Deutsche Biographische Enzyklopädie der Theologie und der Kirchen (DBETh) [Reprint 2011 ed.] 9783110959888, 9783598116667

The Deutsche Biographische Enzyklopädie der Theologie und der Kirchen (DBETh) (German Biographical Encyclopaedia of Theo

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Deutsche Biographische Enzyklopädie der Theologie und der Kirchen (DBETh) [Reprint 2011 ed.]
 9783110959888, 9783598116667

Table of contents :
Vorwort
Autorenverzeichnis
Hinweise für die Benutzung
Abkürzungsverzeichnis
Biographische Artikel A – L
Biographische Artikel M – Z
Personenregister
Ortsregister

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Deutsche Biographische Enzyklopädie der Theologie und der Kirchen (DBETh)

Deutsche Biographische Enzyklopädie der Theologie und der Kirchen (DBETh) Herausgegeben von Bernd Moeller mit Bruno Jahn

Band 1 A-L

Κ - G -Saur

München 2005

Redaktionelle Leitung: B r u n o Jahn Redaktionelle Mitarbeit: M i k e W . M a l m , Tanja N a u s e , S t e f a n Pautler, Sandra S c h a e f f , M i r k o Vonderstein, W i e b k e W i e d e , U t e W i e l a n d t Redaktionsschluß: 3 0 . Juni 2 0 0 5

Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet unter http://dnb.ddb.de abrufbar.

© Gedruckt auf säurefreiem und chlorarmem Papier Printed on acid-free and chlorine-free paper Alle Rechte vorbehalten / All Rights Strictly Reserved K. G. Saur Verlag GmbH, München 2005 Printed in the Federal Republic of Germany Satz: bsix information exchange GmbH, Braunschweig Druck und Binden: Strauss GmbH, Mörlenbach ISBN 3-598-11666-7

Inhaltsverzeichnis

Band 1 Vorwort Autorenverzeichnis Hinweise für die Benutzung Abkürzungsverzeichnis

Biographische Artikel A - L

VII IX XIII XV

1

Band 2 Biographische Artikel M - Ζ

883

Personenregister

1457

Ortsregister

1607

Vorwort Die Deutsche Biographische Enzyklopädie der Theologie und der Kirchen (DBETh), die wir hier vorlegen, ist ein in dieser F o r m neuartiges Werk. Es handelt sich um ein Personallexikon der Kirchen- und Religionsgeschichte in den deutschsprachigen Landschaften, das vom Frühmittelalter bis zur Gegenwart reicht, also einen Zeitraum von weit mehr als einem Jahrtausend umspannt. In insgesamt knapp 8 000 Artikeln werden die Christen der verschiedenen Konfessionen und Gemeinschaften, die überregionale und über den Augenblick hinausreichende Bedeutung erlangt haben, sowie die als Theologen und religiöse Amtsträger hervorgetretenen Juden mit ihrer Lebensgeschichte und ihrem Lebenswerk auf wissenschaftlicher Basis erfaßt. Ein Lexikon, das diesem nach Art, Zuschnitt und U m f a n g gleichkäme, gibt es bisher nicht. Der Radius des in die D B E T h aufgenommenen Personenkreises ist weit. Ausgehend von den „Professionellen", den studierten Theologen und den Inhabern der Ämter, sind Philosophen mit religiöstheologischen Schwerpunkten und Repräsentanten der Religionswissenschaft sowie Künstler - Musiker, Bildkünstler, Baumeister - , bei denen die kirchlichen Themen und Aufgaben im Vordergrund standen, einbezogen, ferner weltliche Fürsten, die Kirchengestalter waren, und Laien als Kirchenpolitiker. Und es sind auch jene Pfarrer, die sich als Schriftsteller und Naturkundige betätigt haben, nicht vergessen, so wenig wie die Jesuiten und sonstigen Ordensleute, die als Astronomen oder Mathematiker Beachtung verdienen. In den Personen spiegelt sich die reiche und überreiche Kirchen- und Religionsgeschichte im deutschen Raum. Der geographische Bereich, auf den die D B E T h sich bezieht, ist durch die deutsche Sprache definiert. In der historischen Perspektive gehören also nicht nur Osterreich und die Schweiz, sondern auch das Elsaß und Siebenbürgen, das Baltikum und Südtirol dazu. Lebende Personen sind nicht berücksichtigt und Bewertungen und Zensuren, so gut es geht, vermieden. Doch sind die Artikel auf die Unterschiede in Rang und Bedeutung der einzelnen Personen hin eingerichtet. Jene Frauen und Männer, die erheblichen Einfluß zu Lebzeiten erlangten und deutliche, womöglich weitreichende und fortwährende Wirkungen nach dem Tod - jene also, ohne die (nach Jacob Burckhardt) die Welt uns unvollständig erschiene - , haben eine umfangreichere Darstellung erfahren, die von Fachleuten verfaßt und namentlich gezeichnet ist. Allen übrigen - den vielen also, die die Erinnerung verdienen, obgleich ihre Bedeutung über ihren Lebensbereich und die eigene Zeit nicht wesentlich hinausging - wurden knappere Artikel zuteil, die auf Redaktion und Herausgeber zurückgehen.

Bei der Auswahl der Artikel sind wir mit Sorgfalt bemüht gewesen, Lücken zu vermeiden und alle Hilfsmittel zu nutzen, die zur Verfügung stehen. Eine Garantie auf Vollständigkeit und Treffsicherheit kann freilich nicht übernommen werden, was nicht weiter erläutert werden muß. Ein Grundbestand des Materials wurde aus der zwischen 1995 und 2003 in 15 Bänden erschienenen Deutschen Biographischen Enzyklopädie übernommen, jedoch gründlich überarbeitet und ergänzt. Vor allem sind Literaturverzeichnisse und für alle schriftstellerisch Tätigen unter den geschilderten Personen mehr oder weniger ausführliche Werkverzeichnisse hinzugefügt worden. Des weiteren spielte naturgemäß f ü r einen großen Teil der Artikel die Orientierung an den vorhandenen Enzyklopädien eine wichtige Rolle. Dabei sind die alten Lexika des 19. Jahrhunderts (ADB, RE 3 , Wetzer/Welte) mit ihren oft reichhaltigen Informationen in die neuen Texte eingegangen, auch wenn sie, um die Literaturverzeichnisse zu entlasten, in diesen oft - dann nämlich, wenn neuere Literatur vorliegt - nicht genannt sind. Von selbst versteht sich, daß die großen einschlägigen Enzyklopädien unserer Zeit - die Neue Deutsche Biographie, die vierte Auflage von Religion in Geschichte und Gegenwart, das Lexikon für Theologie und Kirche in seiner dritten Auflage, das Lexikon des Mittelalters, das Verfasse rlexikon. Die deutsche Literatur des Mittelalters, das Sammelwerk Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder von Erwin Gatz, das umfangreiche, jedoch ungleichmäßige Biographisch-bibliographische Kirchenlexikon von Bautz und, last but not least, die monumentale Theologische Realenzyklopädie - dankbar benutzt wurden. Dabei kam der D B E T h zugute, daß die meisten dieser Werke neuerdings oder sogar gerade eben erst fertiggestellt worden sind.

Ein Werk wie dieses hat seine Grenzen. „Die biographische Wahrheit ist nicht zu haben, und wenn man sie hätte, wäre sie nicht zu brauchen", so liest man bei Sigmund Freud - eine Einsicht, die jeder Historiker sich vorzuhalten hat und jeder historische Lexikograph erst recht. Was wir den Lesern über die Menschen der Vergangenheit mitzuteilen haben, geht über die Daten und Fakten ihrer Lebensstationen und ihre konkreten Leistungen und Widerfahrnisse nicht sehr weit hinaus. Nichts, was die betreffende Person wahrhaft wiedergibt, in Erscheinung treten läßt, neu erweckt, ist uns zur Hand, und nichts davon sollten wir darbieten wollen. Innerhalb des Rahmens, der ihm gesetzt ist, dürfte unser Werk gleichwohl seine wichtige Funktion haben. Das menschliche Bedürfnis nach Vergegenwärtigung der Vergangenheit ist ja, so ohnmächtig es sein mag, unstillbar, und entsprechend vital ist der Lebensgrund, auf dem die historische Wissenschaft ruht. VII

Vorwort Freuds Weisheit in allen Ehren - die Historie wird nicht sterben und läßt sich nicht töten. Damit aber hat auch ein Hilfsmittel wie dieses seinen offenkundigen Nutzen. Für einen bestimmten Lebensbereich die Hauptpersonen der Vergangenheit beisammenzufinden und deren Schicksale in den Umrissen kennenzulernen, bereichert die historische Anschauung. Und es berichtigt sie wohl auch, wenn in einem solchen

viti

Werk unverdrossen behauptet wird, das Fundament aller Geschichte liege - der Institutionen und Lehren ungeachtet - in den Biographien von Menschen.

Bernd Moeller Göttingen, Juni 2005

Autorenverzeichnis

Dr. Beate Beckmann-Zöller

Professor Dr. Burkhard Dohm

Edith Stein

Catharina Regina von Greiffenberg

Dr. Jürgen Behrens t

Dr. Alfred Dürr DMus h.c.

Friedrich Leopold Graf zu Stolberg-Stolberg

Johann Sebastian Bach

Professor Dr. Gustav Adolf Benrath D. D. h. c.

Professor Dr. Dr. Gerhard Eimer

Johann Heinrich Jung-Stilling Johann Caspar Lavater Gerhard Tersteegen

Bernt Notke

Professor Dr. Dietrich von Engelhardt

Professor Dr. Albrecht Beutel

Dr. Martin Evang

Gerhard Ebeling

Rudolf Bultmann

Professor Dr. Adolf M. Birke

Professor Dr. Jörg-Ulrich Fechner

Wilhelm Emmanuel Frh. von Ketteier

Matthias Claudius

Professor Dr. Karlheinz Blaschke

Professor Dr. Arno Forchert

Moritz, Kurfürst von Sachsen

Michael Praetorius

Dr. Eva Börsch-Supan

Stefan Frevel

Karl Friedrich Schinkel

Ernst Moritz Arndt

Professor Dr. Hartmut Boockmann f

Professor Dr. Klaus Garber

Nikolaus von Kues

Martin Opitz

Professor Dr. Egon Boshof Heinrich II., deutscher König, Kaiser

Professor Dr. Herbert Breger Gottfried Wilhelm Leibniz

Professor Dr. Dieter Breuer Abraham a Sancta Clara Angelus Silesius Friedrich Spee von Langenfeld

Dr. Marion Brück

Henrik Steffens

Professor Dr. Volker Gerhardt Friedrich Nietzsche

Professor Dr. Dr. h.c. Hanna-Barbara GerlFalkovitz Edith Stein

Dorothea Göbel Franz von Liszt

Professor Dr. Dr. h.c. Erich Gräßer Albert Schweitzer

Dietrich Buxtehude

Professor Dr. Claus Grimm

Professor Dr. Dr. Dr. Manfred Büttner

Lucas Cranach Matthias Grünewald

Gerhard Mercator

Dr. Rita Gudermann

Professor Dr. Christoph Bultmann

Friedrich Wilhelm Raiffeisen

Johann Gottfried Herder Hermann Samuel Reimarus

Professor Dr. Karl S. Guthke

Jan Cleave PhD Johannes Brahms

Professor Dr. Victor Conzemius Adolph Kolping Johann Michael von Sailer

Gotthold Ephraim Lessing

Dr. Hiltrud Häntzschel Elisabeth Langgässer

Professor Dr. Reinhard Hahn Hans Sachs

Privatdozent Dr. Hans-Peter Hasse Professor Dr. Dr. h.c. Konrad Cramer Immanuel Kant

Professor Dr. Peter Dilg Otto Brunfels

Professor Dr. Dr. Detlef Döring Ernst I., Herzog von Sachsen-Gotha und Altenbur

Valentin Ernst Löscher

Privatdozent Dr. Werner Hechberger Otto von Freising

Professor Dr. Ulrich von Hehl Clemens August Graf von Galen Ludwig Frh. von Pastor

Autorenverzeichnis Dr. Brigitte Heise Johann Friedrich Overbeck

Professor Dr. Friedhelm Hengsbach Oswald von Nell-Breuning

Dr. Wolf Hobohm

Heinrich Bullinger Johannes Oekolampad Jakob Sturm

Professor Dr. Walther Killy t Paulus Gerhardt

Georg Philipp Telemann

Dr. Helmuth Kluger

Dr. Andreas Hochholzer

Hermann von Salza

Karl Jaspers

Professor Dr. Hans-Albrecht Koch

Dr. David Marc Hoffmann

Reinhold Schneider

Rudolf Steiner

Professor Dr. Ulrich Köpf

Dr. Andrea Hofmeister

Ferdinand Christian Baur

Ludwig Gerhard Wagemann

Dr. Manfred Koller

Professor Dr. Heinz Holeczek

Michael Pacher

Erasmus von Rotterdam

Professor Dr. Dietrich Korsch

Professor Dr. Günter Hollenberg Philipp I., Landgraf zu Hessen

Karl Barth Karl Holl

Professor Dr. Niklas Holzberg

Professor Dr. Dr. Raymund Kottje

Willibald Pirckheimer

Hrabanus Maurus Hrotsvit

Professor Dr. Dr. h.c. Helmut Holzhey Hermann Cohen

Professor Dr. Rolf-Peter Horstmann

Professor Dr. Fritz Krafft Nicolaus Copernicus

Friedrich Heinrich Jacobi

Privatdozent Dr. Hans-Christof Kraus

Wolfgang Huber

Paul Anton de Lagarde Friedrich Julius Stahl

Lazarus Spengler

Professor Dr. Manfred Jakubowski-Tiessen Ulrich von Hutten

Professor Dr. Wilhelm G. Jacobs Friedrich Wilhelm Joseph Schelling

Bruno Jahn Franz von Baader Franz Brentano Georg Wilhelm Friedrich Hegel Martin Heidegger Hans Jonas Christian Wolff

Dr. Hanna John Georg Friedrich Händel

Dr. Erika Krauße Ernst Haeckel

Professor Dr. Konrad Küster Felix Mendelssohn Bartholdy Wolfgang Amadeus Mozart Heinrich Schütz

Dr. Michael Kube Franz Schubert

Dr. Doris Kutschbach Martin Schongauer

Professor Dr. Maximilian Lanzinner Maximilian I,, Kurfürst von Bayern

Dr. habil. Gabriele Lautenschläger

Professor Dr. Friedhelm Jürgensmeier

Hildegard von Bingen

Albrecht, Markgraf von Brandenburg, Erzbischof von Mainz und Magdeburg

Professor Dr. Anton Legner

Professor Dr. Bernhard Jussen Berthold von Henneberg, Kurfürst und Erzbischof von Mainz

Raphael Kaeser Bernard Bolzano Karl Löwith

Professor Dr. Jochen-Christoph Kaiser Johann Hinrich Wichern

Professor Dr. Thomas Kaufmann Johannes Brenz Martin Bucer Johannes Bugenhagen χ

Peter Parier

Professor Dr. Erwin Leibfried Wilhelm Dilthey Paul Graf Yorck von Wartenburg

Dr. Ulrich Leisinger Carl Philipp Emanuel Bach Wilhelm Friedemann Bach

Professor Dr. Norbert Leser Theodor Herzl

Professor Dr. Horst Leuchtmann Orlando di Lasso Johann Pachelbel

Autorenverzeichnis Professor Dr. Dr. h.c. mult. Hans Maier

Professor Dr. Harry Oelke

Joseph von Görres Romano Guardini

Otto Dibelius Hanns Lilje Martin Niemöller

Professor Dr. Eberhard Mannack Andreas Gryphius

Professor Dr. Martin Ohst

Dr. Michael Matthiesen

Nobert von Xanten Richard Rothe

Gerhard Ritter

Professor Dr. Dr. Günter Meckenstock Johann Gottlieb Fichte

Dr. sc. Günter Meißner Albrecht Altdorfer Cosmas Damian Asam Egid Quirin Asam Hans Baidung Tilman Riemenschneider

Dr. h.c. Matthias Mende Albrecht Dürer

Professor Dr. Jürgen Miethke

Bernhard Oswald Johann Peter Hebel

Professor Dr. Roger Paulin Jeremias Gotthelf

Professor Dr. Otto Pöggeler Max Scheler

Professor Dr. Susanne Popp Max Reger

Dr. Armin Raab Joseph Haydn

Professor Dr. Rudolf Reinhardt

Hugo von Sankt Viktor

Carl Theodor von Dalberg Johann Adam Möhler

Professor Dr. Reinhard Mocek

Professor Dr. Joachim Ringleben

Johann Gregor Mendel

Johann Georg Hamann Albrecht Ritsehl Paul Tillich

Professor Dr. Dr. h.c. Bernd Moeller Hans Frh. von Campenhausen Johann Joseph Ignaz von Döllinger Joseph Lortz Martin Luther Johann Lorenz von Mosheim Huldrych Zwingli

Professor Dr. Wolfgang J. Mommsen D. litt. h.c. f Max Weber

Dr. Hartmut Ruddies Ernst Troeltsch

Professor Dr. Gerhard Ruhbach t Friedrich von Bodelschwingh

Professor Dr. Helmut Rumpier Ignaz Seipel

Professor Dr. Hans-Martin Sass Ludwig Feuerbach

Professor Dr. Dr. h. c. Rudolf Morsey Adam Stegerwald Ludwig Windthorst

Professor Dr. Jan-Dirk Müller Sebastian Franck

Reinhard Müller

Privatdozentin Dr. Marianne Sammer Jakob Balde

Professor Dr. Gerhard Sauder Friedrich Gottlieb Klopstock

D. Dr. Gerhard Schäfer t

Johann Jacob Breitinger

Johann Valentin Andreae Friedrich Christoph Oetinger

Professor Dr. Wolf-Dieter Müller-Jahncke

Professor Dr. Berndt Schaller

Athanasius Kircher

Leo Baeck Martin Buber Franz Rosenzweig Emil Schürer

Professor Dr. Bernd Naumann Joachim Heinrich C a m p e

Professor Dr. Dr. Kurt Nowak t

Dr. Heinz Scheible

Adolf von Harnack Albert Hauck Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher Johann Salomo Semler Rudolph Sohm David Friedrich Strauß

Philipp Melanchthon

Professor Dr. Friederike Nüssel

Professor Dr. Dr. Heinrich Schipperges +

Martin Kähler

Paracelsus

Tonja Schewe Johann Heinrich Pestalozzi

Professor Dr. Dr. Johannes Schilling Johannes Cochläus

χι

Autorenverzeichnis Professor Dr. Hanno Schmitt

Professor Dr. Johann Anselm Steiger

Christian Gotthilf Salzmann

Johann Gerhard

Dr. Erich Schneider

Professor Dr. Wolfram Steinbeck

Balthasar Neumann

Anton Bruckner

Professor Dr. Hans Schneider

Professor Dr. Udo Sträter

Johann Arndt Gottfried Arnold Jacob B ö h m e Bonifatius Nikolaus Ludwig Reichsgraf von Zinzendorf und Pottendorf

August Hermann Francke

Professor Dr. Dr. h.c. Werner Schneiders Christian Thomasius

Privatdozentin Dr. Dorothea Schröder Johann Mattheson

Professor Dr. Henning Schröer t Johann Amos Comenius

Professor Dr. Harm G. Schröter Conrad Peutinger

Professor Dr. Hans-Joachim Schulze Erdmann Neumeister

Dr. Peter Schumann Ferdinand Gregorovius

Dr. Herman H. Schwedt Georg Hermes

Dr. Astrid Seele Johannes Reuchlin

Professor Dr. Rudolf Smend D. D. h. c.

Professor Dr. Michael Stuhr Veit Stoß Peter Vischer

Dr. Peter Theiner Friedrich Naumann

Professor Dr. Michael Trowitzsch Dietrich Bonhoeffer

Dr. Dr. Bernhard Uehleke Sebastian Kneipp

Helga Ullmann Hans Memling

Professor Dr. Dr. h. c. Rudolf Vierhaus Leopold von Ranke

Professor Dr. Günter Vogler Thomas Müntzer

Professor Dr. Herbert Vorgrimler Karl Rahner

Professor Dr. Berthold Wald J o s e f Pieper

Professor Dr. Dr. h.c. Johannes Wallmann Philipp Jakob Spener

Professor Dr. Matthias Werner

Julius Wellhausen Wilhelm Martin Leberecht de Wette

Elisabeth, Landgräfin von Thüringen

Professor Dr. Heribert Smolinsky

Professor Dr. Dr. h.c. Bernhard Zeller Litt. D. h.c.

Johannes E c k Thomas Murner

Professor Dr. David Sorkin Moses Mendelssohn

Professor Dr. Georg Steer Eckhart von Hochheim Heinrich Seuse Johannes Tauler

xii

Eduard Mörike

Professor Dr. Walter Ziegler Alfred Delp

Professor Dr. Albert Zimmermann Albertus Magnus

Dr. Alejandro Zorzin Andreas Karlstadt

Hinweise für die Benutzung

1. Die Artikel setzen sich aus Name und Lebensdaten, Biographie und Literaturhinweisen zusammen. Der Artikelkopf besteht aus Name (mit Namensvarianten), Vorname (zum Rufnamen zusätzliche Vornamen werden in Klammern gesetzt) und gegebenenfalls Adelsprädikat. Pseudonyme, Geburtsname, eigentlicher Name und irrtümlich zugeordnete Namen werden genannt. Der Berufsbezeichnung folgen Geburtsund Todesdatum mit Ortsangaben. Die Biographien informieren über das Leben und Wirken der Personen, über Herkunft, Bildungsweg, einflußreiche Begegnungen, Entwicklung im beruflichen Leben, Wirkungsorte, bezeichnende Werke und Leistungen, Freundschaften und Beziehungen, Zugehörigkeit zu Gruppen und Vereinigungen, Rezeption sowie in besonderen Fällen über Preise und Ehrungen. 2. Lebensdaten werden nach der vorhandenen Literatur und nach Nekrologen so exakt wie möglich eingesetzt. Für Daten gilt der Gregorianische Kalender (neuer Stil). 3. Die Personen des Mittelalters bis zu der Zeit um 1500 sind nach ihren Vornamen sortiert, alle

späteren - abgesehen von regierenden Fürsten nach ihrem Nachnamen. Wo dieses Verfahren zu Unklarheiten führen könnte, finden sich Verweisungen. 4. Bei der alphabetischen Anordnung der Artikel erfolgt bei Namensgleichheit die Sortierung in der Chronologie des Geburtsdatums. Bei persönlichen Namen gilt als Ordnungsprinzip: am Anfang stehen jeweils die deutschen Könige; ihnen folgen die übrigen Fürsten, alphabetisch nach Territorien angeordnet; dann Persönlichkeiten des Mittelalters, deren Beiname z . B . Herkunft, Stand oder Beruf bezeichnet. Danach werden die Artikel alphabetisch nach dem Familiennamen der Person angeordnet. Adelsprädikate und ähnliche Namensbestandteile werden nachgestellt. Umlaute gelten als zwei Buchstaben, weitere diakritische Zeichen haben auf die Sortierung keinen Einfluß. β wird wie ss behandelt. 5. Wird in einem Artikel mit einem Pfeil auf einen anderen Namen verwiesen, kann ein Artikel zu dieser Person an entsprechender Stelle des Alphabets nachgeschlagen werden.

Xlll

Abkürzungsverzeichnis

ADB Allgemeine Deutsche Biographie. Hrsg. von der Historischen Commission bei der (Bayerischen) Akademie der Wissenschaften. 56 Bde., Leipzig 1875-1912. AKL Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker. Hrsg. K. G. Saur Verlag München-Leipzig. Begründet und mitherausgegeben von Günter Meißner. München/Leipzig 1992 ff. BBHS Bio-bibliographisches Handbuch zur Sprachwissenschaft des 18. Jahrhunderts. Die Grammatiker, Lexikographen und Sprachtheoretiker des deutschsprachigen Raums mit Beschreibung ihrer Werke. Hrsg. von Herbert E. Brekle, Edeltraud Dobnig-Jülch, Hans-Jürgen Höller und Helmut Weiß. Tübingen 1992 ff. BBKL Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon. Begründet und hrsg. von Friedrich Wilhelm Bautz. Fortgeführt von Traugott Bautz. Hamm (später Herzberg, Nordhausen) 1970 ff. BHdE Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933/International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933-1945. Hrsg. vom Institut für Zeitgeschichte München und von der Research Foundation for Jewish Immigration. Unter der Gesamtleitung von Werner Röder und Herbert A. Strauss. 3 Bde., München u.a. 1980-83. DSB Dictionary of Scientific Biography. Hrsg. von Charles Coulston Gillispie, ab Bd. 17 von Frederic L. Holmes. 18 Bde., New York 1970-90.

Gatz, Bischöfe (1648-1803) Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1648 bis 1803. Ein biographisches Lexikon. Hrsg. von Erwin Gatz unter Mitwirkung von Stephan M. Janker. Berlin 1990. Gatz, Bischöfe (1785/1803-1945) Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder 1785/1803 bis 1945. Ein biographisches Lexikon. Hrsg. von Erwin Gatz. Berlin 1983. Gatz, Bischöfe (1945-2001) Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder 19452001. Ein biographisches Lexikon. Hrsg. von Erwin Gatz unter Mitwirkung von Franz Xaver Bischof u. a. Berlin 2002. HRG Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte. Hrsg. von Adalbert Erler und Ekkehard Kaufmann, Bd. 5 zusätzlich von Dieter Werkmüller. 5 Bde., Berlin 1971-98. 2., völlig Überarb. und erw. Auflage. Hrsg. von Albrecht Cordes, Heiner Lück und Dieter Werkmüller. Berlin 2004 ff. Lex. dt.-jiid. Autoren Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Redaktionelle Leitung: Renate Heuer. München u.a. 1992 ff. LexMA Lexikon des Mittelalters. 10 Bde., München/Zürich, dann Stuttgart/Weimar 1980-99. LMU Biographisches Lexikon der Ludwig-MaximiliansUniversität München. Hrsg. von Laetitia Boehm, Winfried Müller, Wolfgang J. Smolka und Helmut Zedelmaier. Teil 1 : Ingolstadt-Landshut 1472-1826. Berlin 1998. LThK2 Lexikon für Theologie und Kirche. Begründet von Michael Buchberger. 2., völlig neu bearb. Auflage. Hrsg. von Josef Höfer und Karl Rahner. 10 Bde., Freiburg/Breisgau 1957-65.

Gatz, Bischöfe (1198-1448) Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1198 bis 1448. Ein biographisches Lexikon. Hrsg. von Erwin Gatz unter Mitwirkung von Clemens Brodkorb. Berlin 2001.

LThK3 Lexikon für Theologie und Kirche. 3., völlig neu bearb. Auflage. Hrsg. von Walter Kasper mit Konrad Baumgartner, Horst Bürkle, Klaus Ganzer, Karl Kertelge, Wilhelm Korff und Peter Walter. 11 Bde., Freiburg u.a. 1993-2001.

Gatz, Bischöfe (1448-1648) Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1448 bis 1648. Ein biographisches Lexikon. Hrsg. von Erwin Gatz unter Mitwirkung von Clemens Brodkorb. Berlin 1996.

MdB Biographisches Handbuch der Mitglieder des Deutschen Bundestages 1949-2002. Hrsg. von Rudolf Vierhaus und Ludolf Herbst unter Mitarbeit von Bruno Jahn. 3 Bde., München 2002. XV

Abkürzungsverzeichnis M.d.R. M. d. R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung 1933-1945. Eine biographische Dokumentation. Hrsg. von Martin Schumacher. 3., erheblich erw. und Überarb. Auflage. Düsseldorf 1994. MGG Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Hrsg. von Friedrich Blume. 17 Bde., Kassel/Basel 1949-86. MGG 2 P Die Musik in Geschichte und Gegenwart. 2., neubearbeitete Ausgabe. Hrsg. von Ludwig Finscher. Personenteil. Kassel u.a. und Stuttgart/Weimar 1999 ff. MGH Monumenta Germaniae histórica inde ab a. C. 500 usque ad a. 1500. Hannover u.a. 1826 ff. Mit folgenden Reihen: MGH.Conc Concilia MGH.D Diplomata MGH.Ep Epistolae MGH.LL Libelli de lite imperatorum et pontificum saeculis XI et XII conscripti MGH.PL Poetae Latinae medii aevi MGH.SRG Scriptores rerum Germanorum in usum scholarum NDB Neue Deutsche Biographie. Hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 1953 ff. NGroveD The New Grove Dictionary of Music and Musicians. 2. Ausgabe. Hrsg. von Stanley Sadie. 29 Bde., London 2001. NÖB Neue Österreichische Biographie 1815-1918 [ab Bd. 9: Neue Österreichische Biographie ab 1815. Bd. 10-14: Große Österreicher], 22 Bde., Wien 1923-87. ÖBL Österreichisches Biographisches Lexikon 1815 bis 1950. Hrsg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Graz/Köln, später Wien 1957 ff. PG Patrologiae cursus completus. Series Graeca. Hrsg. von Jacques-Paul Migne. Paris 1, 1857 - 167, 1866 und Registerbände 1, 1928 - 2, 1936. PL Patrologiae cursus completus. Series Latina. Hrsg. von Jacques-Paul Migne. Paris, 1. Serie 1, 1841 bis 79, 1849; 2. Serie 80, 1850 - 217, 1855. XVI

RE3 Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche. Begründet von Johann Jakob Herzog. 3. Auflage. Hrsg. von Albert Hauck. 24 Bde., Leipzig 1896-1913. RGG 3 Die Religion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft. 3., völlig neu bearb. Auflage. Hrsg. von Kurt Galling in Gemeinschaft mit Hans Frh. von Campenhausen, Erich Dinkier, Gerhard Gloege und Knud E. L0gstrup. 6 Bde., Registerband, Tübingen 1957-65. RGG 4 Religion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft. 4., völlig neu bearb. Auflage. Hrsg. von Hans Peter Betz, Don S. Browning, Bernd Janowski und Eberhard Jüngel. Tübingen, 1998 ff. StL7 Staatslexikon. Recht, Wirtschaft, Gesellschaft. Hrsg. von der Görres-Gesellschaft. 7 Bde., Freiburg/ Breisgau 1985-93. TRE Theologische Realenzyklopädie. Hrsg. von Gerhard Krause (bis Bd. 12) und Gerhard Müller in Gemeinschaft mit Horst Balz u.a. Berlin/New York 1977 ff. VD 16 Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des XVI. Jahrhunderts. Hrsg. von der Bayerischen Staatsbibliothek in München in Verbindung mit der Herzog-AugustBibliothek in Wolfenbüttel. Redaktion: Irmgard Bezzel. Stuttgart 1983 ff. VD 17 Verzeichnis der im deutschen Sprachraum erschienenen Drucke des 17. Jahrhunderts. 1996 ff. (http://www.vdl7.de). VL 2 Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. Begr. von Wolfgang Stammler. Fortgeführt von Karl Langosch. 2., völlig neu bearb. Auflage. Hrsg. von Kurt Ruh zusammen mit Gundolf Keil, Werner Schröder, Burghart Wachinger und Franz Josef Worstbrock. Ab Bd. 9 hrsg. von Burghart Wachinger. 11 Bde., Berlin/New York 1978-2004. Wetzer/Welte Wetzer und Weite's Kirchenlexikon oder Encyklopädie der katholischen Theologie und ihrer Hülfswissenschaften. 2. Auflage in neuer Bearb. . . . begonnen von Joseph Hergenröther, fortgesetzt von Franz Kaulen. 12 Bde., Registerband, Freiburg/Breisgau, 1882-1903.

Abkürzungsverzeichnis a. Abt. a. d. AG a. o. Prof. api. Prof. a. St. AT Aufl. Ausg. b. Bay. BBC Bd., Bde. Bearb. bearb. bes. Bez. Bibliogr. BRD bzw. ca. CDU chines. CSU Cty. d. Ä. dän. dass. DDR DEK dems. Dép. ders. d. Gr. dies. Dipl.-Arb. Diss. d. J. dt. ebd. ed. e. h. eigentl. EKD EKU engl. erw. Erzgeb. estn. ΕΤΗ e. V. evang. f., ff. Faks. FDP finn.

am, an, auf Abteilung an dem, an der, auf der Aktiengesellschaft außerordentlicher Professor außerplanmäßiger Professor alter Stil Altes Testament Auflage Ausgabe bei Bayern British Broadcasting Corporation Band, Bände Bearbeiter(in) bearbeitet besonders Bezirk Bibliographie Bundesrepublik Deutschland beziehungsweise circa Christlich Demokratische Union chinesisch Christlich-Soziale Union in Bayern County der (die) Ältere dänisch dasselbe Deutsche Demokratische Republik Deutsche Evangelische Kirche demselben Département derselbe der (die) Große dieselbe(n) Diplomarbeit Dissertation der (die) Jüngere deutsch ebenda edited ehrenhalber eigentlich Evangelische Kirche in Deutschland Evangelische Kirche der Union englisch erweitert Erzgebirge estnisch Eidgenössische Technische Hochschule eingetragener Verein evangelisch folgende Seite(n), folgendes (folgende) Jahre Faksimile Freie Demokratische Partei finnisch

Frfr. Frh. frz. geb. Gem. georg. gest. Gestapo Gf. GmbH

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Deutsche Biographische Enzyklopädie der Theologie und der Kirchen (DBETh)

A A b b t , B e n e d i k t , B e n e d i k t i n e r , T h e o l o g e , * 3 . 1 1 . 1768 D i e d o r f bei A u g s b u r g , f 1 6 . 2 . 1847 A u g s b u r g . A. legte 1787 sein O r d e n s g e l ü b d e als B e n e d i k t i n e r zu St. Ulrich in A u g s b u r g ab, w u r d e 1791 z u m Priester g e w e i h t und erhielt seine t h e o l o g i s c h e A u s b i l d u n g im A u g s b u r g e r Kloster und an der U n i v . S a l z b u r g (1797). Seit 1798 lehrte e r Philosophie, T h e o l o g i e und K i r c h e n r e c h t an St. Ulrich. 1804-10 und, nach einer Z w i s c h e n s t a t i o n an St. G e o r g , seit 1814 w a r er dort Pfarrer. Von der b a y e r i s c h e n R e g i e r u n g w u r d e i h m die A u f s i c h t und L e i t u n g der kath. S c h u l e n übertragen. Seit 1818 vertrat A. die kath. Geistlichkeit des O b e r d o n a u k r e i s e s als A b g e o r d n e t e r im b a y e r i s c h e n L a n d t a g . D i e Wahl z u m K a n o n i k u s des B i s t u m s A u g s b u r g 1821 n a h m er nicht an. A. v e r ö f f e n t l i c h t e Katholische Predigten und Homilien auf alle Sonntage des Kirchenjahres (2 Bde., 1 8 2 2 / 2 3 , 3 1 8 5 5 ) , einen K i n d e r k a t e c h i s m u s und Katholische Geheimnisreden (1847, 21855). A b e g g , J o h a n n Friedrich, e v a n g . T h e o l o g e , * 30. 11. 1765 R o x h e i m bei K r e u z n a c h , t 1 6 . 1 2 . 1 8 4 0 H e i d e l b e r g . 1789-94 unterrichtete A. a m H e i d e l b e r g e r G y m n a s i u m und w a r seit 1791 a. o. Prof. der P h i l o l o g i e an d e r Universität. 1794 w u r d e er P f a r r e r in B o x b e r g , 1799 in L e i m e n und 1808 in H e i d e l b e r g . Seit 1807 w a r er a u ß e r o r d e n t l i c h e s M i t g l i e d im g r o ß h e r z o g l i c h b a d i s c h e n O b e r k i r c h e n r a t und lehrte von 1819 an als Prof. der praktischen T h e o l o g i e an der U n i v . H e i d e l b e r g . Α., d e r K o n t a k t e zu den H e i d e l b e r g e r R o m a n t i k e r n unterhielt, ist v o r a l l e m als P r e d i g e r und S e e l s o r g e r bek a n n t g e w o r d e n . 1976 erschien A.s Reisetagebuch von ¡798 (hrsg. von Walter und J o l a n d a A b e g g ) , d a s die p h i l o s o p h i e historisch w e r t v o l l e n G e s p r ä c h e A . s mit —»Kant wiedergibt. LITERATUR: H o l t z m a n n : Α., J. F. In: A D B , B d . 1, 1875, S. 4 f. A b e k e n , Heinrich (Johann Wilhelm Rudolf), evang. T h e o l o g e , D i p l o m a t , * 1 9 . 8 . 1 8 0 9 O s n a b r ü c k , | 8 . 8 . 1872 Berlin. A. studierte 1827-31 T h e o l o g i e , P h i l o s o p h i e u n d Philologie in Berlin, w a r 1831-38 in R o m H a u s l e h r e r u n d M i t a r b e i t e r Christian Karl Josias von —» B u n s e n s u. a. an d e r E d i t i o n d e s Allgemeinen evangelischen Gesang- und Gebetbuchs sowie B i b l i o t h e k a r u n d P r e d i g e r an der d e u t s c h e n G e s a n d t s c h a f t (seit 1834). 1841 hielt e r sich i m A u f t r a g Friedrich Wilh e l m s I V . in L o n d o n auf, u m mit B u n s e n d i e E r r i c h t u n g eines d e u t s c h - e n g l i s c h e n B i s t u m s J e r u s a l e m v o r z u b e r e i t e n . 1842 n a h m er an einer E x p e d i t i o n d e s Orientalisten R i c h a r d L e p s i u s teil. Seit 1848 w a r Α., zuletzt als Vortragender Rat, im A u ß e n m i n i s t e r i u m tätig. H e d w i g A. g a b 1898 zu einer B i o g r a p h i e z u s a m m e n g e s t e l l t e B r i e f e A.s heraus; Η. A. Ein schlichtes Leben in bewegter Zeit. LITERATUR: H e i n z G o l l w i t z e r : A . In: N D B , B d . 1, 1953, S. 8 f. A b e l , H e i n r i c h (Josef M a r i a ) , Jesuit, T h e o l o g e , * 1 5 . 1 2 . 1843 P a s s a u , t 2 3 . 1 1 . 1 9 2 6 W i e n . In I n n s b r u c k studierte Α., S o h n eines O b e r z o l l i n s p e k t o r s und N e f f e d e s b a y e r i s c h e n M i n i s t e r s C a r l A u g u s t von Α., T h e o logie u n d P h i l o s o p h i e , d a n a c h R h e t o r i k in St. A n d r ä im L a vanttal, w o er 1863 M i t g l i e d der G e s e l l s c h a f t Jesu w u r d e . 1866-69 studierte er in P r e ß b u r g P h i l o s o p h i e . N a c h d e r P r i e s t e r w e i h e 1874 w a r er bis 1891 L e h r e r f ü r G e s c h i c h t e

u n d Literatur s o w i e S t u d e n t e n s e e l s o r g e r in K a l k s b u r g bei W i e n . Seit 1890 w a r er in der M ä n n e r s e e l s o r g e in W i e n tätig, g r ü n d e t e z a h l r e i c h e M a r i e n k o n g r e g a t i o n e n , w a r Mitb e g r ü n d e r der kath. S t u d e n t e n v e r b i n d u n g „ A u s t r i a " und initiierte M ä n n e r w a l l f a h r t e n n a c h M a r i a z e l l und K l o s t e r n e u burg; er w u r d e der „ M ä n n e r a p o s t e l von W i e n " g e n a n n t . A. Schloß sich d e r christlich-sozialen B e w e g u n g an. Wesentlic h e s A n l i e g e n w a r i h m die E r n e u e r u n g der kath. F r ö m m i g keit und d i e B e k ä m p f u n g d e s L i b e r a l i s m u s . Er v e r ö f f e n t l i c h te u . a . Zurück zum praktischen Christentum (1896, 41900) und Wie ich Jesuit wurde (1926). WEITERES WERK: D e r k a t h o l i s c h e M a n n . W i e n 1923. LITERATUR: Josef Leb: H . A . SJ. D e r M ä n n e r a p o s t e l Wiens. I n n s b r u c k 1926. - M a r g a r e t h e R i c h e r : P a t e r H . A . Diss. W i e n 1947. - M i c h a e l Pfliegler: Α., Η. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 9. - J o h a n n e s W r b a : Α., Η. In: L T h K \ B d . 1, 1993, S p . 22. A b e l , J a k o b Friedrich von, P h i l o s o p h , * 9 . 5 . 1 7 5 1 Vaihingen, t 7 . 6 . 1 8 2 9 S c h o r n d o r f . Α., Sohn eines R e g i e r u n g s r a t s und O b e r a m t m a n n s , erhielt s e i n e A u s b i l d u n g an d e n S e m i n a r i e n von D e n k e n d o r f und M a u l b r o n n , d a n n in T ü b i n g e n ( M a g i s t e r 1770) und w u r d e 1772 L e h r e r an der K a r l s s c h u l e , w o er L e h r i n h a l t e und - m e t h o d e n r e f o r m i e r t e . Z u seinen S c h ü l e r n g e h ö r t e auch Schiller. Seit 1790 w a r A . als N a c h f o l g e r von G o t t f r i e d —»Ploucquet P r o f . d e r p r a k t i s c h e n P h i l o s o p h i e an d e r U n i v . T ü b i n g e n , 1811-23 leitete er d i e e v a n g . S c h u l e in Schöntal u n d w a r seit 1825 G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t f ü r Urach und R e u t l i n g e n . Sein p h i l o s o p h i s c h e s I n t e r e s s e galt z u n ä c h s t der e m p i r i s c h e n P s y c h o l o g i e und A n t h r o p o l o g i e ( S a m m l u n g und Erklärung merkwürdiger Erscheinungen aus dem menschlichen Leben, 3 Tie., 1784-90; Einleitung in die Seelenlehre, 1786); später s t a n d e n F r a g e n der M o r a l p h i l o s o p h i e (Erläuterungen wichtiger Gegenstände aus der philosophischen und geistlichen Moral, besonders der Ascetik, durch Beobachtungen aus der Seelenlehre, 1790) und der traditionellen M e t a p h y s i k im M i t t e l p u n k t . Α., ein G e g n e r —> Kants, verö f f e n t l i c h t e f e r n e r Grundsätze der Metaphysik, nebst einem Anhange über die Kritik der reinen Vernunft ( 1 7 8 6 ) und Versuch über die Natur der speculativen Vernunft zur Prüfung des Kantischen Systems (1787). WEITERE WERKE: Ü b e r die F r a g e : W i r d d a s G e n i e geb o r e n o d e r e r z o g e n ? T ü b i n g e n 1776. N e u d r u c k mit e i n e m N a c h w o r t hrsg. v. Walter M ü l l e r - S e i d e l . M a r b a c h / N e c k a r 1955. - B e i t r ä g e zur G e s c h i c h t e der Liebe, aus einer S a m m lung von B r i e f e n . 2 B d e . , L e i p z i g 1778. - Ü b e r d i e Q u e l len der m e n s c h l i c h e n Vorstellungen. Stuttgart 1786. - Plan einer s y s t e m a t i s c h e n M e t a p h y s i k . Stuttgart 1787. - Philosophische Untersuchungen über die Verbindung der Menschen mit h ö h e r n G e i s t e r n . Stuttgart 1791. - Ü b e r die Seelenstärke. T ü b i n g e n 1801. - J. F. A . E i n e Q u e l l e n e d i t i o n z u m Philos o p h i e u n t e r r i c h t an d e r Stuttgarter K a r l s s c h u l e ( 1 7 7 3 - 1 7 8 2 ) . M i t E i n l e i t u n g , Ü b e r s e t z u n g , K o m m e n t a r und B i b l i o g r a p h i e hrsg. v. W o l f g a n g R i e d e l . W ü r z b u r g 1995. LITERATUR: Fritz A d e r s : J. F. A . als P h i l o s o p h . Diss. Berlin 1893. - W o l f g a n g Riedel: D i e A n t h r o p o l o g i e des j u n g e n Schiller. W ü r z b u r g 1985. - R e i n h a r d B u c h w a l d : Α., J. F. v. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 11.

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Abel A b e l , K a s p a r , e v a n g . T h e o l o g e , Historiker, * 1 4 . 7 . 1676 H i n d e n b u r g ( A l t m a r k ) , f 1 1 . 1 . 1 7 6 3 Westdorf bei A s c h e r s leben. Α., S o h n eines e v a n g . P f a r r e r s , studierte seit 1688 T h e o logie an der U n i v . Halle, w a r 1694 Privatlehrer in H e l m stedt, 1696 S c h u l m e i s t e r in O s t e r b u r g u n d seit 1698 R e k t o r der St. J o h a n n e s - S c h u l e in Halberstadt. O b g l e i c h 1718 z u m S c h u l m e i s t e r an der D o m s c h u l e in H a l b e r s t a d t g e w ä h l t , zog er im selben J a h r als P f a r r e r n a c h W e s t d o r f , w o er bis zu s e i n e m Tod blieb. N e b e n t h e o l o g i s c h e n A b h a n d l u n g e n und satirischen G e l e g e n h e i t s s c h r i f t e n v e r ö f f e n t l i c h t e A . U b e r s e t z u n g e n klassischer u n d n e u e r e r Literatur. M i t d e r E d i t i o n von C h r o n i k e n u n d a n d e r e n Q u e l l e n zur R e g i o n a l - und L a n d e s g e s c h i c h t e , z . B . der Sammlung etlicher noch nicht gedruckten alten Chronicken ( 1 7 3 2 - 4 1 ) , m a c h t e er viele T e x t e e r s t m a l s der Ö f f e n t l i c h k e i t z u g ä n g l i c h . LITERATUR: V D 17. - J o h a n n e s S c h u l t z e : Α., C. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 12. A b e l z h a u s e r , Benedikt, Benediktiner, Abt, Erbauungsschriftsteller, * 1 3 . 7 . 1 6 3 5 (?) M ü n c h e n , ΐ 3 0 . 4 . 1717 Seitenstetten ( N i e d e r ö s t e r r e i c h ) . A . trat 1657 in d a s B e n e d i k t i n e r k l o s t e r Seitenstetten ein, w o er einige J a h r e als L e h r e r tätig war. N a c h d e r P r o m o t i o n in S a l z b u r g lehrte er dort als Prof. der H e r m e n e u t i k und P o l e m i k und war R e g e n s d e s e r z b i s c h ö f l i c h e n P r i e s t e r s e m i nars. U m 1687 w u r d e er z u m A b t d e s Klosters Seitenstetten g e w ä h l t . A . v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Annona animae quotidiana, sive Meditationes in singulos anni dies (1708). WEITERE WERKE: A l v e a r e , melle, et cera e floribus s a c r a e p o t i s s i m u m scripturae. Steyr 1697. A b e r , Felix, R a b b i n e r , * 11.4. 1895 Breslau, t 1 4 . 1 . 1964 N e w York. A . w a r im Ersten Weltkrieg Militärgeistlicher u n d studierte seit 1919 in B r e s l a u a m J ü d i s c h - T h e o l o g i s c h e n S e m i n a r ( R a b b i n e r e x a m e n 1923) und an der Universität (Dr. phil. 1922). Er w u r d e 1922 R a b b i n e r in S a l z b u r g und w e c h s e l t e noch im g l e i c h e n J a h r n a c h B r e m e n (bis 1938). 1939 sah er sich zur E m i g r a t i o n in die U S A g e z w u n g e n , b e k l e i d e t e 1940-42 d a s R a b b i n a t in A d a t h Yeshurun K e w G a r d e n s in N e w York und betreute bis 1946 zwei R e l i g i o n s g e m e i n d e n in N e w Jersey. A . w a r 1946 a m T e m p l e B e t h El L a n c a s t e r (Palästina), 1947-52 an der R e l i g i o n s g e m e i n d e B ' n a i Israel W o o n s o c k e t auf R h o d e Island und d a n n bis zu seiner P e n s i o nierung 1960 a m T e m p l e Beth El Ithaca ( N e w York) tätig. E r w a r 1951 Präsident der R a b b i n a l A s s o c i a t i o n R h o d e Island und v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. The Jewish conception of honor (in: C o n s e r v a t i v e J u d a i s m , V , N r . 1-2, 1948). A b e r l e , M o r i t z von, kath. T h e o l o g e , * 2 5 . 4 . 1 8 1 9 R o t t u m bei B i b e r a c h , t 3. 1 1 . 1 8 7 5 T ü b i n g e n . A . studierte T h e o l o g i e in T ü b i n g e n und erhielt 1842 d i e P r i e s t e r w e i h e . Seit 1845 unterrichtete er a m O b e r g y m n a s i u m in E h i n g e n , w u r d e 1848 D i r e k t o r d e s W i l h e l m s t i f t e s , 1850 Prof. der n e u t e s t a m e n t l i c h e n E x e g e s e u n d (bis 1866) der M o r a l t h e o l o g i e an d e r U n i v . T ü b i n g e n . 1866 w u r d e er nobilitiert. A . b e j a h t e d e n P r o b a b i l i s m u s und zeigte sich als E x e g e t a u f g e s c h l o s s e n g e g e n ü b e r p s y c h o l o g i s c h e n und soz i a l w i s s e n s c h a f t l i c h e n E r k e n n t n i s s e n , o h n e j e d o c h d e n übernatürlichen C h a r a k t e r der Bibel in F r a g e zu stellen. Er schrieb u. a. e i n e Einleitung ins Neue Testament (hrsg. von Paul von S c h a n z , 1877). LITERATUR: E d u a r d H e g e l : Α., Μ . ν. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 17 f. - A l f o n s A u e r : Α., M . v. In: L T h K 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 47. A b e r l i n J o e r g , a u c h G e o r g A l b r e c h t J., B a u m e i s t e r , * u m 1420, t 1 4 9 3 / 9 4 . I m A n s c h l u ß an seine A u s b i l d u n g an d e r B a u h ü t t e d e r Stuttgarter S t i f t s k i r c h e ü b e r n a h m A. u m 1450 als N a c h f o l g e r sei-

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n e s Vaters d i e Stellung als B a u m e i s t e r d e r G r a f e n von W ü r t t e m b e r g und w i d m e t e sich d e m weiteren A u s b a u d e r von sein e m Vater f a s t fertiggestellten Stiftskirche. Z w i s c h e n 1460 und 1470 w a r er mit A r b e i t e n a m C h o r der A l e x a n d e r k i r c h e in M a r b a c h b e s c h ä f t i g t , e r w e i t e r t e in d i e s e m Z e i t r a u m a u c h d e n L a n g h a u s b a u der von s e i n e m Vater b e g o n n e n e n K i r c h e St. L e o n h a r d in Stuttgart und arbeitete seit 1471 a m C h o r bau der dortigen H o s p i t a l k i r c h e . N a c h d e m Tod Graf U l r i c h s 1480 w a r A . wohl k a u m m e h r f ü r d e n w ü r t t e m b e r g i s c h e n Hof tätig, s o n d e r n w i r k t e vor a l l e m in d e n R e i c h s s t ä d t e n , u. a. 1487-90 in H e i l b r o n n , w o er die C h o r w ö l b u n g d e r Kirc h e St. Kilian gestaltete. LITERATUR: H a n s K o e p f : J o e r g , Α., In: N D B , Bd. 10, 1974, S. 4 6 0 . A b e r t , Friedrich P h i l i p p v o n , kath. T h e o l o g e , E r z b i s c h o f von B a m b e r g , * 1 . 5 . 1 8 5 2 M ü n n e r s t a d t ( U n t e r f r a n k e n ) , t 2 3 . 4 . 1912 B a m b e r g . Α., Sohn eines S c h n e i d e r m e i s t e r s und Stadtkirchners, studierte T h e o l o g i e in P a s s a u ( 1 8 7 0 / 7 1 ) und W ü r z b u r g (bis 1875; E i n f l u ß v o n Heinrich —>Denzinger) u n d w a r nach der P r i e s t e r w e i h e in der S e e l s o r g e tätig. Seit 1881 w a r er A s sistent a m P r i e s t e r s e m i n a r in W ü r z b u r g , w u r d e 1882 prom o v i e r t , 1885 a. o. Prof. der D o g m a t i k a m kgl. L y z e u m in R e g e n s b u r g u n d 1890 o. P r o f . in W ü r z b u r g . Α., d e r 1905 z u m E r z b i s c h o f von B a m b e r g g e w ä h l t w u r d e , stellte sich bei d e r R e i c h s t a g s w ä h l 1907 ö f f e n t l i c h g e g e n d i e F ü h r u n g der Z e n t r u m s p a r t e i , d i e e i n e W a h l e m p f e h l u n g z u g u n s t e n ein e s s o z i a l d e m o k r a t i s c h e n K a n d i d a t e n a b g e g e b e n hatte. Er v e r ö f f e n t l i c h t e m e h r e r e A r b e i t e n über T h o m a s von A q u i n , u. a. Compendium theologiae des heiligen Thomas von Aquin (1901). WEITERE WERKE: Papst E u g e n IV. M a i n z 1884. - D i e Einheit d e s S e i n s in C h r i s t u s nach d e m heiligen T h o m a s von A q u i n . S t a d t a m h o f 1889. - Ü b e r s . : T h o m a s von A q u i n : Von der göttlichen E i g e n s c h a f t und von der Seligkeit. W ü r z b u r g 1895. LITERATUR: O s k a r B r a u n : Α., F. P. v. In: L e b e n s l ä u f e a u s F r a n k e n . Bd. 2. H r s g . v. A n t o n C h r o u s t . W ü r z b u r g 1922, S. 1-11. - J o h a n n e s Kist: Α., F. P. v. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 18 f. - B r u n o N e u n d o r f e r : A . F. P. v. In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 2 f . - E r n s t - G ü n t h e r Krenig: F. P. v. A . 1852-1912. Priester - P r o f e s s o r - E r z b i s c h o f , E h r e n b ü r g e r von M ü n n e r s t a d t . M ü n n e r s t a d t 1987. - K l a u s Wittstadt: Α., F. P. v. In: L T h K 3 , B d . 1, 1993, Sp. 47. Erik S o d e r von G ü l d e n s t u b b e : F. P. v. A. ( 1 8 5 2 - 1 9 1 2 ) . In: D i e B a m b e r g e r E r z b i s c h ö f e . Hrsg. v. Josef U r b a n . B a m b e r g 1997, S. 2 4 5 - 2 8 4 . A b i c h t , J o h a n n G e o r g , luth. T h e o l o g e , * 2 1 . 3 . 1 6 7 2 K ö n i g s s e e ( F ü r s t e n t u m S c h w a r z b u r g ) , f 5 . 6 . 1740 Wittenberg. A . studierte in J e n a und L e i p z i g ; 1702-16 w a r er o . P r o f . der h e b r ä i s c h e n S p r a c h e in Jena, R e k t o r des G y m n a s i u m s und Pastor in D a n z i g . D i e t h e o l o g i s c h e D o k t o r w ü r d e erhielt er 1708. 1717 w u r d e A . G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t in Leipzig, 1730 P r o f . d e r T h e o l o g i e in W i t t e n b e r g . Er b e s c h ä f t i g t e sich n e b e n orientalischen S p r a c h e n h a u p t s ä c h l i c h mit h e b r ä i s c h e r A l t e r t u m s k u n d e . A . trat als erster orthodox-luth. T h e o loge W i t t e n b e r g s p o l e m i s c h g e g e n d i e „ M a t e r i a l i s t e n " J o h n L o c k e , Voltaire, G o t t f r i e d W i l h e l m —> L e i b n i z und Christian —> W o l f f auf. Er v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Methodus linguae sanctae (1718). LITERATUR: V D 17. - F r a n z L a u : Α., J. G . In: N D B , B d . 1, 1953, S. 19 f.

Abraham,

B i s c h o f von Freising, * vor 9 5 6 , t 7 . 6 . 9 9 3 / 9 4 Freising. A . w u r d e 9 5 7 als N a c h f o l g e r —> L a n t b e r t s B i s c h o f von Freising. E r übte unter K a i s e r O t t o I. als B e r a t e r der H e r z o g i n w i t w e J u d i t h und ihres S o h n e s H e i n r i c h II. f a k t i s c h d i e

Achelis M a c h t ü b e r B a y e r n aus und unterstützte 9 7 4 H e i n r i c h s Vers c h w ö r u n g g e g e n O t t o II. Für sein B i s t u m g e w a n n er Besitz u n g e n in Krain und in Oberitalien. In K ä r n t e n w a r A . in der S l a w e n m i s s i o n tätig. F ü r d i e D o m b i b l i o t h e k b e s o r g t e er die „ F r e i s i n g e r D e n k m ä l e r " , d i e ältesten z u s a m m e n h ä n g e n d e n G e b r a u c h s t e x t e in s l a w i s c h e r S p r a c h e mit l a t e i n i s c h e m A l phabet. U n t e r A . w u r d e der N o r d t u r m des F r e i s i n g e r D o m s erbaut. LITERATUR: Kurt B e c h e r : A . In: N D B , B d . 1, 1953, S. 21. K. F. W e r n e r : A . In: L e x M A , B d . 1, 1980, S. 50. - W i l h e l m S t ö r m e r : Α., ν. F. In: L T h K 3 , Bd. 1, 1993, S p . 6 8 f. - Natalia Daniel: T e n d e n z e n der S c h r i f t e n t w i c k l u n g i m S k r i p t o r i u m der F r e i s i n g e r D o m b i b l i o t h e k unter B i s c h o f Α., 9 5 7 - 9 9 3 . In: J a h r e s g a b e [ . . . ] d e s Vereins f ü r D i ö z e s a n g e s c h i c h t e von M ü n c h e n und F r e i s i n g 2 ( 1 9 9 4 ) S. 7 3 - 7 8 . A b r a h a m a S a n c t a C l a r a , eigentl. J o h a n n Ulrich M e g e r l e , kath. Prediger, Schriftsteller, * 2 . 7 . 1644 K r e e n h e i n s t e t t e n / S c h w a b e n , t 1 . 1 2 . 1709 W i e n . D e r S o h n eines leibeigenen f ü r s t e n b e r g i s c h e n G a s t w i r t s erhielt a m J e s u i t e n g y m n a s i u m in I n g o l s t a d t und a m a k a d e m i schen G y m n a s i u m der B e n e d i k t i n e r in S a l z b u r g e i n e g r ü n d liche h u m a n i s t i s c h e A u s b i l d u n g , trat 1662 im Kloster M a r i a b r u n n bei W i e n in d e n O r d e n der A u g u s t i n e r e r e m i t e n ein und n a h m den O r d e n s n a m e n A b r a h a m a S a n c t a Clara an. N a c h p h i l o s o p h i s c h e n und t h e o l o g i s c h e n S t u d i e n in W i e n , P r a g und Ferrara w u r d e er 1668 in W i e n z u m Priester g e w e i h t und v o m O r d e n z u m P r e d i g e r b e s t i m m t . N a c h z w e i j ä h r i g e m Z w i s c h e n s p i e l als W a l l f a h r t s p r e d i g e r in T a x a bei A u g s b u r g e n t f a l t e t e er seit 1672 in der kaiserlichen H a u p t - und R e s i d e n z s t a d t W i e n und U m g e b u n g e i n e rege T ä t i g k e i t als S o n n und F e s t t a g s p r e d i g e r : G r u n d l a g e seiner r u n d 6 0 S c h r i f t e n , d i e bis 1785 in 3 5 3 A u s g a b e n e r s c h i e n e n und A . n e b e n J e r e m i a s —>Drexel und M a r t i n von C o c h e m als einen der e r f o l g r e i c h s t e n Schriftsteller der B a r o c k z e i t a u s w e i s e n . A m 15. 11. 1673 predigte er z u m e r s t e n m a l vor d e m kaiserlichen H o f s t a a t (aus A n l a ß d e s Festes des L a n d e s p a t r o n s L e o p o l d ) . S c h o n hier ü b e r r a s c h t e er durch s e i n e i n g e n i ö s e F ä h i g k e i t , mit w e i t h e r g e h o l t e n E i n f a l l e n und Wortspielen s o w i e une r w a r t e t e n geistlichen A p p l i k a t i o n e n d i e Z u h ö r e r in ständiger belustigter A u f m e r k s a m k e i t zu halten. S e i n e D a r s t e l l u n g der W i e n e r P e s t e p i d e m i e von 1679, Mercks Wien (1680), brachte den D u r c h b r u c h als Schriftsteller nicht n u r im katholischen, s o n d e r n a u c h im protestantischen Teil d e s R e i c h e s . D i e e r s t e literaturkritische W ü r d i g u n g A . s mit A b w e i s u n g k o n f e s s i o n e l l e r Vorurteile u n t e r n a h m bereits 1688 Christian —»Thomasius in seinen „ M o n a t s g e s p r ä c h e n " . D i e d a s A b e n d l a n d b e w e g e n d e B e l a g e r u n g W i e n s d u r c h die T ü r k e n 1683 e r l e b t e A . im sicheren G r a z e r A u g u s t i n e r k l o ster; mit seiner a u f r ü t t e l n d e n S c h r i f t Auff, auff ihr Christen traf er a u c h d i e s m a l d e n r e c h t e n Ton. I m f o l g e n d e n Jahr, w i e der in Wien, g a b er die erste G e s a m t a u s g a b e seiner W e r k e , d i e P r e d i g t s a m m l u n g Reim dich, Oder Ich liß Dich, h e r a u s . 1685 erschien als N a c h h a l l seines W i r k e n s in T a x a sein Wallf a h r t s b ü c h l e i n Gack Gack Gack Gack à Ga, 1686 der erste B a n d seiner k u r z w e i l i g e n m o r a l d i d a k t i s c h e n Tetralogie Judas der Ertz-Schelm (Bd. 2 1689, B d . 3 1693, B d . 4 1695), d i e d u r c h z w e c k d i e n l i c h e R e g i s t e r z u g l e i c h als H a n d b u c h f ü r d e n P r e d i g e r angelegt war. Weitere h a n d b u c h a r t i g e P r e d i g t s a m m l u n g e n k a m e n hinzu: Grammatica Religiosa (lateinisch Salzburg 1691, d e u t s c h K ö l n 1699), Geistlicher Kramerladen ( N ü r n b e r g und W ü r z b u r g 1710). A u f A n r e g u n g des N ü r n b e r g e r Verlegers C h r i s t o p h Weigel stattete er e m b l e m a t i s c h e K u p f e r s t i c h w e r k e , meist Ständesatiren, mit witzigen Texten in P r o s a und Vers aus: Neu-eröffnete Welt Galleria (1703), Heilsames Gemisch Gemasch (1704), Huy! und Pfuy! Der Welt ( 1 7 0 7 ) , Wohl-angefillter Weinkeller (1710). Hinzu k a m e n kleinere N a r r e n s a t i r e n . D a ß i h m n a c h s e i n e m Tod noch z e h n z. T . m e h r b ä n d i g e W e r k e z u g e s c h r i e b e n w u r den, zeigt die e p o c h a l e G e l t u n g seines Stils k u r z w e i l i g e r

G l a u b e n s v e r k ü n d i g u n g . N e b e n Predigt und Schriftstellerei war A . in v e r s c h i e d e n e n A m t e r n seines O r d e n s tätig: als Prior in W i e n und G r a z , als Provinzial, als Prof. und S u b prior in M a r i a b r u n n u n d W i e n , als P r o k u r a t o r und Definitor seiner O r d e n s p r o v i n z ; d r e i m a l reiste er in O r d e n s a n g e l e g e n heiten n a c h R o m . WEITERE WERKE: W e r k e von A . A u s d e m h a n d s c h r i f t l i c h e n N a c h l a ß hrsg. v. der A k a d e m i e d e r W i s s e n s c h a f t e n in W i e n . B e a r b . v. Karl Bertsche. 3 B d e . , W i e n 1943-45. - Ein Karren voller N a r r e n und a n d e r e kleine W e r k e . Hrsg. v. F r a n z M . E y b l . Salzburg 1993. - N e u e Predigten. H r s g . v. Karl Bertsche. N a c h d r . der A u s g . L e i p z i g 1932. H i l d e s h e i m 1995. LITERATUR: T h e o d o r G . von K a r a j a n : A . a S. C. W i e n 1867. - F r a n z M . E y b l : A . a S. C. Vom P r e d i g e r z u m S c h r i f t steller. T ü b i n g e n 1992. Dieter Breuer A b r u n c u l u s , B i s c h o f v o n Trier, t u m 5 2 5 . A.s H e r k u n f t ist ungeklärt. Er k ö n n t e v o r seiner E r n e n n u n g z u m B i s c h o f d e m Trierer K l e r u s a n g e h ö r t h a b e n o d e r von K ö n i g T h e u d e r i c h I. a u s der A u v e r g n e n a c h Trier a b g e o r d net w o r d e n sein. Als B i s c h o f w a r er N a c h f o l g e r von Fibicius. G e n a u e F a k t e n ü b e r seine A m t s z e i t f e h l e n . A . w u r d e z u n ä c h s t in St. S y m p h o r i a n (Trier) b e g r a b e n ; u m 1048 w u r d e sein G r a b n a c h St. Paulin (Trier) u n d 1136 n a c h Springiersbach verlegt. A l s Heiliger verehrt w u r d e A . seit seiner E r w ä h n u n g i m Martyrologium Hieronymianum a m Ende des 6. J a h r h u n d e r t s . A l s Festtag gilt d e r 22. April. LITERATUR: W o l f g a n g Seibrich: A . In: L T h K 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 73. A c h e l i s , E r n s t Christian, r e f o r m i e r t e r T h e o l o g e , * 13.1.1838 Bremen, t 14.4.1912 Marburg/Lahn. I m A n s c h l u ß an ein T h e o l o g i e s t u d i u m in H e i d e l b e r g u . a . bei R i c h a r d ^ R o t h e ( 1 8 5 7 - 5 9 ) und in H a l l e (1860) w u r d e A . H i l f s p r e d i g e r in A r s t e n und g r ü n d e t e 1862 auf Initiative eines Vereins in H a s t e d t bei B r e m e n e i n e G e m e i n d e , d e r e n erster P f a r r e r er 1868 w u r d e ; 1875 w a r er P f a r r e r in Unterb a r m e n / W u p p e r t a l . 1882-1911 lehrte A . p r a k t i s c h e T h e o l o gie an d e r U n i v . M a r b u r g . E r v e r f a ß t e u. a. ein verbreitetes Lehrbuch für praktische Theologie (2 Bde., 1 8 9 0 / 9 1 ) . A. w a r der Vater von H a n s —> A . WEITERE WERKE: D i e B e r g p r e d i g t n a c h M a t t h a e u s u n d L u kas, e x e g e t i s c h u n d kritisch untersucht. B i e l e f e l d 1875. G r u n d r i s s der P r a k t i s c h e n T h e o l o g i e . F r e i b u r g / B r e i s g a u 1893. T ü b i n g e n 6 1 9 I 2 . LITERATUR: Walter H o l l w e g : A . In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 29. - G e r h a r d K r a u s e : Α., E. C. In: T R E , Bd. 1, 1977, S. 3 9 9 - 4 0 2 . - Volker D r e h s e n : Α., Ε. C. In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 9 6 f. A c h e l i s , H a n s , e v a n g . T h e o l o g e , * 16.3. 1865 H a s t e d t (heute zu B r e m e n ) , t 2 3 . 2 . 1937 L e i p z i g . D e r S o h n von E r n s t Christian —»A. studierte seit 1883 in M a r b u r g , E r l a n g e n u n d Berlin T h e o l o g i e und P h i l o l o g i e ( P r o m o t i o n 1887, Das Symbol des Fisches und die Fischdenkmäler der römischen Katakomben). 1 8 9 0 / 9 1 hielt er sich als S t i p e n d i a t in R o m a u f , w u r d e 1893 Lic. theol. in G ö t t i n g e n und habilitierte sich im selben J a h r f ü r K i r c h e n g e s c h i c h t e u n d christliche A r c h ä o l o g i e . 1901 g i n g er als a. o. Prof. d e r n e u t e s t a m e n t l i c h e n E x e g e s e nach K ö n i g s b e r g und w e c h s e l t e 1907 n a c h Halle, w o er seit 1913 O r d i n a r i u s f ü r K i r c h e n g e s c h i c h t e war. N a c h z w e i j ä h r i g e r L e h r t ä t i g k e i t in B o n n ( 1 9 1 6 - 1 8 ) w u r d e er N a c h f o l g e r A l b e r t —> H a u c k s in L e i p z i g . 1 9 3 2 / 3 3 w a r er R e k t o r d e r Universität. A . w u r d e 1926 ordentliches M i t g l i e d d e r S ä c h s i s c h e n A k a d e m i e der W i s s e n s c h a f t e n . Sein F o r s c h u n g s g e b i e t u m f a ß t e f r ü h c h r i s t liche G e s c h i c h t e , K u n s t u n d H a g i o g r a p h i e ( u . a . Die Katakomben von Neapel, 1936). WEITERE WERKE: D i e M a r t y r o l o g i e n , ihre G e s c h i c h t e und ihr Wert. Berlin 1900. N a c h d r . N e n d e l n 1970. - D a s C h r i -

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Achleuthner stentum in den ersten drei Jahrhunderten. Leipzig 1912, 1 9 2 5 (gekürzt). - R ö m i s c h e Katakombenbilder in Catania. Berlin 1932. - Der christliche Kirchenbau. Seine liturgische Entwicklung von der Basilika zur evangelischen Predigtkirche. Leipzig 1935. 2

LITERATUR: Ernst Schäfer: Α., Η. In: N D B , Bd 1, 1953, S. 2 9 f. - Georg Schöllgen: A , H. In: LThK 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 112. - Christoph Bizer: Α., Η. In: R G G \ Bd. 1, 1998, Sp. 97. A c h l e u t h n e r , Leonhard, Benediktiner, Abt, österr. Politiker, * 1 0 . 1 . 1826 Helmberg bei Kremsmünster (Oberösterreich), t 1 5 . 2 . 1 9 0 5 Kremsmünster. A. wurde nach der Gymnasialzeit in Kremsmünster Mönch des Benediktinerklosters und 1850 z u m Priester geweiht. Er studierte 1850-53 in Wien klassische Philologie, unterrichtete dann am Stiftsgymnasium in Kremsmünster und wurde dessen Direktor; daneben war er als Stiftsarchivar tätig. 1881 wurde A. zum Abt gewählt, vertrat seit 1882 den Großgrundbesitz im oberösterr. Landtag, war 1884-96 Landeshauptmann von Oberösterreich und seit 1887 für die Mittelpartei Mitglied des Herrenhauses. LITERATUR: ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 4. A c h t e r f e l d t , Johann Heinrich, kath. T h e o l o g e , * 1 . 6 . 1 7 8 8 Wesel, t 1 1 . 5 . 1 8 7 7 Bonn. A. studierte bei Georg —> Hermes an der Univ. Köln und in Münster, w o er 1813 zum Priester g e w e i h t wurde; er war dann in der Seelsorge tätig. 1817 wurde er als Prof. an die A k a d e m i e in Braunsberg berufen, 1826 als Prof. der Moraltheologie und Homiletik an die Univ. Bonn; seit 1827 war er auch Leiter des theologischen Konvikts. Er gab 1832-52 mit Johann Wilhelm Josef Braun die „Zeitschrift für Philosophie und katholische Theologie" ( 1 8 3 2 - 5 2 ) heraus und veröffentlichte Hermes' Christkatholische Dogmatik ( 1 8 3 4 - 3 6 ) . Α., der sich der Verurteilung des Hermesianismus nicht beugte, wurde 1837 seines Lehramtes enthoben; 1843 wurden ihm die Missio canonica und die Leitung des Konvikts entzogen. Nach der A b g a b e einer Unterwerfungserklärung erfolgte 1862 die Rehabilitierung durch die Regierung, 1873 durch die Kirche. WERKE: Lehrbuch der christkatholischen Glaubens- und Sittenlehre. Braunsberg 1825. LITERATUR: Eduard Hegel: Α., J. H. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 3 3 f. - Herman Η. Schwedt: Α., J. H. In: LThK 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 116. A c k e r , Amandus, Missionar, * 2 4 . 4 . 1848 Weyersheim (Elsaß), t 3 0 . 3 . 1 9 2 3 Knechtsteden bei Neuß. Seit 1867 besuchte A. die Missionsschule in Langonnet, trat 1875 in die Kongregation der Väter v o m Heiligen Geist (CSSp) ein und ging nach Sansibar, w o er 19 Jahre lang als Missionsoberer und -prokurator vor allem für die schulische und medizinische Versorgung tätig war. Nach der Rückkehr nach Deutschland ( 1 8 9 4 ) bemühte er sich um die Wiederzulassung seiner im Kulturkampf verbotenen Kongregation und gründete die Missionshäuser Knechtsteden (1895), Za bern (1900), Broich (1905) und Heimbach (1914). B i s 1919 leitete er die deutsche Provinz CSSp. A. warb als volkstümlicher Redner - z . B . auf Katholikentagen - für die Mission und für den Kolonialgedanken. Er war Mitbegründer der „Zeitschrift für Missionswissenschaft" und Vorsitzender der Superiorenkonferenz. LITERATUR: Lambert Dohmen: Α., Α. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 3 4 f. - Josef Rath: Zur Geschichte der deutschen Provinz CSSp. Bd. 5. Knechtsteden 1968, S. 4 4 ff. - Ders.: Α., Α. In: LThK 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 117.

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A c k e r m a n n , Georg Christian Benedikt, evang. T h e o l o g e , * 3 . 3 . 1 7 6 3 auf Gut Vier bei Boitzenburg, t 8 . 4 . 1 8 3 3 Schwerin. A. studierte Theologie, Philosophie und Geschichte an den Universitäten B ü t z o w und Göttingen, war Hauslehrer in Grab o w und in Ludwigslust, w o er 1792 Kollaborator am herzoglichen Landschullehrer-Seminar wurde. 1794 berief ihn sein Landesfürst zur Erziehung der Prinzen. Seit 1801 war er zweiter Hofprediger und von 1807 an Scholarch der D o m schule s o w i e Superintendent von Schwerin. A. verbesserte die schwerinischen Waisenanstalten, das Armen- und das Volksschulwesen und setzte sich für die neugegründete „Ersparnisanstalt" ein. Seit 1817 versah er das A m t des H o f predigers und wurde 1819 zum Konsistorialrat, 1830 zum Oberhofprediger ernannt. A. veröffentlichte vor allem Predigten und Nachrufe. LITERATUR: Merzdorf: Α., G. C. In: A D B , Bd. 1, 1875, S. 34. A c k e r m a n n , Leopold, auch Petrus Fourerius, kath. Theologe, * 17. 11.1771 Wien, t 9 . 9 . 1831 Wien. A. trat 1790 in das Stift der regulierten Chorherren in Klosterneuburg ein, studierte T h e o l o g i e in Wien und wurde 1795 zum Priester geweiht. A m Wiener Stiftshof lehrte er orientalische Sprachen, biblische Archäologie und Hermeneutik; seit 1800 war er auch Stiftsbibliothekar. 1802 wurde A. promoviert und 1807 zum Prof. der alttestamentlichen T h e o l o g i e an der Univ. Wien ernannt. Zu seinen Schriften zählt u.a. Archaeologia biblica (1826). A c k e r m a n n , Oskar, evang. T h e o l o g e , * 19. 10. 1836 Leipzig, t 6 . 1 0 . 1913 Dresden. A. wurde 1861 Katechet an einer Heilanstalt, 1862 Religionslehrer am Gymnasium in Zwickau und 1866 an der Fürstenschule in Meißen. Seit 1883 Superintendent von Meißen, wurde er 1888 zum Oberkonsistorialrat ernannt und bekleidete 1 8 9 8 - 1 9 1 0 das A m t des Oberhofpredigers in Dresden. Er war Präsident des evangelisch-lutherischen Landeskonsistoriums, Mitglied der ersten Kammer der sächsischen Ständeversammlung und des Deutschen evangelischen Kirchenausschusses. A c o l u t h , Andreas, Orientalist, * 16.3. ( 6 . 3 . ?) 1654 Bernstadt (Niederschlesien), t 4 . 1 1 . 1 7 0 4 Breslau. A. erlernte während der Schulzeit bei August —> Pfeiffer in Breslau die klassischen und die wichtigsten semitischen Sprachen und vervollständigte seine Sprachkenntnisse während des Studiums in Wittenberg, so daß A. fast alle damals bekannten Sprachen des Orients beherrschte. In Breslau erhielt er Unterricht in Astrologie, unterrichtete Hebräisch in Wittenberg und studierte in Leipzig Rechtswissenschaften und moderne europäische Sprachen (Magister 1676). Seit 1683 stand A. im Breslauer Kirchendienst und war seit 1689 Hebräischlehrer am dortigen Gymnasium. Für sein E x p o s é zu einer viersprachigen Koranausgabe ( S p e c i m e n alcorani quadrilinguis, 1701) wurde er in die Berliner A k a d e m i e aufg e n o m m e n . A. stand in gelehrtem Briefwechsel mit Gottfried Wilhelm - » Leibniz; er trat auch als Kirchenlieddichter hervor. LITERATUR: Hans Striedl: Α., Α. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 38 f. A d a l b e r o , auch Adelbero, Bischof von Augsburg, t 2 8 . 4 . 9 0 9 , begraben in Augsburg. Von adliger Herkunft, war A. seit 887 Bischof von Augsburg und einer der nächsten Ratgeber König Arnulfs, den er 895 zur Kaiserkrönung nach R o m begleitete und in dessen Auftrag er die Abtei Lorsch reformierte. Unter Arnulfs Sohn L u d w i g d e m Kind, den er 8 9 3 getauft und danach erzogen hatte, wuchs sein Einfluß auf die Reichsgeschäfte weiter; er galt als die rechte Hand des Königs. Ludwig bezeichnet ihn

Adalbert in Urkunden als „getreuesten Erzieher", „geliebten Lehrer" und „geistlichen Vater". Mehrmals besuchte er das Kloster St. Gallen, dem er materielle Zuwendungen machte. Zeitgenossen wie —> Regino von Prüm und —» Gerhard von Augsburg rühmten A.s Klugheit, seine wissenschaftliche Bildung und musikalische Begabung. Der spätere Bischof —» Ulrich von Augsburg war sein Kämmerer. LITERATUR: Friedrich Zoepfl: A. und Udalrich, zwei große Augsburger Bischöfe des frühen Mittelalters. Dillingen 1944. - Ders.: A. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 39 f. - Karl F. Werner: A. In: LexMA, Bd. 1, 1980, Sp. 93. - Wilhelm Volkert/Friedrich Zoepfl: Die Regesten der Bischöfe und des Domkapitels von Augsburg. Bd. 1. Augsburg 1985, S. 4 4 - 5 9 (Nr. 52-95), mit Nachträgen S. 322-326 (Lit.). - Georg Kreuzer: A. v. A. In: LThK 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 126. A d a l b e r o , Erzbischof von Hamburg-Bremen, t 2 5 . 8 . 1 1 4 8 Bremen. Mindestens seit 1101 war A. Kanoniker in Bremen. 1123 wurde er zum Erzbischof von Bremen-Hamburg geweiht. A. behauptete den Primat der Bremer Kirche über die skandinavischen Länder und erreichte 1133 eine Anerkennung seiner Metropolitanrechte. 1137 wurde jedoch Eskil zum Erzbischof von Lund und 1139 trotz heftiger Proteste zum Apostolischen Vikar ernannt. A. bemühte sich um die Missionierung der Slawen und Ubertrug Vicelin 1126 die Missionierung der Wenden in Wagrien. 1147 nahm er an einem Kreuzzug gegen die Slawen teil. Wegen des Streits mit Herzog Heinrich dem Löwen um die Grafschaft Stade wurde er längere Zeit in Lüneburg gefangengehalten. LITERATUR: Hans Jürgen Rieckenberg: A. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 40. A d a l b e r o I., Bischof von Metz, f 2 6 . 4 . 9 6 4 St. Truiden/ St. Trond (Diözese Lüttich). A. war der Sohn des Pfalzgrafen Wigerich von Aachen und wurde 929 Bischof von Metz. Er gab der lothringischen Klosterreform durch die Veränderungen, die er im Kloster Gorze 933 durchführte, einen starken Impuls. Bis 9 6 0 reformierte er mehrere Abteien in Metz und war selbst Abt in St. Trond, das altes Metzer Eigenkloster war. Im lothringischen Aufstand verteidigte er Metz gegen Otto I. und vermittelte mit Herzog Konrad von Lothringen den Frieden zwischen Hugo dem Großen und Ludwig IV. Als Begründer der Gorzer Reform galt A. als „Vater" der Mönche. LITERATUR: Eugen Ewig: Α. I. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 4 0 f . - Hans-Walther Hermann: Α. I. In: LexMA, Bd. 1, 1980, Sp. 93 f. - Helmuth Kluger: A. I., v. M. In: L T h K \ Bd. 1, 1993, Sp. 126 f.

Adalbero II., Bischof von Metz,

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14.12.1005.

