­ halten und die Erteilung der liturgischen Pontifikalfunktionen sichergestellt zu haben, t 16. 3. 1530; □ Kreuzgang der Alten Kapelle zu Regensburg. Quellen: Tagebuchaufzeichnungen des Regensbur­ ger Weihbischofs Dr. Peter Krafft von 1500-1530, hg. v. K. Schottenloher (Münster 1920). - BZA Re­ gensburg. Literatur: A. Mayer III, 63f. - E Jänner III, 623. - J. Schmid 128f., 183. - KDB Regensburg II, 49. - L. Theobald I. - W. Chrobak, in: BGBR 23/24 (1989) 237-244 (QQ, Lit.). - J. Güntner 85f., 134. Karl Hausberger

Kraiburg, Bernhard von (1410/20-1477)

1467-1477

Bischof von Chiemsee

Bernhard von Kraiburg wurde zwischen 1410 und 1420 zu Kraiburg am Inn als Sohn des Friedrich Kramer geboren. Es bleibt unklar, ob es sich dabei um einen Familiennamen oder um eine Berufsbezeichnung handelt. 1437 begann K. das Studium an der Universi­

tät Wien, wo er 1442 als Dr. iur. can. bezeugi ist.

Um 1447 trat K. in die Kanzlei des Erzbi­ schofs von Salzburg ein, deren Leiter er 1463 wurde. Als Pfründe wurde ihm um 1443 ein Kanonikat in Friesach (Kärnten) angewiesen, wo er spätestens seit 1459 Propst war. 1448 ist er als Pfarrer von Lohkirchen, 1455 von Reut und 1467 als Propst des zum Bistum Freising gehörigen St. Peter am Madron be­ zeugt. 1469 resignierte er ein Freisinger Kano­ nikat zugunsten von Georg Plumenau. 1460 sah N. v. (—>) Kues K. als Administrator des Bistums Brixen vor, doch übernahm K. diese Aufgabe offenbar wegen der mit den Tiroler Landesherren zu erwartenden Schwierigkei­ ten nicht. Er ging jedoch im Auftrag des Salz­ burger Erzbischofs wegen des Streites um das Bistum Brixen nach Rom.

1452 nahm K. mit dem Erzbischof in Lands­ hut an der Hochzeit Herzog Ludwigs des Rei­ chen, 1475 an der dessen Sohnes Georg teil. Im Sommer 1454 verhandelte er wegen des Salzburger Salzhandels mit dem Wiener Hof. 1467 nominierte ihn Erzbischof B. v. (—>) Rohr zum Bischof von Chiemsee. Die Konse­ kration erfolgte am 5. 7. 1467. Wichtige Vor­ gänge aus der bischöflichen Amtszeit K.s sind nicht bekannt. Er blieb offensichtlich bis 1476 Salzburger Kanzler. Neben seiner kirchlichen und politischen Tä­ tigkeit trat K. auch als Schriftsteller hervor. So stellte er wohl als Mitglied der Wiener Ar­ tistenfakultät eine fragmentarisch erhaltene Rhetorik zusammen. Damals knüpfte er auch Kontakte zu dem Humanistenkreis um E. S. (—►) Piccolomini. Aus seiner Salzburger Zeit sind sieben Predigten und Ansprachen be­ kannt, darunter eine zur Konsekration des Re­ gensburger Bischofs F. v. (—>) Plankenfels (1450) und eine zur Begrüßung des Kardinal­ legaten Kues (1451). Kues nahm K. als einen der drei Gesprächspartner in seinen Dialog „De possest“ auf. Das diesem Werk zugrunde­ liegende Gespräch über die von K. erbetene Auslegung einer Stelle des Römerbriefes dürfte 1460 in Andraz stattgefunden haben. Von K. sind auch weitere literarische Arbei­ ten bekannt, so ein an Bischof S. (—>) Pflieger von Chiemsee gerichtetes Schreiben von 1453 über die Eroberung Konstantinopels und ein Bericht über die Niederlage des türkischen Heeres bei Belgrad von 1456. 1454 wandte K. sich mit einer schriftlichen Klage an den Salzburger Landespatron Rupert. Er verfaßte auch die Antwort, ferner ein weiteres Klage­ schreiben zum Tod König Ladislaus’ von Böh­ men (1457). Von seiner reichen Bibliothek

Kraiburg - Krapitz sind bisher 100 Bände Handschriften in den Bibliotheken von München, Salzburg und Wien nachgewiesen.

K. starb am 17. 10. 1477. Er wurde vor dem St. Stephansaltar seiner Kathedrale auf Her­ renchiemsee beigesetzt. Quellen: AEM, Bögl-Kartei 3: 1400-1500: Bernhard von Kraiburg.

Literatur: P. Joachimsohn, in: Programm zum Jahres­ bericht des königlich bayerischen Realgymnasiums zu Nürnberg, Schuljahr 1900/01 (Nürnberg 1901) 136. - P. Ruf, Eine altbayerische Gelehrtenbibliothek des 15. Jahrhunderts und ihr Stifter Bernhard von Kraiburg, in: FS Eugen Stollreither, hg. v. F. Reden­ bacher (Erlangen 1950) 219-239, Tafeln 9-11. - E. Wallner, Chiemsee 112-114 (QQ, Lit.). Erwin Naimer

Krapitz (Crapitz), Nikolaus (um 1450-1514)

1496-1507

Bischof von Kulm

Nikolaus Krapitz wurde in Thorn als Sproß einer seit dem Ende des 14. Jh.s im Preußen­ land ansässigen Familie geboren. Er ist wahr­ scheinlich mit dem 1472 in Köln und 1473 in Krakau immatrikulierten Nikolaus aus Thorn identisch, nicht jedoch - so Mahkowski ge­ gen Schmauch - mit dem gleichzeitigen Dom­ herrn von Wioclawek und Breslau und Archidiakon von Oppeln, auch apostolischen und kaiserlichen Notar Nikolaus K. de Gurchen. K. erhielt am 5. 9. 1488 ein ermländisches Ka­ nonikat und war seitdem ein enger Mitarbei­ ter des ermländischen Bischofs L. (-*) Wat­ zenrode. Dieser sandte ihn in den Angelegen­ heiten des Bistums mehrmals sowohl nach Rom als auch an den polnischen Königshof, wo K. als entschiedener Gegner des Deut­ schen Ordens geschätzt wurde. Sehr wahr­ scheinlich auf den Rat Watzenrodes nomi­ nierte König Johann Albrecht K. Anfang Fe­ bruar 1496 für den Kulmer Bischofsstuhl, ob­ wohl das Kulmer Domkapitel nach dem Tod des St. v. (—►) Neidenburg in aller Eile am 23. 12. 1495 einstimmig den Danziger Bürgermei­ sterssohn Albert Bischoff, der seit 1490 eben­ falls Mitglied des ermländischen Domkapi­ tels war, zum Bischof gewählt hatte. Wenn der König sich auch über die Wahl hinweg­ setzte, so trug er mit der Ernennung von K. dem Indigenatsprivileg der Lande Preußen Rechnung, so daß die preußischen Stände keine Möglichkeit hatten, sich seinem Willen zu widersetzen. Seit diesem vergeblichen Versuch im Jahre 1495 war das alte Recht des Kulmer Domkapitels auf freie Bischofswahl endgültig erledigt. Anfang April 1496 ging K.

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in der Streitsache der Privilegien des Deut­ schen Ordens, die zwischen dem Orden und Bischof Watzenrode schwebte, als königli­ cher Gesandter nach Rom, wo er sich erfolg­ reich auch um die päpstliche Bestätigung für Kulm bemühte; am 3. 9. 1496 erscheint er erstmals in einem Kurialschreiben als episcopus Culmensis. K. gilt als erster Humanist unter den Bischö­ fen von Kulm. Sein Interesse für Wissen­ schaft und Kunst war durch seine Herkunft aus einer Thorner Patrizierfamilie bestimmt. Für die Bibliothek auf seiner Löbauer Burg er­ warb er wertvolle Werke, u. a. eine Guten­ berg-Bibel. Seine Vorliebe galt dem Kunst­ handwerk. Viele Kirchen seiner Diözese, die nach den Verwüstungen des Dreizehnjähri­ gen Krieges (1454-66) noch leerstanden, stat­ tete er mit Kunstwerken, liturgischen Geräten und Gewändern aus. Besondere Aufmerksam­ keit schenkte er dem Kartäuserkloster in Kart­ haus und dem Dom in Kulmsee. Pläne, die Kathedrale zu verlegen, wurden dadurch ge­ genstandslos. Zu den bedeutsamsten Ver­ diensten des Bischofs ist zu zählen, daß er im Jahr 1502 in Löbau ein Kloster der Franziska­ ner der strengen Observanz gründete, das er reich ausstattete und mit Mönchen aus der sächsischen Provinz besiedelte. Die Obser­ vantenbewegung hatte zu Beginn der 70er Jahre des 15. Jh.s von Livland aus auf Preu­ ßen übergegriffen. Die Gründung von Klö­ stern gehörte zu den letzten Reformversuchen vor der Reformation. Die Konvente konnten jedoch keine umfassende Tätigkeit mehr ent­ falten, sondern fielen zumeist dem Kloster­ sturm der Reformation zum Opfer, auch das Kloster Löbau ging unter. K. war auch beson­ ders um Gottesdienste für die polnischspre­ chenden Diözesanen besorgt, für die in den Städten im allgemeinen die vorhandenen Ka­ pellen ausreichten; außerhalb seiner Bi­ schofsstadt Löbau errichtete er im Jahre 1500 eigens eine Kapelle für die Polen.

Wegen seines sich ständig verschlechternden Gesundheitszustandes baten der Bischof und sein Domkapitel Anfang 1503 Watzenrode, die Administration der Diözese Kulm zu übernehmen. Dieser sah mehr als ein Jahr später dafür J. v. (—>) Konopat vor, doch blieb die Angelegenheit in der Schwebe. Anfang 1507 entschloß sich K. zum Verzicht auf sein bischöfliches Amt. König Sigismund reser­ vierte ihm dafür am 19. 3. 1507 auf Lebens­ zeit die Einkünfte der Schlösser Papau und Althausen. Fortan lebte K. in dem von ihm gegründeten Kloster in Löbau, wo er am 2. 2. 1514 verstarb. Er wurde in der Klosterkirche

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Krapitz - Kridt

beigesetzt; in deren Presbyterium erinnert eine Grabplatte an ihn. Literatur: C. P. Woelky 411 f. - UB Kulm. - M. Perl­ bach 37, 54. - L. Lemmens, Nr. 145. - A. Marikowski, Kronika 00. Bernardynow w Lubawie [Chronik der Bernhardiner von Löbau], in: ZTNT 9 (1932/34) 3-33. -H. Schmauch, Nominationsrecht 131-140. A. Mankowski, in: PSB 3 (1937) 435 (Lit.). - Ders., Pochodzenie i rod biskupa chelmiriskiego Mikolaja Chrapickiego (+ 1514r.) [Herkunft und Familie des Kulmer Bischofs Nikolaus Krapitz, + 1514], in: ZTNT 11 (1938/40) 69-75. - Akta stanöw II-VI. - A. Liedtke, Zarys 81 f. - T. Chrzanowski-M. Kornecki, Mecenat artystyczny biskupa chelmiriskiego Mikolaja III. Crapitza [Die Förderung der Kunst durch den Kulmer Bischof Nikolaus III. Krapitz], in: Biuletyn Historii Sztuki [Bulletin für Kunstgeschichte] 34 (Warszawa 1972) 7-22. - J. Sliwiriski, Lubawa. Z dziejöw miasta i okolic [Löbau. Aus der Geschichte der Stadt und ihrer Umgebung] (Olsztyn 1982) 54, 85, 87f., 278, 282. - T. Oracki I, 33f. - H. E. Wyczawski, Klasztory bernardyriskie w Polsce w jej granicach historycznych [Die Bernhardinerklöster in Polen in seinen historischen Grenzen] (Kalwaria Zebrydowska 1985) 184-188. Hans-Jürgen Karp

Kraus, Albert (+ 1538) 1534 1534-1538

Ep. tit. Bellinensis Weihbischof in Brixen

* Melchingen (Diözese Konstanz); Mag. art. und Lie. theol.; vom Brixner Bischof (—>) Ge­ org v. Österreich zum Weihbischof bestimmt; 18. 12. 1534 Titularbischof von Beilinas; in Rom konsekriert; Stadtpfarrer in Brixen; 1537 Teilnahme an der Salzburger Provinzialsyn­ ode; + 3. 10. 1538; □ Brixner Pfarrkirche. Literatur: F. A. Sinnacher II, 2, 355; V, 166. - J. Gel­ mi, Weihbischöfe 191 f. Josef Gelmi

Kreuder, Nikolaus (OT) (um 1440-1503) 1497-1503

Bischof von Samland

Nikolaus Kreuder wurde als Sohn eines Rats­ herrn in Frankfurt/M. geboren. 1473 war er Mitglied des Deutschen Ordens und samländischer Domherr. Zusammen mit seinem Bi­ schof D. v. (—>) Cuba wurde er 1474 gefangen­ gesetzt, nach dessen Tod aber freigelassen. Hochmeister Martin Truchseß von Wetzhau­ sen ernannte K. zu seinem Hauskaplan und 1483 zum Kanzler. Die ihm auf Präsentation des Hochmeisters 1481 verliehene Pfarrei Ra­ stenburg verwaltete er nur kurz oder gar nicht selbst. 1484 nominierte ihn der Hochmeister

vergeblich für die Nachfolge des Rigaer Erzbi­ schofs Stephan Grube. Hochmeister Johanr von Tiefen behielt K. als Kanzler und er­ nannte ihn 1493 zum Generalprokurator des Deutschen Ordens in Rom. Bereits einen Tag nach der Beisetzung des Bischofs J. (—►) Reh­ winkel wählte das Domkapitel K. am 26. 2. 1497 zum Bischof von Samland. In Rom, wo er am 7. 4. der Bruderschaft der Anima bei­ trat, erhielt er am 10. 5. die päpstliche Bestäti­ gung und bald danach die Bischofsweihe. Wenig später übernahm er in Königsberg sein neues Amt, in dem er gelegentlich auch in di­ plomatischer Mission für den Hochmeister Friedrich von Sachsen tätig war. So schickte ihn dieser mit zwei weiteren Ordensgesand­ ten 1501 nach Thorn, um die Verweigerung des Huldigungseides gegenüber König Johann Albert von Polen zu rechtfertigen. K. mühte sich im Gegensatz zu seinen Vor­ gängern Cuba und Rehwinkel wieder mehr um die Verwaltung seiner Diözese und mach­ te sie schuldenfrei. Seine Verdienste veran­ laßten das pomesanische Domkapitel nach dem Tod des Bischofs J. K. v. (—>) Lessen 1501, K. zum Nachfolger zu postulieren, doch scheint er die Postulation nicht angenommen zu haben. Er starb bereits am 2. 7. 1503 und wurde im Dom zu Königsberg beigesetzt. Literatur: A. R. Gebser 225-229. - C. Beckherrn, Die St. Georgenkirche zu Rastenburg, in: Altpreußi­ sche Monatsschrift 20 (Königsberg 1883) 287. - H. Freytag, Geschäftsträger 214f. - E. Joachim-W. Hu­ batsch I, II, Reg. - Krollmann, in: APB 2 (1967) 470f. - Ch. Schuchard 63f. Hans-Jürgen Karp

Kridt (Cretensis), Johannes (+ 1577) 1550 1550-1577

Ep. tit. Acconensis Weihbischof in Münster, weihbischöfliche Handlungen in Osnabrück und Köln

* Nienborg (daher auch: a Novo Lapide); 1539 Immatrikulation an der Universität Köln; 1542 Mag. art.; lehrte 1547-50 an der Kölner Burse Laurentiana; 1548 Mitarbeiter von Johannes Gropper beim Versuch zur Durchführung des Augsburger Interims in Soest; 1549 auf Empfehlung Groppers auf der Kölner Provinzialsynode zum Weihbischof in Münster bestimmt; 16. 3. 1550 Titularbischof von Akkon; 14. 9. 1550 Konsekration in der Abteikirche Marienfeld; 1551 bei der Bera­ tung der Bischöfe der Kölner Kirchenprovinz in Bonn wegen Teilnahme am Konzil von Trient; 1561-77 Kanoniker am Alten Dom zu

Kridt - Kromer Münster; außerdem Pfarrer an St. Servatii ebd.; nahm als Vertreter des Bischofs (—►) Franz von Waldeck 1552 an der zweiten Ta­ gungsperiode des Trienter Konzils teil. Da sich die römische Kurie 1567-73 weigerte, den designierten Kölner Weihbischof Th. (—>) Craschel zum Bischof zu ernennen, mußte K. auch in der Erzdiözese Köln bischöfliche Funktionen wahrnehmen; in Münster ferner Generalvikar und Domprediger. 1567 nahm er dem erwählten Bischof J. v. (—>) Hoya das iuramentum fidei ab, und am 4. 10. 1567 erteil­ te er ihm die Priesterweihe und tags darauf die Bischofsweihe. In seinem Testament setz­ te er 1575 die „vere pauperes Christi“ zu sei­ nen Erben ein und schuf damit die Grundlage zur Errichtung eines Priesterseminars („Kridtsche Fundation“) im Jahre 1581 und einer Studienstiftung zum Besuch des Gym­ nasium Laurentianum in Köln; t 16. 9. 1577; □ Alter Chor des Münsterer Domes. Literatur: A. Binkhoff, Kanoniker und Vikare am Alten-Dom in Münster (1100-1812) (Ms. o. O., o. J.) 24. - A. Tibus 65-128. - J. C. Möller 111. - W. v. Gulik 30. - A. Schröer, Das Tridentinum und Münster, in: G. Schreiber II, 295-370, hier: 300ff., 322, 353. A. Schröer, Reformation I, 401, 524; II, 179f. - W. Kohl, Domstift I, 455. - Ch. Grebner 588. - Hand­ buch Münster (1993) 350 f. Alois Schröer

Kromer, Martin (1512-1589)

1570-1579 1579-1589

Koadjutor des Bischofs von Erm­ land Bischof von Ermland

Martin Kromer stammte aus einer ursprüng­ lich deutschen Patrizierfamilie, die sich im 15. Jh. in der Handelsstadt Biecz im Karpa­ tenvorland angesiedelt hatte. Die Mutter, Ag­ nieszka Czerwinska, soll adliger Herkunft ge­ wesen sein. K. fühlte sich als Pole. Er be­ suchte die örtliche Pfarrschule, studierte 1528-30 an der Universität Krakau Philoso­ phie, lernte Griechisch, vervollkommnete sich im Lateinischen und erlangte das Bakka­ laureat der freien Künste. Danach blieb er in Krakau, wo er in humanistischen Literatenkreisen verkehrte.

Im Jahre 1533 trat K. in die königliche Kanz­ lei ein und ging nach Wilna. Dank der Förde­ rung durch den Unterkanzler Jan Chojenski erhielt er ein Kanonikat in Pultusk, das es ihm erlaubte, ab 1537 in Padua klassische Philologie und Philosophie sowie in Bologna Jura zu studieren. 1539 oder 1540 erlangte er den Titel eines Dr. iur. utr.

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Nach kurzem Aufenthalt in Rom kehrte K. 1540 nach Krakau zurück, wo ihn Bischof Piotr Gamrat in seine Kanzlei aufnahm. Als er 1542 die Pfarrei Biecz erhielt, ließ er sich wahrscheinlich zum Priester weihen. 1544 er­ langte er Kanonikate im Domkapitel von Kra­ kau und im Kollegiatstift von Kielce sowie die Kustodie in den Kollegiatstiften von Sandomir und Wislica.

Nach dem Tod von Gamrat wurde K. 1545 als Sekretär in die königliche Kanzlei berufen, wo er von St. (-*) Hosius die Bearbeitung der preußischen Fragen übernahm. Von diesem unterstützt, erhielt er 1552 gegen den hefti­ gen Widerstand des ermländischen Domkapi­ tels auf Grund königlicher Nomination durch päpstliche Provision die Domkantorei in Frauenburg. Er blieb jedoch am königlichen Hof. König Sigismund August erhob ihn zu­ sammen mit seinen Brüdern im selben Jahr in den Adelsstand. 1558-64 war K. ständiger kö­ niglicher Gesandter am Hof Kaiser Ferdi­ nands I. in Wien. Als Sekretär und Gesandter entfaltete K. eine weitreichende politisch-diplomatische, wis­ senschaftlich-literarische und kirchenpoliti­ sche Tätigkeit. Er schuf'u. a. zwei bedeutende historische Werke, die viele Auflagen und Übersetzungen erlebten: „De origine et rebus gestis Polonorum libri XXX“ und das geogra­ phisch-statistische Werk „Polonia“ (1575). Beide fußen hauptsächlich auf Dlugosz, aber auch auf Materialien aus dem Archiv des Kronschatzes, die K. auf Wunsch des Königs 1550-51 ordnete. Ein weiteres Tätigkeitsfeld eröffnete sich ihm in der Abwehr der refor­ matorischen Bewegung, die sich in Polen aus­ zubreiten begann. 1542 trat er auf der Provin­ zialsynode in Petrikau mit einer berühmt ge­ wordenen Rede über die Würde des Priester­ tums hervor. 1551-54 erschienen in polni­ scher Sprache vier anonyme Dialoge unter dem Titel „Gespräche eines Höflings mit ei­ nem Mönch“. Dieses erste polnische Prosa­ werk gilt zusammen mit der „Confessio“ des Hosius als eines der Hauptwerke der Gegen­ reformation in Polen, wo es eine große Wir­ kung hatte. In Wien lernte K. 1553 den neugegründeten Jesuitenorden kennen. Mit P. (—>) Canisius entwickelte er Pläne, mit Hilfe der Gesell­ schaft Jesu das polnische Schulwesen zu re­ formieren. Auf der Synode von Leczyca (1554) und auf dem Sejm von Petrikau (1555) trat er gegen die Andersgläubigen auf. 1555/ 56 war er Berater des ersten päpstlichen Nun­ tius in Polen, Luigi Lippomano. Eine Ab­ handlung „Über den Zölibat der Geistlichen

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Kromer

an Stanislaus Orzechowski“ kam 1564 her­ aus, eine Sammlung von Predigten und Syn­ odalreden 1566. Neben Hosius gehörte K. zu den Vorkämpfern der Gegenreformation in Polen. In den fünf Jahren nach seiner Rückkehr aus Wien (1564-69) widmete sich K. in Krakau ausschließlich seiner schriftstellerischen Tä­ tigkeit. Für die in der Seelsorge stehenden Pfarrer verfaßte er zwölf „Catecheses“ über die sieben Sakramente, die hl. Messe und das Begräbnis der Toten. Das Werk kam 1570 in Krakau heraus.

Mainzer Agende von 1551. Seine Arbeit be­ rücksichtigte in gewissem Umfang die Volks­ sprachen, enthielt Belehrungen über die Sa­ kramente, stellte die Vorschriften kurz und klar dar und fand auch in anderen Diözesen Polens Anklang. Sie leitete damit den Prozeß der Vereinheitlichung der Sakramentenlitur­ gie in Polen ein, der mit dem Petrikauer Ri­ tuale von 1631 sein Ende fand. Im Winter 1574 begannen auch die Arbeiten an der Neu­ ausgabe des über 300 Jahre alten ermländi­ schen Breviers, die im Sommer 1577 beendet waren. Erst danach wurde es auf Wunsch von Hosius weitgehend dem römischen Brevier angepaßt; der Druck zog sich bis 1581 hin.

Eine entscheidende Wende im Leben K.s trat ein, als ihm Hosius vor seinem Weggang nach Rom am 18. 8. 1569 die Verwaltung der Di­ özese Ermland übertrug. Noch im Herbst be­ antragte der polnische König beim Apostoli­ schen Stuhl, dem mit der Erhebung des Hosi­ us zum Kardinal das Besetzungsrecht zu­ stand, K. zum Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge zu ernennen. Dies erfolgte am 2. 6. 1570. Wegen der Verletzung des preußischen Indigenatsprivilegs verweigerte das ermländi­ sche Domkapitel jedoch die Annahme K.s. Erst Mitte Juli 1571 gab es seinen Widerstand auf. Nach Unterzeichnung einer Wahlkapitu­ lation wurde K. am 23. 9. 1571 im Dom zu Frauenburg als Koadjutor des Hosius prokla­ miert. Er ließ sich jedoch nicht zum Bischof weihen, da der Titel des ermländischen Bi­ schofs nicht zur Verfügung stand und er den Titel des Bischofs der erledigten Diözese Po­ mesanien, wie es Hosius gewünscht hatte, nicht annehmen wollte.

Zur Umsetzung der Beschlüsse des Trienter Konzils hielt K. drei Synoden ab. Die 51 Arti­ kel der ersten, die vom 14.-18. 6. 1575 in Heilsberg stattfand, betrafen die Verteidigung des Glaubens gegenüber Einflüssen des Prote­ stantismus, das moralische Leben der Prie­ ster, ihre Ausbildung, die Bekehrung der Gläubigen sowie Fragen der Liturgie und des Kirchenbesitzes. Vom 15.-25. 7. 1577 folgte eine zweite Synode. Ihre zwölf Artikel behan­ delten Fragen der Kirchenstrafen und des re­ ligiösen Lebens der Gläubigen. Außerdem be­ schloß die Synode eine freiwillige Steuer für König Stefan Bathory. Ein weiteres Mittel der Reformtätigkeit K.s waren seine Hirtenbriefe. Kein Bischof vor und keiner nach ihm hat so zahlreiche Pastoralschreiben erlassen wie er. Das Verzeichnis Hiplers umfaßt insgesamt 85 Hirtenbriefe, davon 53 aus der Zeit seiner Ko­ adjutorie.

Da die Diözese keinen Weihbischof besaß, standen für die Pontifikalien nur die Nach­ barbischöfe von Kulm und Plock zur Verfü­ gung. Allen Aufgaben, die nicht die Bischofs­ weihe erforderten, widmete sich K. mit größ­ tem Eifer. Noch ehe er als Koadjutor vom Papst bestätigt war, kündigte er im Februar 1570 eine Generalvisitation an und ermahnte die Gläubigen in dem berühmten Edikt „Kirchgang“ unter Androhung von Strafen zum regelmäßigen Besuch des Sonntagsgot­ tesdienstes. Mit der Generalvisitation von 1572-73, deren Akten großenteils verloren sind, setzte K. die von Hosius 1565 begon­ nene tridentinische Reform fort. Der vom Trienter Konzil angestrebten Vereinheitli­ chung der Liturgie diente die Einführung ei­ ner neuen Agende, die in zwei Teilen 1574 und 1578 in Köln im Druck erschien. K. stütz­ te sich hauptsächlich auf die ermländischen Agenden von 1512 (L. [—>] Watzenrode) und 1520 (F. v. [—>] Lossainen), zog aber auch Agenden anderer Diözesen heran, so die

Als Kardinal Hosius im September 1579 starb, trat K. die Nachfolge an. Am 6. 12. 1579 wurde er während des Reichstages in der Warschauer Bernhardinerkirche in Gegen­ wart des Königs, des Apostolischen Nuntius und zahlreicher Senatoren durch den Bischof von Wloclawek Stanislaw Karnkowski unter Assistenz der Bischöfe P. (—>) Kostka von Kulm und Adam Pilchowski von Chelm konsekriert. Zur Vorbereitung der dritten Synode ließ K. 1581-82 die Diözese durch den Frau­ enburger Domherrn Johannes Kretzmer und den Braunsberger Jesuiten Johannes Schonovian visitieren. Dazu wurde ein Fragebogen entworfen, der als das älteste ermländische Visitationsformular anzusehen ist. Der erste Teil umfaßt den materiellen Besitz der Kir­ che, der zweite bezieht sich auf das sittliche Leben von Klerus und Volk, der dritte erfaßt kirchliche Einrichtungen wie Bibliotheken, Schulen und Hospitäler. Der Fragebogen lehnt sich eng an das vom Krakauer Bischof Samuel Maciejewski 1546 herausgegebene

Kromer - Krummendiek

Visitationsformular an. Die Synode vom 2428. 6. 1582 in Heilsberg zog in 29 Artikeln Schlußfolgerungen aus der vorangegangenen Generalvisitation. Die Synodalstatuten K.s bildeten die Grundlage für spätere Synoden bis ins 18. Jh. Sie zeugen von einer gründli­ chen Kenntnis des kanonischen Rechts und haben wesentlich zur Durchführung der tri­ dentinischen Reform und zur Bewahrung der katholischen Konfession im Ermland beige­ tragen. Zum eigenen Gebrauch für die Ver­ waltung der Diözese legte K. 1572-83 ein dreibändiges Sammelwerk unter dem Titel „De episcopatu Varmiensi“ an. K. förderte die 1571 von der Braunsberger Kaufmannstochter Regina Protmann ins Leben gerufene Gemein­ schaft der Katharinenschwestern und bestä­ tigte 1583 die unter Einfluß der Jesuiten ent­ standene erste Regel des Braunsberger Kon­ ventes. Bis Anfang 1587 verzögerte sich die Herausgabe einer neuen Auflage des alten ermländischen Missales, wie es das Domka­ pitel gewünscht hatte, während K. das römi­ sche Meßbuch hatte einführen wollen. Mit K. begann die Reihe der polnischen Bi­ schöfe Ermlands. Wie schon seine Vorgänger errichtete er sog. polnische Kapellen an Orten mit polnischsprechender Bevölkerung. Zu­ gleich verteidigte er die Exemtion der Diözese gegen die Gnesener Metropolitanansprüche. Auf dem Grund, den Hosius gelegt hatte, fe­ stigte er die tridentinische Reform. Er war „eine Zierde der polnischen Nation und eine Säule der katholischen Kirche“ (Eichhorn). Seit 1582 durch Krankheiten behindert, er­ krankte K. im Frühjahr 1588 schwer. Er starb am 23. 3. 1589 in seiner Residenz in Heils­ berg und wurde im Dom zu Frauenburg beige­ setzt. Schriftenverzeichnis: BLP (s. u.). -H. E. Wyczawski (s. u.) 432—435. Literatur: A. Eichhorn, Bischofswahlen 356-364. F. Hipler, Spicilegium 236-246. - Ders., Grabstätten, 320f. — Martin Kromer als Schriftsteller, in: PDE 19 (1887) 30-35. - Ermländische Diözesansynoden. E Hipler, Constitutiones 55-74. - E. Brachvogel, Bildnisse 555. - H. Deppner 178-187. - A. Triller, in: NDB 3 (1957) 422 (Lit.). - J. Wojtkowski, Brewiarz Kromera [Das Brevier Kromers], in: KMW 1957/3 (58) 169-174. - Ders., Przedmowa Marcina Kromera do trzeciego wydania Brewierza Warmihskiego w Kolonii roku 1581 [Die Vorrede Martin Kromers zur dritten Auflage des ermländischen Bre­ viers, Köln 1581], in: RTK 4 (1957 [1958]) H. 4, 131137, 207f. - E. Rosienski, Marcin Kromer, in: RTK 6 (1959) H. 4, 99-134. - BLP 2 (1964) 412-419 (Lit.). J. Obl^k, Kaplice polskie Marcina Kromera na Warmii [Die polnischen Kapellen Martin Kromers im Ermland], in: StW 2 (1965) 7-30. - E.-M. Werm­ ter, Das polnisch-litauische Staatswesen aus der 31 Lexikon

385

Sicht des ermländischen Bischofs Martin Kromer (1512/13-1589), in: Acta Prussica. Abhandlungen zur Geschichte Ost- und Westpreußens. FS Fritz Gause (Würzburg 1968) 163-186. - W. Nowak, Geneza Agendy biskupa Marcina Kromera [Die Entste­ hung der Agende des Bischofs Martin Kromer], in: StW 6 (1969) 173-210. - H. Barycz, in: PSB 15 (1970) 319-325 (Lit.). - J. Sojka, Ustawodawstwo synodalne biskupa Marcina Kromera (+ 1589) [Die Synodalgesetzgebung des Bischofs Martin Kromer, t 1589], in: StW 7 (1970) 341-359. - E.-M. Wermter 32-46. - M. Rechowicz, Teologia pozytywno-kontrowersyjna. Szkola polska w XVI wieku [Die positi­ ve Kontroverstheologie. Die polnische Schule im 16. Jahrhundert], in: Dzieje teologii [Geschichte der Theologie] II/l (Lublin 1975) 67-69. -M. Banaszak, Z dziejöw dyplomacji watykanskiej [Aus der Ge­ schichte der vatikanischen Diplomatie] (Warszawa 1975) 38-52. - W. Nowak, Agenda biskupa Marcina Kromera w dziele ujednolicenia liturgii sakramentöw sw. w Polsce po Soborze Trydenckim [Die Agen­ de des Bischofs Martin Kromer und ihre Bedeutung für die Vereinheitlichung der Liturgie der Sakra­ mente in Polen nach dem Konzil von Trient], in: StW 12 (1975 [1976]), 29-91. - R. Marchwihski, Vorwort zu M. Kromer, Polska [Polen] (Olsztyn 1977) V-L. - H. D. Wojtyska, Papiestwo - Polska [Papsttum - Polen] 1548-1563 (Lublin 1977) 303316, Reg. - J. Kalinowska-J. Wisniewski, Najstarszy warmihski formularz wizitacyjny z czasöw biskupa Marcina Kromera (1581) [Das älteste ermländische Visitationsformular aus der Zeit Martin Kromers, 1581], in: KMW 1979/2 (144) 139-164. - R. Marchwinski, Kromer a Grodecki. Podstawy kartograficzne kromerowskiej Polonii [Kromer und Grodekki. Die kartographischen Grundlagen der Polonia des Kromer], in: Acta Universitatis Nicolai Copernici. Historia XVI. Nauki Humanistyczno-Spoleczne [Humanistisch-Soziale Wissenschaften] 114 (Torun 1980) 133-149. - J. Wisniewski, Warmihskie wizytacje kromerowskie [Die Visitationen Kromers im Ermland], in: Archiwa, Biblioteki i Muzea Koscielne [Kirchliche Archive, Bibliotheken und Mu­ seen] 43 (Lublin 1981 [1982]) 181-202. -J. Starnawski, Vorwort zu M. Kromer, Mowa na pogrzebie Zygmunta I oraz O pochodzenia i o dziejach Polakow [Grabrede auf Sigismund I. sowie Über Herkunft und Geschichte der Polen] (Olsztyn 1982) V-XXXI. - H. E. Wyczawski, in: SPTK 2 (1982) 429^36. - R. Bodanski, Dzieje 150-152. - A. Szorc, Dzieje 62-65. Hans-Jürgen Karp

Krummendiek, Albert (um 1417-1489)

1466-1489

Bischof von Lübeck

Albert Krummendiek, um 1417 geboren, ent­ stammte einem holsteinischen Adelsge­ schlecht. Er war Kleriker der Diözese Bremen und hatte eine Vikarie in der Pfarrkirche zu Krempe inne. 1441/42 wurde er an der Uni­ versität Leipzig immatrikuliert und hier im folgenden Wintersemester zum Bacc. art. pro­ moviert. 1443 wechselte er an die Universität

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Krummendiek - Kuczborski

Rostock über. Längere Zeit studierte er auch kanonisches Recht und hielt sich in Italien auf, u. a. an der päpstlichen Kurie, wo er sich mehrfach um Pfründen bemühte. 1452 ist er als Notar des päpstlichen Gerichtshofes be­ legt. 1449 erhielt er die Expektanz auf ein Ka­ nonikat in Lübeck, das er 1454 in Besitz neh­ men konnte. Neben weiteren kleineren Pfrün­ den besaß er Kanonikate in Hadersleben so­ wie an den Domkapiteln Halberstadt und Schleswig, dazu die Propstei Barwithsyssel.

Anfang 1466 wurde K. zum Bischof von Lü­ beck gewählt. Die Bestätigung durch Papst Paul II. erfolgte am 2. 6., die Weihe am 28. 9. 1466. Während seiner Amtszeit ließ K. die bi­ schöfliche Burg in Eutin ausbauen. Er setzte sich für die Armenfürsorge und die Kleriker­ bildung ein, förderte den Buchdruck und ließ mehrere liturgische Werke drucken. 1476 stellte er eine Lübecker Bischofschronik zu­ sammen und versah sie mit einer Fortset­ zung. Ferner ließ er das noch heute im Lü­ becker Dom erhaltene Triumphkreuz von Bernd Notke anfertigen. Es stellt K. als Stifter dar und wurde 1477 vollendet. Zum dänischen König und holsteinischen Landesherrn Christian I. stand K. über viele Jahre hin in enger Beziehung. 1462 reiste er auf Veranlassung des Königs nach Rom zu Verhandlungen, die im Zusammenhang mit dem Lüneburger Prälatenkrieg standen und die er erfolgreich beendete. Von diesem Un­ ternehmen ist ein eigenhändiger Reisebericht erhalten. Als Rat des Königs war er mehrfach in diplomatischen und finanziellen Angele­ genheiten tätig. Um die bischöflichen Finan­ zen zu bessern, stimmte der König dem Tausch von Kirchenpatronaten zu, so daß die Pfarrkirche in Oldenburg der Mensa episcopalis inkorporiert werden konnte. Der Ver­ such, auch das Kloster Reinfeld zu inkorpo­ rieren, scheiterte. Die Aufwendungen K.s für die eigenen Belan­ ge wie auch für den König überstiegen jedoch seine finanziellen Möglichkeiten. Schließlich mußte die Burg Eutin verpfändet werden, die erst durch Bischof D. (-*) Arndes wieder zu­ rückgekauft werden konnte. Auch Salinenan­ teile, die der Mensa episcopalis in Lüneburg gehörten, mußten mit Zustimmung des Dom­ kapitels veräußert werden. Nach dem Tod Christians I. 1481 verschlechterte sich das Verhältnis zum neuen König Johann, der dem Bischof mehrere Ämter und Einnahmen ent­ zog, darunter die Vogtei der Burg Segeberg. Am Ende seiner Amtszeit, als das bischöfli­ che Tafelgut weitgehend zerrüttet war, mußte K. sich an verschiedenen Orten aufhalten,

darunter auch im Kloster Segeberg. Am 27 10. 1489 starb er über 70jährig. Er wurde in Lübecker Dom beigesetzt. Literatur: A. Krummendiek 391 ff. - M. Hasse, Das Triumphkreuz des Bernt Notke im Lübecker Dom (Hamburg 1952). - Ders., in: Wagen (1952/53) 6873. - H. Reincke, in: NDB 1 (1953) 129. - D. Brosi­ us, Eine Reise an die Kurie im Jahre 1462, in: QFIAB 58 (1978) 411-440. - H. Bruun, in: DBL 8 (1981) 347f.-W.-D. Hauschild 123f. Klaus Wriedt

Krypper, Christian (+ 1573) 1570 1570-1573

Ep. tit. Symbaliensis Weihbischof in Passau

* Loberg; Priester des Erzbistums Salzburg; Regens des neuen Kollegiums und 1564-69 Rektor der Universität Ingolstadt; 8. 11. 1570 Titularbischof von Cembalo und Weihbischof in Passau; 1572 Propst von St. Salvator in Passau-Ilzstadt; + 12.11.1573 Passau; □ Dom­ kreuzgang zu Passau. Literatur: L. H. Krick, Domstift 109, 209, 230f. August Leidl

Kuczborski, Jan (um 1572-1624)

1614-1624

Bischof von Kulm

Jan Kuczborski stammte aus dem Kleinadel der Woiwodschaft Plock. Er erhielt seine Aus­ bildung bei den Jesuiten in Braunsberg und an der Akademie in Wilna. Dort erwarb er 1593 den Grad eines Dr. phil. und eines Mag. art. Anschließend studierte er bis 1597/98 in Italien, hauptsächlich in Rom, wo er die Wür­ de eines Dr. theol. erlangte. Nach Zeugenaus­ sagen im Informationsprozeß war er auch Dr. utr. iur. Nach seiner Rückkehr nach Polen war K. zunächst am Hof des Plocker Bischofs Wojciech Baranowski tätig; wahrscheinlich besaß er damals schon ein Kanonikat im Domkapitel von Plock. Bald trat er in die kö­ nigliche Kanzlei ein und wurde zu deren Re­ gent ernannt. Von Primas Stanislaw Karnkowski erhielt er 1601 die Scholasterie in Gnesen. Ein oder zwei Jahre später empfing er die Priesterweihe, 1606 war er Archidiakon in Warschau, 1608 erhielt er, von König Johann Kasimir präsentiert, eine der reich­ sten Pfründen im alten Polen, die Domprop­ stei in Krakau. Nach dem Tod von M. (—>) Konopacki nomi­ nierte der König K. zum Bischof von Kulm; die päpstliche Verleihung erfolgte am 28. 4.

Kuczborski - Kuen 1614. Seit der 1577 vollzogenen kirchenrecht­ lichen Vereinigung Pomesaniens mit der Di­ özese Kulm wurde unter K. erstmals der Titel „episcopus Culmensis et Pomesaniae bzw. Pomesaniensis“ gebräuchlich. In seinen bei­ den Diözesen förderte K. die Jesuiten, denen er seine Ausbildung verdankte. Er führte sie in Bromberg ein und gründete 1618 eine Mis­ sionsstation in Marienburg. Im gleichen Jahr übereignete er dem Orden in Thorn die neben dem Kolleg gelegene Schule und das Internat. In Graudenz siedelte K. 1622 zwei Jesuiten als Prediger und Missionare bei der Pfarrkir­ che an; zwei Jahre später vertraute er dem Or­ den die Leitung der Pfarrei an; in seinem Te­ stament vermachte er den Jesuiten eine Sum­ me zum Bau eines eigenen Hauses. Auch an­ dere Orden unterstützte K., so die Bernhardi­ ner in Löbau und die Franziskaner in Kulm. In Neustadt errichtete K. ein Reformatenkloster. Mit seiner Hilfe konnten die Thorner Be­ nediktinerinnen 1624 in Graudenz eine Nie­ derlassung gründen. K. ordnete unter Andro­ hung der Exkommunikation die Residenz­ pflicht der Pfarrer an. Kurz vor seinem Tod wurde K. für das Bistum Plock nominiert. Er starb am 31. 3. 1624 in Löbau und wurde in der Johanniskirche zu Thorn beigesetzt. Mit ihm ging die erste Phase der Einführung der tridentinischen Re­ formen in Kulm und Pomesanien zu Ende. Literatur: C. P. Woelky 419. - H. Schmauch, Pome­ sanien 121. - A. Marikowski, Jan Kucborski, biskup chelminski 1614-1624, in: MDC 10 (1938) 97-128. A. Liedtke, Seminarium 110-112. - W. Müller, in: PSB 16 (1971) 71f. (Lit.). - A. Liedtke, Zarys 86f. - J. Dygdala.

Hans-Jürgen Karp

Kuen, Markus (Marek Khuen) (+ 1565) 1553-1565

Bischof von Olmütz

Markus Kuen stammte aus einer bürgerlichen Olmützer Familie. Sein Vater war Gold­ schmied, seine Mutter betrieb ein Krämerge­ schäft. Seine gelehrte theologische Bildung erhielt er in Wien. Etwa 1523 wurde er Kano­ niker, 1541 Dekan des Olmützer Domkapitels. Nach dem Tod von Bischof J. (—*) Dubravius empfahl König Ferdinand I. dem Kapitel den Breslauer und Olmützer Domherrn und späte­ ren Breslauer Bischof K. v. (—>) Logau als Nachfolger. Der Vorschlag scheiterte nicht zu­ letzt an der Haltung des mährischen Adels. So wählte das Kapitel am 6. 10. 1553 stattdes­ sen K. zum Bischof. Dieser erhielt am 22. 12. 1553 die päpstliche Bestätigung. Dabei wies 31*

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die päpstliche Kanzlei den Olmützer Bischof erstmals seit 1344 wieder dem Erzbischof von Mainz als Suffragan zu. Die entsprechende Bulle ließ K. jedoch nicht nach Mainz überge­ ben. Andererseits reagierte er aber auch nicht, als später der Prager Erzbischof A. (—>) Brus von ihm die Anerkennung seiner Metro­ politanrechte verlangte. Die Unterordnung des Bistums Olmütz blieb seither strittig, und das Verhalten K.s wies bereits den Weg zur faktisch exemten Stellung seines Bistums. Die Niederlage des Königs bei der Bischofs­ wahl belastete dessen Verhältnis zu K., den er für politisch ungeeignet hielt und dem er 1557 vorwarf, er lege nicht genug Sorgfalt auf die Verwaltung, verschaffe sich keine Autori­ tät beim Klerus und verstehe die kirchliche Ordnung nicht durchzusetzen. Die Verärge­ rung Ferdinands war auch in der Abwehr der königlichen Geldforderungen durch Bischof und Kapitel begründet. In der Tat war K. im Unterschied zu seinen Vorgängern kein Poli­ tiker und Diplomat und vermochte in dieser Hinsicht dem König keine Dienste zu leisten. Dagegen erwies er sich als vorbildlich fromm und pastoral orientiert. Dem König, der in der bischöflichen Berufung eher die kirchenpoli­ tische Autorität suchte, hielt er 1563 seine geistliche Berufung entgegen sowie sein Be­ mühen, gemäß dem Apostel Paulus mit allen Frieden zu halten. Zwischen dem Ende des Olmützer Humanistenkreises und dem Be­ ginn tridentinischer Reformen fiel der Epi­ skopat K.s in die schwierige Übergangszeit der Ausbreitung des Luthertums in den ka­ tholischen Städten Mährens. Die Reformabsichten des Konzils von Trient, auf dem K. sich aus gesundheitlichen Grün­ den vertreten ließ, waren für ihn in seiner Diözesanverwaltung bereits richtungweisend, so in der Intensivierung der Priesterausbil­ dung, der Ausübung des Patronatsrechts und der Pfründenbesetzung, der Freiheit des Kir­ chenbesitzes und der Verkündigung des Wor­ tes Gottes. Dem Mangel an Priestern sowie der gesunkenen Bildung und Disziplin des Klerus und der Klöster versuchte K. entgegen­ zusteuern. Die materielle Versorgung der Geistlichen als Voraussetzung für ihren pasto­ ralen Dienst, für Disziplin und Nachwuchs wollte er u. a. dadurch sichern, daß er gegen städtische Patrone die Pfründenbesetzung mit Laien ebenso bekämpfte wie die Aneig­ nung von Pfründengütern und die Einsetzung nichtordinierter Geistlicher durch den Adel. Für das bischöfliche Tafelgut und das Kapitel konnte er verschiedene Güter (Groß-Teinitz, Güter in den Herrschaften Mürau und Hoch­

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Kuen - Kuen-B elasy

wald) zurückkaufen. Zur Hebung der geistli­ chen Bildung und Förderung des Nachwuch­ ses bemühte er sich um die Reform des Schul­ wesens in Olmütz. Schon 1555 verhandelte er mit den Jesuiten wegen ihrer Niederlas­ sung im verlassenen Franziskanerkloster. Da für eine Kolleggründung die Finanzen nicht ausreichten, versuchte er 1558 einige Jesuiten als Lehrer für die Kathedralschule zu gewin­ nen. Dies scheiterte an den Ordensstatuten. So wirkten die Jesuiten vorerst lediglich eine gewisse Zeit als Prediger in Olmütz. Zur In­ tensivierung der Jugenderziehung und zur Bekämpfung der heimlichen lutherischen Schulen in der Stadt förderte K. die Kathe­ dralschule, indem er sie aus eigenen Mitteln erweiterte und zusammen mit dem Kapitel eine neue Schulordnung erließ. Als erster Bischof versuchte K., die in Olmütz sich ausbreitende evangelische Bewegung einzudämmen. Gegen den Kanoniker und Pfarrer Johann Kinzl, der den Laienkelch und lutherische Lieder einführte und für Ände­ rungen im Sinne der Reformation eintrat, schritt er 1556 mit Abmahnung und Vorla­ dung ein. Angesichts der Unruhe im Volk und der lutherischen Ratsmehrheit wagte er jedoch keine schärferen Maßnahmen, son­ dern schaltete eine königliche Kommission ein, die den Pfarrer des Landes verwies. Als er 1557 den lutherischen Prediger an der Ol­ mützer St.-Blasius-Kirche Martin Adler vor­ lud, wehrten sich Rat und Gemeinde wieder­ um dagegen. Der königliche Ausweisungsbe­ fehl, dem Adler sich nicht beugte, provozier­ te sogar einen Aufruhr von Handwerksge­ sellen, die auch Bischof, Offizial und Kathe­ drale angriffen. Erst nach gewaltsamer Nie­ derschlagung der Unruhen konnte der Predi­ ger ausgewiesen werden. Trotz eines königli­ chen Verbots religiöser Neuerungen ließ sich die Reformation in Olmütz jedoch nicht un­ terdrücken. So mußte sich K. in der Folgezeit verschiedentlich über den öffentlichen Bruch der Fastengebote und noch 1564 über einen vom Rat unterstützten evangelischen Predi­ ger im Dominikanerkloster beschweren. In Iglau hörte der katholische Gottesdienst 1561 ganz auf. Angesichts der reformationsfreund­ lichen Haltung der Stadträte und des Adels, aber auch infolge des Mangels an geeigneten Geistlichen ging der Kampf des konflikt­ scheuen K. über dessen Kräfte. Problematisch war die Ausübung der bischöf­ lichen Jurisdiktion über die mährischen Utra­ quisten, zumal König Ferdinand gelegentlich die Jurisdiktion des von ihm kontrollierten Prager utraquistischen Konsistoriums unter­ stützte. 1557 sah K. die utraquistischen Geist­

lichen noch außerhalb seiner Jurisdiktion un­ ter der Aufsicht der utraquistischen Dekane. Der König mahnte jedoch zuweilen den Adel, disziplinlose utraquistische Geistliche dem Olmützer Bischof zur Bestrafung zu überge­ ben, andererseits jedoch den Bischof, solche Geistliche dem Konsistorium zu überstellen. Als der Brüder-Adelige Johann von Zerotfn eine Katholikin heiraten wollte und die bi­ schöfliche Vorladung zugunsten der Jurisdik­ tion des utraquistischen Administrators igno­ rierte, setzte K. aber den bischöflichen Juris­ diktionsanspruch mit Unterstützung des Kö­ nigs durch, der den Bischof als einzig rechtmäßige Instanz bestätigte (1561/62). Als Weg zur Glaubens- und Kircheneinheit befür­ wortete Bischof K. die Forderung des Königs nach Bewilligung des Laienkelchs, die er vom Trienter Konzil erwartete. Sie sollte auch der Stärkung seiner Jurisdiktion über die Utraquisten dienen, der sich diese immer wieder mit der Begründung entzogen, daß die Kirche den durch die Basler Kompaktaten ge­ währten Laienkelch ablehne. Unter dem Na­ men des Utraquismus verbargen sich jedoch inzwischen verschiedene reformatorische Gruppen. Im August 1564 konnte K. die päpstliche Kelcherlaubnis in seiner Diözese verkünden.

In seinen letzten beiden Lebensjahren über­ ließ K. aus Krankheitsgründen Verhandlun­ gen und Amtsgeschäfte häufig dem jungen und regen Kanoniker W. (—>) Prusinovsky, dem er sein ganzes Vertrauen schenkte. K. starb am 10. 2. 1565 in Kremsier und wurde in der Olmützer Kathedrale beigesetzt, wo ihm ein künstlerisch eindrucksvolles Renais­ sancegrabmal errichtet wurde. Literatur: G. Wolny 68-70. - Ch. d’Elvert, Erzbis­ tum 42 f., 208f. - St. Zela. - F. Hrejsa, Dejiny V. - J. Matzke 66f. - P. Wörster 37. Winfried Eberhard

Kuen-Belasy, Johann Jakob von (1515-1586)

1561-1586

Erzbischof von Salzburg

Johann Jakob wurde 1515 als Sohn des Stadt­ hauptmannes von Brixen Jakob Kuen von Belasy zu Lichtenberg und der Magdalena Fuchs von Fuchsberg geboren. Die K. waren ein Südtiroler Geschlecht, aus dem im 16. und 17. Jh. fünf Salzburger Domherren her­ vorgingen. Sie leiteten ihren Namen von Chu­ no von Tramin, einem Trientiner Ministeria­ len des 13. Jh.s, ab. Durch Elisabeth von Belasy erheirateten sie im 14. Jh. Schloß Belasy am Nonsberg. 1472 erscheinen die K. (Khuen)

Kuen-Belasy in der Tiroler Adelsmatrikel und wurden 1573 mit dem Prädikat „zu Neuen-Lembach“ in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Der Reichsgrafentitel „zu Lichtenberg“ wurde ih­ nen 1630 verliehen und 1637 bestätigt. Durch die Großmutter väterlicherseits war K. mit der Familie Firmian verbunden. K. studierte 1535-38 in Freiburg/Br. 1538 wurde er in Brixen Domherr, 1542 Domku­ stos. 1548 empfing er die Priesterweihe, und im selben Jahre erfolgte seine Wahl zum Dom­ dekan von Brixen. Als solcher nahm er wie­ derholt an den Landtagen in Innsbruck teil. 1555 wurde er Domherr in Salzburg, wo er sich durch persönliche Integrität und Glau­ benseifer auszeichnete.

Am 28. 11. 1560 zum Erzbischof von Salzburg gewählt, wurde er am 15. 1. 1561 päpstlich bestätigt. Am 31. 1. wurde ihm das Pallium übersandt. Bei der päpstlichen Konfirmation war ihm erlaubt worden, das Brixner Domde­ kanat und die Kustodie sowie die Südtiroler Pfarrei Eppan noch sechs Monate zu behal­ ten. Bischofsweihe und Pallium empfing K. am 17. 2. 1561 durch den Passauer Bischof. Am selben Tag nahm er durch den feierlichen Einritt in die Residenzstadt das Erzstift in Be­ sitz. Anfang Dezember 1560 hatte K. eine vom Domkapitel in 30 Artikel gefaßte Wahlkapitu­ lation unterzeichnen müssen, über deren Vollzug es bis 1566 Differenzen gab. An der Spitze der Wahlbedingungen stand - wie bei seinem Vorgänger M. v. (-*) Kuenburg - die Verpflichtung, das Erzstift im katholischen Glauben zu halten, der römischen Kirche treu zu bleiben und keinerlei Religionsänderun­ gen zu dulden. Damit war der Primat der kon­ fessionellen Innenpolitik vorgezeichnet. Von Pius IV. zur Teilnahme an der dritten und letzten Tagungsperiode des Konzils von Trient eingeladen, beriet sich K. 1562 mit den Bischöfen seiner Kirchenprovinz. K. selbst entschuldigte seine Nichtteilnahme damit, daß er sich infolge des großen Glaubensabfal­ les nicht aus dem Erzstifte entfernen könne, da zudem „Meuterer und Räuber die Wege unsicher machten“. Als seine persönlichen Gesandten und Prokuratoren sandte er den Lavanter Bischof M. H. (-*) Rettinger, den Do­ minikaner und Salzburger Hoftheologen Feli­ ciano Ninguarda und als Sekretär Johann Baptist Fickler. Die Salzburger Gesandten er­ hielten auf dem Konzil kein Stimmrecht, so daß Rettinger bereits im August nach Lavant zurückkehrte.

Durch ein scharfes Mandat von 1562 versuch­ ten K. und seine Suffraganbischöfe, den Kle­

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rus zu einem standesgemäßen Leben anzuhal­ ten. Geistlichen, die ihre Konkubinen nicht innerhalb eines Monats entließen, drohten sie die Schmälerung ihrer Einkünfte an. Drama­ tisch spitzte sich die Lage in der Frage des Laienkelches zu. Dieses Problem blieb zu­ nächst unlösbar, da in den angrenzenden Habsburgerländern die Kelcherlaubnis be­ stand, während sie in Bayern nach kurzfristi­ ger Erlaubnis seit 1566 wieder zurückgenom­ men war. Im Winter 1564/65 kam es im salzburgischen Gebirge zu Bauernunruhen, wo­ bei die Forderung des Laienkelches einen Vorwand der Rädelsführer bildete, um der all­ gemeinen Unzufriedenheit mit der geistli­ chen Herrschaft Ausdruck zu verleihen. Die lokal begrenzte Rebellion wurde niederge­ schlagen, und die Verantwortlichen wurden bestraft. 1565 erließ K. zur Wiederherstellung der Ordnung ein strenges Mandat, nachdem er sich zuvor im Januar auf einer Zusammen­ kunft mit seinen Suffraganbischöfen beraten und einen Salzburger Landtag einberufen hatte. Er gestattete nun den Laienkelch inner­ halb der Messe. Dieses Zugeständnis zeigte jedoch nicht die erhoffte Wirkung, sondern es kam zu Spaltungen in den Pfarrgemeinden, so daß K. 1571 die Kelcherlaubnis zurück­ nahm und die alte Ordnung streng exekutie­ ren ließ. Nach Abschluß des Trienter Konzils drängte Pius V. 1566 K., die dort beschlossenen Refor­ men in die Tat umzusetzen. 1569 berief K. eine Provinzialsynode nach Salzburg ein, wo­ bei Ninguarda die entscheidenden Vorarbei­ ten leistete. Sie war die erste dieser Art, die nach dem Konzil auf deutschem Boden zu­ stande kam. Sie trug Vorbildcharakter und sollte Impulse zur Kirchenreform in Süd­ deutschland und Österreich vermitteln. Auf ihr standen drei Themen im Mittelpunkt: Die Lebenskultur des Klerus, die diesen vom ge­ wöhnlichen Volke unterscheiden sollte; fer­ ner die Klerikerausbildung und die Vergeisti­ gung des Kanonikerstandes, wobei man auf Geistliche mit Universitätsbildung hoffte, aus denen Offiziale, Generalvikare, Weihbischöfe u. a. m. genommen werden sollten. Mit der Abfassung der Synodalstatuten war Ninguar­ da als päpstlicher Kommissär beauftragt. Sie wurden 1572 von Gregor XIII. bestätigt. Eine 1573 neuerlich tagende Provinzialsynode nahm die von der päpstlichen Kurie vorge­ nommenen Änderungswünsche an und ver­ anlaßte 1574 die Publizierung der Dekrete. Sie lagen auf der Synode von 1576 zur end­ gültigen Beschlußfassung vor. Damit war der provinzialsynodale Vorgang, der 1569 begon­ nen hatte, 1576 zum Abschluß gebracht. Es

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Kuen-Belasy - Kuenburg

war die letzte Salzburger Provinzialsynode bis zum Ende des 19. Jh.s. K. beauftragte Ninguarda ferner, das Salzburger Agendenbüch­ lein (Ritual) zu verbessern und für die Geistli­ chen eine Anleitung zur würdigen Amtsfüh­ rung zu verfassen. Das erste wurde 1575 in Dillingen, die zweite 1582 in Ingolstadt ge­ druckt und an den Klerus verteilt. Als Metro­ polit nahm K. fünfmal die Besetzung eines der Salzburger Eigenbistümer vor.

1583 (Rom 1939). - K. Wolfsgruber 165f. - J. Stein­ ruck. - H. Wagner. - R. R. Heinisch 181-185. - E Ortner, Reformation 76-84, 89-102. - H. DopschH. Spatzenegger II/l, 167-172. - G. B. Winkler.

Nach langen Verhandlungen erfolgte 1579 die Gründung eines Priesterseminars in Salzburg, das 1582 seinen zunächst bescheidenen Be­ trieb aufnehmen konnte. Kollegien und Semi­ nare wurden ferner in Freising, Regensburg, Passau und Brixen eingerichtet. Vorerst ging K. daran, das vorhandene Seelsorgepersonal nach seiner Tauglichkeit zu überprüfen und Kleriker in Bayern anzuwerben. Hierin wurde er von Dompropst G. v. (—>) Kuenburg unter­ stützt, den das Kapitel am 18. 7. 1580 zum Koadjutor mit Nachfolgerecht gewählt hatte. K. war nämlich seit 1579 durch einen Schlag­ anfall körperlich und geistig beeinträchtigt, so daß er im März 1582 die Regierungsge­ schäfte an den Koadjutor abtreten mußte. Die­ ser berief 1583 Franziskaner nach Salzburg. Am 7. 11. zogen die ersten sechs Ordensmit­ glieder, die aus Konventen in München, Dil­ lingen und Landshut kamen, in das Kloster­ gebäude der aufgehobenen „Petersfrauen“ ne­ ben dem Stifte St. Peter ein. Sie erwarben sich größte Verdienste um die Rekatholisie­ rung der Residenzstadt und erhielten 1592 die Stadtpfarrkirche „Zu unserer Lieben Frau“ als Seelsorgekirche.

1610-1618

Die gegenreformatorischen Maßnahmen K.s führten 1582 und 1583 zur ersten Emigration Salzburger Bürger. Dies war auf das Eingrei­ fen des Koadjutors und Ninguardas zurück­ zuführen. 1582 wurde im Namen K.s ein ungemein scharfes Religionsmandat erlassen, das hauptsächlich die Beamten- und Bürger­ schaft betraf und Zuwiderhandelnden die Landesverweisung androhte. 1584 fand eine Visitation der Pfarreien in den Gebirgsgauen statt. Die Einführung des Gregorianischen Ka­ lenders 1582/83 stieß in Salzburg auf keine Schwierigkeiten. Als Landesfürst war K. be­ müht, das Straßennetz im Erzstift zu verbes­ sern und die Salzproduktion zu steigern, doch scheiterten viele Vorhaben an verhee­ renden Naturkatastrophen. K. starb am 4. 5. 1586. Sein Leichnam wurde in der Domkir­ che beigesetzt. Literatur: E Dalham 344-586. - K. Schellhass, Der Dominikaner Felician Ninguarda und die Gegenre­ formation in Süddeutschland und Österreich 1560-

Franz Ortner

Kuenburg, Ehrenfried (Ernfrid) (seit 1613) Freiherr von (1573/74-1618)

Bischof von Chiemsee

Ehrenfried von Kuenburg stammte aus der äl­ teren steirischen Linie der K., die das Fideikommiß Brunnsee und Rabenhof in der Stei­ ermark und Trabuschgen in Kärnten besaßen. Er wurde um 1573/74 als Sohn des in Kärn­ ten begüterten und in Stall in Oberkärnten als Beamter des Salzburger Erzbischofs tätigen Balthasar v. K. und der Barbara von Haunsperg zu Vahenlueg geboren. Die meisten sei­ ner 13 Geschwister verstarben früh. Seine Schwester Margaretha wurde 1611 Äbtissin des Stiftes Göß in der Steiermark. K., dessen Eltern Protestanten waren, konvertierte in jungen Jahren zum Katholizismus. Er begann 1590 in Graz den Schulbesuch als Syntaxist. 1596 studierte er kurze Zeit in Siena und dann als Alumne des Collegium Germanicum in Rom. Seit 1596 war er Domherr in Regens­ burg, seit 1598 auch in Salzburg, seit 1603 Pfarrer von Laufen an der Salzach. Am 14. 9. 1610 nominierte ihn der Salzburger Erzbi­ schof W. D. v. (—») Raitenau zum Bischof von Chiemsee. Am 22. 9. konfirmierte er ihn und am 27. 11. erfolgte die Konsekration. Damit war erstmals nach einem Jahrhundert wieder ein Adeliger und zugleich erstmals ein Salz­ burger Domherr Bischof von Chiemsee. Eine solche Kumulation war zwar bei der Bis­ tumsgründung verboten worden, doch blieb sie fortan die Regel. K. ließ auf eigene Kosten Arbeiten am Chiemseehof in Salzburg, der Residenz der Bischöfe von Chiemsee, durch­ führen. Auch bemühte er sich um die rechtli­ che und wirtschaftliche Konsolidierung sei­ nes Bistums. 1613 schloß er mit Erzbischof M. S. v. (—>) Hohenems einen Rezeß wegen seiner Rechte. Er steigerte das Einkommen des Bistums um 1200 Gulden. Dennoch hin­ terließ er bei seinem Tod eine beträchtliche Schuldenlast.

Als der Erzbischof 1616 K.s Wahl zum Salz­ burger Dompropst die Zustimmung verwei­ gerte, verzichtete dieser auf seine Kandidatur. Er starb am 9. 11. 1618 und wurde in der Franziskanerkirche zu Salzburg beigesetzt. Sein Erbe erhielten Familienangehörige, fer-

Kuenburg tier das Brüder- und Siechenhaus sowie die Franziskaner in Salzburg. Quellen: SLA, Frank-Kartei: Kienburg, von, zu Prunsee, Trabuschken, Ehrenfried. Literatur: J. Andritsch (Hg.) Die Matrikeln der Uni­ versität Graz 1: 1586-1630 (Graz 1977) 10. - H. P. Naschenweng, Geschichte der Herren, Freiherren und Grafen von Khünburg 1189-1989, 4 Bde. u. 2 Zusatzbde. (Feldkirchen bei Graz 1988). - E. Naimer, Chiemsee 73. - M. Heim 15f., 40. Erwin Naimer

Kuenburg, Georg von (1542-1587) Koadjutor des Erzbischofs von Salzburg 1586-1587 Erzbischof von Salzburg

1580-1586

Georg von Kuenburg wurde am 22. 5. 1542 als Sohn des Christoph v. K. und dessen erster Ehefrau Anna von Schlintenpeug (Schlintburg) zu Moosham im Lungau geboren. Er war ein Neffe des Salzburger Erzbischofs M. v. (—>) Kuenburg, dessen Bruder Pfleger zu Moosham war. Unter der Obhut seines On­ kels genoß er eine gute Erziehung. Zu seinen Lehrern zählten Bartholomäus Esterer und G. (—►) Agricola. 1555 erhielt er das durch die

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mermeister des Salzburger Erzbischofs J. J. v. (—0 Kuen-Belasy, dann 1578 Propst von Alt­ ötting und durch Wahl 1579 Dompropst von Salzburg. Als Kuen-Belasy im selben Jahre ei­ nen Schlaganfall erlitt, wurde K. am 18. 7. 1580 zum Koadjutor mit dem Rechte der Nachfolge gewählt und am 7. 11. päpstlich bestätigt. Seitdem gingen fast alle politischen und religiösen Maßnahmen im Erzstift bis zum Tod des Erzbischofs 1586 von ihm aus. Ihm gelang es, habsburgische Ansprüche und Ambitionen der Wittelsbacher auf Salzburg zu verhindern. Besonders engagierte sich K. in der „Affäre Trauttmansdorff“. Dieser hatte sich als Domdekan in der Koadjutorfrage be­ sonders für Habsburg eingesetzt. Seine Pläne wurden aber durch K. durchkreuzt. Nach ei­ ner förmlichen Anklage vor dem Domkapitel erging ein drastisches Urteil: Wilhelm von Trauttmansdorff wurde schuldig gesprochen und 1580 wegen Meineid, Simonie und Ver­ rat an Erzbischof und Kapitel zu lebenslanger Haft auf der Festung Hohensalzburg verur­ teilt, wo er 1586 starb.

Nachdem Kuen-Belasy am 4. 5. 1586 gestor­ ben war, trat K. am 18. 6. die Nachfolge an. Am 23. 6. wurde ihm durch Sixtus V. das Pal­ lium übersandt. Am 5. 10. empfing er durch den Passauer Bischof U. v. (—>) Trennbach die Bischofsweihe. Am darauffolgenden Tage hielt er nach altem Zeremoniell seinen Einritt in die Residenzstadt und nahm die Huldi­ gung der Stände entgegen. K. starb nach nur siebenmonatiger Regierungszeit am 25. 1. 1587. Sein Leichnam wurde nahe dem Sakra­ mentsaltar im alten Dom beigesetzt. Literatur : B. Huemer. - E. Kuenburg. - H. Wagner. R. R. Heinisch 186-200. Franz Ortner

Kuenburg, Michael von (1514-1560)

1554-1560

Wahl zum Erzbischof freigewordene Salzbur­ ger Kanonikat Michaels v. K. Nach mehrjähri­ gen Studien an den Universitäten Freiburg und Löwen wurde K. Geheimer Rat und Kam­

Erzbischof von Salzburg

Michael von Kuenburg wurde am 10. 10. 1514 als Sohn des Christoph v. K. und dessen dritter Ehefrau Sybilla von Silberberg gebo­ ren. Die K. waren ein Kärntner Adelsge­ schlecht, das sich ursprünglich nach Deinsdorf (Deudorf) bei St. Thomas am Zeiseiberg nordöstlich von Klagenfurt nannte und aus der Ministerialität der Grafen von Ortenburg hervorgegangen war. Seit dem Kauf der Feste Khünburg östlich von Hermagor im Gailtal, einem Lehen des Bistums Bamberg, nannte sich die Familie ab 1388 nach diesem neuen Sitz „von Khünburg“ (Kuenburg). K.s Vater war Pfleger auf der Salzburger Feste Ober­

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Kuenburg

sachsenburg und hatte aus seinen drei Ehen 19 Kinder. Seit dem 16. Jh. stellten die mit dem Erzstift Salzburg engstens verbundenen K. drei Erzbischöfe von Salzburg und 19 Domherren, von denen drei Bischöfe zu Chiemsee, zwei zu Seckau, drei zu Lavant, ei­ ner zu Gurk und einer zu Laibach (später Erz­ bischof von Prag) wurden. Die K. brachten es somit auf die höchste Anzahl an geistlichen Würdenträgern in Salzburg.

K. studierte seit 1531 an der Universität In­ golstadt, wurde 1538 Domherr in Passau, 1550 in Salzburg und war als solcher bis zu seiner Wahl zum Erzbischof auf bayerischen Kreistagen tätig. Nach seiner Resignation hatte (—>) Ernst von Bayern dem Salzburger Domkapitel am 16. 7. 1554 geraten, die Neu­ wahl des Erzbischofs möglichst bald durch­ zuführen. Eine Wahlkapitulation war am 19. 7. fertiggestellt und am folgenden Tage von den Mitgliedern des Kapitels besiegelt wor­ den. In dem mit 30 Artikeln bis dahin um­ fangreichsten Wahlinstrument wollte das Ka­ pitel seine jurisdiktionellen Belange und wirtschaftlichen Interessen gewahrt wissen. Erstmals wurde darin ein Erzbischof ver­ pflichtet, in keiner Weise von der katholi­ schen Religion abzuweichen und die Unterta­ nen im alten Glauben zu halten. Das Kapitel bestellte die Bischöfe von Passau, Eichstätt und Chiemsee sowie den Propst von Berch­ tesgaden zu Kompromissären, die am 21. 7. 1554 in Form eines gemischten Kompromis­

ses K. ihre Stimme gaben. Julius III. bestätigte die Wahl am 19. 10. und verlieh das Pallium. K. nahm am 29. 10. in der traditionellen Form des Einrittes in die Residenzstadt das Erzstift in Besitz und empfing am 6. 1. 1555 die Bi­ schofsweihe. Julius III. forderte ihn 1555 in drei Schreiben auf, energisch gegen die Refor­ mation vorzugehen. K. war persönlich sitten­ streng und wollte eine Wende herbeiführen, indem er nicht nur Zugeständnisse an die Protestanten ablehnte, sondern auch gegen Mißstände in der Erzdiözese vorging. K. nahm an den Augsburger Reichstagen von Januar und August 1555 teil. Beim ersten wurde er mit den Regalien belehnt. Mit O. (—>) Truchseß von Waldburg sowie den Bi­ schöfen von Würzburg und Eichstätt gehörte er zu den heftigsten Gegnern des Augsburger Religionsfriedens, dessen Übereinkunft er je­ doch eigenhändig unterschrieb. Im Juli 1555 sandte K. den Domherrn Wil­ helm von Trauttmansdorff zu einer Visitation in die Salzburger Gebirgsgaue, um sich von der Situation der Kirche ein genaueres Bild zu machen. 1558 nahm er persönlich eine Vi­ sitation vor, denn der Visitationsbericht von 1555 zeigte, daß sich die religiös-kirchliche Lage zu Ungunsten der Kirche entwickelte. Die Forderung nach Spendung der Kommuni­ on unter beiderlei Gestalt war dabei nur eines der Symptome. Besonders deutlich machte sich der Priestermangel bemerkbar, so daß K. mit großer Entschiedenheit an die Reform des Klerus ging, 1557 das Salzburger Ritualbuch (Agendenbüchlein) neu drucken und im An­ hang mit deutschen Kirchenliedern versehen ließ. 1557 wies er die weltlichen Beamten an, allen Irrlehren entgegenzutreten. Auch Her­ zog Albrecht V. von Bayern ermahnte ihn zu schärferem Vorgehen. An alle Geistlichen und Lehrer ließ er einen Katechismus in latei­ nischer und deutscher Sprache übersenden. Aus ihm sollten die Kinder unterrichtet wer­ den. In entlegenen Gebieten richtete K. neue Seelsorgestationen („Vikariate“) ein und durchbrach damit die bisherige Pfarrstruktur im Stift. Die Berufung von Jesuiten nach Salz­ burg scheiterte dagegen am Widerstand des Domkapitels und an den hochgeschraubten Forderungen des Ordens. Trotz Befürwortung durch P. (—►) Canisius gab K. den Plan einer Jesuitenniederlassung auf. Als Metropolit be­ setzte K. zweimal eines der Salzburger Eigenbistümer. Mit K. war in Salzburg eine Wende im Hin­ blick auf ernsthafte kirchliche Reformen ein­ getreten. Über die Abwehr der Reformation hinaus kam K. auch seinen Pflichten als Lan­ desfürst gewissenhaft nach, indem er sowohl

Kuenburg - Kues

Österreich als auch Bayern gegenüber die Salzburger Ansprüche und Rechte zu wahren verstand. Er förderte ferner den Bergbau. Mit der Propstei Berchtesgaden wurden 1556 Ver­ träge über das Salz- und Holzwesen geschlos­ sen, ferner Landesgrenzen festgelegt. K. starb am 17. 11. 1560 auf der Rückreise von einem Besuch bei Herzog Albrecht V. im Kloster Geisenfeld. Sein Leichnam wurde beim Erentrudisaltar im Salzburger Dom, den er selbst hatte errichten lassen, beigesetzt.

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form einsetzte, die ein zentrales Thema der zeitgenössischen Reformbemühungen bil­ dete. U. a. mit Ziegenhains Hilfe erlangte er in der Folge eine große Zahl von Pfründen, die ihm einen beachtlichen wirtschaftlichen Spielraum verschafften. Für deren Verwal­ tung und seelsorgliche Belange setzte er viel Kraft ein; er wurde dadurch aber auch in manchen Konflikt involviert.

Literatur: J. Riedl 151. - B. Huemer. - H. Wagner-H. Klein 151 f. - E. Kuenburg. - R. R. Heinisch 174180. - F. Ortner, Reformation 68-76. - H. DopschH. Spatzenegger II/l, 125-131. Franz Ortner

Kues (Cusanus), Nikolaus von (1401-1464)

1448 1450-1464

Kardinal Bischof von Brixen

Nikolaus von Kues wurde im Jahre 1401 (er­ rechnet nach seiner Grabinschrift) zu Kues an der Mosel als Sohn des Schiffers, Kaufman­ nes und Sendschöffen Johan (gen. Henne) Cryfftz und dessen Ehefrau Katharina, Toch­ ter des Hermann Roemer, geboren. Bis 1430 nannte er sich nach dem Namen seiner Fami­ lie lat. Cancer, dt. Krebs, Cryffts, Krieffts, Kreves u. ä. und als Gelehrter Nicolaus Trevirensis, seitdem nach seinem Geburtsort (de) Cusa. E. S. (—>) Piccolomini gab ihm 1440 den bis heute gängigen Zunamen Cusanus. Neben zwei Schwestern und einem Bruder Johan­ nes, der ebenfalls Priester wurde und dem K. zu mehreren Benefizien verhalf, sind noch andere Geistliche aus der Verwandtschaft überliefert. Der Vater war ein erfolgreicher Geschäftsmann. Ihm verdankte K. seinen bei aller persönlichen Anspruchslosigkeit sehr ausgeprägten Geschäftssinn und Unterneh­ mensgeist. 1416-17 studierte er in Heidelberg die Artes liberales, danach bis 1423 in Padua, wo Prosdocimus de Comitibus sein wichtig­ ster Lehrer war, Kirchenrecht. Er schloß mit der Promotion zum Dr. decr. ab. K. knüpfte in Padua Kontakte zu den später einflußreichen Kardinälen Cesarini und Capranica, wurde von der durch Francesco Zabarella in Padua bekannt gemachten konziliaren Theorie be­ einflußt und nahm das humanistische Bil­ dungsgut seiner Zeit in großer Breite auf.

Seit 1425 Pfarrer von Altrich bei Kues, weilte er 1427 als Prokurator des Trierer Erzbischofs Otto von Ziegenhain (1418-30) an der Kurie, wo er sich wahrscheinlich für die Klosterre­

Die erste überlieferte Predigt hielt K. 1430; die Priesterweihe empfing er frühestens 1436. 1425 als Dr. iur. can. an der Kölner Universi­ tät immatrikuliert, glänzte er durch rechtshi­ storische Forschungen, und zwar meist im Hinblick auf aktuelle Probleme. Er wies z. B. nach, daß die Konstantinische Schenkung eine Fälschung bildete. Rufe an die Universi­ tät Löwen lehnte er 1428 und 1435 ab. Durch Heymericus de Campo mit den christlich-pla­ tonischen Ideen des Mittelalters bekannt, übernahm K. den für sein Denken zentralen Begriff der „Coincidentia oppositorum“. Wichtige Impulse verdankte er auch dem Stu­ dium der Schriften des Raimundus Lullus, von dem er die Vorliebe für Zahlen und Sym­ bole übernahm. Außerdem machte er sich als Entdecker von Handschriften lateinischer Klassiker einen Namen und zugleich Freunde unter jenen einflußreichen Humanisten, die er auf dem Basler Konzil wiedertraf. Dort wirkte er seit 1432 als Berater, Sekretär und Kanzler des bei der Trierer Erzbischofswahl 1430 gegen J. v. (—►) Sierck und gegen den

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Kues

päpstlichen Nominaten R. v. (—►) Heimstatt unterlegenen Ulrich von Manderscheid, des­ sen Anspruch er mit Hinweisen auf die not­ wendige Zustimmung der Laien zur Bestel­ lung des Bischofs und auf die besonderen Rechte der Kirche im Reich zu untermauern suchte.

Obwohl K. sich in diesem Streitfall nicht durchsetzen konnte, gewann er auf dem Kon­ zil doch an Einfluß und erhielt wichtige Auf­ träge, so zu Verhandlungen über die Rück­ kehr der Hussiten in die katholische Kirche, die zur Abfassung der „Prager Kompaktaten“ von 1436 führten, und über das Verhältnis des Papstes und seiner Legaten zum Konzil. Seine Vermittlungsvorschläge erwiesen sich durchweg als tragfähig. Mit der Reflexion über das Verhältnis von Papst und Konzil gin­ gen Erwägungen über die Reichreform einher, die ihren Niederschlag in seinem Hauptwerk „De concordantia catholica“ fanden. Darin entwarf er eine Ordnung von Kirche und Reich und legte Reformvorschläge vor, die er später jedoch z. T. nicht wieder aufnahm, als er sich vom Basler Konzil abwandte. Als sich seit 1435 der neue Bruch zwischen Papst Eugen IV und dem Basler Konzil ab­ zeichnete und 1437 wegen der Verlegung der Kirchenversammlung tatsächlich erfolgte, stellte K. sich mit einer Konzilsminderheit auf die Seite Eugens IV, begab sich mit der Delegation der von den Griechen anerkann­ ten Konzilsminderheit nach Italien und von dort nach Konstantinopel. Bei dieser Beauf­ tragung hatten seine Kenntnisse des Griechi­ schen und der frühchristlichen Synoden eine Rolle gespielt. Zusammen mit Kaiser und Pa­ triarch und deren Begleitung, darunter dem gelehrten Erzbischof Bessarion, erreichte K. Anfang 1438 Venedig. Während dieser Seerei­ se konzipierte er sein Werk „De docta ignorantia“, dessen Niederschrift er 1440 in Kues beendete und das die Grundlinien seines phi­ losophisch-theologischen Denkens enthält. Es beginnt mit einer Besinnung auf das Nicht­ wissen und findet zu einer Selbstbeschei­ dung des Intellekts vor der metaphysischen Wirklichkeit, wo in Gottes Unendlichkeit die Gegensätze überwunden werden. Der Gefahr einer pantheistischen Mißdeutung seiner Ausführungen trat K. in seinem zweiten gro­ ßen Werk „De coniecturis“ entgegen. Ange­ sichts der als unbegrenzt erkannten Welt deu­ tete er den einzelnen Menschen nach dem Beispiel Christi in seiner Mittelstellung zwi­ schen Himmel und Erde. Diese in seinen Hauptwerken niedergelegten Gedanken ent­ faltete und vermittelte er seitdem in immer neuen Traktaten, Dialogen und Predigten.

K. beschränkte sich jedoch nicht auf seine philosophisch-theologischen Arbeiten, son­ dern er war zugleich als Politiker und als Seelsorger tätig. An dem am 9. 4. 1438 in Fer­ rara eröffneten Konzil, das 1439 zur Union mit den Griechen führte, nahm er nur kurze Zeit teil. Stattdessen war er viele Jahre lang bei den Tagfahrten der deutschen Fürsten und Reichsstädte sowie bei den Provinzial­ konzilien im Reich anwesend, um für den päpstlichen Standpunkt, den er immer wie­ der neu vortrug, zu werben, und wirkte so für die Einheit der Kirche und zugleich für die Kirchenreform. Nicht zuletzt widmete er sich dabei auch seinem reichen Pfründenbesitz, den ihm das Basler Konzil wie allen Mitglie­ dern der 1437 zur päpstlichen Seite überge­ wechselten Minderheit 1440 entziehen und neu vergeben wollte, den er jedoch behaup­ tete und noch weiter ausbaute. K. war ferner als Vermittler in zahlreichen Streitfällen und im päpstlichen Auftrag bei der Einweisung in manches Benefizium tätig. Nachdem sich die Gunst der deutschen Fürsten der päpstlichen Seite zugewandt hatte, erfolgte 1447 in Aschaffenburg der Durchbruch mit dem Ab­ schluß der Fürstenkonkordate zwischen den Reichsfürsten und Eugen IV. Die Superiorität des Konzils über den Papst, die Abstellung der Gravamina und die Regelung der kirchli­ chen Verhältnisse im Reich wurden aller­ dings im Wiener Konkordat von 1448 zugun­ sten der Kurie modifiziert.

Während Eugen IV. seinen Legaten Carvajal schon 1447 mit dem roten Hut belohnte, er­ nannte er K. nur in petto zum Kardinal. Des­ sen Publikation im Konsistorium erfolgte erst am 20. 12. 1448 durch Papst Nikolaus V. Am 3. 1. 1449 wurde ihm S. Pietro in Vincoli als Titelkirche zugewiesen. Während der langjäh­ rigen Verhandlungen hatte sich das Kirchen­ bild von K. angesichts der Zerrissenheit des Konzils sehr gewandelt, und das Papsttum er­ hielt in ihm einen größeren Stellenwert, doch blieb er bei aller Betonung der päpstlichen Führungsstellung stets auf Einheit durch Konsens bedacht. Nachdem K. seine diplomatischen Aufträge zunächst nur als Orator wahrgenommen hatte, wurde ihm 1446 die Würde eines Apo­ stolischen Legaten verliehen. Sie stellte ihn nicht nur den Fürsten und Prinzen von Ge­ blüt gleich, sondern sie brachte ihm infolge der damit verbundenen Rechtsprivilegien auch eine Fülle zusätzlicher Arbeit, die er u. a. für seine zahlreichen Familiären, zum im­ mer weiteren Ausbau seines Pfründenbesit­ zes, aber auch seiner gelehrten Kontakte, vor allem in den Niederlanden, einsetzte. Es ist

Kues irstaunlich, daß er trotz der dadurch beding­ en Reisen weiter wie auch während seiner ipäteren kirchenpolitischen Konflikte an seilen großen wissenschaftlichen Werken arbeien konnte.

Das Heilige Jahr 1450, das der Stadt Rom an­ gesichts der Konsolidierung der päpstlichen Herrschaft eine große Zahl von Pilgern zu­ führte, sah K. in der Ewigen Stadt u. a. mit mathematischen und geometrischen Arbeiten beschäftigt. Ende 1450 führte ihn dann der Auftrag als päpstlicher Legat zur Verkündi­ gung des Jubiläumsablasses und zugleich zur Betreibung der Kirchenreform noch einmal auf eine mühsame, durch zahlreiche Rechts­ akte minutiös belegte Reise ins Reich. Mit umfassenden Kompetenzen für die Abhal­ tung von Provinzialkonzilien und die Förde­ rung der Ordensreform ausgestattet, verstand K. sein Wirken ganz seelsorglich. Über Spittal an der Drau wandte er sich nach Salzburg und Wien, zog durch Bayern, über Nürnberg und Mitteldeutschland in die Niederlande, an den Rhein und begab sich danach im April 1452 in das ihm 1450 verliehene Bistum Bri­ xen. Er predigte, ordnete die eucharistische Frömmigkeit, ging gegen zweifelhafte Mira­ kel, Reliquien und Wallfahrten wie z. B. in Wilsnack (K. v. [—>] Lintorff), nicht aber in Andechs, mit aller Schärfe vor und bemühte sich auf Synoden und Ordenskapiteln um die Kirchenreform. Dabei orientierte er sich u. a. an der Windesheimer Kongregation der Au­ gustinerchorherren, die wichtige Träger der Devotio moderna waren und deren Stamm­ kloster er im Verlauf seiner Legation auf­ suchte. Während er bei den Benediktinern und Augustinerchorherren mit seinen Re­ formbestrebungen Erfolg hatte - aber auch ih­ rerseits gab es vielfach Protest und Appella­ tion an den Papst - sträubten sich andere Or­ den wie die Zisterzienser und die Mendikan­ ten wegen ihres besonderen Rechtsstatus gegen seine Maßnahmen. Auch die von ihm angestrebte Generalreform der Kirche erwies sich als undurchführbar, und ein entspre­ chender, von ihm Anfang 1451 auf der Pro­ vinzialsynode in Salzburg vorgelegter Ent­ wurf stieß auf so zahlreiche Bedenken, auf versteckten und offenen Widerstand und schließlich auch auf antirömische Affekte, daß K. sich später mit begrenzten Vorschlä­ gen begnügte. Neben den positiven Aspekten seines Wirkens fehlte es freilich auch nicht an dunklen Punkten, so bei Anordnungen ge­ gen die Juden. Sein Einsatz um Beilegung der münsterschen Stiftsfehde und um Vermitt­ lung mit den Hussiten, denen gegenüber der Bußprediger Johannes von Kapistran im Ge­

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gensatz zu K. einen scharfen Kurs wünschte, führte nicht zum Erfolg. Insgesamt bildete das Jahr 1451 jedoch den Höhepunkt der Laufbahn von K.

Nach dem Tod des Brixner Bischofs J. (—>) Röttel (28. 2. 1450), der seit 1447 Kanzler des noch jugendlichen Herzogs Sigmund von Ti­ rol gewesen war, gaben am 14. 3. in Inns­ bruck drei Mitglieder des wahlberechtigten Domkapitels dem Domherrn, Pfarrer von Ti­ rol und nunmehrigen Kanzler Sigmunds L. (—>) Wismair ihre Stimmen. Wohl noch vor dem Eintreffen dieser Nachricht in Rom ver­ lieh Papst Nikolaus V. dagegen am 23. 3. das Bistum an K. Gegenüber dem Innsbrucker und Brixner Einspruch erklärte der Papst spä­ ter, die Macht des Herzogs, der wie schon sein Vater die Tiroler Hochstifte seinem Herr­ schaftsbereich eingliedern wollte, habe eine freie Wahl unmöglich gemacht. Der Einfluß der Tiroler Landesherren auf die Bestellung der Bischöfe war tatsächlich seit dem 14. Jh. übermächtig, und das Wahlgeschäft war wei­ thin zur Formelsache geworden. K. zögerte nicht, das Bistum trotz aller damit verbunde­ nen Schwierigkeiten anzunehmen. Die bi­ schöfliche Konsekration erteilte Nikolaus V. ihm persönlich am 24. 4. in St. Peter. Trotz der ungewöhnlichen Art der Verleihung des Bistums kam es vorerst nicht zur Eskalation. Als K. sich Ende 1450 als Legat ins Reich be­ gab, umging er Tirol, empfing am 1. 3. in Wie­ ner Neustadt von Friedrich III. die Regalien sowie die Bestätigung der Privilegien seines Bistums. Am 15. 3. einigte er sich dann in Salzburg mit dem Herzog und mit Wismair, der stattdessen 1453, wohl mit Unterstützung von K., das Bistum Chur erhielt. K. sicherte Sigmund Freundschaft und Loyalität zu, ließ aber keinen Zweifel daran, daß er die Leitung von Diözese und Stift persönlich in die Hand nehmen werde. Dies geschah nach Abschluß seiner Legationsreise im April 1452. K. wollte seinen Sprengel in jeder Hinsicht verbessern. Da er dabei vor keinem Konflikt zurück­ schreckte, angesichts der oft unklaren Rechts­ verhältnisse wenig Konzilianz bewies und vielfach mit dem Herkommen brach, war sei­ ne Amtszeit von endlosen Streitigkeiten be­ gleitet, die schließlich sein Reformbemühen zunichte machten. Letztlich standen sich da­ bei der unter dem Herzog aufsteigende, nach der Kirchenhoheit ausgreifende Territorial­ staat und das von K. vertretene, durch die Entwicklung jedoch überholte Konzept der mittelalterlichen Kirche gegenüber. Nachdem im 15. Jh. erst drei Diözesansyn­ oden stattgefunden hatten, führte K. solche 1453, 1454, 1455 und 1457 entsprechend den

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Kues

Bestimmungen des Konzils von Basel durch. Der Durchsetzung der Synodalbeschlüsse sollten jährliche Kleruskonferenzen dienen, für die er die Diözese in drei Bezirke aufteilte. K. bereiste seinen ausgedehnten Sprengel bis in die entlegensten Orte und war sich nicht zu schade, auch in alltägliche Fragen ord­ nend einzugreifen, wurde dabei freilich oft unnötig scharf, so bei der von ihm angeordne­ ten, ganz undurchführbaren Abstinenzpraxis. Aus seiner Brixner Zeit haben sich 170 Pre­ digtentwürfe von K. erhalten.

Das Verhältnis des aus dem Bürgertum zu fürstlicher Stellung aufgestiegenen K. gegen­ über Sigmund und dem Tiroler Adel, der in ihm den Emporkömmling und Landfremden sah, war von Amfang an belastet. Dennoch kam es bis 1456/57 nicht zum Konflikt, ob­ wohl K. durch seine Schroffheit bei der Rück­ gewinnung bischöflicher Lehen und Ämter den Adel und durch sein Vorgehen bei der Vergabe von Kapitelsstellen auch das Domka­ pitel gegen sich aufbrachte. Die feindliche Stimmung steigerte sich, als K. 1456 seinem Neffen Simon von Wehlen ein Domkanonikat verleihen wollte, damit aber bei einem Teil der Domherren auf Widerstand stieß, den er mit der Exkommunikation beantwortete. Mit der Verhängung kirchlicher Zuchtmittel war er wie die ganze Kirche seiner Zeit schnell bei der Hand. Zu schweren Konflikten kam es mit einer Rei­ he von Klöstern, die sich angesichts des ge­ walttätigen Vorgehens von K. auf ihre Exem­ tion oder auf ihre hergebrachten Bräuche be­ riefen. Der Herzog ließ K. dabei gewähren, so­ lange seine eigenen Hoheitsrechte nicht tangiert wurden. Da geistliche und materielle Fragen oft unentwirrbar miteinander verbun­ den waren, geschah dies jedoch häufig, zu­ mal sich die Klöster um Schutz an den Lan­ desherrn wandten. Einen schweren Fehlgriff beging K. 1457 mit der Exkommunikation des Abtes von Stams. Der Betroffene, dessen Klo­ ster die Grablege der Tiroler Landesfürsten barg, berief sich dagegen auf seine Exemtion als Zisterzienser. Auf Befürwortung durch Sigmund und Friedrich III. wurde die Zensur Anfang 1458 von Papst Calixt III. kassiert und K. damit bloßgestellt.

Noch weit größeres Aufsehen verursachte der lange schwelende Konflikt von K. mit den Nonnen von Sonnenburg im Pustertal, die sich als Benediktinerinnen betrachteten, fak­ tisch aber wie Stiftsdamen lebten und z. B. keine Klausur kannten. Als K. dort, wie auf dem Salzburger Provinzialkonzil 1451 be­ schlossen, die Observanz erzwingen wollte,

stieß er jedoch auf den Widerstand der selbst bewußten adeligen Damen unter ihrer Äbtis sin Verena von Stuben. In dem Konflikt gin^ es zugleich um Abgaben und um die Abgren zung hoheitlicher Rechte zwischen Hochstifi und Grafschaft. Zur Eskalation kam es 1458 als die Äbtissin mit Waffengewalt Abgaben von Untertanen erpressen wollte, die von K. unterstützten Bauern sich jedoch wehrten, 50 Knechte töteten und der bischöfliche Haupt­ mann Sonnenburg belagerte. K. suchte sich nicht nur als Diözesanbischof durchsetzen, sondern strebte auch danach, sein kleines und zersplittertes, von der Graf­ schaft Tirol umklammertes Hochstift zu kon­ solidieren und, soweit möglich, im Laufe der Zeit verlorengegangene Herrschaften zurück­ zugewinnen. Darauf bereitete er sich seit 1452 durch ausgedehnte Urkundenstudien vor. Er suchte nach Rechtsgründen zur Unter­ mauerung seiner Ansprüche. Von grundsätz­ licher Bedeutung war es, daß Friedrich III. ihm 1452 das Bergregal im ganzen Diözesan­ gebiet bestätigte. Damit waren indirekt auch hoheitliche Rechte anerkannt. Außerdem be­ saß dieses Privileg angesichts des damals auf­ steigenden Silberbergbaus sehr handfeste Konsequenzen. Seit 1452 bemühte K. sich fer­ ner darum, verpfändete Besitzungen einzulö­ sen, doch blieb der Erfolg weit hinter seinen Erwartungen zurück. Lediglich in Matrei und Steinach hatte er Erfolg. Neu erwarb er 1456 das Gericht Täufers. Die Mittel dazu ver­ dankte er seiner Sparsamkeit und guten Wirt­ schaftsführung, während sich der leichtsinni­ ge, aber beim Volk beliebte Sigmund trotz sei­ nes Beinamens „der Münzreiche“ in stän­ digen Finanznöten befand. Der Konflikt zwischen K. und Sigmund steigerte sich noch, als diesem 1457 bekannt wurde, daß der Kardinal sich um einen Nachfolger als Bi­ schof aus dem Hause Wittelsbach bemühte.

Dies alles führte im Sommer 1457 zu einem Eklat, dessen Details nie ganz geklärt wurden. Durch Sigmund zu Besprechungen nach Innsbruck eingeladen, ließ K. sich durch ei­ nen Überfall einschüchtern und glaubte an Mordabsichten. Am 4. 7. floh er über Säben auf seine Burg Andraz im Buchenstein, tief im Gebirge, und alarmierte die Öffentlichkeit und vor allem die römische Kurie, so daß Papst Calixt III. am 12. 11. das Interdikt über die Länder Sigmunds verhängte. K. schob dessen Verkündigung jedoch hinaus und lenkte bei nachfolgenden Verhandlungen teil­ weise ein.

Auf Einladung seines inzwischen als Pius II. zum Papst erhobenen Freundes Piccolomini

Kues

)egab K. sich im September 1458 an die römi­ sche Kurie, wo der Papst ihn in sein Haus mfnahm, da K. keine Einkünfte mehr aus Bri­ ten erhielt und als arm galt. Der Papst wünschte Verhandlungen mit Sigmund, da er len Herzog für den Kreuzzug gegen die Tür­ ken gewinnen wollte, der im Mittelpunkt sei­ nes gesamten Planens stand. Vor seiner Ab­ reise zu dem dafür einberufenen Kongreß von Mantua betraute er K. Anfang 1459 als „Legatus urbis“ mit der Verwaltung Roms und des westlich des Apennin gelegenen Teiles des Kirchenstaates. Auch jetzt wurde K. wie­ der in vielfache Auseinandersetzungen mit den Kirchenvasallen involviert. Ohne länger­ fristigen Erfolg blieb, daß er Anfang 1459 den römischen Klerus auf einer Synode für die Kirchenreform gewinnen wollte. K. war bis in seine letzten Jahre mit zahlreichen deutschen und italienischen Angelegenheiten befaßt, doch bleibt sein tatsächlicher Einfluß offen. Als Gelehrter und vorbildlicher Priester, der täglich die Messe feierte und Brevier betete, war er hoch angesehen, zumal sein Konflikt mit Sigmund ihm die Reputation des Märty­ rers gab. Es ist bezeichnend, daß K. selbst auf dem Hö­ hepunkt seiner Auseinandersetzungen und Beauftragungen weiter an seinen philoso­ phisch-theologischen Arbeiten wirkte. Es ver­ ging kaum ein Jahr, in dem er nicht ein Werk abschloß. Dabei stieß er von praktischen Fra­ gen immer wieder zu grundsätzlichen Erörte­ rungen vor. Nach dem Fall Konstantinopels reflektierte er z. B. über das Verhältnis der Re­ ligionen zueinander, und hinter der äußeren Unterschiedlichkeit suchte er das Gemein­ same. Den Nachruhm von K. in seiner Heimat si­ cherte ihm das nach ihm benannte, 1451 bei einem Aufenthalt in Kues gegründete und reich dotierte St.-Nikolaus-Hospital für 33 arme Greise. Am 3. 12. 1458 unterzeichnete er in Rom die Stiftungsurkunde mit der Le­ bensordnung für seine Bewohner. Diese ka­ tholische Stiftung hat bis heute alle Umbrü­ che der Zeit überstanden. Mit ihrer Kapelle eng verbunden, birgt die Bibliothek den rei­ chen Bücherschatz und die astronomischen Geräte des Stifters. Auch in Brixen entstand unter K. eine Reihe bedeutender Kunstwerke. Den 1444 abgebrannten Chor des Domes ließ K. 1455 erneuern und 1459 den „Weißen Turm“ der Stadtpfarrkirche erbauen.

Obwohl von der Aussichtslosigkeit des päpst­ lichen Kreuzzugsplanes überzeugt, begab sich K. 1459 zum Fürstenkongreß nach Man­ tua. Sigmund zeigte sich dort entgegenkom­

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mend, doch deutete sich bereits eine neue Verschärfung des alten Konfliktes an, da der alte Gegner von K. und gewiegte Konziliarist Gregor von Heimburg, der den Papst und K. in Mantua öffentlich bloßstellte, wenig später in herzogliche Dienste trat. Von ihm mußte man den Aufbau einer antikurialen Front er­ warten. Pius II. verbot daher 1460 vorsorglich jede Appellation an das Konzil. Nachdem K. sich im Februar 1460 noch ein­ mal nach Andraz begeben hatte, berief er auf den 30. 3. eine Klerusversammlung nach Bruneck. Sigmund ließ den Bischof dort mili­ tärisch einschließen. Ausgleichsverhandlun­ gen über den weltlichen Besitz führten zu keinem Ergebnis. In dieser Situation konze­ dierte K. alle finanziellen und hoheitlichen Forderungen, widerrief dies allerdings so­ gleich, als er sich wieder in Freiheit befand. Wenig später zitierte Pius II. Sigmund wegen des Brunecker Vorfalles auf den 4. 8. nach Siena vor sein Gericht. Am 8. 8. sprach er die Exkommunikation über Sigmund und seine Gefolgsleute aus. Daraufhin appellierte dieser am 13. 8. in einem von Gregor von Heimburg entworfenen Schreiben an ein allgemeines Konzil und warf Pius II. vor, zum Kreuzzug nur aufgerufen zu haben, um die Kirche im Reich finanziell auszusaugen. Die Admini­ stration des Bistums Brixen übertrug Pius II. am 12.8. dem Salzburger Erzbischof S. v. (—►) Volkers dorf, doch machte dieser keine An­ stalten, diesem Auftrag nachzukommen. Die geistlichen und politischen Maßnahmen des Papstes gegen Sigmund hatten keine nam­ hafte Wirkung. Am 18. 10. sprach er die Ex­ kommunikation von Sigmund und Heimburg noch einmal aus. Dieser antwortete darauf im Januar 1461 mit einer Streitschrift, in der er den Papst, weil dieser von den Beschlüssen des Konzils abgefallen sei, als Ketzer bezeich­ nete. Weitere Streitschriften folgten von bei­ den Seiten. Seitdem trat der Konflikt zwi­ schen K. und Sigmund ganz hinter dem neu aufflammenden Konziliarismusstreit zurück. Erst 1464 kam es unter Wahrung des beider­ seitigen Prestiges zu einem Vergleich.

K. wurde seit 1461 wiederholt von gesund­ heitlichen Störungen betroffen und dennoch immer wieder mit heiklen Aufgaben betraut. Als 1464 der Kreuzzug greifbar nahe war, ver­ ließ er am 3. 7. Rom, um sich nach Ancona zu begeben. Auf dem Wege dorthin verstarb K. am 11. 8. in Todi, drei Tage vor Pius II. Sein Leichnam wurde in seiner Titelkirche S. Pie­ tro in Vincoli, sein Herz in der Kapelle seiner Hospitalstiftung in Kues beigesetzt. Das groß­ artige Grabdenkmal in Rom schuf ihm ein nicht sicher bekannter lombardischer Meister.

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Kues - Kuhschmalz

Schriften: E Stapulensis (Hg.), Nicolai Cusae Cardinalis Opera (Paris 1514). - P. Wilpert (Hg.), Nikolaus von Kues. Werke, nach dem Straßburger Druck von 1488 neu hg. (Berlin 1966). - Die Werke des Cusanus werden kritisch hg. v. d. Heidelberger Akade­ mie der Wissenschaften: Nicolai de Cusa Opera om­ nia (Leipzig-Hamburg 1932 ff). - Zur Lebensge­ schichte: Acta Cusana (Hamburg 1976)ff. Literatur: Grundlegend: E. Vansteenberghe, Le car­ dinal Nicolas de Cues (1401-1464). L’action - la pensee (Paris 1920). - Eine vorzügliche Kurzdarstel­ lung: E. Meuthen, Nikolaus von Kues 1401-1464. Skizze einer Biographie (Münster, 71992) (Lit.). MFCG (bisher 21 Bde.). - Für K.s Wirken in Brixen sind wichtig: W. Baum, Nikolaus Cusanus in Tirol. Das Wirken des Philosophen und Reformators als Fürstbischof von Brixen (Bozen 1983). - J. Gelmi, Bischöfe 100-109. - J. Riedmann, in: J. Fontana u. a. I, 459—468. - Ferner zahlreiche Beiträge von H. Hailauer, zuletzt: Nikolaus von Kues als Bischof und Landesfürst, in: MFCG 21 (1994) 275-315. Ders., Bruneck 1460, in: FS Meuthen I, 381-^412. H. G. Senger, in: TRE 24 (1994) 554-564. Erwin Gatz

Kuhschmalz, Franz (+ 1457) 1424-1457 Bischof von Ermland 1455-1457 Weihbischöfliche Handlungen in Breslau

Franz Kuhschmalz entstammte einer wohlha­ benden, aus Schlesien nach Preußen einge­ wanderten Familie. Er selbst dürfte im Erm­ land geboren sein, vielleicht in Rößel, denn er nannte sich Franz Resel. In den späteren Chroniken heißt er Kuhschmalz, vermutlich nach dem Herkunftsort der Familie im ober­ schlesischen Kreis Grottkau. Der Vater war wahrscheinlich Großbauer.

Nach der Priesterweihe studierte K. in Leip­ zig, wo er 1410 den Grad eines Bacc. art. er­ langte. 1412 war er an der juristischen Fakul­ tät der Universität Prag eingeschrieben, 1414 oder 1415 wurde er in Wien zum Dr. iur. pro­ moviert. Nach dem Studium trat er als Privat­ sekretär in die Dienste des Hochmeisters Mi­ chael Küchmeister. Beim Konstanzer Konzil vertrat er als Mitglied der Gesandtschaft des Deutschen Ordens dessen Rechte gegenüber den Ansprüchen des polnischen Königs. Seit 1418 wieder in Preußen, wurde K. auf Betrei­ ben des Hochmeisters 1419 Domherr von Dor­ pat und im Januar 1420 Dompropst von Erm­ land. Auch nach seiner vom Orden geförder­ ten Bischofswahl beriet er die Hochmeister in juristischen und politischen Fragen und stand ihnen für diplomatische Dienste zur Verfügung.

Zwei Tage nach dem Tod des Bischofs Johan nes Abezier (1415-24) wählte das ermländi sehe Domkapitel K. am 13. 2. 1424 einstim mig zum Nachfolger. Die päpstliche Bestäti gung erfolgte am 8. 4., die Konsekration Ende Juli in der Stadtpfarrkirche zu Heilsberg ir. Anwesenheit des Hochmeisters durch die Bi­ schöfe J. (—>) Marienau von Kulm und Ger­ hard Stolpmann (1418-27) von Pomesanien. Bald nach seiner Wahl ernannte K. Petrus Steinbutt zu seinem Offizial. Dieser unter­ stützte den Bischof bis zu seinem Tod (1434) in der Leitung der Diözese. Für sein und des Kapitels Territorium nahm K. 1427 die neue Landesordnung des Ordenslandes an, doch fügte er noch eigene Artikel, insbesondere über den Dienst der Prußen, hinzu. Auf sei­ nen Vorschlag wurde 1427 ein Provinzialkon­ zil der Erzdiözese Riga für die preußischen Bistümer in Elbing abgehalten. Vielleicht hat K. zuvor, wie er selbst anregte, und später noch öfter, z. B. nach Abschluß des Konzils von Basel, an dem er 1437-38 im Auftrag des Rigaer Erzbischofs teilnahm, eine Diözesan­ synode veranstaltet. Erhalten sind die Be­ schlüsse einer Synode von 1449 in der Pfarr­ kirche zu Heilsberg. Ihr ging eine Kirchenvi­ sitation bzw. Laiensynode voraus, deren Ord­ nung aus einem bischöflichen Erlaß an den Klerus des Dekanats Kreutzburg von 1444 be­ kannt ist. Darin werden als Adressaten der bi­ schöflichen Weisungen neben Prußen und Deutschen erstmals auch Polen genannt, und zwar Siedler aus Masowien, die nach den Verwüstungen der vorangegangenen Kriege in größerer Zahl ins Land geholt worden waren. In den Synodalkonstitutionen von 1449 ord­ nete K. ähnlich wie seine Vorgänger an, daß die Pfarrer in Gemeinden mit deutscher und prußischer Bevölkerung sich einen prußischen Kaplan halten oder mit Hilfe eines Dol­ metschers predigen sollten. Zur Ausbildung des prußischen Klerus war Mitte des 14. Jh.s im Heilsberger Schloß eine Schule für zwölf Knaben gegründet worden. Sie ging zu Be­ ginn des Dreizehnjährigen Städtekrieges (1454-66) ein. Die Heilsberger Synode verur­ teilte vor allem das sittenlose Leben der Prie­ ster. Die angeprangerten Mißstände zeigen, daß das Bild des ermländischen Klerus da­ mals schon sehr verdunkelt war. Anzeichen des Hussitismus finden sich aber weder in den 44 Verordnungen der Synode noch im Er­ laß der vorangegangenen Visitation. Für die Armen gründete K. einen Mons pietatis.

K. war führender Repräsentant der gegen die Stände gerichteten Politik des Deutschen Or­ dens. Deren Zusammenschluß im Preußi­ schen Bund (1440) konnte er jedoch nicht

Kuhschmalz - La Vallee verhindern. Trotz seiner Loyalität zum Orden wies K. Versuche Konrads von Erlichshausen zurück, das ermländische Domkapitel dem Orden zu inkorporieren. Der Hochmeister er­ wirkte zwar 1447 ein päpstliches Indult, zwei größere Kanonikate im Ermland zu besetzen, sein Nachfolger Ludwig von Erlichshausen verzichtete aber 1453 nach heftigem Wider­ stand von Bischof und Kapitel auf dieses Pri­ vileg. K. führte 1453/54 am Hof Kaiser Fried­ richs III. den Prozeß des Deutschen Ordens gegen den Preußischen Bund. Drei Tage vor der Rückkehr des Bischofs begann der Bund den Krieg gegen den Orden. K., dessen Di­ özese auch vom Aufruhr erfaßt wurde, fand Zuflucht in der belagerten Marienburg. Ostern 1455 floh er nach Breslau, wo er unter Bischof P. (—>) Nowag wirkte. Er starb am 10. 6. 1457 und wurde im Dom zu Breslau beige­ setzt. Literatur: A. Eichhorn, Bischofswahlen 125-128. Liv-, est- und kurländisches Urkundenbuch nebst Regesten, hg. v. E G. v. Runge-H. Hildebrand u. a. V-XII (Riga-Moskau 1867-1910). - M. Toeppen I. Bender, in: ZGAE 6 (1878) 250f. - E Hipler, Grab­ stätten 305f. - V. Röhrich 161-200, 337-379. - E Hipler, Constitutiones 11-22, 301-306. - A. Blu­ dau. - E. Lüdicke, Der Rechtskampf des deutschen Ordens gegen den Bund der preußischen Stände 1440-53, in: AF 12 (1935) 1-43, 173-217. - Codex diplomaticus Warmiensis, hg. v. V. Röhrich-F. Liedtke-H. Schmauch, IV (Braunsberg 1935). - G. Matern. - K. E. Murawski, Zwischen Tannenberg und Thorn: Die Geschichte des Deutschen Ordens unter dem Hochmeister Konrad von Erlichshausen 1441-1449 (Göttingen 1953) 181-185. - R. SamuL ski 12. - H. Boockmann, Laurentius Blumenau. Fürstlicher Rat - Jurist - Humanist (ca. 1415-1484) (Göttingen 1965) 65-161. - M. Biskup, Wojna. Poschmann, in: APB I (1974) 193. - K. Neitmann, Die Staatsverträge des Deutschen Ordens in Preu­

La Vallee, Christophe de (1554-1607)

1588-1607 Bischof von Toul 1593-1602 Administrator des Bistums Ver­ dun Christophe de La Vallee wurde im Jahre 1554 in der Diözese Verdun als Sohn des Christo­ phe Henriet, Herrn von La Vallee und Parois,

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ßen 1230-1449. Studien zur Diplomatie eines spät­ mittelalterlichen Territorialstaates (Köln-Wien 1986) 40f., 45-49. - A. Szorc, Dzieje 33f. - W. Ur­ ban, Studia 133, 176f. Hans-Jürgen Karp

Kurz, Heinrich (+ 1557) 1523-1528 1526 1526-1557 1549-1551

Offizial und Generalvikar Bischofs von Passau für Land unter der Enns Ep. tit. Chrysopolitanus Weihbischof in Passau Offizial und Generalvikar Bischofs von Passau für Land ob der Enns

des das

des das

* Regensburg; 14. 3. 1526 Titularbischof von Chrysopolis und Weihbischof in Passau; 1526 Propst des Kollegiatstiftes St. Salvator in Pas­ sau-Ilzstadt; 1530-41 Pfarrer von Tulln (Nie­ derösterreich); 1537 Teilnahme an der Mühl­ dorfer Konferenz der Salzburger Kirchenpro­ vinz als Vertreter des Administrators (—>) Ernst von Bayern. K. unterstützte den Plan ei­ nes allgemeinen Konzils, verlangte aber wie viele andere Teilnehmer, daß zuvor eine Pro­ vinzialsynode einberufen werde, zu der auch die Gesandten der weltlichen Fürsten einge­ laden werden sollten. Diese wurde am 15. 5. 1537 in Salzburg eröffnet. Dort vertrat K. wie­ derum Passau, t 21. 7. 1557 Passau; □ An­ dreaskapelle des Domkreuzganges; seine 606 Bde. starke Bibliothek vermachte er der Uni­ versität Ingolstadt. Literatur: M. Hansiz 610. -1. E Keiblinger 20. - Th. Wiedemann, Reformation I, 214, 218; V, 508. - L. H. Krick, Domstift 109, 208, 215, 218, 239. -J. Wodka, Tulln. A T

August Leidl

und der Pierrette Richier de Vaudelaincourt aus einer niederen Adelsfamilie geboren, die seit der Mitte des 16. Jh.s im Dienst der Her­ zöge von Lothringen stand. Nach Abschluß seines Studiums in Pont-ä-Mousson und Pa­ ris wurde er Erzieher der drei Halbbrüder Heinrich, Anton und (—>) Erich des Kardinals (—>) Karl von Lothringen-Vaudemont. Der

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La Vallee - Laiming

Herzog bestellte ihn ferner zum Maitre des requetes. Nach dem Tod des Kardinals Karl v. Lothrin­ gen-Vaudemont empfahl der Herzog L. dem Domkapitel von Toul als Nachfolger. Er rech­ nete damit, daß L. sich als treuer Diener der Dynastie bereitwillig zurückziehen werde, so­ bald Erich, der Halbbruder des Verstorbenen, das Alter für das Bischofsamt erreicht habe. Das Domkapitel fügte sich jedoch diesem Wunsch nicht und gab seine Stimme einem anderen Kandidaten, dem Papst Sixtus V. die Bestätigung verweigerte. Stattdessen verlieh er das Bistum am 22. 8. 1588 an L. L. war der erste Bischof von Toul, der dem französischen König den Lehnseid leistete. Zugleich richtete er aber ein Ergebenheits­ schreiben an den Kaiser, der ihn daraufhin am 29. 11. 1593 herkömmlich belehnte. Dies zeigt, in welch schwieriger Lage zwischen Frankreich und Reich sich das Bistum Toul befand. Die weitere Entwicklung war von den ständig drängenderen Ansprüchen des fran­ zösischen Hofes bestimmt.

Die Umstände der Bischofsernennung L.s be­ lasteten sein Verhältnis zum Domkapitel von Anfang an. Er setzte den Reformkurs seines Vorgängers fort, bemühte sich um die Einfüh­ rung der römischen Liturgie und um Beschaf­ fung der für den Klerus notwendigen Bücher. Das von ihm zur Veröffentlichung gebrachte Breviarium secundum usum insignis Eccle­ siae Tullensis von 1595 ignorierte zwar nicht die Tradition von Toul, es war aber dem römi­ schen Brevier nachgebildet. L. ließ ferner ein Missale herausbringen, das ebenfalls örtliche Tradition und römisches Vorbild zu verbin­ den suchte.

L., der seit 1593 zugleich Administrator von Verdun war, wurde während seiner langen Amtszeit auch von politischen Aufgaben in Anspruch genommen. Der Sohn des lothrin­ gischen Herzogs Karl III., der spätere Hein­ rich II., heiratete nämlich gegen den Protest von L. und von Papst Clemens VIII. 1599 Ka­ tharina von Bourbon, eine Schwester König Heinrichs IV. von Frankreich, die im Gegen­ satz zu ihrem Bruder Calvinistin geblieben war. Sie war intelligent und charaktervoll, blieb bei ihrer religiösen Überzeugung und war bereit, diese auch in Nancy zu praktizie­ ren. Dorthin begleiteten sie reformierte Geist­ liche. Der lothringische Hof befand sich ange­ sichts der Tatsache, daß er sein Gesicht als Exponent der Gegenreformation wahren, zu­ gleich aber seinen mächtigen Nachbarn durch die Brüskierung der Prinzessin nicht verstim­ men wollte, in großen Schwierigkeiten. Diese

lösten sich, als Katharina 1604 starb und Heinrich 1606 Margarethe von Gonzaga heira­ tete. Ein anderer Vorgang betraf L. noch un­ mittelbarer. Angesichts des wachsenden fran­ zösischen Druckes auf Toul betrieb Karl III. nämlich die Errichtung eines für Zentral­ lothringen bestimmten Bistums aus Teilen von Toul und Metz. Die damaligen Inhaber dieser Bistümer waren dem Herzog so sehr verbunden, daß sie seinem Plan keinen Wi­ derstand entgegensetzten. In Rom zögerte man jedoch, und der französische Gesandte beim Heiligen Stuhl tat alles, um das Projekt scheitern zu lassen. Papst Clemens VIII. ei­ nigte sich daher stattdessen 1603 mit Karl III. auf die Schaffung eines Primates für Lothrin­ gen und einer Primatialkirche in Nancy, de­ ren Grundstein 1603 gelegt wurde. Von einem Bistum Nancy war dagegen keine Rede mehr.

L. starb am 24. 4. 1607 in seiner bischöflichen Residenz zu Liverdun. Er wurde in der Kathe­ drale von Toul beigesetzt. Literatur: B. Picart 667-684. - A. Calmet VII, 103109. - E. Martin II, 51-98. - R. Taveneaux, Nancy 191-231. - M. Pernot, Reform e tridentine. - G. Ca­ bourdin I, 153-159. Louis Chätellier

Laiming, Leonhard von (1381-1451)

1420-1423

1423 1424-1451

Offizial und Generalvikar Bischofs von Passau für Land ob der Enns Offizial und Generalvikar Bischofs von Passau für Land unter der Enns Bischof von Passau

des das des das

Leonhard von Laiming entstammte einer bayerischen Ministerialenfamilie. Er wurde 1381 als fünfter Sohn des Erasmus v. L. zu Amerang und Tegernbach (+ 1406) und der Kunigunde von Schonstett in der Nähe von Rosenheim geboren. 1407 studierte er in Wien, später in Bologna (Dr. decr.). Sehr jung - er mußte vom defectus aetatis dispensiert werden - erscheint er 1400 als Salzburger Kleriker. Verwandtschaftliche Beziehungen der Onkel Otto v. L. war 1390-1414 Dom­ propst in Passau - dürften ihm den Weg in das dortige Domkapitel erleichtert haben, wo er 1412 als Mitglied erwähnt wird. Im Laufe der folgenden Jahre erlangte er eine ansehnli­ che Reihe von Pfründen: so 1414 die Pfarrei Obernberg bei Passau, das Benefizium am Corpus-Christi-Altar in der Ennser Pfarrkir­ che, die Pfarrei St. Stefan am Wagram, ferner die sehr einträgliche Pfarrei Pfarrkirchen im Rottal; außerdem erhielt er ein Kanonikat in

Laiming - Lamberg Freising. Schließlich wurde er 1428 Propst von Mattsee. Der Passauer Bischof Georg von Hohenlohe (1390-1423) ernannte L. 1420 zum Offizial und Generalvikar für das Land ob der Enns, 1423 für das Land unter der Enns. 1422 machte König Sigismund L. zum Hofkaplan. Als Hohenlohe 1423 starb, flammte der Kampf um das Bistum Passau er­ neut auf. Seitdem Österreich zu Lasten Pass­ aus ein oder mehrere Landesbistümer errich­ ten wollte, kam es zu Spaltungen im Domka­ pitel, da die Passauer Bischöfe ihren Sitz au­ ßerhalb des österreichischen Machtbereichs hatten und ihre Diözese andererseits in das Herzogtum Bayern hineinreichte. Von der Re­ gierungszeit Ludwigs des Bayern (1314-47) an waren die Bischofswahlen daher vom Machtkampf der beiden rivalisierenden Häu­ ser Bayern und Österreich begleitet. Trotz der Reservation Papst Martins V. nahm das Dom­ kapitel 1423 eine Wahl vor, die wieder zwie­ spältig ausfiel. Der bayerisch orientierte Flü­ gel gab nämlich dem Domherrn L., die öster­ reichisch orientierte Fraktion dagegen dem Kanzler Herzog Albrechts V, Domdekan Heinrich Fleckel, Professor des kanonischen Rechts an der Wiener Universität, ihre Stimme. Albrecht wandte sich daraufhin mit einer von Nikolaus von Dinkelsbühl verfaß­ ten Bittschrift an den Papst. Er verwies auf seine Rechte als Erbvogt des Hochstifts und auf die Gefahren, die Volk und Klerus durch den Hussitismus drohten. Er lehnte L. mit dem Hinweis ab - und das war der eigentli­ che Grund -, daß er ein Parteigänger der Bay­ ernherzöge sei. Die Mehrzahl der Passauer Domherren weilte in Wien, als Martin V im Frühjahr 1424 L.s Wahl bestätigte. Nun er­ hielt L. vom Salzburger Erzbischof die Bi­ schofsweihe, und König Sigismund bestätigte ihm alle Privilegien, die ihm als Inhaber des Hochstiftes zustanden. Die Auseinanderset­ zung des tiefreligiösen, aber höchst selbstbe­ wußten österreichischen Herzogs mit der rö­ mischen Kurie zog sich einige Jahre hin. Zwi­ schen Albrecht V und L. nahmen die Span­ nungen immer mehr zu. Als L. die in Wien weilenden Domherren zur Rückkehr nach Passau aufforderte, außerdem von der Univer­ sität Wien eine Obödienzerklärung verlangte, verweigerten diese Gehorsam und Anerken­ nung, und der Herzog suchte den Klerus ge­ gen seinen Bischof einzunehmen. L. zeigte je­ doch Mäßigung und nahm von einer längeren Verhängung des Interdikts über den öster­ reichischen Bistumsanteil Abstand. 1428 ge­ lang dem Salzburger Erzbischof Eberhard von Starhemberg (1427-29) endlich der Aus­ gleich. Die Quellen lassen erkennen, daß alle Beteiligten mit dem Ende des langwierigen 32 Lexikon

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Konflikts zufrieden waren, der L. 80 000 Gul­ den gekostet haben soll. Die Aussöhnung mit den in Wien weilenden Domherren wurde durch Albrecht persönlich eingeleitet. L. un­ terstützte fortan die österreichische Politik. Unter dem nun zum deutschen König ge­ wählten Habsburger Albrecht II. war er ver­ trauter Rat und diplomatischer Gesandter. In dessen Auftrag versuchte er zwischen den ra­ dikalen Vertretern des Basler Konzils und Papst Eugen IV. zu vermitteln. Als es 1439 zur Wahl des Gegenpapstes Felix V. kam, be­ kannte sich L. wie Albrecht zu Eugen IV. und konnte auch König Friedrich III. hierfür ge­ winnen.

L. war von der Notwendigkeit einer kirchli­ chen Erneuerung zutiefst überzeugt. In enger Zusammenarbeit mit den Habsburgern wid­ mete er sich vor allem der Klosterreform im österreichischen Teil seines Bistums, das da­ mals fast sechs Siebtel der Diözese umfaßte. Wichtig waren die Diözesansynoden von 1435, 1437 und 1438. Mit den Passauer Bür­ gern kam es zeitweise zu heftigen Kontrover­ sen, da sie den Status einer Freien Reichs­ stadt anstrebten. Der Erfolg blieb aus, weil L. und der König dies nicht zulassen konnten. Friedrich III. setzte durch den sog. Passauer Spruch von 1443 den Auseinandersetzungen ein für allemal ein Ende. Zahlreiche Briefe bezeugen eine enge Freundschaft L.s mit E. S. (—>) Piccolomini, dem damaligen Geheim­ schreiber Friedrichs III. und späteren Papst Pius II. Dieser schilderte L. als kunstsinnig und freigebig. L. legte den Grund zum Auf­ schwung, den die spätgotische Kunst in Pas­ sau nahm. Ihm ist der spätgotische Chorbau des sonst barocken Passauer Domes zu ver­ danken. L. starb am 24. 6. 1451. Er wurde in seiner Bischofskirche beigesetzt. Literatur: J. N. Buchinger 118-159. - K. Schrödl 290-297. - G. Koller, Princeps in ecclesia. Untersu­ chungen zur Kirchenpolitik Herzog Albrechts V. von Österreich (Wien 1964) 132-177. - A. Leidl, Bi­ schöfe 32f. - G. Hödl, Albrecht II. Königtum, Reichsregierung und Reichsreform 1438-39 (Wien 1978). - A. Leidl, Dom 19, 50-53. -P. Uiblein, Doku­ mente zum Passauer Bistumsstreit von 1423 bis 1428 (Wien 1984) 9-51. August Leidl

Lamberg, Christoph Freiherr von (t 1579) 1536-1541 Koadjutor des Bischofs von Seckau 1541-1546 Konfirmierter Bischof von Seckau Christoph von Lamberg war ein Sohn des Sig­ mund v. L. zu Ortenegg und Ottenstein und

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Lamberg

der Ursula Räuber. Die L. waren ein krainerisches Adelsgeschlecht rittermäßiger Her­ kunft. Sie stellten zahlreiche Salzburger Dom­ herren und eine Reihe von Bischöfen. L. wur­ de 1526 in Wien und 1528 in Ingolstadt im­ matrikuliert. Er studierte 1531 in Padua Zivilrecht und war 1535 wieder an der Uni­ versität Wien. Schon früh wurde er Domherr in Salzburg. Der Seckauer Bischof Ch. v. (—>) Raubar erklärte sich kurz vor seinem Tod am 22. 10. 1536 bereit, ihn als Koadjutor anzu­ nehmen. Auffallend rasch geschah am 29. 10. 1536 die erzbischöfliche Ernennung L.s und nach Raubars Tod am 31. 10. 1536 die erzbi­ schöfliche Verleihung des Bistums Seckau an Ambros und Christoph v. L. mit der Verfü­ gung, daß letzterer in dessen Besitz nach Er­ reichen des kanonischen Alters oder einer entsprechenden Dispens den Vorrang habe. Ambros, 1530 Salzburger Domdechant und 1531 Generalvikar, hatte offenbar das Bistum für L. zu sichern. Diesem gab am 21. 11. 1536 Bischof G. v. (—>) Tessing die Zusage zur Ko­ adjutorie mit dem Recht der Nachfolge sowie beträchtliche Teile der Bischofseinkünfte bzw. daraus lebenslänglich 200 fl. Als Kardi­ nal M. (—>) Lang und Tessing dies am 9./10. 4. 1537 beurkundeten, trat Ambros nur noch als Prokurator L.s auf. Eine päpstliche Dispens, im Falle der Nachfolge in Seckau das Salzbur­ ger Kanonikat zu behalten, erging 1538. 1540 erhielt L. durch den Nuntius bei Ferdinand I. die Pfarrei Seekirchen.

Lavanter Dompropst in St. Andrä ab und kam 1560 auf die Dompropstei in Salzburg. Wäh­ rend der Sedisvakanz dieses Jahres war er Ökonom des Erzstiftes. Er starb am 26. 3. 1579. Unter seinen großen testamentarischen Stiftungen war ein Stipendium zum Studium der Theologie und des Kirchenrechts an einer katholischen Universität im Reich für zwei Studenten der Salzburger Domschule. Literatur: A. Lang, Lehen Seckau 15, Anm. 39. - K. Steiner 70f. - H. Wagner-H. Klein 162. - B. Roth, Seckau 523. - K. Amon, Bischöfe 226ff. - W. Watze­ nig 49. - G. May 517. - R. K. Höfer, Die landesfürst­ liche Visitation der Pfarren und Klöster in der Steiermark in den Jahren 1544/1545 (Graz 1992) 163. - K. Amon-M. Liebmann 154. A Karl Amon

Lamberg, Johann Jakob von (1561-1630) 1603-1630

Bischof von Gurk

Johannes Jakob von Lamberg wurde 1561 als Sohn des Obersten Stallmeisters in Krain ge­ boren. Er erhielt eine streng katholische Er­ ziehung und wurde bereits 1575 Domizellar in Salzburg. 1578-80 studierte er als Alumne des Collegium Germanicum in Rom. Dort ge­ hörte der spätere Salzburger Erzbischof W. D. v. (—>) Raitenau zu seinen Mitstudenten. 1585

Bei seiner Nomination zum Bischof durch den Salzburger Administrator (—►) Ernst von Bayern am 12. 9. 1541 war L. Rat Ferdinands I. Er bezeichnete sich stets nur als „konfir­ miert zum Bischof von Seckau“, empfing also wie Ernst die Bischofsweihe offenbar nicht.

Seine wenigstens zeitweise Anwesenheit in Seggau ist urkundlich bezeugt. Über ein kirchliches Wirken fehlen Nachrichten. Bei der landesfürstlichen Visitation von 1544-45 verhinderte L. die Einbeziehung seiner Mensalpfarreien. Gegen den vordringenden Prote­ stantismus scheint er nichts unternommen zu haben. Die wirtschaftliche Misere des Bis­ tums wurde später weniger ihm als seinen Vorgängern angelastet. Auf ein Schreiben Kö­ nig Ferdinands stundete ihm die Landschaft 1545 die von den Vorgängern herrührenden Ausstände auf ein halbes Jahr. L. resignierte 1546, wurde 1549 Koadjutor des Salzburger Domdechanten Ambros von Lamberg und Offizial und folgte ihm schließ­ lich als Domdechant. Er nahm 1555 am Augs­ burger Reichstag teil, wurde 1557 Koadjutor des Dompropstes, lehnte 1558 die Wahl zum

zum Priester geweiht, war L. in der Folge Er­ zieher der Söhne Erzherzog Karls, nämlich des späteren Bischofs von Straßburg und Pas­

Lamberg

sau, Erzherzog (—>) Leopold, und Erzherzogs Karl von Österreich. Noch vor der offiziellen Resignation des Brixner Bischofs Ch. A. v. (—>) Spaur auf das Bistum Gurk im Sommer 1603 nominierte der Landesfürst L. zum Nachfolger. Er hatte das wohl seiner Nähe zu Erzherzog Leopold zu verdanken. L. wurde am 25. 2. 1603 vom Salzburger Erzbischof konfirmiert und am 26. 9. desselben Jahres in Salzburg konsekriert. L. verkörperte den Typ des streng tridentini­ schen Bischofs. Seine Reformbestrebungen waren jedoch von radikalem Religionseifer. Verfehlungen auch der Laien gegen die kirch­ liche Disziplin ließ er streng, zum Teil mit Kerker, ahnden. Die Seelsorge versuchte L. durch Diözesansynoden zu verbessern; sol­ che Synoden oder Klerusversammlungen fan­ den 1604, 1609, 1613, 1618 und 1619 statt. General Visitationen dienten der Feststellung der KonfessionsVerhältnisse: Von den rund 19 000 Diözesanen der 28 Pfarreien umfassen­ den Diözese Gurk wurden rund 500 als Häre­ tiker angesehen.

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J. Obersteiner 351-373. - G. May 485. - J. Oberstei­ ner, in: Carinthia I, 174 (1984) 291-294. - P. Schöffmann, Das Bistum Gurk im konfessionellen Zeital­ ter. Synoden, Visitationen und kirchliche Erneue­ rung von 1521 bis 1648 (Klagenfurt 1989) 58-68. Peter G. Tropper

Lamberg, Karl Freiherr von (1570-1612)

1607-1612

Erzbischof von Prag

Karl von Lamberg stammte aus der um 1500 begründeten Linie von Orteneck, einer älte­ ren österreichischen Grafenfamilie. Er wurde 1570 (1563?) geboren, 1590 Kanoniker, dann Dekan des Domkapitels von Passau und 1598 Kanoniker in Salzburg. Nach dem Tod des Prager Erzbischofs Z. (—>) Berka von Duba no­ minierte ihn Kaiser Rudolf II. am 10. 10. 1606 zum Nachfolger, obwohl er nicht aus den Kronländern stammte. 1608 verlangten daher

Die zum Teil harten Auseinandersetzungen L.s mit seinem Domkapitel, in denen auch der Salzburger Erzbischof intervenierte, fan­ den ihren Abschluß in der Ratifizierung der Reformstatuten von 1621 durch das Gurker Chorherrenstift. Als landesfürstlicher Kom­ missar auf den Kärntner Landtagen ab 1605 hatte L. wesentlichen Anteil an der Rekatho­ lisierung des Landes. 1613-29 war er Statt­ halter und Hofkammerpräsident der innerösterreichischen Regierung in Graz. Während seiner Abwesenheit vom Bistum wurden die bischöflichen Funktionen von den Weih­ bischöfen K. (—>) Grimming, S. (-*) Carcanus und H. (—>) Strasser ausgeübt.

Im Wirtschaftsbereich des Bistums erwies sich L. als hervorragender Ökonom. Mehrere Grundherrschaften protestantischer Eigen­ tümer gingen in den Besitz des Bistums über, das unter L. auch den Eisenbergbau intensi­ vierte. Als Bauherr ließ L. zwei Stockwerke im bischöflichen Residenzschloß Straßburg im Gurktal ausführen. Die von ihm beabsich­ tigte Errichtung eines Dominikanerklosters in Straßburg kam nicht zustande. L. starb am 7. 2. 1630 auf Schloß Straßburg im Gurktal und wurde in der Straßburger Kollegiatkirche St. Nikolaus beigesetzt. Literatur: H. Federhofer, Italienische Musik am Ho­ fe des Fürstbischofs von Gurk Johann Jacob von Lamberg (1603-1630}, in: CHM 2 (1956) 169ff. - I. Bezzel, Die Bibliothek des Gurker Bischofs Johann Jakob von Lamberg, in: AGB 9 (1969) 1509-1528. 32*

die evangelischen Stände, daß, wie alle Amts­ träger, auch der Erzbischof künftig ein Böhme sein müsse. Die Prager Kreuzherren mit dem roten Stern wählten zunächst ihren bisheri­ gen Generalprior Laurentius Nigrinus zum Großmeister. Auf Druck der königlichen Kam­ mer und des Nuntius mußten sie jedoch wie bisher den zum Erzbischof Nominierten am 3. 3. 1607 postulieren. L. erhielt am 14. 5. 1607 die päpstliche Konfirmation, am 16. 7. 1607 das Pallium und durch Nuntius Antonio Cae-

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tano am 7. 10. 1607 die Bischofsweihe. Abge­ sehen von der dürftigen Dotation des Erzbis­ tums kämpfte L. auch wegen der von seinem Vorgänger hinterlassenen Schulden ständig mit ökonomischen Schwierigkeiten. Daher geriet er 1607.mit den Kreuzherren in Kon­ flikt wegen der Nutzung ihrer Güter. Deren Verwaltung durch einen Klosterhauptmann regelte er 1610 in einer genauen Instruktion mit Verpflichtung zu regelmäßiger Rech­ nungslegung. Im selben Jahr erhielt er mit päpstlicher Dispens noch ein Kanonikat in Olmütz als finanzielle Unterstützung.

Obwohl gesundheitlich geschwächt, zeigte L. gute Reformabsichten, legte gleich nach sei­ ner Weihe einen Forderungskatalog zur Durchsetzung der Trienter Dekrete vor, griff in manchen Fällen gegen nichtgeweih­ te Geistliche ein, erteilte 1609 dem auf sei­ ne Obödienz verpflichteten utraquistischen Konsistorium eine Instruktion zur Wahrung des alten Glaubens, die durch den Majestäts­ brief freilich bald überholt wurde, und be­ mühte sich mehrfach um das Recht zur Klo­ stervisitation, das seine Vorgänger ausgeübt hatten. Das bedeutende Recht der Kollatur auf königlichen Herrschaften erhielt er erst nach dem Tod Rudolfs II. (1612), der zur poli­ tischen Herrschaftswahrung auf die genaue Einhaltung des Majestätsbriefs über die Reli­ gionsfreiheit (1609) bedacht sein mußte, so daß L. nur mit Eingaben an den Kaiser versu­ chen konnte, die Ausbreitung der Protestan­ ten einzudämmen.

Der eigentliche Leiter des Erzbistums war in­ des der Weihbischof, Abt von Strahov und Generalvikar der Prämonstratenser J. (—>) Lohel, der ohne solche Rücksichten gegen evan­ gelische Geistliche einzuschreiten bereit war. Aufgrund des gespannten Verhältnisses zu seinem Weihbischof sowie aus gesundheitli­ chen Gründen zog sich L. zunehmend auf das erzbischöfliche Gut des Klosters Ossegg zu­ rück. Auf Betreiben von Kaiser Matthias er­ nannte der Papst am 12. 5. (HC: 30. 4.) 1612 Lohelius zum Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge. Darauf drängten die Landesbeam­ ten den Erzbischof zu einem Vertrag, in dem dieser dem Koadjutor die Bistums Verwaltung gegen eine Pension überließ. Bald danach starb L. am 18. 9. 1612 in Ossegg, wo er auch beigesetzt wurde. Literatur: A. Frind, Bischöfe 195-200. - K. Borovy 308-310. - Z. Winter. - V. V. Tomek XII. - V. Bartünek, Karel z Lamberka, prazsky arcibiskup [Karl von Lamberg, Prager Erzbischof], in: Casopis spolecnosti prätel starozitnosti ceskych [Zeitschrift der Gesell­ schaft der böhmischen Altertumsfreunde] 51/53 (Praha 1943/1945) 174-214. -E Kop-V. Bartünek-A.

Novotny 70f. (Lit.). - J. Kettner 200. - Prazske arci­ biskupstvi 315. Winfried Eberhard

Lamberg, Sigmund Graf (+ 1488)

1463-1488

Bischof von Laibach

Sigmund Graf Lamberg war das sechste von acht Kindern des Georg Graf v. L. und der Sy­ bille von Dietrichstein. Sein Geburtsdatum ist nicht bekannt. Nach dem Abschluß des Stu­ diums an der Wiener Artistenfakultät 1433 wurde er Pfarrer von St. Martin bei Krainburg (Kranj, Krain). Dort entwickelte er eine rege pastorale Tätigkeit; er belebte u. a. die Bruder­ schaft des Allerheiligsten Sakraments. Poli­ tisch stand er auf Seiten des Kaisers und des Basler Konzils und damit gegen Papst Eugen IV. Seit 1446 studierte er Kirchenrecht in Pa­ dua (1451 Dr. iur. can.). Die dafür erforderli­ chen Mittel bezog er aus seiner Pfarrei und aus einer Pfründe als Domherr von Agram (Zagreb). Nach dem Studium wurde er Hofkaplan und kaiserlicher Almosenier. Kaiser Friedrich III. stattete ihn dafür mit der Pfarre St. Michael in Bleiburg (Kärnten) und einem Kanonikat in Freising aus. Am Kaiserhof be­ freundete L. sich mit E. S. (—>) Piccolomini, dem späteren Papst Pius II. Als Friedrich III. im Rahmen seiner Kirchen­ politik in Innerösterreich 1461 das Bistum Laibach stiftete und dafür das Nominations­ recht erhielt, bestimmte er L. zum ersten Bi­ schof. Da sich die Benediktiner von Oberburg (Gornji grad) weigerten, ihre Abtei dem neuen Bistum als Dotation zur Verfügung zu stellen, folgte die päpstliche Bestätigung erst am 6. 6. 1463. L. soll aus diesem Grund nach Rom gereist sein und die Konsekration durch Pius II. empfangen haben.

L. mußte sich gegenüber dem Patriarchen von Aquileja und dem Erzbischof von Salzburg durchsetzen, die aus ihren Sprengeln die sie­ ben voneinander getrennten Gebiete in den Herzogtümern Krain, Steiermark und Kärnten für das neue Bistum zur Verfügung stellen mußten. Während der folgenden Jahre bestä­ tigten die Päpste wiederholt die Exemtion Laibachs und ermahnten die Inhaber der Mutterbistümer, die Laibacher Jurisdiktion nicht zu schmälern. L. förderte die Verehrung des Altarsakramentes durch die Gründung neuer Bruderschaften, ferner die Verehrung der Gottesmutter, das Gebet des Rosenkranzes und des Angelus Domini.

L. wurde mit zahlreichen politischen und kir­ chenpolitischen Aufgaben betraut. Seit 1466

Lamberg - Landsberg

war er in Innerösterreich päpstlicher Kom­ missar für den Türkenkreuzzug. Die Türken­ gefahr spürte er auch in seinem Bistum, des­ sen Kerngebiet zu dem am stärksten gefährde­ ten Krain gehörte. 1469 plünderten die Tür­ ken Laibach und 1471 die bischöfliche Residenz in Oberburg. L. mußte an beiden Or­ ten Kirche und bischöfliche Residenz neu bauen. Als der Gurker Bischof U. (—>) Son­ nenberger die Kanonisation der auch unter den Slowenen verehrten Hemma von Gurk (+ 1045), der Stifterin des Nonnenklosters von Gurk, betrieb, wurde L. 1466 Mitglied der da­ mit befaßten Unterkommission.

L. starb am 8. 6. 1488 im Rufe der Heiligkeit. Er wurde im Dom zu Laibach beigesetzt und 1678 in die Familiengruft auf Burg Stein (Ka­ men) überführt. Literatur: J. W. Valvasor III, 654-659. - C. v. Wurz­ bach 14 (1865) 37. - J. Thrk, in: SBL 1 (1925/32) 608. -P. Simoniti 60f. France M. Dolinar

Landsberg, Berthold von (+ 1502) 1470-1481 Bischof von Verden 1481-1502 Bischof von Hildesheim und Administrator des Bistums Ver­ den

Berthold von Landsberg stammte aus der Fa­ milie der Herren von Landsberg. Er erhielt eine gründliche wissenschaftliche Ausbil­ dung, erwarb den Grad eines Lie. decr., trat in das Verdener Domkapitel ein und stieg dort zur Würde des Domdekans auf. 1468 über­ nahm er aus den Händen des an zunehmen­ der Geistesschwäche erkrankten Bischofs J. v. (—>) Asel die Bistumsverwaltung. Nach dem Verzicht Asels auf das Bistum wurde L. 1470 zum Bischof gewählt und am 18. 5. 1470 päpstlich bestätigt. Nach der langen Regie­ rungszeit seines Vorgängers, dem es gelungen war, die Verhältnisse des Stiftes weitgehend zu konsolidieren, erhielt Verden mit L. einen Bischof, dem es ebenfalls vergönnt war, sein Stift über eine Zeitspanne von drei Jahrzehn­ ten zu leiten. Schon die frühesten Zeugnisse über ihn rühmen seine humanistische Bil­ dung, seine energische, auch äußerlich beein­ druckende Erscheinung und seine tüchtige Regierung. Die geistlichen Pflichten nahm er sehr ernst; in der Stadt Verden gründete er 1476 das Augustiner-Nonnenkloster Marien­ garten für arme Bürgertöchter, und auf seine Anregung dürfte auch die Anordnung des Ab­ tes von St. Michael in Lüneburg zurückge­ hen, die jungen Mönche zum Studium an die

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Universitäten zu schicken. 1480-82 ließ L. ein Missale für die Verdener Diözese drukken. Große Verdienste erwarb er sich um den Dom. Den 1313 steckengebliebenen und nur notdürftig beendeten Bau ließ er 1473 wieder aufnehmen und das großenteils in den Fun­ damenten liegengebliebene Langhaus errich­ ten. 1490 konnte er es konsekrieren.

Unterdessen war L. 1481 seinem Vetter H. v. (—>) Haus nach dessen Resignation als Bi­ schof von Hildesheim nachgefolgt. Er konnte jedoch mit päpstlicher Erlaubnis die Admini­ stration Verdens beibehalten. Anders als in Verden trat er in Hildesheim ein schwieriges Erbe an, denn das Bistum befand sich in chro­ nischer Finanznot. Seine Burgen und Güter waren zum größten Teil verpfändet und der bischöflichen Verwaltung somit die regelmä­ ßigen Einkünfte entzogen. Diesem Übelstand versuchte L. durch Einführung einer indirek­ ten, auf den Biergenuß gelegten Steuer abzu­ helfen. 1481 ließ er sich vom Domkapitel für den Zeitraum von neun Jahren eine „Bier­ zise“ bewilligen, was sogleich die schärfste Opposition des Rates der Stadt Hildesheim auf den Plan rief. Der aus dem bischöflichen Vorgehen erwachsene Konflikt weitete sich bald aus. Während L. sich vergeblich beim Rat der Stadt Hannover um Hilfe gegen die Hildesheimer bemühte, gelang es diesen, sich mit der Stadt Alfeld zur Abwehr der Bierzise gegen den Bischof zu verbünden. Es kam zu Kampfhandlungen zwischen bischöflichen und städtischen Söldnern, in deren Verlauf L. die Exkommunikation über den Rat und das Interdikt über die Stadt Hildesheim erließ. Die Kriegshandlungen zogen sich hin, bis es den zu Vermittlungsverhandlungen angerei­ sten Abgesandten der Städte Goslar, Braun­ schweig, Hannover, Einbeck und Göttingen im Mai 1482 gelang, die Parteien zur Aussöh­ nung und zur Verlagerung ihrer Auseinander­ setzung vor ein Schiedsgericht zu bewegen. Am 29. 7. 1482 kam es zu einem Vergleich: Der Bischof mußte die Bierzise aufheben und das alte Maß für Bier wieder einführen. Er er­ hielt stattdessen eine einmalige Zahlung der Stadt in Höhe von 3 000 Gulden und vom Domkapitel die Bewilligung zweier Landbeden binnen drei Jahren. Der mühsam errungene Friede war indessen brüchig, weil die drückende Schuldenlast nicht behoben worden war, und so sah sich L. mit zahlreichen neuen Konflikten konfron­ tiert, die sich durch seine gesamte Regie­ rungszeit hinzogen. Einen Höhepunkt bildete die „Große Fehde“ 1484-86. Sie sah die mit dem Herzog Friedrich von Braunschweig und

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Landsberg - Lang

vielen niedersächsischen Städten verbündete Stadt Hildesheim in Auseinandersetzung mit dem Bischof, der ein Bündnis mit den Herzö­ gen Wilhelm und Heinrich von Braun­ schweig geschlossen hatte und sich im übri­ gen auf seine Stiftsmannen und einige hildesheimische Landstädte stützen konnte. Nach zermürbenden Kämpfen wurde auch diesmal 1486 nur ein Kompromiß ausgehandelt, der dem Bischof zwar wiederum einige Bewilli­ gungen zur Deckung der Stiftsschulden ein­ trug, ihm gleichzeitig aber die Bestätigung der städtischen Privilegien und Freiheiten ab­ nötigte. Von dem Kampf, in den Herzog Hein­ rich 1492 gegen Braunschweig, die führende Stadt im Städtebund, zog, hielt sich der all­ mählich kriegsmüde L. fern, da er genug Pro­ bleme im Inneren seines Sprengels hatte. Da­ bei versuchte er, sich durch immer neue Ver­ pfändungen über Wasser zu halten. Als 1487 infolge eines Rechtsstreites mit den Herren von Oberg das Interdikt über L.s Stifte Hildes­ heim und Verden verhängt wurde, begab L. sich 1488 nach Rom, um die Aufhebung zu erwirken. 1500 wurde über die Stadt Hildes­ heim wiederum das Interdikt verhängt. Da­ durch sollte die Obrigkeit zur raschen Rege­ lung einer Prozeßsache angetrieben werden. Es bestand noch fort, als L. am 4. 5. 1502 in Rotenburg, seiner von ihm in den letzten Le­ bensjahren bevorzugten Residenz, verstarb. Er wurde in dem von ihm erbauten Langhaus seiner Bischofskirche in Verden beigesetzt. Literatur: A. Bertram, Hildesheim I, 431-452. - K. Algermissen, in: NDB 2 (1955) 155f. (Lit.). Michael Reimann

Lang von Wellenburg, Matthäus (um 1468-1540)

1501-1505 Koadjutor des Bischofs von Gurk 1505-1522 Bischof von Gurk 1511 Kardinal 1514-1519 Koadjutor des Erzbischofs von Salzburg 1519-1540 Erzbischof von Salzburg 1521-1540 Bischof von Cartagena-Murcia 1535-1536 Administrator des Bistums Chiemsee 1535-1540 Bischof von Albano Matthäus Lang wurde um das Jahr 1468 als Sohn einer Augsburger Patrizierfamilie gebo­ ren. Sein Vater Hans L. war wohl Gold­ schmied und Kaufmann; zeitweise übte er

auch das Amt eines Stadtsoldaten aus. Seine Mutter Margareta Sulzer kam aus einem alten Augsburger Zunftgeschlecht. Nach ihrem To­ de erbte Hans L. das Vermögen der Gattin und wurde Mitglied des Augsburger Stadtrates. L. hatte zwölf Geschwister. Die Familienum­ stände mögen zu dem unbändigen Ehrgeiz beigetragen haben, der L. zeitlebens prägte. Er wurde in Ingolstadt bei den Chorknaben Her­ zog Georgs erzogen, absolvierte die Studien an den Universitäten Ingolstadt (1486 Bacc.), Tübingen (1490 Mag.) und seit 1493 in Wien. Seiner profunden Ausbildung im römischen Recht verdankte er es, daß er von Maximilian I. die juristische „licentia doctorandi“ erhielt und von den Humanisten, die er später groß­ zügig förderte, als einer der ihren angesehen wurde. Seine Vorliebe galt den Wissenschaf­ ten und der Musik. L. war ein glänzender Redner von stattlicher Erscheinung, der rasch Sympathien gewann. Die Augsburgerin Sibil­ la Millerin gebar ihm 1490-95 drei Söhne, von denen er Matthäus und Markus legiti­ mierte und testamentarisch bedachte.

L. stand zuerst im Dienste des Mainzer Erzbi­ schofs B. v. (—») Henneberg, dann Herzog Ge­ orgs von Bayern-Landshut und anvancierte 1494 zum Sekretär, 1498 zum Kammersekre­ tär und 1501 zum ersten Rat Maximilians I. Kurz darauf erhielt er den erblichen Adels­ stand und nannte sich seit 1507 „Matthäus Lang von Wellenburg“. Dieses bei Augsburg an der Wertach gelegene Schloß, das er teils von seinem Vater geerbt, teils von Maximi­ lian I. gekauft hatte, ließ er 1507 zu einem prächtigen Familiensitz ausbauen. In seiner Stellung als kaiserlicher Rat erwarb sich L. durch diplomatische Dienste hohe Geldsum­ men und zahlreiche Pfründen. Er war u. a. Propst von Maria Wörth in Kärnten, Abt der Zisterzienserabtei Viktring, Kanoniker in Aschaffenburg und Eichstätt, Dompropst in Augsburg, Eichstätt und Konstanz. 1505 wur­ de er als Nachfolger Kardinal R. (—►) Peraudis, dessen Koadjutor er 1501 geworden war, Bi­ schof von Gurk. L. behielt dieses Salzburger Eigenbistum bis 1522. Zeitgenossen sahen in L. den „größten Pfründenjäger seiner Zeit“, dem aber auch manches versagt blieb, was er begehrte, so 1514 das Bistum Trient und kurz darauf das Erzbistum Magdeburg sowie das Bistum Halberstadt. Maximilian I. betraute L. mit verantwortungs­ vollen diplomatischen Missionen. 1505 ver­ mittelte er im Landshuter Erbfolgestreit. In Geschäften des Kaisers reiste er zweimal nach Paris und Rom und einmal nach Bolo­ gna. Am Abschluß der Liga von Cambrai (1508) mit Frankreich war er ebenso beteiligt

Lang wie 1508 an der Annahme und Publizierung des Titels „Erwählter Römischer Kaiser“ durch Maximilian I. in Trient, als die Rom­ fahrt am Widerstand des Papstes und der Ve­ nezianer scheiterte. 1512 schloß L. als Stell­ vertreter des Kaisers ein Bündnis mit Julius II., der ihn am 10. 3. 1511 in petto zum Kardi­ nal kreiert hatte. Er nahm 1512 am V. Lateran­ konzil teil, dem Maximilian I. auf seine Ver­ mittlung beigetreten war, und erklärte sich als Gegner des Konzils von Pisa. Die Publizie­ rung seiner Kardinalskreierung erfolgte am 24. 11. 1512. L. war Kardinaldiakon von Sant’Angelo in Pescheria und veranstaltete 1513 einen pompösen Einzug. L.s größter di­ plomatischer Erfolg war 1515 der habsburgisch-jagellonische Heiratsvertrag von Wien/ Preßburg, der Ungarn und Böhmen an das Haus Habsburg brachte. Mit dem Tode Maxi­ milians I. und der Wahl Karls V. zum rö­ misch-deutschen Kaiser, an der L. 1519 als er­ ster Wahlkommissär entscheidend beteiligt war, wofür ihm der neue Kaiser das spani­ sche Bistum Cartagena-Murcia übertrug, ging die große diplomatische Karriere des Kardi­ nals zu Ende.

L.s diplomatische Dienste wurden von Maxi­ milian I. mit der Verleihung von Benefizien belohnt. Mit Salzburg erhielt er eines der reichsten geistlichen Fürstentümer. Der Kai­ ser hatte diesbezügliche Empfehlungsschrei­ ben an Julius II. gerichtet, in denen er den Salzburger Erzbischof L. v. (—>) Keutschach als regierungsunfähig hinstellte und stattdes­ sen eine kraftvolle Persönlichkeit als Koadju­ tor und Nachfolger empfahl. Gleichlautende Bitten anderer Herrscherhäuser lagen bei. Daraufhin ernannte Julius II. am 5. 4. 1512 L. zum Koadjutor des Erzbischofs mit dem Recht der Nachfolge und verbot dem Domka­ pitel eine Neuwahl. In Salzburg bildete sich jedoch eine Front gegen L. Dies führte freilich nicht zum Erfolg, da es L. gelang, die Mehr­ heit der Domherren auf seine Seite zu ziehen, indem er ihnen die Säkularisation des Kapi­ tels in Aussicht stellte. Nachdem er dem Ka­ pitel am 27. 6. 1514 in Braunau diesbezügli­ che Zusicherungen gemacht hatte, erfolgte noch am selben Tage in Salzburg seine for­ melle Postulation. Keutschach war aber nicht bereit, der Säkularisation des Domkapitels, die auch von den Landständen und dem Dompropst abgelehnt wurde, zuzustimmen. Leo X. erkannte am 8. 9. 1514 den Säkularisa­ tionsvertrag an und erließ am 22. 9. die Säku­ larisationsbulle, gegen deren Vollzug Keut­ schach einen Prozeß an der Kurie anstrengte, der 1519 durch ein päpstliches Breve zugun­ sten der Säkularisation entschieden wurde.

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Als Keutschach am 8. 6. 1519 starb, trat L., der damals in Mainz die Vorbereitungen zur Kaiserwahl leitete, die Nachfolge an. Nach der Wahl Karls V. wurde er am 28. 6. zum Statthalter der nieder- und oberösterreichi­ schen Länder ernannt und von Leo X., der ihm am 8. 8. das Pallium für Salzburg über­ senden ließ, zum Kardinalpriester seiner bis­ herigen Titelkirche erhoben. Nach Salzburg zurückgekehrt, hielt L. am 23. 9. von Schloß Freisal aus nach altem Zeremoniell seinen Einzug in die Residenzstadt. Am 24. 9. emp­ fing er die Priester-, am 25. 9. durch die Suf­ fragane von Freising, Chiemsee und Lavant die Bischofsweihe.

Als Erzbischof und Landesfürst war L. be­ strebt, das Verhältnis zu den bayerischen Wit­ telsbachern zu verbessern. Das gelang ihm durch großzügige finanzielle Zuwendungen an Herzog Ernst. Da L. als kaiserlicher Statt­ halter 1519-20 meist in Innsbruck oder Augs­ burg weilte, wurden die Salzburger Regie­ rungsgeschäfte durch seine Räte wahrgenom­ men, an der Spitze durch B. (—>) Pürstinger und in theologischen Fragen durch Johann Staupitz, 1522-24 Abt des Benediktinerstiftes St. Peter in Salzburg. Die Mitarbeiter L.s wa­ ren aber, obwohl zweifellos qualifiziert, durchweg Landfremde, denen manchmal das Gespür für die lokalen Probleme fehlte, wie sie in Salzburg bei der Ablösung des alten Ge­ wohnheitsrechtes durch eine frühmoderne

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Lang

Gesetzgebung im römisch-rechtlichen Sinne zu Tage traten. Indessen verlor L., der am 30. 1. 1521 in Worms von Karl V. mit den Rega­ lien belehnt worden war, seine bis dahin do­ minierende Stellung als kaiserlicher Diplo­ mat. In der Luthersache nahm L. zunächst eine ab­ wartende Haltung ein. In einer Sitzung des deutschen Rates, der L. 1520 im Beisein des päpstlichen Legaten Girolamo Aleander prä­ sidierte, scheint er von einem energischen Vorgehen abgeraten zu haben. Beim Auftritt Luthers auf dem Reichstag zu Worms 1521 war er zugegen. 1521-23 fungierte er als Mit­ glied des von Karl V. eingesetzten Reichsregi­ mentes in Nürnberg, wo er sich als entschie­ dener Gegner der reformatorischen Bewegung profilierte.

Inzwischen waren auch in Salzburg die Zei­ chen der Reformation und einer drohenden Kirchenspaltung nicht mehr zu übersehen. Zuverlässige Informationen über die Ereig­ nisse in Wittenberg und über die Lehre Lu­ thers erhielt L. durch Staupitz. An der 1522 nach Mühldorf einberufenen Synode beriet er mit den Suffraganen von Freising und Chiem­ see sowie dem Administrator von Passau, (—>) Ernst von Bayern, über Abwehr des Prote­ stantismus und innerkirchliche Reformen. Im Schlußrezeß der Synode, der alle Bischöfe der Salzburger Kirchenprovinz verpflichtete, wurde eine Visitation beschlossen. An den Klerus richtete sich ein Reformmandat, das im wesentlichen die Bestimmungen der Salz­ burger Diözesanverordnung vom März dessel­ ben Jahres übernahm. Die im März 1523 im Archidiakonat Salzburg durchgeführte Visita­ tion war überschattet von den Auseinander­ setzungen zwischen L. und der Salzburger Bürgerschaft, dem sog. Lateinischen Krieg, der in einer völligen Unterwerfung der Resi­ denzstadt und einer neuen Stadt- und Poli­ zeiordnung von 1524 als Auftakt einer umfas­ senden Gesetzgebung L.s endete. Aus den Auseinandersetzungen mit der Residenzsstadt und ihrer Unterwerfung ging L. gestärkt hervor. Seitdem wollte er energisch gegen die Ausbreitung der Reformation vorge­ hen. 1524 erging ein Religionsmandat, das die Schriften Luthers und seine Lehre verbot und auf die Durchführung des Wormser Edik­ tes drängte. Im Herbst 1523 und Frühjahr 1524 wurden die Visitationen fortgesetzt. L. erkannte den Ernst der Lage und schränkte seine diplomatischen Missionen zugunsten seiner landesfürstlichen Aufgaben ein. Daher reiste er im Herbst 1523 nicht zum Papst­ wahlkonklave, sondern traf sich mit dem

päpstlichen Legaten Lorenzo Campeggio zum Regensburger Reformkonvent. Angesichts der bedrohten Lage der alten Kirche hatte der Le­ gat die zum Papst stehenden Mächte, darun­ ter L., Erzherzog Ferdinand von Österreich, Herzog Wilhelm von Bayern und Vertreter von zwölf vorwiegend süddeutschen Bis­ tümern dorthin berufen. Beratungspunkte waren Maßnahmen zur Stärkung des katholi­ schen Glaubens, die Abwehr der Reformati­ on, die Klerusreform, die Gravamina von Kle­ rus und Laien und Maßnahmen gegen die Türken, für die ein Türkenterz, d. h. die Abga­ be eines Drittels der Jahreseinkünfte des Kle­ rus in den österreichischen Ländern, be­ schlossen wurde. Als Ergebnis der Beratun­ gen, an denen L. mit seinen Räten maßgebli­ chen Anteil hatte, wurden zwei Dokumente verabschiedet, von denen die „Regensburger Einung“ mit ihren elf Punkten 1524 für die weitere Vorgangsweise gegen die Ausbreitung der Reformation Bedeutung erlangen sollte. Campeggio erließ auf bayerischen Wunsch die „Regensburger Legatenordung“, in der Vorschriften für den Klerus niedergelegt wur­ den. Die 38 Punkte umfassende Ordnung bil­ dete im wesentlichen eine erweiterte Fassung der Mühldorfer Synode von 1522. Nachdem die Regensburger Beschlüsse publiziert wor­ den waren, berief L. 1525 neuerlich eine Di­ özesansynode nach Mühldorf. Die im Syn­ odalrezeß festgelegten Reformmaßnahmen scheiterten letztlich daran, daß fast zwei Drit­ tel aller Salzburger Pfarreien von Vikaren ver­ waltet wurden, deren Lebensunterhalt nach Abzug der Absenzgelder für die Pfarrherren nicht ausreichend gesichert war. Die Mühldorfer Synode war bereits über­ schattet vom allgemeinen Aufruhr der Bau­ ernkriege. Am 24. 5. 1525 brach der Salzbur­ ger Aufstand im Gasteinertal aus. Er legte die Reforminitiativen lahm. Die Forderung nach Predigt des reinen Evangeliums ohne kirchli­ che Zusätze, nach freier Pfarrerwahl und nach Abschaffung von Mißständen in der Kir­ che wurde in Salzburg ähnlich allen Forde­ rungsprogrammen der Bauernkriege in den Nachbarländern erhoben. Gewerken der Edel­ metallbergbaue in Gastein und Rauris stellten sich an die Spitze des Aufstandes gegen die geistliche Landesherrschaft, eroberten mit den Bauern wichtige Festungen und lagerten vor der Residenzstadt, die ihnen kampflos in die Hände fiel. L. war mit seinem Gefolge auf die gut verproviantierte Festung Hohensalz­ burg geflüchtet, von wo aus er durch seine Unterhändler die Gegenmaßnahmen leitete. Unter Oberbefehl des bayerischen Herzogs Ludwig und der militärischen Führung unter

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Georg von Frundsberg zog das Heer des Schwäbischen Bundes vor Salzburg, wagte aber wegen annähernd gleichem Kräftever­ hältnis keinen Angriff auf das Bauernheer, sondern versuchte durch Verhandlungen Zeit zu gewinnen. Auf Vermittlung Pürstingers, der während des Aufstandes in der Stadt aus­ harrte, kam es zu einem Waffenstillstand und zu einer Vereinbarung, die die Sonderstel­ lung des Salzburger Aufstandes im deutschen Bauernkrieg zeigte. Die Aufständischen erga­ ben sich dem Schwäbischen Bund. Dafür wurde ihnen volle Amnestie gewährt. Dieser Friede entsprach zwar den militärischen Kräfteverhältnissen, doch war keine Seite da­ mit zufrieden, besonders nicht die Bewohner der Gebirgsgaue. Deshalb kam es in Salzburg als einzigem Land des Reiches nach dem En­ de des Bauernkrieges 1526 noch einmal zum Aufstand. Dieser war aber nur zum geringen Teil bodenständig. Er wurde von Tirol aus ge­ schürt und durch Michael Gaismair militä­ risch gegen die Habsburger organisiert. Unter Führung Burkhards von Ems schlug das Heer des Schwäbischen Bundes den Aufstand bru­ tal nieder und ließ ein strenges Strafgericht folgen.

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Stadt- und Polizeiordung, die bis zum Ende des geistlichen Fürstentums Salzburg 1803 in Kraft blieb. Gegen jeglichen Aufruhr richtete sich die „Empörerordnung“ von 1526, die auf Stärkung der landesfürstlichen Beamten und totale Kontrolle der bäuerlichen Untertanen abzielte. Eine eigene Landesordung, die auch den Fürsten in seinen Rechten und Pflichten gebunden hätte, wußte L. zu hintertreiben. Er zog es stattdessen vor, alle offenen Probleme obrigkeitlich zu regeln. Im Bereich des Edel­ metallbergbaues erließ er 1524 eine „Wald­ ordnung“ zur Sicherung der notwendigen Holzmengen. 1532 folgte eine neue Berg­ werksordnung. Eine ausreichende und preis­ günstige Versorgung der Bevölkerung mit Le­ bensmitteln und Gütern des täglichen Bedarfs strebte 1533 eine neue „Fürkaufordnung“ an. Höhepunkt und Abschluß zur Entwicklung des frühabsolutistischen Beamtenstaates stellte die „Hauptmannschaftsordnung“ von 1533 dar. Sie bildete eine oberste Gerichtsbe­ hörde mit klaren Kompetenzen. Bestimmte Delikte behielt sich der Landesfürst zur Ent­ scheidung vor.

L. hatte seine Rettung Bayern und dem Schwäbischen Bund zu verdanken. Da er die geforderten Reparationszahlungen nicht auf­ bringen konnte, mußte er den bayerischen Herzögen die Burgen und Städte Tittmoning und Laufen samt den Ämtern und Mauten so­ wie die Herrschaft Mattsee verpfänden. Nach­ dem dies und zahlreiche Anleihen nicht aus­ reichten, auch viele Schätze der Domkirche, der Klöster Mondsee und St. Peter in die erz­ bischöfliche Münzstätte gewandert waren, mußte sich L. in einer vorerst geheimen Ab­ machung zusätzlich dazu verpflichten, Ernst von Bayern, den Aministrator des Bistums Passau, als Koadjutor anzunehmen. Das Dom­ kapitel stimmte dem am 27. 9. 1526 zu, doch versagte der Papst auf Betreiben der Habsbur­ ger die Anerkennung dieses Vertrages.

L. gelang es durch sein diplomatisches Ge­ schick und durch seine profunden Rechts­ kenntnisse, die offenen Streitpunkte in den Beziehungen zu den Nachbarländern dauer­ haft zu bereinigen. In den Verträgen von 1533 zwischen Ferdinand I. und L. wurden die Be­ ziehungen zwischen Tirol und Salzburg gere­ gelt, die Fragen der Grenzziehung, Hoheits­ rechte u. a. m. einer dauerhaften Lösung zu­ geführt. 1535 folgte die Klärung der salzburgischen Besitzfrage in Kärnten, der Steiermark und Niederösterreich in der Weise, daß die Habsburger die letzte Appellationsinstanz in diesen Ländern darstellten, während der Erz­ bischof für bestimmte Streitfälle zuständig blieb. Als Grenze zu Kärnten wurde die Was­ serscheide auf dem Katschberg, zur Steier­ mark der Mandlingpaß und zu Oberösterreich die Grenze zwischen Wildenstein, Abtenau und Hüttenstein festgelegt.

Die durch den Krieg, die hohen Geldforde­ rungen und die jährlichen Beiträge der Tür­ kenhilfe verursachte Finanznot entspannte sich erst wieder in den letzten Regierungsjah­ ren L.s. Sie hinderte ihn im Kampf gegen die Ausbreitung der Reformation, bei der Inan­ griffnahme der Reformen und der Durchfüh­ rung größerer Pläne. Deshalb wandte sich L. mit einer gezielten Gesetzgebung gerade je­ nem Bereich zu, der ihn ohne allzu großen fi­ nanziellen Aufwand zum Wegbereiter des landesfürstlichen Absolutismus in Salzburg werden ließ. 1524 erließ er eine umfassende

Bezüglich der Verleihung des Bistums Gurk kam man 1535 überein, daß je zweimal der Kärntner Landesfürst (Habsburger), das dritte Mal aber der Erzbischof den Bischof präsen­ tieren sollte, wobei dessen Kandidat dem habsburgischen Landesfürsten genehm sein mußte. Die Spiritualia sollte der neuernannte Bischof wie bisher vom Erzbischof, die Temporalia dagegen von Kommissären des Lan­ desfürsten und zugleich vom Erzbischof er­ halten. Das Recht der Konfirmation und Kon­ sekration des Bischofs verblieb beim Erzbi­ schof. Das Bistum Chiemsee administrierte L.

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1535-36 selbst. 1535 schlossen Ferdinand I. und L. einen Vertrag, der den Streit um den Vorsitz auf der Fürstenbank auf den Reichsta­ gen betraf. Sie einigten sich dahingehend, daß Österreich und Salzburg abwechselnd den Vorsitz führen sollten. Bezüglich der geistlichen Fürstenbank bestand L. auf dem Vorrang des Salzburger Erzbischofs als Legatus natus gegenüber Magdeburg und Öster­ reich, die ebenfalls auf den Vorsitz Anspruch erhoben. 1529 erlangte L. durch Papst Cle­ mens VII. den Titel eines „Primas Germaniae“, den seitdem alle Salzburger Erzbischö­ fe trugen.

Weniger kompliziert war das Verhältnis zu den bayerischen Wittelsbachern, zumal die regierenden Herzöge Wilhelm IV. und Ludwig X. danach trachteten, ihrem jüngeren Bruder Ernst das Erstift zu verschaffen. Daher muß­ ten sie auf die Interessen L.s Rücksicht neh­ men. Über die Salzausfuhr nach Bayern und die Salzschiffahrt nach Passau wurde 1536 ein Übereinkommen getroffen, ebenso 1540 ein Vertrag mit der Propstei Berchtesgaden über den Salzbergbau geschlossen. Im Gegensatz zu den Erfolgen L.s als Landes­ fürst standen seine Mißerfolge als Erzbischof und Metropolit. Die Eifersucht zwischen weltlicher und geistlicher Gewalt, die beide argwöhnisch auf ihren Rechten über die Kir­ che bestanden, vereitelte seine Bemühungen um eine wirksame Abwehr der Reformation. In L.s Regierungszeit suchte man der reforma­ torischen Bewegung in der Kirchenprovinz Salzburg durch Synoden, Beratungen, Kon­ gregationstage und Reformbeschlüsse zu be­ gegnen. Nach 1528 verging kaum ein Jahr, ohne daß sich die Bischöfe oder deren Bevoll­ mächtigte zu Beratungen oder Verhandlungen trafen. Die Bischöfe verlangten gleichzeitig mit den innerkirchlichen Reformen, letztlich aber vorrangig, eine Bereinigung der Grava­ mina ecclesiastica contra saeculares. Die weltlichen Fürsten in Österreich und Bayern legten dagegen größten Nachdruck auf die in­ nere Erneuerung und das Erstarken der Kir­ che, wobei es auch um die Sicherung ihrer territorialen Herrschaft ging. Nach den Salz­ burger Bauernkriegen 1525/26, die den Hang der bäuerlichen Bevölkerung zu Luther be­ günstigten, wurden zunächst die Anhänger der Wiedertäufer ausgeforscht. 1528 fand eine Visitation statt, die die Stimmungslage nach den Bauernkriegen auskundschaftete. L. wirkte auf den Reichstagen von Augsburg 1530 und in Regensburg 1532 entscheidend mit und riet Karl V. von jeder Nachgiebigkeit gegenüber den Protestanten ab. 1531 erließ er

ein strenges Reformmandat an den Diözesan­ klerus. Wegen Meinungsverschiedenheiten mit den Suffraganbischöfen kam es erst wie­ der 1536 zu gemeinsamen Beratungen. 1537 folgte nach einer vorbereitenden Konferenz der Suffragane eine weitere Provinzialsynode in Salzburg, deren Rezeß nicht publiziert wurde und folglich keine Wirkung hatte. L. gab daraufhin die Beschlüsse der Synode in zwei Mandaten für Salzburg heraus.

Als Metropolit nahm L. fünfmal die Beset­ zung eines Salzburger Eigenbistums vor. 1533 wohnte er als Kardinal dem Konklave bei, aus dem Paul III. hervorging. Seinen guten Bezie­ hungen zur römischen Kurie verdankte er 1535 das suburbikarische Bistum Albano. L. war mehr Staatsmann als Bischof, Diener des Hauses Habsburg, Streiter für die alte Kir­ che und Wegbereiter der katholischen Reform sowie Initiator des absolutistischen Beam­ tenstaates und bei großen Teilen der Bevölke­ rung verhaßt. Er starb am 30. 3. 1540. Sein Leichnam wurde im alten Dom vor dem Rupertaltar neben Erzbischof J. (—►) Becken­ schläger beigesetzt. Literatur: E Dalham 278-322. - W. Hauthaler, Kar­ dinal Matthäus Lang und die religiössoziale Bewe­ gung seiner Zeit, in: MGSL 35/36 (1895/96). - G. Pfeilschifter. - J. Obersteiner 272-288. - K. Lacken­ bauer. - P. Blickle, Landschaft und Bauernkrieg im Erzstift Salzburg 1525/26, in: SalzbDok 19 (1977) 89-111. - R. R. Heinisch 155-162. - H. Paarham­ mer, Rechtssprechung und Verwaltung des Salzbur­ ger Offizialates (1300-1569) (Wien 1977). -C. Bono­ rand, Joachim Vadian und der Humanismus im Be­ reich des Erzbistums Salzburg (St. Gallen 1980). Reformation, Emigration, Protestanten in Salzburg. AK (Salzburg 1981). - E Ortner, Reformation 46-66. - H. Dopsch, Der Salzburger Bauernkrieg und Mi­ chael Gaismair, in: E Dörrer (Hg.), Die Bauernkriege und Michael Gaismair (Innsbruck 1982) 225-246. Ders., Das Domstift Salzburg. Von den Anfängen bis zur Säkularisation (1514), in: 900 Jahre Reichers­ berg (Linz 1984) 171-188. - J. Sallaberger, Bischof an der Zeitenwende. Der Salzburger Erzbischof Kar­ dinal Matthäus Lang von Wellenburg (1519-1540). Sein Leben und sein bischöflich-kirchliches Wirken im Erzstift Salzburg bis zum Ende des zweiten Salz­ burger Aufstandes 1526 (Habil, theol. Salzburg 1987). - J. Hirnsperger, Das Statutenkonzept von 1524. Ein Beitrag zur Erforschung der Verfassungs­ geschichte des Salzburger Domkapitels, in: Jahr­ buch der Universität Salzburg 1987/1989 (Salzburg 1991) 87-99. - E Ortner, Kirchengeschichte (Lit.). H. Dopsch-H. Spatzenegger II/l, 11-111. - H. Bayr, Die Personal- und Familienpolitik des Erzbischofs Matthäus Lang von Wellenburg (1519-1540) im Erz­ stift Salzburg unter Einbeziehung des Zeitraumes von 1495-1519 (Diss. phil. Salzburg 1990). - Ch. Schuchard 58. Franz Ortner

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Lange - Le Sane

Lange, Gottfried (um 1428-1458)

1457-1458 Bischof von Schwerin Gottfried Lange wurde um das Jahr 1428 als Sohn des Lüneburger Bürgermeisters Hein­ rich L. und der Elisabeth Terstede geboren. Er war Domherr in Lübeck und Bardowiek und hatte in Erfurt und Bologna studiert (Dr. decr.). Nach langen Verhandlungen, an denen L.s Vater teilnahm und deren finanziellen Verpflichtungen ihn noch lange belasteten, wurde L., erst 29 Jahre alt und nur Diakon, am 6. 4. 1457 als Nachfolger des Schweriner Bischofs N. (—*) Böddeker providiert. Die Konsekration erhielt er am 26. 5. Der feierli­ che Einzug erfolgte am 28. 7. L. starb bereits am 8. 7. 1458. Er erhielt sein Grab im Schwe­ riner Dom. Von seinem Wirken ist nichts überliefert. Literatur: J. Traeger 146-148. Josef Traeger

Laubich, Blasius (+ 1608)

1604 Ep. tit. Symbaliensis 1604-1608 Weihbischof in Passau Dr. theol.; 1598 Domherr in Passau; 24. 11. 1604 Titularbischof von Cembalo und Weih­ bischof in Passau; + 5. 2.1608 Passau; □ Dom­ kreuzgang zu Passau. Literatur: L. H. Krick, Domstift 71, 209, 240.

gnierte L. auf sein Amt; + 11. 6. 1550; □ Dom­ kreuzgang zu Augsburg; Epitaph erhalten. Literatur: A. Schröder 443-447. - A. Haemmerle, Chorherrenstifte, Nr. 306. - E Zoepfl I, 556; II, Reg., bes. 168f. - P. Weißenberger, Weihbischof Johannes Laymann ... als Bücherfreund, in: JVABG 2 (1968) 33-44. - P. Weißenberger 130-132, 139, 142. - P. Rummel, in: Landkreis Schwabmünchen (Bobingen 1974) 485-488 (Lit.). - M. Weitlauff, in: NDB 14 (1985) 5f. - K. Kosel, Nr. 225, S. 247. - KDB Augs­ burg 471. Peter Rummel

Le Bret, Jacques (+ 1645)

1645

Bischof von Toul

Jacques Le Bret stammte aus Paris. Er war Domherr von Toul und seit dem 1. 1. 1629 Abbreviator an der Apostolischen Kanzlei und der Signatura lustitiae. Nach dem uner­ warteten Tod des Bischofs P. d. (—>) Fiesque von Toul (1645) ergriff der Heilige Stuhl die Initiative für die Bestellung eines Nachfol­ gers, obwohl der französische König das No­ minationsrecht unter Berufung auf das Kon­ kordat von 1516 beanspruchte. L. wurde am 24. 4. 1645 präkonisiert und wenig später in Saint-Louis-des-Frangais zu Rom konsekriert. Er starb jedoch schon am 15. 6. 1645, ohne die königliche Anerkennung erlangt zu ha­ ben. Literatur: B. Picart 700f. - A. Calmet VI, 730. - E. Martin II, 223f. Louis Chätellier

August Leidl

Le Sane, Nicolas (+ um 1500)

Laymann, Johann (1474-1550)

1521 Ep. tit. Augustopolis 1521-1546 Weihbischof in Augsburg * Bobingen als Sohn des Bauern Christian Laymann und der Barbara Böbinger; nach der Priesterweihe 1503-06 Dolmetscher an der Rota; Lie. iur. can.; 1507 Domvikar, Bischöfli­ cher Notar, um 1512 Siegler, ab 1515 Kanoni­ kus bei St. Gertraud in Augsburg; verfaßte im Oktober 1520 ein maßvolles Gutachten zur Verkündigung der Bulle „Exsurge Domine“ im Bistum Augsburg; 1. 1. 1521 durch Ch. v. (—►) Stadion zum Weihbischof in Augsburg bestimmt; 20. 2. 1521 Titularbischof von Au­ gustopolis; damals verlieh das Domkapitel L. zusätzlich zur Pfarrei Ludenhausen die Pfründe in Kutzenhausen; ab 1537 auch bi­ schöflicher Offizial; mehrere Pontifikalhandlungen nachgewiesen; zu Beginn 1546 resi­

um 1495-1500 Generalvikar des Bischofs von Toul Domherr in Toul; Archidiakon von Port (Saint-Nicolas-de-Port); leitete unter Bischof O. d. (—>) Blämont zusammen mit Weihbi­ schof Jean de Sorcy die Diözese Toul auf geistlichem Gebiet; um die Wiederherstel­ lung der alten Kirchendisziplin bemüht. Dies fand seinen Niederschlag in den 1497 veröf­ fentlichten Diözesanstatuten, die von den Zeitgenossen und der Nachwelt hoch ge­ schätzt wurden. Davon zeugen Nachdrucke aus dem 18. Jh. in der Nationalbibliothek und der Bibliothek Mazarin zu Paris. + um 1500. Schriften: Statutorum ecclesiae tullensis vetusta collectio ... adornata et in capitulo generali cinerum anni 1497 confirmata (Toul 1497). Literatur: A. Calmet IV, 865f. - E. Martin I, 492, 546.

Louis Chätellier

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Legendorf - Leisentrit

Legendorf, Paul Stange von (um 1415-1467)

1458-1466 Administrator des Bistums Erm­ land 1466-1467 Bischof von Ermland

Paul Stange von Legendorf stammte aus einer im 13. Jh. aus Thüringen eingewanderten Adelsfamilie des Kulmerlandes, die ihren Na­ men nach dem Dorf Legendorf bei Rheden führte. Er studierte seit 1441 an der Universi­ tät Leipzig und wurde 1442 Bacc. art. Vor 1447 ging er nach Rom, wo er drei Päpsten als Skriptor diente. Nikolaus V. verlieh ihm 1447 ein ermländisches Domkanonikat und 1448 ein Kanonikat in Groß Glogau. Calixt III. ver­ lieh ihm ebd. 1457 das Dekanat, und Pius II. ernannte ihn 1458 zum Apostolischen Proto­ notar. Weil angesichts der Kriegswirren die kanonische Wahl eines Bischofs für die durch die Erhebung E. S. (—>) Piccolominis auf den päpstlichen Stuhl vakant gewordene Diözese Ermland nicht möglich war, ernannte der Papst den durch keinerlei Parteibindungen belasteten L. am 20. 9. 1458 zum Administra­ tor. Dieser bestimmte seinerseits den in Rom weilenden ermländischen Domherrn Bartho­ lomäus Libenwald zu seinem Generalvikar und schickte ihn nach Preußen. Er selbst ver­ ließ Rom im Herbst 1459, nachdem ihn Pius II. am 1. 9. für weitere drei Jahre im Amt des Ad­ ministrators bestätigt hatte. L. war zunächst für zwei, dann für weitere drei Jahre von der Pflicht zum Empfang der Bischofsweihe be­ freit. Das Domkapitel holte die kanonische Wahl zwischen 1459 und 1461 nach. Die päpstliche Bestätigung erfolgte vor dem 17. 7. 1461. Seit 1460 im Ermland, bemühte sich L. unter Wahrung der vom Papst verlangten und vom polnischen König anerkannten Neutralität im Laufe von drei Jahren mit Erfolg, das seiner Landeshoheit unterstehende Gebiet wieder­ zugewinnen. Unter dem Druck des Hochmei­ sters Ludwig von Erlichshausen und der Ab­ geordneten der bischöflichen Städte schloß L. 1463 ein Bündnis mit dem Deutschen Orden, trat jedoch ein Jahr später, als die Waage sich zugunsten Polens neigte, auf die Seite des polnischen Königs und rettete damit die Selb­ ständigkeit Ermlands. Mit dem Eibinger Ver­ trag von 1464, den König Kasimir am 5. 5. in Nowe Miasto Korczyn ratifizierte, wählten Bi­ schof und Domkapitel anstelle des Deutschen Ordens und seines Hochmeisters den polni­ schen König zum Schirmherrn des Bistums­ landes. Der Orden mußte diesen neuen Rechtszustand im Thorner Frieden von 1466 anerkennen. Während die ermländische Seite in dem Vertrag noch keine dauernde Bindung

an den polnischen König sah, betrachtete die­ ser L. als künftigen Bischof der Krone Polen. Dementsprechend vollzog am 21. 9. der Gnesener Erzbischof Jan Gruszczyriski unter Assi­ stenz der Bischöfe von Wloctawek und Po­ sen, Jakub z Sienna und Andrzej z Bnin, in Gegenwart des Königs in der Thorner Johan­ niskirche die Konsekration von L. L. konnte nach dem Thorner Friedensschluß seine zweigeteilte Diözese nicht mehr lange leiten. Er starb am 23. 7. 1467, wahrschein­ lich an der Pest, bei oder in Braunsberg, wo er in der Pfarrkirche vor dem Hochaltar beige­ setzt wurde. Sein Nachfolger L. (—>) Watzen­ rode stiftete ihm 1494 eine bronzene Grab­ platte. Literatur: A. Eichhorn, Bischofswahlen 140-149. E Hipler, Grabstätten 308-311. - M. Toeppen I. V. Röhrich 379-489. - E. Brachvogel, Bildnisse 541 f. - H. Schmauch, Staatsrechtliche Verhältnis 153-158. - Die Staatsverträge des Deutschen Or­ dens in Preußen im 15. Jahrhundert II (1438-1467), hg. v. E. Weise (Marburg 1955) 243, 254-259, 276f., 296. - Poschmann, in: APB II (1967) 491. - M. Grze­ gorz, Analiza diplomatyczno - sfragistyczna dokumentöw traktatu toruriskiego 1466r [Die diplomatisch-sphragistische Analyse der Urkunden des Thorner Vertrages von 1466] (Torun 1970). - K. Gör­ ski, in: PSB 17 (1972) 1-3 (Lit.). - T. Pawluk, Podstawy 215-218. - T. Oracki II, 7f. - A. Szorc, Domi­ nium 81. - Ders., Dzieje 34. - E. Joachim-W. Hu­ batsch I, II, Reg. - Ch. Schuchard 65f. Hans-Jürgen Karp

Leisentrit (Leisentritt), Gregor (um 1550-1594) 1587-1594 Apostolischer Administrator des Bistums Meißen in der Lausitz * um 1550 Olmütz als Neffe des J. (—►) Leisen­ trit; Besuch des Gymnasiums in Olmütz; wei­ terer Studiengang unbekannt; 1569 als Dia­ kon Mitglied des Bautzner Stiftskapitels St. Petri; 1570 an unbekanntem Ort zum Priester geweiht; Domvikar und Mitarbeiter seines Onkels bei der Verwaltung der domstiftischen Güter; 1583 Kapitelsekretär. Nach dem Tod J. Leisentrits am 13. 12. 1586 zum Domdekan gewählt und im Januar 1587 als Apostoli­ scher Administrator des Bistums Meißen be­ stätigt. L.s Amtszeit war durch die Verhär­ tung der konfessionellen Fronten überschat­ tet. Seine Sorge galt vor allem der Güter­ verwaltung und damit der wirtschaftlichen Grundlage der Administratur. + 23. 5. 1594; □ St. Petri zu Bautzen. Literatur: Domstiftsarchiv St. Petri Bautzen. - G. May 598. c c J

Siegfried Seifert

Leisentrit Leisentrit (Leisentritt), Johann (1527-1586)

1560-1586 Apostolischer Administrator des Bistums Meißen in der Lausitz

Johann Leisentrit wurde im Mai 1527 zu 01mütz (Olomouc) in Mähren als Sohn eines Handwerksmeisters der Zunft der Wagenbau­ er und Schmiede geboren. Ein jüngerer Bru­ der, Kaspar, wurde ebenfalls Priester. Die von L. verwendete zusätzliche Namensbezeich­ nung „von Juliusberg“ war kein Adelsprädi­ kat, sondern Angabe seines Heimatortes (01mütz = Julimontium). L. besuchte eine der beiden Lateinschulen seiner Vaterstadt und anschließend die Universität Krakau. Im März 1549 wurde er zum Priester geweiht. Konsekrator und Ort der Priesterweihe sind bisher nicht bekannt. Nach der Weihe ging er nach Prag als Erzieher der Edelknaben am Hofe des Erzherzogs Ferdinand von Öster­ reich. Er bemühte sich um Benefizien in den benachbarten Bistümern. 1551 erfolgte seine Ernennung zum Domherrn im Bautzner Kollegiatkapitel St. Petri. 1552 wurde er Scholastikus. Als solcher nahm er sich besonders der Domschule an. Für sie schrieb er 1555 sei­ ne erste Veröffentlichung - ein lateinisches Gebetbuch. Am 22. 8. 1559 wurde L. zum Dekan des Kollegiatkapitels St. Petri gewählt und sogleich kaiserlich bestätigt. Im sächsischen Teil des Bistums Meißen waren zu dieser Zeit bereits die lutherischen Kirchenvisitationen durch­ geführt und die neue Kirchenordnung staats­ rechtlich in Geltung. Die Meißner Bischöfe konnten ihr Amt nur noch in jenen bischöfli­ chen Gebieten und in jenem Teil des Bistums ausüben, die zur böhmischen Krone gehör­ ten. Das waren die Lausitz und einige Pfarrei­ en in Nordböhmen. 1559 trat der Bautzener Propst Hieronymus von Komerstadt, der als Meißner Domherr in Meißen residierte, zum Luthertum über. Als Propst von Bautzen war er zugleich Archidiakon der Oberlausitz und besaß als solcher weitgehende bischöfliche Jurisdiktionsvollmachten, die er durch sei­ nen Konfessionswechsel verlor.

Gleichzeitig war L. bekannt, daß auch der Meißner Bischof J. v. (—*) Haugwitz zur luthe­ rischen Lehre neigte. Deswegen drängte er beim Apostolischen Nuntius und bei Kaiser Ferdinand um eine Neuordnung der kirchli­ chen Verhältnisse in der Lausitz. 1560 - die Ernennungsurkunde ist nicht mehr vorhanden - ernannte Nuntius Zaccaria Delfino L. zum Apostolischen Administrator des Bistums Meißen in der Lausitz. Als erste Funktion in dieser Stellung führte L. im Fe­

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bruar 1560 Visitationen durch. Der Kaiser be­ stellte L. gleichzeitig zum kaiserlichen Gene­ ralkommissar in Religionssachen. Haugwitz wollte jedoch auf seine Jurisdiktion in der Lausitz nicht verzichten und bot L. an, ihn zum bischöflichen Generalkommissar dieses Gebietes zu ernennen. Nach längerem Zögern

gab L. nach und nahm im Juni 1560 die Er­ nennung an. Mit der Errichtung der Apostoli­ schen Administratur begann eine neue kirch­ liche Verfassung für die Lausitz. In den fol­ genden Jahren mußte geklärt werden, in wel­ cher Weise die Administratur, die L. ad personam übertragen worden war, für die Zu­ kunft erhalten werden konnte. Auf einem Ge­ neralkapitel 1569 beschlossen L. und das Domkapitel, den Hl. Stuhl darum zu bitten, die Administration dem Kollegiatkapitel zu inkorporieren. Dem entsprach Nuntius Mel­ chior Biglia im Mai 1570. Administratur und Domkapitel unterstanden seit 1570 keinem Bischof und waren keinem Metropolitanver­ band eingegliedert, sondern exemt. Die L. und später dem Kapitel übertragene Jurisdik­ tion bezog sich auf Katholiken und Luthera­ ner. Die Administration umfaßte diejenigen Gebiete auf böhmischem Territorium, die vor­ dem kirchlich zum Bistum Meißen gehört hatten. Zur Verwaltung der Administratur richtet L. ein Konsistorium ein. 1560 sorgte er für eine Neuordnung des Archivs und der Bi­ bliothek, für die er zahlreiche Neuerwerbun­ gen tätigte.

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Leisentrit - Lencker

Seine Sorge galt den wenigen katholisch ge­ bliebenen Pfarreien und Klöstern der Lausitz. Ein besonderes Anliegen war es ihm, der sor­ bischen Sprache mächtige Geistliche zu ge­ winnen. Als Dekan bemühte er sich um die Erhaltung des Kapitelbesitzes, der die wirt­ schaftliche Grundlage für die Administratur bildete. An der Domkirche ließ er Restaurie­ rungen an Altären durchführen, er schaffte li­ turgische Geräte an und sorgte für gute Kir­ chenmusik. Er war der Mitbegründer des Simultaneums am Bautzner Dom. 1583 schloß er mit dem Rat der Stadt einen entsprechen­ den Vertrag. L. ist es zu verdanken, daß bei einer absoluten Mehrheit der Lutheraner in Bautzen der Besitz des Domes (bis 1852) und die Nutzung der Domkirche den Katholiken erhalten blieb. Seine Gelehrsamkeit, seine philosophische Bildung und sein geschichtliches Wissen be­ fähigten L., auch literarisch tätig zu werden. Seine Veröffentlichungen gingen von konkre­ ten Notständen und aktuellen Fragen aus. Sie waren geprägt von innerkirchlichen Reform­ bestrebungen. Er schöpfte dabei aus der Heili­ gen Schrift, den Werken der Väter und den li­ turgischen Texten. Die Arbeiten der zeitge­ nössischen Reformtheologen kannte und be­ nutzte er, setzte sich auch mit den Werken der Reformatoren auseinander. Er kannte die Arbeiten der Jesuiten, von denen er auch die Beschlüsse des Tridentinums erhielt. Deren Rezeption legte er 1569 auf dem Generalkapi­ tel fest.

Seelsorgliche Anliegen bildeten den Anlaß für die Entstehung seiner Schriften. Als „Vertreter der volksliturgischen Bewegung“ des 16. Jh.s wollte er den Menschen die Litur­ gie erschließen und sie befähigen, inniger an der Feier der Eucharistie und der Sakramente teilzunehmen, und zwar in ihrer Mutterspra­ che. 1555 gab er sein erstes Gebetbuch für die Domschule heraus. 1559 erschien ein weite­ res Gebetbuch für die jungen Priester an der Bautzner Domkirche. 1560 erschien eine Lehr- und Streitschrift als Auseinanderset­ zung mit Martin Luther. 1562 veröffentlichte L. einen deutschen Taufritus. 1567 gab er den ersten und zweiten Teil seines Gesangbuches „Geistliche Lieder und Psalmen“ heraus, das drei Auflagen erlebte. Unter seinen Veröffent­ lichungen war das Gesangbuch die bedeu­ tendste. Es bezeugt seinen Eifer für die Erhal­ tung der Liturgie der alten Kirche. 1568 er­ schien die erste Auflage seines Eheritus’ in deutscher Sprache. Ihm folgte 1570 eine Schrift über den Lausitzer Meßritus. 1571 ver­ öffentlichte er fünf Schriften über die Ehege­

setze der Kirche. 1573 erschien nochmals sei­ ne Schrift über die Vorbereitung des Priesters auf die Messe und 1575 seine Fragestücke über das Sakrament des Altars. 1577 veröf­ fentlichte L. sein katholisches Pfarrbuch, eine Anweisung an die Geistlichen der Lausitz zur Wahrnehmung der Seelsorge. Sein Wirken wurde von kirchlicher und staatlicher Seite anerkannt. 1561 wurde er zum Grafen des La­ teranpalastes und 1565 zum Apostolischen Protonotar ernannt. Kaiser Maximilian II. er­ nannte ihn 1567 zum kaiserlichen Pfalzgra­ fen. Nachdem L. seit 1583 kränkelte, starb er am 24. 11. 1586. Er wurde im Bautzner Dom St. Petri beigesetzt. Die Katholiken des Bistums Dresden-Meißen sehen im ihm den Retter der katholischen Kirche in der Lausitz. Schriftenverzeichnis: J. Gülden (s. u.) 286. Literatur: J. Gülden, Johann Leisentrits pastoral­ liturgische Schriften (Leipzig 1963). - W. Lipphardt, Johann Leisentrits Gesangbuch von 1567 (Leipzig 1963). - K. Ameln, in: NDB 14 (1985) 156. - S. Seifert, Johann Leisentrit 1527-1586 (Leipzig 1987). Siegfried Seifert

Lencker (Leucker, Leucher), Heinrich (OP) (+ 1538)

1514 Ep. tit. Acconensis 1514-1538 Weihbischof in Halberstadt

Dominikaner; 18. 12. 1514 Titularbischof von Akko; begegnet in den Quellen ausschließ­ lich im Zusammenhang mit den Ereignissen der Reformation. Im Mai 1523 ging er gegen die Anhänger Luthers in Halberstadt vor. 1530 erhielt er vom Kardinallegaten Lorenzo Campeggio den Auftrag, eine Vikarie, die we­ gen der reformatorischen Ereignisse zu gerin­ ge Einkünfte hatte, der Pfarrei zu inkorporie­ ren, damit der Pleban bestehen könne. Es war vor allem L. zu danken, daß Versuche, 1525 und 1530 in der Stadt Halberstadt die Refor­ mation einzuführen, scheiterten. Erst nach seinem Tod am 22. 8. 1538 setzte sie sich all­ mählich durch. Literatur: G. Nebe, Die Kirchenvisitationen des Bis­ tums Halberstadt in den Jahren 1564 und 1589 (Halle 1880) 4-6. - UB S. Bonifacii-S. Pauli 541. - E Schrader, Kardinal Albrecht von Brandenburg, Erz­ bischof von Magdeburg, im Spannungsfeld zwi­ schen alter und neuer Kirche, in: Ders., Reformation 11-34, hier: 16. - Ders., Restbestände 109. Josef Pilvousek

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Lenoncourt - Leonardi Lenoncourt, Robert de (t 1561)

1535-1551 1538 1551-1555 1556-1560 1556-1560 1560-1561

Bischof von Chalons Kardinal Bischof von Metz Bischof von Auxerre Erzbischof von Embrun Erzbischof von Arles

Robert de Lenoncourt entstammte einer lo­ thringischen Familie, deren Mitglieder z. T. hohe Stellungen im herzoglichen Dienst ein­ nahmen. Mehrere von ihnen gehörten zur Kli­ entel der Guise und standen wie diese im Dienst des französischen Königs. Das traf z. B. für den Onkel Robert L. zu, den Franz I. 1509 für das Erzbistum Reims nominiert hatte. Dies kam wiederum L. zugute, der Abt von Saint-Remi in Reims, ferner am 10. 5. 1535 Bischof von Chälons und am 20. 12. 1538 auf Vorschlag Franz’ I. Kardinalpriester wurde. Als Titelkirche erhielt er 1540 S. Ana­ stasia, 1547 S. Apollinare und 1555 S. Ceci­ lia. In den folgenden Jahren hatte L. wie (—>) Karl von Lothringen-Guise eine eindrucks­ volle Laufbahn am französischen Hof und in der Kirche. Als Karl sich 1551 entschloß, das Bistum Metz, das er erst seit 1550 innehatte, wieder zu resignieren, wünschte er L. als Nachfolger. Dabei wählte Karl wie schon vor ihm (—►) Johannes von Lothringen die Rechts­ form des Regresses. Dadurch behielt er die politisch wichtige Verfügungsgewalt über das Hochstift sowie dessen Einkünfte. Das nach dem Wiener Konkordat wahlberechtigte Dom­ kapitel besaß dagegen keine Möglichkeit, sein Recht geltend zu machen. Die päpstliche Ver­ leihung des Bistums an L. erfolgte am 22. 4. 1551. Karl und L. baten das Kapitel lediglich um Zustimmung, als es darum ging, Nicolas de Vaudemont die Herrschaft Nomeny als Le­ hen zu übertragen. Damit nahm die Veräuße­ rung von Bistumsgut zugunsten von Mitglie­ dern des Hauses Lothringen ihren Fortgang. Schon bald wurde deutlich, daß L. wie Karl den französischen Interessen diente. Der 1552 zwischen Heinrich II. und den lutheri­ schen Reichsfürsten abgeschlossene Vertrag von Chambord legte nämlich fest, daß die drei lothringischen Reichsstädte an den fran­ zösischen König fielen, der seinerseits auf Seiten der Lutheraner militärisch gegen Kai­ ser Karl V. eingreifen sollte. Aus Metzer Sicht war L. ein Interessenvertreter des französi­ schen Königs im Reich. Am 18. 4. 1552 zog Heinrich II. feierlich in Metz ein. L. beschränkte sich jedoch nicht auf seine po­ litische Rolle, sondern widmete sich von An­ fang an auch seinen bischöflichen Aufgaben. Diesbezüglich bildete seine Amtseinführung

am 8. 7. 1551- es war dies die erste seit 86 Jahren in Metz - den Auftakt. Er bemühte sich besonders um die Wiederherstellung der bischöflichen Herrschaft in der Stadt Metz. 1553 stellte er seine Hoheit über den Magi­ strat wieder her. Damit wandte er sich nicht nur gegen die Herrschaft einer traditionellen Oligarchie, sondern arbeitete auch dem fran­ zösischen König in die Hände, der über alle Schritte L.s informiert war. Der französische Stadtgouverneur M. de Vieilleville nützte schließlich eine Abwesenheit L.s, um seiner­ seits die Mitglieder des Stadtrates zu ernen­ nen. Als L. erkannte, daß der Monarch im Grunde keine Autorität neben sich duldete, zog er die Konsequenz und verzichtete 1555 auf das Bistum. Stattdessen erhielt er auf­ grund königlicher Nomination 1556 das Bis­ tum Auxerre und die Erzbistümer Embrun und 1560 Arles. L. starb am 4. 2. 1561 in Rom. Literatur: A. Calmet VII, 41-48. - H. Tribout de Morembert, Eveques 74-76. - Ders., Metz Ulf. - G. Cabourdin I, 74-82.

Louis Chätellier

Leonardi, Hubert (OCarm) (+ um 1496) 1474-1479 1474-um 1496 1489-1492 1492

Ep. tit. Dariensis Weihbischof in Lüttich Ep. tit. Bethleemitanus Ep. tit. Dariensis

* Lüttich oder Umgebung; Karmeliter im Lüt­ ticher Konvent; 1456 Lektor der Theologie im Pariser Karmeliterkloster; 1466 Dr. theol. (Pa­ ris); 1468 Inquisitor und Vertrauensmann des Lütticher Bischofs L. de (—>) Bourbon; 1472 Studienregens im Lütticher Karmeliterklo­ ster; 16. 11. 1474 Titularbischof von Darien und Weihbischof in Lüttich; 23. 11. 1474 Konsekration in S. Maria dell’Anima zu Rom; Pfarrer von Genk und um 1483 Domkapitular in Lüttich; 1483 Reise zur Berichterstattung über den Zustand der Diözese Lüttich nach Rom; 6. 6. 1489 Titularbischof von Bethle­ hem; 3. 12. 1492 wieder Titularbischof von Darien und Weihbischof in Lüttich; L. oblag vor allem die Sorge um die französischspra­ chigen Pfarreien des Bistums; er verfaßte mehrere Werke, die nur dem Titel nach be­ kannt sind; er wurde mehrfach mit diplomati­ schen Aufgaben betraut; + um 1496. Schriftenverzeichnis: BiblCarm 1/2 (1752/1927) 667. Literatur: S. P. Ernst 146-152. -U. Berliere 75-78. Alfred Minke

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Leopold

Leopold, Erzherzog von Österreich (15861632) 1598-1605 Administrator des Bistums Pas­ sau 1599-1608 Koadjutor des Bischofs von Straßburg 1605-1625 Bischof von Passau 1608-1625 Bischof von Straßburg 1614-1626 Kommendatarabt von MurbachLüders Erzherzog Leopold wurde am 9. 10. 1586 zu Graz als Sohn Erzherzogs Karls II. von Inner­ österreich und der Maria von Bayern geboren. Er war ein Bruder des späteren Kaisers Ferdi­ nand II. Früh für die geistliche Laufbahn be­ stimmt, erhielt er zahlreiche Pfründen, dar­ unter zwischen 1590 und 1594 ein Domkanonikat in Passau, und 1596 in Salzburg auf Veranlassung Rudolfs II. das Kanonikat des Passauer Bischofs U. v. (—>) Trennbach. 1596 empfing er in Graz die Tonsur und die niede­ ren Weihen.

Bei der Passauer Koadjutorwahl am 14. 11. 1597 erhielt er die gleiche Stimmenzahl wie sein Vetter (—> Bd. 1648-1803) Ferdinand von Bayern. Nach dem Tode Trennbachs verlieh der Papst ihm am 4. 9. 1598 das Bistum, und zwar zunächst zur Administration. Während L. sein Studium in Graz fortsetzte, nahm Dompropst von Pötting die Verwaltung wahr. Mit päpstlicher Ermächtigung nahm L. am 25. 7. 1605 sein Bistum in Besitz. Er widmete sich insbesondere der Klerusreform und visi­ tierte wiederholt seinen Sprengel. L. blieb sein Leben lang dem Jesuitenorden verbun­ den. 1612/15 stiftete er das Passauer Jesuiten­ kolleg. An ihm fanden seit 1622 auch theolo­ gische Vorlesungen statt. Auch in Straßburg, auf das immer noch Jo­ hann Georg von Brandenburg Anspruch er­ hob, wurde L. 1598 von den katholischen Kapitularen zum Koadjutor (—>) Karls von Lo­ thringen postuliert und am 18. 8. 1599 päpst­ lich bestätigt. Die Besitzergreifung erfolgte nach dem Tode Karls im Jahre 1608 in seinem Auftrag durch die katholischen Domherren. L. führte die Linie seines Vorgängers fort. Die­ ser hatte beim Jesuitenkolleg in Molsheim die Gründung eines Gymnasiums vorgesehen. Nunmehr realisierte L. es, und zwar großen­ teils aus eigenen Mitteln. Das 1614 vollen­ dete und der Leitung von Jesuiten übertrage­ ne Institut erhielt den Namen „Leopoldianum“. Es wurde ein bischöfliches Priesterse­ minar. L. stiftete dort zwölf Freistellen für arme Priesteramtskandidaten aus dem Bis­ tum Straßburg.

Neben den Bistümern Passau und Straßburg erhielt L. 1601 als Koadjutor und 1614 defini­ tiv die Abteien Lüders und Murbach. Er refor­ mierte sie seit 1623 nach dem Vorbild der Mauriner und lud die Benediktinerabteien seiner Diözese ein, ihre Studierenden nach Molsheim zu entsenden. Damit erzielte L. über die bessere Qualifikation der Priester hinaus auch eine Annäherung von Diözesanund Ordensklerus. Neben den Seminargebäu­ den errichtete er eine großartige Kirche, die 1617 eingeweiht wurde. Die Krönung von L.s Einsatz für das Mölsheimer Jesuitenkolleg bil­ deten die Gründung einer Akademie und die Erwirkung des Rechtes zur Verleihung akade­ mischer Grade an die Studenten der oberen Klassen durch Papst und Kaiser im Jahre 1617 als Gegenstück zu der lutherischen Uni­ versität Straßburg. Seitdem absolvierten die elsässischen Geistlichen die höheren Studien nicht mehr in Pont-ä-Mousson, Trier oder Dil­ lingen. Im August 1618 wurde die erste Pro­ motion zu Ehren L.s mit allem Festgepränge vorgenommen. Auf dessen Wunsch spielten die Schüler ein Stück über den „Großmut Karls des Großen“.

Die neue Aufgabe und großartige Bauten ver­ liehen dem zuvor unbedeutenden Marktflekken Molsheim ein völlig anderes Gepräge. Seit dem Übergang der Stadt Straßburg zur Reformation im Jahre 1524 regierte der Bi­ schof die katholisch gebliebenen Diözesan­ gebiete von seiner Residenzstadt Zabern aus. Aber abgesehen davon, daß diese an der äu­ ßersten Diözesangrenze zu Lothringen hin lag und für die Verwaltung der Diözese, die sich bis an den Schwarzwald erstreckte, wenig ge­ eignet war, drohte auch die Verwischung von weltlicher und geistlicher Regierung. Somit bildete der Ausbau Molsheims für L. eine Etappe auf dem Weg zur Errichtung einer geistlichen Diözesanverwaltung. Der 1613 eingerichtete Geistliche Rat, der un­ ter dem Vorsitz des Generalvikars und Offi­ zials stand, war von großer Tragweite. Denn die drei oder vier Geistlichen, die in Mols­ heim residierten, als Räte fungierten und gleichzeitig das Sekretariat des Bischofs bil­ deten, nahmen die Leitung der Diözese tat­ kräftig in die Hand. Eine der ersten Aufgaben, die L. dem Rat übertrug, war eine umfassende Visitation. Die Visitatoren bereisten 1614-17 alle Pfarreien des Hochstiftes. Ihr Interesse galt besonders der Disziplin und der Qualität des Pfarrklerus sowie dem religiösen Wis­ sensstand der Gläubigen. Dieser zweite Ge­ sichtspunkt entsprang der Sorge um die Seel­ sorge in dem konfessionell gemischten Ge­

Leopold biet. L. zog 1617 die Konsequenzen, indem er Dorfschulen errichtete und eine Schulord­ nung erließ. Ein weiteres Ergebnis der Visita­ tion bestand darin, daß L. erkannte, daß der Widerstand gegen die bischöfliche Autorität nicht nur von protestantischer Seite, sondern auch von vielen kirchlichen Körperschaften,

insbesondere von Seiten der großen Benediktinerabteien, kam, die ihre Privilegien und ih­ re geistliche Exemtion wahren wollten. Es lag L. am Herzen, daß die klösterlichen Ämter und die inkorporierten Pfarreien entspre­ chend den Bestimmungen des Tridentinums nicht ohne Mitwirkung des Bischofs besetzt wurden. Da er selbst seit 1614 Kommendatarabt der Doppelabtei Murbach und Lüders im Ober-Elsaß außerhalb der Diözese Straßburg war, ging er diesbezüglich mit gutem Beispiel voran. 1623 führte er dort die Reform ein. 1624 erreichte er die Ausgliederung der Ab­ teien Gengenbach, Ettenheimmünster, Schul­ tern und Schwarzach auf dem rechten sowie Marmoutier, Ebersmünster und Altorf auf dem linken Rheinufer aus der Bursfelder Kongregation und ihren Zusammenschluß zur Straßburger Kongregation mit eigenen Statuten. Auf diese Weise erhoffte er einen stärkeren Einfluß zu gewinnen. Zu diesem Zeitpunkt stand die Diözese Straß­ burg allerdings schon nicht mehr im Mittel­ punkt seines Interesses. 1609 ging L. nämlich als kaiserlicher Prinzipalkommissar nach Jü­ 33 Lexikon

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lich, um das Herzogtum für Rudolf II. unter Sequester zu stellen und damit die kaiserli­ che Stellung im Reich und zugleich in den Erblanden zu stärken. Während ihm die Er­ oberung der Festung gelang, vermochte er es nicht, auch das Land zu unterwerfen. 1611 führte er zur Unterstützung Rudolfs in Passau geworbene Truppen nach Prag, konnte sich aber gegen das böhmische Landaufgebot und gegen Matthias nicht halten und weckte nur antikatholische Emotionen. Seit 1609 Mit­ glied der Liga, setzte er sich 1618 nach dem böhmischen Aufstand für deren Erneuerung ein. 1619 ging er nach dem Tod Erzherzog Maximilians im Auftrag seines Bruders, der als Ferdinand II. Kaiser geworden war, als Statthalter des Hauses Österreich für Tirol und die Vorlande nach Innsbruck, wo er zahl­ reiche Landtage abhielt. Im Jahre 1625 ver­ zichtete L. auf seine Bistümer, um am 19. 4. 1626 Claudia von Medici zu heiraten, die ihm drei Kinder gebar. Davon folgte ihm Ferdi­ nand Karl in Tirol nach, während (—> Bd. 1648-1803) Sigmund Franz Bischof von Augsburg, Gurk und Trient sowie schließlich Kardinal wurde und Maria Leopoldina Kaiser Ferdinand III. heiratete.

L. blieb auch nach dem Verzicht auf seine geistliche Stellung ein Wohltäter der Gesell­ schaft Jesu, und zwar in Rom (Collegium Germanicum) wie in Innsbruck, in Freiburg/Br. und am Hof seines Bruders Ferdinand II. Ge­ gen den Protestantismus ging er sowohl im Unterengadin wie im Prättigau mit aller Schärfe vor. L. blieb somit ein Exponent der Gegenrefor­ mation. Für ihn zählten vor allem die Vertei­ digung der alten Kirche und ihre Verbindung mit dem Reich. Das Haus Habsburg besaß be­ reits früher seine feste Position im Ober-Elsaß und im Sundgau. Es weitete seinen Einfluß­ bereich unter L. auch auf das Unter-Elsaß aus. L. agierte mit Hilfe von Mitarbeitern, die er aus seinen heimatlichen Staaten bezog und denen er die entscheidenden Schaltstellen der weltlichen und geistlichen Verwaltung anvertraute. Im Straßburger Domkapitel stärk­ te er die Partei der Adeligen, die für die Inter­ essen Habsburgs offen waren. Dies gereichte dem Elsaß jedoch nicht immer zum Vorteil, denn das Land geriet dadurch, vor allem nach der Schlacht am Weißen Berg (1620), unter antihabsburgischen Druck. Die erfolgreiche Verwaltungsarbeit L.s machte den elsässi­ schen Katholiken klar, daß nur ein bedeuten­ der Fürst die Autorität der Kirche und ihre Anerkennung nach außen wiederherstellen konnte.

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Leopold - Lessen

L. starb am 13. 9. 1632 zu Schwaz. Er wurde in der Hofkirche zu Innsbruck beigesetzt. Quellen: Archives departementales du Bas-Rhin G 1419, G 1741. - H. Tüchle, Acta de Propaganda Fide Germaniam Spectantia. Die Protokolle der Propa­ gandakongregation zu deutschen Angelegenheiten 1622-1649 (Paderborn 1962). Literatur: Ph.-A. Grandidier. - A. Steinhuber 374f., 388-391. - F. E. Sitzmann II, 141. - P. Volk, Die Sta­ tuten der Straßburger Benediktiner-Kongregation vom Jahre 1624, in: AEKG 8 (1933) 317-370. - J. Schmidlin, Restauration. - Ders., Reformbestrebun­ gen. - P. Delattre III, 385-429, bes. 392-398. - Ph. Dollinger 265-272. - L. Chätellier, Tradition chretienne et renouveau catholique dans l’ancien dio­ cese de Strasbourg (1650-1770) (Paris 1981) 78, 9394, 149f., 161. - Repertoire IV, 390f. - H. Altmann, in: NDB 14 (1985) 290-293 (Lit.).

Louis Chätellier

Lessen, Johannes Kerstani von (OT) (um 1440-1501)

1480-1501

Bischof von Pomesanien

Johannes Kerstani von Lessen wurde nach ei­ genen Angaben als Sohn adliger, aber armer Eltern in der Kleinstadt Lessen (Diözese Kulm), die im Zweiten Thorner Frieden (1466) an Polen fiel, geboren. Er studierte nach dem Empfang der Priesterweihe seit 1459 an der Universität Leipzig, wo er 1464 das Bakkalaureat erwarb. Er trat in den Deut­ schen Orden ein, erhielt ein Kanonikat im pomesanischen Domkapitel und wurde Kaplan des 1477 gewählten Hochmeisters Martin Truchseß von Wetzhausen, der ihn gelegent­ lich als Ordensprokurator nach Rom ent­ sandte. Als L. am 9. 10. 1479 den Hochmei­ ster zur Leistung des Huldigungseids beim polnischen König Kasimir nach Nowe Miasto Korczyn begleitete, hatte ihn das Domkapitel in Marienwerder bereits zum Bischof von Po­ mesanien gewählt. Noch Anfang 1480 war er als Elekt Gesandter des Hochmeisters. Um polnischen Ansprüchen auf das Bistum Po­ mesanien zu vorzukommen, begab L. sich auf Kosten des Hochmeisters selbst nach Rom und erreichte am 14. 4. 1480 die Bestätigung durch Sixtus IV. In Königsberg zum Bischof geweiht, trat er sein Amt im Herbst 1480 an. Nach den beiden vorausgegangenen Kriegen, in denen das Bistum verarmt war, bemühte sich L. mit wachsendem Erfolg um die Rück­ gewinnung des verpfändeten Kirchenbesitzes und um die Ertragssteigerung der bischöfli­ chen Güter. Aus einem vom Papst gewährten Ablaß flossen trotz mancher Schwierigkeiten

die Einnahmen so reichlich, daß L. verpfän­ dete Dörfer zurückkaufen, dem Hochmeister die Stadt Zinten und das Schloß Kreuzburg einlösen sowie den zerstörten Dom und einen Teil seiner Burg wieder aufbauen konnte. Um das Jahr 1500 stiftete er der Stadt Leipzig 2 000 Gulden, aus deren Zinsen ein Kolleg für preußische Studenten errichtet werden sollte. In dem unter polnischer Herrschaft stehen­ den nördlichen Teil seines Sprengels be­ schwor der Bischof einen lang andauernden Streit um seine Rechte mit dem-Marienburger Starosten Zbigniew Teczynski herauf, in dem Hochmeister Martin Truchseß zu vermitteln versuchte, während sein Nachfolger Hans von Tiefen 1496 vergeblich über seinen Pro­ kurator in Rom eine Zurechtweisung des Bi­ schofs durch den Papst herbeizuführen such­ te. Den Hintergrund dafür bildeten entgegen­ gesetzte Ansichten über die Politik des Or­ densstaates gegenüber Polen.

Alle Unternehmungen des Bischofs waren letztlich von dem festen Willen zur Erneue­ rung des kirchlichen Lebens bestimmt. Ganz außergewöhnlich war es, daß L. 1485 seine Diözese persönlich visitierte. Erst danach und nicht bereits bei seinem Amtsantritt dürfte er die alten pomesanischen Statuten von 1411, 1428 und 1440 (K. H Linke) be­ stätigt, neu geordnet und ergänzt haben. Da­ bei schöpfte er aus den Konstitutionen der ermländischen Synode von 1449 (F. [—►] Kuh­ schmalz). Die Statuten geben kein günstiges Bild vom Stand der Christianisierung, zeigen aber den entschlossenen Willen zur Kirchen­ reform. Neben der Sicherung des Kirchenbe­ sitzes in den Pfarreien waren die Hebung des Lebenswandels der Priester und ihre religiöse Bildungs- und Erziehungsarbeit an den deut­ schen, prußischen und polnischen Diözesa­ nen die wichtigsten Anliegen. Mit den anschließenden Romreisen von 1485/86 und 1486/87 nahm L., unterstützt vom Deutschen Orden und den preußischen Bischöfen sowie dem Abt von Oliva, die Be­ mühungen um die Heiligsprechung Doro­ theas von Montau (1347-94) wieder auf. Die Fortsetzung des Kanonisationsprozesses scheiterte erneut an den übermäßigen Kosten. Das neuerwachte Interesse am Dorotheenkult bezeugt die deutsche Vita der Mystikerin und Rekluse im Marienwerderer Dom aus der Fe­ der ihres Beichtvaters, des pomesanischen Domdechanten Johannes Marienwerder, die der Marienburger Goldschmied Jacob Karweisse als eines der ersten gedruckten Bücher im Preußenland 1492 herausbrachte. Kaum

Lessen - Leyen gin anderer preußischer Bischof förderte so sehr wie L. die Bruderschaften in seiner Di­ özese. Seit 1488 entstanden mindestens zwölf neu.

Auf einem Auge erblindet, bat L. 1496 den Hochmeister um einen Koadjutor, lehnte aber - durch den politischen Streit mit Tiefen miß­ trauisch geworden - alle vorgeschlagenen Kandidaten ab. Mit seiner wirtschaftlichen Begabung und dem leidenschaftlichen Eintre­ ten für seine und des Deutschen Ordens Rechte schuf L. sich Feinde im polnischen und im eigenen Lager. Spott- und Schmählie­ der zeigen, daß er nicht sehr beliebt war. Er gehört aber zweifellos zu den bedeutenden spätmittelalterlichen Reformbischöfen des Preußenlandes. In der Diözese Pomesanien war er der letzte vor der Reformation. Er starb am 10. 4. 1501 und fand seine Ruhestätte im Dom zu Marienwerder. Literatur: Series epp. Pomesaniensium 407f. - H. Cramer, Geschichte 183-193. - Ders., UB. - E Hip­ ler, Constitutiones 288-290. - E. Kelm, Johannes IV. Bischof von Pomesanien 1480-1501 (Diss. phil. Königsberg/Pr. 1938). - E. Joachim-W. Hubatsch I, II, Reg. - Akta stanöw I-III. - E. Wernicke 40-43. - Z. Nowak, Jakub Karweysse - pionier drukarstwa na Pomorzu [Jacob Karweisse - ein Pionier der Buch­ druckerkunst in Westpreußen], in: Rocznik Gdahski [Danziger Jb.] 32/2 (Gdansk 1972) 33-71. - Kroll­ mann, in: APB 1 (1974) 305. - R. Stachnik (Hg.), Die Akten des Kanonisationsprozesses Dorotheas von Montau 1394-1521 (Köln-Wien 1978). - J. Wis­ niewski 159-162. Hans-Jürgen Karp

Leyen, Johann von der (um 1510-1567)

Koadjutor des Erzbischofs von Trier 155 6-1567 Kurfürst-Erzbischof von Trier

1556

Johann von der Leyen wurde um das Jahr 1510 in Adendorf oder Saffig aus der Broeler Linie der aus Gondorf an der Untermosel stammenden Familie v. d. L. geboren. Diese nannte sich nach Adendorf und Saffig in der Vordereifel. L. war das zweite von zehn Kin­ dern des Bartholomäus v. d. L., des Kölner Rats, Kanzlers, Hofmeisters und Amtmanns zu Andernach, und der Catherina von Palant zu Gladbach. Die Familie hatte in der Genera­ tion zuvor Zugang zu höheren geistlichen Pfründen gewonnen. Von den Brüdern des Vaters war Georg Trierer Domherr, nacheinan­ der Archidiakon von St. Peter in Trier und St. Kastor in Karden und 1529-33 Domdekan, Si­ mon Abt von Maria Laach. L.s Bruder Bartho­ lomäus wurde durch ihn 1563 Propst von St. 33*

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Georg in Limburg und 1567-88 Domdekan in Trier, sein Neffe Georg Dechant von St. Kastor in Koblenz.

Trotz der bescheidenen Vermögensverhält­ nisse vollzog L. einen auffälligen Studien­ gang. Nach einer ersten Ausbildung in Trier studierte er ab 1528, gerade Domizellar in Trier, bis 1531 in Löwen, Paris, Freiburg, Or­ leans und Padua. Studienreisen nach Venedig und Rom kamen hinzu. 1532 war er Kapitulac in Trier, 1535 Kaplan des Erzbischofs, 1536 Domizellar in Würzburg. 1548 übernahm er das Amt des Archidiakons von St. Peter in Trier. Erstmals im Februar 1548 machte L. als Ver­ treter des Trierer Erzbischofs J. v. (—>) Isen­ burg in der Interimskommission in Augsburg auf sich aufmerksam, als er zuerst die Frie­ densfrage und dann erst die Religionsfrage behandelt wissen wollte. Dies kam zwar ei­ ner Territorialisierung der Konfessionsfrage gleich, zog aber die von den Protestanten ge­ wünschte Diskussion von Lehrfragen vom Reichstag weg. Im Herbst 1548 und Frühjahr 1549 war L. Mitglied der trierischen Visita­ tionskommission zur Einführung des Inte­ rims in den rechtsrheinischen Gebieten. Letztmals vertrat er den Kurfürsten auf dem Reichstag von Augsburg 1555. Am 22. 10. 1555 wurde er zu dessen Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge gewählt und erhielt da­ für die päpstliche Bestätigung am 6. 3. 1556. Am 25. 4. 1556 wählte ihn das Domkapitel einstimmig zum Erzbischof. Paul IV. bestätig­ te ihn am 20. 6. Da L. lediglich die Diakonats­ weihe empfangen hatte, erhielt er am 10. 9. die Erlaubnis, seine Konsekration um sechs Monate zu verschieben. Dennoch übersandte ihm der Papst am 5. 11. 1556 das Pallium. Priester- und Bischofsweihe erhielt L. nicht mehr. Die Gründe sind unbekannt. Mögli­ cherweise war die Erbfolge der Familie durch den Bruder Bartholomäus noch nicht gesi­ chert. Als L. nach der Bestimmung des Kon­ zils von Trient dafür Strafen drohten, suchte er 1565, unterstützt von P. (—>) Canisius und dem Jesuitengeneral Francesco Borgia, um Absolution und um die Erlaubnis nach, sich Konsekratoren und Ort selbst wählen zu dür­ fen. Er starb jedoch, bevor er die Weihen emp­ fangen konnte. In Eifer und Lebensführung entsprach L. den Erwartungen seiner Zeit, doch rühmten Nuntius Commendone und dessen Begleiter Ruggieri an ihm lediglich „weltliche“ Qualitäten, nämlich Bildung, Rechtschaffenheit, Klugheit, Liebenswürdig­ keit, Güte, hohe Autorität, gepflegte Hofhal­ tung, italienische Lebensweise und Ergeben-

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Leyen

heit gegenüber dem Hl. Stuhl. In den Ausein­ andersetzungen mit Trier und Koblenz war L. nach dem ihm wohlgesonnenen Verfasser der „Gesta Trevirorum“ „klug, schlau und furcht­ los“. Sich selbst rühmte L. im Trierer Refor­ mationsversuch mehr als kirchlichen Ober­ hirten denn als weltlichen Fürsten, der lieber mit Güte als mit Strenge gehandelt habe. Als einziger reichspolitischer Auftritt von Bedeu­ tung gilt sein Eintreten für die Aufrechterhal­ tung des geistlichen Vorbehalts auf dem Reichstag von Augsburg 1559.

L. begann seine Amtszeit mit zwei sympathi­ schen Gesten. Am 28. 5. 1556 bereits befahl Karl V. den Abzug der seit der Belagerung von Metz 1552 in Trier liegenden kaiserli­ chen Besatzungstruppe. Am 14. 7. wurden die Stadtschlüssel formell übergeben und die Stadt von der fast unerträglichen Last befreit. Zum andern verzichtete L. wegen der Hun­ gersnot auf eine Reihe von Abgaben und ließ Getreide verteilen. Inzwischen genügte aber gegen die sich häufenden Klagen der nach Reichsunmittelbarkeit strebenden Stadt das Verschieben bzw. Dissimulieren, wie es seine Vorgänger gehandhabt hatten, nicht mehr. L. beantwortete das während der Besatzungszeit von 1553-56 gewachsene Selbstbewußtsein mit landesherrlichem Druck. Um L.s Plänen zur Ansiedlung von Jesuiten, die seit 1558 greifbar sind, zuvorzukommen, stellte der Rat im Juni 1559 den aus der Nähe stammenden

Calvin-Schüler Caspar Olevianus als Lehrer an. Er nahm in Kauf, daß Olevianus während der Abwesenheit L.s auf dem Reichstag zu Augsburg Anfang August 1559 mit calvinistischer Predigt begann. Geplant war die Konsti­ tuierung einer Gemeinde, für die man die vom Reichstag in Aussicht genommene Frei­ stellung in Reichsstädten erwartete. Die Vor­ gänge in Metz und Aachen galten wohl als Vorbild; zudem erwartete man Hilfe seitens der Kurpfalz und Badens an der Mittelmosel (Trarbach-Kröv), der Wild- und Rheingrafen (Raum Thalfang) und auch Pfalz-Zweibrükkens. Verhandlungen der kurfürstlichen Räte mit dem Stadtrat blieben ergebnislos, denn trotz der geringen Zahl der Protestanten (ca. 5 % der Bevölkerung) vermischten sich bald beide Ziele. Auch der Appell an die altgläubi­ gen Zünfte nützte wenig. Am 16. 9. nahm L. die Stadt im Handstreich, taktierte aber unge­ schickt autoritär und zwang dadurch die ka­ tholische Ratsmehrheit zur Solidarisierung mit den Protestanten. Der negative Bescheid des Reichskammergerichts vom 7. 10. 1559 entmutigte jedoch die Aufrührer, die sofort eingeleitete totale Blockade der Stadt durch den Kurfürsten tat ein übriges. Am 26. 10. konnte L. wieder in seine Stadt einziehen. Die Hauptanführer des Reformationsversuchs wurden ausgewiesen, der Großteil der An­ hänger blieb - meist unter Aufgabe der Kon­ fession. Die Differenzen des Kurfürsten mit der Stadt gingen jedoch weiter. Als L. 1566 einen Landtag nach Trier ausschrieb, rüstete der Rat zur Abwehr und rief Luxemburg-Spa­ nien zu Hilfe. Dessen eigene Sorgen in den Niederlanden bewahrten L. vor einer Kon­ frontation. Mit einer Blockade beantwortete L. 1561/62 auch die Erklärung der Reichsunmittelbarkeit durch die Stadt Koblenz, die ihm sogar den Einlaß verwehrt hatte. Er verzichtete zwar auf den Artilleriebeschuß vom Ehrenbreitstein aus, brachte die Stadt aber zur Annahme der von ihm diktierten Rats- und Schöffenord­ nung vom 11. 4. 1562, die deren Landstand­ schaft endgültig festschrieb und Protestanten das Bürgerrecht verweigerte. Dagegen war er nicht in der Lage, gegen die Familie von Manderscheid die 1558 von Kai­ ser und Papst ausgesprochene Inkorporation der Abtei Prüm, die er mit dem Hinweis auf eine drohende Säkularisation erreicht hatte, durchzusetzen. Der Abt verwickelte ihn in über 25 Klagen beim Reichskammergericht.

Auf den Trierer Reformationsversuch ant­ wortete L. mit der Ernennung eines neuen Dompredigers und anderen Reformmaßnah-

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Leyen - Lichtenau men. Er knüpfte Kontakte mit den Jesuiten an und schloß mit ihnen im Februar 1560 eine Übereinkunft, nach der sie Predigt und Teile der Universität übernahmen. Den im Juni und Juli 1560 eintreffenden Ordensleuten stellte L. die alte Universitätsburse zur Verfü­ gung und dotierte sie u. a. mit dem Augusti­ nerinnenkloster St. Barbara in Trier. 1561 nahmen die Ordensleute die Vorlesungen in Philosophie und Theologie auf. Diese Aktivi­ täten veranlaßten Nuntius Commendone, L. als den dem Hl. Stuhl ergebensten deutschen Fürsten zu bezeichnen. Mit den Hinweisen auf die Ängste seines Vorgängers während seines Aufenthaltes in Trient und auf die ge­ rade überwundene kritische Lage in Trier ver­ sagte sich L. der persönlichen Teilnahme an der letzten Sitzungsperiode des Konzils. Die damals führenden Amtsträger im Bistum und die kurfürstlichen Räte waren zwar ausge­ zeichnete Juristen, aber mit den Trienter Fra­ gestellungen wohl überfordert. Auch eine er­ neute päpstliche Aufforderung vom 22. 5. 1561 zur Konzilsteilnahme blieb ohne Wir­ kung. Im Januar 1562 zeigte L. sich zwar zum Konzilsbesuch bereit, um seinem Neffen das Dekanat von St. Kastor in Koblenz zu gewin­ nen, doch kam er der Einladung letztlich doch nicht nach und bestellte nicht einmal Prokuratoren. Umso mehr kam er den zurück­ kehrenden Trierer Exulanten, meist wichti­ gen Kaufleuten, in der Kelchfrage entgegen. Neben Bayern stimmte er als einziger deut­ scher Landesfürst dem Plan Kaiser Ferdi­ nands zu, den Papst nach dem Konzil um die Gestattung des Laienkelches zu bitten. Die am 16. 4. 1564 durch Pius IV. ausgesprochene Kelchbewilligung kam jedoch nicht nur zu spät, sondern sie war, weil die französischen, spanisch-niederländischen und lothringi­ schen Gebiete davon ausgenommen wurden, nahezu unbrauchbar. Aber auch andere Reformbemühungen L.s blieben fragmentarisch. Dazu zählten Mah­ nungen an den Klerus, auf die moralische Besserung des Volkes hinzuarbeiten (1557), die Veröffentlichung der Formula reformationis Ferdinands I. (1559) sowie die Publika­ tion eines Breves Pius’ IV. gegen Konkubina­ rier (1566). Ein eindrucksvolles Reformgut­ achten von 1565 zeigte jedoch vor allem für den Luxemburger Raum alle notwendigen Re­ formschritte auf (Visitation, Seminargrün­ dungen u. a.) und wies den Nachfolgern den Weg.

L.s Politik als Landesherr geriet unter den Druck von Verpfändungen und Schuldver­ schreibungen. Wie sein Vorgänger brachte er

damit das Erzstift an den Rand der Existenz­ fähigkeit. Eine Erneuerung der Bergwerks Ord­ nung 1564 machte sich erst für den Nachfol­ ger bezahlt. Der Diezer Vertrag von 1564 brachte Territorialgewinn im Westerwald. Noch 1566 bestätigte ihm Kaiser Maximilian II. das von Ferdinand I. gewährte Privilegium de non appellando.

L. starb am 10. 2. 1567 in der Koblenzer Burg. Er hatte durch die Behauptung der landes­ herrlichen Autorität und die Vorbereitung der Reform seinem Nachfolger die Wege bereitet. Er wurde in der Stiftskirche St. Florin in Ko­ blenz beigesetzt. Vom Grabmal, das sein Nachfolger errichtete, überdauerte nur ein verstümmelter Kopf die Zerstörung von 1807. Fürst Philipp von der Leyen ließ 1808 die Ge­ beine in der Familiengruft in St. Kastor in Ko­ blenz beisetzen. Quellen: LHAK, Abt. 1 A, 1 C, 1 D. - Ch. BrowerJ. Masen 384-399. - J. N. v. Hontheim II, 765-884. E. Zenz VII, 66-1. Literatur: E W. E. Roth, Geschichte der Grafen und Herren zu Eltz II (Mainz 1890) 264-299. - C. Stenz 61. - V. Conzemius. - S. M. zu Dohna 154f. - B. Ca­ spar 89-101. - H. Molitor. - F. Pauly III, 23-25. - B. Gondorf 304f. - P. Neu. - A. Britz, Johann VI. von der Leyen, in: HJbMK 6 (1987) 78-82. - J. E Goeters, Der Trierer Reformations versuch von 1559 im Rah­ men der deutschen Reformationsgeschichte, in: MEKGR 37/38 (1988/89) 267-285 (Lit.). Wolfgang Seibrich

Lichtenau, Heinrich von (1444-1517)

1485-1505 Generalvikar des Bischofs von Augsburg 1505-1517 Bischof von Augsburg

Heinrich von Lichtenau wurde höchstwahr­ scheinlich 1444 als Sohn des Armiger Veit Georg v. L. und der Elisabeth, Burggräfin von Burtenbach, in Bedernau bei Mindelheim ge­ boren. Die Familie hatte ihren Stammsitz auf einer abgegangenen Burg bei Mindelzell, Landkreis Günzburg. Vermutlich waren Wil­ helm, Dietmar und Veronika v. L. Geschwister des späteren Bischofs. L. erhielt vor 1463 ein Kanonikat in Wiesensteig, immatrikulierte sich 1463 an der Universität Freiburg, wurde dort um 1465 Bacc. art. und anschließend in Pavia zum Dr. jur. utr. promoviert. Seit 1473 Domherr in Augsburg, erlangte er Pfarrpfründen vor 1484 in Bernbeuren und 1493 in Pfaffenhausen. 1477 als Offizial nach­ weisbar, wurde er 1485 von Bischof J. v. (—>) Werdenberg zum Generalvikar ernannt. Die­ ses Amt hatte er bis zu seiner Wahl zum Bi-

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Lichtenau - Lichtenfels

schof am 1. 4. 1505 inne, bei der der von Ma­ ximilian I. favorisierte Kandidat, der Augs­ burger Dompropst und Gurker Administrator M. (—>) Lang, nicht anwesend war. Die päpst­ liche Bestätigung folgte am 7. 5. Die Bischofs­ weihe empfing L. am 27. 7. 1505 von dem Eichstätter Bischof G. v. (—>) Eyb in der Dillin­ ger Pfarrkirche. Wie seine Vorgänger hielt er bald nach seinem Amtsantritt 1506 eine Syn­ ode in Dillingen ab, deren Statuten, die einen Augsburger Festkalender enthalten, gedruckt vorliegen.

L. galt als Persönlichkeit von reicher Erfah­ rung, großem Eifer, tiefer Frömmigkeit und untadeliger sittlicher Haltung. Er kümmerte sich um den Pfarrklerus und setzte sich für eine bessere seelsorgliche Betreuung der Ge­ meinden und für die würdige Feier der Litur­ gie ein. So vermittelte er in Streitigkeiten zwi­ schen Pfarrern und weltlichen Herrschaften und Klöstern und nahm ungerecht behan­ delte Geistliche in seinen Schutz, sorgte für Gottesdienste in den Filialen und drängte auf Übertragung gewisser Pfarrechte, wie Taufe und Beerdigung, auf die Nebenkirchen. Er führte das von seinem Vorgänger in Auftrag gegebene und 1505 gedruckte Augsburger Missale speciale ein und ließ 1510 zwei wei­ tere Augsburger Missalien herausgeben. Des­ gleichen erschienen 1506 und 1517 in Vene­ dig sowie 1508 und 1512 in Basel Augsburger Breviere. L. erwies sich auch als Freund und Gönner, zugleich aber als strenger Visitator der zahl­ reichen Klöster. So bestand ein freundschaft­ liches Verhältnis zu Abt Leonhard Wiede­ mann in Ottobeuren, andererseits beschnitt L. die Rechte des Abtes Konrad Mörlin vom Reichsstift Ulrich und Afra in Augsburg, als es zwischen ihm und dem Konvent wegen großer Bauschulden zu Spannungen kam. Ähnliche Schwierigkeiten bestanden zwi­ schen L. und den Benediktinerklöstern in Füssen und Irsee. Bei der Verwaltung des Hochstifts hielt sich L. im großen und ganzen an die Wahlkapitu­ lation, die dem Domkapitel einen erhebli­ chen Einfluß auf die Regierung gewährte. An Baumaßnahmen seien erwähnt die Errich­ tung der Schlösser in Zusmarshausen und Marktoberdorf, der Schloßkapelle in Dillin­ gen und 1508 der Bau des noch bestehenden Pfalzturms bei der damaligen bischöflichen Residenz in Augsburg.

Auseinandersetzungen mit weltlichen und geistlichen Nachbarn, die die Rechte des Hochstifts beschneiden wollten, wurden mei­

stens gütlich bereinigt. Nur Zwistigkeiten mit der Stadt Augsburg mußten durch kaiserliche Anordnung entschieden werden. Wenn L. auch in der Reichspolitik wenig in Erschei­ nung trat, so stand er doch bei Maximilian I., der häufig in Augsburg weilte und L. mehr­ mals in Dillingen aufsuchte, in hohem Anse­ hen. Der Kaiser übertrug ihm einige Male schiedsrichterliche Aufgaben. 1512 schloß sich L. wohl auf kaiserlichen Wunsch dem er­ neuerten Schwäbischen Bund an.

Weihnachten 1516 zeigten sich erste Anzei­ chen einer Krebserkrankung. L. starb am 12. 4. 1517 im Dillinger Schloß, nachdem das Domkapitel am 4. 4. seinen Wunschkandida­ ten Ch. v. (—>) Stadion zum Koadjutor mit Nachfolgerecht gewählt hatte. L.s Beisetzung erfolgte in der Gertrudenkapelle des Augsbur­ ger Domes. Ein von Hans II. oder III. Peuerlein schon zu Lebzeiten des Bischofs gestalte­ tes Epitaph ist erhalten.

L. stand in freundschaftlichem Kontakt zu Jo­ hannes Eck, dem Mindelheimer Humanisten Johann Altensteig und dem Augsburger Stadtschreiber Konrad Peutinger. Er „darf zu den edelsten unter den Augsburger Bischöfen gerechnet werden“ (Zoepfl). Literatur: E Zoepfl I, 536-564. - A. Schmid. - KDB Augsburg, Reg.

Peter Rummel

Lichtenauer, Friedrich (um 1536-1570)

1562 Ep. tit. Naturensis 1562-1570 Weihbischof in Bamberg Illegitimer Sohn eines Augsburger Domherrn; Studium in Ingolstadt (Dr. theol.); Dompredi­ ger in Passau, dann in Salzburg; durch Bi­ schof V. v. (—>) Würtzburg wohl auf Empfeh­ lung des Kardinals O. (—>) Truchseß von Waldburg als Weihbischof für Bamberg ge­ wonnen; die Verhandlungen um die päpstli­ che Ernennung zogen sich wegen der erfor­ derlichen Dispensen in die Länge; 9. 1. 1562 Titularbischof von Athyra; 28. 6. 1562 Konse­ kration in Bamberg; 1 11. 12. 1570. Literatur: W. Hotzelt 33f. - J. Kist, Bamberg 85, 171, 175.

Egon Johannes Greipl

Lichtenfels, Melchior von (um 1517-1575) 1555-1575 Bischof von Basel

Melchior von Lichtenfels stammte aus dem württembergischen Oberamt Sulz. Er wurde

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Lichtenfels - Lichtenstein-Karneid wahrscheinlich 1517 geboren. 1527 erhielt er die Tonsur, später erschien er im Basler Dom­ kapitel als Wartner, dann als Erzpriester. 1553 wurde er vermutlich Domkustos, im Sommer 1554 Domscholasticus. Nach dem Tod von Bi­ schof Ph. v. (—>) Gundeisheim beauftragte das Domkapitel den Domkustos Johann Steinhäu­ ser und nach dessen frühem Tod L. mit der Administration des Bistums. In dieser Zeit besetzte Solothurn die zum Hochstift gehö­ renden Dörfer Therwil, Ettingen und Arles­ heim. Am 24. 8. 1554 verpfändete das Domka­ pitel das Erguel an Biel, doch wollten dessen neugläubige Bewohner die Verpfändung nur von einem rechtens gewählten Bischof aner­ kennen. Als dann auch Basel auf die Wahl ei­ nes Bischofs drängte, wählte das Domkapitel am 8. 10. 1554 L. Am 4. 12. 1555 erhielt er die päpstliche Bestätigung. Die Bischofsweihe ließ er sich erst am 2. 10. 1569 in Delemont durch den Konstanzer Weihbischof erteilen, nachdem ihm die römische Kurie mit der Ab­ setzung gedroht hatte.

Der in geistlichen und weltlichen Angelegen­ heiten wenig aktive L. übernahm ein voll­ kommen verschuldetes Bistum, das sich in großer Abhängigkeit von Basel befand. Von seinem Hochstift waren die südlichen Teile und das Laufental protestantisch. In der Resi­ denzstadt Porrentruy (Pruntrut) bekannten sich viele Familien zum Luthertum. Die Di­ özese Basel hatte die Stadt Basel und deren Herrschaftsgebiet sowie im Oberelsaß Mühl­ hausen und Teile von Colmar an die Refor­ mierten verloren. 1555 hatte Basel 13 Ge­ meinden in der Gegend von Delemont und elf Gemeinden in den Franches-Montagnes in sein Burgrecht aufgenommen; im selben Jah­ re schlossen die Gemeinden des Erguel ein Burgrecht mit Solothurn. Vom Hochstift war einzig die Ajoie mit keiner fremden Macht verburgrechtet. Deshalb suchte L. eine Annä­ herung an die katholischen Kantone der Eid­ genossenschaft. Doch mit Ausnahme von So­ lothurn zeigten diese kein Interesse. Somit wandte sich L. an Basel und erneuerte am 1. 5. 1559 den Vertrag von 1547. Gesondert aner­ kannte er das Burgrecht der 24 Gemeinden mit Basel und erhielt als Gegenleistung neue Darlehen. Zu einem von L. gewünschten Ver­ trag zwischen Domkapitel und Basel kam es hingegen nicht. Das Domkapitel machte wei­ terhin seine Ansprüche auf das Basler Mün­ ster geltend und beteiligte sich deshalb auch weiterhin an seinem Unterhalt. Der Stadt Por­ rentruy hatte L. kurz nach seiner Wahl ihre alten Rechte und Freiheiten bestätigt. Den Ständen des Hochstiftes gestand er 1557 re­ gelmäßige Versammlungen unter dem Vorsitz

des Abtes von Bellelay zu. Beim Brand der Residenz in Porrentruy 1558 wurde ein gro­ ßer Teil des bischöflichen Archivs, darunter die Inventare über Abgaben und Bodenrech­ te, zerstört. In der Abwehr der Reformation tat sich L. we­ nig hervor. In Porrentruy vergrößerten die Lu­ theraner ihren Einfluß und stellten öfter den Bürgermeister. 1557 konnte Farel in der Resi­ denzstadt predigen. Initiative ergriff nur der Erzbischof von Besancon, zu dessen Sprengel Porrentruy gehörte. Er verbot weitere Predig­ ten von Prädikanten und entsandte Franzis­ kaner. Zum Trienter Konzil schickte L. 1562 den als Weihbischof vorgesehenen G. (—>) Hohenwarter als seinen Vertreter. Am 24. 10. 1571 nahm er zusammen mit den Bischöfen von Lausanne und Belley an der vom Besan) Frundsberg L. zusammen mit dem Trienter Hauptmann Leopold Trautmannsdorf für die Zeit seiner Abwesenheit zu Bistumsadmini­ stratoren. Zum Zeitpunkt seiner Wahl zum Bischof war L. Pfarrer von Cles. Ein Gegner seines dortigen Nachfolgers klagte ihn später bei der römischen Kurie der Simonie an, konnte dafür aber keinen Beweis erbringen. L. wurde am 20. 8. 1493, zehn Tage nach dem Tod Frundsbergs, zum Bischof von Trient ge­ wählt. Die päpstliche Bestätigung erhielt er erst am 11. 4. 1496. Der Grund dafür lag in dem wie schon unter seinem Vorgänger gel­ tend gemachten Anspruch des Kardinals Na­ poleon Orsini auf eine Pension aus der Men­ sa episcopalis. Im übrigen hatte L. Mühe, die Mittel für die Bezahlung der fälligen Taxen und Servitien aufzubringen, die die Verzöge­ rung hätten beseitigen können. Das Bistum war jedoch in die ständigen Kriege Maximi­ lians involviert und finanziell erschöpft. Au­ ßerdem warf man L. vor, daß er sich bereits vor der Wahlbestätigung in die Bistums­ verwaltung eingemischt habe. Auch der Si­ monievorwurf könnte sich verzögernd ausge­ wirkt haben. Das besondere Engagement, das der kaiserliche Rat Marquard von Breisach für die Erledigung des Falles bei der römi­ schen Kurie an den Tag legte, weist darauf hin, welchen Anteil Maximilian I. vermutlich an der Wahl des Kapitels hatte. Daß die Beset­ zung des Trienter Bischofsstuhles dem jun­ gen Kaiser aus Gründen der Italienpolitik be­ sonders am Herzen lag, geht auch daraus her­ vor, daß er L. schon wenige Wochen nach dessen Wahl vorschlug, den Trienter Dom­ herrn und Verwandten des Bischofs, Ch. v. (—>) Schrofenstein, als Koadjutor anzuneh­ men und damit ein wichtiges Bindeglied zu schaffen.

Aber auch L. war dem Kaiser zu Diensten. Im Frühjahr 1495 weilte er als Botschafter zu Verhandlungen über die Venezianische Liga gegen Karl VIII. von Frankreich in Venedig. Am 11.4. 1496 erhielt er endlich die päpstli­ che Bestätigung, doch mußte er sich zu dem für die erste Pontifikalmesse vorgesehenen Termin erneut zu Verhandlungen nach Vene­

dig begeben. Auch die für 1496 vorgesehene Diözesansynode mußte auf das folgende Jahr verlegt werden. Von Venedig aus ordnete er an, daß der Klerus die zur Finanzierung der Wahlbestätigung erforderlichen Spenden dem Domdekan Georg von Fatis aushändigen sollte. Nach der päpstlichen Bestätigung wur­ den L. auch die Regalien verliehen, während er seinerseits die traditionellen Kompaktaten beschwor. So konnte er schließlich offiziell die Regierung antreten und die Lehensleute zum Eid einladen. Faktisch hatte er freilich schon vorher herrschaftliche Rechte ausge­ übt.

Als Landesherr bestätigte L. das feudalrecht­ liche Herkommen, wonach bischöfliche Le­ hen nur männlichen Nachkommen übertra­ gen wurden. 1499 belehnte er seinen Vetter Paul aus der Linie L.-Castelcorno mit Burg Castelcorno und allen Lehen der ehemaligen Herren von Castelbarco in der Val Lagarina. Im gleichen Jahr hatte auch Maximilian Paul damit belehnt. Daraus geht hervor, welchen Druck der Kaiser auf den südlichen Teil des Hochstiftes ausübte. Dennoch blieb dieses Gebiet bis 1509 unter Venedig. Im übrigen drängte Tirol die bischöfliche Herrschaft in jenem Teil der Val Lagarina, der nicht der ve­ nezianischen Herrschaft unterstand, immer mehr zurück. Das alles bildete aber nur ein Vorspiel für den folgenreichen Veneziani­ schen Krieg. 1501 gab L. für Maximilian einen Empfang, der in Trient mit Kardinal d’Amboise, dem Bevollmächtigten des französischen Königs Ludwig XII., zusammentraf, um eine Verein­ barung wegen der Kontrolle über das Herzog­ tum Mailand abzuschließen.

Auch auf geistlichem Gebiet machte sich der Einfluß des Kaisers geltend. Gleichzeitig mit dem Versuch, Schroffenstein als Koadjutor durchzusetzen, erwirkte Maximilian 1493 von Alexander VI. eine Bulle, wonach künftig für die Mitgliedschaft im Trienter Domkapitel wie auch sonst im Reich entweder ein Adels­ nachweis oder ein akademischer Grad erfor­ derlich war. Offenbar wurde diese Bestim­ mung jedoch nicht zum Bestandteil der Kapi­ telsstatuten, denn spätere päpstliche Doku­ mente erwähnten sie niemals. Die Bestim­ mungen über den Adelsnachweis wurden freilich beobachtet, während die über die aka­ demischen Grade wie auch sonst im Reich in der Schwebe blieben. Die Statuten einer 1497 von L. veranstalteten Diözesansynode orientierten sich im wesent­ lichen an denen der früheren Synoden. Den

Lichtenstein-Karneid - Liebenstein

3farrklerus ermahnte er, keine Priester ohne seine Zustimmung zum Dienst zuzulassen. Er verpflichtete alle Geistlichen, sich innerhalb von zehn Tagen bei ihm vorzustellen. L. be­ mühte sich um die Erschließung neuer Fi­ nanzquellen für die Kathedrale aus Nachläs­ sen, Kollekten und durch Einführung fester Abgaben für jedes neu vergebene Benefizium. Schließlich verpflichtete er alle Pfarrer und Kirchenrektoren, alljährlich mit wenigstens einem Mitglied aus jeder Familie zur Kathe­ drale zu wallfahren. Seit 1502 wurde L. durch seinen Nachfolger G. v. (—>) Neideck bei der Regierung unter­ stützt. Er starb am 16. 9. 1505 zu Trient und wurde in der Kathedrale vor dem von ihm selbst errichteten Grabmal beigesetzt. Literatur: B. Bonelli IV, 166-170. - E E AlbertiT. Gar 392-408. - K. Äußerer, Die Herren von Schloß und Gericht Castelcorno im Lagertal (Vallagarina), in: Jb. der K. K. Heraldischen Gesellschaft „Adler“, NF 21 (Wien 1911) 1-82. - O. Lechleitner 50-54. - L. Santifaller, Brixner Domkapitel 369. A. Costa 128-130. Severino Vareschi

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bern weitreichenden Einfluß. Zu beachten ist, daß mit B. v. (—>) Henneberg, L. und U. v. (—>) Gemmingen Persönlichkeiten in das Domka­ pitel eintraten, die nicht aus schon vorher dort miteinander rivalisierenden Parteien und Gruppen stammten und daher von allen Stimmen erhalten konnten. So wurden gleich nacheinander drei Domdekane Erzbischof. Die Wahl L.s erfolgte schnell und, wie es heißt, „unanimiter domino inspirante“, am 29./30. (?) 12. 1504. Vieles spricht dafür, daß König Maximilian I. schon zu Lebzeiten des bei ihm in Ungnade gefallenen Henneberg für die Wahl zugunsten L.s tätig war. Mit diesem wurde erstmals wieder seit dem hohen Mittelalter ein aus einem Ministerialenge­ schlecht bzw. aus der Ritterschaft stammen­ der Erzbischof gewählt. Papst Julius II. konfir­ mierte die Wahl am 31. 3. 1505 und gewährte L. am 4. 4. 1505 das Pallium. Die Bischofs­ weihe empfing L. am 20./22. 7. 1505 im Main­ zer Dom durch seinen Weihbischof Th. (—>) Ruscher. Nach mehrfacher Terminverschie­ bung nahm Maximilian I. am 1. 7. 1507 auf dem Reichstag zu Konstanz die Belehnung mit den Regalien vor.

Liebenstein, Jakob von (1462-1508) 1505-1508 Kurfürst-Erzbischof von Mainz

Jakob von Liebenstein wurde am 27. 7. 1462 auf Burg Liebenstein als Sohn des Peter v. L. und der Agatha von Kaltental geboren. Das aus dem Neckartal zwischen Heilbronn und Marbach stammende niederadelige schwäbi­ sche Geschlecht der L. stieg wahrscheinlich erstmals 1304 mit Albert ins Mainzer Dom­ stift auf. Mitglied des Mainzer Domkapitels war ferner der 1418 aufgeschworene Raban v. L. (+ 1469). Er stand 1461/63 in der Stiftsfeh­ de auf Seiten D.s v. (—>) Isenburg. Der Tod des Onkels dürfte L. die Aufnahme in das Main­ zer Domstift ermöglicht haben. Am 27. 8. 1470 wurde L. aufgeschworen. Seit 1474 war er zum Studium in Basel. Dort war er 1480 Rektor der Universität und 1482 Lie. decr. Er muß wenigstens Subdiakon gewesen sein, denn 1484 wurde er in das Mainzer Domkapi­ tel aufgenommen. 1497, damals wohl schon Priester, wählte ihn das Kapitel zum Dekan und damit zum geschäftsführenden Leiter und zum Haupt des Mainzer Diözesanklerus. Das Dekanat band den Inhaber stärker als alle anderen Prälaturen und die meisten Kapitels­ stellen an Mainz und den Dom und engte so­ mit die Möglichkeit ein, weitere auswärtige Pfründen zu erwerben. Das Dekanat war je­ doch einträglich und verschaffte seinen Inha-

Ob der Kurfürst bei diesem Anlaß der Forde­ rung des Königs nach Verzicht auf die Main­ zer Stadtherrschaft entgegenkam, ist unge­ klärt. Unzweifelhaft dagegen war das Bestre­ ben Maximilians, den reichspolitischen Ein­ fluß von Mainz zu kappen. Er gab das Recht

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Liebenstein - Limburg

auf Führung der Reichskanzlei dem Erzkanz­ ler daher nicht zurück. Stattdessen erwog er 1506 die Gründung einer die Kanzlei erset­ zenden Reichsbehörde am Hof, deren Leitung dem Erzbischof von Trier zufallen sollte. L. ging nicht in stärkere Opposition zu diesem Kurs und blieb reichspolitisch zurückhal­ tend. An der erneuten Einrichtung von Reichskammergericht und Reichsmatrikel 1507 hatte er nur bedingten Anteil. Am Für­ stentag 1508 in Mainz war er lediglich betei­ ligt. Landespolitisch ist zu vermerken, daß in seinem Pontifikat 1505 die älteste erhaltene Mainzer Hofordnung entstand und daß er 1505 die letzten Teile der Kellerei Klingen­ berg und Kostheim für das Erzstift erwarb. 1507 erließ er ein Ausweisungsmandat für Ju­ den. Die Reformbestrebungen der Bursfelder Kongregation, in die er 1506 als Sodale aufge­ nommen wurde, fanden seine Unterstützung. L. starb erst 46jährig am 15. 9. 1508. Er wurde im Mainzer Dom beigesetzt. Sein Grabdenk­ mal mit vorzüglicher individueller Porträt­ wiedergabe zählt zu den herausragenden Ar­ beiten des Mainzer Hofbildhauers Hans Back­ offen.

versuchte stärkeren Einfluß auf seinen Spren gel zu gewinnen und tauschte deshalb 1635/ 42 mit dem Erzbischof von Salzburg die Pa­ tronatsrechte über Pfarreien aus. Er überlief zwei wegen der Schwedengefahr aus Bayern geflohenen Jesuiten das dem Bistum Chiem­ see gehörende, aber im Erzstift Salzburg bei Hallein gelegene Schlößchen Altdorf zur Wohnung. Dort sollten eventuell noch weite­ re Jesuiten untergebracht werden. Wichtiger war noch die Unterstützung L.s für Bartholo­ mäus Holzhauser, den Gründer eines Instituts von Weltpriestern, die die Vita communis pflegten. Holzhauser verhalf er zu einem Kanonikat in Tittmoning und 1642 zur Pfarrei St. Johann in Tirol. L. errichtete eine Stiftung, nach der 15 arme Studenten und Sodalen alle Monate zu Ehren der 15 Geheimnisse des Ro­ senkranzes bewirtet wurden. 1632 unternahm er eine Wallfahrt nach Loreto, und 1636 legte er den Grundstein zur Loretokirche in Salz­ burg. 1642 wählte ihn das Salzburger Domka­ pitel zu seinem Dekan. L. ist Verfasser einer Beschreibung des Bistums Chiemsee von 1629. Er starb am 1. 12. 1643 und wurde im Dom zu Salzburg beigesetzt.

Literatur: A. Ph. Brück, Die Konsekration des Main­ zer Erzbischofs Jakob von Liebenstein, in: AMRhKG 6 (1954) 204-207. - E V. Arens 152. - A. Ph. Brück, in: NDB 10 (1974) 315. - G. Rauch, Domkapitel III, 162f. - G. Chalopek 41-52. - M. Hollmann 127129.

Quellen: SLA, Frank-Kartei: Liechtenstein, Graf, Jo­ hann Christof.

Friedhelm Jürgensmeier

Literatur: R. Müller, Calculus Candidus. Leich- und Lobpredig ... Deß ... Herrn Johann Christoff Grafen von Liechten Stein ... (Salzburg 1643). - J. Rauchenbichler 22 7f. - B. Hubensteiner, Bartholomäus Holzhauser, in: G. Schwaiger, Bavaria I, 349-364. E. Naimer, Chiemsee 74. - M. Heim 226-231. Erwin Naimer

Liechtenstein, Johann Christoph Graf von (1591-1643) 1624-1643 Bischof von Chiemsee

Johann Christoph von Liechtenstein-Kastel­ korn entstammte einer schon im 12. Jh. er­ wähnten Tridentiner Ministerialenfamilie, deren Stammburg bei Leifers in Tirol stand. Er wurde wahrscheinlich am 12. 12. 1591 als Sohn des Hanns Jakob v. L. und dessen zwei­ ter Ehefrau Barbara Freiin von Wolkenstein geboren. L. studierte zunächst in Innsbruck und dann 1607-12 als Alumne des Collegium Germanicum in Rom. Neben einem Domkanonikat in Passau besaß er seit 1616 eines in Salzburg. 1617 ernannte ihn Erzbischof M. S. v. (—►) Hohenems zum Oberstkämmerer. In Salzburg wurde L. ferner Konsistorialpräsident und Geheimer Rat. Dort fand anschei­ nend am 16. 6. 1621 auch seine Primiz statt. Am 2. 6. 1624 nominierte Erzbischof P. v. (—> Bd. 1648-1803) Lodron L. zum Bischof von Chiemsee. Er konfirmierte ihn am 15. 7. L.

Lietard, Pierre (OP) (+ 1506) 1504 Ep. tit. Chrystopolitanus 1504-1506 Weihbischof in Toul Mitglied des Dominikanerkonvents in Toul; 1. 1. 1504 auf Empfehlung des Domkapitels Titularbischof von Chrystopolis und Weihbi­ schof in Toul; 1 15. 9. 1506. Literatur: B. Picart 172. - E. Martin I, 487. Louis Chätellier

Limburg, Erasmus von (1507-1568)

1541-1568 Bischof von Straßburg Erasmus von Limburg wurde wahrscheinlich am 7. 8. 1507 als Sohn des Christoph Schenck v. L. und der Agnes von Werdenberg geboren. 1521 immatrikulierte er sich in Tü­ bingen. Er studierte besonders die Rechte

Limburg - Limperger

und Mathematik. In Paris, wo er 1530 mit Jo­ hann Sturm, dem späteren Leiter des Straß­ burger Gymnasiums, freundschaftliche Bezie­ hungen anknüpfte, vertiefte er seine literari­ schen Kenntnisse. Er galt als guter Kenner der HL Schrift und des kanonischen Rechtes und als sehr humorvoll. 1532 wurde er Domherr, später Domkustos in Straßburg. Auch in Bam­ berg hatte er eine Domherrenpfründe inne. Im elsässischen Surburg war er Stiftspropst.

Als L. am 12. 8. 1541 als Nachfolger W. v. (—>) Honsteins zum Bischof von Straßburg ge­ wählt wurde, fand er in dem auf der Seite der Reformation stehenden Straßburg zunächst gute Aufnahme, da er als versöhnlich galt und die Freie Stadt auf sein Entgegenkom­ men hoffte. L.s Schwester, Barbara Gräfin von Wertheim, setzte sich in ihrem Herrschaftsbe­ reich für die Ausbreitung der neuen Lehre ein, und auch L. war mit den Zielen der Re­ formation bekannt. Er hoffte jedoch noch auf Wiederherstellung der religiösen Einheit. Dies traf auch für seine engsten Mitarbeiter zu, so für den Kanzler Weisinger, der bereits im Dienst seines Vorgängers gestanden hatte. Ein Kurswechsel L.s erfolgte erst 1550 ange­ sichts des Straßburger Widerstandes gegen das Interim. Daß L. sich erst 1548 zum Prie­ ster und kurz darauf zum Bischof weihen ließ, erklärt sich vielleicht durch seine vor­ sichtig abwartende Haltung. Nachdem er 1551-52 an der zweiten Tagungsperiode des Konzils von Trient teilgenommen hatte, enga­ gierte er sich energischer für die alte Kirche. P. (—>) Canisius, der 1552 im Straßburger Münster predigte, verbrachte längere Zeit in der bischöflichen Residenz zu Zabern und ar­ beitete dort an seinem Katechismus. 1556 be­ rief L. den resoluten J. (—>) Delphius zum Weihbischof. Mit dem Straßburger Magistrat stand L. be­ reits 1542 in Konflikt, da er die städtischen Freiheiten nicht anerkennen wollte. Dies tat er erst 1544. Während des Augsburger Reichs­ tages von 1547-48 bemühte er sich vergeblich um die Rückgewinnung seiner weltlichen und kirchlichen Hoheitsrechte über die Stadt. Erst nach langen Verhandlungen konnte er 1549 durch einen Vertrag im Münster und in zweien der drei Kollegiatstifte die 1529 vom Rat abgeschaffte Messe wieder einführen. Die Durchführung des Interims scheiterte jedoch am Widerstand der durch die Prädikanten be­ einflußten Bevölkerung und am Priesterman­ gel. Störungen des Gottesdienstes im Münster in den Jahren 1552 und 1559 zeigten den Ernst der Lage und die Entschlossenheit der Protestanten. L. war zwar an der Klerusre­

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form interessiert, aber die nach den Synoden von 1549 und 1560 veröffentlichten, zuvor von dem Reformtheologen Georg Witzel be­ gutachteten Statuten wurden vom Klerus als unanwendbar bezeichnet. Eine 1551 durchge­ führte Visitation machte den trostlosen kirch­ lichen Zustand offenbar. Die Errichtung einer Priesterausbildungsanstalt wurde zwar in Be­ tracht gezogen, aber nicht durchgeführt. 1567 verpflichtete L. seinen Klerus auf die Dekrete des Tridentinums. Canisius empfahl L. die Annahme eines altkirchlich gesinnten Koad­ jutors, um den weiteren Fortschritt der Refor­ mation zu verhindern. Dazu kam es nicht, doch bereitete L. seinem entschieden reformwilligen Nachfolger J. v. (—») ManderscheidBlankenheim durch seinen Episkopat den Weg. L. starb am 27. 11. 1568. Literatur: L. Pfleger, in: AEKG 7 (1931) 410-440. H. Neu, in: AEKG 12 (1937) 394-398. - K. Hahn, Limburg. - E Rapp, Straßburg 72-95 (Lit.). - B. Emich. Francis Rapp

Limperger, Tilman (OESA) (um 1455-1535 [?]) 1498 Ep. tit. Tripolitanus 1498-1527 Weihbischof in Basel 1500-1527 Weihbischöfliche Handlungen in Konstanz

* um 1455 Mainz; Augustinereremit; 1477 im Konvent des Ordens in London; Mag. art. in Mainz; Dr. theol. (Bologna); 1482 Lektor in Straßburg; 1487 an der Universität Freiburg/ Br., 1494, 1496/97 und 1498 dort Dekan der theologischen Fakultät; 1489 auch Prior des Augustinerklosters in Freiburg; 1491-94 und 1497-1500 Provinzial der rheinisch-schwäbi­ schen Ordensprovinz; 1494 Regens in Straß­ burg; am 1. 10. 1498 zum Weihbischof in Ba­ sel bestimmt; 3. 12. 1498 Titularbischof von Tripolis; 31. 12. 1498 Konsekration in Rom; erhielt 1500 die päpstliche Erlaubnis, auch in der Diözese Konstanz bischöfliche Handlun­ gen vorzunehmen; 1514 Bürger von Basel; 1525 Münsterprediger, als solcher vom Dom­ kapitel wegen seiner Neigungen zur Reforma­ tion entlassen; 1527 auch als Weihbischof entlassen; hielt am 14. 2. 1529 die erste refor­ mierte Predigt in Basler Münster; bis 1533 als Prädikant erwähnt; + wahrscheinlich 1535. Schriften: Was missbrauch im wichbischöfflichen ampt sye (Basel 1527). Literatur: W. R. Staehelin, Tilman Limperger, Weih­ bischof von Basel 1498-1527, in: SFF 14 (1947) 26-

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Limperger - Lindenau

29. - J. Bücking, Weihbischöfe. - W. Kundert, in: HS 1/1, 229. - H. Tüchle, in: HS 1/2, 514f. Pierre Louis Surchat

Lindenau, Sigismund von (um 1484-1544) 1535-1544 Bischof von Merseburg

Sigismund von Lindenau wurde um 1484 ge­ boren. Er stammte aus dem Hause Polentz und war seit dem 15. 1. 1519 Dekan des Mer­ seburger Domkapitels. Nach dem Tod des Merseburger Bischofs V. v. (—>) Schleinitz be­ fürchtete Herzog Georg von Sachsen die Wahl des zum Protestantismus übergetretenen Ge­ org von Anhalt. Daher wandte er sich am 2.4. 1535 an (—>) Albrecht von Brandenburg und empfahl J. v. (—>) Pflug als Bischof. Unter dem Einfluß Albrechts wählte das Kapitel stattdes­ sen am 3. 4. 1535 jedoch L. zum Bischof. Am 14. 6. erhielt er die päpstliche Bestätigung. Wie bei seinen Vorgängern, so berichten die Chronisten auch für L.s Amtszeit über ver­ schiedene Baumaßnahmen an der Domkir­ che, an den Schlössern in Lützen und Schkeuditz sowie an dem ertragreichen Knapendorfer Fischteich, der 1536 einem schwe­ ren Hagelunwetter zum Opfer gefallen war. Die Regierung L.s war vor allem von den letztlich vergeblichen Versuchen geprägt, der Reformation Einhalt zu gebieten.

Als L. sein Amt antrat, besaß die Reformation in Stift Merseburg schon viele Anhänger. Ge­ meinsam mit Herzog Georg von Sachsen ver­ folgte L. zunächst die Politik seiner Vorgän­ ger. Danach wurden Anhänger der Reformati­ on vielfach des Landes verwiesen. Besonders deutlich zeigte sich das Vordringen der Refor­ mation im wachsenden Priestermangel, so daß immer öfter Pfarreien unbesetzt blieben oder zusammengelegt wurden. In dem auf Vermittlung des kaiserlichen Vizekanzlers Matthias Held am 10. 6. 1538 gegründeten Nürnberger Bund erscheint Georg von Sach­ sen als führendes Mitglied, und L. hinterlegte mit seinem Kapitel bei ihm als Beitrag zum Bundesvermögen eine beträchtliche Geld­ summe. Herzog Georg, der befürchtete, daß sich die Reformation nach seinem Tod endgültig durchsetze, versuchte in seinen letzten Le­ bensjahren nochmals eine Vermittlung mit der neuen Lehre. Unter den Ständen und Rä­ ten des Herzogs bildete sich damals eine Mit­ telpartei, die der Auffassung war, man könne die Abfallbewegung von der alten Kirche durch Zugeständnisse noch verhindern. So

wurde L. aufgefordert, sich für den Laien­ kelch und die Priesterehe einzusetzen. L., der wohl eher zur Ablehnung neigte, blieb die schwierige Entscheidung erspart, da die nach Verhandlungen im Herbst 1538 zu Mühlberg und Anfang 1539 zu Leipzig für den 21. 4. nach Leipzig anberaumten Beratungen infol­ ge des Todes von Herzog Georg am 17. 4. 1539 nicht mehr stattfanden.

Mit Georg verlor L. seine wichtigste Stütze im antireformatorischen Bemühen. Damit be­ gann zugleich eine neue Entwicklungsphase für das Hochstift. L. war seitdem auf bloße Verteidigung beschränkt und konnte kaum verhindern, daß die sächsische Schutzherr­ lichkeit sich letztlich immer mehr zur Lan­ deshoheit hin entwickelte. Georgs Bruder Heinrich, der dessen Nachfolge antrat, war schon 1536 zur Reformation übergetreten. Er gedachte sie nun auch in seinen neuen Lan­ den einzuführen. Während der Meißner Bi­ schof J. v. (—>) Maltitz diesem Kurs mittels verschiedener Konzessionen zu begegnen suchte, schlug L. einen anderen Weg ein und suchte unter dem 20. 4. 1539 bei Herzog Heinrich dem Jüngeren von Braunschweig, später bei Herzog Ludwig von Bayern um ein Schutzverhältnis nach. Auch vom Kaiser er­ hoffte er Hilfe über die Stärkung seiner Reichsstandschaft, denn der Kaiser hatte die sächsischen Hochstifte 1521 in die Reichsma­ trikel eintragen lassen. Am 10. 2. 1539 ge­ stand der Kaiser L. das fürstliche Vorrecht zu, mit rotem Wachs zu siegeln. In Abwesenheit seines Bruders stellte König Ferdinand L. un­ ter dem 20. 5. 1539 einen Schutzbrief aus, der den Bischof von Merseburg als Reichsfürsten unter seinen besonderen Schutz stellte. L. er­ fuhr auch von anderen Seiten immer wieder Ermutigung und Zustimmung, jedoch keine wirklich wirksame Hilfe. Daher schritt die Reformation weiter voran. Schon an Pfingsten 1539 wurde in Leipzig die erste evangelische Predigt gehalten. L. fürchtete das Schlimmste für sein Bistum und versicherte sich in Verhandlungen vom 20. bis 24. 7. der Mehrheit der Stände des Hochstiftes, um den von ihm erwarteten evangelischen Visitatoren Widerstand leisten zu können. In der Hoffnung, ihre Unabhän­ gigkeit von den sächsischen Fürsten durch die Wiederherstellung der Reichsunmittelbar­ keit zu erreichen, hatten die Meißner und Merseburger Bischöfe auf Anraten Heinrichs von Braunschweig die Archive nach entspre­ chenden Beweismitteln durchsuchen lassen. Auf dem am 15. 1. 1540 in Landshut abgehal­ tenen Tag des Nürnberger Bundes wurde ih­

Lindenau nen nochmals jede Unterstützung zugesagt. Da L. jene Summe, die er bei Herzog Georg zum Bundesvermögen hinterlegt hatte, von dessen Nachfolger nicht zurückerhielt, mußte er nochmals einen Beitrag entrichten. Seit dem Landshuter Bundestag scheinen die Bi­ schöfe von Merseburg und Meißen einen Pro­ zeß beim Reichskammergericht eingeleitet zu haben. Der Kaiser aber, der während seiner Regierung selbst meist vom Reich abwesend war, wünschte innere Ruhe und war nicht zu härteren Maßnahmen gegen die protestanti­ schen Fürsten bereit. So entließ er z. B. den Vizekanzler Held, der dem Merseburger Bi­ schof seine Unterstützung zugesagt hatte. Die Zusage einer Teilnahme der Bischöfe am Reichstag in Regensburg machte er rückgän­ gig, nachdem seine entsprechende Anfrage bei den sächsischen Fürsten vom 19. 1. 1541 abschlägig beantwortet worden war. L. konnte dem Kaiser lediglich eine Beschwer­ deschrift überreichen lassen. Der Reichstags­ abschied aber bestätigte dann den Fürsten­ stand der Bischöfe zu Meißen und Merse­ burg. Ein kaiserlicher Schutzbrief vom 29. 7. 1541 legte fest, daß Streitigkeiten der Bischö­ fe mit dem Hause Sachsen nur noch vor dem Reichskammergericht ausgetragen werden sollten. Aber wie allen vorherigen Entschei­ dungen und Zusagen fehlte auch diesen der notwendige Nachdruck, so daß sie für L. we­ nig hilfreich waren.

Nachdem L. schon unter dem 20. 9. 1540 Her­ zog Heinrich stiftische Lehen, u. a. Leipzig und das Schloß Ostrau, hatte übertragen müs­ sen, verschärfte sich die Lage des Hochstiftes mit dem Regierungsantritt Herzog Moritz’ von Sachsen im Jahre 1541 weiter. L. ver­ klagte Moritz wegen dessen Absichten zur zwangsweisen Protestantisierung des Stiftes beim Reichskammergericht. Dieses drohte dem Herzog in einem Mandat vom 2.12. 1541 mit der Reichsacht. Auch an Heinrich von Braunschweig und Ludwig den Bayern wandte sich L. nochmals. Aber weder Lud­ wig noch Heinrich, der bald selbst aus seinen Landen vertrieben wurde, konnten ihm wirk­ sam beistehen. Auch der Kaiser wollte ange­ sichts der Kriege gegen die Türken und gegen Frankreich nicht ganz auf den Beistand des Moritz von Sachsen verzichten. So erhielt L. tatsächlich von keiner Seite wirklichen Beistand. In verschiedenen Kir­ chen des Bistums wurde damals schon prote­ stantisch gepredigt. Von den unmittelbaren Untertanen des Bischofs war Lützen das erste Amt, wo öffentlich die Reformation einge­ führt wurde. Seitdem folgten immer mehr Ge­ meinden und suchten bei Moritz um evange­

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lische Geistliche nach. Moritz war als Waffe gegen L. infolge des Krieges gegen Heinrich von Braunschweig der geheime Briefwechsel zwischen L. und Heinrich in die Hände gefal­ len. Moritz sandte seine Räte Christoph von Ebeleben, Amtmann zu Weißenfels, Dr. Lud­ wig Fachs, Ordinarius der Leipziger Juristen­ fakultät, und Heinrich von Bünau zu Droyßig nach Merseburg, um dem Bischof seine Be­ schwerden und Forderungen mitzuteilen. Da­ bei wurde neben religiösen und sittlichen Mißständen beim Klerus auch die finanzielle Lage des Stiftes kritisiert. Am 28. 4. 1543 be­ riet L. auf einem Stiftstag über die Forderun­ gen mit seinem Kapitel, der Ritterschaft und anderen Untertanen. Ehe er Moritz die ab­ schlägige Antwort überbringen ließ, verklagte er diesen erneut beim Reichskammergericht. Nachdem der Versuch Heinrichs von Braun­ schweig zur Wiedergewinnung seiner Lande gescheitert war, der Kaiser sich noch immer auf der Rückreise aus Spanien befand und beide schon bald durch den Frankreichkrieg gebunden wurden, mußte L. auf dem Stiftstag zu Pfingsten 1543 den evangelischen Gottes­ dienst wie in Sachsen zugestehen. Am 1. 7. wurde dann in der Kirche St. Maximus durch den Lizentiaten Lorenz Reynhart das erste Mal in Merseburg selbst evangelisch gepre­ digt. Infolge der fehlenden Unterstützung von außen wurde von nun an der Widerstand L.s gegen die Reformation immer geringer.

Als L. Ende 1543 erkrankte, ergriff Herzog Moritz umgehend die Initiative, um sicherzu­ stellen, daß das Kapitel nach dem zu erwar­ tenden Ableben keinen Nachfolger ohne sei­ ne Zustimmung wählte. Nachdem L. unter dem 24. 12. 1543 sein Testament abgefaßt hatte, verstarb er am 4. 1. 1544 auf seinem Schloß zu Merseburg. Er wurde in der Vorhal­ le der Domkirche beigesetzt. Mit seinem Tod hatte sich in Merseburg die Reformation durchgesetzt, da es dem Kapitel unter dem Einfluß Moritz’ von Sachsen nicht mehr mög­ lich war, einen katholischen Nachfolger zu wählen. Der Herzog erzwang vielmehr die Wahl seines Bruders August als Administra­ tor für die weltliche Verwaltung sowie die des Fürsten Georg von Anhalt als Koadjutor. In der Folgezeit gab es lediglich nach der Schlacht bei Mühlberg im Jahre 1547 mit der Amtszeit des M. (—>) Helding noch einmal ei­ nen kurzzeitigen Rekatholisierungsversuch. Literatur: J. Vulpius 113f. - A. Fraustadt, Merse­ burg 67-152. - W. Ebeling 253. - A. Schmekel 190192. - O. Rademacher, Bischofschronik V/l, 93-96. - Ders., Dom 30-32. - G. May 214-216. Clemens Brodkorb

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Linke - Lintorff

Linke, Kaspar (OT) (um 1400-1463) 1440-1463 Bischof von Pomesanien

Kaspar Linke stammte wahrscheinlich aus Christburg in der Diözese Pomesanien. Nach­ richten über Herkunft und Bildungsgang feh­ len. 1438 wird er urkundlich als capellanus des Hochmeisters Paul von Rusdorf, mit dem er verwandt gewesen sein soll, und als syndicus des Deutschen Ordens bezeichnet. Als solcher versuchte er im März 1440 in Marien­ werder vergeblich den Abschluß des Preußi­ schen Bundes gegen den Deutschen Orden zu verhindern. Bald nach dem Tode des pomesa­ nischen Bischofs Johannes Winkler (1427-40) wurde L. auf Vorschlag des Hochmeisters vom Domkapitel zum Nachfolger gewählt. Die Konfirmation erfolgte durch den Erzbi­ schof von Riga. Zu Beginn des Dreizehnjährigen Krieges mußte L. 1454 in Elbing zusammen mit den anderen Bischöfen des Preußenlandes dem polnischen König huldigen und versprechen, das Ordenskleid abzulegen. Noch im selben Jahr konnte er sich dem Orden nach dessen Sieg bei Konitz wieder offen anschließen. Er blieb zeitlebens dessen treuer Anhänger und Ratgeber. L. war ein guter Kenner der Landes­ geschichte. Er besaß selbst Chroniken.

Mit der bereits am 22. 9. 1440 einberufenen Generalsynode stellte sich L. in die Tradition des Synodalprogramms der preußischen Bis­ tümer, das der neuen Volksfrömmigkeit Rech­ nung tragen wollte. Er bestätigte die Statuten der ersten nach der großen Niederlage des Deutschen Ordens abgehaltenen Synode von 1411 mit ihren Bestimmungen über Kult und Liturgie, Disziplin des Klerus, Seelsorge und Pfarrorganisation, zu denen 1428 noch die Vorschrift hinzugekommen war, daß jeder Pfarrer das Paternoster und das Credo in der Volkssprache besitzen sollte, sowie das Ver­ bot für die Erzpriester und Pfarrer, Ablässe ohne Zustimmung des Bischofs zu verkün­ digen. L. fügte Bestimmungen über die Laien­ synoden hinzu, die der Ordnung der öffentli­ chen Moral, bisher einer Domäne des Ordens als des Landesherrn, gewidmet sein sollten.

Der andauernde Krieg, der in der Diözese Po­ mesanien besonders hart wütete, machte je­ doch alle Reformbemühungen zunichte. L. litt persönlich größte Not und lebte zuletzt nur von einer kleinen Beihilfe des Bischofs von Samland. Er starb am 14. 10. 1463 und wurde im Dom zu Marienwerder beigesetzt. Literatur: Series epp. Pomesaniensium 389, 405. E Hipler, Constitutiones 273-287. - E. JoachimW. Hubatsch I, II, Reg. - Krollmann, in: APB 1

(1974) 326. - B. Stasiewski, in: NDB 14 (1985) 632f. (Lit.) - St. Kwiatkowski. - J. Wisniewski 152-157. Hans-Jürgen Karp

Lintorff, Konrad von (OPraem) (+ 1461) 1427-1460 Bischof von Havelberg Konrad von Lintorff entstammte einem alt­ märkischen Adelsgeschlecht. Er war Domherr von Havelberg und kurze Zeit Propst zu Witt­ stock, als das Bistum Havelberg zum dritten Male innerhalb des Jahres 1427 vakant wur­ de. Im September zum Bischof gewählt, er­ kannte er wenig später gegenüber dem Kur­ fürsten Friedrich I. von Brandenburg die Landsässigkeit von Bischof und Bistum mit den daraus folgenden Verpflichtungen an. Die päpstliche Wahlbestätigung erfolgte am 29. 10. 1427. Im Dezember 1427 leistete L. die erste Servitienzahlung an die päpstliche Kammer.

Die Heiligblutwallfahrt von Wilsnack in der Prignitz war in den ersten Jahrzehnten des 15. Jh.s von europäischem Rang und für das Bistum - auch wirtschaftlich - von zentraler Bedeutung geworden. So vertrat L. in der 1443 durch den Magdeburger Domherrn Dr. Heinrich Toke begonnenen Kontroverse um die Wunderhostien, gegen deren Echtheit sich der Magdeburger Erzbischof F. v. (—>) Beichlingen aussprach, die Interessen des Wallfahrtsortes. Auf den wegen dieser Frage 1446-49 anberaumten Tagfahrten ließ sich L. durch Minoriten vertreten, die als Gegner der Observanz bekannt waren. Rückhalt besaß er bei seinem Klerus und beim Landesherrn, der Wilsnack häufig besuchte und bei den Ver­ handlungen zur Rückkehr unter die römische Obödienz 1447 eine päpstliche Ablaßertei­ lung für Wilsnack erhielt. Dem Magdeburger Provinzialkonzil von 1451 unter dem Vorsitz des Kardinallegaten N. v. (—>) Kues, das sich gegen die Echtheit des Wilsnacker Wunders aussprach, entzog sich L. Daraufhin wurde er wegen Ungehorsams gegen ein erzbischöfli­ ches Mandat exkommuniziert. L. ließ darauf­ hin seinerseits den Erzbischof exkommuni­ zieren. Es kam zu bewaffneten Auseinander­ setzungen, bei denen das Herzogtum Meck­ lenburg an der Seite Havelbergs stand. Der in dieser Angelegenheit an der Kurie geführte Prozeß wurde 1453 gegen Magdeburg ent­ schieden. Die gegenseitige Exkommunikation und das über Wilsnack verhängte Interdikt wurden aufgehoben. Auch in diesem Fall dürfte der damals in Rom weilende Kurfürst Einfluß auf die Entscheidung gehabt haben.

Lintorff - Lodron Die Abhängigkeit L.s vom Kurfüsten, dem er n zahlreichen diplomatischen Aufträgen Diente, wurde dadurch noch verstärkt. L. erließ 1430 umfangreiche Synodalstatuten. Er konnte das bischöfliche Tafelgut, vor allem durch Wilsnacker Einnahmen, beträchtlich vermehren. Sogar der Kurfürst tätigte Pfand­ geschäfte mit dem Bistum. L. resignierte im Sommer 1460 auf sein Bistum. Er starb wohl Ende 1461. Sein Grabstein befindet sich im Havelberger Dom. Literatur: G. Wentz 62-66. - E Escher, Brandenbur­ gische Wallfahrten und Wallfahrtsorte im Mittelal­ ter, in: JGMOD 27 (1978) 116-137. -H. Boockmann, Der Streit um das Wilsnacker Blut, in: JHF 9 (1982) 385—409. Felix Escher

Lipski, Jan (1589-1641)

1635-1639 Bischof von Kulm 1639-1641 Erzbischof von Gnesen

Jan Lipski entstammte einer im Kreis Rawa in Masowien ansässigen Familie des mittleren Adels. Er besuchte das Jesuitenkolleg in Ka­ lisch und ging mit Unterstützung seines ver­ mögenden geistlichen Onkels Franciszek L. zum weiteren Studium der Theologie und der Rechtswissenschaft nach Italien. 1615 ist er in Rom bezeugt. Nach seiner Rückkehr nach Polen (um 1616) wurde er Priester und trat in die königliche Kanzlei ein, wo er kurze Zeit Sekretär, dann Regent und schließlich 1632 Referendar war. Zugleich erhielt er zahlreiche Pfründen: die Pfarrei seines Heimatortes Krzemienica, die Domkantorei in Wloclawek (1618), Kanonikate im Kollegiatstift Lßczyca (vor 1624) und in Gnesen (1624); ferner wur­ de er Dompropst in Krakau (1627), Domherr in Sandomir (vor 1630), Kommendatarabt der Zisterzienser von W^chock (1630) und Dom­ propst in Plock (1635). König Wladyslaw IV. nominierte L. am 14. 5. 1635 zum Bischof von Kulm, und das Domka­ pitel in Kulmsee postulierte ihn am 27. 6. Da­ von unabhängig pro vidierte Urban VIII. L. selbständig am 1. 10. 1635, da das Bistum durch die Translation von J. (—>) Zadzik va­ kant geworden war. Die Propstei von Plock durfte L. beibehalten. Am 14. 9. 1629 wurde er in der Kollegiatkirche zu Lowicz vom Gnesener Erzbischof Jan W^zyk unter Assistenz der Bischöfe von Wloclawek und Plock und der Weihbischöfe von Gnesen und Posen konsekriert.

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In seiner kurzen Amtszeit widmete sich L. dem wirtschaftlichen Wiederaufbau und der religiösen Erneuerung nach den Verwüstun­ gen des schwedisch-polnischen Krieges, be­ sonders in dem mit Kulm vereinigten Pomesanien, und hier vor allem in Marienburg und im Danziger Werder. Anfang 1636 ließ er eine Visitation durchführen und verkündete am Ende des Jahres eine Kirchenordnung für die Diözese Pomesanien mit Reformdekreten für jede einzelne Pfarrei. Ein besonderes Anlie­ gen war ihm die Erneuerung des Kultes der preußischen Landespatrone Jutta von Sanger­ hausen in Kulmsee, Johannes Lobedau in Kulm und Dorothea von Montau in Marien­ werder. Es gelang ihm, einige Kirchen zu re­ vindizieren und mit Hilfe der Jesuiten die ka­ tholische Konfession zu festigen. Seine Plä­ ne, eine neue Synode abzuhalten, ein Prie­ sterseminar zu gründen und einen Weihbi­ schof zu berufen, ließen sich nicht mehr ver­ wirklichen, da L. bereits 1638 zum Erzbischof von Gnesen nominiert wurde. In einem Memoriale für seinen Nachfolger zählte er alle Diözesanangelegenheiten auf, die er geplant und die er bereits erledigt hatte. Auch in seinem neuen Amt als Erzbischof von Gnesen und Primas von Polen, das er am 26. 3. 1639 übernahm, hatte L. große Pläne für eine Reform des Klerus und die Erneuerung des religiösen Lebens. Er starb jedoch bereits am 13. 5. 1641 in seiner Residenz in Lyszkowice bei Lowicz. Er wurde in der von ihm erbauten Sakramentskapelle der Kollegiatskirche zu Lowicz beigesetzt. Literatur: C. P. Woelky 421f. - A. Marikowski, Jan Lipski, biskup chelmihski [J. L., Bischof von Kulm], in: ZTNT 5 (1922) 138-151. - A. Liedtke, Seminarium 113-115. - Ders., Zarys 87f. - H. E. Wyczawski, in: PSB 17 (1972) 422-424 (Lit.). - J. Dygdata. Hans-Jürgen Karp

Lodron, Sebastian Bartholomäus Graf von (1601-1643)

1630-1643 Bischof von Gurk Sebastian Bartholomäus von Lodron wurde am 28. 8. 1601 geboren und am 29. 6. 1624 vom Salzburger Erzbischof P. v. (—> Bd. 16481803) Lodron in seiner Heimatgemeinde S. Maria in Villa Lagarina zum Priester geweiht. Seit 1620 Domherr in Trient und ab 1626 in Salzburg, bekleidete er zu diesem Zeitpunkt die Stelle eines Oberstkämmerers und Vize­ hofpräfekten beim Passauer Bischof (—> Bd. 1648-1803) Leopold Wilhelm. Im Februar 1630 nominierte Kaiser Ferdinand ihn zum

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Lodron - Logau

Bischof von Gurk. Erzbischof Lodron konfir­ mierte ihn am 26. 8. 1630. Das Datum seiner Konsekration ist nicht bekannt. Bis zur defi­ nitiven Übernahme des Bistums durch L. im Sommer 1631 administrierten der Gurker Dompropst, dann der Salzburger Konsistorialdirektor und Olmützer Domherr Max von Altringen das Bistum in temporalibus und in spiritualibus. Anders als seinem Vorgänger J. J. v. (—►) Lamberg werden L. Demut, Frömmig­ keit und Gelehrsamkeit zugeschrieben. Wohl­ tätigkeit und Milde gegenüber den Armen sollen ihn, der sich besonders die Marienver­ ehrung angelegen sein ließ, ausgezeichnet ha­ ben. 1631, 1634, 1635, 1640 und 1641 veran­ staltete er Diözesansynoden. 1636 wurde im Bistum von Jesuiten eine Volksmission abge­ halten. L. behielt den von seinem Vorgänger aufgenommenen Weihbischof H. (—>) Strasser bei.

L. war als Förderer des Gurker Eisen- und Sil­ berbergbaues bedeutend. Dafür fertigte er so­ gar eine eigene Instruktion an. Er starb am 4. 9. 1643 in Concesio bei Brescia während ei­ nes Besuches bei seinen Verwandten und wurde in der dortigen Familiengruft beige­ setzt. Literatur: J. Obersteiner 374-380. - Ders., in: Ca­ rinthia I, 174 (1984) 266. Peter G. Tropper

Lösch von Hilkershausen (Hilkertshausen, Hilgartshausen), Leo (+ 1559)

1552-1559 Bischof von Freising Leo Lösch von Hilkershausen war ein Sohn des bayerischen Kanzlers Augustin L. und seiner Frau Anna von Thann. Für die geistli­ che Laufbahn bestimmt, erhielt er Kanonikate in Freising und Passau sowie die Propsteien Moosburg und Isen. Seine Studienzeit in In­ golstadt war überschattet von einem durch ihn verursachten tödlichen Unfall während eines Armbrustschießens. L. erhielt die päpstliche Absolution, stieg später zum Dom­ propst von Freising auf und resignierte auf dieses Amt, als ihn das Kapitel, unter massi­ vem Einfluß des Münchener Hofes, am 15. 2. 1552 zum Bischof wählte. Die päpstliche Be­ stätigung folgte am 11. 5. 1552. L. war im Sinne des Humanismus gebildet und be­ herrschte mehrere Sprachen. Seine Tätigkeit für das verschuldete Hochstift bewegte sich im Rahmen der Konsolidierung. Politische Bedeutung erlangte er beim Abschluß des Landsberger Bundes 1557, eines zwischen den Bischöfen von Freising, Eichstätt, Augs­

burg, Würzburg, Bamberg, Regensburg unc Passau sowie den Reichsstädten Nürnberg und Augsburg errichteten Defensivpaktes. L verstarb bereits am 8. 4. 1559. Er wurde im Freisinger Dom beim Justinusaltar beigesetzt. Literatur: C. Meichelbeck-A. Baumgärtner 194f. A. Landersdorfer. - Ders., in: G. Schwaiger, Frei­ sing 93-100. Egon Johannes Greipl

Logau, Kaspar von (1524-1574) 1559-1562 Bischof von Wiener Neustadt 1562-1574 Bischof von Breslau

Kaspar von Logau wurde am 3. 8. 1524 zu Neisse als Sohn des Matthäus L. (+ 1567), No­ tars, dann Kanzlers und Rates der bischöfli­ chen Kanzlei und 1542-57 Landeshaupt­ manns der Fürstentümer Schweidnitz und Jauer, und der Susanne Oejgel, der Tochter ei­ nes Bistumshauptmanns, geboren. Er hatte vier Brüder. L. besuchte die Pfarrschule in Neisse und wurde dann durch Vermittlung ei­ nes als Sekretär König Ferdinands I. tätigen Onkels zusammen mit den Prinzen Maximi­ lian und Ferdinand zu Innsbruck erzogen. 1541 erhielt er ein Altarbenefizium in Neisse, 1542 ein Domkanonikat in Breslau und 1545 die Scholasterie an der Kreuzkirche in Bres­ lau. Danach war er Kämmerer und Lehrer Erz­ herzog Karls von Steiermark. 1551 wurde er durch königliche Vermittlung Propst von Leitmeritz, 1553 Kanonikus in Olmütz und 1559 Bischof von Wiener Neustadt. In dieser Eigenschaft plante er die Einführung von Je­ suiten in seiner Bischofsstadt, um der weit fortgeschrittenen Reformation entgegenzutre­ ten. Dieser Plan scheiterte ebenso wie sein Vorhaben, zur Neuordnung des Benefizienwesens der Diözese alle Benefiziatenhäuser in einer Gasse zu konzentrieren, mit seinem Fortgang nach Breslau. Am 16. 2. 1562 postulierte das Breslauer Domkapitel auf Wunsch Kaiser Ferdinands I. L. zum Bischof, nachdem er sich in der Wahl­ kapitulation auf eine Reihe von Reformmaß­ nahmen verpflichtet hatte. Die Translation er­ folgte am 17. 4., die Inthronisation am 12. 5. 1562. L. hatte die Ersetzung nicht rechtmäßig beru­ fener Seelsorger, die Bestellung katholischer Spitzenbeamter und die Errichtung einer Priesterausbildungsstätte zugesagt. Obwohl er weder persönlich noch durch einen Proku­ rator am Konzil von Trient teilnahm, unter­ nahm er in seinen frühen Amtsjahren tatsäch­ lich einige Anstrengungen zur Stabilisierung

Logau - Lohel

des schlesischen Katholizismus und legte 1563 gegenüber dem Konzil ein Bekenntnis zur alten Kirche ab. Die seine Regierungszeit begleitenden Umstände waren freilich einer Konsolidierung nicht günstig. Als Oberlan­ deshauptmann war L. nämlich nicht nur auf die Zusammenarbeit und auf das Wohlverhal­ ten der evangelischen Fürsten, sondern auch auf die Kirchenpolitik seines Jugendfreundes angewiesen, der 1564 als Maximilian II. rö­ misch-deutscher Kaiser wurde. Dieser hatte den Breslauer Lutheranern schon früh ihren konfessionellen Besitzstand zugesagt. Wie unter Bischof B. v. (—►) Promnitz, so blieb auch unter L. das Domkapitel der wichtigste Garant der alten Kirche und der Promotor al­ ler Reformbestrebungen. Auf einer 1563 ver­ anstalteten Diözesansynode kamen alle Gra­ vamina zur Sprache, und L. verpflichtete sich zur Errichtung eines Priesterseminars, das 1565 in einer Breslauer Domkurie unter Lei­ tung eines Altgermanikers in bescheidenen Verhältnissen eröffnet wurde. Die schon da­ mals erwogene Berufung von Jesuiten nach Schlesien scheiterte an den noch fehlenden Kräften. 1565 fand eine weitere Diözesansyn­ ode statt. 1570 ließ L. in Breslau eine deut­ sche Übersetzung des Catechismus Romanus drucken und 1571 nach langer Unterbre­ chung durch den Archidiakon Theodor Lin­ danus wieder eine Generalvisitation durch­ führen. Der 1564 durch Papst Pius IV. ge­ währte Laienkelch wurde auch in Schlesien zugelassen und bald allenthalben praktiziert, doch brachte diese Konzession der katholi­ schen Kirche keinen Gewinn. Die anfängli­ chen Reformansätze L.s wichen vielmehr schon bald konfessioneller Indifferenz. Er duldete an seinem Hof und in der Verwaltung des Bistums Protestanten, so daß während seiner Amtszeit die lutherische Bewegung weitere Fortschritte machte. Daran änderten auch die vermehrten Provinzialsynoden und das engere Verhältnis zur Metropole Gnesen nichts.

Wirklich zielstrebig war L. lediglich für den Ausbau seiner Hausmacht und seines Fami­ lienbesitzes tätig. Seine Familienangehörigen förderte er in großem Stil. Für das Fürsten­ tum Neisse erließ er 1567 mit dem „Kasparischen Kirchenrecht“ erbrechtliche Normen. Angesichts seiner nachlässigen Haltung ge­ genüber dem Luthertum kam es während sei­ ner letzten Amtsjahre wieder zu Spannungen mit dem Domkapitel. L., der schon lange kränklich war, starb am 4. 6. 1574 zu Breslau. Er wurde in der St. Jakobus-Kirche zu Neisse beigesetzt und erhielt durch seinen Bruder ein prächtiges Epitaph. 34 Lexikon

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Quellen: DAB IA 2d. Literatur: Th. Wiedemann, Neustadt IV (1865) 69f. K. Engelbert, Kaspar von Logau, Bischof von Bres­ lau (1562-1574). I. TL: Ein Beitrag zur schlesischen Reformationsgeschichte (Breslau 1926). - Ders., Maßnahmen des Bischofs Kaspar von Logau (15621574) zur Hebung des Katholizismus im Bistum Breslau, in: ASKG 3 (1938) 127-151; 4 (1939) 149164. - G. Zimmermann 373-375. - H. Jedin, Bi­ schofswahlen 171-174. - K. Engelbert, Beiträge zur Geschichte des Breslauer Bischofs Kaspar von Lo­ gau (1562-1574), in: ASKG 10 (1952) 121-147. - J. Sawicki 241-253. - J. Gottschalk 197f. - G. ButtlarGerhartl 20f. - B. Stasiewski, in: NDB 15 (1986) 115f. — F. Machilek (Lit.). Jan Kopiec

Lohel(ius), Johannes (OPraem) (1549-1622)

1586-1612 Prämonstratenserabt von Strahov/Prag 1604-1612 Weihbischof in Prag 1612-1622 Erzbischof von Prag Johannes Lohelius wurde 1549 aus einfachen Verhältnissen in Wogau bei Eger geboren. 1564 verdingte er sich in Diensten des Prämonstratenserstiftes Tepl, dessen Abt ihm eine literarische und musikalische Erziehung zukommen ließ. 1573 trat er dort in den Prämonstratenserorden ein. 1575-78 studierte er im Prager Kloster Strahov, und 1576 empfing er die Priesterweihe. Bereits 1578 wurde er Prior von Strahov und bemühte sich um des­ sen finanzielle Erholung ebenso wie in Tepl als zeitweiliger Verwalter. 1586 wurde er Abt von Strahov und am 1. 1. 1587 Generalvikar des Prämonstratenserordens in den öster­ reichischen, böhmischen und ungarischen Ländern des Kaisers sowie in Polen. Mit be­ merkenswert raschen Reformen gelang es ihm, die Klosterprivilegien zu erneuern und die Klostergüter zu sichern, alsbald auch den Strahover Konvent zu vergrößern und schließlich die Basis für die berühmte Biblio­ thek zu legen. Ebenso rigoros, wie er zum Zweck der Reform 1579 die Absetzung des Strahover Abts erwirkt hatte, ging er als Gene­ ralvikar der Prämonstratenser vor. Der Generalabt von Premontre hatte ihm umfassende Vollmachten erteilt, die der neue Generalabt 1601 in Prag ausdrücklich erneuerte, ein­ schließlich der Anrufung der weltlichen Ge­ walt gegen Widersetzliche. Ziel war die Er­ neuerung der alten Ordenstradition und die Zentralisierung des Ordens mit Ausrichtung auf Premontre in Vita communis, Disziplin und Gottesdienstordnung. Bei seinen häufi­ gen Visitationen setzte L. die Reformvor­ schriften durch, indem er auf die Kapitels­

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wählen Druck ausübte, notfalls selbst Äbte und Äbtissinnen ein- oder absetzte - je nach deren Einordnung in die Reformziele - und Widerstand auch mit Gefängnis brach. Darin wurde er von Kaiser Rudolf II. gegen den Nuntius, der über den häufigen Bruch der Klosterfreiheiten verärgert war, sogar unter­ stützt und 1603 zu noch eifrigerem Vorgehen ermahnt. Dabei geriet L. jedoch um 1610 in Konflikt mit dem Olmützer Bischof F. S. v. (—*) Dietrichstein, der sich in Rom besondere Visitationsvollmachten verschaffte, während der Prämonstratenser-Generalvikar bereits früher die Befreiung seines Ordens von der bischöflichen Jurisdiktion erlangt hatte. Aus­ bildungsort der Novizen blieb Strahov. Ob­ wohl Rudolf II. L. 1589 zur Errichtung eines Seminars das ehemalige Prämonstratenserkloster Seelau geschenkt hatte, gelang es nämlich erst 1622, dessen Güter aus adeliger Hand freizubekommen. Als Ergebnis der Re­ formen bildeten die Prämonstratenser neben Jesuiten und Kreuzherren schon vor 1620 eine solide Grundlage für die katholische Er­ neuerung.

hov und Generalvikar der Prämonstratenser wurde Kaspar von Questenberg, der seine Re­ formpolitik fortsetzte. Als Erzbischof übte L. strenge Aufsicht über den katholischen Kle­ rus aus und bemühte sich um die Besserung von dessen Disziplin. Schon 1612 versandte er an die Dekane und Archidiakone eine An­ weisung zur Visitation mit entsprechender Berichtspflicht, Aufrufe an die Pfarrer, ihn bei der Reform zu unterstützen, und Mahn­ briefe an die Klöster auch außerhalb seines Ordens. Er hielt die Äbte persönlich zur Dis­ ziplin an, ging gegen Widersetzliche mit Ex­ kommunikation oder gewaltsamer Absetzung vor. Weltkleriker, die ihren ärgerniserregen­ den Lebenswandel nicht änderten, bestrafte er mit Gefängnis. Dem unerbittlichen Eifer seiner Reformtätigkeit entsprach sein persön­ lich frommer Lebenswandel.

Am 30. 7. 1603 wurde L. zum Titularbischof von Sebaste und Weihbischof in Prag er­ nannt. Da er zögerte, diese Aufgabe zu über­ nehmen, wurde er erst 1604 geweiht, blieb je­ doch Abt von Strahov und Generalvikar der Prämonstratenser. Unter dem schwachen Erz­ bischof K. v. (—>) Lamberg fungierte er als ei­ gentlicher Leiter der Erzdiözese. Ein ihm zu­ geschriebenes Gutachten mit Vorschlägen zur Rekatholisierung Böhmens (1607/08) zielte besonders auf Prag, wo katholische Pfarreien und Pfarrschulen errichtet werden sollten. Es schlug ferner die Errichtung von neuen Bis­ tümern in Leitmeritz, Königgrätz, Budweis und Pilsen vor. Gegen den Majestätsbrief für die Religionsfreiheit der evangelischen Stän­ de opponierte L. entschieden und sah sich auch später nicht an ihn gebunden.

Nach dem Tod Rudolfs II. wurde L. auf Betrei­ ben von Kaiser Matthias am 12. 5. (HC: 30. 4.) 1612 zum Koadjutor mit dem Recht der Nach­ folge des Prager Erzbischofs Lamberg er­ nannt. Die kaiserlichen Räte bewogen diesen zu einem Vertrag, in dem er L. gegen eine Pension die gesamte Kirchenverwaltung übertrug. Da Lamberg bereits am 18. 9. starb, übernahm L. mit der Verleihung des Palliums (26. 11. 1612), das ihm der Olmützer Bischof Dietrichstein am 8. 12. 1612 übergab, das Amt des Erzbischofs. Wie schon seine Vor­ gänger mußten ihn die Kreuzherren mit dem roten Stern kurz danach zum Großmeister po­ stulieren. Sein Nachfolger als Abt von Stra­

Insbesondere gehörte L., und zwar schon als Koadjutor, zu den schärfsten Gegnern der Protestanten, da er jeden Kompromiß und so­ mit auch den Majestätsbrief über die Reli­ gionsfreiheit (1609) ablehnte. So versuchte er überall, zumal auf erzbischöflichen und kö­ niglichen Gütern, gegen die Einsetzung evan­ gelischer Geistlicher einzuschreiten. Als nach dem Tod Kaiser Rudolfs II. Erzbischof Lamberg das Kollaturrecht für königliche Herrschaften erhielt, ging diese Kompetenz auf den Koadjutor und Nachfolger über. Au­ ßerdem überließ der politische Führer der ka-

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tholischen Ständepartei, Oberstkanzler Zde­ nek Adalbert Popel von Lobkowitz, die Kollatur auf seinen Herrschaften dem Erzbischof. So setzte L. in vielen Pfarreien königlicher Güter, auch wo es keine Katholiken gab, evan­ gelische Geistliche ab und ersetzte sie durch katholische Pfarrer. Den Protestanten verwei­ gerte er das religiöse Begräbnis, den Utraqui­ sten auf der bedeutenden königlichen Herr­ schaft Pardubitz sogar die Kelchkommunion. In den daraus erwachsenden Konflikten ver­ halfen ihm vielfach die kaiserlichen Haupt­ leute zur Durchsetzung der Maßnahmen samt Absetzung evangelischer Ratsherren. Am ge­ genreformatorischen Vorgehen L.s nahmen sich auch die Führer der katholischen Adels­ partei ein Beispiel (Slavata). Zum folgen­ schwersten Konflikt kam es auf den erzbi­ schöflichen Gütern von Ossegg, wo die Ge­ meinde Klostergrab sich seit 1609 dem evan­ gelischen Bekenntnis zuwandte, worauf L. mit Einkerkerung der Protestanten, Auswei­ sung des Schulmeisters und des Stadtschrei­ bers, schließlich mit einer Getreide- und Han­ delsblockade reagierte. Unter dem vermeintli­ chen Schutz des Majestätsbriefs baute die Ge­ meinde trotzdem eine evangelische Kirche, die L. 1614 versiegeln und nach vielfachen Interventionen der evangelischen Stände die geistliche Güter als Teil des königlichen Kammerguts betrachteten und daher die Gel­ tung des Majestätsbriefs auch auf sie bezogen - im Dezember 1617 demonstrativ niederrei­ ßen ließ. Ähnlich verfuhr mit seiner Unter­ stützung Abt Seiender mit der evangelischen Kirche in Braunau. Beide Fälle trugen zur Verschärfung der konfessionellen Polarisie­ rung in Böhmen bei und bildeten so einen der Impulse für den Prager Fenstersturz von 1618 und den Ständeaufstand. Noch zuvor hatte L. nach Rom über die Fortschritte der Rekatholisierung berichtet, sich zugleich über das Vorherrschen der Häresie beklagt und dem Papst geraten, den neuen König Fer­ dinand II., den L. am 19. 6. 1617 gekrönt hatte, zum Einschreiten gegen die evangeli­ sche Kirchenleitung aufzufordern.

Nach dem Fenstersturz im Mai 1618 floh L. nach Wien und kehrte erst im Februar 1621 zurück. Am 28. 2. 1621 rekonziliierte er die zuvor calvinisch genutzte Kathedrale. Unmit­ telbar nach der Niederlage des Ständeauf­ stands legte er am 1. 12. 1620 ein Memoran­ dum vor, in dem er die Übertragung des Kollaturrechts der Städte und nichtkatholischen Grundherren auf den Erzbischof, die Beset­ zung aller vakanten Pfarreien königlicher Herrschaften mit katholischen Geistlichen so­ wie die Aufsicht der Jesuiten über die Karls­ 34*

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Universität vorschlug. In der Rekatholisierungsstrategie des neuen Nuntius Carlo Caraffa besaß die Verstärkung des katholischen Pfarrnetzes im Jahr 1621 noch die Priorität; und der Statthalter, Fürst Karl von Liechten­ stein, wollte pragmatisch vorerst nur calvinische Pfarrer durch Lutheraner ersetzen und die utraquistischen belassen. Dagegen zielte L. auf eine rasche und restlose kirchliche Ver­ einheitlichung. Sein Gutachten an Ferdinand II. enthielt als zentralen Punkt die vollständi­ ge Durchsetzung der erzbischöflichen Juris­ diktion und wurde zum Leitfaden für die künftigen Maßnahmen. L. verlangte die Auf­ lösung des utraquistischen Konsistoriums, ließ den führenden Geistlichen der Altutra­ quisten gefangensetzen und erreichte beim Papst im Zusammenwirken mit Nuntius und Jesuiten die Abschaffung des Laienkelchs, dessen Verbot er am 31. 12. 1621 bestätigte und vor Ostern 1622 allgemein verkünden ließ. Schließlich forderte er vom Kaiser die Rückgabe aller in der hussitischen Revolu­ tion entfremdeten Kirchengüter; dafür gab er die bisher vom Erzbischof genutzten Güter des Klosters Ossegg an die Zisterzienser zu­ rück. Über die letztlich erfolglosen Restitu­ tionsforderungen wurde 1622 verhandelt. Im­ merhin gewann L. für die katholische Kirche einige konfiszierte Güter nichtkatholischer Herren. Als erster Prager Erzbischof wurde er mit dem Titel eines Primas regni ausgezeich­ net und erreichte auch, daß der geistliche Stand schließlich wieder im Landtag vertre­ ten war. Er starb am 2. 11. 1622 in Prag, wo er in der Klosterkirche von Strahov beigesetzt wurde. Die später unter Kardinal E. A. v. (—> Bd. 1648-1803) Harrach durchgeführte Ge­ genreformation hat L. nicht nur in wesentli­ chen Elementen mitkonzipiert und grundge­ legt, sondern er hatte auch bereits seit 1609 mit konsequenten gegenreformatorischen Maßnahmen ohne politisches Augenmaß die konfessionelle Polarisierung vorangetrieben. Literatur: A. Frind, Bischöfe 200-207. - K. Borovy 310-320. - D. K. Cermäk, Premonsträti v Cechäch a na Morave [Die Pämonstratenser in Böhmen und Mähren] (Prag 1877) 59-66. - A. Gindely, Ge­ schichte der Gegenreformation in Böhmen (Leipzig 1894) 85—100, 112-117. - OSN 16 (1900) 265-267. F. Hrejsa, Ceskä konfesse. - K. Pichert, Johannes Lohelius, sein Leben und seine Tätigkeit im Prämonstratenserorden und als Erzbischof von Prag, in: APraem 3 (1927) 125-140, 264-283, 404-422. - Catalogus Pragensis XVI. - J. Köhler, Franz Kardinal von Dietrichstein, Bischof von Olmütz (1599-1636), und die Prämonstratenser in Mähren, in: AKGB 5 (1978) 256-270. - G. Christ, Köln und Prag am Vor­ abend des Dreißigjährigen Krieges. Ferdinand von Wittelsbach und Johannes Lohelius in ihren Rollen als Koadjutor und Erzbischof im Rahmen der kirch-

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Lohel - Lossainen

lichen Strukturen ihrer Zeit, in: Die böhmischen Länder zwischen Ost und West, FS K. Bosl, hg. v. E Seibt (München-Wien 1983) 53-69. - E. Canova, Vyvoj sprävy prazske arcidieceze v dobe näsilne rekatolisace Cech [Die Entwicklung der Verwaltung der Prager Erzdiözese in der Zeit der gewaltsamen Rekatholisierung Böhmens], in: Sbornfk archivnich praci [Sammelschrift archivalischer Arbeiten] 35 (Praha 1985) 486-560, hier: 508-515. - J. Kettner 202. - Prazske arcibiskupstvi 316f. Winfried Eberhard

Lossainen, Fabian von (um 1470-1523) 1512-1523 Bischof von Ermland

Fabian von Lossainen entstammte der Adels­ familie von Merkelingerode (Merklichenrode), die Mitte des 14. Jh.s aus der Grafschaft Wernigerode in das Ordensland Preußen ein­ gewandert war. Sie führte dort anfangs auch den Namen Tettinger, im Ermland nannte sie sich nach dem bei Rößel gelegenen Gut Lusian (dem späteren Truchsen, poln. Troksy) „von Lossainen“. L.s Vater Martin bekleidete das Amt des Burggrafen der bischöflichen Burg Rößel. Durch seine Mutter Elzbieta war L. mit dem einflußreichen polnischen Adels­ geschlecht der Koscielecki verwandt. Er stu­ dierte seit 1486 in Köln, seit 1490 an der Juri­ stischen Fakultät in Bologna, wo er 1500 den Grad eines Dr. iur. can. erwarb. 1490 wurde er ermländischer Domherr, später Domkustos. Spätestens 1503 kehrte L. in seine Heimatdiö­ zese zurück. Im Auftrag von Bischof L. (—>) Watzenrode, der ihn als Rechtsgelehrten schätzte, verhandelte er in den folgenden Jah­ ren in verschiedenen Angelegenheiten mit dem Deutschen Orden und der Stadt Danzig und vertrat das Ermland auf den Ständetagen des königlichen Preußen. Im Gegensatz zu seinem Bischof stand L. auf der Seite des Or­ dens und unterstützte dessen Politik zur Re­ vision des Thorner FriedensVertrages von 1466. Für den Posener Kongreß von 1510, auf dem der Rechtsstreit zwischen dem Orden und Polen geschlichtet werden sollte, machte L. dem Orden sogar Material der Gegenseite zugänglich. Entgegen dem testamentarischen Willen Watzenrodes, der einen Polen zu seinem Nachfol­ ger wünschte, wählten wenige Tage nach des­ sen Tod acht der beim Wahlkapitel anwesen­ den neun (von insgesamt 15) Domherren am 5. 4. 1512 L. zum Bischof. Dieser selbst stimmte für den in Rom weilenden ermländischen Domherrn Albert Bischoff, der sich eine Exspektanz auf den ermländischen Bi­

schofsstuhl verschafft hatte. Am Tage seiner Wahl verpflichtete sich der Gewählte als er­ ster ermländischer Bischof zur Einhaltung ei­ ner Wahlkapitulation.

Die Domherren wollten mit ihrer Wahl der überragenden Stellung des Adels in der Krone Polen Rechnung tragen und glaubten, entsprechend den Bestimmungen des unter N. v. (—►) Tüngen geschlossenen Petrikauer Vertrages von 1479, eine im Hinblick auf die Verwandtschaft mit den Koscielecki dem pol­ nischen König genehme Person erwählt zu haben. Sigismund L, dessen Zustimmung nicht eingeholt worden war, ließ dem Domka­ pitel sein schweres Mißfallen aussprechen, gab aber schließlich in der Personenfrage nach, da es ihm weit mehr auf den Abschluß einer endgültigen Vereinbarung über das 1479 nur unzureichend definierte Nomina­ tionsrecht ankam. Dementsprechend bat er sofort nach Unterzeichnung des am 6. 7. 1512 in Petrikau geschlossenen Vorvertrages Papst Julius II. um die Konfirmation L.s. Diese dürfte vor dem 8. 9. 1512 erfolgt sein. Bemü­ hungen der in Rom weilenden ermländischen Domherren, durch ein päpstliches Mandat von dem Vorvertrag loszukommen, kamen zu spät. Inzwischen hatte sich L. die Diakonatsund die Priesterweihe erteilen lassen. Nach­ dem die päpstliche Bestätigung am 3. 12. in Petrikau eingetroffen war, erhielt F. am 5. 12. dort in Gegenwart des Königs vom Gnesener Erzbischof Jan Laski unter Assistenz der Bi­ schöfe von Plock und Przemysl, Erazm Ciolek und Maciej Drzewicki, die Bischofsweihe. Zwei Tage später, am 7. 12. 1512, wurde der Petrikauer Vertrag offiziell ausgefertigt. Er gibt sich selbst als die authentische Interpre­ tation des Artikels „De eligenda regibus Polonie grata persona“ des ersten Petrikauer Ver­ trages von 1479 aus. Danach hatte das Dom­ kapitel den Tod des Bischofs sofort dem Kö­ nig anzuzeigen und eine Liste sämtlicher Domherren einzureichen. Binnen acht Tagen konnte der König daraus vier Kandidaten, die jedoch in Preußen geboren („indigenae“) sein mußten, nominieren, aus denen dann das Domkapitel einen zum Bischof wählte.

Acht Mitglieder des ermländischen Domkapi­ tels stimmten am 26. 12. 1512 dem neuen Vertrag zu und leisteten gemäß dem Wunsch des Bischofs in dessen Hände den vom ersten Petrikauer Vertrag geforderten Treueid auf den polnischen König. Zwei Tage später machte L. mit den acht in Frauenburg anwe­ senden Domherren jedoch die Gültigkeit des zweiten Vertrages von der Bestätigung durch den Papst abhängig und bestellte am 28. 12.

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Lossainen - Loste die in Rom weilenden Kapitelsherren, die oh­ nehin mit dem Vertrag nicht einverstanden waren, zu Prokuratoren für die betreffenden Verhandlungen. Das Ringen zwischen dem polnischen König und dem Hochstift Ermland endete schließlich mit der Bestätigung des zweiten Petrikauer Vertrages durch Leo X. am 25. 11. 1513. Die Bestätigungsurkunde ist allerdings nur in einer Abschrift von 1610 erhalten.

Der Vertrag bildete de facto bis 1772 die recht­ liche Grundlage für die ermländischen Bi­ schofswahlen. Das ermländische Domkapitel hielt stets an der förmlichen Wahl fest, doch vermochte der König jeweils seinen Kandida­ ten durchzusetzen, wobei vor der Kapitels­ wahl die Bestallung des Kandidaten zum ermländischen Domherrn erfolgte, während gegebenenfalls das fehlende Indigenat nach­ träglich vom preußischen Generallandtag ver­ liehen wurde. Die Verantwortung für den Ab­ schluß des Petrikauer Vertrages fällt, obwohl auch im Domkapitel ein innerer Zwiespalt zutage trat, hauptsächlich L. zu, der sich auf Verhandlungen einließ, den polnischen Wün­ schen weit entgegenkam und auch im Streit um die päpstliche Bestätigung schließlich der polnischen Seite nachgab.

