Deutsche illustrierte Flugblätter des 16. und 17. Jahrhunderts: Teil 2 Historica [Reprint 2023 ed.] 9783112695685, 9783112695678

Table of contents :
Vorwort
COLOSSUS VEL STATUA REGIS BABYLONICI - CONSTANTIA IOHANN. HUSSI ET HIERONYMI PRAGENSIS
Böhmische Friedenfahrt und was sich denckwürdiges darbey zugetragen hat - Sächsisch Confect Sampt dem darauff gefolgten...Früstück
SALUSjhr Tyllischen! die Maus - Die pfaffen Gass
Newe Zeitung/Der Bär hat ein Horn bekommen - Courrier von Landau an den Königl. Frantzösis. Hof

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DEUTSCHE ILLUSTRIERTE FLUGBLÄTTER DES 16. UND 17. JAHRHUNDERTS Herausgegeben von Wolfgang Harms

Band II

Wolfenbüttel Band 2

DEUTSCHE ILLUSTRIERTE FLUGBLATTER DES 16. UND 17. JAHRHUNDERTS Herausgegeben von Wolfgang Harms

Band II

Die Sammlung der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel Band 2

iigp 1980

Kraus International Publications München

DIE SAMMLUNG DER HERZOG AUGUST BIBLIOTHEK IN WOLFENBÜTTEL Kommentierte Ausgabe Band 2: Histórica

Herausgegeben von Wolfgang Harms Zusammen mit Michael Schilling und Andreas Wang

Lcm 1980 Kraus International Publications München

CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Deutsche illustrierte Flugblätter des 16. [sechzehnten] und 17. [siebzehnten] Jahrhunderts / hrsg. von Wolfgang Harms. - München: Kraus International Publ. NE: Harms, Wolfgang [Hrsg.] Bd. 2 —* Herzog August Bibliothek : Die Sammlung der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel. Herzog August Bibliothek : Die Sammlung der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel: kommentierte Ausg. / hrsg. von Wolfgang Harms zusammen mit Michael Schilling u. Andreas Wang. - München: Kraus International Publ. ISBN 3-601-00322-8 NE: Harms, Wolfgang [Hrsg.] Bd. 2. Histórica. -1980. (Deutsche illustrierte Flugblätter des 16. und 17. Jahrhunderts: Bd. 2) ISBN 3-601-00049-0