Der Sohn Herzog Friedrichs von Oberlothringen erhielt seine Erziehung im Kloster Gorze. 9 8 4 wurde er zum Bischof von Verdun und im selben Jahr zum Bischof von Metz geweiht. Er war für die lothringische Reform tätig und ließ die 9 8 4 zerstörte Abtei St. Symphorian in Metz wieder aufbauen; 995 gründete er die Benediktinerinnenabtei St. Marien sowie zwei weitere Frauenklöster in Epinal und Neumünster/Saar. Auf dem Konzil zu Mainz 1004 unterstützte er —¥ Heinrich II. bei seinem Vorgehen gegen Verwandtenehen. Eine Vita A.s schrieb Constantin, Abt von Symphorian, ein N e f f e —» Adalberos I. LITERATUR: Eugen Ewig: A. II. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 41. - Heinrich Fichtenau: Vier Reichsbischöfe der Ottonenzeit. Festschrift F. Maas. Wien 1973, S. 88 ff. - HansWalther Hermann: A. II. In: L e x M A , Bd. 1, 1980, Sp. 94. Odilo Engels: Der Reichsbischof in ottonischer und frühsalischer Zeit. In: Beiträge zu Geschichte und Struktur der mittelalterlichen Germania Sacra. Hrsg. v. Irene Crusius. Göttingen 1989, S. 138-165. - R . Folz: Abdalbéron II évêque

de Metz 984-1005. In: Ex Ipsis Rerum Documentis. Festschrift H. Zimmermann. Sigmaringen 1991, S. 399-415. Franz-Reiner Erkens: A. II., von Metz. In: LThK', Bd. 1, 1993, Sp. 127. A d a l b e r o I I I . , Bischof von Metz, t 1 3 . 1 1 . 1 0 7 2 . Α., Sohn des Grafen Friedrich von Luxemburg, wurde 1047 zum Bischof von Metz geweiht. Er war Erzieher des Bruno von Toul und bei dessen Wahl zum Papst (—>Leo IX.) 1048 in Worms anwesend; er begleitete ihn nach Rom und übernahm Funktionen bei den Konzilien Leos IX. in Reims, Mainz und Rom. Α., der von Heinrich IV. die Grafschaft Saarbrücken erhielt, gründete St. Sauveur, w o er begraben wurde. LITERATUR: Heinz Renn: Das erste Luxemburger Grafenhaus, 963-1136. Diss. Bonn 1941. - Eugen Ewig: A. III. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 41. - Hans-Walther Hermann: A. III. In: L e x M A , Bd. 1, 1980, Sp. 94. A d a l b e r o , Bischof von Würzburg, * um 1 0 1 0 / 1 5 , t 6 . 1 0 . 1090 Lambach. A. war der letzte Graf von Lambach-Wels, wurde in der Domschule zu Würzburg ausgebildet und 1045 von Heinrich III. zum Bischof von Würzburg ernannt. Er bemühte sich besonders um die Reform und Neugründung von Klöstern. Im Kampf zwischen Gregor VII. und Heinrich IV. vertrat er die Position des Papstes und war deshalb vielfach Verfolgungen ausgesetzt. 1077 war er an der Wahl des Gegenkönigs Rudolf von Rheinfelden beteiligt, er wurde aus Würzburg vertrieben und 1085 von der Mainzer Synode gebannt und abgesetzt. Im Jahr darauf kehrte er für kurze Zeit nach Würzburg zurück. A. gilt als Erbauer des Würzburger D o m s und der Neumünsterkirche. Er verteidigte die Rechte Würzburgs in den Differenzen mit Fulda (1049) und Bamberg (1052), reformierte und gründete Reformklöster. Nach seiner zweiten Vertreibung aus Würzburg zog er sich auf sein Stammschloß, das er in ein Benediktinerkloster umwandelte, zurück. A. wurde 1883 heiliggesprochen. LITERATUR: Wilhelm Engel: A. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 41 f. - Werner Goez: Bischof A. von Würzburg. In: Fränkische Lebensbilder. Bd. 6. Hrsg. v. Gerhard Pfeiffer/Alfred Wendehorst. Würzburg 1975, S. 30-54. - Theodor Schieffer: A. In: LexMA, Bd. 1, 1980, Sp. 94 f. Jürgen Lenssen (Hrsg.): A. 9 0 0 Jahre St. A. Bischof von Würzburg. Wirken und Verehrung in Würzburg und Lambach. Würzburg 1990 (Ausstellungskatalog). - Erik Soder von Güldenstubbe: Heiliger A. Bischof von Würzburg 1045-1090. In Lambach gestorben am 6. 10. 1090. Würzburg 1990. - Kirche in der Gesellschaft. Dimensionen der Seelsorge. A.-Festschrift. Hrsg. v. Raphael Schneider. Passau 1992. - Alfred Wendehorst: A. In: LThK 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 127 f. - Werner Goez: Bischof A. von Würzburg (1045-1090). In: Lebensbilder aus dem Mittelalter. Darmstadt 1998, S. 215-223. A d a l b e r t , Erzbischof von Hamburg-Bremen, * um 1000, t 1 6 . 3 . 1 0 7 2 Goslar. Aus dem thüringischen Grafengeschlecht Goseck stammend, besuchte A. die Domschule in Halberstadt, wurde dort Domherr und 1032 Dompropst. Heinrich III. ernannte ihn 1043 zum Erzbischof von Hamburg-Bremen, 1053 erhielt er die Titel päpstlicher Legat und Vikar für den Norden. Sein Plan, mit der Schaffung eines nordischen Patriarchats die Gründung nationaler Erzbistümer in Skandinavien zu verhindern, scheiterte am Widerstand des Reformpapsttums in Rom. Seine Missionare gelangten bis Island und Grönland. 1060 errichtete A. die Bistümer Ratzeburg und Mecklenburg. Seit 1062 befand er sich fast ständig am Hof des jungen Königs Heinrich IV.; er verdrängte seinen Gegenspieler Erzbischof —> Anno von Köln und nutzte seine Position als Vor-

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Adalbert m u n d des K ö n i g s z u m Vorteil seiner K i r c h e in den territorialen A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n mit d e n B i l l u n g e r n . 1066 w u r d e A . v o n einer F ü r s t e n o p p o s i t i o n gestürzt und v o m K ö n i g s hof e n t f e r n t , zu d e m er erst 1069 w i e d e r z u g e l a s s e n w u r d e . S e i n e Vita schrieb —»Adam I. von B r e m e n . LITERATUR: O t t o Heinrich M a y : Α . I. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 4 2 f. - G ü n t e r G l a e s k e : D i e E r z b i s c h ö f e von H a m b u r g B r e m e n als R e i c h s f ü r s t e n ( 9 3 7 - 1 2 5 8 ) . H i l d e s h e i m 1962, S. 5 5 - 9 7 . - W o l f g a n g S e e g r ü n : A . von H a m b u r g - B r e m e n . In: T R E , B d . 1, S. 4 0 7 - 4 1 0 . - Karl J o r d a n : Α., In: L e x M A , Bd. 1, 1980, Sp. 97 f. - P e t e r J o h a n e k : D i e E r z b i s c h ö f e von H a m b u r g - B r e m e n und ihre K i r c h e im R e i c h der Salierzeit. In: D i e Salier und d a s R e i c h . B d . 2. H r s g . v. S t e f a n W e i n f u r t e r . S i g m a r i n g e n 1991, S. 7 9 - 1 1 2 . - Ders.: Α . I., von H a m b u r g - B r e m e n . In: L T h K 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 1 2 8 f . A d a l b e r t , E r z b i s c h o f von Magdeburg, t 20.6.981 Z s c h e r b e n bei H a l l e / S a a l e . D e r aus L o t h r i n g e n s t a m m e n d e A. w a r seit e t w a 9 5 0 in d e r Kanzlei d e s E r z b i s c h o f s von K ö l n tätig und w u r d e 9 5 3 von O t t o I. als S c h r e i b e r ü b e r n o m m e n . 9 5 8 trat er in d a s B e n e diktinerkloster St. M a x i m i n bei Trier ein, das seit 9 3 4 d e r R e f o r m b e w e g u n g a n g e h ö r t e u n d 9 3 7 d i e meisten M ö n c h e f ü r d a s n e u e M i s s i o n s z e n t r u m im O s t e n , das M a g d e b u r g e r Moritzkloster, stellte. A u f R a t E r z b i s c h o f —» W i l h e l m s von M a i n z w u r d e er 961 als M i s s i o n s b i s c h o f nach R u ß l a n d geschickt, k e h r t e a b e r 9 6 2 o h n e E r f o l g z u r ü c k . D a n a c h w a r A . in der K a n z l e i O t t o s II. tätig. 9 6 6 w u r d e er als A b t d e s Klosters W e i ß e n b u r g im E l s a ß eingesetzt, w o er die C h r o n i k d e s —> R e g i n o von P r ü m von 9 0 7 bis 9 6 7 f o r t f ü h r t e . 9 6 8 w u r d e er auf der S y n o d e von R a v e n n a z u m ersten E r z b i s c h o f von M a g d e b u r g e r h o b e n . A . m a c h t e sich u m d i e G r ü n d u n g d e r M a g d e b u r g e r B i s c h o f s s c h u l e verdient; er w a r in der kirchlic h e n O r g a n i s a t i o n des B i s t u m s und in der M i s s i o n der W e n d e n aktiv. D i e A n f ä n g e der M a g d e b u r g e r G e s c h i c h t s s c h r e i b u n g g e h t v e r m u t l i c h auf A. z u r ü c k . LITERATUR: J o a c h i m L e u s c h n e r : Α . I. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 4 3 f. - Dietrich C l a u d e : G e s c h i c h t e d e s E r z b i s t u m s M a g d e b u r g bis in d a s 12. J a h r h u n d e r t . B d . 1. K ö l n 1972, S. 114-135. - Karl H a u c k : E r z b i s c h o f A . von M a g d e b u r g als G e s c h i c h t s s c h r e i b e r . In: H i s t o r i s c h e F o r s c h u n g e n f ü r Walter Schlesinger. Hrsg. v. H e l m u t B e u m a n n . Bd. 2. Köln u . a . 1974. - H a r a l d W u n d e r : A. von M a g d e b u r g . In: V L \ Bd. 1, 1978, S p . 3 2 - 3 5 . - Dietrich C l a u d e : A . In: L e x M A , B d . 1, 1980, S p . 98 f. - E r n s t Karpf: H e r r s c h e r l e g i t i m a t i o n und R e i c h s b e g r i f f in der ottonischen G e s c h i c h t s s c h r e i b u n g d e s 10. J a h r h u n d e r t . W i e s b a d e n 1985, S. 4 7 - 6 2 . - H e l m u t B e u m a n n : A. In: L T h K 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 129. A d a l b e r t I., E r z b i s c h o f von Mainz, t 2 3 . 6 . 1137 M a i n z . D e r S o h n d e s G r a f e n Siegbert von S a a r b r ü c k e n leitete seit 1106 als erster K a n z l e r H e i n r i c h s V . dessen Verhandlung e n im Investiturstreit mit P a p s t Paschalis II., trat a b e r kurz n a c h seiner B e l e h n u n g mit d e m E r z b i s t u m M a i n z 1111 auf d i e Seite d e r K u r i e u n d w u r d e d a r a u f h i n von Heinrich V . in H a f t g e n o m m e n u n d abgesetzt. A u f B e t r e i b e n d e r M a i n z e r B ü r g e r w u r d e er 1115 w i e d e r f r e i g e l a s s e n . E r Schloß sich der F ü r s t e n o p p o s i t i o n u n d der kirchlichen R e f o r m p a r t e i i m K a m p f g e g e n H e i n r i c h V . an, d e m er sich a u c h n a c h w i e d e r holter Vertreibung aus M a i n z nicht u n t e r w a r f . N a c h d e s s e n Tod b e w i r k t e er 1125 in a n t i s a l i s c h e m u n d a n t i s t a u f i s c h e m Sinn die Wahl L o t h a r s von S ü p p l i n g e n b u r g z u m K ö n i g . A . b e g r ü n d e t e d u r c h zahlreiche E r w e r b u n g e n d e n M a i n z e r Territorialstaat u n d g a b der Stadt M a i n z ihr erstes Freiheitsprivileg. LITERATUR: Peter A c h t : Α. I. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 4 4 . Alois Gerlich: Α . I. In: L e x M A , B d . 1, 1980, S p . 99 f. L o t h a r S p e e r : K a i s e r L o t h a r III. und E r z b i s c h o f Α . I. von M a i n z . K ö l n 1983. - K. H e i n e m e y e r : Α . I. In: S a a r l ä n d i s c h e L e b e n s b i l d e r . Bd. 2. S a a r b r ü c k e n 1984, S. 11-41. - F r a n z

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Staab: R e f o r m u n d R e f o r m g r u p p e n im E r z b i s t u m M a i n z . In: S t e f a n W e i n f u r t e r (Hrsg.): R e f o r m i d e e und R e f o r m p o l i t i k i m s p ä t s a l i s c h - f r ü h s t a u f i s c h e n Reich. M a i n z 1992, S. 119-187. H u b e r t u s Seibert: Α . I. In: L T h K 3 , B d . 1, 1993, Sp. 129. A d a l b e r t I I . , E r z b i s c h o f von Mainz, t 1 7 . 7 . 1141 E r f u r t . Von s e i n e m O h e i m —> A d a l b e r t I. von M a i n z unterstützt, erhielt A . in M a i n z , H i l d e s h e i m , R e i m s , Paris und M o n t p e l lier seine A u s b i l d u n g . 1128 w u r d e er - o h n e P r i e s t e r w e i h e P r o p s t von St. M a r i e n in E r f u r t und Stiftspropst von St. Peter und St. S t e p h a n in M a i n z . N a c h d e m Tod d e s O h e i m s 1137 w u r d e er 1138 auf V e r m i t t l u n g seines S c h w a g e r s Friedrich von S c h w a b e n und d e s s e n B r u d e r s K ö n i g K o n r a d III. z u m E r z b i s c h o f von M a i n z g e w ä h l t , n a c h d e m er tags z u v o r in B a m b e r g z u m Priester g e w e i h t w o r d e n war. In den ersten J a h r e n seiner R e g i e r u n g w a r er A n h ä n g e r d e r S t a u f e r , 1141 s u c h t e er K o n t a k t zu den a u f s t ä n d i s c h e n W e i f e n . LITERATUR: P e t e r A c h t : Α. II. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 4 4 f. - H e i n z D o p s c h : Α . II. In: L e x M A , B d . 1, 1980, S p . 100. A d a l b e r t , B i s c h o f von Pommern, f 3.4.1163/64. D e r M ö n c h A. des Klosters M i c h e l s b e r g bei B a m b e r g w a r K a p l a n a m Hof d e s polnischen H e r z o g s B o l e s t a w III. 1124. 1 1 2 8 / 2 9 begleitete er B i s c h o f - > O t t o von B a m b e r g als B e rater und D o l m e t s c h e r auf d e s s e n M i s s i o n s r e i s e in P o m m e r n . 1128 w e i h t e d i e s e r ihn z u m Priester in Wollin und b e s t i m m t e ihn z u m B i s c h o f von P o m m e r n . N a c h d e m Tod O t t o s 1139 w e i h t e Papst I n n o z e n z II. persönlich 1140 A. z u m ersten B i s c h o f d e s e x e m t e n B i s t u m s P o m m e r n mit Sitz in Wollin. 1147 k o n n t e er das Stettin b e l a g e r n d e K r e u z h e e r unter B i s c h o f Heinrich von M ä h r e n z u m k a m p f l o s e n R ü c k zug b e w e g e n . Von H e r z o g R a t i b o r I. und d e n P r ä m o n s t r a tensern unterstützt, erzielte er E r f o l g e in der M i s s i o n i e r u n g . 1153 g r ü n d e t e er d a s erste Kloster P o m m e r n s , d i e B e n e d i k tinerabtei S t o l p e a. d. P e e n e . LITERATUR: Karl H . L a m p e : A. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 45. - Jürgen P e t e r s o h n : A. In: L e x M A , B d . 1, 1980, Sp. 100 f. A d a l b e r t , B i s c h o f von Prag, * u m 9 5 6 Libice, t 2 3 . 4 . 9 9 7 am Frischen Haff. D e r S o h n d e r b ö h m i s c h e n F ü r s t e n f a m i l i e Slavnik w u r d e 9 6 9 - 7 8 an der D o m s c h u l e in M a g d e b u r g e r z o g e n und n a h m statt seines T a u f n a m e n s Voytech d e n seines F i r m p a t e n , d e s M a g d e b u r g e r E r z b i s c h o f s , an. Seit 9 8 3 w a r er B i s c h o f von P r a g , verzichtete j e d o c h 989, weil er sich g e g e n die halbh e i d n i s c h e B e v ö l k e r u n g nicht d u r c h s e t z e n k o n n t e , und trat in d a s Kloster St. B o n i f a t i u s und A l e x i u s in R o m ein. 9 9 2 g i n g er auf D r ä n g e n seines M e t r o p o l i t e n n a c h P r a g zurück, g r ü n d e t e dort d i e B e n e d i k t i n e r a b t e i B r e b n o w , verließ j e d o c h P r a g wieder, u m 9 9 4 / 9 5 in U n g a r n zu missionieren. 9 9 6 trat A . a b e r m a l s in d a s r ö m i s c h e Kloster ein, begleitete a b e r n o c h im selben J a h r O t t o III. nach D e u t s c h l a n d . Sein Versuch einer R ü c k k e h r n a c h B ö h m e n scheiterte; d i e mit U n t e r s t ü t z u n g H e r z o g B o l e s l a w C h r o b r y s b e g o n n e n e P r e u ß e n m i s s i o n end e t e nach w e n i g e n T a g e n mit s e i n e m M ä r t y r e r t o d . A . w u r d e 9 9 9 h e i l i g g e s p r o c h e n ; seine R e l i q u i e n g e l a n g t e n 1039 n a c h Prag. Seit E n d e des 11. Jh. wird er a u c h als Patron P o l e n s verehrt. LITERATUR: F r a n z - J o s e f S c h m a l e : A. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 4 5 f. - R e i n h a r d W e n s k u s : Studien zur historischpolitischen G e d a n k e n w e l t B r u n s v. Q u e r f u r t . M ü n s t e r / K ö l n 1956. - Karl Richter: A . B i s c h o f von Prag. In: L e b e n s b i l der zur G e s c h i c h t e d e r b ö h m i s c h e n L ä n d e r . Bd. 1. Hrsg. v. Karl Bosl. M ü n c h e n / W i e n 1974, S. 9 - 2 6 . - F r a n z M a c h i l e k : A . von Prag. In: T R E , B d . 1, 1977, S. 4 1 0 - 4 1 4 . - G é r a r d L a b u d a / F r a n z W . M a r e S / G ü n t h e r B i n d i n g : Α . In. L e x M A , B d . 1, 1980, Sp. 100 f. - B a l e k s a n d e r G i e y s z t o r : A . In: L T h K 3 , B d . 1, 1993, Sp. 129 f. - P e t e r Hilsch: D e r heilige A.

Adalhard in der neueren deutschen Historiographie. In: Johannes Hofmann (Hrsg.): Tausend Jahre Benediktiner in den Klöstern Brevnov, Braunau und Rohr. St. Ottilien 1993, S. 147-156. Ders.: A. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 106. A d a l b e r t II. von Böhmen, Erzbischof von Salzburg, * 1145/46, f 8.4.1200 Salzburg. A. wurde in der von seinem Vater, dem Herzog und späteren König Wladislaw II. von Böhmen und Vetter Kaiser Friedrichs I., gegründeten Prämonstratenserabtei Strahov in Prag erzogen. 1168 zum Erzbischof von Salzburg gewählt, 1169 geweiht, wurde er jedoch, da er nicht um die Belehnung mit den Regalien ersuchte, als Anhänger Papst Alexanders III. von Kaiser Friedrich I. Barbarossa, seinem Vetter, zur Resignation gezwungen. Auf dem Reichstag zu Regensburg 1174 erfolgte mit der Wahl des Propstes Heinrich von Berchtesgaden zum Erzbischof von Salzburg A.s Absetzung. Beide mußten bei den Friedens Verhandlungen 1177 in Venedig auch auf Drängen des Papstes - zugunsten —> Konrads von Wittelsbach verzichten. Als man diesen auf seinen früheren erzbischöflichen Stuhl von Mainz zurückberief, wurde A. erneut zum Erzbischof von Salzburg gewählt und 1183 inthronisiert. Das Verhältnis zu Friedrich I., zu dessen Nachfolger sowie zur Kurie blieb in dieser zweiten Amtszeit ungetrübt. Im Kampf um die Salzbergwerke ließ er 1196 Reichenhall niederbrennen und die Hallburg errichten. LITERATUR: Andreas von Meiller (Hrsg.): Regesta archiepiscoporum Salisburgensium. Inde ab anno 1106 usque ad annum 1246. Regesten zur Geschichte der Salzburger Erzbischöfe Konrad I., Eberhard L, Konrad II., Α., Konrad III. und Eberhard II. Wien 1866. Neudr. Aalen 1974. - Andreas Bigelmair: A. III. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 4 6 f . Heinz Dopsch: A. III. In: LexMA, Bd. 1, 1980, Sp. 100. Ders.: A. 11. In: LThK 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 130f. - Franz Ortner: A. von Böhmen. In: Gatz, Bischöfe (1198-1448), 2001, S. 659-661.

er ein einflußreicher Ratgeber der Ottonen blieb. Mit Hilfe gefälschter Urkunden vollzog er die endgültige Loslösung Bremens von Köln und verband die Diözesen Hamburg und Bremen miteinander. Unter ihm erhielt das Bistum 947/48 die Suffraganbistümer Schleswig, Ripen und Aarhus, 968 auch Oldenburg in Ostholstein. 983 erlitt A.s Mission durch die Zerstörung Hamburgs durch die Obotriten und die heidnische Reaktion in Dänemark Rückschläge. In Verbindung mit der ottonischen Politik schufen seine Maßnahmen die Grundlage für die Christianisierung des Nordens. LITERATUR: Otto Heinrich May: Regesten der Erzbischöfe von Bremen. Bd. 1. Hamburg/Bremen 1937, S. 27-37. Ders.: A. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 4 7 f . - Günter Glaeske: Die Erzbischöfe von Hamburg-Bremen als Reichsfürsten (937-1258). Hildesheim 1962, S. 5-25. - Karl Jordan: A. In: LexMA, Bd. 1, 1980, Sp. 104. - Helmuth Kluger: A. In: LThK 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 131. A d a l g a r , Erzbischof von Hamburg-Bremen, t 9.5.909 Bremen. Der wohl aus einem sächsischen Adelsgeschlecht stammende A. trat in das Benediktinerkloster Corvey bei Höxter ein. Als —> Rimbert 865 Erzbischof von Hamburg-Bremen wurde, begleitete er ihn als Gehilfe und späterer Koadjutor nach Bremen. Seit 888 war er Rimberts Nachfolger. In langwierigen Auseinandersetzungen mit Erzbischof —> Hermann von Köln um ehemalige, von Papst Nikolaus I. 864 aufgehobene Metropolitanrechte Kölns konnte er dem Erzbistum seine Unabhängigkeit sichern. LITERATUR: Otto Heinrich May: Regesten der Erzbischöfe von Bremen. Bd. 1. Hamburg/Bremen 1937. - Ders.: A. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 47. - Karl Reinecke: Das Erzbistum Hamburg-Bremen und Köln 890-893. In: Stadcr Jahrbuch 1973, S. 59-76. - Frank Weyrich: A. In: LexMA, Bd. 1. 1980, Sp. 104. - Peter Johanek: A. in: LThK 3 , Bd. 1, 1993. Sp. 131 f.

A d a l b o l d , Bischof von Utrecht, auch Adelbold, Athalbaldus, Albaldus, f 27.11.1026. A. war um 980-90 Schüler des Bischofs Notger von Lüttich, um 1000 Scholastikas in Lüttich oder Lobbes, zeitweilig auch in der Kanzlei -»Heinrichs II. tätig. 1007 ist er als Archidiakon von St. Lambert in Lüttich nachgewiesen. 1010 übertrug ihm der Kaiser das Bistum Utrecht, dessen Besitzungen er in Kämpfen gegen die Normannen und Lothringer verteidigte und vermehrte. Später Schloß er sich den aszetischen Ideen der cluniazensischen Richtung an und gründete das Kloster Hohorst. Er wollte selbst Mönch werden, ließ sich aber dazu bewegen, das Bischofsamt wieder zu übernehmen. A. war ein bedeutender Mathematiker und verfaßte u. a. einen Kommentar zu Bocthius. Ob die Zuweisung der anonym überlieferten Schrift Desiderio tuo, fili carissime, mit der Α. als musiktheoretischer Autor in Anspruch genommen wurde, gerechtfertigt ist, ist umstritten. Während seiner Amtszeit wurde die Martinskirche in Utrecht wieder aufgebaut.

A d a l g o z von Veltheim, Erzbischof von Magdeburg, auch Adelgot, Adalgot, t 12.6.1119 Magdeburg. Als gebürtiger Graf von Veltheim war A. nahe verwandt mit den Grafen von Groitzsch, Bischof —>Burchard II. von Halberstadt und Erzbischof Walter von Magdeburg. Er wurde 1102 Domherr und bald danach Dompropst von Halberstadt. Heinrich V. ernannte ihn 1107 unter Verstoß gegen das Simonieverbot zum Erzbischof von Magdeburg; es gelang ihm trotzdem, das Pallium vom Papst zu erhalten. Nach 1114 war A. auf antikaiserlicher Seite in den Konflikt Heinrichs V. mit der sächsischen Opposition verstrickt. Auch betrieb er einen Kreuzzug gegen die Wenden. Er gründete das Nicolaistift in Magdeburg und das Kloster Neuwerk bei Halle. LITERATUR: Berent Schwineköper: A. von Veltheim. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 48. - Dietrich Claude: Geschiche des Erzbistums Magdeburg bis in das 12. Jahrhundert. 2 Bde., Köln 1975. - Ders.: A. von Veltheim. In: LThK 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 132.

LITERATUR: Bernhard Bischoff: A. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 47. - Hans Schmid: Zur sogenannten Musica Adelboldi Traiectensis. In: Acta musicoligica 28 (1956) S. 69-73. - Fidel Rädle: A. von Utrecht. In: VL 2 , Bd. 1, 1978, Sp. 41 f. Günter Glauche: Α. von Utrecht. In: LexMA, Bd. 1, 1980, Sp. 103 f. - Rolf Grosse: A. In: LThK 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 131. - Klaus-Jürgen Sachs: A. von Utrecht. In: MGG 2 P, Bd. 1, 1999, Sp. 981'.

A d a l h a r d , Abt von Corbie, * um 751, t 2.1.826. Der Vetter Karls des Großen wurde am Hof Karls erzogen und trat um 770 in das Kloster Corbie bei Amiens ein. A. wurde um 780 Abt von Corbie und war als Gesandter (Rom 809) und Missus in Italien (812-14) tätig. 814 wurde A. von Ludwig dem Frommen seiner Güter beraubt und in das Kloster St. Philibert auf der Insel Heri an der Loiremündung verbannt. 821 durfte er nach Corbie zurückkehren. Gemeinsam mit seinem Bruder —>Wala gründete er 822 in Höxter das Benediktinerkloster Corvey (Neu-Corbie) und für seine Schwester Theodrada ein Nonnenkloster in Herford nach dem Muster des Marienklosters in Soissons. Das Original der Schrift A.s über die Pfalzordnung Karls des Großen De ordine palatii ist verloren, jedoch in der Bearbeitung Hinkmars von Reims erhalten.

A d a l d a g , Erzbischof von Hamburg-Bremen, * um 900, t 2 8 . / 2 9 . 4 . 9 8 8 Bremen. Der Verwandte und Schüler Bischof Adelwards von Verden wurde Domherr in Hildesheim, Mitglied der königlichen Kapelle Heinrichs I., 936 schließlich Kanzler und Notar Ottos I. und 937 Erzbischof von Hamburg-Bremen, als welcher

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Adalram LITERATUR: Paul L e h m a n n : A . In: N D B , B d . 1, 1953, S. 4 8 f. - Josef Fleckenstein: Α . Ι. In: L e x M A , Bd. 1, 1980, Sp. 105. - Brigitte K a s t e n : A . v. C o r b i e . D ü s s e l dorf 1986. - D i e t e r H ä g e r m a n n : D e r A b t als G r u n d h e r r . In: Friedrich P r i n z (Hrsg.): H e r r s c h a f t u n d K i r c h e . Stuttgart 1988, S. 3 4 5 - 3 8 5 . - D a v i d G a n z : C o r b i e in the C a r o l i n g i a n R e n a i s s a n c e . S i g m a r i n g e n 1990. - Brigitte K a s t e n : A . In: L T h K \ Bd. 1, 1993, S p . 132 f. A d a l r a m , E r z b i s c h o f von Salzburg, t 4 . 1 . 836. E r s t m a l s 819 als A r c h i d i a k o n d e s Erzstifts S a l z b u r g g e n a n n t , trat A . 821 d i e N a c h f o l g e E r z b i s c h o f —> A r n o s an und erhielt 8 2 4 auf W u n s c h K a i s e r L u d w i g s d e s F r o m m e n von E u g e n II. d a s Pallium. E r f ü h r t e d i e M i s s i o n s a r b e i t in K a r a n t a n i e n und O b e r p a n n o n i e n fort; unter i h m k o n n t e in N e u t r a d i e erste Kirche der heutigen S l o w a k e i g e g r ü n d e t w e r d e n . LITERATUR: W i l h e l m Fischer: P e r s o n a l - und A m t s d a t e n d e r E r z b i s c h ö f e von Salzburg, 7 9 8 - 1 5 1 9 . Diss. G r e i f s w a l d 1916, S. 3 0 f. - H e r b e r t Klein: A . In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 49. A d a l w i n , A b t von St. E m m e r a m , B i s c h o f von Regensburg, t 4. 1 0 . 8 1 6 . Α., ein K l e r i k e r u n b e k a n n t e r H e r k u n f t , w u r d e 7 9 2 A b t von St. E m m e r a m u n d B i s c h o f von R e g e n s b u r g . Z w i s c h e n 8 0 2 und 8 1 0 w a r er a u c h M i s s u s D o m i n i c u s . W ä h r e n d seines Pontifikats v e r g r ö ß e r t e A . d e n Besitz d e s B i s t u m s . S o erhielt er u. a. 7 9 4 von Karl d e m G r o ß e n e i n e S c h e n k u n g von L a n d bei R e g e n s b u r g . D a s b i s c h ö f l i c h e S k r i p t o r i u m erlebte unter A . eine Blütezeit. Politisch galt A. als A n h ä n g e r Karls d e s G r o ß e n , d e r i h m wohl zu s e i n e m B i s c h o f s a m t verhalf. Trotzd e m m u ß t e A . g e g e n seinen Willen d i e E r h ö h u n g —»Arnos von S a l z b u r g z u m M e t o p o l i t e n der b a y e r i s c h e n P r o v i n z ane r k e n n e n , w a s einer Z u r ü c k s e t z u n g R e g e n s b u r g s g l e i c h k a m . LITERATUR: W i l h e l m Volkert: A . In: L T h K 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 133. - A l o i s S c h m i d : D i e S c h e n k u n g K a r l s d e s G r o s sen f ü r A b t b i s c h o f A . von R e g e n s b u r g . Z u r Interpretation d e s D i p l o m s M G H . D K d G r Nr. 176. In: A u x i l i a histórica. Hrsg. ν. Walter K o c h . M ü n c h e n 2 0 0 1 , S. 3 8 9 - 4 0 5 . - G e r t r u d D i e p o l d e r : B e m e r k u n g e n zur H e r k u n f t d e r B i s c h ö f e A . und B a t u r i c h von R e g e n s b u r g . L a n d f r e m d ? A u s d e m Uradel d e s D o n a u g a u s ? In: Staat und V e r w a l t u n g in B a y e r n . Hrsg. v. K o n r a d A c k e r m a n n . M ü n c h e n 2 0 0 3 , S. 21-36. A d a l w i n , E r z b i s c h o f von Salzburg, t 1 4 . 5 . 8 7 3 . A. w a r vor a l l e m f ü r die S l a w e n m i s s i o n in P a n n o n i e n und M ä h r e n von B e d e u t u n g , m u ß t e sich j e d o c h in der A u s e i n a n d e r s e t z u n g mit d e m v o l k s s p r a c h l i c h G o t t e s d i e n s t h a l t e n d e n M i s s i o n a r M e t h o d i o s schließlich g e s c h l a g e n g e b e n , d a d i e P ä p s t e H a d r i a n II. und J o h a n n e s VIII. diesen unterstützten. A . s R e c h t f e r t i g u n g s s c h r i f t De conversione Bagoariorum et Carantaniorum wies die Verdienste und R e c h t e S a l z b u r g s u m die S l a w e n m i s s i o n nach u n d gilt als w i c h t i g e kulturgeschichtliche Q u e l l e . LITERATUR: W i l h e l m Fischer: P e r s o n a l - und A m t s d a t e n d e r E r z b i s c h ö f e von Salzburg, 7 9 8 - 1 5 1 9 . Diss. G r e i f s w a l d 1916, S. 32. - A u g u s t J a k s c h : G e s c h i c h t e K ä r n t e n s bis 1335.1: Urzeit bis 1246. K l a g e n f u r t 1928, S. 88, 9 3 ff. - Kurt B e c h e r ; A . In: N D B , B d . 1, 1953, S. 49. A d a m von B r e m e n , G e s c h i c h t s s c h r e i b e r , t 1 2 . 1 0 . n a c h 1081. Aus Ostfranken stammend, kam der Freund Erzbischof - > A d a l b e r t s I. 1 0 6 6 / 6 7 n a c h B r e m e n . E r w u r d e dort D o m herr und 1069 D o m s c h o l a s t e r . N a c h d e m Tod A d a l b e r t s 1072 b e g a n n er d i e N i e d e r s c h r i f t einer G e s c h i c h t e d e s Erzb i s t u m s H a m b u r g - B r e m e n , Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificium in vier B u c h e r n . D i e ersten beiden B ü c h e r schildern d i e G e s c h i c h t e des E r z b i s t u m s bis 1043, d a s dritte die Vita E r z b i s c h o f A d a l b e r t s , d a s vierte bietet e i n e g e o g r a p h i s c h und e t h n o g r a p h i s c h wertvolle B e s c h r e i b u n g N o r d e u r o p a s , der O s t s e e l ä n d e r und -inseln. N a c h t r ä g e und

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E r g ä n z u n g e n (Scholien), d i e A . in d a s j e t z t verlorene H a n d e x e m p l a r eintrug, reichten bis 1081, längstens 1085. A l s Q u e l l e n d i e n t e n i h m A r c h i v a l i e n aus d e m bischöflichen Archiv und B e r i c h t e v e r s c h i e d e n e r G e w ä h r s m ä n n e r , v o r allem d i e des D ä n e n k ö n i g s S v e n d E s t r i d s e n , an d e s s e n H o f er 1 0 6 7 / 6 8 gelebt hatte. LITERATUR: F r a n z - J o s e f S c h m a l e : A . von B r e m e n . In: V L 2 , B d . 1, 1978, S p . 50-54. - Ders.: A. von B r e m e n . In: L e x M A , B d . 1, 1980, S p . 107. - Peter J o h a n e k : A . von B r e m e n . In: L T h K 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 139. A d a m , Zisterzienser, A b t von E b r a c h , * v o r 1100 im K ö l n i s c h e n , f 23. 1 1 . 1 1 6 1 . A . w a r M ö n c h der Zisterzienserabtei M o r i m o n d i m B i s t u m L a n g r e s und w u r d e 1127 A b t d e s n e u g e g r ü n d e t e n Klosters E b r a c h im B i s t u m W ü r z b u r g . E r k o n n t e schon nach w e n i g e n J a h r e n sechs Tochterklöster im süd- u n d s ü d o s t d e u t s c h e n R a u m g r ü n d e n (Rein, H e i l s b r o n n , L a n g h e i m , N e p o m u k , A l d e r s b a c h , B i l d h a u s e n ) . A . w a r mit B e r n h a r d von Clairvaux b e f r e u n d e t und w u r d e von i h m 1147 mit d e r K r e u z z u g s p r e d i g t in O s t f r a n k e n u n d B a y e r n b e a u f t r a g t . N ä h e r e K o n t a k t e sind a u c h zu —»Hildegard von B i n g e n und K o n rad III. belegt. Friedrich I. B a r b a r o s s a b e s t i m m t e ihn 1152 zur T e i l n a h m e an einer G e s a n d t s c h a f t an P a p s t E u g e n III. LITERATUR: J o h a n n e s Jaeger: Kloster E b r a c h unter sein e m ersten A b t Α.: 1126-1166. N a c h h a n d s c h r i f t l i c h e n Q u e l l e n . Ein B e i t r a g zur f r ä n k i s c h e n G e s c h i c h t e . N ü r n b e r g 1916. - F e r d i n a n d G e l d n e r : A b t A . von E b r a c h , d a s staufische K ö n i g s h a u s und der heilige B e r n h a r d von C l a i r v a u x . In: J a h r b u c h f ü r f r ä n k i s c h e L a n d e s f o r s c h u n g 1 1 / 1 2 (1953) S. 5 3 - 6 5 . - F r a n z - J o s e f S c h m a l e : A . In: N D B , B d . 1, 1953, S. 50. - F e r d i n a n d G e l d n e r : A b t A . v. E. In: F r ä n k i s c h e Lebensbilder. Bd. 2. Hrsg. v. G e r h a r d P f e i f f e r . W ü r z b u r g 1968, S. 8 - 2 5 . - F r a n z - J o s e f S c h m a l e : A. v. E. In: L e x M A , B d . 1, 1980, S p . 108. - F r a n z Staab: A. v. E. In: L T h K 3 , B d . 1, 1993, Sp. 139 f. A d a m von Fulda, K o m p o n i s t , M u s i k t h e o r e t i k e r , * u m 1445 Fulda, t 1505 W i t t e n b e r g . A . studierte o f f e n b a r in B a s e l ; nach A u f e n t h a l t e n in Passau und Kloster V o r m b a c h Schloß er 1490 seinen Traktat De musica ab. 1491-1501 leitete er d i e Kantorei K u r f ü r s t —»Friedrichs d e s Weisen in Torgau und w a r 1502 in Witt e n b e r g bei d e r G r ü n d u n g der Universität als D o z e n t eing e t r a g e n ; er starb an d e r Pest. E i n i g e seiner K o m p o s i t i o n e n w a r e n im 16. Jh. in g a n z D e u t s c h l a n d verbreitet, zu m e h r e ren Sätzen schrieb H a n s —> S a c h s geistliche Texte; sie w u r d e n in e v a n g . G e s a n g b ü c h e r a u f g e n o m m e n . Von A.s W e r k e n sind e i n e M e s s e ü b e r ein C h a n s o n und z e h n O f f i z i e n , d a r u n ter sieben H y m n e n b e k a n n t . Als M u s i k t h e o r e t i k e r leitete A . von mittelalterlichen zu h u m a n i s t i s c h e n M u s i k l e h r e n über. LITERATUR: W i l h e l m E h m a n n : A . v. F. in seinen kirchlichen W e r k e n . Berlin 1935. - Ders.: A. v. F. als Vertreter d e r ersten d e u t s c h e n K o m p o n i s t e n g e n e r a t i o n . Berlin 1936. - H a n s E n g e l : A . v. F. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 5 0 f . - H e i n r i c h H ü s c h e n : A . v. F. In: V L 2 , B d . 1, 1978, Sp. 54-61. - A x e l Beer: A . v. F. In L T h K 1 , B d . 1, 1993, Sp. 140. - Jürgen Heidrich: A . v. F. In: M G G 2 P , B d . 1, 1999, Sp. 1 1 1 - 1 1 3 . K l a u s W o l f g a n g N i e m ö l l e r : A . v. F. In: N G r o v e D , B d . 1, 2 2 0 0 1 , S. 148 f. A d a m von K ö l n (von G l a d b a c h ) , D o m i n i k a n e r , Prior, Provinzial, t 1408. A . studierte um 1391 / 92 in K ö l n und e r w a r b vor 1395 d e n G r a d eines M a g i s t e r s d e r T h e o l o g i e . 1395 z u n ä c h s t Inquisitor, w u r d e er 1396 Prof. an der U n i v . K ö l n , 1397 Prior und 1400 R e g e n s des K ö l n e r S t u d i u m s . 1402-08 stand er als Provinzial an der S p i t z e der d e u t s c h e n O r d e n s p r o v i n z der D o m i n i k a n e r . A . v e r f a ß t e e i n e g e r e i m t e Summula metrice conscripta ex Summa Raimundi de Penyafort, die aber a u c h A d a m von A l d e r s b a c h z u g e s c h r i e b e n w u r d e .

Adami LITERATUR: Gabriel L o h r : A . von K ö l n . In: N D B , B d . 1, 1953, S. 51. - P a u l u s E n g e l h a r t : A . von K ö l n . In: L e x M A , B d . 1, 1980, S p . 109. - M e i n o l f L o h r u m : A . von Köln. In: L T h K \ B d . 1, 1993, Sp. 140. A d a m M e y e r , a u c h A d a m u s Villicus, B e n e d i k t i n e r , T h e o loge, * u m 1410 U r e x w e i l e r bei St. W e n d e l , t 1 7 . 2 . 1 4 9 9 Köln. A . trat u m 1430 in d i e Trierer B e n e d i k t i n e r r e f o r m a b t e i St. M a t t h i a s ein; 1448 w u r d e er z u s a m m e n mit a n d e r e n M ö n c h e n zur D u r c h f ü h r u n g e i n e r R e f o r m in d i e K ö l n e r A b tei G r o ß St. M a r t i n versetzt. Seit 1454 A b t dieses Klosters, Schloß er e s im f o l g e n d e n J a h r der „ B u r s f e l d e r K o n g r e g a t i o n " an. E r w a r eine d e r b e d e u t e n d s t e n P e r s ö n l i c h k e i t e n dieser B e w e g u n g und gestaltete G r o ß St. M a r t i n z u m „ M o dellkloster", konsolidierte die F i n a n z e n , errichtete e i n e Bibliothek und ein S k r i p t o r i u m . A . gliederte zahlreiche Klöster in die K o n g r e g a t i o n ein und wirkte als G e n e r a l v i s i t a t o r und K l o s t e r r e f o r m e r in d e r E r z d i ö z e s e K ö l n - T r i e r . N u r w e n i g e der i h m z u g e s c h r i e b e n e n S c h r i f t e n gelten als echt, u . a . einige B r i e f e , m i n d e s t e n s sieben Predigten und der von Oliver L e g i p o n t h e r a u s g e g e b e n e Trcictatus asceticus de Septem gradibus spiritual is ascensionis in Deum ( 1 7 5 3 ) , e i n e N o v i zenlehre, d i e in M y s t i k und A s k e s e e i n f ü h r t . LITERATUR: Dietrich S c h m i d t c k e : Μ . , A. In: V L 2 , B d . 6, 1987, Sp. 4 7 0 - 4 7 4 . - J o a c h i m V e n n e b u s c h : Μ . , A . In: N D B , Bd. 17, 1994, S. 324. A d a m , Ernst, kath. T h e o l o g e , P ä d a g o g e , * 1884 M ü n c h e n , t 1955 M ü n c h e n . A . w a r P r ä s e s der J u n g - H a n s a und des J u n g m ä n n e r r i n g s d e s K a t h o l i s c h e n K a u f m ä n n i s c h e n Vereins H a n s a in M ü n c h e n . 1924 g e h ö r t e er zu den G r ü n d e r n d e r H a n s a - H e i m e f ü r katholische K a u f l e u t e und S t u d e n t e n . Z u d e n H e i m e n k a m 1927 e i n e H ö h e r e H a n d e l s s c h u l e , 1928 ein n e u n k l a s s i g e s P ä d a g o g i u m hinzu. N a c h einer ö k o n o m i s c h e n Krise übern a h m Philipp —> A u r n h a m m e r 1928 d i e wirtschaftliche, 1929 a u c h die p ä d a g o g i s c h e L e i t u n g . 1938 w u r d e n d i e H a n s a heime durch die Nationalsozialisten geschlossen. Nach dem Z w e i t e n Weltkrieg g r ü n d e t e A . d a s P r i v a t g y m n a s i u m N y m p h e n b u r g in M ü n c h e n . A d a m , J o h a n n e s , e v a n g . T h e o l o g e , * 1 2 . 5 . 1867 Barr (Unterelsaß), t 14. 1. 1936 D o r l i s h e i m (Unterelsaß). N a c h d e m S t u d i u m in S t r a ß b u r g und G e n f w u r d e A . 1896 P f a r r e r in D o r l i s h e i m und 1914 geistlicher I n s p e k t o r an St. T h o m a s in Straßburg. E r o r d n e t e und katalogisierte d a s S t r a ß b u r g e r T h o m a s a r c h i v und erhielt in A n e r k e n n u n g seiner k i r c h e n g e s c h i c h t l i c h e n A r b e i t e n u n d F o r s c h u n g e n 1917 d i e t h e o l o g i s c h e E h r e n d o k t o r w ü r d e d e r Universität. A . s u m f a s s e n d s t e S c h r i f t ist die Evangelische Kirchengeschichte der elsässischen Territorien bis zur Französischen Revolution (1928). WEITERES WERK: E v a n g e l i s c h e K i r c h e n g e s c h i c h t e d e r Stadt S t r a ß b u r g bis zur F r a n z ö s i s c h e n R e v o l u t i o n . S t r a ß b u r g 1922. LITERATUR: A l f r e d K r a f f t : Α., J. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 52 f. A d a m , Karl, kath. T h e o l o g e , * 2 2 . 1 0 . 1876 P u r s r u c k (Oberpfalz), t 1.4.1966 Tübingen. A . Schloß seine S t u d i e n an d e r P h i l o s o p h i s c h - T h e o l o g i schen H o c h s c h u l e R e g e n s b u r g u n d der Univ. M ü n c h e n 1904 mit der P r o m o t i o n a b ( D e r Kirchenbegriff Tertullians. Eine dogmengeschichtliche Studie). Seit 1900 w a r er S e e l s o r g e r in R i e k o f e n und N e u s t a d t , von 1908 an P r i v a t d o z e n t in M ü n c h e n ( D i e Eucharistielehre des heiligen Augustin). 1917 w u r d e er a. o . P r o f . , 1918 o . P r o f . der M o r a l t h e o l o g i e an d e r U n i v . S t r a ß b u r g . 1919-49 lehrte B „ d e r 1933 M i t g l i e d d e r

N S D A P w u r d e , als O r d i n a r i u s f ü r D o g m a t i k und D o g m e n g e s c h i c h t e an der U n i v . T ü b i n g e n und w a r einer der f ü h r e n d e n kath. T h e o l o g e n d e r Z w i s c h e n k r i e g s z e i t . Seit 1952 w a r er M i t g l i e d der Internationalen A k a d e m i e d e r W i s s e n s c h a f ten und K ü n s t e in N e a p e l . Er v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Das Wesen des Katholizismus (1924, 1 3 1957), Christus, unser Bruder (1926, ' I 9 6 0 ) und Jesus Christus (1933, 8 1 9 4 9 ) . WEITERE WERKE: D a s s o g e n a n n t e B u ß e d i k t des P a p s t e s Kallistus. M ü n c h e n 1917. - G l a u b e und G l a u b e n s w i s s e n s c h a f t im K a t h o l i z i s m u s . R o t t e n b u r g 1920, 2 1 9 2 3 . - D i e geistige E n t w i c k l u n g d e s heiligen A u g u s t i n u s . A u g s b u r g 1931. - G e s a m m e l t e A u f s ä t z e . Z u r D o g m e n g e s c h i c h t e und T h e o l o g i e der G e g e n w a r t . H r s g . v. Fritz H o f m a n n . A u g s b u r g 1936. - D e r erste M e n s c h im Licht der Bibel und der N a t u r w i s s e n s c h a f t . D a r m s t a d t 1959. LITERATUR: Κ. A. z u m s e c h z i g s t e n G e b u r t s t a g . R e g e n s b u r g 1936, S. 2 9 0 - 3 5 2 . - R u d o l f G r a b e r : Κ. A . ( 1 8 7 6 - 1 9 6 6 ) z u m 100. G e b u r t s t a g . R e g e n s b u r g 1976. - J o h a n n e s Kreidler: Κ. A . und d e r N a t i o n a l s o z i a l i s m u s . In: R o t t e n b u r g e r Jahrb u c h f ü r K i r c h e n g e s c h i c h t e 2 ( 1 9 8 3 ) S. 129-140. - H a n s Kreidler: E i n e T h e o l o g i e d e s L e b e n s . G r u n d z ü g e im theologischen D e n k e n K. A.s. M a i n z 1988. - R o b e r t A n t h o n y Krieg: K . A . C a t h o l i c i s m in G e r m a n culture. N o t r e D a m e u . a . 1992. - H a n s Kreidler: Α., K. In: L T h K \ B d . 1, 1993, S p . 141 f. - R o b e r t A . Krieg: Α., K. In: R G G 4 , Bd. 1, 1998, S p . 107.

A d a m i , Adam, Pseud. Humanus Erdeman, Benediktiner, T h e o l o g e , * 1610 M ü l h e i m / R h e i n , t 1.3. 1663 Hildesheim. A . w a r S o h n des B ü r g e r m e i s t e r s seiner H e i m a t s t a d t und studierte n a c h d e m B e s u c h des J e s u i t e n g y m n a s i u m s T r i c o r o n a t u m in K ö l n seit 1626 an der dortigen Universität. 1627 e r w a r b er d e n G r a d e i n e s B a c c a l a u r e u s . 1628 w u r d e er B e n e d i k t i n e r in B r a u w e i l e r und 1633 z u m Priester g e w e i h t . Als R e g e n s d e s S e m i n a r s d e r B u r s f e l d e r K o n g r e g a t i o n an der K ö l n e r U n i v . w u r d e er p r o m o v i e r t , 1637 Prior d e s Klosters St. J a k o b in M a i n z und 1639 in M u r r h a r d t bei B a c k n a n g / W ü r t t e m b e r g . A l s B e v o l l m ä c h t i g t e r der s c h w ä b i s c h e n Klöster, d e s Fürstabts A r n o l d von C o r v e y und m e h r e r e r and e r e r kath. R e i c h s s t ä n d e n a h m er an den V e r h a n d l u n g e n um d e n W e s t f ä l i s c h e n F r i e d e n teil und v e r f a ß t e d a r ü b e r d e n B e richt: De Sacri Romani Imperii pacificatione Westphalica libri duo (1698). D e r K ö l n e r K u r f ü r s t - » M a x i m i l i a n H e i n rich, d e m er 1 6 5 0 / 5 1 d a s e r z b i s c h ö f l i c h e P a l l i u m aus R o m g e h o l t hatte, e r n a n n t e ihn z u m G e h e i m e n Rat und b e w i r k t e 1653 seine E r n e n n u n g z u m W e i h b i s c h o f von H i l d e s h e i m . WEITERE WERKE: C h r o n i c o n der A b t e i M u r r h a r d t . 1642. A n t i - C a r a m u e l . T r i m o n a d i 1648 (pseud.). - A r c a n a pacis W e s t p h a l i c a e . F r a n k f u r t / M a i n 1698 ( a n o n y m ) . LITERATUR: V D 17. - Friedrich Israel: A . A . und s e i n e A r c a n a pacis W e s t p h a l i c a e . Berlin 1909. N a c h d r . V a d u z 1965. - P a u l u s Volk: Α., Α . In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 5 5 f. Ders.: Z u r B i o g r a p h i e d e s Α . A . In: F e s t s c h r i f t P. E. S c h r a m m . B d . 3. W i e s b a d e n 1964, S. 3 7 3 - 3 8 1 . - Fintan M . P h a y e r : A . A . and t h e p e a c e of Westphalia. In: T h e A m e rican B e n e d i c t i n e R e v i e w 2 0 ( 1 9 6 9 ) S. 3 2 1 - 3 4 1 . - S t e p h a n Petzolt: A, A . In: L T h K \ B d . 1, 1993, Sp. 142.

A d a m i , J o h a n n Christian, e v a n g . T h e o l o g e , * 13. 1 . 1 6 6 2 L u c k a u , t 1 2 . 5 . 1715 L ü b b e n . Seit 1679 b e s u c h t e A. d i e U n i v . W i t t e n b e r g ( M a g i s t e r 1681), ging 1684 als D i a k o n n a c h L u c k a u , w o er 1687 A r c h i d i a kon und 1691 Pastor und S c h u l i n s p e k t o r w u r d e . Drei J a h r e später w u r d e er in W i t t e n b e r g Lizentiat und 1700 D o k t o r der T h e o l o g i e . Seit 1701 w a r er Beisitzer des N i e d e r l a u s i t z s c h e n K o n s i s t o r i u m s und von 1711 an G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t und

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Adami O b e r p f a r r e r in Liibben; unter den W e n d e n seines S p r e n g e i s g e n o ß er g r o ß e s A n s e h e n . A . v e r ö f f e n t l i c h t e n e b e n drei Dissertationen m e h r e r e P r e d i g t e n und A b h a n d l u n g e n (u. a. Hellstrahlendes Bibel-Licht oder Betrachtungen über 58 Sprüche der Heiligen Schrift, 1699) s o w i e Lieder.

P e t e r D i n z e l b a c h e r : L „ A . In: L e x M A , B d . 5, 1991, Sp. 1688. - G a b r i e l e L a u t e n s c h l ä g e r : L „ A . In: L T h K 3 , B d . 6, 1997, S p . 642. - R a l p h F r e n k e n : A . L. ( t 1375). In: Ders.: K i n d h e i t und M y s t i k im Mittelalter. F r a n k f u r t / M a i n u . a . 2 0 0 2 , S. 2 1 9 - 2 2 9 .

A d a m i , Johann Samuel, Pseud. Misander, evang. Theologe, * 2 1 . 1 0 . 1 6 3 8 D r e s d e n , t 1 3 . 3 . 1713 P r e t z s c h e n d o r f . Α., dessen Vater aks S c h r e i b e r bei d e n Soldaten und später als A d v o k a t in D r e s d e n tätig war, studierte P h i l o s o p h i e und T h e o l o g i e an der U n i v . Leipzig, w u r d e 1661 L e h r e r an d e r K r e u z s c h u l e in D r e s d e n , erhielt 1664 d i e M a g i s t e r w ü r d e in W i t t e n b e r g und g i n g 1667 als substituierender P a s t o r nach R a b e n a u bei T h a r a n d t . K u r z darauf w u r d e er z u m D i c h t e r g e k r ö n t . Seit 1672 lebte er als P a s t o r in P r e t z s c h e n d o r f . N e ben s e i n e m H a u p t w e r k , der u m f a n g r e i c h e n R e a l i e n s a m m lung Deliciae ( i n s g e s a m t 6 0 B d e . , seit 1690; u . a . Deliciae evangelicae, 14 Bde., 1699-1711), v e r ö f f e n t l i c h t e A . u . a . geistliche und p r o f a n e Traktate, Predigten u n d e i n e Anleitung z u m G e b r a u c h gelehrter B ü c h e r (Misanders BücherFreunde und Bücher-Feinde, 1695). D a s Lied Welt, tobe, wie du willst und wüte im B a u t z e n e r G e s a n g b u c h von 1727 wird e b e n f a l l s A . z u g e s c h r i e b e n .

A d e l h e i d , Äbtissin von Q u e d l i n b u r g , * 9 7 7 , t 1 4 . 1 . 1 0 4 0 / 4 4 / 4 5 Quedlinburg. D i e T o c h t e r O t t o s II. und Enkelin der Kaiserin A d e l h e i d trat 9 9 5 als K a n o n i s s e in das Stift Q u e d l i n b u r g ein und w u r d e 9 9 9 z w e i t e Q u e d l i n b u r g e r Äbtissin und N a c h f o l g e r i n ihrer T a n t e —> M a t h i l d e , d e r T o c h t e r O t t o s d e s G r o ß e n . Sie pflegte e n g e n K o n t a k t mit ihrem B r u d e r O t t o III., d e r Q u e d l i n b u r g o f t b e s u c h t e , und übte d a d u r c h w i e ihre Vorgängerin zeitw e i s e politische M a c h t aus. —» Heinrich II. übertrug ihr 1014 zusätzlich d i e Leitung d e r R e i c h s s t i f t e G e r n r o d e und Verden. 1039 w u r d e sie nach d e m T o d ihrer S c h w e s t e r S o p h i e als letzte o t t o n i s c h e K a i s e r t o c h t e r s a t z u n g s g e m ä ß a u c h Äbtissin d e s ältesten liudolfingischen F a m i l i e n s t i f t s G a n d e r s h e i m . LITERATUR: M a r i t a K r e m e r : D i e Ä b t i s s i n n e n des Stifts Q u e d l i n b u r g , P e r s o n a l - und A m t s d a t e n . Diss. Leipzig 1924. - H a n s G o e t t i n g : Α . (I.). In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 5 9 f .

LITERATUR: V D 17. B d . 22, 1885, S. 2 f.

A d e l h e i d , Äbtissin von Vilich und St. M a r i a , * 9 6 0 / 7 0 , f 3 . 2 . u m 1015 K ö l n . A . w a r d i e j ü n g s t e T o c h t e r d e s G r a f e n M e g i n g o z in Geld e r n und Z u t p h e n s o w i e der G e r b e r g a , T o c h t e r von P f a l z g r a f G o t t f r i e d . Sie lebte z u n ä c h s t als N o n n e im Kloster St. Ursula ( K ö l n ) und w u r d e von dort a b b e r u f e n , n a c h d e m ihre Eltern 9 8 3 das Stift Vilich (bei B o n n ) errichtet hatten. A . w u r d e d e s s e n e r s t e Äbtissin und f ü h r t e in d e m Stift, d a s w o h l überw i e g e n d a u s a d e l i g e n T ö c h t e r n bestand, d i e B e n e d i k t i n e r R e g e l ein. A b 1002 leitete A. als N a c h f o l g e r i n ihrer verstorb e n e n S c h w e s t e r B e r t r a d a zusätzlich das Stift St. M a r i a i m Kapitol (Köln). Vilich g e n o ß w ä h r e n d A.s A m t s z e i t h o c h r a n g i g e F ö r d e r u n g , u.a. durch Kaiserin T h e o p h a n u . A b 9 8 7 stand d a s Stift unter d e m S c h u t z von Kg. O t t o III. A. w u r d e später als hl. Patronin g e g e n A u g e n k r a n k h e i t e n verehrt. Als Festtag etablierte sich der 5 . 2 . U m 1 0 5 6 / 5 7 entstand e i n e A.-Vita der N o n n e Bertha.

G o t t h a r d L e c h l e r : M . In:

ADB,

A d e l a , Heilige, auch A d o l a n a , A d u l a , Äbtissin, t 24.12. um 734. D i e G r ü n d e r i n des F r a u e n k l o s t e r s und späteren D a m e n s t i f t s P f a l z e l bei Trier e n t s t a m m t e einer der f ü h r e n d e n A d e l s f a m i lien des M e r o w i n g e r r e i c h s ; a n g e b l i c h w a r sie die S c h w e s t e r der heiligen I r m i n a , der Äbtissin von Ö h r e n ( H o r r e u m ) bei Trier, und d i e T o c h t e r D a g o b e r t s II. M i t d e n a n g e l s ä c h s i schen M i s s i o n a r e n , z u m a l d e m heiligen —> B o n i f a t i u s , w a r sie eng v e r b u n d e n . Ihre G e b e i n e w u r d e n laut einer B l e i inschrift 1207 in der alten S t i f t s k i r c h e zu P f a l z e l e r h o b e n . LITERATUR: M a t t h i a s W e r n e r : A d e l s f a m i l i e n im U m k r e i s der f r ü h e n K a r o l i n g e r . S i g m a r i n g e n 1982, S. 176 f. - Ders.: A . In: L T h K 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 150 f. A d e l b r e c h t , Dichter, 1. H ä l f t e 12. Jh. A . b e z e i c h n e t e sich selbst als Priester und s t a m m t e vermutlich aus K ä r n t e n . Er v e r f a ß t e u m 1120-30 das n u r in B r u c h s t ü c k e n v o r h a n d e n e G e d i c h t Johannes Baptista, in d e m er die I n f o r m a t i o n e n ü b e r J o h a n n e s den T ä u f e r aus d e n E v a n g e l i e n n a c h L u k a s und M a t t h ä u s zu einer L e g e n d e ausgestaltete. D i e Teile einer St.-Veit-Legende a u s d e r g l e i c h e n H a n d s c h r i f t zeigen stilistische Ä h n l i c h k e i t mit der J o h a n n e s L e g e n d e und w e r d e n d e m selben A u t o r z u g e w i e s e n . A d e l h e i d L a n g m a n n , D o m i n i k a n e r i n , M y s t i k e r i n , * 1306, t 2 2 . 1 1 . 1375 Kloster E n g e l t h a l bei N ü r n b e r g . D i e aus e i n e m ratsfähigen N ü r n b e r g e r G e s c h l e c h t stamm e n d e A . w u r d e nach nur e i n j ä h r i g e r E h e e t w a vierz e h n j ä h r i g W i t w e und trat noch vor 1330 in das D o m i n i k a n e r i n n e n k l o s t e r E n g e l t h a l bei N ü r n b e r g ein. Hier f ü h r t e sie ein von K r a n k h e i t e n , A s k e s e und m y s t i s c h e n Erlebnissen g e p ä g t e s D a s e i n . Ihre Offenbarungen, d i e aus S e l b s t a u f z e i c h n u n g e n , D i k t a t e n u n d a n d e r e m Material ü b e r ihr L e b e n zu e i n e m m i t t e l h o c h d e u t s c h e n G n a d e n - L e b e n z u s a m m e n g e stellt w u r d e n , sind in drei v e r s c h i e d e n redigierten H a n d schriften v e r m u t l i c h aus d e m 15. Jh. überliefert. AUSGABEN: D i e O f f e n b a r u n g e n der A . L. K l o s t e r f r a u zu E n g e l t h a l . Hrsg. v. P h i l i p p Strauch. S t r a ß b u r g 1878. - D i e O f f e n b a r u n g e n der M a r g a r e t h a E b n e r und der A. L. In d a s N e u h o c h d e u t s c h e übertr. v. Josef Prestel. W e i m a r 1939, S. 111-183. LITERATUR: H i e r o n y m u s W i l m s : G e s c h i c h t e der d e u t s c h e n D o m i n i k a n e r i n n e n 1206-1916. D ü l m e n 1920, S. 119-122. M a n f r e d Weitlauff: L „ A . In: N D B , Bd. 13, 1982, S. 6 0 8 f. S i e g f r i e d R i n g l e r : L „ A . In: V L 2 , B d . 5, 1985, Sp. 6 0 0 - 6 0 3 . -

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LITERATUR: F r a n z - J o s e f S c h m a l e : A . von Vilich. In: L e x M A 1, 1980, Sp. 147. - J a k o b S c h l a f k e : L e b e n und Verehrung d e r heiligen A . von Vilich. In: 1000 J a h r e Stift Villich 9 7 8 - 1 9 7 8 . B e i t r ä g e zu G e s c h i c h t e und G e g e n w a r t von Stift und Ort Villich. H r s g . v. Dietrich H ö r o l d t . B o n n 1978, S. 7 7 - 9 7 . Toni D i e d e r i c h : A . von Villich. In: L T h K 3 , B d . 1, 1993, Sp. 153. - Vita A d e l h e i d i s . D a s L e b e n der heiligen A. von Vilich. H r s g . v. H e i n z Piesik. B o n n 2 0 0 3 .

Adelmann von Adelmannsfelden, Bernhard, Humanist, * 2 7 . 5 . 1459 N e u b r o n n (?), t 16. 12. 1523 Eichstätt. N a c h S t u d i e n in H e i d e l b e r g , B a s e l und Ferrara ü b e r n a h m Α . ν. Α., B r u d e r von K o n r a d —» Α . ν. Α., 1486 ein von ihm schon 1472 e r w o r b e n e s K a n o n i k a t in Eichstätt, 1498 ein weiteres in A u g s b u r g . V e r s c h i e d e n e R e i s e n f ü h r t e n ihn n a c h E n g l a n d , F r a n k r e i c h , Italien und in d i e N i e d e r l a n d e . 1515 stiftete er d a s B r u d e r h a u s St. Sebastian in Eichstätt. Er n a h m Partei f ü r J o h a n n e s —»Reuchlin und w a r seit 1518 mit M a r tin —» L u t h e r b e k a n n t . A l s J o h a n n e s —»Eck 1519 äußerte, n u r einige u n g e l e h r t e D o m h e r r e n hielten zu Luther, trat er d e m g e m e i n s a m mit J o h a n n e s —» O e k o l a m p a d in d e r S c h r i f t Canonicorum indoctorum responsio ad Eccium entgegen. Von Eck d e s h a l b 1520 auf d i e B a n n b u l l e gesetzt, u n t e r w a r f sich A . v. A . und w u r d e absolviert. E r pflegte F r e u n d s c h a f t mit C o n r a d —>Peutinger und Willibald —»Pirckheimer und g e h ö r t e der h u m a n i s t i s c h e n „ S o c i e t a s A u g u s t a n a " an. LITERATUR: F r a n z X a v e r T h u r n h o f e r : Β. Α. ν. Α., H u m a nist und L u t h e r s F r e u n d . ( 1 4 5 7 - 1 5 2 3 ) . Ein L e b e n s b i l d aus der Zeit der b e g i n n e n d e n K i r c h e n s p a l t u n g in D e u t s c h l a n d . F r e i b u r g / B r e i s g a u 1900. - J o s e p h Zeller: D i e B r ü d e r B.,

Adler Konrad und Kaspar Α. ν. Α. als Stiftsherren von Ellwangen. Ein Gedenkblatt zur vierhundertsten Wiederkehr von B. A.s Todestag (gest. 16. Dezember 1523). In: Ellwanger Jahrbuch 8 ( 1 9 2 2 / 2 3 ) S. 75-85. - Georg Sigmund Graf A d e l m a n n von Adelmannsfelden: A. v. A, B. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 6 0 f . - Friedrich Zoepfl: Β. A. v. A. und seine Brüder Hans und Konrad. In: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben. Bd. 11. Hrsg. v. Adolf Layer. Weißenhorn 1976, S. 39-45. - Herbert Immenkötter: A. v. A. In: LThK 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 153 f.

Adelmann von Adelmannsfelden, Johann Christoph, Fürstpropst von Ellwangen, * 2 3 . 6 . 1 6 4 0 Hohenstadt, t 2 6 . 8 . 1687 Ellwangen. A. v. A. studierte 1651-57 bei den Jesuiten in Dillingen und 1658 in Ingolstadt. 1655 wurde er Domherr in Ellwangen und Augsburg, 1667 Dekan und im folgenden Jahr Fürstpropst in Ell wangen, 1671 auch D o m d e k a n in Augsburg. Durch seine Freundschaft mit d e m Jesuitenpater Philipp Jeningen nahm er Anteil an der Rekatholisierung des nordöstlichen Schwaben. Er stiftete die Wallfahrtskirche auf d e m Schönenberg bei Ellwangen. Seine wertvolle Bibliothek und eine S a m m l u n g mathematischer Instrumente hinterließ er d e m Ellwanger Stiftskapitel. LITERATUR: Georg Sigmund Adelmann von Adelmannsfelden: Das Geschlecht der A. v. A. Ellwangen 1948. - Ders.: A. v. A „ J. C. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 61.

A d e l m a n n von Adelmannsfelden, Konrad, Humanist, * 8 . 9 . 1462 Neubronn (?), t 6 . 2 . 1 5 4 7 Holzheim bei Dillingen. Der Bruder von Bernhard —> A. v. A. studierte in Heidelberg, Basel, Ferrara, Tübingen und Ingolstadt. Seit 1487 war er Kanonikus in Ellwangen, von 1502 an in Augsburg, 1523-28 in Eichstätt. Er gehörte d e m Kreis um Conrad Peutinger an und war mit Kilian —> Leib befreundet. Nachdem er anfangs gleich seinem Bruder mit der reformatorischen B e w e gung sympathisiert hatte, wandte er sich umso entschiedener ab und mußte nach der vollständigen Durchführung der Reformation in Augsburg mit d e m gesamten Domkapitel die Stadt verlassen. WERKE: De origine, ordine et militari disciplina magni Turcae [ . . . ] libellus. Augsburg [1530]. LITERATUR: Joseph Zeller: Die Brüder Bernhard, K. und Kaspar Α. ν. A. als Stiftsherren von Ellwangen. Ein Gedenkblatt zur vierhundertsten Wiederkehr von Bernhard Adelmanns Todestag (gest. 16. Dezember 1523). In: Ellwanger Jahrbuch 8 ( 1 9 2 2 / 2 3 ) S. 75-85. - Georg Sigmund Graf Adelmann v. Adelmannsfelden: Α. ν. A. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 61. - Friedrich Zoepfl: Bernhard Α. ν. A. und seine Brüder Hans und K. In: Lebensbilder aus d e m Bayerischen Schwaben. Bd. 11. Hrsg. v. Adolf Layer. Weißenhorn 1976, S. 39-45. - Herbert Immenkötter: Α. ν. A. In: LThK 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 153 f. A d e l o g , Bischof von Hildesheim, t 2 0 . 9 . 1 1 9 0 Hildesheim. Der Sohn eines Grafen von Dorstadt wurde 1160 Domherr in Hildesheim und Propst des Domstiftes in Goslar, 1169 auch des Stiftes auf d e m Petersberg bei Goslar. Seit 1171 war er Bischof von Hildesheim und nahm im Streit zwischen Friedrich I. und Heinrich dem L ö w e n Partei für die Staufer. 1180 konnte er vorübergehend mit der H o m b u r g den Besitz seiner Kirche erweitern. Mit Hilfe der Hildesheimer Bürger erwarb er die Asleburg und gründete zahlreiche Klöster (Wöltingerode, Dorstadt und Neuwerk) und Kirchen. Im „Großen Privileg" von 1179 regelte er u . a . die Beziehungen zwischen Bischof und Domkapitel. Während A.s Amtszeit erreichte die romanische Baukunst in Niedersachsen einen Höhepunkt.

LITERATUR: V D 16, A 213. - Hans Jürgen Rieckenberg: A. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 62. - Martin Heinzelmann: A. In: L e x M A , Bd. 1, 1980, Sp. 147 f. - Das Bistum Hildesheim. Bd. 3: Die Hildesheimer Bischöfe von 815 bis 1221 (1227). Bearb. v. Hans Goetting. B e r l i n / N e w York 1984, S. 414-443. - Bernd Schneidmüller: A. In: LThK 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 154. A d l e r , Georg Christian, Lehrer, evang. Theologe, * 1. 11. 1674 Wohlbach/Vogtland, t 30. 8.1741 Neustadt Brandenburg. A. besuchte seit 1687 das G y m n a s i u m in Altenburg, ging 1695 an die Univ. Leipzig, ließ sich 1697 in Halle nieder und wurde 1698 Hauslehrer in Königsberg. A.s Unterricht wurden bald so viele Kinder anvertraut, daß er weitere Lehrer beschäftigen mußte. Die so entstandene Schule erhielt 1701 ein kgl. Privileg und war der Beginn des späteren Collegium Fridericianum. A. unterrichtete seit 1704 am Pädagogium in Halle, wurde 1706 Rektor der Salfeldischen Schule in der Altstadt Brandenburg, 1708 Diakon, 1714 Archidiakon an St. Gotthard und 1732 Pfarrer und Mittagsprediger an der Paulinerkirche in der Neustadt Brandenburg. Er veröffentlichte Gedichte, Predigten und pädagogische Schriften, u . a . Schaden der versäumten Kinderzucht (1716). A d l e r , Jakob Georg Christian, evang. Theologe, Orientalist, * 8. 12.1756 Arnis (Schleswig), t 22. 8 . 1 8 3 4 Giekau (Holstein). A. studierte in Kiel Theologie, in Bützow und Rostock Orientalia. Mit einem Stipendium der dänischen Regierung stellte er 1780-82 an europäischen Bibliotheken Forschungen zu griechischen und orientalischen, vor allem syrischen Handschriften an, die für die biblische Textkritik von Bedeutung waren. A. wurde 1783 in Kopenhagen Prof. des Syrischen, 1788 der Theologie und im folgenden Jahr auch deutscher Hofprediger in Kopenhagen. Er verfaßte 1797 eine Kirchenagende, die aber wegen ihres rationalistischen Charakters auf starken Widerstand stieß. Seit 1792 war A. Generalsuperintendent von Schleswig, von 1806 an auch von Holstein und gab in dieser Funktion 1814 eine neue allgemeine Schulordnung f ü r Schleswig-Holstein heraus. Er veröffentlichte u. a. die von Johann Jakob Reiske bearbeiteten und übersetzten Abulfedae Annales Muslemici Arabice et Latine (5 Bde., 1789-95). LITERATUR: Hans Striedl: Α., J. G. C. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 70 f. A d l e r , Nathan ben Simeon Hakohen, Talmudist, Rabbiner, * 16. 12. 1741 F r a n k f u r t / M a i n , t 17. 12. 1800 F r a n k f u r t / Main. Bereits als Kind erregte A. mit seinen erstaunlichen Kenntnissen A u f m e r k s a m k e i t und eignete sich bei verschiedenen Gelehrten Wissen über die Natur an; er studierte hebräische und aramäische Grammatik sowie die Kabbala. Im Alter von 20 Jahren zählte er zu den ersten Gelehrten serner Heimatstadt und eröffnete 1762 eine Talmudschule. Die Gruppe, die sich um ihn bildete, fiel durch asketische Lebensführung und religiösen Übereifer auf. Durch die jüdische Gemeindeleitung wurde ihm schließlich die Abhaltung von Gottesdiensten verboten. 1782 wurde er Rabbiner der mährischen G e m e i n d e Boskowitz, kehrte 1785 aber nach Unstimmigkeiten zu seinem früheren Tätigkeitsfeld zurück, wo die alten Konflikte wieder auflebten. Erst kurz vor seinem Tod wurden die Erlasse des Rabbinats gegen A. aufgehoben. A d l e r , Nathan Marcus, Rabbiner, * 15.1. 1803 Hannover, f 2 1 . 1 . 1 8 9 0 London. Aus einer Rabbinerfamilie stammend, erhielt A. seine Ausbildung durch den Vater sowie an den Universitäten Göttingen, Erlangen, Würzburg und Heidelberg, wo er das Studium der klassischen und modernen Sprachen und der Theologie

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Adler mit der Promotion abschloß. Er wurde 1822 Rabbiner in Würzburg, 1829 Oberrabbiner des Großherzogtums Oldenburg und 1830 schließlich Landesrabbiner des Herzogtums Hannover. Er gilt als der erste Rabbiner, der eine akademische Ausbildung besaß, und als einer der ersten, die volkssprachliche Predigten und Gesänge im Gottesdienst einführten. Seit 1842 war A. Oberrabbiner der aschkenasischen Juden in London, wo er das „Jews College" sowie die „United Synagogue" gründete. Seit 1880 unterstützte ihn sein Sohn in der Amtsführung. A. veröffentlichte Kommentare und Übersetzungen, u.a. Netina la-Ger (5 Bde., 1875). LITERATUR: Adolf Brüll: Α., Ν. M. In: ADB, Bd. 45, 1900, S. 704 f. A d l e r , Samuel, Rabbiner, * 3.12. 1809 Worms, t 9.6.1891 New York. A. erhielt seinen Unterricht erst von seinem Vater und nach dessen Tod 1822 an den Talmudschulen in Worms und Frankfurt/Main. Er studierte seit 1831 Philosophie, Geschichte und Orientalia an den Universitäten Bonn und Gießen, wo er 1836 promoviert wurde. 1836-42 war A. Rabbiner in Worms, wo er u. a. die Trennungsgitter für die Frauenabteilungen der Synagoge abschaffte und die Einführung des jüdischen Religionsunterrichts an den öffentlichen Schulen erreichte. Als Kreisrabbiner von Alzey (1842-57) nahm A. regen Anteil an den drei großen Rabbinerversammlungen des Reformjudentums in Braunschweig (1844), Frankfurt/Main (1845) und Breslau (1846) und beteiligte sich an den Bemühungen, den Eid „more judaico" abzuschaffen. Seit 1857 war A. Rabbiner der Gemeinde „Emanuel" in New York, wo er 1874 emeritiert wurde. Zu A.s Werken zählt u.a. Benediction (1882). A d l h o c h , Hans, eigentl. Johann Α., Politiker, Arbeitersekretär, * 29. 1.1884 Straubing, t 21.5. 1945 München. Der Sohn eines Schreinermeisters erlernte den Beruf des Vaters, Schloß sich 1901 dem Christlichen HolzarbeiterVerband an und bildete sich im Sozialversicherungswesen weiter. 1911 wurde A. Arbeitersekretär und Leiter des kath. Volksbüros in Weilheim, nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg 1918 in Augsburg. Seit 1924 Mitglied der Bayerischen Volkspartei, wurde er in den Stadtrat von Augsburg (1924) und in den Reichstag (1933) gewählt. Er wirkte als Diözesansekretär der kath. Arbeitervereine und war 1925 Vizepräsident des Deutschen Katholikentags in Stuttgart. Nach 1933 ständiger Verfolgung ausgesetzt, wurde A. mindestens neunmal festgenommen. Bis 1939 war er als Arbeitersekretär, seit 1940 im Kriegshilfsdienst tätig. Nach dem 20.7.1944 wurde er erneut verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Entkräftet starb A. nach der Befreiung an den Folgen der Haft und des Todesmarsches Richtung Ötztal. LITERATUR: Ludwig Anderl: Die roten Kapläne. Vorkämpfer der katholischen Arbeiterbewegung in Bayern und Süddeutschland. München 2 1963, S. 104-106. - Josef Fuchs u.a. (Hrsg.): Christus! - nicht Hitler. Zeugnis und Widerstand von Katholiken in der Diözese Augsburg zur Zeit des Nationalsozialismus. St. Ottilien 1984. - M . d . R . Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. Hrsg. v. Martin Schumacher. Düsseldorf 3 1994, S. 4 f . - Pankraz Fried; J. A. Schreiner, Reichstagsabgeordneter. In: Zeugen für Christus 1 (2000) S. 54-57. A d o l f I., Graf von Kleve, Adolf III. als Graf von der Mark, Erzbischof von Köln, * um 1334, t 7.9.1394 Kleve. Als jüngerer Sohn für den geistlichen Stand bestimmt, wurde A. 1348 Domherr in Köln und 1351 in Lüttich. Nach einem

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in Montpellier 1353-57 absolvierten Studium des kanonischen Rechts wurde er Bischof von Münster, 1363 Erzbischof von Köln. Er verzichtete jedoch schon im folgenden Jahr, um die Chance auf die Erbfolge in Kleve wahrzunehmen. 1368 übernahm er mit Unterstützung aus Geldern und Lützelburg-Brabant die Herrschaft über die linksrheinischen, sein Bruder Engelbert III. über die rechtsrheinischen Gebiete Kleves und die Grafschaft Mark. Seit 1378 führte A. Krieg gegen Erzbischof —»Friedrich von Köln um das Gebiet Linn, auf das er 1392 nach dem Antritt des Erbes seines Bruders Engelbert verzichtete. 1381 übernahm er die Führung der „Geckengesellschaft" und trat damit den ständischen Bestrebungen des Landadels entgegen. LITERATUR: Guido de Werth: Ein unbekanntes Bildnis des Herzogs Α. I. von Kleve. In: Kalender für das Klever Land 54, 2004 (2003) S. 24-33. A d o l f I., Erzbischof von Köln, * um 1157, t 15.4. 1220(?) Neuss (?). Aus dem Haus der Grafen von Berg und Altena stammend, wurde A. vor 1177 Kölner Domherr, 1183 Dekan und 1191 Dompropst. Seit 1193 war er Erzbischof von Köln und erwirkte die Freilassung von Richard Löwenherz aus der Gefangenschaft Kaiser Heinrichs VI., wofür er Privilegien für die Kölner Kaufleute in England und eine Jahresrente erhielt. A. weigerte sich, auf sein Königswahlrecht zu verzichten, und vereitelte so Heinrichs Vorhaben, ein Erbreich zu begründen. Er betrieb die Wahl des Weifen Otto IV. zum König und kam 1198 mit dessen Krönung dem Staufer Philipp von Schwaben zuvor. Doch ging er in der Folge, nach der päpstlichen Entscheidung für Otto, zur Partei Philipps über und krönte diesen 1204, wodurch er sich gegen die wachsende päpstliche und weifische Macht zu schützen versuchte. A. wurde daraufhin von Innozenz III. gebannt und abgesetzt. Er kämpfte noch jahrelang gegen seinen Nachfolger, mußte aber nach dem Tod des staufischen Königs 1208 endgültig auf das Erzbistum verzichten. LITERATUR: Caspar Wolfschläger: Erzbischof A. von Köln als Fürst und Politiker. Diss. Münster 1905. - Hugo Stehkämper: Der Kölner Erzbischof A. von Altena und die deutsche Königswahl (1195-1205). In: Historische Zeitschrift. Beiheft 2. N. F. (1973), S. 5-83. - Gerd Wunder: Erzbischof Α. I. von Köln., t 1220. In: Ders.: Lebensläufe. Bauer, Bürger, Edelmann. Bd. 2. Hrsg. v. der Stadt Schwäbisch Hall. Sigmaringen 1988, S. 169-174. A d o l f III., Graf von Schaumburg, Kurfürst und Erzbischof von Köln, * 1511, f 20.9. 1556 Brühl. A. wurde 1529 Domherr zu Köln und Mainz, war 1529-33 Dechant des freiadeligen Stifts St. Gereon in Köln und wurde Ende 1533 zum Koadjutor des Erzbischofs Hermann von —>Wied ernannt. Nach dessen Exkommunikation 1546 wurde A. zunächst Administrator des Erzstifts, im Jahr darauf Erzbischof. Er hob die reformatorischen Neuerungen, die sein Vorgänger eingeführt hatte, auf und strebte selbst eine Kirchenreform auf der Basis der „formula reformationis" Kaiser Karls V. von 1548 an. A. hielt fünf Synoden und ein Provinzialkonzil (1549) ab und nahm am Konzil von Trient teil. Sein wichtigster Berater war Johannes —»Gropper. Die Pläne A.s konnten nur teilweise ausgeführt werden, weil die Stände des Kölner Erzstifts und vor allem Herzog Wilhelm von Jülich-Berg seine Bestrebungen behinderten. LITERATUR: G. Wolf u. a.: Zur Reformtätigkeit des Erzbischofs von Köln Adolfs III. von Schaumburg (1547-1556) in Westfalen. In: Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Altertumskunde 65 (1907) 2, S. 145-190. - Robert Haaß: A. III. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 83 f. - Georg May: Die deutschen Bischöfe angesichts der Glaubensspaltung des 16. Jahrhunderts. Wien 1983, S. 96-98. - Konrad Repgen: Der Bischof zwischen Reformation, katholischer Reform

Adolph und K o n f e s s i o n s b i l d u n g . In: P e t e r B e r g l a r u . a . (Hrsg.): D e r B i s c h o f in seiner Zeit. Köln 1986, S. 2 4 5 - 3 1 4 . - H a n s g e o r g Molitor: A . III. In: L T h K \ Bd. 1, 1993, S p . 163 f. - F r a n z B o s b a c h : A . In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 4 4 8 - 1 6 4 8 ) , 1996, S. 6 f . A d o l f I., G r a f von N a s s a u , E r z b i s c h o f von Mainz, * u m 1353, t 6 . 2 . 1390 Heiligenstadt. A. w u r d e 1371 z u m E r z b i s c h o f von M a i n z g e w ä h l t , m u ß t e j e d o c h z u g u n s t e n —> J o h a n n s von L u x e m b u r g verzichten, d e r auf W u n s c h d e s Kaisers v o m P a p s t e r n a n n t w u r d e . A . erhielt d a r a u f h i n d a s B i s t u m S p e y e r , d a s er bis 1389 behielt. N a c h d e m Tod J o h a n n s 1373 e r n e u t z u m E r z b i s c h o f g e w ä h l t , w u r d e statt A . - w i e d e r u m auf B e t r e i b e n Karls I V . - L a n d graf L u d w i g von T h ü r i n g e n e r n a n n t , von A . j e d o c h gew a l t s a m an der M a c h t ü b e r n a h m e gehindert. D e r Eintritt d e s Kaisers und seines S o h n e s Wenzel in die F e h d e 1375 f ü h r t e einen W a f f e n s t i l l s t a n d herbei. A . ließ sich n a c h A u s b r u c h des S c h i s m a s erst von C l e m e n s VII., n a c h der g e g e n s e i t i g e n A n e r k e n n u n g mit d e m n u n m e h r i g e n d e u t s c h e n K ö n i g W e n zel von U r b a n V I . bestätigen. In d e r R e i c h s p o l i t i k w e c h s e l t e er m e h r m a l s zu s e i n e m Vorteil d i e F r o n t e n . Er v e r s c h a f f t e E r f u r t 1389 die E r l a u b n i s , d i e Universität zu g r ü n d e n , und w a r an der E n t s t e h u n g d e s K u r v e r e i n s (1381) und des M ü n z vereins ( 1 3 8 6 ) m a ß g e b e n d beteiligt. LITERATUR: Friedrich G r ü n e w a l d : D i e Reichspolitik Erzbischof A d o l f s I. von M a i n z unter K ö n i g W e n z e l ( 1 3 7 7 - 1 3 9 0 ) . D a r m s t a d t / G i e ß e n 1924. - A n t o n B r ü c k : A . I. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 84. - Alois G e r l i c h : Α. I. von N a s s a u . In: L e x M A , Bd. 1, 1980, Sp. 161. - F r a n z Staab: Α . I. In: L T h K 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 164. A d o l f I I . , Graf von N a s s a u , E r z b i s c h o f von Mainz, * u m 1423, t 6 . 9 . 1475 Eltville. A. w a r als j ü n g e r e r S o h n Graf A d o l f s II. von N a s s a u W i e s b a d e n f ü r den geistlichen Stand b e s t i m m t w o r d e n , w u r d e D o m h e r r in M a i n z , P r o v i s o r in E r f u r t und oberster A m t m a n n auf d e m R u s t e b e r g im E i c h s f e l d . Bei d e r Wahl z u m E r z b i s c h o f von M a i n z unterlag A . s e i n e m K o n k u r renten —»Diether von I s e n b u r g n u r k n a p p . 1461 setzte d e r Papst diesen j e d o c h a b und e r n a n n t e A . - mit der Billig u n g K a i s e r Friedrichs III. - z u m E r z b i s c h o f von M a i n z . Der K a m p f z w i s c h e n Α., der mit Veldenz, B a d e n und W ü r t t e m b e r g v e r b ü n d e t war, u n d Diether, auf dessen Seite die Stadt M a i n z , K u r p f a l z , H e s s e n und K a t z e n e l n b o g e n standen, e n d e t e 1463 mit e i n e m Vergleich, der das Erzstift a u ß e r o r d e n t l i c h belastete und M a i n z die Stadtfreiheit kostete (seit 1462). W ä h r e n d seiner A m t s z e i t f ö r d e r t e A. K u n s t und W i s s e n s c h a f t , u. a. n a h m er —» J o h a n n e s G u t e n b e r g in seinen H o f d i e n s t auf. A. selbst e m p f a h l die Wahl seines f r ü h e r e n K o n t r a h e n t e n Dieter zu s e i n e m N a c h f o l g e r . LITERATUR: A n t o n B r ü c k : Α . II. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 84 f. - H e l m u t M a t h y : D i e Universität M a i n z 1477-1977. Königstein 1975, S. 15-22 u . ö . - A l o i s Gerlich: Α . I. von N a s s a u . In: L e x M A , B d . 1, 1980, Sp. 161 f. - Friedh e l m J ü r g e n s m e i e r : D a s B i s t u m M a i n z . Von der R ö m e r z e i t bis z u m II. Vatikanischen Konzil. F r a n k f u r t / M a i n 2 1 9 8 9 , S. 159-163. - F r a n z Staab: Α . II. In: L T h K 3 , B d . 1, 1993, Sp. 164. - F r i e d h e l m J ü r g e n s m e i e r : A. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 4 4 8 - 1 6 4 8 ) , 1996, S. 4 - 6 . A d o l f , Fürst von A n h a l t - Z e r b s t , B i s c h o f von Merseburg, * 16. 10. 1458, t 2 3 . 3 . 1 5 2 6 M e r s e b u r g . A. w u r d e 1471 an der U n i v . L e i p z i g immatrikuliert, 1475 deren Rektor, später K a n o n i k u s und A r c h i d i a k o n . Seit 1489 D o m p r o p s t zu M a g d e b u r g , w u r d e er i m J a h r darauf z u m Priester g e w e i h t und 1507 in M e r s e b u r g z u m K o a d j u t o r d e s B i s c h o f s —»Thilo von T r o t h a e r n a n n t . A . regierte bis 1508 g e m e i n s a m mit s e i n e m älteren B r u d e r M a g n u s , d e r e b e n f a l l s Priester g e w o r d e n war, das F ü r s t e n t u m A n h a l t - Z e r b s t , b e i d e verzichteten d a n n z u g u n s t e n d e r L i n i e D e s s a u - K ö t h e n . 1514

erhielt A . d i e b i s c h ö f l i c h e n W e i h e n . Er stand a n f a n g s der n e u e n L e h r e M a r t i n —»Luthers a u f g e s c h l o s s e n g e g e n ü b e r , lehnte j e d o c h j e d e n Eingriff in d i e b e s t e h e n d e K i r c h e n o r d n u n g ab u n d w u r d e schließlich ein e n t s c h i e d e n e r G e g n e r der Reformation. LITERATUR: K . Pallas: D i e Versuche A . s von M e r s e b u r g , d e n kirchlichen N e u e r u n g e n e n t g e g e n z u t r e t e n , und d a s Verhalten d e s K u r f ü r s t e n Friedrich d. W . und seines B r u d e r s H e r z o g s J o h a n n d a z u . In: Z e i t s c h r i f t d e s Vereins f ü r Kirc h e n g e s c h i c h t e d e r P r o v i n z S a c h s e n 23 (1927) S. 1-54. H e r b e r t Heibig: A . In: N D B , B d . 1, 1953, S. 85. - Josef P i l v o u s e k : A . von A n h a l t - Z e r b s t . In: L T h K \ B d . 1, 1993, S p . 163. - C l e m e n s B r o d k o r b : A . von A n h a l t - Z e r b s t . In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 4 4 8 - 1 6 4 8 ) , 1996, S. 3 f. A d o l f , B i s c h o f von Osnabrück, * u m 1185, t 3 0 . 6 . 1224. D e m w e s t f ä l i s c h e n G r a f e n g e s c h l e c h t von T e c k l e n b u r g ents t a m m e n d , w u r d e A . s c h o n als K n a b e K a n o n i k u s a m K ö l n e r D o m , d a n n Z i s t e r z i e n s e r in A l t e n k a m p und E n d e 1216 z u m B i s c h o f von O s n a b r ü c k g e w ä h l t . P a p s t H o n o r i u s III. bestätigte d i e Wahl nicht, s o n d e r n befahl e i n e N e u w a h l , d i e w i e d e r a u f A . fiel; 1217 erhielt er d i e b i s c h ö f l i c h e n W e i h e n . A . w u r d e s c h o n zu L e b z e i t e n als H e i l i g e r verehrt. Er f ü h r t e n a c h zisterziensischen Ideen kirchliche R e f o r m e n durch, galt als wohltätig u n d d e m ü t i g . 1651 w u r d e n A.s G e b e i n e e r h o ben, e i n e f e i e r l i c h e K a n o n i s a t i o n f a n d j e d o c h nicht statt. LITERATUR: G . Müller: C i s t e r c i e n s c e r - C h r o n i k 14 (1902) S. 3 5 3 - 3 6 4 . - B e r n a r d B e c k e n s c h ä f e r : D e r heilige Α., Bischof von O s n a b r ü c k . P a d e r b o r n 1924. - J o s e p h Prinz: Josef Prinz: A. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 85 f. - W e r n e r H i l l e b r a n d : B e s i t z und S t a n d e s v e r h ä l t n i s s e d e s O s n a b r ü c k e r A d e l s 8 0 0 bis 1300. G ö t t i n g e n 1962, S. 55-64. - W o l f g a n g S e e g r ü n : A. In: L T h K \ B d . 1, 1993, Sp. 164. - B e r n d - U l r i c h H e r g e m ö l l e r / A n d r e a s Pasing: A . von T e c k l e n b u r g . In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 1 9 8 - 1 4 4 8 ) , 2 0 0 1 , S. 521 f. A d o l f von E s s e n , a u c h A d o l p h u s d e A s s i n d i a , d e E s s e n d i a , Kartäuser, Schriftsteller, * u m 1350, t 4 . 6 . 1439 Trier. A . soll in K ö l n g r ü n d l i c h e t h e o l o g i s c h e und k a n o n i s t i s c h e K e n n t n i s s e e r w o r b e n h a b e n und ist w a h r s c h e i n l i c h bald nach 1398 in d i e Trierer K a r t a u s e St. A l b a n eingetreten; 1409-15 w a r er d e r e n Prior. A u f W u n s c h H e r z o g Karls von L o t h r i n g e n und seiner G e m a h l i n M a r g a r e t h e von B a y e r n g r ü n d e t e er die K a r t a u s e a m M a r i e n f l ü ß c h e n bei Sierck in L o t h r i n g e n , d e r e n Prior er bis 1421 war. A . k e h r t e nach Trier z u r ü c k , w u r d e j e d o c h 1433-37 n a c h Lüttich strafversetzt. E i n e V e r t i e f u n g d e r V o l k s f r ö m m i g k e i t wollte er d u r c h d i e Verbreitung d e r m y s t i s c h - b e t r a c h t e n d e n F o r m d e s R o s e n k r a n z g e b e t s erreichen. D i e s e hatte sein Schüler, der K a r t ä u s e r D o m i n i k u s v o n P r e u ß e n , a u s g e b i l d e t . Von A . ist u. a. e i n e Vita sanctae memoriae D. Margarethae ducissae Lotharingiae überliefert. LITERATUR: S t e p h a n Beissel: G e s c h i c h t e d e r Verehrung M a rias in D e u t s c h l a n d w ä h r e n d d e s Mittelalters. F r e i b u r g / B r e i s g a u 1909. N a c h d r . D a r m s t a d t 1972, S. 5 1 6 f. - Herm a n n Ries: A. v. E. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 86 f. A d o l p h , Gottlob, e v a n g . T h e o l o g e , D i c h t e r , * 30. 10. 1685 N i e d e r w i e s e (Oberlausitz), t 1 . 8 . 1 7 4 5 H i r s c h b e r g (Schlesien). D e r P f a r r e r s s o h n b e s u c h t e d a s G y m n a s i u m in Zittau und studierte seit 1701 in L e i p z i g . Er w u r d e 1705 Magister, später H a u s l e h r e r und 1720 L e h r e r an der S c h u l e in H i r s c h b e r g . A l s P f a r r e r von G r o ß h e n n e r s d o r f bei Zittau trat er in f r e u n d s c h a f t l i c h e n K o n t a k t mit d e m b e n a c h b a r t e n K o l l e g e n J o h a n n A n d r e a s - » R o t h e ; b e i d e erlebten d i e G r ü n d u n g der K o l o n i e auf d e m H u t b e r g d u r c h Christian —» D a v i d . 1727 w u r d e A. D i a k o n und 1730 A r c h i d i a k o n in H i r s c h b e r g . Von seinen K i r c h e n l i e d e r n w u r d e u. a. Mein Herz, ach denk an deine

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Adrichem Buße ( L ö b a u e r G e s a n g b u c h 1725) b e k a n n t . Er starb - auf der Kanzel v o m Blitz g e t r o f f e n - w ä h r e n d d e r Predigt. LITERATUR: V D 17. - G o t t l o b Kahl: A . s L e b e n s b e s c h r e i b u n g in der Vorrede zu der von ihm h e r a u s g e g e b e n e n letzten Predigt. H i r s c h b e r g 1746. - G o t t l o b K l u g e : H y m n o p o e o g r a phia Silesiaca. B r e s l a u 1751, S. 1 ff. A d r i c h e m , Christian, a u c h A d r i c h o m i u s , van A d r i c h u m , P s e u d . Christian C r u c i u s , kath. T h e o l o g e , * 1 4 . 2 . 1 5 3 3 Delft, t 2 0 . 6 . 1 5 8 5 Köln. D e r S o h n d e s D e l f t e r B ü r g e r m e i s t e r s w u r d e 1566 z u m Priester g e w e i h t und w a r d a n n Prior d e s Klosters St. B a r b a r a in D e l f t . A . k a m ü b e r M e c h e l n n a c h K ö l n , w o er 1578 unter d e m N a m e n Christian C r u c i u s e i n e Vita Jesu Christi h e r a u s gab. 1584 v e r ö f f e n t l i c h t e er e i n e g e o g r a p h i s c h e B e s c h r e i b u n g der Stadt J e r u s a l e m , d e r e i n e Arbeit ü b e r das g a n z e H e i l i g e L a n d ( T h e a t r u m terrae sanctae) f o l g t e , d i e 1596 pos t u m erschien u n d in m e h r e r e S p r a c h e n übersetzt w u r d e . LITERATUR: V D 16, A 2 9 7 - 3 0 5 . - T . Tobler: Α., C. In: A D B , B d . 1, 1875, S. 125. A e b i , Christoph, schweizer. Orgelbauer, getauft 2 4 . 1 . 1 6 4 2 S o l o t h u r n , f 2 9 . 8 . 1693 S o l o t h u r n . Α., S o h n des O r g e l b a u e r s J a c o b Α., e r l e r n t e den väterlichen B e r u f und w a r 1667-75 als O r g e l b a u e r i m E l s a ß tätig. 1679 Schloß er mit der Pfarrei E m e n einen Vertrag f ü r e i n e Kirc h e n o r g e l mit zehn R e g i s t e r n und R e g a l . 1686 f ü h r t e er d e n O r g e l u m b a u in der K a t h e d r a l e in Sitten, 1686-88 den U m b a u und d i e T o n e r w e i t e r u n g der Valeria-Orgel von 1435 in Sitten d u r c h . 1692 e r b a u t e er d i e C h o r o r g e l f ü r die P f a r r k i r c h e in Schlettstadt (Elsaß). LITERATUR: Pié M e y e r - S i a t : H i s t o r i s c h e Orgeln im E l s a ß . 1489-1869. M ü n c h e n / Z ü r i c h 1983. - R u d o l f B r u h i n : D i e S o l o t h u r n e r O r g e l b a u e r A e b i . In: F r a n ç o i s S e y d o u x (Hrsg.): Fiori M u s i c o l o g i c i . Studi in o n o r e du Luigi F e r d i n a n d o T a g liavini nella ricorrenza del s u o L X X c o m p l e a n n o . B o l o g n a 2 0 0 1 , S. 9 3 - 1 1 8 . A e g i d i i , A e g i d i u s , F r a n z i s k a n e r , * u m 1641 Hassel bei Recklinghausen, t 13.5.1677 Münster. A . war 1 6 7 2 / 7 3 G u a r d i a n in M ü n s t e r und 1675-77 D e f i nitor in der s ä c h s i s c h e n F r a n z i s k a n e r p r o v i n z . Z u r Pestzeit 1666 betätigte er sich in der K r a n k e n p f l e g e . G e g e n den J a n senisten A n t o i n e A r n a u l d , der sich in seiner S c h r i f t De la fréquente communion ( 1 6 4 3 ) g e g e n d e n häufigen E m p f a n g der K o m m u n i o n a u s s p r a c h , vertrat A . in m e h r e r e n A b h a n d lungen die A u f f a s s u n g von der h ä u f i g e n , j a täglichen K o m munion. LITERATUR: G a l l u s H a s e l b e c k : Ρ. Α . Α., ein F ö r d e r e r der eucharistischen B e w e g u n g i m 17. J a h r h u n d e r t . In: F r a n z i s k a n i s c h e S t u d i e n 5 ( 1 9 1 8 ) S. 83 ff. - W i l h e l m Forster: Α., Α . In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 88 f. A e l b l , J o h a n n e s , kath. T h e o l o g e , * 1552 W e i l h e i m , t 1621 W e i l h e i m (?). Α., seit 1579 S t a d t p f a r r p r e d i g e r in W e i l h e i m , w u r d e 1600 S t a d t p f a r r e r und später D e k a n . 1579 erschien v o n i h m e i n e N e u j a h r s p r e d i g t , die er A b t B e n e d i k t von B e n e d i k t b e u e r n w i d m e t e . A . stellte die v o n altersher auf d e m W e i l h e i m e r Platz (später M a r i e n p l a t z ) a u f g e f ü h r t e n P a s s i o n s t r a g ö d i e n zu e i n e m g r o ß e n Passionsspiel z u s a m m e n . E r griff dabei auf d i e F r e i b u r g e r S p i e l e von 1599 und 1604 s o w i e auf Das Leyden unsers Herrn Jesu Christ ( 1 5 4 5 ) des r e f o r m i e r t e n Z ü r c h e r s J a k o b R u f z u r ü c k . Seit 1680 g i n g e n e i n z e l n e E n t l e h n u n g e n aus A.s D r a m e n in den Text der O b e r a m m e r g a u e r P a s s i o n s spiele ein. LITERATUR: V D 16, A 3 1 8 f. - Philipp M a d i e n e r : Α., J. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 89 f.