Der enge Anschluß an die Krone Polens führte seit 1516 zu einem langjährigen Kon­ flikt L.s mit Hochmeister Albrecht von Bran­ denburg. Im sog. Reiterkrieg, der letzten mili­ tärischen Auseinandersetzung zwischen dem Deutschen Orden und Polen (1519-21), in dem das Hochstift Ermland schwer heimge­ sucht wurde, bemühte sich L. um Neutralität, sah sich aber wegen der Besetzung ermländischer Städte und Burgen durch Albrechts Truppen veranlaßt, polnische Hilfe in An­ spruch zu nehmen. L. zeigte wenig Interesse für die Erneuerung des religiösen Lebens. Zu den spätmittelalter­ lichen Reformbischöfen wie Watzenrode ist er nicht zu zählen, obwohl er durch zwei Pa­ storalerlasse 1515 und 1518 versuchte, die Disziplin des Klerus zu heben und der Ver­ weltlichung entgegenzutreten. Die heftige Kritik einiger Chronisten, die ihm Unent­ schiedenheit und Gleichgültigkeit vorwarfen, mag in einigen Punkten übertrieben sein, trifft aber im wesentlichen zu. Von Luther, dessen Lehre in den von den Truppen des Hochmeisters besetzten Städten des Ermlands Eingang gefunden hatte, sagte L.: „Lu­ ther ist ein gelerter Mönch und hat seine opiniones in der Schrift, ist jemand so kühne, der mache sich wider ihn.“ Sowohl als Bi­ schof wie als Landesherr ließ L. die Dinge

treiben, wenn ihm Widerstand zu leisten zwecklos schien. Er fühlte sich ähnlich wie Nicolaus Copernicus, den er seit den gemein­ samen Studienzeiten in Bologna kannte und schätzte, als Humanist nicht zum öffentli­ chen Wirken berufen. Seine Urkundenfor­ schungen für den Orden im Jahre 1510 zeigen sein Interesse an gelehrter Arbeit und für die Geschichte. L. litt an der damals in Europa weit verbreite­ ten Syphilis, die er sich vermutlich in Italien zugezogen hatte. Er starb am 30. 1. 1523 in Heilsberg und wurde ohne feierliches Geleit, dessen ihn das Domkapitel nicht für würdig hielt, im Dom zu Frauenburg beigesetzt. Literatur: A. Eichhorn, Bischofswahlen 181-190, 269-286. - E Hipler, Grabstätten 312f. - J. Kolberg. - Ders., Zwei Pastoralerlasse des Bischofs Fabian von Loßainen, in: PDE 48 (1916) 102-108. - H. Schmauch, Kirchenpolitische Beziehungen 280311. - E. Joachim-W. Hubatsch II, III. - G. Matern 243f. - K. Forstreuter, Fabian von Loßainen und der Deutsche Orden, in: Ders., Beiträge zur preußischen Geschichte im 15. und 16. Jahrhundert (Heidelberg 1960) 42-55. - H. Schmauch, Kirchenrechtliche Stellung 470-482. - K. Gorski 109-114, 132f. - M. Biskup, „Articuli iurati“ biskupa warminskiego Fa­ biana Luzjariskiego z 1512 r. [Die „Articuli iurati“ des ermländischen Bischofs Fabian von Lossainen aus dem Jahre 1512], in: RO (1972) 289-312. Ders., in: PSB 18 (1973) 162-166 (Lit.). - H. Schmauch, in: APB 1 (1974) 172f. - J. Obl^k, Kapitulacje wyborcze biskupöw warmiriskich [Die Wahl­ kapitulationen der ermländischen Bischöfe], in: StW 12 (1975 [1976]) 5-27. - I. Janosz-Biskupowa, Zainteresowania archiwalno-historyczne biskupöw warmiriskich w poczatkach XVI w. [Archivalisch-hi­ storische Interessen der ermländischen Bischöfe am Anfang des 16. Jh.s], in: Acta Universitatis Nicolai Copernici, Historia XVI, Nauki humanistycznospoleczne 14 (Toruri 1980) 89-97. -M. Biskup, Pols­ ka. - Akta stanow IV-VII. - T. Oracki II, 19-21. - M. Biskup, Wojny Polski z Zakonem Krzyzackim (1308-1521) [Die Kriege Polens mit dem Deutschen Orden] (Gdarisk 1993). Hans-Jürgen Karp

Loste, Konrad (1416/18-1503)

1482-1503 Bischof von Schwerin Konrad Loste wurde wahrscheinlich 1416 oder 1418 als Sohn des Peter L. und der Mar­ garete Pegel in einer angesehenen Wismarer Ratsfamilie geboren. 1432 bezog er die Uni­ versität Rostock, wo er 1436 in der Philoso­ phie graduiert worden sein soll. Er erwarb ferner den Grad eines Dr. iur. utr. 1456-57 lehrte er die Rechte an der Universität Greifs­ wald. Seit 1447 war er Domherr von Schwe­ rin, später auch von Lübeck (bis 1495). Er

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Loste - Ludovici

wurde ferner Archidiakon von Tribsees und gelangte zu einem beachtlichen Vermögen. Am 2. 7. 1482 zum Bischof von Schwerin ge­ wählt, wurde er am 23. 9. nach Zahlung der fälligen Gebühren päpstlich bestätigt. Die Konsekration und Investitur erfolgte am 9. 3. 1483 in der Stiftskirche zu Bützow. Neben der Verwaltungstüchtigkeit dürfte das Ansehen L.s beim mecklenburgischen Her­ zogshaus einen Grund für seine Wahl gebil­ det haben. In seine zwanzigjährige Regie­ rungszeit fiel eine Reihe wichtiger Ereignisse. Zur besseren Versorgung der Rostocker Uni­ versitätsprofessoren betrieb er, der als Bischof auch Kanzler der Universität war, in der Uni­ versitätsstadt mit Unterstützung der Herzöge Magnus und Balthasar die Errichtung eines Kollegiatkapitels an St. Jakobi. Dagegen wandten sich jedoch der Stadtrat und ein Teil der Bevölkerung, so daß L. 1484 den Kirchen­ bann und das Interdikt über seine Gegner und die Stadt Rostock verhängte. Die päpstliche Errichtung des Kapitels erfolgte noch im glei­ chen Jahr, doch kam 1487 der erste Stifts­ propst, der herzogliche Kanzler Thomas Ro­ de, in der „Rostocker Domfehde“ ums Leben. Eine 1492 einberufene Diözesansynode schärfte frühere Disziplinarvorschriften und Bestimmungen zur würdigen Feier der Messe ein. In das gleiche Jahr fielen die Ereignisse um einen nicht mehr klar zu rekonstruieren­ den Hostienfrevel in Sternberg, der zur Hin­ richtung von 27 Juden und einem Priester so­ wie zur Ausweisung der Juden aus Mecklen­ burg führte, während die rötlich gefärbten Hostien zum Ziel einer Hl.-Blut-Wallfahrt in Sternberg wurden. In enger Zusammenarbeit mit dem Landesherrn visitierte L. zahlreiche Klöster. Aufgrund seiner guten wirtschaftli­ chen Lage war es ihm möglich, für die Dom­ kirche in Schwerin und die Stiftskirche zu Bützow je einen gotischen Hochaltar zu stif­ ten. 1497 bestätigte L. Erich, dem Sohn des regierenden Herzogs Magnus von Mecklen­ burg, das Freisein von kanonischen Weihe­ hindernissen. Möglicherweise sollte dieser in den geistlichen Stand eintreten oder gar Bi­ schof von Schwerin werden. Dazu kam es je­ doch nicht.

L. starb am 24. 12. 1503 zu Bützow. Er wurde im Dom zu Schwerin beigesetzt. Sein bedeu­ tendes Vermögen hatte er großenteils für fromme Stiftungen und für Bistumszwecke bestimmt. Literatur: J. Traeger 158-166.

Josef Traeger

Lubodzieski, Jan (um 1523-1562) 1551-1562 Bischof von Kulm

Jan Lubodzieski stammte aus einer Familie des mittleren Adels in Pommerellen. Sein Va­ ter Mikolaj war Schöffe und Mitbesitzer von Lubodziez (Lubsee) im Kreis Schwetz. L. stu­ dierte 1538 an der Universität Wittenberg; am 3. 6. 1547 erhielt er durch päpstliche Provi­ sion ein ermländisches Kanonikat. 1548 schrieb er sich an der Universität Krakau ein. Nachdem er 1549 und 1551 zweimal als Bi­ schof von Ermland vorgeschlagen worden war, nominierte ihn auf Empfehlung des St. (—►) Hosius der polnische König Sigismund II. August am 23. 4. 1551 für Kulm. Die päpst­ liche Verleihung erfolgte am 18. 11., aber erst am 16. 10. 1552 empfing L. von Hosius in Heilsberg die Bischofsweihe, nachdem er un­ mittelbar zuvor zum Priester geweiht worden war. Ob L. auch die Verwaltung der Diözese Pomesanien übernommen hat, ist nicht ein­ deutig festzustellen. L. war auf sein Amt nicht vorbereitet. Gegen­ über dem sich in seiner Diözese ausbreiten­ den Luthertum zeigte er sich hilflos. Erst spä­ ter stellte er sich unter dem Einfluß von Ho­ sius den Neuerern energisch entgegen. 1558 erhielt Thorn, die bedeutendste Stadt der Di­ özese, vom König das Privileg zur Einführung der augsburgischen Konfession. In der bi­ schöflichen Stadt Kulm unterstützte L. 1554 die Umwandlung der Schule der Brüder vom gemeinsamen Leben in ein humanistisches Gymnasium; den vom protestantisch be­ herrschten Rat zum Rektor berufenen Königs­ berger Professor Johannes Hoppe zwang er je­ doch, die Stadt wieder zu verlassen.

L. war stets von schwacher Gesundheit und starb bereits am 23. 3. 1562 in seiner Resi­ denz zu Althausen. Er wurde im Dom zu Kulmsee beigesetzt. Literatur: A. Eichhorn, Der ermländische Bischof und Kardinal Stanislaus Hosius I (Mainz 1854) 183196. - C. P. Woelky 415f. - H. Schmauch, Pomesa­ nien 118f. - A. Liedtke, Zarys 84. - A. Tomczak, in: PSB 17 (1972) 621f. (Lit.). Hans-Jürgen Karp

Ludovici (Lutz), Johann (OESA) (t 1480)

1468 Ep. tit. Hierapolitanus 1468-1480 Weihbischof in Regensburg * Würzburg; trat zu Windsheim in den Augu­ stinerorden ein; 1452 Dr. theol. (Florenz); nach seiner Rückkehr aus Italien zunächst als

Ludovici - Lupfen

„studiorum regens“ in Wien, 1454-56 als Prior und Lesemeister in Würzburg und ab April 1457 nur noch als Lektor ebd. bezeugt. 1460 erneut an der Universität Wien tätig, wurde er auf dem Provinzialkapitel von 1461 zum Leiter der bayerischen Ordensprovinz, zu der auch die Augustinerklöster in Böh­ men, Polen und Österreich gehörten, bestellt und zweimal nacheinander (1464 und 1467) für ein weiteres Triennium bestätigt. Seine dritte Amtsperiode als Provinzial war aller­ dings nur von kurzer Dauer, da ihn Papst Paul II. am 3. 8. 1468 zum Titularbischof von Hierapolis und Weihbischof in Regensburg bestellte. 1472/73 war L. als erster Professor und Dekan der Theologischen Fakultät am Aufbau der bayerischen Landesuniversität zu Ingolstadt beteiligt; zum Dank dafür ernannte ihn der Stifter der Hohen Schule, Herzog Ludwig der Reiche von Bayern-Landshut, am 8. 9. 1473 zu seinem „Rat“. L., dessen nicht mehr erhaltenes Grabdenkmal ihn als „vir summae prudentiae ac pietatis, discretionis aequae ac disciplinae amantissimus“ rühmt, starb (nicht vor dem 10. 11.) 1480 in Regens­ burg und wurde in der dortigen Augustiner­ kirche beigesetzt. Literatur: A. Mayer III, 62f. - P. Keller, Index Episcoporum Ordinis Erem. S. Augustini Germanorum (Münnerstadt 1876) 32. - E Jänner III, 538, 594, 599. - J. Schmid 201f., 215. - A. Kunzelmann III, 236-241, 288f. - W. Kausch 11, 18, 22f. Karl Hausberger

Ludwig, Herzog von Lothringen (Louis de Lorraine) (1499- 1528)

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erreicht hatte. Die päpstliche Bestätigung L.s erfolgte am 18. 9. 1508.

Unter seinem Episkopat machte die Einglie­ derung des Hochstiftes Verdun in das Herzog­ tum Lothringen deutliche Fortschritte. Her­ zog Anton übernahm nämlich die Schutzherr­ schaft über die Bürgerschaft von Verdun, während König Franz I. ihr 1514 einen Schutzbrief aufzwang. 1518 baten das Dom­ kapitel und das Stiftskapitel de la Madeleine Papst Leo X. um Bestätigung, daß sie den Be­ stimmungen des Wiener Konkordates unter­ ständen. Der Hl. Stuhl bestand dagegen auf seinem freien Verleihungsrecht für die loth­ ringischen Bistümer.

L. empfand keine geistliche Berufung, ver­ weigerte den Empfang der Weihen und schlug stattdessen die militärische Laufbahn ein. König Franz I. von Frankreich versuchte vergeblich, ihn in der geistlichen Laufbahn zu halten und bot ihm das Bistum Lu$on an. L. lehnte jedoch ab und verzichtete 1522 zu­ gunsten seines Bruders (—>) Johannes auf Ver­ dun und zugunsten Renes de Vacincourt auf die Abtei Saint-Mihiel. L. zeichnete sich in der Folge auf militäri­ schem Gebiet in Lothringen und Italien aus. Dort starb er im Jahre 1528 vor den Toren Neapels an der Pest. Sein Leichnam wurde in einer nicht bekannten Kirche Neapels, sein Herz in der Kirche der Klarissen zu Pont-äMousson beigesetzt, wo seine Mutter den Schleier genommen hatte. Literatur: N. Roussel I, 379-381. Bernard Ardura

1508-1522 Bischof von Verdun

Ludwig von Lothringen wurde im Jahre 1499 als Sohn Herzog Renes II. von Lothringen ge­ boren. Sein Pate war der französische König Ludwig XII. Nach dem Tod des Bischofs W. de (—►) Dommartin von Verdun bat Rene II. den König, das Domkapitel zur Wahl seines Sohnes zu veranlassen. Ludwig XII. ent­ sprach diesem Wunsch, bestätigte dem Kapi­ tel im übrigen aber sein Wahlrecht gemäß den Bestimmungen des Wiener Konkordates. Dar­ aufhin gab dieses einstimmig dem erst neun­ jährigen Prinzen seine Stimme, während Papst Julius II. das Verleihungsrecht für sich beanspruchte und das Bistum dem Kardinal Gabriel Fano, Bischof von Urbino, verlieh. Dieser trat es wenig später mit päpstlicher Zustimmung gegen eine Pension von jährlich 1000 Talern an L. ab. Die geistliche Verwal­ tung der Diözese wurde Weihbischof N. (—►) Goberti übertragen, bis L. das 18. Lebensjahr

Lupfen, Johannes Graf von (1487-1551) 1533-1537 Bischof von Konstanz

Johannes von Lupfen wurde am 19. 2. 1487 als Sohn des Heinrich Graf v. L., Landgrafs von Stühlingen, und der Helena von Rappoltstein und Hoheneck geboren. Aufgrund einer apostolischen Provision erhielt er ein Kanonikat an der Domkirche von Konstanz (erste Posseß 1503). Nach dem Empfang der Subdia­ konatsweihe wurde er 1505 zur zweiten Pos­ seß zugelassen. L. scheint ein tüchtiger Ver­ waltungsmann und Unterhändler gewesen zu sein. Bischof H. v. (—>) Hohenlandenberg nahm seine Dienste wiederholt in Anspruch. Er ernannte ihn 1521 zu seinem Rat. 1530 wurde L. Administrator der Dompropstei und im gleichen Jahr ernannte ihn Hohenlandenbergs Nachfolger B. (—>) Merklin für die Zeit

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Lupfen - Lyresius

seiner Abwesenheit vom Hochstift zum Statt­ halter.

L. war ein Freund des Humanismus. Daher sympathisierte er wie andere Domherren zu­ nächst mit der lutherischen Bewegung. Zu­ sammen mit dem Domherrn Johannes Botzheim erscheint er deshalb später in der Zimmerschen Chronik als „Verderber“ des Hoch­ stifts. Politisch gesehen erwiesen sich solche Sympathien sehr bald als falsch, vor allem, als Bischof, Domkapitel, Konsistorium, Klö­ ster und Nebenstifte 1526/27 durch die Neu­ gläubigen aus Konstanz verdrängt wurden. Bei der Konstanzer Bischofswahl am 3. 2. 1532 empfahl König Ferdinand den Domher­ ren Georg Sigmund von Ems. Die Mehrheit der Stimmen fiel jedoch auf L. Andere Dom­ herren hatten ihn von vornherein abgelehnt. Doch sah sich auch L. nicht in der Lage, die Wahl sofort anzunehmen. Er erbat sich eine wiederholt verlängerte Bedenkzeit. Erst am 20. 8. 1532 wurde die Wahlkapitulation un­ terschrieben und besiegelt. Daß L. wenig Freude an seinem neuen Amt hatte, zeigt die Tatsache, daß er mit dem Brixner Bischof (—>) Georg von Österreich, einem natürlichen Sohn Kaiser Maximilians, über eine Resigna­ tion verhandelte. Dies wurde von Papst Cle­ mens VII. unterstützt. Die Verhandlungen zer­ schlugen sich aber. Obwohl Clemens VII. L. am 16. 12. 1533 als Bischof bestätigte, bat die­ ser wiederholt um Dispens vom Empfang der Bischofsweihe. Infolge der Reformation verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage des Hochstifts Kon­ stanz. Es blieben jedoch nicht nur die Ein­ nahmen aus den evangelisch gewordenen Teilen der Diözese aus, sondern auch katholi­ sche Stände nutzten die Gelegenheit, die Ab­ gaben zu verweigern. Um einen Ausgleich zu schaffen, ließ L. 1534 durch Papst Paul III. das Augustinerchorherrenstift Öhningen der bischöflichen Mensa inkorporieren. Zwei Jah­ re später stimmte König Ferdinand zu. Eben­ so gelang es dem Elekten, dem Hochstift 1535 die Abtei Reichenau durch den Papst inkor­ porieren zu lassen. Infolge des Widerstandes von verschiedener Seite konnte dies zunächst aber nicht vollzogen werden.

Infolge der geringen politischen Möglichkei­ ten des bischöflichen Amtes konnte L. es nicht verhindern, daß sich die lutherische Neuerung in der Diözese weit ausbreitete. Be­ sonders gravierend war es, daß das Herzog­ tum Württemberg 1534 der alten Kirche verlo­ renging. Zu Beginn des Jahres 1537 verhan­ delte L. mit dem Domkapitel über eine Resi­

gnation. Am 17. 3. verzichtete er auf das Hochstift; am 27. 6. stimmte der Papst zu. Die Gründe für diesen Schritt dürften nicht nur das Streben nach einem gesicherten Einkom­ men und ruhigen Leben gewesen sein, wie später oft behauptet wurde. Die frühen Sym­ pathien für die lutherische Bewegung und die Freundschaft mit bekannten Humanisten deuten weitere Motive an. Nach der Resigna­ tion erhielt L., noch immer Domherr und Domkustos von Konstanz, am 3. 12. 1537 vom Kapitel Dispens von der Residenzpflicht. Da die Domkirche in der Hand der Neuerer war, wurde der Domkustos ohnehin nicht mehr vor Ort benötigt. L. zog sich zu seiner Familie nach Engen im Hegau zurück; dort baute er sich ein Schloß aus. Nach der Rückeroberung der Bischofsstadt im Oktober 1548 kehrte er zusammen mit drei anderen Domherren dort­ hin zurück. Er wurde aber von Bischof Ch. (—>) Metzler gezwungen, die Stadt wieder zu verlassen und den Ausgang der Restitutions­ verhandlungen mit Österreich und der Stadt­ verwaltung abzuwarten. L. starb am 8. 5. 1551 an den Folgen einer Steinoperation. Er wurde in der Pfarrkirche von Engen beigesetzt. Literatur: K. J. Glatz, Über Johann V., Bischof von Constanz vom Jahre 1532-1537, Landgraf von Lupfen-Stühlingen, Herr von Hewen und Rosenegk, in: FDA 4 (1869) 123-134. - H. Günter (Bearb.), G. Bie­ ter, Abt von Weingarten 1520-1567. Briefe und Ak­ ten I: 1518-1547 (Stuttgart 1914) 192-218. - A. Willburger 171-208. - H. Baier 238f. - M. Krebs. - F. Götz, Stift und Dorf Öhningen vom Ende des Mittel­ alters bis zum Jahre 1805, in: H. Berner (Hg.), Dorf und Stift Öhningen (Singen 1966). - R. Reinhardt, Konstanz 27. - J. Fischer, Karl Loder und die Inkor­ poration des Stiftes Öhningen, in: FDA 89 (1969) 357-373. - A. Vögeli (Bearb.), Schriften zur Refor­ mation in Konstanz, 1519-1538. Mit Gregor Mangolts Konstanzer Reformationsgeschichte 1562 zum Vergleich, 3 Teilbde. (Tübingen-Basel 1972/1973). H. Berner (Hg.), Engen im Hegau. Mittelpunkt und Amtsstadt der Herrschaft Hewen I (Sigmaringen 1983) 201 f. - K. Burmeister, Georg Sigmund von Ems, Domherr zu Konstanz und Basel, 1494-1547, in: IHS 7/8 (1985) 135-150. - K. Maier. - R. Rein­ hardt, in: HS 1/2,389-392. Rudolf Reinhardt

Lyresius, Martin (Marcus ?) (+ 1611)

1603 1603-1611 1610-1611

Ep. tit. Philadelphiensis Weihbischof in Eichstätt Generalvikar des Bischofs von Eichstätt

* Landsberg am Lech als Sohn eines Metz­ gers; Studium in Dillingen als einer der er­ sten päpstlichen Alumnen; 1583 Bacc., 1584

Lyresius - Madruzzo

Mag., 1587 Lie; 1585 auch Universitätsnotar; 1603 Dr. theol. bei P. Julius Priscianensis; Pfarrer in Ellwangen; Dekan des Ritterstifts Komburg; 8. 1. 1603 Titularbischof von Phila­ delphia und Weihbischof in Eichstätt; 1610/ 11 ebd. Generalvikar; auch als Gelehrter tätig; + 28. 6. 1611 Eichstätt; □ Ostenfriedhof Eich­ stätt.

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Quellen und Literatur: DAE, Nachlaß Th. Neuhofer 70. - J. Schlecht, Weihbischöfe 129, Nr. 22. - Th. Specht, Geschichte der ehemaligen Universität Dil­ lingen 1549-1804 (Freiburg 1902) 395. - P. Winkelmayer, Berühmte Landsberger und ihre Bilder im Rathause, in: LGB1 23 (1926) 6f. - P. Rummel, P. Ju­ lius Priscianensis SJ (1542-1607) (Augsburg 1968) 30f. Alois Schmid

M Mader, Wilhelm (OPraem) (t 1450) 1447 Ep. tit. Adramyttensis 1447-1450 Weihbischof in Augsburg * Dillingen; Prämonstratenser in Ursberg; Dr. decr.; 29. 3. 1447 Titularbischof von Edremit und auf Wunsch von Bischof P. v. (—>) Schaumberg Weihbischof in Augsburg; als Vergütung wurden ihm 200 Gulden angewie­ sen; 1449 Administrator des Benediktinerklo­ sters St. Michael zu Fultenbach (Diözese Augsburg); daraus bezog er 44 Mark Silber. Literatur: A. Schröder 430. - F. Zoepfl I, 429. - J. Haemmerle, Die Benediktinerklöster in Bayern, in: GermBen II (1970) 106. Peter Rummel

Madruzzo, Carlo Gaudenzio Freiherr von (1562-1629)

1595 Ep. tit. Smyrnensis 1595-1600 Koadjutor des Bischofs von Trient 1600-1629 Bischof von Trient 1604 Kardinal Carlo Gaudenzio von Madruzzo wurde im Jahre 1562 auf Burg Issogne im Aostatal in der savoyischen Grafschaft Challant geboren. Sein Vater Giovanni Federico (t 1586) war ein Bruder des Kardinals Giovanni Ludovico (—>) M. und 1574-81 Botschafter des Herzogs von Savoyen, dann Kaiser Rudolfs II. beim päpstlichen Hof. Seine Mutter Isabella Gräfin von Challant (t 1596) war Tochter des Renato

v. Challant und der Menzia, Fürstin von Braganza, und einzige Erbin der Grafschaft Chal­ lant sowie anderer Besitztümer in Piemont und Lothringen. Unter den acht Geschwi­ stern M.s war Emanuele Renato Graf von Challant (+ 1613), vermählt mit Filiberta, ei­ ner Tochter des Francesco de Chambre, der die militärische Laufbahn im Dienst des spa­ nischen Königs in den Niederlanden einge­ schlagen hatte. Ein weiterer Bruder, Ferdi­ nand (+ 1618), war mit Bona von Livron in Lothringen vermählt. Die M. unterhielten so­ mit enge Beziehungen zu Savoyen und Loth­ ringen. Dies wirkte sich auf M.s Beziehungen zu den österreichischen Habsburgern eher ne­ gativ aus. M. studierte 1577-82 in Ingolstadt, wo er 1583 zum „Rector honorarius“ aufstieg, dann 1584-86 in Pavia, wo er das Doktorat beider Rechte erwarb. 1581 wurde er Kleriker. Schon während des Studiums wurde er Abt von S. Cristoforo di Nicia della Paglia in Monferrato und Prior von S. Orso im Aostatal. Bald da­ nach erhielt er die Abtei Saint-Paul in der Di­ özese Besancon sowie Domkanonikate in Trient und Augsburg. 1582 begleitete der Zwanzigjährige seinen Onkel Ludovico zum Augsburger und 1594 zum Regensburger Reichstag. In der Folge hielt er sich bei die­ sem in Rom auf. Durch Kaiser Rudolf II. emp­ fohlen, postulierte ihn das Trienter Domkapi­ tel am 18. 8. 1595 zum Koadjutor seines On­ kels mit dem Recht der Nachfolge. Die päpst­ liche Bestätigung und die Verleihung des Titularbistums Smyrna erfolgten am 23. 10. 1595, die Konsekration am 11. 2. 1596 durch

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Madruzzo

Weihbischof S. (—>) Cattaneo unter Assistenz der Bischöfe von Feltre und Verona. Beim Tod seines Onkels am 20. 4. 1600 folgte er diesem am 26. 4. als Diözesanbischof nach. Seit 1596 empfahl Rudolf II. ihn Clemens VIII. und dessen Kardinalnepoten für das Kardinalat. Doch erfolgte die Erhebung erst nach

Gaudenzio (+ 1618), Generalhauptmann der Tiroler Milizen und Hauptmann von Riva. In Regensburg mußte er sogleich die katholi­ schen Fürsten gegen den kaiserlichen Plan des Stimmrechtes für den Vertreter Magde­ burgs gewinnen, das erhebliche Folgen für die Abstimmungsverhältnisse gehabt hätte. Wie schon 1582 und 1594, so gelang es auch diesmal, das Vorhaben trotz aller Bemühun­ gen der Protestanten, der kaiserlichen Räte und Klesls zu vereiteln. Im November 1620 begab M. sich nach Rom. Er nahm seine Resi­ denz im Palazzo della Rovere im Borgo. 162021 trug M. im Konsistorium als interimisti­ scher Protektor der Spanischen Nation die Verleihung einiger Bistümer vor. 1622 nahm er seinen Neffen C. E. v. Bd. 1648-1803) Madruzzo als Koadjutor an. M. hatte in den Konklaven, an denen er teil­ nahm, keine ernsthafte Aussicht auf die Tia­ ra. Er war dort Mitglied der österreichischspanischen Partei. Unter Gregor XV. gehörte er der Inquisitionskongregation, 1626 dazu der Kongregation für die Bischöfe und Regu­ laren, 1627 der für die Titoli und 1629 denen für die Zeremonien, die Riten und die Stra­ ßen an.

wiederholten kaiserlichen Bitten am 9. 6. 1604. Den roten Hut überbrachte ihm am 30. 6. M. S. v. (—►) Hohenems. M. erhielt den Dia­ konatstitel S. Tommaso in Parione und später den eines Kardinalpriesters von S. Lorenzo in Lucina, schließlich den eines Kardinalbi­ schofs von S. Sabina. Spätestens 1596 erbte er von seinem Onkel eine Pension von jährlich 2000 Dukaten aus den Einkünften des Erzbis­ tums Toledo.

Da M. wegen des Widerstandes von Kardinal Pallavicino weder Protektor der Deutschen noch der Spanischen Nation wurde, hielt er sich meist in Trient auf. 1613 bestimmte Paul V. ihn zum Legaten auf dem Regensburger Reichstag. Dort sollte er sich gegen die Ver­ mittlungspolitik des kaiserlichen Ministers Kardinal M. (—>) Klesl wenden, mit dem man in Rom unzufrieden war. M. wurde ferner mit einem Vermittlungsversuch in dem 1612 um Monferrato ausgebrochenen Krieg und mit der Suche nach einer Lösung des Falles W. D. v. (—►) Raitenau befaßt. Er begab sich nach Re­ gensburg mit einem Gefolge von ungefähr 200 Personen, darunter sein Vetter Gianangelo

In seiner Diözese, die er mit Hilfe fähiger Weihbischöfe, darunter besonders P. (—►) Bel­ li, regierte, intensivierte er Abwehrmaßnah­ men gegen reformatorische Einflüsse, ferner die kanonische Visitation und Reformmaß­ nahmen. Dafür konnte er sich auf die Unter­ stützung des Erzherzogs Maximilian von Ti­ rol, der zugleich Großmeister des Deutschen Ordens war, und auf seinen Vetter, den Brixner Bischof Ch. A. v. (—>) Spaur, stützen. In den Jahren 1612-15 wurden einige Frauen aus Nonstal wegen des Verdachtes der Hexe­ rei zum Tode verurteilt.

Unter M. konsolidierte sich das Trienter Prie­ sterseminar. 1618 übergab er seine Leitung den Somaskern. 1625 ließen sich in Trient Je­ suiten, später in Neumarkt Kapuziner nieder. Die Jesuiten kamen allerdings nicht auf den Wunsch M.s, der sich gegen sie sträubte, son­ dern auf den der Stadt Trient, die den Orden für den Unterricht am Gymnasium wünschte. Die Ordensleute kamen aus der Oberdeut­ schen Provinz, sammelten eine beachtliche Zahl von Schülern und vermittelten dem kul­ turellen Leben der Stadt wichtige Impulse. M. gliederte das Innere seiner Kathedrale neu, indem er die Nebenaltäre von den Säu­ len fortnahm und den Hauptaltar näher zum Volk verlegen ließ. Zu Riva am Gardasee ließ

Madruzzo er als wichtigstes Bauwerk seiner Amtszeit die Kirche der Inviolata erbauen.

M. starb am 14. 8. 1629 zu Rom, nachdem er bereits im Januar die Leitung der Diözese und des Fürstentums seinem Neffen übergeben hatte, der bereits seit 1622 als sein Koadjutor fungiert hatte. Die Exequien wurden in S. Ma­ ria dell’Anima gehalten, der Leichnam in der Madruzzo-Kapelle von S. Onofrio beigesetzt. Unter M. hatte die katholische Reform sich in Trient stabilisiert und die für die Gegenrefor­ mation und den Barock charakteristischen Züge angenommen. M.s Tätigkeit an der Ku­ rie ist noch nicht erforscht. Vor allem ist un­ geklärt, in welchem Maße er dort tatsächlich mitarbeitete oder lediglich die Tradition sei­ ner Familie fortsetzte. Quellen: Biblioteca Comunale di Trento, Ms. 2926.

Literatur: B. Bonelli III, 467-478; IV, 221-226. - A. Costa 163-165. - AK Madruzzo 68-70, 97-99. Severino Vareschi

Madruzzo (Madrutsch, Madrutz), Cristoforo Freiherr von (1512-1578) 1539-1567 Bischof von Trient 1542 Kardinal 1542-1578 Bischof von Brixen Cristoforo Madruzzo wurde am 5. 7. 1512 auf dem Familiensitz Madruzzo bei Caveaine (Diözese Trient) als zweiter Sohn des Giovan­ ni Gaudenzio M. und der Euphemia von Spo­ renberg geboren. Sein Vater war Hofmarschall des Trienter Bischofs B. v. (—►) Cles sowie Prä­ sident des bischöflichen Hofrates, ferner Ge­ heimrat Kaiser Ferdinands I. und Erzieher von dessen Söhnen. M.s Brüder Nicolo und Aliprando standen als Offiziere im kaiserli­ chen Heer. Die Schwester Katherina war Mut­ ter der späteren Brixener Bischöfe J. Th. und Ch. A. von (—>) Spaur. In den kurialen und italienischen Quellen erscheint M. meist als „Cardinale di Trento“, „Tridentinus“ oder als „Trento“. Der Name „Madrutius“ wurde dage­ gen fast ausschließlich für M.s Neffen Gio­ vanni Ludovico v. (—►) M. gebraucht, der wie sein Onkel Bischof von Trient und Kardinal wurde.

Die hohe Position des Vaters in Trient und zu­ gleich am Kaiserhof ebnete dem Sohn eine glänzende Laufbahn. M. studierte die Rechte in Padua. Dort empfing er 1531-32 die niede­ ren Weihen. Danach ging er bis 1537 nach Bo­ logna, wo er 1533-35 Protektor der Deut­ schen Nation und 1536 Syndikus war. In Bo­ logna waren seine Studiengenossen u. a. die

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späteren Kardinäle Alessandro Farnese, O. (-*) Truchseß von Waldburg und St. (—>) Hosi­ us. Unter seinen Lehrern war Hugo Buoncompagni, der spätere Papst Gregor XIII.

Am 18. 6. 1529 erlangte M. durch Resignation seines Bruders Nicolo ein Domkanonikat in Trient. Von ihm übernahm er 1529 auch die in der Diözese Chur gelegene, dem Patronat des Landesfürsten unterstehende Pfarrei Ti­ rol. Er hatte sie bis 1540 inne und ließ sich dort durch einen Vikar vertreten. 1530 hatte er ferner die Pfarrei Lienz in Osttirol und 1537-40 die Pfarrei Tenno inne. Außerdem erlangte er Domherrenstellen in Augsburg (1534), Salzburg (1536) und Brixen (1537). In Trient wurde er 1535 zum Domdekan ge­ wählt.

Schon am Tag nach der Beisetzung des Kardi­ nals Cles wählte das Trienter Domkapitel am 5. 8. 1539 seinen damals 27jährigen Dekan, der erst die Subdiakonatsweihe besaß, zum Bischof. Damit entsprach es dem Wunsch Kö­ nig Ferdinands I., der sich auch dafür ver­ wandte, daß der Elect am 24. 11. 1539 im päpstlichen Konsistorium bei nur geringen Taxen konfirmiert wurde. Den Informativpro­ zeß führte Alessandro Farnese, der Neffe Papst Pauls III. Er trug die Angelegenheit auch im Konsistorium vor. Durch Vermittlung seines Vaters und durch den Schwiegervater seines Bruders Nicolo, Joseph Lamberg, er­ hielt er die kaiserliche Anerkennung und die Übergabe der Regalien bereits am 12.8. Am 8. 8. hatte Nicolo im Namen M.s die mit den Grafen von Tirol abgeschlossenen Kompaktaten beschworen. Am 1. 12. 1542 wurde M. außerdem in Brixen zum Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge für seinen im Sterben liegenden Onkel Ch. (—>) Fuchs von Fuchsberg postuliert. Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 15. 12. Am 15. 4. 1543 nahm M. die Diözese, die er bis zu seinem Tod beibehielt, persönlich in Besitz.

Inzwischen hatte M. sich durch seinen Onkel alle Weihen spenden lassen, und zwar am 25. 5. 1542 in der Kapelle des Castello del Buonconsiglio zu Trient die Diakonats-, am 27. 5. die Priester- und am 28. 5. unter Assistenz des Bischofs von Verona und des Prälaten von Neustift die Bischofsweihe. Am 29. 5., dem Festtag der Märtyrer aus dem Nonstal, feierte er im Trienter Dom seine Primiz. Dabei waren die kaiserlichen Prinzen Maximilian und Ferdinand anwesend. Im Hinblick auf das im Mai 1542 erstmals von Paul III. nach Trient einberufene Konzil empfahl sich die Erhebung des Ortsbischofs

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zum Kardinal. Sie wurde vom Kaiser unter­ stützt und erfolgte schon am 2. 6. 1542, wenn auch zunächst nur in pectore. Sie wurde M. sogleich mitgeteilt und bald auch allgemein bekannt. Die formelle Promotion ließ freilich auf sich warten. Sie machte M. ungeduldig, zumal auch die Eröffnung des Konzils wie­ derholt hinausgeschoben wurde. Die Kardi­ nalserhebung kam erst am Vorabend der Kon­ zilseröffnung zum Abschluß. Am 7. 1. 1545 nahm M. persönlich in Rom den roten Hut entgegen. Zwei Tage später wurde ihm die Ti­ telkirche S. Cesario in Palatio zugewiesen. M. bemühte sich wiederholt um wichtige Erzbis­ tümer, so 1545 um Mainz und mehrfach um Salzburg, wo er Domherr war.

er auf der ersten Tagungsperiode für muttersprachliche Übersetzungen der Heiligen Schrift. Bei der Debatte über die Rechtferti­ gungslehre lenkte er die Aufmerksamkeit auf die Auffassung der Reformatoren, und 1552 sprach er sich für die Zulassung des Laienkel­ ches aus. Dies löste manches Mißtrauen aus, doch steht seine Rechtgläubigkeit außer je­ dem Verdacht. Als Ende Juli 1546 angesichts des Schmalkaldischen Krieges eine Verlegung des Konzils in Betracht gezogen wurde, hatte M. eine scharfe und unerfreulich Auseinan­ dersetzung mit dem päpstlichen Legaten Del Monte.

Während seiner ersten Jahre als Bischof konnte M. sich seiner Diözese kaum anneh­ men, da ihm sogleich Aufgaben am Kaiserhof übertragen wurden. Schon als Domdekan hatte er sich 1539 und wieder 1542 im Auf­ trag Ferdinands nach Venedig begeben, um dem Haus Habsburg Marano zurückzugewin­ nen. Wenige Monate nach seiner Wahl begab er sich von Februar bis August 1540 nach Flandern, wo er Kaiser Karl V. zu Gent den Lehnseid leistete. Auf der Rückreise hielt er sich seit dem 25. 5. zu Hagenau im Elsaß zwei Monate zum Religionsgespräch auf. Am 10. 8. 1541 und wieder am 2. bis 5. 7. 1543 empfing er in Trient Karl V. auf dessen Italienreise, 1543 auf der Rückkehr von einem Treffen mit Papst Paul III.

Mittlerweile schritten die Arbeiten für das Zusammentreten des Konzils fort. M. setzte beharrlich die Linie seines Vorgängers Cles fort, der seit 1524 für Trient als Konzilsort ge­ worben hatte. Nach mehreren vergeblichen Einberufungen und Aufschüben wurde die Versammlung schließlich am 13. 12. 1545 er­ öffnet. M. scheute keine diplomatische Mühe und keine wirtschaftlichen Anstrengungen für die Versammlung. Der Konzilskommissar und die Legaten hoben seinen diesbezügli­ chen Eifer immer wieder hervor. Angesichts der enormen politischen Verfahrensprobleme der Versammlung war ein unermüdlicher Vermittler und Motor für ihren Fortgang un­ entbehrlich. M. erfüllte die diesbezüglich in ihn gesetzten Hoffnungen vollständig und ge­ wann dadurch historischen Rang.

Die Hoffnung M.s auf Bestellung zum päpstli­ chen Legaten auf dem Konzil erfüllte sich freilich nicht. Dafür war er zu sehr an die kai­ serlichen Interessen gebunden, auch nicht ausreichend theologisch gebildet und ständig in Gefahr, sich von seinem Ehrgeiz hinreißen zu lassen. Bei den Konzildebatten plädierte

M. litt unter den zahlreichen Spannungen zwischen Papst und Kaiser. Als die päpstli­ chen Legaten im Frühjahr 1547 die Verlegung des Konzils nach Bologna beschlossen, konnte M. sich ihnen nicht anschließen. Im Oktober wurde er nach Augsburg zum Kaiser berufen und dort mit einer fast aussichtslosen und am päpstlichen Hof mit Unwillen aufge­ nommenen Aufgabe betraut. Er sollte näm­ lich den Papst zur Rückverlegung des Konzils nach Trient bewegen und um Treue zur antischmalkaldischen Front des Vorjahres wer­ ben. Die Beziehungen zwischen Paul III. und Karl V. wurden ferner durch die Errichtung des farnesinischen Fürstentums von ParmaPiacenza belastet, die der Papst unter Ignorie­ rung kaiserlicher Rechtsansprüche und Prote­ ste zwei Jahre zuvor zugunsten seiner Familie

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vorgenommen hatte. Dazu kam der tragische Mord an Pier Luigi Farnese, dem Sohn Pauls III., hinter dem der Gouverneur von Mailand, Ferante Gonzaga, stand. Die römische Missi­ on M.s vom 28. 11. bis zum 16. 12. 1547 blieb erfolglos. Zum Weihnachtsfest war M. wieder in Trient und im Januar 1548 zu Bericht bei Karl V. in Augsburg. Daraufhin publizierte dieser im Mai 1548 das Interim als vorläufi­ gen Schritt im Sinne der vom Konzil erwarte­ ten Kirchenreform. Es wäre sicher klüger und politisch intelligenter gewesen, wenn M. sich in dieser Angelegenheit zurückgehalten hät­ te, doch war sein Drang zu einer Vermitt­ lungsrolle zwischen Kaiser und Papst dafür zu stark.

Größeren Erfolg hatte er ein Jahr zuvor ge­ habt, als er in kaiserlichem Auftrag über die Bedingungen wegen einer päpstlichen Betei­ ligung am antischmalkaldischen Bund ver­ handelte. Von Mai bis Juni 1546 war er zu­ sammen mit seinem Bruder Nicolo für kurze Zeit beim Regensburger Reichstag. Dort er­ hielt er die kaiserlichen Instruktionen und Bedingungen für die vom Papst erwartete Be­ teiligung. Am 19. 6. war er dann in Rom und Anfang Juli wieder in Trient. Von dort über­ brachte sein Bruder Nicolo den vom Papst ge­ gengezeichneten Vertrag nach Regensburg. Auch diesmal erhielt M. nicht das erhoffte Legatenkreuz, und auch die in den folgenden Monaten ins Reich entsandten päpstlichen Truppen wurden nicht von ihm, sondern von Alessandro Farnese geführt. Das eigentliche Feld M.s waren jedoch nicht delikate politische Missionen, sondern die beim Konzil erforderliche Repräsentanz. Nach seiner erfolglosen Mission vom Dezem­ ber 1547 bot das Haus Habsburg ihm einen Ausgleich, als er Erzherzog Maximilian, den Sohn Ferdinands, von Tirol auf dem Seeweg über Genua begleiten und in Valladolid des­ sen Ehe mit seiner Cousine Maria, einer Tochter Karls V, einsegnen durfte. Nachdem er Trient im Juni 1548 verlassen hatte, kehrte er im Januar 1549 dorthin zurück. In seiner Begleitung fand sich Prinz Philipp, den er zu seinem Vater Karl V. nach Brüssel begleitete. Auf der Rückkehr legte er im April und Mai eine Badekur in Aachen ein, und im Juli war er dann mit Eheverhandlungen zwischen ei­ ner Tochter Karls V, Katharina, und dem Her­ zog von Mantua, Francesco Gonzaga, beschäf­ tigt. Von November 1549 bis Februar 1550 hielt sich M. zum Konklave in Rom auf. Aus ihm ging Giovanni Maria del Monte hervor, der als Papst den Namen Julius III. annahm. Im

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Oktober nahm M. als Reichsfürst am Augs­ burger Reichstag teil.

Inzwischen verblaßte die politische Vision Karls V, und seine beiden Nachfolger trafen in Spanien und im Reich neue politische Op­ tionen, die für die Dienste M.s keinen Raum mehr ließen. In der Übergangszeit zwischen der Regierung Karls V. und Philipps II. war M. von Dezember 1555 bis August 1557 Gou­ verneur des Herzogtums Mailand. Diese Auf­ gabe war für ihn schwierig und enttäuschend, da er als Parteigänger Karls V. vom neuen Kö­ nig kaum unterstützt wurde. Philipp II. be­ diente sich seiner im Grunde nur, um Zeit zu gewinnen und sich über Mailand und über seine eigene Politik ein klares Bild zu ver­ schaffen. Als M. im Sommer 1557 überra­ schend von dieser Aufgabe entbunden wur­ de, bedauerte er dies nicht sehr. Wenig später, von September 1557 bis Januar 1558, begab M. sich nach Brüssel, um Philipp Bericht zu erstatten. Danach kehrte er nach Trient zurück. Er war enttäuscht und dachte nunmehr an seine eigenen Angelegenheiten. Als das Konzil 1561 in Trient wieder aufge­ nommen wurde, spielte er keine offizielle Rolle mehr. Unter Paul IV. fehlten ihm als de­ zidiertem Parteigänger des Hauses Habsburg alle Voraussetzungen für wichtigere Aufträge. Als sich mit der Wahl Gianangelo Medicis, der den Namen Pius IV annahm, für ihn das Klima an der Kurie freundlicher gestaltete, er­ griff M. die Gelegenheit und übersiedelte de­ finitiv nach Rom. Dort beteiligte er sich an der Unterdrückung der Partei Caraffas und schuf sich mit päpstlicher Billigung ein eige­ nes Fürstentum, indem er im Januar 1560 von Pius IV. die Herrschaft von Soriano und Gallese erwarb.

In den gleichen Monaten knüpfte er durch Vermittlung der Ehe zwischen seinem Neffen Fortunato M. und der Nichte des Papstes Margerita von Hohenems verwandtschaftli­ che Beziehungen zu Pius IV. an. Im Februar 1561 wurde sein Neffe Giovanni Ludovico zum Kardinal erhoben. M. selbst erhielt dage­ gen spätestens am 26. 4. 1562 für zwei Jahre die gut dotierte Legation der Mark Ancona. Dort folgte ihm später sein Verwandter Kardi­ nal M. S. v. (—») Hohenems. 1566 ernannte Pius V. M. zum Gouverneuer von Spoleto. 1569-78 war er außerdem Gouverneur von Gualdo Tadino. M. hatte somit in wirtschaftlicher und fami­ liärer Hinsicht beachtliche Erfolge aufzuwei­ sen. An der römischen Kurie gewann er dage­ gen weder unter Pius IV. noch unter dessen

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Nachfolgern namhaften Einfluß. Er spielte je­ doch weiter seine Rolle als repräsentativer Vermittler zwischen kaiserlichem und päpst­ lichem Hof, dies aber kaum zur vollsten Zu­ friedenheit seines Auftraggebers. Dies war z. B. bei der Obödienzgesandtschaft Kaiser Fer­ dinands nach Rom im Jahre 1560 und bei der Wahl Maximilians II. zum römischen König 1562 der Fall. Dennoch blieb das Wirken M.s für das Verhältnis zwischen Habsburg und den italienischen Fürstentümer von Bedeu­ tung. Seit April 1573 war M. anstelle seines verstorbenen Freundes Truchseß von Wald­ burg Mitglied der neueingerichteten „Congregatio Germanica“.

Es fehlt nicht an vereinzelten Hinweisen auf die Mitgliedschaft M.s in der römischen In­ quisition. So war er unter den 16 Konsultoren des römischen Prozesses gegen Kardinal Bartholomeo Carranza von Toledo. Es scheint, daß M. sich nur mühsam in der konfessionell dezidierteren Atmosphäre Roms zurecht­ fand, die seit dem Pontifikat Pius’ V. noch an Intensität zunahm. So vertrat er trotz seiner nicht sehr gründlichen theologischen Bil­ dung und nur mit wenig Erfolg jene erasmianischen, auf Vermittlung bedachten Optio­ nen, die für die Religionspolitik Maximilians II. charakteristisch waren. Daß dies nicht ohne Risiko geschah, zeigten Ende der 40er Jahre der Abfall des von M. wie schon von Cles favorisierten Ex-Nuntius Vergerio und 1557 die Flucht seines zur Reformation über­ getretenen Sekretärs Jacobo Aconcio von Mai­ land in die Schweiz. In Trient hatte M. früh dafür gesorgt, daß ihm sein Neffe Giovanni Ludovico nachfolgte. Dieser war seit 1550 Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge. Mittlerweile war auch das Konzil zum Abschluß gekommen. Für dessen dritte Tagungsperiode 1561-63 nahm bereits Giovanni Ludovico die Rolle des Gastgebers wahr. Dennoch scheute M. vor einem offiziel­ len Verzicht auf das Bistum zurück, solange Trient für die europäische Politik von Bedeu­ tung war. Ende 1564 und 1565 hielt er sich auf ausdrückliche Weisung Pius’ IV. in Trient und Brixen auf, um sich den Diözesen zu widmen.

Angesichts des sich verschlechternden Ver­ hältnisses zu Erzherzog Ferdinand II. von Ti­ rol, im Interesse eindeutiger Machtverhält­ nisse und zugleich, um das weitere Ausgrei­ fen des Tiroler Landesherren zu verhindern, übertrug M. das Bistum Trient am 14. 11. 1567 seinem Neffen. Er behielt sich jedoch ein Rückkehrrecht und eine Pension von jähr­ lich 2 000 Scudi vor.

In den 60er und 70er Jahren wuchs die Kritik an M. seitens der Päpste, Kardinäle sowie sei­ tens des spanischen Botschafters Juan Zuni­ ga. In den sechs Konklaven, an denen M. teil­ nahm, setzte er sich für die von Ferdinand I. befürworteten Kandidaten ein. So war er 1549 gegen Del Monte und 1555 gegen Caraffa. Seine eigenen Hoffnungen auf die Tiara hatten dagegen 1565 keinerlei Aussicht auf Erfolg.

M. starb am 5. 7. 1578 zu Tivoli als Gast des Kardinals Luigi d’Este an den Folgen eines Schlaganfalls. Er wurde zunächst in der dorti­ gen Kirche S. Francesco beigesetzt und 1582 in die von ihm selbst und von seinem Neffen in der Kirche S. Onofrio auf dem Gianicolo in Rom ausgebaute Kapelle überführt. Mit M. begann in Trient eine Reihe von vier Bischöfen aus dem Hause M. Auch in Brixen sorgte er für Nachfolger aus seiner Familie. Seinen Familienangehörigen, darunter sei­ nem Vater, übertrug er Aufgaben und Güter im Fürstentum Trient. Durch seine Vermitt­ lung kam es ferner zu wichtigen Eheverbin­ dungen seiner Familie mit den ersten italieni­ schen, Tiroler und savoyardischen Adelsfa­ milien sowie mit dem römischen Hof. In religiöser und kirchlicher Hinsicht stand M. auf Seiten der Reformfreunde. Dennoch war er selbst vom Ideal der katholischen Re­ form noch weit entfernt, denn er lebte an der Scheide von alter und neuer Zeit. Ihr gehör­ ten auch Paul III., Julius III. und Pius IV. an, doch führte über sie der Weg hin zu einer er­ neuerten Kirche. Quellen: Bibliotheca Comunale di Trento, MS 2924. Literatur: B. Bonelli III, 399-448; IV, 195-211. - C. de Giuliani, Cristoforo Madruzzo. Giovinezza e Stu­ di, sua elezione a principe di Trento e a Cardinale (1512-1542), in: ArchTrent 20 (1905) 52-88. -H. Jedin, Trient I. - K. Wolfsgruber 174f. - E. Tessadri, II grande cardinale (Milano 1953). - A. Costa 151159. - J. Gelmi, Bischöfe 130-134. - M. Bonazza, Tra Strategie imperiali e politica locale: il governatorato milanese di Cristoforo Madruzzo (1555-1557), in: STSS 70, Sez. 1 (1991) 279-340. - AK Madruzzo 49-62,80f. c w Severino Vareschi

Madruzzo (Madrutz, Madrutsch), Giovanni Ludovico Freiherr von (1532- 1600) 1550-1567 Koadjutor des Bischofs von Trient 1561 Kardinal 1567-1600 Bischof von Trient Giovanni Ludovico Madruzzo wurde 1532 zu Trient als zweiter Sohn des Nicolo M., Herrn

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von Nanno und Freiherr der Vier Vikariate (Val Lagarina), und dessen erster Frau Helene von Lamberg geboren. Sein Vater war Bruder des Kardinals Cristoforo v. (—>) M. und viele Jahre hoher Offizier im kaiserlichen Heer. Ein älterer Bruder, Giovanni Federico (+ 1586), war durch Vermittlung des Kardinals Cristo­ foro mit der Gräfin Isabella von Challant (Val d’Aosta) verheiratet, 1574-81 Vertreter des Herzogs von Savoyen und danach bis zu sei­ nem Tod Vertreter des Kaisers am päpstlichen Hof. Ein jüngerer Stiefbruder, Aliprando, war Domherr in Trient und Salzburg, in Trient später Domdekan. Ein weiterer Striefbruder, Fortunato, heiratete 1560, ebenfalls durch Vermittlung des Kardinals, eine Nichte Papst Pius’ IV, Margerite von Hohenems. Dank der Unterstützung durch seinen Onkel durchlief M. die kirchliche Laufbahn schnell. Ein erstes Domkanonikat erhielt er 1545 in Brixen, ein zweites 1548 in Trient. Sie ermög­ lichten ihm das Studium der Artes, dann der Theologie. Dieses absolvierte er zusammen mit seinem Bruder Giovanni Federico 154650 in Löwen, wo ihm der ebenfalls durch Cri­ stoforo interessierte Kardinal Antoine Perrenot de Granvella behilflich war, und 1550-51 in Paris. Über akademische Grade ist nichts bekannt, doch trat M. bei der dritten Konzil­ speriode und später durch seine theologische Bildung in Erscheinung. Das galt besonders für jene Kontroverstheologie, wie sie zu sei­ ner Zeit in Löwen entwickelt wurde.

Kardinal Cristoforo arbeitete zielstrebig dar­ auf hin, das Bistum Trient zu einer Art erb­ lichem Familienbesitz der M. zu machen. Auf sein Drängen postulierte daher das Domkapi­ tel am 21. 5. 1548 den erst 16jährigen M. zu dessen Koadjutor mit dem Recht der Nachfol­ ge. Papst Julius III. bestätigte dies am 11. 3. 1550. 1552 wurde M. ferner die Hälfte der Einkünfte aus der Propstei Ellwangen zuge­ wiesen, die Kardinal O. (—►) Truchseß von Waldburg, ein enger Freund Cristoforos, inne­ hatte. Als Cristoforo 1560 nach Rom übersiedelte, kam es in Trient zu einem Machtvakuum. Zu­ dem begann mit dem Regierungsantritt Erz­ herzog Ferdinands in Tirol 1564 eine neue Etappe landesherrlicher Pressionen auf die Fürstentümer Trient und Brixen. Sie zielten auf deren weitestgehende Integration in die Grafschaft hin. Cristoforo begriff schließlich, daß in Trient klare Verhältnisse geschaffen werden mußten und verzichtete auf das Bis­ tum. Am 14. 11. 1567 bestätigte Papst Pius V. M. als dessen Nachfolger.

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M. hatte sich im Oktober 1567 dazu bewegen lassen, in seiner Eigenschaft als Statthalter des Bistums eine Neufassung der Kompaktaten mit dem Erzherzog zu unterzeichnen und dadurch die Reichsunmittelbarkeit des Für­ stentums zu schmälern. Als Ferdinand 1568 zu militärischen Druckmitteln griff, flüchtete

M. nach Riva, dann nach Rom zu seinem On­ kel an den päpstlichen Hof. Dort traf er An­ fang Februar 1569 ein. Dies erwies sich später als die große Wende in seinem Leben, denn er stieg nun zum Kurienkardinal auf und über­ nahm wichtige Aufgaben. Trient wurde dage­ gen in Erwartung einer Lösung des Konfliktes unter kaiserliches Sequester genommen. Da­ mit war seine Situation weiter verschlechtert. Papst Pius V. stellte sich in dem Konflikt ein­ deutig auf die Seite M.s Daher kam die Frage auf den Reichstagen von Speyer (1571) und Regensburg (1576) zur Verhandlung, ehe 1578 wenigstens eine provisorische Lösung zustan­ de kam. Nachdem M. am 20. 10. 1578 auf der Rückreise von Prag die Kompaktaten be­ schworen hatte, konnte er die Temporalien in Besitz nehmen. Am 13. 6. 1579 verlieh Kaiser Rudolf II. ihm die Regalien. M. wurde früh mit diplomatischen Missionen betraut. Im Januar 1554 hielt er sich in Wien am Hof König Ferdinands I. auf und von Juli bis Oktober des folgenden Jahres am Augs­ burger Reichstag. Im Juli 1558 war er wieder­ um am kaiserlichen Hof zu den Feierlichkei-

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ten zum Regierungsantritt Ferdinands, wäh­ rend Papst Paul IV. diesen nicht anerkannte. Anfang 1559 war er als Vertreter des Bischofs von Trient erneut auf dem Augsburger Reichstag. Am 24./25. 2. hielt er eine vielbe­ achtete Leichenrede auf Karl V. Dieser Reichstag beschloß die Rückforderung der Städte Metz, Toul und Verdun, die Heinrich II. 1552 dem Königreich Frankreich einver­ leibt hatte. M. wurde Leiter der deswegen von November 1559 bis Februar 1560 zu König Franz II. entsandten Delegation, die erfolglos blieb.

Im November 1560 berief Papst Pius V. das seit fast einem Jahrzehnt suspendierte Konzil wieder nach Trient ein. Da Cristoforo mittler­ weile in Rom lebte, bot die Versammlung sei­ nem Neffen eine hervorragende Möglichkeit zur Selbstdarstellung und zur Anknüpfung von Kontakten. Während man ihn wegen sei­ ner Gelehrsamkeit schätzte, blieb Cristoforo als Gastgeber in bester Erinnerung. Im Hinblick auf seine Aufgabe als Konzils­ gastgeber wurde M. am 26. 2. 1561 zum Kar­ dinaldiakon ernannt. Er erhielt die Titelkir­ che S. Callisto. Später wurde ihm statt dessen wie zuvor seinem Onkel S. Onofrio übertra­ gen. Den roten Hut überreichte ihm der Kon­ zilspräsident Kardinal Ercole Gonzaga am 20. 4. 1561 in Trient. In den darauffolgenden Wo­ chen begab M. sich nach Rom, um dem Papst persönlich zu danken. Auf der Rückreise assi­ stierte er in Mantua der Eheschließung zwi­ schen der Erzherzogin Eleonore von Öster­ reich, einer Tochter Ferdinands, und Herzog Wilhelm von Mantua. Obwohl von seinen Kollegen hochgeschätzt, ergriff M. auf dem Konzil selten das Wort. Seine bemerkenswerteste Interpellation be­ traf im August 1563 die Gültigkeit des Ehesa­ kramentes. Aus doktrinären Erwägungen wollte er diese nicht an die später durch das Dekret „Tametsi“ vorgeschriebene Form bin­ den. Bezüglich der Kirchenreform teilte er nicht den Eifer der Franzosen und Spanier, sondern im Hinblick auf die Kirche im Reich zwar eindeutige, aber realistischere Vorstel­ lungen. Daher setzte er sich in der letzten Konzilssession für das Dekret „De observandis et recipiendis decretis Concilii“ ein. Die Reform mußte nun allerdings bei ihm persön­ lich beginnen. Daher forderte Pius V. ihn auf, nunmehr die Priesterweihe zu empfangen. Der Zeitpunkt der Weihe ist nicht bekannt, er lag aber sicher vor Mai 1565. Ende Januar 1564 hielt M. sich im Auftrag sei­ nes Onkels in Wien auf, um wegen der zahl­ reichen Jurisdiktionskonflikte zwischen dem

Bistum Trient und der Grafschaft Tirol eine Lösung zu finden. Diese waren nach der Übersiedlung Cristoforos nach Rom, die man in Wien nicht gern gesehen hatte, noch größer geworden. Ende 1565 war M. zum Konklave in Rom. Der neue Papst Pius V berief die bei­ den M. sogleich in eine Kardinalskommissi­ on, die die Gesandtschaft zum Reichstag von 1566 vorbereiten sollte.

Im Februar 1569 traf M. in Rom gleichsam als Bischof ohne Bistum ein. Die Verbindungen seines Onkels und seine eigenen Fähigkeiten sicherten ihm jedoch bald einen festen Platz als Kurienkardinal. Als er im Juli 1578 vor­ übergehend nach Trient zurückkehrte, er­ laubte ihm Gregor XIII., bis zum Frühjahr 1579 zu bleiben, doch hatte er sich mittler­ weile völlig vom Ortsbischof zum römischen Amtsträger gewandelt. Gregor XIII. und sein Staatssekretär Kardinal Tolomeo Galli schätz­ ten M. sehr. 1571 und 1572 empfahl der spa­ nische Botschafter in Rom dem König M. als Führer der spanischen Partei in einem künfti­ gen Konklave, falls Kardinal Granvella diese Aufgabe nicht wahrnehmen könne. Die erste römische Aufgabe M.s bildete die Mitgliedschaft in der aus sechs Kardinälen bestehenden Kongregation für die Revision der Vulgata, die das Konzil empfohlen hatte. 1574 gehörte er sechs von 15 Kongregationen an, nämlich der der Inquisition, der Konzils­ kongregation, der Kongregation für Deutsch­ land, der für die Zeremonien, der für die Jubi­ läumsbulle (1575) und der für die Vulgata. Auf die Position M.s wirkte sich auch seine Wertschätzung durch Philipp von Spanien aus. 1572-75 war er Mitglied und vielleicht sogar Präsident der Kongregation für die Bi­ schöfe und Regularen, seit 1573 bis zu sei­ nem Tod zudem Mitglied der Inquisitions­ kongregation. Bei seiner Entsendung zum Augsburger Reichstag von 1582 war er ferner Kommissar und Generalinquisitor für das Reich. Unter Sixtus V. war M. an einer der aufsehenerregendsten Unternehmungen die­ ses Pontifikates beteiligt, die mit der Exkom­ munikation des französischen Thronpräten­ denten Heinrich von Bourbon im September 1585 endete. Die Bulle über die Neuordnung der römischen Kurie von 1588 nannte ihn im Abschnitt über die Inquisition an erster Stel­ le. Auch in den Dokumenten der Inquisition aus dem Pontifikat Clemens’ VIII. rangierte M. als erster unter den sechs Kardinal-Inqui­ sitoren, das heißt als Dekan und Präsident. Im Palazzo Massa, seiner Residenz bei S. Agnese in Agone, fand am 8. 2. 1600 jene Sitzung des Hl. Offiziums statt, auf der Giordano Bruno zum Tode verurteilt wurde.

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Innerhalb der Kongregation des Hl. Offiziums gab es seit Januar 1598 die „Congregatio de auxiliis“ zur Überprüfung der molinistischen Schriften zum Verhältnis von freiem mensch­ lichem Willen und göttlicher Gnade. M. führte ihren Vorsitz, und sein handschriftli­ cher Nachlaß in der Biblioteca Angelica zu Rom dokumentiert, wie intensiv er sich mit dieser Materie befaßt hat.

M. war ferner Mitglied von Ad-hoc-Kongregationen, so unter Gregor XIII. der für Schwe­ den und für Rußland, die den Legaten Anto­ nio Possevino unterstützte, und unter Sixtus V. der für Frankreich und für die Angelegen­ heit Heinrichs von Navarra. Sixtus V. teilte freilich nicht die äußerst spanienfreundliche Haltung von M., der infolgedessen unter ihm keine starke Stellung besaß. Unter Gregor XIII. war M. Mitglied der Kongregation für die Thronfolge in Ferrara und unter Clemens VIII. der für Ungarn. Es gab ferner wiederholt Kongregationen für die Einheit der christli­ chen Fürsten gegenüber den Türken. 157072, also vor der entscheidenden Schlacht von Lepanto, war M. deren Mitglied. Den größten Teil seiner Zeit und Kraft wid­ mete M. der Reform der Kirche im Reich. Er war damit als „Protector Nationis Germanicae“, als Mitglied der Congregatio Germanica und als Vertreter des Kaisers am päpstlichen Hof befaßt.

Nach dem Tod des Truchseß von Waldburg (1573), der Protector Germaniae gewesen war, wurde Kaiser Maximilian, der gern den ehe­ maligen Nuntius am Kaiserhof, Kardinal Zac­ caria Delfino, als Nachfolger gesehen hätte, durch Gregor XIII. zur Nomination von M. ge­ drängt. Diese erfolgte am 12. 4. 1573. Diese gut dotierte Aufgabe erhielt M. wahrschein­ lich auch aus finanziellen Rücksichten, da er sich erst am Anfang seiner Laufbahn befand und die Einkünfte aus dem Bistum Trient da­ mals zurückgehalten wurden. Die wesentli­ che Aufgabe des Nationalprotektors bestand darin, in Zusammenarbeit mit dem Nuntius die Bestätigung der Bischöfe, Äbte und ande­ ren Prälaten im Konsistorium durchzubrin­ gen. Dabei ging es um die Informativprozesse, die Überzeugung des Papstes und der zustän­ digen Kardinäle von der kanonischen Kor­ rektheit der Wahl und der Würdigkeit der Kandidaten, um die Vertretung des Elekten bei der Festlegung der Taxen, die Berücksich­ tigung der Interessen der zuständigen Lan­ desherren und schließlich um die Beobach­ tung der Gewählten in ihrem Amt. Es han­ delte sich also um eine vielseitige und sehr schwierige Aufgabe. Dazu kam die Verant­ 35 Lexikon

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wortung für die deutschen Stiftungen in Rom, insbesondere für das noch junge Colle­ gium Germanicum sowie für die Hospizien der Anima und des Campo Santo Teutonico. Nach dem Tod des Protektors der habsburgi­ schen Lande, Kardinal Giovanni Morones, im Dezember 1580 schlug der Vizekanzler Kaiser Rudolf II. M. für die Nachfolge vor. Die Ernen­ nung fiel dann zwar auf Kardinal (—►) Andre­ as von Österreich, den Sohn Erzherzogs Fer­ dinands II., faktisch nahm aber in seinem Auftrag M. diese Aufgabe wahr. Österreichi­ sche Konsistorialsachen im engeren Sinn wurden dagegen im Auftrag Andreas’ von Kardinal Gesualdo wahrgenommen.

1573 wurde M. zugleich zum Verweser der seit 1572 vakanten Botschaft am päpstlichen Stuhl ernannt. Dieses Provisorium dauerte volle acht Jahre. Erst 1581 übernahm Giovan­ ni Federico Madruzzo den Posten. Nach des­ sen Tod 1586 wurde er wiederum M. proviso­ risch übertragen, ehe 1589 Veit von Dornberg ernannt wurde. Nach dessen Tod im Oktober 1591 übernahm M. ihn erneut bis zum April 1593. Diese Fülle von Aufträgen machten es M. unmöglich, sich eingehend mit seiner Di­ özese zu befassen. Diese zeigte daher in den 90er Jahren in geistlicher und weltlicher Hin­ sicht deutliche Zeichen von Vernachlässi­ gung.

Die dritte Aufgabe M.s an der römischen Ku­ rie bestand in seiner Mitarbeit in der Congre­ gatio Germanica. Diese wirkte für eine Er­ neuerung der Kirche im Reich. Seit dem Tod Morones lag auch ihr Vorsitz bei M. In diesen arbeitsreichen Jahrzehnten wurde M. im Zusammenspiel zwischen den Höfen von Wien bzw. Prag und Rom für die Kirche im Reich zum wichtigsten Vermittler. Im Sommer 1578 wurde er nach Prag entsandt. Dabei ging es um den Frieden und um die habsburgischen Präsenz in den Niederlan­ den. 1582 wurde M. zum Augsburger Reichs­ tag, 1593 erneut an den Prager Hof und im Sommer 1594 wieder zum Reichstag nach Re­ gensburg entsandt. Der Augsburger Religions­ friede von 1555 war zwar in Geltung, doch das Gleichgewicht der Konfessionen war ständig gefährdet und der Protestantismus wurzelte sich immer fester ein. Große Gefah­ ren für die katholische Sache bildeten vor al­ lem der Calvinismus und die Türken. M. mußte als Legat auf die Solidarität der Reichs­ fürsten hinwirken, auf die Kaiser Rudolf II. für Österreich und das Reich angewiesen war. Sie wurde von protestantischer Seite dazu ausgenutzt, über den Augsburger Religions­

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frieden hinausgehende Zugeständnisse zu er­ halten. 1594 war der Krieg an der ungari­ schen Grenze schon seit mehr als einem Jahr in Gang. Obwohl beide Legationen M.s Teil der politischen Gegenreformation waren, ga­ ben sie auch der innerkirchlichen Reform Im­ pulse.

Nachdem M. 1578 nach Beilegung des Strei­ tes mit Erzherzog Ferdinand nach Tirol zu­ rückgekehrt war, unternahm er 1579-81 eine Visitation, z. T. in eigener Person. Die Visita­ tion bildete einen der wichtigsten Reforman­ stöße für das Bistum Trient in der zweiten Hälfte des 16. Jh.s. 1593 fand eine bedeuten­ de Diözesansynode statt, deren Dekrete 1594 publiziert wurden und für Jahrhunderte gel­ tendes Diözesanrecht blieben. 1588 wurde schließlich die von M. und von der Stadt Trient heißersehnte päpstliche Approbation des Kultus des seligen Simon (J. [—>] Hinder­ bach) ausgesprochen. In den 80er und 90er Jahren trug M. sich ernsthaft mit dem Gedanken, die Leitung sei­ ner Diözese wieder persönlich zu überneh­ men. Die Fülle päpstlicher und kaiserlicher Aufträge, namentlich für den Türkenkrieg, ferner die kaiserliche Vertretung beim päpstli­ chen Hof, und schließlich Aufträge Philipps II., ließen dies jedoch nicht zu. Dazu kamen die Konklaven. M. nahm während seines fast 40jährigen Kardinalates siebenmal daran teil. 1590-92 galt er selbst als papabile, doch er­ hielt er angesichts seiner deutschen Nationa­ lität und vor allem wegen seiner Spanienkon­ takte nicht die notwendige Stimmenzahl. Ge­ gen Ende des Jahrhunderts hatte M. Aussicht darauf, Vizekönig in Neapel zu werden. Bis in seine letzten Lebenswochen hinein stand er mit Rudolf II. wegen der päpstlichen Türken­ hilfe in Kontakt. M. litt seit Jahren an Gicht. Er starb zu Rom am 20. 4. 1600 und wurde dort in der Fami­ lienkapelle der M. zu S. Onofrio beigesetzt. 1595 hatte er veranlaßt, daß das Trienter Ka­ pitel seinen Neffen Carlo Gaudenzio (—>) M. zum Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge wählte. M. wurde neuerdings als „der eigent­ liche Architekt der Gegenreformation“ ge­ würdigt (Steinhauf). Quellen: Biblioteca Comunale di Trento, Ms 2925. Literatur: B. Bonelli III, 449-478; IV, 211-221. - J. Hirn, Der Temporalienstreit des Erzherzogs Ferdi­ nand von Tirol mit dem Stifte Trient (1567-1578), in: AÖG 64/2 (1882) 353-498. - K. Wolfsgruber 175. - H. Jedin, Trient IV/1-2. - B. Roberg, Türkenkrieg und Politik. Die Sendung Kardinal Madruzzos an den Kaiserhof 1593 und zum Reichstag von 1594, in: QFIAB 65 (1985) 192-305; 66 (1986) 192-309. -

A. Darlap, in: NDB 15 (1987) 423f. - S. VareschiC. Nubola, Conoscere per governare. La diocesi di Trento nella visita pastorale die Ludovico Madruzzo (1579-1581) (Bologna 1993) (Lit.). - B. Steinhauf, Giovanni Ludovico Madruzzo (1532-1600). Katholi­ sche Reformation zwischen Kaiser und Papst: Das Konzept zur praktischen Gestaltung der Kirche der Neuzeit im Anschluß an das Konzil von Trient (Münster 1993) (Lit.). - AK Madruzzo 62-68, 86f. Severino Vareschi

Magnus, Herzog von Mecklenburg (1509-1550) 1516-1550 Gewählter Bischof von Schwerin Magnus wurde am 4. 7. 1509 zu Stargard als ältester Sohn des regierenden Herzogs von Mecklenburg Heinrichs V. und der Ursula von Brandenburg (+ 1511), einer Tochter des Kurfürsten Cicero von Brandenburg, geboren. Im Juni 1516 war das Domkapitel zu Schwe­ rin zur Postulation des erst Siebenjährigen bereit, nachdem sein Vater sich zur Beschwö­ rung der Wahlkapitulation bereit erklärt hatte. Daraufhin empfing M. am 15. 6. in der Schloßkapelle zu Lübz durch den Havelber­ ger Bischof J. v. (—>) Schlabrendorff die niede­ ren Weihen. Die Postulation und die Be­ schwörung der Wahlkapitulation durch den Vater erfolgten am 21. 6. Dieser versprach, sich für die Bestätigung der unkanonischen Postulation zu verwenden, dem Kapitel gege­ benenfalls eine neue freie Wahl zu gestatten und aus der Postulation kein Erbrecht für das Herzogtum abzuleiten. Bis zur Mündigkeit des Postulaten sollten ein oder zwei Domher­ ren als Administratoren fungieren, die bi­ schöflichen Einkünfte für den Erhalt der Resi­ denzen, den Unterhalt des Postulaten und zur Besoldung eines Weihbischofs verwandt werden. Dem Schweriner Domdekan Zutpheld Wardenberg gelang es, am 5. 11. 1516 in Rom die erforderliche Dispens und am 13. 11. die Bestätigung der Postulation zu erwir­ ken. Danach sollte M. mit 21 Jahren die Ad­ ministration selbst übernehmen und mit 27 Jahren die Bischofsweihe empfangen. Wäh­ rend Wardenberg und Dompropst Reimar Hahn die Administration übernahmen, wur­ de D. (—>) Huis zum Weihbischof bestellt. Mit der Postulation von M. wurde der bereits un­ ter Bischof P. (—0 Walkow begonnene Prozeß der Eingliederung des Hochstiftes Schwerin in das Herzogtum Mecklenburg weiter voran­ getrieben.

Die Erziehung von M. sollte durch die Schweriner Franziskaner erfolgen, sie blieb

Magnus

aber in den Händen des Humanisten Konrad Pegel, der wie sein seit 1524 amtierender Nachfolger Arnold Wormach Kontakte nach Wittenberg unterhielt und mit Luther und Melanchthon korrespondierte. Seit 1530/31 waren beide Erzieher an der Universität Ro­ stock tätig. M. wurde humanistisch, nicht aber theologisch ausgebildet, hielt sich länge­ re Zeit am kursächsischen Hof auf und war den neuen religiösen Strömungen zugetan, während sein Vater und die Administratoren ihre Verpflichtungen gegenüber der alten Kir­ che einhielten.

M. erlangte auf Betreiben seines Vater schon 1526 die römische Erlaubnis zu selbständiger Administration, die das Domkapitel mit der Bekämpfung der lutherischen Einflüsse be­ gründet hatte, doch trat er sie faktisch erst 1532 an. Er legte den ihm durch die Wahlka­ pitulation auferlegten Treueid gegenüber dem Papst nie ab, empfing nie eine höhere Weihe und bezeichnete sich auch nie als Bischof. Obwohl M. die Einführung des Luthertums nicht forcierte, leistete er ihr doch Vorschub. Auf die konfessionelle Entwicklung Mecklen­ burgs, dessen zentralen Teil das Bistum Schwerin einnahm, wirkte sich der 1520 fest­ gelegte Kompromiß zwischen einer Teilung und Gesamtherrschaft der Herzöge Heinrich V. (1503-52) und Albrecht VII. (1503-47) aus. Während Heinrich der Reformation zugetan war, blieb Albrecht auf Seiten der alten Kir­ che. Aber auch Heinrich war trotz seiner kon­ fessionellen Optionen jeder Konfrontation ab­ hold. Daher griff die Neuerung vor allem von den gemeinsam verwalteten Städten her, in denen seit 1534 gleichzeitig evangelischer und katholischer Gottesdienst gehalten wer­ den konnte, langsam um sich, und die Über­ gänge zwischen alter und neuer Kirche waren fließend. Erst seit 1534 förderte Heinrich das Luthertum mit Nachdruck. Im Stift Schwerin blieb das einer Reform durchaus zugetane Domkapitel lange eine Bastion der alten Kir­ che. Nach einem vergeblichen Versuch im Jahre 1538 führte M. 1539 dennoch die Refor­ mation ein. Das Domkapitel blieb bis 1553 katholisch. Die persönliche Position von M. wurde 1543 durch seine Heirat mit der 19jährigen dänischen Prinzessin Elisabeth völlig klar.

Auch im außerstiftischen Mecklenburg wur­ de die Einführung der Reformation durch lan­ desherrliche Visitationen vorangetrieben. Auf dem Sternberger Landtag von 1549 bekannten sich beide Herzogtümer endgültig zur neuen Lehre. Die mecklenburgische Kirchenord­ nung von 1552 bildete später die Grundlage 35*

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für die lutherische Landeskirche. Die Refor­ mation in einem Teil der Klöster konnte erst spät und zum Teil nur mit Gewalt durchge­ setzt werden.

M. starb am 28. 1. 1550 zu Bützow. Er wurde im Doberaner Münster beigesetzt. Literatur: J. Traeger 174-183. - F. Schrader, Meck­ lenburg. Josef Traeger

Magnus, Herzog von Sachsen-Lauenburg (1390-1452)

1410/18-1424 Bischof von Kammin 1424-1452 Bischof von Hildesheim

Magnus, Herzog von Sachsen-Lauenburg, wurde zwischen dem 15. 3. und 14. 7. 1390 als vierter Sohn Herzog Erichs IV. von Sach­ sen-Lauenburg und dessen Ehefrau Sophie, einer Tochter Herzog Magnus’ II. von Braun­ schweig, geboren. Er erhielt ein Kanonikat am Dom zu Kammin und wurde am 14. 3. 1410 unter Dispensation vom kanonischen Alter vom Pisaner Konzilspapst Alexander V. zum Bischof von Kammin ernannt; die Provisions­ urkunde stellte Alexanders Nachfolger Johan­ nes XXIII. unter dem 25. 5. 1410 aus. Da das Bistum Kammin noch mit Bischof Nikolaus (1398-1410), einem Anhänger Gregors XII., besetzt war, wirkte sich das abendländische Schisma auch hier aus. Auf der Seite von M. standen die Herzöge von Pommern-Stolp, während Nikolaus in einigen Klöstern des Landes Anhänger besaß. Auch nach Niko­ laus’ Tod im Juli 1410 blieb die Stellung von M. nicht unangefochten, weil Gregor XII. 1415 das Bistum Kammin dem Schleswiger Bischof Johann von Gudensberg (1375-1421) verlieh. Dieser fand die Unterstützung Herzog Bogislaws VIII. von Pommern-Stolp, den M. in der Auseinandersetzung um die Kamminer Stiftsgüter gebannt hatte. Am 25. 4. 1418 er­ kannte Martin V. M. als alleinigen Inhaber des Bistums Kammin an und beendete damit die Spaltung im Bistum. In der zweiten Jah­ reshälfte oder bald danach empfing M. die bi­ schöfliche Konsekration. M. sah seine politische Hauptaufgabe in der Sicherung der Selbständigkeit des Kamminer Stiftsgebietes. 1417 wurde er von König Sig­ mund auf dem Konstanzer Reichstag mit Kammin wie mit einem unmittelbaren Reichsbistum belehnt und als selbständiger Reichsstand anerkannt. Seit 1422 wurde das Bistum in der Reichsmatrikel geführt. Dies bedeutete einen Erfolg gegenüber den Ho­ heitsansprüchen Bogislaws VIII. Außerdem

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Magnus - Mair

bemühte sich M. um Rückerstattung jener Stiftsgüter, die Bogislaw VIII. als Pfand für die ihm entstandenen Kosten während seiner Administration des Bistums einbehalten hatte. Auf dem Konstanzer Konzil wurden 1418 diese Ansprüche zurückgewiesen. Den­ noch setzten nach Bogislaws VIII. Tod (1418) seine Witwe Sophie, sein Sohn Herzog Bogis­ law IX. und der skandinavische Unionskönig Erich, die diesen Entscheid nicht anerkann­ ten, den Kampf gegen M. fort.

1424 wurde M. nach Hildesheim transferiert, nachdem der dortige Bischof Johann von Ho­ ya (1398-1424) ihn zu seinem Koadjutor be­ stellt hatte; die päpstliche Bestätigung erfolg­ te am 10. 5., zwei Tage vor Johanns Tod. Als Bischof von Hildesheim bemühte sich M. um Stärkung der landesherrlichen Gewalt, die Si­ cherung und Ausweitung des Stiftsgebietes und um geordnete und friedliche Zustände im Innern. Deshalb schloß er verschiedene Bündnisse mit benachbarten Reichsständen und Städten. 1441 erkannte die Stadt Hildes­ heim ihn nach Bestätigung ihrer Privilegien und Rechte als Landesherrn an. Seine Bemü­ hungen zur Wiedererlangung der verpfände­ ten stiftischen Hauptschlösser waren nur hin­ sichtlich Steuerwalds erfolgreich. Zur Abtra­ gung der Stiftsschulden mußte M. etliche Burgen, Ämter, bischöfliche Einkünfte und Hoheitsrechte verpfänden und mehrere Be­ den mit Zustimmung der Landstände erhe­ ben. Diese traten damit als politische Körper­ schaft in Erscheinung. Durch den Erwerb von Teilen der Herrschaften Everstein und Hom­ burg südlich und östlich von Hameln seit 1433 erfuhr das Stiftsgebiet seine bis dahin größte Ausdehnung.

M. führte im Bistum Hildesheim das Fest Ma­ riä Opferung ein, verlieh eine Reihe von Ab­ lässen und förderte die Reformbestrebungen Johannes Buschs, der als Subprior der Augu­ stinerchorherrenstifte Wittenburg (seit 1437) und zur Sülte vor Hildesheim (seit 1439) im Sinne der Windesheimer Klosterreform tätig war, und des N. v. (—>) Kues, der sich 1451 in Hildesheim aufhielt. Unter M. kam es in der Diözese zu einigen Klostergründungen: 1430 ließen sich in Hildesheim Brüder vom ge­ meinsamen Leben nieder; um 1435 entstand das Augustinerinnenkloster Marienthal zu El­ dagsen; 1443 besetzte M. das ehemalige Au­ gustinerinnenkloster Derneburg mit Zisterzienserinnen; 1452 gründete Herzog Fried­ rich der Fromme von Braunschweig-Lüne­ burg in Celle ein Franziskanerkloster. Nicht zuletzt wegen der Förderung der monastischen Reformbewegung gehört M. zu den be­

deutenderen Hildesheimer Bischöfen des 15. Jh.s.

Am 20. 5. 1452 resignierte M. auf sein Bis­ tum, nachdem er seinen Vetter Herzog (—>) Bernhard von Braunschweig-Lüneburg-WoL fenbüttel zum Koadjutor bestellt hatte. M. starb am 21. 9. 1452. Er wurde im Hildeshei­ mer Dom beigesetzt. Literatur: H. A. Lüntzel 399-457. - R. Doebner IIIVII. - A. Bertram, Bischöfe 89-94. - Ders., Hildes­ heim I, 390-411. - K. Henkel 37. - J. Gebauer I, 114-120 u. ö. - H. Heyden, Kirchengeschichte Pom­ merns I (Köln 1957) 102f. - J. Petersohn, Vatikani­ sche Beiträge zur Chronologie der Kamminer Bi­ schofsreihe in der späten Schismazeit (1410-1418), in: BSt, NF 48 (1961) 17-32. - R. Schmidt, Cammin 20f. - U. Stanelle 168-170. - H.-G. Aschoff, in: NDB 15 (1987) 663f. Hans-Georg Aschoff

Mair (Mayer, Mayr, Marius), Augustin (CanA) (1485-1543) 1523 1523-1527 1527-1528 1536-1543

Ep. tit. Salonensis Weihbischof in Freising Weihbischof in Basel Weihbischof in Würzburg

* 1485 Lehr bei Ulm als Sohn des Ratsherrn Johannes M.; 1502 Eintritt in das Augustiner­ chorherrenstift in Wengen bei Ulm; Studium in Wien; 1519 Dr. theol. (Padua); 1521-23 Domprediger in Regensburg; 1522 Pfarrer von St. Georg in Freising und zum Weihbischof in Freising bestimmt, nachdem dem zuvor von Bischof (—>) Philipp bei Rhein dafür vorgese­ henen Leonhard Weinmaier aus unbekannten Gründen die päpstliche Ernennung verwei­ gert worden war; 8. 6. 1523 Titularbischof von Salona; am 13. 12. konsekriert; 1526 Domprediger in Basel; als solcher nahm er 1526 an der Badener Disputation teil; März 1527 auch Weihbischof in Basel unter Bi­ schof Ph. v. (—>) Gundeisheim; verteidigte die Meßfeier gegenüber Oecolampad und ver­ faßte im Sommer 1527 ein Gutachten über die Wiedertäufer für den Basler Rat; nach dem Bildersturm in Basel begab er sich im Früh­ jahr 1529 nach Freiburg/Br.; Juli 1529 Dom­ prediger in Würzburg; 1536 Weihbischof in Würzburg; + 25. 11. 1543 ebd.; □ Prämonstratenserklosterkirche Oberzell bei Würzburg. Schriftenverzeichnis: J. Birkner (s. u.) 111-113. Literatur: C. Meichelbeck-A. Baumgärtner 587ff. N. Reininger 111-158. - J. Schlecht, Analecta 49f. J. Birkner, Augustinus Marius, Weihbischof von Freising, Basel und Würzburg 1485-1543. Ein Le-

Mair - Maltitz bensbild (Münster 1930). - J. Bücking, Weihbischö­ fe. - W. Kundert, in: HS 1/1, 230. Pierre Louis Surchat

Malentein (Malenteiner), Johannes von (+ 1550)

1546-1550 Bischof von Seckau Johannes von Malentein war Sohn des Georg v. M. zu Prießenegg und der Secunda Geyman, verwitwete Prandtner, deren Mädchen­ name auch bei einem Hochmeister des Ge­ orgs-Ritterordens (Sitz in Millstatt) begegnet. Vielleicht erklärt das die Herkunftsangabe „de Mulstat“ bei der Inskription an der Wie­ ner Universität 1513. Die Burg Prießenegg bei Hermagor in Kärnten war seit 1500 Malentei­ ner Besitz. Stammsitz des Rittergeschlechtes war Burg M. im Maltatal (Kärnten).

1514 reiste M. mit Herzog (—>) Ernst von Bay­ ern zum Studium nach Paris und erwarb den Grad eines Dr. iur. utr. Er war 1527 Rat des Herzogs und damaligen Administrators von Passau Ernst, bald darauf Domherr ebd., 1530 zudem Pfarrer von St. Ägid in der Innstadt. Durch kaiserliche Förderung erhielt er 1528 ein Kanonikat in Salzburg und reiste in Testa­ mentsangelegenheiten des Kardinals M. (—>) Lang 1540 zu Ernst als dem postulierten Nachfolger, der ihn als Administrator zum Bi­ schof von Seckau ernannte. Als solcher ist M. am 19. 6. 1546 bezeugt, allerdings noch 1548 als lediglich konfirmiert. Ein Zeugnis für den Empfang der Bischofsweihe bildet nur das Epitaph, das ihn in pontificalibus zeigt. Seine Pfründen scheint er als Bischof beibehalten zu haben. Eine Supplik Ernsts an den Papst beklagte 1550 die auf G. v. (—►) Tessing zurückgehende Schuldenlast und die wegen der Türkenab­ wehr noch zu erwartenden Steuerlasten. M. könne an dieser Situation nichts ändern. Auf dem Salzburger Provinzialkonzil von 1549, das in Seckau durch eine vom Dompropst veranstaltete Diözesansynode vorbereitet wurde, war M. anwesend, trat aber nicht her­ vor. Gegenüber der steirischen Landschaft, die in einem nachfolgenden Gutachten erst­ mals als protestantische Körperschaft auftrat, vertraten M. und der von ihm geführte Präla­ tenstand noch keine selbständige Konfes­ sionspolitik. In der vorbischöflichen Zeit wurde 1538 in Salzburg von einem Konkubinat M.s mit ei­ ner „Dienerin“ Kaspars von Lamberg berich­ tet. In Passau klagte man über ihn als Pfarrer

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wegen der nicht empfangenen Priesterweihe. 1544 erhielt er einen scharfen Verweis wegen mangelhafter Amtsführung, und 1546 wies man seinen Versuch, über die Innstadtpfarrei das Interdikt zu verhängen, als Anmaßung zurück.

Als Todesdatum werden der 12. und der 13. 4. 1550 angegeben. Dem widerspricht eine von M. noch am 24. 4. 1550 ausgestellte Ur­ kunde über die Bistumsherrschaft St. Geor­ gen an der Stiefing. Als Begräbnisort ist we­ gen des dort vorhandenen schönen Marmor­ epitaphs Spittal an der Drau anzusehen, wo die Malenteiner Lehensherren eines Meßbenefiziums waren. M. fehlt in der Bischofsrei­ he bei Mezger und unter den Porträts des 18. Jh. im Thronsaal des Schlosses Seggau. Literatur: A. Lang, Lehen Seckau 16. - K. Steiner 72f. - B. Roth, Seckau 523. - K. Amon, Bischöfe 231 ff. - W. Watzenig 50f. - G. May 517. - K. AmonM. Liebmann 154. Karl Amon

Maltitz, Johann von (1491-1549)

1534-1537 Koadjutor des Bischofs von Mei­ ßen 1537-1549 Bischof von Meißen Johann von Maltitz wurde 1491 als Sohn des sächsisch-herzoglichen Rates und Hofmar­ schalls Sigismund v. M. (+ 1520) geboren. Sei­ ne Mutter war eine von Schleinitz. Der Meiß­ ner Bischof J. v. (—>) Schleinitz war sein Vet­ ter. Der Studiengang von M. ist unbekannt. 1520 wurde er zum Priester geweiht. 1513 wird er als Domherr, 1525 als Prokurator und 1528 als Dekan des Domkapitels von Meißen erwähnt. 1534 wurde er Koadjutor seines Vet­ ters. Am 20. 10. 1537 zum Bischof von Mei­ ßen gewählt („Johann VIII.“) und am 28. 11. päpstlich bestätigt, wurde er am 10. 2. 1538 im Meißner Dom durch den Wiener Bischof J. (—>) Fabri konsekriert. Am 27. 3. 1537 verlieh ihm Kaiser Ferdinand I. die Regalien.

Die Regierung von M. war von den Auseinan­ dersetzungen der Reformationszeit um den Bestand des Hochstiftes gegenüber dem Her­ zog der albertinischen Linie der Wettiner be­ stimmt. Nachdem 1539 Herzog Georg der Bär­ tige als letzter katholischer Landesherr der al­ bertinischen Linie der Wettiner starb, begann unter dessen Bruder und Nachfolger Herzog Heinrich dem Frommen die offizielle Einfüh­ rung der lutherischen Kirchenordnung. Hein­ rich ordnete Visitationen an, ließ entspre­ chende Instruktionen erarbeiten und bestätig­ te entsprechende Änderungen, die Teil des

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Maltitz - Manderscheid-Blankenheim

Landesrechtes wurden. Diese Entwicklung setzte sich unter dem Herzog und späteren Kurfürsten Moritz von Sachsen fort. Er be­ gann die Einrichtung lutherischer Konsisto­ rien, die an die Stelle der katholischen Bi­ schöfe traten. Damit kam es im albertinischen Sachsen zur Ausbildung der lutherischen Kirchenverfassung. Als M. 1539 eine Kir­ chenreform auf katholischer Basis vorschlug, ging der Herzog nicht darauf ein. Daraufhin ließ ihm M. eine Reformschrift von 12 Arti­ keln überreichen: „Eine gemein christliche Lehre in Artikeln, die einem jeden Christen zu wissen von Nöten.“ Darin beschrieb er die Mißstände und machte Reformvorschläge be­ züglich der Visitation der Pfarreien und der Durchführung von Diözesansynoden. Der Herzog leitete diese Schrift dem Kurfürsten nach Weimar zu, der sie seinerseits an die Universität Wittenberg sandte. Im Juli 1539 erklärten die dortigen Professoren, M. komme mit seinen Vorschlägen zu spät und könne nicht mehr berücksichtigt werden. Seine Schrift sei ein „Pfqffengedicht“. Sie rieten, sie zu verwerfen. Auch weitere Reformvorschlä­ ge von M. fanden seitens des Herzogs keine Beachtung. Bereits 1539 forderte dieser das Domkapitel auf, den Gottesdienst im Dom in lutherischer Form zu halten. 1540 veranlaßte er die Hergabe der Pretiosen. Beschwerden des Bischofs beim Kaiser brachten keine Ab­ hilfe. 1545 überließ M. dem Herzog vertrag­ lich die Waldungen und die Jagd im Stiftster­ ritorium Stolpen. M. starb am 30. 11. 1549 in Stolpen während der Auseinandersetzungen um das Augsbur­ ger Interim. Er wurde in der Stolpener Stadt­ kirche beigesetzt. Zu diesem Zeitpunkt war das katholische Kirchenwesen im Gebiet der Diözese Meißen fast ganz untergegangen. Der Bischof war nur noch Herr des kleinen Stifts­ gebietes um Stolpen. Katholiken gab es, außer einigen Getreuen seiner Umgebung und in der Lausitz, die der böhmischen Krone unter­ stand, kaum noch. Literatur: UB Meißen. - E. Machatschek 691-751. W. Rittenbach-S. Seifert 368-374. - G. May 594596. - B. Stasieweski, in: NDB 15 (1987) 739f. - H. Kirchner, Reformationsgeschichte von 1532-1555/ 1566 (Berlin 1987) 75. Siegfried Seifert

Manderscheid-Blankenheim, Johann Graf von (1538-1592)

1569-1592 Bischof von Straßburg

Johann von Manderscheid-Blankenheim wur­ de im Jahre 1538 als Sohn des Grafen Arnold

v. M.-B. und der Margarete von Wied, einer Tochter des Johann v. W. und der Margarete von Nassau, geboren. Er gehörte somit zu ei­ ner der bedeutendsten Adelsfamilien des Trierer Landes. Einige von deren Mitgliedern besaßen dort und bis nach Köln und StavelotMalmedy seit dem Anfang des 15. Jh.s reiche Pfründen. Aufgrund der traditionellen Ver­ bindungen zwischen dem Kölner und dem Straßburger Domstift erlangte M. an beiden Kathedralen Kanonikate, darunter in Straß­ burg das Dekanat. 1569 zum Bischof von Straßburg gewählt und am 26. 6. 1573 päpst­ lich bestätigt, konzentrierte M. sich zunächst auf die Sicherung der bischöflichen Landes­ herrschaft. In diese Richtung wiesen die har­ ten Diskussionen mit dem Rat der Stadt Straßburg, die 1578 mit einem Kompromiß endeten, sowie die Visitation der Ämter und Landkapitel, die M. 1570-72 und 1578-80 durch seinen Fiskal durchführen ließ.

Wahrscheinlich unter dem Einfluß seines Weihbischofs J. (—*) Delphius interessierte M. sich im Lauf der Jahre zunehmend für seine geistlichen Aufgaben. Dies zeigte sich, als er 1576 den Weihbischof mit einer Visitation be­ auftragte. Noch weitreichender war die Beru­ fung von Jesuiten, die er zunächst in der bi­ schöflichen Residenzstadt Zabern ansiedeln wollte, 1581 aber in Molsheim einführte. Das Jesuitenkolleg in dieser kleinen Stadt hatte zunächst keine große Ausstrahlung, da es ganz im Schatten der 1572 gegründeten und rasch zu großer Bedeutung gelangten Jesui­ tenuniversität von Pont-ä-Mousson stand. Als Missionszentrum wurde es dennoch sehr

Manderscheid-Blankenheim - Mannsberg

wichtig für das Unter-Elsaß, das um die Mitte des 16. Jh.s weitgehend evangelisch war. Die Jesuiten bemühten sich sogleich, die Bestim­ mungen des Tridentinums in den umliegen­ den Pfarreien des Stiftsgebietes durchzufüh­ ren. Dies geschah durch Religionsunterricht, durch die Verbreitung des Katechismus des P. (—►) Canisius, durch ihr Predigtwirken und durch Priesterexerzitien. 1582 übertrug M. dem Rektor des Jesuitenkollegs die Visitation der Diözese. Diese hatte eine Parallele in der 1581 durch Kardinal (—>) Karl von Lothringen-Vaudemont den Jesuiten von Pont-äMousson anvertrauten Visitation der Diözese Toul. Sie gilt als Beginn der tridentinischen Reform der Diözese Straßburg. Dies führte freilich noch nicht zu einer dauer­ haften katholischen Erneuerung. Der Grund lag in den Kölner Wirren nach der Wahl des G. (—>) Truchseß von Waldburg, die sich we­ gen der engen personellen Verzahnung beider Domkapitel auch in Straßburg auswirkten. Hier wie da gab es je eine Kapitelspartei, die wie Truchseß der lutherischen Reform an­ hing, und eine andere, die der alten Kirche verbunden war. So führte der Gegensatz zwi­ schen M., der sich 1570 und 1577- und zwar diesmal gegen Truchseß - um das Erzbistum Köln bemühte, und den Sympathien des Straßburger Rates und benachbarter Landes­ herren für die opponierenden Domherren zu einer Verschärfung des Konfliktes. Daraus wurde ein förmlicher Krieg, als bayerische und spanische Truppen Truchseß aus dem Erzstift verdrängten und dieser sich nach 1583 mit seinen Anhängern in das Bistum Straßburg zurückzog. Seitdem fiel die von M. eingeleitete Reform weithin den Kämpfen und den dadurch verursachten Zerstörungen zum Opfer. M. starb am 2. 5. 1592 im bischöflichen Schloß zu Zabern noch vor dem entscheiden­ den Kampf um das Bistum. Er wurde in der dortigen Stiftskirche beigesetzt. Literatur: Ph.-A. Grandidier IV. - F. E. Sitzmann II, 23If. - K. Hahn, Manderscheid. - M. Barth, Die Seelsorgetätigkeit der Mölsheimer Jesuiten von 1580 bis 1765, in: AEKG 6 (1931) 325-400. - P. Delattre III, 385-429. - Repertoire IV, 388f. - P. Neu, in: NDB 16 (1990) 14f. Louis Chätellier

Manicor, Anton (+ 1590)

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Gurk genommen, wirkte der gebürtige Triden­ tiner zunächst als Rentmeister des Bistums in Straßburg und als Pfarrer von Metnitz, so­ dann ab 1579 als Propst des Straßburger Kollegiatkapitels und Pfarrer von Lieding. Am 26. 5. 1581 zum Titularbischof von Germani­ ca und Weihbischof in Gurk ernannt, empfing er am 25. 3. 1582 in der Grazer Minoritenkir­ che die Bischofsweihe durch Spaur. t 9. 11. 1590; □ Kirche zu Lieding bei Straßburg im Gurktal. Literatur: J. Obersteiner, in: Carinthia I, 154 (1964) 193. - J. Obersteiner 348f. Peter G. Tropper

Maninger (Maininger) von Kirchberg, Georg (+ 1501) 1491-1501 1491-1501

Bischof von Pedena Generalvikar des Bischofs von Laibach

Georg Maninger von Kirchberg stammte aus einer adeligen Familie in Krain. 1474 imma­ trikulierte er sich an der Universität Wien. Dort erwarb er 1476 den Grad eines Bacc. und 1478 den eines Mag. art. Danach war er min­ destens bis 1481 Professor an der Wiener Ar­ tistenfakultät. Damals erhielt er ein Benefizium im Spital von Laibach und wenig später die Propstei von Mittelburg (Pazin). Nachdem Kaiser Friedrich III. ihn zum Bischof von Pe­ dena nominiert hatte, wurde er am 31. 1. 1491 päpstlich bestätigt. M. begab sich jedoch nicht in seinen kleinen Sprengel, sondern übernahm als Generalvikar des noch sehr jun­ gen und in kaiserlichen Diensten von seinem Bistum Laibach abwesenden Ch. v. (—>) Rau­ bar alle bischöflichen Funktionen in Laibach, ferner im habsburgischen Teil des Patriarcha­ tes Aquileja. Dort konsekrierte er zahlreiche Kirchen und spendete häufig die Firmung. Über sein Wirken in Pedena ist nichts überlie­ fert. M. starb 1501 in Oberburg (Gornji grad). Dort wurde er wahrscheinlich auch beige­ setzt. Literatur: P. Simoniti 61. - K. Amon, Bischöfe 200. C. d. Franceschi 330. France M. Dolinar

Mannsberg, Martin von (t 1456)

1581 Ep. tit. Germanicensis 1581-1590 Weihbischof in Gurk

1436-1456 Bischof von Pedena 1446 Administrator des Patriarchates Aquileja

Von Bischof Ch. A. v. (—>) Spaur in den Dienst der unter Priestermangel leidenden Diözese

Herkunft und Studiengang des Martin von Mannsberg sind nicht bekannt. 1436 nomi­

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Mannsberg - Mansfeld

nierte Kaiser Sigismund ihn zum Bischof von Pedena. Die päpstliche Bestätigung folgte. Die erste von M. ausgestellte Urkunde ist vom 3. 6. 1437 datiert. M. war ein entschiedener An­ hänger der Reformbestrebungen des Konzils von Basel. Der Patriarch von Aquileja, Lud­ wig von Teck, ernannte ihn zu seinem Gene­ ralvikar. In dieser Funktion residierte M. nicht in seinem abgelegenen und unbedeu­ tenden Bischofssitz Pedena, sondern in Lai­ bach, wo er eine rege pastorale Tätigkeit ent­ wickelte. Als das Basler Konzil nach dem Tode Tecks 1439 Alexander von Masowien als Nachfolger wählte, Papst Eugen IV. dage­ gen Ludwig Trevisan (1439-65) das Patriar­ chat verlieh, stellte sich M. als Parteigänger des Konzils und in Übereinstimmung mit der kaiserlichen Politik auf die Seite des Basler Kandidaten, der ihn als Generalvikar bestätig­ te. Auch nach Alexanders Tod (1444) stellte sich M. auf die Seite des kaiserlichen Kandi­ daten L. v. Lichtenberg. Beide gingen streng gegen jene Priester vor, die den päpstlich er­ nannten Trevisan anerkannten, doch ver­ schlechterte sich die Lage der Anhänger des Konzils nach der Wahl des Gegenpapstes Felix V. (1439). Am 17. 6. 1445 setzte Papst Eugen IV. sowohl den Patriarchen Lichten­ berg wie auch M. ab und exkommunizierte sie. Nach dem Tode Lichtenbergs (1446) wählte man in Basel keinen Nachfolger mehr, sondern bestimmte M. zum Administrator des Patriarchates. Als Eugen IV. und König Friedrich III. sich 1445 versöhnten, erhielt dieser däs Nominationsrecht für acht Bis­ tümer in den habsburgischen Landen. Zu­ gleich wurde M.s Exkommunikation aufgeho­ ben und er sowohl vom Papst wie auch vom Patriarchen Ludwig als Generalvikar für den habsburgischen Teil des Patriarchates bestä­ tigt. Viele Dokumente bezeugen, daß M. sich für die Reformanliegen des Konzils und für die Klerusreform einsetzte. Für den habsburgi­ schen Teil des Patriarchates berief er mehrere Diözesansynoden ein. Bedeutsam war die vom 17. 6. 1448 in Laibach. Ihre Dekrete drängten auf Erneuerung des priesterlichen Lebens und Wirkens, ordneten die Liturgie, die Sakramentenspendung und die Verwal­ tung des Kirchengutes neu. M. bereiste eifrig das Gebiet des Patriarchates und kannte des­ sen Verhältnisse gut. Wohl wegen seines Ei­ fers verlieh Friedrich III. ihm den Titel eines Geheimrates. Über M.s Wirken im Bistum Pe­ dena ist nichts bekannt. M. starb 1456 in Lai­ bach. Er wurde in der Kirche St. Nikolaus, der späteren Domkirche, beigesetzt. Sein Grabmal ist erhalten.

Quellen: Zisterzienserabtei Sticna, Testament des Bischofs Martin. - Slowenisches Staatsarchiv Lai­ bach, Urkundensammlung. Literatur: J. Gruden, Cerkvene razmere med Slovenci v. 15. stoletju in ustanovitev ljubljanske skofije [Die kirchlichen Zustände bei den Slowenen im 15. Jh. und die Gründung des Bistums Laibach] (Ljub­ ljana 1908) 11-25. - C. d. Franceschi 327-328. France M. Dolinar

Mansfeld, Johann Gebhard Graf von (t 1562)

1560-1562 Kurfürst-Erzbischof von Köln

Johann Gebhard Graf von Mansfeld war der siebte Sohn des Ernst II. zu Mansfeld-Heldrungen und der Dorothea Philippine Gräfin zu Solms. Zeit und Ort der Geburt sind nicht bekannt. Ebenso fehlen Informationen über seine Jugend und Ausbildung. Seit 1538 war er Domherr in Köln, 1541 kam er in das Dom­ kapitel, wo er am 2. 12. 1547 Chorbischof und am 8. 10. 1548 Subdekan wurde. Zudem war er Propst in Maastricht und von St. Georg in Köln. Am 26. 7. 1558 wurde er mit einer Stimme Mehrheit zum Nachfolger (—>) Antons von Schaumburg gewählt, obwohl er im Konkubi­ nat lebte und Kinder aus dieser Verbindung zu versorgen hatte. Das Domkapitel mochte darauf bauen, daß er sich an die Bestimmun­ gen der Wahlverträge halten und seinen Pflichten gemäß leben werde. Wichtiger er­ schien wohl, daß er schon unter seinem Vor­ gänger an den Bemühungen beteiligt war, die finanzielle Lage des Erzstiftes zu sanieren, und daß man diesbezüglich Leistungen von ihm erwartete.

Die Lebensführung des Gewählten änderte sich jedoch nicht. Er empfing weder Priesternoch Bischofsweihe; die Mutter seiner Kin­ der trat wie eine Kurfürstin auf und galt den Kölner Jesuiten als Quelle allen Übels. Gleichwohl zeigte M. diesen gegenüber stets Wohlwollen.

Weil die päpstliche Konfirmation auf sich warten ließ, erhielt M. von Ferdinand I. einen vorläufigen Regalienindult (19. 7. 1559) für seine weltliche Herrschaft im Erzstift. Das päpstliche Zögern war vielleicht auf den da­ mals in Rom weilenden Johann Gropper zu­ rückzuführen, wie man auf Seiten des Kurfür­ sten fürchtete; allerdings fehlen bisher alle Belege dafür, daß sich Gropper gegen die Wahl ausgesprochen hat und entsprechend

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Mansfeld - Manteuffel

an der Kurie tätig geworden ist. Vermutlich wirkte sich auch der Streit aus, den damals Paul IV. mit Ferdinand I. und den Kurfürsten wegen der Nachfolge im Kaisertum austrug. Unter Pius IV. konnte diese Auseinanderset­ zung um die Wende 1559/60 beigelegt wer­ den, und nahezu gleichzeitig erhielt auch M. die päpstliche Konfirmation (31. 1. 1560, Ver­ leihung des Palliums am 13. 3. 1560). Am 23. 9. 1560 folgte die endgültige Regalienverlei­ hung durch den Kaiser.

Die Herrschaft M.s war geprägt von der finan­ ziellen Not des Erzstiftes, hervorgerufen durch die hohe Verschuldung, durch Zah­ lungsverpflichtungen an das Reich für die Türkenabwehr und durch ungeschickte Kre­ ditbeschaffung. Weder ihm noch dem Domka­ pitel, das in dieser Frage erhebliche Rechte wahrnahm, gelang eine Besserung. Bemer­ kenswert ist, daß der Ordens- und Pfarrklerus eine Beteiligung an den Finanzlasten von der erzbischöflichen Bereitschaft zu kirchlichen Reformmaßnahmen abhängig machte. Damit wurde der seit (—>) Adolf von Schaumburg geltende Verfassungsgrundsatz einer reform­ orientierten Katholizität des Herrschers zu ei­ nem Argument in den politischen Auseinan­ dersetzungen. Das Bemühen M.s um eine Ordnung der Ver­ waltung ist unverkennbar, blieb aber auf par­ tielle Maßnahmen beschränkt. Dazu gehörte seine Hofordnung (1558), die jedoch hinter den damals schon gesehenen Erfordernissen einer Trennung von Hof und obersten Verwal­ tungsgremien zurückblieb und daher entspre­ chende Kritik durch das Domkapitel erfuhr. Hinzu kamen eine Kanzleiordnung und eine Ordnung der erzstiftischen Archivbestände (1561). Kurze Zeit wurde auch die Einrich­ tung eines obersten Rates im Sinne der Erb­ landesvereinigung erwogen. 1560 wurde eine oberste Kommission für die Appellationsge­ richtsbarkeit eingerichtet.

Kirchliche Initiativen scheint A. nicht ent­ wickelt zu haben. Die Neuordnung der diöze­ sanen Gliederung in Nord Westeuropa konnte er nicht verhindern. 1559 verlor Köln durch die Bistumsgründungen in den Niederlanden die gesamte niederländische Hälfte der Kir­ chenprovinz (F. [—>] Schenck von Tauten­ burg). Seitdem verfügte es nur noch über die Suffraganbistümer Lüttich, Münster, Osna­ brück und Minden. M. starb am 2. 11. 1562 in Brühl. Er wurde in der Kölner Domkirche beigesetzt. Ein Grab­ mal ist nicht erhalten.

Literatur: G. Wolf. - W. v. Gulik. - R. Schwarz. - A. Franzen, Visitationsprotokolle. - W.-D. Penning. A. Schröer, Reformation II. - G. May 98f. - K. Repgen, Bischof. - Ch. Grebner. - M. Kissener. Franz Bosbach

Mansharter (Mansharther, Manshutter, Maushurtter), Theobald (1572-1610)

1606 Ep. tit. Davaliensis 1606-1610 Weihbischof in Speyer * 1572 Speyer; Jesuitenschüler; Studium in Speyer, Mainz und Würzburg; Dr. theol. (Freiburg); 1605 Stiftsdekan von St. German und St. Moritz; Koadjutor des Weihbischofs D. (->) Burckard; 3. 4. 1606 Titularbischof von Daulia und Weihbischof in Speyer; t 29. 9. 1610. Literatur: F. X. Remling II, 410, 455, 831. - L. Sta­ mer III/l, 188. - F. Hafiher 703. Hans Ammerich

Manteuffel (Manduuel), Erasmus von (um 1480-1544) 1519-1521 Koadjutor des Bischofs Kammin 1521-1544 Bischof von Kammin

von

Erasmus von Manteuffel stammte von Vaterwie Mutterseite aus alteingesessenen pommerschen Adelsfamilien. Sein Vater, der her­ zogliche Rat Eggert v. M., war verheiratet mit Gertrud Borcke aus dem Hause Wangerin. M. wurde um 1480 wahrscheinlich in Polzin ge­ boren, erhielt 1491 in der dortigen Marienkir­ che seine erste Vikarie, wurde 1494 an der Universität Greifswald immatrikuliert, setzte 1496 das Studium der Artes und der Rechts­ wissenschaften in Leipzig, 1500 in Bologna fort, wo er den Grad eines Lizentiaten in legi­ bus erwarb.

Entscheidend für M.s kirchliche Laufbahn wurde der Hofdienst. 1504 trat er in die Kanz­ lei Herzog Bogislaws X. von Pommern ein, der ihn 1507-09 als Präzeptor seines Sohnes Georg an den kurpfälzischen Hof mitgab. In der Folgezeit übernahm M. den Pasewalker Archidiakonat und erhielt eine Reihe von Kanonikaten an verschiedenen Stiftskirchen des Landes. Die Bestätigung seiner auf herzogli­ chen Druck hin erfolgten Koadjutorschaft für Bischof M. (—>) Carith auf Kosten des vorher von Bischof und Papst hiermit betrauten Gra­ fen Wolfgang von Eberstein durch Papst Leo X. am 12. 10. 1519 bildete einen Triumph der

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Manteuffel - Marades

herzoglichen Kirchenpolitik. M. wurde zu­ gleich als Nachfolger Cariths mit dem Bistum Kammin providiert, erhielt jedoch die Aufla­ ge, sich an der Bistums Verwaltung nur inso­ weit zu beteiligen, als es vom amtierenden Bi­ schof gewünscht und gestattet werde. Ihm wurde erlaubt, seine bisherigen Benefizien, deren Jahreseinkünfte mit 30 Mark Silber an­ gegeben werden, als Bischof beizubehalten, und er empfing, bislang nur Diakon, Sonder­ rechte für die Priester- und Bischofsweihe. Der Konsistorialbeschluß vom 12. 10. 1519 wurde im übrigen nicht nur, wie bis dahin üblich, Domkapitel, Klerus und Bevölkerung der Diözese Kammin, sondern auch dem rö­ mischen König Karl V. mitgeteilt, dem Leo X. M. nachdrücklich empfahl.

Nach dem Tod Cariths (2. 12. 1521) trat M. ohne Schwierigkeiten dessen Nachfolge an und wurde am 27. 7. 1522 im Kamminer Dom inthronisiert. Im selben Jahr empfing er die Huldigung der Stiftsstände und bestätigte de­ ren Privilegien. Politisch lehnte sich M. zu­ nächst völlig an die Pommernherzöge an, für die er, ähnlich wie sein Vorgänger, eine Un­ zahl von Rats-, Vermittlungs- und Repräsenta­ tionspflichten übernahm.

Der Pontifikat M.s fiel in die Zeit der Ausbrei­ tung und Durchsetzung der reformatorischen Lehre in Pommern. Zu einer wirklichen Aus­ einandersetzung mit der neuen Glaubensbe­ wegung fehlte ihm einerseits die Macht, an­ dererseits ein klares Konzept. In Übereinstim­ mung mit den Herzögen traf er in Einzelfällen Gegenmaßnahmen. Eine Diözesansynode, die er 1525 zur Beratung der aufgeworfenen Fra­ gen nach Stargard einberief, blieb ergebnis­ los. Um den Rückhalt in seinen Stiftslanden nicht zu verlieren, mußte er dulden, daß zu Anfang der 30er Jahre die führenden Stifts­ städte Kolberg und Köslin sowie Teile des Adels sich der Reformation zuwendeten. Das Verhalten M.s konnte somit, als sich die Herzöge 1534 einer landeseinheitlichen Rege­ lung der Kirchenfrage zu wandten, unter­ schiedliche Erwartungen wecken. Tatsäch­ lich sahen sowohl die Verhandlungsentwürfe zum Treptower Reformationslandtag vom Jah­ re 1534 als auch Bugenhagens „Kercken Ordeninge“ von 1535 vor, daß der Kamminer Bi­ schof im Rahmen des neuen Kirchenwesens weiterhin gewisse Leitungsfunktionen aus­ üben sollte, „so syne Gnade desse Ordeninge würde an nehmen“. Mit der Forderung auf Zustimmung konfrontiert, berief sich M. je­ doch - im Grunde zu spät - auf die Reichs­ standschaft seines Bistums. Seine Weigerung hatte zur Folge, daß er von der kirchlichen

Einwirkung auf weite Teile seines Diözesan­ gebietes ausgeschlossen wurde, immerhin aber die Kamminer Stiftslande, obwohl sich auch in ihnen der neue Glaube weitgehend durchgesetzt hatte, vom Aufbau der pommerschen Landeskirche vorerst ausgespart blie­ ben. Der Streit mit den Herzögen über die Kirchen­ frage zog sich über das Ende der 30er und den Anfang der 40er Jahre hinweg unentschieden hin, wobei M. bei seiner Berufung auf seine unmittelbare Fürstenstellung unter dem Kai­ ser nicht nur von den Prälaten, sondern auch von den evangelischen Stiftsständen unter­ stützt wurde. Ohne daß sich ein Ergebnis ab­ zeichnete, tatsächlich aber in einer verlore­ nen Situation, starb M. am 27. 1. 1544 auf dem Jagdschloß Bast bei Köslin. Er wurde in der Körliner Michaeliskirche beigesetzt. In der Polziner Marienkirche wurde ihm ein Kenotaph errichtet. Ungedruckte Quellen: Koadjutorernennung 1519: ASV, Arch. Consist., Acta Mise. 6 fol. 289v-290r. Reg. Lat. 1400 fol. 262v-266v. - Landesarchiv Greifswald, Rep. 1 Bt. Kammin Or. 864. Gedruckte Quellen: Die pommersche Kirchenord­ nung von Johannes Bugenhagen 1535, hg. v. N. Bus­ ke (Berlin 1985).

Literatur: E. Goerigk, Erasmus Manteuffel von Arnhausen, der letzte katholische Bischof von Camin (Braunsberg 1899). - H. Waterstraat, Der Caminer Bistumsstreit im Reformationszeitalter I, in: ZKG 22 (1901) 586-602. - K. Graebert. - H. Heyden I, 202f., 223ff.; II, Iff. - Ders., Zur Geschichte der Reforma­ tion in Pommern, insonderheit politische Motive bei ihrer Einführung in den Jahren 1534/35, in: Ders., Neue Aufsätze zur Kirchengeschichte Pom­ merns (Köln-Graz 1965) 1-34, bes. 6ff. - R. Schmidt, Cammin 23ff. - Ders., Pommern-Cammin 187ff. Jürgen Petersohn

Marades, Jean (+ 1507) 1495-1498 Bischof von Toul 1498-1506 Bischof von Segorbe Jean Marades war Ehrenkämmerer Papst Ale­ xanders VI. und Abt von Notre-Dame de Coracio in der süditalienischen Diözese Martorano. Am 23. 3. 1495 providierte ihn der Papst mit dem Bistum Toul als Nachfolger des kurz zuvor verstorbenen A. d. (—>) Neufchätel. Her­ zog Rene II. von Lothringen hatte sich dage­ gen mit dem wahlberechtigten Domkapitel von Toul auf die Kandidatur seines Großon­ kels O. d. (—►) Blämont geeinigt und war nicht bereit, dem kurialen Eingriff zu weichen. Da beide Seiten auf ihrem Standpunkt beharrten,

Marades - Marienau zog die Angelegenheit sich in die Länge. Am 14. 11. 1495 exkommunizierte M. das Domka­ pitel und verhängte über die Diözese das In­ terdikt. Beide Parteien einigten sich schließ­ lich auf einen von Alexander VI. akzeptierten Kompromiß, nach dem Blämont die geistli­ che und weltliche Administration unter der Aufsicht M.s führen sollte. Dieser erhielt da­ für die Hälfte der Einnahmen und den Titel eines Bischofs von Toul. Er blieb an der Ku­ rie, wo er die Geltung des Wiener Konkorda­ tes für Toul durchsetzen sollte. Dies führte praktisch zu einer Doppelherrschaft über die Diözese. Die Anerkennung der Zugehörigkeit Touls zum Reich war ein Desiderat Lothrin­ gens, das damit den römischen Eingriffen und zugleich der Begehrlichkeit des französi­ schen Hofes entrinnen wollte.

M. tauschte Toul am 21. 11. 1498 gegen das spanische Bistum Segorbe, dessen Inhaber Kardinal Bartholomäus Marty war. Nach des­ sen Tod (25. 3. 1500) übertrug Alexander VI. die ehemaligen Rechte M.s an Kardinalbi­ schof Antonietto Pallavicini (+ 10. 7. 1507). Literatur: A. Calmet V, 601-605. - E. Martin I, 543546, 553f.

Louis Chätellier

Marienau (Margenau, Mergenow), Johannes (OT) (um 1375-1457)

1416-1457 Bischof von Kulm

Johann Marienau entstammte wahrscheinlich einer Hufenbesitzerfamilie aus Fürstenau, ei­ nem nur durch die Stadtgrenze von Elbing ge­ trennten Nachbardorf von Marienau im Gro­ ßen Werder. Ob er mit dem 1403/04 als Pfar­ rer von Marienau überlieferten Johannes identisch ist, muß offenbleiben. 1406 bei den Artisten und 1407 bei den Juristen in Prag eingeschrieben, ging M. 1409 über Erfurt an die nach dem Abzug der deutschen Studen­ ten aus Prag gegründete Universität Leipzig, wo er als Baccalar „Jo. Trunczman de Mergenaw“ immatrikuliert war und bald den Grad eines Mag. art. erwarb. Nach Februar 1414 wurde er Dekan des Kulmer Domkapitels in Kulmsee. Spätestens zu diesem Zeitpunkt trat er in den Deutschen Orden ein. Das Kulmer Domkapitel wählte M. bald nach dem Tod von Arnold Stapel (1402-16) zum Bischof von Kulm. Wegen der Vakanz des HL Stuhls bestätigte im Auftrag des Rigaer Erzbischofs Johann von Wallenrode der Bischof von Po­ mesanien, Johannes Ryman, am 16. 9. 1416 die Wahl. Er hatte zuvor am 1. 9. in Marien­ werder eine Zeugenvernehmung veranlaßt,

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zu der der Pfarrer und zwei Kirchspielange­ hörige von Marienau geladen waren. Am 10. 1. 1417 wurde M. in Kulmsee inthronisiert. 1418 erfolgte die päpstliche Bestätigung. M. führte in seiner 40jährigen Amtszeit das von seinem Vorgänger begonnene Reformpro­ gramm fort, das um die Jahrhundertwende in den Leitungsgremien der preußischen Diöze­ sen, weitgehend unabhängig vom Einfluß Ri­ gas, formuliert worden war. Nachdem die 1422 und 1426 geplanten Provinzialsynoden nicht zustandegekommen waren, weil die preußischen Bischöfe von der Teilnahme be­ freit werden wollten, fand 1427 eine von Erz­ bischof Henning Scharfenberg veranlaßte ge­ sonderte Provinzialsynode für die preußi­ schen Bistümer in Elbing statt. Die Eröff­ nungspredigt hielt wahrscheinlich M. als dienstältester preußischer Bischof. Die darin geäußerte Reformbedürftigkeit des Preußen­ landes wurde wenig später in der sog. „Er­ mahnung des Carthäusers“ erneut beschwo­ ren. Ob die Absicht der preußischen Bischö­ fe, vor dem Provinzialkonzil besondere Kleri­ kalsynoden in jeder Diözese zu halten, verwirklicht wurde, ist nicht bekannt. M. lud 1438 seinen Klerus zu einer Synode im Dom zu Kulmsee ein. Deren von Hartknoch in Aus­ zügen überlieferte wichtigste Beschlüsse tru­ gen u. a. der neuen Volksfrömmigkeit Rech­ nung. Die Gläubigen sollten das Vaterunser, das Ave Maria und das Credo in der Volks­ sprache lernen. „Wo der Priester die Sprache seiner Zuhörer nicht versteht, soll er ihnen Priester in ihrer Zunge verschaffen.“ In sei­ nen Predigten warnte M. vor den Bestrebun­ gen des Hussitismus, der die gesellschaftli­ che Ordnung bedrohe. Um 1430 beschuldigte der Prior der Thorner Dominikaner, Petrus Wichmann, den Pfarrer der Johanniskirche und gelehrten Deutschordensdiplomaten An­ dreas Pfaffendorf der Verbreitung hussiti­ scher Lehren. M. veranstaltete, u. a. 1445, auch Laiensynoden, in denen sich nach Kwiatkowski ein synodales Konzept der Ord­ nung der öffentlichen Moral widerspiegelt, die bis dahin Sache des Deutschen Ordens gewesen war.

Mit diesem stand M. in bestem Einverneh­ men. Der Orden schlug M. 1424 als Nachfol­ ger des Rigaer Erzbischofs Johannes Ambundii vor. 1430 sollte M. den litauischen Groß­ fürsten Witowt zum König krönen, doch ver­ hinderten Polen und die Kurie diesen Akt. M. hielt in den Auseinandersetzungen mit dem Preußischen Bund zum Hochmeister, mußte jedoch nach Ausbruch des Dreizehnjährigen Krieges am 10. 6. 1454 mit den übrigen Bi­

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Marienau - Mark

schüfen des Preußenlandes den Huldigungs­ eid auf die Krone Polens leisten. Die Aufstän­ dischen zwangen ihn 1456, seine Residenz in Löbau zu verlassen, und brachten ihn nach Thorn. Dort starb er 1457. Er wurde im Dom zu Kulmsee beigesetzt. Literatur: J. v. Posilge, Chronik des Landes Preußen, in: SS rer. Pruss. III (1866) 363. - UB Kulm, Reg. M. Perlbach 75. - Die Statuten des Eibinger Provin­ zialkonzils vom Jahre 1427, in: PDE 30 (1898) 7880. - E Joachim-W. Hubatsch I—III. - A. Marikowski 13-19. - A. Liedtke, Zarys 78f. - B. Jähnig, in: NDB 16 (1990) 165 (Lit). - St. Kwiatkowski. Hans-Jürgen Karp

Mark, Erhard von der (1472-1538)

1506-1538 1507-1525 1520-1538 1521

Bischof von Lüttich Bischof von Chartres Erzbischof von Valencia Kardinal

Erhard von der Mark wurde am 31. 5. 1472 als dritter Sohn des Robert v. d. M., Herrn von Arenberg und Sedan, und der Jeanne de Mar­ ley, Herrin von Saulcy, Jametz und Florange, zu Sedan geboren. Aus dem mütterlichen Erbteil erhielt er die bei Verdun gelegene Herrschaft Jametz, die er zwischen 1505 und 1510 seinem Bruder Robert abtrat. Als Nach­ geborener zum geistlichen Stand bestimmt, wurde er 1483 in das Lütticher Domkapitel aufgenommen, doch mußte er schon nach kurzer Zeit, vielleicht wegen seines jugendli­ chen Alters, wieder auf diese Pfründe ver­ zichten. Wahrscheinlich als Entschädigung erhielt er um 1484 ein Kanonikat im Trierer Domkapitel, das er nach seiner Bestätigung als Bischof von Lüttich aufgab. Im September 1485 immatrikulierte M. sich an der Rechtsfa­ kultät der Universität Köln, wo er den Grad eines Lizentiaten erwarb. Danach verliert sich seine Spur. Es ist anzu­ nehmen, daß er sich längere Zeit in Rom auf­ hielt. 1497 führte er den Titel eines Apostoli­ schen Protonotars. In den folgenden Jahren erwies er sich als Pfründenjäger großen Stils. Er wurde Mitglied des Domkapitels von Tours, Kommendatarprior des Benediktiner­ konvents von Saint-Marcel in Chalon-surSaöne, Rektor der Pfarrkirche von Lenduyc in der Erzdiözese Reims und Prior von NotreDame in Cunault im Bistum Angers. Zudem bezog er Einkünfte aus der Benediktinerabtei Stablo-Malmedy. 1505 nahm das Lütticher Domkapitel M. in seine Reihen auf.

Als sich der Zustand des Lütticher Bischofs J. v. (—>) Hoorn im Laufe des Jahres 1505 ver­

schlechterte, versuchten die an der Nachfolge interessierten Parteien ihrem jeweiligen Kan­ didaten die bestmögliche Ausgangsposition zu verschaffen. Der Kaiser empfahl dem Dom­ kapitel Jacques de Croy, seit 1502 Erzbischof von Cambrai, der sich bereits 1482 beworben hatte. Papst Julius II. und König Ludwig XII. von Frankreich sprachen sich hingegen für M. aus. Nach nur zwölftägigem Interregnum wählte der Dekan des Lütticher Domkapitels M. am 30. 12. 1505 im Namen aller Domher­ ren „via Sancti Spiritus“ zum Bischof. Die ra­ sche und einmütige Wahl läßt darauf schlie­ ßen, daß der Erwählte auch bei den Ständen beliebt war. Nach kurzem Aufenthalt in Lüttich zog M. sich in die Kartause Mont-Dieu bei Sedan zu­ rück, wo er die Fastenzeit verbrachte. Am 2. 3. 1506 bestätigte Julius II. die Wahl. Darauf­ hin kehrte M. nach Lüttich zurück und berei­ tete sich in der Abtei Saint-Laurent auf den Empfang der Weihen vor. Am 13. 5. wurde er zum Diakon und Priester geweiht. Die Bi­ schofsweihe folgte am 17. 5. 1506 im Kloster der Regularkanoniker zu Tongern durch die Weihbischöfe L. v. (—>) Broechem, J. (—>) Bourgeois und F. (—►) Chaillet. Am Vorabend des Pfingstfestes hielt M. mit festlichem Ge­ pränge seinen Einzug in Lüttich.

Die Wahl M.s beseitigte die letzten Folgen des blutigen Krieges, der seine Familie und die seines Vorgängers über Jahre entzweit und das Bistum an den Rand des Ruins geführt hatte. Durch eine behutsame Reform der poli­ tischen Gremien und des Justizwesens stärkte M. seine Stellung erheblich. Widerstand regte sich kaum, und sporadisch auftretende Unru­ hen - so der Aufstand der Rivageois im Jahre 1531 - wurden rücksichtslos niedergeschla­ gen. Die außenpolitische Konstellation bei M.s Amtsantritt war wenig günstig, da er und sei­ ne Familie als Parteigänger Frankreichs gal­ ten und von den in den benachbarten Nieder­ landen herrschenden Habsburgern mit Miß­ trauen betrachtet wurden. Am 28. 6. 1507 er­ hielt M. auf Druck des französischen Königs das Bistum Chartres, das er zwar kurz be­ suchte, dem er aber nur begrenzte Aufmerk­ samkeit schenkte und das er nicht persönlich verwaltete. Trotz dieses und anderer Gunster­ weise wich M. offiziell nicht von dem 1492 eingeschlagenen Neutralitätskurs ab, zumal dieser auf breiteste Zustimmung innerhalb der Lütticher Bevölkerung stieß. So gelang es ihm, sich das Wohlwollen Kaiser Maximi­ lians I. zu sichern, der ihm schließlich am 22. 4. 1509 die Investitur als Reichsfürst erteilte.

Mark

Die geographische Lage des Bistums Lüttich machte im übrigen seine enge Anlehnung an den mächtigen habsburgischen Nachbarn un­ ausweichlich. Als die durch den französi­ schen König in Aussicht gestellte Erhebung M.s zum Kardinal ausblieb, wandte dieser sich zusammen mit seinem Bruder Robert, Herrn von Sedan, von Frankreich ab und un­ terzeichnete 1518 in St. Truiden zwei Verträ­ ge mit der Regierung der Niederlande. Der für die Öffentlichkeit bestimmte Text sprach von einem Verteidigungsbündnis; in einem gehei­ men Zusatzabkommen verpflichteten sich die beiden Brüder jedoch gegen die Zusicherung bedeutender materieller Vorteile, den Kaiser in allen militärischen Unternehmungen zu stützen. M. versprach zudem, seinen Spren­ gel nur zugunsten eines dem Kaiser geneh­ men Kandidaten zu resignieren.

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genden Jahren die Einkünfte mehrerer Bis­ tümer und Abteien sowie verschiedene Pen­ sionen. Dadurch wurde M. zu einem der reichsten Kirchenfürsten nördlich der Alpen. An einem Konklave hat er nicht teilgenom­ men.

Der Vertrag von St. Truiden, der Lüttich fak­ tisch zu einem „habsburgischen Protektorat“ (Pirenne) machte, stieß vor allem beim Drit­ ten Stand auf Ablehnung. Erst nachdem der Kaiser dem Bistum weitreichende Privilegien gewährt hatte, die u. a. die Befugnisse des Reichskammergerichts von Speyer zugunsten des Lütticher Gerichtshofes einschränkten, gaben die Bürger 1518 ihren Widerstand auf. Im Gegensatz zu seinem Bruder Robert, der sich 1521 wieder Frankreich zuwandte, hielt M. das Abkommen mit den Habsburgern bis zu seinem Tode. Wie seine Verteidigung der Lütticher Lehnshoheit in Maastricht und sein Eintreten für die Wahrung der bischöflichen Rechte in dem zu den Niederlanden gehören­ den Brabant zeigen, verzichtete er damit je­ doch nicht auf seine Handlungsfreiheit. Er war ein durchaus selbstbewußter Bündnis­ partner, der dem Brüsseler Hof bedeutende Geldsummen vorstreckte und seine Dienste nur bei entsprechenden Gegenleistungen zur Verfügung stellte. Dem Bistum bescherte seine Amtsführung eine über 30jährige Friedenszeit. Die Förde­ rung der Steinkohle und die Waffenprodukti­ on machten Lüttich damals zu einer der größ­ ten Städte zwischen Rhein und Nordsee. M. sanierte die Finanzen des Bistums und för­ derte das kulturelle Leben mit bedeutenden Mitteln. 1526 ließ er den Grundstein zu ei­ nem neuen Palast legen. Er konnte den herrli­ chen Bau noch kurz vor seinem Tode bezie­ hen. Außerdem wurden auf seine oder seiner Mitarbeiter Weisung mehrere Kirchen in Lüt­ tich fertiggestellt bzw. umfassend restauriert.

In Ausführung dieser Bestimmungen erhielt M. als Entschädigung für das von der franzö­ sischen Krone nach seinem Frontwechsel eingezogene Bistum Chartres - auf das er erst 1525 nach langwierigen Verhandlungen ver­ zichtete - am 19. 3. 1520 das Erzbistum Va­ lencia. Er besuchte es nie, trug jedoch für die Bestellung fähiger Verwalter Sorge. Auf Vor­ schlag des Kaisers wurde er am 9. 8. 1521 zum Kardinal (Titelkirche S. Chrysogono) er­ hoben. Der Kardinalshut wurde ihm nach Brügge überbracht, wo er sich mit dem kaiser­ lichen Hof aufhielt. Hinzu kamen in den fol­

Neben seiner Tätigkeit als Landesherr, Diplo­ mat und Mäzen vernachlässigte M. keines­ wegs seine kirchlichen Pflichten. Persönlich fromm und glaubenseifrig, nahm er so oft wie möglich die Pontifikalhandlungen selber vor. Der nach einem halben Jahrhundert nahezu völlig brachliegenden religiösen Unterwei­ sung schenkte er besondere Aufmerksamkeit. So veranlaßte er 1512 die Neuauflage von Gersons Opus tripartitum und dessen Über­ setzung ins Französische und Niederländi­ sche. Der Gebrauch dieses Lehrbuchs wurde nicht nur den Pfarrern und Kaplänen, son­ dern auch den Schulmeistern, den Vorste­ hern der Spitäler und Leproserien sowie den Familienvätern eingeschärft. 1527 erschien

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Mark

eine neue Ausgabe des Lütticher Missales, 1535 des Breviers. Für das Fest der Translatio des Diözesanpatrons Lambertus schrieb M. besonders feierliche Zeremonien vor. 1536 entsandte er zwei Domherren zum Kölner Provinzialkonzil. Ob dessen Beschlüsse in Lüttich zur Anwendung kamen, ist nicht be­ kannt. Während des Jahres 1537 war Kardinal Pole sechs Monate lang M.s Gast. Wahr­ scheinlich aufgrund von Poles positiver Be­ richterstattung ernannte Papst Paul III. M. im Oktober oder November des gleichen Jahres zum Legaten a latere. Kurz darauf nahm M. die Reform des exemten Klerus in Angriff, der sich bis dahin stets seiner Kontrolle ent­ zogen hatte. Vor allem betrieb er energisch die strikte Einhaltung des Zölibats. Aus die­ sem Grund verweigerte der exemte Klerus die Teilnahme an der für 1538 anberaumten Di­ özesansynode, die daraufhin unterblieb.

Die Tragweite der reformatorischen Bewe­ gung scheint M. eine Zeitlang unterschätzt zu haben. Vielleicht zählte Erasmus von Rotter­ dam, mit dem er in Briefwechsel stand, ihn deshalb zu Luthers Freunden. Daß diese Be­ urteilung zumindest vorschnell war, zeigt al­ lerdings das weitere Vorgehen M.s. Er ermun­ terte die Universität Löwen, Luthers Thesen zu verurteilen, und befahl 1520 als erster Bi­ schof des Reiches den Vollzug der Bulle Exsurge Domine. Auf dem Wormser Reichstag trat er für die sofortige Verurteilung Luthers und seiner Anhänger ein und unterstützte Nuntius Hieronymus Aleander bei seinen Be­ mühungen, den päpstlichen Entscheidungen Geltung zu verschaffen. Papst Clemens VII. lobte M.s Eifer und beabsichtigte 1525, ihn zum Generalinquisitor für die Niederlande zu machen. Dieses Vorhaben scheiterte am Ein­ spruch des Brüsseler Hofs. 1526 erließ der Bi­ schof scharfe Bestimmungen zur Hebung der Disziplin im Klerus und gegen den Druck und Verkauf protestantischer Schriften. Auf dem Augsburger Reichstag (1530) erwies er sich einmal mehr als unbeugsamer Vertreter des katholischen Standpunktes. Die Schaffung einer staatlichen Inquisition in den habsburgischen Niederlanden im Jahre 1529 sowie die rege Tätigkeit besonders der Wiedertäufer im flämischen Teil des Bistums veranlaßten M., in Zusammenarbeit mit Ge­ neralvikar Gilles delle Blocquerie und dem Inquisitor Dirk Hezius eine ähnliche Strafge­ setzgebung auszuarbeiten. Diese stieß aller­ dings auf die einhellige Ablehnung des Drit­ ten Standes und mußte zwischen 1532 und 1534 mehrfach abgeändert werden. Demnach waren Glaubensdelikte zuerst der weltlichen

Gerichtsbarkeit zu unterbreiten, die über die Weiterleitung an die Kirchengerichte zu be­ finden hatte. Die landesüblichen Gesetze wa­ ren genauestens zu beobachten. In den Jahren 1534 bis 1536 wurden Untersuchungen zur Aufspürung von Anhängern der Reformation durchgeführt, die zahlreiche Verhaftungen zur Folge hatten. M. beauftragte Dominika­ ner- und Karmelitermönche, die Neugläubi­ gen zur katholischen Kirche zurückzuführen. Ungefähr 22 Protestanten wurden hingerich­ tet, etwa die gleiche Anzahl verbannt. Die meisten erhielten mildere Strafen. Damit hob sich das Vorgehen M.s deutlich von der in den Niederlanden - zu denen ein Großteil der Pfarreien des Bistums Lüttich gehörte - ein­ geleiteten Repression ab. Die Frage, ob diese Mäßigung auf den Einfluß M.s zurückging oder der Kontrolle durch die weltlichen Ge­ richte zugeschrieben werden muß, bedarf noch der Klärung. Dem Vertrag von St. Truiden entsprechend war Kaiser Karl V. frühzeitig bemüht, M. ei­ nen Koadjutor mit Nachfolgerecht zur Seite zu stellen. M. hätte dieses Amt gern einem Mitglied seiner Familie übertragen, doch mußten er und das Domkapitel 1522 den habsburgischen Kandidaten C. de (—>) Berghes akzeptieren. Die päpstliche Bestätigung der Wahl erfolgte allerdings erst 1530. Auf die Geschicke von Stift und Bistum nahm der Koadjutor keinen Einfluß. In der Folgezeit versuchte M. sogar, seine Bestellung rückgän­ gig zu machen und ihn durch den Erzdiakon von Brabant, seinen Vetter Wilhelm v. d. M.Lummen, zu ersetzen. Bevor seine Bemühun­ gen zum Ziel gelangten, starb der „Kardinal von Lüttich“, dessen Gesundheit seit 1530 be­ einträchtigt war, am 16. 2. 1538 an den Fol­ gen einer Muschelvergiftung. Sein Leichnam wurde in der Kathedrale zu Lüttich, sein Herz in der Kirche der Kreuzherren zu Huy und seine Eingeweide in der Abtei Sept-Fontaines in Brüssel beigesetzt. In seinem 1535 abgefaß­ ten und am Tag vor seinem Tod bekräftigten Testament hatte er sein Patenkind Robert M., den Enkel eines weiteren Vetters, zum Uni­ versalerben bestimmt. Das prächtige Mauso­ leum, das M. sich bereits 1527 hatte errichten lassen, wurde während der französischen Re­ volution zerstört. Seit 1811 ruhen die Überre­ ste M.s in der 1802 zur Kathedrale erhobenen Stiftskirche Saint-Paul.

M., den die Lütticher Geschichtsschreibung in Anlehnung an den Begründer des geistli­ chen Fürstentums - als „Notker der Renais­ sance“ bezeichnet, war von hoher, kräftiger Gestalt. Er beeindruckte seine Zeitgenossen

Mark - Meckau

durch sein Gedächtnis, seine Redegewandt­ heit, seine Sprachkenntnisse, seine Bildung und seinen einwandfreien Lebenswandel. Aus heutiger Sicht fallen sein Nepotismus, seine Prachtliebe und vor allem seine uner­ sättliche Geldgier negativ ins Gewicht. Literatur: J. Daris, Liege XVIe siede 1-122. - A. Le Roy, in: BN 13 (1894/95) 497-511. - J. de Chestret de Haneffe, Histoire de la Maison de la Marek (Lüt­ tich 1898). - H. Pirenne III. - L.-E. Halkin, Le Cardi­ nal de la Marek, Prince-Eveque de Liege (15051538) (Lüttich 1930). - E. Buchin, Le regne d’Erard de la Marek (Lüttich 1931). - W. Bax, Het protestantisme in het bisdom Luik en voraal te Maastricht, 2 Bde. (Den Haag 1937/41). - L.-E. Halkin, La reforme en Belgique sous Charles-Quint (Brüssel 1957). - P. Harsin, Etudes critiques II. - Ders., Un probleme d’histoire economique: la fortune d’Erard de la Marek, prince-eveque de Liege (1505-1538), in: BCBA V/44 (1958) 366-405. -P. Harsin, Les premie­ res manifestations de la reforme lutherienne dans le diocese de Liege, in: BCBA V/48 (1962) 273-294. Histoire de Wallonie 286-291. Alfred Minke

Marschalk von Ebneth, Georg (+ 1503) 1503-1505 Bischof von Bamberg Georg Marschalk von Ebneth stammte aus ei­ ner reichsritterlichen Familie des Hochstiftes Bamberg. Seine Eltern waren vermutlich Wolfram M. v. E. und Elisabeth von Herbei­ stadt. Von M.s geistlicher Laufbahn ist wenig bekannt. Er war Kanonikus und Cellerar im Bamberger Domkapitel. Am 19. 9. 1503 wur­ de er zum Bischof von Bamberg gewählt. Da­ mals war er noch Subdiakon. Am selben Tag beschwor er die Wahlkapitulation. Die päpst­ liche Bestätigung erfolgte am 11. 12. 1503. Ob M. je die Priester- und Bischofsweihe emp­ fing, ist zweifelhaft. Am 22. 2. 1504 verlieh ihm der Kaiser die Regalien. Nach kurzer Re­ gierung starb der schon länger leidende M. bereits am 30. 1. 1505. Er wurde im Georgen­ chor des Bamberger Domes beigesetzt. Die Re­ liefplatte Peter Vischers mit der Darstellung des Verstorbenen hat sich erhalten. Literatur: J. Looshorn IV, 451-455. - G. Weigel. - E. v. Guttenberg 279f. - H. Lassmann. Egon Johannes Greipl

Mauerkircher, Friedrich (+ 1485) 1482-1485 Bischof von Passau

Friedrich Mauerkircher wurde als Sohn des Bürgers Simon aus Mauerkirchen und der

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Margarethe Pogenhofer zu Braunau am Inn geboren. Geburtsdatum und Ausbildungsgang sind nicht bekannt. In verschiedenen Doku­ menten wird er als Dr. decr. bezeichnet. Er war seit 1446 Mitglied des Passauer, seit 1451 auch des Freisinger Domkapitels und seit 1446 Stiftspropst von St. Johann in Freising. Auch in Salzburg und Regensburg hatte er Domkanonikate inne. Seit 1464 hatte M. die Pfarren Mauerkirchen bei Braunau und Pischelstorf im Bistum Passau inne. Als er 1472 das Amt eines Stiftspropstes in Altötting er­ hielt, war er schon Stiftspropst in Moosburg. Als Kanzler Herzog Georgs des Reichen von Bayern-Landshut wurde er bei der 1479 er­ folgten Bischofswahl in Passau der Gegen­ spieler G. (—►) Heßlers, des Kanzlers Fried­ richs III. Da Papst Sixtus IV. die Wahl annul­ lierte, kam es zu einem mehrjährigen Kampf um das Bistum. Nach dem Tod Heßlers wur­ de M. am 30. 10. 1482 von Sixtus IV. als neuer Oberhirte von Passau bestätigt. Ein Amnestie­ dekret von 1482 für die Anhänger M.s und Heßlers sollte die Wunden heilen, die die Auseinandersetzungen hinterlassen hatten. Obwohl der Papst Friedrich III. die Bestäti­ gung M.s zum neuen Bischof mitteilte und dieser M. die Regalien verlieh, blieb das Ver­ hältnis des Habsburgers zu M. gespannt. M. wirkte vornehmlich als Kanzler des Herzogs von Bayern-Landshut. Dort starb er am 22. 11. 1485. Er wurde in der Erasmuskapelle der Pfarrkirche Braunau beigesetzt. Sein ein­ drucksvoller Grabstein ist noch zu sehen. Von seiner bischöflichen Tätigkeit ist lediglich be­ kannt, daß er den Bau der von Bischof U. v. (—>) Nußdorf begonnenen Wallfahrtskirche St. Salvator in Passau fortführte. Literatur: J. N. Buchinger 188-191. - A. Schels, Zur Geschichte des Passauerbischofes Dr. Friedrich Mauerkircher, in: VerhNdb 8 (1862) 341-350. - L. H. Krick, Domstift 47, 293. - Ders., 33 alte Passauer. Kleine Bilder aus der Geschichte des Bistums Pas­ sau (Passau 1927) 15-17. - R. Stauber, Der letzte Kanzler des Herzogtums Bayern-Landshut. Eine bio­ graphische Skizze zu Wolfgang Kolberger, in: ZBLG 54 (1991) 333-337. August Leidl

Meckau, Melchior von (um 1440-1509)

1482-1488 Koadjutor des Bischofs von Bri­ xen 1488-1509 Bischof von Brixen 1503 Kardinal Melchior von Meckau wurde um das Jahr 1440 als Sohn des Melchior v. M. und der Klara von Haunsberg geboren. Die Meckau waren ein Ministerialengeschlecht des Hoch­

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Meckau

Stiftes Meißen. M.s Bruder Kaspar war in Innsbruck Rat und Kämmerer Maximilians I. und Stammvater der späteren Grafen von Meckau. M. absolvierte sein Studium 1458 in Leipzig und 1459 in Bologna, wo er zum Dok­ tor der Rechte promovierte. 1471 besorgte M. für den in Rom weilenden Brixner Domdekan Füger die Dekanatsangelegenheiten. 1471 be­ saß er ein Kanonikat in Meißen. Im gleichen Jahr erhielt er den Auftrag, in einem Streitfall den Meißner Domdekan in Rom zu vertreten. Seit 1463 päpstlicher Familiar, 1464 auch Kubikular, wurde er unter Papst Paul II. zum Scriptor paenitentiariae ernannt (1465). Vor allem unter Sixtus IV. wirkte M. als Scriptor litterarum apostolicarum (1470-80). 1473-78 war er als kurfürstlich-sächsischer Prokurator an der römischen Kurie tätig. Seit 1472 besaß er ein Kanonikat in Brixen. 1473 ernannte ihn Sixtus IV. zum Domdekan in Meißen. 1476 und 1478 führte er im Auftrag des Brixner Bi­ schofs G. (—>) Golser die Visitatio ad limina durch. Zwischen 1473 und 1482 erwarb er mehrere Pfründen, so 1478 die Pfarrei und Propstei St. Lorenz in Nürnberg, 1479 die Dompropstei in Magdeburg und 1482 jene von Meißen. M. betätigte sich vor allem im weltlichen Bereich. Seit 1473 war er Rat bei Herzog Sigmund von Tirol. 1481 wurde er dessen Kanzler und 1483 Rat Maximilians I. Zeitweilig bekleidete er auch das Amt eines Statthalters der Innsbrucker Hofkammer. Auf Empfehlung des Kaisers und auf Wunsch des Brixner Bischofs Golser wählte das Dom­ kapitel M. am 22. 3. 1482 zum Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge. Papst Sixtus IV. be­ stätigte dies am 22. 4. 1482. Bis 1488 weilte M. meist als Kanzler des Herzogs in Inns­ bruck. Zu Ostern 1488 übergab ihm Golser die Leitung von Hochstift und Diözese, und am 15. 7. 1488 konsekrierte er ihn.

M. hielt 1489 eine Diözesansynode ab, von der keine Quellen erhalten sind. Im selben Jahr bestellte er ein Brixner Brevier in Augs­ burg. 1493 ließ er ebenda ein Missale drukken, und ein Jahr später gab er ein Brixner Ri­ tuale in Auftrag. Seitdem waren diese Bücher für die Seelsorger verbindlich. M. war ein großer Bücherfreund und sammelte Hand­ schriften, theologische Werke und Klassiker. Im Einvernehmen mit dem Domkapitel be­ stellte er 1496 Ch. v. (^) Schrofenstein zum Koadjutor. 1501 genehmigte die Kurie ihm eine Milderung des Fastengebotes. Mit einem Dekret von 1503 ordnete M. die Bestrafung von Gotteslästerern und Ehebrechern an. Der Stadt Brixen gestattete er einen Bürgeraus­ schuß.

M.s Hauptinteresse galt der Politik und der Wirtschaft. Als Maximilian I. sich 1493 länge­ re Zeit in Wien aufhielt, führte M. für ihn die Tiroler Landesregierung. Er verstand es, aus dem Bergbau im Gebiet des Hochstiftes große Gewinne zu erzielen und erwarb weitere An­ teile bei verschiedenen anderen Bergwerken, so beim Silberbergwerk bei Gossensaß und beim Goldbergwerk in Gastein. Daher war er in der Lage, Maximilian, der sich in ständiger Geldnot befand, große Summen zu leihen. Der Kaiser mußte ihm dafür die Gerichte von Feldthurns und Täufers, außerdem die vier Pustertaler Gerichte Schöneck, St. Michelsburg, Uttenheim und Heinfels verpfänden. 1505 lieh M. den Fuggern in Augsburg, mit denen er weiterhin engen Kontakt behielt, 100 000 fl. Anläßlich des Engadiner Krieges bot M. seine Truppen auf und zog mit ihnen nach Mals, wo er im Mai 1499 mit Kaiser Maximilian zu­ sammentraf. Dieser verwandte sich bei Papst Alexander VI. für die Kardinalserhebung M.s. Dazu kam es am 31. 5. 1503. Als Titelkirche erhielt M. S. Maria in Aracoeli. Als Kaiser Maximilian 1504 gegen den Herzog von Nie­ derbayern in den Krieg zog, beteiligte sich M. daran mit seinen Söldnern. Als Maximilian 1506 nach Rom ziehen wollte, um dort die Kaiserkrone zu empfangen, reiste M. ihm nach Venedig voraus, um wegen des Durch­ zuges des Kaisers mit der Republik zu ver­ handeln. Nachdem er dort erfolglos geblieben war, begab er sich nach Rom, wo er seitdem als Gesandter Maximilians residierte. Mit der Verwaltung des Hochstiftes betraute er einen Statthalter, mit der Leitung der Diözese den Generalvikar und den Weihbischof. In seinem Testament setzte M. die deutsche Nationalkirche S. Maria dell’Anima, deren Rektor er um 1480 geworden war, als Univer­ salerbin ein. Da er diese Verfügung aber ohne Zustimmung der römischen Kurie getroffen hatte, war sie nach damaligem Recht ungül­ tig. Daher zog der Papst den Nachlaß des Kar­ dinals ein. Dieser belief sich auf 152 931 Rheinische Gulden und war beim Bankhaus der Fugger in Augsburg festgelegt. Auf Inter­ vention des Kaisers überließ der Papst diese Summe zwar Maximilian, damit er sie dem Hochstift Brixen übergebe. Da der Kaiser sich jedoch in Geldnöten befand, behielt er die Summe mit Zustimmung Bischof Schrofensteins als Anleihe und zahlte dafür dem Hochstift lediglich einige Zinsen. Das bedeu­ tende Erbe M.s kam daher letztlich weder dem Bistum Brixen noch der Anima zugute.

Meckau - Medek

M. starb am 3. 3. 1509 in Rom. In seinem Te­ stament hatte er die Kirche der Anima als letzte Ruhestätte bestimmt. Da diese sich aber damals noch im Bau befand, wurde er auf Wunsch des Papstes in seiner Titelkirche bei­ gesetzt. M. hatte die Verwaltung seiner Di­ özese vielfach vernachlässigt. Er war mehr Politiker und Wirtschaftsmanager als Bischof. Literatur: L. Santifaller, Brixner Domkapitel 379381. - G. v. Pölnitz, Jakob Fugger und der Streit um den Nachlaß des Kardinals Melchior von Brixen (1496-1515), in: QFIAB 30 (1940) 223-294. - A. E Hüter, Die Fugger in Tirol, in: TH 12 (1948) 25-35. A. Sparber 164-169. - J. Gelmi, Bischöfe 111-114. - Ch. Schuchard 57. Josef Gelmi

Medek, Martin (1538 -1590)

1581-1590 Erzbischof von Prag Martin Medek wurde 1538 in Müglitz (Mäh­ ren) geboren. Er studierte Theologie am Jesui­ tenkolleg in Olmütz und blieb auch später als Erzbischof dem Orden gewogen. Nach der Priesterweihe fungierte er kurz als Hofkaplan des Erzbischofs A. (—>) Brus in Prag und als Dekan des St.-Peters-Kapitels in Brünn. Nachdem er in den Orden der Kreuzherren mit dem roten Stern eingetreten war, wirkte er als Pfarrer auf dessen Pfarreien Hödnitz, Freiberg (Pribor) sowie eventuell Müglitz und seit 1577 als Propst des Kreuzherrenstifts Pöl­ tenberg bei Znaim. Nach dem Tod von Brus wählten ihn die Kreuzherren 1580 zu ihrem Großmeister. Als solchen nominierte ihn Kai­ ser Rudolf II. am 15. 1. 1581 zum Prager Erz­ bischof, verbot jedoch später den Kreuzher­ ren, den Großmeister künftig vor der Nomi­ nierung des Erzbischofs zu wählen, da beide Ämter wegen der mangelhaften erzbischöfli­ chen Einkunftsquellen bis zum Ende des 17. Jh.s miteinander verbunden blieben. Mit ei­ ner vorgängigen Wahl der Kreuzherren hätten diese praktisch das kaiserliche Nominations­ recht ausgehöhlt. M. wurde am 17. 4. (HC: 28. 4.) 1581 vom Papst bestätigt und am 8. 10. 1581 vom ungarischen Kanzler, Erzbischof Georg Drazkovic von Kolocsa, konsekriert.

Auf kaiserliche und päpstliche Anordnung führte er bereits 1581 auf den königlichen Herrschaften eine Visitation durch, über die er Bericht erstattete. Spätere Visitationen - so 1583 im Kreis Pilsen und 1585 in den Kreisen Krumau, Prachatitz und Volyn - übernahm der Kapitelsdekan und nachmalige Generalvi­ kar Georg Barthold von Breitenberg, ein hu­ 36 Lexikon

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manistisch und theologisch hochgebildeter Prediger und Historiker. Auf den mit den Vi­ sitationen verbundenen Klerusversammlun­ gen, aber auch in zahlreichen Einzelinterven­ tionen bemühte sich M. sehr um Disziplin und Lebenswandel des Klerus. In häufigen Klagen an den Kaiser und Bitten an die katho­ lischen Stände suchte er die Besetzung katho­ lischer Pfarreien mit Lutheranern zu verhin­ dern. Angesichts des Priestermangels standen zur Nachwuchsbildung neben dem Kreuzher­ renkonvikt vor allem das Prager Jesuitenkol­ leg und die zu seiner Zeit neu errichteten Je­ suitenkollegien in Krumau, Wittingau (1584) und Kommotau (1590) zur Verfügung. Vergeb­ lich erbat er jedoch 1587 vom Kaiser die Er­ laubnis zur Gründung eines Priesterseminars. 1589 besetzte er das Karmeliterkloster in Tachau wieder mit bayerischen Mönchen. Vom Papst, dem er 1589 erneut über die schwieri­ ge Situation seiner Diözese berichtete, erhielt er das Patronat über das Augustinerkloster St. Thomas in Brünn.

Infolge der Confessio Bohemica (1575), in der sich evangelisch gesinnte Utraquisten und Lutheraner verbanden und mit den Böhmi­ schen Brüdern verständigten, wurde das utra­ quistische Konsistorium, das an den Auffas­ sungen des traditionellen Utraquismus fest­ hielt, kirchenpolitisch isoliert. Daher suchte es nun gegen die Ausbreitung der Lutheraner und Böhmischen Brüder Unterstützung beim

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Medek - Meitting

Erzbischof, dessen Jurisdiktion es sich zum Unwillen der nichtkatholischen Stände am 12. 12. 1581 unterstellte. In diesem Sinne wurde M. auch bereits im Januar 1582 tätig, als er die Herrschaft Pardubitz visitierte, die zwar dem Kaiser gehörte, deren Klerus aber durchweg utraquistisch war. In der abgehalte­ nen Dekanatsversammlung verlangte er ein Gehorsamsversprechen der utraquistischen Geistlichen. Erst danach, am 12. 2. 1582, teil­ te ein kaiserliches Mandat die Einsetzung des neuen Erzbischofs offiziell mit und gebot den Utraquisten ebenso wie den Katholiken die­ sem gegenüber Gehorsam. Verschiedentlich wandte sich das utraquistische Konsistorium an M. mit der Bitte um Unterstützung oder Fürsprache - so am 12. 9. 1582, als es sich vergeblich gegen gottesdienstliche Abwei­ chungen in Prager Gemeinden wandte, oder 1585, als es die Stände vergeblich um seine Neubesetzung ersuchte. Als M. 1582 dem Klerus den neuen Gregorianischen Kalender vorschrieb, verwehrten die nichtkatholischen Stände ihren Geistlichen die Annahme bis zu einem Landtagsbeschluß, während das utra­ quistische Konsistorium die Anweisung ak­ zeptierte. Anders als unter Erzbischof Brus fügte sich die utraquistische Kirchenleitung nicht mehr bloß scheinbar der erzbischöfli­ chen Obödienz. Um die Ordination utraqui­ stischer Priester ersuchte sie jedoch vergeb­ lich. Während M. einerseits die landeskirchli­ che Verständigung unter Duldung des Laien­ kelchs suchte und fand, verhinderte er allerdings dessen Ausbreitung, als er dem ka­ tholischen Kapitelsdekan von Leitmeritz 1587 die Einführung der Kelchkommunion verbot. Mit Nachdruck, aber ohne großen Er­ folg versuchte er, auch die Ausbreitung der Nichtkatholiken zu verhindern. Als er 1586 die neue Bannbulle Sixtus’ V. gegen Häretiker drucken und anschlagen ließ, weckte dies große Empörung. Der Kaiser, der wegen sei­ ner Schulden auf die Bereitwilligkeit der Stände angewiesen war, ließ daraufhin die Drucke und Anschläge beseitigen, rügte M. und gebot ihm, für Drucke künftig die kaiser­ liche Bewilligung einzuholen.

Als der Kaiserhof 1583 nach Prag übersie­ delte und seither auch die Nuntien hier resi­ dierten, verstärkte sich deren unmittelbarer Einfluß auf die böhmische Kirchenpolitik. Der eifrige und gebildete M., der fünf Spra­ chen verstand, stand in gutem Einvernehmen mit dem Nuntius und besaß in Rom ein be­ merkenswertes Ansehen. Er beteiligte sich auch an den Beratungen über den Rekatholisierungsplan, den der Nuntius 1584 dem Kai­ ser vorlegte.

Unter Teilnahme des Kaisers ließ M. am 28. 5. 1588 die Gebeine des Landespatrons Prokop aus dem verlassenen Kloster Sazava nach Prag in die Kollegiatkirche Allerheiligen auf der Burg überführen. Am Ende seines Lebens gründete er in seinem Heimatort Müglitz ein Spital für Arme. Er starb am 2.2. 1590 in Prag und wurde neben seinem Vorgänger in der Antoniuskapelle des St. Veitsdoms beigesetzt. Literatur: A. Frind, Bischöfe 189-192. - K. Borovy, Martin Medek, arcibiskup prazsky [Martin Medek, Erzbischof von Prag] (Prag 1877). - OSN 16 (1900) 1056 f. - V. V. Tomek XII. - E Vacek, Relace arcibiskupa Martina Medka o stavu prazske dieceze z r. 1589 [Relation des Erzbischofs Martin Medek über den Zustand der Prager Diözese von 1589], in: Caso­ pis katolickeho duchovenstva [Zeitschrift der katho­ lischen Geistlichkeit] 49 (Praha 1908) 317-324. - F. Hrejsa, Ceskä konfesse 328-332. - A. Podlaha 137147; Suppl. I, II. - K. Stloukal. - Ders., Pocätky nunciatury v Praze. Bonhomini v Cechäch v letech 1581-1584 [Die Anfänge der Nuntiatur in Prag. Bonhomini in Böhmen in den Jahren 1581-1584], in: CCH 34 (1928) 1-24, 237-279. - W. Lorenz 57-65. Prazske arcibiskupstvi 312 f. Winfried Eberhard

Meitting (Meittinger, Meuting), Hieronymus (+ 1557)

1536-1557 Bischof von Chiemsee Hieronymus Meitting stammte aus einer Augsburger Patrizierfamilie. Er studierte seit 1516 in Ingolstadt und erwarb den Grad eines Dr. iur. utr. In Passau, wo er eine Domherren­ stelle erhielt, war er Offizial, in Salzburg erz­ bischöflicher Rat. Am 9. 12. 1536 nominierte ihn der Salzburger Erzbischof Kardinal M. (—>) Lang, der über ein Jahr lang dieses Salz­ burger Eigenbistum selbst administriert hatte, zum Bischof von Chiemsee. Die Konsekration erfolgte am 17. 12. M. nahm 1537 und 1549 an den Salzburger Provinzialsynoden teil. Er war ferner auf dem Nürnberger (1542), Worm­ ser (1545) und Augsburger (1550) Reichstag und 1552 wohl als Vertreter des Salzburger Erzbischofs und als einer der wenigen deut­ schen Bischöfe bei der zweiten Tagungsperi­ ode des Konzils von Trient anwesend. Seine Amtszeit war von andauernden Jurisdiktions­ streitigkeiten mit dem Propst des AugustinerChorherrenstiftes Herrenchiemsee überschat­ tet, der zugleich Archidiakon von Chiemsee war. M. starb im August oder September 1557. Literatur: E. Wallner, Bischöfe 85f. - E. Naimer, Chiemsee 70. - M. Heim 42-44.

Erwin Naimer

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Meier - Mengersdorf

Meier (Maler, Pictor), Johannes (OESA) (+ frühestens 1529) 1518

Ep. tit. Tricalensis Weihbischof in Osnabrück und Mün­ ster; 1520-21 auch weihbischöfliche Handlungen in Köln

* Lippstadt; Augustinereremit; Dr. theol.; 18. 1. 1518 Titularbischof von Tricala; Weihbi­ schof in Osnabrück und Münster; konsekrierte 1520 eine Kapelle in Köln „prope Fra­ tres conventuales in platea quam arctam vocant“, am 12. 1.1521 die Kapelle „in den Zug­ gelen prope Camen“ zu Ehren des heiligen Kreuzes und 1529 zwei Altäre im Dom zu Os­ nabrück. Literatur: A. J. Binterim 67. - A. Tibus 51. - J. C. Möller 81 f. - K. Zuhorn 384. - Th. Beckmann. Handbuch Münster (1993) 349. Alois Schröer

Mendel von Steinfels, Christoph (+ 1508) 1502-1508 Bischof von Chiemsee Christoph Mendel entstammte vermutlich ei­ ner oberpfälzischen, nach ihrem Stammsitz Steinfels benannten Familie. Seit 1463 stu­ dierte er in Leipzig. Am 25. 7. 1472 wurde er durch Wahl zum ersten Rektor der Universi­ tät zu Ingolstadt und 1476 als Ordinarius der juristischen Fakultät erneut zum Rektor der Universität gewählt. Er wurde als „artium ac legum doctor“ und nach seinem Tod als „utriusque doctor famosus“ bezeichnet. 1495 wurde er erzbischöflich-salzburgischer Kanz­ ler. Vor 1501 gründete er mit zwei Bergbauun­ ternehmern eine Gesellschaft, die das um Ga­ stein und Rauris geförderte Edelmetall nach Venedig exportierte. Am 5. 8. 1502 nominierte Erzbischof L. v. (—>) Keutschach M. in Anwesenheit des Domkapi­ tels zum Bischof von Chiemsee. Die päpstli­ che Bestätigung erfolgte am 18. 10., die Be­ sitzergreifung des Chiemseehofes am 22. 11. 1502 und die Konsekration am 16. 7. 1503. Das Amt des Kanzlers behielt M. bei. Bischöf­ liche Amtshandlungen für den Erzbischof sind dagegen nicht nachgewiesen. M. führte mehrere Prozesse wegen seiner bischöflichen Rechte. 1503 unterlag er dem Salzburger Kammermeister und Pfarrvikar der in der Di­ özese Chiemsee gelegenen und ihrer Mensa inkorporierten Pfarrei St. Johann in Tirol, Ge­ org Erlbach, im Streit um eine erhöhte Weihe­ steuer. 1505 konnte er sich dagegen durchset­ zen, als dieser sich mit der portio congrua nicht zufriedengeben wollte. Eine Auseinan­ 36*

dersetzung mit dem erzbischöflichen Rat Dr. Jakob Haushaimer wegen einer Pfründe ende­ te 1507 in einem Vergleich. M. verpflichtete dabei sich und seine Nachfolger zur Zahlung von 80 rheinischen Gulden aus den Einkünf­ ten seines Bistums und der Pfarrei St. Johann an Haushaimer. Zu einem weiteren Streitfall kam es durch die Exkommunikation eines in St. Johann wirkenden Geistlichen, wodurch sich der Propst von Herrenchiemsee in seiner Zuständigkeit beeinträchtigt fühlte. Der Streit wurde schließlich an die Rota Romana getra­ gen und zugunsten des Propstes entschieden. Eine Appellation M.s an den Papst blieb ohne Erfolg. M. starb am 4. 5. 1508. Er wurde im Dom zu Salzburg beigesetzt. 1510 erging in der Streit­ frage ein letztes Urteil, wonach der Bischof von Chiemsee dem Propst eine Entschädi­ gung zu zahlen hatte. Literatur: G. v. Pölnitz (Hg.), Die Matrikel der Lud­ wig-Maximilians-Universität Ingolstadt-LandshutMünchen 1/1 (München 1937) 7, 65. - E. Wallner, Chiemsee 117f. - Ders., Bischöfe 82f. - H. DopschH. Spatzenegger 1/2, 827. - J. Sallaberger 439f. - E. Naimer, Chiemsee 22f. - Ders., St. Johann 578. - M. Heim 40, 208-225. Erwin Naimer

Mengersdorf, Ernst von (1554-1591) 1583-1591

Bischof von Bamberg

Ernst von Mengersdorf wurde am 23. 10. 1554 zu Bamberg als Sohn des bambergischen Pflegers zu Gößweinstein und zu Velden­ stein, Otto Erhard v. M. (t 1580), und seiner Frau Anna von Würtzburg, einer Schwester des Bamberger Bischofs V. v. (—>) Würtzburg, geboren. Die Familie des Vaters stand seit Jahrhunderten in kirchlichen Diensten und hatte schon oft Pfründen süddeutscher Kapi­ tel besetzt. M. wurde 1564 Domizellar in Bamberg und Würzburg. In Würzburg be­ suchte er 1568-69 das Jesuitenkolleg, kehrte dann nach Bamberg zurück und studierte an­ schließend an den Universitäten Löwen (1570-72), Ingolstadt (1573), Dole (1573-74) und Bologna (1574-77) Philosophie, Jurispru­ denz und Theologie. Er erwarb sich ausge­ zeichnete Kenntnisse der lateinischen Spra­ che. 1577, nach dem Tode des bischöflichen Onkels, kehrte er nach Bamberg zurück. Nach den sehr kurzen Amtszeiten der Bischöfe J. G. (—>) Zobel von Giebelstadt und M. v. (—>) Eyb wählte ihn das Domkapitel am 2. 9. 1583 ein­ stimmig zum Nachfolger, obwohl er noch nicht dreißigjährig war. Eine Gesandtschaft

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Mengersdorf - Meppen

des Gewählten erwirkte am 21. 11. 1583 die päpstliche Bestätigung. Kurze Zeit später er­ hielt er das Pallium und die Regalien. Der Würzburger Bischof J. (—>) Echter von Mespelbrunn konsekrierte ihn in Bamberg zu Pfingsten 1584. Schon am 10. 11. 1583 hatte er dort durch Einführung des Gregoriani­ schen Kalenders ein Zeichen seines gegenre­ formatorischen Wirkens gesetzt. Besonders lag ihm die Errichtung des von Papst und Konzil seit langem geforderten Priestersemi­ nars am Herzen. 1586 wurde diese Bildungs­ stätte in den Räumen des anderweitig verleg­ ten Karmelitenklosters eröffnet. Mit Bezug auf das Konzil von Trient veröffentliche M. 1587 das Ehemandat und 1589 eine Feiertagsund Fastenordnung. Mit einer Flut weiterer Mandate suchte er die Untertanen des Hoch­ stiftes zu einem kirchenkonformen Leben zu bringen. 1588 begab er sich in die bambergi­ schen Besitzungen in Kärnten, klärte Fragen der Statthalterschaft und ließ an der streng altkirchlichen Richtung keinen Zweifel. Ge­ rühmt werden M.s persönliche Frömmigkeit und sein ausgleichender Sinn, der das beste Einvernehmen mit dem Domkapitel sicherte. 1588 berief er einen Landtag ein, um Mittel gegen die Verschuldung des Hochstifts zu ge­ winnen. Als Bauherr betätigte er sich in den Festungen Kronach und Forchheim. In Bam­ berg ließ er Schloß Geyerswörth in zeitgemä­ ßer Form errichten. M. starb am 21. 10. 1591 zu Bamberg nach längerer Kränklichkeit, knapp 37 Jahre alt. Als Erben hatte er seine fünf noch lebenden Geschwister bestimmt; verschiedene Klöster, Kirchen und Privatper­ sonen erhielten Legate. M. wurde, wie testa­ mentarisch verfügt, beim Simon- und Judasal­ tar im Dom beigesetzt. Sein vom Bildhauer Franz Werner geschaffenes, 1596 aufgestelltes Grabdenkmal befindet sich heute in St. Mi­ chael. Literatur: J. Metzner 1-31. - J. Looshorn V, 151217. - G. Weigel. - J. Kist, Jugend und Studienzeit des Bamberger Bischofs Ernst von Mengersdorf, in: MThZ 1 (1950) 59-65. - Ders., in: NDB 4 (1959) 607. - Ders., Bamberg 89-91. - H. Lassmann. - G. May 574f. Egon Johannes Greipl

Measing, Johannes (OP) (+ 1547)

1539 Ep. tit. Acconensis 1539-1547 Weihbischof in Halberstadt * vor 1500 Zutphen oder Zwolle; trat 1495 in den Dominkanerorden ein; 1517 Lie. theol. Wittenberg; 1519-24 Regens des Ordensstu­ diums der Dominikaner in Magdeburg; 1524-

27 Prior des Magdeburger Klosters; gleichzei­ tig Domprediger in Magdeburg und anschlie­ ßend Hofprediger in Dessau; 1529 Professor der Theologie in Frankfurt/O.; 1524-39 Pro­ vinzial der Dominikaner.

M. setzte sich systematisch mit der reformato­ rischen Theologie auseinander. 1526/27 ver­ teidigte er die katholische Lehre von der Mes­ se. Auf dem Augsburger Reichstag von 1530 gehörte er zu den Mitverfassern der Confutatio. In seinem 1535 erschienenen Werk „Vom Verdienste und rechtfertigungen des glau­ bens, lieben und guter werck, und vielen do zu dienstlich lehr stucken“ legte er die katho­ lische Rechtfertigungslehre dar. 1539 be­ stimmte (—>) Albrecht von Brandenburg ihn zum Weihbischof in Halberstadt, obwohl er mehr auf Seiten Herzog Georgs von Sachsen und der Fürstin Margarete von Anhalt stand; 29. 10. 1539 Titularbischof von Akko; 1540 nahm er am Wormser Religionsgespräch teil, t 8. 8. 1547. Schriftenverzeichnis: W. Kleiber, Katholische Kontroverstheologen und Reformer des 16. Jahrhunderts (Münster 1978) 295f. - VD 13 (1988) 570-572, M 4645-4664. Literatur: G. M. Löhr, Das Testament des Halber­ stadter und Magdeburger Weihbischofs Johannes Mensing, in: AFP 9 (1939) 223-229. - H.-Ch. Rikkauer, Rechtfertigung und Heil. Die Vermittlung von Glaube und Heilshandeln in der Auseinander­ setzung mit der reformatorischen Lehre bei Konrad Klinge (1483/84-1556) (Leipzig 1986) 211f. - F. Schrader, Magdeburg 71f. - R. Bäumer, in: NDB 17 (1994) 88f. Josef Pilvousek

Meppen, Johannes von (OESA) (t 1496) 1477 Ep. tit. Larissensis 1477-1496 Weihbischof in Osnabrück und Bremen 1495-1496 Weihbischof in Münster Mag. theol.; 1476 Lektor und Prior des Osna­ brücker Klosters der Augustiner-Eremiten; nach Zustimmung des Ordensgenerals Am­ brosius von Cori am 24. 1. 1477 zum Titular­ bischof von Larissa und Weihbischof in Osna­ brück ernannt; 10. 2. 1477 Konsekration in S. Maria dell’Anima in Rom; später auch Weih­ bischof in Bremen; konsekrierte am 18. 7. 1484 die restaurierte Kirche der Benediktine­ rinnen auf dem Gertrudenberg; seit 1495 Weihbischof in Münster; t November 1496 Münster; □ am Portal des Domes zu Münster; Jahrgedächtnis am 16. 11.

Meppen - Merklin Literatur: D. A. Gandolfus, Dissertatio historica de duecentis celeberrimis Augustinianis scriptoribus ex illis qui obierunt post magnam unionem Ordinis Eremitici usque ad finem Tridentini Concilii (Rom 1704). - Ch. G. Jöcher, Allgemeines Gelehrten-Lexikon II (Leipzig 1750) 1932. - J. C. Möller 73. - J, Schmidlin, Anima 95. - W. Berning 185. - K. Zu­ horn. - Th. Beckmann 6, 25, 44, 52, 77. - M. F. Feld­ kamp, Weihbischöfe 21. Michael F. Feldkamp

Merchteren, Johann von (OFM) (+ 1472) 1457 Ep. tit. Libariensis 1457-1472 Weihbischof in Lüttich Lektor der Theologie; 27. 4. 1457 Titularbischof von Libarien und Weihbischof in Lüt­ tich; + September 1472. Literatur: S. P. Ernst 137-140. -U. Berliere 63-66. Alfred Minke

Merklin, Balthasar (1479-1531)

Generalvikar des Bischofs von Konstanz 1528-1530 Gewählter Bischof von Hildes­ heim 1530-1531 Bischof von Konstanz und Ad­ ministrator des Bistums Hildes­ heim 1511-1512

Balthasar Merklin wurde im Jahre 1479 zu Waldkirch (Br.) als Sohn des Hans M. und der Barbara Lustlory geboren. Er entstammte ei­ ner angesehenen, vermögenden Handwerker­ familie mit verwandtschaftlichen Beziehun­ gen im Trierer Raum. Er besuchte die be­ rühmte Humanistenschule in Schlettstadt. Daran schloß sich 1498 das Studium in Paris, 1498-1500 in Bologna (Dr. decr.) und Trier (Dr. iur. civ.) an. In Trier erhielt er eine Profes­ sur. 1502-04 war er Rektor der Universität. M. wurde Kleriker der Erzdiözese Trier. Auf dem Reichstag zu Konstanz 1507 nahm Kai­ ser Maximilian M. in seine Kanzlei auf und bestellte ihn zum Rat und „Orator“. Wieder­ holt setzte er ihn in der Folgezeit als Unter­ händler ein. M. erhielt, meist aufgrund kai­ serlicher Interzession, zahlreiche Pfründen, die er wiederum nach kurzer Zeit (wohl ge­ gen Pensionen) resignierte. 1511-12 war er Generalvikar des Bischofs von Konstanz. Durch Tausch erhielt er 1517 in Konstanz eine Domherrenpfründe und die Domkanto­ rei. Kaiser Karl V. übernahm als einzigen der alten Hofräte 1520 M. in seine Kanzlei. Er be­ traute ihn mit den deutschen Angelegenhei­ ten. Fortan begleitete M. den Kaiser auf zahl­

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reichen Reisen. Dabei konnte er Einfluß auf die kaiserliche Politik in Deutschland neh­ men. An der Ausarbeitung des Wormser Edik­ tes von 1521 war er maßgeblich beteiligt. An­ schließend verkündete er es in der Diözese Konstanz. 1527 wurde er Reichs Vizekanzler.

Obwohl ein Freund des Humanismus, stellte M. sich von Anfang an gegen die lutherische Neuerung. Deshalb konnte ihn der Kaiser in seiner Religions- und Reichspolitik einset­ zen. Mit Nachdruck empfahl er ihn in zwei Hochstiften, die nicht zuletzt durch die Re­ formation in Bedrängnis gekommen waren, und zwar in Hildesheim und Konstanz. Am 6. 5. 1527 postulierte ihn das Hildesheimer Domkapitel zum Bischof. Da der bisherige Bi­ schof (—►) Johann von Sachsen-Lauenburg keine Möglichkeit mehr sah, sein Schicksal zu wenden, resignierte er das Hochstift und ging nach Ratzeburg ins Exil. Am 1. 2. 1528 nahm M. im kaiserlichen Hoflager zu Burgos die Wahl an; zwei Tage später erteilte Karl V. ihm und seinem Hochstift samt dem Domka­ pitel einen Schutzbrief.

Bischof und Domkapitel von Konstanz postu­ lierten M. im September 1527 ebenfalls als Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge. Die österreichisch-kaiserlichen und die konstanzischen Interessen liefen zusammen; der Reichs Vizekanzler sollte helfen, die Lage des bedrohten Hochstifts zu stabilisieren. Kurze Zeit zuvor hatten der Bischof, das Domkapi­ tel, die Nebenstifte und das Konsistorium die Bischofsstadt verlassen müssen. Die Absicht Kaiser Karls V., M. zur Abwehr des Protestantismus auch zum Bischof von Dorpat machen zu lassen, ließ sich nicht ver­ wirklichen. Unsicher und in der Literatur umstritten ist M.s Ernennung zum Bischof von Malta. 1528 kehrte M. nach sechsjährigem Aufent­ halt am kaiserlichen Hof in Spanien nach Deutschland zurück. Als kaiserlicher Gene­ ralorator sollte er bei den Reichsständen um Unterstützung gegen Frankreich und England werben, auch versuchen, durch Zugeständ­ nisse die Neuerer zu gewinnen. 1529 vertrat er auf dem Reichstag zu Speyer den Kaiser. Am Rande der Versammlung kam es auch zu Gesprächen über Konstanz. Durch Alter und Krankheit gezwungen und unter starkem österreichischem Druck erklärte sich Bischof H. v. (—►) Hohenlandenberg Mitte 1529 bereit, das Hochstift zu resignieren. Gegen Ende des Jahres kam M. an den Bodensee; die notwen­ digen Verträge und Reverse konnten im Janu­ ar 1530 ausgefertigt werden. Anschließend reiste er ins kaiserliche Hoflager nach Bolo­

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Merklin - Metternich

gna. Dort bestätigte Papst Clemens VII. ihn am 9. 3. 1530 als Bischof von Konstanz und bestellte ihn gleichzeitig zum Administrator von Hildesheim. Überdies wurde M. gestattet, neben dem Kanonikat an St. Simeon in Trier und der Propstei von Waldkirch die Dom­ propstei Konstanz beizubehalten. Am 18. 3. 1530 verlieh Kaiser Karl V. M. die Regalien für Konstanz und Hildesheim und bestätigte die Freiheiten beider Hochstifte. Während des Reichstages zu Augsburg empfing M. vom Mainzer Erzbischof (—>) Albrecht von Bran­ denburg am 3. 7. 1530 die Bischofsweihe. Welche Rolle M. auf diesem wichtigen Reichstag spielte, ist noch zu untersuchen. Das gleiche gilt für Gerüchte, M. sei kurze Zeit später beim Kaiser in Ungnade gefallen. Der Grund seien Bestechlichkeit und Nach­ giebigkeit gegenüber den Protestanten gewe­ sen. M. war allerdings bei der Königswahl Ferdinands I. am 5. 1. 1531 in Köln und bei dessen Krönung am 11. 1. in Aachen anwe­ send. Im März desselben Jahres weilte er noch im kaiserlichen Hoflager in Spanien. Dann trat er eine Reise nach Deutschland an. Am 28. 5. 1531 verstarb er in Trier an den Fol­ gen eines Schlaganfalls. Er wurde in der Stiftskirche von St. Simeon beigesetzt.

Infolge seiner Beanspruchung durch den kai­ serlichen Dienst konnte M. sich nur wenig um seine Bistümer kümmern. Bedeutsam aber blieb, daß in ihm als Reichsvizekanzler die kaiserliche Gewalt in beiden Hochstiften präsent war. Literatur: J. Bader, Der Constanzische Bischof Bal­ thasar Merklin, Reichsvizekanzler, Bisthumsverweser zu Hildesheim und Stiftspropst zu Waldkirch, in: FDA 3 (1868) 1-24. - A. Bertram, Hildesheim II, 49-60. - A. Willburger 137-170 u. ö. - A. Hasencle­ ver, Balthasar Merklin, Propst zu Waldkirch, Reichsvizekanzler unter Karl V. Eine biographische Skizze, in: ZGO 73 (1919) 485-502; 74 (1920) 3680. - K. Wolfsgruber 178f. - O. Looz-Corswaren, in: NDB 1 (1953) 566f. - H. Rambach, Balthasar von Merklin, ein großer Sohn der Stadt Waldkirch, in: Beiträge zur Geschichte der Stadt Waldkirch 4 (Waldkirch 1964) 63-121. - R. Reinhardt, Konstanz 26f. u. ö. - Ders., Merklin. - E. Zenz, Balthasar Merklin von Waldkirch, Stiftsherr, Reichsvizekanz­ ler und Bischof, in: KTrJb 23 (1983) 47-55. - K. Mai­ er. - R. Reinhardt, in: HS 1/2, 385-389. Rudolf Reinhardt

Metternich, Lothar von (1551-1623) 1599-1623 Kurfürst-Erzbischof von Trier

Lothar von Metternich wurde am 31. 8. 1551 als Sohn des Hans v. M. zu Vettelkoven, kur­

kölnischen Amtsmanns zu Saffenberg und Sinzig, aus dessen dritter Ehe mit Katharina von der Leyen in deren zweiter Ehe geboren. Die Vettelkover Linie der in der Nordeifel be­ güterten ehemaligen Kölner Ministerialenfa­ milie wandte sich mit M. und seinem Bruder Hans Dietrich dem trierischen und Mainzer Raum zu. Richtunggebend mag dafür die Mutter, Schwester des Trierer Erzbischofs J. v. d. (—») Leyen, gewesen sein (t 1584). 1557 er­ scheint M. bereits im Besitz eines Kanonikats am Cassiusstift zu Bonn. Nach Erwerb der Grundkenntnisse am Hof des Onkels stu­ dierte er ab Mai 1567 bei den Jesuiten in Köln. 1570 wurde er Domizellar und 1575 Kapitular in Trier. Er absolvierte das Biennium ab Oktober 1577 in Siena und studierte ab März 1579 in Padua. 1590 wurde er Scholaster in Trier; er war zudem Kanoniker in Min­ den und ab 1582 (resigniert 1608) in Münster. Neben philosophischen und juristischen Kenntnissen beherrschte er Latein, Franzö­ sisch, Italienisch und Niederländisch.

Über seine Tätigkeit vor 1598 ist kaum etwas bekannt. So muß es erstaunen, daß das Dom­ kapitel gerade ihn gegen den Bewerber Karl von Lothringen „ex gremio“ zum Koadjutor J. v. (—>) Schönenbergs bestimmte und am 7. 8. 1599 zum Erzbischof wählte. Der anwesende Nuntius Coriolano Garzadoro erteilte ihm am 13. 6. in der Kapelle des Jesuitennoviziates die Priesterweihe. Die päpstliche Bestätigung und das Pallium erhielt M. am 11. 10. 1599. Am 29. 7. 1600 feierte er in der Burgkapelle zu Koblenz seine Primiz. Am folgenden Tag wurde er in St. Florin durch Garzadoro konsekriert. Die Verleihung der Regalien erfolgte nach zweimaligem Aufschub erst am 24. 7. 1603. Die zeitgenössischen Charakterisierungen M.s erschöpfen sich in Allgemeinplätzen, le­ gen Wert auf das äußere Erscheinungsbild und betonen seine juristischen Kenntnisse, was auf eine eher nüchterne, sachliche Per­ sönlichkeit schließen läßt. M. war denn auch vor allem Landesherr. Das lag u. a. in der Tat­ sache begründet, daß die religiöse Situation des Bistums beruhigt schien, die Lage des Erzstifts dagegen fast ruinös war. Da eine Vi­ sitation gleich zu Regierungsantritt offen­ sichtlich nichts Gravierendes erbrachte, konnte er es als Erzbischof bei demonstrati­ ven Gesten belassen. Er nahm öfter an Exerzi­ tien teil, feierte das Jubeljahr 1600 und des­ sen Wiederholung 1601, reformierte 1600 das Stift St. Georg in Limburg, erließ Reformstatu­ ten für weitere Stifte, führte 1608 ein Trierer Missale und 1622 die Constitutiones ein, die schon den Charakter eines geistlichen Testa-

Metternich ments tragen. In M.s Amtszeit fielen erste Auseinandersetzungen um die geistliche Ju­ risdiktion in Lothringen. Unter ihm faßten die Kapuziner mit Klöstern in Trier, Bernka­ stel, Cochem und Luxemburg Fuß. Franziska­ ner-Observanten ließen sich in Saarburg-Be­ urig und Andernach nieder. Dabei engagierte sich M. in den meisten Fällen mit Grund­ stücksschenkungen, Ausstattungen oder so­ gar persönlicher Übergabe an den Orden. Die Ansiedlung von Schwestern der Mary Ward in Trier nach 1610 fand zumindest seine Dul­ dung. Mit der Zuweisung einer Reihe von Präbenden sicherte er die finanzielle Grund­ lage der Universität. Der Hebung des Volks­ schulwesens sollten die Einführung einer Prüfung der Lehrer vor der Anstellung sowie die Ablegung des tridentinischen Glaubens­ bekenntnisses dienen. Es vollendet das Bild eines frühabsolutistischen Landesvaters, daß M. bei Prüfung der Pfründenanwärter anwe­ send war, manchmal sogar eigenhändig Proto­ koll führte und ein Urteil über die Kandida­ ten fällte, selbst Kinderlehre hielt, aus der Privatkasse Preise für die Prüfungsbesten stif­ tete, die Sendstrafen in einer minutiösen Li­ ste festlegte und noch im Alter nicht nur an großen Prozessionen teilnahm, sondern selbst die Monstranz trug. Dies fand sein Gegenbild in der Rolle des en­ gagierten bis autoritären Landesherrn. Der Landtag des Jahres 1600 brachte eine unge­ heure Schuldenlast des Erzstifts zutage. Die Ritterschaft verweigerte sofort jede Beteili­ gung. Mit sanftem Druck verschaffte sich M. jedoch die Zustimmung zu erhöhten Beiträ­ gen der Stände und zu einem ihm genehmen Modus der Abtragung. Auch für die Reichs­ steuern setzte er die ihm angemessen erschei­ nende Quotierung durch, teilweise mit eigen­ mächtigen Festlegungen, ebenso die erstmali­ ge Deskription des Vermögens im Erzstift. Zu­ dem schränkte er die Kontrolle der Stände über die Steuern merklich ein. Er scheute sich nicht, auf einem Familienaltar in Hilles­ heim (Eifel) seinen Sieg zu verewigen, indem er betonte, er habe den Ständen „Zügel“ ange­ legt. Das von ihm und seinen Verwandten be­ herrschte Domkapitel beugte sich trotz der eingegangenen Wahlkapitulation. Als die Einführung einer neuen Akzise (1611) und Verkaufssteuer (1620), die Fortschreibung der alten Schatzungslisten auf die neuen Einkom­ mens- und Vermögensverhältnisse - wobei es allerdings zur Begünstigung des Klerus kam -, aber auch die Neuordnung des finan­ ziell entscheidenden Rheinzolls (1616) keine wesentliche Besserung brachten, griff M. zum Mittel der Münzverschlechterung.

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Mit einer Fülle von meist regional orientier­ ten Einzelverordnungen zugunsten des Hand­ werks und der Zünfte versuchte M. der wirt­ schaftlichen Misere des Landes zu steuern, zudem durch die allgemeine Zunftordnung von 1616 oder durch die Apothekerordnung von 1619. Während der Bergbau, auf den man im Trierischen immer wieder vergeblich Hoff­ nung setzte, auch unter ihm keine rechten Früchte trug, rentierte sich die Neufassung des Mineralbrunnens von Selters (Taunus) mit merklichen Einkünften für den Haushalt des Kurstaats.

Trotz der andauernden Finanzmisere war M. in der Lage, mit erheblichen Summen die von Kurtrier zu Lehen gehende Herrschaft Freus­ burg an der Sieg (1600), das Kirchspiel Heimbach-Weiß (1601) und den Ort Rheinbrohl (1602) zu erwerben. Zudem kam er den bauli­ chen Anforderungen an einen Landesherrn seiner Zeit nach: Für die von ihm geschätzten Jesuiten errichtete er 1611-14 größtenteils aus Eigenmitteln ein neues Kolleg. 1614 be­ gann er unter Einbeziehung der römischen Palastaula mit dem Neubau einer Residenz in Trier im Renaissancestil (nördlicher und süd­ licher Flügel). Ob damit neben der Ablösung der zunehmend uneffektiven Regierung von den Landesburgen aus eine politische De­ monstration beabsichtigt war (Betonung der Westbeziehung, Demonstration landesherrli­ cher Gewalt gegenüber den Ständen), muß

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Metternich - Metzenhausen

dahingestellt bleiben. Seiner Fürsorge für die Bauten konnten auch die Orden sicher sein (Franziskanerkirche und -kloster in Beurig, Kapuzinerkirche in Trier).

Mit seiner Reichspolitik trat M. aus dem Schatten jahrzehntelanger Trierer Selbstbe­ scheidung heraus. Die auch für Kurtrier reale Bedrohung durch die kurpfälzische Politik drängte ihn an die Seite des Mainzer Kurfür­ sten und zum Zusammenschluß der katholi­ schen Reichsstände. Hinzu kam die bei sei­ nem Nachfolger Ph. Ch. v. (—► Bd. 1648-1803) Sötern noch stärker empfundene Furcht vor einer spanischen Hegemonie und Untergra­ bung der kurtrierischen Autonomie durch spanisch-luxemburgische Eingriffe. Zwar ruhte die Idee eines eigenen Bistums Luxem­ burg, und die staatskirchlichen Nadelstiche des Luxemburger Provinzialrats (Verweige­ rung der Palliengelder, Pläne zur Fundierung der Jesuiten mit Grundbesitz kurtrierischer Abteien u. a.) bewegten sich im Rahmen des zu Erwartenden, aber die Übergriffe spani­ scher Truppen auf das Gebiet des Erzstifts häuften sich. 1601 nahm dies durch die Wahrnehmung der Luxemburger Schirmvog­ tei für den nach Reichsunmittelbarkeit stre­ benden Abt von St. Maximin sogar die Form einer Invasion an. Auch ein Einigungsver­ such von 1615 scheiterte. Nach einer gewis­ sen Zurückhaltung nach den Koblenzer Kon­ ferenzen von 1600 und 1603 trat M. zusam­ men mit den anderen geistlichen Kurfürsten 1609/10 der Liga bei, übernahm ein Adjunk­ tenamt im rheinischen Direktorium und un­ terzeichnete das Defensionsbündnis von 1613. Auch weiterhin hielt er zusammen mit Kurmainz die Bundesidee aufrecht. 1619 war er im kurtrierischen Oberwesel eine der Triebkräfte zur Neugründung des Bundes. Sein Interesse am Reich zeigte sich in der per­ sönlichen Anwesenheit auf dem Nürnberger Kurfürstentag (1611), dem Regensburger Reichstag von 1613 und auf den Wahltagen für Matthias (1612) und Ferdinand II. (1619). Es war wohl mehr Solidarität mit den Kurfür­ sten (vor allem Kurmainz), wenn er 1611 Erz­ herzog Albrecht und 1619 letztlich Ferdinand zuneigte, denn mit beiden Wahlen war Kur­ trier wenig gedient. Seit 1603 baute M. die Festung Ehrenbreit­ stein aus, seit 1607 verstärkte er die Land­ wehren, ab 1611 befestigte er Koblenz und ab 1617 warb er Soldaten an. Die Übermacht durchziehender kaiserlicher Truppen bewog ihn, sich 1619 enger an die spanischen Nie­ derlande (Herzog Albrecht) anzulehnen. Die Tragik seines Nachfolgers kündigte sich zu­

nehmend an. Es mag deswegen auch Resigna­ tion gewesen sein, wenn M. nach dem Wahl­ tag von 1619 seinen spanisch gesinnten Nef­ fen Karl (noch Domizellar, 1621 Kapitular, 1622 Archidiakon von Karden) als Amtsgehil­ fen heranzog. Der für die trierische Ge­ schichte beispiellose Nepotismus ging noch weiter: Insgesamt sieben Mitglieder der drei Linien M. durchliefen während M.s Amtszeit das Domkapitel. Die Brüder Johann Reinhard, Karl und Emmerich formierten mit ihrem Verwandtschaftsklan eine starke Partei, der es zwar nicht gelang, Karl zum Nachfolger M.s zu machen, die aber mit ihrem unversöhnli­ chen Gegensatz zu Sötern den Kurstaat an den Rand seiner Existenz brachte. M. hatte sie aus den Einkünften des Kurstaates ausge­ stattet, ihnen mehrere Herrschaften und zahl­ reiche Einzelgüter verliehen und der Familie unter Spoliation einer Reihe geistlicher Besit­ zungen den Metternicher Hof in Koblenz er­ baut. Gegen Ende seines Lebens führten meh­ rere erschütternde Ereignisse, so der Tod sei­ nes heftigsten Gegners, des Abts Nikolaus von Hontheim, in seiner Gegenwart während einer Prozession 1621 und die schwindende Körperkraft zur Veränderung von M.s Persön­ lichkeit. Er starb am 17. 9. 1623 in der bi­ schöflichen Burg zu Koblenz. Sein Grab er­ hielt er im Trierer Dom zu Füßen des schon 1614 in seinem Auftrag von H. R. Hoffmann errichteten Allerheiligenaltars, auf dem ihn eine Porträtstatue in seiner kühlen, aber ener­ gischen Art zeigt. Quellen: Ch. Brower-J. Masen 435-474. - Curieuser Geschichts-Kalender. Darinnen die vornehmsten Thaten und Geschichte der Hoch-Würdigsten Chur Fürsten und Ertz-Bischöfe zu Trier nach den Tagen und Monaten vom Jahr 1601 bis 1697 in beliebter Kürtze vorgestellet werden (Leipzig 1698). - J. N. v. Hontheim III, 186-275. - J. J. Blattau III, 1^6.

Literatur: Ch. v. Stramberg II/l, 256-288. - G. Kentenich 478-484. - C. Stenz 66f. - S. M. zu Dohna 163-167. - F. Pauly III, 34-37. - B. Gondorf 309f. G. Christ, in: NDB 15 (1987) 230-233 (Lit.). - F. Broemser, Zur Geschichte der Familien Metternich mit den drei Muscheln und mit dem Löwenwappen bis um das Jahr 1700 (Andernach 1988) 48-78. Wolfgang Seibrich

Metzenhausen, Johann von (1492-1540)

1531-1540 Kurfürst-Erzbischof von Trier

Johann von Metzenhausen wurde 1492 im Burghaus seiner Familie zu Neef an der Mo­ sel als (ältester ?) Sohn des in kurtrierischen Diensten stehenden Heinrich v. M. und der Margaretha Boos von Waldeck geboren. Der

Metzenhausen

Zuerwerb der Herrschaften Arras, Linster und Waldeck durch den Vater, nach denen sich die ehemalige Ministerialenfamilie ohne nennbaren Eigenbesitz nun ebenfalls be­ nannte, enthob sie nicht dem Zwang, mit Ausnahme des Stammhalters alle Kinder (in diesem Fall wohl fünf) kirchlich zu versor­ gen. Der Bruder Konrad wurde 1462-93 Abt von Springiersbach, zwei Schwestern Mei­ sterinnen in Frauenklöstern. Ein Vetter und drei Neffen M.s wurden Mitglieder des Trie­ rer Domkapitels, der Bruder Dietrich kaiserli­ cher Rat und spanischer Lieutenant-Gouver­ neur in Luxemburg. Seine Bildung soll M. im Hause des Dom­ herrn Friedrich, Pfalzgrafen von Simmern, in Trier gewonnen haben. Seine humanistischen Interessen und weitgestreuten Kontakte las­ sen jedoch an weitere Studien denken. Seine Lebenslaufbahn vollzog sich im Trierer Dom­ kapitel. 1505 wurde er dort Domizellar, 1511 Domherr, 1512 Kantor, 1517 Dekan, 1519 Propst (resigniert 1531). Über römische Dien­ ste für Kaiser Maximilian wissen wir nichts Näheres. Eine „Erste Bitte“ Karls V. auf eine Präbende des Domstiftes Toul für M. von 1522 kam wohl nicht zum Vollzug. Von Juni bis August 1530 vertrat er den bereits er­ krankten Erzbischof R. v. (—>) Greiffenclau auf dem wichtigen Reichstag von Augsburg. Am 27. 3. 1531 wählte ihn das Domkapitel zu des­ sen Nachfolger. Die päpstliche Bestätigung folgte am 27. 11. 1531, die Regalien verlieh ihm Karl V. am 3. 2. 1532 in Boppard. Seit ca. 1511 Diakon, ließ M. sich am 17. 3. 1532 durch Weihbischof N. (—>) Schienen Priesterund Bischofsweihe erteilen.

In der Tradition seines Vorgängers war M. mehr Landesherr als Kirchenfürst. Sein be­ merkenswertester politischer Schritt, der Ver­ such zur Stiftung eines Fürstenbundes im Jahre 1539 u. a. mit Hessen über konfessio­ nelle Grenzen hinweg gegen den habsburgi­ schen und französischen Griff nach dem Her­ zogtum Geldern, war kein Verrat an Kaiser und Papst, sondern höchstens untaugliche rheinische Landfriedenspolitik („damit ein Stand wisse, wie er bei dem andern säße“), die sich schon in den sickingschen Wirren 1522/24 bewährt hatte. Seit 1532 nämlich war Kurtrier mit Mainz, Kurpfalz, Würzburg und Hessen in einem solchen Rahmen ver­ bunden (erneuert 1538). Triers wichtigster Theologe, Ambrosius Pelargus, schrieb M. si­ cher nicht ohne Grund gerade Friedensliebe zu. Der Plan scheiterte am politischen und konfessionellen Alleingang des Landgrafen. Ebenso motiviert war M.s Engagement gegen

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die Wiedertäufer von Münster. Der Fürstentag vom 13. 12. 1534 in der bischöflichen Burg in Koblenz brachte nach Vorgesprächen in Ober­ wesel für die Eroberung Münsters unter nicht geringem Engagement M.s eine ähnliche Koa­ lition zusammen. Der Kommandeur der Koa­ litionstruppen, Wirich von Daun-Oberstein, war trierischer Lehensmann. Zwar dachte M. auch in anderen Fragen reichsständisch, doch blieb seine konfessio­ nell-katholische Haltung stets unumstritten. So gab er zwar im Juli 1533 seine Zustim­ mung zu einem allgemeinen Konzil, verlang­ te aber zunächst relativ hartnäckig, wie schon die früheren Reichstage, dem päpstlichen Ge­ sandten Rangoni gegenüber dessen Abhal­ tung in einer Stadt des Reiches. Die Werbun­ gen Vergerios 1535 und van der Vorsts 1537 für Mantua begrüßte er höflich, versteckte eine klare Antwort aber hinter der Aussicht, sich nach Rücksprache mit den Kollegen der Mehrheit anschließen zu wollen. M.s Kritik an den deutschen Auditoren der Rota und an der Pfründenpolitik der Kurie waren auch in Rom bekannt. Schon 1532 hatte er unter dem Vorwand vorfallender Betrugsfälle die Exeku­ tion aller römischen Benefizienverleihungen für sein Erzbistum an sein Vidimus gebun­ den.

M. fühlte die katholische Sache von Kaiser und Papst schlecht vertreten, durchschaute er doch die habsburgischen Eigeninteressen z. B. in der Besitzergreifung des Bistums Ut­ recht und der niederländischen Abteien, die eine Restitutionsforderung gegenüber den protestantischen Ständen erschwerte. Im päpstlichen Paktieren mit dem Kaiser sah er eine Hintergehung der Bischöfe des Reiches, zumal sich Karl V. seiner Meinung nach nicht eindeutig genug äußerte. Eine katholische Li­ ga nach Art des Schmalkaldischen Bundes lehnte er als Instrument kaiserlicher Politik ab. Das bewahrte ihm zwar König Ferdinands Wohlwollen, führte aber zu immer größeren Irritationen auf der altkirchlichen Seite. Auf diesem Hintergrund wird M.s geringe Erwar­ tung an Religionsgespräche und Fürstentage zum Ausgleich der Glaubensdifferenzen im Frühjahr 1540 nach der Verhandlungsofferte Joachims II. von Brandenburg verständlich. Dennoch übernahm er die Ko-Präsidentschaft des Hagenauer Religionsgespräches im Juni 1540. Eine Erhebung zur Kardinals würde, die Nuntius Giovanni Morone vorschlug, war wohl lediglich der Versuch, sich den spröden Partner zu verpflichten, was M. wie seine Nachfolger durchschaute. Schon in seiner Amtszeit verlor das Erzbistum mit der Refor-

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Metzenhausen - Metzler

mation in Hessen-Katzenelnbogen, in den Ge­ bieten der nassauischen Linien und in der Grafschaft Wied große Teile, vor allem rechts des Rheins. M. reagierte darauf nicht nur de­ fensiv mit der Einziehung vakanter Benefizien, sondern auch mit den ersten Maßnah­ men zur Abstellung von Mißständen in der Bistums Verwaltung („Nova reformatio statutorum“ für die beiden Konsistorien in Trier und Koblenz vom 9. 6. 1533) und den zeitüb­ lichen Sitten- und Bettlerordnungen, vor al­ lem aber mit einer Reformordnung und Ein­ griffen in das in protestantischem Umland liegende Stift St. Georg in Limburg (1537). Von einer weiteren Reformordnung für den Klerus kennen wir nur die Tatsache der Ver­ öffentlichung.

Basis der Reform sollte die Erneuerung der fast völlig abgewirtschafteten Universität Trier werden. Nach der päpstlichen Bestäti­ gung der Privilegien und Verfassung 1532 mühte M. sich um die finanzielle Konsolidie­ rung; im Herbst 1534 berief er aus Freiburg den Dominikaner Pelargus, der mit seinen Impulsen für die trierische Reform nach 1548 und für die zweite Sitzungsperiode des Tridentinums von unschätzbarer Bedeutung wurde. M. ließ 1535 die Vorlesungen wieder aufnehmen und zog eine Reihe von Humani­ sten in die Stadt, darunter Justinus Gobler, der den von M. gestifteten Lehrstuhl für Ethik erhielt, und den Juristen Matthias von Saar­ burg, dessen Bibliothek gerühmt wurde. Den­ noch mehrten sich bereits zu M.s Amtszeit die Spannungen mit dem nach Reichsfreiheit strebenden Trier. Infolge der immensen sozia­ len Auseinandersetzungen mit dem Domka­ pitel während der Jahre 1517-26, die M. als Dompropst hatte austragen müssen, versagte er der Stadt die Erneuerung des bis dahin üb­ lichen Schirmvertrages und baute demonstra­ tiv die vor den Mauern gelegene Bischofsburg Pfalzel aus. Bauliche Veränderungen werden ihm auch für Limburg und die Festung Ehren­ breitstein nachgesagt. Ein intensiver Ausbau des Erzbergbaus und die Wiederaufnahme verlassener Gruben brachten die dafür und zur Behebung der Schäden des sickingischen Zuges nötigen Geldmittel. M. konnte sein Erz­ stift schuldenfrei übergeben. Er starb am 22. 7. 1540 an einem Schlaganfall während des Hagenauer Religionsgespräches auf Burg Thannstein im Elsaß. Sein Grab erhielt er im nördlichen Seitenschiff des Trierer Doms. Das von seinem Nachfolger errichtete Grabmal verbindet wie seine Person selbst Spätgotik und Renaissance. Quellen: LHAK, Abt. 1 C, 1 D. - NBDK I, 5. - E. Zenz VII, 57-59.

Literatur: Ch. v. Stramberg 1/4, 575-580. - C. Stern 57. - S. M. zu Dohna 167-169. - B. Caspar 53-62. O. Conrad, Das Hunsrücker Adelsgeschlecht vor Metzenhausen, in: Hunsrücker Heimatkalendei 1966 (Simmern) 71-80; 1967, 83-88; 1968, 83-88. E Pauly III, 15-17. - B. Gondorf 299-301. Wolfgang Seibrich

Metzler, Christoph (um 1490-1561)

1519-1524 Generalvikar des Bischofs von Chur 1529-1535 Generalvikar des Bischofs von Konstanz und Offizial 1548-1561 Bischof von Konstanz Christoph Metzler wurde um 1490 zu Feld­ kirch geboren. Sein Vater Johannes war dort dreizehn Mal Stadtamtmann. Die Familie wurde nach dem Tod M.s als „Metzler von Andelberg“ nobilitiert. M. studierte in Wit­ tenberg (1504), Freiburg/Br. (1507) und Bolo­ gna (1516). Hier wurde er 1518 zum Dr. iur. utr. promoviert. Er wurde Domherr, 1523 Domschoiaster in Chur und ist dort 1519-24 auch als Generalvikar bezeugt. 1529-35 war er Offizial und Generalvikar in Konstanz. Aufgrund päpstlicher Provision wurde er hier Domherr (1533 erste Posseß, 1535 zweite Posseß). Er hatte auch weitere Pfründen inne. Am 2. 7. 1548 wählte ihn das Domkapitel von Konstanz im Exil zu Radolfzell einstimmig zum Bischof. Er unterschrieb beide Wahlka­ pitulationen. Die päpstliche Bestätigung folgte am 1. 10. 1548. M. durfte im Hinblick auf die finanzielle Not der Diözese einige Pfründen auf Lebenszeit beibehalten.

1549 berief M. eine Diözesansynode nach Markdorf ein, um den Abschied des Augsbur­ ger Reichstages von 1548 in der Diözese um­ zusetzen. 1550 ließ er das Konstanzer Rituale (Obsequiale) mit einigen Änderungen neu auflegen. Im Dezember 1549 war die evangelische Reichsstadt Konstanz nach kurzer Belagerung von kaiserlichen Truppen besetzt worden. Die Bürger mußten dem Hause Österreich huldigen. Dadurch verlor Konstanz seine Reichsstandschaft. Kaiser Karl V. und König Ferdinand drängten nun auf die Rückkehr von Bischof, Domkapitel, Konsistorium, Ne­ benstiften und Klöstern. Nach längeren Ver­ handlungen willigten Bischof und Domkapi­ tel schließlich ein. Im Frühjahr 1531 kehrten die Domherren und das Konsistorium zurück. Der Bischof und die Hochstiftsregierung blie­ ben dagegen in Meersburg. M. wollte nämlich

Metzler - Meurisse

Österreich gegenüber wenigstens einen Rest von Unabhängigkeit wahren. Der Einladung zur zweiten Sitzungsperiode des Trienter Konzils folgte M. zunächst nicht. Er wollte, daß statt seiner Weihbischof J. (—>) Eliner zugelassen werde, erlangte aber keine Dispens. Schließlich begab M. sich im Herbst nach Trient. Er griff wiederholt in die Diskus­ sion über die Sakramente ein und bewies da­ bei eine gediegene theologische Bildung. Nach der Fürstenrevolte verließ er die Kon­ zilsstadt als einer der letzten deutschen Bi­ schöfe, wahrscheinlich Anfang April 1552. M. wurde auch zur dritten Tagungsperiode eingeladen, doch schien ihm aus politischen Gründen (Augsburger Religionsfriede) eine Reise untunlich. Zudem fürchtete das Dom­ kapitel wegen der Folgen für seine künftige Wahlfreiheit und sein Wahlrecht um den in­ zwischen alten und kränklichen M. Dieser starb wahrscheinlich am 11. 9. 1561 in Meers­ burg. Er wurde in der dortigen Pfarrkirche beigesetzt. M. galt als sparsam und streng. Quellen: Ch. Schulthaiss, Constanzer BisthumsChronik, hg. v. J. Marmor, in: FDA 8 (1874) 1-101, hier: 91-94. - K. Fry, Giovanni Antonio Volpe. Sei­ ne erste Nuntiatur in der Schweiz, 1560-1564 (Freiburg/Schw. 1931). - CT VII/1-3 (Reg.). Literatur: A. Knöpfler, Eine Constanzer Synode von 1549, in: ThQ 25 (1884) 665-669. - K. Brehm, Zur Geschichte der Konstanzer Diözesansynoden wäh­ rend des Mittelalters, in: DASchw 22 (1904); 23 (1905); 24 (1906). - H. Baier, Die Markdorfer Diöze­ sansynode von 1549, in: FDA 37 (1909) 218-224. H. Jedin, Trient III. - R. Bäumer, Konstanz und das Tridentinum. Um die Teilnahme der Bischöfe und Äbte des Bistums Konstanz am Konzil von Trient, in: FDA 100 (1980) 254-276. - R. Reinhardt, in: Bi­ schöfe Konstanz I, 28f. - K. Maier. - R. Reinhardt, in: HS 1/2,398-401. Rudolf Reinhardt

Meurisse, Martin (OFM) (1584-1644)

1628 Ep. tit. Madaurensis 1628-1644 Weihbischof in Metz * 1584 Roye in der Picardie; Eintritt in das Franziskanerkloster seiner Heimatstadt; Stu­ dium an der Sorbonne und Lektor am Pariser Ordensstudium; in der Zeit Ludwigs XIII. scheint M. als Prediger und Kontroverstheologe hervorgetreten zu sein. Er fand Kontakt zu jenen einflußreichen Persönlichkeiten aus dem Pariser Obergericht („Parlement“) und dem Rechnungsprüfungshof, die damals den „parti devot“ bildeten. Über sie fand er auch Anschluß an die Gründer der „Compagnie du Saint-Sacrement“ (1627). Er stand ferner in Kontakt zum Abt von Saint-Cyran, dem

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Freund des Jansenius und späteren Prediger von Port-Royal. Aufgrund seiner Beziehun­ gen genoß er außerdem die Protektion Gas­ tons d’Orlean, eines Bruders des Königs. Die­ ser war an mehreren Unternehmen der katho­ lischen Reform beteiligt, die wiederum auch ihre politischen Aspekte hatten. Dies führte dazu, daß der Hof sich für M. interessierte und ihn 1628 als Mitarbeiter (—►) Heinrichs v. Bourbon-Verneuil für das Bistum Metz in Aussicht nahm.

19. 6. 1628 Titularbischof von Madaurus. M. setzte die Bemühungen seiner Vorgänger für die Klerusreform fort und feierte die Kirche von Metz in einem gelehrten historischen Werk. 1629 und 1633 veranstaltete er Diöze­ sansynoden, und seit 1629 visitierte er die ge­ samte Diözese. Weitere Teilvisitationen folg­ ten. Aus dem Geist der „Compagnie du SaintSacrement“, die er 1644 auch in Metz gründe­ te, machte er sich an die Zurückdrängung des Protestantismus. Das geschah durch seine Predigten und durch die Schließung des pro­ testantischen Kollegs in Metz 1635. Die Pfar­ rer ermunterte M. dazu, allsonntäglich über einen wichtigen Glaubensartikel des Konzils von Trient zu predigen. M. war mit dem Er­ gebnis zufrieden und konstatierte, daß der Protestantismus allmählich zurücktrat. Aus diesem Geist ist auch sein Werk über dessen Geschichte verfaßt. Von Januar bis April 1644 ließ M. durch 21 Oratorianer eine Mission durchführen, von der er eine dauerhafte Be­ einflussung der religiösen Situation erhoffte. Man hat gefragt, ob dieses großangelegte Pre­ digt-, Katechese- und Beichtunternehmen von jansenistischem Geist bestimmt war, denn M. unterstützte seit 1629 die augustinischen Thesen des Oratorianers Gibieuf. Noch stär­ ker in diese Richtung weist seine Approbati­ on des Werkes von Antoine Arnauld „De la frequente communion“ im Jahre 1643. Da M. während seiner Pariser Zeit engen Kontakt zum Abt von Saint-Cyran unterhalten hatte, überrascht dies nicht. Es steht auch fest, daß M. das Eindringen des Jansenismus in Loth­ ringen unterstützte. Aber erst die Errichtung des Metzer Obergerichtes („Parlement“) im Jahre 1633 und die Übersiedlung französi­ scher Juristen gleicher Geistesrichtung an die Maas gaben diesen neuen Ideen die soziale Stütze. M. lebt im Bewußtsein der Kirche von Metz vor allem fort durch seine Bemühungen um die Kirchenreform und die Verdrängung des Protestantismus. + 1644; □ Kathedrale zu Metz. Schriften: Histoire des evesques de l’eglise de Metz (Metz 1634). - Histoire de la naissance, du progres et de la decadence de l’heresie dans la ville de Metz

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Meurisse - Mezon

et le pays messin (posthum Metz 1670). - Schriften­ verzeichnis: A. Calmet IV, 658f.

Mezon, Johannes (Jan Mezoun, Johann vor Teltsch) (um 1542-1578)

Literatur: A. Calmet VI, 698f. - J.-B. Kaiser, Martin Meurisse O. F. M., eveque de Madaure, suffragant de Metz (1584-1644), in: ASHL 32 (1923) 1-119. R. Taveneaux, Jansenisme 98-105. - H. TYibout de Morembert, Eveques 92. - Ders., Metz 111-120. Repertoire III (1983) 121-125. - G. Michaux.

1576-1578 Bischof von Olmütz

Louis Chätellier

Meurl von Leombach, Bernhard (1452-1526) 1496 Ep. tit. Libariensis 1496-1526 Weihbischof in Passau * 1452 als ältester Sohn des Leonhard M. und der Maria von Albrechtsham; Studium an der Universität Wien; 1522 Propst des Kollegiatstiftes St. Salvator in Passau-Ilzstadt; Dekan in Freistadt im Mühlviertel/Land ob der Enns; 4. 5. 1496 Titularbischof von Libarien­ sis und Weihbischof in Passau; zusammen mit Bischof W. (—>) Fröschl von Marzoll am 15. 2. 1506 Teilnahme an der Erhebung der Gebeine des hl. Leopold in Klosterneuburg bei Wien; t 27. 1. 1526; □ Passauer Dom­ kreuzgang. Literatur: M. Hansiz 602, 610. -1. F. Keiblinger 19f. - L. H. Krick, Domstift 109, 208, 238f. - Ders., Stammtafeln 236. August Leidl

Meyer (de Meyere, Villicus), Johannes (OCarm) (+ 1522)

1517 seit 1517

Ep. tit. Bybliensis Weihbischof in Utrecht

* Sotteghem (Westflandern); Karmelit in Gent; Studium der Theologie in Löwen; 12. 4. 1513 Dr. theol.; danach Prior in Brügge; 13. 11. 1517 Titularbischof von Byblos und auf Bitten des Utrechter Bischofs (—>) Philipp von Burgund zum Weihbischof in Utrecht be­ stellt; Ende 1517 in St. Omer von Franciscus von Melun, Bischof von Arras, konsekriert; Koadjutor des Weihbischofs J. de (—>) Ridder; 28. 2. 1518 Mitkonsekrator bei der Weihe des (—>) Philipp von Burgund zum Bischof von Utrecht; 1522 von diesem wegen eines Juris­ diktionskonflikts mit Entlassung bedroht; t 5. 7. 1522 Utrecht; □ Katharinenkirche in Ut­ recht. Literatur: J. Fruytier, in: NNBW 6 (1924) 1023. - J. Weijling 290-292 (Lit). Paul Berbee

Der aus einfachen Verhältnissen im südwest­ mährischen Teltsch stammende Johannes Me­ zon - sein Vater Klemens war Schneider wurde als Waise von seiner Großmutter im Spital erzogen, besuchte die Schule in Teltsch und Eibenschitz, studierte seit 1561 an der Universität Krakau, dann bei den Je­ suiten in Olmütz sowie Dillingen und 157175 als Alumne des Collegium Germanicum in Rom Philosophie und Theologie. Er war der erste Olmützer Bischof aus diesem Kolleg. Schon 1567 hatte er durch Aufnahme in den adeligen Familienverband der (—0 Pavlovsky einen gesellschaftlichen Aufstieg erfahren. In Rom stand er dem Papst ebenso nahe wie dem Staatssekretär Kardinal Como. Auf päpstliche Anordnung verlieh ihm die Uni­ versität Bologna den Dr. theol. Ebenso erhielt er durch päpstliche Provision im Januar 1573 die Pfründe des Olmützer Domdekans, dies jedoch gegen das Votum des Kapitels, das den Kanoniker Jan Dambrowski wählte. M. vertei­ digte seine Rechte in Rom; der Konflikt ging jedoch nach seiner Rückkehr nach Mähren weiter und war erst beigelegt, als ihn das Ka­ pitel einen Tag vor seiner Bischofswahl als Dekan anerkannte. Nach dem Tod des Olmützer Bischofs Th. (—>) Albin von Helfenburg kam es am 29. 5. 1575 zunächst zu einer gespaltenen Wahl, aus der die Kanoniker Daniel Ducius und Adam von Landeck als Kandidaten hervorgingen. Nach Verhandlungen M.s und des Domherrn und Brünner Propstes St. (—>) Pavlovsky mit Kai­ ser und Nuntius in Wien erklärte der Nuntius am 21. 1. 1576 die Wahl für nichtig und er­ laubte eine Neuwahl unter der Bedingung, daß sie einmütig zustande komme. Der römi­ sche Wunschkandidat war M., der auch am 13. 2. 1576 gewählt und am 4. 5. päpstlich be­ stätigt wurde. Die Bischofsweihe erhielt er durch den Breslauer Bischof M. v. (—>) Gerst­ mann. Sein Verhältnis zum Kapitel blieb ge­ spannt, zum einen durch die Strenge, mit der er die Domherren zur Erfüllung ihrer geistli­ chen Pflichten anhielt, zum anderen durch den fortgesetzten Konflikt um das Kapitelsde­ kanat. M. erkannte zwar seinen bisherigen Konkurrenten Dambrowski als Dekan an, un­ terstützte jedoch das freie Wahlrecht des Ka­ pitels, das nun einen anderen Kandidaten wählte, den M. nicht anerkannte. Nach einer römischen Entscheidung ließ er schließlich am 13. 8. 1577 Dambrowski in das Dekanat und Z. (—>) Berka, den späteren Prager Erzbi-

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Mezon - Michel

schof, in die Propstei einführen. Vom Nun­ tius wurde er in diesen Auseinandersetzun­ gen konsequent unterstützt, da Rom auf die bischöfliche Autorität bedacht war.

der Kaiser allen königlichen Städten in Mäh­ ren religiöse Neuerungen sowie die Auf­ nahme von Lutheranern als Prediger oder Ratsherren.

M. vertrat feste theologische und kanonistische Grundsätze, denen er Geltung zu ver­ schaffen suchte. Für die ständepolitische Sei­ te seines Amtes besaß er jedoch wenig Ver­ ständnis. Dies zeigte sich in einem Konflikt, der seinem kurzen Episkopat eine gewisse kirchenpolitische Bedeutung gab. Nach dem Tod Kaiser Maximilians II., bei dessen Prager Begräbnis am 20. 3. 1577 M. die Leichenrede hielt, verhandelte der mährische Landtag über die übliche Ständepetition zur Bestäti­ gung der Rechte und Freiheiten des Landes durch den neuen Herrscher als Bedingung für dessen Annahme. Gegen die darin enthaltene Bestätigung der Religionsfreiheit protestierte M. und berief sich zur Begründung auf sein Gewissen und seinen Bischofseid. Da es seit dem 15. Jh. in Mähren für gültige Ständebe­ schlüsse erforderlich war, daß der Bischof sie als erster besiegelte, versuchten die Stände ihn ohne Erfolg umzustimmen, obwohl seine Vorgänger St. (—>) Turzo 1526 und M. (—>) Kuen 1563 bei der Annahme Ferdinands I. bzw. Maximilians II. als König denselben Text mitgesiegelt hatten und Turzo sogar die entsprechende Ständegesandtschaft ange­ führt hatte. M. sah sich in dieser Frage offen­ bar nicht als Mitglied des ersten Landstandes, sondern in erster Linie als Bischof der römi­ schen Kirche. In seinem Kampf gegen das alte ständische Recht der Religionsfreiheit - das inzwischen in der Praxis bereits Gewissens­ freiheit sowie das Recht der Patrone, Geistli­ che ihres Bekenntnisses einzusetzen, bedeu­ tete - wurde er nicht vom mährischen Präla­ tenstand unterstützt, wohl aber durch den ka­ tholischen Unterkämmerer Haugwitz von Biskupitz, den böhmischen Oberstkanzler Wratislaw von Pernstein, den Jesuitenprovin­ zial Maggio und durch Nuntius Zaccaria Del­ fino, die bei Hof entsprechend agierten. Kai­ ser Rudolf II. bestätigte schließlich bei sei­ nem Einzug in Olmütz den üblichen Text der mährischen Landesfreiheiten in allgemeiner Form, ohne die Religionsfrage eigens zu er­ wähnen. Er konnte dabei auch die drohende Gefahr beseitigen, daß die Stände den Bischof von den Landtagsverhandlungen ausschlie­ ßen könnten. Mündlich hatte er die Entschei­ dung des Bischofs nicht nur in dieser Frage gebilligt, sondern auch dessen Ablehnung, in der Stadt Olmütz die Confessio Augustana zuzulassen, nachdem M. mit den Olmützer Lutheranern wegen ihrer Prediger und Lehrer in Konflikt geraten war. Am 9. 7. 1577 verbot

M. starb unverhofft am 6. 2. 1578 in Brünn. Er wurde in der Olmützer Kathedrale beigesetzt. Aufgrund des kanonischen Prozesses, den sein Nachfolger gegen Domdekan Dambrow­ ski eröffnete und nach dem er diesen dem weltlichen Arm zur Hinrichtung übergab, ist es wahrscheinlich, daß Dambrowski nicht nur den Giftmord an M., sondern auch an sei­ nen beiden Vorgängern Albin und J. (—►) Grodecky veranlaßt hatte. Literatur: Ch. d’Elvert, Erzbistum 56-62. - A. Brei­ tenbach, Prispevek k dejinäm reformace moravskeho kleru za biskupa Stanislava Pavlovskeho [Ein Beitrag zur Geschichte der Reform des mährischen Klerus unter Bischof Stanislaus Pavlovsky], in: CMM 31 (1907) 152-176. - B. Navratil 1-86. - J. Matzke 71-72. Winfried Eberhard

Michel, Jean (+ 1468)

1466 Bischof von Mondovi 1466-1468 Bischof von Lausanne Jean Michel stammte aus Vercelli (Piemont). Er war ein Sohn des Jean de Michaelis. Über seine Ausbildung ist nichts bekannt. 1444 war er als Anhänger von Gegenpapst Felix V. Pfarrer in Moudon (Waadt), im selben Jahre wurde er Domherr in Lausanne, 1446 Dom­ herr in Genf, später auch Propst in Vercelli und 1461 Domdekan in Sitten, ohne dort zu residieren. Am 7. 5. 1465 ernannte ihn Her­ zog Amadeus IX. von Savoyen zu seinem Kanzler. Als savoyischer Parteigänger hatte er schon 1461 bei der Lausanner Bischofswahl die Postulation des Franz von Savoyen unter­ stützt. Papst Paul II. übertrug ihm am 14. 4. 1466 das Bistum Mondovi (Piemont). Er trat aber sein Amt nicht an. Als das Lausanner Domkapitel am 18. 4. 1466 erneut Franz von Savoyen, einen minderjährigen Bruder des Herzogs, zum Bischof postulierte, transfe­ rierte Paul II. statt dessen M. am 2. 6. 1466 nach Lausanne. Am 7. 9. 1467 hielt sich M. in Pinerolo als „electus et confirmatus“ auf. Im September 1467 anerkannte das Domkapitel ihn als Bischof. Doch erst im November 1468 begab sich M. nach Lausanne und schwor den Eid. Darauf reiste er nach Bern, um um Unterstützung gegen die Stadt Lausanne nachzusuchen, die sich der bischöflichen Herrschaft zu entziehen suchte. Auf der Rückreise stürzte er am 28. 12. 1468 vor dem

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Michel - Mierlo

bischöflichen Schloß zu Lucens unglücklich vom Pferd und starb an den Folgen. Er wurde in der Kathedrale von Lausanne beigesetzt.

nahme der Bevölkerung gefeiert. Auf seine Anregung bildeten sich zahlreiche JosephsBruderschaften.

Literatur: M. Schmitt-J. Gremaud II, 196-199. - M. Reymond 384f. - HBLS V, 112. - L. Wettstein, in: HS 1/4, 142f. (Lit.).

M. bewahrte in der für das Bistum Toul schwierigen Zeit des zu Ende gehenden Drei­ ßigjährigen Krieges jenen Stand, den zu Be­ ginn des Jh.s die Bischöfe Porcelets de Maillane und Gournay erreicht hatten. + 23. 1. 1653.

Pierre Louis Surchat

Midot, Jean (+ 1653) um 1609-1653 Generalvikar des Bischofs von Toul bzw. Kapitularvikar

Dr. theol., Lie. iur. utr. und Sekretär J. d. (—>) Porcelets de Maillane. Er begleitete diesen, als er 1606 in päpstlichem Auftrag in diplo­ matischer Mission König Jakob I. von Eng­ land aufsuchte. Darüber hinterließ er einen lateinisch abgefaßten Bericht. Am 7. 7. 1609 ergriff er im Auftrag Porcelets Besitz vom Bis­ tum Toul. Bald danach wurde er Domherr und Archidiakon, Propst von Saint-Gengoult in Toul sowie Generalvikar und damit enger Mitarbeiter Porcelets de Maillanes. Als Jurist gehörte er dem Obergericht zu Metz als Geist­ licher Rat an. Unter den Bischöfen (—>) Niko­ laus Franz von Lothringen und Ch.-Ch. d. (—>) Gournay nahm er an der geistlichen Verwal­ tung der Diözese Toul teil. Nach Gournays Tod (1637) leitete er sie während der langen Vakanz als Kapitularvikar. An den Reformbe­ wegungen der großen monastischen Orden nahm er als Vertreter seines Bischofs interes­ sierten Anteil. So ermutigte er die junge Benediktinerkongregation von Saint-Vanne, eine Gründung des Dom Didier de La Cour. Zusammen mit seinem Freund Servais de Lairuels wirkte er ferner für die Reform des Prämonstratenserordens. Er hatte ohne Zwei­ fel Anteil an der Errichtung der neuen Abteikirche zu Pont-ä-Mousson im Jahre 1612 und an der Redaktion der Konstitutionen der Kon­ gregation von Sainte-Marie-Majeure von der ursprünglichen Observanz, die 1617 päpst­ lich approbiert wurde. M. unterstützte auch Reformbestrebungen der übrigen Orden. Da­ für setzte er sich auch schriftstellerisch ein. Er verfaßte ferner 1631 die Grabinschrift des Servais de Lairuels zu Sainte-Marie-Majeure in Pont-ä-Mousson. Seit 1637 leitete M. die Diözese selbständig. Im Heiligen Jahr 1650 ordnete er Bittgebete für den Frieden an. Entsprechend dem Wunsch Urbans VIII. forderte er, daß das Fest des hl. Joseph mit größter Feierlichkeit began­ gen werde. Aus diesem Anlaß wurden in der Diözese, besonders in Nancy und Toul, Pro­ zessionen und Novenen unter großer Teil­

Schriften: Vindiciae Communitatis Norbertinae Antiqui Rigoris scriptae ad Edictum Sylvium Elyardem (Vendieres 1632).

Literatur: B. Picart 689. - A. Calmet IV, 662f.; VI, 712-718. - E. Martin II, 102, 116, 225-227, 237. Louis Chätellier

Mierlo, Godfried van (OP) (1518-1587) 1570-1587 Bischof von Haarlem 1582-1587 Weihbischof in Münster

Godfried van Mierlo wurde am 2. 2. 1518 in Mierlo bei Helmond (Brabant) geboren. 1534 trat er zu ’s-Hertogenbosch in den Dominika­ nerorden ein. Um 1542 erhielt er die Priester­ weihe. Nach dem Theologiestudium in Lö­ wen kehrte er als Prokurator in sein Kloster zurück. 1552-59 war er Prior des Dominika­ nerkonvents in Utrecht. Seine Reorganisation dieses Klosters zeigt ihn als Anhänger der Kirchenreform. Als hochbegabter Prediger er­ warb er einen weitverbreiteten Ruf. 1558 ver­ trat er in Rom auf dem Generalkapitel seines Ordens die niederdeutsche Ordensprovinz. Bei dieser Gelegenheit wurde er zum Magi­ ster der Theologie promoviert und knüpfte Kontakte zu Kardinal Michele Ghislieri, dem späteren Pius V. 1559-69 war M. Provinzial der niederdeutschen Ordensprovinz.

Sein seelsorglicher Eifer und vorbildlicher Lebensstil empfahlen ihn für einen der Bi­ schofssitze, die 1559 in der neuen Kirchen­ provinz Utrecht errichtet wurden (F. [—>] Schenck von Tautenburg). Bereits 1562 hatte man ihn für das Bistum Gent empfohlen. Am 31.5. 1569 schlug ihn der spanische Statthal­ ter in Brüssel, der Herzog von Alba, König Philipp II. für das Bistum Haarlem vor, des­ sen Vakanz infolge der erzwungenen Resigna­ tion des N. v. (—>) Nieuwland unmittelbar be­ vorstand. Am 28. 11. 1569, dem Tag der Resi­ gnation van Nieuwlands, ernannte der König M. zum Generalvikar in Haarlem und über­ trug ihm die BistumsVerwaltung. Am 4. 3. 1570 nominierte er ihn dann zum Bischof von Haarlem und zum Prälaten der Abtei Egmond. Die päpstliche Provision erfolgte am

Mierlo - Milicin LI. 12. 1570. Konsekriert wurde M. am 11. 2. L571 durch Bischof Franciscus Sonnius von Antwerpen in der dortigen St. Pauls-Kirche. Nachdem die Stadt Haarlem den neuen Bi­ schof unter dem Druck Albas akzeptiert hatte, zog M. am 4. 3. 1571 feierlich in Haarlem ein.

Doch seinen Bemühungen war wenig Erfolg beschieden, denn der calvinistische Aufstand gegen den spanischen König in der Grafschaft Holland hatte sich bereits zu sehr ausgewei­ tet. Die Leistungen M.s waren im Grunde nur den Instruktionen und der militärischen Un­ terstützung durch Alba zu verdanken. So konnte er am 17. 7. 1571 seinen Anspruch auf die Jurisdiktion in Westfriesland, Kennemerland und Amstelland geltend machen. Im Ge­ gensatz zu seinem Vorgänger van Nieuwland setzte er sich damit gegen den mächtigen Dompropst von Utrecht durch, der nun auf seine ehemaligen Jurisdiktionsrechte verzich­ tete.

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war die revolutionärste Tat eines niederländi­ schen Bischofs jener Tage. Dennoch mußte er schließlich nach einem Überfall auf die St. Bavo-Kathedrale als letzter Utrechter Suffra­ ganbischof vor der Reformation fliehen (29. 5. 1578). Das von ihm gegründete Domkapitel überdauerte als einzige katholische Körper­ schaft ihrer Art die protestantische Herrschaft und übernahm von 1578 bis 1703 die Leitung der Mission in der Grafschaft Holland.

Zuflucht fand M. in Utrecht. Von dort reiste er im April 1579 nach Rom, wo er Vollmach­ ten für seine Amtsausübung in den Nieder­ landen erhielt. Danach ließ er sich als „exul episcopus Harlemensis“ in Bonn nieder. Am 14. 3. 1582 wurde er zum Weihbischof im Bis­ tum Münster bestellt. Dort lebte er fortan in ärmlichen Verhältnissen, wenn auch hochge­ achtet. Seit 1584 nahm er auf Einladung des Erzbischofs (—>) Ernst von Bayern im Erzbis­ tum Köln Pontifikalhandlungen vor.

M.s Hauptverdienst war die längst fällige Er­ richtung des Domkapitels von Haarlem. Dazu hob er bald nach seinem Einzug das für die­ sen Zweck vorgesehene Augustinerkloster in Heiloo und das Stift in Geervliet auf. Am 1.5. 1571 wurde das Kapitel in der St.-Bavo-Kathedrale in Haarlem installiert; im November 1573 erhielt es seine Statuten. Andere Maß­ nahmen waren dagegen nur kurzfristig wirk­ sam. Die Diözesansynode vom 2. 10. 1571 schrieb u. a. die Anlage von Tauf- und Traure­ gistern und eine korrekte Verwaltung der Kir­ chengüter vor. Im März 1572 und im Juni 1575 folgten Instruktionen über die Beicht­ praxis, im November 1573 über den Gymna­ sialunterricht. Die geplante Gründung eines Priesterseminars kam dagegen nicht zustan­ de. M.s Versuch zur Sanierung der Abtei Egmond wurde durch ihre Zerstörung im Juni 1573 zunichte gemacht.

M. starb am 28. 7. 1587 an der Pest in Deven­ ter, wohin ihn der damalige Statthalter, der Herzog von Parma, zur Rekonziliation einiger Kirchen gebeten hatte. Dort wurde er in der St. Lebuin-Kathedrale beigesetzt. Unumstrit­ ten sind M.s tadelloser Lebenswandel, seine asketische Frömmigkeit und der pastorale Ei­ fer, mit dem er die Kirchenreform voranzu­ treiben suchte.

Wie alle anderen Bischöfe der Kirchenpro­ vinz Utrecht konnte sich auch M. unter dem Druck der Religionskämpfe nicht halten. An Einkünften fehlte es ihm ganz. Als Haarlem sich am 4. 7. 1572 dem calvinistischen Auf­ stand anschloß, mußte M. aus der Stadt wei­ chen und floh nach Brüssel (24. 7. 1572). Erst nach der spanischen Belagerung von Haarlem (Dezember 1572 bis Juli 1573) konnte er zu­ rückkehren. Doch bereits 1573 wurde in den Provinzen Holland und Seeland die katholi­ sche Religionsausübung untersagt. In der von Hungersnot befallenen Bischofsstadt isoliert, konnte sich M. bis 1578 nur noch in Haarlem und Amsterdam behaupten. Am 22. 1. 1577 akzeptierte er notgedrungen die Gleichstel­ lung der beiden Konfessionen in Haarlem. Es

Paul von Milicin stammte aus einer schon im 13. Jh. genannten böhmischen Adelssippe, deren jüngere Linie sich 1433 in Mähren nie­ derließ. 1420 wurde er Kanoniker des Prager Domkapitels und 1431 dessen Propst; dieses Benefizium behielt er vermutlich bis 1437. Am 3. 10. 1434 wählte ihn das Olmützer Ka­ pitel zum Bischof. Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 25. 1. 1435. Im Mai 1435 begab sich M. an der Spitze einer Klerusdelegation zu den Kompaktatenverhandlungen zwi­ schen den hussitischen Ständen, den Basler Konzilslegaten und Kaiser Sigmund nach Brünn. Dort erteilte ihm am 31. 7. 1435 der Legat Philibert von Coutance in Anwesenheit des Kaisers und Erzherzog Albrechts von Österreich die Bischofsweihe. Danach ordne-

Literatur: A. Tibus 128ff. - A. Hensen, in: NNBW 2 (1912) 918-924. - A. Hensen 174-241. - L. Rogier I, II; bes. I, 294-306. - W. Kohl, Domstift II, 640. Paul Berbee

Milicin und Talmberg, Paul von (Pavel z Milicina) (t 1450) 1435-1450 Bischof von Olmütz

Milicm - Moers

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ten die Konzilslegaten eine Visitation des Be­ sitzes der Olmützer Kirche und des mähri­ schen Klerus an. Die Delegation des mähri­ schen Klerus widersetzte sich in den Kompaktatenverhandlungen zunächst dem Kom­ promiß mit den Hussiten und der Laienkelch­ erlaubnis, wurde aber schließlich von den Konzilslegaten zur Zustimmung bewogen. Das Domkapitel opponierte weiterhin gegen die abschließenden Verhandlungen in Iglau 1436, während M. sich aktiv daran beteiligte.

Während der Vakanz des Prager Erzbistums übernahmen üblicherweise die Olmützer Bi­ schöfe die böhmischen Königskrönungen. So krönte M. am 29. 6. 1438 Albrecht II. Nach den Zerstörungen, Besetzungen und Verpfän­ dungen von Kirchengütern während der hus­ sitischen Revolution befand sich das Bistum in einer schwierigen wirtschaftlichen Situa­ tion. Zwar einigte M. sich 1436 mit den mäh­ rischen Ständen über die Zehntzahlungen, kaufte auch manchen entfremdeten Kirchen­ besitz zurück, mußte aber andererseits wieder Bistumsgüter verpfänden, um finanzielle Schwierigkeiten zu überwinden. Dennoch rühmt die Chronik seine Liebe zu den Armen, auch seine Frömmigkeit. Gemäß dem Auftrag Papst Eugens IV, gegen disziplinlose und verheiratete utraquistische Priester vorzugehen, bemühte M. sich darum, seine Jurisdiktion über den utraquistischen Klerus real auszuüben, doch kam er dabei mit diesem und mit den hussitischen Adligen verschiedentlich in Konflikt. Den Kompaktaten stand er nach wie vor distanziert gegen­ über. Anfangs erteilte er zwar den utraquisti­ schen Kandidaten die Ordination und setzte sie auf utraquistischen Pfarreien ein, verlang­ te jedoch vor der Weihe einen Eid, den sie als Verletzung der Kompaktaten betrachteten. Gegen Ende seines Episkopats scheint er den Utraquisten die Priesterweihe ganz verwei­ gert zu haben. M. starb am 2. 5. 1450 und wurde in der Kollegiatkirche St. Peter zu Brünn beigesetzt. Literatur: G. Wolny 56f. - OSN 17 (1901) 344. - V. V. Tomek VI. - A. Podlaha I, 87. - E Hrejsa, Dejiny III. - J. Matzke 53 f. - Katalog biskupü 32, 71. - A. Rou­ ble, Olomouc a basilejsky koncil [Olmütz und das Basler Konzil], in: Husitsky Tabor 8 (Tabor 1985) 133-144. Winfried Eberhard

Mirgel, Johann Jakob (1559-1629)

1594-1602 Generalvikar des Bischofs von Konstanz

1598 Ep. tit. Sebastensis 1598-1629 Weihbischof in Konstanz * 1559 Lindau als Sohn des Arztes Abraham M.; 1576 Studium in Dillingen, 1579 am Col­ legium Helveticum in Mailand, 1582-88 als Alumne des Collegium Germanicum in Rom; Dr. theol.; 1589 Propst von Schönau; 15941602 Generalvikar in Konstanz, seit 1597 wie­ derholt Präsident des Geistlichen Rates; 1597 Domherr in Konstanz, 1598 Zulassung zum Kapitel; 18. 5. 1598 Titularbischof von Sebaste und Weihbischof in Konstanz; 1602 Dom­ kustos; 1609 führend an der Diözesansynode beteiligt; 4. 2. 1629 Konsekrator des Bischofs J. v. (—>) Truchseß v. Waldburg-Wolfegg; + 22. 9. 1629 Konstanz; □Jesuitenkirche Konstanz. Literatur: H. Tüchle, in: HS 1/2, 519. - G. Wieland, in: ebd. 650f. Red.

Moers, Dietrich Graf von (+ 1463) 1414-1463 Kurfürst-Erzbischof von Köln und Administrator des Bistums Paderborn

Dietrich von Moers war der Sohn des regie­ renden Grafen Friedrich v. M. und seiner Ge­ mahlin Walpurgis von Saarwerden. Zeit und Ort seiner Geburt sind nicht bekannt. Er hatte vier Brüder und vier Schwestern; drei der Ge­ schwister traten in den geistlichen Stand und erreichten hohe kirchliche Funktionen: Hein­ rich v. (—>) M. als Bischof von Münster und Administrator von Osnabrück, Walram v. (-*) M. als Gegenbischof in Utrecht und Bischof von Münster, ferner Clara als Äbtissin von St. Quirin in Neuss (1432-58). M. selbst kam durch seinen Onkel, den Köl­ ner Erzbischof Friedrich Graf von Saarwer­ den (1370-1414), früh mit der Kölner Kirche in Kontakt. Saarwerden bereitete ihn offenbar planmäßig für die Nachfolge im Kölner Bi­ schofsamt vor. So erhielt M. das Amt des Propstes von St. Cassius in Bonn (1397) und ein Kanonikat im Kölner Domkapitel (um 1411). 1401 studierte er in Heidelberg und 1408 in Bologna, ohne jedoch einen akademi­ schen Grad zu erwerben.

Sein Onkel führte ihn auch in die Fragen von Kirchenreform und Landesherrschaft ein, in­ dem er ihn alsbald Aufgaben in der Kölner Kirche wahrnehmen ließ. M. nahm an der Kölner Vertretung auf dem Konzil zu Pisa (1409) teil und übernahm schließlich mit Zu­ stimmung des Domkapitels die Verwaltung

Moers des Erzstiftes (1413-14). Somit schien ihm nach dem Tode Saarwerdens (9. 4. 1414) der Weg der Nachfolge offen zu stehen. Es kam jedoch zu einer Doppelwahl, weil sich das Domkapitel in zwei Fraktionen spaltete. Eine Minderheit folgte unter der Führung des Dompropstes Gerhard von Berg den Familien­ interessen des Hauses Berg und wählte am 18. 4. 1414 den Elekten von Paderborn, Wil­ helm von Berg. Die Mehrheit gab dagegen am 24. 4. 1414 in Bonn M. ihre Stimme. Dieser beschwor sogleich die Wahlkapitulation und konnte sich des Rückhalts des gewählten Kö­ nigs Sigismund versichern, der sich für ihn bei Papst Johannes XXIII. einsetzte, weil er eine Verzögerung seiner Krönung befürchtete. So erhielt M. am 30. 8. 1414 die päpstliche Bestätigung und ließ sich gemäß den Bestim­ mungen der Wahlkapitulation zum Priester weihen (22. 9. 1414). Während seiner ersten Messe krönte er am 8. 11. 1414 in Aachen Si­ gismund zum Römischen König und erhielt am gleichen Tag von diesem die Regalien. Die Bischofsweihe empfing er am 3. 2. 1415 in Bonn.

Die aufgrund der Doppelwahl entstandene Fehde mit dem Haus Berg vermochte M. zu seinen Gunsten zu entscheiden. Er ver­ drängte Wilhelm von Berg auch in Paderborn. Das dortige Domkapitel hatte seinen Bischof abgesetzt und übertrug M. am 22. 9. 1414 auf zehn Jahre das Amt des Administrators, was Johannes XXIII. am 13. 4. 1415 auf Lebenszeit verlängerte. Wilhelm von Berg gab Ende 1415 gegen eine Abfindung seine Ansprüche auf. 1417 wurde der Konflikt von Sigismund durch einen Schiedsspruch beigelegt. Fast ein halbes Jahrhundert lang leitete M. die Kölner Kirche und gestaltete die geistli­ che wie die weltliche Herrschaft mit der ihm eigenen Durchsetzungsfähigkeit. Wie andere Renaissanceherrscher war er von ausgezeich­ neter Bildung. Er pflegte engen Kontakt zu Humanisten und zur Kölner Universität, nahm aktiv an Kriegszügen teil und betrieb einen hohen Repräsentationsaufwand. Seine Lebenszeit fiel zusammen mit der spätmittel­ alterlichen Konzilsperiode, der Ausbildung der kurkölnischen landständischen Verfas­ sung und dem Aufstieg der Grafen von Moers zu ihrer größten Bedeutung. Das war neben der politischen Leistung der älteren Brüder Friedrich (+ 1448), der die Linie zu Moers weiterführte, und Johann (+ 1431), der die neue Linie von Moers-Saarwerden begründe­ te, vor allem der Kumulation kirchlicher Äm­ ter in der Hand von M. zu verdanken. Auf dieser Grundlage entwickelte M. eine Expan­ 37 Lexikon

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sionspolitik, die als Fernziel die politische und auch territorialstaatliche Vormachtstel­ lung Kurkölns im Nordwesten Europas erken­ nen läßt. Die Folge waren allerdings ständige Konflikte mit den benachbarten Dynastien, besonders mit Burgund und Kleve, die mit wechselnden Koalitionen unter Einsatz poli­

tischer, rechtlicher, dynastischer und militä­ rischer Mittel ausgefochten wurden. Sie ab­ sorbierten die Kräfte des Herrschers wie sei­ nes Territoriums nahezu völlig und endeten mit dem politischen Scheitern und der völli­ gen Überschuldung des Erzstiftes.

Auch die Beziehungen Dietrichs zu Kirche und Papst standen unter dem Einfluß seiner territorialen und dynastischen Interessen. In den Differenzen zwischen Papst und Konzil von Basel (1431-49) war er einer der maßgeb­ lichen Wegbereiter der Neutralitätsakte der Kurfürsten am 17. 3. 1438. Gleichwohl wurde vor allem in den Amtsjahren Eugens IV. die kölnisch-moersische Politik näher an das Konzil herangeführt und unter ihrem Einfluß auch die Kölner Universität. Dafür sprach nicht nur die erwartete Begünstigung der po­ litischen Interessen von M. durch das Konzil, sondern auch die ekklesiologische Auffas­ sung des Kölners, der die Stärkung von Bi­ schöfen und Diözesen gegenüber dem Papst­ tum erwartete. Seine antikonziliaristisch ein­ gestellten burgundisch-klevischen Gegner konnten sich hingegen der päpstlichen Unter-

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Moers

Stützung erfreuen. Dies zeigte sich nicht nur in den einzelnen Konflikten, sondern führte auch zu einer dauerhaften gravierenden Ein­ schränkung der Kölner geistlichen Jurisdikti­ on in klevischen Territorien, die der Papst zeitweilig sogar völlig eximierte (1445-49). Erst nachdem M. 1450 das Wiener Konkordat von 1448 anerkannt hatte, das die episkopalistisch-konziliaristische Bewegung ausschal­ tete, wurde sein Verhältnis zum Papsttum verbessert. Das kam nicht mehr seinen territo­ rial-dynastischen, wohl aber den Interessen der Kirchenreform zugute.

Bemerkenswert war die ReformWilligkeit von M. im kirchlich-geistlichen Bereich. Zwar be­ seitigte er die strukturellen Hemmnisse bi­ schöflicher Gewalt wie weltliche Patronats­ rechte und archidiakonale Eigenrechte nicht, schon weil dies immer auch territorial-herr­ schaftliche Interessen konkurrierender weltli­ cher Herrscher berührte und ihren Wider­ spruch hervorrief. Gleichwohl setzte er im Rahmen des Möglichen Reformen durch. So erließ er 1435 eine kuriale Ordnung, durch die vor allem das Offizialat neu geordnet wur­ de. Besonders folgenreich waren seine Bemü­ hungen um die Klosterreform, die er unter Berufung auf seine Rechte als Legatus natus in Angriff nahm. Erstmals erhielt er 1425 da­ für auch einen allgemeinen päpstlichen Auf­ trag, der auf der Kölner Provinzialsynode 1452 durch den päpstlichen Legaten N. v. (—>) Kues noch aufgewertet wurde, weil ihm auch - allerdings umstrittene - Rechte gegenüber den exemten Bettelorden zugesprochen wur­ den. 1458 verlieh ihm Pius II. auf Lebenszeit das Recht zur Reform exemter Klöster. We­ sentlich früher als die weltlichen Landesher­ ren im Gebiet der Erzdiözese öffnete M. die Klöster seines Stiftes und der Stadt Köln den Reformkongregationen. Von besonderer Be­ deutung wurde der Anschluß der beiden stadtkölnischen Benediktinerabteien Groß St. Martin (1455) und St. Pantaleon (vor 1458) an die Bursfelder Kongregation, weil sie Zentren der Reform für die gesamte Erzdiözese bilde­ ten, wobei sie eng mit den Kartäusern koope­ rierten. Die innerkirchliche Reformfähigkeit auf dem Gebiet der Klöster trug dazu bei, daß die anspruchsvolle theologisch-geistliche Substanz der Kölner Kirche auf Dauer stabil blieb und ihr relativ unbeschadet über die Re­ formation hinweghalf. Auch im Paderborner Bistum ließ M. den Klöstern besondere Für­ sorge angedeihen, wie sich an den acht klö­ sterlichen Neugründungen in seiner Amtszeit zeigt.

Auf Reichsebene vertrat M. wie die anderen rheinischen Kurfürsten das Konzept einer

oligarchischen Führung, sichtbar gemacht durch seine Teilnahme am Kurverein von Bingen 1424, der den Anspruch der Kurfür­ sten auf die Reichsregierung formulierte, und in späteren Jahren durch den Entwurf eigener Reichsreformpläne, der Avisamenta von 1453. Dessen ungeachtet und trotz gelegentli­ cher Differenzen über die Stellung zu Papst und Konzil blieb sein Verhältnis zum König­ tum im wesentlichen spannungsfrei, vor­ nehmlich weil sich die königlichen Interes­ sen nicht auf den nordwestlichen Teil des Reiches erstreckten und damit nicht mit den dynastisch-regionalen Ambitionen von M. kollidierten. Dieser engagierte sich aber auch in Reichsangelegenheiten. So war er maßgeb­ lich an den Beziehungen des deutschen Kö­ nigs zu England beteiligt. Im Dienste des Rei­ ches führte er 1421 und 1431 Heereszüge ge­ gen die Hussiten. Beide Unternehmen ende­ ten mit einem Mißerfolg. Mehrfach übertrug ihm der König Schlichtungsaufgaben, so 1435 für die Regelung des sächsischen Kurstreits, 1437 für die Reform der Feme, deren Ober­ stuhlherr der Kölner Kurfürst als Herzog von Westfalen war. 1456 trat er als Fürsprecher ei­ nes Kreuzzuges gegen die Türken auf, ohne diese Forderung allerdings politisch umset­ zen zu können. Für seine Herrschaft im Erzstift konnte M. auf eine bereits voll nach dem Amts- und Flä­ chenprinzip durchorganisierte Lokalverwal­ tung zurückgreifen. Probleme stellten sich in der Zentralverwaltung, wo sein Anspruch auf persönliche Regelung aller Details lange Zeit eine selbständig arbeitende und mit entspre­ chenden Kompetenzen ausgerüstete Verwal­ tung unmöglich machte. Immerhin erzwang die Fülle der Aufgaben und Probleme ein Nachdenken über Reformen, das um 1440 zu einem Gutachten von geistlichen und adeli­ gen Räten über die Verbesserung der Zentral­ verwaltung führte, was aber nicht umgesetzt wurde. Es blieb im wesentlichen beim per­ sönlichen Regiment des Herrschers. Ledig­ lich in den Rechtsverhältnissen wurden ab 1440 Verbesserungen vorgenommen, indem dem erzbischöflichen Hofgericht, der Appel­ lationsinstanz der lokalen Gerichte und des stadtkölnischen Schöffengerichts, eine festere Verfahrensordnung nach stadtkölnischem Recht gegeben wurde.

Nicht der Landesausbau, sondern die Aus­ weitung der kurkölnischen Macht- und Ein­ flußsphäre im nordwesteuropäischen Raum war das Hauptanliegen der Herrschaft von M.

Nach seiner Wahl versuchte er, seine unein­ geschränkte Landeshoheit gegenüber der

Moers Stadt Köln zur Geltung zu bringen, indem er ihre Kompetenzen u. a. in Fragen der weltli­ chen Gerichtsbarkeit und der Steuererhebung anfocht und eine Beteiligung an verschiede­ nen Steuern, insbesondere am Schutzgeld der städtischen Juden, beanspruchte. Der Kon­ flikt führte zum Krieg, in dem Adolf von Berg die Stadt und die rheinischen Kurfürsten M. unterstützten. Der Streit, in dessen Verlauf es 1424 zur dauernden Ausweisung der Juden aus der Stadt kam, wurde 1425 durch Schiedssprüche beigelegt, die die städtischen und bischöflichen Herrschaftsrechte nicht veränderten und es bei den gespaltenen Kom­ petenzen vor allem im jurisdiktioneilen Be­ reich beließen.

Erfolgreicher trat M. in den Erbauseinander­ setzungen auf, die ab den 20er Jahren in der klevischen Dynastie begannen. Es gelang ihm, 1422 die Reichspfandschaft an Sinzig und Remagen sowie 1424 die ertragreiche Zollstelle Kaiserswerth für das Erzstift zu er­ werben. Im selben Jahr stärkte er seinen Ein­ fluß durch die auf seine Vermittlung hin er­ folgte Wahl seines Bruders Heinrich zum Bi­ schof von Münster, wodurch dort der Einfluß der Grafen von Hoya ausgeschaltet wurde. Schwieriger gestaltete sich 1423 die Kandida­ tur seines Bruders Walram in Utrecht, den M. gegen zwei von Burgund und Geldern favori­ sierte Kandidaten ins Spiel brachte, ohne ihn durchsetzen zu können. Dies gelang dann teilweise 1436, nachdem sich Geldern nach dem Tode des eigenen Kandidaten mit M. ge­ gen Burgund gestellt hatte. Walram erhielt die Anerkennung des Konzils von Basel, während der burgundische Kandidat, R. v. (->) Diepholz, vom Papst bestätigt wurde und die Herrschaft im Stift behaupten konnte.

Um 1440 spannte sich die kurkölnische und moersische Einflußsphäre über weite Teile Westfalens und des niederrheinischen Rau­ mes, ohne jedoch auf Dauer Stabilität zu ge­ winnen. Dem standen die durch die kölni­ schen Erfolge bedrohten regionalen Kräfte Burgund und Kleve entgegen, außerdem fehl­ te M. die päpstliche Unterstützung. In der Auseinandersetzung zwischen Konzil und Papsttum stand er trotz des Neutralitätsbun­ des auf der Seite des Konzils, das er für seine Interessen einzusetzen wußte. Das brachte ihn in Gegensatz zu Eugen IV, der nicht nur in der Utrechter Frage das antikonziliaristisch eingestellte Burgund unterstützte, son­ dern sich auch dem ehrgeizigen Plan von M. widersetzte, weit zurückreichende kurkölni­ sche Ambitionen zu realisieren und Stift und Bistum Paderborn in die Kölner Kirche zu in­ 37*

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korporieren. Der Papst widerrief am 16. 6. 1431 die Zustimmung seines Vorgängers Mar­ tin V. vom 24. 11. 1429 zu diesem Vorhaben, wogegen 1439 M. das Konzil gegen den Ein­ spruch des Paderborner Domkapitels und des Papstes auf seine Seite bringen konnte. Aber ihm fehlten letztlich die Mittel, um sich ge­ gen die Widerstände vor Ort durchzusetzen. Die Soester Fehde vor Augen, verzichtete er am 8. 7. 1444 auf seine Ansprüche, nicht zu­ letzt um den Paderborner Stiftsadel für eine Kriegshilfe zu gewinnen. Schwerer als dieser Fehlschlag wog der Ab­ fall von Soest, der alten Hauptstadt des kölni­ schen Westfalens, das sich 1444 angesichts der zunehmenden Einschränkung seiner Ho­ heitsrechte von Kurköln lossagte und dem Herzog von Kleve huldigte. Darüber entzün­ dete sich 1444-49 die sog. Soester Fehde. Dieser Konflikt war eingebettet in dynasti­ sche und kirchenpolitische Fragen europä­ ischen Ausmaßes, denn hinter Kleve stand Herzog Philipp der Gute von Burgund, der eine eigene Führungsrolle auf Kosten der moersisch-kölnischen Machtstellung in Nordwestdeutschland zu übernehmen such­ te. Auf Seiten von M. standen wegen seiner gegen Burgund gerichteten Interessen Frank­ reich sowie der Kaiser und etliche kirchliche und weltliche Reichsfürsten. Das diploma­ tisch geschickt, aber militärisch sehr zurück­ haltend agierende Burgund konnte dank sei­ ner antikonziliaristischen Haltung Papst Eu­ gen IV. dazu gewinnen, 1445 die klevischen Territorien von der geistlichen Gewalt Kölns und Münsters zu eximieren. Da sich M. die­ ser Entscheidung nicht beugte, kam es am 24. 1. 1446 zur Absetzung und Bannung des Köl­ ners und seines Verbündeten, des Trierer Erz­ bischofs J. v. (—>) Sierck.

Die militärische Auseinandersetzung wurde zwischen Kurköln und Kleve ausgetragen und konnte von M. trotz der reichsrechtli­ chen Rückendeckung in Form der Achterklä­ rung gegen Soest durch Friedrich III. und trotz erheblicher finanzieller Anstrengungen für ein Heer von 15 000 Mann, darunter böh­ misch-hussitische und sächsische Söldner, nicht zu seinen Gunsten entschieden werden. 1447 scheiterte die Belagerung von Soest, und die finanzielle Erschöpfung beider Kriegsparteien bahnte den Weg zum Frieden. Dieser wurde erleichtert, weil den beiden ab­ gesetzten Bischöfen ein Ausgleich mit Niko­ laus V, dem Nachfolger des in demselben Jahr verstorbenen Eugen IV, gelang, wodurch M. am 4.12. 1447 gegen die Leistung der Obödienz restituiert wurde. Der Friedensschluß

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Moers

1449 brachte Kurköln den Verlust von Xanten und Soest an Kleve.

Die unmittelbar folgende Münstersche Stifts­ fehde (1450-56) wurde in derselben Parteien­ konstellation ausgetragen. M. hatte durch po­ litische und finanzielle Vorleistungen das La­ ger seiner Anhänger ausweiten können. Ab­ gesehen von dem Ausgleich mit dem Papst konnte er sich die Unterstützung des Stiftes Utrecht sichern, auf das sein Bruder Walram gegen die päpstliche Zusage einer Entschädi­ gung mit einem anderen Bischofssitz verzich­ tet hatte und wo sich Diepholz gegen den wachsenden Einfluß Burgunds zu wehren suchte, sowie Gelderns und des Herzogs Ger­ hard von Berg, der seit 1440 auch mit Jülich belehnt war. Mit Jülich-Berg hatte M. 1450 eine Erblandes­ vereinigung abgeschlossen. 1451 erreichte er gegen erhebliche Geldzahlungen eine Schen­ kungszusage für Berg für den Fall, daß die herzogliche Familie aussterbe. Die Schen­ kung kam zwar nie zustande, weil das Her­ zogspaar noch Kinder bekam, sie öffnete aber eine erneute Option auf eine Suprematie Kurkölns im nordwestdeutschen Raum genau zu dem Zeitpunkt, als 1450 sein Bruder Hein­ rich, Bischof von Münster, starb. Bei der Fra­ ge um die Nachfolge stellte sich Kleve auf die Seite eines Kandidaten aus der niedersächsi­ schen Familie der Grafen von Hoya. M. favo­ risierte dagegen seinen Bruder Walram, der sich aber, obwohl gewählt und vom Papst be­ stätigt, nicht halten konnte, da Kurköln keine Mittel hatte, um den klevischen Angriffen an­ gemessen zu begegnen. Walram war daher schon 1452 auf Drängen Dietrichs bereit, ei­ nem Neffen des Utrechter Bischofs die Rechte auf das Bistum Münster gegen eine jährliche Rente abzutreten, und als er 1456 starb, gab es keinen Interventionsgrund mehr. Mit der Münsterschen Stiftsfehde endete die großräu­ mig ausgreifende Politik von M. erfolglos. Die kostenintensiven Unternehmungen hat­ ten unmittelbare Auswirkungen auf das Spannungsfeld ständischer und landesherrli­ cher Interessen im Erzstift und forcierten die Entwicklung der kurkölnischen landständi­ schen Verfassung. Die Kölner Doppelwahl von 1414 hatte dem Domkapitel bereits die Möglichkeit gegeben, seine rechtliche und politische Prärogative als vornehmster Stand im Erzstift entscheidend zu festigen. Dies ge­ schah in der ersten Kölner Wahlkapitulation, einem Vertrag von 20 moderaten Bestimmun­ gen, an deren Ausarbeitung M. selbst mitge­ wirkt hatte und die er als Electus beschwor. Die Politik des Herrschers fand im allgemei­

nen die Zustimmung der Stände, die die fi­ nanziellen Lasten zunehmend zu tragen hat­ ten. Der Bischof verfügte über keine ausge­ baute Finanzverwaltung und suchte durch eine zunächst vorsichtige, ab 1443 ausufernde Amts Verpfändung den immensen Finanz­ bedarf zu decken, eine durchaus zeitgemäße Form der Kreditbeschaffung, die letztlich aber nicht ausreichte. Auch die beträchtli­ chen Einnahmen aus der wiederholten Bezehntung des Diözesanklerus durch päpstli­ che Bewilligung des subsidium caritativum halfen nicht entscheidend. Daher mußten die Stände Sondersteuern in immer kürzeren Ab­ ständen, zuletzt jährlich, bewilligen. Diese wurden das Vorbild für die sog. landständi­ schen Steuern der Folgezeit. Mit ihnen wuchs die Bedeutung der Stände, insbeson­ dere kam das Recht der Freiwilligkeit der Be­ willigungen und Zahlungen zur Geltung. Die Steuern wirkten aber zugleich auch integrie­ rend, indem erst durch sie die Stände und na­ mentlich die Unterherrschaften fest in den Verband des Territoriums einbezogen wur­ den. Im Ergebnis bildete sich hierdurch der Anspruch der Stände und vor allem des Dom­ kapitels heraus, als konkurrierende Kraft in allen wichtigen Regierungs- und Verwal­ tungsgeschäften des Landes mitzusprechen. Dieses Selbstverständnis fand seine verfas­ sungsrechtliche Sicherung kurze Zeit nach dem Tod von M. in der Erblandesvereinigung vom 26. 3. 1463, einem Bundesvertrag des Domkapitels mit den übrigen rheinischen Stiftsständen, und wenig später in ergänzter Fassung mit den westfälischen Ständen. Er wurde von dem jeweils gewählten Kurfürsten beschworen und sollte ihn in allen wichtigen Fragen an den Konsens der Stände binden. Die unbestritten wichtigste Folge der Politik von M. war daher, daß zum ersten Mal die po­ litische und verfassungsrechtliche Einheit von Land und Herrschaft hergestellt und ga­ rantiert wurde (Droege).

M. starb am 13. 2. 1463 auf seinem Schloß Zons. Das Domkapitel, das für seine Schul­ den aufzukommen hatte, mußte Geld von der Stadt Köln leihen, um die feierlichen Exequien ausrichten zu können. Das Grab befin­ det sich im Chorumgang des Kölner Domes hinter dem Hochaltar. Literatur: J. Hansen, Westfalen. - M. Birck, Der Köl­ ner Erzbischof Dietrich Graf von Moers und Papst Eugen IV. (Bonn 1889). - E Ritter, Erzbischof Die­ trich von Moers und die Stadt Köln in den Jahren 1414 bis 1424, in: AHVNRh 56 (1893) 1-90. - E Stentrup, Erzbischof Dietrich II. von Köln und sein Versuch der Inkorporation Paderborns, in: ZVGA 62 (1904) 1-97. - H. Foerster, Offizialat. - E. Wispling-

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Moers hoff, in: NDB 3 (1957) 677f. - G. Droege, Verfassung und Wirtschaft in Kurköln unter Dietrich von Mörs (Bonn 1957). - Ders., in: Rheinische Lebensbilder 1 (1961) 49-65. -H. Limburg, Dietrich von Moers und der Deutsche Orden, in: JKGV 42 (1968) 176-188. W.-D. Penning. - J. W. Stieber, Pope Eugen IV, the council of Basel and the secular and ecclesiastical authorities in the Empire (Leiden 1978). - H.-D. Hei­ mann, Zwischen Böhmen und Burgund. Zum OstWestverhältnis innerhalb des Territorialsystems des Deutschen Reiches im 15. Jahrhundert (Köln-Wien 1982). - H. J. Brandt-K. Hengst, Bischöfe. - K. Milit­ zer. - W. Janssen, Bischof. - CI. v. Looz-Corswaren, in: LMA 3 (1986) 1027f. - L. Tewes, Amts- und Pfandpolitik der Erzbischöfe von Köln im Spätmit­ telalter (1306-1463) (Köln u. a. 1987). - B. Neidiger. - M. Kissener. - W. Janssen, Köln. Franz Bosbach

Moers, Heinrich Graf von (+ 1450) 1424-1450 Bischof von Münster 1442-1450 Administrator des Bistums Os­ nabrück Heinrich Graf von Moers wurde als Sohn des Friedrich Graf v. M. und der Walburga von Saarwerden geboren. Seine Brüder (—>) Die­ trich und (—>) Walram wurden ebenfalls Bi­ schöfe. Nach dem Tod des bedeutenden münsterschen Bischofs Otto von Hoya (13921424), der das Niederstift in der Auseinander­ setzung mit den Grafen von Tecklenburg ar­ rondiert und Münster damit zu einem der größten geistlichen Territorien des Reiches gemacht hatte, gelang es dem Kölner Erzbi­ schof Dietrich, 1424 seinen Bruder M. als Nachfolger durchzusetzen. Da dieser aber vornehmlich moersische Hausinteressen ver­ trat, hatte er mit seinen Ständen eine Reihe von Konflikten zu bestehen. Als er 1424 sein Bistum in Besitz nehmen wollte, verweigerte ihm die Stadt den Einzug. Erst 1426 huldig­ ten ihm die Stände.

Nachdem das Basler Konzil den Osnabrücker Bischof Erich von Hoya (1437-42) abgesetzt hatte, wählte das dortige Domkapitel M. 1441 auf Veranlassung seines Bruders Dietrich zum Administrator. Ihn bestätigten sowohl das Konzil wie auch die Päpste Felix V. und Nikolaus V. Am 24. 1. 1442 verpflichtete er sich in Osnabrück auf die Wahlkapitulation. Für Osnabrück war vor allem sein Verspre­ chen wichtig, das Bistum nicht mit dem Bis­ tum Münster zu vereinen, die Verträge mit dem Domkapitel einzuhalten sowie die Inter­ essen des Bistums in den zahlreichen Adels­ fehden zu verteidigen. Das Amt des Offizials übernahm Albert Suho, der es von 1439 bis 1449 innehatte.

Das erstes Ziel von M. in Osnabrück war die Beilegung der Fehden, doch erreichte er dies nur teilweise. 1443 verlieh er der Stadt Melle das Wigboldrecht (Aufsicht über Maß und Ge­ wicht sowie Kauf und Verkauf - sog. freiwilli­ ge Gerichtsbarkeit - unter Kontrolle des Bi­ schöflichen Amtmannes). Außerdem galt es, den Mindener Bischof A. v. (—►) Hoya, der mit Ravensberger Adeligen verbündet war, in sei­ ne Landesgrenzen zurückzudrängen. Als die­ ser 1443 das Bistum angriff, wurde er mit sei­ nen Verbündeten in der Schlacht bei Sassen­ berg geschlagen. Im Ringen um die politische Vormacht in Nordwestdeutschland, deren erste Phase die „Soester Fehde“ (1444) bildete, in deren Ver­ lauf die Stadt sich vom Erzstift Köln lossagte und sich auf die Seite Kleves schlug, stand M. auf Seiten seines Bruders Dietrich, die Stadt Münster sowie Domkapitel und Ritter­ schaft von Münster dagegen auf Seiten der aufständischen Stadt. 1446 mußte M. unter deren Druck aus dem Kampf ausscheiden.

M. starb am 2. 6. 1450 nach einem Sturz vom Pferd im Arnsberger Wald. Er wurde in der Kreuzkirche zu Stromberg beigesetzt. Literatur: J. Ficker, Die Münsterischen Chroniken des Mittelalters (Münster 1851) 244-255. - J. C. B. Stüve I, 321, 355-377. - F. Philippi-H. Forst (Be­ arb.), Die Chroniken des Mittelalters (Osnabrück 1891) 156-170. - F. Runge, Die niederdeutsche Bi­ schofschronik bis 1553 (Osnabrück 1894) 157-176. - M. F. Feldkamp, Amtsbezeichnung 471 f. - Hand­ buch Münster (1993) 171 ff. Michael F. Feldkamp

Moers, Walram Graf von (um 1385-1456) 1434-1449 Gegenbischof in Utrecht 1450-1456 Bischof von Münster Walram von Moers wurde um das Jahr 1385 als Sohn des Friedrich v. M. und der Wal­ burga Gräfin von Saarwerden geboren. Sein Bruder Dietrich v. (—>) Moers war seit 1414 Erzbischof von Köln, sein Bruder Heinrich v. (—>) Moers seit 1424 Bischof von Osnabrück und seit 1441 zugleich von Münster. Auch M. wurde für die geistliche Laufbahn bestimmt. 1401 studierte er in Heidelberg, 1408 in Bolo­ gna. 1413 wurde er Domherr in Köln, später in Köln Dekan von St. Gereon und Propst von St. Maria ad gradus, ferner Domherr in Trier. Mit Unterstützung seines Bruders Dietrich kandidierte M. am 9. 11. 1423 für den Bi­ schofsstuhl von Utrecht - jedoch ohne Erfolg, denn gewählt wurde R. v. (—>) Diepholz. Erst im Februar 1434 wählte ihn eine Minderheit

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Moers

der Utrechter Kanoniker zum Nachfolger des Bischofsprätendenten Zweder von Culemborg, den Papst Eugen IV. im Dezember 1432 für abgesetzt erklärt hatte. Im Juni 1435 wur­ de M. vom Baseler Konzil in seinem Amt be­ stätigt. Danach ließ er sich mindestens bis 1438 im holländischen Dordrecht nieder. Als ihm der ebenfalls zu Basel gewählte Gegen­ papst Felix V. 1439 die Kardinalswürde an­ trug, lehnte er aus kirchenpolitischen Grün­ den ab. Auch König Sigismund und der Pfarr­ klerus von Holland und Seeland erkannten M. als rechtmäßigen Bischof an. Dennoch konnte er sich gegen den vom römischen Papst bestellten Diepholz, der im Utrechter Stift anerkannt wurde, nicht durchsetzen. Am 16. 1. 1449 verzichtete er formell auf Ut­ recht und versöhnte sich am 5. 7. 1449 sogar mit Diepholz. Eine im März 1449 vereinbarte und im März 1452 vom Kardinallegaten N. v. (—>) Kues revidierte Abfindungsregelung blieb weitgehend wirkungslos. Die Aussöhnung mit Diepholz und Papst Ni­ kolaus V. kam M., der sich wohl seit 1438 in Münster aufhielt, bald zustatten. Am 2. 6. 1450 starb sein Bruder Heinrich, Bischof von Osnabrück und Münster. Daraufhin wählte die Mehrheit des wieder durch Dietrich mit bedeutenden Zuwendungen geneigt gemach­ ten münsterischen Kapitels M. am 14. 7. 1450 zum Nachfolger des unbeliebten Heinrich, dies gegen den Wunsch weiter Kreise der Rit­ terschaft und des städtischen Bürgertums. Tags darauf beschwor M. die Wahlkapitulati­ on und die münsterischen Landesprivilegien. Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 14. 10. 1450. Die Regalien erhielt er am 9. 7. 1451. Die Landstände und die Stadt Münster prote­ stierten gegen die Wahl von M., übertrugen dem Grafen Johann von Hoya die weltliche Verweserschaft des Hochstiftes und erklärten, dabei zu bleiben, bis der Apostolische Stuhl einen der Ritterschaft und den Städten geneh­ men Bischof providiere.

Erzbischof Dietrich vermochte es nicht, jene tiefe Abneigung zu überwinden, die in Stadt und Land gegen seine Familie herrschte und die sein westfälischer Gegenspieler Johann von Hoya kräftig schürte. Der von Dietrich ausgelöste Kampf um die Vorherrschaft in Nordwestdeutschland, die soeben beendete Soester Fehde (1444-49), hatte nämlich in Münster eine starke Opposition gegen die Kölner Expansionspolitik hervorgerufen, die die Machtstellung Kleves stärkte. Von Kleve unterstützt, verlangten daher die Bürger von Münster Erich von Hoya, den Bruder des münsterischen Stiftsverwesers, zum Bischof. Zwei Domherren hatten diesem ihre Stimme

gegeben. Er wurde außer durch den Herzog von Kleve und die Stadt Münster von den Städten Coesfeld, Warendorf, Bocholt, Bor­ ken, Beckum, Ahlen, Dülmen, Rheine, Telgte, Bevergern, Sendenhorst und den Städten des Emslandes unterstützt. Er residierte auf den bischöflichen Burgen Horstmar und Wolbeck, während M. die Besitzergreifung des Hoch­ stiftes verwehrt blieb. Daher fanden sich am 23. 10. 1450 auf Anre­ gung des Grafen Everwin von BentheimSteinfurt einige Mitglieder des Domkapitels bereit, die Kandidatur von M. fallen zu lassen und Papst Nikolaus V. um die Bestätigung Erichs von Hoya zu bitten. Der Schritt blieb wirkungslos, da in Rom die Entscheidung zu­ gunsten von M. bereits gefallen war. Das Münsterer Diözesanschisma fand seinen blutigen Austrag in der siebenjährigen Mün­ sterer Stiftsfehde (1450-57), die in der Schlacht bei Varlar 1454 zwar zugunsten des Hauses Moers entschieden, nicht aber been­ det wurde. Der Kölner Erzbischof suchte durch strenge kanonische Maßnahmen gegen Erich von Hoya und seine Parteigänger die Position seines Bruders zu stärken. Zahlrei­ che Mitglieder des Welt- und Ordensklerus in Stadt und Stift, Angehörige der Ritterschaft, die Stadt Münster und die Mehrzahl der klei­ neren Städte des Stiftes wurden durch den Kölner Offizial exkommuniziert. Am 16. 8. 1451 sprach M. über den größten Teil des Bis­ tums das Interdikt aus. Gleichzeitig suchte er durch papsttreue Würdenträger einwandfreie Verhältnisse zu schaffen. Zum Weihbischof des friesischen Bistumsanteils, dessen amts­ enthobener Offizial der hoyaischen Partei an­ gehörte, ernannte er den Utrechter Zisterzien­ ser M. v. (—*) Biya, während er den hoya­ freundlichen Münsterer Weihbischof J. (—>) Fabri durch den papsttreuen Osnabrücker J. (—►) Wennecker ersetzte. Das zeitgenössische Urteil über M. schwankt je nach der Parteien Haß und Gunst. Während seine Gegner, namentlich der Magistrat von Münster, ihn einen Räuber und Totschläger nannten, der kanonisch unfähig sei, ein Bi­ schofsamt zu bekleiden, rühmten ihn seine Parteigänger als „den besten Bischof“, der sich durch Bildung, Frömmigkeit, Beschei­ denheit und Lauterkeit unter allen deutschen Oberhirten derart ausgezeichnet habe, daß der päpstliche Legat v. Kues ihn für das Kar­ dinalskollegium vorgeschlagen habe. M. starb am 3. 10. 1456 in der geldrischen Stadt Arnheim, wohin er sich unter den Schutz des befreundeten Herzogs von Gel­ dern zurückgezogen hatte. Seine Bischofs­

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Moers - Mohr Stadt hatte er nie betreten, und nur ein Drittel seines Sprengels bekannte sich zu ihm. Literatur: W. Kisky 169. - R. R. Post, Bisschopsverkiezingen 160-163. - Ders., Kerkgeschiedenis II, 14-21. - A. Schröer, Verfassung I, 45-52; II, 69, 195 f., 247. - W. Kohl, Domstift I, 149ff. - K. Scholz 434f. - Handbuch Münster (1993) 174 ff. Alois Schröer

Mohr, Joseph (1577 -1635)

1627-1635 Bischof von Chur

Joseph Mohr wurde im Jahre 1577 als Sohn des kaiserlichen Oberwachtmeisters Abra­ ham M. und der Agatha Castelmur in Tirol ge­ boren. Die Familie M. stammte aus Zernez im Engadin. M. studierte 1597-1600 in Dillin­ gen, dann am Collegium Helveticum in Mai­ land (Dr. theol.). 1605 wurde er Pfarrer in Feldkirch, 1609 Domkustos, 1623 Domscholasticus in Chur. Die dortige Bischofswahl vom 25. 8. 1627 fiel zunächst auf den Konstanzer Domdekan Georg Dietrich von Wolkenstein, einen Berater Erzherzog Leopolds V., doch verzichtete dieser wegen der zu erwartenden Opposition der Bündner und Franzosen auf Anraten des beim Wahlakt anwesenden Nun­ tius Alessandro Scappi. Im zweiten Wahl­ gang wurde der aus dem Gotteshausbund stammende M. mit neun von 15 Stimmen ge­ wählt. Nach der päpstlichen Bestätigung (10. 9. 1627) wurde er am 24. 10. 1627 in Chur von Scappi konsekriert. Die dem Bistum nachteiligen „6 Artikel“ beschwor er nicht. 1628 erhielt er, wie schon sein Vorgänger J. (—*) Flugi, die Pfarrei Tirol bei Meran, und am 4. 8. 1629 verlieh ihm Kaiser Ferdinand II. die Regalien. Der persönlich untadelige M. er­ wies sich in der Verwaltung als wenig erfah­ ren, vor allem in Finanzangelegenheiten, was zu ständigen Auseinandersetzungen mit dem Domkapitel führte. Nach dem Abzug der französischen Truppen wandten sich die Drei Bünde wieder Öster­ reich zu und schlossen 1629 den Innsbrucker Vertrag. Von 1629 bis 1631 waren große Teile Graubündens durch kaiserliche Truppen be­ setzt. Unter deren Schutz konnten die von Flugi ins Land gerufenen Kapuzinermissiona­ re ihre Tätigkeit fortsetzen. Um es mit den neugläubigen Bündnern nicht zu verderben, drängte Österreich nicht auf die gänzliche Durchführung des Lindauer Vertrags und der sog. Scappischen Artikel, die eine vollkom­ mene Restitution des Bistums vorsahen. Nachdem die kaiserlichen Truppen nach der Beendigung des Erbfolgekrieges um Mantua

1631 abgezogen waren, schlossen die poli­ tisch unentschlossenen Bündner wiederum eine Allianz mit Frankreich. Französiche Truppen unter dem Befehl des Hugenotten Rohan zogen nach Graubünden und gaben Anlaß, einige Kapuzinermissionare aus prote­ stantischen Gemeinden zu vertreiben. Immer­ hin stellte Rohan auf Befehl des Königs die in paritätischen Gemeinden wirkenden Kapuzi­ ner unter seinen Schutz. Sie konnten in unge­ fähr 20 Gemeinden, vor allem im Oberhalb­ stein und Calancatal, weiterwirken. 1630 und 1632 visitierte M. die Pfarreien im Vintschgau. Die letzten Amtsjahre M.s waren von Streitig­ keiten mit dem Domkapitel um die Beseiti­ gung der großen Schuldenlast bestimmt. Etli­ che Domherren betrachteten M. als für die Verwaltung ungeeignet und schlugen 1634 dem Luzerner Nuntius vor, ihm die weltliche Herrschaft zu entziehen. Scotti versuchte dann, allerdings ohne großen Erfolg, bei Österreich, Spanien und Frankreich größere Geldmittel und Benefizien für Chur zu ermit­ teln. Am 19. 3. 1635 bestellte Urban VIII. eine aus Kardinälen gebildete Spezialkommission der Propaganda-Kongregation, die Vorschläge zur Beseitigung der Churer Schuldenlast un­ terbreiten sollte. Bevor sie zu konkreten Be­ schlüssen kam, starb M. am 6. 8. 1635 in Chur, wahrscheinlich an der Pest. Er wurde in der Churer Kathedrale beigesetzt. Literatur: J. G. Mayer II, 310-330. - W. Kundert, in: HS 1/1, 498. - P. L. Surchat, Scotti 91-95. Pierre Louis Surchat

Mohr, Valentin (OSB) (1560-1608)

1606 Ep. tit. Ascalonensis 1607-1608 Mainzer Weihbischof in partibus Thuringiae

* 15. 12. 1560 Hornhausen bei Frankenhau­ sen (Thür.) als Sohn eines protestantischen Kantors; Schulbesuch in Arnstadt; Studium der Poesie und Musik in Erfurt; konvertierte unter dem Einfluß von Weihbischof N. (—>) Elgard; Eintritt in die Benediktinerabtei St. Peter in Erfurt; 1587 Priester; 1595 Prior; 20. 8. 1598 Wahl zum Abt von St. Peter; 1. 11. 1598 Benediktion durch Weihbischof St. (—>) Weber; 1605 durch Erzbischof J. (—>) Schweikard von Kronberg zum Weihbischof in Erfurt bestimmt; 31. 5. 1606 Titularbischof von Askalon; 8. 7. 1607 Konsekration durch Schweikard in der Aschaffenburger Stiftskirche St. Peter und Alexander; + 21. 10. 1608 Erfurt; □ Katharinenkapelle der Abteikirche St. Peter.

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Mohr - Monte

Literatur: J. S. Severus 53. - F. A. Koch 97f. - J. Feldkamm 76f. - L. Drehmann 107. - Ch. Grebner 745.

Friedhelm Jurgensmeier

Molitoris, Hermann (OP) (t nach 1483) 1471

Ep. tit. Salmastrensis und Weihbischof in Halberstadt; weihbischöfliche Handlungen in Havelberg

Dominikaner; 22. 11. 1471 Titularbischof von Salmasa und Weihbischof in Halberstadt; am 22. 11. 1471 als Weihbischof in der Diözese Halberstadt, am 14. 7. 1476 in der Diözese Ha­ velberg erwähnt; wahrscheinlich identisch mit dem 1483 in der Rostocker Unversitätsmatrikel genannten pater Hermannus Locis Havelbergensis in pontificalibus vicarius. Literatur: G. Wentz 78.

Felix Escher

Mongiojo (Mongiogus), Laurentius Galatino (Galatinus) (OFM) (t 1618) 1596-1606 Bischof von Minervino (Minervium) um 1600 Weihbischöfliche Handlungen in Salzburg 1610-1618 Erzbischof von Lanciano Konventuale des Franziskanerklosters in Lan­ ciano; 21. 6. 1596 Bischof des apulischen Stadtbistums Minervium. 1606 resignierte er auf sein Bistum, hielt sich um 1600 zeitweise in Salzburg auf und wurde von Erzbischof W. D. v. (—>) Raitenau zu Weihehandlungen her­ angezogen, da der Chiemseer Bischof S. (—>) Cattaneo nach einem schweren Zerwürfnis mit dem Erzbischof 1595 sein Bistum, das bis zu seinem Tode 1609 unbesetzt blieb, verlas­ sen hatte. M. weihte am 19. 9. 1602 den späte­ ren Salzburger Erzbischof M. S. v. (—>) Hohen­ ems zum Subdiakon. Am 27. 1. 1610 wurde M. Erzbischof von Lanciano in Mittelitalien. + 1618. Quellen und Literatur: J. Th. Zauner 52. - W. Haut­ haler-J. Steinhäuser, Nr. 258. Franz Ortner

Monte (van den Berg), Aegidius de (OFM) (t 1577)

1570-1577 Bischof von Deventer Über Herkunft und Jugend des Aegidius de Monte ist nichts bekannt. Er gehörte dem Or­

den der Franziskanerobservanten an und pro­ movierte in Löwen in Theologie. Er war Guar­ dian und später bis 1570 Oberer der nieder­ ländischen Provinz seines Ordens. Als sol­ cher erwarb er sich einen Ruf als begabter Prediger und Anhänger der Kirchenreform. Deshalb erschien er dem spanischen Statthal­ ter in Brüssel, dem Herzog von Alba, 1569 als geeigneter Kandidat für den vakanten Bi­ schofssitz von Deventer.

Dieses Bistum war erst 1559 mit der Grün­ dung der Kirchenprovinz Utrecht errichtet worden (F. [—>] Schenck von Tautenburg). M.s Vorgänger, der schwache Johannes Mahusius OFM (1561-70), hatte das Bischofsamt fak­ tisch niemals ausgeübt und schließlich frei­ willig darauf verzichtet. Die Ursache lag dar­ in, daß die Stadt Deventer und die Provinz Overijssel, um die Wahrung ihrer Privilegien besorgt, sich weigerten, das neue Bistum und den Bischof anzuerkennen. So existierte es bis 1570 nahezu nur auf dem Papier. Erst der unerbittliche Herzog von Alba - 1567-73 Statthalter Spaniens in den Nie­ derlanden - zwang die Stadt durch eine Ex­ pedition, die spanische Bistumspolitik zu ak­ zeptieren (10. 7. 1568). Nachdem er Mahusi­ us zur Resignation bewogen hatte, schlug er König Philipp II. M. als Nachfolger vor (31. 5. 1569). Obwohl die spanische Regierung bei Bischofsernennungen generell Weltpriester bevorzugte, entsprach der König der Empfeh­ lung und nominierte M. am 20. 7. 1569. Die päpstliche Verleihung erfolgte am 11. 8. 1570 (Ernennungsbreve einen Tag später). Am 28. 10. 1570 wurde M. in der Minoritenkirche zu Antwerpen vom Bischof Franciscus Sonnius konsekriert. Unter dem Schutz Albas zog M. am 30. 11. 1570 feierlich in Deventer ein und wurde in der St.-Lebuin-Kathedrale instal­ liert. Kurz nach seinem Amtsantritt ordnete M. die Einhaltung der Trienter Dekrete an und be­ mühte sich zunächst selbst, diesen durch Pre­ digten und Visitationsreisen zur Ausführung zu verhelfen (1571). Dennoch wurde ihm jeg­ liche Reformpolitik unmöglich gemacht. Ümgeben von feindlich gesinnten Kanonikern und Vikaren, fand er kaum geeignete Mitar­ beiter, um die Mißstände in seiner Diözese zu bekämpfen. Daran scheiterte auch die Vorbe­ reitung einer Diözesansynode. Auch der calvinistische Aufstand in den IJsselstädten Kämpen, Zwolle und Zutphen (bis November 1572), die Belagerung von Deventer sowie die anschließenden Plünderungszüge deutscher und spanischer Söldnerbanden behinderten die Reform. Den Rest seiner Amtszeit kämpfte

Monte - Montfalcon M. gegen den Widerstand der Kommunen und des etablierten Pfarrklerus in Overijssel und Geldern, die durch ständige Gerichtsver­ fahren ihre Freiheiten zu wahren suchten. Ein 1571 gegründetes Priesterseminar wurde mangels geeigneter Führung bald wieder auf­ gelöst. M.s Einkünfte waren sehr gering, da die bischöflichen Tafelgüter, die Propstei von Deventer und das Augustinerkloster Agnietenberg bei Zwolle, stark entwertet waren. Auch auf die Propstei von Oldenzaal mit der Jurisdiktion über Twente hatte M. ein An­ recht, doch weigerte sich Erzbischof Schenck von Tautenburg, ihm diese abzutreten.

M. starb unerwartet am 26. 5. 1577 in der Bi­ schofsstadt. Er war der letzte Bischof von De­ venter. Die Katholische Reform hatte in sei­ nem Bistum nie eine Aussicht auf Erfolg ge­ habt. Ende 1578 wurde Deventer, nach Zwol­ le und Kämpen, von der calvinistischen Staatspartei erobert und blieb nach einem spanischen Intermezzo (1587-91) definitiv unter protestantischer Herrschaft. Literatur: B. Snelting, in: NNBW 4 (1918) 1007f. D. van Heel, De Minderbroeder Aegidius de Monte, bisschop van Deventer, t 1577 (Rotterdam 1935). L. Rogier I, 314-327. Paul Berbee

Montfalcon (Montfaucon), Aymon de (OSB) (um 1443-1517)

1491-1517 Bischof von Lausanne 1497-1509 Administrator des Bistums Genf Aymon de Montfalcon wurde 1443 auf Schloß Flaccieu (Bugey) als fünfter Sohn des Guillaume de M., Seigneurs von Flaccieu, und der Marguerite de Chevron-Villette gebo­ ren. Ein Bruder seiner Mutter, Urbain de Che­ vron-Villette, war Domherr in Lausanne und später Erzbischof von Tarantaise. Seine Schwester Alice war mit Claude, dem Bruder des Lausanner Bischofs B. de (—►) Montferrand, verheiratet. 1462 war M. Benediktiner in Saint-Rambert-en-Bugey. Möglicherweise studierte er in Turin (Dr. iur. can.). Seine Kar­ riere machte er am Hof des Herzogs von Sa­ voyen, der ihn am 11. 12. 1471 zu seinem Rat ernannte. Im selben Jahre wurde er Prior von Anglefort (Ain). 1473 hielt er sich im Auftrag des Ludwig von Savoyen, Königs von Zy­ pern, in Rom auf. 1476 wurde er Prior von Ri­ paille, 1486 Kommendatarabt von Hautcret. Am 16. 5. 1491 verlieh ihm Papst Innozenz VIII. auf Wunsch des Hauses Savoyen das Bistum Lausanne. Das Domkapitel hatte dage­ gen einen anderen Kandidaten bevorzugt. Am 9. 7. zog M. feierlich in Lausanne ein und ließ

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sich einige Tage später in der Kathedrale konsekrieren. Am 26. 4. 1492 erhielt er zusätzlich das Priorat von Port-Valais und am 1. 7. 1495 jenes von Lutry. Papst Alexander VI. bestellte ihn am 22. 5. 1497 zum Administrator der Di­ özese Genf für den minderjährigen Philipp von Savoyen. Dieses Amt versah M. bis zur Resignation des Prinzen im Jahre 1509. Als Bischof von Lausanne diente M. weiterhin dem Haus Savoyen; so fungierte er zwischen 1495 und 1510 achtmal als Gesandter bei den Eidgenossen und 1507 am französischen Hof. 1501 nahm er an den Hochzeitsfeierlichkei­ ten seines Herzogs mit Margaretha von Öster­ reich in Brüssel teil. Trotz seiner Loyalität gegenüber Savoyen ver­ teidigte M. die Herrschaftsansprüche der Bi­ schöfe von Lausanne im savoyischen Waadt­ land. Wie sein Vorgänger unterhielt er gute Beziehungen zu den Eidgenossen, besonders zu den benachbarten Kantonen Freiburg und Bern, deren Gebiete ganz oder teilweise zu seiner Diözese gehörten. Es gelang ihm, die unter seinem Vorgänger gespannten Bezie­ hungen zu der nach Unabhängigkeit streben­ den Stadt Lausanne zu verbessern. M. tole­ rierte eine gewissen Selbstverwaltung, be­ harrte aber auf der Anerkennung seiner Sou­ veränität über die Stadt. Bei einem Zusam­ mentreffen mit Kaiser Maximilian I. 1510 in Breisach ließ er sich seine Stellung als Reichsfürst im Waadtland bestätigen (Vikariat über die Stadt Lausanne und Umgebung). M. bezog eine Pension vom König von Frank­ reich und war für ihn in der Eidgenossen­ schaft diplomatisch tätig. Deswegen kam es zu Auseinandersetzungen mit dem Sittener Bischof Kardinal M. (—>) Schiner, der M. sei­ nen Günstling N. v. (->) Diesbach als Koadju­ tor aufdrängen wollte. 1513 erhielt M. in der Person seines Neffen, S. de (—>) Montfalcon, einen Koadjutor mit Nachfolgerecht. In den letzten Amtsjahren verschlechterten sich die sonst guten Beziehungen M.s zu Savoyen und zu seinen Untertanen in der Stadt Lausanne.

An den damaligen Maßstäben gemessen, war M. durchaus kirchlich gesinnt. Mehrere Wei­ hehandlungen sind von ihm verbürgt. 1493 veranlaßte er die Neuausgabe der Synodalsta­ tuten von Bischof G. de (—>) Saluces, die er in Lyon drucken ließ. 1500 folgte die Herausga­ be des Rituales, 1505 des Missales, 1509 des Breviers. Am 16. 4. 1493 führte M. in Lau­ sanne eine Diözesansynode durch. Auf seine Veranlassung erfolgten 1497 die Gründungen des Karmelitenkonvents Sainte-Catherine in Lausanne und des Franziskanerklosters in Morges. M. unterstützte 1512 die Umwand­ lung der Pfarrkirche St. Nikolaus zu Freiburg/

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Montfalcon

Ue. in ein Kollegiatstift. Zwischen 1507 und 1509 intervenierte er im berüchtigten JetzerHandel in Bern. Als für die Stadt Bern zustän­ diger Ordinarius untersuchte er 1507 un­ durchsichtige Marienerscheinungen im dorti­ gen Dominikanerkloster. 1508 bestellte ihn Julius II. zusammen mit Schiner zum aposto­ lischen Untersuchungsrichter. Die unter der Folter geständigen Dominikaner wurden 1509 hingerichtet. M. verfaßte selbst Gedichte und Spiele und förderte das künstlerische und literarische Leben in Lausanne. Er baute das bischöfliche Schloß Saint-Maire in Lausanne aus und er­ weiterte die Kathedrale um die Kapelle des Hl. Mauritius und um ein neues Portal. M. starb am 10. 8. 1517 in Lausanne. Er wurde in der Mauritiuskapelle der Kathedrale beige­ setzt. Literatur: M. Schmitt-J. Gremaud II, 240-256. - M. Reymond 388-390. - Ders., in: ZSKG 14 (1920) 2839, 99-111. - HBLS I, 182f. - L. de Montfalcon, Ay­ mon de Montfalcon, prelat de la Renaissance, in: Le Bugey. Bulletin annuel, Societe Scientifique, Historique et Litteraire 60 (Belley 1968) 73-109; 61 (1969) 178-200; 62 (1970) 149-172. - L. Wettstein, in: HS 1/4,146-148 (Lit.). Pierre Louis Surchat

Montfalcon (Montfaucon), Sebastien de (1489-1560) 1513-1517 Koadjutor des Bischofs von Lau­ sanne 1517-1560 Bischof von Lausanne Sebastien de Montfalcon wurde 1489 als Sohn des Francois de M., Seigneurs von Pierre-Charve, und der Jacqueline de La Rochette geboren. Ein Onkel väterlicherseits war der Lausanner Bischof A. de (—>) Montfalcon. 1505 wurde M. Domherr in Lausanne, 1506 war er an der Universität Basel immatriku­ liert. Schon in jungen Jahren erhielt er zahl­ reiche kirchliche Benefizien, u. a. 1509 die Abtei Ripaille, die Pfarreien von Albens und La Biolle in Savoyen. Am 12. 10. 1513 er­ nannte ihn Papst Leo X. zum Koadjutor sei­ nes Onkels. Damals war er Subdiakon. Wann und wo er Priester- und Bischofsweihe erhal­ ten hat, ist unbekannt. Am 2. 8. 1517 nahm er als Koadjutor und nur zwei Wochen später, nach dem Tode seines Onkels, am 18. 8. als Bischof Besitz von seiner Diözese. Der junge, wenig gebildete und genußsüchti­ ge M. erwies sich als zu schwach, dem Bis­ tum Lausanne in den schwierigen Zeiten der politischen und kirchlichen Umwälzungen

als Oberhirte und Landesherr vorzustehen. Schon während der letzten Regierungs jähre seines Onkels war es wieder zu Auseinander­ setzungen zwischen der nach Selbständigkeit strebenden Stadt Lausanne und ihrem Für­ sten gekommen. Dank der Vermittlung Savo­ yens wurden der Stadt ihre Privilegien bestä­ tigt. Um sich ganz der bischöflichen Herr­ schaft zu entledigen, wandte sich Lausanne 1525 an Bern, Freiburg und Solothurn. Doch einzig Freiburg zeigte sich bereit, Unterstüt­ zung zu gewähren. Somit blieb die Stadt wei­ terhin nominell unter bischöflicher Herr­ schaft. Am 21. 3. 1518 nahm M. an der Exhu­ mierung der Gebeine des Nikolaus von Flüe in Sachsein teil und beglaubigte die Echtheit der Reliquien. 1520 und 1524 visitierte er die Pfarreien im Kanton Freiburg. Hingegen zer­ schlug sich sein Vorhaben, auch die im Kan­ ton Bern gelegenen Pfarreien zu visitieren, am Widerstand der Regierung. 1523 ließ er die Lausanner Synodalstatuten von 1447 zum zweiten Mal herausgeben und fügte ihnen 24 neue Artikel bei, die eine Intensivierung des religiösen Lebens postulierten und sich gegen die Einmischung des Staates in kirchliche Angelegenheiten wandten. Diese Bestim­ mung war hauptsächlich gegen Savoyen und die Stadt Lausanne gerichtet.

Die Ausbreitung der Reformation in der West­ schweiz unter dem Schutze Berns sowie der Zusammenbruch der savoyischen Herrschaft im Waadtland bedeuteten das Ende der bi­ schöflichen Landesherrschaft und reduzier­ ten die Diözese Lausanne auf ein Drittel ihres vorherigen Umfangs. Die spät unternomme­ nen Versuche M.s, diese mit Hilfe Frank­ reichs und Savoyens wiederzugewinnen, blieben erfolglos. Als sich ab 1522 die neue Lehre innerhalb der Diözese bemerkbar machte, forderte M. zu Ostern 1523 seinen Klerus auf, der Reformation Widerstand zu leisten. Die Stände des Waadtlandes wandten sich 1525 und 1527 klar gegen die neue Lehre. 1526 schickte M. einen Vertreter an die Badener Disputation. Beim Berner Religions­ gespräch vom Januar 1528 ließ er sich nicht mehr vertreten. Danach führte der mächtige Stadtstaat die Reformation ein und erklärte jegliche bischöfliche Jurisdiktion auf seinem Territorium für abgeschafft. 1529 wandten sich die Stadt Biel und und das Tal von SaintImier, die zum Basler Hochstift gehörten, der Reformation zu. 1530 folgten Stadt und Graf­ schaft Neuenburg. 1532 beschlossen Bern und Freiburg die Parität in ihren gemeinsa­ men Vogteien im Waadtland. 1531 erneuerte die Stadt Lausanne ihre Burgrechte mit Bern und Freiburg. Ab 1533 wurde in Lausanne

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Montfalcon - Montferrand

mit Unterstützung Berns die neue Lehre ge­ predigt. 1534 gewann die Reformation An­ hänger in Payerne und im bischöflichen Avenches. 1534 weilte M. als Gesandter Sa­ voyens am französischen Hof. Anläßlich ei­ ner weiteren Visitation im Kanton Freiburg ersuchte M. 1535 die Regierung um Unter­ stützung gegen die Neugläubigen. Um das be­ drohte Genf zu schützen, erklärte Bern im Ja­ nuar 1536 Savoyen den Krieg und besetzte in­ nerhalb von zwei Monaten das savoyische wie auch das bischöfliche Waadtland. Unter dem Vorwand, es der katholischen Religion zu erhalten, raubte das neutrale Freiburg den Savoyern die Grafschaften Romont und Estavayer. Im März 1536 erklärte Bern M. zum Feind. Zwischen dem 21. und 23. 3. verließ dieser Lausanne und brachte sich nach Sa­ voyen in Sicherheit. Am 1. 4. besetzte Bern die Stadt Lausanne. Im Dezember 1536 an­ nektierte Freiburg die bischöflichen Herr­ schaften in Bulle, La Roche und Albeuve. Dies bedeutete das Ende der bischöflichen Landesherrschaft. Ohne auf nennenswerten Widerstand zu stoßen, führte Bern im Waadt­ land die Reformation ein. 1537 flohen die Lausanner Domherren nach Savoyen, wäh­ rend sich nur drei von 30 der neuen Lehre an­ geschlossen hatten. 1540 wurde das Domka­ pitel aufgelöst. 1548 obsiegte die Reformation in der Vogtei Grandson, 1554 in Orbe. Nach dem Ankauf der Grafschaft Greyerz durch Bern und Freiburg 1555 setzte Bern in seinem Anteil (Pays-d’Enhaut) die Reformation durch. Danach blieben der Diözese Lausanne nur noch das Territorium des Kantons Frei­ burg sowie die Stadt Solothurn und ihre Um­ gebung erhalten. Von den ca. 310 vorreforma­ torischen Pfarreien existierten nach 1555 noch 89, und zwar im Kanton Freiburg und im Dekanat Solothurn, ferner drei in der bernisch-freiburgischen Vogtei Echallens, zwei in der Grafschaft Neuenburg und zwei in der Franche-Comte.

M.s Aufenthaltsorte nach seiner Flucht aus Lausanne sind nur zum Teil bekannt. Wahr­ scheinlich hielt er sich meist in Savoyen auf, so 1538 in Nizza, 1545 in Chambery. Im Okto­ ber 1547 nahm er am Reichstag von Augsburg teil, wo ihm Karl V. seine Rechte und Privile­ gien bestätigte. Vom katholischen Kanton Freiburg verlangte er mehrere Male erfolglos die Rückerstattung seiner Herrschaften. Zwar hatte Freiburg ab 1522 die alte Kirche ener­ gisch verteidigt, aber ebenso konsequent ver­ teidigte es sein staatskirchliches Regiment. Die Versuche, in Freiburg eine bischöfliche Verwaltung zu etablieren, scheiterten. 1544 verbot Freiburg M., sein Territorium zu betre­

ten. Zwar begab sich 1544 M.s Generalvikar Frangois Mayor nach Freiburg, wo er auch Chorherr war; er starb aber schon im Jahr dar­ auf. Die Weihe von Kirchen und Priestern im Kanton Freiburg nahm seitdem der Bischof von Sitten vor. Erst im Winter 1559 konnte der Lausanner Weihbischof J. (—>) Peronis Freiburg und Solothurn kurz visitieren und Weihehandlungen vornehmen. M. starb in der ersten Hälfte des Jahres 1560 höchstwahr­ scheinlich in Virieuz-le-Petit (Diözese Bel­ ley), wo er ein Haus besaß. Literatur: M. Schmitt-J. Gremaud II, 257-391. - M. Reymond 393. - O. Perler, Les Constitutions Syn­ odales de Sebastien de Montfalcon, eveque de Lau­ sanne 1523, in: ZSKG 37 (1943) 225-235. - P. Rück, Die letzten Versuche Sebastians von Montfalcon 1517-1560 zur Wiederherstellung der bischöflichen Verwaltung in den katholischen Teilen der Diözese Lausanne, in: SZG 16 (1966) 1-19. - Ders., Un recit de la captivite du Chapitre de Lausanne en fevrier 1537, in: RHVau 78 (1970) 43-67. - L. Wettstein, in: HS 1/4, 148-150 (Lit.). Pierre Louis Surchat

Montferrand, Benoit de (+ 1491)

1470-1476 Bischof von Coutances 1476-1491 Bischof von Lausanne Benoit de Montferrand stammte aus einer Adelsfamilie des Bugey, westlich von Genf. Er war ein Sohn des Pierre, Seigneurs de M., und der Marie Pelerin. Er trat dem Antoniterorden in Saint-Antoine-de-Viennois bei und wurde 1452 Präzeptor in Norges-le-Pont (Cöte-d’Or). Damals studierte er in Paris Kir­ chenrecht (Bacc. iur. can.). 1459 hielt er sich in Rom auf. Pius II. verlieh ihm am 26. 4. 1460 die Abtei Saint-Antoine-de-Viennois. Er galt als ehrgeizig, streitsüchtig, geldgierig und von nicht einwandfreier sittlicher Haltung (um 1465 wurde ihm ein illegitimer Sohn ge­ boren). Paul II. übertrug ihm am 9. 4. 1470 das Bistum Coutances (Manche). Der Wider­ stand König Ludwigs XI. von Frankreich und des Domkapitels machten es ihm jedoch un­ möglich, von seinem Bistum Besitz zu ergrei­ fen. Daraufhin transferierte Sixtus IV. M. am 15. 7. 1476 nach Lausanne und übergab Cou­ tances seinem Neffen, Kardinal G. d. (—>) Rovere. Am 2. 10. 1476 wurde das Priorat von Lutry der bischöflichen Mensa von Lausanne inkorporiert. M. wurde 1478 Kommendatarprior. Schon 1476 hatte er das Priorat von Gigny (Diözese Lyon) erhalten. M.s Ernen­ nung zum Bischof von Lausanne war gegen den Willen des Hauses Savoyen erfolgt. Nach den Niederlagen des mit Savoyen verbünde­ ten Herzogs von Burgund war seine Stellung

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Montferrand - Müller

im Waadtland erschüttert, denn seit den er­ folgreichen Kriegen gegen Burgund bedräng­ ten die Eidgenossen auch die savoyische Waadt. Der in der Westschweiz nun politisch aktiv werdende Stadtstaat Bern plünderte 1476 die Stadt Lausanne. Bern unterstützte M. gegen Savoyen, und am 3. 4. 1477 konnte dieser von seinem Bistum Besitz ergreifen. M.s Zeit als Bischof von Lausanne war von beständigen Auseinandersetzungen mit sei­ nen Untertanen, besonders mit der nach vol­ ler Selbständigkeit strebenden Stadt Lau­ sanne, überschattet. Diese konnte auf die Un­ terstützung Savoyens zählen; 1481 verlangte sie eine selbstgewählte Verwaltung und er­ reichte gegen den Willen M.s die Vereinigung der zwei bis dahin getrennten Stadtteile. Ne­ ben der Stadt versuchte sich auch das Domka­ pitel der bischöflichen Herrschaft zu entzie­ hen. M. fand dagegen Unterstützung bei den Kantonen Freiburg und Bern. Letzterer unter­ hielt bis 1483 Truppen in Lausanne. 1484 wurde M. Bürger von Bern und Freiburg. 1487 rebellierten die bischöflichen Unterta­ nen in Lutry. Karl VIII. von Frankreich er­ nannte M. am 21. 4. 1489 in Amboise zum Mitglied des Großen Königlichen Rates. M. hielt sich meist außerhalb seiner Diözese auf. Am 9. 2. 1477 gab er dem Kollegiatstift von Neuenburg neue Statuten. 1481 visitierte er große Teile seiner Diözese. Am 19. 10. 1484 beauftragte ihn Papst Innozenz VIII. mit der Umwandlung der Pfarrei von St. Vinzenz in Bern in ein Kollegiatstift. Am 4. 3. 1485 eröff­ nete er es persönlich und führte den neuen Propst ein. Am 26. 4. 1491 errichtete er die Kapelle Saint-Jean-Baptiste, Saint-Antoine an der Lausanner Kathedrale. M. starb wahr­ scheinlich am 7. 5. 1491 in Nyon auf der Rei­ se nach Saint-Antoine-de-Viennois. Seine letzte Ruhestätte fand er in der Kathedrale von Lausanne. Während seiner Amtszeit be­ gann Bern im Waadtland eine aktive politi­ sche Rolle zu spielen, zunächst noch als Be­ schützer des Bischofs gegen Savoyen. Literatur: M. Schmitt-J. Gremaud II, 213-239. - M. Reymond 393 f. - A. Mischlewski, Grundzüge der Geschichte des Antoniterordens bis zum Ausgang des 15. Jahrhunderts (Köln-Wien 1976) 263-267, 315-317. -L. Wettstein, in: HS 1/4, 144-146 (Lit.). Pierre Louis Surchat

Muelich, Heinrich (t 1549) 1548-1549 Bischof von Wiener Neustadt

Heinrich Muelich stammte aus Günzburg bei Ulm. In seiner Jugend ein Anhänger der lu­ therischen Bewegung, wandte er sich später

unter dem Einfluß des Bischofs U. (—0 Textor von Laibach der alten Kirche zu. Das Stu­ dium der Theologie absolvierte er in Ingol­ stadt. Er erhielt die Pfarrei St. Lorenz im Pu­ stertal (Diözese Brixen) und war seit 1546 Hofprediger Ferdinands I. in Innsbruck, dann in Wien. Johannes Cochläus verhalf ihm 1546 zu einer Domherrnstelle in Breslau, wo er je­ doch nie residierte. Statt dessen hielt er sich am königlichen Hof in Regensburg, Prag und Augsburg auf. Vor dem 3. 10. 1548 nominierte König Ferdinand I. ihn zum Bischof von Wie­ ner Neustadt. Dort war er mit dem Priester­ mangel, der geringen Dotation des Bistums und der schlechten Ausstattung der Benefizien konfrontiert. M. litt an Depressionen und beging wahrscheinlich am 21. 8. 1549 Selbstmord. Schriften: Christenliche Vermanung und Underricht, wie zu diesen gefährlichen Zeiten die Christ­ gläubigen Menschen zu Christenlichen Puess und andechtigem Gebete zu underweisen und zu vermanen (o. O., o. J.).

Quellen: DAStP. - ÖNB, Cvp 9311.

Literatur: Th. Wiedemann, Neustadt II, 178f. Ders., Reformation IV, 299-301. - G. Zimmermann 397f. - K. Wolfsgruber 60, 605. - G. Kreß 198f. - R. Kampichler 22-24. - G. Buttlar-Gerhartl 18. Johann Weissensteiner

Müller, Sebastian (1584-1644) 1631 Ep. tit. Adramyttensis 1631-1644 Weihbischof in Augsburg

* 21.1.1584 Trübenbach bei Bregenz; 1603-12 Studium in Dillingen, dann bis 1615 als Alumne des Collegium Germanicum in Rom; 1616-31 Pfarrer von Gundelfingen; leitete dort die Rekatholisierung der pfalzneuburgischen Pfarreien ein; 1623 Dr. theol. (Dillin­ gen); 1630 Übernahme der Nachmittagsprädikatur am Augsburger Dom; als Geschäftsträ­ ger der Augsburger Diözese nach Rom; 28. 4. 1631 Titularbischof von Edremit und Weihbi­ schof in Augsburg; 1. 5. 1631 Konsekration in Rom; 1632 Domherr in Augsburg (päpstliche Provision) und 1639 Propst von St. Gertraud, Augsburg. In der Zeit der Schwedenherr­ schaft mußte er 1633-35 mit den übrigen Geistlichen die Reichsstadt verlassen, t 20. 10. 1644 nach schwerer Krankheit; □ 1808 abgebrochene Johanneskirche in Augsburg; Epitaph im Domkreuzgang. Literatur: A. Schröder 460-463. - P. Rummel, Bi­ schöfe 73f. - K. Kosel, Nr. 127, S. 186. - W. Brand­ müller 802. Peter Rummel

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Münster - Napponäus

Münster (Monster), Johannes (t 1544) Ep. tit. Venecompensis seu Vicecomponensis 1511-1537 Mainzer Weihbischof in partibus Rheni 1511

Mag. art., Dr. decr.; Gelehrter „tum in studiis literalibus tum iuris canonici“; Domvikar, Domkapitelssekretär in Mainz; 1498 Kanoni­ ker an St. Johann in Mainz, Lektoralpräbende; 1505 verlieh ihm Erzbischof), v. (—►) Lie­ benstein die Pfarrei Dromersheim; am 4. 11. 1510 erbat Erzbischof U. v. (—>) Gemmingen für M. die Ernennung zum Weihbischof in Mainz; 9. 7. 1511 Titularbischof von Vicecomponensis; Bischofsweihe im gleichen Jahr, denn 1511 weihte er die Prämonstratenseräbte Johann Bicker von Münsterdreisen und Peter Mankebel von Langenselbold; 1529 visitierte er das Katharinenstift in Oppen­ heim; 1530 erhielt er als Nachfolger von Die­ ter Wenk ein Kanonikat an St. Stephan in Mainz; 1531 unterzeichneten er und seine Schwester Lisa einen Kaufvertrag in Mainz; 1537 verglich er sich mit dem zum neuen Mainzer Weihbischof designierten Dompfar­ rer M. (—>) Helding, zu dessen Gunsten er aus

Napponäus, Christian (OSB) (t 1571)

1564-1571 Bischof von Wiener Neustadt Christian Napponäus Radiducius stammte aus dem Maasgebiet. Er war Benediktiner und Prior der Abtei Kornelimünster bei Aa­ chen. Im August 1563 nominierte Kaiser Fer­ dinand I. ihn auf Empfehlung seines Hofpre­ digers und Beichtvaters Matthias Citardus OP, dessen Predigten N. später herausgab, zum Bischof von Wiener Neustadt. N. akzep­ tierte erst nach langem Sträuben. Als er im April 1564 in Wiener Neustadt eintraf, war die Stadt weitgehend protestantisch. N. lehnte die Einführung des 1564 durch Papst Pius IV. konzedierten Laienkelches ab und

Krankheitsgründen sein Amt resignierte; diese „Conditiones et capitula“ wurden vom Domkapitel am 3. 11. 1537 angenommen und bestätigt; der kämpferische Humanist und Ge­ lehrte Johannes Rhagius (Rak) Aesticampius widmete M. ein Gedicht; t 25. 6. 1544 Mainz; □ Memorie des Domes nahe der Nikolauska­ pelle. Literatur: G. C. Joannis II, 441 f. - V. F. de Gudenus II, 80. - J. S. Severus 26f. - Mainzer Domkapitels­ protokolle III. - F. V. Arens 197. Friedhelm Jurgensmeier

Murner, Thomas (OFM) (t 1536)

1530-1536 Weihbischof in Passau * Murnau (Oberbayern); Minorit; zeitweise Guardian des Klosters in Passau; seit 1530 als Weihbischof in Passau bezeugt, doch ist sein Titularbistum nicht bekannt; 1 1536. Literatur: M. Hansiz 610. - I. E Keiblinger 2Of. - L. H. Krick, Domstift 209. August Leidl

blieb den entsprechenden bischöflichen Bera­ tungen unter U. (—>) Sagstetter fern. Er publi­ zierte zwar das päpstliche Indult, verweigerte aber persönlich die Spendung der Eucharistie unter beiden Gestalten. Im übrigen bemühte er sich um eine Klerusreform. Er schärfte be­ sonders die Predigttätigkeit ein. N. starb am 16. 11. 1571 in Wiener Neustadt. Schriften: Hg. der Predigten des P. Matthäus Citard OP.

Quellen: DAStP. - ÖNB, Cvp 9311. Literatur: Th. Wiedemann, Neustadt III, 72-92. - R. Kampichier 31-34. - G. Buttlar-Gerhartl 21-23. Johann Weissensteiner

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Nardus - Nausea

Nardus von Montopol, Caesar (OFM) (1572-1633 [?])