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SICHER UK BESITZ

BERLIN

I S B N 3-601-00322-8 (complete work) I S B N 3-601-00049-0 (volume 2) ©

1980 K r a u s - T h o m s o n Organization G m b H , M i i n c h e n Printed in T h e Netherlands

Vorwort

In drei Bänden sollen die illustrierten Flugblätter des 16. und 17. Jahrhunderts, die in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel vorhanden sind, vollständig abgebildet und mit Kommentaren versehen erscheinen. In Band 1 wird eine ausführliche Einleitung über die Voraussetzungen und Ziele dieser Ausgabe, über Details technischer Art und nicht zuletzt auch über den Stand und die Aufgaben der Erforschung illustrierter Flugblätter berichtet. Dieses kurze Vorwort zum vorliegenden Band 2 bietet als vorläufigen Ersatz nur einige kurze Hinweise. Der Hauptbestandteil der Wolfenbütteler Blätter geht auf die Sammlertätigkeit des Herzogs August vonBraunschweig-Lüneburg{1579—1666) zurück, was eine Erklärung dafür ist, daß Blätter der Jahre 1610 bis 1650 besonders dicht vertreten sind. In Anlehnung an Signaturen und entsprechende Sachgruppen, die der Sammler in seiner Bibliothek unterschieden hat, gliedern wir die illustrierten Flugblätter Wolfenbüttels in die Gruppen ,Histórica' (in diesem Band), ,Ethica' und ,Physica' (im folgenden Band 1) und ,TheoIogica' und ,Quodlibetica' (im abschließenden Band S). Wir fassen das »illustrierte Flugblatt' nicht eng, sondern nehmen, soweit vertretbar, auch einige Randerscheinungen mit auf; wir versprechen uns davon, daß die künftige Flugblatt forschung, die ja stets auch eine Erforschung konkurrierender publizistischer Medien und literarischer Gattungen zu sein hat, den weiteren Kontext einzelner Blatt-Typen leichter beachten kann. Im vorliegenden Band sind die Blätter vereinigt, die Probleme, Ereignisse und Personen der Zeitgeschichte und der Vergangenheit darstellen und deuten; es wurden auch Bild und Text kombinierende Darstellungen von Schlachten und anderen kriegerischen Ereignissen aufgenommen, auch wenn wir sie, dem Rat von Historikern folgend, unkommentiert ließen, da sich der Forschungsstand hierzu als besonders gering entwickelt erwies. Die Aufnahme dieser Blätter möge als Beispiel dafür akzeptiert werden, daß wir mit dieser Ausgabe mehr Forschung anregen wollen, als selbst schon zu bewältigen glauben. Insgesamt gilt für unsere Bemühungen um eine kommentierende Erschließung der übrigen Blätter, daß sie nicht Abschließendes zum Gegenstand vorlegen, sondern eine Erleichterung für künftige Forschung anbieten wollen. Die besondere Schwierigkeit unserer Beiträge und überhaupt aller Flugblatt forschung sehen wir darin, daß es stets angebracht wäre, über die empirische und methodische Kompetenz mehrerer akademischer Disziplinen zu verfügen. Wenn unsere Kommentare Präzisierungen und Verbesserungen in der Erkenntnis der Sache zur Folge haben, also weitere Beiträge hervorrufen, so entspricht dieses unseren Hoffnungen. Wo wir zu den einzelnen Blättern weitere Exemplare und andere Fassungen nachweisen, handelt es sich u m Nebenergebnisse, nicht um das Resultat systematischer, gezielter Suche. Bei dem gebotenen finanziellen Rahmen konzentrierten wir uns auf das Auffinden sämtlicher Blätter in Wolfenbüttel und vor allem auf das Verfassen der Kommentare selbst. Bei jedem Blatt folgt auf unsere Zählung am Anfang die jeweilige Wolfenbütteler Signatur. Die Litera tur angaben am Ende eines Kommentars sind unterteilt in Literatur zum vorliegenden Blatt selbst (A), in Anmerkungen zum Kommentartext (B) und eventuell in Hinweise allgemeiner Art zum Thema des Blattes (C). Eine Gesamtbibliographie, auf die sich unsere Kommentare beziehen und die auch die Siglen und Kurztitel auflöst, wird zusammen mit den Registern im dritten Band stehen. Ohne die Unterstützung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft hätten die Kommentare nicht entstehen können, ihr sei daher besonders gedankt. Für ideelle Untersützung und bibliothekarischen Rat in Wolfenbüttel danken wir Paul Raabe und vielen Mitarbeitern der Herzog August Bibliothek. Unser Dank an Ratgeber vieler Fächer und an hilfreiche Institutionen sei hier vorläufig nur allgemein ausgesprochen. Speziell an dem vorliegenden Band 2 haben in den verschiedenen Arbeitsphasen der allgemeinen Vorbereitung, des Recherchierens und des Redigierens außer den Herausgebern nebeneinander und nacheinander die folgenden Damen und Herren mitgearbeitet, denen wir danken möchten: Gerd Janssen, Ruth Kastner, Gunda Kilian, Ulla-Britta Kuechen und Ralf Kulschewskij. Wichtige Hilfe beim Übersetzen niederländischer Texte verdanken wir Annemarie Hübner (Hamburg). Für die einzelnen Kommentare zeichnen die Verfasser mit ihren Initialen verantwortlich. Außer den Herausgebern (WH, MSch und AW) sind dieses Renate Maria Hoth (RMH), Ruth Kastner (RKa), Ralf Kulschewskij (RKu) und Christiane Kuckhoff geb. Gessler (ChrK). Hamburg, im Sommer 1979