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A e m i l i e Juliane, G r ä f i n von Schwarzburg-Rudolstadt, Liederdichterin, * 19. 8 . 1 6 3 7 auf d e r H e i d e c k s b u r g bei Rudolstadt, t 3 . 1 2 . 1 7 0 6 Rudolstadt. F r ü h verwaist, w u c h s A . J. auf der B u r g ihrer T a n t e auf und f r e u n d e t e sich vor allem mit deren T o c h t e r L u d a e m i l i a Elisabeth an, die w i e sie von d e m H a u s l e h r e r und späteren K a n z l e r A h a s v é r u s —>Fritsch in d e r geistlichen D i c h t k u n s t u n t e r w i e s e n w u r d e . Sie trat in d e s s e n pietistische „ F r u c h t b r i n g e n d e J e s u s g e s e l l s c h a f t " ein. 1665 heiratete A . J. ihren P f l e g e b r u d e r , d e n r e g i e r e n d e n G r a f e n von S c h w a r z b u r g R u d o l s t a d t ; sie w u r d e als l i e b e n s w ü r d i g e und „herablass e n d e " L a n d e s m u t t e r g e r ü h m t . Sie hinterließ fast 6 0 0 geistlic h e L i e d e r zu allen d e n k b a r e n A n l ä s s e n und v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Tägliches Morgen-, Mittagsund Abendopfer (1699). N o c h d a s h e u t i g e Evangelische Gesangbuch enthält L i e d e r von ihr. A e m i l i u s , G e o r g , a u c h Emilius, eigentl. O e m l e r oder O m l e r , e v a n g . T h e o l o g e , * 2 5 . 6 . 1517 M a n s f e l d , t 2 2 . 5 . 1569 S t o l b e r g / H a r z . A. studierte seit 1532 in W i t t e n b e r g d i e A r t e s und T h e o l o gie, w u r d e von Valerius C o r d u s zur B e s c h ä f t i g u n g mit d e r B o t a n i k a n g e r e g t und w a r S c h ü l e r Philipp - > M e l a n c h t h o n s . 1537 e r w a r b er d e n M a g i s t e r g r a d u n d w a r seit 1540 R e k t o r d e r L a t e i n s c h u l e in Siegen. 1553 w u r d e er S u p e r i n t e n d e n t in Stolberg im H a r z und 1554 in W i t t e n b e r g z u m D o k t o r d e r T h e o l o g i e p r o m o v i e r t . Er w i d m e t e sich dort b e s o n d e r s d e m Schulunterricht, f ü r d e n er 1557 e i n e p o p u l ä r e Ü b e r s i c h t d e s K a t e c h i s m u s v e r f a ß t e . Er v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Etliche schöne Propheceien des Alten Testaments [...] der Jugend zum Besten in Deutsch rein gefasset (1560). WEITERE WERKE: B i b l i c a e historiae Latinis e p i g r a m m a t i b u s illustratae. F r a n k f u r t 1539. - I m a g i n e s mortis, his a c c e s s e r unt e p i g r a m m a t a . L e i d e n 1545. K ö l n 4 1 5 7 2 . - P o e m a t a sacra in J e s a i a e c a p . LUI d e p a s s i o n e , m o r t e et r e s u r r e c t i o n e C h r i sti. Basel 1550. - M i t J o h a n n S p a n g e n b e r g : Postilla e v a n g e lia et e p i s t o l a e per q u a e s t i o n e s explicata. F r a n k f u r t 1570. LITERATUR: V D 16, A 3 2 9 - 3 4 6 . - J o a c h i m Kirchner: Α., G . In: N D B , B d . 1, 1953, S. 9 0 f. A e p i n u s , J o h a n n e s , eigentl. H o e c k , e v a n g . T h e o l o g e , * 1499 Z i e s a r bei G e n t h i n , t 1 3 . 5 . 1553 H a m b u r g . J o h a n n e s H o e c k , S o h n eines R a t s h e r r n , w a r S c h ü l e r J o h a n nes —> B u g e n h a g e n s an der K l o s t e r s c h u l e in B e l b u c k ( P o m m e r n ) . Seit 1518 studierte er in Wittenberg und ging d a n n , r e f o r m a t o r i s c h e I d e e n verbreitend, als R e c t o r s c h o l a e erst n a c h Ziesar, s o d a n n 1524 n a c h Stralsund. Hier arbeitete er i m A u f t r a g d e s R a t s e i n e e v a n g . K i r c h e n o r d n u n g aus. 1529 f o l g t e er e i n e m R u f an d i e K i r c h e St. Petri in H a m b u r g und w u r d e 1532 der erste S u p e r i n t e n d e n t d i e s e r Stadt. A . e r w a r b 1533 in W i t t e n b e r g d i e D o k t o r w ü r d e . E r w a r 1 5 3 4 / 3 5 Gutachter i m E h e s c h e i d u n g s v e r f a h r e n H e i n r i c h s VIII. von E n g land. 1537 n a h m er a m K o n v e n t in S c h m a l k a l d e n teil und u n t e r z e i c h n e t e d i e Artikel f ü r H a m b u r g . 1539 b e a u f t r a g t e ihn der Rat der Stadt, die B u g e n h a g e n s c h e K i r c h e n o r d n u n g von 1529 zu ü b e r a r b e i t e n . D i e s e Ü b e r a r b e i t u n g setzte sich aber erst seit 1556 d u r c h und blieb bis 1603 in K r a f t . D e r Streit u m A.s L e h r e von d e r H ö l l e n f a h r t Christi e n d e t e mit d e r A u s w e i s u n g seiner G e g n e r aus H a m b u r g 1551. WERKE: P i n a c i d i o n d e R o m a n a e e c c l e s i a e i m p o s t u r i s . H a m burg 1530. - M i t J o a c h i m Westphal: R e s p o n s i o ad c o n f e s s i o n e m A n d r e a e Osiandri. M a g d e b u r g 1553. LITERATUR: V D 16, A 3 5 4 - 3 9 0 . - Erich Vogelsang: Weltbild und K r e u z e s t h e o l o g i e in d e n H ö l l e n f a h r t s t r e i t i g k e i t e n d e r R e f o r m a t i o n s z e i t . In; A r c h i v f ü r R e f o r m a t i o n s g e s c h i c h t e 3 8 ( 1 9 4 1 ) S. 9 0 - 1 3 2 . - T h e o d o r Knolle: A . In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 91. - H a n s D ü f e l : Α., J. In: T R E , B d . 1, 1977, S. 5 3 5 - 5 4 4 . - M i c h a e l B e c h t : Α., J. In: L T h K 3 , B d . 1, 1993, S p . 185. - H e i n z Scheible: A „ J. In: R G G 4 , B d . 1, 1998, S p . 132 f.

Agricola Aesticampianus, Johannes Rhagius —> Rhagius Aesticampianus, Johannes A f f e l m a n n , Johannes, luth. Theologe, * 2 5 . 1 1 . 1 5 8 8 Soest, t 2 8 . 2 . 1624 Rostock. Α. studierte seit 1603 in Marburg, Gießen und Rostock und lehrte nach der Promotion seit 1607 als Prof. der Theologie in Rostock. Im Sinne der streng orthodoxen luth. Theologie des 17. Jh. wandte er sich entschieden gegen eine Annäherung an die reformierte Kirche. Seine Werke gab Georg Möbius 1674 in zwei Bänden heraus: Scripta polemica und Scripta exegetica. LITERATUR: T h o m a s K a u f m a n n : Universität und lutherische Konfessionalisierung. Die Rostocker Theologieprofessoren und ihr Beitrag zur theologischen Bildung und kirchlichen Gestaltung im Herzogtum Mecklenburg zwischen 1550 und 1675. Gütersloh 1997, passim. A g i l f r i d , Bischof von Lüttich, auch Agelfredus, Egelfredus, Eilfried, f um 787. Der Franke adeliger Herkunft war Mönch (vielleicht auch Abt) von St. A m a n d zu Elno im Hennegau und Abt von St. Bavo in Gent. 765 wurde er zum Bischof von Lüttich geweiht. A. war am Hof Karls des Großen sehr angesehen und erhielt Privilegien für sein Stift. Als Bischof soll er zeitweise den gefangenen Langobardenkönig Desiderius mit seiner Familie beherbergt haben. Von d e m LUtticher D o m herrn Godescalc ließ A. die Vita des heiligen Lambert, des Bischofs von Lüttich, überarbeiten. Er war an der Christianisierung der Sachsen beteiligt und gründete eine Kirche in Osnabrück. LITERATUR: Walter Kaemmerer: A. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 94. A g i l u l f , Bischof von Köln, t nach 748. Über A.s Pontifikat ist wenig bekannt. Er wurde an —> Bonifatius' Stelle zum Bischof von Köln erhoben und nahm 748 an der letzten bonifatianischen Synode teil. A. wird verschiedentlich mit einem aus Malmédy stammenden Mönch gleichgesetzt, doch ist diese Herkunft unsicher. LITERATUR: Rudolf Schieffer: A. In: L T h K \ Bd. 1, 1993, Sp. 234 f. A g i u s , Mönch, 2. Hälfte 9. Jh. Α., vermutlich ein Sohn Liudolfs, Herzogs in Sachsen, war Mönch in der Abtei Corvey, wo er wohl auch die Schule besuchte. Um 876 schrieb er die Vita der 874 verstorbenen Äbtissin Hathmod von Gandersheim, die wahrscheinlich seine Schwester war, in Prosa nieder. Der in metrischen Distichen geschriebene Dialogus gilt als besonders reizvolle Dichtung des 9. Jahrhunderts. Auf Veranlassung Bischof —» Rimberts von Hamburg-Bremen erläuterte A. 864 Tafeln zur Kalenderberechnung mit einer in hexametrischen Versen verfaßten Schrift, der er eine in 23 Distichen formulierte W i d m u n g beigab. A. ist wohl nicht mit d e m Poeta Saxo identisch. LITERATUR: Paul Lehmann: A. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 95. - Ewald Könsgen: A. von Corvey. In: VL 2 , Bd. 1, 1978, Sp. 78-82. - Elisabeth Heyse: A. von Corvey. In: L e x M A , Bd. 1, 1980, Sp. 210. - Heinz Erich Stiene: Α. von Corvey und der Poeta Saxo. In: Mittellateinisches Jahrbuch 22 (1987) S. 80-100. - Jürgen Stohlmann: A. von Corvey. In: LThK^, Bd. 1, 1993, Sp. 235. A g n e s Blanbeckin, auch Blannbekin, Mystikerin, t April (?) 1315 Wien. Α., die Tochter eines armen Bauern, hielt schon als Kind asketische Übungen ab und lebte später als Begine oder Franziskanerin in Wien. Ihre Visionen aus den Jahren 1290-94 waren vor allem am Leben und Leiden Christi orientiert, enthielten aber auch mystische Bilder und Elemente von Legenden. Sie wurden von ihrem Beichtvater, einem Franziskaner

aus d e m Heiligen-Kreuz-Konvent in Wien, in lateinischer Sprache aufgezeichnet. Da im Kapitel 38 dieser Offenbarungen auch vom „praeputium (der Vorhaut) Christi" die R e d e ist, wurden sie auf den Index der verbotenen Bücher gesetzt, jedoch 1731 von Bernhard Pez in Wien unter dem Titel Agnes Blanbekin vita et revelationes auctore anoriymo noch einmal herausgegeben. AUSGABE: Leben und Offenbarungen der Wiener Begine A. B. Hrsg. v. Peter D i n z e l b a c h e r / R e n a t e Vogeler. Göppingen 1994 (mit Übersetzung). LITERATUR:

Kurt

Ruh:

Β.,

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In:

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Sp. 887-890. - Peter Dinzelbacher: Mittelalterliche Frauenmystik. Paderborn 1993, S. 231-250. - Ders.: Β., A. In: L T h K \ Bd. 2, 1994, Sp. 517. A g n e s von B ö h m e n , Klarissin, * 20. 1. 1205(?), t 2 . 3 . 1282 Prag. Die Tochter des böhmischen Königs Otakar I. Premysls von Böhmen entzog sich den Hochzeitsplänen ihres Vaters und widmete sich Werken der Frömmigkeit und der Armenfürsorge. U m 1233 stiftete sie die Erlöserkirche in Prag und gemeinsam mit ihrer Mutter das erste Prager Hospital f ü r Kranke und A r m e sowie ein Klarissenkloster. Sie trat in Briefkontakt mit Klara von Assisi und bezog 1234 mit sieben weiteren adeligen Frauen und vier Schwestern aus Assisi das Kloster in Prag, wo sie bis 1238 Äbtissin war. A. wurde 1874 seliggesprochen. LITERATUR:

Kurt Ruh:

Α.

ν. B. In: VL2,

Bd.

1,

1978,

Sp. 82-84. - Petr Pitha: A. of Prague - A new Bohemian Saint. In: Franciscan Studies 72 (1990) S. 325-340. - Jaroslav Pole: A. v. B „ 1211-1282. München 1989. - Justin Lang: A. v. B. In: L T h K \ Bd. 1, 1993, Sp. 236 f. A g o s t i n o , Lazaro, auch Augustino, Augustinus, Lazzaro, Baumeister, 1. Hälfte 17. Jh. Α. wurde vermutlich von Fürstbischof Julius —» Echter von Mespelbrunn aus Südtirol oder Oberitalien nach Würzburg berufen. 1610-14 ist er in Bamberg nachweisbar. Evtl. war er ein Schüler des Giovanni Bonalino. Zu seinen Hauptwerken zählt die Wallfahrtskirche St. Pankratius am Gügel in Oberfranken (1610-13), f ü r die auch G. Bonalino als Baumeister genannt wird. A. baute auch die Prämonstratenserkirche in Unterzell (1609), die Pfarrkirche in Frickenhausen (1613) und das Netzgewölbe des Langhauses der Kirche St. Michael in Bamberg (um 1614). LITERATUR: Hans Oskar Laber: Ausländische Künstler in Bayern. Augsburg 1936. - Eberhard Kasten: Α., L. In: A K L , Bd. 1, 1992, S. 547. A g r i c o l a , Franz, kath. Theologe, * 1 5 4 5 / 5 0 Lohn bei Aldenhoven (Kr. Jülich), f 4 . 1 2 . 1 6 2 1 Sittard bei Maastricht. A. wurde nach seinen Studien in Köln und Löwen in Lüttich z u m Priester geweiht. Seit 1569 war er Pfarrer in Rödingen bei Jülich, von 1581 an Pfarrer und Kanonikus in Sittard, daneben seit 1599 Landdechant des Dekanats Süsteren im Bistum Roermond. Er schrieb zahlreiche Verteidigungsschriften des alten Glaubens und befürwortete die Hexenverfolgung, u. a. mit der Schrift Grundtlicher bericht, Ob Zauberey die ärgste und grewlichste siind auff Erden sey (1597). LITERATUR: V D 16, A 879-904. - Robert Haaß: Α., F. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 98. - Nicoline Hortzitz (Hrsg.): Hexenwahn. Stuttgart 1990, S. 31-34. - Heribert Smolinsky: Α., F. In: L T h K \ Bd. 1, 1993, Sp. 249. A g r i c o l a , Johann, eigentl. Schneider oder Schnitter, auch Islebius, Reformator, * 2 0 . 4 . 1 4 9 2 oder 1494 Eisleben, t 2 2 . 9 . 1566 Berlin. A. studierte 1 5 0 9 / 1 0 in Leipzig, 1515-20 in Wittenberg und wurde Schüler Martin —»Luthers. Seit 1525 war er Rektor der Lateinschule seiner Heimatstadt und diente d e m sächsi-

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Agricola sehen Kurfürsten als Reichstagsprediger (Speyer 1526, 1529; Augsburg 1530). 1536 kehrte er nach Wittenberg zurück, wo er 1539 Mitglied des Konsistoriums wurde. 1540 ging er als Hofprediger nach Berlin und war seit 1543 Generalsuperintendent der Mark Brandenburg. Über die Frage der Zuordnung von Gesetz und Evangelium kam es zum ersten (mit Philipp —> Melanchthon, seit 1527) und zum zweiten antinomistischen Streit (mit Luther, seit 1537). A. arbeitete am Augsburger Interim (1548) mit, wodurch er sich innerhalb des Luthertums isolierte. Zuletzt trat er jedoch wieder für das orthodoxe Luthertum und gegen den Kryptocalvinismus ein. Neben theologischen und pädagogischen Schriften gab A. kommentierte Sammlungen deutscher Sprichwörter (3 Bde., 1528-48) heraus. WERKE: In evangelium Lucae annotationes. Hagenau 1525. Nachdr. München 1992. - Elementa pietatis. Wittenberg 1527. Nachdr. München 1992. - 130 gemeine Fragestücke für die jungen Kinder in der deutschen Mädchenschule zu Eisleben. Wittenberg 1528. LITERATUR: VD 16, A 945-1035. - Gustav Hammann: Α., J. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 100f. - Gustav Kawerau: J. A. Berlin 1881. Nachdr. Hildesheim 1977. - Joachim Rogge: J. A.s Lutherverständnis. Unter Berücksichtigung des Antinomismus. Berlin 1960. - Sander L. Gilman: The hymns of J. Α. of Eisleben. A literary reappraisal. In: Modern Language Revue 67 (1972) S. 364-389. - Joachim Rogge: Α., J. In: TRE, Bd. 2, 1978, S. 110-118. - Steffen Kjeldgaard-Pedersen: Gesetz, Evangelium und Buße. Theologiegeschichtliche Studien zum Verhältnis zwischen dem jungen A. (Eisleben) und M. Luther. Leiden 1983. - Ernst Koch: J. A. neben Luther. Schülerschaft und theologische Eigenart. In: Gerhard Hammer/Karl-Heinz zur Mühlen (Hrsg.): Lutheriana. Köln/Wien 1984, S. 131-150. - Heribert Smolinsky: Α., J. In: LThK\ Bd. 1, 1993, Sp. 249 f. - Ernst Koch: Α., J. In: RGG4, Bd. 1, 1998, Sp. 191. Agricola, Martin, eigentl. Martin Sore, Komponist, Musiktheoretiker, * 6. 1.1486(?) Schwiebus, t 10.6. 1556 Magdeburg. Nach eigenen Angaben Autodidakt, trat A. schon früh der Reformation nahe. Er war mit Georg —>Rhaw befreundet und ließ sich 1519/20 als Musiklehrer in Magdeburg nieder, wo ihm 1525 (nach der 1524 erfolgten Gründung der Lateinschule) oder 1527 (nach deren Erweiterung) das Kantorat übertragen wurde, das er bis zu seinem Tod behielt. A. gilt als einer der wichtigsten Musikschriftsteller des frühen Protestantismus; seine theoretischen Lehrwerke für die Lateinschulen wurden z.T. bereits zu seinen Lebzeiten mehrfach aufgelegt, u. a. Eyn kurtz deudsche Musica / . . . / (1529, '1533 als Musica choralis deudsch [...]). Von seinen Kompositionen - vokalen und instrumentalen Kirchenliedbearbeitungen, Motetten u.a. - wurde bei der Zerstörung Magdeburgs 1632 der größte Teil vernichtet. WEITERE W E R K E : M u s i c a Instrumentalis d e u d s c h . . . W i t -

tenberg 1529. Völlige Neubearb. 1545. Neuausg. v. Robert Eitner, 1896. - Musica Figuralis . . . Wittenberg 1532. Scholia in musicam planam . . . Wittenberg 1538. - Rudimenta musices. Wittenberg 1539. - Ein Sangbuchlein aller Sonntags Evangelien . . . Magdeburg 1541. - Quaestiones vulgatiores in musicum. Magdeburg 1543. - Duo libri musices . . . Wittenberg 1561. LITERATUR: Armin Brinzing: Α., M. In: MGG2P, Bd. 1, 1999, Sp. 221-225. - Anna Maria Busse Berger: Α., M. In: NGroveD, Bd. 1, 22001, S. 232f. Agricola, Stephan d. Ä., eigentl. Kastenbauer, auch Boius(?), luth. Theologe, * um 1491 Abensberg (Niederbayern), f 10. /11.4. 1547 Eisleben. A. war Mönch im Augustinereremitenkloster Regensburg, studierte als Angehöriger des Ordens in Wien und wurde

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1519 zum Dr. theol. promoviert. Nach seiner Hinwendung zum luth. Glauben war er Prediger in Rattenberg/ Inn und wurde 1522 durch den Erzbischof von Salzburg gefangengesetzt; seiner drohenden Hinrichtung entging er durch die Flucht. 1525 begegnet er als luth. Prediger in Augsburg. Α., ein Gegner der Abendmahlslehre Huldrych —> Zwingiis, nahm 1529 am Marburger Religionsgespräch und 1530 am Reichstag in Augsburg teil. 1531 ging er als Prediger nach Hof, 1543 nach Sulzbach und 1545 nach Eisleben. A. war Mitunterzeichner der Schmalkaldischen Artikel von 1537. Er verfaßte in seiner Gefangenschaft 1523 die Flugschrift Ain köstlicher [...] Sermon vom Sterben und übersetzte 1525 Johannes —»Bugenhagens Contra novum errorem de sacramentis ins Deutsche. A. war der Vater von Stephan —»A. d. J. WEITERE WERKE: Ein Bedencken, wie der wahrhafftig

Gottesdienst von Gott selbs geboten und außgesetzt möcht. [Leipzig] [1520], - Artickel wider Dr. Steffan Castenpawr eingelegt, auch was er darauf geantwortet hat, aus seinem Gefencknus. [Augsburg] [1523]. LITERATUR: V D 16, C 1485-1490. - Gustav Hammann:

Α., S. d.Ä. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 104f. - Matthias Simon: Zur Lebensgeschichte des S. A. und zur Person des A. Boius. In: Zeitschrift für bayerische Kirchengeschichte 30 (1961) S. 168-174. - Heribert Smolinsky: Α., S. In: LThK\ Bd. 1, 1993, Sp. 251. - Markus Lommer: Dr. S. Kastenbauer alias A. Der Reformator von Sulzbach (1543-1545). In: Rainer Gerhardt (Hrsg.): Ein Haus mit Geschichte. SulzbachRosenberg 1998, S. 75-136. - Heinz Scheible: Α., S. In: RGG4, Bd. 1, 1998, Sp. 192. - Bernd Moeller: Sterbekunst in der Reformation. Der [...] Sermon vom Sterben des Augustiner-Eremiten S. K. In: Ders.: Luther-Rezeption. Göttingen 2001, S. 245-269.

Agricola, Stephan d. J., evang. Theologe, * Augsburg, t 1562. Der Sohn Stephan —>A.s d.Ä. war 1549 luth. Prediger in Helbra. Im nach Georg —»Major benannten Streit vertrat er dessen Auffassung, gute Werke seien zur Erlangung der Seligkeit notwendig. Als er sich 1554 auf der Synode in Eisleben weigerte zu widerrufen, mußte er die Grafschaft Mansfeld verlassen. A. wurde im selben Jahr in Wittenberg zum Magister promoviert, erhielt ein Pastorat in Merseburg und wurde 1557 Domprediger in Naumburg. 1559 trat A. in Ingolstadt gemeinsam mit seiner Familie zur kath. Kirche über und folgte 1560 einer Einladung des Kardinals Otto —»Truchseß von Waldburg nach Rom. Α., den Philipp -»Melanchthon schätzte, übersetzte u.a. alttestamentliche Kommentare Martin —»Luthers ins Deutsche. LITERATUR: Otto Clemen: Zu S. A. d.J. In: Mansfelder Blätter 44 (1940) S. 137 f. Ah, Joseph Ignaz von, Pseud. Hartmann von Baldegg, schweizer, kath. Theologe, Schriftsteller, * 15. 12. 1834 Sachsein (Obwalden), + 1.9. 1896 Kerns (Obwalden). Der Bauernsohn besuchte die Klosterschule in Einsiedeln, studierte in Chur Theologie und war nach der Priesterweihe 1857 zwei Jahre Vikar in Bern, danach in Freiburg im Üechtland. Seit 1863 war er Geistlicher und Lehrer in Stans, von 1867 bis zu seinem Tod Pfarrer in Kerns. 1873-87 und 1895/96 war A. Schulinspektor, seit 1888 Bischöflicher Kommissar für Obwalden. Er gehörte 1856 zu den Mitbegründern des Piusvereins, einer Bewegung zur Förderung kath. Lebens und Wirkens. Als „Weltüberblicker" veröffentlichte er 1866-96 über 1500 Wochenberichte im von ihm gegründeten „Nidwaldner Volksblatt". Seine Prosawerke und Schauspiele zielten mit ihrer historisierend-vaterländischen Thematik sowohl auf Belehrung als auch auf Unterhaltung (u.a. Der Löwe von Luzern, 1896).

Aichinger WEITERE WERKE: Von d e m f r o m m e n L e b e n und s e g e n s r e i c h e n W i r k e n d e s heiligen B o r r o m ä u s . E i n s i e d e l n 1885, 5 1 9 0 9 . - D e s seligen Einsiedlers N i k o l a u s von F l ü e - genannt B r u d e r K l a u s zu U n t e r w a i d e n - w u n d e r b a r e s L e b e n , s e g e n s r e i c h e s W i r k e n und gottseliges Sterben. E i n s i e d e l n 1 8 8 7 , 3 1 9 0 9 . - A u s g e w ä h l t e P r e d i g t e n . Hrsg. v. J o s e p h B e c k . 4 B d e . , S t a n s 1904-14. LITERATUR: A l f r e d Z a c h : Α., J. I. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 106 f. A h l e f e l d t , G o t t s c h a l k von, a u c h G o s c h e von Α., B i s c h o f von S c h l e s w i g , * 1475 auf B o l l i n g s t e d t bei S c h l e s w i g , t 2 5 . 1 . 1541 auf Bollingstedt bei S c h l e s w i g . D e r aus e i n e m v o r n e h m e n holsteinischen A d e l s g e s c h l e c h t s t a m m e n d e A. studierte seit 1489 in R o s t o c k , von 1498 an in B o l o g n a , w u r d e dort 1500 z u m Procurator der deutschen N a t i o n e r n a n n t u n d 1501 z u m D o k t o r d e c r e t o r u m p r o m o v i e r t . 1501 w u r d e er K a n z l e r H e r z o g Friedrichs von G o t t o r p . A l s B i s c h o f von S c h l e s w i g (seit 1507) o r d n e t e er d a s R e c h n u n g s w e s e n seines B i s t u m s und f ü h r t e e i n e n e u e G o t t e s d i e n s t o r d n u n g ein. S e i n e politische Tätigkeit verband A . m e h r m a l s mit D ä n e m a r k : als W o r t f ü h r e r der dänischen B r a u t w e r b e r u m Elisabeth (Isabella) von Ö s t e r r e i c h f ü r K ö n i g Christian II. reiste er 1514 n a c h Linz; 1515 war er „ O r a t o r " des H e r z o g s a m p ä p s t l i c h e n H o f und blieb Friedrich v e r b u n d e n , a u c h als dieser 1523 K ö n i g von D ä n e m a r k w u r d e . A . w a r der letzte kath. B i s c h o f S c h l e s w i g s . LITERATUR: W i l h e l m J e n s e n : Α., G . ν. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 109. - Christian R a d k e : Α., G . v. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 4 4 8 - 1 6 4 8 ) , 1996, S. 9 f. A h l f e l d , (Johann) Friedrich, e v a n g . T h e o l o g e , * 1. 11. 1810 M e h r i n g e n (Anhalt), t 4 . 3 . 1884 L e i p z i g . D e r S o h n e i n e s Z i m m e r m a n n s und T a g e l ö h n e r s b e s u c h t e d i e G y m n a s i e n in A s c h e r s l e b e n s o w i e D e s s a u und studierte in Halle. 1834 w u r d e er I n s p e k t o r a m G y m n a s i u m in Z e r b s t , m u ß t e es a b e r als M i t g l i e d der v e r b o t e n e n B u r s c h e n s c h a f t e n w i e d e r verlassen, war seit 1837 R e k t o r und H i l f s p r e d i g e r in W ö r l i t z und seit 1838 P f a r r e r in A l s l e b e n . A n der L a u r e n t i u s k i r c h e in H a l l e (seit 1847) trat er g e g e n den E i n f l u ß der „ L i c h t f r e u n d e " auf. Seit 1851 w a r Α., d e r d u r c h s e i n e Predigten g r o ß e n E i n f l u ß ausübte, P f a r r e r an St. Nicolai und a m P r e d i g e r k o l l e g in L e i p z i g . Α., der u r s p r ü n g l i c h R a t i o nalist w a r , gilt als E r n e u e r e r des L u t h e r t u m s in S a c h s e n . Er e n t w a r f d a s s ä c h s i s c h e L a n d e s g e s a n g b u c h von 1880 u n d trat als Volksschriftsteller h e r v o r (u. a. Erzählungen für das Volk, 6 B d e . , 1847). WEITERE WERKE: P r e d i g t e n ü b e r die e v a n g e l i s c h e n Perik o p e n . H a l l e 1848, 1 2 1892. - D e r v e r l o r e n e S o h n . S i e b e n Zeitpredigten. 1850,41898. - Katechismuspredigten. 3 Bde., H a l l e 1 8 5 2 , 4 1 9 0 0 . - D a s L e b e n im Lichte G o t t e s . Ein L e s e buch i n s b e s o n d e r e f ü r K o n f i r m a n d e n und B r a u t p a a r e . H a l l e 1858, s 1 9 0 2 . LITERATUR: F r a n z L a u : Α., J. F. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 1 l O f . - M a r t i n S c h m i d t : Α., (J.) F. In: T R E , B d . 2, 1978, S. 128-130. A h l w a r d t , Peter, P s e u d . A l e t h i n u s Libertus, P h i l o s o p h , * 1 4 . 2 . 1710 G r e i f s w a l d , t 1 . 3 . 1 7 9 1 G r e i f s w a l d . D e r S o h n eines S c h u h m a c h e r s studierte n a c h d e m B e s u c h der R a t s s c h u l e 1727 an der U n i v . seiner H e i m a t s t a d t die A r t e s s o w i e T h e o l o g i e und w e c h s e l t e n a c h drei J a h r e n an d i e U n i v . J e n a , w o er zusätzlich M e d i z i n und R e c h t s w i s s e n s c h a f t e n hörte. In G r e i f s w a l d ( P r o m o t i o n 1732) hielt A . seit 1733 p h i l o s o p h i s c h e und m a t h e m a t i s c h e Vorlesungen, w u r d e 1743 A d j u n k t und 1752 o . P r o f . der L o g i k und M e t a p h y s i k . A . g e h ö r t e der D e u t s c h e n G e s e l l s c h a f t in G r e i f s w a l d an und stiftete d e n A b e l i t e n - O r d e n ( D e r Abelit, 1746). A . v e r ö f fentlichte u . a . Über die Unsterblichkeit der Seele und über die Freiheit Gottes ( 1 7 3 5 ) , Vernünfftige und gründliche Ge-

dancken von den Kräfften des menschlichen Verstandes und deren richtigen Gebrauch in der Erkenntniss der Wahrheit (1741), Gründliche Betrachtungen Uber die Augspurgische Confession (3 Bde., 1742-51), Einleitung in die Philosophie (1752) und Einleitung in die dogmatische Gottesgelahrtheit (1753). WEITERE WERKE: G e d a n c k e n von der natürlichen Freyheit. L e i p z i g 1740. - V e r n ü n f f t i g e und g r ü n d l i c h e G e d a n c k e n von Gott und d e m wahrhafften Gottes-Dienst. Greifswald/Leipzig 1742. - P h i l o s o p h i s c h e s S e n d s c h r e i b e n an [ . . . ] J a c o b Heinrich von Balthasar, w o r i n n einiger seiner philosophis c h e n S ä t z e gründlich zu vertheidigen [ . . . ] suchet P. A. L e i p z i g 1750. LITERATUR: M a t t h i a s W o l f e s : Α., P. In: B B K L , B d . 2 0 0 1 , Sp. 18-23.

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A h r e n s , Joseph (Johannes Clemens), Komponist, M u s i k e r , * 1 7 . 4 . 1 9 0 4 S o m m e r s e l l ( h e u t e zu N i e h e i m , Kr. Höxter, W e s t f a l e n ) , t 2 1 . 1 2 . 1 9 9 7 Berlin. N a c h m u s i k a l i s c h e m U n t e r r i c h t bei W i l h e l m S c h n i p p e r i n g a m B ü r e n e r L e h r e r s e m i n a r studierte A . 1924-25 bei Fritz Volbach K i r c h e n m u s i k in M ü n s t e r . 1925 setzte er seine Studien bei A l f r e d —> Sittard und M a x S e i f f e r t an der A k a d e m i e f ü r K i r c h e n - und S c h u l m u s i k in Berlin f o r t und bes u c h t e W i l h e l m M i d d e l s c h u l t e s M e i s t e r k l a s s e f ü r Orgel. Seit 1928 D o z e n t an d e r B e r l i n e r A k a d e m i e , w u r d e er 1936 z u m Prof. e r n a n n t . N a c h d e m Z w e i t e n Weltkrieg ü b e r n a h m A . die P r o f e s s u r f ü r k a t h o l i s c h e K i r c h e n m u s i k an der Berliner H o c h s c h u l e f ü r M u s i k . Von 1934 bis zu ihrer Z e r s t ö r u n g 1943 w a r er Organist an der St. H e d w i g s - K a t h e d r a l e in Berlin, 1945-57 C h o r m e i s t e r und Organist der S a l v a t o r k i r c h e in B e r l i n - S c h m a r g e n d o r f . F ü r d a s B i s t u m Berlin w a r er zud e m als O r g e l s a c h v e r s t ä n d i g e r tätig. A . k o m p o n i e r t e u . a . O r g e l k o n z e r t e und C h o r w e r k e . Z u seinen V e r ö f f e n t l i c h u n g e n g e h ö r e n Die Formprinzipien des Gregorianischen Chorais und mein Orgelspiel (1978) und Von den Modi zur Dodekaphoni (1979). 1955 mit d e m Preis d e r Stadt Berlin a u s g e zeichnet, w u r d e er 1963 M i t g l i e d der B e r l i n e r A k a d e m i e der K ü n s t e , 1965 Ritter d e s G r e g o r i u s - O r d e n s und erhielt 1968 die s i l b e r n e P o n t i f i k a t s m e d a i l l e d e r P ä p s t l i c h e n A k a d e m i e . LITERATUR: Sieglinde A h r e n s / ( T h o m a s - M . L a n g n e r ) : Α., J. In: M G G 2 P , Bd. 1, 1999, S p . 2 5 7 - 2 5 9 . - K l e m e n s S c h n o r r : Α., J. In: N G r o v e D , B d . 1 , 2 2 0 0 1 , S. 2 4 7 .

A i c h i n g e r , Carl Friedrich, e v a n g . T h e o l o g e , P ä d a g o g e , S p r a c h f o r s c h e r , * 3 1 . 3 . 1 7 1 7 Vohenstrauß ( O b e r p f a l z ) , t 1 3 . 1 2 . 1782 S u l z b a c h . D e r S o h n eines G e r b e r s studierte 1735-38 in A l t d o r f Sprac h e n . 1741 w u r d e er R e k t o r der L a t e i n s c h u l e in S u l z b a c h . 1750-77 w a r er Stadtprediger, d a n a c h bis zu s e i n e m Tod I n s p e k t o r d e r e v a n g . K i r c h e n im S u l z b a c h e r L a n d . N e b e n theologischen Abhandlungen veröffentlichte A. die Grammatik Versuch einer teutschen Sprachlehre (1754, N a c h d r . 1972). E r w a r a u c h als L i n g u i s t tätig und k o r r e s p o n d i e r t e u. a mit d e n s c h w ä b i s c h e n S p r a c h f o r s c h e r n N a s t und Fuld. A . erstrebte d i e K o d i f i z i e r u n g der seiner M e i n u n g n a c h unterschätzten s ü d d e u t s c h e n D i a l e k t e . D a m i t w a n d t e er sich g e g e n d i e d a m a l s v o r h e r r s c h e n d e , von G o t t s c h e d d o m i nierte M e i n u n g . N a c h A.s A u f f a s s u n g sollte d i e H o c h s p r a c h e nur z w i s c h e n v e r s c h i e d e n e n M u n d a r t e n a u s g l e i c h e n und auffällige Regionalismen abschwächen. LITERATUR: Erich P o p p e : C . F. A . ( 1 7 1 7 - 1 7 8 2 ) : Z u r R e g i o n a l g e s c h i c h t e d e r d e u t s c h e n S p r a c h w i s s e n s c h a f t . In: Verh a n d l u n g e n d e s Historischen Vereins f ü r O b e r p f a l z und Reg e n s b u r g 123 ( 1 9 8 3 ) S. 141-170. - L u d w i g M . E i c h i n g e r : Ein O b e r p f ä l z e r und d a s H o c h d e u t s c h e . Z u L e b e n und W e r k d e s S p r a c h f o r s c h e r s C. F. A . ( 1 7 1 7 - 1 7 8 2 ) . In: O b e r p f ä l z e r H e i m a t 2 8 (1984) S. 7 1 - 7 7 .

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Aichinger A i c h i n g e r , G r e g o r , K o m p o n i s t , M u s i k e r , * 1564 Regensburg, f 2 1 . 1 . 1 6 2 8 Augsburg. A . b e g a n n 1578 sein S t u d i u m in Ingolstadt, w o er v e r m u t lich die B r ü d e r J a k o b , M a r k u s und C h r i s t o p h F u g g e r kennenlernte. 1584 w u r d e er O r g a n i s t an St. Ulrich in A u g s b u r g . E r u n t e r n a h m e i n e Studienreise n a c h R o m und Venedig, w o er S c h ü l e r G i o v a n n i G a b r i e l i s war. 1588-93 studierte er d i e A r t e s und T h e o l o g i e in Ingolstadt. Seit 1600 w a r er C h o r vikar a m A u g s b u r g e r D o m , von 1608 an zusätzlich K a n o n i kus in St. Gertrud. S e i n e k o m p o s i t o r i s c h e n A r b e i t e n reichen von P r u n k m o t e t t e n v e n e z i a n i s c h e r P r ä g u n g bis hin zu häuslicher A n d a c h t s m u s i k , vieles d a v o n f ü r d i e F a m i l i e F u g g e r k o m p o n i e r t . Er v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . d i e Cantiones ecclesiasticae ( 1 6 0 7 ) , in deren E i n l e i t u n g er A n w e i s u n g e n f ü r d a s G e n e r a l b a ß s p i e l g a b und so den G e n e r a l b a ß in D e u t s c h l a n d einführte. WEITERE WERKE: A u s g e w ä h l t e W e r k e . Hrsg. v. T h e o d o r K r o y e r . L e i p z i g 1909. LITERATUR: E r n s t Fritz S c h m i d : G . Α . In: L e b e n s b i l d e r aus d e m B a y e r i s c h e n S c h w a b e n . H r s g . v. G ö t z Frh. von Pölnitz. B d . 1. M ü n c h e n 1952, S. 2 4 6 - 2 7 6 . - Walter G e r s t e n b e r g : Α., G . In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 116. - H e r m a n n Ullrich: Α., G. In: L T h K \ Bd. 1, 1993, S p . 2 7 0 f. - Bettina S c h w e m e r / ( E r n s t Fritz S c h m i d ) : Α., G . In: M G G 2 P , Bd. 1, 1999, Sp. 2 6 5 - 2 6 8 . - A g u s t í n F e r n á n d e z : Α., G . In: N G r o v e D , B d . 1, 2 2 0 0 1 , S. 2 4 9 f.

A l a n d , Kurt, e v a n g . T h e o l o g e , * 2 8 . 3 . 1915 Berlin, t 13.4.1994 Münster. A . studierte T h e o l o g i e , habilitierte sich 1941 in Berlin und w a r dort seit 1945 als P r i v a t d o z e n t der K i r c h e n g e s c h i c h t e tätig. 1946 w u r d e er api. Prof., 1947 O r d i n a r i u s in Halle. N a c h politischer V e r f o l g u n g floh er 1958 in die B u n d e s r e publik; seit 1959 lehrte er an der U n i v . M ü n s t e r als Kirc h e n h i s t o r i k e r und N e u t e s t a m e n t i e r . Er g r ü n d e t e dort d a s Institut f ü r N e u t e s t a m e n t l i c h e T e x t f o r s c h u n g , d a s er bis zu seiner E m e r i t i e r u n g 1983 leitete. A . s F o r s c h u n g s t ä t i g k e i t w a r in der K i r c h e n g e s c h i c h t e vor a l l e m der R e f o r m a t i o n und d e m P i e t i s m u s g e w i d m e t . Sein wichtigstes A r b e i t s f e l d a b e r w a r d i e R e k o n s t r u k t i o n des g r i e c h i s c h e n Urtextes d e s N e u e n T e s t a m e n t s . H i e r f ü h r t e er d i e von E b e r h a r d und Erwin —> N e s t l e b e g o n n e n e A r b e i t fort (Novum Testamentum Graece, 2 r '1979). WEITERE WERKE: S p e n e r - S t u d i e n . Berlin 1943. - H i l f s b u c h z u m L u t h e r s t u d i u m . G ü t e r s l o h 1957. Witten 3 1 9 7 0 . - D i e S ä u g l i n g s t a u f e im N e u e n T e s t a m e n t und in der alten Kirche. M ü n c h e n 1961, 3 1 9 6 3 . LITERATUR: K. A . in m e m o r i a m . M ü n s t e r 1995 (mit W e r k und Literaturverzeichnis). - E k k e h a r d M ü h l e n b e r g : Κ. A. In: G n o m o n 6 8 ( 1 9 9 6 ) S. 92-94. - Ders.: Α., Κ. In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 2 6 5 . - C h r i s t o p h S c h m i t t : Α., Κ . In: B B K L , B d . 18, 2 0 0 1 , S p . 2 3 - 4 3 . - K l a u s Wachtel: Α., Κ. In: L T h K 3 , B d . 11, 2 0 0 1 , S. 3.

A i c h n e r , S i m o n , F ü r s t b i s c h o f von B r i x e n , * 1 9 . 1 0 . 1 8 1 6 Terenten, t 1 . 1 1 . 1 9 1 0 N e u s t i f t bei B r i x e n . Der S o h n eines K l e i n b a u e r n u n d S c h m i e d s b e s u c h t e 1828-34 d a s G y m n a s i u m in B o z e n und 1834-36 d a s L y z e u m in Innsbruck. A n s c h l i e ß e n d trat er in d a s P r i e s t e r s e m i n a r B r i x e n ein. 1840-51 w a r A . seelsorgerisch tätig. Seit 1852 w a r er L e h r e r des K i r c h e n r e c h t s a m P r i e s t e r s e m i n a r in B r i x e n , d e m er 1861-81 als R e g e n s v o r s t a n d . 1882 w u r d e er W e i h b i s c h o f u n d G e n e r a l v i k a r f ü r Vorarlberg, 1884 F ü r s t b i s c h o f von Brixen. Α., der a u c h politisch aktiv war, trat 1904 zurück, als es ihm nicht g e l a n g , die k o n s e r v a t i v e n und die K r ä f t e i n n e r h a l b d e s kath. L a g e r s zu einen. E r w a r seit 1904 T i t u l a r e r z b i s c h o f von T h e o d o s i o p o l i s . A . v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. ein Compendium iuris ecclesiastici (1862). LITERATUR: F r a n z Huter: Α., S. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 117. - R. S c h o b e r : Ein B i s c h o f im K r e u z f e u e r d e r Tiroler Christlichsozialen und K o n s e r v a t i v e n . D e r Rücktritt d e s E r z b i s c h o f s von B r i x e n D r . S. A . (1904). In: Osterreich in G e schichte und Literatur 2 0 ( 1 9 7 6 ) S. 3 8 7 - 4 0 5 . - Josef G e l m i : Α., S. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 6 f . J o h a n n e s O. Ritter: Α., S. In: L T h K 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 2 7 1 . E k k a r t Sauser: Α., S. In: B B K L , B d . 16, 1999, Sp. 14-16.

A l a r d u s , F r a n z , luth. T h e o l o g e , * B r ü s s e l , t 1 0 . 9 . 1578 Wilster (Holstein). Z u n ä c h s t D o m i n i k a n e r m ö n c h in A n t w e r p e n , k a m A . mit d e n S c h r i f t e n —> L u t h e r s in B e r ü h r u n g , floh aus d e m Kloster n a c h H a m b u r g u n d w u r d e dort e v a n g . T h e o l o g e . N a c h d e m Tod eines G ö n n e r s ging er z u r ü c k nach A n t w e r p e n . D o r t w u r d e er von seiner M u t t e r an d i e Inquisition verraten und z u m T o d verurteilt. S e i n e F l u c h t f ü h r t e ihn n a c h O l d e n b u r g , w o er e i n e Stelle als P r e d i g e r f a n d . Später w a r er P r e d i g e r in O s t f r i e s l a n d und Holstein, kehrte a b e r m e h r f a c h n a c h A n t w e r p e n zurück. A. v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . einen Katechismus op Frage en Antwoorde gestellt ( 1 5 6 8 , 2 1 5 9 5 ) . LITERATUR: V D 16, A 1238-1243. - V D 17. - B r e c h e r : Α., F. In: A D B , B d . 1, 1875, S. 171 f.

A i g e n l e r , A d a m , a u c h Aigeler, Jesuit, L e h r e r , * 14. 10. 1633 T r a m i n / E t s c h t a l , t 2 6 . 8 . 1673 auf einer Missonsreise nach China. Α., S o h n eines S c h u h m a c h e r s , trat 1653 in die G e s e l l s c h a f t Jesu ein, w a r N o v i z e in L a n d s b e r g und w u r d e 1666 z u m Priester g e w e i h t . 1666-71 lehrte er an der U n i v . Ingolstadt M a t h e m a t i k und H e b r ä i s c h und v e r ö f f e n t l i c h t e S c h r i f t e n und A b h a n d l u n g e n zur M a t h e m a t i k , A s t r o n o m i e , G e o g r a phie und Optik. Sein b e k a n n t e s t e s Werk w a r e i n e h e b r ä i s c h e G r a m m a t i k , Tabulae duodecim, fundamenta linguae sanctae [...] ( 1 6 7 0 ) , die w e i t e Verbreitung f a n d . 1672 b e g a b sich A . z u s a m m e n mit B e a t u s —> A m r h y n auf e i n e M i s s i o n s reise n a c h C h i n a . Bei e i n e m Z w i s c h e n a u f e n t h a l t in L i s s a b o n v e r f a ß t e er e i n e p o r t u g i e s i s c h e G r a m m a t i k f ü r D e u t s c h e . A . starb w ä h r e n d d e r W e i t e r f a h r t an der Pest; sein L e i c h n a m w u r d e im C h i n e s i s c h e n M e e r bestattet. WEITERES WERK: T a b u l a g e o g r a p h i c o - h o r o l o g a universalis p r o b l e m a t i s c o s m o g r a p h i c i s [ . . . ] . Ingolstadt 1668. LITERATUR: Beatrix S c h ö n e w a l d : Α., A . In: L M U , B d . 1, 1998, S. 5.

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A l a r d u s , N i k o l a u s , luth. T h e o l o g e , * 17. 12. 1644 S ü d e r a u bei G l ü c k s t a d t , t 3. 10. 1699 H a m b u r g . D e r U r e n k e l von F r a n z —»A. studierte seit 1664 in G i e ß e n (Dr. phil. 1666), d a n n in M a r b u r g , H e l m s t e d t , K o p e n h a g e n und von 1672-75 in H a m b u r g u n d w u r d e 1679 in Kiel z u m D r . theol. p r o m o v i e r t . 1682 w u r d e er P r o p s t in Eiderstedt, w o er sich b e s o n d e r s mit den D a v i d i s t e n (Antitrinitariern) a u s e i n a n d e r s e t z t e . Seit 1686 w a r er G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t , Konsistorialrat und H a u p t p r e d i g e r an St. L a m b e r t i in O l d e n burg. Hier v e r f a ß t e er zahlreiche Streitschriften g e g e n d e n der r e f o r m i e r t e n L e h r e a n h ä n g e n d e n P r e d i g e r M a r c u s S t e f f e n s . A.s K a t e c h i s m u s ( 1 6 8 9 ) w u r d e bis 1797 in O l d e n b u r g als L e h r b u c h v e r w e n d e t . WERKE: O l d e n b u r g i s c h e Katechismuslehre. Oldenburg 1691. - O l d e n b u r g i s c h e s G e s a n g b u c h . O l d e n b u r g 1690. H a n d b u c h f ü r P r e d i g e r . O l d e n b u r g 1690. - W a r n u n g vor der N a c h f o l g e des S t e f f e n s c h e n A b f a l l s . H a m b u r g 1693. LITERATUR: W a l t h e r L a m p e : Α., Ν . In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 121. - Rolf S c h ä f e r (Hrsg.): O l d e n b u r g i s c h e K i r c h e n g e s c h i c h t e . O l d e n b u r g 1999, S. 310. A l b a n u s , Johann August Leberecht, evang. Theologe, Schriftsteller, * 4. 1 2 . 1 7 6 5 B e u c h a bei L e i p z i g , t 2 . 1 0 . 1839 Riga. 1779-84 studierte A . T h e o l o g i e in L e i p z i g u n d w a r seit 1789 H a u s l e h r e r in R i g a . 1792 w u r d e er R e k t o r , 1798 I n s p e k t o r der D o m s c h u l e in R i g a . Gleichzeitig w a r er seit 1799 D i a kon an der D o m k i r c h e und von 1800 an a u c h an der Petri-

Albers Kirche. 1804-18 als livländischer Gouvernementsschuldirektor beschäftigt, war er 1823-32 Pastor an der Petri-Kirche, seit 1833 Superintendent des rigaischen Konsistorialbezirks und Vizepräsident des rigaischen Stadt-Konsistoriums. A. verfaßte Predigten, historische und pädagogische Schriften; er gab die „Livländischen Schulblätter" (1813-15), gemeinsam mit Johannes Daniel von Braunschweig die „Schulmännische Zeitschrift" (1816) und die „Rigaischen Stadtblätter" heraus. LITERATUR: Herbert Rister: Α., J. A. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 121 f. A l b e r von Windberg, Prämonstratenser, Dichter, 2. Hälfte 12. Jh.. A. gehörte dem Prämonstratenserstift Windberg an und schrieb, wohl gegen Ende seines Lebens, die mittelhochdeutsche Dichtung Tundalus. Wenige weitere Angaben zur Person des Verfassers sind allein dem Epilog seines Werks zu entnehmen: In ihm bezeichnet er sich selbst als Priester; der genannte Auftraggeber, Konrad aus Windberg, war vermutlich seit 1191 Abt des Klosters, in dem A. lebte. Die Dichtung Tundalus, die von der Jenseitsreise des irischen Ritters Tnugdalus berichtet, hat die in lateinischer Prosa geschriebene, vor 1153 in Regensburg verfaßte Visio Tnugdali zur Vorlage. Die beiden Werke stehen mit der in ihnen geschilderten Jenseitsvision am Anfang einer bis in das 16. Jh. reichenden Rezeptionsgeschichte des Themas. LITERATUR: Hellmut Rosenfeld: A. v. W. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 122 f. - Reinhard Krebs: Zu den Tundalusvisionen des Marcus und A. In: Mittellateinisches Jahrbuch 12 (1977) S. 163-198. - Wiebke Freytag: A. In: VL 2 , Bd. 1, 1978, Sp. 108-111. - Nigel F. Palmer: Visio Tnugdali. The German and Dutch translations and their circulation in the later Middle Ages. München 1982. - Benedikt Κ. Vollmann: Α. von Windberg. In: LThK 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 324 f. - Brigitte Pfeil: Mittelalterliche Jenseitsvorstellungen und Jenseitsreisen mit besonderer Berücksichtigung des Mönches A. v. W. In: Jahresbericht des Historischen Vereins für Straubing und Umgebung 102 (2000) S. 133-173. A l b e r , Erasmus, auch Alberus, evang. Theologe, Schriftsteller, * um 1500 Windecken/Wetterau, t 5.5. 1553 Neubrandenburg. Α., dessen Vater zunächst kath. Priester, dann erster evang. Pfarrer in Engelrod (Oberhessen) war, besuchte die Lateinschulen in Nidda und Weilburg und studierte seit 1520 Theologie in Wittenberg, wo er Schüler von —> Karlstadt und —» Luther war. Seit 1522 war er Lehrer in Oberursel (Taunus) und reformierte als Pfarrer in Sprendlingen (seit 1528) die Region Dreieich. 1537 wurde A. als Reformator nach KUstrin berufen, 1538 zum Hofprediger des Kurfürsten Joachim II. von Brandenburg, 1541 zum Superintendenten in Brandenburg, 1542 zum Pfarrer in Staden (Wetterau) ernannt und 1543 in Wittenberg promoviert. 1545 war er für kurze Zeit Pfarrer in Babenhausen/Hessen. Als entschiedener Gegner des Interims lebte er 1548-51 in Magdeburg, von wo er ausgewiesen wurde. Zuletzt war er Superintendent in Neubrandenburg. A. schrieb zahlreiche Fabeln (u. a. Buch von der Tugend und Weisheit, 1550) und Kirchenlieder (u.a. Christe, du bist der helle Tag). WEITERE WERKE: Etliche Fabel Esopi, verdeutscht und in Reime gebracht. Hagenau 1534. - Der Barfüßer Mönche Eulenspiegel und Alkoran. Wittenberg 1542. - Das Buch von der Tugend und der Weisheit, nämlich 49 Fabeln. Frankfurt/ Main 1550. - Praecepta morum utilissima oder Beleuchtungen der Zehn Gebote durch Bibelstellen und Stellen aus kirchlichen und weltlichen Schriftstellen in deutschen Reim e n . F r a n k f u r t / M a i n 1536, LITERATUR: V D

16, A

Α., E. In: NDB, Bd.

2

1548.

1468-1565. -

Gustav

Hammann:

1, 1953, S. 123. -

R. Vander

Meulen: Luther's „Betriegen zur Wahrheit" and the fables of E. Alberus. In: The German Review 52 (1977) S. 5-15. - Ernst-Wilhelm Kohls: Α., E. In: TRE, Bd. 2, 1978, S. 167-170. - Heribert Smolinsky: Α., E. In: LThK 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 325. - Heinz Scheible: Α., E. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 266. - (Hans-Christian Müller): Α., E. In: Μ ύ α 2 ? , Bd. 1, 1999, Sp. 325-328. - Hans-Christian Müller/ Hans-Otto Korth: Α., E. In: NGroveD, Bd. 1, 2 2001, S. 294. A l b e r , Matthäus, auch Aulber, Alberus, luth. Theologe, * 4.12. 1495 Reutlingen, t 1. 12. 1570 Blaubeuren. A. studierte 1513-21 in Tübingen, wo er Schüler —>Melanchthons war, und in Freiburg. 1521 wurde er Prädikant in Reutlingen. Dort führte A. bis 1524 die Reformation durch. Gegen eine Anklage wegen Ketzerei und Verletzung des Wormser Edikts konnte er sich im Januar 1525 vor dem Reichsregiment erfolgreich verteidigen. Seinem Einfluß ist es zuzuschreiben, daß Reutlingen im Bauernkrieg ruhig blieb, das Täufertum nicht Fuß fassen konnte und die Stadt 1530 die Augsburger Konfession mitunterzeichnete. Nach der Annahme des Augsburger Interims mußte A. im August 1548 Reutlingen verlassen. Seit 1550 war er Stiftsprediger in Stuttgart und 1552 an der Abfassung der „Confessio Virtembergica" beteiligt. 1562 wurde A. der erste evang. Abt im reformierten und in eine Schule umgewandelten Kloster Blaubeuren. WERKE: Vom rechten Glauben der ewigen Fürsehung Gottes. Augsburg 1525. LITERATUR: VD 16, A 1261-1265. - Gustav Hammann: Α., M. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 123 f. - Hermann Ströle: M. A. In: Schwäbische Lebensbilder. Bd. 4. Stuttgart 1950, S. 26-59. - Hans-Christoph Rublack/Heinz Scheible: M. A. als Reformator Reutlingens. In: Reutlinger Geschichtsblätter 14 (1976) S. 44-69. - Hans-Christoph Rublack: Α., M. In: TRE, Bd. 2, 1978, S. 170-177. - Michael Becht: Α., M. In: LThK 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 325. - Hermann Ehmer: A„ M. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 266 f. A l b e r o , Erzbischof von Trier, auch Adalbero, Adelbero, * um 1080 Montreuil (Lothringen), t 18.1.1152 Koblenz. A. war Archidiakon von Metz, Toul und Verdun, Propst von St. Arnulf in Metz und St. Gangulf in Toul und Primicerius in Metz. 1131 wurde er von Papst Innozenz II. in Vienne zum Erzbischof geweiht und 1137 - wohl auch wegen seiner Parteinahme für den Papst im Investiturstreit in Metz zum päpstlichen Legaten in Deutschland ernannt. A.s Betreiben war es zu verdanken, daß Konrad III. 1138 zum deutschen König gewählt wurde. Er erreichte schließlich, daß die nahe Trier gelegene Reichsabtei St. Maximin in das Eigentum der Diözese übergeführt wurde. A. war entschiedener Befürworter der Gregorianischen Reform und gründete zahlreiche Klöster, u. a. die Zisterzienserabtei Himmerod und die Prämonstratenserabtei Wadgassen. LITERATUR: Nikolaus Zimmer: A. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 124. - B. A. Pavlac: The development of temporary rule by the archbishop of Trier 1066-1259. Ann Arbor, Michigan 1989, S. 86-114. - Stefan Weinfurter: Reformidee und Reformpolitik im spätsalisch-frühstaufischen Reich. Mainz 1992. - Bernd Schwenk: A. In: LThK 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 328 f. A l b e r s , Bruno, eigentl. Paul Α., Benediktiner, Theologe, * 29.6. 1866 Adenau (Eifel), t 19.3. 1941 Kloster Beuren (Sigmaringen). A. trat 1887 in das Benediktinerkloster Beuren ein und studierte Theologie am Collegio di S. Anselmo in Rom und an der Univ. Bonn. Seit 1897 war er Lehrer für Kirchengeschichte, christliche Archäologie und Patristik am Priesterseminar von Monte Cassino. 1915 wurde er unter dem Vorwurf der Spionage aus Italien ausgewiesen. Er studierte

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Albert d a n n klassische Philologie in B o n n und w a r 1922-31 Studie n r a t a m staatlichen G y m n a s i u m in S i e g b u r g . 1938 k e h r t e er n a c h B e u r o n z u r ü c k . A . b e s c h ä f t i g t e sich b e s o n d e r s mit d e r G e s c h i c h t e d e s f r ü h e n M ö n c h t u m s , vor allem mit d e m B e n e d i k t i n e r o r d e n . E r publizierte u. a. Consuetudines monasticae (5 Bde., 1900-12). WEITERE WERKE: L a vita m o n a s t i c a , i sui principi ed ideali. B a d i a di F a r f a 1915. - D e r G e i s t d e s heiligen B e n e d i k t u s in s e i n e m W e s e n und seinen G r u n d z ü g e n dargestellt. F r e i b u r g / B r e i s g a u 1917, 2 1 9 2 1 . LITERATUR: Josef H e m m e r l e : Α., Β. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 125. A l b e r t , H e r z o g von B r a u n s c h w e i g , E r z b i s c h o f von Bremen, auch A l b r e c h t , * u m 1330, t 1 4 . 4 . 1395 B r e m e n . Der S o h n von H e r z o g M a g n u s I. von B r a u n s c h w e i g W o l f e n b ü t t e l w a r z u n ä c h s t D o m h e r r in M a g d e b u r g . Z w i schen 1360 und 1362 w u r d e er z u m E r z b i s c h o f von B r e m e n e r n a n n t . I m d a r a u s resultierenden K a m p f z w i s c h e n d e n W e i f e n und den O l d e n b u r g e r G r a f e n u m d a s Erzstift B r e m e n k o n n t e sich A . a u f g r u n d guter B e z i e h u n g e n zur p ä p s t l i c h e n K u r i e und m i t U n t e r s t ü t z u n g seiner F a m i l i e d u r c h s e t z e n . I m L a u f e seiner R e g i e r u n g b e m ü h t e er sich k a u m , d i e in B r e m e n h e r r s c h e n d e n F e h d e n b e i z u l e g e n . A l s K o n s e q u e n z seines a u f w e n d i g e n L e b e n s w a n d e l s m u ß t e er 1369 das Stift mit allen S c h l ö s s e r n den H e r z ö g e n W i l h e l m von L ü n e b u r g und M a g n u s II. von B r a u n s c h w e i g , 1375 d a s b r e m i s c h e K i r c h e n gut rechts der E l b e an Graf A d o l f von Holstein v e r p f ä n d e n . LITERATUR: Friedrich Prüser: Α . II. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 1 2 6 f . - H e r m a n n M e i n e r t (Hrsg.): D i e B r e m e r C h r o nik von R i n e s b e r c h , S c h e n e und H e m e l i n g . B r e m e n 1968, S. 148-178. - J o h a n n R e n n e r (Hrsg.): C h r o n i c a der Stadt B r e m e n . B d . 1. B e a r b . v. Lieselotte Klink. B r e m e n 1993, S. 2 9 7 - 3 2 5 . - K o n r a d E l m s h ä u s e r : D e r w e r d e n d e Territorialstaat der E r z b i s c h ö f e von B r e m e n ( 1 2 3 6 - 1 5 1 1 ) . In: H a n s E c k h a r d D a n n e n b e r g / H e i n z - J o a c h i m S c h u l z e (Hrsg.): G e schichte d e s L a n d e s z w i s c h e n W e s e r und E l b e . B d . 2: M i t telalter. S t a d e 1995, S. 181-183. - H e i n z - J o a c h i m S c h u l z e : A . In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 1 9 8 - 1 4 4 8 ) , 2 0 0 1 , S. 9 8 f. A l b e r t I., a u c h A d a l a b e r t u s , Adilpertus, B i s c h o f von Freising, * vor 1158, t 1 1 . 1 1 . 1 1 8 4 ( 7 ) , b e g r a b e n in Frei sing. A . w u r d e von s e i n e m V o r g ä n g e r —»Otto von Freising f ü r d i e N a c h f o l g e e m p f o h l e n u n d 1158 v o m D o m k a p i t e l g e w ä h l t . Er versuchte, w ä h r e n d d e s S c h i s m a s e i n e e i n d e u t i g e Position zu v e r m e i d e n . Als F ö r d e r e r von K i r c h e n b a u t e n ließ er u. a. n a c h d e m B r a n d von 1159 d e n Freisinger D o m errichten, e r w e i t e r t e d i e D o m k r y p t a , d i e d a n a c h die g r ö ß t e K r y p t a in D e u t s c h l a n d war, und f ö r d e r t e d e n B a u von St. K a s t u l u s in M o o s b u r g an der Isar. A . wird als S e l i g e r verehrt. LITERATUR: Kurt B e c h e r : Α . I. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 127. A l b e r t II., a u c h A l b r e c h t , Graf von H o h e n b e r g H a i g e r l o c h (als A l b r e c h t V.), B i s c h o f von Freising, * u m 1313, t 2 5 . 4 . 1 3 5 9 Stein a m R h e i n . A . studierte k a n o n i s c h e s R e c h t in Paris, hielt dort Vorles u n g e n , k e h r t e 1329 nach D e u t s c h l a n d z u r ü c k und w u r d e 1334 g e g e n den W i d e r s t a n d von D o m s t i f t und Stadt B i s c h o f von K o n s t a n z . D a er den z a h l r e i c h e n W i d e r s t ä n d e n nicht gew a c h s e n war, legte er 1336 sein A m t nieder. Er trat d a n n in d i e D i e n s t e L u d w i g s d e s B a y e r n , der ihn u m 1340 zu sein e m K a n z l e r e r n a n n t e . 1342 n a h m A . u n v e r m u t e t Partei f ü r P a p s t C l e m e n s VI., der ihn z u m K a p l a n e r n a n n t e und 1345 z u m B i s c h o f von W ü r z b u r g providierte. A l s A . sich nicht d u r c h s e t z e n konnte, erhielt er v o m P a p s t d a s B i s t u m Freising. Er Schloß B ü n d n i s s e mit d e n H e r z ö g e n von Österreich und Bayern. LITERATUR: S a b i n e K r ü g e r : Α . II. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 127 f. - K l a u s von A n d r i a n - W e r b u r g : A l b r e c h t . In:

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L e x M A , B d . 1, 1980, Sp. 319. - G e o r g K r e u z e r : Α . V . In: L T h K \ Bd. 1, 1993, S p . 331. - R e d . / M a n f r e d H e i m : A. von H o h e n b u r g . In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 1 9 1 - 1 4 4 8 ) , 2 0 0 1 , S. 198 f. A l b e r t I I . , B i s c h o f von Lübeck, * 1 4 1 7 / 1 8 , t 2 7 . 1 0 . 1 4 8 9 K a l t e n h o f bei L ü b e c k . A . w a r einige J a h r e N o t a r bei d e r R o t a in R o m . N a c h einer d i p l o m a t i s c h e n M i s s i o n zur B e i l e g u n g der U n s t i m m i g k e i ten z w i s c h e n d e m D e u t s c h e n O r d e n und Polen w u r d e A. 1466 z u m B i s c h o f von L ü b e c k g e w e i h t . M e h r f a c h betätigte er sich als U n t e r h ä n d l e r in d e n D i e n s t e n K ö n i g C h r i s t i a n s I. von D ä n e m a r k ; u. a. vermittelte er die H e i r a t z w i s c h e n C h r i stians Sohn J o h a n n und C h r i s t i n e von S a c h s e n . A . b e a u f tragte B e r n t —>Notke, das T r i u m p h k r e u z zu s c h a f f e n , d a s 1477 im L ü b e c k e r D o m aufgestellt w u r d e . W e g e n d e r h o h e n S u m m e n , d i e er f ü r die F ö r d e r u n g d e r K ü n s t e und W i s s e n s c h a f t e n a u s g a b , hinterließ er sein B i s t u m h o c h v e r s c h u l d e t . In A.s A u f t r a g w u r d e ein bis 1465 r e i c h e n d e s Chronicon episcoporum Lubecensium (1476) verfaßt. LITERATUR: M a x Hasse: D a s T r i u m p h k r e u z d e s B e r n t N o t k e im L ü b e c k e r D o m . H a m b u r g 1952. - Heinrich R e i n c k e : Α . II. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 129. - D i e t e r Brosius: E i n e R e i s e an d i e K u r i e im J a h r e 1462. In: Q u e l l e n u n d F o r s c h u n g e n a u s italienischen A r c h i v e n und B i b l i o t h e k e n 5 8 (1978) S. 4 1 1 - 4 4 0 . - W o l f - D i e t e r H a u s c h i l d : K i r c h e n g e schichte L ü b e c k s . C h r i s t e n t u m und B ü r g e r t u m in n e u n J a h r h u n d e r t e n . L ü b e c k 1981, S. 123 f. - Klaus W r i e d t : A . In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 4 4 8 - 1 6 4 8 ) , 1996, S. 3 8 5 f. A l b e r t von L ö w e n , B i s c h o f von Lüttich, * u m 1160, t 2 4 . 1 1 . 1 1 9 2 Reims. A . w a r z u n ä c h s t E r z d i a k o n , d a n n Propst von St. J o h a n n B a p t i s t in Lüttich. 1191 w u r d e er z u m N a c h f o l g e r von Bischof —> R u d o l f von Z ä h r i n g e n g e w ä h l t . D a d i e Wahl nicht e i n s t i m m i g e r f o l g t e , w u r d e K a i s e r Heinrich VI. zur E n t s c h e i d u n g z w i s c h e n A . u n d s e i n e m G e g e n k a n d i d a t e n Albert von Rethel a n g e r u f e n . 1192 w u r d e L o t h a r von H o c h s t a d e n als B i s c h o f eingesetzt. A l s d a r a u f h i n A. an d e n Papst a p p e l lierte, bestätigte C o e l e s t i n III. ihn u n d e r n a n n t e ihn z u m Kard i n a l d i a k o n . D e m in R e i m s g e w e i h t e n A . w u r d e d i e R ü c k kehr n a c h Lüttich v e r w e h r t . D e u t s c h e , v e r m u t l i c h von H e i n rich VI. g e d u n g e n e Ritter e r m o r d e t e n ihn in der N ä h e von R e i m s . Seit 1613 wird A . als M ä r t y r e r verehrt. LITERATUR: Walter K a e m m e r e r : A . In: N D B , B d . 1, 1953, S. 129. - J e a n L e j e u n e : A . von L ö w e n . In: L e x M A , B d . 1, 1980, S p . 2 8 4 f. - O d i l o E n g e l s : S t a u f e r s t u d i e n . S i g m a r i n g e n 1988, 2 1 9 9 6 , S. 198 f. - J e a n - L o u i s K u p p e r : Saint A. d e L o u v a i n , é v ê q u e d e Liège. L e d o s s i e r d ' u n assassinat p o litique. In: Feuillets de la C a t h é d r a l e d e L i è g e 7 (1992). J e a n - L o u i s K ü p p e r : A . In: LThK 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 331 f. A l b e r t von Winkel, Bischof von Passau, t 1380. A . ist seit 1358 als D o m p r o p s t zu P a s s a u n a c h w e i s b a r . S e i n e Wahl z u m B i s c h o f 1363 w u r d e nach einer K o n t r o v e r s e z w i s c h e n Kaiser Karl I V . u n d d e m H a b s b u r g e r R u d o l f IV. d u r c h P a p s t U r b a n V . bestätigt. D i e R e g i e r u n g s z e i t A.s w a r g e p r ä g t von Konflikten mit der P a s s a u e r B ü r g e r s c h a f t . B e i B e g i n n d e s S c h i s m a s 1378 stellte sich A. auf d i e Seite U r b a n s V I . LITERATUR: A l o i s S c h m i d : Α . von W i n k e l . In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 1 9 8 - 1 4 4 8 ) , 2 0 0 1 , S. 5 5 9 f . A l b e r t von Stauf, B i s c h o f von Regensburg, t 1 0 . 7 . 1421 Regensburg. Der aus holsteinischem Adel stammende A. wurde 1380 D o m h e r r und 1392 D o m s c h o l a s t e r in R e g e n s b u r g . 1396-1409 w a r er G e n e r a l v i k a r d e s B i s c h o f s von R e g e n s burg. 1397 erhielt er die Propstei St. J o h a n n . 1409 z u m Bischof von R e g e n s b u r g g e w ä h l t , k o n n t e A . f ü r sein H o c h s t i f t d i e v e r p f ä n d e t e n H e r r s c h a f t e n P ö c h l a r n und H a u s e c k s o w i e E b e r s p o i n t und H o h e n b u r g z u r ü c k g e w i n n e n . 1415-18 n a h m er mit U n t e r b r e c h u n g e n a m K o n s t a n z e r Konzil, 1418 an der

Albert P r o v i n z i a l s y n o d e in Salzburg teil. Α . f ü h r t e e i n e K l e r u s r e f o r m s o w i e zahlreiche Visitationen von K l ö s t e r n d u r c h . Er w i d m e t e sich i n s b e s o n d e r e der A b w e h r d e r Hussiten, f ü h r t e einen antihussitischen Eid ein und verurteilte d e n K a p l a n Ulrich G r ü n s l e d e r z u m F e u e r t o d . 1412 v e r s u c h t e n d i e Stadt R e g e n s b u r g s o w i e Heinrich der R e i c h e u n d H e r z o g L u d w i g VII., die w e l t l i c h e H o h e i t des B i s c h o f s e i n z u s c h r ä n k e n . A . m u ß t e einen Schutzbrief von K ö n i g S i g i s m u n d e r w i r k e n , der seine R e c h t e bestätigte. LITERATUR: Karl H a u s b e r g e r : G e s c h i c h t e d e s B i s t u m s R e g e n s b u r g . Bd. 1. R e g e n s b u r g 1989, S. 2 0 3 - 2 0 7 . - Ders.: A . von S t a u f . In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 1 9 8 - 1 4 4 8 ) , 2 0 0 1 , S. 6 3 4 f . A l b e r t I. von B u x h ö v e d e n , B i s c h o f von Riga, * u m 1165 B r e m e n , t 17. 1 . 1 2 2 9 R i g a . Z u n ä c h s t D o m h e r r in B r e m e n , w u r d e Α . 1199 z u m B i s c h o f von L i v l a n d g e w e i h t . 1200 b r a c h er mit e i n e m K r e u z f a h r e r heer auf und g r ü n d e t e 1201 Riga, w o er seinen B i s c h o f s sitz errichtete. D e r 1202 gestiftete O r d e n d e r S c h w e r t b r ü d e r sollte i h m bei d e r U n t e r w e r f u n g und C h r i s t i a n i s i e r u n g Livlands u n d Lettlands zur Seite stehen. E r b e l e h n t e deutsche A d l i g e m i t L ä n d e r e i e n und erreichte es, d a ß ihm Zisterzienser und P r ä m o n s t r a t e n s e r bei der K u l t i v i e r u n g d e s L a n d e s h a l f e n . 1205 w u r d e d a s erste l i v l ä n d i s c h e Kloster g e g r ü n d e t . 1207 w u r d e d a s B i s t u m L i v l a n d zur R e i c h s m a r k und der B i s c h o f z u m R e i c h s f ü r s t e n e r h o b e n . A u f W e i s u n g des Papstes m u ß t e A . ein Drittel d e r G e b i e t e d e m O r d e n d e r S c h w e r t b r ü d e r überlassen. 1210 w u r d e er d u r c h d e n P a p s t von d e r M e t r o p o l i t a n g e w a l t B r e m e n s befreit. 1227 g e l a n g es Α., Estland zu u n t e r w e r f e n und seinen B r u d e r H e r m a n n als B i s c h o f von D o r p a t e i n z u s e t z e n . A . w u r d e in R i g a als Heiliger verehrt. LITERATUR: Heinrich L a a k m a n n : Α . I. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 130. - Gisela G n e g e l - W a i t s c h i e s : B i s c h o f A. von R i g a . H a m b u r g 1958. - M a n f r e d H e l l m a n n : D a s L e t t e n l a n d im Mittelalter. M ü n s t e r / K ö l n 1954. - Friedrich B e n n i n g h o v e n : D e r O r d e n der S c h w e r t b r ü d e r . K ö l n 1965. - M a n f r e d H e l l m a n n : Α . I. In: L e x M A , B d . 1, 1980, Sp. 2 8 5 f. Ders.: Studien ü b e r die A n f ä n g e der M i s s i o n in L i v l a n d . S i g m a r i n g e n 1987. - Ders.: Α . (I.). In: L T h K 3 , B d . 1, 1993, Sp. 333. - B e r n h a r t Jähnig: A. v. B. In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 1 9 8 - 1 4 4 8 ) 2 0 0 1 , S. 6 4 5 - 6 4 7 . - Peter H a u p t m a n n : A . von R i g a . In: R G G 4 , Bd. 1, 1998, S p . 267. A l b e r t I I . S u e r b e e r , E r z b i s c h o f von Riga, * E n d e 12. Jh. Köln, t 1 2 7 2 / 7 3 Riga. N a c h d e m S t u d i u m in P a r i s w a r A . D o m s c h o l a s t i k u s in B r e m e n und w u r d e 1229 v o m E r z b i s c h o f von B r e m e n z u m Bischof von R i g a e r n a n n t . Er k o n n t e sich j e d o c h nicht g e g e n d e n v o m D o m k a p i t e l g e w ä h l t e n und v o m P a p s t bestätigten G e g e n b i s c h o f N i k o l a u s von M a g d e b u r g d u r c h s e t z e n . 1240 w u r d e A . E r z b i s c h o f von A r m a g h und P r i m a s von Irland. A u f d e m L y o n e r Konzil von 1245 m a c h t e er seine Partein a h m e f ü r den P a p s t deutlich und w u r d e 1246 von I n n o z e n z I V . z u m E r z b i s c h o f und L e g a t e n von P r e u ß e n , L i v l a n d und E s t l a n d , w e n i g s p ä t e r a u c h z u m L e g a t e n von G o t l a n d , Holstein, R ü g e n und R u ß l a n d e r n a n n t . 1247 erhielt er d a s B i s t u m L ü b e c k z u m Unterhalt. I m Streit mit d e m D e u t s c h e n O r d e n verlor er sein L e g a t e n a m t , k o n n t e sich aber 1253 in R i g a als E r z b i s c h o f niederlassen. D a m i t w u r d e n P r e u ß e n und L i v l a n d zu einer K i r c h e n p r o v i n z vereinigt. LITERATUR: Heinrich K a e m m e r e r : Α . II. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 130. - Friedrich B e n n i n g h o v e n : D e r O r d e n d e r S c h w e r t b r ü d e r . K ö l n 1965. - H a n s Wolter: Α . II. In: L e x M A , B d . 1, 1980, S p . 286. - W o l f - D i e t e r H a u s c h i l d : K i r c h e n g e s c h i c h t e L ü b e c k s . C h r i s t e n t u m und B ü r g e r t u m in neun J a h r h u n d e r t e n . L ü b e c k 1981, S. 7 2 - 7 5 . - A n n e - T h e r e s e G r a b o w s k y : D a s Kloster C i s m a r . N e u m ü n s t e r 1982, S. 17-29. M a n f r e d H e l l m a n n : Studien ü b e r d i e A n f ä n g e der M i s s i o n

in L i v l a n d . S i g m a r i n g e n 1987. - Ders.: Α . (II.). In: L T h K 3 , B d . 1, 1993, Sp. 3 3 3 f. - W o l f g a n g P r a n g e / B e r n h a r t Jähnig: A . S. In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 1 9 8 - 1 4 4 8 ) , 2 0 0 1 , S. 6 4 7 f. A l b e r t von A a c h e n , Chronist, * vor 1100, t n a c h 1158 Aachen. A . s t a m m t e v e r m u t l i c h aus L o t h r i n g e n und w a r u m 1100 S t i f t s h e r r in St. M a r i a in A a c h e n . Er v e r f a ß t e z w i s c h e n 1124 und 1158 d i e Historia Hierosolymitanae expeditionis, d i e Ere i g n i s s e aus den J a h r e n 1095-1121 b e h a n d e l t . E s wird a n g e n o m m e n , d a ß A . s e i n e m W e r k auch m ü n d l i c h e E r z ä h l u n g e n und K r e u z f a h r e r l i e d e r z u g r u n d e g e l e g t hat. LITERATUR: B e r n h a r d von K u g l e r : A . v. A . Stuttgart 1885-94. - F r a n z - J o s e f S c h m a l e : A . v. A . In: N D B , B d . 1, 1953, S. 133 f. - P e t e r K n o c h : S t u d i e n zu A . v. A. Stuttgart 1966. - F r a n z Josef W o r s t b r o c k : A. v. A . In: V L 2 , B d . 1, 1978, S p . 111-114. - P e t e r C. J a c o b s e n : A . v. A. In: L e x M A , Bd. 1, 1980, Sp. 2 8 6 f . - R u d o l f H i e s t a n d : A . v. A . In: L T h K 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 329. - W i l f r i e d H a r t m a n n : A . v. A. In: R G G 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 2 6 7 . A l b e r t von A s c h a c h , a u c h Albert von W a l d k i r c h e n , T h e o l o g e , * 2 9 . 9 . 1283 A s c h a c h ( O b e r ö s t e r r e i c h ) , t n a c h 4 . 4 . 1345. A . trat 1296 in die K l o s t e r s c h u l e St. Florian ein, w u r d e 1305 S c h r e i b e r des P r o p s t e s E i n w i k Weizlan, 1309 z u m S u b d i a k o n , 1315 z u m D i a k o n und 1318 z u m Priester g e w e i h t . Seit 1314 w a r er Seelsorger in N i e d e r w a l d k i r c h e n a m W i n d b e r g ( O b e r ö s t e r r e i c h ) , hielt sich 1 3 2 3 / 2 4 in K r a k a u , 1325 an der K u r i e auf. 1328 w u r d e er P f a r r e r in G m u n d e n . D i e i h m von e i n e m K o n v e n t u a l e n von St. Florian g e w i d m e t e Forts e t z u n g der M e l k e r A n n a l e n von 1 2 7 6 - 1 3 0 9 versah A. m i t a u t o b i o g r a p h i s c h e n und z e i t g e n ö s s i s c h e n R a n d b e m e r k u n g e n von 1283-1342 und mit e i n e m k a l e n d a r i s c h e n A n h a n g . LITERATUR: J o a c h i m L e u s c h n e r : A . v. A . In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 134. A l b e r t B e h a i m von B e h a i m i n g , a u c h A . v. B e h a m , D o m d e k a n von P a s s a u , päpstlicher Legat, * u m 1 1 8 0 / 9 0 , t A n f a n g 1260 P a s s a u . A . e n t s t a m m t e einer n i e d e r b a y e r i s c h e n M i n i s t e r i a l e n f a m i l i e und w a r unter I n n o z e n z III. und H o n o r i u s III. A n w a l t an der Kurie. Seit 1212 D o m h e r r in P a s s a u , w u r d e ihm 1226 als zusätzliche P f r ü n d e d a s E r z d i a k o n a t von L o r c h zuges p r o c h e n . 1239 w u r d e er p ä p s t l i c h e r L e g a t f ü r D e u t s c h l a n d . E r stritt f ü r die p ä p s t l i c h e n Interessen g e g e n K a i s e r Friedrich II., m u ß t e 1244 an d e n H o f von Lyon fliehen und betrieb g e m e i n s a m mit d e m Papst d i e Wahl d e r G e g e n k ö n i g e . 1245 k e h r t e A . n a c h B a y e r n z u r ü c k . 1246 w u r d e er von P a p s t Innozenz IV. zum D o m d e k a n von Passau ernannt. LITERATUR: A . v. B e h a m und R e g e s t e n P a b s t I n n o c e n z d e s Vierten. Hrsg. v. C o n s t a n t i n Höfler. Stuttgart 1847. N a c h d r . H i l d e s h e i m 1981. - Heinrich K ö b e r l : A l b e r t u s B o h e m u s (ca. 1180-1260): W e g e und E r g e b n i s s e d e r F o r s c h u n g unter besonderer Berücksichtigung der Quellen. München 1974. - W i n f r i e d Stelzer: A . B ö h e i m . In: V L 2 , B d . 1, 1978, S p . 116-119. - Peter H e r d e : A . B. In: L e x M A , Bd. 1, 1980, S p . 2 8 8 . - T h o m a s F r e n z : A. B. In: T R E , B d . 1, 1993, S. 3 2 9 f. - D a s B r i e f - und M e m o r i a l b u c h d e s A . B . H r s g . v. T h o m a s F r e n z und P e t e r H e r d e . M ü n c h e n 2 0 0 0 . A l b e r t von D i e ß e n , auch A. von T e g e r n s e e , A u g u s t i n e r chorherr, G e s c h i c h t s s c h r e i b e r , T h e o l o g e , * 2. H ä l f t e 14. Jh. A . w a r A u g u s t i n e r c h o r h e r r in St. M a r i e n in D i e s s e n / A m m e r s e e und v e r f a ß t e n e b e n einer S a m m l u n g kirchenrechtlicher u n d liturgischer S t ü c k e ( S p e c u l u m clericorum) eine C h r o n i k der D i e s s e n e r Pröpste. Vermutlich s t a m m e n von ihm e i n e E b e r s b e r g e r C h r o n i k , G r ü n d u n g s g e s c h i c h t e n von T e g e r n s e e und D i e t r a m s z e l l und einige S t ü c k e in d e n Fundationes monasteriorum Bavariae.