1621 Ep. tit. Ansarensis 1629-1632 Weihbischof in Olmütz Franziskanerkonventuale; Theologe und Ka­ nonist; 21. 6. 1621 Titularbischof (kaiserliche Präsentation); 1622 Propst des Augustinerchorherren-Stiftes Allerheiligen in Olmütz; 1629 Weihbischof in Olmütz, 1631 auch in Aquileja; resignierte 1632; 1623 und nach 1632 Hofprediger in Wien; 1 1633 (?). Literatur: Ch. d’Elvert, Erzbistum 304. - Notizen­ blatt 1895, 95. Winfried Eberhard

Nas (Nasi), Johannes (OFM) (1534-1590)

1580 Ep. tit. Bellinensis 1580-1590 Weihbischof in Brixen * 19. 3. 1534 Eltmann bei Bamberg als Sohn des Valentin N. und der Magdalena Schu­ mann; Schneider; als wandernder Geselle in Nürnberg, Regensburg, Augsburg, München; begeisterte sich für die lutherische Lehre; nach Lektüre der „Nachfolge Christi“ 1552 wieder katholisch; Eintritt in das Münchener Franziskanerkloster; 1553 Gelübde; neben der Ausübung des Schneiderhandwerks Stu­ dium; 1557 Priester; 1559 Übersiedlung in das Kloster Ingolstadt und Besuch der Uni­ versität; 1560 Kontroversprediger; 1566 Pre­ diger in Straubing; 1567 von Kardinal O. (—>) Truchseß von Waldburg als Prediger zur Pro­ vinzialsynode in Dillingen berufen; 1567 Pre­ diger in Ulm und Bruck an der Ammer; 1568 Fastenprediger in München; von Bischof F. v. (—>) Wirsberg als Prediger nach Würzburg be­ rufen; 1569 Custos der Straßburger Ordens­ provinz; 1571 beim Generalkapitel in Rom; predigte auch vor Papst und Kardinälen; der Papst verlieh ihm den Titel „Sedis apostolicae concinator“.

Auf der Rückreise von Rom 1571 Aufenthalt in Brixen, dort Domprediger; 1572 in Ordens­ angelegenheiten in Innsbruck, dort Bekannt­ schaft mit Erzherzog Ferdinand; Hofprediger in Innsbruck, dann aber in Konflikt mit den Jesuiten; 1575-77 Predigtreisen nach Kärn­ ten, Bayern und Schwaben. Das Bemühen des Tiroler Landesfürsten um Errichtung einer selbständigen Tiroler Franziskanerprovinz stieß auf großen Widerstand. Als aus Mün­ chen gegen N. Beschwerden laut wurden, suchte dieser sein Recht bei Papst Gregor XIII. 1578 päpstlicher Kommissar und Visita­

tor aller Franziskanerklöster im Bereich des Tiroler Landesfürsten; 1579 beim Pariser Ge­ neralkapitel; 1580 Errichtung der Tiroler Franziskanerpro vinz. 1580 vom Brixner Bischof J. Th. v. (—>) Spaur zum Weihbischof bestimmt; 9. 5. 1580 Titu­ larbischof von Beilinas; am 18. 9. 1580 von Spaur in Brixen konsekriert. Von N. sind viele bischöfliche Handlungen nachgewie­ sen, doch geriet er 1583 in Streit mit General­ vikar Adam von Arz. Dieser wurde 1585 in Rom beigelegt. 1582 nahm er an der Diözesan­ visitation teil; 1587 berief ihn Erzherzog Ernst von Österreich nach Lambach in Ober­ österreich; 1586 wieder in Brixen; 1586 An­ feindungen durch eigene Ordensbrüder, Rechtfertigung in Rom. N. war begabt, aber exzentrisch und an vielen Konflikten durch seine grobe Art selbst schuld. Er erwarb sich um die Erneuerung der Tiroler Kirche große Verdienste, t 16. 3. 1590 Innsbruck; □ Hof­ kirche Innsbruck; Grabstein von Alexander Colin. Schriftenverzeichnis: Analecta Franciscana (Quaracchi 1946) 466-470. - J. Hepp (s. u.) 5-9.

Literatur: K. Schellhass, Die Franziskanerobservan­ ten J. Nasus u. Michael Alvarez, in: QFIAB 18 (1926) 274-310. - J. Stadlhuber II, 500-507. - M. Enzinger, Nicolaus Cusanus und Johannes Nas. Zwei Brixner Bischöfe im deutschen Geistesleben, in: Die Brennerstraße. Deutscher Schicksalsweg von Innsbruck nach Bozen, hg. vom Südtiroler Kulturin­ stitut (Bozen 1961) 208-214. - J. Hepp, Das Predigt­ werk des Johann Nas 1535-1590 (Diss. Würzburg 1963). - J. Bücking, Frühabsolutismus 72. - J. Schil­ ling, Das Lebensschicksal des Franziskanerbischofs Johannes Nas 1534-1590 (Haßfurt 1976). - J. Gelmi, Eine weitgehend unbekannte Kurzbiographie über Johann Nas, in: Ecclesia Militans II, 475-490. Ders., Weihbischöfe 195-197. Josef Gelmi

Nausea, Friedrich (1496[?]-1552) Koadjutor des Bischofs Wien 1541-1552 Bischof von Wien 1539-1541

von

Friedrich Nausea wurde wahrscheinlich 1496 als Sohn des Wagners Hans Graue (daher die latinisierte Namensform Nausea) und der Ka­ tharina Retschman zu Waischenfeld (Ober­ franken) in der Diözese Bamberg geboren. 1514 wurde er Akolyth, 1525 in Bologna zum Subdiakon, in Padua zum Diakon geweiht. Die Priesterweihe erhielt er erst als Bischof. Nach dem Besuch der Bamberger Domschule studierte N. als Erzieher und Begleiter Paul Schwarzenbergs, des Sohnes des bambergi-

Nausea sehen Hofmeisters Johann v. S., ab 1514 in Leipzig, ab 1518 in Pavia, ab 1521 in Padua. Dort wurde er 1523 zum Dr. iur. promoviert. Anschließend studierte er Theologie in Siena. Dort erfolgte jedoch erst 1534 die Promotion zum Dr. theol. 1524 trat er, von Tommaso Campeggio, Nuntius in Venedig, wo N. auch seine humanistischen Werke drucken ließ, empfohlen, in die Dienste des Kardinallega­ ten Lorenzo Campeggio. Als dessen Sekretär war er auf dem zweiten Nürnberger Reichstag anwesend. Dort betraute man ihn mit Ver­ handlungen mit Melanchthon und mit der Beantwortung der „Gravamina der deutschen Nation“ (gedruckt 1538). Campeggio ernannte N. 1524 zum päpstlichen Notar und Grafen des Lateranpalastes. Mit Campeggio begab sich N. 1524 nach Wien, wo er u. a. mit Eras­ mus von Rotterdam verhandelte. Ebenfalls mit Campeggio kam N. 1525 nach Rom, dann nach Bologna. N. kehrte anschließend nach Deutschland zurück und konnte nun zwi­ schen der Stelle des Dompredigers in Mainz, dem Amt des Weihbischofs in Würzburg und - von seinem Freund Johannes Cochläus empfohlen - der Predigerpfründe an St. Bar­ tholomäus in Frankfurt wählen. Er entschied sich für Frankfurt. Anfang 1526 trat er seine Stelle an. Dort wurde er gleich nach seiner er­ sten Predigt am 25. 2. 1526 von der von den Ideen der Reformation aufgewühlten Bevöl­ kerung vertrieben. N. ging daraufhin nach Mainz, wo ihm Erzbischof (—>) Albrecht von Brandenburg die Dompredigerstelle gab. In Mainz entfaltete N. bis 1535 eine reiche schriftstellerische und homiletische Tätig­ keit. 1529 erhielt er ein Kanonikat an St. Ma­ ria ad gradus. Im gleichen Jahr predigte er auf Aufforderung J. (—>) Fabris auf dem Reichstag in Speyer. Auf dem Augsburger Reichstag 1530 betraute Albrecht ihn mit der Abfassung eines Gutachtens über die verschiedenen Konfessionen. 1532 erhielt N. eine Professur in Mainz. Auf Empfehlung Fabris wurde er schließlich als Hofprediger nach Wien beru­ fen. Dort traf er im Winter 1534/35 ein. Au­ ßerdem erhielt er die Stelle eines königlichen Hofrates. Ferdinand I. verlieh ihm die Pfarrei­ en Asparn (Zaya) (1536) und Mistelbach (1537). Am 1. 10. 1537 präsentierte er ihn als supernumeraren Domherrn von St. Stephan, doch wurde er wahrscheinlich nicht instal­ liert. 1538 wurde N. auf Wunsch des Bischofs von Wien, Fabris, dessen Koadjutor. Die No­ mination durch Ferdinand I. erfolgte am 5. 5. 1538, die päpstliche Bestätigung am 19. 3. 1539. Seine bisherigen Pfründen durfte er beibehalten. Im Herbst erlangte N. ferner die Propstei Waldkirch an der Elz. 1540 war N. auch Kanonikus in Prag. 1540 präsentierte

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ihn Ferdinand I. auf die Propstei Unter-Ingel­ heim in der Erzdiözese Mainz; diese konnte er erst 1548 tatsächlich antreten. 1540-41 war N. maßgeblich an den Religionsgesprächen in Hagenau und Worms beteiligt und arbeitete entsprechende Denkschriften für Ferdinand aus. Seine kompromißbereite Haltung er­ laubte ihm auch persönliche Begegnungen mit Melanchthon und Butzer. Mit dem Tod Fabris am 21. 5. 1541 folgte N. ihm als Bischof von Wien nach. Bei der Be­ sitzergreifung mußte er sich vom Domde­ chanten vertreten lassen. Erst Ende 1542 oder Anfang 1543 wurde N. zum Priester und zum Bischof geweiht. Als Diözesanbischof hatte er vor allem mit dem großen Priestermangel, der schlechten Disziplin des Domkapitels und den Eingriffen in seine Jurisdiktion durch den Passauer Offizial zu kämpfen. Zeitweise dachte er daran, auf sein Bistum zu verzich­ ten. Auch in Wien war die Reformation weit fortgeschritten. Das Schulwesen war weitge­ hend protestantisch. Die Religiosität des Vol­ kes und das katholische Brauchtum gingen zurück. Althergekommene Prozessionen wur­ den eingestellt. Die Einführung von Kontroverspredigten, die Verschärfung der Bücher­ zensur und die Prüfung der Schullehrer in Glaubensfragen konnten hier kaum Abhilfe schaffen. N. knüpfte daher früh Kontakte zur Gesellschaft Jesu und stand seit 1545 in Kor­ respondenz mit P. (—>) Canisius. Um 1548 er­ hielt N. ein Kanonikat in Olmütz; seine Be­ mühungen um die Domdechantei bzw. Dom­ propstei Breslau und die Propstei Glogau blieben dagegen erfolglos. Neben seiner bischöflichen Tätigkeit enga­ gierte sich N. besonders in Konzilsfragen. 1538 legte er in einer Schrift „Rerum Conciliarium libri V“ seine Vorstellungen über ein von ihm als dringend notwendig bezeichne­ tes Konzil vor. Darin bezeichnete er auch die Reform des Papsttums und der Kurie als Desi­ derat; der weitere Inhalt war Rechtsfragen ge­ widmet. 1542 wurde N. von König Ferdinand I. zum Konzilsgesandten bestimmt. 1543 ver­ handelte er mit Papst Paul III. in Parma. Er legte diesem eine umfangreiche Material­ sammlung zu Konzilsfragen (Silvae Synoda­ les) vor. Als Hauptursache für das Entstehen und die Erfolge der Reformation bezeichnete er darin das Versagen der Bischöfe, der Kurie und der Päpste. Besonders kritisierte er die Auswüchse des spätmittelalterlichen Pfrün­ denwesens. Im Sinne des später auf dem Kon­ zil formulierten Bischofsideals forderte er wieder die Einhaltung der Residenz- und der Predigtpflicht. Seine Forderung, die Domka­ pitel auch für Nichtadelige, vor allem für gra-

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Nausea - Negusanti

duierte Absolventen der Universitäten zu öff­ nen, wurde auch später kaum erfüllt. Im gan­ zen gesehen, begnügte sich die Schrift N.s mit einer scharfen Kritik an der moralischen Verderbtheit der Kirche. Auf deren struktu­ relle Ursachen ging er kaum ein. N.s 1545 ausgesprochener Vorschlag, Regensburg oder Köln als Konzilsort zu wählen, blieb weitge­ hend unbeachtet. An der Teilnahme der er­ sten Sitzungsperiode war N. verhindert. Von Papst Julius III. am 31. 1. 1551 dringend zur Teilnahme eingeladen, traf er gemeinsam mit dem Bischof von Agram, dem Sprecher Ferdi­ nands I., am 30. 8. 1551 in Trient ein. Bei den Konzilsdebatten über Eucharistie und Buße ergriff N., dessen Einfluß weit hinter den auf­ grund seiner Konzilsschriften gehegten Er­ wartungen zurückblieb, am 21. 9. 1551 erst­ mals das Wort. Er wandte sich dabei gegen den Eucharistiebegriff der Protestanten, for­ derte aber die Gewährung des Laienkelches. Damit konnte er sich jedoch nicht durchset­ zen. Am 7. 1. 1552 sprach er über Messe und Priestertum. Am 14. 1. 1552 wurde er noch zum Mitglied der Kommission „Pro formandis canonibus super articulis de missa et ordine et aptanda doctrina iam examinata“ er­ nannt. Kurze Zeit später, am 6. 2. 1552, starb er in Trient. Sein Leichnam wurde nach Wien überführt und im Stephansdom beigesetzt. Die zahlreichen Werke N.s umfassen ein ungemein breites Spektrum; neben den theolo­ gischen und homiletischen Werken war N. auch auf dem Gebiet der Pädagogik, der Rechts- und Sprachwissenschaften, der Ge­ schichte und der Naturwissenschaften tätig. Schriftenverzeichnis: H. Immenkötter (s. u.) 234.

Literatur: J. Metzner, Friedrich Nausea aus Wai­ schenfeld, Bischof von Wien (Regensburg 1884). V. Zeißberg, in: ADB 23 (1886) 321-325. - J. G. Meyer, Bischof Friedrich Nausea auf dem Konzil von Trient, in: HJ 8 (1887) 1-27. - J. v. Aschbach III, 322-328. - J. Kopallik 29-103. - W. Friedensburg. L. Cardauns. - E. Tomek, Charitas 185-197. - E. Amann, in: DThC XI/1 (1931) 46-51. - E. Tomek, Kirchengeschichte 259-278. - H. Gollob, Friedrich Nausea. Bischof von Wien (Wien 1952). - G. Kreß 84f., 102, 201f. - H. Gollob, Der Wiener Bischof Friedrich Nausea und die Weltanschauungskrise des 16. Jahrhunderts, in: WGB1 21 (1966) 139-144. H. Jedin, Das konziliare Reformprogramm Friedrich Nauseas, in: HJ 77 (1958) 229-253. - J. Beumer, Friedrich Nausea und seine Wirksamkeit zu Frank­ furt, auf den Colloquien zu Hagenau und Worms und auf dem Trienter Konzil, in: ZKTh 94 (1972) 29-45. - K. Fischer. - F. Loidl 46-49, 335. - F. LoidlM. Krexner 35f. - Fünfhundert Jahre Bischof Fried­ rich Nausea. Aus der Geschichte der Stadt und Pfar­ rei Waischenfeld (Waischenfeld 1987). - H. Immen­ kötter, in: TRE 24 (1994) 230-235 (QQ, Lit.). Johann Weissensteiner

Nebelmair, Stephan (+1618)

1606 Ep. tit. Almirensis 1606-1618 Weihbischof in Regensburg

* München; seit 1580 Studium in Ingolstadt; 1589 Lie. theol., 1601 Dr. theol. ebd.; 15901605 Stadtpfarrer und Kanonikus des Kollegiatstifts St. Jakob und Tiburtius in Straubing; 1605-11 Kanonikus des Kollegiatstifts zur Al­ ten Kapelle in Regensburg; 27. 2. 1606 Titu­ larbischof von Almira und Weihbischof in Regensburg; 11. 3. 1611 Domherr ebd.; + 3. 12. 1618 nach dreijähriger schwerer Krank­ heit; □ Regensburger Dom. Literatur: A. Mayer III, 66f. - F. X. Freninger 41. - J. Schmid 41, 146. - KDB Regensburg I, 130. - W. Kausch 92, 133, 230. - Kirche und Pfarrei St. Jakob in Vergangenheit und Gegenwart. FS St. Jakob zu Straubing - Erhebung zur Basilika (Straubing 1989) 64 (Porträt 61).

Karl Hausberger

Negelin, Heinrich (+ frühestens 1520) 1506 Ep. tit. Adramyttensis 1506-1520 Weihbischof in Augsburg * Bistum Konstanz; 1479 Tonsur und Pfarrer von Oberfahlheim, 1481 von Dußlingen; 1481 Priesterweihe in Rom; 1503 vom Augsburger Domkapitel zum Pfarrer von Schwäbisch Gmünd präsentiert; am 13. 10. 1506 gegen den Willen des Domkapitels vom Augsburger Bischof H. v. (—>) Lichtenau zum Weihbischof bestimmt; 6. 12. 1506 Titularbischof von Edremit; 13. 12. 1506 Konsekration in Bolo­ gna; 1519 als Kanonikus von St. Gertraud in Augsburg erwähnt; verschiedene Pontifikalhandlungen nachgewiesen, u. a. 1512 Weihe des Klosters Thierhaupten, 1510 Benediktion des Abtes Johann Vinsternau in Neresheim, 1517 Mitkonsekrator Ch. v. (—>) Stadions in Dillingen; gegen Ende 1520 resigniert oder ge­ storben; Bestattungsort unbekannt; ein Epi­ taph befindet sich in Oberfahlheim. Literatur: A. Schröder 439-441. - A. Haemmerle, Chorherrenstifte, Nr. 379. - F. Zoepfl I, 549; II, 11, 168. - W. Fauter 40, 58. - P. Weißenberger 137-139. Peter Rummel

Negusanti, Vincenzo (um 1487- frühestens 1562)

1514 Ep. tit. Arbensis 1537-1539 Generalvikar des Bischofs von Trient und Weihbischof 1540-1546 Weihbischof in Verona seit 1546 Weihbischof in Brescia

Negusanti - Neideck * um 1487 Fano (Umbrien); Dr. decr.; Ver­ wandter und Sekretär des Kardinals Adriano da Cometo; 20. 11. 1514 Titularbischof von Arbe; nahm am V. Laterankonzil teil und be­ gleitete Kardinal Ippolito de’Medici auf sei­ ner ungarischen Legation; am 10. 6. 1537 weihte er in Venedig Ignatius von Loyola und seine Gefährten zu Priestern. Wahrscheinlich im gleichen Jahr übernahm der Trienter Bi­ schof Kardinal B. v. (—>) Cles ihn als Weihbi­ schof und Generalvikar. Am 17. 3. 1539 nahm er als Prokurator von Cles das Bistum Brixen in Besitz. Im gleichen Jahr erhielt er die Pfar­ rei Cavalese. N. machte sich um die Klerusre­ form verdient. Bereits 1540 wechselte er in die Diözese Verona, 1546 nach Brescia über. 1561-62 war er beim Konzil von Trient. Literatur: S. Weber 100-107. Severino Vareschi

Neideck, Georg von (+ 1514)

1502-1505 Koadjutor des Bischofs von Trient 1506-1514 Bischof von Trient

Die Neideck waren Ministerialen der Grafen von Andechs in Unterkärnten. Martin v. N. kam 1456 als Kämmerer und Truchseß Erz­ herzog Sigismunds nach Tirol. Die Familie er­ warb Burg Anger bei Klausen, ein Lehen der Grafen von Tirol, und begründete dort ihren Ansitz Neideck. 1472 wurde sie in die Tiroler Adelsmatrikel aufgenommen und erwarb seit­ dem die Burgen Beifort, Malosco, Wellenberg und Fragenstein. Die Tiroler Linie erlosch 1603. Der Vater N.s, Sigmund v. N. (t 1492), wurde 1478 mit Eberhardszell und Schwein­ hausen belehnt und stand im Dienst Erzher­ zog Sigismunds. 1485 wurde er Kammerober­ ster, Schenk und Pfleger von Burg Altspaur. In erster Ehe war er mit Ursula (Anna ?) von Epps zu Wagrein, der Mutter N.s, verheiratet. Nach anderen Quellen war Martin v. N. der Vater N.s. Dieser war 1493 Oberst von Castel Pergine bei Trient, wo der Tiroler Einfluß überwog und das wegen seiner Bergwerke von Bedeutung war. Der Bruder Eustachius war kaiserlicher und Jerusalemer Ritter sowie 1509-33 Hauptmann von Riva, das er zuvor als Hauptmann der kaiserlichen Truppen Ve­ nedig entrissen hatte. 1481 schrieb N. sich an der Universität Wien, 1485 an der zu Bologna ein. Dort spielte er in der Folge eine bedeutende Rolle. 1485 wurde er Bakkalaureus, 1486 Syndikus, 1489 Rektor der Ultramontanen und 1491-92 Rektor bei­ 38 Lexikon

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der Universitäten. Als solcher bemühte er sich gegen den Mailänder Vertreter um Rück­ gewinnung der in Vergessenheit geratenen Rechte seines Amtes. Aus diesem Grunde mußte er auf Drängen der Bentivoglio, der Herren von Bologna, vorübergehend die Stadt verlassen, kehrte aber auf Drängen der Stu­ denten wenig später zurück. 1492 wurde er als Schüler Giovanni Campeggis zum Dr. iur. utr. promoviert. Seit 1489 als Domherr von Trient erwähnt, prozessierte er wegen dieser Pfründe 1491-92 mit Heinrich Hontheim in Trient und in Rom. Danach hatte er die Pfrün­ de bis zu seiner Bischofswahl unangefochten inne. 1495-99 war er Assessor am Reichs­ kammergericht zu Frankfurt und Worms, 1497-1501 Domherr in Brixen. Am 9. 2. 1502 als Kanzler und Koadjutor des Trienter Bi­ schofs U. v. (-*) Lichtenstein-Karneid er­ wähnt, wurde er 1504 als Kaiserlicher Rat zum Superintendenten der Universität Wien ernannt. Nach dem Tod Lichtensteins wurde N. wahr­ scheinlich am 24. 9. 1505 zum Nachfolger ge­ wählt. Vermutlich im gleichen Jahr empfing er die Priesterweihe. Die kaiserliche Geneh­ migung zur Übernahme der weltlichen Herr­ schaft erhielt er am 9. 10. 1505, die päpstliche Bestätigung am 5. 6. 1506, während die feier­ liche Verleihung der Regalien am 1. 7. 1507 auf dem Reichstag zu Konstanz erfolgte. Die Bischofserhebung N.s hatte vor allem Kaiser Maximilian im Zusammenhang seiner Italien­ politik sowie im Hinblick auf seinen Krieg mit Venedig (1508-16) betrieben.

Ende 1507 beschloß Maximilian, nach Rom zu ziehen, um sich von Julius II. zum Kaiser krönen zu lassen. Die von Frankreich unter­ stützte Republik Venedig verweigerte ihm je­ doch den Durchzug, um die habsburgische Expansion auf der Terra ferma zu verhindern. Infolgedessen kam es zu einem langdauern­ den, verheerenden Krieg, während dessen N. und sein Fürstentum sich auf der kaiserli­ chen Seite engagierten. Am Anfang stand die vom Kaiserlichen Rat und Gurker Bischof M. (—>) Lang empfohlene und vom päpstlichen Nuntius am Kaiserhof Bernardino Carvajal ge­ billigte Proklamation Maximilians zum „er­ wählten Kaiser“, die im Februar 1508 im Dom von Trient stattfand. Julius II. billigte dies, unbeschadet seiner Rechte auf spätere Vor­ nahme der Krönung. Der Konflikt mit Vene­ dig verlief für Maximilian zunächst nicht er­ folgreich. Daher schlossen in seinem Auftrag N. und andere kaiserliche Würdenträger, dar­ unter Paul von Lichtenstein, im Juni 1508 ei­ nen auf drei Jahre befristeten Waffenstillstand

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Neideck - Neidenburg

ab. 1509 erntete N. die ersten Früchte für sei­ ne Unterstützung Maximilians, indem er Riva für das Bistum zurückgewann und eine ent­ sprechende Aussicht für andere von Venedig besetzte Gebiete erhielt. Das ebenfalls wieder­ gewonnene Gebiet um Rovereto annektierte der Kaiser dagegen als „Welsche Confinen“ für die Grafschaft Tirol. Im Alpenvorraum ge­ lang ihm nur die Eroberung von Verona. 1511 bestellte er N. zum Governatore der Stadt. Seitdem residierte dieser meist in der Stadt der Scaliger. Maximilian schloß als Graf von Tirol mit N. ein Militärbündnis ab, das die zwischen dem Bistum und der Grafschaft abgeschlossenen Kompaktaten festschrieb und bis zum Unter­ gang des Reiches in Kraft blieb. Das 1511 ver­ einbarte „Landlibell“ betraf zugleich das Bis­ tum Brixen. Es begründete ein enges und ewiges Defensivbündnis der Grafschaft mit den beiden Bistümern. Maximilian ver­ pflichtete sich und seine Nachfolger dazu, keinen Krieg ohne Zustimmung seiner Ver­ bündeten zu erklären. Diese waren aus­ schließlich zur Verteidigung der verbündeten Territorien verpflichtet und durften auswärti­ ge Einsätze ablehnen. Für den Fall eines An­ griffs wurden die Details von Aufgebot und Finanzleistungen für die Landesverteidigung festgelegt. Das im Laufe des 15. Jh.s entstan­ dene Bündnissystem wurde damit formali­ siert. Die Bistümer wurden dagegen von allen auf den Reichstagen beschlossenen Beiträgen für die Reichsverteidigung befreit. Nachdem König Ferdinand sich gegenüber dem Augs­ burger Reichstag von 1548 zur Übernahme der entsprechenden Kosten verpflichtet hatte, stimmte dieser zu. Die wichtigste Bestim­ mung des Landlibells legte fest, daß sich die beiden Fürstentümer zu Abgaben an den Lan­ desfürsten verpflichteten. Damit war jedoch keineswegs das Ende ihrer Reichsstandschaft gegeben. Über die geistliche Regierung N.s ist wenig bekannt. Diesbezüglich bilden die Bestim­ mungen einer Diözesansynode, die er 1507 oder 1508 abhielt, die wichtigste Quelle. Ob­ wohl darin weitgehend traditionelle Bestim­ mungen wiederholt werden, geben sie doch Einblick in die religiöse Lage und die Reform­ bestrebungen der Diözese am Beginn des Jahrhunderts der Reformation. Die Synode bestand nachdrücklich auf den Pfarrechten und ließ Kirchenneubauten nur mit der Er­ laubnis des Ordinarius zu. Katechese und Predigt sollten in der jeweiligen Mutterspra­ che stattfinden. Der Klerus wurde gemahnt, die Gläubigen nicht wirtschaftlich zu strapa­ zieren und keinen Handel mit religiösen Din­

gen zu treiben. Testamente zugunsten der Ka­ thedrale wurden empfohlen, der Beitritt zu nicht autorisierten religiösen Vereinigungen untersagt. Für notorische Sünder war eine öf­ fentliche Strafe vorgesehen. Bezeichnend wa­ ren ferner die detaillierten Bestimmungen über das Interdikt, wobei jedoch stets ein Mi­ nimum an Seelsorge garantiert bleiben sollte.

Infolge der großen Zahlungen, die N. an den Kaiser wegen der Auseinandersetzungen in Italien leisten mußte, war die Finanzkraft des Bistums am Ende seiner Regierungszeit er­ schöpft.

N. starb am 5. 6. 1514 zu Verona, vielleicht durch Gift. Er wurde in seiner Kathedrale beim Dreifaltigkeitsaltar beigesetzt. Literatur: B. Bonelli IV, 169-175. - E E Alberti-T. Gar 408-424. - O. Lechleitner 54-58. - L. Santifaller, Brixner Domkapitel 399-401. - K. Wolfsgruber 182.-A. Costa 140-142. Severino Vareschi

Neidenburg, Stephan von (um 1412 -1495)

1480-1495 Bischof von Kulm Stephan von Neidenburg führte seinen Na­ men nach seinem in der Diözese Pomesanien gelegenen Herkunftsort Neidenburg. Er im­ matrikulierte sich 1435 an der Universität Wien und wurde Notar; seit 1442 stand er als solcher im Dienst des pomesanischen Bi­ schofs K. (—>) Linke. Im Jahre 1448 trat er in die Kanzlei des Hochmeisters Konrad von Erlichshausen über; seit 1452 war er Sekretär von dessen Nachfolger Ludwig von Erlichshausen, in dessen Diensten er bei den Thorner Friedensverhandlungen und danach noch bis zum Tod des Hochmeisters 1467 tätig war. Ludwig verschaffte N. 1452 ein ermländisches Kanonikat, auf das er aber 1456 zugun­ sten von P. St. v. (—>) Legendorf verzichtete, und verlieh ihm 1453 die Pfarrei St. Nikolai in der Altstadt Elbing. Seit 1462 war N. auch wieder ermländischer Domherr. N. v. (—>) Tüngen entsetzte ihn des Amtes, da N. sich seit 1467 als Anhänger des polnischen Kö­ nigs Kasimir und des Kulmer Bischofs W. (—>) Kielbasa betätigte und sich in der tüngenschen Fehde auf die Seite des Gegenbischofs Andrzej Oporowski stellte, der ihn zum Offi­ zial ernannte. Bei den Verhandlungen über eine Abdankung Tüngens im Frühjahr 1479 nahmen ihn die Parteigänger des Königs so­ gar als Administrator des Bistums Ermland in Aussicht. Auf Grund der im Petrikauer Ver­

Neidenburg - Neuböck trag vom 15. 7. 1479 vorgesehenen wechsel­ seitigen Amnestie für die Anhänger beider Parteien erhielt er sein Amt als ermländi­ scher Domherr wieder zurück.

Es ist nach der Einstellung N.s kaum zweifel­ haft, daß seine Erhebung auf den Kulmer Bi­ schofsstuhl im Herbst 1479 nicht nur den Ab­ sichten des polnischen Königs entgegenkam; vielmehr dürfte Kasimir selbst ihn nominiert haben. Das Domkapitel von Kulmsee ent­ sprach dem Wunsch und postulierte N. späte­ stens am 4. 11. 1479. Die Form der Postula­ tion war nach damaliger Auffassung erforder­ lich, da N. nicht dem Kulmer Domkapitel an­ gehörte und deshalb nicht wählbar war. Papst Sixtus IV. erteilte dem „Elekten“ am 19. 1. 1480 von sich aus die Provision, die er sich bereits vor dem Tod Kielbasas für den Fall der Vakanz vorbehalten hatte. Aus unbekannten Gründen ließ sich N. erst am 19. 8. 1481 in Löbau konsekrieren. Bereits im Dezember desselben Jahres hielt er eine Diözesansynode ab, auf der er die Statuten seiner Vorgänger bestätigte und neue hinzu­ fügte. Die Oster- und Pfingstfeiertage wurden von vier auf drei reduziert. Die Aufgeschlos­ senheit N.s für Reformen zeigte sich auch in seiner Unterstützung der Bemühungen seines pomesanischen Amtsbruders J. K. v. (—>) Les­ sen um die Heiligsprechung der Marienwerderer Rekluse Dorothea von Montau. Auf Bit­ ten Innozenz’ VIII. ließ er 1486 beglaubigte Abschriften von den Akten des Kanonisati­ onsprozesses anfertigen. Im Januar 1485 be­ teiligte sich N. auch an der Gnesener Provin­ zialsynode, indem er einen Vertreter nach Pe­ trikau entsandte, da er auf Grund der päpstli­ chen Nominationsbulle überzeugt war, daß seine Diözese zu Gnesen gehörte. Dabei dürf­ te die Erwähnung seiner Eidesleistung für Gnesen statt für Riga in der Bulle auf einem Versehen beruhen. Nachdem der Rigaer Erz­ bischof Michael bei Alexander VI. seine Rechte eingeklagt hatte, leistete N. schließ­ lich 1494, von der Suspendierung bedroht, den geforderten Eid. Obwohl er sein Amt dem polnischen König verdankte, war N. auf Wahrung der preußi­ schen Privilegien bedacht und unterstützte die Bestrebungen der führenden Vertreter der Stände, das Wahlrecht des Domkapitels wie­ der voll zur Geltung zu bringen und zu ver­ hindern, daß die Kirche von Kulm in polni­ sche Hände kam. Von der gleichen Sorge wa­ ren seit 1490 Überlegungen diktiert, dem Bi­ schof angesichts seines hohen Alters die Annahme eines Koadjutors zu empfehlen. Doch kam es dazu nicht. N. starb Mitte De­ 38*

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zember 1495; er wurde im Dom zu Kulmsee beigesetzt. Literatur: C. P. Woelky 410f. - UB Kulm. - Cuimi­ sche Diözesansynoden 65. - A. Mankowski 13-19. - H. Schmauch, Nominationsrecht 124-131. Ders., Tüngen 76f., 80, 82, 88, 101, 104, 107, 116, 140, 160, 171. - A. Mankowski, Stefana z Niborka, biskupa chelminskiego stosunek do metropolii gnieznienieriskiej i ryskiej (1480-1495) [Das Ver­ hältnis des Kulmer Bischofs Stephan von Neiden­ burg zur Metropolitangewalt von Gnesen und Riga (1480-1495)], in: MDC 10 (1938) 81-88. - Akta standw I, II. - H. Schmauch, in: APB 2 (1967) 698. - A. Liedtke, Zarys 80f. - R. Stachnik (Hg.), Akten des Kanonisationsprozesses Dorotheas von Montau 1394-1521 (Köln-Wien 1978) XXIII f., 1-4, 493f., 544-547. Hans-Jürgen Karp

Nell, Johannes (OFM) (t frühestens 1467) Ep. tit. Crisopolitanus ca. 1459-1467 Generalvikar des Bischofs von Chur und Weihbischof

Minorit; sacrae paporae professor, Dr.; vom 10. 11. 1459 bis 10. 10. 1467 als Weihbischof und Generalvikar von Bischof O. v. (—>) Brandis in Chur bezeugt. Literatur: O. Clavadetscher, in: HS 1/1, 509. Pierre Louis Surchat

Neuböck (Neubeck), Johann Kaspar (um 1545-1594)

1574-1594 Bischof von Wien Johann Kaspar Neuböck wurde um 1545 als Sohn des Hans Caspar N. und der Magdalena Erkhlerin zu Freiburg/Br. geboren. Seine Mut­ ter war in zweiter Ehe mit Melchior Gross verheiratet. Ein Bruder N.s (Hans Ulrich) ging später mit nach Wien, wo er 1577 starb. Nach dem Besuch der Stadtschule in Freiburg stu­ dierte N. an der Universität in Freiburg (1561 Bacc., 1563 Mag.). Am 25. 11. 1564 empfing er die Tonsur und die vier niederen Weihen, am 21. 4. 1565 wurde er ohne Altersdispens zum Priester geweiht. Nach dem Studium der Theologie, das er 1570 mit dem Doktorat ab­ schloß - zu diesem Zeitpunkt war er schon Seelsorger am größeren Spital in Freiburg war er seit 1569 Professor der Theologie und später Rektor der Universität Freiburg, ferner Dekan der theologischen Fakultät. Aufgrund seiner homiletischen Fähigkeiten, die er seit 1569 als Prediger bewies, und seines tadello­ sen Lebenswandels empfahl Erzherzog Ferdi­

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Neuböck - Neufchätel

nand ihn dem Wiener Hof. Kaiser Maximilian II. bestellte ihn 1574 zum Hofprediger und nominierte ihn zum Bischof von Wien. Die Verleihung durch Papst Gregor XIII. erfolgte am 4. 2. 1575. Die Bischofsweihe erteilte ihm am 5. 6. 1575 der Bischof von Veszprem, Ste­ phan Fejerkövy.

drang immer wieder auf Einhaltung der Fa­ stengebote und der Sonn- und Feiertage. 1583 war N. Mitglied der für die Führung eines He­ xenprozesses in Wien bestellten Kommission. Er zeigte sich dabei ganz von den Vorurteilen seiner Zeit gefangen und drängte darauf, auch die unter Folter genannten „Mittäter“ zu ver­ haften. Dies unterblieb jedoch. N. unterhielt von Wien aus einen regen Briefverkehr mit seinen Freunden und mit Gelehrten aus sei­ ner Freiburger Zeit. Am 4. 2. 1583 ernannte Kaiser Rudolf II. ihn zu seinem Rat. N. starb am 18. 8. 1594 zu Wien. Er wurde im Stephansdom beigesetzt. Schriften: Erdbebenpredigten (Wien 1590). - Etliche Christliche und Catholische Predigten auff das Fest des h. hochberuembten Fürsten Leopoldi ... gehal­ ten ... zu Closter- Newburg (o. O. 1591).

Literatur: Th. Wiedemann, Reformation II, 390-412. - J. Kopallik 141-160. - E. Tomek, Charitas 215231. - Ders., Kirchengeschichte 390-412. - R. Ge­ yer, Dr. Johann Caspar Neubeck. Bischof von Wien (Diss. phil. Wien 1956). - A. Fenzl, Die Bibliothek des Wiener Bischofs Dr. Johann Caspar Neubeck (Diss. phil. Wien 1968). - E Loidl 59-62, 336. - E Loidl-M. Krexner 44f. Johann Weissensteiner

Neufchätel, Antoine de (um 1448-1495) 1460-1467 Administrator des Bistums Toul 1467-1495 Bischof von Toul N. legte in seiner zwanzigjährigen Wiener Tä­ tigkeit trotz zahlreicher Schwierigkeiten die Grundlagen für die Gegenreformation und die katholischen Erneuerung unter seinem Nach­ folger M. (—>) Klesl. Schwierigkeiten ergaben sich jedoch aus der trotz der von N. versuch­ ten Neuorganisation der bischöflichen Hof­ haltung stets schwierigen Finanzlage. N. visi­ tierte den Regular- und Säkularklerus, 1582 die Landpfarreien. Danach erging eine aus­ führliche Verordnung an den Klerus. Für die bischöfliche Kurie erließ er am 11. 12. 1584 neue Statuten. An der Domkirche führte er eine liturgische Ordnung (donatus chori) ein, die Corpus-Christi-Bruderschaft an ihr wurde als erstes Zeichen der Rekatholisierung reak­ tiviert. N. trug ferner Sorge für eine geordnete Protokollführung in der Diözesanverwaltung und ließ erstmals Kopial- und Weihebücher anlegen.

Um dem chronischen Priestermangel abzu­ helfen, plante N. ein Priesterseminar. Dieses wurde als Jesuitenalumnat verwirklicht. Langwierige Auseinandersetzungen hatte N. mit dem Klosterrat und dem Domkapitel. Er

Antoine de Neufchätel wurde um 1448 als Sohn des Thiebaut d. N., Marschall von Bur­ gund, geboren. Als 1460 beim unerwarteten Tod des Bischofs J. d. (—>) Chevrot von Toul, der sein Bistum noch nicht in Besitz genom­ men hatte, der Herzog von Lothringen, Jo­ hann von Kalabrien, zur Eroberung des Kö­ nigreiches Neapel außer Landes weilte, nutz­ te Papst Pius II. die Gelegenheit, seinen An­ spruch auf freie Besetzung des Bistums wahrzunehmen. Seine Wahl fiel auf Drängen des Herzogs von Burgund und des französi­ schen Königs auf den erst zwölfjährigen N. Er wurde zunächst auf sieben Jahre zum Admi­ nistrator bestellt. Dafür waren zusätzlich zu den üblichen Taxen für die Ausfertigung der Bullen 2000 Golddukaten zu zahlen. Im Dom­ kapitel standen sich angesichts des latenten Gegensatzes zwischen Lothringen und Bur­ gund die Anhänger beider Seiten gegenüber. Das Kapitel berief sich auf sein Wahlrecht und versuchte, sich dem ihm aufgedrängten Kandidaten zu widersetzen, doch bestätigte der Papst seine Entscheidung am 1. 5. 1462, während die auf Seiten N.s stehenden Fürsten mit Gewalt drohten. Darauf gab das Kapitel

Neufchätel - Nieuwland

seinen Widerstand auf, so daß N. seinen feier­ lichen Einritt veranstalten konnte. Damit war jedoch das beiderseitige Mißtrauen keines­ wegs ausgeräumt. Lothringen fürchtete näm­ lich einen Überraschungsschlag Thiebauts de N., der sich auf das Hochstift seines Sohnes stützen konnte. In Burgund sorgte man sich dagegen wegen des Gerüchtes, der Herzog wolle mit Unterstützung einer Kapitelsmehr­ heit den jungen Bischof absetzen. Zwölf Jahre lang wurde das Höchstift von den Truppen Thiebauts, Marschalls von Lothringen, durch Plünderungen, Brandschatzungen und Zer­ störung der Ernten verwüstet. Der von den Domherren gewählte und vom Papst exkom­ munizierte Gegenbischof, Jean de Lamballe, konnte sich nicht durchsetzen. Unter dem Druck der Bürgerschaft von Toul einigten Ka­ pitel, Herzog und Bischof sich schließlich am 22. 9. 1472. Durch diese Erfahrung belehrt, bemühte N. sich seitdem um strikte Neutralität im Kon­ flikt zwischen Lothringen und Burgund. Zeit­ weise begab er sich in seine Abtei Luxeuil. Er kehrte erst zurück, als Karl der Kühne von Burgund am 5. 1. 1477 in der Schlacht von Nancy durch Rene II. von Lothringen ver­ nichtend geschlagen und gefallen war. Trotz seiner Zurückhaltung in der Endphase dieses Konfliktes blieb N. vielen Zeitgenos­ sen und vor allem Herzog Rene suspekt. Seit seinem spektakulären Sieg und vor allem seit dem Erwerb des Herzogtums Bar im Jahre 1484 empfand dieser es als unerträglich, daß Toul außerhalb seines Machtbereiches lag. Als 1485 drei Domherren von aufständischen Bürgern ermordet wurden, ließ er mit Zustim­ mung des Kaisers seine Truppen eingreifen und die Schuldigen zur Rechenschaft ziehen. Als die Bürger 1488 die von Rene II. gefor­ derte Sondersteuer, mit der er die Eroberung Neapels finanzieren wollte, verweigerten, wurden sie durch die herzoglichen Truppen geschlagen und zur Zahlung gezwungen. Lothringen gewann so immer stärkeren Ein­ fluß auf die kleine Bischofsstadt.

Nur N. verweigerte mit seinem Klerus die ver­ langte Steuer. Das weckte neues Mißtrauen gegen ihn als Vertreter der burgundischen Partei. Man ließ ihn daher wissen, daß er am Hofe zu Nancy unerwünscht sei. N. zog sich daraufhin nach Paris zurück, wo er am 28. 2. 1495 starb. Er wurde in der Kirche SainteCroix de la Bretonnerie beigesetzt. Literatur: B. Picart 552-588. - A. Calmet V. - E. Martin I, 418-436.

Louis Chätellier

501

Neumann (Neander), Georg (+1551)

1550 1550-1551

Ep. tit. Sidoniensis Mainzer Weihbischof in partibus Rheni

* Würzburg; Schulbesuch ebd.; Studium der Philosophie und der Theologie in Mainz (Dr. theol.); in Mainz Professor zunächst der Hu­ maniora, dann der Theologie; Kanoniker an den Mainzer Stiften St. Peter und St. Ste­ phan; Erzbischof S. v. (—>) Heusenstamm er­ bat ihn am 9. 8. 1549 als Nachfolger von Weihbischof M. (-*) Helding; das Domkapitel erklärte sich einverstanden, bat aber, ihn auch mit der Dompfarrei zu betrauen; N. galt als hervorragender Prediger; 1549 leistete er den Eid als Dompfarrer; 4. 7. 1550 Titularbi­ schof von Sidon; 31. 8. 1550 Bischofsweihe im Mainzer Dom durch den Speyerer Weihbi­ schof G. (—>) Schweicker unter Assistenz der Äbte von Eberbach und Haina; + 3. 2. 1551 Mainz; □ Mainzer Dom. Literatur: G. C. Joannis II, 445. - J. S. Severus 29. F. Falk, Die Mainzer Hochschule 1477 und ihr Lehr­ stuhl für Bibelkunde, in: MGDESG 9 (Berlin 1899) H. 2, 128f. - E V. Arens 208f. - R. Decot 133, Anm. 328. Friedhelm Jürgensmeier

Nieuwland (de Nova terra, de Eckmunde), Ni­ colaus van (1510- 1580) 1541 Ep. tit. Ebronensis 1541-1562 Weihbischof in Utrecht 1561-1570 Bischof von Haarlem

Nicolaus van Nieuwland war bürgerlicher Herkunft und wurde am 9. 6. 1510 in Egmond (Grafschaft Holland) geboren. Über seine Ju­ gend ist nichts bekannt. Den Grad des Dr. theol. erwarb er vermutlich in Löwen. Am 6. 7. 1541 wurde er zum Titularbischof von He­ bron und zum Weihbischof im Bistum Ut­ recht ernannt. Die Konsekration erfolgte am 11. 9. 1541 in der Abtei Vicognes durch den Utrechter Bischof G. v. (—>) Egmond. Seine Pfründen durfte er wegen der geringen Dotati­ on behalten (u. a. ein Kanonikat in Gorinchem, eine Pfarrstelle in Leerbroek und seit 1546 an der St. Bavo-Kirche in Haarlem).

Als Weihbischof trat N. durch seinen Eifer bei der Predigt gegen den Protestantismus hervor. Eine Ernennung zum Inquisitor durch die habsburgische Landesregierung lehnte er zwar aus Zeitmangel ab (Mai 1546), doch trat er gelegentlich in diesem Amt als bischöfli­ cher Delegierter auf. Wohl wegen seiner Ver­ dienste ernannte ihn König Philipp II. 1556

502

Nieuwland - Nikolaus

zum Dechanten des Marienkapitels in Ut­ recht (bis 1562). Doch scheint N. bereits in Utrecht wegen seiner Trunksucht ins Gerede gekommen zu sein. Nachdem 1559 die Kirchenprovinz Utrecht errichtet worden war (F. [—>] Schenck von Tautenburg), schlug Minister Antoine Perrenot de Granvella dem spanischen König am 15. 3. 1560 N. als ersten Bischof des neuen Suffraganbistums Haarlem vor, weil er „ein gelehrter Mann“ sei. Die Nomination erfolgte noch vor dem 12. 5. 1560, die päpstliche Pro­ vision erst am 10. 3. 1561. Am gleichen Tag wurde N. zum Prälaten der reichen Benediktinerabtei Egmond ernannt, die zusammen mit dem Augustinerkloster in Heiloo und dem Stift Geervliet, deren Mönche bzw. Ka­ noniker das neue Domkapitel bilden sollten, dem Besitz des neuen Bistums einverleibt wurde. Das Ernennungsbreve datiert vom 26. 5. 1561. Am 6. 11. 1561 konnte N. ohne Wi­ derstand des Klerus und der Bürgerschaft von Haarlem Besitz von dem Bistum ergreifen, am nächsten Tag ebenfalls von der Prälatur Eg­ mond. Am 1.2. 1562 zog er feierlich in Haar­ lem ein. Damit erlosch sein Weihbischofsamt.

Die Durchführung der Trienter Konzilsde­ krete im neuen Bistum betrieb N. nur mit ge­ ringem Eifer. Seine anfänglichen pastoralen Leistungen werden aus seinen Berichten 1563 und 1565 an die spanische Statthalterin Margarete von Parma ersichtlich. Außer eini­ gen Visitationsreisen hielt er 1562 und 1564 Diözesansynoden ab, deren Dekreten er aber kaum zur Ausführung verhalf. Im Oktober 1565 nahm er an der Metropolitansynode in Utrecht teil, wo die Konzilsbeschlüsse von Trient für die Kirchenprovinz Utrecht in Kraft gesetzt wurden. Am 10. 12. 1565 erließ N. sie für das Bistum Haarlem. Seine Ernennung erwies sich bald als Fehl­ schlag für die Kirchenreform. Während sich in der Grafschaft Holland der Calvinismus rasch ausbreitete (1566 Bildersturm), hielt N. sich vornehmlich auf seinem Landsitz Abtspoel auf. Durch seinen aufwendigen Lebens­ stil trieb er die Abtei Egmond bald in den fi­ nanziellen Ruin. Seine Trunksucht brachte ihm den Spottnamen „ebrius Nicolaiculus“ ein. Bereits 1563 wurden Klagen über grobe Pflichtverletzung gegen ihn laut. Wiederholt wurde er von der Statthalterin wegen fahrläs­ siger Amtsausübung getadelt. So versäumte er, dem Utrechter Domkapitel, das 1561 die Jurisdiktionsgewalt über das ehemalige Bis­ tum Utrecht verloren hatte, die vereinbarte Abfindung auszuzahlen. Weil N. dem Wider­ stand der mächtigen Kanoniker nicht gewach­

sen war, konnte er nur die Rechtsprechung in der Stadt Haarlem und ihrem Umland aus­ üben. In Westfriesland blieb ihm diese ver­ wehrt; im Kennemerland und Amstelland konnte er nur die Weihehandlungen ausüben. Auch blieb er ohne Domkapitel, weil es ihm nicht gelang, die dazu vorgesehenen Konven­ te zur Übersiedlung nach Haarlem zu bewe­ gen (G. v. [—>] Mierlo).

Auch der „eiserne“ Herzog von Alba - seit 1567 spanischer Statthalter in den Niederlan­ den - ermahnte N. am 14. 3. 1568. Damals hinderte N. ein chronisches Gichtleiden schon daran, sein Bistum länger zu verwal­ ten. Deshalb veranlaßte Alba ihn zur Resigna­ tion. Im März 1569 reichte N. sein Entlas­ sungsgesuch ein. Am 28. 11. 1569 gab der Kö­ nig dem Gesuch statt und wies N. das ver­ langte Jahrgeld von 1000 Gulden zu. Am gleichen Tag übernahm Mierlo, dem Wunsch N.s entsprechend, als Generalvikar die Bis­ tumsverwaltung. Am 11. 12. 1570 wurde N.s Entlassung päpstlich bestätigt. Damit erlosch sein Amt. Bis zum Oktober 1572 blieb N. noch auf sei­ nem Landsitz Abtspoel. Dann mußte er vor den plündernden Soldaten der calvinistischen Staatspartei fliehen. Er ließ sich in ärm­ lichen Umständen in Utrecht nieder. Dort übte er bis 1578 gelegentlich die bischöfli­ chen Weihehandlungen für Erzbischof Schenck von Tautenburg aus. 1579 wohnte N. in Maartensdijk bei Utrecht, wo er am 15. 6. 1580 starb. Er wurde in der Zisterzienserinnenabtei St. Servatius in Utrecht beigesetzt. Zu einseitig wurden bisher N.s Humanität und pastorale Milde als Führungsschwäche gedeutet. Schriften: Ritus celebrandi officium sacrosanctae missae quemadmodum per dioecesim Traiectensem observatur (Utrecht 1552).

Literatur: A. Hensen, in: NNBW 1 (1911) 13761379. - A. Hensen 7-172. - L. Rogier I, 283-295 u. ö. - M. Dierickx. - J. Weijling 299-308. Paul Berbee

Nikolaus (OT) (t 1471) 1464-1466 Gewählter Bischof von Pomesanien

Angesichts der verheerenden Folgen des Dreizehnjährigen Krieges zwischen Polen und dem Deutschen Orden fand sich nach dem Tode des Bischofs K. (—>) Linke im pomesanischen Domkapitel kein Kandidat für

Nikolaus die Nachfolge. Auf Bitten des Kapitels schlug Hochmeister Ludwig von Erlichshausen da­ her den samländischen Domdechanten Niko­ laus vor. Das Kapitel wählte ihn am 8. 2. 1464. Die päpstliche Bestätigung verzögerte sich, da der polnische König Kasimir Versu­ che unternahm, die Diözese an einen Polen zu bringen. Noch im Frühjahr 1466 forderte sein Statthalter in Preußen, Stibor von Baisen, das Kapitel auf, in einer zweiten Wahl den reichen und hochangesehenen Polen W. (—*) Kielbasa zum Bischof zu wählen, der der deutschen Sprache mächtig sei. Kurz vor Ab­ schluß der Thorner Friedensverhandlungen (19. 10. 1466) erhielt N. die päpstliche Bestä­ tigung, doch trat er sein Amt nicht mehr an. Daher ist er in der Reihe der unter H. v. (—>) Dobeneck entstandenen Bischofsbilder im hohen Chor des Doms zu Marienwerder mit bloßem Haupt dargestellt, die Mitra in der Linken haltend, in der Rechten den Stab, der mit dem oberen Ende den Boden berührt. Ob das Kapitel, einer Empfehlung des Hochmei­ sters folgend, N. zur Entschädigung die Dom­ propstei übertragen hat, ist nicht bekannt. N. starb am 29. 4. 1471 in Königsberg. Dort wur­ de er auch beigesetzt.

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Tochter Herzog Heinrichs II., heiraten solle, um die Dynastie fortzusetzen. Trotzdem be­ reitete er sich an der Universität Pont-äMousson auf das Bischofsamt vor. Dabei stell­ ten die Jesuiten seine Studienabschnitte in ei­ ner Weise dar, die dem Hause Lothringen wie auch ihnen selbst zugute kam. Am 3. 9. 1627 erhielt N. im Palast des Collegio Romano aus der Hand des Kardinalnepoten Francesco Barberini den Kardinalshut. Nachdem ihm die Administration des Bis­ tums Toul am 17. 12. 1625 verliehen worden war, konnte N. dessen Leitung 1626 tatsäch­ lich übernehmen. Um ihm ein standesgemä­ ßes Auskommen zu sichern, verschaffte seine Familie ihm eine Reihe weiterer Benefizien. Es waren dies 1625 die Abteien L’Isle-en-Barrois und Saint-Mansuy, 1626 Saint-Mihiel und Saint-Pierremont und schließlich 1627 Bouzonville.

N. kümmerte sich wenig um die geistliche Leitung seiner Diözese. Diese nahm seit 1625 Weihbischof Ch.-Ch. d. (—>) Gournay wahr.

Literatur: Series epp. Pomesaniensium 389, 406f. H. Cramer, Geschichte 171-176. - Ders., UB. - J. Wisniewski 157 f. Hans-Jürgen Karp

Nikolaus Franz, Herzog von Lothringen (Ni­ colas Francois de Lorraine) (1609-1670) 1619-1625 1625-1634 1627-1634 1634-1670

Koadjutor des Bischofs von Toul Bischof von Toul Kardinal Regierender Herzog von Lothrin­ gen

Nikolaus Franz, Herzog von Lothringen, wur­ de am 6. 12. 1609 als dritter Sohn des Franz von Vaudemont - als Herzog Franz II. - und der Christine von Salm geboren. Er war der jüngere Bruder Karls, der 1610-20 Koadjutor des Bischofs J. d. (-*) Porcelets de Maillane war, bevor er seine Kusine Nicole von Lo­ thringen heiratete und 1624 als Herzog Karl IV. die Regierung Lothringens antrat. N. trat als Koadjutor des Bischofs von Toul an seine Stelle. Die päpstliche Bulle trug das Datum vom 31. 8. 1619. Die Zukunft des jungen Prä­ laten blieb freilich offen, denn im Ehevertrag Karls IV. und Nicoles von 1621 wurde festge­ legt, daß N., falls binnen zehn Jahren kein Erbprinz geboren werde, Claudia, die zweite

Bis 1629 hielt N. sich zur Vorbereitung auf die theologische Promotion in Pont-ä-Mousson auf. Anscheinend verfolgte er das Wirken seines Weihbischofs für die Neufassung der liturgischen Bücher mit Interesse. Zum Missale von 1630 verfaßte er ein Hirtenschreiben.

Schon bald traten jedoch andere Sorgen in den Vordergrund, als Herzog Karl IV. auf das

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Nikolaus

schon unter Karl III. zur Zeit Bischofs Ch. d. (—*) La Vallee gescheiterte Projekt eines Bis­ tums Nancy zurückkam, mit dem auch er kei­ nen Erfolg hatte. N. wurde seit 1631 in die ge­ gen Kardinal Richelieu gerichtete Politik sei­ nes Bruders hineingezogen, der sich Illusio­ nen über seinen Spielraum hingab. Außer­ dem akzeptierte er die französische Unter­ stützung der protestantischen Reichsfürsten und Frankreichs Bündnis mit Schweden nicht und verteidigte 1633 in kaiserlichem Auftrag Zabern und Hagenau gegen die Schweden. Dies wiederum nahm Ludwig XIII. nicht hin. Dazu kam der von N. 1632 or­ ganisierte geheime Eheabschluß Gastons d’Orleans, des Bruders Ludwigs XIII., mit Margarethe, einer Schwester des Herzogs von Lothringen. Dies empfand man in Paris als Verrat, da die Ehe des Königs noch kinderlos war und Ludwig XIII. eine Krise fürchtete. Möglicherweise empfand N. Sympathien für den Herzog von Orleans als Exponenten der neuen Frömmigkeitsbewegung in Frankreich. Ludwig XIII. ließ jedenfalls das Barrois und Nancy bis zur Annulierung der Ehe besetzen. Daraufhin erklärte Herzog Karl IV. am 19. 1. 1634 seine Abdankung, und N. folgte ihm nach. Um die drohende französische Okkupa­ tion Lothringens abzuwenden, heiratete er daraufhin, zumal er nie die Priesterweihe empfangen hatte, am 17./18. 2. 1634 in Luneville die zweite Tochter Herzog Heinrichs II. (t 1624), seine Cousine Claudia, um deren Vermählung mit einem französischen Fürsten und die daraus zu erwartende Vereinigung der Herzogtümer Lothringen und Bar mit Frankreich zu verhindern. Sein letzter bi­ schöflicher Akt bestand darin, daß er sich selbst vom Aufgebot und vom Hindernis der Verwandtschaft dispensierte. Da sein Bruder Karl IV. ohne legitime Nachkommen starb, gingen die regierenden Fürsten Lothringens seitdem aus der Ehe des ehemaligen Kardi­ nals hervor. Kardinalat und Bischofsamt von N. erloschen am 8. 3. 1634. Es gelang Richelieu nicht, das Paar gefangenzunehmen. Es entkam nach Florenz, während nun Karl IV. den Herzogstitel wieder übernahm. Mit Hilfe des 1633 in Metz eingerichteten Oberge­ richtes machte die Integration Lothringens in den französischen Staat seitdem weitere Fort­ schritte. Literatur: B. Picart 694-696. - A. Calmet VI, 722727. - E. Martin II, 189-203. - R. Taveneaux, Nancy 191-231. - R. Babel, Zwischen Habsburg und Bour­ bon. Außenpolitik und europäische Stellung Herzog Karls IV. von Lothringen und Bar vom Regierungs­ antritt bis zum Exil (1624-1634) (Sigmaringen 1989). - G. Cabourdin I, 181-198. Louis Chätellier

Nikolaus, Herzog von Lothringen (Nicolas de Lorraine) (1525-1577) 1530-1547 Bischof von Metz 1544-1547 Bischof von Verdun Nikolaus wurde 1525 als zweiter Sohn Her­ zog Antons von Lothringen und der Renee von Bourbon geboren. Kardinal (-*) Johannes von Lothringen wies ihn früh auf die geistli­ che Laufbahn hin, resignierte am 24. 1. 1530 das Bistum Metz zugunsten des erst Fünfjäh­ rigen, behielt sich aber dessen Administrator vor und überließ ihm später auch Verdun so­ wie die Abtei Gorze. Nach dem Tod des Weihbischofs N. (-») Goberti verschaffte er ihm außerdem die Abtei Saint-Vannes zu Ver­ dun. Als Herzog Anton 1544 und sein Sohn und Erbe Franz I. 1545 ebenfalls verstarben, über­ nahm N. die Regentschaft der Grafschaft Bar und des Herzogtums Lothringen für den erst zweijährigen Thronerben Karl. In Verdun mußte er sich mit den führenden Familien auseinandersetzen, die im Laufe der Zeit die Stadtherrschaft erlangt hatten. Seine Haupt­ sorge galt der Bewahrung der Neutralität von Metz und Verdun, um angesichts der latenten Spannungen zwischen Reich und Frankreich Schäden abzuwenden. Da N. sich nicht zum Geistlichen berufen fühlte, entschloß er sich zum Verzicht auf seine Benefizien und gab am 10. 10. 1547 die Bistümer Metz und Ver­ dun an Johann von Lothringen zurück, der sie ihm verliehen und sich ein Rücknahmerecht vorbehalten hatte. Dieser nahm das Bistum Verdun 1548 ein zweites Mal in Besitz. N. verzichtete auch auf die Abtei Saint-Van­ nes und nahm den Titel eines Grafen von Vaudemont und eines Herzogs von Mercoeur an. Er heiratete 1549 Margarethe von Egmont, die ihm eine Tochter Louise gebar, die König Heinrich III. von Frankreich und Polen heira­ tete. Nach dem Tod der ersten Frau heiratete N. Jeanne-Philippe de Savoie-Nemours, die ihm Philippe-Emmanuel, Herzog von Mer­ coeur, Pair von Frankreich, Gouverneur der Bretagne und Generalissimus der Armee Kai­ ser Rudolfs II. gegen die Türken, gebar, ferner (—►) Karl von Lothringen-Vaudemont, Bischof von Toul und Verdun und später Kardinal. Aus einer dritten Ehe 1572 mit Katharina von Lothringen-Aumale wurden ihm Heinrich, Graf von Chaligny, der Vater der Prinzen (—>) Karl und (—>) Franz von Lothringen, die beide Bischof von Verdun wurden, ferner (—>) Erich, der ebenfalls Bischof von Verdun wur­ de, geboren. N. starb 1577. Literatur: N. Roussel I, 384-386. - M. Parisse. Bernard Ardura

Nix von Hoheneck - Nopel Nix von Hoheneck (gen. Entzberger), Johan­ nes (1411-1467)

1459-1464 Bischof von Speyer Johannes Nix von Hoheneck wurde im Jahre 1411 geboren. Die N. residierten wohl seit der Mitte des 13. Jh.s auf der in der südlichen Ge­ markung Pforzheims gelegenen Burg Hohen­ eck. Seit 1416 gehörten sie dem markgräflich­ badischen Lehnssystem an. Mitte des 15. Jh. gelang ihnen die lehnsrechtliche Anbindung an das Hochstift Speyer.

N. studierte 1443-45 an der Universität Hei­ delberg. 1436 wurde ihm in Mainz eine Domherrnstelle übertragen, die er bis 1459 inne­ hatte. 1434 war er Stiftsherr von St. German zu Speyer, 1441-59 Speyerer Domherr. Von 1439 bis 1444 hatte er die Pfarrei Leutershau­ sen bei Heidelberg inne. Markgraf Jakob von Baden präsentierte ihn 1447 auf die Pfarrei Ottersweier bei Baden-Baden (1448 päpstli­ che Bestätigung); diese gut dotierte Pfarrei be­ hielt N. bis 1459. Als badischer und pfälzi­ scher Rat übte er 1447-48 eine für die spät­ mittelalterlichen Verhältnisse Südwest­ deutschlands typische Doppelfunktion aus. 1455 wurde er zum Domdekan in Mainz ge­ wählt; diese Prälatur hatte er bis 1459 inne. Auch in Worms war er 1450-59 bepfründet; dort erhielt er 1458 eine Provision für die Dompropstei. Vor 1459 war er Inhaber einer Pfründe im Stift Mariengreden zu Mainz. Am 17. 9. 1459 erfolgte seine Wahl zum Bischof von Speyer, am 12. 11. die päpstliche Konfir­ mation. Als N. 1462 in der Mainzer Stiftsfehde - auch im Interesse seiner Familie - für Baden und die brandenburgische Koalition Partei ergriff, mußte er dieses Ausbrechen aus dem kurpfäl­ zischen System mit der Abdankung bezahlen, die Kurfürst Friedrich L, der Siegreiche, mit der Präsentation des pfälzischen Kanzlers M. v. (—>) Rammung in die Wege leitete. Bei den Auseinandersetzungen hatte N. lange Zeit keine klare Position bezogen, da der Diöze­ sansprengel auch Territorien umfaßte, die mit Friedrich in Konflikt gekommen waren. Weil N. sich Kaiser und Papst anschloß, wurde er Gegner des pfälzischen Kurfürsten; der Ge­ gensatz übertrug sich auch auf die Auseinan­ dersetzungen des Bischofs mit der Stadt Speyer. Nach der Schlacht von Seckenheim 1462 mußte sich N. dem Kurfürsten unterwer­ fen, hochstiftisches Gebiet abtreten und ihn als Schirmherr über das Bistum und Hoch­ stift anerkennen.

Da N. von den Parteigängern des Kurfürsten im Domkapitel heftig kritisiert wurde, resi­

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gnierte er am 4. 7. 1464 auf das Bistum gegen eine Pension, die Bischof Rammung am 27. 5. 1465 für 7 600 fl. ablöste. N. starb am 8. 9. 1467; er wurde in der Franziskanerkirche zu Pforzheim beigesetzt. Literatur: F. X. Remling II, 110-138. - L. Stainer II. L. G. Duggan 136-138. - G. Fouquet, Domkapitel, bes. II, Nr. 264. Hans Ammerich

Noel, Didier (+ 1483)

1473 Ep. tit. Panadensis 1473-1483 Weihbischof in Metz und Ver­ dun

Mag. theol.; Domherr in Metz; 4. 6. 1473 Titu­ larbischof von Banados und Weihbischof in Metz und Verdun; + 1483. Literatur: H. Tribout de Morembert, Metz 96. Bernard Ardura

Nopel d. Ä. (Lyppus, von der Lippe, de Lippia, von Lippstadt), Johann (t 1556) 1539 Ep. tit. Cyrenensis 1539-1556 Weihbischof in Köln

Aus Lippstadt; ab 1519 Studium in Köln; Lie. theol; Mag. art. (1522); lehrte 1532-39 an der Kölner Burse Laurentiana; 1536 als designier­ ter Weihbischof Dekan der Kölner Artistenfa­ kultät; 29. 10. 1539 Titularbischof von Cyrene und Weihbischof in Köln; neben Eberhard Billick der wichtigste Partner Johannes Groppers im Widerstand gegen die Reformations­ pläne H.s zu (—>) Wied; beteiligte sich an der maßgeblich von Gropper verfaßten „Gegenberichtung“ des Kölner Domkapitels vom De­ zember 1543 auf das „Einfältige Bedenken“ Bucers und Melanchthons; 21. 6. 1545 Kölner Priesterkanoniker; eröffnete 1548 die Kölner Diözesansynode, deren Leitungsgremium er angehörte, und visitierte danach das Domka­ pitel und städtische Stifte; t 6. 7. 1556; □ Kölner Dom. Literatur: H. Foerster, Schaumburg 11, 43. - H. Keussen 532. - R. Braunisch 111, Anm. 9. - A. Schröer, Reformation II, 75. Franz Bosbach

Nopel - Nowag

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Nopel d. J. (Noepel), Johann (1548-1605) 1601 Ep. tit. Cyrenensis 1601-1605 Weihbischof in Köln

* 6. 1. 1548 Lippstadt; Neffe des gleichnami­ gen Kölner Weihbischofs; Dr. theol. (Köln); lehrte 1566-91 an der Burse Laurentiana und 1591-1604 an der theologischen Fakultät in Köln; 1584/86 und 1594/96 Rektor; 1572 Ein­ fluß auf die Konversion Kaspar Ulenbergs, der nach Studium in Wittenberg an der Lippstädter Lateinschule unterrichtete; Dechant von St. Suibertus in Kaiserswerth; 20. 1. 1580 Pfarrer von St. Kolumba in Köln; 24. 3. 1589 Priesterkanoniker in Köln; 14. 7. 1601 Teil­ nehmer der ersten Sitzung des Kirchenrates als designierter Weihbischof; 10. 9. 1601 Titu­ larbischof von Cyrene und Weihbischof in Köln; 10. 3. 1602 Konsekration in Köln durch Nuntius Coriolano Garzadoro; ab 1606 Vor­ sitz im Kirchenrat; + 6. 1. 1605 Köln; □ Köl­ ner Dom. Literatur: P. Weiler 163f. - H. Keussen, in: E. Kuphal 196. - H. Keussen 432. - Handbuch Köln 56. Franz Bosbach

Nortorp, Hermann (OP) (+ nach 1467)

1453

Ep. tit. Belovilonensis Weihbischof in Bremen und Verden

1443 als Mitglied des Bremer Domikanerkonvents erwähnt; 11.4. 1453 Titularbischof von Belvoir in Palästina; Weihbischof in den Di­ özesen Bremen und Verden; am 5. 5. 1467 suchte Bischof H. v. (—>) Schwarzburg bei der römischen Kurie um die Genehmigung für N. zur Ausübung bischöflicher Amtshandlun­ gen in Münster nach. Literatur: A. Röpcke, Weihbischofssiegel. Michael Reimann

Nowag, Peter (t 1456) 1437-1438 Generalvikar des Bischofs von Breslau 1448-1456 Bischof von Breslau

Peter Nowag wurde zu Neunz bei Neisse (Schl.) vermutlich als Sohn einer Bauernfami­ lie geboren. Das juristische Studium in Wien schloß er mit der Doktorpromotion ab. In Breslau wird er 1436 als Domkustos und 1437 als Offizial sowie als Generalvikar erwähnt. Während des Aufenthaltes Kaiser Albrechts II. in Breslau wurde er zu dessen Kaplan und

Familiar ernannt. Seitdem zeigte er sich ah prohabsburgisch. N. bekleidete in der Folge das Amt eines bischöflichen Kanzlers. Ei wurde ferner Pfarrer von Hirschberg und Dompropst in Breslau. Nach der Abdankung Bischof Konrads von Oels (1417-47) war er einer der vier Bistumsadministratoren. Am 5. 2. 1447 vom Domkapitel zum Bischof ge­ wählt, wurde er am 10. 10. durch den Gnesener Erzbischof Wincenty Kot bestätigt und am 22. 10. 1447 im Breslauer Dom vom Gnesener Weihbischof Johann konsekriert. Bei dieser Gelegenheit versprach er dem Metropoliten und dem Apostolischen Stuhl die Obödienz, doch bestand Papst Nikolaus V. auf einem Antrag auf päpstliche Provision. Diese wurde am 7. 6. 1448 gewährt, zugleich die Wahlbe­ stätigung durch den Metropoliten für ungül­ tig erklärt. Von der dadurch zugezogenen Zensur wurde N. nach einiger Zeit gelöst. Bei seiner Wahl wurde erstmals eine Wahlkapitu­ lation abgeschlossen.

N. übernahm eine völlig verarmte Diözese, denn Schlesien und vor allem das Bis­ tumsland Neisse-Ottmachau-Grottkau hatten in der langen Amtszeit Bischof Konrads, der 1422 zum ersten Landeshauptmann bestellt worden war, seit 1425 schwer unter den hus­ sitischen Raub- und Verwüstungszügen gelit­ ten. 1435 wurden zwar die letzten hussitisch besetzten Plätze ausgelöst, doch hatte noch N. an den finanziellen Folgen zu tragen. Bei den Hussiteneinfällen waren zahlreiche Kir­ chen zerstört und viele Geistliche ermordet worden. Daher wurden unter N. 114 Kirchen neu gegründet und andere wieder aufgebaut bzw. erneuert. N. veranstaltete drei Diözesansynoden. Die von 1448 wandte sich gegen die Lockerung der kirchlichen Disziplin, die schon unter seinem Vorgänger ein großes Problem gebil­ det hatte. 1452 publizierte N. die von N. v. (—►) Kues nach Breslau übersandten Statuten, doch appellierte der Klerus dagegen an den Hl. Stuhl. Auch die Synode von 1453, auf der Johannes von Capestrano predigte, beschäf­ tigte sich mit Fragen der Kirchenreform. N. drängte auf die würdevolle Feier des Gottes­ dienstes, förderte Prozessionen und die Ma­ rienfrömmigkeit. 1448 erließ er einen „Modus agendi in ecclesia Vratislaviensi et quod est de officio sacristianorum“. Er schrieb ferner die im Breslauer Dom üblichen Gesänge für das ganze Bistum vor. 1450 verkündete er den Jubiläumsablaß. Auf die Kontaktpflege mit der Metropole Gnesen bedacht, erbat N. nicht nur vom Erzbischof die Konfirmation seiner Wahl, sondern 1454 war der Gnesener Erzbi­ schof Johann Odrow^z auch als Gast in Bres­

Nowag - Nußdorf

lau. An ihn wandte N. sich in mehreren Fäl­ len wegen einer Entscheidung. N. starb am 5. 2. 1456 zu Ottmachau. Er wur­ de im Breslauer Dom beigesetzt. Quellen: DAB IA lf. Literatur: F. X. Seppelt, Die Anfänge der Wahlkapi­ tulation der Breslauer Bischöfe, in: ZVGS 49 (1915) 192-222. - W. Urban, Studia 201-343. - J. Sawicki 144-165. - J. Gottschalk 193. - R. Heck, in: PSB 26 (1981) 380-383 (Lit.). - K. Dola 376f. Jan Kopiec

Nußdorf, Ulrich von (t 1479)

1454-1479 Bischof von Passau

Ulrich von Nußdorf wurde als zweiter Sohn des Georg v. N. zu Prünning, salzburgischen Erblandmarschalls und Pflegers zu Tittmo­ ning (+ 1445), und der Agnes von Stauff zu Ernfels geboren. Über seine Ausbildung ist le­ diglich bekannt, daß er den Grad eines Dr. decr. erwarb. Um 1440 urkundlich als Dom­ propst von Freising erwähnt, wurde er dort auch Propst von St. Andreas. Im Passauer Domkapitel ist er seit 1451 als Domherr nach­ gewiesen. Außerdem besaß er die Stadtpfarre in Linz und war Notar des Königs Ladislaus Postumus von Polen und Ungarn. Am 10. 7. 1451 wählte das Passauer Domkapitel N. ein­ stimmig zum Bischof. König Friedrich III., der damals für sein Mündel Ladislaus Postu­ mus Österreich regierte, verweigerte ihm je­ doch die Anerkennung, die Inbesitznahme der österreichischen Hochstiftsgüter sowie die Belehnung mit den Regalien. Er wünschte stattdessen den jungen Grafen Albert von Schauenberg, Propst von St. Stephan in Wien, als Passauer Oberhirten. Dessen ein­ flußreiche und begüterte Eltern zahlten ihm 32 000 ungarische Goldgulden. Als Friedrich 1452 nach Rom zur Kaiserkrönung reiste, ver­ suchte er, Papst Nikolaus V. dazu zu bewe­ gen, der Passauer Wahl die Bestätigung zu verweigern. Da diese kanonisch einwandfrei abgelaufen war, bestätigte Nikolaus N. jedoch als Bischof. Friedrich III. verlangte von N. 6000 Gulden für die Verleihung der Regalien. Die päpstliche Bestätigungsbulle wurde am 4. 11. 1454 ausgestellt. 1455 wurde N. durch den Salzburger Erzbischof S. v. (—>) Volkersdorf konsekriert. Danach hielt er - mehr als drei Jahre nach seiner Wahl - vom Kloster St. Nikola aus mit großem Pomp und glänzen­ dem Gefolge seinen Einzug in Passau. Seit mehr als 100 Jahren huldigten die Passauer zum ersten Mal einem Bischof freiwillig. Der Traum einer Freien Reichsstadt war endgültig ausgeträumt.

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N.s Regierung fiel in eine höchst unruhige Zeit, in der sich in Österreich alle Bande zu lösen schienen durch das stete Vordringen der Türken seit der Eroberung Konstantino­ pels (1453), durch die Empörung der öster­ reichischen Stände, den Bruderkrieg zwi­ schen Friedrich III. und Albrecht VI. und schließlich durch den Krieg Friedrichs mit dem Ungarnkönig Matthias Corvinus. N. lei­ stete dem Kaiser vielfache Dienste bei diesen Auseinandersetzungen. Dafür ernannte ihn Friedrich zum Kanzler. In der Bischofsstadt selbst herrschten unter N. friedliche Verhält­ nisse. Unterstützt von begüterten Adelsge­ schlechtern des Hochstifts und des bayeri­ schen Bistumsanteils konnte N. den Dombau fortsetzen. N. war auch Geheimer Rat des Herzogs Ludwig von Bayern-Landshut. Des­ sen Freundschaft verwickelte ihn in den mehrjährigen Kampf um die Stadt Donau­ wörth. Dazu kam 1459 eine erbitterte Fehde mit den mächtigen Rittern Nikolaus und Pe­ ter Kappler von Winterberg in Böhmen. Sie erhoben Ansprüche auf das passauische Ge­ biet nördlich der Bischofsstadt. Mit Hilfe des Passauer Magistrates, der eine Störung der Handelsgeschäfte auf den Straßen nach Böh­ men befürchtete, kam eine Befriedung zustan­ de, da der böhmische König Georg Podebrad die Passauer Handelsrechte und Freiheiten bestätigte.

Ein nachhaltiges Ereignis der Regierungszeit N.s bildete der Besuch des Ordensreformators und Kreuzzugspredigers Johannes von Capi­ strano im Bistums Passau. Dieser griff tief in die politischen und kirchlichen Geschicke seiner Zeit ein. Als päpstlicher Legat und Re­ formator des Franziskanerordens kam er im Juni 1451 nach Wien. Er predigte täglich in der Minoritenkirche, am Hof und in der Stephanskirche vor Tausenden in lateinischer Sprache unter Heranziehung eines Dolmet­ schers. Gegenstand seiner Predigt waren die Einigkeit in Kirche und Reich, die Reform der Sitten und des Klerus und vor allem die Hus­ siten- und die Türkengefahr. In Wien gründe­ te er das erste Observantenkloster des Bis­ tums Passau. 1455 wurde er mit großen Ehren in der Bischofsstadt empfangen. Auch hier rief er in gewaltigen Predigten zum Kreuzzug gegen die Türken auf. 1457 sandte König La­ dislaus Postumus von Böhmen und Ungarn N., den er zu seinem Kanzler ernannt hatte, als Brautwerber nach Paris, um die Tochter König Karls VII. von Frankreich in einem Brautzug von 700 Reitern in ihre neue Heimat zu geleiten. Dieser fand in Reims ein jähes Ende, als die Nachricht vom plötzlichen Tod des erst 18jährigen Ladislaus eintraf. N.

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Nußdorf - Ob

kehrte mit seinem Gefolge nach Passau zu­ rück, wo er am 13. 2. 1458 eintraf. Das wichtigste Ereignis während N.s Amts­ zeit war die Diözesansynode von 1470. Einge­ laden waren das Domkapitel, ferner alle Äbte, Pröpste, Offiziale, Archidiakone, Dekane, Pfarrer und Kooperatoren sowie eine Abord­ nung der Wiener Universität. In 55 Kapiteln wurden liturgische, disziplinäre und pastora­ le Vorschriften verabschiedet. Diese Synode beweist, wie ernst N. um eine Reform bestrebt war. Aus den Statuten wird ersichtlich, daß er auf ein würdiges Klosterleben Wert legte und den damals oft vorkommenden Übergrif­ fen des Regularklerus, besonders der Mendi­ kanten, entgegentrat. In den letzten Regierungs jähren N.s kam es in Passau wie in anderen Städten zu grausamen Judenverfolgungen. An einen angeblichen Hostienfrevel von 1476 erinnert die Kirche St. Salvator in Passau-Ilzstadt. Die vermeintli­ chen Täter bekannten sich nach Folterungen schuldig. Daraufhin wurden sie hingerichtet. Juden, die sich nicht taufen ließen, wurden „auf ewige Zeiten“ aus der Stadt verwiesen. N. ließ die Synagoge niederreißen und legte an ihrer Stelle 1479 den Grundstein für die Wallfahrtskirche St. Salvator. In einem Reliquiar bewahrte man das Messer, mit dem an­ geblich die Hostien durchstochen worden waren. Als nicht minder gravierend erwies sich der Hexenwahn. Diesem erwuchs aller­ dings in dem Passauer Domprediger Dr. theol. Paulus Wann (1420/25-89) ein entschlosse­ ner Gegner. N. - sonst vom Zeitgeist nicht un­ berührt - ließ Wann volle Freiheit, als dieser in der Kathedrale den spätmittelalterlichen Aberglauben geißelte und sich gegen den He­

xenglauben aussprach. Damit zeigte sich, daß auch in Passau das Ende des Mittelalters an­ gebrochen war. Was seit dem Babenberger Herzog Leopold VI. (1188-1230) österreichisches Bestreben war, konnte Friedrich III. endlich verwirkli­ chen. Papst Paul II. errichtete auf seine Bitten 1469 das Bistum Wien für die Stadt und jene Orte, die bis dahin der jeweilige Propst von St. Stephan in Wien innehatte. Die Stephanskirche wurde zur Kathedrale und ihr Stift zum Domkapitel erhoben. Friedrich III. ver­ stand es, N. von den Verhandlungen auszu­ schalten. Als dieser davon erfuhr, legte er in Gegenwart seines Domkapitels 1477 feierli­ chen Protest beim Hl. Stuhl gegen die Vor­ gangsweise, aber auch gegen die Neugrün­ dung als solche ein. Er versuchte nachzuwei­ sen, daß die Gründung nicht rechtens und so­ mit nichtig sei. Der von Friedrich III. zum Bischof von Wien bestimmte L. v. (—>) Spaur sei deshalb nicht Wiener Bischof und könne auch keinen Koadjutor erhalten. Auch die Wiener Universität protestierte gegen die Bis­ tumserrichtung, wohl aus Rücksicht auf Pas­ sau und in Sorge um ihre Jurisdiktion. Aus der schwierigen Lage, in die das Wiener Bis­ tum durch den Passauer Protest gekommen war, rettete es der Tod N.s am 2. 9. 1479. Er erhielt sein Grab vor dem Altar des heiligen Johannes des Täufers in der Domkirche zu Passau. Literatur: J. N. Buchinger 159-181. - K. Schrödl 297-305. - V. Flieder, Stephansdom und Wiener Bistumsgründung (Wien 1968). - A. Leidl, Bischöfe 33. - Ders., Dom 53-55. - E Loidl 20-27. - A. Leidl, Bistumsgeschichte 32-36. August Leidl

o Ob (Obe, Opp), Matthias (um 1520 -1572) 1566 Ep. tit. Davaliensis 1563-1572 Weihbischof in Speyer Mag. art. et phil.; Professor der Philosophie in Freiburg; Pfarrer von Essingen; seit 1559 Sextpräbendar am Speyerer Dom; auf Wunsch des Wormser Domkapitels übernahm

er die Dompredigten; 10. 6. 1566 Titularbi­ schof von Daulia und Weihbischof in Speyer. Da er 1567 die Pfründe eines Stiftsherrn von St. German und St. Moritz in Speyer annahm, wurde er 1568 exkommuniziert. Das Domka­ pitel Speyer schenkte ihm im gleichen Jahr einen silbernen Becher in Würdigung seiner Predigten am Kreuzaltar des Domes; + 1572.

Ob - Oberg Literatur: F. X. Remling II, 371f., 830. - L. Stamer III/l, 19, 30, 33, 58f. - E Haffiier 703. Hans Ammerich

Oberg, Berthold von (OP) (+ 1494)

1468 Ep. tit. Panadensis 1468-um 1478 Mainzer Weihbischof in partibus Thuringiae Weihbischof in Hildesheim 1478-1480 Mainzer Weihbischof in par1480-1486 tibus Rheni Mainzer Weihbischof in par1486-1489 tibus Thuringiae * Oberg; Dominikaner; Lektor der Theologie; vom Mainzer Erzbischof (—>) Adolf von Nas­ sau zum Weihbischof bestimmt; 13. 5. 1468 Titularbischof von Panados; 1468-76 Pontifikalhandlungen in Erfurt, Berbisleben, Frankfurt/M. und Mainz, 1478-80 im Bistum Hil­ desheim nachweisbar; besaß eine Rente beim Kloster Eschede im Hochstift Hildesheim; übertrug sie dem Dominikanerkloster zu Braunschweig für die Einrichtung einer Leh­ rerstelle; 1480 bestellte ihn Erzbischof D. v. (—>) Isenburg-Büdingen zum Mainzer Weihbi­ schof und Provikar in partibus Rheni; zahlrei­ che Pontifikalhandlungen; 9. 11. 1483 benedizierte B. im Benediktinerkloster St. Jakob zu Mainz Johannes Trithemius zum Abt von Sponheim; 14. 2. 1486 las er vor der Wahl Maximilians I. zum Römischen König in St. Bartholomäus zu Frankfurt die Hl.-Geist-Mes­ se; 21. 10. 1486 bestellte ihn Henneberg er­ neut zum Weihbischof in partibus Hassiae, Thuringiae, Eichsfeldiae et Saxoniae; 1489 re­ signierte er sein Amt aus Gesundheitsgrün­ den, schenkte sein Haus in Heiligenstadt dem dortigen St. Martinsstift und zog sich in das Dominikanerkloster in Göttingen zurück; + 4. 8. 1494 ebd.; □ Klosterkirche St. Pauli. Literatur: Bullarium Ordinis III, 478. - J. S. Severus 49f. - F. A. Koch 80f. - J. Feldkamm 58-60. - K. Ar­ nold, Johannes Trithemius (1462-1516) (Würzburg 1971) 15. - H.-G. Aschoff, Weihbischöfe in Hildes­ heim vom späten Mittelalter bis zur Säkularisation, in: F. Jürgensmeier (Hg.), Weihbischöfe und Stifte. Beiträge zu reichskirchlichen Funktionsträgern der Frühen Neuzeit (Frankfurt 1995) 70. Friedhelm Jurgensmeier

Oberg, Burchard von (+ 1573) 1559-1573 Bischof von Hildesheim

Burchard von Oberg entstammte dem Hildes­ heimer Stiftsadel. Sein Vater trug den glei­

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chen Namen, seine Mutter gehörte der Fami­ lie von Steinberg an. 1538 wurde O. Dechant des Kollegiatstiftes St. Andreas in Hildes­ heim. Nach Einführung der Reformation 1542 geriet er in heftige Auseinandersetzungen mit dem Rat um den Besitz seiner Kurie. 1553 wurde er Dechant des Hildesheimer Domka­ pitels. O. war eindeutig katholisch gesinnt. Bei der Wahl des Nachfolgers von Bischof V. v. (—>) Tetleben 1551 führte er die Minderheit im Domkapitel gegen die Kandidatur des evangelischen Herzogs (—>) Friedrich von Schleswig-Holstein an; statt für diesen trat er für Herzog (—>) Georg von Braunschweig-Lü­ neburg-Wolfenbüttel ein, um dem Bistum den Schutz des letzten katholischen Fürstenhau­ ses Niedersachsens zu verschaffen. O.s Ein­ satz für den unterlegenen weifischen Herzog belastete in der Folge sein Verhältnis zu Friedrich.

Nach dessen Tod 1556 bewarben sich Herzog Adolf und dessen Neffe Herzog Magnus von Holstein um die Nachfolge. Die Mehrheit des Kapitels favorisierte jedoch O., den auch Her­ zog Heinrich d. J. von Braunschweig-Wolfen­ büttel protegierte. Dieser wünschte weder ei­ nen Protestanten noch einen Angehörigen ei­ ner einflußreichen Dynastie, weil dies seine eigenen Einflußmöglichkeiten auf das Stift Hildesheim beschränkt hätte. O. wurde am 31. 3. 1557 im zweiten Wahlgang zum Bi­ schof gewählt, nachdem er im ersten Wahl­ gang lediglich eine relative Mehrheit erhalten hatte und die übrigen Stimmen auf Herzog Adolf, den Osnabrücker Bischof J. v. (—►) Ho­ ya und den Mindener Bischof Georg von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel gefal­ len waren.

Aufgrund von Intrigen der Minderheit erhielt O. erst am 23. 1. 1559 die päpstliche Bestäti­ gung. Die Inthronisation erfolgte am 1. 12. 1562 und die Regalienverleihung am 1. 6. 1566. 1567 empfing O. durch den Mainzer Weihbischof die bischöfliche Konsekration in der Klosterkirche zu Marienrode. O.s Machtgrundlage im Stift war außerordent­ lich schmal. Die bischöflichen Stiftsburgen und Ämter Steuerwald und Peine befanden sich weiterhin im Besitz Herzog Adolfs von Holstein, der dort 1561 eine lutherische Kir­ chenordnung einführte. Neben einigen Stif­ ten und Klöstern waren lediglich die meisten Dörfer der Dompropstei und im Amt Marien­ burg noch katholisch. Einen festen Rückhalt fand O. an Heinrich d. J., was allerdings ein energisches Vorgehen in der Frage der Resti­ tution des unter braunschweigischer Herr­ schaft stehenden „Großen Stiftes“ ausschloß.

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Oberg - Öttingen

O.s Stellung wurde außerdem zu Beginn sei­ ner Regierung durch Auseinandersetzungen mit dem Hildesheimer Domkapitel ge­ schwächt. Diese resultierten vornehmlich aus seiner Weigerung, die Wahlkapitulation zu vollziehen, die ihn finanziell erheblich bela­ stet hätte. Um seine Einkünfte zu sichern, be­ setzte O. im Juli 1559 das unter der Verwal­ tung des Domkapitels stehende Haus Marien­ burg. Teile des Domkapitels bereiteten darauf­ hin in Geheimverhandlungen mit König Friedrich II. von Dänemark die Wahl Herzog Magnus’ zum Bischof vor. Die Verhandlungen scheiterten jedoch u. a. an der Weigerung der dänischen Seite, den Fortbestand des katholi­ schen Bekenntnisses in Hildesheim zu garan­ tieren. Die wachsende Gefährdung der katho­ lischen Restbestände führte schließlich eine Einigung zwischen O. und dem Domkapitel herbei. Im Vertrag vom 21. 10. 1562 erkannte das Domkapitel O. als Landes- und Heinrich d. J. als Schutzherrn an und räumte dem Bi­ schof den einstweiligen Besitz der Marien­ burg ein. Auch mit der Stadt Hildesheim, die O.s Wahl abgelehnt und gegen die er mit Un­ terstützung Heinrichs d. J. Zwangsmaßnah­ men verhängt hatte, kam es am 22. 11. 1562 zu einem Vergleich. O. erkannte in Überein­ stimmung mit der Vereinbarung von 1553 zwischen Friedrich von Holstein und Hildes­ heim den evangelischen Besitzstand an und sicherte damit auch die Existenz der noch vorhandenen katholischen Einrichtungen. Mit Unterstützung des Kaisers und des Dom­ kapitels gelang es O., 1564 Amt und Haus Steuerwald von Herzog Adolf von Holstein einzulösen. Es diente ihm fortan als Resi­ denz, während Peine weiterhin in holsteini­ schem Besitz blieb.

O. führte erste vorsichtige Rekatholisierungsversuche, vor allem im wiedererlangten Amt Steuerwald, durch; der Mangel an geeigneten Geistlichen, die Opposition der Bevölkerung und das Einwirken von außen beeinträchtig­ ten allerdings ihren Erfolg. Durch seine Ein­ flußnahme auf die Abts wähl trug O. dazu bei, daß das Benediktinerkloster St. Michael ka­ tholisch blieb. Durch die Suspendierung und Absetzung des Dechanten des St. MauritiusStiftes und des Abtes von Marienrode ver­ suchte O., die Disziplin in diesen Institutio­ nen zu verbessern. Er bestätigte die Beschlüs­ se des Hildesheimer Domkapitels von 1569, die für den Erwerb eines Kanonikates ein Mindestalter von 21 Jahren, ein dreijähriges Universitätsstudium und die Subdiakonats­ weihe festlegten. Nach dem Tod Heinrichs d. J. und dem Regierungsantritt seines evangeli­ schen Sohnes, des Herzogs (—►) Julius von

Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel, im Jahre 1568 setzte sich der Protestantismus im Fürstentum Wolfenbüttel und in den unter braunschweigischer Herrschaft stehenden Hildesheimer Stiftsgebieten endgültig durch; die Gefahr einer Säkularisation Hildesheims wuchs. Zur Sicherung des katholischen Be­ sitzstandes und des Stiftes nahm O. 1566 über den Hildesheimer Domkapitular Her­ mann von Horneburg Verhandlungen mit dem bayerischen Herzogshaus auf. Als sich am 30. 11. 1568 eine Mehrheit im Domkapitel darauf einigte, (—>) Ernst von Bayern als Ko­ adjutor oder Nachfolger O.s zu wählen, stieß dies auf Bedenken sowohl der Kurie wegen der Minderjährigkeit des Kandidaten als auch der Wittelsbacher, die Konflikte mit den pro­ testantischen Fürsten Niedersachsens be­ fürchteten. Die Zurückhaltung der bayeri­ schen Seite verbesserte die Chancen anderer Bewerber; dazu gehörten Herzog (—>) Hein­ rich Julius, der Sohn des Herzogs Julius, der die Restitution von Teilen des Großen Stiftes in Aussicht stellte, und der unmündige Sohn Herzog Adolfs von Holstein. Erst nach O.s Tod postulierte das Domkapitel unter Horne­ burgs Einfluß einstimmig Ernst. Diese Wahl war eine wesentliche Voraussetzung dafür, daß die katholischen Restbestände und die katholische Landesherrschaft in Hildesheim erhalten blieben. O. starb am 23. 2. 1573 in Steuerwald. Er wurde im Hildesheimer Dom beigesetzt. Literatur: A. Bertram, Bischöfe 139-146. - R. Doebner VIII, 765-798. - A. Bertram, Hildesheim II, bes. 203-276. - M. Buhlers, bes. 91-118. - K. Henkel 42f. - J. Gebauer II, bes. 5-15. - H. Seeland 47-49. K. Algermissen, in: NDB 3 (1957) 25f. - H. Engfer, Das Tridentinum und das Bistum Hildesheim, in: UDVG 28 (1959) H. 2, 56-81, hier: 63-66. - G. v. Lojewski 77ff. - H.-G. Aschoff 219f. - G. May 295f. U. Stanelle 21 lf. Hans-Georg Aschoff

Öttingen, Friedrich Graf von (1459-1490)

1486-1490 Bischof von Passau

Friedrich von Öttingen wurde im Jahr 1459 als Sohn des Wilhelm Graf v. Ö. und dessen Gattin Beatrice geboren. Seine Mutter ent­ stammte dem Geschlecht der Skaliger aus Ve­ rona. Ö. war 1465-88 Domherr in Augsburg und seit 1479 in Bamberg und Konstanz. Die Neubesetzung des Bistums Passau nach dem Tod F. (—>) Mauerkirchers führte zu keiner Auseinandersetzung zwischen den Herzogtü­ mern Österreich und Bayern, da Friedrich III., inzwischen alt, vom ungarischen König

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Öttingen - Oprode

Matthias Corvinus schwer bedrängt und von den Türken gefährdet, nicht mehr die Kraft □esaß, die Wahl zu beeinflussen. Dies be­ sorgte um so energischer Herzog Georg von Bayern-Landshut, der bereits bei der Beru­ fung Mauerkirchers eine Rolle gespielt hatte. Das Domkapitel unternahm zwar den Ver­ such, zunächst allein zu regieren, scheiterte aber an den Bürgern der Bischofsstadt, die es ablehnten, ihm den Huldigungseid zu leisten. So gelang es Georg von Bayern leicht, dem Kapitel seinen Kandidaten aufzunötigen. Es handelte sich um den noch sehr jungen, viel­ versprechend begabten Ö., der aber noch keine Weihe hatte. Am 2. 12. 1485 wurde er vom Kapitel einstimmig postuliert. Am sel­ ben Tag traf Georg mit Wolfgang, dem Bruder des abwesenden Ö., und 30 Rittern in Passau ein und nahm am 3.12. am Dankgottesdienst im Dom teil. Friedrich III. konnte sein Mißfal­ len nur durch die Vorenthaltung des Rega­ lienbriefes zum Ausdruck bringen, die päpst­ liche Bestätigung dagegen vermochte er nicht zu verhindern. Sie erfolgte am 15. 2. 1486. Herzog Georg ließ sich dagegen seine Wahl­ hilfe durch ein Bündnis honorieren, das ihm im Konfliktfall die Stadt Passau und alle passauischen Burgen öffnen sollte.

Ö. blieb bis zu seinem Tod ohne Weihen. Er war der erste „Renaissancefürst“ Passaus, ge­ kennzeichnet durch die Abkehr vom spätmit­ telalterlichen Regierungsstil und geprägt vom Hang zur Prunksucht. Glänzend war sein Ein­ zug am Thomastag 1487, also zwei Jahre nach seiner Wahl. Es begleiteten ihn sein Bruder Wolfgang, Landgraf Eberhard von Württem­ berg, Graf Ludwig von Leuchtenberg und 150 Ritter. Von den Einwohnern waren 500 Bür­ ger in eiserne Harnische gekleidet, an ihrer Spitze „21 genialisch gekleidete Jünglinge nach antikischer Manier“. Enttäuscht über diesen Aufzug war lediglich Herzog Georg, der gerne eine Art Mitherrschaft über Stadt und Hochstift etabliert hätte. Dies scheiterte am Widerstand der Passauer Bürger. Diese waren nur bereit, dem Bischof, nicht aber dem Herzog den Huldigungseid zu leisten.

Die großen Erwartungen, die man dem jungen Fürsten entgegenbrachte, blieben unerfüllt. Man weiß nur, daß er den Bau der St. Salva­ torkirche fortsetzte und eine Gesinde- und Vagantenordnung erließ. Nach der durch In­ nozenz VIII. 1485 erfolgten Heiligsprechung des Markgrafen Leopold von Österreich ord­ nete Ö. die jährliche Festfeier für die Diözese für den 15. 11. an. Zur Vereinheitlichung des Stundengebetes gab er ein Brevier in Auftrag. Sonst kümmerte er sich kaum um Regierungs­

geschäfte und führte ein aufwendiges Leben. Friedrich III. söhnte sich zu Jahresbeginn 1490 mit Ö. aus. Um den Regalienbrief zu empfangen, reiste dieser im Februar 1490 nach Linz, wo sich der Kaiser aufhielt. Dort starb er überraschend am 3. 3. 1490, viel­ leicht durch Gift. Sein Leichnam wurde in der Domkirche zu Passau beigesetzt. Literatur: J. N. Buchinger 191-200. - K. Schrödl 308-310. - L. H. Krick, Domstift 203. - G.-H. Karnowka 7, 19. August Leidl

Oldenzaal (van Losser), Bonaventura Engelbertsz van (OFM) (um 1485-1539)

1538 Ep. tit. Ebronensis 1538-1539 Weihbischof in Utrecht * um 1485 Oldenzaal oder Losser (bei En­ schede); Minorit; 18. 9. 1507 Priesterweihe in Utrecht; erwarb in Utrecht einen Ruf als glän­ zender Prediger (eine Predigtsammlung von ihm aus dem Jahr 1528 ist erhalten); 30. 10. 1538 Titularbischof von Hebron und auf Bit­ ten des Utrechter Bischofs G. v. (—>) Egmond zum Weihbischof in Utrecht bestellt; + 1539 wohl Utrecht. Literatur: J. Fruytier, in: NNBW 6 (1924) 1078. - J. Weijling 297 (Lit).

Paul Berbee

Op dem Veld von Willich (a Wylich, de Wylik), Quirin (+ 1537)

1521 Ep. tit. Cyrenensis 1519-1537 Weihbischof in Köln Aus Kempen; Lie. theol. und Mag. art. (1503 Köln); lehrte 1505-25 an der Burse Laurentiana in Köln; Pfarrer von St. Andreas in Kor­ schenbroich bei Gladbach; 25. 10. 1521 Titu­ larbischof von Cyrene und Weihbischof in Köln; eröffnete am 6. 3. 1536 das Kölner Pro­ vinzialkonzil; + 9. 11. 1537; □ Augustinerin­ nenkloster St. Maximin in Köln. Literatur: H. Keussen 530. - Handbuch Köln 56. R. Braunisch 54f., Anm. 5. Franz Bosbach

Oprode, Joachim van (um 1515-1576)

1571 Ep. tit. Ebronensis 1571-1576 Weihbischof in Utrecht * um 1515 Antwerpen als Sohn eines Mül­ lers; Studium der Theologie in Löwen (Mag.

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Oprode - Ostein

theol.); 28. 3. 1542 Aufnahme in den Senat der Universität; Rektor des Klosters Marien­ burg in ’s-Hertogenbosch; 1552-57 Pfarrer in Antwerpen; eifriger Anhänger der Kirchenre­ form; übersetzte 1558 den Katechismus des P. (—>) Canisius ins Niederländische; 1557-71 Pfarrer der Buurkerk in Utrecht; Domkanoni­ ker in Utrecht; 20. 6. 1571 Titularbischof von Hebron und auf Bitten des Utrechter Erzbi­ schofs F. (—>) Schenck von Tautenburg zum Weihbischof im Erzbistum Utrecht bestellt; 25. 6. 1571 Dr. theol. (Löwen); + 2. 7. 1576 Ut­ recht; □ Dom zu Utrecht. O. war der letzte Weihbischof im Erzbistum Utrecht, bevor die katholische Hierarchie dort 1580 im Zuge der Reformation zusammenbrach.

rigen Wahlversammlung wurde er am 27. 11. 1628 in Delemont (Deisberg) in Anwesenheil des Nuntius zum Bischof von Basel gewählt. Am 20. 8. 1629 erhielt er die päpstliche Bestä­ tigung und am 25. 11. die Bischofsweihe in der Jesuitenkirche von Porrentruy durch Weihbischof J. B. v. (-*) Angeloch.

Literatur: M. Gasman, in: NNBW 2 (1912) 1028. - J. Weijling 310-314 (Lit). Paul Berbee

Ortwin, Johannes (OP) (+ 1514) 1476 Ep. tit. Mathonensis 1476-1512 Weihbischof in Straßburg

* Vendenheim bei Straßburg; 1449 Eintritt in das Straßburger Dominikanerkloster; ver­ suchte 1465 mit einigen Mitbrüdern den Ver­ tretern der Observanz den Zugang zum Domi­ nikanerinnenkloster St. Agnes zu versperren; 1469 Lektor in seinem Kloster; 1471 Immatri­ kulation, 1475 Dr. theol. in Freiburg; 1476 Ti­ tularbischof von Modon (50 Gulden Anna­ ten); 1480 schuldete ihm sein Kloster 50 Gul­ den „ratione ordinum“; mehrfach als Konsekrator und Weihespender bezeugt; erhielt 1490 das Straßburger Bürgerrecht, gab wahr­ scheinlich 1512 sein Amt als Weihbischof auf; + 1514; Grabstein in der Sakristei der ehemaligen Dominikanerkirche. Literatur: A. Meister 127. - F. Rapp, Reformes 489f. Francis Rapp

Ostein, Johann Heinrich von (1579-1646)

1611-1614 Generalvikar des Bischofs von Basel 1629-1646 Bischof von Basel

Johann Heinrich von Ostein stammte aus ei­ nem elsässischen Adelsgeschlecht und wur­ de im Jahre 1579 geboren. Über seinen Stu­ diengang ist nichts Näheres bekannt. 1596 wurde er Basler Domherr, später Propst von Moutier-Grandval, 1622 Domscholasticus. Zwischen 1611 und 1614 versah er auch das Amt eines Generalvikars. In einer schwie­

Die Amtszeit des frommen und integren O. wurde durch die Ereignisse des Dreißigjähri­ gen Krieges vollkommen überschattet. So­ wohl die Diözese Basel als auch das Hochstift befanden sich in unmittelbarer Nähe des österreichischen Oberelsaß und der spani­ schen Franche-Comte. Es galt nun für die Gegner der Habsburger, vor allem Frankreich, diesen Staatengürtel von den Niederlanden bis zur Franche-Comte zu durchbrechen. So­ mit wurde die Situation für das schwache Bistum Basel kritisch. Die Neutralitätsbeteue­ rungen des kaiserlich gesinnten O. fruchteten nicht viel. Sein Territorium wurde vielmehr als Durchgangsland, Winterquartier und Aus­ gangsbasis für weitere Operationen sowohl von den Franzosen und Schweden als auch von den Kaiserlichen mißbraucht. In glei­ chem Maße litt das zur Diözese Basel gehö­ rende Oberelsaß unter dem Kriege. Appelle O.s an die mit ihm verbündeten katholischen Kantone und an Frankreich fruchteten nichts. Frankreich brachte einzig das Vordringen der von den Schweden geförderten Reformation zum Stillstand.

Ostein - Otto

Nach wenigen ruhigen Jahren zu Beginn der Amtszeit O.s wurde das Hochstift Basel ab 1632 immer mehr in den Strudel der Kriegser­ eignisse hineingerissen. Es begann mit ver­ einzelten lokalen Plünderungen, die O. zwan­ gen, seine Residenz von Porrentruy (Pruntrut) nach Delemont zu verlegen. Dann verlangten die Kaiserlichen Winterquartier, 1634 drohte Porrentruy eine schwedische Besatzung, sie wurde dann von einer französischen abgelöst, 1635 folgten Truppen des Herzogs von Loth­ ringen und verwüsteten die Ajoie, St. Ur­ sanne und die Gegend von Delemont. Nach dem Abzug der Kaiserlichen blieb die Ajoie ab 1636 in den Händen der Franzosen. O. mußte im solothurnischen Dorneck Zuflucht suchen. Nach einem Bericht des Generalvi­ kars wirkten von 300 Priestern im Oberelsaß 1636 noch 80, und in einem Dekanat des Jura blieben von 80 Priestern zehn. In Porrentruy wiesen die Franzosen die Jesuiten aus, die sie für kaiserliche Spione hielten. Auf Befehl Ludwigs XIII. konnten 1640 an ihrer Stelle Je­ suiten aus der Provinz Lyon ihre Tätigkeit aufnehmen. Gegen Ende 1637 besetzten Trup­ pen des Herzogs von Sachsen-Weimar die Ge­ gend von Delemont und die Franches-Montagnes. Es bestanden Pläne zur Säkularisation des Hochstiftes zugunsten des Herzogs. Des­ sen plötzlicher Tod 1639 machte dies zu­ nichte. Vom Kriege verschont wurden einzig das vor Basel gelegene Birseck und der prote­ stantische Süd-Jura. 1640 konnte O. nach De­ lemont zurückkehren. Die Residenzstadt Por­ rentruy und die Ajoie blieben weiterhin von französischen Truppen besetzt. 1643 erstatte­ ten dort die Franzosen O. die zivile Verwal­ tung zurück. Das Hochstift hatte unter dem Krieg ungeheuer gelitten und war vollkom­ men verarmt. Nur in seiner ersten Amtszeit konnte sich O. seiner bischöflichen Hirtenaufgabe widmen, die er im Sinne seiner Vorgänger J. Ch. (—>) Blarer von Wartensee und W. (—>) Rinck von Baldenstein fortführen wollte. 1630 eröffne­ ten die Kapuziner ein Kloster in Delemont und 1632 im elsässischen Sulz. Vor dem Aus­ bruch der Kriegsereignisse von 1632 unter­ nahm O. vereinzelte Visitationen. Seitdem verhinderte der Krieg jegliche weitere Tätig­ keit. O. starb am 26. 11. 1646 in Delemont. Er wurde in der dortigen Kapuzinerkirche beige­ setzt. Literatur: L. Vautrey II, 191-230. - B. Bury 260275. - G. Boner 89f. - A. Bruckner u. a., in: HS 1/1, 206f. -P. L. Surchat, Scotti. - Jura 109-113. - Reper­ toire 647f. Pierre Louis Surchat 39 Lexikon

513

Otto, Graf von Schaumburg (1517-1576)

1531-1537 Postulierter Bischof von Hildes­ heim Otto Graf von Schaumburg und Holstein-Pin­ neberg wurde 1517 als fünfter Sohn des Gra­ fen Jost I. von Schaumburg und Holstein-Pin­ neberg und dessen Ehefrau Maria Gräfin von Nassau-Dillenburg, einer Tochter des Grafen Johann von Nassau-Dillenburg, geboren. Sein ältester Bruder (—>) Adolf war 1535 Koadjutor und 1546-56 Erzbischof von Köln; von sei­ nen jüngeren Brüdern wurde (—>) Anton Nachfolger Adolfs als Erzbischof von Köln und Wilhelm Dompropst in Hildesheim (1558-80). O. studierte in Löwen und erhielt ein Kanonikat in Köln (1524) und die Dom­ propstei in Hildesheim.

Nach dem Tod B. (—>) Merklins postulierte das Hildesheimer Domkapitel auf Empfeh­ lung Karls V am 28. 7. 1531 O. zum Bischof. Dieser empfing keine Weihen und ließ das Domkapitel über die Annahme seiner Postu­ lation im unklaren. Als Paul III. im Septem­ ber 1536 das Domkapitel darauf hinwies, daß sein Wahlrecht verfallen sei, bat es, O. zum Einholen der päpstlichen Bestätigung seiner Postulation zu veranlassen. Nachdem O. je­ doch auf sein Anrecht unter der Bedingung, daß sein Bruder Adolf zum Dompropst ge­ wählt würde, verzichtet hatte, trat das Kapitel am 30. 9. 1537 erneut zur Wahl zusammen. Diese fiel auf V. v. (—>) Tetleben. Während der Sedisvakanz konnte das Ein­ dringen der Reformation in die Stadt Hildes­ heim durch den Rat unter der Führung des Bürgermeisters Hans Wildefuer verhindert werden. In der Reichsstadt Goslar und in den Hildesheimer Diözesanteilen der Fürstentü­ mer Lüneburg und Grubenhagen konsoli­ dierte sich der Protestantismus dagegen. In Calenberg setzte der katholische Herzog Erich I. dem Vordringen der reformatorischen Be­ wegung keinen nachhaltigen Widerstand ent­ gegen. O. trat 1542 in den Dienst des Kurfürsten Joa­ chim von Brandenburg. 1544 übernahm er als Graf Otto IV. die Regierung der Grafschaft Schaumburg. Im gleichen Jahr heiratete er Maria, Herzogin von Pommern, eine Tochter Herzog Barnims XL Aus dieser Ehe gingen vier Söhne hervor, darunter die Mindener Bi­ schöfe (—>) Hermann und (—>) Anton. Nach dem Tod Marias (1554) ging O. 1558 eine zweite Ehe mit Elisabeth Ursula, Herzogin von Braunschweig-Lüneburg, einer Tochter Herzog Ernsts des Bekenners, ein. Aus dieser Ehe stammten ein Sohn und zwei Töchter.

Otto - Pappenheim

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Durch Maria von Pommern lernte O. die lu­ therische Lehre kennen. Mit Rücksicht auf seinen Bruder Adolf duldete er sie nicht offi­ ziell, ging allerdings auch nicht energisch ge­ gen deren Ausbreitung in der Grafschaft Schaumburg vor. Nach dem Tod seiner Brü­ der Adolf und Anton und seiner Vermählung mit Ursula Elisabeth von Braunschweig-Lü­ neburg, der im Heiratsvertrag die Ausübung des evangelischen Gottesdienstes zugesichert worden war, trat O. 1559 offen zum Protestan­ tismus über und führte die Reformation auf der Grundlage der mecklenburgischen Kir­ chenordnung von 1552 in Schaumburg ein. 1561 setzte sich die neue Lehre auch in der mit Schaumburg in Personalunion verbunde­ nen Herrschaft Holstein-Pinneberg durch. Von den schaumburgischen Klöstern wurden in der Folge das Augustinerinnenkloster

Egestorf, das Zisterzienserinnenkloster in Rinteln und das Franziskanerkloster in Stadt­ hagen aufgehoben, das Kanonissenstift in Fischbeck und das Augustiner-Nonnenklo­ ster in Obernkirchen in adlige Damenstifte und das Augustiner-Chorherrenstift Möllen­ beck in ein evangelisches Kanonikatstift um­ gewandelt. O. starb am 22. 12. 1576.

Pachmair, Otto Heinrich (t 1634)

geordneten Visitation; 24. 3. 1557 Titularbi­ schof von Cembalo; ab 1558 Weihbischof in Passau; am 25. 7. 1558 von seinem Vorgänger als Weihbischof, dem Gurker Bischof U. (—>) Sagstetter, in der Kirche Maria am Gestade in Wien, dem Sitz des Passauer Offizials und Generalvikars für das Land unter der Enns, konsekriert; 1557 Stiftspropst von St. Salva­ tor in Passau-Ilzstadt; Benefiziat der Sixtuskapelle beim Passauer Dom; + 15. 7. 1561 Linz; □ Stadtpfarrkirche zu Linz.

1622 Ep. tit. Almirensis 1622-1634 Weihbischof in Regensburg

* München; 1612 Dr. theol. in Ingolstadt; Pfarrer und Erzdechant von Donaustauf; 28. 7. 1622 Titularbischof von Almira und Weih­ bischof in Regensburg; Konsistorialrat ebd.; 1627 Kanonikus des Kollegiatstifts zur Alten Kapelle in Regensburg. + 27. 9. 1634; □ Re­ gensburger Dom. Literatur: A. Mayer III, 67f. - F. X. Freninger 42. - J. Schmid 41, 147. - KDB Regensburg I, 198. Karl Hausberger

Pagendorfer, Erasmus (t 1561) 1557 Ep. tit. Symbaliensis 1558-1561 Weihbischof in Passau

Erscheint 1555 als Vertreter des Bischofs W. v. (—>) Salm bei der von Ferdinand I. für den österreichischen Diözesanteil von Passau an-

Literatur: A. Bertram, Bischöfe 120-126. - M. Buh­ lers 15-36. - A. Bertram, Hildesheim II, 63-67. - K. Henkel 41. - H. Heidkämper, Schaumburg-Lippische Kirchengeschichte I (Bückeburg 1917), bes. 26-60. - H. Seeland 44. - O. Bernstorf, Bischof Her­ mann von Minden aus dem Gräflich Schaumburger Hause, in: Mindener Beiträge 10 (1964) 73-148. - G. May 290. - W. Maack, Die Geschichte der Graf­ schaft Schaumburg (Rinteln 1986) 51-54. - U. Stanelle 202-204. Hans-Georg Aschoff

Literatur: Th. Wiedemann, Reformation I, 136, 139. - L. H. Krick, Domstift 109, 209. - J. Obersteiner 314. August Leidl

Pappenheim, Christoph Marschalk zu (1492-1539)

1535-1539 Bischof von Eichstätt

Christoph Marschalk zu Pappenheim wurde 1492 als Sohn des Wilhelm Marschalk zu

Pappenheim

Pappenheim und der Magdalena von Rech­ berg geboren. Er gehörte damit einem der an­ gesehensten fränkischen Rittergeschlechter an. Dieses stellte mehrere Domherren zu Eichstätt, darunter als namhaftesten Georg Marschalk v. (—>) P., der Domdekan und 1548-63 Bischof von Regensburg war. P. stu­ dierte in Tübingen (Imm. 1504), Ingolstadt (Imm. 1510) und wiederum Tübingen (Imm. 1515). Am 3. 5. 1511 erhielt er eine Domizellarstelle zu Eichstätt, am 27. 11. 1515 rückte er in ein Vollkanonikat ein. Ein weiteres Domkanonikat wurde ihm zu Konstanz am 21. 10. 1525 übertragen.

Nach dem Tode des Eichstätter Bischofs G. v. (—>) Eyb wurde er am 14. 12. 1535 zum Nach­ folger gewählt; die Konsekration erfolgte am 23. 4. 1536. In seinem nur dreieinhalb Jahre währenden Episkopat konnte er kaum Profil gewinnen, obwohl es keineswegs an gutge­ wollten Ansätzen fehlte. P. ordnete die Visita­ tion in wichtigen Stiften an, tilgte überkom­ mene Schulden und nahm eine geordnete Wirtschaftsführung in Angriff. Er traf Vorbe­ reitungen für das für 1537 angekündigte Kon­ zil, indem er Absprachen mit den Bistümern Würzburg und Bamberg und Überlegungen über die Form der Teilnahme herbeizuführen suchte. Während seines Episkopates erzielte der Protestantismus im Bistum Eichstätt zwar keine größeren Fortschritte mehr, doch ver­ mochte P. keine Akzente zu setzen wie seine drei Vorgänger oder wie mehrere Nachfolger. Er war einer der unbedeutendsten und unauf­ fälligsten Bischöfe von Eichstätt während des Reformationszeitalters. Er starb am 13. 6. 1539 und erhielt sein Grab im Dom zu Eich­ stätt. Literatur: J. Sax II, 425-430. - W. Kuhn, Die Studen­ ten der Universität Tübingen zwischen 1477 und 1534. Ihr Studium und ihre spätere Lebensstellung II (Göppingen 1971) 379, Nr. 2354. - G. May 273. H. Flachenecker. - H. A. Braun 353f., Nr. 156. - W. Brandmüller 162. Alois Schmid

Pappenheim, Georg Marschalk Freiherr von (+ 1563) 1548-1563 Bischof von Regensburg

Als nachgeborener Sproß der angesehenen Familie der Reichserbmarschälle v. R, deren reichsunmittelbare Herrschaft im mittleren Altmühltal lag, erhielt Georg Marschalk von Pappenheim Präbenden an den nahegelege­ nen Domstiften Eichstätt und Regensburg (1521 oder 1522, Domkapitular am 1. 5. 1527), studierte an der Universität Ingolstadt 39*

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(immatrikuliert am 13. 5. 1529) und bekleide­ te in Eichstätt später auch das Amt des Dom­ dekans, ehe er vom Regensburger Kapitel am 8. 8. 1548 in einer äußerst heiklen kirchenpo­ litischen Lage als Nachfolger des unglückli­ chen P. v. (—>) Sinzenhofen zum Bischof ge­ wählt wurde. Die päpstliche Approbation der Wahl erfolgte am 5. 10. 1548, und am Dreikö­ nigstag 1549 wurde P. durch Dr. B. (—>) Fannemann, Prokanzler der Universität Ingolstadt und Weihbischof in Hildesheim, unter Assi­ stenz der Suffragane von Eichstätt und Re­ gensburg konsekriert.

In seinen ersten Amts jähren entfaltete P. un­ ter Berufung auf das Augsburger Interim eine bemerkenswerte Aktivität, um der protestan­ tischen Bewegung in seinem Sprengel zu wehren. Dies läßt sich an der Zitation der lu­ therisch gewordenen Geistlichen des pfalzneuburgischen Jurisdiktionsgebiets im Januar 1549 genauso ablesen wie an den energischen Maßnahmen der Jahre 1551/52, die auf eine Verhinderung der Wiedereinführung des evangelischen Gottesdienstes in der Reichs­ stadt Regensburg, die sich 1548 auf kaiserli­ chen Befehl dem Interim gebeugt hatte, ab­ zielten. Daß er hierin scheiterte, lag haupt­ sächlich in der reichspolitischen Situation begründet. Denn mit der vom Kurfürsten Mo­ ritz von Sachsen angezettelten Fürstenrevolu­ tion mußte Karl V. der Stadt als Gegenlei­ stung für ihre Treue die Freiheit des Evange­ liums gewähren. Die politischen Ereignisse von 1552 beendeten aber auch die zweite Ta­ gungsperiode des Konzils von Trient, zu der P. den humanistisch gebildeten Domherrn und Historiker Lorenz Hochwart (um 150070) als Vertreter entsandte. In einer Instrukti­ on vom 24. 12. 1551 hatte P., der sein persön­ liches Fernbleiben mit den reformatorischen Wirren in Stadt und Bistum Regensburg ent­ schuldigte, angewiesen, den Konzilsvätern eine Reihe von Beschwerdepunkten über den Regensburger Magistrat und andere weltliche Obrigkeiten vorzutragen und Verhaltensmaß­ regeln zu erbitten. Auf dem im Spätjahr 1553 einberufenen Mühldorfer Reformkonvent, der eine Einigung zwischen den Bischöfen der Salzburger Kirchenprovinz und den Vertre­ tern des bayerischen Herzogs über die in Aus­ sicht genommene Generalvisitation des Lan­ des erzielte und damit auch das innerkirchli­ che Reformanliegen stärker zum Tragen brachte, nahm P. die Belange seines Bistums in eigener Person wahr.

Der Eifer, mit dem P. in den Anfangsjähren seiner Regierung zu Werke ging, erlahmte ge­ gen Ende der 50er Jahre merklich, wohl in er­

Pappenheim - Parkentin

516

ster Linie aus gesundheitlichen Gründen. Nicht ohne Sarkasmus schildert uns der Chronist Hochwart in seinem „Catalogus Episcoporum Ratisponensium“ den alternden P. als „feisten Menschen“, dessen Körperge­ wicht die Füße kaum noch zu tragen imstan­ de seien. Öffentliche Auftritte müsse er sich aufgrund dessen weithin versagen; das Schlafgemach sei sein hauptsächlicher Auf­ enthaltsort. Zuletzt geriet P. wegen einer Schuldforderung von 4300 Gulden auch noch in einen unerquicklichen Streit mit dem Domkapitel, das ihn, dem Tenor der hochwartschen Charakteristik zufolge, wenig be­ trauert haben dürfte, als er am 10. 12. 1563 nach längerer Krankheit starb. Seine Grablege fand er im Regensburger Dom. Quellen: BZA Regensburg.

Literatur: L. Theobald II, 141, 159-169, 179-181, 190f. - J. Staber 119-123. - K. Hausberger, Grable­ gen 375. - G. May 509f. - K. Hausberger, Ge­ schichte I, 320f. (QQ, Lit.: II, 290f.). Karl Hausberger

Parkentin, Johannes (+ 1511) 1479-1511

Bischof von Ratzeburg

Johannes Parkentin war nach Detlev Parken­ tin (1395-1454) der zweite Bischof seines Ge­ schlechts in Ratzeburg. Er war seit 1460 Mit­ glied des Kapitels und vor 1479 Pfarrer von Schönberg. 1460 immatrikulierte er sich in Rostock, 1462 wurde er dort zum Bacc. pro­ moviert. Mit Unterstützung seines Vorgängers im Bischofsamt J. (—>) Stalkoper soll P. seine Studien in Perugia fortgesetzt haben. Nach­ dem er Anfang 1479 zum Bischof von Ratze­ burg gewählt worden war, reiste er nach Rom, um dort die Weihe zu empfangen. Am 31. 1. erschien Herzog Johann von Sachsen-Lauenburg in der Domkirche und erklärte in Gegen­ wart des Kapitels, den Bischof mit seinen Rechten, Freiheiten und Privilegien achten und schützen zu wollen. Wie seine Vorgänger war auch P. um Verbes­ serung des kirchlichen Lebens und der wirt­ schaftlichen Situation des Stiftes bemüht. Um den Gottesdienst in der Domkirche wür­ diger zu gestalten, erließen er und das Kapitel 1482 ein Statut, das für die verschiedenen Ämter und Dienste Anwesenheit, Kleidung und Zuständigkeiten regelte und dessen Durchführung vom Prior überwacht werden sollte. Dem Kapitel wurde auf Betreiben P.s das Recht der freien Propstwahl zugesichert. Der Erwählte wurde jedoch verpflichtet, in­

nerhalb von vier Monaten persönlich oder durch einen Vertreter in Rom um seine Bestä­ tigung nachzusuchen. P. ließ 1481 in Ziethen die zur Pfarrei St. Petri in Ratzeburg gehören­ de Kapelle und 1483 das Kloster Bordesholm in Holstein wiederherstellen sowie 1480 die Kirche in Demern und 1503 die Kapelle in Bennin erbauen. Herzog Johann von SachsenLauenburg stiftete mit Erlaubnis des Bischofs am 17. 1. 1497 ein Wilhelmitenkloster in Kuddewörde in Lauenburg. Auch weihte P. die Kapelle beim Siechenhaus in Dassow wieder ein. Die finanzielle Lage des Stiftes hatte sich inzwischen so verbessert, daß sogar Neuerwerbungen möglich waren, so z. B. 1510 der Röggeliner See bei Dechow sowie verschiedene Vikarien. Am Dom und im Schloß Stove wurden Bauarbeiten durchge­ führt. 1509 stiftete P. in der Ratzeburger Dom­ kirche Marienhoren. P. hatte verschiedene Auseinandersetzungen mit Untertanen und Nachbarn. Nachdem schon seit längerer Zeit ein gespanntes Ver­ hältnis zwischen dem Bischof und der Stadt Wismar wegen der bischöflichen Jurisdiktion bestanden hatte, wurde 1504 auf Vermittlung der mecklenburgischen Herzöge ein Vergleich abgeschlossen, nach dem der Bischof in Wis­ mar nur einen Offizial haben sollte, dem das geistliche Gericht zustehe, der aber keine dem Rate unterstehenden Personen und Sa­ chen belangen durfte. Nachdem das Ratze­ burger Kapitel dem Vergleich beigetreten war, wurde dieser unter dem 22. 1. 1505 auch vom Wismarer Magistrat förmlich angenommen. Weitaus dramatischer gestalteten sich die Auseinandersetzungen in der sogenannten „Rostocker Domfehde“. Die zunehmende Ge­ walttätigkeit Herzog Johanns von SachsenLauenburg hatte P. auf die Seite der mecklen­ burgischen Herzöge geführt. Als Herzog Mag­ nus von Mecklenburg 1483 beschloß, in Ro­ stock in der St.-Jacobs-Kirche ein Stift zu gründen, bekam auch P. den erbitterten Wi­ derstand der im Bistum Schwerin gelegenen Stadt Rostock zu spüren, nachdem er sich am 13. 3. 1485 dorthin begeben hatte, um als päpstlicher Exekutor die Bulle Innozenz’ VIII. vom 27. 11. 1484 über die Stiftung des Kapi­ tels auszuführen. Daraufhin reiste Herzog Magnus 1486 in P.s Begleitung nach Rom, wo die Stiftung bestätigt und der Exekutionsauf­ trag erneuert wurde. Der 1487 durchgeführ­ ten Errichtung des Kapitels folgten tumultar­ tige Aufstände, woraufhin P. das Interdikt über die Stadt verhängte und der Universität befahl, sich an einen anderen Ort zu begeben. Erst 1491 kam es zu einer Verständigung. Da­

Parkentin - Parsberg bei wurde dem Bischof die Befolgung der Stiftungsbulle zugesichert.

In P.s Amtszeit fiel die Umwandlung des Ratzeburger Prämonstratenserstiftes in ein Säku­ larstift. Vor allem die Erfahrung, daß Angehö­ rige wohlhabender und einflußreicher Ge­ schlechter immer seltener geneigt waren, die strenge Regel auf sich zu nehmen, aber auch die im Stift selbst abhanden gekommene Be­ obachtung der Regel bewogen Bischof und Kapitel, in Rom um die Umwandlung nach­ zusuchen. Die entsprechende Bulle Papst Ju­ lius’ II. erging unter dem 22. 5. 1504. Am 4. 10. wurde sie in Ratzeburg ausgeführt. Sie ge­ stand dem Herzog von Sachsen-Lauenburg das Patronat über sechs Kanonikate zu und vergrößerte somit dessen Einfluß auf das Stift beträchtlich.

P. starb am 15. 6. 1511 in Stove. Er wurde im Dom zu Ratzeburg beigesetzt. Literatur: J. H. Neuendorff 95f. - G. M. C. Masch 371-408. - K. F. L. Arndt, in: VAHL 1 (1857) 289f. W. Ebeling 390f. - E W. J. Rickmann 20-22. - H. Windus 43-45. - G. Möller-Alpermann 100. - H. Bernhöft 46f., 52f. - F. v. Notz 38. - G. Krüger 126. K. Schmaltz 256, 269. - O. Kähler 258f. Clemens Brodkorb

Parsberg, Friedrich von (um 1385-1449)

1437-1449 Bischof von Regensburg

Friedrich von Parsberg wurde um 1385 aus einer ritterbürtigen oberpfälzischen Familie als Sohn des Hans v. P. zu Luppurg und Flü­ gelsberg, Pflegers in Hemau (+ 1397), und dessen Gattin Margaretha von Aichperg gebo­ ren. Er erwarb den Titel eines Lie. decr. und erhielt Domkanonikate zu Eichstätt, Passau und Regensburg (8. 2. 1394). 1416 wurde er Domschoiaster in Regensburg, 1420 Domde­ kan in Eichstätt, 1430 Domdekan und 1436 Dompropst in Regensburg. Am 1. 12. 1428 be­ stellte ihn Papst Martin V. zum „Collector apostolicae camerae“ für die Kirchenprovinz Salzburg. Auf dem Konzil von Basel war der graduierte Jurist ein maßgeblicher Berater des Herzogs Wilhelm III. von Bayern-München und des Regensburger Bischofs Konrad von Soest (1428-37). Seit Frühjahr 1432 arbeitete er in der „Deputatio pro pace“ mit und hatte in dieser Eigenschaft besonderen Anteil an je­ nen schwierigen Verhandlungen mit den Hussiten, die schließlich zum Abschluß der sog. Prager Kompaktaten führten. Nach dem Tode Bischof Konrads wurde P. am 24. 5. 1437 zu dessen Nachfolger gewählt. Tags zu­

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vor hatten die Regensburger Domherren eine 28 Artikel umfassende Wahlkapitulation auf­ gerichtet, um gefährdete Rechtsansprüche des Kapitels sicherzustellen und einer weite­ ren finanziellen Belastung des verschuldeten Hochstifts vorzubeugen. P. wurde noch am Wahltag auf das namentlich durch sein Be­ treiben zustande gekommene Vertragswerk eidlich verpflichtet und stellte hierüber am 6. 6. 1437 einen Revers aus. Bereits am 28. 6. 1437 empfing er aus der Hand des Metropoli­ ten zu Salzburg die Konfirmationsurkunde und zwei Tage später dortselbst die Bischofs­ weihe. In enger Zusammenarbeit mit dem Landes­ herrn konzentrierte sich P. nach seiner Wahl auf die Visitation der Klöster. So ernannte er 1438 den vorbildlichen Augustinerchorherrn Petrus Fries zum Propst der Kanonie Rohr und verhalf damit der Raudnitz-Indersdorfer Reform auch im Regensburger Sprengel zum Durchbruch, während er im heruntergekom­ menen Benediktinerstift Prüfening nach wie­ derholter Visitation und dank landesherrli­ cher Unterstützung 1442 die lange vergeblich betriebene Resignation des Abtes Friedrich und die Bestellung eines tüchtigen Nachfol­ gers durchzusetzen vermochte. Von seinem anfänglichen Reformeifer zeugen auch zwei Diözesansynoden (25. 6. 1440 und 1442), de­ ren Bestimmungen sich nicht erhalten haben. Des weiteren begegnet P. dank seiner guten Beziehungen zum Landesherrn wiederholt als Gesandter des Bayernherzogs Albrecht III. auf den hauptsächlich mit dem Streit zwi­ schen Papst und Konzil beschäftigten Reichs­ tagen. Hingegen gestaltete sich sein Verhält­ nis zum Magistrat der Reichsstadt Regens­ burg alles andere als erfreulich, wobei die In­ teressengegensätze, wie sie über das verpfändete bischöfliche Propstgericht, über die Auslieferung von straffällig gewordenen Klerikern an das geistliche Dikasterium oder über den Weinausschank der Klöster stets aufs neue aufbrachen und jahrelang die höch­ sten kirchlichen und weltlichen Instanzen beschäftigten, in erster Linie wirtschaftlich motiviert waren. Es berührt eigenartig, daß derselbe Mann, der maßgeblich für das Zustandekommen der er­ sten Regensburger Wahlkapitulation verant­ wortlich zeichnete, später zu ihrem größten Widersacher wurde und die selbst geschmie­ deten Fesseln auf jede nur erdenkliche Weise zu sprengen suchte. Ursache hierfür war wohl ein verschiedentlich bezeugtes längeres Krankenlager des Bischofs, das seine geistige Verfassung geschwächt und ihn dem Einfluß habgieriger Verwandter ergeben gemacht hat­

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Parsberg - Paumgartner

te. Jedenfalls handelte P. in den letzten Le­ bensjahren bei der Vergabe von hochstifti­ schen Lehen und bei der Verleihung kirchli­ cher Ämter völlig willkürlich, vertraute Gel­ der der Regensburger Kirche fremden Händen an, veräußerte Kleinodien, ohne das Domka­ pitel zu fragen, und erklärte schließlich auf den Protest der Kanoniker hin das ganze Ka­ pitulationswerk für null und nichtig. Diese riefen gegen die Willkür ihres Bischofs die Hilfe des Papstes an und erwirkten am 1. 3. 1448 tatsächlich eine Bulle Nikolaus’ V, die die Verbindlichkeit der Wahlkapitulation be­ stätigte. Doch auch jetzt war P. nicht zum Ein­ lenken bereit, sondern schritt zu weiteren Ge­ waltakten, indem er den Domdekan Christian von Stingelheim des Amtes enthob, mehrere Kanoniker ihrer Benefizien beraubte, Kleriker einkerkern ließ und die gesamte Regensbur­ ger Geistlichkeit, ohne das Kapitel zu konsul­ tieren, mit einem „subsidium caritativum“ (Infulsteuer) belegte. Erst nach wiederholten Appellationen der Betroffenen an den Metro­ politen und den päpstlichen Stuhl kam im Herbst 1449 in Rom ein förmliches Prozeßver­ fahren in Gang, das sich dann durch den Tod P.s erledigte. Er starb vermutlich im Novem­ ber 1449, von den Kanonikern begreiflicher­ weise „nur mäßig betrauert“, und wurde im Regensburger Dom beigesetzt. Literatur: E Jänner III, 451-486. - L. H. Krick, Stammtafeln 273. - N. Fuchs 22-29. - J. Staber 8486. - H. Rankl 86, 185-193. - K. Hausberger, Gra­ blegen 374. - Ders., Geschichte I, 164, 210-213 (QQ, Lit.: II, 285f.). Karl Hausberger

Pascasius (Pascasio, Pasquale, Pasqualino), Johann (+ 1490) 1478-1490 Bischof von Pedena

Johann Pascasius stammte aus Gallignana in Istrien. Er war Archidiakon des Patriarchen von Aquileja für Unterkrain und wurde nach dem Tod von Bischof M. (—>) Altkind Kapitularvikar des Bistums Pedena. Am 21. 2. 1478 nominierte Kaiser Friedrich III. ihn zum Bi­ schof von Pedena. Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 15. 4. 1478. Der Patriarch von Aquileja Marco Barbo ernannte P. sofort zum Generalvikar für den habsburgischen Teil des Patriarchates. In dieser Eigenschaft konse­ krierte P. mehrere Kirchen im Gebiet des heu­ tigen Slowenien. In Gallignana erbaute er sich ein gotisches Bischofspalais, wo er am liebsten weilte. 1490 starb er dort. Er wurde in der Domkirche zu Pedena beigesetzt. Quellen: NAL, Propstei Novo mesto, Inventar 4/5.

Literatur: P. Stancovich I, 284, Nr. 138. - C. d. Fran­ ceschi 330. France M. Dolinar

Paumgartner, Erhard (t 1508)

1487-1508 Bischof von Lavant

Am 5. 1. 1487 nominierte der Salzburger Erz­ bischof J. (—>) Beckenschläger P. zum Bischof von Lavant. Im Ernennungsdekret wird er Mag. und Dr. decr. genannt, doch ist sein Stu­ diengang unbekannt. P. selbst berichtete 1494, er sei zuvor Pfarrer von St. Florian und St. Andrä in Zeltschach sowie gleichzeitig Kanonikus in Völkermarkt gewesen. Zuvor hatte er die Propstei von St. Stephan in Wei­ ßenburg (Elsaß) inne, auf die er aber gegen eine Pension verzichtete. 1480 wurde er als Verweser des Gerichtes zu Weyer im Ennstal erwähnt. Nach seiner Nomination zum Bi­ schof von Lavant erhielt P. die päpstliche Dis­ pens, alle bisherigen Pfründen beizubehalten. Die Konsekration fand am 23. 3. 1488 in Ve­ nedig statt. Wegen des Krieges zwischen Friedrich III. und dem ungarischen König Matthias Corvinus konnte P. sein Bistum zu­ nächst nicht in Besitz nehmen und verwal­ tete es daher von St. Florian aus. Erst nach dem Tode von Matthias (1490) konnte P. sich nach St. Andrä begeben und das von den Un­ garn besetzte Schloß Twinberg für das Bistum zurückkaufen. Auch in der Folge bemühte er sich um Zurückgewinnung der noch von den Ungarn besetzten Bistumsgüter. 1500 wandte P. sich an den Papst mit der Bitte um Unter­ stützung bei der Rückgewinnung der Ein­ künfte seiner Kathedrale. 1490 erwirkte P. an­ läßlich eines Rombesuches die Erlaubnis, das Salzburger Brevier abzukürzen oder aber das römische Brevier in seinem Bistum einzufüh­ ren. Mit dem Bamberger Vizedom zu Wolfs­ berg kam es zeitweise zu heftigen Auseinan­ dersetzungen wegen der Vogteirechte über ei­ nige in Kärnten liegende Kirchen. Dabei muß­ te P. schließlich nachgeben.

Zur Hebung des kirchlichen Lebens hielt P. wiederholt Diözesansynoden. 1494 ver­ schärfte er die Salzburger Dekrete betr. Leben und Kleidung des Klerus. P. verbot Theater­ aufführungen in der Kirche. Neue Kapellen und Kirchen durften nur mit seiner ausdrück­ lichen Erlaubnis erbaut werden. Wegen seines vorgerückten Alters wollte Kai­ ser Maximilian P. 1505 einen Koadjutor beige­ ben, doch bat P. davon abzusehen. P. starb im Jahre 1508. Sein Todestag ist nicht sicher be-

Paumgartner - Pavlovsky kannt. Der Nekrolog von Eberndorf nennt so­ wohl den 15. 3. als auch den 8. 11. Literatur: K. Tangl 199-214. - F. Kovacic 187-189. H. Dexler 134-138. - A. Ozinger 35-44. France M. Dolinar

Pavlovsky von Pavlovitz, Stanislaus (Stanis­ lav Pavlovsky z Pavlovic) (+ 1598)

1579-1598 Bischof von Olmütz

Stanislaus Pavlovsky stammte aus einer pol­ nisch-schlesischen Ritterfamilie. Er wurde als vierter Sohn des Stanislaus P. und der An­ na (Sophie) Brandis von Grabyschitz (Brandejs z Hrabosic) auf Gut Pies in Pavlovitz bei Hotzenplotz in Schlesien geboren. Seiner geistlichen Erziehung nahmen sich insbeson­ dere Herzog Wenzel von Teschen und der Breslauer Bischof B. v. (—>) Promnitz an. P. ging dann aber wohl wegen seiner Verwand­ ten Johann und Wenzel Grodecky, die beide in Brünn Kanoniker waren, nach Mähren und erhielt am 3. 3. 1567 durch den Bischof von Olmütz die Tonsur. 1569 erlangte er durch Kaiser Maximilian II. ein Kanonikat in Ol­ mütz. Damals studierte er am dortigen Jesui­ tenkolleg und 1571-74 zusammen mit J. (—>) Mezon am Collegium Germanicum in Rom, wo er zu Kurienkardinälen und zu Gregor XIII. wertvolle Kontakte knüpfte. 1574 wurde er in Rom Dr. iur. utr., 1573 Domherr in Bres­ lau und 1575 auf Vorschlag der Jesuiten durch Präsentation des böhmischen Oberst­ kanzlers Wratislaw von Pernstein Propst des Kapitels St. Peter zu Brünn. 1576 erhielt er den Titel eines Apostolischen Protonotars. 1577 wurde er Scholaster in Olmütz. Unter den Bischöfen J. (—>) Grodecky von Brod, Th. (—>) Albin von Helfenburg und J. Mezon war er Kanzler. An den Bischofswahlen von 1575 und 1576 nahm er lebhaften persönlichen Anteil. Für seine beiden Kapitel wurde er wiederholt als Unterhändler bei Hof tätig. Diplomatisch erfahren und mit guten Kontak­ ten zur römischen Kurie sowie zum Hof, führte P. nach dem Tod Bischof Mezons (1578) die Partei der jüngeren und einheimi­ schen Kanoniker im Olmützer Kapitel an. Am 25. 8. 1578 gab eine Mehrheit dem jungen ad­ ligen Laien Bernhard von Freudenthal und Würben (Bruntälsky Vrbna), der keinen Stu­ diennachweis besaß, die Stimme. Eine andere Gruppe unter P. und dem Propst Z. (—>) Berka von Duba und Leipa entschied sich dagegen für den Prager Erzbischof A. (—>) Brus von Müglitz. Nuntius Zaccaria Delfino wider­ sprach beiden Kandidaturen mit kanonischen

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Argumenten. Im königlichen Rat bewog Wil­ helm von Rosenberg Brus zum Verzicht. Dar­ aufhin annullierte der Nuntius am 21. 3. 1579 die erste Wahl und forderte im Namen des Papstes zur Neuwahl auf. Eine Kapitelspartei entschied sich nun für Kardinal (—>) Andreas von Österreich, eine andere für Berka oder P. Andreas fand weder die Zustimmung der Stände noch des Hofes und des Erzbischofs, da er die Landessprache nicht beherrschte und von ihm keine Einhaltung der Residenz, wohl aber große finanzielle Ansprüche zu er­ warten waren. Am 11. 6. 1579 fiel die Kapi­ telswahl daher gemäß kaiserlicher Empfeh­ lung auf P. Die päpstliche Bestätigung folgte am 26. 8. Die Konsekration erhielt P. am 6. 1. 1580 durch den Wiener Bischof J. K. (—>) Neu­ böck. Die Inthronisation in Olmütz fand am 25. 3. statt.

In der Wahlkapitulation hatte sich P. zu be­ stimmten geistlichen, jurisdiktioneilen und finanziellen Grundsätzen verpflichtet. Dazu gehörten die Ziele der Rekatholisierung. Da­ bei lag der Akzent auf einigen Forderungen des im Bistum noch nicht offiziell publizier­ ten Tridentinums. Neben der Aufsicht über den Klerus und seine Druckschriften sollten das Seminar und die Niederlassung der Jesui­ ten finanziell gesichert und die neuen liturgi­ schen Bücher herausgegeben werden. Die bi­ schöfliche Jurisdiktion sollte durch den Aus­ bau des Offizialates, ein vom Kaiser zu erwir-

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Pavlovsky

kendes Mandat betreffend die Aufsicht über die Klöster sowie die geistliche Immunität des Klerus gestützt werden, zumal Tenden­ zen bestanden, diesen der weltlichen Ge­ richtsbarkeit zu unterstellen. Die Wahlkapitu­ lation verpflichtete P. ferner zur Tilgung der gewachsenen Schulden. Neue Kredite und Verpfändungen bedurften der Zustimmung des Kapitels, an dessen Mitregierung P. im­ mer wieder Anstoß nahm. P. legte im Bistum Olmütz als erster Bischof eine dauerhafte Basis für die Rekatholisierung. Entscheidende politische Vorausset­ zung dafür war sein gutes Verhältnis zum Kai­ serhaus, in dessen Dienst er 1587, 1589, 1593 und 1595 als Gesandter nach Polen ging, um die habsburgische Thronkandidatur durchzu­ setzen und Polen für ein Bündnis gegen die Türken zu gewinnen. Nach der ersten Ge­ sandtschaftsreise erneuerte der Kaiser im Ge­ genzug den Fürstentitel der Bischöfe von Ol­ mütz und damit ihre alte, königsunmittelbare Rechtsstellung. Öfter fungierte P. auch als kai­ serlicher Kommissar auf den mährischen Landtagen. Die diplomatischen Missionen brachten ihn in engen Kontakt zu den wich­ tigsten Amtsträgern der böhmischen Kronlän­ der. Seine engen Verbindungen zu den Ma­ gnaten des Prager Hofes baute er zielbewußt für seine Information und seine Einfluß­ nahme aus. Das galt besonders für die Kon­ takte zum Oberstkanzler Pernstein, Oberst­ burggraf Rosenberg, Oberstkämmerer Georg von Lobkowitz und Oberstburggraf Adam von Neuhaus, aber auch zur protestantisch beein­ flußten böhmischen Hofkanzlei. So formte P. ein politisches Gegengewicht gegen die evan­ gelischen Stände, setzte schließlich in Mäh­ ren die Ernennung katholischer Landesbeam­ ter durch und schuf so die politische Grund­ lage für die Rekatholisierung. Seit 1597 er­ nannte der katholische Unterkämmerer nur noch Katholiken zu Stadträten. Wegen seines Vorgehens gegen die damals kulminierende Reformation fand P. bei der Mehrheit der mährischen Stände keinen Rückhalt. Gegenüber deren Bestrebungen, den Klerus dem Landrecht zu unterstellen, suchte er dessen herkömmliche Privilegien zu wahren. Im Streit um die geistliche Juris­ diktion entschied eine kaiserliche Kommis­ sion 1586 zu seinen Gunsten. Die geistliche Gerichtsbarkeit wurde daraufhin in einem Vertrag mit den Ständen bestätigt. Danach er­ reichte P. 1590 die kaiserliche Anerkennung der vom Landrecht unabhängigen Stellung seiner Lehnsgüter sowie der königsunmittel­ baren fürstlichen Position der Olmützer Bi­ schöfe.

P.s Bemühungen um die politische und recht­ liche Sicherung seiner Position standen im Dienst der Rekatholisierung. Schon 1579 hatte er vom Kaiser das Druckverbot für häre­ tische Schriften und das bischöfliche Zensur­ recht erlangt. Dies wurde jedoch erst nach 1590 wirksam, als P. gegen lutherische Drukke in Mähren und Troppau vorging. In dem seit 1565 andauernden Kirchenkampf in Troppau ordnete er 1580 die Ausweisung lu­ therischer Geistlicher an. Auch in den könig­ lichen Städten Mährens, zumal in Olmütz, drängte er wie auch in anderen Pfarreien kon­ sequent auf die Einsetzung katholischer Pfar­ rer und Stadträte sowie auf die Ausweisung lutherischer Prediger. Bereits 1579 hatte er vom böhmischen Oberstkanzler Pernstein auf dessen Herrschaften das Besetzungsrecht der Pfarrstellen erhalten. Er nutzte es hier ebenso entschieden wie in Adam von Dietrichsteins Stadt und Herrschaft Nikolsburg. Dort führ­ ten Konversionen von Adligen und Bürgern die Wende herbei. Als lutherische Barone eine evangelische Gemeindeordnung in Mäh­ ren planten, erhob P. 1591 beim Oberstburg­ grafen Rosenberg Einspruch. Nach einem bi­ schöflichen Statusbericht von 1590 war die katholische Religion in den Städten und Krei­ sen Olmütz, Brünn, Znaim und Ungarisch Hradisch sowie auf einigen Adelsherrschaf­ ten, vor allem denen der Herren von Pern­ stein und von Haugwitz, im Vormarsch. Auf­ grund seiner politisch gestärkten Position konnte P. es sich nun erlauben, zum 12. 11. 1591 eine Diözesansynode einzuberufen, um die Trienter Dekrete feierlich zu verkünden. Bei der inneren Erneuerung der Kirche ach­ tete P. auf eine vorbildliche Lebensführung des Klerus und auf Besetzung der geistlichen Stellen mit qualifizierten Kräften. Durch Visi­ tationen suchte er auch Einfluß auf die Diszi­ plin der Klöster zu nehmen. Er mühte sich um die Heranbildung eines tüchtigen Klerus, entsandte verstärkt Kandidaten ins Germanikum nach Rom und förderte andere aus eige­ nen Mitteln am Olmützer Jesuitenkolleg. Die Jesuiten unterstützte er besonders in Brünn, indem er ihnen 1581 das ehemalige Domini­ kanerinnenkloster mit seinen Gütern übergab. Der Orden entfaltete dort eine rege Predigttä­ tigkeit. Das Olmützer Jesuitenkolleg stattete er 1590 und das Kollegiatstift in Kremsier 1597 mit ehemaligen Klostergütern aus. Die bischöfliche Hofhaltung und Finanzverwaltung reorganisierte er detailliert. Den Dom und die Residenz zu Olmütz sowie das Schloß zu Kremsier baute er aus. Zur Selbst­ darstellung gegenüber den Ständen entwikkelte er seine Residenz zu einem Zentrum

Pavlovsky - Peetz von Kultur und Mäzenatentum im Stile der Renaissance. Durch die Förderung des Reformkatholizis­ mus in Adel und Klerus, die konsequente An­ wendung der Trienter Dekrete, die schrittwei­ se Zurückdrängung des Protestantismus, vor allem aber durch die politische und rechtli­ che Stabilisierung des Bistums und der ka­ tholischen Position in Landesämtern und Stadträten schuf P. die Grundlagen, auf denen sein Nachfolger aufbauen und die endgültige konfessionelle Wende in Mähren herbeifüh­ ren konnte. P. hinterließ eine umfangreiche Korrespondenz und veröffentlichte eine latei­ nische Übersetzung des Reiseberichtes Lev von Rozmitäls sowie einige diplomatische Gelegenheitsreden, u. a. an König und Stände von Polen sowie an die Diözesansynode. Er förderte den an seinem Hof lebenden polni­ schen Historiker Bartholomäus Paprocki, mit dem er in den kirchlichen Reformzielen eben­ so übereinstimmte wie in der Idee von der Verbindung Polens und Böhmens unter der Habsburgermonarchie. P. starb am 2. 6. 1598. Literatur: G. Wolny 76-86. - E. v. Mayer, Des Olmüt­ zer Bischofs Stanislaus Pawlowsky Gesandtschafts­ reise nach Polen (Wien 1861). - Ch. d’Elvert, Erzbi­ stum 62-91. - OSN 19 (1902) 361f. - A. Breiten­ bach, Spor biskupa Pavlovskeho s moravskym soudem zemskym o soudnictvi nad knezstvem [Der Streit Bischof Pavlovskys mit dem mährischen Landrecht um die Jurisdiktion über die Geistlich­ keit], in: CMM 30 (1906) 97-134, 228-270, 349-373. - Ders., Prfspevek k dejinäm reformace moravskeho kleru za biskupa Stanislava Pavlovskeho [Beitrag zur Geschichte der Reform des mährischen Klerus unter Bischof Stanislaus Pavlovsky], in: CMM 31 (1907) 152- 176. - F. Hrejsa, Ceskä konfesse 330339. - Z. Kalista, in: Cechove, kteff tvorili dejiny sveta [Tschechen, die Weltgeschichte machten] (Praha 1939) 45-56. - J. Välka, Prehled 159f. - J. Pa­ nek, Olomoucky biskup Stanislav Pavlovsky a Ces­ kä slechta [Der Olmützer Bischof Stanislaus Pav­ lovsky und der böhmische Adel], in: Okresni Ar­ chiv v Olomouci [Kreisarchiv Omütz] (Olomouc 1989) 35-58. - Ders., Renesancm dvür olomouckeho biskupa - obecne a zvlästni rysy [Der RenaissanceHof des Olmützer Bischofs - allgemeine und beson­ dere Züge], in: Opera historica 3 (Ceske Budejovice 1993). -J. Bahlcke 214-221, 243-250. Winfried Eberhard

Peetz (Petz, Betz), Adam (t 1626)

1605 Ep. tit. Tripolitanus 1605-1626 Generalvikar des Bischofs von Straßburg und Weihbischof * Luxemburg aus patrizischer Familie; Pfar­ rer von Diedenhofen in den spanischen Nie­

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derlanden und der Diözese Metz. P. stand den Jesuiten und aus diesem Grunde und wegen seiner besonderen Marien- und Heiligenver­ ehrung auch seinem Bischof (—>) Karl von Lothringen nahe, der ihn nach dem Frieden von Hagenau (1604), der den Streit um das Bistum Straßburg beendete und darüber ent­ schied, daß es katholisch bleiben und in die­ sem Sinne wiederaufgebaut werden müsse, zur Mitarbeit berief. 18. 7. 1605 Titularbi­ schof von Tripolis; im gleichen Jahr zu Metz konsekriert. P. begann sofort mit der Visitati­ on jener Teile der Diözese, die ihm zugäng­ lich waren. Dabei orientierte er sich an Karl Borromäus. Die Firmung spendete er oft nach vielen Jahren zum ersten Mal, so 1606 in Ha­ genau an über 1000 Personen. Er führte den katholischen Gottesdienst wieder ein, rekonziliierte profanierte Altäre und überwachte die Wiederherstellung der zerstörten oder vernachlässigten Kirchen. Besondere Auf­ merksamkeit widmete er den Pilgerstätten Odilienberg und Marienthal bei Hagenau. In den Benediktinerabteien und in ihren Territo­ rien brachte er die bischöfliche Autorität zur Geltung. Zum Abschluß veranstaltete er im Auftrag des Diözesanbischofs eine Diözesan­ synode. Da dessen Nachfolger (—>) Leopold von Österreich ihm das gleiche Vertrauen schenkte, setzte P. in den ruhigen Jahren vor dem Dreißigjährigen Krieg seine Aktivität kontinuierlich fort. So lag der Umzug des geistlichen Rates und der bischöflichen Ver­ waltung nach Molsheim (1613) in seiner Hand. Er überwachte die Durchführung der von Leopold angeordneten Entwicklung des Kollegs, des Priesterseminars und der Jesui­ tenkirche und war selbst ein großer Wohltäter des Ordens. 1614 war er maßgeblich an der von Leopold angeordneten Visitation der Di­ özese sowie an der Neuordnung ihrer Bene­ diktinerabteien beteiligt. Im übrigen ließen die Folgen des Böhmisch-Pfälzischen Krieges auch im Elsaß nicht auf sich warten. Hier wirkte sich der Einfluß des Grafen Mansfeld, eines Heerführers Friedrichs V, im Jahre 1621 nachteilig auf die katholische Restaura­ tion aus, als Hagenau, Oberehnheim und Ros­ heim von den protestantischen Truppen ge­ nommen und geplündert wurden. 1622 wur­ den die soeben wiederhergestellte Pilgerkir­ che und die zugehörigen Bauten auf dem Odilienberg eingeäschert. P. nahm zwar nach dem Abflauen der Kämpfe seine Tätigkeit wieder auf, doch die Zeit der großen katholi­ schen Rückeroberungen war nun beendet.

Offenbar schätzte man die Kompetenz von P. und seine Vermittlerfähigkeit auch über das Bistum hinaus. Daher wurde er zur Schlich-

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Peetz - Pelegrin

tung von manchen Konflikten berufen, so in den seit 1611 schwebenden Auseinanderset­ zungen der Äbtissin von Remiremont, Katha­ rina von Lothringen, einer Tochter Herzog Karls III., die ihre Stiftsdamen zur Annahme der Benediktinerregel bewegen wollte. Es gelang P., die Auseinandersetzungen zu schlichten und die Prinzessin dazu zu bewe­ gen, von ihrem Vorhaben abzusehen.

Die enge Verbindung von P. zum Jesuitenor­ den zeigte sich ein letztes Mal anläßlich sei­ nes Todes. Kurz zuvor ließ er sich in die Igna­ tius-Kapelle der neuen Kirche von Molsheim bringen, beichtete dort und ließ sich die letz­ ten Sakramente vor dem Hauptaltar spenden. In seinem Testament bedachte er seine Tauf­ kirche in Luxemburg mit einer bedeutenden Meßstiftung für die Oktav des Festes der Auf­ nahme Mariens. + 26. 11. 1626. Quellen: Archives departementales du Bas-Rhin, G 6301. Literatur: Catalogus Suffraganeorum 4f. - F. E. Sitz­ mann II, 431 f. - J. Schmidlin, Reformbestrebungen. - Ph. Dollinger 271-276. - R. P. Levresse, L’officialite episcopale de Strasbourg de ses origines ä son transfert ä Molsheim (1248-1597) (Habil, masch. Strasbourg 1972) 16. - E Lascombes 522. Repertoire IV, 390f. - E Boquillon, Les dames de Re­ miremont sous l’Ancien Regime (1566-1790) (Diss. Nancy 1988).

Louis Chätellier

Pelcking (Pelckingius, Peleking, Pellegrini, Pilking, Pilkman), Johannes (OFM) (1573-1642) Ep. tit. Cardicensis Weihbischof in Paderborn, Bre­ men, Köln, Hildesheim, Min­ den, Münster, Osnabrück, Ver­ den 1620-1642 Generalvikar des Bischofs von Paderborn

1619 seit 1619

* 16. 9. 1573 Münster als Sohn des Kanzleibo­ ten Hermann P. und der Katharina Lüttinghauß; Schulbesuch in Münster; 1591 Minorit ebd.; wahrscheinlich durch Weihbischof N. (—>) Arresdorf gefördert, wurde er am 17. 12. 1597 in Bologna zum Priester geweiht und studierte dann bis 1600 an der dortigen Uni­ versität (Dr. theol.); seitdem in führenden Stellungen seines Ordens im Rheinland und in Westfalen tätig, u. a. als Guardian in Dort­ mund, wo er nach heftigen Auseinanderset­ zungen mit der städtischen Obrigkeit 1604 ei­ nen kaiserlichen Schutzbrief für den Fortbe­ stand des katholischen Kultus erwirkte; 1606

durch (—>) Ernst von Bayern zum Offizial und erzbischöflichen Kommissar in Werl ernannt; verhinderte 1609 die Übernahme des Kölner Minoritenklosters durch die Observanten und unterstellte das Kloster unmittelbar dem Ordensgeneral; 1610 Provinzial in Köln; wahrscheinlich 1613 an der ersten nachernestischen Visitation im Herzogtum Westfalen beteiligt; visitierte im Juli/August 1618 den Kölner Eifelgau; 16. 12. 1619 Titularbischof von Cardica und auf Bitten Bischof (—> Bd. 1648-1803) Ferdinands von Bayern zum Weihbischof in Paderborn bestellt; 3. 5. 1620 in Bonn durch Weihbischof G. O. v. (—0 Gut­ mann zu Sobernheim konsekriert; seitdem nahm er seinen Wohnsitz in Paderborn, wo er zugleich Generalvikar wurde. In enger Zu­ sammenarbeit mit seinem Bischof und mit F. W. v. (-» Bd. 1648-1803)) Wartenberg war er nicht nur in Paderborn, sondern vor allem nach dem Restitutionsedikt von 1629 auch in deren anderen Bistümern für die Rekatholisierung und die Katholische Reform tätig. Da­ bei scheute er vor Auseinandersetzungen nicht zurück. 1631 entschiedener Gegner der Cautio criminalis. Im Oktober 1631 drang Landgraf Wilhelm von Hessen in Paderborn ein und verschleppte P. mit anderen Geistli­ chen nach Kassel, wo er acht Monate inhaf­ tiert blieb. Nach der Freilassung inthroni­ sierte P. noch im gleichen Jahr Bischof War­ tenberg im Mindener Dom und leitete dort wie 1633 in Hildesheim eine Diözesansyno­ de. 1632 war er an der Gründung der Univer­ sität Osnabrück beteiligt. + 28. 12. 1642 Pa­ derborn; □ Paderborner Dom. Literatur: A. A. Beckmann, Johannes Pelcking 1573-1642. Ein Beitrag zur Geschichte der Gegenre­ formation (Würzburg 1935). - A. Franzen, Wieder­ aufbau 368. - NBDK VI/1.1, 260. - K. Hengst. - H. J. Brandt-K. Hengst, Weihbischöfe 99-105 (Lit.). Karl Hengst

Pelegrin, Antoine de (+ 1542)

1537-1542 Bischof von Toul

Antoine de Pelegrin war Kleriker des Bistums Avignon. 1537 bestimmte ihn Kardinal (—>) Johannes von Lothringen als Inhaber des Bis­ tums Toul unter dem Vorbehalt des Rückfalls und der Einbehaltung des größeren Teils der Einkünfte aus der Mensa episcopalis zu des­ sen Bischof. Die päpstliche Verleihung erfolg­ te am 15. 1. 1537. Am 25. 7. 1537 legte P. dem Kapitel die betreffenden Bullen vor. Er war zwar von besten Absichten erfüllt, scheiterte aber mit seinen Reformplänen. Die Pfarrer und Kanoniker lehnten jedenfalls die 1541

Pelegrin - Peraudi von ihm veröffentlichten Diözesanstatuten ab und appellierten an den Hl. Stuhl. Die Bür­ gerschaft von Toul lehnte dagegen P.s Pläne zur Stadtherrschaft ab und erklärte, sie be­ trachte lediglich den Kaiser als ihren Vorge­ setzten. Dies war eine Folge jener Politik des Johannes v. Lothringen, die den amtierenden Bischöfen faktisch alle weltliche Herrschaft nahm. Da P. sich nicht durchsetzen konnte, zog er sich von Toul in die Provence zurück. Dort starb er im August 1542. Literatur: B. Picart 622-625. - A. Calmet V, 613f. E. Martin I, 585f.

Louis Chätellier

Pelletz, Johannes (OFM) (+ vor 1462) 1456 Ep. tit. Symbaliensis 1456-vor 1462 Weihbischof in Breslau Bacc. theol.; 1. 3. 1456 Titularbischof von Symbalon; 11. 12. 1457 Mitkonsekrator des Breslauer Bischofs J. v. (—>) Rosenberg; + vor 1462. Literatur: J. Jungnitz, Weihbischöfe 51. - R. Samulski 16. Jan Kopiec

Pennarius, Johann (OFM) (t 1563) 1557 Ep. tit. Cyrenensis 1557-1563 Weihbischof in Köln

* Neuss; Minorit im Kölner Kloster; Provin­ zial; Studium in Bologna; Dr. theol; 6. 10. 1557 Titularbischof von Cyrene und Weihbi­ schof in Köln; t 11. 9. 1563 Mainz auf der Rückreise von einer Gesandtschaft zu Ferdi­ nand I. Literatur: A. Franzen, Visitationsprotokolle 69. Handbuch Köln 56. Franz Bosbach

Pentz, Nikolaus von (+ 1482) 1479-1482 Bischof von Schwerin Nikolaus von Pentz stammte aus der meck­ lenburgischen Adelsfamilie der v. P., doch ist über seine Eltern und über seine Jugend nichts Sicheres bekannt. 1445 war er Student an der Universität Rostock (1446 Bacc.), 1449 Domdekan in Schwerin, 1455 Propst des Prämonstratenserinnenklosters Rehna. Dieses Amt hatte er etwa 20 Jahre zur vollen Zufrie­

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denheit der Beteiligten inne. 1474 war er vielleicht auf Veranlassung des hochver­ schuldeten Bistumsadministrators (—>) Bal­ thasar von Mecklenburg, Thesaurar des Dom­ kapitels. Nach der Resignation Balthasars (16. 2. 1479) ging P. für kurze Zeit nach Rehna zu­ rück, doch wählte ihn das Schweriner Dom­ kapitel bereits am 13. 3. 1479 zum Bischof. Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 4. 6. 1479. Für die Zahlung der Gebühren mußten Darlehen aufgenommen und Verkäufe getätigt werden. Am 10. 9. übergab ihm das Domkapi­ tel einen Hof in Schwerin. Am 6. 1. 1480 lud P. dann auf den 6. 2. zu seiner „Krönung“, al­ so wohl zur Konsekration und Investitur, nach Bützow ein. P. leitete das Bistum in sei­ ner nur kurzen Amtszeit ruhig und ohne be­ sondere Vorkommnisse. Er starb Anfang Mai 1482 und wurde in der Stiftskirche zu Büt­ zow beigesetzt. Literatur: J. lYaeger 155-158. Josef Traeger

Peraudi, Raimund (1435-1505)

1491-1505 Bischof von Gurk 1493 Kardinal 1503-1505 Bischof von Saintes Raimund Peraudi wurde am 28. 5. 1435 zu Surgeres in Südfrankreich geboren. Er stu­ dierte an der Universität Paris und erwarb den Grad eines Mag. art. (1470) und Dr. theol. (1476). P. war Domdekan von Saintes und wurde 1482 päpstlicher Protonotar, 1488 Re­ ferendar. Seit 1486 wirkte er als päpstlicher Ablaßkommissar für Frankreich, dann als päpstlicher Legat und Ablaßprediger für Deutschland. Er erhielt zahlreiche Benefizien und wurde von Innozenz VIII. am 21. 2. 1491 auf das Bistum Gurk providiert. Am 30. 3. 1491 war von P. noch als Elekt die Rede. Wann die päpstliche Bestätigung erfolgte, ist unklar. Faktisch ergriff P. bald nach der kai­ serlichen Bestellung von seiner Diözese Be­ sitz. Amtshandlungen seines Generalvikars Otto von Bramstet sind schon im Juli 1491 be­ legt.

P., der auch als österreichischer Kanzler wirkte und 1493 als Kardinaldiakon von S. Maria in Cosmedin in das Kardinalskolle­ gium aufgenommen wurde, betrat seine Di­ özese wahrscheinlich nie. Diese verwalteten an seiner Stelle zunächst für kurze Zeit Bram­ stet und seit Herbst 1491 Weihbischof N. (^) Kaps. 1496 wurde P. Kardinalpriester von S. Vitale, 1499 von S. Maria Nuova.

Peraudi - Percic

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Die Übertragung aller geistlichen bischöfli­ chen Funktionen an Kaps führte zu schweren Auseinandersetzungen zwischen dem Bi­ schof bzw. Weihbischof und dem Gurker Domkapitel. Bis dahin hatten bei Abwesen­ heit des Bischofs die Dompröpste die Spiritualia verwaltet und Benefizien verliehen. Diese Rechte konnte Dompropst Wilhelm Welzer von Eberstein zwar nicht zurückge­ winnen. Er erlangte aber für das Domkapitel die Aufnahme in die Lateranensische Chorherren-Kongregation und für die Dompröpste das Recht, bei Abwesenheit des Bischofs die Pontifikalien zu benutzen. 1501 bestellte Papst Alexander VI. den Hofse­ kretär Kaiser Maximilians, M. (—►) Lang, zum Administrator und Koadjutor mit Nachfolge­ recht für das Bistum Gurk. Seit diesem Zeit­ punkt ist von R, der seit 1503 auch seine Hei­ matdiözese Saintes innehatte, nur mehr eine bischöfliche Handlung, nämlich eine Ablaß­ verleihung für die Kapelle seiner bischöfli­ chen Burg Straßburg im Gurktal, belegt. P. starb am 5. 9. 1505 in Viterbo. Er wurde in der dortigen Dreifaltigkeitskirche beigesetzt. Literatur: J. Obersteiner, Der Gurker Bischof Kardi­ nal Raimund Peraudi im Lichte neuer Urkunden, in: ÖAKR 5 (1954) 220-236. - H. Wiesflecker, Matt­ häus Lang, Johannes Burckhard und eine Gurker Be­ setzungsfrage um 1496, in: Carinthia I, 151 (1961) 644-654. - J. Obersteiner 261-271. - Ders., in: Ca­ rinthia I, 174 (1984) 262. - Ders., in: Carinthia I, 178 (1988) 90. - Ch. Schuchard 69. Christine Tropper

Percic (Percicus, Persicus), Petrus (+ 1572)

1553-1572 Bischof von Seckau Nach dem Tod des Seckauer Bischofs J. v. (—>) Malentein (1550) bat der Salzburger Bis­ tumsadministrator (—>) Ernst von Bayern den Papst um die Erlaubnis, das erledigte Bistum wegen seiner darniederliegenden Wirtschaft fünf Jahre durch Bischof Ph. (—>) Renner von Lavant administrieren zu lassen. Erst 1551 betraute der Papst diesen mit der Administra­ tion. Aus Renners Amtszeit ist lediglich ein Jurisdiktionsstreit mit dem Domstift Seckau bekannt. In dessen Verlauf verlangte König Ferdinand I. die Einsetzung eines Bischofs oder eines eigenen Verwalters.

Der südslawische Name von P. und seines Bruders Paul, die beide mit und ohne lateini­ sche Endung vorkommen, bilden den einzi­ gen Hinweis auf die Herkunft. Paul erhob nach dem Tod seines Bruders Ansprüche und warb in Böhmen und Mähren Landsknechte

für Venedig. P. war Lie. iur. can. und wurde am 13. 6. 1553 durch Ernst zum Bischof von Seckau ernannt. Papst Julius III. erlaubte in seinem Fall die Konsekration durch bloß ei­ nen oder zwei Bischöfe unter Heranziehung anderer Prälaten. 1553 übernahm P. das In­ ventar der Burg Wasserberg, 1555 die gesamte Verwaltung. Zehnte und anderes Bistumsgut waren verpachtet.

Die angespannte wirtschaftliche Lage be­ dingte viele Darlehensaufnahmen, Verpfän­ dungen und selbst Verkäufe, so z. B. den des Seckauer Hofes in Wien 1557. P. ging Schul­ den von 23 000 fl. ein. Unter ihm erreichte die Verschuldung des Bistums ihren Höhe­ punkt. Dennoch weisen zwei Wappensteine von 1560 am Wirtschaftsgebäude in Seggau auf seine Bautätigkeit hin. Das Bistum blieb vor dem völligen Ruin bewahrt. Als wirtschaftliche Unterstützung durch Salzburg oder als Sicherung des salzburgischen Einflusses läßt sich die Übertragung des Archidiakonats der Unteren Steiermark mit der reichen Pfarrei Gratwein als Dotation im Jahre 1554 deuten. Als „Erzpriester in Steier“ erscheint P. 1561, doch begegnet 1564 wieder ein eigener Erzpriester. An kirchlicher Tätigkeit sind die Weihe der Spitalkirche zur hl. Lucia in Seckau (1554) und vereinzelte Ordinationen in Seggau (1559/61) bezeugt und zugleich damit der tat­ sächliche Empfang der Bischofsweihe. Kon­ fessionelle und pastorale Anliegen erkennt man bei der Vergabe von Mensalpfarreien, so die Verpflichtung auf die katholische Liturgie und den Verzicht auf die Zahlung einer Ab­ senz (1570). Meldungen, nach denen 1569 und 1571 das Archidiakonat bzw. die Diözese Seckau praktisch zur Gänze katholisch gewe­ sen wären, sind mit gegenteiligen Nachrich­ ten nicht zu vereinbaren. P. nahm 1569 am Salzburger Provinzialkonzil teil. Die nachfol­ gende Seckauer Diözesansynode wurde nach einem Kompetenzstreit vom Dompropst ge­ halten. In der Religionspolitik ist die 1568 durch Erzherzog Karl II. von P. geforderte Übersicht über alle eingezogenen Benefizien und geistlichen Güter zu beachten. Ob das Einhorn im Bischofswappen als Jungfräulich­ keitssymbol betont katholisch gemeint ist, bleibt unsicher. Daß P. dem Grazer Buchdrucker Alexander Leopold Druckzeug, sowohl Fundament als auch Buchstaben, verkaufte, kann auf den Be­ sitz einer kleinen Zweckpresse für die kirch­ lichen Aufgaben hindeuten, beweist aber

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Percic - Petri

nicht, daß P. die erste Druckerei in der Steier­ mark betrieben hat. P. starb am 8. 5. 1572 in Seggau. Der Leich­ nam wurde nach Seckau gebracht. Bei der Be­ stattung fehlte die Leichpredigt nicht. Ein Grabmal ist nicht vorhanden. Literatur: J. Loserth, Salzburg und Steiermark im letzten Viertel des 16. Jh. (Graz 1905). - A. Lang, Le­ hen Seckau 16, Anm. 40f. - K. Steiner 74f. - B. Roth, Seckau 523f. - R. Perger, Der Seckauerhof in Wien, in: WGB1 20 (1965) 463ff. - K. Amon, Bischö­ fe 236ff. - W. Watzenig 51f. - G. May 517f. - B. Roth, Dom 496. - L. Lukacs, Catalogus generalis ... Provinciae Austriae Societatis lesu II (Rom 1988) 1190ff. - G. B. Winkler, Reg. - K. Amon-M. Lieb­ mann 154. Karl Amon

Peronis (de Peron), Jean (OP) (+ frühestens 1565)

1557 1559 seit 1560

Ep. tit. Hebronensis Weihbischof in Lausanne Als Weihbischof in Genf und Tarantaise erwähnt

Dominikaner; Dr. theol. (Paris); 21. 6. 1557 Titularbischof von Hebron; visitierte im Auf­ trag des Lausanner Bischofs S. de (-*) Mont­ falcon als dessen Weihbischof im Oktober/ November 1559 den Kanton Freiburg und die Stadt Solothurn; danach Rückkehr nach Sa­ voyen; 1560 und 1565 als Weihbischof der Di­ özese Genf (Annecy) erwähnt; 1562-64 auch als Weihbischof in der Erzdiözese Tarantaise tätig; 11. 4. 1565 letzte Erwähnung als Genfer Weihbischof; Todesdatum unbekannt. Literatur: L. Binz, in: HS 1/3, 269f. - L. Wettstein, in: HS 1/4, 204. Pierre Louis Surchat

Petcovitz (Perconick, Ivanic, Givanicz), Jo­ hann Zacharia (+ 1562)

1550-1562 Bischof von Pedena Johann Zacharia Petcovitz stammte aus Du­ brovnik. Bei der Übersetzung seines kroati­ schen Familiennamens kam es wegen Un­ kenntnis der kroatischen Sprache zu vielen Variationen. Vor seiner Ernennung zum Bi­ schof war P. Pfarrer von Hrenovice, dann Propst in Mittelburg (Pazin). Am 20. 2. 1549 nominierte Kaiser Ferdinand I. ihn zum Bi­ schof von Pedena. Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 23. 5. 1550. P. hielt sich vorzugs­ weise in seinem bischöflichen Palais zu Gal­

lignana auf. Dort starb er am 9. 3. 1562. Seine Haltung zum Konzil von Trient ist nicht be­ kannt. Literatur: E Ughelli 473. - A. Theiner, Vetera monumenta Slavorum meridionalium Historiam illustrantia I (Romae 1863) 666. - C. d. Franceschi 332f. France M. Dolinar

Petri, Cunerus (um 1531-1580)

1569-1580 Bischof von Leeuwarden 15 78-15 79 Weihbischof in Münster Cunerus Petri wurde 1531 oder 1532 in Brouwershaven (Seeland) vermutlich in einfachen Verhältnissen geboren. In Löwen promovierte er zum Dr. theol. Danach hatte er dort einen Lehrstuhl inne. Er verfaßte verschiedene theologische Traktate, die ihn als Verfechter der Kirchenreform ausweisen. 1568 wurde er Rektor der Universität. Zu jener Zeit war er auch Pleban an der Peterskirche in Löwen. Im April 1568 empfahl ihn der neue Statthalter in Brüssel, der Herzog von Alba (1567-73), dem spanischen König Philipp II. für den Bi­ schofssitz von Leeuwarden (Friesland).

Dieses Bistum war erst 1559 als Suffraganbis­ tum der neuen Kirchenprovinz Utrecht er­ richtet worden (F. [—>] Schenck von Tauten­ burg). In keiner Provinz der Niederlande hatte sich die Kirche so selbständig entwikkelt wie in Friesland. Deshalb war dort der Widerstand gegen die kirchliche Zentralisie­ rungspolitik Spaniens besonders stark. Die Stadtmagistratur von Leeuwarden, die Stände und der Hof von Friesland waren entschlos­ sen, ihre Freiheiten zu verteidigen und wei­ gerten sich seit 1561, die Bistumsgründung anzuerkennen und einen Bischof zuzulassen. So konnte der erste Bischof von Leeuwarden, Remi Drieux (Driutius, 1561-69), sein Amt niemals ausüben. 1569 waren die Dekrete von Trient noch immer nicht in Kraft gesetzt.

Erst eine Expedition des erbarmungslosen Herzogs von Alba brach den Widerstand der friesischen Behörden (Schlacht bei Jemmingen 21. 7. 1568). König Philipp II. folgte der Empfehlung Albas und nominierte P. zum zweiten Bischof von Leeuwarden. Am 16. 9. 1569 erfolgten die Translation Drieux’ nach Brügge und die päpstliche Verleihung Leeuwardens an P. Nach der Besitzergreifung des Bistums (11. 12. 1569) zog P. am 2. 2. 1570 in Leeuwarden ein. Anfang März errichtete er in der St. Vitus-Kathedrale das neue Domkapi­ tel, wozu das Norbertinerkloster Mariengaarde aufgelöst wurde. Auch gliederte er die Au-

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Petri - Pewerl

gustinerpriorei von Bergum und die Propstei ’t Zand in Boisward in den Diözesanbesitz ein. Mit großem Eifer begann P., die detaillierten Instruktionen Albas auszuführen. Bereits am 26. 2. 1570 veröffentlichte er die Konzilsde­ krete von Trient. Vom 25. bis 28. 4. 1570 hielt er eine Diözesansynode ab. Besonders küm­ merte er sich um den Religionsunterricht. Seit Juli 1570 visitierte er alljährlich sein Bis­ tum. So setzte die Kirchenreform in Friesland vielversprechend ein und fand die Anerken­ nung Gregors XIII. (1573) und Philipps II. (1574). Auch die starke Hand des neuen Statt­ halters in Friesland und Groningen, Caspar de Robles (1573-76), trug dazu bei.

Diese Erfolge konnten aber nicht über die Mißstände, den Widerstand gegen den Bi­ schof und den sich rasch verbreitenden Calvinismus hinwegtäuschen. So führte P. 157477 einen Kompetenzstreit über die Jurisdikti­ on in Westergo mit dem Propst des Utrechter St. Johanneskapitels. Im November 1576 be­ gannen die Truppen de Robles’ zu meutern und wechselten zur calvinistischen Staats­ partei über. Die Stände von Groningen und Friesland setzten am 22. 11. 1576 de Robles ab und schlossen sich dem Aufstand gegen Spanien an. Als P. dem neuen Statthalter, dem Grafen von Rennenberg, den Gehorsam verweigerte, wurde er am 25. 3. 1577 verhaf­ tet. Nach einjähriger Haft in Harlingen und Bergum verließ er im April 1578 Friesland. Ein Jahr später wurde in seinem Bistum die katholische Religionsausübung untersagt. P. begab sich nach Münster, wo er, wie G. v. (—►) Mierlo, kurze Zeit als Weihbischof tätig war. Im Frühjahr 1579 erhielt er eine Profes­ sur für Exegese an der Universität Köln, die er nur sehr kurz innehatte. Am 15. 2. 1580 starb P. in Köln, voller Verbitterung gegen den Calvinismus, wie seine letzte Schrift „De christiani principis officio“ (1580) belegt. Schriftenverzeichnis: J. de Jong (s. u.).

Literatur: J. de Jong, in: NNBW 5 (1921) 122-124. L. Rogier 1,336-343. Paul Berbee

1508 dort Professor der Theologie und Pfarr­ vikar an ULFrau; 1509 Rektor; Italienreise und Dr. theol. (Ferrara); 1510 Immatrikula­ tion in Heidelberg; 1512 bestimmte ihn der Würzburger Bischof L. v. (—>) Bibra zum Weihbischof; 4. 12. 1512 Titularbischof von Nicopolis; von P. sind nur wenige Pontifikalfunktionen bezeugt; P. war zugleich Prediger im Würzburger Stift Haug; 1514 als Professor an der Universiät Würzburg erwähnt. P. schloß sich um 1523 der lutherischen Bewe­ gung an, predigte gegen die geltende Sakra­ mentenlehre und gegen den Zölibat der Prie­ ster; 1525 trat er auf die Seite der aufständi­ schen Bauern und floh aus Würzburg. 1526 erlangte er das Bürgerrecht in Nürnberg. + nach 1533 ebd. Literatur: Th. Koide, Ein evangelisch gewordener Weihbischof von Würzburg, in: BBKG 3 (1897) 4952. - J. Kist, in: WDGB 13 (1951) 1950. Egon Johannes Greipl

Pewerl (Pewrl), Leonhard (um 1454-1536)

1508-1536 Bischof von Lavant Leonhard Pewerl wurde um das Jahr 1454 als Sohn einer steirischen Familie geboren. Sein Studiengang ist unbekannt. 1494-1514 war er Domdekan in Salzburg. 1498 nahm er als Be­ vollmächtigter des Erzbischofs am Reichstag zu Freiburg teil. 1499 erhielt er eine päpstli­ che Dispens, wonach er mehrere Pfründen behalten durfte. Am 26. 11. 1508 nominierte Erzbischof L. v. (->) Keutschach ihn zum Bi­ schof von Lavant, und am 13. 12. erteilte er ihm in Salzburg die Bischofsweihe. Das pastorale Wirken P.s erregte die Aufmerk­ samkeit des Patriarchen Domenico Grimani von Aquileja, der ihn 1511 damit beauftragte, im österreichischen Teil des Patriarchates Vi­ sitationen und Weihehandlungen vorzuneh­ men, ferner Diözesansynoden abzuhalten und jurisdiktioneile Amtshandlungen durch­ zuführen. P. wandte sich besonders gegen die Trunksucht und förderte verschiedene Mäßig­ keitsvereine.

1512 Ep. tit. Nicopolitanus 1512-1523 Weihbischof in Würzburg

Große Sorgen bereitete P. die karge wirtschaft­ liche Lage im Bistum, die durch Bauernauf­ stände (1515) und durch die ständige Türken­ gefahr bzw. durch Raubzüge der Türken noch verschärft wurde. Über die Rekonziliation der von Türken geschändeten Kirchen und Altäre haben sich erstaunlich viele Urkunden erhal­ ten.

Sohn des Regensburger Bürgers Michael P.; 1427 Mitglied der Artistenfakultät Ingolstadt;

1515 wollte der Salzburger Erzbischof M. (—>) Lang P. wegen dessen Kränklichkeit den

Pettendorfer (Bettendorfer), Johannes (um 1480 - nach 1533)

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Pewerl - Pflüger Domherren Balthasar von Lamberg als Koad­ jutor beigeben, doch lehnte P. das ab. Da P. auch die 1524 durch Lang vorgesehene Be­ stellung des Ph. (—>) Renner zum Koadjutor ablehnte, konnte diese erst 1533 erfolgen. Da­ nach sollte P. nur die wirtschaftliche Verwal­ tung seines Sprengels behalten, während die geistliche Verwaltung an Renner übergehen sollte. Der Erzbischof wies diesem die Ein­ künfte der Propstei St. Bartholomä in Frie­ sach und ein Drittel der bischöflichen Mensa zu. P. verhinderte jedoch auch diesmal die bi­ schöflichen Funktionen seines Koadjutors, worüber dieser 1534 beim Erzbischof Be­ schwerde führte. P. stiftete 1530 während ei­ ner schweren Krankheit in St. Andrä ein Spi­ tal. Anfang 1536 mußte er auf sein Bistum verzichten. Er starb am 5.11.1536 und wurde in der Domkirche zu St. Andrä beigesetzt. Literatur: K. Tangl 215-219. - E Kovacic 189-192. A. Ozinger 44-57. France M. Dolinar

Pflieger, Silvester (+ 1453)

1438-1453

Bischof von Chiemsee

Silvester Pflieger stammte aus der Diözese Augsburg. Er war wohl bürgerlicher Abkunft und studierte in Padua, damals als Rektor der im Bistum Regensburg gelegenen Pfarrkirche von Binabiburg. 1421 ist er als Dr. iur. can. und als Diakon erwähnt. Nachdem er sich be­ reits 1424 um ein Passauer Domkanonikat be­ worben hatte, erneuerte er diese Bewerbung 1426. 1427 erlangte er das Kanonikat. 1426 ist er als Rektor der Pfarrkirche von Radkersburg und als erzbischöflich-salzburgischer Kanzler nachzuweisen. Er hatte zu dieser Zeit eine Pfarrei namens Bruck, wohl an der Mur in der Steiermark, aufgegeben und wurde 1421 auf die Propstei Friesach in Kärnten und 1427 auf die Pfarrei Werfen im Erzbistum Salzburg providiert. 1427 vertauschte P. die Pfarrei Radkersburg mit der Propstei Schlier­ see, wo er 1427-30 Propst war. Diese Pfründe trat er wiederum gegen das Amt des Domde­ kans von Passau ab. Am 24. 2. 1438 nominier­ te ihn der Salzburger Erzbischof Johann von Reisberg zum Bischof von Chiemsee; die Kon­ sekration folgte am 2.3. Seit 1439 war P. wiederholt im diplomati­ schen Dienst des Reiches tätig. So gehörte er zu der Gesandtschaft, die König Albrecht II. 1439 kurz vor dem Papstschisma damit beauf­ tragte, mit Papst Eugen IV. und dem Basler Konzil zu verhandeln. Nach dem Tod Al­ brechts II. im November 1439 war P., da Kö­

nig Friedrich III. der Türkengefahr entgegen­ treten mußte, unter den von diesem zum Reichstag nach Mainz entsandten Vertretern. 1441 bestimmte Friedrich III. P. mit dem Bi­ schof von Augsburg zu Leitern jener Gesandt­ schaft, die auf dem Frankfurter Reichstag in seinem Namen die Verhandlungen führen sollte. Auch als Friedrich 1442 den Reichstag in Frankfurt wieder verlassen hatte, standen beide Bischöfe weiterhin an der Spitze der königlichen Bevollmächtigten, die die Kir­ chenfrage erörtern sollten. Sie hatten die päpstlichen und die Gesandten des Konzils getrennt anzuhören und sich jeglicher Über­ einkunft zu enthalten. Auf dem Reichstag 1447 in Nürnberg erschien P. als einer der Vertreter des Königs. Seine Nähe zum Hause Habsburg kam auch E. S. (—>) Piccolomini zu­ gute, dessen Aufnahme in die Kanzlei Fried­ richs III. er empfahl. In Salzburg, wo P. um 1426 als erzbischöfli­ cher Kanzler wirkte und vermutlich ein For­ melbuch anlegte, konsekrierte er 1442 F. (—>) Truchseß von Emmerberg. Anläßlich der Gründung des Zisterzienserklosters in Wie­ ner Neustadt durch Friedrich III. wurde P. als Generalvikar des Truchseß von Emmerberg beauftragt, die wirtschaftlichen und rechtli­ chen Voraussetzungen der Gründung zu prü­ fen und Heinrich Stremberger als ersten Abt einzusetzen. Nach dem Tode Truchseß von Emmerbergs gehörte er bei der Neuwahl des Erzbischofs zu den drei Kompromissaren, die den Neugewählten aus den versiegelt abgege­ benen Stimmen zu bezeichnen hatten. Ihm fiel die Aufgabe zu, Erzbischof S. v. (—>) Volkersdorf seine Wahl zu verkünden.

1446 wurde P.s bischöflicher Mensa die im Bistum Chiemsee gelegene Pfarrei St. Johann in Tirol inkorporiert, wohl weil er eine Art Pastoralresidenz in seinem Amtsbereich wünschte, aber auch um seine Einkünfte zu verbessern. P. starb am 21. 10. 1453. Er wurde in der zur chiemseeischen Mensa gehörenden Pfarrkirche St. Maximilian in Bischofshofen im Erzbistum Salzburg beigesetzt. Literatur: E. Wallner, Chiemsee 109-111 (QQ). - H. Dopsch-H. Spatzenegger 1/1; 1/2, 943. - E. Naimer, St. Johann 530ff.

Erwin Naimer

Pflüger (Pflüger), Kilian (+ 1486) 1476 Ep. tit. Microcomiensis 1477-1486 Weihbischof in Eichstätt * Windsheim (Mittelfranken); Studium in Köln (Imm. 1471) und Leipzig (Imm. 1454);

Pflüger - Pflug

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Dr. theol.; 1460 Professor der Theologie in Leipzig, 1462 in Ingolstadt; ebd. 1472 Dekan und 1476 Rektor; Beteiligung an der Ausar­ beitung der ersten Universitätsstatuten 1475; 20. 11. 1476 Titularbischof von Microcom und Weihbischof in Eichstätt; 1477 Amtsan­ tritt; 1473 wissenschaftliche Kontakte zum Nürnberger Humanisten Hartmann Schedel; belegt vor allem als Konsekrator von Kirchen; + 1486. Literatur: DAE, Nachlaß Th. Neuhofer 70. - C. Prantl I, 33f., 40. - J. Schlecht, Weihbischöfe 127, Nr. 14. - W. Kausch 11, 18f„ 22, 79f., 217. - M. Fink-Lang 295f. Alois Schmid

folgten Leipziger Religionsgespräch erstmals mit Philipp Melanchthon auseinanderzuset­ zen. Seit 1537 Domdechant von Meißen, er­ ließ er Konstitutionen für den dortigen Diöze­ sanklerus. 1539 begab sich Pf. nach Mainz, wo er als Rat Kardinal (—>) Albrechts von Brandenburg Kontakte vor allem zu dessen Weihbischof M. (-*) Helding, zu Johann Wild und zum späte­ ren Kurfürst-Erzbischof S. v. (—>) Heusen­ stamm pflegte. Nach dem Tod Bischof (—>) Adolfs von Anhalt-Zerbst (1535) war Pf. der Kandidat Herzog Georgs für die Nachfolge in Merseburg, doch wählte das Kapitel S. v. (—>) Lindenau. 1540 wurde Pf. in Mainz Domkapi­ tular.

Pflug, Julius von (1499-1564) 1542-1564 Bischof von Naumburg

Julius von Pflug wurde 1499 als Sohn des Cä­ sar v. Pf., eines Rates Herzog Georgs von Sachsen, und der Magdalene von Carlowitz geboren. Als Geburtsort nennen die Quellen sowohl Meißen als auch Eythra bei Leipzig. Pf. immatrikulierte sich im Sommer 1510 an der Universität Leipzig, wo er das Reformpro­ gramm des Kontroverstheologen Hieronymus Emser (+ 1527) kennenlernte und als Schüler des Petrus Mosellanus dem Humanismus des Erasmus von Rotterdam begegnete. Seit 1517 setzte Pf. seine Studien in Bologna und Pa­ dua fort, von wo er - durch Mosellan unter­ richtet - das Fortschreiten der Reformation in seiner Heimat aufmerksam verfolgte. U. a. sandte ihm Mosellan am 6. 12. 1519 einen ausführlichen Bericht über die Leipziger Dis­ putation zu. Pf. erhielt 1519 ein Kanonikat am Meißner Dom. Nach Abschluß seiner Studien kehrte er 1521 aus Italien zurück und diente als Rat Herzog Georgs am sächsischen Hof in Dres­ den. 1522 wurde er Dompropst in Zeitz. Nach einem neuerlichen Italienaufenthalt 1528/29 nahm er 1530 im Gefolge Herzog Georgs am Augsburger Reichstag teil, von wo aus er mit Erasmus korrespondierte. 1531 erhielt er ein Kanonikat in Mainz. 1532 ging er nach Zeitz, wo die Reformation, begünstigt durch die ständige Abwesenheit Bischof (—►) Philipps, stark vorangeschritten war. Pf. erhoffte von der Konzession des Laienkelches, der Prie­ sterehe und einer Sittenbesserung der Geistli­ chen die Verhinderung der endgültigen Kir­ chenspaltung. 1533 verständigte er sich mit Erasmus über eine Reunion. Seit 1534 stand er in Kontakt mit Georg Witzel. Im April 1534 hatte er sich bei dem auf sein Betreiben er-

Am 5. 1. 1541 starb Bischof Philipp in Frei­ sing. Das Domkapitel fürchtete, daß der säch­ sische Kurfürst Johann Friedrich, der schon länger bemüht war, die politische Eigenstän­ digkeit des Bistums Naumburg zu beseitigen, versuchen würde, die Wahl des neuen Bi­ schofs in seinem Sinne zu beeinflussen. Dem wollte es vorbeugen. Erst am 19. 1. sandte es die Nachricht vom Tod Philipps an den Kur­ fürsten ab, und schon am 20. 1. wählte es Pf. zum Nachfolger.

Pf. wurde in Mainz unter dem 28. 1. vom Ausgang der Wahl unterrichtet. Er war sich der Schwierigkeiten bewußt, die ihn in sei­ nem Bistum erwarteten. Die Reformation war

Pflug weit vorangeschritten; so gab es in Naumburg seit 1536 mit Nikolaus Medler einen Superin­ tendenten und seit 1537 eine evangelische Kirchenordnung. Pf. erbat sich deshalb so­ wohl beim Kapitel als auch in Rom Bedenk­ zeit; erst am 12. 1. 1542 nahm er die Wahl an. Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 6. 11. 1542. Kurfürst Johann Friedrich übertrug zunächst im September 1541 die weltliche Regierung einem von ihm eingesetzten Stiftshaupt­ mann; als Pf. nicht bereit war zu verzichten und sich auch das Kapitel weigerte, statt sei­ ner einen Kandidaten des Kurfürsten zu wäh­ len, setzte Johann Friedrich Nikolaus von Amsdorf (1483-1565) als „Bischof“ ein. Ent­ gegen ihren ursprünglichen Bedenken hatten die Wittenberger Theologen dies gebilligt. Amsdorf wurde am 20. 1. 1542 im Naumbur­ ger Dom durch Martin Luther ordiniert, den der Kurfürst wie auch Nikolaus Medler zu­ nächst selbst für dieses Amt vorgesehen hatte. Erstmals war somit ein Bischofssitz mit einem Anhänger der Reformation besetzt worden. Pf., den der Kurfürst in der Folge gewaltsam daran hinderte, sein Bistum in Besitz zu neh­ men, bereitete sich, 1542-47 zumeist in Mainz, durch intensives Studium der prote­ stantischen Lehre auf sein Amt vor. Gelegent­ lich konnte er über das ihm ergebene Domka­ pitel auch seinen Einfluß in Naumburg gel­ tend machen. Kaiser Karl V. setzte sich für Pf. ein, mußte sich aber zunächst darauf be­ schränken, ihn als „rechtmäßigen Bischof“ zu den Reichstagen einzuladen (Speyer 1542; Nürnberg 1543; Speyer 1544). Auf dem Reichstag zu Worms belehnte er Pf. am 8. 8. 1545 mit den Regalien. In einem im März 1546 abgesandten Schreiben forderte er Kur­ fürst Johann Friedrich auf, Amsdorf und sei­ ne Beamten aus Naumburg zurückzuziehen. Ende Juli 1546 wurde über den Kurfürsten die Acht verhängt. Erst am 30. 11. 1546 je­ doch kam Pf. erstmals in sein Bistum, nach­ dem Amsdorf im Verlaufe des Schmalkaldischen Krieges vor den Truppen des Herzogs Moritz hatte weichen müssen. Nochmals wurde Pf. im Dezember durch Johann Fried­ rich gezwungen, Naumburg zu verlassen. Er floh nach Dresden, konnte aber nach dem Sieg des Kaisers in der Schlacht bei Mühlberg (2. 4. 1547) am 23. 5. 1547 endgültig sein Bis­ tum in Besitz nehmen. Am 29. 11. huldigte ihm die Stadt Naumburg.

Die lange SedisVakanz hatte das Fortschreiten der Refomation begünstigt. 1539 war mit Her­ zog Georg ein entschiedener Verfechter der 40 Lexikon

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altkirchlichen Reform gestorben. Sein Nach­ folger, Herzog Moritz, hing der neuen Lehre an. Das Bistum war fast vollständig protestantisiert, und es gab kaum noch Geistliche, die nicht zur neuen Lehre gewechselt waren und nicht geheiratet hatten. Trotz der scheinbar günstigen Lage nach dem kaiserlichen Sieg im Schmalkaldischen Krieg ging der um Aus­ gleich bemühte Pf. nicht rigoros vor. Nur im Naumburger Dom und in der Zeitzer Stiftskir­ che wurde der katholische Gottesdienst wie­ der eingeführt; dabei duldete Pf. in Naum­ burg die gleichzeitige Abhaltung von evange­ lischem Gottesdienst. Vergeblich bemühte er sich, Priester aus anderen Diözesen für Naumburg zu gewinnen. Der Mangel an ka­ tholischen Geistlichen ließ keine konsequen­ te Durchführung des Augsburger Interims zu, das der Kaiser einforderte. Auch die von Pf. zunächst nicht anerkannten, von Amsdorf eingesetzten Geistlichen mußte er im Amt lassen. 1550 gründete Pf. in Zeitz ein Knaben­ seminar; er stiftete Stipendien für Theologen seiner Diözese und unterstützte die Jesuiten, denen er in Mainz sein Haus zur Verfügung stellte. Dort nahm er Ende 1542 gemeinsam mit M. Helding als einer der ersten an den von Petrus Faber in Deutschland eingeführ­ ten geistlichen Exerzitien des Ignatius von Loyola teil, die Kardinal Albrecht abhalten ließ. Nach dem Tod des Merseburger Bischofs Si­ gismund von Lindenau am 4. 1. 1544 favori­ sierte Moritz von Sachsen Pf. für die Nachfol­ ge, während der Kaiser, der seit 1549 die Neu­ besetzung betrieb, dem Kapitel Helding emp­ fahl, der am 28. 5. 1549 gewählt wurde. Pf. nahm 1550 in der Zeitzer Stiftskirche die Konsekration des Meißner Bischofs N. v. (—>) Carlowitz vor. Pf., dessen Reformideal durch Erasmus und Witzel, aber auch durch Gropper beeinflußt scheint, „gilt als Exponent der zwischen den entstehenden Konfessionsgegensätzen ver­ mittelnden Richtung“ (Jedin); er nahm bei den verschiedenen, z. T. von ihm initiierten Religionsgesprächen in seinem Bistum und im Reich entscheidenden Einfluß. Vor dem Hintergrund der kirchlichen Lehre sah er aber auch die Vorzüge und Leistungen der Re­ formatoren und die Fehler und Schwächen im eigenen Lager. Dabei war er eher ein Mann der stillen Gelehrsamkeit, des humanistisch geprägten Feingeistes als eine Kämpfernatur. Er wollte nicht zuerst Politiker, sondern Seel­ sorger sein. Form und Tonfall seiner Ausfüh­ rungen zeigten den Willen zur Friedfertigkeit, zu Nachsicht und Geduld, zum Streben nach der Vermittlung in den Gegensätzen. Noch

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Pflug

1548 glaubte Pf., die Einheit der Kirche könne durch Verhandlungen wiederherge­ stellt werden.

lungen in Leipzig unter dem Vorsitz von Pf. nahmen die Stände Ende Dezember 1548 das Interim an.

Im Auftrag des Meißner Bischofs J. (—►) v. Maltitz verhandelte Pf. gemeinsam mit dem Hofkaplan Herzog Georgs, Johannes Cochläus, vom 4. 5. bis 16. 7. 1539 in Prag mit dem päpstlichen Legaten Aleander über verschie­ dene Konzessionen an die Protestanten. Von April bis Juli 1541 war Pf. im Auftrag des Kai­ sers mit Contarini, Eck und Gropper an den Verhandlungen über das Regensburger Buch beteiligt. Auf dem Regensburger Religionsge­ spräch von Januar bis März 1546 wurde er ins Präsidium berufen. Im Dezember 1547 nahm Pf. an Verhandlungen in Jüterbog teil, in de­ ren Folge auf einem Landtag das Leipziger In­ terim vorgelegt wurde.

Auf einem Generalkapitel in Zeitz verkünde­ te Pf. 1555 Verordnungen, die auf eine verbes­ serte Befolgung der Amtspflichten durch die Kleriker und die Hebung ihres Lebenswan­ dels zielten. Im Auftrag Kaiser Ferdinands führte er den Vorsitz beim Wormser Religi­ onsgespräch 1557. In dieser Zeit stand er auch mit P. (—►) Canisius und S. (—>) Hosius in brieflichem Kontakt, die seine Kenntnis der schwierigen Verhältnisse schätzten.

Entscheidenden Anteil hatte Pflug an der Vorbereitung und der Durchführung der Augsburger Interimsverhandlungen von 1547/48, die mit der Verkündigung des Inte­ rims am 15.5. 1548 abgeschlossen wurden; u. a. erarbeitete Pf. ein ausführliches Promemoria für den Reichstag im September 1547. Am 1. 1. 1549 richtete er gemeinsam mit Maltitz an den Kaiser die Bitte, sich beim Papst für die Gewährung von Priesterehe und Laien­ kelch einzusetzen. In einer Instruktion für Jo­ hannes Weidemann erbat er unter dem 2. 5. 1550 die Vollmacht, so lange vom Zölibat dis­ pensieren zu dürfen, bis wieder eine ausrei­ chende Zahl von Priestern diesen innerlich bejahten. Im April 1564 wurde Pf. aber ledig­ lich der Laienkelch für sein Bistum zugestan­ den. Pf. setzte große Hoffnungen auf das Trienter Konzil. Schon der Würzburger Bi­ schof K. v. (—>) Thüngen wollte ihn dort mit seiner Vertretung betrauen; auf Anregung des Eichstätter Bischofs M. v. (—>) Hutten nahm Pf. vom 20. 11. 1551 bis zum 25. 3. 1552 in Trient an den Konzils Verhandlungen teil. Ein von ihm verfaßtes Votum trägt den Titel „Re­ formatio interioris hominis“; Pf. mußte Trient verlassen, als ihn Karl V. zum Friedensschluß mit Sachsen nach Innsbruck rief. Den bei die­ ser Gelegenheit vom Kaiser geäußerten Wunsch, ihn zum Reichshofrat zu berufen, akzeptierte er jedoch nicht.

Vom 23. bis 25. 8. 1548 verhandelte Pf. in Pe­ gau mit Kurfürst Moritz, Maltitz sowie Me­ lanchthon und Georg von Anhalt über die Durchführung des Augsburger Interims in Sachsen. Dabei wurde weitgehende Einigkeit erzielt. Die offen gebliebenen Fragen zu Op­ fercharakter und Kanon der hl. Messe ver­ suchte Pf. in der Folge durch briefliche Kon­ takte zu klären. Nach neuerlichen Verhand­

1560 versuchte der päpstliche Nuntius Fran­ cesco Commendone in Naumburg vergeblich, die dort versammelten protestantischen Für­ sten für die Teilnahme am wiedereröffneten Trienter Konzil zu gewinnen. Pf. selbst konnte 1562 aufgrund seiner angegriffenen Gesundheit nicht mehr am Konzil teilneh­ men. Nachdem Pf. schon im Mai 1550 einen Ver­ zicht auf sein Bistum erwogen hatte, bemühte er sich 1559 und 1561 vergeblich um einen Koadjutor cum iure succesionis. Pf. starb am 3. 9. 1564 in Zeitz als letzter katholischer Bi­ schof von Naumburg. Er wurde in der Zeitzer Stiftskirche St. Peter und Paul beigesetzt, wo sein Grabmal erhalten ist. Pf. war ein ge­ schätzter theologischer Schriftsteller und eif­ riger Korrespondent; er zählte zu den bedeu­ tendsten Predigern seiner Zeit. Er hinterließ zahlreiche Schriften liturgischen, dogmati­ schen, paränetischen und kirchenpolitischen Inhalts sowie etwa 115 selbst verfaßte bzw. an ihn gerichtete Briefe. Ein großer Teil des handschriftlichen Nachlasses und seiner um­ fangreichen Bibliothek ist in der Zeitzer Stiftsbibliothek erhalten. Schriftenverzeichnis: H. Jedin, in: LThK 8 (1963) 429f. - O. Müller, Schriften von und gegen Julius Pflug bis zu seiner Reise nach Trient 1551/1552, in: Reformata Reformanda II, 29-69. Literatur: J. Thamm. - J. Zader. - W. Ebeling 322324. - A. Jansen, Julius Pflug. Ein Beitrag zur Ge­ schichte der Kirche und Politik Deutschlands im 16. Jahrh., in: NMHAF 10 (1864) I, 1-110, II, 1-212. - Brecher, in: ADB 25 (1887) 688-691. - M. S. Braun. - Weber, in: Wetzer-Welte 9 (1895) 19791982. - E G. Rosenfeld, Beiträge zur Geschichte des Naumburger Bischofstreites, in: ZKG 19 (1899) 155178. - E Köster. - E. Hoffmann. - W. v. Gulik, Zeit­ zer Beiträge zur Geschichte der katholischen Gegen­ reformation im 16. Jahrhundert, in: RQ 18 (1904) 57-83. - G. Kawerau, in: RE 15 (1904) 260-263. K. Schöppe, Urkunden. - P. Brunner, Nikolaus von Amsdorf als Bischof von Naumburg. Eine Untersu­ chung zur Gestalt des evangelischen Bischofsamtes in der Reformationszeit (Gütersloh 1961). - W. Of-

Pflug - Philipp feie, Ein Katechismus im Dienste der Glaubensein­ heit. Julius Pflugs „Institutio Christiani Hominis“ als katechetischer Beitrag zur interkonfessionellen Begegnung (Essen 1965). - E. Iserloh, Die deutsche Fürstenreformation, in: HKG(J) IV (1967) 217-312, hier: 294f. - A. Franzen, Zölibat und Priesterehe in der Auseinandersetzung der Reformationszeit und der katholischen Reform des 16. Jahrhunderts (Münster 1969) 51-53. - G. May 224-229. - E. Neuß-J. V. Pollet, Pflugiana. Studien über Julius Pflug (1499-1564) (Münster 1990). Clemens Brodkorb

Philipp Sigismund, Herzog von Braun­ schweig-Lüneburg-Wolfenbüttel (1568-1623)

1586-1623 Administrator des Bistums Verden 1591-1623 Gewählter Bischof von Osnabrück

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stantische Stiftsadel, die Stadt Osnabrück und das Haus Braunschweig-Lüneburg wünschten dagegen aus politischen Gründen und unter Hinweis auf die gefährdete Grenze zu den Niederlanden die Postulation von Ph. Diese erfolgte am 26. 5./5. 6. 1591, ohne daß der Domdekan dem Kapitel die Schreiben des Kaisers und des Nuntius zur Kenntnis ge­ bracht hatte. Ph. zeigte dem Nuntius seine Po­ stulation am 10. 7. 1591 an und erbat die Kon­ firmation mit dem Versprechen, die katholi­ sche Religion in Osnabrück zu schützen. Frangipani wies zwar darauf hin, daß die Po­ stulation nicht kanonisch erfolgt sei, hoffte im übrigen aber auf eine Konversion des leicht beeinflußbaren Ph. und regte seine Kontaktaufnahme zu katholischen Fürsten und eine Italienreise an.

Philipp Sigismund von Braunschweig-Lüne­ burg-Wolfenbüttel wurde am 1. 7. 1568 als zweiter Sohn des evangelischen Herzogs Juli­ us von Braunschweig-Lüneburg und dessen dritter Gemahlin Hedwig von Brandenburg auf Schloß Hessen geboren. Die ersten Le­ bensjahre verbrachte er in Wolfenbüttel, dann in Liebenburg und in Schöningen. Die Aus­ bildung erhielt er mit seinem Bruder (—>) Heinrich Julius, der später Administrator des Bistums Halberstadt wurde, von Privatleh­ rern. Die jährlichen Examina nahmen Profes­ soren der Universität Helmstedt ab. Als sich Ph. 1576 mit seinem Bruder dort immatriku­ lierte, zogen sie nach Gröningen bei Halber­ stadt um, doch besuchte Ph. die Universität erst seit 1582. Er wohnte bei Professor Johan­ nes Julius Borcholt. Das Studium unterbrach er von November 1583 bis Januar 1586 durch einen Aufenthalt bei seiner Schwester, die mit Herzog Ernst Ludwig von Pommern-Wol­ gast verheiratet war.

Der Vater Ph.s war früh bemüht, seinen Sohn mit Pfründen zu versorgen: 1579 wurde die­ ser Domherr in Köln, 1582 in Bremen. Bewer­ bungen um die Bistümer Bremen, Osnabrück und Minden scheiterten. Ph. wurde jedoch am 16. 9. 1586 zum Administrator des Bis­ tums Verden postuliert. 1588 erlangte er nach langdauernden Bemühungen seines Bruders Heinrich Julius die Dompropstei von Halber­ stadt. 1588 folgte eine Domherrenstelle in Magdeburg. Nach dem Tode des Osnabrücker Bischofs (—>) Bernhard v. Waldeck drängten Nuntius Ottavio Mirto Frangipani und Kaiser Karl V. das konfessionell gemischte Kapitel zur Wahl eines katholischen Nachfolgers. Der prote­ 40*

Ph. wurde vom Domkapitel Ende August 1591 eingeführt, doch zogen sich die Ver­ handlungen um die päpstliche Bestätigung und um die davon abhängige Verleihung der Regalien jahrelang hin, da Ph. bei allen Zusi­ cherungen für den katholischen Besitzstand und trotz aller Konzilianz die Ablegung des tridentinischen Glaubensbekenntnisses ab­ lehnte. Dennoch brach keine Seite in diesem Ringen um konfessionellen Ausgleich die Verhandlungen ab. Clemens VIII. versagte zwar 1592 und wieder 1593 die Bestätigung, verzichtete aber auf Strafandrohungen, so daß Ph. glaubte, er habe sich mit seiner Admini-

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Philipp

stration abgefunden. Reichsrechtlich blieb je­ doch das Domkapitel Träger der Hoheitsrech­ te, bis Ph. 1598 vom Kaiser ein dreijähriges Regalienindult erhielt, das 1604 für Osna­ brück und Verden unbefristet erneuert wurde. Unter Ph. erfolgte ein häufiger Wechsel der bischöflichen Offiziale. Zunächst blieb Niko­ laus Voß im Amt. Ihm folgten Theodor Espen­ horst 1600-04, Reiner Bögermann 1604-13, Hermann Mayer 1615-17 und Reiner Hardement 1620. In jenen Teilen der Diözese Osna­ brück, die zum Niederstift Münster gehörten, übten die dortigen Bischöfe (—>) Ernst und (—► Bd. 1648-1803) Ferdinand von Bayern die geistliche Jurisdiktion aus und brachten die katholische Reform voran. Auch das Domka­ pitel, dessen katholische Partei seit 1597 sy­ stematisch mit Unterstützung der römischen Kurie ausgebaut wurde und dessen Mitglie­ der seit 1615 das tridentinische Glaubensbe­ kenntnis ablegen mußten, nahm an der geist­ lichen Verwaltung teil. 1615 führte es die Köl­ ner Agende ein. Da sie nur von den katholi­ schen Geistlichen gebraucht wurde, holte es dafür nicht die Genehmigung des Bischofs ein. Die voranschreitende Katholisierung des Kapitels wurde schließlich zur Vorrausset­ zung für die folgenreiche Wahl eines katholi­ schen Bischofs im Jahre 1623. Ph. war persönlich liebenswürdig und in konfessioneller Hinsicht irenisch. In Verden unterband er die Hexenprozesse. In Osna­ brück bewies er den katholisch gebliebenen Klöstern und Stiften wiederholt sein Wohl­ wollen. Obwohl evangelisch gesinnt, unter­ nahm er nichts, um den katholischen Besitz­ stand zu schmälern. Doch machte das Luther­ tum unter ihm deutliche Fortschritte.

Als Reichsfürst unterstützte Ph. wie sein Bru­ der das Eindringen protestantischer Fürsten in norddeutsche Stifte. Dazu gehörte auch sein Bemühen um ein Kanonikat und schließ­ lich um die Osnabrücker Koadjutorie für Friedrich von Dänemark. Das Domkapitel ließ den Prinzen 1620 zur Posseß zu. Da er das tri­ dentinische Glaubensbekenntnis nicht ab­ legte, erhielt er jedoch kein Stimmrecht. Ph. starb während des niedersächsisch-däni­ schen Krieges am 19. 3. 1623 in Verden. Er wurde im dortigen Dom beigesetzt. Literatur: J. C. B. Stüve II, 344-556; III 1-15. Krause, in: ADB 26 (1888) 69-71. - B. Krusch 243274. - R. Schwarz 75. - W. J. Grosse-Kracht 60-62, 69-79. - B. Roberg, Unbekannte Quellen zur Postu­ lation Philipp Sigismunds von Braunschweig-Lüne­ burg zum Bischof von Osnabrück, in: OM 74 (1967) 80-145. - M. Tielemann, Jugend und Erziehung des

Herzogs Philipp Sigismund zu Braunschweig und Lüneburg, späteren Bischofs von Verden und Osna­ brück, in: BJb 49 (1968) 105-120. - NBDK II/2, 54f., 118 ff. - B. Roberg, Verhandlungen Herzog Philipp Sigismunds mit der Kurie und dem Kaiser über sei­ ne Anerkennung als Bischof von Osnabrück (15911598). Ein Beitrag zur Begegnung der Konfessionen im Reformationsjahrhundert, in: OM 77 (1970) 3193. - A. Schröer, Erneuerung I, 115-131. - M. E Feldkamp, Amtsbezeichnung 474. Michael F. Feldkamp

Philipp von Burgund (1465-1524)

1517-1524 Bischof von Utrecht Philipp von Burgund wurde 1465 in Brüssel als jüngster der außerehelichen Söhne Herzog Philipps des Guten von Burgund geboren. Seine Mutter war die Hofdame Margaretha Post. Ph. erwarb eine vielseitige Bildung. 1477 kam er unter seiner Nichte Maria von Burgund an den Brüsseler Hof und wurde von ihr weiter erzogen. 1484 war er vorüber­ gehend an der Universität Löwen immatriku­ liert (Fakultät und Studiendauer unbekannt).

Am 6. 4. 1486 schlug Maximilian von Öster­ reich, der Gatte der 1482 verstorbenen Maria, Ph. zum Ritter. Im Krieg gegen das aufständi­ sche Flandern bewährte Ph. sich in Kämpfen bei Grevelingen und als Stadtkommandant von Kortrijk. Doch wechselte er 1488 auf die flandrische Seite, da die Flamen damals die Interessen von Marias unmündigem Sohn, Philipp dem Schönen, vertraten. Im Jahre 1490 - noch vor dem Frieden zwischen Habs­ burg und Flandern (1493) - zog Ph. nach Ut­ recht. Dort suchte er bei seinem älteren Halb­ bruder, Bischof (—►) David von Burgund, Zu­ flucht. Dieser bestellte ihn zum Kastellan der bischöflichen Residenz Duurstede.

Als David Ph. am 6. 11. 1493 zum bischöfli­ chen Rat ernannte, gewann dieser im Utrech­ ter Stift auch politischen Einfluß. Seitdem stand er in gutem Verhältnis zur Utrechter Stadtverwaltung. 1494 wünschte David ihn als Koadjutor, doch Ph. lehnte ab, um König Maximilian nicht zu brüskieren, der (—>) Friedrich von Baden dafür vorgesehen hatte. Als David am 16. 4. 1496 starb, zögerte Ph. die Beerdigung hinaus. So konnte Maximi­ lian sich noch vor der Bischofswahl durch die Utrechter Kapitel auf sein päpstliches Pri­ vileg von 1490 berufen, das ihm die Nomina­ tion von Davids Nachfolger zusicherte. Mit dem Erbe Davids kehrte Ph. noch 1496 an den burgundischen Hof in Mecheln zurück. Dort schenkte ihm Philipp der Schöne - seit

Philipp

1494 Regent über die burgundischen Erblan­ de - einige Besitztümer in Seeland. 1496-97 ließ Ph. diese eindeichen (u. a. „Philippland“). Seinem Interesse für maritime Tech­ nik kam seine Ernennung zum Admiral der burgundisch-habsburgischen Flotte entgegen (4. 7. 1498). 1501 nahm ihn Philipp in den Orden vom Goldenen Vlies auf. Damals war er bereits Großkämmerer am Hof. 1506 er­ nannte ihn Philipp der Schöne zum Statthal­ ter von Geldern. In diesem Amt führte er jah­ relang einen wechselvollen, von kurzlebigen Friedensverträgen unterbrochenen Krieg ge­ gen Herzog Karl von Geldern, den Erbfeind Burgunds. 1508 erhielt Ph. aus dem Erbe der Anna von Burgund die Herrlichkeit Souburg in See­ land. Von November 1508 bis Juni 1509 lei­ tete er eine diplomatische Mission nach Rom für die Obödienzerklärung des Erzherzogs und Infanten Karl an den Papst. In Rom be­ faßte sich Ph. intensiv mit der Antike und der italienischen Renaissance. An der Kurie wur­ de er entgegenkommend behandelt, und sei­ ne Bildung soll Papst Julius II. beeindruckt haben. Die Romreise inspirierte Ph.s Mäzena­ tentum. So ließ er sein neues Schloß in Sou­ burg nach der Heimkehr von italienischen Künstlern einrichten. Sein letztes weltliches Amt als Generaltreßler (Schatzmeister) von Seeland seit dem 16. 10. 1515 übte Ph. nur ein gutes Jahr aus, denn be­ reits Ende 1515 trugen ihm Kaiser Maximi­ lian und dessen Enkel, Erzherzog Karl, das Bistum Utrecht an, nachdem sie Bischof (—►) Friedrich von Baden wegen mangelnder Loyalität zum Rücktritt gezwungen hatten. Dadurch erhielt Karl die Gelegenheit, auf­ grund eines 1508 erworbenen Privilegs einen Nachfolger zu nominieren. Ph. erfüllte alle Voraussetzungen für das Amt: Er war loyal, hatte unter David von Burgund die Verhält­ nisse im Stift kennengelernt und bot die Ge­ währ, die antihabsburgischen Kräfte wieder mit der Zentralgewalt zu versöhnen. Auch vermochte er sich gegen den Herzog von Gel­ dern durchzusetzen. Anfang 1516 sagte er, al­ lerdings widerwillig, zu. So nominierte König Karl Ph. zum Bischof. Am 16. 6. 1516 wurden die Stände des Stiftes informiert, doch weigerten sie sich zunächst, Ph. anzuerkennen. Ihre Absicht, die Angele­ genheit bis zum Tode Friedrichs von Baden hinauszuschieben und so eine freie Bischofs­ wahl zu ermöglichen, blieb jedoch erfolglos. Am 18. 3. 1517 enthob Papst Leo X. Friedrich seines Amtes und providierte Ph. mit Ut­ recht. Am 28. 4. 1517 bekundete eine Delega­

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tion des Niederstifts in Brüssel das Einver­ ständnis der Stände mit dem neuen Bischof. Am 19. 5. 1517 zog Ph. feierlich in Utrecht ein, und am 22. 5. ließ er sich in der bischöfli­ chen Festung Duurstede nieder. Zwischen dem 20. und 24. 2. 1518 spendete ihm der Utrechter Weihbischof J. de (—>) Ridder die niederen und höheren Weihen, und am 28. 2. 1518 konsekrierte er ihn im Utrechter Dom zum Bischof.

In seiner Amtsführung zeigte sich Ph. keines­ wegs als Marionette der Habsburger, wie es König Karl erwartet hatte. Vielmehr bemühte er sich um ein gutes Verhältnis zu den Stän­ den. Ihnen gegenüber verpflichtete er sich, die Steuergrundlage seines Vorgängers zu übernehmen und nur mit ihrer Genehmigung Krieg zu führen. Sogar mit Karl von Geldern schloß er 1518-19 Verträge. Die Ruhe im Stift nahm erst ein Ende, als die Handelsstädte Zwolle und Kämpen 1520 über den Zoll an der IJssel in Konflikt gerieten. Mit Mühe über­ redete Ph. die Parteien 1521 mittels eines lan­ desherrlichen Richterspruchs zu einem Ver­ gleich. Doch am 20. 6. 1521 untersagte ihm die Zentralregierung diese Politik. Daraufhin wechselte Zwolle zu Karl von Geldern über, der nun das Oberstift eroberte. Der Krieg fügte dem Land enorme Schäden zu. Erst als Ph. 1522-23 die Angelegenheit in Brüssel bei König Karl vorbrachte, wurde ihm militäri­ sche Unterstützung zugesagt. Im Frühjahr 1524 konnte Zwolle die Besetzer verjagen. Daraufhin beugten sich auch die anderen Städte wieder dem Bischof. Zu diesem Zeit­ punkt war Ph. bereits verstorben.

Die geistliche Verwaltung des Bistums über­ ließ Ph. seinem Generalvikar, die Pontifikalhandlungen seinen Weihbischöfen. Selbst setzte er sich nur für die Stärkung der Bi­ schofsgewalt ein: Er erwirkte die Exemtion des Bistums von jeder auswärtigen kirchli­ chen Gerichtsbarkeit und einen päpstlichen Schutzbrief für die Güter des Stiftes (25. 11. 1517); auch erließ er eine neue Instruktion für die geistliche Rechtsprechung. Die Steu­ ern des Klerus trieb er ohne Rücksicht ein. Eine radikale Verfolgung des aufkommenden Luthertums lehnte er ab. Ganz besonders befaßte Ph. sich mit Kunst und Wissenschaft. Sein prachtvoller Hofstaat in Souburg und Duurstede orientierte sich an den Höfen der italienischen Renaissance und setzte Maßstäbe für die nördlichen Niederlan­ de. Als eifriger Mäzen umgab sich Ph. mit ei­ nem begabten Künstler- und Gelehrtenkreis (Umgang mit den Malern Hieronymus Bosch, Jacopo de’Barbari, Jan Gossaert und Humani-

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Philipp

sten wie Geldenhouer, Paludanus und Eras­ mus, mit dem Ph. korrespondierte). Ph. be­ herrschte Latein, kannte sich in Physik, Phi­ losophie und Kunsttheorie aus und hatte Ma­ len, Zeichnen und Goldschmieden gelernt. Seine maßvolle und diplomatische Amtsfüh­ rung als Bischof - von der Zentralregierung als Schwäche ausgelegt - war gewiß auch auf dieses humanistische Welt- und Selbstver­ ständnis zurückzuführen. Ph. starb nach kurzer Krankheit am 7. 4. 1524 in Duurstede. Wie er selbst 1496, so zögerte nun der Kastellan der Residenz die Beerdi­ gung Ph.s hinaus, um zu verhindern, daß die Utrechter Kapitel einen antihabsburgischen Kandidaten wählten ([—>] Heinrich bei Rhein). So erhielt Ph. wohl eine Notbeiset­ zung im benachbarten St. Jansstift in Wijk bij Duurstede. Literatur: R. R. Post, Bisschopsverkiezingen 182188. - Ders., in: NNBW 10 (1937) 105f. - C. van Kalveen. - J. Sterk, Philips van Bourgondie (14651524) bisschop van Utrecht als protagonist van de Renaissance. Zijn leven en maecenaat (Zutphen 1980) (Lit.). Paul Berbee

Philipp Wilhelm, Herzog von Bayern (1576-1598) 1580-1598 Bischof von Regensburg 1596 Kardinal

Philipp Wilhelm wurde am 22. 9. 1576 als zweiter Sohn des späteren bayerischen Her­ zogs Wilhelm V. des Frommen (1548-1626, Herzog 1579-97) und seiner Gemahlin Renata von Lothringen (1544-1602) in München ge­ boren und, kaum 3jährig, vom Regensburger Domkapitel zum Bischof postuliert. Zwei Gründe waren es vor allem, die die Domher­ ren zu diesem Schritt bewogen: Einmal wollte man am Hause Bayern einen starken Rückhalt gegen den reichsstädtischen Prote­ stantismus gewinnen; zum anderen hoffte man, der von Bischof D. (—►) Kölderer hinter­ lassenen Schuldenlast des Hochstifts ledig zu werden, da Herzog Wilhelm für die Jahre der Unmündigkeit seines Sohnes nur ein jährli­ ches Einkommen von 3000 Gulden bean­ spruchte. Päpstlicherseits mochte man ange­ sichts des bayerischen Einsatzes für die ka­ tholische Sache die erbetene Admission des Prinzen nicht verweigern, und so erteilte Gre­ gor XIII. dem Regensburger Postulationsakt nach langen Verhandlungen am 13. 6. 1580 die Konfirmation. Während der Wittelsbacher

Prinz gleich seinen Brüdern in den folgenden Jahren eine sorgfältige, hauptsächlich von Je­ suiten geleitete Erziehung und Ausbildung am Münchener Hof und an der Landesuniver­ sität Ingolstadt genoß, war seinem Vater nun­ mehr für nahezu zwei Jahrzehnte ein weitge­ hender Einfluß auf die Regensburger Kirche eröffnet. Denn obwohl der Papst die Bis­ tumsverwaltung in die Hände eines vom Hl. Stuhl abhängigen Administrators legte, ging das Bestreben des Herzogs dahin, über das rein Weltliche hinaus auch die geistlichen Angelegenheiten möglichst an sich zu zie­ hen, sehr zum Unwillen der in ihren Rechten gekränkten Administratoren und Domherren.

Im Zusammenhang mit der Konfirmation Ph.s hatte Gregor XIII. durch Breve vom 13.6. 1580 die Administration der Regensburger Kirche Feliciano Ninguarda, seinem bewähr­ ten Nuntius in Oberdeutschland, übertragen, wobei die Belange des Hochstifts unter des­ sen Oberleitung von herzoglichen Vertrau­ ensmännern und Räten wahrgenommen wer­ den sollten. Zwei Jahre später überantwortete der Papst auf Empfehlung des Herzogs und Ninguardas, welch letzterer seine neue zu­ sätzliche Aufgabe nur widerstrebend über­ nommen hatte und sich zudem mit dem Ge­ danken trug, Deutschland überhaupt zu ver­ lassen, die Leitung des Regensburger Spren­ gels durch ein Breve vom 24. 6. 1582 dem böhmischen Baron und späteren Erzbischof Z. (—>) Berka. Kaum daß dieser sein Amt über­ nommen hatte, mehrten sich die unberechtig­ ten Eingriffe der bayerischen Regierung in die Hochstiftsverwaltung mit der Absicht, den böhmischen Adeligen aus der Administration der Temporalien zu verdrängen. In der Tat er­ reichte Wilhelm V, als er gegen Berka bei der römischen Kurie wegen angeblich schlechter FinanzVerwaltung vorstellig wurde, sein Ziel. Durch Schreiben vom 8. 5. 1585 beschränkte Sixtus V. den Geschäftsbereich des Admini­ strators auf das geistliche Gebiet. Daß der Herzog über die Regensburger Kirche wie ein Bischof zu schalten und walten ge­ dachte, trat spätestens im Frühjahr 1586 mit dem Einzug der ersten Jesuiten ins reichs­ städtische Regensburg zutage. Wilhelm V. übernahm nämlich nicht nur die Sorge für ih­ ren Unterhalt, sondern er übertrug ihnen auch eigenmächtig die bislang vom Weihbi­ schof versehene Domkanzel. Das Domkapitel machte seinem Unmut dergestalt Luft, daß es dem aufgezwungenen Prediger Ph. Michael Cardaneus die Kathedrale versperrte. Allein Wilhelm V. konnte auch in dieser Angelegen­ heit den Papst für sich gewinnen und unter

Philipp dem Datum des 9. 1. 1587 ein scharfes Breve erwirken, das den Kanonikern unter Andro­ hung der Exkommunikation und des Verlu­ stes aller Benefizien die Rückgabe der Dom­ kanzel an Cardaneus befahl. Als nun Berka, des fortwährenden Haders überdrüssig, sei­ nen Posten zur Verfügung stellte, war dies für

den Herzog eine willkommene Nebenwir­ kung des Jurisdiktionsstreits, sah er doch den Mann, der ihm manchen Widerstand geleistet hatte, gern aus dem Amt scheiden. Mit dem Domkapitel aber kam es durch Vermittlung des Nuntius Philipp Sega am 22. 6. 1587 zu einer Übereinkunft, die diesem ein Mitspracherecht in der Hochstiftsverwaltung zuge­ stand und damit die Grundlage schuf für ein friedlicheres Auskommen. Zur Erhaltung und Befestigung des guten Einvernehmens zwi­ schen Herzog und Domkapitel trug in der Fol­ gezeit die ausgleichende Persönlichkeit des neuen Bistumsadministrators Dr. Jakob Mil­ ler, eines 1550 geborenen Weltpriesters aus dem schwäbischen Kißlegg, bei, ferner die Tatsache, daß in das Regensburger Domkapi­ tel in den 80er und 90er Jahren kraft päpstli­ cher Vergabe von Kanonikaten an ehemalige Zöglinge des Collegium Germanicum allmäh­ lich ein neuer, den tridentinischen Reforman­ liegen aufgeschlossenerer Geist Einzug hielt. Auch Miller war Germaniker, hatte, ehe er in die Donaustadt kam, als Domprediger und Vi­ sitator in Konstanz gewirkt und wurde in Re­ gensburg als Bistumsverweser und Dom­

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propst (seit 1593) zum Promotor der tridenti­ nischen Erneuerung. In enger Zusammenar­ beit mit dem Herzog gelang es ihm, alle Widerstände des Domkapitels gegen die Er­ richtung eines Jesuitenkollegs zu brechen. Seine 1588 verfaßten, immer wieder einge­ schärften Reformkonstitutionen wie auch sein vielgerühmter „Ornatus ecclesiasticus“ von 1591, eine Handreichung für die würde­ volle Ausstattung der Kirchen, sollten den Dekreten von Trient auch auf der Ebene der Dekanate und Pfarreien allmählich Geltung verschaffen. Miller zeigte bis zu seinem frü­ hen Tod am 1. 12. 1597 einen rastlosen per­ sönlichen Einsatz für die Erneuerung, der sich keineswegs auf die Verwaltungstätigkeit beschränkte, sondern der Visitation halber hinausführte in die entlegensten Dörfer und Weiler der weiten Diözese.

1596 sprach Herzog Wilhelm mit dem Ver­ zicht auf alle Regierungsgeschäfte auch den auf die Verwaltung des Hochstifts Regensburg aus. Er hatte beim Papst um Altersdispens für Ph. nachgesucht, so daß dieser das weltliche Regiment der Regensburger Kirche nun selbst übernehmen konnte. Der reich veranlagte und sorgfältig erzogene Prinz versprach, eine Zierde auf dem Stuhl des hl. Wolfgang zu werden. Welche Hoffnungen in ihn gesetzt wurden, kann man daran ablesen, daß Papst Clemens VIII. den Zwanzigjährigen am 18. 12. 1596 zu Ehren des Hauses Bayern zum Kardinal erhob. Der Kardinalshut wurde ihm am 2. 2. 1597 zu München durch einen päpst­ lichen Legaten in feierlicher Zeremonie über­ geben. Im übrigen war der jugendliche Kir­ chenfürst dank väterlicher Rührigkeit an so erstrangigen Domstiften wie Mainz, Köln und Trier bepfründet. Sämtliche Pläne wurden in­ des zunichte, als Ph. am 21. 5. 1598 auf dem herzoglichen Schloß zu Dachau, kaum 22jährig, der Schwindsucht erlag. Ein großar­ tiges Monument aus Marmor und Bronze im Mittelschiff der Regensburger Kathedrale, ge­ stiftet vom herzoglichen Bruder Maximilian I. und in der Hauptsache ein Werk des Münche­ ner Hofbildhauers Hans Krümper, bewahrt sein Andenken: Auf einem Sarkophag von ro­ tem Marmor kniet der Prinz in Kardinalsge­ wandung betend vor dem aufragenden Ge­ kreuzigten. Literatur: J. Dödl, in: HPB1 124 (1899) 142-152. -R. Reichenberger, Zur Administration der Regensbur­ ger Kirche unter Herzog Wilhelm V. von Bayern, in: RQ 14 (1900) 356-376. - KDB Regensburg I, 120122. - N. Fuchs 35-38. - J. Staber 125-128. - K. Hausberger, Grablegen 376. - G. May 511f. - K. Hausberger, Geschichte I, 288, 324-329 (QQ, Lit.: II, 291f.). Karl Hausberger

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Philipp

Philipp, Pfalzgraf bei Rhein (1480-1541)

1497-1499 Administrator des Bistums Frei­ sing 1499-1541 Bischof von Freising 1512-1517 Koadjutor des Bischofs von Naumburg 1517-1541 Administrator des Bistums Naumburg Philipp wurde am 7. 5. 1480 in Heidelberg als zweiter Sohn des Kurfürsten Philipp von der Pfalz und seiner Frau Margarethe von Bay­ ern-Landshut geboren. Seine Familie be­ stimmte ihn für den geistlichen Stand und verschaffte ihm früh zahlreiche Pfründen. Er wurde Domherr in Mainz, Freising, Würz­ burg, Augsburg und Straßburg, Dompropst und Propst von St. Alban in Mainz und schließlich nach der am 21. 2. 1497 erfolgten Priesterweihe am 16. 12. 1597 Nachfolger sei­ nes resignierten Bruders (—>) Ruprecht als Administrator des Bistums Freising. Am 17. 5. 1499 wurde er Bischof von Freising. Die Bi­ schofsweihe erhielt er erst am 17. 10. 1507. Am 23. 11. 1517 wurde er ferner zum Admi­ nistrator des Bistums Naumburg bestellt, nachdem er dort schon seit 1512 Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge gewesen war. Mag diese Liste zunächst in Ph. einen der üb­ lichen Pfründenjäger vermuten lassen, so hob er sich doch von seinen hochadeligen Standesgenossen schon dadurch ab, daß er sich die Priester- und die Bischofsweihe spenden ließ. Über seinen Ausbildungsgang ist wenig bekannt, sieht man von einem eigenhändig geschriebenen kirchenrechtlichen Studien­ buch aus den Jahren 1499/1500 ab, in das der Heidelberger Humanist Adam Wernher von Themar zwei Widmungsgedichte schrieb. Daß Ph. sich um kirchliche Reformen be­ mühte, zeigt die von ihm veranstaltete Diöze­ sansynode von 1509. Ihre Statuten ließ er im Druck veröffentlichen. Auch das Missale Frisingense erlebte unter ihm eine Neuauflage (Venedig 1520). Diese war ganz im Stil der für Bayern noch ungewohnten Renaissance aus­ gestattet. Auf Ph.s Fürsorge um die Domlitur­ gie deutet die Anschaffung von zwei Orgeln 1520 und 1540 hin. Humanistisches Interesse an der Geschichte zeigte sich in der unter der Regierung Ph.s erschienenen ersten gedruck­ ten Bistumsgeschichte und in einer Vita des Bistumspatrons Korbinian aus der Feder des Domherrn Johannes Freiberger (beide Lands­ hut 1520). Eng war der Kontakt des Bischofs zu dem Ingolstädter Theologen Johann Eck, der ihm zahlreiche seiner kontroverstheologischen Werke mit einer persönlichen Wid­ mung zukommen ließ. Ph.s Verhältnis zu den

oberbayerischen Herzögen Ludwig und Wil­ helm war gespannt, da diese mit Unterstüt­ zung der Kurie seit 1530 versuchten, Freisin­ ger Pfründen nach München zu ziehen und damit die Politik Herzog Albrechts IV. gegen­ über Bischof S. v. (—>) Tannberg fortsetzten. Ph. legte in Rom Widerspruch ein und hatte

Erfolg. Neuerlicher Streit flammte auf, als die Herzöge versuchten, den Klerus zu besteuern, dies zugleich aber dem Bischof verboten („subsidium charitativum“). Auch über Ein­ griffe in die geistliche Gerichtsbarkeit hatte sich Ph. zu beklagen. Einen Höhepunkt er­ reichten die Differenzen, als der Münchener Hof versuchte, das vom Pfälzer Kurfürsten fa­ vorisierte Projekt einer Koadjutorie für seinen Bruder (—>) Heinrich zu hintertreiben. Diesen Bemühungen blieb der Erfolg versagt. Die rö­ mische Kurie stimmte der Nachfolge Hein­ richs schließlich 1541 zu. In der Territorial­ politik verfolgte Ph. eine defensive Linie. Mit Kaiser Maximilian schloß er 1500 einen Ver­ trag, der nach jahrhundertelangen Auseinan­ dersetzungen den Grenzverlauf zwischen Ti­ rol und der freisingischen Grafschaft Werdenfels festlegte. Das Ansinnen Habsburgs und Bayerns, die Grafschaft im Tausch zu erwer­ ben, wies Ph. zurück. Wegen des Grenzver­ laufs der freisingischen Herrschaft Burgrain einigte er sich 1531 vertraglich mit Herzog Ludwig von Bayern. Ph. verstand es in einer schwierigen, von Reformation und Bauern­ krieg gekennzeichneten Zeit, den Bestand des

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Hochstiftes und der Diözese zu wahren. Dies ist nur verständlich vor dem Hintergrund der trotz aller Differenzen letztlich in die gleiche Richtung zielenden bayerischen Politik. Ph. entfaltete eine nicht unbedeutende Bautä­ tigkeit. Die noch mittelalterliche Bischofs­ burg auf dem Freisinger Domberg ersetzte er ab 1519 durch eine in renaissancehafter Re­ gelmäßigkeit errichtete Anlage mit einem Ar­ kadenhof, der in dieser Art hier erstmals in Deutschland erscheint. Er errichtete ferner das frühere Brauhaus auf dem Domberg und erwarb und vollendete den Schloßbau zu Is­ maning. Persönlich sorgte er sich um die In­ standsetzung des Freisinger Hofes in Regens­ burg. Den Bürgern von Freising verlieh er Markt- und Steuerprivilegien, um die Finan­ zierung des Straßenpflasters sicherzustellen.

Am 17. 9. 1512 wurde Ph. auf Betreiben Kur­ fürst Friedrichs und Herzog Georgs in Naum­ burg Koadjutor. Er folgte beim Tode J. v. (—>) Schönbergs (1517) als Administrator nach, obwohl das Domkapitel V. v. (—►) Schleinitz zum neuen Bischof gewählt hatte. Ph. be­ mühte sich kaum um seinen neuen Sprengel. Seine Anwesenheit in Naumburg läßt sich nur 1518 und 1522 nach weisen. Mit erhebli­ cher Unterstützung durch die sächsischen Kurfürsten setzte sich dort das Luthertum durch und führte, nach dem Tode von Ph.s Nachfolger J. v. (^) Pflug (1564), zum Ende des Hochstifts und zum Erlöschen des Katho­ lizismus. Ph. starb am5.1.1541 inFreising. Er wurde vor dem Allerheiligenaltar des Domes beigesetzt. Ein Epitaph in der Vorhalle, vielleicht aus der Werkstatt des Loy Hering, erinnert an ihn. Literatur: J. P. Ch. Philipp 219ff. - Ch. Haeutle 37. P. Lange 5Iff. - N. Krottenschmidt. - M. S. Braun. E. Borkowsky. - E. Zergiebel 198ff. - J. Schlecht, Pfalzgrafen. - K. Schöppe-O. Albrecht, Zur Ge­ schichte der Reformation in Naumburg. Nach dem Ratskopialbuch, in: NMHAF 20 (1900) 297-443. -E Köster. - E. Hoffmann. - H. Rößler, Geschichte und Strukturen der evangelischen Bewegung im Bistum Freising 1520-1571 (Nürnberg 1966). - K. G. Feile­ rer, Die Dommusik im 17. und 18. Jahrhundert, in: J. Fischer 221-238, hier bes. 221. - H. Stahleder, Hochstift Freising (Freising, Ismaning, Burgrain) (München 1974) Reg. - G. Schwaiger, Freisinger Di­ özesansynoden im ausgehenden Mittelalter, in: R. Bäumer (Hg.), Reformatio Ecclesiae. Beiträge zu kirchlichen Reformbemühungen von der Alten Kir­ che bis zur Neuzeit. FS Erwin Iserloh (Paderborn 1980) 259-270. - B. M. Hoppe, Philipp Pfalzgraf bei Rhein, Bischof von Freising (1499-1541), in: G. Schwaiger, Christenleben 114-128. - B. M. Hoppe. - AK Freising 373, 416ff. - H. Glaser, Reg. Egon Johannes Greipl

Piccolomini, Enea Silvio (1405-1464) 1447-1450 1450-1458 1456 1457-1458 1458-1464

Bischof von Triest Bischof von Siena Kardinal Bischof von Ermland als Pius II. Papst

Enea Silvio Piccolomini wurde im Jahr 1405 zu Corsignano, dem späteren Pienza, bei Montepulciano in der Toscana geboren. In Siena studierte er Literatur und die Rechte (1423-31). Danach war er Mitglied humani­ stischer Kreise in mehreren italienischen Städten. Seit 1432 im Dienst verschiedener Prälaten, nahm er am Konzil von Basel teil, wo er als Skriptor und Mitglied von Kommis­ sionen die Superiorität des Konzils über das Papsttum vertrat. Aufgrund seiner Kontakte zum Trienter Bischof Alexander von Masowien (1423-44) hatte er 1431-39 ein Domkanonikat in Trient inne. 1439 bestellte der in­ zwischen gewählte Gegenpapst Felix V. ihn zu seinem persönlichen Sekretär. 1442 wurde P. zum Frankfurter Reichstag entsandt. Dort lernte er Kaiser Friedrich III. kennen, der ihn zum Poeten krönen ließ und ihn in seine Kanzlei aufnahm, wo er Kontakt zu dem spä­ teren Trienter Bischof J. (—>) Hinderbach fand. Seitdem wurden P. die schweren religiösen und politischen Schäden bewußt, die sich aus der nationalen Segmentierung der abend­ ländischen Christenheit ergaben. Dies über­ zeugte ihn von der Notwendigkeit einer uni­ versalen Instanz, wie sie die römische Kirche bildete. Während dieser von intensiver diplo­ matischer Aktivität für das Reich erfüllten Krisenjahre schrieb P. seine wichtigsten Wer­ ke: „De curialium miseriis“, „Historia duorum amantium“, „Chrysis“. Damals reifte sein Entschluß heran, sich definitiv der geist­ lichen Laufbahn zu widmen, während er bis dahin lediglich die niederen Weihen empfan­ gen hatte. 1446 wurde er Subdiakon, am 4. 3. 1447 Priester. An den Verhandlungen, die zum Fürstenkonkordat vom Februar 1447 zwischen Eugen IV. und der deutschen Nati­ on führten, hatte er namhaften Anteil.

Schon am 30. 5. 1446 hatte Friedrich III. dem Domkapitel von Triest für den Todesfall von Bischof Nicolo de Aldegardi (1441-47) P. als Nachfolger empfohlen. Das Kapitel wählte je­ doch statt dessen drei Tage nach dem Tod Aldegardis (4. 4. 1447) den eigenen Dekan A. d. (—>) Goppo. Damit demonstrierte es sein Wahlrecht gegenüber dem Hl. Stuhl und dem Reich. Nikolaus V. verweigerte dem Elekten jedoch die Bestätigung und verlieh das Bis­ tum am 19. 4. 1447 an P.

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Piccolomini

P. blieb weiterhin im Dienst Friedrichs III. und ließ seine Diözese durch seinen General­ vikar Giovanni Lauterfach verwalten. Ende 1447 wurde er in Wien konsekriert. Im Mai 1448 nahm er Besitz von seinem Sprengel. Die Aufnahme seitens der Stadt ließ nichts zu wünschen übrig, zumal P. 1447 anläßlich der Entgegennahme des Treueversprechens der Stadt für Friedrich III. Meinungsverschieden­ heiten unter der Bürgerschaft geschlichtet hatte.

In politischer und sozialer Hinsicht war die Situation in Triest schwierig, denn die Stadt mußte um die Anerkennung ihrer Statuten und Freiheiten seitens des Souveräns und zu­ gleich um ihre Handelsfreiheit mit Kärnten kämpfen. Die wirtschaftliche Konkurrenz der auf venezianischem Gebiet liegenden Häfen an der istrischen Küste war erbarmungslos, während das Gebiet von Triest selbst durch interne Konflikte mit den Walsee, den Herren von Duino, belastet war. P. nahm die kirchli­ chen Rechte gegenüber den Duino nach­ drücklich wahr. Er stattete die Hauptkirchen in Tomadio (Tomaj) und Torrenuova (Podgrad) besser aus, förderte den Kirchenbau und konsekrierte die Kirchen in Duttogliano (Dutovlje) und Maria Lueg. In Triest selbst konsekrierte er S. Martino. Er sorgte ferner, auch materiell, für das Kloster der Benedikti­ nerinnen bei der Kathedrale.

P. hielt sich in den Jahren 1548-50 jeweils für einige Monate in seiner Diözese auf, führte dort Visitationen durch, blieb im übrigen aber im Dienst Friedrichs III. Damals pflegte er freundschaftlichen Kontakt zu adeligen Trie­ ster Familien, darunter den Burlo und den Leo, den er auch als Kardinal und Papst nicht aufgab.

Als Bischof von Triest schrieb P. biographi­ sche Werke: „De viris etate sua Claris“ und „De rebus Basilee gestis stante vel dissoluto Concilio“, ferner den pädagogischen Traktat „De liberorum educatione“, den er seinem Schüler Ladislaus von Habsburg widmete. Insgesamt bildete das Triester Pontifikat P.s für die Stadt Triest nur ein Zwischenspiel. Dies zeigte sich in der Amtszeit von P. (—>) Bonomo. Für P. bildeten diese Jahre dagegen einen entscheidenden Schritt auf seinem lan­ gen und keineswegs geradlinigen Lebensweg zwischen humanistischer und kurialer Kar­ riere und dem Dienst an der Kirche, der ihn schließlich auf den Papstthron führen sollte. P. wurde am 23. 9. 1550 nach Siena transfe­ riert, 1556 ins Kardinalskollegium berufen und am 19. 8. 1558 zum Papst gewählt. Er

nahm den Namen Pius II. an. Zuvor erlangte er noch für kurze Zeit das Bistum Ermland. Nach dem Tod des ermländischen Bischofs F. (—►) Kuhschmalz kam eine kanonische Bi­ schofswahl nicht zustande, da das Domkapi­ tel infolge der Wirren des Dreizehnjährigen Städtekrieges zerstreut war. Sechs Kanoniker, die Kuhschmalz nach Breslau gefolgt waren, postulierten daher in Glogau P. Er hatte 1453 als päpstlicher Legat und Berater Friedrichs III. in dem Konflikt um die Rechtmäßigkeit des Preußischen Bundes eine Schlichtung herbeizuführen gesucht. In Danzig gaben da­ gegen drei Domherren dem vom polnischen König Kasimir IV. vorgeschlagenen Unter­ kanzler der polnischen Krone und Gnesener Domdechanten Jan Lutkowic ihre Stimme. Sechs in Königsberg zusammengetretene Dom­ herren wählten schließlich den in der Gunst des Deutschen Ordens stehenden ermländi­ schen Domkantor Arnold Coster von Venrade, der seit 40 Jahren in der Diözese in verschie­ denen Ämtern gewirkt und zuletzt in Rößel Zuflucht gefunden hatte. Nur für die beiden erstgenannten Kandidaten gelangten die Bestätigungsgesuche nach Rom. Papst Calixt III. entschied sich für P., „am meisten wohl beeinflußt durch diesen selbst, dem viel an dem vormals so reichen Fürstbis­ tum gelegen sein mochte, sodann auch bewo­ gen durch die Empfehlung des Kaisers Fried­ rich III. und des Königs von Ungarn, anderer­ seits aber zweifellos auch in seinem Ent­ schlusse bestärkt durch die Erkenntnis, daß der Kandidat der polnischen Krone die im Lande herrschenden Spannungen nur zum Schaden des Bistums weiter verschärfen wür­ de“ (Matern). In der Provisionsbulle von Au­ gust oder September 1457 wurde dem Dom­ kapitel für den nächsten Besetzungsfall die freie Bischofswahl bestätigt. Alle Versuche des Hochmeisters und des polnischen Kö­ nigs, P. zur Resignation zu bewegen und ih­ ren eigenen Kandidaten durchzusetzen, scheiterten. Aber die Diözese blieb gespalten und nur ein Teil des Domkapitels erwies P. Gehorsam. Noch ehe dieser seine Diözese in Besitz nehmen konnte, wurde er zum Papst gewählt und die Diözese Ermland dadurch vakant.

P. bewahrte als Papst seinen Triester Freun­ den und seiner einstigen Diözese ein freund­ schaftliches Andenken. Verschiedenen reli­ giösen Einrichtungen und Familien, beson­ ders aber der Kathedrale, verlieh er Ablässe und Privilegien. 1459 vermittelte er zwischen Bischof Goppo und der Stadt Triest und ab­ solvierte eine Reihe von Bürgern von den Kir-

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chenstrafen, die sie sich zugezogen hatten. Seine wichtigste Intervention zugunsten von Triest erfolgte 1463 anläßlich eines Konfliktes der Stadt mit Venedig, als Triest sein Hinter­ land mit Gewalt dazu veranlassen wollte, statt der venezianischen Häfen Istriens den Hafen von Triest zu benutzen. Als daraufhin ein venezianisches Heer Triest belagerte, be­ wog P. Venedig dazu, seine Sache nicht wei­ ter zu verfolgen. Am 23. 2. 1459 bestätigte er dem Hause Österreich das Nominationsrecht für die Bischöfe von Triest und Pedena.

An P. erinnern in Triest eine Skulptur mit dem päpstlichen Wappen und ein Gedenk­ stein, der kurz nach seiner Wahl zum Papst an der Fassade der Kathedrale angebracht wurde. Von besonderem Interesse ist die 1817 von Domenico Rossetti angelegte Sammlung von Handschriften, Editionen und Drucken P.s, ferner von Studien, Drucken, Bildern, Zeichnungen und Münzen, die P. betreffen, die sog. „Piccolominea“. Sie befindet sich in der Stadtbibliothek zu Triest und stellt wahr­ scheinlich die wichtigste Sammlung ihrer Art über P. dar. Schriften: Aeneas Sylvius, Preußen betreffende Schriften, hg. v. Th. Hirsch, in: SS rer. Pruss. IV, 212-253. Literatur: A. Eichhorn, Bischofswahlen 128-140. R. Scarlichio 1-28. - F. Hipler, Abriß 46f. - Ders., Grabstätten 307f. - V. Röhrich 379-396. - R. Wolkan, Der Briefwechsel des E. S. Piccolomini, 4 Bde. (Wien 1909-18). - G. Matern 93f. - L. M. Veit, Pensiero e vita religiosa di E. S. Piccolomini prima della sua consacrazione episcopale (Rom 1964). - M. Szombathely, Pio II e Trieste (Triest 1965). - N. Ca­ sella, Reoenti studi su E. S. Piccolomini, in: RSCI 26 (1972) 473-488. - A. Szorc, Dzieje 34. - I. RoggerM. Bellabarba. - Ch. Schuchard 69, 73. Luigi Tavano - Hans-Jürgen Karp

Pichlmair, Johann Baptist (t 1604) 1578-1580, 1600 Generalvikar des Bischofs von Regensburg 1579 Ep. tit. Almirensis 1579-1604 Weihbischof in Regensburg * Regensburg; Studium in Ingolstadt; 1579 Dr. art. und Dr. theol.; zeitweilig ebd. Pfarrer und Dozent; 15. 5. 1579 Titularbischof von Almira und Weihbischof in Regensburg; 30. 8. 1579 Bischofsweihe; 1581 Kanonikus des Kollegiatstifts zur Alten Kapelle in Regens­ burg, 1585 Scholastikus und 1594 Vizepropst dieses Stifts; 1593-1603 Pfarrer der Stiftspfar­ rei Moosham; zeitweilig auch Generalvikar

(1578-80, 1600), dazu bischöflicher wie her­ zoglich-bayerischer Rat und Domprediger. P. war im späten 16. Jh. eine der maßgeblichen Persönlichkeiten an der Regensburger Kurie und verfügte über alle Voraussetzungen für eine erfolgreiche Reformtätigkeit; + 30. 9. 1604; □ Friedhofskapelle der Alten Kapelle. Literatur: A. Mayer III, 65f. - E X. Freninger 41. - J. Schmid 41, 92-94, 141f., 353. - KDB Regensburg II, 58.

Karl Hausberger

Pilhamer, Leonhard (um 1428-1475)

1464

Generalvikar des Bischofs von Eichstätt und Offizial 1464 Ep. tit. Microcomiensis 1464-1475 Weihbischof in Eichstätt * um 1428 Nabburg (Oberpfalz); Studium in Wien (Imm. 1445; Mag. 1456; Bacc. iur. 1457; 1457 Prokurator der rheinischen Nation; 1458 Lie. iur.; Magister regens der Artistenfakultät; 1460 Dr. decr.); 1464 Priester der Diözese Re­ gensburg in Högling; 1464 Generalvikar und Offizial in Eichstätt; 20. 8. 1464 zum Weihbi­ schof in Eichstätt bestimmt; 21.11.1464 Titu­ larbischof von Microcom; hauptsächlich als Konsekrator von Kirchen belegt; 1473 Intro­ duktion der Schwestern des Birgittenklosters Maihingen (Diözese Augsburg); Stadtpfarrer zu St. Andreas in Weißenburg; + 29. 7. 1475; □ Weißenburg St. Andreas. Quellen und Literatur: DAE, Nachlaß Th. Neuhofer 70. - Th. Ries, Entwurf zu einem Generalschematis­ mus aller Geistlichen des Bistums Regensburg (Bisch. Zentralarchiv Regensburg) s. v. Högling, Nabburg, Pilhamer (unpaginiertes, hschr. Repertori­ um). - O. Voltz, Die Abbildung des Grabsteins des eichstädtischen Weihbischofs Leonhardus zu Wei­ ßenburg, in: JbMf 8 (1837) 21-22. - J. v. Aschbach, Geschichte der Wiener Universität I (Wien 1865) 594, 615. - J. Schlecht, Weihbischöfe 126f., Nr. 13. Th. J. Scherg. - G. Leidel 139 f. Alois Schmid

Pirchan (Birkhan) von Rosenberg, Sigismund (OCist) (um 1390-1472) 1441 Ep. tit. Salonensis 1441-1472 Weihbischof in Passau * um 1390 Südböhmen; 1426-41 Abt der Zisterzienserabtei Hohenfurt bei Budweis; auf dem Konzil von Basel im September 1441 zum Titularbischof von Salona ernannt und zum Weihbischof in Passau bestimmt; Aus­ einandersetzungen zwischen P. und der Abtei Hohenfurt, da er von ihr einen standesgemä­

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Pirchan - Piscator

ßen Unterhalt verlangte. Auf einer Visitati­ onsreise nach Österreich verbot Abt Johann von Morimond am 6. 9. 1453 Paul, dem Abt von Hohenfurt, P. eine jährliche Pension oder Provision zu gewähren, da dies den Freihei­ ten des Ordens widerspreche; gegebenenfalls solle der Abt an den Papst appellieren. Die Preziosen, die P. unerlaubt aus dem Kloster mitgenommen hatte, sollten zurückverlangt werden. + 15. 6. 1472; □ St. Laurentiuskirche zu Lorch (Oberösterreich). Literatur: I. E Keiblinger 15-17. - L. H. Krick, Dom­ stift 208, 238. August Leidl

Pirn (Pirnesius), Melchior von (1526-1607)

1603 Ep. tit. Nicopolitanus 1603-1607 Weihbischof in Olmütz

* 25. 1. 1526 (?) Mähren; Sohn eines Arztes in Mähren und Thorn; Verwandter des Kardi­ nals St. (—>) Hosius; erzogen am Hof des Ol­ mützer Bischofs W. (—>) Prusinovsky von Vickov durch den Domherrn Daniel Ducius; Stu­ dium an der neuen Universität Olmütz, dann im Germanikum in Rom; Dr. phil. (Krakau); 1578 Domherr, 1589 Archidiakon, 1591 Dom­ dekan in Olmütz; wesentlich an den Olmüt­ zer Bischofswahlen von 1578/79 und 1599 beteiligt, verteidigte er 1599 das Kapitels­ wahlrecht gegenüber dem Kaiser; 1602 Dom­ herr von Breslau; Apostolischer Protonotar; 16. 7. 1603 Titularbischof von Nicopolis und Weihbischof in Olmütz; t 26. 7. 1607. Schriften: Oratio de sacrosancti Concilii Tridentini laudibus (Ms. 1591). - Continuatio catalogi Episcoporum Olom. ab Augustino Moravo confecti ad sua usque tempora (bis 1580), in: Katalog biskupü 7478. - Memorabilia Marchionatus Moraviae (Ms., o. L). Literatur: Ch. d’Elvert, Erzbistum 65f., 302, 307. J. Jungnitz, Germaniker 28 f. - K. Stloukal 130, 139, 146f. Winfried Eberhard

Piscator (Fischer), Sigfried (OP) (+ 1473)

1446 Ep. tit. Cyrenensis 1446-1455, 1460-1473 Mainzer Weihbischof in parti­ bus Rheni * um 1410 Mainz aus niederem Adel; wohl in Mainz Eintritt ins Dominikanerkloster; Stu­ dium 1438/39 in Köln, 1440 in Bologna, Dr. theol., Mag. und Professor der Theologie; He­ braist und Verfasser mehrerer Schriften und

Responsiones; seine hebräische Bibel kam über den getauften Juden und Franziskaner Paul Pfedersheim an das Mainzer Franziska­ nerkloster (StBMz, MS 378); nach Trithemius großer Gelehrter und Literaturkenner; 14. 3. 1446 von Erzbischof D. (—►) Schenk von Er­ bach zum Mainzer Weihbischof bestimmt; 7. 3. 1446 Titularbischof von Cyrene; von Sept. 1447 bis April 1450 Pontifikalhandlungen; Ende 1446 oder 1447 bis April 1450 General­ vikar; am 29. 9. 1449 quittierte er dem Lahnsteiner Zollschreiber den Empfang von 25 rheinischen Gulden, die ihm der Erzbischof verschrieben hatte; 1449 päpstliche Reserva­ tion für zwei Pfründen, für Kommenden über zwei Pfarreien, deren Kollationsrecht die Benediktinerabtei Limburg an der Hardt besaß, sowie die Propstei von St. Alban in Mainz; 1451 Kommende „si neutri“ über die Pfarrei Erlenbach im Bistum Würzburg, eine Pfarrvikarie im Bistum Mainz und die Pfarrei Krif­ tel; 1451 Erneuerung der Expektanz auf zwei Benefizien, der Reservation über zwei Pfarrei­ en; Erweiterung auf fünf Benefizien; 1451 Ex­ pektanz auf die Pfarrei Butzbach; weihte 1454 in Allendorf eine Kapelle; als Weihbi­ schof von H. (—>) Hopfgarten abgelöst; 1458 erzbischöflicher Rat und Mitglied der erzbi­ schöflichen Kommission im Ketzerprozeß ge­ gen Hans Becker, der am 20. 10. 1458 ver­ brannt wurde; übergab 1460 mit dem Worm­ ser Bischof Erzbischof D. v. (—>) Isenburg das Pallium; 27. 3. 1460 erneut Weihbischof in partibus Rheni; stand 1461 zunächst auf Sei­ ten (—>) Adolfs von Nassau, dann Isenburgs; 28. 10. 1462 floh er bei der Eroberung als Bett­ ler verkleidet aus Mainz, wurde jedoch er­ kannt und gefangengenommen; gewann das Vertrauen von Erzbischof Adolf; 1463 Schiedsrichter am Friedenskonvent von Id­ stein; 20. 11. 1463 anwesend bei der Rekonziliation der Mainzer Kanoniker von St. Jo­ hann; 1464 Visitator des Prämonstratenserklosters Ilbenstadt; Visitator der Zisterzienserabtei Marienschloß bei Rockenberg; 1468 an der Einführung der Observanz im Mainzer Dominikanerkloster beteiligt; 1469 visitierte er das Augustinerchorherrenstift Ravengiers­ burg, suspendierte und verhaftete vorüberge­ hend Propst Emmerich und einige Konventuale, ordnete den Anschluß an die Windesheimer Kongregation an und bestellte, fortan als Prior, Tillmann aus Grünberg als Nachfol­ ger von Emmerich; 1469 beanspruchte er als Pfarrer von Kriftel den dortigen kleinen Zehnt; 1472 wandte er sich in einem Bericht gegen Ablaßprediger ohne erzbischöfliche Er­ laubnis; im Mandat vom 27. 10. wurden Er­ laubnisschreiben zur Pflicht gemacht; 1473 gewährte er dem Mainzer Dominikanerkloster

Piscator - Pitterich Ablässe und erteilte Weihen in Wiesbaden; noch einen Tag vor seinem Tod als Richter in Mainz; + 16. 10. 1473 Mainzer Dominikaner­ kloster; □ Klosterkirche ebd. Literatur: G. C. Joannis 1,125, II, 187, 435f. -V. E de Gudenus II, 427. - J. S. Severus 17f. - H. Hurter 3II, 962f. - E Falk, Blühender Zustand von Wissen­ schaft und Kunst am Mittelrhein um’s Jahr 1450, in: HPB1 76 (1875) 332. - K. Menzel, Regesten der in dem Archive des Vereins für Nassauische Alter­ thumskunde und Geschichtsforschung aufbewahr­ ten Urkunden aus den Jahren 1145-1807, in: NasA 15 (1879) 176, Nr. 70. - B. Walde, Christliche He­ braisten Deutschlands am Ausgang des Mittelalters (Münster/W. 1916) 64-69. - Mainzer Domkapitels­ protokolle I, 273, 400. - G. M. Löhr, Der Dominika­ nerorden und seine Wirksamkeit im mittelrheini­ schen Raum, in: AMRhKG 4 (1952) 131. - F. V. Arens 468. - L. Lenhart, Spätmittelalterliche Petitorien in ihrer kirchlich-kulturellen Bedeutung für das ehemalige kurmainzische Rhein-Main-Gebiet, in: AMRhKG 13 (1961) 194. - E Jürgensmeier, Re­ form und Reformation im Augustinerchorherrenstift Ravengiersburg, in: AMRhKG 26 (1974) 80f. - D. Brosius, Zum Mainzer Bistumsstreit 1459-1463, in: AHG NF 33 (1975) 119. - I. H. Ringel 122f., 142f. I. W. Frank, Das Mainzer Dominikanerkloster wäh­ rend der reformatorischen Verunsicherung, in: Ec­ clesia Militans II, 435-473, hier: 442. - J. W. Frank (Hg.), Das Totenbuch des Mainzer Dominikanerklo­ sters. Kommentar und Edition (Berlin 1993) 267 f. Friedhelm Jürgensmeier

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Usingen Lie. theol., 1514 Dr. theol.; um 1514 Bruch mit dem radikalen Humanistenflügel; 1516 und 1527 Rektor der Universität; 1519 Übernahme der durch den Tod von Trutfetter frei gewordenen theologischen Lektoratpräbende und des Kanonikats an St. Marien; hatte seit 1509 eine Vikarie an St. Ägidi; beim „Pfaffenstürmen“ vom 11. bis 13. 6. 1521 wurde auch seine Kanonikerkurie „Zum Hei­ dentor“ verwüstet, er selbst aus dem Fenster geworfen; 1527 übernahm P. die Leitung des Stifts St. Marien, da alle Prälaten das der Re­ formation zugewandte Erfurt verlassen hat­ ten; 1530 Scholaster von St. Marien; 1530/31 Dekan der theologischen Fakultät; 1532-34 Vizekanzler der Universität Erfurt; im Mai 1533 von Erzbischof (—>) Albrecht von Bran­ denburg zum Mainzer Weihbischof mit dem Sitz in Thüringen und einer Provision von jährlich 200 fl. bestellt; sprach im Juni 1533 dem Mainzer Domkapitel durch Generalvikar Valentin von Tetleben seinen Verzicht auf die Provision aus; seit November 1533 General­ richter für Thüringen; 19. 1. 1534 Titularbi­ schof von Ascalon; + 5. 9. 1534 Erfurt; □ St. Marien; hinterließ eine umfangreiche Biblio­ thek. Literatur: J. Feldkamm 67-70. - Mainzer Domkapi­ telsprotokolle III, 561. - E. Kleineidam III, 215. - J. Pilvousek 224f., 228f. - E Bornschein 160-162. Friedhelm Jürgensmeier

Pistor (Becker), Maternus (um 1470-1534)

1534 1534

Ep. tit. Ascalonensis Mainzer Weihbischof in partibus Thuringiae

* um 1470 Ingweiler (Elsaß); 1488 Immatriku­ lation zum Studium der Philosophie in Er­ furt; 1490 Bacc., 1494 Mag. art.; las als Magi­ ster „de communi“; 1503, 1509 und 1514 Ta­ xator; 1504/05, 1511/12, 1518/19 Dekan der philosophischen Fakultät und 1511-14 Kol­ lektor; 1501 als Nachfolger des Bartholomäus von Usingen Rektor der Neuen Burse; 1501 Herausgeber der „Declamationes“ des Philip­ pus Beroaldus; Autor der Vorrede zur „Sum­ ma totius logicae“ des Jodokus Trutfetter; Edi­ tion von „Peri Syntaxeos“ des Priscianus aus Caesarea; Aufnahme in den Fakultätsrat; 1502 nach dem Weggang von Nikolaus Marschalk Führer der Humanisten in Erfurt; ver­ trat die Koexistenz von via moderna und via antiqua; 1503 von der Stadt als Kollegiat des „Collegium maius“ präsentiert; 1504 ordentli­ cher Lektor „in oratione et poetica“; 1506 er­ ste Sentenzenlesungen; schloß sich den radi­ kalen Humanisten um Mutianus Rufus nicht an; 1512 zusammen mit Bartholomäus von

Pitterich, Augustin (OSB) (+ 1629)

1626 Ep. tit. Germanicensis 1627-1629 Weihbischof in Wien und Wie­ ner Neustadt * München als Sohn eines herzoglichen Hof­ gärtners; seit 1591 Profeß des Benediktiner­ klosters St. Emmeram in Regensburg; Stu­ dium in Ingolstadt; Prior von St. Emmeram; am 27. 11. 1608 auf Wunsch des Wiener Bi­ schofs M. (—>) Klesl, der eine Reform des Wie­ ner Schottenstiftes wünschte und den dort zunächst gewählten Kandidaten ablehnte, zum Abt postuliert; 1. 7. 1609 Investitur. P. machte sich um die Hebung des Schottenstif­ tes sehr verdient. So stieg die Zahl der Mit­ glieder. Zeichen der katholischen Erneuerung bildeten 1610 die Einführung der Prozession nach Maria Brunn und 1616 die Wiederbele­ bung der Sebastianibruderschaft. 1612 erhielt P. von Papst Paul V. auf drei Jahre die Voll­ macht, von jeder Ketzerei, Exkommunikation und sonstigen Zensur loszusprechen. 161216 und 1620-24 Verordneter des niederöster­ reichischen Prälatenstandes; 1625 Wirklicher

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Pitterich - Plankenfels

Kaiserlicher Rat. Im Oktober 1625 beauftragte der seit 1618 von Wien abwesende Klesl sei­ nen Offizial T. (—►) Schwab, die Ernennung P.s zum Weihbischof für Wien zu betreiben. 9. 8. 1626 Titularbischof von Germanicia. P. blieb weiterhin Abt. Am 19. 7. 1627 betraute Klesl ihn mit den Aufgaben eines Weihbi­ schofs in Wien und in Wiener Neustadt. P. übte gelegentlich auch im niederösterreichi­ schen Teil der Diözese Passau Weihefunktio­ nen aus. Er war der erste Weihbischof in Wien. + 20. 9. 1629 wahrscheinlich Wien; □ Schottenkirche, Wien. Literatur: C. Rapf 258-270. Johann Weissensteiner

Plankenfels, Friedrich von (t 1457)

1450-1457 Bischof von Regensburg

Friedrich von Plankenfels stammte aus ritterbürtigem Geschlecht. Er führte den Grad ei­ nes Dr. decr., hatte Präbenden an den Dom­ stiften Bamberg (1426-54), Freising und Re­ gensburg inne und war seit 1448 auch Kustos der Regensburger Kirche, ehe ihn seine dorti­ gen Mitkapitulare am 23. 1. 1450 zum Bischof erwählten. Durch eine 33 Artikel umfassende Wahlkapitulation wurde er u. a. dazu ver­ pflichtet, sich im Falle von Meinungsver­ schiedenheiten mit den Kanonikern dem Spruch eines Schiedsrichters oder des Metro­ politen zu unterwerfen, den dem Hochstift durch die Güterentfremdungen seines Vor­ gängers F. v. (—>) Parsberg entstandenen Scha­ den nach Kräften wieder gutzumachen und gemäß der vom Basler Konzil erlassenen Ver­ fügung die Unveräußerlichkeit der hochstiftischen Herrschaften Donaustauf, Wörth und Hohenburg zu wahren. Die päpstliche Bestä­ tigung der Wahl erfolgte am 23. 3. 1450. Am 31.5. 1450 wurde P. von seinem Metropoliten in Salzburg zum Bischof geweiht; am 10. 11. des gleichen Jahres empfing er von König Friedrich III. zu Wiener Neustadt die Rega­ lien. Seinen reichsfürstlichen Pflichten Ge­ nüge leistend, zog er im Spätherbst 1451 im Gefolge Friedrichs III. nach Italien und wohn­ te im März 1452 in der Ewigen Stadt der Kai­ serkrönung bei.

Die Bemühungen um eine Kirchen- und Klo­ sterreform, wie sie im Bereich der Salzburger Kirchenprovinz namentlich durch den Kardi­ nallegaten N. v. (—>) Kues und den Melker Prior Johann Schiitpacher wirksam werden sollten, fanden in P. einen warmen Befürwor­ ter. Desgleichen zeigte er für die nach dem

Basler Konzil wieder lebhafter werdende syn­ odale Tätigkeit Interesse und nahm sowohl an der Salzburger Provinzialsynode von 1451 wie an jener von 1456 persönlich teil. Letzte­ re beriet u. a. auch über einige Gebrechen, die speziell von P. vorgetragen worden waren, so über die Klage, daß verschiedene adelige Her­ ren Geistliche ins hussitische Böhmen ver­ schleppten, sie dort ermorden ließen und ih­ re Güter brandschatzten, oder über Querelen gegen Ordensleute, vor allem aus dem Zister­ zienserorden, die unter Berufung auf beson­ dere Privilegien außerhalb ihrer Klöster feier­ liche Gottesdienste hielten, an fremde Pfar­ rangehörige die Sakramente spendeten und eigenmächtig Kapellen errichteten, um die anfallenden Opfergelder an sich zu nehmen. Außerdem beantragte P. eine Milderung des Wirtshausverbots für Geistliche dahinge­ hend, daß bei Zuwiderhandlung nicht ipso facto die Strafe der Suspension eintreten sollte, weil sich daraus wegen Nichtbeach­ tung der Zensur nur allzu häufig eine Irregu­ larität ergäbe. Die Beschlüsse dieser Synode hierzu und zu einer Reihe von anderen Ge­ genständen - so zur Sonntagsheiligung, zur Einführung eines einheitlichen Rituale im Metropolitanbezirk, zur Ablaßpraxis, zur Be­ handlung bischöflicher Reservatfälle, zur Fra­ ge des Anteils der Pfarrgeistlichkeit an den Zehnten und Kollekten - promulgierte P. auf einem Konvent des Regensburger Klerus im Frühjahr 1457. Bald danach verstarb er am 24. 5. 1457 in Salzburg. Er fand seine Grable­ ge „inmitten“ der Regensburger Kathedrale. Die zeitgenössischen Quellen bescheinigen P., der während seiner kurzen Amtsperiode einen kräftigen Reformwillen an den Tag legte, als hervorstechendste Charaktereigen­ schaften ausnehmende Leutseligkeit und gro­ ße Milde, was den Historiographen A. E. (—► Bd. 1648-1803) Bernclau zu der wenig schmeichelhaften Bemerkung veranlaßt ha­ ben mag, P. sei „wegen seiner Sanftmut (mansuetudo) mehr regiert worden, als daß er selbst regierte“. Quellen: BZA Regensburg. Literatur: E Jänner III, 487-508. - N. Fuchs 29. - J. Staber 86-88. - K. Hausberger, Grablegen 374. Ders., Geschichte I, 213-215 (QQ, Lit.: II, 285f). Karl Hausberger

Plankenfels, Ulrich von (t 1467)

1453-1467 Bischof von Chiemsee

Ulrich von Plankenfels entstammte einer Mi­ nisterialenfamilie aus dem Hochstift Bam-

Plankenfels - Planta

berg, deren gleichnamige Stammburg in Ober­ franken bei Ebermannstadt lag. 1423 war er mit seinem Bruder Friedrich v. (—>) P., der 1450-57 Bischof von Regensburg war, in Wien immatrikuliert. P. war zunächst Chor­ herr in Berchtesgaden. Seit 3. 9. 1446 ist er als Domherr und Hofmeister in Salzburg nachweisbar. Am 23. 10. 1453 nominierte ihn Erzbischof S. v. (—>) Volkersdorf zum Bischof von Chiemsee. Die Inthronisation erfolgte am 4. 11., die Konsekration durch Volkersdorf und P.s Bruder am 23. 12. 1453. Bei der Wahl des Salzburger Erzbischofs B. v. (—>) Weißpriach wirkte P. als Kompromissar, und am 9. 5. 1462 konsekrierte er ihn. Über sein Wirken ist sonst nichts bekannt. P. starb am 22., 26. oder 28. 2. 1467. Er wurde vor dem Andreas­ altar im Salzburger Dom beigesetzt. Literatur: H. Pez, Scriptores rerum austriacarum ... II (Leipzig 1725) 434. - H. Wagner-H. Klein 51. - E. Wallner, Chiemsee Ulf. (QQ). - H. Dopsch-H. Spatzenegger 1/1, 529f. Erwin Naimer

Planta, Thomas von (1520-1565) 1550-1565 Bischof von Chur Thomas von Planta wurde am 21. 12. 1520 als Sohn des Hartmann v. P. und einer Schucan geboren. Seine Familie stammte aus Zuoz (Engadin). Sein gleichnamiger Großvater war 1499 Bannerträger der Oberengadiner gewe­ sen und hatte an der Calven erfolgreich den Angriff auf die Stellung der Österreicher be­ fehligt. Die Planta gehörten zu den einfluß­ reichsten Familien Graubündens und rivali­ sierten mit den ebenso mächtigen Salis. P. studierte 1537 in Wien und ist seit 21. 11. 1543 als Domkantor in Chur bezeugt. Nach dem Tode des Bischofs L. (—>) Iter versammel­ ten sich zehn der insgesamt zwölf Churer Domherren. Sieben von ihnen gaben am 21. 12. 1549 P. ihre Stimme. Der Neugewählte un­ terzeichnete sofort die vom Gotteshausbund seinem Vorgänger aufgezwungenen „6 Arti­ kel“. Am 19. 3. 1550 erfolgte die päpstliche Bestätigung. Sein Rivale, Domherr B. v. (—►) Salis, der schon 1541 bei der Bischofswahl unterlegen war, reiste daraufhin nach Rom und bezichtigte P. der Häresie. Er fand Unter­ stützung vor allem in den Gemeinden des Veltlins, des Domleschgs, des Bergells und in der Stadt Chur. 1551 gelang es P. persönlich, die römische Kurie von seiner Rechtgläubig­ keit zu überzeugen. In Rom ließ er sich auch am 10. 10. 1551 zum Bischof weihen. Vom 25. 11. 1551 bis 19. 3. 1552 nahm er am Trien­

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ter Konzil teil. Nach seiner Rückkehr erhielt er am 26. 7. 1552 vom Kaiser die Regalien, und im Oktober desselben Jahres huldigte ihm auch die Stadt Chur. 1553 ernannte ihn der Hl. Stuhl zum Legaten in den Drei Bün­ den. P. gehörte zur Klientel des damals mächtigen Johann von Travers, der sich nach langem Zö­ gern um 1550 der neuen Lehre angeschlossen hatte. P. pflegte gute Kontakte zu den Churer Protestanten und nahm öfter an ihren Gottes­ diensten in der Martinskirche teil. Eine Kon­ kubine gebar ihm zwei Kinder. P. war haus­ hälterisch und ordnete die Finanzen des Bis­ tums, was ihm den Vorwurf des Geizes ein­ trug. Ohne eigentlich kirchliche Gesinnung, konnte er dank seiner Beziehungen zu den einflußreichen Bündnern den Fortbestand des Bistums sichern. Nach dem Tode von Ge­ neralvikar B. de (—►) Castelmur setzte sich das Domkapitel praktisch nur aus unwürdigen Mitgliedern zusammen. Während P.s Regie­ rungszeit machte die Reformation weitere Fortschritte, namentlich im Engadin, Bergell, Puschlav und im südlichen Domleschg. Die Mehrheit der Gemeinden des Gotteshausbun­ des war nun neugläubig. Nur im Grauen Bund konnte sich eine katholische Mehrheit halten. P. ließ der Entwicklung ihren Lauf. Zwischen 1558 und 1560 versuchten die Churer Prädikanten, das Bistum in den Drei Bünden ganz zu säkularisieren. Doch die Streitigkeiten zwischen der Stadt Chur und den übrigen Gemeinden des Gotteshausbun­ des um den bischöflichen Besitz vereitelten dieses Vorhaben. Auch die mit den Planta versippten Bündner Notablen, so Johann von Travers, sahen im Hochstift - obwohl sie selbst zum größeren Teil protestantisch waren - immer noch eine Versorgungsmöglichkeit für ihre Söhne und lehnten deshalb eine voll­ kommene Säkularisation ab.

Der nicht zu Unrecht großer Passivität be­ schuldige P. traf sich im September 1560 mit dem päpstlichen Gesandten Giovanni Anto­ nio Volpe in Baden. Dessen Drängen auf eine Teilnahme am Tridentinum beantwortete P. mit dem Hinweis auf seine angebliche Ar­ mut. Am 15. 6. 1562 bestimmte er immerhin den Abt von Einsiedeln, Joachim Eichhorn, zu seinem Prokurator in Trient und ver­ sprach, alle Konzilsinitiativen zu unterstüt­ zen. Nach Eichhorns Rückkehr betraute er im April 1563 Volpe mit seiner Stellvertretung. Dieser unterschrieb die Konzilsbeschlüsse im Namen P.s. Die gedruckten Konzilsdokumente überreichte Volpe P. am 16. 10. 1564. Zu ihrer Durchführung trug dieser jedoch

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Planta - Plateis

nichts bei. P. starb am 28. 4. 1565 nach kurzer Krankheit in Bad Fideris, wo er zu einer Kur weilte. Die Beisetzung erfolgte in der Kathe­ drale von Chur.

Schwert, nicht aber mit Mitra und Stab ge­ schmückt war, da er als Bischof weder bestä­ tigt noch geweiht wurde. Am 29. 8. 1529 resi­ gnierte er auf das Bistum und wurde zum Großsakristan des Domkapitels gewählt.

Literatur: J. G. Mayer II, 98-122. - K. Fry, Nunzius Giovanni Antonio Volpe und die Konzilsverhand­ lungen mit den III Bünden, in: ZSKG 26 (1932) 3458. - O. Vasella, Krise und Rettung des Bistums Chur im 16. Jahrhundert, in: 1500 Jahre Bistum Chur (Zürich 1950) 71-86. - G. Capaul. - W. Kun­ dert, in: HS 1/1, 495.

Literatur: D. Imesch, in: BWG 6 (1927) 108-110. B. Truffer 43f. - L. Carlen, Kultur II, 85.

Pierre Louis Surchat

Louis Carlen

P. starb am 22. 4. 1538. Er wurde in der Grab­ stätte der Herren von Silenen im Chor der Ka­ thedrale zu Sitten beigesetzt.

Platea (Am Hengart), Philipp de (1470/75-1538)

Plateis von Plattenstein, Johann Ernst (Jan Arnost Platejs z Plattenstejna) (1586-1637)

1522

Generalvikar des Bischofs von Sitten 1522-1529 Gewählter Bischof von Sitten

1622 (?) -1636 Generalvikar des Bischofs von Olmütz 1637 Bischof von Olmütz

Philipp de Platea wurde zwischen 1470 und 1475 vermutlich in Anchettes (Venthen) bei Siders als Sohn des Franz de P., der später mehrfach Landeshauptmann des Wallis war, und der Katharina in Albon geboren. Sein Studiengang und das Datum der Priesterwei­ he sind unbekannt. 1486 wurde er Mitglied des Domkapitels von Sitten. Dort ist seine Präsenz seit Mai 1488 nachgewiesen. An Ka­ pitelsämtern bekleidete er 1499 und 1500 je­ nes des Metrals und 1510 und 1517 jenes des Viztums von Vex. Daneben besaß er die Pfar­ reien Vetroz, Nendaz und St.-Maurice de Laques, die Kaplanei Plan-Conhey sowie die Al­ tarpfründe St. Bartholomäus im Kreuzgang der Kathedrale von Lausanne. Als Gegner Kardinal M. (—>) Schiners wurde er 1519 von Papst Leo X. exkommuniziert. Am 6. 6. 1522 wurde er angesichts der Verbannung Schiners vom päpstlichen Kommissär Bartholomäus Arnolphin zum Offizial und Generalvikar der Diözese Sitten ernannt. Nach dem Tode Schi­ ners wählten ihn das Domkapitel und der Walliser Landrat zum Bischof. Papst Leo X. bestätigte diese Wahl jedoch nicht und ver­ lieh das Bistum zunächst an Kardinal Giovan­ ni Piccolomini, dann an Kardinal Paul de Cesis als Administratoren. Beide nahmen den Sprengel jedoch nicht in Besitz, während das Diözesanvolk zu Platea stand.

Johann Ernst Plateis von Plattenstein wurde 1586 als Sproß einer katholischen deutsch­ böhmischen Familie des niederen Adels ge­ boren. Sein Vater Johann P. war zunächst Schreiber beim Oberstkanzler Wratislaw von Pernstein, dann Sekretär in der Hofkammer. Er wurde 1585 geadelt (von Plattenstein auf Gußmannsdorf) und 1605 in den Ritterstand aufgenommen. Bis 1602 war er kaiserlicher Richter der Prager Altstadt. Die Mutter P.s war Dorotea, die Tochter des ehemaligen Kanzlers der Prager Altstadt Sixt von Otters­ dorf.

In P.s Regierungszeit fiel der Ausbruch der Reformation. P. versuchte dieser durch das Bündnis der sieben Walliser Zenden mit den katholischen Orten der Eidgenossenschaft entgegenzutreten. Unter P. wurden die Pfarr­ kirche von Saviese 1523 neu erbaut und die in Bagnes errichtet. 1528 ließ P. Taler schla­ gen, auf denen sein Wappen mit dem

P. absolvierte sein Studium am Germanikum in Rom (Dr. iur. utr., lie. theol.), wurde Kano­ niker des Olmützer Kapitels und setzte sich eifrig für die Gegenreformation ein. Im Stän­ deaufstand wurde sein Besitz konfisziert, er selbst für mehrere Monate in Mähren inhaf­ tiert, bis er gegen Lösegeld freikam. Nach dem Aufstand trat er zunächst für eine schar­ fe, seit 1621 jedoch für eine gemäßigte, all­ mähliche Gegenreformation ein. Nuntius Car­ lo Caraffa schätzte ihn sehr und schlug ihn als Generalvikar für den kranken Erzbischof vor. Er wurde Kanoniker des Prager Domkapi­ tels (1622) sowie in Wyschehrad und Breslau, dann Archidiakon in Brünn und Propst des Olmützer Domkapitels. Überdies erhielt er ei­ nen Anteil aus den konfiszierten Gütern des aufständischen Adels. In dieser Zeit dürfte ihn auch Kardinal F. S. v. (—►) Dietrichstein zu seinem Generalvikar ernannt haben. Je­ denfalls gehörte er der von Dietrichstein 1624 eingesetzten „Reformationskommission“ als Berichterstatter an. Aber nicht nur in Olmütz, sondern auch in Prag wurden seine Kennt­ nisse in der Zeit der Rekatholisierung ge­

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Plateis - Plovier

nutzt. Die Instruktion von Kardinal E. A. v. (—> Bd. 1648-1803) Harrach für die Verwal­ tung des Bistums während seiner Abwesen­ heit (4. 1. 1629) nennt nämlich P. eigens als besonderes ständiges Mitglied der Kapitels­ versammlung. Er gehörte auch zu den Re­ daktoren der mährischen „Verneuerten Lan­ desordnung“ (1628). Vom Kaiser erhielt er 1621 und 1626 mehrere persönliche Privile­ gien. Er wurde zum päpstlichen Hauspräla­ ten, zum kaiserlichen Hofrat sowie zum Rat der Erzherzoge Leopold und Karl ernannt. Nach dem Tod Dietrichsteins wählte ihn das Olmützer Kapitel am 12. 11. 1636 zum Bi­ schof. Die päpstliche Bestätigung erreichte ihn jedoch nicht mehr, denn P. starb bereits am 21. 8. 1637. Er wurde bei den von ihm zu Erben bestimmten Augustinern in Olmütz beigesetzt. Er hinterließ ein Tagebuch der Jah­ re 1619-24, ein italienisch-böhmisches Tage­ buch von 1624 und zahlreiche andere Schrif­ ten. Literatur: Stätni üstredni archiv v Praze [Staatliches Zentralarchiv Prag]: APA, B 2/4, f. 165. - G. Wolny 95. - Ch. d’Elvert, Beiträge LX. - Ders., Erzbistum 124, 302f. - OSN 19 (1902) 856. - A. Podlaha 163. V. Liva, in: CMM 54 (1930) 15-78, 293-336. Winfried Eberhard

Platzgummer, Johann (+ 1647)

1596-1603 Generalvikar des Bischofs von Gurk 1627 Generalvikar des Bischofs von Brixen 1641-1647 Bischof von Brixen Johann Platzgummer wurde als Sohn des Kupferschmiedes Bartelmä P. und der Anna Peyrin zu Kastelbell im Vintschgau geboren und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. 1582-85 besuchte er die Brixner Domschule. Als der Gurker Bischof Ch. A. v. (—>) Spaur seinen Bruder, den Brixner Bischof J. Th. v. (—►) Spaur ersuchte, ihm einige Priesteramts­ kandidaten zu schicken, sandte dieser ihm u. a. P. So konnte er sein Studium zunächst in Graz, dann in Wien und schließlich 1588-95 als Alumne des Collegium Germanicum in Rom fortsetzen. Dort wurde er am 23. 4. 1595 zum Priester geweiht und 1596 zum Dr. theol. promoviert. Nach Gurk zurückgekehrt, wurde er von Bischof Spaur zum Generalvikar er­ nannt. Als Spaur 1601 Bischof von Brixen wurde, erhielt P. dessen Gurker Kanonikat. 1603 resignierte P. seine Ämter und Benefizien in Gurk und kehrte nach Brixen zurück, wo er zu einem der engsten Mitarbeiter des Bischofs wurde. 1603-07 hatte er die Pfarrei 41 Lexikon

Brixen, 1607-17 das Kanzleramt inne. 1608 wurde er Kustos, 1615 Scholastikus des Brix­ ner Domkapitels. 1627 war er vorübergehend Generalvikar. Im gleichen Jahr erhielt er die Dompropstei, die er 1632 mit dem Dekanat vertauschte. Nach Erledigung des Brixner Bischofsstuhls im Jahre 1641 versuchte die Landesfürstin Claudia von Medici mit Unterstützung Kaiser Ferdinands III., ihrem Sohn Bd. 16481803) Sigmund Franz von Österreich das Bis­ tum zu verschaffen. Das Domkapitel wählte stattdessen am 13. 6. 1641 den bereits 76 jährigen P. Nachdem dieser am 16. 12. 1641 päpstlich be­ stätigt worden war, wurde er am 24. 2. 1642 durch Weihbischof A. (—> Bd. 1648-1803) Crosini in Brixen konsekriert. P. bemühte sich um die Sanierung der zerrütteten Wirtschafts­ verhältnisse seines kleinen Hochstiftes. Dabei stieß er auf große Schwierigkeiten, denn die Konflikte mit der Landesregierung, die schon seine Vorgänger hatten, setzten sich während seiner Regierungszeit fort. Eine Hofresolution von 1644 erklärte die Stifte Brixen und Trient der landesfürstlichen Oberhoheit für unter­ worfen. P. weigerte sich dennoch, außer ei­ nem Beitrag für die Landesverteidigung wei­ tere Kontributionen zu leisten. P. griff mäßigend in die Tiroler Hexenpro­ zesse ein, indem er 1644 die zum Tode verur­ teilte Fassanerin Juliana de Pozza begnadigte. 1642, 1643, 1645 und 1646 ließ er seine Di­ özese gründlich visitieren. P. setzte in seinem Testament die 1611 errichtete Rosenkranzbru­ derschaft als Universalerbin ein. Aus seinem literarischen Nachlaß ist eine Lebensbe­ schreibung seines Gönners Spaur zu nennen. Von ihm stammt auch eine Reihe kirchlicher Kompositionen. P. starb am 12. 5. 1647 in Bri­ xen. Er wurde in der Domkirche beigesetzt. Literatur: K. Wolfsgruber 188f. - J. Silbernagl 32, 36f. - J. Bücking, Frühabsolutismus 151. - J. Gelmi, Bischöfe 160-162. -R. Palme 173. Josef Gelmi

Plovier, Etienne (+ frühestens 1449) seit 1447

Weihbischof in Lausanne

Aus Valence; 1433 Prior von Saint-Pierre du Bourg-les-Valence; im Gefolge des Kardinals Aleman am Basler Konzil; in Basel zum Bi­ schof von Marseille ernannt, wurde er wegen der Sanktionen Eugens IV. von seiner Diözese abgelehnt; am 22. 5. 1447 vom Lausanner Bi­ schof G. de (—>) Saluces mit der Visitation der

Plovier - Polentz

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Diözese beauftragt; nahm an den Verhandlun­ gen zur Beilegung des Schismas teil; letzte Er­ wähnung: 9. 10. 1449 Konsekration der Fran­ ziskanerkirche in Arles. Literatur: L. Wettstein, in: HS 1/4, 201.

nem am 15. 1. 1507 in Flensburg erfolgten Tod wurde er im Chor des Domes beigesetzt. Literatur: W. Christensen, in: DBL 18 (21940) 442f. J. Skovgaard 33f. Christian Radtke

Pierre Louis Surchat

Pogwisch, Detlef (vor 1469-1507) 1502-1507 Bischof von Schleswig

Detlef Pogwisch stammte aus einem der ange­ sehensten holsteinischen Adelsgeschlechter, die sich seit dem ausgehenden 13. Jh. auch im Herzogtum Schleswig niedergelassen hat­ ten. Sein Vater Benedikt P. besaß das Adels­ gut Grünholz im südlichen Herzogtum un­ weit Schleswigs. P. hatte 1489 in Bologna stu­ diert, war seit 1494 Magister und stieg schnell im Schleswiger Domkapitel auf. Er besaß daneben Einkünfte aus ewigen Vikaria­ ten in Rendsburg und Itzehoe in der Graf­ schaft Holstein. Seine Wahl zum Bischof von Schleswig durch das Domkapitel am 20. 12. 1499 wurde zwar vom Landesherrn bestätigt, von der Kurie jedoch abgelehnt. Erst am 29. 7. 1502 wurde sie durch die Zahlung hoher Geldsummen an den vom Papst ernannten Bi­ schof G. d. (—>) Castro rechtskräftig. Zur Kom­ pensation dieser Ausgaben erhielt P. im No­ vember 1502 die päpstliche Erlaubnis, die Hälfte aller geistlichen Einkünfte aus seinem Stift für ein Jahr einzubehalten. Der Klerus nahm diese Sondersteuer jedoch nicht unwi­ dersprochen hin. P. war offenbar nicht in der Lage, seine finanziellen Verpflichtungen ge­ genüber seinem Vorgänger vollständig zu er­ füllen; Testierende Gelder wurden noch im Jahre 1507 von seinem Nachfolger G. v. (—>) Ahlefeld, dem er ein hochverschuldetes Bis­ tum hinterließ, beglichen.

Wie schon die Vorgänge um seine Einsetzung erkennen ließen, war P. politisch an Herzog Friedrich von Schleswig gebunden, dem er verschiedentlich als Rat diente und an dessen Hochzeitsfeier mit Anna von Brandenburg im Jahre 1502 er teilnahm. In dem unter Vermitt­ lung Kardinal R. (—>) Peraudis zustande ge­ kommenen Vergleich zwischen König Johann von Dänemark und der Hansestadt Lübeck vom Jahre 1503 war er als Zeuge beteiligt. Im März 1506 stattete er die Kapelle seines Resi­ denzschlosses Schwabstedt westlich von Schleswig mit römischen Reliquien aus. In P.s noch inoffizielle Amtszeit fiel 1501 der Abschluß der Umbauarbeiten am Nordschiff der Bischofskirche in Schleswig. Nach sei­

Polentz, Georg von (OT) (1478-1550) 1519-1524 Bischof von Samland 1521-1523 Postulierter Bischof von Pomesanien Georg von Polentz wurde 1478 als Sohn des Alexander v. P. und der Dorothea von Kariß aus einer alten Meißner Adelsfamilie in Gär­ titz bei Dresden geboren. Er studierte seit 1446 Rechtwissenschaften in Leipzig, wo er 1498 das Bakkalaureat erwarb, sowie in Ita­ lien, wo er den Grad eines Lie. iur. erlangte. Er war kurze Zeit Privatsekretär Papst Julius’ II. und trat dann in den Dienst Kaiser Maxi­ milians I. Im Kriegslager vor Padua lernte er 1509 den zwölf Jahre jüngeren Markgrafen Al­ brecht von Brandenburg-Ansbach kennen. Als dieser 1511 Hochmeister wurde, trat auch P. 1512 in den Deutschen Orden ein. Albrecht zog ihn zu zahlreichen Gesandtschaften her­ an und ernannte ihn 1516 zum Hauskomtur von Königsberg. Nach dem Tod des samländischen Bischofs G. v. (-*) Bünau nominierte der Hochmeister P. für die Nachfolge, und das Domkapitel vollzog die förmliche Wahl. Die päpstliche Bestätigung erfolgte zwischen dem 22. 2. und 11. 4. 1519. Am 29. 6. wurde P. im Dom zu Königsberg von den Bischöfen H. v. (—►) Dobeneck und F. v. (—>) Lossainen konsekriert. Nach dem Tode Dobenecks postulierte das pomesanische Domkapitel im Einverneh­ men mit dem Hochmeister P. auch für das Bistum Pomesanien. Er erhielt aber nicht die päpstliche Bestätigung. Leo X. verlieh das Bistum vielmehr Kardinal A. (—>) Grassi. P. verwaltete aber bis zur Wahl des E. v. (-*) Queiß die Diözese Pomesanien mit und ver­ zichtete 1523 ausdrücklich auf seine Postula­ tion.

Vom Hochmeister 1522 für die Zeit seiner Ab­ wesenheit zum Regenten in Preußen einge­ setzt und seit 1523 durch den aus Cottbus entlaufenen Franziskaner Johannes Bries­ mann für die neue Lehre gewonnen, wurde P. zum entscheidenden Wegbereiter der Refor­ mation im Ordensland. Weihnachten 1523 hielt er, der selbst keine gründliche theologi­ sche Ausbildung besaß, gestützt auf die Leh­ ren Briesmanns, als erster Bischof eine evan­ gelische Predigt im Königsberger Dom und trieb die Reformation durch Verwaltungsan-

Polentz - Porcelets

ordnungen, vor allem durch das Reforma­ tionsmandat vom 28. 1. 1524 mit seinen An­ weisungen an die amtierenden Pfarrer, sowie durch die Entsendung von evangelischen Pre­ digern auch in die Nachbardiözese Ermland systematisch voran. Scharf ging er gegen die Franziskaner der strengen Observanz vor. Als die Grauen Mönche in Tilsit und Wehlau 1523 gegen die Inventarisierung ihres Kir­ chengerätes Widerstand leisteten, zog P. im April 1524 ihre Kleinodien ein. Den Königs­ berger Franziskanern verbot er Anfang 1524 das Beichthören, und in seiner Osterpredigt stellte er sie als Gleisner, Betrüger und Gauk­ ler hin. Ähnliche Hetzpredigten hielten Briesmann und der ehemalige Antoniter Jo­ hann Amandus. Das gemeinsame Vorgehen gegen die Franziskaner führte am Ostermon­ tag 1524 zum Sturm des Pöbels auf ihre Nie­ derlassung, so daß sie Königsberg verließen.

Mit dem Reformationsmandat hörte die Di­ özese Pomesanien als katholischer Jurisdik­ tionsbezirk de facto auf zu bestehen. Nach der Rückkehr Albrechts nach Preußen trat P. 1525 freiwillig die weltlichen Hoheitsrechte des Bistums an den Landesherrn ab. Als evangelischer Bischof hatte er fortan ent­ scheidenden Anteil am Aufbau der evangeli­ schen Landeskirche im Herzogtum Preußen. „Ein rationaler, kühler Zug durchwehte seine laienhafte Theologie, die nicht die Inbrunst, den Zweifel und das fragende Bohren, die Tiefe und die Heilsgewißheit Luthers kannte. Aber er war ein fester Charakter ...; seiner Verwaltungsbegabung und seinem Scharf­ blick ist es wesentlich zu verdanken, daß die Reformation in stürmischer Zeit in Preußen hat Fuß fassen können“ (Hubatsch). P. starb am 28. 4. 1550 in Balga, dem Sitz eines der beiden ihm zur Nutzung zugewiesenen Äm­ ter. Er wurde im Dom zu Königsberg beige­ setzt. Literatur: A. R. Gebser 241-329. - P. Tschackert, Ge­ org von Polentz (Leipzig 1888). - Ders. (Hg.), Urkun­ denbuch zur Reformationsgeschichte des Herzog­ tums Preußen, 3 Bde. (Leipzig 1890), hier: I, II. - L. Lemmens. - H. Laag, Die Einführung der Reformati­ on im Ordensland Preußen, in: NKZ 36 (1925) 857873. - E. Joachim-W. Hubatsch I, II, Reg. - E. J. Guttzeit, Schuldner und Gläubiger des Bischofs Ge­ org von Polentz im Amt Balga 1551, in: Ostdeutsche Familienkunde 1 (Neustadt/Aisch 1953) 2-10, 3739. - P. G. Thielen, in: APB 2 (1967) 512f. W. Hubatsch, Albrecht von Brandenburg-Ansbach, Deutschordens-Hochmeister und Herzog in Preußen 1490-1568 (Köln 21965). - H. Zins, Pocz^tki. - W. Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens I, III (Göttingen 1968). - M. Biskup, Polska. - T. Oracki II, 85f. - St. Hartmann. Hans-Jürgen Karp 41*

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Pollheim, Bernhard von (1456-1504)

1500-1504 Administrator des Bistums Wien

Bernhard von Pollheim wurde 1456 als Sohn des Ritters Weikhart v. P. und Wartenburg, Ra­ tes und Kämmerers von Kaiser Albrecht II., und der Barbara Traun geboren. Er stammte somit aus altem oberösterreichischem Adel. Er hatte sechs Brüder. P. studierte in Padua die Rechte und wurde dort 1478 zum Dr. iur. utr. promoviert. Im gleichen Jahr war er Rek­ tor der Universität. Seit 1478 hatte er ein Domkanonikat in Passau inne. Die höheren Weihen empfing er nicht. P. übernahm wiederholt diplomatische Mis­ sionen für Kaiser Friedrich III. und Maximi­ lian I., der ihn zu seinem Rat ernannte. 1503 war er kaiserlicher Orator in Italien. 1486 wandte Maximilian I. sich mit den preces primariae für P. an die Bischöfe von Passau und Salzburg. Aufgrund dessen erhielt er 1487 die reich dotierten Pfarreien Traunkirchen und Pfaffing-Vöcklamarkt in der Diözese Passau. 1494 wurde er Propst von Stuhlweißenburg und von St. Margaretha in Dömös (Erzdiözese Esztergom). Aufgrund königlicher Nominati­ on wurde er am 18. 3. 1500 von Papst Alexan­ der VI. als Administrator des Bistums Wien bestätigt. 1501 erhielt er vermutlich ein Dom­ kanonikat in Augsburg. Kaiser Maximilian bestimmte ihn ferner zum Bischof von Veszprem, doch erhielt er nicht die päpstliche Be­ stätigung. P. starb am 13.1. 1504. Er wurde in der Minoritenkirche zu Wels (Oberösterreich) beigesetzt. Literatur: X. Schier 33. - C. v. Wurzbach 23 (1872) 65. - A. Luschin v. Ebengreuth, Oesterreicher an ita­ lienischen Universitäten zur Zeit der Reception des römischen Rechtes, in: BVLNÖ, NF 15 (1881) 97. J. Kopallik 7. - L. H. Krick, Stammtafeln 291. - E. Tomek, Kirchengeschichte 149 f. - L. Santifaller, Die Preces primariae Maximilians I., in: Ders. (Hg)., FS zur Feier des zweihundertjährigen Bestandes des Haus-, Hof- und Staatsarchivs I (Wien 1949) 616, 620. - E Loidl 32, 334. - F. Loidl-M. Krexner 22f. Johann Weissensteiner

Porcelets de Maillane, Jean des (1582-1624) 1607-1624 Bischof von Toul Jean des Porcelets de Maillane wurde am 24. 8. 1582 zu Valhey bei Luneville als Sohn des Jean d. P. und Herrn von Valhey und der Ju­ dith d’Apremont geboren. Sein Vater war Se­ neschall des Herzogtums Bar und später Mar­

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Porcelets

schall von Lothringen. P. absolvierte sein Stu­ dium bei den Jesuiten in Pont-ä-Mousson, in Trier und Ingolstadt und wieder in Pont-äMousson. Später ging er nach Rom, wo er in päpstliche Dienste trat und von Paul V. 1606 sogar mit einer Mission zu Jakob I. nach Eng­ land betraut wurde. P. vertrat in Rom auch die Interessen des Herzogs von Lothringen.

Nach dem Tode des Bischofs Ch. d. (—>) La Vallee (1607) von Toul wurde P. unerwartet dessen Nachfolger. Die nach den Bestimmun­ gen des Wiener Konkordates von 1448 vorge­ nommene Bischofswahl des Kapitels fiel al­ lerdings auf eine andere Persönlichkeit, und der Hof zu Nancy wünschte, daß das Bistum dem erst dreijährigen Grafen Karl von Vaudemont verliehen werde. Der Repräsentant des französischen Königs bestand dagegen dar­ auf, daß vor der Wahl eine Order seines Herrn abgewartet werde. Angesichts dieser kompli­ zierten Situation brachte die herzogliche Fa­ milie wie schon in früheren Fällen eine au­ ßenstehende Persönlichkeit ihres Vertrauens ins Spiel. Dies war P., der auch in Rom gut eingeführt war. Die weitere Entwicklung zeig­ te, wie stark der französische Einfluß auf die lothringischen Bistümer inzwischen war. Herzog und König erbaten gemeinsam beim Papst die Verleihung des Bistums an P. Dieser wurde am 26. 11. 1607 präkonisiert und am 27. 12. zu Rom in der Kirche S. Maria della Scala durch seinen Protektor, den Kardinal Robert Bellarmin, konsekriert. Im Frühjahr 1608 leistete er König Heinrich IV. in Fon­ tainebleau den Treueid. Die Amtszeit von P. war eine der bedeutend­ sten in der Geschichte des Bistums, denn da­ mals waren dort mehrere Persönlichkeiten von ungewöhnlichem Format für die religiöse Erneuerung Lothringens tätig. Es waren dies Servais de Lairuels, der Reformer des Prämonstratenserordens, Elisabeth de Ranfaing, die Gründerin der Refuge, sowie Katharina von Lothringen, die das Damenstift von Remiremont mit fester Hand leitete. Noch stär­ ker ragten Pierre Fourier und Alix Le Clerc hervor. Der Augustinerchorherr Fourier wirkte 1597-1634 in der heruntergekomme­ nen Pfarrei Mattaincourt im Sinne des Tridentinums. Er gründete zusammen mit Le Clerc im Jahre 1597 den Lehrorden der Chor­ frauen ULFrau. Dieser widmete sich der Er­ ziehung von Mädchen aus ärmeren Volks­ schichten. Fourier selbst stellte die Regel­ treue seines Ordens wieder her und faßte des­ sen Häuser 1623 in der Kongregation de Notre-Sauveur zusammen. Ihre Mitglieder widmeten sich der Volksmission in den

Landgebieten und dem Elementarschulunter­ richt für Knaben aus ärmeren Volksschichten. Der 1897 heiliggesprochene Fourier hatte sei­ ne Gründungen zwar schon vor dem Episko­ pat von P. unternommen, aber dessen Unter­ stützung erwies sich für ihn als höchst förder­ lich. P. unterstützte auch die anderen Orden, die zu seiner Zeit zahlreiche Niederlassungen in seiner Diözese errichteten, und zwar die Je­ suiten, Oratorianer, Kapuziner, Minimiten, Tertiarinnen, Karmeliten und Karmeliterin­ nen, Annunziatinnen und Visitandinnen.

1608 visitierte P. erstmals die Diözese. Weite­ re Visitationen folgten 1610, 1613, 1616 und 1620. Damit orientierte P. sich trotz der wei­ ten Ausdehnung seines Sprengels mit seinen damals über 700 Pfarreien an den vom Tridentinum vorgegebenen und auch von Karl Borromäus praktizierten Intervallen. Die Visi­ tationen bildeten feierliche Akte, bei denen meist Kirchen zu rekonziliieren, Altäre zu konsekrieren, Reliquien auf ihre Echtheit zu überprüfen und Friedhöfe zu benedizieren waren. Dazu kamen Prozessionen zu benach­ barten Kapellen. Auch die Glaubensunterwei­ sung war durch das Konzil normiert worden. Daher bestiegen P. oder einer seiner Begleiter wohl die Kanzel. Außerdem unterstrich P. durch die feierliche Meßfeier die Bedeutung des eucharistischen Opfers. Er teilte persön­ lich die Kommunion aus, spendete die Fir­ mung oft an Hunderte von Personen und gele­ gentlich auch die niederen Weihen. Seine Vi­ sitationen brachten also die kirchliche Sakra­ mentenlehre zur Darstellung. Gleiche Sorgfalt verwandte P. auf Überprüfung der Kultgeräte. Als erster Bischof von Toul drängte er darauf, daß sich in jeder Kirche ein Predigt- und ein Beichtstuhl befanden. P. sah vor allem die spirituelle Erneuerung als dringlich an. Bei seinen Besuchen wurden daher zahlreiche Marien- und Sakramentsbruderschaften ge­ gründet. Er wünschte, daß diese eindeutig geistlichen Charakter trugen. 1613 ordnete er an, daß alle Bruderschaften eine von ihm ap­ probierte Regel annahmen. Im gleichen Jahr forderte er alle Familien auf, für ihre Verstor­ benen Seelenmessen feiern zu lassen.

Besondere Aufmerksamkeit widmete P. der Qualität des Pfarrklerus. Dessen Bildungs­ stand war außerordentlich unterschiedlich, da es noch kein Diözesanseminar gab. Nach den Visitationen stellte P. in seinen Erlassen immer wieder Defizite fest. So drängte er z. B. auf regelmäßigen Katechismusunterricht. Auch die großen Unterschiede in der Feier der Liturgie, die trotz der vereinheitlichen­ den Bemühungen seiner Vorgänger noch fest­

Porcelets - Porta

zustellen waren, monierte er. Diese Defizite brachte P. auf den Diözesansynoden zur Spra­ che, so 1618 die Verwaltung des Ehesakra­ mentes. Bis 1619 hielt er jährlich zwei Syn­ oden, 1620 nur noch eine. Die dort vorgetra­ genen Ausführungen wiederholte er im allge­ meinen später in Anweisungen an den Klerus. Um 1619 veranlaßte er den Druck des Handbuches „Pratique doree de la charge et office des eures“ des Giovanni Battista Posse­ vino. Es behandelte die Aussagen des Tridentinums über die Sakramente, die Feier der Messe, das Priestertum und die Pflichten der Pfarrer und wurde durch praktische Anwei­ sungen ergänzt. Seit 1620 wurde P. von neuen Sorgen be­ drängt, da Heinrich II. ohne männlichen Er­ ben war und seine Schwäche die politischen Gegner zu Intrigen ermunterte. Diese Krisen­ zeichen fielen in die Zeit des beginnenden Dreißigjährigen Krieges. 1622 wüteten die auf protestantischer Seite kämpfenden Truppen des Ernst von Mansfeld schrecklich in Loth­ ringen. P. verstarb am 14. 9. 1624 zu Nancy. Er wurde seinem Wunsch gemäß in der dortigen Jesui­ tenkirche beigesetzt. Literatur: B. Picart 684-693. - A. Calmet VI, 710720. - E. Martin II, 100-188. - H. Tribout de Morembert, Un grand reformateur lorrain au XVIIe sie­ de, Jean des Porcelets de Maillane, eveque et comte de Toul, 1581-1624 (Metz 1938). - Repertoire IV, 427-429. - M. Pernot, Reforme tridentine. - M. Per­ not, in: R. Taveneaux, Encyclopedic 111-150. - M. Pernot, Un acteur de la Reforme catholique en Lor­ raine: Jean des Porcelets de Maillane, eveque de Toul (1608-1624), in: R. Taveneaux (Hg.), Saint Pierre Fourier en son temps (Nancy 1992) 73-84.

Louis Chätellier

Porta, Beat ä (1530-1590) 1565-1581 Bischof von Chur Beat ä Porta wurde im Jahre 1530 zu Davos geboren. Sein Vater Hans war dort 1536 Land­ ammann. Die ä Porta, eine Notabienfamilie des Zehngerichtebundes, besaßen das Churer Bürgerrecht. P. studierte zu Freiburg/Br. (im­ matrikuliert 1550), Orleans (1555) und Paris (dort Theologie). 1562 wurde er Pfarrer in Feldkirch und Domherr in Chur. Bei der Bi­ schofswahl vom 23. (?) 5. 1565 gaben ihm sechs der acht anwesenden Domherren ihre Stimme. Der Gotteshausbund lehnte P., der

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aus dem Zehngerichtebund stammte, jedoch ab, setzte B. v. (—>) Salis auf den bischöfli­ chen Thron, übergab diesem die Besitzungen des Bistums und huldigte ihm. Als das Dom­ kapitel nun unter Druck gesetzt wurde, er­ kannten drei weitere Domherren Salis an. P., der vom protestantischen Zehngerichtebund, vom Grauen Bund und den Zünften der Stadt Chur unterstützt wurde, begab sich nun nach Luzern und gewann die Unterstützung der katholischen Kantone, die sich 1565 für ihn beim Papst einsetzten. Obwohl Pius IV. seit langem mit der Familie Salis verbunden war, bestätigte er P. am 24. 8. 1565. Dieser empfing im November des gleichen Jahres zu Rom die Bischofsweihe. Kaiser Maximilian II. verlieh ihm am 10. 2. 1566 die Regalien. Während Sa­ lis weiterhin in Chur residierte und die Temporalia verwaltete, hielt sich P. in Feldkirch auf. Erst unter dem Druck der Anhänger P.s, namentlich der Stadt Chur, resignierte Salis am 28. 6. 1566. Am 15. 11. erkannte auch der Gotteshausbund P. an, der als Gegenleistung die Bischof L. (—>) Iter abgerungenen „6 Arti­ kel“ beschwor. Am 2. 1. 1567 zog er in die un­ ter Salis durch einen Brand teilweise zer­ störte Residenz ein. Salis besaß aber weiter­ hin viele Anhänger. Er vertrat in Rom seine Sache, und bei der endgültigen Einigung über die Herausgabe von Gütern und Geldern 1569 mußte P. in vielen Punkten nachgeben. Die ersten Regierungsjahre des kirchlich ge­ sinnten, aber nachgiebigen P. verliefen relativ friedlich. Er ließ die Trienter Konzilsbe­ schlüsse veröffentlichen. 1568 versuchte er vergeblich, in Feldkirch eine Diözesansynode abzuhalten. 1570 traf er Karl Borromäus, der sich für die Reform der Kirche in der Eidge­ nossenschaft einsetzte, im Urserental. Als der Gotteshausbund ihn 1574 aufforderte, sämtli­ che Abrechnungen vorzulegen, verließ P. Chur und begab sich ins sichere Fürstenburg. Trotz wiederholter Vorstellungen von Seiten des Domkapitels, der katholischen Kantone und des Nuntius entschloß er sich nicht zu einer Rückkehr. 1576 erhielt er die Pfarrei St. Johann Baptist zu Tirol, zu der auch die Stadt Meran gehörte, als zusätzliche Einkommens­ quelle. 1577 bat er um einen Koadjutor in der Person des Abtes von St. Gallen, Joachim Opser. Nuntius Feliciano Ninguarda, dem als Veltliner die Churer Verhältnisse bestens be­ kannt waren, setzte sich für diesen ein. Dar­ aufhin ernannte Papst Gregor XIII. ihn am 30. 1. 1579 im geheimen zum Koadjutor mit dem Nachfolgerecht. Auf einer Zusammenkunft mit P. in Feldkirch im Sommer 1579 ver­ suchte Ninguarda, den Gotteshausbund für diese Lösung zu gewinnen. Dieser bestand

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Porta - Preen

aber auf einem eigenen Untertanen als Bi­ schof. Daraufhin verzichtete Opser im Okto­ ber 1579. Auch Nuntius Giovanni Francesco Bonomini hielt die Koadjutorenlösung für un­ durchführbar und forderte mit den katholi­ schen Kantonen der Innerschweiz P. zur Rückkehr nach Chur auf. Dieser hatte immer­ hin schon 1578 den für kirchliche Reformen zugänglichen Dompropst N. (—►) Venosta zu seinem Stellvertreter in Chur ernannt. P.s Weigerung, nach Chur zurückzukehren, und ein Zusammenstoß mit dessen neugläubigem Bruder veranlaßten Bonomini, P.s Rücktritt zu verlangen. Der Nuntius traf sich im Febru­ ar 1580 mit P. in Fürstenburg und verhan­ delte im Sommer mit dem Domkapitel und mit Vertretern des Gotteshausbundes in Chur. Es gelang ihm, letztere, und zwar auch die Protestanten, für eine Reform des Domkapi­ tels zu gewinnen und bei einer allfälligen Bi­ schofswahl das Bistum im Status quo zu belassen. Die Mehrzahl der Domherren wa­ ren seiner Meinung nach unwürdig und schwach. Im Herbst 1580 sagte P. dem Nunti­ us seinen Rücktritt zu, und 1581 teilte er dem Domkapitel seine Resignation mit. Sie wurde mit dem Pensions vertrag vom 4. 6. rechtsgül­ tig. P. behielt seine Pfarrei Tirol, eine jährli­ che Rente von 400 Gulden und die bischöfli­ chen Insignien. Er zog sich in ein Privathaus seiner Pfarrei zurück, während er die Seelsor­ ge einem Vikar übertrug. Während seiner Amtszeit hatte P. nur die Pfarreien im Vintschgau visitiert und auch dies nur mit Einwilligung der Innsbrucker Regierung. Mit dem Jesuitenkolleg in Luzern (1577) und der Gewährung von sechs Frei­ plätzen für Bündner Theologiestudenten am Collegium Helveticum in Mailand (1579) wurden bessere Ausbildungsmöglichkeiten für den Churer Priesternachwuchs geschaf­ fen. Unter P. wandten sich weitere Bündner Gemeinden, vor allem im Gotteshausbund, der neuen Lehre zu. Um 1570 war das Bergell protestantisch, im Puschlav bekannte sich ein Drittel der Bevölkerung zur neuen Lehre.