Wolfgang Harms

ii, i

IH 2 COLOSSUS VEL STATUA REGIS BABYLONICI Ort Jahr Bild Text Drucker Format

Das Blatt zeigt die vier -»Weltreiche in der Gestalt der S t a t u e aus Nebukadnezars T r a u m (Dan. 2, 3 2 - 4 5 ) ( / I , 9 ) . Das Blatt stellt den Koloß in antikisierter Rüstung als Monarch mit Szepter und Reichsapfel sowie einer K r o n e (?) dar. Er steht auf einem steinernen Körper, in dessen rudimentärem linken Arm die neutestamentliche Szene von Christi G e b u r t zu erkennen ist. O h n e d a ß dies im Bild oder durch den T e x t näher erläutert wäre, lassen sich diese Szene u n d der steinerne Körper auf den Stein beziehen, der nach Dan. 2,34 d e m K o l o ß auf die Füße geworfen wird u n d ihn stürzt. Eine Handzeichnung, die dieses Flugblatt kopiert (B 2), ersetzt die Christus-Szene durch die Beischrift PETRA: Christus. Der T e x t b e s t e h t neben der Überschrift aus Inschriften, die die einzelnen Phasen der Herrschaft entsprechend den Körperteilen u n d nach dem biblischen Modell gliedern. Jahreszahlen u n d Herrschaftsbezeichnungen sowie kurzgefaßte Erläuterungen beschreiben die Monarchien. Der so konzipierte Geschichtsablauf der vier Zeitalter beginnt m i t den Chaldäern u n d Assyrern in Ninive u n d Babylon u n t e r Drus, N i m r o d u n d Balthasar (1. Monarchie = K o p f ) . Es folgen die Meder u n d Perser von Darius bis zu Alexander dem Großen (2. Monarchie = Brust). Das griechische Reich nach Alexander wird in die Herrschaftsgebiete Ägypten, Asien, Griechenland u n d Syrien geteilt (3. Monarchie = Magen). Die vierte Monarchie beginnt m i t Julius Caesar u n d teilt sich nach Augustus: die des Abendlandes reicht bis zu Rudolf II. ( 1 5 5 2 - 1 6 1 2 , Kaiser seit 1576) u n d die des Morgenlandes bis zu Selyman (d. i. Selim II., 1 5 2 4 - 1 5 7 4 ) (= Unterleib u n d Beine). Die Periodisierung der Geschichte in vier aufeinander folgende Monarchien nach Daniels Vision steht in Konkurrenz zu deijenigen nach Dann. 7, in der die Erscheinung von vier Tieren (Löwe = Babylon, Bär = Persien, Leopard = Griechenland, schließlich ein in der Bibel nicht benanntes, zumeist als Eber gedeutetes Tier mit elf H ö r n e r n = R o m , das den Antichrist bedeutet) dargestellt wird (B 3). Im Mittelalter überwiegt die Darstellung nach Dan. 7, im Spätmittelalter u n d in der frühen Neuzeit gewinnt, zumeist u n t e r dem Einfluß eines pessimistischen Geschichtsverständnisses, die Darstellung n a c h Dan. 2 an Gewicht (B 4). Beide biblischen Vorstellungen geben den Geschichtsverlauf sinnbildlich wieder u n d deuten ihn u n t e r dem Aspekt christlichen Heils (B 5). O f t , wie auch in diesem Blatt, steht die Auffassung einer Aufeinanderfolge 2

(Altdorf oder Nürnberg) (1667) Kupferstich graviert: lateinische Prosa als Inschriften ( J o h a n n Heinrich Schönnerstedt, B 1) 3 7 3 x 263

scher Anhang m i t Fragen, die von dem K o l o ß u n d Dan. 2 ausgehend die Inhalte dessen behandeln, was der Koloß an Geschichtslehre enthält. Im vierten, gegenwärtigen Zeitalter fehlt dieser Abschnitt.

von vier Monarchien mit der Lehre der transiatio imperii (B 6) in Zusammenhang, nach der die Herrschaft durch Gottes Einfluß von einem Herrscher auf den folgenden übergeht. Das Blatt veranschaulicht die weit verbreitete Geschichtsauffassung des 16. u n d 17. J a h r h u n d e r t s so augenfällig, daß es im J a h r e 1667 als Illustration einer Lehrtafel der A l t d o r f e r Universität in usum et commodum studiosae juventutis dienen k o n n t e . Diese Tafel, die aus sechs Einzelblättern zusammengesetzt ist, enthält neben dem mit dem nebenstehenden Blatt identischen Koloß einen ausfuhrlichen T e x t von J o h a n n Paul Felwinger (1616— 1681, B 7), einem Nürnberger Professor an der A l t d o r f e r Universität. Sie erschien im Verlag des Druckers J o h a n n Heinrich Schönnerstedt. Felwingers T e x t in lateinischer Sprache ist als annalistische Aufstellung der Monarchien angelegt, die bis z u m J a h r e 1648 für den türkisch-morgenländischen u n d bis 1658 für den österreichisch-abendländischen Teil reicht. Als letzter türkischer Monarch wird A c h m e t II. ( 1 6 4 2 - 1 6 9 5 ; vielleicht Verwechslung mit M o h a m m e d IV., 1 6 4 2 - 1 6 9 1 ? ) genannt, als österreichischer zeitgenössischer Monarch erscheint Leopold I. (1640—1705, Kaiser seit 1658). Der T e x t der Lehrtafel ist entsprechend seiner F u n k t i o n als Geschichtslehre nach didaktischen Gesichtspunkten konzipiert. Er kontaminiert in der Gliederung der vier Monarchien die beiden Danielischen Vorstellungen, indem er die Körperteile u n d ihre Materialien parallel zu den Tieren der Vision setzt. Darüber hinaus o r d n e t er jeweils eine spirituell-moralische Bewertungsebene hinzu, so daß sich folgendes System der vier Monarchien ergibt:

a) Wolfenbüttel, HAB: IH 3 [aus 6 Teilen zusammengesetzt; mit einem ausführlichen T e x t von J o h a n n Paul Felwinger]

1. Monarchie: Caput Aureum — Leo — A O T O S (Logos, Geist); 2. Monarchie: Pectus Argentum — Ursus — 0 T M O Z (Gemüt, Seele); 3. Monarchie: Venter Aeneis — Pardalis - E I I I 0 T M H T I K O N (Begierde); 4. Monarchie: Tibiae ferrae Pedes partim ferrei partim lutei - Bestia - ANONTMOS (!). In der Reihe der vierten Monarchie, die bis in die Gegenwart reicht, fehlt eine spirituell-moralische Wertung. J e d e r einzelne Zeitabschnitt beginnt nach einer strukturierenden Oberschrift m i t einer A u f r e i h u n g der P o t e n t a t e n u n d dem J a h r ihres Regierungsantritts. K n a p p e Daten über entscheidende historische F a k t e n ihrer Regierungszeit sowie gelegentliche Quellenangaben aus der Bibel oder der historischen Literatur (bei Nebukadnezar wird zwar angegeben, daß der König einen T r a u m über die vier Monarchien gehabt habe, doch wird diese Gelegenheit n i c h t genutzt, u m über die Quelle des Bildes u n d der S t r u k t u r zu reflektieren). Den ersten drei Abschnitten folgen j e ein didakti-

B1 B E N Z I N G , B u c h d r u c k e r , S. 3. B 2 Wolfenbüttel, HAB: 988. Heimst, fol. 87. B 3 vgl. E . J . J . K O C K E N , D e t h e o r i e v a n d e vier wereldrijken en van de overdracht der wereldheers c h a p p i j t o t o p I n n o c e n t i u s I I I . , DLss. N i j m e g e n 1 9 3 5 ; J . W. SWAIN, T h e T h e o r y of t h e F o u r M o n a i c h i e s , G a s s i c a l P h i l o l o g y 3 5 ( 1 9 4 0 ) 1 - 2 1 ; W. B A U M G A R T N E R , Zu den vier Weltreichen aus Daniel 2, Theol. Zs. 1 ( 1 9 4 5 ) 17 f f . B 4 vgl. E . M A R S C H , B i b l i s c h e P r o p h e t i e u n d chronographische Dichtung. S t o f f - u n d Wirkungsges c h i c h t e d e r V i s i o n des P r o p h e t e n D a n i e l n a c h D a n . V I I , Berlin 1 9 7 2 , b e s . S. 1 7 3 - 1 8 2 u n d S. 2 0 7 . B 5 vgl. A . D E M P F , S a c r u m I m p e r i u m . G e s c h i c h t s u n d S t a a t s p h i l o s o p h i e des M i t t e l a l t e r s u n d d e r p o l i t i schen Renaissance, N a c h d r u c k der Ausg. München/ B e r l i n 1 9 2 9 , D a r m s t a d t 1 9 5 4 , b e s . K a p . 6, S . 2 2 9 2 6 8 ; A . F U N K E N S T E I N , Heilsplan u n d natürliche Entwicklung. G e g e n w a r t s b e s t i m m u n g im Geschichtsd e n k e n d e s M i t t e l a l t e r s , M ü n c h e n 1 9 6 5 , b e s . S. 2 9 36. B 6 W. G O E Z , T r a n s l a t i o i m p e r i i . E i n B e i t r a g z u r G e s c h i c h t e des G e s c h i c h t s d e n k e n s u n d der politis c h e n T h e o r i e n i m M i t t e l a l t e r u n d in der f r ü h e n N e u zeit, Tübingen 1 9 5 8 . B 7 J Ö C H E R I I , 5 5 6 f. AW

Weitere S t a n d o r t e :

Andere Fassungen:

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