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Albert LITERATUR: Joachim Leuschner: A. v. D. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 134 f. - Bernhard Schmeidler: A. v. D. und die Geschichtsschreibung von Tegernsee. In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 10 (1937) S. 65-92. - Karl Langosch: A. v. D. In: VL 2 , Bd. 1, 1978, Sp. 119-122. - Georg Kreuzer: A. v. D. In: LThK\ Bd. 1, 1993, Sp. 330. A l b e r t von Orlamünde, Dominikaner, 13. Jh. Wahrscheinlich war A. Verfasser der Philosophia pauperum, auch Summa naturalium oder Compendium de negotio naturali genannt, eines Lehrbuchs, das an den Stadtschulen des Mittelalters stark verbreitet und auch für arme Studenten erschwinglich war. Da diesem Kompendium der Naturphilosophie größtenteils die Schriften des —»Albertus Magnus zugrundelagen, wurde die Verfasserschaft lange Zeit diesem zugeschrieben. WEITERE WERKE: Summa naturalium. In: Albertus Magnus: Opera omnia. Lyon 1651, Bd. 21, S. 1-54; Bd. 5, S. 445-536. - Nachträge in: Bernhard Geyer [s. u.], S. 3*-82*. LITERATUR: Martin Grabmann: Die Philosophia pauperum und ihr Verfasser A. v. O. Münster 1918. - Bernhard Geyer: Die Albert dem Großen zugeschriebene Summa Naturalium (Philosophia Pauperum). Texte und Untersuchungen. Münster 1938. - Walter Brugger: A. v. O. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 135. - Andreas Speer: A. v. O. In: LThK 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 333. A l b e r t von Siegburg, Benediktiner, 12. Jh. A. lebte als Benediktinermönch in der Abtei St. Michael nahe Bonn. Er verfaßte vor Ende des 12. Jh. als Auftragswerk ein Glossar zum Alten und Neuen Testament. Das Buch basierte auf der Vulgata und entstand in lateinischer Sprache, wurde aber vom Verfasser mit mittelhochdeutschen Zusätzen versehen. Daher ist es heute noch sprachwissenschaftlich von Bedeutung. LITERATUR: Rhaban Haacke: A. von Siegburg. In: VL 2 , Bd. 1, 1978, Sp. 141 f. - Ders.: A. von Siegburg. In: L T h K \ Bd. 1, 1993, Sp. 334. - Claudia Wich-Reif: Das Bibelglossar von A. von Siegburg und seine Tradition. In: Entwicklungsetappen in der Geschichte der deutschen Sprache. Hrsg. v. Franz Simmler. Berlin 2002, S. 335-379. A l b e r t , Abt von Stade, Chronist, Dichter, * Ende 12. Jh. Norddeutschland, t 5 . / 9 . 2 . nach 1264. A. wurde 1232 Abt des Benediktinerklosters St. Marien in Stade und versuchte seit 1236 mit Erlaubnis des Papstes, das Kloster nach der Zisterzienserregel zu reformieren. Als dies mißlang, legte er 1240 sein Amt nieder und zog sich in das Franziskanerkloster in Stade zurück. Fortan widmete er sich hauptsächlich historischen Studien und verfaßte u. a. eine bis 1256 reichende Weltchronik, die Annales Stadenses, die sich teilweise auf Beda, —»Ekkehard von Aura und —»Adam von Bremen stützt. A. verfaßte neben zwei weiteren Versdichtungen den Troilus (1249), ein Epos Uber den Trojanischen Krieg. LITERATUR: K. Fiehn: A. S. In: Historische Vierteljahresschrift 26 (1931) S. 536-572. - Helmut Plechl: A. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 136. - Herbert Krüger: Das Stader Itinerar des Abtes A. aus der Zeit um 1250. In: Stader Jahrbuch 1956, S. 71-124; 1957, S. 87-136; 1958, S. 39-76. - Jürgen Stohlmann: A. v. S. In: VL 2 , Bd. 1, 1978, Sp. 143-151. Ivan Hlavácek: A. v. S. In: LexMA, Bd. 1, 1980, Sp. 290. Markus Wesche: Studien zu A. v. S. Frankfurt/Main 1988. Hans-Werner Goetz: A. v. S. In: LThK 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 335. A l b e r t , Heinrich, Komponist, Dichter, * 8.7. 1604 Lobenstein/Reuß (Thüringen), t 6. 10.1651 Königsberg. Eine bei seinem Vetter Heinrich —»Schütz begonnene musikalische Ausbildung brach Α., Sohn eines Amtsschössers

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in Lobenstein und Schleiz, 1623 ab, um in Leipzig Jura zu studieren. 1626 ging er nach Königsberg, geriet als Begleiter einer holländischen Gesandtschaft nach Polen in schwedische Gefangenschaft und kehrte erst 1628 nach Königsberg zurück. Seit 1630 war er Organist am Dom und nahm seine musikalischen Studien, diesmal als Schüler von Johann —»Stobaeus wieder auf. A. komponierte 193 geistliche und weltliche Lieder. Ein Großteil seiner Liedertexte stammt von ihm selbst oder von seinem Freund Simon Dach, der wie er dem Königsberger Dichterkreis angehörte; einige (wie Gott des Himmels und der Erden) werden noch heute gesungen. A.s Hauptwerke sind gesammelt in den Arien oder Melodeyen [...] (8 Teile, 1638-50). LITERATUR: Georg von Dadelsen: Α., Η. In: NDB, Bd. I, 1953, S. 138 f. - Günther Kraft (Hrsg.): Festschrift zur Ehrung von Η. A. (1604-1651). Weimar 1954. - Werner Braun: Α., Η. In: MGG 2 P, Bd. 1, 1999, Sp. 339-345. - John H. Baron: Α., Η. In: NGroveD, Bd. 1, 2 2001, S. 300 f. Alberti, Georg Wilhelm, evang. Theologe, * 1723 Osterode/Harz, t 3.9. 1758 Tündern bei Hameln. Dem Studium der Philosophie und Theologie in Göttingen folgte ein mehrjähriger Aufenthalt in England. Die Ergebnisse seiner Studien faßte A. zusammen in der Aufrichtigen Nachricht von der Religion, Gottesdienst, Sitten und Gebräuchen der Quäker (1750) und den Briefen, betreffend den allerneuesten Zustand der Religion und der Wissenschaften in Großbritannien (4 Bde., 1752-54). A. galt als Autor der unter dem Namen Alethophilus Goettingensis 1747 in England erschienenen, gegen David Hume gerichteten Schrift Some Thoughts on the Essay of the Natural Religion. LITERATUR: Wagenmann: Α., G. W. In: ADB, Bd. 1, 1875, S. 213. Alberti, Karl Edmund Robert, evang. Theologe, Schriftsteller, * 12.7.1801 Danzig, t 4.11. 1870 Potsdam. Nach dem Studium der Theologie und Philosophie in Halle und Berlin war A. 1827-32 Pfarrer an St. Trinitatis, 1832/33 an St. Marien in Danzig. 1833-37 übernahm er eine Pfarrei in Praust und war seit 1837 an der Domkirche in Marienwerder tätig. Dort gründete er 1838 eine private höhere Töchterschule, der 1840 ein Lehrerinnenseminar angeschlossen wurde. 1854 ging er als Stadtschulrat nach Stettin. Neben seiner beruflichen Tätigkeit galt A.s Interesse der Musik und Literatur. Er verfaßte zahlreiche musikalische Schriften, u.a. Richard Wagner und seine Stellung zur dramatischen Musik (1856). Alberti, Valentin, luth. Theologe, * 13. /15. 12. 1635 Lähn (Schlesien), t 15. / 1 9 . 9 . 1 6 9 7 Leipzig (?), Wittenberg (?). A. begann sein Studium 1653 in Leipzig, wurde 1656 Magister und Collegiat des Frauenkollegiums und 1661 Assessor der philosophischen Fakultät. 1663 folgte seine Berufung zum Prof. der Logik und Metaphysik, 1672 zum a. o. Professor. 1678 wurde er in Theologie promoviert. A. wandte sich entschieden sowohl gegen den römischen Katholizismus als auch gegen den Pietismus eines Philipp Jakob —» Spener. Er verteidigte lutherisch-orthodoxe Positionen gegen die naturrechtlichen Theorien von Hugo Grotius, Samuel von Pufendorf und Christian —»Thomasius. A. veröffentlichte u.a. ein Compendium juris naturae orthodoxae theologiae conformatum (1678). WEITERE WERKE: Gründliche Widerlegung eines päpstlichen Buches. Leipzig 1684. - Antwort auf Speners sogenannte gründliche Verteidigung seiner und der Pietisten Unschuld. Leipzig 1696.

Albertus Magnus LITERATUR: Franz Lau: Α., V. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 142. - Jochen Ihmels: Das Naturrecht bei V. A. Die Lehre des Compendium juris naturae ν. 1678/1696. Diss. Leipzig 1956. Albertini, Johann Baptist von, Theologe, Bischof der Brüdergemeine, Liederdichter, * 17.2. 1769 Neuwied, t 6.12.1831 Berthelsdorf bei Herrnhut. Der aus einem Graubiindner Geschlecht stammende A. besuchte 1782 das Pädagogium der Brüder-Unität in Niesky, wo er sich mit Friedrich —> Schleiermacher befreundete; 1785 wechselten sie auf das theologische Seminar in Barby. Seit 1788 lehrte A. am Pädagogium in Niesky/Barby, 1795-1810 am theologischen Seminar in Niesky und war seit 1804 auch als Prediger tätig. 1814 wurde er zum Bischof ordiniert und 1821 in die Unitätsleitung berufen. A. stand der Bunzlauer Bibelgesellschaft vor, dichtete von romantischer Frömmigkeit geprägte Lieder (Geistliche Gedichte, 3 1835) und veröffentlichte auch botanische Studien. 1805 erschienen von ihm Dreißig Predigten ( 2 1829), 1831 26 Reden an die Gemeine Herrnhut ¡814-24. LITERATUR: Gerhard Meyer: A. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 142 f. - Dietrich Mayer: Α., J. B. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 268. Albertus Magnus, auch A. Teutonicus, A. Coloniensis, A. de Lauging, Dominikaner, scholastischer Gelehrter, Bischof, * um 1200 Lauingen/Donau, t 15. 11. 1280 Köln. Α., aus niederem staufischem Adel, Schloß sich um Ostern 1223 als Student in Padua dem 1215 von Dominikus gegründeten Orden der Predigerbrüder an. Danach studierte er im Kloster seines Ordens, Heilig-Kreuz in der Stolkgasse, in Köln, der seinerzeit volkreichsten Stadt Westeuropas. 1228 wurde er lector und lehrte in Hildesheim, Freiberg/ Sachsen, Regensburg und Straßburg. 1243 ging er an die Univ. Paris, wo er im Frühjahr 1245 Prof. der Theologie wurde. Im Sommer 1248 kehrte er, begleitet von seinem Schüler Thomas von Aquin, nach Köln zurück, um dort eine Hochschule (Studium generale) zu errichten. Wahrscheinlich war er am 15.8. Zeuge der Grundsteinlegung des Kölner Doms. In Paris und während des zweiten Kölner Aufenthalts begann A. mit der Abfassung seiner wissenschaftlichen Werke, die ihm schließlich den Ruf eines herausragenden Gelehrten und großen Philosophen verschafften, der als Autorität betrachtet wurde. Der Inhalt der frühen Schriften, meist Niederschlag von Vorlesungen und Disputationen, ist vorwiegend theologisch und von neuplatonischem Gedankengut geprägt. Seine gründlichen Kenntnisse der Natur, besonders der Flora und Fauna, erweiterte er ständig durch genaue und geduldige Beobachtungen, die er gern beschrieb. Äußerst folgenreich war sein entschiedenes Eintreten für die Erschließung des damals neuentdeckten Schrifttums aus den griechischen, arabischen und jüdischen Kulturkreisen. Er sah dies als unentbehrlich für den Fortgang der Wissenschaften an. Sein Ziel, das ganze überlieferte Lehrgut der Latein sprechenden gelehrten Welt verfügbar zu machen, suchte er durch Kommentierung der überlieferten Texte, vor allem derjenigen des Aristoteles, zu erreichen. Diese Aufgabe beanspruchte ihn bis in seine letzten Lebensjahre. Gegner eines vorurteilsfreien Studiums, auch aus der eigenen Ordensgemeinschaft, nannte er Dummköpfe und Faulpelze, ähnlich denen, die einst Sokrates umgebracht und Piaton und Aristoteles verjagt hätten. Scharf tadelte er auch solche Zeitgenossen, die sich mit Scheinwissen begnügten. Das Werk des Aristoteles galt ihm als ein Vorbild für eine wirklichkeitsbezogene Wissenschaft. Die devote Aristoteles-Verehrung einiger Kollegen, die hierin den arabischen Philosophen und Aristoteleskommentator Averroes (1126-1198) nachahmten, lehnte er jedoch rundweg ab; denn ein derartiger Kult mußte

die Erforschung der Natur nachhaltig gefährden. Aristoteles habe nicht selten geirrt, also sei es unsinnig, sich blindlings nach dessen Worten zu richten. „Wer glaubt, Aristoteles sei Gott gewesen, muß glauben, dieser habe nie geirrt. Wenn man aber glaubt, er sei ein Mensch gewesen, dann auch, daß er irren konnte, gleichermaßen wie wir." A. war davon überzeugt, daß sicheres philosophisches Wissen und christlicher Glaube einander nicht widersprechen. Er warnte allerdings eindringlich vor den Folgen einer unzureichenden Unterscheidung von Wissen und Glauben. Der Naturforscher dürfe im übrigen Behauptungen nicht ungeprüft übernehmen, sondern habe stets nach natürlichen Ursachen zu suchen. Ausdrücklich verwarf A. Versuche, naturwissenschaftliche Probleme durch Spekulationen über die Allmacht des Schöpfers zu relativieren. Die heftig diskutierte Frage nach einem Anfang der Welt hielt er für philosophisch unentscheidbar. Absurd, weil unmittelbarer Erfahrung nicht gerecht werdend, war seiner Meinung nach die dem Averroes zugeschriebene Lehre, der Verstand sei ein von den menschlichen Individuen getrennt existierendes Vermögen, das sich des einzelnen Menschen wie eines Instruments bediene. Jeder Mensch ist wesenhafte Einheit von Stoff und Geist. Vernunft und Entscheidungskraft machen seine Würde aus. Durch die damit gegebene Verantwortlichkeit der Person ist eine Ethik, der A.s besondere Aufmerksamkeit galt, notwendig und sinnvoll. Im Sommer 1252 empfahl A. seinen Schüler Thomas für die Laufbahn eines akademischen Lehrers. Dieser wurde daraufhin einige Zeit später Prof. in Paris. In seinem philosophischen und theologischen Werk knüpfte er an die von A. verfochtenen Grundsätze an und entfaltete sie in der ihm eigenen meisterhaften Weise. Seine Kölner Mitbürger suchten A. in manchem Streit als Ratgeber und Schlichter, dessen Unbestechlichkeit und Friedenswillen man schätzte. Selbst der mächtige Erzbischof und Reichsfürst Konrad von Hochstaden, der die Rechte der Bürgerschaft einzuschränken trachtete, fügte sich einem Schiedsspruch, den A. am 17.4. 1252 fällte und der als „kleiner Schied" in die Kölner Geschichte einging. 1254 wurde A. Vorsteher (Provinzial) der Dominikanerprovinz Teutonia, zu der Uber 50 Niederlassungen gehörten. Die erforderlichen Reisen führten ihn an viele Orte in Deutschland und bis nach Riga. An Kapiteln seines Ordens nahm er 1255 in Mailand und 1256 in Paris teil. Im selben Jahr verteidigte er am Sitz des Papstes in Anagni die Bettelorden erfolgreich gegen Angriffe einiger Pariser Theologen. Er blieb bis Juni 1257 in Anagni und legte dann auf dem Kapitel in Straßburg das Amt des Provinzials nieder. Im Herbst 1257 nahm er in Köln seine Lehrtätigkeit wieder auf und setzte das nie ganz unterbrochene Schreiben intensiv fort. Sein Ansehen als Friedensstifter vermehrte er durch Vermittlung in einem neuen Streit zwischen Erzbischof und Kölner Bürgerschaft. Der „Große Schied" vom 28.6.1258 ist ein bedeutendes Dokument, in dem die Rechte der Stadt überzeugend begründet wurden. 1259 trat A. in Valenciennes bei der Erstellung eines Lehrplans für die Studenten seines Ordens erneut für ein gründliches Studium der profanen Wissenschaften ein. Am 5.1.1260 betraute der Papst ihn mit dem Bischofsstuhl von Regensburg. Im Kölner Dom im März 1260 geweiht, machte er sich nach Regensburg auf. Trotz vieler Schwierigkeiten gelang es ihm, die Zustände in dem vernachlässigten Bistum zu ordnen. Man nannte ihn dort, wohl wegen seiner Fußbekleidung, den „Bischof Bundschuh". Der gelehrten Arbeit ging er so gut wie möglich in seiner Residenz auf der Burg Stauf nach. 1261 trat er vom Bischofsamt zurück und wurde am 11.5.1262 dieser Bürde endgültig ledig. Rang und Autorität eines Bischofs behielt er jedoch. Er weilte dann, vermutlich auf Wunsch des Papstes Urban IV., eines Förderers der Wissenschaft, mehrere Monate an der Kurie in Viterbo und Orvieto. Dort traf er seinen inzwischen berühmten

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Albertz Schüler Thomas. Er schrieb weitere Paraphrasen zu Aristoteles, so zu dessen Ethik und Politik. In einem Gedicht aus dieser Zeit hieß es von ihm: „Dort ist einer, der, wenn alle Philosophie verschwände, sie neu schaffen könnte. Er würde sie besser wiederaufrichten und die alten Philosophen durch sein Können überflügeln." Am 13.2. 1263 wurde A. beauftragt, in den deutschsprachigen Ländern für einen neuen Kreuzzug gegen die muslimischen Beherrscher Jerusalems zu werben. Das führte ihn u. a. nach Augsburg, Donauwörth, Würzburg, Frankfurt, Speyer, Mainz, Brandenburg und wahrscheinlich auch an Orte in Böhmen und Österreich. Mit dem Tod des Papstes endete dieser Auftrag. Von Ende 1264 an lebte und arbeitete A. im Dominikanerkonvent Würzburg, zusammen mit seinem Bruder Heinrich und seinem Schüler —»Ulrich. Seit Herbst 1269 weilte er wieder in Köln, lehrte, predigte, schrieb und unterzog sich Pflichten, die Bischofswürde und Stellung eines angesehenen Kölner Bürgers mit sich brachten. So weihte er am 28.4.1275 eine Kirche in Mönchengladbach und am 12.9.1279 eine in Antwerpen. Mehrmals mußte er wieder für den Frieden in der Stadt und ihrer Umgebung tätig werden. Der schwerste Konflikt, ausgebrochen zwischen Bürgerschaft und Erzbischof —> Engelbert von Falkenburg, wurde am 2.6.1275 unter Engelberts Nachfolger —> Siegfried von Westerburg beigelegt. A.s gelehrten Rat angesichts umstrittener wissenschaftlicher Fragen suchte 1271 der Ordensgeneral. In seiner Antwort beklagte A. die Unsinnigkeit einiger dieser Streitfragen. Experimente, die er im Kloster machte, um verborgene Kräfte und Wirkweisen der Natur aufzuspüren, trugen ihm bei manchen Zeitgenossen den Ruf eines Schwarzkünstlers ein. Obgleich er solchen Gerüchten entgegentrat, fanden sie Eingang in einige Legenden. Daß A. 1274 am Unionskonzil in Lyon teilgenommen habe und dort für die Wahl Rudolfs von Habsburg, den er persönlich kannte, zum Kaiser eingetreten sei, ist unsicher, ebenso der Bericht, A. habe 1277 in Paris Lehren des Thomas gegen unsachliche Kritik verteidigt. Im Januar 1279 diktierte er sein Testament. A. starb am 15.11. 1280. An seinem Grab war zu lesen: „Albert liegt hier, hochberühmt auf dem Erdkreis, beredt wie niemand, in der Wissenschaft ein sicherer Streiter, größer als Piaton, kaum geringer als Salomon." Erzbischof Siegfried ließ ihn in einer Inschrift als „Blüte der Philosophen" bezeichnen, Ulrich von Straßburg nannte ihn „ein staunenswertes Wunder unserer Zeit". In Dantes Göttlicher Komödie begegnet A. neben Salomon und hervorragenden christlichen Lehrern. Er wurde noch lange in wissenschaftlichen Werken als Gewährsmann wichtiger Lehrstücke angeführt. Im 15. Jh. gab es, von der Univ. zu Köln ausgehend, die verbreitete Schule der Albertisten. A.s Andenken wurde durch manche Ereignisse der Zeit danach verdunkelt und verzerrt. Vor allem die vielerorts propagierte Verachtung des mittelalterlichen Geisteslebens, gepaart mit erstaunlicher Unkenntnis desselben, drängte Gestalt und Lebenswerk A.s nicht zuletzt in Deutschland in den Hintergrund. Es kam sogar zu grotesken Fehlurteilen, die manchmal heute noch wiederholt werden. A.s Werke wurden in Lyon 1651 in 21 und 1890-99 in Paris in 38 Bänden gedruckt. Eine moderne kritische Gesamtausgabe, die Editio Coloniensis, wird im Bonner Albertus-Magnus-Institut erarbeitet. Etliche Bände sind seit 1951 erschienen. Α., über die Jahrhunderte hinweg wegen seiner Gelehrsamkeit, Frömmigkeit und seines Friedenswillens stets auch verehrt, wurde am 16. 12. 1931 von der kath. Kirche heiliggesprochen und zum Kirchenlehrer erklärt. Seit dem 16.12.1941 gilt er als Patron der Naturforscher. 700 Jahre nach seinem Tod wurde er durch einen Besuch des Papstes Johannes Paul II. an seinem jetzigen Grab in St. Andreas in Köln geehrt. LITERATUR: Josef Pieper: Albert der Große. In: Theologisches Jahrbuch 4, Leipzig 1961, S. 636-649. - Paul Simon:

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Albert der Große. In: TRE, Bd. 2, 1977, S. 177-184. Bernhard Geyer: Α. M. In: Die großen Deutschen. Bd. 1. Gütersloh 1978, S. 201-216. - Α. M„ doctor universalis 1280/1980. Hrsg. v. Gerbert Meyer und Albert Zimmermann. Mainz 1980. - Ingrid Craemer-Ruegenberg: Α. M. München 1980. - Α. M. and the Sciences. Commemorative Essays, 1980. Ed. James A. Weisheipl. Toronto 1980. - Albert von Lauingen. 700 Jahre A. M. Hrsg. v. Historischen Verein Dillingen a.d. Donau. Lauingen 1980. - Α. M., Ausstellung zum 700. Todestag. Historisches Archiv der Stadt Köln. 1981. - Albert der Große, seine Zeit, sein Werk, seine Wirkung. Miscellanea Mediaevalia, Bd. 14. Hrsg. v. Albert Zimmermann. Berlin/New York 1981. - Alain de Libera: Albert le Grand et la Philosophie. Paris 1990. - Albert der Große in Köln. Hrsg. v. Jan Aertsen. Köln 1999. - Henryk Anzulewicz: Α. M. im Licht der neueren Forschung. In: Archiv für mittelalterliche Philosophie und Kultur 10 (2004) S. 52-96. - Irven Resnick/Kenneth Kitchell: Albert the Great. A Selectively Annotated Bibliography. Tempe, Arizona 2004. Albert Zimmermann Albertz, Heinrich (Ernst Friedrich), evang. Theologe, Politiker, * 22.1.1915 Breslau, t 18.5.1993 Bremen. Α., Halbbruder von Martin —>A., studierte Theologie in Breslau, Halle und Berlin und trat früh der SPD bei. 1939 wurde er Vikar und Pfarrer der Bekennenden Kirche in Breslau und im Kreis Kreutzburg. Seit 1941 an der Front, wurde er 1943 wegen eines Fürbitte-Gottesdienstes für Pastor Martin —> Niemöller zu Gefängnis verurteilt. A. trat 1946 wieder in die SPD ein, wurde 1947 niedersächsischer Landtagsabgeordneter, 1948 Flüchtlingsminister und 1951 Sozialminister. Seit 1955 war er Senatsdirektor beim Senator für Volksbildung in Westberlin und 1. Vorsitzender der Arbeiterwohlfahrt, seit 1959 Chef der Berliner Senatskanzlei und von 1961 an Innensenator. 1966 wurde A. als Nachfolger Willy Brandts Regierender Bürgermeister von Berlin; 1967 trat er von seinem Amt zurück. Zuletzt war er als Pfarrer in BerlinSchlachtensee tätig. WERKE: Blumen für Stukenbrock. Biographisches. Stuttgart 1981. Neuausg. Stuttgart 1990. - Bremer Predigten. Stuttgart 1991. LITERATUR: Rolf Thoma (Hrsg.): Die Mauer wird ein grünes Gitter. In Erinnerung an Η. A. Stuttgart 1993. - Jacques Schuster: Η. A. Der Mann, der mehrere Leben lebte. Berlin 1997. - Siegfried Hermle: Α., E. F. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 270 f. - Ekkart Sauser: Α., Η. In: BBKL, Bd. 18, 2001, Sp. 44-62. Albertz, Martin, evang. Theologe, * 7.5.1883 Halle/ Saale, t 29. 12. 1956 Berlin. Nach dem Theologiestudium an den Universitäten Halle, Berlin und Erlangen (Promotion 1908, Untersuchungen über die Schriften des Eunomius) war A„ Halbbruder von Heinrich —>A., seit 1910 Pfarrer in Stampen und von 1921 an Studiendirektor am Predigerseminar im Johannesstift in Spandau. 1928 ging er als Superintendent nach Soldin und war seit 1931 Pfarrer an der Spandauer Nikolaikirche. Wegen seines Einsatzes für die Bekennende Kirche wurde er von den Nationalsozialisten zu eineinhalb Jahren Gefängnis verurteilt und seiner kirchlichen Ämter enthoben. Er war 1935-45 Mitglied der Kirchenleitung der Bekennenden Kirche und wurde nach Kriegsende in seine Amter wieder eingesetzt. Seil 1946 war er Professor für reformierte Theologie sowohl an der Humboldt-Universität wie an der Kirchlichen Hochschule in Berlin. Gleichzeitig war er Superintendent des Kirchenkreises Spandau und evangelisch-reformierter Moderator für Berlin-Brandenburg. Er veröffentlichte u. a. Die Botschaft des Neuen Testaments (4 Bde., 1946-52). WEITERE WERKE: Weltweite Ziele des Protestantismus der Gegenwart. Breslau 1914. - Die ökumenische Bedeutung des

Albrecht G e b e t s d e s H e r r n . Berlin 1949. - D i e K i r c h e Jesu Christi und ihre D i e n s t e n a c h d e m N e u e n T e s t a m e n t . Berlin 1949. LITERATUR: M a r t i n Strege: D a s E s c h a t o n als g e s t a l t e n d e K r a f t in der T h e o l o g i e Albert S c h w e i t z e r s und M . A.s. Stuttgart 1 9 5 5 . - S i e g f r i e d H e r m l e : Α., M . In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 2 7 0 . A l b i n i , J o h a n n G e o r g , a u c h A l b i n u s , von W e i ß e n f e l s , e v a n g . T h e o l o g e , Schriftsteller, * 6 . 3 . 1624 U n t e r n e s s a bei W e i ß e n f e l s / S a a l e , t 2 5 . 5 . 1 6 7 9 N a u m b u r g / S a a l e . D e r U r e n k e l von N i k o l a u s —» S e i n e c k e r studierte seit 1645 in L e i p z i g T h e o l o g i e . 1653 w a r er R e k t o r der D o m s c h u l e in N a u m b u r g und w u r d e 1657 P f a r r e r an St. O t h m a r in N a u m b u r g . A . v e r f a ß t e G e d i c h t e und K i r c h e n l i e d e r . U n t e r d e m B e i n a m e n „ d e r B l ü h e n d e " w u r d e er 1654 M i t g l i e d d e r „ F r u c h t b r i n g e n d e n G e s e l l s c h a f t " ; er g e h ö r t e auch der von Philipp von Z e s e n g e g r ü n d e t e n „ D e u t s c h g e s i n n t e n G e n o s s e n s c h a f t " an. S e i n e Ü b e r a r b e i t u n g ( 1 6 5 3 ) d e r Rhetorica des J o h a n n M a t t h ä u s —» M e y f a r t hatte B e d e u t u n g f ü r die Literaturtheorie d e s 17. J a h r h u n d e r t s . A. w e r d e n e i n i g e b e k a n n t e K i r c h e n l i e d e r z u g e s c h r i e b e n , w o b e i s e i n e A u t o r s c h a f t nicht in allen Fällen g e s i c h e r t ist (u. a. bei Alle Menschen müssen sterben). 1659 erschien die S a m m l u n g Geistliche und weltliche Gedichte. WEITERE WERKE: A l p h a et O m e g a oder J ü n g s t e s Gericht, Q u a l d e r V e r d a m m t e n , F r e u d e d e s e w i g e n L e b e n s . Leipzig 1653. - T r a u r i g e r Z y p r e s s e n k r a n z a u s den heiligen f ü n f W u n d e n Jesu. L e i p z i g 1653. - E u m e l i o . P o e m a d r a m a t i c u m . N a u m b u r g 1657. LITERATUR: V D 17. - Paul Gabriel: Α., J. G. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 149 f. A l b r e c h t V . , H e r z o g von Bayern, * 2 9 . 2 . 1528 M ü n c h e n , t 24. 10. 1579 M ü n c h e n . A. w u r d e u. a. in Ingolstadt ( 1 5 3 7 - 4 4 ) streng katholisch erzogen und heiratete 1546 die H a b s b u r g e r i n A n n a , e i n e Tochter K ö n i g F e r d i n a n d s I.. 1550 f o l g t e er s e i n e m Vater H e r z o g W i l h e l m IV. von B a y e r n auf d e m T h r o n . G e g e n ü b e r d e n Protestanten i m Reich zeigte sich A . z u n ä c h s t n a c h g i e b i g ( 1 5 5 3 H e i d e l b e r g e r B u n d mit der P f a l z und W ü r t t e m b e r g , Landsberger Bund, Verhandlungen über den Augsburger Rel i g i o n s f r i e d e n ) und trat z e i t w e i s e a u c h f ü r die F o r d e r u n g e n von L a i e n k e l c h u n d Priesterehe ein, die seine z u m Teil reformatorisch gesinnten Stände erhoben. Insgesamt gesehen j e d o c h verhalf er d e m K a t h o l i z i s m u s in B a y e r n zu n e u e r Stärke. S o ließ er e i n e Kirchenvisitation d u r c h f ü h r e n , holte die Jesuiten nach Ingolstadt ( 1 5 5 5 / 5 6 ) u n d M ü n c h e n ( 1 5 5 9 ) und g r ü n d e t e 1570 den „Geistlichen R a t " , e i n e B e h ö r d e zur D u r c h f ü h r u n g und B e a u f s i c h t i g u n g g e g e n r e f o r m a t o r i s c h e r M a ß n a h m e n . M i t der P l a z i e r u n g seines S o h n e s - » E r n s t auf d e n B i s c h o f s s t ü h l e n von Freising (1566) und H i l d e s h e i m (1573) (bis 1583 E r w e r b von L ü t t i c h , M ü n s t e r und Köln) trug A . z u m Erhalt der R e i c h s k i r c h e bei und schuf das w i t t e l s b a c h i s c h e „ B i s c h o f s r e i c h " , das B a y e r n e i n e kath. V o r m a c h t s t e l l u n g sicherte. 1566 erreichte er die Einglied e r u n g u n d R e k a t h o l i s i e r u n g der r e i c h s u n m i t t e l b a r e n G r a f s c h a f t H a a g . Seit 1575 k o n n t e d i e V o r h e r r s c h a f t d e s Kat h o l i z i s m u s in B a y e r n als wiederhergestellt betrachtet w e r den. A. g r ü n d e t e d i e H o f b i b l i o t h e k , d i e M ü n z s a m m l u n g , das A n t i q u a r i u m s o w i e d i e S c h a t z k a m m e r und v e r s c h a f f t e M ü n c h e n , u. a. d u r c h d i e E r n e n n u n g von O r l a n d o di —» L a s s o z u m H o f k a p e l l m e i s t e r , d e n R u f einer Kunststadt. LITERATUR: A l o i s K n ö p f l e r : D i e K e l c h b e w e g u n g in B a y ern unter H e r z o g Α . V . M ü n c h e n 1891. - Walter G o e t z : B e i t r ä g e zur G e s c h i c h t e H e r z o g A . s V. und der s o g e n a n n ten A d e l s v e r s c h w ö r u n g von 1563. L e i p z i g 1913. - Ders.: Α. V . In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 158-160. - G ü n t h e r Wartenberg: K u r f ü r s t M o r i t z von S a c h s e n u n d H e r z o g Α . V . von B a y e r n als Fürsten der R e f o r m a t i o n s z e i t . In: M e t h o d e n und T h e m e n der L a n d e s - , R e g i o n a l - und H e i m a t -

g e s c h i c h t e in B a y e r n , S a c h s e n und T h ü r i n g e n . M ü n c h e n 1991, S. 60-66. - A l o i s S c h m i d : Z u r K o n f e s s i o n s p o l i tik H e r z o g A . s V . von B a y e r n . In: D i e t e r A l b r e c h t u. a. (Hrsg.): F o r s c h u n g e n zur b a y e r i s c h e n G e s c h i c h t e . Festschrift f ü r W i l h e l m Volkert z u m 65. G e b u r t s t a g . F r a n k f u r t / M a i n u . a . 1993, S. 9 9 - 1 1 4 . - D i e t m a r Heil: D i e R e i c h s p o l i t i k B a y e r n s unter d e r R e g i e r u n g H e r z o g A . s V . ( 1 5 5 0 - 1 5 7 9 ) . G ö t t i n g e n 1998. - R e i n h o l d B a u m s t a r k : Α . V. D e r R e n a i s s a n c e f ü r s t und s e i n e S a m m l u n g e n . In: D i e Herrscher B a y e r n s . H r s g . v. A l o i s S c h m i d und K a t h a r i n a Weig a n d . M ü n c h e n 2 0 0 1 , S. 173-188. - R e i n h a r d Stauber: D i e H e r z ö g e von M ü n c h e n . D i e W i e d e r h e r s t e l l u n g der L a n d e s einheit. In: Ebd., S. 142-157.

Albrecht der Altere, Markgraf von BrandenburgA n s b a c h , H o c h m e i s t e r des Deutschen Ordens, H e r z o g in P r e u ß e n , * 1 7 . 5 . 1490 A n s b a c h , t 2 0 . 3 . 1 5 6 8 Tapiau (Ostpreußen). D e r dritte S o h n des M a r k g r a f e n Friedrich V. von B r a n d e n b u r g - A n s b a c h w a r seit 1507 D o m h e r r in K ö l n und w u r d e 1511 z u m H o c h m e i s t e r d e s D e u t s c h e n O r d e n s g e w ä h l t . Bestrebt, das seit d e m T h o r n e r F r i e d e n ( 1 4 6 6 ) bes t e h e n d e L e h n s v e r h ä l t n i s mit P o l e n zu lösen, b e g a n n A. 1520 einen Krieg. I m F r i e d e n von K r a k a u ( 1 5 2 5 ) w a n delte Α., d e r z u m P r o t e s t a n t i s m u s übergetreten war, auf d e n Rat Martin —»Luthers P r e u ß e n in ein e r b l i c h e s Herz o g t u m unter p o l n i s c h e r L e h n s o b e r h o h e i t u m . 1526 heiratete er D o r o t h e a von D ä n e m a r k , f ü h r t e die R e f o r m a t i o n in P r e u ß e n ein und g r ü n d e t e 1544 die Univ. K ö n i g s b e r g , an die er 1549 A n d r e a s —»Oslander berief. A . b e m ü h t e sich, P r e u ß e n d u r c h K i r c h e n o r d n u n g e n , Visitationen und S y n o d e n zu e i n e m protestantisch g e f e s t i g t e n M u s t e r s t a a t zu m a c h e n . I m Streit u m d i e R e c h t f e r t i g u n g s l e h r e stand er auf Seiten O s l a n d e r s . Α., der an d e n m u s i k a l i s c h e n E n t w i c k l u n g e n seiner Zeit a u ß e r o r d e n t l i c h interessiert war, betätigte sich auch als L i e d e r d i c h t e r . D a s b e k a n n t e s t e der ihm z u g e s c h r i e b e n e n L i e d e r ist Was mein Gott will·, es erschien 1569 und 1571 in d ä n i s c h e n G e s a n g b ü c h e r n unter s e i n e m N a m e n . LITERATUR: W a l t h e r H u b a t s c h : A . d . Ä . In: N D B , B d . 1, 1953, S. 171-173. - Ders.: A . v. P r e u ß e n . In: T R E , B d . 2, 1978, S. 188-193. - K o n r a d Kressel: A . M a r k g r a f zu B r a n d e n b u r g - A n s b a c h , H e r z o g in P r e u ß e n . Ein lutherischer Politiker von e u r o p ä i s c h e m G e w i c h t . In: L u t h e r i s c h e K i r c h e in d e r Welt 3 9 (1992) S. 8 3 - 1 0 3 . - A r m i n Brinzing: A . d. Ä. In: M G G 2 P , Bd. 1, 1999, S p . 3 7 5 - 3 7 9 . - B e r n d M o e l l e r : D i e Universität K ö n i g s b e r g als G r ü n d u n g d e r R e f o r m a t i o n . In: Ders.: L u t h e r - R e z e p t i o n . G ö t t i n g e n 2 0 0 1 , S. 182-193.

A l b r e c h t S i g m u n d , H e r z o g von B a y e r n , B i s c h o f von Freising u n d Regensburg, * 5 . 8 . 1623 M ü n c h e n , t 4 . / 5 . 1 1 . 1 6 8 5 Freising. A . w a r der S o h n von H e r z o g A l b r e c h t V I . u n d M e c h t i l d von L e u c h t e n b e r g . Er b e s u c h t e d a s J e s u i t e n g y m n a s i u m in M ü n c h e n , w o J a k o b —»Balde sein M e n t o r war, und bek a m später Privatunterricht. Bereits 1637 erhielt A. Kan o n i k a t e in S a l z b u r g u n d A u g s b u r g . 1642-51 w a r er K o a d j u t o r d e s F ü r s t b i s c h o f s von Freising. A. sollte im H o c h stift b e s o n d e r s d i e Interessen seines O n k e l s , des K u r f ü r s t e n —»Maximilian I., vertreten. 1648 erhielt A . d i e S u b d i a k o n a t s w e i h e . 1651 w u r d e er Fürstbischof von Freising, 1652 H e r r B u r g r a i n s s o w i e der G r a f s c h a f t e n I s m a n i n g und Werd e n f e l s , u m 1665 Propst in Altötting und K o n s t a n z , 1669 zusätzlich Fürstbischof von R e g e n s b u r g . Er b e s a ß e i n e ausg e z e i c h n e t e G e m ä l d e g a l e r i e und f ö r d e r t e d e n R e m b r a n d t S c h ü l e r C h r i s t o p h Paudiss. W e g e n z u n e h m e n d e r A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n mit d e m F r e i s i n g e r D o m k a p i t e l m u ß t e A . 1683 —»Joseph C l e m e n s von B a y e r n als K o a d j u t o r akzeptieren. LITERATUR: B e n n o H u b e n s t e i n e r : H e r z o g A . S. In: L a n d

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Albrecht vor den B e r g e n . M ü n c h e n 2 1 9 7 9 , S. 6 5 - 8 6 . - Karl H a u s berger: G e s c h i c h t e d e s B i s t u m s R e g e n s b u r g . B d . 2. R e g e n s burg 1989, S. 13 f. - E g o n J o h a n n e s Greipl: A . S. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 6 4 8 - 1 8 0 3 ) , 1990, S. 6 f. A l b r e c h t I I . , H e r z o g von B r a u n s c h w e i g - L ü n e b u r g , B i s c h o f von Halberstadt, * u m 1295, t 3. 10. 1359, b e g r a b e n in B r a u n s c h w e i g . D e r S o h n H e r z o g A l b r e c h t s II. von B r a u n s c h w e i g w u r d e 1324 von einer M i n d e r h e i t d e s D o m k a p i t e l s z u m B i s c h o f g e w ä h l t , weil er ein G a r a n t f ü r die F o r t f ü h r u n g der Territorialpolitik seines Vorgängers A l b r e c h t I. zu sein schien. Vor allem mit der H i l f e d e s M a i n z e r E r z b i s c h o f s und seines B r u d e r s H e r z o g O t t o von B r a u n s c h w e i g k o n n t e sich A . bis 1357 halten, bis es P a p s t I n n o z e n z V I . g e l a n g , d e n W ü r z b u r ger D o m k a n t o r M a r k g r a f —> L u d w i g von M e i ß e n g e g e n ihn ins Spiel zu b r i n g e n . D a L u d w i g s E i n f l u ß bis z u m Kaiser reichte, m u ß t e A. ihn 1357 als K o a d j u t o r a n n e h m e n . 1358 verzichtete er g e g e n e i n e E n t s c h ä d i g u n g g a n z auf d a s B i s t u m . A . galt v o r a l l e m als g e s c h i c k t e r Territorialpolitiker; er k o n n t e d i e bischöflichen G e b i e t e w ä h r e n d seiner H e r r s c h a f t nicht u n w e s e n t l i c h e r w e i t e r n . LITERATUR: Walter S c h m i d t - E w a l d : D i e E n t s t e h u n g d e s weltlichen Territoriums d e s B i s t u m s Halberstadt. B e r l i n / L e i p z i g 1916, S. 70-77. - H e l m u t B e u m a n n : Α. II. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 164 f. - G u d r u n Wittek: D i e E n t s t e h u n g d e r Stadt H a l b e r s t a d t und ihre E n t w i c k l u n g in d e r k o m m u n a l e n B e w e g u n g . Teil l . D i s s . M a g d e b u r g 1983, S. 186-198. - D i e ter Berg (Hrsg.): B ü r g e r , B e t t e l m ö n c h e und B i s c h ö f e in Halberstadt. Werl 1997, S. 2 4 - 2 9 . - Walter Zöllner: A. v. B.-L. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 1 9 8 - 1 4 4 8 ) , 2 0 0 1 , S. 2 2 5 f. A l b r e c h t I V . , Graf von W e r n i g e r o d e (als A l b r e c h t VIII.), B i s c h o f von Halberstadt, * 1346, t 1 1 . 9 . 1 4 1 9 H a l b e r stadt. A . w u r d e 1358 P r o p s t des Stiftes St. B o n i f a t i u s in H a l b e r stadt und spätestens 1363 D o m h e r r . 1366 studierte er k a n o n i sches R e c h t in M o n t p e l l i e r , w a r seit 1375 Propst d e s Stiftes St. B l a s i u s in B r a u n s c h w e i g und von 1383 an D o m p r o p s t in Halberstadt. T r o t z d e r zahlreichen B ü n d n i s s e , d i e er als B i s c h o f von H a l b e r s t a d t (seit 1411) Schloß, u . a . 1414 mit G o s l a r , d e n H e r z ö g e n von B r a u n s c h w e i g und d e n L a n d g r a f e n von T h ü r i n g e n , k o n n t e A . k r i e g e r i s c h e A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n nicht v e r h i n d e r n . D i e B e i l e g u n g d e r Streitigkeiten z w i s c h e n B ü r g e r t u m und R a t s g e s c h l e c h t e r n in H a l b e r s t a d t g e l a n g A . erst 1417 mit H i l f e seines B r u d e r s Heinrich von Wernigerode. LITERATUR: H e l m u t B e u m a n n : Α . I V . In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 164. - W i l f r i e d Fritz: D i e innerstädtischen A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n in H a l b e r s t a d t zu B e g i n n d e s 15. J a h r h u n d e r t s - D e r L a n g e M a t z von Halberstadt. In: N o r d h a r zer J a h r b u c h 1 (1964), S. 83-86, 104-113. - D i e t e r Berg (Hrsg.): B ü r g e r , B e t t e l m ö n c h e und B i s c h ö f e in H a l b e r s t a d t . Werl 1997, S. 39-41. - Walter Zöllner: A . v. B.-L. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 1 9 8 - 1 4 4 8 ) , 2 0 0 1 , S. 229. A l b r e c h t I I . , E r z b i s c h o f von Magdeburg, auch Albert, * u m 1170, t 15. 1 0 . 1 2 3 2 b e g r a b e n in M a g d e b u r g . A l s S o h n des thüringischen G r a f e n G ü n t h e r von K e f e r n b u r g g e b o r e n , b e s u c h t e A . die D o m s c h u l e in H i l d e s h e i m , w a r D o m h e r r in M a g d e b u r g , studierte in Paris und w u r d e u m 1200 D o m p r o p s t in M a g d e b u r g . 1205 w u r d e er z u m E r z b i s c h o f von M a g d e b u r g g e w ä h l t und d u r c h d e n S t a u f e r P h i l i p p von S c h w a b e n mit den R e g a l i e n belehnt. N a c h d e r E r m o r d u n g Philipps 1208 n a h m A . Partei f ü r d e n w e i f i s c h e n G e g e n k ö n i g O t t o IV., b e m ü h t e sich u m d e s s e n A n e r k e n n u n g und begleitete ihn zur K a i s e r k r ö n u n g n a c h R o m . A l s d e r Konflikt z w i s c h e n K a i s e r und P a p s t I n n o z e n z III. a u s b r a c h , k a m es 1212 a u c h z u m B r u c h z w i s c h e n O t t o I V . und A . I m selben J a h r w u r d e A . päpstlicher L e g a t f ü r D e u t s c h l a n d . U n ter K a i s e r Friedrich II. spielte A . e i n e w i c h t i g e R o l l e in d e r

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Reichspolitik. A.s B e s t r e b e n , s e i n e m E r z b i s t u m e i n e g r ö ß e r e M a c h t s t e l l u n g östlich d e r E l b e zu v e r s c h a f f e n , scheiterte. LITERATUR: J o h a n n e s H ä r t u n g : D i e Territorialpolitik d e r M a g d e b u r g e r E r z b i s c h ö f e W i c h m a n n , L u d o l f und A. 1152-1232. In: G e s c h i c h t s b l ä t t e r f ü r Stadt und L a n d M a g d e b u r g 21 ( 1 8 8 6 ) S. 113-157. - Friedrich L u n d g r e e n : Kirc h e n f ü r s t e n aus d e m H a u s e S c h w a r z b u r g . Berlin 1923, S. 8 - 1 1 2 . - H a n s M a r t i n Schaller: Α . II. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 165 f. - B e r n t S c h w i n e k ö p e r : Α . II. In: L e x M A , B d . 1, 1980, Sp. 3 2 4 f . - M i c h a e l S c h o l z : A . In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 1 9 8 - 1 4 4 8 ) , 2 0 0 1 , S. 385. A l b r e c h t I V . von Q u e r f u r t , E r z b i s c h o f von Magdeburg, t 1 2 . 6 . 1403 G i e b i c h e n s t e i n bei H a l l e / S a a l e . A . w u r d e 1368 D o m h e r r in H a l b e r s t a d t , 1369 in M e r s e burg und w a r 1374 D o m h e r r in M a g d e b u r g und T h e s a u rar a m Stift St. G a n g o l p h i . S t u d i e n h a l b e r hielt er sich 1369 in B o l o g n a u n d 1377 in P r a g auf. S e i n e e x p a n s i v e Territorialpolitik als E r z b i s c h o f (seit 1383) hatte l a n g w i e r i g e kriegerische A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n mit den M a r k g r a f e n von B r a n d e n b u r g u n d später mit d e n H e r z ö g e n von S a c h s e n zur F o l g e . 1395 w u r d e er f ü r k u r z e Zeit K a n z l e r K ö n i g Wenzels. Z u m Konflikt z w i s c h e n A . und d e r Stadt M a g d e b u r g k a m es, als er den d u r c h die Kriege e n t s t a n d e n e n G e l d b e darf d u r c h M ü n z v e r s c h l e c h t e r u n g e n a u s z u g l e i c h e n suchte. D e r A u f s t a n d d e r I n n u n g e n g e g e n A . u n d den R a t (1402) k o n n t e im F e b r u a r 1403 d u r c h d i e V e r m i t t l u n g des G r a f e n G ü n t h e r von S c h w a r z b u r g b e e n d e t w e r d e n . LITERATUR: Karl Heine: Α . IV., E d l e r zu Q u e r f u r t , d e r 37. B i s c h o f von M a g d e b u r g . In: N e u e M i t t e i l u n g e n aus d e m Gebiet historisch-antiquarischer Forschungen 2 1 ( 1 9 0 3 ) S. 2 3 7 - 2 9 0 . - B e r e n t S c h w i n e k ö p e r : Α . I V . In: N D B , B d . 1, 1953, S. 166. - M i c h a e l S c h o l z : Α., E. v. Q . In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 1 9 8 - 1 4 4 8 ) , 2 0 0 1 , S. 3 9 2 f . A l b r e c h t , M a r k g r a f von B r a n d e n b u r g , Kardinal, E r z b i s c h o f von Mainz u n d M a g d e b u r g , A d m i n i s t r a t o r von Halberstadt, K u r f ü r s t , E r z k a n z l e r des R e i c h e s , * 2 8 . 6 . 1490 S c h l o ß zu Cölln an der Spree, f 2 4 . 9 . 1545 M a r t i n s b u r g zu M a i n z . O b g l e i c h M i t b e g r ü n d e r der 1506 e r ö f f n e t e n U n i v . in F r a n k f u r t / O d e r , absolvierte d e r s c h ö n g e i s t i g e und musisch veranlagte j ü n g e r e S o h n d e s K u r f ü r s t e n J o h a n n C i c e r o von B r a n d e n b u r g und d e r M a r g a r e t e von S a c h s e n kein a k a d e m i s c h e s S t u d i u m . U n t e r der O b h u t seines B r u d e r s K u r f ü r s t J o a c h i m I. N e s t o r w u r d e er privat h u m a n i s t i s c h und juristisch ausgebildet. Sein einflußreicher Berater w a r d e r H u m a n i s t Dietrich von - » B ü l o w , seit 1490 B i s c h o f von L e b u s . Von 1500 bis 1503 f u n g i e r t e der spätestens seit 1505 f ü r e i n e geistliche L a u f b a h n v o r g e s e h e n e A . als Mitregent. 1506 tonsuriert und mit den ersten niederen W e i h e n v e r s e h e n , f a n d er seit 1508 A u f n a h m e in die D o m s t i f t e von M a i n z , M a g d e b u r g und w o h l a u c h Trier. 1 5 0 8 / 0 9 v e r s u c h t e J o a c h i m I., s e i n e m in geldlichen D i n g e n leichtfertigen B r u d e r d a s einträgliche Bist u m U t r e c h t zu v e r s c h a f f e n . D a ß Α., e b e n erst z u m Priester g e w e i h t , 1513 z u m E r z b i s c h o f von M a g d e b u r g und A d m i nistrator von H a l b e r s t a d t und 1514 z u m K u r f ü r s t - E r z b i s c h o f von M a i n z g e w ä h l t w u r d e , b e d e u t e t e f ü r ihn den A u f s t i e g in die h ö c h s t e n kirchlichen und weltlichen W ü r d e n des Reiches und für das Haus Brandenburg eine erhebliche Ausdehn u n g der M a c h t . M i t d e r Z a h l u n g der h o h e n G e b ü h r e n f ü r die p ä p s t l i c h e B e s t ä t i g u n g der W a h l e n und d i e D i s p e n s zur B e i b e h a l t u n g aller B i s t ü m e r stand der A b l a ß h a n d e l in Verb i n d u n g , dessen B e k ä m p f u n g d u r c h M a r t i n —> L u t h e r 1517 die R e f o r m a t i o n auslöste, ein G e s c h e h e n , in das A . durch seine A m t e r tief e i n g e b u n d e n war, in d e m er j e d o c h eher e i n e passive R o l l e spielte. I m S i n n e d e s —> E r a s m u s von R o t t e r d a m verhielt er sich der R e f o r m a t i o n u n d L u t h e r geg e n ü b e r z u r ü c k h a l t e n d . A u f d e s s e n A u f f o r d e r u n g , d a s Erzstift d e r R e f o r m a t i o n z u z u f ü h r e n , ging er nicht ein, v e r m i e d

Albrecht aber „lautes Geschrei". Den sich f o r m e n d e n Kreis der Mainzer kath. R e f o r m e r begünstigte er. Seine Lieblingsresidenz Halle baute er aus durch die Gründung des „Neuen Stifts", die Errichtung der Stiftskirche für sein später nach Mainz transferiertes kostbares „Heiltum" (Reliquiensammlung) und den Versuch, eine kath. Universität aufzubauen. 1531 führte Α., der seit 1518 Kardinal war, den Titel „geborener päpstlicher Legat". Der Renaissancefürst beauftragte wie wenige andere die hervorragendsten Künstler seiner Zeit, unter ihnen Albrecht —> Dürer, Lucas —> Cranach, Matthias —>Grünewald, Simon Bening, Nikolaus —» Glockendon und Hermann Vischer. A u ß e r 1519 bei der Wahl Kaiser Karls V. und 1532 beim „Nürnberger Anstand" war sein Einfluß in der Reichspolitik nicht besonders groß. Durch seine zurückhaltende und auf Ausgleich bedachte Art in der Reformationszeit dürfte er allerdings d e m Mainzer Erzstuhl die Erzkanzlerwürde und das Reichsdirektorium bewahrt haben. Als Landesherr förderte er durch Modernisierung von Administration, Regierung und Recht nachhaltig den Ausbau der Landeshoheit. Durch die Reformation verlor A. seine Sprengel Magdeburg und Halberstadt sowie große Teile des Erzbistums Mainz. Der endgültige Verlust von Halle 1541 und der Mißerfolg der Regensburger Religionsgespräche veranlaßten ihn, sich enttäuscht aus Magdeburg nach Mainz zurückzuziehen. Eine letzte H o f f n u n g auf die Lösung des Religionskonflikts sah er im Konzil von Trient. Einen Kompromißfrieden im Reich hielt er nicht mehr für möglich. Im Reformationsgeschehen war A. kein Beweger, durch seine Ämter aber eine mitentscheidende Figur. LITERATUR: Horst Reber (Bearb.): A. von Brandenburg. Kurfürst - Erzkanzler - Kardinal (1490-1545). M a i n z 1990. - Friedhelm Jürgensmeier (Hrsg.): Erzbischof A. von Brandenburg (1490-1545). Ein Kirchen- und Reichsfürst der Frühen Neuzeit. F r a n k f u r t / M a i n 1991. - Evamaria Brockhoff (Bearb.): Das Halle'sche Heiltum. Reliquienkult und Goldschmiedekunst der Frührenaissance in Deutschland. Eine Handschrift zum Blättern. Hofbibliothek Aschaffenburg, Codex M s 14. Multimedia-CD (Handschriften aus bayerischen Bibliotheken auf C D - R O M ) . Augsburg 2002. Das Rätsel Grunewald. Hrsg. v. Rainhard Riepertinger, Evamaria Brockhoff, Katharina Heinemann und Jutta Schumann. Stuttgart 2002; bes. Michael Scholz: A.s Reich. Die Geistlichen Territorien Mainz, Magdeburg und Halberstadt am Beginn des 16. Jahrhunderts, S. 96-104, und Andreas Tacke: Der „Hellische Cardinal". Zu den Kunstwerken der Hallenser Stiftskirche in Aschaffenburg, S. 105-114. - Martin B r e c h t / H a n s Kiefner: A. von M a i n z und die Hinrichtung seines Dieners Hans Schenitz. In: Lutherjahrbuch 70 (2003) S. 33-86. - Kerstin Merkel: Jenseits-Sicherung. Kardinal A. von Brandenburg und seine Grabdenkmäler. Regensburg 2004. - Andreas Tacke (Hrsg.): Kontinuität und Zäsur. Ernst von Wettin und A. von Brandenburg. Göttingen 2005. Friedhelm

Jürgensmeier

Albrecht

von Sachsen, auch Albert, Bischof von Passau, * um 1285, t 1 9 . 5 . 1 3 4 2 Passau. Der Sohn Herzog Albrechts II. von Sachsen war zunächst Kanonikus von Mainz und Pfarrer von St. Stephan in Wien. 1320 wurde er mit Hilfe Herzog Friedrichs des Schönen durch Papst Johannes XXII. zum Bischof von Passau ernannt. In der Auseinandersetzung zwischen Friedrich und L u d w i g d e m Bayern stand er auf Friedrichs Seite. Seine B e m ü h u n g e n um einen Frieden zwischen Kaiser L u d w i g und d e m Papst blieben erfolglos. LITERATUR: Josef Oswald: A. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 173. - Herbert W . Wurster: Bischof von A. v. P., Herzog von Sachsen-Wittenberg, und der Wiener Stephansdom.

In: Beiträge zur Wiener Diözesangeschichte 31 (1990) 1, S. 17-19. - Alois Schmid: Α., Herzog von SachsenWittenberg. In: Gatz, Bischöfe (1198-1448), 2001, S. 5 5 8 f .

Albrecht

von Bayern, Bischof von Straßburg, * 6 . 9 . 1 4 4 0 , t 20. 8 . 1 5 0 6 Zabern. A. wurde 1478 Bischof von Straßburg. Mit d e m Ziel, das kirchliche Leben zu reformieren und Mißstände in den Klöstern seiner Diözese zu beseitigen, fand 1482 eine Diözesansynode und 1491 eine Kirchenvisitation statt. Große Unterstützung fand A. bei Johannes —> Geiler von Kaysersberg (seit 1478 Prediger am Straßburger Münster) und Jakob —» Wimpfeling, der sich 1501-15 größtenteils in Straßburg aufhielt. A. verteidigte Wimpfeling, der in seiner Schrift De integritate (1505) die Geistlichkeit heftig angegriffen hatte und deshalb verklagt wurde, in R o m vor d e m Papst. Der Bundschuhbewegung, die seit 1493 auch im Elsaß begann, konnte er keinen Einhalt gebieten. LITERATUR: Harry Gerber: Α. ν. B. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 175. - Francis Rapp: R é f o r m e s et Réformation à Strasbourg. Église et société dans le diocèse de Strasbourg (1450-1525). Paris 1974, S. 16 f. - Ders.: Α., Pfalzgraf bei Rhein. In: Gatz, Bischöfe (1448-1648), 1996, S. 16 f.

Albrecht

von Eyb, Dichter, Frühhumanist, * 24. 8 . 1 4 2 0 Schloß Sommersdorf bei Ansbach, f 2 4 . 7 . 1475 Eichstätt. Der einer fränkischen Adelsfamilie entstammende A. war f ü r den geistlichen Stand bestimmt, studierte seit 1436 an der Univ. Erfurt, besuchte seit 1438 die Lateinschule in Rothenb u r g / T a u b e r und setzte sein Studium 1440 in Erfurt fort. Seit 1444 studierte A. Rechtswissenschaften an den Universitäten Pavia, Bologna und Padua, wurde 1459 in Pavia zum Dr. jur. utr. promoviert und war seit seiner Rückkehr nach Deutschland juristischer Gutachter für verschiedene deutsche Städte und Fürsten. Seit 1444 Domherr zu Eichstätt, wurde A. 1452 Domherr zu Bamberg, 1462 zu Würzburg und war häufig als politischer Agent und Diplomat des Markgrafen Albrecht Achilles von Ansbach-Bayreuth tätig. Daneben widmete sich A. vor allem in seinen späteren Jahren einer intensiven schriftstellerischen Tätigkeit, für die seine Begegnung mit d e m italienischen Humanismus von Bedeutung war. Sein lateinisches Hauptwerk ist die 1459 verfaßte, aber erst 1472 gedruckte Margarita poetica, eine große Anthologie römischer, patristischer und humanistischer Schriftsteller. Im selben Jahr erschien A.s deutsches Hauptwerk, das sogenannte Ehebüchlein, ein von italienischen Vorbildern angeregter Lobpreis auf Ehe und Familie. Seinem postum veröffentlichten Spiegel der Sitten (1511) sind zwei Plautus-Übersetzungen A.s beigegeben. AUSGABEN: O b einem manne sey zunemen ein eelichs weyb oder nicht. Nürnberg 1472. Nachdr. Darmstadt 1982, 2 1990. - Die Plautus-Übersetzungen des Α. ν. E. Hrsg. v. Peter Andreas Litwan. Bern u . a . 1984. - Deutsche Schriften. Hrsg v. M a x Hermann. 2 Bde., Berlin 1890. Nachdr. Hildesheim 1984. LITERATUR: Heinrich Grimm: E., A. v. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 705 f. - Helmut Weinacht: Α. ν. E. In: Wolfgang Buhl (Hrsg.): Fränkische Klassiker. Nürnberg 1971, S. 170-182. - Gerhard Klecha: Α. ν. E. In: VL 2 , Bd. 1, 1978, Sp. 180-186. - Ders.: Α. ν. E. In: L e x M A , Bd. 1, 1980, Sp. 325. - Eckhard Bernstein: Α. ν. E. In: Deutsche Dichter der frühen Neuzeit (1450-1600). Ihr Leben und Werk. Hrsg. v. Stephan Füssel. Berlin 1993, S. 96-110. - Franz Bittner: Α. ν. E. In: Fränkische Lebensbilder. Bd. 19. Hrsg. v. Erich Schneider. N e u s t a d t / A i s c h 2002, S. 1-16.

Albrecht

Fleischmann, Theologe, t 1444. Seiner Herkunft nach auch „von Eckelsheim" (Eggolsheim bei Bamberg) genannt, wird A. 1389 als Eichstätter Canonicus erwähnt. 1391 war er Pfarrer von Schlicht in der Diözese

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Albrecht Regensburg und von 1396 bis zu seinem Tod Pfarrer von St. Sebald in Nürnberg. Er genoß als gebildeter Mann hohes Ansehen und wurde gelegentlich mit diplomatischen Missionen betraut; 1414 ist eine Disputation mit Jan Hus überliefert. Von seinem vollständigen Zyklus deutscher Sonntagspredigten sind nur 14 Predigten überliefert, während der Katalog seiner umfangreichen Bibliothek von 102 lateinischen Handschriften, die er der Bibliothek seiner Pfarrei übereignete, erhalten blieb. LITERATUR: Karin Schneider: F., A. In: VL 2 , Bd. 2, 1980, Sp. 7 4 8 f. - Peter Moraw: F., A. In: L e x M A , Bd. 4, 1989, Sp. 545.

Albrecht,

Friedrich (Johann Hubert), Pseud. Friedrich Siegmund, T h e o l o g e , Schriftsteller, * 10.3. 1818 Glatz (Schlesien), t 5 . 6 . 1890 Wiesbaden. Nach dem Theologiestudium in Breslau und Berlin war A. bis 1844 als Hauslehrer tätig. N a c h seinem Bekenntnis zum Deutschkatholizismus 1845 war er bis 1885 Prediger in der Ulmer Gemeinde, dann in Wiesbaden. A l s Herausgeber des freireligösen Sonntagsblatts „Kirchenfackel" ( 1 8 5 1 - 8 0 ) und der demokratischen „Ulmer Schnellpost" ( 1 8 5 1 - 8 4 ) g e w a n n er nicht unbedeutenden Einfluß. A. war auch schriftstellerisch tätig; er verfaßte u.a. das preisgekrönte Lustspiel Feldkaplan und Lieutenant ( 1 8 5 8 ) und zahlreiche Gedichte. WEITERE WERKE: Z w ö l f Gedichte unsrer Zeit gewidmet. Leipzig 1845. - Predigten, Aufsätze und Mitteilungen. 12 Hefte. U l m 1846, 2 1 8 4 8 . - Glaube, Hoffnung, Liebe. Ein Glaubensbekenntniß in 3 Sonettenkränzen. U l m 1856. LITERATUR: Werner Küppers: Α., F. J. H. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 180 f.

Albrecht,

Heinrich Christoph, Schriftsteller, * N o v e m b e r 1763 Hamburg, f 1 1 . 8 . 1 8 0 0 Kielseng (bei Flensburg). A. besuchte das Hamburger Johanneum und studierte in Göttingen Philosophie und Theologie. Zurück in Hamburg, gründete und leitete er eine Schule im nahen Eppendorf und wurde dann freier Schriftsteller. 1794 heiratete er Margarete Elisabeth von A x e n und erwarb das Freigut Kielseng, w o er von nun an lebte. A . verkehrte im Kreis des Arztes und Nationalökonomen Johann Albert Heinrich Reimarus, war in das literarisch-republikanisch-progressive Hamburg eingeführt und zählte zu der v o m Jakobiner Friedrich Wilhelm von Schütz geleiteten jüdisch-christlichen Freimaurerloge „Einigkeit und Toleranz", die sich für ein Lessingdenkmal einsetzte und eine Bibliothek stiftete. Als aufgeklärter Protestant demokratischer Republikaner - denn „alle Repräsentation beruht auf Demokratie" - , vertrat er die Forderung eines sich selbst überwindenden Judentums, das in den Hafen patriotischer Gemeinschaft einlaufen solle, den die Reformation mit der Überwindung katholischer Kirchenhierarchie angelegt habe. LITERATUR: Walter Koch: H. C. A. und Christine Weslphalen. In: Jahrbuch des Instituts für Deutsche Geschichte 11 ( 1 9 8 2 ) S. 3 8 1 - 3 8 5 . - Walter Grab: Demokratische Strömungen in Hamburg und Schleswig-Holstein zur Zeit der ersten französischen Republik. Hamburg 1966, S. 6 7 - 7 4 . - Ders.: Leben und Werke norddeutscher Jakobiner. Stuttgart 1973, S. 35-47; Werkauszüge A.s, S. 7 5 - 1 5 1 .

Aler,

Paul, kath. T h e o l o g e , Dramatiker, * 9. 1 1 . 1 6 5 6 St. V i t h / E i f e l , t 2 . 5 . 1 7 2 7 Düren. Nach d e m Besuch des Gymnasiums Tricoronatum und der Univ. in Köln trat A. 1676 in den Jesuitenorden ein und wurde Lehrer am Tricoronatum. Er war 1690-1703 Subrogent, bis 1713 Regent und initiierte den Bau eines modernen Schultheaters, an d e m seine Dramen und Opern aufgeführt wurden. 1713 wurde er Prof. der Dogmatik an der Univ. Trier, 1717 in Münstereifel, dann in Aachen und 1727 in Düren. N e b e n einer Anleitung zur Dichtkunst ( P r a x i s

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poetica, 1683) und einem deutsch-lateinischen Wörterbuch (1724) verfaßte er 13 deutsche und lateinische Dramen. WEITERE WERKE: Poesis varia diverso tempore variis opusculis edita. Köln 1701. - Josephus (Trilogie). Köln 1703-05. - Tobias. 1706. - Die Mutter der Macchabäer. Köln 1710. LITERATUR: Wilhelm Kratz: Α., P. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 191. - Jean-Marie Valentin: Le théâtre des Jésuites dans les pays de langue allemande. Répertoire bibliographique. Bd. 2. Stuttgart 1984, S. 1019, 1181 f. - Ruprecht Wimmer: Jesuitentheater. Didaktik und Fest. Das Exemplum des ägyptischen Joseph auf den deutschen Bühnen der Gesellschaft Jesu. Frankfurt/Main 1982, S. 4 3 7 - 4 4 4 . - Jean-Marie Valentin: Α., P. In: L T h K \ Bd. 1, 1993, Sp. 358.

Alesius,

Alexander, auch ab Ales, Aless, luth. Theologe, * 2 3 . 4 . 1500 Edinburgh (Schottland), t 17.3. 1565 Leipzig. A. war Kanoniker in St. Andrews (Schottland), wurde durch die Lektüre der Schriften Martin —» Luthers und durch Gespräche mit Patrick Hamilton z u m luth. Glauben bekehrt. Seit 1529 inhaftiert, konnte er 1532 aus Schottland fliehen und kam 1533 nach Wittenberg. N a c h d e m König Heinrich VIII. durch die Suprematsakte 1534 zum Oberhaupt der anglikanischen Kirche erklärt wurde, folgte A. einem Ruf des Erzbischofs Thomas Cranmer als Prof. der T h e o l o g i e nach Cambridge. Seit 1540 lehrte er an der Univ. Frankfurt/ Oder, von 1542 an in Leipzig. Α., der zahlreiche Bibelkommentare s o w i e kontroverstheologische Schriften verfaßt hat, war Anhänger von Georg —> Major und Philipp —»Melanchthon und nahm an mehreren vermittelnden Religionsgesprächen teil. LITERATUR: V D 16, A 1721-1745. - Gustav Hammann: Α., Α. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 191. - Ernst SiegmundSchultze: Α., Α. In: TRE, Bd. 2, S. 2 3 1 - 2 3 5 .

Alexander

von Köln, auch A. von Kempen, Dominikaner, t 1399. A. war 1386-88 Lesemeister in Trier und anschließend Magister theologiae in Köln. Als Regens des Kölner Studiums (seit 1391) reiste er im Auftrag der Stadt nach Rom, um v o m Papst das Privileg der Universitätsgründung zu erhalten. 1393 war er bei der ersten Approbation der Statuten der Theologischen Fakultät anwesend. LITERATUR: Gabriel Lohr: Α. ν. K. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 194.

Alexander

von Roes, Kanoniker, 2. Hälfte 13. Jh. A. stammte vermutlich aus einem Kölner Patriziergeschlecht und hatte nach e i g e n e m Zeugnis eines der Männerkanonikate am Frauenstift St. Maria im Kapital inne. Er hielt sich im G e f o l g e des Kardinals G i a c o m o Colonna an der päpstlichen Kurie in R o m auf. Ihm widmete A. das Memoriale de prerogativa Romani imperii ( 1281 ). Mit Noticia seculi ( 1288) veröffentlichte er eine Prosafassung der schon 1285 in Hexametern gedichteten dramatischen Parabel Pavo. In der angestrebten Weltordnung sollten sich die Ansprüche der Nationen im Gleichgewicht befinden, d. h. den Deutschen k o m m e das Kaisertum zu, den Italienern das Papsttum und den Franzosen die Bildung. Als konservative Reichsidee erlebten A.s Vorstellungen im 15. Jh. eine Renaissance. LITERATUR: Hermann Heimpel: Α. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 194 f. - Marlies Hamm: A . v. R. In: VL 2 , Bd. I, 1978, Sp. 2 2 2 - 2 2 6 . - Heinz Thomas: A. v. R. In: L e x M A , Bd. I, 1980, Sp. 379. - Marie-Luise Ehrenschwendtner: A. v. R. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 288.

Alexander,

Isaak, Rabbiner, * 17. 8 . 1 7 2 2 Augsburg, f 1800 Regensburg. A. studierte in Augsburg und übernahm das dortige Rabbinat, das er bis zu seinem Tod innehatte. Er beschäftigte

Alleker sich mit der Leibniz-Wolffschen Philosophie und war einer der ersten Rabbiner, die ihre Texte in deutscher Sprache verfaßten. Neben theologischen Schriften (u. a. Von dem Dasein Gottes, die selbstredende Vernunft, 1775) verfaßte A. Gedichte und eine deutsche Übersetzung des Schir ha-Jichud unter dem Titel Einheitsgedichte aus dem Hebräischen (1788). WEITERE WERKE: Wahrheiten zur göttlichen Weisheit. Regensburg 1779. - Salomo und Joseph II. Wien 1782. - Abhandlung von der Freyheit des Menschen. Regensburg 1789. A l f t e r , Bartholomäus Joseph Blasius, kath. Theologe, Historiker, * 4 . 2 . 1729 Köln, t 26.11. 1808 Köln. A. studierte an der Univ. Köln und war seit 1752 Vikar an der Stiftskirche St. Andreas und apostolischer Pronotar. Als Schüler von Hermann Joseph —> Hartzheim betätigte er sich auch als Historiker. Er legte eine umfangreiche Sammlung zur Geschichte der Stadt und des Erzbistums Köln an, von der ein Teil im Historischen Archiv der Stadt Köln, ein anderer im Staatsarchiv Darmstadt erhalten ist. LITERATUR: Robert Haaß: Α., Β. J. Β. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 199. A l g e r m i s s e n , Konrad, kath. Theologe, * 19.9. 1889 Harsum (Kr. Hildesheim), t 22.10. 1964 Hildesheim. A. studierte in Freiburg und an der Gregoriana in Rom, wo er promoviert und 1916 zum Priester geweiht wurde. 1926 trat er in den Volksverein für das Katholische Deutschland ein und leitete die apologetische Abteilung. Nach der Auflösung des Vereins 1933 nahm A. 1934 eine Stelle als Dozent für Dogmatik, Moral und Ökumenik am Priesterseminar in Hildesheim an und war dort seit 1936 Professor. 1946 wurde er Chefredakteur des Diözesan-Kirchenblattes. Sein besonderes Interesse galt der Konfessionskunde. Von seinen Werken wurde Germanentum und Christentum noch im Erscheinungsjahr 1935 von den Nationalsozialisten verboten. A. war Beiratsmitglied der Görres-Gesellschaft. WEITERE WERKE: Christliche Sekten und Kirche Christi. Hannover 1923. Seit 4 1930 unter dem Titel: Konfessionskunde; 8. Aufl., neu bearb. v. Heinrich Fries, Paderborn 1969. - Nietzsche und das Dritte Reich. Celle '"1948. Kirchengeschichte. Celle 2 1957. LITERATUR: Hermann Engfer: In memoriam: Unsere Diözese in Vergangenheit und Gegenwart. Hildesheim 32 (1964/65), S. 1 ff. - Joop Bergsma: Α., Κ. In: LThK 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 393 f. - Thomas Flammer: Α., Κ. In: BBKL, Bd. 22, 2003, Sp. 6-17. A l k o f e r , Erasmus Sigmund, evang. Theologe, Historiker, * 13.1. 1673 Regensburg, t 20.9. 1727 Regensburg. Α., Sohn eines Malers und Lehrers, besuchte Schulen in Regensburg und Ödenburg (Ungarn). Mit einem Stipendium des Magistrats ging er zum Studium an die Univ. Jena, das er 1698 als Magister Artium abschloß. 1700 ordiniert, fand er eine Anstellung als Prediger in Dornburg bei Jena; 1704 wurde er in derselben Funktion nach Regensburg berufen. Seit 1714 wirkte er als Frühprediger an St. Oswald; 1722 wurde er Consistorialis, 1723 Senior. Von A. stammen die Annales Ratisbonenses Ecclesiatisci, die später als Kirchenprotokolle fortgeführt wurden. WEITERE WERKE: Trutina vacui. Jena 1699. - De Deo ex modu demonstrato. Jena 1699. - Regenspurgisches Pest- und Buß-Denkmal. 2 Bde., Regensburg 1714. LITERATUR: Herbert W. Wurster: Die Regensburger Geschichtsschreibung im 17. Jahrhundert. In: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 120 (1980) S. 85 ff.