Nach seiner Resignation widmete sich P. der Malerei, der Astronomie und der Mechanik. Am 12. 2. 1590 einigte er sich mit der Stadt Meran über die Besetzung von Seelsorgestel­ len. Im selben Jahr starb er in seiner Pfarrei. Die Beisetzung fand in der Liebfrauenkirche im benachbarten Riffian statt. Literatur: J. G. Mayer II, 122-174. - H. Schmid, Beat ä Porta, Bischof von Chur 1565-1581, in: BMB1 (1952) 358-366. - G. Capaul. - W. Kundert, in: HS 1/1, 495f. Pierre Louis Surchat

Pranberger (Pramberger, Branberger), Ulrich (OFM) (+ 1497) 1484 Ep. tit. Salonensis 1484-1497 Weihbischof in Freising Minorit; Lie. theol. bzw. Professor der Theo­ logie; 29. 3. 1484 Titularbischof von Salona und Weihbischof in Freising; konsekrierte 1491 die Kapelle des Spitals in Mittenwald und 1494 drei Altäre in der Friedhofskirche St. Salvator in München; t 22. 12. 1497. Literatur: C. Meichelbeck-A. Baumgärtner 587. - J. Schlecht, Analecta 45f. Egon Johannes Greipl

Pransnitz, Bernhard Wenzeslaus von (CanA) (t spätestens 1456)

1447 seit 1447

Ep. tit. Symbaliensis Weihbischof in Breslau

Augustinerchorherr von St. Maria auf dem Sand in Breslau; 15. 5. 1447 Titularbischof von Cembalö; am 22. 10. 1447 Mitkonsekrator von Bischof P. (—>) Nowag; konsekrierte im Mai 1450 die Kirche zu Oltaschin bei Bres­ lau; + vor 1. 3. 1456. Literatur: J. Jungnitz, Weihbischöfe 49f. - R. SamuL ski 16. Jan Kopiec

Preen, Johannes (+ 1461) 1454-1461

Bischof von Ratzeburg

Johannes Preen stammte aus Wittenburg und war seit 1444 Mitglied des Ratzeburger Dom­ kapitels, dessen Mitglieder wegen der noch streng befolgten Prämonstratenserregel zu­ nehmend bürgerlicher Herkunft waren. Auch P. stellte in dieser Hinsicht keine Ausnahme dar, da er erst nach seiner Erhebung zum Bi­ schof von der adligen Familie v. P., die unter den Ministerialen der Grafen von Oldenburg erscheint, als zugehörig anerkannt wurde. 1444 bekleidete P. das Amt des Officialis maior. Er schrieb sich mehrmals an Universitä­ ten ein. So 1427 in Rostock und im Winterse­ mester 1451 in Erfurt. In Rostock wurde er 1430 zum Bacc. promoviert. 1454 wurde P. zum Nachfolger des Ratzebur­ ger Bischofs J. (—>) Proei gewählt. Die päpstli­ che Bestätigung erfolgte am 23. 8. P. wird als

Preen - Proei streng und ernst beschrieben und stand sei­ ner Kirche in jeder Hinsicht gut vor. Im Inter­ esse der Studienförderung stiftete er ein Sti­ pendium, das je zur Hälfte vom Kapitel und von seinen Tafelgütern bestritten und jährlich seinen studierenden Kanonikern zur Verfü­ gung gestellt wurde. Das kirchliche Leben versuchte P. mittels verschiedener Stiftungen zu verbessern. Die finanziellen Verhältnisse des Stiftes besserten sich unter seiner Amts­ zeit soweit, daß verschiedene vormals veräu­ ßerte Güter zurückgekauft werden konnten, vor allem die Höfe Rupensdorf (1454) und Röggelin (1455). Auseinandersetzungen mit den benachbarten Fürsten Heinrich von Mecklenburg und Herzog Bernhard von Sach­ sen-Lauenburg konnte P. weitgehend vermei­ den.

P. starb am 9. 10. 1461. Er wurde im Dom zu Ratzeburg beigesetzt. Literatur: G. M. C. Masch 352-356. - W. Ebeling 390. - E W. J. Rickmann 18. - H. Windus 41f. - G. Möller-Alpermann 99. - H. Bernhöft 46f. - G. Krü­ ger 126. - K. Schmaltz 247.

Clemens Brodkob

Preiel (Breyel, Breill, Preil, Preyel u. a.), Ka­ spar (+1517) 1504 Ep. tit. Naturensis 1504-1517 Weihbischof in Bamberg * Kulmbach; seit 1476 Studium in Leipzig, 1480 Magister; 1490 bischöflicher Kaplan in Bamberg; 1492 Studium in Bologna, wohl dort Dr. theol.; 1495 Stiftsprediger in Ans­ bach und Kanonikus in St. Gumbert zu Ans­ bach; 1. 4. 1504 Titularbischof von Athyra und unter den Bischöfen G. (—>) Marschalk von Ebneth und G. (—>) Schenk von Limpurg Weihbischof in Bamberg; konsekrierte 1513 den Kunigundenaltar im Dom; weitere Pontifikalhandlungen u. a. in Nürnberg und Hof bezeugt; + 28. 7. 1517; □ St. Martin in Bam­ berg. Literatur: J. Kist, in: Geschichte am Obermain 1 (1963/64) 28-31. - Ders., Matrikel Nr. 704. Egon Johannes Greipl

Proei, Johannes (+ 1454) 1440-1454 Bischof von Ratzeburg

Johannes Proei stammte aus Wismar und war wie die meisten Mitglieder des strengen Prä-

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monstratenserstiftes in Ratzeburg bürgerli­ cher Abstammung. Er war seit 1423 Mitglied des Domkapitels und findet sich 1435/36 als Pfarrer von Bergedorf. Nach einstimmiger Wahl durch das Kapitel zum Nachfolger des am 6. 10. 1440 verstorbe­ nen Bischofs Pardamus (1431-40) erhielt P. am 21. 11. 1440 die Bischofsweihe durch den Bremer Erzbischof Balduin von Wenden (1437-42). Über die Verwaltung des Stiftes durch P. gibt es nur wenige Nachrichten. Die Chronisten bemerken, daß er die Würde seines Standes sowie des Bistums glanzvoll behauptet habe, trotz der dringend erforderlichen Sparsam­ keit gelegentlich aber verschwenderisch war. Zwar zeigen verschieden Verkäufe, so der des Zehnten in Grevesmühlen am 27. 10. 1442, daß den Bischof überkommene Schuldenla­ sten drückten, jedoch gestaltete er seine Ver­ waltung so, daß sich keine neuen finanziellen Belastungen anhäuften. Verschiedene Un­ glücksfälle veranlaßten P. zu mehreren Bau­ maßnahmen: nach dem Brand der Kapelle im Schloß zu Schönberg ließ er diese wiederher­ stellen, er ließ den Weg vom Schloß zur Stadt, den sogenannten Kalten Damm, erneu­ ern und den abgebrannten Bauhof beim Schloß wiedererrichten.

In P.s Amtszeit fiel am 12.9. 1443 die Modifi­ kation des aus dem Jahre 1372 stammenden Statuts des Domkapitels, durch die vor allem die Stellung des Propstes geregelt wurde. Am 14. 3. 1442 schloß P. mit dem Schweriner Bi­ schof Hermann Köppen (1429-44) und dem Electus und späteren Erzbischof von Bremen G. v. (—>) Hoya in Lüneburg eine Vereinba­ rung bezüglich „der Streitigkeiten zwischen Papst Eugen IV. und dem Baseler Konzil“. Da­ mit schlossen sich die Bischöfe den Kurfür­ sten an. P. bemühte sich um eine bessere Ver­ sorgung seiner Geistlichen, indem er Vikarien, die seiner Bestätigung bedurften, besser dotierte bzw. zusammenlegte. Er nahm als Mitkonsekrator an den Bischofsweihen N. (—►) Böddekers von Schwerin (1444) und A. (—>) Westfals von Lübeck (1449) teil. P. starb am 17. 3. 1454. Er wurde in der offe­ nen Kapelle der Domkirche zu Ratzeburg an der Nordseite des hohen Chores beigesetzt; der Grabstein ist erhalten. Literatur: G. M. C. Masch 344-351. - W. Ebeling 390. - E W. J. Rickmann 17f. - H. Windus 41. - G. Mö 11 er-AIpermann 99. - H. Bernhöft 44f. - G. Krü­ ger 126. - K. Schmaltz 247. - J. TYaeger 138, 142, 205. Clemens Brodkorb

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Promnitz

Promnitz, Balthasar von (1488-1562)

1540-1562 Bischof von Breslau Balthasar von Promnitz entstammte dem Landadel des Fürstentums Glogau. Im Jahre 1488 wurde er zu Lessendorf als zweiter Sohn des Caspar v. P. (+ 1500) und einer gebo­ renen Pogarell geboren. Sein älterer Bruder Caspar starb 1543 als Hauptmann von Frey­ stadt und Grünberg. 1510 begann P. das juri­ stische Studium an der neu gegründeten Uni­ versität Frankfurt/O. Seit 1519 studierte er in Wittenberg, 1520 trat er als Anführer eines Aufstandes adeliger Studenten gegen die Bür­ gerschaft nach seiner Relegation von der Wit­ tenberger Universität zu Leipzig in ein Söld­ nerheer ein. Sein Lebensweg nahm jedoch eine andere Richtung, als er 1521 durch Ver­ mittlung des Herzogs von Münsterberg-Oels das Anrecht auf ein Breslauer Domkanonikat erhielt. Er wurde Kleriker, studierte weitere drei Jahre, erwarb an einer nicht bekannten Hochschule, wahrscheinlich in Italien, den Grad eines Lie. iur. und wurde 1527 residie­ render Domherr in Breslau. Seitdem diente er dem Bischof J. v. (—>) Salza und dessen Dom­ kapitel in zahlreichen diplomatischen Mis­ sionen bei schwierigen Verhandlungen mit den schlesischen Fürsten und den Höfen von Prag und Wien. 1534 ernannte König Ferdi­ nand I. ihn zu seinem Kommissar für die Ein­ treibung der Türkensteuer. 1535 erwogen Salza und das Domkapitel, ihn als ständigen Gesandten für schlesische Kirchenfragen an den Wiener Hof zu entsenden. 1536 unter­ nahm er in Begleitung des Erbprinzen von Münsterberg-Oels eine Studienreise nach Ita­ lien.

Im Domkapitel blieb P. lange einfacher Kano­ niker, doch verschaffte ihm die königliche Er­ nennung zum Propst des Breslauer Kreuzstif­ tes 1525/26 ein reiches Einkommen. Seit 1538 war er als Archidiakonatsprälat rang­ höchster unter den residierenden Domherren und als Präsident des Kapitels von wachsen­ dem Einfluß. Der Erwerb der Benediktiner­ propstei Neumarkt verschaffte ihm zusätzli­ chen finanziellen Spielraum. In wirtschaftli­ cher Hinsicht war auch für die Kirche nur Vorteilhaftes von ihm zu erwarten. Auf reli­ giösem Gebiet blieb seine Stellung dagegen zwiespältig. Am 18. 12. 1539 wurde er als Wunschkandidat des Königs, aber auch der Stadt Breslau und der schlesischen Fürsten bei wenigen Gegenstimmen zum Bischof ge­ wählt. Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 23. 4. 1540. Die vorläufige Verwaltung des Bistums in geistlichen und weltlichen Din­ gen hatte das Kapitel ihm bereits vor der

Wahl übertragen. Das Datum der Konsekrati­ on von P. ist nicht bekannt. Möglicherweise verzögerte es sich durch den Brand der Ka­ thedrale von 1540, deren Schäden erst 1542 behoben waren. Am 9. 4. 1542 hielt P. im Dom seine Primiz. Wie als Domherr, so widmete sich P. auch als Bischof vornehmlich politischen und wirt­ schaftlichen Fragen. Für seine Familie erwarb er im Laufe der Jahre ein bedeutendes Vermö­ gen. Zum Zeitpunkt seines Amtsantritts wa­ ren die lutherischen Kräfte zwar schon stark, aber noch ohne organisatorischen Zusam­ menhalt und nicht förmlich von der alten Kir­ che losgelöst. Daher fand P. zunächst breite Zustimmung evangelischer Kreise, die einen großzügigen Spielraum für ihre Eigenart von ihm erhofften. Wohl auf Veranlassung des evangelisch gesinnten Pfarrers Ambrosius Moibaen von St. Elisabeth in Breslau gratu­ lierte ihm 1541 sogar Philipp Melanchthon im Zeichen des Regensburger Religionsge­ spräches.

Die lutherischen Hoffnungen auf Duldung durch P. erfüllten sich weitgehend, denn die­ ser ignorierte, auch durch sein Amt als Ober­ landeshauptmann zur Harmonisierung veran­ laßt, gleichsam die voranschreitende Konfessionalisierung und die Verfestigung des evan­ gelischen Kirchenwesens, das nach 1540 in einer Reihe von Fürstentümern durch Kir­ chenordnungen erst eigentlich festgelegt wur­ de. Zur Ausbreitung der Reformation trug der Mangel an geeigneten Seelsorgern bei. Aber auch die evangelischen Gemeinden klagten über Mangel an Geistlichen und ließen ihre Pfarrer lange in Wittenberg ordinieren. Ein anderes schwerwiegendes Hemmnis für die Stabilisierung der alten Kirche lag in der räumlichen Distanz von Bischof und Domka­ pitel. Während jener sich zusammen mit den Behörden des Bischofslandes zu Neisse in seiner neuerbauten Residenz aufhielt, resi­ dierte das Domkapitel mit der geistlichen Di­ özesanverwaltung im 70 km entfernten Bres­ lau. P. zeigte sich gegenüber der lutherischen Bewegung so nachsichtig, daß bis zur Mitte des Jahrhunderts ca. die Hälfte aller Pfarrorte evangelisch waren, obwohl die konfessionel­ len Verhältnisse noch fließend und weithin unübersichtlich waren. Visitationen nahm P. nicht vor, und seit 1545 hatte das Bistum auch keinen Weihbischof mehr. Erst unter dem Druck des Domkapitels machte P. seit der Mitte der 50er Jahre einige Anstalten zur Besserung. 1554 beklagte er in einer Denk­ schrift an den Nuntius, 1555 in einem Schrei­ ben an den Klerus den Priestermangel. Eine

Promnitz - Prusinovsky

von ihm in Neisse inaugurierte „Hofakade­ mie“ für die Heranbildung eines ausreichen­ den Klerus blieb jedoch in den Anfängen stecken. Von den 1554 und 1558 abgehalte­ nen Synoden sind keine Statuten erhalten. Ob eine für 1560 angesagte Synode zustande kam, ist unbekannt. In den letzten Lebensjah­ ren von P. äußerte sich scharfe Kritik an sei­ ner kirchlichen Untätigkeit, und 1561 wollte der Erzbischof von Gnesen sogar ein kanoni­ sches Verfahren gegen P. einleiten. Dieser starb am 20. 1. 1562 zu Neisse. Er erhielt ein aufwendiges Hochgrab in der dortigen Pfarr­ kirche St. Jakob. Quellen: DAB IA 2c (Regesten). Literatur: A. Sabisch, Balthasar von Promnitz als Kanonikus in Breslau 1526-1538, in: ZVGS 70 (1936) 224-250. - Ders., Zur Geschichte des Bres­ lauer Bischofs Balthasar von Promnitz (1539-1562). Herkunft und Studiengang, in: ASKG 2 (1937) 101116. - G. Zimmermann 440-443. - H. Jedin, Bi­ schofswahlen 169-171. - A. Sabisch, Das Hirten­ schreiben des Breslauer Bischofs Balthasar von Promnitz an den Klerus und die Weihekandidaten vom Jahre 1555, in: ASKG 8 (1950) 77-104. - A. Sa­ bisch 71-97. - J. Sawicki 234-241. - H. Tiichle, Er­ ste Versuche der katholischen Wiedererneuerung in Schlesien. Eine Denkschrift des Friedrich Staphylus, in: Reformata Reformanda II, 114-129. - J. Köh­ ler. - J. Gottschalk 197. - G. Kliesch, Bischof Bal­ thasar von Promnitz (1539-1562), Oberlandeshaupt­ mann von Schlesien, in: JSFWU 29 (1988) 73-102. F. Machilek (Lit.). Jan Kopiec

Prusinovsky von Vickov, Wilhelm (Vilem Prusinovsky z Vickova) (1534-1572) 1565-1572 Bischof von Olmütz

Der 1534 geborene Wilhelm Prusinovsky ent­ stammte einem alten mährischen Ritterge­ schlecht. Er war der Sohn des Nikolaus P. v. V. und der Anna von Mostienitz (Mstenic). Seine Schulbildung erhielt er am neuen Jesui­ tenkolleg in Wien. 1554-58 studierte er die Rechte in Padua; danach begab er sich zum Studium nach Rom, wo er mit dem Bischof und späteren Kardinal Giovanni Francesco Commendone bekannt wurde, von dem er auch die Tonsur empfing. Seine kirchliche Laufbahn förderte von Anfang an Kaiser Fer­ dinand I. Zur Unterstützung seines römi­ schen Aufenthalts erlangte er 1558 die Pro­ psteipfründe von Kremsier und ein Kanoni­ kat des Olmützer Kapitels. Nach seiner Rück­ kehr wurde er 1560 Koadjutor des Propstes von Brünn mit dem Recht der Nachfolge. 1562 verlieh ihm der Kaiser die Propstei von Leitmeritz, dafür mußte er auf die von Krem­ sier verzichten. Er residierte jedoch weiterhin

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in Olmütz, wo ihn der kranke Bischof M. (—>) Kuen bei Verhandlungen und Amtsgeschäf­ ten oft als Vertreter heranzog. Seine Wahl zum Olmützer Bischof vom 9. 3. 1565 wurde am 13. 4. päpstlich bestätigt; die Bischofswei­ he empfing er in Wien. P. verfolgte als erster Olmützer Bischof eine gezielt gegenreformatorische Linie nach den Kriterien des Trienter Konzils, und zwar be­ reits in einer Zeit, als diese Politik sich noch nicht unbedingt auf die Unterstützung des Hofes verlassen konnte. Wesentlich konflikt­ bereiter als sein Vorgänger, war er auf die Ein­ dämmung der Reformation ebenso wie auf die innere Erneuerung der Kirche durch Syn­ ode, Visitationen und Seminargründung be­ dacht. Ein wesentlicher Hebel dazu bestand in der Jurisdiktionsvollmacht über alle Geist­ lichen. Im Januar 1566 setzte er bei Maximi­ lian II. ein entsprechendes Mandat durch, das ihn beauftragte, die utraquistischen ebenso wie die katholischen Geistlichen zu visitieren und die „Sekten“ abzuschaffen. Bereits im März ordnete er eine Visitation aller Pfarreien an und teilte dies den weltlichen Obrigkeiten mit. Die Durchführung wurde jedoch noch stark behindert durch den Widerstand der utraquistischen Stände, die die Eingriffe in ihr Patronatsrecht für ungesetzlich hielten, durch einzelne Pfarrer und Prediger, die an ihre Patrone appellierten, aber auch durch die Äbte der mährischen Klöster. Seine bi­ schöfliche Jurisdiktion verteidigte er jedoch entschieden, so etwa über die utraquistische Gemeinde von Proßnitz, die 1566 eine eigene Ehejurisdiktion ihres Predigers behauptete, so auch 1568 über seine Güter und Lehens­ leute in einem Streit mit den Schlesiern, schließlich vor allem in der Reformation der königlichen Stadt Troppau, die die Jurisdik­ tion des Prager utraquistischen Konsistori­ ums gegen ihn auszuspielen trachtete. Dort war 1565 ein lutherischer Pfarrer eingesetzt worden, dessen Tätigkeit der schlesische Adel gegen den Protest des Bischofs stützte. Nach dessen Tod begab sich P. 1569 nach Troppau, um die Kirche in Besitz zu nehmen und einen katholischen Nachfolger einzuset­ zen. Der Konflikt mit dem Rat um das Patro­ natsrecht spitzte sich schließlich in einem Aufruhr zu, in dessen Verlauf P. 1570 aus der Stadt vertrieben wurde. Trotz kaiserlicher Mandate festigte sich in der Folgezeit der Troppauer Protestantismus. Aber nicht nur in lokalen Fragen, sondern auch auf Landesebe­ ne ergriff P. die Initiative, um die reformatori­ sche Bewegung zurückzudrängen. Entspre­ chend den Zugeständnissen in Österreich for­ derte nämlich 1569 der mährische Landtag

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Prusinovsky - Psaume

die Freiheit der Confessio Augustana. Dage­ gen mobilisierte P. alle katholischen Kräfte und erhielt so von Maximilian II. die Versi­ cherung, daß ein solches Zugeständnis für Mähren nicht in Frage komme. Bei der Neu­ besetzung von Landesämtern setzte er sich stets für geeignete katholische Kandidaten ein. Ersatzweise verfolgte er die Absicht, böh­ mische katholische Adelige in mährische Landesämter einzuführen.

Um die katholische Erneuerung bemühte sich P. durch die Förderung des Priesternach­ wuchses und der katholischen Erziehung. 1565 unternahm er erste Schritte bei Hof, um das Olmützer Allerheiligenkloster für eine Schule zu gewinnen und ein Jesuitenkolleg zu gründen. Über Pius V, Maximilian II. und den Jesuitengeneral Borgia gelang es ihm dann 1566, Jesuiten in Olmütz einzuführen und ihnen im Franziskanerkloster ein erstes Kolleg zu finanzieren. Zuvor hatte er neben der Kathedraischule ein Priesterseminar be­ gründet, das er dann der Leitung der Jesuiten anvertraute. Dem folgte 1567 ein Seminar zur Erziehung von jungen Adeligen, mit dem er der Ausbreitung der protestantischen Schul­ erziehung entgegenwirkte. Die Jesuiten er­ hielten auch die Predigerstellen an St. Moritz und St. Blasius in Olmütz, wo die lutheri­ schen Prediger weichen mußten. Über die Er­ hebung des Jesuitenkollegs, das 1569 ein neues Gebäude beziehen konnte, zur Univer­ sität verhandelte P. mit dem Papst. Die Uni­ versitätsprivilegien wurden dann nach sei­ nem Tod 1573 durch Kaiser Maximilian er­ teilt. Auch die Gründung eines Jesuitenkol­ legs in Brünn leitete P. in die Wege. Neben einer Jahresdotation von 2 000 Gulden für das Olmützer Kolleg sicherte ein Stiftsbrief den Unterhalt der Jesuiten und des Seminars aus Einkünften der Privat- und Bistumsgüter des Bischofs. Diese erheblichen und in kurzer Zeit aufgebrachten Summen und Zukunfts­ verpflichtungen bereiteten der Bistumsver­ waltung künftig Probleme und belasteten die Nachfolger mit Schulden. Beträchtliche Aus­ gaben hatte P. überdies 1569 mit einer Ge­ sandtschaftsreise nach Polen im Auftrag des Kaisers auf sich zu nehmen. Dennoch erwei­ terte er den Bistumsbesitz durch Rückkauf von verpfändeten Gütern, z. B. in der Herr­ schaft Hochwald, und den Bau von Mühlen und Brauereien. Grundlegende Bedeutung für die katholische Reform in Mähren erhielt die Diözesansyno­ de, die P. zum 10. 5. 1568 nach Olmütz einbe­ rief. Zwar mußte er dort wegen der Abnei­ gung des Kaisers und des Widerstands der Stände auf die formelle Publikation der

Trienter Beschlüsse verzichten. Den 250 ver­ sammelten Geistlichen wurden jedoch die Hauptthemen über den Gehorsam gegenüber der Kirche, die kirchliche Einheit und päpst­ liche Gewalt, über die Sakramente, die Wür­ de des geistlichen Standes und die Disziplin des Klerus vor allem von Jesuiten vorgetra­ gen. Die Statuten waren vom Brünner Propst J. (—>) Grodecky verfaßt und von einer Kom­ mission aus Domherren und Theologen über­ arbeitet worden. Zur Verbreitung der katholi­ schen Lehre ließ P. 1571 ein katholisches Lehrbuch und eine deutsche Übersetzung des Neuen Testaments drucken. Die kurze Amtszeit P.s gewann durch gegenreformatorische Ansätze und nachhaltige Re­ formmaßnahmen große Bedeutung. P. starb am 16. 6. 1572 in Kremsier. Er wurde in der Olmützer Jesuitenkirche beigesetzt. Literatur: G. Wolny 70-73. - V. Prasek, Sbirka listü posilaclch Prusinovskeho [Sammlung der Send­ schreiben Prusinovskys] (Brno 1893). - Ch. d’Elvert, Erzbistum 48-55. - OSN 20 (1903) 851 f. - F. Hrejsa, Ceskä konfesse. - St. Zela 70-83 u. ö. - K. Bosl 164 u. ö. - J. Matzke 67-70. - Katalog biskupü 76. - J. Bahlcke 184-186, 230-242. Winfried Eberhard

Psaume (Psaulmus), Nicolas (OPraem) (1518-1575)

1548-1575 Bischof von Verdun

Nicolas Psaume wurde am 11. 12. 1518 zu Chaumont-sur-Aire in der Diözese Verdun als erstes Kind des Grundbesitzers Pierre P. und der Didiere Morel geboren. Er hatte zehn Ge­ schwister. Die Schulbildung erhielt er in der Prämonstratenserabtei Saint-Paul zu Verdun, wo ein Onkel väterlicherseits, Frangois, Abt war. Dieser schickte ihn zum Studium an die Universität Paris und trug Sorge dafür, daß er ihm als Abt nachfolgte. Nachdem P. 1538-40 Kommendatarabt gewesen war, legte er die Gelübde als Prämonstratenser ab und emp­ fing die Weihen und die Benediktion zum Abt. P. zeigte sich von Anfang an so reformeifrig, daß er innerhalb des Ordens zu großem Anse­ hen kam. 1542 postulierte ihn das Generalka­ pitel zum Abt von Premontre anstelle des Kardinals Francois Pisani, der die Mutterabtei des Ordens als Kommende besaß. Es konnte sich mit seiner Postulation jedoch nicht durchsetzen. P. war dem Hause Lothringen und besonders Kardinal (—*) Karl, Erzbischof von Reims und

Psaume Bischof von Metz, eng verbunden. Daher trat ihm Kardinal (—►) Johann von Lothringen 1548 das Bistum Verdun ab. Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 13. 6. 1548. Der kaum 30jährige übernahm damit ein Erbe von ho­ hem historischem Anspruch, doch war die Lage des Bistums alles andere als zufrieden­ stellend. Es hatte seit Jahrzehnten keinen wirklich tatkräftigen Bischof gehabt, der Kle­ rus war zwar zahlreich, aber wenig oder schlecht ausgebildet und die Bevölkerung durch unaufhörliche Kriege verarmt. In der Stadt Verdun lag die Macht angesichts der heruntergekommenen bischöflichen Herr­ schaft in den Händen der Familien d’Azenne, de La Porte und d’Estouff, die die „Lignages“, d. h. Verbrüderung, bildeten. Seit seinem fei­ erlichen Amtsantritt betonte P. seine bischöf­ liche und weltliche Autorität. Schon nach wenigen Monaten ließ er sich durch den Brüsseler Nuntius von seinem Eid gegenüber den führenden Familien lösen. Er gewann die meisten seiner hoheitlichen Rechte und da­ mit die Ausgangsbasis für eine aussichtsrei­ che Reform zurück.

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schenswert. Man fürchtete sehr, daß während P.s Abwesenheit zum Konzil, besonders 1562, protestantische Truppen die Stadt besetzen könnten. P. ordnete jedenfalls an, daß im Fall seiner Behinderung die Archidiakone ihre Sprengel visitieren sollten. Die Visitatoren veranlaßten Klerus, Ordensleute und Laien dazu, ihr kirchliches Leben nach den Bestim­ mungen des Konzils zu gestalten.

1551-52 und 1562-63 nahm P. am Konzil von Trient teil, wo er durch sein Eintreten für die kirchliche Disziplin, für die Residenzpflicht der Bischöfe und Pfarrer und gegen das Sy­ stem der Kommenden hervortrat. Auch an der Diskussion über die apostolische Her­ kunft des bischöflichen Amtes nahm er teil.

Sein bischöfliches Wirken entsprach den Idealen des Konzils. P. veranstaltete von Be­ ginn an Diözesansynoden. Sie schufen den Kontakt zu seinem Klerus und die Vorausset­ zung zu einem pastoralen Gesamtkonzept. Er entwarf ferner Diözesanstatuten, die er auf den Synoden promulgierte und durch den Klerus akzeptieren ließ. Er hielt - für seine Zeit im französischsprachigen Raum einma­ lig - während seiner 27jährigen Amtszeit 22 Synoden. Auf ihnen wurden alle Aspekte des priesterlichen Lebens, ferner Gottesdienst und Sakramentenspendung, allgemeine Kir­ chenreform, Jugenderziehung, die Errichtung von Schulen und des Kollegs zu Verdun, des Priesterseminars und schließlich auch die Protestantenfrage behandelt, die nach Mei­ nung P.s die größte Gefahr für die Diözese darstellte.

Über die Visitation des Bistums durch P. ha­ ben sich zwar keine Protokolle erhalten, doch hat der Bischof seinen Sprengel nach den An­ gaben der Diözesansynoden insgesamt neun­ mal besucht. Das entsprach einem etwa drei­ jährigen Rhythmus. Diesen bezeichnete er auch im Hirtenschreiben von 1568 als wün­

P.s Bemühen um Erneuerung der christlichen Unterweisung durch Predigt und Jugendun­ terricht war damals singulär. Vor allem der Calvinismus stellte die Verkündigung des Wortes so sehr in den Mittelpunkt, daß er die Aufgabe des geistlichen Amtes weitgehend auf die Predigt reduzierte. Auch P. bemühte sich um die sonntägliche Predigt und die Christenlehre. Seit 1568 berief er aus Paris Volksmissionare. 1558 gründete er zu Verdun ein Waisenhaus mit 24 Plätzen. 1570 berief P. Jesuiten an das von ihm gegründete Kolleg, das bis zur Revolution bestand. Seine Grün­ dung bildete einen Teil jener Abwehrlinie ge­ gen den Protestantismus, die sich von Mai­ land über Savoyen, die Franche-Comte und Lothringen bis in die Niederlande erstreckte. Als Testamentsvollstrecker Kardinal Karls von Lothringen (+ 1574) promulgierte P. am 3. 3. 1575 die päpstliche Gründungsurkunde der Universität Pont-ä-Mousson. Im gleichen Zusammenhang stand die Gründung einer Druckerei in Verdun, deren Leitung er 1569 Nicolas Bacquenois und 1571 Martin Mar-

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Psaume - Püchler

chant übergab. P. veröffentlichte dort einen Teil der 24 von ihm herausgegebenen Bücher.

Die religiöse Unterweisung der Gläubigen be­ schränkte sich bis in die Zeit P.s auf die Vor­ bereitung zum Sakramentenempfang. P. ver­ pflichtete seinen Klerus dagegen zu einer viel weitgehenderen Katechese. Das Tridentinum hatte zwar die Beibehaltung der lateinischen Liturgiesprache dekretiert, zugleich aber auch die muttersprachliche Verkündung während der Messe vorgeschrieben. P. dehnte diese auf alle Sakramente aus und gab seinen Priestern dafür 1550 eine „Methode Sacramentaire“ und 1554 eine „Institutio Catholica“ an die Hand. P. war sich bewußt, daß die Zukunft der Kir­ che weithin von der Qualität des Klerus ab­ hing. Letzterer widmete er daher besondere Aufmerksamkeit. Da es in Verdun noch keine Priesterausbildungsstätte gab, dachte er dar­ an, sein Waisenhaus dafür einzusetzen. 1562 traf er Bestimmungen über die Auswahl der Bewerber, und 1564 bestellte er ein Kolleg von Synodalexaminatoren. Angesichts der begrenzten Möglichkeiten seines Sprengels wollte P. das geplante Seminar den Jesuiten seines Kollegs unterstellen. Nur sein Tod hin­ derte ihn an der Realisierung. Erst 70 Jahre später wurde das Projekt, allerdings unter der Leitung von Lazaristen, verwirklicht. Zu den für die Formung des Klerus bestimmten Ein­ richtungen zählten ferner Dekanatsversamm­ lungen. Seit 1564 ließ er die Mitarbeiter der bischöflichen Kurie daran teilnehmen und dafür Sorge tragen, daß es zu keinerlei Unzu­ träglichkeiten mehr kam, wie es sie zuvor ge­ legentlich gegeben hatte. 1572 veranlaßte er, daß aus Anlaß der Konferenzen ein Jesuit aus Verdun öffentlich predigte. Durch diese Maß­ nahmen versuchte P. die Priester entspre­ chend dem Konzept des Tridentinums zu „Hirten“ zu formen, die streng Residenz hiel­ ten, gegenüber ihren Gemeinden allerdings auch eine gewisse Distanz halten sollten. Ihre Beschäftigung mit der Hl. Schrift und mit den kirchlichen Schriftstellern sollte sie durch und durch prägen.

Von Trient kehrte P. mit einem dezidierten Konfessionsbewußtsein zurück. Seitdem kämpfte er gegen den Protestantismus und setzte auf die katholische Erneuerung. 1562 stellte er ein Heer auf und nahm die Verteidi­ gung der Stadt Verdun selbst in die Hand. Er setzte sich für die konfessionelle Geschlos­ senheit allerdings nicht nur mit militäri­ schen, sondern vor allem mit geistigen Waf­ fen durch die Herausgabe apologetischer Schriften ein.

Auch auf politischem Gebiet traf P. klare Ent­ scheidungen. Sein enges Verhältnis zum Hause Lothringen veranlaßte ihn, die Unab­ hängigkeit seines Hochstiftes zu betreiben. Die Verfassung der Stadt Verdun ordnete er zweimal neu. Nach der Besetzung der Stadt durch den französischen König Heinrich II. 1552 unternahm er zusammen mit Kardinal Karl von Lothringen einen Staatsstreich ge­ gen die „Verbrüderung“ (lignages), die infol­ gedessen ihre seit Jahrhunderten bestehende Stadtherrschaft verlor. 25 Jahre später änderte er die Ratsverfassung ein zweites Mal, indem er der Verbrüderung einen Teil der Rechte zu­ rückgab, sich selbst aber die Bestellung der Stadträte vorbehielt. Da er nicht über die mi­ litärischen Kräfte verfügte, um dem Prote­ stantismus entgegenzutreten und weil auf das Reich nicht zu hoffen war, favorisierte er das „Protektorat“ des französischen Königs über sein bischöfliches Territorium. So empfing er 1552 Heinrich II. als „Protektor und Reichsvikar“. Mit lothringischer und französischer Unterstützung gelang es ihm, die traditionel­ len Rechte der Bischöfe über das Hochstift wiederherzustellen. Das Reich besaß aller­ dings seit P. nur noch eine formelle Oberho­ heit über Verdun, während die als Protekto­ rat verschleierte französische Annexion ein Stück vorangekommen war. Sie kam ein Jahr­ hundert später zum Abschluß.

P. zählte zu den hervorragendsten Prälaten im französischen Sprachraum seiner Zeit und zu den Pionieren der katholischen Erneuerung. Er starb am 10. 8. 1575 in seinem bischöfli­ chen Palast. Sein Leichnam wurde wurde in seiner Kathedrale, sein Herz in dem von ihm gegründeten Jesuitenkolleg beigesetzt. Sein Episkopat hatte in Verdun der katholischen Reform den Weg bereitet, die bischöfliche Landeshoheit wiederhergestellt, aber auch den französischen Einfluß gestärkt. Literatur: N. Roussel II, 6-29. - Ch.-N. Gabriel, Etu­ de sur Nicolas Psaume, eveque et comte de Verdun (1518-1575), donnee en conferences publiques (Verdun 1867, ND 1971). - R. Parisot, Histoire de la Lorraine (Paris 1922) 184-188. - H. Jedin, Trient IV. - M. Parisse 233. - A. Girardot 173-179. - B. Ardura (Lit.). Bernard Ardura

Püchler, Wolfgang (OFM) (t 1475)

1465 Ep. tit. Hipponensis 1465-1475 Weihbischof in Passau (Bistumsanteil unter der Enns)

Profeß des Regensburger Minoritenklosters; 1445 Pfarrer im niederösterreichischen Tulln

Püchler - Pürstinger

und 1469 in Hainburg bei Wien; Hofprediger in Wien und 1459 bis 1466 Provinzial der österreichischen Minoritenprovinz; bischöfli­ cher Hofrat in Passau; 1465 Titularbischof von Hippo und Weihbischof in Passau; erste nachweisbare Amtshandlung 1445 (?) bei der Konsekration der Dominikanerkirche in Retz; bischöfliche Funktionen nur im Land unter der Enns; + 23. 7. 1475 Wien; □ Minoritenkir­ che zu Wien. Literatur: M. Hansiz 572. -1. E Keiblinger 13f. - L. H. Krick, Domstift 208, 238. - J. Wodka, Tulln. - A. Hilz, Die Minderbrüder von St. Salvator in Regens­ burg 1226-1810, in: BGBR 25 (1991), hier: 3, 71, 129. August Leidl

Pürstinger, Berthold (um 1465-1543)

1508-1526 Bischof von Chiemsee

Berthold Pürstinger wurde um 1465 zu Salz­ burg als Sohn des Wilhelm P. und dessen Ehefrau Barbara geboren. Es sind noch zwei Geschwister nachweisbar. Der Vater war Hof­ schreiber in Salzburg und erwarb dort 1472 das Bürgerrecht. Er hatte einigen Besitz in Salzburg und Umgebung. P. besuchte vermut­ lich die dortige Domschule. Seit 1481 stu­ dierte er in Wien. 1486 war er Kleriker der Erzdiözese Salzburg. Damals erbat ihm Kaiser Maximilian aufgrund seines Rechtes der Er­ sten Bitte vom Augustiner-Chorherrenstift Herrenchiemsee ein Benefizium. 1492 wur­ den das Kloster und der damals amtierende Bischof von Chiemsee mit dem Interdikt be­ droht, falls in der Sache nicht etwas geschä­ he. P. arbeitete zunächst als Notar und Schrei­ ber in der erzbischöflichen Kanzlei zu Salz­ burg. 1489 studierte er in Perugia Kirchen­ recht. Wahrscheinlich 1490 wurde er zum Priester geweiht. Er schloß sein Studium mit den Graden eines Mag. art. und eines Lie. utr. iur. ab. Seitdem vollzog sich sein Aufstieg in der erzbischöflichen Kurie, wo er einige Zeit Generalprokurator des Konsistoriums war. 1495 fungierte er als einer der vier Kompromissare bei der Wahl des Erzbischofs L. v. (—>) Keutschach. Vermutlich 1498 wurde er des­ sen Kammermeister. Unter den sonstigen ihm anvertrauten Aufgaben sind eine Vermittlung zwischen Konvent und Stiftsdekan von Berchtesgaden und die Neubesetzung der dortigen Propstei 1506-08 zu erwähnen. Da­ mals besaß P. die Pfarreien Schnaitsee in Oberbayern und Hailein (seit 1500). Dadurch war er einer der am besten besoldeten salzburgischen Beamten. Seine Pfarreien ließ er durch Vikare pastorieren.

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Am 8. 5. 1508 ernannte Keutschach P. zum Bischof von Chiemsee, am 8. oder 9. 7. konse­ krierte er ihn. Auf seine anderen Ämter und Benefizien verzichtete P. Seitdem nahm er, nun auch als Salzburger „Weihbischof“ an­ stelle des Gurker Weihbischofs N. (—>) Kaps, im Erzbistum Salzburg und im Bistum Chiemsee zahlreiche Pontifikalhandlungen vor, darunter 1513 die Weihe der Kathedrale auf Herrenchiemsee. Aus seinen Aufzeich­ nungen, die er von 1511 bis 1524 führte, geht hervor, daß er auch im Erzbistum zahlreiche Kirchen konsekrierte. Des öfteren wirkte er bei der Wahl von Klostervorstehern mit; 1522 benedizierte er Johann von Staupitz zum Abt von St. Peter in Salzburg. P. war 1511 und 1512 in Salzburg an den zur Vorbereitung auf das V. Laterankonzil einberufenen Provinzial­ konzilien und 1522 an den Mühldorfer Re­ formberatungen beteiligt. Bei Abwesenheit des Erzbischofs fungierte er als Stellvertreter, und unter M. (—>) Lang nahm er meist an den Sitzungen des Rates teil, dem er als Virilist angehörte. Als Keutschach 1511 führende Salzburger Bürger wegen ihrer Unabhängig­ keitsbestrebungen festnehmen ließ, wirkte P. an ihrer Freilassung mit. 1512-15 vermittelte er zwischen Lang, Keutschach, dem Domka­ pitel und der Landschaft. Auch während des sog. Lateinischen Krieges 1523, als die Salz­ burger sich gegen Lang erhoben, sowie im er­ sten Salzburger Bauernkrieg von 1525 nahm er wichtigen Anteil an den Verhandlungen. P. blieb damals in der Stadt, während Lang auf die Hohensalzburg geflüchtet war, wo er 14 Wochen lang belagert wurde. Kurz zuvor hatte P. Lang noch 4000 Pfund Pfennig gelie­ hen. Für sein Bistum hatte P. einen seit Ch. (-*) Mendel von Steinfels schwelenden Streit we­ gen der Rechtsansprüche des Archidiakons von Chiemsee durchzustehen. Für diesen Prozeß mußte er bei seinem Bruder Geld lei­ hen. 1510 erging ein für ihn ungünstiges Ur­ teil, das ihn zur Zahlung von 67 Goldgulden verpflichtete. Mit Mendels Erben hatte er sich noch bis 1519 auseinanderzusetzen.

P. veranlaßte die einzige Brevierausgabe des Bistums Chiemsee. Sie lehnte sich an das Salzburger Brevier von 1509 an und wurde 1515-16 in Venedig gedruckt. Er war mögli­ cherweise Verfasser der 1524 anonym er­ schienenen Flugschrift „Onus ecclesiae“, die bis 1620 mehrere Auflagen erlebte. P. hatte anscheinend schon 1516 Resignationspläne. Wohl 1523 mußte er es sich in Kitzbühel, wo ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung dem Luthertum anhing, bieten lassen, daß er we­ gen einer antireformatorischen Predigt be-

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Pürstinger - Puget

droht wurde. Dadurch und durch die wieder­ holten Aufstände im Salzburger Land getrof­ fen, verzichtete er am 6. 5. 1526 auf sein Bis­ tum, um sich frommen Werken und Studien zu widmen. Er zog sich zunächst in das Zi­ sterzienserkloster Raitenhaslach bei Burghau­ sen zurück. Dort vollendete er 1527 sein theo­ logisches Hauptwerk, die „Tewtsche Theologey“, die er Erzbischof Lang widmete. Sie wurde 1528 in München gedruckt und bot als erste Dogmatik deutscher Sprache eine um­ fassende Darstellung der katholischen Glau­ benslehre für das Volk. Ein religiöses Volks­ buch wurde das Werk nicht, da es zu hohe theologische Anforderungen stellte. P. stützte sich auf Schrift und Tradition, setzte sich aber auch ohne polemische Note mit den re­ formatorischen Lehren auseinander. Die bayerische Schriftsprache seines Werkes hatte P. möglicherweise in bewußter Distan­ zierung von der sprachlichen Fassung der Schriften Luthers gewählt. Das Buch erlebte 1852 einen Neudruck. 1528 ließ P. sich in Saalfelden im Erzstift Salzburg nieder. Dort übersetzte er im Auftrag Langs seine „Theologey“ ins Lateinische. Er schloß die Arbeit 1529 ab. Sie erschien 1531 in Augsburg unter dem Titel „Theologia ger­ manica“. 1535 erschienen in Fortführung der deutschen Theologie zwei Arbeiten P.s zur Verteidigung der Messe.

1532 stiftete P. in Saalfelden unter Zugrunde­ legung einer früher von ihm errichteten Stif­ tung die „Priesterbruderschaft St. Johannes zu Saalfelden“, der auch Laien beitreten konnten. 1538 war bei der Pfarrkirche eine Heilig-Kreuz-Kapelle fertiggestellt, und 1542 wurde ein ebenfalls von P. gestiftetes Spital für arme, alte und kranke Priester und Laien eröffnet. P. war wohl auch an der Errichtung dreier neuer Seelsorgestationen innerhalb der großen Pfarrei Saalfelden beteiligt. Lang hat den Rat P.s auch nach dessen Resignation im­ mer wieder eingeholt. So äußerte sich dieser 1533 gutachtlich über den strittigen Gehor­ samseid der Salzburger Domherren. 1535 trug Lang ihm das Bistum Chiemsee noch einmal an, doch lehnte der etwa Siebzigjährige ab. 1543 bestimmte P. letztwillig fast seinen gan­ zen Besitz für das von ihm gestiftete Spital. Er starb am 19. 7. 1543 und wurde in der Heilig-Kreuz-Kapelle zu Saalfelden beigesetzt. Sein Spital wurde 1655 aufgelöst und sein Besitz dem Fonds des Salzburger Priesterse­ minars zugeschlagen. - Sein Grabmal wurde 1811 zerstört. Schriften: Breuiarium kiemen[se], 2 Bde. (Venedig 1515/16). - Onus ecclesiae (?) (Landshut 1524). - W.

Reithmeier (Hg.) Bertholds, Bischofs von Chiemsee, tewtsche Theologey (München 1852). - Theologia germanica, in qua continentur articuli de fide, evan­ gelic, virtutibus ... (Augsburg 1531). - Keligpuchl. Ob der Kelig ausserhalb der meß zeraichen sey (München 1535). - Tewtsch Rational über das Ambt heyliger meß (München 1535).

Literatur: E. Wallner, in: G. Schwaiger (Hg.), Bava­ ria III, 293-302. - G. Marx, Glaube, Werke und Sa­ kramente im Dienste der Rechtfertigung in den Schriften von Berthold Pürstinger, Bischof von Chiemsee (Leipzig 1982). - E. W. Zeeden, in: E. Iser­ loh III (1986) 65-75. - R. Braun 11-13. - H. Dopsch-H. Spatzenegger II. - J. Sallaberger (QQ, Lit.). -M. Heim 14, 42, 208-225. Erwin Naimer

Puget, Etienne de (um 1590-1668) 1623 Ep. tit. Dardaniensis 1623-1628 Weihbischof in Metz 1644-1668 Bischof von Marseille

* um 1590 als Sohn des Etienne P, Herrn von Pommeuse, und der Louise Prevost; sein Va­ ter hatte unter Heinrich IV. seit 1607 eine ho­ he Position in der Finanzverwaltung inne. Die Familie erwarb Lehen zu Pomeuse en Brie, erreichte hohe Verwaltungspositionen und konsolidierte ihre Stellung durch Ehe­ verbindungen mit Adel und reichem Bürger­ tum. Auch P. begann seinen Weg im Rahmen dieser Familienkonzeption und heiratete An­ ne Halle, die Tochter eines Rentmeisters. Sie wurde durch ein von Francois de Malherbe auf sie verfaßtes Sonett bekannt. Nach dem Tod seiner Frau (1613) trat P. in den geistli­ chen Stand ein, und es dauerte nicht lange, bis er auch hier eine hohe Position erlangte. 4. 12. 1623 Titularbischof von Dardanis; Kon­ sekration zu Paris durch den Erzbischof von Rouen, Francois de Harlay. Dieser war ein Bruder des ersten Präsidenten des Pariser Obergerichtes („Parlement“).

Wahrscheinlich erfolgte die Beförderung P.s mehr aus politischen als aus religiösen Be­ weggründen. Als der Dreißigjährige Krieg die Pfalz und das Elsaß erreichte, somit in die un­ mittelbare Nachbarschaft Lothringens vor­ drang, und sich im Reich einschneidende Veränderungen abzeichneten, war der König auf den Ausbau seiner Stellung in Metz be­ dacht. In dieser Situation setzten Überlegun­ gen zur Gründung eines Obergerichtes („Parlement“) in Metz ein. Daher sollte die Leitung des Bistums wegen der Abwesenheit des nominellen Bischofs (—>) Heinrich v. Bourbon-Verneuil nicht irgendeinem Ordens­ geistlichen wie zuvor N. (—>) Coeffeteau und

Puget - Queiß

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A. (—>) Valladier übertragen werden. Für diese schwierige Aufgabe schien vielmehr aufgrund seiner Erfahrungen auf dem Gebiet der öffentlichen Finanzen und der Rechts­ pflege P. besonders geeignet. Von ihm erwar­ tete man einen Beitrag zur Sicherung der französischen Präsenz an den Grenzen des Königreiches, weniger dagegen eine Fortset­ zung des kirchlichen Reformkurses seiner Vorgänger. Diesbezüglich haben sich jeden­ falls aus seiner Amtszeiten kaum Spuren er­ halten. Angesichts der Abwesenheit des Di­ özesanbischofs war dieser Zustand jedoch auf Dauer unhaltbar. Daher wurde 1628 M. (—>) Meurisse neuer Weihbischof in Metz. P. tauchte erst wieder auf, als er 1623 zum Bi­ schof von Marseille nominiert wurde. Die päpstliche Verleihung erfolgte am 18. 4. 1644,

doch kam P. erst im Oktober 1646 in seinen Sprengel. Er soll dort als eifriger Seelsorger gewirkt haben, war jedoch mit der Tatsache einer starken protestantischen Gemeinde konfrontiert, deren Ausbreitung er nicht ver­ hindern konnte. Dazu kamen Schwierigkei­ ten mit der Stadt. Als diese sich 1660 König Ludwig XIV. widersetzte und erobert wurde, versuchte P. erfolglos, zu ihren Gunsten zu in­ tervenieren. + 13. 1. 1668.

Queiß, Erhard von (OT) (um 1490-1529)

Offenbar mit der Lehre Luthers wohl vertraut, hielt Q. bereits Ende 1524 eine evangelische Predigt in Graudenz und erließ am 1. 1. 1525 ein Reformationsmandat für seine Diözese, das noch schärfer abgefaßt war als das ent­ sprechende Edikt des samländischen Bi­ schofs G. v. (—>) Polentz. Damit hörte die Di­ özese Pomesanien de facto auf, als katholi­ scher Jurisdiktionsbezirk zu bestehen. Die Administration des polnischen Bistumsan­ teils übernahmen seit 1526 die Bischöfe von Kulm.

1523-1525 Gewählter Bischof von Pomesa­ nien Erhard von Queiß wurde um 1490 zu Stor­ kow in der Lausitz geboren. Er studierte 1506 in Frankfurt/O. und 1515 in Bologna, erwarb den juristischen Doktorgrad und war humani­ stisch gut gebildet. Herzog Friedrich von Liegnitz ernannte ihn zu seinem Kanzler und empfahl ihn 1523 seinem Schwager Hoch­ meister Albrecht von Brandenburg-Ansbach. Dieser betraute Q. mit diplomatischen Aufga­ ben und schlug ihn im Juni 1523 als Bischof von Pomesanien vor. Da sich Albrecht seit 1523 nur noch mit Männern evangelischer Überzeugung umgab, dürfte diese Ernennung auch mit reformatorischen Absichten verbun­ den gewesen sein. Q. trat in den Deutschen Orden ein und wurde am 10. 9. 1523, also noch vor dem Ableben des Kardinals A. (—>) Grassi, durch das pomesanische Domkapitel in Marienwerder postuliert. Der neue Bischof übernahm sein Amt im Oktober, erhielt aber weder die päpstliche Bestätigung noch die Bi­ schofsweihe.

Literatur: J.-H. Albanes-U. Chevallier, Histoire des Arche veches, Eveches et Abbayes de France: Mar­ seilles (Valence 1899) 634-638. - H. Tribout de Morembert, Eveques 90f. - G. Tallemant des Reaux, Historiettes II (Paris 1967) 530-536. - A. Bourde, in: J.-R. Palanque (Hg.), Le diocese de Marseille (Paris [1967]) 143.

Louis Chätellier

Q. trat 1527 das bischöfliche Territorium an den Landesherrn ab und widmete sich fortan ganz seinem geistlichen Amt. Er starb am 10. 9. 1529 in Preußisch Holland am Englischen Schweiß. Er wurde im Dom zu Marienwerder beigesetzt. Literatur: Series epp. Pomesaniensium 410. - H. Cramer, Geschichte 218-232. - Ders., UB. - E. Joa­ chim-W. Hubatsch I, 3. - P. G. Thielen, in: APB 2 (1967) 526f. - W. Hubatsch, Geschichte der evange­ lischen Kirche Ostpreußens I (Göttingen 1968). - J. Wisniewski 167-170. Hans-Jürgen Karp

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Radelennes - Raesfeld

Radelennes (Radelef), Christophorus (OP) (+ nach 1536) 1512 seit 1512

Ep. tit. Constantinensis Weihbischof in Bremen und Verden

1503 und 1510 Prior des Lübecker Burgklo­ sters; 1505 beauftragt mit der Reform des Klo­ sters und Vikar des Ordensgenerals; 30. 7. 1512 Titularbischof von Constantia und Weihbischof (—») Christophs von Braun­ schweig-Lüneburg-Wolfenbüttel in Bremen und Verden; am 7. 5. 1536 Abtsweihe im Klo­ ster Lilienthal als letzte bezeugte Amtshandlung. Literatur: F. X. Schrader. - W. Jannasch, Reformati­ onsgeschichte Lübecks vom Petersablaß bis zum Augsburger Reichstag 1515-1530 (Lübeck 1958) 358. Michael Reimann

Martin Radwiger stammte aus Kärnten. Seine Eltern, Matthias und Ursula, waren Bauern. Die Mutter (+ 1587) übersiedelte später zu ih­ rem Sohn nach Wien. Dieser studierte in Wien, wahrscheinlich bei den Jesuiten (Mag. art.; Bacc. theol.). Er war Pfarrer von St. Mi­ chael in Wien und 1577-86 zugleich Offizial und Generalvikar der Diözese. 1578 wurde er Propst des Augustiner-Chorherrenstiftes St. Dorothea in Wien. Die Infulierung erfolgte am 24. 9. 1581. 1582-86 war er zugleich Hofpre­ diger der Erzherzoge Ernst und Matthias. Nachdem das Bistum Wiener Neustadt nach dem Tode von Bischof L. (—►) Grüter 1582-86 durch Rudolfus de Rudolphis verwaltet wor­ den war, nominierte Kaiser Rudolf II. im Sep­ tember 1586 R. zum neuen Bischof. Die päpstliche Verleihung erfolgte am 6. 11. 1587. R. starb bereits am 15. 4. 1588. Er wurde in der Domkirche zu Wiener Neustadt beige­ setzt. Quellen: DAStP. - DAWi. - ÖNB, Cvp 9311.

Radlic (Radlitsch, Radlic), Balthasar (seit 1576) von (1533- 1579)

1573-1578 Generalvikar des Bischofs von Laibach 1579 Bischof von Laibach Balthasar Radlic wurde 1533 zu Weixelburg (Visnja gora) geboren. Sein Studiengang ist unbekannt. Seit 1571 war er Domherr und Domprediger, seit 1572 Domdechant und spä­ ter Generalvikar in Laibach. Als Prediger war er in Innerösterreich und darüber hinaus be­ kannt. Von ihm sind einige Predigtwerke er­ halten. 1576 wurde er durch Erzherzog Karl nobilitiert und nach dem Tod des Laibacher Bischofs K. (—>) Gluschitsch (24. 5. 1578) zu dessen Nachfolger nominiert. Die päpstliche Verleihung erfolgte am 15. 5. 1579, doch starb R. am gleichen Tag unerwartet zu Laibach. Er wurde in der Grabstätte der Laibacher Bischö­ fe zu Oberburg beigesetzt. Literatur: M. Miklavcic, in: SBL 3 (1960/71) 7. France M. Dolinar

Radwiger, Martin (+ 1588)

1577-1586 Offizial und Generalvikar des Bischofs von Wien 1587-1588 Bischof von Wiener Neustadt

Literatur: Th. Wiedemann, Neustadt VI, 263-266. K. Wolfsgruber 606. - G. Buttlar-Gerhartl 26. Johann Weissensteiner

Raesfeld, Bernhard von (1508-1574)

1558-1566 Bischof von Münster Bernhard von Raesfeld wurde als Sohn des Arnd v. R. und der Petronella von Merveldt geboren und am 9. 11. 1508 getauft. Er war ein Bruder des verdienstvollen Domdechan­ ten Gottfried v. R. 1524 wurde er in der Arti­ stenfakultät der Universität Köln immatriku­ liert. Er erscheint 1524 als Propst zu St. Mauritz/Münster und als Inhaber der bischöfli­ chen Kaplanei Warendorf. R. ist 1530 erstmals als Domherr in Münster nachweis­ bar. 1546 übernahm er das Amt des Domkell­ ners. Am 4. 12. 1557 wurde R. zum Bischof von Münster gewählt und am 23. 12. 1558 päpst­ lich bestätigt. Ein Regalienindult hatte er am 13. 3. 1558 erhalten. Am 4. 8. 1559 folgte die Regalienurkunde. Die Bischofsweihe empfing R. nicht. Am 12. 11. 1559 hielt er seinen Ein­ zug in Münster. Anders als sein Vorgänger W. v. (—>) Ketteier bekannte R. sich eindeutig zum alten Glauben. Gewaltlosigkeit in Fragen

Raesfeld - Raitenau

der Religion und Achtung vor dem Gewissen des anderen waren für ihn unantastbare Grundsätze.

R. erließ 1560 eine Verordnung gegen miß­ bräuchliche Praktiken des geistlichen Ge­ richts. Im Interesse der christlichen Einheit wies er seine Vertreter auf dem Augsburger Reichstag 1559 an, nicht - entsprechend dem Wunsch des Kaisers - für Religionsgespräche, sondern für die Fortsetzung des Konzils von Trient einzutreten. Anders als Kaiser Ferdi­ nand II. in seinem 1562 den Konzilslegaten überreichten Reformlibell lehnte R. die Prie­ sterehe unter ausführlicher Begründung ab, während er sich in der Frage des Laienkel­ ches konzessionsbereit zeigte. Er führte in seinem Bistum den Kleinen Katechismus des P. (->) Canisius als Norm für die religiöse Un­ terweisung der heranwachsenden Jugend ein. Als die Apostolische Kanzlei R. nach Ab­ schluß des Konzils den Text der Professio fidei Tridentina und die Formel für den Obödienzeid übersandte, unterzeichnete er trotz prinzipieller Bejahung des Konzils weder das eine noch das andere Formular. Canisius traf R. nicht an, als er ihm im Winter 1565/66 in geheimer päpstlicher Sendung die amtliche Ausgabe der Konzilsdekrete überbrachte. Er hinterließ einen Brief, in dem er den Pflicht­ eifer R.s lobte. Im Juni des Jahres 1566 for­ derte Papst Pius V. R. auf, das Bistum zu visi­ tieren und die Geistlichen zu einem ehelosen Leben anzuhalten. Nur so sei es möglich, die alte Kirche in Deutschland zu retten.

R. sah sich jedoch außerstande, die kirchen­ rechtlichen Neuerungen des Konzils und die einschneidenden Reformdekrete zur klerika­ len Lebensweise gegen den Widerstand der Archidiakone und der großenteils lutheri­ schen Stiftsritterschaft durchzuführen. Über­ dies erfüllte ihn der Glaubenskampf in den Niederlanden, der, von den deutschen Calvi­ nisten geschürt, auf die Nachbarterritorien überzugreifen drohte, mit höchster Sorge. Nachdem Pius V. ihm die licentia resignandi erteilt hatte, verzichtete R. zum Bedauern des Domkapitels und der katholischen Landstän­ de am 25. 10. 1566 zu Wolbeck auf das Bis­ tum. Er behielt seinen Wohnsitz in Münster, wo er am 18. 4. 1574 starb. Sein Grab befindet sich in der Domkirche (Grabplatte). Literatur: R. Schwarz 62. - W. Kohl, Domstift II, 348. - A. Schröer, Erneuerung I, 258ff. - A. Bösterling-Röttgermann, Das Kollegiatstift St. MauritzMünster (Münster 1990) 137f. - Handbuch Münster (1993) 195 f. Alois Schröer 42 Lexikon

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Raitenau, Wolf Dietrich von (1559-1617)

1575-1587 Koadjutor des Abtes von Mur­ bach-Lüders 1587 Abt von Murbach-Lüders 158 7-1612 Erzbischof von Salzburg Wolf Dietrich von Raitenau wurde am 26. 3. 1559 auf Schloß Hofen in Lochau bei Bregenz als ältester Sohn des kaiserlichen Obristen Hans Werner v. R. und der Helena von Ho­ henems, einer Nichte des Papstes Pius IV. und einer Schwester des Kardinals M. S. v. (—>) Hohenems, der sich in Rom Marcus Sitticus d’Altemps nannte, geboren. Über ihren Bruder Jakob Hannibal war R.s Mutter außer­ dem Schwägerin des 1610 heiliggesproche­ nen Mailänder Erzbischofs und Kardinals Karl Borromäus. R. wuchs auf der väterlichen Herrschaft Langenstein im Hegau nordwest­ lich des Bodensees auf. Mit der Wahl des erst 28jährigen R. erreichte der fürstliche Absolu­ tismus im Erzstift Salzburg einen Höhepunkt.

Die starke geistliche Komponente der mütter­ lichen Familie mit ihren weitreichenden Be­ ziehungen mag den Ausschlag dafür gegeben haben, daß R. ebenfalls für die geistliche Laufbahn bestimmt wurde, obwohl dies da­ mals bei erstgeborenen Adeligen nicht üblich war. Sowohl aus der Familie der Hohenemser als auch aus jener der R. gingen zahlreiche Kleriker in hohen Positionen sowie Äbtissin­ nen bedeutender Klöster hervor. Daß R. an­ stelle der kirchlichen Karriere eher das Kriegshandwerk seines Vaters bevorzugt hätte, bestätigte er selbst noch als Erzbischof in Worten und in selbstverfaßten Schriften wie etwa in seiner Anleitung zur „Biblischen Kriegsordnung“. Erzogen im Konvikt zu Günzburg, studierte R. ab 1574 die Rechte an der Universität in Pa­ via, erhielt als Zwölfjähriger 1570 bereits ein Kanonikat in Konstanz, das ihm Kardinal Ho­ henems verlieh, wurde 1575 Koadjutor der vereinigten Stifte Murbach und Lüders im El­ saß, 1574 Dompropst von Basel und 1578 Ka­ noniker des Salzburger Domkapitels. Neben dieser steilen kirchlichen Karriere schloß er 1583 seine Studien ab, die ihn über Oberita­ lien und die Schweiz nach Frankreich, Spa­ nien und schließlich 1576-81 nach Rom führ­ ten, wo er 1583 zum Subdiakon geweiht wur­ de. Nicht nur die geistliche Ausbildung am Collegium Germanicum, sondern auch das südliche Flair und die städtebaulichen Anla­ gen Roms waren R. Vorbild für seine spätere Bautätigkeit in Salzburg.

Am 2. 3. 1587 postulierte das Salzburger Domkapitel R. zum Erzbischof. Nachdem die

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Raitenau

päpstliche Altersdispens vom 20. 4., ferner die Bestätigung vom 25. 5. und die Verlei­ hung des Palliums vom 16. 6. in Salzburg ein­ getroffen waren, empfing R. am 18. 10. die Bi­ schofsweihe durch den Passauer Bischof U. v. (—>) Trennbach und aus der Hand des Seckauer Bischofs M. (—>) Brenner das Pallium. We­ nige Tage zuvor war er durch den Chiemseer Bischof zum Diakon und Priester geweiht worden. Am 19. 10. hielt R. nach altem Zere­ moniell im Beisein der Bayernherzöge Wil­ helm und Ferdinand seinen Einzug in die Re­ sidenzstadt.

Erste Sympathien erwarb sich R. dadurch, daß er seinen Untertanen die übliche Weih­ steuer, die beim Regierungsantritt eines jeden neuen Erzbischofs zu zahlen war, erließ; denn auch die seines nur kurz amtierenden Vorgängers G. v. (—>) Kuenburg war noch nicht eingehoben. R. ließ keinen Zweifel dar­ an aufkommen, daß er ein scharfes Regiment führen wolle. Gleich zu Beginn seiner Herr­ schaft setzte er gegenreformatorische Ak­ zente. Erstaunen löste sein damals für einen deutschen Kirchenfürsten ungewöhnlicher Ad-limina-Besuch im Frühjahr 1588 aus. Aus Rom zurückgekehrt, begann er mit der Gegen­ reformation in der Residenzstadt, in deren Verlauf einige lutherisch gesinnte Bürger Stadt und Erzstift in kurz anberaumten Fri­ sten verlassen mußten. Nach der Rekatholi­ sierung der Residenzstadt begann der Fürst

mit gleicher Unerbittlichkeit die Gegenrefor­ mation auf dem Lande. Sie war aber wenig er­ folgreich, da in den angrenzenden Habsbur­ ger Ländern die Religionskommissionen erst zu Beginn des 17. Jh.s die Rekatholisierung in Angriff nahmen. R.s gegenreformatorischer Eifer, der mit den strengen Religionsmanda­ ten vom 3. 9. 1588 und 1. 7. 1593 einen ersten Höhepunkt erreichte, wofür er von Gregor XIV. als „piissimus defensor Catholicorum“ tituliert wurde, mäßigte sich infolge schwerer Krankheiten und seiner zahlreichen politi­ schen Auseinandersetzungen, in die er sich ungestüm verwickelte. Zudem mußte er in seinem Reformwerk und in seiner starken Baulust auf die Empfindlichkeit des Volkes Rücksicht nehmen, auf dessen Unbotmäßig­ keit R. sonst hart reagierte. Viel vom Verhalten R.s mag verständlich er­ scheinen, wenn man bedenkt, daß er eher ein Kriegsmann wie seine Vorfahren und sein Va­ ter werden als eine glänzende geistliche Lauf­ bahn einschlagen wollte, die ihm seine Ver­ wandtschaft vermittelte. Seine Anordnungen zur Pestzeit, seine Schulordnung und man­ che Äußerungen beweisen, daß er mit seinen Ansichten der Zeit vorauseilte. Sein unausge­ glichenes Wesen und die Verkennung der Verhältnisse brachten ihn jedoch in Konflikte mit den Zeitgenossen. Die Stadt Salzburg ver­ dankt ihm ihre heutige Gestalt, obwohl R. mehr niederreißen als aufbauen ließ. Aus der mittelalterlichen Residenzstadt wollte er eine Metropole nach römischem Vorbild machen. Er begann mit dem Bau der Residenz, ließ ei­ nen „Neubau“ errichten, beseitigte den Dom­ friedhof, für den er den St.-Sebastians-Friedhof mit seinem Mausoleum, der Gabrielska­ pelle, anlegte, demolierte ohne zwingenden Grund nach einem Brande 1598 den romani­ schen Dom und gestaltete nach dem Rat des Palladioschülers Vincenzo Scamozzi die Um­ gebung des Domes neu, nachdem er durch den Abbruch von 60 Wohnhäusern dafür Platz geschaffen hatte. Auch der Frauengar­ ten wurde durch R. verbaut. Dort entstanden der Hofmarstall und später die Universität. Neue Straßenzüge wie die Kapitelgasse mit dem Kapitelhaus, die Franziskaner- und Hof­ stall- sowie die Griesgasse wurden angelegt. Auf der rechten Salzach-Uferseite schuf R. außerhalb der Stadtmauern das Lustschloß Altenau (später „Mirabell“ genannt), das er Salome Alt, die aus einer angesehenen Salz­ burger Patrizierfamilie stammte, übergab. Ihr war der erzbischöfliche Landesfürst, wie all­ gemein bekannt war, zugetan; ihm gebar sie seit 1593 mehr als zehn Kinder, für die R. in rührender Weise sorgte. Auf Intervention R.s

Raitenau

erhob der Kaiser 1609 Salome Alt und ihre Kinder als „von Altenau“ in den Reichsadels­ stand.

Machte R. sich zunächst Hoffnungen auf das Kardinalat, das ihm Sixtus V. 1589 in Aus­ sicht gestellt hatte, so wurden seine Bezie­ hungen zur römischen Kurie ab 1595/96 zuse­ hends kühler. Immer mehr entwickelte sich R. zum unumschränkten Herrscher. Es kam zu Affären, die für einen Kirchenfürsten über­ aus bedenklich waren. Aus geringfügigem Anlaß brach 1595 wegen der Pfarrei Saalfel­ den ein Streit mit dem Bischof von Chiemsee S. (—>) Cattaneo aus. Dieser war seit 1582 in Salzburg als Hoftheologe, später als Seminar­ rektor, Generalvikar und Offizial tätig und wurde 1589 von R. zum Bischof ernannt. We­ gen unterschiedlicher Rechtsauffassungen in einer Erbschaftsfrage von R. bedrängt und brieflich verhöhnt, verließ Cattaneo 1595 fluchtartig Salzburg und begab sich nach Her­ renchiemsee, um dem unberechenbaren Zorn des Erzbischofs auszuweichen. Trotz erzbi­ schöflichen Rückkehrbefehls blieb er dort. Seiner von R. eingezogenen Güter beraubt, wandte sich Cattaneo an Herzog Wilhelm von Bayern und an den Papst, der R. befahl, dem Bischof die Residenz in Salzburg und seine Einkünfte zurückzugeben und sich weiterer Feindschaft zu enthalten. Doch R. beharrte auf seinem Standpunkt, so daß der Papst die Zustimmung zur Resignation Cattaneos gab, die noch jahrelang die Streitparteien beschäf­ tigte, während R. das Bistum Chiemsee bis zum Tode Cattaneos 1609 unbesetzt ließ und dessen Einkünfte okkupierte.

R. duldete kein Mitregieren des Domkapitels und der Landstände, die nach altem Herkom­ men bei wichtigen Regierungshandlungen eingebunden sein wollten. Seit 1592 berief er die Landstände nicht mehr ein; die Steuern setzte er selbst fest. Die seit langer Zeit gleich­ gebliebenen und daher oft nicht mehr zutref­ fenden urbarialen Abgaben ließ er durch eine Kommission neu bemessen. Als sich 1606 im Gericht Kaprun dagegen Widerstände regten, ließ er den unbescholtenen Pfleger Kaspar Vogel, der es unterlassen hatte, über die Stim­ mung der Bevölkerung nach Salzburg zu be­ richten, und zwei Bauern in einem geheimen Verfahren verurteilen und hinrichten.

1606 beschloß das Domkapitel auf Veranlas­ sung R.s das sog. Ewige Statut, wonach in Zu­ kunft niemals ein bayerischer Prinz oder ein österreichischer Erzherzog zum Erzbischof von Salzburg gewählt werden sollte. Nur auf diese Weise, so meinte R., lasse sich die Neu­ tralität und Selbständigkeit des Erzstiftes 42*

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wahren. Damals waren nämlich mit Leopold und Karl zwei habsburgische Erzherzoge und mit Ferdinand, dem Bruder Herzog Maximi­ lians von Bayern, ein Wittelsbacherprinz Mit­ glied des Salzburger Domkapitels. Maximi­ lian verklagte R. bei Kaiser und Papst, der am 9. 3. 1607 das Statut für ungültig erklärte. Dessenungeachtet nahm sich das Domkapitel in der ganzen Folgezeit das „Ewige Statut“ zur festen Richtschnur bei einer Erzbischofs­ wahl.

Der bayerische Herzog Maximilian war für R. zeit seines Lebens ein Angstgegner und wur­ de schließlich auch sein Verhängnis. Halb aus politischen Erwägungen, halb aus persönli­ cher Aversion ist R.s ablehnende Haltung ge­ genüber der auf Betreiben Maximilians 1609 als Gegengewicht zu der „Union“ protestanti­ scher Fürsten gegründeten „Liga“, einem ka­ tholischen Defensivbündnis, zu erklären, dem mit Ausnahme Österreichs, Salzburgs und Eichstätts alle katholischen Fürsten an­ gehörten. Trotz aller Bemühungen ihrer Mit­ glieder ist R. der Liga nicht beigetreten; er trug sich vielmehr mit dem Gedanken, eine Vereinigung der Neutralen zustandezubringen. Den Kurs der Neutralität haben seine Nachfolger konsequent beibehalten. Wegen der unterschiedlichen Salzpreise ver­ suchte R. 1591, sich der Propstei Berchtesga­ den zu bemächtigen. Diese lehnte sich aber durch die Wahl des Wittelsbacherprinzen (—> Bd. 1648-1803) Ferdinand zum Koadjutor des Propstes Jakob Pütrich mehr an Bayern an. Die Streitsache zog sich länger hin und wurde 1593 zuungunsten Salzburgs entschie­ den. Die römische Rota fällte hinsichtlich der Exemtion Berchtesgadens von der Salzburger Bistumsgewalt ein für den Erzbischof negati­ ves Urteil, in dem Berchtesgaden als unmit­ telbar dem päpstlichen Stuhl unterworfen er­ klärt wurde. Schon damals arbeiteten die bay­ erischen Herzöge gegen R. Sie hatten nicht nur 1589 seine Erhebung zum Kardinal hin­ tertrieben, sondern dachten bereits 1591 an seine Absetzung durch den Papst. Dabei kehr­ ten sie seinen unberechenbaren Charakter, seinen ungeistlichen Lebenswandel, man­ gelnden gegenreformatorischen Eifer u. a. m. hervor.

Letzteres traf nicht zu, wenn R. auch nur in den Anfangsjähren seiner Regierung mit aller Strenge gegen Nichtkatholiken vorging. Spä­ ter wollte er wegen seiner hochgestellten Baupläne und aus wirtschaftlichen Überle­ gungen die Untertanen im Lande behalten, ohne vom Prinzip absoluter Herrschaftsaus­ übung und Unterdrückung jeglicher Wider­

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Raitenau

stände abzuweichen. Von der scharfen Gegen­ reformation ging er zur besseren religiösen Unterweisung des Volkes über. R. bestieg mehrmals die Kanzel der Domkirche, um zu predigen, was keiner seiner Vorgänger getan hatte. Die Predigt vom Gründonnerstag 1593 „von der Ehr und anrueffung der Heyligen Gottes“ ließ er 1599 drucken. Neben der He­ bung des Niveaus der Elementarschulen durch eine Schulordnung 1593/94 galt seine Sorge dem Priesternachwuchs und der reli­ giösen Volksbelehrung. Den 1583 durch sei­ nen Vorgänger nach Salzburg gerufenen Fran­ ziskanern übergab er 1592 die Stadtpfarrkir­ che „Zu Unser Lieben Frau“ (fortan „Fran­ ziskanerkirche“). 1596 rief er Kapuziner nach Salzburg, baute ihnen 1599 Kirche und Klo­ ster auf dem Imberg (später „Kapuziner­ berg“), deren feierliche Einweihung R. 1602 persönlich vornahm, und gab ihnen Instruk­ tionen zur Rekatholisierung der Landbevölke­ rung. Den dritten Bettelorden, die Augusti­ ner-Eremiten, holte R. 1605 nach Salzburg und wies ihnen das in der Reformationszeit erloschene Kollegiatstift Mülln außerhalb der Residenzstadt zu, von wo aus die Patres Pfarr­ seelsorge betrieben und ab 1650 die bedeu­ tende Wallfahrtskirche auf dem Dürrnberg be­ treuten, deren Neubau R. 1594 bis 1612 ver­ anlaßte. Auf R. geht auch die Gründung eines Kollegiatstiftes in Mühldorf am Inn 1610 zu­ rück. Den Forderungen des Trienter Konzils entsprechend ließ er 1602 ein neues Priester­ seminar am heutigen Kajetanerplatz der Stadt errichten, von wo aus die Alumnen 1617 zu­ nächst in das neue Studiengebäude der Bene­ diktiner (Alte Universität) übersiedelten, nachdem das 1582 errichtete Klerikerseminar im Seckauhof in der Kaigasse nur provisori­ schen Charakter hatte. 1593 gab R. an die Vi­ sitatoren die Instruktion, die Untertanen von der Kirchenkanzel aus „in aller Sanftmütig­ keit“ zum katholischen Glauben zu ermah­ nen. 1594 ließ er den Katechismus des P. (—>) Canisius drucken und verbreiten, entspre­ chend den liturgischen Reformen des Trien­ ter Konzils 1598 ein prachtvolles Missale Romanum drucken und allen Geistlichen das rö­ mische Brevier übergeben. R.s Bemühen um soziale Gerechtigkeit und um Unterstützung der bedürftigen Untertanen haben das An­ denken an ihn in der Bevölkerung lange wach gehalten. Im Prinzip haben R.s Nachfolger den von ihm eingeschlagenen Weg beibehalten. Als Lan­ desfürst steuerte er nämlich, soweit die Ge­ samtinteressen des Erzstiftes nicht Schaden litten, einen scharfen Kurs der Gegenreforma­ tion. Als Erzbischof jedoch widmete er sich

den schwierigen seelsorglichen Problemen, die ihm nur durch Behebung des Priester­ mangels und durch Intensivierung des religi­ ös-kirchlichen Lebens lösbar erschienen. Sei­ nem Charakter entsprechend wollte er in bei­ den Bereichen eine zu rasche Bereinigung herbeiführen. Erfolge und Mißerfolge hinter­ ließ er als Erbe seinen Nachfolgern. Als Metropolit war R. bestrebt, im Sinne des Trienter Konzils seine bischöfliche Autorität durchzusetzen. Er wertete das Amt des Gene­ ralvikars auf, indem er 1589 mit der Ernen­ nung von Cattaneo zum Bischof von Chiem­ see und gleichzeitig zum Generalvikar der Erzdiözese einen ersten Schritt in der Umor­ ganisation der bis dahin geltenden partikular­ rechtlichen Rechtsordnung der Salzburger Kirche setzte. 1591 übertrug er dem Bischof von Seckau das Amt des Generalvikars für die ganze Steiermark, 1593 ernannte er den Propst von Maria Saal und Archidiakon von Unterkärnten Ulrich Rasier zum Generalvikar für ganz Kärnten. Diese Generalvikare hatten ihr Amt in voller Weisungsgebundenheit an den Erzbischof auszuüben. Damit nahm der Erzbischof und Metropolit eine jurisdiktio­ neile Neuorganisation vor, die in der Praxis auf eine Ausschaltung der Archidiakone hin­ auslief. Die Besetzung vakant gewordener Salzburger Eigenbistümer nahm R. dreimal vor. Für den entflohenen Cattaneo behalf sich R. seit 1604 mit Bischöfen aus Italien und Istrien.

Als es 1611 wegen des Salzes zu einem neuen Konflikt mit Bayern kam, wagte R. einen be­ waffneten Handstreich auf die Propstei Berchtesgaden und ließ diese militärisch be­ setzen. Herzog Maximilian rückte aber mit ei­ nem Heere an, nahm kampflos die Salzburger Stadt Tittmoning, worauf R., den das von ihm nie gut behandelte Domkapitel verlassen hatte, floh. Am 26. 10. 1611 besetzte der Bay­ ernherzog die Residenzstadt Salzburg. Ob­ wohl schon in Kärnten angelangt, wurde R. am 27. 10. bei Rennweg, südlich des Katsch­ berges, von bayerischen Soldaten gefangenge­ nommen und auf der Festung Hohen werfen, später auf Hohensalzburg eingekerkert. R. wurde am 7. 3. 1612 zur Resignation gezwun­ gen und brachte als Gefangener des Papstes fünf Jahre bis zu seinem Tode am 16. 1. 1617 auf der Festung Hohensalzburg zu, nachdem alle Versuche seiner Brüder, ihn zu befreien oder doch seine Haft zu mildern, am Wider­ stand seines Neffen und Nachfolgers Hohen­ ems gescheitert waren. Obwohl R. testamen­ tarisch ein einfaches Leichenbegängnis erbe­ ten hatte, ließ Hohenems den Toten mit gro­ ßen Zeremonien in der von R. 1595 als

Raitenau - Rammung

Mausoleum erbauten Gabrielskapelle im St. Sebastians-Friedhof beisetzen. Schriften: Catholische Predigt. Von der Ehr und Anrueffung der Heyligen Gottes ... so von ihr Hoch Fürst. Genaden selbst auff den Hohen Donnerstag, den 15. Aprilis Anno Christi M. D. LXXXXIII. in dero Thumb Kirchen gehalten worden. Gedruckt in Salzburg (Salzburg 1599). - Erzbischof Wolf Die­ trichs selbst verfaßte Schriften, 4 Bde., in: HHStAW, Nr. W 200. (I: Ertzbischoffens Wolfgangi Theodorici Geistliche M. S. ...; II: Herrn Wolfgangi Theodorici Ertzbischoffens zu Saltzburg Geistliche und Politi­ sche M. S. ... enthält „De Principe“, „Biblische und christliche Kriegsordnung“ u. a.).

Literatur: W. Hauthaler-J. Stainhauser. - W. Keplinger, Die religiösen und politischen Schriften des Erzbischofs Wolf Dietrich von Raitenau (1587-1612) (Diss. phil. Wien 1947). - Ders., Erzbischof Wolf Dietrichs biblische Kriegsordnung, in: MGSL 93 (1953) 60-89. - Ders., Eine unveröffentlichte Chro­ nik über die Regierung Erzbischof Wolf Dietrichs, in: MGSL 95 (1955) 67-91. - R. R. Heinisch 201206. - H. Dopsch-H. Spatzenegger II/l, 173-187 (Lit.). - F. Martin, Salzburgs Fürsten 13-66. - AK Raitenau (Lit.), bes.: F. Ortner, Wolf Dietrich als För­ derer der Orden; Wolf Dietrich als Gegenreformator, in: ebd. 87f., 123-126. - E. Stahl-Botstiber, Wolf Dietrich von Salzburg. Weltmann auf dem Bischofs­ thron (Wien 21987). Franz Ortner

Rammung, Matthias von (um 1417-1478)

1464-1478 Bischof von Speyer

Matthias von Rammung wurde um 1417 ver­ mutlich in Heidelberg geboren, wo sein Vater Matthias ein Hofgut und einen Garten besaß. Er war 1446 durch seine Heirat mit der Erb­ tochter des Konrad von Venningen in den Be­ sitz eines Teils des Reichslehens Daisbach nördlich von Sinsheim gekommen. Die R. stammten aus einem gleichnamigen nieder­ bayerischen Ritteradelsgeschlecht und dürf­ ten über die Oberpfalz nach Heidelberg ge­ kommen sein. Sie waren vor der Mitte des 15. Jh.s Inhaber eines kurpfälzischen Mannle­ hens in Schifferstadt.

R. studierte seit 1433 in Heidelberg, erwarb dort 1435 das Bakkalaureat in der Artistenfa­ kultät und im August 1439 das der Rechts­ wissenschaft. Schon 1442 war er in Böblin­ gen bepfründet. 1446 wurde er - bereits als Stiftsherr bei St. Cyriakus zu Neuhausen bei Worms - zum Lie. iur. can. graduiert. Seit 1450/51 stand er als „consilarius“ und „secretarius“ im Dienst des pfälzischen Kurfür­ sten Friedrich L, des Siegreichen. 1454 fun­ gierte R. als Beisitzer im kurpfälzischen Hof­ gericht, seit 1455 war er Sekretär bei einem Bruder Friedrichs I., dem Pfalzgrafen (—>) Ru­

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precht, damals Dompropst zu Würzburg und später Erzbischof von Köln. 1456 erhielt er eine Domherrnpfründe zu Worms und die Stiftspropstei zu St. Peter in Wimpfen, im Ok­ tober 1459 eine Domherrnpräbende zu Speyer. Am 22. 1. 1461 ernannte ihn Fried­ rich I. zum Kanzler; dieses zweithöchste Amt innerhalb der kurpfälzischen Zentralverwal­ tung hatte R. bis zu seinem Tod 1478 inne. Die Verbindung zur Kurpfalz ebnete R. die Wege zu Papst Pius II., der ihn am 21. 6. 1459 zum Kubikular ernannte. Nachdem der Speyerer Bischof J. (—>) Nix von Hoheneck an seinem Konflikt mit Kurpfalz gescheitert war, verzichtete er auf Betreiben des Kurfürsten am 4. 7. 1464 zugunsten R.s auf das Bistum. Bereits am 8. 8. erfolgte dessen Bestätigung. Zwischen Weihnachten 1464 und Epiphanie 1465 empfing R. die Bischofsweihe, wohl durch die Hand des Wormser Bischofs R. v. (—>) Sickingen, dem er freundschaftlich ver­ bunden war. R. stand vor der schwierigen Aufgabe, die po­ litische und wirtschaftliche Krise des Hoch­ stiftes zu überwinden wie auch für die religi­ ös-sittliche Erneuerung von Geistlichen und Laien Sorge zu tragen. Er besaß dafür auf­ grund seiner humanistischen Bildung, seines tiefen Glaubens und seines Verwaltungsta­ lents alle Voraussetzungen. R.s Hofhaltung war sparsam, sein Lebenswandel vorbildlich. Aufgrund der finanziellen Notlage ergab sich wohl die Notwendigkeit, Aufstellungen über Bevölkerung, Besitzungen und Rechte anzu­ legen, die einer modernen Statistik nahe ka­ men. Den in Speyer zahlreichen und wohlha­ benden Juden legte R. 1468 und 1472 strenge Beschränkungen auf. Die Schulden des Hoch­ stifts verringerte er nach Kräften. Das Organisationstalent R.s wirkte sich also günstig für die Verwaltungspraxis des Hoch­ stifts aus. R. betrieb jedoch gleichermaßen kirchliche Reformen. Der kirchlichen Verwal­ tung gab er durch die Einführung des Pfarr­ zwanges und der Pfarrmatrikel Richtlinien von bleibendem Wert. Aufgrund der um 1470 angelegten Bistumsmatrikel ergibt sich ein klares Bild der Organisation der Diözese am Ausgang des Mittelalters. Beim Klerus des Domstifts und bei den Stiften im Gebiet des Bistums stellte R. die Kirchenzucht wieder her und bestrafte Verstöße drastisch. Seine Reformdekrete betrafen aber auch den viel­ fach ungenügend gebildeten und zahlreichen Weltklerus sowie die Laien. Auf die würdige Gestaltung der Liturgie legte er besonderen Wert, er förderte die Marienverehrung und drängte auf Predigt und religiöse Unterwei­ sung. R. konnte sich bei seinen Bemühungen

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Rammung - Rantzau

auf den pfälzischen Kurfürsten stützen. Da­ durch war er nahezu unangreifbar. R. tak­ tierte mit der Finanzkrise des Hochstifts, um das Domkapitel gefügig zu machen. 1466 un­ terstellte er das Stift dem Schutz der Kur­ pfalz. Mit Hilfe Friedrichs I. suchte er 146470 die Reichsunmittelbarkeit der Stadt Spey­ er zu beseitigen. Dabei hatte er jedoch keinen Erfolg, da Speyer von dem mit dem Kurfür­ sten verfeindeten Kaiser unterstützt wurde. Immerhin brachten zwei unter Druck des Kai­ sers zustande gekommene Sühneverträge von 1466 R. stattliche Zahlungen seitens des Ma­ gistrats ein. Außerdem konnte er den Bau der Festung „Marientraut“ bei Hanhofen durch­ setzen. Das 1462 zerstörte St. Germansstift verlegte er in die Stadt, und die Pfarrkirche St. Moritz erhob er 1468 zur Stiftskirche St. German und St. Moritz. Eine neue Stiftskir­ che wurde 1473 errichtet.

Die Bedeutung R.s beruhte auf seiner Tätig­ keit als kurpfälzischer Kanzler, aber mehr noch als Bischof. Als vorzüglicher Regent und frommer Bischof suchte er im weltlichen wie im religiös-kirchlichen Bereich zu refor­ mieren. Der Erfolg blieb ihm letztlich zwar versagt, doch hatte er Teilerfolge für den Fort­ bestand des Hochstifts und des Bistums. Durch seine Beziehung zum Heidelberger Hof war er mit dem geistigen Leben seiner Zeit, insbesondere dem Humanismus, vertraut. So fanden der Humanist Peter Luder wie auch Jakob Wimpfeling, als er in jungen Jahren die Heidelberger Universität besuchte, in R. ei­ nen wohlwollenden Förderer. Wimpfeling widmete ihm ein Gedicht, das seine geistige Aufgeschlossenheit rühmte.

R. starb am 1. 8. 1478 in Heidelberg; er wurde in der nicht mehr bestehenden Marienkapelle des Speyerer Doms beigesetzt; 1772 wurden die Gebeine in den Dom überführt. Literatur: Ph. Simonis, Historische Beschreibung al­ ler Bischoffen zu Speyr (Freiburg/Br. 1608) 174182. - F. X. Remling II, 138-175. - Die Speierer Bis­ tums-Matrikel des Bischofs Mathias Ramung. Neu hg. v. F. X. Glasschröder, in: Mitt. Pfalz 28 (1906) 75-126. - M. Buchner, Die innere weltliche Regie­ rung des Speierer Bischofs Mathias Ramung (14641478), in: Mitt. Pfalz 29/30 (1907) 108-155. - Ders., Ein Jugendgedicht Jakob Wimphelings auf Bischof Mathias Ramung von Speyer, in: ZGO, NF 22 (1907) 478-485. - Ders., Die Stellung des Speierer Bischofs Mathias Ramung zur Reichsstadt Speier, zu Kurfürst Friedrich I. von der Pfalz und zu Kaiser Friedrich III., in: ZGO, NF 24 (1909) 29-82, 259-301. - Ders., Die Stellung des kurpfälzischen Kanzlers und Speierer Bischofs Mathias Ramung (+ 1478) zum geistigen Leben seiner Zeit, in: NHJ 16 (1909) 8194. - K. v. Busch-F. X. Glasschröder I, 373f. - L. Sta­ mer II. - L. Litzenburger, Papst Pius II. providiert

1464 die Speyerer Kirche mit Matthias von Rammung, in: Dom Speyer 292-302. - F. Haffner, Die kirchlichen Reformbemühungen des Speyerer Bi­ schofs Matthias von Rammung in vortridentinischer Zeit (1464-1478) (Speyer 1961). - L. G. Duggan 120ff., 193-197. - O. Bücher, Der Speyerer Bischof Matthias (1464-1778) und die Herren von Rammin­ gen, in: BPfKG 46 (1979) 49-62 (mit Stammtafel). V. Press 251-290. - G. Fouquet, Domkapitel, bes. II, Nr. 292. - K. Andermann, Probleme einer statisti­ schen Auswertung der älteren Speyerer „Volkszäh­ lung“ von 1469/70, in: Ders.-H. Ehmer (Hg.), Bevöl­ kerungsstatistik an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit. Quellen und methodische Probleme im überregionalen Vergleich (Sigmaringen 1990) 95108. -H. Ammerich, in: NDB 16 (1991) 406f. Hans Ammerich

Randegg, Burkhard von (t 1466) 1463-1466 Bischof von Konstanz Burkhard von Randegg entstammte einem al­ ten Rittergeschlecht des Hegau mit der Stammburg R. bei Gottmadingen. Seine El­ tern waren Heinrich v. R. und Margarethe von Ellerbach. Er hatte drei Brüder und mehrere Schwestern. Zwei Neffen wurden wie er Domherren in Konstanz. R. ist dort 1442 erst­ mals als Domherr bezeugt. 1448-57 war er Archidiakon des Aargaus, 1452-62 Domkustos. Am 1. 12. 1462 wählte ihn das Domkapitel zum Bischof von Konstanz. Die päpstliche Bestätigung folgte am 7. 1. 1463, die Beleh­ nung mit den Regalien am 25. 2. und die Be­ stätigung der Privilegien des Hochstiftes durch den Kaiser am 28. 2. Am 26. 3. empfing R. die Diakonen-, am 2. 7. 1463 die Bischofs­ weihe. Gleich danach veranstaltete er eine Di­ özesansynode und erließ Statuten, die nur wenig von denen seines Vorgängers H. v. (—>) Hewen abwichen. R. setzte sich insbesondere für die Klosterreform ein. Der Stadt Konstanz bestätigte er 1464 ihre Privilegien. 1465 mußte er gegenüber den Eidgenossen den Verdacht des Paktierens mit Österreich ent­ kräften. R. starb unerwartet am 13. 3. 1466. Er erhielt sein Grab im Münster zu Konstanz. Literatur: P. E Kramml, Kaiser Friedrich III. und die Reichsstadt Konstanz (1440-1493) (Sigmaringen 1985). - K. Maier, in: RoJKG 5 (1986) 59. - B. Degler-Spengler, in: HS 1/2, 356-358. Red.

Rantzau, Balthasar (um 1497-1547) 1537-1547 Bischof von Lübeck

Balthasar Rantzau entstammte einem der reichsten und mächtigsten Geschlechter des

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Rantzau - Rapicio schleswig-holsteinischen Adels. Er wurde um 1497 als Sohn des Hans R. (+ um 1522) zu Neuhaus, Schmoel, Rantzau und Satjewitz, der als Rat und Amtmann sowohl vom däni­ schen König wie vom Herzog auf Gottorf hochbetraut worden war, und der Margarete (t 1547), Tochter des Sievert Brockdorff zu Windeby, geboren. Fünf seiner sechs Brüder wirkten als Räte und Amtleute der Landes­ herren; am bedeutendsten waren der Land­ marschall Melchior (+ 1539) und der Statthal­ ter Breide (+ 1562). R. war Kleriker der Di­ özese Lübeck und wurde 1511, erst 14 oder 15 Jahre alt, durch Herzog Friedrich von Gott­ orf für die Dompropstei Schleswig präsentiert und erhielt sie 1512 zugleich mit Dispens zum Erwerb weiterer Pfründen. 1513 lebte er in Münster, 1514 wurde er in Rostock imma­ trikuliert. Seit 1521 hatte er ein Kanonikat im Lübecker, später auch eines im Ratzeburger Domkapitel. Er scheint aber bei keiner seiner Pfründen je residiert zu haben und trat auch sonst nicht hervor. Nach dem Tode des Lü­ becker Bischofs D. (—>) Reventlow am 12. 5. 1536 wurde R., wohl am 30. 6., zum Nachfol­ ger gewählt. Das Domkapitel verfuhr ebenso wie im Vorjahr bei seiner Entscheidung für Reventlow: es wählte zwar aus seinem Kreise und wies König Christians III. Verlangen, nicht ohne sein Wissen und seine Zustim­ mung zu handeln, förmlich zurück, kam tat­ sächlich aber den Wünschen des Königs ent­ gegen. Wie R. zu dieser Zeit zur Reformation stand, wird nicht deutlich. Wegen der ungekl­ ärten Lage des Bistums und seiner Einkünfte - er wird kaum noch bischöfliche Funktionen in der Diözese haben wahrnehmen können, vielmehr von Anfang an auf das Stiftsgut be­ schränkt gewesen sein - schob er die Bitte um päpstliche Bestätigung zunächst auf. Als sie unter dem 22. 12. 1536 erfolgte - ausge­ händigt wurde sie aber erst am 2. 7. 1537 in Rom und traf am 1. 8. in Lübeck ein -, ließ R. sich zugleich Dispens für einen weiteren Auf­ schub der Priester- und Bischofsweihe geben und diesen mehrfach, zuletzt 1542, verlän­ gern. Auch danach scheint er die Weihen nicht genommen und den Eid auf den Papst nicht abgelegt zu haben. Dem Domkapitel lei­ stete er den schuldigen Eid nach langem Sträuben erst am 12. 7. 1539. Er hielt auf die Selbständigkeit des Stifts gegenüber Holstein und ließ 1541 die vom König angeordnete Kirchenvisitation nicht zu. Gleichwohl stand ihm das Kapitel mit Mißtrauen gegenüber. Es fürchtete in ihm den holsteinischen Adligen, der es auf das Stiftsgut abgesehen habe und mehr auf seine Brüder als auf das Kapitel hö­ re. Hatte doch der Vater R.s vor Jahrzehnten gesagt, seine Vorfahren seien von den Lü­

becker Bischöfen unrechtmäßig aus Eutin und den zugehörigen Dörfern vertrieben wor­ den; es komme wohl die Zeit, da sie ihrerseits die Bischöfe vertreiben und Eutin zurückge­ winnen würden. Auch R. mag in solcher Fa­ milientradition gelebt haben. So wurde er 1540 bei der Teilung des väterlichen Erbes nicht, wie zwei andere Brüder, mit Geld abge­ funden, sondern erhielt zusammen mit Sie­ vert den Kern des Familienbesitzes, das Gut Neuhaus. Zum Unwillen des Kapitels resi­ dierte er oft dort statt in Eutin und brachte zeitweise auch das bischöfliche Archiv und die Kleinodien dorthin. Doch rühmte man ihm in Lübeck auch, daß er sehr fromm und obwohl als Edelmann geboren - den Bauern so gut gewesen sei, daß sie seinesgleichen nicht so bald wiederbekommen würden. Am 27. 8. 1545 wurde R. von dem mecklen­ burgischen Adligen Martin von Waidenfels, der durch eine Fehde gegen Christian III. alte Geldforderungen durchsetzen wollte, ent­ führt. Der König weigerte sich, das verlangte Lösegeld zu zahlen, ebenso die Brüder. Das Domkapitel war immerhin bereit, einen Bei­ trag zu leisten. Im April oder Mai 1547 starb R. in der Gefangenschaft auf Schloß Stavenow. Er wurde in der Pfarrkirche zu Blüthen bei Perleberg beigesetzt. Er hatte das Abend­ mahl unter beiderlei Gestalt empfangen, sich also der Reformation angeschlossen. Das vor Kaiser und Fürsten gegen Waldenfels und sei­ ne Helfer geführte Verfahren ging danach noch durch ein Jahrzehnt. Erst am 23. 5. 1548 erhielt das Domkapitel sichere Nachricht von R.s Tod. Eutin und das Bischofsgut waren un­ terdessen fest in der Hand von R.s Brüdern, die die Forderung des Domkapitels auf Über­ gabe der Stiftsadministration immer wieder zurückwiesen und sich erst im Mai 1549, un­ ter Mitnahme der angesammelten Gelder und des halben Inventars, zur Herausgabe verstan­ den. Quellen und Literatur: SHLAS: Abt. 268 (Lübecker Domkapitel); Abt. 400. 4 (Hschr. des Bistums Lü­ beck). - Reichsarchiv Kopenhagen: Tyske Kancelli, Indenrigske afdeling. - D. Franck, Altes und neues Mecklenburg 9 (Güstrow-Leipzig 1755). - K. Harms. - W. Prange, in: SHBL 4 (1976) 191f. (QQ, Lit.). - W. Prange, Protokolle 1535-1540. - Ders., Protokolle 1522-1530. Wolfgang Prange

Rapicio, Andrea (1533-1573) 1567-1573 Bischof von Triest Andrea Rapicio wurde in Triest als Sohn des Domenico R. geboren und am 11. 12. 1533 ge­

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Rapicio

tauft. Er besuchte die Schule im veneziani­ schen Capodistria und in Wien und studierte danach in Padua, wo er 1554 zum Dr. iur. utr. promoviert wurde. Seine Neigung gehörte dem humanistischen Studium und der Litera­ tur. R. begann wie schon vor ihm die aus Triest stammenden Humanisten P. (—») Bonomo und Pietro Giuliani eine staatliche Verwaltungs­ laufbahn, stieg zum Rat und Sekretär der Kai­ ser Ferdinand I. und Maximilian II. auf und wurde schließlich in Graz Hofrat des Erzher­ zogs Karl. Im Auftrag des Reiches verhan­ delte er mit Venedig über die Staatsgrenzen in Friaul und über Schiffahrtsrechte im Adriati­ schen Meer. Er verwandte sich aber auch für die Interessen seiner Heimatstadt, die sich damals in einer politisch und wirtschaftlich schwierigen Lage befand. Nach dem Tod des Triester Bischofs G. (-*) Betta nominierte Erzherzog Karl R., der da­ mals noch Laie war, am 20. 5. 1565 als Nach­ folger. R. schlug sogleich den Kurs der Gegen­ reformation und der katholischen Erneue­ rung ein, der damals von Graz ausging. Am 14. 11. 1565 nahm er als erzherzoglicher Kommmissar an der nach Aquileja einberufe­ nen Diözesansynode teil, die die Dekrete des Konzils von Trient rezipieren sollte. Dort drängte er angesichts der lutherischen Bewe­ gung, die in dem zum Reich gehörenden Teil des Patriarchates große Fortschritte gemacht hatte, auf energische Maßnahmen. Die päpst­ liche Bestätigung der Nomination R.s verzö­ gerte sich - wahrscheinlich wegen Schwierig­ keiten mit dem Patriarchen von Aquileja - bis zum 22. 8. 1567. Die Konsekration erhielt R. im Oktober 1567.

R.s Amtszeit fiel in die Frühphase der habs­ burgischen Gegenreformation. 1570 prüfte er im Auftrag des Hofes das Projekt zur Bestel­ lung eines Patriarchalvikars in Görz. Ihm sollte der innerösterreichische Teil des Patri­ archates unterstellt werden. Sein Vorschlag ging in spätere Verhandlungen Österreichs mit dem Hl. Stuhl ein, die 1574 zur Errich­ tung des Archidiakonates Görz führten. R. war ferner erzherzoglicher Kommissar bei der apostolischen Visitation, die Bartolomeo da Porcia 1570 in diesem Gebiet durchführte. Sie ging wahrscheinlich auf Karl Borromäus zurück, der vor Porcia das Stift Moggio als Kommende innehatte. Der Grazer Hof nahm die Dienste R.s auch noch für weitere Aufga­ ben in dieser Region in Anspruch. Entsprechend dem in Triest bereits durch E. S. (—0 Piccolomini, Raffaele Zovenzoni

(1434-85), P. (—») Bonomo und Girolamo Mu­ zio (1496-1576) beheimateten Humanismus veröffentlichte auch R. 1552 zwei Gedicht­ bände. Sie waren dem kaiserlichen Haupt­ mann von Triest, Giovanni de Hoyos, gewid­ met, der nach dem Tode Bonomos (t 1546) Schritte gegen die lutherische Bewegung un­ ternommen hatte. Sein 1576 veröffentlichtes Werk „Histria“, in dem er Istrien beschrieb und sich für das friedliche Zusammenleben der Volksgruppen aussprach, war dem Diplo­ maten und Schriftsteller Sigismund von Her­ berstein gewidmet. R. sammelte auch Nach­ richten über die Triester Adelsfamilien. Das bischöfliche Palais ließ er durch Giorgio Vin­ centi mit den Porträts seiner Vorgänger schmücken.

Unter R. war die städtische Gesellschaft durch Machtkämpfe und durch eine starke reformationsfreundliche Gruppe gespalten. Nachdem seine beiden Vorgänger von aus­ wärts gekommen waren, trug R. wieder zur Identitätsfindung der Stadt bei, die ihre eige­ nen Statuten besaß und unmittelbar dem Sou­ verän unterstand. R. war mit den Auseinan­ dersetzungen zwischen den Anhängern der Reformation, deren erster Exponent sein eige­ ner Vater gewesen war, und jener Gruppe konfrontiert, die sich zwar für eine katholi­ sche Erneuerung, zugleich aber gegen die österreichische Gegenreformation aussprach. R.s Reforminteresse fand seinen Ausdruck in den 1566 veröffentlichten Diözesankonstitu­ tionen. Sie wandten sich vorzüglich an die Kanoniker des Kathedralkapitels und der Stiftskapitel in Muggia, Umago, Pinguente und Rozzo. Ihre in 12 Canones zusammenge­ faßten Disziplinarbestimmungen wandten sich gegen einige Bräuche, die die Klerus­ krise spiegelte. Erzherzog Karl unterstützte R. 1567 bei der Durchsetzung, betonte aber die alleinige Zuständigkeit des weltlichen Armes für alle gerichtlichen Maßnahmen gegen Lai­ en. 1570 forderte Karl den Stadtrat von Triest zu Schritten gegen die in der Stadt bereits starken Neuerer auf und schrieb vor, daß wö­ chentlich zweimal eine Katechese nach dem Katechismus des P. (—>) Canisius gehalten werde.

Die Zeitgenossen schrieben R.s unerwarteten Tod am 21. 12. 1573 einem Gifttrunk zu, den man ihm bei einem von ihm einberufenen Versöhnungstreffen der beiden Parteien ge­ reicht habe. Strittig blieb lediglich, ob die Vergiftung beabsichtigt war oder ob sie auf ei­ nem Irrtum beruhte. R. wurde nicht in seiner Kathedrale, sondern wahrscheinlich in seiner Familiengruft in S. Francesco beigesetzt. Eine

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Rapicio - Rascher

1864 an der Fassade der Kathedrale ange­ brachte bronzene Büste hält die Erinnerung an ihn fest. Schriften: Musae Carminum, Libri duo (Venedig 1552). - Tre dissertazioni di diritto civile (o. O., o. J.). - Cinque odi latine (Wien 1556). - Histria (Wien 1556). - Oratio de morte Caroli Quinti (Wien 1559). Literatur: G. Mainati III, 111-117. - Folium Dioecesanum di Trieste (Triest 1874) 106-110 (Constitutiones). - M. Premrou, Vescovi triestini II, 10-11. R. Scarlichio 1-14. - A. Tamaro, Storia di Trieste II (Roma 1924) 50-63. - L.-M. Tacchella 58-62. Luigi Tavano

Rar on, Wilhelm Freiherr von (um 1407-1451)

1437-1451

Bischof von Sitten

Wilhelm von Raron wurde um das Jahr 1407 als Sohn des Egid und der Annina von Raron geboren. Die Freiherren v. R. waren ein mäch­ tiges Walliser Geschlecht, das unter Bischof Wilhelm v. R. (1407-28) im sog. Raronhandel (1415-20) mit savoyischer Unterstützung nach der Landesherrschaft gestrebt hatte, den seit dem 14. Jh. mächtigen Gemeinden aber unterlegen war. R. wird 1422 als Bürger von Sitten, Kleriker und Herr von Montville im Val d’Herens genannt. Als Domherr von Sit­ ten verzichtete er 1427 auf seine ererbten Rechte an der Suste in Leuk. 1433 war er Großkantor und im gleichen Jahr Dekan des Domkapitels (Kapitelswahl). Am 24. 4. 1437 wählte ihn das Domkapitel zum Bischof („Wilhelm VI.“). Die Wahlbestätigung durch Papst Eugen IV. erfolgte am 2. 6. 1437, die durch das Basler Konzil am 9. 9. 1437, die Konsekration zwischen dem 9. 11. 1439 und dem 31. 12. 1440. R. war eine bedeutende Persönlichkeit. An­ läßlich von Visitationen konsekrierte er Kir­ chen bzw. Kapellen zu Chamoson (1441), Fiesch (1444), Val d’Illiez (1445) sowie Champery (1445). Das Domkapitel und die Domkir­ che beschenkte er mit verschiedenen Kunst­ werken. In seiner Diözese führte er das be­ reits 1389 für die ganze Kirche vorgeschriebe­ ne Fest Mariä Heimsuchung ein. Im Gegen­ satz zu der in seiner Diözese liegenden Abtei St. Maurice und der Propstei vom Großen St. Bernhard erkannte er den vom Basler Konzil 1439 gewählten Gegenpapst Felix V. aus dem Hause Savoyen nicht an. R. ließ die während des Raronhandels beschädigte Kathedrale und die bischöflichen Schlösser Majoria und Tourbillon zu Sitten wieder instand setzen.

Er schloß zwar 1446 Freundschafts Verträge mit Bern und Savoyen, mußte aber im glei­ chen Jahr unter dem Druck 2000 bewaffneter Walliser in seinem Schloß auf der Flüe zu Na­ ters für seine Person auf die wichtigsten bi­ schöflichen Hoheitsrechte verzichten. Des­ halb tadelte ihn die römische Kurie wegen zu großer Nachgiebigkeit.

R. starb am 11. 1. 1451 zu Pallanza am Lago Maggiore. Er wurde in der Valeria-Kirche zu Sitten vor dem von ihm gestifteten St. Seba­ stiansaltar bestattet. Dort befindet sich auch sein Grabmal. Literatur: E. Hauser, Geschichte der Freiherren von Raron, in: SchwStGW 8 (1916) 365-567. - J. Lauber, in: BWG 6 (1923) 256f. - J.-E. Tamini-P. Deleze, Nouvel essai de Vallesia Christiana (St. Maurice 1940) 62. - B. Truffer 24-26. - L. Carlen, Kultur I, 198f. Louis Carlen

Raschauer, Jakob (um 1430-1497)

1486 Ep. tit. Microcomiensis 1486-1497 Weihbischof in Eichstätt * um 1430 Neunburg vorm Wald (Oberpfalz); 1458-64 Geistlicher an St. Sebald Nürnberg; 1461 Romaufenthalt; 1473 Pfarrer von Pollen­ feld; spätestens 1478 Kanoniker am Willibaldschor am Eichstätter Dom; 2. 6. 1486 von Bischof W. v. (—>) Reichenau zum Weihbi­ schof in Eichstätt bestimmt mit einem Gehalt von 100 fl. gegen die Verpflichtung, Residenz in Eichstätt zu nehmen und Konflikte mit dem Bischof einvernehmlich zu lösen, Kon­ flikte mit den Diözesanen aber vor dem bi­ schöflichen Gericht bei möglicher Appellati­ on an die Kurie auszutragen; 28. 7. 1486 Titu­ larbischof von Microcom und Genehmigung zur Beibehaltung der Pfründen; vor allem als Konsekrator von Kirchen und Bücherliebha­ ber belegt; + 10. 11. 1497; □ Pfarrkirche Pol­ lenfeld. Quellen und Literatur: DAE, Nachlaß Th. Neuhofer 70. - J. Schlecht, Weihbischöfe 127, Nr. 15. - Th. J. Scherg. - Th. Neuhofer 25, 35, 47f. - J. Kist, Matri­ kel 314f., Nr. 4765. - J. Meier, Drei Neunburger Söhne auf dem Bischofsstuhl, in: Oberpfalz 60 (1972) 193-195. - G. Leidel 139f. Alois Schmid

Rascher, Peter de (1549-1601) 1581-1601 Bischof von Chur Peter de Rascher wurde im Jahre 1549 in Zuoz (Engadin) geboren. Sein Vater gleichen Na­

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Rascher - Raubar

mens war mehrere Male Landammann des Oberengadins, sein Großvater Hans Martin R. war 1550 von Kaiser Karl V. geadelt und spä­ ter vom Papst zum Pfalzgrafen erhoben wor­ den. Seine Mutter war die Tochter des Johann von Travers, des einflußreichen Bündner Po­ litikers, der nach langem Zögern zum Prote­ stantismus übergetreten war, sich später aber gegen eine gänzliche Säkularisation des Bis­ tums Chur wandte. Der bündnerische Ge­ schichtsschreiber Fortunat von Juvalta war der Sohn von R.s Schwester Anna. Erzogen wurde R. in der Kartause Buxheim im Allgäu. 1568 war er in Ingolstadt immatrikuliert. Schon früh wurde er Domherr in Chur, 1573 und 1574 nahm er an Generalkapiteln teil. 1578 ist er als Domkantor bezeugt. Er war fer­ ner Pfarrer von Bergün (romanisch Bravuogn). Diese Gemeinde, obwohl mehrheit­ lich katholisch, erhielt 1577 auf Geheiß des Gotteshausbundes auch einen Prädikanten. Nach der Resignation von Bischof B. ä (—>) Porta war R. Kandidat des Gotteshausbundes für die Nachfolge. In Anwesenheit von Nun­ tius Giovanni Francesco Bonomini nahmen am 3. 6. 1581 sechs Domherren am Wahlakt teil. Bonomini hatte große Bedenken gegen R. und hätte lieber den tüchtigen Generalvikar und Dompropst N. (—>) Venosta als Bischof gesehen. Um aber Auseinandersetzungen mit dem Gotteshausbund zu vermeiden, ließ er sich R. aufdrängen. Am 6. 11. 1581 erfolgte die päpstliche Bestätigung. Die Bischofswei­ he empfing R. am 25. 3. 1582 in Feldkirch durch den Konstanzer Weihbischof B. (—>) Wurer. Am 16. 8. 1582 erhielt er die Regalien, und am 18. 10. beschwor er vor den Vertre­ tern des Gotteshausbundes die umstrittenen „6 Artikel“. R. erwies sich als schwach und untätig. Sein neugläubiger Bruder Hans wur­ de bischöflicher Hofmeister. Auch sein Le­ benswandel gab zu Klagen Anlaß. 1585 wur­ de er deswegen vom Papst gerügt, und Bono­ mini erwog seine Absetzung. Dem Gottes­ hausbund und den Protestanten gab er zu keinen Klagen Anlaß. Unter seiner Regie­ rungszeit schlossen sich St. Moritz und Celerina der neuen Lehre an. Immerhin behielt R. den tatkräftigen Venosta als Generalvikar, und nach dessen Tod 1596 ernannte er den ebenso kirchlich gesinnten J. (—>) Flugi zum Nachfolger. 1581 weilte Karl Borromäus in Disentis und traf dort den Abt. Im Herbst 1583 visitierte R. das italienisch sprechende Moesano und leitete die Reform ein. Daraufhin verließen die meisten Prote­ stanten diese Talschaft. Seitdem gelten das Moesano und der obere Teil des Grauen Bun­ des als die katholischen Stammlande Grau­

bündens. Einen Besuch des Mailänder Erzbi­ schofs in Chur lehnten die Häupter Bündens 1583 ab. 1589 ließ R. das Churer Missale, 1595 das Brevier neu herausgeben. Generalvi­ kar Venosta hielt den Klerus zur regelmäßi­ gen Predigt an und gab genaue Anweisungen für die Sakramentenspendung, die Wahrung der kirchlichen Rechte und den Lebenswan­ del. R. nahm Priester- und Kirchweihen im Vintschgau vor; 1598 visitierte er das den Eidgenossen unterstehende Sarganserland. Im selben Jahr ermahnte er auf Veranlassung von Generalvikar Flugi den Klerus, den Zöli­ bat einzuhalten. Nuntius Giovanni della Tor­ re, der 1596 das Moesano visitiert hatte, emp­ fahl R. 1598, künftig Bistumsgüter nur im Einverständnis mit dem Nuntius zu veräu­ ßern. Er verlangte, daß mindestens sechs Domherren in Chur residierten und gab dem Domkapitel neue Statuten. Der Nuntius er­ wog während einer Visitation des Vintschgaus, im heruntergekommenen Benediktiner­ kloster Marienberg ein Diözesanseminar zu errichten. R. erklärte sich auch zur Annahme des Gregorianischen Kalenders bereit. In sei­ nen letzten Amtsjähren zeigte er sich der Kir­ chenreform gegenüber aufgeschlossener als vorher. Seit 1599 war er durch verschiedene Krankheiten behindert. Er starb am 3. 1. 1601 und wurde in der Churer Kathedrale beige­ setzt. Literatur: J. G. Mayer II, 189-229. - G. Capaul. - W. Kundert, in: HS 1/1, 497. - P. L. Surchat, Katholi­ sche Reform. Pierre Louis Surchat

Raubar (Räuber), Christophorus von (um 1476-1536)

1494-1536 Bischof von Laibach 1509-1512 Koadjutor des Bischofs von Sekkau 1512-1536 Administrator des Bistums Sekkau Christophorus von Raubar wurde um 1476 (nach wenig sicheren Quellen 1466 oder 1470) in Triest aus der ersten Ehe des Niko­ laus v. R. mit Dorothea von Lueg (Predjama) geboren. Die R. waren eine alte Krainer Adelsfamilie. R.s Vater war 1473-80 Haupt­ mann von Triest. R. studierte in Padua die Rechte (1501 Dr. iur.). Wahrscheinlich hat sein Vater 1488 seine kaiserliche Nomination zum Bischof von Laibach betrieben. An der römischen Kurie war man jedoch zunächst nicht bereit, den erst Zwölfjährigen zum Nachfolger von Bischof S. (—*) Lamberg zu be­ stellen. Erst nach der erneuten Nomination

Raubar

vom 1. 5. 1493 verlieh ihm Papst Alexander VI. am 28. 2. 1494 das Bistum unter der Be­ dingung, daß er sich im 22. Lebensjahr zum Priester und nach abgeschlossenem 27. Le­ bensjahr zum Bischof weihen lasse. Das in der Literatur genannte Datum der Priesterwei­ he vom 17. 7. 1493 oder 14. 7. 1494 ist nicht belegbar. Konsekriert war R. sicher seit 1519.

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Reformation in seinem Bistum und in Inner­ österreich mit allen Mitteln zu verhindern. Diesbezüglich erwies sich jedoch die kirchli­ che und kirchenpolitische Lage des Patriar­ chates Aquileja als hinderlich. Dessen Gebiet war zwischen Österreich und Venedig geteilt, die sich ihrerseits feindlich gegenüberstan­

R. konnte sich erst nach Abschluß seines Stu­ diums (1501) mit den Angelegenheiten seines Bistums befassen. Bis dahin lag dessen wirt­ schaftliche Verwaltung in den Händen seines Verwandten Caspar R., während der Bischof von Pedena, G. (—>) Maninger, der meist in Laibach weilte, die bischöflichen Funktionen ausübte. R. war ein bedeutender slowenischer Huma­ nist und Mäzen, zugleich aber ein klassischer Pfründenjäger. Als Vertrauensmann der Kai­ ser Friedrich III. und Maximilian I. sowie Kö­ nig Ferdinands I. war er in landesherrlichen Diensten mit diplomatischen, politischen und militärischen Aufgaben so stark befaßt, daß ihm für sein bischöfliches Wirken kaum Zeit blieb, obwohl er daran durchaus interes­ siert war. Sein persönliches Engagement im Bistum Laibach läßt sich seit 1502 nachweisen, als er von Aquileja die Pfarre Zaier (Sora) gewann. 1504 folgte die Kapelle St. Fridolin am Rain bei Laibach (Breg pri Ljubljani), 1507 Krainburg-St. Cantian (Kranj), 1518 Aich (Dob) mit Kraxen (Krasnja), die er dem Domkapitel in­ korporierte, und 1533 die Pfarrei Altenmarkt bei Windischgraz (Stari trg pri Slovenj Gradcu). 1518 erwarb R. dem Bistum das Fische­ reirecht für zwei Fischer an der Save. Am 26. 5. 1533 wurden er und seine Nachfolger zu Fürsten erhoben.

Unter R. drang die Reformation nach Inner­ österreich ein, das zu Beginn des 16. Jh.s un­ ter schweren seelsorglichen Ausfallerschei­ nungen litt. Diese waren z. T. durch die Ver­ gabe der wichtigen Pfarreien durch landes­ herrliche oder päpstliche Provision unter finanziellem Aspekt bedingt. Durch seinen Freund und Mitarbeiter Augustin Prygl-Tyfernus wurde R. spätestens 1521 auf die neue Bewegung aufmerksam gemacht, die noch lange in vielen Spielarten auftrat und erst später durch die Augsburger Konfession ge­ eint wurde. Die Reformation hatte ihre ent­ scheidenden Stützen im Adel und in der Bür­ gerschaft, die ihre Rechte bei der Vergabe geistlicher Stellen und der Verwaltung des Kirchenvermögens im Sinn ihrer Optionen einsetzten. R. versuchte die Ausbreitung der

den. Da die Kontakte des in Innerösterreich lebenden, aber zum Patriarchat Aquileja ge­ hörenden Klerus zu dem im venezianischen Teil residierenden Patriarchen behindert wa­ ren, wuchs der Einfluß der Archidiakone, und dies nicht zugunsten der kirchlichen Dis­ ziplin. Zusammen mit der Landesregierung unterschrieb R. 1524 sechs antireformatori­ sche Artikel. 1527 publizierte er strenge De­ krete zur Verbesserung der Kirchendisziplin, und 1528 verschärfte er noch einmal die Sanktionen gegen „Verführer“ in seinem Bis­ tum. Im gleichen Jahr wurde R. Mitglied der staatlichen Kommission zur Durchführung der vom Kaiser verordneten Visitation Inner­ österreichs. 1533 verbot R. dem protestantisierenden Primoz Trubar die Predigt in sei­ nem Bistum. Trotz aller Mandate breitete sich jedoch die Reformation weiter aus. In die Regierungszeit R.s fiel eine rege Tätig­ keit auf den Gebieten von Architektur und Malerei. Die Humanisten sahen in R. einen ihrer besten Gönner. Schon 1513 widmeten Wiener Humanisten ihm die posthume Aus­ gabe der Werke des Konrad Celtis. In Laibach

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Raubar - Reden

und in Oberburg ließ R. durch seinen Freund Prygl Tyfernus entworfene Residenzen erbau­ en. Besonders wohlwollend stand er dem Bildhauer Oswald Kittel aus Augsburg gegen­ über. Weniger bedeutend war R.s Tätigkeit für das Benediktinerstift Admont, das er 1508 durch die Gunst Maximilians I. und Julius’ II. als Kommende erhielt. Da dies ohne Zustim­ mung des Erzbischofs von Salzburg geschah, konnte R. sich nie ganz durchsetzen. Das glei­ che galt für das Bistum Seckau, wo R. 1509 Koadjutor des Bischofs M. (—>) Scheit wurde. Auch dies führte zu heftigen Auseinanderset­ zungen mit dem Metropoliten, der R. bis zu seinem Tod die Anerkennung versagte. Auch das Seckauer Domkapitel stand auf Seiten des Erzbischofs. So wurde R. nach Scheits Tod 1512 nur Administrator des Bistums. Alle drei Benefizien R.s wurden durch Leistungen für die Türkenabwehr und für andere Landes­ bedürfnisse finanziell schwer belastet.

Weit bedeutender als in seinem Bistum war R.s Rolle im Dienst des Reiches auf politi­ schem, diplomatischem und militärischem Gebiet. 1504 wurde er in diplomatischer Mis­ sion zu Papst Julius II. entsandt, dessen Sym­ pathie er durch seine Eloquenz und sein di­ plomatisches Geschick gewann und lebens­ lang behielt. 1505 weilte R. in ähnlicher Mis­ sion bei mehreren Reichsfürsten, ferner 1506 bei König Ferdinand von Aragon in Neapel und 1508 bei der Kaiserin in Konstanz sowie bei verschiedenen Reichsfürsten. 1509 wurde er Hauptmann von Adelsberg (Postojna). Während des zweiten Venezianischen Krieges (1508-15) verteidigte er als Kommandant des zweiten österreichischen Korps Triest. Er war ferner Generalproviantmeister und oberster Kriegskommissar. Als Hofmarschall spielte er 1515 eine entscheidende Rolle beim Wiener Kongreß. Die Interessen des Kaisers vertrat R. auch am ungarischen Landtag 1516 und 1525. Eine weitere diplomatische Mission führte R. 1518 an den polnischen Hof. Dort vermittelte er beim Friedensschluß zwischen Polen und Rußland. Nach Maximilians Tod wurde R. in den „großen Ausschuß“ der steirischen Stän­ de gewählt, wo er eine Rolle bei der Erbhuldi­ gung 1520 in Graz spielte. König Ferdinand I. bezeugte ihm sogleich seine Gunst, indem er ihn um die Taufe seines Sohnes Maximilian bat und ihn zum Mitglied der dritten Gewerk­ schaft der Quecksilberbergwerke in Idria er­ nannte (1520-26). R. übernahm für Ferdi­ nand viele diplomatische Aufgaben. 1524 war er beim Reichstag zu Nürnberg, 1527 zu

Regensburg, 1528-29 leistete er dem belager­ ten Wien militärische Hilfe und verteidigte Agram (Zagreb) vor dem ungarischen Gegen­ könig Stephan Zapolya. 1529-30 war er als Landeshauptmann von Krain für die Landes­ verteidigung verantwortlich. 1530 vertrat er Innerösterreich beim Reichstag in Augsburg. 1531 führte er am Grazer Landtag Verhand­ lungen wegen der Türkengefahr. 1532 vertei­ digte er das Land gegen das Heer des Kassim Beg. 1532-35 war er Statthalter in Nieder­ österreich. Weniger erfolgreich war R. im Bauernkrieg 1525, als er sich weigerte, militä­ risch gegen die Bauern vorzugehen.

R. starb am 26. 10. 1536 in Wien. Er wurde in Oberburg beigesetzt, wo er sich in der An­ dreaskapelle des Domes schon 1527 ein Grab­ mal hatte schaffen lassen. Literatur: C. v. Wurzbach 25 (1873) 28-30. - M. Miklavcic, in: SBL 3 (1960/71) 37-39. - K. Amon, Bi­ schöfe 197-218. -P. Simoniti 61-90. - K. Amon, In­ nerösterreich 105 ff. France M. Dolinar

Rauh (Rauch), Petrus (OP) (t 1558)

1546 Ep. tit. Naturensis 1546-1558 Weihbischof in Bamberg * Ansbach; seit 1514 Studium in Wien; Ein­ tritt in das Dominikanerkloster Jena; Fortset­ zung des Studiums in Heidelberg und Köln; 1526 Lektor im Dominikanerkloster zu Eger; ab 1528 Studium in Leipzig; 1529 Hofpredi­ ger in Dessau; weitere Tätigkeiten in Berlin (1532), Frankfurt/O. (1533), Erfurt und Mainz, dort 1543 Dr. theol.; 22. 8. 1546 Titularbi­ schof von Athyra; Pfarrer von St. Martin und Domprediger in Bamberg;. + 2. 11. 1558; □ Bamberg, Dominikanerkirche. Literatur: J. Kist, Matrikel Nr. 4784. Egon Johannes Greipl

Reden, Dietrich von (1492-1556) 1551-1554 Bischof von Lübeck

Dietrich von Reden, geboren 1492, stammte aus Meppen. Er wurde Dr. iur. utr., Domherr in Lübeck und Ermland, Stiftsherr an St. Vik­ tor und Scholaster an St. Marien ad gradus in Mainz sowie Propst an St. Severi in Erfurt. Das Kanonikat in Lübeck erwarb er 1537, da­ mals noch als Prokurator an der Kurie in Rom tätig. Im folgenden Jahr gewann er dort den Prozeß um eine bereits 1531 vakant gewor-

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Reden - Redwitz

dene Lübecker Vikarie, gab sie aber sogleich in andere Hand ab. Nach dem Tod des J. (—>) Hoetfilter wurde er als dessen Nachfolger Bi­ schof von Lübeck. Die näheren Umstände sind bisher nicht aufgehellt. Möglicherweise ist er unmittelbar vom Papst benannt und erst dann vom Kapitel gewählt worden, am 11.6. 1551 oder kurz vorher. Jedenfalls konnte für ihn angeführt werden, daß er dem Kapitel schon seit langem angehörte. König Christian III. von Dänemark erfuhr von der Wahl und der päpstlichen Bestätigung zugleich mit dem Gerücht, daß R. resignieren wolle. Im Oktober 1552 wandte er sich an diesen, der sich da­ mals in Münster aufhielt, und ließ zugleich in Lübeck vorfühlen, ob das Kapitel seinen noch nicht 14 Jahre alten Sohn Herzog Ma­ gnus zum neuen Bischof wählen wolle, und machte für diesen Fall sein Angebot. Die Ant­ wort aus Lübeck war nicht ganz ablehnend; die Antwort R.s ist nicht bekannt. Erst 1554 hat er tatsächlich resigniert - wie es heißt, al­ tershalber und weil die Lübecker Verhältnisse schwierig waren und die Einkünfte geringer als gedacht. Ob der König seine Hand im Spiel hatte, ist bisher nicht bekannt. R. starb am 29. 6. 1556 und wurde in St. Marien ad Gradus in Mainz beigesetzt. Nach Lübeck war er offenbar nie gekommen. Quellen und Literatur: SHLAS: Abt. 268 (Bistum Lübeck); Abt. 400, 4 (Handschr. des Bistums Lü­ beck). - G. C. Joannis II. - V. E de Gudenus III. - J. R. Becker, Umständliche Geschichte der kaiserli­ chen und des Hl. Römischen Reichs freyen Stadt Lübeck 2 (Lübeck 1784). - E. Illigens. - W. Prange, Protokolle 1535-1540. Wolfgang Prange

Redwitz, Erhard von (OCist) (+ 1502)

Ep. tit. Venecompensis seu Vicecompensis 1494-1502 Mainzer Weihbischof in partibus Rheni 1494

Aus fränkischem, in den Domstiften Bamberg und Würzburg vielfach bepfründetem Nieder­ adel; Zisterzienser in der oberfränkischen Ab­ tei Langheim; befreundet mit Johann Butz­ bach; der Mainzer Erzbischof B. v. (—>) Hen­ neberg bestimmte ihn am 2. 12. 1493 zum Weihbischof; 14. 2. 1494 Titularbischof von Venecompensis; ab 17. 6. 1495 viele Pontifi kalhandlungen nachweisbar; 1500 auch in partibus Thuringiae des Bistums tätig; 1501/ 02 Rektor der Mainzer Universität; stiftete 1501 ein gemaltes Fenster für den Kreuzgang des Zisterzienserklosters Eberbach im Rhein­ gau; + 30. 9. 1502 Mainz; □ Dominikanerkir­ che ebd.

Literatur: G. C. Joannis II, 439f. - J. S. Severus 24f. - J. K. Bundschuh, Versuch einer historisch-topo­ graphisch-statistischen Beschreibung der unmittel­ baren freyen Reichs-Ritterschaft in Franken (Ulm 1801). - E. H. Kneschke, Neues allgemeines deut­ sches Adelslexikon VII (Leipzig 1867, ND Hildes­ heim 1973) 394-396. - O. Praetorius 92. - E V. Arens 515. Friedhelm Jürgensmeier

Redwitz, Weigand von (1476-1556)

1522-1556 Bischof von Bamberg

Weigand von Redwitz wurde 1476 zu Tüschnitz in Oberfranken als Sohn des Heinrich v. R. und der Agatha von Bibra geboren. Die in mehrere Linien aufgespaltene väterliche Fa­ milie stand hauptsächlich im Dienst der Kir­ che von Bamberg, der fränkischen Hohenzollern und des Hauses Sachsen. 1492 wurde R. Domizellar in Bamberg, seit 1493 studierte er in Erfurt, seit 1496 in Ingolstadt. 1502 wurde er Kapitularkanoniker und ließ sich anschlie­ ßend für zwei Jahre nach Rom zu weiteren Studien beurlauben. Von dort unternahm er eine Pilgerreise ins Heilige Land. Nach seiner Rückkehr erhielt er als weitere Pfründen das Archidiakonat Kronach (1505), die Spitalpflege Scheßlitz (1505), das Archidiakonat Nürn­ berg-Eggolsheim (1510) und die Oberpfarrei Kronach (1515). Lebhaften Anteil nahm er an den Geschäften des Domkapitels. Da er Bi­ schof G. (—►) Schenk von Limpurg häufig auf diplomatischen Missionen begleitete, erwarb er Kenntnisse und Verbindungen, die ihm später zugute kamen. Am 18. 6. 1522 wählte ihn das Bamberger Kapitel zum Bischof in der Hoffnung, daß er willfähriger als sein Vor­ gänger sei. Die päpstliche Wahlbestätigung erfolgte wegen der in Rom wütenden Pest erst am 7. 1. 1523. Im Gegensatz zu vielen seiner Vorgänger und Nachfolger hatte R. bereits vor der Wahl die Priesterweihe empfangen. Die Konsekration durch die Weihbischöfe von Bamberg, Eichstätt und Würzburg fand am 30. 8.1523 im Bamberger Dom statt, die Rega­ lienbelehnung folgte am 7. 4. 1524 zu Nürn­ berg. Die Regierung von R. stand ganz im Zeichen der sich ausbreitenden Reformation. Wäh­ rend er zunächst eine eher indifferente Hal­ tung einnahm und in seiner Umgebung refor­ matorisch gesinnte Mitarbeiter duldete, verfe­ stigte sich seit etwa 1524 seine Auffassung, daß die Lehre Luthers und der Wiedertäufer eine Gefahr für die soziale und staatliche Ordnung bilde. Die Täufer wurden verfolgt, gegen die lutherischen Prediger ging R. mit

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Redwitz - Rehm

zahlreichen Mandaten vor. Es zeigte sich je­ doch schnell, daß die Wirksamkeit solcher Aktionen sich nur auf das Hochstift be­ schränkte. Die Reichsstadt Nürnberg und die markgräflichen Territorien unterstanden zwar der geistlichen Jurisdiktion Bambergs, wand­ ten sich aber fast ungehindert der Reformati­ on zu. Im Reich galt R. seit spätestens 1524 als Mitglied der altkirchlichen Partei. Mehre­ re Reichstage besuchte er persönlich, einen gestaltenden Einfluß auf die Reichspolitik übte er jedoch nicht aus.

Mit dem Hause Habsburg stand er wegen der bambergischen Besitzungen in Kärnten und der sich dort angeblich ungehindert ausbrei­ tenden Reformation im Konflikt, der z. T. 1535 auf einer Konferenz in Wien und in ei­ nem Vertrag beigelegt wurde. Eine wichtige Rolle spielte die Mitgliedschaft im Schwäbi­ schen Bund. Diese Allianz entschied 1525 den Bauernkrieg im Hochstift zugunsten des Bischofs. Die Bewegung der Bauern hatte da­ mals nach Bamberg übergegriffen und zu ei­ nem zweimonatigen Aufstand geführt. Sie richtete sich insbesondere gegen das Domka­ pitel, gegen neue Steuern und Abgaben und die Behinderung der freien Predigt. Klöster und Burgen wurden niedergebrannt. R. selbst verhandelte dagegen mit den Anführern der Bauern und konnte die Situation so lange ver­ zögern, bis das Heer des Schwäbischen Bun­ des eintraf und der Aufstand fast von selbst zusammenbrach. Es folgten die Plünderung der Stadt und ein blutiges Strafgericht. Durch diese Vorgänge, auch durch die Kriegsdro­ hung der protestantischen Nachbarn („Packsche Händel“ 1528) und den Mißerfolg seines Kampfes gegen die Reformation war R. an­ scheinend derart erschöpft, daß er die Regie­ rung einer domkapitelischen Stiftspflegschaft übertragen wollte. Das Kapitel ging auf die­ sen Vorschlag jedoch nicht ein. Schmerzlich für Bamberg war gegen Ende der Regierungs­ zeit von R. die Verwicklung in den Markgra­ fenkrieg 1552-54. Damals mußte Bamberg zeitweise ein Drittel des Hochstiftes an Al­ brecht Alcibiades abtreten und hohe Geldzah­ lungen leisten. Es rächte sich wieder einmal das Fehlen einer effizienten Militärmacht. 1554 gelang es dem zwischen fast allen Mit­ gliedern des Fränkischen Reichskreises ge­ schlossenen Bündnis, den Markgrafen nie­ derzukämpfen. Dabei hatten Bamberg, Würz­ burg und Nürnberg die Hauptlast der Rüstun­ gen zu tragen. Die konfessions- und außenpolitischen Kri­ sen ließen R. für eine planmäßige Arbeit auf weltlichem und geistlichem Gebiet kaum Raum. Inwieweit angesichts der augenfälli­

gen Mißstände überhaupt ernste Reformen beabsichtigt und von einer eher nachgiebigen Persönlichkeit durchzusetzen waren, muß of­ fenbleiben. Seit 1540 war R. körperlich und geistig zerrüttet. Er verlangte am 20. 5. 1552 die Bestellung eines Koadjutors. Die Domher­ ren folgten diesem Wunsch jedoch erst am 30. 7. 1554 und wählten G. (—0 Fuchs von Rügheim. Da die päpstliche Bestätigung spät am 6. 2. 1555 erfolgte, kam es zu unerfreulichen Auseinandersetzungen zwischen Kapitel, Ko­ adjutor und R. Der Streit wurde obsolet, als R. am 20. 5. 1556 auf der Festung Kronach an Herzversagen starb. Er wurde im Ostchor des Bamberger Domes beigesetzt. Sein inzwi­ schen in der Micheiskirche aufgestelltes, von dem Nürnberger Bildhauer Hans Bolsterer ge­ fertigtes Sandsteinepitaph zeigt den Verstor­ benen in Ganzfigur. Literatur: O. Erhard, Die Reformation der Kirche in Bamberg unter Bischof Weigand 1522-1556 (Erlan­ gen 1898). - J. Looshorn IV, 563-866. - G. Weigel. J. Kist, Bamberg 75-84. - Ders., Matrikel Nr. 4839. H. J. Schmitt, Die geistliche und weltliche Verwal­ tung der Diözese und des Hochstifts Bamberg zur Zeit des Bischofs Weigand von Redwitz (15221556), in: BHVB 106 (1970) 33-184. - W. Zeissner, Altkirchliche Kräfte in Bamberg unter Bischof Wei­ gand von Redwitz (1522-1556) (Bamberg 1979). - G. May 566-570. - W. Zeißner, Weigand von Redwitz (1476-1556), in: Lebensbilder Franken 11 (1984) 44-60. Egon Johannes Greipl

Rehm (Rem), Aegidius (um 1485-1535) 1526-1535 Bischof von Chiemsee Aegidius Rehm stammte aus Augsburg. Er studierte in Paris und in Italien und erwarb den Grad eines Dr. iur. utr. In Passau erhielt er 1514 eine Domherrnstelle. In Salzburg wurde er nach 1522 als erzbischöflicher Geistlicher Rat der einflußreichste Ratgeber Kardinal M. (—>) Langs in geistlichen Angele­ genheiten, vor allem in der entscheidenden Frage der Klerusreform und der Abwehr der Reformation. 1522 hielt er beim Mühldorfer Reformkonvent die Eröffnungsrede. Während des ersten Salzburger Bauernaufstandes war er mit Lang auf der Hohensalzburg, über de­ ren vierzehnwöchige Belagerung er eine Denkschrift verfaßte, eingeschlossen. Nach dem 6. 5. 1526 wurde R. als Nachfolger B. (—>) Pürstingers Bischof von Chiemsee. Die Kon­ sekration fand wohl wegen des zweiten Salz­ burger Bauernaufstandes erst im Herbst 1526 durch Lang in Mühldorf statt. Mit den Strafen für die Aufrührer von 1526 war R. wahr-

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Rehm - Reichenau scheinlich nicht einverstanden, denn er han­ delte mit den Einwohnern Taxenbachs wegen der Zerstörung von Schloß Fischhorn eine Entschädigung von 1000 Gulden aus, ohne das Schloß wiederaufzubauen. Als Bischof von Chiemsee trat er im politischen Leben nicht in der Weise hervor wie zuvor als Rat des Kardinals. Er starb am 9. 9. 1535. Schriften: E. v. Frisch (Hg.), Der „Salzburger Bau­ ernkrieg“ des Egidius Rem in seiner ursprünglichen Fassung von 1525, in: MGSL 82/83 (1942/43) 81-91. Literatur: H. Dopsch-H. Spatzenegger II/l, 16. - J. Sallaberger 457. - E. Naimer, Chiemsee 69. - M. Heim 42. Erwin Naimer

Rehwinkel, Johannes (OT) (um 1445-1497)

1474-1497 Bischof von Samland Johannes Rehwinkel wurde um 1445 zu Preu­ ßisch Stargard geboren. Er studierte 1465 in Köln und erwarb dort den Magistergrad. Bei der Verhandlung vom 30. 8. 1473 gegen den samländischen Bischof D. v. (—>) Cuba war er als Kaplan des Hochmeisters Heinrich von Richtenberg anwesend. Am 20. 4. 1474 wird er erstmals als Generalprokurator des Deut­ schen Ordens erwähnt, damals noch in Preu­ ßen. Als solcher wurde er im Sommer vom Hochmeister damit beauftragt, Papst Sixtus IV. die Beschwerden gegen Bischof Cuba vorzu­ tragen und dessen Gefangensetzung zu recht­ fertigen. Unmittelbar nach dem Tod Cubas nominierte der Hochmeister R. als dessen Nachfolger. Die Wahl durch das Domkapitel erfolgte vor dem 24. 8. 1474. Auf Wunsch des Hochmeisters führte R. das Prokuratorenamt weiter und blieb in Rom, wo er die päpstliche Bestätigung erhielt und im Mai 1475 in der Kirche S. Maria dell’Anima konsekriert wur­ de. 1476 kehrte er nach Preußen zurück. Von September 1477 bis Ende 1479 und noch ein­ mal 1491-93 versah er das Prokuratorenamt in Rom. Wieder in Königsberg, setzte er sich im August 1493 gegen die Anklagen des Bartensteiner Pfarrers und Sollicitators des Or­ dens am päpstlichen Hof, Dominikus Hol­ stein, zur Wehr, der ihn eines unregelmäßi­ gen Lebenswandels beschuldigte.

R. starb am 22. 2. 1497. Er wurde im Dom zu Königsberg beigesetzt, für den er 1492 die größte aller gotischen Glocken im Ordensland hatte gießen lassen. Literatur: A. R. Gebser 205, 212, 217, 219-224. - M. Toeppen V. - M. Perlbach 37. - H. Freytag, Ge­ schäftsträger 212-214. - E. Joachim-W. Hubatsch I,

II, Reg. - Krollmann, in: APB 1 (1974) 307. - Ch. Schuchard 62f. Hans-Jürgen Karp

Reichard, Konrad (t frühestens 1513) 1481 Ep. tit. Bellinensis 1481-1513 Weihbischof in Brixen 1490-1509 Weihbischöfliche Handlungen in Trient 1509 Weihbischof in Trient

Mag. art.; Kaplan des Altares St. Barbara in der Kathedrale zu Brixen; 26. 10. 1481 Titu­ larbischof von Beilinas und dem Brixner Bi­ schof M. v. (—►) Meckau als Hilfsbischof zuge­ wiesen; 1490-92 und 1498-1509 unter den Trienter Bischöfen U. v. (—>) Frundsberg und U. v. (-») Lichtenstein aushilfsweise in Trient; 1509 Weihbischof in Trient. Literatur: S. Weber 72-74. - J. Gelmi, Weihbischöfe 188f. Severino Vareschi

Reichenau, Wilhelm von (um 1426-1496)

1459-1464 Generalvikar des Bischofs von Eichstätt 1464-1496 Bischof von Eichstätt Wilhelm von Reichenau wurde um 1426 wohl in Burggriesbach bei Neumarkt in der Oberpfalz geboren, wo die Familie seit etwa 1400 nachweisbar ist. Über seine Eltern sind keine Einzelheiten bekannt. Zwei seiner An­ gehörigen waren Mitglieder des Domkapitels zu Eichstätt, eine Schwester Äbtissin zu St. Walburg. Nach dem Besuch der Domschule und persönlicher Ausbildung beim Augsbur­ ger Humanisten Ulrich Gossembrot absol­ vierte er sein Universitätsstudium zu Erfurt (Imm. 1445) und Padua (Imm. 1458). 1459 wurde ihm das Amt des Generalvikars zu Eichstätt übertragen, das er bis 1464 ausübte, nachdem er im Vorjahr zudem Dompropst ge­ worden war. Er hatte damals den in seinen letzten Lebensjahren kränkelnden Bischof J. v. (—>) Eych in der Bistumsleitung zu unter­ stützen. Nach dessen Tod wurde er am 16. 1. 1464 zum Nachfolger gewählt.

R.s Hochstiftspolitik zielte vor allem die Stär­ kung der bischöflichen Position an. Er kaufte verfügbare Dörfer, Burgen oder Güter auf, um die konkurrierenden Herrschaftsträger aus seinem Territorium zu drängen. Mit ihm kam die territoriale Entwicklung des Hochstifts weithin zum Abschluß. Innerhalb der Resi-

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Reichenau - Reitgartler

denzstadt griff er regulierend in die Stadtver­ waltung, das Gerichtswesen, das Finanzwe­ sen, in Handel und Gewerbe ein. Er wollte die Wirtschaftskraft der Stadt heben und vor allem das Kunstgewerbe heimisch machen. Daher übernahm er auch die Leitung der Bau­ hütte von Oberdeutschland, mit deren Hilfe er eine breite und geordnete Bautätigkeit in Eichstätt (Stadtbefestigung, Domkirche) und in zahlreichen Orten seines Hochstifts und darüber hinaus anregte und verwirklichte. Der bedeutende „Baubischof“ trat in Verbin­ dung zu zahlreichen Künstlern seiner Zeit, die er vereinzelt sogar für die Realisierung ei­ gener Projekte gewann (z. B. Matthäus Roritzer). Am fortschrittlichsten erwies er sich auf dem Gebiet des Buchdrucks, der unter bi­ schöflicher Regie in Eichstätt 1484 mit Syn­ odalstatuten einsetzt; sein Drucker war Mi­ chael Reyser. Als frühe Hauptwerke gelten ein Missale von 1486 und ein Obsequiale von 1488. R. erkannte die Möglichkeiten, die das neue Medium für die Seelsorge eröffnete. Er wollte den Diözesanklerus auf eine einheitli­ che Linie verpflichten. Doch brachte er auch nichtreligiöse Werke zur Veröffentlichung. Ihm ging es dabei auch um eine Besserung der wirtschaftlichen Grundlagen und eine er­ höhte Geltung des Bischofsstuhles. Mit den gleichen Zielen schaltete er sich auch in die Reichspolitik ein. Friedrich III. und Maximilian I. beauftragten ihn mehrmals mit diplomatischen Missionen an Königshöfe und mit kleineren Aufgaben. Grundziel der Reichspolitik R.s war die Förderung der Ein­ heit unter den Reichsfürsten im Interesse ei­ ner wirkungsvollen Abwehr der türkischen Bedrohung. Daher segnete er auch die um­ strittene Ehe zwischen Herzog Albrecht IV. von Bayern-München und der Kaisertochter Kunigunde 1487 in Innsbruck ein. Auf diese Weise sicherte er zugleich den Fortbestand seines Bistums, das angesichts mehrerer Vor­ stöße der bayerischen Wittelsbacher in den schwäbisch-fränkischen Grenzraum gefähr­ det war. Er wollte das Bistum Eichstätt aus den herrschaftlichen Auseinandersetzungen im unmittelbaren Umfeld heraushalten.

R. nahm auch seine geistlichen Aufgaben sehr ernst. Während seines Episkopats wur­ den noch einmal mehrere neue religiöse Kommunitäten aufgebaut (z. B. die Augusti­ nerinnenklöster Mariastein 1470, Königs­ hofen 1478 und Marienburg 1491). Als ent­ scheidendes Mittel der Kirchenreform setzte er wie sein Vorgänger die Visitation ein. Die des Willibaldskanonikers Johannes Vogt von 1480 ist überliefert und gehört zu den älte­

sten Zeugnissen dieser Gattung in Deutsch­ land. Die Berichte Vogts bieten eine vorzügli­ che Zustandsschilderung einer deutschen Di­ özese in vorreformatorischer Zeit und bele­ gen ein reges, funktionierendes, freilich in zahlreichen Einzelpunkten verbesserungs­ würdiges Kirchenwesen. Auch bezüglich der Universitätsgründung griff R. die Initiativen seines Vorgängers vor allem durch Bereitstel­ lung von Pfründen auf. So konnte der Lehrbe­ trieb in Ingolstadt 1472 endlich aufgenom­ men werden. Gegenüber den Juden setzte er die Ausgrenzungsbemühungen Eychs fort. Der Zugang zum Domkapitel wurde nach har­ ten Auseinandersetzungen 1477 dahinge­ hend geregelt, daß in Eichstätt nur mehr Ade­ lige aufgenommen werden sollten.

R. hat also die Erneuerungsimpulse seines Vorgängers wirkungsvoll fortgeführt. Er war ein bezeichnender Vertreter des bedeutenden Eichstätter Reformepiskopats im vorreforma­ torischen Jahrhundert. R. verstarb am 19. 11. 1496 auf dem bischöflichen Jagdschloß Obermässing und fand seine letzte Ruhestätte im Willibaldschor des Domes zu Eichstätt. Literatur: C. A. v. Heideloff, Die Bauhütte des Mit­ telalters in Deutschland (Nürnberg 1844) 101-116. Vitae pont. Eystett. 19f. - J. Sax I, 329-358. - U. Thieme-F. Becker 28 (1934) 593f. - A. Bauch, in: LThK 10 (1965) 1147f. -1. Hubay. - H. Rankl 138. B. Appel-R. Fiedler, Pontifikal-Missale des Bi­ schofs Wilhelm von Reichenau, in: Caritas Pirckhei­ mer 1467-1532. AK (München 1982) 52f. - J. Fran­ ke, in: BBB 621. - M. Fink-Lang 297. - R. Seyboth, Die Markgraftümer Ansbach und Kulmbach unter der Regierung Markgraf Friedrichs des Älteren (1486-1515) (Göttingen 1985). -H. Flachenecker. Alois Schmid

Reitgartler (Rautgartler, Rütgarter, Reitherlet, Reitgherlet), Georg (+ 1600) 1573-1600 Bischof von Pedena Georg Reitgartler stammte aus Senj. Er war Dr. theol. Vor seiner Ernennung zum Bischof von Pedena war er Domherr in Agram (Za­ greb). Am 15.4. 1573 nominierte Kaiser Maxi­ milian II. ihn zum Bischof von Pedena. Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 27. 4. R. residierte meist in seinem Bistum. Er war ein Wohltäter der Armen und führte die Dekrete des Trienter Konzils konsequent durch. Er setzte sich ferner für die Verbreitung der latei­ nischen zu Lasten der altslawischen Liturgie ein. 1596 nahm er an der Provinzialsynode zu Udine teil. Über die Situation in seinem Bis­ tum berichtete er in drei Statusberichten an die römische Kurie. R. erweiterte sein bi­

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Reitgartler - Renner

schöfliches Palais, legte eine Zisterne an und restaurierte die Domkirche. Um die dadurch verursachten Schulden abzutragen, beschlag­ nahmte die Landesregierung Bistumsgut. Noch 1580 bat R. den Kaiser wiederholt um die Rückgabe. R. starb am 10. 12. 1600 zu Pe­ dena im Rufe der Heiligkeit. Er wurde im Dom beigesetzt, wo er sich schon zu Lebzei­ ten eine Gruft hatte errichten lassen. Literatur: F. Ughelli 473. - C. Morelli I, 261. - M. Premrou, Vescovi petinensi 384. - C. d. Franceschi 333-335. - I. Grah 1-3; 19, Anm. 3. - Ders., Prve sacuvane relacije istarskih biskupa Svetoj stolici [Die ersten erhaltenen Statusberichte der Bischöfe von Istrien an den Hl. Stuhl], in: VHARP 30 (1988) 82-84. - M. Smole I, 1444-46. France M. Dolinar

Reitzenstein, Hieronymus von (OCist) (um 1420-1503) 1474 Ep. tit. Naturensis 1474-1503 Weihbischof in Bamberg

Aus einer oberfränkischen Adelsfamilie; trat um 1440 in das Zisterzienserkloster Lang­ heim ein und studierte an den Universitäten Heidelberg (ab 1446) und Köln (ab 1454); 1462 Pfarrer der dem Kloster Langheim inkor­ porierten Pfarrei Altenkunstadt. Als 1474 der Bamberger Weihbischof J. (-*) Goldener resi­ gnierte, bestimmte Bischof G. v. (—>) Schaum­ berg R. zum Nachfolger. Dieser reiste unver­ züglich nach Rom, um die päpstliche Konfir­ mation zu betreiben. 16. 11. 1474 Titularbi­ schof von Athyra; 18. 12. in der Kirche S. Maria dell’Anima konsekriert; 1497 verzich­ tete R. auf Altenkunstadt und erhielt die Bamberger Pfarrei St. Martin, die seitdem stets mit dem Amt des Weihbischofs verbun­ den blieb. R. übte im ganzen Bistum Pontifikalfunktionen aus. + 16. 7. 1503; □ Bamberg St. Martin. Literatur: J. Kist, in: BHVB 90 (1950) 322-327. Egon Johannes Greipl

Renner, Konrad (t frühestens 1542) 1519-1522 Koadjutor des Bischofs von Wien

Konrad Renner stammte aus Giengen an der Brenz. 1510-32 war er Propst von St. Peter in Löwen und damit Kanzler der dortigen Uni­ versität. Als Rat Kaiser Karls V. hielt er sich jedoch nicht in Löwen auf. Am 2. 2. 1519 no­ minierte Karl V. ihn zum Koadjutor mit dem 43 Lexikon

Recht der Nachfolge für den Wiener Bischof G. (—>) Slatkonia. Zusammen mit seinem Bru­ der Johann, der ebenfalls kaiserlicher Rat war und die Temporalien besorgte, führte er ab dem 1. 9. 1519 die Verwaltung der Diözese. 1522 verzichtete er gegen eine Pension auf sein Nachfolgerecht. 1542 wird er letztmalig als Domherr in Konstanz erwähnt. Literatur: J. Kopallik 7. - H. de Jongh, L’ancienne faculte de theologie de Louvain au premier siede des son existence (1432-1540) (Louvain 1911) 150, Anm. 3. - L Staub 23, Anm. 5. - D. Kinzel 70. - G. Kreß 84f. - Ch. Radey 79. Johann Weissensteiner

Renner, Philipp (t 1555) 1524-1536 Koadjutor des Bischofs von Lavant 153 6-1555 Bischof von Lavant 1551-1553 Administrator des Bistums Seckau Am 24. 2. 1524 nominierte der Salzburger Erzbischof M. (—>) Lang den Dr. iur. utr. und Vikar bei St. Florian an der Laßnitz Philipp Renner zum Koadjutor des Lavanter Bischofs L. (—>) Pewerl. R. stammte aus Gamlitz, doch ist über seine Familie nichts bekannt. 1513 hatte er sich an der Universität Wien immatri­ kuliert.

Bischof Pewerl weigerte sich lange, einen Ko­ adjutor anzunehmen, doch am 2. 9. 1533 teil­ te Lang R. mit, daß Pewerl nach einem päpst­ lichen Indult auf sein Bistum verzichtet habe und daß R. ihm somit nachfolge. Pewerl sollte jedoch weiterhin die wirtschaftliche Administration behalten, während R. die geistliche Verwaltung zufiel. Als Unterhalt er­ hielt R. ein Drittel des Ertrages der bischöfli­ chen Mensa und die Propstei St. Bartholomä zu Friesach. Im Herbst 1533 wurde R. konse­ kriert. Er sollte danach noch drei Jahre lang zugleich im Archidiakonat Kärnten bischöfli­ che Funktionen wahrnehmen. Pewerl ließ je­ doch keine bischöflichen Amtshandlungen R.s in Kärnten zu.

R. konnte seine Aufgaben erst wahrnehmen, als Pewerl 1536 resignierte. Nach Ausweis der Quellen entwickelte er sogleich eine leb­ hafte Tätigkeit. 1534 und 1535 lernte er sein Bistum auf Pastoralreisen kennen, doch wur­ de er dabei durch Bauernaufstände und durch die Verbreitung der Reformation sehr behindert. Im Auftrag des Erzbischofs von Salzburg rekonziliierte er zahlreiche von den Türken geschändete Kirchen, Altäre und

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Renner - Resch

Glocken. Er spendete ferner die Firmung. Es ist jedoch bezeichnend, daß sich trotz seiner langen Amtszeit kein Zeugnis über seine Stel­ lung zum Protestantismus erhalten hat. 1537 ernannte Ferdinand I. R. zum Hofkaplan und bestätigte ihm alle Privilegien des Bistums. R. nahm 1549 an der berühmten Salzburger Di­ özesansynode teil, die die reformatorische Bewegung auffangen und den weltlichen Übergriffen in den inneren Bereich der Kir­ che wehren wollte. Da deren Dekrete wegen des Widerspruchs von Kaiser Ferdinand I. nicht in Kraft gesetzt werden durften, mußte R. die Ausbreitung der Reformation in sei­ nem Bistum hinnehmen. Die noch erhaltenen Urkunden sprechen nur von wirtschaftlichen Angelegenheiten, die R. zu bessern suchte. In Salzburg war man mit R. offensichtlich zu­ frieden, denn nach dem Tod des Seckauer Bi­ schofs J. v. (—>) Malentein schlug der Salzbur­ ger Administrator (—>) Ernst v. Bayern Papst Julius III. am 29. 4. 1550 vor, die Administra­ tion von Seckau für fünf Jahre R. anzuvertrau­ en, um dadurch die Lage des Bistums zu ver­ bessern. Seckau war R. vertraut, da er nach dem Zug des türkischen Heeres durch die Steiermark im Jahre 1532 im Auftrag von Bi­ schofs Ch. v. (—>) Raubar viele Kirchen rekonziliiert hatte. Die päpstliche Zustimmung er­ folgte am 16. 3. 1551. Als Administrator hatte R. 1553 einen Jurisdiktionsstreit mit dem Domkapitel. Daraufhin forderte König Ferdi­ nand den Erzbischof zur Nomination eines Diözesanbischofs auf.

R. starb am 5. 4. 1555 und wurde in der Dom­ kirche zu St. Andrä beigesetzt. Literatur: K. Tangl 218-222. - 1. Orozen, in: MHVS 18 (1870) 129-132. - E Kovacic 192-194. - K. Amon, Bischöfe 200, 209, 236. - A. Ozinger 55-64. France

M. Dolinar

Weihbischof in Schwerin; urkundete am 2.5. 1462 in Wilsnack; 1465 im Bistum Havelberg wegen einer Weihehandlung erwähnt, 1468 auch im Bistum Kammin, 1469 auf Rügen (Bistum Roskilde); 1473 in Lübeck als Erblas­ ser bezeugt; im selben Jahr bereits als verstor­ ben bezeichnet. Literatur: G. Wentz 78. - H. Bütow 120. - J. Traeger 206-212. Josef Traeger - Jürgen Petersohn

Requesens y Fendlet, Alfons de (OFM) (um 1585-1639)

1610-1625 Bischof von Rosco (Duvno) nach 1610 Weihbischöfliche Tätigkeit in Wien und Passau 1625-1639 Bischof von Barbastro 1639 Ernannter Bischof von Vieh Franziskaner; 1610 von König Matthias von Ungarn zum Bischof von Rosco (Duvno) in der Herzegowina nominiert und am 30. 8. 1610 päpstlich bestätigt. Da R. seine bischöf­ liche Tätigkeit in Rosco wegen der Besetzung dieses Gebietes durch die Türken nicht aus­ üben konnte, hielt er sich meist in Wien auf und wurde von verschiedenen Diözesen für Weihefunktionen herangezogen. So nahm er in Wien 1611-14 und 1617-18 alle Priester­ weihen vor und trat bis 1622 immer wieder als Konsekrator auf. Er war nie formell Weih­ bischof der Diözesen Wien oder Passau. 1625 erhielt R. das Bistum Barbastro in Spanien. Der spanische König nominierte ihn am 18. 1. 1639 als Bischof von Vieh, doch starb R. schon am 8. 4. 1639 in Zaragoza. Quellen: DAWi. Literatur: E. Tomek, Charitas 236, Anm. 5. Johann Weissensteiner

Renteien, Michael de (OP) (+ spätestens 1473)

1462 Ep. tit. Cimbaliensis 1462-1472 Weihbischof in Schwerin, Ha­ velberg, Kammin, Roskilde * Lübeck, wahrscheinlich als Sohn des Ker­ sten d. R. und der Herdrade Pepersack und Bruder des Lübecker Ratsherrn und langjähri­ gen Hauptmanns auf Fehmarn Bertram d. R.; Mitglied des Burgklosters der Dominikaner zu Lübeck, zu dem seine Familie enge Kon­ takte unterhielt; 1453 unter dem „oldesten“ (ältesten) Bruder des Konventes erwähnt; 9. 4. 1462 Titularbischof von Simbalien und

Resch (Rescius), Anton (OP) (t 1583) 1567 Ep. tit. Salonensis 1567-1583 Weihbischof in Würzburg

Dominikaner und Lektor für Theologie in Köln; Dr. theol.; 1563 berief ihn Bischof F. v. (—>) Wirsberg zur Reform der Dominikaner­ klöster in Mainfranken nach Würzburg; R. wirkte zugleich als Professor am Kolleg im Würzburger Agnetenkloster und verwaltete als Administrator die Schottenabtei; 17. 3. 1567 Titularbischof von Salona und Weihbi­ schof in Würzburg; 1582 Dekan der theologi-

Resch - Revellis sehen Fakultät Würzburg; + 23. 1. 1583; □ vermutlich Kirche des Schottenklosters. Schriften: Praecipua capita Doctrinae Christianae, edita a facultate Lovaniensis universitatis, demonstranda vero et comprobanda ex verbo Dei in scholis theologicis, per fratrem Antonium Rescium, o. O., o. J. Literatur: N. Reininger 171-195. Egon Johannes Greipl

Rethem, Hermann von (OP) (+ 1507)

1482 Ep. tit. Sebastensis 1482-1507 Weihbischof in Bremen 1464 Prior und 1469 „Lesemester“ des Domi­ nikanerkonventes im Bremer Katharinenklo­ ster; 30. 1. 1482 Titularbischof von Sebaste und Weihbischof des Bremer Bischofs H. v. (—>) Schwarzburg; Weihehandlungen 1489 und 1499 in der Diözese Bremen bezeugt; + 1507. Literatur: A. Röpcke, Weihbischofssiegel. Michael Reimann

Rettinger von Wispach, Martin Herkules (+ 1570)

1556-1570 Bischof von Lavant Vor seiner Ernennung zum Bischof von La­ vant im Jahre 1556 war R. Domherr von Augs­ burg und Brixen. Über seine Herkunft und seinen Studiengang ist nichts bekannt. Zum Zeitpunkt seiner Ernennung war er der engste Mitarbeiter des Augsburger Bischofs O. (—>) Truchseß von Waldburg, als dessen Vertrau­ ensmann er 1555 am Augsburger Reichstag teilnahm, wo er als „Doktor und Domherr zu Augsburg und Brixen“ unterzeichnete. Am 1. 3. 1556 nominierte der Salzburger Erzbischof M. v. (—>) Kuenburg nach langer Vakanz R. zum Bischof von Lavant. Mit päpstlicher Dis­ pens durfte er sein Brixner Kanonikat beibe­ halten, während er das Augsburger auf Ver­ langen des dortigen Bischofs aufgeben mußte. Wegen seiner theologischen Kenntnisse ent­ sandte der Salzburger Erzbischof R. 1557 zum Wormser Religionsgespräch. 1559 ernannte Kaiser Ferdinand I. R. zum Kaiserlichen Rat und bestätigte die Privilegien des Bistums La­ vant. 1561 assistierte R. bei der Konsekration des Salzburger Erzbischofs J. J. v. (—►) KuenBelasy. 1562 nahm er an der Salzburger Syn­ ode teil, die über die auf dem Konzil von Trient zu verhandelnden Themen beriet. Als angesehener Theologe nahm R. an der Spitze 43*

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der Salzburger Delegation an der Schluß­ phase des Konzils teil, wo er am 20. 7. 1563 über Mißbräuche bei der Feier der Messe sprach. Am 4. 12. 1563 unterzeichnete er mit den anderen in Trient anwesenden Bischöfen die Schlußdokumente des Konzils. 1569 nahm R. wohl wegen seines Alters nicht mehr an der Salzburger Provinzialsynode teil, sondern ließ sich durch Propst Konstantin und durch den Archidiakon G. (—>) Agricola vertreten. Die Quellen rühmen, daß R. die geistlichen Mißstände in seinem Bistum zu beheben wie auch dessen wirtschaftliche La­ ge zu bessern suchte. R. starb am 21. 2. 1570 zu St. Andrä. Er wurde in der dortigen Dom­ kirche beigesetzt. Literatur: K. Tangl 223-227. - E Kovacic 194f. - A. Ozinger 64-68. France M. Dolinar

Revellis, Johann von (+ 1529)

1524-1529 Bischof von Wien

Johann von Revellis stammte aus Brabant. Im Dienst des Infanten Ferdinand kam er nach Spanien und wurde Kanoniker in Granada. Nach der Teilung der habsburgischen Erblan­ de kam er als Beichtvater, Elemosinar und Rat im Gefolge Erzherzog Ferdinands nach Öster­ reich. In seiner Begleitung befanden sich sei­ ne Neffen Balduin und Johann. Am 20. 1. 1522 verlieh König Ferdinand I. ihm die Domdechantei Wien. Damit war er gleichzei­ tig Pfarrer von Mödling und Inhaber der Ka­ tharinenkapelle im Zwettlhof. Am 4. 10. 1523 nominierte Ferdinand I. ihn zum Bischof von Wien. Die päpstliche Verleihung erfolgte am 6. 4. 1524, die Konsekration durch den päpst­ lichen Legaten Kardinal Lorenzo Campeggio am 7. 8. 1524 im Stephansdom.

R. ging mit Unterstützung Ferdinands I. ener­ gisch gegen die in Wien um sich greifende re­ formatorische Bewegung vor. Er wurde Vor­ sitzender des von Ferdinand I. eingesetzten Gerichtshofes in Glaubenssachen. Als der Kö­ nig 1528 eine landesfürstliche Visitation an­ ordnete, bestand R. auf seiner eigenen Zu­ ständigkeit. 1528 wurde R. vom König mit der Bücherzensur betraut. Unter R. war das Bistum Wien noch sehr schlecht dotiert. Diese Situation wurde durch die erste Belagerung der Stadt durch die Tür­ ken 1529 noch verschärft. R. starb zwischen dem 22. und 27. 12. 1529 vermutlich in Wien. Er wurde im Stephansdom beigesetzt.

Revellis - Reventlow

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Literatur: J. Kopallik 4f. - E. Tomek, Charitas 162171. - H. Göhler 498-500. - E. Tomek, Kirchenge­ schichte 239-255. - K. Wolfsgruber 51. - G. Kreß 217f. - K. Fischer 2. - E Loidl 38-42, 335. - E Loidl-M. Krexner 30f. Johann Weissensteiner

Reventlow, Detlev (1485-1536)

1536

Bischof von Lübeck

Detlev Reventlow stammte aus schleswig-hol­ steinischem Adel. Er war der 1485 geborene Sohn des Joachim R. (+ 1519) zu Gramm und Rixdorf und der Abel (lebte noch 1519), Tochter des Detlev von Buchwaldt zu Mönch­ neversdorf, Sierhagen und Borstel; sein jün­ gerer Bruder Iven, Ritter, trat als königlicher Rat, Amtmann und Statthalter in den Herzog­ tümern hervor. R. war Kleriker der Diözese Schleswig; er studierte seit 1501 in Rostock, 1508 in Wittenberg, 1512 in Bologna und wurde Dr. iur. utr. Er ging nach Rom und blieb dort bis wenigstens 1517, war päpstli­ cher Familiar und Kommensal sowie Archiv­ schreiber. 1508 hatte er gegen Übernahme ei­ ner Pension eine Vikarie in Gikau erworben, 1513 gewann er auf gleiche Weise Kanonikate in Hamburg und Schleswig. Dazu kamen Vikarien in Lübeck, Lüneburg, Schleswig, Schwerin, Tempzin und Wismar mit Dispen­ sen für Mehrfachbesitz und für Aufschub der Priesterweihe. Nach der Rückkehr in die Hei­ mat wurde er Kanzler Herzog Friedrichs I. auf Gottorf. Diesem verdankte er die spätestens 1520 erlangte Propstei des Zisterzienserin­ nenklosters Reinbek, nach der er künftig ge­ wöhnlich genannt wurde. Die Verwaltung der Klostergrundherrschaft lag in seiner Hand. Zu Beginn des Jahres 1523, als Herzog Fried­ rich die dänische Krone gewann, gab R. das Kanzleramt ab, blieb aber weiterhin einer der wichtigsten Räte des Königs. Als solcher wirkte er mit, auf dem Kieler Landtag 1526 die schwere Besteuerung der Geistlichkeit durchzusetzen. Er war verzweifelt, denn Lan­ desherr und Adel würden auf diesem Wege Kirchen und Klöster zugrunde richten. Drei Jahre danach wurde sein Kloster Reinbek auf­ gehoben, lange vor den anderen Feldklöstern im Lande. Der König hatte in aller Heimlich­ keit seine Hand im Spiel: die Nonnen ver­ kauften ihm das Klostergut und ließen sich einzeln abfinden. R. war nicht anwesend und erklärte später wiederholt, er habe nicht da­ von gewußt. Das scheint kaum glaublich. Es könnte aber gerade die politische Berechnung des Königs gewesen sein, ihn in Reinbek nicht zu beteiligen und zu eben der Zeit, da dort die Nonnen aus dem Kloster gebracht

wurden (7. 4. 1529), in Flensburg bei dem Re­ ligionsgespräch (8. 4. 1529), in dem der Schwärmer Melchior Hoffmann seine Abend­ mahlslehre gegenüber den lutherischen Geist­ lichen verteidigen mußte, zusammen mit Jo­ hannes Bugenhagen die Verhandlung leiten zu lassen. R. behielt die Verwaltung des Rein­ beker Klosterguts bei, nun im Namen des Kö­ nigs, und diente diesem auch weiterhin als Rat, ebenso dann seinem Sohn Christian III. Erst vergleichsweise spät kam R. mit der Lü­ becker Geistlichkeit in Verbindung. Von den beiden 1516 in Rom erlangten Lübecker Vikarien gelangte eine gewiß und die andere wahrscheinlich nicht in seinen Besitz. Erst 1525 erwarb er ein Kanonikat und trat alsbald in das Domkapitel ein, residierte zwar nicht, unterhielt aber gute Beziehungen. Als 1530 bei Durchführung der Reformation in der Stadt die Lage des Kapitels schwierig wurde, bot er seine Hilfe an und fragte, ob er beim König nützlich sein könne. Damit war gleich­ sam auf das Jahr 1535 vorgedeutet, als beim Tode Bischof H. (-*) Bokholts am 15. 3. das Stiftsgut als Gewinn aus dem Krieg gegen Lü­ beck in die Hand Christians III. gelangte und dieser die Rückgabe von der Erstattung der Kriegskosten und von einer Bischofswahl nach seinem Willen abhängig machte. In die­ ser Lage wurde die Wahl R.s (am 18. 5. 1535 oder wenig später) beiden Seiten gerecht. Das Kapitel vermied eine förmliche Verpflich­ tung, wählte wie früher aus seinem Kreise und befreite das Stiftsgut; der König sah ei­ nen seiner vertrautesten Räte als Bischof. Die­ ser diente ihm auch weiterhin als Statthalter auf Gottorf und als Gesandter in mannigfa­ chen Verhandlungen. Am 12. 5. 1536 starb R. in Schleswig.

R. hatte 1536 die päpstliche Bestätigung, nicht aber Besitzeinweisung und Bischofs­ weihe erhalten. Er wird als der erste evangeli­ sche Bischof von Lübeck dargestellt, der die Reformation im Stift gefördert habe. Das bleibt zweifelhaft. Überliefert ist nur, daß er 1535 in Eutin den ersten evangelischen Predi­ ger einsetzte. Das geschah auf ein Empfeh­ lungsschreiben des Königs und wird wohl am richtigsten so verstanden, wie es R.s Nachfol­ ger 1537 im Domkapitel sagte: Der König ha­ be jenem Prediger die Eutiner Kirche überge­ ben; er wolle überall in seinem Gebiet lutheri­ schen Gottesdienst gehalten haben. R.s Han­ deln läßt sich, hier wie früher, aus seinen Bindungen als Rat des Königs erklären. Seine Stellung zur Reformation wird nicht deutlich. Quellen und Literatur: SHLAS: Abt. 268 (Lübecker Domkapitel); Abt. 400. 5 (Hschr. des Bistums Lü-

Reventlow - Riedmatten beck). - H. Bonnus, Urbis Lubeci chronicorum libri tres (1543). - F. Cogelius, Das Uthinische KirchenGedächtnis, hg. v. H. Aye (1885). - W. Leverkus. A. Röpcke, Eutin. - W.-D. Hauschild. - H. Heuer, Das Kloster Reinbek (Neumünster 1985). - M. Schwarz-Lausten, in: BLSHL 7 (1985) 210-212 (QQ, Lit.). - W. Prange, Protokolle 1535-1540. Ders., Protokolle 1522-1530. Wolfgang Prange

Ridder, Jacobus de (OP) (um 1462-1529)

1506 Ep. tit. Ebronensis 1507-1529 Weihbischof in Utrecht * urn 1462 Kalkar als Sohn des Ratsmitglie­ des und Schöffen Gerhard R. und seiner Frau Gertrudis; Dominikaner in Kalkar; urn 1484 Priesterweihe; 1488 zum Theologiestudium nach Köln, 1489 nach Oxford, 1490 nach Pa­ ris; danach Prior in Leeuwarden (Friesland); 1496 zum Studium nach Rostock (Mag. theol.; 1507 Prof, theol. genannt); danach Lektor und Prior in Utrecht; nach Streit mit dem Provinzialoberen 1501 seines Priorats enthoben und versetzt; vor 1504 Prior (und 1504 Vikar) von Asperen; 29. 4. 1503 mit der Reform einiger Dominikanerklöster in den Niederlanden beauftrag; 10. 7. 1506 Titular­ bischof von Hebron und auf Bitten des Utrechter Bischofs (—►) Friedrich von Baden zum Weihbischof in Utrecht bestellt; 12. 3. 1507 von Friedr^h konsekriert; bekleidete das Amt zusammen mit J. (—>) Meyer und J. v. (—>) Heetveld; spendete (—>) Philipp von Bur­ gund die niederen und höheren Weihen und konsekrierte ihn am 28. 2. 1518; zog sich An­ fang 1529 wohl aus Altersgründen aus sei­ nem Amt zurück; + 6. oder 7. 5. 1529 Domini­ kanerkloster zu Kalkar; □ ebd. Literatur: G. A. Meijer, in: NNBW 2 (1912) 1807. - J. Weijling 280-289 (Lit). Paul Berbee

Riedl, Georg (+ 1566) 1561 Ep. tit. Almirensis 1561-1566 Weihbischof in Regensburg

* Wolnzach (?); 1545 Kanonikus des Kollegiatstifts St. Johann in Regensburg; 1549 Dompfarrer; 1555 Wahl zum Dekan des ge­ nannten Stifts; 15. 1. 1561 Titularbischof von Almira und Weihbischof in Regensburg; + 21. 6. 1566. Literatur: A. Mayer III, 64f. - J. Güntner 91. Karl Hausberger

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Riedmatten, Adrian von (1470/75-1548)

1529-1548 Bischof von Sitten Adrian von Riedmatten wurde zwischen 1470 und 1475 als Sohn des Petermann, KastIans und Bannerherrs von Visp und Land­ vogts von St. Maurice, und der Anna de Pla­ tea geboren. 1494 war er an der Universität Köln immatrikuliert. Ort und Datum der Prie­ sterweihe sind unbekannt; nach unverbürgter Nachricht empfing er sie 1511 in Rom. Wahr­ scheinlich 1495 wurde er Domherr von Sit­ ten. 1515 erscheint er als Pfarrer von Ering. Er war ein treuer Anhänger von Kardinal M. (—>) Schiner, für den er in verschiedenen Funktio­ nen tätig war. Deshalb wurde er 1517 zusam­ men mit anderen Anhängern des Kardinals von dessen Gegnern aus dem Domkapitel aus­ geschlossen und zur Flucht gezwungen. In Angelegenheiten Schmers reiste R. mehrfach nach Rom, Augsburg, Worms. Seine Freunde wählten ihn 1519 zum Großsakristan des Ka­ pitels. 1522 verwaltete er für Schiner die Markgrafschaft Vigevano. Nach dessen Tod kehrte er 1523 ins Wallis zurück. Am 8. 9. 1529 wählten ihn das Domkapitel und der Walliser Landrat zum Bischof („Adrian I.“). Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 15. 5. 1532, die Konsekration durch Bischof S. de (—>) Montfalcon am 21. 6. 1532 in Lausanne.

R. visitierte zweimal seine Diözese, wobei die erste Visitationsreise 1532 durch eine Pest­ epidemie unterbrochen wurde. 1532 erließ R. ein Dekret gegen das Konkubinat von Kleri­ kern. Das 1536 niedergebrannte bischöfliche Schloß Majoria in Sitten ließ er wieder auf­ bauen, die bischöflichen Schlösser auf der Flüe in Naters und Leuk umgestalten. An den Kirchen von St. Maurice de Laques, Lens, Leuk, Saas-Grund, Glis und Mörel erfolgten unter ihm bauliche Veränderungen und Ver­ größerungen. Für die Kathedrale in Sitten wurde gegen 6000 Gulden die Orgel der Ka­ thedrale von Lausanne erworben. Den auf­ flackernden reformatorischen Einflüssen in seiner Diözese, die vor allem von Bern, Zü­ rich und Basel ausgingen, versuchte R. um­ sichtig zu begegnen. Walliser kämpften im eidgenössischen Religionskrieg bei Kappel an der Seite der katholischen Orte, mit denen das Wallis 1533 sein Bündnis erneuerte. 1536 besetzte das Wallis, angeblich zum Schutz des Katholizismus, einen Teil des Chablais. Von der Teilnahme am Konzil von Trient ließ R. sich aus Altersgründen entschuldigen. R. starb am 17. 3. 1548. Er wurde in der Ka­ thedrale von Sitten vor dem Hochaltar beige­ setzt.

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Riedmatten

Literatur: D. Imesch, Das Domkapitel zur Zeit des Kardinals M. Schiner, in: BWG 6 (1922) 1-126. - H. A. v. Roten, in: ZSKG 42 (1948) 1-10, 81-106. - H. de Riedmatten, Herkunft und Schicksal einer St. Ni­ klauser Familie: die Riedmatten, in: BWG 13 (1964) 532-561. - B. Truffer 45-48. - L. Carlen, Kultur II, 85f„ 123. Louis Carlen

Riedmatten, Adrian von (1550/55-1613)

1604-1613 Bischof von Sitten Adrian von Riedmatten wurde zwischen 1550 und 1555 zu Münster im Wallis als Sohn des Peter v. R., Landvogts von Monthey, und der Margareta Lagger geboren. 1573/74 war er an der Universität Freiburg/Br. imma­ trikuliert. 1585 wurde er zum Priester ge­ weiht. Im gleichen Jahr erhielt er die Pfarrei St. Leonard. Seit 1573 war er Titulardomherr, seit 1578 Dekan von Sitten. 1587-1604 war er Abt von St. Maurice, allerdings ohne Weihe und Bestätigung durch den Apostolischen Stuhl. Am 16. 12. 1604 wählten ihn das Dom­ kapitel und der Walliser Landrat zum Bischof von Sitten („Adrian II.“). Die Konsekration er­ folgte am 19. 12. 1605 oder 20. 1. 1606 durch Erzbischof Vespasian Gpibaldi von Vienne.

Nachdem die reformatorische Bewegung im Wallis unter dem zwar persönlich eindeutig katholischen, aber für die katholische Erneue­ rung mehr verbal* als faktisch tätigen Bischof H. v. (—>) Riedmatten Fuß gefaßt, sich freilich nicht ganz durchgesetzt hatte, erfolgte seit der Wende zum 17. Jh. vor allem durch das Bemühen der katholischen Eidgenossen und mit Hilfe innerschweizerischer und savoyischer Kapuziner eine konfessionelle Wende. Daran war R. als Abt von St. Maurice und als Generalvikar beteiligt. 1604 stellte der Land­ rat die Neugläubigen vor die Alternative, zur alten Kirche zurückzukehren oder auszuwan­ dern. Weitere Beschlüsse betrafen den Aus­ schluß der Neugläubigen vom Landrat und von Ämtern, die Abberufung der Walliser aus neugläubigen Schulen und die Einführung der Kapuziner. Gegen mancherlei Widerstand wurden diese Beschlüsse unter R. durchge­ führt. Unter R. erfolgte somit der Anfang der Rekatholisierung. Er setzte sich im Landrat für die Durchführung der Beschlüsse von 1604 ein und besuchte seine Pfarreien. An der katholi­ schen Erneuerung wirkten vor allem Kapuzi­ ner und Weltpriester aus Luzern mit. Die Je­ suiten dagegen eröffneten 1607 in Emen und 1608/09 in Siders (Venthen) Lateinschulen.

Franz von Sales bezeichnete R. als „excellent prince et pasteur“ und eifrigen Verteidiger der Religion der Altvordern.

R. starb am 7. 10. 1613. Er wurde in der Ka­ thedrale zu Sitten beigesetzt. Literatur: S. Grüter. - J. Siegen, Der heilige Franz von Sales und Adrian II. von Riedmatten, in: WJB 39 (1970) 14f. - H. A. v. Roten, Bischof Adrian II. von Riedmatten und das Lötschental, in: BWG 9 (1973) 90-92. - B. Truffer 54f. - L. Carlen, Kultur II, 87. Louis Carlen

Riedmatten, Adrian von (1610-1646) 1642-1646 Bischof von Sitten Adrian von Riedmatten wurde am 16. 10. 1610 zu Münster (Gorns) im Wallis als Sohn des Peter, Notars, Meiers und Bannerherrs von Gorns und Landvogts von Monthey, und der Cäcilia Im Ahorn geboren. Er studierte am Jesuitenkolleg in Venthen und am Collegium Helveticum in Mailand. Am 19. 2. 1633 emp­ fing er die Priesterweihe. 1633 wurde er Pfar­ rer von St. Leonhard, 1639 Mitglied und im gleichen Jahr Großkantor des Sittener Domka­ pitels. Bei der von ihm angestrebten Wahl zum Abt von St. Maurice 1640 kam er nicht zum Zug. In einer von bewegten Auseinan­ dersetzungen zwischen dem Walliser Landrat und dem Domkapitel geprägten Wahl wurde R. am 30. 8. 1640 aus einer vom Domkapitel präsentierten Viererliste zum Bischof von Sit­ ten gewählt. Dabei machte auch der Schwa­ ger R.s, Freiherr Kaspar von Stockaiper, sei­ nen Einfluß geltend. Am 25. 10. 1642 bestä­ tigte die römische Kurie die Wahl, und am 21. 12. 1642 erfolgte die Weihe durch J. de (—> Bd. 1648-1803) Watteville, Bischof von Lau­ sanne, und die Äbte von St. Maurice und Hauterive bei Freiburg.

Obwohl R. im Kampf um die bischöflichen Hoheitsrechte viel Energie aufwenden mußte, setzte er sich auch für die Erneuerung seiner Diözese im tridentinischen Geist ein. Er er­ ließ Vorschriften über die Sonn- und Festtage, das Gerichtswesen, die Verwaltung, das Dom­ kapitel und den übrigen Klerus. Unterstützt wurde er von Nuntius Girolamo Farnese, der 1642 längere Zeit im Wallis weilte und R. als „ausgezeichneten Prälaten“ „mit festem Cha­ rakter“ bezeichnete. R. setzte sich für die Er­ richtung eines Klosters der Bernardinerinnen in Collombey (1643) und der Kapuziner in Sitten (1643) sowie für die Rückberufung der Jesuiten, ferner für die Aufhebung des ver­

Riedmatten - Riet wahrlosten Karmeliterkonvents in Gerunden ein; ebenso förderte er die Errichtung eines Priesterseminars. Er ließ die St. Theodulskirche in Sitten vollenden. Mit dem dreischiffi­ gen Langhaus der Kirche von Glis (1642) wur­ de unter ihm ein großes Bauwerk geschaffen. Von seiner Bildung zeugen die testamentari­ schen Bestimmungen über seine Bücher, die als Familienbibliothek zusammenbleiben sollten. Im Landrat versuchte er erfolglos, die Einführung des Gregorianischen Kalenders durchzusetzen. Den Buchdruck in Sitten för­ derte er, behielt sich aber die Zensur vor. Für das Benefizium des hl. Michael in Münster und zur Förderung von Priesterberufen stif­ tete er eine ansehnliche Summe.

R. starb am 19. 9. 1646 im bischöflichen Schloß Majoria in Sitten. Er wurde in der Bi­ schofsgruft der Kathedrale beigesetzt. Literatur: E. Tscherrig 19ff. - B. Truffer 62-64, 120. - L. Carlen, Kultur II, 60, 85-87, 101, 244. Louis Carlen

Riedmatten, Hildebrand von (um 1520/25-1604) 1568-1604 Bischof von Sitten Hildebrand von Riedmatten wurde zwischen 1520 und 1525 zu Münster im Wallis als Sohn des Peter v. R., Landvogts von Aulps und Bannerherrn von Gorns, und der Elsa Am Hof geboren. Vom Dezember 1558 bis Dezem­ ber 1560 studierte er als Stipendiat an der Universität Paris, wo er das Lizentiat der Rechte erwarb. In Aosta zum Priester ge­ weiht, wurde er 1550 Domherr von Sitten und 1558 Großsakristan des Kapitels. 1560 besaß er die Pfarrpfründe von Ernen. Am 22. 6. 1565 wählten ihn das Domkapitel und der Walliser Landrat zum Bischof. Die päpstliche Bestätigung erfolgte auf Verwendung des Karl Borromäus am 20. 2. 1568, die Konsekration durch Kardinal Marc-Antoine Bobba am 20. 7. 1569 in Aosta. Die Kosten beliefen sich auf 3000 Kronen.

R. war persönlich unbescholten und voll gu­ ten Willens, doch vermochte er nicht, der Kir­ chenreform zum Durchbruch zu verhelfen. Gegenüber den reformatorischen Einflüssen, die bei Katholiken durch den Besuch anders­ gläubiger Schulen auch ins Wallis eindran­ gen und zu einer konfessionell unklaren Si­ tuation führten, vermochte er sich nicht durchzusetzen, zumal er in seiner eigenen Umgebung Neugläubige duldete. Papst Gre­ gor XIII. rügte dies 1573. R. bekannte sich al­

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lerdings 1579 gegenüber dem Luzerner Nun­ tius Giovanni Francesco Bonomini zum Papst und zur alten Kirche. 1591 beklagte er sich auf dem Landrat über die Neuerer, und 1592 setzte er den Beschluß durch, daß die Prote­ stanten vor die Wahl gestellt werden sollten, sich zur alten Kirche zu bekennen oder aus­ zuwandern, doch wurde dieser Beschluß bis zum Tode R.s nicht ausgeführt. Da das Wallis keine qualifizierte Priesterausbildungsstätte besaß und ihm somit die Voraussetzung für die Rekrutierung eines reformoffenen Klerus fehlte, wirkten seit 1597 innerschweizeri­ sche, seit 1602 auch savoyische Kapuziner, ferner seit 1604 Weltgeistliche aus dem Raum Luzern im Bistum. 1570 bzw. 1580 wurden die zu ausländischen Abteien gehörenden Priorate von Port Valais und Saint-Pierre de Clages der Diözese Sitten eingegliedert. Mehr Erfolg hatte R. auf rechtlichem Gebiet. 1571 gelang ihm mit dem Erlaß eines Land­ rechtes ein umfassendes, die verschiedenen Rechtsgebiete erfassendes Gesetzeswerk für das Wallis, das in friedlicher Zusammenar­ beit mit Landrat und Volk entstand und mehr als 200 Jahre in Geltung blieb. R. ließ in einer eigenen Prägewerkstatt in Sitten bedeutsame Münzen prägen.

R. starb am 24. 11. 1604 und wurde in seiner Kathedrale beigesetzt. Literatur: S. Grüter. - J. Lauber, in: BWG 6 (1923) 268-270. - L. Carlen, Das Walliser Landrecht, in: BWG 12 (1959) 401-415. - R. Fischer, Die Anfänge der Kapuzinermission im Wallis, in: G. BoeschR. Fischer (Hg.), FS Oskar Vasella (Freiburg 1964) 301-319. - I. Kronig, Fürstbischof Hildebrand von Riedmatten und die Ausbreitung der Reformation im Wallis 1565-1604 (Lie. phil. Fribourg 1973). - B. Truffer 51-53. - L. Carlen, Kultur II, 24, 60, 87, 120f. Louis Carlen

Riet (Ryt, de Arundine), Johannes van (OCarm) (+ 1497)

1477 Ep. tit. Usbitensis 1477-1497 Weihbischof in Utrecht

* Brügge; Karmelit ebd.; Theologiestudium in Paris (Mag. theol.); seit 1458 in Mecheln; 1459-64 Prior im dortigen Karmelitenkloster; 1468 nach Utrecht, wo er zusammen mit G. (-*) Hexs ein Karmelitenkloster gründete und erster Prior wurde; berühmt als Prediger; kurz vor 29. 12. 1477 Titularbischof und we­ gen seiner Gelehrsamkeit und seines from­ men Lebenswandels auf Bitten des Utrechter Bischofs (—») David von Burgund zum Weih­

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Riet - Rinck

bischof von Utrecht bestellt; übte dieses Amt bis 1483 zusammen mit G. (—>) Yerwerd, 1493-94 mit A. (—>) Engel und seit 1495 mit J. v. (^) Dale aus; erhielt am 8. 1. 1478 bischöf­ liche Vollmacht, in allen Kirchen des Bistums zu predigen und Beichte zu hören; t 13. 7. 1497 Utrecht; □ Karmelitenkirche (spätere Katharinakirche) in Utrecht. R. verfaßte ver­ schiedene Werke zur Exegese und Homiletik. Literatur: C. de Boer, in: NNBW 1 (1911) 1438. - J. Weijling 250-257 (Lit.). Paul Berbee

Rietberg, Konrad Graf von (um 1456-1508) 1482-1497 Bischof von Osnabrück 1497-1508 Administrator des Bistums Os­ nabrück 1497-1508 Bischof von Münster

Konrad von Rietberg wurde um das Jahr 1456 als Sohn des Grafen Konrad v. R. und der Grä­ fin Jakobäa von Neuenahr geboren. Ein Bru­ der, Johann, war regierender Graf von Riet­ berg, eine Schwester, Margaretha, Gattin des Herzogs Friedrich von Braunschweig, dem Luther 1519 seine „Orationes de poenitentia“ widmete. Sein Pate und Onkel war der Osna­ brücker Bischof K. v. (—>) Diepholz. R. stu­ dierte einige Jahre in Rom. Er beherrschte die „welsche“ und lateinische Sprache. 1471 wurde er Domherr in Köln. Er erhielt ferner die Stiftspropstei von St. Kassius zu Bonn, die Dompropstei in Osnabrück und 1483 die Stiftspropstei in Deventer. Am 13. 7. 1482 wählte ihn das Osnabrücker Domkapitel in Iburg zum Bischof. Die päpstli­ che Bestätigung erfolgte am 11. 11. 1482, doch waren seiner bischöflichen Wirksamkeit durch die in der Wahlkapitulation festgeleg­ ten Vorrechte des Kapitels enge Grenzen ge­ setzt. Hinzu kam, daß R. durch seine Fami­ lienverbindungen in die Fehde Friedrichs von Braunschweig und der Stadt Hildesheim gegen Bischof B. v. (—>) Landsberg und dessen Bundesgenossen verwickelt wurde. Durch hohe Feldzugs- und Lösegeldkosten entstan­ den ihm und dem Hochstift riesige Schulden, für deren Abtragung R. dem Domkapitel wei­ tere Zugeständnisse machen mußte. Aus dem gleichen Grund trat er jahrelang als „Rat“ in den Dienst des Kurfürsten Johann von Bran­ denburg. Seine Lage besserte sich erst, als ihn das Münsterer Domkapitel nach dem Tod H. v. (—>) Schwarzburgs zum Bischof postulierte. Die päpstliche Bestätigung und Translation erfolgte am 18. 4. 1497. Das Bistum Osna­

brück behielt R. seitdem nur als Administra­ tor bei. In Osnabrück hatte R. sich um die Erneue­ rung der Frauenklöster im Sinne der Windesheimer Bewegung bemüht. Das gleiche Anlie­ gen verfolgte er auch in Münster. So wandelte er 1507 den Beginenkonvent Rosental-Mün­ ster in ein Augustinerinnenkloster vom ge­ meinsamen Leben um. Unter R. stand in Münster der Humanismus in Blüte. Im übri­ gen war die münsterische Regierungszeit R.s durch sein enges und freundschaftliches Ver­ hältnis zu Erzbischof (—>) Hermann von Hes­ sen, der neben Köln seit 1498 auch Paderborn innehatte, ferner durch eine lange Friedens­ zeit begünstigt.

R. starb am 9. 2. 1508 in seiner Residenz Be­ vergern. Sein Leib wurde im Dom zu Mün­ ster, sein Herz im Dom zu Osnabrück beige­ setzt. Sein Grabmal zerstörten die Wiedertäu­ fer. Literatur: W. Kisky 239. - A. Schröer, Verfassung I, 68-71, 76-79. - D. v. Merveld, in: NDB 12 (1979) 514f. - W. Kohl, Domstift I, 611f. - Handbuch Mün­ ster (1993) 182 f. Alois Schröer

Rinck von Baldenstein, Wilhelm (1566-1628) 1609-1628 Bischof von Basel

Wilhelm Rinck von Baldenstein gehörte ei­ nem ursprünglich aus Truns (Graubünden) stammenden Adelsgeschlecht an. Sein Vater Georg R. stand in Diensten des Abtes von St. Gallen, u. a. als Vogt in Rorschach, seine Mut­ ter Anastasia Blarer von Wartensee war eine Schwester des Bischofs J. Ch. (—>) Blarer von Wartensee. R. wurde im Jahre 1566 geboren. Sein Onkel schickte ihn zum Studium zu den Jesuiten, und zwar zum humanistischen Stu­ dium nach Dillingen, zur Philosophie nach Würzburg, zum Erlernen der französischen Sprache 1588 nach Dijon. 1589 wurde R. Domherr, 1600 Domkustos und später Dom­ dekan von Basel. In dieser Eigenschaft wurde er am 19. 5. 1608 vom Domkapitel zum Bi­ schof gewählt. Nachdem er am 4. 2. 1609 die päpstliche Bestätigung erhalten hatte, ließ er sich am 22.7. 1609 in der Jesuitenkirche von Porrentruy vom Luzerner Nuntius Ladislao d’Aquino konsekrieren. Schon vor Empfang der Bischofsweihe hatte R. zusammen mit dem Genfer Bischof, Franz von Sales, in Baume-les-Dames einen Zwist zwischen dem Klerus der Franche-Comte und Erzherzog Al­

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Rinck - Riphaen brecht, dem Regenten der burgundisch-nie­ derländischen Gebiete, um die Salinen von Salins geschlichtet. Die Salinen gingen in den Besitz des Erzherzogs über, der aber dem Kle­ rus eine Abfindung auszahlen mußte. Bei die­ ser Gelegenheit besuchte Franz von Sales Por­ rentruy.

der die Messe gefeiert. Die mit Besancon ge­ führten Verhandlungen um Korrektur der Di­ özesangrenzen mittels eines Austausches, der Porrentruy in die Diözese Basel einbezogen hätte, scheiterten. Wie schon unter seinem Onkel waren auch R.s Beziehungen zur Re­ gierung des Oberelsaß gespannt. Diese wollte weiterhin die bischöflichen Visitationen be­ aufsichtigen. Am 19. 11. 1613 willigte R. in einen Kompromiß ein, der vorsah, daß staatli­ che Vertreter den Visitator nur bei der Revisi­ on des Rechnungswesen und der Kirchengü­ ter sowie bei Besuchen von Spitälern und Schulen begleiten sollten. Die römische Kurie verwarf jedoch diesen Ausgleich. Neue Ver­ handlungen führten zu keinem Erfolg. Schließlich willigte R. 1621 stillschweigend in den früher gemachten Kompromiß ein. Wie sein Onkel förderte R. Jesuiten und Ka­ puziner. 1619 berief er Ursulinen nach Por­ rentruy, übergab ihnen eine Kirche und eine Schule und beauftragte sie mit der Mädchen­ erziehung. Am Jesuitenkolleg errichtete er für arme Studenten eine Stiftung. Der fromme und einfach lebende R. starb am 23. 10. 1628 in Porrentruy. Er wurde neben seinem Onkel in der dortigen Jesuitenkirche beigesetzt. Literatur: L. Vautrey II, 175-190. - B. Bury 249258. - J. Schmidlin, Der Visitationsstreit der Bischö­ fe von Basel mit der österreichischen Regierung um das Ober-Elsass vor dem Dreissigjährigen Krieg, in: AEKG 3 (1928) 115-158. - G. Boner 88f. - A. Bruck­ ner u. a., in: HS 1/1, 205f.

Am 5. 6. 1610 erneuerte R. das 1579 von sei­ nem Onkel geschlossene Bündnis mit den ka­ tholischen Kantonen der Eidgenossenschaft. Einige Jahre später schloß sich der kaiserlich gesinnte R. der katholischen Liga an. 1621 verwüsteten Truppen des Grafen von Mans­ feld das Elsaß, und das Kriegsgeschehen nä­ herte sich dem Hochstift. R. gewährte den ge­ flohenen Jesuiten von Molsheim und Hagen­ au in seiner Residenzstadt vorübergehend Unterkunft. Er ließ Porrentruy befestigen und nahm eine Garnison auf. 1625 konnte er sich der Einquartierung kaiserlicher Truppen durch eine hohe Geldsumme entziehen.

Die von seinem Onkel begonnenen Rekatholisierungs- und kirchlichen Reformmaßnah­ men setzte R. fort. 1612 mußte er allerdings die wenigen im Süd-Jura wirkenden Priester zurückrufen, weil das mit Moutier verburgrechtete Bern mit einer Intervention gedroht hatte. Von den katholischen Kantonen erhielt R. keine Unterstützung. Hingegen konnte er die Rekatholisierung des vor Basel liegenden Birseck abschließen. 1627 wurde in Allschwil als der letzten Gemeinde des Birseck wie­

Pierre Louis Surchat

Riphaen (Riphan), Theodor (+ 1616)

1606 Ep. tit. Cyrenensis 1606-1616 Weihbischof in Köln * 1577 Neuss; Dr. theol. (Köln); lehrte 157591 an der Burse Montana und 1591-1616 an der theologischen Fakultät in Köln; 1604-05 Rektor der Universität; 1589 Pfarrer von St. Laurentius in Köln; 1589 Kanoniker an St. Maria ad Gradus, 1591 an St. Andreas und 1600 an St. Gereon in Köln; ab 1603 als Mit­ glied des Kirchenrates Mitarbeit an der Bear­ beitung des neuen Missales (erschienen 1626); 18. 7. 1606 erste Erwähnung seiner De­ signation als Weihbischof; 30. 8. 1606 Titular­ bischof von Cyrene und Weihbischof in Köln; 13. 3. 1607 Konsekration in Köln durch Nun­ tius Attilio Amalteo; ab 20. 2. 1607 Vorsitz im Kirchenrat; + 14. 1. 1616 Köln; □ St. Lauren­ tius in Köln. Literatur: P. Weiler 165. - H. Keussen 432, 515. - A. Franzen, Wiederaufbau 56, 93. - Handbuch Köln

Riphaen - Rode

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56. - J. Wijnhoven (Bearb.), Nuntius Pier Luigi Cara­ fa (Paderborn u. a. 1980) 694. - E. Meuthen 100 u. ö. Franz Bosbach

Speyer im April 1533 bestätigte, daß die Bi­ schöfe von Metz, Toul und Verdun den Status von Reichsständen besaßen.

R. starb am 1. 3. 1533 zu Nancy. Er wurde in der Kathedrale von Toul beigesetzt. Rochefort d’Ailly, Hector de (t 1533)

Literatur: B. Picart 611-621. - A. Calmet V, 611613. - E. Martin I, 579-584.

Louis Chätellier

1519-1524 Bischof von Bayonne 1524-1533 Bischof von Toul Hector de Rochefort d’Ailly stammte aus der Auvergne. Er studierte an der Sorbonne und wurde Domherr an Notre-Dame in Paris so­ wie Rat der Louise von Savoyen, der Mutter des französischen Königs Franz I. Am 23. 12. 1519 wurde ihm das Bistum Bayonne verlie­ hen, doch begab er sich wegen dort herr­ schender Schwierigkeiten nach Rom, wo Kar­ dinal (—*) Johannes von Lothringen auf ihn aufmerksam wurde. Dieser überließ ihm sein Bistum Toul unter dem Vorbehalt des eventu­ ellen Rückfalls und des größeren Teiles der Einkünfte. R. war völlig mittellos, als er am 12. 2. 1524 nach Toul transferiert wurde.

Als er seinen neuen Sprengel in Besitz nahm, faßte die lutherische Bewegung gerade in Lothringen Fuß. 1523 hatte Herzog Anton sich mit strengen Erlassen dagegen gewandt und den Besitz lutherischer Schriften verbo­ ten. Im Mai 1525 unternahm er dann in Be­ gleitung seines Bruders, des Kardinals, einen förmlichen Kreuzzug gegen die elsässischen Bauern, die sich unter Berufung auf Luther erhoben hatten (W. v. [—►] Honstein).

Im Kampf gegen die Reformation konnte R. mit Unterstützung der weltlichen Gewalt rechnen. Seinen Geistlichen verlangte er ein Glaubensbekenntnis ab. Er bereitete 1526 eine neue Ausgabe der Synodalstatuten vor, die in Fragen der kirchlichen Disziplin stren­ ger als die früheren waren. Die Zusammenar­ beit mit dem Herzog gestaltete sich schon deshalb vertrauensvoll, weil R. wie H. d. (—*) Hazards vor seiner Berufung zum Bischof lothringischer Kanzler und Ratspräsident ge­ wesen war. In dieser Eigenschaft hatte er die Politik des Reiches vertreten, die auch die Kirche betraf. Er konnte sich daher der von Karl V. erhobenen Türkensteuer nicht wider­ setzen, da die Eroberungen Suleimans des Prächtigen die abendländische Christenheit bedrohten. Den anderen Reichslasten suchten sich dagegen das Haus Lothringen und die lothringischen Bistümer zu entziehen. Das war für die Bistümer zweischneidig, denn sie beriefen sich für ihren Rechtsstatus auf das Wiener Konkordat von 1448. Der Reichstag zu

Rode, Johann (um 1445-1511)

1497-1511 Erzbischof von Bremen Johann Rode wurde um das Jahr 1445 als Sohn des Heinrich R. aus einer mit dem Stiftsadel verschwägerten, seit dem 13. Jh. ratsfähigen bremischen Patrizierfamilie gebo­ ren, die ihrerseits aus der Ministerialenfami­ lie de Wale hervorgegangen sein soll. Eine 1487 datierte Aufschwörungstafel für R. ist bekannt. R.s 1496 verstorbener Vater ist zwi­ schen 1485 und 1496 als Bremer Ratsherr nachzuweisen. Seine Mutter, Anna Vagt, stammte ebenfalls aus einer ratsfähigen bre­ mischen Familie. Ihr Vater Burchard (+ 1512) war 1465-81 Bremer Ratsherr und 1482-1512 Bremer Bürgermeister. Seine Schwester war mit dem langjährigen Bremer Bürgermeister Heinrich Stenow verheiratet. Die Legende, daß R.s Vater Schuster gewesen sei, geht auf die Agitation feindlich gesinnter bremischer Ritter zurück. Drei Brüder seines Vaters wa­ ren Geistliche, darunter als prominentester Johann R. d. Ä. (+ 1477), der 1426 als Kanoni­ ker in St. Ansgar in Bremen und dann als Bre­ mer Domherr nachzuweisen ist. Er wurde um 1433 Propst von St. Ansgar, 1452 Apostoli­ scher Protonotar und Corrector Bullarum an der Kurie, 1457 Dompropst in Hamburg und 1460 Dompropst in Bremen. Der spätere Erz­ bischof ließ ihm, wohl noch als Dompropst, eine Grabplatte aus Messing mit reich gravier­ ter, überlebensgroßer Liegefigur anfertigen, die bis auf die Umschrift erhalten ist.

R. immatrikulierte sich 1465 an der Universi­ tät Rostock und wechselte 1468, bereits als Bremer Domdekan bezeichnet, nach Erfurt. Sein nicht nachweisbarer Eintritt in das Dom­ kapitel muß zwischen 1465 und 1468 erfolgt sein. 1468 wurde er zum Rektor der Universi­ tät Erfurt gewählt und - vermutlich 1474zum Dr. iur. utr. promoviert. Die Vermutung, daß er wie sein gleichnamiger Onkel kurzzei­ tig an der Kurie tätig gewesen sei, läßt sich bisher nicht belegen.

Rode

Nachdem am 24. 12. 1496 H. v. (^) Schwarz­ burg, Bischof von Münster und Administrator von Bremen, gestorben war, wurde R. bereits am 30. 1. 1497 zum Erzbischof von Bremen gewählt. Er war nach Burchard Grelle (132744) der zweite Bremer Erzbischof bürgerlicher Herkunft. Seine Wahl erfolgte gegen die Kon­ kurrenz Johanns von Sachsen-Lauenburg, ei­ nes Bruders des Herzogs Magnus I., und Ot­ tos von Oldenburg, des Bruders des Grafen Jo­ hann XIV. Otto war Mitglied des Bremer Domkapitels. Die Gründe für die Wahl R.s er­ gaben sich ganz besonders aus der Sorge des Domkapitels, bei der Wahl eines der beiden Fürsten ähnlich wie bei dem Vorgänger in dessen territorialpolitische Auseinanderset­ zungen hineingezogen zu werden. Die im Text erhaltene Wahlkapitulation, die mit ei­ ner ausführlichen und neuen Punktation auf­ wartet, macht das deutlich. Außerdem konnte R. wohl ein ansehnliches Eigenvermögen auf­ weisen. Er besaß überdies im bremischen Pa­ triziat einen mächtigen Rückhalt und konnte sich offenbar auf eine nicht nur aus Ver­ wandtschaft bestehende größere Fraktion von Domherren stützen, die diesem Patriziat ent­ stammten. Da sein Vorgänger fast nur in Mün­ ster residiert hatte, konnte R. als Dompropst das Kapitel seit 1485 mit großer Unabhängig­ keit führen und kannte dessen Verhältnisse genau. Auch der Stadt Bremen, die ihre Inter­ essen an der Weser von den Grafen von Ol­ denburg und in ihrer Herrschaft Bederkesa von den Herzögen von Sachsen-Lauenburg bedroht sah, konnte nicht daran gelegen sein, ein Mitglied aus einem dieser Häuser als Lan­ desherrn zu erhalten. Sie wird die Wahl des aus ihrem Patriziat stammenden Kandidaten auch materiell gefördert haben. Bereits unter dem 28. 4. 1497 wurden die päpstlichen Bestätigungs- und Einführungsurkunden ausge­ fertigt. Am 5. 6. erfolgte eine erneute Konfir­ mation, verbunden mit der Gewährung eines Ablasses für alle Besucher des ersten Pontifi­ kalamtes. Die Bischöfe von Minden und Hil­ desheim überbrachten das Pallium und nah­ men vermutlich auch die Weihe vor. Der Tag der Weihe und der öffentlichen Einführung ist nicht überliefert. Die kaiserliche Investitur erfolgte am 14. 9. 1498.

Als Landesherr bemühte R. sich um Rückge­ winnung der unter seinem Vorgänger zu ei­ nem erheblichen Teil entfremdeten Güter und Rechte des Erzstiftes. Er ließ Besitzungen und Ansprüche des Stiftes registermäßig erfassen. Das um 1500 entstandene Vorder Register und das wenig später zusammengestellte Registrum bonorum der Bremer Kirche sind er­ halten. Von den anderen unter ihm zusam­

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mengestellten Registern hat sich nur das über Wursten und die linksseitigen Elbmarschen erhalten. Diese Politik führte zu Zusammen­ stößen mit Teilen der bremischen Ritter­ schaft, u. a. wegen des Befestigungsrechtes, sowie zu Konflikten mit den Bauern der Flußund Seemarschen an der Weser. 1498 wurden ältere Streitigkeiten zwischen dem Stift und der Stadt Bremen durch Vergleiche ausge­ räumt. 1502 erfolgte eine Einigung über den mit der Stadt strittigen Ochsenzoll und den Ochsentrieb im Stift. R. führte drei neue Münzsorten (Vier-Grotenstück, den Gülden­ groschen = Rheinischen Goldgulden und ein Verding, ein Viertelmarkstück) ein. Bemer­ kenswert ist, daß R. stets bemüht war, immer im Einvernehmen mit dem Domkapitel zu handeln. 1499 mußte sich R. gegen Herzog Magnus von Lauenburg wenden, der von Hadeln aus ver­ sucht hatte, das Land Wursten für sich zu ge­ winnen, und dafür die berüchtigte „Schwarze Garde“ angeworben hatte. Im Bunde mit Hamburg und Bremen wurde Magnus zurückgeschlagen. Die Garde erlitt zwar bei Wedde­ warden eine schwere Niederlage, konnte aber das schon verlorene Hadeln für Magnus ret­ ten, der am 20. 1. 1500 mit R. Frieden schloß. Die Dithmarscher Bauern, die R. zwar 1498 den Willkommenschatz gezahlt hatten, aber sonst völlig selbständig handelten, schlugen 1500 bei Hemmingstedt ein dänisches Heer, das durch die Reste der Garde verstärkt wor­ den war, vollständig. Ihr Sieg sicherte die fast nur noch nominelle Landeshoheit des Erzbi­ schofs, der die kirchliche Jurisdiktion in Dithmarschen an den Hamburger Dompropst abgetreten hatte.

Schwierigkeiten mit den eigenen Ständen und politische Verwicklungen mit den Herzö­ gen von Sachsen-Lauenburg und den Olden­ burger Grafen veranlaßten R. im Einverneh­ men mit dem Domkapitel, bereits 1500 den noch sehr jungen (—►) Christoph von Braun­ schweig-Lüneburg-Wolfenbüttel als Koadju­ tor anzunehmen. Papst Alexander VI. ge­ währte unter Auflagen Dispens und erlaubte 1501 die Weihe. Ein Versuch, 1501 mit welfischer Hilfe das Stadland und Butjadingen links der Weser für die bremische Kirche im Einvernehmen mit den Oldenburger Grafen, denen es zunächst als Lehen und dann als Af­ terlehen der Wolfenbüttler Herzöge zugesagt wurde, zu erwerben, schlug fehl. Die Herr­ schaft über das Land Wursten blieb trotz der im August 1500 erfolgten Huldigung unter R.s Pontifikat ungefestigt.

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Rode - Rodenstein

In der Diözese förderte R. die Klosterreform und bestellte bereits 1498 Visitatoren für das Kloster Uetersen. Der sich 1502/03 in der Di­ özese aufhaltende päpstliche Legat Kardinal R. (—>) Peraudi, Bischof von Gurk, setzte 1502 Visitatoren für alle Häuser geistlicher Perso­ nen in der Diözese ein und wies R. an, die Vi­ sitationen durchzuführen. R. unterstützte in der Folgezeit die Bursfelder Kongregation und setzte in den Benediktinerklöstern Har­ sefeld (1508) und St. Marien vor Stade (1509), die sich anders als die Klöster Rastede und St. Paul vor Bremen von der Kongregation ferngehalten hatten, reformfreundliche Äbte ein. 1510 traten beide Klöster der Kongregati­ on bei. Soweit sich die benediktinischen Frauenklöster der Kongregation anschlossen, erfolgte ihr Beitritt erst unter seinem Nachfol­ ger Christoph. Ab 1505 residierte R. fast nur noch in Vörde (Bremervörde). Er erwarb zwischen 1498 und 1507 in mehreren Schritten die Wingst, einen waldreichen Höhenzug, den er als sein Pri­ vatvermögen betrachtete, das seiner Familie zufallen sollte. Als sein Nachfolger Christoph die Wingst als bischöfliches Gut in Anspruch nahm, entstand zwischen der Familie R. und ihm eine langdauernde Fehde.

1502 wurde die von R.s Schwager, dem Bre­ mer Bürgermeister Heinrich Stenow, gestif­ tete Passion unterhalb eines Domturmes auf­ gestellt und von Peraudi für die dort Beten­ den mit einem Ablaß ausgestattet. Am Dom selbst ließ R. die heute noch stehende mäch­ tige Halle des Nordschiffs errichten. Sie war der erste Teil einer anstelle des mittelalterli­ chen Domes geplanten spätgotischen Hallen­ kirche. Nach R.s Tod führten Finanznöte und die in der Stadt Bremen früh beginnende Re­ formation zum Abbruch dieses Projektes. Auf R. geht auch die heute am Westchor, der ebenfalls um 1500 tiefergelegt wurde, befind­ liche Lettnerbrüstung zurück, die ursprüng­ lich der zentrale Teil des Ostchorlettners war. Noch auf R.s Veranlassung wurde 1511 das Missale der Bremer Kirche bei Renatus Beck in Straßburg gedruckt. Es zeigt auf dem Titel­ blatt das Wappen R.s als Erzbischof (im gevierteten Schild rechts oben und links unten die gekreuzten Bremer Schlüssel und links oben und rechts unten den geflügelten Helm der R.). R. starb am 4. 12. 1511 in Bremervörde. Er wurde mit großen vom 6. bis 10. 12. dauern­ den Feierlichkeiten im Bremer Dom beige­ setzt. Seine Grabplatte befindet sich heute an der Westwand des nördlichen Querhauses.

Literatur: J. P. Cassel, Bremensia I (Bremen 1766) 192, 249-341. - J. R. Mass, Johann Rode, Erzbischof von Bremen, die Ahnen seines Geschlechtes und deren Wappen, in: Blätter der „Maus“, Gesellschaft für Familienforschung Bremen 9 (Bremen 1933) 1428. - H.-J. Schulze, in: NDB 10 (1974) 480f. - Der Bremer Dom. Baugeschichte-Ausgrabungen-Kunstschätze. Handbuch zur Sonderausstellung im Bre­ mer Landesmuseum, hg. v. R. Pohl- Weber (Bremen 1979) 98f., 131, 191, 196. - M. Schütz, Die Struktur einer geistlichen Landesherrschaft im Spätmittelal­ ter. Das Erzstift Bremen während der Regierungszeit des Erzbischofs Johann Rode (1497-1511) (Diss. Hamburg 1993, Ms.). Heinz-Joachim Schulze

Rodenstein, Philipp von (1564-1604)

1596-1604 Bischof von Worms Philipp von Rodenstein entstammte einem edelfreien Geschlecht, das seit dem 13. Jh. seinen Stammsitz auf der gleichnamigen Burg im Odenwald hatte. Im 15. Jh. gehörten meh­ rere seiner Mitglieder den Domkapiteln von Mainz und Worms sowie den bei Worms gele­

genen Frauenklöstern Liebenau und Himmelskron an. Sein Vater Engelhard v. R. (1511-68) hatte sich in Dalsheim in der Nähe von Worms niedergelassen. Seit 1558 war er in zweiter Ehe mit Barbara von Oberstein (+ 1613) verheiratet. Der 1564 als zweiter Sohn geborene Philipp wurde für den geistlichen

Rodenstein - Rottel Stand bestimmt. 1574 trat er als Domizellar dem Wormser Domkapitel bei, folgte 1593 dem verstorbenen Heinrich von Effern als Kantor nach und übernahm 1595 das Amt des Kustos. Sein Wormser Kanonikat resignierte er 1596 zugunsten von Georg Anton v. (—> Bd. 1648-1803) R., einem Sohn seines Vetters Georg Otto, der 1630 Bischof von Worms wur­ de. Auch im Speyerer Domkapitel war R. bepfründet. Die dortige Posseß erfolgte 1578, von 1593 bis zu seinem Tod war er Domkapi­ tular. Sein Studium absolvierte R. zunächst 1582-84 an der Universität Ingolstadt, dann an den Universitäten Bourges (1584-86), Lö­ wen (1586-87), Bologna (1587-89) und Siena (1589). 1590-91 war er noch einmal in Bolo­ gna immatrikuliert. Nach dem Tod G.s v. (—>) Schönenburg wählte das Domkapitel R. am 16. 9. 1595 zum Bischof von Worms. Papst Clemens VIII. bestätigte ihn am 15. 7. 1596. Durch die Einführung der Reformation in der Kurpfalz, zu deren Territorium der größte Teil der Wormser Diözese gehörte, war das Bistum in der zweiten Hälfte des 16. Jh.s der alten Kirche fast völlig verlorengegangen. In weni­ ger als 15 Orten besaßen die Katholiken um 1600 das alleinige Recht der Religionsaus­ übung. Allein die pfalzgräfliche Politik hatte einem etwas späteren bischöflichen Bericht zufolge der Diözese etwa 400 Benefizien ent­ fremdet. Auch der weltliche Besitz des Bi­ schofs war auf wenige Dörfer geschrumpft, die sich noch unter ausschließlicher Herr­ schaft des Wormser Hochstifts befanden. Doch auch diese Rechte suchte der Kurfürst zu beeinträchtigen, als er unter R. damit be­ gann, viele bischöfliche Untertanen als „Wildfänge“ zu pfälzischen Leibeigenen zu erklären. R. wandte sich dagegen an Kaiser Rudolf III. und ließ sich 1597 seine Rechte be­ stätigen.

Der Wormser Dom verdankt R. einen 1604 aufgestellten neuen Hochaltar, der unterge­ gangen ist. Auch einige im Bischofshof durchgeführte Renovierungsarbeiten gehen auf seine Initiativen zurück. Von den Schwierigkeiten seines Amtes zer­ mürbt, scheint sich R. am Ende seiner Amts­ zeit mit Rücktrittsabsichten getragen zu ha­ ben. Einem Bericht seines Nachfolgers W. v. (—>) Effern zufolge verhinderte nur sein frü­ her Tod am 21. 3. 1604 die Verwirklichung dieses Planes. R. wurde in seiner Bischofskir­ che beigesetzt. Literatur: G. Helwich 53-55. - J. F. Schannat I, 437f. - A. Ph. Brück, Worms. - E. Schwan 36, 38, 60. Burkard Keilmann

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Rösch (Resch), Georg Christoph (1577-1634)

1612 Ep. tit. Philadelphiensis 1612-1634 Weihbischof in Eichstätt * 19. 3. 1577 Dillingen; Studium in Dillingen (Mag.); 1602 Priesterweihe in Augsburg; Frühmesser in Dillingen; anschließend Erzie­ her an verschiedenen europäischen Adels­ höfen; Vierherr am Augsburger Dom; 16. 7. 1612 Titularbischof von Philadelphia und Weihbischof in Eichstätt; 12. 10. 1612 Konse­ kration; 1612 Willibaldskanoniker; 1618 Propst des Stiftes Spalt; vor allem als Konsekrator von Kirchen belegt; suchte 1632 vor den Schweden im sicheren Ingolstadt Zu­ flucht. + 29. 11. 1634 Willibaldsburg zu Eich­ stätt an der Pest; □ St. Walburg Eichstätt. Nach seinem Tod blieb die Stelle aus Kosten­ gründen für mehr als zwei Jahrzehnte unbe­ setzt. Quellen und Literatur: DAE, Nachlaß Th. Neuhofer 70. - J. Schlecht, Weihbischöfe 130, Nr. 23. Alois Schmid

Röttel, Johannes (+ 1450) 1442-1444 Generalvikar des Bischofs von Brixen 1444-1450 Bischof von Brixen Johannes Röttel war bürgerlicher Abstam­ mung aus Hailein bei Salzburg. Schon in jun­ gen Jahren wurde er Domizellar in Freising, und 1411 bewarb er sich bei Papst Johannes XXIII. um ein Domkanonikat in Regensburg. Derselbe Papst verlieh ihm 1414 die Propstei von Maria Saal in Kärnten. R. hatte nur die niederen Weihen und ließ sich 1414 auf wei­ tere sieben Jahre vom Empfang der höheren Weihen dispensieren. Inzwischen erhielt er das Freisinger Kanonikat, mußte aber auf das in Regensburg verzichten. Von 1414 bis 1445 ist er als päpstlicher Abbreviator bezeugt. 1418 verlieh ihm Papst Martin V, unter dem R. auch als Prokurator tätig war, ein Kanoni­ kat in Brixen. Von 1419 bis 1422 studierte R. in Bologna, wo er als Dr. decr. sein Studium abschloß. Anschließend erlangte er eine Rei­ he anderer Pfründen, die er gleichzeitig mit römischer Dispens innehatte. Für das Kano­ nikat und die Scholasterie in Freising, die Propstei Maria Saal, die Pfarrei St. Lorenzen im Mürztal und die Kirche Maria am Gestade in Wien bezog R. 90 Mark Silber. Seit 1432 be­ kleidete er das Amt des Scholasticus in Bri-

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Röttel - Rohr

xen. Das Brixner Kanonikat und die Scholasterie brachten ihm 16 Mark Silber ein.

Rogseri, Bartholomaeus (+ frühestens 1467)

1442 ernannte ihn der Brixner Bischof Georg von Stubai (1437-43) zu seinem Generalvikar, und am 4. 1. 1444 wählte ihn das Brixner Domkapitel zum Bischof. Da diese Wahl we­ der von Papst Eugen IV. noch vom Salzburger Erzbischof bestätigt wurde, wandte das Kapi­ tel sich an den Gegenpapst Felix V., der am 15. 7. 1444 die Wahl bestätigte. Am 28. 2. 1445 ließ sich R. durch Weihbischof Johannes von Augsburg konsekrieren. 1447 wandte er sich von Felix V. ab und schloß sich der römi­ schen Obödienz an. Daraufhin wurde er im gleichen Jahr von Kaiser Friedrich III. und vom Salzburger Erzbischof anerkannt.

Nachdem die letzten Amtsjahre des Kulmer Bischofs J. (—>) Marienau von schweren Span­ nungen zwischen dem 1440 gegründeten Preußischen Bund und dem Deutschen Or­ den überschattet waren, wählte die ordens­ feindliche Mehrheit des Kulmer Domkapitels nach dem Tod Marienaus (7. 3. 1457) seinen Offizial Bartholomäus Rogseri zum Nachfol­ ger. Die Ordenspartei gab ihre Stimme dage­ gen dem hochmeisterlichen Kaplan und Kanzler Andreas Sandberg. Die Entscheidung lag bei der römischen Kurie, verzögerte sich aber infolge der Einwirkung des Ordenspro­ kurators Jodocus Hogenstein und später E. S. (—►) Piccolominis, der zeitweise das Bistum Ermland innehatte. Nach dem Tode Sand­ bergs wählten die Parteigänger des Ordens im Domkapitel Propst Laurentius Zankenzin. Erst als R. auf die Seite des Ordens trat und nun auch die Unterstützung des Hochmei­ sters fand, erfolgte am 19. 3. 1460 seine päpst­ liche Bestätigung. Einen Teil der Servitien zahlte er am 2. 4. 1460. Die Konsekration hat er nie erhalten. Vom 19. 12. 1460 bis zum 12. 6. 1466 ist R. als „erwählt und bestätigt“ nachgewiesen. R. hielt dem Orden die Treue, wurde dann aber ein Opfer des 13jährigen Ständekrieges (1454-66), in den auch Polen eingriff. Er endete 1466 mit dem zweiten Thorner Frieden, der die Niederlage des Or­ dens besiegelte. Dieser mußte u. a. das Kul­ mer Land abtreten. Zugleich wurde das Bis­ tum Kulm aus dem Metropolitanverband Riga herausgelöst und Gnesen unterstellt. Ange­ sichts dieser Konstellation mußte R. resignie­ ren. Er wurde mit einem Kanonikat des pomesanischen Domkapitels abgefunden, wäh­ rend König Kasimir W. (—>) Kielbasa als neuen Bischof von Kulm nominierte.

Als Brixen im Jahre 1444 von einer Feuers­ brunst heimgesucht wurde, konnte sich R. nur mit Mühe aus seiner Burg retten. Er fand Aufnahme im nahegelegenen Kloster Neu­ stift. Im Kampf gegen Friedrich III., der dem jungen Herzog Sigmund die Herrschaft über Tirol nicht übergeben wollte, stellte sich R. im Unterschied zu seinem Vorgänger Georg von Stubai auf die Seite der Tiroler Stände. Nachdem Friedrich III. jedoch 1446 Sigmund die Herrschaft übergeben hatte, unterstützte R. letzteren auch finanziell. Daher übertrug ihm Sigmund seinerseits 1447 das wichtige Amt eines Kanzlers in Innsbruck. In der Folge war R. vielfach von seinem Bischofssitz ab­ wesend. Zu seiner Zeit war das kleine Brix­ ner Hochstift weitgehend vom Tiroler Lan­ desfürstentum abhängig. Im April 1449 veranstalte R. eine Diözesan­ synode. Deren 45 Dekrete wiederholten größ­ tenteils Bestimmungen früherer Synoden, insbesondere jener von 1438. Priestern, die gegen die Zölibatsvorschrift verstießen, wur­ de mit dem Entzug ihres Benefiziums ge­ droht. Ferner wurde ihnen untersagt, eventu­ elle Kinder bei sich zu behalten. R. war mehr Politiker als Seelsorger. Er starb am 28. 2. 1450 und wurde in seiner Domkirche beige­ setzt. Seine Grabplatte befindet sich heute an der rechten Seitenwand in der Vorhalle des Brixner Domes. Literatur: L. Santifaller, Brixner Domkapitel 443447. - A. Sparber 137f. - E Zaisberger, Das Kapitel von Maria Saal in der zweiten Hälfte des 15. Jh.s, in: Carinthia I, 162 (1972) 181-205, hier: 182f. - S. Weiss, Ämterkumulierung und Pfründenpluralität, in: TH 43/44 (1979/80) 163-184. - Dies., Halleiner an der spätmittelalterlichen päpstlichen Kurie, in: MGSL 120/121 (1980/81) 79-107. - J. Gelmi, Bi­ schöfe 98. - Ch. Schuchard 50. Josef Gelmi

1460-1467 Ernannter Bischof von Kulm

Literatur: J. Lisowski, Elementa ad fontium editiones I (Rom 1960) Nr. 454, 468. - H. Schumacher, in: APB 1 (1974) 31. Red.

Rohr, Bernhard von (1418- 1487)

1452

Ernannter Administrator des Bistums Hildesheim 1466-1481 Erzbischof von Salzburg 1482-1487 Administrator des Bistums Wien

Bernhard von Rohr wurde 1418 als Sohn des Andreas v. R. und der Margarete von Zelking

Rohr geboren. Die Herren von Rohr bei Kremsmün­ ster in Oberösterreich waren Reichsministe­ rialen, dann Dienstmannen der Babenberger und der Habsburger. Nach dem Verlust der Herrschaft Rohr war die Burg Leonstein bei Grünberg an der Steyr Familiensitz; bis zum Verkauf Leonsteins in der Mitte des 15. Jh.s gehörten die R. dem österreichischen Herren­ stand an. R. begann seine geistliche Laufbahn als Chor­ herr von St. Pölten und studierte seit 1437 an der Wiener Universität. Seit 1448 gehörte er dem Salzburger Domkapitel an, seit 1452 als Oblaier. 1462 wurde er Spitalmeister und Stadtpfarrer von Salzburg. Anläßlich eines Aufenthaltes in Rom erreichte er am 18. 10. 1452 durch ein päpstliches Motuproprio sei­ ne Ernennung zum Administrator des Bis­ tums Hildesheim, doch kam dieses schon zwei Tage später an (—>) Bernhard von Braun­ schweig-Lüneburg-Wolfenbüttel. Am 25. 2. 1466 wählte das Salzburger Domka­ pitel R. „per inspirationem“ einstimmig zum Erzbischof. Die Bestätigung durch Paul II. er­ folgte am 21. 4. 1466. Daraufhin wurde dem Erwählten am 27. 4. durch den Propst von Mattsee Johannes Tröster das Pallium über­ sandt. R. hielt am 8. 6. nach altem Zeremoni­ ell seinen Einzug in die Residenzstadt und er­ hielt am 15. 6. durch den Seckauer Bischof G. (—►) Überacker die Bischofsweihe. Bereits am 7. 6. 1466 hatte Kaiser Friedrich III. R. die Re­ galien und Reichslehen verliehen und die sonstigen erzstiftischen Privilegien bestätigt.

R. wird von den Zeitgenossen als umgäng­ lich, fromm und gütig beschrieben, doch fehl­ te es ihm an Charakterstärke. Bei Wider­ spruch konnte er leicht in Zorn geraten, und an seinen Auffassungen hielt er zäh fest. R. war ein Bücherfreund. Er liebte Festlichkei­ ten und baute gern. Auch Kontakte zu Frauen werden ihm nachgesagt. Im ersten Jahrzehnt seiner Regierung entfaltete er in der Verwal­ tung wie in der Außenpolitik viele Aktivitä­ ten. 1468 erhielt er bedeutende Anteile an der Salzproduktion in Hailein, erließ zur Nut­ zung des Waldes Forstordnungen und gab 1477 eine erste Bergordnung für das Erzstift heraus, die eine Erschließung neuer Lager­ stätten und die Freigabe der Schürfrechte för­ derte, wobei er sich das Recht vorbehielt, ein Neuntel jeder Erzgrube in Eigenregie zu bear­ beiten. Trotzdem gab es unter R. infolge der seit 1469 anhaltenden Raubzüge der Türken, durch Adelsfehden und infolge von Seuchen und Mißernten immer wieder finanzielle Eng­ pässe. Die auswärtigen Besitzungen Salz­ burgs in der Steiermark und in Kärnten hat­

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ten 1469-71 durch die Fehde des Krainer Adeligen Andreas Baumkircher mit Fried­ rich III. am meisten zu leiden. Da auf beiden Seiten häufig das Geld zur Besoldung der Truppen fehlte, hielten diese sich an Land und Leuten schadlos. Salzburg beteiligte sich an der Türkensteuer sowie an der Ausrüstung eines allerdings wenig erfolgreichen Heeres und stellte zur eigenen Verteidigung Truppen auf, als die Türken auch die Grenzen des Erz­ stiftes bedrohten. Auf den Salzburger Landta­ gen von 1473, 1476 und 1477, an denen auch Vertreter der Landgemeinden teilnahmen, war dies das beherrschende Thema. Nach der Niederlage eines Bauernheeres bei Goggau in der Nähe von Tarvis im Jahre 1478 drangen die Türken bis ins Erzstift vor, überschritten die Grenzen zum Lungau und plünderten die Almen, während sie das Talgebiet schonten. Die Bauern griffen nun zur Selbsthilfe und gründeten unter Salzburger Beteiligung 1478 Bauernbünde, die zunehmend radikalere Zie­ le verfolgten, da sie sich vom Adel, der in sei­ nen festen Burgen sicher saß, im Stich gelas­ sen fühlten. Sie planten die Verweigerung von Abgaben, die Entmachtung des Adels und die Errichtung eines Bauernstaates unter kaiserlicher Oberhoheit.

Außenpolitisch war R. zunächst erfolgreich. Im November 1475 assistierte er in Gegenwart des Kaisers der Landshuter Fürstenhochzeit Georgs mit Hedwig von Polen. Sein Verhält­ nis zu Friedrich III. trübte sich, als er 1467 Beziehungen zum ungarischen König Matthi­ as Corvinus aufnahm. Ursache war die kaiser­ liche Kirchenpolitik. Friedrich III. hatte näm­ lich den alten Plan zur Gründung österreichi­ scher Landesbistümer aufgegriffen. Einen er­ sten Schritt dazu bildete 1462 die Gründung des Bistums Laibach, für das ihm der Papst das Ernennungsrecht zugestand. 1469 folgte die päpstliche Bewilligung zur Errichtung der Bistümer Wien und Wiener Neustadt. Seit­ dem besaß der Kaiser das Besetzungsrecht für acht Bistümer. Passau protestierte gegen die Errichtung Wiens und Salzburg gegen die Wiener Neustadts, über die R. als Metropolit weder vom Papst noch vom Kaiser in Kennt­ nis gesetzt worden war. Eine neuerliche Kontroverse löste die Beset­ zung der Bistümer Gurk, Seckau und Lavant aus, obwohl Paul II. 1466 dem Erzbischof das Recht verliehen hatte, den Rücktritt der Bi­ schöfe entgegenzunehmen und die Bistümer entsprechend dem Salzburger Privileg neu zu besetzen. Die von den Päpsten unterstützte kaiserliche Politik führte dennoch wiederholt zur Verletzung der Salzburger Privilegien.

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Rohr - Roseborch

Nur das Eigenbistum Chiemsee konnte R. zweimal ohne Widerspruch besetzen, wäh­ rend in Gurk, Seckau und Lavant der Papst kaiserliche Nominationen bestätigte. Den Hö­ hepunkt der kaiserlichen Machtausweitung bildete ein Privileg, durch das Sixtus IV. 1479 dem Kaiser das Präsentationsrecht über 17 Erzbistümer und Bistümer zugestand. Bela­ stend waren für R. ferner Auseinandersetzun­ gen mit Abt Rupert Keutzl von St. Peter und seit 1478 mit Dompropst Kaspar von Stuben­ berg. Letzterer klagte gegen R. beim Kaiser, worauf dieser den Erzbischof vorlud. R. lei­ stete dem keine Folge.

Der Kaiser fand 1476 in J. (—►) Beckenschlä­ ger, Erzbischof von Gran und Primas von Un­ garn, einen Verbündeten. Nachdem dieser die Gunst des Königs Matthias Corvinus verloren hatte, begab er sich mit großem Barvermögen und dem Kirchenschatz des Erzbistums Gran (Esztergom) außer Landes. Als Rat, Geldgeber, Diplomat und Heerführer leistete er seitdem Friedrich III. wertvolle Dienste. Die Möglich­ keit zu äquivalenter Entschädigung ergab sich auf dem Landtag zu Graz 1478, zu dem R. ge­ laden war und auf dem über die Türkenab­ wehr beraten wurde. Dabei suchte der Kaiser R. gegen eine reichliche Entschädigung zur Resignation zu bewegen. R. sagte seine Resi­ gnation und die Übergabe des Erzstiftes an Beckenschläger zu, doch mußten das Domka­ pitel und die Landstände zustimmen, und das freie Wahlrecht des Kapitels durfte nicht beeinträchtigt werden. Das Domkapitel und ein Landtag von 1478 stimmten diesem Plan jedoch nicht zu und wandten sich an den bayerischen Herzog Ludwig. Auch R. nahm inzwischen von allen Resignationsplänen Ab­ stand. Daraufhin verhängte Friedrich III. im Frühjahr 1479 eine Handelssperre gegen Salz­ burg und ließ die Einkünfte des Erzstiftes aus den niederösterreichischen Besitzungen sper­ ren, trieb damit aber R. auf die Seite des Un­ garnkönigs, der ein Schutzversprechen für das Erzstift abgab. Als Gegenleistung trat Salzburg mit Zustimmung eines Landtages von 1479 alle Burgen und Städte des Erzstif­ tes in der Steiermark und in Kärnten an Mat­ thias Corvinus ab. Die Folge waren Auseinan­ dersetzungen zwischen den Truppen des Un­ garnkönigs und des Kaisers. Zudem fielen 1480 die Türken in die Steiermark und in Kärnten ein und dezimierten die Bevölke­ rung. Kaiserliche Truppen verwüsteten dage­ gen den Salzburger Lungau, nachdem sie die Ungarn 1481 bei Mariapfarr besiegt hatten.

Die wirtschaftliche Schädigung Salzburgs zeigte ihre Wirkung; Landvolk und Bürger­

schaft wollten den Frieden. Der Kaiser sperr­ te jenen Prälaten und Geistlichen, die R. un­ terstützten, die Einkünfte aus den Besitzun­ gen in den Erbländern. Davon betroffen war auch das Kloster St. Peter. Durch Verleihung von Privilegien in einem Ratsbrief von 1481 gelang es dem Kaiser schließlich, die Salzbur­ ger Bürgerschaft auf seine Seite zu ziehen, was in den folgenden Jahrzehnten zu lang­ wierigen Auseinandersetzungen mit dem Erz­ bischof führen sollte. Am 29. 11. 1481 verzichtete R. in Wien auf die Regierung im Erzstift und nahm Becken­ schläger zum Koadjutor und Administrator mit dem Rechte der Nachfolge an. Das Dom­ kapitel gab am 14. 1. 1482 seine Zustimmung, während Dompropst Christoph Ebran von Wildenberg unter bayerischem Einfluß wei­ terhin ein entschiedener Gegner Beckenschlä­ gers blieb. Den Titel eines Erzbischofs behielt R. bei. Außerdem wurden ihm Schloß und Stadt Tittmoning sowie eine jährliche Pensi­ on von 4000 Dukaten zugesichert. Um die Ko­ sten für das Erzstift zu verringern, bewog Bekkenschlager R., an seiner Stelle die Admini­ stration des Bistums Wien in spiritualibus et temporalibus zu übernehmen. Dies wurde am 31. 10. 1482 vereinbart. Innozenz VIII. stimm­ te am 20. 12. 1484 zu. Nach der Eroberung Wiens durch Matthias Corvinus wurde R. ver­ trieben, während der ungarische König U. (—>) Döczi zum neuen Administrator des Bis­ tums Wien bestellte.

R. verbrachte seine letzten Lebensjahre auf Burg Tittmoning, wo er am 21. 3. 1487 starb. Er wurde im Salzburger Dom vor dem Mari­ enaltar beigesetzt. Literatur: A. v. Wretschko. - J. Serlinger-G. Scheib­ ner. - W. Fischer. - H. Wagner-H. Klein. - F. Zaisberger, Kirchenfürsten. - I. Reiffenstein-V. Spechtler, Erzbischof Bernhard von Rohr als Büchersamm­ ler. Zum Codex M II 96 der Universitätsbibliothek Salzburg, in: MGSL 109 (1969) 95-104. - H. Dopsch. - H. Dopsch-H. Spatzenegger 1/1, 536-556. - F. Loidl-M. Krexner 14f. - F. Loidl 29f., 334. Franz Ortner

Roseborch, Ludolf (+ 1466) 1461-1466 Bischof von Ratzeburg

Ludolf Roseborch stammte aus Mölln. Seine sicher bürgerliche Familie ist sonst nicht be­ kannt. R. war seit 1442 Mitglied des Domka­ pitels zu Ratzeburg. 1443 wird er als Propst erwähnt.

Roseborch - Rosenberg

Die Chronisten beschreiben R. übereinstim­ mend als von großer Tugend und strengem Bußgeist. In ihm lebte das alte asketische Ideal der Prämonstratenser noch einmal auf, deren Regel das Stift befolgte. Schon bevor R. im Jahre 1461 als Nachfolger J. (—►) Preens zum Bischof von Ratzeburg ge­ wählt wurde, hatte er mit großer Sparsamkeit die finanzielle Lage der Propstei verbessert. Auch in der Folgezeit machte er sich um die Entschuldung des Stiftes verdient. Wie sein Vorgänger im Bischofsamt bemühte auch er sich darum, durch eine Stipendienstiftung das Studium der Kapitelsmitglieder zu för­ dern. Studierende Kanoniker aus Ratzeburg lassen sich an verschiedenen Universitäten nachweisen. Bei den benachbarten Landesherren genoß R. entsprechende Achtung. So war er 1465 als Begleiter Herzog Johanns von Sachsen-Lauenburg auf dem Rathaus zu Lübeck, wo der Her­ zog und mehrere seiner Räte über die herzog­ lichen Rechte auf Mölln, Bergedorf und Ripenburg verhandelten.

R. starb am 2. 1. 1466. Er wurde im Mittel­ gang des Domes zu Ratzeburg beigesetzt; der Grabstein ist erhalten. Literatur: G. M. C. Masch 350, 357-362. - W. Ebe­ ling 390. - F. W. J. Rickmann 18f. - H. Windus 42. G. Möller-Alpermann 99. - H. Bernhöft 44f. - G. Krüger 126. - K. Schmaltz 247f. Clemens Brodkorb

Rosenberg, Jodokus (Jost) von (1430-1467) 1456-1467 Bischof von Breslau

Jodokus von Rosenberg wurde 1430 als Sohn des Ulrich v. R., des Führers der böhmischen Katholiken, geboren. Seine Brüder Heinrich (+ 1457) und Johannes waren königliche Hauptleute der Fürstentümer SchweidnitzJauer und Breslau. 1450 wurde R. durch päpstliche Verleihung Dompropst in Prag. 1452 trat er in den Johanniterorden ein, zu dessen Großmeister er aufstieg. Am 23. 3. 1453 empfing er die Priesterweihe in Prag. R. beherrschte die lateinische und tschechische, weniger dagegen die deutsche Sprache und galt als böhmischer Patriot. Er unterhielt enge Kontakte zu E. S. (—>) Piccolomini, dem späte­ ren Papst Pius II. Am 8. 3. 1456 nach dem Einsatz erheblicher Geldmittel zum Bischof von Breslau gewählt, erhielt er die päpstliche 44 Lexikon

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Bestätigung mit Altersdispens am 9. 6. 1456. Am 11.6. 1457 kam er nach Breslau. Die Hul­ digung durch die Stadt erfolgte am 7. 11., die Konsekration durch den Meißner Bischof C. v. (—>) Schönberg am 7. 12. 1457 im Breslauer Dom.

R.s Amtszeit war durch die Auseinanderset­ zung um den Führer der böhmischen Utra­ quisten, den seit 1452 bevollmächtigten Lan­ desverweser Georg Podebrad, bestimmt, der neben dem 1452 zum König gekrönten Ladis­ laus Postumus die Gewalt in Händen hielt und sich nach Ladislaus’ Tod 1458 selbst zum König wählen ließ. Als Volkskönig fand er zwar unter den schlesischen Fürsten zahl­ reiche Anhänger, doch versagte die Stadt Breslau ihm ihre Anerkennung. Auch die diesbezüglichen Bemühungen R.s führten nicht zum Erfolg. Nachdem R. 1458/59 in Rom die Haltung Pius’ II. zu Podebrad erkun­ det hatte, forderte er Ende 1459 Breslau unter Androhung des Interdiktes zu dessen Aner­ kennung auf. Wenig später nahm Podebrad in Schlesien und der Oberlausitz die Huldigung entgegen, während Pius II. den Erzbischof Hieronymus von Kreta nach Breslau ent­ sandte, der seitdem das weltliche Regime führte. Ihm gelang es, einen Vergleich zu er­ wirken, doch als Pius II. die Prager Kompaktaten, die 1433 zwischen Vertretern des Bas­ ler Konzils und dem böhmischen Landtag ab­ geschlossen worden waren, 1462 aufhob und den Laienkelch untersagte, wandte Podebrad sich gegen den Papst. Nach seiner Exkommu­ nikation (1464) stellte R. sich mit der Stadt Breslau auf die Seite des Papstes. Aus der Regierungszeit R.s stammen die Sta­ tuten des Breslauer Domkapitels. Auch einige Pfarreien wurden errichtet. R. erneuerte Schloß Ottmachau, erbaute in Neisse eine Re­ sidenz und in Breslau ein neues Domportal. Von Nikolaus von Oppeln löste er Gut Ujest aus. Den Kirchen und Krankenhäusern wandte er seine Aufmerksamkeit zu, ebenso den Gelehrten seines Domkapitels. R. starb am 15. 12. 1467 in Neisse. Er erhielt sein Grab in der Mitte des unteren Chorraumes im Bres­ lauer Dom. Quellen: DAB IA lf.

Literatur: F. X. Seppelt, Des Bischofs Jodokus von Breslau (1456-1467) Romfahrt, in: RQ.S 20 (1913) 270-285. - W. Urban, Szkice I. - J. Drabina, Stosunki dyplomatyczne Wroclawia ze Stolic^ Apostolska w latach 1464-1465 [Die diplomatischen Beziehun­ gen zwischen Breslau und dem Hl. Stuhl in den Jah­ ren 1464-1465], in: CS 3 (1971) 81-102. - J. Gott­ schalk 193f. Jan Kopiec

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Rosenberg

Rosenberg, Philipp von (um 1460-1513) 1490-1494 Generalvikar des Bischofs von Speyer 1504-1513 Bischof von Speyer Philipp von Rosenberg wurde um das Jahr 1460 als Sohn des Erasmus v. R. und der Mar­ garete, einer Schwester des Speyerer Bischofs L. v. (—►) Heimstatt, geboren. Das Geschlecht der R., das 1635 im Mannesstamm ausstarb, war eine der weitverzweigtesten und ökono­ misch bedeutendsten Adelsfamilien im östli­ chen Odenwald und im Bauland. Seit dem Ende des 14. Jh.s waren die R. mit allen be­ deutenden pfälzischen „Beamtenfamilien“ verschwägert. So erscheint R.s geistliche Laufbahn als Beispiel für verwandtschaftli­ che Patronage; R. war von seinem Onkel als Nachfolger im Bischofsamt ausersehen.

1479 war er an der Universität Heidelberg, 1480/81 an der Universität Ingolstadt imma­ trikuliert. Es folgten Studienaufenthalte in Pavia, wo er zum Dr. decr. promoviert wurde. Das bei den R. vorher unübliche Studium an oberitalienischen Universitäten entsprach der Tradition der Heimstatt. Aufgrund seiner Gra­ duierung war R. für die Problematik der Kir­ chenreform besonders sensibilisiert. Seine geistliche Laufbahn begann um 1479 als Dom­ herr in Worms. 1480 erfolgte auf direkte Pa­ tronage des Bischofs Heimstatt seine Installa­ tion auf eine Domherrnstelle in Speyer. Damit blieb R. bis zu seiner Promotion zum Bischof von Speyer bepfründet. Am 10. 9. 1490 wur­ de R. Generalvikar Helmstatts. Dieses Amt versah R. bis 1494. Am 14. 9. 1492 wurde ihm durch päpstliche Provision die Stiftspropstei St. German in Speyer verliehen, die er bis 1504 innehatte; die Prälatur war durch Resi­ gnation des Stiftsherrn Ort von Bach in Rom vakant geworden. Am 9. 4. 1495 erfolgte durch päpstliche Provision die Verleihung der Domkantorei zu Speyer, die durch den Tod des Melchior Truchseß von Pommersfel­ den und die Resignation des Kardinals Fran­ cesco Todeschini-Piccolomini vakant gewor­ den war. R. resignierte bei seiner Wahl zum Bischof auf die Präbende, ließ sich aber von der Kurie von der mit 300 fl. dotierten Kanto­ rei eine Pension von 100 fl. bestätigen. Als R. Ende August 1504 die Leiche des Bischofs Heimstatt von der bischöflichen Residenz Udenheim nach Speyer geleitete, hatte er ein Handschreiben des Verstorbenen bei sich, das ihn den Domkapitularen zu seinem Nachfol­ ger empfahl. Am 6. 9. 1504 wurde er zum Bi­ schof gewählt, am 8. 11. 1504 päpstlich kon­ firmiert. Die Bischofsweihe fand am 9. 2. 1505 im Dom zu Speyer statt.

R. war mit den Problemen der geistlichen Verwaltung gut vertraut. Innerhalb des Dom­ kapitels oblag ihm insbesondere die Finanz­ verwaltung; als Generalvikar hatte er die Di­ özese und die Verwaltungsorganisation des Hochstifts kennengelernt. Die politische Si­ tuation hatte sich inzwischen grundlegend verändert, denn die katastrophale Niederlage im Landshuter Krieg von 1504/05 hatte die Position der Kurpfalz geschwächt, und der politische Spielraum der von der Kurpfalz ab­ hängigen Staaten hatte sich vergrößert. R. suchte den Freiraum zu nutzen, mußte aber die Position des Kaisers als Gegenpol zur Kurpfalz im Ringen um das Hochstift beach­ ten. Bereits Friedrich III. war in Speyer aktiv geworden. 1510 versuchte Maximilian, dem damals kranken R. den Churer Bischof P. (—>) Ziegler als Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge beizugeben. Das Domkapitel lehnte jedoch die Einbindung ins habsburgische Sy­ stem ab, zumal die große Entfernung des Reichsoberhauptes keine Garantie für den ter­ ritorialen Bestand des Hochstifts bot. Da das Domkapitel dem Wunsch des Kaisers nicht nachkam, gab dieser dem Ansuchen der Landauer Bürger nach und löste die Stadt 1511 aus der Pfandschaft des Speyerer Bi­ schofs, was ein schwerer Verlust für das Hochstift war. Der Einfluß der Kurpfalz auf das Hochstift blieb dennoch stark, und Kurfürst Ludwig V. suchte bei den Bistumsbesetzungen an die Politik seines Vaters anzuknüpfen. Es gelang ihm, vier seiner Söhne auf insgesamt sechs Bischofsstühle zu bringen. Auch Speyer ge­ riet in den Sog dieser Politik. Nach R.s Tod am 4. 2. 1513 mußte das Domkapitel auf Drängen Ludwigs V. dessen Bruder (—>) Georg bei Rhein wählen. Während seines achtjährigen Episkopats konnte R. wegen zahlreicher Erkrankungen nur wenig zur Verbesserung der Situation beim Welt- und Ordensklerus tun. Der ge­ lehrte Abt Trithemius von Sponheim, der R. persönlich kannte, sagte von ihm, daß er wäh­ rend seiner Bischofszeit an keinem oder nur wenige Tage gesund gewesen sei. Bildung und Frömmigkeit - 1501 und 1503 unter­ nahm er Wallfahrten nach Aachen und Ein­ siedeln - zeichneten R. aus. Vom Papst wur­ de er zum „Comes palatii Lateranensis“ er­ nannt. Von Leiden und Schmerzen aufge­ zehrt, starb er am 4. 2. 1513 in Udenheim. Er wurde im Kreuzgang des Speyerer Domes bei­ gesetzt. Literatur: E X. Remling II, 209-230. - L. Stamer II, 264. - L. G. Duggan 147f. - G. Fouquet, Domkapitel, bes. II, Nr. 311.

Hans Ammerich

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Rosieres - Rotberg

Rosieres, Francois de (1539-1607)

Roßmann, Hermann (OP) (+ spätestens 1456)

1565-1607 Generalvikar des Bischofs von Toul

1440 seit 1440

* 1539 Bar-le-Duc als Sohn des Jean, Herrn von Rancourt, und der Jeanne de la Mothe. Seine Familie ist im Barrois seit dem 14. Jh. nachweisbar. Wie viele seiner Zeitgenossen diente R. seinem Fürsten, Herzog Karl III. von Lothringen, sowohl im geistlichen wie auch im weltlichen Bereich. Er war Maitre des requetes und Staatsrat, zugleich auch Prior von Bonneval, Domherr und erster Archidiakon in Toul. 1565 bestellte Kardinal (—>) Karl von Lothringen-Vaudemont ihn zum Offizial und Generalvikar. R. war bestens am lothringi­ schen Hof eingeführt und dessen eifriges Werkzeug. 1580 veröffentlichte er ein Werk, in dem er der französischen Krone die Rechte der Lothringer als direkte Nachkommen Karls des Großen vorhielt. In Paris betrachtete man die Publikation von R. als Majestätsbeleidi­ gung. Der Autor wurde daher verhaftet, auf die Bastille abgeführt und des Todes für schuldig erklärt. Nur die Intervention seines Bischofs verhinderte die Vollstreckung. Nach Toul durfte er erst zurückkehren, nachdem er Heinrich III. Abbitte geleistet hatte.

Dominikaner; Prior in Eßlingen; auf Vor­ schlag des Basler Bischofs F. (->) Zu Rhein von einer Basler Konzilskommission zum Weihbischof erhoben; 29. 7. 1440 als Titular­ bischof von Varna bezeugt; vom 31. 10. 1440 bis Dezember 1455 als Weihbischof in Basel nachgewiesen; auch Weihbischof in Straß­ burg, doch ist die Zeit seiner Tätigkeit nicht bekannt; + vor 9. 7. 1456.

R. erfüllte unter Leitung seiner Bischöfe auch seine geistlichen Verwaltungsaufgaben mit Kenntnis und Hingabe. Zusammen mit Weih­ bischof J. d. (—>) Buxet visitierte er die Di­ özese mindestens zweimal, und zwar 1580 und 1583/84. Seine dabei veröffentlichten Er­ lasse betreffend die Würde der Kirchenbauten und Kultgegenstände, die Beachtung der Sonn- und Feiertage atmeten den Geist von Trient. An Klerus und Gläubige wandte er sich in Hirtenschreiben. Dieses pastorale Engagement hinderte ihn aber nicht daran, die Rechte des Ersten Archidiakons, notfalls auch gegenüber seinem Bi­ schof, zu vertreten. R. war eine facettenreiche Persönlichkeit. Er spiegelte jenen tiefen Wan­ del, dem damals die Kirche in Lothringen un­ terlag. + 29. 8. 1607; □ Kathedrale in Toul. Schriften: Stemmatum Lotharingiae et Barri Ducum tomi septem, ab Antenore, Trojanarum reliquiarum ad Paludes Meotidas rege, ad haec usque illustrissimi, potentissimi et serenissimi Caroli III, ducis Lo­ tharingiae, tempora, 7 Bde. (Paris 1580). Literatur: A. Calmet IV, 840-843. - E. Martin II, 25, 44f. - Repertoire IV, 427. - M. Pernot, Reform e tridentine. Louis Chätellier 44*

Ep. tit. Vernensis Weihbischof in Basel, auch in Straßburg

Literatur: F. Chevre 20. - W. Kundert, in: HS 1/1, 228. - E Rapp, Reformes 499. Pierre Louis Surchat

Rotberg, Arnold von (um 1394-1458)

1451-1458 Bischof von Basel Arnold von Rotberg wurde um das Jahr 1394 als Sohn des Basler Bürgermeisters (1403-11, 1418, 1420) Hans Lüdemann v. R. und der Ur­ sula von Andlau geboren. Sein Bruder Bern­ hard wurde 1449-53 ebenfalls Bürgermeister von Basel. 1427/28 war R. an der Universität Heidelberg immatrikuliert, 1431 promovierte er zum Lie. art. 1439 studierte er, inzwischen Domherr in Basel, an der Universität Bologna und erwarb dort 1440 den Grad eines Dr. decr. Im selben Jahr fand er Aufnahme in die Generalkongregation des Basler Konzils. Seit 1447 als Domkustos bezeugt, wurde er 1450 Domdekan in Basel. Am 29. 1. 1451 wurde er zum Bischof gewählt; am 22. 3. erfolgte die päpstliche Bestätigung, und am 13. 6. emp­ fing er von den Weihbischöfen von Straßburg, Worms und Konstanz in Basel die Bischofs­ weihe. Im selben Jahr erhielt er von Kaiser Friedrich III. die Regalien.

Der Episkopat des persönlich frommen und mildtätigen R. verlief friedlich. Er war ein Mann des Ausgleichs. Dank seiner verwandt­ schaftlichen Beziehungen zu den Basler No­ tablen kam es zu keinen größeren Auseinan­ dersetzungen mit der selbstbewußten, nach Autonomie strebenden Stadt. Am 25. 12. 1451 garantierte R. die Nomination von Bür­ germeister und Rat. Die 1457 erlassene Ge­ richtsordnung der Stadt beschränkte die Kompetenzen des bischöflichen Offizials. R. machte zwar Einspruch geltend, regelte aber die Sache friedlich. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger nahm R. oft kirchliche Handlungen selbst vor. Zeugnis

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Rotberg - Roth

von seinem Eifer geben die für das Chorher­ renstift St. Leonhard in Basel erlassenen Re­ formstatuten und die Berufung von Regular­ kanonikern. Der allgemein beliebte R. starb unerwartet in der Nacht vom 6. auf den 7. 5. 1458. Er wurde im Basler Münster beigesetzt. Literatur: L. Vautrey II, 1-7. - B. Bury 176-179. - G. Boner 67f. - A. Brucker u. a., in: HS 1/1, 197. - J. K. Lindau 130.

Pierre Louis Surchat

Roten (Rotensen), Arnold von (OFM) (+ nach 1468)

1468

Ep. tit. Dionysiensis und Weihbischof in Verden

Am 30. 6. 1468 zur Unterstützung des altern­ den J. v. (—>) Asels zum Weihbischof in Ver­ den bestellt; 5. 11. 1468 Titularbischof von Dionysias. Literatur: Ch. G. Pfannkuche, Die ältere Geschichte des vormaligen Bisthumes Verden (Verden 1830) 257.

Michael Reimann

Rotenhan, Anton von (um 1390-1459)

1431-1459 Bischof von Bamberg Anton von Rotenhan wurde um 1390 als drit­ ter Sohn des Ludwig v. R. und der Felizitas von Redwitz auf dem Stammsitz Rentweins­ dorf bei Bamberg geboren. Die reichsritterli­ che Familie der R. stand zunächst im Dienst des Bistums Würzburg, später des Bistums Bamberg. R. war 1412-24 Domdekan in Bam­ berg, 1425-32 Dompropst in Würzburg und seit 1428 mit zeitweiliger Unterbrechung Pfleger des Hochstifts Bamberg. Im Jahre 1431, und zwar wahrscheinlich im Septem­ ber, wurde er außerhalb der von der Pest heimgesuchten Bischofsstadt, in Staffelstein, zum Bischof von Bamberg gewählt. Papst Eu­ gen IV. bestätigte dies am 9. 11. 1431; am 24. 8. 1432 erhielt R. die Bischofsweihe und im folgenden Jahr das Pallium.

Die am Tag vor der Konsekration beschwore­ ne Wahlkapitulation schränkte vor allem sei­ nen finanziellen Spielraum ein. R.s Regie­ rung war von Auseinandersetzungen zwi­ schen der Bamberger Bürgerschaft und den Bewohnern der stiftischen Immunitätsbezirke (Dom, St. Stephan, St. Gangolf, Kloster Mi­ cheisberg) überschattet. In diesem schon jahr­ zehntelang schwelenden Streit ging es vor al­ lem um Steuerpflichten, Finanzierung der Stadtbefestigung und Gerichtshoheit. König

Sigismund hatte 1431 entsprechende Wün­ sche der Stadt unterstützt. R. stellte sich hin­ gegen - anders als einige seiner Vorgänger auf die Seite des Klerus. Gestützt auf einen Spruch des Basler Konzils vom 9. 10. 1434, verhängte er Bann und Interdikt über die Stadt. Als diese mit einem Aufstand ant­ wortete, eroberte er sie mit Waffengewalt und beendete 1440 endlich den Zwist. Außenpoli­ tisch setzte R. die Bündnispolitik mit Sach­ sen, den Hohenzollern, der Reichsstadt Nürn­ berg und dem Hochstift Würzburg fort. Es ging dabei um Währungsfragen, vor allem aber um innere Sicherheit und den Landfrie­ den. Obgleich R. im Immunitätenstreit die In­ teressen des Domkapitels vertreten hatte, zwang dieses ihn im November 1440, das weltliche Regiment einem Stiftspfleger zu übertragen und sich auf die bambergischen Besitzungen in Kärnten zu begeben. 1443 kehrte er zurück und erzielte mit dem Kapitel einen Kompromiß über die künftige Führung der Regierungsgeschäfte. 1445 erließ er ein Statut, das den im Hochstift ansässigen Juden Schutzrechte zusicherte und Privilegien er­ teilte. Reformbemühungen zeigte er gegen­ über den Benediktinerklöstern Micheisberg und Weißenohe, wo R. nicht ohne Härte die erforderlichen Maßnahmen durchsetzte. Über die Persönlichkeit R.s ist wenig be­ kannt. Ausdauer und Hartnäckigkeit werden ihm nachgesagt. Vielleicht war es die ständi­ ge Finanznot oder die Mode, die ihn zur Be­ schäftigung mit der Alchimie trieb. Eng ge­ stalteten sich R.s Beziehungen zu seiner Fa­ milie. Seine Brüder und andere Verwandte bezog er in die Regierungsgeschäfte ein. Für eine bedeutende Bautätigkeit bestand um die Mitte des 15. Jh.s kein Spielraum. Dennoch ließ R. die Altenburg und die Giechburg aus­ bauen, die Obere Brücke in Bamberg in Stein errichten und die Nagelkapelle im Dom reno­ vieren. R. starb am 5. 5. 1459. Er wurde im Dom am Paulusaltar bestattet. Das zeitgenös­ sische Grabmal mit einer idealisierten Dar­ stellung des Verstorbenen hat sich erhalten. Literatur: J. Looshorn IV, 224-299. - Th. Knochenhauer-A. Chroust, Chronik des Bamberger Immuni­ tätenstreites von 1430-1435 (Leipzig 1907). - G. Weigel. - E. v. Guttenberg 253-261. - Ders., in: NDB 1 (1953) 314f. - J. Kist, Bamberg 62-64. - H. Maier­ hofer, in: Lebensbilder Franken 1 (1967) 46-71. Egon Johannes Greipl

Roth, Johannes (seit 1464) von (1426-1506)

1468-1482 Bischof von Lavant 1482-1506 Bischof von Breslau

Roth

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Johannes Roth wurde am 30. 11. 1426 zu Wemding im Ries (Schwaben) als Sohn des Schuhmachermeisters Seifried R. und dessen Ehefrau Barbara geboren. Er hatte zwei Ge­ schwister. Die erste Schulbildung erhielt er in seinem Heimatort. Als 20jähriger ging er nach Rom und studierte bei Lorenzo Valla neben Scholastik auch humanistische Wissenschaf­ ten. In Rom lernte er E. S. (-*) Piccolomini, F. Filelfio, Poggio, Guarino und Albrecht von Eyb kennen. Mit G. Heimburg und J. Tröster stand er in brieflichem Verkehr. Seinen Rom­ aufenthalt finanzierte R. als Hilfsschreibkraft an der Kurie. Am 19. 3. 1452 erlebte er die Kaiserkrönung Friedrichs III., die er in einer heute in Sevilla aufbewahrten Schrift „De incoronacione Friderici III.“ beschrieb.

Im Konflikt mit dem Salzburger Erzbischof B. v. (—>) Rohr, den der Kaiser zur Abdankung zwang, stellte R. sich auf die Seite Rohrs. Dar­ aufhin verlor er sein Amt als Reichskanzler. Im Feldzug zwischen den kaiserlichen und den ungarischen Truppen, die bis ins Lavant­ tal vorgerückt waren, floh R. nach Schloß Twimberg, übergab sich 1481 den Ungarn und ging zu König Matthias nach Budapest. Mit dessen Zustimmung nahm er die Einla­ dung des Breslauer Bischofs R. v. (-*) Rüdesheim an und wurde ohne Zustimmung des Domkapitels Dekan des Kapitels und Koadju­ tor des Bischofs. Am 16. 2. 1482 postulierte ihn das Domkapitel auf Weisung von Matthi­ as Corvinus. Die Translation erfolgte am 4. 3., der Einzug am 17. 7. 1482.

1453 wurde er Priester. Um 1455 wurde er auf Empfehlung Piccolominis an den Hof des Kö­ nigs Ladislaus Postumus aufgenommen. Der junge König vertraute ihm die Finanzen und die Verwaltung des Herzogtums Österreich an.

Die Amtszeit des dem Bistum aufgezwunge­ nen R. war von Anfang an von schweren Spannungen begleitet. Diese wurzelten einer­ seits in dem seit den Zeiten Podebrads schwelenden Antiklerikalismus, in Spannun­ gen mit den Mendikanten und den schlesi­ schen Fürsten, andererseits darin, daß R. die Wahlkapitulation nicht einhielt. 1490 ließ er sogar zwei Domherren gefesselt nach Schloß Ottmachau bringen, während das Kapitel sich an den Hl. Stuhl wandte. Seine größten Geg­ ner waren der Domherr Staubinger und Jo­ hann Schweitzer, ein Kleriker aus R.s Ge­ burtsort Wemding. Ein römischer Schieds­ spruch von 1494 änderte nichts.

Als Ladislaus 1457 in Prag starb, begab R. sich nach Padua zum Studium der Rechte. 1459 war er Rektor der Juristen, 1460 wurde er zum Dr. decr. promoviert. In Padua lernte er u. a. Kardinal Pietro Barbo, den späteren Papst Paul II., kennen. 1460 ging er nach Wien, wo er bald in die Kanzlei Friedrichs III. aufgenommen wurde. Seitdem folgte ein ra­ scher Aufstieg. 1464 erhielt er als kaiserlicher Rat für sich und seinen noch lebenden Vater ein ritterliches Wappen. 1465 wurde er zum Lateran- und zum kaiserlichen Pfalzgrafen er­ nannt. 1468 wurde er Reichskanzler. Als sol­ cher begleitete er den Kaiser im gleichen Jahr nach Rom.

Parallel dazu verlief sein Aufstieg in der Kir­ che. 1460 erhielt er die Pfarrei St. Georgen im Attergau, 1464 das Domdekanat in Passau, 1466 das zu Breslau, 1467 ein Domkanonikat zu Augsburg, 1468 das Bistum Lavant, dem er sich jedoch wegen seiner zahlreichen diplo­ matischen Missionen kaum widmete. Nach­ dem die päpstliche Verleihung bereits am 17. 5. ausgesprochen worden war, holte er sich am 16. 12. 1568 die Zustimmung des Salzbur­ ger Erzbischofs. In Rom zum Bischof geweiht, blieb er doch weiterhin Reichskanzler. Zur Türkenabwehr ließ er das bischöfliche Schloß Twimberg an der Lavant ausbauen und befe­ stigen. 1469 verhandelte er in kaiserlichem Auftrag mit dem ungarischen König Matthias Corvinus wegen des Wahl zum böhmischen König gegen den Hussiten Georg Podebrad. Nach der Wahl (3. 5. 1469) begleitete er den neuen König zur Huldigung nach Breslau.

Für die politischen und nationalen Verhält­ nisse wurden die Kapitelsstatuten von 1498 wichtig, wonach künftig kein Pole mehr als Kapitular zugelassen werden sollte. Zu einem neuen Konflikt kam es, als R. 1501 Herzog Friedrich von Teschen zu seinem Koadjutor bestimmte. Er mußte dem Widerspruch des Kapitels weichen, das stattdessen 1502 der Kandidatur des Ungarn J. (—>) Turzo zustimm­ te, dem Sohn eines mit R. befreundeten Ade­ ligen. Das daraufhin mit den weltlichen Für­ sten entstehende Zerwürfnis wurde 1504 durch den nach dem Vermittler Albrecht von Kolowrat genannten „Kolowratschen Vertrag“ beigelegt. Dieser bestimmte, daß künftig nur noch aus Schlesien, Böhmen, Mähren oder den Lausitzen stammende Kandidaten zum Bischof von Breslau gewählt werden durften. Auch kirchliche Lehen und Benefizien soll­ ten nur noch an Personen dieser Herkunft vergeben werden. Die Zehntrechte des Klerus wurden zwar anerkannt, konnten aber nicht mehr durch Kirchenstrafen erzwungen wer­ den. Außerdem wurde künftig der kirchliche Besitz besteuert. Der Vertrag bildete einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur landes­

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Roth - Rovenius

kirchlichen Entwicklung, löste aber auch ei­ nen gefährlichen Partikularismus aus.

R. entwickelte eine rege pastorale Tätigkeit. Er ließ 1483 und 1499 das Missale, 1499 und 1501 das Brevier und 1499 das Rituale drukken. Großen Wert legte er auf die Predigt. 1499 stiftete er in seiner Heimatpfarrei ein Predigtbenefizium und sorgte für eine gute Bibliothek für den Prediger. R. war der erste Humanist unter den Breslauer Bischöfen. 1496, 1497 und 1502 veranstaltete er Diöze­ sansynoden. Die in seinen letzten Amtsjah­ ren vom Rat der Stadt Breslau betriebene Gründung einer Universität, zu deren Dotati­ on Kanonikate am Dom, am Kreuzstift sowie an den Pfarrkirchen St. Elisabeth und St. Ma­ ria Magdalena herangezogen werden sollten, scheiterte am Widerspruch der römischen Kurie. R. war sehr baufreudig. Er ordnete den kirchlichen Gesang, förderte die deutsche Sprache und besaß selbst eine wertvolle Bi­ bliothek. Er starb am 21. 1. 1506 zu Neisse. Sein Grab befindet sich im Breslauer Dom. Quellen: DAB IA lh.

Literatur: K. Tangl 174-197. - J. Schneid, Johann IV. von Roth, Fürstbischof von Breslau, in: SHVE 23 (1909) 3-18. - F. Kovacic 184-186. - H. Jedin, Bi­ schofswahlen 167. - H. Dexler 138-140. - H. Hoffmann-K. Engelbert. - J. Sawicki 202-212. - A. Haas 570-577. - W. Urban, Szkice III. - J. J. Menzel, in: NDB 10 (1974) 481 f. - J. Gottschalk 195. - W. Marschall 51-53. - K. Dola. - A. Ozinger 34f. Jan Kopiec - France M. Dolinar

Rovenius (van Rouveen), Philipp (1573-1651) 1606-1614 Generalvikar des Bischofs von Deventer 1614-1651 Apostolischer Vikar der Hollän­ dischen Mission 1620 Archiep. tit. Philippensis Philipp Rovenius wurde im Dezember 1573 in Deventer geboren und am 1. 1. 1574 ge­ tauft. In seiner späteren Korrespondenz er­ scheint er auch unter den Decknamen „Jo­ hannes van Dalen“ oder „Ambrosius“. Er war das fünfte Kind des Schuldirektors Gerardus Jacobsz van Ruenveene und der Wolterken van Wijnhoven. Fünf der sechs Kinder ergrif­ fen einen geistlichen Beruf. Als Deventer 1579 zur Staatspartei überwechselte und der Calvinismus eingeführt wurde (bis 1587), floh die Familie vorübergehend nach Emme­ rich. 1592 zog R. nach Löwen, wo er vor al­ lem Exegese bei Jacobus Jansonius studierte und das Lizentiat der Theologie erwarb. Dort

wurde er auch 1599 zum Priester geweiht. 1602 verließ er Löwen, als ihn der Apostoli­ sche Vikar der Holländischen Mission S. (—>) Vosmeer zum Präses des neuen holländi­ schen Priesterkonvikts in Köln ernannte. In Köln verkehrte R. im Kreise der zahlrei­ chen kirchlichen Amtsträger, die dort vor dem militanten Calvinismus in den Nieder­ landen Zuflucht gesucht hatten. Hier setzte er sich erstmals mit den organisatorischen Be­ dingungen für eine katholische Restauration in der Kirchenprovinz Utrecht auseinander. Eine Lehrtätigkeit übte er in Köln nicht aus, da er nicht den Grad eines Doktors besaß. Als Konviktsleiter war er - wohl wegen seiner Strenge - wenig erfolgreich. Deshalb er­ nannte ihn Vosmeer im Frühjahr 1606 zum Generalvikar im Bistum Deventer. Dort näm­ lich hatte General Spinola für Spanien größe­ re Gebiete in Twente von der calvinistischen Staatspartei zurückerobert (1605-06). Nun er­ wies sich R. als begabter Missionsorganisator: In seiner Amtszeit (1606-14) konnte er die ka­ tholische Kirche dort im Sinne der Trienter Konzilsdekrete neu formieren (noch heute sind Oldenzaal, Groenlo und Lingen katholi­ sche Enklaven). R. verwaltete das Bistum von Oldenzaal aus und war 1607-14 Dechant des dortigen Stiftskapitels.

Als der kranke Vosmeer seit Dezember 1610 um einen Koadjutor bat, schlug ihm der Löwener Exeget Jansonius R. für dieses Amt vor (1612). Da R. sich aber für ungeeignet hielt, lehnte er ab. Gegen seinen Willen wurde er nach dem Tode Vosmeers (3. 5. 1614) den­ noch vom Haarlemer und Utrechter Klerus zum zweiten Apostolischen Vikar der Hollän­ dischen Mission gewählt. Die Wahl wurde von Erzherzog Albrecht von Österreich, seit 1599 Landesherr über die Niederlande, in Brüssel gebilligt, und die Dotation von Vos­ meers Amt ging nun auf R. über. Dabei han­ delte es sich um die Propstei Oldenzaal, die er 1615 erhielt, und ein Jahrgeld. Die päpstli­ che Bestätigung folgte am 11. 10. 1614.

R. widmete sich unermüdlich dem Wieder­ aufbau der römischen Kirche in der calvini­ stischen Republik der Vereinten Niederlande. Er besaß nun die volle Autorität über den Welt- und Ordensklerus im Gebiet der Hol­ ländischen Mission, die kirchliche Jurisdikti­ on und Dispensvollmachten. Dennoch führ­ ten sein Autoritätsanspruch und die rechtli­ che Unklarheit seines Amtes zu Kompetenz­ konflikten mit dem Domkapitel von Haarlem und mit dem Ordensklerus, speziell den Je­ suiten. Mit dem Haarlemer Kapitel, das seit 1578 die Mission in der Grafschaft Holland

Rovenius

leitete, versöhnte er sich am 14. 7. 1616: Nach der Bestätigung ihrer Rechte erkannten die Kanoniker R. als ihren Ordinarius an. Eben­ falls 1616 erneuerte R. per Dekret die sog. Ar­ ticuli, eine Vereinbarung Vosmeers mit dem Jesuitenorden aus dem Jahre 1610, die die Be­ fugnisse der Jesuiten der Autorität des Apo­ stolischen Vikars unterordnete. Trotzdem setzte der Orden - ebenso seit 1614 die Fran­ ziskaner - sein eigenmächtiges Auftreten fort und behinderte den zentralen Aufbau der Mission. Aus diesem Anlaß verweilte R. vom 7. 11. 1622 an ein Jahr lang in Rom. Doch die nach langen Verhandlungen erreichten „Konkordien“ vom 15. 10. 1624 vermochten dem Streit kein Ende zu setzen.

In seiner Amtsausübung maß R. vor allem der Festigung der Zentralgewalt, der Priesterbil­ dung und der inneren Reform Bedeutung bei. Zu seinen Verwaltungsmaßnahmen zählten die Ernennung von Erzpriestern, die jeweils einen Bezirk der Mission verwalteten, und am 9. 11. 1633 die Errichtung eines „Vikari­ ats“ in Utrecht. Dabei handelte es sich um ein beratendes Priesterkollegium anstelle der Utrechter Kapitel. 1640 erhielt R. den von ihm vorgeschlagenen Jacobus de la Torre als Koadjutor. Er verfaßte auch Abhandlungen zur Missionsverwaltung („Tractatus de Missionibus“ 1624 und „Reipublicae christianae libri duo“ 1648). Auf Empfehlung des Brüsseler Nuntius Lucio Sanseverino wurde R. zur Erweiterung seiner

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Befugnisse am 17. 8. 1620 zum Titularerzbischof von Philippi ernannt und am 8. 11. 1620 in der Abtei von Voorst (Brüssel) durch den Nuntius konsekriert. Nun konnte er selb­ ständig Priesterweihen vornehmen und die Firmung spenden. Vergeblich jedoch ver­ suchte er während eines Romaufenthaltes (November 1622 bis Oktober 1623) die Unab­ hängigkeit von der Brüsseler Nuntiatur und die Stellung des Erzbischofs von Utrecht zu erreichen: Die potestas ordinaria wurde ihm verweigert und die Holländische Mission 1622 der neu errichteten Congregatio de Pro­ paganda Fide unterstellt.

R. gelang es vor allem, Zahl und Bildungsni­ veau der Weltgeistlichen im Missionsgebiet stark anzuheben. 1616 gab es in der Holländi­ schen Mission 215, 1645 mehr als 500 aktive Weltpriester. Diesen nach tridentinischen Normen ausgebildeten Klerus rekrutierte R. aus dem niederländischen Collegium Alticollense in Köln und - für das Bistum Haarlem aus dem 1617 in Löwen gegründeten Kolleg Pulcheria. Um die Gründung einer Niederlas­ sung des französischen Oratoriums bemühte er sich vergeblich. Speziell für Missionsprie­ ster verfaßte er die Anleitung zum geistlichen Leben „Institutionum christianae pietatis li­ bri quatuor“ (1635). Auch förderte R. die innere Reform. 1616, 1628 und 1638 erließ er strenge Pastoralkon­ stitutionen (u. a. das Verbot jeglichen Kon­ takts mit Protestanten). 1622 führte er - in für die Mission angepaßter Form - einen Katech­ ismus, ein Brevier und das reformierte Ritua­ le romanum ein, die bis 1853 in Gebrauch blieben. Auch förderte er den Katechismus­ unterricht, das Laienapostolat und die Vereh­ rung der Landesheiligen, speziell durch die Förderung der von Vosmeer gegründeten Bru­ derschaft der hll. Bonifatius und Willibrord. Das von R. verfaßte Andachtsbuch „Het gul­ den wieroockvat“ (1620) blieb bis ins frühe 20. Jh. populär. Bis 1626, als die Stadt vom Prinzen von Oranien erobert und die katholische Glaubens­ praxis verboten wurde, wohnte R. in Olden­ zaal. Über Groenlo in Twente (1627) gelangte er - wieder auf der Flucht - 1628 nach Ut­ recht. Dort lebte er bis zu seinem Tod incogni­ to in der Wohnung der adligen Jungfrau Hendrika van Duivenvoorde, wo er sich ganz sei­ ner Arbeit hingab. Polizeilichen Haussuchun­ gen 1630 und 1639 konnte er entkommen. 1640 wurden seine Güter konfisziert, er selbst wurde aus der Provinz Utrecht ausgewiesen. Danach lebte er zeitweilig in Amsterdam. Durch Verbannung und Altersbeschwerden

Rovenius - Rudnicki

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am Reisen gehindert, geriet er unter heftige Kritik der Jesuiten, die ihn des Jansenismus beschuldigten. Der Koadjutor von R., de la Torre, erst 1647 zum Titularbischof geweiht, um die Firmung spenden zu können, wurde im August 1648 verbannt. Trotz Krankheit setzte R. seine Arbeit fort. Er starb am 1. 10. 1651 in Utrecht. Der Ort der Beisetzung ist unbekannt.

Bern und konnte in seiner Eigenschaft als Ad­ ministrator die Propstei Interlaken reformie­ ren. Auf Wunsch Savoyens wurde Stoer 1475 durch Dominique de Borceriis ersetzt, der aber sein Amt nie antrat. Am 15. 7. 1476 ver­ zichtete R. auf Lausanne und erhielt das Bis­ tum Coutances in Frankreich. Am 1.11. 1503 bestieg er als Julius II. den Stuhl Petri. Er starb am 21. 2. 1513.

Unumstritten sind der tadellose Lebenswan­ del von R. und seine asketische, ignatianischkontemplative Frömmigkeit. Er gehört zu den vortrefflichsten Gestalten der niederländi­ schen Kirchengeschichte, hat er doch unter ständiger Verfolgung die Pionierarbeit Vosmeers ausgebaut und der Holländischen Mis­ sion eine lebensfähige Organisation geschaf­ fen.

Literatur: M. Schmitt-J. Gremaud II, 200-212. - L. Wettstein, in: HS 1/4, 143f. - K. Ganzer, Julius II., in: TRE 17 (1989) 444f. (Lit.). -1. Cloulas, Jules II, le pape terrible (Paris 1990).

Schriftenverzeichnis: J. Visser (s. u.); ein Verzeich­ nis der Missionsberichte R.s bei L. Rogier (s. u.). Literatur: G. Brom (Hg.), Briefwisseling der vicarii apostolici met den H. Stoel I. Philippus Rovenius (1614-1651), in: AGU 32 (1907) 1-108, 372-456. G. W. Janssen, in: NNBW 4 (1918) 1172-1178. - W. L. S. Knuif-J. de Jong, Philippus Rovenius en zijn bestuur der Hollandse Zending, in: AGU 50 (1925) 1^01. - L. Rogier II, 66-85, 100-147 u. ö. - J. Vis­ ser, Rovenius und seine Werke (Assen 1966) (Lit.). Paul Berbee

Rovere, Giuliano della (1443-1513)

1471 Kardinal 1472-1476 Bischof von Lausanne 1503-1513 Als Julius II. Papst Giuliano della Rovere wurde am 5. 12. 1443 in Albissola bei Savona geboren. Er war einfa­ cher Herkunft. Erziehung und Ausbildung er­ hielt er bei den Franziskaner-Konventualen, legte aber keine Profeß ab. Seinen Aufstieg verdankte er seinem Onkel, Papst Sixtus IV. Dieser ernannte ihn am 15. 12. 1471 zum Kar­ dinal (Titel: S. Pietro in Vincoli). Zu seinen zahlreichen Benefizien erhielt er am 23. 1. 1472 das Priorat von Lutry bei Lausanne und am 31. 1. das Bistum Lausanne. Auf Geheiß der Herzogin Jolanthe von Savoyen aner­ kannte das Domkapitel im Oktober 1472 die päpstliche Verleihung. R. hielt sich nie in sei­ ner Diözese auf. Am 20. 2. 1473 nahm Jean de Compeys in seinem Namen Besitz vom Bis­ tum. Schon am 29. 9. 1472 bestellte R. in der Person des Propstes von Amsoldingen, Burk­ hard Stoer, einen Administrator, doch wurde dieser sowohl vom Haus Savoyen als auch vom Domkapitel abgelehnt. Stoer genoß aber die Unterstützung seines Heimatkantons

Pierre Louis Surchat

Rudnicki, Szymon (1552-1621) 1605-1621

Bischof von Ermland

Szymon Rudnicki wurde am 20. 10. 1552 ge­ boren. Er stammte aus einer in der Woiwod­ schaft Sieradz ansässigen Adelsfamilie. Er studierte 1571-74 an der Artistenfakultät der Krakauer Akademie, danach in Rom Theolo­ gie, Philosophie und Kirchenrecht. Kardinal St. (—>) Hosius, der ihn an seinen Hof zog und dem Papst vorstellte, verschaffte ihm die Kustodie in Gnesen, in die er 1577 durch einen Prokurator installiert wurde. Auf dem Heim­ weg von Rom schrieb R. sich 1581 an der Uni­ versität Bologna ein. Unter Stefan Bathory und Sigismund III. Wasa arbeitete R. in der königlichen Kanzlei. Er empfing 1591 die Priesterweihe, wurde vor 1595 Archidiakon von Uniejöw, tauschte kurz darauf diese Wür­ de gegen die Scholasterie von Leczyca, er­ hielt 1595 ein Kanonikat in Krakau und 1600 die Dompropstei in Posen. 1598 wurde er Re­ gent der königlichen Kanzlei und am 10. 9. 1601 Großsekretär der Krone. Der ermländische Bischof und Unterkanzler P. (—>) Tylicki unterstützte im Zusammenhang seiner Translation nach Wloclawek beim Kö­ nig die Nomination R.s für Ermland. R. er­ hielt 1604 ein ermländisches Kanonikat, und das ermländische Domkapitel postulierte ihn dem Wunsch des Königs entsprechend am 4. 11. Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 12. 1. 1605. Der preußische Generallandtag ver­ lieh R. das Indigenat, nachdem er sich zur Wahrung der preußischen Privilegien ver­ pflichtet hatte. Dennoch konnte R. erst 1607 den Vorsitz in der Ständeversammlung über­ nehmen. Am 6. 3. 1605 von Nuntius Claudio Rangoni in der Warschauer Kollegiatskirche St. Johan­ nes zum Bischof geweiht, trat R. am 5. 4. in Frauenburg sein neues Amt an. Trotz seiner

Rudnicki - Rüdesheim

politischen Funktionen für die Krone brachte er die tridentinischen Reformen seiner Vor­ gänger energisch zum Abschluß. Mit Hilfe des Domkapitels führte er 1606 und 1609-10 eine gründliche Visitation der Diözese durch und hielt vom 17. bis 19. 11. 1610 eine Diöze­ sansynode ab, deren Beschlüsse in 44 Kapi­ teln die umfangreichsten sind, die je auf ei­ ner ermländischen Synode erlassen worden sind. Sie lehnten sich an die älteren Synodal­ statuten und zugleich an das Pastorale des Krakauer Bischofs und Kardinals Bernard Maciejowski an, das 1609 für ganz Polen in Kraft gesetzt wurde. R. faßte 1612 die ermlän­ dischen Synodalstatuten seit 1497 in einer Kodifikation zusammen. Zuvor hatte er 1606 das römische Missale und das römische Bre­ vier eingeführt, 1613 folgte die Agenda sacramentalia und 1617 die Agenda caeremonialia. Über die Lage der Diözese schickte R. 1610 und 1617 zwei Statusberichte nach Rom. Mit päpstlichem Breve vom 7. 12. 1617 erhielt er auch die Jurisdiktion über das Ge­ biet der untergegangenen Diözese Samland. 1616 konnte die Propsteikirche in Königsberg geweiht werden, 1617 erreichte er die Rück­ gabe der St. Nikolaikirche in Elbing. R. baute und erneuerte viele Kirchen und Kapellen, förderte Kunst und Wissenschaft und erwies sich als guter Verwalter des Bistumslandes. Er starb am 4. 7. 1621 in Heilsberg und wurde im Dom zu Frauenburg beigesetzt.

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unter den Bischöfen G. de (—►) Varax und J. (—>) Michel bezeugt; + vor 19. 7. 1469. Literatur: L. Wettstein, in: HS 1/4, 202f. Pierre Louis Surchat

Rübenach (Revenaco), Heinrich von (OP) (+ 1493) 1457 Ep. tit. Venecompensis 1469-1486 Weihbischof in Köln 1486-1493 Mainzer Weihbischof in partibus Rheni * Rübenach bei Koblenz; Dominikaner; 1450 Studium in Köln (Dr. theol.); 1455-57 Provin­ zial der Ordensprovinz Teutonia; lehrte 1455-86 an der Kölner theologischen Fakul­ tät; 1484 Dekan; angesehener Prediger; 9. 7. 1457 Titularbischof von Venecompensis; 1469 Weihbischof in Köln; 1474 durch die Anhänger (—>) Hermanns von Hessen gefan­ gengenommen; nahm 1478-80 während der Gefangenschaft (-*) Ruprechts von der Pfalz die geistliche Verwaltung der Erzdiözese Köln wahr; bischöfliche Handlungen in Köln bis 1481 bezeugt; resignierte nach der Wahl Hermanns zum Erzbischof (11. 8. 1480); 8. 10. 1486 vom Mainzer Erzbischof B. v. (—>) Hen­ neberg zum Weihbischof in partibus Rheni berufen; ab 1487 Pontifikalhandlungen nach­ weisbar; + 13. 10. 1493 Dominikanerkloster zu Koblenz.

Literatur: A. Eichhorn, Bischofswahlen 460-486. Ders., Bischof Simon Rudnickis Kampf um die St.Nikolai-Pfarrkirche in Elbing, in: ZGAE 2 (1863) 471-552. - F. Hipler, Grabstätten 324f. - Ermländische Diözesansynoden. - E Hipler, Constitutiones 77-168. - A. Levinson, Der Kampf des ermländi­ schen Bischofs Simon Rudnicki um die St.-NikolaiPfarrkirche in Elbing nach römischen und Danziger Quellen, in: ZWGV 48 (1905) 83-158. - E. Brachvo­ gel, Bildnisse 558f. - H. Deppner 191-196. - H. Schmauch, Kirchenrechtliche Stellung 489f. - A. Triller, in: APB 2 (1967) 574. - A. Szorc, Relacje. R. Bodanski, Dzieje 153-156. - T. Oracki II, 121123. - H. Kowalska, in: PSB 32 (1989-1991) 649655 (Lit.). -A. Szorc, Dominium, Reg. - Ders., Dzie­ je 66.

Literatur: G. C. Joannis II, 439. - J. S. Severus 23. F. E. v. Mering 54-56. - G. M. Löhr (Hg.), Die theo­ logischen Disputationen und Promotionen an der Universität im ausgehenden 15. Jahrhundert nach den Angaben des P. Servatius Fanckel OP (Leipzig 1926) 71, 74, 77, 97. - H. Keussen 417, 425. - G. M. Löhr, Die Kölner Dominikanerschule vom 14. -16. Jahrhundert. Mit einer Übersicht über die Gesamt­ entwicklung (Freiburg/Schw. 1946) 79f. - Ders., Die zweite Blütezeit des Kölner Dominikanerklosters (1464-1525), in: AFP 19 (1949) 211, 224f. - Ders., Der Dominikanerorden und seine Wirksamkeit im mittelrheinischen Raum, in: AMRhKG 4 (1952) 129. - Handbuch Köln 55. - W. Janssen, Ruprecht 691 f.

Hans-Jürgen Karp

Friedhelm Jürgensmeier

Rue, Raymond de (OP) (+ spätestens 1469) 1461 Ep. tit. Acconensis 1463-1468 Weihbischof in Lausanne 1441 Dominikaner im Kloster de la Made­ leine zu Lausanne; 1446-47 dort Prior; 145861 Inquisitor in den Diözesen Genf, Lausanne und Sitten; 6. 11. 1461 Titularbischof von Akko; 1463-68 als Weihbischof in Lausanne

Rüdesheim, Rudolf (seit 1441) Freiherr von (1402-1482)

1463-1468 Bischof von Lavant 1468-1482 Bischof von Breslau

Rudolf wurde 1402 zu Rüdesheim am Rhein als Sohn eines Bürgers Heinrich und einer Katharina geboren. Er war Kleriker der Di­ özese Mainz, studierte seit 1422 in Heidel-

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Rüdesheim

berg (1424 Bacc., 1426 Lie. art.) und Rom (1428 Dr. deer.). 1429 erhielt er durch päpstli­ che Provision die Propstei von St. Paul zu Worms und 1435 ebd. ein Domkanonikat. Als Prokurator seines Domkapitels nahm er am Basler Konzil teil, wo er zu dessen Reformflü­ gel gehörte. Dort lernte er auch E. S. (—>) Pic­ colomini, den späteren Papst Pius II., kennen. In Basel wurde er 1435 zum Auditor Rotae und später zum Auditor Camerae gewählt. 1437 war er kaiserlicher Legat in Avignon. In der Auseinandersetzung zwischen Eugen IV. und Friedrich III. stellte R. sich auf die Seite des Kaisers, der ihn 1441 nobilitierte. 1442 befaßte er sich in Rom mit der Angelegenheit des Breslauer Dompropstes Nikolaus Gramis, der im Auftrag des Konzils in den Bistümern Breslau und Lebus Ablaßgelder zur Förde­ rung der Griechenunion gesammelt hatte, sich nach deren Abschluß aber weigerte, diese abzuführen. 1444 sprach R. über Gramis die Exkommunikation aus. Der daraufhin ausbrechende Konflikt zwischen dem Dom­ kapitel und dem Breslauer Bischof Konrad von Oels (1417-1447) wurde jedoch beige­ legt. In den folgenden Jahren hielt R. sich am Hof Kaiser Friedrichs III. und des Mainzer Erzbi­ schofs D. (—>) Schenk von Erbach auf, den er 1454 beim Regensburger Reichstag vertrat. Piccolomini gewann ihn als Pius II. für die päpstliche Seite und ernannte ihn 1458 zum päpstlichen Referendar. In dieser Funktion gelang es R., den Mainzer Erzbischof von der Berufung an das allgemeine Konzil abzubrin­ gen. 1461 nahm R. mit dem Augsburger Bi­ schof P. v. (—>) Schaumberg in Regensburg und später in Nürnberg an Friedensverhand­ lungen der brandenburgischen und bayeri­ schen Partei teil. 1462 vermittelte er in päpst­ lichem Auftrag in Graz den Frieden zwischen Friedrich III. und König Matthias von Un­ garn. 1463 erhielt er das Salzburger Eigenbis­ tum Lavant (Ersterwähnung 23. 2. 1463). Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 26. 9. 1463 zusammen mit der Erlaubnis, seine bisheri­ gen Pfründen beizubehalten.

Im gleichen Jahr ernannte Pius II. R. zum be­ vollmächtigten Schiedsrichter in der langjäh­ rigen Streitsache zwischen Herzog Sigismund von Tirol und dem Brixner Bischof Kardinal N. v. (—►) Kues. 1464 wurde er zum päpstli­ chen Legaten für Deutschland und Böhmen ernannt. In dieser Funktion sprach er 1464 Si­ gismund von den kirchlichen Zensuren los, bemühte sich beim Hussitenkönig Georg Podebrad um dessen Anschluß an die römi­ sche Kirche, vermittelte 1465 im Streit zwi­

schen den Benediktinern von Oberburg und Bischof S. (—►) Lamberg von Laibach und in­ korporierte mit päpstlicher Erlaubnis die Propstei Maria Saal dem Bistum Lavant. 1465 kam R. nach Breslau, um mit dem polnischen König Kasimir IV. und den deutschen Stän­ den über Kreuzzugspläne gegen die Hussiten zu verhandeln. Da die Bistümer Breslau und Olmütz dem böhmischen König ihre Unter­ werfung versagten, nahm R. sie am 16. 10. 1466 unter päpstlichen Schutz. 1466 wurde R. von Papst Paul II. zum Kreuzzugsprediger gegen die Hussiten und gegen die Türken de­ legiert. 1467 gelang es R., die katholische Par­ tei Böhmens für die katholische Liga gegen den Hussitenkönig zu gewinnen.

Nach dem Tode des J. v. (—>) Rosenberg postu­ lierte das Breslauer Domkapitel R. am 20. 1. 1468 unter dem Druck der öffentlichen Mei­ nung zum Nachfolger. Seine Kandidatur wur­ de von König Kasimir und dem Deutschen Orden unterstützt. Die päpstliche Bestätigung folgte am 25. 4. 1468, die Inthronisation im Breslauer Dom am 24. 6. Die von R. mit dem Domkapitel ausgehandelte „Rudolfinische Wahlkapitulation“ blieb bis 1821 in Geltung. R. bestätigte das Optionsrecht der Domkano­ niker auf Pfründen und Bestimmungen über ihre Kleidung. Schon ein Jahr nach der Wahl R.s zum Bi­ schof von Breslau kam es zu einer einschnei­ denden kirchenpolitischen Wende. Als die Kurie vom polnischen König keinen Schutz mehr zu erwarten hatte, wandte sie sich an den ungarischen König Matthias Corvinus. Der darauf folgende Krieg endete 1478 mit dem Frieden von Olmütz, bei dem das böhmi­ sche Reich zwischen Polen und Ungarn auf­ geteilt wurde. An den Friedenskongressen von Brünn 1477/78 und Olmütz 1479 wirkte R. als päpstlicher Legat mit.

R.s Wirkung für Lavant war praktisch ohne Bedeutung, da er dieses Bistum kaum je gese­ hen hat. Breslau verdankte ihm dagegen den Gewinn von Freiwaldau und Zuckmantel. König Matthias stellte 1475 alle Güter, Rech­ te, Immunitäten und Freiheiten der Kirche in Schlesien unter königlichen Schutz. Trotz der 1457 Bischof Rosenberg aufgezwungenen Wahlkapitulation, die die bischöflichen Rech­ te spürbar einschränkte, lebte R. ein vernehm­ lich mit seinem Domkapitel. Auf den Diöze­ sansynoden von 1473 und 1474 standen Fra­ gen der Kirchendisziplin im Vordergrund. 1476 legte er fest, daß künftig die Kanoniker einen akademischen Grad zu erwerben hät­ ten. 1477 verlegte er das Ottmachauer Kollegiatstift nach St. Johannes und Nikolaus zu

Rüdesheim - Rüppurr Neisse und verpflichtete seine Mitglieder zur Seelsorge. Am Breslauer Dom drängte er auf eine feste liturgische Ordnung und auf die Bestellung eines ständigen Organisten.

R. stellte das Ottmachauer Schloß und zahl­ reiche in den Hussitenkriegen zerstörte Pfarr­ kirchen wieder her und gründete besonders in Niederschlesien eine Reihe neuer Pfarrei­ en. Er förderte die Verehrung des hl. Valentin und schuf für dessen aus Worms beschaffte Reliquien ein silbernes Reliquiar. Auch die marianische Frömmigkeit förderte er, so in Grottkau durch Gründung einer Rosenkranz­ bruderschaft. Während seiner Amtszeit grün­ dete Kaspar Elias 1475 zu Breslau die erste schlesische Druckerei. R. war ein Freund des Krakauer Historikers Johannes Longinus (Dlugosz), der ihm 1479 seine „Vitae episcoporum Vratislaviensium“ widmete. R. starb am 17. 1. 1482 zu Breslau. Er wurde im Dom beigesetzt. Quellen: DAB IA lg. Literatur: K. Tangl 168-171. - Markgraf, in: ADB 29 (1889) 529-534. - P. Stefan, Doneski k zgodovini lavantinskih skofov. Rudolf Rüdesheimski [Beiträge zur Geschichte des Bistums Lavant. Rudolf Rüdes­ heim], in: VBV 18 (1915) 51-55. - F. Kovacic 183f. H. Jedin, Bischofswahlen 166. - H. Dexler 101-104. - J. Sawicki 168-202. - J. Radziszewska, Dzialalnosc dyplomatyczna Rudolfa von Rüdesheim [Die diplomatische Tätigkeit Rüdesheims], in: ZNWSPK 22 (1964). - W. Urban, Szkice II. - J. Drabina, Dzialalnosc dyplomatyczna legata papieskiego Rudolfa z Rüdesheim na süsku [Das diplomatische Wirken des päpstlichen Legaten Rudolf Rüdesheim in Schlesien], in: AUV 195 (1974) 205-229. - J. Gott­ schalk 194f. - K. Dola. - Ch. Schuchard 58. Jan Kopiec - France M. Dolinar

Rüppurr, Reinhard von (1458/59-1533)

1504-1533 Bischof von Worms

Der im Jahre 1458 oder 1459 geborene Rein­ hard von Rüppurr entstammte einem ritterli­ chen Geschlecht, das seit dem 14. Jh. zum Lehnshof der Markgrafen von Baden gehörte und den Beinamen „Pfau“ führte. Der Vor­ name seines Vaters ist unbekannt. Seine Mut­ ter war eine geborene Ützlingen. Die Pfau von Rüppurr besetzten im 15. und 16. Jh. Pfrün­ den im ganzen Oberrheingebiet. Jakob Pfau von Rüppurr, dessen genaues Verwandt­ schaftsverhältnis zu R. noch ungeklärt ist, be­ saß in der zweiten Hälfte des 15. Jh.s Kanonikate in Basel, Mainz und Speyer. Seit 1479 übte er im Bistum Speyer das Amt des Gene­ ralvikars aus; 1482 wurde er Kustos am Wormser Domstift. Reinhard v. R., ein weite­

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rer Verwandter R.s, war dort zwischen 1520 und 1527 Domkantor und dann bis 1541 Domdekan. 1523 und 1529 ist er auch als Ge­ neralvikar nachweisbar. Außerdem hatte er die Propstei in Wimpfen und Bruchsal sowie ein Kanonikat in St. Viktor vor Mainz inne.

Der spätere Bischof R. erhielt 1474 ein Kano­ nikat im Wormser Domstift, für das ihn sein Onkel, der Domherr Johann von Ützlingen, nominiert hatte. An der Universität Heidel­ berg begann er 1479 das Biennium. Zwischen 1494 und 1496 erlangte er auch das Amt des Wormser Domkantors. Nach dem Tod J.s v. (—>) Dalberg wählte das Domkapitel den da­ maligen Subdiakon am 29. 8. 1503 zum Bi­ schof. Papst Julius II. bestätigte die Wahl am 9. 2. 1504. Die Weihe erfolgte am 7. 10. 1504 in Ladenburg. Unter R.s Pontifikat verringerten sich die Spannungen zwischen Bischof und Bürger­ schaft von Worms, die sich während der Amtszeit Dalbergs erheblich verschärft hat­ ten, nicht. Die bald nach R.s Wahl mit dem Rat geführten Verhandlungen zerschlugen sich rasch. Die völlige Abhängigkeit von der pfalzgräflichen Politik verwickelte R. schon 1504 in die Auseinandersetzungen des Kur­ fürsten mit Maximilian im Landshuter Krieg. Als Verbündeter der Kurpfalz fiel er beim Kö­ nig in Ungnade, der Stadt Worms aber über­ trug Maximilian alle Rechte, die bis dahin der Bischof dort ausgeübt hatte. Sie erreichte da­ mit die königliche Zustimmung zu einer bis dahin nicht gekannten Unabhängigkeit von ihrem bischöflichen Herrn. Erst 1507 be­ lehnte der König R. endgültig mit den Rega­ lien, jedoch unter dem Vorbehalt, daß die Rechte der Stadt dadurch nicht beeinträchtigt würden. Ob hinter dem 1513 aus sozialen Spannungen erwachsenen Aufstand gegen die Herrschaft des Wormser Stadtrats außer bischöflichen Beamten auch R. selbst stand, bleibt unklar. Die Unruhen erschütterten das Ratsregiment erheblich, zumal sie in die Feh­ de mit Franz von Sickingen einmündeten, die die Stadt in den folgenden Jahren schwer be­ lastete. R. nutzte die Zeit nach dem Tode Ma­ ximilians, um mit Hilfe des Pfalzgrafen, der während der Thronvakanz als Reichsvikar fungierte, der Stadt 1519 einen für sie sehr ungünstigen Vertrag, die sog. Pfalzgrafenrachtung, aufzuzwingen. 1520 konnte er endlich feierlichen Einzug in seine Bischofsstadt hal­ ten. Auf dem Reichstag von 1521 trat er nicht hervor. Unzufriedenheit der Stadt mit der Pfalzgrafenrachtung führte dazu, daß sie schon 1522 eigenwillig einen vom Bischof völlig unabhängigen Rat schuf.

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Rüppurr - Ruprecht

Die langwierige Auseinandersetzung um An­ erkennung der bischöflichen Stadtherrschaft hielt R. für den größten Teil seines Pontifikats von seinem Bischofssitz fern und verhinderte eine geistliche Leitung der Diözese. Die schon unter seinem Vorgänger aufgebroche­ nen Spannungen zwischen Bürgerschaft und Klerus ließen die Ideen der Reformation da­ her auf fruchtbaren Boden fallen. Bereits zu Beginn der 20er Jahre schlossen sich Worm­ ser Geistliche der evangelischen Bewegung an und fanden großen Zulauf in der Bevölke­ rung. Da zwei Verwandte R.s in Wittenberg studierten, könnte auch der Bischof der neuen Lehre zunächst Sympathien entgegen­ gebracht haben. Eine an ihn gerichtete Bulle Hadrians VI. von 1522, die die Aufforderung enthielt, der alten Lehre treu zu bleiben, gab er an den Rat weiter und ließ 1523 dort anfra­ gen, ob man dem Papst nicht antworten wol­ le. Der Rat lehnte ab, da das Schreiben keine Aufforderung dazu enthalte.

R.s Sanktionen gegen die Anhänger Luthers im Wormser Klerus ließen schon sehr bald seine klare Haltung in dieser Frage erkennen. Doch fühlte sich R. der politischen und reli­ giösen Krise in seiner Diözese nicht mehr ge­ wachsen. Auf seinen Vorschlag wählte das Kapitel daher Ph. v. (—>) Fiersheim zu seinem Koadjutor. Dessen Ernennung durch Papst Hadrian VI. erfolgte am 17. 4. 1523, aber der Elekt mußte auf Druck des Pfalzgrafen bereits am 18. 12. 1523 resignieren. An seiner Stelle wurde (—>) Heinrich von der Pfalz, der Bruder des regierenden Kurfürsten Ludwig V, 1524 zum Koadjutor bestellt. R. zog sich in das von seinem Vorgänger der bischöflichen Tafel in­ korporierte Kloster Ramsen, nach dessen Plünderung im Bauernkrieg nach Neuleinin­ gen und später auf den Stammsitz seiner Fa­ milie Rüppurr zurück. Dort verstarb er am 19. 4. 1533. Im Ostchor des Wormser Doms er­ hielt er sein Grab. Herz und Eingeweide ru­ hen in der St. Nikolauskirche zu KarlsruheRüppurr. Literatur: G. Helwich 45-49. - J. F. Schannat I, 423429. - F. Reuter, Worms. - Ders., Mehrkonfessionalität. Burkard Keilmann

Ruger (Rüger, Rieger), Johann (OP) (+ 1546)

1542 Ep. tit. Naturensis 1542-1546 Weihbischof in Bamberg

* Bamberg; Dominikaner; zeitweise Mitglied des Konvents in Landshut, dann Prior in Bamberg; 18. 8. 1542 Titularbischof von Athy-

ra; Pfarrer von St. Martin in Bamberg; t 4. 1. 1546; □ Dominikanerkirche zu Bamberg. Literatur: J. Kist, Matrikel Nr. 5140. Egon Johannes Greipl

Rup, Claude (OP) (+ 1495)

1476 Ep. tit. Claudiopolitanus 1476-1495 Weihbischof in Genf 1484-1491 Weihbischof in Lausanne

Sohn des Genfer Bürgers Pierre R.; Dominika­ ner in Genf; dort 1460 Theologieprofessor; 1462-76 Inquisitor in den Diözesen Genf, Lausanne und Sitten; auf Wunsch des Genfer Bischofs Johann Ludwig von Savoyen am 27. 4. 1476 zum Titularbischof von Claudiopolis und Weihbischof in der Diözese Genf er­ nannt, die er im Winter 1481-82 visitierte; 1484 und 1491 auch als Weihbischof in Lau­ sanne erwähnt; + zwischen 23. 9. und 1. 10. 1495. Literatur: L. Binz, in: HS 1/3, 124 f. (Lit.). - L. Wett­ stein, in: HS 1/4, 203f. Pierre Louis Surchat

Ruprecht, Pfalzgraf bei Rhein (1437-1465)

1457-1464 Administrator des Bistums Re­ gensburg Ruprecht wurde am 25. 11. 1437 als Sohn des Pfalzgrafen Otto I. von Mosbach (1390-1461) und dessen Gemahlin Johanna von BayernLandshut (1413-44) geboren und, gleich sei­ nen jüngeren Brüdern (—>) Albrecht und Jo­ hann (1443-86), früh mit Domkanonikaten zu Freising (1456), Passau und Regensburg (1447) versorgt. In Regensburg, wo er seit 2. 7. 1452 die Würde des Dompropstes bekleidete, sollte ihm die ebenso geschickt eingefädelte wie skrupellos betriebene Politik seines On­ kels, des Herzogs Ludwig des Reichen von Bayern-Landshut, alsbald auch die Admini­ stration dieses Bistums und Hochstifts in die Hände spielen. Am 10. 6. 1457 hatte das dor­ tige Domkapitel zwar mehrheitlich H. v. (—>) Absberg zum Nachfolger des Bischofs F. v. (—>) Plankenfels gewählt. Da aber vier Kapitulare, unter ihnen der Domdekan und herzogli­ che Rat Nikolaus von Kiensberg, angeblich nicht zum Skrutinium eingeladen bezie­ hungsweise zugelassen worden waren, stellte dies für den Herzog einen willkommenen An­ laß dar, die Gültigkeit der Wahl anzufechten und in Rom alle Hebel für seinen Neffen in Bewegung zu setzen. Obschon dort eine Ge-

Ruprecht

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sandtschaft des Herzogs Albrecht III. von Bayern-München für die Approbation des Absbergers eintrat, fiel die Entscheidung der mit der Angelegenheit betrauten Kardinals­ kommission am 2. 9. 1457 knapp zugunsten des jugendlichen R. aus, wobei zweifelsohne Bestechung im Spiel war. Die Gesandten des niederbayerischen Herzogs hatten nämlich den Kardinälen E. S. (—>) Piccolomini und Guillaume d’Estouteville für den Fall der Kassation der Regensburger Wahl und der Be­ stellung des Pfalzgrafen zum Administrator je 2000 Dukaten „in grossen gehaim“ zugesi­ chert und auch anderen Kurialen Ehrenge­ schenke versprochen.

Ob er mit dem gleichen Autor tatsächlich „ein treuer eifriger Prälat“ war, „der seine geistlichen und weltlichen Pflichten nicht hintangesetzt hat“, läßt sich anhand der spär­ lich überlieferten Quellenzeugnisse weder bestätigen noch widerlegen.

Diese erstmalige Besetzung des Regensburger Bischofsstuhls mit einem Wittelsbacher Prin­ zen - sie sollte sich bis zum Ende des alten Reiches in immer neuen Varianten wiederho­ len - hatte zur Folge, daß die Regensburger Kirche nun für einige Jahre in die völlige Ver­ fügungsgewalt Herzog Ludwigs des Reichen gelangte. Denn der kaum 20jährige R., der sich zu Studien nach Pavia begab, empfahl sein Stift dem Schutz und Schirm des Onkels in Landshut und gab diesem die Gewalt, es „in baiden, geistlichen und weltlichen Stän­ den mit geistlichen und weltlichen Personen ... zu besetzen und entsetzen, auch alles das darin zu hanndeln und thun ... gleichweis als ob wir selbs gegenburtig da wärn“. Unter Vorbehalt letzter Entscheidungen übertrug der Herzog seinerseits die Verwaltung des Hochstifts im Verein mit einigen anderen Rä­ ten dem Domdekan Kiensberg, der auch die geistlichen Belange der Regensburger Kirche wahrnehmen sollte. Ludwig selber aber gab in den folgenden Jahren Anweisungen über die Vergabe geistlicher und weltlicher Lehen, ordnete die Abhaltung einer Synode nach landesfürstlichen Maßgaben an und befahl schließlich die Visitation aller Stifte und Klö­ ster des Bistums, so daß für die Regensburger Kirche faktisch ein Zustand erreicht wurde, der dem eines Landesbistums gleichkam. R. ergriff erst nach Beendigung seiner Studien in Pavia am 18. 10. 1461 von seinem Stift offi­ ziell Besitz. Bereits vier Jahre später, am 10. 10. 1465, starb er noch vor dem Empfang der Bischofsweihe auf einer Reise ins hochstifti­ sche Pöchlarn zu Ybbs. Er wurde im Regens­ burger Dom beigesetzt. Inwieweit R. an der Zusammenstellung der Diözesanstatuten, die Generalvikar Konrad Sinzenhofer am 9. 10. 1465 auf einer Klerusversammlung promul­ gierte und die von F. Jänner als „das vorzüg­ lichste Denkmal seiner geistlichen Amtsfüh­ rung“ gerühmt werden, persönlichen Anteil genommen hat, muß dahingestellt bleiben.

1464-1480 Kurfürst-Erzbischof von Köln

Literatur: Ch. Haeutle 131. - F. Jänner III, 509-534. - N. Fuchs 29f. - J. Staber 88f. - H. Rankl 46f., 8689. - K. Hausberger, Grablegen 374. - Ders., Ge­ schichte I, 164, 215-217, 221, 230 (QQ, Lit.: II, 285 f.). Karl Hausberger

Ruprecht, Pfalzgraf bei Rhein (1427 -1480) Ruprecht Pfalzgraf bei Rhein wurde am 27. 2. 1427 als fünftes und jüngstes Kind des Kur­ fürsten Ludwig III. von der Pfalz (1378-1436) und seiner Gemahlin Mathilde Gräfin von Sa­ voyen (+ 1438) geboren. Der Geburtsort ist nicht bekannt. Sein Großvater väterlicherseits war der deutsche König Ruprecht (13521410). Von seinen Geschwistern starb der äl­ teste Bruder Ruprecht bereits 1426, seine ein­ zige Schwester Mathilde (1419-82) war in zweiter Ehe mit Herzog Albrecht VI. von Österreich verheiratet. Von seinen beiden an­ deren Brüdern übernahm zunächst Ludwig IV. die pfälzische Herrschaft. Ihm folgte 1449 Friedrich I. in der Regentschaft, die ihm 1451 auf Lebenszeit arrogiert wurde.

Über R.s Ausbildung und die Anfänge seiner kirchlichen Laufbahn ist wenig bekannt. Ver­ mutlich wurde er als nachgeborener Sohn früh auf den geistlichen Stand vorbereitet und durch die Klosterreformen der Eltern (1426 erstes deutsches Franziskanerobservan­ tenkloster in Heidelberg) mit dem Anliegen der Kirchenreform vertraut. 1443 studierte er in Köln, wo er 1442 eine Präbende als Edelka­ noniker erlangt hatte. 1458 wurde er Dom­ propst in Würzburg. Am 30. 3. 1463 wählte ihn das Kölner Domka­ pitel gegen den Kandidaten Burgunds ein­ stimmig zum Erzbischof. Damit war offen­ sichtlich die Hoffnung verbunden, daß der neue Landesherr durch seinen dynastischen Rückhalt bei den kurpfälzischen Wittelsba­ chern das Erzstift gegen burgundischen Ein­ fluß sichern könne und die Gewähr biete, die rechtliche Einbindung der landesherrlichen Gewalt durch die Erblandesvereinigungen zu akzeptieren, die die Stände des Stiftes wenige Tage vor der Wahl geschlossen hatten.

R. kam dieser Erwartung nach, indem er die Wahlkapitulation am 31. 3. 1463 sowie die

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Ruprecht

rheinische und die westfälische Erblandes­ vereinigung am 29. 4. bzw. 10. 6. 1463 be­ schwor, um sich anschließend von den Stän­ den huldigen zu lassen. Nach der päpstlichen Bestätigung (25. 5. 1464) und der Verleihung des Palliums (16. 6. 1464) trat er am 15. 8. 1464 feierlich sein Amt an. Am 10. 4. 1468 wurde er zum Bischof geweiht. Die Regalien empfing er von Kaiser Friedrich III. am 1. 8. 1471 in Regensburg. Entgegen den Erwartungen brachte die Regie­ rungszeit R.s dem völlig überschuldeten Erz­ stift keine Erholung von den ruinösen Folgen der Regierung seines Vorgängers. Aufgrund konträrer Auffassungen von Herrscher, Dom­ kapitel und Ständen über ihre Rolle in der Landesherrschaft und unter dem Einfluß re­ gionaler dynastischer Machtinteressen führte die Suche nach einer Lösung der Finanzpro­ bleme vielmehr in den 70er Jahren zum Bruch zwischen Landesherrn und Ständen sowie zu einem militärischen Konflikt des Reiches mit Burgund.

Die ersten Regierungsjahre ließen R. jedoch Raum für solide Maßnahmen auf geistlichem und weltlichem Gebiet. Er bekannte sich aus­ drücklich zu seiner bischöflichen Pflicht, mit Hilfe der Visitation Klosterreformen durchzu­ setzen. So entfaltete er, unterstützt vom Abt von Groß St. Martin in Köln, eine umfassende Tätigkeit in der gesamten Erzdiözese. 1469 unterstellte er alle Benediktiner- und Bene­ diktinerinnenklöster der Aufsicht der Bursfelder Kongregation. Für das Erzstift erließ er 1469 mit Zustim­ mung des Domkapitels eine Verwaltungsord­ nung, die unter dem Einfluß seines Bruders Friedrich und kurpfälzischer Räte ausgearbei­ tet worden war und den Forderungen der Erb­ landesvereinigung Rechnung tragen sollte. Sie berücksichtigte freilich nicht alle ständi­ schen Wünsche. Es wurde ein ständiger Rat für die Leitung der Zentralverwaltung ge­ schaffen, der allerdings unter R.s Nachfolger wieder aufgelöst wurde. Seine Zuständigkei­ ten waren im einzelnen geregelt. Sein Dienst­ ort wie auch der der bischöflichen Kanzlei wurde Brühl.

Der Konflikt mit Domkapitel und Ständen entzündete sich schon früh an der Schulden­ tilgung, die die Einnahmen R.s rigoros be­ schränkte. Da die Stände dem Wunsch nach einer Landessteuer nicht nachkamen, griff R. zu gewaltsamen Maßnahmen, wozu ihm sein kurfürstlicher Bruder politische, militärische und finanzielle Hilfe gab. Er zwang den Gläu­ bigern für ihn günstigere Schuldverträge auf

und nutzte ein militärisches Bündnis mit Gel­ dern gegen Kleve (1467), um im Kurstaat ver­ pfändete Gebiete zu besetzen, was die Pfand­ inhaber, meist niederrheinische Adelige, und die Stadt Köln auf die Seite Kleves treten ließ. Dem Einfluß Burgunds und Friedrichs von der Pfalz war es zu danken, daß die Kriegshandlungen 1469 zum Erliegen kamen. R.s gewaltsame Versuche, Domkapitel und Stände seinen Steuerforderungen gefügig zu machen, rief auch deren Widerstand hervor. Das Domkapitel wandte sich im Dezember 1471 mit Klageschriften an Stände und Amt­ leute des Erzstiftes, in denen es R. Verstöße gegen die Erblandesvereinigung und die Wahlkapitulation anlastete. 1472 sandte es eine Delegation mit seinen Beschwerden an den Papst. Nach dem Scheitern von Schlich­ tungsversuchen sowie päpstlichen und kai­ serlichen Friedensgeboten sagten sich am 24./29. 3. 1473 Domkapitel und ein Teil der rheinischen Stände von R. los. Sie nahmen den Domherrn (—>) Hermann von Hessen zum Stiftsverweser an und wollten für ihn von Kaiser und Papst die Übertragung der Admi­ nistration des Stiftes erbitten. Das ständische Anliegen hatte nun einen politischen und mi­ litärischen Führer, der die Unterstützung des Kaisers besaß und der auf die Hilfe seines Bruders Landgraf Heinrich III. rechnen konnte. Mit der Stadt Köln kam 1473 ein hun­ dertjähriges Bündnis zustande, zu dessen Einhaltung alle folgenden Kölner Bischöfe durch die Wahlkapitulation verpflichtet wur­ den. 1474 schlossen sich auch die westfäli­ schen Stiftsstände diesem Bund an. Erschwe­ rend kam für R. hinzu, daß im Februar 1474 die päpstliche Bannsentenz gegen ihn publi­ ziert wurde (datiert 9. 7. 1472), die seine Stadt-Kölner Gläubiger wegen der Einstel­ lung des Zinsendienstes gegen ihn erwirkt hatten. R. suchte - wahrscheinlich unter dem Einfluß seines Bruders - Anlehnung an Karl den Kühnen von Burgund, dem er die erbli­ che Protektion über Erzstift und Stadt Köln zugestand (März 1474). Der burgundische Vormarsch in das Stiftsgebiet scheiterte aber an der vergeblichen Belagerung von Neuss (Juli 1474-Juni 1475), die aufgegeben wurde, als ein Reichsheer unter Kaiser Friedrich III. zum Entsatz heranrückte.