A l k u i n , auch Alchvine, Albinus, Beiname: Flaccus, Gelehrter, Theologe, * um 730 Northumbrien, t 19.5.804 Tours. A. wurde an der Kathedralschule in York erzogen, war seit 778 deren Leiter und kam nach seinem Treffen mit Karl dem Großen in Parma 781 auf dessen Einladung ins Fränkische Reich. Er wurde Abt von Troyes, dann von Ferrières, 796 von St. Martin in Tours. A. war Leiter der Aachener Hofschule und u. a. Lehrer von —» Hrabanus Maurus und —» Einhard. Er gehörte zum engsten Kreis der um Karl versammelten Bildungselite. Großer Anteil wird ihm an der Bildungsreform des Fränkischen Reiches zugeschrieben. Maßgeblich beeinflußt hatte er die Epistola de litteris colendis ( 7 8 4 / 8 5 ) und die Admonitio generalis (789), die alle Bistümer und Klöster zur Einführung von Bibliotheken und Schulen verpflichteten. Aus dieser praktischen Tätigkeit gingen Schriften wie De orthographia hervor. Neben der Organisation des Bildungswesens liegt A.s Bedeutung vor allem in der Aufarbeitung und Vermittlung des überkommenen theologischen und philosophischen Gedankengutes. In der Disputano de vera philosophia forderte A. eine umfassende Kenntnis der Artes liberales, die als sapientia saecularis die Vorstufe der doctrina Christiana (sapientia spiritualis) bilden. Er verfaßte eine Grammatica, einen Dialogus de rhetorica et virtutibus und eine Schrift De Dialéctica. In zahlreichen theologischen Werken (Bibelkommentare, Verbesserungen des Bibeltextes, liturgische und dogmatische Abhandlungen) trat er gegen den Adoptianismus auf. Im Auftrag Karls des Großen revidierte A. das römische Meßbuch und widmete sich der Neuorganisation des Missionswesens. 800 ließ er Karl dem Großen die Alkuinbibel (nicht erhalten) überreichen; sie fand viele Nachahmungen. Weit verbreitet war A.s Schrift De virtutibus et vitiis liber. In der 802 Karl dem Großen zum Aachener Konzil gewidmeten Schrift De fide sanctae et individuae trinitatis legte er die Trinität aus. A. war auch Autor der ältesten erhaltenen mathematischen Aufgabensammlung in lateinischer Sprache und schrieb rund 300 Briefe und Gedichte. WERKE: Opera omnia. PL 90, 667-676; 100; 101. - Briefe: M G H . E p 4, 1-481; 5, 643 ff. - Gedichte: M G H . P L 1, 160-351. LITERATUR: Heinz Löwe: A. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 2 0 1 . Luitpold Wallach: A. and Charlemagne. Ithaca, New York 2 1968. - Stephen Allott: A. of Y., c. A. D. 732-804. His life and letters. York 1974. - Wilhelm Heil: A. In: TRE, Bd. 2, 1978, S. 266-276. - Dieter Schaller. A. In: VL 2 , Bd. 1, 1978, Sp. 241-253. - Menso Folkerts: A. In: LexMA, Bd. 1, 1980, Sp. 417-420. - Günter Bernt: A. In: LThK 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 397 f. - Friedrich Dechant: Die theologische Rezeption der Artes liberales und die Entwicklung des Philosophiebegriffs in theologischen Programmschriften des Mittelalters von A. bis Bonaventura. St. Ottilien 1993, bes. S. 61-100. Wilfried Hartmann: A. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 301 f. A l l e k e r , Johannes, kath. Theologe, Pädagoge, * 3 0 . 1 2 . 1 8 1 7 Köln, t 21.7. 1889 Bad Neuenahr. Nach dem Studium der Philosophie und der Theologie trat A. 1842 in das Priesterseminar in Köln ein, wo er 1843 die Priesterweihe empfing. Zunächst war er in Rideggen (bei Düren) und in Aachen seelsorgerisch tätig und wurde 1846 Religionslehrer, später auch Deutschlehrer am Ursulinenpensionat St. Leonhard. 1859 nahm er eine Pfarrstelle in Kettenis bei Eupen an. 1863 wurde er Seminardirektor in Brühl, 1872 Mitglied der Prüfungskommission für Mittelschullehrer und Rektoren. 1884 wurde er zum Schulrat ernannt. Zu seinen zahlreichen pädagogischen Werken zählt u.a. Die Volksschule (1873).

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Allendorf A l l e n d o r f , J o h a n n L u d w i g K o n r a d , luth. T h e o l o g e , Liederdichter, * 9 . 2 . 1693 J o s b a c h bei M a r b u r g , t 3 . 6 . 1 7 7 3 Halle. Α., S o h n eines P f a r r e r s , n a h m sein S t u d i u m 1711 in G i e ß e n auf und setzte es 1713 als Schüler A u g u s t H e r m a n n —»Franckes in H a l l e fort. Z u n ä c h s t als H o f m e i s t e r tätig, w a r er seit 1724 luth. H o f p r e d i g e r in K o t h e n , w o ihn e i n e e n g e F r e u n d s c h a f t mit L e o p o l d F r a n z Friedrich L e h r verband. 1750 w u r d e A . s Stelle a u f g e h o b e n , und er ging n a c h W e r n i g e r o d e . Seit 1759 w a r er P f a r r e r in St. Ulrich und L e h r e r a m luth. G y m n a s i u m in Halle. Z u s a m m e n mit L e h r g a b er die d r e i b ä n d i g e S a m m l u n g Cöthnische Lieder ( 1 7 3 6 - 6 8 ) heraus. E r schrieb e t w a 130 Lieder, von d e n e n h e u t e u. a. Jesus ist kommen, Grund ewiger Freude n o c h b e k a n n t ist. WEITERE WERKE: E i n i g e geistreiche Lieder. K o t h e n 1733. E i n i g e g a n z n e u e a u s e r l e s e n e Lieder. H a l l e 1733. - C ö t h n i sche Lieder. 3 B d e . , H a l l e 1736-68. - S t i m m e n aus Z i o n . Stargard 1740. LITERATUR: C h r i s t h a r d M a h r e n h o l z : Α., J. L. K . In: N D B , B d . 1, 1953, S. 202. A l l g e i e r , ( F r a n z ) A r t h u r , kath. T h e o l o g e , Orientalist, * 2 3 . 1 0 . 1882 W e h r ( B a d e n ) , f 4 . 7 . 1952 E b e r s t e i n b u r g (Baden). N a c h d e m T h e o l o g i e s t u d i u m 1902-05 in F r e i b u r g / B r e i s gau w u r d e A. 1906 z u m Priester g e w e i h t . Z u n ä c h s t Vikar in A p p e n w e i e r , w u r d e er 1907 P r ä f e k t a m e r z b i s c h ö f l i c h e n G y m n a s i a l k o n v i k t in F r e i b u r g und w i d m e t e sich n e b e n b e i d e m S t u d i u m der klassischen P h i l o l o g i e und der semitischen S p r a c h e n . 1910 w u r d e er z u m Dr. theol., später in Berlin, w o er seit 1912 an d e r U n i v . tätig w a r , z u m Dr. phil. (Orientalistik) p r o m o v i e r t . 1915 ging er als P r i v a t d o z e n t an d i e U n i v . Freiburg und war dort von 1919 bis zu seiner E m e r i t i e r u n g 1951 O r d i n a r i u s f ü r A l t t e s t a m e n t l i c h e Literatur. 1929-41 w a r A . G e n e r a l s e k r e t ä r der G ö r r e s - G e s e l l s c h a f t . 1937 z u m Päpstlichen H a u s p r ä l a t e n e r n a n n t , w u r d e er 1941 K o n s u l t o r der P ä p s t l i c h e n B i b e l k o m m i s s i o n . I n t e r n a t i o n a l e A n e r k e n n u n g f a n d er d u r c h die E r f o r s c h u n g der lateinischen P s a l m e n ü b e r l i e f e r u n g (u. a. Die altlateinischen Psalterien, 1928). WEITERE WERKE: Ü b e r D o p p e l b e r i c h t e in der G e n e s i s . F r e i b u r g / B r e i s g a u 1911. - Bibel und S c h u l e . E i n e Einleitung ins A l t e T e s t a m e n t f ü r Religionslehrer. F r e i b u r g / B r e i s gau 1922. - Biblische Z e i t g e s c h i c h t e , in ihren G r u n d l i n i e n dargestellt. F r e i b u r g / B r e i s g a u 1937. - D i e C h e s t e r B e a t t y P a p y r i z u m P e n t a t e u c h . U n t e r s u c h u n g e n zur älteren Ü b e r l i e f e r u n g s g e s c h i c h t e der S e p t u a g i n t a . P a d e r b o r n 1938. N a c h d r . N e w York 1968. - D i e P s a l m e n in der Vulgata. Ihre Eigenart, s p r a c h l i c h e G r u n d l a g e und g e s c h i c h t l i c h e Stellung. P a d e r b o r n 1940. N a c h d r . N e w York 1968. LITERATUR: A l f o n s Deißler: Α., F. A . In: N D B , B d . 1, 1953, S. 202. A l l i o , D o n a t o F e l i c e d \ a u c h D o n a t ( u s ) Felix d ' A . , A r c h i tekt, B a u m e i s t e r , * 24. 1 0 . 1 6 7 7 S c a r i a / C o m o , t 6 . 5 . 1 7 6 1 Wien. A . e n t s t a m m t e einer w e i t v e r z w e i g t e n F a m i l i e von B a u m e i stern, B i l d h a u e r n u n d S t u k k a t e u r e n und w a r vor 1698 in W i e n ; er ist als P o l i e r 1 6 9 8 / 9 9 a m K a p e l l e n b a u des Piaris t e n k o l l e g s n a c h w e i s b a r . N a c h der M e i s t e r p r ü f u n g ( 1 7 0 4 ) war er als bürgerlicher M a u r e r m e i s t e r tätig. D a n e b e n w a r er seit 1711 b e i m M i l i t ä r b a u a m t angestellt, z u n ä c h s t als F o r t i f i k a t i o n s - M a u r e r m e i s t e r , seit 1724 als U n t e r - I n g e n i e u r mit d e m Titel eines I n g e n i e u r - H a u p t m a n n s . D e r E i n f l u ß seines L e h r e r s J o h a n n B e r n h a r d Fischer von Erlach läßt sich an A . s H a u p t w e r k , der 1730 vollendeten K i r c h e d e r S a l e s i a n e -

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rinnen in W i e n , s o w i e a m N e u b a u d e s Stifts K l o s t e r n e u b u r g (unvollendet) erkennen. LITERATUR: W i l h e l m G e o r g Rizzi: Α., D. F. d ' In: A K L , B d . 2, 1992, S. 529. A l l i o l i , J o s e p h F r a n z von, kath. T h e o l o g e , * 1 0 . 8 . 1793 S u l z b a c h ( O b e r p f a l z ) , t 2 2 . 5 . 1873 A u g s b u r g . Α., S o h n eines H a n d e l s m a n n s , studierte in L a n d s h u t , w o er Schüler J o h a n n M i c h a e l - > Sailers w a r , w u r d e 1816 p r o m o viert und z u m Priester g e w e i h t . D a n a c h studierte er orientalische S p r a c h e n in W i e n , R o m und Paris. 1821 w u r d e er D o z e n t , 1823 a. o. Prof., 1824 o. Prof. der orientalischen S p r a c h e n , der E x e g e s e u n d der biblischen A r c h ä o l o g i e an der U n i v . L a n d s h u t . 1826 f o l g t e er e i n e m R u f als Prof. n a c h M ü n c h e n und w a r dort 1830 R e k t o r d e r U n i v . und seit 1830 M i t g l i e d der B a y e r i s c h e n A k a d e m i e d e r W i s s e n s c h a f ten. 1835 w u r d e er D o m k a p i t u l a r in R e g e n s b u r g , 1838 D o m p r o p s t in A u g s b u r g . I m b a y e r i s c h e n L a n d t a g , d e m er seit 1848 a n g e h ö r t e , setzte er sich e n t s c h i e d e n f ü r die E m a n z i p a tion der J u d e n ein. 1852 w u r d e er geadelt. A . übersetzte d i e Bibel a u s der Vulgata ins D e u t s c h e , die er mit A n m e r k u n g e n z u m h e b r ä i s c h e n und g r i e c h i s c h e n Text versah (6 B d e . , 1830-34). WEITERE WERKE: B i b l i s c h e A l t e r t ü m e r , B d . 1. L a n d s h u t 1825. - G r o ß e s Epistel- und E v a n g e l i e n b u c h . L a n d s h u t 1839. R e g e n s b u r g K 1900. - M i t L o r e n z C l e m e n s G r a t z / D a niel B o n i f a c i u s von H a n e b e r g : H a n d b u c h d e r biblischen Alt e r t u m s k u n d e . L a n d s h u t 1844, 2 1 8 4 8 . - D i e B r o n z e - T h ü r e d e s D o m e s zu A u g s b u r g . A u g s b u r g 1853. LITERATUR: M a r t i n G r a b m a n n : Α., J. F. v. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 2 0 3 . - E n g e l b e r t M . B u x b a u m : J. F. v. A . In: H e i n rich F r i e s (Hrsg.): K a t h o l i s c h e T h e o l o g e n D e u t s c h l a n d s i m 19. J a h r h u n d e r t . B d . 2. M ü n c h e n 1975, S. 2 3 3 - 2 6 8 . - Wilh e l m B a u m g ä r t n e r (Red.): J. F. v. A . 1793-1873. L e b e n und Werk. A m b e r g 1993 ( A u s s t e l l u n g s k a t a l o g ) . - T h e o d o r W o h n h a a s : J. F. v. A. In: O b e r p f ä l z e r H e i m a t 3 7 ( 1 9 9 3 ) S. 91-96. - E n g e l b e r t M . B u x b a u m : Α., J. F. (v.) A. In: L M U , B d . 1, 1998, S. 8 f. - P a u l - G e r h a r d Müller: Α., J. F. In: L T h K 3 , B d . 1, 1993, Sp. 412. - M a r k u s L o m mer: Ein O b e r p f ä l z e r e r o b e r t d e n d e u t s c h e n S p r a c h r a u m . D i e Bestseller-Bibel d e s J. F. v. A . ( 1 7 9 3 - 1 8 7 3 ) . Z u m 125. T o d e s t a g d e s B i b e l ü b e r s e t z e r s aus S u l z b a c h . In: D i e O b e r p f a l z 86 (1998) S. 2 0 2 - 2 1 2 .

A l p e n , J o h a n n von, v e r m u t l i c h eigentl. J o h a n n W o l f g a n g R i p p , kath. T h e o l o g e , * 1630 A l p e n (bei Kleve), t 20.5.1698. N a c h d e m S t u d i u m an der U n i v . Köln w a r A . 1657-62 P f a r rer in O s t e r w i c k . 1660 e r n a n n t e ihn der F ü r s t b i s c h o f von M ü n s t e r C h r i s t o p h B e r n h a r d von —> G a l e n z u m Geistlichen R a t und K o m m i s s a r in Spiritualibus, 1661 z u m G e n e r a l v i k a r d e s B i s t u m s a u ß e r h a l b d e r B i s c h o f s s t a d t und 1663 a u c h f ü r d i e B i s c h o f s s t a d t . 1677 n a h m A . auf A n r e g u n g des Fürstb i s c h o f s a m F r i e d e n s k o n g r e ß in N i m w e g e n teil. Er v e r f a ß t e e i n e B i o g r a p h i e seines G ö n n e r s von G a l e n in lateinischer S p r a c h e (Decadis de vita Christo. Bernardi a Galen, 1694), d i e vor a l l e m w e g e n d e s v e r w e n d e t e n U r k u n d e n m a t e r i a l s von g r o ß e m W e r t ist. LITERATUR: V D 17. - E d u a r d Hegel: Α., J. v. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 2 0 4 . A l p e r t von M e t z , M ö n c h , G e s c h i c h t s s c h r e i b e r , * 2. H ä l f t e 10. Jh. v e r m u t l i c h U t r e c h t e r D i ö z e s e , t n a c h 1024. A . lebte als M ö n c h im S c h o t t e n k l o s t e r St. S y m p h o r i a n in M e t z und später im Kloster A m e r s f o o r t in d e r D i ö z e s e Utrecht. Er b e s c h r i e b d i e letzten L e b e n s j a h r e ( 9 4 7 - 8 4 ) d e s Bis c h o f s —» Dietrich I. von M e t z . D i e s e s auf A u g e n z e u g e n b e richten b e r u h e n d e W e r k gilt als w i c h t i g e Q u e l l e f ü r den Z u g

Altdorfer O t t o s II. n a c h Italien; es ist j e d o c h n u r unvollständig erhalten. A.s S c h r i f t De diversitate temporum libri ( z w i s c h e n 1021 und 1024) gibt A u f s c h l u ß Uber d i e S i t t e n g e s c h i c h t e der Zeit und d i e lothringische G e s c h i c h t e der J a h r e 1012-18. A i s t e d , J o h a n n Heinrich, r e f o r m i e r t e r T h e o l o g e , Philosoph, * M ä r z 1588 B a l l e r s b a c h bei H e r b o r n , t 9 . 1 1 . 1638 Weißenburg (Siebenbürgen). Α., S o h n eines Predigers, b e z o g 1602 das P ä d a g o g i u m in H e r b o r n , w u r d e 1608 L e h r e r der P r i m a und I n s p e k t o r d e r Stipendiaten, 1610 a. o . P r o f . , 1615 o . P r o f . der P h i l o s o p h i e an der H o h e n S c h u l e in H e r b o r n . 1618 vertrat er die nass a u i s c h e n L a n d e bei der D o r d r e c h t e r S y n o d e , w o er als G e g ner der A r m i n i a n e r a u f t r a t . 1619 w u r d e A. O r d i n a r i u s f ü r T h e o l o g i e , w a r 1 6 1 9 / 2 0 u n d 1625 R e k t o r und seit 1626 P r o f e s s o r P r i m a r i u s . Seit 1629 lehrte er an der r e f o r m i e r ten H o h e n S c h u l e in W e i ß e n b u r g , w o er sich vor a l l e m s p r a c h l i c h e n und t h e o l o g i s c h e n S t u d i e n w i d m e t e . A. w a r in H e r b o r n L e h r e r von J o h a n n Heinrich - * B i s t e r f e l d und 1611-13 von J o h a n n A m o s —>Comenius, ü b e r den er g r o ß e n E i n f l u ß auf d i e E n t w i c k l u n g der P ä d a g o g i k ausübte, und F r e u n d von J o h a n n Valentin —» A n d r e a e . In der P h i l o s o p h i e n a h m er G e d a n k e n von Aristoteles, R a i m u n d u s L u l l u s (Clay/i artis Lullianae et verae logicae, 1609, N a c h d r . 1983) und Petrus R a m u s auf. Er w a r auch —» K e c k e r m a n n verpflichtet, d e s s e n W e r k e er als Systema Systematum herausgab. Als T h e o l o g e vertrat er die r e f o r m i e r t e F ö d e r a l t h e o logie und hing d e m C h i l i a s m u s an. A . w a r einer der einflußreichsten Scholastiker d e s 17. J a h r h u n d e r t s . Er v e r f a ß t e zahlreiche L e h r b ü c h e r , die sich d u r c h m e t h o d i s c h e G e n a u igkeit a u s z e i c h n e n . Z u seinen V e r ö f f e n t l i c h u n g e n g e h ö r t Distinctiones per universam theologiam (1626). S e i n e B ü c h e r , d i e a u c h im calvinistischen H o l l a n d , in E n g l a n d und in A m e rika b e n u t z t w u r d e n , stellte er 1630 zu einer Encyclopaedia. Septem tomis distincta ( F a k s i m i l e - N e u d r u c k der A u s g a b e H e r b o r n 1630, 7 in 4 B ä n d e n , 1 9 8 9 / 9 0 ) z u s a m m e n , w o mit er n e b e n A g r i p p a von N e t t e s h e i m , G i o r d a n o B r u n o und A t h a n a s i u s —» K i r c h e r in d i e Vorgeschichte der e n t s p r e c h e n d e n E n t w ü r f e von —> L e i b n i z gehört. WEITERE WERKE: T h e o l o g i a naturalis e x h i b e n s augustissim a m naturae s c h o l a m . F r a n k f u r t 1615. H a n n o v e r 1623. T r i u m p h u s b i b l i o r u m s a c r o r u m . F r a n k f u r t 1625. LITERATUR: V D 17. - M a x Lippert: J. H. A . s p ä d a g o g i s c h d i d a k t i s c h e R e f o r m - B e s t r e b u n g e n und ihr E i n f l u ß auf J. A . C o m e n i u s . M e i ß e n 1898. - O t t o W e b e r : Α., J. H. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 206. - Walter M i c h e l : D e r H e r b o r ner P h i l o s o p h J. Η. A . und d i e Tradition. Diss. F r a n k f u r t / M a i n 1969. - J o a c h i m S t a e d t k e : A . J. H. In: T R E , Bd. 2, 1978, S. 2 9 9 - 3 0 3 . - Ulrich G o t t f r i e d Leinsle: D a s D i n g und d i e M e t h o d e . M e t h o d i s c h e Konstitution u n d G e g e n s t a n d der f r ü h e n protestantischen M e t a p h y s i k . A u g s b u r g 1985, S. 3 6 9 - 3 9 3 . - L e o n h a r d Hell: Α., J. H . In: L T h K 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 4 3 2 f. - Wolf Peter Klein: J. Η. A . In: D e r s . / G e rald H ä r t u n g : Z w i s c h e n Narretei und Weisheit. H i l d e s h e i m 1997, S. 2 3 5 - 2 6 1 . - H o w a r d H o t s o n : J. Η . A . 1588-1638. B e t w e e n R e n a i s s a n c e , R e f o r m a t i o n and universal r e f o r m . Oxford 2000. A l t , Albrecht, evang. Theologe, * 2 0 . 9 . 1 8 8 3 Stübach ( M i t t e l f r a n k e n ) , t 2 4 . 4 . 1956 L e i p z i g . N a c h d e m S t u d i u m der T h e o l o g i e in E r l a n g e n und L e i p zig g i n g Α., S o h n eines P f a r r e r s , an d a s P r e d i g e r s e m i n a r in M ü n c h e n , 1908 als I n s p e k t o r an d a s T h e o l o g i s c h e Stud i e n h a u s in G r e i f s w a l d ( P r o m o t i o n 1909, Israel und Ägypten). D o r t habilitierte er sich und w u r d e 1912 a. o. Prof. des A l t e n T e s t a m e n t s . 1914 f o l g t e er e i n e m R u f als O r d i narius nach Basel, 1921 n a c h H a l l e und 1923 n a c h L e i p z i g . 1921-23 w a r er Leiter und Propst d e s D e u t s c h e n E v a n g e l i schen Instituts f ü r A l t e r t u m s w i s s e n s c h a f t des H e i l i g e n L a n des in J e r u s a l e m . 1925 w u r d e er Vorsitzender d e s D e u t s c h e n

Vereins zur E r f o r s c h u n g Palästinas, 1926 H e r a u s g e b e r d e s Palästinajahrbuchs. A . e r f o r s c h t e Palästina und d e n Alten Orient. S e i n e w e s e n t l i c h e n A r b e i t e n zur S t ä m m e g e o g r a p h i e , Territorialgeschichte und R e c h t s k u l t u r sind enthalten in den Kleinen Schriften zur Geschichte des Volkes Israel (3 Bde., 1953-59). WEITERE WERKE: D i e L a n d n a h m e der Israeliten in Palästina. L e i p z i g 1925. - D e r G o t t d e r V ä t e r . Ein Beitrag zur Vorgeschichte der israelitischen R e l i g i o n . Stuttgart 1929. - D i e S t a a t e n b i l d u n g der Israeliten in Palästina. Leipzig 1930. - U r s p r ü n g e d e s israelitischen R e c h t s . Leipzig 1934. - V ö l k e r und Staaten S y r i e n s im f r ü h e n A l t e r t u m . L e i p z i g 1936. LITERATUR: H a n s B a r d t k e , in: T h e o l o g i s c h e Literaturzeitung 81 ( 1 9 5 6 ) S. 5 1 3 - 5 2 2 . - M a n f r e d W e i p p e r t : Α., A . In: T R E , B d . 2, 1978, S. 3 0 3 - 3 0 5 . - S i e g f r i e d H e r r m a n n : Α., Α. In: L T h K 3 , B d . 1, 1993, Sp. 4 3 3 . A l t a n e r , B e r t h o l d , kath. T h e o l o g e , * 1 0 . 9 . 1885 St. A n n a b e r g ( O b e r s c h l e s i e n ) , t 3 0 . 1 . 1 9 6 4 B a d K i s s i n g e n . Α . studierte in Breslau T h e o l o g i e , w o er 1910 mit der Arbeit Venturino von Bergamo O. Pr. 1304-1346 promoviert w u r d e und sich 1919 f ü r mittlere und n e u e r e K i r c h e n g e s c h i c h t e habilitierte. 1925 w u r d e er dort api. Prof., 1929 o. Prof. der K i r c h e n g e s c h i c h t e . W e g e n seiner M i t g l i e d s c h a f t in d e r F r i e d e n s l i g a d e u t s c h e r K a t h o l i k e n w u r d e er 1933 z w a n g s e m e r i t i e r t . 1946-50 lehrte er an der U n i v . W ü r z burg. A . v e r f a ß t e u. a. z a h l r e i c h e B e i t r ä g e zur altchristlic h e n Literaturgeschichte. Sein H a u p t w e r k ist d i e von G e r h a r d —»Rauschen und J o s e p h —>Wittig ü b e r n o m m e n e Patrologie (1931; 9 1 9 8 0 , bearb. von A l f r e d - > S t u i b e r ) . WEITERE WERKE: P r e u s s e n und d i e k a t h o l i s c h e K i r c h e von 1740 bis 1861. P a d e r b o r n 1926. - D e r päpstliche P r i m a t bis auf L e o den G r o s s e n . P a d e r b o r n 1926. - Verzeichnis m e i n e r V e r ö f f e n t l i c h u n g e n . 1907-1953. W ü r z b u r g 1953. - K l e i n e patristische S c h r i f t e n . Hrsg. v. G ü n t e r G l o c k m a n n . Berlin 1967. LITERATUR: T h e o l o g i e a u s d e m Geist der G e s c h i c h t e . Fests c h r i f t f ü r Β. A . M ü n c h e n 1958. - J o h a n n e s Spörl, in: Historisches J a h r b u c h 7 7 ( 1 9 5 8 ) S. X I - X X . - T h e o b a l d Freud e n b e r g e r : Β. A . In: E b d . 8 4 (1964) S. 2 5 1 - 2 5 6 . - G e o r g S c h ö l l g e n : Α., Β . In: L T h K 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 4 3 4 . - Veritatem desiderat a n i m a . Studia p a t r y s t y c z n e ζ o k a z j i 110 rocznicy u r o d z i n Β. Α . ( 1 8 8 5 - 1 9 6 4 ) . H r s g . v. N o r b e r t a Wid o k a . O p o l e 1995. - G ü n t e r J. Z i e b e r t z : Β. Α . ( 1 8 8 5 - 1 9 6 4 ) . L e b e n u n d Werk eines schlesischen Kirchenhistorikers. K ö l n u . a . 1997. A l t d o r f e r , Albrecht, Maler, Graphiker, Baumeister, * u m 1 4 8 2 / 8 5 w a h r s c h e i n l i c h R e g e n s b u r g , t 1538 Regensburg. A . w u r d e v e r m u t l i c h als S o h n d e s z w i s c h e n 1478 und 1491 in R e g e n s b u r g a n s ä s s i g e n M a l e r s Ulrich A . g e b o r e n . Wahrscheinlich ging er in die L e h r e bei s e i n e m Vater und bei B e r t h o l d F u r t m e y r , d e r in R e g e n s b u r g e i n e M i n i a t u r w e r k statt betrieb. S e i n e f r ü h e s t e n , u m 1500 zu d a t i e r e n d e n , noch primitiven 13 k l e i n e n H o l z s c h n i t t e in e i n e m M o n d s e e r A n d a c h t s b ü c h l e i n d e u t e n auf e i n e W a n d e r s c h a f t bis ins Salzk a m m e r g u t hin. A n d e r e f r ü h e A r b e i t e n weisen e i n e g e n a u e K e n n t n i s des St. W o l f g a n g - A l t a r s von M i c h a e l —» P a c h e r aus u n d mit h o h e r W a h r s c h e i n l i c h k e i t e i n e B e g e g n u n g mit L u c a s —»Cranach d. Α., d e r von 1500 bis 1504 in W i e n w a r und A. A n r e g u n g e n zur A u s p r ä g u n g d e r L a n d s c h a f t s k u n s t v e r m i t telte. M i t d e m E r w e r b der B ü r g e r r e c h t e von R e g e n s b u r g a m 1 3 . 3 . 1505 b e g i n n e n d i e g e s i c h e r t e n N a c h r i c h t e n . 1506 sind die ersten Z e i c h n u n g e n und G e m ä l d e datiert, d i e ihn rasch b e k a n n t m a c h t e n u n d mit d e n ersten reinen L a n d s c h a f t s b i l d e r n ( L a u b w a l d mit dem heiligen Georg u n d Ruhe auf der Flucht, b e i d e 1510, A l t e P i n a k o t h e k M ü n c h e n b z w . Staatlic h e M u s e e n Berlin) der e u r o p ä i s c h e n K u n s t g e s c h i c h t e z u m

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Altenburg Hauptmeister der „Donauschule" werden ließen. Auch in den Hell-Dunkel-Zeichnungen der Zeit bewies der junge A. eine neue, naturhaft-innige und phantastische, leidenschaftliche Sicht. Im 1509-18 gemalten Sebastiansaltar für das Augustiner Chorherrenstift St. Florian bei Linz erreichte A. einen Höhepunkt dramatischer Spannung und leuchtender Farbigkeit. Seit 1512 war Kaiser Maximilian I. sein Auftraggeber für rund 200 Arbeiten: 109 große Pergamentminiaturen zum Triumphzug des Kaisers (1513-16, Wien, Albertina), die Randzeichnungen zu seinem Gebetbuch (um 1515, Stadtbibliothek Besançon) und Holzschnitte zur kaiserlichen Ehrenpforte (um 1515) sowie seinem Triumphzug (um 1517/18). Neben insgesamt etwa 100 Holzschnitten schuf A. über 160 technisch virtuose, oft winzige Kupferstiche und 12 Radierungen (neben —> Dürer die ersten Eisenradierungen) und wurde damit zum Begründer der Nürnberger „Kleinmeister". 1513 erwarb er sein erstes Haus, 1518 ein zweites und 1532 ein drittes, dazu Weinberge. Man wählte ihn in hohe Ämter, so zum Beisitzer im Hansgericht, 1526 zum Mitglied des inneren und äußeren Rats und zum Stadtbaumeister, als der er jedoch nur einfache Zweckbauten errichtete. 1528 lehnte er das ihm angetragene Amt des „Kammerers", das höchste städtische Amt Regensburgs, ab mit dem Hinweis auf Aufträge des Bayernherzogs Wilhelm. In der Tat bezeichnen die um 1526/28 entstandene Susanna im Bade in der für A. typischen phantasievollen Renaissancearchitektur und die 1529 datierte Alexanderschlacht (beide Alte Pinakothek München) als eine visionäre „Weltlandschaft" die bedeutendsten Leistungen des Künstlers. Sein reifes Schaffen, mit den kaiserlichen Aufträgen und durch die Berührung mit den Humanisten stilistisch abgeklärter und ruhiger geworden, nahm in der Spätzeit manieristische Züge vorweg (Lot und seine Töchter, 1537, Wien, Kunsthistorisches Museum). A. gehörte nicht als Schüler Dürers, sondern eher als dessen Antipode, neben -» Grünewald, Hans —» Baidung Grien und Hans Holbein zu den bedeutendsten Künstlern der Dürerzeit. Wesentliche Werkbestände befinden sich in Berlin (Staatliche Museen), München (Alte Pinakothek), Nürnberg (Germanisches Nationalmuseum) und Wien (Kunsthistorisches Museum). LITERATUR: Otto Benesch: Der Maler Α. A. Wien 1939. Franz Winzinger: Α. A. Zeichnungen Gesamtausgabe. München 1952. - Ders.: Α. A. Graphik Gesamtausgabe. München 1963. - Eberhard Ruhmer: Α. A. München 1965.Wilhelm Lipp: Natur in der Zeichnung A. A.s. Diss. Salzburg 1970. - Franz Winzinger: Α. A. Die Gemälde Geamtausgabe: Tafelbilder, Miniaturen, Wandbilder, Bildhauerarbeiten, Werkstatt und Umkreis, München/Zürich 1975. - Ders.: Α. A. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Bd. 2, München/ Leipzig 1992, S. 671-675. - Christopher S. Wood: Α. A. and the origins of landscape. London 1993. - Ursula Mielke/ Holm Bevers/Ger Luijten (Hrsg.): Α. und Erhard A. Rotterdam 1997. - Magdalena Bushart: Sehen und Erkennen. A. A.s religiöse Bilder. München 2004. - Thomas Noll: Α. A. in seiner Zeit. Religiöse und profane Themen in der Kunst um 1500. München u.a. 2004. Günter Meißner Altenburg, Michael, evang. Theologe, Komponist, * 14.6. 1584 Alach bei Erfurt, t 12.2.1640 Erfurt. Α., Sohn eines Schmieds, studierte Theologie in Erfurt ( 1599 Baccalaureus, 1602 Magister), wurde 1607 Rektor der Reglerschule in Erfurt und war von 1609 an Pfarrer in verschiedenen Sprengein Thüringens, zuletzt seit 1621 in GrößenSömmerda. Von dort floh er 1638 vor den Wirren des Dreißigjährigen Kriegs nach Erfurt, wo er Diakon an der Kirche St. Andreas wurde. A. komponierte zahlreiche Lieder, von denen einige populär wurden; er wird als Verfasser des Liedes Verzage nicht du Hciuflein klein angesehen, das am Tag des Todes des schwedischen Königs Gustav Adolf in der Schlacht von Lützen 1632 gesungen wurde.

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WEITERE WERKE: Gaudium Christianum. Jena 1617. - C a n tiones de adventu. Erfurt 1620. - Kirchen- und Hausgesänge. 4 Tie., Erfurt 1620/21. LITERATUR: Walter Gerstenberg: Α., M. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 214. - Konrad Ameln: M. A. In: Jahrbuch für Liturgik und Hymnologie 8 (1963) S. 153-158. - Claudia Theis/(Adam Adrio): Α., M. In: MGG 2 P, Bd. 1, 1999, Sp. 546-548. - Karl-Ernst Bergunder: Α., M. In: NGroveD, Bd. 1, 2 2001, S. 425 f. Alteneder, Joseph, kath. Theologe, Stenograph, * 25.5. 1850 Passau, t 6.12. 1933 München. Nach dem Theologie- und Philosophiestudium in Passau und der Priesterweihe (1872) war Α., Sohn eines Bedienten, seelsorgerisch tätig. 1878 wurde er Stadtkaplan in Passau, 1881 Domprediger, 1882 Domvikar und 1890 DomkapitelAdministrator an der Maria-Hilf-Wallfahrtskirche in Passau. Seit 1900 war er Geistlicher Rat. Mit der GabelsbergerStenographie hatte sich A. schon 1864/65 vertraut gemacht, und 1879-1902 war er im Vorstand des Deutschen Stenographen-Bundes „Gabelsberger". An den Systemreformen der Gabelsbergerschen Schule von 1895 und 1902 hatte er großen Anteil. Als das Bayerische Stenographische Institut (später Landesamt für Kurzschrift) gegründet wurde, trat A. 1902 in den Vorstand ein und machte sich besonders durch die Organisation des stenographischen Landtagsdienstes und die Schaffung einer Institutsbibliothek verdient. Er verfaßte u. a. die Biographie Franz Xaver Gabelsberger, Erfinder der deutschen Stenographie (1902). LITERATUR: Rudolf Bonnet: Männer der Kurzschrift. Darmstadt 1935, S. lOf. - Rudolf Weinmeister: Α., J. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 214 f. Altenstaig, Johannes, auch Altensteig, Humanist, Theologe, * um 1480 Mindelheim (Schwaben), t nach 1525 Mindelheim. A. studierte seit 1497 Poetik und Rhetorik bei Heinrich Bebel und Theologie bei Wendelin —> Steinbach in Tübingen. Seit 1509 lehrte er Philosophie und Theologie am Augustiner-Chorherrenstift in Polling. 1512 wurde er Kaplan der dortigen St. Sebastians-Bruderschaft und Lehrer für Latein am Augustiner-Eremitenkloster in Mindelheim. 1518 war er Kirchenvisitator im bayerischen Teil des Augsburger Bistums. A. gilt als Vorkämpfer der wissenschaftlichen Ziele des Humanismus, war jedoch Gegner der Reformation. Seine Kritik an der Geistlichkeit, die er mit Bebel teilte, wird in Triumphus Veneris Henrici Bebeiii poetae laureati, cum commentario Joannis Altenstaig Mindelhaimensis (1515) deutlich. WEITERE WERKE: Vocabularius vocum. Hagenau 1508 u.ö. - Opus pro conficiendis epistolis. Hagenau 1512. Dialéctica. Hagenau 1514. - Vocabularius theologie. Hagenau 1517 u.ö. (teilweise unter dem Titel: Lexicon theologicum. Nachdr. der Ausgabe Köln 1619: Hildesheim 1974). - Opusculum de amicicia. Hagenau 1519. - Vocabularius. Hagenau 1522. - Mit Joannes Tytz: Lexicon theologicum. Köln 1619. Nachdr. Hildesheim u.a. 1974. LITERATUR: VD 16, A 1979-1994. - Friedrich Zoepfl: J. A. Münster 1918. - Ders.: Der Humanismus am Hof der Fürstbischöfe von Augsburg. In: Historisches Jahrbuch 62-69 (1949) S. 671-708. - Victor Stegemann: Α., J. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 215 f. - Remigius Bäumer: Α., J. In: LThK\ Bd. 1, 1993, Sp. 449. Altenweisel, Josef, Fürstbischof von Brixen, * 6.12.1851 Niederndorf bei Kufstein, f 25.6. 1912 Deutsch-Matrei. Nach dem Studium am Collegium Germanicum in Rom (Dr. theol. und Dr. phil.) wurde Α., 1876 zum Priester geweiht, Katechet am Borromäum in Salzburg und war dort

Althann seit 1877 R e l i g i o n s p r o f e s s o r . Seit 1883 lehrte er D o g m a tik an d e r U n i v . Salzburg. 1902 w a r er O b m a n n des Salzb u r g e r K a t h o l i k e n t a g s . 1904 w u r d e A . als N a c h f o l g e r Sim o n - » A i c h n e r s F ü r s t b i s c h o f von B r i x e n und d a m i t M i t glied des österr. H e r r e n h a u s e s und des Tiroler L a n d t a g s . W i e schon sein Vorgänger w a r er in die A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n z w i s c h e n K o n s e r v a t i v e n und Christlichsozialen in Tirol verwickelt. E i n e V e r s t ä n d i g u n g s k o n f e r e n z 1911 in I n n s b r u c k blieb e r f o l g l o s . WERKE: C h r i s t e n t u m o h n e D o g m a . W i e n 1895. LITERATUR: A. K l o t z / A . S p a r b e r : A u s d e m L e b e n und W i r ken d e s B r i x n e r Fürstbischof Dr. J. A . In: D e r S c h i e r n 2 7 ( 1 9 5 3 ) S. 2 0 5 - 2 1 7 . - Josef G e l m i : Α., J. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 7 f. - E k k a r t Sauser: Α., J. In: B B K L , Bd. 16, 1999, S p . 2 7 - 2 9 . A l t e r , F r a n z Karl, Jesuit, Philologe, * 27. 1 . 1 7 4 9 E n g e l s b e r g (Schlesien), f 2 9 . 3 . 1 8 0 4 W i e n . Seit 1766 Mitglied der G e s e l l s c h a f t Jesu, w u r d e A . n a c h der A u f h e b u n g d e s O r d e n s 1773 P r o f . des G r i e c h i s c h e n u n d seit 1779 zusätzlich K u s t o s der Universitätsbibliothek W i e n . Er galt als g r o ß e r K e n n e r der griechischen, orientalischen und s l a w i s c h e n S p r a c h e n . A . g a b d a s g r i e c h i s c h e Neue Testament (1787), d i e E p e n H o m e r s (¡lias, 1789; Odyssee, 1794) mit revidierter lateinischer Ü b e r s e t z u n g h e r a u s und b e s o r g t e die erste O r i g i n a l a u s g a b e d e s Chronicon von G e o r g i o s P h r a n t z e s (1796). E r v e r f a ß t e u . a . Philologisch-kritische Miscellanea (1799). WEITERE WERKE: Ü b e r G e o r g i a n i s c h e Literatur. W i e n 1798. - P h i l o l o g i s c h - k r i t i s c h e M i s c e l l a n e e n . W i e n 1799. LITERATUR: W i l h e l m Kratz: Α., F. K . In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 218. A l t f r i d , B i s c h o f von Hildesheim, t 1 5 . 8 . 8 7 4 , b e g r a b e n in Essen. D e r B r u d e r von G e r s w i n d , der ersten Äbtissin in E s s e n , w a r seit 851 B i s c h o f von H i l d e s h e i m . Vermutlich w a r er davor M ö n c h von F u l d a oder C o r v e y . A l s B i s c h o f g r ü n d e t e und f ö r d e r t e er z a h l r e i c h e Klöster und S t i f t e (u. a. E s s e n , G a n d e r s h e i m , L i e s b o r n ) , e n g a g i e r t e sich f ü r den E r w e r b r ö m i s c h e r R e l i q u i e n f ü r s ä c h s i s c h e K i r c h e n und b e g a n n mit d e m z w e i t e n D o m b a u . S e i n e T e i l n a h m e an d e n S y n o d e n in M a i n z (852, 857), Pitres (864), W o r m s (868) und Köln (873) b e l e g e n sein l e b h a f t e s I n t e r e s s e f ü r Kirchenpolitik. Seit e t w a 8 6 0 einer d e r e n g s t e n B e r a t e r L u d w i g s d e s D e u t s c h e n , n a h m er g r o ß e n Einfluß auf dessen W e s t f r a n k e n p o l i t i k . Seit d e m 11. Jh. w u r d e A . in H i l d e s h e i m u n d E s s e n als Heiliger verehrt. LITERATUR: S a b i n e K r ü g e r : A . In: N D B , B d . 1, 1953, S. 2 1 8 . - A l f r e d P o t h m a n n : B i s c h o f A . L e b e n und Werk. E s s e n 1974. - R u d o l f S c h i e f f e r : Α . ν. M . In: V L 2 , B d . 1, 1978, Sp. 2 9 5 f. - Volkhard H u t h , in: F r ü h m i t t e l a l t e r l i c h e Studien 2 0 ( 1 9 8 6 ) S. 2 1 3 - 2 9 8 . - J o a c h i m Wollasch: Α . ν. H . In: L T h K \ B d . 1, 1993, Sp. 4 6 4 . A l t f r i d , B i s c h o f von Münster, * u m 800, t 2 2 . 4 . 8 4 9 , b e g r a b e n in W e r d e n / R u h r . D e r N e f f e des heiligen —> L i u d g e r , des G r ü n d e r s des B i s t u m s M ü n s t e r und des Klosters W e r d e n / R u h r , w u r d e v e r m u t l i c h in Utrecht a u s g e b i l d e t . Er schrieb e i n e auf m ü n d l i c h e n Z e u g e n a u s s a g e n u n d schriftlichen Q u e l l e n b e r u h e n d e B i o g r a p h i e L i u d g e r s (Vita Liudgeri, o. J.), die als w e r t v o l l e Q u e l l e f ü r die M i s s i o n s g e s c h i c h t e W e s t f a l e n s gilt. LITERATUR: H e r b e r t G r u n d m a n n : A. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 2 1 8 f. - Karl H a u c k : S p r a c h e und Recht. B e i t r ä g e zur Kult u r g e s c h i c h t e d e s Mittelalter. F e s t s c h r i f t f ü r R u t h S c h m i d t W i e g a n d . Bd. 1. B e r l i n / N e w York 1986, S. 191-219.

A l t h a m e r , Andreas, auch Althammer, Brentzius, Gundelfingius, P a l a e o s p h y r a , R e f o r m a t o r , H u m a n i s t , * vor 1500 B r e n z ( W ü r t t e m b e r g ) , t um 1539 v e r m u t l i c h A n s b a c h . A . studierte 1516-20 in L e i p z i g und T ü b i n g e n und w a r d a n n S c h u l h e l f e r in H a l l e / S a a l e und U l m . Seit 1524 K a p l a n in S c h w ä b i s c h G m ü n d , m u ß t e er als A n h ä n g e r d e r R e f o r m a t i o n 1525 fliehen und g i n g n a c h Wittenberg, w o er s e i n e S t u d i e n fortsetzte. 1527 erhielt er e i n e Stelle als P f a r r e r in Eltersd o r f , w u r d e 1528 D i a k o n von St. S e b a l d in N ü r n b e r g und n a h m an d e r B e r n e r Disputation teil. I m selben J a h r w u r d e er P f a r r e r in A n s b a c h . A . hatte Anteil an der Kirchenvisitation in der M a r k g r a f s c h a f t B r a n d e n b u r g 1 5 2 8 / 2 9 und an der B r a n d e n b u r g i s c h - N ü r n b e r g i s c h e n K i r c h e n o r d n u n g von 1533. 1537 w i r k t e er a u c h als R e f o r m a t o r in der N e u m a r k . A . v e r f a ß t e z a h l r e i c h e t h e o l o g i s c h e S c h r i f t e n . Sein Catechismus in Frag und Antwort ( 1 5 2 8 ) f ü h r t z u m e r s t e n m a l den Buchtitel K a t e c h i s m u s . WEITERE WERKE: Ain S e r m o n von d e m eelichen stand, d z er auch den Priestern f r e y sey. A u g s b u r g 1525. - A n z e y g u n g w a r u m b G o t d i e Wellt so lang h a b lassen j r r h e n . N ü r n b e r g 1526. - Von d e r E r b s u n d [ . . . ] N ü r n b e r g 1527. - A u s l e g u n g der z w o letzten Episteln J o h a n n i s des T h e o l o g i . N ü r n b e r g 1528. - Vereinigung d e r streitigen S p r ü c h e in der heiligen S c h r i f t , w e l c h e im ersten A n p l i c k s c h e y n e n w i d e r e i n a n d e r zu sein. o. O. 1556. LITERATUR: V D 16, A 2 0 0 0 - 2 0 3 9 . - T h e o d o r Kolde: Α . Α., der H u m a n i s t und R e f o r m a t o r in B r a n d e n b u r g - A n s b a c h . Erlangen 1895. N a c h d r . N i e u w k o o p 1967. - Karl S c h o r n b a u m : Α., Α . In: N D B , B d . 1, 1953, S. 2 1 9 . - Heribert S m o l i n s k y : Α., A . In: L T h K 1 , B d . 1, 1993, Sp. 4 6 7 . - H e i n z S c h e i b l e : Α., A. In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 373. - B e r n d Christian S c h n e i d e r : Α . A. und sein V i e r f r o n t e n k r i e g . In: Z e i t s c h r i f t f ü r b a y e r i s c h e K i r c h e n g e s c h i c h t e 71 (2002) S. 4 8 - 6 8 .

A l t h a n n , M i c h a e l Friedrich G r a f von, B i s c h o f von Waitzen, Kardinal, * 1 2 . 7 . 1682 Glatz, t 2 0 . 6 . 1 7 3 4 Waitzen (Ungarn). Α., S o h n eines kaiserlichen G e s a n d t e n , O b e r s t l a n d r i c h t e r s und L a n d e s h a u p t m a n n s in Glatz, w u r d e nach d e m B e s u c h d e s dortigen J e s u i t e n g y m n a s i u m s K a n o n i k u s in O l m ü t z und B r e s l a u , w o er a u c h studierte. N a c h S t u d i e n a m C o l l e g i u m G e r m a n i c u m in R o m w u r d e er 1709 z u m Priester g e w e i h t u n d 1710 z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t . In d e n f o l g e n d e n Jahren e r w a r b er P f r ü n d e n in B r e s l a u , P r a g und A l t b u n z l a u . 1714 w u r d e A . unter K a i s e r Karl VI. österr. A u d i t o r Rotae a m päpstlichen G e r i c h t s h o f in R o m . Er w u r d e in dieser Zeit w a h r s c h e i n l i c h a u c h z u m Dr. j u r . p r o m o v i e r t und w a r m e h r m a l s R e k t o r der dtn. N a t i o n a l s t i f t u n g Santa M a r i a d e l l ' A n i m a . 1718 e r f o l g t e A . s Wahl z u m B i s c h o f von Waitzen; 1719 w u r d e er Kardinal. 1720-22 w a r er als kaiserlicher G e s a n d t e r an der K u r i e tätig. A . b e m ü h t e sich um verbesserte B e z i e h u n g e n z w i s c h e n W i e n und R o m und e r r e i c h t e 1722 d i e B e l e h n u n g d e s Kaisers mit d e m K ö n i g r e i c h N e a p e l Sizilien. Als d e s s e n V i z e k ö n i g regierte er 1722-28, m u ß t e a b e r zuletzt n a c h einer R e i h e von Intrigen und V o r w ü r f e n der persönlichen B e r e i c h e r u n g sein A m t r ä u m e n . A . stiftete ein Spital in Waitzen, ließ e i n e bischöfliche R e s i d e n z und ein K l e r i k e r s e m i n a r b a u e n s o w i e ein n e u e s G r u n d b u c h f ü r Waitzen a n l e g e n , betrieb d i e A n w e r b u n g von S i e d l e r n , f ö r d e r t e die N i e d e r l a s s u n g von O r d e n und betrieb d i e U m s e t z u n g der tridentinischen R e f o r m e n in seiner D i ö z e s e . LITERATUR: H e i n r i c h B e n e d i k t : A „ M . F. Graf v. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 220. - Gabriel Adriányi: Α., M . F. In: L T h K 3 , B d . 1, 1993, Sp. 4 6 7 . - J o a c h i m B a h l c k e : M . F. Graf ν. A . ( 1 6 8 0 - 1 7 3 4 ) . In: S c h l e s i e r d e s 14. bis 20. J a h r h u n d e r t s . Hrsg. v. A r n o H e r z i g . N e u s t a d t / A i s c h 2 0 0 4 , S. 129-140.

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Althaus A l t h a u s , Paul d . Ä . , e v a n g . T h e o l o g e , * 26. 1 1 . 1 8 6 1 F a l l e r s l e b e n , t 9 . 4 . 1925 L e i p z i g . N a c h d e m S t u d i u m in E r l a n g e n und G ö t t i n g e n w a r A . seit 1887 Pfarrer, w u r d e 1896 in G r e i f s w a l d p r o m o v i e r t und lehrte seit 1897 als a. o. Prof., seit 1899 als o. Prof. d e r sys t e m a t i s c h e n und praktischen T h e o l o g i e in G ö t t i n g e n . 1912 ü b e r n a h m er e i n e P r o f e s s u r f ü r s y s t e m a t i s c h e T h e o l o g i e und N e u e s T e s t a m e n t in L e i p z i g . Sein S p e z i a l g e b i e t w a r e n liturg i s c h e Studien u n d die E r f o r s c h u n g der Gebetsliteratur d e s 16. J a h r h u n d e r t s . N e b e n zahlreichen a n d e r e n W e r k e n v e r ö f fentlichte er Die historischen und dogmatischen Grundlagen der lutherischen Taufliturgie (1893). A. w a r der Vater von Paul - > A . d . J . WEITERE WERKE: D i e H e i l s b e d e u t u n g der T a u f e im N e u e n T e s t a m e n t e . G ü t e r s l o h 1897. - Z u r E i n f ü h r u n g in die Q u e l l e n g e s c h i c h t e der kirchlichen K o l l e k t e n in den lutherischen A g e n d e n des 16. J a h r h u n d e r t s . L e i p z i g 1919. - F o r s c h u n g e n zur e v a n g e l i s c h e n Gebetsliteratur. G ü t e r s l o h 1927. LITERATUR: Paul A l t h a u s : A u s d e m L e b e n von D. A . L e i p zig 1928. N a c h d r . H i l d e s h e i m 1966. - Ders.: A „ In: N D B , B d . 1, 1953, S. 2 2 0 f . - Walter W i m m e r : Al, P. In: L T h K \ B d . 1, 1993, Sp. 4 6 7 .

A l t h a u s , Paul ( A u g u s t W i l h e l m ) d . J . , e v a n g . T h e o l o g e , * 4 . 2 . 1 8 8 8 O b e r s h a g e n bei Celle, t 1 8 . 5 . 1966 E r l a n g e n . N a c h d e m S t u d i u m in T ü b i n g e n und G ö t t i n g e n s o w i e d e r Habilitation (1914) n a h m Α., S o h n des T h e o l o g e n Paul - > A . d . Ä . , als Sanitäter und S e e l s o r g e r a m Ersten Weltkrieg teil; 1915-18 w a r er G o u v e r n e m e n t s p f a r r e r in L o d z . Seit 1920 w a r er Prof. der T h e o l o g i e in R o s t o c k und lehrte von 1925 an s y s t e m a t i s c h e T h e o l o g i e und n e u t e s t a m e n t liche E x e g e s e in E r l a n g e n . Α., einer d e r m e i s t g e l e s e n e n T h e o l o g e n der L u t h e r r e n a i s s a n c e , war 1926-64 Präsident d e r L u t h e r - G e s e l l s c h a f t . E r w i d m e t e sich b e s o n d e r s F r a g e n d e r t h e o l o g i s c h e n A n t h r o p o l o g i e u n d der E s c h a t o l o g i e und vertrat d i e L e h r e von der „ U r o f f e n b a r u n g " , die der O f f e n b a r u n g in C h r i s t u s v o r a u s l i e g e und e i n e T h e o l o g i e der S c h ö p f u n g s o r d n u n g e n b e g r ü n d e ; e i n e Z e i t l a n g e n t w i c k e l t e er von daher S y m p a t h i e n f ü r den N a t i o n a l s o z i a l i s m u s ( D i e deutsche Stunde der Kirche, 1933, 3 1 9 3 4 ) . 1945 w u r d e A . M i t g l i e d der E n t n a z i f i z i e r u n g k o m m i s s i o n d e r U n i v . E r l a n g e n . 1947 entlassen, erhielt er 1948 e r n e u t d i e L e h r b e f u g n i s . A.s A n liegen w a r d i e R ü c k b e s i n n u n g der s y s t e m a t i s c h e n T h e o l o g i e auf —»Luther. Als sein H a u p t w e r k gilt Die christliche Wahrheit. Lehrbuch der Dogmatik ( 1 9 4 8 , 8 1 9 6 9 ) . Seit 1953 war er ordentliches M i t g l i e d der B a y e r i s c h e n A k a d e m i e d e r Wissenschaften. WEITERE WERKE: D i e letzten D i n g e . G ü t e r s l o h 1922, '"1970. - D a s Erlebnis der Kirche. L e i p z i g 1924. - D i e Krisis d e r E t h i k und das E v a n g e l i u m . Berlin 1926. - K i r c h e und V o l k s t u m . D e r völkische W i l l e i m L i c h t e d e s E v a n g e l i u m s . G ü t e r s l o h 1928. - D i e Weltreligionen und das C h r i s t e n t u m . M ü n c h e n 1928. - D e r Brief an d i e R ö m e r . G ö t t i n g e n 1932, ' M 9 7 8 . - D i e T h e o l o g i e M a r t i n L u t h e r s . G ü t e r s l o h 1962, 7 1 9 9 4 . - D i e Ethik M a r t i n L u t h e r s . G ü t e r s l o h 1965. LITERATUR: A l b r e c h t B e y e r : O f f e n b a r u n g und G e s c h i c h t e . Z u r A u s e i n a n d e r s e t z u n g mit der T h e o l o g i e von P. A . Diss. R o s t o c k 1932. - D a n k an P. A . E i n e F e s t g a b e z u m 70. G e b u r t s t a g , d a r g e b r a c h t von F r e u n d e n , K o l l e g e n und S c h ü l e r n . Hrsg. v. Walter K ü n n e t h und W i l f r i e d Joest. G ü t e r s l o h 1958. - H a n s G r a ß : Α., P. In: T R E , B d . 2, 1978, S. 3 2 9 - 3 3 7 . - R o b e r t P. E r i c k s e n : T h e o l o g e n unter Hitler. M ü n c h e n 1986. - M a r t i n M e i s e r : P. A . als N e u t e s t a m e n t ler. E i n e U n t e r s u c h u n g d e r W e r k e , B r i e f e , u n v e r ö f f e n t l i c h ten M a n u s k r i p t e und R a n d b e m e r k u n g e n . Stuttgart 1993. Heinrich Assel: Α., P. In: R G G 4 , Bd. 1, 1998, S p . 373.

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A l t h e r r , Alfred, schweizer, reformierter Theologe, * 1 4 . 3 . 1843 G r u b (Kt. A a r g a u ) , t 1 8 . 1 . 1 9 1 8 B a s e l . Α., S o h n eines B ä c k e r s , studierte z u n ä c h s t M a t h e m a t i k und n e u e r e S p r a c h e n , d a n n T h e o l o g i e an d e r U n i v . Z ü r i c h . 1867 in Herisau ordiniert, w a r er bis 1871 P f a r r e r in L i c h t e n s t e i g , 1871-74 in R o r s c h a c h u n d 1874-1911 an St. L e o n h a r d in B a s e l . Α., erster „ f r e i s i n n i g e r " P f a r r e r in Basel, w a r R e d a k teur des „ R e l i g i ö s e n Volksblatts" ( 1 8 7 0 - 7 6 ) s o w i e G r ü n d e r (mit E m a n u e l L i n d e r ) und R e d a k t e u r des „ S c h w e i z e r i s c h e n Protestantenblatts". 1878 rief er d i e B a s l e r F e r i e n v e r s o r g u n g f ü r K i n d e r ins L e b e n . 1904 w u r d e A . Z e n t r a l p r ä s i d e n t d e s S c h w e i z e r i s c h e n Vereins f ü r Freies C h r i s t e n t u m . N e b e n A r b e i t e n zu religiösen T h e m e n ( u . a . Die biblische Lehre, 2 Tie., 1890; Die Lehre vom Sohn Cottes, 1904) v e r ö f f e n t lichte er B i o g r a p h i e n ( u . a . Theodor Parker in seinem Leben und Wirken, 1894) u n d E r z ä h l u n g e n . In s e i n e m R o m a n Beckenfridli ( 1 8 9 7 , N e u a u s g . in 2 Teilen, 1899) schildert er s e i n e J u g e n d - und S t u d i e n j a h r e . WEITERE WERKE: E i n e A m e r i k a f a h r t in z w a n z i g B r i e f e n . N e b s t e i n e m A n h a n g ü b e r die blinde und t a u b s t u m m e H e l e n Keller. F r a u e n f e l d 1905. - D i e K i n d e r d e r Frau S c h u h r . E i n e E r z ä h l u n g . B e r n 1907. - N e u e K r a f t . P r e d i g t e n gehalten in den J a h r e n 1874-1911. Hrsg. v. W i l h e l m Altherr. B a s e l 1919. LITERATUR: K. Otte: Α . Α . In: D e r R e f o r m a t i o n verpflichtet. B a s e l 1979, S. 131-136. A l t i n g , H e i n r i c h , r e f o r m i e r t e r T h e o l o g e , * 1 7 . 2 . 1583 Emden, t 5 . 8 . 1 6 4 4 Groningen. D e r S o h n M e n s o —> A.s studierte a l l g e m e i n e W i s s e n s c h a f t e n in G r o n i n g e n , seit 1602 T h e o l o g i e in H e r b o r n bei J o h a n n e s —»Piscator und w a r 1608-13 L e h r e r des späteren K u r f ü r s t e n Friedrich V . von der P f a l z . 1613 w u r d e A . Prof. der D o g m a tik in H e i d e l b e r g , leitete seit 1616 das S e m i n a r im C o l l e g i u m S a p i e n t i a e und vertrat 1 6 1 8 / 1 9 mit A b r a h a m —>Scultetus und Paul —»Tossanus d i e P f a l z auf d e r D o r d r e c h t e r S y n ode. N a c h d e m Fall H e i d e l b e r g s 1622 floh er in die N i e derlande, ü b e r n a h m d i e E r z i e h u n g d e s S o h n e s Friedrichs V . und hatte seit 1627 e i n e P r o f e s s u r f ü r T h e o l o g i e in G r o ningen inne. Als K i r c h e n h i s t o r i k e r v e r f a ß t e A . u . a . e i n e bis 1583 r e i c h e n d e R e f o r m a t i o n s g e s c h i c h t e der P f a l z ( H i s t o r i a ecclesiae Palatinae, e r s c h i e n e n 1701) und w a r M i t a r b e i t e r an der h o l l ä n d i s c h e n Staatenbibel. WEITERE WERKE: E x e g e s i s A u g u s t a n a e c o n f e s s i o n i s . A m s t e r d a m 1652. - T h e o l o g i a histórica. A m s t e r d a m 1664. LITERATUR: V D 17. - C h r i s t o p h S t r o h m : Α., Η . In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 375. A l t i n g , Menso, reformierter Theologe, * 9 . 1 1 . 1 5 4 1 E e l d e / D r e n t h e bei G r o n i n g e n , t 7. 10. 1612 E m d e n . N a c h kath. E r z i e h u n g und d e m S t u d i u m in K ö l n konvertierte A . 1565 zur r e f o r m i e r t e n Kirche, setzte sein S t u d i u m in Heid e l b e r g f o r t und w a r seit 1566 als Prediger tätig, z u n ä c h s t in d e n N i e d e r l a n d e n , d a n n in L e i s e l h e i m , D i r m s t e i n und Heidelberg. Seit 1575 w a r er Prediger, Leiter des Presbyteriu m s und P r a e s e s d e s P r e d i g e r c o e t u s in E m d e n und verhalf als solcher d e m C a l v i n i s m u s in E m d e n z u m D u r c h b r u c h . Der Gegenreformation wollte A. durch eine protestantische U n i o n e n t g e g e n t r e t e n . In seinen Schriften b e f a ß t e sich Α., der mit J o h a n n e s A l t h u s i u s und U b b o E m m i u s b e f r e u n d e t war, u. a. mit der R e f o r m a t i o n s g e s c h i c h t e O s t f r i e s l a n d s , d e r A b e n d m a h l s l e h r e und der T ä u f e r f r a g e . Er schrieb a u c h Kirchenlieder. A . w a r d e r Vater von Heinrich —¥ A . LITERATUR: V D 16, A 2 0 5 0 - 2 0 6 0 . - H e r m a n n Klugkist H e s s e : Μ . A . E i n e Gestalt a u s der K a m p f z e i t d e r calvinis c h e n K i r c h e . Berlin 1928. - Jan W e e r d a : Α., M . In: N D B , B d . 1, 1953, S. 225. - C h r i s t o p h S t r o h m : Α., M . In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 3 7 4 f.

Altnikol A l t m a n n , B i s c h o f von Passau, * 1 0 1 0 / 2 0 W e s t f a l e n , t 8 . 8 . 1091 Z e i s e l m a u e r bei G ö t t w e i g . A. w a r K a n o n i k e r und M a g i s t e r der D o m s c h u l e in P a d e r b o r n , seit e t w a 1051 Propst d e s A a c h e n e r Kollegiatstiftes, w u r d e H o f k a p l a n H e i n r i c h s III. und 1065 mit F ü r s p r a c h e der K a i s e r i n w i t w e A g n e s z u m B i s c h o f von P a s s a u g e w ä h l t . Bei seinen B e m ü h u n g e n u m e i n e R e f o r m i e r u n g d e s B i s t u m s w u r d e er d u r c h d e n Investiturstreit g e h i n d e r t . A l s Parteigänger G r e g o r s VII. setzte er sich g e g e n Priesterehe und L a i e n i n v e s t i t u r ein, trat d a m i t in O p p o s i t i o n zu Heinrich I V . und betrieb die Wahl d e s G e g e n k ö n i g s Rudolf von R h e i n f e l den. N a c h d e r B e s e t z u n g P a s s a u s 1 0 7 7 / 7 8 und d e r E i n s e t z u n g eines G e g e n b i s c h o f s d u r c h Heinrich floh A . n a c h R o m , k e h r t e 1080 als päpstlicher Vikar n a c h D e u t s c h l a n d z u r ü c k und setzte seine R e f o r m e n im von L e o p o l d von Österreich b e h e r r s c h t e n Ostteil der D i ö z e s e fort. A . b e g r ü n d e t e 1070 das C h o r h e r r e n s t i f t St. N i k o l a in P a s s a u und 1083 d a s j e n i g e in G ö t t w e i g . D i e von e i n e m M ö n c h in G ö t t w e i g v e r f a ß t e Vita Altmanni w u r d e von e i n e m A b t R u p e r t 1 1 9 2 / 9 4 überarbeitet. LITERATUR: Josef O s w a l d : A . In: N D B , B d . 1, 1953, S. 2 2 5 f. - Ders.: D e r heilige Α., B i s c h o f von Passau: ( u m 1 0 1 5 - 8 . A u g u s t 1091). In: B a v a r i a Sancta. Bd. 3. R e g e n s burg 1973, S. 183-196. - H e l m u t Jäger: A. In: L e x M A , Bd. 1, 1980, Sp. 4 7 7 f. - G r e g o r M . L e c h n e r : S a n k t Α., B i s c h o f von P a s s a u . L e b e n und W i r k e n . H r s g . v o m B e nediktinerstift G ö t t w e i g , N i e d e r ö s t e r r e i c h , z u m 900. T o d e s jahr seines G r ü n d e r b i s c h o f s . G ö t t w e i g 1991. - A u g u s t Leidl: D e r heilige Α., ein B i s c h o f i m Widerstreit. In: O s t b a i r i s c h e G r e n z m a r k e n 3 3 ( 1 9 9 1 ) S. 9 - 1 7 . - E g o n B o s h o f : Α., v. P. In: L T h K 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 471 f. - W i l f r i e d H a r t m a n n : A . v. P. In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 381. - Josef L e n z e n w e g e r : D e r heilige B i s c h o f A . von P a s s a u , ein u n e n t w e g t e r A n h ä n g e r G r e g o r s VII. aus W e s t f a l e n . In: P e r s o n e n und Institutionen. H r s g . v. R u d o l f Z i n n h o b l e r . L i n z 2 0 0 1 , S. 17-30. A l t m a n n von S a n k t Florian, A u g u s t i n e r c h o r h e r r , Dichter, * u m 1150, t 1221 oder 1223. N a c h d e m B e s u c h der F r e i s i n g e r D o m s c h u l e (unter —»Rahewin) ging A. m ö g l i c h e r w e i s e z u n ä c h s t n a c h K l o s t e r n e u b u r g . N i c h t b e k a n n t ist, w o er s e i n e t h e o l o g i s c h e n und k a n o n i s t i s c h e n Studien vertiefte. 1212 w u r d e er Propst des A u g u s t i n e r c h o r h e r r e n s t i f t e s St. Florian (Oberösterreich). D e r mittellateinische D i c h t e r schrieb in g e w a n d t e n Versen eine Vita S. Afrae, e i n e Passio S. Floriani und e i n e Passio S. Blasii. Sein K o m m e n t a r z u m Hohenlied ist mit ü b e r 3 0 0 0 H e x a m e t e r n die u m f a n g r e i c h s t e unter den lateinischen //o/îÉTî/ied-Dichtungen. M i t Ysagoge iuris legte A . e i n e sys t e m a t i s c h e B e a r b e i t u n g des K i r c h e n r e c h t s nach d e m D e c r e t u m Gratiani vor. LITERATUR: J o h a n n e s Hollnsteiner: A . d. J. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 2 2 6 . - W i n f r i e d Stelzer: G e l e h r t e s R e c h t in Österreich. W i e n u. a. 1982. - Josef K r e m s m a i r : A . v. St. Florian. In: L T h K \ B d . 1, 1993, Sp. 472. A l t m a n n , A d o l f , R a b b i n e r , Publizist, * 8 . 9 . 1 8 7 9 H u n s dorf, t 1944 A u s c h w i t z . N a c h d e m B e s u c h d e r J e s c h i w a h in H u n s d o r f und der R a b b i n e r s c h u l e in P r e ß b u r g studierte A . G e s c h i c h t e , P h i l o s o p h i e und Literatur in B e r n ( P r o m o t i o n 1913). 1905-20 w a r er R a b b i n e r von S a l z b u r g und M e r a n , u n t e r b r o c h e n von seiner T ä t i g k e i t als F e l d r a b b i n e r d e r österr. A r m e e w ä h r e n d d e s Ersten Weltkriegs. Seit 1920 w a r er O b e r r a b b i n e r in Trier und e m i g r i e r t e 1938 in d i e N i e d e r l a n d e . A . w a r als T a l m u dist, P h i l o s o p h , D r a m a t i k e r und Historiker tätig und v e r f a ß t e u. a. d i e Geschichte der Juden in Stadt und Land Salzburg von den frühesten Zeiten bis auf die Gegenwart (2 B d e . , 1913-30; N e u a u f l . 1990, von G ü n t e r F e l l n e r und H e l g a E m b a c h e r w e i t e r g e f ü h r t bis 1988).

WEITERE WERKE: J ü d i s c h e Welt- und L e b e n s p e r s p e k t i v e n . A b h a n d l u n g ü b e r alte und n e u e J u d e n t u m s f r a g e n . P r e s s b u r g 1926. - A u s ringenden Welten. D i c h t u n g e n . Berlin 1930. Predigten an d a s J u d e n t u m von heute. Berlin 1935. LITERATUR: Dr. A . A . z u m G e d e n k e n . Hrsg. v o m Presseund I n f o r m a t i o n s a m t d e r Stadt Trier. Trier 1980. A l t m a n n , Alexander, Rabbiner, Philosoph, * 1 6 . 4 . 1 9 0 6 Kaschau (Ungarn), t 6 . 6 . 1 9 8 7 Boston (Massachusetts, USA). N a c h d e m B e s u c h der T a l m u d - T h o r a - S c h u l e in Köln studierte Α., S o h n d e s Juristen und R a b b i n e r s A d o l f —>A., seit 1926 a m Berliner R a b b i n e r - S e m i n a r und zugleich an der U n i v . Berlin P h i l o s o p h i e , G e r m a n i s t i k und Anglistik. 1931 w u r d e er mit der Arbeit Die Grundlagen der Wertethik. Wesen, Wert, Person. Max Schelers Erkenntnisund Seinslehre in kritischer Analyse p r o m o v i e r t . Seit d e m s e l b e n J a h r R a b b i n e r , lehrte er 1932-38 a m R a b b i n e r s e m i n a r in Berlin und e m i g r i e r t e d a n n n a c h G r o ß b r i t a n n i e n . 1938-59 w a r Α., der 1946 britischer S t a a t s b ü r g e r w u r d e , C o m m u n a l R a b b i in M a n c h e s t e r , w o er 1953 d a s Institute f o r J e w i s h S t u d i e s g r ü n d e t e . 1959 g i n g er als Prof. f ü r J ü d i s c h e P h i l o s o p h i e und I d e e n g e s c h i c h t e an d i e B r a n d e i s University n a c h W a l t h a m ( M a s s a c h u s e t t s , U S A ) . A. b e s c h ä f t i g t e sich mit j ü d i s c h e r G e i s t e s g e s c h i c h t e und M y s t i k (u. a. Von der mittelalterlichen zur modernen Aufklärung. Studien zur jüdischen Geistesgeschichte, 1987) und v o r a l l e m mit M o s e s —»Mendelssohn (u. a. Moses Mendelssohns Frühschriften zur Metaphysik, 1969; Moses Mendelssohn. A Biographical Study, 1973; Die trostvolle Aufklärung. Studien zur Metaphysik und politischen Theorie Moses Mendelssohns, 1982). 1954-59 g a b er d a s „ J o u r n a l f o r J e w i s h S t u d i e s " h e r a u s und w a r seit 1957 M i t h e r a u s g e b e r der „ S c r i p t a J u d a i c a " s o w i e der J u b i l ä u m s a u s g a b e d e r Gesammelten Schriften (1971 ff.) von M e n d e l s sohn. WEITERE WERKE: S t u d i e s in R e l i g i o u s P h i l o s o p h y a n d M y s t i c i s m . L o n d o n 1969. - E s s a y s in J e w i s h Intellectual History. H a n o v e r , N. H. 1981. LITERATUR: S i e g f r i e d S t e i n / R a p h a e l L o e w e (Hrsg.): Studies in J e w i s h religious and intellectual history. P r e s e n t e d to A . A . on the occasion of his 70th birthday. L o n d o n 1979. M i c h a e l A l b r e c h t : A . A . s. A . 16. April 1906 - 6. Juni 1987. In: Z e i t s c h r i f t f ü r p h i l o s o p h i s c h e F o r s c h u n g 4 2 (1988) S. 134-138. A l t m a n n , Johann Georg, schweizer, evang. Theologe, P h i l o l o g e , * 2 1 . 4 . 1 6 9 5 Z o f i n g e n (Kt. A a r g a u ) , t 1 8 . 3 . 1758 I n s (Kt. B e r n ) . N e b e n d e m S t u d i u m d e r T h e o l o g i e in B e r n b e s c h ä f t i g t e sich A . mit A r c h ä o l o g i e und trat 1724 in d e n K i r c h e n d i e n s t . 1732 w u r d e er P f a r r e r in W a h l e r n , 1734 Prof. der B e r e d s a m k e i t an der A k a d e m i e in B e r n , 1735 Prof. f ü r G r i e c h i s c h und Ethik, 1746 P r a e p o s i t u s der O b e r e n S c h u l e und 1757 P f a r r e r in Ins. In B e r n g r ü n d e t e er 1739 e i n e G e s e l l s c h a f t zur P f l e g e der d e u t s c h e n S p r a c h e und Kultur, d i e - b e s o n d e r s von den A n h ä n g e r n der f r a n z ö s i s c h e n K u l t u r a n g e f e i n d e t - n u r bis 1747 b e s t a n d . A . g a b m e h r e r e m o r a l i s c h e W o c h e n s c h r i f t e n h e r a u s und v e r f a ß t e n e b e n seinen zahlreichen t h e o l o g i s c h e n , p h i l o l o g i s c h e n u n d historischen S c h r i f t e n e i n e Beschreibung der Helvetischen Eisgebirge (1751). Er w a r seit 1751 Mitglied d e r A k a d e m i e d e r W i s s e n s c h a f t e n in Berlin. LITERATUR: L e o n h a r d Beriger: Α., J. G. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 2 2 6 . A l t n i k o l , Johann Christoph, Musiker, Komponist, getauft 1. 1. 1720 B e r n a bei L a u b a n , f 2 5 . 7 . 1 7 5 9 N a u m b u r g / Saale. A . w a r C h o r a l i s und Hilfsorganist an St. M a g d a l e n e n in B r e s l a u , studierte seit 1744 T h e o l o g i e in L e i p z i g , w o er von J o h a n n Sebastian —»Bach in K o m p o s i t i o n und Klavierspiel

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Alto unterrichtet w u r d e . I m J a n u a r 1748 w u r d e er O r g a n i s t in N i e d e r w i e s a bei G r e i f f e n b e r g (Schlesien), im S e p t e m b e r an St. W e n z e l in N a u m b u r g . 1749 heiratete er Elisabeth Juliane Friedericia B a c h . Von A.s O r g e l w e r k e n sind keine, von d e n Klavier- und K i r c h e n k o m p o s i t i o n e n n u r w e n i g e h a n d s c h r i f t lich erhalten. N a c h d e r E r b l i n d u n g seines S c h w i e g e r v a t e r s m a c h t e er sich b e s o n d e r s u m d i e E r f a s s u n g von B a c h s K o m positionen verdient. LITERATUR: G e o r g von D a d e l s e n : Α., J. C. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 228. - P e t e r W o l l n y : Altnickol, J. C . In: M G G 2 P , B d . 1, 1999, S p . 5 4 9 - 5 5 2 . - Walter E m e r y / A n d r e a s G l ö c k ner: Α., J. C. In: N G r o v e D , Bd. 1, 2 2 0 0 1 , S. 4 2 8 f.

Alto, Abt, | 2. Hälfte 8. Jh. A. w a r d e r Ü b e r l i e f e r u n g n a c h a n g e l s ä c h s i s c h e r H e r k u n f t . Er ist e r s t m a l s u m 7 5 8 / 6 3 in einer Freisinger U r k u n d e namentlich belegt. A . lebte als E i n s i e d l e r in e i n e m W a l d g e biet z w i s c h e n A u g s b u r g und M ü n c h e n und soll 7 4 9 mit U n terstützung des f r ä n k i s c h e n K ö n i g s Pippin des J ü n g e r e n d a s Kloster A l t o m ü n s t e r in O b e r b a y e r n g e g r ü n d e t haben, d a s u m 1000 B e n e d i k t i n e r i n n e n b e w o h n t e n . S p ä t e r w u r d e es als D o p p e l k l o s t e r von N o n n e n und M ö n c h e n und schließlich als reines Birgittenkloster g e n u t z t . LITERATUR: M i c h a e l H u b e r : D e r heilige A . und seine Klosterstiftung A l t o m ü n s t e r . In: J o s e p h S c h l e c h t (Hrsg.): W i s s e n s c h a f t l i c h e F e s t g a b e z u m 1200jährigen J u b i l ä u m d e s heiligen Korbinian. M ü n c h e n 1924, S. 2 0 9 - 2 4 4 . - Friedrich Prinz: F r ü h e s M ö n c h t u m i m F r a n k e n r e i c h . M ü n c h e n / W i e n 1965, S. 3 4 8 f. - Josef H e m m e r l e : D i e B e n e d i k t i n e r k l ö s t e r in B a y e r n . O t t o b e u r e n 1970, S. 27. - H a n s m a r t i n S c h w a r z maier: A. In: L e x M A , B d . 1, 1980, S p . 4 8 6 . - W i l h e l m S t ö r m e r : Α., In: L T h K 3 , B d . 1, 1993, Sp. 4 7 2 . - W i l f r i e d H a r t m a n n : A. In: R G G 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 3 8 1 . A l t s c h ü l e r , M o r i t z J a k o b , Orientalist, R a b b i n e r , * 1869 N o w o G r o d e k (Russ. Polen), t 2 2 . 3 . 1911 W i e n . I m Alter von 13 Jahren erhielt A . die R a b b i n e r a u t o r i s a t i o n e n und studierte d a n n in W i e n und L e i p z i g . N a c h d e r P r o m o t i o n g r ü n d e t e er 1903 in Berlin d i e „Vierteljahrsschrift f ü r B i b e l k u n d e , t a l m u d i s c h e und patristische S t u d i e n " , von d e r j e d o c h nur z w e i B ä n d e e r s c h i e n e n . E r g e b n i s seiner B e m ü h u n g e n , eine S a m m l u n g alter B i b e l ü b e r s e t z u n g e n und a n d e r e r religionsgeschichtlicher Q u e l l e n a n z u l e g e n , w a r e n d i e Monumenta Judaica (1905) und der z u s a m m e n mit J ö r g L a n z L i e b e n f e l s h e r a u s g e g e b e n e Orbis antiquitatum ( 1 9 0 7 ff). A l v e l d t , A u g u s t i n von, a u c h A l f e l d , kath. T h e o l o g e , * u m 1480 A l f e l d bei H i l d e s h e i m , t u m 1535 Halle. Seit 1520 w a r A . L e k t o r i m F r a n z i s k a n e r k l o s t e r zu Leipzig, seit 1524 G u a r d i a n in H a l l e und 1529-32 Provinzial f ü r S a c h s e n . 1522 leitete er in W e i m a r e i n e D i s p u t a t i o n ü b e r d a s O r d e n s l e b e n . A. g e h ö r t e zu den e i f r i g s t e n literarischen G e g n e r n —> Luthers, g e g e n d e n er zahlreiche Streitschriften richtete. LITERATUR: V D 16, A 2 0 8 6 - 2 1 0 9 . - Paul L e h m a n n : Α., Α . In: N D B , B d . 1, 1953, S. 2 3 0 f . - H e r i b e r t S m o l i n s k y : Α . ν. A . und H. E m s e r . M ü n s t e r 1983. - H e r i b e r t S m o linsky: Α . ν. A . In: E r w i n Iserloh (Hrsg.): K a t h o l i s c h e T h e o logen der R e f o r m a t i o n s z e i t . Bd. 1. M ü n s t e r 1984, 2 1 9 9 1 , S. 4 7 - 5 5 . - K o n r a d H a m m a n n : E c c l e s i a spiritualis. L u thers K i r c h e n v e r s t ä n d n i s in den K o n t r o v e r s e n mit Α . ν. A . und A m b r o s i u s C a t h a r i n u s . G ö t t i n g e n 1989. - D a v i d V. N . B a g c h i : L u t h e r ' s earliest o p p o n e n t s . C a t h o l i c c o n t r o v e r s i a lists, 1518-1525. M i n n e a p o l i s 1991. - H e r i b e r t S m o l i n s k y : Α., A . v. In: L T h K 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 4 7 8 . A l v e n s l e b e n , B u s s o von, B i s c h o f von H a v e l b e r g , D i p l o mat, * 1468, t 4 . 5 . 1 5 4 8 . A . studierte d i e R e c h t e in R o s t o c k , L e i p z i g und B o l o g n a , w o er 1498 p r o m o v i e r t w u r d e . Seit 1508 w a r er D o m -

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herr in M a g d e b u r g . Er bereitete 1513 d i e Wahl —> A l b r e c h t s von B r a n d e n b u r g z u m E r z b i s c h o f von M a g d e b u r g und A d ministrator d e s B i s t u m s H a l b e r s t a d t vor. 1514 erreichte er d i e G e n e h m i g u n g d e s P a p s t e s f ü r d i e Wahl A l b r e c h t s z u m K u r f ü r s t e n von M a i n z und d i e Vereinigung der B i s t ü m e r . A . w u r d e D o m p r o p s t von B r a n d e n b u r g , P r o p s t von S a l z w e del u n d Stendal, Statthalter d e s K a r d i n a l s und w a r seit 1523 B i s c h o f von H a v e l b e r g . O b w o h l sich K u r f ü r s t J o a c h i m II. von B r a n d e n b u r g 1539 der R e f o r m a t i o n a n s c h l o ß , k o n n t e A. als letzter kath. K i r c h e n f ü r s t in B r a n d e n b u r g die E i n f ü h r u n g der b r a n d e n b u r g i s c h e n K i r c h e n o r d n u n g von 1540 in s e i n e m B i s t u m bis zu s e i n e m Tod v e r h i n d e r n . LITERATUR: U d o von A l v e n s l e b e n : A. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 2 3 2 . - O. Gross: Vom W i d e r s t a n d d e r k a t h o l i s c h e n Kirc h e g e g e n d i e K i r c h e n o r d n u n g J o a c h i m s II. In: W i c h m a n n J a h r b u c h f ü r K i r c h e n g e s c h i c h t e i m B i s t u m Berlin 7 ( 1 9 5 3 ) S. 36-52. - Walter Delius: G e g n e r L u t h e r s in d e r M a r k B r a n d e n b u r g . In: J a h r b u c h f ü r B e r l i n - B r a n d e n b u r g i s c h e K i r c h e n g e s c h i c h t e 4 7 (1972) S. 33-54. - Felix E s c h e r : Α., Β. v. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 4 4 8 - 1 6 4 8 ) , 1996, S. 2 0 f.

A l z o g , J o h a n n e s Baptist, kath. T h e o l o g e , K i r c h e n historiker, * 2 9 . 6 . 1808 O h l a u (Schlesien), t 1.3. 1878 Freiburg / Breisgau. N a c h d e m T h e o l o g i e s t u d i u m in B r e s l a u und B o n n w u r d e Α., S o h n e i n e s R o t g e r b e r m e i s t e r s , 1834 z u m Priester g e w e i h t und 1835 in M ü n s t e r p r o m o v i e r t (Explicatio catholicorum systematis de interpretatione literarum sacrarum). 1835-45 w a r er Prof. d e r K i r c h e n g e s c h i c h t e u n d E x e g e s e im Priesters e m i n a r in P o s e n , später in H i l d e s h e i m , w o er auch D o m kapitular und S e m i n a r r e g e n s war. 1848 referierte er v o r der ersten d e u t s c h e n B i s c h o f s k o n f e r e n z in W ü r z b u r g und war seit 1853 P r o f . der K i r c h e n g e s c h i c h t e an d e r U n i v . Freib u r g / B r e i s g a u . 1863 initiierte er mit I g n a z von —»Döllinger u n d D a n i e l B o n i f a t i u s von Haneberg die Münchner G e l e h r t e n v e r s a m m l u n g u n d w u r d e 1869 als K o n s u l t o r zu d e n Vorarbeiten f ü r d a s I. Vatikanische K o n z i l h i n z u g e z o gen. E r w a r M i t b e g r ü n d e r d e s „ F r e i b u r g e r D i ö z e s a n a r c h i v s " und v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. e i n e Universalgeschichte der christlichen Kirche ( 1 8 4 1 , ab d e r 8. Aufl. Handbuch der Universalkirchengeschichte, ' 1 8 7 2 , a b der 10. Aufl. Handbuch der allgemeinen Kirchengeschichte, b e a r b . v. F r a n z X a v e r K r a u s , 1882). WEITERES WERK: G r u n d r i ß d e r Patrologie. Freiburg / B r e i s g a u 1866, 4 1 8 8 8 . LITERATUR: W o l f g a n g Müller: Α., J. B. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 236. - P. S t o c k m e i e r : J. Β. A . ( 1 8 0 8 - 7 8 ) In: H e i n rich F r i e s / G e o r g S c h w a i g e r (Hrsg.): K a t h o l i s c h e T h e o l o g e n D e u t s c h l a n d s im 19. J a h r h u n d e r t . Bd. 3. M ü n c h e n 1975, S. 4 4 - 5 9 . - O t t o B o h r : J. Β. A . ( 1 8 0 8 - 7 8 ) . Diss. F r e i b u r g / B r e i s g a u 1988. - Heribert S m o l i n s k y : Α., J. B. In: L T h K 3 , B d . 1, 1993, Sp. 4 7 9 f.

A m a l a r i u s , E r z b i s c h o f von Trier, f v e r m u t l i c h 817. A . trat d a s A m t d e s E r z b i s c h o f s von Trier u m 8 0 9 an und w a r gleichzeitig K o m m e n d a t a r a b t von M e t t l a c h / S a a r . 811 w u r d e er von Karl d e m G r o ß e n zur K o n s e k r a t i o n einer Kirc h e nach H a m b u r g g e s a n d t ; 813 w a r er z u s a m m e n mit P e t r u s von N o n a n t o l a B o t s c h a f t e r a m Hof d e s o s t r ö m i s c h e n Kaisers M i c h a e l . A . schrieb liturgische W e r k e (u. a. De sacro baptismate) und R e i s e b e r i c h t e (Versus marini). E n t g e g e n f r ü h e r e n V e r m u t u n g e n ist er nicht identisch mit —> A m a l a r i u s von Metz. LITERATUR: Rudolf S a h r e : A . v. T . In: R E 3 , Bd. 1, 1896, S. 4 3 0 f.

Am Ende Amalarius

von M e t z , auch A m a l h e r i , A m e l a r i u s , Amalerius, Amalharius, Hamelarius, Hamularius; Beinamen: Symphosius, Fortunatus, karolingischer T h e o l o g e , Liturgiker, * u m 7 7 5 v e r m u t l i c h in der N ä h e von M e t z , f u m 8 5 0 v e r m u t l i c h M e t z . A . stand in V e r b i n d u n g mit —» A l k u i n , w a r 8 0 9 - 8 1 5 E r z bischof von Trier und d a n n L e h r e r an d e r P a l a s t s c h u l e in A a c h e n . 8 3 5 w u r d e er E r z b i s c h o f von Lyon, j e d o c h 838 auf der S y n o d e von Q u i e r z y bereits w i e d e r abgesetzt mit der B e s c h u l d i g u n g , seine liturgischen R e f o r m e n verstießen g e g e n d i e Tradition. T r o t z aller W i d e r s t ä n d e hat sich seine allegorische Liturgie-Interpretation w ä h r e n d d e s g e s a m t e n Mittelalters g e h a l t e n . A. schrieb u. a. ein K o m p e n d i u m d e r Liturgik unter d e m Titel Liber officialis (823). WERKE: A u s g a b e s ä m t l i c h e r liturgischer W e r k A.s: J o a n n e M i c h a e l e H a n s s e n s : Studi e Testi. B i b l i o t e c a apostolica Vaticana, 138-140. R o m 1948-50. N a c h d r . R o m 1967. LITERATUR: B a l t h a s a r Fischer: A . von M e t z . In: N D B , B d . 1, 1953, S. 2 3 6 . - Allen C a b a n i s s : A . of M e t z . A m s t e r d a m 1954. - W a l t h e r L i p p h a r d t (Hrsg.): D e r k a r o l i n g i s c h e T o n a r von M e t z . M ü n s t e r 1965. - M i c h e l H u g l o : A . In: M G G 2 P , Bd. 1, 1999, Sp. 5 6 7 f. - J o h a n n e s H. E m m i n g h a u s : A . von M e t z . In: L e x M A , B d . 1, 1980, S p . 505. - B a l t h a s a r Fischer: A . von M e t z . In: L T h K \ B d . 1, 1993, Sp. 4 8 2 f . - R u d o l f Suntrop: A . von M e t z . In: R G G 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 3 8 5 f. J a m e s W . M c K i n n o n : A . of M e t z . In: N G r o v e D , Bd. 1, 2 2 0 0 1 , S. 441 f.

Amandus,

J o h a n n e s , R e f o r m a t o r , * W e s t f a l e n , t 1530 Goslar. D e r e h e m a l i g e A u g u s t i n e r m ö n c h und A b l a ß p r e d i g e r w u r d e 1523 auf A n r e g u n g M a r t i n —> L u t h e r s z u s a m m e n mit J o h a n n e s —>Briesmann von H e r z o g —> A l b r e c h t von P r e u ß e n nach K ö n i g s b e r g b e r u f e n . A . s Predigten u n d seine A n g r i f f e auf d e n R a t der Stadt f ü h r t e n 1524 zu seiner A u s w e i s u n g aus K ö n i g s b e r g . Ä h n l i c h e s e r e i g n e t e sich in einigen a n d e ren Städten, z . B . in D a n z i g und Stettin. 1526 ging er n a c h W i t t e n b e r g und ließ sich d u r c h L u t h e r p r ü f e n , der w i e d e r u m N i k o l a u s von —» A m s d o r f veranlaßte, A . d e m Rat von G o s lar als S u p e r i n t e n d e n t e n zu e m p f e h l e n . A l s erster I n h a b e r dieses A m t e s in G o s l a r v e r a n l a ß t e er nicht n u r e i n e N e u o r d n u n g d e s G o t t e s d i e n s t e s , s o n d e r n a u c h des S c h u l d i e n s t e s , v e r s c h o n t e j e d o c h auch hier d e n R a t nicht mit Kritik und w u r d e selbst der Irrlehren a n g e k l a g t . Er starb, b e v o r er sich g e g e n die A n k l a g e verteidigen k o n n t e . LITERATUR: V D 16, A 2 1 4 7 . - H u g o D u e n s i n g : Α., J. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 2 4 0 .

Amann,

Heinrich, Jurist, B i b l i o t h e k a r , * 2 8 . 1 2 . 1 7 8 6 F r e i b u r g / B r e i s g a u , t 23. 11. 1849 Illenau. N a c h d e m J u r a s t u d i u m ( 1 8 0 6 - 1 1 ) w a r A. seit 1814 b e i m G e n e r a l g o u v e r n e m e n t i m E l s a ß , d a n n bei d e n G o u v e r n e m e n t s von K r e u z n a c h , M a i n z und W o r m s tätig und trat 1815 als A d j u n k t d e s Kreisdirektors in S p e y e r in b a y e r i s c h e D i e n ste Uber. 1816 w u r d e er Kreisrichter in L a n d a u , 1818 in Z w e i b r ü c k e n . 1820 w u r d e er als o. Prof. des R ö m i s c h e n Zivil- und K i r c h e n r e c h t s n a c h F r e i b u r g / B r e i s g a u b e r u f e n , 1828 z u m H o f r a t e r n a n n t . A . s p r a c h sich g e g e n d e n Zölibat und die B e r e c h t i g u n g d e s P r i m a t s der r ö m i s c h e n B i s c h ö f e aus; er b e f ü r w o r t e t e d i e E i n r i c h t u n g eines staatlichen O b e r a u f s i c h t s r e c h t s ü b e r d i e K i r c h e . 1840 m u ß t e er sein L e h r a m t a b g e b e n u n d w a r bis 1843 O b e r b i b l i o t h e k a r d e r Universitätsbibliothek. A m b a c h , M e l c h i o r , R e f o r m a t o r , * 1490 M e i n i n g e n , t v e r m u t l i c h 1559 v e r m u t l i c h F r a n k f u r t / M a i n . A . w a r n a c h d e m S t u d i u m der T h e o l o g i e 1516-22 Prof. in M a i n z und d a n a c h P f a r r e r an der S t i f t s k i r c h e St. M a r t i n in B i n g e n . 1524 w e g e n e v a n g . P r e d i g t abgesetzt, inhaftiert und 1525 d e s L a n d e s v e r w i e s e n , w a r er e i n e Zeitlang in d e r

M a r k g r a f s c h a f t B a d e n s o w i e in S t r a ß b u r g tätig, bis er 1531 P f a r r e r in N e c k a r s t e i n a c h w u r d e . Seit 1541 P r ä d i k a n t in F r a n k f u r t / M a i n , vertrat er d i e o b e r d e u t s c h - s c h w e i z e r i s c h e R i c h t u n g d e r R e f o r m a t i o n . A . v e r f a ß t e z a h l r e i c h e religiöse S c h r i f t e n , u. a. Vergleichung des Papsttums mit den größten Ketzereien (o.J.). LITERATUR: V D 16, A 2 1 5 9 - 2 1 6 8 . - R u d o l f J u n g : F r a n k f u r ter C h r o n i k e n und a n n u a l i s t i s c h e A u f z e i c h n u n g e n d e r R e f o r mationszeit. F r a n k f u r t 1888, S. X X V f., 3 2 5 - 3 4 3 , 3 7 9 - 4 0 1 .

Amberger,

J o s e p h , kath. T h e o l o g e , * 1 9 . 3 . 1 8 1 6 P f a h l (Niederbayern), f 19.10.1889 Regensburg. Α., S o h n eines L a n d w i r t s , studierte in R e g e n s b u r g und w u r d e 1838 z u m Priester g e w e i h t . S e i n e S t u d i e n setzte er in M ü n c h e n fort, w a r dort seit 1841 S u b r e g e n s a m G r e g o r i a n u m und von 1842 an a. o. Prof. d e s K i r c h e n r e c h t s . 1845 w u r d e er R e g e n s u n d Prof. d e r P a s t o r a l t h e o l o g i e in R e g e n s burg, 1852 D o m k a p i t u l a r . Sein H a u p t w e r k ist d i e n a c h einer h i s t o r i s c h - e k k l e s i o l o g i s c h e n K o n z e p t i o n d u r c h g e f ü h r t e Pastoraltheologie (3 Bde., 1850-57, "1883-86). WEITERE WERKE: W a l l f a h r t s - B e t r a c h t u n g e n . München 1839. - D e r Klerus auf der D i ö z e s a n s y n o d e . R e g e n s b u r g 1849. - D i e kirchlichen Tagzeiten. R e g e n s b u r g 1852. LITERATUR: H a n s D a c h s : Α., J. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 2 4 2 . - K o n r a d B a u m g a r t n e r : J. A . ( 1 8 1 6 - 1 8 8 9 ) . Priesterbildner, S e e l s o r g e r und p r a k t i s c h e r T h e o l o g e . In: L e b e n s b i l der aus d e r G e s c h i c h t e d e s B i s t u m s R e g e n s b u r g . H r s g . v. G e o r g S c h w a i g e r . 2. Teil. R e g e n s b u r g 1989, S. 7 2 8 - 7 4 1 . W e r n e r S c h r ü f e r : Α., J. In: L T h K 3 , Bd. 1, 1993, S p . 4 8 9 . Ders.: J. Α . ( 1 8 1 6 - 1 8 8 9 ) . Ein B e i t r a g zur G e s c h i c h t e der P a s t o r a l t h e o l o g i e . W ü r z b u r g 1995. A m e l n , K o n r a d , M u s i k w i s s e n s c h a f t l e r , Chorleiter, * 6 . 7 . 1899 N e u s s , t 1.9. 1994 L ü d e n s c h e i d . A . studierte M u s i k w i s s e n s c h a f t in G ö t t i n g e n und F r e i b u r g / B r e i s g a u und w u r d e 1927 mit d e r A r b e i t Beiträge zur Geschichte der Melodien „Innsbruck, ich muss dich lassen" und „Ach Gott vom Himmel sieh' darein" p r o m o v i e r t . Er Schloß sich der J u g e n d m u s i k b e w e g u n g u m W a l t h e r H e n sel an und g a b 1925-33 d e r e n Z e i t s c h r i f t „ D i e S i n g g e m e i n d e " heraus. 1 9 3 0 / 3 1 und 1932-39 lehrte er e v a n g . Kirc h e n m u s i k an d e r U n i v . M ü n s t e r , w a r 1931-34 a u c h D o zent an den P ä d a g o g i s c h e n A k a d e m i e n in E l b i n g u n d Dortm u n d , später an d e n L a n d e s k i r c h e n m u s i k s c h u l e n H a n n o ver ( 1 9 4 7 / 4 8 ) u n d R h e i n l a n d ( 1 9 4 9 - 5 7 ) . 1935-74 w a r er C h o r l e i t e r und Leiter e i n e s K a m m e r o r c h e s t e r s in L ü d e n scheid, seit 1955 M i t h e r a u s g e b e r des „ J a h r b u c h s f ü r Liturgik und H y m n o l o g i e " und g r ü n d e t e 1957 d i e I n t e r n a t i o n a l e A r b e i t s g e m e i n s c h a f t f ü r H y m n o l o g i e , d e r e n Vorsitz er bis 1967 innehatte. A . g a b u . a . d a s G e s a m t w e r k von L e o n h a r d —> L e c h n e r (seit 1954), F a k s i m i l e - A u s g a b e n alter C h o r w e r k e ( u . a . Das Lochamer Liederbuch, 1925; Das Babstsche Gesangbuch, 1929, 2 1 9 6 6 ) und S a m m l u n g e n von Kirchenlied e r n h e r a u s (u. a. Das deutsche Kirchenlied und seine Weisen, 5 B d e . , 1926-35, mit W i l h e l m T h o m a s ; Handbuch der deutschen evangelischen Kirchenmusik, 1932 ff., mit Christh a r d —> M a h r e n h o l z und W i l h e l m T h o m a s ) . Er schrieb: Johann Walter und die ältesten deutschen Passionshistorien (1939, mit Carl G e r h a r d t ) und Leonhard Lechner (1957). LITERATUR: G e r h a r d S c h u h m a c h e r (Hrsg.): Traditionen und R e f o r m e n in d e r K i r c h e n m u s i k . F e s t s c h r i f t f ü r Κ. A. Kassel 1974. - A l e x a n d e r Hesse: Α., Κ. In: M G G 2 P , Bd. 1, 1999, S p . 5 9 3 f. - H a n s Heinrich E g g e b r e c h t : Α., Κ. In: N G r o v e D , Bd. 1, 2 2 0 0 1 , S. 4 6 2 f.

Am Ende,

Christian Karl, e v a n g . T h e o l o g e , Historiker, * 3. 10. 1730 L ö ß n i t z , t 15. 1 1 . 1 7 9 9 . N a c h d e m T h e o l o g i e s t u d i u m in K u l m b a c h und E r l a n g e n w a r A . seit 1755 A d j u n k t des geistlichen M i n i s t e r i u m s und bis 1763 R e k t o r der L a t e i n s c h u l e in K a u f b e u r e n . 1783 w u r d e er

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Amende Diakon und Hospitalprediger. Er gab Johannes —» Sleidanus' De statu religionis (3 Bde., 1785/86) neu heraus. WEITERE WERKE: Vermischte Beyträge zu der alten und neuen allgemeinen, besonders aber schwäbischen Kirchenund Gelehrten-Geschichte. Frankfurt/Leipzig 1765. - Vermischte Anmerkungen über den berühmten Geschichtsschreiber Johann Sleidan. Nürnberg 1780. - Kleine Nachlese zu den vielen unvollständigen Nachrichten von Sebastian Franks Leben und Schriften. 3 Bde., Nürnberg 1796-99. LITERATUR: C. C. a. E„ der 1799 verstorbene Herausgeber des Sleidanus. In: Det Kongelige Norske Frederiks Universitets aarsberetning. Kristiania 1873, 6. Heft. - Ch. Ernst am Ende: a. E. In: ADB, Bd. 1, 1875, S. 395 f. A m e n d e , Johann Joachim Gottlob, auch J. J. G. Am Ende, evang. Theologe, * 16.5. 1704 Gräfenhainichen, t 2.5.1777 Dresden. A. besuchte die Fürstenschule in Grimma, studierte in Wittenberg und trat dann die Nachfolge seines Vaters als Pfarrer an. 1744 wurde er geistlicher Inspektor und Lehrer in Schulpforta, wo er u. a. Friedrich Gottlieb —> Klopstock unterrichtete. Seit 1748 war A. Superintendent in Freyburg/ Unstrut, seit 1750 in Dresden. Seine ersten beiden Predigten, die Friedrich II. drucken ließ, wurden ins Französische, Englische, Holländische und Italienische übersetzt. Der angesehene Prediger der Frühaufklärung veröffentlichte u.a. Frommer Christen tägliches Büß-, Bet- u. Lobopfer (1762). WEITERE WERKE: Des Herrn de la Bruyère vernünftige und sinnreiche Gedanken von Gott und der Religion, übersetzt und kommentiert. Danzig 1739. LITERATUR: Bruno Sauer: A„ J. J. G. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 246. A m e r b a c h , Veit, auch Amerpach, Amerbachius, Amerbacher, eigentl. Trolman, Gelehrter, * 1503 Amerbach bei Wemding (Schwaben), t 13.9.1557 Ingolstadt. Nach dem Studium in Ingolstadt, Freiburg/Breisgau und seit 1522 in Wittenberg wurde Α., Sohn eines Landwirts, 1526 auf Empfehlung Martin —> Luthers Lehrer an der Lateinschule in Eisleben. 1529 erlangte er an der Univ. Wittenberg den Magistergrad, wurde 1530 Prof. der „Phisica und Oratoria" und 1532 Dekan der Artistenfakultät. Ende der dreißiger Jahre geriet er in Streit mit —> Melanchthon und veröffentlichte 1542 Quattuor libri de anima, die als Gegenentwurf zu dessen Commentarius de anima (1540) gelten. 1543 verließ A. Wittenberg, konvertierte zum Katholizismus und war später Prof. der Philosophie und Rhetorik in Ingolstadt, wo er sich als Horaz- und Cicero-Kommentator einen Namen machte. 1549 erschien A.s Werk De philosophia naturali. WEITERE W E R K E : A n t i p a r a d o x a . S t r a ß b u r g 1 5 4 1 . - In a r -

tem poeticam Horatii commentarla. Straßburg 1547. - Ad Andream Alciatum epistola de furto per lanceam et licium concepto. Basel 1549. - Variorum carminum viti A.ii, nonullorumque aliorum liber. Basel 1550. LITERATUR: VD 16, A 2227-2254. - Ludwig Fischer: Veit Trolmann von Wemding, genannt Vitus Amerpachius als Professor in Wittenberg (1530-1543). Freiburg/Breisgau 1926. - Wilfrid Trusen: Α., V. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 248. - Heribert Smolinsky: Α., V. In: LThK\ Bd. 1, 1993, Sp. 501. - Günter Frank: V. Α. (1503-1557). Von Wittenberg nach Ingolstadt. In: Melanchthon in seinen Schülern. Hrsg. v. Heinz Scheible. Wiesbaden 1997, S. 103-128. - Helmut Flachenecker: Α., V. In: LMU, Bd. 1, 1998, S. lOf. - Heinz Scheible: Α., V. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 397. Amling, Wolfgang, auch Ambling, reformierter Theologe, * 8.3.1542 Münnerstadt (Unterfranken), t 18.5. 1606 Zerbst. Α., Sohn eines Wollenwebers, Ratsverwandten und Bürgermeisters in Münnerstadt, studierte in Tübingen, Wittenberg

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und Jena und wurde 1566 Magister und Rektor der Schule in Zerbst. 1569 wurde er Pfarrer in Coswig (Anhalt), 1573 an St. Nikolai in Zerbst. Später war er dort Superintendent, seit 1578 Superintendent der anhaltischen Landeskirche. A. kämpfte gegen die Konkordienformel, besonders in seiner Repetitio Anhaltina (1579); er hatte maßgeblichen Anteil an der von Joachim Ernst von Anhalt betriebenen Verselbständigung der anhaltischen Kirche und an der Einführung der reformierten Lehre in Anhalt. WEITERE WERKE: Drey Predigten von der Person und Amt Christi. Zerbst 1579. - Christliche Erinnerung, und Trost aus dem Spruch S. Pauli: Suchet, was droben ist, da Christus ist, sitzend zu der Rechten Gottes. Zerbst 1583. LITERATUR: VD 16, A 2266-2288. - VD 17. - Franz Lau: Α., W. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 249. - Christoph Schröter: Α., W. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 412. A m m a n , Cäsar, auch Ammann, Jesuit, Astronom, Mathematiker, * 27. 8.1727 Innsbruck, t 10.9. 1792 Hall (Tirol). A. trat 1744 in den Jesuitenorden ein. Er lehrte Grammatik in Hall und Ellwangen, später Philosophie in Trient und 1762-64 Mathematik und Hebräisch in Freiburg/Breisgau und Dillingen, wo auch die Betreuung der Sternwarte in seinen Verantwortungsbereich fiel. 1765 folgte er einem Ruf auf eine Professur für Mathematik und Hebräisch an die Univ. Ingolstadt und übernahm die Leitung der dortigen Sternwarte. Zusammen mit seinem Schüler Ignaz Balthasar Pickel und mit Hilfe eines von Georg Friedrich Brander hergestellten Quadranten gelang ihm 1767 die Bestimmung der Polhöhe Ingolstadts (De altitudine poli observatorii astronomici Ingolstadiensis). 1770 trat A. aus Krankheitsgründen von seiner Professur zurück. WEITERES WERK: Quadrans astronomicus novus descriptus et examinatus in specula uranica Ingolstadiensis. Augsburg 1770. LITERATUR: Ernst Zinner: Deutsche und niederländische astronomische Instrumente des 11.-18. Jahrhunderts. München 1956, 2 1967. - Cornelia Jahn: Α., C. In: LMU, Bd. 1, 1998, S. 11. A m m a n , Kaspar, auch Ammann, Ammon, Ammonius, Augustiner-Eremit, Humanist, * um 1450 Hasselt bei Lüttich, t vermutlich 1524. A. trat in das Kloster in Lauingen ein und wurde 1477 zum Studium nach Italien geschickt. Nach seiner Rückkehr war er mit Unterbrechungen 1485-1524 Prior in Lauingen. 1497-1500 studierte er gleichzeitig in Freiburg/Breisgau und wurde zum Dr. theol. promoviert. 1500-03 und 1513-18 war er Provinzial der rheinisch-schwäbischen Ordensprovinz. 1505-10 nahm er Hebräischunterricht bei Johannes —» Böschenstein in Ingolstadt. Wegen seiner Predigt gegen die Bulle Exsurge Domine und das Wormser Edikt wurde A. 1523 verhaftet. Seine Bemühungen um eine Aufenthaltsgenehmigung in Ulm nach seiner Freilassung 1524 blieben erfolglos. LITERATUR: Friedrich Zoepfl: Α., Κ. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 250. - Willigs Eckermann: A, K. In: LThK3, Bd. 1, 1993, Sp. 530. - Franz Posset: Α., Κ. In: Β Β KL, Bd. 16, 1999, Sp. 49-52. A m m a n n , Jakob, Mennonitenältester, * 1644 (?) Erlenbach im Simmental (Kt. Bern), t vor 1730. Als Gegner des Mennonitenältesten Hans Reist forderte A. nicht nur die Durchsetzung des Dordrechter Glaubensbekenntnisses von 1632, sondern auch wesentlich strengere Regeln für das Leben der Mennoniten untereinander. Er verlangte eine vollkommene „Meidung" von mit dem Kirchenbann belegten Mennoniten, wollte die Fußwaschung als festes Ritual einführen und bekämpfte jeglichen äußeren Schmuck. 1693 verursachte er durch seine Kirchenbannpraxis eine Spaltung unter den Gemeinden im Emmental und

Amort lebte seither w i e d e r im E l s a ß . D i e von A . und den „ A m i s c h e n " seit 1700 g e s u c h t e A u s s ö h n u n g k a m nicht z u s t a n d e . LITERATUR: E r n s t C r o u s : Α., J. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 251. - H a n s p e t e r Jecker; Α., J. In: R G G 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 4 1 2 f.

Ammerbach,

Eusebius, auch Amerbach, Orgelbauer, * u m 1530 Wittenberg, t 1595 A u g s b u r g . Α., w a h r s c h e i n l i c h S o h n des H u m a n i s t e n Veit —> A m e r b a c h , k a m u m 1543 n a c h Ingolstadt, w o er 1548 an der U n i v . immatrikuliert w u r d e . 1562 w a r er in A u g s b u r g , e r w a r b 1563 das B ü r g e r r e c h t und w a r als Organist, O r g e l b a u e r und L a teinlehrer tätig. D e r in der G u n s t d e s H a u s e s F u g g e r steh e n d e A . w a r in der zweiten H ä l f t e d e s 16. Jh. der f ü h r e n d e O r g e l b a u e r A u g s b u r g s . 1576 b e g u t a c h t e t e er K a s p a r S t u r m s O r g e l p l a n f ü r das U l m e r M ü n s t e r und unterstützte ihn b e i m B a u . In A u g s b u r g b a u t e er 1577-79 Orgeln i m D o m , 1580 in der F u g g e r k a p e l l e bei St. Ulrich und A f r a , reparierte 1579 d i e F u g g e r o r g e l in St. A n n a u n d schuf 1583 e i n e Orgel in A m m e r b a c h . Bis 1584 O r g a n i s t an St. Ulrich und A f r a , arbeitete A . 1585 f ü r den H o f in M ü n c h e n und 1587-90 in L i n z . 1592 w a r er an d e r O r g e l r e p a r a t u r in d e r S t i f t s k i r c h e W a l d h a u s e n und 1594 in W i e n beteiligt. LITERATUR: J o s e p h M . F r i e s e n e g g e r : D i e g r o ß e Orgel von St. Ulrich in A u g s b u r g . A u g s b u r g 1903. - E r n s t Fritz S c h m i d : M u s i k an den s c h w ä b i s c h e n Z o l l e r n h ö f e n der R e naissance. K a s s e l 1962. - H e r m a n n F i s c h e r / T h e o d o r W o h n haas: D i e A u g s b u r g e r D o m o r g e l n . S i g m a r i n g e n 1992. F r i e d h e l m B r u s n i a k / ( A d o l f Layer): Α., Β. In: M G G 2 P , B d . 1, 1999, Sp. 6 1 0 f .

Ammersbach,

Heinrich, P s e u d . Heinrich H a n s e n , Christian W a r n e r , luth. T h e o l o g e , * 1632 Halberstadt, t 17.7.1691 Halberstadt. A . studierte in J e n a und w a r von 1658 bis zu s e i n e m T o d P f a r r e r in Halberstadt. Seit B e g i n n der s e c h z i g e r J a h r e v e r ö f fentlichte er zahlreiche S c h r i f t e n , in d e n e n er sich p o l e m i s c h mit d e m unchristlichen L e b e n d e r G e m e i n d e n und d e r orthod o x e n P f a r r e r s c h a f t b e s c h ä f t i g t e . Er b e k ä m p f t e d i e „ s p ä t e B u ß e " . Α., der ältere kirchenkritische Literatur h e r a u s g a b , Verehrer J o h a n n e s Taulers war, die S c h r i f t e n von C h r i stian —>Hoburg verteidigte u n d sich zu d e n chiliastischen L e h r e n von Paul —» E g a r d , G e o r g L o r e n z S e i d e n b e c h e r und Friedrich —> B r e c k l i n g b e k a n n t e , w u r d e v o r A m t s e n t h e b u n g und L a n d e s v e r w e i s u n g nur durch die Protektion des b r a n denburgischen Kurfürsten bewahrt. LITERATUR: V D 17. - U d o S t r a t e n Α., Η . In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 4 1 3 .

1833-40. - D i e G e s c h i c h t e d e s L e b e n s Jesu mit steter R ü c k sicht auf die v o r h a n d e n e n Q u e l l e n . 3 B d e . , L e i p z i g 1842-47. LITERATUR: Ernst H . P f e i l s c h m i d t : C . F. ν. A. nach Leben, A n s i c h t e n und W i r k e n . L e i p z i g 1850. - F r a n z Lau: Α., C. F. v. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 2 5 3 f. - J o h a n n Dietrich S c h m i d t : D i e t h e o l o g i s c h e n W a n d l u n g e n d e s C . F. ν. A. Diss. E r l a n g e n 1953. - M a r t i n S c h m i d t : Α., F. C. v. In: T R E , B d . 2, 1978, S. 4 5 3 - 4 5 5 . - K o n r a d H a m m a n n : Universitätsgottesdienst u n d A u f k l ä r u n g s p r e d i g t . D i e G ö t t i n g e r U n i v e r s i t ä t s k i r c h e im 18. J a h r h u n d e r t . . . T ü b i n g e n 2 0 0 0 , S. 3 3 1 - 3 5 8 . - L e o n h a r d Hell: A, C . F. In: L T h K \ B d . 11, 2 0 0 1 , S. 6.

Ammon,

Wolfgang, evang. Theologe, Komponist, * 2 6 . 1 . 1 5 4 0 Elsa bei C o b u r g , t 26. 1 . 1 5 8 9 M a r k t b r e i t . A . studierte seit 1561 an d e n Universitäten Wittenberg und Jena, e r w a r b 1565 d e n G r a d e i n e s M a g i s t e r artium und w u r d e 1566 in A n s b a c h ordiniert. S e i n e erste Stellung erhielt er in W e i d e l b a c h bei D i n k e l s b ü h l , w o er 1567 D e k a n der P r o t e s t a n t i s c h e n Spitalkirche w u r d e . 1576 unter d e m Vorwurf der A b w e i c h u n g von der luth. Doktrin entlassen, w u r d e er j e d o c h im selben Jahr als V i k a r in M a r k t b r e i t wieder eingesetzt. S e i n e Libri tres odarum ecclesiasticarum, de sacris cantionibus ( 1 5 7 8 , 2 1 5 7 9 ) enthalten 6 6 Ü b e r t r a g u n g e n d e u t s c h e r G e m e i n d e l i e d e r in d a s Lateinische. E i n e A u s g a b e dieses W e r k s in vier B ä n d e n und mit 2 0 weiteren L i e d e r n erschien 1581 u n t e r d e m Titel New Gesangbuch teutsch und lateinisch, darinn die fürnembste Psalmen und Gesänge der Kirchen Augsp. Confession. LITERATUR: V D 16, A 2 3 1 4 - 2 3 1 9 . - C h r i s t o p h Lickled e r / ( A u g u s t S c h a r n a g l ) : Α., W . In: M G G 2 P , B d . 1, 1999, S p . 611 f. - A u g u s t S c h a r n a g l / C l y t u s G o t t w a l d : Α., W . In: N G r o v e D , Bd. 1, 2 2 0 0 1 , S. 511 f.

Amon,

Ammon,

P l a c i d u s , B e n e d i k t i n e r , österr. Philologe, * 1 0 . 1 2 . 1 7 0 0 W a l d h a u s e n (Oberösterreich), t 1759 Traiskirchen (Niederösterreich). A . legte 1719 d a s O r d e n s g e l ü b d e i m B e n e d i k t i n e r k l o s t e r M e l k ab und w u r d e 1726 z u m Priester g e w e i h t . Er m a c h t e A b s c h r i f t e n von m i t t e l h o c h d e u t s c h e n K l o s t e r k o d i z e s , d i e er 1750 J o h a n n C h r i s t o p h G o t t s c h e d f ü r d e s s e n F o r s c h u n g e n überließ. A . hinterließ e i n e n b e a c h t l i c h e n B r i e f w e c h s e l ( 1 7 3 5 - 5 2 ) mit G o t t s c h e d , J o h a n n G e o r g W ä c h t e r , P h i l i p p L a m b a c h e r und M a g n o a l d Z i e g e l b a u e r , d e r sich mit einer Ausgabe mittelhochdeutscher Texte beschäftigte. A. plante ein d e u t s c h e s W ö r t e r b u c h , d a s sich an einer verpflichtenden G e m e i n s p r a c h e G o t t s c h e d i s c h e r P r ä g u n g orientieren sollte. LITERATUR: O t t o Basler: Α., P. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 2 5 6 .

WEITERE WERKE: E n t w u r f einer rein biblischen T h e o l o g i e . E r l a n g e n 1792. - P r e d i g t e n zur B e f ö r d e r u n g e i n e s reinen m o r a l i s c h e n C h r i s t e n t u m s . 3 Tie., E r l a n g e n 1798-1802. G e s c h i c h t e der H o m i l e t i k . G ö t t i n g e n 1804. - J e s u s und seine L e h r e . 2 Bde., D r e s d e n 1819. - H a n d b u c h der christlichen Sittenlehre. 3 Bde., L e i p z i g 1823-29, 2 1 8 3 8 . - D i e F o r t bildung des C h r i s t e n t u m s zur Weltreligion. 4 B d e . , L e i p z i g

Amort, E u s e b i u s , T a u f n a m e : Tobias, A u g u s t i n e r c h o r h e r r , T h e o l o g e , * 15. 11. 1692 B i b e r m ü h l e bei B a d T ö l z , t 5 . 2 . 1775 Polling. Α., S o h n eines M ü l l e r s , trat 1709 in d a s A u g u s t i n e r c h o r herrenstift P o l l i n g ein, studierte in I n g o l s t a d t und lehrte seit 1717 P h i l o s o p h i e , T h e o l o g i e u n d K i r c h e n r e c h t in Polling. Er w a r 1720 an d e r G r ü n d u n g der G e l e h r t e n g e s e l l s c h a f t „ D e r b a y e r i s c h e M u s e n b e r g " beteiligt und M i t a u t o r d e s Parnassus Boicus ( 1 7 2 2 - 4 0 ) . N a c h seiner R ü c k k e h r von e i n e m Studiena u f e n t h a l t in R o m 1733-35 w u r d e er in P o l l i n g z u m D e c h a n ten e r n a n n t . 1759 w a r er G r ü n d u n g s m i t g l i e d der B a y e r i s c h e n A k a d e m i e der W i s s e n s c h a f t e n . A . v e r f a ß t e ü b e r 7 0 W e r k e , größtenteils aus den G e b i e t e n M o r a l t h e o l o g i e u n d K i r c h e n recht. A l s eines seiner H a u p t w e r k e gilt die k i r c h e n r e c h t l i c h e A b h a n d l u n g Elementa iuris canonici (3 B d e . , 1757). Sein p h i l o s o p h i s c h e s H a u p t w e r k ist d i e Philosophia Pollingana ad normam Burgundicae (1730). WEITERE WERKE: F ü r s t e n w e g zu d e m H i m m l i s c h e n Vaterland. M ü n c h e n 1736. - D e origine ac f r u c t u i n d u l g e n t i a r u m [ . . . ] accurata notitia. Venetia 1738. - W a h r e und

C h r i s t o p h Friedrich v o n , luth. T h e o l o g e , * 1 6 . 1 . 1766 B a y r e u t h , t 2 1 . 5 . 1850 D r e s d e n . N a c h d e m S t u d i u m in E r l a n g e n w u r d e Α., S o h n eines m a r k g r ä f l i c h - h o h e n z o l l e r i s c h e n K a m m e r r a t s , dort 1789 a. o. P r o f . an der P h i l o s o p h i s c h e n , 1790 an d e r T h e o l o g i s c h e n F a k u l t ä t . Seit 1792 w a r er o. Prof. d e r T h e o l o g i e und Universitätsprediger. 1794 ging er als P r o f . d e r T h e o l o g i e n a c h G ö t t i n g e n ; seit 1804 lehrte er w i e d e r in Erlangen. 1808 w u r d e er S u p e r i n t e n d e n t , 1809 Kirchenrat. 1813-49 w a r er s ä c h s i s c h e r O b e r h o f p r e d i g e r in D r e s d e n , seit 1835 V i z e p r ä s i d e n t d e s L a n d e s k o n s i s t o r i u m s . Α., der zu d e n b e r ü h m t e s t e n e v a n g . P r e d i g e r n u m 1800 g e h ö r t e , vertrat einen von ihm selbst so b e z e i c h n e t e n „ O f f e n b a r u n g s r a t i o n a l i s m u s " . Er v e r f a ß t e u. a. e i n e Summa theologiae christianae (1803, "1830).

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Ampferle a u f r i c h t i g e L e b e n s b e s c h r e i b u n g d e r e n alten P a t r i a r c h e n [ . . . ] und a n d e r e r t u g e n d h a f t e n P e r s o h n e n . A u g s b u r g 1741. - D e m o n s t r a t i o critica religionis catholicae. V e n e d i g 1744. T h e o l o g i a m o r a l i s inter r i g o r e m et laxitatem m e d i a . A u g s b u r g / V e n e d i g 1747 u . ö . - T h e o l o g i a eclectica, moralis et scholastica. A u g s b u r g / W ü r z b u r g 1752. - V e r n ü n f f t i g e G e d a n c k e n Eines r a i s o n a b l e n C a t h o l i c k e n B e y d e m A b f a l l einiger leichtfertigen M a m m e l u c k e n Z u m L u t h e r t h u m . A u g s b u r g 1755. - Ethica Christiana. A u g s b u r g 1758. - A u s e r l e sene und a u f e r b ä u l i c h e L e b e n d e r e n Heiligen Gottes. A u g s burg 1760. - B e i t r ä g e zur K i r c h e n g e s c h i c h t e d e s 18. J a h r hunderts. A u s d e m N a c h l a ß hrsg. v. J o h a n n Friedrich. M ü n c h e n 1876. LITERATUR: H e r m a n n Lais: E . A. und s e i n e L e h r e ü b e r d i e P r i v a t o f f e n b a r u n g e n . F r e i b u r g / B r e i s g a u 1941. - F r a n z X a ver Seppelt: Α., E . In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 2 5 6 f. - G e o r g R ü c k e r t : E. A . und d a s b a y e r i s c h e G e i s t e s l e b e n im 18. J a h r h u n d e r t . M i t e i n e m Verzeichnis seiner W e r k e . M ü n c h e n 1956. - O t t o S c h a f f n e r : Ε. Α., 1692-1775, als M o r a l t h e o loge. P a d e r b o r n 1963. - D e r s . : Ε. Α . ( 15. N o v e m b e r 1692 - 5. F e b r u a r 1775). In: B a v a r i a Sancta. B d . 3. R e g e n s b u r g 1973, S. 3 7 4 - 3 8 7 . - E g o n Albert B a u e r : E. A. P o l l i n g 1975. L e o n h a r d Hell: Α., E. In: L T h K \ Bd. 1, 1993, Sp. 538. A m p f e r l e , F r a n z i s k u s , F r a n z i s k a n e r , * 1576 G e i s e n f e i d , t 2 5 . 5 . 1 6 4 6 Freising. A . trat 1592 in d e n F r a n z i s k a n e r o r d e n ein und w a r 1601-46 D o m p r e d i g e r in Freising. E r g r ü n d e t e dort ein F r a n z i s kanerkloster, das später f ü r d i e t h e o l o g i s c h e A u s b i l d u n g d e s Weltklerus z u s t ä n d i g war. A . w a r G r o ß p ö n i t e n t i a r d e r D i ö z e s e . Er hielt 1611-41 ö f f e n t l i c h e Vorlesungen ü b e r probabilistische M o r a l t h e o l o g i e . WERKE: C o e l e s t i s n o v a p a l m a . M ü n c h e n 1627. - W e g w e i s e r Z u m e w i g e n L e b e n . M ü n c h e n 1629. - N e w e r T o d t n - S p i e g l . M ü n c h e n 1630. - Ein k l ä g l i c h e Histori, w i e v o r w e n i g T ä g e n ein g r i m m i g e r W o l f f e i n e s c h ö n e e d l e R o s e n zu F r e y s i n g zerrissen und g e f r e s s e n habe. I n g o l s t a d t 1633. LITERATUR: V D 17. - O t t o k a r B o n m a n n : Α., F. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 259. A m r h e i n , A n d r e a s , T a u f n a m e : Josef G e o r g , B e n e d i k tiner, * 5 . 2 . 1 8 4 4 G u n z w i l bei B e r o m ü n s t e r (Kt. L u z e r n ) , t 29. 12. 1927 St. Ottilien. N a c h d e m S t u d i u m in B e r o m ü n s t e r und L u z e r n studierte Α., S o h n eines L a n d w i r t s , b i l d e n d e K u n s t an der A k a d e m i e in Florenz, G e s c h i c h t e und Orientalistik in Paris und T h e o l o g i e in L u z e r n und T ü b i n g e n . 1871 trat er in d a s B e n e d i k t i nerkloster B e u r e n ein und e m p f i n g 1872 d i e P r i e s t e r w e i h e . A n der G r ü n d u n g d e r Abtei M a r e d s o u s in B e l g i e n w a r er m a ß g e b l i c h beteiligt. Später in E n g l a n d tätig, f ü h l t e er sich m e h r und m e h r der M i s s i o n verpflichtet. 1887 g r ü n d e t e er in E m m i n g , d e m späteren St. Ottilien, die „St. B e n e d i k t u s M i s s i o n s g e n o s s e n s c h a f t " , aus der d i e heutige „ B e n e d i k t i n e r k o n g r e g a t i o n von St. Ottilien f ü r a u s w ä r t i g e M i s s i o n e n " hervorging. LITERATUR: S u s o B r e c h t e r : Α., Α . In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 260. - Viktor J. D a m m e r t z : Α., A . In: L T h K \ B d . 1, 1993, Sp. 542. - J o h a n n e s S c h a b e r : Α., A . In: B B K L , B d . 14, 1998, Sp. 7 0 2 - 7 0 7 . - T h e o d o r Wolf: Pater Α. A . Portrait einer G r ü n d e r g e s t a l t und d i e E n t s t e h u n g d e s M i s s i o n s w e r kes St. Ottilien auf d e m zeitgeschichtlichen H i n t e r g r u n d mit A u s b l i c k auf die G e g e n w a r t . In: E r b e u n d A u f t r a g 7 8 ( 2 0 0 2 ) 5, S. 3 5 6 - 3 6 9 . A m r h y n , B e a t u s , a u c h A m R h y n , Jesuit, T h e o l o g e , * 31. 10. 1632 L u z e r n , t 1 5 . 4 . 1673. Α., S o h n e i n e s L u z e r n e r Rats, trat 1649 in L a n d s b e r g / L e c h in den J e s u i t e n o r d e n ein, e m p f i n g 1661 in Eichstätt d i e Pries t e r w e i h e und w a r L e h r e r an d e n J e s u i t e n k o l l e g i e n K o n s t a n z und Dillingen. 1661 als Prof. f ü r M a t h e m a t i k an die U n i v .

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Ingolstadt b e r u f e n , w a r er 1663-66 D o z e n t f ü r P h i l o s o p h i e und w e c h s e l t e 1666 an die T h e o l o g i s c h e F a k u l t ä t . 1671 trat A . e i n e R e i s e an den Kaiserhof in P e k i n g an; er hielt Vorles u n g e n in E v o r a (Portugal) und 1 6 7 2 / 7 3 an der Univ. C o i m bra. A . starb auf d e r Ü b e r f a h r t vor der K ü s t e G u i n e a s an d e r Pest. LITERATUR: S i e g f r i e d H o f m a n n : Α., Β. In: L M U , B d . 1, 1998, S. 11 f. A m s d o r f , N i k o l a u s von, luth. T h e o l o g e , * 3. 12. 1483 T o r g a u , t 1 4 . 5 . 1565 E i s e n a c h . D e r S o h n einer s ä c h s i s c h e n A d e l s f a m i l i e studierte an d e n U n i v e r s i t ä t e n L e i p z i g und Wittenberg, w u r d e 1502 M a g i ster und w a r dort seit 1511 Lizentiat der T h e o l o g i e und K a n o n i k u s a m Allerheiligenstift. Als F a k u l t ä t s k o l l e g e seit 1516 einer d e r e n g s t e n M i t a r b e i t e r —> L u t h e r s , begleitete er diesen 1519 zur Disputation nach L e i p z i g und 1521 z u m R e i c h s t a g in W o r m s . Er w a r beteiligt an d e r B i b e l ü b e r s e t z u n g u n d w u r d e von L u t h e r zur D u r c h f ü h r u n g der R e f o r m a tion u. a. nach M a g d e b u r g e n t s a n d t , w o er seit 1524 d a s A m t eines S u p e r i n t e n d e n t e n und P f a r r e r s an St. Ulrich versah. A . lehnte d i e W i t t e n b e r g e r K o n k o r d i e a b u n d v e r f o c h t streitbar und k o m p r o m i ß l o s d i e L e h r e n L u t h e r s . 1542 w u r d e er auf B e t r e i b e n L u t h e r s u n d des K u r f ü r s t e n —»Johann Friedrich von S a c h s e n von d e n S t ä n d e n d e s Stifts z u m B i s c h o f von N a u m b u r g g e w ä h l t und k o n n t e sich bis z u m J a h r e s e n d e 1546 in d i e s e m A m t halten. U m d i e R e i n e r h a l t u n g der luth. L e h r e b e m ü h t , betrieb er d i e G r ü n d u n g d e r U n i v . Jena, d i e 1548 e r ö f f n e t w u r d e , und veranstaltete d i e J e n a e r A u s g a b e der W e r k e L u t h e r s . Selbst hat er über 100 D r u c k s c h r i f t e n verfaßt. WERKE: A u s g e w ä h l t e S c h r i f t e n . H r s g . v. O t t o L e r c h e . G ü t e r s l o h 1938. LITERATUR: V D 16, A 2 3 2 3 - 2 4 1 5 . - H e r m a n n W e n d o r f : Α., Ν . In: N D B , B d . 1, 1953, S. 261. - Peter B r u n n e r : Ν . ν. A . als B i s c h o f von N a u m b u r g . G ü t e r s l o h 1961. R o b e r t Kolb: Ν . ν. A. ( 1 4 8 3 - 1 5 6 5 ) . N i e u w k o o p 1978. J o a c h i m R o g g e : A m s d o r f f , N . v. In: T R E , B d . 2, 1978, S. 4 8 7 - 4 9 7 . - M i c h a e l B e c h t : Α., Ν . v. In: L T h K 3 , B d . 1, 1993, Sp. 542. A n c i l l o n , D a v i d , r e f o r m i e r t e r T h e o l o g e , * 17. 8. 1617 M e t z ( L o t h r i n g e n ) , t 3 . 9 . 1692 Berlin. A . w a r d e r S o h n eines Juristen und P a r l a m e n t s m i t g l i e d s und E n k e l eines der G r ü n d e r der r e f o r m i e r t e n K i r c h e in M e t z . Trotz seiner K o n f e s s i o n erhielt er s e i n e s c h u l i s c h e Ausbild u n g a m J e s u i t e n k o l l e g seiner G e b u r t s s t a d t . 1633 b e g a n n er in G e n f ein S t u d i u m d e r T h e o l o g i e . 1641 ü b e r n a h m er e i n e Predigerstelle in M e a u x und übersiedelte 1653 n a c h M e t z . N a c h der A u f h e b u n g d e s E d i k t s von N a n t e s (1685) verließ er mit d e m Großteil seiner G e m e i n d e F r a n k r e i c h . Nach A u f enthalten in F r a n k f u r t / M a i n und H a n a u ließ er sich in Berlin nieder. WERKE: Traité d e la tradition. S é d a n 1657. - A p o l o g i e de L u t h e r , d e Z w i n g l i , d e Calvin et d e B e z e on r e s p o n s e [ . . . ] d e R i c h e l i e u . H a n a u 1886. LITERATUR: B r e c h e r : Α., D. In: A D B , Bd. 1, 1875, S. 4 1 9 . A n c i l l o n , L o u i s Frédéric, r e f o r m i e r t e r T h e o l o g e , * 2 1 . 5 . 1 7 4 0 Berlin, t 1 3 . 5 . 1814 Berlin. D e r S o h n eines r e f o r m i e r t e n T h e o l o g e n aus der b e k a n n t e n Berliner Refugiéfamilie wurde nach dem Besuch der Schule in Berlin 1759 P r o p o s a n t , 1761 ministre catéchiste u n d 1765 P r e d i g e r an d e r f r a n z ö s i s c h e n K i r c h e in Berlin. 1796 trat er in d a s p r e u ß . O b e r k o n s i s t o r i u m ein, a u ß e r d e m w u r d e er z u m R a t und A s s e s s o r des f r a n z ö s i s c h e n O b e r k o n s i s t o r i u m s und G e h e i m e n Rat d e s f r a n z ö s i s c h e n O b e r d i r e k t o r i u m s in Berlin e r n a n n t . 1786 hielt er in P o t s d a m d i e T r a u e r r e d e f ü r K ö n i g Friedrich II. A . w a r M i t g l i e d der A k a d e m i e n der W i s s e n s c h a f t e n von Berlin und R o u e n . D o r t g e w a n n er einen Preis f ü r seine A b h a n d l u n g Quels sont outre l'inspiration les ca-

Andlaw-Birseck ractères qui assurent aux livres saintes la supériorité sur les livres profans? LITERATUR: V D 17. - R i c h a r d F o u q e t : A . In: N D B , B d . 1, 1953, S. 2 6 5 .

Anckelmann,

E b e r h a r d , e v a n g . T h e o l o g e , Orientalist, * 7 . 5 . 1641 H a m b u r g , t 1. 1 1 . 1 7 0 3 H a m b u r g . A . s t a m m t e a u s einer H a m b u r g e r P a t r i z i e r f a m i l i e . N e b e n d e m B e s u c h des H a m b u r g e r G y m n a s i u m s (seit 1659) n a h m er bei d e m P r i v a t g e l e h r t e n E s d r a s —»Edzard U n t e r r i c h t in orientalischen S p r a c h e n . Von d i e s e m w u r d e er zur M i t a r b e i t bei seiner M i s s i o n s t ä t i g k e i t unter d e n H a m b u r g e r J u d e n a u f g e r u f e n . A . studierte T h e o l o g i e in Wittenberg, Leipzig, J e n a , A l t d o r f , T ü b i n g e n , S t r a ß b u r g , Basel und G i e ß e n . Seit 1671 w a r er als Lizentiat d e r T h e o l o g i e in R o s t o c k tätig. Z u m Erlernen d e r L a n d e s s p r a c h e g i n g er f ü r zwei J a h r e nach P o r tugal, u m d i e von dort n a c h H a m b u r g k o m m e n d e n J u d e n b e s s e r missionieren zu k ö n n e n . N a c h seiner R ü c k k e h r 1675 w u r d e er Prof. a m H a m b u r g e r G y m n a s i u m und lehrte dort 2 8 J a h r e lang orientalische S p r a c h e n . A. v e r f a ß t e m e h r e r e Lehrbücher des Hebräischen. LITERATUR: Friedrich W i l h e l m H o p f : Α., E. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 2 6 6 .

Andelfinger,

A u g u s t i n , Jesuit, T h e o l o g e , * 2 . 3 . 1 8 4 2 A l t s h a u s e n ( W ü r t t e m b e r g ) , t 1.2. 1909 E x a e t e n ( N i e d e r lande). A . trat nach d e m S t u d i u m d e r kath. T h e o l o g i e in E h i n g e n , R o t t w e i l und T ü b i n g e n in d e n J e s u i t e n o r d e n ein und w u r d e 1863 z u m Priester g e w e i h t . D a n a c h w a r er bis 1869 K a p l a n in R a v e n s b u r g u n d Stuttgart. Er galt als e i n e r der b e k a n n t e sten K a n z e l r e d n e r seiner Zeit, hielt 2 2 0 V o l k s m i s s i o n e n a b und g a b H u n d e r t e von E x e r z i t i e n k u r s e n . D a n e b e n v e r ö f f e n t lichte er zahlreiche t h e o l o g i s c h e und zeitkritische S c h r i f t e n , d a r u n t e r a u c h die 1892 e r s c h i e n e n e A b h a n d l u n g Der Sozialismus und die Arbeitgeber mit Bezugnahme auf das Rundschreiben S. H. Leos XIII. über die Arbeiterfrage.

Anderledy,

A n t o n M a r i a , Jesuit, O r d e n s g e n e r a l , * 3 . 6 . 1819 Berisal bei B r i g (Kt. Wallis), t 1 8 . 1 . 1892 Fiesole (Toskana). Α., S o h n eines P o s t m e i s t e r s an der S i m p l o n p a ß s t r a ß e , besuchte d a s J e s u i t e n k o l l e g in Brig im Wallis und trat 1838 in diesen O r d e n ein. Er studierte a n s c h l i e ß e n d P h i l o s o p h i e in R o m , Freiburg in der S c h w e i z u n d C h a m b é r y in S a v o y e n . W e g e n der J e s u i t e n v e r f o l g u n g ging er nach M i s s o u r i ( U S A ) und e m p f i n g dort 1848 d i e Priesterweihe. Seit 1851 w a r er in O s t p r e u ß e n und a m N i e d e r r h e i n als V o l k s m i s s i o n a r tätig, leitete seit 1853 d a s S t u d i e n h a u s der Jesuiten in K ö l n und w a r von 1856 an in P a d e r b o r n . 1859 w u r d e A. P r o vinzial der d e u t s c h e n O r d e n s p r o v i n z , 1866 Prof. der M o r a l und 1869 R e k t o r a m von i h m 1863 m i t b e g r ü n d e t e n J e s u i t e n kolleg M a r i a L a a c h . 1870 a v a n c i e r t e er in R o m z u m A s s i stenten d e s O r d e n s g e n e r a l s Pierre J e a n B e c k x und trat 1887 d e s s e n N a c h f o l g e an. In d i e s e r F u n k t i o n v e r a n l a ß t e A. die N e u b e s t ä t i g u n g d e s J e s u i t e n o r d e n s d u r c h P a p s t L e o XIII. LITERATUR: W i l h e l m Kratz: Α., Α . M . In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 2 6 6 f. - L o u i s Carlen: Α . M . A . In: Walliser J a h r b u c h 1992, S. 4 2 - 5 3 . - Ders.: Α., Α . M . In: L T h K \ B d . 1, 1993, Sp. 6 1 9 f. A n d e r s , Fritz, eigentl. H e i n r i c h M a x Allihn, Schriftsteller, e v a n g . T h e o l o g e , * 3 1 . 8 . 1 8 4 1 H a l l e / S a a l e , t 14. 1 1 . 1 9 1 0 Halle/Saale. Α., S o h n eines P r i v a t d o z e n t e n , studierte e v a n g . T h e o l o g i e in H a l l e u n d Leipzig und w u r d e 1872 P a s t o r in Dingelstädt, 1876 A r c h i d i a k o n in W e i ß e n f e l s und 1885 P f a r r e r und Kreiss c h u l i n s p e k t o r in A t h e n s t e d t bei Halberstadt. S e i n e E r f a h r u n g e n mit d e m L e b e n in kleinen P r o v i n z s t ä d t e n verarbeitete A . zu h u m o r i s t i s c h e n N o v e l l e n und Skizzen aus unserem heutigen Volksleben (3 B d e . , 1891-1903). In s e i n e m

R o m a n Dr. Duttmüller und sein Freund ( 1 9 0 2 ) unterzog er die S o z i a l d e m o k r a t i e einer h u m o r i s t i s c h e n B e t r a c h t u n g . U n ter d e m N a m e n Allihn v e r f a ß t e er einige m u s i k t h e o r e t i s c h e S c h r i f t e n w i e Die Hausinstrumente Klavier und Harmonium (1891). E r bearbeitete J o h a n n G o t t l o b T ö p f e r s Lehrbuch der Orgelbaukunst in 2. A u f l a g e unter d e m Titel Die Theorie und Praxis des Orgelbaus (1888). WEITERE WERKE: W e g w e i s e r d u r c h d i e H a r m o n i u m m u sik. 1894. - H e r r e n m e n s c h e n . R o m a n . L e i p z i g 1905. - D i e P f l e g e des m u s i k a l i s c h e n Teils d e s G o t t e s d i e n s t e s . H a l l e / S a a l e 1906. - Duett in A s - D u r und A n d e r e s . N o v e l l e n und S k i z z e n . H a l l e / S a a l e 1908. - D e r P a r n a s s u s in N e u s i e d e l . R o m a n . L e i p z i g 1909. - G l o s s e n zu b e k a n n t e n Texten. Leipzig 1912. LITERATUR: Walter K u n z e : Α., F. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 2 6 8 .

Andersen,

Friedrich Karl E m i l , e v a n g . T h e o l o g e , * 1 5 . 7 . 1 8 6 0 G e n f , t 1 5 . 4 . 1940 B r a u n s c h w e i g . D e r einer T h e o l o g e n f a m i l i e e n t s t a m m e n d e A. w a r seit 1890 D i a k o n u n d von 1900 bis zu seiner P e n s i o n i e r u n g H a u p t p a stor an St. J o h a n n i s in F l e n s b u r g . Z u n ä c h s t liberaler T h e o loge, w a n d e l t e er sich seit 1904 unter d e m E i n d r u c k der S c h r i f t e n H o u s t o n Stewart C h a m b e r l a i n s zu e i n e m Verfechter einer d e u t s c h - v ö l k i s c h e n Kirche. Seit 1907 stand A . weg e n seiner A b l e h n u n g d e s A l t e n T e s t a m e n t s als „ j ü d i s c h e T r ü b u n g d e r reinen J e s u s l e h r e " in Konflikt mit der A m t s k i r che. Als V o r k ä m p f e r der D e u t s c h k i r c h l i c h e n B e w e g u n g verö f f e n t l i c h t e A . mit A d o l f Bartels, Ernst K a t z e r und H a n s von W o l z o g e n 1917 d i e L e i t s ä t z e ü b e r d a s Deutschchristentum auf rein-evangelischer Grundlage und w a r 1921 in Berlin M i t b e g r ü n d e r d e s „ B u n d s f ü r d e u t s c h e K i r c h e " . Von 1928 an trat er als R e d n e r f ü r die N S D A P auf, w u r d e S c h u l u n g s leiter der Partei und verteidigte 1936 m e h r m a l s ö f f e n t l i c h A l f r e d R o s e n b e r g s Mythos des 20. Jahrhunderts. WEITERE WERKE: Z u r religiösen E r n e u e r u n g d e s deutschen Volkes. H a m b u r g 1920. - D e r richtige Jesus. Stuttgart 1926. - M a r k i o n , der U n b e s i e g t e . G e s c h i c h t l i c h e r R o m a n a u s d e m 2. J a h r h u n d e r t n. C h r . L e i p z i g 1934. - W i e es w o h l wirklich war. G e s c h i c h t e d e s M e i s t e r s von N a z a r e t h o h n e L e g e n d e n u n d t h e o l o g i s c h e Z u s ä t z e . Berlin 1938. LITERATUR: H a n s B u c h h e i m : Α., F. Κ. E. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 268.

Andlau, Georg von -» Georg von Andlau Andlau, Peter von -> Peter von Andlau

Andlaw-Birseck,

Heinrich B e r n h a r d R e i c h s f r h . von, Politiker, * 2 0 . 8 . 1802 F r e i b u r g / B r e i s g a u , t 3 . 3 . 1871 G u t H u g s t e t t e n bei Freiburg. A.-B., S o h n d e s b a d i s c h e n M i n i s t e r s K o n r a d von A.-B., studierte bei d e m T h e o l o g e n J o h a n n M i c h a e l —» Sailer in L a n d s h u t . N a c h S t u d i e n a u f e n t h a l t e n in F r e i b u r g und Heidelberg, kurzer Dienstzeit als b a d i s c h e r D r a g o n e r und v o r ü b e r g e h e n d e r A n s t e l l u n g b e i m Staat z o g er sich 1826 ins Privatleben z u r ü c k . Z w i s c h e n 1835 und 1866 w u r d e A . v o m g r u n d b e s i t z e n d e n A d e l w i e d e r h o l t in d i e b a d i s c h e 1. K a m m e r g e w ä h l t . E r g e h ö r t e als F ü h r e r d e r konservativk a t h o l i s c h e n Partei z u s a m m e n mit d e m F r e i b u r g e r Bischof H e r m a n n von —> Vicari und mit F r a n z J o s e p h von —>Buß zu den H a u p t v e r t r e t e r n der kath. B e w e g u n g in B a d e n . Seit 1848 f ö r d e r t e A . kath. Vereine und S t i f t u n g e n und d i e kath. Presse. A . w a r d r e i m a l P r ä s i d e n t von kath. K i r c h e n t a g e n und g e h ö r t e 1869 zu d e n G r ü n d e r n der K a t h o l i s c h e n Volkspartei. WERKE: Ü b e r d i e S t i f t u n g e n im G r o ß h e r z o g t u m B a d e n . Freiburg 1845. - G e d a n k e n m e i n e r M u ß e ü b e r d i e E i n f l ü s s e der Kirche. 2 Bde., F r e i b u r g / B r e i s g a u 1 8 5 9 / 6 0 . - O f f e n e s S e n d s c h r e i b e n über politische und religiöse Freiheit an den G r a f e n T h e o d o r von Scherer. F r e i b u r g / B r e i s g a u 1861. - D i e

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Andrae badischen Wirren im Lichte der Landesverfassung und der Bundesgesetze. Freiburg/Breisgau 1863. LITERATUR: Martin Wellmer: A.-B., H. B. Frh. v. und zu. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 272. - Peter Weigand: Das politische Engagement des Freiherrn Η. Β. v. A. In: Freiburger Diözesan-Archiv 100 (1980) S. 567-574. - Heinz Hürten: Α., Η. Β. v. In: LThK 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 621 f. - Joachim Mehlhausen: Α., Η. Β. Reichsfreiherr v. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 469. A n d r a e , Ferdinand Ludwig Alexander, genannt A.-Roman, Landwirt, Politiker, * 17. 12.1821 Hannover, t 13.3. 1903 Stettin. Α., der Sohn eines Kaufmanns und Gutsbesitzers, studierte in Berlin und Bonn, wo er u.a. Kontakte zu Ernst Moritz -» Arndt, Gottfried Kinkel und Friedrich Dahlmann knüpfte. Nach einer landwirtschaftlichen Ausbildung kaufte er sich 1845 in Pommern an, besaß zuletzt das Gut Roman im Kreis Kolberg und lebte seit 1881 in Stettin. 1846 fand A. durch seine Frau Helene Eingang in den Kreis der pommerschen Erweckungsbewegung um Moritz von Blanckenburg, zu dem auch Otto von Bismarck und dessen spätere Frau Johanna von Puttkamer gehörten. Danach war er praktisch und publizistisch in der Inneren Mission Pommerns tätig und engagierte sich seit 1848 als konservativer Abgeordneter. Seine Erlebnisse schilderte er in den Erinnerungen eines alten Mannes aus dem Jahr ¡848 (1895) und in den Berichten Aus längst vergangenen Tagen (1899). LITERATUR: Kurt Gassen: Α., F. L. A. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 274. A n d r e a e , Hermann Victor, Sprach- und Religionsforscher, Mediziner, * 9.6. 1817 Frankfurt/Main, t 8.9.1889 Frankfurt/Main. Der Nachfahre schwäbischer Theologen und Sohn eines Kaufmanns studierte die Rechte in Göttingen, Berlin und Bonn und wurde in Heidelberg promoviert. Nachdem er neun Jahre als Advokat in Frankfurt/Main gearbeitet hatte, studierte A. Medizin und wurde 1851 in Heidelberg promoviert. Daraufhin war er in Frankfurt als homöopathischer Arzt tätig, wandte sich aber mit 53 Jahren der Theologie und Philologie zu. Außer dem Lateinischen, Griechischen, Englischen, Französischen und Chinesischen beherrschte A. das Hebräische und pflegte engen Kontakt mit den Frankfurter Rabbinern. In seinen theologischen Schriften befaßte er sich u. a. mit Hiob, Jesaja und der Apostelgeschichte. Gemeinsam mit John Geiger gab er 1864 eine Bibliotheca Sinologica heraus. WEITERE WERKE: Ueber den Zusammenhang von Medicin und Philosophie. Frankfurt/Main 1852. - Die Weltanschauung des Glaubens in einer praktischen Auslegung des Hebräerbriefes. Frankfurt/Main 1866. - Hiob. Barmen 1870. - Ursprung und erste Entwicklung der Kirche Christi in Vorlesungen über die Apostelgeschichte des Lukas. 2 Bde., Frankfurt/Main 1877. LITERATUR: Karl Demeter: A. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 280. A n d r e a e , Jacob, auch Schmiedjakob, Schmiedlein, Faber, Fabricius, Vulcanus, luth. Theologe, * 25.3. 1528 Waiblingen (Württemberg), f 7. 1. 1590 Tübingen. A. führte als Sohn eines Schmieds auch den Beinamen Schmiedlein. Das Studium der Theologie in Tübingen Schloß er 1545 mit dem Magistergrad ab. 1546 wurde er Diakon in Stuttgart, 1548 in Tübingen. Nach der Promotion 1553 wurde A. zum Stadtpfarrer und Superintendenten von Tübingen und dann zum Generalsuperintendenten von Göppingen ernannt. Seit 1561 war er Propst, Prof. der Theologie und Kanzler der Univ. Tübingen. A. beteiligte sich in ganz Deutschland an der Einführung der Reformation, der Schaffung evang. Kirchenordnungen und der Bildung

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luth. Landeskirchen. Zusammen mit den Theologen Martin —> Chemnitz und Nikolaus —» Seinecker erreichte er 1577 die Einigung der Lutheraner auf die 1580 veröffentlichte Konkordienformel. WERKE: Kurzer und einfältiger Bericht über des Herrn Nachtmahl. 1556. - 20 Predigten aus den Jahren 1557, 1559 und 1560. Hrsg. v. Schmoller. Gütersloh 1890. LITERATUR: VD 16, A 2478-2725. - H. Gürsching: J. A. und seine Zeit. In: Blätter für württembergische Kirchengeschichte 54 (1954) S. 123-156. - Rosemarie MiillerStreisand: Theologie und Kirchenpolitik bei J. A. bis zum Jahr 1568. In: Ebd. 60/61 (1960/61), S. 224-395. - Martin Brecht: Α., J. In: TRE, Bd. 2, 1978, S. 672-680. - Hermann Ehmer (Hrsg.): Leben des J. Α., . . . von ihm selbst . . . beschrieben . . . Stuttgart 1991. - Ders.: Α., J. In: LThK 5 , Bd. 1, 1993, Sp. 623 f. - Siegfried Hermle: Α., J. In: RGG 4 , Bd. I, 1998, Sp. 470. A n d r e a e , Johann Valentin, evang. Theologe, Schriftsteller, Kirchenmann, * 17.8. 1586 Herrenberg, t 27.6. 1654 Stuttgart. Der aus einer Theologenfamilie der württembergischen Ehrbarkeit stammende Α., Enkel Jacob ->A.s, studierte seit 1601 in Tübingen evangelische Theologie; ein Studentenulk zwang ihn 1607 zu einer Unterbrechung des Studiums. Auf Reisen lernte er in Genf die strenge calvinistische Kirchenzucht, in Rom den Betrieb der verweltlichten Kurie kennen. Wieder in Tübingen, wurde er mit chiliastischen Gedanken, Spiritualismus und Naturphilosophie bekannt. Nach Abschluß des Studiums gab er als zweiter Pfarrer in Vaihingen/ Enz (1614-20) seinen Erkenntnissen und Hoffnungen eine literarische Form. Die Rosenkreuzer-Schriften (u. a. Fama Fraternitatis oder Brüderschaft des hochlöblichen Ordens des Rosenkreuzes, Confessio Fraternitatis . . . ) strebten eine Erneuerung des steril gewordenen Wissenschaftsbetriebs und des Lebens an. Die Autorschaft A.s steht nicht eindeutig fest; erschreckt durch das große Aufsehen distanzierte er sich später davon. Die Idee einer allmählich sich durchsetzenden frommen Wissenschaft und die Sozietätspläne wirkten aber weiter fort und führten zu einem ausgedehnten Briefwechsel und zur Verbindung u.a. mit —»Comenius. In der Beschreibung der Christenstadt (1619) entwarf A. das Idealbild einer christlichen Gesellschaft, in der die Bürger unangefochten von einem entarteten landesherrlichen Kirchenregiment, ohne soziale Unterschiede und Geldwirtschaft in wahrer Gelehrsamkeit leben. Als Dekan (SpezialSuperintendent) von Calw (1620-39) setzte A. seine literarische Tätigkeit zunächst fort; die Form der Allegorie und der Verfremdung verhinderte aber eine größere Breitenwirkung. Trotz des Dreißigjährigen Kriegs konnte er noch das Färberstift (Stipendien und soziale Hilfe) gründen. 1634 brannte die Stadt ab, und er verlor seinen gesamten Besitz. 1639 wurde er als Hofprediger und Konsistorialrat in die Kirchenleitung nach Stuttgart berufen. Er widmete sich nun vor allem dem Aufbau des Landes und seiner Kirche. Seine hochfliegenden Reformpläne mußte er dabei in einzelne konkrete Maßnahmen umsetzen. 1644 wurden die Kirchenkonvente als örtliches Sittengericht eingeführt, entgegen seiner ursprünglichen Intention allerdings mit einem weltlichen Beamten, nicht als rein kirchliches Gremium. Seit 1648 bestand in Württemberg Schulpflicht. Immer wieder angegriffen wegen Abweichung von der rechten luth. Lehre, resignierte A. und ging 1650 als Generalsuperintendent und Abt des evang. Klosters nach Bebenhausen bei Tübingen und 1654 nach Adelberg bei Göppingen. Wiederentdeckt als Schriftsteller wurde er von Herder. —» Spener und —»Francke sahen in ihm einen Vorläufer des pietistischen Anliegens der Praxis Pietatis. WEITERE WERKE: Vita ab ipso conscripta. Hrsg. v. Friedrich Heinrich Rheinwald. Berlin 1849. - Teilausgabe in 3 Bdn.

Aner (Christianopolis, F a m a Fraternitatis, C o n f e s s i o Fraternitatis, C h y m n i s c h e H o c h z e i t , T h e o p h i l u s ) . H r s g . v. R i c h a r d van D ü l m e n . Stuttgart 1 9 7 2 / 7 3 . - G e s a m m e l t e S c h r i f t e n . Hrsg. v. W i l h e l m S c h m i d t - B i g g e m a n n . Stuttgart 1994 ff. LITERATUR: G o t t f r i e d M ä l z e r : D i e W e r k e der w ü r t t e m b e r g i schen Pietisten d e s 17. und 18. J a h r h u n d e r t s . Berlin 1972. G u n t e r F r a n z : Z u r B i b l i o g r a p h i e der w ü r t t e m b e r g i s c h e n Pietisten. In: Blätter f ü r w ü r t t e m b e r g i s c h e K i r c h e n g e s c h i c h t e 7 2 ( 1 9 7 2 ) S. 1 8 4 f f . - R i c h a r d van D ü l m e n : D i e U t o p i e einer christlichen G e s e l l s c h a f t . Stuttgart 1978. - Ders.: Α., J. V. In: T R E , B d . 2, 1978, S. 6 8 0 - 6 8 3 . - J. V . A. 1586-1654. Ein universaler Geist des 17. J a h r h u n d e r t s in internationaler Sicht. Vorträge bei den G e d e n k w o c h e n aus A n l a ß seines 4 0 0 . G e b u r t s t a g e s in C a l w , H e r r e n b e r g und Vaihingen an d e r E n z . B a d Liebenzell 1987. - M a r t i n Brecht: J. V . A . und die G e n e r a l r e f o r m a t i o n . In: G e s c h i c h t e d e s P i e t i s m u s . Hrsg. v. M a r t i n B r e c h t . Bd. 1. G ö t t i n g e n 1993, S. 151-166. - C h r i stoph N e e b : Christlicher H a ß w i d e r die Welt. P h i l o s o p h i e und Staatstheorie d e s J. V . A . ( 1 5 8 6 - 1 6 5 4 ) . F r a n k f u r t / M a i n u . a . 1999. Gerhard Schäfer

Andreae,

Karl Christian, M a l e r , * 3 . 2 . 1823 M ü l h e i m / R u h r , t 2 3 . 5 . 1904 H e l e n a b e r g bei S i n z i g / A h r . Α., S o h n eines S e i d e n f a b r i k a n t e n , w a r an der D ü s s e l d o r f e r K u n s t a k a d e m i e S c h ü l e r von Carl F e r d i n a n d S o h n u n d J o hann G o t t f r i e d S c h a d o w , w o 1844 sein erstes g r o ß e s Werk Predigt Petri am Pfingsttag entstand. 1845-49 w a r er in R o m in e n g e r V e r b i n d u n g mit J o h a n n Friedrich —»Overbeck und Peter von C o r n e l i u s u n d schuf etliche r ö m i s c h e Veduten. Seit 1853 war er in Berlin ansässig und m a l t e u. a. ein Porträt seines F r e u n d e s W i l h e l m G r i m m . 1857 ü b e r s i e d e l t e A. n a c h D r e s d e n , g r ü n d e t e 1859 d e n „Verein f ü r kirchliche K u n s t " und w i d m e t e sich fortan vor a l l e m der religiösen Historie n m a l e r e i . E s e n t s t a n d e n zahlreiche Altarbilder f ü r K i r c h e n in S a c h s e n , L i v l a n d und M e c k l e n b u r g , w o er a u c h mit d e r R e s t a u r i e r u n g sakraler B a u t e n betraut w u r d e . Von A . s t a m m e n m e h r als 3 0 0 E n t w ü r f e f ü r K i r c h e n f e n s t e r u n d H o l z schnitte f ü r B u c h i l l u s t r a t i o n e n . 1881 auf den F a m i l i e n s i t z bei S i n z i g z u r ü c k g e k e h r t , schuf A. n e b e n a n d e r e n religiösen M o n u m e n t a l m a l e r e i e n 1886 sein H a u p t w e r k , die F r e s k e n im restaurierten D o m von P é c s in U n g a r n . LITERATUR: M i c h a e l H e y d e r / J o e r g K a i n z m a i e r : Α., Κ. C . In: A K L , Bd. 3, 1992, S. 566. A n d r e a s von Österreich, M a r k g r a f von B u r g a u , B i s c h o f von K o n s t a n z und Brixen, * 1 5 . 6 . 1 5 5 8 B u r g B r e s n i t z ( B ö h m e n ) , f 12. 11. 1600 R o m . A . s t a m m t e aus d e r u n s t a n d e s g e m ä ß e n E h e des E r z h e r z o g s F e r d i n a n d von Ö s t e r r e i c h und der P h i l i p p i n e Welser. Erst n a c h langen B e m ü h u n g e n seines Vaters erreichte er v o m K a i s e r d i e Erlaubnis, d e n Titel „von Ö s t e r r e i c h " tragen zu d ü r f e n und mit H i l f e einer geistlichen L a u f b a h n zu A m t und W ü r d e n zu g e l a n g e n . A . w u r d e 1576 von Papst G r e g o r XIII. z u m Kardinal von S. M a r i a n u o v a e r h o b e n , 1580 z u m K o a d j u t o r d e s B i s t u m s B r i x e n , 1589 z u m B i s c h o f von K o n s t a n z und 1591 a u c h z u m B i s c h o f von B r i x e n e r n a n n t . 1579 w u r d e er G u b e r n a t o r aller o b e r - und v o r d e r ö s t e r r e i c h i schen L a n d e . E r e r w a r b z u d e m d i e W ü r d e eines Abts von R e i c h e n a u , w u r d e P r o p s t von M u r b a c h und L u d e r s (Elsaß) und trug d e n Titel eines M a r k g r a f e n von B u r g a u . N o c h zu L e b z e i t e n seines Vaters ( 1 5 9 3 ) w u r d e A. von d i e s e m d i e l e b e n s l a n g e S t a t t h a l t e r s c h a f t in Vorderösterreich übertragen. 1 5 9 8 / 9 9 w a r er Statthalter d e r s p a n i s c h e n N i e d e r l a n d e . N a c h d e m Konzil von Trient g e h ö r t e A . zu d e n R e f o r m b i s c h ö f e n und r e f o r m i e r t e in K o n s t a n z d i e H o c h s t i f t s - und Diözesanverwaltung. LITERATUR: E d u a r d W i d m o s e r : K a r d i n a l A . von Ö s t e r r e i c h , M a r k g r a f von B u r g a u . In: L e b e n s b i l d e r aus d e m B a y e r i s c h e n S c h w a b e n . B d . 4. H r s g . v. G ö t z Frh. von Pölnitz. M ü n c h e n

1955, S. 2 4 9 - 2 5 9 . - H e i n r i c h B e n e d i k t : B u r g a u , A . M a r k graf v. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 4 3 f. - Josef G e l m i : A . von Österreich. In: L T h K \ Bd. 1, 1993, Sp. 631 f. - R u d o l f Reinhardt: A . von Österreich. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 4 4 8 - 1 6 4 8 ) , 1996, S. 2 1 - 2 3 . A n d r e a s von R e g e n s b u r g , A u g u s t i n e r c h o r h e r r , Historiograph, * 2. H ä l f t e 14. Jh. i m mittleren R e g e n t a l , t bald n a c h 1442 R e g e n s b u r g . A . trat 1401 in das A u g u s t i n e r - C h o r h e r r e n s t i f t St. M a n g bei R e g e n s b u r g ein, in d e m er sein g e s a m t e s weiteres L e b e n verbrachte. 1405 w u r d e er z u m Priester g e w e i h t . Α., einer der f r u c h t b a r s t e n Literaten B a y e r n s im a u s g e h e n d e n Mittelalter, b e s c h ä f t i g t e sich vor a l l e m mit der C h r o n i s t i k . D i e im S i n n e d e s —» M a r t i n von T r o p p a u a n g e l e g t e W e l t c h r o n i k Chronica pontificum et imperatorum Romanorum Schloß er 1422 ab; e i n e s p ä t e r e Ü b e r a r b e i t u n g w u r d e bis 1438 f o r t g e f ü h r t . D i e 1425-28 a n g e f e r t i g t e und s p ä t e r bis 1438 f o r t g e s e t z t e Chronica de principibus terrae Bavarorum steht a m A n f a n g der b a y e r i s c h e n L a n d e s c h r o n i s t i k . Z u ihrer b e a c h t l i c h e n Verbreitung trug d i e Z w e i s p r a c h i g k e i t bei. N e b e n w e r k e b e s c h ä f t i g e n sich mit aktuellen F r a g e n d e r E p o c h e , d a r u n t e r Concilium Constantiense (1422), Concilium provinciale (eine S a m m l u n g von A k t e n d e s R e g e n s b u r g e r K o n z i l s 1 4 1 8 / 1 9 ) , Chronica Hussitarum ( 1 4 2 9 ) und Dialogas de haeresi bohémica (1430). D a s Diarium sexennale bietet t a g e b u c h a r tige A u f z e i c h n u n g e n f ü r d i e J a h r e 1422-27. A m A n f a n g der b a y e r i s c h e n L a n d e s c h r o n i s t i k stehend, übte Α., der d u r c h die u m f a s s e n d e B e s c h ä f t i g u n g mit d o k u m e n t a r i s c h e n Q u e l len und Z e u g e n b e f r a g u n g e n einen Beitrag zur G r u n d l e g u n g der historischen M e t h o d i k leistete, g r o ß e n E i n f l u ß auf d i e N a c h f o l g e r aus. WERKE: G e o r g L e i d i n g e r (Hrsg.): A . von R e g e n s b u r g . S ä m t liche W e r k e . M ü n c h e n 1903. N a c h d r . A a l e n 1969. LITERATUR: H e l m u t Plechl: A . von R e g e n s b u r g . In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 2 3 8 . - P e t e r J o h a n e k : A . von R e g e n s b u r g . In: V L 2 , Bd. 1, 1978, S p . 3 4 1 - 3 4 8 . - C l a u d i a Märtl: Z u r B i o g r a p h i e d e s b a y e r i s c h e n G e s c h i c h t s s c h r e i b e r s A . von R e g e n s burg. In: R e g e n s b u r g und B a y e r n im Mittelalter. R e g e n s b u r g 1987, S. 33-56. - Rolf S p r a n d e l : Z w e i s p r a c h i g e G e s c h i c h t s s c h r e i b u n g im spätmittelalterlichen D e u t s c h l a n d . W i e s b a d e n 1993.

Andresen,

Carl, e v a n g . T h e o l o g e , K i r c h e n h i s t o r i k e r , * 2 8 . 7 . 1909 A g e r s k o v ( D ä n e m a r k ) , t 2 1 . 6 . 1 9 8 5 Göttingen. N a c h B e e n d i g u n g des S t u d i u m s der e v a n g . T h e o l o g i e n a h m A . 1934 e i n e Pfarrstelle in S ö r u p im K r e i s F l e n s b u r g an. 1948 g i n g er als S e e l s o r g e r an d i e Universitätsklinik in Kiel. Dort w u r d e er 1951 z u m D r . theol. p r o m o v i e r t und 1953 Privatdozent für Kirchengeschichte und Christliche Archäologie. 1956 folgte A . e i n e m R u f als o. Prof. f ü r N e u e s Tes t a m e n t , Patristik und C h r i s t l i c h e A r c h ä o l o g i e n a c h M a r burg. Seit 1961 lehrte er in G ö t t i n g e n K i r c h e n g e s c h i c h t e und C h r i s t l i c h e A r c h ä o l o g i e . A . v e r ö f f e n t l i c h t e zahlreiche U n t e r s u c h u n g e n zur Alten K i r c h e und g a b ein Handbuch der Dogmen- und Theologiegeschichte (3 B d e . , 1980-84) heraus. WEITERE WERKE: L o g o s und N o m o s . D i e P o l e m i k d e s K e l s o s w i d e r d a s C h r i s t e n t u m . Berlin 1955. - E i n f ü h r u n g in die christliche A r c h ä o l o g i e . G ö t t i n g e n 1971. - Die Kirc h e n der alten Christenheit. Stuttgart 1971. LITERATUR: E k k e h a r d M ü h l e n b e r g : C. A . In: J a h r b u c h der A k a d e m i e der W i s s e n s c h a f t e n zu G ö t t i n g e n 1986, S. 122-128. - Ders.: A „ C. In: L T h K 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 635.

Aner,

Karl, e v a n g . T h e o l o g e , K i r c h e n h i s t o r i k e r , * 1 1 . 4 . 1 8 7 9 G r e i z ( T h ü r i n g e n ) , t 8 . 6 . 1933 Kiel. A . studierte e v a n g . T h e o l o g i e in L e i p z i g , G r e i f s w a l d und J e n a . 1900 w u r d e er L e h r e r a m Internat in K ö n i g s f e l d in B a d e n , 1901 Hilfsgeistlicher in G e r a , 1905 G y m n a s i a l o b e r -

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Angehrn lehrer in Essen und 1912 Pfarrer in Berlin-Charlottenburg. Anschließend lehrte er seit 1923 als Privatdozent und von 1929 an als a. o. Prof. Kirchengeschichte an der Univ. Halle/ Saale. 1930 wurde A. als o. Prof. der Kirchengeschichte an die Univ. Kiel berufen. In Forschung und Lehre beschäftigte er sich hauptsächlich mit der neueren Geschichte des Protestantismus und mit der Zeit der Aufklärung. Sein Hauptwerk ist Die Theologie der Lessingzeit ( 1929). WEITERE WERKE: Gottfried Plouquets Leben und Lehren. Halle 1909. Nachdr. Hildesheim 1999. - R o m und die deutsche Religion. Berlin-Schöneberg 1912. - Bismarck. Sein Wesen und sein Werk. Ein deutsches Volksbuch. Berlin 1915. - Das Luthervolk. Ein Gang durch die Geschichte der evangelischen Frömmigkeit. Tübingen 1917. LITERATUR: Matthias Wolfes: Α., Κ. In: B B K L , Bd. 18, 2001, Sp. 70-87.