Der Kaiser hatte am 29. 6. 1474 Landgraf Heinrich von Hessen den Schutz des Erzstif­ tes übertragen. Nach dem burgundischen Rückzug übertrug er am 8. 9. 1475 Hermann die Stiftsregierung, verlieh der Stadt Köln am 19. 9. 1475 das sog. Reichsstadtprivileg und betrieb beim Papst die Absetzung R.s. Der in­ nere Krieg zwischen R. und seinen ständi-

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Ruprecht sehen Gegnern zog sich aber noch bis zu des­ sen Gefangennahme durch Landgraf Heinrich im März 1478 hin. Am 6. 7. 1478 wurde er zur Resignation auf den erzbischöflichen Ti­ tel und das Erzstift gezwungen. Vor einer päpstlichen Stellungnahme zu dieser Abma­ chung starb R. am 16. 7. 1480 in der Gefan­ genschaft auf Burg Blankenstein bei Marburg. Rechtlich gesehen war er bis zu seinem Tod amtierender Ordinarius der Kölner Erzdiö­ zese und übte dieses Amt bis 1478 auch aus. Sein Nachfolger sorgte für die Aufhebung des Bannes und die Beisetzung in der Bonner Münsterkirche.

fand in Heidelberg die Hochzeit statt. 1503 er­ nannte Georg der Reiche den Pfalzgrafen zum Statthalter von Niederbayern. R. starb jedoch bereits am 1. 12. 1503 kurz vor Beginn des 1504 ausbrechenden „Landshuter Erbfolge­ krieges“. Wenig später verstarb auch seine Frau. Beide wurden im wittelsbachischen Hauskloster Seligenthal bei Landshut beige­ setzt.

Literatur: H. Brunner. - A. Ulrich, in: ADB 29 (1889) 729f. - H. Diemar, Die Entstehung des deut­ schen Reichskrieges gegen Herzog Karl den Kühnen von Burgund (Marburg 1896). - E Gescher, Ein un­ bekannter Generalvikar von Köln. Studien zur Ge­ schichte der kölnischen Diözesankurie unter Erzbi­ schof Ruprecht von der Pfalz (1463-1480), in: JKGV 18 (1936) 181-200. -R. Lill, in: LThK 9 (1959) 107f. - H. Jedin, Ein römisches Plädoyer gegen Kurfürst Ruprecht von Köln (1475), in: R. Haaß-J. Hoster (Hg.), Zur Geschichte und Kunst im Erzbistum Köln. FS Wilhelm Neuß (Düsseldorf 1960) 102-107. -H. Helbig, Fürsten und Landstände im Westen des Reiches im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, in: RhV 29 (1964) 32-72. - K. Ruppert. - W.-D. Pen­ ning. - W. Janssen, Bischof. - B. Neidiger. - W. Jans­ sen, Ruprecht. - M. Kissener. - W. Janssen, Köln.

Ruprecht, Pfalzgraf bei Rhein (1461-1507)

Franz Bosbach

Ruprecht, Pfalzgraf bei Rhein (1481-1504)

1496-1498 Administrator des Bistums Frei­ sing Ruprecht wurde am 14. 5. 1481 in Heidelberg als dritter Sohn des Pfalzgrafen Philipp und seiner Frau Margarethe von Bayern-Landshut geboren. Für den geistlichen Stand bestimmt, erhielt er Pfründen als Pfarrer von Hofheim und Domherr in Würzburg (1491), als Dom­ herr in Freising (1492) und als Propst bei St. Maria ad gradus in Mainz (1493). Schon 1492 bestimmten der Freisinger Bischof S. v. (—>) Tannberg und das Domkapitel R. zum Koad­ jutor, doch erhielt er die päpstliche Bestäti­ gung nicht. Am 1. 8. 1495 wählte das Kapitel dann erneut und einstimmig den erst 14jährigen R. Da ihm die höheren Weihen fehlten, wurde er am 8. 2. 1496 lediglich als Administrator bestätigt. Schon am 19. 1. 1498 verzichtete R. gegenüber dem Domkapitel auf die geistliche Laufbahn, um die niederbayeri­ sche Erbin Elisabeth zu heiraten und damit die pfälzischen Ansprüche auf das Landshu­ ter Erbe zu untermauern. Am 3. 12. 1498 stimmte der Papst zu, und drei Monate später

Literatur: Ch. Haeutle 37. - J. Maß 351f. Egon Johannes Greipl

1487-1492 Koadjutor des Bischofs von Re­ gensburg 1492-1507 Bischof von Regensburg Ruprecht wurde am 16. 10. 1461 als Sohn des Pfalzgrafen Friedrich I. von Simmern-Spon­ heim (1417-80) und dessen Gemahlin Marga­ rete von Geldern (um 1438-86) geboren und gleich seinen älteren Brüdern Stephan (14571519) und Friedrich (1460-1518) für die geistliche Laufbahn bestimmt. Hohe Abkunft und verwandtschaftliche Protektion sicherten ihm früh eine Vielzahl geistlicher Pfründen an den Domstiften zu Straßburg, Trier, Mainz und Würzburg sowie die Abtwürde von Klin­ genmünster und die Propstei bei St. Maria ad gradus in Mainz. Im Zuge der vorreformatori­ schen, gegen die kaiserliche Einflußnahme gerichteten Kirchenpolitik des Hauses Wittelsbach setzten 1482 diplomatische Be­ mühungen ein, den Regensburger Bischof H. v. (—>) Absberg und sein Domkapitel zur An­ nahme R.s als Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge zu bewegen, um so der angeblich zu erwartenden Beeinträchtigung der Wahl­ freiheit durch den Kaiser zu entgehen. Doch erst fünf Jahre später, als Regensburg unter bayerische Hoheit gekommen war und sich dadurch der landesherrliche Druck verstärkt hatte, ging der 77jährige Bischof mit seinem Kapitel auf dieses Ansinnen ein und nahm den von bayerischer wie pfälzischer Seite empfohlenen Wittelsbacher, der zu diesem Zeitpunkt bereits die Priesterweihe empfan­ gen hatte, als Koadjutor an. Durch Vertrag vom 3. 7. 1487 wurden die wirtschaftlichen Belange dergestalt geregelt, daß Koadjutor und Bischof im Bischofshof residieren soll­ ten, Absberg aber nur mehr über die zur bi­ schöflichen Tafel gehörigen Güter und Benefizien verfügen konnte, während die hoch­ stiftischen Besitzungen mit Einschluß der österreichischen Herrschaften auf den Koad­ jutor übergingen. Am 27. 8. 1487 bestätigte

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Ruprecht

Papst Innozenz VIII. R.s Koadjutorie mit dem Zugeständnis des Nachfolgerechts und des Empfangs der Bischofsweihe vor dem 30. Le­ bensjahr, und am 3. 5. 1488 wurde ihm auch die Beibehaltung seiner Präbenden und Pfründen bis zur Übernahme des Bischofsam­ tes gestattet. Hingegen scheiterten Bestrebun­ gen der bayerischen Herzöge, R. oder einen Sohn des pfälzischen Kurfürsten Philipp in den Besitz des Salzburger Erzstiftes zu brin­ gen, 1489 und 1492. Als Absberg am 26. 7. 1492 starb, ging die Leitung der Regensburger Kirche auf den gut 30jährigen R. über.

Mit jugendlichem Elan stellte sich R., der am 25. 11. 1492 im Regensburger Dom durch den Augsburger Bischof (—>) Friedrich von Hohenzollern unter Assistenz der Weihbischöfe von Eichstätt und Regensburg und im Beisein von neun infulierten Prälaten zum Bischof geweiht wurde, den Anforderungen des Ober­ hirtenamtes. Bereits am 24. 10. 1492 hatte er alle Klostervorsteher und Ruraldekane seines Sprengels für den 14. 11. nach Regensburg ge­ rufen, um ihnen die auf der Mühldorfer Pro­ vinzialsynode von 1490 gefaßten Beschlüsse und Vorschriften hinsichtlich eines würdigen klerikalen Lebenswandels wie einer gewis­ senhaften Amtsführung einzuschärfen. Glei­ chen Eifer entwickelte er gegen den in der Abensberger Gegend angeblich grassierenden Aberglauben und Hexenwahn, mit dessen Untersuchung er am 18. 2. 1493 den Rohrer Augustinerchorherrn Wolfgang Heimstöckl betraute, der seinerseits enge Beziehungen zu dem Dominikaner Heinrich Institoris, dem Mitverfasser des berühmt-berüchtigten „He­ xenhammers“, knüpfte. Mit zäher Energie setzte sich R. anfänglich auch gegen die fort­ währenden Einmischungsversuche Albrechts IV. von Bayern-München zur Wehr und brachte einen Streit mit ihm wegen der lan­ desfürstlichen Bedrückung des Klerus mit Frondiensten 1494 sogar vor den Reichstag zu Augsburg. Doch bald wich die Tatkraft R.s zu­ nehmender Resignation, offensichtlich infol­ ge einer Krankheit, die in den Quellen als „morbus gallicus“ aufscheint und die damals eingeschleppte Tropenkrankheit der Frambösie bezeichnen könnte. Jedenfalls lebte R. teil­ nahmslos und trübsinnig auf dem hochstifti­ schen Schloß Wörth vor sich hin, ehe ihn der Tod am 19. 4. 1507 erlöste. Bereits am folgen­ den Tag wurden seine sterblichen Überreste im Regensburger Dom beigesetzt. Die Nach­ folge im Oberhirtenamt hatte R. noch im Spätjahr 1506 dadurch geregelt, daß er auf Empfehlung des pfälzischen Kurfürsten Lud­ wig V. dessen Bruder (—>) Johann als Koadju­ tor annahm.

Literatur: Ch. Haeutle 136. - F. Jänner III, 604-625. - J. Staber 94 f. - H. Rankl 91f., 121 f. - K. Hausber­ ger, Grablegen 375. - Ders., Geschichte I, 222-224, 316,364 (QQ, Lit.: II, 285f.) Karl Hausberger

Ruprecht, Pfalzgraf von Pfalz-Simmern (1416/20-1478) Koadjutor des Bischofs von Straßburg 1440-1478 Bischof von Straßburg

1440

Ruprecht von Pfalz-Simmern wurde 1416 oder 1420 als Sohn des Pfalzgrafen Stephan v. Pfalz-Simmern und der Anna Gräfin von Vel­ denz geboren. Er war somit ein Enkel König Ruprechts. 1434 erscheint er als Domherr in Straßburg. 1439 war er an der Universität Hei­ delberg immatrikuliert. Bald nach der Wahl des Gegenpapstes Felix V. (1439) erhielt er den Titel eines Apostolischen Protonotars. Als 1439 ein Teil der Straßburger Domherren die Wahl Conrads von Busnang zum Bischof nicht anerkannte, nahm dieser R. zum Koad­ jutor. Nachdem dies päpstlich bestätigt wor­ den war, resignierte Busnang im Juli 1440 zu­ gunsten R.s. Dieser überließ seinem Vorgän­ ger am 18. 8. 1440 wesentliche Rechte und Einkünfte. R. blieb bis 1448 bei der Basler Obödienz, entschied sich dann aber nach ei­ ner Intervention des Mainzer Erzbischofs D. (—>) Schenk von Erbach für Papst Nikolaus V.

R.s Lebensstil war keineswegs geistlich. Für Spiel und Frauen gab er viel Geld aus. Meist trug er ein kurzes Gewand und das Schwert. Obwohl seine Funktion als Landesherr ihn dazu verpflichtete, Fehden zu unterdrücken, soll er mit den Raubrittern paktiert haben. Die Messe las er nie. Am Gründonnerstag kommunizierte er wie ein Laie. Nach seinem Tod fand man in seiner Hinterlassenschaft weder Mitra noch Hirtenstab. Mit der Stadt Straßburg stand R. fast ständig in Streit. Die Bürgerschaft fürchtete, daß er im Grunde nur die Interessen seines Hauses vertrete und sein Hochstift der pfälzischen Politik unterordne. Da Bischof Wilhelm von Diest (1393-1439) die Finanzen des Bistums in trostlosem Zustand hinterlassen hatte, fehlten R. die Mittel, sich der Eingriffe der städtischen Behörden in seine Rechte wirk­ sam zu erwehren. 1448 war er sogar dazu ge­ zwungen, für eine Anleihe aus der Stadtkasse die wichtigsten Burgen des Hochstiftes an die Stadt zu verpfänden.

609

Ruprecht - Ruscher

Obwohl er dem Klerus kein gutes Beispiel gab, stand R. der Reform nicht gleichgültig ge­ genüber. Er versuchte nicht nur, in den Frau­ enklöstern und Stiften eine größere Regel­ strenge durchzusetzen, sondern er ver­ pflichtete auch, durch eine von Nikolaus V. verliehene Sondervollmacht autorisiert, die Mendikanten zu strengerer Observanz. Es ist nicht ausgeschlossen, daß R. bei seiner Rom­ reise 1449-50 durch N. v. (-*) Kues zu diesem Kurs veranlaßt worden ist. Er versuchte diese Maßnahmen mit Nachdruck durchzuführen, konnte sich aber gegen die Ordensleute, die sich auf ihre Rechte beriefen, nicht durchset­ zen. 1452-53 nahm R. eine Reform des Säku­ larklerus in Angriff und erließ Diözesanstatu­ ten, wie es ihm Kues auf seiner Legationsrei­ se geboten hatte. R.s Mitarbeiter, allen voran sein Mentor und seit 1440 Berater Heinrich von Beinheim, waren Juristen und bestanden auf der Beobachtung der geltenden Vorschrif­ ten, erzielten aber durch dieses rein formelle Vorgehen keinen Erfolg.

Die Rivalität zwischen Ordens- und Säkular­ klerus führte 1451-57 zu schweren Auseinan­ dersetzungen, als die Straßburger Pfarrer für Beisetzungen auf Klosterfriedhöfen als Abga­ be ein „Ultimum vale“ verlangten. Während R. sich auf die Seite des Säkularklerus stellte, ergriffen die städtischen Behörden Partei für die Mendikanten. Prediger beider Seiten be­ schuldigten ihre Gegner aufs schlimmste, so daß der Ruf des gesamten Klerus litt.

Da ihm die Klerusreform mißlang, konzen­ trierte R. sich während seiner letzten Regie­ rungsjahre auf die Sanierung der bischöfli­ chen Finanzen. Seine häufigen Schatzungen mußten die Untertanen tragen, während der Klerus „subsidia caritativa“ zu leisten hatte. Noch zu Anfang des 16. Jh.s wurde R. in der Vita Geileri des Humanisten Beatus Rhena­ nus als „durissimus exactor“ verurteilt. Der alternde R. zeigte freilich sympathischere Zü­

45 Lexikon

ge. So vereinfachte er seine Hofhaltung, be­ tete nun täglich sein Brevier und trat sogar an die Stelle des vor der Pest geflüchteten Dom­ kantors, damit der Gottesdienst im Chor nicht abbrach. R. starb am 17. 10. 1478 zu Zabern. Er wurde in der dortigen Stiftskirche beige­ setzt. Literatur: E Rapp, Reformes 171-174, 321-346. M. Spindler-A. Kraus III/2. Francis Rapp

Ruscher, Thomas (um 1450-1510)

Ep. tit. Venecompensis seu Vicecompensis 1502-1510 Mainzer Weihbischof in partibus Rheni 1502

* um 1450 Schwäbisch Gmünd; seit etwa 1467 Studium der Philosophie und Theologie in Paris; 1474 als Mag. in Heidelberg immatri­ kuliert; in Mainz Domprediger, Professor der Theologie und 1493 der erste promovierte Dr. theol.; 1496 Dekan; schrieb 1494 das Vorwort zur „Institutio vitae sacerdotalis“ des mit ihm befreundeten Abtes Johannes Trithemius; 19. 2. 1502 Titularbischof von Venecompensis und Bestätigung als Mainzer Weihbischof in partibus Rheni; 19. 3. 1503 Konsekration in St. Peter zu Mainz; 27. 3. 1503 Beauftragung als Weihbischof durch Erzbischof B. v. (—>) Henneberg; konsekrierte am 22. 7. 1505 J. v. (—0 Liebenstein im Mainzer Dom zum Bi­ schof; + 13. 8. 1510 Mainz; □ Mainzer Dom am Eingang zur Gotthardkapelle. Literatur: G. C. Joannis II, 440f. - V. E de Gudenus II, 846. - J. S. Severus 26. - J. P. Schunk, Beiträge zur Mainzer Geschichte (Mainz-Frankfurt 1788/89) 495. - W. E. Roth, Schwäbische Gelehrte des 15. und 16. Jahrhunderts in Mainzer Diensten, in: WVLG NF 9 (1900) 294-298. - E W. E. Roth 422427. - O. Praetorius 93. - E V. Arens 155. Friedhelm Jürgensmeier

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Sachow - Sagstetter

Sachow, Nikolaus (+ 1449) 1437-1438 Generalvikar des Bischofs von Lübeck 1439-1449 Bischof von Lübeck

Nikolaus Sachow stammte aus Lübeck. 1407/ 08 wurde er an der Universität Prag zum Bacc. art. promoviert. 1411 hielt er sich an der Universität Bologna auf, und seit 1417 ist er als Bacc. decr. belegt. Im selben Jahr erhielt er die Provision auf ein Kanonikat am Lü­ becker Dom, das er ein Jahr später in Besitz nehmen konnte. 1416 und 1425 war er als Ku­ rienprokurator tätig. Seit 1428 hatte er in Lü­ beck das Amt des Scholasters und seit 1437 das des Dekans inne. S. war ferner Propst am Schleswiger Dom und besaß weitere kleinere Pfründen. 1437-38 ist er als Generalvikar Bi­ schof Johann Scheies (1420-39) bezeugt. Als Scholaster war er längere Zeit auf dem Basler Konzil, wo er 1436 als Sprecher der deut­ schen Nation auftrat. Am 24. 10. 1439 wählte ihn das Lübecker Domkapitel mit Billigung des Konzils zum Nachfolger Scheies, der als Vertrauter der Könige Sigismund und Al­ brecht II. selber viele Jahre in Basel gewesen war und eine eigene Reformschrift vorgelegt hatte. Erzbischof Balduin von Bremen bestä­ tigte die Wahl am 7. 11. Am 24. 1. 1440 er­ hielt S. die Weihe, und am 16. 1. 1441 wurde er von Papst Eugen IV. bestätigt. Bereits in seinem ersten Amtsjahr hielt S. eine Diözesansynode ab, deren Statuten er­ halten sind. Er förderte die monastische Re­ formbewegung und setzte sich dafür ein, daß sich die Klöster Segeberg und Cismar der Windesheimer bzw. der Bursfelder Kongrega­ tion anschlossen. Mehrere Einrichtungen zur Armenfürsorge sowie Stiftungen für die Leprosorien in Schwartau und Oldenburg gehen auf ihn zurück. Durch Käufe und Maßnah­ men in der Verwaltung festigte er die finan­ ziellen und rechtlichen Verhältnisse der Men­ sa episcopalis, ferner verbesserte er die Bau­ ten und die Ausstattung der bischöflichen Höfe in Lübeck und Eutin, auch durch Bü­ cherschenkungen. Er legte ein Repertorium für die ersten drei bischöflichen Register an und ließ hier einen Bericht über seine Tätig­ keiten als Bischof eintragen.

1448 postulierte ihn das Domkapitel von Riga als Erzbischof, doch lehnte er ab. Sein Testa­ ment datiert vom 17. 12. desselben Jahres. Er

starb am 11. 10. 1449 und wurde im Lübecker Dom beigesetzt. Quellen und Literatur: SHLAS: Abt. 400.4 (= W. Leverkus, hschr. Urkundenbuch des Bistums Lübeck). - A. Krummendiek 401 f. - A. Röpcke, Das Eutiner Kollegiatstift im Mittelalter 1309-1535 (Neumün­ ster 1977). - Ch. Schuchard 50, 59. Klaus Wriedt

Sagstetter, Urban (+ 1573) 1553 1553-1556 1556-1573 1563-1568

Ep. tit. Symbaliensis Weihbischof in Passau Bischof von Gurk Administrator des Bistums Wien

Urban Sagstetter stammte aus Niederöster­ reich, wo er den Türkeneinfall Sultan Sulei­ mans II. überlebte. Er war vom Pfleger der niederösterreichischen Herrschaft Pfaffstätten, Johann S., adoptiert worden und nannte sich nach seinem Ziehvater. 1547 erhielt er vom Wiener Bischof F. (—>) Nausea die Diako­ natsweihe. Bis 1550 war er Prediger am Wie­ ner Bürgerspital. Der Priesterweihe im Jahre 1550 folgte 1551 die Bestellung zum Hof- und Domprediger des Passauer Bischofs W. v. (—>) Salm. Am 17. 4. 1553 zum Titularbischof von Symbalium und Weihbischof in Passau er­ nannt und am 29. 6. 1553 konsekriert, blieb er bis zu seiner Ernennung zum Bischof von Gurk zugleich Offizial und Domprediger.

1556 nominierte Kaiser Ferdinand I. S. zum Bischof von Gurk. Der Salzburger Erzbischof M. v. (—>) Kuenburg konfirmierte ihn am 3. 7. 1556, und am 22. 7. ergriff S. von seinem Bis­ tum Besitz. Noch im selben Jahr wurde er als Hofprediger und kaiserlicher Rat an den Hof Ferdinands berufen. 1567 folgte die Ernen­ nung zum Pfalzgrafen, 1569 zum Statthalter des Erzherzogs in Innerösterreich. Als Hofprediger und Rat trat S. auf zahlrei­ chen Reichs- und Landtagen als Vermitt­ lungstheologe hervor. Zusätzlich zu Gurk wurde ihm 1563-68 die Administration des Bistums Wien und 1568 jene des Stiftes Mill­ statt in Kärnten übertragen. Vom 3. 2. 1563 stammt eine kaiserliche Instruktion in vier Hauptpunkten für S., die der besseren Ver­ waltung der Spiritualien im Bistum Wien die­ nen sollte. Um den konfessionellen Aus­ gleich bemüht, trat S. für den Laienkelch und

Sagstetter - Salamanca-Hoyos - ohne den offiziellen Entscheidungen vorzu­ greifen - für die Priesterehe ein. Der Laien­ kelch wurde 1564 einer Reihe deutschspra­ chiger Diözesen, darunter auch Wien, zuge­ standen und von S. in einer Predigt im Wie­ ner Stephansdom am 18. 6. 1564 bekanntge­ macht. Die Erfolglosigkeit seines Wirkens in Wien, wo er trotz glänzender Kanzelbered­ samkeit mit seinen Maßnahmen zur Stärkung und Festigung des Katholizismus beim Groß­ teil des Klerus und der Laien auf Abneigung stieß, veranlaßte ihn, die Administration des Bistums 1568 niederzulegen.

In der Diözese Gurk hatte die Reformation ebenfalls an Boden gewonnen. Auch das Domstift zeigte sich von der neuen Lehre er­ faßt. Dennoch nahmen Dompropst und Kapi­ tel S.s Reformstatuten aus dem Jahr 1564 an. Eine Diözesansynode im Jahr 1568 diente der Reform von Klerus und Volk. S.s theologische Position wurde bereits von Zeitgenossen wie P. (—>) Canisius als ambiva­ lent bezeichnet. Sie war von lutherischem Gedankengut beeinflußt. S.s Testament ent­ hielt freilich ein Bekenntnis zur katholischen Kirche. Von seinen Predigten sind mehr als 10 000 Manuskriptseiten erhalten. Auf die Predigttätigkeit S.s nehmen auch die Verse aus dem 39. Psalm in seinem Portrait-Exlibris Bezug. Mit seiner Bibliothek, deren Weite den geistigen Horizont ihres Besitzers doku­ mentiert, legte S. den Grundstock zu der heute noch bestehenden Mensalbibliothek der Bischöfe von Gurk.

Als Gurker Bischof machte sich S. um die He­ bung der bistümlichen Temporalien verdient. Auch wegen seines sozial-caritativen Wesens wurde er geschätzt. Er starb am 13. 10. 1573 auf seinem Residenzschloß Straßburg im Gurktal und wurde in der Kollegiatkirche St. Nikolaus zu Straßburg beigesetzt. Literatur: O. Eigner, Regesten zur Geschichte des Bisthumsverwesers Urban Pfaffstetter (Sagstetter) 1563-1568, in: J. Kopallik 114-141. - E. Tomek, Kirchengeschichte 328-335. - J. Obersteiner, Beiträ­ ge zur Gurker Bistumsgeschichte aus der Zeit der Reformation und Gegenreformation II, in: Carinthia I, 146 (1956) 220-225. - K. Kranner, Bischof Urban Sagstetter von Gurk und das Religionsproblem in In­ nerösterreich (Diss. theol. Innsbruck 1958). - J. Obersteiner, Das Testament des Gurker Bischofs Ur­ ban Sagstetter, in: Carinthia I, 154 (1964) 169-180. J. Obersteiner 310-331. - Ders., Aus einem alten bischöflich-gurkischen Raitbuche des 16. Jahrhun­ derts, in: Carinthia I, 160 (1970) 829-857. - M. Mairold, Die Bibliothek Bischof Urban Sagstetters, in: Carinthia I, 161 (1971) 277-292. - F. Loidl-M. Krexner 42f. - F. Loidl 54-59. - G. May 479-481. - R. Leeb, Das Gedächtnisbild des Gurker Bischofs Ur­ 45*

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ban Sagstetter (+ 1573) als Denkmal der konfessio­ nellen und kirchenpolitischen Situation unter Ma­ ximilian II., in: Carinthia I, 180 (1990) 355-369. Ch. M. Gigler, Kontroverstheologie und Kirchenre­ form in den Predigten Bischof Urban Sagstetters von Gurk (1529-1573) (Diplomarbeit Klagenfurt 1994). Peter G. Tropper

Salamanca-Hoyos, Antonius von (um 1504-1551)

1522-1526 Koadjutor des Bischofs von Gurk 1526-1540 Administrator des Bistums Gurk 1540-1551 Bischof von Gurk

Antonius von Salamanca-Hoyos wurde als damals 18jähriger Kleriker der Diözese Tournai am 11. 3. 1522 von Papst Hadrian VI. zum Koadjutor des Bischofs von Gurk sowie zum Administrator mit dem Recht der Nachfolge bei eintretender Sedisvakanz ernannt. Bis zu seiner Bischofsweihe, die vermutlich wie auch die Priesterweihe (3. 2. 1540) im Febru­ ar 1540 stattfand, wurden die bischöflichen Funktionen in der Diözese Gurk vom Abt des Zisterzienserklosters Viktring, Polydor de Bressanis (t 1534), Titularbischof von Oropia, wahrgenommen.

Im April 1539 dispensierte ihn zu Wien der päpstliche Legat Kardinal Girolamo Aleandro auf Lebenszeit von der Pflicht des Ad-liminaBesuches, und im Dezember desselben Jahres erhielt S. als Gurker Elekt durch die Poenitentiarie die Erlaubnis, sich von einem Bischof und zwei Äbten oder anderen Dignitären konsekrieren zu lassen. Die Bischofsweihe erhielt er in Venedig durch den vertriebenen Erzbi­ schof Johannes Magnus Gottus von Uppsala. S. begegnete der um sich greifenden religiö­ sen Neuerung nur lax; auf den Salzburger Synoden von 1537 und 1549 ließ er sich vom Propst des Straßburger Kollegiatkapitels, Syl­ vester Peck, vertreten. In wirtschaftlicher Hinsicht konnte S. das Bistum Gurk von zahl­ reichen Passiva befreien, doch geriet das bi­ schöfliche Residenzschloß Straßburg im Gurktal in zunehmenden Verfall. Auch auf die materielle Wohlfahrt seiner Angehörigen war S. in starkem Maße bedacht: Seinem Va­ ter, Johann Baptist Hoyos, einem Vertrauten Erzherzog Ferdinands, überließ S. ein einträg­ liches Herrschaftspflegamt, und seinem On­ kel Gabriel, Besitzer der Herrschaft Ortenburg in Kärnten, gestand er widerrechtlich die Un­ tervogtei über das Bistum zu.

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Salamanca-Hoyos - Salhausen

In S.s Episkopat fiel der 1535 zwischen König Ferdinand I. und dem Salzburger Erzbischof M. (—>) Lang abgeschlossene Vertrag über die Besetzung des Bistums Gurk, wonach das No­ minationsrecht künftig je zweimal dem Haus Österreich als Landesfürsten und einmal dem Erzbischof von Salzburg als Metropoliten zu­ stehen sollte. Der vom Erzbischof nominierte Kandidat mußte eine dem Landesfürsten ge­ nehme Persönlichkeit sein. Die Spiritualien sollte der Gurker Bischof vom Erzbischof, die Temporalien gemeinsam von Landesfürsten und Erzbischof oder deren Kommissaren er­ halten. S. starb 1551 auf dem Weg zum Trienter Kon­ zil durch die Hand seines Kammerdieners in Conegliano in Venetien. Er wurde in der dor­ tigen Marienkirche beigesetzt. Literatur: J. Obersteiner, in: Carinthia I, 154 (1964) 196-199; I, 163 (1973) 161. - J. Obersteiner 297304. - G. Heilingsetzer, Ferdinand I., Salzburg und das Land Kärnten in den Jahren 1535/36, in: Carint­ hia 1,164 (1974) 109-125. - G. May 478f. Peter G. Tropper

Salhausen, Johann von (1444-1518)

1488-1518 Bischof von Meißen Johann von Salhausen wurde 1444 in Thammenhain bei Wurzen als Sohn des Friedrich v. S. geboren. 1466 wird er als Domherr von Meißen erwähnt; 1476 wurde er Domdekan, 1480 Dr. iur. utr. Noch vor dem 12. 11. 1487 wählte ihn das Domkapitel zum Bischof von Meißen („Johann VL“), und am 8. 2. 1488 wurde er päpstlich bestätigt.

S. fand zerrüttete Stiftsfinanzen und ein ver­ schuldetes Bistum vor. Er ließ zunächst ein Rechtsgutachten der Universität Leipzig er­ stellen und begann dann mit der Ordnung der wirtschaftlichen Verhältnisse. Um sich ei­ nen Überblick über die Besitzungen und Ein­ künfte zu verschaffen, ließ er das mustergülti­ ge salhausensche Lehnsbuch („Liber Salhusii“) anlegen. Es enthält nicht nur die Zweit­ schrift aller Lehensbriefe, sondern auch alle Privilegien und bischöflichen Verordnungen für die dem Bistum gehörigen Städte. Zahlrei­ che Verbesserungen auf dem Gebiet der Ver­ waltung trugen zu einer wirtschaftlichen Ge­ sundung bei. 1491-97 begann S. mit dem Bau der bischöflichen Burg Stolpen, und an­ schließend errichtete er das bischöfliche Schloß in Wurzen. So ging sein Leben ganz in weltlichen Angelegenheiten auf. Gegenüber der bereits stark ausgebauten lan­ desherrlichen Kirchenhoheit in den wettini-

schen Landen betonte S. seine volle und un­ bedingte Landeshoheit in den bischöflichen Territorien. So bestand er grundsätzlich auf dem Recht der Münzhoheit, machte dann aber aus praktischen Gründen keinen Ge­ brauch davon und löste dadurch weitere Aus­ einandersetzungen aus. Herzog Georg der Bärtige von Sachsen fühlte sich bei seinen Be­ mühungen um eine kirchliche Reform von S. im Stich gelassen. S. widersetzte sich näm­ lich den herzoglichen Bestrebungen, da sie seine jurisdiktioneilen Kompetenzen über den Diözesanklerus berührten. Daraufhin ver­ hängte Georg eine Temporaliensperre über den Bischof. So war das Verhältnis zwischen dem letzten katholischen Landesfürsten Sachsens und S. äußerst belastet. Georg drängte in Rom darauf, daß S. keinen Koadju­ tor mit dem Recht der Nachfolge erhielt und das Wahlrecht des Domkapitels nicht ge­ schmälert wurde. Auch zwischen S. und sei­ nem Domkapitel kam es zu großen Differen­ zen.

1504 stellte der Generaloffizial Wilhelm von Betzschwitz die Synodalstatuten des Bistums zusammen und veröffentlichte sie. 1495 gab S. eine Neuauflage des Meßbuchs von 1485 bei dem Leipziger Drucker Kachelofen her­ aus. Weitere Auflagen für die etwa 1000 Kir­ chen in der Diözese erschienen 1500, 1504, 1510. Den Druck des Breviers (Erstauflage 1483), des Viaticums (Erstauflage 1485) und des Diurnale (Erstauflage 1490) veranlaßte das Domkapitel. 1492 leitete S. das Heilig­ sprechungsverfahren für den in hoher Vereh­ rung stehenden Benno von Meißen (10661106) ein. Dabei wurde er von Herzog Georg unterstützt. Als Patronin des Bergbaus erlebte die hl. Anna infolge der Silberfunde im Erz­ gebirge eine starke Verehrung. Auch die Ver­ ehrung der hl. Sippe setzte sich damals durch und fand ihren Niederschlag bei der Namen­ gebung der neuen Städte im Erzgebirge: An­ naberg, Joachimsthal, Marienberg, Jöhstadt (Josephsstadt). Die Benno Verehrung wurde vor allem durch Hieronymus Emser beein­ flußt, dessen „Epitome Rei Bennonis“ 1502 und dessen Bischofsvita 1512 veröffentlicht wurde. S. starb am 10. 4. 1518 in Stolpen. Er wurde in der salhausenschen Familienkapelle der Stiftskirche zu Wurzen beigesetzt. Sein Grab­ mal wurde in der Reformationszeit zerstört. Literatur: J. L. Pasig, Johann VI., Bischof von Mei­ ßen (Leipzig 1857). - UB Meißen. - E. Machatschek 552-627. - E Gess. - W. Rittenbach-S. Seifert 347359.-G. May 591. Siegfried Seifert

Salis - Salm

Salis, Bartholomäus von (1501-1570) 1541, 1549 u. 1565 Bischofskandidat in Chur * 1501 aus einer der einflußreichsten Fami­ lien Graubündens; 1519 Hofkaplan von Bi­ schof P. (—>) Ziegler; 1521 Erzpriester der Kollegiatskirche St. Gervasius und Protasius in Sondrio (Veltlin); 1525 kämpfte er im 1. Müsserkrieg auf selten der Bündner; Vikar des Bi­ schofs von Como im Veltlin; 1537 Domherr in Chur; bei den Bischofswahlen von 1541, 1549 und 1565 unterlegener Kandidat; unterstützt vom Gotteshausbund und seiner mächtigen Familie. 1550 bezichtigte S. den gewählten Bischof Th. v. (-*) Planta der Häresie, so daß dieser sich in Rom rechtfertigen mußte. Ob­ wohl S. 1565 gegen B. ä (—>) Porta erneut un­ terlag, inthronisierten ihn seine Anhänger aus dem Gotteshausbund in der Churer Ka­ thedrale und huldigten ihm. Im Herbst 1565 wurden ihm die Temporalia übergeben, und er bezeichnete sich als „erwählter Bischof“. Im November 1565 entging er beim Brand der bischöflichen Residenz dem Tod. Da der päpstlich bestätigte ä Porta die Unterstützung des Grauen und des Zehngerichtebundes so­ wie der katholischen Kantone, später auch der Stadt Chur genoß, resignierte S. am 28. 6. 1566 und verließ die Residenz gegen Jahres­ ende. Am 8. 10. 1570 verzichtete er auf sein Churer Domkanonikat. + 1570 Albosaggia (Veltlin). Literatur: G. Capaul. - W. Kundert, in: HS 1/1, 496. Pierre Louis Surchat

Salm, Wolfgang Graf von (um 1514-1555)

1541-1555 Bischof von Passau Wolfgang Graf von Salm wurde um das Jahr 1514 als jüngster von drei Söhnen des Niklas Graf v. S., des Verteidigers von Wien im Jahre 1529, und der Elisabeth Freifrau von Rogen­ dorf geboren. Seine Erziehung scheint sorgfäl­ tig gewesen zu sein, denn an dem Archäolo­ gen und Historiker Thomas Velder von Bri­ xen hatte er einen vorbildlichen Lehrer. Seine Kenntnis der antiken Philosophie sowie der Theologie sind ebenso bezeugt wie die alter und neuer Sprachen. Eine Studienreise nach Italien beschloß seine Ausbildung. 1530 wur­ de er Domherr in Passau und Salzburg, 1534 Dompropst in Passau. Auf Empfehlung König Ferdinands I. wählte ihn das Passauer Dom­ kapitel am 11. 11. 1540 zum Bischof. Am 18. 2. 1541 konfirmiert, schloß er am 12. 4. 1541 mit dem Kapitel eine neue Kapitulation, die

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den Einfluß der Domherren erheblich stärk­ te. Der nachfolgende wirtschaftliche Auf­ schwung des Hochstiftes unter S. war zu ei­ nem wesentlichen Teil darauf zurückzufüh­ ren. Das Kapitel versuchte ferner, mit diesem Vertrag den religiösen Neuerungen zu begeg­ nen. Die Kapitulation bestimmte, daß S. bin­ nen Jahresfrist vom Tag der Besitznahme an die Bischofsweihe empfangen und öffentlich die heilige Messe zelebrieren müsse. 1542 wurde S. vom Regensburger Weihbischof J. (—►) Kluspeck konsekriert. Während S. 1541, 1543 und 1545 Landtage abhielt, die vor­ nehmlich die Regulierung der Reichsabgaben behandelten, kam er wegen der religiös unru­ higen Zeiten nicht zu einer Diözesansynode. Die in der Geschichtsschreibung erwähnte Teilnahme S.s bei der Eröffnung des Konzils von Trient als Mitglied der Konzilsgesandt­ schaft König Ferdinands ist nicht belegbar. An der zweiten Tagungsperiode konnte er aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen. Daher ließ er sich durch Domprediger Paul Schicker vertreten, der bis zum Schluß der Tagung in Trient blieb.

Für das Bistum bildete unter S. die reformato­ rische Bewegung die große Herausforderung. Man darf davon ausgehen, daß um 1550 in der Residenzstadt eine ansehnliche Zahl von Bürgern mit den Ideen Luthers sympathi­ sierte, ihnen z. T. auch anhing. Die Ausbrei­ tung der reformatorischen Ideen im Hochstift war gering. Anders verhielt es sich im öster­ reichischen Bistumsteil. Dieser war durch die Volkshäresien der Katharer und Waldenser für die Reformation vorbereitet. Daher konnte der Protestantismus sich dort schnell ausbrei­ ten. Steyr im Land ob der Enns, einst das Herz der Opposition gegen die Kirche des Mittelalters, wurde während der Amtszeit S.s Mittelpunkt der reformatorischen Bewegung. Auch in den östlichen Gebieten des Bistums auf dem Territorium der heutigen Diözese St. Pölten kam unter (—>) Ernst von Bayern und unter S. die Reformation zum Durchbruch. Vor allem die Städte und besonders der Adel waren ihre Stützen. Der Adel verfolgte dabei nicht nur das Ziel, in seinem Herrschaftsbe­ reich die kirchlichen Angelegenheiten zu ordnen, sondern er sah auch eine Möglich­ keit, sich von unbequemen Lasten zu befreien und seine Stellung gegenüber dem öster­ reichischen Landesherrn zu sichern. Die Tür­ kennot, die die Habsburger band, nutzten Adel und Städte rücksichtslos aus, um neue kirchliche Verhältnisse zu schaffen und ihre Mitherrschaftsrechte im Land auszubauen. S. unterstützte die Bemühungen um eine Kle­ rusreform seitens des Salzburger Erzbischofs,

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Salm - Saluces

und auf den Provinzialsynoden von 1549 und 1553 ließ er keinen Zweifel an seiner Treue zur alten Kirche. 1543 erklärte er dem päpstli­ chen Nuntius, daß die Erneuerung des Klerus nur möglich sei, wenn die Übergriffe der weltlichen Obrigkeiten und die Besteuerung der Geistlichen verboten würden. Nur so

könnten die wenigen noch vorhandenen Prie­ ster gehalten werden. Er drängte vor allem auf die Einhaltung des Zölibates und die Visi­ tation durch die Dekane. Für die Bischofs­ stadt und das Hochstift bemühte sich S. um angesehene Prediger, u. a. um den Regensbur­ ger Domprediger Dr. Lorenz Hochwart, der 1549 Mitglied des Passauer Domkapitels wur­ de und als Historiker einen guten Ruf genoß, ferner um den Jesuiten Bobadilla, der zu den ersten Angehörigen seines Ordens in Deutschland gehörte. 1543 suchte S. ein päpstliches Privileg zu erlangen, das ihm die alleinige Verleihung der Domkanonikate ge­ währen sollte. Er errichtete und dotierte ein „Gymnasium literarium Pataviense“, das als private Hofschule für kurze Zeit hohe Be­ rühmtheit erlangte, aber von seiner Zielset­ zung her wenig zur kirchlichen Gesinnung oder gar für geistliche Berufe beitrug. Nach seinem Tod wurde es wieder aufgelöst.

Passau war unter S. im deutschen Südosten neben Wien ein geistiges Zentrum. S. sam­ melte einen Kreis humanistischer Gelehrter um sich, darunter Kaspar Brusch und Jakob

Ziegler. Gelehrte und Künstler unterstützte er ohne Unterschied der Konfession, darunter den lutherischen Komponisten Leonhard Pa­ minger und den Hofmaler Wolf Huber, einen der berühmtesten Vertreter der Donauschule. Dieser stellte S. im Mittelpunkt einer reforma­ torisch deutbaren Kreuzesallegorie dar. Dies war wohl einer der Gründe, weswegen man S. der Häresie verdächtigte. Dazu kam die Propaganda seiner Gegner an der römischen Kurie, die S. anläßlich der Neubesetzung des Salzburger Bischofsstuhles 1552 ausschalten wollten. An dessen katholischer Gesinnung kann jedoch nicht gezweifelt werden, obwohl er auf Ausgleich bedacht war. Dies prädesti­ nierte ihn zum Gastgeber und Vermittler auf dem Passauer Fürstenkongreß von 1552, auf dem der „Passauer Vertrag“ verabschiedet wurde, der die Bestimmungen des Augsbur­ ger Religionsfriedens von 1555 vorwegnahm und den Fürsten freie Religionsausübung zu­ sicherte. Das bedeutete für das Hochstift Pas­ sau und den bayerischen Diözesanteil grund­ sätzlich den Sieg des Katholizismus, wäh­ rend im österreichischen Diözesananteil der Höhepunkt der reformatorischen Entwick­ lung erst bevorstand.

Die Kontakte S.s zu König Ferdinand I., Kö­ nig Maximilian II. und Herzog Albrecht V. ka­ men Hochstift und Diözese zugute, wenn er auch in der religiösen Frage durch die Habs­ burger wegen der Türkengefahr nicht immer jene Unterstützung erfahren konnte, deren er bedurft hätte. S. starb am 5. 12. 1555 an Was­ sersucht. Er wurde im Dom zu Passau, wo er sich schon zu Lebzeiten ein Denkmal hatte er­ richten lassen, beigesetzt. Literatur: J. N. Buchinger 291-304. - K. Schrödl 330-336. - R. Reichenberger. - J. Oswald, Domkapi­ tel 175-183. - B. Kaff 388-391 u. ö. - J. Oswald, Die Stadt Passau und der deutsche Fürstenkongreß 1552, in: OG 20 (1978) 15-26. - A. Leidl, Bischöfe 35. - Ders., Studien. - Ders., Bistumsgeschichte 4042. - Ders., Reformation. - W. Ziegler, Reformation. August Leidl

Saluces (di Saluzzo), Georges de (+ 1461) 1433-1440 Bischof von Aosta 1440-1461 Bischof von Lausanne Georges de Saluces entstammte einer Adelsfa­ milie des Aostatals. Er war Sohn des Eusta­ che de S., Seigneur von Valgrane und Mont d’Orose. Seine Neffen Jean, Eustache und Fre­ deric waren Domherren in Lausanne, letzte­ rer seit 1472 Bischof von Carpentras. 1419-33 war S. Dekan in Le Puy, 1421 Domherr in

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Saluces - Salza

Lyon, 1425 studierte er in Avignon. In seiner Eigenschaft als herzoglicher Rat hielt er sich oft am savoyischen Hof auf. Am 11. 6. 1432 wurde er Delegierter am Konzil von Basel. Papst Eugen IV. verlieh ihm am 16. 2. 1433 das Bistum Aosta. In Basel gehörte er zu den Wählern von Gegenpapst Felix V, des frühe­ ren Herzogs von Savoyen, der ihm am 1. 4. 1440 statt Aosta das Bistum Lausanne ver­ lieh. Am 10. 4. leistete er den Eid und zog am 16. 4. feierlich in Lausanne ein. Am 26. 9. 1440 machte ihn Felix V. zu seinem Gesand­ ten im Königreich Aragon. S.s Bemühun­ gen, Alfons V. von Aragon zur Anerkennung Felix’ V. zu bewegen, waren vergeblich. Am 18. 8.1441 kehrte er unverrichteter Dinge nach Basel zurück. Kaiser Friedrich III. bestätigte ihm am 20. 10. 1442 die Rechte und Privile­ gien als Bischof von Lausanne. Felix V. ent­ sandte ihn 1449 anläßlich seiner Abdankung zu Nikolaus V. nach Spoleto. Während dieser Mission bestätigte ihn Nikolaus V. am 18. 6. 1449 als Bischof von Lausanne. In der Folge hielt sich S. meist am Hof des Herzogs von Savoyen und nur selten in Lausanne auf. Ab 1453 weilte er in Rom, 1454 wurde er Kastel­ lan der Engelsburg, 1456-59 war er Vizekäm­ merer von Papst Calixt III. Am 10. 7. 1456 er­ hielt er ferner das Priorat von Saint-Sulpice. In seinen ersten Amtsjahren überließ S. die Verwaltung der Diözese seinen Weihbischö­ fen. Von ihm stammen die ältesten bekannten Diözesanstatuten, die er am 18. 4. 1447 anläß­ lich einer Synode erließ. Am 22. 5. 1447 be­ auftragte er Weihbischof E. (—>) Plovier mit der Visitation der Diözese. 1450 kam es zu Auseinandersetzungen mit dem Bischof von Basel um Saint-Imier. Dabei konnte S. seine Jurisdiktion in diesem zum Bistum Basel ge­ hörenden Tal bekräftigen. 1453 organisierte er eine zweite Gesamtvisitation seiner Diözese. Dem Domkapitel bestätigte er am 17. 5. des­ selben Jahres seine weitreichende Unabhän­ gigkeit von der bischöflichen Jurisdiktion und erneuerte dessen Statuten. Am 14. 3. 1455 erließ er ein Gesetz gegen Luxus und un­ nötigen Aufwand. Harte Gesetze trieben die Juden in die Isolation und verlangten von ih­ nen hohe Steuern für den Bau von Kirchen. Der für die damaligen Verhältnisse kirchlich gesinnte S. nahm oft selbst die Weihehand­ lungen vor. Seine weltliche Stellung im Waadtland suchte er sich als treuer Anhänger des Hauses Savoyen zu sichern. 1452 bestä­ tigte ihm der Herzog das Recht der Münzprä­ gung. S. förderte die zeitgenössische Literatur und vollendete den Ausbau des Schlosses von Saint-Maire, der bischöflichen Residenz in Lausanne. Nach längerer Abwesenheit

kehrte er am 3. 7. 1461 nach Lausanne zu­ rück, in seinem Testament vom 15. 10. be­ dachte er vor allem kirchliche und karitative Einrichtungen. Er starb wahrscheinlich am 5. 11. 1461 in Lausanne und wurde in der Ka­ thedrale beigesetzt. Literatur: M. Meyer, Georges de Saluces, eveque de Lausanne, et ses visites pastorales, ou etat des eglises de Campagne dans le canton de Fribourg, in: ASHF 1 (1845/1850) 157-212, 253-330, 403-426. M. Schmitt-J. Gremaud II, 177-193. - M. Reymond 445-446. - HBLS VI (1931) 22. - L. Waeber, Georges de Saluces, eveque de Lausanne, envoye en ambassade aupres du roi Alphonse V d’Aragon par Felix V et le concile de Bale, in: ZSKG 47 (1953) 291-304. L. Wettstein, in: HS 1/4, 139f. (Lit.). - La visite des eglises du diocese de Lausanne en 1453. Ed. par A. Wildermann (Lausanne 1993). Pierre Louis Surchat

Salza, Jakob von (1481-1539) 1521-1539 Bischof von Breslau Jakob von Salza entstammte dem Oberlausit­ zer Landadel. Er wurde am 14. 8. 1481 zu Schreibersdorf bei Lauban als Sohn des Niko­ laus v. S. (t 1485) und der Barbara von Hoch geboren. Sein Bruder Wigand (t 1520) wurde Kanoniker in Glogau und Domherr in Bres­ lau. S. studierte 1498 in Leipzig, dann in Bo­ logna und Ferrara (1508 Dr. iur. utr.), trat 1510 in den königlich-böhmischen Dienst und wurde 1511 Landeshauptmann in dem zur Krone Böhmen gehörenden Fürstentum Glogau. Nachdem er wohl 1510/11 Kleriker der Diözese Meißen geworden war, begann er mit dem Ausbau eines reichen Pfründenbesit­ zes. 1512 wurde er Kanonikus, 1516 Propst (Präsentation durch die Landstände des Für­ stentums) in Glogau, 1512 Dechant an Hl. Kreuz zu Breslau (königliche Präsentation) und 1513, wohl durch Vermittlung seines Bruders, obwohl landfremd, Domherr und 1516 Prälat-Scholaster in Breslau. 1518 er­ hielt er ferner durch König Sigismund I. von Polen die Zusage für ein Domkanonikat in Po­ sen. Dieser Pfründenerwerb wurzelte wohl weniger in einem erst später berichteten tragi­ schen Turniererlebnis von 1511, sondern im zielstrebigen Aufstiegswillen S.s im weltli­ chen und geistlichen Bereich. In seinen Pflichten als Domschoiaster ließ er sich durch seinen Bruder vertreten. In seinen Ver­ waltungsämtern hoch angesehen, empfing er die Subdiakonatsweihe und die Zulassung als Resident des Breslauer Domkapitels erst 1520, im Todesjahr seines Bruders und Bi­ schof J. (—>) Turzös.

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Salza

Während das Breslauer Domkapitel am 1. 9. 1520 den nach Rang und Ansehen konkur­ renzlosen S. einstimmig zum Bischof wählte, betrieben die schlesischen Fürsten die Kandi­ datur des damals in Rom weilenden (—►) Jo­ hann Albrecht von Brandenburg-Ansbach, ei­ nes Bruders des Markgrafen Georg von Brandenburg-Ansbach-Jägersdorf und des Hoch­ meisters des Deutschen Ritterordens (—>) Albrecht von Brandenburg-Ansbach, der spä­ ter Erzbischof von Magdeburg wurde. Am 12. 9. 1520 ernannte Papst Leo X. Johann Al­ brecht zum Administrator des Bistums Bres­ lau und gebot dem Kapitel, den Ernannten als künftigen Bischof anzunehmen. Dieses nahm die Schmälerung seines Wahlrechtes jedoch nicht hin und übertrug S. am 10. 12. 1520 mit Zustimmung des schlesischen Fürstentages die weltliche Verwaltung des Bistumslandes, während die geistliche Verwaltung in den Händen der Bistumsadministratoren blieb. Angesichts des anhaltenden Widerstandes und des mittlerweile auch für die Kandidatur von S. eintretenden Königs und der schlesi­ schen Fürsten wurde dessen Wahl am 24. 7. 1521 päpstlich bestätigt, die Kandidatur Jo­ hann Albrechts dagegen aufgegeben. Konse­ kration und Einführung fanden am 17. 11. 1521 statt. Während S.s Amtszeit vollzogen sich 1526 der Übergang Schlesiens in den habsburgi­ schen Herrschaftsbereich sowie die erste Phase der reformatorischen Entwicklung. Da­ bei blieben im Gegensatz zu anderen Territo­ rien des Reiches, in dem die neue Ordnung obrigkeitlich eingeführt wurde, das äußere Er­ scheinungsbild der alten Kirche weithin ge­ wahrt und die bischöfliche Autorität prinzi­ piell anerkannt. Im Grunde wollten beide Sei­ ten die tatsächlich bereits eingetretene Tren­ nung nicht wahrhaben.

S. war kein Theologe, sondern ein erfahrener und sparsamer Verwalter und kühler Politi­ ker, dem Königtum wie der alten Kirche treu verbunden. Der aufbrechenden reformatori­ schen Bewegung hatte er wenig entgegenzu­ setzen, da seinem Leitungsanspruch weitge­ hend die Hände gebunden waren. Von der rö­ mischen Kurie, die noch weit von der Kir­ chenreform entfernt war und ihre fiskalischen Interessen betrieb, hatte er über verbale Beteuerungen hinaus ebensowenig Unt er Stützung in der Religionssache zu er­ warten wie vom habsburgischen Königshof, der durch kriegerische Verwicklungen um Ungarn und die stets drohende Türkengefahr in seinem Bewegungsraum ebenfalls einge­ schränkt war. Die einzig zuverlässige Stütze

für seinen altkirchlichen Kurs hatte S. beim Domkapitel. Das Vordringen der Reformation ging mit der schon in vorreformatorischer Zeit einsetzen­ den Zurückdrängung der Privilegien des Kle­ rus und des bischöflichen Einflusses, vor al­ lem auf die Besetzung der geistlichen Stellen, einher. Ein wichtiges Datum der Entwick­ lung, die in engem Kontext zu Wittenberg stand und in ihrer Frühphase wesentlich von Mendikanten vorangetrieben wurde, war eine öffentliche Disputation in Breslau im Jahr 1524, die bereits die unüberbrückbaren Ge­ gensätze deutlich machte. Im gleichen Jahr akzeptierten die schlesischen Fürsten zwar eine Reihe reformatorischer Anliegen, doch lehnten sie die lutherische Bewegung als sol­ che ab. Wichtige Daten des schleichend vor­ anschreitenden Wandels, dem S. mit Zuge­ ständnissen und mancherlei Kompromissen zu begegnen suchte, waren die Besetzung geistlicher Stellen mit reformatorisch gesinn­ ten Geistlichen, 1529 die Zerstörung der Bres­ lauer Vinzenz-Abtei aus Gründen der Stadt­ verteidigung und Forderungen nach einer weitgehenden Umgestaltung der Dominsel. Unter dem Mantel der immer noch einen Kir­ che breitete sich so während der Amtszeit von S. die reformatorische Bewegung aus. Ih­ re Zentren bildeten die Stadt Breslau, dane­ ben auch Stadt und Fürstentum Liegnitz. Die allen harten Umbrüchen abholde Stadt Bres­ lau und die ebenfalls konservativen Optionen der schlesischen Fürsten ersparten dem Land harte Konfessionskämpfe. Es traf S. schwer, als die römische Kurie seit 1531 erwog, ihm trotz seiner altkirchlichen Treue einen Für­ stensohn als Koadjutor beizugeben. Seinem scharfen Einspruch gelang es, diese für den Fortbestand des Katholizismus wahrschein­ lich verhängnisvolle Entscheidung abzuwen­ den. Seit 1536 stand S. als Oberlandeshaupt­ mann an der Spitze Schlesiens, doch war er seit 1538 durch einen Schlaganfall in seiner Wirksamkeit behindert. S. konnte im Lauf sei­ ner in vielfacher Hinsicht dramatischen Amtszeit die reformatorische Erfassung wei­ ter Teile Schlesiens nicht verhindern, durch seine Kompromißbereitschaft jedoch schwere Auseinandersetzungen vermeiden und we­ nigstens den Schein der Kircheneinheit auf­ recht erhalten. S. starb am 25. 8. 1539 in sei­ ner bischöflichen Residenzstadt Neisse. Er wurde in der dortigen Pfarrkirche St. Jakob beigesetzt. Sein kostbares Epitaph ist erhal­ ten. Quellen: DAB IA 2b (Regesten).

Literatur: H. Jedin, Originalbriefe des Bischofs Ja­ cob von Salza an die Päpste Clemens VII. und Paul

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Salza - Scarlichi III. betr. seine Stellung zur Reformation (15241536), in: ZVGS 62 (1928) 82-100. - G. Zimmer­ mann 471-473. - H. Jedin, Bischofswahlen 168f. H. Hoffmann-K. Engelbert. - J. Sawicki 231-234. W. Urban, Data konsekracji biskupa Jakuba Salcy (1520-1539) [Zur Datierung der Bischofsweihe des Jakob von Salza], in: CS 3 (1971) 279-283. - A. Sa­ bisch, in: NDB 10 (1974) 312f. - A. Sabisch 35-70. J. Gottschalk 196f. - E Machilek (Lit.).

kämpfer der Gegenreformation; 16. 2. 1597 Titularbischof von Augustopolis und Weihbi­ schof in Würzburg; zahlreiche Pontifikalhandlungen im Bistum Würzburg sind be­ zeugt; S. bedachte seine Heimat Mellrichstadt und die Abtei St. Stephan mit großzügigen Stiftungen; t 11. 3. 1620; □ Würzburg, Stifts­ kirche Haug.

Jan Kopiec

Schriften: Oratio funebris in flebilem mortem nobilissimi viri Theodorici Echteri a Mespelbrunn (Würzburg 1601). - Beneficia vetera et nova Divae Virginis Dettelbacensis (Würzburg 1607). - Confirmationis et extremae unctionis Sacramentorum no­ vae legis encomia in usum parochorum dioecesis Wirceburgensis conscripta (Würzburg 1609). - Ora­ tio funebris in obitum sereniss. Caesaris Rudolphi II. (Würzburg 1612). - Oratio in solenni B. Macharii translatione e sacello perveteris Wirceburgensis coenobii Scotorum ad templum S. Jacobi (Würzburg 1615). - Oratio in anniversaria electionis die Rev. et Ill. praesulis et ducis Julii habita eidemque dedicate (Würzburg 1616). - Triumphus Franconiae ob veterem in ea religionem ante plures annos restitutam, Ill. et Rev. D. Joanni Godefrido Bambergensis et Wir­ ceburgensis episcopo dicatus (Würzburg 1618).

Sandizell, Moritz von (t 1587)

1560-1566 Bischof von Freising

Moritz von Sandizell stammte aus bayeri­ schem Beamtenadel. Seine Familie be­ stimmte ihn für den geistlichen Stand. Früh erhielt er eine Domherrnstelle in Freising. Am 12. 6. 1559 wurde er dort zum Bischof ge­ wählt. Der ihm unterlegene Gegenkandidat V. v. (—>) Fraunberg stieg dagegen später zum Bi­ schof von Regensburg auf. Nach der 1560 er­ folgten päpstlichen Konfirmation und der Be­ lehnung mit den Reichslehen konzentrierte S. sich darauf, die angegriffenen Finanzen des Hochstiftes zu sanieren. Obgleich 1563 durch den Brand eines Domturmes und die Zerstö­ rung der Glocken große Ausgaben erforder­ lich waren, konnte er 30 000 fl. Schulden til­ gen und zahlreiche Grundstücke erwerben. Am 18. 10. 1566 resignierte S. auf sein Bis­ tum, um in einem Haus in der Stadt Freising seinen Lebensabend zu verbringen. Er erlag jedoch kurz vor dem Auszug aus dem bi­ schöflichen Palast auf dem Domberg am 26. 2. 1567 im Bade einem Schlaganfall. Er wur­ de vor dem Justinusaltar in der Kathedrale beigesetzt. Literatur: C. Meichelbeck-A. Baumgärtner 195197. - A. Landersdorfer. - Ders., in: G. Schwaiger, Freising 100-114.

Literatur: N. Reininger 199-220. Egon Johannes Greipl

Sartoris, Johannes (OFM) (+ um 1466)

1459 Ep. tit. Bersabeensis 1459-1466 Weihbischof in Halberstadt Minorit; 1443 Mag. art. in Erfurt; von Bischof G. v. (—►) Hoym zum Weihbischof bestimmt; 14. 3. 1459 Titularbischof von Bersabee; Hoym, der in Gröningen residierte, übertrug S. alle Pontifikalhandlungen. Literatur: H. Boettcher 313-320. - E. Kleineidam I, 431. Josef Pilvousek

Egon Johannes Greipl

Sang (Sangius), Eucharius (1555-1620) 1597 Ep. tit. Augustopolitanus 1598-1620 Weihbischof in Würzburg * 1555 (errechnet) Mellrichstadt (Unterfran­ ken); Studium in Würzburg; 1575 Empfang der niederen Weihen; 1579-84 Studium in Rom als Alumne des Collegium Germanicum; Hofkaplan, geistlicher Rat und Hofprediger sowie Kanonikus an Stift Haug in Würzburg; 1587 Professor der Moraltheologie; 1591 Dr. theol.; Regens des Würzburger Klerikalsemi­ nars und dreimal Rektor der Universität; Vor­

Scarlichi (De Scarlichio, Scarlicchio, Scarliz, Scarlizchi, Skrlic), Rinaldo (um 1582-1640)

1621-1630 Bischof von Triest 1630-1640 Bischof von Laibach Rinaldo Scarlichi wurde um das Jahr 1582 als Sohn des Karel S. und der Magdalena de Sara zu Erlau (Eger, Ungarn) geboren. Nach Valvasor und Mainati stammte er aus einer dalma­ tinischen Adelsfamilie. Seit 1601 studierte er bei den Grazer Jesuiten (1608 Lie. phil., 1611 Bacc. theol.). Danach wurde er Propst von Mitterburg (Pazin) in Istrien und bald danach Studienpräfekt und Erzieher der späteren Kaiser Ferdinand II. und Ferdinand III. am

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Scarlichi - Schachner

Hof zu Graz. Nach dem Tode U. de (—>) Bertis (August 1620) nominierte Kaiser Ferdinand II. ihn zum Bischof von Triest. Die päpstliche Bestätigung folgte am 5. 7. 1621, die Konse­ kration durch den Laibacher Bischof Th. (—►) Chrön am 14. 8. 1622 im Dom zu Triest.

S. entfaltete in seinem Bistum eine rege Pa­ storaltätigkeit. Neben seinen eigenen visitier­ te er auch die auf innerösterreichischem Ge­ biet liegenden Pfarreien des Patriarchates Aquileja. Dies führte zu Auseinandersetzun­ gen mit dem Patriarchen und mit der Repu­ blik Venedig. Großes Aufsehen erregte S.s Verbot der slavischen (glagolitischen) Litur­ gie im Bistum Triest. 1626 rühmte er sich ge­ genüber dem Grazer Nuntius, er habe noch keinen glagolitischen Priester geweiht. Dar­ aufhin erhielt er ein scharfes Monitum von der Propagandakongregation.

Die katholische Erneuerung förderte S. vor al­ lem mit Hilfe der Jesuiten und Minoriten. Den Jesuiten schenkte er ein Grundstück im Ortsteil Ronko, wo sie bis heute ansässig sind. Den Minoriten ermöglichte er 1626 eine Niederlassung in Grljan. 1627 legte er den Grundstein zur Jesuitenkirche S. Maria Mag­ giore. 1628 veranstaltete er eine Diözesansyn­ ode, 1629 vermittelte er zwischen den Jesui­ ten und den Franziskanern im Streit um ein Grundstück bei S. Rocco, das er schließlich dem Domkapitel zuwies. Im Dom wurden 1630 die Gebeine des hl. Giusto erhoben. Seit 1630 war S. Statthalter der innerösterreichi­ schen Regierung in Graz. Nach dem Tod des Laibacher Bischofs Chrön nominierte Kaiser Ferdinand II. S. im Juni 1630 als Nachfolger. Die Translation erfolgte am 13. 11. 1630, die Inthronisation am 26. 8. 1631. S. führte sogleich eine gründliche Visi­ tation seines Sprengels durch, die er in einem ausführlichen Bericht beschrieb. Dieser bil­ det für die Kunstgeschichte eine unschätzba­ re Quelle. Es ist aber interessant, daß er darin nicht von jenen Schäden beim Klerus sprach, die er später, wohl um seinen Vorgänger Chrön zu diskreditieren, in seiner Relatio sta­ tus erwähnte. 1631 wurde S. Vorstand jener ständigen Reformkommission, die u. a. zu überprüfen hatte, ob die Familienmitglieder der slowenischen Protestanten, soweit sie die Rückkehr zur katholischen Kirche verweiger­ ten, tatsächlich das Land verließen. Während S. in Triest die glagolitische Liturgie zurückgedrängt hatte, unterstützte er in Lai­ bach die Volkssprache in der Verkündigung und Sakramentenspendung. So verfaßte er auch sein 1631 veröffentlichtes erstes Hirten­

schreiben, in dem er seine pastoralen Ideen beschrieb, in lateinischer und slowenischer Sprache. Das Laibacher Missale und das slo­ wenische Lektionar glich er den römischen Normen an. Auch in Laibach förderte S. die Jesuiten und vor allem die Franziskaner. Aus Bosnien geflüchtete Franziskaner siedelte er bei dem berühmten Marienheiligtum in Nazarje an. Aus den Reihen der Franziskaner er­ wählte er 1637 auch seinen Weihbischof M. (—> Bd. 1648-1803) Chumer von Chumberg. Auf künstlerischem Gebiet förderte S. den Ba­ rock. Eine von ihm in Laibach geplante Drukkerei kam nicht zustande.

Als S. in Laibach inthronisiert wurde, litt er bereits unter schweren gesundheitlichen Stö­ rungen, so daß er zur Feier getragen werden mußte. Seit spätestens 1636 war er gelähmt. Während seiner Krankheit wurde er bei sei­ ner Amtsführung vor allem von seinem Bru­ der Georg, Domherrn in Laibach, und von Weihbischof Chumer unterstützt. S. starb am 7. 12. 1640. Er wurde im Dom zu Laibach bei­ gesetzt. Literatur: J. W. Valvasor II, 672f. - M. Premrou, Vescovi triestini III, 5f. - E Kidric-M. Miklavcic, in: SBL 3 (1960/71) 211. - M. Sah, in: PSBL 13 (1987) 309f. - A. Lavric, Ljubljanska skofija v vizitacijah Rinalda Scarlichija 1631-1632 [Das Bistum Laibach in der Visitation Rinaldo Scarlichis] (Ljubljana 1990). France

M. Dolin ar

Schach, Mathias (OCart) (t 1515) 1495 Ep. tit. Salonensis 1495-1515 Weihbischof in Freising

Kartäuser; Prior des 1484 gegründeten Kar­ täuserklosters Prüll bei Regensburg; 19. 11. 1495 Titularbischof von Salona und Weihbi­ schof in Freising; konsekriert durch Bischof (—►) Ruprecht von Regensburg; 1507 Mitkonsekrator von Bischof (—>) Philipp von Frei­ sing; + 5. 11. 1515; □ wohl Kloster Prüll. Literatur: C. Meichelbeck-A. Baumgärtner 587. - E Jänner III, 552. -B. M. Hoppe. Egon Johannes Greipl

Schachner, Christoph (1447-1500) 1490-1500 Bischof von Passau Christoph Schachner wurde im Jahr 1447 bei Ried im Innkreis geboren. 1465/66 immatri­

Schachner kulierte er sich an der Universität Wien, 1468/69 besuchte er die Universität Bologna, wo er 1469 Prokurator der deutschen Nation war. Sein Studium schloß er mit dem Grad ei­ nes Dr. decr. ab. Obwohl Kleriker des Bistums Passau, unterhielt S. früh enge Beziehungen zum Erzbischof von Salzburg. 1464 war er Domherr in Brixen. Diese Pfründe hat er wahrscheinlich durch Vermittlung des Salz­ burger Erzbischofs B. v. (—►) Weißpriach er­ halten, dessen Familiar er war. Durch ihn fand er wohl auch Zugang zu jenen römi­ schen Kreisen, die später seine Karriere maß­ geblich beeinflußten. Bald vereinigte er meh­ rere ertragreiche Pfründen in seiner Hand: 1468 wurde er Pfarrer von Altmühldorf, 1471 von Seekirchen, einer der einträglichsten Pfarreien der Kirchenprovinz Salzburg, und 1484 Propst von Maria Saal. S. verbrachte vor seiner Wahl zum Bischof von Passau elf Jahre in Rom, wo er ein Haus besaß. Er war dort tä­ tig als kirchlicher Agent, Prokurator altbayeri­ scher Bistümer und Domkapitel sowie der Herzöge von Bayern-Landshut, ferner als Ge­ sandter des Erzherzogs Sigmund von Tirol. Schließlich bekleidete er an der Kurie das Amt eines Apostolischen Protonotars.

Wann S. die niederen Weihen erhielt, ist un­ bekannt; jedenfalls wurde ihm 1471 gestattet, sich von einem beliebigen Bischof die höhe­ ren Weihen erteilen zu lassen. In nähere Ver­ bindung zum Bischof von Passau trat er im Juli 1477, als er als Orator U. v. (^) Nußdorfs in Rom weilte. 1478 erfolgte seine Ernennung zum Domherrn von Passau. Im Kampf um das Bistum Passau nach dem Tode Nußdorfs un­ terstützte S. an der Kurie F. (—>) Mauerkircher, den Kandidaten des Domkapitels und des Herzogs von Bayern-Landshut. Das Dom­ kapitel wählte S. Anfang 1485 zu seinem De­ kan. S. mußte sich jedoch gegen einen von Kaiser Friedrich III. vorgeschlagenen Gegen­ kandidaten, den späteren Bischof W. (—>) Fröschl, durchsetzen. Die Angelegenheit lö­ ste sich schließlich dadurch, daß S. nach dem Tod F.s v. (—>) Öttingen am 11. 3. 1490 ein­ stimmig zum Bischof gewählt wurde. Trotz der Eile, mit der diese Wahl aus der Sorge um ein abermaliges Eingreifen Österreichs bzw. Bayerns vorgenommen wurde, wurde S. auf die unter den vorhergehenden Bischöfen au­ ßer Geltung gewesene Kapitulation von 1451 verpflichtet. Er akzeptierte die Forderungen des Kapitels, das damit seinen Einfluß auf die Geschicke von Bistum und Hochstift zurück­ erlangte. Nachfolger S.s als Domdekan wurde Fröschl. Einen Monat nach der Wahl erbat der Salzburger Erzbischof F. v. (—*) Schaun­ berg die römische Konfirmation für S. Er be­

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fürwortete sie, weil S. die schwankende Posi­ tion des Bistums Passau stärke. Die Bestäti­ gung erfolgte am 26. 6. 1490.

Die zehn Regierungs jähre S.s gehören zu den friedlichsten und erfreulichsten in der Ge­ schichte des Bistums im 15. Jh. Nüchtern und gewissenhaft waltete S. seines Amtes. Durch Sparsamkeit und kluges Wirtschaften gelang es ihm, die unter seinen Vorgängern ange­ wachsene Verschuldung des Hochstiftes zu reduzieren. Trotzdem standen ihm noch Mit­ tel zur Verfügung, um die verfallene romani­ sche Residenzkirche 1491 durch die neue Hofkapelle im spätgotischen Stil zu ersetzen. Besondere Aufmerksamkeit widmete S. dem seit vielen Jahrzehnten in Gang befindlichen Umbau der Domkirche. Der Platz vor dem heute noch erhaltenen gotischen Ostchor wurde unter ihm geräumiger gestaltet. Er ließ die Kram- und Metzgerbuden abbrechen, um dem Chor Wirkung zu verschaffen. Damit schuf er die Voraussetzungen für die Anlage des heutigen Residenzplatzes. 1490 stiftete S. an der St. Salvatorkirche, die an der Stelle der ehemaligen Synagoge errichtet wurde, ein Kollegiatstift. Auch außerhalb seiner Resi­ denzstadt zeigte sich sein Baueifer. Er stellte baufällige Kirchen und hochstiftische Schlös­ ser wieder her. Ein Anliegen war es ihm, die während der Streitigkeiten um den Passauer Bischofsstuhl verpfändeten Güter des Hoch­ stifts einzulösen. Er gewann ferner abhanden gekommene bischöfliche Mensalgüter zu­ rück. Mit dem Administrator des Bistums Wien, J. (—») Vitez, schloß S. einen Vertrag über den Verbleib des Passauer Offizials für das Land unter der Enns in der Stadt Wien.

In den Jahren 1497, 1498 und 1499 berief S. erstmals seit 1256 wieder Landtage nach Pas­ sau ein. Dabei ging es insbesondere um die Bewilligung der von Kaiser Maximilian I. ge­ forderten Türkensteuer. Obwohl S. bei seinen Untertanen beliebt war, kam es doch zu Aus­ einandersetzungen mit dem Magistrat der Stadt Passau, als die Bürger aufgrund einer neuen Stadtkammer-Ordnung dem Bischof das „Umgeld“, nämlich die Steuer für Wein, Bier etc., verweigerten und die Entfernung der bischöflichen Anwälte aus dem Stadtrat sowie Befreiung von der bischöflichen Maut verlangten. Der Streit wurde von König Maxi­ milian 1496 durch den „Maximilianischen Spruchbrief“ zugunsten des Bischofs ent­ schieden. Als Oberhirte seiner ausgedehnten Diözese führten S. zahlreiche Visitationen und Konsekrationen zusammen mit dem Weihbischof auch in das Gebiet Österreichs. S. interssierte sich besonders für die Reform

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Schachner - Schaumberg

des Klerus und der Seelsorge. Besonderes Verdienst erwarb er sich dadurch, daß er die junge Kunst der Buchdruckerei in den Dienst der Liturgiereform stellte. Dadurch konnte der Mangel an Meßbüchern beseitigt werden. In den Passauer Offizinen des Johann Petri ließ S. 1491 das erste Missale Passaviense drucken. Es ist das einzige Missale, das in Passau gedruckt wurde. S. starb am 3. oder 4. 1. 1500. Er wurde in der von ihm errichteten Hofkapelle der Residenz beigesetzt. 1910 überführte man seine Gebeine aus der 1803 profanierten Hofkapelle in die Bischofsgruft. Literatur: J. N. Buchinger 200-210. - K. Schrödl 310-312. - K. Eder I, 328. - E. Tomek, Kirchenge­ schichte 148. - J. Oswald, Das Missale Passaviense, in: Passauer Studien. FS Simon Konrad (Passau 1953) 75-101. - Ders., Fürstbischof Christoph Schachner von Passau (1490-1500). Seine Exhumie­ rung im Jahre 1909, in: OG 12 (1970) 301-309. - E Zaisberger, Schachner 105-128. - A. Leidl, Bischö­ fe 33f. August Leidl

Schallermann, Johannes (+ 1465)

1433-1453 Bischof von Gurk Johannes Schallermann wurde in Soest (Westf.) als Sohn eines Bürgers geboren. Er war Kleriker der Erzdiözese Köln und stu­ dierte zumindest vorübergehend in Heidel­ berg (1401). 1411 wirkte er als Dr. decr. an der Universität Wien, wo er 1411, 1416 und 1424 Dekan der Juristischen Fakultät war. Als ge­ lehrter Jurist wurde er von Herzog Albrecht V, Herzog Friedrich IV. und König Sigismund mit zahlreichen diplomatischen Missionen betraut. 1431/32 wirkte er als „causarum au­ ditor“ in Rom; zugleich wurde er Domherr, dann Scholasticus und schließlich Dom­ propst in Brixen.

Papst Eugen IV ernannte S. am 28. 1. 1433 völlig überraschend gegen den Salzburger Kandidaten H. Gnas und den landesfürstli­ chen Kandidaten L. v. Lichtenberg zum Bi­ schof von Gurk. Am 31. 3. 1435 wurde er als solcher vom Basler Konzil anerkannt und am 22. 5. 1435 von Erzbischof Valaressius von Kreta in Basel konsekriert. Nach Beilegung des Gurker Bischofsstreites Lichtenberger wurde wieder Bischof von La­ vant, Gnas mit einer Pension aus der Gurker Mensa abgefunden -, war S. seit Ende 1436 auch de facto regierender Bischof. Er wurde als Vertrauter der Habsburger und als Grund­ herr in der Untersteiermark in die Cillier Feh­

de hineingezogen, wodurch dem Bistum wirt­ schaftlich großer Schaden entstand.

In der Diözese war seine Regierungszeit zu­ nächst von Streitigkeiten mit dem Domkapi­ tel überschattet, die 1452 vertraglich beige­ legt wurden. Dabei konnte S. seine geistliche Jurisdiktionsvollmacht wahren. Bischöfliche Handlungen S.s sind auch im Auftrag des Salzburger Erzbischofs in dessen Amtsgebiet überliefert. Im Herbst 1453 resignierte S. auf sein Bistum, doch erhielt er das päpstliche Privileg, in einigen Orten auf Lebenszeit Pontifikaloffizien verrichten zu dürfen. S. ver­ brachte seine letzten Lebensjahre zum Teil auf der bischöflichen Burg Straßburg im Gurktal, zum Teil in der Pfarrei Meiselding. Er starb im Jahre 1465. In seiner Residenzstadt Straßburg hatte S. die St. Nikolaus-Pfarrkirche mit einer Rosabellakapelle und einer Bischofsgruft errichten las­ sen. Hier wurde er beigesetzt. In der Kirche befindet sich der Doppelgrabstein für S. und seinen Nachfolger U. (—►) Sonnenberger. Literatur: E. Weinzierl-Fischer, Der Gurker Bis­ tumsstreit 1432-1436 im Lichte neuer Quellen, in: MÖSA 3 (1950) 306-337. - A. A. Strnad, Sonnen­ berger. - J. Obersteiner 211-232. - H. Dopsch, Friedrich III., das Wiener Konkordat und die Salz­ burger Hoheitsrechte über Gurk, in: MÖSA 34 (1981) 45-88. - J. Obersteiner, in: Carinthia I, 174 (1984) 261; I, 178 (1988) 88. - Ch. Schuchard 56. Christine Tropper

Schaumberg, Georg von (+ 1475) 1459-1475 Bischof von Bamberg Georg von Schaumberg wurde als Sohn des Heinrich v. S. und der Sophie von Giech ge­ boren. Die väterliche Familie stand ursprüng­ lich im Dienst der Grafen von Andechs-Meranien und des Reiches, später als Reichsritter im Dienst der Würzburger und Bamberger Kirche. Seit 1407 war S. Domherr, seit 1448 Dompropst in Bamberg. Unter Bischof A. v. (—*) Rotenhan schlichtete er den „Immunitä­ tenstreit“ mit den Bamberger Bürgern. Am 18. 5. 1459 wurde er zum Bischof von Bamberg gewählt. Die Wahlkapitulation vom gleichen Tage räumte dem Domkapitel weiterhin er­ hebliche Mitsprache in rechtlichen, finanziel­ len und außenpolitischen Angelegenheiten ein. Papst Pius II. bestätigte die Wahl am 13. 7. 1459. Die Bischofsweihe fand im März 1460 in Bamberg statt. Nachdem S. die Rega­ lien empfangen hatte, leistete er am 22. 4. den kaiserlichen Lehenseid.

Schaumberg S.s Regierung war von Anfang an durch krie­ gerische Konflikte mit den Nachbarterritorien und durch eine ausgreifende Bündnispolitik gekennzeichnet. 1464 kam es zu einem Aus­ gleich mit dem Markgrafen Albrecht Achilles, 1469 wurden die Differenzen mit dem Bi­ schof von Würzburg beigelegt. Das innerkirchliche Reformwerk seines Vorgängers Ro­ tenhan setzte S. fort. Mit päpstlichen Voll­ machten ausgestattet, ging er gegen Mißstän­ de bei den Bettelorden und in den Frauenklöstern vor. Zur Unterstützung der Reform holte er bewährte Kräfte von aus­ wärts, vor allem aus der Straßburger Obser­ vantenprovinz und aus der Bursfelder Kon­ gregation. Sein größter Erfolg war die Einfüh­ rung der Bursfelder Statuten im Kloster Mi­ cheisberg. 1461 schärfte er die Synodalstatu­ ten seines Vorgängers ein. 1462 gab er dem Bamberger Dekanatsgericht eine reformierte Verfassung. Neue Pfarreien errichtete S. in Ebermannstadt (1469) und Rehau (1470). Er baute mehrere bischöfliche Burgen aus und erteilte Städten und Märkten Privilegien. Der judenfeindliche Zug der Zeit äußerte sich im Abbruch der Bamberger Synagoge. Besonders scheint sich S. für den eben erst entwickelten Buchdruck interessiert zu haben. Schon vor 1460 ging in Bamberg die zweite lateinische Bibel in Druck. Der bischöfliche Sekretär Al­ brecht Pfister war 1461-64 der erste Bamber­ ger Buchdrucker. S. starb am 4. 2. 1475 in sei­ ner Bischofsstadt. Er wurde im Peterschor des Domes begraben. An ihn erinnert ein aus der Vischerschen Gießhütte zu Nürnberg stammendes Bronzedenkmal mit der Ganzfi­ gur des Verstorbenen. Literatur: J. Looshorn IV, 300-336. - G. Weigel. - E. v. Guttenberg 261-267. - J. Kist, Bamberg 64f. - H. Lassmann.

Egon Johannes Greipl

Schaumberg, Martin von (1523-1590) 1560-1590 Bischof von Eichstätt Martin von Schaumberg wurde in der ersten Hälfte des Jahres 1523 in Nassenfels südlich von Eichstätt als Sproß des fränkischen Adelsgeschlechtes der S. geboren, das Dom­ herren zu Augsburg, Bamberg, Würzburg so­ wie Eichstätt gestellt hatte und 1580 das Amt des Erbkämmerers im Bistum Eichstätt er­ hielt. Sein Vater Kaspar war bischöflicher Pfleger in Nassenfels. Die Mutter Margarethe entstammte dem oberfränkischen Geschlecht der Waidenfels. Seine akademische Ausbil­ dung absolvierte S. an den Universitäten In­ golstadt (Imm. 1533), Wien (Imm. 1539) und

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Bologna (Imm. 1544), ohne einen akademi­ schen Grad zu erwerben. S. erhielt eine erste Domherrnstelle zu Eichstätt im Alter von acht Jahren; weitere folgten zu Augsburg 1539, Bamberg 1549 und Würzburg 1550. In Eich­ stätt wurde er 1546 Vollmitglied und 1559 Domdekan. Mehrfach wurde er zu kleineren diplomatischen Missionen herangezogen, nachdem er bereits 1549/50 den Augsburger Kardinal O. (—>) Truchseß von Waldburg nach Rom zur Papstwahl begleitet hatte.

Nach dem Tod des Eichstätter Bischofs E. v. (—0 Hirnheim wählte das Domkapitel S. am 17. 7. 1560 zum Nachfolger. Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 4. 9. 1560. Sein lan­ ger Episkopat ist vor allem von breiten Re­ formbestrebungen gekennzeichnet, die auf die Stärkung der alten Kirche ausgerichtet waren. Dabei bemühte sich S., von fähigen Weihbischöfen und Generalvikaren unter­ stützt, um einen eigenen Weg, um schneller und ohne Rücksichtnahme auf andere han­ deln zu können. Als einer der wenigen deut­ schen Bischöfe war er auf der dritten Ta­ gungsperiode des Konzils von Trient von Juli 1562 bis Oktober 1563 durch seinen Weihbi­ schof L. (—►) Haller vertreten, der sich mehr­ fach in die Debatten einschaltete. Die Umset­ zung der Tridentiner Reformdekrete wurde das Grundanliegen der Amtsführung von S. Dessen Verwirklichung gelang freilich höch­ stens stückweise. Seine bemerkenswerteste Leistung wurde die 1564 gegen den Wider­ stand der auch in anderen Fragen oftmals die Entwicklung hemmenden Domherren nach römischen Vorbildern durchgeführte Grün­ dung des Collegium Willibaldinum, des er­ sten Tridentinischen Seminars im Reich. Al­ lein mit Hilfe dieser Einrichtung glaubte er des immer bedrohlicheren Priestermangels Herr zu werden. Hier wurde in enger Verbin­ dung von Theorie und Praxis ein neuer Typus von Pfarrseelsorgern herangezogen. Doch sollte das Collegium auch für externe Besu­ cher geöffnet werden. Besondere Schwierig­ keiten bereitete die Finanzierung, an der sich S. mit einem persönlichen Beitrag beteiligte. Ein Vertrag stellte 1565 den Studiengang am Collegium dem Ausbildungsgang an der arti­ stischen Fakultät der Universität Ingolstadt gleich. S. erwog sogar die Transferierung in die Nähe dieser Hohen Schule, um der Ab­ wanderung von Professoren und Studenten entgegenzuwirken. In seiner Frühzeit leistete das Collegium Willibaldinum einen wichti­ gen Beitrag zur Linderung des Priestermangels. Mit dem nach und nach wieder stärkeren Kle­ rus arbeitete S. an der Hebung des religiösen

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Schaumberg

Zustandes. 1581 führte er in der Bischofstadt die allgemeine Katechese ein. Die vom Konzil geforderten Synoden und Diözesanvisitatio­ nen konnte er jedoch nicht realisieren. Er be­ ließ es bei häufigen Kapitelskongressen in den einzelnen Dekanaten und bei einer Teil­ visitation (1565). Sie ergab einen nach den schweren Einbrüchen der Reformation ins­ gesamt wenig zufriedenstellenden Zustand selbst im Hochstift und den bayerischen Di­ özesanteilen. Doch beschränkte S. seine Re­ formen keineswegs auf den Weltklerus, son­ dern er bezog auch die monastischen Einrich­ tungen ein. Den Laienkelch verbot er noch nach der Freigabe durch Papst Pius IV. 1564 in seiner Diözese.

politik und den Erlaß von Ordnungen, z. B. für das Fischereiwesen (1569), das Gerichts­ wesen (1564), das Zivilrecht (1579) und das Polizeiwesen (1590), voran. Den Ausbau sei­ ner Residenzstadt förderte er durch Baumaß­ nahmen, vor allem an der Willibaldsburg (Schaumbergtrakt). 1583 wurde der Gregoria­ nische Kalender eingeführt. Am Abschluß des Konkordates von 1583 zwischen dem Herzog von Bayern und dem bayerischen Epi­ skopat hatte er maßgeblichen Anteil, auch wenn er es schließlich nicht unterschrieb, weil es nicht in jeder Hinsicht seinen Vorstel­ lungen entsprach. In der Reichspolitik wurde S. angesichts der vielfältigen und schwerwiegenden Probleme seines Bistums nicht besonders aktiv. Trotz des Besuchs mehrerer Reichstage (1566, 1576, 1582) blieb er den reichsständischen Bündnissen der Zeit fern. Durch verschie­ dene karitative Stiftungen legte er die Grund­ lagen für die Armenfürsorge in Eichstätt. S. leitet über vom Typus des Humanistenbi­ schofs zum neuen tridentinischen Ideal des Seelsorgebischofs. An fürstlicher Repräsenta­ tion und an der Kultur der Renaissance lag ihm weniger als an der Wahrnehmung seiner religiösen Aufgaben. Während seines Episko­ pats brachte er die Tridentiner Reform in sei­ nem Bistum in Gang. S. war einer der bedeu­ tendsten Eichstätter Bischöfe überhaupt. Er starb am 28. 6. 1590 und wurde im Dom zu Eichstätt vor dem Michaelsaltar beigesetzt.

S. bemühte sich weiterhin um den Ausbau seiner landesherrlichen Herrschaft. Dabei gingen die Ausweitung der Staatlichkeit und die Konfessionspolitik Hand in Hand. So kaufte er planvoll Dörfer und Rechtstitel auf, um die noch verbliebenen fremden Herr­ schaftsträger aus dem Hochstift abzudrängen. Seine besondere Fürsorge galt dem Ausbau der Grenzen durch vertragliche Regelungen mit den Nachbarn. Zu den umliegenden Ter­ ritorien suchte er auskömmliche Beziehun­ gen, auch wenn sie sich zum Luthertum be­ kannten.

Im Innern seines Hochstifts trieb S. die Herr­ schaftsbildung durch eine sorgsame Finanz­

Literatur: L. Eiszepf, Leychenpredig bey der christli­ chen Begräbnus weiland des Hochwirdigen Fürsten Martin von Schaumberg zu Eystett (Ingolstadt 1590). - R. Turner, Oratio et epistola de vita et morte ... Martini a Schaumberg (Ingolstadt 1590). P. Stevart, Oratio funebris ... Martini a Schaumberg (Ingolstadt 1590). - J. Sax II, 453-471. - 400 Jahre Collegium Willibaldinum Eichstätt, hg. v. den Pro­ fessoren der Bischöflichen Philosophisch-Theologi­ schen Hochschule Eichstätt (Eichstätt 1964). - E. Reiter (Lit.). - G. May 276f. - E. Reiter, in: NDB 16 (1990) 275f. - H. A. Braun 434-436, Nr. 224. - W. Brandmüller 264-271. Alois Schmid

Schaumberg, Peter von (1388-1469)

1422-1424 Generalvikar des Bischofs von Bamberg 1424-1469 Bischof von Augsburg 1439 Kardinal Peter von Schaumberg wurde am 22. 2. 1388 wahrscheinlich zu Mitwitz in Franken als

Schaumberg Sohn Georgs IV. v. S. und seiner Ehefrau, ver­ mutlich Elisabeth von Schweinshaupten, ge­ boren. Zwei seiner Brüder, Georg und Otto, standen später im Dienst des Hochstifts Augs­ burg, bzw. gehörten dem Domkapitel an. S. er­ hielt die erste Ausbildung an der Domschule in Würzburg. 1408 erlangte er die Anwart­ schaft auf ein Kanonikat am Bamberger Dom. 1409 studierte er in Heidelberg, 1419 wurde er Domherr in Bamberg und Würzburg. Ab 1419 studierte er Rechtswissenschaften in Bo­ logna. Danach hielt er sich in Rom auf, wo er zum päpstlichen Kammerherrn ernannt wur­ de. S. war päpstlicher Kubikular und Famili­ ar (1418) sowie Ehrenschildträger Martins V. 1420 wurde er Richter, 1422 Generalvikar und 1423 Archidiakon in Bamberg. Vermut­ lich hat er in dieser Zeit die Priesterweihe empfangen.

Nachdem in Augsburg das Schisma von 1413-23 durch den Verzicht des Bischofs Friedrich von Grafeneck 1420 und die er­ zwungene Abdankung des Bischofs Anselm von Nenningen 1423 beendet worden war, konnte sich das Domkapitel nicht auf einen Kandidaten einigen. Deshalb verlieh Papst Martin V. das Bistum Augsburg am 28. 2. 1424 an S., der damals in Rom weilte. S. kam Anfang Mai 1424 nach Augsburg und wurde am 21. 8. in den hochstiftischen Besitz einge­ wiesen. Ort und Zeit der Bischofsweihe sind unbekannt, wahrscheinlich erfolgte sie 1426 oder 1427. Zielbewußt leitete S. von Beginn seiner bi­ schöflichen Tätigkeit an Bistum und Hoch­ stift. Zwischen 1435 und 1437 sowie 1452 be­ rief er Diözesansynoden nach Augsburg ein, deren Statuten Disziplinarverordnungen für den Klerus enthielten. Zurückhaltung zeigte er gegenüber gewissen Wundererscheinun­ gen, so z. B. der Benninger Bluthostie, und ei­ ner Vielzahl von Bruderschaften, die die pfarrlichen Rechte beeinträchtigten. Freigebig erwies er sich dagegen in der Gewährung von Ablässen zum Bau von Pfarr- und Klosterkir­ chen, deren Konsekration er meist den Weih­ bischöfen übertrug. Persönlich weihte er da­ gegen 1431 den neuen Ostchor des Augsbur­ ger Domes und 1443 die Kirche St. Martin in Kaufbeuren. Nicht zuletzt galt sein Augen­ merk der Reform der Männer- und Frauenklö­ ster und der Stifte, deren Disziplin unter dem Schisma stark gelitten hatte. Persönlich be­ mühte er sich z. B. um die Benediktiner in Donauwörth, St. Ulrich und Afra in Augs­ burg, Irsee, Ottobeuren und Füssen. 1439 be­ stätigte er die Gründung eines Kollegiatstifts in Andechs und 1458 dessen Umwandlung in

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ein Benediktinerkloster, 1460 vollzog er in päpstlichem Auftrag die Umgestaltung der Benediktinerabtei Ellwangen in ein adeliges Chorherrenstift. Desgleichen bemühte er sich um das Prämonstratenserstift Ursberg und die Chorherrenstifte Polling und Dießen, deren wirtschaftliche Lage er durch Inkorporatio­ nen aufzubessern suchte. Ein fast ungetrübtes Verhältnis unterhielt S. zum Domkapitel. Er setzte sich wiederholt für dessen Wünsche bei der Kurie ein, u. a. für die Wiedererlan­ gung des Bischofswahlrechts. Umgekehrt half das Kapitel dem Bischof aus finanziellen Notlagen. Auch hinsichtlich der Hochstifts­ verwaltung bestanden kaum Differenzen. 1424/25 ließ er ein Lehensbuch anlegen, das Auskunft über den hochstiftischen Lehensbe­ sitz und die Lehensträger gab. In den 30er Jahren ordnete er den Bau einer neuen Straße von Buchloe nach Füssen an, die den Verkehr von Augsburg nach Italien durch hochstifti­ sches Gebiet leitete. Marktrechtsverleihungen an Rettenberg 1425, Sonthofen 1431 und Marktoberdorf 1453 sollten den Wohlstand dieser hochstiftischen Gemeinden heben. Über Jahrzehnte hinweg spannungsgeladen blieb dagegen das Verhältnis S.s zur Reichs­ stadt Augsburg. Ging es zunächst um die Be­ gleichung von Altlasten aus der Zeit des Schismas, so kam es seit 1429 zum Streit um die Straßvogtei südlich von Augsburg, die seit Mitte des 14. Jh.s im Pfandbesitz des Hochstifts war und die Augsburg auslösen wollte. Auch beklagte S. zahlreiche Übergrif­ fe der Stadt auf kirchliche Privilegien und Rechte. Durch einen Schiedsspruch von 1456, der einen Kompromiß darstellte, wurde der Friede hergestellt. Nicht ohne Bedeutung war S.s Einfluß in der Reichspolitik. In großer Treue diente er den Kaisern Sigismund I., Albrecht II. und Fried­ rich III. 1427 zog er im Verbund des Reichs­ heeres mit 100 Reitern gegen die Hussiten nach Böhmen. 1427/29 versuchte er vergeb­ lich, zwischen Appenzell und St. Gallen zu vermitteln. 1431 sandte ihn König Sigismund nach Frankreich, um eine Aussöhnung zwi­ schen Heinrich VI. von England, Herzog Phil­ ipp von Burgund und Karl VII. von Frank­ reich herbeizuführen, doch blieb diese Missi­ on ohne Ergebnis.

Ab Mai 1432 nahm S. an dem 1431 eröffneten Konzil von Basel zunächst als Bischof von Augsburg, später als Vertreter Kaiser Sigis­ munds teil. Uber vier Monate lang bekleidete er das Amt des Schatzmeisters, gehörte zeit­ weise dem obersten Gericht des Konzils an und wurde mit zwei weiteren Bischöfen als

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Schaumberg

Konzilsgesandter zu neuen Friedensgesprä­ chen zwischen den Königen von Frankreich und England und dem Herzog von Burgund nach Auxerre entsandt. 1434 begab er sich als Abgesandter der Kirchenversammlung mit sieben Bischöfen und Theologen nach Prag, um die Verhandlungen mit den Hussiten vor­ anzutreiben und die Grundlage für die Prager Kompaktaten von 1433 zu schaffen. 1434 war S., inzwischen kaiserlicher Rat, u. a. in Re­ gensburg und Brünn wegen der Anerkennung Sigismunds als König von Böhmen tätig. Als Gesandter vertrat S. ab 1436 die Belange des Kaisers in Basel, wo ein Bruch zwischen dem Konzil und Papst Eugen IV. drohte. Den An­ laß bildete die Frage des Tagungsortes für die Unionsgespräche mit den Griechen. Die Lage verschärfte sich nach der durch Eugen ange­ ordneten Verlegung des Konzils nach Ferrara, da ein Teil der Konzilsväter dem nicht Folge leistete und Eugen IV. für amtsenthoben er­ klärte. S. blieb auf dessen Seite, doch endete seine Tätigkeit durch den überraschenden Tod Sigismunds im Dezember 1437; er ver­ ließ Basel. König Albrecht II., der wie das Kurfürstenkollegium im Streit zwischen Kon­ zil und Papst Neutralität bewahren wollte, unternahm nun Vermittlungsversuche, an de­ nen auch S. beteiligt war, doch führten sie zu keinem Erfolg. Die Basler Konzilsväter erklär­ ten vielmehr Eugen IV. als abgesetzt und wählten den Herzog von Savoyen zum Gegen­ papst. Er nahm den Namen Felix V. an. Eugen begab sich dagegen nach Florenz. Dort er­ nannte er am 19. 12. 1439 S., möglicherweise im Hinblick auf dessen kirchenpolitischen Einfluß im Reich, zum Kardinal und verlieh ihm die Titelkirche S. Vitale de Urbe. S. führte den Titel jedoch erst ab 1450. In die­ sem Jahr nahm er den Roten Hut aus der Hand Nikolaus’ V. in Rom entgegen. Diese späte Annahme mag ihren Grund darin ge­ habt haben, daß er als Kardinal und damit als Parteigänger des Papstes die von den deut­ schen Fürsten geübte Neutralität in der Aus­ einandersetzung zwischen Konzil und Eugen IV. gefährdet sah. Als Bischof und Reichsfürst aber konnte er damals mehr für die Kirche tun und das umso leichter, als er auch das Vertrauen Kaiser Friedrichs III. besaß. Diesen begleitete er auf der Krönungsfahrt über Augsburg, Nürnberg nach Frankfurt. Auf den Reichstagen zu Mainz und Frankfurt 1441 vertrat er ihn, desgleichen auf dem Frankfur­ ter September-Reichstag 1446, der sich dank des diplomatischen Geschicks des kaiserli­ chen Sekretärs und späteren Papstes Pius II., E. S. (—>) Piccolomini, und S.s für Eugen IV. aussprach und damit das Ende des Schismas herbeiführte. Auch auf dem März-Reichstag

1447 war S. als einer der Bevollmächtigten des Kaisers anwesend. Läßt sich auch keine direkte Mitwirkung S.s an der Aschaffenbur­ ger Punktation und beim Abschluß des Wie­ ner Konkordats nachweisen, so hat er doch durch seine ausgleichende Haltung die Vor­ aussetzungen für diesen Vertrag, der die Be­ ziehungen zwischen Kirche und Staat im Reich bis zur Säkularisation regelte, mitge­ schaffen. Auch noch in höherem Lebensalter galt S. als Mittler in politischen Streitigkei­ ten. Seinen Bemühungen ist es zu verdanken, daß der Bürgerkrieg zwischen Markgraf Al­ brecht Achilles und den Wittelsbachern 1462 durch einen Waffenstillstand unterbrochen und 1463 durch den Friedensschluß zu Prag beendet werden konnte. Maßgeblich beteiligt war er noch an einem dreijährigen Landfrie­ den, geschlossen 1465 in Ulm, dem sich die Herzöge von Tirol, München und Württem­ berg, die schwäbische Ritterschaft und alle schwäbischen Reichsstädte unterwarfen. Fast 80jährig erschien S. zum letzten Mal auf dem Reichstag 1467 in Nürnberg. Papst Paul II. hatte ihn dazu als besonderen Ehrenerweis mit der Würde eines Legatus a latere ausge­ stattet. Er zeichnete damit einen Bischof aus, der zu den besten im spätmittelalterlichen Deutschland und zu den größten unter den Augsburger Bischöfen zählt. Tief religiös, nahm S. gleichermaßen seine Aufgaben als geistlicher Hirte und als Reichsfürst ernst. Im Geist des Humanismus gebildet, beschäftigte er sich ein Leben lang mit den schönen Kün­ sten, aber auch mit theologischen Fragen. Von seiner Rednergabe zeugen noch erhalte­ ne Ansprachen. Sein herausragendster We­ senszug war die Gabe der Vermittlung, die er immer wieder in den Dienst von Kirche und Reich stellte. Im Frühjahr 1469 erkrankte S. an einem Nierenleiden, dem er am 12. 4. 1469 im Dillinger Schloß erlag. Sein Leichnam wurde nach Augsburg überführt und in der Kapelle der hll. Vitalis und Martin (heute Au­ gustinus-Kapelle) des Domes beigesetzt, wo eine steinerne Tumba mit Bildnisfigur an ihn erinnert. Literatur: V. Liedke, Das Grabmal für Kardinal Pe­ trus von Schaumberg im Augsburger Dom, in: JBVCKM 16 (1987) 56-61. - A. Uhl, Peter von Schaumberg, Kardinal und Bischof von Augsburg (Speyer 1940). - Ders., in: Lebensbilder Schwaben 3 (1954) 37-80. - E Zoepfl I, 380-452. - N. Hörberg, Die Bücherschenkung des Augsburger Kardinals Pe­ ter von Schaumberg an das Kloster St. Mang zu Füs­ sen (1460), in: H. Mordek 497-521. - A. Schmid. Ch. Schuchard 56-58, 74. - KDB Augsburg, Reg. Peter Rummel

Schaunberg

Schaunberg, Friedrich Graf von (1439-1494) 1490-1494 Erzbischof von Salzburg

Friedrich von Schaunberg wurde am 13. 6. 1439 als zweiter Sohn des Grafen Bernhard v. S. und der Agnes von Wallsee geboren. Tauf­ pate war der spätere Kaiser Friedrich III. Die S. waren das letzte edelfreie Geschlecht Österreichs. Es nannte sich nach der Burg S. bei Eferding in Oberösterreich. Die S. hatten um 1300 den Grafentitel angenommen, bis zum Ende des 14. Jh.s eine weitgehende Un­ abhängigkeit von den Habsburgern behauptet und in der Steiermark die Erbmarschallswür­ de erlangt. S. studierte ab 1459 an der Wiener Universität, war seit 1469 Domherr in Salz­ burg, wurde 1484 Stadtpfarrer und 1485 Propst von St. Andrä im Kärntner Lavanttal. Zur Zeit der Wahl S.s zum Erzbischof gab es in Salzburg außer ihm selbst nur noch einen wahlberechtigten Domherrn, und zwar Dom­ dekan Andreas Mautner von Katzenberg. Beim Tode Erzbischof J. (—>) Beckenschlägers waren nämlich jene Domherrn, die sich an der Wahl des „Gegenerzbischofs“ Christoph Ebran von Wildenberg beteiligt hatten und bei ihm in Mühldorf weilten, noch gebannt. S. wurde von Friedrich III. unterstützt, weil er diesem alle Städte und Herrschaften (Steyr, Enns, Kreuzenstein und die Einkünfte der Ämter Klosterneuburg und Korneuburg u. a.), die der Kaiser Beckenschläger verpfändet hatte, unentgeltlich zurückgeben wollte. Die Wahl wurde damit zur Farce. Die beiden Wähler übertrugen ihr Stimmrecht den Äbten von St. Peter und Michaelbeuern sowie dem Lizentiaten Leonhard Angerer. Nachdem der Domdekan aus Altersgründen verzichtet hatte, wählten die drei Kompromissare am 19. 12. 1489 S. Innozenz VIII. bestätigte ihn am 3. 3. 1490 und ließ am 11. 3. das Pallium übersenden. Am 30. 4. hielt S. seinen Einzug in die Residenzstadt und empfing am 2. 5. durch den Chiemseer Bischof G. (—>) Altdor­ fer die Bischofsweihe.

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gaben die Ungarn einige salzburgische Besit­ zungen in Kärnten (Friesach, Hüttenberg, Althofen) heraus; ungarische Truppen, die den Lungau seit 1480 besetzt hielten, zogen ab, und 1494 kamen die steiermärkischen Ge­ biete Deutschlandsberg, Leibnitz samt dem Vizedomamt sowie die Stadt St. Andrä im La­ vanttal an das Erzstift zurück.

Im Domkapitel kam es nach S.s Regierungs­ antritt bald wieder zu geordneten Verhältnis­ sen, da mit dem Tode des Gegenerzbischofs Christoph Ebran von Wildenberg am 16. 1. 1491 das letzte Schisma im Erzstift beendet wurde. Innozenz VIII. hatte nach der Exkom­ munikation Ebrans am 12. 12. 1488 dem Kar­ dinalbischof Jean Balue von Albano die Salz­ burger Dompropstei verliehen. Er stieß aber in Salzburg wegen der Mißachtung des domkapitelschen Wahlrechtes auf Ablehnung. Auf kaiserliches Drängen erreichte eine Salz­ burger Gesandtschaft unter Führung L.s v. (—>) Keutschach, daß der Kardinal gegen eine hohe Abfindung verzichtete. Daraufhin ver­ lieh der Papst Keutschach die Dompropstei. Eine Provinzialsynode von 1490 in Mühldorf, an der neben S. die Bischöfe von Freising, Chiemsee, Seckau und Vertreter anderer Bis­ tümer teilnahmen, sollte der Klerusreform dienen: 49 Artikel, durchweg aus früheren Synoden übernommen, sollten der Verweltli­ chung des Klerus entgegenwirken. Die Syn­ ode erließ Vorschriften zum Lebenswandel der Geistlichen, für die fremden und herum­ ziehenden Kleriker, vor allem zur Residenz­ pflicht der Seelsorgegeistlichen, ferner zum Sakramentenempfang, zum Verbot klandesti­ ner Trauungen u. a. m. Ihre Wirkung war ge­ ring, zumal S. selbst den Beschlüssen zuwi­ derhandelte. Nicht nur der Kaiser beurteilte ihn schlecht, sondern auch eine Reihe von Zeitgenossen äußerte sich abfällig über ihn. Er wurde nämlich von einer Mätresse be­ herrscht, die ihm einen Sohn gebar, der durch seine Verschwendung das Land belastete. Konkubine und Sohn wurden nach dem Tode von S. gefangengenommen. Danach zwang man beide zum Verlassen der Stadt.

Friedrich III. war S. nicht günstig gesonnen, verweigerte ihm die Regalien, urteilte über ihn öffentlich sehr abfällig und dachte ernst­ haft daran, den in mancher Hinsicht unwür­ digen S. zur Resignation zu zwingen und das Erzstift wieder einem ungarischen Parteigän­ ger zuzuwenden. Diese Pläne zerschlugen sich mit seinem Tod am 19. 8. 1493. S. hielt ihm am 7. 12. zu St. Stephan in Wien die To­ tenmesse. Erst König Maximilian belehnte S. am 29. 1. 1494 in Linz mit den Regalien.

S. starb am 4. 10. 1494. Er wurde in der Anna­ kapelle des alten Domes beigesetzt. Er war der einzige hochadelige, zugleich aber auch der schwächste Salzburger Erzbischof des Spätmittelalters. Die Quellen berichten über­ einstimmend, daß er roh und ungebildet ge­ wesen sei und es ihm an fürstlichen Um­ gangsformen und diplomatischem Geschick gänzlich gefehlt habe.

Die kurze Regierung S.s profitierte vom Tode des Ungarnkönigs Matthias Corvinus: 1490

Literatur: E Dalham 242-275. - A. v. Wretschko. J. Serlinger-G. Scheibner. - W. Fischer. - H. Wag-

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Schaunberg - Scheit

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ner-H. Klein. - O. Hageneder, Die Grafschaft Schaunberg, in: MOÖLA 5 (1957) 189-264. - S. Hai­ der, Die Herren und Grafen von Schaunberg und ihr Territorium, in: Die Schaunberger in Oberöster­ reich. AK Schloß Starhemberg-Stadtmuseum Efer­ ding (Linz 1978) 9-33. - H. Dopsch-H. Spatzeneg­ ger 1/1, 562-567. Franz Ortner

Schedemeker, Johann (OESA) (+ frühestens 1452) 1438 Ep. tit. Buduanensis 1438-1452 Weihbischof in Halberstadt, weihbischöfliche Handlungen in Brandenburg und Osnabrück

Augustiner und Prior in Quedlinburg; 1437 durch Bischof B. v. (—>) Warberg zum Weihbi­ schof in Halberstadt bestimmt; 27. 6. 1438 Ti­ tularbischof von Budua; verlieh 1442 einen Ablaß für die Kapelle des Michaelsteiner Klo­ sters in Halberstadt; nahm vermutlich auch Pontifikalhandlungen in den Diözesen Bran­ denburg und Osnabrück vor; letzte urkundli­ che Erwähnung 14. 3. 1452. Literatur: UB Halberstadt 219. - UB des Hochstifts Halberstadt und seiner Bischöfe IV, 1362-1425, hg. v. G. Schmidt (Leipzig 1889) 606. Josef Pilvousek

Scheit (Scheyt, Schit, Schyt), Matthias (um 1440-1512)

1481-1502, 1508-1512 Bischof von Seckau

Matthias Scheit wurde wohl um 1440 im süd­ westlichen Umland von Ulm geboren. Er war mit der in Westerstetten in der Ulmer Alb an­ sässigen adeligen Familie der Westerstetten verwandt. Nahe Verwandte waren die Brüder Walter und Augustin Scheit von Erbach, de­ ren Legitimierung er 1467 erreichte. S. wird erstmals 1456 als Bakkalaureus der Universität Paris genannt. Die grundlegende Bildung verdankt er wahrscheinlich der ange­ sehenen Ulmer Lateinschule. Studien an ei­ ner italienischen Universität sind angesichts seiner juristischen Bildung anzunehmen. Eine solche setzt schon seine Ernennung zum kaiserlichen Hofpfalzgrafen (1467) voraus. Als Pfarrer von Ensisheim im Elsaß immatri­ kulierte sich S. 1478 an der Universität Frei­ burg, an deren juristischer Fakultät bis 1479 nur Kirchenrecht gelehrt wurde. 1480 war er bereits Dr. decr. Die für Humanisten typi­

schen literarischen oder pädagogischen Inter­ essen findet man bei S. nicht, abgesehen von seiner Tätigkeit als Lehrer des berühmten Pa­ racelsus in seinem letzten Lebensjahrzehnt. Seine Bibliothek zeigt vorwiegend juristische Literatur, aber auch weitgespannte andere In­ teressen.

S. erscheint 1464 als Priester der Diözese Konstanz. Er erwarb zu verschiedenen Zeiten und von verschiedenen Kollatoren etwa ein Dutzend kirchlicher Pfründen. Durch Ge­ sandtschaften des Bischofs von Konstanz seit 1466 mit Friedrich III. in Verbindung, erhielt er in diesem Jahr vom Kaiser einen Kaplanatsbrief und ein Wappen. Er wurde 1467 Hofpfalzgraf (kleines Palatinat mit dem Recht der Notarsernennung und der Legitimierung), besaß also ausgezeichnete juristische Kennt­ nisse, vor allem im Notariatswesen. In der Folge führte er beim kaiserlichen Kammerge­ richt mehrere Prozesse, vorwiegend eigene Streitsachen, und war im Umfeld des Kaiser­ hofes tätig. Für seinen Aufstieg entscheidend wurde der Konstanzer Bistumsstreit von 1474-80, in dem S. gegen den vom Kapitel gewählten und vom Kaiser sowie den Eidgenossen gestützten O. v. (—>) Sonnenberg auf der Seite des von Sixtus IV. zum Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge bestellten und durch Erzherzog Sigmund von Österreich unterstützten L. v. (—►) Freiberg stand. Eine erfolgreiche Romrei­ se für den Freiberger (1475) brachte S. die Stellung eines Kaplans und Rates bei Erzher­ zog Sigmund. Im Zuge einer durch das Kon­ stanzer Schisma ausgebrochenen Fehde kam S. in achtmonatige Gefangenschaft, da seine Parteinahme als Treubruch gegenüber dem Kaiser gewertet wurde. Seit 1477 für Sig­ mund auf Gesandtschaften, erhielt er durch diesen die Pfarrei Ensisheim an der Ill (Di­ özese Basel, Posseß erst 1491 durch den Ver­ wandten Bernhard von Westerstetten) am Mittelpunkt des habsburgischen Gebietes im Elsaß, trat seit 1478 als österreichischer Rat und Gerichtsbeisitzer auf und erwarb in Frei­ burg ein Haus.

Eine anscheinend erfolglose Bemühung um die Kirche zu „Dechfenpich“ (wohl Taxen­ bach) in der Salzburger Diözese könnte das Bistum Seckau in seinen Blick gerückt haben, um das sich S. seit Sommer 1481 mit Unter­ stützung Erzherzog Sigmunds bemühte. Die Lage nach dem Tod des Bischofs Ch. v. (—>) Trautmannsdorf erleichterte die Erwerbung, stellte S. aber vor eine überaus schwierige Aufgabe. Seine Bestellung war offenbar gut vorbereitet. Am 10. 12. 1481 resignierte in

Scheit Rom der vom Erzbischof ernannte J. (—►) Serlinger in die Hände des Papstes, darauf pro vi­ dierte Sixtus IV. S. mit Seckau. Dieser emp­ fing in Rom die Bischofsweihe. Erzherzog Sigmund gewann den Kaiser und Erzbischof B. v. (—>) Rohr, der nach eigener Angabe S. „furderte“, für diese Ernennung. S. wurde al­ so nicht durch den Kaiser „durchgedrückt“, andererseits wurden auch die salzburgischen Rechte nicht völlig übergangen. Zudem er­ hielt der Erzbischof eine päpstliche Schadlos­ erklärung.

Infolge des Kriegs zwischen Friedrich III. und Matthias Corvinus war das Bistumsgut fast vollständig entfremdet. Für die Rückgabe ver­ langte der Kaiser jährlich 200 Pfund; Teile waren in der Hand des Ungarnkönigs. Die Burg Wasserberg eroberte S. selbst durch eine Belagerung. S. war schon 1483 kaiserlicher Rat. 1484 wurde er in den Kämpfen bei der Burg Eppenstein verwundet und von den Un­ garn gefangengenommen. Nach seiner Frei­ lassung erhielt er reiche kaiserliche Privile­ gien, nämlich das Recht zum Einzug heimge­ fallener Bistumslehen, zur Ernennung von Doktoren und Gerichtsfreiheiten sowie seine Bestellung zum kaiserlichen Kommissar für das Notariatswesen; sie wurden vermehrt 1486 anläßlich der Teilnahme an der Aache­ ner Krönung Maximilians I. durch die Immu­ nität vom Provinzialgericht der Steiermark, das Recht zur Überprüfung der öffentlichen Notare einschließlich der kaiserlichen Hof­ pfalzgrafen (ausgeübt auf einem Tag in Ulm 1486) und noch einmal 1487 durch die Verga­ be der Reichslehen in Italien und Frankreich, derentwegen S. 1488 eine weite Reise unter­ nahm. S. war 1489 kaiserlicher Gesandter an der Kurie und Generalkommissär für den Kreuzzugsablaß in der Salzburger Provinz und in den österreichischen Ländern. Nach dem Tod des Matthias Corvinus gehörte er 1490 der Gesandtschaft nach Ungarn wegen der Stephanskrone an. Bemühungen um höhere Würden blieben ohne Erfolg, so um das seit 1487 vakante Bis­ tum Gurk, das der Kaiser 1491 R. (—>) Perau­ di, seinem vorgesetzten Ablaßkommissar, ver­ lieh, ferner um die Administration des Erz­ stiftes Salzburg. Diesbezüglich meinte man 1498 in Salzburg, einige Chorherren wollten Erzbischof F. v. (—>) Schaunberg verdrängen und S. an seine Stelle setzen. Die Selbstbe­ zeichnung als Gubernator des Patriarchats Aquileja im Testament von 1511 könnte mit dem Venedigerkrieg Kaiser Maximilians Zu­ sammenhängen. In dieser Zeit hochfliegender Pläne wird 1503 jener Seckauerhof in Wien 46*

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erstmals erwähnt, den Bischof P. (—>) Percic 1557 wieder verkaufte. Er könnte von S. er­ worben worden sein. Da S. bei Maximilian weniger in Gunst stand als bei dessen Vater, war er stärker auf seine bischöfliche Tätigkeit verwiesen. Die päpstli­ chen Vollmachten zur freien Verleihung der Mensalpfarreien in der Salzburger Diözese von 1489 und 1496 führten zu Konflikten mit dem salzburgischen Archidiakon der Unteren Steiermark. Die Inkorporation der reichen erzbischöflichen Pfarrei Radkersburg in seine Bistumsmensa erreichte S. 1495 von Salz­ burg. Gegen das Domstift Seckau richteten sich jene Streitigkeiten, die schließlich zu S.s Resignation führten. Seit 1497 lief der Prozeß um die Gerichtsbarkeit des Dompropstes als archidiaconus natus. Eine Sonderform der Gründonnerstagskommunion (Reichung ei­ nes Kelches an das Kapitel, größere Hostien für Geistliche und prominente Laien) nahm S. zum Anlaß für einen Häresieprozeß gegen das Stift. In einem Äbteschisma in Admont von 1501 war S. päpstlicher Kommissar und nicht, wie zu erwarten, kaiserlicher. Der Pro­ zeß um die Gerichtsbarkeit endete 1506 mit der Verurteilung von S., der er sich nicht fügte und daher der Exkommunikation ver­ fiel, die er gleichfalls mißachtete. Aus den verlorenen Prozessen erwuchsen gewaltige Schulden gegenüber dem Domstift. Noch 1585 ist von ihnen die Rede, bezahlt wurden sie vermutlich nie.

Hinter der schließlich erfolgenden Resignati­ on von S. stand offenbar Maximilian L, der Ch. (—>) Zach als Nachfolger wünschte. S. mußte sich fügen, um nicht seine letzte Stüt­ ze am König zu verlieren. Seine am 29. 7. 1502 in Rom vollzogene Resignation geschah unter ungewöhnlich günstigen Bedingungen. Ihm blieben der Titel eines Bischofs von Sekkau und die Bistumseinkünfte bis auf eine Pension für den Nachfolger sowie das Recht, bei einer Erledigung das Bistum sogleich wie­ der zu übernehmen. Die letzte Klausel wurde aktuell, als Zach 1508 starb. Den auf kaiserli­ che Initiative am 20. 4. 1509 zum Koadjutor und Nachfolger bestellten Ch. (—>) Raubar konnte S. bis zu seinem Tod von der Regie­ rung des Bistums praktisch ausschließen. Vor allem in den Jahren nach seinem Rücktritt widmete S. sich mit großer Hingabe der Her­ anbildung des kaum zehnjährigen Paracelsus, der viele Jahre später, nachdem er als Arzt und Naturforscher berühmt geworden, S. an erster Stelle unter seinen Lehrern aufzählte. Die Exkommunikation von S. ließ sich trotz aller Bemühungen des Domstiftes Seckau of­

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fenbar nicht durchsetzen. S. amtierte weiter als Bischof. In seinem Testament von 1511 stiftete er sogar ein Chorherrenstift unter der Burg Seggau, womit er vielleicht dem Dom­ stift seine angestammte Rolle streitig machen wollte. Dies blieb allerdings angesichts der wirtschaftlichen Lage eine rein demonstrati­ ve Geste. S. starb wahrscheinlich am 15. 2. (andere Angaben: 17. 2., 10. oder 17. 3.) 1512 in Wasserberg, durch den Pfarrer von Gaal versehen und wohl aufgrund eines Beicht­ briefes von der Exkommunikation losgespro­ chen. Das vom Domstift verweigerte Begräb­ nis in der Kathedrale erzwang der Admini­ strator Raubar 1513 nach der in Rom erwirk­ ten Aufhebung der Exkommunikation. Ein von Raubar gesetzter bescheidener Grabstein für S. befindet sich jetzt im Kreuzgang von Seckau.

Trotz persönlicher Frömmigkeit (Marienver­ ehrung) war S. ein typischer Jurist mit kirch­ licher Karriere. Daß er sich als erster Bischof von Seckau als Reichsfürst (S. Rom. Imperii Princeps 1510) bezeichnete, läßt sich am be­ sten aus seiner Ablehnung des Vasallenver­ hältnisses gegenüber Salzburg erklären. Literatur: A. Lang, Lehen Seckau 13-15, Nr. 11. - K. Steiner 62f. - A. Lang-B. Roth, Der Prozeß des Sekkauer Bischofs Matthias Scheit mit seinem Domka­ pitel (1497-1512), in: AAC 3 (1950) lüff. - K. Gold­ hammer, Die bischöflichen Lehrer des Paracelsus, in: SAGM 37 (1953) 237f. - B. Roth, Die Bibliothek des Bischofs Matthias Scheit, in: Ders., Aus mittel­ alterlichen Bibliotheken der Seckauer Bischöfe (Seckau 1960) 17ff. - Ders., Seckau 518ff. - Ders., Bischof Matthias Scheit und sein Testament von 1511 (Seckau 1968). - Ders., in: K. Amon, Bischöfe 159ff. - W. Watzenig 45ff. - B. Roth, Dom 495. - P. F. Kramml, Bischof Matthias von Seckau (14811512), ein streitbarer Salzburger Suffragan am Aus­ gang des Mittelalters, in: MGSL 125 (1985) 345ff. H. Tiichle, Matthias Scheit, ein spätmittelalterlicher Bischof von der Ulmer Alb, in: UlmOschw 45/46 (1985) 238ff. - F. Hutz 159ff. -P. F. Kramml, Die Ad­ ministration des Bistums Wien nach dem Tod König Matthias’ Corvinus von Ungarn, in: MÖSA 42 (1992) 9ff. - K. Amon-M. Liebmann 99ff. Karl Amon

Schenck von Tautenburg, Friedrich Freiherr (1503-1580)

1561-1580 Erzbischof von Utrecht

Friedrich Schenk von Tautenburg stammte aus dem adligen Geschlecht der S. v. T. in Thüringen. Er wurde 1503 in Vollenhove am Zuiderzee geboren. Seine Mutter war Anna de Vos von Steenwijk. Sein Vater, Georg S. v. T., war im September 1496 im Gefolge des Bi­

schofs (—>) Friedrich von Baden nach Utrecht gekommen und 1521 zum Statthalter von Friesland ernannt worden. Er brachte es durch die Gunst Kaiser Karls V. 1528 zum Statthalter von Overijssel und 1536 von Gro­ ningen und Drenthe.

S. erwarb 1521 das Lizentiat in beiden Rech­ ten. 1526 wurde er kaiserlicher Geheimrat. 1527-34 war er Mitglied und Präsident des Reichskammergerichtes in Speyer. Zwischen 1528 und 1577 verfaßte er verschiedene juri­ stische Abhandlungen. 1528 zum Priester ge­ weiht, kumulierte er bedeutsame Benefizien (1528 Domdechant in Utrecht; 1529 Propst des Utrechter St. Peterskapitels mit Jurisdikti­ on über die Veluwe; 1534 Propst von St. Plechelmus in Oldenzaal). 1559 faßte die spanische Regierung S. für ein Bistum des neuerrichteten Metropolitanver­ bandes Utrecht ins Auge. Dessen Gründung hatte der spanische König Philipp II. im glei­ chen Jahr bei Papst Paul IV erwirkt. 1561 wurden drei Viertel des ehemaligen Bistums Utrecht den neuen Suffraganbistümern Haar­ lem, Middelburg, Deventer, Groningen und Leeuwarden zugewiesen. Die neue Bis­ tumseinteilung sollte zusammen mit den Trienter Dekreten die Kirchenreform in den Niederlanden vorantreiben; sie diente aber zugleich der Zentralisierungspolitik des spa­ nischen Königs und seines Ministers Antoine Perrenot de Granvella. Deshalb hatte der Kö­ nig 1559 analog zum päpstlichen Privileg vom 20. 8. 1529 ([—►] Heinrich bei Rhein) sich und seinen Nachfolgern das Nominations­ recht für alle Bistümer zusichern lassen.

Im August 1559 nannte Granvella dem König S. als Kandidat für Haarlem. Doch nach dem Tod des letzten Utrechter Bischofs G. v. (—>) Egmond schlug er ihn am 15. 3. 1560 für die Metropolitanwürde von Utrecht vor. Dies ver­ dankte S. seiner adligen Herkunft, seiner Loyalität zum Haus Habsburg und seiner juri­ stischen Erfahrung. Die Nomination erfolgte am 20. 9. 1560, die päpstliche Provision am 10. 3. 1561. Die fünf Utrechter Kapitel konn­ ten danach der formellen Wahl und der In­ stallation von S. nicht mehr ausweichen (13. 11. 1561). Am 15. 11. 1561 verzichtete dieser offiziell auf seine Jurisdiktionsrechte in den neuen Suffraganbistümern. Am 20. 10. 1562 erhielt sein römischer Prokurator das Palli­ um. Trotz der ernsten kirchlichen Lage hatte der König das Erzbistum Utrecht nicht einem theologisch gebildeten Seelsorger, sondern ei­ nem adligen Prälaten aus der Welt der Kapitel

Schenck übertragen, der wußte, wie man sich Pfrün­ den verschafft. S. war ein intelligenter, wenn auch nicht promovierter Jurist, aber kein pa­ storal engagierter Theologe. Daher erwies sich seine Ernennung im Hinblick auf die dringend notwendige Reform der niederlän­ dischen Kirche bald als schwere Fehlent­ scheidung.

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machte eine Reformarbeit der Suffraganbi­ schöfe fast unmöglich. Doch auch aus Eigen­ interesse scheute S. sich nicht, dem Reform­ prozeß Abbruch zu tun. So behielt er einträg­ liche Pfründen, die den neuen Bischöfen als Tafelgut zugewiesen worden waren, wider­ rechtlich für sich selbst (A. de [—>] Monte).

Im Verlauf seiner Amtszeit ordnete S. die Durchführung der Kirchenreform immer mehr seinen Privatinteressen unter. Schon seine persönliche Lebensführung machte ihn unglaubhaft. Mit mindestens drei Frauen hatte er Kinder. Sein Führungsstil war von Korruption, Indolenz und kurzsichtigem Pragmatismus bestimmt, der die Reformarbeit zunichte machte. Er verstand sein Amt als Adelsprivileg und hielt dessen persönliche Ausübung für nicht standesgemäß. Die übli­ chen Amtshandlungen überließ er seinem Weihbischof, obwohl die Errichtung der neuen Bistümer diesem Amt ein Ende setzen sollte (N. v. [—►] Nieuwland; J. [—d Knijff; J. v. [—d Oprode). Seine Zeit verbrachte er vor­ zugsweise im bischöflichen Schloß Duurste­ de. Bis zum Bekanntwerden der Trienter Dekrete in Brüssel (Juni 1564) hielt S. sich nahezu un­ tätig, wobei er gewiß auch die neuen kirchli­ chen Rechtsmittel abwartete. Dennoch zeigte er sich zunächst von Elan beflügelt, als er die Statthalterin in Brüssel, Margarete von Par­ ma, im Juli 1564 drängte, die Konzilsbe­ schlüsse unverzüglich und ohne Mitsprache der Ständeversammlungen einzuführen. Doch er selbst vollzog wohl aus Geiz den Erlaß der Dekrete nur in Form eines schlichten Rund­ schreibens an den Bistumsklerus vom 26. 7. 1565, wofür er eine Zurechtweisung der Statt­ halterin erhielt. Erst auf deren Befehl berief er vom 10. bis 30. 10. 1565 eine Metropolitan­ synode ein, auf der die Konzilsdekrete feier­ lich promulgiert und erläutert wurden.

Dennoch blieben das Trienter Konzil und die Synodalstatuten in der Utrechter Kirchenpro­ vinz weitgehend unbeachtet. Hauptursache dafür war, daß S. sich gegen die fünf Utrech­ ter Kapitel als die mächtigsten Gegner der zentralistischen Kirchenpolitik nicht durch­ setzen konnte. Die Synode hatte zwar die Ju­ risdiktion der Pröpste über das ehemalige Bistum Utrecht offiziell aufgehoben, doch schloß S. im April 1566 mit ihnen eine sehr nachteilige Vereinbarung über geteilte Recht­ sprechung und bestätigte sie als bischöfliche Offiziale in den aufständischen Bistümern Groningen (bis 1568), Leeuwarden und De­ venter (bis 1570). Ihr allgegenwärtiger Einfluß

Erst der „eiserne“ Herzog von Alba, der 1567-73 Statthalter über die Niederlande war, zwang die Kapitel mit Gewalt in die Knie, wenngleich nicht mit bleibendem Er­ folg. Nach strengen Instruktionen an alle Bi­ schöfe (11. 3. 1568) ließ er S. eine weitere Synode zur Einführung der Konzilsbeschlüs­ se einberufen. Sie fand am 18. 5. 1568 statt, und diesmal wagten es die Kapitel nicht mehr, sich den Trienter Bestimmungen zu wi­ dersetzen. So wurde rein formell der Weg für Reformen frei. Doch hatten sich in diesen Jah­ ren durch den Bildersturm (1566), die wach­ sende calvinistische Agitation und die Schreckensherrschaft Albas die Widerstände gegen Spanien und „seine“ Kirche erheblich verstärkt. S. zog sich seitdem immer mehr in die ländli­ che Ruhe von Duurstede zurück und überließ das Bistum der Verwaltung seiner Mitarbeiter. So ordnete er im Juli 1568 auf Geheiß Albas die Errichtung eines Priesterseminars an, kümmerte sich aber weiter nicht mehr darum. Erst nach einer päpstlichen Ermahnung wur­ de 1575 in Utrecht ein Schulgebäude ange­

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Schenck - Schenk

kauft. Doch der Domschoiaster verhinderte die Realisierung dieses Konvikts. Spätestens 1577 wurde es wieder aufgelöst, ohne daß sich S. noch einmal eingeschaltet hätte.

Der Verfallsprozeß der Kirchenstruktur in den Niederlanden war eine Folge der inneren Auflösung, des um sich greifenden Aufstan­ des gegen Spanien, das diese Kirche prote­ gierte, und der entsprechenden Säkularisie­ rung kirchlicher Güter. Er vollzog sich in den 1570er Jahren außerhalb des Blickfeldes des bereits bejahrten S. Lediglich die Konfiszie­ rung seines eigenen Vermögens (1576) brachte ihm die Realität nahe. Bereits 1573 hatte die calvinistische Staatspartei in den Provinzen Holland und Seeland die katholi­ sche Glaubenspraxis untersagt. Dieses Verbot erfolgte 1580 auch in der Provinz Utrecht. Kurz darauf starb S. in Utrecht am 25. 8. 1580. Seine Beisetzung im Utrechter Dom am 30. 8. war die letzte öffentliche katholische Feier in der Stadt. Mit dem Tod von S. brach die katholische Hierarchie in der Kirchenpro­ vinz Utrecht zusammen. Seine zwei Nachfol­ ger (1580 Hermann Graf von Rennenberg, 1592 Johannes van Bruheze) übten ihr Amt nicht aus und wurden auch nicht päpstlich bestätigt (S. [—>] Vosmeer). Von allen Bi­ schofsernennungen in der Kirchenprovinz Utrecht zwischen 1559 und 1580 war die des S. zweifellos die unglücklichste. Schriftenverzeichnis: M. Gasman (s. u.).

Literatur: M. Gasman, in: NNBW 2 (1912) 12801282. - L. Rogier I, 260-282 u. ö. - M. Dierickx. Paul Berbee

Schenk von Erbach, Dietrich (Theoderich) (um 1395-1459)

1434-1459 Kurfürst-Erzbischof von Mainz Dietrich Schenk von Erbach wurde um das Jahr 1395 wahrscheinlich als Sohn des Eber­ hard S. v. E., des Begründers der Erbach-Michelstädter Linie, geboren. Dieser hatte 1390 Maria von Bickenbach geheiratet. Die S. wa­ ren im Odenwald beheimatet, ursprünglich Königsleute, dann über die Abtei Fulda Reichskirchenministeriale geworden, im 13. Jh. zu Schenken aufgestiegen und zu solcher Bedeutung gelangt, daß sie als Edle und Her­ rengleiche angesehen wurden (Grafen seit 1432). Im Mainzer Domstift besaßen sie zwi­ schen etwa 1342 und 1482 acht Pfründen, da­ zu zwei Expektanzen. Unter den Domherren wird ein Eberhard genannt, der 1371 sein Ka­

nonikat gegen eine andere Pfründe ver­ tauschte. Er dürfte der Vater Dietrichs gewe­ sen sein. Dessen Bruder Johann (t 1458), der Fortsetzer der Familie, sowie die Mainzer Domherren Diether (+ 1437) und Gerhard (+ 1451) wurden erstmals beim Bemühen um eine Pfründe der Pfarrei Erlenbach 1406 er­ wähnt. 1409 immatrikulierte S. sich an der Universität Heidelberg. Am 7. 1. 1413 legte er die Ahnenprobe für das Mainzer Domstift ab. Am 20. 12. 1413 wurde er als Domherr ge­ führt. Vergeblich war 1414 sein Bemühen um eine Dompfründe in Würzburg. 1419 empfing er die Subdiakonatsweihe. 1429 wählte ihn das Mainzer Domkapitel zum Kantor, dem eine strenge Residenzpflicht oblag und der aus seiner ursprünglichen liturgischen Funk­ tion her das Recht der Inful besaß. Um den Besitz der Kantorei gegen Hartmann von Biedenfeld, J. v. (—>) Sierck und Dietrich Kranich von Kirchheim abzusichern, die auf Grund von Provisionen und anderen Titeln ebenfalls Anspruch erhoben, ließ S. sich diesen am 20. und 27. 1. 1430 päpstlich bestätigen. 1434/35 resignierte er die Prälatur. Am 6. 7. 1434 wur­ de er zum Nachfolger des Mainzer Erzbi­ schofs Konrad von Daun (1419-34) gewählt, und zwar in Bingen, da der Mainzer Klerus wegen eines Konfliktes mit der Bürgerschaft 1433 die Bischofsstadt verlassen hatte. Die päpstliche Konfirmation und die Gewährung des Palliums, um die S. bei Eugen IV. in Flo­ renz nachsuchte, erhielt er am 20. 10. 1434. Zu seiner Palliumsgesandtschaft gehörte Dr. Johannes de Lysura aus Lieser an der Mosel, seit 1436 langjähriger Mainzer Generalvikar und bis etwa 1438 erzbischöflicher Bevoll­ mächtigter auf dem Konzil zu Basel. Neben den verworrenen Verhältnissen in der seit 1434 exkommunizierten Stadt Mainz und den lang anhaltenden territorialen und recht­ lichen Konkurrenzstreitigkeiten mit den Landgrafen von Hessen und Thüringen war der 1439 in der Wahl Felix’ V. gipfelnde Kon­ flikt zwischen der Baseler Konzilsversamm­ lung und Papst Eugen IV. das zentrale Pro­ blem von S.s Pontifikat. Unter Vermittlung des Konzils konnte mit Mainz in der Pfaffenrachtung 1435 eine erste Einigung erzielt wer­ den. Ein Großteil der Geistlichen kehrte in die Stadt zurück. Der feierliche Einzug S.s war erst am 7. 3. 1439 möglich. Sein An­ spruch, auch in weltlichen Dingen Obrigkeit zu sein, führte anläßlich der letzten in Mainz abgehaltenen Reichstage 1441 und 1444 er­ neut zu Streit und Aufständen. Die Zünfte, die seit 1428 nach Zurückdrängung der Patri­ zier im Stadtrat die Mehrheit besaßen, über­ nahmen den Großteil von Stadtleitung und -Verwaltung. Ein Ausgleich zwischen ihnen

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Schenk

und S. kam 1449 zustande. Im Jahr zuvor war Johannes Gutenberg nach Mainz zurückge­ kehrt. Dort entstanden 1452/55 dessen be­ rühmte erste gedruckte Bibel und 1457 das Psalterium Moguntinum. Im seit langem anhaltenden hessisch-kurmainzischen Dualismus büßte das Erzstift wichtige Positionen ein. Zwischen 1435 und 1439 erhielt Landgraf Ludwig I. die Schirm­ vogtei über die in Hessen und Thüringen ge­ legenen mainzischen Besitzungen. Viele die­ ser Besitzungen gingen verloren, dazu die bis­ lang starke Mainzer Präsenz in der Wetterau, die unter den Einfluß des Landgrafen geriet, da es diesem 1450 gelang, mit dem Erwerb der Grafschaften Nidda und Ziegenhain Oberund Niederhessen zu verbinden.

nanzforderungen dennoch Verständnis entge­ genbrachte, überwarf sich zeitweilig sein Domkapitel mit ihm. Das „Fürstenkonkordat“ von 1447 mit erheblichen Zugeständnissen im Sinne der Basler Reformforderung bildete den Versuch Eugens IV, politische Schwierig­ keiten mit dem Reich auszuräumen und die Neutralität der Kurfürsten aufzubrechen. Das gelang unter seinem Nachfolger Nikolaus V, der im Juli 1447 auf dem Fürstentag zu Aschaffenburg durch seine Legaten, darunter E. S. (—>) Piccolomini, die Annahme des „Fürstenkonkordats“ zugestand und dafür die Anerkennung durch die Reichsfürsten er­ hielt. Daß diese Zusage 1448 im Wiener Kon­ kordat erheblich abgeschwächt wurde, führte erneut zu einer kritischen Einstellung der Reichsfürsten dem Papst und der Kurie ge­ genüber. Das zeigen die Beschwerden im Libell der im November 1451 in Mainz tagen­ den Reformprovinzialsynode und die häufig erhobenen Gravamina. Daß sich die Spannun­ gen 1451 und auf den Synoden 1455 in Aschaffenburg und 1456 in Frankfurt trotz er­ ster Forderungen nach einem Nationalkonzil nicht noch verstärkten, war ein Verdienst der geschickten Verhandlungen des N. v. (—>) Kues und S.s, der aus politischen Erwägun­ gen und persönlichem Ruhebedürfnis mä­ ßigend auf die Konfliktparteien einwirkte. S. starb am 6. 5. 1459 in der erzbischöflichen Burg zu Aschaffenburg. Er wurde in der dorti­ gen Stiftskirche beigesetzt. Sein Epitaph trägt 16 Ahnentafeln. Literatur: W. Kaemmerer, in: NDB 3 (1957) 679f. H. Mathy 21. - I. H. Ringel, Studien zum Personal der Kanzlei des Mainzer Erzbischofs Dietrich von Erbach (1434-1459) (Mainz 1980). - W. Wackerfiiß, Streitigkeiten zwischen dem Mainzer Erzbischof Dietrich von Erbach und dem Kurfürsten Friedrich dem Siegreichen von der Pfalz. Ein Beitrag zur Ter­ ritorialgeschichte des 15. Jahrhunderts, in: BEOR 3 (1980) 147-192. - F. B. Fahlbusch, in: LMA 3 (1986) 2100f. -F. Jürgensmeier, Mainz 155-158.

Zu den brisantesten Problemen während S.s Pontifikat zählte die Konzilsfrage. Im Streit zwischen den Reformern in Basel und Papst Eugen IV. bzw. dem von diesem nach Ferrara verlegten Konzil entschied S. sich mit den übrigen Kurfürsten 1438 für strikte Neutrali­ tät. Diese bestimmte bis 1447 seine Kirchen­ politik. Dem widerspricht nicht, daß er 1439 der „Mainzer Akzeptation“ zustimmte, die sich ähnlich der „Pragmatischen Sanktion“ von Bourges 1438 im Sinne der Basler Re­ formdekrete gegen überzogene päpstliche Be­ sitz- und Finanzansprüche im Reiche er­ klärte. Weil S., anders als die Erzbischöfe von Köln und Trier, 1441 römisch-kurialen Fi­

Friedhelm Jürgensmeier

Schenk von Limpurg (Limburg), Georg (1470-1522) 1505-1522 Bischof von Bamberg

Georg Schenk von Limpurg entstammte einer reichsritterlichen, seit dem 15. Jh. reichsgräf­ lichen Familie aus dem Raum von Schwä­ bisch Hall im Hochstift Würzburg. Aus ihr gingen zahlreiche Domherren an süd- und westdeutschen Kathedralen und die Bischöfe Gottfried (—>) S. v. L. in Würzburg und E. v. (^) Limburg in Straßburg hervor. S. wurde

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Schenk

1470 als zweiter Sohn des Ritters Georg von Limpurg-Speckfeld-Obersontheim und seiner Frau Margarethe von Hohenberg geboren. Als Fünfjähriger wurde er Domizellar in Würz­ burg. Es folgten Domherrnstellen in Bamberg (1483), Straßburg (spätestens 1486) und Köln (1493). Studienaufenthalte sind bezeugt in In­ golstadt (1486), Basel (1490) und Pavia. 1493 wurde er Bamberger Domkapitular, 1497 Propst von St. Stephan, 1501 Dompropst. In diesen Jahren vertrat er das Domkapitel bei verschiedenen Anlässen gegenüber dem Reich sowie gegenüber Adel und Städten in Franken. Nach der kurzen Übergangsregie­ rung des schwachen Bischofs G. (—>) Mar­ schalk von Ebneth wählte das Bamberger Ka­ pitel am 13. 2. 1505 einstimmig S. zum Nach­ folger. Die am gleichen Tag beschworene Wahlkapitulation legte eine weitgehende Mit­ regierung des Domkapitels fest. Die päpstli­ che Wahlbestätigung erfolgte am 18. 4., die Regalienverleihung am 17. 7., die Konsekrati­ on durch die Weihbischöfe von Bamberg, Würzburg und Eichstätt im Dom zu Bamberg am 20. 10. 1505.

Das Verhältnis S.s zum Domkapitel war wäh­ rend der gesamten Regierungszeit äußerst ge­ spannt, wobei sich der Konflikt vorwiegend aus unterschiedlichen Standpunkten in der Finanz Verwaltung nährte. Ansätze innerkirchlicher Reform zeigten sich in der Er­ neuerung der Synodalstatuten des H. (—>) Groß von Trockau im Jahre 1506, in Bestim­ mungen über klerikale Kleidung, in Klostervi­ sitationen, im Vorgehen gegen den Ablaßhan­ del und in der Herausgabe liturgischer Drukke. Inwieweit diese Maßnahmen sich tatsäch­ lich auswirkten, bleibt zweifelhaft. Gelegent­ lich warf man S. mangelnde Distanz zur Re­ formation vor. 1518 wurden Luthers Thesen in Bamberg bekannt. S. hielt jedoch an her­ kömmlichen Frömmigkeitsformen durchaus fest, und nach dem Wormser Reichstag von 1521 drängte er das widerstrebende Domkapi­ tel zur Publikation der Bannbulle gegen Lu­ ther. Von einem entschlossenen und scharfen Vorgehen gegen die reformatorischen Strö­ mungen konnte aber angesichts der noch flie­ ßenden Konfessionsgrenzen keine Rede sein. Außenpolitisch blieb der Gegensatz zu den fränkischen Hohenzollern bestimmendes Mo­ tiv. Bündnisse mit Nürnberg, Sachsen und Niederbayern sollten Bambergs Position stär­ ken, hinderten S. jedoch nicht, gelegentlich auch Zweckvereinbarungen mit den Gegnern zu suchen. Im Westen des Hochstifts ergaben sich traditionell die Grenz- und Interessen­ konflikte mit dem Hochstift Würzburg, die sich vom Prozeß vor dem Reichsgericht bis

zur bewaffneten Intervention steigerten. Ver­ träge von 1508 und 1521 änderten die Rivali­ tät im Grunde nicht. Wirtschaftlich, politisch und kulturell entwickelte sich unter S. das Verhältnis zu Nürnberg sehr eng, teilweise bis zur Abhängigkeit. Große Anstrengungen un­ ternahm S. auf dem Felde der Münzpolitik. Der Erfolg war jedoch begrenzt und führte nicht im erwünschten Maße zur Zurückdrängung ausländischer und schlechter Münzsor­ ten. Die innere Sicherheit des Hochstifts litt erheblich unter dem unkontrollierbaren Raubrittertum. Die Halsgerichtsordnung von 1507 faßte die Strafrechtsmaterie des Hoch­ stifts zusammen und wurde zum Vorbild für die 1533 erschienene „Peinliche Halsge­ richtsordnung“ Kaiser Karls V. Reichspoli­ tisch gewann S. zunehmend an Ansehen und Profil. Er stützte Kaiser Maximilians Italien­ politik und erwartete seinerseits Hilfe bei der Sicherung des Landfriedens. Die Mitwirkung auf dem Wormser Reichstag von 1521 zeugt für sein Interesse an einer ernsthaften Reichs­ reform. Der Bamberger Hof entwickelte sich unter S. zu einem Zentrum des Humanismus, wobei die Grenzen zur reformatorischen Be­ wegung sich fließend zeigten. Die Künste fan­ den in ihm einen großen Förderer. 1513 war Riemenschneiders Kaisergrabmal für den Dom vollendet, die Altenburg erhielt eine aufwendige Innenausstattung.

S. starb am 31. 5. 1522 auf der Altenburg bei Bamberg. Er wurde im Bamberger Dom beige­ setzt, wo er bereits zu Lebzeiten ein nach der Zeichnung Albrecht Dürers vom Eichstätter Bildhauer Loy Hering gefertigtes Marmorepi­ taph erhalten hatte. In die Literatur ist S. als Gegenspieler des Titelhelden bei Goethes „Götz von Berlichingen“ eingegangen. Literatur: E E Leitschuh, Georg III. Schenk von Limpurg (Bamberg 1888). - J. Looshorn IV, 456-542. G. Weigel. - E. v. Guttenberg 280-286. - J. Kist, Bamberg 72-75. - H. Lassmann. - R. BaumgärtelFleischmann, Das Silberbesteck der Bamberger Bi­ schöfe von Anton von Rotenhan bis Georg Schenk von Limpurg, in: BHVB 116 (1980) 273-316. - G. May 564 ff. - M. Kleiner, Georg III. Schenk von Lim­ purg, Bischof von Bamberg (1505-1522), als Reichs­ fürst und Territorialherr, in: BHVB 127 (1991) 13117. Egon Johannes Greipl

Schenk von Limpurg, Gottfried (1404-1455)

1443-1455 Bischof von Würzburg

Gottfried Schenk von Limpurg wurde am 26. 1. 1404 als Sohn des Reichserbschenken Friedrich III. v. L. und der Elisabeth von Ho-

Schenk - Schenking henlohe-Speckfeld geboren. Er stammte somit aus einer Familie des fränkischen Reichs­ adels. Er erhielt 1419 eine Domherrnstelle in Würzburg und immatrikulierte sich 1420 mit seinen Brüdern Konrad und Wilhelm an der kurpfälzischen Universität Heidelberg. 1424 wurde er Domherr, 1425 Domdekan in Bam­ berg. Im Hochstift und Bistum Würzburg hatten es S.s Vorgänger in der ersten Hälfte des 15. Jh.s nicht vermocht, die Finanzen zu konsolidie­ ren. Daher griff Kaiser Friedrich III. ein, setzte am 14. 8. 1442 Bischof Friedrich von Sachsen (1440-42) ab und ernannte S. unter Umge­ hung des Domkapitels zum Bistumsadmi­ nistrator. Papst Eugen IV. bestätigte S. am 19. 11. 1443 als Bischof. Die Reformbemü­ hungen dieses bedeutenden spätmittelalterli­ chen Oberhirten erstreckten sich auf die Hochstiftsverwaltung (Ausbau der Kanzlei) wie auch auf die innerkirchlichen Verhält­ nisse. Er hielt mehrere Diözesansynoden ab, bemühte sich um eine Verbesserung der Ge­ richtsorganisation und des Münzwesens und erzielte finanzielle Erfolge, so daß es möglich wurde, zahlreiche verpfändete Güter auszulö­ sen. Außenpolitisch war nach anfänglichem Ausgleich (Mergentheimer Vertrag 1443) der Gegensatz zu den Interessen des Zollernmarkgrafen Albrecht Achilles das bestimmende Motiv. Schulden seines Vorgängers zwangen S. 1443 zur Verpfändung Kitzingens an den Markgrafen. Als Bemühungen um einen Aus­ gleich scheiterten, verlegte sich S. darauf, im Bund mit den fränkischen Reichsstädten den Expansionsbestrebungen des Ansbachers ei­ nen Riegel vorzuschieben (Erster Markgräfler­ krieg 1449-53). S. folgte der allgemeinen Reichspolitik, indem er sich 1444 von Felix V. abwandte und Papst Eugen IV. anschloß. Im Zeichen der Auseinandersetzung um die Hegemonie in Franken verwandte S. seit dem 5. 9. 1446 den fränkischen Herzogstitel. S. starb am 1. 4. 1455 in Würzburg. Er erhielt sein Grab im Dom. Das Epitaph ist erhalten. Literatur: A. Amrhein, Schenk. - S. v. Pölnitz 59101. - A. Wendehorst, in: NDB 6 (1964) 668f. Ders., Das Bistum Würzburg II: Die Bischofsreihen von 1254 bis 1455 (Berlin 1969) 173-186. Egon Johannes Greipl

Schenking zu Bevern, Wilhelm von (1555-1585) 1585 Gewählter Bischof von Osnabrück Wilhelm von Schenking zu Bevern wurde 1555 zu Ostbevern als Sohn des stadtmün-

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sterschen Erbmannes Heinrich S. und der Eli­ sabeth Frese (Frisia) geboren. Er studierte in Münster, Köln (1560 immatrikuliert für Jura) und Paris. 1563 erhielt er ein Kanonikat am Domstift in Münster (emanzipiert 1565). Als Residenzort bevorzugte er Osnabrück, wo er ebenfalls ein Domkanonikat hatte. Das münstersche Domkapitel verweigerte S. wegen seiner nicht standesgemäßen Herkunft die Besitzergreifung der Dompropstei, die ihm Papst Paul IV. 1557 verliehen hatte. 1578 wurde er widerspruchslos zum Domdechan­ ten in Osnabrück gewählt, ferner 1582 zum Propst von St. Johann zu Osnabrück. Bei der münsterschen Bischofswahl von 1574 schloß er sich mit dem Kanoniker Herbord von Bar der dortigen „Juniorenpartei“ an. Nach dem unerwarteten Tode des protestan­ tisch gesonnenen Osnabrücker Bischofs (—>) Heinrich von Sachsen-Lauenburg (2. 5. 1585) fiel dem Domkapitel aufgrund eines von Kai­ ser Karl V. 1540 verliehenen Privilegs die Re­ gierung des Hochstifts für die Zeit der Sedisvakanz zu. Es übertrug sie einem Regierungs­ kollegium, das aus dem Domküster Nikolaus von Bar, Reineke Hake zu Schevendorf, Peter Mensing und Gerhard Kone bestand. Um das Bischofsamt bewarben sich neun Kandidaten. Das Kapitel zögerte die Wahl hinaus und wandte sich zunächst an Nuntius Giovanni Francesco Bonomini, der nicht persönlich zur Wahl erscheinen konnte, da er sich da­ mals in Prag aufhielt. Dieser erinnerte an die Notwendigkeit einer päpstlichen Konfirmati­ on des Neugewählten und empfahl, noch vor der Wahl den Gregorianischen Kalender ein­ zuführen. Durch S.s Krankheit und aufgrund des Widerstandes von Adel und Stadt kam dies jedoch nicht zustande. Bei der Wahl am 20./30. 7. 1585 entschied sich das überwiegend katholische Kapitel für S., der als Domdekan ausgleichend gewirkt hatte. Zudem hatte das Kapitel aus dem Rin­ gen Heinrichs von Sachsen-Lauenburg mit dem Kölner Nuntius um die päpstliche Aner­ kennung gelernt. Letztlich werden jedoch fi­ nanzielle Gründe für diese Wahl ausschlagge­ bend gewesen sein, da das Bistum stark ver­ schuldet und zu befürchten war, daß auswär­ tige Kandidaten es in den finanziellen Ruin führen würden. Im übrigen blieben die Bemü­ hungen Bonominis nicht ohne Wirkung. Mit der Wahl trat in Osnabrück der in der Reichs­ kirche seltene Fall ein, daß ein Bürgerlicher Reichsfürst wurde.

Fünf Tage nach seiner Wahl, noch bevor die päpstliche Bestätigung erbeten werden konnte, starb S. am 24. 7./3. 8. 1585 in Osna­

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Schenking - Scherenberg

brück, ohne vom Bistum Besitz ergriffen zu haben. Er wurde im Dom beigesetzt. Literatur: J. I. Sandhoff, Antistitum Osnabrugensis ecclesiae (Münster 1785) 123-125. - J. C. B. Stüve II, 301f. - B. Krusch 229-232. - A. E Meyer, Beiträ­ ge zur Geschichte des Kollegiatstifts St. Johann zu Osnabrück, in: OM 35 (1910) 156-204. - W. J. Grosse-Kracht 59. - NBDK I, 49, 106, 119, 219. - H. Keussen, Die Matrikel der Universität Köln IV: 1559-1675, bearb. v. U. Nayassi-M. Wilkes (Düs­ seldorf 1981) 9, Nr. 682, 225. - W. Kohl, Domstift II, 618.

pitulation zugesagt, an der Regierung und be­ grenzte Konflikte auf ein Mindestmaß. S. ver­ besserte die Priesterausbildung, förderte Prie­ sterbruderschaften, erließ eine Kleiderord­ nung für den Klerus und trachtete danach, durch Visitationen dem monastischen Leben in den Klöstern des Bistums wieder mehr

Michael F. Feldkamp

Scherenberg, Rudolf von (um 1401-1495)

1458-1466 Generalvikar des Bischofs von Würzburg 1466-1495 Bischof von Würzburg Rudolf von Scherenberg wurde als letzter männlicher Nachkomme einer würzburgischen Ministerialenfamilie um das Jahr 1401 geboren. 1416/17 immatrikulierte er sich an der Universität Leipzig. Danach unternahm er eine Reise nach Rom. 1427 erreichte er die Aufnahme ins Würzburger Domkapitel. Im Streit zwischen Kapitel und Bischof, der um das Jahr 1435 einen Höhepunkt erreichte, nahm er eine eher neutrale Position ein. Viel­ leicht vor dem Hintergrund dieser Auseinan­ dersetzungen ist sein Studienaufenthalt 1438 an der kurpfälzischen Universität Heidelberg zu sehen. 1439 hielt er sich wieder in Würz­ burg auf, verwaltete das Richteramt beim domkapitelschen Kellergericht, wurde 1444 Mitglied des als Kontrollorgan gegenüber der Stadt eingerichteten Oberrats und 1450 Domscholaster. Bischof J. v. (—►) Grumbach be­ stellte ihn zum Archidiakon der Ruralkapitel Ochsenfurt und Mergentheim sowie zum Ge­ neralvikar.

Nach dem Tode Grumbachs (1466) brach im Domkapitel ein erbitterter Kampf um die Nachfolge aus, in den sich auch die Gesand­ ten der Wittelsbacher und Wettiner einmisch­ ten. Als eine Doppelwahl drohte, intervenier­ te die fränkische Reichsritterschaft, so daß sich die Wähler am 30. 4. 1466 auf den bis da­ hin nicht zur Debatte stehenden, bereits 66jährigen S. einigten. Die päpstliche Bestäti­ gung datiert vom 20. 6. 1466. Am 2. 4. 1468 empfing S. persönlich in Graz die Reichsle­ hen.

Geltung zu verschaffen. In Würzburg führte er den Buchdruck ein (1479 Privileg für Georg Reyser) und erreichte durch ein Missale, ein Brevier und eine Agende liturgische Verein­ heitlichungen. Die eigentliche Bedeutung von S. lag freilich in der Regierung des Hoch­ stifts. In zähem Bemühen verminderte er die Schulden um eine halbe Million Gulden und löste die zugehörigen Pfandschaften aus. Energisch kümmerte er sich, vor allem im Hungerjahr 1481, um die Getreideversorgung. Eine Reorganisation der Landwehr trug zur öffentlichen Sicherheit und Ordnung bei. S. erweiterte die Marienburg und ließ 1482 die neue Toranlage schaffen. 1488 wurde die Mainbrücke, eine für die damalige Zeit be­ achtliche technische Leistung, fertiggestellt. Das Verhältnis zum reichsritterlichen Adel suchte S. durch einen Vertrag zu regeln und ihn dadurch stärker ins Hochstift einzubin­ den. Dem Interesse des Adels diente die Um­ wandlung des Klosters St. Burkhard in ein Chorherrenstift.

S. bemühte sich um einen ausgleichenden Regierungsstil. Klug und eher risikoscheu be­ teiligte er das Domkapitel, wie in der Wahlka­

S.s Verhältnis zur Reichsgewalt war gut. 1468 erhielt Würzburg mit dem Guldenzoll, einer dem Reich gebührenden Weinabgabe, eine be-

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Scherenberg - Schiner

achtliche Einnahmequelle. Es mußte anderer­ seits jedoch gewaltige Mittel für die kaiserli­ chen Unternehmungen gegen Burgund und die Türken aufbringen. 1475 nahm S. persön­ lich am Feldzug gegen Karl den Kühnen teil. Mit der römischen Kurie gab es zeitweise Spannungen, als S. im Namen der Reichskirche 1478 die von Papst Sixtus IV. geforderte Türkensteuer ablehnte. Mit den benachbarten Territorialmächten hatte sich S. wie seine Vorgänger auseinanderzusetzen. Mit dem Bi­ schof von Bamberg kam es durch Vermittlung des Eichstätter Bischofs W. v. (—>) Reichenau 1479 zum friedlichen Ausgleich über umstrit­ tene Grenzziehungen. Auch die wegen der Besteuerung von Klöstern schwelenden Diffe­ renzen mit dem Markgrafen von Ansbach wurden 1482 vertraglich geregelt. S. gilt als „Neugründer“ Würzburgs. Er starb am 29. 4. 1495 an den Folgen einer Blasensteinerkran­ kung und wurde im Dom beigesetzt. Sein Nachfolger L. v. (-*) Bibra gab bei Tilman Rie­ menschneider ein prächtige Grabdenkmal in Auftrag. Literatur: S. v. Pölnitz, Rudolf von Scherenberg. Ein bischöflicher Reformator vor der Reformation, in: ZBKG 15 (1940) 38-68. - S. Pfriem, in: WDGB 11/12 (1950) 103-112. - S. Zeißner, Rudolf II. von Sche­ renberg, Fürstbischof von Würzburg 1466-1495 (Würzburg 21952). - E. Dünninger, in: L. Schrott 133-143. - G. Wegner, Kirchenjahr und Meßfeier in der Würzburger Domliturgie des späten Mittelalters (Würzburg 1970). - A. Wendehorst, Würzburg 2051. - AK Riemenschneider 343-347. - E. Schubert, in: Lebensbilder Franken 2 (1968) 133-159. Egon Johannes Greipl

Schertlin (Scherttel), Heinrich (um 1450-1511)

1486 Ep. tit. Thermopylensis 1486-1511 Weihbischof in Speyer * Leonberg (Württemberg); Dr. iur. utr.; 1484 Kreuzherr (Dompfarrer) im Speyerer Dom­ stift; 18. 12. 1486 Titularbischof von Thermopylen; zum Weihbischof in Speyer bestellt; diese Stellung hatte er bis zu seinem Tod 1511 inne; 1487 erhielt er zusätzlich die Pfar­ rei Waibstadt; + 1511.

* um 1490 Zell an der Mosel; Studium in Er­ furt, Heidelberg und Siena; Dr. iur. utr.; ab 1514 Inhaber der Pfarrei Steinborn (Diözese Köln); 1546 Pfarrer von Kröv (Diözese Trier); 1519 Sekretär Erzbischof R. v. (-») Greiffenclaus; 1519 von diesem zum Weihbischof be­ stimmt; 29. 10. 1519 Titularbischof von Azot; Dienst unter fünf trierischen Erzbischöfen, von denen er J. v. (—>) Metzenhausen konse­ krierte; Wahrnehmung der Pontifikalhandlungen unter den nichtkonsekrierten Erz­ bischöfen J. L. v. (—>) Hagen, J. v. (—►) Isenburg und J. v. d. (—>) Leyen; Helfer bei der Bis­ tumsreform; im November 1548 Leiter der Di­ özesansynode in Trier; nach vorangegange­ nen vergeblichen Versuchen zur Rettung des trierischen Einflusses in den rechtsrheini­ schen reformierten Territorien 1549 Leiter der scheiternden Interims-Visitationskommission in den nassauischen Gebieten; + 21. 8. 1556 Kröv; □ Liebfrauenkirche Trier. Literatur: W. Seibrich. Wolfgang Seibrich

Schigmers (Schiener, Schixener, Schymer, Schimar), Nikolaus (GESA) (um 1490-1541) 1529 Ep. tit. Davaliensis 1526-1541 Weihbischof in Speyer * um 1490; Augustinereremit; Prior des Au­ gustinerklosters in Speyer und Professor der Theologie; 7. 4. 1529 Titularbischof von Daulia; Weihbischof in Speyer; 1534 Kanonikus an St. Guido zu Speyer; am 7. 6. 1536 weihte er als Weihbischof und Generalvikar sechs Altäre im Zisterzienserinnenkloster Heils­ bruck bei Edenkoben. + 1541. Literatur: F. X. Remling II, 251, 273, 284f., 830. H. Stiefenhöfer 171. - E Haffner 703. - K. H. Debus 153. Hans Ammerich

Schiner, Matthäus (um 1465-1522)

Literatur: E X. Remling II, 184f., 215, 221, 235, 830. -F. Haffner 703.

1499-1522 1511 1512-1515 1519-1522

Schienen, Nikolaus (um 1490-1556)

Matthäus Schiner wurde um das Jahr 1465 als Sohn des Bauern Peter von Mühlebach im Gorns, Vizemeier von Gorns und Kastlan von Eifisch, und der Anna Welschen oder einer

Hans Ammerich

1519 Ep. tit. Azotensis 1519-1556 Weihbischof in Trier

Bischof von Sitten Kardinal Bischof von Novara Bischof von Catania

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Schiner

Magdalena geboren. Er besuchte die Landes­ schule in Sitten und studierte 1485-89 beim italienischen Humanisten Theodor Lucinus in Como. Vereinzelt erwähnte Studienaufent­ halte in Zürich und Bern lassen sich nicht si­ cher belegen. Die Priesterweihe empfing S. am 21. 4. 1489 in der Kirche S. Maria dell’Anima zu Rom. Im gleichen Jahr wurde er Altarist in Ernen. 1493-95 war er Kaplan in Obergestein, 1492 Sekretär seines Gönners und späteren erbitterten Gegners Georg Auf der Flüe (Supersaxo) sowie Notar. 1496 wur­ de er Pfarrer von Ernen und Titulardomherr von Sitten, 1497 Dekan von Valeria (päpstli­ che Verleihung) und am 20. 9. 1499, nach der Resignation seines Onkels N. (—>) Schiner, ohne Zustimmung des Domkapitels durch päpstliche Verleihung Bischof von Sitten. Die Konsekration folgte am 15. 10. 1499 in der Kirche der Anima zu Rom. Der Konsekrator ist nicht bekannt. Im Januar 1500 nahm S. von seiner Diözese Besitz. S. war der bedeutendste unter den Sittener Bischöfen. Bald nach seiner Weihe nahm er die Leitung seines Sprengels energisch in die Hand. Er visitierte die Pfarreien, drängte auf Durchführung der kirchlichen Disziplin, pre­ digte persönlich, interessierte sich für die Ausbildung des Klerus, gründete neue Pfar­ reien und beschenkte verschiedene Kirchen, darunter auch solche außerhalb des Wallis. Während seiner Regierung wurde an minde­ stens 15 Walliser Kirchen gebaut. In St. Mau­ rice stiftete er für seine Eltern, seine Vorgän­ ger und für sich selbst eine Jahrzeit. S. trat auch als Förderer von Wissenschaft und Bil­ dung hervor. Er unterhielt Beziehungen zu ei­ ner Reihe von Humanisten, ferner zu dem Re­ formator Ulrich Zwingli. S. verfügte über gute Rechtskenntnisse und erließ 1511 nach mehr­ wöchiger Beratung ein neues Landrecht, das Walliser Gewohnheit und allgemeine Rechts­ normen ausglich.

Während die geistliche Wirksamkeit von S. auf seinen Sprengel beschränkt blieb, gewann er als Politiker europäische Bedeutung. Ins Jahr seiner Bischofserhebung fiel die Erobe­ rung Mailands durch den französischen Kö­ nig Ludwig XII. S. stand aus politischen und persönlichen Gründen auf Seiten des Herzogs von Mailand und arbeitete zwei Jahrzehnte daran, die Eidgenossen aus dem französi­ schen Kriegsdienst („Reisläuferei“) herauszu­ halten, sie stattdessen für Mailand zu gewin­ nen und Frankreich von der Lombardei fern­ zuhalten. Darin war er mit Kaiser Maximlian I. einig, der ihn 1516 zu einem seiner drei Statthalter in Italien ernannte. S. gelang es

schließlich, nach wechselndem Kriegsglück und trotz schwerer Rückschläge wie der Nie­ derlage der von ihm geführten Schweizer bei Marignano (1515), die Franzosen von der Südseite der Alpen zu verdrängen und den Eidgenossen das Tessin zu gewinnen.

Die europäischen Gegensätze spielten auch in das Wallis hinein und überschatteten dort die Wirksamkeit von S. Seit 1500 stand er in schärfstem Gegensatz zu Jörg Auf der Flüe, der mit französischer Finanzhilfe die oberen Zenden für Frankreich gewann, während die unteren Zenden mit S. auf päpstlicher Seite standen. Zeitweise mußte S. unter dem Druck seiner Gegner aus dem Wallis weichen. Zu den Päpsten seiner Zeit unterhielt S. gute Beziehungen. An der Gründung der Schwei­ zer Garde im Jahre 1506 hatte er zwar keinen Anteil, doch warb er für Julius II. 1510 und 1512 Schweizer Söldner zur Vertreibung der Franzosen aus Mailand. 1511 erfolgte seine Berufung zum Kardinalpriester. Als Titelkir­ che erhielt er S. Pudenziana. 1512-15 war er zugleich Bischof von Novara, und 1513 ver­ lieh Herzog Maximilian Sforza ihm in Würdi­ gung seiner Verdienste um die Befreiung Ita­ liens von der französischen Herrschaft und die Wiederherstellung des Herzogtums Mai­ land die Markgrafschaft Vigevano als Zinsle­ hen. 1519 nominierte Kaiser Karl V, für des­ sen Wahl S. eingetreten war, ihn zum Bischof von Catania in Sizilien, das ihm am 1. 11. 1519 päpstlich verliehen wurde, das er aber nie persönlich aufsuchte.

Die habsburgorientierte Politik von S. führte dazu, daß Kaiser Karl V. 1521 nach dem Tod Leos X. seine Kandidatur für den päpstlichen Stuhl befürwortete, doch fiel die Wahl auf Hadrian. Bis zu dessen Ankunft in Rom war S. an der Regierung des Kirchenstaates betei­ ligt. Hadrian ernannte ihn dann zum Legaten für die Stadt Rom. Wenig später erlag S. in der Nacht vom 30. 9. auf den 1. 10. 1522 in Rom der Pest. Er wurde in der Kirche der Anima beigesetzt. Literatur: A. Büchi, Korrespondenzen und Akten zur Geschichte des Kardinals M. Schiner, 2 Bde. (Basel 1920/25). - Ders., Kardinal Matthäus Schiner als Staatsmann und Kirchenfürst, 2 Bde. (Zürich 1923/Freiburg 1937). - J. Lauber, Geschichtliche Notizen zur Stammtafel der Familie Schiner, in: BWG 6 (1924) 372-410. - P. Arnold, in: BWG 14 (1967/68) 5-59. - A. Carlen, Kardinal Matthäus Schiner im Spiegel der Dichtung, in: BWG 14 (1967/ 68) 61-98. - H. A. v. Roten, Schiner. - L. Carlen, Ju­ risten und Jurisprudenz im Wallis zur Zeit des Kar­ dinals Schiner, in: BWG 14 (1967/68) 99-114. - C. J. Burckhardt, in: A. A. Schmid, Raron, Burg und Kir­ che (Basel 1972) 139-175. - L. Carlen, Kaiser Maxi-

Schiner - Schlabrendorff milian I. und Kardinal Matthäus Schiner, in: AÖAW.PH 117 (1980) 18, 230-248. - Ders., Kultur II, 6-13, 119f. - Ders., Kardinal Schiner in Rom, in: WJB 56 (1987) 19-26. Louis Carlen

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che in Sitten beigesetzt. Seine Grabplatte ist erhalten. Literatur: D. Imesch, in: BWG 6 (1922) 117-120. H. A. v. Roten, Schiner 169f. - B. Truffer 36. - J. Lambrigger, in: BWG 22 (1990) 19f. Louis Carlen

Schiner, Nikolaus (um 1437-1510)

Generalvikar des Bischofs von Sitten 1497-1499 Bischof von Sitten 1497

Nikolaus Schiner wurde um das Jahr 1437 als Sohn des Matthäus S. von Mühlebach in Gorns (Wallis) und der Agatha geboren. Sein Studiengang ist nicht bekannt. 1466 wird er als Kaplan an der Kirche von Raron, 1469 als Pfarrer von St. Niklaus erwähnt. 1474-1476 war er Pfarrer von Ernen, wo er für seine Fa­ milie ein Jahrgedächtnis stiftete sowie Güter­ käufe für die Pfarrkirche vornahm. Zugleich war er als Notar tätig. 1492 erhielt er ein Ka­ nonikat in Sitten. Nach dem Sturz des Bi­ schofs J. v. (—>) Silenen wurde er von den Zenden des Wallis, anscheinend ohne Befra­ gung des Domkapitels und auf simonistische Weise, am 20. 4. 1496 zum Bischof gewählt. Papst Alexander VI. ernannte ihn am 1. 7. 1497 zum Generalvikar und bestätigte ihn am 30. 8. 1497 als Bischof. Am 11. 3. 1498 wurde S. auf der Insel Orta San Giulio von Bischof H. de Pallavicino konsekriert. S. war nur aufgrund der politischen Ausein­ andersetzungen seines Vorgängers mit den von Jörg Auf der Flüe geführten Walliser Landsleuten zum Bischof aufgestiegen. Der Luzerner Chronist Diebold Schilling charak­ terisierte ihn als „nit gelert noch wältwis, aber sunst from genug“. Er begann die Restau­ ration der Kathedrale, ließ große Silbertaler prägen und glich das Münzsystem im Wallis dem von Bern an.

Schon am 20. 9. 1499 verzichtete S., angeb­ lich wegen Altersschwäche, zugunsten seines Neffen M. (—>) Schiner auf das Bistum. Der Papst nahm den Verzicht an, wies S. aus den Einkünften der bischöflichen Mensa eine Jah­ respension von 500 Dukaten zu und übertrug ihm das Dekanat von Valeria. Gleichzeitig er­ hielt er das Vizedominat von Vex. S. nahm auch in der Folge gelegentlich noch bischöfli­ che Weihehandlungen vor. 1509 verfaßte er auf der dem Domkapitel gehörenden Burg Va­ leria zu Sitten sein Testament. Er starb am 30. 10. 1510 und wurde in der St. Theodulfskir-

Schlabrendorff, Johannes von (OPraem) (+ 1512)

1501-1520 Bischof von Havelberg Johannes von Schlabrendorff entstammte ei­ nem märkischen Geschlecht. Er studierte in Rostock (1484), Leipzig (1485) und Bologna, wo er 1494 den Grad eines Dr. iur. utr. er­ warb. Als kurfürstlich-brandenburgischer Rat erhielt er die Propstei Salzwedel. Dazu wurde er Domherr in Havelberg. Von Kurfürst Joa­ chim I. zum Bischof von Havelberg nomi­ niert, wurde er am 29. 8. 1501 vom Kapitel ge­ wählt. Der päpstlichen Aufforderung zum Empfang der Bischofsweihe kam S. am 16. 7. 1503 nach. Konsekrator war der Lebuser Bi­ schof D. v. (->) Bülow. Den ebenfalls gefor­ derten Obödienzeid gegenüber dem Erzbi­ schof von Magdeburg lehnte S. dagegen ab. Stattdessen legte er ein Handgelübde ab.

Die wie für Brandenburg 1505 auch für Ha­ velberg vom Landesherrn befohlene Um­ wandlung des prämonstratensischen Domka­ pitels in ein weltliches Stift, dessen Pfründen künftig der Versorgung von Klerikern im Dienst des Landesherrn dienen sollten, führte S. bis 1507 durch, doch trug er selbst weiter den Prämonstratenserhabit. Seine Hofhaltung in Wittstock baute S. glänzend aus. Die Burg­ kapelle stattete er mit vier Kommendenstel­ len aus. Auch die Dorfkirche Alt-Krüssow mit dem Marien-Annen-Heiligtum erhielt eine würdige Gestaltung. In sein Pontifikat fielen der Druck des Havelberger Missales (1504) sowie der Havelberger Breviere (1511). S. starb am 12. 8. 1512. Er wurde im Dom zu Havelberg beigesetzt. Der Grabstein ist erhal­ ten. Literatur: G. Wentz 72f. - P.-M. Hahn, Kirchen­ schutz und Landesherrschaft in der Mark Branden­ burg im späten 15. und 16. Jahrhundert, in: JGMOD 28 (1979) 179-220. - F. Escher, Landesherr und Re­ formen in brandenburgischen Prämonstratenserklöstern, in: K. Elm (Hg.), Reformbemühungen und Ob­ servanzbestrebungen im spätmittelalterlichen Or­ denswesen (Berlin 1989) 515-519. Felix Escher

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Schlattl - Schleinitz

Schlattl, Christoph (t 1589)

1558-1589 Bischof von Chiemsee Christoph Schlattl stammte aus einem nicht näher bekannten Ort Bruck. Er studierte 1543 in Ingolstadt, erwarb den Grad eines Dr. iur. utr., war Assessor der Bischofskirche zu Gurk und wurde erzbischöflich-salzburgischer Rat. 1558 nominierte der Salzburger Erzbischof M. v. (—>) Kuenburg ihn zum Bischof von Chiemsee. S. fungierte bei der Visitation der bayerischen Teile des Erzbistums Salzburg und des Bistums Chiemsee 1558 als erzbi­ schöflicher Kommissar. Unter S. kam es zu ei­ nem heftigen Jurisdiktionsstreit mit dem Archidiakon von Chiemsee. Ein von seinem Vorgänger H. (—>) Meitting begonnener Prozeß vor dem Reichskammergericht endete 1568 mit der Anerkennung des Bistums Chiemsee als Salzburger Landstand. 1569 nahm S. an der Salzburger Provinzialsynode teil. 1583 ließ er das mit dem bayerischen Herzog aus­ gehandelte Konkordat durch den Salzburger Domdekan und durch S. (—>) Cattaneo für sein Bistum mitunterzeichnen. S. war nach dem Urteil des Nuntius Bartolomeo di Portia für die Kirchenreform wenig geeignet. Er ließ wohl als einziger Bischof von Chiemsee eine Schaumünze mit seinem Porträt prägen. S. starb am 6. 7. 1589 an den Folgen eines Schlaganfalls. Er wurde im alten Salzburger Dom beigesetzt. Quellen: SLA, Frank-Kartei: Schlattl, Christof. Literatur: E. Wallner, Bischöfe 90f. - E. Naimer, Chiemsee 70f. - R. Braun 11, 33f. - M. Heim 44f. Erwin Naimer

Schlauch (Flaccus), Hieronymus (+ 1556)

1554 Ep. tit. Bellinensis 1554-1556 Weihbischof in Brixen

Propst in Waldsee in Oberschwaben; 1553 zum Weihbischof in Brixen bestimmt; 27. 4. 1554 Titularbischof von Beilinas; Stadtpfarrer in Brixen; 1 1. 11. 1556. Literatur: E A. Sinnacher V, 5, 166; VII, 446. - J. Gelmi, Weihbischöfe 192f. Josef Gelmi

Schlecht, Johann (OESA) (t 1500) 1481 Ep. tit. Hierapolitanus 1481-1500 Weihbischof in Regensburg und Passau

* Vilseck (Oberpfalz); Dr. decr.; Pfarrer von Scheibbs im Land unter der Enns (Diözese Passau) und Alteglofsheim bei Regensburg; 10. 9. 1481 Titularbischof von Hierapolis und Weihbischof in Regensburg und Passau; t 31. 7. 1500 Regensburg; □ Abteikirche St. Emme­ ram. Literatur: A. Mayer III, 63. - F. Jänner III, 589, 599, 623. - L. H. Krick, Domstift 208. - KDB Regensburg I, 270.-A. Hilz 231. Karl Hausberger

Schleeter (Schlechter, Slechter, de Tremonia), Johannes (OFM) (+1457) 1434 Ep. tit. Venecompensis 1434-1457 Weihbischof in Köln

Aus Dortmund; Minorit; Dr. theol. (Köln); lehrte 1435-57 an der Kölner theologischen Fakultät; durch Erzbischof D. v. (—>) Moers zum Weihbischof in Köln berufen; 27. 10. 1434 Titularbischof von Venecomp; t 29. 5. 1457; □ Minoritenkirche in Köln. Literatur: A. J. Binterim 58-60. - H. Keussen 424. K. J. Heinisch. - Handbuch Köln 55. - E. Meuthen 168. Franz Bosbach

Schleinitz, Johann von (1470-1537)

1518-1537 Bischof von Meißen Johann von Schleinitz wurde 1470 als Sohn des Georg v. S. aus dem Hause Ragewitz gebo­ ren. Seine Mutter war eine von Maltitz. Die Güter der S. lagen vor allem in Meißen und in Nordböhmen. Ein Bruder, Wolfgang v. S., war Domherr von Meißen. S. studierte in Leipzig, Ingolstadt und Ferrara. 1498 wird er als Kan­ tor und Senior des Meißner Domkapitels ge­ nannt, gleichzeitig als Domherr von Naum­ burg. 1509 und 1510 hielt er sich wegen des Kanonikationsprozesses Bennos von Meißen (1066-1106) in Rom auf. Am 27. 4. 1518 vom Meißner Domkapitel zum Bischof gewählt („Johann VII.“) und am 5. 7. päpstlich bestätigt, wurde S. am 18. 10. 1518 durch den Merseburger Bischof (—>) Adolf von Anhalt-Zerbst in Merseburg konsekriert. Das erste Amtsjahr von S. war durch Verwal­ tungsmaßnahmen bestimmt, die folgenden Jahre dagegen prägten die Auseinanderset­ zungen um die lutherische Reformation, ge­ gen die S. sich zusammen mit Herzog Georg

Schleinitz

von Sachsen zur Wehr zu setzen suchte. 1522 stellte er umfassende Reformmaßnahmen in Aussicht. Als er sich 1522 wegen der Vorbe­ reitung zur Heiligsprechung Bennos in Rom aufhielt, überreichte er Papst Hadrian VI. ei­ nen umfassenden Bericht über die kirchliche Lage in Sachsen und in seinem Bistum und verurteilte scharf die lutherische Reform, be­ schrieb ihre Auswirkungen und bat um Rekonziliationsvollmachten für rückkehrwillige Priester und Ordensleute. Er schilderte ferner die Schwierigkeiten bei der Spendung der Kommunion und Priesterweihe. Unter S. machte die Reformation rasche Fort­ schritte. Ordensleute verließen ihre Klöster und die Geistlichen ihre Archidiakonate und wiesen den bischöflichen Jurisdiktionsan­ spruch zurück. Besonders einschneidend war der Wechsel in jenen Gebieten, wo die Lan­ desfürsten die Reformation unterstützten. S. förderte dagegen mit dem bei der alten Kirche bleibenden Herzog Georg die immer wieder verzögerte Kanonisation Bennos. Derentwe­ gen hielt er sich 1509/10 und 1522/23 in Rom auf. Der feierliche Akt fand am 31. 3. 1523 statt. Die Feierlichkeiten im Meißner Dom folgten am 15. 6. 1524.

S. ließ 1519 und 1534 das Missale, ferner eine Reihe anderer liturgischer Bücher neu aufle­ gen, doch erfüllten sich seine Hoffnungen auf eine Neubelebung des altkirchlichen Gottes­ dienstes gegenüber der deutschen Messe Mar­ tin Luthers nicht. Er vermochte jedenfalls nicht das Vordringen der Reformation aufzu­ halten. S. starb am 13. 10. 1537 zu Stolpen. Er wurde im Meißner Dom beigesetzt. S. war der letzte Meißner Bischof, der unter einem ka­ tholischen Landesherrn regierte. Literatur: UB Meißen. - E. Machatschek 628-691. A. Poßina, Die Stellung des Meißner Bischofs Jo­ hann VII. von Schleinitz zur religiösen Neuerung, in: RQ 13 (1899) 337-346. - W. Rittenbach-S. Sei­ fert 360-367. - G. May 592-594. Siegfried Seifert

Schleinitz, Peter von (+ 1463) 1434-1463 Bischof von Naumburg

Seit dem zweiten Viertel des 15. Jh.s ent­ stammten die Bischöfe der drei sächsischen Bistümer zunehmend einem begrenzten Kreis niederadeliger Familien, die auch sonst in landesherrlichen Diensten anzutreffen waren. Peter von Schleinitz stammte aus Sachsen und folgte als Bischof von Naumburg Johan­ nes von Schleinitz (1422-34) nach. Dieser

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hatte 1434 aus gesundheitlichen Gründen S. als Koadjutor erbeten und schließlich resi­ gniert. S. erhielt am 6. 9. 1434 die päpstliche Bestätigung. Die kaiserliche Belehnung, mit der der Meißner Bischof J. (—>) Hoffmann be­ auftragt war, folgte 1437. S. war seit 1427 Propst in Naumburg und Lie. iur. can. Wegen eines Sprachfehlers wurde er bisweilen mit dem Beinamen „Baibus“ belegt. Trotzdem soll er von großer Beredsamkeit gewesen sein, was erfolgreiche politische Verhandlungen belegen.

1442 nahm S. im Gefolge der sächsischen Herzöge an der Krönung Friedrichs III. in Aa­ chen und im folgenden Jahr am Reichstag teil. 1444 berief Kurfürst Friedrich neben dem Meißner und dem Merseburger Bischof auch S. zu einer Versammlung nach Leipzig, um Fragen von Papst und Konzil zu beraten. S. schloß im selben Jahr einen Vergleich mit dem Abt zu Pforta, wonach das Kloster gegen die jährliche Zahlung von 36 Gulden künftig das Lager nicht mehr auszurichten brauchte, das dort bis dahin zwischen Laetare und dem Mittwoch vor Gründonnerstag abgehalten wurde. Seit 1445 zog neben den Hussitenkriegen der sächsische Krieg um die Erbteilung zwischen Kurfürst Friedrich dem Sanfmütigen und Herzog Wilhelm das Stift in Mitleidenschaft. S., der noch am 20. 6.1446 an dem Hochzeits­ fest Herzog Wilhelms mit der Tochter Kaiser Albrechts in Jena teilgenommen hatte, wech­ selte danach in das Lager des Kurfürsten. Des­ sen Truppen hatten das Camburger Gebiet verwüstet und waren über Naumburg bis vor Roßla gezogen. Am 27. 8. 1446 schloß S. mit dem Kurfürsten einen Schutz- und Beistands­ pakt über 24 Jahre, der am 3. 2. 1447 in Leip­ zig erneuert wurde. Am 30. 12. 1446 folgte die förmliche Kriegserklärung an Herzog Wil­ helm. Infolgedessen ließ S. u. a. das Kloster Bosau für einige Zeit nach Zeitz verlegen. Das Nonnenkloster St. Stephan vor den Toren der Stadt wurde gänzlich aufgegeben und bei der Pfarrkirche St. Michael neu errichtet. Erst 1451 kam es unter Mitwirkung von S. zu ei­ ner Verständigung zwischen Friedrich und Wilhelm. Nach schwierigen Verhandlungen vom 6. bis 27. 1. wurde ein förmlicher Frie­ den beim St. Georgenkloster zu Naumburg ge­ schlossen.

S. hatte versucht, den Krieg zur Verbesserung seiner landesherrlichen Stellung zu nutzen. Obwohl das Bistum Naumburg im Vertrag zu Altenburg 1445 dem thüringischen Landes­ teil zugeschlagen worden war, suchte er An­ lehnung an den Kurfürsten. Der Friedens­

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Schleinitz

Schluß in Naumburg verpflichtete ihn jedoch, Herzog Wilhelm als Landes- und Schutzherrn anzuerkennen. Zwischen 1451 und 1453 schlossen S. und der Herzog mehrere Verträge über die Grenzen von Naumburg, Schönburg, Weißenfels, Freyburg und Eckartsberga, der Gerichte um Zeitz sowie verschiedener Dör­ fer ab. 1455 stellte Herzog Wilhelm einen Schirm- und Schutzbrief aus. In der zweiten Hälfte des 15. Jh.s setzte sich das Kirchenregiment der sächsischen Herzö­ ge zunehmend durch. Dies belegen wettinische Hofrechnungen. Wie die Bischöfe von Merseburg und Meißen trug auch S. sächsi­ sche Hofkleidung. Zur Beseitigung der Kriegsschäden mußte er eine Anleihe von 7556 meißnischen Gulden aufnehmen; der Stadt Zeitz erteilte er zu gleichem Zweck ein Privileg betreffend das Brauen und Aus­ schenken von Bier.

Auch im Bistum Naumburg prägten Büßfer­ tigkeit und Wallfahrten die Zeit. Im Sommer 1451 predigte Kardinal N. v. (—►) Kues in Naumburg, im Oktober 1452 Johannes von Capestrano. 1452 genehmigte Papst Nikolaus V. auf Ansuchen von S. einen Ablaß für die Bewohner von Stadt und Diözese Naumburg. 1452-54 entstand eine stark frequentierte Wallfahrt nach Grünthai in Franken. S. starb am 26. 8. 1463 in Zeitz. Er wurde in der dortigen Stiftskirche beigesetzt. Das Grab­ mal, das er selbst hatte errichten lassen, ist teilweise erhalten. Literatur: J. Thamm. - J. Zader. - Ch. H. Braun, Kurze Nachrichten von den Naumburgischen Dom­ pröpsten vom 15.ten Jahrhunderte an bis gegen En­ de des 18.ten (Naumburg 1795). - J. P. Ch. Philipp 195-202. - W. Ebeling 320f. — P. Lange 39f. — N. Krottenschmidt. - M. S. Braun. - E. Zergiebel 177183. - E. Hoffmann. - K. Schöppe, Chronik. - B. Herrmann. - B. Streich, Die Bistümer Merseburg, Naumburg und Meißen zwischen Reichsstandschaft und Landsässigkeit, in: R. Schmidt (Hg.), Mittel­ deutsche Bistümer im Spätmittelalter (Lüneburg 1988)53-72. Clemens Brodkorb

Schleinitz, Vinzenz von (+ 1535) 1526-1535 Bischof von Merseburg Vinzenz von Schleinitz stammte aus dem Hause Eulau bei Naumburg. Er hatte in Leip­ zig studiert und die akademischen Grade ei­ nes Bacc. (1485) sowie eines Mag. (1489) er­ worben. Als Dekan des Merseburger Domka­ pitels und Naumburger Domherr wurde er am

9. 4. 1526 als Nachfolger (—>) Adolfs von An­ halt-Zerbst zum Bischof von Merseburg ge­ wählt. Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 2. 9., die Weihe am 21. 10. Am 15. 4. 1527 be­ lehnte ihn der Kaiser mit den Regalien.

S. wird von den Chronisten wegen seiner Frömmigkeit, Güte und Sparsamkeit gerühmt, aber als willensschwach bezeichnet. Die not­ wendigen Entscheidungen trafen weitgehend sein Kämmerer Konrad Kraft und sein Ge­ leitsmann und Stadtrichter Georg Reuter. Her­ zog Georg von Sachsen drängte S. dagegen be­ ständig, gegen die reformatorische Bewegung vorzugehen. So verhinderte S., daß einzelne im Stift gelegene Gemeinden evangelische Geistliche anstellten. Nachdem Hieronymus Emser schon 1523 im Auftrag Bischof Adolfs die Bibelübersetzung Luthers kommentiert hatte, gab er nun auf Veranlassung Herzog Ge­ orgs und im Auftrage der Bischöfe von Mei­ ßen und Merseburg eine eigene Bibelüberset­ zung heraus. Trotzdem wurden die Folgen der Reformation im Hochstift immer deutli­ cher spürbar. Der Mangel an katholischen Priestern verstärkte sich, so daß zunehmend erledigte Pfarrstellen unbesetzt blieben. Her­ zog Georg ließ immer öfter Anhänger der Re­ formation des Landes verweisen. Verdächtige Geistliche wurden nach Merseburg gesandt, wo S., unterstützt vom Dechanten S. v. (—>) Lindenau sowie verschiedenen Domherren und Rechtsgelehrten, über sie Gericht zu hal­ ten hatte. Große Bedeutung für die Sache der Reformation gewann der Übertritt des Magde­ burger Dompropstes und Merseburger Dom­ herrn Georg von Anhalt im Jahre 1532. Er un­ terhielt enge Verbindungen zu Luther und Melanchthon. Die Einwände Georgs von Sachsen blieben dagegen erfolglos, und auch S. konnte das Vordringen der Reformation nicht mehr verhindern. Schon in einem Brief vom 28. 1. 1529 an Papst Clemens VII. hatte er die Gefahr für sein Bistum, vor allem bei einer möglichen Vakanz des bischöflichen Stuhles, geschildert und deshalb die Bestel­ lung eines Koadjutors mit dem Recht der Nachfolge angeregt. Dafür empfahl er dem Domkapitel J. v. (—►) Pflug. S. führte die von seinem Vorgänger begonnen Arbeiten am bischöflichen Schloß zu Ende und ließ verschiedene Bauten in Merseburg, den Bau einer Kirche auf dem Schloß in Schkopau sowie Bauten in Liebenau und Lüt­ zen ausführen. Er starb am 21. 3. 1535 und wurde in der Mitte der Domkirche begesetzt. Literatur: J. Vulpius 112f. - A. Fraustadt, Merse­ burg 63-67. - W. Ebeling 253. - A. Schmekel 189f. -

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Schleinitz - Schodehoet O. Rademacher, Bischofschronik V/l, 92f. - Ders., Dom 29f. - F. Gess. - G. May 214. Clemens Brodkorb

Schleppel (Scheppei), Lukas (um 1470-1520)

1512 Ep. tit. Thermopylensis 1512-1520 Weihbischof in Speyer Pfarrer in Pforzheim; 31. 3. 1512 Titularbi­ schof von Thermopylen; zum Weihbischof in Speyer bestellt; als Weihbischof Inhaber der Pfarrei Bruchsal bis zu seinem Tod im Jahr 1520. Literatur: E X. Remling II, 221, 235, 250, 830. E Haffner 703. Hans Ammerich

Schlieben, Liborius von (+ 1486) 1484-1486 Bischof von Lebus

Liborius von Schlieben führte den Grad eines Dr. iur. utr. Seit Januar 1476 war er kurfürst­ lich-brandenburgischer Rat und Domherr zu Fürstenwalde. Am 26. 1. 1484 wurde ihm das Bistum Lebus verliehen. Er starb am 27. 4. 1486 zu Berlin und wurde im Dom zu Für­ stenwalde beigesetzt.

Schneuwly, Peter (1540-1597)

1577-1597 Generalvikar des Bischofs von Lausanne in Freiburg/Ue. * 1540 Freiburg/Ue.; Sohn des Ratsherrn Ja­ kob S.; 1557 Studium in Freiburg/Br.; 1564 Priesterweihe durch den Bischof von Sitten; 1564 Mitglied des Klerus von St. Niklaus in Freiburg; 1565 Chorherr zu St. Niklaus; 1566 Stadtprediger in Freiburg; als Nachfolger von C. (—>) Duvillard am 23. 1. 1578 Propst von St. Niklaus und Generalvikar der Diözese Lausanne für den Kanton Freiburg; vom Lu­ zerner Nuntius Giovanni Francesco Bonomi­ ni während der Diözesansynode in Freiburg (15./16. 12. 1579) in dieser Funktion bestä­ tigt; wahrscheinlich schon früher, sicher aber 1580 auch von Bischof A. de (->) Gorrevod beauftragt; wichtigster Mitarbeiter Bonominis bei der Durchführung der Kirchenreform im Kanton Freiburg; Mitbegründer des Freibur­ ger Jesuitenkollegs; an der Gründung der er­ sten Druckerei in Freiburg beteiligt; trat der Freiburger Regierung, die sich seit der Refor­ mation das Kirchenwesen ganz angeeignet hatte, entgegen; seine Beziehungen zu Bi­ schof Gorrevod waren gespannt; 1586 Resi­ gnation als Stiftspropst; + 28. 7. 1597 Frei­ burg an der Pest; □ St. Niklaus in Freiburg. Literatur: P. Rück, in: HS 1/4, 281-283. Pierre Louis Surchat

Literatur: S. W. Wohlbrück II, 165-167. Jan Kopiec

Schneider (Sartoris), Johannes (OFM) (+ frühestens 1551) Ep. tit. Thefelicensis Weihbischof in Paderborn, Mün­ ster, Minden und Osnabrück 1525-1531 Generalvikar des Bischofs von Paderborn

1507 seit 1507

Minorit in Dortmund; Dr. theol.; 19. 4. 1507 Titularbischof von Tiflis und zum Weihbi­ schof in Paderborn bestellt; 30. 5. 1507 (in Rom ?) konsekriert; bischöfliche Handlungen auch in den Bistümern Minden, Münster und Osnabrück nachgewiesen. Da die meisten Paderborner Bischöfe seiner langen Amtszeit die höheren Weihen nicht empfingen, mußte S. die bischöflichen Weihehandlungen allein vornehmen. 1525-31 Generalvikar des Bi­ schofs (—>) Erich von Braunschweig-Gruben­ hagen; 27. 3. 1551 letztmals bezeugt. Literatur: H. J. Brandt-K. Hengst, Weihbischöfe 8692. V Karl1 U Hengst 47 Lexikon

Schodehoet (Schadehoet), Heinrich (OESA) (+ 1515)

1494 Ep. tit. Tricalensis 1494-1515 Weihbischof in Münster und Osnabrück * Dissen; Augustinereremit; 1487 Mag. theol. (Rostock); 8. 1. 1494 Titularbischof von Tricala; 12. 1. 1494 Konsekration in der Kirche S. Maria dell’Anima, Rom; 1497 zusammen mit dem Kölner Erzbischof von Papst Alexander VI. beauftragt, dem gewählten Münsterer Bi­ schof K. v. (—>) Rietberg vor der Besitzergrei­ fung des Bistums den Eid abzunehmen; benedizierte 1498 den Abt von Marienfeld, Hein­ rich Münstermann; weitere Amtshandlungen 1506,1508,1509; übte gelegentlich auch Pontifikalhandlungen im Bistum Utrecht aus. Literatur: J. C. B. Stüve II, 15. - A. Tibus 50f. - J. C. Möller. - W. Berning. - J. Weijling 263f. (Lit.). - K. Zuhorn 380. - Th. Beckmann. - Handbuch Münster (1993) 349. Alois Schröer

Schönberg

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Schönberg, Caspar von (um 1395-1463)

Schönberg, Dietrich von (um 1400-1476)

1451-1463 Bischof von Meißen

1464-1476 Bischof von Meißen

Caspar von Schönberg wurde um 1395 als Sohn des aus altem sächsischem Adelsge­ schlecht stammenden Caspar v. S. und der Ju­ stina von Heynitz geboren. Ein älterer Bruder Konrad war 1407-17 Domherr in Meißen, sein jüngerer Bruder Dietrich v. (—>) S. wurde 1464 sein Nachfolger als Bischof von Meißen. Sein Neffe Dietrich v. (—►) S. war 1481-92 Bi­ schof von Naumburg, ein Großneffe, der dem Dominikanerorden angehörende Nicolaus v. S. (1472-1537), wurde 1535 Kardinal. Seit 1416 Inhaber einer niederen Präbende am Meißner Dom, studierte S. seit 1417 in Leip­ zig. 1425 erhielt er im Meißner Domkapitel eine höhere Präbende. Nach 1433 (spätestens 1435) war er Domdekan. S. soll Mag. theol., Dr. decr. und seit 1436 Domherr in Naumburg gewesen sein.

Dietrich von Schönberg wurde um 1400 als Sohn des aus alter sächsischer Familie stam­ menden Caspar v. S. und der Justina von Hey­ nitz geboren. Sein älterer Bruder Caspar v. (—>) S. war 1451-63 Bischof von Meißen. S. bezog 1422 die Universität Leipzig und setzte sein Studium dann in Italien fort. Von dort brachte er eine umfangreiche Sammlung wertvoller Bücher mit. Er zählte zu den Vor­ läufern des Frühhumanismus in Sachsen.

Am 30. 4. 1451 wählte ihn das Meißner Dom­ kapitel einstimmig zum Bischof. Die päpstli­ che Wahlbestätigung folgte im Oktober. Die Konsekration erhielt er wahrscheinlich durch den Naumburger Bischof P. v. (—>) Schleinitz.

Die Regierung von S. fiel in eine nach den Hussitenkriegen politisch ruhige Zeit, in der die sächsische Wirtschaft aufblühte. Zu den sächsischen Landesfürsten unterhielt er ein gutes Verhältnis. 1447 erhielt er die vormund­ schaftliche Regierung für den Todesfall des regierenden Fürsten. Im Bistum selbst konnte S. die wirtschaftlichen Zerstörungen aus der Zeit des Hussitenkrieges beheben. S. führte eine gute Finanzwirtschaft und konnte dies­ bezüglich sogar dem Landesherrn helfen. S. bemühte sich um die Reform der Klöster in seinem Bistum. 1452 visitierte N. v. (—>) Kues in Meißen das Augustiner-Chorherrenstift St. Afra. 1452/53 predigte Johannes von Capestrano in vielen Städten der Diözese. S. be­ mühte sich 1462 um dessen Beatifikation. S. konnte zahlreiche, nach den Hussitenkriegen wiedererrichtete Kirchen konsekrieren, so 1456 Bautzen, St. Petri, und 1457 Görlitz, St. Petri.

Als 1463 in Sachsen die Pest ausbrach, mach­ te S. sein Testament, in dem er die Domkir­ che, ferner die Kirchen in Bautzen und Wur­ zen sowie Kloster Altzelle reich bedachte. S. starb am 31.5. 1463 zu Meißen und wurde im dortigen Dom beigesetzt. Literatur: UB Meißen. - A. Fraustadt, Schönberg 63-70. - E. Machatschek 433—464. - W. RittenbachS. Seifert 316-326. Siegfried Seifert

Seit 1435 Dompropst von Meißen, machte S. vielen Kirchen des Bistums große Stiftungen. Am 30. 5. 1463 wählte ihn das Domkapitel einstimmig zum Bischof von Meißen („Die­ trich III.“). Noch am gleichen Tag legte er den Eid ab. Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 2. 4. 1464. Die Regalien erhielt er am 2. 7. 1464. Über seine Konsekration gibt es keine Nachrichten. S. führte die von seinem Bruder begonnene Klosterreform weiter und arbeitete dazu eige­ ne Visitationsartikel aus. Er bemühte sich fer­ ner um die Reform des Domkapitels, dessen Satzungen neu zusammengestellt und dessen Besitzurkunden im „Liber Theodorici“ ge­ sammelt wurden. Die Verwaltungseinrich­ tungen des Kapitels und des Hochstiftes wur­ den ausgebaut. Es folgte eine Stärkung der Stellung des Prokurators. S. drängte ferner auf Einhaltung der Residenzpflicht.

Unter S. blühte im Bistum Meißen das Bru­ derschaftswesen auf. So entstanden zahlrei­ che Kaland-Bruderschaften. 1470 ließ S. das Brevier für sein Bistum neu herausgeben. Der Wundersucht seiner Zeit suchte er entgegen­ zuwirken, indem er dem Klerus und den Or­ densgemeinschaften verbot, vor einer bi­ schöflichen Prüfung öffentlich über ein Wun­ der zu sprechen. Da ein Teil seiner Diözese unter der Herrschaft der böhmischen Krone stand, versuchte S., in den Auseinanderset­ zungen zwischen der päpstlichen Kurie und dem hussitisch gesinnten böhmischen König Georg Podebrad eine vorsichtig vermittelnde Stellung einzunehmen.

Vom wirtschaftlichen Aufschwung Sachsens infolge der Silberfunde im Erzgebirge bei Schneeberg profitierte auch das Bistum. S. konnte daher nicht nur die wirtschaftlichen Schäden der Hussitenzeit beseitigen, sondern auch die bischöflichen Tafelgüter vermehren und seinem Bistum ein stattliches Vermögen hinterlassen.

Schönberg

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S. starb am 12. 4. 1476 zu Stolpen. Er wurde im Dom zu Meißen beigesetzt. Sein noch er­ haltenes Grabmal bildet ein repräsentatives Denkmal spätgotischer Steinplastik.

S. erbat sich 1483 seinen Verwandten J. v. (—>) Schönberg als Koadjutor, dazu wenig später mit Heinrich Kratz einen Weihbischof, dem er 200 Gulden zur Besoldung anwies.

Literatur: UB Meißen. - A. Fraustadt, Schönberg 70-81. - E. Machatschek 465-517. - W. RittenbachS. Seifert 327-335. - K. Blaschke 347.

In S.s Amtszeit fielen mehrere Pestepide­ mien, so 1482, 1490 und 1491, denen z. T. Tausende von Menschen zum Opfer fielen. Mehrmals war vor allem die Stadt Naumburg stark entvölkert, besonders als S. 1490 und 1491 die Erlaubnis gab, die Juden aus der Stadt zu vertreiben.

Siegfried Seifert

Schönberg, Dietrich von (+ 1492) 1481-1492 Bischof von Naumburg Dietrich von Schönberg entstammte einem meißnischen Rittergeschlecht. Er war Propst in Bautzen und seit 1463 in Meißen, ferner Domherr in Naumburg. Am 14. 4. 1481 wurde er als Nachfolger H.s v. (—>) Stammern zum Bischof von Naumburg gewählt, nachdem dieser ihn schon als Koadjutor erbeten hatte. Seine Einführung im Naumburger Dom fand am 17. 4. 1481 statt. Nach Einholung der päpstlichen Bestätigung, die unter dem 27. 6. 1481 erfolgte, wurde er am 28. 11. auch in Zeitz eingeführt.

Die Stadt Naumburg huldigte ihm am 20. 12., doch kam es zuvor zu Auseinandersetzungen zwischen Rat und Bischof über die Eidesfor­ mel. Auch in den folgenden Jahren dauerte der Streit über die Kompetenzen des Rates, vor allem über die Rechtspflege und die Rechnungslegung, an. 1485 einigte man sich darauf, daß der Bischof sechs vom Rat ge­ wählte Bürger als Vertreter der Bürgerschaft bestätigen sollte, die dann die Rechnungsle­ gung beim Ratswechsel zu prüfen hätten. Fer­ ner wurde festgelegt, daß der Bischof dem Rat die hohe und niedere Gerichtsbarkeit zu­ nächst für 100 fl. auf drei Jahre verpachtete. Die Belehnung mit den Regalien nahm 1482 Kurfürst Ernst von Sachsen vor. Dafür mußte S. 422 rheinische Gulden erbringen. Zusätz­ lich leistete er einen Treueid gegenüber Her­ zog Wilhelm. S. galt den Chronisten als gelehrt, erfahren in weltlichem und kirchlichem Recht und als Meister der lateinischen Sprache. Auf Drän­ gen von Kurfürst Ernst und Herzog Albert von Sachsen visitierte S. 1481 und 1483 die Nonnenklöster der Diözese. 1481 erteilte er der Pfarrkirche in Weißenfels einen Ablaß. Er bemühte sich um eine Verbesserung der Kir­ chenzucht und der Liturgie; so ließ er z. B. 1487 in Nürnberg und 1490 in Augsburg Bre­ viere sowie 1492 in Nürnberg ein Diurnale drucken. 47*

In Zeitz wurde 1481 der Wiederaufbau des bei den Stadtbränden von 1457 und 1473 zer­ störten Rathauses vollendet. Ein Erweite­ rungsbau erfolgte 1489. S. erwarb für das Stift verschiedentlich verpfändeten Besitz zurück oder tätigte neue Käufe, so z. B. 1490 das Rit­ tergut Plotha für 1300 fl. 1483 reformierte S. den Zeitzer Rat; trotzdem kam es immer wieder zu Auseinandersetzun­ gen zwischen Rat und Bischof, der dem Rat z. B. 1484 eine geplante Verschwörung vorwarf. In S.s Pontifikat fiel die folgenschwere säch­ sische Erbteilung zwischen Kurfürst Ernst und Herzog Albert, die nach Verhandlungen von 1482 und 1484 im Jahre 1485 abgeschlos­ sen wurde. Unter den Vergleichen, die den Vertrag in der Folge ergänzten, ist vor allem der sog. Naumburger Schied von Bedeutung, der - möglicherweise auf Vermittlung S.s 1486 zustande kam. Um die Lage der stifti­ schen Finanzen zu verbessern, erließ S. 1486 eine neues Steuergesetz für die Stiftsbewoh­ ner. Der zunehmende Übergang von der Reichsunmittelbarkeit des Bischofs zur Landsässigkeit gegenüber den wettinischen Fürsten, der sich schon unter seinen Amts­ vorgängern Johannes von Schleinitz (142234) und D. v. (—>) Bocksdorf abgezeichnet hatte, wurde u. a. bei einer Zusammenkunft der kurfürstlichen Räte 1490 in Naumburg deutlich. Dort wurde für Sachsen eine neue Münzordnung beschlossen, die S. 1492 für sein Gebiet übernehmen mußte. In diesem Jahr bat er den Kurfürsten außerdem aus­ drücklich, seine Vertretung gegenüber dem Kaiser wahrzunehmen. Auch sein Koadjutor und Nachfolger Schönberg schloß 1496 einen diesbezüglichen Vertrag mit dem Kurfürsten. Von der Verpflichtung durch Kaiser Maximi­ lian und den sächsischen Kurfürsten, Trup­ pen nach Stuhlweißenburg in Ungarn gegen die Türken zu entsenden, kaufte S. das Stift 1491 durch die Zahlung von 312 fl. frei. S. starb am 15. 3. 1492 in Zeitz. Er wurde im Naumburger Dom beigesetzt. Fragmente sei­ nes Grabmales sind erhalten.

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Schönberg

Literatur: J. Thamm. - J. Zader. - J. P. Ch. Philipp 206-210. - W. Ebeling 321. - G. V. Schmid 14. - P. Mitzschke 60-63. - P. Lange 42f. - N. Krottenschmidt. - M. S. Braun. - E. Zergiebel 187-191. - E. Hollmann. - K. Schöppe, Urkunden. - Ders., Chro­ nik 81-85. - G. Möller-Alpermann 41. - E. Schu­ bert-J. Görlitz 57. - M. Schulze. Clemens Brodkorb

Schönberg, Johannes von (+1517) 1483-1492 Koadjutor des Bischofs von Naumburg 1492-1517 Bischof von Naumburg Johannes von Schönberg war ein Verwandter seines Vorgängers im Bischofsamt D. v. (—>) Schönberg. Er entstammte einem meißni­ schen Rittergeschlecht. Seine Eltern waren Heinrich v. S. und Ilse, eine Tochter des Rit­ ters Nickel Pflugk. S. war Scholaster des Meißner Kapitels und erscheint 1480 als Mag­ deburger Domdekan. Er studierte in Leipzig und wurde 1483 Koadjutor des Naumburger Bischofs D. v. Schönberg. Die päpstliche Be­ stätigung erhielt er am 2. 6. 1483. Entgegen einem erfolglosen Einspruch des Naumburger Kapitels folgte er Schönberg am 15. 3. 1492 als Bischof von Naumburg nach. Die festliche Einführung in Zeitz nahm der Magdeburger Erzbischof (—>) Ernst zu Sachsen unter Teil­ nahme vieler Fürstlichkeiten, u. a. Kurfürst Friedrichs und Herzog Johanns von Sachsen, am 13.5. 1492 in der Stiftskirche vor.

Nach den Quellen führte S. zwar kein prie­ sterliches Leben, erwarb sich jedoch Verdien­ ste um die weltliche Verwaltung von Stift und Diözese. Er beteiligte sich am Silberberg­ bau des Erzgebirges in Annaberg, Schneeberg, Freiberg und Buchholz. Für einige Zeit be­ trieb er in der Nähe von Zeitz bei dem Dorf Ossig sogar eine eigene Grube, die sich aber nicht als ergiebig erwies. Der Bergbau brachte dem Stift erhebliche Gewinne, die S. in ver­ schiedene Bauten und Liegenschaften inve­ stierte. So ließ er das Schloß in Zeitz ausbau­ en und das in Haynsburg restaurieren. Er ließ Teiche in Zeitz und Lonzig sowie eine be­ trächtliche Zahl von Weinbergen anlegen. In Zeitz wurden 1492 Kirche und Friedhof am Spital vor dem Jakobstor und 1502-07 das Rathaus neu gebaut, 1504 eine Wasserleitung und 1516 ein Badehaus. S. erließ der Stiftsbe­ völkerung infolge der guten wirtschaftlichen Lage verschiedene Abgaben, was u. a. dazu beigetragen haben mag, daß er außerordent­ lich beliebt war.

Beim Ordens- und Säkularklerus dagegen wa­ ren vor allem S.s Reformbemühungen wenig populär. Mit Strenge ging S. gegen Verfallser­ scheinungen im Klerus vor, obwohl er selbst kein mitreißendes Vorbild abgab. Im Jahre 1510 ließ er in Zeitz sogar ein öffentliches und privilegiertes Frauenhaus errichten, was ihm vom Kapitel und nach seinem Tod in ei­ nem Brief Martin Luthers von 1540 vorgewor­ fen wurde. S. mühte sich um eine Verbesse­ rung des Gottesdienstes: er ließ z. B. den Domherrn Lukas Hemel ein neues Missale er­ arbeiten, das 1501 in Nürnberg bei Stuchs ge­ druckt wurde und 1517 eine Neuauflage in Basel bei Jakob Pfortzheim erlebte. In Nürn­ berg und Leipzig ließ er u. a. eine Agende, ein Breviarium sowie ein Gesang- und Gebetbuch drucken. Unter S.s Pontifikat setzte sich der Übergang von der Reichsunmittelbarkeit des Bischofs zur Landsässigkeit gegenüber den wettinischen Fürsten fort, der sich bei seinen Amts­ vorgängern Johannes von Schleinitz (142234), D. v. (—>) Bocksdorf und D. v. Schönberg schon abgezeichnet hatte. 1496 schloß S. mit dem Kurfürsten einen förmlichen Vertrag, nach dem dieser die Vertretung des Bischofs gegenüber Reich und Kaiser wahrnehmen sollte. Den Einladungen zu Reichstagen kam S. nicht mehr nach. 1503 wandte sich der Naumburger Rat, der sich 1491 mit dem Er­ furter Rechtsgelehrten Dr. Henning Goede ei­ nen eigenen Syndikus genommen hatte, im Streit mit dem Kapitel vor allem über die Freiheit des Marktes an den Kurfürsten „als den Schutzfürsten“, um eine Entscheidung herbeizuführen. Häufig fanden in Naumburg fürstliche Zusammenkünfte statt, so 1493 ein Hoftag Kurfürst Friedrichs, 1507 ein Landtag, 1508 ein von den Mansfelder Grafen ausge­ schriebener Fürstentag, an dem u. a. der Mag­ deburger Erzbischof Ernst zu Sachsen, Herzog Johann von Sachsen sowie die Herzöge von Lüneburg und Braunschweig teilnahmen, oder 1515 Zusammenkünfte der thüringi­ schen Grafen mit Vertretern der Städte Jena, Leipzig, Coburg und Zwickau. Für die Stadt sowie für Bischof und Bistum spiegelten diese Versammlungen die ihnen entgegenge­ brachte Wertschätzung, stellten aber auch be­ deutende finanzielle Einnahmequellen dar. S. erließ 1494 einen Judenbrief, der den Ju­ den den Aufenthalt in der Diözese untersagte, wofür er von den Stadträten in Naumburg und Zeitz für die damit verbundene Einbuße an Schutzgeld mit einem Jahreszins von 60 bzw. 40 Gulden entschädigt wurde. Im glei­ chen Jahr wurde in Zeitz die Synagoge abge­

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Schönberg - Schöneck

brochen. 1510 schloß S. mit Herzog Georg ei­ nen Rezeß über die strittigen Ufer der Saale ab, 1509 mit der Stiftsritterschaft und 1511 mit dem Kloster Bosau über die jeweilige Zu­ ständigkeit für die verschiedenen Gerichte. 1513 führte S. (—>) Albrecht von Brandenburg als Erzbischof in Magdeburg und 1514 (—>) Adolf von Anhalt-Zerbst als Bischof in Mer­ seburg ein. Wegen zunehmender Krankheit und Alters­ schwäche war S. seit 1512 der Freisinger Bi­ schof Pfalzgraf (—>) Philipp als Koadjutor bei­ gegeben. S. starb am 26. 9. 1517 in Zeitz. Er wurde im Naumburger Dom beigesetzt, wo Fragmente seines Grabmals erhalten sind. S. hatte den von Bischof P. v. (—d Schleinitz hin­ terlassenen Silberschatz weiter vermehrt und hinterließ dem Stift darüber hinaus 8000 Gul­ den. Literatur: J. Thamm. - J. Zader. - J. P. Ch. Philipp 210-219. - W. Ebeling 321f. - G. V. Schmid 14f. - P. Mitzschke 77f. - P. Lange 43-45. - N. Krottenschmidt. - M. S. Braun. - E. Borkowsky. - E. Zer­ giebel 191-198. - E. Hollmann. - K. Schöppe, Ur­ kunden. - Ders., Chronik 85-90. - G. Möller-Alpermann 41. - E. Schubert-J. Görlitz 73f. - G. May 221. -M. Schulze. Clemens Brodkorb

Schönburg, Johann von (+ 1555)

1552-1555 Bischof von Gurk Johann von Schönburg, Weltpriester und Dr. iur. utr., wurde 1532 Kanonikus in Passau und 1546 vom Propst des Chorherrenstiftes Klosterneuburg zum Pfarrer von Sievering bei Wien bestellt. 1549 zum Abt von Melk postu­ liert, leitete S., der das Postulat samt Ordens­ regel und Habit annahm, die Geschicke des Stiftes bis 1552. Nach dem Vertrag von 1535, der die Ernennung des Gurker Bischofs zwi­ schen dem Landesfürsten und dem Erzbi­ schof von Salzburg regelte, ernannte König Ferdinand als Herzog von Kärnten am 2. 12. 1551 S. zum Bischof von Gurk. S. wurde am 21. 3. 1552 konfirmiert und 27. 3. 1552 vom Passauer Bischof W. v. (—>) Salm konsekriert. Über S.s Episkopat ist wenig bekannt. Im Auf­ trag des Landesfürsten leitete er die Untersu­ chung im Fall des der Häresie verdächtigen Schulmeisters in Klagenfurt. Seine ökonomi­ schen Qualitäten kamen den belasteten Temporalien des Bistums zugute. Er übte auch das Münzrecht aus, wie zwei aus seinem Epi­ skopat erhaltene Taler belegen.

S. starb am 9. 1. 1555 in Passau. Ob er dort oder in der Kollegiatkirche St. Nikolaus zu Straßburg im Gurktal, wo ein Epitaph an ihn erinnert, beigesetzt wurde, läßt sich nicht ent­ scheiden. Literatur: I. F. Keiblinger, Geschichte des Benedictiner-Stiftes Melk in Niederösterreich, seiner Besit­ zungen und Umgebungen I (Wien 1851) 751-759. J. Obersteiner 305-309. - E. Kummer, Johannes von Schönburg, Abt von Melk (1549-1552), Bischof von Gurk (1552-1555), in: Carinthia I, 161 (1971) 263275. - G. May 479. - 900 Jahre Benediktiner in Melk. Ausstellungskatalog (Melk 1989) 72, Nr. 9.10a, b; 196, Nr. 22.14. Peter G. Tropper

Schöneck, Nikolaus von (OT) (um 1385-1470)

1442-1470 Bischof von Samland

Nikolaus Schöneck stammte wahrscheinlich aus einer preußischen Familie des Kulmerlandes. Er studierte in Prag, wo er 1403 als „Nicolaus Kulmense“, 1404 als Bakkalaureus der Artistenfakultät und 1410 als Jurastudent nachgewiesen ist. Er war samländischer Dom­ propst, als ihn das Kapitel am oder vor dem 21. 3. 1442 zum Bischof von Samland wählte. Am 7. 5. bestätigte Erzbischof Henning Scarpenberg von Riga die Wahl. Am 7. 6. zog S. feierlich in den Königsberger Dom ein. Im 13jährigen Städtekrieg (1454-66), durch den die Diözese Samland stark in Mitleiden­ schaft gezogen wurde, stand S. auf der Seite des Ordens. Nur vorübergehend war er genö­ tigt, sich dem Preußischen Bund anzuschlie­ ßen und dem König von Polen zu huldigen. Er verfiel daher 1455 dem von Calixt III. ver­ hängten Bann. Als Hochmeister Ludwig von Erlichshausen für die 1457 gewährte Absolu­ tion eine Geldsumme verlangte, leisteten Bi­ schof und Domkapitel Widerstand.

Während sein Vorgänger Michael Junge (1425-42) noch 1441 die Synodalstatuten von 1427 ergänzt hatte und die Bischöfe von Po­ mesanien, K. (—►) Linke, und Ermland, F. (—►) Kuhschmalz, 1440 und 1449 Synoden in ih­ ren Diözesen abhielten, bestätigte S. zu Be­ ginn seiner Regierung die Statuten Junges wahrscheinlich nur. Sein Firmerlaß vom 14. 10. 1442 zeigt, daß er sich der Notwendigkeit bewußt war, gegen die noch verbreitete Un­ wissenheit über die Zehn Gebote, die Glau­ bensartikel und die Sakramente vorzugehen. Nach dem Friedensschluß von Thorn erwarb sich S. vor allem Verdienste um den äußeren Wiederaufbau seines Bistums. 1468 stiftete er

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Schöneck - Schönenberg

die Pfründe eines Dompredigers. Er starb An­ fang 1470 und wurde im Dom zu Königsberg beigesetzt. Literatur: A. R. Gebser 186-200. - E Hipler, Lehre 129f. - M. Toeppen II-V. - M. Perlbach 17f., 22. - E. Joachim-W. Hubatsch, I, II, Reg.

gnierte er sie zugunsten seines Neffen, des späteren Wormser Bischofs Ph. (—>) Cratz von Scharfenstein. Im Mainzer St. Albanstift war S. ebenfalls bepfründet. 1582 wird er als Mainzer Geheimer Rat und Generalvikar in spiritualibus erwähnt.

Hans-Jürgen Karp

Schönenberg (Schönenburg), Georg von (1529/30-1595) 1581-1595

Bischof von Worms

Georg von Schönenberg wurde im Jahre 1529 oder 1530 in der Diözese Trier als Sohn des Johann v. S. zu Hartelstein und der Elisabeth Weyher von Nickenich geboren. Der Stamm­ sitz seiner Familie lag in der Nähe des Soonwaldes. Die Familie war in der zweiten Hälfte des 16. Jh.s kirchlich auf den Trierer und Wormser Raum ausgerichtet, wo drei Ge­ schwister S.s wichtige Positionen innehatten. Sein Bruder Hugo (+ 1581) bekleidete das Amt eines Trierer Domherrn und Groß-Archidiakons. Johann v. (—>) S. stieg 1581 zum Erz­ bischof von Trier auf, und Wilhelm (+ 1571) war Kanoniker, 1556-68 Dekan und 1568-71 Kustos am Wormser Domstift. Ein weiterer Bruder Daniel gehörte dem Deutschen Ritter­ orden an. S.s Schwester Anna war mit Phi­ lipp Cratz zu Scharfenstein verheiratet und Mutter des 1604 verstorbenen gleichnamigen Wormser Bischofs. S. studierte 1543 zusam­ men mit seinem Bruder Johann in Heidelberg und 1546 in Freiburg. Am Mainzer Domstift begann er seine geistliche Laufbahn 1553 als Domizellar (Priesterkanoniker). 1555 wurde er Domkanoniker, 1564 Dekan und 1582 Propst. Als Mainzer Domdekan setzte er sich für eine Stärkung der Wahlrechte des Kapi­ tels und der Befugnisse seiner eigenen Präla­ tur ein. Er bemühte sich außerdem, das Dom­ kapitel zu einer Domäne des oberdeutschen Adels zu machen, um die lästige niederdeut­ sche Konkurrenz bei der Vergabe einträgli­ cher Pfründen auszuschalten. 1543 war S. Domherr und 1557-80 Dompropst in Worms. Aufgrund päpstlicher Provision erfolgte 1560 seine Posseß im Speyerer Domkapitel. Von 1567 bis zu seinem Tode war er dort Domka­ pitular. Auch im Trierer Domkapitel besaß er eine Pfründe. Aufgrund erzbischöflicher Bit­ ten wurde er 1562 Stiftsherr zu Aschaffen­ burg. Diese Pfründe behielt er bis zu seiner Resignation im Jahre 1566. Zwischen 1564 und 1595 war er Propst von Mariengreden in Mainz. Eine Pfründe an St. Viktor vor Mainz hatte er seit 1571 inne. Zwei Jahre später resi­

Zwar war vom päpstlichen Legaten schon 1566 vorgeschlagen worden, das Bistum Worms angesichts der Gefährdung durch die reformatorische Bewegung mit dem Mainzer Erzstift zu vereinigen; das nach dem Tod D.s v. (—>) Bettendorf für die Neubesetzung zu­ ständige Domkapitel konnte sich 1580 zu ei­ nem solchen Schritt aber nicht entschließen. Der am 22. 3. gewählte und am 16. 1. 1581 be­ stätigte S. machte sich jedoch Hoffnungen, 1582 auch Mainz zu erlangen. Obwohl sich diese Pläne zerschlugen, da er sich im Dom­ kapitel aufgrund seines Eigensinns keiner Be­ liebtheit erfreute, verschaffte ihm die dortige Dompropstei noch im gleichen Jahr den für seine Wormser Amtsführung dringend not­ wendigen finanziellen Rückhalt. Der Mainzer Weihbischof St. (—>) Weber konsekrierte ihn am 2. 4. 1583 zu St. Gangolf in Mainz.

Unter S.s Pontifikat hielten die konfessionel­ len Streitigkeiten mit dem lutherischen Wormser Rat und dem übermächtigen kur­ pfälzischen Nachbarn an. Da sich die Bettel­ orden 1385 ins städtische Bürgerrecht bege­ ben hatten, machte der Rat Besitzansprüche auf diese Klöster geltend und beschlag­

Schönenberg

nahmte 1583 den Reichkonvent der Augusti­ nerinnen. Aufgrund bischöflicher Interventi­ on nötigte Rudolf II. die Stadt nach jahrelan­ gem Streit zum Rückzug. Ansätze für eine Konsolidierung der katholischen Kirche fin­ den sich in der Tätigkeit mehrerer Altgermaniker, denen S. wichtige Aufgaben anver­ traute. Wichtigster Streitpunkt in der Ausein­ andersetzung mit dem Pfalzgrafen Johann Ka­ simir war das Kondominat in der bischöf­ lichen Residenz Ladenburg. 1590 konnte noch einmal ein Ausgleich erzielt werden. S.s Eintreten für die katholische Sache wurde an der Kurie als nicht ausreichend angese­ hen. Dort warf man ihm Vernachlässigung seiner bischöflichen Pflichten vor und kriti­ sierte seine häufige Abwesenheit. Die Kurie bat seinen Bruder Johann 1589 um Verbesse­ rungsvorschläge. Dieser rechtfertigte jedoch S.s häufigen Aufenthalt in seiner Mainzer Propstei mit der aggressiven kurpfälzischen Politik, die eine Residenz in Ladenburg un­ möglich mache. Für den Regensburger Reichstag ließ S. im Sommer 1594 noch ein­ mal die Gravamina gegen seine protestanti­ schen Nachbarn zusammenfassen. S. starb am 11. 8. 1595 in Speyer als Stellver­ treter Rudolfs II. für den dorthin ausgeschrie­ benen Reichsdeputationstag. Er wurde in der von ihm 1590 ausgebauten und geweihten St. Georgskapelle im südlichen Seitenschiff des Wormser Doms beigesetzt. Literatur: G. Helwich 52f. - J. E Schannat I, 435f. A. Ph. Brück, Worms. - G. Rauch, Domkapitel. - E Reuter, Mehrkonfessionalität. -E. Schwan 35, 61. Burkard Keilmann

Schönenberg (Schönenburg), Johann von (1525-1599) 1582-1599 Kurfürst-Erzbischof von Trier Johann von Schönenberg wurde 1525 auf Burg Hartelstein (Eifel) als Sohn des Johann v. S. und der Elisabeth Weyher von Nickenich geboren. Die väterliche Mainzer Ministerial­ enfamilie (genannt „S. vor dem Sane“, mit drei Kreuzen im Wappen) war mit anderen Familien ähnlicher Schreibweise (meist nach der Schönburg bei Oberwesel benannt) nicht verwandt. Sie entstammte dem Ort Schöne­ berg westlich Bingen. Sie stieg erst in der Ge­ neration S.s, nun aber gleich mehrfach, zu domkapitularischen Würden auf: Von den Brüdern S.s resignierte Hans Valentin 1536 zugunsten Hugos, der 1543 Kapitular in Trier, 1548 Kantor und 1573-81 Archidiakon von St. Peter wurde; Wilhelm wurde Domdechant

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in Worms, Georg v. (—>) Schönenberg Dom­ herr in Trier und 1580 Bischof von Worms. Der Neffe Hugo August wurde 1557 Domizel­ lar.

S. wurde 1538 Domizellar in Trier. Das vorge­ schriebene Biennium verbrachte er 1546/47 in Heidelberg, das er wegen der „neuen Sekte“, wohl der Reformation Friedrichs II. von der Pfalz, verließ, und 1547/48 in Frei­ burg. 1548 wurde er Kapitular, 1567 Kustos und 1570 Propst des Trierer Domkapitels, 1561 Domherr in Münster. 1571 erhielt er zu­ dem ein Kanonikat an St. Martin in Oberwe­ sel. Mehrfach übte er das Amt eines Rektors der Trierer Universität aus. Nach der Nieder­ werfung der Stadt ernannte ihn J. v. (—>) Eltz mit der Publikation der neuen Ratsordnung am 13. 6. 1580 zum ersten kurfürstlichen Statthalter. Wie seine Nachfolger leistete S. den Eid, „daß er der catholischen Religion und Glaubens sein und bleiben wolle“.

Am 31. 7. 1581 wählte ihn das Trierer Domka­ pitel zum Erzbischof. Die heftigen Einmi­ schungsversuche des Pfalzgrafen Georg von Veldenz zugunsten eines Protestanten und „Potentaten deutscher Nation“ waren wohl weniger an protestantische Kräfte im Kapitel als gegen die Kandidatur (—>) Karls von Loth­ ringen gerichtet. Am 26. 1. 1582 erhielt S. die päpstliche Bestätigung als Erzbischof und als Administrator von Prüm, am 19. 2. das Palli­ um. 1581 ließ er sich in der Jesuitenkirche zu Trier zum Priester weihen. Die Bischofsweihe empfing er am 12. 8. 1582 während des Reichstages von Augsburg durch Kardinal Madruzzo, die Regalien am 20. 8. Um 1588 wurde S. die Absicht einer Hinwen­ dung zum Protestantismus unterstellt. Den Anlaß dafür bildeten die Beibehaltung eines protestantischen Leibarztes und die lutheri­ sche Konfession seines Bruders Hans Valen­ tin, dessen Familie und dessen Herrschaftsge­ bietes. Erstaunlicherweise blieb dies den Nuntien verborgen. Zu gleicher Zeit verlieh Sixtus V. S. die als Geste gedachte Facultas, in den sächsischen Bischofskirchen für drei Jahre vakant werdende Präbenden zu verge­ ben. Am 13. 7. 1591 nahm S. von seinem Magdeburger Kanonikat Besitz.

Man hat behauptet, die Nuntien hätten den kränkelnden, skrupulösen und leicht beein­ flußbaren S. bei vielen Besuchen in seiner Re­ sidenz Ehrenbreitstein mit langer Hand ge­ führt (Just). Für manche Reformmaßnahmen mag das zutreffen. Dennoch hat S., wie die Ablehnung eines von Ottavio Mirto Frangipa­ ni für den Luxemburger Teil des Bistums vor­

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Schönenberg

geschlagenen Generalvikars zeigt, stets trierische Interessen wahrgenommen. Vielleicht förderte der Verzicht auf äußere Kraft die geistliche Orientierung: Die Trierer Überliefe­ rung (Gesta) legt Wert auf seine einfache geistliche Kleidung, sein Brevier- und Rosen­ kranzgebet, seine Bescheidenheit und Sitten­ reinheit. S. konnte zwar in vollem Umfang die Früchte der Arbeit seines Vorgängers J. v. (—>) Eltz ernten, setzte sie aber auch selbst mit einer Fülle von Einzelverordnungen zu jedem Reformanliegen um. Dies betraf die Kollegiatstifte in Wetzlar 1583, St. Kastor in Koblenz 1588, Karden 1589, Prüm 1589, Mayen 1592, Münstermaifeld 1593, Kyllburg 1597, die Er­ neuerung des landdekanalen Lebens (Neu­ formulierung der Statuten mehrerer Landde­ kanate) und Verschärfung des Sendwesens, weiterhin also vor allem die Klerusreform. Es muß jedoch offen bleiben, wieweit Weihbi­ schof P. (—>) Binsfeld, Offizial Bartholomäus Bodeghemius aus Delft und der Siegler Johan­ nes Colmann Anteil an diesen Reformen hat­ ten. Deren Höhepunkt war die tridentinische Reform des Domkapitels am 3. 11. 1595 in Anwesenheit des Nuntius Frangipani; an ihr war seit 1585 gearbeitet worden. Der Nuntius nützte die Gelegenheit zu einem Abschlußbe­ richt über die tridentinische Reform im Erz­ stift. 1590 sandte S. den späteren Weihbi­ schof G. (—0 Helfenstein mit einer Relatio sta­ tus zum Ad-limina-Besuch nach Rom.

Der Klerusreform sollte auch die Gründung eines Priesterseminars unter Leitung der Je­ suiten in Koblenz 1585 dienen. Es konnte je­ doch nur zwölf Studenten aufnehmen und kam nicht recht zu Kräften. Das wenig später in Trier gegründete Banthus-Seminar blieb trotz der Dotierung durch Kapitel und Erzbi­ schof dem Nachwuchs für den niederen Dom­ klerus vorbehalten. Trotz der Fülle von Nach­ richten über Einzelvisitationen ist keine all­ gemeine Visitation des Erzstiftes bekannt. S. scheint vor allem zum Mittel des Sends ge­ griffen zu haben, an dem er sogar selbst teil­ nahm. Den dabei auftretenden Mißständen begegnete er u. a. mit der Institutionalisie­ rung der Prüfung der Pfründenanwärter, so durch einen Erlaß vom 1. 7. 1587. Andere Maßnahmen ergänzten diese Schritte, so die Veröffentlichung des „Breviarium Trevirense“, das 1583 in Köln im Druck erschien, auf­ grund der Fehlerhaftigkeit aber kaum durch­ zusetzen war, und eines „Libellus annexus cursui Trevirensi“ (vor 1590), das die trierischen Meßrubriken zusammenfaßte. Der Kir­ chenreform diente ferner der 1589 in Trier er­ scheinende kurtrierische Katechismus, eine Vereinfachung des kleinen Katechismus des

P. (—>) Canisius. Ihm war eine „Praxis“ beige­ geben, eine Trierer Jesuitenkreisen entstam­ mende eigenständige Arbeit. 1590 erschien in Trier das Katechetische Handbuch des Jesui­ ten Johannes Macheren. Mehrere Sendbriefe und Dekrete S.s versuchten, diese Eingriffe in das traditionelle Pfarrleben durchzusetzen.

Eine Provinzialsynode, die die Arbeit zusam­ menfassen sollte, fand wohl nicht statt. Dage­ gen griff S. 1585 die in den Reformationswir­ ren aufgegebene Ausstellung des Hl. Rockes wieder auf und belebte alte trierische Tradi­ tionen in Wallfahrt und Reliquienverehrung. Der Kuriendiplomat Minucci schrieb zwar schon 1588, in Deutschland gebe es keine Provinz, die weniger von der Häresie ange­ steckt sei als das trierische Gebiet, und es ge­ be kaum einen Fall von offenem Konkubinat mehr. Dies war allerdings teuer erkauft wor­ den. Vor allem 1587-93 erfaßte eine Hexen­ hysterie besonders die Umgebung von Trier. Der Rigorismus des sonst verdienstvollen Weihbischofs P. (—►) Binsfeld und seines 1589 erscheinenden „Tractatus de confessionibus maleficorum et sagarum“, die seit 1560 an­ dauernde Jagd nach Krypto-Protestanten, Mißernten, soziale Umschichtungen in der Beamtenschaft und nicht zuletzt abergläubi­ sche Tendenzen und Skrupulosität, vielleicht sogar Anfälle krankhafter Depression bei S. selbst, entfachten ca. 350 Hexenverbrennun­ gen. Der Denunziationswahn, der auch eine

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Schönenberg - Schöner Reihe von Domherren und Äbten beschul­ digte, fand sein prominentestes Opfer in dem auf des Erzbischofs Befehl am 18. 9. 1589 hin­ gerichteten Trierer Stadtschultheißen Dr. Die­ trich Flade. Noch am 18. 12. 1591 ging S. zwar gegen Formen von Lynchjustiz vor, heiz­ te aber die Raserei mit der Senkung der Ge­ richtsgebühren und mit dem Befehl zum Pro­ zeß auch ohne förmliche Anzeige noch an und unterstützte 1593 den Nuntius beim Druck auf den Kanoniker Cornelius Loos, da­ mit dieser seine Kritik am Hexenglauben wi­ derrufe. Während S. 1592 gegen den Willen der Handwerker die Aufnahme der Kinder von Hexen in die Zünfte verfügte, ordnete er im gleichen Jahr, wie schon 1583 und 1589, die Ausweisung der Juden aus Trier an, um sie 1597 unter neuen Bedingungen wieder zu­ zulassen.

S.s reichspolitische Aktivität blieb gering. An der Verdrängung des G. (—>) Truchseß von Waldburg aus Köln hatte er nur geringen An­ teil, obwohl das Niedererzstift militärisch ge­ fährdet war. In der Straßburger Stiftsfehde plädierte er 1585-89 im Unterschied zu den anderen geistlichen Kurfürsten für ein stren­ ges Vorgehen gegen die protestantischen Kapitulare und gegen die Stadt, duldete freilich die Betroffenen als Kanoniker in Trier. Die schwache Position seines Erzstifts und seine persönliche Integrität prädestinierten S. zum Vermittler. 1584 engagierte er sich auf kaiser­ lichen Wunsch mit Herzog August von Sach­ sen in den Aachener Religionswirren; die Nuntien bedienten sich seiner zur Herstel­ lung einer tragbaren Kooperationsbasis zwi­ schen den Kölner und Mainzer Kurfürsten. Obwohl fast das gesamte Erzstift S. kurz nach seiner Wahl huldigte (Koblenz erst 1588), war seine Politik als Landesherr wenig vom Glück begünstigt. Seine noch als Statthalter zu be­ obachtende Tatkraft wich zunehmend einer Zögerlichkeit und verstärkte die Mißstim­ mung wegen der verheerenden Mißernten sei­ ner Regierungszeit. Zeitgenossen behaupte­ ten, er sei in Apathie verfallen und in die Ein­ samkeit geflüchtet. Jedoch ist festzuhalten, daß ein Teil des Desasters, so die Verschul­ dung der Stadt Trier aufgrund ihres Prozesses um die Reichsunmittelbarkeit, von den Land­ ständen verursacht war. Kriege an den Gren­ zen des Erzstiftes, vor allem im Luxemburgi­ schen, ferner die Auswirkungen des Truchsessischen Krieges, militärische Durchzüge, Räuberbanden und die Pest machten ein nor­ males Regieren unmöglich. Da S. die Geldauf­ nahme einzelnen Räten überließ, fehlte zu­ letzt jede Übersicht über die finanziellen Ver­

hältnisse. Daß er in dieser Hilflosigkeit Kaiser und Reichsständen erstmals mit einer Über­ gabe von Erzstift und Festung Ehrenbreitstein an die Spanier gedroht haben soll (so die Gesta), erscheint glaubhaft. Dennoch plante er wohl, der mühsamen Regierung von den Bur­ gen des Erzstifts aus (Grimburg, Montabaur, Wittlich, Cochem, St. Wendel, Koblenz, Eh­ renbreitstein) durch Schaffung einer Resi­ denz ein Ende zu machen. Ab 1595 ventilierte die Kurie aufgrund von S.s Stein- und Bruchleiden die Nachfolgefra­ ge. Gefahr sah man von Seiten des einer protestantisierenden Familie angehörigen Dom­ propstes Arnold von Manderscheid und des Domdekans Hugo Cratz von Scharffenstein. Bis Februar 1598 brachten die Nuntien immer wieder Kardinal (—>) Karl von Lothringen ins Spiel, doch das Domkapitel, das diesen schon 1594 wegen fehlender Diakonatsweihe als Ka­ noniker abgelehnt hatte, entschied sich für den Scholaster L. v. (—>) Metternich, ohne freilich zur Wahl zu schreiten. S. starb am 1. 5. 1599 zu Koblenz. Er wurde im nördlichen Seitenschiff des Trierer Doms beigesetzt. Die Statue des Grabaltars, eines Meisterwerks von H. R. Hoffmann, zeigt trotz der Idealisierung (gemessen an den erhalte­ nen Kupferstichen) einen geschundenen Greis mit den Spuren der Aktivität, die ihn wohl zeitlebens überfordert hatte. Quellen: LHAK, Abt. 1 A, 1 C, 1 D. - Ch. BrowerJ. Masen 418-431. - J. N. v. Hontheim III, 146-186. - J. J. Blattau II, 291-511. - E. Zenz VII, 9-16. Literatur: Ch. Stramberg 1/4, 587-604. - A. Meister, Die Haltung der drei geistlichen Kurfürsten in der Strassburger Stiftsfehde 1583-1589, in: AHVNRh 61 (1895) 95-128. - G. Kentenich 441-484. - Ders., Triers Statthalter, in: TrH 2 (1926) 3-5, 18-21. - C. Stenz 64f. - L. Just, Ein Bericht des Kölner Nuntius Ottavio Mirto Frangipani über die Durchführung der Tridentinischen Reform in Trier vom 3. Novem­ ber 1595, in: E. Iserloh-P. Mann (Hg.), FS Joseph Lortz I (Baden-Baden 1958) 343-367. - S. M. zu Dohna 184. - H. Molitor. - F. Pauly III, 30-33. - K. Düwell-F. Irsiegler, 2000 Jahre Trier, Bd. 3: Trier in der Neuzeit (Trier 1988). - B. Gondorf 307f. Wolfgang Seibrich

Schöner (Schoner), Johann (1569-1651)

1602-1609 Generalvikar des Bischofs von Bamberg 1608 Ep. tit. Naturensis 1608-1609 Weihbischof in Bamberg * 1569 (errechnet) wahrscheinlich Neustadt/ Aisch; 1589-95 Studium in Rom als Alumne

Schöner - Schrofenstein

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des Collegium Germanicum; Dr. theol. (Pa­ dua); 1595 Professor am Priesterseminar in Bamberg und Kanonikus bei St. Stephan; 1598 Fiskal, 1602 Generalvikar des Bischofs J. Ph. v. (-*) Gebsattel; 1605 Regens des Prie­ sterseminars, später Rektor des Gymnasiums; zum Weihbischof in Bamberg bestimmt; 28. 7. 1608 Titularbischof von Athyra; 11.9. 1608 Konsekration; Pfarrer von St. Martin in Bam­ berg; verlor unter Bischof J. G. v. (—>) Asch­ hausen seinen Einfluß; hatte sich vor allem gegen seinen Feind und Nachfolger F. (—>) Förner zu wehren. Nach seiner Absetzung (1609) ging S. nach Nürnberg; übte weiterhin gelegentliche Weihefunktionen aus; kehrte 1644 nach Bamberg zurück; trat als Autor durch vier kleine Streitschriften hervor; ver­ machte seine Bibliothek dem Domkapitel; + 24. 9. 1651; □ Domkreuzgang Bamberg. Literatur: E Wachter Nr. 9116. - L. Bauer, Weihbi­ schöfe. Egon Johannes Greipl

Schönhofer, Albert (+ 1493)

Scholl (Schollius), Bartholomäus (1550-1629) 1581 Ep. tit. Dariensis 1581-1629 Weihbischof in Freising * 6. 9. 1550 Hohenwart (Tirol); wohl bürgerli­ cher Herkunft; erzogen von einem geistlichen Onkel; Ausbildung bei den Jesuiten in Ingol­ stadt und München; 1549 Immatrikulation in Ingolstadt; Lie. theol.; aus dem Klerus des Bistums Augsburg; später Professor und Pfarrvikar in Ingolstadt; 10. 5. 1581 Titularbi­ schof von Daria und Weihbischof sowie Dom­ prediger in Freising; 1582 Kanoniker am dor­ tigen Andreasstift und Mitglied des geistli­ chen Rates; diplomatische Tätigkeit für Her­ zog Wilhelm V. von Bayern; Mitwirkung an den Konkordatsverhandlungen 1583; reich belegt sind Weihefunktionen Scholls, ebenso seine zahlreichen Stiftungen; + 20. 1. 1629; □ Freising, ehemalige Kollegiatkirche St. Jo­ hann. Literatur: C. Meichelbeck-A. Baumgärtner 590f. - J. Staber, in: J. Fischer 119-139, bes. 131ff. - G. Schwaiger, Ingolstadt. - L. Weber, Veit Adam von Gepeckh, Fürstbischof von Freising, 1618 bis 1651 (München 1972). - W. Kausch. Egon Johannes Greipl

1473 Ep. tit. Salonensis 1473-1493 Weihbischof in Augsburg und Passau Seit 1470 als Pfarrer von Triftern (Niederbay­ ern) und seit 1473 als Domherr in Passau nachweisbar; 17. 5. 1473 Titularbischof von Salona und Weihbischof in Augsburg und Passau; 30. 5. 1473 Konsekration in der Kir­ che S. Maria dell’Anima zu Rom; seinen Amtssitz bezog der aus begütertem Ge­ schlecht stammende S. in Passau. S. galt als eifriger Weihbischof, der im gesamten Kir­ chensprengel seine bischöflichen Funktionen ausübte. In der Kunstgeschichte ist er als Auf­ traggeber des Passauer Goldschmiedes Bal­ thasar Waltensperger bekannt. Der älteste er­ haltene Passauer Bischofsstab ist jener des S., ein kostbares Werk spätgotischer Gold­ schmiedekunst von 1490 (Passauer Dom­ schatz). Auch das Bischofssiegel S.s ist durch Abdrücke aus einzelnen Orten erhalten, wo er Altarweihen vorgenommen hat. + 7. 7. 1493; □ Andreaskapelle des Domkreuzgan­ ges; Rotmarmorepitaph erhalten. Literatur: M. Hansiz 595. -1. E Keiblinger 17f. - L. H. Krick, Chronologische Reihenfolgen der Seelsor­ gevorstände und Benefiziaten des Bistums Passau (Passau 1911) 564. - Ders., Domstift 208, 238. - E Mader-H. W. Wurster-K. Möseneder 15. August Leidl

Schrofenstein, Christoph von (um 1460-1521)

Koadjutor des Bischofs von Trient 1501-1509 Koadjutor des Bischofs von Bri­ xen 1509-1521 Bischof von Brixen

1496

Christoph von Schrofenstein wurde um das Jahr 1460 als Sohn des Oswald v. S. und der Beatrix von Wolkenstein geboren. Die Herren von Schrofenstein waren wahrscheinlich ein Ministerialengeschlecht der Bischöfe von Chur, das Ende des 15. Jh.s zum hohen Tiro­ ler Adel zählte. Ihre gleichnamige Burg er­ hebt sich noch heute oberhalb Landecks. S.s Bruder Oswald war Domherr in Brixen.

1480 tauschte S. eine Pfründe an der Kolle­ giatkirche in Griflüt, Diözese Utrecht, mit dem Kanonikat des Peter Erklenz in Brixen. Zwei Jahre später reiste er für den Brixner Bi­ schof G. (—>) Golser ad limina nach Rom. Von 1487 bis 1493 widmete er sich mit Erlaubnis des Domkapitels weiteren Studien, die er mit dem Dr. iur. utr. abschloß. 1487 erhielt S. ein Kanonikat in Augsburg. 1492-96 hatte er die Pfarrei Hall-Absam inne. 1493 verzichtete er auf die Pfarrei Kastelruth. Im gleichen Jahr er­

Schrofenstein

hielt er ein Kanonikat in Trient, und bei der dortigen Bischofswahl erlangte er zwei Drittel der Stimmen. Der schließlich neu bestellte Bischof U. v. (—>) Lichtenstein bestellte ihn auf Veranlassung Kaiser Maximilians 1496 zu seinem Koadjutor. 1495 erhielt S. ferner die Pfarrei Fügen, wo er den Bau der gotischen Pfarrkirche vollendete. Im selben Jahr wurde er kaiserlicher Rat. Anfang 1496 weilte er als kaiserlicher Gesandter mit Lichtenstein in Venedig. 1496 bestellte ihn auch der Brixner Bischof M. v. (—>) Meckau zu seinem Koadju­ tor. S. entschied sich trotz der geringen Ein­ künfte für Brixen, weil er dort erzogen wor­ den war und das Recht der Nachfolge erhielt. Nachdem Maximilian ihn am 21. 9. 1498 be­ stätigt und das Domkapitel seine Zustim­ mung gegeben hatte, erfolgte am 5. 7. 1501 die Bestätigung durch Papst Alexander VI. Im gleichen Jahr erhielt S. die Dompropstei in Trient. Nach dem Tode Meckaus am 3. 3. 1509 folgte ihm S. als Bischof nach. Im Mai desselben Jahres erhielt er vom Kaiser die Re­ galien. S., der 1510 einige Monate mit dem Kaiser in Augsburg weilte, ließ sich im Januar 1511 zum Priester und Bischof weihen. Im glei­ chen Jahr hielt er eine Diözesansynode ab, de­ ren Statuten im großen und ganzen jenen der Synoden des 15. Jh.s entsprachen. Auch der Einfluß des Salzburger Provinzialkonzils von 1490, an dem Vertreter der Diözese Brixen teilgenommen hatten, ist festzustellen. Das erste der 30 Dekrete sah z. B. vor, daß einmal im Monat beim sonntäglichen Gottesdienst das Vaterunser und das Gegrüßet seist du Ma­ ria gebetet werden sollten. Weiter sollten die zehn Gebote, die sieben Hauptsünden, die acht erschwerenden Umstände der Sünden, die sieben Sakramente, die sechs Werke der Barmherzigkeit aufgezählt werden. Das dritte Dekret behandelte die Ruralkapitel, das sech­ ste die Residenzpflicht der Pfarrer, das 12. die Feiertage, das 19. sah scharfe Strafen für Wu­ cher vor und das 29. erließ Vorschriften für die Anstellung von Priestern. Diese Dekrete wurden jedoch kaum durchgeführt. Bei sei­ nen seelsorglichen Aufgaben stand S. bis 1513 Weihbischof K. (—>) Reichard zur Seite. Auf ihn folgte J. (—►) Kneufl.

S. wurde sehr stark durch den Krieg in An­ spruch genommen, den Kaiser Maximilian seit 1508 gegen Venedig führte. Wegen der Abgaben für die Landesverteidigung und der Kriegslasten kam es 1511 zu einem Verteidi­ gungsbündnis, dem sog. Landlibell, mit dem die Grundlage für die militärische Sonderstel­ lung Tirols bis ins 19. Jh. geschaffen wurde.

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Demnach waren die Tiroler zur Selbstvertei­ digung ihres Landes verpflichtet. Bei einem Gesamtaufgebot von 5000 Mann hatten die Bischöfe von Brixen und Trient zusammen mit dem Adel 1800 Mann zu stellen. Die Hochstifte durften ihre Fahne beim gemeinsa­ men Aufgebot mitführen. Später wurde das Aufgebot durch eine Verteidigungssteuer er­ setzt. Von weiteren Reichsabgaben wurden die Bischöfe befreit. Sie mußten ihren Beitrag an die Grafschaft Tirol abführen. Obwohl die Stifte ihre freiwillige Zustimmung zu dem Vertrag, der ihre Reichsstandschaft nicht tan­ gieren sollte, betonten, schränkte dieser ihre Reichsunmittelbarkeit tatsächlich doch ein und unterstellte sie in mancher Hinsicht dem Landesfürsten.

Als 1512 das Land von Überschwemmungen und Seuchen heimgesucht wurde, flüchtete S. in seine Burg Bruneck, dann nach Schloß Heuinfels bei Sillian. 1513 wurde in Brixen ein Landtag abgehalten, bei dem die Vertreter des Kaisers weitere Abgaben zur Deckung der Kriegskosten sowie die Bereitstellung neuer Söldner verlangten. Da die Lage des Stiftes in­ folge der Naturkatastrophen äußerst schwie­ rig war und große Mißstimmung wegen des Krieges herrschte, bewilligten die Stände nur einen kleinen Teil der Forderungen. Der Krieg zog das Hochstift besonders stark in Mitleidenschaft, da einzelne Bezirke wie Bu­ chenstein direkt an venetianisches Gebiet grenzten. Zu ihrer Verteidigung mußte S. be­ trächtliche Mittel aufbringen. Nach Ende des Krieges (1516) ließ S. durch Weihbischof Kneufl und Generalvikar Aichhorn 1517 Visitationen durchführen. Dies ge­ schah entsprechend den Vorschriften des Salzburger Provinzialkonzils von 1512 und gegen den Willen des Kaisers. Anläßlich des Generallandtages der österreichischen Kron­ länder in Innsbruck 1518 weilte auch S. in der Landeshauptstadt. Nach dem Tod des Kaisers (1519) kam es zu Verhandlungen der Landstände mit der Landesregierung, an de­ nen auch S. teilnahm. Dabei forderten die Landes Vertreter eine Reform des Klerus. S. zeigte sich dafür aufgeschlossen, doch hin­ derte ihn sein schlechter Gesundheitszustand daran, gegen die Mißstände vorzugehen. In­ folge der wirtschaftlichen Lage brachen da­ mals unter der Bevölkerung Unruhen aus, zu­ mal es 1520/21 in der Brixner Gegend zu Preissteigerungen, Hungersnot und Über­ schwemmungen kam. Damals wollten Bauern die Burg Rodeneck stürmen. Doch gelang es, die Menge zu besänftigen. Daraufhin zogen ca. 800 Bauern nach Brixen und wollten auch

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Schrofenstein - Schultz

dort einen Aufstand unternehmen, doch ge­ lang es dem Stadtrichter und Bürgermeister, die Menge zu beruhigen.

S. heiratete am 25. 1. 1555 Anna von Estorf. Er starb am 9. 9. 1580 als Propst von Distorf in der Mark Brandenburg.

S. reiste im März 1521 trotz seiner Kränklich­ keit nach Innsbruck. Dort verstarb er am 19. 3. 1521. Sein Leichnam wurde im Brixner Dom beigesetzt. Sein Grabstein befindet sich heute in der Vorhalle des Domes.

Literatur: J. H. Neuendorff 99f. - G. M. C. Masch 495ff. - W. Ebeling 392. - E W. J. Rickmann 23-25. - H. Windus 46-49. - H. Bernhöft. - E v. Notz 44f. G. Krüger 123. - O. Kähler 260. - G. May 61 f.

Literatur: L. Santifaller, Brixner Domkapitel 462464. - A. Sparber 169-172. - J. Gelmi, Bischöfe 114-116. Josef Gelmi

Clemens Brodkorb

Schulte (Prefecti), Johannes (GESA) (+ 1489)

1455 seit 1455 seit 1466

Ep. tit. Syronensis Weihbischof in Paderborn Mainzer Weihbischof inparti­ bus Thuringiae Generalvikar des Bischofs von Paderborn

Schulenburg, Christoph von der (um 1514-1580)

1467

1551-1554 Bischof von Ratzeburg

Augustinereremit; Lektor der Theologie in Lippstadt; 13. 10. 1455 Titularbischof von Su­ ra und auf Bitten Erzbischofs D. v. (—>) Moers zum Weihbischof in Paderborn bestellt; am 23. 10. 1466 durch Erzbischof (^) Adolf von Nassau zum Weihbischof im mainzischen Er­ furt bestellt; 1467 als Generalvikar des Pader­ borner Bischofs (-*) Simon zur Lippe be­ zeugt; + 15. 6. 1489 Eschwege.

Christoph von der Schulenburg war der letzte katholische Bischof von Ratzeburg. Er war zu­ vor Dompropst und wurde, nachdem sein Vorgänger G. v. (—►) Blumenthal am 25. 9. 1550 in Lebus gestorben war, am 22. 5. 1551 einstimmig zum Nachfolger gewählt. Die päpstliche Bestätigung erhielt er unter dem 22. 5.

Die Amtszeit S.s war von Auseinandersetzun­ gen mit seinem gewalttätigen Nachbarn Her­ zog Franz von Sachsen-Lauenburg geprägt. Dieser veranlaßte, wohl auch um Rache dafür zu üben, daß das Kapitel nicht seinen Sohn Magnus zum Bischof gewählt hatte, den Gra­ fen Volrad von Mansfeld zu einem Zug gegen das Bistum. Am 23. 5. 1552 fiel dieser in Rat­ zeburg ein, plünderte den Dom und die Ku­ rien und ließ die bischöflichen Schlösser in Schönberg und Stove besetzen. Kapitulare, die nicht fliehen konnten, wurden gefangen­ gesetzt und weitere Erpressungen, Plünde­ rungen und Brandschatzungen vorgenom­ men.

S., der wohl mittlerweile dem Luthertum zu­ neigte, war den Anforderungen seiner Zeit nicht gewachsen. Am 5. 10. 1554 resignierte er als Bischof und verließ die Stadt. Zuvor hatte er Verhandlungen mit Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg darüber geführt, daß gegen eine Abfindung von 10 000 Talern dessen Bruder Herzog Christoph von Meck­ lenburg seine Nachfolge antreten sollte. Noch am Tage der Resignation wählte das Kapitel diesen zum neuen „Bischof“. Damit hielt die Reformation Einzug in Ratzeburg. Der Über­ gang des Bistums in mecklenburgische Hand vollzog sich stetig bis zur förmlichen Säkula­ risation im Jahre 1648.

Literatur: J. Feldkamm 60-63. - H. J. BrandtK. Hengst, Weihbischöfe 66-69. Karl Hengst

Schultz, Hieronymus (Scultetus) (OPraem) (+ 1522) 1507-1521 Bischof von Brandenburg 1521-1522 Bischof von Havelberg

Hieronymus Schultz wurde als Sohn eines niederschlesischen Bauernschulzen geboren. Er war 1487 als Magister Mitglied der Leipzi­ ger Artistenfakultät und ist nach Aufenthal­ ten in Ferrara und Bologna als Dr. nachgewie­ sen. Er dürfte bereits vor 1506 Mitglied des prämonstratensischen Domkapitels Branden­ burg gewesen sein. Im Dezember 1507 schloß er dessen Umwandlung in ein Säkularstift ab. Auf Wunsch des Landesherrn wurde er bald nach dem Tode des Bischofs J. v. (—>) Bredow durch das Brandenburger Domkapitel zu des­ sen Nachfolger gewählt. Am 6. 10. 1507 er­ hielt er die päpstliche Bestätigung. Die Verhandlungen des Hohenzollernhauses mit der Kurie um den Aufstieg (—>) Albrechts von Brandenburg, des Bruders von Kurfürst Joachim L, hatten auch auf die Diözese Bran­ denburg Auswirkungen. Im Zusammenhang

Schultz - Schwarzburg mit der finanziellen Transaktion zur Erlan­ gung der Dispens Albrechts wegen unkanoni­ scher Pfründenhäufung entschied Papst Leo X. nämlich 1514, daß der Ertrag aus der Ver­ kündung des Ablasses in den Magdeburger und hohenzollernschen Landen, mithin auch in den Bistümern Havelberg und Branden­ burg, geteilt wurde. Er überließ außerdem dem Landesherrn das Patronat an beiden Dompropsteien. S. leistete Albrecht 1518 den Obödienzeid.

Nachdem seit 1512 ein Streit des Bischofs mit dem Rat und dem Klerus von Wittenberg ent­ standen war, die sich weigerten, eine Synode zu besuchen und die dort beschlossene Bei­ steuer zu zahlen, wurden Martin Luthers im Jahre 1517 gegen den Ablaßhandel publizier­ ten 95 Thesen, die der Wittenberger Professor auch seinem Diözesanbischof S. zustellte, für das Bistum von schicksalhafter Bedeutung. S. versuchte ohne Erfolg, Luther zu einem Kom­ promiß zu bewegen.

Die Gegnerschaft zwischen Luther und S., die sich auf dem Reichstag in Worms 1521 wie­ dersahen, vertiefte sich inzwischen. Für S. wurde in Worms die Translation nach Havel­ berg vorbereitet. Vom Kurfürsten befürwortet, erlangte er nach der Resignation G.s v. (—>) Blumenthal die Provision. Die Einführung am 9. 8. 1521 nahm der Kurfürst persönlich vor. Mit dem widerstrebenden Domkapitel ver­ glich S. sich im Herbst 1521. Die Landsässigkeit des Bistums Havelberg wurde nun auch durch die Ablehnung der reichsrechtlich fest­ gelegten Romzugshilfe durch S. manifest. S. starb bereits am 29. 10. 1522 in der bischöf­ lich-havelbergischen Residenz zu Wittstock. Er wurde in Wittstock beigesetzt. Literatur: E. Wernicke, Luther und der Bischof von Brandenburg (Brandenburg 1890). - G. AbbG. Wentz 52-54. - G. Wentz 74f. Felix Escher

Schwab, Tobias (+ 1640)

1613-1640 Generalvikar des Bischofs von Wien und Offizial 1619-1628 Apostolischer Vikar in Wien

* Wien; seit 1595 Studium der Rechte in Pa­ dua (1603 Dr. iur. utr.) und Siena; 18. 12. 1610 Priesterweihe in Wien; 1611 Kanonikus in Wien und Olmütz; 1613 Domkustos in Wien; 1613 durch Bischof M. (—>) Klesl zum Offizial und Generalvikar der Diözese Wien ernannt; 1. 9. 1619 durch Sondernuntius Fa­ britius Verospius, der mit der Causa Klesl be­

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faßt war, als Offizial und Generalvikar bestä­ tigt und zugleich zum Apostolischen Vikar mit allen Rechten des Diözesanbischofs be­ stellt; diese Beauftragung erlosch mit der Rückkehr Klesls 1628; während dessen Ab­ wesenheit hielt S. engen Kontakt zu Klesl; 1625 durch diesen zum Vizekanzler der Uni­ versität Wien ernannt; 1631 Domdechant, 1636 Dompropst (kaiserliche Nomination) in Wien und Dechant von Kirnberg sowie Kanz­ ler der Universität Wien; t 1. 2. 1640 Wien; □ Stephansdom Wien. Quellen: DAWi.

Literatur: D. Leopold, Das Wiener Domkapitel zum hl. Stephan in seiner persönlichen Zusammenset­ zung 1554-1722 (Diss. phil. Wien 1947) 214-216. Johann Weissensteiner

Schwarzburg, Heinrich Graf von (1440-1496) 1463-1496 Administrator des Erzbistums Bremen 1466-1496 Bischof von Münster

Heinrich von Schwarzburg wurde am 13. 11. 1440 als zweiter Sohn des Grafen Heinrich von Schwarzburg-Blankenburg und der Elisa­ beth Gräfin von Kleve und Mark geboren. Die Grafen v. S. waren in Rudolstadt (Thür.) an­ sässig. S. hatte sieben Brüder. 1449 wurde er Propst zu Jechaburg, 1451 Kanonikus zu Würzburg und Halberstadt und 1453 Dom­ herr in Köln. 1454 bezog er die Universität Er­ furt, die ihn 1458 zum Rektor wählte. Ein Versuch des Herzogs Johann von Kleve, sei­ nem damals 14jährigen Neffen das Bistum Münster zu verschaffen, schlug fehl, während dies 1463 in Bremen gelang. Die päpstliche Verleihung zur Administration erfolgte am 20. 11. 1463. Danach bezog S. zusammen mit einem seiner Brüder die Universität Bologna. Wiederum auf Veranlassung des Herzogs von Kleve postulierte ihn 1466 das Münsterer Domkapitel zum Bischof. Die Translation wurde am 20. 6. 1466 ausgesprochen, doch behielt S. Bremen als Administrator. Einer Forderung des münsterischen Kapitels ent­ sprechend, nahm S. seinen Wohnsitz in sei­ ner Bischofsstadt. Am 7. 12. 1466 wurde er durch die Herzöge von Kleve und Geldern eingeführt. S. war das Urbild eines Landesfürsten und zugleich der kirchlichen Reform zugetan. So nahm er 1474 dem streitlustigen Grafen Gerd von Oldenburg Harpstedt im Kreise Syke und 1482 Delmenhorst. Im Reichskrieg gegen den expansionswilligen Karl den Kühnen von

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Schwarzburg - Schweikard

Burgund trug er als Führer des niederdeut­ schen Kontingentes des Reichsheeres 1475 zur Entsetzung der Stadt Neuss bei und schuf somit die Bedingungen für die spätere territo­ riale Entwicklung in Nordwestdeutschland. Unter S. stieg Münster nicht nur zur nord­ westfälischen Führungsmacht auf, sondern seine Politik trug zeitweise sogar europä­ ischen Zuschnitt. Der Schwerpunkt von S.s Wirksamkeit lag je­ doch auf geistlichem Gebiet. Er war persön­ lich fromm, ließ sich die Bischofsweihe spen­ den, feierte alljährlich an den vier kirchli­ chen Hochfesten das Pontifikalamt im Dom und hielt dabei die Predigt. Zu seinem Beichtvater wählte er den reformfreudigen holländischen Dominikaner Engelbert Cultellificus. Bei seiner geistlichen Option wurde S. von dem humanistisch gebildeten Dom­ herrn Rudolf von Langen unterstützt. S. setzte das Reformwirken seines Vorgängers fort. 1468 unterstellte er den Konvent der Zisterzienserinnen von St. Aegidii in Münster der Benediktinerregel und forderte eine stren­ ge Klausur im Sinne der Bursfelder Reform. Das Amt des Beichtvaters übertrug er den Be­ nediktinern von Liesborn. Auch das ebenfalls nach den Bursfelder Grundsätzen reformierte Zisterzienserinnenkloster Vinnenberg wurde zu einem wichtigen geistlichen Zentrum, während ein Reformversuch des Zisterziense­ rinnenklosters in Rengering bei Warendorf mißlang. Die Reformtätigkeit von S. erstreckte sich auch auf das Erzstift Bremen, wo er 1468 in die Verhältnisse des Benediktinerinnen­ klosters Zeven eingriff und einen neuen Propst ernannte. Dagegen scheiterte 1482 der Versuch einer Visitation des Zisterzienserin­ nenklosters Frauenthai in Harvestehude bei Hamburg an Kompetenzstreitigkeiten mit dem Abt von Reinfelde, wobei es zu Unruhen der Bevölkerung gegen den Bischof kam. Kurz vor seinem Tode konnte S. noch im hoyaschen Benediktinerinnenkonvent Heiligenrode Reformen durchführen. S. schätzte wie sein Vorgänger den franziska­ nischen Geist und befürwortete die Lebens­ weise nach der Dritten Regel des hl. Franzis­ kus. Den Dorstener Franziskanern erlaubte er 1488 die Seelsorge und das Terminieren in den benachbarten Dörfern des Münsterlan­ des. Als Weihbischof wurde S. von J. (—►) Wennecker, W. v. (—>) Heyß und J. (—>) Ymminck unterstützt. S. starb am 14. 12. 1496 während einer militä­ rischen Expedition nach Ostfriesland. Er wurde im Dom zu Münster hinter dem Paulusaltar beigesetzt.

Literatur: A. Schröer, Verfassung I, 61-68. - K. Scholz 435f. - Handbuch Münster (1993) 179ff. Alois Schröer

Schweicker(t) (Schwieker, Schweikard), Ge­ org (um 1510-1563) 1544 Ep. tit. Davaliensis 1543-1563 Weihbischof in Speyer * Kirrweiler bei Neustadt an der Weinstraße; 17. 12. 1544 Titularbischof von Daulia; Weih­ bischof in Speyer und als solcher Pfarrer von Bruchsal; Inhaber eines Primissariates zu Waghäusel sowie eines Kanonikates bei Aller­ heiligen zu Speyer; nahm 1552 als Vertreter des Diözesanbischofs am Konzil von Trient teil; + 2. 5. 1563; □ Kreuzgang des Allerheili­ genstiftes; Grabmal heute in der Krypta des Speyerer Doms. Literatur: E X. Remling II, 285, 324, 332, 337f., 342, 344, 365f., 371, 380. - L. Stamer III/l, 30, 56, 58. E Haffner 703. Hans Ammerich

Schweikard von Kronberg, Johann (1553-1626)

1584-1595 Generalvikar des Kurfürst-Erz­ bischofs von Mainz 1604-1626 Kurfürst-Erzbischof von Mainz

Johann Schweikard von Kronberg wurde am 15. 7. 1553 zu Mainz als viertes Kind des Hartmut v. Kronberg (+ 1591) und der Barbara von Sickingen, einer Enkelin des Franz von Sickingen, geboren. Die nierderadelige, früh verzweigte und besonders im Rhein-Main-Ge­ biet begüterte Familie der Kronberg ist seit der Stauferzeit nachweisbar.

Die nach dem Beizeichen Kronenstamm ge­ nannte Linie, der S. angehörte, erscheint erst­ mals 1257 in einem Siegel. Seit 1324 waren die Kronberg Mainzer Erbschenken. Früh ka­ men sie mit der Reformation in Berührung. Hartmut (+ 1549) war seit 1525 ihr unbeugsa­ mer und einflußreicher Vertreter in Wort und Schrift. Sein Sohn Hartmut war der Vater S.s und später nach dem Tod seiner ersten Frau in zweiter Ehe mit Margareta (t 1588), einer Schwester des Mainzer Erzbischofs D. (—>) Brendel von Homburg, verheiratet. Zunächst Amtmann in Bonames und Meisenheim, wur­ de er 1552 Kurmainzer Amtmann in Höchst und Hofheim.

Schweikard Da jeder Hinweis auf einen späteren Konfes­ sionswechsel fehlt, ist anzunehmen, daß die inzwischen zur alten Kirche zurückgekehrten Eltern S. katholisch taufen ließen. Darauf deutet auch, daß er durch erzbischöfliche Provision im Domstift zu Mainz 1564 Domi­ zellar und 1566 aufgeschworen wurde. Ins Domkapitel wurde er 1577 aufgenommen.

1582 erfolgte die Wahl zum Scholaster, 1595 zum Domdekan. 1567 wurde er in Mainz auch Kanoniker an Mariagreden und 1576 Propst von St. Peter. Im Marienstift wurde er 1595 zum Propst gewählt. Die Propstei an St. Peter resignierte er 1589. Dafür war er 1588 durch päpstliche Provision Propst des Main­ zer Ritterstifts St. Alban geworden. Er resi­ gnierte diese Pfründe 1604. In Würzburg wur­ de er 1575 aufgeschworen. Er resignierte die Pfründe 1599. Über S.s Studienverlauf herrscht Unklarheit. Sicher ist, daß Brendel von Homburg ihn 1574 zu einem zweijähri­ gen Studium im Germanikum nach Rom schickte. Vorher dürfte er das Mainzer Jesui­ tengymnasium besucht haben. Als weitere Studienorte werden Trier, Paris, Dole, Or­ leans und Löwen genannt. 1581 wurde mit S. erstmals ein Domkapitular Rektor der Main­ zer Universität. Vom 1. 8. 1584 bis zum 27. 2. 1595 war er Mainzer Generalvikar. Gemein­ sam mit dem Wormser Bischof G. v. (—>) Schö­ nenberg und Weihbischof St. (—>) Weber ge­ hörte er 1594 zu der Kommission, die im Auf­ trag des Erzbischofs die Mainzer Stifte und

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Pfarreien visitierte. Das in ihrem Memorial festgehaltene Ergebnis zeigt, wie reformbe­ dürftig der Klerus noch war. 1599-1604 war S. durch erzbischöfliche Ernennung Kämme­ rer der Stadt Mainz. 1601 war er neben J. (—>) Echter von Mespelbrunn und J. A. v. (—>) Bikken aussichtsreicher Kandidat für die Nach­ folge des Erzbischofs W. v. (—>) Dalberg. 1603 war er als Mainzer Delegierter auf dem Reichstag zu Regensburg. Am 17. 2. 1604 wurde er zum Mainzer Erzbischof gewählt. Die Mehrheit der Domkapitulare entschied sich für ihn, weil er als Vertreter der kirchli­ chen Vermittlungspartei galt. Die römische Konfirmation erfolgte am 2. 8. 1604. Das Palli­ um wurde ihm am 18. 8. 1604 gewährt. Zu seiner römischen Delegation gehörten Ph. Ch. v. (—> Bd. 1648-1803) Sötern und, wie schon 1583 und 1601, der Germaniker und engagier­ te Reformer Dr. Vitus Milet. Im November 1604 empfing S. die Bischofs weihe in Mainz durch Weihbischof St. Weber. Mit den Rega­ lien und kaiserlichen Lehen wurde er am 13. 8. 1613 auf dem Reichstag zu Regensburg be­ lehnt.

Als Reichspolitiker sah S. sich in seiner Ei­ genschaft als Kurfürst und Erzkanzler vor schwere Probleme gestellt. Durch die wach­ sende konfessionelle Polarisierung war der Reichsreligionsfriede von 1555 bedroht. Dem und der Lahmlegung von Reichskammerge­ richt und Reichstag suchte er durch eine ge­ mäßigte und kompromißbereite religionspoli­ tische Haltung entgegenzuwirken. Den seit 1603 laufenden Bestrebungen zur Bildung ei­ nes katholischen Schutzbündnisses stand er aus Sorge um die Reichseinheit reserviert ge­ genüber. Erst nach dem Scheitern seiner Ver­ mittlungspolitik, angesichts des Machtverlu­ stes Kaiser Rudolfs II. und der Gründung der protestantischen Union unter kurpfälzischer Führung 1608 schloß er sich 1609 der katholi­ schen Liga an, die er bis 1613 als überkonfes­ sionelles kaisertreues Defensivbündnis ver­ stand. Die von ihm um der Reichseinheit wil­ len betriebene Beilegung des Bruderzwistes zwischen Rudolf II. und Matthias gelang schließlich. In Frankfurt ließ S. sich für die Wahl von Matthias zum Kaiser am 13. 6. 1612 gewinnen und krönte ihn 1612 in der Bartho­ lomäuskirche. Er berief auch die Kaiserwahl vom 28. 8. 1619 ein und hatte erheblichen Anteil an der Wahl Ferdinands II., den er am 9. 9. 1619 ebenfalls krönte. Die politischen Ereignisse von 1618/19 bewirkten in S. ein reichspolitisches Umdenken. Er gab seine frühere Zurückhaltung auf, trat für die Schaf­ fung einer funktionsfähigen und gut gerüste­ ten Liga ein und wurde, jedoch ohne militäri-

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Schweikard - Schweinpeck

sehe Beauftragung, einer ihrer beiden Di­ rektoren. Die Frühphase des Dreißigjährigen Krieges brachte dem Erzstift wichtigen terri­ torialen Gewinn. Nach der Eroberung der Kurpfalz durch Tilly kündigte S. 1621 die 1461 gegebenen Pfandschaften und brachte dadurch den wichtigen alten Besitz an der Bergstraße an Mainz. Er begann sogleich mit dessen Rekatholisierung. Das entsprach sei­ ner bis dahin als Landesherr betriebenen re­ formerischen und gegenreformatorischen Li­ nie. Als erster Germaniker auf dem Mainzer Erzstuhl setzte er, wenn auch weniger schroff, von Anfang an das Reformprogramm seines Vorgängers Bicken fort. 1605 erschien das Mainzer „Catholisch Cantual“ als Teil des „Catholisch Manual“ mit Bibeltexten, Kate­ chismus, Meßtraktaten und katholischen Got­ tesdienstliedern als Antwort auf evangelische geistliche Gesänge. 1605 übertrug er den aus Kreuznach gekommenen Augustiner-Kanonissen das Mainzer Agneskloster. 1612 bewog er die Franziskaner-Observanten zur Rück­ kehr nach Mainz und förderte die Gründung des Jesuitenkollegs in Aschaffenburg. Die aus deren Bemühen um Wiederbelebung der Aschaffenburger Wallfahrt nach Walldürn er­ wachsene und 1624 in der Mainzer St. Quintinskirche eingeführte Erzbruderschaft vom Allerheiligsten Sakrament fand seine Unter­ stützung. 1618 gelang es ihm nach zehnjähri­ gem Bemühen, die Kapuziner nach Mainz zu holen. Den Bau ihres ersten Mainzer Klosters förderte er ebenso wie 1620 die Schenkung des Klosters Nothgottes im Rheingau an die­ sen prosperierenden Reformorden. Vom Geist der katholischen Reform war auch die 1615 erlassene Kirchenordnung mit der beigefüg­ ten Polizeiordnung zur Reglementierung von Sitten und Gebräuchen im Erzstift geprägt. Zusammen mit den „Additionsartikeln“ von 1617 bildeten sie, entsprechend dem Zeitver­ ständnis, die rechtliche Basis für die Gestal­ tung des Erzstifts zum Konfessionsstaat. Es gehört zu den dunklen Seiten des Pontifikats von S., daß um 1615 die Hexenprozesse noch­ mals große Ausmaße annahmen. Das 1613-19 errichtete erzbischöfliche Schloß in Aschaf­ fenburg und die 1615 in Mainz im Beisein des Erzbischofs grundgelegte Domus Universitatis, beides Prachtgebäude der Renais­ sance, können diese Belastung nicht überdekken. S. starb am 17. 9. 1626 in Aschaffenburg. Er wurde im Dom zu Mainz beigesetzt. Quellen: BStAW, DKap Pr 23, 25, 30. Literatur: A. Amrhein, Reihenfolge 127. - BCJ 5 (1894) 777; 8 (1898) 1499-3, 1697-8, 1500. - H. Bur­ kard 352f., 378. - J. B. Alisky, Johann Schweikard von Kronenberg. Ein Bischof der Katholischen Re­

stauration, in: JBMz 1 (1946) 103-113. - E Bothe, Erzbischof Johann Schweikart von Mainz und die Frankfurter Katholiken zur Zeit des Fettmilchauf­ standes (Frankfurt 1951). - A. Ph. Brück, Mainz 234f. - F. V. Arens 312-314. - A. Ph. Brück, Bicken 154. - Ders., in: NDB 10 (1974) 497. - G. Rauch, Domkapitel III, 150, 165-166. - F. W. Sender 41 f. H. Altmann, Die Reichspolitik Maximilians I. von Bayern 1613-1618 (München-Wien 1978). - W. Ronner, Stammtafel der Ritter, Herren und Grafen von Kronberg (Frankfurt 1980). - A. Litzenburger, Kurfürst Johann Schweikard von Kronberg als Erz­ kanzler. Mainzer Reichspolitik am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges (1604-1619) (WiesbadenStuttgart 1985). - H. Gensicke, Die von Kronberg, in: NasA 98 (1987) 297-318. Friedhelm Jürgensmeier

Schweinpeck (Schweinbeck, Theobald (+ 1462)

Sweinpeck),

1446-1462 Bischof von Lavant Theobald Schweinpeck stammte aus einer steirischen Familie. Seine Eltern waren Jo­ hann Hans S., Hofmarschall Herzog Ernsts des Eisernen, und Grum, eine Tochter Hein­ richs von Hanau. Sein Geburtstag und sein Studiengang sind nicht bekannt. 1431 wurde S. Domherr und 1437 Spitalmeister in Salz­ burg. Am 24. 11. 1446 nominierte ihn der Salzburger Erzbischof F. (—>) Truchseß v. Em­ merberg zum Bischof von Lavant. Dessen Nachfolger S. v. (—>) Volkersdorf gestattete ihm die Beibehaltung seines Salzburger Domkanonikates und überwies ihm den erzbi­ schöflichen Hof Sitzing bei St. Andrä als Re­ sidenz. 1456 nahm S. an der Salzburger Provinzialsy­ node teil. In einem Promemoria schilderte er die Lage seines Bistums und klagte über ver­ schiedene Eingriffe in dessen Rechte und Freiheiten. Über S.s pastorales Wirken ist im Gegensatz zu seinen Bemühungen um Besse­ rung der wirtschaftlichen Lage des Bistums nichts bekannt. S. unterhielt gute Beziehungen zum Wiener Hof. 1457 bestätigte Kaiser Friedrich III. ihm alle Rechte, Privilegien und Freiheiten des Bistums, darunter auch für sich und seinen Nachfolger das Recht zur Führung des Für­ stentitels. S. war Zeuge, als der Kaier am 6. 12. 1461 das Bistum Laibach errichtete. Das genaue Todesdatum S.s ist nicht bekannt. Der Nekrolog des Klosters Nonnberg in Salz­ burg nennt den 1. 9. 1462. Literatur: K. Tangl 155-168. - E Kovacic 182-183. H. Dexler 141-144. - A. Ozinger 30-32. France M. Dolinar

Scultetus - Seckendorff Scultetus (Schulz), Georg (OPraem) (um 1560-1613) 1603 Ep. tit. Lyddensis 1603-1613 Weihbischof in Breslau

* um 1485 Schönbrunn bei Sagan als Sohn des Michael Schulz und der Hedwig Habicht; zwei von deren Brüdern waren am Breslauer Dom bepfründet; Studium bei den Jesuiten in Olmütz, 1580-83 als Alumne des Collegium Germanicum in Rom und 1583-86 in Perugia (1586 Dr. theol.); Professor im Neisser Kleri­ kalseminar; 1577 Domherr in Breslau, 1581 Kanonikus in Glogau; 1594 Pfarrer von Kaps­ dorf bei Trebnitz; 1596 Wahl zum Abt des Prämonstratenserklosters St. Vinzenz in Bres­ lau; 1597 kaiserlich anerkannt und 12. 4. 1598 als Abt benediziert; S. resignierte dar­ aufhin seine Pfründen; vielfach um die Kon­ solidierung seiner Abtei und seines Ordens, auch in Polen, verdient; 3. 3. 1603 Titularbi­ schof von Lydda; 6. 1. 1604 durch Bischof J. v. (—>) Sitsch in St. Jakob zu Neisse konsekriert. Neben zahlreichen Pontifikalhandlungen übernahm S. auch Gesandtschaften, u. a. 1611 zum polnischen König Sigismund III.; 1606 Kaiserlicher Rat. 117. 9. 1613. Literatur: J. Jungnitz, Germaniker 33-37. - Ders., Weihbischöfe 97-109. - H. Hoffmann, Alumnat 56f. - G. Zimmermann 510-512. - R. Samulski 16. Jan Kopiec

Sebriach, Achaz von (um 1450-1501) 1486-1501 Bischof von Triest

Achaz von Sebriach entstammte einer adeli­ gen Familie aus Kärnten. Nach dem Studium der Rechte in Padua (1475-79) und der Pro­ motion zum Dr. iur. trat er in den Dienst Kai­ ser Friedrichs III. Der Zeitpunkt seines Ein­ tritts in den geistlichen Stand ist nicht be­ kannt. Im April 1486 war er Pfarrer von Tüffer-Lasko in der slowenischen Steiermark im Gebiet des Patriarchates Aquileja. Diese Pfar­ re behielt er bis 1496, doch erhielt er für drei Jahre die Dispens von der Residenzpflicht, da er sich in kaiserlichen Diensten befand. Friedrich III. scheint ihn unmittelbar Papst Innozenz VIII. für das Bistum Triest präsen­ tiert zu haben. Die päpstliche Verleihung er­ folgte am 9. 6. 1486 unter ausdrücklichem Hinweis auf die Metropolitanrechte des Patri­ archen von Aquileja. Zu diesem Zeitpunkt war S. erst Subdiakon. Die bischöfliche Wei­ he durfte er sich von einem beliebigen Bi­ schof spenden lassen. Während S.s Episkopat, besonders 1498 und 1499, wurde die Diözese Triest durch türki­ 48 Lexikon

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sche Einfälle verwüstet. Die dadurch ausgelö­ ste Notlage und die Seuchen hatten für die Seelsorge im Hinterland der Stadt, vor allem in den zwischen Triest und Krain gelegenen Pfarreien, schwerwiegende Folgen. Triest litt ferner unter dem wirtschaftlichen Interessen­ konflikt zwischen Venedig und Krain, der die Stadt als Umschlagplatz gefährdete. Nach­ dem sie nach dem Aufstand von 1469 einen großen Teil ihrer Rechte und Privilegien an den Landesherrn verloren hatte, erhielt sie 1492 durch die Vermittlung des kaiserlichen Sekretärs P. (—>) Bonomo, der S. später als Bi­ schof nachfolgte, einen Teil ihrer Autonomie zurück. Diese wurde in einer Verfassung fest­ gehalten.

In jurisdiktioneller Hinsicht sah S. sich mit den traditionellen Schwierigkeiten seitens der Republik Venedig konfrontiert, die auf ih­ rem Territorium keine Rechtsakte auswärtiger Kirchenoberer zuließ. Dabei spielte auch die weitgehende Autonomie der Pfarreien mit ih­ rem traditionellen Pfarrerwahlrecht, auf das der Bischof keinerlei Einfluß ausüben konnte, eine Rolle. Dem Domkapitel gegenüber befand S. sich in Schwierigkeiten, weil es aufgrund jahrhun­ dertealten Herkommens seine Mitglieder ko­ optierte. Als Kaiser Maximilian I. 1495 den Triestiner Priester Giorgio Premer zum Archidiakon des Kapitels ernannte, waren sich Bi­ schof und Kapitel darin einig, daß das Ver­ leihungsrecht dem Bischof zustand, doch ak­ zeptierten sie schließlich die Designation des kaiserlichen Kandidaten.

1487 konsekrierte S. die Kirche S. Bartolomeo zu Opcina, 1494 die Pfarrkirche zu Roz (Roz­ zo) und 1497 den neuen Sakramentsaltar der Kathedrale. 1497 wurde dem Kathedralkapitel die Seelsorge in der Kirche S. Pietro zu Triest, übertragen. Sie war mit dem Palast des Podesta verbunden und diente der Stadt. 1500 wurde sie restauriert. S. starb zwischen Juni und Oktober 1501. Literatur: I. Orozen 18, 124. - M. Premrou, Vescovi triestini I, 292-293. - A. Tamaro, Documenti 29-32. - P. Simoniti, Humanizem na Slovenskom in sloven­ ski humanisti do srede 16. stoletja (Ljubljana 1979) 122. Luigi Tavano

Seckendorff, Kaspar von (1542-1595) 1591-1595 Bischof von Eichstätt Kaspar von Seckendorff wurde am 14. 7. 1542 zu Simmelsdorf (bei Erlangen) als Sohn des

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Seckendorff - Seebach

Lorenz von Seckendorff-Rinhofen zu Sim­ melsdorf und der Agatha Ratz von Eismanns­ berg geboren. Das freiherrliche Geschlecht der S. war im Hofdienst verschiedener Terri­ torien und in der Reichskirche aktiv. S.s Bru­ der Berthold war seit 1541 Domizellar zu Eichstätt. Seinen Ausbildungsgang absol­ vierte S. an den Universitäten Orleans (Imm. 1560) und Bologna (Imm. 1562/63). Damals war er bereits Domizellar in Eichstätt (1556) und Kanonikus bei St. Burkhard in Würzburg (1558). Später kamen dazu eine Domizellarstelle in Würzburg (1571) und ein Kanonikat in Bamberg (1574). Seit 1575 war er in Eich­ stätt volles Mitglied des Domkapitels.

handlungen über den Rücktritt noch einmal hinzogen, konnte Papst Clemens VIII. den Vertrag erst am 26. 3. 1594 bestätigen. Auf dieser Grundlage trat S. am 12. 5. 1594 zu­ nächst die Administration des Hochstifts ab, während er die Leitung der Diözese formell bis zu seinem Tod behielt. In seinen letzten beiden Lebensjahren trat er als Stifter von drei Jahrtagen und mit Stiftungen für Arme hervor. Die Wahl eines Koadjutors blieb in Eichstätt eine Ausnahme. S. starb am 2. 4. 1595 und erhielt sein Grab in der von ihm ge­ stifteten Seckendorffkapelle im Dom zu Eich­ stätt. Der Episkopat S.s hinterließ keine tiefe­ ren Spuren.

Die Wahl zum Bischof zu Eichstätt erfolgte im Rahmen einer Wiederholungswahl am 13. 8. 1590, bei der S. im Grunde Verlegenheitskan­ didat war, nachdem der zunächst gewählte J. O. v. (—>) Gemmingen sich für das Bistum Augsburg interessierte. Papst Gregor XIV. be­ stätigte S. am 23. 1. 1591. Kaiser Rudolf II. nahm am 20. 4. 1591 die Belehnung mit den Regalien vor. Die Unterzeichnung der Wahl­ kapitulation erfolgte am 30. 7. 1592, die Be­ lehnung mit dem Mainzer Kanzleramt am 2. 12. 1592. Die Priesterweihe folgte am 24. 12. 1592, die Bischofsweihe am 10. 1. 1593 durch Weihbischof L. (—>) Eiszepf unter Assistenz der Weihbischöfe von Augsburg und Freising.

Literatur: J. Sax II, 471-479. - Wo liegt Bischof Ka­ spar von Seckendorf begraben? in: PBE 37 (1890) 130-132. - L. von Seckendorff-Gudent, Beitrag zur Geschichte des Fürstbischofs Caspar v. Seckendorff nach den in den Kgl. Kreisarchiven zu Bamberg und Würzburg befindlichen Archivalien, in: SHVE 6 (1891) 76-97. - A. Hirschmann, Kaspar von Secken­ dorf, Bischof in Eichstätt, in: Kath. 94/2 (1914) 262276, 361-374, 443-456. - L. Bruggaier 43-46. - G. May 277f. - H. A. Braun 478-480, Nr. 255. - W. Brandmüller 271.

S. setzte die Reformarbeit seines Vorgängers M. v. (—>) Schaumberg mit bescheidenem Er­ folg fort. Heftige Auseinandersetzungen mit dem Domkapitel wegen der Wahlkapitulation behinderten seine Amtsführung von Anfang an. Die auf kuriale Anweisung begonnene Vi­ sitation blieb 1593 in den Anfängen stecken, nachdem sie die bestehenden Mängel deut­ lich aufgezeigt hatte. S.s wichtigste Leistung bildete die Modernisierung der Hochstiftsver­ waltung durch Schaffung der Zentralbehör­ den des Hofrates und des Geistlichen Rates 1592 nach dem Vorbild der umliegenden Ter­ ritorialstaaten. Für weitergehende Reformen fehlte ihm die erforderliche Gesundheit. Aus diesem Grund suchte er sehr bald auf kuriales Drängen um die Zuweisung eines Koadjutors nach, was Papst Clemens VIII. am 16. 6. 1593 genehmigte. Das daraufhin einberufene Peremptorialkapitel erbrachte wegen unter­ schiedlicher Ansichten von Bischof und Domkapitel über die Rechtslage zunächst kein Ergebnis. Erst als sich S. mit der Kapi­ telswahl einverstanden erklärte, kam es am 18. 11. 1593 zum Wahlgang, der J. K. v. (—>) Gemmingen zum Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge bestimmte. S. sprach seinen Konsens am 22. 11. 1593 aus. Da sich die Ver­

1560-1568 Bischof von Laibach

Alois Schmid

Seebach (Sepach, Sepacher), Peter (um 1500-1568)

Peter Seebach wurde um das Jahr 1500 als Sohn des Ritters Lukas S. und der Margaret Praunsperger zu Krainburg (Kranj) geboren. Nach dem Besuch der bischöflichen Schule in Oberburg ließ er sich nicht zum Priester weihen, sondern ging nach Wien, wo er in die Hofkanzlei Maximilians I. aufgenommen wurde. Besonders Ferdinand I. war ihm sehr wohl gesonnen. Auch zu den Nuntien und zur römischen Kurie unterhielt er gute Bezie­ hungen. In Wien heiratete S. Helena von Kreutzer, mit der er einen Sohn Johann Bap­ tist hatte. Während einer schweren Krankheit seiner Frau, von der diese sich unerwartet er­ holte, entschied S. sich für die geistliche Laufbahn. 1527 erhielt er die Pfarrei Burgschleinitz in Österreich und 1536 das dortige Dekanat. Als weitere Pfründen erhielt er die Pfarrei Groß-Rußbach und Grafensulz. Seit 1559 war S. Domherr in Laibach und Vikar von St. Veit bei Villach. Überall zeichnete er sich als guter Verwalter aus. Seit 1554 Hofka­ plan des Laibacher Bischofs U. (—>) Textor, galt S. als typischer Vertreter der damals kon­ fessionell noch nicht festgelegten kaiserli­ chen Religionspolitik. Nach Textors Tod be-

Seebach - Seibaeus warb er sich bei Ferdinand I. um die Nachfol­ ge. Dieser nominierte ihn im Frühjahr 1558. Dies gab S. seinem Klerus am 3. 8. 1558 von Oberburg aus bekannt. Zugleich teilte er mit, daß er das Bistum bis zur päpstlichen Bestäti­ gung zusammen mit dem Domkapitel verwal­ ten werde. Er bekannte sich zur alten Kirche und kündigte an, daß er die Neugläubigen nicht zulassen und auf kirchlichem Gebiet ohne kaiserliche Zustimmung keine Ände­ rung dulden werde. Die päpstliche Verlei­ hung erfolgte am 2. 10. 1560.

Inzwischen stellte Ferdinand I. fest, daß S. keineswegs in Laibach residierte, wo sich die Reformation ungehindert ausbreitete, son­ dern daß er von Oberburg aus lediglich die wirtschaftliche Verwaltung wahrnahm. Daher forderte er ihn am 9. 12. 1560 auf, sich tatkräf­ tiger für die kirchliche Erneuerung einzuset­ zen und am Dom neben dem slowenischen auch einen deutschen Prediger zu bestellen. Wohl auf diese Mahnung hin veröffentlichte der inzwischen konsekrierte S. sein erstes Hirtenschreiben. Darin versprach er sein bi­ schöfliches Amt gewissenhaft wahrzuneh­ men. Den kirchlichen Neueren drohte er mit kaiserlichen Zwangsmaßnahmen. Daraufhin beschuldigten die Krainer Prote­ stanten S. beim Kaiser der Verbindung mit ei­ ner Agnes aus Ljubno. S. wurde zwar Anfang 1561 in Rom freigesprochen, doch taktierte er seitdem vorsichtiger gegenüber den evangeli­ schen Ständen und distanzierte sich auch von der kaiserlichen Politik. Seine Abwesen­ heit vom Bistum infolge seines Romaufent­ haltes benutzten die evangelischen Stände, um am 29. 6. 1561 ihren Führer Primoz Tru­ bar zurückzurufen. Als S. davon erfuhr, infor­ mierte er den Kaiser, doch mahnte dieser ihn erstaunlicherweise zur Geduld. Er solle gegen Trubar nur dann vorgehen, wenn dieser sich eindeutig von der alten Kirche abwende und eine Gemeinde evangelischer Konfession or­ ganisiere. Auch S.s Intervention beim Lan­ deshauptmann wegen eines Predigtverbotes für Trubar blieb erfolglos. Im Frühjahr 1567 informierte S. den Kaiser in einem geheimen Bericht über die Lage in Laibach, wo die Evangelischen die Katholiken sogar physisch bedrohten. Als Trubar davon erfuhr, forderte er S. am 17. 6. auf, ihm öffentlich seine an­ gebliche Ketzerei nachzuweisen, und sprach ihm das Recht ab, ihm Predigt und Sakramen­ tenspendung zu verbieten. Daraufhin mahnte der Kaiser den Landeshauptmann, darauf zu achten, daß niemand ohne bischöfliche Auto­ risierung predige, während er am 1.11. 1562 S. aufforderte, Trubar zu verhören. Am 6. und 48*

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20. 12. 1562 gestand dieser öffentlich seinen Bruch mit der alten Kirche. Um ihren Führer zu retten, beschuldigten die evangelischen Stände daraufhin S. am 27. 12. 1562 beim Kaiser erneut eines unsittlichen Lebenswandels. Daraufhin beauftragte der Kaiser Nuntius Zaccaria Delfino mit einer Untersuchung. Das Vermögen von S. wurde beschlagnahmt und dieser selbst nach Wien zitiert. Die mit der Untersuchung beauftrag­ ten Bischöfe D. (—>) Barbo von Pedena und Matthias Bruman von Agram sprachen S. nach einem für diesen demütigenden Prozeß frei. Auch das Laibacher Domkapitel stellte sich auf die Seite des Angeklagten und er­ klärte, die Anschuldigungen bildeten ein Ab­ lenkungsmanöver der Protestanten, von dem sich selbst Trubar distanziere, der den Bi­ schof trotz abweichender Lehrmeinungen persönlich schätze. Am 14. 9. 1563 konnte S. in sein Bistum zurückkehren, doch war seine Kraft gebrochen. Das Bistum leiteten seitdem faktisch seine Generalvikare Nikolaus Skofiz und Georg Steinmetz-Laton. Die Visitationen führte Nikolaus von Vrbovec durch. Trubar und seine Anhänger wurden 1565 aus dem Land ausgewiesen.

S. verfolgte aufmerksam die Verhandlungen des Konzils von Trient, dessen wichtigste Entscheidungen er in seinem Brevier notierte. Auch bei dem Wiener Prozeß war sein ent­ schlossenes Eintreten für das Konzil festge­ stellt worden. S. starb am 25. 12. 1568 in Oberburg. Er wurde dort auch beigesetzt. Literatur: M. Golia I, 388, 404, 491-543, 639f., 653; II, 153. - M. Miklavcic, in: SBL 3 (1960/71) 263270. France M. Dolinar

Seibaeus (Saibaeus), Ambrosius (um 1571-1644)

1623 Ep. tit. Mysiensis 1623-1632 Mainzer Weihbischof in parti­ bus Rheni 1632-1636 Weihbischof in Trier 1636-1644 Mainzer Weihbischof in parti­ bus Rheni * um 1571 Zeitz (Sachsen); um 1577 starben seine Eltern in Erfurt; von seiner Großmutter und seinem Onkel, Kanoniker an St. Severi, erzogen; 1587 bis mindestens 1596 Vikar am St. Kiliansaltar im Mainzer Dom; studierte 1589 in Mainz, 1591 Mag. art.; dann Studium der Theologie; 1597 Priesterweihe in Mainz;

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Seibaeus - Seitz

1601/03-24 Dompfarrer und zeitweilig Dom­ prediger ebd.; 1604 Pfarrer von Ursel und von Erzbischof J. (—>) Schweikard von Kronberg mit der Rekatholisierung der Grafschaft Kö­ nigstein beauftragt; vom 20. 8. 1604 bis Ostern 1606 als „acerimus propugnator haereticorum“ tätig, soll er viele zur katholischen Kirche zurückgeführt haben; 1606 Mag. theol., 1607 Professor der Theologie an der Mainzer Universität; 1610/11, 1622/23 und 1643 de­ ren Rektor; zeitweilig auch Kanzler; 1606 Ka­ nonikus, Kantor und ab 1615 Scholaster am Mainzer Stift Mariagreden; resignierte diese Pfründe, als er in Nachfolge des am 7. 8. 1622 verstorbenen Weihbischofs St. (—►) Weber De­ kan von St. Viktor in Weisenau vor Mainz wurde; 1619 Keller der erzbischöflichen Mar­ tinsburg in Mainz; 1622 bestimmte ihn Erzbi­ schof Kronberg als Nachfolger Webers zum Weihbischof. Den Informativprozeß führte Nuntius Pietro Francesco Montorio am 20. und 21. 9. 1622 in Mainz. Möglicherweise gab es während des römischen Konfirmati­ onsverfahrens Schwierigkeiten, denn am 2. 3. 1623 stellte ihm die Generalkongregation der Kardinäle wegen seiner Kindheitsjahre in Er­ furt ad cautelam die Dispens vom Hindernis des Glaubensabfalles aus. 22. 5. 1623 Titular­ bischof von Mysien; 23. 7. 1623 Konsekration in Aschaffenburg durch Schweikard v. Kron­ berg. Mehrere herausragende Pontifikalhandlungen nachweisbar. 1626 war er Zeuge beim Informativprozeß von Erzbischof G. F. (—>) Greiffenclau von Vollrads; 28. 4. 1627 von Papst Urban VIII. beauftragt, gemeinsam mit Ch. (—►) Weber dem neuen Erzbischof das Pal­ lium zu überreichen; spendete diesem ge­ meinsam mit Weihbischof Weber am 15. 8. 1627 in Aschaffenburg die Bischofsweihe. Zusammen mit Generalvikar Friedrich von Sickingen verfaßte er 1627 für den Erzbischof ein Gutachten bezüglich der Aufnahme von Priesteramtskandidaten ins Mainzer Alum­ nat. 1628 visitierte er pfälzische Gebiete. Im August 1629 warb er vor der Wormser Bi­ schofswahl vergebens für den gerade zum Mainzer Erzbischof gewählten A. C. (—►) Wambolt von Umstadt, bei dessen Informativ­ prozeß er am 8. 8. 1629 befragt worden war. Wie fast der gesamte Adel und Klerus von Mainz floh er im Dezember 1631 vor den an­ rückenden Schweden, wahrscheinlich nach Trier, wo er Kanoniker an St. Simeon entwe­ der bereits schon war oder bald darauf wur­ de. Im Oktober 1632 gewann ihn der Trierer Erzbischof Ph. Ch. v. (—> Bd. 1648-1803) Sö­ tern als Weihbischof. S. versah dieses Amt, bis 1636 Spanier das trierische Gebiet besetz­ ten. Er kehrte nach Mainz zurück und litt dort wie alle unter den Wirren des Dreißigjäh­

rigen Krieges, t 20. 11. 1644 Mainz; □ neben St. Weber in der Jesuitenkirche St. Christoph. Quellen: ASV Proc. Cons. 19f., 40-41v. - StAMz, 87A (Wappentafeln).

Literatur: G. C. Joannis II, 449f., 630, 682, 860. - H. Knodt, De Moguntia literata commentationes historicae (Mainz 1754) II, 89, 93, 98. - J. S. Severus 31f. - F. Falk 295. - O. Praetorius 94. - F. ArensE. Mossmaier 84. - F. V. Arens 658, 672. - A. Ph. Brück, Die kirchliche Lage in den kurpfälzischen Oberämtern Kreuznach und Stromberg (Pfalz) im Jahre 1627, in: L. Petry (Hg.), FS Johannes Bärmann I (Wiesbaden 1966) U3f. - F. W. Sender 146. - H. Mathy 211-213. Friedhelm Jürgensmeier

Seiboldsdorf, Stephan von (um 1580-1618)

1613-1618 Bischof von Freising Nach dem Tod des Freisinger Bischofs (—>) Ernst von Bayern wählte das Kapitel am 7. 5. 1612 den aus bayerischem Adel stammenden Freisinger Domherrn Stephan von Seibolds­ dorf zum Nachfolger. Erst 1612, kurz vor der am 7. 3. 1613 erfolgten päpstlichen Konfirma­ tion, ließ S. sich zum Priester weihen. Am Sonntag vor Pfingsten desselben Jahres er­ hielt er die Bischofsweihe, am 8. 10. zu Re­ gensburg die Reichslehen. Außer der Weihe des Franziskanerinnenklosters Reutberg ist von seiner bischöflichen Tätigkeit wenig be­ kannt. S. starb am 16. 1. 1618 kurz nach einer Wallfahrt nach Loreto. Er wurde vor dem Ju­ stinusaltar im Freisinger Dom beigesetzt. Literatur: C. Meichelbeck-A. Baumgärtner 204f. - J. Staber 132, Anm. 125. - L. Weber, Im Zeitalter der Katholischen Reform und des Dreißigjährigen Krie­ ges. Fürstbischof Stephan von Seiboldsdorf (16121618), in: G. Schwaiger, Freising 233-248. Egon Johannes Greipl

Seitz (Seyts), Jodocus (OPraem) (t 1471)

1460 1460-1471

Ep. tit. Adramyttensis Weihbischof in Augsburg

Kanoniker des Prämonstratenserklosters Rog­ genburg; 1449-58 Abt von Ursberg. Wegen seiner Strenge scheint ihn der Konvent zur Resignation gezwungen zu haben. 1460 Titu­ larbischof von Edremit und Weihbischof in Augsburg; Administrator der Benediktinerabtei Fultenbach; mehrere Kirchenkonsekra­ tionen im Bistum Augsburg; + 23. 1. 1471 Augsburg; Epitaph mit Stifterfigur von Hans I. Peuerlein im Domkreuzgang.

Seitz - Sesselmann Literatur: A. Hafner, Geschichte des Klosters Fultenbach, in: JHVD 27 (1914) 39-41. - A. Schröder 432. - E Zoepfl I, 429. - K. Kosel, Nr. 4, S. 94. - KDB Augsburg 428, 430. Peter Rummel

Seraucourt, Louis de (OSB) (+ nach 1500) 1493 seit 1493

Ep. tit. Panadensis Weihbischof in Verdun

1481 Kommendatarabt von Saint-Vannes in Verdun; 7. 6. 1493 Titularbischof von Banados und Weihbischof in Verdun unter den Bischöfen W. de (—>) Haraucourt und W. de (—0 Dommartin. Da er als Abt in verschiedenene Rechtsstreitigkeiten verwickelt, nach Paris vor Gericht zitiert und verurteilt wurde und man seine Einkünfte beschlagnahmte, trat er die Abtei 1500 an Dommartin ab und erhielt stattdessen das Priorat Chätenoy bei Neuchäteau. t zu einem unbekannten Zeit­ punkt. Literatur: N. Roussel I, 377. -N. Robinet, Pouille du diocese de Verdun I (Verdun 1888) 211. Bernard Ardura

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schriften und zeitgenössische Berichte wert­ vollen kompilatorischen Katalog der Salzbur­ ger Erzbischöfe. Ein Johann S. erhielt 1493 von Bischof Scheit die Pfarrei Mooskirchen (Patronatspfarrei des Salzburger Erzbischofs in der Diözese Seckau), ein Hans S. 1500 als Lehen einen Sitz zu Jagerberg. Es bleibt offen, ob es sich dabei um S. oder einen gleichnami­ gen Verwandten handelt. Das Epitaph auf dem Friedhof von St. Peter in Salzburg bezeugt S. als Kaplan des Sig­ munds- und Kolomansaltars, läßt das Zwi­ schenspiel als nominierter Bischof uner­ wähnt und gibt als Todestag den 3. 2. 1511 an. Die Darstellung eines verwesenden, von Würmern zerfressenen Leichnams ist kultur­ geschichtlich interessant und wird durch die gestraffte Stelle aus Prediger 7, 2-6 erläutert. Schriften: Catalogus pontificum Salisburgensium, in: R. Duelli, Miscellaneorum ... liber II (AugsburgGraz 1724) 130ff. - G. Scheibner, Beiträge zur salz­ burgischen Historiographie am Ausgange des Mit­ telalters, in: 62. Programm des ... Borromäum zu Salzburg (Salzburg 1911) 32ff.

Literatur: A. Lang, Lehen Seckau 13. - K. Steiner 60f. - A. Lhotsky, Quellenkunde zur mittelalterli­ chen Geschichte Österreichs (Graz-Köln 1963) 41 lf. - B. Roth, Seckau 518. - K. Amon, Bischöfe 158ff. W. Watzenig 44. - K. Amon-M. Liebmann lOOf. Karl Amon

Serlinger, Johannes (t 1511) 1480-1481 Nominierter Bischof von Seckau

Am 28. 11. 1480 ernannte der Salzburger Erz­ bischof B. v. (—>) Rohr den aus bürgerlicher Familie stammenden Salzburger Diözesan­ priester Johannes Serlinger zum Bischof von Seckau. Im Krieg zwischen Matthias Corvi­ nus von Ungarn und Kaiser Friedrich III. war das Bistumsgut fast vollständig von ungari­ schen und kaiserlichen Truppen besetzt. Da­ her gelangte S. weder in den Besitz des Bis­ tums, noch empfing er die Bischofsweihe; selbst seine Bestätigung durch den Erzbischof bleibt unsicher. S. resignierte zugleich mit der päpstlichen Provision seines Nachfolgers M. (—0 Scheit am 10. 12. 1481 in die Hände des Papstes, wobei seine Bestellung durch den Erzbischof ausdrücklich anerkannt wurde und dieser eine Schadloserklärung erhielt, nachdem er bereits am 29. 11. 1481 auf Salzburg resigniert hatte. Von einer Entschädigung für S. ist nichts bekannt.

Seit 1492 erscheint S. in Salzburg als Kam­ merschreiber und Verwalter der Domkustodie. Vor 1501 zog er sich ganz vom Hof zu­ rück und verfaßte einen durch Urkundenab­

Sesselmann, Friedrich (+ 1483) 1455-1483 Bischof von Lebus Friedrich Sesselmann stammte aus Kulmbach in Franken, mithin aus den fränkischen Hohenzollernlanden. Er immatrikulierte sich 1429 in Leipzig, wo er 1431 Bacc. und 1435 Mag. art. wurde. 1439 ging er nach Bologna; dort wurde er 1442 Lie. leg., 1444 Dr. leg, 1447 Lie. deer, und 1451 Dr. decr. Schon 1450 jedoch wurde er als Dr. iur. utr. bezeichnet. Er war seit 1453 Dompropst von Lebus und als Rat des Kurfürsten Friedrich I. und als Kanz­ ler des Kurfürsten Friedrich II. von Branden­ burg wiederholt mit politischen Gesandt­ schaften betraut. Auch zu Kurfürst Albrecht Achilles unterhielt er ein enges Verhältnis. Seit 1470 Kanzler des Markgrafen Albrecht, fungierte S. 1473 zeitweise als Regent der Mark Brandenburg.

1447 kam S. mit einer Gesandtschaft König Friedrichs nach Rom, wo er eine Pönitentiarieschreiberstelle erwarb. 1455 vom Domka­ pitel zum Bischof von Lebus gewählt, erhielt er am 1. 12. 1455 die päpstliche Bestätigung. 1458 verlieh Friedrich II. ihm den Gerichts­

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Sesselmann - Sickingen

stand für alle Untertanen auf bischöflichen Gütern. Unter S. wurde die bischöfliche Kanzlei stark ausgebaut. Ihre Beamten wur­ den Kanoniker. S. stiftete zu Fürstenwalde ein Hospital für arme Kranke aus seinem Bis­ tum. 1466 errichtete er in Schloß Fürstenwal­ de eine Kapelle unter dem Patrozinium des hl. Adalbert. S. starb 1483. Er wurde im Dom zu Fürstenwalde beigesetzt. Literatur: S. W. Wohlbrück II, 152-164. - A. Weiss 65, 72f„ 76. - Ch. Schuchard 60f. Jan Kopiec

Sibenhirter, Benedikt (OSB) (+ 1458)

1452 Ep. tit. Liddensis 1452-1458 Weihbischof in Passau Seit 1428 Profeß der Benediktinerabtei Krems­ münster (Oberösterreich); später bis 1457 Abt von Ossiach (Kärnten); 20. 11. 1452 Titularbi­ schof von Lidden und Weihbischof in Passau; + 10. 5. 1458. Literatur: L. H. Krick, Domstift 208. August Leidl

Sickingen, Reinhard von (um 1417-1482) 1446-1482 Bischof von Worms Reinhard von Sickingen wurde um das Jahr 1417 als Sohn des Ritters Johann v. S., eines pfälzischen Rates, Oberschultheißen und Amtmanns zu Oppenheim (+ 1469), und der Margarete Kämmerer von Worms (t 1458) ge­ boren. 1433 immatrikulierte er sich an der durch die pfälzischen Kurfürsten gegründe­ ten Heidelberger Universität; 1437 setzte er sein Studium in Köln fort. 1435 wurde er Domherr in Worms, 1441 in Mainz (Domizel­ lar?). Nachdem 1445 Bischof Ludwig von Ast nach nur vierzigtägiger Amtszeit resigniert hatte, wählte das Wormser Domkapitel S. im Sommer 1445 zu dessen Nachfolger. Gegen­ kandidat war Domdekan Bernold von Wittstatt, der auch schon gegen Ast kandidiert und durch die Aufrechterhaltung seiner An­ sprüche Asts Rücktritt verursacht hatte. Die Bischofsweihe - S. war bei seiner Ernennung bereits Priester - nahm der Mainzer Erzbi­ schof D. (—>) Schenk von Erbach am 27. 7. 1445 auf Burg Ehrenfels vor; die päpstliche Bestätigung erfolgte am 9. 3. 1446.

S. war von großer Frömmigkeit und hohem Pflichtbewußtsein. Mit Eifer widmete er sich

seinen geistlichen Aufgaben. Besonderes En­ gagement zeigte er in den Fragen der Kloster­ reform. Den von Bursfeld und Windesheim ausgehenden Ansätzen zur Neubesinnung verschaffte er Zugang im Wormser Bistum. Als vorteilhaft erwies sich dabei die gute Zu­ sammenarbeit mit den pfälzischen Kurfür­ sten, deren Landesherrschaft sich über große Teile der Diözese erstreckte. S.s ängstliche Sorge um die Reinheit der kirchlichen Lehre fand 1477 ihren Ausdruck in der Entlassung des Dompredigers Johannes Rucherat von Wesel wegen dessen offener Kritik am kirchli­ chen Ablaßwesen. Wie in religiösen Fragen, so gestaltete sich auch in politischen Angelegenheiten S.s Ver­ hältnis zur Pfalzgrafschaft reibungslos. Er fand sich häufig bei wichtigen Anlässen am pfälzischen Hof ein. Wiederholt nahm der Kurfürst seine diplomatischen Dienste in An­ spruch, so bei Verhandlungen mit der Kurie (1450). Die Abhängigkeit von Kurpfalz konnte allerdings auch nachteilig werden. So wurde 1460 das Cyriakusstift in Neuhausen durch den Grafen von Gleichen im Auftrag des Mainzer Erzbischofs völlig zerstört. In der Mainzer Stiftsfehde (1461-62) ließ sich S. trotz päpstlicher Aufforderung nicht zu ei­ nem Vorgehen gegen den Pfalzgrafen bestim­ men. Er verhandelte vielmehr in dessen Auf­ trag mit der Stadt Speyer (1462) und wirkte bei dem erzwungenen Rücktritt seines Amts­ bruders J. (—►) Nix von Hoheneck in pfälzi­ schem Sinne mit (1464). Auch nach dem Tod des Landgrafen Hesso von Leiningen-Dagsburg machten beide Besitzrechte geltend und teilten das Erbe unter sich auf. 1472 ver­ suchte S. im Auftrag des Pfälzers zwischen dem Kölner Erzbischof (—>) Ruprecht bei Rhein, einem Bruder von Pfalzgraf Friedrich, und dessen Kapitel zu vermitteln. Bei der Rückreise geriet er in Gefangenschaft. Auf dem Augsburger Reichstag, auf dem 1474 ver­ geblich ein Ausgleich Friedrichs mit dem Kaiser versucht wurde, vertrat er die Sache des Kurfürsten. S.s Beziehungen zu seiner Bischofsstadt ent­ wickelten sich nach anfänglichen Streitigkei­ ten um seinen Einritt problemlos. Durch die Wiedererrichtung der bischöflichen Gebäude (1472), die beim Einsturz des nordwestlichen Domturms (1429) und der Aula maior (1452) zu Schaden gekommen waren, erwarb er sich weitere Verdienste.

S. starb am 21. 7. 1482 in Ladenburg. Er wur­ de in der von ihm erbauten Ägidienkapelle (heute Marienkapelle) des Wormser Domes beigesetzt.

Sickingen - Sierck Literatur: G. Helwich 43f. - J. F. Schannat I, 415417. - E Falk, in: HPB1 78 (1876) 841-856. - H. Boos, Urkundenbuch III, 84-90. - R. Lossen. - M. Schaab 214. Burkard Keilmann

Siegen, Ludwig von (OFM) (t 1508)

1502 Ep. tit. Missinensis 1502-1508 Weihbischof in Hildesheim und Minden Franziskaner der Kustodie Thüringen; 1488 an der Universität Erfurt immatrikuliert; lei­ tete 1490-98 als Provinzialminister die säch­ sische Ordensprovinz; 1491 Dr. theol.; 20. oder 25. 5. 1502 Titularbischof von Missinum; unter dem Hildesheimer Bischof (—►) Jo­ hann von Sachsen-Lauenburg in der Diözese Hildesheim, auch in der Diözese Minden tä­ tig; + 13. 2.1508; □ Barfüßerkirche Erfurt. Literatur: F. X. Schrader 75f. - P. Müller, Bettelor­ den und Stadtgemeinde in Hildesheim im Mittelal­ ter (Hannover 1994) 342f., 382. Hans-Georg Aschoff

Sierck, Jakob von (1398/99-1456) 1439-1456 Kurfürst-Erzbischof von Trier 1455-1456 Koadjutor des Bischofs von Metz Jakob von Sierck wurde zwischen August 1398 und März 1399 als Sohn des Arnold v. S. und der Elisabeth (Lise) Bayer von Bop­ pard geboren. Die ritterliche Familie der S. hatte ihren Stammsitz an der Mosel südlich von Trier. Sie wurde 1442 in den Grafenstand erhoben und suchte ihren Platz im benach­ barten Lothringen. Eine Reihe ihrer Mitglie­ der in den Domkapiteln von Trier, Köln und Metz können als Wegbereiter S.s und seines Bruders Philipp gelten, darunter vor allem Konrad Bayer von Boppard, Bruder der Mut­ ter, Dompropst und 1415-39 Bischof von Metz. 1412 war S. im Domkapitel zu Metz präbendiert, 1413 in Trier, 1414 in beiden Ka­ piteln als Kapitular. Das Biennium verbrachte er ab 1414 in Heidelberg, wo er Bacc. decr. wurde. Beim ersten vergeblichen Versuch zur Erlangung der Dompropstei in Metz 1418 war er Primicerius. Studienaufenthalte bei der Kurie in Florenz und Rom im Jahre 1420 brachten ihm verschiedene Exspektanzen und Provisionen auf Pfründen, u. a. auf die Propstei BMV in Rotundis in Metz. 1418 ist er als Akolyth und 1430 als Kaplan Martins V. sowie 1431 als Kubikular, als Familiar und

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1432 als Protonotar Eugens IV. nachweisbar, ohne daß jedoch erkennbar ist, daß er irgend eines dieser Ämter tatsächlich ausgeübt hat. Nach 1423 erscheint S. als Domschoiaster in Trier. Ein erster Griff nach der Trierer Erzbi­ schofswürde beim Tode Ottos von Ziegenhain (1418-30), der er sich aufgrund der vielen Aktivitäten im Streit zwischen Domkapitel und Erzbischof sicher glaubte, scheiterte 1430. Sowohl S. wie auch sein ebenfalls ge­ wählter Kontrahent Ulrich von Manderscheid konnten sich nicht in den Besitz des Erzstif­ tes bringen. Die von beiden angerufene Kurie entschied sich stattdessen für Rhaban von Helmstadt (1430-39). Während S. trotz seiner Nähe zum lothringisch-saarländischen Kapitularadel die Schwäche seiner Position be­ griff, führte Manderscheid den schismatischen Streit militärisch weiter. S. nützte die in den folgenden Jahren systematisch aufge­ bauten Beziehungen zum Erwerb von Domkanonikaten in Lüttich, Utrecht (vor 1435 auch Propst) und Würzburg (1432, vor 1435 auch Propst), der Propstei in Metz (1435), eines Kanonikats in St. Servatius in Maastricht, der Provision auf eine Dignität in Trier und der Ernennung zum päpstlichen Kämmerer (1431). Noch spät, 1450, kam als Kommende die Pfarrei Kreuznach an der Nahe hinzu. Kühl berechnend war er für das Konzil von Basel, für König Sigmund und Eugen IV. tätig, manchmal lediglich durch Botengänge. Dage­ gen sicherte die Parteinahme für Helmstadt seine Position in Trier, das er stets im Blick behielt. Noch stärker war 1433-38 sein euro­ paweites Engagement als Rat und Kanzler Re­ nes d’Anjou im Kampf gegen Philipp von Burgund um Lothringen.

Die Berufung des Lütticher Bischofs J. v. (—►) Heinsberg zum Koadjutor in Trier im Früh­ jahr 1438 machte S. im Herbst mit der Wahl zum Domdekan wett. Unter Ausnützung ei­ nes kaum überbietbaren Finanzschachers er­ reichte er die Ernennung zum Archidiakon von St. Peter, den Verzicht Heinsbergs, seine Annahme als Koadjutor (10. 4. 1439) und den Verzicht Helmstadts. Am 19. 5. 1439 erhielt er die päpstliche Bestätigung, im Juli das Pal­ lium. Äm 30. 8. 1439 ließ er sich in der neuen Kapelle der Familienburg Meinsberg konsekrieren. Sein jüngerer Bruder Philipp, der von den Aktivitäten S.s mit Domkanonikaten in Trier, Metz, Toul, Köln, Mainz, Lüttich und Würzburg sowie anderen Stiftskanonikaten profitiert hatte, folgte ihm als Dompropst in Würzburg, vor allem aber als Domdekan und 1442 als Dompropst in Trier. Die Koadjutorie für das Bistum Metz, die S. selbst am 2. 9. 1455 erlangte, nachdem Nikolaus V. ihm

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Sierck

schon 1450 das Bistum reserviert hatte, war dagegen weniger in der Familienpolitik als in der Absicherung des Stifts gegenüber Frank­ reich begründet. Unter dem Machtpolitiker S. kamen die durch Johannes Rode begonnen Maßnahmen zur Reform des Benediktinerordens zwar nicht ganz zum Stillstand, obwohl Rode 1439 und der ähnlich aktive Weihbischof Johann de Monte 1443 starben, sie nahmen jedoch ei­ nen anderen Charakter an. Reform zielte un­ ter S., bei Verzicht auf eigentlich geistliche Impulse, auf die Durchsetzung formaler Re­ geltreue, die reguläres Leben undifferenziert betrachtete. Einzelvisitationen, seit 1443 un­ ter Assistenz des N. v. (—>) Kues, erweiterten sich ab 1451 mit der Visitation des Domkapi­ tels und den dazu erlassenen Statuten zum Versuch einer allgemeinen Kloster- und Stiftsreform, die sich vor allem in den Statu­ ten für das Stift St. Kastor in Koblenz von 1451 niederschlug. Diese scheiterte an ihrer unbedachten Rigorosität, die sich vor allem in Eingriffen in die Ökonomie der Institutio­ nen äußerte, und vereinte die Stifte im Niederstift zur gemeinsamen Abwehr. Auch der Versuch einer breit angelegten Mendikanten­ reform, die sich auf die mit Kues erlangte Aufhebung der Exemtionen hätte stützen können, gelang nur dort, wo S., wie in Ko­ blenz, zur Gewalt griff. Mit den umfangrei­ chen Statuten für die geistlichen Gerichte in Trier und Koblenz von 1449 erwies sich S. als erfahrener Verwaltungsfachmann. Der eigene Bildungsgang, vor allem aber der Gedanke an eine Landesinstitution ließ ihn Pläne zur Gründung einer Universität entwickeln, die 1455 immerhin bis zum päpstlichen Inkorporationsindult für sechs Kanonikate und drei Pfarreien gediehen.

Auch wenn der durch das Schisma nach 1430 zerrüttete Zustand der Stiftsfinanzen zu­ nächst nur eine schmale Ausgangsposition bot, wurde S. im Reich aktiv, so daß man ihn als eine führende Fürstengestalt seiner Zeit bezeichnet hat. Eine Fülle von meist kleinen Schritten war dazu nötig: Mit der Wiederher­ stellung einer geordneten Verwaltung, dem Kampf gegen die Allodisierung verpfändeter Ämter, vor allem mit einer bis zum Lebensen­ de durchgehaltenen ungenierten Kreditpoli­ tik schuf er sich die Finanzbasis. Eine kluge Ständepolitik, die zwar eine Erneuerung der Wahlkapitulation von 1430 strikt verweigerte, aber eine stärkere Besteuerung des Klerus vortäuschte, vermittelte den Landständen Verantwortungsgefühl für das gesamte ErzStift. Den Stiftsadel überzog S. dazu mit ei­

nem Netz verwandtschaftlicher Ehen. Er scheute, dem Stil der Zeit entsprechend, je­ doch auch vor kleinen Fehden nicht zurück und setzte ein kaum überbietbares Pfründen­ karussell in Gang, in dem alles und jedes ver­ wendet wurde. Daß demnach seine Steuerpo­ litik der römischen Kurie gegenüber restriktiv war, versteht sich.

Der politischen Vergangenheit entsprechend, suchte S. mit allen Mitteln den drohenden Anfall Luxemburgs an Burgund zu verhin­ dern. Das galt wohl mehr der Abwehr eines übermächtigen Gegners und Nachbarn - ein großer Teil der Diözese erstreckte sich auf Lu­ xemburger Territorium, und Luxemburg war Schirmherr der Stadt Trier sowie Vogt der Ab­ tei St. Maximin - als der Begünstigung Renes d’Anjou oder Frankreichs. Schritte dazu wa­ ren ein Bündnis mit dem erbberechtigten Herzog Wilhelm von Sachsen von 1440 und fein eingespielte Pläne zur Einlösung des von der Regentin Elisabeth von Görlitz verpfände­ ten Landes. Das Projekt scheiterte am Mangel an Sicherheiten für die nötigen Kapitalien, an der burgundischen Partei im Luxemburger Landesadel und -klerus sowie an den von Philipp dem Guten mit der Besetzung Luxem­ burgs 1443 geschaffenen Tatsachen. Immer­ hin konnte S. die gewonnenen Beziehungen 1445 zur Abwehr der Armagnakengefahr nut­ zen. Die damit entstehende Westorientierung der linksrheinischen Reichsgebiete wurde je­ doch nicht fortgeführt. Ob S., wie andere Kurfürsten, wirklich aus Gründen der Kirchenreform von Anfang an dem Basler Konzil zuneigte, ist noch offen. Angesichts der Neutralität der Könige lag für die Kurfürsten hier ein Einfluß versprechen­ des Tätigkeitsfeld. Schon die Parteinahme Burgunds für Eugen IV. drängte ihn auf die Seite des Konzils oder wenigstens in die Neu­ tralität. Dennoch konnte ihn der Verzicht des Mainzer Kurfürsten D. (—>) Schenk von Er­ bach auf die Reichskanzlerwürde zu seinen Gunsten (1441) zunächst noch an die Main­ zer Avisamenta binden, die Eugen favorisier­ ten. Die Luxemburger Ereignisse und das Werben Karls VII. von Franlieich zogen ihn dann aber offen auf die Seite des Konzilspap­ stes Felix V. Eugen dagegen ließ sich in Über­ schätzung seiner Möglichkeiten nicht nur 1445 zu Einmischungen in trierische Verhält­ nisse, sondern 1446 sogar zur Absetzung S.s und des Kölner Erzbischofs hinreißen. Reichspolitisch hatte dies zwar geringe Aus­ wirkungen, zumal Eugen am 2. 2. 1447 starb, es band S. aber an Karl VII. und pflanzte in den kurrheinischen Gebieten den antikuria-

Sierck - Silenen len Vorbehalt, der - oft unter französischem Einfluß - überdauern sollte. Karl VII. konnte S. zu den Bemühungen um den Verzicht Fe­ lix’ V. zugunsten des neugewählten Nikolaus V. verwenden, den S.s Bruder Philipp schon anerkannt hatte. Am 9. 9. 1447 wurde S. von Nikolaus V. wieder ins Amt eingesetzt. Der politische Erfolg dieser Jahre war gering: S. hatte zwar einen Beitrag zur Stärkung des Kurfürstenkollegiums geleistet, im Gegensatz zu den anderen Kurfürsten waren ihm aber Vorteile einer Parteinahme im Schisma ent­ gangen. In den 50er Jahren verhalf ihm die Blockie­ rung der Kurfürsten durch regionale Pro­ bleme zur führenden Rolle im Kollegium und machte ihn zum Protagonisten der Reichsre­ form. Ab Ende 1452 ging er den Gedanken ei­ ner Kurfürsteneinung entschiedener an, der nicht nur dem Kollegium eine Art Mitregie­ rung sichern, sondern auch die Anliegen des Konzils gegen das Zusammengehen von Kai­ ser und Papst retten sollte. Trotz intensiver Aktivitäten von S.s Rat Johann von Lieser auf dem Regensburger Reichstag von 1453 und S.s eigenem Engagement, ferner der Unter­ stützung durch die Städte auf dem Neustad­ ter Reichstag von 1455 konnte Friedrich III. alle Vorstöße aussitzen.

S. starb vermutlich am 28. 5. 1456 in Pfalzel vor Trier. Wunschgemäß fand er sein Grab im Chor der Liebfrauenkirche in Trier. Die Grab­ platte ist das erste datierte Werk des Nikolaus Gerhardt von Leyden. Literatur: H. Broockmann, in: NDB 10 (1974) 315f. - R. Holbach 586-592. -1. Miller, Jakob von Sierck (Mainz 1983) (Lit.). - Ders., Der Trierer Erzbischof Jakob von Sierck und seine Reichspolitik, in: RhV 48 (1984) 86-101. - H.-J. Schmidt. - M. Persch, in: Bautz II, 1482-1484 (Lit.). - A. Schommers, Das Grabmal des Trierer Erzbischofs Jakob von Sierck (+ 1456), in: TrZ 53 (1990) 311-333. - Ch. Schuchard 53, 74. Wolfgang Seibrich

Sigismund, Markgraf von Brandenburg (1538-1566)

1552-1566 Erzbischof von Magdeburg und Administrator des Bistums Halberstadt Sigismund wurde am 11. 12. 1538 als Sohn des Kurfürsten Joachim II. von Brandenburg geboren und protestantisch erzogen. Er war ein Halbbruder des Magdeburger Erzbischofs (—>) Friedrich v. B. 1552 wurde er nach des­ sen Tod im Alter von 14 Jahren von den Kapi-

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teln von Magdeburg und Halberstadt zum Erzbischof und Administrator postuliert. Die päpstliche Bestätigung scheint ohne größere Bedenken gegeben worden zu sein. Während seiner Minderjährigkeit fungierte für ihn Graf Johann von Mansfeld als Statthalter. 1554 wurde er für volljährig erklärt und übernahm die Leitung des Erzstifts Magdeburg, indem er feierlich in Halle einzog, und ebenso das Bistum Halberstadt. Die päpstliche Konfirma­ tion für Halberstadt erhielt er 1556, die für Magdeburg erst 1562.

Im Vertrag von Wolmirstedt von 1558 zwi­ schen Rat und Bürgern von Magdeburg einer­ seits sowie Erzbischof, Domkapitel und Kle­ rus anderseits wurde noch der jeweilige kon­ fessionelle Besitzstand gewährleistet. Das Domkapitel kehrte nach zwölfjährigem Exil aus Egeln nach Magdeburg zurück. S. resi­ dierte abwechselnd in Halle, Wolmirstedt und Gröningen. Allmählich aber ging er zur offenen Förderung der Reformation über. Im September 1561 gab er den Befehl, eine In­ ventaraufnahme in allen Klöstern des Erzstif­ tes vorzunehmen. Am 5. 12. 1561 beschloß der Landtag zu Calbe eine Generalvisitation für Magdeburg und Halberstadt, und am 6. 12. ließ er erklären, daß S. und seine Gebiete bei der Augsburger Konfession bleiben woll­ ten. 1562 folgte die Instruktion für die erste Kirchenvisitation, und auf dem Landtag 1564 versprach S. den Ständen, die Visitation fort­ zuführen und die Abgötterei in den Klöstern abzuschaffen. Am 8. 5. 1566 ließ S. auf dem Regenburger Reichstag die Erklärung abge­ ben, er und sein Land seien der Augsburger Konfession zugehörig. S. starb am 13. 9. 1566 auf der Moritzburg in Halle, nachdem er zuvor das Abendmahl un­ ter beiden Gestalten empfangen hatte. Literatur: Janicke, in: ADB 34 (1892) 294-297. - H. Boettcher 363f. - J. Steinstrass 168-174. - G. May 190f., 283. -F. Schrader, Magdeburg 80. Josef Pilvousek

Silenen, Jost von (um 1445-1497)

1475-1477 Koadjutor des Bischofs von Gre­ noble 1477-1482 Bischof von Grenoble 1482-1484 Administrator des Bistums Gre­ noble 1482-1497 Bischof von Sitten Ep. tit. Hierapolitanus 1497

Jost von Silenen wurde um 1445 (weniger verbürgt um 1435) zu Küssnacht als Sohn des

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Silenen - Simon

Christoph v. S. und der Isabella von Chevron geboren. Er studierte in Pavia (1459) und Rom, wo er im Dienst des französischen Kar­ dinals Guillaume d’Estouteville stand. Das Datum der Priesterweihe ist unbekannt. Schon jung erhielt er die Bauernpfründe am Benediktinerkloster im Hof zu Luzern. 1469 wurde er zum Propst von Beromünster ge­ wählt, wo er den Bau eines neuen Propsteige­ bäudes begann und die erste Buchdruckerei der Eidgenossenschaft einrichtete. 1472 ging er als eidgenössischer Gesandter an den Hof Ludwigs XI. nach Paris, der ihn seinerseits zum Gesandten bei den Eidgenossen und zum königlichen Rat bestellte und ihn 1475 zum Koadjutor und am 9. 7. 1477 zum Bi­ schof von Grenoble nominierte. Dank der Be­ mühungen der eidgenössischen Tagsatzung und seines Bruders Albin wurde S. im Juli 1482 zum Bischof von Sitten gewählt. Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 2. 8. 1482. Am 24. 9. 1482 nahm S. in Sitten von seinem Bistum Besitz.

S. ließ ferner die Bäder in Leukerbad neu her­ richten und fördern. In Bagnes beutete er Sil­ bergruben, die der Abtei St. Maurice gehört hatten, aus. Sein kostbar illuminiertes zwei­ bändiges Brevier von 1493 befindet sich im Schweizerischen Landesmuseum in Zürich.

S. genoß zwar das Vertrauen der französi­ schen Könige, in deren Dienst er gestanden hatte, doch in der Regierung seines Bistums bewies er keine glückliche Hand. Verhängnis­ voll wurden vor allem seine 1484 aufgenom­ menen Feldzüge zur Eroberung der jenseits des Simplon gelegenen Val d’Ossola, für die er nicht die Zustimmung aller Zenden gewin­ nen konnte. Im Lauf der Jahre verlor S., u. a. infolge seiner Verkennung des Walliser Cha­ rakters und der Gegnerschaft des hochbegab­ ten, aber demagogischen Landschreibers Ge­ org Auf der Flüe (Supersaxo), eines Sohnes des Bischofs W. (—>) Supersaxo, der später auch in erbitterte Gegnerschaft zu Kardinal N. (—>) Schiner geriet, immer mehr seinen po­ litischen Anhang. Obwohl S. 1495 einen eh­ renvollen Frieden mit Mailand schließen konnte, mußte er, nachdem er vergeblich ver­ sucht hatte, Supersaxo als Hochverräter vor Gericht zu ziehen, 1496 dem Druck seiner Gegner weichen und sein Bistum verlassen, während der Landrat auf Drängen Supersaxos Schiner zu seinem Nachfolger wählte. Papst Alexander VI. ernannte S. am 30. 8. 1497 zum Titularbischof von Hierapolis.

1463-1498 Bischof von Paderborn

S. führte in Sitten einen großen Hof und setz­ te die von seinem Vorgänger begonnene Bau­ tätigkeit fort. Die Kathedrale ließ er ausbauen und in Leuk eine spätgotische Kirche errich­ ten. Auch an anderen Kirchen wurde unter ihm gearbeitet. Die Schlösser in Naters und Leuk wurden verbessert, das zu St. Maurice neu aufgebaut und 1491 die Steinbrücke über die Rhone zu St. Maurice wiederhergestellt.

S. hatte sich vom Wallis nach Frankreich be­ geben, wo König Karl VIII. ihm die Einkünfte aus dem Bistum Maillezais übertrug. Er starb im Dezember 1497; sein Grab ist unbekannt. Literatur: C. Bellet, Notice historique sur Jost de Si­ lenen, ambassadeur de Louis XI et eveque de Greno­ ble (Lyon 1880). - R. Hoppeler, Zur Geschichte der Familie Silenen, in: AnzSG 6 (1890-93) 441-445; 7 (1893-97) 158-159. - W. Ehrenzeller, Der Sturz Jost’s von Silenen, in: JSG 38 (1913) 73-120. - K. Müller, Jost von Silenen (Zürich 1948). - B. Truffer 33-35. - L. Carlen, Kultur I, 76f.

Louis Carlen

Simon zur Lippe (um 1430-1498)

Simon zur Lippe wurde um das Jahr 1430 als zweiter Sohn des regierenden Fürsten Simon zur Lippe und der Margarethe, einer Tochter des Herzogs Erich zu Braunschweig-Gruben­ hagen, geboren. Ein Bruder des Vaters, Otto, war in Köln Domkustos. Seine Großmutter vä­ terlicherseits stammte aus dem gräflichen Hause derer von Moers. Nach dem Tode des Vaters (um 1430) wurden der Kölner Domku­ stos und Erzbischof D. v. (—>) Moers, ein Vet­ ter von S., Vormünder der beiden Brüder. Als Bernhard VI. übernahm der Bruder später die Leitüng der Grafschaft Lippe. S. studierte an den Universitäten Köln (1443) und Erfurt (1446) und wurde Domherr in Köln und Pa­ derborn, hier zuletzt als Thesaurar. Am 21. 2. 1463 wählte ihn das Paderborner Domkapitel zum Nachfolger seines Vetters. Am 18. 5. 1463 wurde er päpstlich bestätigt. S. nahm die Leitung des unter seinem Vor­ gänger in seinem Fortbestand stark gefährde­ ten Hochstifts, dessen Wiederherstellung das Domkapitel 1444 beim Baseler Konzil gegen den Kölner Erzbischof erzwungen hatte, mit großer Energie und Tatkraft in die Hand. Von seinem Bruder unterstützt, verteidigte er in der hessisch-paderbornischen Fehde (146472) die Rechte des Hochstifts gegen den Land­ grafen von Hessen und den Grafen von Wal­ deck. Auch gegen die Ritterschaft im eigenen Lande setzte er sich durch. Infolge der West­ fälischen Erblandesvereinigung von 1464 blühte das Stift wirtschaftlich wieder auf.

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Simon - Sitsch

Um die Seelsorge der unter seinem Vorgänger arg vernachlässigten Diözese machte sich S. durch eine Diözesansynode (1465), die Förde­ rung der Bursfelder Reformkongregation so­ wie durch mehrere Klosterneugründungen und Bruderschaften verdient. Das Domkapi­ tel legte 1480 mit seiner Zustimmung fest, künftig nur noch adlige Mitglieder aufzuneh­ men.

Nach einem Schlaganfall (1491) bestellte S. 1496 den Kölner Erzbischof (—>) Hermann von Hessen zu seinem Koadjutor. S. starb am 7. 3. 1498 auf der bischöflichen Burg Dringen­ berg und wurde im Paderborner Dom beige­ setzt. Literatur: A. Schröer, Verfassung I, 79-84. - H. J. Brandt-K. Hengst, Bischöfe 184-187. Karl Hengst

Sinzenhofen, Pankraz von (+ 1548) 1538-1548 Bischof von Regensburg Pankraz von Sinzenhofen entstammte einem alten bayerischen Adelsgeschlecht, das mit ihm oder in der nachfolgenden Generation er­ losch. Er war seit 1519 Kanonikus in Regens­ burg, seit 1. 5. 1527 Domkapitular mit Sitz und Stimme, wurde noch im selben Jahr Domkustos (resigniert am 5. 2. 1529) und am 3. 2. 1532 als Dekan der eigentliche Leiter des Domkapitels, ehe ihn seine Mitkapitulare am 25. 4. 1538 zum Bischof wählten. Die Bestäti­ gung der Wahl durch Papst Paul III. erfolgte am 15. 11. 1538. Am 31. 8. 1539 vollzog der Chiemseer Bischof H. (—►) Meitting im Auf­ trag des Metropoliten und unter Assistenz der Weihbischöfe von Regensburg und Frei­ sing die Konsekration. Inwieweit es mit der Mitteilung des Chronisten Leonhart Widman seine Richtigkeit hat, daß S. die Stimmen sei­ ner Chorbrüder nur auf sich vereinigen konnte, weil er sie an seinen „guten faisten beneficia“ teilhaben ließ, muß vorerst offen bleiben. Entscheidend für das bischöfliche Tun und Lassen wurde das mehrfach be­ zeugte Faktum, daß S. wenige Tage nach sei­ ner Wahl einen schweren Tobsuchtsanfall er­ litt und seine geistig-seelische Verfassung fortan zwischen lichten Augenblicken und tiefer Verworrenheit wechselte. Schon um den Weiheakt gültig vollziehen zu können, mußte man ein „lucidum intervallum“ abwar­ ten. Daß die von den Ärzten als „Melancho­ lia“ diagnostizierte und sich zunehmend ver­ schlimmernde Krankheit in einem aus­ schweifenden sexuellen Vorleben ihre Ursa­ che hatte, erscheint als Spekulation übelwol­

lender Zeitgenossen. Die zum Beleg ange­ führte Tatsache, daß S. Vater eines Sohnes war, den er auf dem Regensburger Reichstag von 1541 legitimieren ließ, besagt diesbezüg­ lich wenig. Natürlich mußte die Amtsführung unter dem auch physisch mehr und mehr verfallenden S. schweren Schaden nehmen, und dies zu einer Zeit, da sich das weite Teile der Diözese in sich begreifende Fürstentum Pfalz-Neu­ burg und die Bischofsstadt der lutherischen Bewegung anschlossen. Systematisches Vor­ gehen und schlagkräftige Maßnahmen gegen die Ausbreitung der evangelischen Lehre wa­ ren unter solcher Voraussetzung nicht zu er­ warten. Nachdem sich Regensburg im Herbst 1542 definitiv der Reformation zugewandt hatte, kehrte S. der Reichsstadt den Rücken und verbrachte die verbleibenden Jahre auf dem hochstiftischen Schloß Wörth an der Do­ nau, nicht ohne von dort aus immer wieder mit den Gegnern der Glaubenserneuerung, den katholischen Wittelsbachern und Habsburgern, Kontakt aufzunehmen und über ver­ schiedene Mitarbeiter, namentlich durch Dr. iur. utr. Johann Teilenkäs, der 1545 sein Gene­ ralvikar wurde, dem Regensburger Rat man­ cherlei Hindernisse in den Weg legen zu las­ sen. Am Willen, der Reformation Einhalt zu gebieten, fehlte es S. gewiß nicht, wohl aber an der Kraft, diesen erfolgreich durchzuset­ zen. Gleichwohl wehrte er sich bis zuletzt ge­ gen die Annahme eines Koadjutors. Monate­ lang schon war S. schwer gelähmt, ehe der Tod seinem Leben am 24. 7. 1548 ein Ende setzte. Sein Epitaph aus Rotmarmor mit Re­ liefbildnis und umlaufender Grabschrift im Regensburger Dom gehört der Schule des be­ rühmten Eichstätter Renaissance-Bildhauers Loy Hering an. Quellen: BZA Regensburg. Literatur: KDB Regensburg I, 118. - L. Theobald, bes. I, 227-229; II, 47f. - J. Staber 114-119. - K. Hausberger, Grablegen 375. - G. May 508f. - K. Hausberger, Geschichte I, 319 (QQ, Lit.: II, 290f.). Karl Hausberger

Sitsch (Sizen, Sitzen, Sytche, Syhcz), Johann von (1552-1608)

1600-1608 Bischof von Breslau Johann Kaspar von Sitsch wurde am 18. 8. 1552 zu Stubendorf bei Ottmachau geboren. Er entstammte einer alten schlesischen Adelsfamilie, die bereits im 13. Jh. erwähnt wird. Sein Vater war Jakob v. S., seine Mutter

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Sitsch - Slatkonia

Katharina Elbelin von Hennings dorf. S. hatte zwei Schwestern. Die konfessionelle Einstel­ lung der einzelnen Familienzweige ist nicht klar zu eruieren. S. besuchte das Gymnasium zu Neisse, wurde bereits 1569 Domherr in Breslau und studierte 1571-72 in Krakau die Humaniora und Philosophie und schloß sein Studium 1572-74 in Wien ab. Ob er auch in Italien studiert und dort den Grad eines Dr. iur. utr. erlangte, ist nicht belegt. 1577 in Breslau zum Priester geweiht, erhielt er im gleichen Jahr ein Kanonikat in Glogau. S. scheint sich in seinen Ämtern bewährt zu ha­ ben, denn 1585 erhielt er nach der Wahl A. v. (—>) Jerins zum Bischof auf dessen Vorschlag und auf kaiserliche Bitte als dessen Nachfol­ ger die Dompropstei. Nach dem Tode Jerins wurde er 1596 zusammen mit dem Domde­ chanten Adam Landeck und dem Kanonikus Nikolaus Tinzmann zum Bistumsadministra­ tor bestellt. Während der damaligen Ausein­ andersetzungen um die Bestellung eines neu­ en Bischofs (P. [—d Albert) hielt S., der auch als Kandidat genannt wurde, sich zurück. Nach dem unerwarteten Tod Bischof Alberts drängten die schlesischen Stände auf einen schlesischen Nachfolger, während der Kaiser den energischen Vorkämpfer der Gegenrefor­ mation, den Bischof von Wien und zugleich von Wiener Neustadt M. (—►) Kiesel, wünschte. Die Kapitulare votierten dennoch am 18.7. 1600 einstimmig für S. Dieser begab sich sofort nach Prag und fand dort nach an­ fänglichem Zaudern die Zustimmung Rudolfs II. Die ihm abverlangten Zahlungen wies er zurück. Lediglich der bei der Wahl von 1596 gescheiterte Bonaventura Hahn konnte seine Forderungen geltend machen. Die päpstliche Bestätigung und die Bestellung zum Landes­ oberhauptmann folgten bald. Am 21. 2. 1601 übernahm S. die Bistumsverwaltung, am 20. 3. nahm er die Huldigung des Bistumslandes entgegen, und am 23. 9. 1601 fand die Konse­ kration statt.

S. ließ 1602-06 wiederum eine Generalvisita­ tion durchführen, der sich 1606 eine Diöze­ sansynode anschloß, in deren Mittelpunkt das Bemühen um die tridentinische Reform stand. S. begann entsprechend den Bestim­ mungen des Augsburger Religionsfriedens als Landesherr im Bistumsland mit der Rekatho­ lisierung durch die Entlassung nichtkatholi­ scher Beamter, das Verbot evangelischen Got­ tesdienstbesuches und die Rückgabe von Kir­ chen an den katholischen Kult. Dabei wußte er sich von der kaiserlichen Politik gestützt. Dennoch wurde er gelegentlich bei der Nun­ tiatur wegen konfessioneller Nachlässigkeit

angeklagt. Ein Versuch zur Erneuerung der Disziplin in den schlesischen Zisterzienserabteien, die durch einige dem Orden beigetre­ tene Germaniker vorgesehen war, ließ sich da­ gegen nicht verwirklichen. Auch ein erneuter Versuch zur Gründung eines Jesuitenkollegs scheiterte. S. förderte die Verehrung der hl. Anna und des hl. Ceslau. Er starb am 25. 4. 1608 zu Neisse an der Schwindsucht. Er wur­ de in der Pfarrkirche St. Jakob beigesetzt, wo er sich bereits sein Grabmal hatte errichten lassen. Quellen: DAB IA 3. - ASV S. Congr. Cone. Relationes 884 A.

Literatur: K. Lorenz, Zur Landesverteidigung unter Johann VI. Sitsch, in: ZVGS 72 (1938) 235-246. - G. Zimmermann 519-521. - R. Wagner, in: ASKG 4 (1939) 209-221. - J. Sawicki 278-282. - J. Köhler. J. Gottschalk 200. - M. Sikorski, War der Breslauer Bischof Johannes Sitsch (1600-1608) ein Kunstmä­ zen?, in: ASKG 46 (1988) 77-89. - F. Machilek (Lit.). Jan Kopiec

Slatkonia (Slatkoina), Georg (1456-1522)

1506-1522 Bischof von Pedena 1513-1522 Bischof von Wien Georg Slatkonia wurde am 21. 3. 1456 zu Lai­ bach geboren. 1475 immatrikulierte er sich an der Artistenfakultät zu Wien. 1477 erwarb er den Grad eines Bacc. 1495 ernannte König Maximilian I. ihn zum Kantor und Hofka­ plan, 1498 zum Singmeister des neugegrün­ deten Hofchores, 1500 zum Kapellmeister und 1513 zum obersten Kapellmeister. Unter S. wurde die kaiserliche Hofkapelle zum mu­ sikalischen Zentrum der Hauptstadt. S. nahm auch Nichtkleriker in seinen Chor auf und er­ weiterte dessen Repertoire über die Kirchen­ musik hinaus. So lud er bedeutende Kirchen­ musiker seiner Zeit wie H. Isaac und P. Hofhaymer nach Wien ein. Auch zur Tafel und zum Tanz spielte er auf.

Zur Verbesserung seines Einkommens erhielt S. durch den Kaiser eine Reihe von Pfründen, und zwar 1499 die Pfarreien Dobrnic und Sentrupert in Unterkrain, 1513 die Domprop­ stei in Laibach und die Pfarrei Zuzemberk, ferner die Propstei Novo mesto (Rudolfswerth) in Unterkrain, 1506 das Bistum Pe­ dena in Istrien und die Pfarrei Loz in Innen­ krain und 1513 auch die Pfarrei Moravce und das Benefizium St. Georg am Dom zu Lai­ bach. Am 1. 3. 1513 nominierte Maximilian I. ihn zum ersten residierenden Bischof von Wien. Die päpstliche Verleihung erfolgte am

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Slatkonia - Sonnenberg

12 . 8., die Konsekration am 13. 11. 1513 starb am 26. 4. 1522 in Wien. Er wurde in sei­ durch Gregor de Zeghedino, Weihbischof in ner 1520 angelegten Gruft im linken Seiten­ Raab. schiff des Stephansdomes neben dem von ihm gestifteten Brictiusaltar beigesetzt. Sein S. war ein typischer Vertreter des Wiener Hu­ Grabmal zeigt ihn in Lebensgröße mit Porträt­ manismus. Seine Gefährten gräzisierten sei­ zügen. nen Namen in Chrysippus (goldenes Pferd, Quellen: NAL, Kapiteljski arhiv [Kapitelsarchiv] slowenisch: zlati/konj.) Ein goldenes Pferd 249/1. zeigt auch das Wappen von S., das er auch der Propstei Novo mesto verlieh. Sein enges Literatur: J. Kopallik 1-10. - J. M antu an i, Dom in Verhältnis zu den Humanisten bezeugen die svet 20 (Ljubljana 1907) 301-309, 359-363, 398402. - J. Gruden 313-316. - F. Lukman, in: SBL 3 zahlreichen ihm gewidmeten Werke, z. B. (1960/71) 356f. -E. Tomek, Kirchengeschichte 221von dem Mediziner M. Steirpays und dem 228, 238. - C. d. Franceschi 331. - E Loidl 34-37, Mathematiker A. Perlach.

Als Bischof von Wien behielt S. das Bistum Pedena und die Propsteien von Laibach und Novo mesto, ferner die Pfarrei Moravce und das Benefizium St. Georg am Laibacher Dom bei. Er residierte in Wien, wo er regelmäßig Visitationen durchführte. Seinen musikalischen Dienst bei Hof versah S. weiter. 1514-19 war er Rat des niederöster­ reichischen Regimentes und 1515 kaiserli­ cher Rat. 1517 ließ er als Ergänzung der 1505 im linken Seitenschiff des Stephansdomes er­ richteten großen eine kleine Orgel anschaf­ fen. 1515 zelebrierte er anläßlich der berühm­ ten habsburgischen Doppelhochzeit das Hochamt. S. war mehr Künstler als Seelsor­ ger. Auf die reformatorische Bewegung wurde er zwar früh aufmerksam, doch war er sich über ihre Folgen nicht im klaren. In seinem Domkapitel wie auch in der Universität gab es Sympathisanten für die neue Bewegung. Zu beiden Institutionen hatte S. ein gespann­ tes Verhältnis wegen der Exemtion der Profes­ soren, unter denen sich auch mehrere Dom­ herren befanden. Im Herbst 1521 ließ S. in der Kirche St. Peter in Wien gegen den ehe­ maligen Domprediger von Würzburg und Salzburg, Paul Speratus, der die neue refor­ matorische Lehre eifrig propagierte, predigen, gab aber im Januar 1522 die Erlaubnis, Spera­ tus in der Domkirche predigen zu lassen. In Wien ließ sich S. durch seinen Kanzler, den Architekten Augustin Tyffernus, 1514-17 ein neues Bischofspalais erbauen. Wegen sei­ ner gebrechlichen Gesundheit (Testament 1518) bemühte er sich 1519 um einen Koadju­ tor (K. [—>] Renner). 1520 ließ S. durch Bern­ hard Striegel ein Bild des Marientodes malen, auf dem er sich porträtieren und mit seinem Namenspatron darstellen ließ. Am 19. 7. 1521 stiftete er die Abhaltung eines täglichen ge­ sungenen Salve Regina in der Domkirche. Die Kosten für diese Stiftung sollten aus den Zinserträgen der im neuen Bischofshof einge­ richteten Kramerläden bestritten werden. S.

335. - F. Loidl-M. Krexner 26f. - E M. Dolinar, Prosti novomeskega kapitlja [Die Pröpste des Kollegiatkapitels zu Novo Mesto] (Novo Mesto 1994). France

M. Dolinar

Sonnenberg, Otto Graf (seit 1463) von (+ 1491)

1474-1480 Gewählter Bischof von Konstanz 1480-1491 Bischof von Konstanz Otto von Sonnenberg stammte aus dem in Oberschwaben mächtigen Geschlecht der Truchsessen von Waldburg. Sein Vater Eber­ hard kaufte 1455 die Herrschaft Sonnenberg. Die Mutter war Gräfin Kunigunde von Mont­ fort-Tettnang. S. hatte drei Brüder und vier Schwestern. 1452 verwaltete er mit seinem Bruder Eberhard während der Abwesenheit des Vaters die Stadt Munderkingen. 1454 stu­ dierte er in Pavia. 1466 wurde er Kanonikus in Lindau. 1472 war er Rat des Grafen Eber­ hard von Württemberg. Am 30. 4. 1474 wird er erstmals als Domherr von Konstanz er­ wähnt.

Nach dem Tod des Bischofs H. v. (—>) Breiten­ landenberg wählte ihn das Konstanzer Dom­ kapitel am 30. 9. 1474 zum Nachfolger, ob­ wohl Papst Sixtus IV. zuvor den Vertrauens­ mann Herzog Sigismunds von Österreich, L. v. (—>) Freiberg, mit dem Bistum providiert hatte. S. war bei seiner Wahl Subdiakon. Er scheint eine Wahlkapitulation beschworen zu haben.

Da in den nun folgenden Auseinandersetzun­ gen beide Seiten auf ihrem Anspruch bestan­ den, kam es zum Konstanzer Schisma, das erst 1480 durch den Tod Freibergs beendet wurde. Dabei hatte S. von Anfang an die bes­ sere Position, denn er war vom Domkapitel mit großer Mehrheit gewählt worden und er­ hielt 1475 die Regalien, während er seiner­ seits am 22. 12. 1475 der Stadt Konstanz ihre Privilegien bestätigte. Infolge des Konfliktes

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Sonnenberg - Sonnenberger

seiner Familie mit Sigismund galt er als Geg­ ner Österreichs und wurde daher von den Eidgenossen und durch Eberhard von Würt­ temberg unterstützt. Während S. seine Kurie in Konstanz besaß, schuf Freiberg sich eine Gegenkurie in Radolfzell. Obwohl dessen Po­ sition aussichtslos war, zog sich das Schisma, in dem sich beide Seiten bannten, bis zum Tode Freibergs hin. Erst danach bestätigte Papst Sixtus IV. S. am 10. 11. 1480 als Bi­ schof. Dieser hatte sich zuvor verpflichtet, die Schulden Freibergs zu zahlen und dessen Anhänger zu entschädigen. Am 25. 11. 1480 bestätigte die Apostolische Kammer ihm die Zahlung der Servitien. Am 31. 3. 1481 empfing S. die Weihe. Seine gesamte Amtszeit war von der durch das Schisma bedingten Verschuldung des Bis­ tums schwer überschattet. Diese soll sich auf 150 000 fl. belaufen haben. Kaiser Friedrich III. unterstützte zwar S.s Sanierungsversuche und bewilligte ihm ebenso wie die römische Kurie verschiedene Abgaben, doch stieß S. al­ lenthalben auf Reserven. Das galt auch für die 1481 von ihm berufene Diözesansynode, auf der ihm der Klerus in finanzieller Hinsicht kaum entgegenkam. Obwohl S. wie schon sei­ ne Vorgänger bischöfliche Güter verpfändete oder sogar verkaufte, konnte er die Schulden­ last nicht ganz abtragen. Angesichts seiner Lage mußte er dem Domkapitel und der Stadt Konstanz mancherlei Zugeständnisse ma­ chen. S. war wie seine Vorgänger mit dem Gegen­ satz zwischen Eidgenossen und Österreich konfrontiert. 1487 trat er als Rat in den Dienst Herzog Sigismunds, lehnte aber mit Rück­ sicht auf die schweizerische Seite den An­ schluß an den Schwäbischen Bund ab, da die Eidgenossen diesen als feindlich ansahen. S. gab 1482 das erste gedruckte Konstanzer Rituale heraus. 1483 veranstaltete er seine zweite Diözesansynode, auf der er Statuten vorlegte, die sich an die B. v. (—>) Randeggs anlehnten. Sie galten als so vorzüglich, daß der Churer Bischof H. v. (—>) Hewen sie über­ nahm. S. starb am 21. 3. 1491. Er wurde im Konstanzer Münster in der von ihm erbauten Kapelle beigesetzt. Schriften: De contemptu mundi (V. Sack, Die Inku­ nabeln der Universitätsbibliothek und anderer öf­ fentlicher Sammlungen in Freiburg im Breisgau und Umgebung 2 [Wiesbaden 1985] 891, Nr. 2626). Literatur: J. Vochezer I, 801-899. - E. Göller. - G. Spahr. - J. Gisler. - W. Teufel. - P. Haußmann. - B. Degler-Spengler, in: HS 1/2, 366-371. Red.

Sonnenberger, Ulrich (+ 1469) 1453-1469 Bischof von Gurk

Ulrich Sonnenberger wurde zu Öhringen in Württemberg geboren. Er war bürgerlicher Abkunft, studierte 1425/26 an der Universität Wien und erlangte die Grade eines Mag. und eines Lie. decr. Seit 1438 wurden ihm, teil­ weise über Präsentation von Friedrich III., in dessen Kanzlei er tätig war, mehrere nieder­ österreichische Pfarreien mit reichem Pfrün­ deneinkommen bei gleichzeitiger päpstlicher Dispens von den Weihen auf fünf Jahre verlie­ hen. Später erhielt er Kanonikate in Passau und Freising und die Propstei St. Jakob in Re­ gensburg. Der königliche Protonotar wurde von Fried­ rich III. wiederholt mit heiklen diplomati­ schen Aufgaben betraut. Er war Beisitzer des königlichen Kammergerichtes und seit 1457 österreichischer Kanzler. Am 5. 11. 1453 verlieh Papst Nikolaus V. auf Drängen Friedrichs III., der seinem Protono­ tar schon 1451 gern das Bistum Passau über­ tragen hätte, S. das Bistum Gurk. Am 20. 1. 1454 wurde dieser vom Seckauer Bischof G. (-*) Überacker im Gurker Dom konsekriert. Als Bischof von Gurk führte S. auch den Titel „vicarius generalis Salisburgensis“. 1460 ver­ lieh Friedrichs III. S. und seinen Nachfolgern als Bischöfen von Gurk den Fürstentitel.

S. war - außer beim Zeugenverhör im Heilig­ sprechungsprozeß Hemmas von Gurk 1466 kaum in seiner Diözese anwesend. Er ver­ nachlässigte sie aber keineswegs. Die Vollen­ dung der St. Nikolai-Kirche zu Straßburg im Gurktal und eine dorthin getätigte umfangrei­ che Seelgerätstiftung bezeugen vielmehr sei­ ne besondere Verbundenheit mit seiner Bi­ schofsstadt. Das Schwergewicht von S.s Tä­ tigkeit blieb hingegen die kaiserliche Politik. Bischöfliche Handlungen als Vertreter des Salzburger Erzbischofs in dessen Amtsgebiet sind belegt. S. starb am 29. 12. 1469 in Wien. Er wurde in der St. Nikolauskirche in Straßburg beige­ setzt. Dort befindet sich ein marmorner Dop­ pelgrabstein für ihn und für Bischof J. (—>) Schallermann. Literatur: A. A. Strnad, Sonnenberger. - J. Oberstei­ ner 199-213. - R. Milesi, Bischof Ulrich III. Sonnen­ berger als Mäzen, in: Beiträge zur Naturkunde und Kulturgeschichte Kärntens. FS Gotbert Moro (Kla­ genfurt 1972) 99-107. - J. Obersteiner, Ein Brief von Johannes Hinderbach an den Gurker Bischof Ulrich III. Sonnenberger, in: Carinthia I, 175 (1985) 199214. - Ders., in: Carinthia 1,178 (1988) 88f. Christine Tropper

Sozomenus - Spaur Sozomenus, Claudius (+ frühestens 1611)

1583-1600 Bischof von Pola seit 1605 Weihbischöfliche Handlungen in Salzburg

Nach dem schweren Zerwürfnis zwischen dem Salzburger Erzbischof W. D. v. (—>) Raitenau und dem Chiemseer Bischof S. (—>) Catta­ neo, der seit 1591 auch Salzburger Generalvi­ kar war, blieb das Bistum Chiemsee 15951610 unbesetzt. Während dieser Zeit nahm Raitenau die bischöflichen Weihehandlungen entweder selbst oder durch von ihm bestellte „Hilfsbischöfe“ vor. S. stammte aus Zypern, wurde am 7. 2. 1583 Bischof von Pola in Istrien (Patriarchat Aquileja), resignierte 1600 auf das Bistum und dürfte sich seit 1605 meist in Salzburg aufgehalten haben. Am 15. 4. 1611 weihte er den Grundstein des neuen Salzburger Domes. Als Abgesandter Raitenaus versuchte er 1611 bei dessen Auseinan­ dersetzungen mit Herzog Maximilian in Burg­ hausen zu vermitteln. Am 17. 12. 1611 war er anwesend, als Raitenau im Beisein des Dom­ kapitels auf das Erzbistum Salzburg resi­ gnierte. Zusammen mit P. v. (—> Bd. 16481803) Lodron wurde S. am 18. 12. 1611 vom Salzburger Domkapitel als Gesandtschaft nach Rom bestimmt, um die Angelegenheit Raitenaus zu regeln. Literatur: E Martin, Raitenau 293, Anm. 130. - H. Widmann, Geschichte Salzburgs 3 (Gotha 1914) 233, 247. - W. Hauthaler-J> Stainhauser, Nr. 32, 192,225,258. Franz Ortner

Spaur, Christoph Andreas Freiherr von (1543-1613)

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handlungen mit dem Domkapitel um Errich­ tung eines Priesterseminars und visitierte in Klausen und Bruneck, wo das Wiedertäufertum damals erneut an Boden gewonnen hatte. 1570 wurde er in Brixen zum Domdekan ge­ wählt und am 2. 4. desselben Jahres zum Prie­ ster geweiht. 1573 nahm er im Auftrag des Domkapitels am Salzburger Provinzialkonzil teil und reiste dann für Madruzzo und 1574 im Auftrag des Salzburger Erzbischofs J. J. v. (—>) Kuen-Belasy nach Rom. Am 22. 10. 1574 nominierte dieser ihn, da ihm nach dem Ver­ trag aus dem Jahre 1535 das Besetzungsrecht erstmals zukam, zum Bischof von Gurk. Am 14. 11. 1574 konsekrierte er ihn in Salzburg. Die Übernahme der Temporalien erfolgte am 9. 12. 1574.

Zur Gewinnung des Jubiläumsablasses reiste S. 1575 wieder nach Rom. Bei dieser Gelegen­ heit empfing ihn auch Papst Gregor XIII. in Audienz. Im gleichen Jahr beauftragte ihn Erzherzog Karl, zu dem S. ein enges Verhält­ nis unterhielt, den St. Georgs-Ritter-Orden in Millstatt zu visitieren. Von 1577 bis 1584 war S. im Auftrag des Erzherzogs Regierungsprä­ sident und Statthalter von Innerösterreich in Graz. Es waren dies die Jahre, in denen unter Erzherzog Karl entscheidende Schritte zur Rekatholisierung unternommen, dabei aber auch die Türkenabwehr nicht vernachlässigt wurde. Nach einem Bericht des Apostoli­ schen Kommissars Feliciano Ninguarda aus dem Jahre 1577 gab es im Bistum Gurk da­ mals viele Anhänger des Laienkelches. Die Pfarrer lebten im Konkubinat und die Bischö­ fe litten unter den ihnen vom protestanti­ schen Adel zugefügten Schikanen.

Christoph Andreas von Spaur wurde am 30. 11. 1543 als Sohn des Hauptmanns Ulrich Freiherr v. S. und der Katharina Madruzzo, einer Schwester des Kardinals C. v. (—>) Ma­ druzzo, auf dem Nonsberg in Tirol geboren. Der Brixner Bischof Johann Thomas v. (—►) S. war sein Bruder. S. war mit Papst Pius IV., Karl Borromäus und M. S. v. (—>) Hohenems verwandt.

Die Frage des Laienkelches beschäftigte auch S. Nachdem Papst Pius V. und anschließend Gregor XIII. den Laienkelch verboten hatten, entschied sich der ansonsten Rom ergebene S., diesen weiterhin zu dulden. Er fürchtete nämlich, daß ein Verbot in zehn seiner 28 Pfarreien zum Übertritt zum Protestantismus führen werde. Stattdessen wollte er die Pra­ xis des Laienkelches durch Belehrung in Beichte und Predigt allmählich zurückdrän­ gen. Dennoch wurde er 1582 und 1584 von der römischen Kurie scharf getadelt. Auf ihr und Kardinal Madruzzos Drängen verbot er schließlich 1585 den Laienkelch.

Die Ausbildung erhielt S. am Hof Madruzzos in Trient und bei den Jesuiten in Löwen. Sein Onkel verlieh ihm 1558 ein Kanonikat in Trient und 1559 eines in Brixen. 1565 er­ nannte er ihn zum Generalkommissär für die Erneuerung von Klerus und Volk in der Di­ özese Brixen. Als solcher führte er die Ver­

Eine wichtige Mission erfüllte S. 1581, als Erzherzog Karl dringend Gelder für die Tür­ kenabwehr benötigte, der protestantische Adel ihre Bewilligung aber von der Bestäti­ gung der ihm durch das Brucker Libell von 1578 zugestandenen Freiheiten abhängig machte. Erzherzog Karl hatte dieses 1580 un-

1574-1603 Bischof von Gurk 1601-1613 Bischof von Brixen

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Spaur

ter Mitwirkung von S. beträchtlich einge­ schränkt. Angesichts der Türkengefahr gab Karl nach und verzichtete 1581 auf die Durchführung der Bestimmungen von 1580. Schließlich sandte er S. nach Rom, um Gregor XIII. zu bewegen, ihm finanziell bei der Über­ windung der protestantischen Opposition zu helfen. Daraufhin bewilligte der Papst die Hilfsgelder nicht wie üblich nur für die Tür­ kenabwehr, sondern für die Bekämpfung des Luthertums. Nach dem Tode Karls (1590) ge­ wann der Protestantismus wieder an Boden. Erst mit dem Regierungsantritt Ferdinands II. (1596) setzte ein neuer Schub der Rekatholi­ sierung ein.

Entsprechend den Bestimmungen des Trien­ ter Konzils errichtete S. 1588 in seiner Resi­ denzstadt Straßburg im Gurktal ein Priester­ seminar. Dessen Unterhalt mußten reiche Pfarreien und Stiftungen tragen. Gleich nach seinem Regierungsantritt erneuerte er ferner die alte Schule in Straßburg. Einige ihrer fä­ higsten Schüler schickte er zur Ausbildung zu den Grazer Jesuiten und auf Universitäten. S. zog auch Priester von auswärts, besonders aus Tirol, nach Gurk. Der Erneuerung der Diözese dienten vor al­ lem Visitationen. Als sich aber der MalteserKomtur der bischöflichen Examinierung un­ ter Berufung auf seine Exemtion entziehen wollte, ließ S. sich von der römischen Kurie zur Visitation des Konventes und der ihm in­ korporierten Pfarreien autorisieren. S. wirkte auch außerhalb seines Sprengels. Papst Cle­ mens VIII. ernannte ihn 1592 auf Vorschlag des Salzburger Erzbischofs W. D. v. (—>) Rai­ tenau zum Visitator und Apostolischen Kom­ missar für den Salzburger Anteil in Inner­ österreich und verlieh ihm dafür außeror­ dentliche Vollmachten. Als dem Erzbischof die Kosten dafür zu hoch wurden, erklärte sich S. bereit, sie selber zu tragen. Dennoch ließ Raitenau die Visitation abbrechen, da ihm die weitgehenden Befugnisse von S. ein Dorn im Auge waren. Während seiner häufigen Abwesenheit von seiner Diözese ließ S. sich von seinen Weih­ bischöfen vertreten. Ab 1581 waren dies A. (—>) Manicor und ab 1592 K. (—►) Grimming. Gute Kontakte unterhielt S. zu den päpstli­ chen Nuntien. Wiederholt traf er mit Ninguar­ da zusammen. Der erste Grazer Nuntius Germanico Malaspina war beauftragt, engen Kon­ takt mit S. zu pflegen. So beauftragte Malaspi­ na, als er 1583 nach Köln reisen mußte, S., statt seiner die römische Kurie zu informie­ ren. Gute Beziehungen pflegte S. auch zu den Nuntien Giovanni Andrea Caligari und Giro­

lamo Portia. Portia war auch bei der Wahl S.s zum Bischof von Brixen zugegen.

Als der Brixner Bischof (—>) Andreas von Österreich 1600 starb, wünschte Kaiser Ru­ dolf II. den zehnjährigen Sohn Karl des Erz­ herzogs Karl von Österreich als Nachfolger. Das Domkapitel postulierte jedoch stattdes­ sen am 14. 2. 1601 S. Die Translation erfolgte am 14. 3. 1601 und die Besitzergreifung am 25. 3. 1601. Obwohl der Papst erlaubt hatte, das Bistum Gurk beizubehalten, verzichtete S. am 16. 6. 1603 darauf. In der Zwischenzeit ließ er sich in seinem früheren Sprengel durch Generalvikar J. (—>) Platzgummer ver­ treten. Vom 4. 6. bis 26. 8. 1602 hielt er sich noch einmal in Gurk auf. Als er auf das Bis­ tum verzichtete, war es weitgehend rekatholisiert. Am 17. 4. 1601 kündigte S. dem Brixner Dom­ kapitel an, daß er in seiner Diözese Visitatio­ nen durchführen, eine Diözesansynode ab­ halten und ein Priesterseminar errichten wer­ de. 1602 begann er mit der Visitation. Visita­ toren waren Generalvikar H. O. (—>) Agricola, Weihbischof S. (—>) Feurstein und Pfarrer Gotthard Seemann, der die Protokolle ver­ faßte. Bei dieser Visitation wurde trotz seines Widerspruchs auch das Domkapitel einbezo­ gen. S. verpflichtete seine Mitglieder zur Re­ sidenz- und Schweigepflicht bezüglich der Kapitelsitzungen, zu würdigerem Betragen bei Gottesdiensten und zu häufigerem Sakra­ mentenempfang. Weitere Visitationen des Bistums fanden 1608/09, 1610 und 1612 statt. Ein ziemlich düsteres Bild ergab die erste Teilvisitation von 1602. Bei ihr wurden 55 von 101 examinierten Priestern negativ beur­ teilt. Weniger Kritik gab es an den romani­ schen Priestern im Fassa- und Abteital. Allge­ mein wurden aber Trunksucht, Konkubinat, religiöse Unwissenheit und Vernachlässigung der Seelsorge festgestellt. Die Strafen für un­ belehrbare Priester bestanden im Entzug der Einnahmen, in Kerkerhaft und in der Abset­ zung. Bei späteren Visitationen konnte eine zunehmende Besserung festgestellt werden.

Nachdem S. sich einen Einblick in die Lage des Bistums verschafft hatte, hielt er 1603 eine Diözesansynode ab, an der ca. 150 Geist­ liche teilnahmen. Die dabei erlassenen De­ krete stellten das Leben im Bistum auf eine neue Basis. Für die Weihekandidaten wurde ein Sittenzeugnis ihres Pfarrers und ein Jahr Moralstudium verlangt. Jeder Hilfspriester oder Kooperator mußte sich künftig, bevor er von einem Pfarrer eingestellt wurde, dem Ge­ neralvikar vorstellen. Den Pfarrern wurde die genaue Erfüllung ihrer Amtspflichten einge­

Spaur

schärft sowie ein würdiger Lebenswandel ans Herz gelegt. Dieser sollte in der Kleidung, im Breviergebet, in der Einhaltung des Zölibates und in der monatlichen Beichte zum Aus­ druck kommen. Für die Meßfeier wurde das Missale Romanum verbindlich vorgeschrie­ ben. Das Volk wurde aufgefordert, für die fi­ nanzielle Sicherstellung des Klerus aufzu­ kommen. Die Synodalstatuten sahen ferner eine Neueinteilung der Diözese vor. Anstelle

der vier Dekanate Eisack-, Wipp-, Ober- und Unterinntal traten nun die zehn Dekanate: Klausen, Buchenstein, Bruneck, Toblach, Sterzing, Matrei, Innsbruck, Schwaz, Telfs und Imst. Brixen sowie einige andere Pfarrei­ en wurden direkt dem Generalvikar unter­ stellt. Die Dekane erhielten die Aufgabe, die Seelsorger zu visitieren, Ruralkapitel abzu­ halten und zu den Generalkapiteln in Brixen zu erscheinen. 1603 wurden die Synodalsta­ tuten veröffentlicht. Mit geringfügigen Verän­ derungen galten sie bis ins 19. Jh. Ein Ver­ gleich mit den Trienter Diözesanstatuten von 1593 ergibt, daß die Brixner Konstitutionen unabhängig davon waren.

Die Krönung von S.s Reformtätigkeit bildete die Errichtung eines Priesterseminars. Nach­ dem S. vom Kloster Neustift ein an das Kapi­ telhaus anschließendes Gebäude erworben hatte, erfolgte 1607 die Gründung. Die Profes­ soren wurden aus dem Domklerus genom­ 49 Lexikon

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men. Eine Übergabe an die Jesuiten gelang weder S. noch seinen Nachfolgern. Die sehr strengen Seminarstatuten verfaßte Feurstein nach dem Vorbild jener des Germanikums. Darin wurden absoluter Gehorsam und aske­ tische Selbstzucht verlangt. Das zum Leben Nötige erhielten die Alumnen vom Seminar. Die Leitung lag in den Händen des Generalvi­ kars, die eigentliche Führung beim Präfekten. 1609 ließ S. das von Generalvikar Agricola in Zusammenarbeit mit Weihbischof Feurstein und den Dillinger Jesuiten Balthasar Hagel und Albert Danner zusammengestellte „Sacerdotale Brixinense“ erscheinen, das außer Texten und Rubriken für die Sakramenten­ spendung auch moral- und pastoraltheologi­ sche Hinweise enthielt. S. förderte auch die Orden. Gegen den Widerstand des Domkapi­ tels trat er 1603 für eine Niederlassung der Kapuziner in Brixen ein. Besonders unter­ stützte er die Jesuiten. Hagel hielt sich am Hofe S.s auf und wurde mit der Drucklegung der Synodalstatuten beauftragt. Zusammen mit Danner hielt er 1603 in Brixen eine Art Mission ab. Hilfestellung gab S. auch den Je­ suiten in Innsbruck und Hall. Er unterstützte ferner die Servitinnen in Innsbruck, deren Kloster 1607 errichtet wurde. In Brixen setzte er sich für die Erneuerungen der Bruderschaf­ ten ein. 1604 wurde die Fronleichnams- und 1611 die Rosenkranzbruderschaft eingeführt. S. förderte die Rorateämter, die Kirchenmu­ sik, den Gesang und verbreitete das Vierzig­ stündige Gebet. Bruneck verdankte ihm die Errichtung einer eigenen Kuratie mit allen pfarrlichen Rechten.

Die Zusammenarbeit mit dem Tiroler Landes­ fürsten Erzherzog Maximilian, der sich durch seinen ironischen Charakter und seine menschliche Integrität vorteilhaft von Ferdi­ nand II. abhob, ließ dagegen zu wünschen üb­ rig. Im Zusammenhang mit der Diözesansyn­ ode kam es sogar zu einer Verstimmung, da sich Maximilian durch die Ablehnung der weltlichen Einmischung in kirchliche Ange­ legenheiten übergangen fühlte. Dies betraf be­ sonders die geistliche Gerichtsbarkeit. In den Verhandlungen zeigte sich S. aber kompro­ mißbereit. So kam es 1605 zum sog. Maximilianischen Vertrag, einer Art Konkordat, das die Streitpunkte im forum mixtum zur Zufrie­ denheit beider Parteien regelte. Vergleicht man diesen Ausgleich mit den Ansprüchen Erzherzog Ferdinands II., so bilden sie einen eindeutigen Erfolg für den Bischof. Für die Stadt Brixen genehmigte S. 1604 das neue Stadtrecht, das bis 1803 die Grundlage für die soziale Ordnung blieb.

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Spaur

S. erwies sich als großer Bauherr. Er ließ die Arbeiten an der Brixner Hofburg wieder auf­ nehmen. Dem romanischen Nordturm des Domes ließ er 1610 durch Hofbaumeister Hans Reichle seine heutige Zwiebelform ge­ ben, dem 1748 der Südturm angeglichen wur­ de. S. umgab sich mit vorzüglichen Mitarbeitern, darunter in Gurk mit den Weihbischöfen Manicor und Grimming sowie in Brixen mit Feurstein, den Generalvikaren Alexander Fa­ bri und Agricola sowie dem Kanzler Platz­ gummer. Wie in Gurk, so zeichnete sich S. auch in Brixen durch seine Mildtätigkeit und Nächstenliebe aus. S. litt seit seiner Gurker Zeit an Magenbeschwerden. Er starb am 10. 1. 1613 und wurde im Dom beigesetzt. Sein Grabstein befindet sich heute in der Vorhalle des Domes. Literatur: E A. Sinnacher VIII, 5-160. - J. Freiseisen, Christoph IV. Andreas Freiherr von Spaur, Bi­ schof von Brixen (1601-1613) und das kirchliche Leben in seiner Diözese (Brixen 1900). - K. Wolfsgruber 203f. - J. Obersteiner 332-350. - A. Forer. J. Bücking, Frühabsolutismus 103-115, 128-131, 136-139, 139-142. - A. Trenkwalder, Die Reform des Seelsorgsklerus der Diözese Brixen unter Bi­ schof Christoph Andreas v. Spaur 1601-1613, in: Konferenzblatt für Theologie und Seelsorge, hg. v. Professorenkollegium der Philosophisch-Theologi­ schen Hochschule Brixen 1 (Brixen 1980) 24-37. J. Gelmi, Bischöfe 142-149. - J. Rainer, Zur Biogra­ phie von Christoph Andreas von Spaur, Bischof von Gurk (1574-1603) und Brixen (1601-1613), in: J. Nässing-H. Stampfer 103-112. Josef Gelmi

Spaur, Johann Thomas Freiherr von (1528-1591) 1565 Ep. tit. Maiorensis 1565-1578 Koadjutor des Bischofs von Bri­ xen 1578-1591 Bischof von Brixen Johann Thomas von Spaur wurde im Jahre 1528 als Sohn des Ulrich v. S., Hauptmanns des Nonsbergs, und der Katharina Madruzzo auf dem Nonsberg geboren. Die Spaur waren ein angesehenes Tiroler Adelsgeschlecht, das 1314 die Pflegschaft der Burg Spaur und 1324 das Gericht Mölten mit Schloß Burgstall er­ hielt. 1472 wurde es in die Tiroler Adelsma­ trikel aufgenommen und 1530 in den Freiherrnstand erhoben. Für die kirchliche Lauf­ bahn von S. war die Verwandtschaft mütterli­ cherseits von entscheidender Bedeutung. Der Bruder der Mutter, Kardinal C. (—►) Madruz­ zo, hatte seit 1539 das Bistum Trient und seit

1542 auch Brixen inne. Der Gurker und nach­ malige Brixner Bischof Ch. A. v. (—>) Spaur war sein Bruder. S. war mit Papst Pius IV., Karl Borromäus und M. S. v. (—>) Hohenems verwandt. 1547 durfte S. Madruzzo zum Reichstag nach Augsburg begleiten. Zwei Jahre später verlieh dieser ihm die Brixner Dompropstei. 1549 er­ hielt er ferner das Kanonikat des verstorbe­ nen Bischofs S. (—*) Sprenz. Madruzzo favori­ sierte S. weiterhin, indem er ihm 1549 die Propstei Innichen und 1551 jene am Brixner Kreuzgang verlieh. 1552 bestimmte er den 24jährigen mit Zustimmung des Domkapitels zu seinem Koadjutor in Brixen. Von 1552 bis 1554 studierte S. in Paris, Pavia und Pisa. 1555 und 1556 nahm er an Tiroler Landtagen teil; 1561-63 begleitete er Madruzzo als des­ sen Ehrenkaplan und war folglich von Brixen meist abwesend. Nachdem er sich 1564 in Rom aufgehalten hatte, führte er 1565 den Vorsitz jener Brixner Diözesansynode, auf der die Beschlüsse des Konzils von Trient publi­ ziert wurden. Vier Jahre später nahm er am Salzburger Provinzialkonzil teil. Da die römi­ sche Kurie mit der Bestätigung seiner Postu­ lation als Koadjutor zögerte, wurde der Akt am 19. 4. 1564 wiederholt und mit kaiserli­ cher Empfehlung nach Rom geschickt. Nun erfolgte am 8. 6. 1565 die päpstliche Bestäti­ gung und zugleich die Ernennung zum Titu­ larbischof von Majora. Die Bischofsweihe empfing S. erst am 5. 3. 1570. 1575 weilte er wieder in Rom. Nach dem Tode seines On­ kels ergriff S. am 3. 8. 1578 von seinem Bis­ tum Besitz. Bis 1578 stand S. ganz im Schatten seines On­ kels und gab sich eher lässig und unbeküm­ mert. Seitdem aber änderte er sein Verhalten, obwohl er keine besonderen Initiativen für geistliche Reformen ergriff. Nachdem die Di­ özese Brixen bereits 1570 und 1577 visitiert worden war, ordnete S. 1582 eine eingehen­ dere Visitation an. Da jene von 1570 die statt­ liche Summe von 655 fl. für acht Teilnehmer gekostet hatte, reduzierte S. die Begleitung der Visitatoren drastisch. Mit der Durchfüh­ rung betraute er seinen Weihbischof J. (—>) Nas, Generalvikar Adam von Arz und die Chorherren Jakob Erlacher und Johann Eisen­ kheil, dem als Notar die Protokollführung ob­ lag. Diese Kommission ging nach einem be­ stimmten Schema vor, das schon in den vor­ hergehenden Visitationen angewandt worden war. Sie befragte die Priester nach ihrer Her­ kunft, Anstellung, Erfüllung der seelsorgli­ chen Pflichten, privaten Lebensführung, reli­ giösen Unterweisung des Volkes und finan-

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ziellen Lage. Darauf folgten die Besichtigung der Kirche und eine Vernehmung anderer Personen. Das Ergebnis bot ein überaus düste­ res Bild. Beinahe die Hälfte des Klerus lebte im Konkubinat mit durchschnittlich drei Kin­ dern. Sein Bildungsstand war niedrig. Hinzu kam die große materielle Not. Den Abschluß der Visitation bildete die Ausstellung der Mandate, die bei schwerwiegenden Verfeh­ lungen sogar die Absetzung beinhalten konn­ ten. Anläßlich der Pfarreibesuche wurden auch die Firmung gespendet und Kirchen, Kapellen und Friedhöfe geweiht. Das Domkapitel setzte den Reformbestrebun­ gen von S. hartnäckigen Widerstand entge­ gen. Für die Anstellung von Priestern in der Seelsorge ließ S. die bereits geltenden Vor­ schriften wieder einschärfen. Dem empfindli­ chen Priestermangel suchte er abzuhelfen, in­ dem er taugliche Geistliche auch im Alter noch in Dienst behielt und indem er sich auch von auswärts um geeignete Priester be­ mühte. Zu einer längst fälligen Neuumschrei­ bung der riesigen Pfarreien kam es jedoch nicht. Die Residenz hielt S. peinlich ein. Die Schwierigkeiten, die der Salzburger Erzbi­ schof seinen Suffraganen bezüglich der Visitatio ad limina machte, versuchte S. zu umge­ hen, indem er die römische Kurie anderwei­ tig über den Stand seiner Diözese informierte. Während in Salzburg die Pfarrmatrikeln erst gegen 1600 und in Trient um 1630 einsetzten, wurden sie in Brixen bereits unter S. geführt. Außerdem wurde schon ein Verzeichnis der Häuser und ihrer Bewohner, der „liber status animarum“, angelegt. Im Sommer 1583 führte S. den Gregorianischen Kalender ein. Gleich­ zeitig setzte er den Beginn des Jahres, das bis dahin mit Weihnachten anfing, auf den 1. 1. fest. Trotz der vielen Exemtionen nahm S. auch auf die Klöster Einfluß. Deren Situation wandelte sich seit der Mitte der 80er Jahre auffällig zum Bessern. Unter den Orden schätzte und förderte S. besonders die Jesui­ ten, die mit großem Einsatz für die kirchliche Erneuerung arbeiteten. Sein Augenmerk lenk­ te S. auch auf Schule und Bildung, für die er mehr finanzielle Mittel zur Verfügung stellte, als ursprünglich vorgesehen war. Zur Errich­ tung eines Priesterseminars, für das sich S. schon 1567 engagierte, kam es aber nicht, da das Domkapitel mit Hinweis auf die großen Kosten ablehnte.

Zur Prüfung der Glaubensüberzeugung der Diözesanen dienten Beichtzettel, das Anlegen von Beichtregistern sowie die Bücherkontrol­ le. Die des Luthertums Verdächtigen wurden persönlich aufgesucht und belehrt. Wo dies 49*

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nicht zum gewünschten Erfolg führte, wur­ den sie vor die Wahl gestellt, dem Irrtum ab­ zuschwören oder auszuwandern. Besonders scharf ging S. gegen die in Bruneck und Um­ gebung lebenden Utraquisten vor. Von dort griff die Kelchbewegung auch auf Toblach und Täufers über. Als der Pfarrer von Täufers den Laienkelch abschaffen wollte, verweiger­ te die Gemeinde die Abgabe von Zehnt und Zins. S. verwies ihre Wortführer trotz Protest des Landesfürsten außer Landes, so daß es ab 1580 um die Laienkelchbewegung still wur­ de. Dasselbe läßt sich von den Wiedertäufern sagen. Peinlich für S. war freilich, daß er pro­ testantische Utraquisten in seiner eigenen Fa­ milie hatte. Das traf für seinen Bruder Kaspar, für seinen Vetter Hilbrand sowie für Kaspars Ehefrau Elisabeth von Eck aus Krain zu. Sie hat sich gegen die Bekehrungsversuche S.s mit einem selbstverfaßten Traktat „Apologia Lutheri“ zur Wehr gesetzt. Zur Widerlegung übergab S. diese Schrift dem in Innsbruck als Hofprediger wirkenden P. (—►) Canisius. Elisa­ beth blieb aber bis zum Tode bei ihren An­ schauungen.

S. erwies sich als umsichtiger und geschick­ ter Verwalter des Hochstiftes. In der Beset­ zung der Ämter hatte er eine überaus glückli­ che Hand. Dies führte zu einer Sanierung der durch seinen Vorgänger zerrütteten Finanzen und zu einer allgemeinen Besserung der öko­ nomischen Lage. Die Schwächen Erzherzog Ferdinands für seinen Sohn (—>) Andreas von Österreich ausnützend, konnte S. 1581 für 98 400 fl. und für die Koadjutorie des Andre­ as die vier Pustertaler Gerichte auf 25 Jahre in Pfand nehmen. S. legte großen Wert auf gute Beziehungen zu den Innsbrucker Behörden und zum Kaiser. Ohne weitere Diskussion gab er sich 1579 mit einer allgemeinen Beleh­ nung der Temporalien zufrieden. Auch im Neustifter Temporalienstreit, der unter sei­ nem Vorgänger ausgetragen wurde, zeigte er sich kompromißbereit. S. war leidenschaftlicher Jäger und hielt auch einige exotische Tiere. Als Bauherr war er da­ gegen bescheiden. Mit Ausnahme von Schloß Velthurns, das unter ihm erbaut wurde, be­ gnügte er sich mit Restaurierungsarbeiten und mit der Erhaltung des Bestehenden. Nachdem sich bei ihm seit 1586 eine schwere Krankheit bemerkbar gemacht hatte, starb S. am 25. 2. 1591 in Brixen. Er wurde im Dom beigesetzt. Sein Grabstein befindet sich heute an der Nordseite des Domes. Literatur: F. A. Sinnacher VII, 615-675. - K. Wolfegruber 202f. - J. Stadlhuber. - A. Forer. - J. Bük-

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Spaur - Spitznagel

king, Frühabsolutismus 31f., 47-62, 65-68, 75-77, 85-90. - J. Gelmi, Bischöfe 135-137. Josef Gelmi

Spaur, Leo (seit 1464 Freiherr) von (urn 1440-1479/80)

1469-1471 Ernannter Bischof von Brixen 1471-1479/80 Ernannter Bischof von Wien Leo von Spaur wurde um 1440 als Sohn des Johann von Spaur-Burgstall und der Verena von Lichtenberg auf dem Stammschloß Burg­ stall (Diözese Trient) geboren. Die alte Tiroler Familie der Herren von Burgstall hatte nach dem Aussterben der Herren von Spaur (de Sporo) deren Schloß und Namen übernom­ men. Aus ihr gingen mehrere Bischöfe von Brixen hervor. S. hatte vier Brüder: Pankraz, Karl, Johann und Daniel. 1452 wurde S. an der Universität Wien immatrikuliert; zu die­ sem Zeitpunkt war er Domizellar in Trient. 1464-69 hatte er dort ein Kanonikat inne. Den Grad eines Dr. decr. erwarb er 1463, wahr­ scheinlich an einer italienischen Universität. Am 31. 1. 1464 wurde S. zusammen mit sei­ nem Vater und seinen Brüdern von Kaiser Friedrich III. in Anerkennung der Dienste, die sie dem in der Wiener Burg belagerten Kaiser geleistet hatten, in den Freiherrnstand erhoben.

Wohl noch 1464 erhielt S. die landesfürstli­ che Pfarrei Perchtoldsdorf bei Wien. Er hielt sich zu diesem Zeitpunkt meist in Österreich auf. Seit spätestens 1465 kaiserlicher Rat, be­ warb S. sich am 31. 3. 1465 mit Unterstüt­ zung Friedrichs III. vergeblich um das Bistum Brixen. Die Dispens vom Defekt des kanoni­ schen Alters hatte ihm der Kaiser erbeten. 1467 empfing S., wahrscheinlich in Wien, die Priesterweihe. Im Dezember 1468 nahm er an der Romfahrt Kaiser Friedrichs III. teil; ver­ mutlich sollte er als Bischof von Brixen bestä­ tigt werden. Dies geschah auch nach langen Verhandlungen am 9. 8. 1469 durch Paul II. Bald darauf empfing S. in Rom die Bischofs­ weihe. Herzog Sigismund von Tirol weigerte sich jedoch hartnäckig, ihn als Bischof zuzu­ lassen, und trat weiterhin für den vom Dom­ kapitel 1464 gewählten Domherrn G. (—>) Golser ein. Daher ließ sich Friedrich III. dazu be­ wegen, die Translation S.s von Brixen auf das 1469 neuerrichtete, noch unbesetzte Bistum Wien zu erbitten. Am 20. 8. 1471 erfolgte die Nomination. Die Translation sprach Sixtus IV. am 23. 12. 1471 aus. Auch in den folgenden Jahren versuchte S. wiederholt, das Bistum Brixen zu erlangen. Die Diözesanleitung in

Wien trat er dagegen nie an. Auch legte er den Obödienzeid nie ab. Dies hing damit zu­ sammen, daß der Bischof von Passau, zu des­ sen Diözese Wien bis dahin gehörte, deren Er­ richtung noch nicht anerkannt hatte. Die förmliche Publikation der Bistumserhebung erfolgte erst 1480 durch den päpstlichen Nuntius Alessandro da Forli im Stephansdom. S. resignierte am 28. 4. 1473 zugunsten eines Neffen und unter Vorbehalt einer Pen­ sion auf Wien, zog seine Resignation später jedoch zurück. Er hielt sich meistens in sei­ ner Pfarrei Perchtoldsdorf auf. Nachdem S. geisteskrank geworden war, bestellte Papst Sixtus IV. am 22. 3. 1477 den aus Ungarn ge­ flüchteten Erzbischof von Gran, J. (—►) Bekkenschlager, zu seinem Koadjutor. Da S. das Bistum nie kanonisch angetreten hat, gilt Bekkenschlager in der Geschichtsschreibung nicht als Koadjutor. Er führte jedoch als Ver­ weser der Dompropstei die Diözesan­ geschäfte. S. starb zwischen dem 6. 3. 1479 und dem 16. 5. 1480, vermutlich in Perch­ toldsdorf. Literatur: J. Kopallik VII-IX. - E. Tomek, Kirchenge­ schichte 39-47. - V. Flieder, Bischof Leo von Spaur. Erster ernannter Bischof von Wien, in: FS Loidl I, 42-56. - E Loidl-M. Krexner lOf. Johann Weissensteiner

Spender (Spenner), Johann (OFM) (+ 1503)

1482 Ep. tit. Cyrenensis 1482-1503 Weihbischof in Köln * Marburg; Minorit; Dr. theol.; 27. 3. 1482 durch Erzbischof (—►) Hermann von Hessen zum Weihbischof in Köln bestimmt; 4. 11. 1482 Titularbischof von Cyrene und Weihbi­ schof in Köln; 18. 11. 1482 in Rom, S. Maria dell’Anima, konsekriert; lehrte 1497-1503 an der Kölner theologischen Fakultät; t 5. 12. 1503 Marburg. Literatur: E E. v. Mering 58f. - H. Keussen 428. - K. J. Heinisch. - Handbuch Köln 56. Franz Bosbach

Spitznagel, Peter (Petrus de Francofordia) (OCarm) (+ 1465)

1444 Ep. tit. Myrrhensis 1444-1465 Weihbischof in Speyer * um 1410 (Frankfurt ?), Karmelit; Prior in Frankfurt; 1444 Titularbischof von Myrrha; auf Betreiben des Bischofs R. v. (—>) Heimstatt Weihbischof im Bistum Speyer; er interpre­

Spitznagel - Sprenz tierte an der Universität Köln die HL Schrift und nahm am Konzil von Basel teil; + 1465 Bruchsal, wo er zugleich Pfarrer von St. Peter war. Literatur: E X. Remling II, 145, 830. - F. Haffner 703. Hans Ammerich

Sprenz (Sperantius), Sebastian (+ 1525) 1521-1525 Bischof von Brixen Sebastian Sprenz wurde als Sohn des Jakob S. und der Katharina in Dinkelsbühl in Franken geboren. 1491 erhielt er in Augsburg die nie­ deren Weihen. S. war Dr. iur. und arbeitete längere Zeit als Kanzler des Salzburger Kardi­ nals M. (—►) Lang, von dem er 1511 eine Le­ bensrente von 80 fl. erhielt. Durch Prokuration erhielt er 1513 in Brixen die Propstei und ein Kanonikat. Da er jedoch im ständigen Dienst Langs und des Kaisers stand, ließ er sich in Brixen durch den Vizepropst vertre­ ten. Am 30. 3. 1516 wurde er in Augsburg zum Priester geweiht. Neben der Brixner Propstei besaß er auch jene von Forchheim.

Nach dem Tode des Brixner Bischofs Ch. v. (—>) Schrofenstein setzte der Landeshaupt­ mann an der Etsch, Leonhard von Völs, sich im Auftrag des mit ihm seit 1514 befreunde­ ten Kardinals Lang für die Erhebung von S. zum Nachfolger ein. Die Innsbrucker Regie­ rung wünschte hingegen den Brixner Dom­ herrn Sigmund von Thun als Bischof. Ob­ schon der Adel für Thun eintrat, setzte Kaiser Karl V. sich für die Wahl von S. ein, obwohl das Haus Habsburg auch die Kandidatur des (—►) Georg von Österreich zur Diskussion ge­ stellt hatte. Am 9. 4. 1521 wählte das Brixner Domkapitel S. zum Bischof. Dieser erfuhr da­ von auf der Rückreise von Polen, wohin er als Mitglied einer kaiserlichen Gesandtschaft ge­ gangen war. Ein kaiserliches Dankschreiben an das Domkapitel trug das Datum vom 29. 5. 1521. Nachdem am 1. 7. 1521 die päpstliche Bestätigung ausgesprochen war, wurde S. am 9. 9. 1521 in Brixen konsekriert. Der Brixner Klerus lehnte den ihm aufoktroyierten S. ab und boykottierte eine von ihm nach Ostern 1521 einberufene Synode, auf der S. gegen Si­ monie und Mißbräuche im Klerus einschrei­ ten wollte. Das Brixner Kanonikat behielt S. bis zu sei­ nem Tode. Die Propstei hingegen war mit sei­ ner Erhebung zum Bischof erledigt. S. blieb auch als Bischof weiterhin in Diensten des Kaisers. 1523 wurde är Kanzler in Tirol.

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Die Regierungszeit von S. ist in die Tiroler Geschichte vor allem durch die Anfänge der reformatorischen Bewegung und die eng da­ mit zusammenhängenden Spannungen einge­ gangen, die zum Tiroler Bauernkrieg führten. Diese müssen auf dem Hintergrund der Aus­ einandersetzungen um den Ausbau der fürst­ lichen Landesherrschaft mit der wirtschaftli­ chen Ausbeutung des Landes und den ihre ei­ genen Interessen vertretenden Bauern und Bergknappen gesehen werden. Die lutheri­ sche Bewegung drang durch Vermittlung der zahlreichen, z. T. aus Sachsen stammenden Bergknappen, ferner von Gesellen, Kaufleu­ ten, niederen Klerikern und Mönchen früh in Tirol ein. 1521 verkündete der aus Berchtes­ gaden zugewanderte Mönch Jakob Strauß die neue Lehre unter großem Zulauf in Hall. Ei­ ner Zitation von S. kam er nicht nach, doch mußte er 1522 unter dem Druck der Innsbrukker Regierung und des Bischofs aus Tirol wei­ chen. Der ihm in Hall nachfolgende Urban Rhegius, damals eher ein Anhänger des Ul­ rich Zwingli, mußte 1524 auf Druck des Bi­ schofs ebenfalls die Stadt verlassen, doch konnte S. sich nur durch Vermittlung des beim Reichstag anwesenden Kardinals B. v. (—>) Cles durchsetzen. Im gleichen Jahr ließ S. den Innichner Chorherren Matthias Messer­ schmied wegen Verbreitung lutherischer Schriften festnehmen. Er wurde erst 1525 aus der Haft entlassen, nachdem er seinen Irrtü­ mern abgeschworen hatte.

Nachdem die Innsbrucker Regierung der re­ formatorischen Bewegung gegenüber zu­ nächst gleichgültig geblieben war, ging sie seit 1522 mit Verboten dagegen vor. Dies führte in Verbindung mit ihrer Finanzpolitik und der Zurückdrängung der bäuerlichen Au­ tonomie zu großer Mißstimmung. Zur unmit­ telbaren Veranlassung für den Tiroler Bauern­ aufstand wurde 1522 die Festnahme des aus dem Antholzertal stammenden Peter Paßler, der sich wegen eines seiner Meinung nach ungerechten Urteils vor dem bischöflichen Gericht an bischöflichem Gut schadlos gehal­ ten hatte, daraufhin festgenommen und zum Tode verurteilt, aber vor der Exekution am 9. 5. 1525 in Brixen von Bauern befreit wurde. Einen Tag später stürmten Bauern die Bi­ schofsstadt, plünderten die Häuser der Dom­ herren sowie die bischöfliche Burg und be­ stimmten am 13. 5. den bischöflichen Sekre­ tär Michael Gaismair zu ihrem obersten Feld­ hauptmann. Seitdem griff die Unruhe auch auf andere Landesteile über. Anfang Juni be­ schloß dann der Meraner Landtag in 64 von der reformatorischen Bewegung beeinflußten Artikeln die Aufhebung der Klöster, die Ab-

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Sprenz - Stadion

Schaffung des weltlichen Besitzes der Kirche, die freie Predigt des Evangeliums sowie die freie Wahl der Seelsorger. Gaismair nahm an der Meraner Tagung nicht teil, sondern be­ mühte sich um Wiederherstellung der Ord­ nung und um Vermittlung. Die Meraner For­ derungen wurden auf einem weiteren Land­ tag in Innsbruck am 12.7. noch erweitert und teilweise von Erzherzog Ferdinand angenom­ men. Reformen auf kirchlichem Gebiet wur­ den allerdings nicht in Aussicht genommen.

S., der sich beim Ausbruch des Aufstandes in Innsbruck befand, flüchtete nach Veldes in Krain, wo er sich vom 27. 5. bis Mitte Juni aufhielt. Dann zog er nach Schloß Andraz in Buchenstein und schließlich nach Bruneck, wo er am 3. 10. 1525 verstarb. Er wurde in der dortigen Pfarrkirche beigesetzt. Literatur: E A. Sinnacher VII, 179-232. - K. Wolfsgruber 209f. - A. Stella, La rivoluzione contadina del 1525 e l’utopia di Michael Gaysmair (Padua 1975). - J. Bücking, Michael Gaismair: Reformer Sozialrebell - Revolutionär (Stuttgart 1978). - J. Gel­ mi, Bischöfe 116-120. - R. Palme 39-50. Josef Gelmi

Spyser, Johann (+ frühestens 1518) 1518 1518

Ep. tit. Ascalonensis Ernannter Weihbischof in Kon­ stanz

* Forchheim; Bamberger Kleriker; 1508 in Ba­ sel immatrikuliert; 1511 Dr. decr.; Pfarrer und Prediger in Augsburg, St. Moritz; am 2. 1. 1518 durch den Konstanzer Bischof H. v. (-*) Hohenlandenberg dem Domkapitel als Weih­ bischof präsentiert und von diesem vereidigt; 24. 1. 1518 Titularbischof von Ascalon, aber nicht konsekriert; S. verzichtete vor dem 31. 7. 1518, da es zwischen dem Diözesanbischof und dem Domkapitel zu Auseinandersetzun­ gen wegen der Bestellung der Weihbischöfe kam. Literatur: H. Tüchle, in: HS 1/2, 515. Red.

Stadion, Christoph von (1478-1543)

1517-1543 Bischof von Augsburg Christoph von Stadion wurde im März 1478 auf Burg Schelklingen bei Ehingen als Sohn des Nikolaus v. St. und der Agatha von Gültlingen geboren. Er wuchs zusammen mit zwei Brüdern und vier Schwestern auf. 1490

immatrikulierte er sich an der Universität Tü­ bingen. 1491 wurde er zum Bacc., 1494 zum Mag. art. promoviert. 1494 studierte er in Freiburg und ab 1497 Rechtswissenschaft in Bologna; dort war er 1503 „procurator nationis Germaniae“. 1506 erlangte er in Ferrara den Grad eines Dr. jur. can. und erhielt eine Domherrnpfründe in Augsburg. Bischof H. v. (—►) Lichtenau betraute ihn mit verschiede­ nen Aufgaben. 1512 wurde er Offizial und reiste nach Rom, um das Aufnahmeverbot Augsburger Bürger in das Domkapitel zu ver­ teidigen. 1515 wird St. erstmals als Priester und Pfarrer von Krumbach bezeichnet, im sel­ ben Jahr bestellte ihn das Kapitel zum Dom­ dekan. Im März 1517 wählte es auf Wunsch des todkranken Bischofs Lichtenau und mög­ licherweise Jakob Fuggers St. zum Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge. Die päpstliche Bestätigung folgte am 20. 4. St. nahm im Mai 1517 das Hochstift in Besitz und empfing am 5. 7. 1517 in der Dillinger Pfarrkirche durch den Eichstätter Bischof G. v. (—*) Eyb die bi­ schöfliche Konsekration. Der Beginn von St.s bischöflicher Tätigkeit fiel mit den Anfängen der Reformation zu­ sammen. Wie seine Vorgänger berief St. kurz nach der Amtsübernahme 1517 eine Synode nach Dillingen ein, auf der er eine viel beach­ tete Reformrede hielt und bestehende Miß­ stände anprangerte. Doch blieb ihm ein Erfolg versagt. Schon wenige Monate später faßte die reformatorische Bewegung auch in Stadt und Bistum Augsburg Fuß und ergriff bis 1530 weite Teile des Bistumsgebietes. Ab 1518 entwickelte sich das Karmelitenkloster St. Anna, in dem Luther anläßlich seiner Aussprache mit Kardinal Cajetan gewohnt hatte, zu einem reformatorischen Mittel­ punkt. Nur mit Mühe vermochte Johannes Eck 1520 die gegen Luther gerichtete Bannan­ drohungsbulle „Exsurge domine“ im Augs­ burger Bistum zu veröffentlichen, da Bischof und Domkapitel den Widerspruch der Bevöl­ kerung fürchteten.

Zwischen 1521 und 1530 verkündeten in Augsburg die Karmeliten und Barfüßer, die wenig später die klösterliche Gemeinschaft aufgaben, sowie verschiedene Weltgeistliche die lutherische und zwinglianische Lehre; desgleichen gewannen die Wiedertäufer in der Stadt zahlreiche Anhänger. 1527 war Augsburg überwiegend zwinglianisch einge­ stellt. Im Bistumsgebiet hatten sich zu diesem Zeitpunkt fast alle Reichsstädte der neuen Lehre angeschlossen. 1525 bedrohten auf­ ständische Bauern die Klöster und bischöfli­ chen Ortschaften.

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Stadion - Stalkoper

St. erkannte die bedrängte Lage, eine Lösung aber erhoffte er allein von vermittelnden Ge­ sprächen. Darin wurde er durch Erasmus von Rotterdam bestärkt. Beide erhofften die Been­ digung des Konfessionsstreites vom Augsbur­ ger Reichstag 1530. St. vertrat die Auffassung: die Kirche könne, ohne wesentliche Teile ih­ rer Lehre und Rechtsordnung aufzugeben, in Fragen der Kommunion unter beiden Gestal­ ten, der Volkssprache in der Liturgie und der Priesterehe Zugeständnisse machen. Doch der Reichstag vermochte die Einheit nicht herzustellen. St. mußte in der Folgezeit zuse­ hen, wie weite Teile seines Bistums der alten Kirche verlorengingen. 1534 trat Herzog Ul­ rich von Württemberg zur Augsburgischen Konfession über und setzte in zahlreichen Pfarreien evangelische Prädikanten ein, 1537 wurden die katholischen Geistlichen aus Augsburg vertrieben und die Kirchen ge­ schlossen. Bischof und Domkapitel suchten Zuflucht in der hochstiftischen Regierungsund Residenzstadt Dillingen. 1539 führten die Grafen Karl Wolfgang, Ludwig XV. und Ludwig XVI. von Oettingen in ihren Herr­ schaftsgebieten die Reformation durch, und 1542 trat Ottheinrich von Pfalz-Neuburg zur lutherischen Lehre über. In den noch katholi­ schen Gebieten aber herrschten Priesterman­ gel und große religiöse Mißstände. Auch um die Klöster war es nicht zum besten bestellt. Schwierigkeiten bereiteten u. a. St. Ulrich und Afra in Augsburg und St. Mang in Füs­ sen; auch im Kollegiatstift St. Moritz zu Augsburg griff St. mehrfach ein. Er versuchte wohl Reformen einzuleiten, doch fehlten ihm kämpferischer Geist und Durchhaltevermö­ gen.

Seinem Charakter, aber auch seiner humani­ stischen Geisteshaltung entsprach stattdessen das Bemühen um Ausgleich. Dies schätzten Kaiser Karl V. und die evangelischen Reichs­ fürsten, während die römische Kurie seine irenischen Äußerungen mit Unbehagen zur Kenntnis nahm. 1531/32 setzte sich St. im Schwäbischen Bund für die Unterstützung des Kaisers im Kampf gegen die Türken ein, 1533 war er Schiedsrichter in Auseinander­ setzungen zwischen dem Herzog von Würt­ temberg und der Reichsstadt Ulm, 1535 betei­ ligte er sich als kaiserlicher Bevollmächtigter bei der Errichtung des „Kaiserlichen Bun­ des“, der die Arbeit des Schwäbischen Bun­ des fortsetzen sollte, 1540 gehörte er zu den Mitgliedern des Hagenauer Religionsgesprä­ ches, wo Nuntius Giovanni Morone ihm vor­ warf, er gelte bei den anwesenden Katholiken „mehr als Lutheraner, denn als Katholik“ (Zoepfl). 1542 und 1543 nahm er als kaiserli­

cher Kommissar am Reichstag in Nürnberg teil. Als Landesherr wahrte St. trotz der mißlichen Zeiten den Besitzstand im großen und gan­ zen. Durch sparsame Haushaltsführung ver­ mochte er die Schuldenaufnahme einzu­ schränken. 1536 lieh er sogar dem Domkapi­ tel 9000 Gulden. Auch gelang es ihm, eine Reihe von Güter- und Rechtsstreitigkeiten sei­ ner Vorgänger zu schlichten und die Pfand­ schaft Burgau für das Hochstift zu erhalten. Zahlreiche Baumaßnahmen sind für seine Re­ gierungszeit vermerkt. So ließ er nach dem Bauernkrieg, in dem mehrere hochstiftische Schlösser beschädigt wurden, diese in Helmishofen, Nesselwang, Pfaffenhausen und Rettenberg wiederherstellen, desgleichen die Residenz in Dillingen verschönern und um­ gestalten. Besonders hervorzuheben ist 1534 die Stiftung des Spitals in Zusmarshausen, das sich der Förderung durch den Domklerus erfreute. Am 14. 4. 1543 erlitt St. auf dem Nürnberger Reichstag ein Schlaganfall, an dessen Folgen er am folgenden Tag verschied. Während sei­ ne Eingeweide in der Aegidienkirche in Nürnberg beigesetzt wurden, erfolgte die Bei­ setzung des Leichnams vor dem Hochaltar der Dillinger Pfarrkirche. Eine Marmorplatte an der Südseite der Dillinger Kirche und eine Bronzeplastik in St. Aegidien in Nürnberg er­ innern an ihn als humanistisch gebildeten, integeren und frommen Oberhirten, dessen Schwäche oder Vorzug es war, kein streitba­ rer Kämpfer zu sein. Literatur: E Zoepfl II, 1-172. - H. Jesse, in: ZBKG 49 (1980) 86-123. - A. Schmid. - W. Brandmüller. Peter Rummel

Stalkoper, Johannes (t 1479)

1466-1479 Bischof von Ratzeburg Johannes Stalkoper stammte aus einer bürger­ lichen Familie in Wismar. Er war an verschie­ denen Universitäten immatrikuliert, so 1418 und 1419 in Erfurt, 1456 in Rostock und 1465 in Greifswald, wo er zum Dr. med. promo­ viert wurde. Seit 1446 war er Mitglied des Domkapitels und Prior in Ratzeburg, seit 1461 Propst. 1466 wurde er als Nachfolger L. (—>) Roseborchs zum Bischof von Ratzeburg gewählt. Wie seine Vorgänger bemühte sich auch St. um eine Verbesserung des kirchlichen Lebens sowie der finanziellen Verhältnisse des Stif-

Stalkoper - Stammern

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tes. Er förderte verschiedene Vikarienstiftungen und führte 1468 gemeinsam mit dem Schweriner Bischof W. (—>) Wolmers die von Herzog Heinrich von Mecklenburg bewilligte und vom Rat der Stadt verlangte Reform des Dominikanerklosters in Wismar durch. Im Sommer 1478 konsekrierte er in Wismar ei­ nen Altar in der Georgenkirche. St., der vor seinem Eintritt in den geistlichen Stand wohl ein beträchtliches Vermögen erworben hatte, gelang es, die Schulden des Stiftes Ratzeburg weiter abzutragen, einige verpfändete Stifts­ dörfer wieder einzulösen und seinem Nach­ folger noch eine gewisse Summe Bargeld zu hinterlassen. St.s Amtszeit war von einer großen Unsicher­ heit im Lande geprägt. Auch das bischöfliche Schloß in Schönberg blieb von Raubzügen nicht verschont. Daraufhin ließ St. es stärker befestigen. Herzog Johann von Sachsen-Lau­ enburg unternahm unter St. verschiedentlich Versuche, seine Landeshoheit auf einen Teil des Stiftslandes Ratzeburg auszudehnen. So raubte er dem Domkapitel am Ratzeburger See eine Mühle. 1470 ließ der Herzog zwei Dörfer und das Schloß in der Vogtei Stove be­ setzen und plündern, die sich entgegenstel­ lenden Vögte von Stove und Schönberg gefan­ gennehmen und die Bewohner den Huldi­ gungseid schwören. St. wandte sich darauf­ hin an Herzog Heinrich von Mecklenburg, der die Freigabe der Gefangenen und die Räu­ mung des Schlosses erzwang, wobei jedoch von dem geraubten Gut kaum etwas zurück­ gegeben wurde. Nach neuerlichen Plünde­ rungen kam es zu Verhandlungen, in denen sich die Herzöge verglichen und erzwungene Urkunden annullierten. St. starb am 21. 1. 1479. Er wurde im Mittel­ gang des Domes zu Ratzeburg beigesetzt; der Grabstein ist erhalten. Literatur: J. H. Neuendorff 95. - G. M. C. Masch 363-370. - W. Ebeling 390. - F. W. J. Rickmann 19f. - H. Windus 42f. - G. Möller-Alpermann 99f. - H. Bernhöft 46f., 52f. - G. Krüger 126. - K. Schmaltz 256. Clemens Brodkorb

Stammern, Heinrich von (+1481) 1466-1481

Bischof von Naumburg

Der in Sachsen geborene Heinrich von Stam­ mern entstammte dem anhaltinisch-sächsi­ schen Ministerialengeschlecht der v. St., das am Harz begütert war. Er war Domherr in Konstanz und Halberstadt sowie Archidiakon

in Utzleben. 1466 wurde er zum Naumburger Bischof gewählt. Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 2. 6. 1466. S.s Installation nahm im November der Meißner Bischof D. v. (—>) Schönberg in Naumburg wie auch in Zeitz vor; in Zeitz waren die Weihbischöfe Niko­ laus Langen aus Naumburg und J. (—>) Sarto­ ris aus Halberstadt anwesend.

Die Quellen schildern St. als weise, gottes­ fürchtig und volksverbunden. Er liebte es, in die Stadt zu reiten und bei den Bürgern ein­ zukehren. Daß er auch die Annehmlichkeiten des weltlichen Lebens zu schätzen wußte, er­ schien dem einen oder anderen Chronisten wohl nicht schicklich und brachte St. den Vorwurf ein, er sei der Trunkenheit verfallen gewesen und habe lieber eine Komödie ange­ hört als eine Messe gelesen. St. segnete am 19. 1. 1467 die Ehe der Tochter Herzog Wilhelms von Sachsen, Margarethe, mit dem Markgrafen Johann von Brandenburg ein. Im gleichen Jahr verhandelte er am 17. 6. zu Aga mit Heinrich von Gera über die Ge­ richte von Silbitz und schloß einen Vergleich mit Herzog Wilhelm von Sachsen über die Gerichtsbarkeit in zwei Naumburger Klö­ stern. St. förderte verschiedene Kirchen und Klöster finanziell und sorgte z. B. 1468 für die Reform des Klosters Bosau. 1468 genehmigte er die Gründung des Martinshospitals in Zeitz, mit dem er die unter dem Patronat des Stephansklosters stehende Martinskapelle vereinigte. Das Patronat übertrug er dem Naumburger Rat. Der Erneuerung des Bünd­ nisses mit Herzog Wilhelm von Sachsen schloß sich für das Bistum eine Zeit des Frie­ dens und der Blüte an. Das Handwerk und in Naumburg der Handel wurden nur von einem Stadtbrand 1473 und einer Pestepidemie 1475 behindert. Nach dem Bau der Wenzels­ kirche vollzog St. 1479 die Glockenweihe. Er erließ neue Stadtordnungen, u. a. 1471 für Zeitz, und mühte sich um eine Verbesserung der öffentlichen Ordnung.

Nach einer römischen Verfügung, die am 9. 6. 1476 auf Ersuchen des sächsischen Kurfür­ sten erlassen wurde, sollten in die sächsi­ schen Domkapitel nur noch adelige oder gra­ duierte Personen aufgenommen werden. 1477 bestätigte St. für das Dorf Taucha einen 40tägigen Ablaß. Er bestätigte 1479 den alten Innungsbrief der Kramer und verlieh 1480 den Bäckern neue Innungs- und Gesellenarti­ kel. Aus gesundheitlichen Gründen erbat St. sich D. v. (—>) Schönberg als Koadjutor. St. starb am 24. 3. 1481 in Zeitz, wo sein Herz in der

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Stammern - Stobaeus

St. Stephanskirche beigesetzt wurde. Sein Leichnam wurde nach Naumburg überführt und unter großer Anteilnahme beigesetzt. Fragmente seines Grabmales sind erhalten. Der Zeitzer Stiftskirche hatte St. 1000 rheini­ sche Gulden vermacht, jedoch ließen Ver­ wandte das Testament durch die Leipziger Ju­ ristenfakultät für nichtig erklären. Der von P. v. (—>) Schleinitz dem Stift hinterlassene Sil­ berschatz war unter St.s Pontifikat auf einen Wert von 224 Mark angewachsen. Literatur: J. Thamm. - J. Zader. - J. P. Ch. Philipp 204-206. - W. Ebeling 321. - G. V. Schmid 14. - P. Mitzschke 57-59. - P. Lange 41 f. - N. Krottenschmidt. - M. S. Braun. - E. Zergiebel 185-187. - E. Hoffmann. - K. Schöppe, Chronik 80f. - G. MöllerAlpermann 40f. - E. Schubert-J. Görlitz 54f. Clemens Brodkorb

statute matronarum“, erließ. Auch eine Sab­ batordnung von 1471 ist überliefert. Nach dem Januar 1472 verstorben, wurde er in der Kapelle der bischöflichen Residenz zu Ziesar beigesetzt. Das Epitaph ist, beschädigt, erhal­ ten. Literatur: G. Abb-G. Wentz 49f. Felix Escher

Stephani, Denis (OCarm) (+ 1458)

1436 Ep. tit. Rossensis 1436-1458 Weihbischof in Lüttich Karmeliter im Ordenskonvent Tienen; 17. 10. 1436 Titularbischof von Rosse und Weihbi­ schof in Lüttich; + 25. 10. 1458. Literatur: S. P. Ernst 132f. - U. Berliere 58-62.

Stechow, Dietrich von (OPraem) (+ 1472)

Alfred Minke

1459-1472 Bischof von Brandenburg Dietrich von Stechow entstammte märki­ schem Adel. 1439 ist er als Student in Leipzig nachweisbar. Er gehörte wie sein Vorgänger St. (—>) Bödeker zu den Vertrauten des Kurfür­ sten Friedrich II. von Brandenburg. Dieser be­ stimmte St., der damals Dompropst war, nach dem Tode Bödekers in Ausübung des ihm 1447 von Papst Nikolaus V. verliehenen No­ minationsrechtes zum Nachfolger. Die päpst­ liche Verleihung erfolgte am 27. 4. 1459. Durch den Magdeburger Erzbischof F. v. (—>) Beichlingen konsekriert, wurde St. am 8. 7. 1459 inthronisiert. Da er als kurfürstlicher Rat Bedenken wegen seiner Teilnahme an den Kämpfen Kurbrandenburgs gegen die Herzöge von Pommern-Stettin hatte, ließ er sich dafür eine päpstliche Dispens ausstellen (3. 1. 1469). Sein Verhältnis zum Landesherrn scheint sich dadurch verschlechtert zu ha­ ben. So trat Friedrich II. dem Gerücht, er habe St. mißhandelt, schriftlich entgegen. Die nach der Abdankung Friedrichs (1470) in Aussicht genommene Statthalterschaft in der Mark trat St. nicht an.

Im ersten Jahr seines Pontifikats ließ St. eine nach den sedes geordnete Bistumsmatrikel aufnehmen. In schwieriger wirtschaftlicher Situation versetzte er 1461 bischöfliche Prokurationsgebühren an das Kapitel. Auch Ver­ käufe aus dem Besitz des bischöflichen Tafel­ gutes fanden statt. Als Seelsorger und Jurist trat St. auf den Synoden und Visitationen her­ vor, zu denen er Statuten, u. a. „De non visitandum tabernas et bibitione adequales et de

Stobaeus von Palmburg (Palmaburg), Georg (1532-1618)

1584-1618 Bischof von Lavant 1593-1618 Generalvikar des Erzbischofs von Salzburg für Kärnten

St. wurde 1532 zu Braunsberg im Ermland als Sproß einer adeligen Familie geboren. Er stu­ dierte in Wien, wo er Mitglied der BarbaraBruderschaft wurde. 1576 ging er als einer der ersten Alumnen des reorganisierten Col­ legium Germanicum nach Rom, wo er den Doktorgrad erwarb. 1581 zum Pfarrer von Linz im weitgehend evangelischen Oberöster­ reich bestimmt, resignierte er 1582 diese Stel­ le, da sich die Investitur durch den Landes­ hauptmann hinzog. Zugleich ernannte der Salzburger Erzbischof J. J. v. (—») Kuen-Belasy ihn zu seinem Theologen und geistlichen Rat. St. wurde ferner Dompropst von Brixen. Am 19. 10. 1584 nominierte Kuen-Belasy ihn zum Bischof von Lavant. Die Inthronisation fand am 22. 5. 1585 im Dom zu St. Andrä statt.

St. begann mit der Klerusreform und mit Visi­ tationen. Dabei stellte er erschüttert fest, wie sehr sich die Reformation in seinem Bistum und in ganz Innerösterreich verbreitet und wie sehr die Disziplin des Klerus nachgelas­ sen hatte. In seinem Statusbericht von 1599 schrieb er, daß der Adel und die Bürgerschaft größtenteils evangelisch seien. Es sei ihm je­ doch gelungen, das katholische Bekenntnis

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Stobaeus

und Glaubensleben bei den einfachen Volks­ schichten zu stärken. Durch seinen Einsatz für die katholische Sa­ che gewann St. bald das Vertrauen der Erzher­ zogin Maria und ihres Sohnes Erzherzog Fer­ dinand, der St. immer öfter zu Rate zog und ihn 1597 zum Geheimrat und zum Statthalter ernannte. Mit dem Einverständnis Papst Cle­ mens’ VIII. nahm St. dieses Amt 1597-1608 wahr und gewann dadurch großen Einfluß auf die Gegenreformation und auf die katholi­ sche Reform Innerösterreichs. 1598 legte er dem Erzherzog ausführlich dar, daß man die Rekatholisierung unverzüglich beginnen müs­ se und sich davon durch den Türkenkrieg oder die Gefahr eines Aufstandes nicht abhal­ ten lassen dürfe. Jeder Aufschub mache das Übel nur noch größer und seine Beseitigung schwerer. Auch öffentliche Disputationen sei­ en der Sache nur abträglich. St. schlug statt­ dessen ein allgemeines Edikt vor, das die Rückkehr zum katholischen Bekenntnis oder die Auswanderung zur Wahl stellte. Dabei be­ rief er sich auf die Bestimmungen des Augs­ burger Religionsfriedens, die die Entschei­ dung über das Bekenntnis der Untertanen in die Hand der Landesherren gelegt hatten. St. betonte aber, daß die Bevölkerung zugleich durch eine sorgfältige Rechtspflege und Ver­ waltung von der Seriosität der Reform über­ zeugt werden müsse. Er riet vorerst zur Aus­ weisung der Prädikanten aus Graz und aus den anderen Städten, sodann zur Besetzung aller wichtigen Beamtenstellen mit eindeuti­ gen Katholiken. Die in Graz geplante Errich­ tung einer Inquisitionsbehörde lehnte er da­ gegen ab. Daraufhin ordnete der Erzherzog noch im gleichen Jahr die Ablösung der lutherischen Stadträte durch Katholiken und die Auswei­ sung der Prädikanten aus allen landesfürstli­ chen Orten an. Dem folgte der Befehl, daß die Bürger der landesfürstlichen Städte das ka­ tholische Bekenntnis anzunehmen oder nach Verkauf ihrer Immobilien und der Zahlung ei­ nes Zehnten auszuwandern hätten. Alle Be­ schwerden seitens der Stände wies er ab. Im Herbst 1599 erfolgte auf Anweisung des Erz­ herzogs die Bildung von Reformkommissio­ nen unter dem Vorsitz der Bischöfe, und zwar in Kärnten von St., in der Steiermark von M. (—>) Brenner und in Krain von Th. (—►) Chrön. Die evangelischen Schriften wurden ver­ brannt, die Lutheraner vor die Alternative der Konversion oder der Emigration gestellt.

In der erzherzoglichen Familie genoß St. ho­ hes Ansehen. 1590 hielt er auf Wunsch der

Erzherzogin Maria das Totenamt für den ver­ storbenen Erzherzog Karl. 1594 begleitete er Ferdinands Schwester Anna mit ihrer Mutter nach Krakau zur Vermählung mit König Sigis­ mund III. von Polen und 1595 die Erzherzo­ gin nach Siebenbürgen zur Vermählung ihrer Tochter Maria Christina mit dem Fürsten Sig­ mund Bathori. 1598 schloß St. mit dem spani­ schen Gesandten einen Ehekontrakt zwi­ schen Ferdinands Schwester Margaretha und König Philipp III. von Spanien ab und beglei­ tete dann die Braut und ihre Mutter nach Mailand. Bei der Vermählung Ferdinands mit der bayerischen Prinzessin Maria Anna hielt St. 1600 in Graz die Trauungsansprache. Er war ferner Firmpate der Erzherzogin Maria Magdalena, einer weiteren Schwester Ferdi­ nands. 1605 hielt er anläßlich der Vermäh­ lung von dessen Schwester Constantia mit dem polnischen König Sigismund die Begrü­ ßungsrede.

Auch den Brüdern Ferdinands stand St. na­ he. Er war für die Erziehung (—>) Leopolds, des späteren Bischofs von Passau, verant­ wortlich. 1595 erteilte er Erzherzog (—>) Karl die niederen Weihen, und 1609 begleitete er ihn als Bischof nach Breslau. 1604 schilderte St. dem Erzherzog in einem ausführlichen Schreiben die Gegenreformati­ on in Innerösterreich bis zu ihrem damaligen Verlauf („De peracta reformatione religionis in Stiria, Carinthia, Carniolia“). Trotz aller Härte in den Grundsatzfragen begegnete St. den Protestanten im alltäglichen Umgang zu­ vorkommend. Die ihm von Erzherzog Ferdi­ nand zugedachte Kardinalserhebung lehnte er ab. Kurz vor seinem Tod gab St. in einem Promemoria ausführlich Rechenschaft über seine Tätigkeit als Bischof. Damals stiftete er zu St. Andrä ein Spital. St. starb am 23. 10. 1618 auf Schloß Delleberg bei Völkermarkt. Er wurde in der Domkirche zu St. Andrä beigesetzt. Schriften: Hieronimus Lombardus edierte 1749 in Venedig 284 Briefe von S. (ND Wien 1758). Im An­ hang wurden noch einige Epigramme zu Ehren von St. veröffentlicht. Unter den Briefen ist auch das Pro memoria, in dem St. gegen Ende seines Lebens sei­ ne Tätigkeit als Bischof beschrieb.

Literatur: K. Tangl 230-258. - J. Stepischneg, Jakob, Georg III. Stobaeus von Palmburg, Fürstbischof von Lavant, in: AKÖGQ 15 (1856) 71-131. -V. Zeißberg, in: ADB 8 (1878) 677-679. - F. Kovacic 195-206. J. Richter, in: SBL 3 (1960/71) 488f. - G. Wacha, Ge­ org Stobäus, Pfarrer von Linz, Bischof von Lavant, in: Carinthia I, 175 (1985) 215-228. - A. Ozinger 70-73. France M. Dolinar

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Stoll - Streck

Stoll, Johann Peter (OP) (+ 1548) 1529 Ep. tit. Dariensis 1529-1548 Weihbischof in Freising 1529 durch Bischof (^) Philipp bei Rhein als Nachfolger des A. (—>) Mair zum Weihbischof in Freising bestimmt; 15. 3. 1529 Titularbi­ schof von Daria; + 9. 1. 1548; □ Freising, St. Georg. Literatur: C. Meichelbeck-A. Baumgärtner 589. - B. M. Hoppe. Egon Johannes Greipl

Strasser, Hieronymus (OFM) (+ frühestens 1637)

1626 Ep. tit. Scopiensis 1628 Ep. tit. Temnensis 1628-1637 Weihbischof in Gurk Resignierter Provinzial und Generalkommis­ sar der oberdeutschen Franziskanerprovinz; 1626 Titularbischof von Skopje; bewarb sich nach kaiserlicher Intervention am 21.3. 1626 bei Bischof J. J. v. (—►) Lamberg um die Stelle eines Weihbischofs im Bistum Gurk, da die Konsekration von einer vorhergehenden Be­ stellung zum Weihbischof eines Ordinarius abhängig war. Nach langen Verhandlungen, die auch den Wechsel des Titularbistums be­ trafen - üblicherweise führte der Gurker Weihbischof den Titel eines Bischofs von Ger­ manica - wurde er am 16. 7. 1628 in Windischgrätz konsekriert. 7. 2. 1628 Titularbi­ schof von Temnen. Der Kaiser verlieh ihm als Kommendatarpfarrei St. Veit an der Glan, wo er auch residierte. Weihefunktionen in der Diözese Gurk sind bis 1637 nachweisbar. Literatur: J. Obersteiner 372f. Peter G. Tropper

von Dionysias und Weihbischof in Lüttich; 8. 3. 1615 Konsekration durch Nuntius Antonio Albergati in Köln; 1616 Domkapitular in Lüt­ tich. Wegen dieser durch Bischof Ferdinand von Bayern (—► Bd. 1648-1803) vorgenomme­ nen Ernennung kam es zu einem Konflikt mit dem Domkapitel, der S. veranlaßte, auf seine Pfründe zu verzichten. Da Ferdinand auf sei­ ner Entscheidung beharrte, nahmen die Dom­ kapitulare S. 1618 wieder in ihre Reihen auf. Doch bestanden sie darauf, daß er seine Woh­ nung im Priesterseminar, wo er noch als geist­ licher Leiter und vielleicht auch als Provisor tätig war, räume. 1624 gab S. nach, aber noch im gleichen Jahr ernannte Ferdinand ihn zum Kurator des Priesterseminars. Bei der Diöze­ sansynode von 1618 spielte S. eine herausra­ gende Rolle; gemeinsam mit Generalvikar Stevart bereitete er deren Statuten vor. Ferdi­ nand ernannte ihn am 21. 10. 1618 zum Visi­ tator aller seiner Jurisdiktion unterstehenden Ordensgemeinschaften; mit Einverständnis des Nuntius wurden seine Vollmachten spä­ ter auf die exemten Klöster und Abteien aus­ gedehnt, sofern diese noch nicht durch ihre Ordensoberen visitiert worden waren. Am 24. 1. 1621 erließ S. eine allgemeine Seminarord­ nung: zu Professoren sollten nur Lizentiaten der Theologie zugelassen werden; jede Wo­ che fanden Disputationen statt; diese sollten mehrmals im Jahr öffentlich sein; die Theolo­ giestudenten mußten an Sonn- und Feierta­ gen den Kindern aus der Nachbarschaft in der Kirche des Seminars Katechismusunterricht erteilen; Studienbörsen wurden auf dem Prü­ fungswege vergeben. S. gründete mehrere Niederlassungen der Ursulinen im Bistum Lüttich. 1620 Propst des Stifts Saint-Jean in Lüttich. + 6. 3. 1628. Literatur: S. P. Ernst 186-205. - J. Daris, Liege XVIIe siede I, 303, 306, 323, 330, 352, 369. - U. Berliere, in: BN 24 (1926/29) 175. - L. Jadin 8 (1928) 104106. - U. Berliere 100-109. - J. Paquay 25. Alfred Minke

Streck, Johannes (* um 1571)

Strecheus, Etienne (1580-1628)

1614 Ep. tit. Dionysiensis 1615-1628 Weihbischof in Lüttich * Januar 1580 Lüttich als Sohn des Brauers Gilles le Treck und der Beatrice de Fossez; Gymnasialbesuch in Lüttich; Lie. theol. in Löwen; 1607 Priesterweihe; Pfarrer an SaintMichel in Lüttich; 1611 Stiftsherr in Lüttich Saint-Pierre; 1610-14 Professor am Lütticher Priesterseminar; 6. 10. 1614 Titularbischof

1611 1611

Ep. tit. Davaliensis Weihbischof in Speyer

* um 1571 Udenheim (seit 1623 Philipps­ burg); Domvikar in Speyer und Stiftsherr im weltlichen Kollegiatstift in Weißenburg; 30. 5. 1611 Titularbischof von Daulia und Weih­ bischof in Speyer. Literatur: L. Stamer III/l, 188. - E Haffner 703. Hans Ammerich

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Stredele - Suawe

Stredele, Johannes Kaspar, Freiherr von Montani und Wisberg (1582-1642)

1611-1612, 1613-1618 Offizial und Generalvikar Bischofs von Passau für Land unter der Enns 1631 Ep. tit. Sareptensis 1631-1642 Weihbischof in Passau 1634-1638 Offizial und Generalvikar Bischofs von Passau für Land ob der Enns 1640-1642 Administrator des Bistums mütz

des das

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Ol­

* 1582 (errechnet) Wien als dritter Sohn des kaiserlichen Rates und Professors der Pan­ dekten und zeitweiligen Rektors der Univer­ sität Wien, Dr. iur. Johann Karl S.; 1604-08 Studium in Rom als Alumne des Collegium Germanicum; 1608 Kanonikus bei St. Ste­ phan in Wien; 1609 Dr. theol.; 1611 Rektor der Universität Wien; 1611-12 und 1613-18 Offizial und Generalvikar des Bischofs von Passau für das Land unter der Enns; 1612 Domherr in Olmütz; 1615-42 Stiftspropst von Ardagger (Niederösterreich); kaiserlicher Rat Ferdinands II. und Ferdinands III. sowie Apo­ stolischer Protonotar; 15. 12. 1631 Titularbi­ schof von Sarepta und Weihbischof in Pas­ sau; 1634-38 Offizial und Generalvikar des Bischofs von Passau für das Land ob der Enns mit Sitz in Passau; als Administrator des Bi­ schofs (—> Bd. 1648-1803) Leopold Wilhelm, der seit 1637 auch Bischof von Olmütz war, am 28. 12. 1642 zu Olmütz infolge der durch die Schweden erlittenen Mißhandlungen ge­ storben; □ St. Annakapelle der Olmützer Ka­ thedrale. Literatur: Th. Wiedemann, Reformation V, 538, 541f. - L. H. Krick, Domstift 210, 215, 218, 240. Ders., Stammtafeln 391. - A. Zelenka 234f. August Leidl

Stre(i)gnart, Andre (OCarm) (um 1535-1615) 1578 Ep. tit. Tagastensis 1578-1615 Weihbischof in Lüttich * um 1535 Lüttich; Lektor der Theologie in den Karmeliterklöstern Köln und Lüttich; Prior des Lütticher Karmeliterklosters; 23. oder 28. 6. 1578 Titularbischof von Tagaste und Weihbischof in Lüttich; + 17. 5. 1615. Literatur: S. P. Ernst 177-186. - U. Berliere, in: BN 24 (1926/29) 175. - U. Berliere 97-100. - J. Paquay 26f. Alfred Minke

Stumpf, Zacharias (1594-1641) 1636 1636-1641

Ep. tit. Domitiopolitanus Weihbischof in Würzburg

* 1594 (errechnet) Fladungen (Rhön); 161419 Studium in Rom als Alumne des Colle­ gium Germanicum; 1620 Dr. theol.; Hofkaplan des Würzburger Bischofs J. G. v. (—>) Aschhausen und Kanonikus am Würzburger Stift Haug; 1624 füstbischöflicher Fiskal und vielleicht auch Generalvikar; 1626 bestimmte ihn Bischof F. v. (—0 Hatzfeld zum Weihbi­ schof; 22. 9. 1636 Titularbischof von Domitiopolis; 1637 in Dillingen konsekriert; zeitwei­ se auch Rektor der Würzburger Universität; + 30. 1. 1641; □ Würzburg, Stiftskirche Haug; seine Gebeine und das Grabdenkmal wurden später in die 1824 abgebrochene Karmelitenkirche übertragen. Literatur: N. Reininger 230-232. Egon Johannes Greipl

Suawe (Swawe), Bartholomäus (1494-1566) 1545-1549 Bischof von Kammin Bartholomäus Suawe wurde 1494 als Sohn des Stolper Bürgermeisters Jürgen S. geboren. Dessen Bruder Johannes setzte als Kamminer Vizedominus seinen Einfluß zugunsten einer geistlichen Laufbahn des Neffen ein, der auf dem Jageteuffelschen Kolleg in Stettin seine Ausbildung empfing, 1510 eine Vikarie in Stolp erhielt und später auch in St. Otten in Stettin und im Kamminer Dom bepfründet war. Sein eigentlicher Berufsweg vollzog sich jedoch nach dem Universitätsstudium, das er im wesentlichen in Leipzig, vielleicht auch in Italien, absolvierte, seit 1529 im Dienst der pommerschen Herzöge. Seit 1534 Kanzler Herzog Barnims IX., war er in der Folgezeit in vorderster Linie an der Durchführung der Kir­ chenvisitation gemäß den Beschlüssen des Treptower Landtags von 1534 sowie mit di­ plomatischen Aufträgen bei den evangeli­ schen Verbündeten der Pommernherzöge, am Reichskammergericht, auf Reichstagen usw. befaßt. Nach dem Tod Bischof E. v. (—>) Man­ teuffels einigten sich die pommerschen Her­ zöge, um das Bistum Kammin soweit wie möglich ihrem Herrschafts- und Kirchenver­ band zu integrieren, auf den Reformator des Landes, den Wittenberger Stadtpfarrer Johan­ nes Bugenhagen, als künftigen Bischof. Er wurde vom Kamminer Domkapitel am Johan­ nistag des Jahres 1544 auch gewählt, lehnte jedoch nach einigem Zögern ab. Am 4. 5. 1545 folgte das Kapitel einer weiteren Nomi-

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Suawe - Supersaxo

nation der Landesherrschaft, indem es seine Stimmen auf S. vereinte, der am folgenden Tag im Kamminer Dom von den Generalsu­ perintendenten des Wolgaster und des Stetti­ ner Landesteils unter Handauflegung und Überreichung von Inful und Stab - „omnibus indutis vestibus religiosis et cappis consuetis“ - ordiniert wurde.

Als Bischof in ein vielgestaltiges Spannungs­ verhältnis zwischen den Erwartungen der Herzöge, der Tradition seines Amtes und dem Selbstverständnis des reformatorischen Glau­ bens gestellt, verzichtete S. gegenüber den Herzögen im Kösliner Vertrag vom 12. 10. 1545 formell auf die Reichsunmittelbarkeit. Andererseits versuchte er, die evangelische Kirche Pommerns in seine Aufsicht zu zie­ hen, indem er beispielsweise 1545 eine gesamtpommersche Synode nach Stettin einbe­ rief, diese leitete und auch die Kirchenvisita­ tion zu koordinieren begann. Gegen S. kam es jedoch in steigendem Maße zu Widerständen der inzwischen mehrheitlich evangelischen Stiftsstände, die in seinem nachgiebigen Ver­ halten gegenüber den pommerschen Herzö­ gen und in seiner Stellung als verheirateter Bischof Gefahren für den selbständigen Fort­ bestand des Stifts sahen. Beschwerden der Stadt Kolberg am Kaiserhof führten 1548 zu einer energischen Intervention des über den Schmalkaldischen Bund siegreichen Kaisers Karl V. zugunsten der Reichszugehörigkeit des Bistums Kammin, als deren Ergebnis schließlich das Kapitel nach längeren Ver­ handlungen am Kaiserhof am 1. 8. 1549 S.s Rücktritt annahm. Bereits am 9. 7. 1549 hat­ ten die Pommernherzöge auf ihre Rechte aus dem Kösliner Vertrag verzichtet. Damit war, während S. vom Domkapitel eine Entschädi­ gung erhielt und für die Herzöge weiterhin bis 1560 als Amthauptmann in Bütow wirkte, der Weg für eine Neuwahl im Sinne der kai­ serlichen Vorstellungen freigemacht. S. starb im Jahre 1566. Literatur: H. Waterstraat II, 227-235. - M. Wehr­ mann, in: ADB 54 (1905) 641-643. - H. Heyden I, 237f.; II, 4f., 12, 20, 22. Jürgen Petersohn

Supersaxo, Bartholomäus (1602-1640) 1638-1640 Gewählter Bischof von Sitten Bartholomäus Supersaxo wurde am 17. 7. 1602 zu Sitten als Sohn des Philipp S., Hauptmanns in Frankreich, Kastlans und Bürgermeisters in Sitten, und der Catharina Falfier geboren. Er studierte an der Landes­

schule in Sitten, am Jesuitenkolleg in Luzern, am Collegium Helveticum in Mailand und an der Universität Freiburg/Br., erlangte jedoch keinen akademischen Grad. Am 12. 3. 1625 empfing er die Priesterweihe. Schon 1613 hatte er die Rektoratspfründe St. Barbara in Sitten inne. 1630 trat er ins Domkapitel von Sitten ein, 1633 wurde er Dekan von Valeria und Offizial. Am 6. 6. 1638 wählten ihn das Domkapitel und der Walliser Landrat zum Bi­ schof. Zur päpstlichen Bestätigung und zur Konsekration kam es jedoch wegen der zwi­ schen Bischof und dem Landrat zu Wallis be­ stehenden Spannungen (H. [—>] Jost) nicht. S. war Kandidat der nach Unabhänigkeit vom Bischof strebenden Landsleute. Als in Sitten eine Epidemie ausbrach, flüchtete er nach Martinach. Er starb am 16. 7. 1640 und wurde in der Ka­ thedrale zu Sitten beigesetzt. Sein Wirken hinterließ keine Spuren. Literatur: E. Tscherrig 4-18. - H. A. v. Roten, Super­ saxo 19f. -B. Truffer 60, 119.

Louis Carlen

Supersaxo, Walter (um 1402-1482) 1458-1482 Bischof von Sitten

Walter Supersaxo (Auf der Flüe) wurde um das Jahr 1402 als Sohn des Nikolaus uff der Flue oder Supersaxo und der Antonia in Z’Brigg bei Ernen im Wallis geboren. Studien­ gang und Empfang der Weihen sind nicht be­ kannt. Er erscheint erstmals 1436 als Kaplan an der Domkirche in Sitten, als er Papst Eu­ gen IV um die erledigte Pfarrei St. Leonhard bei Sitten bat. 1437 war er Sekretär des Bi­ schofs W. v. (—>) Raron und 1438 Rektor des Eusebiusaltars in Sitten. 1441 war er Pfarrer von Ernen und nahm den Lehenseid der Leu­ te von Binn entgegen. Seit 1441 wird er als Domherr von Sitten genannt. Am 20. 12. 1457 vom Domkapitel und Landrat zum Bischof von Sitten gewählt, wurde er am 28. 2. 1458 von Papst Calixt III. bestätigt und am 4. 3. 1459 zu Novara von Bischof Jacobus Philip­ pus de Crivellis konsekriert. S. war einer der bedeutendsten Bischöfe von Sitten, eine Herrschernatur von großer Bega­ bung, tatkräftig und beliebt. Ihm war es Vor­ behalten, Savoyen definitiv aus dem Wallis zurückzudrängen und der Kirche von Sitten die landesherrlichen Rechte, die zeitweise durch den Anspruch der Gemeinden ausge­ höhlt worden waren, zurückzugewinnen. Da­

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Supersaxo - Szyszkowski

für berief er sich auf die seit dem 13. Jh. be­ kannte Carolina, eine angebliche Schenkung Karls des Großen an Bischof Theodor. Den Anlaß zum Krieg mit Savoyen gaben savoyische Rechtsverletzungen und Reibereien zwischen savoyischen und bischöflichen Un­ tertanen. Damals knüpfte das Wallis neue Be­ ziehungen zu den Eidgenossen. 1475 besieg­ ten die Walliser mit eidgenössischer Hilfe die Savoyer bei Sitten und eroberten das bis da­ hin savoyische Unterwallis bis Massongex, das nun als Untertanenland eingerichtet wur­ de. S. rundete aber das Wallis nicht nur terri­ torial ab, sondern er führte es auch enger an die Eidgenossenschaft heran und gab ihm 1475 eine neue Gerichtsordnung und ein um­ fassendes Landrecht. S. nahm als erster den Titel eines Fürstbischofs von Sitten an. 1481 kaufte er die Hälfte des Meiertums von Raron, nachdem er schon 1477/78 ausgedehnte Rechte in Leukerbad erworben hatte. 1460 erließ er Synodalstatuten. Er förderte das religiöse und kulturelle Leben, stiftete für die Barbarakapelle in der Kathedrale einen spätgotischen Altar und einen Kelch und stat­ tete die Kapelle so reichlich aus, daß lange Zeit zwei Rektoren ihr Auskommen hatten. Hier stiftete er 1472 auch sein Jahrgedächtnis. 1476 errichtete er in den Kirchen von Leuk, Visp, Naters, Mörel, Ernen und Münster die sog. Herrenbruderschaft, für die in der Qua­ temberzeit eine hl. Messe zu lesen war. Für das Johanniterhospiz in Salgesch ordnete er 1474 eine jährliche Almosensammlung an. 1482 ließ er in Sitten 150 Exemplare des Bre­ viers für die Diözese Sitten drucken. S. legte den Grund zu einer bedeutenden theologi­ schen, kanonistischen und zivilrechtlichen Bibliothek. In seinem Auftrag vollendete Jo­ hannes Lupi 1462 ein reich verziertes Missale (heute Schweizerisches Landesmuseum Zü­ rich). Den Aufbau der in mehreren Kriegen stark beschädigten Kathedrale trieb er zügig voran. Die bischöflichen Schlösser in Leuk und Naters ließ er ausbessern und umbauen.

Sylvius, Gregoire (OP) (1502/03-1578) 1552 Ep. tit. Tagastensis 1552-1578 Weihbischof in Lüttich

* 1502/03 Lüttich als Sohn des Baudouin de Scagier, „compteur des Pauvres-en-Isle“; um 1519 Eintritt in das Lütticher Dominikaner­ kloster; Lektor der Theologie und Prior ebd.; 1538 Dr. theol. (Löwen oder Köln); Bischof C. de (->) Berghes ernannte S. zum Inquisitor für das Bistum Lüttich; 1551 gehörte S. zur Lütti­ cher Delegation auf dem Konzil von Trient; 24. 8. 1552 Titularbischof von Tagaste und Weihbischof in Lüttich; Konsekration im glei­ chen Jahr in der Lütticher Kathedrale; Stifts­ herr in Lüttich Saint-Paul; hielt 45 Jahre lang die Advents- und Fastenpredigten; t 26. 2. 1578. Schriften: Oratio hominis propemodum morituri ad Dominum J. C., 1577 (Ms.). - Chronique de Liege (Ms.). Literatur: S. P. Ernst 169-177. - U. Berliere, in: BN 24 (1926/29) 400-401. - U. Berliere 92-97. - J. Paquay 14. Alfred Minke

Sylvius, Henri (ORC) (1590-1640/41)

1638 1638-1640/41

Ep. tit. Dionysiensis Weihbischof in Lüttich

* 19. 3. 1590 Lüttich; Kreuzherr im Kloster zu Namur; 16. 6. 1612 Priesterweihe; 1621 Lie. theol. (Löwen); seit 1629 Prior des Kreuzher­ renklosters in Lüttich und Lektor der Theolo­ gie ebd.; 19. 4. 1638 Titularbischof von Dio­ nysias und Weihbischof in Lüttich; + Ende 1640 oder Anfang 1641 (am 16. 2. 1641 mel­ dete der Nuntius seinen Tod nach Rom). Literatur: U. Berliere, in: BN 24 (1926/29) 401. - L. Jadin 9 (1929) 11-15. - U. Berliere 112-116. - J. Paquay 33. Alfred Minke

S. starb am 7. 7. 1482 auf dem bischöflichen Schloß Tourbillon bei Sitten. Er wurde in der von ihm gestifteten St.-Barbara-Kapelle der Kathedrale beigesetzt.

Szyszkowski, Mikolaj (um 1590-1643)

Literatur: A. Grand, Der Anteil des Wallis an den Burgunderkriegen, in: BWG 4 (1913) 313-472. - W. A. Liebeskind, Bischof Walter II. auf der Flüe Land­ recht für die Landschaft Wallis und Gerichtsord­ nung nebst einem Auszug aus seinen Synodalstatu­ ten (Leipzig 1930). - J. Lauber, in: BWG 7 (1932) 325-328. - H. A. v. Roten, Supersaxo. - B. Truffer 30-32. - L. Carlen, Kultur I, 74f.

Mikolaj Szyszkowski entstammte einer großpolnischen Adelsfamilie und wurde seit sei­ ner Jugend von seinem Onkel, Bischof Mar­ cin S., erzogen. Er studierte Theologie und Philosophie in Braunsberg und Rom. Sein Onkel erteilte ihm in Plock die Priesterweihe und verschaffte ihm einträgliche Pfründen als Propst des Kollegiatstifts in Pultusk, Kanoni­ kus in Plock und Kantor in Krakau, ferner als

Louis Carlen

1633-1643 Bischof von Ermland

Szyszkowski - Tannberg

Abt der Regularkanoniker von Czerwinsk an der Weichsel. 1623-31 war er Großsekretär in der Kanzlei Sigismunds III., der ihn am 6. 2. 1633 nach der Translation von (—>) Johann Al­ bert Wasa nach Krakau zum Bischof von Erm­ land nominierte. Das ermländische Domkapi­ tel wählte S. zu seinem Mitglied und postu­ lierte ihn am 22. 3. zum Bischof. Die päpstli­ che Bestätigung erfolgte Anfang September 1633.

Wegen des Schwedenkrieges kam S. erst 1636 ins Ermland. Er erhielt 1637 auf Grund seiner Studien in Braunsberg das preußische Indigenat. Als erster ermländischer Bischof führte er auch den Titel eines Bischofs von Sam­ land. Mit großem Eifer widmete er sich dem wirtschaftlichen Wiederaufbau des Landes und der Erneuerung des religiösen Lebens. Zusammen mit dem benachbarten Herzogtum Preußen gab er 1636-37 eine neue Landesord­ nung heraus, führte eine Generalvisitation durch und sandte 1640 einen umfangreichen Statusbericht nach Rom. Unter S. wuchs die Zahl der Pfarrkirchen von 76 auf 93. Der Bi­ schof förderte die Kunst und das Schulwe­ sen. In Springborn bei Heilsberg erbaute er 1639 als Dank für den nach dem Schweden­

Tannberg (Tanberger), Sixtus von (t 1495) 1470-1474 Bischof von Gurk 1474-1495 Bischof von Freising Sixtus von Tannberg war der Sohn des Hanns III. v. T. und seiner zweiten Frau Ursula von Rohr, einer Schwester des Salzburger Erzbi­ schofs B. v. (—>) Rohr. Die Familie stand im Dienst des Hochstifts Passau und saß auf Burg Aurolzmünster im Innviertel. T. schloß sein Studium in Padua mit der Promotion zum Dr. iur. utr. ab. Unter tatkräftiger Hilfe seines Salzburger Onkels erwarb er eine Pfründe als Domherr in Freising, ferner die Propstei des freisingischen Stiftes Isen und die Pfarrei Lauffen im Salzkammergut. 1470 nominierte Erzbischof Rohr ihn zum Bischof

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krieg erlangten Frieden eine neue Wallfahrts­ kirche und führte im dortigen Kloster Bern­ hardiner ein. Im selben Jahr verlegte er den polnischen Gottesdienst aus der Frauenburger Annenkapelle in die Georgskapelle des Domes. Unter S. erreichte der Zuzug polni­ scher Geistlicher und Siedler ins Ermland seinen Höhepunkt. Energisch verteidigte S. die Exemtion der Diözese gegen die andau­ ernden Versuche, sie den Beschlüssen der Gnesener Provinzialsynoden zu unterwerfen. S. starb am 7. 2. 1643 und wurde im Frauenburger Dom vor dem Hochaltar beigesetzt. Literatur: A. Eichhorn, Bischofswahlen 493-507. E Hipler, Grabstätten 327. - E. Brachvogel, Bild­ nisse 562-565. - J. Obl^k, Egzempcja diecezji warmiriskiej i jej obrona za biskupa Mikolaja Szyszkowskiego [Die Exemtion der Diözese Ermland und ihre Verteidigung unter Bischof Mikolaj Szyszkowski], in: Polonia Sacra 7 (Warszawa 1955) 2f., 123-136. Ders., Dzialalnosc biskupöw warmihskich w zakresie sztuki w potowie XVII wieku [Die Tätigkeit der ermländischen Bischöfe im Bereich der Kunst in der Mitte des 17. Jahrhunderts], in: RTK 11 (1964) 4, 51-74. - A. Szorc, Relacje. - R. Bodahski, Dzieje 152-164. - T. Oracki II, 178f. - A. Szorc, Dzieje 75f. Hans-Jürgen Karp

von Gurk; T. erhielt am 23. 4. 1470 die päpst­ liche Bestätigung, konnte sich jedoch auf Dauer nicht gegen den Kandidaten des Wie­ ner Hofes L. v. (—*) Freiberg durchsetzen. Als Kanzler seines Vorgängers in Freising, J. (—0 Tulbecks, erwarb sich T. das Vertrauen des Freisinger Domkapitels. Dieses postulierte ihn nach der Resignation Tulbecks (1473) als Nachfolger. T. resignierte auf das Bistum Gurk. Am 12. 1. 1474 wurde ihm das Bistum Freising päpstlich verliehen. Am 10. 4. er­ hielt er zu Salzburg die Bischofsweihe und am 30. 5. in Augsburg vom Kaiser persönlich die Regalien. T. setzte die Reformbemühungen seiner Vor­ gänger fort. In drei Diözesansynoden ver­

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Tannberg - Tautschar

suchte er 1475, 1480 und 1484 diesen Bestre­ bungen die nötige Basis zu verschaffen. Im Anschluß an die Synode von 1475 ordnete er eine Visitation an, um festzustellen, ob über­ all im Bistum die sonntägliche Messe und Predigt stattfänden. Weitere Themen betrafen den Konkubinat der Kleriker, ihre wirtschaft­ lichen Verhältnisse, den Zustand der Kir­ chen, Auswüchse im Wallfahrtswesen und die ordnungsgemäße Verwaltung der Sakra­ mente. Die Visitation der Klöster war im allgemeinen den Ordensoberen übertragen. 1495 leitete T. persönlich die Visitation des kurz zuvor anstelle eines Benediktinerinnen­ konvents gegründeten Birgittenklosters Alto­ münster bei Dachau. T. ließ 1482-87 ein Bre­ vier, ein Rituale und ein Meßbuch für die Freisinger Diözese drucken. Die Kathedrale verdankt ihm die Einrichtung einer Dompre­ digerstelle. T.s Sorge um die feierliche Litur­ gie zeigte sich in der Gründung der vierzehn­ köpfigen Domkantorei im Jahre 1484. 1487 begründete er eine bedeutende Lichterstif­ tung, und 1489 ließ er durch Erasmus Grasser ein Sakramentshaus errichten und den Lett­ ner vollenden. Das Mittelschiff des Domes er­ hielt statt der Flachdecke eine gotische Ein­ wölbung. In T.s Auftrag entstand 1484-88 das noch weitgehend erhaltene spätgotische Chorgestühl der Kathedrale, das in seinem Programm den historischen Sinn des Bi­ schofs widerspiegelt. Dieser zeigte sich auch in seiner Förderung des Geschichtsschreibers Veit Arnpeck, der dem Bischof die stark von der freisingischen Perspektive geprägte „Chronica Baioariorum“ widmete. So rühmte er auch das politische Geschick T.s auf den Reichstagen von Nürnberg (1480), Frankfurt (1489) und Worms (1495). Auf dem Gebiet der Hochstiftsverwaltung er­ ließ bzw. bestätigte T. Gewerbe- und Gerichts­ ordnungen und suchte die enge Zusammen­ arbeit mit den bürgerlichen Ratskollegien vor allem in den in Österreich gelegenen Orten, wo die Freisinger Landeshoheit in dauern­ dem Kompetenzstreit mit den habsburgi­ schen Behörden lag. Diese z. T. von der Tür­ kengefahr, z. T. von den Auseinandersetzun­ gen zwischen Habsburg und dem Ungarnkö­ nig Matthias Corvinus stark mitgenommenen Orte besuchte T. schon im ersten Jahr seiner Regierung im Rahmen der üblichen Huldi­ gungsreise. T.s Verhältnis zu den wittelsbachischen Nachbarn in Landshut und Mün­ chen war nicht frei von Spannungen. Erfolg­ reich stritt er gegen eine Steuer, die Herzog Ludwig der Reiche von Niederbayern dem Klerus auferlegen wollte. Weitergehend wa­ ren die Konflikte zwischen T. und Herzog Al­

brecht IV. von Oberbayern. Teilweise setzten sich beide konkurrierend für die Klosterre­ form ein. Es ist bezeichnend, daß T. den vom Herzog aus München ausgewiesenen Schwe­ stern des Pütrichklosters 1485 in Freising ein neues Haus stiftete. Mit Unterstützung der rö­ mischen Kurie versuchte der Herzog, kirchli­ che Rechte und kirchlichen Besitz in den Bannkreis seiner Residenzstadt zu ziehen, so z. B., indem er die Klöster Ilmmünster und Schliersee aufhob, um mit deren Vermögen ein Kanonikerstift an der Münchener Frauen­ kirche zu dotieren und dort ein geistliches Gegenzentrum zu Freising zu schaffen. Die römischen Prozesse, die T. und seine Nach­ folger anstrengten, blieben erfolglos. Eine Ko­ alition zwischen Bayernherzögen und Kurie gegen den Bischof von Freising bildete sich bis zur Säkularisation noch oft. T. starb am 14. 7. 1495 auf der Rückreise vom Wormser Reichtag im Kloster Großfranken­ thal. Er wurde im Freisinger Dom beigesetzt. Im Auftrag des Domkapitels erhielt er ein von der Augsburger Bildhauerwerkstatt des Jo­ hannes Peuerlein gefertigtes Epitaph. Literatur: J. Staber, Die Seelsorge in der Diözese Freising unter den Bischöfen Johannes Tulbeck, Six­ tus von Tannberg und Pfalzgraf Philipp, in: Episcopus. Studien zum Bischofsamt, FS Kardinal Faul­ haber, hg. v. d. Theologischen Fakultät der Univer­ sität München (München 1949) 211 ff. - B. Oesterhelt, Das Chorgestühl von 1488, in: J. Fischer 99118. - J. Staber, Die Domprediger im 15. und 16. Jahrhundert, in: J. Fischer 119-139. -K. G. Feilerer, Beiträge zur Musikgeschichte Freisings (Freising 1926) 60. - E. W. Saltzwedel-S. Benker, Geschichte des Buchdrucks in Freising (Freising 1952) 15-28, 107ff., 150ff. - M. König, Die Korrespondenzbücher des Bischofs Sixtus von Freising (Diss. Graz 1975). J. Maß 329-351. - A. Landersdorfer, Sixtus von Tannberg, Bischof von Freising (1474-1495), in: G. Schwaiger, Christenleben 103-113. - H. Glaser, in: M. Spindler-A. Kraus 854ff. - AK Freising 416, 387. -H. Glaser, Reg. Egon Johannes Greipl

Tautschar (Tavcar), Johann (um 1544-1597)

1580-1597 Bischof von Laibach Johann Tautschar wurde um das Jahr 1544 als Sohn einer bäuerlichen Familie zu Stanjel am Karst geboren. Seit 1562 studierte er in Wien. 1566 wurde er dort Bacc. theol. und 1569 Dr. theol. Im gleichen Jahr erhielt er eine Präben­ de am Wiener Dom. 1571 wurde T. Pfarrer von Komen, 1575 von Solkan bei Görz, 1577 Archidiakon des Patriarchates Aquileja in Görz, Reformkommissar für die Grafschaft

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Tautschar - Tessing

Görz und 1578 auch für Krain. Im gleichen Jahr war er Mitglied der görzischen Delega­ tion bei der Pazifikation zu Bruck an der Mur (1578), mit der Erzherzog Karl, unter dem sich die Wende von der konfessionellen Tole­ ranz zur Gegenreformation vollzog, den evan­ gelischen Herren und Städten angesichts der türkischen Gefahr notgedrungen freie Religi­ onsausübung zugestand. Karl nominierte T. am 1. 3. 1580 zum Bischof von Laibach. Die päpstliche Verleihung erfolgte am 20. 5., die Konsekration Anfang Oktober 1580 zu Görz.

Er setzte sich vor allem für eine bessere Prie­ sterausbildung ein. Für die gymnasiale Aus­ bildung schuf er 16 Plätze in der ehemaligen Klosterschule zu Oberburg, und bei den Gra­ zer Jesuiten stiftete er neun Stipendien. Den­ noch schickte er seine Priesteramtskandida­ ten meist nach Wien oder ins Collegium Ger­ manicum nach Rom. 1597 gelang es ihm, Je­ suiten nach Laibach zu holen. Sie gründeten dort ein später bedeutendes Kolleg, dem als Ausstattung die aufgelöste Kartause Pleterje zugwiesen wurde. Es war T.s Einfluß zu dan­ ken, daß das Grazer Jesuitenkolleg zur Uni­ versität erhoben wurde.

Neben den Visitationen, die T. persönlich durchführte, veranstaltete er jährliche Diöze­ sansynoden in Oberburg. Sie sollten vor­ nehmlich der Klerusreform dienen. 1581 und 1583 ermöglichte T. es dem Generalvikar Pau­ lo Bisantio und 1593/94 dem Patriarchen Francesco Barbaro von Aquileja, den öster­ reichischen Teil des Patriarchates zu visitie­ ren. 1591 veranlaßte er, daß die Kapuziner sich in Görz niederließen.

T. war eine Schlüsselfigur der Rekatholisierung und katholischen Erneuerung Inner­ österreichs. Er starb am 24. 8. 1597 zu Graz und wurde in Oberburg beigesetzt. Sein Nachfolger ließ ihm dort ein monumentales Grabmal errichten. Literatur: J. Gruden 792ff. - F. M. Dolinar. - M. Smolik, in: SBL 4 (1980) 41-43. - E Kralj, in: PSBL 15 (1989) 628-631. - K. Amon, Innerösterreich HOff. France M. Dolinar

T. residierte meist in Oberburg und entwikkelte sogleich eine rege Tätigkeit im Sinne der katholischen Reform. 1581-83 visitierte er gründlich sein Bistum und 1582 auf Wunsch des Erzherzogs auch die Grafschaft Görz. 1584 wurde er Statthalter der inneröster­ reichischen Regierung in Graz und erzherzog­ licher Geheimrat. 1588-94 war er Admini­ strator des Augustinerchorherrenstiftes Eberndorf und seit 1594 des Ritterstiftes St. Georg in Millstatt. Da die Grenzen zwischen Venedig und Innerösterreich praktisch ge­ schlossen waren, bemühte sich T. schon als Archidiakon von Görz und noch mehr als Bi­ schof von Laibach um die Gründung eines Bistums Görz für den innerösterreichischen Teil des Patriarchates Aquileja.

Auf seinen Visitationen wandte T. sich ent­ schieden gegen den verbreiteten Konkubinat. 50 Lexikon

Tavagny, Louis de (OSB) (t 1624)

1612 Ep. tit. Chrystopolitanus 1612-1624 Weihbischof in Toul

Abt von Saint-Epvre in Toul; 21. 3. 1612 Titu­ larbischof von Chrystopolis und Weihbischof in Toul; + 1624. Literatur: B. Picart 173. - E. Martin II, 96.

Louis Chätellier

Tessing (Tessinger, Tässinger, Taffinger, von Tessingen), Georg von (t 1541) 1536-1541

Bischof von Seckau

Georg von Tessing stammte aus Lauingen an der Donau. Er immatrikulierte sich im Win­ tersemester 1522/23 an der Universität zu In­ golstadt, promovierte 1526 bei Johann Eck

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Tessing - Tetleben

und anderen zum Lie. und Dr. iur. civ. und las, wohl als Extraordinarius, Zivilrecht (In­ stitutionist). Außer einer Promotion von 1527 ist von seiner Tätigkeit an der Universität nichts bekannt. T. war 1531-36 Kanzler in Salzburg. Nach der Bestätigung der Salzburger Rechte von 1523 und dem Vertrag mit Österreich von 1535 konnte der Erzbischof unschwer seinen Kan­ didaten für das salzburgische Eigenbistum er­ nennen. Nach einer vorausgehenden Nomi­ nierung des Ambrosius und des Ch. v. (—>) Lamberg konfirmierte Kardinal M. (—►) Lang T. am 21. 11. 1536 als Bischof von Seckau. Er wird seitdem mit dem Familiennamen von (de, a) Tessing(en) genannt. Eine Verwandt­ schaft mit dem Lavanter (1422-23) und späte­ ren Chiemseer (1423-29) Bischof Friedrich Theis (Deys) von Thesingen ist nicht erweis­ bar. Verwandte waren jedoch bzw. scheinen gewesen zu sein Margaretha v. T., Hausfrau des bischöflichen Hofmeisters und Pflegers zu Wasserberg Leonhard Muerer, die ebd. ver­ sorgte Tante des Bischofs Barbara v. T. und noch 1557 vielleicht ein Dr. Jakob Walch v. T., der als Gläubiger der beiden folgenden Bi­ schöfe bezeugt ist. Die vorausgegangene Er­ nennung der beiden Lamberg führte zu einer Koadjutorie für den jüngeren, Christoph, die schwere finanzielle Belastungen brachte.

Vom Seckauer Dompropst, mit dem T. um das Recht der Synodenberufung stritt, war 1537 die Weihsteuer noch nicht erhoben. Auf dem Provinzialkonzil dieses Jahres ließ sich T. durch Georg Pacianus vertreten. Er wurde 1540 zusammen mit F. (—>) Nausea und Jo­ hannes Cochläus von Ferdinand I. zum Wormser Religionsgespräch abgeordnet, ohne dort hervorzutreten. Zwei Gedenksteine in Mooskirchen von 1537 und 1540 erinnern an die Bautätigkeit in dieser Mensalpfarrei des Bistums. Die spärlichen Nachrichten deuten auf einen Bischof, der stärker als seine den Landesher­ ren verpflichteten Vorgängern den kirchli­ chen Aufgaben zugewandt war. Das Bis­ tumsgut war nach einer Klage T.s auf dem Landtag von 1540 verloren gegangen, die Landschaft zur Unterstützung Ferdinands I. bereit. Zu einem der Landschaft auferlegten Zwangsdarlehen für den König gab T. 1500 fl. Noch 1550 begründete Salzburg den Wunsch, Seckau fünf Jahre administrieren zu lassen, damit, daß T. das Bistum beschwert, Güter und Zehnte heimlich verpfändet hatte. Da­ hinter steht wohl auch die gewaltige Bela­ stung des Kirchengutes durch die Türkenab­ wehr. In der steirischen Landschaft sind die

späteren konfessionellen Gegensätze noch nicht erkennbar.

Als Todestag ist der 4. 6. 1541 überliefert. Sterbeort und Grab sind unbekannt. Literatur: C. Prantl I, 194. - J. K. Mayr, in: MGSL 65 (1925) 20. - A. Lang, Lehen Seckau 15. - K. Steiner 68f. - B. Roth, Seckau 522f. - K. Amon, Bischöfe 219ff. - W. Watzenig 49. - G. May 517. - K. AmonM. Liebmann 154. Karl Amon

Tetleben, Valentin von (1488/89-1551)

1532-1537 Generalvikar des Kurfürst-Erzbi­ schofs von Mainz 1538-1551 Bischof von Hildesheim Valentin von Tetleben entstammte einem thü­ ringischen Ministerialengeschlecht. Er wurde vermutlich am 14. 2. 1488 oder 1489 als Sohn des Andreas v. T. in Laucha geboren. Seine Mutter entstammte der Familie von Gleichen. Sein älterer Bruder Bruno wurde Domherr in Hildesheim; sein jüngerer Bruder Job erhielt ebenfalls eine Hildesheimer Dompräbende, während Kaspar 1536 kursächsischer Rat und evangelisch wurde. 1502/03 war T. in Erfurt immatrikuliert. Anfang 1506 studierte er in Bologna. Dort wurde er 1511 zum Dr. iur. utr. promoviert.

T. erwarb eine große Zahl von Pfründen. 1506 wurde er aufgrund enger Familienbeziehun­ gen Domherr in Hildesheim. 1513 verlieh ihm Leo X. ein Magdeburger Domkanonikat und 1514 die Pfarrei St. Cosmas und Damian in Barum bei Hildesheim. Es folgten 1515 ein Kanonikat am Stift St. Mauritius in Hildes­ heim und die Vikarie am Dreikönigsaltar in St. Severi zu Erfurt. 1521 erhielt er die Prop­ stei an St. Marien in Gotha; 1523 wurde er Domizellar, 1532 Domherr in Mainz. 1529 er­ hielt er die Dompropstei von Lebus und die Propstei des St.-Bartholomäus-Stiftes in Frankfurt/M., 1531 außerdem die Propstei von St. Peter und Alexander in Aschaffen­ burg und 1535 die Pfarrei Wambach in Ba­ den. T. lebte als Geistlicher einwandfrei und stellte die Einkünfte aus seinen Pfründen in den Dienst seiner Aufgaben. Dabei kam den Einnahmen aus dem Mainzer Domkanonikat besondere Bedeutung zu; auch als Bischof von Hildesheim wohnte er, wenn er nicht auf Reisen war, in dem ihm als Mainzer Dom­ herrn zugewiesenen Haus am Tiergarten. T. hielt sich ab 1513/14 mit Unterbrechungen (1517-19) in Rom auf, wo er seit 1519 Agent für Kurmainz und Kursachsen war. Hier

Tetleben

mußte er vor allem die Zweifel an (—>) Al­ brechts von Brandenburg kirchlicher Zuver­ lässigkeit ausräumen. Über T. forderte Leo X. im Mai 1520 den sächsischen Kurfürsten Friedrich III. zu energischem Vorgehen gegen Luther auf. T. beurteilte die römische Kurie kritisch und begrüßte die Wahl Hadrians VI. Von ihm erhoffte er die Einberufung eines Konzils und Maßnahmen der Kirchenreform. Im Auftrag Herzog Georgs von Sachsen ver­ wandte er sich für die Heiligsprechung Ben­ nos von Meißen, die 1523 erfolgte. T. vertrat an der Kurie auch die Interessen des Bistums Hildesheim, dessen Bischof (-*) Johann von Sachsen-Lauenburg infolge der Stiftsfehde mit der Acht belegt worden war. Anfang 1523 begab T. sich zum Nürnberger Reichstag, um dort im Auftrage des Papstes für Johann zu wirken. Er hatte damit jedoch keinen Erfolg. Seit 1525 hielt sich T. vornehmlich in Mainz im Dienst des Erzbischofs auf. In dessen Auf­ trag führte er Visitationen durch und leitete Gesandtschaften; so reiste er 1528/29 nach Rom, um die päpstliche Bestätigung für vom Kaiser verliehene Benefizien zu erhalten. 1529 und 1530 nahm er an den Reichstagen zu Speyer und Augsburg teil, wo er Konzes­ sionen an die Protestanten ablehnte. Nach seiner Ernennung zum Propst des Frankfurter St.-Bartholomäus-Stiftes visitierte er es 1529 zusammen mit den Stiften Liebfrauen und St. Leonhard. Dabei drang er auf würdige Gestal­ tung des Gottesdienstes und gewissenhafte Wahrnehmung der geistlichen Pflichten. Auch in den folgenden Jahren griff er wieder­ holt in die Angelegenheiten des Stiftes ein und unterstützte den Stiftsklerus in der Aus­ einandersetzung mit dem Rat, der 1535 den förmlichen Anschluß an die Reformation vollzogen hatte. Dadurch trug er zur Siche­ rung des katholischen Gottesdienstes bei. 1532 bestellte Albrecht von Brandenburg T. zum Generalvikar in Mainz. Damit war die In­ stallation im Domkapitel verbunden. T. zeich­ nete sich durch Engagement und Geschäftsge­ wandtheit aus und entwickelte sich zu einem der tätigsten und angesehensten Mitglieder des Kapitels. Am 30. 9. 1537 wählte das Hildesheimer Domkapitel T. einmütig zum Bischof, nach­ dem der 1531 postulierte (—>) Otto von Schaumburg sein Amt nicht angetreten und der Papst das Kapitel zur Neuwahl angewie­ sen hatte. T. nahm die Wahl erst während ei­ ner Reise nach Rom an, wo ihm die Eröffnung eines neuen Prozesses in der Frage der Hil­ desheimer Stiftsgüter zugesagt wurde. Am 11. 1. 1538 erfolgte die Wahlbestätigung, am 22. 50*

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2. 1538 die Konsekration in der Sakristei des Apostolischen Palastes durch den päpstli­ chen Sakristan. Am 3. 3. verlieh ihm Karl V. die Regalien, und am 23. 5. 1538 wurde T. in Hildesheim inthronisiert.

T. blieb bis zum Herbst 1539 in Hildesheim und führte einige Reformmaßnahmen durch. Am 1. 8. 1538 gab er die bis dahin nicht ord­ nungsgemäß veröffentlichten kaiserlichen Er­ lasse und Reichstagsbeschlüsse in der Religi­ onsfrage bekannt. Er schärfte die katholische Glaubenslehre ein, untersagte Neuerungen im Gottesdienst und in der Sakramentenspen­ dung, forderte den Klerus zur Disziplin und zu gewissenhafter Predigt auf. Im März 1539 veranstaltete er eine Diözesansynode, der die Bestimmungen der „Reformatio cleri Germaniae“ des Kardinallegaten Lorenzo Campeg­ gio von 1524 zugrunde lagen. Papst Paul III. bestätigte deren Beschlüsse 1540. Sie beein­ flußten den Mainzer Reformentwurf von 1542, an dem sich T. als Suffragan und Mit­ glied des Domkapitels beteiligte. 1540 wurde auf seinen Vorschlag der Dominikaner B. (—>) Fannemann zum Weihbischof in Hildesheim ernannt. T. besoldete ihn aus seinen eigenen Mitteln. Fannemann verließ Hildesheim je­ doch 1543 und entzog sich T., der ihn zurück­ holen wollte, mit päpstlicher Genehmigung. T.s Plan einer Benefizienreform von 1542, nach dem die nicht mit seelsorglichen Aufga­ ben verbundenen Benefizien umgewidmet werden sollten, blieb ebenso ohne Wirkung wie seine übrigen Reformbemühungen. Der Grund dafür lag einmal in der für den Katho­ lizismus in Norddeutschland ungünstigen Gesamtlage, zum anderen in T.s Abwesenheit von seinem Bistum. Er hielt sich nur noch einmal im Herbst 1542 in Hildesheim auf, um den religiösen Neuerungen entgegenzuwir­ ken, verließ jedoch die Stadt nach einigen Wochen, weil er sich bedroht fühlte. Zu die­ sem Zeitpunkt hatte die Stadt unter dem Druck des Schmalkaldischen Bundes und in der Hoffnung auf Befreiung von der bischöfli­ chen Landesherrschaft den Übergang zur Re­ formation vollzogen und förderte die Aus­ breitung des Protestantismus auch in dem ihr verpfändeten Ort und Amt Peine. Trotz der von T. bewirkten kaiserlichen Man­ date hielt Hildesheim an dem Verbot des ka­ tholischen Gottesdienstbesuches für seine Bürger fest und schränkte den katholischen Gottesdienst in den Stiften und Klöstern ein. Erst nach der Schlacht bei Mühlberg und T.s Eintreten beim Kaiser für eine Milderung der Aussöhnungsbedingungen für Hildesheim konnte der katholische Konfessionsstand des

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Tetleben - Textor

Domstiftes, der beiden Benediktinerklöster St. Michael und St. Godehard sowie einiger anderer Stifte gesichert werden. In den Stifts­ dörfern hielt sich der Katholizismus nur dort, wo der Bischof und das Domkapitel bzw. der Dompropst die weltliche Gewalt ausübten. Im Diözesangebiet außerhalb des Hochstiftes hatte sich die Reformation in Goslar und in den Fürstentümern Lüneburg und Grubenha­ gen durchgesetzt; in Calenberg verbreitete sie sich nach dem Tod Herzog Erichs I. 1540 un­ ter der Herzoginwitwe Elisabeth. Lediglich im Fürstentum Wolfenbüttel kam es nach der Rückkehr Heinrichs d. J. aus der Gefangen­ schaft der Schmalkaldischen Fürsten 1547 zu Rekatholisierungsmaßnahmen. T. rechtfertig­ te seine Abwesenheit von Hildesheim vor al­ lem mit seinen Bemühungen um Restitution des „Großen Stiftes“, das nach der Hildeshei­ mer Stiftsfehde (1519-23) unter weifische Herrschaft geraten war. 1540 erwirkte er ein päpstliches Urteil, das die Okkupation durch die Braunschweiger Herzöge für unrechtmä­ ßig erklärte und dem Bischof die entfremde­ ten Gebietsteile und Güter zusprach. T.s Ver­ suche, den Kaiser zur Exekution des päpstli­ chen Urteils zu bewegen, scheiterten am Pro­ test der weifischen Herzöge; die kaiserliche Seite vertrat die Auffassung, daß die Kurie in reichs- und lehnsrechtlichen Fragen nicht kompetent sei. Da Heinrich d. J. einer der we­ nigen katholischen Fürsten Norddeutsch­ lands war, hielt Karl V. an seinem Entgegen­ kommen ihm gegenüber fest. Aus ähnlichen Rücksichten zeigte auch die Kurie geringes Interesse. T. erreichte lediglich, daß die Hil­ desheimer Stiftsangelegenheit 1548 an das Reichskammergericht verwiesen wurde. T. kam als erster deutscher Prälat der Einla­ dung Pauls III. zum Konzil nach und reiste im Mai 1543 nach Trient, wo er auch den Mainzer Erzbischof und den Bischof von Würzburg vertreten sollte. Wegen mangelnder Beteiligung kam das Konzil zu diesem Zeit­ punkt jedoch nicht zustande. Bei der eigentli­ chen Eröffnung im März 1545 war T. nicht an­ wesend, weil er seine Teilnahme am Reichs­ tag zu Worms wegen der Hildesheimer Stiftsfrage für wichtiger hielt.

T. erschien die Kirchenreform unabdingbar. Er war einer der eifrigsten Verfechter des al­ ten Glaubens. Gegen Ende seines Lebens ver­ schärfte sich seine Unnachgiebigkeit gegen­ über allen protestantischen Forderungen in Reichs- und Glaubensangelegenheiten. Er äuierte auch scharfe Kritik am Interim, in dem er eine Kompetenzüberschreitung des Kaisers sah. Sein kompromißloser Kurs in Glaubens­ fragen und in der Restitutionsangelegenheit,

der sich am traditionellen Reichs- und Kir­ chenrecht orientierte, brachte ihn zeitweise in Gegensatz zu der moderateren kaiserlichen Politik und fand auch nicht immer die volle Unterstützung der Kurie. T. starb vermutlich am 19. 4. 1551 in Mainz. Er wurde in der Kir­ che des dortigen Barfüßerklosters beigesetzt. Literatur: R. Doebner VIII, 689-743. - A. Bertram, Bischöfe 127-136. - M. Buhlers 36-76. - J. Maring, Diözesansynoden und Domherrn-Generalkapitel des Stifts Hildesheim bis zum Anfang des XVII. Jahrhunderts (Hannover-Leipzig 1905), bes. 56-65. - A. Bertram, Hildesheim II, 67-177. - K. Henkel 41f. - J. Gebauer I, 315-356. - H. Seeland 44f. - H. Grundmann (Hg.), Valentin von Tetleben. Protokoll des Augsburger Reichstages 1530 (Gütersloh 1958). - G. Rauch, St. Bartholomäus 93-106 u. ö. - H.-G. Aschoff 218f. - G. May 291-294. - U. Stanelle 205209. - E Jürgensmeier, Mainz 187-189. Hans-Georg Aschoff

Tettinger (Tegginger), Marcus (1540-1600) 1568 seit 1567

Ep. tit. Lyddensis Weihbischof in Basel

* 1540 Radolfszell; studierte ab 1553 in Freiburg/Br., 1556 Mag. art.; 1559 Professor für höhere Dialektik; 1562-66 Pfarrer von Ehin­ gen; 28. 7. 1565 durch Bischof M. v. (—>) Lich­ tenfels zum Weihbischof von Basel bestimmt; 1567 Bischofsweihe in Delemont durch die Äbte von Bellelay und Lützel; 1568 Romrei­ se; Dr. theol. (Bologna); 10. 12. 1568 Titular­ bischof von Lydda; 1568 Propst des Kollegiatstiftes St. Theobald in Thann und 1575 von St. Martin in Colmar; 1576 Domscholasticus; residierte in Thann und kümmerte sich we­ nig um seine weihbischöflichen Pflichten; wurde erst unter Bischof J. Ch. (—>) Blarer von Wartensee aktiver; leitete im April 1585 die bischöfliche Delegation in Baden während des Ausgleiches mit der Stadt Basel; visitierte ab 1586 die gesamte Diözese; ab 1595 alters­ schwach; 1599 errichtete er eine Studienstif­ tung für Bürgersöhne von Radolfszell in Freiburg/Br.; t 20. 2. 1600 Freiburg/Br. Literatur: J. Bücking, Tettinger. - W. Kundert, in: HS 1/1,231.

Pierre Louis Surchat

Textor (Tekstor, Weber), Urban (um 1491-1558) 1543-1558 Bischof von Laibach

Urban Textor wurde um 1491 in Lipa am Karst geboren. Näheres über seine Familie

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Textor - Thiel und seinen Werdegang ist nicht bekannt. Die Quellen rühmen ihn als gebildeten Humani­ sten, Redner und Theologen. Vor 1540 kam er an den Hof König Ferdinands I. und wurde Hofkaplan, Almosenier und Rektor der Hof­ kapelle, seit 1541 auch Beichtvater und stän­ diger Begleiter Ferdinands. Für seine Dienste am Hof erhielt er 1542 die Pfarrei Bruck an der Mur. 1555-56 war er auch Hofprediger.

lich befreundet. Durch T.s Vermittlung kamen 1551 Jesuiten nach Wien und 1555 nach Prag. Das 1552 gegründete Collegium Germanicum beschickte T. sogleich mit Studenten aus sei­ nem Bistum. Es gelang ihm jedoch nicht, Ja­ jus das Bistum Triest zu verschaffen und Ni­ kolaus Bobadila bzw. Canisius zu seinem Ko­ adjutor mit dem Recht der Nachfolge für Lai­ bach zu gewinnen.

Nach dem Tod des Laibacher Bischofs F. v. (—») Katzenstein nominierte Ferdinand I. ihn am 1. 10. 1543 zum Nachfolger. Die päpstli­ che Verleihung folgte am 19. 12. 1543, doch blieb T. weiterhin am Hof. In sein Bistum kam er nur gelegentlich.

T. starb am 30. 3. 1558 vor der Kirche zu Do­ nauwörth an einer Herzattacke. Er wurde im Dom zu Oberburg beigesetzt. 50 Jahre später ließ ihm Bischof Th. (—>) Chrön ein monu­ mentales Denkmal errichten.

T.s Episkopat war durch schwere Auseinan­ dersetzungen um die reformatorische Bewe­ gung gekennzeichnet. Von der Notwendigkeit einer umfassenden kirchlichen Reform über­ zeugt, traf T. bald nach seiner Bischofsernen­ nung das Domkapitel und bestätigte die re­ formorientierten Domherren, darunter den of­ fenkundig protestantischen Primoz Trubar, ferner Dompropst Mertlic, Generalvikar Dragolic und Paul Wiener in ihren Aufgaben. Von diesen spielte Trubar eine wichtige Rolle auf religiösem Gebiet und zugleich für die Entwicklung der slowenischen Schriftspra­ che und Literatur. Er hatte in Fiume, Salzburg und Wien studiert und von dem der Reforma­ tion zugetanen Triester Bischof P. (—>) Bono­ mo wichtige Anregungen erhalten. Sobald Trubars protestantische Neigungen stärker zu­ tage traten, erwirkte T. 1547 für ihn und seine Freunde einen kaiserlichen Haftbefehl. Dar­ aufhin floh Trubar nach Nürnberg, dann nach Rothenburg ob der Tauber, wo 1550 sein und des slowenischen Volkes erstes Buch ent­ stand, der „Catechismus in der Windischen Sprache“. Seit 1551 Pfarrer in Kempten, ging er an die Übersetzung des Neuen Testamentes ins Slowenische.

Nachdem die Reformation, von Adel und Bürgerschaft gestützt, bis dahin im Bistum Laibach ständig Fortschritte gemacht hatte, zeigte sich unter T. erstmals eine Tendenz­ wende. T. verfolgte sorgfältig die dogmati­ schen Diskussionen des Tridentinums und er­ hoffte von dessen Dekreten eine Handhabe für sein Vorgehen gegen die Protestanten. Als er 1555 in seinen Predigten in Krain die Gläu­ bigen dazu aufforderte, in Glaubensfragen nicht ihren Grundherren zu folgen, weckte er den Widerspruch des Adels. Als beste Mitar­ beiter im Kampf gegen die Reformation sah T. die Jesuiten an. Er war in Briefkontakt mit Ig­ natius von Loyola und P. (—>) Canisius. Mit dem Jesuiten Claudius Jajus war er persön­

Literatur: C. v. Wurzbach 44 (1888) 106f. - M. Gotta I, 120f., 130, 155, 175. -M. Smolik, in: SBL4 (1980) 69f. France M. Dolinar

Theodorici, Johannes (OFM) (+ spätestens 1490)

1478 Ep. tit. Tripolitanus 1479-1488 Generalvikar des Bischofs von Chur und Weihbischof Minorit; 9. 10. 1478 Titularbischof von Tripo­ lis; vom 16. 10. 1479 bis 16. 11. 1488 als Weihbischof und Generalvikar von Bischof O. v. (—>) Brandis in Chur bezeugt; t vor 10. 2. 1490. Literatur: O. Clavadetscher, in HS 1/1, 509. Pierre Louis Surchat

Thiel, Johannes (OPraem) (1485-1545) 1539 Ep. tit. Nicopolitanus 1539-1545 Weihbischof in Breslau * 1485 Breslau als Sohn eines Fleischers; Prämonstratenser in St. Vinzenz zu Breslau und Propst der Prämonstratenserinnen zu Czarnowanz; 1529 Abt von St. Vinzenz; 1530 sie­ delte die Abtei mit ihren 14 Konventualen aus ihrem vor den Mauern liegenden Kloster in das ehemalige Minoritenkloster in der Stadt über; 28. 4. 1539 Titularbischof von Nicopolis; im Juli 1540 zu Gnesen konsekriert; 1544 durch päpstliche Provision Domherr in Breslau, doch verweigerte ihm das Domkapi­ tel die Teilnahme an seinen Sitzungen, da er kein dreijähriges Universitätsstudium nach­ weisen konnte und keinen akademischen Grad besaß; t 4. 9. 1545 Breslau; □ St. Vin­ zenz in Breslau.

Thiel - Thüngen

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Literatur: J. Jungnitz, Weihbischöfe 77-83. - R. Samulski 16.

Jan Kopiec

Thomasis, Nikolaus Aliprandi von (+ 1642)

Offizial und Generalvikar des Bischofs von Passau für das Land ob der Enns um 1638-1642 Weihbischof in Passau seit 1638

* Caldese (Diözese Trient) als Sohn des Ge­ sandtschaftsaufwärters Andreas v. Th.; auf Empfehlung des Blasius Aliprandinus von Leuff, des Dekans von Linz, das viele Jahre eine Hochburg des Protestantismus im Lande ob der Enns war, studierte Th. 1618-25 als Alumne des Collegium Germanicum in Rom; 1625 Priesterweihe; Dr. theol.; Bischof (—►) Leopold von Österreich, zugleich Regent des Landes Tirol, holte gern Geistliche aus die­ sem Landstrich in sein Bistum, da sich ein Großteil des oberösterreichischen Klerus der lutherischen Lehre angeschlossen hatte. Alumnen des Germanikum waren ihm will­ kommen, zumal er diesem Kolleg schon des öfteren Dienste geleistet hatte. So wurde Th. 1628 als Nachfolger Aliprandinus’ Dekan von Linz. Außerdem erhielt er die Pfarrei Wald­ kirchen in Oberösterreich; 1638 Offizial und Generalvikar des Bischofs von Passau für das Land ob der Enns; Stiftspropst von Spital am Pyhrn (Oberösterreich); Apostolischer Proto­ notar. Die Quellenlage gestattet nicht, ein ge­ naues Jahr für die Ernennung zum Weihbi­ schof in Passau anzugeben. Th. reiste im Mai 1642 wegen Lehensangelegenheiten nach Wolfsberg in Kärnten. Auf der Rückreise starb er am 29. 5.1642 an den Folgen eines Unfalls. Literatur: M. Hansiz 752. - A. Steinhuber I, 425. L. H. Krick, Domstift 210, 215, 241. - Ders., Stamm­ tafeln 402. - R. Zinnhobler-J. Ebner (Hg.), Die De­ chanten von Enns-Lorch (Linz 1982) 88-112. August Leidl

Thüngen, Konrad von (um 1466-1540)

1519-1540 Bischof von Würzburg Konrad von Thüngen wurde um 1466 als zweites Kind des Dietz VIII. und dessen Frau Anna aus dem reichsritterlichen Geschlecht der Herren v. Th. geboren. Für den geistli­ chen Stand bestimmt, wurde er 1480 in Würzburg Domizellar. Das Studium absol­ vierte Th. wahrscheinlich in Pavia. Nach sei­ ner Rückkehr wurde er 1504 in Speyer Domi­ zellar und 1512 Domherr. Der Würzburger Bi­ schof L. v. (—>) Bibra wünschte ihn kurz vor

seinem Tod als Koadjutor. Die Wahl Th.s zum Bischof am 15. 2. 1519 verlief einstimmig. Die päpstliche Bestätigung folgte am 13. 4. 1519, die kaiserliche 1521.

Th.s Regierung fiel in die Zeit der umwälzen­ den Ereignisse von Reformation und Bauern­ krieg. Die Nähe zu Wittenberg bewog viele Franken, bei Luther oder Melanchthon zu studieren. Th. versuchte dagegen, seine alt­ gläubigen Positionen mit bewundernswerter Zähigkeit durchzusetzen. 1521 ließ er die Bulle „Exsurge Domini“ publizieren. Das Ein­ dringen reformatorischen Gedankengutes in Diözese und Hochstift bemühte er sich konse­ quent, aber nicht immer erfolgreich, abzu­ wehren. Zu seinen Methoden gehörten Visita­ tionen und die Förderung von Reformbestre­ bungen besonders bei den Klöstern. Die Kle­ rusreform wollte er durch Mandate von 1521 und 1523 voranbringen, doch hatte er dabei keinen Erfolg. Die lutherische Lehre drang vor allem von der Grafschaft Wertheim, der Markgrafschaft Ansbach sowie der kursächsi­ schen Pflege Coburg in die Diözese ein. In der Hoffnung auf ein allgemeines Konzil, das die drohende Glaubensspaltung überwinden sollte, blieb Th. stets auf Seiten der Kurie. Er ließ 1521-39 sogar ein eigenes „ConciliiBuch“ mit entsprechenden Schriftstücken an­ legen. Obwohl er nicht mehr an dem geplan­ ten und dann abgesetzten Konzil in Mantua teilnehmen konnte, war er wohl der einzige deutsche Bischof, der sich im April 1537 vor Ort über die gescheiterten Konzilsvorberei­ tungen erkundigte. So erlebte Th. mehr einen Zerfall als einen Neuanfang der kirchlichen Verhältnisse. Vor allem der von Rothenburg ob der Tauber ausgehende Bauernaufstand zog das Hoch­ stift schwer in Mitleidenschaft. Th.s Sekretär Lorenz Fries hat den Bauernkrieg im Hoch­ stift Würzburg dokumentiert. Th. sah die Ur­ sache dafür allein in der Reformation und er­ kannte nicht die impliziten sozialen Pro­ bleme. Selbst die Stadt Würzburg schloß sich den Bauern an und ließ am 9. 5. 1525 das Bauernheer unter Florian Geyer in ihre Mau­ ern. Daraufhin floh Th. zu Kurfürst Ludwig von der Pfalz nach Heidelberg. Da er seit 1521 dem Schwäbischen Bund angehörte, wurde der Aufstand Anfang Juni mit dessen Trup­ pen blutig niedergeschlagen und die Rebellen zur Unterwerfung gezwungen. In einem zwei Monate dauernden Zug unterdrückte Th. im gesamten Hochstift jede Empörung, um seine Autorität wiederherzustellen. Sein häufig mehr auf Rache als auf gerechte Bestrafung zielendes Vorgehen trug ihm bei den Zeitge­

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Thüngen nossen herbe Kritik ein. Nach dem Bauern­ krieg und den Entschädigungsverhandlungen versuchte Th. den territorialen Ausbau des Hochstiftes durch Landsässigmachung des Adels voranzutreiben. In der Sorge vor einem neuerlichen Aufstand förderte er die hochstiftischen Städte und Märkte mit Wirt­ schaftsprivilegien, verschärfte jedoch im Ge­ genzug verschiedene Stadt- (Würzburg 1526/ 27, Ebern und Mellrichstadt 1528, Iphofen 1533) und Landgerichtsordnungen (1528). Eine Appellation an Gerichte außerhalb des Hochstiftes wurde verboten.

Th. vertrat die Interessen Würzburgs offensiv, scheiterte aber bei der Durchsetzung einer Klerusreform und der Abwehr der Reformati­ on. Die Zeitgenossen versagten ihm trotz sei­ nes aufbrausenden Charakters nicht ihren Re­ spekt. Th. stand mit Humanisten, u. a. Eras­ mus von Rotterdam, in Kontakt. Ulrich von Hutten, Johannes Cochlaeus und J. (—>) Fabri widmeten ihm einige ihrer Werke. Th. starb am 16. 6. 1540 zu Würzburg. Er wurde im Dom beigesetzt. Literatur: E X. Wegele, in: ADB 16 (1882) 632-634. - R. Frhr. v. Thüngen, Das reichsritterliche Ge­ schlecht der Freiherrn von Thüngen 1 (Würzburg 1926) 207-259. - A. Scarbath, Bischof Konrad III. von Würzburg und der Bauernkrieg in Franken (Diss. phil. Würzburg/Lohr 1935). - E. Hoyer, Fürst­ bischof Konrad III. von Thüngen als Richter, in: WDGB 14/15 (1952) 433-477. - A. Wendehorst, Überblick 58-63. - Ders., Mitteilungen. - Ders., Würzburg 72-100. - Th. Freudenberger 1-35. - W. Ziegler, Würzburg 106-109. Helmut Flachenecker

Thüngen, Neidhart von (1545-1598)

1593-1598 Bischof von Bamberg

Neben den Anstrengungen für die Bewah­ rung des Hochstiftes gegen begehrliche Nach­ barn - Fulda bemühte sich 1532 um ein eige­ nes Bistum -, der Involvierung in den Packschen Handel (1528) sowie den Bemühungen der Reichsritterschaft, die 1523 unter Füh­ rung Graf Wilhelms IV. von HennebergSchleusingen das Hochstift in ein weltliches Fürstentum umwandeln wollte, blieb Th. auch in der Reichspolitik tätig. Er nahm an zahlreichen Reichstagen persönlich teil. Dort unterstützte er meist die Politik des Kaisers. In konfessionellen Fragen vertrat er den alt­ kirchlichen Standpunkt (1529 Speyer, 1530 Augsburg). Auch der Türkenhilfe versagte er sich nicht. Dennoch wandte er sich als Mit­ glied des überkonfessionellen Rheinischen Bundes gegen die befürchtete habsburgische Übermacht.

Neidhart von Thüngen wurde am 1. 5. 1545 aus der Linie Wüstensachsen einer alten reichsritterlichen Familie geboren. 1553 wur­ de er Domizellar, 1569 Kapitular, 1571 Scholastikus, 1574 Dekan und 1583 Propst im Domkapitel Würzburg. Er war in Würzburg ferner Propst vom Neumünster und Rektor der Universität. Seit 1564 hatte er in Löwen studiert. 1591 wurde er in Bamberg Domde­ kan und Propst von St. Jakob. Während seiner Zeit als Würzburger Domkapitular lebte er im Konkubinat. Er gehörte der auf konfessionelle Vermittlung bedachten Partei an. Trotzdem förderte der Würzburger Bischof J. (—>) Echter von Mespelbrunn, ein Exponent der Gegenre­ formation, seine Wahl zum Bischof von Bam­ berg. Diese erfolgte am 14. 12. 1591. Damit wollte Echter seinen konfessionspolitischen Optionen auch in Bamberg zum Durchbruch verhelfen und die Reformation aus dem zwei­ ten fränkischen Hochstift zurückdrängen. Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 21. 6. 1593, die Priesterweihe erst 1596, die Bi­ schofsweihe 1597. T. führte in Bamberg ein streng geistliches Le­ ben und setzte sich mit aller Kraft für die Wiederherstellung des katholischen Kirchen­ wesens ein. 1594 erließ er ein Mandat, das die Rückkehr zur alten Kirche oder die Aus­ weisung anordnete. Protestantische Prediger und Beamte wurden abgesetzt oder ausgewie­ sen. Ab 1595 fanden gründliche Visitationen

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Thüngen - Tiedemann

statt. Vom Widerstand der Ritterschaft und der Nachbarfürsten ließ sich T. nicht beirren. Besonders die Klerusausbildung und die Kin­ dererziehung lagen ihm am Herzen; er hielt persönlich Katechesen ab. Das Bamberger Domkapitel freundete sich mit der harten Li­ nie T.s nicht recht an. Die gegnerischen Kräfte sammelten sich um den Domdekan und späteren Bischof J. Ph. v. (^) Gebsattel und setzten T. derart zu, daß er gelegentlich an Resignation dachte. Er starb während ei­ nes Aufenthalts in Würzburg am 26. 12. 1598. Sein Leichnam wurde nach Bamberg über­ führt und im Dom beigesetzt. Sein Grabdenk­ mal befindet sich heute in der Micheiskirche. Literatur: G. Zagei, Die Gegenreformation im Bis­ tum Bamberg unter Fürstbischof Neithard von Thüngen 1591-1598 (Bayreuth 1898). - J. Looshorn V, 218-279. - G. Weigel. - J. Kist, Bamberg 91ff. - H. Lassmann. - G. May 575f. Egon Johannes Greipl

Thun (von Thun), Johannes (+ 1506) 1504-1506 Bischof von Schwerin Johannes Thun stammte aus einer im Raume Rostock/Ribnitz begüterten mecklenburgischpommerschen Vasallenfamilie. 1463 immatri­ kulierte er sich an der Universität Rostock, 1480 war er, bereits Pleban an St. Petri in Ro­ stock, in Bologna immatrikuliert. 1486-88 war er Propst des Prämonstratenserinnenklosters Rehna. Nach Errichtung des Stiftskapi­ tels an St. Jacobi in Rostock war er dort seit 1487 Kantor. 1491 wird er als Propst von Dob­ bertin erwähnt. Vor 1498 wurde er Stiftsde­ kan von Güstrow. Er war ferner herzoglich mecklenburgischer Rat und zur Zeit seiner Wahl Kanonikus und Scholastikus des Schweriner Domkapitels. Zwischen dem 5. und 11. 3. 1504 wurde T. vom Schweriner Domkapitel zum Bischof gewählt. Die päpstli­ che Bestätigung folgte am 24. 5., die Konse­ kration nicht vor dem 25. 8. 1504.

T. führte in seiner kurzen Amtszeit mehrere Visitationen durch und verteidigte seine Rechte gegenüber dem Erzbischof von Bre­ men und dem Herzog von Mecklenburg. Er starb nach dem 28. 8. 1506. Literatur: J. TYaeger 166-169.

Josef Traeger

Georg vom Thurn war ein Halbbruder des Laibacher Bischofs Ch. v. (—►) Raubar. 1501/ 02 immatrikulierte er sich an der Universität Wien. Vor dem 7. 9. 1517 wurde er zum Salz­ burger Domherrn nominiert. 1518-30 hatte er die reiche erzbischöfliche Pfarrei Pöls in der Steiermark inne. Am 30. 4. 1526 nominierte ihn der Salzburger Erzbischof Kardinal M. (—>) Lang zum Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge des Seckauer Administrators Raubar. Sein Kanonikat resignierte er im selben Jahr zugunsten Ch.s v. (—>) Lamberg. Th. trat als Koadjutor nicht in Erscheinung und wird in der Bischofsreihe nicht gezählt. Die Bi­ schofsernennung dürfte ihm einen Teil des Bistumsgutes gebracht und vielleicht als Er­ satz des Kanonikats gedient haben. Hinter ihr mögen das Nominationsrecht Salzburgs so­ wie die Interessen der Familien Raubar, Thurn und Lamberg gestanden haben. Von ei­ ner Bestätigung oder dem Empfang der Bi­ schofs- oder einer anderen höheren Weihe ist nichts bekannt. Bei der Visitation im Jahre 1524 durch die Archidiakone wurde die Pfar­ rei Pöls, die sich damals im Besitz von Th. be­ fand, übergangen. Dieser starb 1530. Literatur: W. Brunner, Die Hauptpfarre Pöls bis zum Ende des 18. Jahrhunderts (Diss. phil. Graz 1966) 298 u. ö. - H. Wagner-H. Klein 223f. - K. Amon, Bi­ schöfe 209f. - Ders., Die Salzburger Archidiakonenvisitation von 1523-1525 in der Steiermark (Graz 1993) 23. Karl Amon

Tideln (Tidan, Tidauwe, Tideln, Zidan), Jo­ hannes (OP) (+ 1501)

1477 seit 1477

Dominikaner; 7. 2. 1477 Titularbischof von Missinum und zum Weihbischof in Minden bestellt; bischöfliche Handlungen auch in den Bistümern Hildesheim und Paderborn bezeugt; t 28. 7. 1501 Hildesheim. Literatur: H. J. Brandt-K. Hengst, Weihbischöfe 78f. Karl Hengst

Tiedemann, Johannes (nach 1500-1561)

1559-1561 Thurn, Georg vom (+ 1530)

1526-1530 Koadjutor des Administrators des Bistums Seckau

Ep. tit. Missinensis Weihbischof in Minden, Hildes­ heim und Paderborn

Bischof von Lübeck

Johannes Tiedemann entstammte einer Bür­ gerfamilie in Stadthagen, die alte Verbindun­ gen zur Geistlichkeit in Hildesheim hatte. Er wurde nach 1500 geboren. Sein Vater Hans er­

Tiedemann - Tobritsch

warb 1499 das Bürgerrecht. Seine Mutter Ge­ seke, ebenfalls aus Stadthagen, war eine Schwester des Rats Sekretärs, dann Domherrn und zuletzt Dekans in Lübeck Johannes Rode (+ 1532), der die Laufbahn seines Neffen Jo­ hannes förderte. Dieser hatte sechs jüngere Brüder und eine Schwester sowie aus der zweiten Ehe des Vaters einen Halbbruder und zwei Halbschwestern. T. war Kleriker der Di­ özese Minden und wurde 1519 in Rostock im­ matrikuliert. Er ging nach Rom und soll sie­ ben Jahre dort gewesen sein. 1527 kam er nach Lübeck, um die von Rom aus erworbe­ nen Vikarien anzutreten. 1528 war er noch einmal in Rom und erhielt nun ein Lübecker Kanonikat, das er 1530 in Besitz nahm, eben als in der Stadt die Reformation eingeführt wurde. In den nächsten Jahren vielfach abwe­ send, besonders von Hildesheim, wo er Kano­ nikat, Vikarie und Kommende besaß, resi­ dierte er seit 1537 ständig in Lübeck. Im Dom­ kapitel trat er bald stärker hervor, als es sei­ nem Eintrittsalter entsprochen hätte; offenbar empfahl er sich durch Geschick und Brauch­ barkeit in den Geschäften. Seit 1539 verwal­ tete er durch zwei Jahrzehnte als holsteini­ scher oder Großvogt die Grundherrschaft des Kapitels; er vertrat dieses auf holsteinischen Landtagen und leitete es seit 1544 als Vizede­ kan, seit 1548 als Dekan; zugleich war er Ge­ neralvikar der nicht anwesenden Bischöfe. Er hielt entschieden an der katholischen Kirche fest und lehnte die von den holsteinischen Fürsten verlangte Wahl eines Bischofs aus ih­ rem Hause oder aus dem Adel ab. Freilich zeigte 1554 die Wahl des Vertrauten König Christians III., des evangelischen A. v. (—>) Barby, die begrenzten Möglichkeiten dieser Politik. Gleichwohl wurde sie nach Barbys Tod noch einmal aufgenommen.

Am 11. 8. 1559 wurde T. einstimmig zum Bi­ schof von Lübeck gewählt. Anscheinend er­ hielt er erst jetzt die Priesterweihe. Die päpst­ liche Bestätigung verzögerte sich, und von Seiten des Königs wurden ihm seine persönli­ chen Schwächen entgegengehalten, sein är­ gerliches Leben und seine Habsucht. Mit Ka­ tharina Kroger - deren Mutter ihm das Geld gegeben haben soll, mit dem er zuerst Pfrün­ den erwerben und seine Laufbahn beginnen konnte - hatte er vier Kinder, die seinen Na­ men trugen, das erste oder zweite war 1533 geboren; von Katharina Swide kamen drei hinzu, die den Namen ihres noch in Lübeck lebenden Mannes führten. T. wußte eine gro­ ße Zahl von Pfründen an sich zu bringen:, in Eutin, Hildesheim, Wismar, Bardowick, Visby auf Gotland, namentlich aber in Lübeck, wo er von etwa 200 Vikarien in der Stadt 17 auf

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seinen Namen hatte und elf weitere auf den Namen dreier Söhne. Andere wendete er sei­ nem Bruder Christoph (Kanonikat, sechs Vi­ karien) und weiteren Verwandten des ausge­ breiteten Tiedemann-Rodeschen Familien­ kreises zu.

König Friedrich II. von Dänemark mit den schleswig-holsteinischen Herzögen zu Gottorf und Hadersleben wie auch der Bischof von Osnabrück J. v. (—>) Hoya drängten T., zu­ rückzutreten und ihnen die Administration des Stifts zu überlassen. T., der am 20. 2. 1561 doch noch die päpstliche Bestätigung vorweisen konnte und in den folgenden Ta­ gen die Regierung antrat, weigerte sich. Schließlich aber mußte er, krank und schwach und „auf Grabes Bort“, dem Druck des Königs so weit nachgeben, daß E. v. (—>) Holle Koadjutor werden, freilich erst nach T.s Tod die Administration übernehmen sollte. Zum förmlichen Vollzug dieser Absprache kam es nicht mehr. Drei Wochen später starb T. am 17. 4. 1561 in Lübeck. Er wurde im Dom beigesetzt; die prächtige Messinggrab­ platte, die ihn überlebensgroß im bischöfli­ chen Ornat darstellt, ist erhalten. Sein großes Vermögen, durch Pfründenhäufung begrün­ det und durch wirtschaftliche Unternehmun­ gen gemehrt, war im Testament für Stiftungen zur Ausgestaltung des katholischen Gottes­ dienstes, für die Errichtung eines Armenhau­ ses in Eutin und namentlich für die Versor­ gung der Kinder und Verwandten bestimmt. Quellen und Literatur: SHLAS: Abt. 268 (Lübecker Domkapitel); Abt. 400.4 (Hschr. des Bistums Lü­ beck); Abt. 7 (Herzogtum Gottorf). - Reichsarchiv Kopenhagen: Sonderjyske fyrstearkiver, Gottorp 19. - W. Prange, Johannes Tiedemann, der letzte katho­ lische Bischof von Lübeck, in: ZLGA 54 (1974) 7-41 (QQ, Lit.). - W. Prange, Protokolle 1535-1540. Ders., Protokolle 1522-1530. Wolfgang Prange

Tobritsch, Kaspar (um 1444-1511) 1498 1498-1511

Ep. tit. Microcomiensis Weihbischof in Eichstätt

* um 1444 als Sohn des Spitalpflegers und Bürgers zu Ingolstadt Hans T.; Studium in Wien (Imm. 1458) und Ingolstadt (Imm. 1477); 1476-88 Pfarrer in Hilpoltstein und Spitalpfarrer zu Ingolstadt; 1488-91 Dompre­ diger in Eichstätt; 12. 1. 1498 zum Weihbi­ schof bestimmt; 27. 4. 1498 Titularbischof von Microcom; 7. 10. 1498 konsekriert; er­ hielt 128 fl. Gehalt unter Beibehaltung seiner Pfarreien; hauptsächlich belegt als Konsekra-

Tobritsch - Trennbach

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tor von Kirchen; 1502 Aufenthalt in Rom; 1505 Teilnahme an der Bischofsweihe zu Dil­ lingen; + 3. 6. 1511; □Eichstätt. Quellen und Literatur: DAE, Nachlaß Th. Neuhofer 70. - J. Schlecht, Weihbischöfe 127f., Nr. 16. - J. G. Hierl, Kaspar Tobritsch, Weihbischof von Eichstätt und Pfarrer von Hilpoltstein (1444-1511] (Hilpolt­ stein 1915). - J. B. Götz, Das Pfarrbuch des Stephan May in Hilpoltstein vom Jahre 1511 (Münster/W. 1926] 11-13 u. ö. - Th. Neuhofer 47-49. Alois Schmid

Tosabeciis (Tosabenis), Antonio de (t 1456)

1456

Ernannter Bischof von Chur

Antonio de Tosabeciis stammte aus Pavia und erhielt 1433/34 als Dr. decr. und juris civilis in Trient ein Kanonikat. Dort wirkte er auch als Archidiakon und päpstlicher Auditor. Papst Calixt III. verlieh ihm am 10. 5. 1456 das Bistum Chur. T. sollte zur Entspannung der nach dem Rücktritt des Administrators H. v. (—►) Hewen verworrenen Lage beitragen und erhielt die Vollmacht, den vom Domkapi­ tel gewählten Gegenbischof L. (—>) Wismair und dessen Anhänger von den Kirchenstra­ fen zu entbinden. Über den Gotthardpaß und das Urserental begab sich T. nach Disentis und nahm auch einige wenige Amtshandlun­ gen vor. Ein Teil des Domkapitels schloß sich ihm an, die Stadt Chur und Kaiser Friedrich III. hingegen unterstützten Wismair. Beim Einzug von T. in Chur wurde er dennoch von der Stadtbevölkerung herzlich begrüßt. Als er am 1. 10. 1456 von der Kathedrale Besitz er­ greifen wollte, starb er noch vor der Bischofs­ weihe an einem Schlaganfall. Literatur: J. G. Mayer I, 455-457. - E Curschellas. O. Clavadetscher, in: HS 1/1, 490f. - Ch. Schuchard 69f. Pierre Louis Surchat

Trautmannsdorf (Trawtmannstorff), stoph von (vor 1442-1480)

Chri­

1477-1480 Bischof von Seckau Christoph von Trautmannsdorf wurde vor 1442 als Sohn des Ulrich v. T. und der Katha­ rina von Kirchberg geboren. Das ritterliche Geschlecht der T. nannte sich nach seinem Stammsitz in der Oststeiermark. Es war ver­ schiedenen Adelsfamilien dienstbar und stellte seit dem 15. Jh. eine Reihe Salzburger Domherren. T. immatrikulierte sich im Win­ tersemester 1457/58 an der Universität Wien

und wurde 1467 vom Seckauer Bischof G. (—>) Überacker zum Priester geweiht. Schon als Salzburger Kanoniker übernahm er dort 1471 die Oblai. Ein Bruder Johann war 146683 Abt von Admont, ein anderer Verwandter Chorherr in Vorau und 1504-12 erster Propst von Pöllau, ein Friedrich v. T. 1472-93 Pfar­ rer von Kammern. Am 24. 3. 1477 bezeichnete T. sich als ge­ wählter und bestätigter Bischof von Seckau. Die Weihe spendete ihm am 4. 5. 1477 der Salzburger Erzbischof B. v. (—>) Rohr. Als Kai­ ser Friedrich III. 1478/79 Rohr zur Resigna­ tion drängte, suchte dieser, auch angesichts der drohenden Türkengefahr, Schutz bei Kö­ nig Matthias Corvinus von Ungarn. T. folgte am 17. 11. 1479 in Ofen seinem Metropoliten in dieser fatalen Entscheidung. Im ausbre­ chenden Krieg zwischen Matthias und Fried­ rich wurde das Bistumsgut zum größten Teil Beute der Ungarn und der kaiserlichen Trup­ pen. Die Burg Leibnitz mit Seggau wurde von den Ungarn besetzt. Im Schreckensjahr 1480 mit seinen Heimsuchungen durch Türken, Pest und Heuschrecken starb T. am 16. 11. in Seggau. Sein Grab ist unbekannt. Literatur: A. Lang, Lehen Seckau 13, Nr. 10. - K. Steiner 58f. - B. Roth, Seckau 517f. - K. Amon, Bi­ schöfe 149ff. - W. Watzenig 43. - E Hutz 123f., Nr. 1400. Karl Amon

Trennbach, Urban von (1525-1598)

1561-1598 Bischof von Passau Urban von Trennbach wurde am 10. 5. 1525 als dritter Sohn des Rudolf Trenpeck v. T. und dessen zweiter Ehefrau Juliana Radlkover auf Schloß St. Martin im damals bayerischen Inn­ kreis geboren. Er hatte einen Bruder, der spä­ ter als hochstiftischer Pfleger auf Oberhaus tätig war, sowie zwei Schwestern. Das bayeri­ sche Geschlecht der T. war auf vielfache Wei­ se mit der Bischofsstadt Passau verbunden. Es stellte mehrere Domherren und einige Be­ amte in den Dienst des Hochstifts. T.s älterer Stiefbruder Christoph (* 1511) war seit 1526 Domherr und seit 1542 Dompropst, sein Vet­ ter Dr. Wolfgang v. T. 1516-29 Domherr in Passau. T. wurde mit sieben Jahren als Edelknabe zu seinem Vetter Wilhelm T. gegeben, der zu die­ ser Zeit Pfleger in Traunstein war. Im neunten Lebensjahr kam er nach Passau zu seinem Stiefbruder Christoph. Hier besuchte T. die Deutsche Schule, dann die Domschule. 1538-

Trennbach 40 studierte er auf Veranlassung seines Bru­ ders mit seinem Erzieher Sigmund Hofinger an der Universität Wien und seit 1542, nun­ mehr als Passauer Domizellar, in Ingolstadt. Christoph ermöglichte ihm 1545 eine Italien­ reise, während der sich T. in Bologna und 1546 in Padua immatrikulierte. Eine Kava­ liersreise führte ihn für einige Zeit auch nach Rom. Als er 1550 nach Hause zurückkehrte, lehnte er es jedoch ab, das von seinem Bruder gewünschte Studium der Rechte anzutreten, und ließ sich die Subdiakonatsweihe erteilen. Seit 1550 hatte er Sitz und Stimme im Passau­ er Domkapitel, im selben Jahr wurde er Mit­ glied des Regensburger und 1556 auch des Salzburger Domkapitels. T. fühlte sich nicht zum priesterlichen Beruf hingezogen, da er glaubte, nicht wie ein Priester leben zu kön­ nen. Dennoch wurde er später ein vorbildli­ cher geistlicher Würdenträger. In Passau war T. beim Kapitel wie bei Hof sehr beliebt. Man übertrug ihm bald das Kel­ leramt für die bayerischen Besitzungen des Kapitels und, als er nach dem Tode Chri­ stophs (1552) dessen Pfarrei Kirchberg am Wagram im Land unter der Enns übernahm, das Kelleramt für Österreich, so daß er wirt­ schaftliche Erfahrungen sammeln konnte. Er war ferner Rat des Bischofs W. v. (—>) Salm. Nach dessen Tod wurde W. v. (—>) Closen zum Nachfolger gewählt. Das schwierige Konfir­ mationsgeschäft in Rom übertrug man T. und dem Hofrat Dr. Sebastian Reichart, mit dem ihn eine aufrichtige Freundschaft verband. Der fünfmonatige Aufenthalt in Rom erwies sich für T. als vorteilhaft. Im Mai 1556 wurde er Dompropst von Passau, und nach dem Tod Closens wählte das Domkapitel am 18. 8. 1561 den erst 36jährigen zum neuen Oberhir­ ten. Er wurde einer der bedeutendsten Pas­ sauer Bischöfe, eine hervorragende Gestalt der Gegenreformation und zugleich der kirch­ lichen Erneuerung. Die Kurie rechnete ihn zu jenen Bischöfen, auf deren katholische Hal­ tung man uneingeschränkt vertrauen konnte. Wie sehr T.s Wahl die Zustimmung Ferdi­ nands I. und Albrechts V. fand, zeigt die Tat­ sache, daß Ferdinand ihn noch vor der Kon­ sekration drängte, als sein Legat nach Trient zu gehen. Kaiser und Herzog ließen ihn wis­ sen, welche Punkte er dort in ihrem Namen zur Sprache bringen sollte. T. antwortete je­ doch ausweichend mit dem Hinweis, daß er noch nicht bestätigt sei. Die Konfirmation er­ folgte am 19. 11. 1561 und wurde ihm unmit­ telbar mitgeteilt. Ausnahmsweise wurde ihm auf Ansuchen des Kaisers und auf Verwen­ dung des Herzogs die übliche Konfirmations­ taxe erlassen und genehmigt, sein Salzburger

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Kanonikat sowie andere Pfründen beizube­ halten.

Am 5. 4. 1562 ließ T. sich durch Erzbischof J. J. v. (—>) Kuen-Belasy im Passauer Dom konsekrieren. Daß er nicht am Trienter Konzil teil­ nahm, obwohl Kaiser und Papst darauf dräng­ ten, begründete er mit Unerfahrenheit, Un­ würdigkeit und der Furcht vor Ungnade. Die eigentlichen Ursachen lassen sich nicht klar feststellen. Kennzeichnend blieb diese Zu­ rückhaltung T.s in allen politischen und di­ plomatischen Angelegenheiten. Sein Verhal­ ten zum Konzil selbst unterschied sich kaum von dem seiner Vorgänger und dem der übri­ gen Bischöfe der Salzburger Kirchenprovinz,

deren Beteiligung noch geringer war als die der anderen deutschen Kirchenprovinzen. Obwohl T. der Kirchenversammlung fern­ blieb, war er der erste Passauer Bischof, der dem tridentinischen Bischofsideal nahekam. Dies zeigte sich z. B. in seiner Teilnahme an den Provinzialsynoden. Auf der Salzburger Synode von 1564 wurden u. a. die von Habs­ burg-Österreich und Wittelsbach-Bayern vor­ getragenen Fragen nach dem Laienkelch und der Priesterehe erörtert. T. lehnte beide For­ derungen ab, stimmte aber mit der Synode zu, daß die Frage der Priesterehe ausgeklam­ mert und die des Laienkelches der Entschei­ dung des Papstes überlassen bleibe. Pius IV. ließ den Laienkelch zwar 1564 für die Kir­ chenprovinzen Mainz, Köln, Trier, Salzburg

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Trennbach

und Gran zu, doch nahm Gregor XIII. dieses Privileg schon 1584 wieder zurück. T.s Hauptsorge galt der Klerusreform. 1565 nahm er eine teilweise Reorganisation der De­ kanatseinteilung vor und schärfte den neube­ stellten Landdekanen ein, Zucht und Lebens­ wandel scharf zu überwachen. Seinem Klerus verschaffte er gegen bescheidenes Entgelt im Jahre 1569 gute Bücher. Auch an die Errich­ tung eines Priesterseminars dachte man in Passau schon vor dem entsprechenden Erlaß des Trienter Dekrets und vor der Salzburger Provinzialsynode von 1569, die entschied, daß ein solches Seminar errichtet werden sollte. Es bleibt das Verdienst T.s, daß er als erster Bischof der Provinz Anstalten zur Durchführung dieses Beschlusses traf. Er er­ warb 1573 ein entsprechendes Gebäude. Die Diözesansynode von 1576 sollte für die not­ wendigen Mittel sorgen. Dies war wohl der Grund, warum Maximilian II. nur zwei Klo­ sterprälaten aus dem österreichischen Bis­ tumsteil die Teilnahme gestattete. Zu einer wirksamen Unterstützung des Seminarplanes konnte sich die Synode jedoch nicht durch­ ringen. Der Klerus anerkannte zwar auf den Dekanatskonferenzen 1576/77 die Notwen­ digkeit eines Seminars, lehnte aber die finan­ zielle Unterstützung ab, da er mit der Türken­ steuer und mit sonstigen Abgaben bereits überlastet sei. Dabei wurde er von Österreich und Bayern unterstützt, die jegliche Zahlung ablehnten. T. scheiterte also mit seinem Semi­ narplan. Stattdessen errichtete er 1580 in Wien ein Seminar für zwölf Alumnen, das na­ türlich den Bedürfnissen des Bistums mit sei­ nen ca. 1500 Pfarreien in keiner Weise ent­ sprach. Immerhin verdankt Passau T. die er­ ste moderne Hochschule. Er verpflichtete nämlich die 1564 in die Bischofsstadt berufe­ nen Franziskaner, ein philosophisches und theologisches Studium einzurichten. Es wur­ de 1587 eröffnet. Eine befriedigende Lösung stellte es indes nicht dar. Nachdem seine Vor­ gänger den immer mehr um sich greifenden Protestantismus nicht einzudämmen ver­ mocht hatten, stellte T. die Protestanten vor die Entscheidung, zur alten Kirche zurückzu­ kehren oder Stadt und Stift zu verlassen. Viele wohlhabende Bürger entschieden sich für die Auswanderung. Infolgedessen erlitt Passau um 1570 schwere wirtschaftliche Ein­ bußen. Im Stift nahm T. 1580 eine Ordnung der latei­ nischen und deutschen Schulen vor. Der Er­ neuerungswille T.s, der nach den Provinzial­ synoden von 1569, 1573 und 1576 - vor al­ lem unter dem Einfluß des Dominikaners und

späteren Nuntius Feliciano Ninguarda sichtbar wurde, fand seine zuverlässigste Stütze an M. (—>) Klesl, der von 1580 bis 1600 Passauer Offizial und Generalvikar für das Land unter der Enns und seit 1598 als Bi­ schof von Wien und kaiserlicher Kanzler der katholische Reformer Gesamtösterreichs war. Die größten Hindernisse für eine durchgrei­ fende Klerusreform bereiteten das Domkapi­ tel und die mächtigen, von den Habsburgern und von den bayerischen Herzögen vor T. ge­ schützten Klöster. Sollte die bischöfliche Zentralgewalt im Sinne des Tridentinums hergestellt werden, so mußte diesbezüglich eine Änderung eintreten. 1594 gelang eine Angleichung der Statuten des Domkapitels an die tridentinischen Dekrete. Die Wahlkapitu­ lation blieb dagegen unverändert. Immerhin konnte T. die bischöfliche Aufsicht über die Seelsorge und den Seelsorgeklerus als wich­ tigstes Ziel erreichen und sogar die Ausschal­ tung des Passauer Domdekans aus der Auf­ sicht über den Stadtklerus durchsetzen. Da­ mit waren dessen Jurisdiktionsansprüche weitgehend zurückgedrängt. Größere Schwie­ rigkeiten als das Domkapitel bereiteten die Klöster. Sowohl im bayerischen wie im öster­ reichischen Bistumsanteil verschanzten sie sich hinter den weltlichen Behörden, an ihrer Spitze dem herzoglichen Geistlichen Rat in München bzw. dem Klosterrat in Wien. Das Verhalten Bayerns und Österreichs war um so unverständlicher, als Passau einer der Ver­ tragspartner des mit Bayern abgeschlossenen Konkordats von 1583 war, dessen Regelungen 1592 in den passauisch-österreichischen Re­ zeß übernommen wurden. Nur langsam ga­ ben die Stiftsprälaten ihren Widerstand auf und beugten sich den Reformmaßnahmen T.s.

Gegen die fast unvermindert großen Mißstän­ de beim Diözesanklerus führte T. mit Klesl ei­ nen mühevollen Kampf durch außerordentli­ che und regelmäßige Visitationen, schriftli­ che oder mündliche Ermahnung einzelner oder ganzer Gruppen, Bestrafung unter Zuhil­ fenahme des weltlichen Armes, Absetzung usw. 1582 wurde eine Pastoralinstruktion für die Geistlichen des unterennsischen Offi­ zialates, 1590 eine solche für das Offizialat ob der Enns veröffentlicht. Beide Instruktionen vereinheitlichten die Seelsorge und gaben ihr eine neue Grundlage, da nach den Kontrover­ sen der vorhergehenden Jahrzehnte kaum noch Normen allgemein anerkannt waren. Die ursprünglich in vieler Hinsicht berech­ tigte Kritik hatte schließlich alles Gute hin­ weggefegt. Die Instruktionen T.s zeigen, daß das Bistum Passau, und zwar nicht nur das Hochstift, auf dem Weg der Erneuerung noch

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Trennbach - Tritt keineswegs ans Ziel, wohl aber ein tüchtiges Stück vorwärts gekommen war. Der Hauptak­ zent lag nicht mehr auf der Durchführung rechtlicher Maßnahmen, sondern nunmehr wurde die Bedeutung des vorbildlichen Le­ bens der Seelsorger betont. 1587 gab T. ein dem römischen Ritus angepaßtes Rituale für Passau heraus.

Während die tridentinische Reform in Bayern seit Albrecht V. entschieden durchgesetzt wurde, begegnete T. im österreichischen Di­ özesanteil größeren Schwierigkeiten. Dort er­ reichte der Protestantismus unter dem mit der lutherischen Bewegung sympathisieren­ den Maximilian II. seinen Höhepunkt. Um 1580 waren wohl gut die Hälfte der Bevölke­ rung und fast der gesamte Adel protestan­ tisch. Erst seitdem Kaiser Rudolf II. einen deutlicher katholischen Kurs einschlug, machte die Rekatholisierung gegen Ende der Regierungszeit T.s ernsthafte Fortschritte. Das gemeinsame Vorgehen von Kaiser und Bi­ schof am Ende des 16. Jh.s war Ausdruck der geänderten politischen Verhältnisse. Die Be­ ziehungen T.s zu Bayern waren im letzten Jahrzehnt seiner Regierung durch viele „Ir­ rungen“ belastet, die nicht nur in den Mün­ chener landeskirchlichen Bestrebungen, son­ dern auch in der gegen Passaus Interessen ge­ richteten Wirtschaftspolitik gründeten. Der Versuch des Domherrn Georg Gotthardt, ei­ nem Bayernprinzen zum Passauer Bischofs­ stuhl zu verhelfen, endete 1589 mit einem Hochverratsprozeß, da Gotthardt in einem Schreiben an den Salzburger Erzbischof Ver­ leumdungen gegen T. erhoben hatte und der Metropolit diesen Brief T. sofort zur Kenntnis brachte. Die Hinrichtung Gotthardts wurde damit begründet, daß er bei einem Fluchtver­ such aus der Feste Oberhaus einen Wächter erschlagen habe. Dies förderte die Anlehnung T.s an Österreich. Mit Hilfe des Nuntius am Kaiserhof erreichte er die Erlaubnis, einen Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge wäh­ len zu lassen. Während der Kaiser seinen Nef­ fen (—>) Leopold von Österreich empfohlen hatte, hatte sich der Herzog für die Kandida­ tur seines Bruders (—> Bd. 1648-1803) Ferdi­ nand von Bayern ausgesprochen. Da keiner der beiden Kandidaten bei der Wahl am 14. 11. 1597 die Stimmenmehrheit erlangte, ent­ schied der Papst sich für Leopold. Dieser folgte T. nach dessen Tod am 9. 8. 1598 nach. Damit war das 200jährige Ringen um das Bis­ tum Passau zugunsten Österreichs entschie­ den. T. fand seine Grabstätte in der von ihm 1572 erbauten Trennbachkapelle beim Pas­ sauer Dom, die zu den wichtigsten Sakralbau­

ten der Renaissance im deutschen Kultur­ kreis gehört. Literatur: E Lauchert, Der Passauer Domherr Dr. Ge­ org Gotthardt. Ein Beitrag zur Geschichte der katho­ lischen Theologie des 16. Jahrhunderts, in: Kath. 84 (1904) 321-349. - L. H. Krick, Domstift 5, 61, 204. Ders., Stammtafeln 428-431. - E X. Eggersdorfer, Die Philosophisch-Theologische Hochschule Pas­ sau. Dreihundert Jahre ihrer Geschichte (Passau 1933). - J. Oswald, Domkapitel 189-253. - K. Eder, Studien zur Reformationsgeschichte Oberöster­ reichs II: Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns 1525-1602 (Linz 1936) 224230, 268, 271-276, 306-315. -J. Oswald, Die triden­ tinische Reform in Altbaiern (Salzburg, Freising, Re­ gensburg, Passau), in: G. Schreiber II, 1-37. - Ders., Trient. - E Schragl, Glaubensspaltung in Nieder­ österreich. Beiträge zur niederösterreichischen Kir­ chengeschichte (Wien 1973). - K. Baumgartner, Die Seelsorge im Bistum Passau zwischen barocker Tra­ dition, Aufklärung und Restauration (St. Ottilien 1975) 99-101, 210-212, 228-235. - E Eiselt, Die passauische Pfarre Kirchberg am Wagram in Nieder­ österreich, in: OG 17 (1975) 81-95. - B. Kaff 64-82, 122-131, 391-397. - A. Leidl, Bischöfe 35f. - Ders., Studien. - W. Wildner, Die Grabkapelle des Fürstbi­ schofs Urban von Trennbach (1561-1598) im Kreuz­ gang des Passauer Domes, in: OG 24 (1982) 117131. - A. Leidl, Das Bischofsbild im Wandel der Jahrhunderte, dargestellt am Bistum Passau (Passau 1985). - E Schragl, Geschichte der Diözese St. Pöl­ ten (St. Pölten-Wien 1985) 69-85. - G. B. Winkler. A. Leidl, Bistumsgeschichte 40-44. - Ders., Refor­ mation. - W. Ziegler, Reformation. - Ders., Bayern, in: A. Schindling-W. Ziegler I, 56-70. - Ders., Nie­ der- u. Oberösterreich, in: ebd. 118-133. - V. Press, in: TRE 19 (1990) 265-267. August Leidl

Tritt von Wilderen, Johann Anton (1586-1639)

1619 Ep. tit. Tiberiadensis 1619-1639 Weihbischof in Konstanz * 21. 7. 1586 Konstanz als Sohn des Roderich T. aus dem adeligen Geschlecht der Triddi aus Como und der Elisabeth Gall aus Bre­ genz; 1605-08 Studium als Alumne des Col­ legium Germanicum in Rom; Dr. iur. utr.; 1609 Kanonikus in Konstanz, St. Johann; 8. 4. 1613 Priesterweihe in Rom; 9. 9. 1619 Titular­ bischof von Tiberias und Weihbischof in Kon­ stanz; 1626 Domherr in Konstanz, 1628 Zu­ lassung zum Kapitel, 1629 Domkantor, dann Domkustos; 1613-39 Mitglied, 1627-28 Prä­ sident des Geistlichen Rates; t 8. 2. 1639; □ Franziskanerkirche in Konstanz. Literatur: H. Tiichle, in: HS 1/2, 519f. - G. Wieland, in: ebd. 653. Red.

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Trotha

Trotha, Thilo von (+1514)

1466-1514 Bischof von Merseburg Thilo von Trotha gehörte der in Wettin ansäs­ sigen Linie von Ministerialen an, die ihren Stammsitz in Trotha bei Halle an der Saale hatten. Er war der jüngste von sechs Brüdern; sein Vater Thilo war erzbischöflicher OberMarschall und Rat zu Halle.

Nachdem T. zunächst das Amt des Domprop­ stes in Magdeburg und das eines Kanonikers in Merseburg bekleidet hatte, wurde er am 21. 7. 1466 als Nachfolger J. v. (—>) Werders zum Bischof von Merseburg gewählt. Die Weihe erfolgte am 8. 3. 1467 durch den Magdeburger Erzbischof (—>) Johann, die Belehnung durch Kaiser Friedrich III. jedoch erst fünf Jahre später. Einen neuen Lehnsbrief erhielt T. von Kaiser Maximilian I. am 29. 5. 1495. T. wird in den Chroniken als Mann von Geist und Mut gezeichnet, in geistlichen Dingen eifrig, in weltlichen tätig. 1486 erwarb er an der Universität Leipzig den Grad eines Bacc. Bei den sächsischen Herzögen genoß T. gro­ ßes Ansehen. Das fand seinen Ausdruck in ehrenvollen Aufträgen. So führte er im Jahre 1478 die Tochter des Kurfürsten Ernst, Chri­ stina, nach Kopenhagen zu ihrem Bräutigam, dem späteren König Johann von Dänemark. Als Begleiter und Rat der Fürsten Ernst und Albrecht weilte er einige Male auf Reichsta­ gen, so 1478 und 1481 in Nürnberg. Am 2. 4. 1485 weihte er Herzog (—>) Ernst, Administra­ tor von Magdeburg und Halberstadt, zum Priester, am 22. 11. 1489 unter Assistenz der Bischöfe von Havelberg und Naumburg in Ge­ genwart der Stände des Erzstiftes zum Erzbi­ schof. Auch J. Tetzel erhielt von ihm 1489 die Priesterweihe. 1496 konsekrierte T. die Tho­ maskirche, 1501 die Barfüßerkirche in Leip­ zig. Als Konservator und Kanzler der Leipzi­ ger Universität wurde er mit der Verbesse­ rung der akademischen Gesetze betraut. Er er­ ließ Vorschriften bezüglich der Studien- und der Kleiderordnung.

Neben dem Studenten- war auch das Kloster­ leben reformbedürftig. Um das Leben in den Klöstern des Landes zu verbessern, erlangten die sächsischen Fürsten von Papst Innozenz VIII. 1485 eine Bulle, in der neben dem Bi­ schof von Meißen auch der von Merseburg er­ mächtigt wurde, die exemten sowie die nicht exemten Klöster zu visitieren und sie gegebe­ nenfalls zu reformieren. Schon zuvor war T. mit großer Strenge besonders gegen die Mön­ che des Merseburger Petersklosters vorgegan­ gen, woraufhin das Kloster ihn bei der römi­ schen Kurie verklagte. Nur die persönliche

Fürsprache des Kurfürsten Ernst bewahrte T. vor päpstlicher Bestrafung. Durch langes, ge­ duldiges Mühen gelang es ihm andererseits, unter den Vikaren seiner Kirche die notwen­ dige Einheit und Gleichheit herzustellen. Wie im ganzen Reich, so trat auch in Merse­ burg an die Stelle der gesunkenen Macht des Kaisers die des aufsteigenden Fürstenstaates. Einhergehend mit eigenem Machtverlust, hatte T. so nicht dem Kaiser, sondern den sächsischen Fürsten als Schutzherren Kriegs­ dienste zu leisten. Als Kaiser Maximilian ihn 1489 aufforderte, am Kriegszug gegen die Schweizer teilzunehmen, entzog er sich die­ sem Auftrag mit Hilfe der Herzöge. Dagegen mußte er der Aufforderung der Fürsten vom 3. 6. 1470 zur Hilfeleistung für die Markgra­ fen Albrecht und Johann von Brandenburg gegen Herzog Erich von Wolgast nachkom­ men. 1477 nahmen Merseburger Truppen am Zuge gegen Quedlinburg teil; Herzog Wil­ helm ersuchte den Bischof im gleichen Jahr um Truppen gegen den Grafen Ulrich von Rainstein. 1497 stellte T. wiederum Truppen für Brandenburg zur Verfügung. Auch das Münzrecht gab T. auf. Stattdessen übernahm er die neue sächsische Münzordnung für sein Bistum. T. war auf dem Landtag in Zeitz im Jahre 1496 persönlich zugegen, als diese Münzordnung beraten und beschlossen wur­ de.

Während der Friedenszeiten entfaltete T. eine rege Tätigkeit am spätgotischen Neubau des Schlosses, später für die Erneuerung der ver­ fallenden Domkirche. Auch in der Stadt ließ er verschiedene Bauarbeiten verrichten, be­ sonders wird wie bei vielen seiner Vorgänger die Anlage ertragreicher Fischteiche gelobt. Nachdem er neben der Altenburger Kirche St. Vitus auch den Bau der Merseburger Stadtkir­ che St. Maximus gefördert hatte, konnte er letztere kurz vor seinem Tode im Jahre 1514 einweihen. Durch verschiedene Erwerbungen vergrößerte T. den Besitz des Bistums be­ trächtlich. So erhielt er z. B. als Pfand für die finanzielle Unterstützung Herzog Georgs beim Feldzug gegen die Friesen im Jahre 1514 unter dem Vorbehalt des Rückkaufs einige Städte, so Leipzig mit den Dörfern Großkorbe­ tha, Daspig, Cröllwitz, Wengelsdorf, Leuna, Rochlitz und Weißensee. Nach dem Tode Bru­ nos des Älteren von Querfurt fiel 1496 dem Hochstift Merseburg das Dorf Schaffstädt als erledigtes Lehen zu. Herzog Albrecht trat ihm 1497 die Dörfer Ostrau bei Dürrenberg und Lennewitz ab. Ein Schiedsspruch Georgs von Sachsen sprach dem Bischof 1507 Siedelhof und Scherben, die er von Peter von Werder gekauft hatte, die ihm aber Abt Cunrad zu So-

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beck streitig machte, zu. Mit Strenge sorgte T. u. a. mittels eines Lehngerichtes, das aus zwei Domherren und zehn Rittern bestand, für Ordnung, Sicherheit und Gerechtigkeit im Bistum.

des Salzburger Domkapitels und seit 1437 Domdekan. Da er 1430 als Senior des Kapitels bezeugt ist, dürfte er sich zum Zeitpunkt sei­ ner Wahl zum Erzbischof schon in vorgerück­ tem Alter befunden haben.

Im Jahre 1503 gestattete T. den Brüdern vom gemeinsamen Leben in Merseburg eine Nie­ derlassung, jedoch hatte das von diesen be­ wohnte Gotthardskloster nur kurzen Bestand. Schon 1540 lebte kein Mitglied der Kongrega­ tion mehr in der Stadt. Auch die erste Buch­ druckerei der Stadt initiierte T., indem er 1473 den Delitzscher Buchdrucker Lukas Brandis berief und ihm die Einrichtung finan­ zierte. Jedoch ging Brandis von Merseburg wohl infolge des fünften großen Brandes, den die Stadt am 18. 9. 1479 erlebte, nach Lübeck.

Nach dem Tode des Salzburger Erzbischofs Johann von Reisberg (1429-41) bemächtigte sich das Domkapitel entgegen dem wieder­ holt verbotenen Spolienrecht der Hinterlas­ senschaft des Verstorbenen. Damit waren alle Domherren dem Kirchenbann verfallen und nach kanonischem Recht wahlunfähig. Da sich zwei Wahlparteien bildeten, einigte man sich auf drei Schiedsrichter, die um den 30. 9. 1441 in Form eines begrenzten Kompro­ misses T. zum Erzbischof wählten. Entschei­ dend für die Anerkennung dieser Wahl war, daß T. sogleich Verbindung mit dem Konzil von Basel aufnahm und für sich und seine Wähler am 20. 10. 1441 die Loslösung vom Kirchenbann erreichte. Der Gegenseite um Dompropst S. v. (—>) Volkersdorf gelang dies erst am 13. 1. 1442. Das Konzil konfirmierte am 11. 12. 1441 die Wahl von T. Es stellte am 22. 12. fünf Bestätigungsurkunden aus und übersandte am 10. 1. 1442 das Pallium, das T. nach Leistung des Obödienzeides und der am 28.1. 1442 erfolgten Bischofsweihe durch sei­ nen Suffragan S. (—>) Pflieger überreicht wur­ de. Am 30. 1. 1443 verlieh ihm König Fried­ rich III. anläßlich eines Aufenthaltes in Salz­ burg die Regalien.

Der alternde T. erhielt im Jahre 1494 mit dem Freiberger Kanoniker J. (—>) Bodenhoffer ei­ nen Weihbischof. Nach dessen Tod wählte er 1507 mit Zustimmung des Kapitels (—►) Adolf von Anhalt zum Koadjutor. Dieser wurde spä­ ter sein Nachfolger. T. starb am 5. 3. 1514. Er wurde in der Bischofskapelle des Domes, die er wie die ganze Kirche hatte ausschmücken lassen, in einer metallenen Tumba aus der Werkstatt des Peter Vischer aus Nürnberg bei­ gesetzt. Um seine Person spannen sich in der Folgezeit verschiedene Sagen; die bekannte­ ste von ihnen ist die sog. Raben-Sage, die in­ spiriert ist vom Wappen der Familie von Tro­ tha, das einen Raben mit einem Ring im Schnabel abbildet. Literatur: J. Vulpius 108-110. - W. Ebeling 251 f. A. Schmekel 174-185. - R. Wilmans 208-211. - O. Rademacher, Bischofschronik IV, 49-59. - Ders., Dom 28. - O. Reuschert, Thilo von Trotha. Bischof zu Merseburg (Merseburg 1912). - G. Möller-Alpermann 5Of. Clemens Brodkorb

Truchseß von Emmerberg, Friedrich (vor 1400-1452)

1441-1452 Erzbischof von Salzburg

Friedrich Truchseß von Emmerberg ent­ stammte dem angesehenen Geschlecht der Herren von Emmerberg (westlich von Wiener Neustadt in Niederösterreich), die seit vielen Generationen das erbliche Truchsessenamt des Herzogtums Steiermark versahen. Er war vielleicht der Sohn des Friedrich T. v. E., des Küchenmeisters Herzogs Ernst des Eisernen, und der Margareta Wolfferauerin von Wolfferau. Vor 1400 geboren, war T. seit 1427 als Verwalter des gottesdienstlichen Stiftungs­ vermögens an der Kathedralkirche Oblaier

T. war bei seinem Regierungsantritt, gestützt auf drei Gutachten der Wiener Universität, Anhänger des Basler Konzils und lehnte so­ mit Eugen IV. als Papst ab. Diesen Stand­ punkt änderte er erst nach den Verhandlun­ gen der deutschen Fürsten in Frankfurt 1446, an denen er durch seinen Kanzler Friedrich Gren und Magister Hans Heßler vertreten war und die zur Anerkennung Eugens IV. führten. In der Fürstengesandtschaft unter Führung des E. S. (—►) Piccolomini nach Rom war T. durch einen persönlichen Abgesandten ver­ treten, der ein ehrenvolles Geldgeschenk mit­ brachte. Eugen IV. bestätigte am 13. 2. 1447 die Wahl von T. Die Hauptprobleme, mit denen sich T. bis da­ hin konfrontiert sah, waren das Papstschisma und die Entscheidung zwischen Eugen IV. und dem Konzil. Friedrich III., der Eugen IV. erst 1445 als rechtmäßigen Papst anerkannte, verfolgte dabei weniger Reichsinteressen als Vorteile für sich und die habsburgischen Län­ der. So erhielt er als Gegenleistung für die Anerkennung Eugens IV. 1446 zahlreiche Vorrechte, u. a. auf Lebenszeit das Beset­ zungsrecht für 100 Benefizien, die Bistümer

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Truchseß

Trient, Brixen, Gurk, Triest, Chur und Pe­ dena, ferner die Vollmacht zur Visitation der österreichischen Klöster. Gegen diese Haus­ machtpolitik protestierte Salzburg anläßlich der Besetzung Gurks durch Friedrich III. un­ ter Hinweis auf die Salzburger Privilegien ebenso wie gegen die päpstliche Absetzung der Erzbischöfe von Köln und Trier. Weder Eugen IV. noch sein Nachfolger Nikolaus V. bezogen in der Frage der Salzburger Privile­ gien eindeutig Stellung, wenngleich Nikolaus V. 1447 dem Salzburger Erzbischof alle tradi­ tionellen Rechte, darunter das Besetzungs­ recht der Eigenbistümer Gurk, Chiemsee, Sekkau und Lavant sowie die Würde eines Apo­ stolischen Vikars für Noricum (Legatus natus) bestätigte. Neue Vereinbarungen im Februar 1447 („Fürstenkonkordate“) machten den Weg frei für das Wiener Konkordat, das Fried­ rich III. als Reichsoberhaupt der Deutschen Nation 1448 mit Nikolaus V. schloß und dem T. nach päpstlicher Bestätigung seiner Privi­ legien als erster unter den geistlichen Fürsten beitrat. In einer päpstlichen Bulle von 1448 wurde dem Salzburger Erzbischof das Beset­ zungsrecht von Chiemsee, Seckau und Lavant erneut zugesichert, Gurk hingegen nicht er­ wähnt. Als bescheidene Kompensation ge­ stand der Papst T. das Besetzungsrecht der Propsteien St. Bartholomäus und Virgilienberg in Friesach sowie der Pfarren Pettau, Laufen und Mühldorf zu. Diese einander wi­ dersprechenden Zugeständnisse brachten keine endgültige Entscheidung, sondern sie führten zu erneuten Auseinandersetzungen zwischen König und Erzbischof. Nur zweimal konnte T. die Besetzung eines Eigenbistums vornehmen. Auch die späteren Päpste nah­ men in dieser Frage dieselbe Haltung ein und bestätigten sowohl die Salzburger Privilegien wie die kaiserlichen Rechte über Gurk.

Unter T. erreichte die Ordensreform in der Salzburger Kirchenprovinz einen Höhepunkt. Unter dem Vorsitz des Kardinals N. v. (—>) Kues fand 1451 in Salzburg eine Provinzial­ synode statt. Sie bestimmte, daß am Schluß jeder Sonntagsmesse für den Papst, den Di­ özesanbischof und die Anliegen der Kirche gebetet wurde. Sie verpflichtete ferner den Erzbischof und seine Suffraganbischöfe, die Befolgung der Ordensregeln beim Regularkle­ rus durchzusetzen. Kues setzte für die Orden eigene Visitatoren ein, die alle Klöster der Kirchenprovinz besuchen und Mißstände ab­ stellen sollten. Dabei sollte die Melker Re­ form des Benediktinerordens auf die gesamte Kirchenprovinz ausgedehnt werden. In den 53 überprüften Stiften und Klöstern, über die der Melker Prior Johann Schiitpacher von

Weilheim detaillierte Aufzeichnungen hinter­ lassen hat, drängten die Visitatoren auf stren­ ge Einhaltung der Fastengebote. Eine sehr gute Beurteilung erfuhren das Kloster St. Pe­ ter einschließlich der Petersfrauen in der Stadt Salzburg, gute oder durchschnittliche jene in der Residenzstadt und in ihrer weite­ ren Umgebung; gröbere Verstöße waren von den Salzburger Klöstern in Bayern zu mel­ den. Die Disziplin in den steiermärkischen und kärntnerischen Benediktinerklöstern wurde beanstandet.

An der Reichspolitik beteiligte sich T. nicht. Zur Vorbereitung von Abwehrmaßnahmen ge­ genüber den Auseinandersetzungen zwi­ schen dem ungarischen Türkensieger Jänos Hunyadi und dem Grafen von Cilli, die die salzburgischen Besitzungen in der Unter­ steiermark (Pettau) in Mitleidenschaft gezo­ gen hatten, schrieb T. 1446 einen Landtag aus, zu dem die Prälaten, die Ritterschaft und die Vertreter der Städte zusammentraten. Dort wurde dem Erzbischof erstmals seit dem Jah­ re 1327 die Einhebung einer außerordentli­ chen Steuer zur Abwehr der Ungarn bewil­ ligt. Einen bleibenden Erfolg konnte T. 1442 in einem Vertrag mit Herzog Heinrich XVI. von Niederbayern-Landshut durch den Ge­ winn der Gerichtsbarkeit über die Stadt Mühldorf gegen Abtretung des westlichen Teils des Gerichtes Tittmoning (Trostberg) er­ zielen. Damit waren die Landeshoheit der Erzbischöfe über die Stadt und die Zugehö­ rigkeit Mühldorfs zum Erzstift gesichert. Ständige Auseinandersetzungen gab es mit der Propstei Berchtesgaden wegen des Schel­ lenberger Salzes. Schließlich einigten sich Propst und Kapitel von Berchtesgaden 1449 mit T. im „Seckauer Kompromiß“, der die Be­ ziehungen zwischen Erzstift und Propstei in 13 Artikeln regelte. Einen zusätzlichen Erfolg für Salzburg bildete es, daß Nikolaus V. T. das Recht zur Besetzung der Propstei Berchtesga­ den verlieh. Es ließ sich jedoch nicht durch­ setzen, da die Berchtesgadener Vögte, näm­ lich König Ladislaus Postumus und sein Vor­ mund Friedrich III., ihre Zustimmung verwei­ gerten. In wirtschaftlicher Hinsicht bedeut­ sam war die Errichtung von Bergwerken im Lungau, so daß sich Ramingstein zum bedeu­ tendsten Edelmetallbergbau nach Gastein und Rauris entwickelte. Die Regierung von T. weist zwar keine spektakulären politischen Erfolge auf, hat aber dem Land eine Zeit des Friedens beschert.

Im Februar 1452 leitete T. die glänzende Landshuter Fürstenhochzeit Herzog Ludwigs des Reichen mit Amalia, der Tochter des Kur­ fürsten Friedrich II. von Sachsen. Nach seiner

Truchseß

Rückkehr starb er am 3. 4. 1452. Er wurde im alten Dom vor dem Andreasaltar beigesetzt. Literatur: E Dalham 221-225. - A. Doppler, in: MGSL 14 (1874); 15 (1875). - A. v. Wretschko. - I. Zibermayr, Johann Schiitpachers Aufzeichnungen als Visitator der Benediktinerklöster in der Salzbur­ ger Kirchenprovinz, in: MIÖG 30 (1909) 258-279. Ders., Die Legation des Kardinals Nikolaus Cusanus und die Ordensreform in der Kirchenprovinz Salz­ burg (Münster 1914). - J. Serlinger-G. Scheibner. W. Fischer. - E. Weinzierl, Der Gurker Bistumsstreit im Lichte neuer Quellen, in: MÖSA 3 (1950) 306337. - H. Wagner-H. Klein. - H. Dopsch. - H. Dopsch-H. Spatzenegger 1/1, 512-519. Franz Ortner

Truchseß von Pommersfelden, Veit (+ 1503)

1501-1503 Bischof von Bamberg Veit Truchseß von Pommersfelden stammte aus einer reichsritterlichen Familie Frankens, die ursprünglich der Ministerialität des Hochstifts Bamberg angehört hatte. Zuverläs­ sige Nachrichten über seine Eltern und seine Geburt fehlen. Hingegen ist bekannt, daß er drei Brüder, darunter einen Domherrn, hatte. T. wurde am 3. 4. 1501 zum Bischof von Bam­ berg gewählt. Die am gleichen Tage ausge­ stellte Wahlkapitulation verpflichtete ihn, die Jurisdiktionsrechte des Domdekans zu wah­ ren sowie die Landgerichtsordnung zu refor­ mieren, und sicherte dem Kapitel eine Mit­ wirkung an der Regierung zu. Am 7. 5. 1501 erfolgte die päpstliche Bestätigung, am 18. 7. die Konsekration durch den Bischof von Eichstätt als Hauptkonsekrator. Zu Hall in Ti­ rol empfing der bevollmächtigte Dompropst am 7. 2. 1502 für den Bischof die Regalien. Sieht man von der Einberufung eines Land­ tags, der Landgerichtsreform und der Befesti­ gung der Bischofsstadt ab, ließ die kurze Re­ gierung von T. für weitreichende Maßnahmen keine Zeit. T. starb am 7. 9. 1503. Er wurde im Peterschor des Domes begraben. Die aus der Werkstatt Peter Vischers stammende, von Wolfgang Katzheimer entworfene Messing­ grabplatte mit einer Darstellung von T. hat sich erhalten. Literatur: J. Looshorn IV, 435-451. - G. Weigel. - E. v. Guttenberg 277-279. - H. Lassmann. Egon Johannes Greipl

Truchseß von Waldburg, Gebhard (1547-1601)

1580-1583 Kurfürst-Erzbischof von Köln 51 Lexikon

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Gebhard Truchseß von Waldburg wurde am 10. 11. 1547 als zweiter Sohn des Truchses­ sen Wilhelm d. J. von Waldburg, Erbtruchses­ sen in Trauchburg, Friedberg und Scheer (1518-66), und seiner Gemahlin Johanna Grä­ fin von Fürstenberg (1529-89) in Heiligen­ berg bei Überlingen geboren. Er hatte vier Brüder und vier Schwestern und war ein Nef­ fe des Kardinals und Augsburger Bischofs O. (—>) Truchseß von Waldburg, der ab 1558 für seine Erziehung sorgte. T. war als nachgebore­ ner Sohn für den geistlichen Stand bestimmt. Zusammen mit seinem älteren Bruder Fried­ rich und seinem jüngeren Bruder Karl, der später Kammergerichtspräsident war, imma­ trikulierte er sich 1557 in Ingolstadt. Außer­ dem besuchte er die Universitäten in Dillin­ gen, Löwen, Bourges und (1567) Perugia. Er erwarb keinen akademischen Grad, weil dies - wie es im späteren Informativprozeß hieß als nicht standesgemäß angesehen wurde, eignete sich aber hervorragende Sprachkennt­ nisse an.

Wohl mit Förderung seines Onkels erwarb er eine Reihe stattlicher Pfründen. 1560 wurde er Domherr in Augsburg und erhielt dort 1567 nach der Subdiakonatsweihe ein Kano­ nikat. Ungefähr gleichzeitig wurde er in Straßburg Kanoniker und 1574 Domdechant, 1576 in Augsburg Dompropst. Zudem war er Kanoniker in Ellwangen. In Köln erhielt er 1561 eine Domherrnstelle und 1568 einen Ka­ pitelsplatz.

Nach dem Rücktritt des Kölner Erzbischofs S. v. (—>) Isenburg wählte das Kölner Domkapi­ tel T. am 5. 12. 1577 mit knapper Mehrheit (12:10 Stimmen) zum Nachfolger. Die Ent­ scheidung fiel damit gegen den von Bayern, Kurie, Kaiser, Spanien sowie fast allen Kur­ fürsten favorisierten (—>) Ernst von Bayern, der sich eigens hatte zum Priester weihen las­ sen, um seine Chancen zu erhöhen. Die unbe­ zweifelbar katholische Haltung von T. si­ cherte ihm die Zustimmung der Priesterher­ ren, seine Herkunft dagegen die der prote­ stantisch gesinnten Domgrafen, da durch die Wahl die reichsgräfliche Verfügung über das Erzstift gegen einen Kandidaten aus dem Reichsfürstenstand gewahrt wurde. Ernst von Bayern focht dagegen die Wahl wegen der protestantischen Teilnehmer an. Nach dem Tod Albrechts V. erhielt aber der Neugewähl­ te die päpstliche Bestätigung (29. 2. 1580) und das Pallium (14. 3. 1580), nachdem sein Informativprozeß günstig verlaufen und er ge­ wissenhaft seinen Weiheverpflichtungen nachgekommen war. Im Februar 1578 war er vom Trierer Erzbischof J. v. (—>) Eltz zum Dia­ kon und am 19. 3. 1578 in Brühl von Weihbi­

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Truchseß

schof Th. (—>) Craschel zum Priester geweiht worden. Am 24. 4. 1578 hatte er die Professio fidei Tridentina geleistet. Daß er die Bischofs­ weihe nie empfangen würde, war damals nicht abzusehen. Schon vor der päpstlichen Bestätigung war T. in das Kurkolleg aufgenommen worden (24. 4. 1578) und hatte durch kaiserlichen Lehnsindult vorläufig die Regalien übertragen be­ kommen (9. 5. 1578).

In seinen ersten Jahren bestätigte T. die in ihn gesetzten Erwartungen vollauf. Er unter­ stützte die Kölner Jesuiten, intervenierte beim Kölner Rat gegen die Protestanten in der Stadt, und noch 1581 entstanden Pläne für eine Visitation des Herzogtums Westfalen. Politisch nahm er 1579 auf dem Kölner Pazifikationstag Partei für Spanien. Seine Haltung änderte sich erst, als er im Um­ feld dieses Kölner Tages ein Verhältnis mit der Gerresheimer Stiftsdame Agnes Gräfin von Mansfeld begann, das T. durch Heirat und Übertritt zum Protestantismus zu legali­ sieren plante. Dazu forderten ihn auch die Brüder der Gräfin im April 1582 ultimativ auf. Entgegen seiner anfänglichen Absicht, gemäß den Bestimmungen des Geistlichen Vorbehalts sein Amt zu resignieren, schloß er sich jedoch dem Rat protestantischer Wetter­ auer Grafen an, das Erzstift zu behalten und die Konfession freizustellen. Dies war ein Verstoß gegen das in seiner Geltung von evan­ gelischer Seite bestrittene Reichsrecht wie auch gegen das unumstrittene Landesrecht der Erblandesvereinigung und der Wahlkapi­ tulation. Für T. ergab sich allerdings so die Möglichkeit, seinen standesgemäßen Lebens­ unterhalt zu sichern, für die Wetterauer Gra­ fen die Chance, den Geistlichen Vorbehalt in Frage zu stellen und auch zukünftig den Zu­ gang protestantischer Adeliger zum Domkapi­ tel zu gewährleisten.

T. versuchte 1582, seine Entscheidung nicht offenkundig werden zu lassen. Während er durch regelmäßigen Meßbesuch, die Förde­ rung des Schulbaus der Jesuiten in Werl und durch Verlautbarungen auf dem Augsburger Reichstag jedem Verdacht entgegenzutreten suchte, begünstigte er gleichzeitig die calvinistischen Predigten vor den Toren der Stadt Köln und stellte die Weichen zu einer erfolg­ reichen Umsetzung seiner Pläne. Im Juni 1582 ging ihm dazu ein ausführliches Memo­ rial Johanns von Nassau zu, das u. a. die Be­ setzung Bonns vorsah. Am 2./12. 11. 1582 zog Gebhard mit seinen Truppen in Bonn ein und

befahl die Abführung aller Einnahmen des Erzstiftes an die kurfürstliche Kasse (8./18. 11. 1582). Dies war der Anlaß für das Domka­ pitel als Mitregenten im Erzstift, durch den Chorbischof Herzog Friedrich von SachsenLauenburg die Ansprüche des Kapitels auf bestimmte Einkünfte mit militärischer Gewalt zu sichern - ein in der jüngeren Geschichte Kölns nicht ungewöhnlicher Vorgang - und am 11./21. 12. 1582 unter Berufung auf die Erblandesvereinigung die Landstände für den 27. 1./6. 2. 1583 zu einem Landtag nach Köln zu bescheiden. In Bonn schuf T. derweil Klar­ heit über seine religiöse Haltung mit einer Er­ klärung vom 19./29. 12. 1582, die er am 16./ 26. 1. 1583 präzisierte und publizierte. Da­ nach wollte er heiraten, die Herrschaft im Erzstift auf Lebenszeit behalten und die Augsburgische Konfession seinen Untertanen freistellen. Am 2./12. 2. 1583 folgte in Bonn die Trauung mit Agnes von Mansfeld.

In den Konflikt war der Kaiser durch seine Kommissare, die Reichshofräte Dr. Andreas Gail und Jakob Kurz von Senftenau, einge­ schaltet. Kurz ermahnte im Januar 1583 T. zu einem reichsrechtlich konformen Verhalten, und beide Kommissare erschienen am 26. 1./ 5.2. 1583 vor dem Kölner Generalkapitel, am 28. 1./7. 2. 1583 vor dem Landtag, wo sie zum Festhalten am Landes- und Reichsrecht, ge­ gen das T. verstoße, aufforderten und kaiserli­

Truchseß ehe Unterstützung zusagten. Der Landtag er­ klärte in seinem Abschied (1./10. 2. 1583) das Vorgehen des Domkapitels für rechtmäßig, stellte die Verstöße von T. fest und sagte dem Domkapitel weitere Hilfe zu.

Durch die Entscheidung der Landstände war das Vorgehen des Domkapitels landesrecht­ lich, durch die kaiserlichen Erklärungen reichsrechtlich abgesichert. Zu seinem Vor­ teil gereichte es, daß aus den Niederlanden spanische Truppen zur Unterstützung kamen und daß die meisten kurfürstlichen Räte ih­ rem Herrn den Gehorsam aufsagten. Anders war es im Herzogtum Westfalen, wo der Ein­ fluß der Gegner des Geistlichen Vorbehaltes größer und die landesrechtlichen Bestimungen weniger eindeutig waren. Hier konnte T. im März 1583 die Unterstützung des Landta­ ges gewinnen.

Während das Vorgehen des Kaisers durch die Billigung der Haltung des Domkapitels (16./ 26. 2. 1583), durch eine Rücktrittsaufforde­ rung an T. (17./27. 3. 1583), durch Avokatorien an die auswärtigen Intervenienten und durch das Bemühen um einen friedlichen Ausgleich rechtlich eindeutig, zugleich aber politisch moderat war, bestärkte der kaiserli­ che Kommissar Gail das Domkapitel in sei­ nem Vorgehen gegen T. und empfahl die Neu­ wahl eines Landesherrn, wozu die Notorietät der Verstöße einen ausreichenden Rechts­ grund liefere (21. 2./3. 3. 1583). Dementspre­ chend setzte das Domkapitel neben dem be­ reits im Niederstift operierenden Chorbischof auch militärische Kommissare, unter ihnen Isenburg, für das Oberstift ein (6./16. 3. 1583). Sie sollten das Territorium besetzen und die Einwohner bis zur Neuwahl auf das Kapitel vereidigen. Am 11./21. 4. 1583 beschloß es die Einberufung des Generalkapitels auf den 23. 5./2. 6. 1583 zu einer eventuellen Neu­ wahl, an der nicht mehr zu zweifeln war, nachdem am 19./29. 4. 1583 die päpstliche Privationsbulle (22. 3./1. 4. 1583) in der Ko­ pie des Nuntius bekanntgeworden war, die T. seiner geistlichen Würden entsetzte. Am 23. 5./2. 6. 1583 wurde Ernst von Bayern, Bischof von Freising, Hildesheim und Lüttich sowie Reichsabt von Stablo-Malmedy, einstimmig zum Nachfolger von T. bestellt. Gestützt auf Gelder der Kurie, erhebliche militärische An­ strengungen und finanzielle Leistungen Bay­ erns sowie Hilfstruppen aus den spanischen Niederlanden konnte der Neugewählte T. bis Sommer 1584 aus dem Erzstift verdrängen. Dessen reformatorisches Wirken war daher räumlich und zeitlich beschränkt. Im Vest Recklinghausen und im Herzogtum Westfalen 51*

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ordnete er den Simultangebrauch der Kirchen an und suchte dann durch gewaltsamen Zwang die Reformation zu befördern. In Westfalen kamen eine eigene Visitation und administrative Maßnahmen hinzu, um den Widerstand des altgläubigen Klerus zu über­ winden. Schließlich verbot er den katholi­ schen Gottesdienst, ehe er den Truppen sei­ nes Nachfolgers weichen mußte.

1589 zog T. sich nach Straßburg zurück, wo er als (protestantischer) Domdechant des gespal­ tenen Kapitels ([—►] Karl von Lothringen) am­ tierte und am 31. 5. 1601 verstarb. Er wurde im Straßburger Münster beigesetzt. Literatur: M. Lossen, in: ADB 8 (1878) 457-470. M. Lossen. - J. Hansen, Informativprocess. - A. Hoeynck, Die Truchsessischen Religions wirren, in: ZVGA 52 (1894) 1-76; 53 (1895) 1-96. - Th. Legge, Flug- und Streitschriften der Reformationszeit in Westfalen (1523-1583) (Münster 1933). - P. Holt. G. v. Lojewski. - A. Franzen, in: NDB 6 (1964) 113 f. - J. Krasenbrink. - F. Petri-G. Droege. - W.-D. Pen­ ning. - G. May 103-105. - B. Roberg, Der Kölnische Krieg in der deutschen und europäischen Ge­ schichte, in: GHB1 21 (1983) 37-50. - A. Schröer, Erneuerung I. - G. Schmidt, Der Wetterauer Grafen­ verein. Organisation und Politik einer Reichskorpo­ ration zwischen Reformation und Westfälischem Frieden (Marburg 1989). - Bautz II, 188f. - H.-W. Bergerhausen. - S. Vareschi. - F. Bosbach. - H. Klueting, Freistellung der Religion. Zwischen Reservatum Ecclesiasticum und Religionsfreiheit Gebhard Truchseß von Waldburg (1547-1601) in an­ derer Sicht, in: H. Faulenbach 95-128. - M. Kissener. Franz Bosbach

Truchseß von Waldburg, Otto (1514-1573)

1543-1573 Bischof von Augsburg 1544 Kardinal 1553-1573 Propst von Ellwangen

Otto Truchseß von Waldburg wurde am 25. 2. 1514 auf Schloß Scheer bei Saulgau als Sohn des Freiherrn, seit 1525 Reichserbtruchsessen Wilhelm I. v. W. und der Sibylla von Sonnen­ berg geboren. Er hatte drei Brüder und zwei Schwestern. Schon früh bestimmte ihn der Vater, der bei Kaiser und Papst in hohem An­ sehen stand, für die kirchliche Laufbahn. 1521 erhielt T. die Anwartschaft auf ein Kon­ stanzer Kanonikat, 1523 die Pfarrpfründe in Tachenhausen bei Nürtingen. 1524 immatri­ kulierte er sich an der Universität Tübingen, und 1526 wurde er Domizellar in Augsburg. 1528 studierte er in Dole, 1529 wurde er Do­ mizellar in Speyer, 1531 immatrikulierte er sich für die Rechte in Padua, wo er Freund­ schaft mit den späteren Kardinälen C. v. (—►)

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Truchseß

Madruzzo und St. (—>) Hosius schloß. 1533 empfing T. in Speyer die Subdiakonatsweihe und wurde damit vollberechtigtes Mitglied im Augsburger und Speyerer Kapitel. Seit 1534 studierte er in Bologna (1535 Dr. jur.) und übersiedelte dann nach Pavia, wo er Rek­ tor wurde. 1537 kam er erstmals nach Rom, trat in den päpstlichen diplomatischen Dienst und wurde päpstlicher Geheimkäm­ merer. Weitere Anwartschaften auf Pfründen in Eichstätt und Würzburg und 1540 das Domdekanat in Trient erschlossen ihm neue Geldmittel. 1537-43 war er im Dienst Karls V. und der römischen Kurie tätig, nahm an den Religionsgesprächen in Hagenau, Worms und Regensburg teil und lernte dort Johannes Eck, Philipp Melanchthon und Petrus Faber ken­ nen. Bei diesem machte er erstmals Exerzi­ tien, die eine lebenslange Zuwendung zur Ge­ sellschaft Jesu einleiteten. 1542 zum Diakon geweiht, überbrachte T. im Auftrag des Pap­ stes die Einladung zum Trienter Konzil an die schwäbischen und rheinischen Prälaten, an König Sigismund I. in Krakau und an die auf dem Reichstag zu Nürnberg 1543 versammel­ ten Fürsten. Dort erlebte er den Tod des Augs­ burger Bischofs Ch. v. (-*) Stadion und bat Papst Paul III., seine Bewerbung um die Nachfolge zu unterstützen. Am 10. 5. 1543 wählte ihn das Augsburger Domkapitel in Dillingen zum neuen Bischof. Die päpstliche Bestätigung folgte am 1. 6. Die Priester- und Bischofsweihe ließ sich T. Ende September des gleichen Jahres in der Dillinger Pfarrkir­ che erteilen; das genaue Datum und der Wei­ hespender sind unbekannt. Im Gegensatz zu Stadion war T. eine Kämp­ fernatur und ein Renaissancefürst, der die durch die Reformation gestörte Ordnung der einen Kirche unter Leitung des Papstes und unter dem Schutz des Kaisers wiederherstel­ len wollte. Geradlinig verfolgte er dieses Ziel innerhalb seines Bistums und im Reich, in dem er maßgeblichen Einfluß gewann. Seine bischöfliche Tätigkeit leitete er 1543 mit einer Diözesansynode in Dillingen ein, der 1548 eine weitere folgte. Dort erließ er eine Reihe von Reformstatuten, kündigte verschärfte Vi­ sitationen und als wichtigste Maßnahme die Errichtung eines Collegium litterarum in Dil­ lingen an, das die Ausbildung des Klerus ge­ währleisten sollte. Während das Domkapitel diese Pläne ablehnte, wurde T. durch P. (—>) Canisius unterstützt, den er 1545 kennenge­ lernt hatte. An dieser Bildungsanstalt, die Papst Julius III. 1551 zur Universität erhob und deren Privilegien Karl V. 1553 bestätigte, lehrten zunächst Welt- und Ordenspriester, besonders Dominikaner, die jedoch Dillingen

bald wieder verließen. Deshalb strebte T. in Absprache mit Canisius, seit 1556 Provinzial der Oberdeutschen Jesuitenprovinz, die Über­ gabe an die Gesellschaft Jesu an, die 1563 er­ folgte. In Verbindung mit der 1550 von T. er­ richteten Druckerei entwickelte sich Dillin­ gen im folgenden Jahrzehnt zu einem katholi­ schen Reformzentrum für den südwestdeut­ schen Raum. Wiederum war es Canisius, der 1567 die erste große nachtridentinische Syn­ ode im deutschsprachigen Reichsgebiet vor­ bereitete. Ihr Ziel war die Umsetzung der Trienter Konzilsbeschlüsse. Es war die bedeu­ tendste Synode im alten Reichsbistum Augs­ burg.

Soweit er sich nicht in Rom aufhielt, resi­ dierte T. meist in Dillingen, da Augsburg sich größtenteils dem Luthertum zugewandt hatte. 1547 konnte T. als kaiserlicher Kommissar beim Augsburger Reichstag 1547/48 erstmals in seine eigentliche Bischofsstadt einziehen und im Dom einen Gottesdienst feiern, nach­ dem der katholische Kultus in der Stadt zehn Jahre lang verboten gewesen war. Nach Verab­ schiedung des Interims auf diesem „gehar­ nischten Reichstag“ setzte T. den Restituti­ onsvertrag von 1548 durch, der die Rückgabe fast aller Kirchen und Güter in der Stadt an die Katholiken beinhaltete. Desgleichen ver­ fügte er, den Bestimmungen des Interims ge­ mäß, die Rekatholisierung im gesamten Bis­ tum. Doch bereits 1552 fand sein Bemühen durch den Fürstenaufstand und den Passauer Vertrag ein Ende. Gegen den Augsburger Reli­ gionsfrieden von 1555, der den Angehörigen der Confessio Augustana Gleichberechtigung mit den Katholiken und ihren Besitzstand ga­ rantierte, legte T. scharfen Protest ein. Eine Stärkung der katholischen Minderheit in der Reichsstadt Augsburg erwartete er von der Berufung des Canisius 1559 auf die Domkan­ zel und der Errichtung eines Jesuitenkollegs, die nicht zuletzt am Widerstand des Domka­ pitels scheiterte. Schon früh im diplomatischen Dienst tätig, schaltete T. sich als Bischof noch stärker in die große Reichspolitik ein als vorher. 1544 unterstützte er auf dem Reichstag zu Speyer das kaiserliche Begehren nach Waffenhilfe gegen die Franzosen und Türken, selbst unter vorübergehender Preisgabe kirchlicher Rech­ te. Zum Dank ernannte ihn Karl V. zum kai­ serlichen Kommissar für Deutschland, und Papst Paul III. erhob ihn am 19. 12. 1544 zum Kardinal. 1545 vertrat T. auf dem Wormser Reichstag als Kommissar den Kaiser; an der Eröffnung des Trienter Konzils im Dezember gleichen Jahres nahm er jedoch nicht teil, ob­

Truchseß wohl er sich an dessen Verlauf sehr interes­ siert zeigte. T. befaßte sich damals mit der Vorbereitung des Regensburger Religionsge­ sprächs, das allerdings keinen Erfolg zeitigte. Er bedauerte das keineswegs, sah er doch die Möglichkeit zur Rückgewinnung der Glau­ benseinheit ausschließlich in einer militäri­ schen Niederwerfung des Schmalkaldischen

Bundes. So unterstützte er den Kaiser in der Vorbereitung des Krieges gegen die evangeli­ schen Fürsten, suchte den Abschluß von Bündnissen mit Bayern und Rom zu be­ schleunigen und traf Maßnahmen zur Siche­ rung des Hochstifts, das im Sommer 1546 durch den Landsknechtsführer Schertlin von Burtenbach und seine Truppen besetzt wur­ de. T. aber weilte als Oberproviantmeister beim kaiserlichen Heer in Regensburg, das im Oktober 1546 Dillingen wieder befreite. Als im folgenden Jahr das Konzil nach Bologna verlegt wurde, teilte T. die Verärgerung des Kaisers, der nach der Niederlage des Schmal­ kaldischen Bundes die Protestanten zur Teil­ nahme in Trient hatte bewegen wollen. Da es zu keiner Einigung kam, berief Karl V den Augsburger Reichstag von 1547/48 ein, der T. die vorübergehende Rekatholisierung des Bis­ tumsgebietes ermöglichte. Nach dem Tod Pauls III. reiste T. 1549 zum Konklave. Er setzte sich zunächst für die Wahl des engli­ schen Kardinals Reginald Pole ein, gab aber schließlich seine Stimme dem späteren Julius III. Nach der Rückkehr in sein Bistum eröff­

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nete der Kaiser im Sommer 1550 den Reichs­ tag zu Augsburg, auf dem die Fortsetzung des Konzils in Trient 1551 angekündigt wurde, an dem T. aber wiederum nicht teilnahm. Als das Hochstift im moritzianischen Krieg er­ neut heimgesucht wurde, ging T. vorüberge­ hend nach Innsbruck und Füssen und an­ schließend 1552 nach Rom. 1553 erhielt er die Propstei Ellwangen und 1555 durch päpstliche Provision die Dompropstei in Würzburg. Im gleichen Jahr wurde der Augs­ burger Religionsfriede geschlossen, gegen dessen Bedingungen T. feierlichen Einspruch einlegte. Eine Anerkennung der Augsburgischen Konfession kam für ihn nicht in Frage. Noch vor Beendigung des Reichstages reiste T. nach dem Tod Julius’ III. nach Rom ab, doch fand die Wahl Papst Marcellus’ II. noch vor seiner Ankunft statt. Beim zweiten Kon­ klave, das durch den raschen Tod Marcellus’ erforderlich war, gab T. gegen den Willen des Kaisers seine Stimme Paul IV, der ihn an­ schließend zum Mitglied einer Reformkom­ mission ernannte. 1556-59 weilte T. in sei­ nem Bistum, um dann nach Beendigung des Augsburger Reichstages 1559 als Protector nationis Germaniae nach Rom überzusiedeln, wo er nach dem Tod Pauls IV sogleich am Konklave teilnahm. T., der selbst bei einem Wahlgang 13 von 40 Stimmen erhielt, gab sei­ ne Stimme dem späteren Pius IV. Diesen un­ terstützte er in der Wiederaufnahme des Trienter Konzils, bezog energisch Stellung ge­ gen die Gewährung des Laienkelchs, nahm aber persönlich nicht an den Sitzungen teil. 1563/64 begleitete er die beiden Söhne Kaiser Maximilians II., Rudolf und Ernst, nach Spa­ nien, wo sie am Hof Philipps II. erzogen wer­ den sollten. In den Jahren bis 1568 hielt T. sich im Bistum auf, abgesehen von einer kur­ zen Romreise zur Krönung Pius’ V, und wid­ mete sich der Vorbereitung des Augsburger Reichstages von 1566. Als Vorkämpfer für die katholischen Belange bemühte er sich um eine gemeinsame Haltung der katholischen Fürsten. T. konnte mit dem Verlauf zufrieden sein, ebenso mit dem Ergebnis der Dillinger Reformsynode. Erfolglos dagegen blieb seine Bewerbung um den Kölner Erzstuhl im glei­ chen Jahr. T. galt als Favorit des Papstes und des Kaisers, doch das Domkapitel entschied sich für S. v. (—>) Isenburg.

1568 begab sich T. wieder nach Rom, um sei­ nen Pflichten als Protector nationis Germa­ niae nachzukommen. Er tat es um so lieber, als sich das Verhältnis zu seinem Domkapitel, das seine Verschwendungssucht kritisierte, verschlechtert hatte. Schon von Jugend an hatte T. mehr Geld ausgegeben, als er besaß.

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Truchseß

Die zahlreichen Pfründen, die er anstrebte, sollten in erster Linie die Mittel für seine auf­ wendige Lebensführung und seine prunk­ volle Hofhaltung beschaffen. Er ließ seine Re­ sidenz in Dillingen und andere hochstiftische Schlösser prächtig herrichten, lud oft hoch­ adelige Gäste ein, legte großen Wert auf ein meisterhaftes Orchester, erwarb für den „Hei­ ligen Turm“ im Dillinger Schloß wertvolle Re­ liquien und für seine Sammlungen teure Ge­ mälde, u. a. von Tizian und dessen Schüler Lambert Sustris. Auch erwies er sich als groß­ zügiger Mäzen für Gelehrte und Künstler. T. finanzierte ferner gegenreformatorische Un­ ternehmungen, u. a. die Buchdruckerei und die Errichtung der Universität in Dillingen. Da die Eigenmittel nie ausreichten, nahm er beim Domkapitel, den Fuggern, zahlreichen geistlichen Herren in Schwaben und in Rom Kredite auf; außerdem versuchte er, hoch­ stiftische Güter zu veräußern. Das Domkapi­ tel erhob Einspruch, legte vergeblich Pläne zur Schuldentilgung vor und drohte schließ­ lich, ihn für regierungsunfähig erklären zu lassen und seine Absetzung zu fordern, da die Schulden eine Höhe von 200 000 Gulden erreicht hatten. Der Umzug von von Dillingen nach Rom im Jahre 1568 löste die Probleme von T. nicht; das geschah erst durch seinen Tod.

T. starb am 2. 4. 1573 in Rom. Er wurde in der Kirche der Anima beigesetzt. 1614 ließ Bi­ schof H. v. (—>) Knöringen seine Gebeine nach Dillingen überführen, wo sie bis 1646 in der akademischen Aula aufbewahrt und dann vor dem vorderen linken Seitenaltar der Studien­ kirche beigesetzt wurden. Ein geschnitztes Epitaph von 1657 erinnert an den reformeifri­ gen und romorientierten Renaissancefürsten. Sein Verdienst war es, dem weiteren Zerfall der alten Kirche im Bistum Augsburg Einhalt geboten und durch Errichtung der Universität Dillingen und deren Übergabe an die Jesuiten die Voraussetzung für eine geistige Erneue­ rung im schwäbischen Raum geschaffen zu haben. Literatur: E Siebert, Zwischen Kaiser und Papst. Kardinal Truchseß von Waldburg und die Anfänge der Gegenreformation in Deutschland (Berlin 1943). - E Zoepfl II, 173-463. - K. Pörnbacher, Reformator und Diplomat. Zum 400. Todestag des Kardinals Ot­ to Truchseß von Waldburg, in: JHVD 75 (1973) 141151. - A. Layer 201-208. - P. Rummel, Diözesan­ synoden, in: JVABG 20 (1986) 34^46. - M. B. Röß­ ner, Konrad Braun (ca. 1495-1563), ein katholischer Jurist, Politiker, Kontroverstheologe und Kirchenre­ former im konfessionellen Zeitalter (Münster 1991), Reg. - A. Schmid. - W. Brandmüller. - KDB Augs­ burg, Reg. Peter Rummel

Truchseß von Waldburg-Wolfegg, Johannes (seit 1628 Graf) von (1598-1644)

1627-1644 Bischof von Konstanz Johannes, Truchseß von Waldburg-Wolfegg, wurde am 26. 3. 1598 im elterlichen Schloß zu Waldsee als Sohn des Heinrich v. W. und der Maria Jakobe Gräfin von Zollern geboren. Einer seiner Onkel war (—►) Eitel Friedrich v. Hohenzollern-Sigmaringen, Domdekan und Dompropst in Köln, Obersthofmeister des Kölner Erzbischofs, später Kardinal und Bi­ schof von Osnabrück. Der Bruder Jakob Karl (+ 1661) wurde Präsident des Reichskammer­ gerichtes, später Domherr und Dompropst von Speyer und Domherr in Konstanz. T. be­ suchte 1608 das Jesuitenkolleg in Konstanz und studierte seit 1613 in Dillingen, viel­ leicht auch in Ingolstadt. 1615 immatrikulier­ te er sich in Köln und 1619 in Perugia. Am 1. 6. 1615 empfing er die Tonsur, am 11. 6. die niederen Weihen. Sein Großonkel, Philipp v. W. (t 1620), resignierte am 3. 6. 1615 sein Konstanzer Domkanonikat „in favorem“. Am 1. 7. verlieh der Papst es T. Dieser leistete am 20. 11. durch einen Prokurator die Adelspro­ be und erhielt die erste Posseß. Weitere Kanonikate erlangte er 1615 in Köln, 1616 in Mainz, 1621 in Köln St. Gereon und 1623 in Magdeburg sowie in Straßburg. In Konstanz wurde er 1622 zur Zweiten Posseß zugelas­ sen. Am 24. 7. 1622 empfing er die Diakonats­ weihe. Schon 1626 war er, unterstützt von der „Nobilistenpartei“ im Domkapitel, aus­ sichtsreicher Bischofskandidat. Er scheiterte jedoch am Luzerner Nuntius Alessandro Scappi, der eigens nach Konstanz gekommen war, um die „Doktoren“ im Domkapitel zu fa­ vorisieren. Bei der Wahl vom 23. 12. 1627 setzte sich T. jedoch durch. Noch am Wahltag unterzeich­ nete er die Kapitulation. Am 17. 3. 1628 ver­ lieh ihm Ferdinand II. die Regalien, am 10. 7. 1628 bestätigte ihn Papst Urban VIII. Da die Annaten und Kanzleigebühren innerhalb kur­ zer Zeit erneut fällig geworden waren, bean­ tragten Bischof und Domkapitel eine Redukti­ on. Mit Rücksicht auf die Armut des Hoch­ stiftes durfte T. die Pfründen an den Domstif­ ten Köln und Straßburg für drei Jahre beibehalten (1630 Verlängerung für weitere drei Jahre). Die Priesterweihe empfing er am 24. 6. 1628 in der Jesuitenkirche zu Konstanz, zum Bischof wurde er am 4. 2. 1629 in der Schloßkirche zu Wolfegg geweiht. In der Schloßkirche glaubte man größeren Schutz gegen die grassierende Pest zu haben. Durch ein Konkordat von 1629 konnte T. den langwierigen Rechtsstreit zwischen Bistum

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Truchseß - Tüngen und Haus Habsburg vorläufig beenden, über den seit mehr als drei Jahrzehnten verhandelt worden war. Den schnellen und für den Bi­ schof vorteilhaften Abschluß begünstigte das gute Verhältnis von T. zu Erzherzog (—») Leo­ pold von Österreich. Jedoch führte der Ver­ trag zu neuen Auseinandersetzungen.

1629 ernannte Kaiser Ferdinand II. T. zu ei­ nem der vier Kommissare, die im Schwäbi­ schen Reichskreis das Restitutionsedikt durchzuführen hatten. Dies nahm T. stark in Anspruch. Sich selbst konnte er das württembergische Kanonikerstift zum Heiligen Grab in Denkendorf bei Esslingen sichern. 1632 wurde der Bodenseeraum Schauplatz des deutsch-schwedischen Krieges. Die Schwe­ den plünderten 1632 die Residenz in Meers­ burg und belagerten 1633 Konstanz. Ein Bru­ der des Bischofs, Maximilian Willibald, kämpfte auf Seiten der Verteidiger. Das Kriegsereignis hatte einschneidende Folgen für das Konstanzer Archiv. Zwar gelang es, das Schriftgut rechtzeitig aus Konstanz zu bringen; wichtige und umfangreiche Teile fie­ len jedoch den Schweden in die Hände. Da diese ihre Beute weiterverkauften, wurde das Archiv in alle Richtungen zerstreut. Trotz al­ ler Bemühungen des Bischofs und seiner Nachfolger konnten 14 Kanzleibücher, rund 500 Pergamenturkunden und etwa 25 Akten­ faszikeln des Zeitraumes 1235-1633 nicht wiedererlangt werden. Sie blieben bis 1932 im Staatsarchiv Zürich. Heute befinden sie sich im Generallandesarchiv Karlsruhe (GLAK 82a). Zu den Jesuiten scheint T. enge Beziehungen unterhalten zu haben. 1637 stifteten er und sein Bruder Maximilian Willibald in deren Konstanzer Kirche zwei Altäre. Typisch für die Familie war der Kult des heiligen Hauses von Loreto. 1643 besuchte der Bischof den berühmten Wallfahrtsort. Kurze Zeit später, am 15. 12. 1644, starb er und wurde im Kon­ stanzer Münster beigesetzt. Literatur: H. Forst. - H. Günter, Das Restitutions­ edikt von 1629 und die katholische Restauration Altwirtembergs (Stuttgart 1901). - K. Gröber. - J. Vochezer III, 666-712. - K. A. Fink 305-308. - R. Reinhardt, Konstanz. - W. Eisele. - B. Ottnad, Die Archive der Bischöfe von Konstanz, in: FDA 94 (1974) 270-516, bes. 314-317. - P. L. Surchat, Scot­ ti. - K. Maier. - W. Seibrich, Gegenreformation als Restauration. Die restaurativen Bemühungen der Alten Orden im Deutschen Reich von 1580 bis 1648 (Münster 1991). - R. Reinhardt, in: HS 1/2, 427429. Andrea Polonyi

Tschuggli, Stephan (OP) (+ frühestens 1538) 1501 Ep. tit. Bellinensis 1501-1538 Weihbischof in Chur

* wahrscheinlich Stuben (Vorarlberg); Domi­ nikaner; 1491 als Konventuale zu St. Nicolai in Chur bezeugt; 1500 Generalprediger; 31. 3. 1501 Titularbischof von Beilinas und Weihbi­ schof in Chur; 12. 4. 1501 Konsekration in der Kirche S. Maria dell’Anima zu Rom; als Weihbischof der Bischöfe H. v. (—►) Hewen und P. (—>) Ziegler von Chur mehrfach be­ zeugt, zuletzt am 8. 8. 1538; blieb nach dem Weggang von Bischof Ziegler 1524 in Chur und nahm am 8./9. 1. 1526 an der Disputation von Ilanz teil. Literatur: O. Clavadetscher, in: HS 1/1, 510. Pierre Louis Surchat

Tubenflug (Dubenflogk), (t frühestens 1476)

Burkhard

(OP)

1471 Ep. tit. Sebastensis 1471-1473 Generalvikar des Bischofs von Chur und Weihbischof 1473-1476 Weihbischof in Konstanz

Dominikaner in Zürich; 1458 Student in Er­ furt, Mag. theol.; Konventuale, dann Prior in Zürich; 1469 Prior zu St. Nicolai in Chur; auf Intervention des Züricher Rates 1471 Weihbi­ schof in Chur; 18. 9. 1471 Titularbischof von Sebaste; als Weihbischof und Generalvikar in Chur vom 17. 10. 1471 bis 1473 bezeugt; 1473-76 auch als Weihbischof in der Diözese Konstanz nachgewiesen; 1475 in Chur resi­ dierend; im Oktober 1476 auf Grund eines Vertrages zwischen Papst und Kaiser seines Amtes enthoben. Literatur: O. Clavadetscher, in: HS 1/1, 509. - H. Tüchle, in: HS 1/2, 513. Pierre Louis Surchat

Tüngen, Nikolaus von (+ 1489)

1467-1489 Bischof von Ermland Nikolaus von Tüngen wurde als Sohn einer Bürgerfamilie im ermländischen Wormditt geboren. Seine Eltern Hermann und Veronika nannten sich nach dem bei Wormditt gelege­ nen Gut Tüngen. 1455 ist T. als Rotanotar, 1458 als päpstlicher Kanzleischreiber, 1463 als Abbreviator, 1467 auch als Reskribendar sowie zwischen 1459 und 1467 gelegentlich als Prokurator belegt. Bis 1470 residierte T. in Rom. Am 24. 11. 1458 verlieh ihm der Papst

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Tüngen - Tulbeck

die Exspektanz auf ein Kanonikat in Wloclawek und am 4. 3. 1459, obwohl T. bereits ermländischer Domherr war, ein weiteres Domka­ nonikat in Breslau; 1466 wurde T. Domde­ chant von Ermland. Am 10. 8. 1467 wählte ihn das Domkapitel einstimmig zum Bischof. Obwohl der Zweite Thorner Friede (1466) nichts am Wahlrecht des ermländischen Ka­ pitels geändert hatte, nahm der polnische Kö­ nig Kasimir, wie er es in den Bistümern der Krone gewöhnt war, auch in dem seiner Schirmherrschaft unterstellten Bistumsland das Nominationsrecht in Anspruch. Seine Wahl fiel auf den Bischof von Kulm und Ad­ ministrator von Pomesanien, W. (—>) Kielbasa. Papst Paul II. bestätigte jedoch nach gründli­ cher Prüfung am 4. 11. 1468 den Elekten des Kapitels, T. Dieser wurde daraufhin in Rom konsekriert. König Kasimir gab jedoch seinen Widerstand gegen ihn nicht auf und ließ das Bistumsland gegen Ende 1469 militärisch be­ setzen. Seit Mitte 1470 versuchte T. vergeb­ lich, von seiner Diözese Besitz zu ergreifen. Am 3. 7. 1471 forderte Papst Paul II. ihn auf, seine Bemühungen aufzugeben, und Sixtus IV. transferierte ihn am 26. 7. 1471 nach Kam­ min, während er die Diözese Ermland am 16. 12. 1471 dem Gnesener Archidiakon und kö­ niglichen Sekretär Andrzej Oporowski ver­ lieh. T. widersetzte sich dieser Entscheidung und betrieb seit Mai 1472 von Livland aus, wohin er geflohen war, mit Waffengewalt die Eroberung seines Bistumslandes. Verträge mit dem ungarischen König Matthias Corvinus (1474) und mit Hochmeister Martin Truchseß von Wetzhausen (1476/77) sicherten für eini­ ge Zeit den Frieden. Ende Juni 1478 begann der Deutsche Orden erneut den Krieg gegen Kasimir, der seinen Gegenangriff vornehm­ lich gegen das Ermland richtete. T. mußte sich unterwerfen und im Petrikauer Vertrag vom 15. 7. 1479 für sein Bistumsland eine er­ hebliche Einschränkung der staatsrechtlichen und politischen Selbständigkeit hinnehmen. Die Bindung des Ermlandes an die Krone Po­ len wurde verstärkt, ein Wechsel der Schirm­ herrschaft für die Zukunft fast unmöglich ge­ macht. Außerdem schränkte der Vertrag die Wahlfreiheit des Domkapitels ein, da dieses verpflichtet wurde, in Zukunft nur eine dem polnischen König genehme Person zum Bi­ schof zu wählen. Durch die Thorner Konföde­ ration mit den Ständen des Königlichen Preu­ ßen von 1485 versuchte T. die Erhaltung der Privilegien der ermländischen Kirche sicher­ zustellen. 1487 erwarb König Kasimir auch das Recht der Nomination für die Frauenburger Kanonikate, doch erreichte T. 1488 bei Papst Innozenz VIII. dessen Aufhebung.

T. war neben der Bewahrung der ermländi­ schen Privilegien um den Wiederaufbau und die neue Ausstattung der im Krieg zerstörten Kirchen, besonders des Frauenburger Domes, besorgt. An ihm förderte er durch Stiftungen den Gottesdienst. Die Förderung der Bildung des höheren Klerus spiegelt sich in den Kapi­ telsstatuten, die unter T. Gesetzeskraft erlang­ ten. Danach wurde von den Domherren ein akademischer Grad verlangt. Bevor T. seinen sorgfältig ausgearbeiteten Plan der Resignati­ on verwirklichen konnte, mit dem er die Be­ stellung eines Nachfolgers durch den Papst unter Umgehung des Petrikauer Vertrages an­ strebte, starb er am 14. 2. 1489 in Heilsberg. Er wurde im Dom zu Frauenburg beigesetzt. Literatur: A. Eichhorn, Bischofswahlen 149-170. Das Testament des Bischofs Nikolaus von Tüngen vom 24. 1. 1489, in: PDE 9 (1877) 117-119. - E Hip­ ler, Grabstätten 310f. - M. Toeppen I. - H. Schmauch, Watzenrode 66-70. - Ders., Staatsrecht­ liche Verhältnis. - Ders., Tüngen. - Ders., Kirchenpolitische Beziehungen 273-275. - E. Joachim-W. Hubatsch I, II, Reg. - G. Matern. - Akta stanow I, II. - E. Weise III. - Poschmann, in: APB 2 (1967) 472. T. Pawluk, Podstawy 218-225. - T. Oracki II, 190f. - A. Szorc, Dominium 82f. - Ders., Dzieje 34f. - Ch. Schuchard 49, 65-67. Hans-Jürgen Karp

Tulbeck, Johann (+ 1476) Generalvikar des Bischofs von Freising 1453-1473 Bischof von Freising

seit 1430

Johann Tulbeck stammte aus einer Münchner Patrizierfamilie. Sein Vater war der Gold­ schmied Hans T. Zusammen mit seinem Vor­ gänger J. (—►) Grünwalder studierte T. in Wien und erwarb das Lizentiat im Kirchenrecht. Er erwarb Pfründen im Domkapitel von Frei­ sing, an der Liebfrauenkirche in München (Pfarrer 1436) und am Stift St. Veit in Freising (Propst 1428). 1430 wurde er Generalvikar in Freising, 1437 Rat des oberbayerischen Her­ zogs Ernst, 1456 Rat Herzog Ludwigs des Rei­ chen von Niederbayern. Die Auseinanderset­ zungen zwischen Bischof N. della Scala und seinem Kontrahenten J. Grünwalder schwäch­ ten die Stellung T.s vorübergehend. Als Grün­ walder im Dezember 1452 überraschend in Wien starb, wählte das Freisinger Domkapitel zu Beginn des Jahres 1453 einstimmig „per inspirationem“ T. zum Nachfolger. Am 9. 3. erhielt er die päpstliche Konfirmation und im Oktober die Regalien. Als Klosterreformer stand T. in der Tradition seines Vorgängers. Er bemühte sich im Zusammenwirken mit

Tulbeck - Turzo den bayerischen Herzögen besonders um die Klöster der Mendikanten. Auch um den Kir­ chenbau, insbesondere um die Freisinger Ka­ thedrale und den Neubau der Frauenkirche in München, erwarb er sich Verdienste. Das Ende seiner Regierungszeit war von den Inva­ sionen der Türken überschattet, welche die in Österreich gelegenen Güter des Hochstiftes schmerzlich trafen.

Schon 1469 hatte Herzog Albrecht IV. ver­ sucht, T. zur Resignation zu bewegen und zu­ gunsten seines Bruders Herzog Wilhelm den Freisinger Bischofsstuhl zu räumen. Der Wi­ derstand des Domkapitels und des Papstes vereitelte diesen Plan, doch trat T. 1473 zu­ rück, nachdem mit S. v. (—>) Tannberg ein dem Kapitel genehmer Nachfolger gefunden war. Im Bereich der Hochstiftsverwaltung rühmten die Zeitgenossen T.s Sparsamkeit und sein Einschreiten gegen räuberische Ban­ den. Er bestätigte die Gewerbeordnung für die Mittenwalder Flößer, bewilligte 1455 den Garmischern eine Taverne, eine Fleischbank und einen Laden und erwarb 1472 die von seinem Vorgänger verpfändete Herrschaft Ul­ merfeld in Österreich für das Hochstift zu­ rück. Der spätmittelalterliche Antisemitismus schlug sich auch in der Regierung T.s nieder: 1464 berief er im Auftrag des Kaisers ein gro­ ßes Judengericht nach Freising ein. Über des­ sen Verlauf und Ergebnis fehlen eingehende­ re Nachrichten. Nach seiner Resignation ver­ blieben T. noch drei Lebensjahre, die er in München verbrachte. Er starb am 20. 5. 1476. Sein Grab fand er in der dortigen Frauenkir­ che; das Epitaph ist erhalten. Literatur: J. Maß 317-329. -H. Glaser 79, 85, 96. Egon Johannes Greipl

Turzo (Thurzo), Johannes (1466-1520) 1503-1506 Koadjutor des Bischofs von Breslau 1506-1520 Bischof von Breslau Johannes Turzo wurde am 16. 4. 1465 oder 1466 zu Krakau als Sohn des Johannes T. (+ 1508) und der Ursula Bem geboren. Von sei­ nen Brüdern wurde Stanislaus (—>) T. Bischof von Olmütz. Die deutschstämmige Familie des Vaters war in Oberungarn durch Bergbau und Fernhandel zu großem Reichtum aufge­ stiegen und 1463 nach Krakau übergesiedelt. Dem städtischen Patriziat angehörend, unter­ hielt sie verwandtschaftliche und wirtschaft­ liche Beziehungen zu den Fuggern. T.s Vater war hochgebildet und sprachkundig, ein

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Liebhaber von Wissenschaft und Kunst und ein Hauptgeldgeber für den Marienaltar des Veit Stoß in Krakau. T. studierte seit 1478 in Krakau (1484 Bacc., 1487 Mag.), danach in Italien, wo er 1490 in Padua den Grad eines Dr. decr. erlangte. Nach der Rückkehr war er 1498/99 Rektor der Uni­ versität Krakau. Dank der Zielstrebigkeit sei­ nes Vaters erlangte er seit 1492 ein Kanonikat in Glogau sowie Domkanonikate in Gnesen (Scholastikus) und Posen. 1500 vertauschte er das Gnesener Kanonikat mit dem Breslauer Domdekanat. Er war ferner Domkustos in Kra­ kau.

1501 wurde T. päpstlicher Kollektor für den Peterspfennig im Königreich Polen und in der Kirchenprovinz Gnesen. Außerdem be­ auftragte ihn der polnische König Johann Al­ brecht wiederholt mit diplomatischen Mis­ sionen. Die eigentliche Stunde T.s schlug, als er 1502 gegen den anfänglichen Widerstand des Breslauer Domkapitels und der schlesi­ schen Fürsten unter massivem Einsatz von Geld und familiären Beziehungen von dem alternden Bischof J. v. (—>) Roth als Koadjutor angenommen wurde. Die päpstliche Bestäti­ gung erfolgte am 27. 7. 1503. Ein Jahr später wurde im kolowratschen Vertrag festgelegt, daß künftig kein Landesfremder mehr Bischof von Breslau werden solle. Mit dem Tode Roths (21. 1. 1506) trat T. die Nachfolge an. Die Konsekration erteilte ihm sein Bruder Stanislaus am 22. 3. 1506 im Breslauer Dom.

T. übernahm zusammen mit seinem Bruder in Böhmen, Mähren und Schlesien das Sam­ meln der für den Neubau von St. Peter in Rom bestimmten Ablaßgelder. 1507-09 war er Oberlandeshauptmann von Schlesien. T. schien dem Domkapitel nach den Erfahrun­ gen mit dem altersstarrsinnigen Roth die Ge­ währ für eine gedeihliche Zusammenarbeit zu bieten. Auf vier Diözesansynoden suchte er das kirchliche Leben und das Schulwesen zu fördern. Als Landesherr beteiligte er sich am Aufbau des Bergwerks- und Hüttenwe­ sens. In Neisse und Breslau ließ er kostspieli­ ge Bauten errichten, die verfallene Burg Jo­ hannesberg bei Jauernig durch einen Schloß­ bau ersetzen und als Sommerresidenz her­ richten. Die Domkirche erhielt einen kost­ baren Reliquienschrein und ein neues Kup­ ferdach. Trotz mancherlei religiöser Einzel­ maßnahmen war T. jedoch vor allem Huma­ nist und Mäzen. Er besaß eine beachtliche Bi­ bliothek und eine Gemäldesammlung. Sein Domkapitel drängte ihn wiederholt, seine aufwendige Hofhaltung aufzugeben und ein geistlicheres Leben zu führen, hatte damit

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Turzo

aber keinen Erfolg. Die in seinen letzten Amtsjahren einsetzende reformatorische Be­ wegung verfolgte der für geistliche Entwick­ lungen aufgeschlossene T. mit Interesse. So schickte er 1519 einen seiner engen Mitarbei­ ter zum Studium nach Wittenberg. Eine Opti­ on für die theologischen Anliegen Luthers läßt sich daraus jedoch nicht ableiten. T. starb am 2. 7. 1520 zu Neisse. Er wurde im Breslau­ er Dom beigesetzt. Quellen: DAB IA 2a (Regesten). Literatur: G. Bauch, Johann V. Turzo und Johann Hess. Mit brieflichen Beilagen, in: ZVGS 36 (1902) 193-224. - G. Zimmermann 541f. - H. Jedin, Bi­ schofswahlen 167f. - H. Hoffinann-K. Engelbert. K. Engelbert, Die Anfänge der lutherischen Bewe­ gung in Breslau und Schlesien, in: ASKG 18 (1960) 125-208. - J. Sawicki 212-230. - J. J. Menzel, in: NDB 10 (1974) 482-483. - A. Sabisch 17-34. - J. Gottschalk 195f. - W. Marschall 53-58. Jan Kopiec

Turzo (Thurzo) von Bethlenfalva, Stanislaus (ca. 1470-1540) 1497-1540 Bischof von Olmütz Nach dem Rücktritt des Olmützer Bis­ tumsadministrators J. (—>) Filipec wählte das Domkapitel 1490 einstimmig den böhmi­ schen Humanisten Bohuslaus Hassenstein von Lobkowitz zum Bischof. Dieser war 1462 geboren, hatte in Bologna und Ferrara 147582 Theologie und Recht studiert (Dr. iur. utr.), wurde 1483 Propst von Wyschehrad, 1487-90 am Hof König Wladislaws Geheimschreiber und unternahm mehrere Bildungsreisen. Als Kenner der griechischen und lateinischen Li­ teratur pflegte er in zeit- und gesellschaftskri­ tischen, politischen („De re publica“) und moralphilosophischen Schriften die humani­ stische Sprachkultur und unterhielt ab 1503 auf seiner Burg Hassenstein, wo er eine be­ achtliche Bibliothek zusammentrug, einen humanistischen Gelehrtenkreis bis zu seinem Tode 1510. Trotz der Bitte von König und Ständen um Bestätigung Hassensteins hielt Innozenz VIII. an seinem Provisionsrecht fest und rief die Lehensleute des Bistums am 15. 11. 1490 auf, den von ihm zum Administrator ernannten Kardinal Ardicino della Porta an­ zunehmen. Nachdem dieser auf seine Ämter verzichtet hatte und in ein Kloster eingetre­ ten war, empfahlen Kaiser Friedrich III. und König Wladislaw Papst Alexander VI. erneut Hassenstein als den für das Bistum geeignet­ sten Kandidaten; auch der Trienter Bischof U. v. (—►) Lichtenstein verwendete sich für ihn. Alexander VI. verlieh das Bistum jedoch

stattdessen seinem Nepoten und Bischof von Monreale Juan Borgia, den er am 31. 8. 1492 alsbald nach der Papstwahl zum Kardinal er­ hoben hatte, am 8. 2. 1493 zur Administra­ tion. 1494 erhielt Borgia überdies noch das Bistum Ferrara. In dieser Zeit der abwesen­ den Administratoren wurde das Bistum fak­ tisch vom Domkapitel verwaltet, insbesonde­ re von dem aus Bayern stammenden Domde­ kan Konrad Altheimer. König und Domkapi­ tel betrieben die Bestätigung ihres Kandida­ ten weiter, stellten dem Papst den religiösen Zustand Mährens sowie die Nachteile für das Bistum aus der Verwaltung durch auswärtige und abwesende Bischöfe und die Vorteile ei­ ner Bestätigung Hassensteins dar, jedoch ohne Erfolg. Darauf verzichtete dieser und empfahl dem Kapitel, seine Bestätigung nicht weiterzuverfolgen. Das Kapitel beauftragte schließlich den aus Italien zurückgekehrten jungen Domherrn Stanislaus Turzo von Bethlenfalva damit, in Rom den Verzicht Borgias und die Rückgabe des Bischofswahlrechts zu erreichen. Nach langwierigen Verhandlungen, die T. mit Zä­ higkeit, Beredtsamkeit und den nötigen Fi­ nanzmitteln betrieb, gelang es ihm, den Rück­ tritt des Administrators und die Anerken­ nung des Wahlrechts durchzusetzen. Da die erste Wahl vom Papst für nichtig erklärt wor­ den war, wählte das Kapitel nun T. selbst noch während seiner Abwesenheit in Rom am 30. 1. 1496 zum Bischof. Am 30. 1. 1497 erfolgten der Verzicht Borgias gegen eine Jah­ resrente von 500 Dukaten sowie die päpstli­ che Konfirmation des Gewählten. T. stammte aus einer Familie, die im oberun­ garischen Bergbau und im Fernhandel reich geworden war. Sein Vater Johann T. v. Beth­ lenfalva war wegen geschäftlich-politischer Konflikte nach Krakau gezogen und hier auch Bürgermeister geworden. T.s Brüder und Ver­ wandte hatten in Ungarn hohe Ämter am Hof und in der Bergbau Verwaltung inne. Der älte­ re Bruder J. (—>) Turzo, den T. selbst konse­ krierte, war 1506-20 Bischof von Breslau, ein Vetter Bischof von Großwardein, ein Neffe Bi­ schof von Neutra.

T. wurde 1470 in Krakau geboren und am Hof des Königs Matthias in Buda erzogen. Er stu­ dierte 1485 in Krakau und dann in Padua Theologie und die Rechte und erlangte den Grad eines Dr. decr. Nach seiner Rückkehr wurde er Domherr in Krakau und in Olmütz und sofort mit jenem schwierigen diplomati­ schen Auftrag in Rom betraut, der ihn bereits als guten Diplomaten auswies. Als Bischof war er in moralischer Hinsicht, als Förderer

Turzo des Humanismus und in der geistlichen so­ wie ökonomischen Verwaltung seines Bis­ tums tadellos. Bereits am 3. 5. 1498 berief er eine Diözesansynode nach Wischau (Vyskov) ein, die ältere Synodalbeschlüsse bestätigte, aber zur Hebung der Religiosität in Klerus und Volk auch neue Bestimmungen über Meßfeier, Brevier, Sakramentenempfang und religiöse Unterweisung erließ. T. ließ sogleich in Brünn und Nürnberg die Statuten, eine Agende, ein Missale sowie ein Psalterium des Olmützer Ritus drucken (1498/99). Der Anhe­ bung des Niveaus des Klerus sollten auch die 1501 dem Domkapitel gegebenen Statuten dienen, die nach Breslauer Vorbild u. a. als Voraussetzung für ein Kanonikat die Promo­ tion oder das Lizentiat vorschrieben. Das Ol­ mützer Domkapitel wurde unter T. zu einem geistigen Zentrum. 1515/16 baute T. mit Hilfe von Ablaßgeldern den gotischen Chor der Ka­ thedrale aus.

Auch für die Verwaltung sowie für die recht­ liche und wirtschaftliche Konsolidierung des Bistums unternahm T. wichtige Schritte. Er ordnete seine Kanzlei durch Anlage von Kopialbüchern, Registern und eines Liber erectionum et fundationum. Einen gefährlichen Grenz- und Rechtskonflikt mit Herzog Kasi­ mir von Teschen, der ein bischöfliches Le­ hensgut innehatte, löste er 1522 in einem Ver­ trag, der den Herzog vom Lehensgericht be­ freite, sein Lehensverhältnis jedoch fixierte. Um 1526 faßte er das Olmützer bischöfliche Lehensrecht zusammen und ließ es im Druck veröffentlichen; in erweiterter Form publi­ zierte er es wieder 1538, als er auch das Land­ recht drucken ließ. Kremsier war seitdem ständiger Sitz des bischöflichen Lehenshofes und des jährlich zusammentretenden Lehens­ gerichts. Das umstrittene Rechtsverhältnis zwischen Ständen und Land Mähren einer­ seits, Bischof und seinen Lehensleuten ande­ rerseits vermochte T. 1531 vertraglich zu sei­ nen Gunsten zu präzisieren: Die bischöfli­ chen Lehensleute und -güter waren nur dem Bischof und seinem Lehensgericht, nicht dem Land und Landrecht unterworfen. Ob­ wohl im Herrenstand integriert und erstes Mitglied des Landrechts und des Landtags, dessen Beschlüssen er nach dem Tobitschauer Rechtsbuch des 15. Jh.s auch zustimmen und so immer in der Einheit mit dem Land bleiben mußte, war der Olmützer Bischof dennoch nicht dem Landrecht, sondern un­ mittelbar dem König von Böhmen unterstellt. Er bildete mit den Lehensgütern somit gleich­ sam ein Fürstentum im Land Mähren, wenn auch die Bischöfe seit der hussitischen Revo­ lution den ehemaligen Fürstentitel nicht

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mehr verwendeten. T. löste manche ver­ pfändeten Bischofs- und Kapitelsgüter wie­ der ein, so etwa die Herrschaft Hochwald und vor allem um 1499 mit Hilfe seines Vaters und König Wladislaws die Stadt Kremsier, die er samt dem Schloß in für Mähren vor­ bildlichem Renaissancestil baulich erneuerte. Den Olmützer Bischofspalast verlegte er an die heutige Stelle. König Ludwig verlieh dem Bischof und der Olmützer Kirche 1523 das einträgliche Bergbauregal. In dem gemischtkonfessionellen Land, in dem sich seit Ende des 15. Jh.s auch die Ge­ meinden der Böhmischen Brüder auf adeli­ gen Herrschaften auszubreiten begannen, mußte T. deren Expansion einzudämmen und die katholischen Gemeinden zu festigen ver­ suchen. So rief er päpstliche Hilfe an. Alexan­ der VI. bestellte daraufhin 1498/99 als Lega­ ten den Propst der Klosterneuburger Augusti­ nerchorherren und kaiserlichen Hofkaplan Ja­ kob Pamperl sowie den Dominikaner, Gene­ ralinquisitor und Autor des „Hexenham­ mers“ Heinrich Institoris. Institoris wirkte bis 1502 in Mähren mit dem Auftrag, zusammen mit Bischof, Adel und der Stadt Olmütz die Ausbreitung der Waldenser zu verhindern, häretische Schriften aufzuspüren und zu ver­ nichten sowie die Bücherzensur und die bi­ schöfliche Druckerlaubnis durchzusetzen. Trotz eifriger Predigten des Inquisitors, einer Disputation mit dem Leitomischier BrüderSenior Laurentius Krasonicky und dem Druck seiner Predigten war der Aktion kaum Erfolg beschieden, da die Brüder unter dem Schutz des Adels sich in einer Phase selbst­ bewußten Aufschwungs befanden. Auf dem mährischen Landtag im Juli 1505 erwirkte T. zwar die Verbrennung ihrer Schriften, aber dieser Beschluß blieb ebenfalls folgenlos. Auf dem Prager Landtag von 1508 betrieb er zu­ sammen mit Filipec als königlicher Kommis­ sar die Durchsetzung des sog. St.-Jakobs-Man­ dats, das die Brüdergemeinden verbot und bis ins 17. Jh. immer wieder als Grundlage für deren Vertreibung diente. Schließlich moti­ vierte T. den jungen Humanisten Jakob Zieg­ ler dazu, 1512 eine in Leipzig erschienene Po­ lemik gegen die Brüder zu schreiben, und zwar als Erwiderung auf deren vom BrüderSenior Lukas verfaßte, in Nürnberg gedruckte lateinische Confessio. Zehn Jahre später bil­ dete das Hauptproblem für das Olmützer Bis­ tum nicht mehr die Brüderunität, sondern die Ausbreitung der lutherischen Reformation in bis dahin katholischen, deutschsprachigen Gegenden und königlichen Städten, vor allem in Iglau und Olmütz. Gegen den in Iglau sehr erfolgreichen lutherischen Prediger Dr. Pau-

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Turzo

lus Speratus, vormals Würzburger Hofpredi­ ger, erwirkte er 1523 einen königlichen Haft­ befehl; Speratus wurde schließlich des Lan­ des verwiesen. Auf dem Prager Juli-Landtag 1524, der vor allem Religionsangelegenheiten behandelte, drängte er als königlicher Ge­ sandter auf Vereinigung der utraquistischen mit der katholischen Kirche und auf Einhal­ tung des Verbots der Böhmischen Brüder, das er nun auch auf die Lutheraner und ihre An­ hänger unter den Utraquisten bezog. Damit stieß er jedoch auf den Widerstand der böh­ mischen Stände. 1525 erwirkte er einen allge­ meinen königlichen Erlaß gegen die Luthera­ ner. Seit 1527 bildeten überdies die Täufer in Mähren neue Gemeinden. Als es auf dem Znaimer Landtag 1528 um deren Verbot ging, ließ T. den Wiener Bischof J. (—>) Fabri gegen sie predigen. Zur selben Zeit ging er mit ei­ nem Ketzerprozeß gegen seinen zur Reforma­ tion übergetretenen Weihbischof M. (—>) Göschl vor. Einige Jahre später wirkten sogar in Olmütz unter dem Schutz des Rates luthe­ rische Prediger. Deren Tätigkeit versuchte T. ohne nachhaltigen Erfolg zu verhindern. Politische Funktionen übte T. in enger Ver­ bindung mit den böhmischen Königen Wla­ dislaw und Ludwig aus. Fast regelmäßig stand er an der Spitze der königlichen bevoll­ mächtigten Gesandtschaft auf den böhmi­ schen Landtagen, wo er die Interessen des Königtums zu vertreten und die Konflikte zwischen den böhmischen Ständeparteien auszugleichen hatte. 1509 krönte er König Ludwig in Prag, 1522 dessen Gemahlin Maria und ebenso am 24./25. 2. 1527 Ferdinand I. und Königin Anna, da er in der Prager Kir­ chenprovinz damals der einzige Bischof war. Auch Ferdinand I. erwies er wertvolle politi­ sche Dienste.

Der mährische Humanismus entwickelte sich unter T. zu seiner Hochblüte. Konrad Celtis hatte 1497 in Wien die „Sodalitas litteraria Danubiana“ begründet, an der auch Mährer und Böhmen beteiligt waren. Von diesem Vorbild angeregt, etablierte sich 1502/03 in Olmütz auf Initiative der Celtisschüler und Domherren Gregor Nitsch und Martinus Sinapinus eine „Sodalitas Maierhoviana“ oder „Sodalitas Marcomannica“. Eine Vorausset­ zung für die Entfaltung dieses Humanisten­ kreises war es, daß T. auf die Gewinnung ge­ bildeter Domherren achtete. Seine Residenz wurde zum Mittelpunkt humanistischer Ge­ lehrsamkeit und zu einem Scharnier humani­ stischer Kontakte in Ostmitteleuropa zwi­ schen Buda, Wien und Krakau. Unterstützt vom Mäzenatentum T.s waren die Träger des

mährischen Humanistenkreises vor allem das Domkapitel, aber auch Olmützer Bürger. Ne­ ben den genannten Domherren und den Hu­ manisten Stephanus Taurinus und Georgius Sibutus (Daripinius) gehörten nämlich zu dem Olmützer Kreis der bischöfliche Kanzler und spätere Bischof J. (—>) Dubravius, Weih­ bischof Göschl, Dompropst Wenzel von Welhartitz, die Domkapitulare Johannes von Zvole, Thomas Rothansel und Andreas Stöberl (Ctibor) sowie vor allem dessen über alle herausragender Neffe Augustinus Moravus (Käsenbrod, 1467-1513). Dieser hatte in Ita­ lien Theologie, die Rechte (Dr. iur. utr.) und die Humaniora studiert, wurde Sekretär Kö­ nig Wladislaws und mit dessen Unterstüt­ zung als Laie Propst, dann auch Dekan des Olmützer Kapitels, später auch Propst des St.-Peters-Kapitels von Brünn. Als humanisti­ scher Autor war er der fruchtbarste des Ol­ mützer Kreises, der sonst - einschließlich T.s selbst - eher vermittelte und förderte und dem mährischen Schulwesen Impulse gab. Von außen standen mit dem Olmützer Kreis weitere Humanisten in Verbindung, so Ca­ spar Ursinus Velius und der Breslauer Bi­ schof Turzo sowie die Böhmen Bohuslaus Hassenstein von Lobkowitz und Jan Slechta von Vsehrd. Während diese Phase des älteren T.-Kreises überwiegend von Schülern und Freunden des Celtis und von den Verbindun­ gen zu den Humanistenzentren Buda und Wien geprägt war, orientierte sich der jüngere Kreis um T. nach dem Tod von Celtis und Kä­ senbrod stärker am nördlichen Humanismus und am Vorbild des Erasmus, mit dem T. 1521 auch persönlich in Korrespondenz trat. Als Humanist, Jurist und als erfahrener Di­ plomat und Verwalter trug T. in seinem außer­ gewöhnlich langen Episkopat Beträchtliches bei zur rechtlich-politischen Stabilisierung und zur geistigen Hebung des Niveaus und des Ansehens seines Bistums. Dagegen ver­ mochte er den quantitativen, wirtschaftlichen und geistlichen Niedergang seines Pfarr- und Ordensklerus nicht zu verhindern. Infolge des starken politischen Gewichts der mähri­ schen Stände war er, trotz gegenteiliger Be­ mühungen, machtlos gegenüber der wachsen­ den konfessionellen Aufsplitterung des Lan­ des. T. starb am 17. 4. 1540 in Olmütz. Er wurde in der Cyrill-und-Method-Kapelle der Olmützer Kathedrale bestattet, die er als Be­ gräbnisstätte hatte errichten lassen. Literatur: G. Wolny 63-67. - G. Wenzel, Thurzo Zsigmont, Jänos, Szaniszlo es Ferencz - negy egykorü püspök [Siegmund, Johann, Stanislaus und Franz Thurzo - vier gleichzeitige Bischöfe] (Buda­ pest 1878). - Ch. d’Elvert, Erzbistum 21-32, 209,

Turzo - Tylicki 307. - K. Wotke 337-388. - V. V. Tomek X, XI. OSN 25 (1906) 928. - E Hrejsa, Dejiny IV. - J. Matz­ ke 58-64. - H.-B. Harder-H. Rothe 29-53. - J. Val­ ka, Dejiny 195-198. -1. Hlobil-E. Petrii 129-150. P. Wörster 30-98. Winfried Eberhard

Tylicki, Piotr (1543-1616) 1595-1600 1600-1604 1604-1607 1607-1616

Bischof von Kulm Bischof von Ermland Bischof von Wloclawek Bischof von Krakau

Piotr Tylicki stammte aus einer nicht sehr wohlhabenden polnischen Adelsfamilie des Preußenlandes, die sich vermutlich nach dem Gut Tillitz im Kulmerland nannte. Er wurde in Kowale in der Nähe von Wloclawek gebo­ ren, wo sein Vater Andrzej Dorfschulze war. Nach dem Studium der Rechte an der Krakau­ er Akademie stieg er in der königlichen Kanz­ lei unter Stefan Bathory zum Sekretär auf und erhielt Kanonikate in Przemysl, Plock, Gne­ sen, Posen, Krakau, Sandomir, Warschau und Ermland (3. 7. 1584); außerdem war er Scholaster in Leczyca. König Sigismund III. er­ nannte ihn 1591 zum Referendar der Krone und nominierte ihn 1595 zum Bischof von Kulm. Die Verleihung durch Clemens VIII. er­ folgte am 17. 7., die Bischofsweihe empfing T. im Oktober in Krakau. Er führte auch den Ti­ tel: perpetuus episcopatus Pomesaniensis ad­ ministrator.

T. förderte die Bernhardiner in Löbau, gab dem Domkapitel in Kulmsee 1599 neue Statu­ ten und errichtete ein fünftes Kanonikat. Von Sigismund III. 1598 zum Unterkanzler er­ nannt, war T. bei der Sedisvakanz des ermlän­ dischen Bischofsstuhls nach dem Weggang

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von A. (—>) Bathory mit der Zusammenstel­ lung der Kandidatenliste nach den Bestim­ mungen des Petrikauer Vertrages von 1512 be­ faßt, auf der er an erster Stelle stand. Das erm­ ländische Kapitel postulierte T. als seinen Wunschkandidaten am 5. 6. 1600, Clemens VIII. bestätigte die Postulation am 7. 10. T. übernahm sein Amt im April 1601. Während seiner häufigen Abwesenheit über­ ließ T. die Verwaltung der Diözese dem Dom­ kantor Jan Pisinski, der für die Visitation der Dekane ein Formular entwarf, das lange im Gebrauch war. T. gab der Kongregation der Katharinerinnen 1602 eine neue Regel. Der Statusbericht, den er 1604 nach Rom sandte, ist der erste von 21 erhaltenen Berichten aus dem 17. und 18. Jh. T. verließ am 9. 8. 1604 die Diözese Ermland, nachdem er vom König im Oktober 1603 zum Bischof von Wloclawek nominiert worden war. Am 19. 1. 1607 wurde er schließlich nach Krakau transferiert.

Den beiden preußischen Heimatdiözesen blieb T. stets verbunden. In Krakau stiftete er Stipendien für die dort studierenden Ermländer; 1615 errichtete er zusammen mit seinem Bruder die Tylickikapelle in der Thorner Do­ minikanerkirche; in seinem Testament be­ dachte er den Frauenburger Dom mit 14 Tep­ pichen und 500 Gulden. T. starb am 13. 7. 1616 in Krakau und wurde im Dom beigesetzt. Literatur: A. Eichhorn, Bischofswahlen 373-383. E Hipler, Grabstätten 322f. - C. P. Woelky 417f. - E. Brachvogel, Bildnisse 557. -H. Schmauch, Pomesa­ nien 121. - Ders., in: APB 2 (1967) 750. - A. Szorc, Relacje. - E.-M. Wermter, Katharinenschwestern 52-82. - R. Bodariski, Dzieje 152f. - T. Oracki II, 192f. — J. Dygdala.

Hans-Jürgen Karp

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Überacker - Unkel

u Überacker (Vberäcker, Ubbiracker, Überekker), Georg (t 1477)

1452-1477 Bischof von Seckau

Georg „Vberäcker de Vberspergkh“ entstamm­ te dem bayerisch-salzburgischen Geschlecht der Ü., die als Ministerialen der Bayernherzö­ ge und Herren von Rohr auch in Kärnten, der Steiermark sowie in Oberösterreich begegnen. 1433 immatrikulierte Ü. sich an der Universi­ tät Wien. Der Matrikel zufolge stammte er wohl aus Übersberg in Kärnten (heute Ruine). 1444-52 hatte er die Pfarrei Pöls und 1456 auch die Pfarrei Radkersburg inne, beide in der Steiermark, reich dotiert und salzburgisch-erzbischöfliche Patronate. 1447 nahm König Friedrich III. den ehemaligen Hofka­ plan mit seinen Gütern und Holden in Schutz. 1448 erhielt Ü. durch päpstliche Pro­ vision ein durch Tod freigewordenes Kanoni­ kat in Freising. Ü. war wohl verwandt mit dem 1447 und 1448 als Empfänger päpstli­ cher Besitzbestätigungen bezeugten „vicecapitaneus in Salzburg“ Virgilius Ü., mit Marga­ retha Ü., die 1463 in Göß Profeß ablegte und dort noch 1497 Nonne war, ferner mit Sweigckhart Ü., der den Seckauer Dompropst 1474 seinen lieben Schwager nennt. Am 1. 4. 1452 ernannte der Salzburger Erzbi­ schof F. (—>) Truchseß v. Emmerberg Ü. zum Bischof von Seckau. Nach der ältesten Bi­ schofsreihe war er Dr. decr., in geistlichen und weltlichen Dingen hochgebildet und ein hervorragender Verwalter. Die einstige Grab­ inschrift nennt ihn zudem im alten und neuen Gesetz wohlbewandert und sagt, er ha­ be das Bistum „im Geist regiert“. Zahlreiche Urkunden und ein sorgfältig geführtes Lehen­ buch bestätigen die gute Verwaltung. Die häu­ fige Tätigkeit als Schiedsrichter sowie gele­ gentlich in kaiserlichen und päpstlichen Auf­ trägen, z. B. bei den Kanonisationsprozessen für den zweiten Salzburger Bischof Vitalis und für Hemma von Gurk, zeigen seine juri­ stische Erfahrung.

1453 wurde in der Seckauer Diözese ein kur­ zer Kompetenzkonflikt mit dem Dompropst beigelegt. 1458 wollte Ü. die bischöfliche Li­ turgie des Gründonnerstags und des Karsams­ tags sowie die Weihen statt wie bis dahin in der Kapelle von Burg Seggau ob Leibnitz im Dom von Seckau halten, doch war dies ver­ mutlich von kurzer Dauer. Eine Diözesansyn­

ode von 1456 diente der Vorbereitung des Salzburger Provinzialkonzils vom selben Jahr, auf dem Ü. im Interesse des Pfarrklerus scharf gegen die Gründung eines observanten Fran­ ziskanerklosters zu Lankowitz in seiner Di­ özese protestierte, die auf Johannes von Capi­ strano zurückging. Eine Kirche des Salzbur­ ger Heiligen Virgil (+ 784) zu Gaishorn im Paltental weihte er 1465 am Tag der Bischofs­ weihe ihres Patrons, dem 15. 6. Noch manche solcher überlieferten Einzelheiten bestätigen seinen Nachruhm als besonders geistlicher Bischof.

Ü. verstarb am 31. 1. 1477 in Seggau. Er er­ scheint auf seinem Epitaph im Dom zu Sekkau, einem bedeutenden Werk der Salzburger Bildhauerwerkstätte Eybenstock, überlebens­ groß in pontificalibus. In der bischöflichen Bibliothek zu Graz erinnert an ihn ein 1462 für die Kapelle in Seggau erworbenes illumi­ niertes Missale. Literatur: A. Lang, Lehen Seckau 12f. - K. Steiner 56f. - B. Roth, Seckau 516f. - K. Amon, Bischöfe 139ff. - W. Watzenig 42f. - B. Roth, Dom 495. - E Hutz 115ff. - K. Amon-M. Liebmann 98. Karl Amon

Ulmer, Petrus (OESA) (+ 1449)

1437 Ep. tit. Microcomiensis 1437-1449 Weihbischof in Eichstätt 1449 Weihbischof in Freising

Augustinereremit aus dem Konvent von Schwäbisch Gmünd (daher auch „de Gamundia“); Dr. theol.; 27. 11. 1437 Titularbischof von Microcom; 1449 Herzoglicher Hofpredi­ ger in München und Weihbischof in Freising; 1449 Altarweihe im Münchener Augustiner­ kloster; 11449 Schwäbisch Gmünd; □ ebd. Literatur: C. Meichelbeck-A. Baumgärtner 586. Egon Johannes Greipl

Unkel, Heinrich (Arnold?) von (OFM) (+ 1482)

1481 Ep. tit. Cyrenensis 1481-1482 Weihbischof in Köln

Minorit; Dr. theol.; 1481 Titularbischof von Cyrene und Weihbischof in Köln; t 22. 1.

Unkel - Utenheim

1482 durch Ertrinken im Rhein; □ Kölner Mi­ noritenkirche. Literatur: K. J. Heinisch. - Handbuch Köln 55. Franz Bosbach

Ursinus (Bär), Franz (1569-1615) 1614 Ep. tit. Nicopolitanus 1614-1615 Weihbischof in Breslau * 24. 7. 1569 Glogau als Sohn des Franz B., Notar des Glogauer Kollegiatstiftes, und der Anna Habicht; Studium der Philosophie in Prag; 1589-93 Studium als Alumne des Colle­ gium Germanicum in Rom (Dr. theol.); 19. 9. 1592 Priesterweihe; 1593 Domherr, 1602 Domkantor, 1612 Dompropst (päpstliche Pro­ vision) in Breslau; seit 1601 auch Kanonikus in Glogau; unter Bischof A. v. (—>) Jerin mit anderen Domherren in die Auseinanderset­ zungen um den Fortbestand der Breslauer Je­ suitenniederlassung verwickelt (P. [—►] Al­ bert); als Befürworter der Ordensleitung 1595 mit drei anderen Kanonikern der schlesi­ schen Kapitelspartei zeitweise inhaftiert; 21. 7. 1614 Titularbischof von Nicopolis; 27. 11. 1614 in Prag durch Erzbischof J. (—>) Lohel konsekriert; + 16. 11. 1615 Breslau; □ Bres­ lauer Dom. Seit U. bestand das Domkapitel darauf, daß der jeweilige Weihbischof aus sei­ nen Mitgliedern bestellt wurde. Literatur: J. Jungnitz, Germaniker 41-43. - Ders., Weihbischöfe 109-118. - H. Hoffmann, Dom Bres­ lau 72-74. - G. Zimmermann 552f. - R. Samulski 16. Jan Kopiec

Utenheim, Christoph von (um 1450-1527) 1503-1527 Bischof von Basel

Christoph von Utenheim entstammte einem unterelsässischen Adelsgeschlecht. Er wurde um 1450 in Straßburg geboren. Sein Vater war der bischöflich-straßburgische Hofmeister Hans v. U., seine Mutter Susanne Burkhard von Mülnheim. Schon früh Kanonikus zu St. Thomas in Straßburg, wirkte er ab 1473 dort als Propst. Seine Studien absolvierte er in Ba­ sel, und 1473/74 war er als Student des Kir­ chenrechtes und Mag. art. Rektor der Univer­ sität. 1475 Dr. decr. und Domherr, seit 1486 Domkustos in Basel, trat er 1481 in Rom der Heiliggeistbruderschaft bei. Im Auftrage des Abtes von Cluny reformierte er 1495 das Prio­ rat St. Alban in Basel. Sein Vorhaben, sich in eine Einsiedelei zurückzuziehen, mußte er aufgeben, als er am 30. 12. 1499 zum Statthal­

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ter und handlungsbevollmächtigten Stellver­ treter von Bischof K. (—>) Zu Rhein ernannt wurde. Am 24. 9. 1502 wählte ihn das Dom­ kapitel zu dessen Koadjutor und nach dessen Ableben am 1.12. zum Bischof von Basel. Die päpstliche Bestätigung erhielt er am 8. 3. 1503. Am 2. 5. empfing er in seiner Kathedra­ le die Bischofsweihe. Die Verleihung der Re­ galien erfolgte ebenfalls im Jahre 1503.

Der Episkopat des frommen, gebildeten und persönlich untadeligen U. verlief wenig glücklich. 1503 führte er in Basel eine Diöze­ sansynode durch. Die Statuten wurden von seinem Freund Jakob Wimpfeling konzipiert. Sie enthielten strenge Regelungen für das ge­ samte kirchliche Leben, doch fehlte es U. an Kraft, sie durchzusetzen. 1506 erkannte Bern die Souveränität des Bischofs über Moutier und die umliegende Prevöte an, beharrte aber auf dem 1486 abgeschlossenen Burgrecht. Das seit 1501 eidgenössische Basel emanzi­ pierte sich weiter vom Bischof und strebte die vollkommene Unabhängigkeit an. 1506 erneuerte es noch mit dem Bischof die Hand­ feste, 1515 verlangte es die rechtliche Gleich­ stellung der bischöflichen Beamten und Sol­ daten mit den übrigen Stadtbewohnern. Die Wahl des Berners N. v. (—►) Diesbach zu U.s Koadjutor mit Nachfolgerecht lehnte es 1519 zusammen mit den Vasallen des Bischofs und Österreich ab. In der Folge überließ U. die Führung der Amtsgeschäfte immer mehr sei­ nem Koadjutor. Nach dem Aussterben der Ramsteiner, die bischöfliche Vasallen waren, wurden U.s Ansprüche nicht berücksichtigt. Stattdessen beanspruchte Solothurn das Ram­ steiner Erbe, und ein Schiedsgericht übergab dem Bischof nur das Schloß Pfeffingen. Im September 1520 besetzte die Stadt Basel das Schloß und erstattete es dem bei ihr stark ver­ schuldeten Bischof erst 1522 zurück, als er der Stadt seine Rechte über Riehen abgetreten hatte. 1521 erklärte Basel den Einfluß des Bi­ schofs für abgeschafft, die Besetzung der Be­ hörden sollte autonom erfolgen, und die Ei­ desleistung gegenüber dem Bischof wurde verweigert. Gleichzeitig hob Basel die ge­ meinsame Handfeste, die es noch 1506 erneu­ ert hatte, einseitig auf. Parallel zur Ablösung der Stadt vom Bischof verbreitete sich in Ba­ sel die reformatorische Bewegung. U. war zu­ nächst der Lehre Luthers nicht abgeneigt. 1518 berief er den späteren Reformator Oecolampad als Domprediger nach Basel. Doch ab 1522 distanzierte sich U., der auch Erasmus von Rotterdam zu seinen Freunden zählte, von Luther. Ab 1524 begann der Basler Rat die neue Lehre zu tolerieren, zahlreiche Mön­ che verließen ihre Klöster, und auch U.s

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Utenheim - Valladier

Weihbischof T. (—>) Limperger wurde Anhän­ ger der Reformation.