A n g e h r n , Beda, Taufname: Johann Konrad Beda, Fiirstabt von St. Gallen, * 7. 12.1725 Hagenwil (Kt. St. Gallen), t 1 9 . 5 . 1 7 9 6 St. Gallen. Der Sohn eines Wundarztes und Vetter Benedikt Maria —>A.s besuchte die Jesuitenschule in Konstanz und die Klosterschule St. Gallen. Dort legte A. 1744 das Gelübde ab und wurde 1749 zum Priester geweiht. Anfangs unterrichtete er selber an der Klosterschule, wurde dann aber zum Statthalter und Prior des zu St. Gallen gehörenden Klosters St. Johann im Thurtal ernannt. 1767 wurde A. vom Ordenskapitel zum Fürstabt von St. Gallen gewählt. Als solcher bemühte er sich besonders um die Verbesserung der wissenschaftlichen Einrichtungen des Klosters. Er entfaltete aber auch eine rege Bautätigkeit ohne Rücksicht auf die Finanzlage des Klosters. Darüber und Uber selbstherrliches Gebaren des Fürstabtes A. bis vor den Papst gebrachte Klagen jüngerer Ordensleute blieben zunächst erfolglos. Bei einem 1794 erfolgten förmlichen Aufstand seiner Mitbrüder jedoch verlor A. seine Stelle. LITERATUR: Joseph Müller: Β. Α., Abt von St. Gallen. Gossau 1920. - Johannes Duft: Die Glaubenssorge der Fürstäbte von St. Gallen im 17. und 18. Jahrhundert. Leipzig 1944, S. 7 9 f . , 269-280, 396 f. - Otto Feger: Α., Β. In. N D B , Bd. 1, 1953, S. 288. - Peter Ochsenbein: Α., Β. In: L T h K \ Bd. 1, 1993, Sp. 645 f. A n g e h r n , Benedikt Maria, T a u f n a m e : Franz Josef, Benediktinerabt, * 1 5 . 6 . 1 7 2 0 Hagenwil (Kt. St. Gallen), t 2 4 . 7 . 1787 Neresheim (Württemberg). Α., Vetter des St. Gallener Fürstabts Beda —»A., trat nach dem Studium in St. Gallen und Dillingen in das Benediktinerstift Neresheim in Württemberg ein und wurde 1755 zu dessen Abt gewählt. Durch Beilegung eines alten Streits mit d e m Fürstenhaus Oettingen-Wallerstein erreichte er die Anerkennung von Neresheim als unmittelbares freies Reichsstift. A. betrieb die Fertigstellung der Stiftskirche und bemühte sich um die Verbesserung des Schulwesens und der Verwaltung seines Stifts. 1766-72 war er Visitator und 1772-78 Präses in Augsburg, 1773-77 Administrator von Fultenbach. 1778 wurde A. vom Reichshofrat in Wien zum Administrationsassistenten von St. Ulrich und A f r a in Augsburg ernannt. 1774-77 stand der aufgeklärte Theologe Benedikt Maria —> Werkmeister als Sekretär in seinen Diensten. LITERATUR: Paulus Weißenberger: Β. Μ. A. - der Werdegang des Bauherrn. In: Die Abteikirche Neresheim als Ausdruck benediktinischer Geistigkeit. Hrsg. v. Hermann Tüchle. Neresheim 1975, S. 271-336. - Ders.: Der Heimgang des Reichsprälaten Β. Μ. A. v. Neresheim (1787). In: Jahrbuch des Vereins f ü r Augsburger Bistumsgeschichte 13 (1979) S. 86-117. - Norbert Stoffels: Β. M. In: LThK 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 646.

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A n g e l o c r a t e r , Daniel, eigentl. Daniel Engelhardt, reformierter Theologe, * 19. 10. 1569 Korbach (Waldeck), t 3 0 . 7 . 1 6 3 5 Kothen (Anhalt) (?). A. studierte 1 5 8 8 / 8 9 Theologie in Marburg und in Franeker in den Niederlanden. Anschließend begleitete er als Hofmeister zwei j u n g e Adlige an die Universitäten Marburg und Helmstedt. 1594 geriet er nach der Rückkehr in seine Waldecker Heimat wegen seines reformierten Glaubens in Zwist mit seinem Vater. Er ging nach Genf, fand dann Unterschlupf bei einem ehemaligen Zögling und erhielt eine Anstellung am G y m n a s i u m in Stade. 1597-1606 wirkte A. als Pfarrer in verschiedenen hessischen Gemeinden führend an der reformierten Kirchenreform von Hessen-Kassel unter d e m Landgrafen —> Moritz mit. Er wurde vom Landgrafen 1607 zum Archidiakon und 1614 z u m Superintendenten von Marburg ernannt. Nach d e m Einfall der Truppen des Landgrafen von Hessen-Darmstadt war A. 1624 wie alle reformierten Prediger zur Flucht gezwungen. 1626 verlor er als Pfarrer von Gudensberg in Niederhessen seine gesamte Habe an die plündernden Truppen Tillys. 1626 zog A. als Beisitzer des Konsistoriums nach Kassel und 1627 als Superintendent nach Kothen. LITERATUR: V D 16, E 1228 f. - V D 17. - Heppe: Α., D. In: A D B , Bd. 1, 1875, S. 453. A n g e l s p r u g g e r , Cölestin, Zisterzienser, Abt, * Augsburg, t 2 6 . 9 . 1 7 8 3 Kaisheim. Der Sohn eines Lebzelters wurde 1771 zum Abt der Zisterzienserabtei Kaisheim gewählt und im Auftrag des Generalabts in Ordensangelegenheiten zu König Ludwig XVI. nach Frankreich gesandt. 1773 wurde er Mitglied der kurpfälzischen A k a d e m i e der Wissenschaften zu Mannheim. 1774 erhielt er den Titel eines Wirklichen Geheimen Rats. Seit 1779 Generalvikar für Oberdeutschland, belebte A. die Studien seines Klosters durch den Ausbau der Bibliothek und die Einrichtung einer physikalischen S a m m l u n g sowie eines naturhistorischen Kabinetts. A n g e l u s S i l e s i u s , eigentl. Johannes Scheffler, Dichter, Kontroversschriftsteller, * 25. 12.1624 Breslau, t 9 . 7 . 1677 Breslau. Der Sohn eines in Breslau ansässigen wohlhabenden polnischen Adligen besuchte 1636-43 das Breslauer ElisabethG y m n a s i u m , wo er durch den Rhetorikprofessor Christoph Koeler in die Prinzipien der neuen opitzianischen Poetik eingeführt wurde. 1643 ging er zum Studium der Medizin und des Staatsrechts nach Straßburg, 1644 nach Leiden, 1647 nach Padua, wo er 1648 zum Doktor der Philosophie und der Medizin promoviert wurde. 1649 erhielt er am lutherisch-orthodoxen Herzogshof von Oels (Niederschlesien) eine Anstellung als Hof- und Leibmedicus und fand 1650 Anschluß an den in der N ä h e wohnenden Landadligen Abraham von -> Franckenberg. In dessen Freundeskreis wurde er mit der mystischen Theologie, mit Theosophie und Alchemie in der Nachfolge Jacob —> B ö h m e s vertraut. Nach d e m Tod Franckenbergs und Streitigkeiten mit d e m H o f prediger von Oels wegen Druckverbots für eine kleine Anthologie mit Mystikertexten gab er sein H o f a m t auf, wurde Arzt im katholischen St. Mathias-Stift in Breslau, bekannte sich 1653 öffentlich zur kath. Kirche und nannte sich fortan Johannes Angelus Silesius, d . h . Gottes Bote aus Schlesien. Kaiser Ferdinand III. ehrte ihn durch Verleihung des Titels Kaiserlich-königlicher Hofmedicus. Von der Zensur unangefochten, publizierte er 1657 seine religiösen Dichtungen, die ihn berühmt machten: die Geistreichen Sinn- und Schlußreime, die in fünf Büchern in Wien erschienen und in der zweiten, um das 6. Buch erweiterten Auflage (1675) den Titel Cherubinischer Wandersmann erhielten, und - als seraphisches Gegenstück zu den Epigrammen - seine S a m m l u n g von Andachtsliedern Heilige See-

Anhorn Unlust Oder Geistliche Hirten-Lieder Der in jhren JESUM verliebten Psyche (mit M e l o d i e n von G e o r g J o s e p h ) . Seit der K o n v e r s i o n stellte er sich in den D i e n s t d e r R e k a t h o lisierung Schlesiens, die er m i t 5 5 s c h a r f e n Streitschriften g e g e n d i e P r o t e s t a n t e n zu b e f ö r d e r n suchte; 3 9 d i e s e r S c h r i f t e n g a b er n o c h in s e i n e m T o d e s j a h r g e s a m m e l t heraus ( E c c l e s i o l o g i a Oder Kirche-Beschreibung, 1677). S e i n e geistlichen D i c h t u n g e n von 1657 sind indes von K o n f e s s i o n s p o l e m i k frei. A. S. beschreitet d i e beiden traditionellen W e g e der m y s t i s c h e n A n n ä h e r u n g an G o t t u n d der Vereinig u n g m i t i h m : den a f f e k t i v e n W e g ü b e r die S i n n e (Heilige Seelenlust), den spekulativen Weg über die schlußfolgernde R e f l e x i o n ( C h e r u b i n i s c h e r Wandersmann). D i e 1676 E p i g r a m m e d e s Cherubinischen Wandersmann sind e i n e A n leitung zur s c h a r f s i n n i g e n G o t t e s s p e k u l a t i o n . Sie enthalten, so der D i c h t e r in d e r Vorrede, viele „ s e l t z a m e p a r a d o x a " o d e r s c h e i n b a r „ w i d e r s i n n i g e R e d e n " , d e n e n m a n aber nicht einen „ v e r d a m m l i c h e n S i n n " unterstellen d ü r f e ; alle s e i n e A u s s a g e n ü b e r d a s W e s e n G o t t e s oder die Vereinigung mit G o t t seien in der m y s t i s c h e n T h e o l o g i e seit —> J o h a n n e s T a u ler u n d J o h a n n R u i s b r o e k vorgebildet, u n d d e r L e s e r sollte wissen, d a ß G o t t und M e n s c h „nicht von N a t u r / s o n d e r n a u ß G e n a d e " gleich und eins seien. Für d i e s c h a r f s i n n i g e R e d e , die in u n v e r e i n b a r e n G e g e n s ä t z e n concettistisch z u m E r f a s s e n eines h ö h e r e n S i n n z u s a m m e n h a n g s anreizt, f a n d A . S. in der Zweiteiligkeit des A l e x a n d r i n e r v e r s e s d i e ang e m e s s e n e schlichte F o r m f ü r ein a b w e c h s l u n g s r e i c h e s p o e tisches Spiel, d a s R e k r e a t i o n und A n d a c h t verbindet, w i e schon d e r W i e n e r Z e n s o r , der D i c h t e r N i c o l a u s Avancini, feststellte. F ü r den a f f e k t i v e n W e g in d e n L i e d e r z y k l e n bot i h m d i e m y s t i s c h e Tradition d e r J e s u s m i n n e s o w i e d e r e n z e i t g e m ä ß e A k t u a l i s i e r u n g bei —> S p e e u n d —> K h u e n d i e Vorbilder; im Z e n t r u m steht d i e S e e l e in ihrem L i e b e s v e r l a n g e n n a c h Jesus, in d e m d i e S c h ö n h e i t G o t t e s m e n s c h l i c h e G e s t a l t a n g e n o m m e n hat. Hier w i e a u c h in der Sinnlichen Beschreibung der Vier letzten Dinge ( 1 6 7 5 ) w e n d e t A. S. d i e I m a g i n a t i o n s technik der Geistlichen Übungen des Ignatius von L o y o l a an, u m d i e E i n b i l d u n g s k r a f t d e s L e s e r s in B e w e g u n g zu setzen. D e r Cherubinische Wandersmann hat stets d a s I n t e r e s s e d e r P h i l o s o p h e n ( - > Leibniz, —> Hegel, S c h o p e n h a u e r ) und D i c h ter ( R o m a n t i k e r , G . Keller, E x p r e s s i o n i s t e n ) g e f u n d e n , d i e L i e d e r der Heiligen Seelenlust w u r d e n in g r o ß e r Z a h l von —» F r e y l i n g h a u s e n in das G e s a n g b u c h der H a l l e n s e r Pietisten ü b e r n o m m e n , e i n i g e g e h ö r e n bis h e u t e z u m L i e d g u t b e i d e r Konfessionen. WEITERE WERKE: B o n u s C o n s i l i a r i u s . B r e s l a u 1643. Christliches E h r e n g e d ä c h t n i ß d e s H e r r n A b r a h a m von F r a n c k e n b e r g . O e l s 1652. - K ö s t l i c h e E v a n g e l i s c h e Perle. G l a t z 1676 (Übers.). - S ä m t l i c h e P o e t i s c h e W e r k e in 3 B ä n d e n . H r s g . v. H a n s L u d w i g H e l d . M ü n c h e n 3 1 9 4 9 - 5 2 . C h e r u b i n i s c h e r W a n d e r s m a n n . Kritische A u s g a b e der E d i tion von 1675. Hrsg. v. L u i s e G n ä d i n g e r . Stuttgart 1984. LITERATUR: E r n s t O t t o Reichert: J o h a n n e s S c h e f f l e r als Streittheologe. G ü t e r s l o h 1967. - H u g o F ö l l m i : C z e p k o und Scheffler. Z ü r i c h 1968. - G e o r g Stenger: O h n e W a r u m . Versuch einer P h ä n o m e n o l o g i e des U n g r u n d e s im A n s c h l u ß an d e n „ C h e r u b i n i s c h e n W a n d e r s m a n n " von A . S. Essen 1990. Dieter

Breuer

A n g e r , Christian Ernst, luth. T h e o l o g e , * 7 . 4 . 1 7 8 6 G r ä n i t z bei F r e i b e r g ( S a c h s e n ) , t 1 1 . 8 . 1 8 5 0 B l a n k e n h a i n (Thüringen). Α., S o h n eines P f a r r e r s a u s d e m E r z g e b i r g e , i m m a t r i k u l i e r t e sich 1804 an d e r U n i v . Leipzig, n a h m a b e r bald ein T h e o l o g i e s t u d i u m in W i t t e n b e r g auf, d a s er 1807 als M a g i s t e r a b s c h l o ß . N a c h z w e i j ä h r i g e r T ä t i g k e i t als H a u s l e h r e r erhielt er 1810 d i e Pfarrstelle von K a r l s f e l d im s ä c h s i s c h e n E r z g e birge. Dort k ü m m e r t e er sich u m d i e sozialen P r o b l e m e d e r

B e v ö l k e r u n g und f o r d e r t e d e n K a r t o f f e l a n b a u . 1815 übersiedelte er als P f a r r e r n a c h Weltwitz bei N e u s t a d t / O d e r und g r ü n d e t e dort einen „ w i s s e n s c h a f t l i c h - h o m i l e t i s c h e n Predig e r v e r e i n " . 1827 w u r d e A . E p h o r u s der D i ö z e s e und O b e r p f a r r e r d e r Stadt B l a n k e n h a i n in T h ü r i n g e n . Er w a r Verfasser zahlreicher t h e o l o g i s c h e r A b h a n d l u n g e n und v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. ein Archiv für Zeitpredigten. A n g e r , R u d o l f , e v a n g . T h e o l o g e , * 2 . 6 . 1806 D r e s d e n , t 10. 10. 1866 B a d Elster ( S a c h s e n ) . D e r S o h n eines D r e s d n e r S t a d t s c h u l r e k t o r s b e g a n n 1824 in L e i p z i g ein S t u d i u m der P h i l o s o p h i e und d e r e v a n g . T h e o logie. A. w u r d e dort 1829 z u m D o k t o r d e r P h i l o s o p h i e und 1830 z u m Lizentiaten d e r T h e o l o g i e p r o m o v i e r t . N a c h der 1845 erfolgten P r o m o t i o n z u m D o k t o r d e r T h e o l o g i e w u r d e er 1846 z u m a. o., 1856 z u m o. Prof. d e r P h i l o s o p h i e und der T h e o l o g i e b e r u f e n . S e i n e Vorlesungen b e h a n d e l t e n nah e z u alle t h e o l o g i s c h e n F ä c h e r . M i t seinen S t u d e n t e n bildete A . in j e d e m S e m e s t e r zwei „ e x e g e t i s c h e G e s e l l s c h a f t e n " zur A u s l e g u n g d e s A l t e n und d e s N e u e n T e s t a m e n t s . E i n e von f r ü h e r e n S c h ü l e r n g e g r ü n d e t e S t i f t u n g f ü r S t u d i e r e n d e der Theologie wurde nach ihm „Angerstiftung" benannt. LITERATUR: L e c h l e r : Α., R. In: A D B , Bd. 1, 1875, S. 4 5 8 f. A n g i l b e r t , Staatsmann, Dichter, * um 750, t 1 8 . 2 . 8 1 4 . A . w u c h s , aus v o r n e h m e r F a m i l i e s t a m m e n d , als S c h ü l e r - » A l k u i n s a m f r ä n k i s c h e n Hof auf. E r w a r F r e u n d und politischer B e r a t e r Karls d e s G r o ß e n und hatte mit dessen T o c h t e r B e r t h a z w e i u n e h e l i c h e S ö h n e , H a m i d und d e n Ges c h i c h t s s c h r e i b e r Nithard. 7 8 2 begleitete A . Pippin, d e n z u m K ö n i g von Italien e r h o b e n e n vierjährigen S o h n Karls, in sein n e u e s R e i c h . 7 9 2 , 7 9 4 und 7 9 6 w u r d e er von Karl mit w i c h tigen B o t s c h a f t e n z u m P a p s t entsandt. 8 0 0 n a h m A . in R o m an der K r ö n u n g Karls teil. 811 u n t e r z e i c h n e t e er als Z e u g e die B e s t i m m u n g e n Karls ü b e r sein V e r m ä c h t n i s an d i e Kirche. 7 9 0 verlieh ihm Karl d a s Kloster C e n t u l a (St. R i q u i e r bei A m i e n s ) als L a i e n a b t , d a s er e r w e i t e r t e und g r o ß z ü g i g ausstattete. D e s s e n M ö n c h e verehrten A. später als Heiligen. E r lebte h a u p t s ä c h l i c h in A a c h e n und w a r M i t g l i e d der H o f a k a d e m i e , in der er seiner G e d i c h t e w e g e n H o m e r g e n a n n t w u r d e . U n s i c h e r ist s e i n e U r h e b e r s c h a f t d e s in B r u c h s t ü c k e n erhaltenen G e d i c h t s Carolus Magnus et Leo papa. AUSGABEN: M G H . P L 1, S. 7 5 f „ 3 5 5 - 3 6 6 , 4 1 3 - 4 2 5 . M G H . E p 4, S. 2 3 6 f., 2 4 6 ff. - Institutio d e diversitate. In: C o r p u s C h r i s t i a n o r u m . C o n t i n u a t i o M e d i a e v a l i s 1, S. 2 8 3 - 3 0 3 . LITERATUR: J o h a n n e s B ü h l e r : A . In: N D B , B d . 1, 1953, S. 2 9 4 . - Dieter Schaller: A . v. St. R . In: V L 2 , B d . 1, 1978, S p . 3 5 8 - 3 6 3 . - R a y m u n d K o t t j e : A . In: L T h K \ Bd. 1, 1993, Sp. 658. A n h o r n , Bartholomäus, schweizer, reformierter Theologe, Politiker, * 1 . 7 . 1 5 6 6 Fläsch (Kt. G r a u b ü n d e n ) , t 1640 G a i s (Kt. A p p e n z e l l ) . Α., der S o h n eines S ä c k e l m e i s t e r s , w u r d e n a c h d e m Stud i u m der T h e o l o g i e in C h u r und Z ü r i c h in d i e b ü n d n e r i s c h e r e f o r m i e r t e S y n o d e a u f g e n o m m e n . 1587-97 versah er d a s P f a r r a m t in s e i n e m G e b u r t s o r t Fläsch, bis 1621 in M a i e n feld. A . n a h m aktiven Anteil an der R e f o r m a t i o n in d e n „Vier D ö r f e r n " ; er w i r k t e an d e m Z u s t a n d e k o m m e n d e r L a n d e s r e f o r m und d e s B ü n d n i s s e s mit Venedig ( 1 6 0 3 ) mit, m u ß t e 1621 bei d e r I n v a s i o n d e r H a b s b u r g e r in d i e E i d g e n o s s e n s c h a f t fliehen und verließ 1622 e n d g ü l t i g seine H e i m a t . 1623 w u r d e er P f a r r e r v o n Speicher, d a n a c h von Gais. Α . betätigte sich als G e s c h i c h t s s c h r e i b e r und v e r f a ß t e u. a. d e n in F o r m eines T a g e b u c h s g e s c h r i e b e n e n und erst 1873 h e r a u s g e g e b e nen Graw-Pänter-Krieg. LITERATUR: V D 17. - F r a n z G e o r g M a i e r : Α., Β. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 2 9 7 . - Erich W e n n e k e r : Α., Β. In: B B K L , B d . 15, 1999, Sp. 28-30.

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Anna Anna Sophie,

Landgräfin von Hessen-Darmstadt, Äbtissin in Quedlinburg, Dichterin, * 17. 1 2 . 1 6 3 8 , t 13.12. 1683 Quedlinburg. A. S. wuchs als Tochter des Landgrafen Georg II. von Hessen-Darmstadt und einer Wettinerin in einem streng luth. Haus auf. 1656 wurde sie Pröpstin des Stiftes Quedlinburg und gab 1658 ein Andachtsbuch mit 32 selbstverfaßten Liedern heraus, von denen viele (Jesu stärke meinen Glauben u.a.) später in evang. Gesangbücher eingingen. Von 1680 bis zu ihrem Tod war A. S. Äbtissin von Quedlinburg. WEITERE WERKE: Der treue Seelenfreund Christus Jesus mit nachdenklichen Sinngemälden, anmutigen Lehrgedichten und neuen geistreichen Gesängen. Jena 1658, 2 1 6 7 5 . LITERATUR: V D 17. - P. Pressel: A. S. In: A D B , Bd. 1, 1875, S. 4 6 9 .

Anna,

Gräfin von Stolberg, Äbtissin von Quedlinburg, t 4.3.1574. A. wurde mit dreizehn Jahren v o m Kapitel zur Äbtissin von Quedlinburg gewählt. Im Februar 1515 wurde die Wahl von Papst L e o X. und im Oktober 1516 von Kaiser Maximilian I. bestätigt. A . s Pläne, in Quedlinburg die Reformation einzuführen, scheiterten am kath. Herzog —> Georg von Sachsen, dem Schutzherrn des Stifts. N a c h dessen Tod 1539 und dem Übertritt seines Nachfolgers z u m Protestantismus konvertierte auch A. und führte mit Hilfe des Stoiberger Superintendenten Tileman Platner in Quedlinburg die Reformation durch. 1540 erfolgte die erste Visitation der Kirchen in Quedlinburg. Auf —> Luthers und —> Melanchthons Rat hin legte A. die beiden Stadtschulen zusammen und stellte ihnen das ehemalige Franziskanerkloster zur Verfügung. LITERATUR: Friedländer: A. In: A D B , Bd. 1, 1875, S. 4 6 8 f .

Anna Dorothea,

Prinzessin von Sachsen-Weimar, Äbtissin von Quedlinburg, * 12. 11. 1657, t 2 4 . 6 . 1704 Quedlinburg. A. D. wirkte im Stift Quedlinburg bis 1684 als Dechantin, wurde dann zur Äbtissin gewählt und nach der Bestätigung durch den Kaiser 1685 feierlich in ihr A m t eingeführt. Kurz nach d e m Antritt ihrer Herrschaft regelte sie die bisher v o m Kurfürsten von Sachsen ausgeübte Schutzherrschaft über das Stift in e i n e m Konkordienrezeß neu. 1697 verkaufte Kurfürst Friedrich August von Sachsen das Stift ohne Wissen der Äbtissin an Brandenburg. Die Weigerung der Äbtissin, Brandenburg als Schutzherrschaft anzuerkennen, führte zur militärischen Besetzung von Quedlinburg, das den neuen Herren letztlich gezwungenermaßen huldigte. LITERATUR: R. Janicke: A. D. In: A D B , Bd. 1, 1875, S. 4 7 0 .

Anna Amalia,

Prinzessin von Preußen, Äbtissin von Quedlinburg, * 9 . 1 1 . 1 7 2 3 Berlin, f 3 0 . 9 . 1 7 8 7 Berlin. Die jüngste Schwester Friedrichs II. wurde 1744 Koadjutorin und 1755 Äbtissin des protestantischen Stiftes Quedlinburg. Neben der Wissenschaft galt A. A . s Interesse der Musik: Sie nahm seit 1758 Unterricht in Musiktheorie und Komposition bei Johann Philipp Kirnberger, komponierte Choräle, Kantaten, geistliche Lieder, weltliche Vokalmusik s o w i e Instrumentelmusik und trug seit 1740 eine Musikaliensammlung zusammen, die später als „Amalien-Bibliothek" an die Preußische Staatsbibliothek gelangte. LITERATUR: Georg von Dadelsen: Α . A . In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 301. - Bettina Brand u.a. (Hrsg.): Komponistinnen in Berlin. Berlin 1987, S. 5-14. - Joachim Jaenecke: Α. A. In: M G G 2 P , Bd. 1, 1999, Sp. 7 4 4 - 7 4 7 . - Darreil Berg: Α. A. In: N G r o v e D , Bd. 1, 2 2 0 0 1 , S. 6 8 9 f.

Anna

von Munzingen, Mystikerin, erwähnt 1316-27. A. stammte aus einer Patrizierfamilie in Freiburg/Breisgau und war 1316-27 nachweislich Priorin des dortigen D o m i nikanerinnenklosters. Sie beschrieb 1318 in einem als Chronik der Anna von Munzingen bekannten Buch die Lebens-

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geschichten von 37 ihrer Mitschwestern. Damit hinterließ sie eine wichtige Quelle für das Verständnis der Mystik des 13. und 14. Jahrhunderts. Eine 1433 geschaffene Abschrift des verschollenen Originals der Chronik befindet sich im Stadtarchiv Freiburg.

Annegarn,

Joseph, kath. T h e o l o g e , Pädagoge, * 13.10. 1794 Ostbevern (Westfalen), t 8 . 7 . 1843 Braunsberg (Ostpreußen). Nach d e m Studium der Theologie und Philosophie in Münster (seit 1819) war A. Vikar und Lehrer an der dortigen Normalschule. 1830 trat er eine Pfarrstelle in S e l m an und ging 1836 als Prof. der Kirchengeschichte an das Lyceum Hosianum in Braunsberg in Ostpreußen. Er verfaßte neben Lehrbüchern für die Volksschule, Gebetbüchern, Geographiehandbüchern für den Unterricht und einem Lehrbuch der Patrologie eine Allgemeine Weltgeschichte für die katholische Jugend und Erwachsene (8 Bde., 1827-29). WEITERE WERKE: Handbuch der Geographie für die Jugend. 3 Bde., Münster 1834. 3., verm. und verb. Aufl. Münster 1843. - Handbuch der Patrologie. Münster 1839. - Geschichte der christlichen Kirche. 3 Tie., Münster 1 8 4 2 / 4 3 . LITERATUR: Anneliese Triller: Α., J. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 303.

Anno,

Bischof von Freising, t 9. 1 0 . 8 7 5 . Der vermutlich einem bayerischen Adelsgeschlecht entstammende A. wurde 8 5 4 zum Bischof von Freising gewählt und empfing, von Kaiser Ludwig d e m Deutschen bestätigt, 855 die B i s c h o f s w e i h e . Er vermehrte den Besitz des Bistums und erweiterte die Handelsbeziehungen durch den Erwerb der Donauhäfen Teugn und Lengfeld. A. war ein Gegner des Slawenmissionars Methodios und mußte sich für dessen zweieinhalbjährige Gefangensetzung beim Papst persönlich verantworten. 868 nahm er an der Synode von Worms teil. In Freising machte A. sich besonders um das kulturelle Leben verdient, förderte die Schreibschule und den Ausbau der Dombibliothek, die Musik und den Orgelbau. 8 7 3 bat ihn Papst Johannes VIII., ihm eine Orgel und einen Lehrer für Orgelbau und Orgelspiel nach R o m zu schicken. LITERATUR: Kurt Becher: Α., Bischof v. Freising. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 3 0 4 . - J o s e f Maß: Das Bistum Freising in der späten Karolingerzeit. Die B i s c h ö f e A . ( 8 5 4 - 8 7 5 ) , Arnold ( 8 7 5 - 8 8 3 ) und Waldo ( 8 8 4 - 9 0 6 ) . München 1969.

Anno II.

von Steusslingen, Erzbischof von Köln, * um 1010 vermutlich (Alt-)Steußlingen (Schwäbische Alb), t 4 . 1 2 . 1 0 7 5 Köln. Α., ein schwäbischer Adliger, war Schüler und Lehrer der Bamberger D o m s c h u l e und wurde von Heinrich III. zum Hofkaplan, Propst von Goslar und 1056 z u m Erzbischof von Köln ernannt. Nach d e m Tod des Kaisers wurde ihm mit der Regentin Kaiserin A g n e s die Vormundschaft Uber den minderjährigen Heinrich IV. übertragen. 1062 bemächtigte sich A. im Staatsstreich von Kaiserswerth der Person des jungen Kaisers und damit der Herrschaft über das Reich. Er scheiterte jedoch am Widerstand der Fürsten und mußte 1063 seine Macht an —»Adalbert von Bremen abtreten. A u f den Synoden von Augsburg (1062) und Mantua (1064) hatte A. Anteil an der Anerkennung Alexanders II. als Papst und an der Uberwindung des Schismas von 1061. Nach dem Sturz Adalberts trat er 1066 wieder in den Reichsdienst. 1074 konnte er einen Aufstand der Kölner Bürger g e g e n sein R e g i m e niederschlagen. A. gründete zahlreiche Stifte und Klöster, bemühte sich um eine Klosterreform und wurde 1183 heiliggesprochen. LITERATUR: Theodor Lindner: Der heilige Α., Erzbischof von Köln. Leipzig 1869. - Friedrich Wilhelm Oedinger: A. In: N D B , Bd. 1. 1953, S. 3 0 4 - 3 0 6 . - Georg Jenal: Erzbischof Α. II. von Köln ( 1 0 5 6 - 7 5 ) und sein politisches Wirken. 2 Bde., Stuttgart 1 9 7 4 / 7 5 . - Monumenta Annonis. Köln

Anselm 1975 (Ausstellungskatalog). - Rhabus Haacke: Α. II. von Köln/Annolied. In: TRE, Bd. 2, 1978, S. 755-759. - Theodor Schieffer/Günther Binding: Α. II. In: LexMA, Bd. 1, 1980, Sp. 666 f. - Hugo Stehkämper: Α. II. In: LThK 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 698. A n n o n i , Hieronymus, auch d'Annone, Annone, schweizer. Pietist, Theologe, Liederdichter, * 12.9. 1697 Basel, t 10.10. 1770 Muttenz bei Basel. Der Sohn eines Basler Uhrmachers und Ratsherrn war nach dem Studium in seiner Heimatstadt in Schaffhausen als Hauslehrer tätig. Dort wurde er durch den Theologen Johann Konrad Ziegler für den Pietismus gewonnen. Auf einer Reise durch die Schweiz, Holland und Deutschland knüpfte er weitere Verbindungen zu den pietistischen Kreisen. A. versah an verschiedenen Orten den Pfarrdienst und ging 1747 als Pastor nach Muttenz bei Basel. Dort hielt er in seinem Privathaus Versammlungen und Erbauungsstunden ab und wurde so zum Wegbereiter des Basler Pietismus. 1756 gründete er unter dem Namen „Gesellschaft von guten Freunden" eine christliche Erbauungsgemeinschaft, die Vorläuferin der 1780 von Johann August —> Urlsperger in Basel ins Leben gerufenen „Deutschen Christentumsgesellschaft". A. war Verfasser zahlreicher pietistischer Kirchenlieder (u.a. Wer will ein Streiter Jesu sein ...). WEITERE WERKE: Erbaulicher Christenschatz oder 300 Lieder, gesammelt aus verschiedenen schönen Gesangbüchern, zum Gebrauch heilsbegieriger Seelen. Basel 1739, 7 1777. Heiliges Kinderspiel oder erbauliche Fragen. Basel 1747. LITERATUR: VD 17. - Rudolf Dellsperger: Der Pietismus in der Schweiz. In: Geschichte des Pietismus. Hrsg. v. Martin Brecht u.a. Bd. 2. Göttingen 1995, S. 588-616, bes. S. 606f. A n r i e h , Gustav Adolf, evang. Theologe, * 2.12.1867 Runzenheim (Elsaß), t 13.11. 1930 Tübingen. Α., Sohn eines elsässischen Pfarrers, studierte in Straßburg, Marburg und Berlin evang. Theologie, erhielt 1894 die Pfarrstelle von Lingolsheim im Unterelsaß und eine Privatdozentur an der Univ. Straßburg. Er habilitierte sich dort im gleichen Jahr für Kirchengeschichte und wurde 1903 a.o. und 1914 o. Professor. Nach der Rückkehr des Elsaß zu Frankreich folgte A. 1919 einem Ruf an die Univ. Bonn und lehrte seit 1924 in Tübingen. 1924-30 stand er dem „Wissenschaftlichen Institut der Elsaß-Lothringer im Reich" an der Univ. Frankfurt/Main vor. A.s Hauptforschungstätigkeit galt der alten Kirche, dem Mysterienwesen, dem Heiligenkult und der Kirchen- und Reformationsgeschichte des Elsaß. WERKE: Das antike Mysterienwesen in seinem Einfluß auf das Christentum. Göttingen 1894. Nachdr. Hildesheim 1990. - Die evangelische Kirche in Elsaß-Lothringen nach Vergangenheit und Gegenwart. Berlin 1913. LITERATUR: R e d . : Α . , G . A . I n : N D B , B d . 1, 1953, S . 3 0 6 . -

Hermann Ehmer: Α., G. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 512. A n s b e r t , Geschichtsschreiber, t Ende 12. Jh. Der Name dieses österr. Klerikers und kaiserlichen Kanzleibeamten ist nur durch eine Notiz aus der ersten Hälfte des 14. Jh. bekannt. A. verfaßte mit seiner nach 1190 fertiggestellten Historia de expeditione Friderici imperatoris, edita a quodam Austriensi clerico qui eidem interfuit eine Darstellung des Kreuzzugs Kaiser Friedrichs I., an dem er selbst teilnahm. LITERATUR: Helmut Plechl: A. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 306 f. A n s e l m , Bischof von Havelberg, Erzbischof und Exarch von Ravenna, * um 1099, t 12. 8.1158 bei Mailand. Der wohl aus der Gegend von Lüttich stammende A. studierte in Deutschland und Frankreich, trat in den Prämonstratenserorden ein und wurde von —> Norbert von Xanten 1129 zum Bischof von Havelberg geweiht. 1133 und 1136-37

nahm er an den Romzügen Kaiser Lothars III. teil. 1135/36 hielt er sich als Leiter einer kaiserlichen Gesandtschaft am oströmischen Hof in Konstantinopel auf, wo er sich mit dem Erzbischof Niketas von Nikomedeia in theologischen Disputationen auseinandersetzte. A. fiel bei Kaiser Konrad III. in Ungnade, kehrte erst nach der Thronbesteigung Friedrich Barbarossas an den Hof zurück und ging als dessen Gesandter nach Rom. A. hatte Anteil am Zustandekommen des Konstanzer Vertrags zwischen Kaiser und Papst. 1154 warb er in Byzanz für den Kaiser um die Hand der griechischen Prinzessin Maria. 1155 wurde er auf Wunsch Barbarossas zum Erzbischof von Ravenna ernannt und starb drei Jahre danach bei der Belagerung von Mailand. Zur kirchlichen und territorialen Festigung des Bistums Havelberg errichtete A. 1144 das Prämonstratenserstift Jerichow, gründete um 1150 das Domkapitel und nahm 1147 als päpstlicher Legat am Wendenkreuzzug teil. Im Auftrag Papst Eugen III. dokumentierte A. 1150 das Streitgespräch von 1136 im 2. und 3. Buch seines Hauptwerks Anticimenon contrapositorum sub dialogo conscriptus (meist Dialogi genannt). Im 1. Buch (Liber de unitate fidei et multiformitate vivendi ab Abel iusto usque ad novissimum electum) entwarf er seine Geschichtstheologie, nach der Geschichte als fortschreitende Offenbarung der Wahrheit zu verstehen ist. Er verfaßte auch eine Apologie des Ordens der Regularkanoniker, eine liturgische Schrift (Tractatus de ordine pronuntiandae letaniae) und Briefe, u. a. an Wibald von Stablo. WERKE: Opera. PL 188, 1091-1248. LITERATUR: Martin Grabmann: A. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 309. - Gillian Rosemary Evans: Anselm of Canterbury and A. of Havelberg. The controversy with the Greeks. In: Analecta Praemonstratensia 53 (1977) S. 158-175. - Johann Wilhelm Braun: Α. von Havelberg. In: VL 2 , Bd. 1, 1978, Sp. 384-391. - Hermann Josef Sieben: Die eine Kirche, der Papst und die Konzilien in den Dialogen von A. von Havelberg (t 1158). In: Theologie und Philosophie 54 (1979) S. 219-251. - Johann W. Braun: A. von Havelberg. In: LexMA, Bd. 1, 1980, Sp. 678 f. - Walter Berschin: A. von Havelberg und die Anfänge einer Geschichtstheologie des hohen Mittelalters. In: Literaturwissenschaftliches Jahrbuch 29 (1988) S. 225-232. - Friedrich Lotter: A. von Havelberg In: LThK 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 712 f. - Loris Sturlese: Die deutsche Philosophie im Mittelalter. München 1993, S. 156-167. - Jay T. Lees: Α. von Havelberg. Deeds into words in the twelfth century. Leiden u.a. 1998. Gerlinde Strohmaier-Wiederanders: A. von Havelberg. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 516. A n s e l m der Peripatetiker, auch Α. von Besäte, * um 1050. A. stammte aus vornehmer italienischer Familie. Er trug, wohl nach der gleichnamigen philosophischen Schule des Aristoteles, den Beinamen „Peripatetiker" und vertrat die Eigenständigkeit der Dialektik gegenüber der Theologie. A. war der einzige sicher als Italiener zu identifizierende Kaplan Kaiser Heinrichs III. Wahrscheinlich wurde ihm eine Pfründe in Hildesheim zugewiesen, wo er jung starb. Möglich ist seine Identität mit dem Bischof Anselm von Lucca. Α. verwendete als erster in den deutschen Königsurkunden im Rekognitionszeichen Buchstaben aus dem griechischen Alphabet und war der Verfasser der Rhetorimachia. LITERATUR: Ernst Dümmler: A. der Peripatetiker. Halle 1872. - Carl Erdmann: Forschungen zur politischen Ideenwelt des Frühmittelalters. Berlin 1951, S. 119-124. - Beth Susann Bennett: Die Rhetorimachia of Α. de Besäte. Critical analysis and translation. Diss. University of Iowa City 1981. - Hans Jürgen Rieckenberg: A. d. P. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 311. - Hannes Möhle: A. P. In: LThK 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 715.

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Ansgarius Ansgarius,

E r z b i s c h o f von Hamburg und B r e m e n , a u c h A n s k a r , A n s g e r , A n s c h a r i u s , E r z b i s c h o f von H a m b u r g und B r e m e n , * 801 bei C o r b i e / P i c a r d i e , t 3 . 2 . 8 6 5 B r e m e n . A . e n t s t a m m t e w a h r s c h e i n l i c h einer s ä c h s i s c h e n F a m i l i e . E r w a r S c h ü l e r und w u r d e M ö n c h i m Kloster C o r b i e in d e r Picardie. 823 g i n g er als S c h u l v o r s t e h e r und P r e d i g e r an d a s Kloster C o r v e y . 826 missionierte er im A u f t r a g L u d w i g s d e s F r o m m e n bei d e n D ä n e n und 8 3 0 / 3 1 bei den S c h w e d e n . 831 w u r d e er z u m ersten B i s c h o f von H a m b u r g g e w e i h t und z u m päpstlichen L e g a t e n bei d e n D ä n e n , S c h w e d e n und S l a w e n e r n a n n t . N a c h d e m Verlust von T u r n h o l t / F l a n d e r n (843) und d e r Z e r s t ö r u n g H a m b u r g s d u r c h die D ä n e n (845) erhielt A . zur materiellen S i c h e r u n g 8 4 7 / 4 8 d a s B i s t u m B r e m e n . 8 6 4 vereinigte er b e i d e zu e i n e m E r z b i s t u m mit Sitz in B r e m e n . E r u n t e r n a h m weitere M i s s i o n s r e i s e n n a c h S k a n d i n a v i e n und errichtete dort an g r ö ß e r e n H a n d e l s p l ä t z e n einige K i r c h e n . 8 5 8 - 6 5 errichtete A. ein K a n o n i k e r s t i f t in B r e m e n u n d ein Kloster in B a s s u m . D i e L e b e n s f ü h r u n g d i e s e s „ A p o s t e l s d e s N o r d e n s " galt als vorbildlich. S c h o n kurz n a c h s e i n e m T o d wurde A. heiliggesprochen. LITERATUR: O t t o H e i n r i c h M a y : A . In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 311 f. - G e r t H a e n d l e r : A. In: T R E , Bd. 3, 1978, S. 5-7. Kurt Illing: A . In: V L 2 , Bd. 1, 1978, Sp. 395. - W a l t h e r L a m m e r s : A . In: L e x M A , Bd. 1, 1980, Sp. 6 9 0 f. - Karl Heinrich Krüger: E r z b i s c h o f A n s g a r - M i s s i o n a r und Heiliger. In: M i t A . b e g i n n t H a m b u r g . H a m b u r g 1986, S. 35-66. - K l a u s G r a b e n h o r s t / T h o r s t e n S a d o w s k y : D i e vita d e s hl. A n s g a r . In: J a h r b u c h d e r G e s e l l s c h a f t f ü r n i e d e r s ä c h s i s c h e K i r c h e n g e s c h i c h t e 87 ( 1 9 8 9 ) S. 7 - 2 1 . - Dieter H ä g e r m a n n (Hrsg.): B r e m e n - 1200 J a h r e M i s s i o n . B r e m e n 1989. - A . D i e r kens: Saint A n s c h a i r e , l ' a b b a y e de T o r n h o u t et les m i s s i o n s c a r o l i n g i e n n e s en S c a n d i n a v i e . In: H a u t M o y e n - A g e . C u l ture, É d u c a t i o n et Société. Paris 1990, S 3 0 1 - 3 1 3 . - Peter J o h a n e k : A . In: L T h K \ B d . I, 1993, Sp. 7 1 5 f. - W i l f r i e d H a r t m a n n : A. In: R G G 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 5 1 7 .

Anton

von R o t e n h a n , B i s c h o f von Bamberg, * u m 1375, t 5.5.1459. A . s t a m m t e a u s f r ä n k i s c h e m A d e l s g e s c h l e c h t , w u r d e 1398 D o m h e r r zu W ü r z b u r g und B a m b e r g , w a r 1412-24 D o m d e kan zu B a m b e r g , 1425-32 D o m p r o p s t zu W ü r z b u r g und 1431 Pfleger d e s Stifts B a m b e r g . 1432 e m p f i n g er d i e W e i h e z u m Bischof von B a m b e r g und e r b t e d a m i t d e n schon b e s t e h e n d e n I m m u n i t ä t s s t r e i t mit der B ü r g e r s c h a f t . D e r e n F o r d e r u n g e n nach einer S t a d t b e f e s t i g u n g g e g e n die H u s s i t e n und einer M i t b e s t e u e r u n g der kirchlichen I m m u n i t ä t s b e z i r k e w u r d e n von K a i s e r S i g i s m u n d unterstützt, v o m Konzil in Basel 1434 j e d o c h a b g e l e h n t . N a c h der Vertreibung A.s aus B a m berg u n d b e w a f f n e t e n A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n k a m es 1440 zur E i n i g u n g auf ein Verbot des M a u e r b a u s und zu Z u g e s t ä n d n i s s e n in der S t e u e r f r a g e . U n t e r A . w u r d e n die N a g e l k a p e l l e d e s D o m s , d i e A l t e n b u r g und d i e G i e c h b u r g ausg e b a u t u n d d i e O b e r e B r ü c k e errichtet. A . stand i m S c h i s m a ( 1 4 4 0 - 4 6 ) a u f Seiten E u g e n s IV. u n d w u r d e 1 4 4 9 / 5 0 von A l brecht Achilles, d e m späteren M a r k g r a f e n von B r a n d e n b u r g , in d e s s e n K a m p f m i t N ü r n b e r g und 1458 in d e n „ D o n a u wörther Handel" hineingezogen. LITERATUR: Erich Frh. von G u t t e n b e r g : A . In: N D B , B d . 1, 1953, S. 3 1 4 f. - H a n s j o s e p h M a i e r h ö f e r : A . v. R. In: F r ä n k i sche L e b e n s b i l d e r . B d . 1. Hrsg. v. G e r h a r d P f e i f f e r . W ü r z b u r g 1967, S. 4 6 - 7 1 . - E g o n J o h a n n e s Greipl: R., A . v. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 4 4 8 - 1 6 4 8 ) , 1996, S. 596.

Anton,

Karl Gottlieb, P ä d a g o g e , luth. T h e o l o g e , P h i l o loge, * 3 1 . 1 . 1778 Wittenberg, t 1 1 . 9 . 1861 Görlitz. A . studierte T h e o l o g i e und Philologie in W i t t e n b e r g und Leipzig, habilitierte sich 1800 in W i t t e n b e r g u n d hielt Vorles u n g e n zur P h i l o s o p h i e , zur klassischen P h i l o l o g i e und z u m A l t e n T e s t a m e n t . Seit 1803 w a r er K o n r e k t o r , 1809-54 R e k tor d e s G y m n a s i u m s von Görlitz. D a n e b e n betreute er 5 0

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J a h r e lang d i e M i l i c h s c h e B i b l i o t h e k . A . v e r ö f f e n t l i c h t e zahlreiche S c h r i f t e n zur k l a s s i s c h e n , b e s o n d e r s der g r i e c h i s c h e n Philologie, zur alt- und n e u t e s t a m e n t l i c h e n T h e o l o g i e , zur R e f o r m a t i o n s - und S c h u l g e s c h i c h t e , zur P h i l o s o p h i e , Volksk u n d e und M a t h e m a t i k . LITERATUR: B r u n o S a u e r : A . In: N D B , B d . 1, 1953, S. 318.

Anton,

Paul, e v a n g . T h e o l o g e , * 1 2 . 2 . 1 6 6 1 H i r s c h f e l d e (Oberlausitz), t 19. 10. 1730 Halle. A . b e g a n n 1680 in L e i p z i g das S t u d i u m der T h e o l o g i e und g r ü n d e t e dort unter d e m E i n f l u ß von P h i l i p p J a k o b —> S p e n e r z u s a m m e n mit A u g u s t H e r m a n n —> F r a n c k e das „ C o l l e g i u m P h i l o b i b l i c u m " . 1687 begleitete er Friedrich A u g u s t von S a c h s e n auf seiner K a v a l i e r s t o u r d u r c h F r a n k r e i c h , S p a n i e n , Portugal und Italien. A . w u r d e 1689 S u p e r i n t e n d e n t in R o c h litz in S a c h s e n , 1693 H o f p r e d i g e r in E i s e n a c h und f o l g t e 1695 auf B e t r e i b e n S p e n e r s e i n e m R u f als Prof. an d i e e b e n g e g r ü n d e t e U n i v . Halle. D o r t wirkte er a u c h als K o n s i s t o rialrat und seit 1709 als I n s p e k t o r d e s Saalkreises. Z u s a m m e n mit F r a n c k e und J o a c h i m J u s t u s —> B r e i t h a u p t g a b A. der t h e o l o g i s c h e n F a k u l t ä t der U n i v . H a l l e ihre streng luth. P r ä g u n g . N e b e n seinen Vorlesungen hielt er pietistische Erb a u u n g s s t u n d e n ab. In d e m Collegium antitheticum, 1732 p o s t u m veröffentlicht, f o r d e r t e Α., die G r ü n d e der H ä r e s i e im e i g e n e n H e r z e n a u f z u s p ü r e n . WEITERE WERKE: Concilii Tridentini a d e o q u e et pontific o r u m d o c t r i n a publica. Halle 1697, 3 1 7 3 8 . - E r b a u l i c h e B e t r a c h t u n g ü b e r d i e sieben W o r t e Christi a m C r e u z . H a l l e 1734, 2 1 7 3 7 . LITERATUR: Friedrich W i l h e l m H o p f : A . In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 3 1 9 f. - U d o Sträter: Α., P. In: R G G 4 , Bd. 1, 1998, S p . 575. A n t o n y , F r a n z J o s e p h A l o i s , M u s i k e r , kath. T h e o l o g e , * 1.2. 1790 M ü n s t e r (Westfalen), f 7 . 1 . 1837 M ü n s t e r . D e r S o h n d e s M ü n s t e r a n e r D o m o r g a n i s t e n J o s e p h A . bez o g in seiner H e i m a t s t a d t 1808 z u n ä c h s t die p h i l o s o p h i s c h e , d a n n d i e t h e o l o g i s c h e Fakultät der Universität. N a c h der P r i e s t e r w e i h e 1813 w u r d e A . Vikar und L e h r e r an der L a m bertikirche u n d - s c h u l e . D a n e b e n trieb er m u s i k w i s s e n s c h a f t liche Studien und b e s c h ä f t i g t e sich b e s o n d e r s mit d e m liturg i s c h e n G e s a n g und mit d e m O r g e l b a u . Z u r W e i t e r b i l d u n g auf d i e s e m G e b i e t w u r d e er v o m preuß. K u l t u s m i n i s t e r i u m n a c h Berlin e i n g e l a d e n . Er k e h r t e 1819 n a c h M ü n s t e r zurück, unterrichtete dort a m G y m n a s i u m G e s a n g , hielt an der A k a d e m i e V o r l e s u n g e n ü b e r K i r c h e n m u s i k und w u r d e C h o r d i rektor der D o m k i r c h e . 1833 g a b er a u s G e s u n d h e i t s g r ü n d e n alle Stellen bis auf d i e d e s D o m o r g a n i s t e n auf. A . k o m p o nierte L i e d e r und vier G r a b m e s s e n und v e r f a ß t e n e b e n theologischen und m u s i k a l i s c h e n A b h a n d l u n g e n 1832 e i n e Geschichtliche Darstellung der Entstehung und Vervollkommnung der Orgel. LITERATUR: V. D o m m e r : Α., F. J. A . In: A D B , Bd. 1, 1875, S. 4 9 8 f.

Antweiler,

A n t o n , kath. T h e o l o g e , * 1 2 . 1 0 . 1900 K ö l n , t 4 . 1 0 . 1981 A n d e r n a c h . A . Schloß sein S t u d i u m d e r P h y s i k , M a t h e m a t i k , Philosop h i e und T h e o l o g i e an d e r U n i v . B o n n mit der P r o m o t i o n in d e n beiden letztgenannten F ä c h e r n ab. E r e m p f i n g 1925 in K ö l n d i e P r i e s t e r w e i h e und w a r z u n ä c h s t als G y m n a s i a l l e h rer tätig. 1945 w u r d e er als D o z e n t f ü r F u n d a m e n t a l t h e o l o g i e u n d p h i l o s o p h i s c h - t h e o l o g i s c h e P r o p ä d e u t i k an d i e U n i v . B o n n b e r u f e n und dort 1950 z u m api. Prof. e r n a n n t . 1954 ging A . als o. Prof. an d i e B i s c h ö f l i c h e P h i l o s o p h i s c h - t h e o l o g i s c h e H o c h s c h u l e n a c h Eichstätt. N o c h im selben J a h r f o l g t e er e i n e m R u f als O r d i n a r i u s an die Univ. M ü n s t e r und lehrte dort bis 1967 A l l g e m e i n e R e l i g i o n s w i s s e n s c h a f t . A . trat in seiner Sozialethik als Verfechter einer christlichen H u m a n i t ä t hervor. N a c h zahlreichen W e r k e n zu L e b z e i t e n

Aportanus erschienen 1983 postum A.s gesammelte Aufsätze unter dem Titel Gott als Geheimnis des Lebens. WEITERE WERKE: Vom Priestertum. Frankfurt/Main 1934. - Entwicklungshilfe. Versuch einer Theorie. Trier 1962. LITERATUR: Weg in die Zukunft. Α. A. zum 75. Geburtstag. Leiden 1975. - Gunther Stephenson: Α., A. In: LThK\ Bd. 1, 1993, Sp. 794. A n z e r , Johann Baptist von, kath. Missionsbischof, * 16.5. 1851 Weinried bei Regensburg, t 24. 11.1903 Rom. Der Sohn eines Metzgers und Landwirts studierte 1872-75 Theologie am Priesterseminar in Regensburg. Zur Vorbereitung seiner Tätigkeit als Missionar trat Α. 1875 in die „Gesellschaft des Göttlichen Wortes" (SVD) in Steyl in Holland ein. Er empfing 1876 die Priesterweihe, begab sich 1879 nach Südchina, wurde 1882 Provikar des Missionsgebiets Schantung und wegen seiner erfolgreichen Missionstätigkeit 1885 Apostolischer Vikar und 1886 Titularbischof von Telepte. Mit Billigung Papst Leos XIII. unterstellte A. seine bislang unter französischem Protektorat stehende Mission dem Schutz des Deutschen Reichs. Bei Besuchen in Berlin errang er das Wohlwollen Kaiser Wilhelms II. In China drang A. in wichtige Städte vor, 1896 in die den Chinesen heilige Geburtsstadt des Konfuzius, Jentschoufu. Die Ermordung zweier Steyler Missionare und ein Hilfsgesuch A.s veranlaßten Wilhelm II. 1897 zur militärischen Besetzung Kiautschous. In der Folgezeit wurde Tsingtau Missionszentrum. LITERATUR: Friedrich Nippold: Bischof ν. Α., die Berliner amtliche Politik und die evangelische Mission. Berlin 1905. - Heinrich Kroes: Α., J. B. v. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 321 f. - Siegfried Poblotzki: Der Chinamissionar. Ein Portrait des J. Β. v. A. München 1973. - Fritz Bornemann: J. Β. A. bis zur Ankunft in Shantung 1880. Rom 1977. - Johann Rösch: J. Β. v. A. Missionsbischof von China (1885-1903). In: Lebensbilder aus der Geschichte des Bistums Regensburg. Hrsg. v. Georg Schwaiger. 2. Teil. Regensburg 1989, S. 834-840. - Karl Josef Rivinius: Α., J. B. In: LThK\ Bd. 1, 1993, Sp. 797 f. - Ders.: J. Β. A. und Johann Baptist Mehler. Ein Mosaikstein zur Biographie des ersten Bischofs der Gesellschaft des Göttlichen Wortes. Nettetal 2003. Apel, Georg Christian, Musiker, * 21.11. 1775 Tröchtelborn bei Erfurt, t 31.8. 1841 Kiel. Der Sohn eines Organisten trieb schon während des Besuchs des Gymnasiums in Erfurt musikalische Studien. A. wurde dort 1796 Organist an der Thomaskirche und 1802 an der Allerheiligenkirche. Seit 1804 war er Organist an der Nikolaikirche in Kiel und versah von 1818 an die Stelle des Musikdirektors der Universität. Mit seiner an Johann Sebastian —>Bach geschulten Gestaltung der Musik im Gottesdienst und der Behandlung des protestantischen Chorais wirkte A. prägend auf die Kirchenmusik in Schleswig-Holstein. Er komponierte selbst u.a. ein Oratorium und veröffentlichte ein Vollständiges Choral-Melodienbuch zu dem SchleswigHolstein'sehen Gesangbuche (o. J.). LITERATUR: Axel Beer: Α., G. C. In: MGG 2 P, Bd. 1, 1999, Sp. 805 f. Apel, Nikolaus, auch Apell, kath. Theologe, * um 1482 Egweil bei Nassenfeis (Neuburg/Donau), t 15.8. 1545 Moosburg. Der aus ärmlichen Verhältnissen stammende A. wurde 1501 in Ingolstadt immatrikuliert. 1520-21 studierte er dort Hebräisch und Griechisch bei Johannes —» Reuchlin und war 1522-32 neben Johannes —>Eck und Leonhard —»Marstaller Prof. an der Theologischen Fakultät. 1523 Rektor der Univ.,

hatte er entscheidenden Anteil am Prozeß gegen Arsacius —»Seehofer. Seit 1532 wirkte A. als Prediger in Moosburg/ Isar und vertrat 1537 die Diözese Freising auf der Provinzialsynode zu Salzburg. 1540 nahm er im Auftrag des Herzogs von Bayern und des Erzbischofs von Salzburg zusammen mit Marstaller am Wormser Religionsgespräch teil. A. veröffentlichte Septuaginta quinqué assertiones de fide, spe, charitate, ac legis veteris cum evangelica collatione (1543). Apelles v o n L ö w e n s t e r n , Matthäus, urspr. Apelt, Komponist, Lieddichter, * 20.4.1594 Neustadt (Oberschlesien), t 11.4. 1648 Breslau. Vermutlich seit 1613 Lehrer und Kantor in Leobschiitz, floh A. in den Wirren des Dreißigjährigen Kriegs um 1625 an den Hof Herzog Heinrich Wenzels von Oels in Bernstadt. Neben der Leitung der Hofkapelle wurde er mit wichtigen Hofämtern betraut und 1634 von Kaiser Ferdinand II. in den Ritterstand erhoben. Um 1640 übersiedelte er nach Breslau. A.' kompositorisches Werk umfaßt neben Kirchenliedern und Motetten auch geistliche Konzerte, bei deren Aufführung er sich als Sänger und Dirigent betätigte. Einige seiner geistlichen Lieder (u. a. Nun preiset alle Gottes Barmherzigkeit) gehören bis in die Gegenwart zum Kernbestand des evang. Kirchengesangbuchs. Verdienste erwarb sich A. durch geistige und materielle Unterstützung junger Künstler. LITERATUR: VD 17. - Peter Epstein: A. v. L. Breslau 1929. Michael Fischer: L„ M. A. v. In: MGG 2 P, Bd. 11, 2004, Sp. 529-531. A p o b o l y m a e u s , Johannes, eigentl. J. Findling, Franziskaner, kath. Theologe, * Kreuznach, t 1538 Amberg (Oberpfalz). Α., der die gräzisierte Form seines Nachnamens Findling benutzte, gehörte dem Franziskanerorden an und wirkte seit 1504 in Mainz, seit 1510 in Heidelberg und von 1512 an in Ingolstadt als Lektor der Humaniora und der Theologie. Er war 1516/17 während der Kampagne zum Petersablaß Guardian in Mainz und versah neben Erzbischof Albrecht von Brandenburg das Amt des Generalkommissars des Ablasses. 1517 nahm er in Tübingen seine Lehrtätigkeit wieder auf und kehrte 1521 als Lektor der Theologie nach Ingolstadt zurück. A. verfaßte verschiedene kontroverstheologische Schriften. WERKE: Adhortatoria epistola ad Martinum Luther. Nürnberg 1521. - Anzaigung zwayer falscher Zungen des Luthers. Landshut 1525. - Lutheri Antilutherana. Ingolstadt 1528. LITERATUR: VD 16,F 1086-1089.-OttokarBonmann: Α., J. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 327f. - Heribert Smolinsky: Α., J. In: L T h K \ B d . 1, 1993, Sp. 8 0 5 .

A p o r t a n u s , Georg, eigentl. Jürgen vom Dare, Reformator Ostfrieslands, * Wildeshausen (Oldenburg), t Herbst 1530 Emden. A. entstammte wahrscheinlich einer Wildeshausener Ratsherrenfamilie. Er empfing seine Ausbildung im Haus der Brüder vom gemeinsamen Leben in Zwolle in Holland und unterrichtete dort an der Stadtschule, bis er um 1520 von Graf Edzard dem Großen von Ostfriesland als Erzieher seiner Söhne nach Emden gerufen wurde. A. wandte sich dort dem evang. Glauben zu, ließ sich zum Priester weihen und predigte erfolgreich im Sinn der Reformation. Uber A.s 1526 in Oldersum geführten theologischen Disput mit dem Dominikanerprior Laurens Laurensen aus Groningen erschien im selben Jahr die Schrift Disputation to Oldersum [...]. 1526 beschrieb er in einer Abhandlung seine von —»Zwingli beeinflußte, von —> Luthers Lehre abweichende Auffassung vom Abendmahlssakrament. Die darüber ausbrechenden Streitigkeiten führten zur Herausgabe der ersten

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Appel ostfriesischen Bekenntnisschrift Summa vnde bekenninghe Christiicker leer der predicanten In Oostfrieslandt, deren Verfasser wahrscheinlich A. war. LITERATUR: Walter Hollweg: Α., G. In: NDB, Bd. I, 1953, S. 328 f. A p p e l , Beda, Benediktiner, Historiker, * 1.8.1744 Ingolstadt, t 11.6. 1773. A. studierte in Ingolstadt und München, empfing 1763 die Priesterweihe und trat im selben Jahr im Kloster Niederaltaich in den Benediktinerorden ein. Er wirkte als Lektor der Theologie, trieb aber auch philologische und musikalische Studien und beschäftigte sich besonders mit der bayerischen Geschichte. Als Mitglied der Kurbayerischen Akademie der Wissenschaften lieferte er Beiträge für die von dieser herausgegebenen Monumenta boica. In der Schriftenreihe der Akademie erschien 1772 u.a. A.s Historische Abhandlung der Gränzen, Gaue und Ortschaften des Herzogthums Baiern unter den Herzogen des Agilolfingischen Stammes. A p p e l , Johannes, auch Appell, Bartholomäer, kath. Theologe, * um 22.5. 1645 Grünsfeld bei Tauberbischofsheim, t 7 . 7 . 1 7 0 0 Rom. Der Sohn eines herzoglich leuchtenbergischen Beamten besuchte das Priesterseminar in Kitzingen und das Kilianeum in Würzburg. Er wurde 1668 zum Priester geweiht, 1673 promoviert und war seit 1674 Regens des Priesterseminars. Von 1680 bis zu seinem Tod lebte er als Prokurator und seit 1683 als Rektor der Bartholomäer, des Instituts der in Gemeinschaft lebenden Weltgeistlichen, in Rom. Dort leitete er seit 1683 zugleich das Haus der Konvertiten. 1680-84 erreichte er die päpstliche Bestätigung der Konstitutionen der Bartholomäer, die er zusammen mit den Schriften ihres Stifters Bartholomäus —> Holzhauser drucken ließ. Damit förderte er die Verbreitung dieser Priestervereinigung in Italien, Spanien, England und Polen. Er bereitete das Material für die erst nach seinem Tod 1704 in Rom erschienene Biographie Holzhausers vor. Seine Bemühungen um eine Seligsprechung Holzhausers blieben erfolglos. LITERATUR: Michael Arneth: Α., J. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 329. - Elmar Weiß: J. Α., der 5. Präses supremus der Bartholomäer. In: Freiburger Diözesan-Archiv 98 (1978) S. 104-170. - Karl Frank: Α., J. B. In: LThK\ Bd. 1, 1993, Sp. 8 8 4 . A p p e n z e l l e r , Johann Konrad, schweizer, evang. Theologe, Schriftsteller, * 27. 11.1775 Bern, t 28.3. 1850 Biel. A. besuchte die höhere Schule in St. Gallen, übte sich im Zeichnen und Malen und verdiente erstes Geld durch das Nehmen von Schattenrissen. 1798 nahm er eine Hauslehrerstelle in Winterthur an und ging dann als Sekretär eines bayerischen Adligen nach München. 1800 zurückgekehrt, unterrichtete A. an der Stadtschule in Winterthur und studierte Theologie. Seit 1809 war er Pfarrer im nahen Bergort Brütten, wo er mit dem Buch Die Schweizer mit ihren Vorzügen und Mängeln, oder Helvetien, wie es ist... seine literarische Laufbahn begann. 1817 wurde er Rektor des Gymnasiums von Biel und erhielt dort die erste deutsche Pfarrstelle. A. veröffentlichte zahlreiche Gedichte, Erzählungen und Novellen u. a. in der Zeitschrift „Alpenrosen". Er gab auch die Erzählungen seiner unter dem Pseudonym Selma schreibenden geschiedenen Frau Susanna Ronus heraus. LITERATUR: Alfred Zäch: Α., J. K. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 330. A p t o w i t z e r , Viktor, jüdischer Theologe, Talmudist, * 16.7.1871 Tarnopol (Galizien), t 5.12.1942 Jerusalem. A. wuchs in Galizien und der Bukowina auf und kam 1899 nach Wien. Dort besuchte er die Univ. und 1900-07 die Israelitische Theologische Lehranstalt, an der er seit 1909 als

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Lehrer und seit 1912 als Professor für Midrasch, Schrifterklärung und Religionsphilosophie tätig war. 1919-38 erteilte A. Talmud-Unterricht. A. galt als Autorität auf dem Gebiet der Haggada-Forschung, des biblischen und rabbinischen Schrifttums und als Spezialist für mittelalterliche talmudische Literatur. Er beschäftigte sich mit der Erforschung des Einflusses des mosaisch-talmudischen auf das armenische und syrische Recht. Seine Hauptleistung bestand in der Herausgabe und Kommentierung von Sefer Ha-Rabija, einer Sammlung rabbinischer Schriften des 13. Jahrhunderts. Die Arbeit daran nahm 25 Jahre in Anspruch und wurde durch die fortschreitende Erblindung A.s erschwert. 1938 emigrierte A. nach Palästina und setzte dort seine Forschung fort. A q u i l a , Kaspar, eigentl. Adler, luth. Theologe, * 7.8.1488 Augsburg, t 12.11. 1560 Saalfeld (Thüringen). Der Sohn des Augsburger Stadtsyndikus lernte auf einer Reise nach Italien —> Erasmus von Rotterdam kennen und war 1514 kurze Zeit in Rom als Prediger tätig. Nach Studienaufenthalten in Leipzig und Wittenberg wurde A. Feldprediger bei Franz von —> Sickingen und 1516 Pfarrer in Jengen bei Augsburg. Als Anhänger —> Luthers und wegen Zölibatbruchs wurde er von seinem Bischof ins Gefängnis gebracht, aber (auf Drängen von Elisabeth [Isabella] von Dänemark?) wieder freigelassen. Er ging erneut nach Wittenberg, wurde 1521 Lehrer der Söhne Sickingens, 1524 Prediger an der Schloßkirche in Wittenberg und 1527 Prediger, 1528 Superintendent in Saalfeld. 1530 nahm A. am Reichstag von Augsburg teil. Nach dem Erscheinen seiner Christlichen Bedenken gegen das Interim (1548) setzte Kaiser Karl V. auf seinen Kopf eine Belohnung aus. Er hielt sich an verschiedenen Orten versteckt, konnte aber 1552 auf seine Pfarrstelle in Saalfeld zurückkehren. A. war ein wichtiger Mitarbeiter Luthers bei der Bibelübersetzung. WEITERE WERKE: Ain Sermon von der schul Christi. Augsburg 1523. - Von Allmosen geben. Nürnberg 1533. - Ein sehr hochnöthige Ermannung an das kleine blöde verzagte Christlich heufflein [...] Gotteswort frölich zu bekennen. Magdeburg 1548. - Ein fröliche Trostpredig für die sehr geengstigten Gewissen, sie mütig und erquickt zu machen. Magdeburg 1550. - Ein gnadenreich [...] newes Jahr von dem neugebornen Kindlein Jesu Christo. Nürnberg 1556. LITERATUR: VD 16, A 250-281. - Wilhelm Dersch: K. A.s Zuflucht in Henneberg während des Interims und die Berufung Christoph Fischers. Leipzig 1925. - Wilhelm Schiele: Α., Κ. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 3 3 2 f . - G e o r g Biundo: Κ. A. Ein Kämpfer für das Evangelium in Schwaben und in der Pfalz, in Sachsen und Thüringen. Grünstadt /Pfalz 1963. Heinz Scheible: Von Meiningen nach Bretten. Melanchthon und A. über den Kirchenbann. In: Bibliothek und Wissenschaft 27 (1994) S. 149-167. - Ders.: Α., C. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 666. A r b e o , auch Arbio, Arbo, Heres, Cyrinus, Bischof von Freising, Schriftsteller, t 4 . 5 . 7 8 3 (Grablege im Dom zu Freising). A. entstammte wohl einer der großen bayerischen Adelssippen. Als Kind ist er in der Gegend um Mais bei Meran, als Jugendlicher im Domkloster Freising unter Bischof Ermbert (739-747/48), dann als Archipresbyter und Notar Bischof Josephs von Freising (748-764) nachweisbar. 763 wurde er Abt des 772 nach Schlehdorf verlegten Klosters Scharnitz. Seit 764 Bischof von Freising, ließ A. 765/68 den Leichnam des ersten Bischofs in Freising, —> Korbinian, von Mais nach Freising zurückführen. Er erweiterte Besitz und Rechte seines Bistums und förderte die Seelsorge nach Kräften. Das 769 von Herzog Tassilo III. Freising geschenkte Innichen wurde zum Vorort der Freisinger Slawenmission.

Arents Α. intensivierte das geistig-kulturelle Leben auf dem Freisinger Domberg. In enger Verbindung mit einer bedeutenden Schreibschule und Bibliothek wurde die Domschule ausgebaut. Α., der als der erste bedeutende Schriftsteller in Bayern gilt, verfaßte Lebensbeschreibungen der heiligen Bischöfe —> Emmeram und Korbinian. AUSGABEN: Vita Corbiniani in der ursprünglichen Fassung. Hrsg. v. Sigmund Riezler. München 1888. - Vita S. Emmerammi authentica. Hrsg. v. Bernardus Sepp. Brüssel 1889. Leben und Leiden des Heiligen Emmeram. Regensburg 2 1989. LITERATUR: Sigmund von Riezler: A. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 333 f. - Harald Wunder: A. von Freising. In: VL 2 , Bd. 1, 1978, Sp. 414-422. - Immo Eberl: A. In: LexMA, Bd. 1, 1980, Sp. 888 f. - Joachim Jahn: Virgil, A. und Cozroh. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 130 (1990) S. 201-292. - Georg Schwaiger: A. In: LThK3, Bd. 1, 1993, Sp. 938 f. - Stephanie Haarländer: Vitae episcoporum. Eine Quellengattung zwischen Hagiographie und Historiographie. Stuttgart 2000. - Lothar Vogel: Vom Werden eines Heiligen. Eine Untersuchung der Vita Corbiniani des Bischofs A. von Freising. Berlin /New York 2000 (dazu kritisch: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 64, 2001, S. 1-57). - Stephan Freund: Von den Agilolfingern zu den Karolingern. Bayerns Bischöfe zwischen Kirchenorganisation, Reichsintegration und Karolingischer Reform (700-847). München 2004. A r b u t h n o t , Benedikt, Benediktiner, Physiker, * 5.3. 1737 Rora bei Peter-Head (Schottland), f 19.4. 1820 Regensburg. Der aus altadliger schottischer Familie stammende A. kam 1748 als Schüler an das Schottenseminar zu St. Jacob in Regensburg. Er trat dort 1752 in den Benediktinerorden ein und wurde 1776 zum Abt seines Klosters gewählt. A. war auch Direktor des Schottenseminars, an dem er Mathematik und Philosophie unterrichtete. In seinen privaten Studien beschäftigte er sich mit Physik, Mathematik und Astronomie. A. wurde in die Kurfürstlich-Bayerische Akademie der Wissenschaften in München aufgenommen, in deren philosophischer Schriftenreihe er u. a. eine Abhandlung Von den Kräften der Körper und der Elemente ( 1775) veröffentlichte. WEITERE WERKE: Propositiones philosophicae et mathematicae. Regensburg 1774. - Abhandlung, über die Preißfrage ob und was für Mittel es gebe die Hochgewitter zu vertreiben, und eine Gegend von Schauer und Hagel zu bewahren. München 1775. - Abhandlung über die Preisfrage von dem Eulerischen und Newtonischen Systeme vom Lichte. München 1789. - Die Ursache der Veränderungen in dem Steigen und Fallen des Mercurius in dem Barometer. München 1794. LITERATUR: Dem Hochwürdigen Herrn Β. A. Abt zu St. Jakob zur Feier seiner 50jährigen Priesterwürde und seines 74sten Geburtstages einige Freunde in der Harmonie zu Regensburg: den 5. März 1811. Regensburg 1811. - Ludwig Hammermayer: Β. A. (1737-1820). Abt des Schottenklosters St. Jakob zu Regensburg. In: Lebensbilder aus der Geschichte des Bistums Regensburg. Hrsg. v. Georg Schwaiger. 1. Teil. Regensburg 1989, S. 469-487. A r c o , Joseph Adam Graf von, Fürstbischof von Seckau, * 27.1. 1733 Salzburg, f 3.6. 1802 Graz. Der Sohn eines fürstlich Salzburgischen Obersthofmeisters studierte an der dortigen Univ. und besuchte das Seminar Sant'Apollinare in Rom. 1760 wurde er in Passau zum Domherrn und 1763 zum Provikar seines Ordinarius für den niederösterreichischen Anteil Passaus ernannt. Seit 1776 Bischof von Königgrätz und Domherr in Salzburg, wurde A. 1780 zum Fürstbischof von Seckau berufen. Er verlegte die

bischöfliche Residenz nach Graz. Nach dem österreichischfranzösischen Waffenstillstand von Judenburg 1797 verweigerte A. den Eid auf die französische Republik und gab damit ein Beispiel für die Landstände. A. setzte die von Kaiser Joseph II. in den Erblanden durchgeführten aufklärerischen Reformen durch, ohne es zum offenen Konflikt zwischen Kirche und Staat kommen zu lassen. LITERATUR: Andreas Posch: Beiträge zur Geschichte des J. A. Graf ν. Α., Bischof von Seckau 1780-1802. In: Zeitschrift des historischen Vereines für Steiermark 23 (1927) S. 175-192. - Erwein von Aretin: A. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 339. - Andreas Posch: Josef III. A. Graf A. (1780-1802). In: Karl Amon (Hrsg.): Die Bischöfe von GrazSeckau 1218-1968. Graz 1969, S. 374-387. - Heinrich Ferihumer: Kaiser Leopold und der Episkopat der Erbländer. In: Festschrift für Karl Eder. Innsbruck 1959, S. 181-196. Maximilian Liebmann: Α., J. A. Graf. In: Gatz, Bischöfe (1785/1803-1945), 1983, S. 11-13. A r c u l a r i u s , Daniel, eigentl. Kistner, luth. Theologe, * Kassel, t 11.4. 1596. A. studierte in Marburg und erlangte dort 1561 den Grad eines Baccalaureus, 1563 den eines Magisters. Später erhielt er dort die Stelle eines Vorstehers der Stipendiaten. 1571 wurde er Prof. der Theologie, 1575 Ephorus der Stipendiaten und 1585 zum Doktor der Theologie promoviert. Zahlreiche seiner theologischen Schriften erschienen im Druck, darunter die zusammen mit einem Kollegen verfaßten Aeg. Hunii & Dan. Arcularii propositiones de praecipuis christianae religionis capitibus (1591). LITERATUR: V D 16, A 3 2 2 3 - 3 2 2 9 .

A r c u l a r i u s , Johann Daniel, luth. Theologe, * 3.3. 1650 Darmstadt, f 31. 12. 1710 Frankfurt/Main. Α., Urenkel des Marburger Theologen Daniel —»A., bezog nach dem Studium am Pädagogium von Darmstadt 1666 die Akademie in Gießen, wo er an etlichen wissenschaftlichen Disputen teilnahm und 1669 den Magistergrad erlangte. 1672 wurde A. zum Informator des hessischen Prinzen Ludwig VII. und dessen Bruders ernannt. 1676 kehrte er als Lehrer für Logik und Metaphysik nach Gießen zurück, wurde dort 1684 zum Doktor der Theologie promoviert und erhielt eine außerordentliche Professur. 1686 wurde A. Nachfolger des Pietisten Philipp Jakob —> Spener als Senior in Frankfurt/ Main. A. veröffentlichte u.a. ein Williges Glaubensbekenntnis, oder Ermahnung zu treuer Verwahrung der Augspurg. Confession (1692). LITERATUR: V D 17.

A r e n d s , Wilhelm Erasmus, evang. Theologe, Kirchenlieddichter, * 5.2.1677 Langenstein/Harz, t 16.5.1721 Halberstadt. Nach dem Studium der evang. Theologie u.a. in Halle/ Saale war A. zunächst Hauslehrer bei dem seinerzeit bekannten „frommen Kind" Christlieb Leberecht von Exter. Danach wirkte er als Pastor in Krottorf im Fürstentum Halberstadt. 1718 übernahm er die Pastorenstelle an St. Petri und Paul in Halberstadt. A. verfaßte etliche Kirchenlieder, von denen mehrere in dem Gesangbuch von Johann Anastasius —> Freylinghausen erschienen. Noch heute wird gesungen Jesu, stärke deine Kinder. LITERATUR: V D 17. - P. P r e s s e l : Α . , W . E. In: A D B , B d . 1,

1875, S. 516. A r e n t s , Balthasar, luth. Theologe, * 1641 Neudorf (Niedersachsen), t 1687 Berdum (Ostfriesland). Α., Sohn eines niedersächsischen Pastors und Propstes, studierte 1661-67 Theologie in Jena, Leipzig, Gießen, Straßburg, Leiden und Kopenhagen. 1668 trat er eine Pfarrstelle in Delmenhorst an und zog 1675 nach Berdum in Ostfriesland, wo er bis zu seinem Tod als Pastor tätig war. A.

51

Aretius veröffentlichte neben einigen Predigten und Leichenreden

B d . 1, 1 9 7 8 , Sp. 4 3 0 - 4 3 3 . - Dietmar von Huebner: A. In:

eine an den Herzog von Braunschweig gerichtete Schrift

L e x M A , B d . 1, 1 9 8 0 , Sp. 9 2 8 f. - Manfred Schuler: A. S.

über Mißstände in der luth. K i r c h e und den Entwurf

In: L T h K 3 , 1 9 9 3 , Sp. 9 6 9 . - Wolfgang Hirschmann: A . S.

einfältigen

Aretius,

eines

In: M G G 2 P , B d . 1, 1 9 9 9 , Sp. 9 0 5 - 9 0 8 . - Andrew Hughes:

Glaubensbekenntnisses.

A . In: N G r o v e D , Bd. 1, 2 2 0 0 1 , S. 8 9 7 .

Benedikt, eigentl. Benedikt Marty, schweizer,

reformierter T h e o l o g e , * um 1 5 2 2 Bätterkinden (Kt. B e r n ) ,

Armbruster,

t 2 3 . 3 . 1574 Bern.

* 1 5 . 4 . 1 8 2 4 C a l w , t 13. 12. 1 8 9 3 .

Der Sohn eines Priesters studierte in B e r n , Straßburg und

A . studierte 1 8 4 2 - 4 4 in Tübingen, 1 8 4 4 - 4 8 in Heidelberg Theologie. E r war an verschiedenen Orten als Vikar und R e ligionslehrer tätig und trat 1 8 5 5 eine Pfarrstelle in Kürzell in B a d e n an. 1 8 6 2 wurde A . in den neugeschaffenen Oberschulrat nach Karlsruhe berufen. E r hatte wesentlichen Anteil an der Einführung des Turn- und Handarbeitsunterrichts in B a den und der Ausarbeitung eines L e s e b u c h s für Volksschulen. E r w a r einige Zeit Stadtverordneter und betreute die Arbeit des badischen Frauenvereins, den er während des Kriegs von 1 8 7 0 / 7 1 bei der Pflege der Verwundeten unterstützte.

Marburg. Dort lehrte er Philosophie und Logik, bis er 1 5 4 8 zum Direktor der Lateinschule von B e r n berufen wurde. Von 1 5 6 3 bis zu seinem Tod lehrte er als Prof. an der dortigen A k a d e m i e didaktische Theologie. E r verfaßte 1 5 6 6 die vom B e r n e r Rat in Auftrag gegebene Rechtfertigungsschrift aus Anlaß der Hinrichtung des Antitrinitariers Giovanni Valentino Gentile. Trotz Ablehnung der luth. Ubiquitätslehre setzte er sich für den kirchlichen Frieden mit den Lutheranern ein. Neben seinem Hauptwerk Theologiae

problemata

veröffentlichte A . K o m m e n t a r e zum Alten und Neuen Testament sowie zu Pindar, einen Katechismus, astronomische und mathematische Traktate. Für seine botanischen Studien bestieg er das Stockhorn und den Niesen. LITERATUR: V D

16, M

1275-1277.

-

Kurt

Guggisberg:

Α . , Β . In: N D B , Bd. 1, 1 9 5 3 , S. 3 4 9 .

Aribo,

E r z b i s c h o f von Mainz,

* um 9 9 0 , t

6.4.1031

C o m o (Italien). Der Sohn eines bayerischen Pfalzgrafen und Verwandte Kaiser —» Heinrichs II. wurde 1 0 2 0 Diakon der Salzburger Kirche, trat in den Dienst der kgl. Kapelle und wurde 1021 E r z bischof von Mainz. A . erneuerte die Ansprüche auf Gandersheim, mußte aber 1 0 3 0 zugunsten von B i s c h o f - ¥ Godehard von Hildesheim verzichten.

1 0 2 4 nahm er entscheidenden

Anteil an der Wahl Konrads II. zum deutschen König und wurde dafür zum Erzkanzler von Italien und Leiter der Reichskanzlei ernannt; er nahm an Konrads Kaiserkrönung und 1 0 2 7 am Laterankonzil in R o m teil. Als strenger Verfechter der kanonischen Bestimmungen weigerte er sich, die Kaiserin Gisela wegen ihrer nahen Verwandtschaft mit Konrad zu krönen. A. gründete das steirische

Nonnenkloster

Göß, die Abtei Hasungen und berief —> Ekkehard IV. von St. Gallen zum Leiter der D o m s c h u l e von Mainz. E r starb auf der Rückkehr von einer Pilgerreise nach R o m . LITERATUR: Peter Acht: A . In: N D B , B d . 1, 1 9 5 3 , S. 3 5 1 . J o s e f Fleckenstein: Die Hofkapelle der deutschen Könige. Bd. 2 . Stuttgart

1 9 6 6 , S.

161-165, 223-225 u.ö. -

Gerlich: A . In: L e x M A , B d . 1, 1 9 8 0 , Sp. 9 2 7 f. -

Alois Stefan

Weinfurter: Herrschaft und Reich der Salier. Sigmaringen 1991,

31992,

S. 2 7 f., 5 5 . - Wilfried Hartmann: Α. ν. M . In:

R G G 4 , Bd. 1, 1 9 9 8 , Sp. 7 2 5 . A r i b o Scholasticus, auch Arbeo, Arpeo, Arpio, Arbon,

Adolf, evang. T h e o l o g e , P ä d a g o g e ,

A r n d , Josua, evang. T h e o l o g e , Historiker, Bibliothekar, * 9 . 9 . 1 6 2 6 Güstrow, t 5 . 4 . 1 6 8 7 . Α., Sohn eines herzoglich mecklenburgischen Hofpredigers und Superintendenten, bezog als Sechzehnjähriger die Univ. R o s t o c k und erwarb den Magistergrad der Philosophie und der Theologie; 1 6 4 5 trat er eine Hauslehrerstelle bei einem Kopenhagener Bürgermeister an. 1 6 4 8 ging A. nach Wittenberg und folgte 1 6 5 3 seinem verstorbenen Bruder Christian A . auf dessen Lehrstuhl der L o g i k an der Univ. Rostock. Seit 1 6 5 6 w a r er Prediger und Bibliothekar von Güstrow; 1 6 6 2 wurde er von Herzog Gustav A d o l f von Mecklenburg zum Hofprediger und Kirchenrat erhoben. A . verfaßte zahlreiche theologische und historische Abhandlungen, übersetzte eine Biographie Wallensteins aus d e m Italienischen ins Lateinische und dichtete das Kirchenlied Herr Jesu deine Angst und Pein. LITERATUR: V D 17. A r n d e s , Dietrich, B i s c h o f von Lübeck, * 1 4 4 2 / 4 3 H a m burg, t 15. / 1 6 . 8 . 1 5 0 6 Eutin. D., Sohn eines Gewandschneiders und Ratsherrn, studierte 1 4 5 7 - 6 1 an der Univ. Erfurt, ging anschließend zur Fortsetzung des Studiums nach Italien, wurde 1 4 7 7 in Perugia zum Dr. legum promoviert und wirkte als Prokurator in R o m . Dort sowie 1 4 8 6 - 8 9 als Dekan in Braunschweig und als Domdekan von Hildesheim pflegte er U m g a n g mit den Repräsentanten des niederdeutschen Frühhumanismus. Durch päpstliche Provision 1 4 9 2 zum B i s c h o f von L ü b e c k ernannt, gelang es ihm, sein Bistum kirchlich sowie finanziell zu sanieren. D. war auch als politischer Vermittler tätig, u. a. als Rat des Königs von Dänemark. LITERATUR: Heinrich Reincke: D. II. A . In: N D B , B d . 3, 1 9 5 7 , S. 6 7 8 . - Klaus Wriedt: Α., D. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 4 4 8 - 1 6 4 8 ) , 1 9 9 6 , S. 2 6 .