Im Mai 1525 erhoben sich im Gefolge des Bauernkrieges die bischöflichen Untertanen im Laufental, vereinzelt auch in der Ajoie. Dem Koadjutor gelang es, mit Hilfe der Eidge­ nossen zu vermitteln. Doch im Laufental kam es zu keiner Befriedung. Um seine Interessen zu wahren, nahm Basel im Herbst 1525 die Laufentaler in sein Schutzrecht auf. Im Na­ men U.s führte Diesbach Verhandlungen mit Österreich und den Eidgenossen. Sie wie auch direkte Kontakte zu Basel führten zu keinem Ergebnis. Im Februar 1527 demissio­ nierte Diesbach. 1526 nahm der Basler Rat eine Bestandsaufnahme des kirchlichen Ver­ mögens in der Stadt vor, um den Klerus zu allfälligen Kriegssteuern verpflichten zu kön­ nen. 1527 hob er die kirchlichen Feiertage

Valladier, Andre (OSB) (um 1565-1638) 1610-1617 Generalvikar des Bischofs von Metz

* um 1565 Saint-Pol bei Lyon; Besuch des er­ sten vom Jesuitenorden in Frankreich gegrün­ deten Kollegs zu Billom in der Auvergne; Eintritt in die Gesellschaft Jesu; am Ende des 16. Jh.s als Prediger und Literat angesehenes Mitglied des Kollegs in Avignon. V. war sich seiner Begabung bewußt und strebte an den Hof; er verließ nach mehreren Konflikten mit seinen Ordensoberen 1608 die Gesellschaft Jesu, wurde 1609 Prediger Heinrichs IV. und wirkte in den berühmtesten Kirchen von Pa­ ris. Dem 1610 ermordeten König hielt er eine Leichenrede. Am Hof lernte ihn Kardinal A. d. (—>) Givry kennen, der soeben Bischof von Metz geworden war. Nach dem Tod des dorti­ gen Weihbischofs A. (—>) Fournier bestellte er V. zu dessen Nachfolger als Generalvikar und zum Domherren. 1611 erhielt V. wohl auf Ver­ mittlung des Kardinals die bedeutende Abtei Saint-Arnould zu Metz als Kommende. 1615 legte er die Gelübde als Benediktiner ab, und

auf. U. war zwar noch 1526 bei einer Disputa­ tion zugunsten der Altgläubigen aufgetreten, doch meist reagierte er rein defensiv, zumal er der großen Schuldenlast des Hochstiftes wegen in finanzielle Abhängigkeit von der Stadt geraten war. Den als Nachfolger Dies­ bachs gewählten Koadjutor J. R. v. (—>) Hall­ will überlebte er. Alt und krank, erklärte er am 19. 2.1527 seinen Rücktritt und starb bald darauf am 16. 3. 1527 in Porrentruy. Er wurde in der Stadtkirche St. Marcel in Delemont bei­ gesetzt. Den eigentlichen Ausbruch der Refor­ mation in Basel hatte er nicht mehr erlebt. Literatur: L. Vautrey II, 57-82. - B. Bury 195-205. E Meyer, Staat und Kirche in Basel am Vorabend der Reformation, in: BSB (1965) 52-79. - G. Boner 73-77. - A. Bruckner u. a., in: HS 1/1, 199f. - Jura 94-98. - H. Berner 13ff. Pierre Louis Surchat

1616 empfing er die Abtsweihe. Als Abt nahm er zahlreiche Pontifikalhandlungen im Bistum Metz vor. Bischof wurde er dagegen nicht. V. predigte in Metz. Seine Predigten sollen sich nach A. Calmet durch Gelehrsam­ keit hervorgetan haben, seien aber wenig auf das praktische Leben abgestimmt gewesen. V. gab sich über den Ernst der religiösen Lage keinen Illusionen hin. 1612 äußerte er, Metz sei unter allen Städten Frankreichs am mei­ sten von der Häresie befallen. Wie andere Prä­ laten erhoffte er eine Erneuerung der Kirche in ihrer alten Schönheit vor allem durch eine Erneuerung der bereits bestehenden geistli­ chen Institutionen. Daher widmete er in sei­ nen späten Jahren alle Kraft der Erneuerung seiner Abtei. Er war sich bewußt, daß der Hof von ihm einen Beitrag zur Anhänglichkeit des Ordens- und des Säkularklerus an das französische Herrscherhaus erwartete. Dies war mit den Reformanliegen nicht immer leicht zu vereinbaren, besonders wenn diese wie im Fall der Benediktinerkongregation von Saint-Vanne einen typisch lothringi­ schen Charakter besaßen. V. hatte zwar Aus-

Valladier - Vascheri

einandersetzungen mit den Orden und dem Magistrat. Dennoch ging er in die Geschichte als ein Kirchenmann ein, der sich ernsthaft um eine Durchführung der Ideen von Trient bemühte. Davon zeugt u. a. seine Gründung einer Gemeinschaft von reformierten Bene­ diktinerinnen im Jahre 1634. V. starb am 13. 8. 1638. Er wurde in seiner Abteikirche beige­ setzt. Er hinterließ ein reiches schriftstelleri­ sches Werk, vor allem Predigten und Lobre­ den. Schriftenverzeichnis: A. Calmet IV, 961-972. Literatur: A. Calmet VI, 697. - BCJ 8 (1898) 407409. - H. Tribout de Morembert, Metz. - G. Mi­ chaux. - M. Venard, Reforme protestante, reforme catholique dans la province d’Avignon - XVIe siede (Paris 1993) 72, 84, 838.

Louis Chätellier

Van den Eynde, Peter (OESA) (+ 1537) 1525 Ep. tit. Dariensis 1525-1537 Weihbischof in Lüttich * Eeklo; Augustinereremit im Kloster Brügge; 1516 Dr. theol. (Paris); 1517 Visitator der Or­ densprovinz; 1523 Teilnahme als Definitor am Generalkapitel des Ordens; 1524 Provin­ zial auf dem Kapitel in Wesel; 7. 6. 1525 Titu­ larbischof von Darien und Weihbischof in Lüttich; Konsekration in der Augustinerkir­ che in Brügge; + 27. 6. oder 27. 7. 1537 Lüt­ tich. Literatur: S. P. Ernst 157-161. - A. Roersch, in: BN 24 (1926/29) 401. -U. Berliere 87-89. Alfred Minke

Van der Gracht, Gedeon (OESA) (1491-1554) 1536 Ep. tit. Castoriensis 1536-1554 Weihbischof in Lüttich * 1491 Gent; Eintritt in das dortige Kloster der Augustinereremiten; Studium der Theo­ logie in Löwen (Lie. theol.); Lektor der Theo­ logie; mehrmals Prior des Klosters der Augu­ stinereremiten in Gent; geistlicher Berater der Statthalterin Maria von Ungarn; 10. 1. 1536 Titularbischof von Castorien; 1541 Stiftsherr in Lüttich Saint-Jean; G. gilt als Verfasser der Statuten der Diözesansynode von 1548. 1551 beauftragte Bischof (—>) Georg von Österreich ihn damit, die Wiedertäufer in Roermond und Venlo für die katholische Kirche zurück­ zugewinnen; wer den alten Glauben ab­ lehnte, wurde auf Anordnung des Weihbi­ schofs verbrannt oder ausgepeitscht. Im glei­ 52 Lexikon

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chen Jahr übertrug Kaiser Karl V. G. die Zisterzienserabtei Cambron; + 15. 10. 1554 ebd. Literatur: S. P. Ernst 162-168. - J. Daris, Liege XVIe siede 179f. - U. Berliere 89-92. - L. E. Halkin, in: BN 26 (1936/38) 335-336. Alfred Minke

Varax, Guillaume de (OSB) (+ 1466) 1460-1462 Bischof von Belley 1462-1466 Bischof von Lausanne

Guillaume de Varax stammte aus einer Adels­ familie der Bresse. Er war Sohn des Etienne de V., Seigneurs von Romans und Saint-Andre-en-Bresse, und der Claudine de SaintAmour. Zuerst Benediktiner in Varax, trat er 1418 in die Abtei Saint-Michel-en-Cluses ein. 1440 wurde er Prior von Freterive in Savoyen und 1446 Abt von Saint-Michel-en-Cluses. Papst Pius II. ernannte ihn am 22. 12. 1460 zum Bischof von Belley und transferierte ihn am 26. 4. 1462 nach Lausanne, dies gegen den ausdrücklichen Willen des Herzogs von Savoyen, der das Bistum einem seiner Söhne übertragen wollte. Am 18. 7. 1462 leistete V. den feierlichen Eid. Über die Tätigkeit des da­ mals schon betagten Bischofs ist wenig be­ kannt. Meist residierte er im Schloß Rive bei Ouchy in der Nähe von Lausanne. 1464 ge­ währte er St. Vinzenz in Bern einen Ablaß. Vergeblich bemühte er sich, das praktisch ex­ emte Domkapitel seiner Jurisdiktion zu unter­ stellen. Er starb am 11. 4. 1466, wahrschein­ lich in Lausanne. Seine letzte Ruhestätte fand er in der dortigen Kathedrale. Literatur: M. Schmitt-J. Gremaud II, 194f. - M. Rey­ mond 460. - L. Wettstein, in: HS 1/4,140f. (Lit.). Pierre Louis Surchat

Vascheri (Vascherio), Girolamo (OFM) (+ um 1540)

1524 Ep. tit. Gardiensis 152 7-1533 Weihbischof in Trient * Carpi; Minorit; Dr. decr., Dr. theol.; 19. 9. 1524 Titularbischof von Guardia; 1527-33 Weihbischof des Kardinals B. v. (—>) Cles; Ok­ tober 1527 Ersterwähnung anläßlich der Rechnungslegung der Vorsteherin des Klaris­ senklosters S. Michele in Trient; 1532 klagte Cles über die Geldgier V.s anläßlich der Ertei­ lung der Weihen und über die unzureichen­ den Informationen, die dieser ihm während seiner Abwesenheit im kaiserlichen Dienst lieferte. Am 13. 10. 1533 entließ er ihn. V. gab

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Vascheri - Velmecker

bald darauf auch sein Titularbistum auf, nachdem er sich zuvor eine Pension daraus gesichert hatte. 1535 Governatore von Ascoli. Ende der 30er Jahre Weihbischof in Brescia. + S. Nicolo zu Carpi, seinem Ordenssitz. Literatur: S. Weber 95-99. Severino Vareschi

Vaucouleurs, Henri de (OFM) (+ um 1462)

1422 Ep. tit. Christopolitanus 1422-1462 Weihbischof in Toul Guardian des Franziskanerklosters in Toul; Dr. theol.; 20. 5. 1422 Titularbischof von Christopolis und Weihbischof in Toul; 6. 7. 1422 konsekriert; nahm an der Translation der Re­ liquien der Bischöfe von Toul teil; t um 1462. Literatur: B. Picart 171. -E. Martin I, 486.

Louis Chätellier

Vecchi, Filippo de (de Vegis) (+ frühestens 1527)

1519 Ep. tit. Naxiensis 1519-1522 Weihbischof in Brescia 152 2-1527 Weihbischof in Trient

Dr. decr.; 19. 9. 1519 Titularbischof von Na­ xos; im gleichen Jahr Weihbischof in Brescia, November 1522 in Trient; 1524 ernannte Cle­ mens VII. ihn zum „Vicario spirituale“; zahl­ reiche Pfarreien und Kommunitäten klagten über die hohen Geldforderungen V.s für seine Amtshandlungen; 7. 8. 1526 versprach Kardi­ nal B. v. (—>) Cles dem Domkapitel auf eine entsprechende Klage, sich um Ersatz zu be­ mühen, klagte aber über seine generell schlechten Erfahrungen mit Weihbischöfen; November 1527 letzte Erwähnung. Literatur: S. Weber 90-95. Severino Vareschi

Vehe, Michael (OP) (t 1539)

1539 1539

Ep. tit. Acconensis Ernannter Weihbischof in Hal­ berstadt

* Biberach; trat in das Dominikanerkloster Wimpfen ein und studierte seit 1507 in Hei­ delberg; dort 1508 Dozent, 1514 Dr. theol., 1515 Studienregens; 1520 nahm er er am Pro­ vinzkapitel in Frankfurt zur Beilegung des Reuchlinstreites teil und trat in die Dienste

(—>) Albrechts von Brandenburg. Mit ihm kam er 1531 nach Halle, um die vom Papst geneh­ migte Universität aufzubauen. Im Sommer 1532 wurde er zum Propst des Neuen Stiftes und zum designierten Kanzler der geplanten Universität ernannt; an der Widerlegung der Augsburger Konfession beteiligt. Zahlreiche theologische Schriften, vor allem über die Kommunion und die Heiligenverehrung, be­ gründeten seinen Ruf als Kämpfer für die alte Kirche. Seine „Assertio sacrorum quorundam axiomatum, quae a nonullis nostri saeculi pseudoprophetis in periculosam rapiuntur controversiam“ erschien 1535 und zählt zu den besten apologetischen Schriften des 16. Jh.s. In Halle entstand das „New Gesangbuechlin“, das er 1537 herausgab. Es enthielt 52 deutsche Lieder und war das erste katholi­ sche Gesangbuch. Es wurde zu seinem folgen­ reichsten Werk, indem es eine katholische Antwort auf Luthers gottesdienstliches Wir­ ken versuchte. Am 28. 2. 1538 durch Kardinal Albrecht zum Weihbischof bestimmt; 21. 2. 1539 Titularbi­ schof von Akko; t April 1539 Halle als er­ nannter Weihbischof für Halberstadt; □ Kir­ che des Neuen Stiftes, dem heutigen Dom von Halle. Schriftenverzeichnis: VD 21 (1994) 79f.

Literatur: G. Gieraths, in: LThK 10 (1965) 652. - F. Schrader, in: E. Iserloh IV (1987) 15-28. - Ders., Magdeburg 72. Josef Pilvousek

Velmecker (Helmicher, Velmecher, Welmecher), Johannes (OFM) (+ 1505?)

1481 seit 1481

Ep. tit. Adramytanus Weihbischof in Paderborn, Köln, Osnabrück und Havelberg

* Fritzlar; Minorit; 18. 6. 1481 Titularbischof von Adramyttium und zum Weihbischof in Paderborn bestellt; 2. (?) 7. 1481 in Rom, S. Maria dell’Anima, konsekriert; die bischöfli­ che Tätigkeit V.s ist auch in den Bistümern Köln (von Januar 1482 bis Mai 1483), Osna­ brück und Havelberg bezeugt; 24. 8. 1504 letztmals erwähnt; + 30. 7. 1505 (?). Literatur: A. Güttsches, Der Minorit J. Welmecher als Kölner Weihbischof, in: JKGV (1932) 293-295. G. Wentz 79. - K. J. Heinisch 30-37. - Handbuch Köln 55. - H. J. Brandt-K. Hengst, Weihbischöfe 80-83. Karl Hengst

Venningen Venningen, Johann von (1409-1478)

1458-1478 Bischof von Basel Johann von Venningen entstammte einem Reichsrittergeschlecht aus Niedenstein (Di­ özese Worms) und wurde im Jahr 1409 gebo­ ren. Sein Bruder Siegfried v. (—>) V war 145559 Bischof von Speyer. V. studierte 1427-30 in Heidelberg (Bacc. art.). 1433 wurde er Domherr in Speyer, 1439 in Basel. Er hielt sich meistens in Speyer auf und wurde dort 1450 zum Domdekan gewählt. In dieser Ei­ genschaft wurde er 1450 und 1456 nach Rom entsandt. Am 17. 5. 1458 wählte ihn das Bas­ ler Domkapitel einstimmig zum Bischof. Nach der Bestätigung der Wahl durch Calixt III. am 12. 7. 1458 empfing er am 8. 4. 1459 in Basel durch die Weihbischöfe von Besancon, Straßburg und Basel die Bischofsweihe. Kai­ ser Friedrich III. verlieh ihm die Regalien an­ läßlich einer Reise nach Wien am 29. 1. 1460. Von dort aus begab sich V. an den schlecht be­ suchten Fürstenkongreß von Mantua, den Pius II. der Türkengefahr wegen einberufen hatte. 1471 besuchte er den Reichstag in Re­ gensburg.

V. organisierte den stark zerrütteten Bischofs­ staat im Jura neu und machte ihn zu einem souveränen Staatsgebilde im Sinne des Spät­ mittelalters. 1459 konnte er nach dem Aus­ sterben der Ramsteiner die Herrschaft Zwin­ gen wieder seinem Territorium angliedern. 1461 übergab er dem Grafen von Württemberg eine Pfandsumme von 22 500 Gulden und er­ hielt die Stadt Porrentruy (Pruntrut) mit der umliegenden Ajoie, die früher den Grafen von Mömpelgard verpfändet worden waren, zurück. In Porrentruy ließ er das Schloß aus­ bauen. 1468 erwarb er Miecourt. Glücklich er­ wies sich auch seine Teilnahme an den Bur­ gunderkriegen auf Seiten der Eidgenossen. Nach Zwischenfällen mit dem burgundi­ schen Vogt im Oberelsaß schloß V. 1474 ein Übereinkommen mit den acht alten Orten der Eidgenossenschaft gegen Burgund. Zur Ver­ teidigung seines Staates ließ er 1000 Mann aufstellen. Nach den für die Eidgenossen siegreich verlaufenen Burgunderkriegen er­ hielt er die kleine Herrschaft Franquemont. Der nach Selbständigkeit strebenden Stadt Biel trat er 1468 die hohe Gerichtsbarkeit ab. Weniger erfolgreich war V. gegenüber der selbstbewußten Stadt Basel. An der Grün­ dung der dortigen Universität durch Pius II. 1460 hatte er wenig Anteil. Sie lag in den Händen der Stadtregierung. V. wurde Kanzler der Universität und nahm am 4. 4. 1460 die Eröffnung vor. 1466 verurteilte er die Ein­ schränkungen der geistlichen Gerichtsbarkeit 52*

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und der Privilegien für Kleriker durch die Stadtbehörden. Der Streit endete 1471 zugun­ sten der Stadt. Trotz der Allianz zwischen Bi­ schof und Stadt gegen Burgund kam es zu er­ neuten Auseinandersetzungen über die Zu­ ständigkeit der Gerichte, als 1476 die Univer­ sität einen Kleriker freisprach. V. residierte öfter in Porrentruy und konnte dort kurz vor seinem Tode die Residenz vollenden.

V. las öfter die hl. Messe und übte auch geist­ liche Funktionen aus. Seinen Klerus er­ mahnte er zur Frömmigkeit und gab ihm An­ weisungen zur Führung eines priesterlichen Lebenswandels. Zu Beginn seiner Amtszeit revidierte er die Statuten der Chorherrenstifte von St. Ursanne, Moutier-Grandval und St. Michel in Porrentruy. Er ließ auch ihr Finanz­ wesen neu ordnen. Das Basler AugustinerChorherrenstift St. Leonhard übergab er 1462 der Kongregation von Windesheim zur Re­ form. Schon 1473 leitete St. Leonhard die Re­ form des Chorherrenstiftes von Interlaken. In Zusammenarbeit mit der Stadt Basel unter­ nahm V. 1468 eine Reform im Cluniazenserpriorat St. Alban. Vergeblich bat V. den Abt von Cluny um einen neuen Prior. 1469 setzte er zusammen mit der Stadt Basel eine Auf­ sichtsbehörde über das Priorat ein. 1478 er­ schien der erste Druck des „Breviarium Basiliense“. V. war es in seiner Amtszeit gelun­ gen, das Hochstift im Jura verwaltungsmäßig zu ordnen und das Territorium leicht zu ver­ größern. Gegen die aufstrebende Stadt Basel hingegen erwies er sich als ohnmächtig. V. starb am 20. 12. 1478 in seiner Residenz in Porrentruy. Er wurde im Basler Münster bei­ gesetzt. Literatur: L. Vautrey II, 7-32. - J. Stöcklin, Johann V. von Venningen, Bischof von Basel, 17. Mai 1458 bis 20. Dezember 1478 (Diss. phil. Basel 1902). - B. Bury 180-187. - G. Boner 68-70. - A. Bruckner u. a., in: HS 1/1, 197f. - Jura 88f. - J. K. Lindau 130152. Pierre Louis Surchat

Venningen, Siegfried von (um 1400-1459)

1456-1459 Bischof von Speyer Siegfried von Venningen wurde um 1400 als dritter Sohn des Eberhard v. V. und der Elsa von Vellberg geboren. 1423 war er an der Uni­ versität Heidelberg immatrikuliert. Dort ab­ solvierte er 1434-37 das Studium der Rechte, das er 1437 mit dem Bacc. decr. abschloß.

Seine geistliche Laufbahn begann V. vor 1423 als Stiftsherr von St. German zu Speyer. 1426 erhielt er in Speyer eine Domherrnstelle, die

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Venningen - Villanueva

er bis März 1456 besaß. 1436 war er Inhaber einer Frühmeßpfründe am Altar St. Nazarius in der Kapelle zu Bechtolsheim bei Mainz, in deren Besitz er noch 1450 war, sowie PfarrRektor von Dürrmenz (= Mühlacker), das er noch 1437 innehatte. 1443 erfolgte seine Wahl zum Domschoiaster in Speyer; bis März 1456 war er Inhaber dieses Amts. Im Jahr 1447 erscheint er als Rektor der Pfarrkirche Bruchsal.

V. ließ sich am 5. 9. 1447 in Rom Absolution für einen Totschlag erteilen, denn in Speyer hatte er - unbeabsichtigt - einen spielenden Jungen mit einem Pfeil tödlich verwundet. 1450 erfolgte seine Wahl zum Stiftspropst von Allerheiligen in Speyer; diese Präbende hatte er bis März 1456 inne. 1451 war er Stiftsherr von St. Peter zu Wimpfen und Mit­ inhaber der Pfarrei Wollmesheim bei Landau (vor März 1456). V. erhielt um 1447 die Weihe zum Akolythen und um 1456 zum Subdia­ kon. Am 30. 3. 1456 wurde V. im vierten Wahlgang zum Bischof von Speyer gewählt, nachdem andere Kandidaten zuvor abgelehnt hatten. Am 24. 5. 1456 erfolgte die päpstliche Konfir­ mation. Am 7. 11. 1456 wurde er in der Abteikirche zu Maulbronn vom Wormser Bischof R. v. (—>) Sickingen konsekriert.

Die geistliche Laufbahn V.s sowie die seines Bruders Nikolaus hing mit der Heirat ihrer Schwester mit dem Heidelberger Vogt (seit 1452) und Amberger Amtmann Konrad von Heimstatt, einem Großneffen des Speyerer Bi­ schofs Raban von Heimstatt (+ 1439) und Vet­ ter des Bischofs R. v. (—►) Heimstatt, zusam­ men. Dies brachte die Familie V. in den eng­ sten Kreis des Speyerer Adels. Nun konnte der Bischof seinerseits die Formen der Patro­ nage ungehindert entfalten, indem er seinen Brüdern Dieter und Eberhard hohe Stellun­ gen in der hochstiftischen bzw. der bischöfli­ chen Verwaltung verschaffte. Ein Verwandter wurde sein Nachfolger als Stiftspropst von Allerheiligen. In seinem knapp dreijährigen Episkopat konnte V. kaum Akzente setzen. Die Anleh­ nung an die Kurpfalz setzte er fort. Mit dem pfälzischen Kurfürsten Friedrich I. verband ihn ein freundschaftliches Einverständnis. Vergeblich suchte er in den Auseinanderset­ zungen zwischen Friedrich I. und dem Main­ zer Erzbischof D. v. (—>) Isenburg zu vermit­ teln. Pius II. beauftragte V. im Juni 1459 da­ mit, für den Fürstenkongreß zu Mantua bei Fürsten und Städten zu werben.

V. starb am 3. 9. 1459; er wurde im Kreuzgang des Speyerer Domes bestattet. Als Epitaph für sein und seines Bruders Nikolaus Grab schuf ein Schüler des Meisters Nikolaus Gerhaert von Leyden (+ 1487) um 1470 die „Speyerer Verkündigung“; sie befindet sich heute in der Afrakapelle des Speyerer Doms und gehört zu den bedeutendsten Werken der spätgotischen rheinischen Plastik. Literatur: F. X. Remling II, 95-109. - L. Stamer II. L. G. Duggan 136. - G. Fouquet, Domkapitel, bes. II, Nr. 386. Hans Ammerich

Venosta, Nicolaus (+ 1596)

1571-1596 Generalvikar des Bischofs von Chur * Verbio (Veltlin) aus einer Adelsfamilie; Dr. iur. utr.; 1563 Dompropst in Chur; Anhänger der Familie Salis und 1565 einer der Wähler des B. v. (—>) Salis; 11. 1. 1571 als Generalvikar erwähnt, 1576 von Bischof B. ä (—>) Porta bestätigt, 1578 dessen Stellvertreter in Chur; 1581 Generalvikar unter Bischof P. de (—>) Ra­ scher; wirkte im Geist des Tridentinums; + 6. 11. 1596. Literatur: G. Capaul 65f. - W. Kundert, in: HS 1/1, 528, 542. Pierre Louis Surchat

Villanuova (Novavilla), Filippo von (+ 1507)

1499 Ep. tit. Sidoniensis 1499-1504 Weihbischof in Modena 1504-1507 Weihbischof für die Utraquisten in Prag

27. 2. 1499 Titularbischof von Sidon und Weihbischof in Modena; Propst von S. Maria de Castellarano (Reggio); Generalvikar des Bi­ schofs von Modena; erteilte auch utraquisti­ schen Priesterkandidaten aus Böhmen die Weihen; vom utraquistischen Adel für Böh­ men angeworben, gelangte er 1504 dorthin, obwohl Papst Julius II. dies zu verhindern suchte; führte den Titel „episcopus Bohemiae“ und übernahm mit einem besonderen Rat - neben dem Konsistorium - die Kirchen­ verwaltung mit Billigung König Wladislaws; geriet dadurch mit Administrator und Konsi­ storium in Konflikt; verteidigte mit Bann und Interdikt seine Jurisdiktion und provozierte damit eine Spaltung unter den Utraquisten, auf deren romfreundlichen Flügel er sich stützte; übersiedelte Mitte 1506 mit seinem

Villanuova - Vitez Konsistorium nach Kuttenberg; + 20. 10. 1507 ebd. Literatur: A. Frind, Bischöfe 165. - Kutnohorske diarium biskupa Filipa Villanuovy [Das Kuttenberger Diarium des Bischofs Filippo von Villanuova], hg. v. J. J. Rehäk, in: Vestnik krälovske ceske spolecnosti nauk, tr. fil.-hist. [Mitteilungen der königlich böh­ mischen Gesellschaft der Wissenschaften, phil.hist. Klasse] (Praha 1879) Nr. 5, 44-74. - V. V. To­ mek X, 222-227. - W. Eberhard 89-91. Winfried Eberhard

Vink, Giorgio (OCarm) (+ frühestens 1489) 1480 seit 1480

Ep. tit. Esiensis Weihbischof in Trient

Karmeliter; 1439-40 Studium Wien; 1452 Ka­ plan und Beichtvater des Bischofs von Fano (Umbrien), Johannes Rencii de Tonsis; 23. 2. 1480 Titularbischof von Hesebon; in Trient konsekriert; erhielt eine Pension von 200 Du­ katen aus der Mensa des Bischofs von Trient; Bischof J. (—>) Hinderbach verlieh ihm das Benefizium SS. Giovanni e Biagio in der Kathe­ drale sowie weitere Altarstiftungen, die schon seine Vorgänger innegehabt hatten; 1481 Teilnahme am Prozeß gegen zwei Kano­ niker als bischöflicher Kommissar; zahlreiche Pontifikalhandlungen bezeugt; 1482 visitierte er die Val di Non, 1483 das Etschtal südlich von Bozen; 1489 letzte Erwähnung. Literatur: S. Weber 68-71.

Severino Vareschi

Virneburg, Gregor (um 1510-1578) 1557 Ep. tit. Azotensis 1557-1578 Weihbischof in Trier

* um 1510 Münstermaifeld (Eifel); Kanoniker von St. Severus in Münstermaifeld und St. Clemens in Mayen; erzbischöflicher Kaplan; 1541-49 Pfarrer von Vallendar, 1543-49 von Andernach; dort wehrte er den Reformations­ versuch Martin Bucers ab; seit 1542 Studium in Ingolstadt; während des Interims Tätigkeit im rechtsrheinischen, bereits protestanti­ schen Gebiet des Erzbistums Trier; Fortset­ zung der dortigen Interims visitation; Landde­ kan mehrerer Landdekanate; 1549-51 Kano­ niker bzw. Pfarrer am Walpurgisstift in Weil­ burg; dann Priesterseelsorger im linksrheini­ schen Gebiet; 11. 8. 1557 zum Weihbischof von Trier bestimmt; 20. 12. 1557 Titularbi­ schof von Azot; 1559-60 nach dem Reforma­ tionsversuch in der Stadt Trier Domprediger; 7. 10. 1562 zum Abt der Benediktinerabtei St.

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Martin in Trier postuliert; 1563 Kanzler, 1566 Prokanzler der Universität Trier; 1569/70 lei­ tete er die erste nachtridentinische Visitation im Erzstift; + 30. 6. 1578; □ 1804 zerstörte Klosterkirche St. Martin in Trier. Literatur: W. Seibrich.

Wolfgang Seibrich

Vitez, Johann (+ 1499) 1482-1489 Bischof von Sirmium 1487-1489 Ernannter Administrator des Bistums Olmütz 1489-1499 Bischof von Veszprem 1493-1499 Administrator des Bistums Wien

Johann Vitez war ein Neffe des Kardinals und Erzbischofs von Gran (Esztergom) Johann V. (t 1472). Er studierte wahrscheinlich in Paris und unterhielt zunächst enge Beziehungen zu König Matthias Corvinus von Ungarn, des­ sen oberster Kanzler und römischer Legat er war. Wegen seiner Verdienste stellte Matthias ihm sogar das Kardinalat in Aussicht. Am 31. 3. 1482 nominierte der König V. für das unga­ rische Bistum Sirmium, während V. päpstli­ cherseits 1487 zum Administrator des vakan­ ten Bistums Olmütz bestellt wurde. Dort konnte er sich jedoch nicht durchsetzen. Am 3. 6. 1489 wurde er nach Veszprem transfe­ riert und am 3.11. 1490 durch den damaligen König und späteren Kaiser Maximilian L, der nach dem Tod des Matthias nach Ungarn ein­ gedrungen war und dem V. seine Bischofs­ stadt kampflos überlassen hatte, unter Über­ gehung des Nominationsrechtes seines Vaters Friedrich III. zum Administrator des Bistums Wien nominiert. Zugleich wurde er zum kö­ niglichen Rat ernannt. Damit wollte Maximi­ lian die Parteinahme von V. für das Haus Habsburg und die Übergabe der Stadt Veszp­ rem belohnen. Nachdem V. am 9. 2. 1492 in Linz Friedrich III. den Treueeid abgelegt hatte, erhielt er am 12.2. auch dessen Zustim­ mung. Die päpstliche Translation erfolgte am 8. 2. 1493. Sein Bistum Veszprem behielt V. zwar bei, doch hielt er sich meist in Wien auf, wo er dem Humanistenkreis der 1497 von Konrad Celtis gegründeten Gelehrtengesell­ schaft „Sodalitas literaria Danubiana“ vor­ stand. Schon früher unterhielt er Kontakte zu E. S. (—>) Piccolomini und zum Wiener Pro­ fessor für Astronomie Georg von Peuerbach. Als Administrator von Wien einigte V. sich am 15. 10. 1497 mit dem Passauer Bischof Ch. (—►) Schachner auf die künftige Stellung des Passauer Offizials in Wien. Dieser behielt sei­ nen alten Sitz bei Maria am Gestade, durfte

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Vitez - Volkersdorf

aber nicht mehr in die Jurisdiktionsrechte des Bischofs von Wien eingreifen. V. starb im Herbst 1499. Er wurde wahrscheinlich im Dom von Veszprem beigesetzt. Literatur: X. Schier 28-32. - J. Roka, Vitae Vesprimiensium Praesulum (Preßburg 1779) 287-291. - E Firnhaber, Beiträge zur Geschichte Ungerns unter der Regierung der Könige Wladislaus II. und Lud­ wig II. 1490-1526, in: AKÖGQ 3 (1849) 421^423, 425-427, 510f. - J. Kopallik XII u. 1. - K. Groß­ mann, Die Frühzeit des Humanismus in Wien bis zu Celtis Berufung, in: JLKNÖ, NF 22 (1929) 291293, 313. - E Loidl 31f., 334. - E Loidl-M. Krexner 20f. - P. Kramml, Die Administration des Bistums Wien nach dem Tod König Matthias Corvinus von Ungarn, in: MÖSA 42 (1992) 9-32. Johann Weissensteiner

lichkeit, dem Neugewählten Konfirmation und Investitur zu verweigern. Der überra­ schende Tod V.s zwischen dem 14. und 16. 11. 1627 und die bevorstehende Neuwahl zwangen das Domkapitel zum Frieden. Nach einem Vergleich wurde Dietrich vorläufig in sein Amt eingesetzt. Bei seinem Regierungsantritt hatte V. energi­ sche Sparmaßnahmen angekündigt. In seiner kurzen Amtszeit war es ihm jedoch nicht möglich, sich zu profilieren. Sein Grab fand er in der Josephskapelle im Konstanzer Mün­ ster. Literatur: J. Kindler von Knobloch 367-370. - K. A. Fink 304f. - A. Haemmerle, Domstift 80. - H. Rei­ ners. - R. Reinhardt, Konstanz. - K. Maier. - H. A. Braun 547f. - R. Reinhardt, in: HS 1/2, 426f. Andrea Polonyi

Vogt von Altensummerau und Praßberg, Sixt Werner (1575-1627)

1626-1627 Bischof von Konstanz

Sixt Werner, Vogt von Altensummerau und Praßberg, wurde am 2. 6. 1575 als Sohn des Hugo V. und der Walburga von Cronheim ge­ boren. Sein Onkel Johann Heinrich V. war Domherr in Eichstätt und Augsburg sowie Ka­ nonikus in Ellwangen. Ein weiterer Onkel, Jo­ hann Rudolf V, war Domherr in Augsburg und Eichstätt sowie ebenfalls Kapitular in Ellwangen. V. wurde 1588 Domherr in Augs­ burg, 1589 in Konstanz, 1594 in Eichstätt und 1617 in Salzburg. Er studierte 1587 in Dillin­ gen, 1594 in Ingolstadt, 1597 in Padua, 1598 in Bologna, 1599 in Siena, Perugia und Rom. Am 9. 4. 1615 wählte ihn das Konstanzer Domkapitel zum Dekan, am 2. 3. 1626, nach dem Tod J. (—>) Fuggers, zum Bischof. Der Lu­ zerner Nuntius Alessandro Scappi war bei der Wahl anwesend. Am 21. 3. bestellte Ur­ ban VIII. den Elekten zum Administrator des Bistums, am 27. 5. bestätigte er die Wahl mit der Erlaubnis, die Kanonikate in Eichstätt und Augsburg beizubehalten. Das Kanonikat in Salzburg hatte V. bereits resigniert. Am 16. 12. 1626 belehnte ihn Kaiser Ferdinand II. mit den Regalien. Die kurze Regierungszeit des Bischofs wurde vom „Dekanatsstreit“, ei­ ner Fortsetzung des „Nobilistenstreites“, be­ stimmt. Durch die Wahl V.s war nämlich das Domdekanat vakant geworden. Scappi und Erzherzog (—>) Leopold von Österreich favori­ sierten den bürgerlichen Kandidaten Dr. Ge­ org Dietrich, die Nobilisten im Kapitel dage­ gen einen Adeligen. 1626 konnte Dietrich, seit 1620 Rat und Eleomosynar des Erzher­ zogs, die Mehrzahl der Stimmen auf sich ver­ einen. Ein Formfehler gab V. jedoch die Mög­

Volkersdorf, Sigmund von (um 1395-1461) 1452-1461 Erzbischof von Salzburg

Sigmund von Volkersdorf wurde um 1395 als Sohn des Georg v. V. und der Agnes von Pol­ heim geboren. Er entstammte dem angesehe­ nen Geschlecht der Herren von Gleink-Vol­ kersdorf (Volkersdorf bei Enns in Oberöster­ reich), einst Ministerialen der Markgrafen von Steier, dann Dienstmannen der Habsbur­ ger und Mitglieder des österreichischen Her­ renstandes. Zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges fielen sie bei Kaiser Ferdinand II. in Ungnade. Darauf wurden ihre Stammgüter eingezogen und dem kaiserlichen Feldherrn Tilly übergeben. Das Stammschloß wurde später abgebrochen und an seiner Stelle die Tillyburg erbaut, die 1764 nach Erlöschen dieser Familie an das Stift St. Florian kam. 1424 war V. Salzburger Domherr, seit 1429 Spitalmeister und als Oblaier Verwalter des gottesdienstlichen Stiftungsvermögens an der Kathedralkirche. Im selben Jahr wurde er Dompropst. Am 10. 4. 1452 erfolgte V.s Wahl zum Erzbi­ schof in der Form eines begrenzten Kompro­ misses durch drei vom Domkapitel bestellte Wähler: Bischof S. (—>) Pflieger von Chiem­ see, Johann von Toppei und B. v. (—>) Rohr. Nikolaus V. bestätigte die Wahl am 9. 6. 1452 und ließ am 19. 6. das Pallium übersenden mit der Auflage, daß es durch die Bischöfe von Chiemsee und Seckau nach der Konse­ kration in der vorgeschriebenen Form über­ reicht werde. Dies muß zwischen dem 22. 6. und 8. 8. 1452 geschehen sein, da V. zunächst

Volkersdorf noch als Electus und erst am 8. 8. als Erzbi­ schof tituliert wird. Während der Regierung V.s wurde Salzburg immer stärker in die politischen Wirren unter Kaiser Friedrich III. verstrickt. Gleich bei sei­ nem Amtsantritt wurde V. von Nikolaus V. be­ auftragt, zwischen Friedrich III. und der österreichischen Ständeopposition, die in La­ dislaus Postumus, einem Sohn Elisabeths, der erst nach dem Tode ihres Gatten Albrecht II. geboren worden war, den rechtmäßigen Kö­ nig von Ungarn und Böhmen erblickte, zu vermitteln. Die Stände der österreichischen Länder forderten die Freilassung Ladislaus’. Friedrich III. dagegen begab sich in Beglei­ tung seines Mündels nach Rom, wo er als er­ ster und zugleich als letzter Habsburger am 18. 3. 1452 zum Kaiser gekrönt wurde. Niko­ laus V. bannte seine Gegner und beauftragte V. mit der Veröffentlichung der Bannbulle. V. begab sich daraufhin nach Wiener Neustadt, wo die Aufständischen den Kaiser belagerten, unterließ aber die Kundmachung des Bannes. Die Friedensbemühungen des Erzbischofs und seiner Suffraganbischöfe von Freising und Regensburg hatten Erfolg. Der Kaiser übergab nämlich Ladislaus Postumus an die Gegner, die ihn in Prag zum König von Böh­ men krönten. Der jugendliche König starb be­ reits 1457. Obgleich sich V. als Vermittler ho­ hes Ansehen erworben hatte, verlieh ihm der Kaiser die Regalien erst am 11. 3. 1458, wobei erstmals auch das Hoheitsrecht des Blutban­ nes übertragen wurde.

Zu schweren Differenzen zwischen Erzbi­ schof und Kaiser kam es 1454 wegen der Propstei Berchtesgaden. V. appellierte an den Papst wegen Verletzung des 1449 unter sei­ nem Vorgänger F. (—>) Truchseß v. Emmerberg geschlossenen „Seckauer Kompromisses“, der den salzburgischen und habsburgischen Salzhandel regelte. Daraufhin forderte Niko­ laus V. Berchtesgaden auf, die Vertragsbe­ stimmungen einzuhalten. Berchtesgaden lehnte dagegen das an Salzburg übertragene Besetzungsrecht der Propstei ab. Nikolaus V. verfügte daraufhin 1455 die Exemtion der Propstei und unterstellte Berchtesgaden als eigenes Archidiakonat direkt dem Hl. Stuhl. Der Streit mit Friedrich III. wurde 1458 durch eine Neufestlegung des Salzpreises beigelegt. Schließlich verpflichtete sich der Kaiser auch, in den österreichischen Ländern keine Feinde des Salzburger Erzstiftes unter Schutz zu stellen, eine Maßnahme, der große Bedeu­ tung zukam, da Salzburg Besitzungen in Kärnten und in der Steiermark hatte, für die es die hohe Gerichtsbarkeit (u. a. Vizedomäm­ ter Friesach und Leibnitz) besaß und in die es

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den ungehinderten Export des Halleiner Sal­ zes und anderer Güter betreiben wollte. Als Gegenleistung versicherte sich der Kaiser der loyalen Haltung V.s.

Im Erzstift, in Österreich und Süddeutsch­ land herrschte damals eine schwere Finanz­ krise, die sog. Schinderlingzeit, die durch die Prägung minderwertiger Pfennige, der „schwarzen Münzen“ oder „Schinderlinge“, versursacht worden war. V. verbot 1456 die Ausfuhr hochwertiger Salzburger Silbermün­ zen und ließ wie seine Nachbarn schlechtes Geld prägen. Doch löste er dadurch eine Kata­ strophe aus, die Salzburg, Bayern und Öster­ reich in chaotische Zustände und in eine Teuerungswelle stürzte, die 1459 ihren Höhe­ punkt erreichte. Erst mit der Prägung neuer Münzen und einer Taxordnung von 1460 ge­ lang es V, der Inflation zu begegnen.

1456 rief V. den Salzburger Landtag zu Bera­ tungen über Abwehrmaßnahmen gegen die drohende Türkengefahr zusammen. Er be­ schloß die Einführung des „Allgemeinen Auf­ gebotes“, bei dem jeweils zehn Mann aus der Bevölkerung einen Bewaffneten zur Landes­ verteidigung stellen mußten. Besondere Sorg­ falt ließ V. dem Bergbau angedeihen; sie fand in den 44 Artikeln der Ramingsteiner Berg­ ordnung im Lungau ihren Niederschlag; ebenso suchte er durch den Zukauf von Sali­ nen seine Position im Halleiner Salzbergbau auszubauen. Seine Bautätigkeit war durch die Münzkrise beeinträchtigt; trotzdem wurden 1453 die gotische Kirche in Mülln errichtet und 1454-61 das Hauptportal des alten Do­ mes (Paradies) durch Stefan Krumenauer prachtvoll gestaltet. Im Auftrag V.s erlangte Dompropst B. v. (—>) Weißpriach als Mitglied einer kaiserlichen Gesandtschaft in Rom 1459 von Papst Pius II. für das Domkapitel das Privileg der freien Wahl des Dompropstes. Der Papst genehmigte ferner die Aufhebung des Klosters der Dom­ frauen. Auf Bitten V.s wurde außerdem der Heiligsprechungsprozeß für Bischof Vitalis, den Nachfolger des hl. Rupert, eingeleitet. 1459 taufte V. in Wiener Neustadt Maximi­ lian, den erstgeborenen Sohn und Nachfolger Friedrichs III. 1456 berief V. eine Provinzialsynode nach Salzburg ein. Sie beriet über eine vom Papst ausgeschriebene Kreuzzugssteuer (Türkenzehnt) und verschiedene Mißstände in den Diözesen Salzburg, Regensburg und Lavant. Heftige Klagen wurden über die Bedrückung des Klerus durch den Adel und über die Ein­ griffe der Mendikanten in die Pfarreien ge­ führt. Zweimal konnte V. Salzburger Eigen­

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Volkersdorf - Vosmeer

bistümer (Chiemsee und Seckau) besetzen, nicht aber Gurk, das Friedrich III. sich vorbe­ hielt. V. starb am 3. 11. 1461. Er wurde in der St. Kolomanskapelle im alten Dom, dessen Altar und Benefizium er 1459 gestiftet hatte, beige­ setzt. Literatur: E Dalham 226-241. - A. Doppler, in: MGSL 14 (1874); 15 (1875). - A. v. Wretschko. - K. Hübner, Die Provinzialsynoden im Erzbistum Salz­ burg bis zum Ende des 15. Jh., in: Deutsche Ge­ schichtsblätter 10 (St. Pölten 1909) 224ff. - J. Serlinger-G. Scheibner. - W. Fischer. - R. Landauer, Die Münzverschlechterung unter Erzbischof Sigmund I. von Volkersdorf, in: SalzbMusBl 11 (1932) H. 3. - H. Wagner-H. Klein. - H. Dopsch-H. Spatzenegger 1/1, 519-529. Franz Ortner

1582 bat ihn der nach Köln entwichene Kapi­ telsvikar von Utrecht, Johannes van Bruheze, das Generalvikariat des Erzbistums zu über­ nehmen. V. lehnte jedoch ab. Erst nach der Rückkehr von einer Romwallfahrt im Februar 1583 erklärte er sich bereit, das Amt anzuneh­ men. So ernannte ihn Bruheze am 1. 5. 1583 in Köln zum Generalvikar der verwaisten Erz­ diözese Utrecht, wodurch die Amtsnachfolge nun in der Person V.s fortgesetzt wurde. In seinem Amt unterstand V. der 1584 in Köln errichteten Nuntiatur, seit 1596 der neuen Nuntiatur in Brüssel. Dies erwies sich als sehr nachteilig, da V. seitdem von der calvinistischen Staatspartei verdächtigt wurde, Strohmann der spanischen Regierung zu sein.

Vosmeer, Sasbout (1548-1614)

Generalvikar des Erzbischofs von Lftrecht 1592-1614 Apostolischer Vikar der Hollän­ dischen Mission 1602 Archiep. tit. Philippensis 1583-1592

Sasbout Vosmeer wurde am 13. 3. 1548 in Delft geboren. Seine Eltern Michiel Cornelisz V. und Margaretha Sasbout stammten aus an­ gesehenen Delfter Familien. Deshalb führte V. den Geschlechtsnamen seiner Mutter als Vor­ namen. V. unterschrieb meist mit „Sasbout Michielsen“ oder seinem Decknamen „Boni­ fatius“. Nach dem Schulbesuch in Naaldwijk setzte er sein Studium seit 1563 an der Uni­ versität von Löwen fort. Nach dem Philoso­ phiestudium (Mag. art.) studierte er am Jesui­ tenkolleg Theologie bei Robert Bellarmin SJ, mit dem er später eine rege Korrespondenz führte, danach am Kolleg des Papstes Ha­ drian VI. unter der Aufsicht des Michel Bajus. Dort erwarb er 1574 das Lizentiat. Auch war er in Löwen befreundet mit dem Exegeten J. Jansonius, einem Schüler des Bajus. Am 22. 3. 1572 erteilte ihm in Utrecht Erzbi­ schof F. (—►) Schenck von Tautenburg die Priesterweihe. 1579 zog V. nach Holland, wo sich nach der Union von Utrecht (23. 1. 1579) der Calvinismus konsolidierte. Ein Jahr zuvor war der Haarlemer Bischof G. v. (—>) Mierlo als letzter Utrechter Suffraganbischof vor den Truppen der Staatspartei geflohen. Mit dem Tod Schencks von Tautenburg (1580) brach die katholische Hierarchie in der Kirchenprovinz Utrecht zusammen. V. ließ sich in seiner Ge­ burtsstadt Delft nieder und begann in der Umgebung seelsorglich zu wirken.

Am 7. 4. 1583 traf V. in Delft ein. Obwohl er als suspekt galt und bespitzelt wurde, nahm er, von anderen Priestern unterstützt, die Mis­ sionsarbeit wieder auf. Er leitete sie von Delft aus bis September 1601. In dieser Periode er­ hielt er nach und nach die Jurisdiktion über alle fünf Utrechter Suffraganbistümer (1584 Middelburg, 1606 Deventer). Dies geschah, weil unter der Regierung der Staatspartei kei­ ner der sechs Bischofssitze neu besetzt wer­ den konnte. Angesichts dieser Situation hielt es der Kölner Nuntius Ottavio Mirto Frangi­ pani für zweckmäßiger, die Befugnisse V.s zu erweitern und auf diese Weise die hierarchi­ sche Kontinuität der Utrechter Kirche zu wahren. Am 22. 2. 1592 erhielt Frangipani

Vosmeer vom Papst ausgedehnte Vollmachten für die Verwaltung der Kirchenprovinz. Diese über­ trug er am 3. 6. 1592 an V Damit wurde V als erster Amtsträger in der römischen Kirche zum Apostolischen Vikar ernannt, wobei die Instruktion diesen Begriff noch nicht ge­ brauchte. Die Stelle wurde mit der Propstei Oldenzaal dotiert.

V. besaß eine vom Papst delegierte Gewalt - keine bischöfliche „postestas ordinaria“ über alle Welt- und Ordensgeistlichen und alle Klöster seines Jurisdiktionsgebietes. Die­ ses wurde nicht länger als das Erzbistum Ut­ recht bezeichnet, sondern als „Holland, See­ land und die übrigen Gebiete Niederdeutsch­ lands, die dem katholischen Glauben ... ab­ trünnig geworden sind“. Diese Bezeichnung markierte faktisch einen Bruch in der Organi­ sation der Utrechter Kirchenprovinz und die Errichtung der sog. Holländischen Mission. Solange sich die politische Situation in der Republik der Vereinten Niederlande nicht zu­ gunsten der spanischen Habsburger änderte, hielt es die Kurie nicht für opportun, einen neuen Erzbischof zu ernennen. Daher leitete sie die Mission von Rom aus. Weder V. noch seine Nachfolger führten je den Titel eines Erzbischofs. Das kuriale Prinzip wurde deutlich, als der spanische König Philipp II. in einer Fehlein­ schätzung der Lage am 3. 1. 1592 Johannes van Bruheze zum Erzbischof nominierte. Die Kurie weigerte sich nämlich, ihn zu bestäti­ gen; dies wiederholte sich, als der König V. zum Bischof von Haarlem nominierte. Auch als V. sich seit September 1601 um die Bi­ schofsweihe bemühte, um Priesterweihen und die Firmung spenden zu können, erhielt er den Sitz von Utrecht nicht. Nach diesbe­ züglichen Erkundungen bei der Brüsseler Nuntiatur begab er sich nach Rom (Aufent­ halt vom 17. 4. 1602 bis 1. 4. 1603). Am 9. 9. 1602 ernannte ihn der Papst zum Titularerzbischof von Philippi. Die Konsekration erfolg­ te am 22. 9. 1602 in der Kirche S. Apollinare. Erzherzog Albrecht von Österreich, seit 1599 Landesherr in den Niederlanden und laut Konkordat von 1559 zur Nomination berech­ tigt, stimmte widerwillig zu. Auch nach sei­ ner Weihe besaß V. nur eine „potestas delegata“. Daß ihn die Behörden der Republik und der holländische Klerus trotzdem als Erzbi­ schof von Utrecht betrachteten, änderte daran nichts. Das Amt V.s war 1592 als Notlösung ins Le­ ben gerufen worden. Daraus erklärt sich, daß die Kompetenzen des Apostolischen Vikars zunächst nur mangelhaft definiert waren.

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Diese Rechtsunklarheit erschwerte die Arbeit V.s erheblich, weil ihm seine Befugnisse von verschiedenen Seiten streitig gemacht wur­ den. Widerstand begegnete V. zum einen vom Domkapitel von Haarlem, das 1578, nach der Flucht des Haarlemer Bischofs, die Leitung der Mission in der Grafschaft Holland über­ nommen hatte. So weigerte es sich 1599, die Autorität V.s wie auch seine Ernennung des Albertus Eggius zum Generalvikar von Haar­ lem anzuerkennen. Doch der Internuntius in Brüssel bestätigte die Ernennung am 11. 2. 1601. Zu einem Vergleich kam es erst mit V.s Nachfolger Ph. (—>) Rovenius. Zum anderen geriet V. mit dem Jesuitenorden in Konflikt. Dieser war seit 1592 in der Hol­ ländischen Mission tätig. Dort übten seine Mitglieder die Seelsorge frei aus, beriefen sich dabei auf ihre delegierte Gewalt und wollten sich dem Apostolischen Vikar nicht unterordnen. V. dagegen berief sich auf seine Vollmachten vom 3. 6. 1592. Nach einem er­ sten vergeblichen Vermittlungsversuch des Brüsseler Internuntius (16. 11. 1598) erließ V am 16. 12. 1609 ein Dekret gegen den Orden, wofür er sich vor der Kurie erfolgreich recht­ fertigte. Erst in den am 8. 3. 1610 vereinbar­ ten „Articuli“ wurden die Befugnisse in dem Sinne geklärt, daß die Jesuiten den von V. er­ nannten Pfarrern unterstellt wurden. Doch auch danach fehlte es nicht an Konflikten. Es war die schwere Lebensaufgabe V.s, die nordniederländische Kirche aus einer zweifa­ chen Krise herauszuführen: Zum einen sollte er die innere Erneuerung durch Umsetzung der Trienter Reformdekrete vorantreiben, zum anderen galt es, Hierarchie und Seelsorge als eine Missionsbewegung im Untergrund des calvinistischen Staates neu zu formieren. Die damalige Lage der Missionskirche dokumen­ tieren V.s Berichte an die Kurie von 1602 und 1605. Obwohl erst sein Nachfolger Rovenius diese Aufgabe bewältigte, so hat doch V. in mühsamer Pionierarbeit die Grundlagen für die neue Missionskirche geschaffen.

Außer seinen Visitationsreisen, der Korre­ spondenz mit seinen Priestern und dem fort­ währenden Kampf um die Anerkennung sei­ ner Befugnisse widmete sich V speziell der Ausbildung qualifizierter Priester. 1590 klagte er darüber, daß der Priestermangel er­ folgreiche Arbeit kaum ermögliche. Mit eige­ nen Kräften und Mitteln gründete er im Juli 1602 in Köln das holländische Priesterkon­ vikt der hll. Willibrord und Bonifatius. Dar­ aus rekrutierte er fortan die Weltpriester für die Holländische Mission (1604: 60 Alumne’n). Dort auch nahm er 1603 seinen Wohn­

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Vosmeer - Vuyst

sitz. Seit 1610 leitete er die Anstalt selbst und bewirkte, daß das Konvikt 1613 mit 40 Alum­ nen in das geräumige Collegium Alticollense verlegt werden konnte. Dennoch gelang es V. zu seinen Lebzeiten nicht, genügend Priester auszubilden, um eine solide Missionsstruktur aufzubauen. Mit Erfolg löste V. die Jurisdiktionsrechte der fünf Utrechter Kapitel zu seinen Gunsten auf. Auf dem Gebiet der inneren Reform förderte er die Verehrung der niederländischen Lan­ desheiligen, speziell des hingerichteten Bal­ thasar Gerardsz, des Mörders des Prinzen von Oranien, für den V. ein Offizium verfaßte. 1603 gründete er die Gebetsbruderschaft der hll. Bonifatius und Willibrord mit Sitz in Köln. Eine Lebensbeschreibung der nieder­ ländischen Heiligen von seiner Hand blieb unvollendet.

Seit September 1601 wurde V. in Holland und Utrecht verfolgt. Seine Kontakte zum In­ ternuntius in Brüssel und zu Erzherzog Al­ brecht wurden als Landesverrat ausgelegt und führten am 24. 5. 1602 zu einer förmli­ chen Anklage. 1603 wurden sein Besitztum konfisziert und er selbst aus dem Missionsge­ biet verbannt. Sein Stellvertreter Eggius war bereits im September 1601 verhaftet worden und wurde 1604 ebenfalls verbannt. Deshalb ließ sich V. nach seiner Rückkehr aus Rom im holländischen Priesterkonvikt zu Köln nieder (2. 5. 1603). Von dort aus verwaltete er durch eine rege Korrespondenz die niederländische Missionskirche. Vom Januar 1606 bis Mai 1608 blieb er im Auftrag des Brüsseler Nun­ tius in Twente: Zusammen mit Rovenius be­ trieb er dort die katholische Restauration in einigen Gebieten, die General Spinola 1605-06 für Spanien von den Calvinisten zurücker­ obert hatte. Seit 1608 lebte V. definitiv in Köln und leitete von dort aus die Mission. Von 1609 an erhielt er von Erzherzog Albrecht ein Jahrgeld von 500 Pfund als einziges Einkommen. Als ihm der Erzherzog im Oktober 1609 wohl auf Ver­ anlassung der Jesuiten in der Mission das va­ kante Bistum Roermond anbot, lehnte V. ab.

Bereits um 1610 war seine Gesundheit durch Alter und Krankheit sehr geschwächt. Um die Kontinuität der Mission zu gewährleisten, bat er im Dezember 1610 um einen Koadjutor mit Nachfolgerecht. Der anfängliche Kandidat für dieses Amt, Rovenius, hielt sich aber für un­ geeignet, weshalb V. bis zu seinem Tod die Last der Verwaltung allein tragen mußte. Wohl ernannte er, im Hinblick auf seine stän­ dige Abwesenheit, am 30. 9. 1611 drei Gene­ ralvikare. Noch bis 1612 visitierte V. gelegent­ lich insgeheim sein Missionsgebiet und spen­ dete dort die Weihen und die Firmung. V. starb am 3. 5. 1614 in seinem Priesterkonvikt Alticollense in Köln. Beigesetzt wurde er in der Minoritenkirche in Köln, wo ihm sein Bruder Tilman ein Grabmal errichten ließ. Das Grab wurde für die niederländischen Exilkatholiken zu einer wichtigen Vereh­ rungsstätte. V.s Lebenswandel war von ignatianischer Frömmigkeit geprägt. Zwar war er wenig gelehrt und neigte zum Rigorismus, doch schuf er die Grundlage für die nieder­ ländische Missionskirche im 17. und 18. Jh. Literatur: W. Knuif-R. Smeets, in: AGU 41 (1915) 321-407; 43 (1917) 135-192. - G. W. Janssen, in: NNBW 4 (1918) 1420-1426. - L. Rogier I, II; bes. II, 5-66. - P. Gerlach, in: AGU 72 (1953) 1-52, 125171; 74 (1955/56) 204-297. Paul Berbee

Vuyst (Vüst, Wonst), Heinrich (OFM) (+ spätestens 1469)

1462 seit 1462

Ep. tit. Thefelicensis Weihbischof in Paderborn

Minorit in Paderborn; Bacc. theol. (Köln ?); Kustos der westfälischen Minoritenkustodie; 31. 12. 1462 Titularbischof von Tiflis und auf Bitten Erzbischof D.s v. (—>) Moers zum Weih­ bischof in Paderborn bestellt; 30. 6. 1464 in Rom, S. Maria dell Anima, konsekriert; über eine bischöfliche Tätigkeit ist nichts bekannt. Literatur: H. J. Brandt-K. Hengst, Weihbischöfe 7072. Karl Hengst

Wagenhauer - Waldstein

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w Wagenhauer (Wagenhauber), Jodok (+ 1635)

seit 1617

Generalvikar des Bischofs von Würzburg 1622 Ep. tit. Augustopolitanus 1622-1635 Weihbischof in Würzburg

* Fladungen (Rhön); 1607 Kanonikus im Stift Neumünster in Würzburg; Hofprediger und Hofkaplan des Würzburger Bischofs J. (—►) Echter von Mespelbrunn; 1617 Generalvikar; mehrfach Rektor der Universität; Bischof J. G. v. (—>) Aschhausen bestimmte den in die Würzburger Hexenprozesse verwickelten Vor­ kämpfer der Gegenreformation 1620 zum Weihbischof; 23. 5. 1622 Titularbischof von Augustopolis; 1630 Dekan des Stiftes Neu­ münster (Kapitelswahl); 1631 floh W. vor den Schweden nach Köln und brachte dorthin den Würzburger Domschatz in Sicherheit; 1634 Rückkehr nach Würzburg; t 19. 1. 1635; □ Würzburg, Stiftskirche Neumünster. Literatur: N. Reininger 220-230. Egon Johannes Greipl

Waldeisen, Georg (t 1560) 1552 Ep. tit. Hierapolitanus 1552-1560 Weihbischof in Regensburg

* Ingolstadt; Priester der Diözese Eichstätt und Professor in Ingolstadt; 1551 Kanonikus des Kollegiatstifts St. Johann in Regensburg; 8. 1. 1552 Titularbischof von Hierapolis und Weihbischof in Regensburg; t 26. 7. 1560; □ Kreuzgang des Regensburger Doms. Literatur: A. Mayer III, 64. - KDB Regensburg 1,192. - J. Güntner 92.

Karl Hausberger

Waldstein, Benedikt (Benessius, Benes) von (um 1440-1505)

1485-1498

Bischof von Kammin

Benedikt von Waldstein stammte aus der weit verzweigten und politisch einflußreichen böhmischen Adelsfamilie W. (Vater: Henik). Im Jahre 1455 präsentierte ihn König Ladis­ laus von Böhmen für die Propstei von Leitmeritz. Weitere Kanonikate besaß er in Olmütz, Prag und Altbunzlau. 1458 wurde er in Prag Mag. art. Anschließend studierte er in Krakau

Theologie. Die Gründe, die Papst Innocenz VIII. am 2. 12. 1485 veranlaßten, das Bistum Kammin nach dem Rücktritt A. (—>) Geraldinis W. zu verleihen, sind unbekannt. Dieser schloß mit seinem Vorgänger einen Vertrag, der ihn zur Zahlung einer jährlichen Rente von 100 fl. an Geraldini verpflichtete. Dafür erlaubte ihm der Papst, die Olmützer Propstei weiterhin beizubehalten und den Kamminer Vizedominat mit seiner Bischofswürde zu vereinen. Herzog, Domkapitel, Diözesankle­ rus und Stiftsbevölkerung wurden vom Papst zur gehorsamen Aufnahme ihres neuen Ober­ hirten angewiesen. Dieser erhielt das Recht, sich nach Ablegung des Gehorsamseides ge­ genüber Papst und römischer Kirche von ei­ nem Bischof seiner Wahl konsekrieren zu las­ sen. Am 2. 5. 1486 fand im Kamminer Dom W.s Inthronisation statt. W. nahm die geistliche Seite seines Amtes sehr ernst. Seine Reformbemühungen fanden insbesondere in den Stargarder Synodalbe­ schlüssen des Jahres 1492 Ausdruck. Die da­ mals erlassenen Statuten befaßten sich mit der Disziplin des Klerus hinsichtlich des Zö­ libats, der Kleidung und des Verhaltens in der Öffentlichkeit, regelten Fragen der geistli­ chen Gerichtsbarkeit, verboten Pfründenhäu­ fung und simonistische Absolutionspraxis, gaben Anordnungen zur Gestaltung des Fest­ wesens, verlangten für Wallfahrten an ferne Orte eine vorherige bischöfliche Erlaubnis usw. Interessante Einblicke in die Alltagssi­ tuation des pommerschen Klerus gestatten auch die wohl auf seine Veranlassung hin er­ lassenen Statuten der Kösliner Pfarrgeistlich­ keit, die die korrekte Durchführung der got­ tesdienstlichen Handlungen einschärften. Für die Gefahren, die seinem Bistum von hä­ retischen Bewegungen drohten, hatte der Böhme ein waches Auge, wie seine Entschei­ dungen in Königsberg in der Neumark im Jah­ re 1486 erkennen lassen.

Beweise für die Bemühungen W.s um die Pflege des Gottesdienstes liefert der Druck li­ turgischer Bücher des Bistums Kammin wäh­ rend seines Pontifikats. 1491 verließ ein Bre­ viarium, 1492 ein Diurnale, vor 1495 ein Directorium Caminense Nürnberger bzw. Leip­ ziger Pressen. Ihre Sanktoralien lassen intensive Arbeit an der Ausgestaltung des Kamminer Festkalenders und seiner Heili­ genfeiern erkennen. Die Zahl der Feste wurde insgesamt vermehrt, wobei sich W. darum be-

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Waldstein - Walkow

mühte, den traditionellen Bistumspatron Jo­ hannes den Täufer wieder stärker in den Mit­ telpunkt der Verehrung zu rücken. Kein großes Interesse scheint W. den prakti­ schen Erfordernissen der Bistumsregierung entgegengebracht zu haben. Die Stiftsstände hatten sich bei seinem Regierungsantritt ent­ scheidende Rechte bei der Verwaltung des Bi­ schofsterritoriums vorbehalten, wobei na­ mentlich Kolberg sich weitreichende Privile­ gien zu verschaffen wußte. Aber auch die Di­ özesanverwaltung lag im wesentlichen in den Händen von Generalvikaren bzw. Admini­ stratoren, von denen insbesondere der Dom­ kantor Georg von Puttkamer zu nennen ist. Das von diesem 1490-94 geführte „Registrum administrationis episcopatus Caminensis“ läßt den Bischof mehr oder weniger als passi­ ve Größe im Rahmen der Alltagsgeschäfte in Erscheinung treten. Die Aufbringung der nö­ tigen Gelder, nicht zuletzt für die Servitienzahlungen an die römische Kurie, bereitete zunehmende Schwierigkeiten, die durch Subsidien des Klerus und Verpfändungen des bi­ schöflichen Besitzes auf die Dauer nicht ge­ löst werden konnten. Eine Romreise W.s im Jahre 1490 führte zu keiner Verbesserung der Situation. So erscheint es verständlich, daß W. in den Ruf geriet, für weltliche Geschäfte untauglich zu sein. „Ein feiner, frommer und gelehrter Mann,... allein daß er sich mit Welt­ hendeln nicht zu behelfen wußte“, urteilt Thomas Kantzow.

Herzog Bogislaw X. von Pommern zog die Konsequenzen aus der mißlichen Situation, als er im Anschluß an seine Pilgerfahrt ins Heilige Land vom 15. 12. 1497 bis zum 19. 1. 1498 in Rom Papst Alexander VI. aufsuchte. Offenbar damals bereits wurde jene Maß­ nahme abgesprochen, die nach Zustimmung des Kamminer Domkapitels in der Konsistorialsitzung vom 4. 7. 1498 entschieden wur­ de, nämlich den Begleiter des Herzogs auf sei­ ner Orient- und Italienreise, M. (—>) Carith, zum Koadjutor und Nachfolger W.s zu ernen­ nen. Der Beschluß wurde unter ausdrückli­ chem Hinweis auf den Wunsch des Herzogs mit alters- und krankheitsbedingter Unfähig­ keit zur Bistums Verwaltung und der Ver­ schleuderung der Stiftsgüter durch W. be­ gründet. Nach Eintreffen der päpstlichen Briefe nötigte Bogislaw den Bischof am 27. 8. 1498 zur Übergabe des Bistums an den Koad­ jutor. W. wählte sich den Stettiner Bischofs­ hof zum Alterssitz. Er starb am 18. 3. 1505 auf Schloß Zäbreh (Hohenstadt) in Mähren und wurde in der dortigen Schloßkirche beige­ setzt.

W.s Scheitern im Bistum Kammin mag nicht zuletzt auch damit Zusammenhängen, daß er ein Landfremder blieb. Seine engere Umge­ bung bestand aus Böhmen. Die Anliegen sei­ ner Heimat hatten für ihn nach wie vor große Bedeutung. 1493 unternahm er eine längere Reise nach Böhmen, auf der er zahlreiche Kir­ chen und Altäre weihte, Ablässe erteilte usw. Aus seinem Besitz ist ein reich mit Miniatu­ ren geschmücktes Prager Brevier erhalten. Quellen: Diplomatarium Waldsteinio-Wartenberg, ed. G. Dobner, Monumenta historica Boemiae I (Prag 1764) 252 Nr. XXI, 258f., Nr. XXV. - Registrum administrationis episcopatus Caminensis während der Jahre 1489-1494, geführt vom Cantor und Bisthumsverweser Georg Putkammer, ed. R. Klempin, Diplomatische Beiträge zur Geschichte Pommerns aus der Zeit Bogislafs X. (Berlin 1859) 1-302. - Po­ merania II, 40, 54, 72, 79. - Polonica, Nr. 595, 648, 649. - Quellen zur Ketzergeschichte Brandenburgs und Pommerns, hg. v. D. Kurze (Berlin-New York 1975) 9, 313f.,Nr. XXXII.

Literatur: B. Balbinus, Miscellanea historica regni Bohemiae, decadis I liber IV hagiographicus seu Bo­ hemia sancta, pars 2 (Prag 1682) 89f. - F. W. Bar­ thold, Geschichte von Rügen und Pommern IV/1 (Hamburg 1843) 490ff. - H. Riemann 254ff. mit Bei­ lage 40-43. - A. Frind, Kirchengeschichte 154, 173, 176f., 257, 349. - J. Pekar, in: OSN 26 (1907) 337. H. Hoogeweg I, 401, 403ff.; II, 535. - M. Wehrmann 12 ff. - J. Schlenz, Geschichte des Propsteistiftes St. Stephan in Leitmeritz (Prag 1933) 65-68, 77, 80f., 218f. -H. Heyden I, 95, 111, 146, 183f., 196. -J. Pe­ tersohn, Das Breviarium Caminense des Jahres 1491, in: BSt, NF 51 (1965) 41-46. - K. StejskalP. Voit, Iluminovane rukopisy doby husitske (Prag 1990) 43f. mit Abb. 12-15, 106. Jürgen Petersohn

Walkow, Peter (+1516) 1508-1516 Bischof von Schwerin

Peter Walkow stammte aus einer einfachen Familie in Kolberg. 1474 immatrikulierte er sich in Rostock. Er schloß sein Studium als Magister ab. W. war an der römischen Kurie als Sollizitator (1493-1500), Apostolischer Scriptor (1500-16) und Abbreviator (150315/16) tätig. Die Herzöge von Mecklenburg nahmen seine Vermittlung gelegentlich in Anspruch. Im Laufe der Jahre erlangte W. die Propstei des Stiftskapitels zu Güstrow. Er wurde ferner Archidiakon von Tribsees und Parchim und Inhaber verschiedener Pfründen im Bistum Schleswig. Ab 1506 war er Dom­ propst in Schwerin.

Datum und Umstände der Wahl W.s zum Bi­ schof von Schwerin sind nicht bekannt. Es scheint, daß er die Nachricht davon in Rom

Walkow - Wambolt

erhalten hat. Auch das Datum der Konsekrati­ on ist nicht überliefert. Am 30. 5. 1508 hielt W. als Bischof feierlichen Einzug in Stral­ sund. Zum mecklenburgischen Herzogshaus unter­ hielt W. gute Beziehungen, und dem stets in Geldnot befindlichen Herzog Heinrich ge­ währte er auf Lebenszeit ein „freiwilliges“ Schutzgeld. 1514 trat W. in ein Schutzverhält­ nis zu den Mecklenburger Herzögen. Dadurch verlor das Hochstift seine Reichsstandsschaft, und seine während der Reformationszeit durchgeführte Einverleibung in das Herzog­ tum wurde vorbereitet. W. starb am 27. 5. 1516 zu Lübeck. Er wurde im Chor des Do­ mes von Schwerin beigesetzt.

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struktor der Söhne des Erzherzogs Ferdinand, Karl und (—>) Andreas von Österreich; 1581 eigenes Wappen, 1589 Adelsfreiheit; 1581 Domherr in Brixen; bis 1583 im Dienste des Markgrafen Karl von Burgau; Generalvikar in Brixen; 1588 in Rom; enger Mitarbeiter des Brixner Bischofs J. Th. v. (—>) Spaur; 20. 7. 1591 zum Weihbischof bestimmt; 8. 12. 1591 Titularbischof von Beilinas; im Dezember 1592 in Venedig konsekriert; + 10. 1.1593 Bri­ xen; □ Brixner Kreuzgang. Literatur: F. A. Sinnacher V, 168; VII, 657, 681, 683ff. - J. Weingartner, Die Kunstdenkmäler Südti­ rols II (Wien 1923) 64. - K. Wolfsgruber 225f. - J. Stadlhuber II, 509-511. — J. Gelmi, Weihbischöfe 197-199. Josef Gelmi

Literatur: J. Traeger 170-173. - E Schrader, Meck­ lenburg. - Ch. Schuchard 60f. Josef Traeger

Waiterfinger, Johann (OSB) (um 1590-1641)

Wall, Peter (1582-1630)

1617-1629 Generalvikar des Bischofs von Augsburg 1618 Ep. tit. Adramyttensis 1618-1630 Weihbischof in Augsburg

* 31. 12. 1582 Dillingen als Sohn eines Hand­ werkers; seit 1592 Besuch des Dillinger Gym­ nasiums und der Universität (1603 Mag. phil., 1609 Dr. theol.); 1607 Pfarrer von Jettin­ gen, 1612 von Thannhausen; 1613 Dom­ vikar und Pönitentiar, 1615 Kanonikus und 1618-26 Dekan in St. Moritz, 1618-23 Kano­ nikus bei St. Gertraud, 1617-29 Generalvikar in Augsburg; 28. 5. 1618 Titularbischof von Edremit; 15. 7. 1618 Konsekration in der Dil­ linger Studienkirche; 1624 Domherr in Augs­ burg (päpstliche Provision); 1624 zur Visitatio liminum nach Rom; mehrere Kirchweihen nachgewiesen; besonders gerühmt wegen sei­ ner Lauterkeit und vornehmen priesterlichen Gesinnung; + 5. 7. 1630; □ 1808 abgebro­ chene Johanneskirche in Augsburg. Literatur: A. Schröder 457^460. - P. Rummel, Bi­ schöfe 72. - W. Brandmüller 799. Peter Rummel

Walser (Waltous), Johann (+ 1593)

Generalvikar des Bischofs von Brixen 1591 Ep. tit. Bellinensis 1591-1593 Weihbischof in Brixen

bis 1586

* Innsbruck; Studium ebd. bei den Jesuiten; Dr. phil. (Dillingen), Dr. theol. (Ferrara); In-

1630-1641 Ep. tit. Germanicensis 1632-1641 Weihbischof in Wien und Wie­ ner Neustadt * um 1590 Abersberg (Niederbayern); Mit­ glied des Benediktinerstiftes Weltenburg; Studium in Ingolstadt; seit 1616 Mitglied des Wiener Schottenstiftes, wo er als Präfekt und Prokurator in der WirtschaftsVerwaltung tätig war; nach dem Tod von Abt A. (—>) Pitterich am 28. 10. 1629 zum Nachfolger gewählt. Die Amtseinführung als Abt nahm Kardinal M. (—>) Klesl am 20. 11. 1629 selbst vor. W. pre­ digte oft. 1638 begann er mit dem Umbau der Schottenkirche und des Schottenklosters. 9. 9. 1630 auf Vorschlag Kaiser Ferdinands II. Titularbischof von Germanicia und Weihbi­ schof in Wien. Die Schottenabtei behielt er bei. W. war wiederholt als kaiserlicher Kom­ missär in Religions- und Kirchenfragen tätig. 1633-41 war er Verordneter des niederöster­ reichischen Prälatenstandes. 1639 Wirklicher Kaiserlicher Rat; + 27. 11. 1641 Wien; □ Schottenkirche, Wien. Literatur: C. Rapf 270-278. Johann Weissensteiner

Wambolt von Umstadt, Anselm Casimir (um 1580/82-1647)

1630-1647 Kurfürst-Erzbischof von Mainz

Anselm Casimir Wambolt von Umstadt wur­ de zwischen 1580 und dem 30. 11. 1582 als Sohn des Eberhard W. v. U. (t 1601) und der

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Wambolt

Anna Amalie von Hattstein, einer Nichte des Speyerer Bischofs M. v. (—>) Hattstein, gebo­ ren. Das mittelrheinische Ministerialenge­ schlecht der W. v. U„ in der fränkischen Reichsritterschaft immatrikuliert, wird 1243 erstmals urkundlich erwähnt. Der Vater W.s war 1573-87 Beisitzer am Reichskammerge­ richt in Speyer und seit 1588 Reichshofrat. Er war 1581 vom Calvinismus zur katholischen Kirche übergetreten, in erster Ehe seit 1577 mit Anna von Reiffenberg (+ um 1583) und seit 1586 in zweiter Ehe mit Anna Amalie von Hattstein verheiratet. In Prag, Speyer oder auch Weinheim an der Bergstraße, wo die W. v. U. einen Sitz hatten, wurde W. gebo­ ren. Die Gymnasialausbildung erhielt W. bei den Jesuiten in Speyer oder auch in Prag. Durch erzbischöfliche Provision wurde er 1596 ins Mainzer Domstift aufgenommen und aufge­ schworen. Im gleichen Jahr begann er seine erste Residenz in Mainz. Wegen einer in Mainz ausgebrochenen Seuche, an der W. selbst erkrankte, setzte er das obligatorische Jahr ab 1597 in Höchst fort. 1605 wurde er ins Domkapitel aufgenommen und 1629 zum Domschoiaster gewählt. Als solcher war er Revisor des Mainzer Hl.-Geist-Spitals. 1610 fand er durch erzbischöfliche Provision Auf­ nahme in das Mainzer Ritterstift St. Alban. Die 1619 auf ihn gefallene Wahl zum Scholaster, ein Amt, das seit 1588 vakant war, nahm er erst nach einer Probezeit 1620 endgültig an (bis 1628), weil damit wegen des seit 1591 va­ kanten Dekanats die Stiftsleitung verbunden war. 1624 providierte ihn der Mainzer Erzbi­ schof J. (—►) Schweikard von Kronberg mit ei­ ner Stiftspfründe an St. Viktor. W. leistete bis 1625 Residenz, und zwar in St. Johann in Mainz, weil St. Viktor seit 1552 zerstört war. Auf Grund kaiserlicher Bitte besaß er seit En­ de 1614 oder Anfang 1615 eine Dompfründe in Halberstadt. Das protestantische Domkapi­ tel verweigerte ihm jahrelang Sitz und Stimme und damit den Genuß der Pfründe. Gleiches galt für die Dompropstei, die er 1623 durch päpstliche Provision erhielt. Erst nach den kaiserlichen Waffenerfolgen erfolgte am 16. 4. 1627 die Installation.

1596-97 studierte W. als Alumne des Colle­ gium Germanicum in Rom, 1597-99 nach sei­ ner „prima residentia“ in Mainz in Würzburg. Auf Grund einer Empfehlung des Wormser Bischofs Ph. v. (—>) Rodenstein beurlaubte ihn das Mainzer Domkapitel 1599 für ein dreijähriges Philosophie- und Theologiestu­ dium in Rom. Dort empfing er 1600 die niede­ ren Weihen. Den Eid als Germaniker legte er

im gleichen Jahr ab. Um 1602 verteidigte er die Thesen in Philosphie, deren Druck dedi­ zierte er Erzbischof J. A. v. (—►) Bicken. 1604 beendete er das Theologiestudium in Rom, empfing am 12. 6. die Subdiakonatsweihe und kehrte nach Mainz zurück, wo er am 22. 5. 1605 zum Diakon geweiht wurde. 1606-07

studierte er in Bologna Rechtswissenschaft. Dort wurde er 1606 zum zweiten und kurz da­ nach zum ersten Konziliar der deutschen Na­ tion gewählt (bis 1607). 1607 trug er sich in die Nationsmatrikel der deutschen Juristen in Padua ein. 1608 war er wieder in Mainz. Im Juni 1608 berief ihn Erzbischof Schweikard v. Kronberg in den Hofrat, beauftragte ihn im August mit der Teilnahme am Kurfürstentag in Fulda und im Januar 1609 mit dem Amt des Hofrats-Präsidenten (bis 1618). Differen­ zen mit Dompropst G. F. (—>) Greiffenclau von Vollrads führten damals zu seiner Ablösung. Sein Verhältnis zu Schweikard v. Kronberg, der ihn im Dienste der Liga oder als Erzkanz­ ler mehrfach mit diplomatischen Missionen beauftragt hatte, so 1609 nach Salzburg, 1611 zum Kurfürstentag nach Nürnberg, während des kaiserlichen Interregnums 1612 nach Prag und 1613 nach Fulda, und in dessen Auftrag er 1610 zur Rekatholisierung im Eichsfeld war, kühlte sich von jetzt an merk­ lich ab. Darüber gewann er offensichtlich das Vertrauen des Domkapitels, das ihn 1619 zum Amtmann des domstiftischen Mombach wählte. Die Neuübertragung erfolgte 1628. Er

Wambolt - Warberg behielt das Amt bis 1629. Zwischen 1620 und 1624 und erneut 1627 war er gemäß den Be­ stimmungen der Wahlkapitulationen seit 1604 mehrfach in Abwesenheit des geistli­ chen Landesfürsten Statthalter, 1621 überdies noch erzbischöflicher oder auch domstifti­ scher weltlicher Kommissar für den Kriegs­ fall. 1620 bis 1622 war er Rektor der Mainzer Universität. Sein gespanntes Verhältnis zu Greiffenclau war Ursache dafür, daß er ab 1626, abgesehen von einer Beauftragung, nicht mehr in Hofdiensten stand. Gegen meh­ rere namhafte Kandidaten setzte er sich in der Wahl vom 6. 8. 1629 als Nachfolger des am 6. 7. verstorbenen Erzbischofs durch. Zu den Befürwortern seiner Wahl gehörte Erzbi­ schof Ph. Ch. v. (—>) Sötern. W.s Wahl galt als Mißerfolg der habsburgisch-kaiserlichen Be­ mühungen. Aus diesem Grund erfolgte die kaiserliche Belehnung mit den Regalien erst am 29. 10. 1630 auf dem Reichstag zu Regens­ burg. Die römische Kurie bestätigte die Wahl dagegen bereits am 28. 1. 1630 und verlieh am 18. 2. 1630 dem neuen Erzbischof das Pal­ lium. Auf dem Regensburger Reichstag 1630 schlug das bis dahin freundschaftliche Verhältnis zwischen W. und dem profranzösisch orien­ tierten Sötern in bittere Feindschaft um. W., der in seinen politischen und kirchlichen Entscheidungen stark unter dem Einfluß des Dompropstes und Hofratspräsidenten Johann Reinhard von Metternich und seines Beicht­ vaters stand, rückte reichspolitisch auf prokaiserlichen Kurs. Das verstärkte sich noch angesichts der Ereignisse von 1631. Nach dem Sieg über Tilly bei Breitenfeld rückte Kö­ nig Gustav Adolf ins stiftische Main- und Rheingebiet, nahm Erfurt, Aschaffenburg und an Weihnachten 1631 auch Mainz und beab­ sichtigte, die Stadt zu seiner Residenz und zum Zentrum eines evangelischen Deutsch­ land zu machen. Mit einem Großteil des Adels und des hohen Klerus war W. vor den anrückenden Schweden nach Köln geflohen. Erst nach der Zurückeroberung der Stadt und dem Abzug der 3000 Mann starken schwedi­ schen Besatzung im Dezember 1635 konnte er am 22. 6. 1636 nach Mainz zurückkehren. 1636 empfing er die Priester- und Bischofs­ weihe und krönte in Regensburg den am 22. 12. 1636 zum König gewählten Ferdinand III. sowie dessen Gemahlin. Innerhalb des Erz­ stifts setzte er, soweit es die Kriegswirren zu­ ließen, die strengere konfessionspolitische Li­ nie durch. Die protestantischen Neubürger, die in der Schwedenzeit nach Mainz gekom­ menen waren, mußten zur katholischen Kir­ che übertreten. Reichsreligionspolitisch ver­

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fiel W. in eine starre Kompromißlosigkeit. Er wurde einer der eifrigsten Verfechter der kai­ serlich-habsburgischen Position beim Ringen um die Beendigung des Krieges und trug durch sein Festhalten am habsburgisch-spa­ nischen Standpunkt dazu bei, ein baldiges Zustandekommen des Westfälischen Frie­ dens zu verzögern. Bevor die französischen Truppen 1644 Mainz einnahmen, verließ W. seine Hauptstadt erneut und floh nach Frank­ furt. Obwohl er 1647 mit dem französischen Oberbefehlshaber Marschall Turenne in Frankfurt einen Neutralitätsvertrag schloß, sah er seine Residenzstadt nicht mehr wieder. Am 9. 10. 1647 starb er in Frankfurt. Wolf­ gang Fuchs hielt ihm im Mainzer Dom die Leichenpredigt. Der hochbegabte, wegen sei­ nes rednerischen Talents „Cicero germanicus“ genannte, als trinkfest geschätzte und of­ fensichtlich recht geschäftstüchtige W. konn­ te während seines Pontifikats religions- und reichspolitisch nur wenig bewirken. Eine gründliche Bearbeitung seiner Regierungszeit steht noch aus. Quellen: BStAW, Mainzer Aufschwörurkunden Nr. 216, 335 (MU 4766, 4883). - BStAW, Mainzer Wahldekrete Lade 32, Nr. 35. - ASV Proc. Cons. 27f. 949-973.

Literatur: E Werner II (1836) 504-571. - H. Bur­ kard. - A. Ph. Brück, Mainz 240. - Ders., in: NDB 1 (1953) 310. - E V. Arens 327-329. - W. G. Rödel, Beziehungen des Mainzer Kurfürsten Anselm Kasi­ mir Wambold von Umstadt zum Malteserorden, in: MZ 67/68 (1972/73) 68-72. - G. Rauch, Domkapitel III, 152. Friedhelm Jürgensmeier

Warberg, Burkhard von (+ 1458) 1437-1458 Bischof von Halberstadt Burkhard von Warberg wurde als Sohn Lu­ dolfs v. W. aus dem Geschlecht der Edlen von Warberg (Werberg, Werberge), eines südwest­ lich von Helmstedt liegenden Ortes, geboren. Er war der dritte Bischof aus diesem Ge­ schlecht. 1415 wurde er Domherr von Magdeburg. 1417-19 war er als Domkustos von Halber­ stadt zum Studium der Rechte in Bologna im­ matrikuliert. 1425 wurde er Domherr in Hil­ desheim, 1429 Propst von Walbeck und 1430 Dompropst von Magdeburg.

Am 7. 5. 1437 wählte das Domkapitel von Halberstadt W. zum Nachfolger des am 11.4. 1437 verstorbenen Bischofs Johann von Hoym (1419-37). Die Bestätigung durch Papst Eugen IV. erfolgte am 19. 7. Der als „se-

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Warberg - Watzenrode

re gud man“ in der Lüneburger Chronik cha­ rakterisierte W. begegnet in den Quellen fast ausschließlich im Zusammenhang mit Feh­ den, die von kleineren Territorialherren in­ itiiert und von den Herzögen von Sachsen, den Landgrafen von Thüringen und den Gra­ fen von Mansfeld geschickt zur Gewinnung von Einfluß und Landbesitz genutzt wurden. Durch diese immer wieder ausbrechenden Fehden wollte W. verlorengegangene Rechte als bischöflicher Territorialherr zurückgewin­ nen. Trotz zahlreicher Bündnisse mit den Bischöfen von Hildesheim und Magdeburg sowie den Städten Goslar, Magdeburg, Braun­ schweig, Halle, Hildesheim, Göttingen, Han­ nover, Lübeck und Köln und kurzzeitig sogar mit dem Hause Brandenburg gelang ihm dies nicht. Die aus den Auseinandersetzungen er­ wachsenden Schulden führten stattdessen durch die Verpfändung von Rechten, so bei­ spielsweise 1456 die Verpfändung der Juden, und von Besitz zur weiteren Minderung bi­ schöflichen Einflusses in den weltlichen Ter­ ritorien des Bistums Halberstadt.

In seiner geistlichen Amtsführung erwies sich W. nach den Quellen als den Erfordernis­ sen seines Amtes gewachsen. Er verschaffte den Dominikanern 1437 ungehinderte seel­ sorgliche Tätigkeit, nahm die geistliche Auf­ sicht über Klerus und Stiftungen wahr und sorgte für Arme (1455). W. starb am 14. 1. 1458 und wurde im Halberstädter Dom beige­ setzt. Literatur: UB Halberstadt 187-269. - H. Boettcher 296-311. - G. Wentz-B. Schwineköper 330. Josef Pilvousek

Watt, Paul von (OT) (um 1450-1505) 1503-1505 Gewählter Bischof von Samland

Paul von Watt stammte aus einem Nürnberger Geschlecht. Er studierte seit 1465 in Leipzig, wurde 1468 Bacc. art. und 1470 Magister. 1477 war er Mitglied der philosophischen Fa­ kultät, 1478 Dekan. Später erwarb er die Gra­ de des Bacc. iur., des Lie. iur. und vor 1493 des Dr. iur. 1502 war er Mitglied des großen Kollegiums. Als Lehrer Herzog Friedrichs von Sachsen von frühester Jugend an nahm ihn dieser, als er 1497 Hochmeister wurde, mit nach Preußen, ernannte ihn zu seinem Kanzler und verschaffte ihm ein Kanonikat am Dom zu Dorpat, wo W. auch Dompropst wurde. Als 1503 durch den Tod von N. (—>) Kreuder der samländische Bischofsstuhl va­ kant wurde, nominierte der Hochmeister W. für die Nachfolge, und das Domkapitel postu­

lierte ihn im Juli 1503. Anfang 1504 erhielt er die päpstliche Bestätigung, doch wurde die Konsekration wegen Erkrankung des Elekten immer wieder verschoben. W. starb im April 1505, ohne die Bischofsweihe empfangen zu haben. Literatur: A. R. Gebser 229-232. - H. Freytag, Be­ ziehungen 97. - E. Joachim-W. Hubatsch I, Reg. Krollmann, in: APB 2 (1967) 491. Hans-Jürgen Karp

Watzenrode, Lukas (1447-1512) 1489-1512 Bischof von Ermland

Lukas Watzenrode wurde am 30. 12. 1447 in Thorn als Sohn einer begüterten Patrizierfa­ milie rheinisch-westfälischer Herkunft gebo­ ren. Sein Vater Lukas W. war Kaufmann und altstädtischer Schöffenmeister, seine Mutter Katharina war in erster Ehe mit dem Kauf­ mann und Ratsherrn Heinrich Peckau verhei­ ratet gewesen. W. besuchte wahrscheinlich die Stadtschule seiner Vaterstadt. Er studierte 1463-64 in Krakau und 1465-68 in Köln, wo er den Grad eines Mag. art. erwarb. 1469/70 begann er das Studium der Rechtswissen­ schaften an der Universität Bologna, wo er sich in die Matrikel der natio Germanorum eintragen ließ, deren Vorsteher er 1472 wur­ de. Am 18. 12. 1473 zum Dr. iur. can. promo­ viert, hielt er im Wintersemester 1473/74 juri­ stische Vorlesungen. Nach seiner Rückkehr in die Heimat leitete W. 1474 wahrscheinlich die Pfarrschule an der Johanniskirche in Thorn. 1475 erhielt er ein Domkanonikat in Kulmsee. Bemühungen um die Pfarrstelle zu St. Marien in Danzig blieben dagegen erfolglos. Seit 1477 als Rechtsberater im Gefolge des Bischofs von Wloclawek und Unterkanzlers der polni­ schen Krone, Zbigniew Oiesnicki, erhielt W. 1478 ein weiteres Kanonikat in Wloclawek. Sein Gönner Oiesnicki, der 1481 Erzbischof von Gnesen wurde, ernannte ihn 1482 zum Archidiakon von Kalisch. Obwohl 1479 als ermländischer Domherr in Frauenburg be­ zeugt, nahm W. erst 1483 von seinem Kanoni­ kat Besitz. 1485 wurde er in das Metropoli­ tankapitel von Gnesen aufgenommen, und am 14. 4. 1487 weihte ihn Oiesnicki in der Schloßkapelle zu Skierniewice zum Priester. 1488 verlieh er ihm die Scholasterie beim Kollegiatkapitel von Leczyca. Im Herbst 1488 wünschte ihn der ermländische Bischof N. v. (—>) Tüngen zum Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge. Als Tüngen plötzlich starb, wählte das Domkapitel sogleich am 19. 2.

Watzenrode 1489 den noch in Rom weilenden W. zum Nachfolger. Dabei ließ es sich von der Über­ zeugung leiten, W. müsse, da er lange in Po­ len gelebt habe und dort viele Benefizien be­ sitze, König Kasimir genehm sein. Dieser hatte jedoch seinen Sohn, den Krakauer Bi­ schof Fryderyk, für Ermland vorgesehen. Papst Innozenz VIII. bestätigte die Kapitels­ wahl am 18. 5. 1489, und W. ergriff von sei­ nem Bistum Besitz. Bis zum Tode Kasimirs (1492) war seine Poli­ tik auf die Wahrung des Rechtes der freien Bi­ schofswahl in Ermland und der Privilegien des königlichen Preußen gerichtet. Dem neuen König Johann Albrecht leistete er 1494 den Treueid, diente ihm und seinen Nachfol­ gern als Ratgeber und gewann ihr Vertrauen. Zugleich entfremdete er sich den preußi­ schen Ständen und seinem Domkapitel und geriet in einen immer schärferen Konflikt mit dem Deutschen Orden. In seiner inkonse­ quenten und doppelgesichtigten Politik (Gorski) spiegelte sich der Wandel seiner po­ litischen Ideen, die schließlich auf eine im­ mer engere Verbindung des königlichen Preu­ ßen mit der polnischen Krone gerichtet wa­ ren. Bereits 1495 verfocht er den Plan, den Orden aus Preußen nach Podolien zu ver­ pflanzen. Unter Hochmeister Friedrich von Sachsen kam es zu einer Art Waffenstillstand, den beide Seiten für ihre Zwecke nutzten: Der Orden strebte eine Revision des Thorner Friedensvertrages von 1466 an, wovor W. den König warnte. Sein eigener Plan, das Ermland zum Erzbistum zu erheben (1505), scheiterte am Widerstand des Ordens und des auf sei­ ner Seite stehenden Erzbischofs von Riga. Der Wandel W.’s in seiner Einstellung zur Krone wurde schließlich kurz vor seinem Tode of­ fenbar. Während ein Teil des Domkapitels seit 1508 versuchte, die Aufhebung des Petrikau­ er Vertrages von 1479 zu erreichen und die volle Freiheit der Bischofswahl wiederzuer­ langen, forderte W., nachdem Kompromißlö­ sungen gescheitert waren, auf dem Sterbebett sein Kapitel in einer letzten Willenserklärung auf, einen der von ihm präsentierten polni­ schen Prälaten, Rafal Leszczynski oder Jan Oiesnicki, die das volle Vertrauen des Königs besaßen, zu seinem Nachfolger zu wählen.

W. war von hoher Begabung. Für den Huma­ nismus, der um die Jahrhundertwende im Preußenland Eingang fand, zeigte er sich sehr aufgeschlossen. Er scheint schon 1488 ver­ sucht zu haben, dem 1473 gegründeten Stu­ dium particulare in Kulm (W. [—>] Kielbasa) die wirtschaftliche Grundlage zu sichern; und 1501 plante er die Wiederherstellung der im Dreizehnjährigen Städtekrieg untergegan­ 53 Lexikon

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genen Frauenburger Domschule durch die Kulmer Brüder vom gemeinsamen Leben. Beide Vorhaben wurden nicht verwirklicht. Auch sein Plan, in Elbing eine Universität für ganz Preußen zu gründen, scheiterte 1509 an den Eigeninteressen der Stadt. Seinem Neffen Nicolaus Copernicus, der ihm als Arzt und Berater 1503-10 zur Seite stand, verschaffte W. ein ermländisches Kanonikat und damit die Möglichkeit zu einem längeren Universi­ tätsstudium. W. war ferner ein beachtlicher Kunstmäzen.

Für eine Reform des religiösen Lebens boten die Friedensjahre unter W. gute Vorausset­ zungen. W. erließ 1489 ein strenges Verbot ge­ gen die Ablaßhändler. 1492 schärfte er den Vikaren die Residenzpflicht ein. Erstmals führte er gedruckte liturgische Bücher in der Diözese ein (1494-97 Brevier, 1497 Missale, 1512 Agende). Vielleicht angeregt durch den pomesanischen Bischof J. K. v. (—►) Lessen, veranstaltete er 1497 eine Synode. Die Statu­ ten, die kaum von denen der letzten Synode von 1449 unter Bischof F. (—►) Kuhschmalz abwichen, wurden nicht diskutiert, sondern nur an den Kirchentüren angeschlagen. Sie zielten auf eine Verbesserung der Disziplin. Die Synode hatte auch den Zweck, ein subsidium caritativum zu beschließen; damit war jedoch der Grund für den Mißerfolg der ange­ strebten Reformen gegeben. W. leitete 1499 bei den Franziskanern in Wartenburg eine Re­ form in die Wege, die sich an den 1430 von Martin V. bewilligten Dispensen von der al­ ten Ordensregel orientierte; in den Konvent

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Watzenrode - Weber

schickte er neue Brüder. Er reformierte 1500 die kirchlichen Bruderschaften in Guttstadt und später an anderen Orten, indem er ihre Statuten kassierte. 1502 visitierte er persön­ lich das Domkapitel und beauftragte seinen Generalvikar Enoch von Kobelau mit der Visi­ tation der Domvikare. Im gleichen Jahr er­ nannte er den Domherrn Johannes Sculteti, Professor der Theologie und 1487 Rektor der Universität Heidelberg, zum ersten und einzi­ gen Archidiakon, den die Diözese Ermland je hatte. Als solcher führte Sculteti 1503 eine Generalvisitation durch und stand seinem Ordinarius für besondere kirchliche und poli­ tische Aufgaben zur Verfügung. Neu war auch das Amt des Weihbischofs als „Vicarius in pontificalibus et visitator“. In diese Position berief W. J. (—>) Wilde, der zugleich Pfarrer von Kiwitten blieb. Zur Krankenpflege und zur Abhaltung von „Stationen“ holte W. 1504 Antoniter aus Tempzin nach Frauenburg, wo er sie 1507 in das Heiliggeisthospital ein wies. „Die Sitte des Almosensammelns war von Anfang an ein Keim von Mißständen“ (Brachvogel), und 1519 gaben die Brüder ihr Haus wieder auf.

in: Kopernikus-Forschungen, hg. v. J. Papritz-H. Schmauch (Leipzig 1943) 113-131. - M. Biskup, Lukasz Watzenrode inicjatorem waybrania przedstawiciela Korony biskupem warminskim [L. W. als In­ itiator des Plans, einen Vertreter der Krone zum Bi­ schof von Ermland zu wählen], in: KMW 1970/1 (107) 135-142. - K. Wroblewska, Lukasz Watzenro­ de jako fundator dziel sztuki [L. W. als Stifter von Kunstwerken], in: KMW 1972/1 (115) 149-157. -D. Jamiolkowska, Memoriale Lukasza Watzenrodego [Das Memoriale des L. W.], in: KMW 1972/4 (118) 633-648. - K. Gorski, On the biography of Lucas Watzenrode, in: Acta Poloniae Historica 28 (War­ szawa 1973) 108-112. - H. Schmauch, in: APB I (1974) 412. - K. Gorski, Lukasz Watzenrode. Zycie i dzialalnosc polityczna (1447-1512) [L. W.s Leben und politische Tätigkeit] (Wroclaw-Warszawa-Kraköw-Gdarisk 1975). - R. Bodanski, Walka 128-131. - T. Oracki II, 200-203. - M. Biskup, Wokoi utworzenia uniwersytetu w Elblagu w pocz^tkach XVI wieku [Zur Gründung einer Universität in Elbing zu Beginn des 16. Jh.s], in: W kregu stanowych i kulturalnych przeobrazeri Europy Pölnocnej w XIVXVIII w. [Über die ständischen und kulturellen Ver­ änderungen im nördlichen Europa vom 14. bis 18. Jh.] (Torun 1988) 97-115. - A. Szorc, Dzieje 35f.

Im ganzen entsprach W. eher dem Typ des eif­ rigen Diözesanverwalters, seine Reformen galten mehr der Verschärfung der kirchlichen Disziplin als der Vertiefung des inneren Le­ bens, ein Einfluß der Devotio moderna ist nicht zu erkennen (Gorski). Er gehörte den­ noch in die Nähe der Reformbischöfe seiner Zeit in Mittel- und Westdeutschland (Werm­ ter).

Weber, Christoph (1560-1633)

In einem Memorial hat W. die Ereignisse sei­ ner Regierungszeit festhalten lassen. W. starb am 19. 3. 1512 in Thorn. Er wurde im Dom zu Frauenburg beigesetzt. Literatur: A. Eichhorn, Bischofswahlen 170-181. A. Thiel, Das Verhältnis des Bischofs Lucas von Watzenrode zum Deutschen Orden, in: ZGAE 1 (1860) 244-268, 409-459. - Geschichte des ermlän­ dischen Diözesanrituale, in: PDE 1 (1869) 17-19, 25f., 33-35, 41-46. - E Hipler, Abriß 80-83. - Ders., Grabstätten 311. - E Fleischer, Das altermländische Missale, in: PDE 26 (1894) 72-75, 82-84, 100-107, 117-119, 125-138. - Die Synodalstatuten des Lucas Watzenrode, in: PDE 27 (1895) 92-94, 98-104. - E Hipler, Constitutiones 25-34. - Memoriale domini Lucae, episcopi Warmiensis, in: SS rer. Warm. II, 4171. - Geschichte des altermländischen Breviari­ ums, in: PDE 8 (1876) llOff. - E. Brachvogel, Bild­ nisse 542f. - A. Kolberg, Agenda communis. Die äl­ teste Agende in der Diözese Ermland und im Deutschordensstaate Preußen (Braunsberg 1903). E. Joachim-W. Hubatsch I, II, Reg. - Akta stanöw IVI. - E.-M. Wermter, Reformversuche 429-432. - H. Zins, Walka. - Ders., Die Anfänge des Antoniterklosters in Frauenburg, in: ZGAE 27 (1942) 420-424. H. Schmauch, Die Jugend des Nikolaus Kopernikus,

Hans-Jürgen Karp

1615 Ep. tit. Ascalonensis 1616-1633 Mainzer Weihbischof in parti­ bus Thuringiae * 1560 Seligenstadt am Main als Sohn des Kloster-Kellers und Ratsherrn Johann W. (+ 1593) und der Margarethe, geborene Rucker; erste schulische Ausbildung an St. Bartholo­ mäus in Frankfurt, wo der spätere Weihbi­ schof St. (—0 Weber, ein Bruder seines Vaters, Präses der Stiftsschule war. 1572 war W. Schüler am Mainzer Jesuitengymnasium. In Mainz studierte er bei den Jesuiten auch Phi­ losophie; 1582 Mag. art.; 1582 Immatrikulati­ on für Theologie in Pont-ä-Mousson; drei sei­ ner theologischen Disputationen erschienen im Druck. Er beendete das Studium 1586 und begab sich nach Aschaffenburg, wo er am Stift St. Peter und Alexander durch Provision von Erzbischof D. (—>) Brendel von Homburg seit 1578 eine Pfründe besaß. 1587 ins Kapi­ tel aufgenommen, 1596 Scholaster, 1603 Stiftsdekan. 1590 Dr. theol. (Mainz); 1591 Mitglied des Mainzer Fakultätsrates; bis 1616 konzentrierte sich W.s Wirken auf Aschaffen­ burg und das oberstiftische Archidiakonat. In der Stiftskirche war er häufiger und angese­ hener Prediger, in der Marienkirche hielt er bis zur Ankunft der Jesuiten 1612 Kateche­ sen. W. zählte zum Kreis der engagierten Re­ former. Am Zustandekommen der tridentinisch geprägten Mainzer Agende von 1599

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Weber

war er maßgeblich beteiligt. 1596 ernannte ihn Erzbischof W. v. (—>) Dalberg zum Kom­ missar für den Bereich des Archidiakonats Aschaffenburg. Die Erzbischöfe J. A. v. (—>) Bicken und J. (—>) Schweikard von Kronberg bestätigten ihn am 20. 5. 1601 bzw. 28. 2. 1604 in diesem einflußreichen Amt. Reforme­ rische Maßnahmen und gegenreformatorische Aktivitäten gehörten zu seinen Aufgaben. Er visitierte Klöster, so Ilbenstadt, Arnsburg, En­ gelstadt und Marienborn. Als Kommissar dürfte er auch mit den Hexenprozessen be­ faßt gewesen sein, die insbesondere im Ober­ stift um 1594 epidemiehaft anstiegen und 1603 und 1615 erschreckende Ausmaße an­ nahmen. Am 2. 2. 1607 war er als Zeuge an­ wesend, als Schweikard v. Kronberg in der Abteikirche zu Seligenstadt die Gebeine der hll. Marcellinus und Petrus hob. 1614 be­ stimmte Schweikard v. Kronberg W. zum Weihbischof in Erfurt. Am 10. 4. 1614 ord­ nete der Erzbischof den Informativprozeß an, der am 4. 6. 1614 in Mainz von Generalvikar Friedrich von Sickingen durchgeführt wurde. Zu den befragten Zeugen gehörte A. (—>) Seibaeus. Am gleichen Tag legte W. das tridentinische Glaubensbekenntnis ab. Die römische Konfirmation als Weihbischof und die Präko­ nisation zum Titularbischof von Askalon ver­ zögerten sich bis zum 8. 2. 1615, wohl weil der Informativprozeß auf erzbischöfliche An­ weisung und nicht auf die des zuständigen Kölner Nuntius Antonio Albergati, damals in Lüttich, erfolgt war. Laut päpstlichem Dekret wurde dem neuen Weihbischof die Propstei am Erfurter Kollegiatstift St. Marien belassen, die ihm Schweikard v. Kronberg 1611 oder 1612 übertragen hatte. Am 1. 5. 1616 wurde W. in der Mainzer St. Gangolfkirche vom Erz­ bischof konsekriert. Die offizielle Beauftra­ gung erhielt er am 4. 5. 1616, als er über Aschaffenburg nach Erfurt und Heiligenstadt reiste. Im August war er wieder in Aschaffen­ burg. Im September konsekrierte er Altäre im Kloster Arnsburg, tonsurierte in Fritzlar, kehrte nach Erfurt zurück, war im November in Aschaffenburg, im Dezember 1616 erneut in Fritzlar und spätestens ab Februar 1617 in Erfurt. Diese Mobilität war für ihn typisch. Ab 1618 übernahm er viele Amtshandlungen für seinen alternden Onkel St. Weber, und nach dessen Tod (7. 8. 1622) fungierte er bis Juli 1623 im rheinischen Teil des Erzbistums als Weihbischof, daneben auch mehrfach im Bistum Hildesheim und in Fulda. Hoch ist die Zahl der von ihm gespendeten Kleriker­ weihen. Laut Ordinationsbuch tonsurierte und weihte er bis Juli 1631 in über 250 Got­ tesdiensten etwa 1420 Kleriker. Dabei ragten die Konsekrationen von Seibaeus und Erzbi­ 53*

schof G. F. (—>) Greiffenclau von Vollrads her­ aus. In päpstlichem Auftrag übergaben er und Seibäus dem neuen Erzbischof auch das Palli­ um. 1627 führte W. im Zusammenhang mit dem Bemühen, die Rekatholisierung dieses erzstiftischen Gebietes zum Abschluß zu bringen, eine größere Visitation im Eichsfeld durch. Der Sieg der schwedischen Truppen am 17. 9. 1631 bei Leipzig beendete die Tätig­ keit W.s in Erfurt. Er floh über Mainz nach Köln, t 18. 4. oder 21. 5. 1633 ebd.; □ Domi­ nikanerkirche Köln. Quellen: ASV Proc. cons. 14 fol. 261-274v. - BAE, Weihebuch.

Literatur: G. C. Joannis II, 449. - V. F. de Gudenus II, 366. - J. S. Severus 54. - A. Amrhein, Die Prälaten und Canoniker des ehemaligen Collegiatstiftes St. Peter und Alexander zu Aschaffenburg, in: AHVU 26 (1882) 84, 109, 266. - J. Feldkamm 78f. - F. Neu­ bauer, Zur Geschichte der einstigen Seligenstädter Pfarrkirche „Unserer lieben Frau“, in: AMRhKG 19 (1967) 301. - F. W. Sender 146. - F. Jürgensmeier, Der Mainzer Weihbischof Christoph Weber (1615/ 1616-1633). Informativprozeß und Lebensskizze, in: W. Aymans-A. Egler-J. Listl (Hg.), Fides et lus. FS Georg May (Regensburg 1991) 351-361. Friedhelm Jürgensmeier

Weber, Stephan (1539-1622)

1570 Ep. tit. Missinensis 1570-1622 Mainzer Weihbischof in parti­ bus Rheni 1587-1607 Mainzer Weihbischof in parti­ bus Thuringiae * 13. 2. 1539 Erfurt aus gehobener Bürgerfa­ milie. Der Vater dürfte als Katholik in der überwiegend evangelischen Stadt in stifti­ schen bzw. erzbischöflichen Diensten gestan­ den haben. Erste Schulausbildung in Magde­ burg bei seinem namensgleichen Onkel, der Dekan von St. Mauritius und unter Erzbi­ schof (—►) Albrecht von Brandenburg zeitwei­ lig Thesaurar war; W. war später Schüler am 1544 in Köln errichteten ersten deutschen Je­ suitenkolleg, beendete das Studium an der Kölner Universität 1558 als Mag. art. und Bacc. bibl.; 1559 Kanonikus am kaiserlichen St. Bartholomäusstift in Frankfurt, Präses der Stiftsschule und 1561-70 Pfarrer an St. Bar­ tholomäus; schloß gleichzeitig an der Main­ zer Universität sein Theologiestudium ab; 1566 Lie. theol. und Dr. theol.; Professor und mehrfach Dekan der Theologischen Fakultät und 1572/73, 1582/83 Rektor der Universität Mainz. Erzbischof D. (—>) Brendel von Hom­ burg erbat ihn 1569 als Weihbischof; 27. oder 28. 2. 1570 Titularbischof von Mysien; 3. 8.

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Weber - Weeze

1570 Konsekration durch Brendel von Hom­ burg; 1570 verlieh ihm der Erzbischof ein Ka­ nonikat an St. Viktor in Weisenau vor Mainz; seit 1572 hatte W. dort das Dekanat inne; 1580 ebenfalls durch erzbischöfliche Provisi­ on Kanoniker von St. Mariagreden in Mainz und vielleicht auch von St. Peter und Alexan­ der in Aschaffenburg. Bis zur Ablösung 1572 durch die Jesuiten Domprediger. Als Dekan von St. Johann in Mainz ließ er 1602 das dor­ tige Bonifatiusgrab säubern und die Wände mit Malereien und Farben ausschmücken. Das lange Bischofsleben des sehr fleißigen und reformeifrigen W. war überreich an Pontifikalhandlungen. In seinem Weihebuch sind die Konsekrationen von annähernd 600 Al­ tären, Kirchen, Kapellen und Friedhöfen und 10 861 Klerikerweihen eingetragen, darunter 13 Abts- und 13 Bischofs weihen, bei denen er als Konsekrator oder Mitkonsekrator fun­ gierte. Von ihm geweiht oder mitkonsekriert wurde u. a. 1616 sein Neffe Ch. (—>) Weber. 1619 hatte W. die Ehre, gemäß tradiertem Recht, das dem Mainzer Weihbischof zu­ stand, vor der Wahl und Krönung Kaiser Fer­ dinands II. in der Frankfurter St. Bartholo­ mäuskirche die Heiliggeistmesse zu lesen. Zwischen 1573 und 1604 wurde er mehrfach mit größeren Visitations- und Firmungsreisen in die fuldische Buchonia und nach Thürin­ gen betraut. Als Brendel von Homburg im Mai 1574 mit großem Troß aufbrach, um das weithin protestantisch gewordene Eichsfeld zu rekatholisieren und wieder fest ans Erz­ stift zu binden, gehörte Weihbischof W. zu seinem Gefolge. Er stand an der Spitze einer mit geistlichen und weltlichen Funktionen betrauten Kommission und blieb dort, als der Kurfürst im Juli nach Mainz zurückkehrte. Erst als der päpstliche Diplomat und spätere Weihbischof N. (—>) Elgard in Heiligenstadt eintraf und ihn bei der sehr schwierigen Re­ form- und Rekatholisierungsarbeit ablöste, reiste er am 7. 3. 1575 zu dringenden Pontifikalhandlungen an den Rhein zurück. Zwi­ schen Elgards Tod 1587 und der Bischofswei­ he von V. (—>) Mohr 1607 übernahm W. als der einzige Mainzer Weihbischof auch die pontifikalen Aufgaben im thüringischen Bis­ tumsbereich. 1593 und 1603/04 verweilte er hier längere Zeit. Nach Angaben der Jesuiten soll er 1603 allein in Heiligenstadt 7506 und in Erfurt 600 Firmungen gespendet haben. Auch hatte er erheblichen Anteil an der all­ mählichen Rekatholisierung. 1607 ernannte ihn Erzbischof J. (—>) Schweikard von Kron­ berg zum Bücherzensor. Wie den Jesuiten war W. den Franziskanerobservanten, die 1612 nach Mainz zurückkehrten, und den Kapuzi­ nern, die seit 1618 im Bistum tätig waren,

sehr gewogen. Er unterstützte sie nach Kräf­ ten. 1622 legte er den Grundstein für die jün­ gere Franziskanerkirche in Mainz. + 7. 8. 1622 Mainz; □ vor dem Hochaltar der Jesui­ tenkirche St. Christoph, den er gestiftet und kostbar ausgestattet hatte; Gedenkstein in der Kapuzinerkirche. Quellen und Literatur: StBMz, Mog 4°/33: Leichen­ predigt „Quis nescit“. - G. C. Joannis II, 446-449, 630, 682. - H. Knodt, De Moguntia literata commentationes historicae (Mainz 1754) 78. - J. S. Severus 3Of. - F. Falk 295. - Ders., Die Correctoren und die Correctur der gedruckten liturgischen Bücher des ehemaligen Erzstifts Mainz, in: Kath. 80 (1900) II, 542f. - J. Feldkamm 75f. - J. Freckmann 66f. - E Arens-E. Mossmaier 67, 85, 104. - E V. Arens 637f., 660f. - G. Rauch, St. Bartholomäus 305. - H. Mathy 212. - Ch. Grebner 217f. - J. Leinweber 115. Friedhelm Jürgensmeier

Weeze (Weza), Johannes von (um 1490-1548) 1522-1548 Gewählter Erzbischof von Lund 1530-1548 Ernannter Bischof von Roskilde 1538-1548 Bischof von Konstanz

Johannes von Weeze wurde um das Jahr 1490 zu Zevenaar (Herzogtum Kleve, Diözese Ut­ recht) geboren. Sein Studiengang ist unbe­ kannt. 1513 und 1517 begegnete er in römi­ schen Suppliken als „Orator“, im zuletzt ge­ nannten Jahr überdies als „familiaris continuo commensalis“ des Kardinals Francesco Armellini. 1513-20 war er auch Notar der Segreteria Apostolica. Der Aufenthalt an der rö­ mischen Kurie ermöglichte es ihm, zahlrei­ che Pfründen zu erwerben, die er aber meist nach kurzer Zeit gegen eine Pension wieder resignierte. Am 31. 5. 1518 wurde W., zusam­ men mit Idzard Gravius, Generalkollektor der Apostolischen Kammer im Reich, einschließ­ lich Burgund, und in den Königreichen Däne­ mark, Schweden und Norwegen. 1522 ließ Christian II. von Dänemark ihn zum Erzbi­ schof von Lund wählen, doch mußte der Kö­ nig bereits Mitte April 1523 das Land verlas­ sen. Mit ihm ging W. ins Exil. Er trat in den Dienst Kaiser Karls V, des Schwagers von Christian. W. wurde ständiger Gesandter (Ge­ neralorator) des Kaisers am Hof von König Ferdinand. Auch der Versuch, 1530 und spä­ ter, in den Besitz des dänischen Hochstiftes Roskilde zu kommen, mißlang. Dagegen er­ hielt W. weitere Pfründen an den Dom- und Stiftskirchen des Reiches. Im Mai 1537 wur­ de er ferner Administrator der Zisterzienserabtei Waldsassen (Oberpfalz). Dies war der Dank des Kurfürsten Ludwig V. von der Pfalz für die Vermittlung der Ehe seines Bruders

Weeze - Weickmann

Friedrich II. mit Dorothea, der ältesten Toch­ ter König Christians II. W.s adoptierter Neffe Heinrich Rudolf, seit 1545 Koadjutor und ständiger Vertreter in Waldsassen, folgte dort als Administrator dem Onkel nach dessen Tod. Keinen Erfolg hatte W. bei dem Versuch, mit kaiserlicher Unterstützung Koadjutor des Erzbischofs von Salzburg zu werden. Das dor­ tige Domkapitel wählte stattdessen 1540 (—►) Ernst von Bayern. Dagegen entschied sich 1538 das Konstanzer Domkapitel aufgrund ei­ ner „kaiserlichen Empfehlung“ für W. Die päpstliche Bestätigung erfolgte anstandslos. Da W. noch im kaiserlichen Auftrag auf Rei­ sen war, konnte er erst am 11.1. 1540 von der Diözese Besitz ergreifen. Am Tag zuvor hatte er die Wahlkapitulation beschworen. Nach­ dem er bis dahin vom Empfang der höheren Weihen dispensiert worden war, ließ er sich 1541 in Regensburg zum Priester und zum Bi­ schof weihen. Am Pfingstsonntag 1542 hielt er in Überlingen, dem Exilort des Domkapi­ tels, seinen ersten Pontifikalgottesdienst. Kaspar Bruschius schilderte W. als gelehrt, klug, beredt und sprachenkundig. Von vielen Seiten wurde er um Rat und Hilfe angegan­ gen. Im Auftrag Karls V. bereiste er fast ganz Europa in diplomatischen Missionen. So ver­ handelte er 1539 in Frankfurt mit Vertretern des Schmalkaldischen Bundes. Das Ergebnis war der „Frankfurter Anstand“. Es stieß indes auf Kritik, vor allem an der römischen Kurie und bei ihren Vertretern im Reich, die bislang W. seines diplomatischen Geschicks wegen über die Maßen gelobt hatten. Bei strengen Katholiken kam der Verdacht der Bestechlich­ keit auf. Trotzdem behielt W. das Vertrauen des Kaisers. 1539 reiste er nach Toledo, 1540 nach Gent, 1541 war er auf dem Reichstag in Regensburg, 1542 auf dem zu Speyer. W. war ein Vertreter des erasmianischen Re­ formkatholizismus. Enge Freundschaft ver­ band ihn mit vielen Humanisten. Für Kon­ stanz war seine Wahl von einigem Wert. Wäh­ rend seiner Regierung konnte er die Stellung des Bischofs, der seit geraumer Zeit der Refor­ mation wegen die Bischofsstadt nicht mehr betreten durfte, konsolidieren. Bedeutsam wurde auch die Inkorporation der reichen Abtei Reichenau in die bischöfliche Mensa. Einige Vorgänger hatten sich vergeblich dar­ um bemüht. W. sicherte damit das verarmte Hochstift wirtschaftlich ab. Eine heftige Aus­ einandersetzung mit dem Domkapitel brachte hingegen die Inkorporation von vier Domher­ renpfründen in die bischöfliche Mensa durch den Papst. Der Streit wurde sogar vor das Konzil von Trient gezogen. Bemühungen des Kaisers und der Eidgenossen um das Kardi-

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nalat für W. blieben ohne Erfolg. Als dieser 1548 den „geharnischten Reichstag“ in Augs­ burg besuchte, erlag er dort am 14. 6. überra­ schend einem Schlaganfall. Der Leichnam wurde, da sich die Stadt Konstanz sperrte, in der Münsterkirche von Reichenau-Mittelzell beigesetzt. Quellen: Fast alle Publikationen von Akten aus der Zeit Karls V. bieten Stücke, die W. betreffen oder von ihm stammen. Das gleiche gilt für die Nuntia­ turberichte der Zeit. Weiteres römisches Material wurde erschlossen, in: APD VI, VII.

Literatur: R. Reinhardt, Wann starb Johannes Wee­ ze, Erzbischof von Lund, Bischof von Konstanz?, in: RoJKG 1 (1982) 247-249. - Ders., Johannes von Weeze, kaiserlicher Generalorator, Erzbischof von Lund, Bischof von Roskilde und Konstanz, in: RoJKG 3 (1984) 99-111. - Ders., Ein Kardinalshut für den Konstanzer Bischof Johannes von Weeze?, in: RoJKG 4 (1985) 239-241. - Ders., Johannes von Weeze als Kanoniker in Aschaffenburg, eine Korrek­ tur zu Amrheins Personalkatalog des Aschaffenbur­ ger Collegiatstiftes St. Peter und St. Alexander, in: WDGB 47 (1985) 103-105. - E. Allmacher, Zur Her­ kunft des Erzbischofs Johannes von Weeze, in: RoJKG 8 (1989) 147f. - K. Maier. - R. Reinhardt, in: HS 1/2, 392-398. Rudolf Reinhardt

Wegmann, Hector (t 1589) 1573-1589 Offizial und Generalvikar des Bischofs von Passau für das Land ob der Enns 1575 Ep. tit. Symbaliensis 1575-1589 Weihbischof in Passau Lie. theol.; Priester des Bistums Augsburg; bis 1573 Pfarrer von St. Moritz in Ingolstadt; Kanonikus von Wiesensteig; 1573-89 Offizial und Generalvikar des Bischofs von Passau für das Land ob der Enns; Mitglied des Geistli­ chen Rates in Passau; für die Wiederherstel­ lung des katholischen Kirchenwesens im österreichischen Anteil des Bistums Passau tätig; 4. 7. 1575 Titularbischof von Cembalo und Weihbischof in Passau; + 31. 1. 1589 Pas­ sau; □ Domkreuzgang zu Passau. Literatur: M. Hansiz 642. - I. F. Keiblinger 21. - L. H. Krick, Domstift 109, 209, 213, 240. August Leidl

Weickmann, Fabian (t 1526)

1514 Ep. tit. Philadelphiensis 1514-1526 Weihbischof in Eichstätt * als Sohn des Sebastian W. und der Clara Schlosser von Leipheim (Schwaben); Stu­

Weickmann - Weilhamer

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dium in Freiburg, 1508 Mag., 1502 Empfang der niederen Weihen durch den päpstlichen Legaten zu Wien; 1514 Titularbischof von Philadelphia und Ernennung zum Weihbi­ schof in Eichstätt mit 128 fl., die ab 1519 auf Dauer durch ein Kanonikat für den Weihbi­ schof am Willibaldschor ersetzt wurden; 1517 Teilnahme an der Weihe des Augsburger Bischofs Ch. v. (—►) Stadion zu Dillingen; be­ legt hauptsächlich als Konsekrator von Kir­ chen, aber auch als Besitzer zweier bemer­ kenswerter Inkunabeln; sympathisierte mit dem Reformator Thomas Venatorius; + 29. 11. 1526. Quellen und Literatur: DAE, Nachlaß Th. Neuhofer 70. - J. Schlecht, Weihbischöfe 128, Nr. 17. - J. Sax II, 373, 413. - J. Schlecht (Hg.), Briefe aus der Zeit von 1509-1526, in: Briefmappe (Münster/W. 1922) 24, 39, 46, 52f., 96. - Th. Neuhofer 85-88. -1. Hu­ bay 232. -M. Fink-Lang 307. Alois Schmid

Weiher, Martin von (1512-1556) 1551-1556 Bischof von Kammin

Nach dem Rücktritt B. (—>) Suawes wählte das Kamminer Domkapitel am 2. 8. 1549 den durch seine Verhandlungen in der Bis­ tumsfrage am Kaiserhof bewährten und Karl V. genehmen pommerschen Diplomaten Mar­ tin von Weiher zum Bischof. Der Elekt stammte aus einem westpreußisch-hinterpommerschen Adelsgeschlecht. 1512 gebo­ ren, war er von seinem Vater, dem herzogli­ chen Hauptmann zu Stolp Nikolaus W., als Zweitgeborener für den geistlichen Stand be­ stimmt worden. Seit 1534 studierte er in Wit­ tenberg, wo er Luther nahetrat, die Rechte, wechselte 1541 jedoch nach Ingolstadt, 1544 nach Bologna über, wo er die Bekanntschaft des Kardinals Giovanni Morone machte. Nach seiner Rückkehr in die Heimat war er u. a. Vizekanzler Suawes, erhielt 1548 das Kam­ miner Domkantorat und führte 1548/49 am Hofe Karls V. in Brüssel die Verhandlungen über das Bistum Kammin.

Vom Kaiserhof wurde im Zusammenhang mit der Erhebung W.s vorausgesetzt, daß er eine ordnungsgemäße Bestätigung der römischen Kurie einhole. Die Verhandlungen, die der bi­ schöfliche Sekretär Martin Köler im Jahre 1551 in Rom führte, ergaben, daß Papst Julius III. am 5. 10. 1551 aus päpstlicher Vollgewalt W. als Nachfolger Bischof E. v. (^) Manteuf­ fels zum Bischof von Kammin erhob, dem Domkapitel jedoch für künftige Fälle das Bi­ schofswahlrecht gemäß den mit der deut­

schen Nation geschlossenen Konkordaten und seinen hergebrachten Gewohnheiten be­ stätigte. Die Servitienkosten für Kammin wur­ den von 2000 auf 200 fl. ermäßigt. Wie schon bei Manteuffel im Jahre 1519 erging auch diesmal eine ausdrückliche Mitteilung der Konsistorialentscheidung an Kaiser Karl V. Am 6. 10. erteilte Julius III. W. das Recht, nach Ablegung des vorgeschriebenen Eides die Bischofsweihe von drei Bischöfen seiner Wahl zu erlangen, am 31. 10. eine weitere für ihn als Akolythen notwendige Dispens für den Empfang der Ordines einschließlich der Priesterweihe. Darüber hinaus wurde ihm durch den Kardinallegaten Ranuccio Farnese, da er „in partibus inferioris Saxoniae Lutherianae heresi infecti“ lebe, die Pflicht zur Her­ anziehung mehrerer Bischöfe zu seiner Kon­ sekration auf die Anwesenheit eines Abtes re­ duziert. So ist fraglich, ob W. jemals die Wei­ hen empfangen hat. W.s Glaubensprofil bleibt selbst unter Berücksichtigung der Tatsache, daß die Konfessionalisierung damals noch im Fluß war, verschwommen. Auf seinem Bi­ schofssiegel bezeichnete er sich als „Dei et apostolicae sedis gratia episcopus Caminen­ sis“. In seinen Stiftslanden ließ er dagegen Kirchenvisitationen gemäß der pommerschen Kirchenordnung von 1535 durchführen, wo­ bei er untersagte, den Papst und die Heiligen zu schmähen, andererseits aber das Wall­ fahrtswesen verwarf. Auch seine Reaktion in der Frage der Reichsunmittelbarkeit des Stifts ist widersprüchlich. In religiös wie politisch unentschiedener Hal­ tung starb er am 8. 6. 1556. Er wurde in der Körliner Michaeliskirche beigesetzt. Die Pom­ mernherzöge sicherten sich nunmehr endgül­ tig den Zugriff auf Bischofsamt und Stiftslan­ de, indem sie die Kamminer Bischofswürde fortan nachgeborenen Söhnen des Greifen­ hauses verliehen. Ungedruckte Quellen: Zur päpstlichen Ernennung 1551: ASVReg. Vat. 1735 fol. 143r-145r. Literatur: H. Waterstraat II, 235-262. - O. Grotefend 230, Nr. 63. - H. Hoogeweg I, 382. - H. Heyden II, 3ff. - R. Schmidt, Cammin 29ff. - Ders., in: NDB 16 (1990) 274f. - Ders., Pommern-Cammin 199f. Jürgen Petersohn

Weilhamer, Christoph (1547-1597)

1589 Ep. tit. Symbaliensis 1589-1597 Weihbischof in Passau * 1547 Landshut als Sohn des herzoglich-bay­ erischen Mautners in Regensburg Wolf von

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Weilhamer - Weißenbach Moosham und Sallach; 1569-75 Studium in Rom als Alumne des Collegium Germanicum; Dr. theol.; seit 1571 durch päpstliche Verlei­ hung Stiftskanonikus zu St. Johann in Re­ gensburg; nach Abschluß des Studiums im Auftrag des Mainzer Erzbischofs zu Duderstadt im Eichsfeld für die Rekatholisierung tä­ tig; 1578 von Herzog Albrecht V. zur Rück­ kehr nach Bayern aufgefordert, wirkte W. zu­ nächst als Stadtpfarrer und hinreißender Pre­ diger bei St. Jakob in Straubing für die Erhaltung des katholischen Kirchenwesens; 1581 wurde er erster Dekan des von Pfaffmünster hierher verlegten Kollegiatstifts St. Jakob und Tiburtius; 1583 Domkapitular in Passau; herzoglich-bayerischer und bischöflich-passauischer Rat; 1589 Propst von St. Salvator in Passau-Ilzstadt; 9. 10. 1589 Titu­ larbischof von Symbalia und Weihbischof in Passau; + 26. 5. 1597 Passau; □ Andreaska­ pelle beim Passauer Dom.

W. trug in Pedena nicht nur weltliche Klei­ dung und Waffen, sondern er interessierte sich auch mehr für militärische als für geistli­ che Angelegenheiten. So organisierte er Para­ den, besuchte Wirtshäuser und kam in Kon­ flikt mit der Bezirksregierung zu Mittelburg (Pazin), die sich 1623 über ihn beim Kaiser beschwerte, während Scarlichi in Rom über W. klagte. Nach langen Verhandlungen zog Ferdinand II. schließlich 1625 seine Nomina­ tion zurück, und der in Pedena unbeliebte Bi­ schof mußte seinen Sprengel verlassen. Er zog sich nach Retz in Oberösterreich zurück, wo er im gleichen Jahr starb.

Literatur: A. Steinhuber I, 77, 96, 197-203, 283284, 295. - L. H. Krick, Domstift 69, 109, 209, 240. A. Fuchs, Die neuen Standorte der aus der Herren­ kapelle am Passauer Dom entfernten Grabsteine, in: OG 7 (1964/65) 324-327. - H. Agsteiner, Stiftsverle­ gung 1581 Pfaffmünster - Straubing. Ein Beitrag zur Geschichte der Gegenreformation und Katholischen Reform (Straubing 1981) 27; 58, Anm. 108; 61, Anm. 145. - A. Huber, Die Pfarrer von St. Jakob in Straubing - Erhebung zur Basilika. Kirche und Pfar­ rei St. Jakob in Vergangenheit und Gegenwart (Straubing 1989) 53-78, hier: 63f. - J. Güntner 94.

Weinmair, Andreas (t um 1490)

August Leidl

Literatur: M. Premrou, Vescovi petinensi 385. - M. Golia II, 100. - C. d. Franceschi 337f. -1. Grah 20, Anm. 4. France M. Dolinar

1477 Ep. tit. Constantiensis 1477-1490 Weihbischof in Passau Dr. decr.; mit A. (—►) Schönhofer Weihbischof in Passau; als Titularbischof von Constantia nachweisbar zwischen 1477 und 1490; 28. 9. 1477 Konsekration der Pfarrkirche in Geisern im Land ob der Enns als erste von ihm be­ zeugte Weihehandlung. Literatur: M. Hansiz 595. - I. F. Keiblinger 18. - L. H. Krick, Domstift 208. August Leidl

Weinberger (Weinperger), Karl (OFM) (1582-1625) 1620-1625 Ep. tit. Nazianus 1620-1625 Weihbischof in Breslau 1621-1625 Nominierter Bischof von Pedena

Weißenbach, Johann von (um 1415-1487)

Karl Weinberger wurde 1582 in Graz geboren. Er trat in den Franziskanerorden ein und stieg dort zum Kommissar des Generalvikars der ungarischen und dann auch der öster­ reichischen Ordensprovinz auf. Am 27. 1. 1620 wurde er zum Titularbischof von Nazianz und Weihbischof in Breslau ernannt. Als Ordensmann und Bischof entsprach W. nicht jenen Erwartungen, die Ferdinand II. an ei­ nen nachtridentinischen Bischof hatte. Den­ noch nominierte er ihn 1621 zum Bischof von Pedena. W. begab sich sofort, ohne die päpst­ liche Bestätigung abzuwarten, in seinen Sprengel und nahm ihn in Besitz. Er übte die Jurisdiktion aus und nahm am 25. 8. 1622 auch an der Konsekration des Triester Bi­ schofs R. (—>) Scarlichi teil.

Johann von Weißenbach wurde um 1415 als Sohn des Otto von und zu W. und der Elise von Haugwitz geboren. Seine Eltern ent­ stammten alten sächsischen Adelsfamilien. W. studierte in Italien Theologie und Rechts­ wissenschaft (Dr. iur. utr.). Er war Rat der sächsischen Fürsten, des böhmischen Königs und des Erzbischofs von Magdeburg. 1442 ist er als Domherr in Meißen erwähnt, 1472 wur­ de er Domdekan. Er soll ferner Dompropst von Zeitz gewesen sein. Wann und wo er zum Priester geweiht wurde, ist nicht bekannt. Am 26. 4. 1476 wählte das Meißner Domkapi­ tel W. zum Bischof („Johann V“). Die päpstli­ che Bestätigung folgte am 19. 7. 1476. Datum, Ort und Spender der Bischofsweihe sind nicht überliefert.

1476-1487 Bischof von Meißen

744

Weißenbach - Weißpriach

Angesichts der wachsenden Bedeutung des sächsischen Bürgertums nahm auch beim Domkapitel feudale Vornehmheit zu. Daher legte Papst Sixtus IV. 1476 auf Ansuchen der sächsischen Herzöge als Bedingung für die Aufnahme in das Domkapitel und die Zulas­ sung zu den Dignitäten die adelig-ritterliche Geburt von Seiten eines Elternteiles oder ei­ nen akademischen Grad, und zwar den eines Dr. oder Lie. theol. oder iur. oder den eines Mag. med. fest. Zugleich wurde das Bistum stärker vom Landesherrn abhängig. So erhiel­ ten die sächsischen Herzöge Ernst und Al­ brecht 1476 von Papst Sixtus IV. das Recht zur Ernennung bzw. Präsentation aller Digni­ täten des Domkapitels und auf fünf Domher­ renstellen. 1485 erfolgte in einem Vertrag zu Leipzig die Teilung der wettinischen Lande in das albertinische und ernestinische Sach­ sen, so benannt nach den beiden Fürsten. W. stand unter dem Schutz der Fürsten beider Landesteile. 1480 errichtete W. das Kollegiat­ stift St. Marien in Freiberg. 1479 stiftete Kur­ fürst Ernst mit Billigung des Bischofs in der Fürstenkapelle des Meißner Domes, der Grab­ lege der Wettiner, einen „immerwährenden Chor“, den 14 Kanoniker, 14 Kapläne, 60 Vi­ kare und 12 Choralsänger versahen. Damit trat neben das Domkapitel im Dom eine Art zweites Gestift des Landesherrn. W. förderte die Verehrung des hl. Benno. Er visitierte die Klöster seines Bistums. 1485 ließ er Brevier und Missale für sein Bistum durch Peter Schöffer von Gernsheim bei Mainz drucken. Der Görlitzer Bürgermeister Georg Emmerich, der 1465 und 1476 Pilger­ fahrten ins Heilige Land unternahm, errich­ tete 1481 in Görlitz eine Heilig-Grab-Anlage. W. liebte die Repräsentation, begann ver­ schiedene Bauten in den Residenzen Meißen und Wurzen und hinterließ dem Bistum da­ her große Schulden. Mit den Klöstern lag er oft in Streitigkeiten. W. starb am 1. 11. 1487 zu Leipzig, wohin er sich wegen einer Krebsoperation am Bein be­ geben hatte. Er wurde im Dom zu Meißen bei­ gesetzt. Literatur: UB Meißen. - E. Machatschek 517-551. W. Rittenbach-S. Seifert 336-346. - K. Blaschke 347. c Siegfried Seifert

Weisskopf, Adam (1533-1605) 1576 Ep. tit. Nicopolitanus 1577-1602 Weihbischof in Breslau * 3. 10. 1533 Neisse als Sohn des Georg W. und der Katharina Pyrn; sein Bruder Stanis­

laus war Leibarzt des Bischofs B. v. (—>) Promnitz, dessen Sohn Stanislaus 1577-93 Dom­ herr in Breslau; auch andere Familienmitglie­ der standen in bischöflichem bzw. kaiserli­ chem Dienst; Studium in Krakau (1563 Mag. art.); 6. 3. 1563 Priesterweihe in Krakau; 1562-87 Mitglied des Neisser Kollegiatstiftes; seit 1563 Domherr (1573 Domkantor) und Ka­ nonikus der Kreuzkirche in Breslau; Pfarrer von St. Nikolaus vor den Mauern in Breslau; an vielen Kapitelsverhandlungen beteiligt; 17. 12. 1576 Titularbischof von Nicopolis; 8. 9. 1577 im Breslauer Dom durch Bischof M. v. (—►) Gerstmann konsekriert; zahlreiche Wei­ hehandlungen; 1586-99 Propst der Breslauer Augustiner-Chorherren; resignierte 1602 we­ gen seines Alters auf die Domkantorei und als Weihbischof; + 10. 9. 1605; □ Breslauer Dom. Literatur: J. Jungnitz, Weihbischöfe 85-97. - G. Zimmermann 568-570. - H. Hoffmann, Dom Bres­ lau 150f. - R. Samulski 16. Jan Kopiec

Weißpriach, Burkhard von (um 1420/23-1466)

1462-1466 Erzbischof von Salzburg 1462 Kardinal Burkhard von Weißpriach wurde um 1420/23 als Sproß des Salzburger Ministerialenge­ schlechtes der W. geboren. Es hatte seinen Stammsitz auf dem Turm zu Weißpriach im Lungau, den Besitzschwerpunkt dagegen im kärntnerischen Gmünd. W. war der Sohn des Burkhard II. v. W. und der Anna von Liech­ tenstein-Castelkorn. Er wuchs in Kärnten auf und war bereits 1448 Salzburger Domherr, nachdem er seit 1437 an der Wiener Universi­ tät ein kurzes Studium absolviert hatte.

Erzbischof F. v. (—>) Emmerberg betraute W. um 1450 mit einer heiklen diplomatischen Mission, in der W. aufgrund seiner Familien­ verbindungen einen Ausgleich zwischen dem Erzbischof und dessen Schwager Jan Witowec, dem Feldhauptmann der Grafen von Cilli, vermitteln sollte. Witowec, unter dessen Kriegszügen die Salzburger Besitzungen an Drau und Save in der unteren Steiermark lit­ ten, wurde in die Dienste des Erzstiftes ge­ nommen, der Friede durch einen Jahressold erkauft. Wegen der guten Dienste W.s im habsburgi­ schen „Bruderzwist“ setzten sich sowohl Kai­ ser Friedrich III. als auch dessen jüngerer Bruder, Erzherzog Albrecht VI., bei Nikolaus V. für ihn ein. W. weilte 1452 als Mitglied ei­

Weißpriach - Weidner

ner kaiserlichen Gesandschaft in Rom und er­ reichte die Provision zum Dompropst von Salzburg. Da er zu diesem Amt nicht gewählt, sondern providiert worden war, mußte er als erster Salzburger Dompropst dem Papst einen Obödienzeid leisten und 250 Gulden an An­ naten entrichten. 1459 begleitete er Erzbi­ schof S. v. (—>) Volkersdorf zu Verhandlungen mit Friedrich III., der W. im März desselben Jahres in einer diplomatischen Mission zu Papst Pius II. nach Siena gesandt hatte. Die­ ser verlieh ihm die Würde eines Apostoli­ schen Protonotars mit den Privilegien der persönlichen Exemtion von der Gewalt des Erzbischofs und dem Recht, Pontifikalhandlungen vorzunehmen und dabei Mitra und Brustkreuz zu tragen. Wegen seines diploma­ tischen Wirkens am Fürstenkongreß zu Man­ tua erhob Pius II. entsprechend einem Wunsch Friedrichs III. W. am 5. 3. 1460 in Siena zum Kardinal „in pectore“.

Nach dem Tode Erzbischof Volkersdorfs gab es unter den sechs Domherren keinen Zweifel über den Nachfolger. Trotzdem erfolgte die einstimmige Wahl am 16. 11. 1461 in der Form eines begrenzten Kompromisses, wobei Bischof U. v. (—>) Plankenfels, Domdekan Hadmar von Laber und Domherr Melchior Radmannsdorf als Kompromissäre fungier­ ten. Pius II. bestätigte die Wahl am 15.1. 1462 und sandte am 18. 1. das Pallium. Am 28. 2. hielt W. seinen feierlichen Einzug in die Resi­ denzstadt, und am 9. 5. empfing er durch Plankenfels die Bischofsweihe. Die Erhebung zum Kardinalpriester mit der Titelkirche SS. Achilleus und Nereus wurde am 3. 5. 1462 publiziert. Nach Konrad von Wittelsbach (1177-83) war er der zweite und letzte Salz­ burger Erzbischof des Mittelalters, der Kardi­ nal wurde.

Als Diplomat schien W. zu Großem befähigt, doch als Erzbischof dachte er in Dimensio­ nen, die der Größe und wirtschaftlichen Kraft des Erzstiftes nicht entsprachen. Zur Dekkung der Servitientaxen von 5900 Gulden ließ er in der damals üblichen Weise eine Weihsteuer ausschreiben. Sie traf die erzbi­ schöflichen Eigenleute und damit fast die ge­ samte bäuerliche Bevölkerung des Landes. Obwohl die von W. zu leistenden Taxen de­ nen seiner Vorgänger entsprachen, erhöhte er in einer Zeit der Münzkrise die Vorschrei­ bung auf das drei- bis vierfache des bis dahin Üblichen. Die Folge war im Sommer 1462 ein Aufstand der Bauern im Gebirge, vor allem im Pongau, Pinzgau und Brixental (Tirol). Die Aufständischen erzielten rasche Erfolge; W. mußte von einer militärischen Konfrontation

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Abstand nehmen und Verhandlungen begin­ nen. Auf Vermittlung der Räte Herzog Lud­ wigs von Niederbayern-Landshut wurde den Aufständischen Pardon gewährt, die Weih­ steuer auf das bis dahin übliche Maß redu­ ziert und weitere bäuerliche Beschwerden in 12 Artikeln auf einem Salzburger Landtag be­ handelt. Die endgültige Beilegung des Kon­ fliktes erfolgte durch einen Schiedsspruch des bayerischen Herzogs Ludwig.

Im habsburgischen Bruderzwist vermittelte W. 1463 durch seine Gesandten in Wiener Neustadt. Daraufhin verlieh Friedrich III. ihm am 30. 4. 1463 die Regalien. W. war der erste Salzburger Erzbischof, der einen zielstrebigen Nepotismus betrieb, indem er seinen Brüdern Balthasar und Sigmund hohe Ämter und Ein­ künfte verschaffte. 1463 erließ er eine Berg­ werksordnung für das Erzstift, baute die Fe­ stung Hohensalzburg aus, errichtete eine Mauer um die erweiterte Residenzstadt und gab Ausbesserungsarbeiten am Dom in Auf­ trag. Unter maßgeblichem Einsatz W.s kam es 1465 zur Gründung des Kollegiatstiftes Mülln. Der in Rom seit 1459 angestrengte Heiligspre­ chungsprozeß für Bischof Vitalis, den Nach­ folger des hl. Rupert, scheiterte am Einspruch des Klosters St. Peter, das sich einer damit verbundenen Translatio der Reliquien in die Kathedralkirche widersetzte. W. starb nach längerer Krankheit am 16. 2. 1466. Er wurde in der Nähe des Rupertusaltares im alten Dom beigesetzt. Literatur: A. v. Wretschko. - J. Serlinger-G. Scheib­ ner. - W. Fischer. - H. Wagner-H. Klein. - A. Strnad, Zur Kardinalserhebung Burkhards von Weißpriach, in: MGSL 106 (1966) 181-246. - H. Dopsch-H. Spatzenegger 1/1, 529-536. - Ch. Schu­ chard 52f. Franz Ortner

Weidner, Thomas (OFM) (+ 1470) 1461 Ep. tit. Agathopolitanensis 1461-1470 Weihbischof in Konstanz

Franziskaner aus dem Kloster Konstanz; Pro­ fessor der Theologie und Kustos der Bodenseekustodie der oberdeutschen Provinz sei­ nes Ordens; der Konstanzer Bischof H. v. (—>) Hewen bestimmte ihn am 7. 1. 1461 zum Weihbischof; 2. 3. 1461 Titularbischof von Agathopolis; seit 1465 Inhaber der Jodokus­ kaplanei in Überlingen; 1469 stellte er im Auftrag des Bischofs H. v. (—>) Breitenlanden-

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Weidner - Wennecker

berg eine Untersuchung über das Leben des Nikolaus von der Flüe an; + vor 26. 9. 1470. Literatur: H. Tiichle, in: HS 1/2, 512f. Red.

Weisperg, Wilhelm von (1585-1641) 1629-1641 Bischof von Brixen Wilhelm von Weisperg wurde am 16. 2. 1585 als Sohn des Schloßhauptmanns Christoph v. W. und der Albertina Fugger zu Kirchberg und Weißenhorn auf Schloß Rovereto gebo­ ren. Bald nach der Geburt übersiedelte die Fa­ milie nach Bruneck, wo der Vater ebenfalls Schloßhauptmann wurde. Die Herren von Weisperg waren im 12. Jh. görzische Dienst­ leute. Später wurden sie Ministerialen der Grafen von Tirol. Um 1500 waren sie Erb­ marschälle von Brixen. 1539 in den Reichs­ stand erhoben, erhielten sie 1570 Besitz und Wappen von Primör (Primiero). 1593 wurden sie Reichsgrafen. 1600 erhielt W. je ein Kanonikat in Regens­ burg und in Salzburg. 1601 wurde er in Dil­ lingen immatrikuliert. 1602 kam er als Alumne ins Collegium Germanicum nach Rom, wo er die niederen Weihen empfing. Nachdem er 1604 auch in Brixen ein Kanoni­ kat erhalten hatte, wurde er wegen Streitig­ keiten vom dortigen Kapitel ausgeschlossen. Seitdem hielt er sich meist in Salzburg auf. In Brixen erschien er nur mehr zu den Bischofs­ wahlen. Auch die Priesterweihe empfing er in Salzburg. 1613 erhielt er ein Domkanoni­ kat in Trient, auf das er 1616 resignierte. 1627 wählte man ihn in Salzburg zum Domdekan. Später wurde er Mitglied und Präsident des fürstlichen Hofrates und schließlich Statthal­ ter in Salzburg. Am 22. 11. 1628 zum Bischof von Brixen gewählt, wurde er am 28. 5. 1629 päpstlich bestätigt und am 28. 10. 1629 von Weihbischof A. (—> Bd. 1648-1803) Crosini konsekriert. W. residierte meist in Bruneck. 1630 reiste er nach Veldes in Krain, um die Huldigung der dortigen Untertanen entgegenzunehmen. Die­ se Herrschaft ließ er sorgfältig visitieren. 1631 ersetzte er das Generalvikariat nach Salzbur­ ger Vorbild durch ein kollegiales Konsistori­ um, das die geistlichen Angelegenheiten der Diözese verwaltete. Die neue Behörde wurde das Zentrum des Widerstandes gegen die Ein­ griffe der Innsbrucker Regierung in den Berei­ chen des forum mixtum. Den Ausschlag für die Errichtung dieses Konsistoriums gab die nachlässige Amtsführung des Generalvikars Christoph Seeman, der sich bei Erteilung von

Ehedispensen Eigenmächtigkeiten erlaubt hatte, die den Zorn der Innsbrucker Regie­ rung und des Bischofs erregten. W. hatte tüchtige Mitarbeiter, vor allem den ersten Prä­ sidenten des Konsistoriums J. v. (—> Bd. 1648-1803) Perkhofer, der für die Klerusre­ form und für die Durchsetzung der Dekrete des Tridentinums sorgte. Unter seinen Mitar­ beitern sind ferner Weihbischof Crosini und der Hofkanzler J. (—>) Platzgummer zu nen­ nen. Zwischen dem Landesfürsten Leopold V. und W. gab es die üblichen Kontributionskon­ flikte. Zur Deckung der großen Auslagen für die Landesverteidigung bewilligte die Brix­ ner Regierung damals eine Personalsteuer, die sie selbst eintrieb. Unter der Landesfür­ stin Claudia von Medici verschlimmerte sich die Lage beträchtlich. Brixen weigerte sich, Zuschüsse für den landesfürstlichen Hofstaat zu gewähren. Um die Rechte des Hochstiftes zu wahren, rief W. sogar den römischen und den Wiener Hof sowie das Kurfürstenkolle­ gium in Regensburg an. Während er von Rom und Regensburg aus unterstützt wurde, nahm man in Wien Claudia in Schutz. In diesem Zusammenhang ließ diese alle Brixner Besit­ zungen in Tirol beschlagnahmen. W. erreichte 1639 die Aufhebung der Konfiskation gegen das Angebot einer freiwilligen Zahlung, je­ doch unter Vorbehalt der Brixner Rechte. Claudia kam W. damals entgegen, weil sie sich Hoffnungen auf die Postulation ihres elf­ jährigen Sohnes (—> Bd. 1648-1803) Sigmund Franz zum Bischof von Brixen machte. W. ließ 1531, 1535 und 1537 die nördlichen Gebiete Tirols visitieren. Der Grund dürfte in seinen Auseinandersetzungen mit der Lan­ desfürstin gelegen haben. W. stürzte das oh­ nehin finanziell labile Hochstift in weitere Schulden. Er starb am 27. 3. 1641 im Ansitz Theisegg in Bruneck und wurde in der dorti­ gen Pfarrkirche beigesetzt. Literatur: K. Wolfsgruber 227. - J. Silbernagl 32, 36f. - J. Bücking, Frühabsolutismus 151, 154, 158f., 174, 182, 184. - J. Gelmi, Bischöfe 156-180. - R. Palme 173,184, 187.

Josef Gelmi

Wennecker, Johannes (OESA) (+ 1469) vor 14541 seit 1454

Ep. tit. Larissensis Weihbischof im Oberstift Mün­ ster, in Osnabrück und Bremen

* Meppen; Studium in Erfurt und Bologna; Dr. theol. (Bologna); Augustinereremit in Os­ 1 Nach HC II, 172: 1458-68 Ep. tit. Larissen.

Wennecker - Werdenberg nabrück; auf Veranlassung von Bischof W. v. (—>) Moers vor 1454 Weihbischof im Bistum Münster; Amtshandlungen 1454, 1455, 1458, 1467, 1468 nachgewiesen; nennt sich 1455 „ep. Larissen. suffrag. eccl. Osnabrug. necnon clericus beneficiatus et presbyter civitatis Osnabrugensis“. Schriften: Belegt, aber nicht erhalten.

Literatur: A. Tibus 39. - J. C. Möller. - W. Berning. K. Zuhorn 377. - Th. Beckmann 25, 38f., 49. - A. Schröer, Verfassung I, 48. - Handbuch Münster (1993) 348. Alois Schröer

Werdenberg, Johann Graf von (um 1430-1486)

1463-1469 Koadjutor des Bischofs von Augsburg 1469-1486 Bischof von Augsburg Johann von Werdenberg wurde um 1430 als Sohn des Grafen Hans III. v. W.-Sargans zu Trochtelfingen, Aislingen und Schmalneck und der Elisabeth, Tochter des Grafen Eber­ hard des Milden von Württemberg, geboren. Er wuchs mit sieben Schwestern und fünf Brüdern auf. Von ihnen traten sechs in den Kleriker- und Ordensstand ein. W. wurde 1446 in Heidelberg immatrikuliert und 1448 zum Bacc. art. promoviert. 1449 erlangte er ein Kanonikat am Augsburger Dom; 1454 ist er als Domherr in Konstanz und 1461 als Stiftspropst in Wiesensteig nachgewiesen. Als bischöflicher Rat stand er in freund­ schaftlichen Beziehungen zu Kardinal P. v. (—>) Schaumberg, der ihn 1463 als Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge vorschlug. Die Priesterweihe empfing W. am 5. 4. 1466. Nach dem Tod Schaumbergs (12. 4. 1469) trat er die Nachfolge an; die päpstliche Bestätigung er­ hielt er am 15. 5. 1469, die Konsekration am 23. 7. 1469 durch den Eichstätter Bischof W. v. (—>) Reichenau im Dillinger Schloß. Am 17. 6. 1470 ritt er in Augsburg ein, ergriff Besitz von der Kathedrale und beschwor die städti­ schen Gerechtsamen.

Seine bischöfliche Tätigkeit begann W. 1469 mit einer Diözesansynode in Dillingen, bei der die Statuten früherer Synoden einge­ schärft wurden. Abgesehen von der Bestäti­ gung neuer Meßpfründen und der Errichtung von Pfarreien ist wenig über Jurisdiktion oder Weihehandlungen bekannt. Ungetrübt war W.s Verhältnis zum Domkapitel. Uneinge­ schränkt unterstützte er dessen Statut von 1474, das die Aufnahme von Augsburger Bür­

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gern verbot. Als es deshalb in der Stadt zu Aufruhr kam, nahm W. die Domherren vor­ übergehend in Dillingen auf. Differenzen ent­ standen dagegen mehrfach mit den Klöstern. Größte Schwierigkeiten bereitete das Bene­ diktinerstift Ottobeuren, da ein Teil des Kon­ vents die dringend erforderlichen Reformen ablehnte. Obwohl W. die Verweigerer ins Dil­ linger Gefängnis bringen und den Abt abset­ zen ließ, dauerten die Zwistigkeiten über Jahrzehnte an. Ähnliches galt für die Benediktinerinnenabtei Holzen, doch gelang es W. hier, 1474 die Reform durchzusetzen. Auch im Chorherrenstift Heilig Kreuz zu Augsburg behob W. durch persönliches Eingreifen herr­ schende Mißstände. Neugründungen von Klöstern und Stiften erfolgten in seiner Amts­ zeit nur 1472 in Maihingen, wo die Birgitten eine Niederlassung errichteten, und 1479 in Grönenbach, wo ein Kollegiatstift entstand. Zahlreicher waren Ablaßgewährungen und Inkorporationen sowie Schlichtungen zwi­ schen Klöstern, Pfarrern und weltlichen Herr­ schaften.

Die Wirtschafts- und Finanzlage des Hoch­ stifts war unter W. ausgeglichen. 1470 über­ ließ Herzog Sigismund von Tirol ihm für 37 000 Gulden die Markgrafschaft Burgau, die später wieder an Österreich ging. Über die Le­ hensgeschäfte, die vor allem in Dillingen vor­ genommen wurden, unterrichtet ein 1469 an­ gelegtes Lehensbuch. Baumaßnahmen wur­ den vor allem an den Schlössern in Füssen und Dillingen sowie am Augsburger Dom durchgeführt.

Im Vordergrund des landesherrlichen Wir­ kens W.s stand die Reichspolitik, während seine Verbindungen zur Kurie nur wenige Spuren hinterließen. W. war nie in Rom; bei der pflichtmäßigen Visitatio liminum ließ er sich durch Delegierte vertreten. Andererseits nahm er an zahlreichen Reichstagen teil. Zu­ sammen mit seinem Bruder Haug v. W. galt er als zuverlässiger Gefolgsmann Kaiser Fried­ richs III., der 1473 beim Augsburger Reichs­ tag in der bischöflichen Pfalz residierte und 1474 seinen Sohn Maximilian der Obhut W.s im Dillinger Schloß anvertraute. Desgleichen betraute ihn Friedrich III. mit verschiedenen diplomatischen Aufgaben: 1469 schlichtete W. den Streit der bayerischen Herzöge Lud­ wig des Reichen von Landshut und Albrecht IV. von München mit der Stadt Augsburg. 1472 wurde er mit Auseinandersetzungen zwischen Erzherzog Sigismund von Tirol und dem Grafen von Württemberg befaßt, ferner 1475 mit dem Konstanzer Bistumsstreit um die Besetzung des Bischofsstuhles, den der

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Werdenberg - Wertwein

vom Kapitel gewählte und vom Kaiser unter­ stützte O. v. (—>) Sonnenberg und der vom Papst providierte L. v. (—>) Freiberg bean­ spruchten.

W. starb wahrscheinlich am 23. 2. 1486 auf dem Reichstag zu Frankfurt, auf dem Maximi­ lian zum römischen König gewählt wurde. Den Leichnam überführte man nach Augs­ burg, wobei Kaiser Friedrich und König Maxi­ milian mit den Kurfürsten den Trauerzug bis vor die Stadt Frankfurt begleiteten. Die Bei­ setzung erfolgte in der Kapelle der hll. Vitalis und Martin (heute Augustinus-Kapelle) im Augsburger Dom. Ein von Hans II. Peuerlin gefertigter Grabstein ist noch vorhanden. W. war humanistisch gebildet. Er galt als Persön­ lichkeit von ausgeprägtem Gerechtigkeits­ sinn, von Versöhnlichkeit und gewinnender Güte. Er zählt zu den bedeutenden Augsbur­ ger Bischöfen des ausgehenden Mittelalters. Literatur: E Zoepfl I, 452-482. - A. Layer 200. - A. Schmid. - KDB Augsburg, Reg. Peter Rummel

Werder, Johannes von (+ 1466)

1464-1466 Bischof von Merseburg Johannes von Werder entstammte einem Mi­ nisterialengeschlecht des Merseburger Stiftes. Er gehörte dem dortigen Domkapitel 1433 als Kantor - damals war er Subdiakon -, 1444 als Dekan und spätestens seit 1453 als Dom­ propst an. Des weiteren war er Domherr von Halberstadt und Meißen. 1431 ist er als RotaNotar und als Prokurator an der Kurie Papst Eugens IV. bezeugt. 1439/40 nahm W. als „collator“ bzw. „assessor auditoris camere“ am Basler Konzil teil.

Als er Ende 1463 oder Anfang 1464 zum Nachfolger des Merseburger Bischofs J. v. (—>) Bose gewählt wurde, war er schon hoch be­ tagt. Dies soll jedoch seine Amtsführung nicht beeinträchtigt haben. Die Bischofswei­ he erfolgte im August 1464. Die Kürze seiner Amtszeit hinderte B. daran, Entscheidendes in seinem Bistum zu bewegen. Er wird als fromm und demütig beschrieben, auf Würde und Makellosigkeit seiner Kirche und seines Klerus bedacht. W. starb nach dem Nekrologium am 11. 7. 1466. Er wurde im Dom beigesetzt. Ein Stand­ bild Johannes des Täufers bildet mit einer kurzen Inschrift sein Grabmal. Literatur: J. Vulpius 108. - W. Ebeling 251. - A. Schmekel 173f. - R. Wilmans 208. - O. Radema­

cher, Bischofschronik IV, 46-48. - Ders., Dom 27f. G. Möller-Alpermann 50. - Ch. Schuchard 50, 67. Clemens Brodkorb

Werro, Sebastien (1555-1614) 1598-1600 Apostolischer Administrator von Lausanne 1598-1601 Generalvikar des Bischofs von Lausanne in Freiburg/Ue. * Februar 1555 Freiburg/Ue. als Sohn des Ratsherren Francois W. und der Marie Wicht; 1571-74 Studium in Freiburg/Br., Freiburg/ Ue. und Besangon; 6. 4. 1577 Priesterweihe in Besangen; 1577 Chorherr zu St. Niklaus in Freiburg; 1578 Kapitelssekretär; 1580 Stadt­ pfarrer von Freiburg; 1581 Pilgerreise nach Rom und Jerusalem; 1589 Stiftsdekan; 159093 studienhalber in Rom; 19. 1. 1597 Propst von St. Niklaus; Januar 1598 Generalvikar der Diözese Lausanne für Freiburg und nach dem Tode von Bischof A. de (—>) Gorrevod vom 30. 5. 1598 bis zur Ernennung von Bischof J. (—>) Doroz am 13. 8. 1600 Apostolischer Admini­ strator der Diözese Lausanne, danach Gene­ ralvikar unter Doroz; 12. 8. 1601 Rücktritt als Stiftspropst und Generalvikar wegen Diffe­ renzen mit dem Stiftskapitel und der Freibur­ ger Regierung; blieb aber weiterhin die füh­ rende Persönlichkeit des kirchlichen Lebens in Freiburg; + 27. 11. 1614 Freiburg. Schriftenverzeichnis: O. Perler XI-XV (s. u.). Literatur: O. Perler, Sebastian Werro 1555-1614. Beitrag zur Geschichte der katholischen Restaurati­ on 3U Freiburg in der Schweiz (Freiburg/Schw. 1942). -P. Rück, in: HS 1/4, 284-286. Pierre Louis Surchat

Wertwein, Christoph (1512-1553) 1550-1552 Bischof von Wiener Neustadt 1552-1553 Bischof von Wien Christoph Wertwein wurde 1512 zu Pforz­ heim als Sohn einer bürgerlichen Familie ge­ boren. Sein Bruder Matthias (+ 1569) war Domherr, seit 1553 Domdechant und seit 1558 Dompropst in Wien. W. studierte seit 1530 in Tübingen (1532 Bacc. art.), seit 1536 in Freiburg/Br. (1537 Mag. art.) und danach in Padua (Dr. theol.). Anschließend war er zwölf Jahre an der Universität Freiburg tätig, dann fünf Jahre Hofprediger und Beichtvater Ferdinands I. in Innsbruck. Er war ein ent­

Wertwein - Westerstetten

schiedener Vertreter der ferdinandeischen Kirchenpolitik. Dies zeigte sich vor allem beim Ringen um die Durchführung der Be­ schlüsse der Salzburger Provinzialsynode von 1549. Ferdinand beauftragte damals Bi­ schof F. (—>) Nausea, den Landesmarschall von Niederösterreich Ludwig Kirchberger und W. mit ihrer Überprüfung. Sie mußten auch seine Stellungnahme gegenüber dem Salzburger Administrator (—>) Ernst von Bay­ ern vertreten.

1550 nominierte Ferdinand I. W. zum Bischof von Wiener Neustadt, am 18. 2. 1552 auch zum Bischof von Wien. Eine päpstliche Bestä­ tigung ist nicht bekannt. 1552-53 war er fer­ ner Propst von Waldkirch und seit 1552 Dom­ herr in Brixen. Das Bistum Wien war bei sei­ nem Amtsantritt schwer verschuldet. Noch bevor W. größere Maßnahmen ergreifen konnte, verstarb er am 20. 5. 1553 zu Wien an den Folgen eines Reitunfalls. Er wurde im Stephansdom beigesetzt. Literatur: Th. Wiedemann, Neustadt II, 179-182. J. Kopallik 104-108. - E. Tomek, Charitas 197f. - H. Göhler 570, Anm. 1. - E Loidl 49, 335. - E LoidlM. Krexner 36f. Johann Weissensteiner

Westermeyer, Wolfgang (t 1568)

1551 Ep. tit. Ascalonensis 1551-1568 Mainzer Weihbischof in partibus Thuringiae * Ingolstadt; 1535 Mag. art. (Leipzig); 1541 in Erfurt immatrikuliert; 1543 Kollegiat, 1546-48 Dekan des Juristenkollegs; 1548 Kanoniker an St. Marien; auch Mitglied der theologischen Fakultät; Professor an der Universität Erfurt, deren Lehrstühle katholisch besetzt blieben, obwohl sich die Stadt der Reformation an­ schloß; als poetischer Literat gerühmt; 1551 Rektor der Universität; von Erzbischof S. v. (—>) Heusenstamm wohl schon 1547 zum Nachfolger des 1534 verstorbenen Weihbi­ schofs M. (^) Pistor designiert; 5. 10. 1551 Titularbischof von Askalon; nach 1555 Dekan der theologischen Fakultät; benedizierte 1556 den Benediktinerabt Rumbold von Gerode; 1566 großzügiges Geschenk an die philoso­ phische Fakultät von Erfurt; t 31. 5. 1568 Er­ furt; □ Stiftskirche St. Marien ebd. Literatur: J. S. Severus 51f. - F. A. Koch 88. - J. Feldkamm 70. - E. Kleineidam III, 97, 106, 112, 167,188. -E Bornschein 162-167. Friedhelm Jürgensmeier

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Westerstetten, Johann Christoph von (1563-1637) 1602-1603 Koadjutor des Propstes von Ell­ wangen 1603-1613 Propst von Ellwangen 1612-1637 Bischof von Eichstätt

Johann Christoph von Westerstetten wurde am 6. 1. 1563 als Sohn des Wolfgang Rudolf von Westerstetten zu Altenberg, ellwangi­ schen Pflegers zu Wasseralfingen, und der Ur­ sula von Riedheim zu Wasseralfingen gebo­ ren. Er gehörte einem schwäbischen Ministe­ rialengeschlecht an, dessen Stammsitz bei Ulm liegt und das im Eichstätter Domkapitel mehrfach vertreten war. Die adelige Abstam­ mung bestimmte seinen Ausbildungsgang. Seine akademischen Studien absolvierte er vorzugsweise in Dillingen (Imm. 1575) und Ingolstadt (Imm. 1581). 1584 besuchte er kurz die Universität Dole. Seine geistliche Lauf­ bahn begann W. als Kanonikus des Stiftes Ell­ wangen 1575. Ins Domkapitel Eichstätt trat er am 26. 8. 1580 als Domizellar ein; als Vollka­ noniker wurde er am 11. 8. 1589 aufgenom­ men. 1592-1602 übte er hier das Amt des De­ kans aus, das ihm 1601 auch in Ellwangen zuerkannt wurde. 1600 erhielt er weiterhin ein Domkanonikat zu Augsburg. Das Stiftska­ pitel zu Ellwangen wählte ihn am 12. 4. 1602 zum Koadjutor und am 24. 7. 1603 schließ­ lich zum Propst; diese Würde bekleidete er bis 1613, wobei er seit 1592 in Eichstätt zu­ gleich das Amt eines bischöflichen Rates aus­ übte. Am 4. 12. 1612 wählte das Domkapitel Eich­ stätt W. zum Bischof. Die Wahl wurde am 28. 1. 1613 von Papst Paul V. konfirmiert. Die Konsekration erfolgte am 14. 4. 1613 durch den Augsburger Bischof H. v. (—>) Knöringen. Kaiser Matthias verlieh W. am 23. 7. 1613 die Regalien; Ferdinand II. wiederholte dies am 29. 9. 1619. W. brach mit der pragmatischen Politik seines Vorgängers J. K. v. (—>) Gemmingen und bezog in den sich polarisierenden konfessionellen Auseinandersetzungen Stellung. Er führte 1617 sein Bistum der Katholischen Liga zu, zu deren Gründungsmitgliedern er als Propst von Ellwangen gehörte. Damit schloß er sich dem Block der katholischen Mächte an. Per­ sönlich führte er 1613 die politisch folgenrei­ che Trauung des Pfalzgrafen Wolfgang Wil­ helm von Pfalz-Neuburg mit der Münchner Wittelsbacherin Magdalena durch; des weite­ ren war er an der Konversion des Grafen Gott­ fried Heinrich von Pappenheim beteiligt.

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Westerstetten

1614 ermöglichte er den Jesuiten die seit Jahr­ zehnten geplante Kolleggründung zu Eich­ stätt; er sorgte für den Bau der Kirche sowie der Kolleggebäude. Unverzüglich übertrug er den Jesuiten das zuletzt kaum noch lebensfä­ hige Collegium Willibaldinum. Der Orden er­ hielt somit einen wichtigen Stützpunkt seiner

Bildungsarbeit, an dem 1614 und 1615 Maria­ nische Kongregationen entstanden. Eichstätt wurde eine bemerkenswerte Pflegestätte des Jesuitentheaters. 1623 berief W. weiterhin Ka­ puziner in seine Bischofsstadt. Sie sollten die Seelsorge- und Bildungsarbeit der Jesuiten unterstützen. Ihnen wurden die Grundstücke des früheren Schottenklosters übertragen. Die Berufung der Orden erfolgte gegen den Wi­ derstand des Domkapitels, das eine Beein­ trächtigung des Weltklerus befürchtete. W. setzte sie durch, weil er im Interesse einer strafferen Bistumsleitung eine Verstärkung des Klerus wünschte. Dazu richtete er regel­ mäßige Kapitelskongresse in den Dekanaten ein. Diese Maßnahmen standen im Zusam­ menhang mit der Rückgewinnung beträchtli­ cher Teile des während der Reformationszeit verlorenen Diözesangebietes. Nach 1613 kehrten das Fürstentum Pfalz-Neuburg, ab 1614 die Herrschaft Pappenheim-Treuchtlin­ gen und ab 1623 die Obere Pfalz zur alten Kir­ che zurück. W. benötigte die Reformorden zum Neuaufbau des katholischen Lebens in diesen Gebieten. Gleichzeitig mit der Beru­

fung von Jesuiten und Kapuzinern begann er, in seiner Diözese gegen die Hexen vorzuge­ hen. Auch in Eichstätt waren die ersten drei Jahrzehnte des 17. Jh.s Zeiten der schlimm­ sten Verfolgung. Nach dem Bericht eines Zeit­ genossen sollen 274 Verfahren abgeschlossen worden sein. W. gilt als einer der schon bei den Zeitgenossen berüchtigten „fränkischen Hexenbischöfe“. Er machte Eichstätt aber vor allem zu einem Bollwerk der Gegenreformati­ on.

Die Folge war die Einbeziehung der Bischofs­ stadt und des Hochstiftes in die Auseinander­ setzungen des Dreißigjährigen Krieges. Sie wurden von den gegnerischen Armeen schwer heimgesucht. Die Schweden legten die Bischofsstadt 1633/34 zum überwiegen­ den Teil in Schutt und Asche, zogen aber auch das Hochstift arg in Mitleidenschaft. W. war gezwungen, den Schutz des Jesuitenkol­ legs in Ingolstadt in Anspruch zu nehmen. Dort suchte er 1631-34 Zuflucht. Während dieser Jahre vertrat ihn in Eichstätt Dom­ propst Bernhard von Gemmingen. Seit 1634 trug sich W. mit dem in Eichstätt nur unter Bischof K. v. (—>) Seckendorff betriebenen, im übrigen aber seltenen Gedanken, einen Koad­ jutor anzunehmen. Die anläßlich dieser Frage mit dem Domkapitel geführten Verhandlun­ gen mündeten zunächst in die Ernennung von Administratoren für das Hochstift (27. 1. 1635 Johann Ludwig Frhr. von Gravenegg; 25. 6. 1635 Albrecht von Ratzenried). Zur Koad­ jutorwahl kam es erst am 21. 10. 1636. Sie fiel auf M. (^ Bd. 1648-1803) Schenk von Ca­ stell, dem auch das Recht der Nachfolge zuge­ sprochen wurde. W. behielt jedoch Amt und Würden auf Lebenszeit. Er starb am 28. 7. 1637 zu Eichstätt und wurde im Ostchor der Domkirche beigesetzt. Hauptmerkmal seiner Amtszeit war die zielstrebige Konfessionalisierung des Hochstifts, die nach Kriegsende von seinem Nachfolger fortgeführt wurde. Literatur: J. G. Suttner, Johann Christoph v. Wester­ stetten, Fürstbischof von Eichstätt. Aus seinem Le­ ben und seiner Regierung als Beitrag zur Diözesan­ geschichte, in: KB1F 3 (1852) 257-264, 273-281, 289-296, 305-311, 321-327, 337-343, 385-392, 401-407, 438-444. - J. Sax II, 492-527. - A. Hirsch­ mann, Die Einführung der Gesellschaft Jesu in Eich­ stätt im Jahre 1614, in: PBE 61 (1914) 118-120, 123124, 126-128, 130-132; 62 (1915) 43-44, 46-48. -E Neuer-Landfried 154f. u. ö. - G. May 278f. - W. Be­ hringer 237-241 u. ö. - H. A. Braun 567-570, Nr. 333. - H. Schwillus, Kleriker im Hexenprozeß. Geistliche als Opfer der Hexenprozesse des 16. und 17. Jahrhunderts in Deutschland (Würzburg 1992) 87-203. -W. Brandmüller 273-278. Alois Schmid

Westfal - Wiblinger Westfal, Arnold (1398/99-1466)

1450-1466 Bischof von Lübeck Arnold Westfal wurde 1398/99 als Sohn des Lübecker Ratsherrn Hermann W. und der Margarethe von Alen geboren. Sein Bruder gehörte ebenfalls dem Rat an und war später Bürgermeister. Dessen Sohn Wilhelm (—>) W. war 1506-09 ebenfalls Bischof von Lübeck. 1419/20 wurde W. an der Universität Leipzig immatrikuliert und 1421 zum Bacc. art. pro­ moviert. Anschließend wechselte er an die Universität Rostock über, ging dann aber nach Erfurt, wo er 1428/29 als Lie. leg. imma­ trikuliert wurde. Als Vertreter der Universität reiste er 1432 zum Generalkonzil nach Basel, ging dann nach Bologna und wurde hier 1434 zum Dr. decr. promoviert. 1436 wieder in Leipzig und 1443/44 in Rostock, gab er schließlich seine Tätigkeit als Universitäts­ lehrer, von der mehrere Werke zeugen, auf und kehrte nach Lübeck zurück, wo er seit 1425 als Vikar, seit 1433 als Kanoniker und seit 1443/44 als Domdekan nachweisbar ist. Seine juristische Bildung und seine Verbin­ dungen zu den Lübecker Ratsfamilien emp­ fahlen ihn für den diplomatischen Verkehr seiner Heimatstadt, für die er mehrmals tätig wurde.

Am 29. 10. 1449 wählte das Lübecker Domka­ pitel W. zum Bischof. Die Bestätigung durch Papst Nikolaus V. folgte am 16. 1. 1450. Über W.s Amtstätigkeit ist wenig bekannt. Er baute die Burg Eutin weiter aus, vergrößerte deren Bibliothek, legte einen vierten Band des bi­ schöflichen Registers an und ließ das Memorienregister der Domkirche aufzeichnen. Mit dem Klosterreformator Johannes Busch stand er in enger Verbindung. 1463 veranlaßte er, daß der Lübecker Michaeliskonvent die Au­ gustinerregel von dem der Windesheimer Kongregation angehörenden Kloster Segeberg übernahm. Auch in der Landespolitik spielte W. eine Rolle. Er war Rat des Grafen und Herzogs Adolf VIII. Die „Tapfere Verbesserung“ des Ripener Privilegs von 1460 zählt ihn mit zu dem Zwölferkollegium, das bei Abwesenheit des Landesherrn die Regierung übernehmen sollte. Als Rat auch des neuen Landesherrn, des dänischen Königs Christian I., brachte W. 1460/61 die Einigung zwischen dem König und der Stadt Lübeck zustande. Als Rechtsge­ lehrter übte er eine vielseitige schiedsrichter­ liche Tätigkeit aus, indem er bei vielen Kon­ flikten, die in den 1450er und 1460er Jahren den südlichen Ostseeraum beunruhigten, zwischen Königen, Landesherren und Städ­

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ten vermittelte. Am 31. 1. 1466 starb W. im Alter von 67 Jahren. Er wurde im Lübecker Dom beigesetzt. Literatur: K. Wriedt, in: SHBL 4 (1976) 233-235. Klaus Wriedt

Westfal, Wilhelm (1443/44-1509)

1506-1509 Bischof von Lübeck Wilhelm Westfal stammte von Seiten beider Eltern aus bekannten Lübecker Ratsfamilien. Sein Vater war der Ratsherr und spätere Bür­ germeister Johannes W., seine Mutter Marga­ retha von Calven. Schon der Bruder seines Vaters, A. (—>) Westfal, hatte 1450-66 das Bis­ tum Lübeck innegehabt. 1443/44 in Lübeck geboren, wurde W. 1457 an der Universität Rostock immatrikuliert und 1459/60 zum Bacc. art. promoviert. Wo er sein Studium fortsetzte, ist unbekannt, doch besaß er später den Grad eines Bacc. leg. und eines Lie. decr. Zunächst lehrte er als Jurist an der Universi­ tät Rostock. Als aber die meisten Doktoren aus Anlaß der Domfehde 1487 nach Lübeck auswichen, kehrte auch er in seine Vaterstadt zurück, wo er seit 1472 als Kanoniker und seit 1487 als Dekan des Domkapitels nach­ weisbar ist. Außerdem hatte er Kanonikate an den Domkapiteln in Schwerin und Reval in­ ne und war Archidiakon in Rostock. Aus An­ laß der Resignation des Lübecker Bischofs Th. (—>) Grote 1492 hielt er sich an der Kurie auf. Am 30. 8. 1506 wurde er zum Bischof von Lübeck gewählt, am 27. 11. von Papst Ju­ lius II. bestätigt und am 22. 8. 1507 geweiht. Über seine Amtstätigkeit als Bischof ist nur bekannt, daß er 1508 den Chor und die Glokken des neu gegründeten Lübecker St. An­ nenklosters weihte. Am 31. 12. 1509 starb W. Er wurde im Dom beigesetzt. Quellen und Literatur: A. Krummendiek 407, 410. S. Bacmeister, Megapoleos literatae prodromus, in: E. J. von Westphalen, Monumenta inedita rerum Germanicarum 3 (Leipzig 1743) 1316f. - E Bruns 193. Klaus Wriedt

Wiblinger (Übleysen), Aegyd (CanA) (+1512)

1503-1512 Administrator des Bistums Wie­ ner Neustadt

Mitglied des Augustinerchorherrenstiftes von St. Dorothea in Wien, später von St. Ulrich in Wiener Neustadt, das mit dem dortigen Dom­ kapitel uniert war. 1503 zum Propst von St.

Wiblinger - Wied

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Ulrich gewählt. W. weigerte sich, die Union des Bistums mit dem St.-Georgs-Ritterorden zu vollziehen und führte daher lediglich die Bistumsverwaltung von Wiener Neustadt bis 1510 (?). + 1512. Literatur: Th. Wiedemann, Neustadt I, 524f. - G. Buttlar-Gerhartl 8f. Johann Weissensteiner

Wichmann (+ nach 1453)

seit 1446

Ep. tit. Bersabeensis Weihbischof in Bremen und Kammin

Erstmals im Bereich der Diözese Kammin be­ legt, als er 1446 als „in pontificalibus vicarius“ des Erzbischofs von Bremen im Kloster Zehden in der Neumark beraubt wird. Urkun­ det im Dezember 1448 in Stettin als „Bischof zu Berzabee“; ausdrücklich als Kamminer Weihbischof bezeichnet am 6. 4. 1449. Am 7. 7. 1453 genehmigte Papst Nikolaus V. seine Supplik um Dispens für den Empfang kirchli­ cher Benefizien, ohne daß sein damaliger Wirkungsbereich genannt wird. Literatur: H. Bütow 119f. Jürgen Petersohn

Wichwael (Michwael, Wijggell, Pictorius), Theodor (Dietrich von Caster) (OESA) (+ 1519)

1504 Ep. tit. Cyrenensis 1504-1519 Weihbischof in Köln Aus Kaster; Augustinereremit; Dr. theol. (Köln); lehrte 1495-1519 an der Kölner theo­ logischen Fakultät; ab 1495 Prior des Kölner Klosters; 2. 8. 1504 Titularbischof von Cyrene und Weihbischof in Köln; Humanist, Freund des Erasmus und des Agrippa von Nettes­ heim, nahm im Reuchlin-Streit gegen die Do­ minikaner Stellung; + 1519 (vor 3. 3.); □ Kir­ che der Bedburger Augustiner-Eremiten. Literatur: J. Hashagen, Hauptrichtungen des rheini­ schen Humanismus, in: AHVNRh 106 (1922) 1-56, hier: 27. - H. Keussen 428. - Ch. G. Nauert, Agrippa and the Crisis of Renaissance Thought (Urbana 1965) 29-31. - Handbuch Köln 56. - A. Kunzel­ mann, Geschichte der deutschen Augustiner-Eremi­ ten IV (Würzburg 1972) 47f. - H. Molitor-P. G. Bietenholz, in: Contemporaries of Erasmus II (Toronto u. a. 1986) 442f. — E. Meuthen 161f. Franz Bosbach

Wickram, Konrad (+ 1535) 1512 seit 1512 seit 1531

Ep. tit. Aurensis Weihbischof in Straßburg Weihbischof in Basel

* Türckheim (Oberelsaß); Neffe Geilers von Kayserberg; sein Bruder Peter (+ 1540) folgte diesem 1510 als Straßburger Münsterpredi­ ger; 1491-92 Studium in Paris (Mag. art.); 1494 Immatrikulation in Freiburg; 1503 dort Dekan der Artistenfakultät; 1511 Dr. theol.; 1505-22 Pfarrer von Ensisheim (Oberelsaß), doch geriet er mit den Behörden wegen Ver­ nachlässigung der Stelle in Konflikt; 1522 überließ er diese seinem Bruder; 29. 6. 1512 Titularbischof von Aura und Weihbischof in Straßburg und seit 1531 zugleich in Basel; + 29. 8. 1535. Literatur: J. Bücking, Die Ensisheimer Pfarrer Con­ rad und Peter Wickram. Eine Skizze zur Bildung und Amtsführung des Klerus in der Reformations­ zeit, in: AEA 17 (1969) 59-70. - W. Kundert, in: HS 1/1,230. Pierre Louis Surchat - Francis Rapp

Wied, Friedrich Graf zu (+ 1568)

1562-1567 Gewählter Kurfürst-Erzbischof von Köln Friedrich Graf zu Wied war das dritte von zehn Kindern Johanns III. Grafen zu Wied und Herrn zu Runkel (1485-1533) und seiner Gemahlin Elisabeth von Nassau (1488-1559), der Tochter des Grafen Johann V. von Nassau in Dillenburg. Zeit und Ort seiner Geburt sind nicht bekannt. W. hatte zwei ältere Brüder und sieben jüngere Schwestern. Er war Neffe des 1546 amtsenthobenen Kölner Erzbischofs H. zu (—>) Wied und dessen Bruders F. zu (—>) Wied, der 1532 als Bischof von Münster resi­ gniert hatte. Nach dem frühen Tod des Vaters übernahm Hermann die Vormundschaft und ließ seine drei Neffen durch Petrus Medmann erziehen, der in Köln und Wittenberg studiert hatte, in Freundschaft zu Melanchthon stand und bei der Zuwendung Hermanns zur Reformation wohl eine entscheidende Rolle gespielt hatte. Angesichts des Einflusses Medmanns auf die Erziehung gewinnen spätere Berichte über den umfänglichen Bestand an reformatori­ schem Schrifttum in der Bibliothek Fried­ richs an Glaubwürdigkeit. Dessen Lebensweg war aber nicht von religiösen Überlegungen bestimmt, sondern er entsprach dem eines nachgeborenen Sohnes einer reichsadeligen Familie. Die geistliche Laufbahn verschaffte ihm die zur Sicherung einer standesgemäßen

Wied Lebensführung erforderlichen Pfründen. W. war Kanoniker in Utrecht und an St. Georg in Köln, 1534-46 Propst von St. Cassius in Bonn; 1537 erhielt er eine Domherrnstelle in Köln, wo er 1548 zum Chorbischof, 1549 zum Thesaurar, am 23. 8. 1558 zum Subdekan und am 23. 11. 1558 zum Dekan gewählt wurde. Kurz nach dem Tod des Kölner Erzbischofs J. G. v. (—>) Mansfeld (2. 11. 1562) wurde W. am 19. 11. 1562 nahezu einmütig zum Nachfolger gewählt. Das Domkapitel beeilte sich mit der Wahl, weil Kaiser und Kurfürsten in Frankfurt/M. für die Wahl Maximilians zum römi­ schen König versammelt waren und auf Be­ teiligung des Kölners drängten, der unverzüg­ lich zum Wahltag nach Frankfurt reiste.

W. mochte sich den Mitkapitularen durch sei­ ne finanzpolitische Sachkompetenz und sein Geschick empfohlen haben, mit dem er als Dekan den Problemen der erzstiftischen Schulden begegnet war, die unter seinem Vorgänger alle anderen Fragen der Landes­ herrschaft überlagert hatten. Er entsprach die­ sen Erwartungen freilich nicht. Er scheint we­ niger unwillig als unfähig gewesen zu sein, die für sein Amt erforderlichen Kräfte und Ideen zu entwickeln.

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Umdeutung seiner Mitregierungsrechte in partielle Alleinverantwortlichkeit allerdings nicht und bestand auf einer Beteiligung W.s. So erschwerte der Streit um die Regelungs­ kompetenz die Lösung der Sachfragen. Von einem Teil der Städte ließ W. sich nicht ein­ mal huldigen, obwohl gerade diese von jeher wegen ihrer mangelnden Zahlungsbereit­ schaft ein besonderes Hindernis für Schul­ dentilgung und Steuererhebung darstellten. Dies war eine wenig angemessene Haltung ge­ genüber den strukturellen Zwängen frühneu­ zeitlicher Landesherrschaft. Dabei bestand bereits kurz nach W.s Wahl dringender Hand­ lungsbedarf, als 1563 der Landfrieden durch den im Münsterischen militärisch auftreten­ den Herzog Erich von Braunschweig-Calen­ berg gebrochen wurde, was ein kurkölnisches Eingreifen verlangte, schon um das Herzog­ tum Westfalen zu schützen.

W. ließ sich nicht zum Priester und Bischof weihen, vielleicht weil er die päpstliche Be­ stätigung seiner Wahl abwarten wollte. Diese verzögerte sich, weil er Zweifel an seiner ka­ tholischen Haltung ausräumen mußte, so­ dann wegen seines Wunsches, für die Pallien­ gelder eine Befreiung oder Reduktion zu er­ reichen. Nach Abschluß des Trienter Konzils sah er sich 1564 mit der Forderung konfron­ tiert, zunächst die Professio Tridentina abzu­ legen. Er war einer der ersten Amtsträger der Reichskirche, der den tridentinischen Nor­ men Genüge tun sollte, und lehnte dies als eine unzulässige Neuerung im Reichskirchen­ recht ab. So war auch die Regalienübertra­ gung durch den Kaiser unmöglich, doch er­ hielt er am 1. 6. 1566 auf dem Augsburger Reichstag von Maximilian II. wenigstens ei­ nen Indult zur Ausübung seiner weltlichen Herrschaftsrechte.

Auch den Erfordernissen der Kirchenreform wurde W. nicht gerecht. Seine persönliche Glaubenshaltung scheint entgegen dem von den Jesuiten geäußerten Verdacht stets altkirchlich gewesen zu sein. Eine dem Trienter Konzil widersprechende Tolerierung von Lai­ enkelch und Priesterehe ist ihm nicht nach­ zuweisen. Obwohl sie vom Kaiser und von Teilen der Reichskirche immer noch als mög­ liches Zugeständnis für die Verständigung mit den Lutheranern angesehen wurde, zeigte sich W. hierin sehr zurückhaltend und ließ auch die päpstliche Kelchkonzession von 1564 im Erzstift nicht zur Geltung kommen. Allerdings machte er keinen Versuch, die ei­ nen Großteil seines Sprengels betreffende, den Laienkelch favorisierende Kirchenpolitik des Herzogs von Jülich-Berg in seinem Sinne zu beeinflussen. Er versäumte es auch in ei­ ner Zeit, in der im Kölner Raum und am Nie­ derrhein Wiedertäufertum und Calvinismus auflebten, den Bestand seiner Kirche durch die Berufung geeigneter Mitarbeiter zu si­ chern. Das Amt des Obersieglers, des Weihbi­ schofs und des Inquisitors blieben lange Zeit unbesetzt. Die kirchliche Jurisdiktion kam da­ her zum Erliegen, und die über die Weihe­ handlungen mögliche Nachwuchskontrolle des Klerus wurde nicht wahrgenommen.

Auch auf politischem Gebiet war W. kein Er­ folg beschieden. Persönlich sparsam, schuf er aber weder in den Beziehungen zum Domka­ pitel noch zu den übrigen Landständen die Voraussetzungen für eine Ordnung der erzstiftischen Finanzen. Stattdessen verhielt er sich passiv. Nach seiner Wahl lehnte er die Übernahme der Regierung ab, weil er zuvor die Schulden durch das Domkapitel konsoli­ diert sehen wollte. Das Kapitel teilte diese

Angesichts der Untätigkeit W.s und der allge­ meinen Unwissenheit und Unsicherheit in Fragen der theologischen Normen wurde für den Bestand des Katholizismus am Nieder­ rhein die vergleichsweise gute Verfassung der stadtkölnischen Kirche entscheidend. Dies war keine Leistung des Erzbischofes, sondern der in der Reichsstadt seit langem wirkenden Reformkräfte im Pfarr- und Stiftsklerus sowie der Reformorden, die meist den Rückhalt des

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reichsstädtischen Rates hatten. Maßgeblichen Anteil hatten auch die Theologen der städti­ schen Universität und die Priesterkanoniker des Domkapitels. Anders war es bei dessen hochadeligen Mitgliedern. Diese kamen vor­ wiegend aus den Grafengeschlechtern am Rhein und in der Wetterau, die zu einem gro­ ßen Teil evangelisch geworden waren. Mit den Beschlüssen des Trienter Konzils spürten auch sie den neuen konfessionellen Konfor­ mitätsdruck, der langfristig erwarten ließ, daß der Genuß der Pfründen an die Vorbedingung uneingeschränkter Katholizität gebunden werde. Daher fand bei ihnen und auch bei W. ein Plan Anklang, der von den Aufständi­ schen in den Niederlanden entwickelt wor­ den war und für den Anfang 1566 die Nassau­ er Grafen bei Bischof und Domgrafen sondier­ ten, allerdings ohne daß er zur Verwirkli­ chung kam. Im Rahmen eines Adelsbundes von niederländischen, französischen und deutschen Protestanten war die Freistellung des Kölner Domkapitels vorgesehen, so daß die Kanonikate als Versorgungsmöglichkeit nachgeborener Adeliger konfessionsneutral gesichert blieben. Lediglich ein adeliges Ka­ pitelsmitglied erteilte diesem Plan eine klare Absage und kündigte seinen Widerstand an. Es war der spätere Erzbischof S. v. (—>) Isen­ burg. Für W. verbesserte sich die Lage nicht. Auf dem Augsburger Reichstag 1566 konnte er die geplante Ablehnung der Professio Tridentina durch die geistlichen Kurfürsten nicht durch­ setzen. Der päpstliche Kardinallegat Giovan­ ni Francesco Commendone gewann ihn viel­ mehr dafür, in einem Schreiben seine Gegen­ vorstellungen in Rom vorzutragen. Dort wur­ den sie von einer eigens für die Kölner Frage eingerichteten Kardinalsdeputation behan­ delt und abschlägig beschieden. Auch die Unterstützung Maximilians II., der sich in ei­ nem teilweise recht scharfen Briefwechsel mit Pius V. für W. einsetzte, brachte keinen Erfolg.

Gleichzeitig verschärften sich im Erzstift die Gegensätze zwischen dem Erzbischof und dem Domkapitel. Die Schuldenfragen waren noch nicht gelöst, hinzu kamen neue Bela­ stungen durch die Landfriedenswahrung und durch die dem Kaiser in Augsburg bewilligte Türkenhilfe. Der Kölner Klerus war doppelt betroffen, weil von ihm nicht nur das Subsidium caritativum für Kurköln erwartet wur­ de, sondern auch seine außerhalb des Erzstif­ tes gelegenen Besitzungen von den Landes­ herren bzw. der Reichsstadt Köln zur Bestrei­ tung solcher Kosten herangezogen wurden. W. vermochte dies weder zu verhindern,

noch wollte er seinem Klerus den Weg zum Reichskammergericht öffnen. So bildete sich eine Interessenkoalition des Domkapitels, des Klerus und eines Teils der Landstände gegen W. Auf den Landtagen im März und August 1567 trat die Opposition mit harscher Kritik vor allem an der Finanz- und Kirchenpolitik des Landesherrn hervor und verwies auf die nicht erfüllten Verpflichtungen der Wahlka­ pitulation.

Verschärfend mußte in dieser Situation wir­ ken, daß das Domkapitel in einem päpstli­ chen Schreiben vom 24. 5. 1567 wegen Nach­ lässigkeit in der Umsetzung der Trienter Be­ schlüsse, insbesondere aber wegen der Wahl ungeeigneter Bischöfe gerügt und ihm eine Mitschuld an der verweigerten Eidesleistung W.s zugeschrieben wurde.

Die kuriale Position in der Eidesfrage war er­ heblich gestärkt worden, nachdem der kurz zuvor gewählte Trierer Erzbischof J. v. (—►) Eltz im Mai 1567 die Professio fidei Tridenti­ na geleistet hatte. Damit verlor die Forderung an den Kölner den Charakter einer präjuditiellen Neuerung und entzog zugleich dem Kaiser das stärkste Argument seines Wider­ spruches. Maximilian gab nun die Unterstüt­ zung W.s auf. Dieser strebte angesichts des Widerstandes auf dem Kölner Landtag und der erfolglosen Bemühungen um die päpstliche Bestätigung seinen Rücktritt an, den er bereits 1566 auf dem Augsburger Tag in seinem Schreiben an den Papst erwogen hatte. Er erbat sich Kom­ missare des Kaisers, die ab August 1567 tätig wurden und die Bedingungen vermittelten, unter welchen er am 25. 11. 1567 abdankte. Er blieb Domkapitular, allerdings ohne die damit verbundenen Rechte, konnte seinen Wohnsitz beibehalten und sollte eine Pension beziehen. Er starb am 23. 12. 1568 und wurde in der Dominikanerkirche beigesetzt. Ein Grabmal ist nicht erhalten. Literatur: L. Ennen, in: ADB 7 (1878) 543-547. - M. Lossen. - G. Wolf. - P. Holt. - A. Franzen, Visita­ tionsprotokolle. - Ders., in: NDB 5 (1961) 572f. - G. v. Lojewski. - J. Krasenbrink. - W.-D. Penning. - G. May 99-101. - J. F. G. Goeters. - K. Repgen, Bi­ schof. - Ch. Grebner. - A. Schröer, Erneuerung I. M. Kissener. Franz Bosbach

Wied, Friedrich zu (1478-1551) 1523-1532 Bischof von Münster

Friedrich von Wied wurde im Jahre 1478 als fünfter Sohn des Grafen Friedrich von Wied-

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Runkel und der Agnes Gräfin von Virneburg geboren. Die Mutter starb bei seiner Geburt. W. immatrikulierte sich 1493 an der Kölner Universität. Er erhielt Domkapitelspräbenden in Münster und Köln, wurde Propst in Ut­ recht, Stiftsdechant an St. Gereon in Köln und Stiftspropst an St. Cassius in Bonn. Am 6. 11. 1522 wurde er auf Betreiben seines älte­ ren Bruders, des Kölner Erzbischofs H. zu (—>) Wied, und auf Empfehlung des Herzogs Jo­ hann III. von Kleve vom Münsterer Domkapi­ tel per viam compromissi zum Bischof ge­ wählt. Die päpstliche Bestätigung folgte am 27. 1. 1523, ein Regalienindult am 15. 4. 1524, die Regalienurkunde am 2. 4. 1528. Am 24. 8. 1523 hielt W. seinen glanzvollen Ein­ zug in Münster. W.s Regierung fiel in eine Zeit sozialer Unru­ hen. Zwei Jahre nach seinem Amtsantritt sah er sich veranlaßt, in die durch die münsterländischen Gilden hervorgerufenen Ausein­ andersetzungen, die vom niederen Klerus und dem mittelständischen Bürgertum Mün­ sters und der Städte des Münsterlandes un­ terstützt wurden, einzugreifen. Es gelang einer auf W.s Wunsch vom Kölner Erzbischof entsandten Schlichtungskommission, zwar Ruhe und Ordnung, aber nicht den Frieden wiederherzustellen. Die im Gefolge des süd­ deutschen Bauernkrieges auftretende Bürger­ rebellion brachte die Städte des Münsterlan­ des unversehens in den Einflußbereich der reformatorischen Bewegung.

Im Jahre 1529 gebot W. einen Söldner-Über­ fall auf die Herrschaft Wildeshausen, die seit 1270 der territorialen Hoheit Bremens unter­ standen hatte, 1428 pfandweise an Münster und 1458 an den Grafen Johann von Hoya ge­ langt war. Als der Nachfolger des Pfandinha­ bers 1529 starb, setzte sich W. gegen den Wi­ derstand der Bürgerschaft in ihren Besitz. Die Soldateska plünderte die Stadt und zerstörte die Festungsanlagen. W. nahm der Bürger­ schaft ihre Privilegien und ließ den Bürger­ meister hinrichten. Wildeshausen blieb bis 1568 Teil des Niederstifts Münster. W. sympathisierte mit dem lutherischen Be­ kenntnis, begünstigte insgeheim Bernhard Rothmann, einen späteren Führer der münsterischen Täufer, und führte in seiner Resi­ denz Ahaus die Kelchkommunion ein. Auf dem Reichstag zu Speyer 1526 ließ er seinen Botschafter jene von Karl V. und den Ständen vereinbarte Formel unterzeichnen, die zwar nicht formaljuristisch, aber faktisch den evan­ gelischen Reichsständen das Recht auf selb­ ständige Ordnung der kirchlichen Angelegen­ heiten zuerkannte. Damit war der Weg zur 54*

Ausbildung des landesherrlichen Kirchenre­ giments geöffnet. In seiner kirchlichen Haltung schwankend und des Regierens müde, verzichtete W. am 24. 3. 1532 gegen eine Jahresrente von 2000 Gulden auf das Hochstift Münster. Er zog sich als Domthesaurar nach Köln zurück, wo er 1551 starb. Literatur: R. Schwarz 58f. - A. Schröer, Reformati­ on I, 26; II, 124ff., 132f., 322f. - Handbuch Münster (1993) 186 f. Alois Schröer

Wied, Hermann Graf zu (1477-1552) 1515-1547 Kurfürst-Erzbischof von Köln 1532-1547 Administrator des Bistums Paderborn Hermann Graf zu Wied entstammte dem rheinisch-wetterauischen Grafengeschlecht der Grafen zu Wied. Am 14. 1. 1477 wurde er zu Wied als vierter Sohn des Grafen Friedrich zu W., Herrn zu Braunsberg, Runkel und Isen­ burg (t 1487), und seiner Gattin Agnes von Virneburg (+ 1478) geboren.

Von seinen fünf Brüdern folgte Johann (t 1533) seinem Vater; die anderen wurden wie W. zum geistlichen Stand bestimmt und wa­ ren Domherren in Köln; Wilhelm (+ 1526) re­ signierte später und erlangte durch Heirat die Grafschaft Moers; Friedrich zu (—>) W. wurde 1523 Bischof von Münster, wo er 1532 resi­ gnierte. Von den drei Schwestern ging Agnes (+ 1485) in den geistlichen Stand. Sie war seit 1482 Äbtissin von St. Ursula in Köln. W. selbst erhielt bereits 1483 als Nachfolger sei­ nes verstorbenen Bruders Adam eine Kölner Präbende; zudem war er Kanoniker von St. Gereon. Seine Ausbildung entsprach dem Standard spätmittelalterlicher Adelserziehung. Sie war aber, gemessen an den sich allmählich durch­ setzenden humanistischen Bildungsmaßstä­ ben, eher bescheiden; seine Kenntnisse im Lateinischen, der Wissenschaftssprache sei­ ner Zeit, waren rudimentär. 1493 war er zu­ sammen mit seinem Bruder Friedrich an der juristischen Fakultät der Universität Köln im­ matrikuliert. Eine theologische Schulung scheint er nicht erfahren zu haben, dennoch hatte er theologisches Interesse und pflegte die Lektüre von im wesentlichen deutsch­ sprachiger Bibel- und Erbauungsliteratur. Dies reichte zu Beginn des 16. Jh.s noch als Qualifikation zum Bischof und Landesherrn. Problematisch wurde es erst, als W. den Fra­

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gen von Reformation und Reform, wie sie sich wenige Jahre nach seiner Bischofswahl stellten, nicht gemäß dem Rat seiner fähigen und hervorragend gebildeten Räte begegnete, sondern trotz seiner dürftigen Bildungsvor­ aussetzungen den Anspruch erhob, selbst theologisch-wissenschaftlich kompetent zu handeln. Am 24. 8. 1490 wurde W. in das Kölner Kapi­ tel aufgenommen. Auf besondere administra­ tive Fähigkeiten deutet die Tatsache hin, daß ihm 1503-11 das Amt des Domkepplers, des erzbischöflichen Kanzlers, übertragen wurde. Zudem erschien er 1514 als Kandidat des Stiftskapitels von St. Gereon für das Amt des Dekans, unterlag jedoch gegen einen durch päpstliche Provision bevorzugten Kandidaten aus dem Haus Brandenburg.

nal: so 1526 mit der Berufung Bernhards von Hagen (t 1556) zum Kanzler und Johannes Groppers (+ 1559) zum Großsiegler des Erz­ stifts. Gropper war maßgeblich an der Abfas­ sung neuer Rechtsordnungen für das Erzstift beteiligt: 1529 Offizialatsstatut, 1531 und 1533 Münzordnungen, 1533 Bergordnung, 1538 Polizei- und Gerichtsordnung, in der die Grundsätze des römischen Rechts rezi­ piert wurden. 1539 entwarf sein Koadjutor Adolf eine neue Hofordnung, die insbesonde­ re die Tätigkeit der Hofräte reglementierte. Auch die Gründung eines eigenständigen Ar­ chivs fällt in die Regierungszeit W.s.

Am 14. 3. 1515 wurde W. in einstimmiger Wahl durch das Kölner Domkapitel zum Nachfolger Ph.s v. (—>) Daun-Oberstein ge­ wählt. Vermutlich hielt ihn das Wahlgre­ mium für fähig, den seit (—>) Hermann von Hessen verfolgten Konsolidierungskurs in der Territorialherrschaft beizubehalten. Tags dar­ auf beschwor er die Erblandesvereinigung und die Wahlkapitulation. Am 26. 4. 1515 er­ hielt er vom Kaiser die Regalien, die päpstli­ che Bestätigung folgte am 13. 6. 1515, das Pal­ lium am 20. 6. 1515 mit der Maßgabe, die Bi­ schofsweihe zu empfangen. Am 26. 6. 1515 wurde ihm der Titel eines Apostolischen Legatus natus verliehen. In den nächsten drei Jahren erhielt W, der bei seiner Wahl noch Subdiakon war, alle höhe­ ren Weihen, zuletzt 1518 die Bischofsweihe, die im Bonner Münster stattfand, weil der seit Daun-Oberstein mit der Stadt Köln ausge­ fochtene Rechtsstreit den Einzug in die Dom­ stadt noch verwehrte. Erst 1522 kam es unter Vermittlung des Trierer Kurfürsten zu einer Einigung. Am 13. 6. 1532 postulierte ihn auch das Paderborner Kapitel zum Admini­ strator (13. 9. 1532 päpstliche Zulassung). 1533 bestellte das Kölner Kapitel nach länge­ ren Verhandlungen auf Wunsch W.s (—>) Adolf von Schaumburg zum Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge. Das politische und kirchliche Wirken W.s läßt sich in zwei Phasen unterteilen. Die erste bis etwa 1538 war von wichtigen Reformmaßnah­ men in der Landesherrschaft, von einer kai­ sertreuen Reichspolitik und von konsequen­ ter Abwehr reformatorischer Regungen ge­ prägt. Er bewies bei der Auswahl seiner wich­ tigsten Mitarbeiter ein ungemein gutes Gespür für fähiges und qualifiziertes Perso­

In der Reichspolitik stellte sich W. für lange Zeit auf die Seite der Habsburger, in denen er eine Stütze gegen die großen Territorialfür­ sten der Nachbarschaft finden konnte. Schon früh, auf dem Reichstag 1518, trat er für die Wahl Karls von Burgund zum Nachfolger Ma­ ximilians I. im Kaisertum ein. Am 23. 10. 1520 krönte er den neuen Römischen König in Aachen. Seine kaisertreue Haltung zeigte sich auch darin, daß er bis zu seiner Entschei­ dung für die Reformation die Reichsschlüsse und damit auch das Reichsreligionsrecht be­ folgte und teilweise direkt in erzstiftisches Landesrecht übernahm.

In der Frage der Reformation, die sich im Rheinland zuerst in der Stadt Köln bemerkbar machte, trat W. wie der Kölner Rat, das Dom-

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kapitel und die theologische Fakultät der Köl­ ner Universität konsequent für die Bewah­ rung der alten Kirche ein. Die Kölner theolo­ gische Fakultät formulierte 1519 die erste wissenschaftliche Verurteilung der Lehren Luthers. Ihr Gutachten und ein zweites der Löwener Theologen gingen in den Text der päpstlichen Bulle „Exsurge domine“ vom Ju­ ni 1520 ein. Im November 1520 wurden Lu­ thers Schriften auf dem Kölner Domhof öf­ fentlich verbrannt. W. kam mit der Luthersache auf dem Worm­ ser Reichstag 1521 direkt in Berührung. Er be­ fürwortete das Wormser Edikt bereits in sei­ ner Entstehung und wohnte der Verkündi­ gung als Mitglied des Ständeausschusses per­ sönlich bei. 1522 erließ er in Kurköln ein Edikt gegen den Druck und die Verbreitung lutherisch-häretischer Schriften, das seit der Diözesansynode von 1523 auch für die ganze Diözese galt. 1524 vereinbarte er mit den an­ deren rheinischen Kurfürsten, die Bestim­ mungen des Wormser Edikts in ihren Territo­ rien anzuwenden. Im Kölner Diözesangebiet gab es seitdem wohl keine reformatorische Bewegung, die nicht auf den energischen Widerstand W.s stieß. 1529, nach dem Speyerer Reichstag, be­ schloß sein Hohes Gericht in Köln gegen die Bedenken des Rates die öffentliche Hinrich­ tung von Peter Fliesteden und Adolf Claren­ bach. In Paderborn wurde 1532 die reformato­ rische Bewegung mit militärischer Gewalt allerdings unblutig - unterdrückt. Auch am Krieg gegen das täuferische Münster (153435) war Kurköln maßgeblich beteiligt ([—>] Franz v. Waldeck). Die Reformation in der zur Paderborner Diözese gehörenden Grafschaft Lippe suchte W. als Administrator durch ständige Interventionen zu verhindern. Auch im Rahmen der Kirchenreform gingen von W. wichtige Anstöße aus. Vor dem Hin­ tergrund der münsterischen Ereignisse und angesichts der Reformbestrebungen in JülichKleve-Berg (1533 landesherrliche Visitation) fand am 6.-10. 3. 1536 in Köln ein Provinzial­ konzil statt, das Reformstatuten verabschie­ dete, die als „die besten und wichtigsten vortridentinischen Reformbestimmungen über­ haupt“ (Franzen) angesehen werden können. Ihr maßgeblicher Autor war Gropper, der er­ gänzend ein kirchlich-dogmatisches Hand­ buch zur Unterweisung der Geistlichkeit, das „Enchiridion christianae institutionis“, ver­ faßte (gedruckt 1538). Die Beschlüsse des Pro­ vinzialkonzils wurden jedoch nicht in die Praxis umgesetzt; die Gründe hierfür sind nicht bekannt.

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W. erwies sich 1515-38 als eine der bedeu­ tendsten Stützen der alten Kirche im Nord­ westen des Reiches, wandte sich aber allmäh­ lich von den innerkirchlichen Reformbemü­ hungen ab und wurde schließlich der erste Bischof im Reich, der die Reformation in sei­ nem Sprengel einführen wollte. Wichtige An­ stöße scheinen hierzu von dem Kölner Petrus Medmann ausgegangen zu sein, einem in Köln und Wittenberg ausgebildeten Humani­ sten, den W. zur Erziehung seiner verwaisten Neffen bestellte und später als Rat in den kur­ kölnischen Dienst übernahm. Medmann scheint Ende der 30er Jahre Kontakte zu Phi­ lipp Melanchthon und den Straßburger Refor­ matoren geknüpft zu haben. Unter Berufung auf den Reformauftrag des Regensburger Reichsabschieds von 1541 und gemäß den Wünschen des Kölner Märzlandtages von 1542 begann der Kurfürst seitdem Initiativen, die immer deutlicher reformatorische Züge gewannen. Er stützte sich dabei auf den Straßburger Reformator Martin Bucer und die weltlichen Stände des Erzstiftes. Widerstand dagegen regte sich im Domkapitel, in der Köl­ ner theologischen Fakultät und unter Mitglie­ dern der erzbischöflichen Kurie. Hier hatte Gropper eine überragende Stellung. Seit 1542 wurde er zum wichtigsten Gegner W.s in den kirchlichen und politischen Kontroversen.

Unter persönlicher Teilnahme W.s verfaßten Bucer und Melanchthon, der von Mai bis Juli 1543 in Bonn weilte, das „Einfältige Beden­ ken“, eine nach dem Vorbild evangelischer Kirchenordnungen gestaltete Programm­ schrift für die Kölner Reformation, die auf dem Julilandtag 1543 die Billigung der weltli­ chen Stände erhielt, aber nicht Landesrecht wurde, weil dem Widerspruch des Domkapi­ tels stattgegeben und ihm eine weitere Prü­ fung eingeräumt worden war. Bereits im Juli 1543 gab W. den Laienkelch frei. Im Spätsom­ mer erschien der erste Druck des „Beden­ kens“ mit seiner Erlaubnis in Bonn. Das aus­ führliche Gegengutachten des Domkapitels, die „Gegenberichtung“ Groppers, wurde im Dezember 1543 dem Kurfürsten übersandt und erhielt auf dessen Anregung eine Ant­ wort Bucers, die „Bestendige Verantwor­ tung“. Evangelische Gemeinden oder Initiati­ ven zeigten sich vornehmlich in den rheini­ schen Städten, während im Vest Recklinghau­ sen und im Herzogtum Westfalen sowie im Hochstift Paderborn im wesentlichen die alt­ kirchlichen Zustände bewahrt blieben. Das reformatorische Zentrum bildete die Resi­ denzstadt Bonn, wo Bucer den Gottesdienst umgestaltete. Unter seiner Beteiligung ent­ stand das „Bonnisch Gesangbüchlein“ (Bonn

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Wied - Wiederin

1544), das in West- und Süddeutschland mit 32 bekannten Auflagen weite Verbreitung fand. Vor allem wohl wegen der fehlenden landesrechtlichen Sanktionierung konnte sich der Protestantismus aber nicht eindeutig durchsetzen. Die von W. jeweils auf lokales Ersuchen hin installierten Prediger ergänz­ ten, aber verdrängten nicht das altkirchliche Angebot; die Pfarrkirchen wurden simultan genutzt. Auch in Paderborn widersetzten sich Domkapitel, Ritterschaft und Städte, als W. durch ein Dekret vom 10. 1. 1545 die allge­ meine Einführung der Reformation befahl.

W. scheiterte schließlich am Eingreifen von Papst und Kaiser, an die sich das Kölner Domkapitel am 9. 10. 1544 in einer Appellati­ on gewandt hatte, der sich auch der Kölner Klerus und die Theologen der Universität an­ geschlossen hatten. Am 14. 11. 1544 sagte sich W. seinerseits von der päpstlichen Juris­ diktion los. Das römische Verfahren endete am 16. 4. 1546 mit der Exkommunikation W.s und seiner Absetzung (3. 7. 1546 Ausferti­ gung des Dekretes); an seiner Stelle wurde Adolf von Schaumburg mit der Administrati­ on des Erzstiftes betraut. W. erhielt am 3. 11. 1546 davon Kenntnis.

Der Kaiser nahm am 27. 6. 1545 die Appella­ tion des Domkapitels offiziell entgegen und stellte die Appellierenden unter seinen Schutz. W. wurde mit einem Avokatorialmandat (26. 1. 1546) bei Strafe des Lehensentzu­ ges zur Abstellung aller Neuerungen aufgefor­ dert. Am 10. 11. 1546 forderten ihn Koadju­ tor, Kanzler und Großsiegler zum Gehorsam gegen Papst und Kaiser auf, was W. mit dem Appell an ein Konzil oder einen Reichstag be­ antwortete (12. 11. 1546). Am 11. 12. 1546 kündigte Adolf die Amtsübernahme an. Die kurkölnischen Stände wurden von kaiserli­ chen Kommissaren angewiesen, sich von ih­ rem Landesherrn zu trennen (21. 12. 1546) und auf einen Landtag geladen, der am 24. 1. 1547 W. absetzte und Adolf als Nachfolger an­ erkannte. W. resignierte am 25. 1. 1547 auf Köln und ei­ nen Tag später auf Paderborn. Er starb am 15. 8. 1552 auf seinem Stammsitz in Wied und fand sein Grab in der evangelischen Kirche von Niederbiber bei Neuwied. Ein Grabmal ist nicht erhalten. Literatur: H. Varrentrapp, Hermann von Wied und sein Reformationsversuch in Köln. Ein Beitrag zur deutschen Reformationsgeschichte (Leipzig 1878). W. v. Gulik. - H. Foerster, Offizialat. - W. Lipgens, Neue Beiträge zum Reformationsversuch Hermanns von Wied aus dem Jahre 1545, in: AHVNRh 149/150 (1950) 46-73. - Ders., Kardinal Johannes Gropper

1503-1559 und die Anfänge der katholischen Re­ form in Deutschland (Münster 1951). - H. Jed in, Fragen um Hermann von Wied, in: HJ 74 (1955) 687-699. - T. Schlüter, Die Publizistik um den Re­ formationsversuch des Kölner Erzbischofs Hermann von Wied aus den Jahren 1542-1547 (Diss. phil. Bonn 1957). - A. Franzen, Visitationsprotokolle. M. Köhn, Martin Bucers Entwurf einer Reformation des Erzstiftes Köln. Untersuchung der Entstehungs­ geschichte und der Theologie des „Einfältigen Be­ denkens“ von 1543 (Witten 1966). - R. Stupperich, in: NDB 8 (1969) 636f. - A. Franzen, Bischof und Reformation. Erzbischof Hermann von Wied in Köln vor der Entscheidung zwischen Reform und Refor­ mation (Münster 1971). - Ders., Hermann von Wied, Kurfürst und Erzbischof von Köln, in: F. Reu­ ter (Hg.), Der Reichstag zu Worms von 1521 (Worms 1971) 297-315. - Ders., in: Rheinische Lebensbilder 3 (1971) 57-76. - K. Ruppert. - F. Petri-G. Droege. W.-D. Penning. - G. May 93-96. - A. Schröer, Refor­ mation II. - H. J. Brandt-K. Hengst, Bischöfe. - K. Militzer. - J. F. G. Goeters. - K. Repgen, Bischof. Ders., Gropper. - H.-J. Becker, Die Appellation vom Papst an ein allgemeines Konzil (Köln-Wien 1988). - E. Meuthen 275-279 u. ö. - Bautz II, 756-759. - F. Bosbach. - M. Wichelhaus, Kölnische Reformation 1543, in: H. Faulenbach 63-78. - M. Kissener. - M. B. Rößner, Zur Entstehungsgeschichte der „Gegenberichtung“ in der Auseinandersetzung um den Re­ formationsversuch Hermanns von Wied, in: JKGV 64 (1993) 75-103. - M. Wichelhaus, Die erzbischöf­ liche Denkschrift und der Gegenbericht des Domka­ pitels zur Kölnischen Reformation 1543, in: JKGV 64 (1993) 61-74. - R. Sommer, in: DHGE 24 (1993) 78-81. - M. de Kroon, Bucer und die Kölner Refor­ mation, in: Ch. Krieger-M. Lienhard, Martin Bucer in XVIth Century Europe II (Leiden 1993) 493-505. Franz Bosbach

Wiederin von Ottersbach, August (1575-1620)

1609-1620 Apostolischer Administrator des Bistums Meißen in der Lausitz * 1575 Prag als Sohn des kaiserlichen Appel­ lationsrates Martin W. und der Regina Dietz, einer Tochter des kaiserlichen Rates und deutschen Vizekanzlers in Prag Chrysogonus D; verwandt mit J. (—>) Leisentrit; Besuch des Gymnasiums in Prag und in Breslau; 1587 als Kanonikus von St. Petri in Bautzen erwähnt; 1594-99 Studium in Rom als Alumne des Collegium Germanicum (Dr. theol. et phil.); Graf des Lateranpalastes; seit 1603 Offizial in Bautzen; 1608 Apostolischer Protonotar; 25. 2. 1609 Wahl zum Dekan des Bautzner Kapi­ tels St. Petri; 4. 5. 1609 Ernennung zum Apo­ stolischen Administrator des Bistums Meißen in der Lausitz durch Nuntius Antonio Caeta­ no. Während seiner Administratur bemühten sich die schlesischen und Lausitzer Stände um ein kaiserliches Toleranzpatent für die

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Wiederin - Wirsberg

Augsburger Konfessionsverwandten. Als sich die Lausitzer Stände 1610 dem zum König von Böhmen gewählten Friedrich von der Pfalz anschlossen und auf ein Toleranzpatent oder einen Majestätsbrief hofften, verschlech­ terte sich die Lage für die katholische Min­ derheit, denn in den Oberlausitzer Ständen gab es keine wirklich katholische Partei, da es an katholischen Rittergutsbesitzern fehlte. Nur der Dekan von St. Petri war als Vertreter seines mit reichen Gütern ausgestatteten Ka­ pitels ständiges Mitglied des Landtages. So­ lange die Stände sich neutral verhielten, hatte er keine Veranlassung zum Protest, doch befürchtete er angesichts der neuen po­ litischen Konstellation eine Beeinträchtigung seiner Rechte. Sein Protest gegen die Bemü­ hungen um einen Majestätsbrief machte ihn bei den Lutheranern so verhaßt, daß er 1619 mit dem Domkapitel von der evangelischen Bürgerschaft aus dem Bautzner Dom ver­ drängt wurde und sich mit dem katholischen Gottesdienst in die Nikolaikirche zurückzie­ hen mußte. W. unternahm alles, um den ka­ tholischen Besitzstand zu erhalten. Die politi­ sche Wende infolge der Schlacht am Weißen Berg erlebte er nicht mehr, t 27. 6. 1620; □ St. Nikolai zu Bautzen.

gnitten; + 17. 12. 1532 Kiwitten; □ ebd. Pfarrkirche. Literatur: A. Frind, Kirchengeschichte 252. - A. Lang, Anima 154. - G. Wentz 79. - H. Bütow 121 f. - A. Eichhorn, Weihbischöfe 140-142. - H. Schmauch, in: APB 2 (1967) 803f. Hans-Jürgen Karp - Jürgen Petersohn

Wirsberg, Friedrich von (1507-1573) 1556-1558 Generalvikar des Bischofs von Würzburg 1558-1573 Bischof von Würzburg Friedrich von Wirsberg wurde am 16. 11. 1507 als Sproß eines fränkischen Ritterge­ schlechtes geboren, das sich nach Burg Wirs­ berg bei Kulmbach benannte. 1521 präsentier­ te ihn der Eichstätter Domdekan Johann von Wirsberg als Domizellar. 1524 studierte W. in Ingolstadt, 1531 in Tübingen. Neben dem Eichstätter und Würzburger (ab 1533) gehörte W. 1542/43 auch dem Bamberger und 1538-44 dem Augsburger Domkapitel an.

Literatur: H. Knothe, Der Antheil der Oberlausitz an den Anfängen des 30jährigen Krieges, 1618-1623, in:NLM56 (1880) Iff. Siegfried Seifert

Wilde, Johannes (OESA) (t 1532)

1495 Ep. tit. Cimbaliensis 1495-1499 Weihbischof in Kammin und Havelberg 1499-1532 Weihbischof in Ermland

* um 1438 (errechnet); Pfarrer von Wolfsdorf und - wahrscheinlich seit 1481 - von Kiwitten im Bistum Ermland; am 20. 3. 1494 mit einem Einkommen von 200 rheinischen Gul­ den zum Weihbischof für Kammin bestellt; 9. 2. 1495 Titularbischof von Cembalo. Die Bi­ schofsweihe empfing W. am 12. 3. 1495 in S. Maria deH’Anima in Rom; 1496 und 1497 durch Weihehandlungen auch im Bistum Ha­ velberg belegt. Möglicherweise durch Ver­ mittlung des aus Böhmen stammenden Kam­ miner Bischofs B. v. (—>) Waldstein rekonziliierte er am 25. 9. 1498 die Kirche des Prager Augustinerchorherrenstifts Karlshof; seit 1499 bis zu seinem Tod erster Weihbischof im Bistum Ermland; erhielt 1502 zur Nutznie­ ßung die Dörfer Prossitten, Thegsten und Be-

W. begann seine geistliche Laufbahn als Rat und Gesandter des Würzburger Bischofs M. (->) Zobel von Giebelstadt. 1556 wurde er dessen Generalvikar, 1558 erhielt er die Prop­ stei des Stiftes Haug. Am 27. 4. 1558 wählte ihn das Würzburger Kapitel zum Bischof. Die von ihm beschworene Wahlkapitulation at-

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Wirsberg - Wisch

mete bereits den Geist der katholischen Re­ form und sein erstes Hirtenschreiben (1560) den der Gegenreformation.

Die kriegerische Zeit und die damit zusam­ menhängende Verschuldung des Hochstiftes zwangen W dazu, 1564 einem vom Domkapi­ tel bestellten Regimentsrat zuzustimmen. Die bereits in die Zeit Zobels zurückreichenden Grumbachschen Händel, in deren Verlauf sich der durch Herzog Johann Friedrich von Sachsen und andere Adelsgenossen unter­ stützte Grumbach gegen die Landsässigmachung des kleinen und niederen Adels wehr­ te, endeten 1567 mit der Hinrichtung Grumbachs. Die rechtliche Grundlage dafür bildete eine mit Hilfe des Landsberger Bundes von den Kaisern Ferdinand I. und Maximilian II. erwirkte Reichsexekution. W. legte großen Wert auf die katholische Er­ neuerung im Geiste des Konzils von Trient, auf dem er sich allerdings durch den Eichstät­ ter Weihbischof L- (—0 Haller vertreten ließ. Seine „unselbständige“ Haltung gegenüber dem Konzil (Freudenberger) war mit dem Mainzer Metropoliten abgestimmt. W.s Bemü­ hungen um eine Visitation und Revitalisie­ rung der Klöster und um die Rekatholisierung protestantischer Dörfer (Bischofsheim v. d. Rhön, Hörblach) führten nur teilweise zum Erfolg. Auch der Diözesanklerus und ihm voran das Domkapitel leisteten seinen Re­ formwünschen zähen Widerstand. Das öffent­ liche Leben und damit das Seelenheil seiner Untertanen suchte W. mit zahlreichen, aber wenig wirksamen Polizeiverordnungen mora­ lisch zu heben.

Der persönlich fromme W., der selbst die Sa­ kramente spendete, bemühte sich um eine Ansiedlung der Jesuiten in Würzburg. 1569 äußerte er erstmals den Wunsch nach Grün­ dung eines Kollegs. Ein Versuch, 1561 ein „Collegium Fridericianum“ zu errichten, um das Studium in Würzburg zu konzentrieren und von reformatorischen Einflüssen freizu­ halten, mißlang. Erst nach langwierigen Ver­ handlungen unter persönlicher Vermittlung des P. (—>) Canisius, den W. 1559 auf dem Augsburger Reichstag kennengelernt und der 1564 in Würzburg gepredigt hatte, sowie nach Ausschaltung des zögernden Domkapitels konnte W. 1567 den Jesuiten das leerstehende St.-Agnes-Kloster überschreiben. Im gleichen Jahr nahm der Orden den Gymnasialunter­ richt auf. W. dachte auch schon an die Grün­ dung einer Universität.

W. starb am 12. 11. 1573 in Würzburg nach schwerer Krankheit. Sein Grab erhielt er tra­

ditionsgemäß im Dom. Das Urteil über ihn schwankt unter den Zeitgenossen je nach dem konfessionellen Standpunkt. Die einen sahen in ihm einen Exponenten der katholi­ schen Reform, die anderen einen unversöhn­ lichen Regenten. W. konnte die Verschuldung des Hochstiftes nicht abbauen, und in der Reichspolitik trat er kaum in Erscheinung. Er schuf jedoch die Voraussetzungen für jene kirchliche Erneuerung, die J. (—►) Echter von Mespelbrunn später verwirklichte. Literatur: E Ortloff. - C. Englander, Das Werden des Würzburger Collegs Societatis Jesu, in: WDGB 14/15 (1952) 519-536. - E. G. Krenig, Collegium Frideri­ cianum. Die Begründung des gymnasialen Schulwe­ sens unter Fürstbischof Friedrich von Wirsberg in Würzburg, in: Lebendige Tradition. 400 Jahre huma­ nistisches Gymnasium in Würzburg, FS zur 400 Jahrfeier des Wirsberg-Gymnasiums und zum 75jährigen Bestehen des Riemenschneider-Gymna­ siums (Würzburg 1961) 1-22. - A. Wendehorst, in: NDB 5 (1961) 598f. - H. E. Specker 43-53. - A. Wendehorst, Überblick 65-67. - Ders., Würzburg 132-162. - Th. Freudenberger 197-219. - H. A. Braun 573f. - W. Ziegler, Würzburg 113-116. Helmut Flachenecker

Wisbach, Leonardus (OP) (+ vor 1492)

1480 seit 1480

Ep. tit. Soldayensis Weihbischof in Worms

Mitglied des Straßburger Dominikanerkon­ vents; Prof, der Theologie; 6. 10. 1480 Titular­ bischof von Soldaja und Weihbischof in Worms; 28. 10. 1480 konsekriert; über sein Wirken und sein Todesdatum ist nichts be­ kannt; □ Dom zu Worms (Ägidienkapelle). Literatur: J. E Schannat I, 98.

Burkard Keilmann

Wisch, Helricus von der (vor 1444-1488)

1474-1488 Bischof von Schleswig Helricus von der Wisch stammte aus altem holsteinischem Adel. Sein Vater Heinrich v. d. W. besaß das Gut Wittensee im Herzogtum Schleswig. W. studierte in Rostock. 1464 war er Notar an der Rota und erhielt ein Kanoni­ kat in Hildesheim. 1465 trat er als Propst für zehn Jahre an die Spitze des Schleswiger Domkapitels. Als Bischof N. (—>) Wulf 1474 zu seinen Gunsten resignierte, bestätigte Papst Sixtus IV. die Wahl W.s durch das Dom­ kapitel am 18. 4. 1474. König Christian I. von Dänemark, der sich zu diesem Zeitpunkt zu Verhandlungen in Rom aufhielt, unterstützte

Wisch - Wismair

die Wahl persönlich. Die Dompropstei ver­ lieh der Papst daraufhin dem Sekretär des Kö­ nigs und Schleswiger Kanoniker Johann Embeke. W. zahlte sogleich seine Gebühren und ver­ pflichtete sich, jedes zweite Jahr persönlich an der Kurie zu erscheinen. Bischofsgut sollte künftig nur noch mit päpstlicher Zustim­ mung veräußert werden. 1485 wurden auf diese Weise hochwassergefährdete Länderei­ en an der Nordseeküste verkauft. Im gleichen Jahr erhielt der Bischof die Erlaubnis, Kir­ chen und Kirchhöfe an der Westküste durch einen beauftragten Priester weihen zu lassen. W. zählte unter die königlichen Räte und trat 1480 im Rezeß des Königs mit dem Land Dithmarschen als erster der Schiedsleute auf. Seine politische Bedeutung reichte jedoch weder an die seines Vorgängers noch an die des seit 1479 amtierenden Dompropstes Enwald Söwenbroder heran.

Die innere Organisation des Bistums suchte W. 1476 mit der Verordnung zu straffen, daß in Zukunft nur die zwölf dienstältesten Vika­ re am täglichen Hochamt im Domchor mit­ wirken und an der Verteilung der Brotgelder teilhaben sollten. Der Druck des „Schleswiger Missale“ 1486 zeugt vom liturgischen, die umfangreiche Bautätigkeit am Dom vom bau­ lichen Interesse W.s. Er starb in Lübeck und wurde am 19. 4. 1488 in seiner Bischofskir­ che beigesetzt. Literatur: J. Lindbaek 248f. - J. Skovgaard 31f. - D. Ellger, Der Dom und der ehemalige Dombezirk. Die Kunstdenkmäler der Stadt Schleswig II (München 1966) 31, Abb. 10, 241. Christian Radtke

Wismair (Wiesmair, Wyssenmayer), Leon­ hard (t 1458) 1456-1458 Gewählter Bischof von Chur Leonhard Wismair war bürgerlicher Herkunft und stammte aus der Erzdiözese Salzburg. Das Universitätsstudium beendete er als Dr. decr. Von 1442 bis 1444 ist er als Pfarrer von Kolsaß (Diözese Brixen) erwähnt. Er stand dem Tiroler Landesherrn Erzherzog Sigmund von Österreich nahe. Dieser bestimmte ihn 1446 zum Pfarrer von Dorf Tirol bei Meran. W. wurde am Innsbrucker Hof Geheimer Rat, ferner Kanzler von Tirol und 1452 Salzmei­ ster von Hall; zudem war er Domherr in Bri­ xen und Chur. Auf Druck Sigmunds wählte das Brixner Domkapitel ihn am 14. 3. 1450 zum Bischof, doch konnte er sich als Anhän­

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ger des Basler Konzils und des Gegenpapstes Felix V. gegen den von Papst Nikolaus V. un­ terstützten N. v. (—>) Kues nicht durchsetzen.

Am 28. 2. 1453 wählte ein Teil des mit dem bischöflichen Administrator H. v. (—>) Hewen zerstrittenen Churer Domkapitels unter dem Einfluß Sigmunds W. zum Bischof. Im Zu­ sammenhang mit der Belehnung des Grafen von Sargans war es in Schams zu einem Auf­ stand gekommen. Dabei wandten sich die Bündner und der größere Teil des Churer Domkapitels gegen Hewen, der den Grafen unterstützt hatte. Papst Nikolaus V. erklärte am 14. 4. 1453 die Wahl für ungültig und ex­ kommunizierte W. und seine Anhänger. Es gelang W. jedoch, mit Unterstützung Sig­ munds und Kaiser Friedrichs III. die weltli­ che Herrschaft an sich zu bringen und das Bistum von Chur aus zu verwalten. Hewen dagegen konnte nur in Vorarlberg und in Tei­ len Tirols geistliche Handlungen vornehmen. Am 4. 6.1455 erhielt W. die Regalien. Der Un­ terstützung Hewens durch die römische Ku­ rie war kein Erfolg beschieden. Am 10. 5. 1456 entzog Papst Calixt III. ihm die Admini­ stration und ernannte A. de (—>) Tosabeciis zum Bischof. Nach dessen frühzeitigem Tod erbaten der Kaiser und die Stadt Chur W. als Nachfolger. Am 12. 11. 1456 löste Calixt III. W. von den kirchlichen Zensuren mit der Auflage, während dreier Monate keine Amts­ handlung vorzunehmen. Mit der Losspre­ chung wurde sein früherer Gegenspieler Kues beauftragt. Das Bistum Chur befand sich damals im Spannungsfeld der sich politisch organisie­ renden Bündner Gemeinden und des Tiroler Landesfürsten. Es umfaßte das Gebiet des heutigen Graubündens ohne Poschiavo und Brusio, das zu Uri gehörende Urserental, das Sarganserland und die Linthebene, Liechten­ stein, Vorarlberg bis Bregenz sowie in Tirol den Vintschgau und das Burggrafenamt bis zur Passer bei Meran. Es war in acht Dekanate unterteilt und zählte vor der Reformation ca. 165 Pfarreien, 34 Kuratien und 247 Kaplaneien. Um 1450 schlossen sich die im 14. und 15. Jh. gegründeten Drei Bünde (Gotteshaus­ bund, Grauer Bund, Zehngerichtebund) enger zusammen. Der Gotteshausbund hatte sich im 14. Jh. aus den Konglomeraten der bischöfli­ chen Herrschaftsgebiete gebildet. Vom Dom­ kapitel, bischöflichen Ministerialen und Un­ tertanen gegen den Ausverkauf des Bistums Chur an Österreich-Tirol gerichtet, wandelte er sich von einem Ständebündnis immer mehr zu einer Aufsichtsbehörde über das Bis­ tum. Dabei übernahm im 15. Jh. die nach Un­

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Wismair - Wolfradt

abhängigkeit vom Bischof strebende Stadt Chur eine führende Rolle. Vereint mit den Talschaften des Bundes und zeitweise auch mit dem Domkapitel, wandte sie sich immer mehr gegen den Bischof. W. war durch ein in der Folge des Schamserhandels gegen Hewen gerichtetes Zweckbündnis vom Gotteshaus­ bund, von der Stadt Chur, dem Domkapitel und dem Tiroler Landesfürsten zum Bischof gewählt worden. Nach seiner Wahl hielt er sich meist am Tiroler Hof auf. In Graubünden bemühte er sich um Ausgleich. 1456 kaufte er dem Grafen von Werdenberg-Sargans die Herrschaft Schams ab. Doch konnte er den Preis dafür nicht aufbringen. Daher zahlten die Schamser die Summe 1458 selbst und wurden somit freie Gotteshausleute. Als Salz­ meister von Hall führte W. den Bergbau in Graubünden (Engadin) ein. W. starb am 20. 5. 1458 an einem Herzleiden, ohne die Bischofs­ weihe empfangen zu haben. Er wurde bei der Churer Kathedrale beigesetzt. Literatur: A. Ströbele, Beiträge zur Verfassungsge­ schichte des Bistums Chur bis zum XV. Jahrhun­ dert, in: JSG 30 (1905) 1-110. - J. G. Mayer I, 452462. - L. Santifaller, Brixner Domkapitel 514-517. F. Curschellas. - O. Clavadetscher, in: HS 1/1, 491. - W. Baum, Nikolaus Cusanus und Leonhard Wiesmair. Der Kardinal und sein Gegenspieler, Kanzler von Tirol und Bischof von Chur, in: Schiern 57 (1983) 433-442.

Sein älterer Bruder Gerhard schlug ebenfalls die geistliche Laufbahn ein, studierte 158996 als Alumne des Collegium Germanicum in Rom und war später erster Pfarrer von Mühl­ dorf und 1606-10 Pfarrer und Dechant von Wels. W. studierte, von seinem Bruder emp­ fohlen, 1599-1601 ebenfalls Philosophie als Alumne des Collegium Germanicum. 1601 trat er mit neun weiteren Germanikern in den Zisterzienserorden ein. Das Noviziat absol­ vierte er in Clairvaux. Auf der Reise dorthin immatrikulierte er sich 1601 an der Universi­ tät Perugia. Die feierliche Profeß legte er 1604 in Heiligenkreuz bei Wien ab. Danach kehrte er nach Rom zurück, wo er seine theologi­ schen Studien abschloß (Dr. theol.) und am 21. 10. 1607 zum Priester geweiht wurde. 1608 kehrte W. nach Österreich zurück und begab sich in das Zisterzienserstift Rein, wo er den Klerikern theologische Vorlesungen hielt. 1609 nahm er am Generalkapitel in Citeaux teil. Seit 1609 war er zugleich Pfarrer der Stiftspfarrei Gratwein. Im Mai 1612 wur­ de er, von Kardinal M. (—>) Klesl empfohlen,

Pierre Louis Surchat

Woggersin, Heinrich (OESA) (+ frühestens 1454) 1436 Ep. tit. Sebastiensis seit 1436 Weihbischof in Kammin 1442-1454 Weihbischof in Schwerin Seit 1420 als Mitglied des Augustinerklosters Anklam erwähnt; 25. 5. 1436 mit Erlaubnis des Ordensgenerals Gerhard von Rimini (14. 12. 1435) Titularbischof von Sebaste; auf Ver­ anlassung des Bischofs von Kammin zu­ nächst in dessen Bistum tätig; 1442-54 wie­ derholt für Pontifikalhandlungen im Bistum Schwerin erwähnt. Literatur: J. Traeger 204-206.

Josef Traeger

Wolfradt (Wolfraad), Franz Anton (seit 1631) von (OCist/OSB) (1581-1639)

1631-1639 Bischof von Wien Franz Anton Wolfradt wurde am 9. 7. 1581 in Köln als Sohn eines Schneiders geboren. Das Gymnasium besuchte er bei den Jesuiten.

als Abt des Zisterzienserstifts Withering in Oberösterreich postuliert, 1613 von Kaiser Matthias zunächst als Administrator des Be­ nediktinerstiftes Kremsmünster in Oberöster­ reich eingesetzt und am 15. 12. 1613, nach­ dem Papst Paul V. und der Generalabt von Citeaux den Übertritt in den Benediktinerorden gestattet hatten, dort als Abt installiert. Im gleichen Jahr ernannte Kaiser Matthias ihn zu

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Wolfradt - Wolkenstein seinem Rat. Als Abt entfaltete W. für Krems­ münster eine äußerst segensreiche Tätigkeit. So verdreifachte sich in kurzer Zeit die Zahl der Konventualen, denen nunmehr eine Uni­ versitätsausbildung ermöglicht wurde. W. entfaltete ferner eine rege Bautätigkeit. Um auch in anderen Stiften die Reform fortzufüh­ ren, betrieb er die Gründung einer eigenen österreichischen Benediktinerkongregation, doch hatte er damit keinen Erfolg. Er be­ mühte sich besonders um die Stifte Schlier­ bach, Gleink und Spital am Pyhrn. Bei den obderennsischen Ständen war W. Verordne­ ter. Dabei zeigte er vor allem in Finanz- und Verwaltungsfragen großes Geschick. Im Okto­ ber 1623 berief ihn Ferdinand II., dessen Rat er seit 1620 war, zum Präsidenten der Hof­ kammer. Dieses Amt versah er bis 1630 zur besonderen Zufriedenheit des Kaisers. 1624 wurde er Hofrat, 1626 Wirklicher Geheimer Rat. Nach der Niederwerfung des oberöster­ reichischen Bauernaufstandes arbeitete W. als Abt von Kremsmünster an der Rekatholisierung des Landes mit. In diesem Zusammen­ hang förderte er die Niederlassung der Kapu­ ziner in Wels. Vom Kaiser wurde W. ferner als Gesandter, vor allem zu den Mitgliedern der katholischen Liga, in Anspruch genommen. 1635 war er an den Verhandlungen zum Pra­ ger Frieden beteiligt. W. war mit Klesl früh bekannt geworden. Dieser führte ihn in die Temporalien von Kremsmünster ein und ließ sich dort am Ostersonntag 1614 zum Bischof weihen.

Nachdem Klesl W. schon 1630 als Koadjutor erbeten und auch zum Testamentsvollstrekker bestimmt hatte, wurde dieser nach dessen Tod (18. 9. 1630) am 15. 2. 1631 von Ferdi­ nand II. zum Bischof von Wien nominiert. Die päpstliche Verleihung erfolgte am 26. 5. 1631. Die Abtei Kremsmünster durfte W. an­ gesichts der noch immer geringen Einkünfte des Bistums Wien, die sich erst durch die Stiftung von 100 000 Gulden durch Kaiser Ferdinand II. im Jahre 1634 und 1635 durch die Schenkung konfiszierter Herrschaften in Württemberg und Oberösterreich besserten, auf Lebenszeit behalten. Am Vortag seiner Bi­ schofsweihe, die der Bischof von Olmütz, Kardinal F. S. v. (—>) Dietrichstein, am 3. 8. 1631 im Wiener Stephansdom vornahm, wur­ de W. von Kaiser Ferdinand II. in den Reichs­ fürstenstand erhoben, vielleicht als Ersatz für die nicht erfolgte Kardinalserhebung. Schon vor der Berufung W.s zum Bischof hatte Kaiser Ferdinand II. 1629 versucht, ihm den roten Hut zu verschaffen. Weitere Versu­ che unternahm er später, ebenso wie Ferdi­

nand III., der W. zum Direktor seines Gehei­ men Rates ernannte. Papst Urban VIII. schob die Entscheidung auf, vielleicht weil W. seit dem Beginn der 30er Jahre für einen Aus­ gleich mit den Protestanten warb und an den Verhandlungen des von der Kurie abgelehn­ ten Prager Frieden 1635 beteiligt war. Mögli­ cherweise verhinderte auch die Gegnerschaft des kaiserlichen Beichtvaters P. Guillaume Lamormain SJ, daß W. das Kardinalat erlang­ te. Als Bischof nahm W. den schon von Klesl geplanten Neubau des Wiener Bischofshofes in Angriff. W. starb am 1. 4. 1639 in Wien. Sein Leib wurde in der Katharinenkapelle des Stephansdoms, sein Herz in Kremsmün­ ster beigesetzt. Literatur: Bustum tristissimum piis manibus Antonii, Episcopi Viennensis, S. R. Imperii Prinicipis, Abbatis Cremiphanensis ... postum a filiis Cremiphanensibus (Wien 1639). - A. Hopf-J- Maurer, An­ ton Wolfradt, Fürstbischof von Wien (Wien 1891/ 1894). - J. Kopallik 289-297. - V. Györy, in: ADB 55 (1910) 389-396. - E. Tomek, Charitas 254-259. - A. Graf, Anton Wolfrath, Pfarrer von Gratwein und Bi­ schof von Wien, in: Marienbote. Nachrichten aus dem Stift und Dekanat Rein 5 (Rein 1939) Nr. 7, 3-5. - E. Tomek, Kirchengeschichte 536-543. - B. Pitsch­ mann, Kaiserliche Bemühungen um den Purpur für Abt Anton Wolfradt von Kremsmünster, in: RHM 11 (1969) 79-109. - A. Strnad, Processus inquisitionis Ecclesiae Viennensis. Materialien zur Geschichte des Fürstbistums Wien aus dem Vatikanischen Ge­ heimarchiv, in: FS Loidl III, 267-290, hier: 276, 299. - W. Hujber, Der Prälatenstand des Landes ob der Enns 1600-1620 (Diss. phil. Wien 1972) 81f. - F. Loidl 75-79, 336. -F. Loidl-M. Krexner 48f. Johann Weissensteiner

Wolkenstein, Nikolaus Freiherr von (1587-1624) 1619-1624 Bischof von Chiemsee Nikolaus von Wolkenstein und Rodenegg wurde wahrscheinlich am 4. 1. 1587 auf Schloß Bruck bei Lienz als Sohn des Chri­ stoph v. W. und der Ursula von Madruzzo ge­ boren. Er war Domherr in Brixen und Trient und seit 1604 in Salzburg. 1610 wurde er dort Hofrat, 1612 Statthalter. Am 8. 3. 1619 nomi­ nierte und am 10. 9. konfirmierte ihn der Salzburger Erzbischof M. S. v. (—>) Hohenems zum Bischof von Chiemsee. 1620 ließ W. in seinem Sprengel die wohl erste der dann re­ gelmäßig durchgeführten Visitationen abhal­ ten. Außerdem errichtete er zur Einschrän­ kung der Amtsgewalt des Archidiakons von Herrenchiemsee das Dekanat St. Johann in Ti­ rol. Es umfaßte etwa die Hälfte des Bistums. Dies führte später zu Streitigkeiten zwischen

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Wolkenstein - Würtzburg

Archidiakon und Dekan. W. starb am 6. 4. 1624 während einer Italienreise in Padua. Er wurde in der wolkensteinischen Familien­ gruft der Franziskanerkirche von Borgo di Valsugana im Bistum Trient beigesetzt. Quellen: SLA; Frank-Kartei: Wolkenstein und Ro­ denegg, Freiherr von, Nikolaus.

Literatur: J. Rauchenbichler 227. - E. Naimer, Chiemsee 73. Erwin Naimer

Wolmers, Werner (+ 1473)

1458-1473 Bischof von Schwerin Werner Wolmers wurde in Hamburg geboren. Er wurde Kleriker der Erzdiözese Bremen, studierte in Rostock (Bacc. iur. utr.), wurde in Schwerin Sekretär von Bischof N. (—>) Böddeker und Notar sowie später Dompropst und sammelte dadurch Erfahrungen in der Ver­ waltung. Zeitweise soll er sich an der römi­ schen Kurie aufgehalten haben. Am 22. 12. 1458 wählte ihn das Schweriner Domkapitel zum Bischof. Aus seiner langen Amtszeit ist kaum etwas überliefert. Er soll zur Zufrieden­ heit des Kapitels regiert, den Häuserbesitz ge­ pflegt, keine Schulden gemacht und ein zu­ rückgezogenes Leben geführt haben.

1470 nahm er den noch jugendlichen Herzog (—►) Balthasar von Mecklenburg, einen Sohn des regierenden Herzogs, als Koadjutor an, doch wurde dieser später nicht Bischof. W. starb nach dem 25. 8. 1473 in Bützow. Er wur­ de in der dortigen Stiftskirche beigesetzt. Literatur: J. Traeger 148f. Josef Traeger

Würtzburg, Veit von (1519-1577) 1561-1577 Bischof von Bamberg Veit von Würtzburg wurde am 15. 6. 1519 als dritter Sohn des bischöflich-bambergischen Amtmanns Hieronymus v. W. und seiner Frau Katharina auf Burg Rothenkirchen geboren. Die Vorfahren väterlicherseits hatten seit dem Hochmittelalter als Ministerialen im Dienst der Bischöfe von Bamberg und Würzburg ge­ standen. Die Eltern bestimmten W. wie seine beiden älteren Brüder Christoph und Kaspar für die geistliche Laufbahn. 1532 wurde er Mitglied des Burkardusstiftes in Würzburg. 1535 übernahm er von seinem Bruder eine Domizellarstelle in Bamberg. 1538-39 stu­ dierte er an der kurpfälzischen Universität zu

Heidelberg, dann bis Oktober 1540 in Erfurt. An beiden Universitäten herrschte entschie­ dener Einfluß der Reformation. Am 5. 4. 1544 wurde W. in Würzburg, im März 1545 auch in Bamberg zum Domkapitular aufgeschworen. Verschiedene Pfarrpfründen, die er in der Folgezeit erhielt (1545 Marienweiher, 1548 Großgründlach, 1550 Hollfeld, 1552 Scheß­ litz, 1553 Obere Pfarre in Bamberg), überließ er zur Amtsführung Vikaren. 1556-60 beklei­ dete er die Würde des Domscholasters zu Bamberg und wirkte maßgeblich in der Regie­ rung des Hochstifts, insbesondere in Finanz­ angelegenheiten, mit. Auch an der Regierungs- und Verwaltungstätigkeit des Würz­ burger Domkapitels nahm er regen Anteil. Durch die einstimmige Wahl zum Dompropst 1559 würdigte das Bamberger Kapitel seine Verdienste, und nach dem Tode des Bischofs G. (—>) Fuchs v. Rügheim wählte es ihn am 22. 4. 1561 zum Nachfolger. In seiner Wahlka­ pitulation hatte er zugesichert, die herge­ brachten Rechte des Kapitels zu wahren, ihm insbesondere in Finanzangelegenheiten eine Mitwirkung einzuräumen, auf die Bestellung eines Koadjutors zu verzichten, für einen ein­ deutig katholischen Weihbischof zu sorgen und vor allem die Jurisdiktion des Domde­ kans in der Stadt anzuerkennen. Im wesentli­ chen entsprach dies den Zusicherungen, die schon der Vorgänger abgegeben hatte. Unter­ stützt von den üblichen Empfehlungsschrei­ ben geistlicher und weltlicher Fürsten betrieb der bei der Wahl als Notar anwesende Dekan des Stiftes St. Stephan, Heinrich Gezendorfer, seit dem Juli 1561 die päpstliche Bestätigung des Elekten. Sie erfolgte am 19. 11. Am 9. 1. 1562 beschloß das Konsistorium die Verlei­ hung des Palliums. Am 20. 5. 1562 belehnte Kaiser Ferdinand W. mit den Regalien. Zu diesem Zeitpunkt war dieser lediglich Sub­ diakon und lebte im Konkubinat.

In seiner Regierung sah W. sich erheblichen Problemen gegenüber. Die Reformation hatte in Stadt und Hochstift bedeutend an Einfluß gewonnen, das Domkapitel hemmte jede Re­ form und übte einen wenig vorteilhaften Ein­ fluß in der Personalpolitik aus. Am Konzil von Trient nahm W. nicht teil. Eine geplante Diözesansynode scheiterte zunächst am Wi­ derstand des Domkapitels. Unter dem Einfluß des Würzburger Bischofs F. v. (—>) Wirsberg entschloß sich W. 1566 endlich zum Empfang der Priester- und Bischofsweihe (28. 4.). Die Konsekration nahm Weihbischof F. (—>) Lich­ tenauer unter Assistenz der Weihbischöfe von Mainz und Eichstätt vor. Allmählich machte sich bei W. der Einfluß der Gegenreformation bemerkbar. Für die Di­

Würtzburg - Wulf özese gab er mit römischer Dispens ein eige­ nes Brevier und ein Gesangbuch heraus. Um 1570 begann eine durchgreifende Visitations­ tätigkeit. Allen Geistlichen wurde das triden­ tinische Glaubensbekenntnis abverlangt, und bischöfliche Kommissionen gingen gegen Mißstände in den Klöstern vor. Dem Jesuiten­ orden öffnete W. durch die Forchheimer Nie­ derlassung den Weg ins Bistum. Zur Errich­ tung eines tridentinischen Seminars kam es wegen der schlechten Finanzlage nicht, je­ doch setzte sich W. auch persönlich durch fi­ nanzielle Zuwendungen für einen ausrei­ chenden Priesternachwuchs ein. Einen ersten Höhepunkt tridentinischen Einflusses stellte die Visitation des Bistums 1575 durch den päpstlichen Subdelegaten N. (—>) Elgard dar, der ein ungünstiges Bild der Verhältnisse zeichnete. W. beurteilte er jedoch eher vor­ teilhaft. Der mehr auf Konsolidierung als auf zukunftsweisende Erneuerung gerichtete Charakter W.s zeigt sich auch auf dem Gebiet der Hochstiftsverwaltung. Eine bedeutende politische Rolle spielte Bamberg damals nicht. Im alten Streit mit Nürnberg, in dem konfessionelle und jurisdiktioneile Elemente sich verbanden, wurde 1562-63 eine vorläufi­ ge Einigung erzielt. Mit dem Bischof von Würzburg setzte sich W. wegen der Rechte ge­ genüber dem Kloster Banz auseinander. Er­ folgreich war sein Wirken auf dem Gebiet des Finanzwesens. Es gelang, den Schuldenstand erheblich zurückzuführen. Trotzdem verzich­ tete W. nicht auf umfangreiche Bautätigkeit. Auf seine Initiative hin wurden die Festung Forchheim nach zeitgemäßen Forderungen der Militärarchitektur ausgebaut und der Re­ naissancetrakt der Alten Hofhaltung in Bam­ berg errichtet. Die Festung Kronach erhielt ih­ re Renaissancegestalt. Am 8. 7. 1577 starb W. an den Folgen eines Schlaganfalls. Sein auf­ wendiges Renaissancegrabmal mit der plasti­ schen Darstellung des Verstorbenen hat sich erhalten. Literatur: G. Weigel. - W. Hutzelt. - J. Kist, Bamberg 85-87. - H. Lassmann. - G. May 570-572. Egon Johannes Greipl

Wulf, Nicolaus (um 1395-1481) 1429-1474 Bischof von Schleswig Nicolaus Wulf wurde um das Jahr 1395 als Sohn der Bürger Henneke und Margarete W. in der Stadt Rendsburg in Holstein geboren. Über seine geistliche Erziehung ist nichts be­ kannt; möglicherweise erhielt er sie in Bre­ men.

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Vor seiner Ernennung zum Bischof legte W. eine eindrucksvolle Laufbahn zurück. 1417 erhielt er die Anwartschaft auf den Archidia­ konat Schleswig. Noch vor Antritt dieser Stel­ le am 3. 11. 1425 erhielt er im Februar 1424 ein Kanonikat auf der Insel Osel und im De­ zember 1424 das Vizedominat in Kammin. 1425 und 1426 scheint er sich in Rom aufge­ halten zu haben, wo er als Magister und päpstlicher Prokurator erwähnt wird. Präben­ den an Kirchen in Lübeck und Hamburg so­ wie den Archidiakonat Schleswig gab er auf, als ihm Papst Martin V. am 31. 1. 1429 nach der Resignation seines Vorgängers Heinrich von Zee (1421-29) zu seinen Gunsten das Bis­ tum Schleswig verlieh.

W. stand in den Kämpfen um die Herrschaft im Herzogtum Schleswig zwischen holsteini­ schen Grafen und dem dänischen Königshaus auf Seiten der holsteinischen Partei. Er stellte sich in den Dienst des aus dem holsteini­ schen Grafenhaus der Schauenburger stam­ menden Herzogs Adolf VIII. von Schleswig, als dessen erster Rat er in verschiedenen Ver­ handlungen der Jahre 1432 und 1435 mit dem dänischen König Erich von Pommern auftrat. Schon 1430 kaufte er die Bischofsburg Schwabstedt an der Treene bei Husum aus fremder Pfandherrschaft zurück und stellte sie dem Herzog zur Verfügung. König Erich klagte ihn im Mai 1434 auf dem Konstanzer Konzil vergeblich angemaßter Rechte an. Das gute Verhältnis zur päpstlichen Kurie pflegte W. bei verschiedenen Reisen nach Rom. W. bewies gleichermaßen Fähigkeiten in der politischen, wirtschaftlichen und seelsorgeri­ schen Leitung seines Stiftes. Nach dem Tod Herzog Adolfs VIII. im Jahre 1459 war er maß­ geblich an den Verhandlungen beteiligt, in deren Ergebnis König Christian I. von Däne­ mark, ein Neffe des verstorbenen Herzogs aus dem Hause Oldenburg, von den schleswigholsteinischen Ständen in Personalunion zum Herzog von Schleswig und Grafen von Holstein gewählt wurde. Die Wahlproklama­ tion am 5. 3. 1460 auf der Rathaustreppe der dänischen Stadt Ribe fand unter seiner Lei­ tung statt. Zweifellos als Anerkennung ihres Einsatzes sprach der König W. und dem an den Verhandlungen entscheidend mitbeteilig­ ten Schleswiger Archidiakon Cord Cordes, ei­ nem Neffen von W., die Pfandherrschaft der Hälfte der Nordseeinsel Föhr, der sogenann­ ten Westerharde, zu. Die Funktion als königli­ cher Ratgeber und als Vermittler zwischen In­ teressen des Königs und der Machtgruppen von Adel, Klerus und Bürgertum übte W. bis zu seiner Resignation im Jahre 1474 bei vie­ len Gelegenheiten aus.

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Wulf - Wurer

Bei allem politischen Engagement galt W.s größtes Interesse der wirtschaftlichen und geistlichen Verbesserung in seinem Stift. Um sich einen Überblick über die wirtschaftliche Lage zu verschaffen, ließ er 1436 aus älteren Unterlagen sämtliche bischöflichen Ein­ künfte und Besitzungen in einem „Liber censualis episcopi“ verzeichnen; das Vorhaben wurde erst 1462 abgeschlossen. Die Einkünfte der bischöflichen Tafel vermehrte W. durch Landkäufe und den Erwerb von Pfandherr­ schaften. Er wirkte ferner als Bauherr und Stifter. So ließ er in Schleswig und Hadersle­ ben, wo ein bischöfliches Kollegiatkapitel eingerichtet war, Bischofshöfe bauen und in Rendsburg und Eckernförde Hospitäler er­ richten, in denen er Legate für Bedürftige aus­ setzte. Unter seiner Leitung kam um 1450 im Schleswiger Dom der Umbau des Südschiffs zur Halle zum Abschluß.

W.s besondere Fürsorge galt der geistlichen Unterweisung. Im Domkapitel zu Schleswig und im Kollegiatkapitel zu Hadersleben rich­ tete er 1461 Lektorate ein, deren Inhaber theo­ logische Magister sein und dem Domklerus Vorlesungen halten sollten. Über eine päpstli­ che Ermahnung forderte er die Priester seines Stiftes dazu auf, den geistlichen Dienst sorg­ fältig zu verrichten und z. B. dem Stundenge­ bet besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Im Alter von vermutlich fast 80 Jahren resi­ gnierte W. 1474 sein Amt in die Hände des Dompropstes H. v. d. (—>) Wisch. Dieser ver­ pflichtete sich, seinem Vorgänger die jährli­ chen Provisionen zu leisten. Das Geld wurde W. jedoch nicht ausgezahlt, so daß er am 24. 1. 1581 in Armut starb. Er fand sein Grab vor dem Hauptaltar der Bischofskirche.

Literatur: H. Brun, in: DBL 26 (21944) 331f. - J. Skovgaard 28ff. - A. Boockmann, in: SHBL 2 (1971) 248. Christian Radtke

Wurer, Balthasar (1513-1606) 1574 Ep. tit. Ascalonensis 1574-1598 Weihbischof in Konstanz * Schömberg bei Rottweil aus alteingesesse­ ner Bürgerfamilie; 1540 Immatrikulation in Freiburg, 1543 Mag., seit 1545 Lektor der Dia­ lektik, 1548-49 Dekan der Artistenfakultät, 1549 Bacc. bibl.; wohl 1547 Empfang der hö­ heren Weihen; 1551-59 Pfarrer in Scheer, 1559-74 in Überlingen; 1567 engagiert an der Konstanzer Diözesansynode beteiligt; 28. 7. 1574 Titularbischof von Ascalon und Weihbi­ schof in Konstanz; 26. 9. 1574 Konsekration in Konstanz; 1574 Domherr in Konstanz, 1576 Zulassung zum Kapitel. W. war in enger Zusammenarbeit mit den Luzerner Nuntien für die Durchsetzung der tridentinischen Re­ form, besonders in der Innerschweiz tätig. Er förderte die Jesuiten und Kapuziner und führte 1592-98 zusammen mit Generalvikar Johann Pistorius in der Innerschweiz schwie­ rige Verhandlungen über die Abgrenzung von geistlicher und weltlicher Gewalt, die 1592 zu einer vorläufigen und 1606 zur endgülti­ gen Einigung mit der Regierung Luzern führ­ ten und später Abmachungen mit anderen Orten nach sich zogen. 1598 altersbedingte Resignation; t 9. 2. 1606; □ Münster zu Kon­ stanz. Literatur: E. Camenzind. - H. Tüchle, in: HS 1/2, 517-519. Red.

Yerwerd - Yumminck

Yerwerd (Gerward), Godefridus (OSB) (+ 1493)

1471 Ep. tit. Tricalensis 1471-1476 Weihbischof in Osnabrück seit 1476 Weihbischof in Utrecht Benediktiner im Kloster Iburg bei Osnabrück; vor 1468 Koadjutor des Abtes; unter seiner Führung schloß sich Iburg auf dem Erfurter Generalkapitel der Bursfelder Kongregation an; Förderer der Bursfelder Klosterreform in Herzebrock, Gertrudenberg, Oesede und Moritzkloster zu Minden; 13. 2. 1471 Titularbi­ schof von Tricala und auf Bitten des Bischofs K. v. (—>) Diepholz zum Weihbischof in Osna­ brück bestellt; 1472-76 Abt von Iburg; kam nach dem Tode des Utrechter Weihbischofs G. (-») Hexs (31. 3. 1475) auf Bitte des Utrech­ ter Bischofs (—►) David von Burgund nach Ut­ recht; spätestens seit 28. 3. 1476 Weihbischof in Utrecht, seit 1477 zusammen mit J. v. (—>) Riet; legte am 1. 10. 1476 die Ämter als Abt von Iburg und Weihbischof in Osnabrück nie­ der; im Frühjahr 1480 in Rom; 20. 9. 1483 zu­ letzt als Weihbischof erwähnt; + kurz vor Ja­ nuar 1494. Literatur: J. C. Möller 64 f., 233f. - E X. Schrader 58-65. - W. Berning 201. - J. Weijling 245-250 (Lit.). - Th. Beckmann 56. - W. Seegrün, Die Äbte von Iburg, in: Iburg. Benediktinerabtei und Schloß. Beiträge zum 900. Jahrestag der Klostergründung. Hg. v. M. Schnöckelborg (Iburg 1980) 160. - M. E Feldkamp, Weihbischöfe 21. Paul Berbee - Michael F. Feldkamp

Yffz (Yssz, gen. Agrippina), Hubert (OPraem) (+ 1483)

1450 Ep. tit. Azotensis 1450-1483 Weihbischof in Trier * Köln oder Aachen; Prämonstratenser der Abtei Rommersdorf; Dr. decr.; 4. 11. 1433 Abt von Rommersdorf; 11. 5. 1450 auf Verwen­ dung des N. v. (—>) Kues Titularbischof von Azot und Weihbischof in Trier; 6. 2. 1451 Be­

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auftragung durch Erzbischof J. v. (—>) Sierck; seitdem Kommendatarabt von Rommersdorf; 1445 mußte die Abtei reformiert werden; ab ca. 1480 stand sie unter der Aufsicht des Ab­ tes von Arnstein; Sitz in Trier (Domkurie „Franchirmont“); 1464 Konsekrator des Trie­ rer Erzbischofs (—>) Johann von Baden; vor 1453 Pfarrer von Andernach; durch Erwerb 1453 bzw. als bischöfliches Geschenk 1465 Errichtung des Rommersdorfer Hofes als Sitz in Koblenz; Verfasser einer Reihe von Rechts­ gutachten; ein von ihm verfaßter Dekretalen­ kommentar ist nicht erhalten; t 5. 2. 1483; □ Annenkapelle neben dem Glockenturm in Rommersdorf, die er als Grablege errichten ließ. Literatur: W. Seibrich. Wolfgang Seibrich

Yumminck (Ymmink, Imminck), Johannes (OESA) (+ spätestens 1493)

Ep. tit. Thefelicensis Weihbischof in Paderborn und Münster 1476-1480 Generalvikar des Bischofs von Paderborn

1469 seit 1469

* Geseke; Augustinereremit; sein Bruder Ber­ thold war ebenfalls Priester und später Pfar­ rer in Störmede; 10. 7. 1469 Titularbischof von Tiflis und auf Bitten des Bischofs (—>) Si­ mon zur Lippe zum Weihbischof im Bistum Paderborn bestellt; 24. 2. 1470 in Rom, S. Ma­ ria dell’Anima, durch den ermländischen Bi­ schof N. v. (*) Tüngen konsekriert; seit 1472 auch im Bistum Münster mit bischöflichen Handlungen bezeugt; 1476-80 Generalvikar des Bischofs von Paderborn; vermachte Ende 1492 dem von ihm gegründeten Augustine­ rinnenkloster St. Anna zu Nazareth in Stör­ mede sein Vermögen; + vor dem 18. 4. 1493. Literatur: Handbuch Münster (1993) 348. - H. J. Brandt-K. Hengst, Weihbischöfe 73-77. Karl Hengst

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Zach

z Zach (Zäch), Christoph (urn 1474-1508)

1502

General vikar des Bischofs von Seckau 1502-1508 Bischof von Seckau

Christoph Zach wurde um das Jahr 1474 wohl in Kammern (Burg Kammerstein) im steirischen Liesingtal geboren. Sein Vater Gall Z. wird 1462 erstmals genannt. Er war 32 Jahre lang landesfürstlicher Pfleger von Kam­ mern und hatte neben Christoph die Söhne Andreas, Wolfgang und Hans. Andreas, der älteste, heiratete in die Familie des Bischofs Ch. v. (—>) Trautmannsdorf ein. 1500 war er Hofmeister des Seckauer Bischofs M. (—>) Scheit und Verwalter des bischöflichen Schlosses Wasserberg, 1511 bischöflicher Pfleger zu Leibnitz. Er starb 1534 und wurde in Seckau beigesetzt. Nahe verwandt war die gleichnamige bügerliche Familie im Gebiet von Friesach, unsicher bleibt die Verwandt­ schaft mit den Z. vom Zachenhof in St. Loren­ zen im Paltental, wo ein Christoph Z. 144873 nachweisbar ist. Zum Besitz gehörten auch Herrschaft und Landgericht Großlob­ ming bei Knittelfeld (Zachenschloß). Lehen stammten vom Erzbistum Salzburg und vom Bistum Gurk.

Z. kam in jungen Jahren durch Vater und Bru­ der Andreas in Verbindung mit dem Kaiser­ hof und 1490 zum Seckauer Bischof Scheit, als dieser auf dem Höhepunkt seiner Macht stand. In Basel, wo Scheit die Kaplanei der beiden Johannes (Täufer und Evangelist) am Münster und ein Pfründhaus besaß, schrieb Z. sich 1492 an der Universität ein. 1493 er­ scheint er als Salzburger Kleriker in den Pre­ ces primariae Maximilians I. an Scheit, durch die Z. die Pfarrei Passail, eine Patronatspfar­ rei des Bistums Seckau in der Salzburger Di­ özese, erhielt. Im Wintersemester 1494/95 schrieb Z. sich an der Universität Wien ein, die unter Maximilian ein Zentrum des Huma­ nismus und des römischen Rechtes war. 1495 ist er tatsächlich in Wien nachweisbar. Er stu­ dierte offenbar das traditionelle Kirchenrecht, da er 1501/02 als Dr. decr. erscheint; er wurde wohl in Wien, nicht in Italien promoviert, wo 1510 in Padua ein Christophorus Zäch belegt ist. 1495 erhielt Z. durch päpstliche Verleihung die durch Scheits Resignation freigewordene Kaplanei am Basler Münster. Bei der Äbtissin

von Göß machte er 1494 Preces primariae der zweiten Gemahlin Maximilians I., Bianca Ma­ ria Sforza, geltend. Vom Papst erhielt er 1498 Exspektanzen auf Pfründen der Klöster Ad­ mont und St. Lambrecht. 1499 wird er bei ei­ ner Ablaßverleihung als Vikar bezeichnet, vielleicht von Knittelfeld, wo er 1500 als Pfar­ rer erscheint.

Die Bestellung von Z. zum Bischof von Sekkau geschah unter dem Unstern der Prozesse seines Vorgängers Scheit und in den Span­ nungen zwischen diesem und dem Erzbistum Salzburg, wo seit 1495 L. v. (—>) Keutschach als harter Verfechter der Salzburger Rechte re­ gierte. In dem weite Kreise ziehenden Ringen standen sich der Erzbischof mit seinen Archidiakonen und das Seckauer Domstift auf der einen Seite, Bischof Scheit, der vom König gehaltene Gegenabt von Admont und im Hin­ tergrund Maximilian I. auf der anderen Seite gegenüber. Z. erschien 1502 als königlicher Beauftragter in Admont, wurde aber von der salzburgischen Partei nicht ins Kloster einge­ lassen. 1502 war er ferner Beauftragter Scheits in dessen Häresieprozeß gegen das Domstift Seckau wegen einer Sonderform der Gründonnerstagskommunion. Dabei trat er als Generalvikar Scheits auf, wurde aber in dieser Würde vom Domstift nicht anerkannt. Am Tag der Resignation Scheits, dem 29. 7. 1502, erfolgte in Rom die Ernennung Z.s zum Bischof von Seckau. Dabei wurde er als Pfar­ rer von Knittelfeld und Subdiakon bezeich­ net. Er empfing also Diakonats- und Priester­ weihe erst zwischen der Ernennung und der bischöflichen Konsekration, die am 31. 12. 1502 in der Kirche der Anima zu Rom erfolg­ te. Die Salzburger Rechte wurden bei der Ver­ leihung des Bistums an Z. völlig übergangen.

Die Resignation Scheits und die Neubeset­ zung der Diözese Seckau ist vor dem Hinter­ grund der Kirchenpolitik Maximilians zu se­ hen, die sich längst der Nachfolge des altern­ den und in unglückliche Prozesse verwickel­ ten Scheits angenommen hatte. Für weitere Rückendeckung verlangte der Kö­ nig von Scheit offenbar die Zustimmung zur Ablösung durch Z. Über eine Koadjutorie mit Nachfolgerecht dürfte Scheit schon 1500 in Rom verhandelt haben, 1501 bemühte sich Maximilian beim Erzbischof um dessen Zu­ stimmung. Sie wurde verweigert, weil die

Zach - Zadzik von Scheit angestrebte Bestätigung Z.s durch Papst und Kardinäle dem Erzstift nachteilig gewesen wäre. Auch ein Schritt Roms beim Erzbischof blieb ohne Erfolg. Zur Lösung kam es, als R. (—>) Peraudi endlich 1501 im Reich als Legat für den Kreuzzugsablaß tätig wer­ den durfte. Dafür wurde M. (—>) Lang sein Ko­ adjutor in Gurk. Im Sinne der päpstlichen Wünsche erließ Maximilian 1502 ein neues Türkenmandat; dafür unterstützte die römi­ sche Kurie den König in Admont und im Bis­ tum Seckau.

Als Scheit am 29. 7. 1502 in die Hände des Papstes resignierte, blieben ihm der Titel ei­ nes Bischofs von Seckau sowie die geistliche und weltliche Verwaltung des Bistums, ferner die Einkünfte, während er an Z. lediglich eine Pension von 200 Kammergulden zu zah­ len hatte. Z. war also praktisch auf die liturgi­ schen Funktionen beschränkt. Am 31. 12. 1502 empfing er in Rom die Bischofsweihe, am 19. 4. 1503 stellte er sich dem Diözesan­ klerus auf einer schlecht besuchten Synode in Voitsberg in einer Art Inthronisation (mit „Annahme“, Gehorsamsversprechen, Te Deum und Glockengeläute) vor. Die Vorstel­ lung vor dem Seckauer Domkapitel am 31. 5. 1503 verlief ebenfalls unbefriedigend; noch am 26. 8. 1503 hörte man von Bemühungen Z.s um „die Erlangung der Posseß“. Ein von ihm erstrebter päpstlicher Befehl sollte mit schweren Kirchen- und Geldstrafen den Wi­ derstand von Klerus und Domstift brechen; auch die Auslieferung der Scheit vorbehalte­ nen Besitzungen war vorgesehen. Noch nach seinem Tod wird vom Domstift nur Z.s An­ spruch vermerkt: „Qui se pro episcopo Seccoviensi gerebat“. Bei der Spendung der Weihen wechselte Z. mit Scheit ab. Er selbst nahm sie 1503, 1504, 1507 vor. 1506 weihte er einen Altar in St. Ra­ degund, einer Seckauer Patronatspfarrei in der Erzdiözese Salzburg. Alle Pfarrverleihungs- und Zehnturkunden stellte dagegen 1503-08 Scheit aus. Z. konnte also nur unter Scheit tätig werden, während dieser weiter regierte.

Vermutlich reiste Z. 1508 auch zur Vertretung von Interessen Scheits nach Rom. Auf der Rückreise wurde er in Thörl bei Arnoldstein von tödlicher Krankheit befallen. Er starb dort am 27. 9. 1508. Seinem Wunsch gemäß wurde er im Dom von Gurk bestattet. Sein Bruder Andreas stiftete dort 1511 einen Jahr­ tag und ein ewiges Licht. Die Inschrift des Epitaphs bezeichnet Z. trotz aller Unsicher­ heiten seiner Stellung als „Ecclesiae Seccoviensis episcopus“. 55 Lexikon

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Literatur: A. Lang, Lehen Seckau 13f. - K. Steiner 64f. - B. Roth, Seckau 521 f. - Ders., in: K. Amon, Bischöfe 194ff. - W. Watzenig 47. - B. Roth, Dom 495. - P. E Kranunl, Dr. Christoph Zach, Bischof von Seckau (1502-1508), und die Hintergründe sei­ ner römischen Bischofsernennung, in: RHM 28 (1986) 209ff. - F. Hutz 167ff. - K. Amon-M. Lieb­ mann lOOf. Karl Amon

Zadzik, Jakub (1582-1642) 1624-1635 Bischof von Kulm 1635-1642 Bischof von Krakau Jakub Zadzik stammte aus einer kleinadligen Familie der Woiwodschaft Sieradz. Er be­ suchte die Jesuitenschule in Kalisch, stu­ dierte dann in Krakau, Perugia, wo er den Grad eines Dr. iur utr. erwarb, und in Rom, wo er die Priesterweihe empfing. Nach Polen zurückgekehrt, war er seit etwa 1608 Sekretär und Regent in der königlichen Kanzlei. König Sigismund III. nominierte ihn zum Bischof von Kulm, die päpstliche Verleihung erfolgte am 2. 12. 1624. 1627 und 1632 nannte Z. sich auch Dompropst von Plock. Im November 1627 ernannte ihn der König als einen seiner engsten Vertrauten zum Unterkanzler und im Juli 1628 zum Großkanzler der Krone. In diesem Amt ging der Bischof fast völlig auf. In den Jahren 1627-31 gestaltete er die bischöfliche Burg in Löbau zu einer barocken Residenz um. Um seine Diözese kümmerte er sich in bedeutend geringerem Maße als seine Vorgänger. Außerdem lähmte der polnisch­ schwedische Krieg das kirchliche Leben. Viele Priester, besonders in Pomesanien, ver­ ließen ihre Pfarreien. Den Bemühungen von Z. ist hauptsächlich der Abschluß der Waf­ fenstillstände von Altmark (1629) und Stuhmsdorf (1635) zu verdanken. Auf Vor­ schlag Wladyslaws IV. verlieh ihm Papst Ur­ ban VIII. 1633 die Propstei der regulierten Chorherren und Wächter des Heiligen Grabes in Miechow. Im Februar 1635 nominierte ihn der König zum Bischof von Krakau; die Translation erfolgte wohl noch Ende dieses Jahres. Als Bischof von Krakau trat Z. vom Amt des Großkanzlers zurück und widmete sich ganz seinen neuen Aufgaben. Er gilt als der letzte bedeutende Oberhirte von Krakau vor den Teilungen Polens. Z. starb am 17. 3. 1642 auf dem bischöflichen Schloß Bodzentyn bei Kielce. Er wurde im Dom zu Krakau auf dem Wawel beigesetzt. Literatur: C. P. Woelky 420f. - A. Liedtke, Seminarium 112f. - Ders., Zarys 87. - J. Dygdala. Hans-Jürgen Karp

Zara - Zen

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Zara, Antonio (um 1575-1621)

1601-1621 Bischof von Pedena Antonio Zara wurde um 1575 zu Aquileja als Sohn des Orfeo und der Maria Barozzi gebo­ ren. Seinem Vater unterstand die zivile und militärische Führung in Friaul. Z. studierte zusammen mit Erzherzog Ferdinand bei den Jesuiten in Graz. Die daraus erwachsene Freundschaft und das Vertrauen von Ferdi­ nands Mutter, der Erzherzogin Maria, ver­ schafften dem jungen Kleriker die Propstei von Mittelburg (Pazin) und ein Benefizium in Montalvo. Erzherzog Ferdinand nominierte 1601 den kaum 26jährigen zum Bischof von Pedena, obwohl er noch nicht Priester war. Die päpstliche Verleihung erfolgte am 13. 5. 1601. Z. setzte sich wie sein Vorgänger G. (—>) Reitgartler für die Durchsetzung der Trienter Konzilsdekrete und für die Verdrängung der altslawischen durch die lateinische Liturgie ein. Er visitierte seine Diözese regelmäßig und hielt jährlich Diözesansynoden ab. Seine Priesteramtskandidaten schickte er zum Stu­ dium nach Laibach und Graz. Er beendete die von Reitgartler begonnene Restaurierung des bischöflichen Palastes und der Domkirche. Z. blieb auch als Bischof wissenschaftlich in­ teressiert. In seinem Palais besaß er eine gro­ ße Bibliothek. 1615 widmete er Erzherzog Ferdinand das Buch Anatomia Ingeniorum et scientiarum. Z. starb am 30. 12. 1621 in Pe­ dena. Er wurde in seiner Domkirche beige­ setzt.

schäftigt und weihbischöfliche Handlungen im Bistum Chur; spätestens seit August 1479 als Weihbischof des Konstanzer Bischofs O. v. (—>) Sonnenberg tätig; + vor 15.9. 1500. Literatur: H. Tüchle, in: HS 1/2, 514. Red.

Zelislawski, Jan (OCist) (+1571) 1562-1571

Bischof von Kulm

Jan Zelislawski stammte aus einer begüterten Adelsfamilie in Dirschau. Er wurde Priester und Abt des Zisterzienserklosters Pelplin. König Sigismund II. August nominierte ihn am 18. 4. 1562 zum Bischof von Kulm. Die päpstliche Verleihung erfolgte am 9. 10., die Bischofsweihe aber erst am 8. 9. 1564 in Plock. Ob Z. auch Administrator von Pomesa­ nien war, ist nicht sicher. Wie sein Vorgänger J. (—>) Lubodzieski hatte Z. in Wittenberg studiert, und wie jener setzte er der Ausbreitung der Reformation wenig Widerstand entgegen. Während seiner Regie­ rungszeit erhielten fast alle kleinen Städte des königlichen Preußen, darunter Löbau, Kulm und Kulmsee, das königliche Privileg der Religionsfreiheit.

Z. starb am 13. 4. 1571 in Löbau und wurde ebenda beigesetzt. Literatur: C. P. Woelky 416f. - H. Schmauch, Pome­ sanien 119f. - A. Liedtke, Zarys 84. Hans-Jürgen Karp

Schriften: Anatomia ingeniorum et scientiarum sectionibus quattuor comprehensa (Venetiis 1615). Literatur: E Ughelli 473. - M. Premrou, Vescovi petinensi 384. - C. d. Franceschi 335f. - I. Grah 3. M. Smole I, 45. France M. Dolin ar

Zehnder (Zehender), Daniel (OFM) (t 1500)

1473 Ep. tit. Bellinensis 1473-1476, 1479-1500 Weihbischof in Konstanz 1477 Weihbischöfliche Handlungen im Bistum Chur * Brugg; Franziskaner in Zürich; Mag. theol.; leistete am 22. 9. 1473 dem Konstanzer Bi­ schof H. v. (—>) Breitenlandenberg den Eid als Weihbischof; 3. 12. 1473 Titularbischof von Belinas; 19. 12. 1473 Konsekration durch Papst Sixtus IV. in der Kirche der Anima zu Rom; im Oktober 1476 als Weihbischof abge­ setzt; 1477 mit päpstlichen Aufträgen be­

Zen, Daniel (1584-1628)

1627-1628 Bischof von Brixen Daniel Zen wurde im Jahre 1582 zu Vigo di Fassa als Sohn des Peter Z. und der Ursula de Daniel geboren. Seine Muttersprache war ladinisch. Seine Eltern übersiedelten später nach Tesero ins Fleimstal. Z. studierte mit kirchlicher Unterstützung in Dillingen, wo er 1609 zum Dr. theol. promoviert wurde. Am 5. 6. 1610 in Brixen zum Priester geweiht, er­ hielt er das Benefizium St. Barbara, mit dem das Amt des Dompredigers verbunden war. 1613 begleitete er Prinzessin Anna, die Braut des nachmaligen Kaisers Matthias, von Bri­ xen nach Wien. Dabei gewann er die Gunst des Kaisers, der ihm 1613 ein Domkanonikat in Brixen verschaffte. 1615 ernannte ihn Erz­ herzog Karl von Österreich zum Ehrenkaplan. Im gleichen Jahr erhielt er die Dekanalpfarrei Krems an der Donau sowie Kanonikate in

Zen - Ziegler

Breslau und Passau. 1617 wurde er Rat des Bischofs (—>) Karl von Österreich, 1618 des Erzherzogs Leopold von Österreich und 1620 des Kaisers Ferdinand IL Wegen seiner zahl­ reichen Reisen übertrug er die Seelsorge in Krems den dortigen Dominikanern und spä­ ter den Konventualen von Stein. Nach einem Romaufenthalt 1625 ernannte Urban VIII. Z. 1626 zum päpstlichen Kämme­ rer und providierte ihn mit der Brixner Dom­ propstei. Am 29. 4. 1627 wählte ihn das Brix­ ner Domkapitel zum Bischof. Nachdem er am 5. 7. 1627 die päpstliche Bestätigung erhalten hatte, wurde er am 3. 10. 1627 in Brixen durch Weihbischof A. (—> Bd. 1648-1803) Crosini konsekriert.

Z. bemühte sich, eine Rückzahlung der von Karl von Österreich hinterlassenen Schulden in Wien zu erreichen. Da er selbst sich in Krems auf unkorrekte Weise bereichert hatte, stiftete er, um eine Untersuchung zu verhin­ dern, 10 000 fl. für die Kirche Maria am Ge­ stade und weitere 10 000 fl. für das Wiener Je­ suitenkolleg. In Brixen sollte ebenfalls eine solche Anstalt entstehen, und die Jesuiten sollten das Gymnasium übernehmen. In Krems erbaute Z. die Pfarrkirche zum hl. Vi­ tus neu. Obwohl er nur ein Jahr regierte, ließ er im Inn- und Wipptal eine Pastoralvisitati­ on durchführen. 1627 wollte er den Klerus mit einer Sondersteuer von 3 % belegen, um das Priesterseminar, das er den Jesuiten über­ geben wollte, von 12 auf 40 Plätze zu vergrö­ ßern. Sein früher Tod vereitelte die Realisie­ rung dieses Planes. Dem Arzt, Volkskundler und Polyhistoriker Hippolyt Guarinoni gab Z. die Erlaubnis, als Laientheologe in den Berg­ dörfern Katechismusunterricht zu erteilen. Im Frühjahr 1628 begab sich Z. zu einer Kur nach Padua. Er verstarb am 24. 9. 1628 in Bri­ xen und wurde im Dom beigesetzt. Sein Grab­ stein befindet sich in der Vorhalle des Domes. Literatur: K. Wolfsgruber 239. - J. Silbernagl 36. - J. Bücking, Frühabsolutismus 137, 141, 150. - J. Gel­ mi, Bischöfe 155f. - R. Palme 222. Josef Gelmi

Ziegler, Paul (1471-1541)

1505-1509 Administrator des Bistums Chur 1509-1541 Bischof von Chur

Paul Ziegler wurde im Jahr 1471 zu Nördlin­ gen als Sohn des von Kaiser Friedrich III. ge­ adelten Tuchmachers Friedrich Z. geboren. Wie der Vater standen Z. und sein Bruder Ni­ 55*

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kolaus in Diensten des Hauses Österreich. Ni­ kolaus wurde Rat Kaiser Karls V und 1522 in den Freiherrnstand erhoben. Über Z.s Werde­ gang ist wenig bekannt, wahrscheinlich stu­ dierte er in Wien. 1503 wurde sein Name als möglicher Administrator des Bistums Chur genannt. Der HL Stuhl weigerte sich jedoch zunächst, für den von den Bündnern und Österreichern fallengelassenen Bischof H. v. (—>) Hewen einen Administrator einzusetzen, doch schließlich erhielt der von beiden Sei­ ten unterstützte Z. am 6. 6. 1505 die päpstli­ che Konfirmation. Am 16. 2. 1506 übertrug er zu Freiburg/Br. die Verwaltung des Bistums dem Domkapitel, und am 1. 6. desselben Jah­ res übergab ihm der Kaiser die Regalien. Durch den Pfarrer von Maladers ließ Z. sich danach theologisch unterweisen, um Ostern 1507 empfing er die Priesterweihe. Bis 1509 meist als Administrator erwähnt, ist er seit dem 23. 9. 1509 als Electus und Confirmatus bestätigt. 1510 hoffte er vergeblich, Koadjutor des Bischofs von Speyer zu werden. Dank der Unterstüzung seines Bruders wurde er 1516 Propst von Altötting. Im Oktober 1517 ließ er sich in Chur von Nuntius Antonio Pucci die Bischofsweihe erteilen. Oft von seiner Resi­ denz abwesend (so 1509 in Pavia, 1512 in Bormio, 1522 in Rom), hielt der verschiede­ nen Humanisten nahestehende Z. einen groß­ artigen Hof, führte einen aufwendigen Le­ bensstil, lebte zeitweise im Konkubinat und hatte eine Tochter. Seine ersten Regierungsjahre verliefen relativ friedlich. Zwar versuchte die Stadt Chur, nun im Besitz der Reichsvogtei, ihre Gerichtsbar­ keit auf den bischöflichen Hofbezirk auszu­ dehnen. Kaiser Maximilian I. entschied aber 1514, daß dem Bischof die volle Gerichtsbar­ keit blieb und erklärte den Hofbezirk als ex­ emt. Diese Trennung von Stadt und Hof hielt sich bis zur Säkularisation von 1803. Nach­ dem die Bündner 1512 Veltlin, Bormio und Chiavenna erobert und zum Untertanengebiet erklärt hatten, beanspruchte Z. Mitverwal­ tungsrechte. Die Bündner sprachen ihm aber 1518 lediglich eine jährliche Entschädigungs­ summe zu. An der 1518 geschlossenen Erbei­ nigung der Drei Bünde mit Österreich hatte Z. als Parteigänger Österreichs wesentlichen Anteil.

Bei den bald danach einsetzenden politi­ schen und konfessionellen Umwälzungen drohte dem Bistum die Auflösung. Z. zeigte sich den Anforderungen nicht gewachsen. Nach 1520 verschlechterten sich seine Bezie­ hungen zu den Drei Bünden, die ihre traditio­ nelle Unabhängigkeit von der bischöflichen

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Ziegler

Herrschaft erneut bekräftigten, zusehends. Ab 1521 gewannen die französischen Parteigän­ ger, namentlich im Grauen Bund, die Mehr­ heit, und der kaiserlich gesinnte Z. wurde isoliert. Die Gemeinden des Gotteshausbun­ des verlangten wie schon früher mehr Auto­ nomie, und ab 1522 begann sich die neue Lehre, zunächst in Chur und Umgebung, aus­ zubreiten. Sie bestärkte die Bündner Gemein­ den in ihrer Opposition zur bischöflichen Herrschaft. Da in Graubünden eine zentrale Staatsgewalt fehlte und das bäuerlich-partikularistische Element überwog, unterschied sich die Bündner Reformation grundsätzlich von der in den anderen Kantonen der Eidge­ nossenschaft. Die sog. Ilanzer Artikel beein­ trächtigten die bischöfliche Herrschaft erheb­ lich. Darin wurden die Gemeindeautonomie gestärkt und den Gemeinden die Konfes­ sionsangelegenheiten unterstellt. Sowohl die Neugläubigen wie die sich damals noch in großer Mehrheit befindlichen Altgläubigen waren sich darin einig. Die 1. Ilanzer Artikel von 1524 verlangten von den Priestern, daß sie ihre Pfründen selbst verwalteten, gaben den Gemeinden das Recht zur Entlassung der Priester und hoben in einigen Fällen die geistliche Gerichtsbarkeit auf. Den ebenfalls 1524 unterzeichneten Bundesbrief der Drei Bünde, der diese zu einer lockeren Einheit zusammenbrachte, unterschrieb Z. nicht. Wahrscheinlich hatte er schon kurz zuvor Chur verlassen. Er sollte nie mehr zurückkeh­ ren. Von weitaus größerer Konsequenz für Bistum und Kirche waren die 2. Ilanzer Arti­ kel von 1526, durch die sämtliche Vorrechte des Bistums an die Gerichtsgemeinden des Gotteshausbundes übergingen. Die Kirchge­ meinden erhielten das Recht der Pfarrerwahl, was die Ausbreitung der Reformation för­ derte. Nur Bündner sollten künftig als Dom­ herren zugelassen werden, und der Bischof sollte nur mit dem Einverständnis des Gottes­ hausbundes gewählt werden. Damit begann der langsame Prozeß der Ablösung der alten Feudalherrschaft, und zwar nicht nur derjeni­ gen des Bischofs, parallel mit der Ausbrei­ tung der Reformation. Er sollte sich über das ganze 16. Jh. hinziehen. Das Religionsge­ spräch vom 8. und 9. 1. 1526 in Ilanz, an dem Z.s Weihbischof St. (—>) Tschuggli teilnahm, brachte keine Entscheidung.

hoffte stattdessen, sich mit kaiserlicher Hilfe die widerspenstigen Bündner gefügig zu ma­ chen. Deshalb nahm er an den Reichstagen von Regensburg (1527) und Augsburg (1530) sowie an der Kaiserkrönung in Bologna teil. Österreich gewährte ihm aber nur bedingte Unterstützung, zumal es an guten Beziehun­ gen zu den Drei Bünden interessiert war. 1528 ließ Z. sein persönliches Eigentum von Chur nach Fürstenburg bringen, und im Herbst desselben Jahres faßte er den unglück­ lichen Entschluß, zugunsten von Gian Ange­ lo Medici, damals Erzpriester von Mazzo und später Papst Pius IV, zu resignieren. Dieser war ein Bruder des Kastellans von Musso, der am Comersee ein eigenes Fürstentum errich­ ten wollte und die bündnerischen Besitzun­ gen in Chiavenna bedrohte. Als Z.s Absicht bekannt wurde, brach in Bünden ein Sturm der Empörung aus. Engadiner und Münsterta­ ler Bauern belagerten das Schloß Fürsten­ burg. Nur mit österreichischer Hilfe gelang es Z. zu entkommen. In der nun praktisch neu­ gläubigen Stadt Chur - 1527 war die Meßfeier abgeschafft worden - wurde der Abt des Prämonstratenserstiftes St. Luzi Theophil Schle­ gel, ein engagierter Führer der Katholiken, verhaftet und 1529 nach kurzem Prozeß hin­ gerichtet. Die nicht-bündnerischen Domher­ ren brachten sich daraufhin nach Feldkirch in Sicherheit. Das Domkapitel forderte Z. er­ neut zur Rückkehr nach Chur auf und verur­ teilte seine Rücktrittsabsichten zugunsten Medicis scharf. Unter dem Druck Österreichs, das die Kandidatur Medicis nie gebilligt hatte, begab sich Z. wieder nach Fürstenburg und nahm Kontakt zu den Bündnern und zum Domkapitel auf. In einem Vertrag mit dem Gotteshausbund wurde Z. 1529 eine jährliche Entschädigung von 250 Gulden aus den Einkünften seiner Churer Mensa zuge­ sprochen. Zehn Jahre später wurde dieser Vertrag erneuert. Das Vorhaben der Churer Behörden und der Neugläubigen unter der Führung des Reformators Comander, die 1530 den bischöflichen Hof besetzen und den ver­ bliebenen bischöflichen Besitz beschlagnah­ men wollten, scheiterte am Widerstand der Gemeinden des Gotteshausbundes und ein­ flußreicher Bündner, die - obwohl z. T. schon neugläubig - im Domstift Chur immer noch Versorgungsstellen für ihre Söhne suchten.

Z. hielt sich nach seinem Weggang von Chur zunächst im bischöflichen Schloß von Für­ stenburg im Vintschgau auf. Später weilte er öfter in seiner Propstei in Öttingen. Von dort aus protestierte er 1527 gegen die 2. Ilanzer Artikel. Der Aufforderung der Domherren zur Rückkehr nach Chur kam er nicht nach. Er

Nach Z.s Weggang führten ab 1525 der bi­ schöfliche Hofmeister, die aus drei Domher­ ren bestehende Regentschaft und die vom Gotteshausbund kontrollierte Rechnungs­ kommission die Verwaltung des bündneri­ schen Bistumsteils. Dabei spielten die in Chur verbliebenen Bündner Domherren eine

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Ziegler - Zobel wichtige Rolle für den Weiterbestand des Bis­ tums in Graubünden. Sie harrten in der bi­ schöflichen Residenz aus, auch als nach 1529 die Stadt Chur protestantisch geworden war. Unter schwierigen Bedingungen garantierten sie den Fortbestand des Bistums. Besonders aktiv waren die Domherren B. de (—►) Castelmur und C. de (—>) Capaul, die zeitweise das Amt eines Generalvikars versahen. Sie kön­ nen als erste Vertreter der katholischen Re­ form in Graubünden angesehen werden. In ihren Bemühungen um Erhaltung der Kirche kamen ihnen gute Beziehungen zu den Bünd­ ner Notabienfamilien, denen sie selbst ent­ stammten, zustatten.

Die 2. Ilanzer Artikel begünstigten die Aus­ breitung der Reformation. Nach der Stadt Chur und ihrer Herrschaft verbreitete sie sich seitdem vor allem im Zehngerichtebund, der um 1540 mit Ausnahme von zwei Gemeinden evangelisch war. Um 1530 schlossen sich auch Gemeinden des Grauen Bundes, na­ mentlich in der Umgebung von Ilanz, der neuen Lehre an. Im Gotteshausbund drang die Reformation dagegen langsamer vor. Noch um 1540 konnte er als mehrheitlich katho­ lisch gelten, doch war es um das kirchliche Leben in vielen Pfarreien schlecht bestellt. 1538 verließen die letzten Prämonstratenser St. Luzi in Chur. Im selben Jahr stand auch das Prämonstratenserstift Churwaiden leer, und in der Stadt Chur wurde das Dominika­ nerkloster St. Nicolai aufgehoben.

Z. überließ den bündnerischen Teil des Bis­ tums praktisch seinem Schicksal. Seine groß­ artige Hofhaltung hielt er auch in Fürsten­ burg aufrecht. 1538 resignierte er als Propst von Altötting. 1539 konsekrierte er den Bi­ schof von Brixen. Er starb am 25. 8. 1541 in Fürstenburg und wurde in der Klosterkirche von Marienberg beigesetzt. Über seine kirchli­ che Tätigkeit ist wenig bekannt. 1520 gab er lediglich das Brevier neu heraus. Literatur: J. G. Mayer II, 1-90. - O. Vasella. - Ders., Der Bruch Bischof Paul Zieglers von Chur mit den Drei Bünden im Jahre 1524, in: ZSG 23 (1943) 271278. - Ders., Abt Theodul Schlegel von Chur und seine Zeit 1515-1529 (Fribourg 1954). - O. Clavadetscher, in: HS 1/1, 492-494. - P. L. Surchat, Ka­ tholische Reform. Pierre Louis Surchat

Zittardus, Leonhard (OP) (+ 1569)

1563 Ep. tit. Missinensis 1563-1569 Mainzer Weihbischof in partibus Rheni

* Sittard (ehemaliges Hzgtm. Jülich); nicht identisch mit dem gleichnamigen, aus Köln stammenden und für 1520 dort als General­ prediger belegten Dominikaner L. Sittard; wie sein Bruder Matthias Dominikaner; 1561/62 Prior in Mainz; 1562 vom Mainzer Erzbischof D. (—►) Brendel von Homburg zum Weihbi­ schof bestimmt; 17. 3. 1563 Titularbischof von Missene/Mysien; 1564 Benediktion der Zisterzienseräbte Johann Textor von Arns­ burg und Johann aus Boppard von Eberbach; 1567 wollte Kaiser Maximilian II. seine Dien­ ste in Anspruch nehmen, doch Z. erkrankte; 1567 Pontifikalhandlungen im Bistum Hil­ desheim; 1 1569 Mainz; □ Mainzer Dom. Literatur: G. C. Joannis II, 446. - J. S. Severus 30. F. Falk 295. - G. M. Löhr, Die Akten der Provinzka­ pitel der Teutonia von 1503 und 1520, in: AFP 17 (1947) 268, 275, Anm. 22. - G. M. Löhr, Die zweite Blütezeit des Kölner Dominikanerklosters (14641525), in: AFP 19 (1949) 226, 243. Friedhelm Jürgensmeier

Zobel von Giebelstadt, Johann Georg (+ 1580)

1578-1580 Bischof von Bamberg Johann Georg Zobel von Giebelstadt stammte aus einer reichsritterlichen Familie Frankens. Sein Vater Johann war Bruder des 1558 er­ mordeten Würzburger Bischofs Melchior (—►) Z. v. G., seine Mutter Apollonia von Bibra eine Nichte des Würzburger Bischofs K. v. (—>) Bibra. 1551 wurde Z. als Domherr in Bamberg, 1552 in Würzburg aufgeschworen. Der Immatrikulation in Ingolstadt 1556 folg­ ten Studien an den Universitäten Paris, Or­ leans und Bologna. Am 20. 8. 1577 wählte ihn das Bamberger Domkapitel einstimmig zum Bischof. Die Wahlkapitulation entsprach im wesentlichen der seiner Vorgänger. Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 29. 1. 1578. Die Regalien verlieh ihm Kaiser Ru­ dolph am 3. 9. 1578. Die Priester- und Bi­ schofsweihe empfing Z. nicht. Auf seine In­ itiative gingen die Anlage der italienischen Gärten bei Schloß Geyerswörth in Bamberg und der Bau des ersten Schlosses in Seehof zurück. Z. war kränklich und starb schon am 7. 9. 1580. Er wurde im Dom beigesetzt. Sein Epitaph befindet sich heute in der Micheis­ kirche zu Bamberg. Literatur: J. Looshorn V, 109-129. - E Wachter, Nr. 11458. - G. Weigel. - J. Kist, Matrikel Nr. 6905. H. Lassmann. - G. May 572f. Egon Johannes Greipl

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Zobel

Zobel von Giebelstadt, Melchior (urn 1500-1558)

1541-1544 Generalvikar des Bischofs von Würzburg 1544-1558 Bischof von Würzburg

suchte 1557/58 zweimal, Z. zu entführen. Bei einem dritten Anschlag wurde Z. am 15. 4. 1558 von einem Gefolgsmann Grumbachs er­ schossen.

Melchior Zobel von Giebelstadt wurde um 1500 als Sohn des Georg Z. v. G. und seiner Frau Dorothea aus einem Rittergeschlecht ge­ boren. Seit 1521 Domizellar in Würzburg, stu­ dierte er in Wittenberg und Leipzig. 1522 wurde er Domherr in Würzburg. 1525 betei­ ligte er sich an der Verteidigung der Feste Ma­ rienberg gegen die angreifenden Bauern, vor denen Bischof K. v. (—>) Thüngen nach Hei­ delberg geflohen war. 1540 wurde er Domde­ kan und Priester, 1541 Generalvikar. Wäh­ rend er bei der Neubesetzung des Bistums 1540 noch nicht zum Zuge kam, erhielt er 1544 die Mehrheit der Stimmen. Die päpstli­ che Bestätigung erfolgte am 27. 10. 1544, die Übergabe der Regalien 1545. Z.s Regierungszeit war durch eine Vielzahl von Kriegsjahren belastet. Diese erhöhten die Verschuldung des Hochstifts und die mate­ rielle Not der Bevölkerung beträchtlich. Wie seine Vorgänger, so mußte sich auch Z. gegen die Säkularisierungsbestrebungen weltlicher Nachbarn wehren. Weniger durch die Aus­ einandersetzungen mit dem Schmalkaldischen Bund als durch den Markgräfler Krieg litt das Hochstift als Kriegsschauplatz. Der Krieg gegen den Ansbacher Markgrafen Al­ brecht Alcibiades hatte seine Wurzeln in dem von Kurfürst Moritz von Sachsen geschmie­ deten protestantischen Fürstenbund. Er war für Z. untrennbar mit der Fehde gegen Wil­ helm von Grumbach verbunden, der sich u. a. wegen finanzieller Bereicherungen als ehe­ maliger Hofmarschall Bischof K. v. (—>) Bibras der Lehensbindung an Z. entzogen und sich 1548 dem Ansbacher Markgrafen unterstellt hatte. Angesichts der militärischen Überle­ genheit des Markgrafen mußte Z. sich 1552 einem Vertrags diktat beugen, das Kaiser Karl V. jedoch nach Abschluß der Passauer Verträ­ ge im gleichen Jahr für ungültig erklärte. Als Albrecht im Oktober 1552 in den kaiserlichen Dienst trat, widerrief Karl diese Entschei­ dung. Der Streit um die Cassatio bzw. die Cassatio cassationis entfachte den Krieg in Fran­ ken erneut. Albrecht unterlag schließlich den vereinigten fränkischen Bischöfen und den Reichsstädten Nürnberg, Rothenburg und Windsheim. 1554 okkupierte Z. gegen erheb­ lichen Widerstand die Grumbachschen Güter. Aus Sorge vor weiteren Auseinandersetzun­ gen trat Z. 1557 dem bayerisch dominierten Landsberger Bund bei. W. von Grumbach ver­

Z.s Engagement auf den Reichstagen war ge­ ring, doch unterzeichnete er immerhin als ei­ ner der wenigen Bischöfe den Augsburger Re­ ligionsfrieden von 1555. Im Februar 1556 ver­ suchte er, die Reichsabgaben des Hochstiftes Würzburg mit Verweis auf die schweren Ver­ wüstungen zu verringern.

Z.s Treue zur alten Kirche wurde immer wie­ der bezweifelt, so daß Domdekan F. v. (—►) Wirsberg sie an seinem Grab ausdrücklich be­ tonte. Den Anlaß zu dieser Verdächtigung bil­ dete die Tatsache, daß Z. in Wittenberg und Leipzig studiert hatte, daß er mit humanisti­ schen Gelehrten Kontakte unterhielt und den Protestanten Michael Beuther aus Karlstadt, der zuvor Professor der Geschichte und Poe­ sie in Greifswald gewesen war, 1548 zu sei­ nem bischöflichen Rat ernannte, ferner seine zögerliche Haltung gegenüber dem Konzil von Trient. Sein Nichterscheinen in Trient trotz mehrfacher Aufforderung erklärte sich freilich auch mit der latenten Bedrohung des Hochstiftes. Während bei der ersten Konzils­ periode 1545-47 kein Würzburger Vertreter anwesend war, entsandte Z. zur zweiten Ta­ gungsperiode 1551-52 seinen versierten Weihbischof G. (—►) Flach, der allerdings nicht offiziell als Vertreter des Bischofs aner­

Zobel - Zu Rhein

kennt wurde. Es gelang Flach, Z.s Entpflich­ tung mit Hinblick auf die Kriegsläufe zu errei­ chen. Des Bischofs Kontakte zur Gesellschaft Jesu und sein Versuch, 1554 in Würzburg eine theologische Ausbildungsstätte für den Priesternachwuchs zu schaffen, relativieren das Urteil über ihn. Z. war offen gegenüber den geistigen Strömungen der Zeit, anderer­ seits aber von der kriegerischen Tagespolitik völlig absorbiert, so daß er keinen entschiede­ nen kirchlichen Reformkurs betreiben konn­ te. Diesem standen freilich auch seine Liebe zum Humanismus und seine religiöse Tole­ ranz im Wege.

Eine im Anschluß an das kaiserliche Interim im November 1548 veranstaltete Diözesan­ synode zeigte, welch große Verluste die Di­ özese mittlerweile durch die Reformation er­ fahren hatte. Dem Klostersterben vermochte Z. keinen Einhalt zu gebieten, und eine durchgreifende Klerusreform scheiterte eben­ falls. Dennoch zeigten sich bereits Ansätze der tridentinischen Reform durch das Exa­ men vor der Benefiziumsverleihung, die Ein­ schränkung der Pfründenakkumulation und die Betonung der Residenzpflicht. Literatur: F. Ortloff. - A. Schäffler, Tod und Bestat­ tung des Wirzburger Fürstbischofs Melchior Zobel, in: AHVU 23 (1876) 193-232. - F. X. Wegele, in: ADB 21 (1885) 286-289. - H. Leier, Reformation und Gegenreformation im Hochstift Würzburg unter Fürstbischof Melchior Zobel, in: ThPM 13 (1903) 401-409, 502-511. - H. E. Specker 43. - A. Wende­ horst, Überblick 64f. - Ders., Mitteilungen. - Ders., Würzburg 109-132. - Th. Freudenberger 97-158. Helmut Flachenecker

Zöllner, Johann (t 1549)

1546 Ep. tit. Hierapolitanus 1546-1549 Weihbischof in Regensburg

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Bistum unierten Chorherrenstiftes St. Ulrich in Wiener Neustadt postuliert. Da er die schon lange geplante Union des Bistums Wie­ ner Neustadt mit dem St.-Georgs-Ritterorden ablehnte, blieb das Bistum unbesetzt. Z. ver­ waltete es bis 1503. 1503 Propst von St. Doro­ thea in Wien; + 3. 4. 1531. Literatur: Th. Wiedemann, Neustadt I, 523f. - H. Fa­ sching 93, 176. Johann Weissensteiner

Zoubek von Zdetin, Bernhard (Bernard Zoubek ze Zdetma) (+ 1541)

um 1528 1541

Generalvikar des Bischofs von Olmütz Bischof von Olmütz

Bernhard Zoubek von Zdetin stammte aus ei­ ner mährischen, seit dem 14. Jh. bekannten Adelsfamilie. Sein Studium an der Universi­ tät Perugia beendete er als Dr. theol., das in Bologna (seit 1507) 1511 als Dr. iur. utr. Er wurde 1511 Kanoniker, 1525 Scholasticus und 1530 Dekan des Olmützer Domkapitels. Unter Bischof St. (—>) Turzo übte er um 1528 auch die Funktion des Generalvikars aus. Be­ kannt wurde er als geistvoller und eifriger Prediger, auch gegen die Böhmischen Brüder. Wohl im Mai 1540 wählte ihn das Kapitel zum Olmützer Bischof. Die päpstliche Bestä­ tigung verzögerte sich jedoch bis zum 18. 3. 1541 (Verlängerung der Postulation um vier Monate am 22. 10. 1540). Z. verstarb jedoch bereits am 11. oder 12. 3. 1541 in Kremsier. Er wurde in der Olmützer Kathedrale beigesetzt. Literatur: Ch. d’Elvert, Erzbistum 32. - St. Zela 206. - J. Matzke 64. - Katalog biskupü 75. Winfried Eberhard

17 . 12. 1546 Titularbischof von Hierapolis Zu Rhein, Friedrich (t 1451) und Weihbischof in Regensburg; 1542 Kano­ nikus des Kollegiatstifts St. Johann in Regens­ 1437-1451 Bischof von Basel burg; 1 19. 8. 1549. Friedrich zu Rhein entstammte der Mühlhau­ Literatur: A. Mayer III, 64. - J. Güntner 91. sener Linie des bischöflich-basierischen Mi­ nisterialiengeschlechtes Zu Rhein. Sein Vater Karl Hausberger war Fritschmann d. J. zu Rhein-Häsingen, sei­ ne Mutter Ursula von Halle. Sein Bruder Ale­ xius wurde ebenfalls Domherr in Basel. 1398 Zottmann (Aurifabri), Bernhard (CanA) erhielt Z. in Basel eine Domherrnstelle. 1406(+ 1531) 07 studierte er in Heidelberg, 1419 wurde er 1497-1503 Administrator des Bistums Wie­ Domkustos in Basel. 1430 auch als Domherr in Konstanz bezeugt, wurde er später Archiner Neustadt diakon des Breisgaus. Bei der Basler Bischofs­ Augustinerchorherr von St. Dorothea in wahl vom 9. 1. 1437 fiel die Mehrheit der Wien; 1497 zum Propst des mit dem dortigen Stimmen auf Z. Eine Minderheit wählte Bern­

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Zu Rhein

hard von Ratsamhausen; dieselbe Konstellati­ on zeigte sich einen Tag später. Schon am 9. 2. 1437 erhielt Z. die päpstliche Bestätigung. Daraufhin übertrug ihm das Domkapitel am 12. 3. das Bistum. Am 5.5. erhielt er vom Bi­ schof von Digne die Bischofsweihe. Die Rega­ lien hatte er schon am 4. 2. 1437 von Kaiser Sigismund erhalten. Der bei der Wahl unter­ legene Ratsamhausen fand sich 1440 mit der Würde eines Domkustos ab. 1442 ernannte Kaiser Friedrich III. Z. zum kaiserlichen Rat. Z. war in weltlichen Geschäften erfahren, ein kluger und sparsamer Verwalter, von seinem Klerus hingegen nicht besonders geschätzt. Weder feierte er die Messe, noch übte er kirchliche Funktionen aus.

Die Diözese Basel umfaßte damals das Ober­ elsaß (bis Schlettstadt im Norden, vom Rhein bis zu den Vogesen), den heutigen Schweizer Kanton Jura (ohne die zu Besancon gehören­ den Ajoie und Porrentruy [Pruntrut]), den heutigen Berner Jura (ohne das der Diözese Lausanne unterstehende Tal von St. Imier), das Laufental, die Kantone Basel-Stadt (ohne Kleinbasel) und Baselland, das heute zu Aar­ gau gehörende Fricktal sowie Teile von Solo­ thurn, nämlich Dorneck, Thierstein, Balsthal, Olten und Gösgen links der Aare. Sie war in elf Dekanate aufgeteilt. Pfarreien, Kaplaneien, Klöster und Stifte sowie ihre offiziellen Terri­ torien wurden im „Liber marcarum“ aufgeli­ stet, den Z. 1441 zusammen mit den „Statuta synodalia Episcopatus Basiliensis“ aufstellen ließ. Das Hochstift Basel umfaßte damals den heutigen Kanton Jura, den Berner Jura mit der Stadt Biel, das Laufental und das heute zu Ba­ selland gehörende Birseck vor den Toren der Stadt Basel. Es war kein einheitlicher Staat, sondern ein loses Konglomerat kleiner Feu­ dalterritorien. Die Bevölkerung im Jura sprach französisch, die im Laufental und Bir­ seck deutsch.

Im Gefolge des Konzils von Basel brach Z. mit Rom. Am 5. 11. 1439 gehörte er zu den Wäh­ lern von Gegenpapst Felix V. Zudem war er Mitglied der Delegation, die den ehemaligen Herzog von Savoyen am Genfer See aufsuchte und nach Basel begleitete. Die Stadt Basel nahm ebenfalls Partei für den Gegenpapst. Erst 1448 unterwarf sich Z. dem römischen Papst. Nikolaus V. hob am 29. 6. die Exkom­ munikation über ihn auf. Z. war öfter als Ver­ mittler erfolgreich, so zusammen mit der Stadt Basel zwischen Österreich und Bern, dann beim Armagnakeneinfall 1444 zwischen Österreich und der Stadt Basel. Er ließ die bi­ schöflichen Schlösser in Kallenberg, Golden­ fels und Delemont (Deisberg) erweitern. Dort

gründete und dotierte er 1447 ein Spital. Der kunstsinnige, aber wenig beliebte Z. starb am 5. 1. 1451 und wurde im Basler Münster bei­ gesetzt. Literatur: L. Vautrey I, 477-504. - B. Bury 150-157. - G. Boner 66f. - A. Bruckner u. a., in: HS 1/1,195f. Pierre Louis Surchat

Zu Rhein, Kaspar (1433-1502)

1479-1502 Bischof von Basel Kaspar zu Rhein wurde 1433 in Mühlhausen als Sohn des Bernhard Zu Rhein-Häsingen und der Brigitte von Reinach geboren. Er war ein Großneffe des Basler Bischofs Friedrich (—>) Z. 1451-52 war er als Kleriker in Heidel­ berg immatrikuliert. Seit 1452 Domherr in Ba­ sel, studierte er 1457 in Pavia Kirchenrecht und wurde im selben Jahr Domkustos. 1459 wurde er Propst des Chorherrenstiftes von St. Ursanne; daneben erhielt er Kanonikate in Moutier-Grandval und Montbeliard. Im Win­ tersemester 1460/61 stand er der neugegrün­ deten Universität Basel als Rektor vor. Am 4. 1. 1479 wählte ihn das Basler Domkapitel zum Bischof, am 5. 3. erfolgte die päpstliche Bestätigung. Am 30. 5. konsekrierte ihn der Basler Weihbischof N. (—>) Fries im Münster von Basel. Die Regalien verlieh ihm Kaiser Friedrich III. am 10. 11. 1481.

In den alten Auseinandersetzungen mit der Stadt Basel konnte sich der herrische Z. wie schon sein Vorgänger J. v. (—>) Venningen nicht durchsetzen. 1481 versuchte er vergeb­ lich, das Bürgermeisteramt und verschiedene Pfandschaften wieder einzulösen. Von weit­ gehenden Folgen für das Hochstift waren Z.s Auseinandersetzungen mit dem Chorherren­ stift Moutier-Grandval. Dieses hatte 1462 ein Burgrecht mit Solothurn geschlossen. 1485 versuchte auch Bern seinen Einfluß im Jura geltend zu machen. Um seinen Parteigänger als Propst durchzusetzen, besetzte Bern die Talschaft (Prevöte) und schloß mit ihr einen Burgrechtsvertrag ab. Zwar anerkannte es dar­ in die Oberhoheit des Bischofs, doch mußte Z., obwohl er 1484 mit den Eidgenossen ein Bündnis eingegangen war, das Burgrecht Moutiers mit Bern anerkennen. Das harte bi­ schöfliche Regiment hatte die Bevölkerung der Prevöte auf die Seite Berns getrieben, und das Stift versuchte nun die Exemtion zu er­ langen. In einem Vergleich von 1498 blieb dem Bischof die Hochgerichtsbarkeit erhal­ ten. Das Burgrecht mit Bern und dessen Ein­ fluß im Jura blieben dagegen bestehen. Eine glücklichere Hand hatte Z. 1486 in den Ver­

Zu Rhein - Zvole

einbarungen mit dem Chorherrenstift St. Ur­ sanne, wo er früher als Propst gewirkt hatte. Seine weltlichen Hoheitsrechte wurden be­ stätigt und 1492 in einem Vertrag festgehal­ ten. Im sog. Schwaben- oder Schweizerkrieg von 1499 verhielt sich Z. zusammen mit Ba­ sel neutral. Doch wurden die mit Bern verburgrechtete Prevote und das Laufental von österreichischen Truppen geplündert. Basel schloß sich 1501 der Eidgenossenschaft an und unterstrich damit erneut seine Unabhän­ gigkeit vom Bischof. 1484 erließ Z. die „Statuta curiae Basiliensis“ mit ausführlichen Bestimmungen zu Amt und Funktion von Generalvikar, Offizial und der übrigen bischöflichen Beamten. Es folg­ ten eine Neuauflage des Breviers sowie der Druck von Missale, Agenda und Graduale. Verschiedene Erlasse regelten die kirchlichen Feiertage und das Andachtswesen. 1492 führte Z. in Basel eine Diözesansynode durch. Der großen Verschuldung des Hochstiftes we­ gen verzichtete Z. auf Druck des Domkapitels am 30. 12. 1499 auf die meisten Funktionen seines Amtes und zog sich nach Delemont zu­ rück. Am 24. 9. 1502 mußte er den Verwalter des Hochstifts, Ch. v. (—>) Utenheim, als Ko­ adjutor hinnehmen. Kurz danach floh er vor der in Delemont ausgebrochenen Pest nach Porrentruy. Dort erlag er am 8. 11. 1502 der Seuche. Er wurde im Kloster Lützel beige­ setzt. Literatur: L. Vautrey II, 33-56. - B. Bury 187-195. G. Boner 70-73. - A. Bruckner u. a., in: HS 1/1, 198f. Pierre Louis Surchat

Zvole, Bohuslaus von (Bohus ze Zvole, de Zwola) (t 1457) um 1447

Generalvikar des Bischofs von Olmütz 1454-1457 Bischof von Olmütz

Bohuslaus von Zvole stammte aus einem mährischen Rittergeschlecht und war der Sohn des Markwart v. Z. und Neffe des Ol­ mützer Bischofs Konrad (Kunes) von Zvole

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(1431-34). Vermutlich verhalf ihm dieser schon 1431 zu Kanonikat und Propstei von St. Peter in Brünn (bestätigt 17. 11.). Seit 1439 studierte Z. in Wien und promovierte dort 1442 zum Dr. iur. utr. Danach wurde er Pfar­ rer in Jamnitz sowie Kanoniker des Olmützer Kapitels (2. 5. 1447). Bereits 1446 erscheint er als Offizial. Am 28. 9. 1450 reservierte ihm der Papst ein Kanonikat des Salzburger Kapi­ tels und die Propstei zu St. Stephan in Wien. Bald wurde er auch Kanoniker von Hl. Kreuz in Breslau. Seine Wahl zum Olmützer Kapi­ telsdekan am 26. 6. 1451 bestätigte der Papst im April 1452. Nach seiner Wahl zum Bischof von Olmütz im Juli 1454, für die sich auch Jo­ hannes Capestrano einsetzte, und der päpstli­ chen Bestätigung (16. 8.) erhielt er am 12. 1. 1455 in der Breslauer Johanneskirche die Bi­ schofsweihe. Die Verpflichtung, gemäß den Kompaktaten auch den Utraquisten die Ordi­ nation zu erteilen und sie auf ihre Pfarreien einzusetzen, hielt er nach dem Zeugnis sei­ nes Nachfolgers ein. König Ladislaus über­ trug ihm als erfahrenem Verwalter und ge­ schultem Juristen zusammen mit dem mähri­ schen Landeshauptmann, dem Utraquisten Jan Tovacovsky von Cimburg, und einem wei­ teren Baron 1455 die mährische Landesver­ waltung. Als Papst Calixt III. am 16. 9. 1455 den König aufforderte, die von Kaiser Sig­ mund und König Albrecht an Hussiten ver­ pfändete bischöfliche Stadt Kremsier der Kir­ che zurückzugeben, ermächtigte Ladislaus den Bischof, alle durch frühere Könige ver­ setzten bischöflichen Güter einzulösen. Mit Hilfe einer beträchtlichen Abgabe des Klerus konnte Z. im folgenden Jahr Kremsier zurück­ kaufen, mußte die Stadt jedoch angesichts der ständigen Finanzprobleme wie auch an­ dere Kirchengüter alsbald wieder verpfän­ den. Als gelehrter Kanonist wies Z. sich durch ei­ nen ausführlichen dreiteiligen Traktat über die Dekretalen sowie durch ein „Vocabulum iuris“ aus. Er starb am 31. 7. 1457 und wurde in der Olmützer Kathedrale beigesetzt. Literatur: G. Wolny 57f. - Ch. d’Elvert, Erzbistum 13f., 129. - V. V. Tomek VII. - OSN 27 (1908) 723. E Hrejsa, Dejiny III. - Katalog biskupü 72. Winfried Eberhard

VERZEICHNIS DER IN DIESEM WERK BEHANDELTEN PERSONEN NACH DIÖZESEN (1448-1648)

Die berücksichtigten Bistümer gehörten um 1500 zu folgenden Kirchenprovinzen: Pedena, Trient, Triest Basel, Lausanne Erzbistum Bremen-Hamburg, Lübeck, Ratzeburg, Schwerin Breslau, Lebus Erzbistum Köln, Lüttich, Minden, Münster, Osnabrück, Utrecht Schleswig Erzbistum Magdeburg, Brandenburg, Havelberg, Merseburg, Naumburg Erzbistum Mainz, Augsburg, Chur, Eichstätt, Halberstadt, Hildesheim, Konstanz, Paderborn, Speyer, Straßburg, Verden, Worms, Würzburg Prag: Erzbistum Prag, Olmütz Ermland, Kulm, Pomesanien, Samland Riga: Salzburg: Erzbistum Salzburg, Brixen, Chiemsee, Freising, Gurk, Lavant, Passau, Regensburg, Seckau, Wien, Wiener Neustadt Tarantaise: Sitten Trier: Erzbistum Trier, Metz, Toul, Verdun Exemte Bistümer: Bamberg, Kammin, Laibach, Meißen

Aquileja: Besancon: Bremen: Gnesen: Köln: Lund: Magdeburg: Mainz:

Namensschreibung und Daten dieses Verzeichnisses folgen den Kopftexten der Lebensbilder und Biogramme. Dabei ist durch Fettdruck hervorgehoben, unter welchem Namensteil die Per­ son in diesem Lexikon alphabetisch eingeordnet ist.

AQUILEJA1 (ecclesia Aquileiensis) Zum Metropolitanbezirk des in der Antike bedeutenden, seit der Synode von Arles (314) als Bischofssitz bezeugten Aquileja gehörten seit dem 5. Jh. Venezien, Istrien, Westillyrien, Nori­ cum und die Raetia secunda. Seit der Mitte des 6. Jh.s ist der Patriarchentitel bezeugt. Infolge des Dreikapitelstreites und des Langobardeneinfalls (568) kam es zur Spaltung der Kirchenpro­ vinz und zur Bestellung von zwei Patriarchen mit den Sitzen in Grado bzw. Cormons und spä­ ter in Cividale. 811 legte Karl d. Gr. die Drau als Grenze zwischen Aquileja und dem neu ge­ gründeten Metropolitanbereich von Salzburg fest. 1180 wurden beide Patriarchate anerkannt. Von den Karolingern, Ottonen und Saliern begünstigt und reich beschenkt, bauten die Patriar­ chen ein eigenes Territorium auf, das im 13. Jh. voll entfaltet war. Nach seiner Eroberung durch die Republik Venedig (1418-20) verzichtete Patriarch Ludovico Trevisan 1445 auf seine weltli­ 1 Die Patriarchen von Aquileja sind in diesem Band nicht behandelt, da sie ihren Sitz außerhalb des Reiches hatten. Ihre Reihenfolge ist jedoch mitgeteilt, weil ihr Jurisdiktionsbereich weit nach Innerösterreich hinein­ ragte. 1517-74 resignierte der jeweilige Patriarch zugunsten des „Patriarca eletto“, behielt aber Titel, Ein­ künfte und Jurisdiktion bei. Seit 1574 wurde die Resignation mit gleichzeitiger Regreßmöglichkeit von Papst Gregor XIII. durch die Ernennung eines Koadjutors mit Nachfolgerecht abgelöst.

Verzeichnis der Personen nach Diözesen

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chen Hoheitsrechte. Der geistliche Jurisdiktionsbereich des Patriarchates umfaßte seitdem so­ wohl Gebiete der Republik Venedig wie auch Innerösterreichs. Die Habsburger versuchten in der Folge, ihr Hoheitsgebiet aus der Zuständigkeit des Patriarchen herauszulösen. Einen ersten Schritt in diese Richtung bildete die Gründung des Bistums Laibach 1461. Die habsburgischen Bestrebungen kamen 1751 mit der Aufhebung des Patriarchates und der Gründung der Erzbi­ stümer Görz für den innerösterreichischen sowie Udine für den venezianischen Anteil zum Abschluß. Die Jurisdiktion des Patriarchen in Innerösterreich blieb bis 1751 behindert. Erwin Gatz

Patriarchen

1439-1465 1470-1491 1491-1493 1493-1497 1497-1517 1517-1527 1529-1535 1535-1545 1545-1550 1550-1574 1574-1581 1585-1593 1593-1616 1596-1616 1616-1623 1618-1623 1623-1628 1627-1628 1628-1629 1629 1629-1655 1645-1655

Lodovico Scarampi Mezzarota Marco Barbo Ermolao Barbaro Nicolo Donati Dominico Grimani Marino Grimani Marco Grimani Marino Grimani Giovanni Grimani Daniele Barbaro, gewählter Patriarch Alvisi Guistiniani, Koadjutor Francesco Barbaro, Koadjutor Ders., Patriarch Ermolao Barbaro, Koadjutor Ders., Patriarch Antonio Grimani, Koadjutor Ders., Patriarch Agostino Gradenigo, Koadjutor Ders., Patriarch Marco Gradenigo, Koadjutor Ders., Patriarch Girolamo Gradenigo, Koadjutor

AUGSBURG (ecclesia Augustana)

Die Stadt Augsburg reicht in römische Zeit zurück und war im 3. Jh. Hauptstadt der Provinz Raetia secunda. Die Anfänge des Bistums sind ungewiß, und das Martyrium der hl. Afra von 304 ist erst im 6. Jh. bezeugt. Ob das Bistum, das bis 539 dem Metropolitanverband Mailand, später Aquileja, zugerechnet wurde, nach der alemannischen Landnahme fortbestand, ist eben­ so zweifelhaft wie eine Verlegung des Bischofssitzes nach Säben (Tirol). Die eigentliche Missio­ nierung des Gebietes zwischen Iller, Lech, Donau und dem Tiroler Lechtal erfolgte seit der Wende vom 6. zum 7. Jh. unter fränkischer Herrschaft. Bedeutende Erfolge erzielten im 8. Jh. Magnus und Theodor in Füssen und Kempten, unterstützt von Bischof Wikterp in Epfach (t vor 772). Seitdem ist die Bischofsliste gesichert. Damals stattete die fränkische Krone die Kir­ che von Augsburg mit jenen Gütern aus, die den Grundstock des späteren Hochstiftes bildeten. Auch erfolgte die Gründung mehrerer Bistumsklöster, u. a. in Benediktbeuern, Ottobeuern und Füssen. Unter Bischof Simpert wurden um 800 mit Zustimmung Papst Leos III. und Karls d. Gr. die Bistümer Augsburg und Neuburg-Staffelstein, dessen Geschichte nicht endgültig geklärt ist, vereinigt. Seit 829 gehörte Augsburg zur Kirchenprovinz Mainz. Unter den Bischöfen des 9. und 10. Jh.s ragen Adalbero (887-909) und Ulrich (923-973), der mit der Ungarnschlacht auf dem Lechfeld 955 verbunden ist, 993 heiliggesprochen wurde und als Bistumspatron verehrt wird, hervor. In den Auseinandersetzungen zwischen Kaiser und Papst ergriffen die Bischöfe meist Partei für den Kaiser. Das führte am Ende des 11. Jh.s vorübergehend zu einem Schisma. Die damals konsolidierten Bistumsgrenzen blieben bis 1812 erhalten. An der Wende vom 11. zum 12. Jh. setzte eine neue Klostergründungswelle ein. Die Stadt Augsburg befreite sich 1276 von der bischöflichen Oberherrschaft und wurde reichsfrei. Beim Dom blieb ein bischöflicher Immunitätsbezirk erhalten. Etwa gleichzeitig vermehrte Bischof Hartmann von Dillingen durch

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Verzeichnis der Personen nach Diözesen

sein Erbe den Besitz der Kirche von Augsburg. Seitdem umfaßte das Hochstift Gebiete im All­ gäu, südlich von Augsburg und um Dillingen. In Dillingen errichteten die Bischöfe im 15. Jh. ihre zweite Residenz und den Sitz der Hochstiftsregierung. Dorthin zogen sie sich zurück, als die Reformation Augsburg sowie weitere Reichstädte und Territorien erfaßte. Von den um 1500 bestehenden 61 Männer- und 35 Frauenklöstern ging etwa ein Drittel in der Reformationszeit unter. Die in der zweiten Hälfte des 16. Jh.s einsetzende Gegenreformation führte nach dem Dreißigjährigen Krieg zur Rekatholisierung des nordschwäbischen Bistumsgebietes, zur paritä­ tischen Konfessionsausübung in den meisten Reichsstädten und schließlich zu einer neuen re­ ligiösen Blüte im Barock. Peter Rummel

Bischöfe

1424 - 1469 1463 - 1469 1469-1486 1486 - 1505 1505-1517 1517-1543 1543-1573 1573-1575 1575-1591 1591 - 1598 1599-1646 1641 - 1646 1646 - 1665 1646 - 1660

Peter von Schaumberg Johann von Werdenberg, Koadjutor Ders., Bischof Friedrich von Hohenzollern Heinrich von Lichtenau Christoph von Stadion Otto Truchseß von Waldburg Johann Eglof von Knöringen Marquard vom Berg Johann Otto von Gemmingen Heinrich von Knöringen Sigmund Franz von Österreich, Koadjutor (—> Bd. 1648-1803) Ders., Bischof Johann Rudolf von Rechberg zu Hohenrechberg, Administrator (—> Bd. 16481803)

Weihbischöfe2 1415-1449 1447-1450 1450-1460 1460-1471 1471-1473 1473-1493 1474-1493 1493-1506 1506-1520 1521 -1546 1546-1554 1554-1586 1586-1618 1618-1630 1631-1644 1645-1680

Albertus Wilhelm Mader Martin Dieminger Jodocus Seitz Jakob Goffredi Albert Schönhofer Ulrich Geislinger Johann Kerer Heinrich Negelin Johann Laymann Marcus Avunculus Michael Dornvogel Sebastian Breuning Peter Wall Sebastian Müller Kaspar Zeiler (—> Bd. 1648-1803)

BAMBERG (ecclesia Bambergensis)

Das Bistum Bamberg wurde 1007 von Kaiser Heinrich II. gegründet. Daher wurde er (Heilig­ sprechung 1146) mit seiner Frau Kunigunde (1200) neben Bischof Otto (1189) zum Diözesan­ heiligen. Das aus dem Würzburger Sprengel herausgenommene Gebiet umfaßte den Radenzgau 2 Außer den in dieser Liste genannten Weihbischöfen erwähnt die HC für die Zeit von 1448 bis 1648 noch folgenden Weihbischof in Augsburg, für den sich in der örtlichen Literatur keine Belege finden: 1550 Joan­ nes, Ep. tit. Adramytan. (HC III, 95 u. 345).

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und große Teile des Volkfeldgaues und war in 30 Großpfarreien, darunter sog. 14 Slawenpfar­ reien, aufgeteilt. Im 12. Jh. wurde es in die Archidiakonate Bamberg, Kronach, Hollfeld und Nürnberg aufgeteilt. Die Zahl der Pfarreien stieg bis Mitte des 15. Jh.s auf 143. Das Hochstift entwickelte sich besonders unter der Herrschaft der Bischöfe aus dem Hause der Andechs-Meranier (1177-1242), die im Raum Kulmbach-Bayreuth über einen eigenen Herr­ schaftsbereich verfügten. Viele Bischöfe standen im Reichsdienst: so erreichte Ekbert von An­ dechs aus der Hand Kaiser Friedrichs II. 1237 die Reichs Statthalterschaft über Österreich. Als 1248 die Andechs-Meranier im Mannesstamm ausstarben, begann für Bamberg der Kampf um das Erbe. Das dabei erworbene Grafengericht über den Radenzgau bildete die Grundlage für den Ausbau der geistlichen Landesherrschaft, der Ende des 14. Jh.s weitgehend abgeschlossen war. Die kärntnerischen Besitzungen um Wolfsberg und Villach versuchten die Bischöfe durch einvernehmliche Politik mit den Habsburgern zu erhalten. Im 14. Jh. nahm der Einfluß des Domkapitels auf die bischöfliche Politik zu. Im sog. Immunitä­ tenstreit mit der Bamberger Bürgerschaft konnten sich Bischof und Domkapitel 1440 durchset­ zen. Im 15. Jh. versuchten die Bischöfe mit Diözesansynoden, Synodalstatuten und Klosterre­ formen die kirchliche Situation zu verbessern. Der Hussitensturm und der Krieg mit dem Ans­ bacher Markgrafen Albrecht Achilles ließen jedoch keinen durchschlagenden Erfolg zu. Das Hochstift besaß um 1500 seinen Kern im Bereich zwischen Forchheim im Süden und dem Frankenwald im Norden, im Westen gehörten einzelne Gebiete zum Würzburger, die Exklave Vilseck zum Regensburger Bistum. Innerhalb der Diözesangrenzen lagen markgräflich-bayreuthische, sächsische und nürnbergische Territorien, die sich zusammen mit der Reichsritter­ schaft der Reformation anschlossen. Ein Großteil der (1520) 195 bambergischen Pfarreien wur­ de evangelisch. Begünstigt wurde diese Entwicklung durch die fehlende Geschlossenheit des Hochstifts, die eine durchgreifende Landesherrschaft nicht zuließ. Auch der Nürnberger Einfluß machte sich geltend. Hinzu kamen der Bauernkrieg und Aufstän­ de der Bamberger Bürger sowie der Landbevölkerung. Die Haltung der Bischöfe zur neuen Lehre blieb zunächst indifferent. Die fehlende Auseinandersetzung mit dem Luthertum sowie der existenzbedrohende Markgräfler Krieg (1552-54) brachten Bistum und Hochstift an den Rand des Ruins. Erst mit den Bischöfen Veit von Würtzburg und Ernst von Mengersdorf faßte die katholische Reform Fuß. Diözesan- und Klostervisitationen sowie die Umsetzung der Trien­ ter Reformbeschlüsse wurden in Angriff genommen. Neidhardt von Thüngen versuchte eine konsequente Rekatholisierung, die das Domkapitel nur zögerlich unterstützte. Erst unter Jo­ hann Gottfried von Aschhausen setzte sich mit der seit 1610 in Bamberg anwesenden Societas Jesu die katholische Reform durch. Am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges gehörte Bamberg zum Kreis dezidiert katholischer Mächte. Helmut Flachenecker

Bischöfe 1431-1459 1459-1475 1475-1487 1487-1501 1501-1503 1503-1505 1505-1522 1522-1556 1555-1561 1561-1577 1578-1580 1581-1583 1583-1591 1593-1598 1599-1609 1609-1622 1623-1633 1633-1642 1643-1653

Anton von Rotenhan Georg von Schaumberg Philipp von Henneberg Heinrich Groß von Trockau Veit TYuchseß von Pommersfelden Georg Marschalk von Ebneth Georg Schenk von Limpurg Weigand von Redwitz Georg Fuchs von Rügheim Veit von Würtzburg Johann Georg Zobel von Giebelstadt Martin von Eyb Ernst von Mengersdorf Neidhart von Thüngen Johann Philipp von Gebsattel Johann Gottfried von Aschhausen Johann Georg Fuchs von Dornheim Franz von Hatzfeld, Crottdorf und Gleichen Melchior Otto Voit von Salzburg (-> Bd. 1648-1803)

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Verzeichnis der Personen nach Diözesen

Weihbischöfe3

1405 -1450 1451-1475 1474-1503 1504-1517 1518-1542 1542-1546 1546-1558 1560-1561 1562-1570 1572-1580 1581-1607 1608-1609 1612-1630

Hermann Johannes Goldener Hieronymus von Reitzenstein Kaspar Preiel Andreas Henlein Johann Ruger Petrus Rauh Paulus Jäger4 Friedrich Lichtenauer Jakob Feucht Johann Ertlin Johann Schöner Friedrich Förner

BASEL (ecclesia Basileensis) Erste Erwähnungen eines Bischofs in Kaiseraugst bei Basel gehen auf 343/346 zurück. Die Kon­ tinuität zum späteren Bistum Basel bleibt jedoch offen, und zur eigentlichen Christianisierung kam es erst im 7. Jh. unter dem Schutz des Klosters Luxeuil. In der Karolingerzeit bildeten sich die Bistumsgrenzen, Basel wurde Bischofssitz und kam zur Kirchenprovinz Besancon. Mit der Schenkung der Abtei Moutier-Grandval im Jura im Jahre 999 begann die Bildung des Hoch­ stiftes. Im Mittelalter erstreckte es sich von der Stadt Basel über das Laufental bis an den Bieler­ see und über Delemont (Deisberg) bis in die Ajoie (heute Kanton Jura, Berner-Jura und Laufen­ tal). Als sich die Stadt Basel und ihr Territorium zu Beginn des 16. Jh.s der Reformation zu­ wandten, wurde 1528 Porrentruy (Pruntrut) in der Ajoie (Erzdiözese Besancon) bischöfliche Residenz. Das Domkapitel ließ sich dagegen außerhalb der Diözese in Freiburg/Br. nieder. Sitz des Offizials wurde Altkirch im Elsaß. Die Diözese umfaßte damals das hauptsächlich vorder­ österreichische Oberelsaß, das Hochstift ohne die Ajoie und Porrentruy, Teile des Kantons So­ lothurn, die Stadt Basel (ohne Kleinbasel) und ihr Territorium (heute Kanton Baselland) sowie das vorderösterreichische Fricktal. Seit Bischof Jakob Christoph Blarer begannen die tridentini­ sche Erneuerung und die Rekatholisierung einiger Gebiete. Das Hochstift gehörte überwiegend zum französischen, die übrigen Teile des Bistums weitgehend zum deutschen Sprachgebiet. Pierre Louis Surchat

Bischöfe

1437-1451 1451-1458 1458-1478 1479-1502 1503-1527 1519-1527 1527 1527-1553 1555-1575 1576-1608 1609-1628 1629-1646

Friedrich zu Rhein Arnold von Rotberg Johann von Venningen Kaspar zu Rhein Christoph von Utenheim Nikolaus von Diesbach, Koadjutor Johann Rudolf von Hallwil, Koadjutor Philipp von Gundeisheim Melchior von Lichtenfels Jakob Christoph Blarer von Wartensee Wilhelm Rinck von Baldenstein Johann Heinrich von Ostein

3 Außer den in dieser Liste genannten erwähnt die HC für die Zeit von 1448 bis 1648 noch folgende Weih­ bischöfe in Bamberg, für die sich in der örtlichen Literatur keine Belege finden: 1450 Richmannus, Ep. tit. Bersabeen. (HC II, 278); Joannes Heldin OP, Ep. tit. Scopien. (+ 1466) (HC II, 278). 4 Dr. theol.; 17. 7. 1560 Titularbischof von Athyra und zum Weihbischof in Bamberg ernannt; nicht konse­ kriert; t 30. 4. 1561; □ St. Martin in Bamberg. - F. Wachter, Nr. 4811. - W. Hotzelt 32.

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Weihbischöfe seit 1440 seit 1443 seit 1457 1498-1527 1527-1528 seit 1531 seit 1547 nach 1558 1562 seit 1567 1600-1611 seit 1613 1648-1660

Hermann Roßmann Niklaus Amann Nikolaus Fries Tilman Limperger Augustin Mair Konrad Wickram Thomas Friderlin Joann Leonard von Gundeisheim5 Georg Hohenwarter, designierter Weihbischof Marcus Tettinger Franz Bär Johann Bernhard von Angeloch Thomas Henrici (—> Bd. 1648-1803)

BRANDENBURG (ecclesia Brandeburgensis) Das Bistum Brandenburg wurde 948 durch Kaiser Otto d. Gr. für die Slawenmission an einem wichtigen Havelübergang gegründet und zunächst Mainz, 968 dagegen Magdeburg als Suffra­ ganbistum unterstellt. Nach dem Untergang im Wendenaufstand wurde es 1161 wiederherge­ stellt. Das Domkapitel lebte seitdem nach der Prämonstratenserregel. Die Bischöfe konnten kein reichsunmittelbares Territorium aufbauen und verfügten über wenig Grundbesitz, übten dort aber weitgehende Rechte aus. Seit der ersten Hälfte des 14. Jh.s residierten sie in Ziesar. Das Diözesangebiet lag zur Hauptsache in der mittleren Mark, umfaßte im Süden aber auch Teile des ernestinischen Sachsen. Seitdem Kurfürst Friedrich II. 1447 das Nominationsrecht für die in Brandenburg gelegenen Bischofssitze erworben hatte, erfolgte der weitere Ausbau der landesherrlichen Kirchenhoheit. Dies führte nach langen Vermittlungsversuchen seit der Hin­ wendung Kurfürst Joachims II. zum Luthertum zur Durchsetzung der Reformation. Unter kur­ fürstlichem Druck postulierte das Domkapitel seit 1545 evangelische Bischöfe. 1571 wurde das Bistum dem Kurfürstentum einverleibt. Das Domkapitel blieb als evangelisches Stift bestehen. Felix Escher

Bischöfe 1421-1459 1459-1472 1472-1485 1485-1507 1507-1521 1521 -1526 1526-1544

Stephan Bödeker Dietrich von Stechow Arnold von Burgsdorff Joachim von Bredow Hieronymus Schultz Dietrich von Hardenberg Matthias von Jagow

Weihbischöfe6

1438 - 1452

Johann Schedemeker

5 In HC III, 344 für 1558 als Ep. tit. Liddensis und Weihbischof in Basel bezeichnet, jedoch ohne Beleg. Nach W. Kundert, in: HS 1/1, 231 Neffe des Bischofs Ph. v. (—>) Gundeisheim, 1532 Domkantor, Propst von St. Ur­ sanne; + 3. 4.1556. Wegen fehlender Belege für eine weihbischöfliche Tätigkeit vermutet HS fehlende Konse­ kration. 6 Die HC erwähnt für die Zeit von 1448 bis 1648 zusätzlich folgenden Weihbischof in Brandenburg, für den sich in der örtlichen Literatur jedoch keine Belege finden: 1434 Joannes, Ep. tit. Salmastren. (HC I, 430, II, 278; danach auch in Halberstadt).

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Verzeichnis der Personen nach Diözesen

BREMEN-HAMBURG (ecclesia Bremensis)

Bremens erster Bischof war Willehad, der, von Karl d. Gr. mit der Mission beauftragt, 787 zum Bischof geweiht wurde und 789 den ersten Bremer Dom weihte. Das aus dem Missionsbezirk hervorgegangene Bistum gehörte zur Kirchenprovinz Köln.

831 gründete Ludwig der Fromme in Hamburg ein Erzbistum. Er besetzte es mit dem Corveyer Mönch Ansgar, dem Papst Gregor IV. sogleich das Pallium verlieh. Infolge des Einbruchs der Dänen 845 zog er sich über Verden nach Bremen zurück. Dort erhielt er das 845 durch den Tod von Bischof Leuderich vakant gewordene Bistum. 848 wurde Hamburg als Bistum neu errichtet und unter Ansgars Leitung mit Bremen vereinigt. 864 schied Bremen aus dem Kölner Metropo­ litanverband aus. 906-908 vereinigte Papst Sergius III. Hamburg und Bremen unter Führung Hamburgs zu einer einzigen Diözese. 1224 setzte Papst Honorius III. fest, daß der erzbischöfli­ che Titel bei Bremen bleibe, daß aber drei Domherren des an der Hamburger Kirche weiter be­ stehenden Domkapitels an der Wahl des Erzbischofs durch das Bremer Kapitel teilnehmen soll­ ten. Unter Mitwirkung der Bremer Bischöfe wurden 948 die dänischen Bistümer Schleswig, Ripen und Aarhus gegründet. Der Plan Erzbischof Adalberts (1045-72) zur Errichtung eines nordi­ schen Patriarchats konnte dagegen nicht realisiert werden, da die skandinavischen Kirchen mit der Gründung des Erzbistums Lund 1104 von Bremen unabhängig wurden. Diesem blieb dage­ gen die Metropolitangewalt über die im 10. und 11. Jh. erstmals und im 12. Jh. wiedergegründe­ ten Bistümer Lübeck, Schwerin und Ratzeburg.

Grundlage für die Ausbildung der bischöflichen Landesherrschaft zwischen Niederweser und Niederelbe waren die Lehensübertragung der Grafschaft Stade (1063), die Übergabe der Eigen­ güter des letzten Stader Grafen und späteren Erzbischofs Hartwig I. (1144) und die Sicherung dieses Besitzes in dem mit den weifischen Herzögen geschlossenen Stader Vergleich 1236. 1233/34 wurden die aufständischen Stedinger unterworfen und ihre Bauernrepublik zwischen Oldenburg und Bremen aufgeteilt. Während das Land Hadeln seit dem 13. Jh. den Herzögen von Sachsen-Lauenburg zugehörte, konnte sich im 16. Jh. das Erzstift nach zwei kriegerischen Unternehmungen das Land Wursten unterwerfen. Die Stadt Bremen, schon seit dem späten Mittelalter faktisch von den Erzbischöfen unabhängig, erlangte erst 1646 die kaiserliche Bestäti­ gung ihrer Reichsfreiheit; die Bischöfe hatten seit dem 13. Jh. in Bremervörde ihre Residenz. Der seit 1522 durch den Augustinermönch Heinrich von Zutphen in der Stadt Bremen einge­ führten reformatorischen Lehre vermochte Erzbischof Christoph von Braunschweig-Wolfenbüt­ tel dort ebenso wie im übrigen Stiftsgebiet keinen nachhaltigen Widerstand entgegenzusetzen. Unter seinem ihm nachfolgenden Bruder Georg - vollends jedoch unter dem schon von seiner Erziehung her protestantisch gesinnten Heinrich von Sachsen-Lauenburg - wurde im Stiftsge­ biet die lutherische, in der Stadt Bremen dagegen die calvinistische Lehre vorherrschend. Das Erzstift Bremen ging nach der Regierung durch einige protestantische Administratoren mit dem Westfälischen Frieden 1648 unter. Damals fielen die ehemaligen Stifte Bremen und Ver­ den als säkularisierte Herzogtümer an Schweden. Michael Reimann

Erzbischöfe

1442-1463 1463 -1496 1497-1511 1500-1511 1511-1558 1558-1566 1567-1585 1635-1645 1645-1661

Gerhard von Hoya Heinrich von Schwarzburg, Administrator Johann Rode Christoph von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel, Koadjutor Ders., Erzbischof Georg von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel Heinrich von Sachsen-Lauenburg, Administrator Leopold Wilhelm von Österreich, Administrator (—► Bd. 1648-1803) Franz Wilhelm von Wartenberg, Apostolischer Vikar (—> Bd. 1648-1803)

Verzeichnis der Personen nach Diözesen

785

Weihbischöfe7

seit 1446 seit 1470 1453 seit 1454 1477-1496 1482-1507 seit 1507 seit 1512 seit 1619

Wichmann Weribold von Heyß Hermann Nortorp Johannes Wennecker Johannes von Meppen Hermann von Rethem Dietrich Huis Christophorus Radelennes Johannes Pelcking

BRESLAU (ecclesia Vratislaviensis) Breslau wurde im Jahre 1000 als Suffraganbistum von Gnesen für das seit dem 10. Jh. christia­ nisierte Gebiet beiderseits der oberen Oder gegründet. Nach einer heidnischen Reaktion be­ gann um die Mitte des 11. Jh.s der Neuaufbau. Schlesien war seit 1138 piastisches Teilfürsten­ tum und wurde 1163 in zwei Teilherzogtümer aufgeteilt. Weitere Umgruppierungen folgten. Seit dem späten 12. Jh. bemühten sich die schlesischen Herzöge darum, durch Ansiedlung deutscher Kolonisten sowie durch Kloster- und Städtegründungen das nur dünn von slawi­ scher Bevölkerung besiedelte Land zu erschließen und kirchlich durchzuorganisieren. Die Bi­ schöfe förderten die Ansiedlung und kirchliche Organisation besonders im Bistumsland Neisse, in dem sie 1290 fast die volle Landesherrschaft erreichten. 1344 erwarben sie außerdem das Herzogtum Grottkau. 1327-29 unterstellten sich die oberschlesischen und die meisten nie­ derschlesischen Herzöge der Lehenshoheit König Johanns von Böhmen, während die polni­ schen Könige in mehreren Verträgen auf ihre schlesischen Ansprüche verzichteten. Damals hatte sich das Land innerlich dem Deutschtum angeschlossen. Angesichts seiner territorialen Zerklüftung war Schlesien im frühen 15. Jh. stark den hussitischen Raub- und Verwüstungszü­ gen ausgesetzt. Die Bestellung des Bischofs von Breslau 1422 zum Landes- und 1474 zum Ober­ landeshauptmann gab Schlesien stärkeren Zusammenhalt. Daneben wurden die Fürstentage zu tragenden politischen Kräften. Die Eigenständigkeit Schlesiens wurde 1498 durch ein Großes Landesprivileg bestätigt, und im Kolowratschen Vertrag von 1504 wurden weitgehende landes­ herrliche Zuständigkeiten auf kirchlichem Gebiet festgelegt. Als Schlesien 1526 als Nebenland der böhmischen Krone an die österreichischen Habsburger fiel, hatte die lutherische Reforma­ tion in Breslau und Liegnitz bereits Fuß gefaßt. Vor dort aus breitete sie sich ohne spektakuläre Vorkommnisse und ohne größere soziale Spannungen im Laufe der folgenden Jahrzehnte auf den größten Teil des Landes aus, während unter den Bischöfen als Oberlandeshauptleuten die Einheit Schlesiens äußerlich gewahrt und der konfessionelle Bruch verschleiert blieb. Die Bi­ schöfe nahmen diese Entwicklung hin, während das Domkapitel zum Zentrum altkirchlichen Widerstandes und Reformwillens wurde. Dabei wirkte es sich nachteilig aus, daß das Kapitel in der Landeshauptstadt, die Bischöfe dagegen in Neisse residierten. Erst seit dem letzten Drit­ tel des Jahrhunderts, als der katholische Volksteil nur noch eine Minderheit der schlesischen Bevölkerung bildete, konsolidierte sich die alte Kirche, und nach 1600 setzten die Gegenrefor­ mation und die tridentinische Erneuerung ein. Gegen heftigen Widerspruch der schlesischen Protestanten wurde 1608 Karl von Österreich zum Bischof gewählt, aber nicht mehr Oberlan­ deshauptmann. Wenig später wurde im schlesischen Majestätsbrief von 1609 neben der katho­ lischen die augsburgische Konfession als gleichberechtigt anerkannt. 1620 brachte jedoch der Sieg Ferdinands II. am Weißen Berg mit dem Triumph des Landesherrn auch den vollen Durch­ bruch zur Gegenreformation und zur Rekatholisierung, die allerdings im Gegensatz zu den Er­ bländern und zu Böhmen nicht zum Abschluß geführt wurde, wohl aber eine neue Blüte des schlesischen Katholizismus heraufführte. Die seit dem 15. Jh. betriebene Herauslösung Bres­ laus aus dem altpolnischen Metropolitanverband erfolgte 1641. Jan Kopiec

7 Außer den in dieser Liste genannten erwähnt die HC für die Zeit von 1448 bis 1648 noch folgenden Weih­ bischof in Bremen, für den sich in der örtlichen Literatur keine Belege finden: 1515-19 H. v. (—>) Hattingen (HC III, 346 [Verden]). 56 Lexikon

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Verzeichnis der Personen nach Diözesen

Bischöfe

1448-1456 1456-1467 1468-1482 1482-1506 1503-1506 1506-1520 1521 -1539 1540-1562 1562-1574 1574-1585 1585-1596 1599-1600 1600-1608 1608-1624 1625-1655 1635-1661

Peter Nowag Jodokus von Rosenberg Rudolf von Rüdesheim Johannes von Roth Johannes Turzo, Koadjutor Ders., Bischof Jakob von Salza Balthasar von Promnitz Kaspar von Logau Martin von Gerstmann Andreas von Jerin Paul Albert Johann von Sitsch Karl von Österreich Karl Ferdinand von Polen (-* Bd. 1648-1803) Johann Balthasar Liesch von Hornau, Administrator (—> Bd. 1648-1803)

Weihbischöfe

seit 1442 seit 1447 seit 1447 1455-1457 1456-vor 1462 1476-1504 1505-1538 1539-1545 1577-1602 1603-1613 1614-1615 1617-1624 1620-1625 1625-1661

Guilelmus de Polonia8 Johannes Erler Bernhard Wenzeslaus von Pransnitz Franz Kuhschmalz Johannes Pelletz Johannes Ambrosii Heinrich von Füllstein Johannes Thiel Adam Weisskopf Georg Scultetus Franz Ursinus Martin Kohlsdorf Karl Weinberger Johann Balthasar Liesch von Hornau (—> Bd. 1648-1803)

BRIXEN (ecclesia Brixinensis)

Ein seit dem 6. Jh. in Sähen als Suffraganbistum von Aquileja bezeugter Bischofssitz wurde im 10. Jh. nach Brixen verlegt. Bei der Einrichtung der bayerischen Kirchenprovinz im Jahre 798 wurde Brixen Suffraganbistum von Salzburg. Das kleine weltliche Territorium der Bischöfe ent­ stand seit dem 11. Jh. aus der Grafschaft an Eisack und Inn, dazu der Herrschaft Veldes in Krain. Es war 1179 voll ausgebildet. Seitdem führten die Bischöfe den Fürstentitel. Angesichts der Umklammerung des Hochstiftes durch die Grafen von Tirol, die seit 1225 die Vogtei inne­ hatten, konnte das kleine Territorium sich nur schwer behaupten. Nach 1360 standen die Bischöfe für gut 200 Jahre häufig in Diensten der Habsburger. Das Landlibell von 1511 band das Hochstift zusammen mit Trient in die Landesdefension ein. Brixen konnte bis zur Säkularisation seine Reichsunmittelbarkeit behaupten, war aber auf den Tiroler Landtagen präsent. Konflikte wegen der geistlichen Jurisdiktion wurden 1605 mit einem Kon­ kordat ausgeräumt. Die Reformation konnte anfangs auch in der Diözese Brixen Fuß fassen, und der Tiroler Bauern­ krieg hatte in Brixen ein Zentrum. Der Protestantismus hielt sich durch das ganze 16. Jh., vor allem im Pustertal, vereinzelt auch beim Adel, während in ländlichen Kreisen das Täufertum vertreten war. 8 Augustiner-Eremit; 16. 5. 1442 Ep. tit. Nicopolitan.; nach HC II, 202, 280 Weihbischof in Olmütz und Bres­ lau; war bei der Konsekration des Olmützer Bischofs J. (—>) Haes in Breslau anwesend.

Verzeichnis der Personen nach Diözesen

787

Durch die Nähe des Trienter Konzils kam es andererseits schon nach 1570 zu geistlichen Refor­ men. Visitationen förderten erhebliche Mißstände beim Klerus zutage. Seitdem erwies sich das Germanikum in Rom für die Bildung der geistlichen Führungsgruppen als zentral. Gegen den Widerstand des Domkapitels unternahm Christoph Andreas von Spaur Anfang des 17. Jh.s durchgreifende Reformen: 1603 regelte eine Synode das Leben des Klerus, die Diözese wurde in zehn Dekanate eingeteilt, 1606 ein Priesterseminar gegründet. Pfarrmatriken hatte man be­ reits im 16. Jh. eingeführt. Die neuen Orden, zuerst die Jesuiten, dann vor allem die Kapuziner, sowie zahlreiche Bruderschaften vertieften das Frömmigkeitsleben der Laien. Die Zahl der Wei­ hen stieg merklich an. Auch die Hofburg wurde als geistliche Residenz nach 1590 ausgebaut. Um die Mitte des 17. Jh.s hatte sich die altkirchliche Erneuerung durchgesetzt. Josef Gelmi

Bischöfe

1444 -1450 1450 - 1464 1464 - 1471 1469 - 1471 1471 - 1488 1482 - 1488 1488 - 1509 1501 - 1509 1509-1521 1521-1525 1526 - 1537 1537-1539 1539 1539 - 1542 1542-1578 1565 - 1578 1578-1591 1580 -1591 1591 - 1600 1601 - 1613 1613 - 1624 1625 - 1627 1627-1628 1629 - 1641 1641-1647 1648 - 1663

Johannes Röttel Nikolaus von Kues Georg Golser, gewählter Bischof Leo von Spaur, ernannter Bischof Georg Golser Melchior von Meckau, Koadjutor Ders., Bischof Christoph von Schrofenstein, Koadjutor Ders., Bischof Sebastian Sprenz Georg von Österreich, Administrator Ders., Bischof B ernhar d von Cles Christoph Fuchs von Fuchsberg Cristoforo von Madruzzo Johann Thomas von Spaur, Koadjutor Ders., Bischof Andreas von Österreich, Koadjutor Ders., Bischof Christoph Andreas von Spaur Karl von Österreich Hieronymus Otto Agricola Daniel Zen Wilhelm von Weisperg Johann Platzgummer Anton Crosini von Bonporto (—> Bd. 1648-1803)

Weihbischöfe9 1442 -1453 seit 1444 1465 -1471 1478 - 1481 1481 - 1513 1514 - 1533 1534 - 1538 1551-1558 1554-1556 1558-1571

Andreas Albertino Caspar Johannes Berger Konrad Reichard Johann Kneufl Albert Kraus Martin Durlacher Hieronymus Schlauch Biagio di Aliprandi

9 Außer den in dieser Liste genannten erwähnt die HC für die Zeit von 1448 bis 1648 noch folgende Weih­ bischöfe in Brixen, für die sich in der örtlichen Literatur keine Belege finden: 1510-17 M. (—>) Jorba (HC III, 340); 1520-22 Cipriano de Charis (HC III, 340; vgl. unter Trient); 1523-37 F. de (—>) Vecchi (HC III, 340); 1528-36 G. (—>) Vascheri (HC III, 340); 1537-39 V. (—>) Negusanti (HC III, 340); 1540 Theodericus, Ep. tit. Gallipolen. (HC III, 147, 340); 1558 Mariano de Maino (HC III, 340; vgl. unter Trient); 1575-95 Gabriel Ale­ xandris Bergomensis OP, Prof, theol., 26. 4. 1566 Ep. tit. Gallesin. (HC III, 200, 340). 56*

788

nach 1572 1580-1590 1591-1593 1594-1597 1598-1623 1624-1648 1648-1681

Verzeichnis der Personen nach Diözesen Giacomo Benuzzi10 Johannes Nas Johann Walser Georg Benignius Simon Feurstein Anton Crosini von Bonporto (—> Bd. 1648-1803) Jesse von Perkhofer (—> Bd. 1648-1803)

CHIEMSEE (ecclesia Chiemensis)

Das 1215/16 vom Salzburger Erzbischof Eberhard auf der Insel Herrenchiemsee gegründete Salzburger Eigenbistum Chiemsee zählte bei seiner Errichtung nur zehn Pfarreien. Sein Gebiet war gänzlich vom Erzbistum Salzburg umschlossen. Die Bischöfe residierten wahrscheinlich ab Anfang des 14. Jh.s in Salzburg, dessen Erzbischöfe das Ernennungsrecht besaßen. Die enge Verzahnung mit dem Erzbistum zeigte sich auch darin, daß von 1438 bis 1508 vier Bischöfe zu­ gleich Salzburger Kanzler waren. Seit 1508 gab es für ein Jahrhundert bürgerliche Bischöfe. Seit 1610 waren sie meist zugleich Salzburger Domherren und fungierten oft als Weihbischöfe des Erzbistums. Bei der Bistumsgründung war festgelegt worden, daß die Rechte des Archidiakons von Chiemsee, der zugleich Propst des Augustinerchorherrenstiftes Herrenchiemsee war, dessen Kirche nun Kathedrale wurde, nicht geschmälert werden sollten. Dies führte vom 15. bis zum Anfang des 18. Jh.s immer wieder zu Auseinandersetzungen. Dabei gelang es den Bischöfen, ihre Rechte weiter auszubauen. Das Bistum Chiemsee wurde 1817/18 aufgehoben. Erwin Naimer

Bischöfe

1438-1453 1453-1467 1467-1477 1477-1495 1495-1502 1502-1508 1508-1526 1526-1535 1535-1536 1536-1557 1558-1589 1589-1609 1610-1618 1619-1624 1624-1643 1644-1670

Silvester Pflieger Ulrich von Plankenfels Bernhard von Kraiburg Georg Altdorfer Ludwig Ebmer Christoph Mendel von Steinfels Berthold Pürstinger Aegidius Rehm Matthäus Lang von Wellenburg, Administrator Hieronymus Meitting Christoph Schlattl Sebastian Cattaneo Ehrenfried von Kuenburg Nikolaus von Wolkenstein Johann Christoph von Liechtenstein Franz Vigil von Spaur und Valör (—► Bd. 1648-1803)

CHUR (ecclesia Curiensis)

Die Anfänge des Bistums Chur und der Christianisierung Rätiens lassen sich bis ins 4. Jh. zu­ rückverfolgen. Bischöfliche Residenz war seit jeher Chur. Ursprünglich zum Metropolitanver­ band Mailand gehörend, wurde Chur langsam ins Frankenreich einbezogen und 843 als Suffra10 Dr. iur. utr.; Priester der Diözese Trient; Sekretär des seit 1569 ständig in Rom lebenden Trienter Bischofs Kardinal G. L. v. (—>) Madruzzo; 1562 Kanonikus in Arco; 1568 Pfarrer von Calavino; 4. 7. 1572 Titularbi­ schof von Beilinas; Zeugnisse über seine Tätigkeit in Trient oder Brixen sind nicht bekannt. - S. Weber 115117.

Verzeichnis der Personen nach Diözesen

789

ganbistum Mainz unterstellt. Seit der Ottonenzeit konnten die Bischöfe ihre weltliche Herr­ schaft ausbauen und als Anhänger des Kaisers im Investiturstreit erweitern. Im Spätmittelalter stellten sich die Stadt Chur und die Gemeinden des Gotteshausbundes ihren Machtansprüchen entgegen. Dies führte zur Anlehnung der Bischöfe an Österreich und zur Entfremdung in Grau­ bünden. Die sich im 16. Jh. ausbreitende Reformation verstärkte diese Tendenz und führte zur Schrumpfung des bischöflichen Territoriums auf den bischöflichen Hof in der reformierten Stadt Chur und der Fürstenburg in Tirol. Zeitweise wahrte nur das Domkapitel die Kontinuität des Bistums. Von kurzen Unterbrechungen abgesehen, residierten die Bischöfe weiterhin in Chur. Die tridentinische Reform wirkte sich erst im 17. Jh. aus. Pierre Louis Surchat

Bischöfe 1441-1456 1456 1456-1458 1458-1491 1491-1505 1505-1509 1509-1541 1542-1549 1550-1565 1565-1581 1581 -1601 1601-1627 1627-1635 1636-1661 1541, 1549, 1565

Heinrich von Hewen, Administrator Antonio de Tosabeciis, ernannter Bischof Leonhard Wismair, gewählter Bischof Ortlieb von Brandis Heinrich von Hewen Paul Ziegler, Administrator Ders., Bischof Lucius Iter Thomas von Planta Beat ä Porta Peter de Rascher Johann Flugi Joseph Mohr Johann Flugi von Aspermont (—> Bd. 1648-1803)

Bartholomäus von Salis, Bischofskandidat

Weihbischöfe

ca. 1459-1467 nach 1464 1471-1473 1477 1479-1488 1491-1500 1501-1538

Johannes Nell P. Antonius de Catiis11 Burkhard Tubenflug Daniel Zehnder Johannes Theodorici Balthasar Brennwald Stephan Tschuggli

EICHSTÄTT (ecclesia Eystettensis)

Das Bistum Eichstätt entstand Mitte des 8. Jh.s nach Organisation der bayerischen Kirche durch Bonifatius wohl aus einem bonifatianischen Eigenkloster. Es wuchs im Laufe des 9. Jh.s in die Kirchenprovinz Mainz hinein, obwohl die Bischöfe im frühen 10. Jh. noch bayerische Landessynoden aufsuchten. Seit 1243 erhoben sie Anspruch auf das Kanzleramt des Mainzer Erzstuhles und damit auf einen Vorrang unter dessen Suffraganbischöfen. Dieses angeblich von Bonifatius dem hl. Willibald verliehene Ehrenvorrecht wurde vom Metropoliten, nicht aber von den übrigen Suffraganen anerkannt. Die Grenzen des Bistums in der Berührungszone von Franken, Bayern und Schwaben wurden weithin von den herrschaftlichen Gegebenheiten be­ stimmt. Bei der Gründung des Bistums Bamberg (1007) wurde der Nordgau rechts der Pegnitz abgetreten. Im wesentlichen haben sich diese Grenzen bis in die Gegenwart erhalten.

11 Kanoniker von Novara; 16. 9. 1464 Titularbischof von Salona und Weihbischof in Chur; weihte am 16. 8. 1471 im Auftrag Bischof O. v. (—>) Brandis die Kirche S. Lorenzo in Soglio. - W. Kundert, in: HS 1/1, 511.

790

Verzeichnis der Personen nach Diözesen

Die Anfänge des Hochstiftes gingen auf eine Forstschenkung Kaiser Arnulfs von Kärnten 888 zurück. Die Bischöfe vergrößerten den Eigenbesitz, als sie 1305 Haupterben des Geschlechts der Hirschberger wurden. In der Folge erlangten sie auch die Herrschaft über ihre Residenz­ stadt. Auf dieser Grundlage gelang der Aufbau eines geistlichen Territoriums, aus dem in der Folge die verbliebenen Herrschaftsträger ausgekauft wurden. Das Hochstift zerfiel in das Un­ tere und Mittlere Stift, einen geschlossenen Gebietskomplex um die Residenzstadt an der mitt­ leren Altmühl sowie Streubesitz. Der Fernbesitz in Österreich und Franken war wenig bedeu­ tend und wurde im Laufe des Spätmittelalters abgestoßen. Eichstätt gehörte zu den kleinsten und finanziell unergiebigsten geistlichen Herrschaften im Reich. Zur Bildung von Landständen kam es nicht, doch verschaffte sich das seit 1477 aus­ schließlich aus adeligen Mitgliedern zusammengesetzte Domkapitel Mitspracherechte in allen wichtigen Fragen. Das Diözesangebiet war auf elf Herrschaftsträger verteilt, die immer wieder versuchten, auf die Bischofswahl Einfluß zu nehmen. Dies begründete eine Abwehrhaltung, deren Hauptziel die Bewahrung der Eigenständigkeit war. Während die Bischöfe des frühen Mittelalters dem hoch­ freien Adel entstammten, wurden seit dem 11. Jh. durchweg Mitglieder des ministerialischen oder reichsritterschaftlichen Adels aus Franken oder Schwaben gewählt. Seit dem ausgehen­ den 15. Jh. geriet Eichstätt in den Wirkungskreis der fürstlichen Reichskirchenpolitik, doch ver­ mochten sich die Wittelsbacher, mit deren bayerischem Herzogtum die Diözese vielfältig ver­ bunden war, sich ebensowenig wie andere Hochadelsfamilien durchzusetzen. Eichstätt blieb eine Domäne des fränkischen und schwäbischen Adels. Seine Inhaber behaupteten ihre Eigen­ ständigkeit durch Rückhalt beim Reich. Nach dem Dreißigjährigen Krieg geriet das Bistum im­ mer mehr in österreichische Abhängigkeit. Der Bauernkrieg und die Reformation wirkten sich im mittleren Altmühlraum sehr aus. Das Bistum büßte fast zwei Drittel seiner Pfarreien ein. Lediglich das Hochstift und die in Bayern gelegenen Teile blieben bei der alten Kirche. Im 17. Jh. gelang unter Bischof Johann Christoph von Westerstetten die teilweise Rekatholisierung, doch verwickelte seine Konfessionspolitik das Bistum in den Dreißigjährigen Krieg, in dem der Ort Eichstätt völlig zerstört wurde. Beim Wiederaufbau erhielt Eichstätt sein Aussehen als geistliche Barockstadt. Alois Schmid

Bischöfe

1445 -1464 1464-1496 1496-1535 1535-1539 1539-1552 1553 -1560 1560-1590 1591-1595 1594-1595 1595-1612 1612-1637 1637-1685

Johann von Eych Wilhelm von Reichenau Gabriel von Eyb Christoph zu Pappenheim Moritz von Hutten Eberhard von Hirnheim Martin von Schaumberg Kaspar von Seckendorff Johann Konrad von Gemmingen, Koadjutor Ders., Bischof Johann Christoph von Westerstetten Marquard Schenk von Castell (—> Bd. 1648-1803)

Weihbischöfe 1437-1449 1464-1475 1477-1486 1486-1497 1498-1511 1512 1514-1526

Petrus Ulmer Leonhard Pilhamer Kilian Pflüger Jakob Raschauer Kaspar Tobritsch Leonhard Gans12 Fabian Weickmann

12 Am 6. 8. 1512 von Bischof G. v. (^) Eyb zum Generalvikar und Weihbischof in Eichstätt bestimmt; er wurde jedoch nicht geweiht und ist in der Funktion kein einziges Mal nachzuweisen.

Verzeichnis der Personen nach Diözesen 1530-1540 1540-1570 1570-1589 1590-1601 1603 -1611 1612-1634

791

Anton Braun Leonhard Haller Wolfgang Holl Lorenz Eiszepf Martin Lyresius Georg Christoph Rösch

ERMLAND (ecclesia Warmiensis)

Die Diözese wurde 1243 zusammen mit den anderen drei Bistümern des Deutschordenslandes Preußen vom päpstlichen Legaten Wilhelm von Modena errichtet. Dieser war vom Papst als dem obersten Landesherrn auch mit der Ordnung der Herrschaftsverhältnisse im Gebiet der Preußenmission beauftragt. In realer Einschätzung der Lage unterstützte er den Orden und überließ ihm wie in den anderen Diözesen zwei Drittel des Diözesangebiets als Landesherr, während der jeweilige Bischof im restlichen Drittel landesherrliche Rechte erhielt. Im weiteren Verlauf teilte dieser sein Herrschaftsgebiet im Verhältnis zwei zu eins mit seinem Domkapitel. Im Unterschied zu den drei anderen altpreußischen Domkapiteln war das ermländische nicht dem Deutschen Orden inkorporiert. Daher konnte das Hochstift Ermland in inneren Angelegen­ heiten eine relative Selbständigkeit bewahren. Seit 1246 gehörte Ermland wie die übrigen neuen Bistümer Preußens und Livlands zur Kir­ chenprovinz Riga. Nach deren Untergang im Jahre 1566 war die Diözese de facto exemt. Bei der politischen Neuordnung des Preußenlandes im Zweiten Thorner Frieden (1466) ging die bis dahin vom Deutschen Orden ausgeübte Schirmherrschaft über das Hochstift Ermland auf den König von Polen über. Der Vertrag von Petrikau (1479) schränkte die Selbständigkeit des Hochstifts dadurch erheblich ein, daß es in das Königreich Polen („ad corpus et unionem Poloniae regni“) „inkorporiert“ wurde. Wie zuvor der Deutsche Orden nahm jetzt der polnische König auf die Bischofswahl Einfluß. Sie wurde im zweiten Vertrag von Petrikau (1512) in der Weise geregelt, daß der König vier Mitglieder des Domkapitels, die in Preußen geboren (indigenae) sein mußten, nominieren konnte. Das ermländische Domkapitel hielt stets an der förmli­ chen Wahl fest, auch wenn der König jeweils seinen Kandidaten durchzusetzen vermochte. Ge­ genüber den Bestrebungen, die Diözese kirchenrechtlich der Kirchenprovinz Gnesen einzuglie­ dern, konnte sie ihre Zuordnung unter das Erzbistum Riga und nach 1566 ihre Exemtion be­ haupten. In der Reformation blieb das Hochstift Ermland infolge seiner Verbindung mit Polen katho­ lisch. Durch die Einführung der Reformation im Herzogtum Preußen verloren die ermländi­ schen Bischöfe de facto die kirchliche Jurisdiktion im herzoglichen Anteil ihrer Diözese. Sie wurde jedoch im 17. Jh. grundsätzlich wieder anerkannt und mit päpstlicher Bestätigung 1617 auf das Gebiet der in der Reformation untergegangenen Diözese Samland ausgedehnt. Dement­ sprechend führten manche Bischöfe seit Waclaw Leszczynski auch den Titel „Bischof von Sam­ land“. Infolge der ersten Teilung Polens fiel das Hochstift 1772 an das Königreich Preußen. Hans-Jürgen Karp

Bischöfe

1424-1457 1457-1458 1458-1466 1466-1467 1467-1489 1489-1512 1512-1523 1523 -1537 1538-1548 1549-1550 1551 -1579

Franz Kuhschmalz Enea Silvio Piccolomini Paul Stange von Legendorf, Administrator Ders., Bischof Nikolaus von Tüngen Lukas Watzenrode Fabian von Lossainen Mauritius Ferber Johannes Dantiscus Tiedemann Bartholomäus Giese Stanislaus Hosius

792

1570-1579 1579-1589 1584-1589 1589-1599 1600 -1604 1605-1621 1621-1633 1633-1643 1643 1644-1659

Verzeichnis der Personen nach Diözesen Martin Kromer, Koadjutor Ders., Bischof Andreas Bathory, Koadjutor Ders., Bischof Piotr Tylicki Szymon Rudnicki Johann Albert Wasa Mikolaj Szyszkowski Jan Karol Konopacki, gewählter Bischof Waclaw Leszczynski (—> Bd. 1648-1803)

Weihbischöfe

1499-1532 1624-1648 1648-1665

Johannes Wilde Michal Erazm Dzialynski Wojciech Pilchowicz (—► Bd. 1648-1803)

FREISING (ecclesia Frisingensis) Das Bistum Freising wurde 739 wie die anderen altbayerischen Bistümer durch Bonifatius und Herzog Odilo gegründet. Es besaß das Gebiet zwischen Inn und Lechrain sowie das entlegene Innichen im Tiroler Pustertal und seit dem Ende des 10. Jh.s Bischofslak im slowenischen Krain. Die Ausdehnung nach Südosten führte zu Spannungen mit Salzburg und Aquileja. 798 wurde Freising Suffraganbistum von Salzburg. Bischof Otto (1138-58) war einer der bedeu­ tendsten Chronisten des Mittelalters und Gründer zahlreicher Prämonstratenserklöster. Im 12. Jh. war die Archidiakonatsverfassung voll ausgebildet. 1315 gab es 233 Pfarreien, 544 Filialkir­ chen, 7 Kollegiatstifte und 14 Klöster. Das kleine, z. T. zersplitterte Stiftsterritorium wurde erst im 13. und 14. Jh. aufgebaut. Dazu kamen bedeutende Grundherrschaften in Österreich, Tirol, Kärnten und Krain. Den wittelsbachischen Herzögen gelang es zwar nicht, Freising zum landständischen Bistum umzuwandeln, doch versuchten sie seit dem Spätmittelalter das Hochstift unter ihre Kontrolle zu bringen, indem sie die Wahl von Parteigängern oder Mitgliedern der herzoglichen Familie zu Bischöfen durchsetzten. Dies gelang erstmals mit dem befähigten Johann Grünwalder, doch konnte sich das Domkapitel in einzelnen Fällen immer wieder gegenüber seinem mächtigen Nachbarn behaupten. Seit dem 16. Jh. wurden die Geschicke des Bistums durch die Religions­ politik der bayerischen Herzöge bestimmt, die sich seit Albrecht V. auf die Seite der alten Kir­ che stellten und für deren Erneuerung wirkten. Daher faßte die Reformation keine tieferen Wur­ zeln. Seit dem späten 16. Jh. entwickelte sich eine reiche religiöse Kultur. Nach der Säkularisa­ tion ging das Bistum Freising durch das Konkordat von 1817 in das Erzbistum München und Freising ein. Red.

Bischöfe 1448-1452 1453-1473 1474-1495 1496 -1498 1497-1499 1499-1541 1540 1541-1552 1552-1559 1560-1566 1566-1612 1613-1618

Johann Grünwalder Johann Ihlbeck Sixtus von Tannberg Ruprecht bei Rhein, Administrator Philipp bei Rhein, Administrator Ders., Bischof Heinrich bei Rhein, Koadjutor Ders., Bischof Leo Lösch von Hilkershausen Moritz von Sandizell Ernst von Bayern Stephan von Seiboldsdorf

793

Verzeichnis der Personen nach Diözesen

1618 - 1651 1642 - 1651

Veit Adam Gepeckh von Arnbach (—> Bd. 1648-1803) Albrecht Sigmund, Herzog von Bayern, Koadjutor (-* Bd. 1648-1803)

Weihbischöfe

1415-1449 1449 1457-1474 1477 seit 1475 1482-1483 1484-1497 1495-1515 1517-1522 1523 -1527 1529-1548 1548-1568 1569-1580 1581-1629 1630-1663

Albertus Petrus Ulmer Johannes Frey Johannes13 Johannes Berger Erasmus Berchinger Ulrich Pranberger Mathias Schach Konrad Mair14 Augustin Mair Johann Peter Stoll Oswald Fischer Sebastian Haidlauf Bartholomäus Scholl Johann Fiernhammer (—► Bd. 1648-1803)

GURK (ecclesia Gurcensis)

Die Weihe des ersten Gurker Bischofs 1072 in Gurk durch den Salzburger Erzbischof Gebhard bildete den Schlußpunkt der Bestrebungen Salzburgs zur Errichtung eines Suffraganbistums in Kärnten. 1072 wurde Gurk Eigenbistum der Salzburger Metropole. Es knüpfte an die Institution des salzburgischen Chorbistums in Karantanien seit der Mitte des 8. Jh.s an. Erst einige Jahrzehnte später erhielt die Neugründung einen bescheidenen, bis 1218 voll ausge­ bildeten Diözesansprengel und den üblichen Zehnten von Salzburg zuerkannt. Ein Domkapitel wurde 1123/24 errichtet. Der weltliche Herschaftsbereich der Bischöfe bestand aus mehreren Güterkomplexen in Kärnten, der Untersteiermark und in Krain. Er bildete das Erbe aus dem Gurker Nonnenkloster, das aufgelöst und dessen Fundation vom Erzbischof für den Bischof und das Kapitel bestimmt worden war. Von der Mitte des 14. bis ins frühe 19. Jh. übten die Bischöfe z. T. bedeutsame administrative, politische und diplomatische Funktionen im Dienste der habsburgischen Landesfürsten aus. Während der dadurch bedingten Abwesenheiten nahmen Weihbischöfe die bischöflichen Funktionen, weltliche Administratoren gelegentlich die Temp oralienVerwaltung wahr. 1535 re­ gelte ein Vertrag zwischen dem Erzbistum und dem Hause Habsburg die Besetzung des Bistums in der Weise, daß künftig je zweimal der Landesfürst und einmal der Erzbischof den Bischof nominierte. Für die zweite Hälfte des 16. Jh.s ist zwar die starke Verbreitung des Utraquismus belegt, wäh­ rend das Luthertum nur eine geringe Rolle spielte. Die Stabilisierung der alten Kirche erfolgte seit dem späten 16. Jh. Die eigentliche tridentinische Erneuerung setzte in Kärnten seit dem Ende des 17. Jh.s ein. Peter G. Tropper

Bischöfe 1433 - 1453 1453 - 1469 1470 - 1474

Johannes Schallermann Ulrich Sonnenberger Sixtus von Tannberg

13 Ep. tit. Sardicensis und Weihbischof in Freising; 1477 Kirchen- und Altarweihe im Augustinerchorher­ renstift Rottenbuch belegt; t frühestens 1477. - C. Meichelbeck-A. Baumgärtner 587. 14 Aus dem Klerus von Augsburg; Mag. art.; 21. 7. 1517 Titularbischof von Salona und Weihbischof in Frei­ sing; + 1522. - J. Schlecht, Analecta 48 f.

794

1474-1487 1490-1495 1491-1505 1501-1505 1505-1522 1522-1526 1522-1526 1526-1540 1540-1551 1552- 1555 1556-1573 1574-1603 1603-1630 1630-1643 1644-1652

Verzeichnis der Personen nach Diözesen

Lorenz von Freiberg Georg von Kolberg, gewählter Bischof Raimund Peraudi Matthäus Lang von Wellenburg, Koadjutor Ders., Bischof Hieronymus Baibus Antonius von Salamanca-Hoyos, Koadjutor Ders., Administrator Ders., Bischof Johann von Schönburg Urban Sagstetter Christoph Andreas von Spaur Johann Jakob von Lamberg Sebastian Bartholomäus von Lodron Franz von Lodron (—> Bd. 1648-1803)

Weihbischöfe 1491-1512 1581-1590 1593-1611 1614-1627 1628-1637

Nikolaus Kaps Anton Manicor Karl Grimming Sixtus Carcanus Hieronymus Strasser

HALBERSTADT (ecclesia Halberstadensis)

Vermutlich 802 von Bischof Hildegrim I. zum Sitz seines Missionbezirkes gemacht, wurde das Bistum Halberstadt um 804 von Karl d. Gr. gegründet, ohne einen eigenen Bischof zu erhalten. Nach dem Tod Hildegrims I., der auch Bischof von Chälons war, erhielt Halberstadt 827 mit Hildegrims Neffen Thiadgrim den ersten eigenen Bischof. Der Dom St. Stephan wurde 857 durch Hildegrim II. eingeweiht. Die ursprünglichen Grenzen des Bistums waren Elbe, Saale, Unstrut, Oker, Harz und Milde. Schon früh kam es zur Abtretung von Gebieten an Magdeburg und Merseburg, wie überhaupt die Geschichte des Bistums Halberstadt durch ein Ringen um Rechte und Besitz mit den Nachbarterritorien gekennzeichnet ist. Seit der Wahl des Magdeburger Erzbischofs Ernst II. von Sachsen zum Koadjutor von Halber­ stadt 1479 blieb das Stift bis 1566 mit dem Erzbistum Magdeburg verbunden. Das Domkapitel erhoffte wohl durch das mächtigere Magdeburg und die Wahl des Wettiners Ernst von Sachsen auf Schutz und Erlaß der Schulden, vor allem aber durch teilweise Abwesenheit des Koadju­ tors auf größere Selbständigkeit, da die Diözese Halberstadt Teile der Kurmark (Altmark), wettinische Gebiete (Teile Thüringens, Territorien der Grafen von Stolberg-Werningerode und der Edlen von Querfurt), die Grafschaft Mansfeld, das ehemalige Fürstentum Braunschweig-Wol­ fenbüttel und Territorien anhaltinischer Fürsten umfaßte. 1541 war fast das gesamte Bistum evangelisch. Versuche einer Rekatholisierung durch die Je­ suiten blieben erfolglos. 1648 wurde das Bistum aufgehoben. Josef Pilvousek

Bischöfe 1437-1458 1458-1479 1479-1513 1513-1545 1523-1545 1545-1550 1550-1552 1552-1566

Burkard von Warberg Gebhard von Hoym Ernst zu Sachsen, Administrator Albrecht von Brandenburg, Administrator Johann Albrecht von Brandenburg-Ansbach, Koadjutor des Administrators Ders., Administrator Friedrich von Brandenburg, Administrator Sigismund von Brandenburg, Administrator

Verzeichnis der Personen nach Diözesen 1566-1613 1627-1662

795

Heinrich Julius von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel, Administrator Leopold Wilhelm von Österreich (—> Bd. 1648-1803)

Weihbischöfe15

1438-1452 1459-1466 1471 seit 1478 1484 1500-1506 1503 1513 1514-1538 seit 1519 1539 1539-1547 1550

Johann Schedemeker Johannes Sartoris Hermann Molitoris Levinus Brunstorp Johannes von Wernigerode16 Matthias Kanuti Martinus de Fürstenwalde17 Albert Polonus18 Heinrich Lencker Bernhard von Sachsen-Lauenburg Michael Vehe, ernannter Weihbischof Johannes Mensing Johannes Alberti

HAVELBERG (ecclesia Havelbergensis) Das Bistum Havelberg wurde 948 durch Kaiser Otto d. Gr. vor der Einmündung der Havel in die Elbe für die Slawenmission gegründet und Mainz, 968 stattdessen Magdeburg als Suffragan­ bistum unterstellt. Nach dem Wendenaufstand wurde es erst 1149/50 wiederbegründet. Das Domkapitel lebte seitdem nach der Prämonstratenserregel. Das Bistum verfügte über ansehnli­ chen Grundbesitz. Zunächst reichsunmittelbar, geriet es seit dem 14. Jh. zunehmend und 1427 endgültig in die Abhängigkeit der Kurfürsten von Brandenburg. Das Diözesangebiet lag zur Hauptsache in der Prignitz und in der erst 1524 der Mark eingegliederten Herrschaft Ruppin, umfaßte darüber hinaus aber auch Teile des Herzogtums Mecklenburg. Bischofsresidenz wurde schon im 13. Jh. Wittstock. Nachdem Kurfürst Friedrich II. 1447 das Nominationsrecht für die in Kurbrandenburg gelegenen Bischofsstühle erworben hatte, erfolgte der weitere Ausbau der landesherrlichen Kirchenhoheit. Nach der Hinwendung Kurfürst Joachims II. zur Reformation setzte diese sich im Bistum durch, und das Domkapitel wählte seit 1553 evangelische Kandida­ ten. 1571-98 wurde das Bistum dem Kurfürstentum einverleibt. Das Domkapitel blieb als evangelisches Stift bis 1819 bestehen. Felix Escher

Bischöfe 1427 - 1460 1460 - 1487 1487 - 1493 1494-1501 1501 - 1520 1521-1522 1522 1522-1548

Konrad von Lintorff Wedigo Gans zu Putlitz Busso von Alvensleben Ottovon Königsmarck Johannes von Schlabrendorff Hieronymus Schultz Busso von Alvensleben, gewählter Koadjutor Ders., Bischof

15 Außer den in dieser Liste genannten erwähnt die HC für die Zeit von 1448 bis 1648 noch folgenden Weih­ bischof in Halberstadt, für den sich in der örtlichen Literatur keine Belege finden: 1420/52 Joannes, Ep. tit. Salmastren. (HC I, 430, II, 278; danach auch in Brandenburg). 16 Dominikaner; 7. 4. 1484 Titularbischof von Budua und Weihbischof in Halberstadt (HC II, 112, 278). 17 Dominikaner; 26. 11. 1503 Titularbischof von Acre und Weihbischof in Halberstadt und Verden (HC III, 92, 345). 18 Dominikaner; 1513 Titularbischof von Acre und Weihbischof in Halberstadt (HC III, 92, 345). 19 Dominikaner; 27. 6. 1550 Titularbischof von Tripolis und Weihbischof in Halberstadt; Prof, theol. (HC III, 319, 345).

796

Verzeichnis der Personen nach Diözesen

Weihbischöfe 1462-1472 1471 seit 1481 1495-1499

Michael de Renteien Hermann Molitoris Johannes Velmecker Johannes Wilde

HILDESHEIM (ecclesia Hildesemensis) Die Gründung des Bistums Hildesheim erfolgte im Zuge der Eingliederung Sachsens in das Frankenreich unter den Karolingern. Ludwig d. Fromme gab den von Karl d. Gr. vorgesehenen Bischofssitz Elze für ein ostfälisches Bistum auf und verlegte ihn 815 an das zentraler gelegene Hildesheim. Das Diözesangebiet wurde im Westen durch die Leine, im Osten durch die Oker begrenzt; es reichte im Norden bis zur Aller, im Süden bis an den Harz. Das der Mainzer Kir­ chenprovinz angehörende Bistum unterhielt enge Beziehungen zum austrasischen Reims, wo­ her auch der erste Bischof, Gunthar (815-834[?]), kam. Unter den frühen Bischöfen ragte der Liudolfinger Alfrid (851-874) hervor. Die enge Bindung an die Ottonen, für die Hildesheim als Heimatdiözese galt, und die Salier, deren Pfalzbezirk in Goslar zum Diözesansprengel gehörte, trug zu seiner kulturellen Blüte bei, die unter den Bischöfen Bernward (993-1022) und Gode­ hard (1022-38) ihren Höhepunkt erreichte. Die Hildesheimer Domschule und das Domkapitel galten um die Jahrtausendwende als „Pflanzschule des Reichsepiskopates“. 1030 wurden auf dem Merseburger Hoftag Streitigkeiten mit dem Erzbischof von Mainz um den kirchlichen Be­ sitz des Reichsstiftes Gandersheim zugunsten Hildesheims beigelegt; damit wurde die Diöze­ sangrenze gegenüber Mainz endgültig festgelegt. Bischof Hezilo (1054-79) konsekrierte 1061 nach der Zerstörung des Altfrid-Baus den dritten Dom, der bis zum Zweiten Weltkrieg bestand. Früh bemühten sich die Hildesheimer Bischöfe um den Ausbau ihrer Landesherrschaft. Diese beschränkte sich im wesentlichen auf das Gebiet zwischen der mittleren Leine und der Oker und erreichte im 15. Jh. nach dem Erwerb von Teilen der Herrschaften Everstein und Homburg südlich und östlich von Hameln unter Bischof Magnus ihre größte Ausdehnung. Der Stadt Hil­ desheim gelang es, sich der bischöflichen Landesherrschaft weitgehend zu entziehen, ohne den Status einer freien Reichsstadt zu erlangen. Seit dem 14. Jh. residierten die Bischöfe vor­ nehmlich in den gegen die Stadt errichteten Trutzburgen Steuerwald und Marienburg. Das Hil­ desheimer Stift war von weifischen Stammlanden umgeben, was zu wiederholten Auseinan­ dersetzungen mit den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg führte. Diese kulminierten in der Hildesheimer Stiftsfehde (1519-23), die mit dem Verlust des größten Teils des Hochstiftes en­ dete. Die bischöfliche Landesherrschaft beschränkte sich einstweilen auf das Kleine Stift.

Nach 1520 breitete sich, z. T. mit Förderung der Landesherren, die Reformation aus. 1542 trat die Stadt Hildesheim zum Protestantismus über, der von hier aus auch in das Kleine Stift ein­ drang; das welfischer Herrschaft unterstehende Große Stift wurde in der zweiten Hälfte des 16. Jh.s nach dem Tod des katholischen Herzogs Heinrich d. J. von Braunschweig-Wolfenbüttel evangelisch. Katholisch blieben das Domkapitel, eine Reihe von Stiften und Klöstern in der Stadt Hildesheim sowie einige Orte im Kleinen Stift. Die Ausbreitung der Reformation wurde durch die Abwesenheit der Bischöfe begünstigt. Erste Versuche zur Sicherung der katholischen Restbestände und vorsichtige Rekatholisierungsmaßnahmen erfolgten durch Bischof Burchard von Oberg, der die Wahl eines Wittelsbacher Prinzen vorbereitete. Mit Ernst von Bayern begann die Reihe der Wittelsbacher Herzöge auf dem Hildesheimer Bischofsstuhl, die mit kurzer Unter­ brechung fast 200 Jahre andauerte, den katholischen Besitzstand sicherte und das Stift vor der Säkularisation bewahrte. Hildesheim blieb eine katholische Enklave im weitgehend protestan­ tischen Norddeutschland. 1643 fiel das Große Stift wieder unter bischöfliche Herrschaft; auf­ grund der Normaljahrsbestimmungen des Westfälischen Friedens war eine Rekatholisierung dieses Gebietes jedoch ausgeschlossen. Bis zur Säkularisation 1802 herrschten die Hildeshei­ mer Bischöfe, deren geistliche Jurisdiktion auf die katholischen Reste in ihrem Stiftsgebiet be­ schränkt war, über eine mehrheitlich protestantische Bevölkerung. Hans-Georg Aschoff

Verzeichnis der Personen nach Diözesen

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Bischöfe 1424-1452 1452 1452-1458 1458-1471 1472-1481 1481-1502 1502-1504 1504-1527 1528-1530 1530-1531 1531 -1537 1538-1551 1554-1556 1559-1573 1573-1612 1611-1612 1612-1650 1633 1633-1650

Magnus von Sachsen-Lauenburg Bernhard von Rohr, ernannter Administrator Bernhard von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel Ernst von Schaumburg Henning von Haus Berthold von Landsberg Erich von Sachsen-Lauenburg Johann von Sachsen-Lauenburg Balthasar Merklin, gewählter Bischof Ders., Administrator Otto von Schaumburg, postulierter Bischof Valentin von Tetleben Friedrich von Schleswig-Holstein Burchard von Oberg Ernst von Bayern Ferdinand von Bayern, Koadjutor (—> Bd. 1648-1803) Ders., Bischof Franz Wilhelm von Wartenberg, Administrator (—► Bd. 1648-1803) Max Heinrich von Bayern, Koadjutor (^ Bd. 1648-1803)

Weihbischöfe20 seit 1428 seit 1477 1478-1480 1502-1508 1540 —1543(?) seit 1592 seit 1619

Johannes Christiani von Schleppegrell Johannes Tideln Berthold von Oberg Ludwig von Siegen Balthasar Fannemann Nikolaus Arresdorf Johannes Pelcking

KAMMIN (ecclesia Caminensis) Das Bistum Kammin ist das kirchenorganisatorische Ergebnis der Bekehrungsarbeit Bischof Ot­ tos I. von Bamberg (1102-39) bei den westslavischen Pomoranen und Lutizen im Herrschaftsbe­ reich des Pommernherzogs Wartislaw I. in den Jahren 1124/25 und 1128. Die Diözese wurde nach dem Tod des Pommernmissionsars (1139) 1140 durch Weihe ihres ersten Bischofs Adal­ bert von Papst Innozenz II. mit Sitz in Wollin errichtet. Mit der Verlegung des Bischofssitzes nach Kammin (um 1175) waren umfangreiche Privilegierungen seitens der Pommernherzöge verbunden, die den Bischöfen, zumal nach dem Erwerb eines Stiftsterritoriums, zunächst 1240 im Lande Stargard, seit 1248 im Lande Kolberg, eine relativ selbständige politische Stellung sicherten. Den Bischöfen gelang es im 13. Jh., die Diözesangrenzen erheblich auszudehnen, so daß ihr Jurisdiktionsbezirk außer dem Herzogtum Pommern - ohne Stralsund (Diözese Schwe­ rin) und der Insel Rügen (Bistum Roeskilde) - Teile Westmecklenburgs (mit Güstrow) und der Mark Brandenburg (Uckermark, Neumark) umfaßte. Enea Silvio Piccolomini zählte Kammin zu den größten Diözesen des spätmittelalterlichen Deutschland. Die 1188 von Papst Clemens III. verliehene Exemtion konnte gegen Magdeburg und Gnesen erfolgreich behauptet werden. Seit der 2. Hälfte des 14. Jh.s sahen sich die Bischöfe jedoch dem steigenden Druck der Pommern­ herzöge ausgesetzt, die ihre durch mehrfache Verträge abgesicherte Schirmhoheit, obwohl Bi­ schof Magnus von Sachsen-Lauenburg (1410-24) im Jahre 1417 von Kaiser Siegmund belehnt 20 Außer den in dieser Liste genannten erwähnt die HC für die Zeit von 1448 bis 1648 noch folgende Weih­ bischöfe in Hildesheim, für die sich in der örtlichen Literatur keine Belege finden: nach 1430 Johannes Valtemplini (HC I, 339, II, 278; vgl. unter Naumburg); Joannes Winkelmann OFM, 28. 11. 1436 Ep. tit. Darien. (HC II, 143 u. 278); 1498-99 Conradus Antonii OP (HC II, 144, 278; vgl. unter Verden); 1512-24 Arnoldus Cancrinus OESA, Ep. tit. Missinen. (HC III, 345).

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Verzeichnis der Personen nach Diözesen

und Kammin fortan in der Reichsmatrikel geführt wurde, zur förmlichen Landeshoheit auszu­ bauen versuchten. Das Ringen um den rechtlichen Status des Bistums trat in der Reformations­ zeit in seine letzte Phase. Nach dem Tod Bischof M. Weihers (1556) endgültig dem lutherischen Bekenntnis zugeführt, diente es nur mehr zur Versorgung von Familienangehörigen des Grei­ fenhauses, zuletzt 1637-48 des Neffen des letzten Pommernherzogs Bogislaw XIV, Herzog Ernst Bogislaw von Croy. Im Westfälischen Frieden fiel das Stift an Kurbrandenburg. Jürgen Petersohn

Bischöfe

1446 -1468 Henning Iwen 1478-1482 Marinus de Fregeno 1482-1485 Angelo Geraldini 1485-1498 Benedikt von Waldstein 1498 Martin Carith, Koadjutor 1498-1521 Ders., Bischof 1519-1521 Erasmus von Manteuffel, Koadjutor 1521-1544 Ders., Bischof 1545-1549 Bartholomäus Suawe 1551 -1556 Martin von Weiher Bis 1637 war der Titel „Episcopus Caminensis“ durch die Herzöge von Pommern weiterhin in Gebrauch.

Weihbischöfe21 seit 1436 seit 1446 1456-1461 1462-1472 1495 -1499

Heinrich Woggersin Wichmann Albrecht Katschen Michael de Renteien Johannes Wilde

KÖLN (ecclesia Coloniensis)

Christliche Zeugnisse finden sich bereits im römischen Köln des 4. Jh.s. Der erste Bischof Ma­ ternus ist für 313 bezeugt. Ob die Inbesitznahme Kölns durch die Franken eine Lücke in der bischöflichen Leitung der Gemeinde hervorrief, ist ungewiß; jedenfalls enthält die Bischofsli­ ste für die Jahre nach 397 (Tod des hl. Severin) bis 565/567 keine Namen. Die kirchliche Er­ neuerung wurde durch Bischof Carentius eingeleitet und von den fränkischen Herrschern un­ terstützt. Die Stellung eines Erzbischofs nahmen die Kölner Oberhirten seit karolingischer Zeit ein. Schon vorher hatte die Bindung der Kölner Kirche an König und Reich eingesetzt. Sie wur­ de mit der Schenkung von Königsgut belohnt. Seit dem 10. Jh. - Erzbischof Bruno I. (953-965) war ein Bruder Kaiser Ottos I. - nahmen die Erzbischöfe als Reichsfürsten und später als Kö­ nigswähler (Kurfürsten) im politischen Leben wie innerhalb des Reichsepiskopates (Vorrecht der Königskrönung, Erzkanzleramt für Italien) eine herausragende Position ein. Ihre Stellung als Stadtherr von Köln ging allerdings 1288 in der Schlacht von Worringen verloren. Ihre über­ ragende Bedeutung spiegelte sich u. a. in den verschiedenen Dombauten (Grundlegung des go­ tischen Domes 1248 durch Konrad von Hochstaden). Seit 1480 besaßen die Erzbischöfe die Stellung eines Legatus natus. Im Prozeß der Territorialbildung konnten die Erzbischöfe seit dem 12. Jh. ihre Gebietsherr­ schaft zwar ausbauen, doch blieb diese in drei Blöcke aufgeteilt: das linksrheinische Erzstift 21 Für die Jahre 1490 und 1491 ist im Bistum Kammin ohne Namensnennung ein ,suffraganeus‘ bei der Er­ teilung von Klerikerweihen belegt. - Registrum administrationis episcopatus Caminensis, während der Jahre 1489-1494 geführt vom Cantor und Bisthums verweset Georg Putkammer, ed. R. Klempin, Diplomatische Beiträge zur Geschichte Pommerns aus der Zeit Bogislafs X. (Berlin 1859) 31ff., Nr. 230, 337, 340, 368, 373, 379, 382,402,409,410.

799

Verzeichnis der Personen nach Diözesen

Köln, das Herzogtum Westfalen und das Vest Recklinghausen. Das Streben der Erzbischöfe zur Ausbildung einer territorialen Großmacht im Westen des Reiches scheiterte mit dem Ausgang der Soester Fehde (1444-49) endgültig. Die Versuche der Erzbischöfe Hermann von Wied und Gebhard Truchseß von Waldburg, den geistlichen Kurstaat Köln der Reformation zuzuführen bzw. aus ihm ein weltliches Fürstentum zu machen, scheiterten am politischen Einsatz des Kaisers und am Widerstand altkirchlicher Kräfte, besonders der Stadt Köln, ihrer Universität und des Domkapitels. Unter Erzbischöfen aus dem Hause Wittelsbach wurde das Erzbistum seit 1583 fest in die katholisch gebliebene Germania Sacra eingefügt und für die Reichskirche ein Zentrum des erneuerten Katholizismus. Erwin Gatz

Kurfürst-Erzbischöfe

1414-1463 1464 -1480 1480-1508 1509-1515 1515-1547 1535-1546 1546-1547 1547-1556 1557-1558 1560-1562 1562-1567 1567-1577 1580-1583 1583-1612 1596-1612 1612-1650 1642-1650

Dietrich von Moers Ruprecht bei Rhein Hermann von Hessen Philipp von Daun-Oberstein Hermann zu Wied Adolf von Schaumburg, Koadjutor Ders., Administrator Ders., Kurfürst-Erzbischof Anton von Schaumburg Johann Gebhard von Mansfeld Friedrich zu Wied, gewählter Kurfürst-Erzbischof Salentin von Isenburg Gebhard TYuchseß von Waldburg Ernst von Bayern Ferdinand von Bayern, Koadjutor (—► Bd. 1648-1803) Ders., Kurfürst-Erzbischof Max Heinrich von Bayern, Koadjutor (—> Bd. 1648-1803)

Weihbischöfe

1434-1457 1446-1452 1469-1486 1481-1482 seit 1481 1482-1503 1504-1519 1520-1521 1519-1537 1539-1556 1550-1577 1557 1557-1563 1574-1587 1588-1600 1601-1605 1606-1616 1616-1638 seit 1619 1640-1661

Johannes Schleeter Hilger de Burgis Heinrich von Rübenach Heinrich von Unkel Johannes Velmecker Johann Spender Theodor Wichwael Johannes Meier Quirin op dem Veld von Willich Johann Nopel d. Ä. Johannes Kridt Eberhard Billick22 Johann Pennarius Theobald Craschel Laurentius Fabritius Johann Nopel d. J. Theodor Riphaen Gereon Otto von Gutmann zu Sobernheim Johannes Pelcking Georg Pauli-Stravius (—► Bd. 1648-1803)

22 Karmelit; wird in HC III, 367 als Weihbischof in Köln geführt; nicht konsekekriert; + 12. 1.1557.

800

Verzeichnis der Personen nach Diözesen KONSTANZ (ecclesia Constantiensis)

Wahrscheinlich standen die ersten Bischöfe von Konstanz gegen Ende des 6. Jh.s im Dienst eines Herzogs. Während der Herzog der Alemannen in Überlingen Hof hielt, saß sein Bischof in der alten römischen Siedlung Constantia. Das Herrschaftsgebiet des Herzogs bildete zugleich den Wirkungsbereich seines Hofbischofs. Zwar prägte das Erbe der römischen Zeit das Land südlich von Bodensee und Hochrhein. Ob es indes ein Fortleben christlicher Gemeinden gab, bleibt mit Ausnahme von Zurzach offen. Das nördliche Alemannengebiet war dünn besiedelt. So verklammerte die Bischofssiedlung am Bodensee Gebiete unterschiedlicher Prägung. Wahrscheinlich überließ der fränkische König Dagobert I. (623-639) dem Bischof Fiskalland. Im 7. und 8. Jh. war das Bistum öfter und für längere Zeit mit den Abteien St. Gallen und Reichenau kumuliert. Diese Klöster bestimmten auch den Einflußbereich des Bischofs und damit die späteren Diözesangrenzen. Während die Ottonen im 10. Jh. nur wenig auf den Bischofssitz einwirkten, wuchs der Einfluß der Herzöge von Schwaben. Bedeutend war der Einfluß der Sa­ lier; auch die Staufer unterstellten das Bistum ihrem Protektorat. Die 1155 von Barbarossa be­ stätigten Diözesangrenzen galten bis zum Anfang des 19. Jh.s. Seit der Mitte des 12. Jh.s ist auch die Gliederung in Archidiakonate und Dekanate erkennbar. Während der Herrschaft der Habs­ burger im Raum der Diözese entstammten mehrere Bischöfe dieser Familie oder ihrer Klientel. Danachwuchs der Einfluß der Päpste. Im ausgehenden 15. Jh. kam es zum „Konstanzer Bistums­ streit“, als die römische Kurie gegen den Wortlaut des Wiener Konkordates das Bistum ihrem Kandidaten verlieh. Der vom Domkapitel gewählte und von Kaiser Friedrich III. favorisierte wurde erst nach dem Tod des päpstlichen Kandidaten von der römischen Kurie anerkannt. In der Reformationszeit gingen mit dem Herzogtum Württemberg zahlreiche Reichsstädte und andere Territorien der alten Kirche verloren. Die Reformation in der Bischofsstadt zwang den Bischof und alle geistlichen Institutionen, Konstanz zu verlassen. Erst ihre Eroberung durch habsburgisch-spanische Truppen (1548) und die darauf folgende Mediatisierung zur öster­ reichischen Landstadt machten die Rückkehr möglich. Der Bischof blieb jedoch in Meersburg. Nach dem Tridentinum waren die Bischöfe für ihr Reformbemühen weithin auf die weltlichen Herren, Stifte und Klöster angewiesen. Bei einigen Abteien verhinderte die Exemtion ihr Ein­ greifen. Auch blieb der Einfluß der Oberhirten auf die Priesterausbildung bis zur Einrichtung eines eigenen Ordinandenseminars in Meersburg (1735) beschränkt. Politisch waren die Bischöfe seit der Reichsreform für die habsburgisch-kaiserliche Politik von einiger Bedeutung. Als mitausschreibende Fürsten wurden sie im Schwäbischen Reichskreis zu Führern der katholischen Partei. Sie fanden Hilfe beim schwäbischen Reichsprälatenkolle­ gium und bei den schwäbischen Reichsgrafen. Alle Bischöfe waren bis ins 18. Jh. Parteigänger Habsburgs. Dennoch gab es in Fragen des Forum mixtum wiederholt Streitigkeiten. 1629 kam anstelle des Vertrages von 1498 ein neues Konkordat für den „Reichs“-Teil der Diözese zustan­ de, doch leisteten die nachgeordneten Beamten lange Widerstand gegen seine Anwendung. Rudolf Reinhardt

Bischöfe 1436-1462 1463-1466 1466 -1474 1474 - 1480 1474-1480 1480-1491 1491-1496 1496-1530 1530-1531 1531 -1532 1533-1537 1538-1548 1548-1561 1561-1589 1589-1600

Heinrich von Hewen Burkhard von Randegg Hermann von Breitenlandenberg Ludwig von Freiberg, providierter Bischof Otto von Sonnenberg, gewählter Bischof Ders., Bischof Thomas Berlower Hugo von Hohenlandenberg Balthasar Merklin Hugo von Hohenlandenberg Johannes von Lupfen Johannes von Weeze Christoph Metzler Mark Sittich von Hohenems Andreas von Österreich

Verzeichnis der Personen nach Diözesen 1601 -1604 1604-1626 1626-1627 1627-1644 1645 -1689

801

Johann Georg von Hallwyl Jakob Fugger Sixt Werner, Vogt von Altensumerau und Praßberg Johannes TYuchseß von Waldburg-Wolfegg Franz Johann, Vogt von Altensumerau und Prasberg (—> Bd. 1648-1803)

Weihbischöfe23

1440-1461 1461-1470 1470-1481 1473-1476 1473-1476, 1479-1500 1500-1527 seit 1500 1518 1515-1548 1551 -1574 1574-1598 1598-1629 1619-1639 1641 -1645

Johannes von Blatten Thomas Weidner Caspar Burkhard Tubenflug

Daniel Zehnder Tilman Limperger Balthasar Brennwald Johann Spyser, ernannter Weihbischof Melchior Fattlin Jakob Eliner Balthasar Wurer Johann Jakob Mirgel Johann Anton Tritt von Wilderen Franz Johann, Vogt von Altensumerau und Prasberg (—► Bd. 1648-1803)

KULM (CHELMNO) (ecclesia Culmensis)

Die Diözese wurde 1243 zusammen mit den anderen drei Bistümern des Deutschordenslandes Preußen vom päpstlichen Legaten Wilhelm von Modena errichtet. Im Auftrag des Papstes als des obersten Landesherrn im preußischen Missionsgebiet wies er dem Deutschen Orden zwei Drittel des Diözesangebiets als Landesherr, das restliche Drittel dagegen dem Bischof zu, der sein Herrschaftsgebiet im Verhältnis zwei zu eins mit seinem Domkapitel teilte. Dieses wurde wie die Kapitel von Pomesanien und Samland dem Deutschen Orden inkorporiert, so daß sich hier die Landesherrschaft von Bischof und Kapitel nicht entwickeln konnte wie in Ermland. Seit 1246 gehörte Kulm, dessen Kathedrale in Kulmsee errichtet wurde, wie die drei anderen preußischen Bistümer zur Kirchenprovinz Riga. Bei der politischen Neuordnung des Preußen­ landes im Zweiten Thorner Frieden (1466) fiel das Bistum an die Krone Polen und wurde in eine Säkulardiözese umgewandelt. Die ebenfalls vorgesehene Unterstellung Kulms unter das Erzbistum Gnesen wurde 1589 kirchenrechtlich wirksam. Versuche, das Recht des Domkapitels auf freie Bischofswahl zu sichern, blieben erfolglos. Die in Polen übliche Nomination der Bi­ schöfe durch den König setzte sich seit Beginn des 16. Jh.s endgültig durch. Nachdem infolge der Reformation Pomesanien als selbständiger katholischer Jurisdiktionsbe­ zirk de facto zu bestehen aufgehört hatte, übernahmen die Bischöfe von Kulm die Administra­ tion des 1466 an die Krone gefallenen Anteils der Diözese und führten in ihrem Titel jeweils den Zusatz „administrator Pomesaniae“. Die kirchenrechtliche Vereinigung der ganzen Diözese Pomesanien mit der Diözese Kulm führte jedoch erst 1577 Papst Gregor XIII. durch. Clemens VIII. legte dem Bischof Wawrzyniec Gembicki 1601 erstmals den Titel „episcopus Culmensis et Pomesaniensis“ bei, den alle Kulmer Bischöfe seit Jan Kuczborski bis 1772 führten. Bei der ersten Teilung Polens (1772) fiel das Gebiet der Diözese Kulm an Preußen. Hans-Jürgen Karp

23 Außer den in dieser Liste genannten erwähnt die HC für die Zeit von 1448 bis 1648 noch folgende Weih­ bischöfe in Konstanz, für die sich in der örtlichen Literatur keine Belege finden: 1493 J. (—>) Kerer (HC II, 80, 278); 1517 D. (^) Kammerer (HC III, 339, 345). 57 Lexikon

802

Verzeichnis der Personen nach Diözesen

Bischöfe 1416-1457 1460-1467 1467-1478 1480-1495 1496-1507 1507-1509 1509-1530 1530-1537 1538-1549 1549-1551 1551-1562 1562-1571 1574-1595 1595-1600 1600-1610 1611-1613 1614-1624 1624-1635 1635-1639 1639-1646 1646-1653

Johannes Marienau Bartholomaeus Rogseri, ernannter Bischof Wincenty Kielbasa Stephan von Neidenburg Nikolaus Krapitz Johannes von Konopat, Koadjutor Ders., Bischof Johannes Dantiscus Tiedemann Bartholomäus Giese Stanislaus Hosius Jan Lubodzieski Jan Zelislawski Piotr Kostka Piotr Tylicki Wawrzyniec Gembicki Maciej Konopacki Jan Kuczborski Jakub Zadzik Jan Lipski Kasper Dzialynski Andrzej Leszczyriski (—> Bd. 1648-1803)

Weihbischöfe24 1645-1650

Piotr Sokolowski (—> Bd. 1648-1803)

LAIBACH (LJUBLJANA) (ecclesia Labacensis)

Nachdem Patriarch Berthold II. von Aquileja 1237 geplant hatte, das Bistum Pedena aus dem Zentrum der istrischen Halbinsel nach Oberburg (Gornji grad) zu verlegen, errichtete Kaiser Friedrich III. 1461 das Bistum Laibach (Ljubljana) und überwies ihm mit päpstlicher Zustim­ mung die Benediktinerabtei Oberburg als Dotation. 1462 bestätigte Papst Pius II. die Gründung und gliederte sie aus dem Jurisdiktionsbereich des Patriarchates Aqulileja aus. Da sich der Pa­ triarch widersetzte - sein Nachfolger stimmte erst 1627 zu - erhielt das neue Bistum außer den der Abtei Oberburg inkorporierten Pfarreien zunächst nur die Pfarreien landesherrlichen Patro­ nates. Die Diözese war folglich territorial sehr zersplittert. Das Nominationsrecht für den Bi­ schof und für elf Domherren lag beim Landesherrn, das eines Domherrn beim Bischof. Dieser sog. Canonicus ad baculum war sein Vertrauensmann und oft Generalvikar. Der erste Bischof wurde 1463 nominiert und päpstlich bestätigt. Von 1533 bis 1945 führten die Bischöfe den Für­ stentitel. Die weltliche Herrschaft der Bischöfe erstreckte sich im wesentlichen auf ihre Besitzungen in Oberburg und in Goricane. Vom 15. bis zum 18. Jh. nahmen sie neben geistlichen auch politi­ sche und diplomatische Aufgaben im Auftrag des Landesherrn wahr. In der zweiten Hälfte des 16. Jh.s breitete sich der Protestantismus aus. Er förderte durch das gedruckte Buch das Slowe­ nische, wurde aber von der Gegenreformation und der katholischen Erneuerung in den innerösterreichischen Ländern wieder unterdrückt. Im Zeitalter des Barock kam es zu einer von den Bischöfen geförderten Kunstblüte. Bei der josephinischen Diözesanregulierung wurde das Bi­ stum 1788 auf das Gebiet von Krain ausgedehnt. France M. Dolinar

24 Außer dem in dieser Liste genannten erwähnt die HC für die Zeit von 1448 bis 1648 noch Georgius Ale­ xander Dorpowski (+ 1644), Ep. tit. Orthosien. (HC IV, 265, 385) als Weihbischof in Kulm, den der Kulmer Bischof K. (—►) Dzialynski für dieses Amt in Aussicht genommen hatte. - T. Glemma, in: PSB 5 (1946) 343 ff.

Verzeichnis der Personen nach Diözesen

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Bischöfe

1463 -1488 1494-1536 1537-1543 1543-1558 1560-1568 1571 -1578 1579 1580-1597 1599-1630 1630-1640 1641 -1664

Sigmund Lamberg Christophorus von Raubar Franz von Katzenstein Urban Textor Peter Seebach Konrad Gluschitsch Balthasar von Radlic Johann Tautschar Thomas Chrön Rinaldo Scarlichi Otto Friedrich von Puchheim (—> Bd. 1648-1803)

Weihbischöfe 1639 - 1653

Michael Chumer von Chumberg (—> Bd. 1648-1803)

LAUSANNE (ecclesia Lausanensis) Die Diözese Lausanne ging aus der im wesentlichen die Westschweiz umfassenden Civitas Helvetiorum hervor. Die Bischöfe residierten zunächst in Avenches, seit Bischof Marius (574-594) in Lausanne. Seit dem späten 6. Jh. war Lausanne Suffraganbistum von Besancon. Die Grenzen bildeten sich im 8./9. Jahrhundert. Sie verliefen im Süden dem Genfersee entlang von Aubonne zur Schwarzwasser, im Norden von Solothurn zum Tal von Saint-Imier im Jura, im Westen längs des Neuenburger und Waadtländer Juras, im Osten längs der Aare (inklusive Stadt Bern). Zu ihr gehörten ferner die Städte Solothurn und Biel mit ihrem Umland. Die Landesherrschaft über die Waadt verloren die Bischöfe im 13. Jh. zum größten Teil. Ihr Herrschaftsgebiet be­ schränkte sich seitdem auf die Stadt Lausanne und deren Umland, auf einige Orte im nördli­ chen Waadtland und auf wenige später von Freiburg/Ue. annektierte Orte. Von Savoyen waren diese Gebiete im Spätmittelalter nur formell unabhängig. Das Bischofswahlrecht des Domkapi­ tels wurde im 15. Jh. durch die päpstliche Nomination verdrängt. Im Spätmittelalter zählte die Diözese ungefähr 300 Pfarreien. Seit der Eroberung der Waadt durch Bern (1536) und der Ein­ führung der Reformation lebten die Bischöfe in Savoyen und in der Franche-Comte. Das Dom­ kapitel löste sich 1540 auf. Die Diözese reduzierte sich auf das Territorium des Kantons Frei­ burg, die Stadt Solothurn und deren Umland nebst 5 anderen Pfarreien. Nach der Reformation zählte Lausanne noch ca. 90 Pfarreien. Freiburg wurde erst erst gegen Ende des 17. Jh.s Resi­ denzstadt. Pierre Louis Surchat

Bischöfe

1440-1461 1462 -1466 1466 -1468 1469-1472 1472-1476 1476-1491 1491-1517 1513-1517 1517-1560 1560-1561 1565-1598 1598-1600 1600-1607 1607-1609 1609-1649 57*

Georges de Saluces Guillaume de Varax Jean Michel Barthelemy Chuet, Administrator Giuliano della Rovere Benoit de Montferrand Aymon de Montfalcon Sebastien de Montfalcon, Koadjutor Ders., Bischof Claude-Louis Alardet Antoine de Gorrevod Sebastien Werro, Administrator Jean Doroz Antoine Dupasquier, Administrator Jean de Watteville (—> Bd. 1648-1803)

804

Verzeichnis der Personen nach Diözesen

Weihbischöfe25

seit 1447 seit 1447 1452-1460 1463 -1468 1469-1470 um 1472 1474-1476 1484 -1491 um 1514 seit 1532 1559

Stephanus Plonerii26 Etienne Plovier Francois de Fusce Raymond de Rue Bartholomaeus Chouet27 Johannes de Compays28 Dominique de Borceriis29 Claude Rup Petrus Ravalli30 Petrus Meynardi31 Jean Peronis

LAVANT (ecclesia Laventinensis) Erzbischof Eberhard von Salzburg errichtete 1228 zu St. Andrä im Lavanttal das dritte salzburgische Eigenbistum in Innerösterreich, doch wurden dessen Grenzen erst 1244 festgelegt. Das Bistum war klein und schlecht dotiert, der Bischof durch die Wahlkapitulation ohne jede Juris­ diktion. Das Nominations-, Konfirmations- und Konsekrationsrecht lag beim Erzbischof von Salzburg. Für 1284 ist erstmals eine päpstliche Bestätigung bezeugt. Seit 1318 trugen die Bi­ schöfe den Titel eines Fürsten. Einige von ihnen wurden vom Kaiser oder vom innerösterreichi­ schen Landesherrn mit politischen oder diplomatischen Aufgaben betraut. Ihre Abhängigkeit vom Metropoliten zeigte sich auch darin, daß sie seit 1591 zugleich Salzburger Generalvikare für Ober- und Unterkärnten waren. Der Ausbreitung des Protestantismus trat Bischof Georg Stobaeus mit dem Programm einer katholischen Erneuerung entgegen, das vom Erzherzog und spä­ teren Kaiser Ferdinand II. übernommen und durchgeführt wurde. Die territorialen Probleme wurden nicht durch die josephinische Diözesanregulierung, sondern erst durch die Übertra­ gung des Bischofssitzes nach Marburg (Maribor) 1859 gelöst. France M. Dolinar

Bischöfe

1446 - 1462 1463 -1468 1468 -1482 1483 (?) - 1486

Theobald Schweinpeck Rudolf von Rüdesheim Johannes von Roth Georg

25 Außer den in dieser Liste genannten erwähnt die HC für die Zeit von 1448 bis 1648 noch folgenden Weih­ bischof in Lausanne, für den sich in der örtlichen Literatur keine Belege finden: Sebastianus de Montfalcon (HC II, 277; ein Titularbistum ist nicht angegeben). 26 In HC II, 277 für 1447 Ep. tit. Massiliensis und Weihbischof in Lausanne genannt, jedoch ohne Beleg. 27 Auch Cueti genannt; nach HC II, 202 u. 277 am 29. 4. 1462 Bischof von Nizza (Nicien.), wo er möglicher­ weise nicht residieren konnte; 1469 zum Weihbischof in Lausanne bestimmt. 28 Auch Compeys, Cambesio; nach HC II, 158, 245 u. 247 am 21. 11. 1469 Bischof von Turin (Taurinen.); am 24. 7. 1482 transferiert nach Genf und am 14. 6. 1484 nach Tarentaise; nach HC II, 277 Weihbischof in Lau­ sanne genannt (1472); + 28. 6. 1492. 29 War von G. d. (—>) Rovere, 1472-76 Inhaber des Bistums Lausanne, als Generalvikar und Weihbischof in Aussicht genommen (L. Wettstein, in: HS 1/4, 203). HC II, 277 erwähnt ihn 1475 als Ep. tit. Sagonensis und Weihbischof in Lausanne; 10. 2. 1478 Kardinal; 19. 2. 1496 von Papst Alexander VI. zum Administrator des Bistums Genf für den noch jugendlichen Philipp von Savoyen ernannt (L. Binz, in: HS 1/3, 135); + 22. 4. 1501. 30 Nach HC III, 208 wurde am 7. 4. 1514 ein Petrus Ravalli zum Ep. tit. Hebronensis ernannt. Nach HC III, 344 war er möglicherweise Weihbischof in Lausanne. 31 Nach HC III, 208 wurde der Minorit und Theologieprofessor Petrus Meynardi am 13. 3. 1532 zum Ep. tit. Hebronensis ernannt. Nach HC III, 344 wurde er Weihbischof in Lausanne; vgl. auch L. Wettstein, in: HS 1/4, 204.

Verzeichnis der Personen nach Diözesen

1487-1508 1508-1536 1524-1536 1536-1555 1556-1570 1570-1572 1572-1584 1584-1618 1619-1640 1640-1654

805

Erhard Paumgartner Leonhard Pewerl Philipp Renner, Koadjutor Ders., Bischof Martin Herkules Rettinger von Wispach Georg Agricola Ders., Administrator Georg Stobaeus von Palmburg Leonhard Götz Albert von Priamis (^ Bd. 1648-1803)

LEBUS (ecclesia Lubucensis) Das Bistum Lebus wurde durch Herzog Boleslaw III. um 1123/24 für das Land beiderseits der unteren Oder gegründet und Gnesen als Suffraganbistum unterstellt. Seit der deutschen Ost­ siedlung wuchs der Sprengel in den deutschen Kulturbereich hinein. Spätestens 1287 fiel das Gebiet an die Markgrafen von Brandenburg, während der Bischofssitz zeitweise nach Göritz und 1373/76 nach Fürstenwalde verlegt wurde. Das Bistum war in Schlesien, Großpolen und Kleinpolen begütert, das Hochstift seit der Mitte des 14. Jh.s landsässig. Das Diözesangebiet reichte nicht über Kurbrandenburg hinaus. 1424 wurde Lebus dem Erzbistum Magdeburg un­ terstellt. Nachdem Kurfürst Friedrich II. 1447 das Nominationsrecht für die in Kurbrandenburg gelegenen Bischofssitze erworben hatte, erfolgte der weitere Ausbau der landesherrlichen Kir­ chenhoheit. Nach 1535 wurde gegen den Widerstand der letzten katholischen Bischöfe die Re­ formation eingeführt und nach dem Tod des letzten katholischen Bischofs 1555 ein lutheri­ scher Prinz gewählt. Das Bistum wurde dem Kurfürstentum jedoch erst 1598 formell eingeglie­ dert. Zugleich erfolgte die Aufhebung des Domkapitels. Jan Kopiec

Bischöfe 1443-1455 1455-1483 1484 -1486 1487-1490 1490-1523 1524-1550 1550-1555

Johannes von Deher Friedrich Sesselmann Liborius von Schlieben Ludwig Burgsdorf Dietrich von Bülow Georg von Blumenthal Johann Horneburg

LÜBECK (ecclesia Lubicensis) Das Bistum Oldenburg, von Kaiser Otto d. Gr. wohl 972 errichtet und im folgenden Jahrhundert wieder untergegangen, wurde 1149 durch Herzog Heinrich den Löwen neu gegründet und 1160 nach Lübeck verlegt. Die Diözese umfaßte Wagrien, d. h. das östliche Holstein von Lübeck und Segeberg bis vor Kiel, dazu die mecklenburgische Insel Poel. Mittelpunkt des bischöflichen Be­ sitzes und bald bevorzugte Residenz war Eutin, seit 1309 auch Sitz eines Kollegiatstiftes. Das Domkapitel sammelte seinen Besitz in Lübecks unmittelbarer Nähe. Die Bischöfe unterstanden zunächst dem Herzog und wurden erst nach dessen Sturz reichsunmittelbar. Aber im 15. Jh. zahlten Bischof wie Kapitel Steuern auch in Holstein; das dem Bischof von Kaiser Sigismund 1434 verbriefte Belehnungsrecht mit Holstein hatte kein politisches Gewicht. Die Reformation wurde in Lübeck 1530, in Holstein 1542 durchgeführt. Gleichwohl konnten Bischof, Kapitel und die meisten Vikarien im Spannungsfeld zwischen Dänemark, Schleswig-Holstein und der Reichsstadt Lübeck ihren Besitz behaupten. Die Bischöfe waren seit 1561 evangelisch und wur­ den seit 1586 stets aus dem Hause Schleswig-Holstein-Gottorf gewählt. Im Domkapitel gewann

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Verzeichnis der Personen nach Diözesen

das evangelische Bekenntnis um 1590 die Oberhand; vier der von 39 auf 32 verminderten Kanonikate wurden weiterhin mit Katholiken besetzt. Die Säkularisation verwandelte 1803 das Hochstift in das Fürstentum Lübeck in der Hand des letzten Bischofs, des Herzogs (später Groß­ herzogs) von Oldenburg. Wolfgang Prange

Bischöfe 1439-1449 1450-1466 1466-1489 1490-1492 1492-1506 1506-1509 1510-1523 1523 -1535 1536 1537-1547 1548-1551 1551 -1554 1554-1559 1559-1561 1562-1586

Nicolaus Sachow Arnold Westfal Albert Krummendiek Thomas Grote Dietrich Arndes Wilhelm Westfal Johannes Grimholt Hinrich Bokholt Detlev Reventlow Balthasar Rantzau Jodocus Hoetfilter Dietrich von Reden Andreas von Barby Johannes Tiedemann Eberhard von Holle

LÜTTICH (LIEGE, LUIK) (ecclesia Leodiensis)

Das im 4. Jh. in Tongern als Nachfolger der römischen Civitas Tungrorum nachgewiesene Bis­ tum wurde im 6. Jh. nach Maastricht verlegt. Um 717/718 ließ Bischof Hubertus die Gebeine seines als Märtyrer verehrten Vorgängers Lambertus nach Lüttich überführen, das nun Bi­ schofssitz und wahrscheinlich zu Beginn des 9. Jh.s der Kirchenprovinz Köln zugewiesen wur­ de. Das 980 unter Notker (972-1008), dem bedeutendsten Lütticher Bischof des Mittelalters, gegründete Hochstift war kleiner als die Diözese, aber immer noch von beträchtlicher Ausdeh­ nung und Wirtschaftskraft. Ende des 11. Jh.s wurde das Bistum in den Kampf zwischen Kaiser und Papst hineingerissen. Bischof Otbert (1092-1119) bot Kaiser Heinrich IV. in dessen letzten Jahren in Lüttich Zuflucht. Auch das 14. und das 15. Jh. waren von blutigen Auseinanderset­ zungen geprägt. Die Bischöfe Adolf (1313-44) und Engelbert von der Mark (1345-63) lagen fast ständig im Streit mit ihren Untertanen. Deren Freiheitsbestrebungen fanden ihren Niederschlag in mehreren Verträgen. Die Doppelbesetzung des Bistums im Jahre 1378 rief einen weiteren Streit hervor, den Johann von Bayern (1390-1417) auf dem Schlachtfeld für sich entscheiden konnte. Ab 1421 zeichnete sich immer mehr die Gefahr einer Einkreisung des Bistums durch die niederländischen Besitzungen des Burgunderherzogs Philipp des Guten ab. Als es diesem gelang, seinen Neffen Louis de Bourbon als Bischof durchzusetzen, geriet Lüttich in das Span­ nungsfeld zwischen Frankreich und Burgund. 1467 wurden das Bistum von Karl dem Kühnen eingenommen und die Stadt Lüttich völlig zerstört. Nach seinem Tod verzichtete seine Tochter Maria auf alle Rechte Burgunds in Lüttich. 1478 proklamierten die Landstände die ewige Neu­ tralität. Bischof Erhard von der Mark band das Bistum 1518 an Habsburg, bekämpfte die refor­ matorische Bewegung und machte Lüttich zu einem kulturellen Zentrum. Seine Erlasse nah­ men verschiedene Entscheidungen des Konzils von Trient vorweg. Bei der Neuordnung der Di­ özesanverhältnisse in den spanischen Niederlanden 1559 mußte Lüttich erhebliche Gebietsver­ luste zugunsten der neu gegründeten Diözesen Antwerpen, Namur, Mecheln, ’s-Hertogenbosch und Roermond hinnehmen. Trotzdem behielt der zur Kirchenprovinz Köln gehörende Sprengel große Bedeutung, zumal die Reformation dort nicht Fuß fassen konnte. Bischof Gerhard von Groesbeek versuchte gegen den Widerstand des Domkapitels und der Stände vergeblich die vollständige Veröffentlichung der Trienter Dekrete. Doch bereitete er den Weg für Ernst von Bayern, der der katholischen Reform zum Durchbruch verhalf. Alfred Minke

Verzeichnis der Personen nach Diözesen

807

Bischöfe 1419-1456 1456-1482 1483-1505 1506-1538 1530-1538 1538-1544 1541 -1544 1544-1557 1554-1557 1557-1564 1565 -1580 1581-1612 1602-1612 1612-1650

Johann von Heinsberg Louis de Bourbon Johann von Hoorn Erhard von der Mark Corneille de Berghes, Koadjutor Ders., Bischof Georg von Österreich, Koadjutor Ders., Bischof Robert de Berghes, Koadjutor Ders., Bischof Gerhard von Groesbeek Ernst von Bayern Ferdinand von Bayern, Koadjutor (—> Bd. 1648-1803) Ders., Bischof

Weihbischöfe32 1436-1458 1446-1452 1457-1472 seit 1470 seit 1474 1485-1504 seit 1505 1505-1525 1525-1537 1536-1554 1552-1578 1578-1615 1615-1628 1628-1636 1638-1640/41 1641-1654

Denis Stephani Hilger de Burgis Johann von Merchteren Libert von Broechem Hubert Leonardi Johann von Beersele Jean Bourgeois Francois Chaillet Peter van den Eynde Gedeon van der Gracht Gregoire Sylvius Andre Stre(i)gnart Etienne Strecheus Thierry de Grace Henri Sylvius Richard Pauli-Stravius (—► Bd. 1648-1803)

MAGDEBURG (ecclesia Magdeburgensis)

Magdeburg, das neben Trier kleinste deutsche Erzbistum, war eine Gründung Ottos d. Gr. für die Slawenmission. Von den ersten Gründungsabsichten 955 bis zur Ausführung 968 waren Widerstände des Erzbischofs von Mainz und des Bischofs von Halberstadt zu überwinden. Mainz verzichtete auf Havelberg und Brandenburg, die Suffraganbistümer von Magdeburg wur­ den. Der Bischofswechsel in Halberstadt im Herbst 968 ermöglichte die Lösung der Gebietspro­ bleme: die nunmehr magdeburgischen Teile der Diözese wurden entlassen, ebenso Teile des geplanten Bistums Merseburg, das somit gegründet werden konnte. Die Gründung von Meißen und (Naumburg-)Zeitz erfolgte durch päpstliche Genehmigung, da ihre Territorien keine Inter­ essen älterer Diözesen betrafen. Otto bestimmte im Einvernehmen mit Papst Johannes XIII. seinen ehemaligen Kanzleinotar Abt Adalbert (968-981) zum ersten Erzbischof. Weihnachten 968 weihte dieser die Bischöfe von Merseburg, Meißen und Zeitz im Magdeburger Dom. 32 Außer den in dieser Liste genannten erwähnt die HC für die Zeit von 1448 bis 1648 noch folgenden Weih­ bischof in Lüttich, für den sich in der örtlichen Literatur keine Belege finden: Nicolaus Brugman OP, 11. 7. 1479 Ep. tit. Salubrien. (HC II, 228, 276).

808

Verzeichnis der Personen nach Diözesen

Die Hälfte des Diözesangebietes wurde Stiftsgebiet. Es umfaßte den Holzkreis westlich der El­ be, das Land Jerichow, den Saalkreis und als Exklaven den Jüterboger Kreis mit Jüterbog und Dahme, Oebisfelde mit Umland und seit 1496 die Herrschaft Querfurt. Zum Stiftsgebiet gehör­ ten auch Gebiete der Nachbardiözesen Havelberg, Brandenburg, Halberstadt und Meißen. Dort baute der Erzbischof einen quasi-landesherrlichen Episkopat auf und verdrängte den eigentli­ chen Diözesanbischof aus seiner geistlichen Jurisdiktion. Die Residenz wurde 1506 von Magdeburg nach Halle verlegt, das zu einem zweiten wichtigen Zentrum wurde. Die Reformation setzte sich im Erzstift von 1524 bis 1566 durch. 1680 war das ehemalige Erzstift und nunmehrige brandenburgische Herzogtum lutherisch, besaß aber noch einige katholische Klöster. Josef Pilvousek

Erzbischöfe

1445 - 1464 1466-1475 1476-1513 1513-1545 1523-1545 1545-1550 1552 1552-1566 1635-1645

Friedrich von Beichlingen Johann bei Rhein Ernst zu Sachsen Albrecht von Brandenburg Johann Albrecht von Brandenburg-Ansbach, Koadjutor Ders., Erzbischof Friedrich von Brandenburg Sigismund von Brandenburg Leopold Wilhelm von Österreich, Administrator (—> Bd. 1648-1803)

Weihbischöfe

1500-1506 1630

Matthias Kanuti Georg Hammer, ernannter Weihbischof

MAINZ (ecclesia Maguntinensis)

Die christliche Gemeinde in Mainz geht vielleicht auf römische Zeit zurück. Sie war seit der Mitte des 4. Jh.s bischöflich organisiert, und der Sprengel grenzte sich gegen Worms und Trier ab. Die großräumige Ausweitung im rechtsrheinischen Raum und die Tatsache, daß Winfried Bonifatius seinen Sitz 745 hier und nicht in dem bedeutenderen Köln erhielt, trugen dazu bei, daß seit dem 8. Jh. aus dem römischen und fränkischen Randbistum die „Metropolis Germaniae“ mit herausragender Stellung in Kirche und Reich und daß Mainz 782, noch vor Köln und Salzburg, Erzbistum wurde. Seit dem 10. Jh. erstreckte sich die nach Rom größte Kirchenpro­ vinz von Verden im Norden bis Chur im Süden, von Straßburg bis nach Prag und Olmütz. Dem Bistum, das im 8. Jh. um die aufgelösten bonifatianischen Bistumsgründungen Büraburg und Erfurt vermehrt und bis vor Gandersheim erweitert wurde, schuf Erzbischof Willigis (t 1011) im Dom einen geistlichen Mittelpunkt. Der Inhaber des „Heiligen Stuhles von Mainz“ stieg als Apostolischer Vikar, Primas Germaniae, Legatus natus, Erzkaplan bzw. seit 1044 Erzkanzler des Reiches, Reichs- und Kurfürst zu höchsten Würden auf. Seit 1257 besaßen die Erzbischöfe die erste, seit 1356 wegen des Mehrheitsprinzips die oft entscheidende letzte Stimme bei den Kö­ nigs- und Kaiserwahlen, ferner das seit dem 11. Jh. mit Köln umstrittene, doch sehr oft durch­ gesetzte ius coronandi. Bis ins 14. Jh. krönten sie auch den König von Böhmen. Sie waren Lan­ desherr und ab dem 16. Jh. Inhaber des Reichsdirektoriums. Die Veroneser Schenkung von 983 bildete den Grundstock für das Erzstift, dessen Ausbau im 13. Jh. begann. Es erreichte seine größte Ausdehnung im 15. Jh., ehe die Stiftsfehde von 1461/ 62 erhebliche Einbußen brachte. Nutznießer waren vor allem der Landgraf von Hessen und der Kurfürst von der Pfalz. Erst im ausgehenden 16. und im 17. Jh. konnten wieder Zugewinne erzielt werden. Das Erzstift bestand aus dem Unterstift an Mittelrhein und Untermain, dem re­ lativ geschlossenen Oberstift im Spessart und Odenwald, den hessischen Enklaven Amöne­ burg, Neustadt, Fritzlar und Orb, dem Eichsfeld und dem 1664 endgültig angeschlossenen Er­ furt.

Verzeichnis der Personen nach Diözesen

809

Die Diözese erlitt durch die Reformation hohe Verluste. Insgesamt gingen über 700 Pfarreien und rund 300 Klöster verloren. Durch die in Mainz früh einsetzende Reform und die ab 1574 forcierte Gegenreformation war das Erzstift um 1620 mit Ausnahme von Erfurt fast geschlossen katholisch. Es bildete seitdem den wesentlichen Bestand der seit etwa 1580 in Landkapitel or­ ganisierten Diözese. Der nichterzstiftische Teil der Diözese bestand außer Frankfurt, verschie­ denen reichsritterschaftlichen Orten und mehreren Kloster- und Stiftsbereichen in Hessen vor allem aus jenen Gebieten, in denen sich durch die Konversion des Landesherren wieder katho­ lische Pfarreien formierten. Die Friedensverträge von Rijswijk 1697 und Baden 1714 sicherten den neuen konfessionellen Besitzstand und führten vor allem in der Pfalz zu zahlreichen Simultaneen. Besonders den Erzbischöfen Johann Philipp und Lothar Franz aus dem Hause Schönborn ist es zu verdanken, daß das religiöse und kirchliche Leben zu erneuter Blüte kam. Sie führten die tridentinischen Beschlüsse endgültig durch, förderten das volksfromme Leben und öffneten dem Barock in Kirche und Alltag weit den Raum. Friedhelm Jürgensmeier

Kurfürst-Erzbischöfe 1434-1459 1460-1461/63 1461-1475 1476-1482 1481 1482 -1484 1484-1504 1505-1508 1508-1514 1514-1545 1546-1555 1555-1582 1582-1601 1601-1604 1604-1626 1627-1629 1630-1647

Dietrich Schenk von Erbach Diether von Isenburg-Büdingen Adolf von Nassau-Wiesbaden-Idstein Diether von Isenburg-Büdingen Adalbert zu Sachsen, Koadjutor Ders., Administrator Berthold von Henneberg-Römhild Jakob von Liebenstein Uriel von Gemmingen-Michelfeld Albrecht von Brandenburg Sebastian von Heusenstamm Daniel Brendel von Homburg Wolfgang von Dalberg Johann Adam von Bicken Johann Schweikard von Kronberg Georg Friedrich Greiffenclau von Vollrads Anselm Casimir Wambolt von Umstadt

Weihbischöfe in partibus Rheni (Sitz Mainz) 1405 -1450 1446-1455, 1460-1473 1456-1460 1474-1475 1476-1480 1480-1486 1480 1486-1493 1494-1502 1502-1510 1511-1537 1538-1550 1550-1551 1551-1561 1563-1569 1570-1622 1623-1632, 1636-1644 1634-1674

Hermann Sigfried Piscator Heinrich Hopfgarten Dionysius Matthias Emich Berthold von Oberg Johannes Heinrich von Rübenach Erhard von Redwitz Thomas Ruscher Johannes Münster Michael Helding Georg Neumann Balthasar Fannemann Leonhard Zittardus Stephan Weber

Ambrosius Seibaeus Weither Heinrich von Strevesdorff (—* Bd. 1648-1803)

810

Verzeichnis der Personen nach Diözesen

Weihbischöfe in partibus Thuringiae (Sitz Erfurt)

seit 1432 seit 1466 1468-um 1478, 1486-1489 1490-1498 1498-1508 1509-1524, um 1527-1532 1534 1551-1568 1578-1587 1587-1607 1607-1608 1610-1611 1616-1633

Hermann von Gehrden Johannes Schulte Berthold von Oberg Georg Fabri Johannes Bonemilch

Paul Huthen Maternus Pistor Wolfgang Westermeyer Nikolaus Elgard Stephan Weber Valentin Mohr Cornelius Gobelins Christoph Weber

MEISSEN (ecclesia Misnensis) Kaiser Otto d. Gr. gründete 968 in Meißen, Merseburg und Naumburg für die Sorbenmission bestimmte Bistümer unter dem ebenfalls neu errichteten Erzbistum Magdeburg. Weihnachten 968 weihte Erzbischof Adalbert den Benediktiner von St. Emmeram in Regensburg und Meiß­ ner Burgkaplan Burchard (968-970) zum ersten Bischof, doch kam es erst unter Bischof Benno (1066-1106) und seit dem Einströmen deutscher Siedler zu einer wirklichen Christianisierung. Im 13. Jh. war die Gliederung des Bistums in Archidiakonate und Archipresbyterate abge­ schlossen. Neben den Pfarreien entstanden zahlreiche Klöster und Stifte. Um 1300 gab es über 1000 Pfarreien. Ein geschlossenes Stiftsland kam nicht zustande. Der Bistumsbesitz blieb zer­ streut. Daher konnten sich die Bischöfe, obwohl Reichsfürsten, gegenüber den Landesherren nur schwer durchsetzen. Ansätze zum landesherrlichen Kirchenregiment führten dazu, daß Papst Bonifaz IX. das Bistum 1399 aus dem Metropolitanverband löste und für exemt erklärte.

Die Reformbestrebungen Herzog Georgs des Bärtigen mit Hieronymus Emser, Johann Kochläus und Georg Witzel konnten die lutherische Reformation nicht aufhalten. Um 1550 gab es im albertinischen Sachsen offiziell keinen katholischen Klerus und keinen katholischen Gottes­ dienst mehr. Die landesherrliche Visitation unter Herzog Heinrich und die Einführung der lu­ therischen Kirchenverfassung unter Kurfürst Moritz machten den Meißner Bischöfen eine ge­ ordnete Diözesanregierung unmöglich. Die Bischöfe Johann von Maltitz und Nikolaus von Car­ lowitz konnten ihr Amt nur noch in jenen Gebieten ausüben, die bischöflicher Besitz waren oder zur böhmischen Krone gehörten. Die Bischöfe residierten seitdem nicht mehr in Meißen, sondern auf ihrer Burg Stolpen. Johann von Haugwitz und sein Domkapitel schlossen sich dem Luthertum an. 1581 schlossen Kurfürst August und das Domkapitel eine Kapitulation, nach der die Administration des Bistums an den Kurfürsten überging. Unter Kurfürst Christian ging der bischöfliche Besitz an den Staat über. Die zum Bistum Meißen gehörende Ober- und Niederlausitz, die als kaiserliches Lehen der böhmischen Krone unterstanden, sowie einige Pfarreien in Nordböhmen waren dem politi­ schen Einfluß der Wettiner entzogen. In Bautzen wählte das Kollegiatstift St. Petri 1559 Johann Leisentrit aus Olmütz zum Dekan. 1560 übertrug ihm Bischof von Carlowitz das Amt eines bi­ schöflichen Generalkommissars für die Lausitz. Leisentrit bemühte sich nun um die Lösung des Gebietes von der Jurisdiktion des lutherisch gesinnten Bischofs und wurde 1560 durch Nuntius Zaccaria Delfino zum Apostolischen Administrator des Bistums Meißen in der Lausitz ernannt. 1570 inkorporierte Nuntius Melchiore Biglia die Administratur dem Kollegiatstift St. Petri zu Bautzen. Stift und Administratur waren exemt. Die Administratur wahrte die Konti­ nuität des alten Bistums. 1655 fielen die in Böhmen gelegenen Pfarreien an das damals errich­ tete Bistum Leitmeritz. Siegfried Seifert

Verzeichnis der Personen nach Diözesen

811

Bischöfe 1427-1451 1451 -1463 1464-1476 1476-1487 1488-1518 1518-1537 1534-1537 1537-1549 1550-1555 1555-1581

Johannes Hoffmann Caspar von Schönberg Dietrich von Schönberg Johann von Weißenbach Johann von Salhausen Johann von Schleinitz Johann von Maltitz, Koadjutor Ders., Bischof Nikolaus von Carlowitz Johann von Haugwitz

Apostolische Administratoren des Bistums Meißen in der Lausitz

1560-1586 1587-1594 1594-1609 1609-1620 1620-1644 1644-1650

Johann Leisentrit Gregor Leisentrit Christoph von Blöbel August Wiederin von Ottersbach Gregor Kathmann von Maurugk Johann Hasius von Lichtenfeld (^ Bd. 1648-1803)

Weihbischof33 1432-1447

Johannes Erler

MERSEBURG (ecclesia Merseburgensis) Das Bistum Merseburg wurde 968 zusammen mit Meißen und Naumburg durch Otto d. Gr. als Suffraganbistum von Magdeburg für die Sorbenmission gegründet, 981 unter die Nachbarbis­ tümer aufgeteilt und 1004 unter Heinrich II. in verkleinertem Umfang wiederhergestellt. Das seit dem 13. Jh. aufgebaute Hochstift war geschlossen, aber klein. Neben Merseburg war Lützen Nebenresidenz. Während der Amtszeit Sigismund von Lindenaus breitete sich die Reformation aus. Ihr Erfolg konnte durch eine vorübergehende Rekatholisierung unter dem letzten Bischof Michael Helding nicht verhindert werden und wurde durch die KirchenVisitationen von 1562 und 1578 vollendet. Zwar versuchten kaiserliche Abgesandte nach dem Tode Heldings die Einsetzung eines neuen katholischen Bischofs zu erreichen. Kurfürst August von Sachsen setzte jedoch die Postulation seines erst achtjährigen Sohnes Alexander als Administrator durch. Als dieser starb, übernah­ men 1565 August, 1586 Kurfürst Christian I. und 1591 Kurfürst Johann Georg I. die Administra­ tion. Durch eine „perpetuierliche Kapitulation“ fiel das Bistum an Kursachsen. Clemens Brodkorb

Bischöfe 1431 - 1463 1464 - 1466 1466 - 1514

Johannes von Bose Johannes von Werder Thilo von Trotha

33 Die HC erwähnt für die Zeit von 1448 bis 1648 folgende Weihbischöfe in Meißen, für die sich in der örtli­ chen Literatur keine Belege finden: 1457 Henricus Ribegerste OFM, Lector theol., 9. 7. 1456 Ep. tit. Vernen. (HC II, 265 u. 279); 1485-87 Andreas, Ep. tit. Cytheren. (HC II, 279); 1488-98 Petrus Cyteren. (HC II, 279); Joannes Pfennig (Themrig) OSM, 26. 10. 1498 Ep. tit. Vernen. (HC II, 265 u. 279); 1502 Joannes, Ep. tit. Milenen. (HC II, 279).

812 1507-1514 1514-1526 1526-1535 1535-1544 1550-1561

Verzeichnis der Personen nach Diözesen

Adolf von Anhalt-Zerbst, Koadjutor Ders., Bischof Vinzenz von Schleinitz Sigismund von Lindenau Michael Helding

Weihbischof

1494-1507

Johannes Bodenhoffer

METZ (ecclesia Metensis)

Die Anfänge des Christentums in der Stadt, die zur Belgica Prima mit der Hauptstadt Trier ge­ hörte, reichen nicht vor das Ende des 3. Jh.s zurück. Bis zum 7. Jh., als Bischof Arnold und der irische Wandermönch Kolumban der Stadt Bedeutung verschafften, ist wenig über das Bistum bekannt. Seitdem aber verhalfen ihm einige markante Persönlichkeiten zu einem Profil. Arnold hatte eine bedeutende Position am Hof Lothars II. sowie als Lehrer Dagoberts I. inne. Der Auf­ enthalt Kolombans in Metz wirkte sich auf die Entwicklung der ersten Klöster aus. Dies ver­ stärkte sich noch in karolingischer Zeit, als Bischof Chrodegang 749 die Abtei Gorze gründete. Er führte die römische Liturgie in Metz ein und bemühte sich um eine Lebensregel für seinen Klerus. Seit dem 13. Jh. verfügten die Bischöfe als Landesherren über ein ausgedehntes und strategisch bedeutsames Hochstift, das den Kaiser, die Erzbischöfe von Köln, die Herzöge von Lothringen bzw. Bar und schließlich die Könige von Frankreich interessieren mußte. Diese griffen im Laufe der Zeit immer mehr in die Geschicke Lothringens ein. Es fehlte der Diözese zwar nicht an bedeutenden Bischöfen, doch war deren Aufmerksamkeit oft wie bei Jean d’Apremont im 13. Jh. und Conrad Bayer von Boppart im 15. Jh. durch die Ver­ teidigung ihrer weltlichen Herrschaft in Anspruch genommen. Bayer von Boppart verbrachte einen großen Teil seines Lebens auf Feldzügen und mußte sich schließlich im Hl. Jahr 1450 in Rom die Absolution für seine Vergehen holen. Der seit dem 16. Jh. wirkende Einfluß des Papst­ tums auf die Besetzung der Domkapitelstellen und der Bischöfe komplizierte die Lage zusätz­ lich. Seitdem strebten die Bischöfe dahin, daß die römische Kurie die Geltung des Wiener Kon­ kordates für Metz anerkannte. Dies ließ sich jedoch weder für Metz und noch viel weniger für Toul und Verdun wirklich durchsetzen. Berücksichtigt man ferner die seit dem 13. Jh. schwe­ lenden Konflikte der Bischöfe mit ihrer Bischofsstadt, dann lassen sich die Schwierigkeiten er­ messen, auf die jedes Reformbemühen stieß. Dabei war überdies mit jener starken Position zu rechnen, die das Patriziat in den Kapiteln und Abteien besaß. Reformbemühungen unter Georg von Baden blieben daher unzureichend. Zu Beginn des 16. Jh.s leistete das Bistum unter Kardinal Johann von Lothringen einen wichti­ gen Beitrag zum Aufstieg des Hauses Lothringen. Dieses verfolgte einen scharf gegenreformato­ rischen Kurs, konnte aber die Verbreitung der neuen Ideen, wie sie besonders durch den Refor­ mator Guillaume Farel gelehrt wurden, nicht verhindern. 1552 begann die französische Beset­ zung der Stadt. Sie trug zunächst nur militärischen Charakter, bezog allmählich aber immer mehr Gebiete, auch das der Religion, ein. Das Edikt von Nantes (1598) wurde in Metz teilweise angewandt. Seit 1608 war das Bistum in der Hand von Bischöfen, die dem französischen Hof nahestanden. Daher war es lange vor dem Westfälischen Frieden, der die Stadt Metz definitiv Frankreich zuschlug, in die Gailikanische Kirche integriert. Louis Chätellier

Bischöfe 1415-1459 1455-1456 1457-1459 1459-1484 1485-1505

Conrad Bayer von Boppart Jakob von Sierck, Koadjutor Georg von Baden, Koadjutor Ders., Bischof Heinrich von Lothringen-Vaudemont

Verzeichnis der Personen nach Diözesen

1501-1505 1505-1530 1530-1547 1530-1547 1547-1550 1548-1550 1550-1551 1551 -1555 1555-1567 1568-1578 1578-1584 1578-1607 1608-1612 1612-1652

813

Johannes von Lothringen, Koadjutor Ders. Bischof Nikolaus von Lothringen Johannes von Lothringen, Administrator Ders., Bischof Karl von Lothringen-Guise, Koadjutor Ders., Bischof Robert de Lenoncourt Francois de Beaucaire de Peguillon Louis de Guise Nicolas Bousmard, Administrator Karl von Lothringen Anne de Perusse d’Escars de Givry Heinrich von Bourbon-Verneuil

Weihbischöfe34

1456-1473 1473-1483 1497-1518 1518-1529 1533-1541 1542-1550 1550-1560 1574-1610 1617-1621 1623-1628 1628-1644

Simon Dubuisson (Rubo)35 Didier Noel Conrad de Heyden36 Conrad Payen37 Cunin (de Rosieres) Andre de Arena38 Jean Huot Antoine Fournier Nicolas Coeffeteau Etienne de Puget Martin Meurisse

MINDEN (ecclesia Mindensis)

Die Christianisierung des Gebietes zwischen Oberweser und Leine erfolgte in der zweiten Hälfte des 8. Jh.s von Fulda aus. Um 803/804 wurde das Bistum Minden errichtet und dem Fuldaer Mönch Erkanbert übertragen. Das der Kölner Kirchenprovinz angehörende Bistum um­ faßte 12 Archidiakonatsbezirke und reichte von der Hunte bis über die Aller. Im Spätmittelalter erstreckte es sich über erhebliche Teile der Territorien Braunschweig-Lüneburg, BraunschweigCalenberg, Hoya, Ravensberg, Schaumburg und Diepholz. Zur Sicherung der Seelsorge gründe­ ten die Bischöfe Dietrich (853-880) 871 das Frauenstift Wunstorf und Drogo (882-902) das Be­ nediktiner-Frauenstift Möllenbeck (896). Eine kurze Blütezeit des Bistums endete 1062 mit dem Dom- und Stadtbrand. Zur bedeutendsten Zisterzienserniederlassung Niedersachsens ent­ wickelte sich das 1163 gegründete Kloster Loccum. Die Mindener Bischöfe konnten im Laufe des Mittelalters in Auseinandersetzungen mit den Grafen von Hoya und Schaumburg sowie den Braunschweiger Herzögen ihre Landesherrschaft nur über ein relativ kleines Territorium ausbauen. Seine größte Ausdehnung erreichte das aus fünf Ämtern bestehende Hochstift 1398 nach dem Anfall der Herrschaft der Edelherren von dem Berge. Der Stadt Minden gelang es, weitgehende Unabhängigkeit von der bischöflichen Landesherrschaft zu erlangen, ohne allerdings freie Reichsstadt zu werden. Durch wechselnde 34 Außer den in dieser Liste genannten erwähnt die HC für die Zeit von 1448 bis 1648 noch folgende Weih­ bischöfe in Metz, für die sich in der örtlichen Literatur keine Belege finden: um 1400 Joannes Frankeloy de Vico (HC I, 554; vgl. unter Trier); Jean d’Yvoy (HC II, 127, 279; vgl. unter Toul). 35 Karmelit; 7. 10. 1456 Ep. tit. Padeadensis; 1456-73 Weihbischof in Metz und Verdun; + spätestens 1473. N. Roussel I, 371. - H. Tribout de Morembert, Metz 96. 36 OCarm; 7.1.1497 Ep. tit. Nicopolitanus. -H. Tribout de Morembert, Metz 97. 37 OCarm; Ep. tit. Basilitan. - H. Tribout de Morembert, Metz 106. 38 Karmeliter aus Köln; 1. 3. 1542 Ep. tit. Basilitanus; 1 1550. - HC III, 130, 343.

814

Verzeichnis der Personen nach Diözesen

Bündnisse mit den benachbarten Landesherren versuchten die Bischöfe, die seit 1306 vor­ nehmlich in der nördlich von Minden gelegenen Burg Petershagen residierten, im ausgehen­ den Mittelalter den Bestand des durch Verschuldung und Fehdewesen geschwächten Hoch­ stiftes zu sichern; dieses wurde immer mehr Objekt dynastischer Familienpolitik der Grafen von Hoya und Schaumburg und im 16. Jh. der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. Unter Bischof Franz von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel drang die Reformation in Stadt und Hochstift ein, setzte sich allerdings erst nach dessen Tod durch. Gleichzeitig wurden die zur Mindener Diözese gehörenden weifischen Territorien und die Grafschaften Hoya und Diep­ holz evangelisch. Die Bischöfe setzten dieser Entwicklung keinen entschiedenen Widerstand entgegen. Gegen Ende des 16. Jh.s waren im wesentlichen nur der Dom sowie das Benediktiner­ kloster St. Mauritius und das Kollegiatstift St. Johann in der Stadt Minden noch katholisch. Rekatholisierungsversuche des Bischofs Franz Wilhelm von Wartenberg nach dem Restitutions­ edikt von 1629 blieben ohne nachhaltige Wirkung. Im Westfälischen Frieden wurde das Hoch­ stift Minden säkularisiert und fiel an Brandendburg; das ehemalige Diözesangebiet gehörte kirchlich fortan zum Apostolischen Vikariat des Nordens. Aufgrund der Normaljahrsbestim­ mung behielt das Mindener Domkapitel eine katholische Mehrheit. Hans-Georg Aschoff

Bischöfe 1437-1473 1473-1508 1508-1529 1531 -1532 1532 -1553 1553 - 1554 1554-1566 1567-1573 1573-1582 1582-1585 1587-1599 1599-1633 1629-1648

Albert von Hoya Heinrich von Schaumburg Franz von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel Franz von Waldeck Ders., Administrator Julius von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel, gewählter Bischof Georg von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel, Administrator Hermann von Schaumburg, gewählter Bischof Ders., Bischof Heinrich Julius von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel, gewählter Bi­ schof Anton von Schaumburg Christian von Braunschweig-Lüneburg, Administrator Franz Wilhelm von Wartenberg (—> Bd. 1648-1803)

Weihbischöfe39 seit 1428 seit 1477 seit 1493 seit 1499 1502-1508 seit 1507 seit 1515 seit 1529 seit 1537 seit 1619

Johannes Christiani von Schleppegrell Johannes Tideln Albert Engel Johannes Gropengeter Ludwig von Siegen Johannes Schneider Heinrich von Hattingen Bernhard von Sachsen-Lauenburg Johannes Bischopinck Johannes Pelcking

MÜNSTER (ecclesia Monasteriensis)

Karl d. Gr. beauftragte 792 den Friesen Liudgar mit der Mission im Gebiet der damaligen fünf sächsischen Gaue, die in etwa dem Gebiet des heutigen Bistums Münster entsprechen. Von den fünf Liudger seit 787 als Missionsgebiet anvertrauten friesischen Gauen kamen 1561 drei an 39 Außer den in dieser Liste genannten erwähnt die HC für die Zeit von 1448 bis 1648 noch folgenden Weih­ bischof in Minden, für den sich in der örtlichen Literatur keine Belege finden: 1474 G. (—>) Yerwerd (HC II, 255, 279).

Verzeichnis der Personen nach Diözesen

815

das 1559 errichtete Bistum Groningen. Die fünf sächsischen Gaue bildeten später das Oberstift. Zusammen mit dem Niederstift bildete dieses bis 1803 das Hochstift Münster. Die geistliche Jurisdiktion über das Niederstift blieb bis 1668 bei Osnabrück, während die Bischöfe von Mün­ ster umgekehrt bis 1668 die geistliche Jurisdiktion im Hochstift Osnabrück besaßen. Liudger gründete in Mimigernaford ein monasterium, in dem er mit seinen Gefährten und Schülern eine Vita communis führte. Die Siedlung wurde spätestens seit 1068 „Münster“ ge­ nannt. Der friesisch-münsterländische Sprengel wurde nach Liudgers Bischofsweihe 805 Bis­ tum innerhalb des Kölner Metropolitanbezirkes. 1313 zählte er 160 Pfarreien. Im Investitur­ streit waren die Bischöfe Parteigänger des Kaisers. Zwei bekleideten das Amt des kaiserlichen Kanzlers. Das im Wormser Konkordat verbriefte Bischofswahlrecht nutzten die Bischöfe zum Ausbau der Landesherrschaft. Um 1270/80 konstituierten sich Domkapitel, Ritterschaft und Städte als Landstände. 1309 erlangten sie von dem schwachen Gegenbischof Konrad von Berg ein „Landesprivileg“, das zum Grundgesetz des Bistums wurde und dem Domkapitel ein star­ kes Übergewicht vor den beiden anderen Ständen einräumte. Bei Vakanzen lag die Regierung des Hochstiftes in seiner Hand. Nach einer Periode allgemeinen Niedergangs brachen in der zweiten Hälfte des 15. Jh.s vor allem unter den Orden starke Reformkräfte auf. Sie wurden durch die Bischöfe Johann bei Rhein und Heinrich von Schwarzburg gefördert. Damals wurde Münster mit seiner Domschule wichtigstes Zentrum des Humanismus in Westfalen. Die Reformation fand in Münster in Ka­ plan Bernt Rothmann einen leidenschaftlichen Verfechter. Sein Wirken wurde durch die der neuen Lehre zugewandte Haltung des Bischofs Franz von Waldeck gefördert, der dadurch un­ gewollt der Wiedertäufertragödie Vorschub leistete. Die Einführung der Reformation durch Waldeck scheiterte im Oberstift am Widerstand des Domkapitels. Das jurisdiktionell zu Osna­ brück gehörende Niederstift nahm dagegen die lutherische Lehre an. Das Konzil von Trient schuf die Voraussetzungen für eine kirchliche Erneuerung, die unter Mitwirkung des Jesuiten­ ordens unter den Bischöfen Ernst und Ferdinand von Bayern durchgeführt wurde. Alois Schröer

Bischöfe

1424-1450 1450-1456 1457-1466 1466-1496 1497-1508 1508-1522 1523 -1532 1532 1532-1553 1553-1557 1558-1566 1567-1574 1574-1579 1579-1585 1585-1612 1611-1612 1612-1650

Heinrich von Moers Walram von Moers Johann bei Rhein Heinrich von Schwarzburg Konrad von Rietberg Erich von Sachsen-Lauenburg Friedrich von Wied Erich von Braunschweig-Grubenhagen, gewählter Bischof Franz von Waldeck Wilhelm von Ketteier Bernhard von Raesfeld Johann von Hoya zu Stolzenau Johann Wilhelm von Jülich-Kleve-Berg, postulierter Bischof Ders., Administrator Ernst von Bayern Ferdinand von Bayern, Koadjutor Bd. 1648-1803) Ders., Bischof

Weihbischöfe seit 1428 1434-1451 1432-1452 seit 1454 1457-1470 seit 1469 seit 1470 1494-1515 1495-1496

Johannes Christiani von Schleppegrell Johannes Fabri Martin von Biya Johannes Wennecker Simon von Düren Johannes Yumminck Weribold von Heyß Heinrich Schodehoet Johannes von Meppen

816

seit 1507 seit 1518 seit 1519 seit 1537 1543-1545 1550-1577 1578-1579 1582-1587 seit 1592 seit 1619 1622-1647 1647-1653

Verzeichnis der Personen nach Diözesen

Johannes Schneider Johannes Meier Bernhard von Sachsen-Lauenburg Johannes Bischopinck Balthasar Fannemann Johannes Kridt Cunerus Petri Godfried van Mierlo Nikolaus Arresdorf Johannes Pelcking Johann Nikolaus Claessens Johann Sternenberg, gen. Düsseldorf (—> Bd. 1648-1803)

NAUMBURG (ecclesia Nuemburgensis)

Otto d. Gr. gründete 968 in Zeitz ein für die Sorbenmission bestimmtes Bistum im Metropoli­ tanverband Magdeburg. Es umfaßte das Gebiet von der oberen Saale, über die Elster bis zur Zwickauer Mulde und zum Erzgebirge. Die Schutzvogtei übernahmen die Ekkehardiner. Erster Bischof war der Benediktiner Hugo (968-979). Das Bistum konnte wegen seiner ungeschützten Lage im slawischen Gebiet und wegen seiner ungenügenden Ausstattung seinen Aufgaben zunächst nur unzureichend nachkommen. Das Domstift blieb neben dem Marienstift in Naumburg bis ins 11. Jh. die einzige geistliche Gemein­ schaft; Erwerbungen infolge der Aufhebung des Nachbarbistums Merseburg im Jahre 981 brach­ ten nur eine vorübergehende Stärkung bis zu dessen Restituierung 1004; die Bekehrung der slawischen Bevölkerung vollzog sich nur schleppend und war Anfang des 12. Jh.s noch nicht abgeschlossen; erst mit der deutschen Besiedlung verschwand das Heidentum.

Wegen der dauernden Einfälle durch Böhmen und Slawen wurde der Bischofssitz 1028 durch Kaiser Konrad II. in das an der Grenze des deutschen Sprachgebietes gelegene sicherere Naum­ burg verlegt, das die Ekkehardiner gerade ausbauten und wohin sie ihre Hauptburg und -Sied­ lung aus Kleinjena an der Unstrut verlegt hatten. In Zeitz blieb ein Kollegiatstift bestehen. Des­ sen Propst gehörte seit 1230 zum Naumburger Domkapitel. Während das Domkapitel in Naum­ burg blieb, residierten die Bischöfe seit 1285 wieder im Schloß Zeitz, der späteren Moritzburg. Vor 1050 erfolgte in Naumburg der erste Dombau, aber erst im 12./13. Jh. blühte das Bistum auf; es erlangte Zuwachs an Landbesitz, und bedeutende Klöster wurden gegründet. Im 13. Jh. er­ folgte unter den Bischöfen Engelhard (1206-42) und Dietrich (1243-72) der Neubau des früh­ gotischen Domes. Seit dem 13. Jh. geriet Naumburg trotz seiner reichsunmittelbaren Stellung immer mehr in die Abhängigkeit der Wettiner. Bei der sächsischen Erbteilung von 1485 fiel die Schutzherrschaft für Naumburg an den ernestinischen Zweig. Trotz der Erneuerungsbemühungen unter den Bischöfen Dietrich und Johann von Schönberg breitete sich gegen den Widerstand der beiden Kapitel, erleichtert durch die ständige Abwesenheit Bischof Philipps, Pfalzgraf bei Rhein, der zugleich Bischof von Freising war, von Kursachsen her die Reformation aus. Naumburg war 1533 fast vollständig protestantisch, Zeitz wenig später.

Als Kurfürst Johann Friedrich das Domkapitel nach dem Tode Philipps 1541 zur Wahl eines Protestanten aufforderte, entschied dieses sich jedoch für den altkirchlichen Propst des Zeitzer Kapitels, Julius von Pflug. Der Kurfürst übertrug daraufhin die weltliche Regierung einem Stiftshauptmann und bestimmte den Wittenberger Theologen Nikolaus von Amsdorf, seit 1524 Superintendent an St. Ulrich in Magdeburg, zum evangelischen Bischof. Martin Luther selbst nahm die Ordination und die Einführung vor. Nach einer Klage beim Reichstag in Speyer 1542 und seiner formellen Belehnung mit dem Bistum durch den Kaiser 1545 konnte sich Pflug nach der Schlacht von Mühlberg im Jahre 1547 gegen Amsdorf durchsetzen. Seine Rekatholisierungsversuche blieben jedoch erfolglos. Mit seinem Tod 1564 ging die Leitung von Bistum und Stift in die Hand lutherisch-kursächsischer Administratoren über. Die evangelisch gewor­ denen Kapitel in Naumburg und Zeitz bestanden als solche weiter. Das Land unterstand zwi-

Verzeichnis der Personen nach Diözesen

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sehen 1656 und 1718 der sächsischen Nebenlinie Sachsen-Zeitz, wurde 1718 wieder mit Kur­ sachsen vereinigt und fiel 1815 an Preußen. Clemens Brodkorb

Bischöfe 1434-1463 1463 1464 -1466 1466-1481 1481-1492 1483-1492 1492-1517 1512-1517 1517-1541 1542-1564

Peter von Schleinitz Georg von Haugwitz Dietrich von Bocksdorf Heinrich von Stammern Dietrich von Schönberg Johannes von Schönberg, Koadjutor Ders., Bischof Philipp bei Rhein, Koadjutor Ders., Administrator Julius von Pflug

Weihbischöfe

nach 1430 nach 1443 nach 1456 nach 1484

Johannes Valtemplini40 Nikolaus Arnoldi von Wechmar41 Nikolaus Langen42 Heinrich Kratz43

OLMÜTZ (OLOMOUC) (ecclesia Olomucensis) Das im 11. Jh. für Mähren errichtete Bistum gehörte wie Prag zur Kirchenprovinz Mainz. Nach der Erhebung Prags zum Erzbistum (1344) wurde Olmütz dessen Suffraganbistum. Neben der Markgrafschaft Mähren umfaßte das Olmützer Bistumsgebiet auch das schlesische Herzogtum Troppau. Der Bischof war Lehensherr über seine Güter und übte das Lehensgericht aus. In der hussitischen Revolution konnten sich Bischöfe und Bistum behaupten und ihre Kontinuität wahren. Ebenso blieben die Klöster und die wichtigsten Städte katholisch. Allerdings waren die bischöflichen Güter durch Säkularisierungen stark zusammengeschmolzen, und der seit dem 13. Jh. übliche Fürstentitel - ein Zeichen der Eigenständigkeit und Königsunmittelbarkeit des Bischofs innerhalb der Markgrafschaft Mähren - war gegenüber dem mehrheitlich utraqui­ stischen Adel nicht mehr durchzusetzen, so daß er erst 1588 erneuert werden konnte. Anders als in Böhmen war der Klerus jedoch noch im Landtag vertreten - der Bischof innerhalb des Herrenstandes, die Klöster zusammen mit den Städten. Der Bischof nahm auch am ständischen „Landrecht“ (Landgericht) teil. Das Kapitel besaß das freie Wahlrecht für den Bischof, den Ka­ pitelsdekan und den Kapitelspropst. So spielte hier das Wiener Konkordat keine Rolle. Die Bi­ schofswahl wurde jedoch in Anwesenheit eines königlichen Kommissars vollzogen, der ein Vorschlagsrecht ausübte, womit sich der König im 16. Jh. zunehmend durchsetzte. Dagegen versuchte das Kapitel seit der zweiten Hälfte des 16. Jh.s, seinen Einfluß mit Wahlkapitulatio­ nen abzusichern. In der Zeit der Vakanz des Erzbistums Prag vollzogen die Bischöfe von Olmütz die Krönungen der böhmischen Könige, wurden von diesen häufig als Vertreter zu den böhmischen Landtagen 40 Karmelit; 6. 3. 1430 Ep. tit. Milenen.; Weihbischof in Naumburg, Verden und Hildesheim (HC I, 339, II, 279). 41 Dominikaner; 29. 3. 1443 Ep. tit. Bibliensis; weihbischöfliche Handlungen in Stadt und Diözese Naum­ burg (HC II, 105, 279). 42 Dominikaner; Lector theol.; 21. 4. 1456 Ep. tit. Milenensis; weihbischöfliche Handlungen in Stadt und Diözese Naumburg (HC II, 191, 279); nahm 1466 an der Einführung Bischof H.s v. (—>) Stammern in Zeitz teil. 43 28. 1. 1484 Ep. tit. Callipolensis (HC II, 115, 279) und Weihbischof in Naumburg unter Bischof D. v. (—>) Schönberg. 58 Lexikon

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Verzeichnis der Personen nach Diözesen

entsandt und als Gerichtsbeisitzer oder Vermittler in ständischen Konflikten herangezogen. Ih­ re politische Position in den böhmischen Ländern wurde dadurch über ihre kirchlichen Mög­ lichkeiten hinaus aufgewertet. Seit der Wiederbesetzung des Erzbistums Prag weigerten sich denn auch die Olmützer Bischöfe, sich der Metropolitangewalt unterzuordnen, und erreichten mit päpstlicher Duldung faktisch eine exemte Stellung. Mit den nachtridentinischen Bischöfen setzte eine zielbewußte Rekatholisierungspolitik ein, die sich vorerst auf die bischöflichen Gü­ ter, die Herrschaften des katholischen Adels und das königliche Kammergut (Städte) beschrän­ ken mußte. Wie in Böhmen führte der Kaiser nach 1620 auch in Mähren mit Hilfe des Bischofs die Gegenreformation durch. Die „Verneuerte Landesordnung“ (1628) erhob den Klerus mit dem Bischof an der Spitze wieder zum eigenständigen Landstand mit der ersten Stimme im mährischen Landtag. Winfried Eberhard

Bischöfe

1435-1450 1450-1454 1454-1457 1457-1482 1484 -1490 1487-1489 1497-1540 1541 1541-1553 1553-1565 1565 -1572 1572-1574 1574-1575 1576-1578 1579-1598 1599-1636 1637 1638-1662 1638-1640 1640-1642

Paul von Milicin und Talmberg Johannes Haes Bohuslaus von Zvole Protasius von Boskowitz und Cernohora44 Jan Filipec, Administrator Johann Vitez, ernannter Administrator Stanislaus Turzo von Bethlenfalva Bernhard Zoubek von Zdetin Johannes Dubravius Markus Kuen Wilhelm Prusinovsky von Vickov Jan Grodecky von Brod Thomas Albin von Helfenburg Johannes Mezon Stanislaus Pavlovsky von Pavlovitz Franz Seraph von Dietrichstein Johann Ernst Plateis von Plattenstein Leopold Wilhelm von Österreich (—> Bd. 1648-1803)45 Kaspar Karas von Rhomstein, Administrator Johannes Kaspar Stredele von Montani und Wisberg, Administrator

Weihbischöfe

seit 1442 1442 -1482 1482-1501 1509-1526 1547-1551

Guilelmus de Polonia46 Wilhelm von Köln Andreas Byssmann47 Martin Göschl Martin Premislovice48

44 1482-97 wurde das Bistum Olmütz durch Administratoren verwaltet: 1482-84 durch die Domherren Jo­ hannes Pauswangel, Alex von Iglau und Heinrich Zvole; 1484-89 war J. (—>) Vitez ernannter Administrator, das Amt wurde jedoch tatsächlich 1484-90 durch J. (—>) Filipec ausgeübt; die Kardinäle Ardicinus della Por­ ta (1489-93) und Juan Borgia Lanzol (1493-97) residierten in Rom und haben Olmütz nie betreten. 1490-97 hatten die Domherren Konrad Altheimer, Daniel von Kosteletz und Johann von Jamnitz die Administration des Bistums inne. - HC II, 206. - J. Matzke 57f. - Ch. Schuchard 70. 45 Unter Leopold Wilhelm von Österreich, der die Priester- und Bischofsweihe nicht empfing und dem die Vielzahl seiner Ämter nicht erlaubte, Olmütz persönlich zu leiten, wurde das Bistum durch Andreas Orlik von Lazisko (1638), K. (—►) Karas von Rhomstein (1638^16), J. K. (—>) Stredele von Montani und Wisberg (1640-42) und seit 1648 durch Roderich von Santalier verwaltet. 46 Nach HC II, 202, 280 Weihbischof von Olmütz und Breslau; für Olmütz liegt möglicherweise ein Schreib­ fehler („Polonia“ statt „Colonia“) vor (W. v. [—>] Köln); vgl. unter Breslau. 47 Augustinereremit; Bacc. theol.; 21. 6. 1482 Titularbischof von Nicopolis; 1482-1501 Weihbischof in Ol­ mütz; stammte wie sein Vorgänger W. v. (—►) Köln aus Brünn; + 1508 (1501?). 48 Auch: Przemislowicz; Prämonstratenser; Abt des Klosters Hradisch bei Olmütz; 17. 8. 1547 Titularbischof von Nicopolis; 1547-51 Weihbischof in Olmütz; + 1551 (?).

Verzeichnis der Personen nach Diözesen 1551 —1561(?) 1603-1607 1608-1617 1618-1628 1629-1632 1630-1639 1640-1646 1648-1653

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Wenzel49 Melchior von Pirn Johannes Baptista Civalli Heinrich Ignaz Novohradsky von Kolowrat Caesar Nardus von Montopol Philipp Friedrich von Breuner Bd. 1648-1803) Kaspar Karas von Rhomstein Sigismund Miutini von Spilenberg (—> Bd. 1648-1803)

OSNABRÜCK (ecclesia Osnabrugensis) Das Bistum Osnabrück entstand um 800 aus einer von Karl d. Gr. auf der Paderborner Reichs­ synode von 780 gegründeten Missionsstation. Es gehörte zum Kölner Metropolitan verband. Der innere Ausbau kam im 13. Jh. mit der Archidiakonatseinteilung zum Abschluß. Das Hochstift war um 1400 ausgebildet und in sieben Ämter gegliedert. Zum Diözesangebiet gehörten dar­ über hinaus die Grafschaften Ostfriesland, Tecklenburg, Ravensberg, Rheda, Rietberg, Diep­ holz, Hoya. Die Lage komplizierte sich aber dadurch, daß die bischöfliche Jurisdiktion im Hochstift bis 1668 beim Bischof von Münster lag. Vom 14. bis zum 16. Jh. residierten die Bi­ schöfe meist in der Landeshauptburg Iburg oder in Fürstenau. Osnabrück war als kleines und armes Bistum für die Dynastien Nordwestdeutschlands im späten Mittelalter nie lohnendes Objekt ihrer Hausmachtpolitik, sondern allenfalls Sprungbrett in die Reichspolitik. Kumulatio­ nen mit den angrenzenden Bistümern kamen dagegen häufig zustande. Reichspolitisch war Os­ nabrück wegen der Nachbarschaft zu den Niederlanden und wegen seiner Zugehörigkeit zum Kölner Metropolitanbezirk im 15. und 16. Jh. oft in kriegerische Auseinandersetzungen invol­ viert. Auch nach Einführung der Reformation im Jahre 1543 gab es im Domkapitel stets eine starke katholische Partei. Wegen der Gefahren für das Hochstift durch benachbarte Kriegs­ schauplätze wurden im 16. Jh. auf politischen Druck dennoch weitgehend protestantische, 1623 nach fast 50 Jahren dagegen zum ersten Mal wieder ein katholischer Bischof gewählt. Die­ ser schuf die Voraussetzungen für die katholische Reform. Im Osnabrücker Friedensinstrument wurde 1648 festgelegt, daß künftig alternierend ein katholischer und ein evangelischer Bischof - dieser aus dem Hause Braunschweig-Lüneburg - gewählt wurde („successio alternativa“). Michael F. Feldkamp

Bischöfe 1442-1450 1450-1454 1454-1455 1455-1482 1482-1497 1497-1508 1508-1532 1532-1553 1553 -1574 1574-1585 1585 1587-1591 1591 -1623

1623-1625 1627-1661

Heinrich von Moers, Administrator Albert von Hoya, Administrator Rudolf von Diepholz, Administrator Konrad von Diepholz Konrad von Rietberg Ders., Administrator Erich von Braunschweig-Grubenhagen Franz von Waldeck Johann von Hoya zu Stolzenau Heinrich von Sachsen-Lauenburg, Administrator Wilhelm von Schenking zu Bevern, gewählter Bischof Bernhard von Waldeck Philipp Sigismund von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel, gewählter Bi­ schof Eitel Friedrich von Hohenzollern-Sigmaringen Franz Wilhelm von Wartenberg (—► Bd. 1648-1803)

49 Auch: Vaclav; Zisterzienser; 1541-61 Abt des Klosters Saar (Zd’är); 2. 12. 1551 Titularbischof von Nicopolis; 1551-61(?) Weihbischof in Olmütz; verzichtete am 9. 4. 1552 auf die Einkünfte aus der bischöflichen Mensa; + 1561 (?). - St Zela 214. 58*

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Verzeichnis der Personen nach Diözesen

Weihbischöfe

1434-1451 1438-1452 seit 1454 1471 -1476 1477-1496 seit 1481 1494-1515 seit 1507 seit 1518 seit 1529 seit 1537 1550-1577 seit 1619 1631 -1654

Johannes Fabri Johann Schedemeker Johannes Wennecker Godefridus Yerwerd Johannes von Meppen Johannes Velmecker Heinrich Schodehoet Johannes Schneider Johannes Meier Bernhard von Sachsen-Lauenburg Johannes Bischopinck Johannes Kridt Johannes Pelcking Kaspar Münster (-» Bd. 1648-1803)

PADERBORN (ecclesia Paderbornensis)

Papst Leo III. und Karl d. Gr. gründeten während einer Reichssynode 799 das Bistum Pader­ born. Seine Administration lag bis zur Weihe des ersten Bischofs Hathumar (805/06) bei den Bischöfen von Würzburg, die seit 777 im Paderborner Raum missionierten. Das zur Mainzer Kirchenprovinz zählende Bistum umfaßte den südlichen Teil des Engernlandes und reichte von Höxter an der Weser bis nach Geseke (später Salzkotten) und von Herford bis Korbach in Waldeck. Großen Einfluß auf die Missionierung und das Erziehungswesen übten neben dem Domkloster mit seiner im 11. Jh. zur Blüte gelangten Domschule die Reichsabteien Corvey und Herford aus. Von besonderer Bedeutung für die Sicherung des Bistums war das Immunitätsprivileg Kaiser Ludwigs d. Frommen von 822. Es bildete eine wesentliche Voraussetzung für den späteren Auf­ bau des Hochstifts. 885 gestand ein kaiserliches Privileg dem Domklerus die freie Bischofswahl zu. Seit 1233 nah­ men die 24 Domkapitulare dieses Wahlrecht ausschließlich für sich in Anspruch. 1231 war ih­ nen die Verwaltung der wichtigsten Archidiakonatsbezirke im Bistum zugesprochen worden. Als ernste Bedrohung erwies sich die auf Betreiben des Kölner Erzbischofs Dietrich von Moers, der 1415-63 auch Administrator von Paderborn war, durch Papst Martin V. 1429 ausgespro­ chene Aufhebung des Bistums. Nach anhaltendem Widerstand des Domkapitels, des Adels und der Städte erfolgte 1431 die Annullierung des Erlasses durch Papst Eugen IV. In eine existenzbedrohende Lage kam das Bistum in der Reformationszeit. Nach Unruhen in Herford, Höxter und Paderborn, die niedergeschlagen wurden, drang die religiöse Neuerung seit der Mitte des 16. Jh.s von den Adelssitzen und Städten aus immer stärker in die Gemein­ den ein. 1577 wurde der lutherisch gesinnte und verheiratete Heinrich von Sachsen-Lauenburg Bischof. Er wollte das Bistum in ein erbliches Fürstentum umwandeln. Erst Dietrich von Für­ stenberg leitete durch zahlreiche Reformmaßnahmen die Wende und die dauerhafte Rückfüh­ rung des Hochstiftes zum Katholizismus ein. Die Diözesangebiete in Ravensberg, Lippe, Han­ nover, Hessen und Waldeck blieben protestantisch. Der Versuch Hessens, auf dem westfälischen Friedenskongreß die Auflösung des Bistums zu erzwingen, konnte durch Fürsprache des mit Paderborn verbrüderten Bistums Le Mans und den Einspruch König Ludwigs XIV. abgewiesen werden. Das Bistum zählte um 1500 212 Pfar­ reien und etwa 55 Klöster und Stifte, nach den Verlusten in der Reformationszeit um 1650 noch 98 Pfarreien und 40 Klöster. Karl Hengst Bischöfe

1414 - 1463 1463 - 1498

Dietrich von Moers, Administrator Simon zur Lippe

Verzeichnis der Personen nach Diözesen 1495 -1498 1498-1508 1509-1532 1532-1547 1547-1568 1568-1574 1574-1577 1577-1585 1585-1618 1612-1618 1618-1650

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Hermann von Hessen, Koadjutor Ders., Administrator Erich von Braunschweig-Grubenhagen Hermann zu Wied, Administrator Rembert von Kerssenbrock Johann von Hoya zu Stolzenau Salentin von Isenburg, Administrator Heinrich von Sachsen-Lauenburg, Administrator Dietrich von Fürstenberg Ferdinand von Bayern, Koadjutor (—► Bd. 1648-1803) Ders., Bischof

Weihbischöfe

seit 1428 seit 1432 seit 1437 seit 1455 seit 1462 seit 1469 seit 1477 seit 1481 seit 1589 seit 1493 seit 1507 seit 1592 seit 1619 1644-1655

Johannes Christiani von Schleppegrell Hermann von Gehrden Johannes Fabri Johannes Schulte Heinrich Vuyst Johannes Yumminck Johannes Tideln Johannes Velmecker Laurentius Fabritius Albert Engel Johannes Schneider Nikolaus Arresdorf Johannes Pelcking Bernhard Frick (—► Bd. 1648-1803)

PASSAU (ecclesia Pataviensis) Das 739 bei der Organisation der bayerischen Kirche durch Bonifatius gegründete Bistum Pas­ sau wurde 798 Suffraganbistum von Salzburg und zu Beginn des 9. Jh.s bis an die ungarische Raab ausgedehnt. Auch nach der Ausgliederung von Wien und Wiener Neustadt im Jahre 1469 blieb es bis zur josephinischen Diözesanregulierung eine der größten Diözesen des Reiches. Deshalb wurde das Diözesangebiet nach 1300 administrativ geteilt. Seitdem unterstand die Ver­ waltung des Landes ob und unter der Enns je einem Offizial mit Sitz in Passau bzw. Wien. Im Gegensatz zur kirchlichen Bedeutung der Diözese war das Hochstift von bescheidener Grö­ ße, da es sich zwischen den habsburgischen und wittelsbachischen Territorien nicht entwikkeln konnte. Bayern und Österreich versuchten immer wieder, auf die Bischofsernennungen Einfluß zu nehmen, während das adelige Domkapitel die bischöfliche Gewalt durch Wahlkapi­ tulationen einzuschränken suchte. Wiederholte Versuche der Passauer Bürgerschaft zur Beseiti­ gung der bischöflichen Herrschaft über die Stadt führten nicht zum Erfolg. Nachdem sich seit der Mitte des 16. Jh.s in allen Diözesanteilen die lutherische Bewegung aus­ gebreitet hatte, erfolgte die Gegenreformation im bayerischen Diözesanteil im letzten Drittel des 16. Jh.s, in den österreichischen Diözesanteilen nach 1600 unter Bischöfen aus dem Hause Habsburg. August Leidl

Bischöfe

1424-1451 1454-1479 1480-1482 1482-1485 1486-1490

Leonhard von Laiming Ulrich von Nußdorf Georg Heßler Friedrich Mauerkircher Friedrich von Öttingen

822 1490-1500 1500-1517 1517 1517-1540 1541 -1555 1556-1561 1561 -1598 1598-1605 1605-1625 1626-1662

Verzeichnis der Personen nach Diözesen

Christoph Schachner Wiguläus Fröschl von Marzoll Ernst von Bayern, Koadjutor Ders., Administrator Wolfgang von Salm Wolfgang von Closen Urban von Trennbach Leopold von Österreich, Administrator Ders., Bischof Leopold Wilhelm von Österreich (-> Bd. 1648-1803)

Weihbischöfe50 seit 1441 seit 1441 1441-1472 1452-1458 1465-1475 1473-1493 1477-1490 1481 -1500 1491-1499 1496-1526 1526-1557 1530- 1536 1552 1553-1556 1558- 1561 1561 -1569 1570-1573 1575-1589 1589-1597 1597-1604 1598-1603 1604-1608 1608-1629 nach 1610 1631 -1642 1637-1645 um 1638-1642 1646-1658

Nikolaus31 Johannes Sigismund Pirchan von Rosenberg Benedikt Sibenhirter Wolfgang Püchler Albert Schönhofer Andreas Weinmair Johann Schlecht Nikolaus Kaps Bernhard Meurl von Leombach Heinrich Kurz Thomas Murner Paul Schicker, ernannter Weihbischof52 Urban Sagstetter Erasmus Pagendorfer Michael Englmayr Christian Krypper Hector Wegmann Christoph Weilhamer Andreas Hofmann Simon Bratulich53 Blasius Laubich Johannes Brenner Alfons de Requesens y Fendlet Johannes Kaspar Stredele von Montani und Wisberg Johannes Bartholomäus Kobolt von Tambach Nikolaus Aliprandi von Thomasis Ulrich Grappler von Trappenburg (—► Bd. 1648-180:

50 Außer den in dieser Liste genannten erwähnt die HC für die Zeit von 1448 bis 1648 noch folgenden Weih­ bischof in Passau, für den sich in der örtlichen Literatur keine Belege finden: 1473/78 (1493/98) Nicolaus, Ep. tit. Salonen. (HC II, 228, 279). 51 Dominikaner; 1441 Titularbischof von Marcopolis und Weihbischof in Passau; + 14. 2. 1453. - M. Hansiz 538. - L. H. Krick, Domstift 208. 52 Domprediger in Passau; 1549-52 als Prokurator des Bischofs W. v. (—>) Salm auf dem Konzil von Trient; 1552 während des Konzils zum Weihbischof designiert; + 25. 5. 1552 kurz nach seiner Rückkehr in Passau; Domkreuzgang zu Passau. - R. Reichenberger 25. - L. H. Krick, Domstift 209, 239. - J. Oswald, Trient 208. 53 Minimit; 1598 Titularbischof von Sirmium; 1598-1603 Weihbischof in Passau; 1603-11 Bischof von Za­ greb; + 1611. - L. H. Krick, Domstift 209.

Verzeichnis der Personen nach Diözesen

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PEDENA (ecclesia Petenensis)

Der erste urkundlich nachweisbare Bischof von Pedena im Innern von Istrien war Martianus, der 579 an der Provinzialsynode in Grado teilnahm. Das Bistum blieb immer klein und unbe­ deutend. Daher hatten die Bischöfe oft zugleich andere kirchliche oder politische Funktionen im Patriarchat und im Reich inne. Als Generalvikare des Patriarchen von Aquileja für den habs­ burgischen Teil des Patriarchates residierten sie bis 1461 meist in Laibach, wo Bischof Georg Maninger 1448 eine Synode für die Priester im österreichischen Teil des Patriarchates hielt, die sich im Sinne des Basler Konzils um eine Reform bemühte. Nach Gründung des Bistums Lai­ bach übernahmen die Bischöfe von Pedena dort oft die Aufgabe eines Weihbischofs. Einige wurden dort Dompropst. Bei der josephinischen Diözesanregulierung wurde das Bistum 1788 aufgehoben und sein Gebiet Triest zugewiesen. France M. Dolinar

Bischöfe 1436-1456 1457-1461 1461-1465 1465-1474/75 1478-1490 1491 -1501 1501 -1506 1506-1522 1523 —1525(?) 1526-1547 1550-1562 1563-1570 1573-1600 1601-1621 1621 -1625 1625 -1631 1631 -1634 1637-1646

Martin von Mannsberg Jakobus von Krainburg54 Konrad Arensteiner55 Michael Altkind Johann Pascasius Georg Maninger von Kirchberg Ludovicus de Rugeris56 Georg Slatkonia Nikolaus Kreutzer57 Johann Barbo Johann Zacharia Petcovitz Daniel Barbo Georg Reitgartler Antonio Zara Karl Weinberger, nominierter Bischof Pompeo Coronini Kaspar Bobek Antonio von Marenzi (—> Bd. 1648-1803)

POMESANIEN (ecclesia Pomesaniensis) Die Diözese wurde 1243 zusammen mit den drei anderen Bistümern des Deutschordenslandes Preußen im Auftrag des Papstes als des obersten Landesherrn im Missionsgebiet der baltischen Prußen vom päpstlichen Legaten Wilhelm von Modena errichtet. Dieser wies zwei Drittel des Diözesangebietes dem Deutschen Orden, ein Drittel dem Bischof zu. Der erste Bischof wählte Marienwerder als Sitz und teilte sein Herrschaftsgebiet im Verhältnis zwei zu eins mit dem Domkapitel. Dieses wurde dem Deutschen Orden inkorporiert. Deshalb konnte sich in Pomesa­ nien ebensowenig wie in den Bistümern Kulm und Samland eine selbständige Landesherr­ schaft von Bischof und Kapitel entwickeln. 54 4 . 2. 145 7 zum Bischof von Pedena nominiert; über sein Leben ist nichts bekannt. + 1563 (?). - F. Ughelli 873. 55 Propst des Klosters St. Andreas im Bistum Passau; am 2. 12. 1461 zum Bischof von Pedena nominiert; er war zugleich Generalvikar für den habsburgischen Teil des Patriarchates Aquileja; 1 1465. - HC II, 215. 56 Auch Ruggeri; von R. ist lediglich der Name überliefert. - C. d. Franceschi 331. 57 Auch Creutzer oder Craizer; Franziskaner aus Kärnten; päpstliche Bestätigung seiner Nomination zum Bischof von Pedena durch Kaiser Karl V. am 30. 1. 1523. Von der Tätigkeit K.s in seinem Bistum haben sich keinerlei Spuren erhalten, t frühestens 1525. - F. Ughelli 473. - C. d. Franceschi 331.

824

Verzeichnis der Personen nach Diözesen

Seit 1246 gehörte Pomesanien wie die drei anderen preußischen Bistümer zur Kirchenprovinz Riga. Bei der politischen Neuordnung des Preußenlandes im Zweiten Thorner Frieden (1466) fiel der nördliche Teil der Diözese an die Krone Polen. Mit dem Übertritt des letzten Bischofs zum Luthertum 1525 ging dessen weltliches Herrschaftsgebiet an das Herzogtum Preußen über, und Pomesanien hörte als selbständiger kirchlicher Jurisdiktionsbezirk de facto auf zu be­ stehen. Die Administration der Diözese - letztlich nur des polnischen Anteils - übernahmen die Bischöfe von Kulm. Hans-Jürgen Karp

Bischöfe

1440-1463 1464-1466 1467-1478 1480-1501 1501 -1521 1521 -1523 1521 -1523 1523 -1525 1525 -1530 1530-1537 1538-1549

Kaspar Linke Nikolaus, gewählter Bischof Wincenty Kielbasa, Administrator Johannes Kerstani von Lessen Hiob von Dobeneck Georg von Polentz, postulierter Bischof Achille Grassi Erhard von Queiß, gewählter Bischof Johannes von Konopat, Administrator Johannes Dantiscus, Administrator Tiedemann Bartholomäus Giese, Administrator

PRAG (PRAHA) (ecclesia Pragensis) Das 973 errichtete und der Kirchenprovinz Mainz unterstellte Bistum wurde auf Betreiben Karls IV. und König Johanns 1344 zum Erzbistum mit den Suffraganbistümern Olmütz und dem aus dem Gebiet von Prag ausgegliederten Leitomischl erhoben. In der hussitischen Revolu­ tion ging Leitomischl unter und wurde danach nicht mehr erneuert. Der Prager Erzbischof Kon­ rad von Vechta (+ 1431) schloß sich 1421 dem hussitischen Programm der „Vier Artikel“ an und wurde 1426 exkommuniziert. Das aus Prag geflohene Domkapitel amtierte seither als erz­ bischöfliches Konsistorium (1421-37 in Zittau) mit gewöhnlich zwei Administratoren an der Spitze, meist dem Kapitelsdekan und -propst. Sie fungierten nach Art von Generalvikaren mit Jurisdiktionsgewalt in Ehesachen, geistlichen Streitigkeiten und Pfründenbesetzungen - je­ doch ohne Weihegewalt. Offiziell waren 1426-34 die beiden Olmützer Bischöfe Johann der Eiserne und Konrad von Zvole vom Papst als Administratoren eingesetzt. In der zweiten Hälfte des 15. Jh.s erhielten die Kapitelsadministratoren gelegentlich auch die päpstliche Bestätigung. Ihre Amtshandlungen erstreckten sich praktisch nur auf die katholisch gebliebenen Regionen Nord-, West- und Südböhmens. Die Priesterweihen erteilten die Meißner und andere benach­ barte Bischöfe und Weihbischöfe. Neben diesem katholischen Konsistorium auf der Prager Burg amtierte in der Prager Altstadt ein utraquistisches Konsistorium (Administrator, 12 Konsistorialen aus Prager Geistlichen und Universitätsmagistern) mit derselben Jurisdiktionsgewalt für die utraquistische Kirche. Zunächst wurde diese geleitet von dem utraquistischen Magister Jan Rokycana (+ 1471), den die Stände mit kaiserlicher Erlaubnis 1436 zum Erzbischof wähl­ ten, der jedoch nie die päpstliche Bestätigung erhielt.

Um eine Wiederbesetzung des Erzbistums bemühten sich utraquistische und katholische Geist­ liche und Stände mehrfach seit Ende des 15. Jh.s. Eine Bedingung dafür war jedoch die Aner­ kennung der utraquistischen Kirche und damit des Laienkelches durch die römische Kurie. Dazu waren die Päpste aber vor dem Tridentinum nicht bereit. Im übrigen scheiterten die Ver­ handlungen auch an der Forderung nach Restitution des Kirchenguts, das in und nach der hus­ sitischen Revolution säkularisiert worden war. Die materielle Grundlage des Erzbistums war so dürftig, daß sogar das auf wenige Stellen geschrumpfte Domkapitel weitgehend von der könig­ lichen Kammer unterhalten werden mußte. In der Reformation gingen dem Erzbistum in Nordund Nordwestböhmen seit 1520 weitere Gemeinden verloren. Erst die Verhandlungen Kaiser

Verzeichnis der Personen nach Diözesen

825

Ferdinands I. mit dem Trienter Konzil und dem Papst ermöglichten 1561 die Wiederbesetzung des vakanten Erzbischofsstuhls, dem aber keine Kirchengüter restituiert wurden. Das Erzbistum umfaßte in dieser Epoche im wesentlichen das Land Böhmen, dazu die schlesi­ sche Grafschaft Glatz und das lausitzische Dekanat Zittau, während das Egerland zu Regens­ burg und im Norden die Herrschaft Friedland und das böhmische Niederland (um Schluckenau) zum Bistum Meißen gehörten. Das Prager Domkapitel besaß kein freies Wahlrecht, sondern der Erzbischof wurde nach altem Recht vom König nominiert. Seine Jurisdiktion erstreckte sich seit dem 16. Jh. ausschließlich auf das Gebiet des Erzbistums, da das Suffraganbistum Ol­ mütz - von der römischen Kanzlei unterstützt - sich der Prager Metropolitangewalt zu entzie­ hen wußte. Auf die Nuntien und die Jesuiten gestützt, mühten sich die Erzbischöfe um eine katholische Erneuerung, die jedoch erst Ende des 16. Jh.s zu Ergebnissen führte. Nach dem Ständeaufstand wurde sie seit 1620 als teilweise gewaltsame kaiserliche Gegenreformation durchgeführt. Die „Verneuerte Landordnung“ (1627) wies dem Klerus mit dem Erzbischof an der Spitze wieder den ersten Platz in der Ständeordnung und im Landtag zu. Winfried Eberhard

Erzbischöfe 1435-1471 1561-1580 1581-1590 1593-1606 1607-1612 1612-1622 1623-1667

Jan Rokycana58 Anton Brus von Müglitz Martin Medek Zbynko Berka von Duba und Leipa Karl von Lamberg Johannes Lohel Ernst Adalbert von Harrach zu Rohrau (—> Bd. 1648-1803)

Katholische Administratoren59 1446-1453 1453-1458 1458-1460 1461 1461-1462 1462 1462-1468 1468-1481 1468-1483 1481 - 1484 1484-1498 1498-1510 1498-1501/02 1511-1525 1525-1544 1544-1557 1544-1554 1554-1561

Prokop von Kladrau Wenzel Hnevsin von Krumau, Nikolaus von Krumau Wenzel Hnevsin von Krumau Nikolaus von Krumau Johann Simanek von Krumau, Hilarius von Leitmeritz Martin Terra von Straseci Hilarius von Leitmeritz Johann Simanek von Krumau Johann von Kolowrat Wenzel von Plan Paul Poucek von Talmberg Ambrosius Chrt von Pilsen Blasius Kremer von Plan Johann Zäk Ernst von Schleinitz Valentin Hahn von Mies Johann Podbradsky von Buchau Heinrich Pisek (Scribonius) von Bischofteinitz

Weihbischöfe

um 1579 - 1581 1604-1612

Wenzel Franta Johannes Lohet

58 * um 1390/92 Rokycana bei Pilsen; 1421 Priester; Studium in Prag; 1435 vom böhmischen Landtag zum Erzbischof gewählt, aber nie päpstlich bestätigt; nicht konsekriert; t 22. 2. 1471. - E Seibt, in: LThK 5 (1960) 1076 (Lit.). 59 Nach dem Übertritt Erzbischof Konrads von Vechta (1412-21) zum Utraquismus blieb der erzbischöfliche Stuhl für 140 Jahre vakant. Auch der Versuch des böhmischen Landtags zur Neubesetzung durch Jan Rokyca­ na (1435-71) schlug fehl. Bis 1561 wurde das Erzbistum von Administratoren verwaltet. - Liste der Admini­ stratoren nach: Prazske arcibiskupstvi 309f.

826 1626-1642 1644-1653

Verzeichnis der Personen nach Diözesen

Simon Brosius Horstein von Horstein Crispin Fuk von Hradiste (—> Bd. 1648-1803)

Weihbischöfe für die Utraquisten

1482 - 1493 1504-1507

Augustin Lucian de Bessariis Filippo von Villanuova

RATZEBURG (ecclesia Ratzeburgensis)

Nachdem Erzbischof Adalbert von Bremen um 1062 das Bistum Oldenburg in drei Sprengel aufgeteilt hatte, weihte er für das Land der slawischen Polaben mit seinem Zentrum Ratzeburg Aristo (+ 1068) zum ersten Bischof. Das neue Bistum wurde 1066 im Wendenaufstand gegen den Fürsten Gottschalk wieder zerstört. Die Wiedererrichtung erfolgte 1154, als Heinrich der Löwe auf dem Reichstag zu Goslar von Kaiser Friedrich I. den Auftrag erhielt, in den Provinzen jenseits der Elbe Bistümer zu errichten, diese aus Reichsgut auszustatten und Bischöfe zu inve­ stieren. Nun wurde ein Prämonstratenser, Evermod (+ 1178), bis dahin Propst des St.-Marien-Klosters in Magdeburg, Bischof von Ratzeburg. Die Bistumsgründung wurde 1158 durch Papst Hadrian IV. und 1160 durch Erzbischof Hartwig von Hamburg-Bremen bestätigt. Das Domkapitel bildete Evermod aus Prämonstratensern, und Hadrian IV. bestätigte ihm 1158 die Prämonstratenserregel. Einige Jahrzehnte später war das Land kirchlich organisiert und strukturiert, wie ein Zehnt­ register von 1230 belegt. Der Aufbau wurde zunächst mehr von der christlich-deutschen Ost­ siedlung als von der Wendenmission getragen. Im 13. Jh. erlangte das Stift Reichsunmittelbar­ keit und konnte sich somit gegenüber den Herzögen von Sachsen-Lauenburg und Mecklenburg behaupten. 1504 wurde das Prämonstratenserstift in ein Säkularstift umgewandelt. Nachdem die Reichsunmittelbarkeit stark verblaßt war, erreichte Bischof Heinrich Berkmeier, daß sie wieder kaiserlich bestätigt wurde. Angesichts des Drucks der Herzöge von Sachsen-Lauenburg lehnten sich die Bischöfe seitdem an die Herzöge von Mecklenburg an. Als letzter katholischer Bischof resignierte 1554 Chri­ stoph von der Schulenburg. Seitdem begann eine fast hundertjährige Verwaltung durch weltli­ che Administratoren aus dem Hause Mecklenburg. Damit ging die lutherische Konfessionalisierung einher. Clemens Brodkorb

Bischöfe 1440-1454 1454-1461 1461-1466 1466-1479 1479-1511 1511-1524 1524 1525-1550 1551-1554

Johannes Proei Johannes Preen Ludolf Roseborch Johannes Stalkoper Johannes Parkentin Heinrich Berkmeier Georg von Blumenthal, Koadjutor Ders., Bischof Christoph von der Schulenburg

REGENSBURG (ecclesia Ratisponensis) Im Anschluß an das Missionswerk iroschottischer Missionare schuf Bonifatius 739 für das ba­ juwarische Stammesgebiet eine Kirchenorganisation, die das Land in vier Sprengel unterglie­ derte und die Herzogstädte Freising, Passau, Regensburg und Salzburg zu Bischofssitzen be­ stimmte. In Regensburg, Hauptstadt Bayerns bis zur Ausformung der wittelsbachischen Lan­

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Verzeichnis der Personen nach Diözesen

desherrschaft im 13. Jh., verband Bonifatius das Amt des Bischofs mit dem des Abtes von St. Emmeram. Die Personalunion von Kathedrale und Domkloster wurde 975 durch Bischof Wolf­ gang abgelöst. Zwei Jahre zuvor hatte dieser in die Abtrennung des böhmischen Missionsgebie­ tes vom Regensburger Sprengel zur Errichtung eines Bistums Prag eingewilligt. Seitdem hat Re­ gensburg seine räumliche Ausdehnung kaum mehr verändert. Sein Gebiet umschließt das Kernstück des alten Niederbayern bis zur Hallertau und zur oberen Rott sowie weite Teile des oberpfälzischen Landes. Im Gegensatz zum geistlichen Jurisdiktionsbezirk zählte das Hochstift zu den schmälsten des Reiches. Nicht einmal die Bischofsstadt, die seit 1245 die Reichsfreiheit besaß, gehörte dazu. Dem Bischof verblieben in Regensburg hoheitliche Herrschaftsrechte nur über einen gefreiten Bezirk zwischen Dom und Donau. Landesherr im strengen Sinn war er in drei kleinen Territo­ rien unweit der Bischofsstadt: in der Reichsherrschaft Wörth an der Donau, in der Reichsherr­ schaft Hohenburg auf dem Nordgau und in der forstreichen Reichsherrschaft Donaustauf, die aber 1486 an Bayern verpfändet und erst im 18. Jh. wieder eingelöst wurde. Hierzu kam eine Reihe mittelbarer Herrschaften und anderer Gerechtsamen, vor allem Hofmarken in Altbayern und der ausgedehnte Bezirk Pöchlarn in Niederösterreich. Die wittelsbachischen Erbteilungen hatten für das territorial zerklüftete Bistumsgebiet im Jahr­ hundert der Glaubensspaltung verhängnisvolle Wirkungen. Katholisch blieb im wesentlichen nur der zum Herzogtum Bayern gehörende Bistumsteil. Vereinzelte evangelische Bewegungen gediehen hier über Ansätze nicht hinaus. Hingegen fielen die nicht unter bayerischer Landes­ hoheit stehenden Gebiete für mehrere Generationen der protestantischen Reformation in ihrer lutherischen oder calvinischen Ausprägung zu: 1541 das pfalz-neuburgische Territorium, 1542 die Freie Reichsstadt Regensburg, 1556 die kurpfälzische Oberpfalz mit der Grafschaft Cham und dem Stiftsland Waldsassen. Während die pfalz-neuburgischen und kuroberpfälzischen Lande in den ersten Jahrzehnten des 17. Jh.s dem katholischen Bekenntnis zurückgewonnen werden konnten, kam es im Sulzbacher Territorium nach dem Dreißigjährigen Krieg zur Ein­ führung des Simultaneums. Karl Hausberger

Bischöfe

1437 - 1449 1450 - 1457 1457-1464 1466-1492 1487-1492 1492-1507 1507-1538 1538-1548 1548-1563 1564-1567 1569-1579 1580-1598 1582-1587 1598-1600 1602-1613 1614-1649 1642-1649

Friedrich von Parsberg Friedrich von Plankenfels Ruprecht bei Rhein, Administrator Heinrich von Absberg Ruprecht bei Rhein, Koadjutor Ders., Bischof Johann bei Rhein, Administrator Pankraz von Sinzenhofen Georg Marschalk von Pappenheim Veit von Fraunberg David Kölderer von Burgstall Philipp Wilhelm von Bayern Zbynko Berka von Duba und Leipa, Administrator Sigmund Friedrich Fugger von Kirchberg und Weißenhorn Wolfgang von Hausen Albert von Torring (—> Bd. 1648-1803) Franz Wilhelm von Wartenberg, Koadjutor (—> Bd. 1648-1803)

Weihbischöfe

1453 1456-1468 1468-1480 1481-1500 1501 -1530

Johannes60 Ulrich Aumayer Johann Ludovici Johann Schlecht Peter Krafft

60 In der HC für 1453 als Weihbischof in Regensburg und Ep. tit. Hierapolitan. bezeichnet; auch die lokale Literatur nennt gelegentlich einen Weihbischof Johannes für 1453; Näheres ist nicht bekannt.

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Verzeichnis der Personen nach Diözesen

1531-1545 Johann Kluspeck 1546-1549 Johann Zöllner 1552-1560 Georg Waldeisen 1561 -1566 Georg Riedl 1570-1576 Johann Deublinger 1579 - 1604 Johann Baptist Pichlmair 1606-1618 Stephan Nebelmair 1622-1634 Otto Heinrich Pachmair Von 1634 bis 1650 wurde mit Rücksicht auf die wirtschaftliche Notlage des Hochstifts kein Weihbischof bestellt. SALZBURG (ecclesia Salisburgensis) Um 700 erhielt Salzburg in Rupert seinen ersten Bischof, während die Grenzen des Bistums, dessen Missionsgebiete bis nach Ungarn reichten (Awaren- und Slawenmission) erst 739 durch Bonifatius umschrieben wurden. 798 wurde Salzburg Metropolitansitz der bayerischen Kirche mit den Suffraganbistümern Brixen, Freising, Regensburg, Passau und vielleicht Neuburg. Sein Gebiet erstreckte sich vom Zillertal (Tirol) bis zum Plattensee (Ungarn) und vom Innbogen bis an die Drau im Süden. Dieses riesige Gebiet wurde kirchlich allmählich durch Eigenklöster und Pfarreien erschlossen. Ferner wurden innerhalb der Erzdiözese die Eigenbistümer Gurk (1072), Chiemsee (1215/16), Seckau (1218) und Lavant (1226) errichtet, deren Bischöfe, vom Erzbischof ernannt, in ihren kleinen Diözesanterritorien zunächst nur die Funktion bischöfli­ cher Vikare besaßen. Darüber hinaus gab es als jurisdiktionelle Verwaltungseinheiten seit dem 12. Jh. Archidiakonate. Mit dem Erwerb landesfürstlicher Hoheitsrechte wurde seit dem 13. Jh. der weltliche Herr­ schaftsbereich der Erzbischöfe, das sog. Erzstift Salzburg, zum Abschluß gebracht. Um dieser territorialen Eigenständigkeit Bestand und Dauer zu verleihen, mußten manche Konflikte mit den mächtigen Nachbarn in Österreich und Bayern ausgefochten werden, da Salzburg im Zen­ trum wichtiger Handelswege lag und reiche Bodenschätze besaß. Dem Eindringen der Reformation im 16. Jh. begegnete man zunächst nicht mit wirksamen Maß­ nahmen. Nach der Erschütterung durch die Bauernkriege 1525/26 festigten die Erzbischöfe ihre Territorialherrschaft in Form eines frühabsolutistischen Beamtenstaates, führten die Gegenre­ formation durch und hielten sich durch strikte Neutralität aus Konfessionskonflikten heraus. Die tridentinische Reform wurde auf der Salzburger Provinzialsynode 1569/76 adaptiert und in den ersten Jahrzehnten des 17. Jh.s durchgesetzt. Im Zuge einer Neuordnung der Diözesanver­ waltung wurden 1589 im Bischof von Chiemsee erstmals ein Generalvikar für die gesamte Erz­ diözese, daneben 1591 im Bischof von Seckau ein Generalvikar für die Steiermark und 1593 im Bischof von Lavant ein Generalvikar für Kärnten ernannt. Diese Ordnung blieb im wesentli­ chen bis zur josephinischen Diözesanregulierung in Geltung. Die Archidiakonate wurden in Dekanate untergliedert und in den Großpfarreien neue Vikariate errichtet. Franz Ortner

Erzbischöfe

1441-1452 1452-1461 1462-1466 1466-1481 1481-1487 1487-1489 1490 -1494 1494 -1495 1495-1519 1514-1519 1519-1540 1540-1554

Friedrich Truchseß von Emmerberg Sigmund von Volkersdorf Burkhard von Weißpriach Bernhard von Rohr Johann Beckenschläger, Koadjutor und Administrator Ders., Erzbischof Friedrich von Schaunberg Sigmund von Hollenegg Leonhard von Keutschach Matthäus Lang von Wellenburg, Koadjutor Ders., Erzbischof Ernst von Bayern, Administrator

Verzeichnis der Personen nach Diözesen 1554-1560 1561 -1586 1580-1586 1586-1587 1587-1612 1612-1619 1621 -1653

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Michael von Kuenburg Johann Jakob von Kuen-Belasy Georg von Kuenburg, Koadjutor Ders., Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau Markus Sittikus von Hohenems Paris von Lodron (—> Bd. 1648-1803)

Weihbischöfe Als Weihbischöfe wirkten seit 1610 die Bischöfe von Chiemsee (—► Chiemsee). um 1600 Laurentius Galatino Mongiojo um 1600 Franziskus Bennius seit 1605 Claudius Sozomenus 1617-1640 Johann Paul Ciurletti

SAMLAND (ecclesia Sambiensis)

Im Auftrag des Papstes als des obersten Landesherrn des altpreußischen Missionsgebietes er­ richtete der päpstliche Legat Wilhelm von Modena 1243 zusammen mit Kulm, Pomesanien und Ermland auch die Diözese Samland. Sie hatte ihren Sitz seit dem Ende des 13. Jh.s in Kö­ nigsberg. Das Diözesangebiet wurde so geteilt, daß der Deutsche Orden zwei Drittel, der Bi­ schof ein Drittel als Landesherr erhielt. Letzterer trat wiederum ein Drittel seines Anteils an das Domkapitel ab. Dieses wurde wie in Kulm und Pomesanien dem Deutschen Orden inkorpo­ riert. Daher konnte sich eine selbständige Landesherrschaft von Bischof und Kapitel nicht ent­ wickeln. Samland gehörte wie die drei anderen preußischen Bistümer seit 1246 zur Kirchenprovinz Ri­ ga. Bei der politischen Neuordnung des Preußenlandes im Zweiten Thorner Frieden (1466) blieb das Bistum unter der Schutzherrschaft des Deutschen Ordens. Als 1525 der letzte Bischof zum Luthertum übertrat, fiel das weltliche Herrschaftsgebiet an das Herzogtum Preußen, und die Diözese hörte als selbständiger kirchlicher Jurisdiktionsbezirk de facto auf zu bestehen. 1617 wurde die Jurisdiktion über das Gebiet des untergegangenen Bis­ tums dem Bischof von Ermland übertragen. Hans-Jürgen Karp

Bischöfe 1442 -1470 1470-1474 1474-1497 1497-1503 1503-1505 1505-1518 1519-1524

Nikolaus von Schöneck Dietrich von Cuba Johannes Rehwinkel Nikolaus Kreuder Paul von Watt, gewählter Bischof Günther von Bünau Georg von Polentz

SCHLESWIG (ecclesia Sleswicensis) Der Handelsplatz Haithabu (Schleswig) an der Südgrenze des dänischen Reiches war seit dem Anfang des 9. Jh.s Ansatzpunkt für die christliche Mission in Skandinavien. Die Legation für die Skandinavienmission wurde dem Erzbistum Bremen-Hamburg übertragen. Erzbischof Ans­ gar ließ um 850 in Schleswig eine erste Kirche errichten. Die Missionserfolge blieben indes bescheiden. Unter verstärktem politischen Druck des Reiches seit 934 wurde 948 ein Bistum eingerichtet, gleichzeitig mit Ribe und Aarhus in Jütland. 965 ließ sich der dänische König Ha-

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Verzeichnis der Personen nach Diözesen

raid taufen und machte das Christentum zur Staatsreligion. Gleichzeitig wurden die dänischen Bistümer aus dem Reichskirchenverband entlassen. Nach der Vertreibung der deutschen Besatzung aus Süddänemark residierten die Schleswiger Bischöfe wohl von 983 bis 1026 im Exil, vorzugsweise in Hildesheim. Mit der Verlagerung der Siedlung vom Süd- auf das gegenüberliegende Nordufer der Schlei in das Gebiet der heutigen Altstadt von Schleswig setzte im 11. Jh. die ununterbrochene Residenz der Bischöfe in Schles­ wig ein. 1104 erhielt Skandinavien in Lund ein eigenes Erzbistum, dem auch Schleswig als Suffraganbistum zugewiesen wurde. Die Diözese umfaßte auf der jütischen Halbinsel zwischen Königsau und der Eider im Süden das Gebiet des etwa gleichzeitig errichteten Herzogtums Schleswig. Verschiedentliche Versuche der Bremer Erzbischöfe im 12. Jh., ihre Kirchenhoheit in Süddänemark wiederherzustellen, scheiterten. Um 1160 wurde ein Domkapitel eingerichtet, aus dem im Mittelalter die meisten Bischöfe hervorgingen. Sie waren zwischen dem 13. und 15. Jh. wichtige Bündnispartner in den Auseinandersetzungen zwischen den dänischen Köni­ gen und den Grafen der südlich angrenzenden deutschen Grafschaft Holstein um die Herr­ schaft im Herzogtum Schleswig. Die Reformation bildete im Herzogtum einen sich lang hinziehenden Vorgang, der von König und Herzog unterstützt wurde, aber erst nach dem Tod des letzten katholischen Bischofs durch die Verkündigung der neuen Kirchenordnung zum Abschluß gelangte. Nach der Reformation gelangte das Bischofsamt zunehmend unter den Einfluß der Herzöge, die den Summepiskopat innehatten. Christian Radtke

Bischöfe 1429-1474 1474-1488 1489-1499 1499-1502 1502-1507 1507-1541

Nicolaus Wulf Helricus von der Wisch Eggert Dürkop Giovanni de Castro Detlef Pogwisch Gottschalk von Ahlefeld

SCHWERIN (ecclesia Zwerinensis)

Nachdem Friedrich Barbarossa 1154 Heinrich dem Löwen das Besetzungsrecht der Bistümer im Obotritenland verliehen hatte, bestimmt dieser 1160 Schwerin zum Sitz des 1062 gegründe­ ten, 1066 aber untergegangenen Bistums Mecklenburg. 1171 stattete er es mit Burg und Land Bützow aus, wo die Bischöfe die Landesherrschaft besaßen. Neben Bützow entwickelte sich Warin zur Nebenresidenz. Die Diözese umfaßte den größten Teil Mecklenburgs. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180) waren die Bischöfe bis 1358 reichsunmittelbar. Danach ge­ wannen die Herzöge von Mecklenburg die Landesherrschaft. 1419 erfolgte in Rostock die Grün­ dung einer Universität. Nachdem Bischof Magnus von Mecklenburg 1533 evangelisch gewor­ den war, wurde Schwerin bis 1648 von Administratoren verwaltet und 1648 Mecklenburg zuge­ schlagen. Josef Traeger

Bischöfe 1444-1457 1457-1458 1458-1473 1474-1479 1479-1482 1482-1503 1504-1506 1508-1516 1516-1550

Nikolaus Böddeker Gottfried Lange Werner Wolmers Balthasar von Mecklenburg, Administrator Nikolaus von Pentz Konrad Loste Johannes Thun Peter Walkow Magnus von Mecklenburg, gewählter Bischof

Verzeichnis der Personen nach Diözesen

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Weihbischöfe

1442 -1454 1462-1472 um 1480 seit 1516

Heinrich Woggersin Michael de Renteien Levinus Brunstorp Dietrich Huis

SECKAU (ecclesia Seccoviensis) Erzbischof Eberhard II. gründete 1218 Seckau als Eigenbistum des Erzstiftes Salzburg bei dem namengebenden Chorherrenstift in der Obersteiermark. Dessen Kirche wurde zur Kathedrale, dessen Kapitel zum Domkapitel erhoben. Die davon weit entfernte Burg in Leibnitz, die in der Folge mit dem Bistumsnamen in der Form von „Seggau“ bezeichnet wurde, wurde Bischofs­ sitz. Da der Dompropst von Seckau als archidiaconus natus die Jurisdiktion innehatte, ergaben sich ständige und bisweilen heftige Spannungen und selbst Prozesse um die Gerichtsbarkeit und die Zuständigkeit für die Diözesansynode. Von Anfang an mit der Verrichtung der Pontifikalfunktionen auch im Salzburger Diözesangebiet betraut, wurden die Bischöfe seit 1591 regel­ mäßig zu Generalvikaren für die salzburgische Steiermark und das Dekanat, später Archidiako­ nat, jenseits des Semmering im Herzogtum Österreich ernannt. Die Einsetzung des Bischofs mit den drei Stufen der Nomination, Konfirmation und Konsekration stand ausschließlich dem Erzbischof zu, wurde aber bisweilen durch landesherrliche und päpstliche Eingriffe beeinflußt bzw. gestört. Der Fürstentitel begegnet bis ins 17. Jh. nur vereinzelt, danach als Selbstbezeich­ nung regelmäßig. Karl Amon

Bischöfe

1446-1452 1452-1477 1477-1480 1480-1481 1481-1502 1502-1508 1508-1512 1509-1512 1512-1536 1526-1530 1536-1541 1536-1541 1541-1546 1546-1550 1551 -1553 1553-1572 1572-1584 1584-1585 1584-1615 1615-1633 1633-1664

Friedrich Gren Georg Überacker Christoph von Trautmannsdorf Johannes Serlinger, nominierter Bischof Matthias Scheit Christoph Zach Matthias Scheit Christophorus von Raubar, Koadjutor Ders., Administrator Georg vom Thurn, Koadjutor Georg von Tessing Christoph von Lamberg, Koadjutor Ders., konfirmierter Bischof Johannes von Malentein Philipp Renner, Administrator Petrus Percic Georg Agricola Siegmund von Arzt, nominierter Bischof Martin Brenner Jakob Eberlein Johannes Markus von Aldringen (—> Bd. 1648-1803)

SITTEN (ecclesia Sedunensis) 381 wird erstmals Theodor als Bischof von Sitten erwähnt. 393 zeichnete er als Teilnehmer der Synode von Mailand, was vermuten läßt, daß das Wallis damals der Metropole Mailand unter­ stand. Seit der Mitte des 5. Jh.s stand Sitten unter Vienne, seit dem 8. Jh. bis 1510 unter Taran-

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Verzeichnis der Personen nach Diözesen

taise. Seither ist es exemt. Die Bischöfe residierten zunächst in Martinach (Octodurus) und ver­ legten vor 585 ihren Sitz in das besser befestigte und für die Erfassung des Oberwallis geeigne­ tere Sitten. Die Diözese umfaßte fast unverändert das heutige Wallis von der Furka bis zum Genfer See mit dem Tal der Rhone und deren Nebentälern sowie zwei Bezirke im heutigen Kan­ ton Waadt. Sie zerfiel in je ein Archidiakonat für den oberen deutsch- und den unteren franzö­ sischsprachigen Teil. Das Domkapitel erscheint erstmals 1043. Rudolf III. von Hochburgund übertrug dem Bischof 999 die weltlichen Hoheitsrechte und landgräfliche Befugnisse. Dies wurde von mehreren deutschen Kaisern bestätigt. Die Bischöfe beriefen sich jedoch auf eine angebliche Schenkung Karls d. Gr., die sog. Carolina. Darüber kam es im 17. Jh. zu Auseinan­ dersetzungen mit den sieben Zehndenrepubliken des Wallis und 1630 zu einer Schmälerung der weltlichen Macht der Bischöfe. Im unteren Wallis war die Grenze schon im 13. Jh. zugun­ sten von Savoyen verändert und 1392 zur Morse bei Sitten zurückverlegt worden. Nach anfäng­ lichem Schwanken zu Beginn der Reformation blieb Sitten bei der alten Kirche. Nur der Bezirk Aigle ging zum neuen Glauben über. Louis Carlen

Bischöfe

1437-1451 1451-1454 1454-1457 1458-1482 1482 - 1497 1497-1499 1499-1522 1522-1529 1529-1548 1548-1565 1568-1604 1604-1613 1614-1638 1638-1640 1642-1646

Wilhelm von Raron Heinrich Asperlin, gewählter Bischof Ders., Bischof Walter Supersaxo Jost von Silenen Nikolaus Schiner Matthäus Schiner Philipp de Platea, gewählter Bischof Adrian von Riedmatten Johann Jordan Hildebrand von Riedmatten Adrian von Riedmatten Hildebrand Jost Bartholomäus Supersaxo, gewählter Bischof Adrian von Riedmatten

SPEYER (ecclesia Spirensis) Zu Beginn des 5. Jh. ist Speyer als Bischofssitz bezeugt. Der Ausbau des linksrheinischen Di­ özesansprengels erfolgte wahrscheinlich vom Stift St. German zu Speyer aus. Das Diözesan­ gebiet blieb in der Spätantike auf das linke Rheinufer beschränkt. Erst die Besiedlung durch die Franken, ihr Übertritt zum Christentum und die Konsolidierung ihrer Herrschaft schufen die Voraussetzung zur Erweiterung der Diözese nach Osten. Der erste sicher bezeugte Speyerer Bi­ schof Childerich wird 614 in den Akten der Synode von Paris erwähnt. Bis zur Zeit Ottos d. Gr. sind nur wenige Nachrichten über die Speyerer Bischöfe überliefert. Um die Mitte des 10. Jh.s entstanden die ersten Klöster und Pfarreien. Diözese und Hochstift wurden besonders durch die Salier gefördert. Kaiser Konrad II. legte um 1030 den Grundstein des Domes, der der größte des Abendlandes werden sollte. Sein Sohn Heinrich III. führte den Bau fort, sein Enkel Hein­ rich IV. ließ ihn vollenden. Bedeutende Persönlichkeiten - zumeist aus dem engsten Berater­ kreis der Salier - wurden Bischöfe. Das mit dem kaiserlichen Freiheitsbrief von 1111 beginnende Streben der Stadt nach Unabhän­ gigkeit vom bischöflichen Regiment führte nach langen Auseinandersetzungen mit Bischof Friedrich von Bolanden 1294 zum Erfolg. Ein bischöflicher Restitutionsversuch um 1400 schei­ terte. Während der Reformationszeit verlor die Diözese zwei Drittel ihrer Kirchen und ihres Vermö­ gens. In den katholisch gebliebenen Gebieten bemühte sich Bischof Eberhard von Dienheim zu Beginn des 17. Jh.s um die tridentinische Kirchenreform. Hans Ammerich

Verzeichnis der Personen nach Diözesen

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Bischöfe

1438-1456 1456-1459 1459-1464 1464-1478 1478-1504 1504-1513 1513-1529 1530-1552 1552-1560 1560 1560-1581 1581-1610 1609 - 1610 1610-1652

Reinhard von Heimstatt Siegfried von Venningen Johannes Nix von Hoheneck Matthias von Rammung Ludwig von Heimstatt Philipp von Rosenberg Georg bei Rhein Philipp von Fiersheim Rudolf von Frankenstein Marquard von Hattstein, Koadjutor Ders., Bischof Eberhard von Dienheim Philipp Christoph von Sötern, Koadjutor (-> Bd. 1648-1803) Ders., Bischof

Weihbischöfe

1444 - 1465 1466 - 1484 1484 -1486 1486-1511 1512-1520 1520-1525 1526-1541 1543-1563 1563 -1572 1575-1595 1595-1605 1606-1610 1611 1623-1663

Peter Spitznagel Johann Isenberg Stephan Karrer Heinrich Schertlin Lukas Schleppe! Anton Engelbrecht Nikolaus Schigmers Georg Schweicker Matthias Ob Heinrich Fabricius Dionys Burckard Theobald Mansharter Johannes Streck Gangolph Ralinger (—> Bd. 1648-1803)

STRASSBURG (ecclesia Argentinensis) Die ersten Zeugnisse des Christentums in Straßburg gehen auf das 4. Jh. zurück. 343 ist Aman­ dus als Bischof bezeugt, doch sind die Nachrichten über die Kirche von Straßburg bis zum 7. Jh. sehr punktuell. Im 6. Jh. ragte Bischof Arbogast heraus. Zur Zeit Karls d. Gr. wurde in der Diözese, die sich bis 1801 beiderseits des Oberrheines im Raum um Straßburg erstreckte, die bonifatianische Reform eingeführt und ein Domkapitel errichtet. Während des Investiturstrei­ tes standen die Bischöfe auf Seiten Heinrichs IV. Um die Mitte des 13. Jh.s entstand das Hoch­ stift Straßburg. Es war das führende Territorium im Unterelsaß, besaß mit Zabern den wichti­ gen Übergang nach Lothringen, war aber sehr zersplittert. Vor allem ging ihm 1262 Straßburg verloren, das Freie Reichstadt und ein wichtiges Kulturzentrum Oberdeutschlands wurde. 1015 begann Bischof Werner den Bau des vom 13. bis 15. Jh. gotisch vollendeten Münsters. Das Spätmittelalter war in der blühenden Metropole Straßburg durch andauernde Konflikte zwischen Bischöfen, Bürgerschaft und Klerus sowie zwischen Welt- und Ordensklerus bela­ stet. Es gelang den Bischöfen zwar vor der Reformation, die Verschuldung des Bistums abzu­ bauen, doch bangte seitdem die Stadt um ihre Unabhängigkeit. Sie schloß sich früh der Refor­ mation an, die unter der Führung von Martin Bucer die Konfrontation mit der alten Kirche mied. Nach langem Zaudern zeigten sich erst unter Bischof Johann von Manderscheid-Blan­ kenheim Ansätze zur altkirchlichen Erneuerung im Hochstift. Aber erst, als sich nach der Straßburger Doppelwahl von 1592 durch das konfessionell gespaltene Domkapitel der katholi­ sche Kandidat Karl von Lothringen durchsetzte und im Frieden von Hagenau 1604 das Bistum katholisch blieb, freilich jeden Kontakt zur nunmehr rein evangelischen Reichsstadt Straßburg verlor, setzte mit lothringischer Hilfe unter den Bischöfen Leopold und Leopold Wilhelm von 59 Lexikon

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Verzeichnis der Personen nach Diözesen

Österreich unter habsburgischem Schutz die Neugestaltung der Diözese in tridentinischem Sinne ein. Die mit französischer Hilfe gewählten Bischöfe Franz Egon (1663-82) und Wilhelm Egon (1683-1704) von Fürstenberg verbanden die Rekatholisierung mit der Einbindung in das Königreich Frankreich. Diese Entwicklung kam in der Rückgabe der Straßburger Münsters an den katholischen Gottesdienst 1681 zum Ausdruck, während die evangelische Kirche an den Rand gedrängt wurde. Erwin Gatz

Bischöfe

1440-1478 1479-1506 1506-1541 1541 -1568 1569-1592 1592-1607 1599-1608 1608-1625 1626-1662

Ruprecht von Pfalz-Simmern Albrecht bei Rhein Wilhelm von Honstein Erasmus von Limburg Johann von Manderscheid-Blankenheim Karl von Lothringen Leopold von Österreich, Koadjutor Ders., Bischof Leopold Wilhelm von Österreich (—> Bd. 1648-1803)

Weihbischöfe seit 1440 1455-1475 1476-1512 seit 1512 seit 1548 1556-1582 1583-1588 1605-1626 1627-1644 1646-1691

Hermann Roßmann Jakob Flucke Johannes Ortwin Konrad Wickram Thomas Friderlin Johannes Delphius Heinrich Fabricius Adam Peetz Paul von Aldringen Gabriel Haug (-> Bd. 1648-1803)

TOUL (ecclesia Tullensis)

Im zentrallothringischen Raum faßte das Christentum verhältnismäßig spät Fuß. Der erste Bi­ schof Mansuy wird Ende des 4. Jh.s erwähnt. Selbst in karolingischer Zeit war die Diözesanor­ ganisation noch wenig entwickelt, und das religiöse Leben konzentrierte sich auf einige Stifte und Klöster wie St. Evre in Toul und Remiremont in den Vogesen. Die Kirche von Toul trat erst ins helle Licht der Geschichte, als Bischof Bruno 1048 auf Veranlassung Kaiser Heinrichs III. als Leo IX. den päpstlichen Stuhl bestieg. Seitdem fanden dieses entlegene Bistum und die Be­ stellung seiner Bischöfe zunehmend das Interesse der römischen Kurie. Zugleich nahm der französische Einfluß zu.

Die Einkünfte der Bischöfe waren bescheiden. Sie besaßen nur das Ernennungsrecht für weni­ ge Benefizien, während das Patronat von über drei Viertel der 700 Pfarreien bei den Abteien, dem Domkapitel und den Stiften lag. Daher interessierten sich Adel und Dynastien weit weni­ ger für Toul als für die besser ausgestatteten Bistümer Verdun und Metz. Toul war jedoch an der Wende zur Neuzeit keineswegs vernachlässigt. Die Klerusgebrechen waren hier genauso ver­ breitet wie anderwärts, und die religiöse Volksbildung war schlecht, wobei Jeanne d’Arc aller­ dings eine Ausnahme bildete. Unter der glücklichen Regierung des Bischofs Hugues des Ha­ zards faßte die katholische Erneuerung in Toul als erster Stadt des lothringischen Raumes Fuß. Das 16. und der Anfang des 17. Jh.s stellten für die Diözese eine Blütezeit dar. Damals kam es zu Aktivitäten der neuen Seelsorgeorden (Jesuiten), zu seelsorglichem Engagement bedeuten­ der Bischöfe und außerordentlicher Persönlichkeiten wie Pierre Fourier. Von den Schäden des Dreißigjährigen Krieges erholte sich Zentrallothringen erst im 18. Jh. Louis Chätellier

Verzeichnis der Personen nach Diözesen

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Bischöfe 1437-1449 1449-1460 1460 1460-1467 1467-1495 1495-1498 1495-1498 1498-1506 1505-1506 1506-1517 1517-1524 1524-1533 1533 -1537 1537-1542 1542-1543 1543-1565 1565 1565-1580 1580-1587 1588-1607 1607-1624 1619-1625 1625-1634 1634-1636 1636-1637 1641-1645 1645

Louis de Haraucourt Guillaume Fillätre Jean de Chevrot Antoine de Neufchätel, Administrator Ders., Bischof Jean Marades Olry de Blämont, Administrator Ders., Bischof Hugues des Hazards, Koadjutor Ders., Bischof Johannes von Lothringen, Administrator Hector de Rochefort d’Ailly Johannes von Lothringen Antoine de Pelegrin Johannes von Lothringen Toussaint d’Hocedy Pierre du Chätelet, Koadjutor Ders., Bischof Karl von Lothringen-Vaudemont, Administrator Christophe de La Vallee Jean des Porcelets de Maillane Nikolaus Franz von Lothringen, Koadjutor Ders., Bischof Charles-Chretien de Gournay, Administrator Ders., Bischof Paolo de Fiesque Jacques Le Bret

Weihbischöfe61

1422-1462 1461,1466 1462,1474 1471 -1503 1504-1506 1506-1527 1530-1545 1547-1571 1574-um 1585 1612-1624 1626-1634

Henri de Vaucouleurs Jean d’Yvoy62 Jean Obin62 Jean de Sorcy64 Pierre Lietard Christophe du Boulay65 Didier Apis Clement du Boulay Jean de Buxet Louis de Tavagny Charles-Chretien de Gournay

61 Außer den in dieser Liste genannten erwähnt die HC für die Zeit von 1448 bis 1648 noch folgende Weih­ bischöfe in Toul, für die sich in der örtlichen Literatur keine Belege finden: 1400 Joannes Frankeloy de Vico (HC I, 550; vgl. unter Trier); Antonius de Novocastro OP, 1460 Ep. tit. Lacedaemonensis (HC II, 170, 275); Jacobus de Invodio OFM, 1478 Ep. tit. Nicopolitanus (HC II, 202, 275); 1529 Petrus Bisquieriis OFM, 12. 6. 1523 Ep. tit. Nicopolitanus (HC III, 258, 343). 62 Auch: Ivoy; OP; Ep. tit. Chrystopolitanus; E. Martin I, 486 und HC II, 127 nennen abweichende und nicht zu vereinbarende Daten. 63 Auch: Obern; Ep. tit. Chrystopolitanus; Mitglied des Dominikanerkonventes in Toul; Dr. theol.; B. Picart 171 f., E. Martin I, 486 und HC II, 127 nennen unterschiedliche und nicht zu vereinbarende Daten. 64 Franziskaner; Dr. theol.; 11. 5. 1492 Titularbischof von Chrystopolis; nach anderen Nachrichten soll er schon seit 1471 verschiedene Kirchen, darunter 1485 die der Franziskaner in Nancy, konsekriert haben; t 1503. - B. Picart 172. - E. Martin I, 486f. 65 Ep. tit. Chrystopolitanus; nach B. Picard 172 und E. Martin I, 487 wurde der Dominikaner aus dem Kon­ vent zu Toul und Dr. theol. 1506 Titularbischof, doch wird er in der HC III nicht genannt. 1511 soll er die Übertragung der Reliquien von Saint-Amon vorgenommen und 1524-25 am Prozeß gegen den lutherischen Prediger Jean Chatelain teilgenommen haben. 59*

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Verzeichnis der Personen nach Diözesen

TRIENT (TRENTO) (ecclesia Tridentinensis) Die Stadt Trient wurde in der zweiten Hälfte des 4. Jh.s Bischofssitz. Während Bischof Vigil (t 400) die Mission vorantrieb, fanden bei einer heidnischen Reaktion in der Val di Non noch 397 drei Kleriker den Martertod. An der Wende vom 4. zum 5. Jh. ging das Bistum von der Kirchen­ provinz Mailand zu Aquileja über. Zur Zeit des langobardischen Herzogtums bildeten sich dann die bis zu Joseph II. maßgebenden Diözesangrenzen heraus. Seit dem 9. Jh. hatten statt der zuvor lateinischen nunmehr Träger fränkischer und später deutscher Namen das Bistum inne. Darin spiegelte sich die auf Bayern und Norditalien ausgreifende karolingische Herr­ schaft. Seitdem entstanden die Hoch stifte Trient und Brixen. Sie waren von großer strategi­ scher Bedeutung. Die Anerkennung der bischöflichen Landesherrschaft erfolgte wahrschein­ lich 1004 durch Heinrich 11 , spätestens aber 1027 durch Konrad II. Damit begann für die Bi­ schöfe von Trient als Lehnsträger des Reiches am Eingang nach Italien eine glanzvolle Blüte­ zeit. Dies äußerte sich in der Neugestaltung der spätantiken Kathedrale und der Beschaffung eines kostbaren Sakramentars. Während Brixen zur Kirchenprovinz Salzburg gehörte, blieb Trient bei Aquileja. Nach der Jahrtausendwende kamen die Bischöfe meist aus bayerischem und schwäbischem Hochadel. Sie fühlten sich den Interessen des Reiches und der Deutschen verbunden. Während des Investiturstreites standen sie auf Seiten Heinrichs IV, doch fand die Forderung nach der libertas ecclesiae auch in Trient ihren Parteigänger in Altmann aus dem Hause der Grafen von Lurn in Kärnten. Obwohl die weltliche Herrschaft der Bischöfe im 13. Jh. ihren Höhepunkt er­ lebte, wurde das Hochstift 1236 während des staufischen Konfliktes mit der Kirche vorüberge­ hend säkularisiert. Die zwei folgenden Jahrhunderte sahen den Aufstieg der Grafschaft Tirol, deren Inhaber als Vögte des Bistums fungierten und seine Freiheit gefährdeten. Gleichzeitig wuchs der Druck der Päpste, die das Bistum vor den Luxemburgern, Bayern und Habsburgern schützen wollten, die sich um den Besitz Tirols bemühten. Nach dem Sieg Habsburgs kontrol­ lierte dieses seit 1363 auch Trient. Dabei fand es in der Stadt selbst, die das bischöfliche Regi­ ment schwer ertrug, immer wieder eine Parteigängerin. Bischof Alexander von Massowien, ein Onkel Friedrichs III., betonte die Unabhängigkeit des Bistums von Tirol, isolierte sich aber durch seine Anerkennung des Konzils von Basel und schließlich des Gegenpapstes Felix V. Während es Johannes Hinderbach noch einmal gelang, den Trienter Freiheitsanspruch zu wah­ ren, verwickelte Kaiser Maximilian I. die Bischöfe auf folgenreiche Weise in seine Italienpoli­ tik. Bernhard von Cles wurde nicht nur ein zuverlässiger Mitarbeiter Ferdinands I., sondern er führte die Kirche von Trient intakt durch die Auseinandersetzungen seiner Zeit, mehrte ihren Glanz und warb für seine Bischofsstadt als Sitz des künftigen Konzils. Während es ihm gelang, den Druck Habsburgs und des Reiches abzuwehren, geriet das Bistum seitdem unter die lange andauernde Vorherrschaft der landständischen Adelsfamilien, die die Zugehörigkeit Trients zum Reich ebenso verteidigten, wie sie römische Bemühungen um eine stärkere Orientierung nach Italien hin zurückwiesen. Dabei gelang es der Familie Madruzzo, nacheinander vier Fami­ lienmitglieder auf den bischöflichen Stuhl zu bringen und sich dort 120 Jahre lang zu behaup­ ten. Die ersten drei von ihnen erlangten das Kardinalat. Seit dem 17. Jh. gelang es darüber hin­ aus auch mehreren anderen Adelsfamilien aus dem Hochstift, Mitglieder auf Bischofsstühle im Reich zu bringen. Severino Vareschi

Bischöfe 1448 -1465 1466-1486 1488-1493 1496-1505 1496 1502-1505 1506-1514 1514-1539 1539-1567 1550-1567 1567-1600

Georg Hack Johannes Hinderbach Ulrich von Frundsberg Ulrich von Lichtenstein-Karneid Christoph von Schrofenstein, Koadjutor Georg von Neideck, Koadjutor Ders., Bischof Bernhard von Cles Cristoforo von Madruzzo Giovanni Ludovico von Madruzzo, Koadjutor Ders., Bischof

Verzeichnis der Personen nach Diözesen 1595-1600 1600-1629 1622-1630 1630-1658

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Carlo Gaudenzio von Madruzzo, Koadjutor Ders., Bischof Carlo Emanuele von Madruzzo, Koadjutor (—> Bd. 1648-1803) Ders., Bischof

Weihbischöfe

seit 1444 seit 1480 1490-1509 seit 1489 1510-1518 1518-1520 1520-1522 1522-1527 1527-1533 1537-1539 1558 1558- 1571 nach 1572 1566-1595 1611-1630

Albertino Giorgio Vink Konrad Reichard Francesco della Chiesa Michele Jorba Marino Seracho66 Cipriano de Charis67 Filippo de Vecchi Girolamo Vascheri Vincenzo Negusanti Mariano de Maino68 Biagio di Aliprandi Giacomo Benuzzi69 Gabriele Alessandri Pietro Belli

TRIER (ecclesia Treverensis)

Die Stadt Trier mit einer Christengemeinde aus dem 3. Jh. wurde spätestens seit der Provinzein­ teilung Diokletians als Vorort der Belgica Prima Bischofssitz (erster Bischof: Eucharius). Da sie Sitz des Praefectus Praetorio Galliarum, gallischer Sonderkaiser und schließlich des Kaisers selbst wurde, erhielten ihre Bischöfe Reichsbedeutung (Agritius, Paulinus). Dies äußerte sich u. a. in einer aufwendigen Domanlage. Auch die Kirchenprovinz, zu der als Suffraganbistümer immer Metz, Toul und Verdun gehörten, stammt wohl aus dieser Zeit. Franken einfälle und der Normannensturm 882 löschten sie fast aus, dennoch blieb die antike Tradition, die sich im Mit­ telalter in Titeln wie „Rom des Nordens“ ausdrückte, immer lebendig. Im Herzen des späteren Lotharingiens gelegen, war die Diözese, die sich aus dem französischsprachigen Gebiet an der Maas bis zum heutigen Wetzlar erstreckte, stets ein Verbindungsglied von West und Ost. Diese Grenzlage versagte den Erzbischöfen aber auch die immer wieder angestrebte Stellung eines Primas Galliae gegenüber Reims oder eines Primas Germaniae gegenüber Köln und Mainz. Ab dem 11. Jh. bildeten sich fünf Archidiakonate heraus (Trier, Longuyon, Tholey, Karden, Dietkir­ chen). Die weltliche Rolle des Erzbischofs, die zunächst noch auf der Herkunft aus spätrömischen Senatorenfamilien aufbaute, fand ihren Ausbau durch königliche Schenkungen in Lotharin­ gien, dann durch Übereignung von Königsgut vor allem entlang der Mosel. Das Territorium ge­ wann zwar nur eine mäßige Größe, genügte aber, um die politische Bedeutung eines Kurfürsten zu sichern. Der Kurstaat fand vor allem in Erzbischof Balduin (1306-54) seinen Gestalter. Er teilte das Erzstift in Ober- und Niederstift. Dem entsprach eine jurisdiktioneile Aufteilung (Of­ 66 1498 als Titularbischof von Coron, auch als Titularerzbischof von Lepanto erwähnt; 1506 Generalvikar in Brescia; 1517 als Weihbischof in Trient erwähnt, obwohl damals M. (—>) Jorba in dieser Eigenschaft tätig war; wahrscheinlich hatte er diese Funktion 1518-20 inne. - S. Weber 87 f. 67 Titularbischof von Sidon; 19. 4. 1520 von Kardinal B. v. (-*) Gies als Weihbischof in Trient verpflichtet; nach 1522 nicht mehr erwähnt; 1526 hatte ein Nachfolger das Titularbistum Sidon inne. - S. Weber 88-90. 68 Prior des Benediktiner-Klosters S. Nicola zu Agrigent; 12. 8. 1538 Titularbischof von Brefny mit dem Pri­ vileg, in ganz Sizilien zu pontifizieren; 1558 gewann Kardinal C. v. (->) Madruzzo ihn für weihbischöfliche Dienste im Bistum Trient, doch war er dort nur zwischen dem 28. 8. und 3. 12. 1558 tätig. - S. Weber 107109. 69 Vgl. unter Brixen.

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Verzeichnis der Personen nach Diözesen

fizial in Trier, Offizialatskommissar in Koblenz). Die Randlage der Stadt Trier und ihr langes Bemühen um Reichsunmittelbarkeit ließ ab dem 17. Jh. vor allem Koblenz (Ehrenbreitstein) in die Rolle einer Residenz wachsen. Mit dem Auftauchen der Luxemburger im 10. Jh. erwuchs dem Erzstift eine Konkurrenz, die sich in mehreren Schismen äußerte und in den Erben der Luxemburger, Habsburg und Spa­ nien, zeitweise zur politischen Bedrohung wurde. Einengend wirkte vor allem, daß ein Groß­ teil des Bistums sich auf luxemburgisches, lothringisches und französisches Gebiet erstreckte. Dies machte sich besonders nach der Reformation bemerkbar, in der das Bistum auf das Erzstift und die katholisch bleibenden Länder schrumpfte. Dennoch gelang es, die Kirchenprovinz bis zur Französischen Revolution aufrechtzuerhalten, auch wenn wirkliche Einwirkungsmöglich­ keiten nach der letzten Provinzialsynode von 1549 auf das Wirken starker Persönlichkeiten be­ schränkt blieben. Der geistige Austausch mit dem Westen blieb allerdings intensiv. Bis zum Ende des alten Reiches bewahrte sich der Erzbischof den Titel eines Erzkanzlers durch Gallien und das Königreich Arelat. Die seit dem Hochmittelalter vom Domkapitel gewählten Erzbischö­ fe entstammten meist ritterschaftlichen Familien des Raumes. Mit Karl von Lothringen konnte ab 1711 erstmals eine hochadelige Familie Einfluß gewinnen. Wolfgang Seibrich

Kurfürst-Erzbischöfe 1439-1456 1456-1503 1500-1503 1503-1511 1512-1531 1531 -1540 1540-1547 1547-1556 1556 1556-1567 1567-1581 1582-1599 1599-1623 1624-1652

Jakob von Sierck Johann von Baden Jakob von Baden, Koadjutor Ders., Kurfürst-Erzbischof Richard Greiffenclau von Vollrads Johann von Metzenhausen Johann Ludwig von Hagen Johann von Isenburg Johann von der Leyen, Koadjutor Ders., Kurfürst-Erzbischof Jakob von Eltz Johann von Schönenberg Lothar von Metternich Philipp Christoph von Sötern (—> Bd. 1648-1803)

Weihbischöfe

1400-1452 1442/1454 seit 1432 1450-1483 1483-1507 1508-1517 1517-1519 1519-1556 1557-1578 1580-1598 1599-1632 1632-1636 1633-1662

Joannes Franqueloy de Vico70 Aegidius von Bitburg71 Gerhard Hubert Yffz Johannes von Eindhoven Johannes von Helmont Johannes Enen Nikolaus Schienen Gregor Virneburg Peter Binsfeld Gregor Helfenstein Ambrosius Seibaeus Otto von Senheim (—> Bd. 1648-1803)

70 Dominikaner; Ep. tit. Taurien.; 1400 Konsekration in Rom durch Papst Bonifaz IX.; weihte am 14. 6. 1413 die Marienkirche in Marville; weitere weihbischöfliche Handlungen in den Bistümern Trier und Metz; nach HC I, 550 auch in Toul u. Verdun; + 26. 3. 1452; Minoritenkirche Metz. - W. Seibrich. 71 Karmelit in Trier; Ep. tit. Rossen.; studierte in Köln; 1429-39 Weihbischof im Bistum Straßburg; um 1441 Rückkehr nach Trier; Pontifikalhandlungen in Trier sind nicht bekannt; + 1454. - W. Seibrich.

Verzeichnis der Personen nach Diözesen

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TRIEST (ecclesia Tergestinensis)

Das Christentum kam von Aquileja her nach Triest, doch sind seine Anfänge nicht zu fassen. Der erste Bischof ist für 549 nachgewiesen, doch ist das Bistum älter. Es gehörte zum Metropo­ litanverband von Aquileja, zeitweise von Grado. Ende des 8. Jh.s kam die Stadt an das fränki­ sche Reich. 1295 setzte sie ihre Unabhängigkeit gegenüber dem Bischof durch. 1382 schloß sie sich an Habsburg an, das in der Folge seine Herrschaft fest etablierte, aber eine beschränkte Selbstverwaltung konzedierte. Nachdem Triest lange im Schatten Venedigs gestanden hatte, konnte es seine Handelsposition seit dem Niedergang der Serenissima langsam ausbauen. Seit dem 16. Jh. faßte die lutherische Reformation Fuß. Im Ringen um die konfessionelle Gestalt war schließlich die Entscheidung Habsburgs für die alte Kirche entscheidend, doch erwies sich die Durchführung der Rekatholisierung als mühsam. Die innerkirchliche Erneuerung setzte erst im 17. Jh. ein. Dazu kamen seit dem späten Mittelalter immer wieder türkische Einfälle und seit dem Ausbau des Hafens vielfältige andere Einflüsse. Im übrigen standen der bischöflichen Leitung des auf venezianischem Boden gelegenen Diözesanteils große Hindernisse im Weg. Als hinderlich für die Seelsorge erwies sich ferner der Gegensatz zwischen der italienischsprachi­ gen Bevölkerung der Stadt und der weitgehend slowenischsprachigen Bevölkerung des Hinter­ landes. Eine Angleichung der Diözesan- an die Staatsgrenzen gelang erst 1751. Erwin Gatz

Bischöfe 1447-1450 1451-1486 1486-1501 1502-1546 1549-1558 1560-1565 1567-1573 1575-1591 1592 -1597 1598-1620 1621 -1630 1631 -1646 1646-1662

Enea Silvio Piccolomini Antonio de Goppo Achaz von Sebriach Pietro Bonomo Antonio Paraguez de Castillejo Giovanni Betta Andrea Rapicio Niccolö de Coret Giovanni Bogarin Ursino de Bertis Rinaldo Scarlichi Pompeo Coronini Antonio von Marenzi (-* Bd. 1648-1803)

UTRECHT (ecclesia Trajectensis) Das Bistum Utrecht wurde 695 im Zuge der Friesenmission durch den angelsächsischen Mis­ sionar Willibrord (+ 739) gegründet. Nachdem der fränkische Hausmeier Pippin der Mittlere die Friesen besiegt hatte, ernannte er Willibrord zum Bischof über das eroberte Gebiet und wies ihm Utrecht als Sitz zu. Willibrords Nachfolger führten die Mission weiter, so daß um 800 die Gebiete nördlich des Niederrheins größtenteils christianisiert waren. Nach den Zerstörungen der Normannenzeit bildete sich bis zur Mitte des 11. Jh.s ein beträchtliches weltliches Bistums­ territorium heraus: das Utrechter Stift, das in das südliche „Niederstift“ und das nördliche „Oberstift“ gegliedert war, die durch das Herzogtum Geldern voneinander getrennt waren. Bis zum Investiturstreit wurden die Bischöfe vom Kaiser eingesetzt. Nach dem Wormser Kon­ kordat fiel die Bischofswahl den fünf Utrechter Kapiteln zu. Dennoch nominierte bis zum end­ gültigen Verzicht Friedrichs II. (1213) meist der Kaiser. Auch der Graf von Holland und der Herzog von Geldern übten Druck auf die Wahl aus. Am Ende des 13. Jh.s jedoch war das Reser­ vationsrecht des Papstes zum entscheidenden Faktor bei der Bischofswahl geworden. Seit 1364 machte sich der Einfluß der weltlichen Stände im Stift zunehmend geltend. So wurde die Bi­ schofswahl Anlaß zum sog. Utrechter Schisma (1424-49), als die Ritterschaft, die Städte des Stiftes sowie der Kaiser einerseits und der Papst, die Utrechter Kapitel sowie Herzog Philipp

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Verzeichnis der Personen nach Diözesen

von Burgund anderseits versuchten, ihrem eigenen Kandidaten zum Sitz von Utrecht zu verhel­ fen. Seit 1455 wußten die Burgunder und Habsburger beim Papst stets ihren Kandidaten durchzu­ setzen, während die Utrechter Kapitel und Stände machtlos waren. 1528 trat Bischof Heinrich von Bayern seine weltlichen Hoheitsrechte an Kaiser Karl V. ab, der nun Landesherr im Stift wurde. Schließlich gewährte der Papst 1529 dem spanischen König und seinen Nachfolgern (als Herzog von Brabant und Graf von Holland) das Privileg der Nomination. Dadurch verlor das Bistum gänzlich seine politische Bedeutung. Im Interesse der Kirchenreform, zur Bekämpfung der Reformation, aber auch im Rahmen seiner Zentralisierungspolitik erwirkte der spanische König Philipp II. 1559 durch ein Konkordat eine Reorganisation. Bis dahin stets Suffraganbistum von Köln, wurde Utrecht 1559 Erzbistum mit den Suffraganbistümern Haarlem, Groningen, Leeuwarden, Deventer und Middelburg. Zu die­ sem Zeitpunkt hatten die Calvinisten die nordniederländischen Gebiete bereits größtenteils er­ obert. 1580 brach die Hierarchie in der neuen Kirchenprovinz zusammen. Sie wurde erst 1853 neu errichtet. Seit 1580 übernahm das Kapitel von Haarlem die Missionsarbeit, seit 1633 zu­ sammen mit dem Vikariat von Utrecht. 1584 wurde das Erzbistum der Aufsicht der Kölner Nuntiatur unterstellt, 1596 jener in Brüssel. Von 1592 bis 1727 wurde es von Apostolischen Vikaren - ab 1602 mit titularbischöflicher Würde - verwaltet. 1622 wurde die „Holländische Mission“ der Kongregation de Propaganda Fide unterstellt (bis 1908). Paul Berbee

Bischöfe, seit 1559 Erzbischöfe 1432-1455 1434-1449 1455-1496 1496-1517 1517-1524 1526-1529 1529-1534 1535 -1559 1561 -1580

Rudolf von Diepholz Walram von Moers, Gegenbischof David von Burgund Friedrich von Baden Philipp von Burgund Heinrich bei Rhein Wilhelm von Enckenvoirt Georg von Egmond Friedrich Schenck von Tautenburg

seit 1592 Apostolische Vikare der „Holländischen Mission“:

1592-1614 1614-1651

Sasbout Vosmeer Philipp Rovenius

Weihbischöfe72 1427-1449 1432-1452 seit 1449 seit 1453 seit 1469 seit 1474 seit 1476 1477-1497 seit 1495 1502-1506 1507-1529 seit 1517 seit 1523 1530-1538 1538-1539

Johannes Martin von Biya Gerlacus Gildehuysen Judocus Borre Goswinus Hexs Thomas Basin Godefridus Yerwerd Johannes van Riet Judocus van Dale Adrianus van Appeltern Jacobus de Ridder Johannes Meyer Johannes van Heetveld Laurentius Hertoch Bonaventura Engelbertsz van Oldenzaal

72 Außer den in dieser Liste genannten erwähnt die HC (III, 345) für die Zeit von 1448 bis 1648 noch folgen­ den Weihbischof in Utrecht, für den sich in der örtlichen Literatur keine Belege finden: Bartholomäus de Middelburg OFM; Ep. tit. Hebron.; renommierter Prediger; + 11.4. 1564.

Verzeichnis der Personen nach Diözesen

1540 - 1541 1541 - 1562 1563 - 1568 1571-1576

841

Johannes Adriaansz van Bommel Nicolaus van Nieuwland Johannes Knijff Joachim van Oprode

Bischöfe der Suffraganbistümer (seit 1559) 1561-1570 1570-1587 1561-1573 1570-1577 1561 -1576 1569-1580

Nicolaus van Nieuwland, Haarlem Godfried van Mierlo, Haarlem Nicolaus de Castro, Middelburg Aegidius de Monte, Deventer Johannes Knijff, Groningen Cunerus Petri, Leeuwarden

VERDEN (ecclesia Verdensis) Die Kirche von Verden ging wie die meisten sächsischen Bistümer aus einer fränkischen Mis­ sionszelle hervor. Sie hatte ihr Mutterkloster in der Abtei Amorbach im Odenwald, die zeitwei­ se mit der Abtei Neustadt/Main verbunden war. Von dort kamen die ersten Verdener Bischöfe, u. a. Spatto, der 816 als Bischof und Abt bezeichnet wird. Der Übergang zur festgefügten Di­ özese erfolgte um 830. Als erster, tatsächlich in Verden ansässiger Bischof gilt Waltgar (t frühe­ stens 849). Während sich die dem Mainzer Metropolitanverband zugehörige Verdener Diözese weit nach Osten bis zur Altmark erstreckte, konnten die Bischöfe im Spätmittelalter ihre Lan­ deshoheit lediglich auf einem kleinen um Verden und Rotenburg/Wümme gelegenen Territori­ um ausbilden. Rotenburg war seit dem Ende des 13. Jh.s Residenzort der Bischöfe. Der Verlauf der Grenzen des Stiftsgebietes, über die erstmals 1475 Verhandlungen überliefert sind, führte zu steten Streitigkeiten mit dem Erzstift Bremen, dem Fürstentum Lüneburg und der Grafschaft Hoya. Während des 14. Jh.s geriet das Stift zunehmend in Abhängigkeit von den Lüneburger Fürsten, ferner in wirtschaftliche Schwierigkeit und wurde zum Spielball rivalisierender Adelsgeschlechter. Der um 1395 mit Verden providierte Dietrich von Niem konnte die Regie­ rung nicht antreten und resignierte 1399. Dem weltgewandten Johann von Asel gelang es dann während seines langen Pontifikats, das Stift wieder zu konsolidieren. Sein Nachfolger Berthold von Landsberg erwarb sich große Verdienste um den Dombau in Verden, verwandte jedoch die meiste Kraft auf das unruhige Stift Hildesheim, das er ebenfalls innehatte. Der von Stadt und Stift Bremen nach Verden vordringenden Reformation konnte Bischof Chri­ stoph von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel im Stiftsgebiet Verden Einhalt gebieten, nicht jedoch in den lüneburgischen und brandenburgischen Teilen seiner Diözese. Unter seinem Bru­ der und Nachfolger Georg, der selbst katholisch blieb, wurde die neue Lehre deutlich gefördert. Der bereits evangelische Eberhard von Holle vollendete die Reformation im Stift Verden. Den Rekatholisierungsbemühungen durch Bischof Franz Wilhelm von Wartenberg nach dem Resti­ tutionsedikt von 1629 wurde bereits 1631 durch den Einmarsch der Schweden ein Ende berei­ tet. Im Westfälischen Frieden 1648 fiel das mittlerweile in ein weltliches Herzogtum umgewan­ delte Stift zusammen mit Bremen an Schweden. Michael Reimann

Bischöfe 1426-1470 1470-1481 1481-1502 1502 -1558 1558-1566 1564-1566 1566-1586 1586-1623 1630-1648

Johann von Asel Berthold von Landsberg Ders., Administrator Christoph von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel Georg von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel Eberhard von Holle, Koadjutor Ders., Administrator Philipp Sigismund von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel, Administrator Franz Wilhelm von Wartenberg Bd. 1648-1803)

842

Verzeichnis der Personen nach Diözesen

Weihbischöfe73 1453 1468 seit 1499 seit 1512 seit 1619

Hermann Nortorp Arnold von Roten Johannes Gropengeter Christophorus Radelennes Johannes Pelcking

VERDUN (ecclesia Virdunensis) Das Bistum Verdun wurde um die Mitte des 4. Jh.s gegründet, unter dem merowingischen Kö­ nig Dagobert zu Beginn des 7. Jh.s reich ausgestattet und im 9. Jh. Suffraganbistum von Trier. 997 bestätigte Kaiser Otto III. dem Hochstift die Übergabe der Grafschaft Verdun und damit die Reichsunmittelbarkeit. Die Vogtei kam Mitte des 12. Jh.s von den Grafen von Bar an das städti­ sche Patriziat. Nach dem Aufstieg Verduns zur Reichsstadt bauten die Bischöfe Hattonchätel zum Verwaltungszentrum ihres relativ kleinen weltlichen Herrschaftsbereiches an der oberen Maas aus. Es wurde immer mehr von Lothringen abhängig, das seinerseits seit dem Ende des Mittelalters zwischen dem nach Osten ausgreifenden Frankreich und dem Reich umstritten war, durch die Union mit der Grafschaft Bar im Jahre 1431 aber gestärkt wurde. Die drei lothrin­ gischen Bistümer gerieten dagegen unter immer stärkeren französischen Einfluß. 1552 wurden Verdun, Metz und Toul von Frankreich besetzt. Seitdem setzte gegen zähen Widerstand von Bischof, Stadt und Reich die allmähliche Integration des Bistums in den französischen Staat und die französische Kirche ein. Dabei kam es insbesondere zu einem langen Ringen um das 1448 im Wiener Konkordat festgelegte Bischofswahlrecht des Domkapitels, das zunächst ausge­ höhlt und nach der Abtretung der Trois-Eveches an Frankreich im Westfälischen Frieden (1648) 1664 auch formell durch das Nominationsrecht des französischen Königs ersetzt wurde. Das geistliche Leben stagnierte, als die Bischöfe von 1457 bis 1548 ohne Weihe blieben oder nicht residierten. Erst unter Nicolas Psaume kam die Kirchenreform zum Durchbruch, doch blieb das Bistum durch den Abwehrkampf gegen die französische Vorherrschaft belastet. Bernard Ardura

Bischöfe 1437-1449 1449-1456 1457-1500 1499-1500 1500-1508 1508-1522 1523-1544 1544-1547 1548-1575 1576-1584 1585-1587 1588-1593 1593-1602 1593-1610 1610-1622 1623-1661

Guillaume Fillätre Louis de Haraucourt Guillaume de Haraucourt Warry de Dommartin, Koadjutor Ders., Bischof Ludwig von Lothringen Johannes von Lothringen Nikolaus von Lothringen Nicolas Psaume Nicolas Bousmard Karl von Lothringen-Vaudemont Nicolas Boucher Christoph de La Vallee, Administrator Erich von Lothringen-Chaligny Karl von Lothringen-Chaligny Franz von Lothringen-Chaligny

73 Außer den in dieser Liste genannten erwähnt die HC für die Zeit von 1448 bis 1648 noch folgende Weih­ bischöfe in Verden, für die sich in der örtlichen Literatur keine Belege finden: 1430 Johannes Valtemplini (HC I, 339, II, 279; vgl. unter Naumburg); 1487 Joannes Dionysien. (HC II, 279); 1494-98 Conradus Antonii OP, 24. 1. 1494 Ep. tit. Dionysien. (HC II, 144, 279; nach HC II, 278 auch in Hildesheim); 1503 Martinus de Fürstenwalde OP (vgl. unter Halberstadt); Hermannus Niegenbroch OP, 7. 11. 1509 Ep. tit. Lidden. (HC III, 225, 346); 1515-19 H. v. (-*) Hattingen (HC III, 225, 346; danach neben Minden auch in Bremen).

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843

Weihbischöfe74 1456-1473 1473-1483 seit 1493 1508-1543 1505-1525

Simon Dubuisson (Rubo)75 Didier Noel Louis de Seraucourt Nicolas Goberti Francois Chaillet

WIEN (ecclesia Viennensis) Seit der Wende zum 12. Jh. gab es Pläne zur Gründung eines Bistums in Wien. Gründe waren die große Ausdehnung der Mutterdiözese Passau und das Streben der österreichischen Landes­ fürsten nach kirchlicher Unabhängigkeit ihres Herrschaftsgebietes. Eine wichtige Vorstufe bil­ dete 1365 die Errichtung eines exemten Kollegiatkapitels bei St. Stephan in Wien durch Herzog Rudolf IV. Die Errichtung eines Bistums erreichte dann Kaiser Friedrich III. auf seinem zweiten Romzug 1468/69. 1469 errichtete Papst Paul II. ein exemtes Bistum Wien. Das Nominations­ recht erhielten Friedrich III. und seine Nachkommen. Das Bistum umfaßte die Stadt Wien mit ihren drei Pfarreien und 17 Landpfarreien. Als Dotation erhielt es die Güter der Propstei von St. Stephan, die anderweitig entschädigt wurde. Die Promulgation der Bistumserrrichtungsbulle von 1469 erfolgte wegen des Protestes des Mutterbistums Passau und der Erkrankung des ersten Bischofs erst 1480. Bis 1513 wurde das Bistum nur durch Administratoren verwaltet. Das Diözesangebiet erfuhr erst 1729 nach der Erhebung Wiens zum Erzbistum (1722) eine Er­ weiterung. Den heutigen Umfang erhielt es 1785 im Zuge der josephinischen Diözesanregulie­ rung. Johann Weissensteiner

Bischöfe 1471-1479/80 1476-1482 1482-1487 1488-1490 1493-1499 1500-1504 1504-1509 1513-1522 1519-1522 1522 - 1523 1523 1524- 1529 1530-1541 1539-1541 1541 -1552 1552-1553 1553 1554-1555

Leo von Spaur, ernannter Bischof Johann Beckenschläger, Koadjutor und Administrator Bernhard von Rohr, Administrator Urban Döczi, Administrator Johann Vitez, Administrator Bernhard von Pollheim, Administrator Franz Bakocz ab Erdöd, Administrator Georg Slatkonia Konrad Renner, Koadjutor Pietro Bonomo Bernhard von Eberstein, Koadjutor Johann von Revellis Johann Fabri Friedrich Nausea, Koadjutor Ders., Bischof Christoph Wertwein Georg Calceolus, designierter Bischof76 Petrus Canisius, Administrator

74 Außer den in dieser Liste genannten erwähnt die HC für die Zeit von 1448 bis 1648 noch folgende Weih­ bischöfe in Verdun, für die sich in der örtlichen Literatur keine Belege finden: 1400 Joannes Frankeloy de Vico (HC I, 550; vgl. unter Trier); Antonius al. Dominicus Pulchrifilii OP, 11. 8. 1449 Ep. tit. Dionysiensis, Mag. theol. (HC II, 144, 275); Joannes, 1499 Ep. tit. Atheniensis (HC III, 343); 1512-36 Ch. de (—>) Radelennes (HC III, 176, 343). 75 Vgl. unter Metz. 76 Aus München; Mag. art.; immatrikulierte sich im Frühjahr 1553 an der theologischen Fakultät Wien. Zu diesem Zeitpunkt, wohl kurz nach dem Tod von Bischof Ch. (—>) Wertwein (20. 5. 1553), war er schon desi­ gnierter Bischof von Wien. Er hat seine Stelle - wahrscheinlich krankheitshalber - nie angetreten. J. Wodka, Canisius 356 f.

844

Verzeichnis der Personen nach Diözesen

1560-1563 Anton Brus von Müglitz 1562 Georg Gienger, nominierter Bischof 1563-1568 Urban Sagstetter, Administrator 1574-1594 Johann Kaspar Neuböck 1598/1613 - 1630 Melchior Klesl Tobias Schwab, Apostolischer Vikar 1619-1628 Franz Anton von Wolfradt 1631-1639 Philipp Friedrich von Breuner (—> Bd. 1648-1803) 1639-1669

Weihbischöfe nach 1610 1627-1629 1632-1641

Alfons de Requesens y Fendlet Augustin Pitterich Johann Waiterfinger

WIENER NEUSTADT (ecclesia Civitatis novae)

1469 errichtete Papst Paul II. in Wiener Neustadt, der Lieblingsresidenz Kaiser Friedrichs III., auf dessen Wunsch eine Diözese. Sie blieb trotz des Protestes der Mutterdiözese Salzburg bis 1722 exemt und wurde erst damals anläßlich der Erhebung Wiens zum Erzbistum dessen Suffraganbistum. Das Nominationsrecht stand dem österreichischen Landesfürsten zu. Um den von ihm 1467 gegründeten und 1469 päpstlich bestätigten St.-Georgs-Ritterorden auf eine bes­ sere wirtschaftliche Grundlage zu stellen, betrieb Friedrich III. die Vereinigung des Ordens mit dem neuen Bistum. Diese wurde auch 1479 durch Papst Sixtus IV. ausgesprochen, doch weiger­ ten sich die Bischöfe bzw. Administratoren des Bistums fast ausnahmslos, dem Orden beizutre­ ten. 1534 erreichte der Wiener Bischof Johann Fabri als Administrator von Wiener Neustadt die Lösung dieser Verbindung. Das Bistum umfaßte zunächst nur die namengebende Stadt und er­ hielt erst 1782 den Wiener Neustädter Distrikt von Salzburg. 1785 wurde das Bistum aufgeho­ ben und sein Gebiet dem Erzbistum Wien zugeschlagen. Johann Weissensteiner

Bischöfe 1469-1474/75 1477-1491 1491-1495 1495-1497 1497-1503 1503-1512 1512-1521 1521 -1530 1524-1530 1530-1541 1530-1548 1548-1549 1550-1552 1555-1558 1558-1559 1559-1562 1564-1571 1573-1582 1587-1588 1588-1630

Michael Altkind, Administrator Petrus Engelbrecht Augustin Kiebinger Johann Huntzdorfer, Administrator Bernhard Zottmann, Administrator Aegyd Wiblinger, Administrator Wolf Hamerbach, Administrator77 Dietrich Kammerer Johann Fabri, Koadjutor Ders., Administrator Gregor Angerer Heinrich Muelich Christoph Wertwein Franz Abstemius Martin Durlacher Kaspar von Logau Christian Napponäus Lambert Grüter Martin Radwiger Melchior Klesl, Administrator

77 Ordens-Senior des St.-Georgs-Ritterordens, der mit dem Bistum Wiener Neustadt uniert werden sollte. Als solcher führte er 1512-21 die Bistumsgeschäfte. - Th. Wiedemann, Neustadt I, 525.

Verzeichnis der Personen nach Diözesen

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1631-1639 Matthias Geißler 1639-1666 Johannes Thuanus (—> Bd. 1648-1803) Als Weihbischöfe fungierten auch die Wiener Weihbischöfe.

WORMS (ecclesia Wormatiensis)

Der erste Bischof von Worms, Victor, wird 346 genannt. Vom 8. Jh. an liegt eine lückenlose Rei­ he seiner Nachfolger vor. Die Diözese erstreckte sich in west-östlicher Richtung an dem Ver­ kehrsweg aus Innerfrankreich über die Kaiserslauterner Senke, den Rheinübergang bei Worms, Ladenburg und Heidelberg bis in das Gebiet um Wimpfen/Neckar. Ein weiteres Vordringen nach Osten wurde durch Errichtung der Diözese Würzburg 741/42 abgeschnitten. Linksrhei­ nisch folgte die Ausdehnung des Bistums den Straßen von Straßburg nach Mainz und von Worms nach Alzey. Der Versuch der Wormser Bischöfe zum Aufbau eines größeren Hochstiftes scheiterte nach er­ folgversprechenden Ansätzen unter Hildebald (979-998) und Burchard (1000-1025). Während des 12. Jh.s geriet das Bistum immer mehr in die Abhängigkeit der Pfalzgrafschaft. In der Nach­ folge der Grafen von Saarbrücken erhielt Pfalzgraf Konrad, ein Halbbruder Barbarossas, die Wormser Vogtei über das sehr kleine Hochstift. Durch die Gründung Heidelbergs auf Wormser Lehensboden schuf er am unteren Neckar ein bedeutendes pfälzisches Machtzentrum. Mit dem sich wirtschaftlich und politisch emanzipierenden Bürgertum ihrer Bischofsstadt gerieten die Wormser Oberhirten im Verlauf des 13. Jh.s in lange und schwere Auseinandersetzungen um die Stadtherrschaft, die sich durch das gesamte Mittelalter hinzogen und der Pfalz die Möglich­ keit boten, ihren Einfluß zu vergrößern. 1349 mußte das Domkapitel versprechen, keinen Bi­ schof zu wählen, der den Pfalzgrafen nicht genehm sei. In der Folgezeit wurde die Abhängig­ keit des Bistums von der pfälzischen Politik in allen Bereichen immer deutlicher. Territorialpo­ litisch bedeutete das zwar eine schwere Beeinträchtigung bischöflicher Eigenständigkeit, es er­ leichterte aber andererseits im 15. Jh. Ansätze zu einer Kirchenreform. Auch bei ihren Streitigkeiten mit der Stadt Worms fanden die Bischöfe jetzt häufig die Unterstützung der Kur­ fürsten. Die Auseinandersetzungen erreichten an der Wende zum 16. Jh. einen letzten Höhe­ punkt, der für die Stadt eine bis dahin nicht erreichte Unabhängigkeit mit sich brachte und den Boden für die Übernahme der Reformation Luthers vorbereitete. Die Wormser Bischöfe sahen sich daher häufig gezwungen, in Ladenburg zu residieren. Da weite Gebiete der Diözese auf kurpfälzischem Territorium lagen, drohte die dortige Einführung der Reformation um die Jahr­ hundertmitte nicht nur das geistliche Leben des Bistums zu zerstören, sondern sie raubte ihm auch die wirtschaftlichen Grundlagen. Seit der zweiten Hälfte des 17. Jh.s suchte man im Dom­ kapitel den finanziellen Ruin des Hochstifts dadurch zu verhindern, daß man wiederholt Inha­ bern der bedeutenderen Nachbarbistümer - vor allem von Mainz und Trier - die Bischofswür­ de antrug. Die Zerstörung von Worms während des Pfälzischen Erbfolgekriegs (1689) schädigte Bistum und Hochstift schwer. Andererseits trugen der Übergang der pfälzischen Kurwürde auf das katholische Haus Pfalz-Neuburg und die Pfälzische Religionsdeklaration von 1705 zu einer Entspannung im Verhältnis zur Kurpfalz bei. Verantwortlich dafür war auch die Wahl zweier Angehöriger dieses Hauses auf den Wormser Bischofsstuhl. Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg führte im ersten Drittel des 18. Jh.s das Bistum noch einmal zu einer bescheidenen Blüte. Sein Ende kam mit der Eroberung des linken Rheinufers durch französische Revolutionstruppen und den Frieden von Luneville (1801). Burkhard Keilmann

Bischöfe 1446-1482 1482-1503 1504-1533 1523 1524 1533-1552 1552-1580

Reinhard von Sickingen Johann von Dalberg Reinhard von Rüppurr Philipp von Fiersheim, Koadjutor Heinrich bei Rhein, Koadjutor Ders., Administrator Dietrich von Bettendorf

846

1581 -1595 1596-1604 1604 1605-1616 1617-1629 1630-1652

Verzeichnis der Personen nach Diözesen

Georg von Schönenburg Philipp von Rodenstein Philipp Cratz von Scharfenstein, gewählter Bischof Wilhelm von Effern Georg Friedrich Greiffenclau von Vollrads Georg Anton von Rodenstein (—► Bd. 1648-1803)

Weihbischöfe

1441 -1450 1457-1470 seit 1480 seit 1492

Herboldus Simon von Düren Leonardus Wisbach Johannes Dieburger

WÜRZBURG (ecclesia Herbipolensis) Die ersten Missionsansätze im Würzburger Raum sind mit den Namen der irischen Glaubensbo­ ten Kilian, Colonat und Totnan verbunden, die um 689 als Märtyrer starben. Eine feste Kirchen­ organisation bildete sich seit Bonifatius heraus. Nach der Installierung der bayerischen Kir­ chenprovinz 738/39 gliederte dieser mit Hilfe des karolingischen Hausmeiers Karlmann den thüringisch-ostfränkischen Raum 742 in die Bistümer Büraburg für Hessen, Erfurt für Thürin­ gen und Würzburg für Franken. Nur die würzburgische Gründung erwies sich als lebensfähig. Bonifatius setzte als ersten Bischof seinen Landsmann Burkhard ein, der 752 die Gebeine Ki­ lians und seiner Gefährten erhob und sie zu Diözesanheiligen machte. Zur Gründungsausstattung der der Mainzer Kirchenprovinz zugehörigen Diözese gehörten 25 königliche Eigenkirchen und ein Kloster (Karlburg); die Kirche auf dem Würzburger Marien­ berg diente als erste Domkirche. Das Bistum erstreckte sich vom Saalegau und Grabfeldgau im Norden bis zum Neckar-, Jagst- und Kochengau im Süden. Im Rangau berührte es das im selben Zeitraum gegründete Bistum Eichstätt, zu dem die Grenzen lange fließend blieben. Die größten Gebietsverluste traten 1007 mit der Gründung des Bistums Bamberg ein. Würzburg erhielt da­ mit eine jede weitere Expansion hemmende Ostgrenze. Zum Ausgleich erhielt Bischof Hein­ rich I. (995/996-1018) reiche Königsgutschenkungen, die den Grundstock des späteren Hoch­ stifts bildeten sowie die Funktionen einer fast herzogsgleichen Gewalt. Im 13. Jh. wurde der Territorialisierungsprozeß erfolgreich weitergeführt. Die besondere Stellung Würzburgs lag in seiner Traditionsnachfolge des frühmittelalterlichen fränkischen Herzogtums. Kaiser Friedrich Barbarossa bestätigte 1168 den Ducatus, der sich im Hochstiftsbesitz quasi territorialsierte. Seit 1446 führten die Bischöfe den Titel eines Herzogs von Franken. Das Hochstift war eines der größten geistlichen Territorien im Reich, zentral gele­ gen und daher ständigen Kaiser- und Heeresdurchzügen ausgesetzt. Im 12. Jh. fungierte Würz­ burg als Residenzort der staufischen Könige. Das Hochstift erstreckte sich um 1500 - mit Enklaven und Exklaven - von Meiningen im Nor­ den bis nach Ochsenfurt im Süden, von Gemünden im Westen bis vor Bamberg im Osten. Es war in ca. 50 Ämter eingeteilt; der Mittelpunkt lag in Würzburg, dessen Bürgerschaft nach ihrer militärischen Niederlage 1400 gegenüber den bischöflichen Truppen auf seine reichsstädti­ schen Hoffnungen verzichten mußte. Dennoch blieb die Stadt, so im Bauernkrieg, ein ständiger Unruheherd. Das Hochstift umfaßte nur einen kleinen Teil des Bistums, das um 1500 aus etwa 900 Pfarreien in 20 Landkapiteln und 12 Archidiakonaten bestand. Innerhalb der Diözesangrenzen lagen die Grafschaften Hohenlohe, Henneberg, Wertheim, die Markgrafschaft Ansbach, sächsische Ge­ biete um Coburg, mehrere Reichsritterschaften sowie die Abtei Fulda, die immer wieder ver­ suchte, Sitz eines eigenen Bistums zu werden. Die für Würzburg besonders häufigen Bischofsschismen, der Verfall vieler Klöster sowie das Große Abendländische Schisma mit den sich anschließenden Konzilien zogen die bischöfliche Autorität schwer in Mitleidenschaft. Viele Amtsinhaber verweigerten sich der notwendigen Re­ form, so daß der Boden für Reformation und Bauernkrieg vorbereitet war. Im 16. Jh. brachten

Verzeichnis der Personen nach Diözesen

847

Bauernkrieg, Grumbachscher Handel sowie der Markgräfler Krieg Not und Verwüstung, die Hochstiftsfinanzen blieben zerrüttet. Um die Mitte des 16. Jh.s waren der gesamte Bistumsbe­ reich und große Teile des Hochstifts protestantisch. Im ausgehenden 16. Jh. begann im Zeichen der katholischen Reform die teilweise gewaltsame Rekatholisierung. Diese Entwicklung fand ihre Vollendung unter Julius Echter von Mespelbrunn, bei dem sich Gegenreformation und auf­ kommender Absolutismus verbanden. Zusammen mit dem Herzogtum Bayern führte Würzburg am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges die katholische Partei in Süddeutschland an. Helmut Flachenecker

Bischöfe 1443-1455 1455-1466 1466-1495 1495-1519 1519-1540 1540-1544 1544-1558 1558-1573 1573-1617 1618-1622 1623-1631 1632-1642 1642-1673

Gottfried Schenk von Limpurg Johann von Grumbach Rudolf von Scherenberg Lorenz von Bibra Konrad von Thüngen Konrad von Bibra Melchior Zobel von Giebelstadt Friedrich von Wirsberg Julius Echter von Mespelbrunn Johann Gottfried von Aschhausen Philipp Adolf von Ehrenberg Franz von Hatzfeld, Crottdorf und Gleichen Johann Philipp von Schönborn (—► Bd. 1648-1803)

Weihbischöfe

1405-1450 1451-1478 1479-1499 1498-1512 1512-1523 1525 -um 1527 1526-1536 1536-1543 1544-1564 1567-1583 1584-1590 1598-1620 1622-1635 1636-1641 1645 1648-1666

Hermann Johannes Hutter Georg Antworter Kaspar Grünwald Johannes Pettendorfer Paul Huthen Johannes Reuther78 Augustin Mair Georg Flach Anton Resch Sebastian Bollinger Eucharius Sang Jodok Wagenhauer Zacharias Stumpf Adam Groß, ernannter und konfirmierter Weihbischof79 Johann Melchior Söllner (—> Bd. 1648-1803)

78 * um 1480 Ravensburg; Karmelit; Studium Ingolstadt (seit 1498; Bacc. theol.) und Wien (seit 1502); 1505 Lektor in Wien, 1508 in Augsburg; Lie. theol.; 1510 Prior und Lektor im Karmeliterkonvent Linz; seit 1513 Mag. theol. und Professor; 1524 Prior und Lektor im Karmeliterkonvent Ravensburg; 1526 Provinzial; 1528 durch den Würzburger Bischof K. v. (—>) Thüngen zum Weihbischof bestellt; zahlreiche Weihehandlungen in Stadt und Diözese Würzburg; + 8. oder 11. 2. 1536. - N. Reininger 109f. - A. Deckert, Die Oberdeutsche Provinz der Karmeliten nach den Akten ihrer Kapitel von 1421 bis 1529 (= Archivum Historicum Carmelitanum I) (Rom 1961) 205, 296. - Th. Freudenberger (Hg.), Die Würzburger Weihematrikel der Jahre 1520-1552 (= QFGBW 41) (Würzburg 1990) 27-29. 79 * in Thüngersheim (?); Dekan des Stiftes Haug und Rektor der Universität Würzburg; vom Würzburger Bischof J. Ph. v. (—>) Schönborn zum Weihbischof bestimmt; 13. 7. 1644 Titularbischof von Domitiopolis; + 11. 1. 1645 vor der Konsekration; □Würzburg, Stiftskirche Haug. -N. Reininger 232.

848

Verzeichnis der Personen nach Diözesen VERZEICHNIS DER GENERALVIKARE80

AUGSBURG 1485-1505 1577-1589 1617-1629 1630-1679

Heinrich von Lichtenau Michael Dornvogel Peter Wall Kaspar Zeiler Bd. 1648-1803) BAMBERG

1602-1609 1630-1656

Johann Schöner Johann Murrmann (—> Bd. 1648-1803)

BASEL 1611-1614 1634-1652

Johann Heinrich von Ostein Thomas Henrici (—► Bd. 1648-1803) BREMEN-HAMBURG

um 1508

Dietrich Huis BRESLAU

1621 -1624 1647-1653

Martin Kohlsdorf Georg Lorenz Budaeus von Lohr (—> Bd. 1648-1803)

BRIXEN Generalvikare und Konsistorialpräsidenten Das Generalvikariat in der Diözese Brixen wurde 1631 in Anlehnung an die Erzdiözese Salz­ burg durch ein Konsistorium ersetzt. Es setzte sich aus mehreren Konsistorialräten unter einem Konsistorialpräsidenten zusammen. Als ausführendes Organ stand ihm die Konsistorialkanzlei zur Verfügung, an deren Spitze der Kanzler stand. 1472 bis 1586 1601-1625 1619-1624 1627 1639-1641 1641-1663

Albertino Johann Walser Hieronymus Otto Agricola Anton Crosini von Bonporto (—> Bd.1648-1803) Johann Platzgummer Jesse von Perkhofer, Konsistorialpräsident (—► Bd. 1648-1803) Ders., Generalvikar

80 In dieses Verzeichnis sind nur diejenigen zwischen 1448 und 1648 amtierenden Generalvikare aufgenom­ men, die in diesem bzw. in (—>) Bd. 1648-1803 mit einem Biogramm oder Lebensbild vertreten sind; zur Problematik der Generalvikarslisten vgl. die Einleitung zu diesem Band.

Verzeichnis der Personen nach Diözesen CHUR um 1459- 1467 1471-1473 1479-1488 1519-1524 1527-1530, 1549-1552 1530-1540 1571 -1596 1597-1601 1640-1664

Johannes Nell Burkhard Tubenflug Johannes Theodorici Christoph Metzler Bartholomäus de Castelmur Caspar de Capaul Nicolaus Venosta Johann Flugi Christoph von Mohr (—> Bd. 1648-1803)

EICHSTÄTT

1459-1464 1464 um 1530 1610-1611 1634-1660

Wilhelm von Reichenau Leonhard Pilhamer Anton Braun Martin Lyresius Georg Motzel (—> Bd. 1648-1803)

ERMLAND

Generaloffizial 1517-1537

Tiedemann Bartholomäus Giese

FREISING seit 1430 1647-1677

Johann Tulbeck Johann Jakob Gaßner (-> Bd. 1648-1803)

GURK

Generalvikare 1499-1501 1596-1603

Nikolaus Kaps Johann Platzgummer

Konsistorialpräsident

1648 (?)-1674

Johann Georg Miller (—> Bd. 1648-1803)

HILDESHEIM 1645 -1664 60 Lexikon

Johannes Matthisius

Bd. 1648-1803)

849

850

Verzeichnis der Personen nach Diözesen KÖLN

1611-1616 1641-1661

Gereon Otto von Gutmann zu Sobernheim Georg Pauli-Stravius (—> Bd. 1648-1803)

KONSTANZ 1511-1512 1518-1523 1529-1535 1594-1602 1646-1652

Balthasar Merklin Johann Fabri Christoph Metzler, Generalvikar und Offizial Johann Jakob Mirgel Martin Vogler (—> Bd. 1648-1803)

KULM (CHELMNO) seit 1647

Maciej Bystram (—► Bd. 1648-1803)

LAIBACH (LJUBLJANA) 1491-1501 1573-1578 1641-1643 1643-1655

Georg Maninger von Kirchberg Balthasar von Radlic Franz Maximilian Vaccano (—> Bd. 1648-1803) Markus Doiliner (-> Bd 1648-1803)

LAUSANNE Generalvikare in Freiburg/Ue.

1563-1577 1577-1597 1598-1601 1601-1614 1634-1644 1644-1649

Claude Duvillard Peter Schneuwly Sebastien Werro Antoine Dupasquier Jacques Schuler (—► Bd. 1648-1803) Josse-Pierre Dumont (—> Bd. 1648-1803)

LÜTTICH (LIEGE, LUIK)

1622-1656

Jean de Chokier (—> Bd. 1648-1803)

MAINZ

1478 1532-1537 1584-1595 1647-1669

Ludwig von Heimstatt Valentin von Tetleben Johann Schweikard von Kronberg Wilderich von Walderdorff (-* Bd. 1648-1803)

Verzeichnis der Personen nach Diözesen

851

METZ 1574-1610 1610-1617

Antoine Fournier Andre Valladier

MÜNSTER 1634-1646 1646-1659

Johann Nikolaus Claessens Johann Vagedes (—► Bd. 1648-1803) OLMÜTZ (OLOMOUC)

1510-1514 um 1528 1622(?) —1636 1638-1646 1647-1653

Martin Göschl Bernhard Zoubek von Zdetin Johann Ernst Plateis von Plattenstein Kaspar Karas von Rhomstein Sigismund Miutini von Spilenberg (—> Bd. 1648-1803)

OSNABRÜCK 1623-1654

Albert Lucenius (-> Bd. 1648-1803) PADERBORN

1467 1476-1480 1525-1531 1620-1642 1637-1655

Johannes Schulte Johannes Yumminck Johannes Schneider Johannes Pelcking Bernhard Frick (-* Bd. 1648-1803) PASSAU

Wegen seiner großen Ausdehnung wurde das Diözesangebiet nach 1300 administrativ geteilt. Die Verwaltung des ober- und niederösterreichischen Anteils unterstand je einem Offizial. Diese waren seit 1580 zugleich Generalvikare für ihren Bereich. Der Sitz des Offizials für das Land ob der Enns war in Lorsch, der für das Land unter der Enns seit 1357 bei St. Maria am Gestade in Wien. Das Institut erlosch mit der Ausgliederung der neuen Diözesen Linz und St. Pölten aus dem Passauer Diözesangebiet (1785).

Offiziale und Generalvikare für das Land ob der Enns Leonhard von Laiming 1420-1423 Heinrich Kurz 1549-1551 1562-1564 Michael Englmayr 1573-1589 Hector Wegmann 1609-1629 Johannes Brenner Johannes Kaspar Stredele von Montani und Wisberg 1634-1638 seit 1638 Nikolaus Aliprandi von Thomasis 1645-1665 Johann von Saint Hilaire (-> Bd. 1648-1803) 60*

852

Verzeichnis der Personen nach Diözesen

Offiziale und Generalvikare für das Land unter der Enns 1423 1480-1585 1523-1528 1580-1600 1611-1612, 1613-1618 1636-1640 1646-1658

Leonhard von Laiming Wiguläus Fröschl von Marzoll Heinrich Kurz Malchior Kiesl Johannes Kaspar Stredele von Montani und Wisberg Johannes Bartholomäus Kobolt von Tambach Martin Geiger (—> Bd. 1648-1803)

PRAG (PRAHA) 1568-1574 1635-1650

Thomas Albin von Helfenburg Andreas Clemens Kocker von Kockersberg (—> Bd. 1648-1803)

Dechant und Erzbischöflicher Vikar der Grafschaft Glatz (Erzdiözese Prag)

1631-1651

Hieronymus Keck von Eisersdorf (-> Bd. 1648-1803)

REGENSBURG 1578-1580, 1600 1624-1636 1644-1649

Johann Baptist Pichlmair Johannes Bartholomäus Kobolt von Tambach, Generalvikar und Offizial Jakob Missel (—> Bd. 1648-1803)

SALZBURG

Im Zuge der Neuordnung der Diözesan Verwaltung nach dem Tridentinum wurde 1589 im Bi­ schof von Chiemsee erstmals ein Generalvikar fiir die gesamte Erzdiözese ernannt. Für die Steiermark und später den Wiener Neustädter Distrikt war seit 1591 der Bischof von Seckau, für Kärnten seit 1593 der Bischof von Lavant zugleich Generalvikar. Das Amt des Salzburger Generalvikars, dessen Zuständigkeit seitdem auf den übrigen Teil des Erzbistums beschränkt war, wurde nunmehr durch den Salzburger Konsistorialpräsidenten wahrgenommen. Diese Ordnung blieb bis zur josephinischen Diözesanregulierung in Geltung. 1494 -1495 1645-1654

Ludwig Ebmer, Generalvikar und Offizial Guidobald von Thun (—> Bd. 1648-1803)

Generalvikare für Kärnten 1593-1618 1619-1640 1640-1654

Georg Stobaeus von Palmburg Leonhard Götz Albert von Priamis (—> Bd. 1648-1803)

Generalvikare für die Steiermark und den Wiener Neustädter Distrikt 1591-1615 1615-1633 1633-1664

Martin Brenner Jakob Eberlein Johann Markus von Aldringen (—> Bd. 1648-1803)

Verzeichnis der Personen nach Diözesen

853

SECKAU 1502

Christoph Zach

SITTEN 1497 1522 1633-1659

Nikolaus Schiner Philipp de Platea Georg Summermatter (-» Bd. 1648-1803)

SPEYER

1490 -1494 1624-1655

Philipp von Rosenberg Gangolph Ralinger (-» Bd. 1648-1803)

STRASSBURG 1505-1506 1605-1626 1627-1644 1643-1691

Wilhelm von Honstein Adam Peetz Paul von Aldringen Gabnel Haug (-* Bd. 1648-1803)

TOUL

um 1495-1500 1565-1607 um 1609-1653

Nicolas Le Sane Francois de Rosieres Jean Midot

TRIENT (TRENTO) 1503 1510-1518 1537-1539 1562-1571 1566-1595 1604-1630 1644-1658

Francesco della Chiesa Michele Jorba Vincenzo Negusanti Biagio di Aliprandi Gabriele Alessandri Pietro Belli Francesco Alberti di Poia (—> Bd. 1648-1803)

TRIER

Das Amt wurde nie genau umschrieben. Es wurde offensichtlich meist dem in Koblenz residie­ renden zweiten Offizial des Erzbistums übertragen. Ab 1483 scheint es bis 1729 mit dem des Weihbischofs verbunden geblieben zu sein:

1633-1662

Otto von Senheim (—* Bd. 1648-1803)

854

Verzeichnis der Personen nach Diözesen

UTRECHT

1503 1583-1592

Adrianus van Appeltern Sasbout Vosmeer

WIEN Offiziale und Generalvikare

1512-1514 1577-1586 1613-1640 1640-1665

Gregor Angerer Martin Radwiger Tobias Schwab Stephan von Zwirschlag (—> Bd. 1648-1803) WIENER NEUSTADT

Offizial und Generalvikar 1614-1631

Matthias Geißler

WÜRZBURG 1458-1466 1541 -1544 1556-1558 seit 1617 1636-1666

Rudolf von Scherenberg Melchior Zobel von Giebelstadt Friedrich von Wirsberg Jodok Wagenhauer Johann Melchior Söllner (—> Bd. 1648-1803)

VERZEICHNIS DER ZEITGENÖSSISCHEN REGENTEN UND NUNTIEN

Päpste

1439-1449 1447-1455 1455-1458 1458-1464 1464-1471 1471-1484 1484-1492 1492-1503 1503 1503-1513 1513-1521 1522-1523 1523-1534 1534-1549 1550-1555 1555 1555-1559 1559-1565 1566-1572 1572-1585 1585-1590 1590 1590-1591 1591 1592-1605 1605 1605-1621 1621-1623 1623-1644 1644-1655

Felix V, Gegenpapst Nikolaus V. Calixt III. Pius II. Paul II. Sixtus IV. Innozenz VIII. Alexander VI. Pius III. Julius II. Leo X. Hadrian VI. Clemens VII. Paul III. Julius III. Marcellus II. Paul IV. Pius IV. Pius V. Gregor XIII. Sixtus V. Urban VII. Gregor XIV. Innozenz IX. Clemens VIII. Leo XL Paul V. Gregor XV. Urban VIII. Innozenz X.

Deutsche Könige und Kaiser Haus Habsburg 1438-1439 1440 -1493 1493-1519 1519-1556 1556-1564 1564-1576 1576-1612 1612-1619 1619-1637 1637-1657

Albrecht II. Friedrich III. Maximilian I. Karl V. Ferdinand I. Maximilian II. Rudolf II. Matthias I. Ferdinand II. Ferdinand III.

Verzeichnis der zeitgenössischen Regenten und Nuntien

856 Böhmische Könige

1437-1439 1444-1457 1453-1457 1458-1471 1471-1516 1479-1490 1516-1526 1526-1564 1564-1576 1576-1612 1612-1619 1619-1637 1637-1657

Albrecht von Habsburg Georg von Podebrad, Landesverweser Ladislaus Postumus Georg von Podebrad Wladislaw II., seit 1490 auch Ungarischer König Matthias Corvinus, König über einen Teil Böhmens Ludwig Ferdinand I. Maximilian II. Rudolf II. Matthias I. Ferdinand II. Ferdinand III.

Französische Könige Haus Valois 1422-1461 Karl VII. 1461-1483 Ludwig XL 1483-1498 Karl VIII. Haus Valois-Orleans Ludwig XII. 1498-1515 Haus Angouleme 1515-1547 Franz I. 1547-1559 Heinrich II. Franz II. 1559-1560 1560-1574 Karl IX. 1574-1589 Heinrich III. Haus Bourbon Heinrich IV 1589-1610 Ludwig XIII. 1610-1643 Ludwig XIV. 1643-1715

Dänische Könige

Haus Oldenburg 1448-1481 1481-1513 1513-1523 1523-1533 1533 -1536 1536-1559 1559-1588 1588-1648 1648-1670

Christian I. Johann Christian II., der Böse Friedrich I. Interregnum (sog. Grafenfehde) Christian III. Friedrich II. Christian IV. Friedrich III.

Polnische Könige

Jagiellonen (seit 1387) 1447-1492 Kasimir IV. 1492-1501 Johann I. Albrecht Alexander 1501-1506 Sigismund I. 1506-1548 Sigismund II. August (auch Sigismund August I.) 1548-1572

Verzeichnis der zeitgenössischen Regenten und Nuntien Wahlkönigreich 1572-1573 1573 -1574 1574-1575 1575-1586 1586-1587 Vasa-Dynastie 1587-1632 1632-1648 1648-1668

Interregnum Heinrich v. Valois (ab 1574 Heinrich III. von Frankreich) Interregnum Stefan Bathory Interregnum

Sigismund III. Wladyslaw IV. (Ladislaus) Johann II. Kasimir

Apostolische Nuntien am Kaiserhof 1513-1517 1517-1523 1523-1525 1525-1529 1529-1531 1531-1532 1533 -1535 1535-1537 1536-1541 1541 1541-1544 1545-1547 1547-1548 1548-1550 1550-1551 1551 -1552 1552 -1553 1553-1554 1554-1556 1556-1560 1560-1561 1561 -1565 1565-1571 1571 -1578 1578 1578-1581 1581 1581-1584 1584-1586 1586-1587 1587-1589 1589-1591 1591-1592 1592-1597 1597-1598 1598-1604 1604-1607 1607-1610 1610-1612 1612-1616 1616-1617 1617-1621 1621-1628 1628-1630 1630-1634 1634-1639

Lorenzo Campeggi, Ep. Feltren. Marino Caracciolo, Apostolischer Protonotar Giovanni Corsi (florentinischer Gesandter, Vertretung) Baldassare Castiglione Girolamo Sclede (da Schio), Ep. Vasionen. Lorenzo Campeggi, Kardinallegat, interimistisch Giovanni Poggio, Apostolischer Protonotar Giovanni Guidiccione, Ep. Forosempronien. Giovanni Poggio, Apostolischer Protonotar, Ep. Tropien. Giovanni Morone, Ep. Mutinen. Giovanni Poggio, Ep. Tropien. Girolamo Verallo, Archiep. Rossanen. Francesco Sfondrato, Kardinal Pietro Bertano, Ep. Fanen. Sebastino Pighino, Archiep. Sipontin. Pietro Bertano, Ep. Fanen. Pietro Camaiani, Ep. Fesulan. Vakanz Girolamo Muzzarelli, Archiep. Consan. Vakanz Stanislaus Hosius, Ep. Warmien. Zaccaria Delfino, Ep. Pharen. Melchiore Biglia, Apostolischer Protonotar Giovanni Delfino, Ep. Torcellan. Bartolomeo Portia, Apostolischer Protonotar Orazio Malaspina, Apostolischer Protonotar Ottavio Santa Croce, Ep. Cervien. Giovanni Francesco Bonomini, Ep. Vercellen. Germanico Malaspina, Ep. Civitaten. Filippo Sega, Ep. Placentin. Antonio Puteo, Archiep. Baren. Alfonso Visconti, Utr. Sign. Ref. Camillo Caetano, Patr. Alexandrin. Cesare Spacciano, Ep. Cremonen. Ferdinando Farnese, Ep. Parmen. Filippo Spinelli, Archiep. Polycastren. Giovanni Stefano Ferreri, Ep. Vercellen. Antonio Caetano, Archiep. Capuan. Giovanni Battista Salvago, Ep. Lunen, et Sarazen. Placido de Marra, Ep. Melfiten. Viteliano Visconti, Archiep. Adrianopolitan. Ascanio Gesualdo, Archiep. Baren. Carlo Caraffa, Ep. Aversan. Giovanni Battista Palotto, Archiep. Thessalonicen. Ciriaco Rocci, Archiep. Patracen. Malatesta Baglioni, Ep. Pisauren.

857

858 1639-1644 1644-1652

Verzeichnis der zeitgenössischen Regenten und Nuntien Gasparo Matthei, Utr. Sign. Ref., Archiep. Athenien. Camillo de’Melzi, Archiep. Capuen.

Da Karl V. sich meist in Spanien aufhielt, wirkten während seiner Regierung im Reich neben verschiedenen Sondergesandten und Geschäftsträgern als Nuntien: 1524-1527 Girolamo Roario 1529-1532 Vincenzo Pimpinella, Archiep. Rossanen. Pietro Paolo Vergerio 1533-1535 Giovanni Morone, Ep. Mutinen. 1536-1538 1538-1539 Fabio Mignanelli Giovanni Morone, Ep. Mutinen. 1539-1541 Girolamo Verallo, Ep. Brittinorien, 1541 Casertan., 1544 Archiep. Rossanen. 1541-1547 1545 Fabio Mignanelli, Ep. Lucerin. 1550-1554 Girolamo Martinengo 1554-1556 Zaccaria Delfino, Ep. Pharen. 1558 Antonio Agostino, Ep. Aliphan.

Apostolische Nuntien in Köln Sondergesandte 1573-1576 1576-1578 1578-1579 1583 1583 1584 reguläre Nuntien 1584-1587 1587-1595 1595-1606 1606-1610 1610-1621 1621-1624 1624-1634 1634-1639 1639-1651

Kaspar Gropper, Auditor Rotae Bartolomeo Portia, Apostolischer Protonotar Giovanni Battista Catagna Minutio Minucci Giovanni Francesco Bonomini Feliciano Ninguarda, Ep. S. Agathae

Giovanni Francesco Bonomini, Ep. Vercellen. Ottavio Mirto Frangipani, Ep. Cajacen., später Ep. Tricaricen. Coriolano Garzadoro, Ep. Auxeren. Attilio Amalteo, Archiep. Athenien. Antonio Albergati, Ep. Vigilien. Pietro Francesco Montoreo, Ep. Neocastren. Pietro Luigi Carafa, Ep. Tricaricen. Martino Alfieri, Ep. Insulan. Fabio Chigi, Ep. Neritonen.

Apostolische Nuntien in Frankreich 1535-1537 1537 1537-1540 1540-1541 1541 -1543? 1543-1544 1544-1546 1546-1547 1547-1550 1550-1551 1551 -1552/ 1552-1554 1554-1556 1556-1557 1557-1560 1560-1561 1561-1565 1565-1566 1566-1568 1568-1572

Rodolfo Pio di Carpi, Ep. Faventin. Cesare de’ Nobili, interimistisch Filiberto Ferrerio, Ep. Iporien. Girolamo Dandino, Ep. Imolen., interimistisch Girolamo Capodiferro Girolamo Dandino, Ep. Imolen., interimistisch Alessandro Guidiccione, Ep. Adiacen. Girolamo Dandino, Ep. Imolen. Michele della Torre, Ep. Ceneten. Antonio Trivulzio, Ep. Tolonen.

Prospero Santa Croce, Ep. Chissamo Sebastiano Gualtieri, Ep. Viterben. Cesare Brancaccio, Apostolischer Protonotar Lorenzo Lenti, Ep. Firman. Sebastiano Gualtieri, Ep. Viterben. Prospero Santa Croce, Ep. Chissamen. Francesco Beltramini, Ep. Terracinen. Michele della Torre, Ep. Ceneten. Fabio Mirto Frangipani, Ep. Cajacen.

Verzeichnis der zeitgenössischen Regenten und Nuntien 1572-1578 1578-1581 1581-1583 1583-1586 1586-1587 1587-158 1589-1590 1590-1591 1591-1592 1592-1594 1594-1596 1596-1599 1599-1601 1601-1604 1604-1607 1607-1616 1616-1621 1621 -1623 1623-1627 1627-1630 1630-1634 1634-1639 1639-1641 1641-1643 1643-1656

Antonio Maria Salviati, Ep. S. Papuli Anselmo Dandino, Apostolischer Protonotar Giovanni Battista Castelli, Ep. Ariminen. Girolamo Ragazzoni, Ep. Bergomen. Fabio Mirto Frangipani, Archiep. Nazaren. Francesco Morosini, Ep. Brixien. Enrico Caetani, Kardinallegat Vakanz Marcello Landriano Filippo Sega, Kardinallegat Vakanz Alessandro de’Medici, Kardinallegat, und Francesco Gonzaga, Ep. Mantuan. Gasparo Silingardi, Ep. Mutinen. Innocenzo Bufalo, Ep. Camerinen. Maffeo Barberini, Archiep. Nazaren. Roberto Ubaldini, Ep. Montis Politiani Guido Bentivoglio, Archiep. Rhodien. Ottavio Corsini, Archiep. Tarsen. Bernadino Spada, Archiep. Damiaten. Giovanni Francesco Guidi di Bagno, Archiep. Patren. Alessandro Bichi, Ep. Carpentoraten. Giorgio Bolognetti, Ep. Asculan. Apuliae Ranuccio Scotti, Ep. Burgi S. Domnini Girolamo Grimaldi, Archiep. Seleucien. Nicolo Guidi di Bagno, Archiep. Athenien.

Apostolische Nuntien in Polen 1519-1521 1520 1522-1523 1524-1526 1525-1526 1525-1527 1536 1539-1540 1542 1548 1553 1555-1557 1558-1559 1560-1563 1561 1563-1565 1565-1568 1568-1573 1571-1573 1573-1578 1578-1581 1581-1585 1584-1587 1586-1591 1588-1589 1592 1592-1598 1596-1597 1598-1607 1606-1612 1612-1614 1614-1621

859

Zaccario Ferreri, Ep. Guardien. Giovanni de Medici Tomasso de’Nigris, Ep. Scardonen. Antonio Giovanni Bulleo Niccold Fabri Giovanni Francesco Cito OFM Pamfilio Strasoldo Girolamo Rorario Otto Truchseß von Waldburg Girolamo Martinengo Marc Antonio Maffei Luigi Lippomano, Ep. Veronen. Camillo Mentovati, Ep. Satrianen. Berardo Bongiovanni, Ep. Camerinen. Giovanni Canobio, Nuntius extraordinarius Giovanni Francesco Commendone, Ep. Cephalonien. Giulio Ruggieri, Apostolischer Protonotar Vincenzo Dal Portico, Apostolischer Protonotar Giovanni Francesco Commendone, Ep. Cephalonien., card, legatus Vincenzo Laureo, Ep. Montis Regalis Giovanni Andrea Caligari, Ep. Brictinorien. Alberto Bolognetti, Ep. Massan. Girolamo de’Buoi, Ep. Camerinen. Annibale di Capua, Archiep. Neapolitan. Ippolito Aldobrandini, card, legatus Gorgio Radziwill, card, legatus Germanico Malaspina, Ep. S. Severi Enrico Caetani, card, legatus Claudio Rangoni, Ep. Regen. Francesco Simonetta, Ep. Fulginaten. Lelio Ruini, Ep. Baineoregien. Francesco Diotallevi, Ep. S. Angelo

860

1621-1622 1622-1627 1627-1630 1630-1636 1635-1643 1645-1652

Verzeichnis der zeitgenössischen Regenten und Nuntien

Cosmo de Torres, Archiep. Adrianopolitan. Giovanni Battista Lancellotti, Ep. Nolan. Antonio Santacroce, Archiep. Seleucien. Onorato Visconti, Archiep. Larissen. Mario Filonardi, Archiep. Avenionen. Giovanni de Torres, Archiep. Adrianopolitan.

Apostolische Nuntien in der Schweiz 1500-1504 1508/09 1509 1509-1510 1512-1515 1512 1513-1514

1515 1515-1517 1517-1521 1513-1514 1514-1517 1521 -1525 1531 -1533 (1531 1537 (1538-1540 1541 -1552 seit 1546 1552-1553 seit 1553 1554-1560 1560-1564 1565 1573 -1574 1575-1576 1579-1581 1578-1583 (1581 -1586 1586-1587 1587-1591 1591-1595 1593 1595 1595-1606 1606-1608 1608-1613 1613-1621 1621-1628 1628 1628-1630 1630-1639 1639-1643 1643 -1646 1646-1647 1647 1647-1652

Raimondo Peraudi, Ep. Gurcen., ab 1505 Ep. Sanctonen. Alessandro de Gabioneta, Spezialmission Achille de Grassi, Ep. Civitatis Castelli Matthäus Schiner, Ep. Sedunen., Spezialmission Matthäus Schiner, Ep. Sedunen ordentlicher Nuntius Giovanni Staffilio, Ep. Sebenicen. Gregorio/Goro de Gherio, Apostolischer Protonotar, außerordentlicher Nuntius Latino Giovenale de Manetti, Apostolischer Protonotar, Spezialmission Giovanni Giacomo Gambaro, Geheimkämmerer Antonio Pucci, Ep. Pistorien. Ennio Filonardi, Ep. Verulan. Ders. Ders. Ders. Giacomo Sadoleto, Ep. Carpentoraten.) Peter van der Vorst, Spezialmission Ennio Filonardi, Kardinallegat) Girolamo Franco Lucius Iter, Ep. Curien. Thomas Planta, Ep. Curien. Paolo Odeschalchi, für Graubünden Ottaviano Roverta della Rovere, Ep. Terracinen. Giovanni Antonio Volpe, Ep. Comen. Ders. Ders. Bartolomeo di Portia Giovanni Francesco Bonhomini, Ep. Vercellen. Feliciano Ninguarda OP, Ep. Scalen. Vakanz) Giovanni Battista Santonio, Ep. Tricaricen. Ottavio Paravicini, Ep. Alexandrin. Lewis Goodwin Owen, Ep. Cassanen., nichtres. Nuntius Pietro Giorgio Odescalchi, Ep. Alexandrin. Girolamo de Porzia, Ep. Adrien. Giovanni della Torre, Ep. Veglien. Fabrizio Verallo, Ep. S. Severi Ladislao d’Aquino, Ep. Venafran. Ludovico di Sarego, Ep. Adrien. Alessandro Scappi, Ep. Campanien. Giovanni Scappi, Geschäftsträger Ciriaco Rocci, Archiep. Patracen. Ranuzio Scotti, Ep. Burgo S. Domnini Girolamo Farnese, Archiep. Patracen. Lorenzo Gavotti, Ep. Ventimilien. Alfonso Sacrati, Ep. Comaclen. Giacomo Villani, Internuntius Francesco Boccapaduli, Ep. Civitatis Castelli

Verzeichnis der zeitgenössischen Regenten und Nuntien

861

Pfalzgrafen bei Rhein (Kurpfalz)

Alte Kurlinie Ludwig IV, der Sanftmütige 1436 - 1449 Friedrich I., als Vormund für Philipp 1449-1451 Friedrich I., der Siegreiche 1451-1476 1476-1508 Philipp, der Aufrichtige Ludwig V, der Friedfertige 1508-1544 1544-1556 Friedrich II., der Weise Otto Heinrich (Ottheinrich), der Großmütige 1556-1559 Linie Pfalz-Simmern Friedrich III. 1559-1576 Ludwig VI. 1576-1583 Friedrich IV. 1583-1610 Friedrich V. 1610-1623 Kurpfalz untersteht dem (neuernannten) Kurfürsten Maximilian I. von 1623-1648 Bayern Karl I. Ludwig 1648-1680 Kurfürsten und Herzöge von Sachsen

Friedrich II., der Sanftmütige Ernst und Albrecht III., der Beherzte (regieren gemeinsam bis zur Leipziger Teilung 1485) Ernestinische Linie (Kurfürsten bis 1547) 1485-1486 Ernst Friedrich III., der Weise 1486-1525 1525-1532 Johann der Beständige 1532 -1554 Johann Friedrich L, der Großmütige Albertinische Linie (Kurfürsten seit 1547) 1485-1500 Albrecht III., der Beherzte Georg der Reiche (Bärtige) 1500-1539 Heinrich der Fromme 1539-1541 Moritz 1541 -1553 August 1553-1586 Christian I. 1586-1591 Christian II. 1591-1611 Johann Georg I. 1611-1656

1428-1464 1464-1485

Kurfürsten von Brandenburg Haus Hohenzollern (seit 1415) 1437-1470 Friedrich II., der Eiserne Albrecht Achilles 1470-1486 1486-1499 Johann Cicero Joachim I. Nestor 1499-1535 1535-1571 Joachim II. Hektor Johann Georg 1571-1598 Joachim Friedrich 1598-1608 Johann Sigismund (seit 1618 auch Herzog in Preußen) 1608-1619 Georg Wilhelm 1619-1640 Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst 1640-1688

Herzöge von Württemberg

1442 -1480 1442-1450 1450-1457

Ulrich V., der Vielgeliebte (Stifter der Stuttgarter Linie) Ludwig I. (Stifter der Uracher Linie) Ludwig II.

862 1457-1496 1496-1498 1498-1550 1520-1534 1550-1568 1568-1593 1593-1608 1608-1628 1628-1674

Verzeichnis der zeitgenössischen Regenten und Nuntien Eberhard L, im Bart (1482 Aufteilung rückgängig gemacht; seit 1495 Herzog) Eberhard II. (1498 von den Ständen abgesetzt) Ulrich (VI.), 1519-34 (vertrieben) Württemberg im Besitz des Hauses Habsburg Christoph Ludwig (III.), der Fromme Friedrich I. Johann Friedrich Eberhard III.

Herzöge, später Kurfürsten von Bayern Linie Niederbayern (Landshut) 1393-1450 Heinrich XVI., der Reiche 1450-1479 Ludwig IX., der Reiche 1479-1503 Georg, der Reiche Linie Oberbayern (München) 1438-1460 Albrecht III., der Fromme 1460-1463 Johann IV 1460-1467 Sigmund Albrecht IV, der Weise (ab 1467 Alleinherrscher, vereinigte Ober- und 1465-1508 Niederbayern) 1508-1550 Wilhelm IV, der Standhafte 1550-1579 Albrecht V, der Großmütige 1579-1597 Wilhelm V, der Fromme 1597-1651 Maximilian I. (ab 1623 Kurfürst)

Landgrafen von Hessen 1413-1458 1458-1460

Ludwig I. Heinrich III.

Niederhessen/KasselOberhessen/Marburg 1460-1471 Ludwig II. 1460 - 1483 Heinrich III. 1471-1493 Wilhelm I. 1483 - 1500 Wilhelm III. 1493-1509 Wilhelm II. (ab 1500 Gesamthessen) 1509-1567 Philipp I., der Großmütige (1567 Teilung in 4 Linien; 1604 noch 2 Linien)

Linie Hessen-Kassel (Kurfürstenlinie) 1567-1592 Wilhelm IV, der Weise 1592-1627 Moritz, der Gelehrte 1627-1637 Wilhelm V, der Beständige 1637-1663 Wilhelm VI. Linie Hessen-Marburg 1567-1604 Ludwig IV. Linie Hessen-Rheinfels 1567-1583 Philipp II. Linie Hessen-Darmstadt 1567-1596 Georg I., der Fromme 1596-1626 Ludwig V, der Getreue 1626-1661 Georg II., der Gelehrte

Herzöge von Lothringen

1431 - 1480 1473 - 1508

Rene L, Herzog von Anjou, Bar und Lothringen Rene II., Herzog von Lothringen

Verzeichnis der zeitgenössischen Regenten und Nuntien 1481-1508 1508-1544 1544-1545 1545-1608 1608-1624 1624-1634 1634-1670

Rene II., Herzog von Bar Anton Franz I. Karl III. Heinrich II. Karl IV. Nikolaus Franz

Nichtbischöfliche geistliche Fürsten Hoch- und Deutschmeister des Deutschen Ordens 1441 -1449 Konrad von Erlichshausen 1450-1467 Ludwig von Erlichshausen 1467-1470 Heinrich Reuß von Plauen 1470-1477 Heinrich Reffle von Richtenberg 1477-1489 Martin Truchseß von Wetzhausen 1489-1497 Johann von Tiefen 1498-1510 Friedrich von Sachsen 1511-1525 Albrecht von Brandenburg-Ansbach 1527-1543 Walter von Cronberg 1543-1566 Wolfgang Schutzbar, gen. Milchling 1566-1572 Georg Hund von Wenckheim 1572-1590/95 Heinrich von Bobenhausen 1590/95-1618 Maximilian von Österreich 1618-1624 Karl von Österreich 1625-1627 Johann Eustach von Westernach 1627-1641 Johann Kaspar von Stadion 1641-1662 Leopold Wilhelm von Österreich Äbte von Fulda 1440 -1449 1449-1472 1472-1513 1513-1529 1529-1541 1541-1550 1550-1558 1558-1567 1567-1568 1568-1570 1570-1606 1606-1622 1623-1632 1633-1635 1635-1644 1644-1671

Hermann II. von Buchenau Reinhard von Weilnau Johann II. von Henneberg Hartmann II. Burgrave von Kirchbert Johann III. von Henneberg Philipp Schenk zu Schweinsberg Wolfgang Dietrich von Eussigheim Wolfgang II. Schutzbar von Michling Georg Schenk zu Schweinsberg Wilhelm Hartmann von Klauer Balthasar von Dernbach Johann Friedrich von Schwalbach Johann Bernhard Schenk zu Schweinsberg Johann Adolf von Hoheneck Heinrich Georg von Neuhof Joachim von Gravenegg

Äbte von Kempten 1434-1451 Pilgrim von Wernau 1451-1460 Gerwig von Sulmentingen 1460-1481 Johann von Wernau 1481-1507 Johann von Riedheim 1507-1523 Johann Rudolf von Raitnau 1523 -1535 Sebastian von Breitenstein 1535-1557 Wolfgang von Grünenstein 1557-1571 Georg von Grafenegg 1571-1584 Eberhard von Stein 1584-1587 Albrecht von Hohenegg

863

864

1587-1594 1594-1607 1607-1616 1616-1631 1631-1639 1639-1673

Verzeichnis der zeitgenössischen Regenten und Nuntien

Johann Erhard Blarer von Wartensee Johann Adam Renner von Allmendingen Heinrich von Ulm Johann Euchar von Wolffurt Johann Willibald Schenk von Kastell Roman Giel von Gielsberg

Äbte, seit 1460 Pröpste von Ellwangen 1427-1452 Johann von Holzingen 1452-1461 Johann von Hürnheim 1461-1502 Albrecht I. von Rechberg 1502-1503 Bernhard von Westerstetten 1503-1521 Albrecht IL Thumb von Neuburg 1521 -1552 Heinrich Pfalzgraf bei Rhein 1553-1573 Otto Truchseß von Waldburg 1573 -1584 Christoph von Freyberg 1584-1603 Wolfgang von Hausen 1602-1603 Johann Christoph I. von Westerstetten, Koadjutor 1603-1613 Ders., Propst 1613-1620 Johann Christoph II. von Freyberg und Eisenberg 1621-1654 Johann Jakob Blarer von Wartensee

Äbte von Murbach-Lüders 1447-1476 Bartholomäus von Andlau 1476-1489 Achatius von Griessen 1489-1513 Walther Mönch von Wilsberg 1513-1542 Georg von Wasmünster 1542-1570 Johann Rudolph Stör von Störenburg 1570-1587 Johann Ulrich von Raitenau 1575-1587 Wolf Dietrich von Raitenau, Koadjutor 1587 Ders., Abt 1587-1600 Andreas von Österreich, Kommendaturabt 1601-1614 Johann Georg von Kalkenriedt 1614-1626 Leopold von Österreich, Kommendaturabt 1626-1662 Leopold Wilhelm von Österreich Pröpste von Berchtesgaden 1446-1473 Bernhard 1473-1486 Erasmus 1486-1495 Ulrich 1495-1508 Balthasar 1505-1522 Gregor 1523-1541 Wolfgang 1541-1567 Wolfgang 1567-1594 Jacob 1595-1650 Ferdinand von Bayern

Äbte von Weißenburg 1434-1467 Philipp von Erbach 1467-1472 Jakob von Bruck 1475-1496 Heinrich 1496-1513 Wilhelm 1513-1524 Rüdiger Fischer Äbte (bis 1576) von Prüm 1433-1476 Johann von Esch 1476-1513 Robert von Virneburg

Verzeichnis der zeitgenössischen Regenten und Nuntien

1513 1513-1546 1546-1576

Georg Humburg Wilhelm von Manderscheid Christoph von Manderscheid

Äbte von Stablo-Malmedy 1439-1460 Heinrich von Merode 1460-1499 Jaspar von Malmedy 1499-1546 Wilhelm von Manderscheid 1542-1546 Christoph von Manderscheid, Koadjutor 1546-1576 Ders., Abt 1576-1580 Gerhard von Groesbeck 1581-1612 Ernst von Bayern 1599-1612 Ferdinand von Bayern, Koadjutor 1612-1650 Ders., Abt

Äbte von Corvey 1435-1463 1463-1478 1478-1504 1505-1547 1547-1555 1555-1585 1585-1616 1616-1624 1624-1638 1638-1661

61 Lexikon

Arnold von Malsburg Hermann von Stockhausen Hermann von Bömelburg Franz von Ketteier Kaspar von Hersel Reiner von Bocholtz Theodor von Beringhausen Heinrich von Aschenbroich Johann Christoph von Brambach Arnold von Waldois

865

BILDNACHWEIS Augsburg, Schätzler-Palais: 199. Bern, Schweizerische Landesbibliothek: 58, 512, 585.

Brüssel, Institut Royal du Patrimoine Artistique Bruxelles/Koninklijk Instituut voor het Kunst­ patrimonium Brussel: 41, 43, 74, 220, 276, 312. Chur, Bischöfliches Schloß-Rittersaal: 187.

Dietenheim, Pfr. Franz Schmid, Pfarramt St. Martinus: 81. Dillingen, Studienbibliothek: 373.

Dresden-Meißen, Bistum, Abteilung Z 2, Fotodokumentation: 413. Eichstätt, Diözesanarchiv: 324, 622. J. Gruden 793: 689.

Karlsruhe, Staatliche Kunsthalle: 307.

Koblenz-Ehrenbreitstein, Landesmedienzentrum Rheinland-Pfalz: 393. Köln, Rheinisches Bildarchiv: 121, 288, 481. Lübeck, Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt L.: 309.

Mainz, Haus am Dom: 125. Mainz, Stadtarchiv: 331.

Marburg, Herder-Institut - Bildarchiv: 737.

Münster, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte: 165, 321. Passau, Archiv des Instituts für Ostbairische Heimatforschung: 614, 699.

Prag, Erzbischöfliches Palais: 45, 403, 434, 465. Rom, Galleria Nazionale: 107. Schloß Iburg, Rittersaal: 149,191. Schloß Zeil, Kreis Ravensburg: 709. Speyer, Bistumsarchiv: 185, 225.

Trient, Castello del Buonconsiglio: 444, 447. Trient, Privatsammlung: 442.

Bildnachweis

867

Trier, Bischöfliches Dom- und Diözesanmuseum: 152, 253, 471. Utrecht, Museum Het Catharijneconvent: 599, 728.

Verdun, Galerie de l’Eveche de Verdun: 555. Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Porträtsammlung: 5, 13, 17, 22, 54, 55, 79, 85, 91, 101, 117, 129, 138, 144, 145, 146, 161, 173, 208, 215, 218, 223, 226, 235, 238, 244, 259, 264, 273, 278, 283, 291, 305, 311, 315, 328, 353, 355, 365, 368, 391, 392, 402, 407, 417, 420, 425, 454, 461, 500, 503, 519, 528, 531, 535, 536, 562, 571, 629, 631, 634, 646, 648, 655, 673, 695, 706, 734, 750, 756, 759, 762, 774.

Worms, Stadtarchiv: 113,116, 588.

ÜBERSICHTSKARTEN

Die Kirche im Heiligen Römischen Reich um 1500 1. Die Bistümer

Für die ältesten Bistümer im Gebiet des späteren Reiches sind keine Gründungsdaten bekannt. Sie sind seit dem Ende des 3. Jh.s (Köln, Trier) bzw. seit dem 4. Jh. in den damals zum Imperi­ um Romanum gehörenden Gebieten nachweisbar (Augsburg, Augst, Chur, Lorch, Mainz, Metz, Sitten, Straßburg, Teurnia, Toul, Trient, Verdun, Worms), doch bleibt ihre Kontinuität während der Völkerwanderungszeit mit Ausnahme von Trier ungewiß oder sogar unwahrscheinlich. Fe­ ste Konturen lassen sich erst wieder seit der Gründung der germanischen Reiche ausmachen, in denen die meisten römerzeitlichen Bistümer - z. T. allerdings an anderer Stelle (Basel statt Augst, Lüttich statt Tongern bzw. Maastricht, nicht jedoch Lorch und Teurnia) - wieder aufleb­ ten und neue Gründungen im ehemals römischen Siedlungsland erfolgten (Konstanz, Lau­ sanne). Für die weitere Entwicklung war das enge Zusammenspiel von Papsttum und weltli­ chen Herrschern von Bedeutung. Zu einem neuen Gründungsschub außerhalb ehemaliger rö­ mischer Civitates kam es in fränkischer Zeit durch Willibrord, vor allem aber durch Bonifatius, der in päpstlichem Auftrag die Kirche in Bayern, Alemannien, Hessen und Thüringen organi­ sierte und neue Bistümer gründete bzw. bereits bestehende umschrieb (Freising, Passau, Re­ gensburg, Salzburg, Würzburg; Eichstätt nahm eine Sonderentwicklung). Seine Gründungen Büraburg und Erfurt konnten sich allerdings nicht halten. Im späten 8. bzw. im frühen 9. Jh. erfolgten, vor allem unter Karl dem Großen, im Zuge der Sachsenmission weitere Gründungen (Bremen, Halberstadt, Hamburg, Hildesheim, Minden, Münster, Osnabrück, Paderborn, Ver­ den). Sie überlebten ausnahmslos den bald einsetzenden Verfall des karolingischen Reiches. Dies war dagegen nicht der Fall bei den im Zuge der ottonischen Expansion nach Norden und Osten (Brandenburg, Havelberg, Magdeburg, Mecklenburg, Meißen, Merseburg, Naumburg, Ol­ denburg, Ratzeburg, Schleswig) erfolgten Gründungen. Von ihnen gingen einige mit dem Zu­ sammenbruch der politischen Herrschaft infolge des Slawenaufstandes unter. Sie wurden erst im Kontext der Ostsiedlung und dem Neuansatz der Mission unter den Westslawen im 12. und 13. Jh. wiederhergestellt (Brandenburg, Havelberg, Lübeck statt Oldenburg, Ratzeburg, Schwer­ in statt Mecklenburg). Dabei kamen Lebus und das um 1000 gegründete Breslau zum Metropo­ litansitz Gnesen. Kammin dagegen blieb exemt. Das galt auch für das 1007 von Heinrich II. ebenfalls für die Slawenmission und zugleich aus persönlicher Devotion gestiftete Bamberg. Die Gründung von Prag (973) und Olmütz (11. Jh.) trug wesentlich zur kirchlichen Entwick­ lung des böhmischen und mährischen Raumes bei. Die seit dem 11. Jh. gegründeten salzburgischen Eigenbistümer Chiemsee, Gurk, Lavant und Seckau verdichteten das 811 gegenüber Aquileja abgegrenzte Metropolitangebiet im östlichen Alpengebiet. Im Nordosten des Reiches erfolgte schließlich 1243 die vom Missionsgedanken getragene Errichtung der altpreußischen Bistümer Ermland, Kulm, Pomesanien und Samland, die in dieser zunächst städtearmen Regi­ on bezeichnenderweise den Namen von Landschaften erhielten. Ermland und Kulm kamen durch den zweiten Thorner Frieden 1466 unter die polnische Krone und gehörten seitdem nicht mehr zum Reich, wohl aber weiterhin zum deutschen Kulturbereich. Eine letzte Phase der Bistumsentwicklung vor den Umbrüchen der Reformationszeit bildete die aus den Bestre­ bungen Friedrichs III. um landesherrliche Kirchenhoheit folgende Gründung der Bistümer Lai­ bach (1461/62) sowie Wien und Wiener Neustadt (1469). Sie wurden aus den Jurisdiktionsbe­ zirken des außerhalb der habsburgischen Lande residierenden Patriarchen von Aquileja bzw. des Erzbischofs von Salzburg und des Bischofs von Passau ausgegliedert, blieben aber weit hin­ ter den Wünschen des Kaisers zurück.

Die klar gegliederte Karte der Diözesen suggeriert eine Eindeutigkeit, die der Realität nicht ent­ sprach, denn die bischöfliche Jurisdiktion war am Ende des Mittelalters durch zahlreiche Pa­

Übersichtskarten

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tronate und Exemtionen weitgehend ausgehöhlt. Mit dem Konzil von Trient setzten dann Be­ mühungen um eine Stärkung der bischöflichen Zuständigkeit ein, die langfristig zum Erfolg führten.

2. Erz- und Hochstifte sowie reichsunmittelbare Stifte und Klöster

Neben den Bistümern oder Diözesen als geistlichen Jurisdiktionsbezirken entwickelten sich im Reich als Besonderheit geistliche Fürstentümer, die, soweit sie Gebiete umfaßten, in denen ein Erz- oder Suffraganbischof auf Grund der Regalienverleihung die Landesherrschaft innehatte, Erz- oder Hochstifte hießen1. Dabei handelte es sich um reichsunmittelbare Wahlfürstentümer, an deren Spitze ein Bischof als regierender Fürst stand. Die Erz- und Hochstifte waren aus­ nahmslos kleiner als das zugehörige Erzbistum oder Bistum. Sie ragten allerdings in Einzelfäl­ len über deren Grenzen hinaus in benachbarte Diözesangebiete hinein. Das war u. a. in Basel, Münster und Osnabrück der Fall. Dort unterstanden Teile des Hochstiftes in geistlicher Hin­ sicht einem benachbarten Diözesanbischof2. Neben den Diözesanbischöfen besaßen auch die Pröpste bzw. Äbte mehrerer Reichsstifte bzw. Reichsabteien den Status regierender Fürsten3. Vor allem während der konfessionellen Ausein­ andersetzungen wurden diese nichtbischöflichen kirchlichen Fürstentümer vielfach mit Fürst­ bistümern kumuliert, um den konfessionellen Besitzstand zu sichern.

Am Ausgang des Mittelalters nahmen die geistlichen Fürstentümer ein Sechstel bis ein Siebtel des Reichsgebietes ein. Damals entsprachen den Erzbistümern Mainz, Köln, Trier, Salzburg, Hamburg-Bremen und Magdeburg je ein Erzstift und den Bistümern Augsburg, Bamberg, Basel, Brandenburg, Breslau, Brixen, Chur, Eichstätt, Ermland, Freising, Halberstadt, Hildesheim, Kammin, Konstanz, Lausanne, Lebus, Lübeck, Lüttich, Meißen, Merseburg, Metz, Minden, Münster, Naumburg, Osnabrück, Paderborn, Passau, Pomesanien, Ratzeburg,Regensburg, Sam­ land, Schwerin, Speyer, Straßburg, Trient, Toul, Verden, Verdun, Worms und Würzburg je ein Hochstift. Deren Fläche, Einwohnerzahl und damit wirtschaftliche und politische Bedeutung waren höchst unterschiedlich. Das kam schon darin zum Ausdruck, daß sich einzelne Bistums­ städte die Reichsfreiheit erkämpften und die Diözesanbischöfe außerhalb des Bistumssitzes re­ sidierten. Auch der Rechtsstatus der einzelnen Hochstifte war sehr unterschiedlich. Der Bischof von Kammin erreichte z. B. erst im 14. Jh. die Stellung eines Reichsfürsten, und die Bischöfe von Prag, Olmütz und Breslau, ferner die Inhaber der altpreußischen Bistümer waren lediglich Mediatfürsten, obwohl sie teilweise über eine reiche Ausstattung verfügten. Die Zeit der territoria­ len Erwerbungen bzw. Abrundungen der geistlichen Fürstentümer war im 15. Jh. im wesentli­ chen beendet, die Landesherrschaft jedoch nicht überall vollständig ausgebaut. Sie bestand vielfach aus undurchschaubaren Konglomeraten von Ansprüchen und war dazu oft territorial zersplittert. Während sich eine Reihe von Hochstiften als stabil erwies, unterlagen andere seit dem Spätmittelalter einer schleichenden Mediatisierung durch starke Nachbarn oder innere Aushöhlung. Dies war besonders in Bünden (Chur), Tirol (Brixen, Trient), in der Pfalz (Worms) und in Sachsen (Meißen, Merseburg, Naumburg) der Fall. Die Bistümer Brandenburg, Havel­ berg und Lebus wurden sogar als landsässig behandelt. Der Zugriff expansiver Dynastien erfolg­ te aber nicht nur auf dem Weg der Mediatisierung, sondern mehr noch durch Einflußnahme auf die Besetzung der Bischöfsstühle mit Familienangehörigen, Vertrauensleuten oder mit eigenen Beamten. Entscheidende Schritte in diese Richtung bildeten der Erwerb des Nominationsrech­ tes der Bischöfe und die Gründung von Landesbistümern im 15. Jh. Außer den Hochstiftsterritorien mit ihrer mehr oder minder stark entwickelten Landesherr­ schaft besaßen einzelne Bistümer zusätzlich weit zerstreute Grundherrschaften, wie z. B. Bri­ xen, Freising, Regensburg, Passau und Bamberg in Krain bzw. im Land ob und unter der Enns. Diese sind in den Karten nicht ausgewiesen. Grundsätzlich gilt auch für die Karte der Hoch­ 1 Dazu jetzt: E. Wolgast, Hochstift und Reformation. Studien zur Geschichte der Reichskirche zwischen 1517 und 1648 (Stuttgart 1995). 2 Beschreibung der Territorien bei: A. Hauck, Kirchengeschichte Deutschlands 5/1 (Leipzig 1911) 90-129. 3 Aufzählung bei: K. Zeumer, Quellensammlung zur Geschichte der Deutschen Reichsverfassung in Mittelalter und Neuzeit, 2 Tie. (Tübingen 21913) 314 f.

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Übersichtskarten

stifte, daß die Karte im Detail mehr rechtliche Klarheit suggeriert, als dies im einzelnen der Fall war.

Um die Lesbarkeit der Karten angesichts des begrenzten Formates nicht zu beeinträchtigen, wurde auf den Ausweis der Archidiakonatssitze verzichtet. Neben den Bistumssitzen zeigen die Karten lediglich die bischöflichen Nebenresidenzen, die Hochschulorte sowie weitere für die Geschichte des betreffenden Bistums wichtige Orte. Erwin Gatz

3. Karten

Die in diesem Band veröffentlichten Karten zeigen die kirchliche Situation im Reich um 1500 am Ende der langen, nunmehr im wesentlichen zum Abschluß gekommenen Entwicklung. We­ nig später setzten infolge der Reformation einschneidende Veränderungen ein, die sich z. T. abrupt - so im Falle der Fürstenreformation - z. T. aber auch in einem langsamen Prozeß voll­ zogen, dessen Ausgang lange offen blieb. Erst seit dem Westfälischen Frieden mit der Fest­ schreibung der konfessionellen Besitzstände herrschten wieder eindeutige Verhältnisse. Die er­ ste Karte zeigt die Diözesen, die zweite die Erz- und Hochstifte sowie ausgewählte Reichsstifte bzw. -klöster. Über die im folgenden genannten wurden noch zahlreiche andere Kartenwerke konsultiert. Da diese sich z. T. widersprechen, mußte eine wissenschaftlich vertretbare Lösung gefunden wer­ den. Insofern bedeutet die Aufnahme in diese Bibliographie nicht ohne weiteres eine Identifi­ zierung des Autors mit dem betreffenden Kartenautor. Manch Kritisches verdanke ich einem hilfreichen Brief von Dr. Hans-Jürgen Karp. Die Zeichnung der Karten erfolgte durch Professor Peter Mellmann.

Benutzte Kartenwerke:

W. Alter (Hg.), Pfalzatlas (Speyer 1963-1981). H. Ammann-K. Schib (Hg.), Historischer Atlas der Schweiz (Aarau 21958).

A.-A. Beekman u. a. (Hg.), Geschiedkundige Atlas van Nederland, 3 Bde. (’s-Gravenhage 19121938).

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Hermann-Josef Busley

Korrektur zur Karte „Die Bistümer im Heiligen Römischen Reich um 1500“: Laibach war nicht Suffraganbistum von Aquileja, sondern exemt.