Benediktinermönch, Musiktheoretiker, 11. Jh. A.

gehörte

dem

St.

Jakobskloster

in

Lüttich

an

und

schrieb dort zwischen 1 0 6 0 und 1 0 7 5 seinen dem B i s c h o f - > E l l e n h a r d von Freising gewidmeten zweiteiligen tat De musica.

Trak-

Α . bemühte sich, die Z u s a m m e n h ä n g e zwi-

schen Musik und Universum zu ergründen und den Gegensatz zwischen geistlicher und weltlicher Musik aufzuzeigen. E r beschäftigte sich mit dem Instrumentenbau,

bestimmte

L ä n g e und Konstruktion von Orgelpfeifen und entwickelte einen nach ihm benannten Meßapparat für Pfeifen, die „Aribuncula

fistularum

mensura". A . war eng befreundet mit

—»Wilhelm von Hirsau, neigte der Mystik zu und suchte mit Hilfe der Zahlensymbolik metaphysische Wahrheiten zu entschlüsseln. LITERATUR: Stephan Hilpisch: A . S. In: N D B , Bd. 1, 1 9 5 3 , S. 3 5 1 f. - Conrad H. Rawski: Notes on A . S. In: Natalicia Musicologica. Festschrift for Knud Jeppesen. Kopenhag e n / O s l o 1 9 6 2 , S. 1 9 - 2 9 . - Heinrich Hüschen: A . In: V L 2 ,

52

Arndt,

Ernst Moritz, Schriftsteller, * 2 6 . 1 2 . 1 7 6 9 S c h o ritz/Rügen, t 2 9 . 1 . 1860 Bonn. Α., Sohn eines Leibeigenen, der sich zum Pächter und Inspektor emporgearbeitet hatte, studierte 1 7 9 1 - 9 4 in Greifswald und Jena T h e o l o g i e und Geschichte; danach w a r er Hauslehrer bei Gotthard Ludwig Kosegarten. 1 7 9 8 brach er zu einer Bildungsreise auf, die ihn - zu F u ß - quer durch E u r o p a führte (Reisen durch einen Theil Teutschlands, Ungarns, Italiens und Frankreichs in den Jahren 1798 und 1799, 3 Bde., 1 8 0 1 - 0 4 ) . A . wurde 1 8 0 0 Privatdozent an der Univ. Greifswald, 1 8 0 5 a. o. Professor. N a c h den französischen Siegen von 1 8 0 6 arbeitete A . in Schweden als Redakteur und politischer Schriftsteller. Im selben J a h r erschien der erste Teil von Geist der Zeit. In dem groß angelegten Werk - bis 1 8 1 8 publizierte er drei weitere B ä n d e analysiert A . das europäische Zeitgeschehen und stellt die romantische Idee germanisch-nordischer Volkseinheit der

Arndt deutschen Kleinstaaterei und dem napoleonischen Imperialismus entgegen. In seiner Monatsschrift „Nordischer Kontrolleur" rief er 1808 die Völker Europas zur Befreiung vom napoleonischen Joch auf. Unter falschem Namen knüpfte A. 1809-11 in Greifswald und Berlin Kontakte zu preuß. Patrioten. In seinen Schriften nimmt die Überzeugung von der Vorkämpferrolle Preußens bei der Erneuerung Europas eine kämpferische antifranzösische Gestalt an. 1812 begleitete er den Freiherrn vom Stein als Sekretär nach St. Petersburg. Seit seiner Rückkehr 1813 intensivierte A. als Publizist und Lyriker die Vorbereitung und Unterstützung der Befreiungskriege in Zusammenarbeit mit Friedrich Jahn und in engem Kontakt zur Burschenschaftsbewegung. 1817 heiratete er —> Schleiermachers Stiefschwester Nanna Maria. Im folgenden Jahr berief ihn die neugegründete Univ. Bonn als Prof. der jüngeren Geschichte. Auch nach dem Wiener Kongreß mahnte A. in seiner Zeitschrift „Der Wächter" zum Kampf gegen die Franzosen und zur Ausweitung des deutschen Herrschaftsgebiets. Bald geriet er mit seinen Forderungen nach staatlicher Verfassung und politischer Einheit in Konflikt mit der Politik der Restauration und wurde aus Kreisen reaktionärer Adliger angefeindet. Im Machtgebiet Habsburgs verbot Metternich den größten Teil seiner Schriften. 1820 wurde A. der „Teilnahme an geheimen Gesellschaften" beschuldigt, angeklagt und in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Erst 1840 revidierte Friedrich Wilhelm IV. förmlich das Urteil. 1848 zog A. als ältester Abgeordneter ins Frankfurter Parlament ein; er votierte mit dem rechten Zentrum für ein konstitutionelles preuß. Erbkaisertum. 1849-54 lehrte er wieder als Prof. in Bonn. A. war der populärste politische Publizist und Dichter der „Befreiungskriege". Seine Gedichte und Lieder in ihrer derben, bewußt an die luth. Bibel angelehnten Sprache sind frühe Beispiele wirksamer Agitationslyrik. Die kämpferischen Inhalte, die A. in schwungvolle Verse kleidete, haben über die vaterländische Aufbruchsstimmung der Befreiungskriege hinaus verhängnisvoll gewirkt: Sie nährten den Glauben an deutsch-nordische Überlegenheit, gaben dem Haß gegen fremde Völker anschauliche Form, beschworen soldatischen Opfermut und dienten so noch lange zur Kriegsverharmlosung und als lyrisches Beiwerk völkischer Ideologie. Den anderen Pol der Arndtschen Poesie bildeten seine zeitgleich entstandenen religiösen Gedichte, Zeugnisse einfacher protestantischer Frömmigkeit und bedingungslosen Gottvertrauens. Viele wurden vertont, einige (Kommt her, ihr seid geladen·, Ich weiß, woran ich glaube) sind bis heute populär. A.s Reisetagebücher (z.B. Reise durch Schweden im Jahre 1804. Berlin 1806, Nachdr. 1976) sind literarisch bedeutende Beiträge zur romantischen Reiseliteratur. Die umfangreichen autobiographischen Schriften zeigen A. als empfindsamen und wachen Beobachter (vor allem seine Erinnerungen aus dem äußeren Leben, Leipzig 1840). WEITERE WERKE: Ausgaben: Ausgewählte Werke. Hrsg. v. Heinrich Meisner und Robert Geerds. 16 Bde., Leipzig 1908. - Briefe. Hrsg. v. Albrecht Dühr. 3 Bde., Darmstadt 1972. - Erinnerungen 1769-1815. Hrsg. v. Rolf Weber. Berlin (Ost) 1985. - Einzelwerke: Versuch einer Geschichte der Leibeigenschaft in Pommern und Rügen. Berlin 1803. - Fragmente über Menschenbildung. 3 Bde., Altona 1805-19. - Mährchen und Jugenderinnerungen. 2 Bde., Berlin 1818-43. - Schriften für und an seine lieben Deutschen. 4 Bde., Leipzig/Berlin 1845-55. - Meine Wanderungen und Wandelungen mit dem Reichsfreiherrn von Stein. Berlin 1858. LITERATUR: Karl H. Schäfer/Josef Schawe: E. M. A. Ein bibliographisches Handbuch (bis 1969). Bonn 1971. - Heinrich Laag: Die religiöse Entwicklung E. M. A.s. Halle 1926. - Emmy Cremer: E. M. A. als Geschichtsschreiber.

Diss. Kiel 1927. - Hans Kohn: A. and the character of German nationalism. New York 1948. - Gustav Erdmann: Ε. Μ. Α., Freiheitssänger und Patriot. Putbus/Rügen 1960. Günther Ott: Ε. Μ. Α., Religion, Christentum etc. Bonn 1966. - Johannes Paul: „Das ganze Deutschland soll es sein". Göttingen/Zürich/Frankfurt 1971. - Gustav Sichelschmidt: Ε. M. A. Berlin 1981. - Ingeborg Lohfink: Mein treuer Α., mein tapferer Schill. Rostock 1992. Stefan Frevel A r n d t , Franz, evang. Theologe, * 6.8. 1848 Sieversdorf bei Neustadt/Dosse, t 19.7. 1917 Rostock. Der Sohn eines brandenburgischen Pastors wurde nach dem Studium der Theologie in Jena und Berlin 1875 Hilfsprediger, 1876 Pfarrer von Volmarstein/Ruhr. Dort gründete Α. 1882 das Haus „Bethanien" für Alte und Kranke, 1887 ein Frauenheim und 1895 eine Kinderschule für Drei- bis Sechsjährige. Da es in Westfalen bis dahin keinerlei öffentliche Fürsorgeeinrichtungen für Behinderte gab, studierte A. solche Anstalten in anderen Gegenden und eröffnete 1904 in Volmarstein das „Johanna-Helene-Heim". 1910 nahm er in Berlin am „Kongreß für Krüppelfürsorge" teil. 1911 gründete A. in seiner Gemeinde das „Hermann-LuisenHeim" mit angeschlossenen Werkstätten, in denen Behinderte zu Handwerkern ausgebildet wurden. A. veröffentlichte neben einem Buch Über die sozialen Notstände auf dem flachen Lande und die Innere Mission (1886) zahlreiche Zeitungsbeiträge zu sozialen Problemen seiner Zeit. WEITERES WERK: Die Bibel, ein Volksbuch. Ein dringendes Mahnwort. Leipzig 1 2 1894. LITERATUR: Johanna Arndt: Zur Erinnerung an den Heimgang des Pfarrers F. A. in Volmarstein am 19.7.1917. Langenberg 1917. - Dies.: F. Α., der Krüppelpfarrer von Volmarstein. Witten/Ruhr 1928. A r n d t , Georg, evang. Theologe, * 19.7. 1863 Mückenberg (Kr. Liebenwerda), t 11.1. 1939 Wernigerode. Der als Pastorensohn in der damaligen Provinz Sachsen geborene A. studierte in Halle, Leipzig und Erlangen evang. Theologie. Nach dem Besuch des Predigerseminars in Wittenberg war A. 1889/90 Vikar an der Anstalt Bethel bei Bielefeld, 1890/91 in Sachsenburg. 1891 erhielt er die Pfarrstelle an St. Moritz in Halberstadt, wurde dort 1911 Oberpfarrer und 1912 pensioniert. Seit 1916 war A. Generalsekretär des Evangelischen Bundes in Berlin. 1933-36 wirkte er als Pastor in Eggenstadt im Kreis Wanzleben und war 1936-38 im Konsistorium von Magdeburg mit der Bearbeitung von Patronatsangelegenheiten beschäftigt. Mit diesem Thema hatte sich A. in zahlreichen Publikationen, u.a. in der Schrift Uber das Kirchenpatronat in Preußen und die Versuche seiner Aufhebung oder Ablösung (1921), befaßt. A r n d t , Johann, auch latinisiert Aquila (nach Arndt, nieddt. = Adler), luth. Pfarrer, Erbauungsschriftsteller, * 27. 12.1555 Ballenstedt (oder Edderitz)/Anhalt, t 11.5.1621 Celle. Nach dem Schulbesuch (Aschersleben, Halberstadt, Magdeburg) studierte der Pfarrerssohn seit 1575 (bis 1581 ?) in Helmstedt, Wittenberg, Basel und Straßburg die artes liberales und Medizin, absolvierte aber kein reguläres Theologiestudium. Die Begegnung mit dem Paracelsismus (—> Paracelsus) während seiner Studienzeit prägte ihn dauerhaft. Nach der Ordination 1583 trat A. in Anhalt in den Pfarrdienst (Diaconus in Ballenstedt, 1584 Pfarrer in Badeborn). Als mit der Abschaffung des Taufexorzismus eine calvinisierende „zweite Reformation" in Anhalt begann, leistete er Widerstand und wurde 1590 entlassen. Während seiner Zeit als Pfarrer in Quedlinburg (1590-99) entstanden die ersten Schriften: unter dem Eindruck des neu entflammten Türkenkriegs auf dem Balkan seine Buñ-Predigten von den endzeitlich gedeuteten Egyptischen Plagen (1595/96, gedruckt: 1657) und gegen den calvinistischen Bildersturm in

53

Arndt seiner H e i m a t die Ikonographia (1597). Von t i e f g r e i f e n d e r B e d e u t u n g f ü r A . w u r d e seine E n t d e c k u n g von S c h r i f t e n d e r mittelalterlichen M y s t i k ( T h e o l o g i a deutsch, —> T h o m a s von K e m p e n , J o h a n n von —>Staupitz, —»Johannes Tauler), d i e er m i t Vorworten v e r s e h e n h e r a u s g a b ( 1 5 9 7 , 1605, 1621). Vor a l l e m a u s diesen und a n d e r e n m y s t i s c h e n W e r k e n , aber a u c h a u s spiritualistischen S c h r i f t e n (Paracelsus und Valentin —>Weigel) s c h ö p f t e er d e n Stoff f ü r seine Vier Bücher von wahrem Christentum ( 1 6 0 5 - 1 0 ) , d i e er w ä h r e n d seiner Zeit als P f a r r e r an der M a r t i n i - K i r c h e in B r a u n s c h w e i g ( 1 5 9 9 - 1 6 0 9 ) v e r f a ß t e . O b g l e i c h A . den R a h m e n des luth. K i r c h e n t u m s nicht verlassen wollte, steht das W e r k d o c h in einer g r o ß e n N ä h e z u m m y s t i s c h e n Spiritualismus, dessen zentrales A n l i e g e n , d a s Verlangen nach „ i n w e n d i g e r " religiöser E r f a h r u n g , A . zur G e l t u n g zu b r i n g e n versucht. D a s „ w a h r e " , „ l e b e n d i g e " , „ t ä t i g e " C h r i s t e n t u m e r w e i s t sich nicht in der reinen Lehre, s o n d e r n in e i n e m heiligen, aus der „ n e u e n G e b u r t " k o m m e n d e n L e b e n in Welt- und Selbstv e r l e u g n u n g . N a c h k u r z e r Zeit als P f a r r e r an der A n d r e a s Kirche in E i s l e b e n ( 1 6 0 9 - 1 1 ) ü b t e A . das k i r c h e n l e i t e n d e A m t eines b r a u n s c h w e i g - l ü n e b u r g i s c h e n G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t e n in Celle aus ( 1 6 1 1 - 2 1 ) . A u s dieser Zeit s t a m m e n d a s G e b e t b u c h Paradies-Gärtlein ( 1 6 1 2 ) , zwei P r e d i g t b ä n d e sow i e kleinere S c h r i f t e n . A . gehört zu den e i n f l u ß r e i c h s t e n G e s t a l t e n des n a c h r e f o r m a t o r i s c h e n P r o t e s t a n t i s m u s . S e i n e E r b a u u n g s b ü c h e r zählen zu den B e s t s e l l e r n d e r christlichen Weltliteratur; sie f a n d e n bis weit in d a s 19. Jh. e i n e u n g e h e u r e Verbreitung (über 3 0 0 D r u c k e ) u n d w u r d e n in d i e meisten e u r o p ä i s c h e n u n d e i n i g e a u ß e r e u r o p ä i s c h e S p r a c h e n übersetzt. D i e G e s c h i c h t e d e r A r n d t r e z e p t i o n spiegelt d a s a m b i v a l e n t e Bild seiner T h e o l o gie: an ihn k n ü p f t e i m 17. Jh. einerseits e i n e breite kirchliche F r ö m m i g k e i t s - und R e f o r m b e w e g u n g an, d i e in d e n Pietism u s m ü n d e t e ; andererseits w a r sein Werk o f f e n f ü r e i n e Ina n s p r u c h n a h m e d u r c h spiritualistische D e n k e r . GESAMTAUSGABE: Geistreiche S c h r i f t e n und Werke. H r s g . v. J o h a n n J a k o b R a m b a c h . 3 B d e . , L e i p z i g / G ö r l i t z 1734-36. LITERATUR: J o h a n n e s W a l l m a n n : D e r P i e t i s m u s . G ö t t i n g e n 1990, S. 13-24. - H a n s S c h n e i d e r : J . A . s Studienzeit. In: Jahrbuch der Gesellschaft für Niedersächsische Kirchengeschichte 89 ( 1 9 9 1 ) S. 133-175. - M a r t i n B r e c h t , in: D e r s . (Hrsg.): G e s c h i c h t e d e s P i e t i s m u s . B d . 1, G ö t t i n g e n 1993, S. 130-151. Hans Schneider A r n d t , J o h a n n Friedrich W i l h e l m , luth. T h e o l o g e , * 2 4 . 6 . 1 8 0 2 Berlin, t 8 . 5 . 1 8 8 1 Berlin. Der a u s einer H a n d w e r k e r f a m i l i e s t a m m e n d e A . b e g a n n 1820 in Berlin d a s T h e o l o g i e s t u d i u m . E i n e r seiner L e h r e r , der H o f p r e d i g e r Friedrich —» Strauß, ü b t e s e h r g r o ß e n Einfluß auf ihn aus. 1829 w u r d e er auf d e s s e n B e t r e i b e n z u m H i l f s p r e d i g e r a m D o m zu M a g d e b u r g e r n a n n t . 1833 w u r d e er zweiter, 1840 erster P r e d i g e r der P a r o c h i a l g e m e i n d e in Berlin, an d e r er bis zu seiner P e n s i o n i e r u n g 1875 tätig blieb. A . war einer d e r b e d e u t e n d s t e n P r e d i g e r im Berlin d e s 19. Jh. und hatte beträchtlichen E i n f l u ß bei H o f . Z a h l r e i c h e seiner P r e d i g t e n und E r b a u u n g s s c h r i f t e n w i e die Morgenklänge (1843) e r s c h i e n e n im D r u c k . WEITERE WERKE: D i e sieben W o r t e Christi a m K r e u z e . B e r lin 1840. L e i p z i g "1874. - D a s L e b e n Jesu Christi. 6 Tie., 1850-55. LITERATUR: R e n a t e Kath: Α., J. F. W . In: R G G 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 789. A r n d t , Julius Karl, e v a n g . T h e o l o g e , Schriftsteller, * 2 6 . 3 . 1820 A l s l e b e n / S a a l e , t 1 2 . 6 . 1888 W e r n i g e r o d e . Α., ein P a s t o r e n s o h n , studierte in H a l l e T h e o l o g i e und w a r d a n n in Paris u n d Berlin als H a u s l e h r e r tätig. 1849 ging er als P f a r r a d j u n k t seines Vaters n a c h W a l t e r n i e n b u r g bei S c h ö n e b e c k , f o l g t e i h m später i m A m t n a c h u n d w u r d e 1856 z u m S u p e r i n t e n d e n t e n e r n a n n t . 1861 ü b e r s i e d e l t e A .

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n a c h W e r n i g e r o d e i m H a r z , w o er 1862 O b e r p f a r r e r , Sup e r i n t e n d e n t der G r a f s c h a f t und Konsistorialrat w u r d e . A l s K i r c h e n p o l i t i k e r w a r A . schon vor 1870 ein G e g n e r O t t o von B i s m a r c k s und v e r s u c h t e in s e i n e m S i n n e auf K a i s e r Wilh e l m I. e i n z u w i r k e n . 1874 verlor er w e g e n seiner A b l e h n u n g der „ M a i g e s e t z e " und der K i r c h e n g e m e i n d e n - und S y n o d a l o r d n u n g seine kirchlichen A u f s i c h t s ä m t e r . A . v e r f a ß t e zahlreiche t h e o l o g i s c h e S c h r i f t e n und g a b 1867 d a s Gesangbuch der Grafschaft Wernigerode heraus. WEITERES WERK: T r o s t h e i m . W e r n i g e r o d e 1886. LITERATUR: Paul G a b r i e l : Α., J. K. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 361. A r n d t , T h e o d o r , e v a n g . T h e o l o g e , * 1.6. 1850 B e n k e n dorf ( M a n s f e l d e r Seekreis), t 2 . 7 . 1901 Berlin. A . unterrichtete seit 1874 als O b e r l e h r e r a m S c h u l l e h r e r s e m i n a r in D r e s d e n Religion, D e u t s c h und G e s c h i c h t e und g i n g 1883 als D i a k o n an d i e P e t r i - G e m e i n d e in Berlin. Dan e b e n betrieb A . t h e o l o g i s c h e S t u d i e n und v e r ö f f e n t l i c h t e 1886 u. a. e i n e S c h r i f t ü b e r Die Probleme des Alten Testaments und ihre neueste Lösung. Er e n g a g i e r t e sich im 1884 gegründeten Allgemeinen evangelisch-protestantischen Missionsverein u n d g a b seit 1886 dessen „Zeitschrift f ü r M i s s i o n s k u n d e und R e l i g i o n s w i s s e n s c h a f t " heraus; seit 1893 war er Vorsitzender dieses Vereins. A . w a r M i t g l i e d d e s Protestantenvereins, des Evangelischen Bundes, des Evangelischsozialen K o n g r e s s e s und d e s G u s t a v - A d o l f - V e r e i n s . WEITERE WERKE: D i e Stellung E z e c h i e l s in der a l t t e s t a m e n tarischen P r o p h e t i e . Berlin 1886. - D i e Religion der Soziald e m o k r a t i e . L e i p z i g 1892. A r n e t h , Michael, Augustinerchorherr, Theologe, * 9 . 1 . 1771 L e o p o l d s c h l a g ( O b e r ö s t e r r e i c h ) , t 2 4 . 3 . 1 8 5 4 St. Florian ( O b e r ö s t e r r e i c h ) . A . trat nach d e m S t u d i u m der T h e o l o g i e und P h i l o s o p h i e in W i e n 1794 in d a s C h o r h e r r e n s t i f t St. Florian ein und e m p fing 1797 d i e P r i e s t e r w e i h e . 1801 w u r d e er z u m Prof. d e s B i b e l s t u d i u m s a m L y z e u m in L i n z e r n a n n t . E i n e B e r u f u n g an d i e U n i v . W i e n lehnte A. a b und ü b e r n a h m 1815 d i e D i r e k t o r e n s t e l l e des L i n z e r S t a a t s g y m n a s i u m s . 1823 w u r d e er Propst seines Stiftes und G e n e r a l d i r e k t o r der oberösterr. G y m n a s i e n . 1831 w ä h l t e ihn d a s H o h e V e r o r d n e t e Ständis c h e K o l l e g i u m in L i n z z u m A u s s c h u ß m i t g l i e d und 1834 z u m Verordneten. In St. Florian ließ A . d i e K l o s t e r g e b ä u d e restaurieren; er e r w e i t e r t e d i e Bibliothek s o w i e die S a m m lungen und g r ü n d e t e d i e T h e o l o g i s c h e H a u s l e h r a n s t a l t neu. A . f ö r d e r t e den j u n g e n A n t o n —» B r u c k n e r , d e n er bei d e n Sängerknaben aufnahm. LITERATUR: J o h a n n e s Hollnsteiner: A . In: N D B , B d . 1953, S. 365.

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A r n i m , Detlev von, Kirchenpolitiker, * 1 5 . 9 . 1878 Berlin, t 1.2. 1947 Berlin. N a c h A b i t u r und l a n d w i r t s c h a f t l i c h e r A u s b i l d u n g ü b e r n a h m A . 1904 die V e r w a l t u n g seines Ritterguts K r ö c h l e n d o r f f . 1913-19 g e h ö r t e er d e m P o t s d a m e r B e z i r k s a u s s c h u ß an. 1926-28 w a r er stellvertretendes, 1 9 2 8 - 3 0 ordentliches M i t glied des R e i c h s r a t s , 1930 zog er als A b g e o r d n e t e r der D e u t s c h n a t i o n a l e n Volkspartei in d e n R e i c h s t a g ein. Sein H a u p t i n t e r e s s e galt d e r e v a n g . Kirche: Er w a r Vorsitzender d e s P a t r o n a t s v e r b a n d s , Leiter der luth. Vereinigung und vertrat d i e P r o v i n z i a l s y n o d e im P r o v i n z i a l k i r c h e n r a t . Im „Dritten R e i c h " w a r A . als M i t g l i e d der B e k e n n e n d e n K i r c h e s o w i e d e s R e i c h s b r u d e r r a t s und als Vorsitzender d e s luth. K o n v e n t s der B e k e n n t n i s s y n o d e der D e u t s c h e n E v a n g e l i s c h e n K i r c h e V e r f o l g u n g e n d u r c h d i e G e s t a p o ausgesetzt. E n d e 1945 w u r d e d e r von s e i n e m Besitz v e r t r i e b e n e A . R e f e rent im E v a n g e l i s c h e n K o n s i s t o r i u m der M a r k B r a n d e n b u r g und 1946 z u m E h r e n d o m h e r r n von B r a n d e n b u r g e r n a n n t .

Arnold A r n k i e l , Trogillus, auch Troels Α., luth. Theologe, Altertumsforscher, getauft 28.4. 1639 Tollstedt bei Apenrade (Schleswig), t 7 . 9 . 1 7 1 3 Apenrade. Α., Sohn eines gottorfischen Zöllners, studierte Theologie in Leipzig, Dorpat und Kiel und erwarb 1670 die Magisterwürde. 1672 wurde er als Pastor und Propst nach Apenrade berufen. Als diese Stadt im Krieg 1684 an Dänemark fiel, verweigerte A. als Anhänger des Herzogs von Holstein dem dänischen König die Huldigung und mußte seinen Abschied nehmen. 1684 vom Herzog von Holstein zum Superintendenten ernannt, kehrte er nach dem Friedensschluß 1689 auf sein Amt in Apenrade zurück. Neben zahlreichen theologischen und kirchenhistorischen Schriften verfaßte A. Abhandlungen über den 1638 bei Tondern gemachten archäologischen Fund eines goldenen Horns. In Der uralten mitternächtlichen Völker Leben, Thaten und Bekehrungen (1703) schilderte A. die Christianisierung der baltischen Urbevölkerung. LITERATUR: V D 17. - Herbert Jankuhn: Α., T. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 375 f. - Manfred Jakubowski-Tiessen: Α., T. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 789 f. A r n o , auch Arn, Erzbischof von Salzburg, * um 7 4 0 / 4 1 Isengau (Bayern), t 2 4 . 1 . 8 2 1 Salzburg. Der aus bayerischem Hochadel stammende und in Freising erzogene A. wurde dort 765 Diakon, empfing die Priesterweihe, trat 778 in das Kloster St. Amand zu Elnon im Hennegau ein und war dort 782-808 Abt. Von seinem Freund —> Alkuin gefördert, erhob ihn Karl der Große 785 zum Bischof von Salzburg. 787 vermittelte A. in Rom vergeblich zwischen dem Kaiser und Herzog Tassilo III., wurde 798 von Papst Leo III. zum Metropoliten der bayerischen Kirchenprovinz ernannt und leitete 799 die Untersuchungen gegen die Gegner des Papstes. Zwischen 802 und 813 wurde A. vom Kaiser mehrmals mit diplomatischen Missionen betraut. Als erster Erzbischof von Salzburg bemühte er sich in regelmäßigen Provinzialsynoden um die Vereinigung der bayerischen und der fränkischen Reichskirche, unterstützte die Slawenmission in Karantanien und Pannonien und ließ die ersten Salzburger Güterverzeichnisse und Annalen anlegen. Er gründete Schule und Bibliothek von St. Peter in Salzburg. LITERATUR: Gertraud Demmelbauer: Α., der erste Erzbischof von Salzburg. 798-821. Diss. Wien 1950. - Fritz Losek: Notitia Arnonis und Breves Notitiae. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 130 (1990) S. 5-192. - Heinz Dopsch: A. In: LThK 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 1019 f. - Wilfried Schätz: Aus dem Leben des Erzbischofs A. von Salzburg, dem Namensgeber für Arnstorf. In: Arnstorfer Heimatbrief 34 (1997) S. 43 f. - Erzbischof Arn von Salzburg. Hrsg. v. Meta Niederkorn-Bruck/Anton Scharer. München 2004. A r n o , Bischof von Würzburg, t 13.7.892. Α., dessen Herkunft im Dunkeln liegt, wurde 855 von König Ludwig dem Deutschen zum Bischof von Würzburg ernannt. Er ließ dort den zerstörten Dom wieder aufbauen und in seinem Bistum weitere neun Kirchen errichten. Er verteidigte die Reichsgrenzen gegen Sorben, Böhmen und Mähren, nahm 884 am Reichstag teil und trat dort als Befürworter des Kriegs gegen die Normannen auf. 888 stritt er auf der Mainzer Synode für die Aufrechterhaltung der kirchlichen Rechte, erreichte 889 in Frankfurt von König Arnulf die Bestätigung aller Stiftsprivilegien und wohnte 890 dem Reichstag sowie der Kirchensynode in Forchheim bei. Von den Mähren, gegen die er 892 erneut in den Krieg zog, wurden A. und seine Leute während einer Messe überfallen und erschlagen. In Franken wird er deshalb als Märtyrer und Heiliger verehrt.

LITERATUR: Wilhelm Engel: A. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 356. - Alfred Wendehorst: A. In: LThK 1 , Bd. 1, 1993, Sp. 1015. A r n o , Propst von Reichersberg, * um 1100 Polling (Oberbayern), t 30. 1. 1175 Reichersberg (Innviertel). Auf Betreiben seines Bruders —»Gerhoh von Reichersberg trat Α. 1124 in das oberbayerische Kloster Rottenbuch ein, folgte ihm 1132 nach Reichersberg/Inn und wurde dort 1146 Dekan, 1169 Propst. A. war Mitstreiter seines Bruders im Kampf für die Reform von Klerus und Kirche. In seinem Scutulum canonicorum regularium (1146/47), einer Zusammenfassung der Gewohnheiten der Regularkanoniker, betonte er die Gleichwertigkeit von Mönchen und Kanonikern bei unterschiedlicher Funktion. A. war ein Gegner der scholastischen Schule des Abaelard und verteidigte in seinem Apologeticus contra Folmarum (1163-65) die Einheit der göttlichen und menschlichen Natur Christi gegen den von - » Folmar von Triefenstein wiederbelebten Adoptianismus. AUSGABE: PL 194, 1493-1538. LITERATUR: Johannes Hollnsteiner: A. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 376. - Israel Peri: Das Hexameron A.s v. R. Eine Exegese aus dem 12. Jahrhundert. In: Jahrbuch Klosterneuburg N . F . 10 (1976) S. 9-115. - Ders.: A. v. R. In: VL 2 , Bd. 1, 1978, Sp. 458-461. - Rainer Kurz: A. v. R. In: LexMA, Bd. 1, 1980, Sp. 1000. - 900 Jahre Stift Reichersberg. Linz 1984. - Hubertus Seibert: A. v. R. In: LThK 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 1019. A r n o l d von Rotberg, Bischof von Basel, * um 1394, t 6. Π. 5. 1458 Basel. Der Sohn des Basler Bürgermeisters studierte an der Univ. Heidelberg, wurde 1431 zum Lie. art. promoviert und war dann Domherr in Basel. Nach Studien an der Univ. Bologna wurde A. 1440 zum Dr. decr. promoviert. Im selben Jahr fand er Aufnahme in der Generalkongregation des Basler Konzils, wurde 1447 Domkustos, 1450 Domdekan und 1451 Bischof von Basel. Im selben Jahr erhielt A. von Kaiser Friedrich III. die Regalien. A. erließ für das Chorherrenstift St. Leonhard in Basel Reformstatuten und berief Regularkanoniker. LITERATUR: Pierre Louis Surchat: R „ A. v. In: Gatz, Bischöfe (1448-1648), 1996, S. 595 f. A r n o l d I., Erzbischof von Köln, * vor 1100, t 3.4. 1151. Α., dessen Herkunft unbekannt ist, war seit 1126 Stiftspropst von St. Andreas in Köln und wurde dort 1138 zum Erzbischof gewählt. Noch im selben Jahr zwang ihn ein Aufstand der Kölner Bürger zum Verlassen der Stadt. 1146 bot er den Juden auf seinem Schloß Wolkenburg gegen Bezahlung Schutz vor Verfolgungen. Glücklos agierend und von —» Otto von Freising als unfähig sowohl zu geistlichen als auch zu weltlichen Geschäften bezeichnet, wurde A. bei Papst Eugen III. wegen Simonie und nachlässiger Amtsführung verklagt. Da er 1148 der Vorladung vor das Konzil von Reims nicht Folge leistete, wurde er seines Amtes enthoben. Trotz der Fürsprache Konrads III., für dessen Wahl zum König A. sich erfolgreich eingesetzt hatte, und obwohl er 1150 selbst zur Rechtfertigung nach Rom reiste, wurde seine Suspendierung nicht zurückgenommen. LITERATUR: Richard Knipping (Bearb.): Regesten der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter. Bd. 2. Bonn 1902, S. 55-84. - Heinz Löwe: Α. I. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 377. - Werner Grebe: Erzbischof Α. I. von Köln in der Reichs- und Territorialpolitik. In: Jahrbuch des Kölnischen Geschichtsvereins 42 (1968) S. 1-80; 43 (1971) S. 1-76. Manfred Groten: Untersuchungen zum Urkundenwesen unter den Erzbischöfen Α. I. und Α. II. von Köln. In: Ebd. 60 (1979), S. 11-38. - Heinz Wolter: Α. I. In: LexMA, Bd. 1, 1980, Sp. 1001 f. - Manfred Groten: Α. I. In: LThK 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 1022 f.

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Arnold A r n o l d II., Erzbischof von Köln, * um 1098, t 14.5.1156 Xanten. Der dem Hause der Grafen von Wied entstammende A. wurde 1127 Dompropst in Köln, dann Propst an St. Servatius in Maastricht und in Limburg an der Lahn. Als Kanzler (seit 1138) begleitete er Konrad III. auf dessen Kreuzzug 1147/48. 1151 wurde er als Nachfolger des abgesetzten —»Arnold I. Erzbischof von Köln und 1152 von Papst Eugen III. in Segni geweiht. Im selben Jahr nahm A. in Aachen die Königskrönung von Friedrich I. Barbarossa vor, der ihn 1155 zur Vorbereitung seiner Kaiserkrönung nach Rom schickte. Wie der mit ihm befreundete Abt —»Wibald von Stablo galt A. als einer der einflußreichsten Männer im Reich. In seinem Erzbistum erhöhte er die Einkünfte durch die Wiedereinziehung vergebener Lehensgüter und bekämpfte erfolgreich das räuberische Fehdewesen im Rheinland, in Westfalen und Lothringen. Seine Schwester Hadwig veranlaßte er zur Gründung des Benediktinerinnenklosters Schwarzrheindorf, in dem sich sein Grab befindet. LITERATUR: Richard Knipping (Bearb.): Regesten der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter. Bd. 2. Bonn 1902, S. 85-102. - Friedrich Wilhelm Oediger: A. II. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 377. - Heinz Wolter: A. II. In: LexMA, Bd. 1, 1980, Sp. 1002. - Ders.: A. II., v. K. In: L T h K \ Bd. 1, 1993, Sp. 1023. A r n o l d (von Stapel), Bischof von Kulm, * um 1360 Pommerellen, t 31.5.1416. Als Notar und Kleriker der Diözese Pomesanien wird A. erstmals urkundlich erwähnt. Er studierte 1385-88 in Prag und 1392-96 als Deutschordenspriester auf Kosten des Hochmeisters in Bologna. 1394 vertrat er den Deutschen Orden bei der Kurie, wurde 1397 Kaplan des Hochmeisters Konrad von Jungingen und Domherr in Kulmsee. 1402 gelang es dem Orden, den bisherigen Bischof von Kulm zu verdrängen und A. an seine Stelle zu setzen. Nach der Niederlage des Ordens bei Tannenberg 1410 unterwarf er sich wie die anderen preuß. Bischöfe vorläufig dem polnischen König, vertrat jedoch 1414 bei Waffenstillstandsverhandlungen mit Polen den Deutschen Orden. LITERATUR: Anneliese Triller: A. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 377 f. - Wilhelm Nobel: Michael Küchmeister. Hochmeister des Deutschen Ordens 1414-1422. Bad Godesberg 1969, S. 68 f., 73 f. - Bernhart Jähnig: Biographisches zu einigen preußischen Bischöfen und Hochmeisterkaplänen. In: Beiträge zur Geschichte Westpreußens 11 (1989) S. 77-81. Martin Armgart: Die Handfesten des preußischen Oberlandes bis 1410 und ihre Aussteller. Köln u.a. 1995, S. 172-176. - Anastazy Nadolny: A. S. In: Gatz, Bischöfe ( 1 1 9 1 - 1 4 4 8 ) , 2 0 0 1 , S . 3 0 9 f.

A r n o l d Westphal, Bischof von Lübeck, * 1399/1400 Lübeck, t 31. 1. 1466 Lübeck. Α., Sohn eines Lübecker Ratsherrn, war 1430 Rektor der Univ. Erfurt, lehrte 1436 in Lübeck, 1443/44 in Rostock und war danach Prof. für Kanonisches Recht an der Juristischen Fakultät Leipzig. Später war er Kanonikus und Domdechant in Lübeck. Als Bischof von Lübeck (seit 1450) unterstützte er den letzten Herzog Adolf IX. von Schleswig aus dem holsteinischen Hause Schauenburg. Als das Herzogtum an den dänischen König Christian I. fiel, griff A. vermittelnd ein. Dasselbe tat er 1462 in Reinfeld bei der Beendigung des „Prälatenkriegs" zwischen der Stadt Lüneburg und den meist geistlichen Inhabern der Salinen. 1465 wirkte A. in Thorn als Vermittler zwischen dem Deutschen Ritterorden und Polen. LITERATUR: Klaus Wriedt: Westfal, A. In: SchleswigHolsteinisches Biographisches Lexikon. Bd. 4. Hrsg. v. Olaf Klose/Eva Rudolph. Neumünster 1976, S. 233-235. -

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Wolf-Dieter Hauschild: Kirchengeschichte Lübecks. Lübeck 1981. - Felix Bernard: Α., v. L. In: LThK\ Bd. 1, 1993, Sp. 1023. - Klaus Wriedt: W„ A. In: Gatz, Bischöfe (1448-1648), 1996, S. 751. A r n o l d (von Selenhofen), Erzbischof von Mainz, * zwischen 1095 und 1110 (?), t 24.6. 1160. Der einem Mainzer Ministerialengeschlecht entstammende A. war, vermutlich nach dem Studium in Paris, Domherr und erzbischöflicher Stadtkämmerer in Mainz. Außerdem wurden ihm die Propsteien Mainz, Aschaffenburg und Aachen verliehen. 1151 wurde A. Kanzler Kaiser Konrads III. und von dessen Nachfolger Kaiser Friedrich I. Barbarossa in dieser Würde bestätigt. Die Ernennung zum Erzbischof von Mainz ohne die Zustimmung des dortigen Klerus, A.s Regierungsstil und die Erhebung einer Steuer für die Romzüge des Kaisers führten zu einem offenen Aufruhr der Stadt und der adligen Lehensträger des Stifts. Als A. zu Verhandlungen mit den Aufständischen erschien, wurde er bei dem vor den Toren von Mainz gelegenen St. Jakobskloster von einer Menge angegriffen und ermordet. LITERATUR: Amandus G'sell: Die Vita des Erzbischofs A. von Mainz (1153-1160). Auf ihre Echtheit geprüft. Diss. Bonn 1 9 1 9 . - P e t e r Acht: A. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 3 7 8 . Wilfried Schöntag: Untersuchungen zur Geschichte des Erzbistums Mainz unter den Erzbischöfen A. und Christian I. (1153-1183). Darmstadt 1973. - Alois Gerlich: A. v. S. In: LexMA, Bd. 1, 1980, Sp. 1002 f. - Stefan Weinfurter: Wer war der Verfasser der Vita Erzbischofs A.s von Mainz? In: Festschrift für Eduard Hlawitschka zum 65. Geburtstag. Hrsg. v. Karl Rudolf Schnith. Kallmünz 1993. - Franz Staab: A. In: LThK\ Bd. 1, 1993, Sp. 1023 f. A r n o l d I., Erzbischof von Trier, t 25.5. 1183. Α., ein lothringischer Adliger, war Domherr in Trier sowie Propst von St. Andreas in Köln und wurde 1169 auf Wunsch Kaiser Friedrichs I. Barbarossa Erzbischof von Trier. Er galt als treuer Anhänger des Kaisers, diente ihm als Ratgeber und begleitete ihn auf vielen seiner Züge nach Italien. Die Macht seiner eigenen Familie versuchte A. dadurch auszubauen, daß er seinem Verwandten Arnulf von Walecourt erlaubte, den in seinem Erzbistum liegenden verwüsteten Burgberg von Soive (Schiff) mit der Festung Montclair zu bebauen. Dies führte nach seinem Tod zu einem jahrhundertelangen Streit zwischen seiner Familie und den späteren Erzbischöfen von Trier, der schließlich mit der Zerstörung der Festung Montclair endete. LITERATUR: L . E l t e s t e r : Α . I. I n : A D B , B d . 1, 1 8 7 5 , S . 5 7 9 .

A r n o l d II. (von Isenburg), Erzbischof von Trier, t 1259 Montabaur. Α., Sohn des Grafen von Isenburg-Braunsberg, wurde 1217 Archidiakon, 1228 Dompropst in Trier und hatte als Erzbischof (seit 1242) großen Anteil an den politischen Auseinandersetzungen der ausgehenden Stauferzeit. Er zählte 1246 zu den Reichsfürsten, die Heinrich Raspe zum Gegenkönig wählten. 1250 unterstützte er den Gegenkönig Wilhelm von Holland und begleitete ihn zum Papst nach Lyon. 1257 war A. an der Wahl von Alfons von Kastilien zum römischen König beteiligt, wurde aber bei Boppard in einer offenen Schlacht von Erzbischof —» Gerhard von Mainz, einem der Anführer der Gegenpartei, geschlagen. Von seinem Domkapitel mußte er im selben Jahr eine Klage wegen eigenmächtiger Besetzung von Stellen im Klerus hinnehmen. In seinem Erzstift in Kämpfe mit Adel und Raubrittern verwickelt, ließ A. mehrere Burgen und Stadtbefestigungen errichten. In Trier wurden während A.s Herrschaft die frühgotische Liebfrauenkirche und St. Maximin gebaut. LITERATUR: Aloys Thomas: Α. II. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 378. - Karl-Heinrich Krüger: Α. II. In: LexMA, Bd. 1,

Arnold 1980, Sp. 1003 f. - M a r i a n n e P u n d t : E r z b i s c h o f und Stadtg e m e i n d e v o m E n d e des Investiturstreites bis z u m A m t s antritt B a l d u i n s ( 1 1 2 2 - 1 3 0 7 ) . In: H a n s H u b e r t A n t o n / A l f r e d H a v e r k a m p (Hrsg.): Trier im Mittelalter. Trier 1996, S. 2 7 2 - 2 7 7 . - W o l f g a n g Seibrich: A . v. I. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 1 9 8 - 1 4 4 8 ) , 2 0 0 1 , S. 7 9 4 f. A r n o l d , Baumeister, t 2 5 . 7 . 1 3 0 3 ( 7 ) . A . w a r als z w e i t e r K ö l n e r D o m b a u m e i s t e r N a c h f o l g e r d e s M e i s t e r —» G e r h a r d . Sein A m t s a n t r i t t kann weit vor 1271 liegen, w a h r s c h e i n l i c h schon u m 1260. S e i n e e x a k t e n L e b e n s daten sind nicht b e k a n n t , j e d o c h wird er in einer S c h r e i n s u r k u n d e von 1280 als „ m a g i s t e r A r n o l d u s m a g i s t e r o p e ris E c c l e s i a e m a i o r i s " bezeichnet. A . v o l l e n d e t e a m K ö l n e r D o m d e n K a p e l l e n k r a n z , baute d a s C h o r - E r d g e s c h o ß bis zur Q u e r h a u s - O s t w a n d auf, errichtete d a s T r i f o r i u m , d e n O b e r g a d e n und d i e H a l l e des Sakristei. A u ß e r d e m gestaltete A . w a h r s c h e i n l i c h a u c h d e n C h o r der A b t e i k i r c h e M ö n c h e n g l a d b a c h mit. A u c h e i n i g e h e r v o r r a g e n d e Figuren aus B r o n z e , Stein u n d H o l z w e r d e n i h m . z u g e s c h r i e b e n . A . s S o h n —> J o h a n n e s w a r e b e n f a l l s als D o m b a u m e i s t e r tätig. LITERATUR: A r n o l d Wolff: Α . In: A K L , Bd. 5, 1992, S. 210. A r n o l d I m m e s s e n , T h e o l o g e , D i c h t e r , e r w ä h n t 2. H ä l f t e 15.Jh. Α., d e r aus E i n b e c k oder A l f e l d s t a m m t e , ist 1483 und 1486 als Dichter und g e l e h r t e r T h e o l o g e u r k u n d l i c h belegt. E s wird v e r m u t e t , d a ß er d e m A l e x a n d e r s t i f t in E i n b e c k ang e h ö r t e und P f a r r e r in H a m e l n und A l f e l d war. A . v e r f a ß t e z w i s c h e n 1480 und 1490 den Wolfenbütteler Sündenfall, ein geistliches Spiel in m i t t e l n i e d e r d e u t s c h e r S p r a c h e , d a s mit 3 9 6 2 Versen zu den u m f a n g r e i c h s t e n religiösen D r a m e n des d e u t s c h e n Mittelalters zählt. Es b e h a n d e l t d i e Heilsgeschichte v o m E i n s e t z e n d e r E n g e l s c h ö r e vor d e m Sturz L u zifers bis zur D a r s t e l l u n g der dreijährigen M a r i a im T e m p e l . LITERATUR: A d a l b e r t E i s c h e n b r o i c h : I., A . In: N D B , B d . 10, 1974, S. 1 6 3 f . - B r i a n M u r d o c h : I., Α . In: V L 2 , B d . 4, 1983, Sp. 3 6 5 - 3 6 7 . A r n o l d von L ü b e c k , B e n e d i k t i n e r , Chronist, * um 1150, t 27.6. 1211/14. A . w a r B e n e d i k t i n e r m ö n c h im B r a u n s c h w e i g e r Ä g i d i e n k l o ster und begleitete m ö g l i c h e r w e i s e 1172 Heinrich d e n L ö w e n auf seiner P i l g e r f a h r t n a c h Palästina. 1177 w u r d e er A b t d e s J o h a n n i s k l o s t e r s in L ü b e c k . M i t seiner Chronica setzte er d i e Slavenchronik des —> H e l m o l d von B o s a u von 1171 bis 1209 mit B e r i c h t e n ü b e r politische E r e i g n i s s e i m Reich, b e s o n d e r s in N o r d e l b i n g e n , ü b e r d a s L e b e n H e i n r i c h s des L ö w e n , d e n 3. u n d 4. K r e u z z u g und den Thronstreit z w i schen P h i l i p p von S c h w a b e n und O t t o I V . fort. N a c h B e e n d i g u n g d e r C h r o n i k übersetzte A . das G e d i c h t Gregorius d e s H a r t m a n n s von A u e ins L a t e i n i s c h e . LITERATUR: H a n s - J o a c h i m F r e y t a g : A . von L ü b e c k . In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 3 8 1 . - D i e t e r B e r g / F r a n z Josef Worstb r o c k : A . von L ü b e c k . In: VL 2 , Bd. 1, 1978, S p . 4 7 2 - 4 7 6 . M a r k u s W e s c h e : A. von L ü b e c k . In: L e x M A , B d . 1, 1980, Sp. 1007 f. A r n o l d von St. E m m e r a m , B e n e d i k t i n e r , Schriftsteller, * u m 1000, t v o r 1050. Α., der d e m H a u s der G r a f e n von Vohburg a n g e h ö r t e , trat f r ü h in das B e n e d i k t i n e r k l o s t e r St. E m m e r a m in R e g e n s burg ein. Er b e s c h ä f t i g t e sich dort w i s s e n s c h a f t l i c h , las d i e Literatur der klassischen A n t i k e und studierte die Kirc h e n v ä t e r . Sein V o r h a b e n , d i e von B i s c h o f —>Arbeo von Freising v e r f a ß t e Vita d e s H e i l i g e n E m m e r a m zu ü b e r a r b e i ten und sprachlich zu v e r b e s s e r n , stieß auf so h e f t i g e n W i derstand seiner M i t b r ü d e r , d a ß A . f ü r drei J a h r e n a c h M a g d e b u r g v e r b a n n t w u r d e . D o r t b e w e g t e er den D o m s c h o l a s t e r M e g i n f r i d d a z u , diesen Plan zu verwirklichen. D e s s e n De

vita et virtutibus beati Emmerami ( 1 0 3 0 ) f ü g t e A . n a c h seiner R ü c k k e h r u n d E r n e n n u n g z u m Propst von St. E m m e r a m (1030) e i n e S c h r i f t De miraculis beati Emmerami u n d 1036 oder 1037 e i n e n D i a l o g De memoria beati Emmerami et eius cultorum h i n z u . LITERATUR: J ü r g e n S y d o w : A . v. St. E. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 3 8 0 f . - Karl L a n g o s c h : A. von St. E m m e r a m . In: V L 2 , B d . 1, 1978, Sp. 4 6 4 - 4 7 0 . - Elisabeth H e y s e : A . von St. E m m e r a m . In: L e x M A , Bd. 1, 1980, S p . 1008. - Step h a n H a e r i n g : Α., zu St. E m m e r a m . In: L T h K 3 , B d . 1, 1993, S p . 1024. - H e l m u t S c h o ß w a l d : Graf B e r t h o l d , Propst A . und St. E m m e r a m . Z u r G e s c h i c h t e der G r a f e n von S c h w e i n f u r t . In: S c h w e i n f u r t e r M a i n l e i t e (1994) 1, S. 32-47. - D a v i d Hiley: A . von St. E m m e r a m . K o m p o n i s t der „Historia Sancti E m m e r a m m i " ( u m 1000-1050). In: B e r ü h m t e R e g e n s b u r g e r . Hrsg. v. K a r l h e i n z Dietz und G e r h a r d H. W a l d h e r r . R e g e n s burg 1997, S. 35-42. A r n o l d von T o n g e r n , auch A r n o l d u s L u y d e a T u n g r i s , L u y d i u s , a L u d e , kath. T h e o l o g e , * u m 1470 T o n g e r n bei L i m b u r g (Belgien), t 2 8 . 8 . 1540 Lüttich. D e r einer T o n g e r n e r Patrizierfamilie e n t s t a m m e n d e A u g u s t i n e r c h o r h e r r A. i m m a t r i k u l i e r t e sich 1486 in K ö l n ( M a g i s t e r 1489). D a n a c h ü b e r n a h m er d i e E r z i e h u n g d e s späteren Kardinals und B i s c h o f s von Lüttich, E r h a r d von d e r —»Mark. 1491 w u r d e A . Prof. an d e r A r t i s t e n f a k u l t ä t in K ö l n und 1494 zu d e r e n D e k a n b e r u f e n . 1509 erhielt er e i n e n Lehra u f t r a g f ü r T h e o l o g i e , w u r d e 1 5 1 0 / 1 1 D e k a n der T h e o logischen F a k u l t ä t und w a r d r e i m a l ( 1 5 0 7 / 0 8 , 1 5 2 0 / 2 1 , 1 5 2 4 / 2 5 ) R e k t o r d e r U n i v . Köln. 1513-35 w a r A . K a n o nikus an der S t i f t s k i r c h e St. M a r i a ad g r a d u s in K ö l n , d a n n K a n o n i k u s an d e r K a t h e d r a l k i r c h e St. L a m b e r t in Lüttich und zuletzt D o m h e r r in K ö l n . M i t e i n e m G u t a c h t e n griff A. in d e n Streit u m d i e j u d e n f r e u n d l i c h e n S c h r i f t e n d e s H u m a nisten J o h a n n e s —> R e u c h l i n ein, w a s ihm d e n Spott Ulrich von - » H u t t e n s einbrachte. I m N o v e m b e r 1520 betrieb er die V e r b r e n n u n g —> L u t h e r s c h e r B ü c h e r in Köln. N e b e n ein i g e n t h e o l o g i s c h e n S c h r i f t e n v e r f a ß t e A . einen K o m m e n t a r zu J u v e n a l . LITERATUR: V D 16, A 3 7 6 3 - 3 7 7 5 . - N i k o l a u s P a u l u s : D i e d e u t s c h e n D o m i n i k a n e r im K a m p f e g e g e n Luther. F r e i b u r g / B r e i s g a u 1903. - R o b e r t H a a ß : A . von T o n g e r n . In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 381. - Heribert S m o l i n s k y : A . von T o n g e r n . In: LThK 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 1024. - G ö t z - R ü d i g e r T e w e s : L u t h e r g e g n e r d e r ersten Stunde. In: Q u e l l e n u n d F o r s c h u n g e n aus italienischen A r c h i v e n und B i b l i o t h e k e n 7 5 (1995) S. 2 5 6 - 3 6 5 . A r n o l d , C h r i s t o p h , e v a n g . T h e o l o g e , Schriftsteller, * 1 2 . 4 . 1627 H e r s b r u c k ( F r a n k e n ) , f 30. 1. 1685 N ü r n b e r g . D e r S o h n d e s P f a r r e r s K a s p a r —» A. b e z o g nach d e m S c h u l b e s u c h in N ü r n b e r g die U n i v . A l t d o r f . Seit 1645 g e h ö r t e er als „ L e r i a n d e r " d e m P e g n e s i s c h e n B l u m e n o r d e n an. N a c h der P r o m o t i o n 1649 in Altdorf b e s u c h t e er a n d e r e d e u t s c h e U n i v e r s i t ä t e n und bereiste H o l l a n d u n d E n g l a n d . In C a m b r i d g e studierte A . in d e r Bibliothek alte C o d i c e s und g a b in L e i d e n 1650 e i n e L o b r e d e auf N ü r n b e r g in D r u c k . N a c h seiner R ü c k k e h r w u r d e er in N ü r n b e r g 1653 D i a k o n der M a r i e n k i r c h e u n d Prof. der G e s c h i c h t e , R h e t o r i k , P o e s i e und des Griechischen am Ägidiengymnasium. Neben Kirchenliedern, einer S a m m l u n g von L e i c h e n r e d e n und zahlreichen historischen und p h i l o l o g i s c h e n W e r k e n v e r f a ß t e A. 1659 einen Kunstspiegel hochteutscher Sprache. WEITERE WERKE: L i n g u a e latinae o r n a t u s . N ü r n b e r g 1657, 7 1 7 1 5 . — U n t e r s c h i e d l i c h e G o t t e s d i e n s t e in der g a n t z e n Welt. H e i d e l b e r g 1674. LITERATUR: P. Pressel: Α., C . In: A D B , Bd. 1, 1875, S. 584.

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Arnold A r n o l d , E b e r h a r d , e v a n g . T h e o l o g e , * 2 6 . 7 . 1883 H u f e n bei K ö n i g s b e r g ( O s t p r e u ß e n ) , t 22. 11. 1935 D a r m s t a d t . N a c h d e m S t u d i u m der T h e o l o g i e , P h i l o s o p h i e und P ä d a g o gik in B r e s l a u und H a l l e und der P r o m o t i o n 1909 in Erlangen (Urchistliches und Antichristliches im Werdegang Friedrich Nietzsches) w a r A . als f r e i e r Schriftsteller tätig und v e r k ü n d e t e , a n g e r e g t a u c h d u r c h d i e S c h r i f t e n d e s S c h w e i z e r P f a r r e r s H e r m a n n —> Kutter, christliche Soziallehren. D a b e i propagierte er u . a . in seiner S c h r i f t Lebensbeweise lebendiger Gemeinden (1914) d a s Ideal einer a m Beispiel der urchristlichen G e m e i n d e n und der Hutterischen B r ü d e r (—» H u t e r ) orientierten L e b e n s - u n d A r b e i t s g e m e i n s c h a f t . W ä h r e n d des Ersten Weltkriegs w a r A . G e n e r a l direktor der D e u t s c h e n Christlichen S t u d e n t e n v e r e i n i g u n g und M i t b e g r ü n d e r d e s F u r c h e - V e r l a g s . 1920 g r ü n d e t e er in S a n n e r z bei S c h l ü c h t e r n in H e s s e n d e n ersten B r u d e r h o f einer christlichen G e m e i n s c h a f t , zu d e m ein W a i s e n h a u s und ein Verlag g e h ö r t e n . D e m B r u d e r h o f bei F u l d a (seit 1927) f o l g t e n weitere in G r o ß b r i t a n n i e n und P a r a g u a y . WEITERE WERKE: D i e Religiosität der heutigen J u g e n d . Berlin 1919. - L i e b e s l e b e n und Liebe. S a n n e r z 1921. LITERATUR: H a n s Z u m p e : E. A . Sein L e b e n f ü r d i e B r u d e r h ö f e , seine S e n d u n g f ü r das k o m m e n d e Reich G o t t e s und d i e A u s r i c h t u n g völliger G e m e i n s c h a f t unter d e n M e n s c h e n . A l m b r u d e r h o f 1935. - E. A . A u s s e i n e m L e b e n und S c h r i f t tum. Ein Z e u g n i s f ü r völlige G e m e i n s c h a f t . B r o m d o n , E n g land 1953. - Heinrich Kautz: Α., E. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 3 8 4 f. - M a r k u s B r a u n : Α., E. In: B B K L , B d . 19, 2 0 0 1 , Sp. 2 3 - 3 2 . A r n o l d , F r a n z X a v e r , kath. T h e o l o g e , * 1 0 . 9 . 1 8 9 8 A i c h e l a u ( W ü r t t e m b e r g ) , t 21. 1 . 1 9 6 9 T ü b i n g e n . N a c h d e m S t u d i u m der T h e o l o g i e k a m A . 1924 als Vikar nach R e u t l i n g e n , w u r d e P r ä z e p t o r k a p l a n in B i b e r a c h / R i ß , 1926 Vikar und S t u d i e n a s s e s s o r in Stuttgart und 1928 in H o r b . In T ü b i n g e n w u r d e er R e p e t e n t a m W i l h e l m s s t i f t , erhielt nach der P r o m o t i o n 1932 e i n e P r i v a t d o z e n t u r an d e r Universität und w a r bis 1936 S t u d e n t e n p f a r r e r . A . habilitierte sich f ü r M o r a l t h e o l o g i e u n d Sozialethik, w u r d e 1937 a. ο., 1946 o. P r o f . der P a s t o r a l t h e o l o g i e ; 1966 w u r d e er e m e ritiert. A . w a r einer der f ü h r e n d e n kath. P a s t o r a l t h e o l o g e n d e s 20. J a h r h u n d e r t s . WERKE: D i e n s t a m G l a u b e n . 1948. - Wort des Heils als W o r t in der Zeit. 1961. LITERATUR: G ü n t e r B i e m e r : Α., F. X . In: T R E , Bd. 4, 1979, S. 133-136. - Erich Feifei: Α., F. X . In: K a t e c h e t i s c h e B l ä t t e r 112 ( 1 9 8 7 ) S. 3 5 1 - 3 5 4 . - Ders.: Α., F. X . In: L T h K \ B d . 1, 1993, Sp. 1025. A r n o l d , Friedrich, a u c h Christian Friedrich Α., Architekt, * 1 2 . 2 . 1823 D r e b a c h / E r z g e b i r g e , t 1 3 . 6 . 1 8 9 0 D r e s d e n . D e r aus einer B a u e r n f a m i l i e s t a m m e n d e A . studierte unter G o t t f r i e d S e m p e r A r c h i t e k t u r an der D r e s d n e r A k a d e m i e der Künste, g e w a n n 1849 d e n g r o ß e n Staatspreis und untern a h m mit d e m d a m i t v e r g e b e n e n S t i p e n d i u m 1850-52 e i n e S t u d i e n r e i s e d u r c h S ü d d e u t s c h l a n d , Italien, F r a n k r e i c h und B e l g i e n . 1853 w u r d e er L e h r e r f ü r B a u k u n s t und B a u w i s s e n s c h a f t und 1861 Prof. an der D r e s d n e r A k a d e m i e . E r e r b a u t e zahlreiche s ä c h s i s c h e D o r f k i r c h e n , leitete 1864-68 d e n U m bau der D r e s d n e r S o p h i e n k i r c h e im Stil der N e u g o t i k und seit 1863 d i e R e s t a u r i e r u n g des D o m s u n d der F r a u e n k i r c h e ( 1 8 8 3 - 8 4 ) in M e i ß e n . N a c h seinen P l ä n e n e n t s t a n d e n d i e K r e u z s c h u l e in D r e s d e n (1864-65), S c h l o ß E c k b e r g an der E l b e und d i e Villa S o u c h a y auf d e m A l b r e c h t s b e r g bei L o s c h w i t z . 1 8 5 6 / 5 7 v e r ö f f e n t l i c h t e A. als F r u c h t seiner italienischen R e i s e zwei W e r k e ü b e r den H e r z o g s p a l a s t von U r b i n o und d a s B a p t i s t e r i u m in F l o r e n z . LITERATUR: B r u n o Sauer: Α., C . F. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 3 8 4 . - H a r t m u t M a i : Α., F. In: A K L , B d . 5, 1992, S. 217.

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A r n o l d , Gottfried, Pseud. Christophorus Irenaeus, evang. T h e o l o g e , * 5 . 9 . 1666 A n n a b e r g / E r z g e b i r g e , t 3 0 . 5 . 1714 Perleberg. D e r S o h n eines L a t e i n s c h u l l e h r e r s erhielt n a c h d e m B e s u c h d e s G y m n a s i u m s in G e r a seine a k a d e m i s c h e A u s b i l d u n g in Wittenberg, w a n d t e sich a b e r bald von der o r t h o d o x e n Schult h e o l o g i e a b und d e m P i e t i s m u s zu. - > S p e n e r vermittelte A . Hauslehrerstellen in D r e s d e n ( 1 6 8 9 - 9 3 ) und in Q u e d linburg ( 1 6 9 3 - 9 6 ) , w o er M u ß e zu k i r c h e n g e s c h i c h t l i c h e n A r b e i t e n f a n d . D a s Werk Die Erste Liebe, Das ist: Wahre Abbildung der ersten Christen ( 1 6 9 6 ) , in d e m d a s Urchris t e n t u m als Idealbild und b l e i b e n d e N o r m vorgestellt wird, trug A . d e n R u f auf die G e s c h i c h t s p r o f e s s u r an d e r pietistischen U n i v . G i e ß e n ein, die er i m S p ä t s o m m e r 1697 antrat. A l s er, a b g e s t o ß e n von d e m „ v e r w e l t l i c h t e n " a k a d e m i s c h e n L e b e n und b e e i n d r u c k t von radikalen G e s i n n u n g s f r e u n d e n , schon E n d e M ä r z 1698 sein A m t w i e d e r aufgab, e r r e g t e sein Schritt weites A u f s e h e n ( A p o l o g i e : Ojfenhertzige Bekäntniß, s e c h s D r u c k e 1 6 9 8 / 9 9 ) . Ein b e d e u t e n d e s Z e u g n i s pietistischer Lyrik sind A.s Göttliche LiebesFuncken (1698). D i e reife F r u c h t s e i n e r kirchenhistorischen S t u d i e n stellt d i e aus l a n g j ä h r i g e n Vorarbeiten e r w a c h s e n e Unparteyische Kirchen- und Ketzer-Historie dar ( 1699-1700, 3 1 7 2 9 [ N e u d r . 1967], 4 1 7 4 0 ) . W i e d e r in Q u e d l i n b u r g , e i n e m Z e n t r u m mystisch-spiritualistischer Kreise, f ü h r t e A. ein von „ W e l t " und K i r c h e a b g e s o n d e r t e s L e b e n ( 1 6 9 8 - 1 7 0 1 ) . E r vertiefte seine B e s c h ä f t i g u n g mit der mittelalterlichen und f r ü h n e u z e i t l i c h e n M y stik; vor a l l e m übten J a c o b —> B ö h m e und d e s s e n S c h ü l e r einen p r ä g e n d e n E i n f l u ß aus, der sich in der S c h r i f t Das Geheimnis der göttlichen Sophia ( 1 7 0 0 [Neudr. 1963]) d o k u m e n t i e r t . A . s o f f e n e r S e p a r a t i s m u s ( E r k l ä r u n g vom gemeinen Sectenwesen, Kirchen- und Abendmahlgehen, 1700) v e r w i c k e l t e ihn in k i r c h e n p o l i t i s c h e Konflikte. A l s der bislang aller „fleischlichen E h e " a b h o l d e A . sich 1701 mit A n n a M a r i a Sprögel verheiratete und der ü b e r z e u g t e Separatist ein kirchliches A m t als S c h l o ß p r e d i g e r in Allstedt ( 1 7 0 2 - 0 5 ) antrat, g a b er s e i n e religiösen G r u n d ü b e r z e u g u n g e n nicht auf, s o n d e r n modifizierte sie nur. Als P f a r r e r und I n s p e k t o r wirkte er 1705-07 in W e r b e n / A l t m a r k , 1707-14 in Perleberg. W ä h r e n d der Jahre i m P f a r r a m t setzte A . s e i n e schriftstellerische Tätigkeit u n g e m i n d e r t f o r t ; er g a b W e r k e m y stischer T h e o l o g e n h e r a u s u n d v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. e i n e pietistische Pastoraltheologie, m e h r e r e P r e d i g t b ä n d e , S a m m e l b i o g r a p h i e n und e i n e Historia et descriptio theologiae mysticae ( 1 7 0 2 , dt. 1703). Bereits d u r c h K r a n k h e i t g e s c h w ä c h t , starb A. im A l t e r von erst 4 7 J a h r e n . A.s g e i s t e s g e s c h i c h t l i c h e B e d e u t u n g g r ü n d e t vor a l l e m auf seiner Kirchen- und Ketzer-Historie, die in der G e s c h i c h t e der kirchlichen H i s t o r i o g r a p h i e e i n e E t a p p e markiert. A . will „ d e n g a n t z e n [In-]Begriff d e r historischen W a h r h e i t " s u c h e n und nicht m e h r aus der Sicht einer R e l i g i o n s p a r tei [ K o n f e s s i o n ] , s o n d e r n „ u n p a r t e i i s c h " darstellen. Von ein e m spiritualistischen Verständnis d e s C h r i s t e n t u m s aus kritisiert er j e d e O b j e k t i v i e r u n g u n d Institutionalisierung (Verf a s s u n g , d o g m a t i s c h e S y s t e m e , K i r c h e n r e c h t , Kult) und sieht darin Z e i c h e n des Verfalls, unter d e m die K i r c h e seit K a i s e r K o n s t a n t i n stehe. I n d e m A . nicht m e h r d i e k o n f e s s i o n e l l e R e c h t g l ä u b i g k e i t , s o n d e r n die s u b j e k t i v e F r ö m m i g k e i t z u m U r t e i l s k r i t e r i u m m a c h t e , lenkte er das historische Interesse auf d i e Individualität, M o t i v e und C h a r a k t e r z ü g e der historis c h e n Gestalten u n d b a h n t e d a m i t d e m m o d e r n e n geschichtlichen D e n k e n den W e g . BIBLIOGRAPHIEN: G e r h a r d D ü n n h a u p t : P e r s o n a l b i b l i o g r a p h i e n zu d e n D r u c k e n des B a r o c k . B d . 1, Stuttgart 2 1 9 9 0 , S. 3 1 4 - 3 5 2 . - H a n s S c h n e i d e r : A r n o l d - L i t e r a t u r 1714-1993. In: D i e t r i c h B l a u f u ß / F r i e d r i c h N i e w ö h n e r (Hrsg.): G . A .

Arnoldi W o l f e n b ü t t e l 1995. - Volker K e d i n g : T h e o l o g i a e x p e r i m e n talis. D i e E r f a h r u n g s t h e o l o g i e b e i m späten G . A . M ü n s t e r / Hamburg 2001. Hans Schneider A r n o l d , Kaspar, evang. Theologe, * 6 . 1 . 1 5 9 9 Hersbruck (Franken), f 1 7 . 5 . 1 6 6 6 Nürnberg. D e r S o h n e i n e s H e r s b r u c k e r B ü r g e r s und B i e r b r a u e r s studierte seit 1615 e v a n g . T h e o l o g i e an der U n i v . im n a h e n A l t d o r f , e r w a r b 1620 den M a g i s t e r g r a d und w u r d e 1623 D i a kon, 1632 P a s t o r von K i r c h e n s i t t e n b a c h bei N ü r n b e r g . Von 1642 bis zu s e i n e m T o d w a r er D i a k o n an d e r N ü r n b e r g e r S e b a l d u s k i r c h e . 1662 erschien seine Epistolische KirchenArbeit, oder Zusammenstimmung der Episteln und Evangelien. A . w a r der Vater von C h r i s t o p h —» A . LITERATUR: V D 17. A r n o l d i , B a r t h o l o m ä u s , a u c h U s i n g e n ( s i s ) , kath. T h e o loge, P h i l o s o p h , * u m 1465 U s i n g e n ( H e s s e n ) , t 9 . 9 . 1 5 3 2 Würzburg. D a s 1484 b e g o n n e n e S t u d i u m an der U n i v . E r f u r t Schloß A . 1491 mit d e m G r a d d e s M a g . art. ab, lehrte d a n n an der Artistischen Fakultät 3 0 J a h r e lang P h i l o s o p h i e u n d w u r d e 1514 z u m D o k t o r der T h e o l o g i e p r o m o v i e r t . U n t e r d e m E i n f l u ß —> Luthers, der 1501-05 bei i h m d i e Artes studiert hatte, trat A . 1512 in d e n A u g u s t i n e r o r d e n ein. W i e L u t h e r verurteilte er M i ß s t ä n d e in der Kirche, w a r j e d o c h sonst ein entschied e n e r G e g n e r d e r luth. L e h r e . E r b e k ä m p f t e L u t h e r in seinen S c h r i f t e n , seit 1522 a u c h als D o m p r e d i g e r . Als A . 1525 z u m Verlassen E r f u r t s g e z w u n g e n w u r d e , g i n g er als Berater d e s B i s c h o f s K o n r a d von —»Thüngen n a c h W ü r z b u r g . 1530 begleitete er diesen auf d e n R e i c h s t a g n a c h A u g s b u r g , w o er mit a n d e r e n kath. T h e o l o g e n mit der P r ü f u n g der C o n f e s s i o A u g u s t a n a betraut w u r d e . WERKE: P a r v u l u s p h i l o s o p h i a e naturalis. L e i p z i g 1499. C o m p e n d i u m totius logicae. E r f u r t 1500. - Interpretatio D o nati M i n o r i s . E r f u r t 1511. LITERATUR: V D 16, A 3 6 9 1 - 3 7 5 5 . - F e r d i n a n d W i l h e l m E m i l R o t h : Z u r B i b l i o g r a p h i e d e s B. A . von U s i n g e n . In: N e u e r A n z e i g e r f ü r B i b l i o g r a p h i e und B i b l i o t h e k s w e s e n 4 7 ( 1 8 8 6 ) S. 3 5 3 - 3 6 8 . - O t f r i e d M ü l l e r : D i e R e c h t f e r t i g u n g s lehre n o m i n a l i s t i s c h e r R e f o r m a t i o n s g e g n e r . B. A . von Usingen u n d K a s p a r S c h a t z g e y e r ü b e r E r b s ü n d e , erste R e c h t f e r tigung und Taufe. B r e s l a u 1940. - W i l f r i d T r u s e n : Α., Β. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 3 8 8 f. - R e m i g i u s B ä u m e r : B. von U s i n g e n O E S A (ca. 1464-1532). In: K a t h o l i s c h e T h e o l o g e n d e r R e f o r m a t i o n s z e i t . Hrsg. v. E r w i n Iserloh. B d . 2. M ü n s t e r 1985, S. 27-37. - Willigis E c k e r m a n n : Α., Β. In: LThK-\ B d . 1, 1993, Sp. 1025 f. - C h r i s t o p h B u r g e r : Β. A . von U s i n g e n . In: R G G 4 , B d . 1, 1998, S p . 1141 f. A r n o l d i , Johann Ludwig Ferdinand, evang. Theologe, P ä d a g o g e , * 2 5 . 6 . 1737 G i e ß e n , t 2 9 . 1 0 . 1783. D a s S t u d i u m der T h e o l o g i e in G i e ß e n Schloß A . mit d e r P r o m o t i o n ab und ü b e r n a h m 1759 als H a u s l e h r e r d e n U n terricht eines t a u b s t u m m e n J u n g e n , d e n er a u c h zur K o n f i r m a t i o n vorbereitete. 1762 g i n g er als H o f m e i s t e r eines j u n g e n A d l i g e n nach T ü b i n g e n , studierte dort mit i h m R e c h t s w i s s e n s c h a f t e n s o w i e S t a a t e n g e s c h i c h t e und begleitete ihn 1767 weiter an d i e U n i v . G ö t t i n g e n . 1768 erhielt A . in G r o ß e n l i n d e n bei G i e ß e n eine Pfarrstelle und b e g a n n dort w i e d e r mit d e m U n t e r r i c h t t a u b s t u m m e r K i n d e r , d i e er a u c h k o n f i r m i e r t e . S e i n e 1777 e r s c h i e n e n e Practische Unterweisung, taubstumme Personen reden und schreiben zu lehren, u n d Z e i t u n g s b e r i c h t e über seine L e h r e r f o l g e m a c h t e n A . weithin b e k a n n t . A r n o l d i , J o h a n n e s , kath. T h e o l o g e , * 2 4 . 6 . 1596 W a r b u r g (Westfalen), t 11. 11. 1631 V i s s e l h ö v e d e ( N i e d e r s a c h s e n ) . A . b e g a n n 1609 in P a d e r b o r n ein S t u d i u m der T h e o l o g i e , trat 1617 in d e n J e s u i t e n o r d e n ein und w a r d a n n in K o l legien seines O r d e n s in Fulda, S p e y e r und B a m b e r g tätig.

1 6 2 3 / 2 4 u n t e r n a h m er in S i n s h e i m in B a d e n , 1 6 2 4 - 2 6 in E m m e r i c h , 1 6 2 6 / 2 7 in B o c h o l t , 1 6 2 7 / 2 8 in F a l k e n h a g e n und seit 1629 in V e r d e n / A l l e r R e k a t h o l i s i e r u n g s v e r s u c h e . W ä h r e n d 1631 nach d e m Sieg G u s t a v A d o l f s bei L e i p z i g die meisten kath. Geistlichen aus d e m B i s t u m Verden flohen, blieb A . auf s e i n e m P o s t e n . 1631 w u r d e er in der N ä h e d e s D o r f e s V i s s e l h ö v e d e von protestantischen B a u e r n überfallen und e r m o r d e t . D a h e r gilt A . bei n o r d d e u t s c h e n Katholiken als M ä r t y r e r . LITERATUR: J o h a n n e s M e t z l e r : P. J. A. B l u t z e u g e der nordd e u t s c h e n D i a s p o r a . P a d e r b o r n 1931. A r n o l d i , N i k o l a u s , r e f o r m i e r t e r T h e o l o g e , * 1618 L e s n a (Polen), t 1680. Als F ü n f z e h n j ä h r i g e r erhielt A . von der polnischen S y n o d e in O s t o r o y e i n e A n s t e l l u n g als C h o r k n a b e , studierte d a n n in D a n z i g P h i l o s o p h i e und R h e t o r i k , leitete 1639-41 d i e Lat e i n s c h u l e in J a b l o n o w in P o d o l i e n und diente gleichzeitig einer v o r n e h m e n F a m i l i e als H a u s p r e d i g e r . Ein S t i p e n d i u m e r m ö g l i c h t e ihm 1641 die I m m a t r i k u l a t i o n an der U n i v . Fran e k e r in Holland, w o er vor a l l e m calvinistische T h e o l o g i e studierte. N a c h e i n e m E n g l a n d a u f e n t h a l t erhielt A. in Beetg u m in Friesland e i n e Stelle als Prediger, w u r d e 1651 Prof. der T h e o l o g i e in F r a n e k e r und 1656 H o f p r e d i g e r . A. verö f f e n t l i c h t e n e b e n a n d e r e n , m e i s t d o g m a t i s c h e n und polem i s c h e n S c h r i f t e n : Lux in tenebris, sive vindicatio locorum V. et Ν. T. quibus omnium sectarum adversarii ad stabiliendos errores suos abutuntur. LITERATUR: Vos: Α., Ν . In: A D B , B d . 1, 1875, S. 5 9 2 f. A . S c h w e i z e r : Α., Ν . In: R E 3 , B d . 2, 1897, S. 129. A r n o l d i , Valentin, r e f o r m i e r t e r T h e o l o g e , * 2 6 . 1 . 1 7 1 2 Dillenburg, t 1 6 . 4 . 1 7 9 3 . A . erhielt nach d e m an der H o h e n S c h u l e in H e r b o r n absolvierten S t u d i u m d e r T h e o l o g i e und der orientalischen Sprac h e n von s e i n e m L a n d e s h e r r n Fürst Christian zu D i l l e n b u r g 1739 ein S t i p e n d i u m f ü r einen m e h r j ä h r i g e n A u f e n t h a l t in Utrecht, L e i d e n und D e n H a a g , w o er teils studierte, teils selber lehrte. 1745 w u r d e A . Prof. d e r T h e o l o g i e und erster P r e d i g e r in H e r b o r n , 1755 O b e r k o n s i s t o r i a l r a t und nach N i e d e r l e g u n g seines geistlichen A m t s Verwalter der a k a d e m i s c h e n B i b l i o t h e k . 1764 avancierte A . z u m I n s p e k t o r aller K i r c h e n im F ü r s t e n t u m N a s s a u - D i l l e n b u r g und w u r d e 1770 z u m ersten P r o f e s s o r der T h e o l o g i s c h e n F a k u l t ä t der R e f o r mierten H o h e n S c h u l e e r h o b e n . LITERATUR: Zais: Α., V. In: A D B , B d . 1, 1875, S. 5 9 5 f. A r n o l d i , W i l h e l m , B i s c h o f von Trier, * 4 . 7 . 1798 B a d e m / E i f e l , f 7. 1. 1864 Trier. N a c h d e m B e s u c h d e s P r i e s t e r s e m i n a r s und der Priesterw e i h e in Trier erhielt A. dort 1821 eine P r o f e s s u r f ü r d a s A l t e T e s t a m e n t und H o m i l e t i k . 1826 ü b e r n a h m er e i n e Pfarrstelle in L a u f e l d , w u r d e 1831 P f a r r e r und D e c h a n t in Wittlich und 1834 D o m k a p i t u l a r und D o m p r e d i g e r in Trier. 1839 e r f o l g t e A.s Wahl z u m B i s c h o f , d o c h k a m e s w e g e n e r h e b licher P r o b l e m e m i t d e n staatlichen Stellen erst 1842 zur Inthronisation, w o b e i A . in d e r F r a g e d e r M i s c h e h e n u n n a c h giebig blieb u n d a u c h d e n Eid auf d e n Staat v e r w e i g e r t e . 1844 ließ er e r s t m a l s seit 1810 w i e d e r d e n Heiligen R o c k ausstellen, w a s zu einer h e f t i g e n publizistischen A u s e i n a n d e r s e t z u n g u m d e s s e n E c h t h e i t und in der F o l g e zur F o r m i e r u n g d e r d e u t s c h - k a t h . B e w e g u n g unter J o h a n n e s —» R o n g e f ü h r t e . A . zählte zu den Vertretern der kath. R e s t a u r a t i o n und zu d e n Verfechtern der völligen U n a b h ä n g i g k e i t der K i r c h e von j e g l i c h e r staatlicher E i n f l u ß n a h m e . In Trier ließ A . den D o m restaurieren und g r ü n d e t e ein K n a b e n k o n v i k t und ein i g e Klöster. WERKE: J o h a n n e s C h r y s o s t o m u s , H o m i l i e n ü b e r die B r i e f e d e s hl. P a u l u s , Ü b e r s e t z u n g e n aus d e m G r i e c h i s c h e n . 6 Bde., Trier 1 8 3 1 / 4 0 . - F a s t e n p r e d i g t e n . Hrsg. v. J o h a n n J a k o b

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Arnoldt Kraft. Trier 1867. - P a s s i o n s p r e d i g t e n . H r s g . ν. J o h a n n Jak o b Kraft. Trier 1868. - S o n n t a g s p r e d i g t e n . Hrsg. v. J o h a n n J a k o b K r a f t . Trier 1869. - F e s t t a g s p r e d i g t e n . H r s g . v. J o h a n n J a k o b Kraft. Trier 1870. LITERATUR: A l o i s T h o m a s : Α., W . In: N D B , B d . 1, 1952, S. 3 9 0 f . - A l o i s T h o m a s : Α., J. W . In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 13-15. - Franz-Josef H e y e n : Α., W . In: L T h K 1 , B d . 1, 1993, Sp. 1026. - B e r n h a r d S c h n e i der: W . A . ( 1 8 4 2 - 1 8 6 4 ) . In: M a r t i n P e r s c h / M i c h a e l E m b a c h (Hrsg.): D i e B i s c h ö f e von Trier seit 1802. F e s t g a b e f ü r Bischof D r . H e r m a n n Josef Spital z u m 70. G e b u r t s t a g . Trier 1996, S. 7 5 - 9 7 . - T h o m a s S a u e r : Α., W . In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 7 9 4 . A r n o l d t , D a n i e l Heinrich, e v a n g . T h e o l o g e , Dichter, * 7. 12. 1706 K ö n i g s b e r g ( O s t p r e u ß e n ) , t 3 0 . 7 . 1 7 7 5 Königsberg (Ostpreußen). A. studierte seit 1721 T h e o l o g i e in K ö n i g s b e r g , von 1724 an in Halle und legte dort 1728 d a s M a g i s t e r e x a m e n ab. N a c h der R ü c k k e h r n a c h K ö n i g s b e r g w u r d e A . 1729 z u m Prof. der P h i l o s o p h i e e r n a n n t , 1732 z u m D r . theol. p r o m o v i e r t , Konsistorialrat und 1733 Prof. der T h e o l o g i e . 1763 übern a h m er die L e i t u n g d e s C o l l e g i u m F r i d e r i c i a n u m und d e r K ö n i g s b e r g e r A r m e n s c h u l e , später a u c h d e r litauischen und p o l n i s c h e n T h e o l o g i s c h e n S e m i n a r e . 1770 e r f o l g t e seine Ern e n n u n g z u m a d j u n g i e r t e n und 1772 z u m wirklichen O b e r h o f p r e d i g e r . A . v e r f a ß t e e i n e A n l e i t u n g zur d e u t s c h e n P o e sie, m e h r e r e t h e o l o g i s c h e und p h i l o s o p h i s c h e A r b e i t e n , ein i g e W e r k e zur o s t p r e u ß i s c h e n G e s c h i c h t e und e i n e 1746 ers c h i e n e n e zweiteilige, später e r g ä n z t e Ausführliche und mit Urkunden versehene Historie der Königsbergischen Universität. WEITERE WERKE: Königreichs Preußen. Königreichs Preußen. LITERATUR: G ö t z von S. 3 9 2 .

Kurzgefaßte Kirchengeschichte des K ö n i g s b e r g 1769. - K i r c h e n r e c h t d e s K ö n i g s b e r g / L e i p z i g 1771. Seile: Α., D . H . In: N D B , Bd. 1, 1953,

Arnoldus Saxo, Kleriker, 13. Jh. N e b e n A l e x a n d e r N e c k a m w a r der n i e d e r s ä c h s i s c h e Kleriker A. der erste E n z y k l o p ä d i s t des 13. J a h r h u n d e r t s . S e i n e zwischen 1225 u n d 1230 erarbeitete E n z y k l o p ä d i e De finibus ( K o n j e k t u r : floribus) rerum naturalium basiert auf f r ü h m i t telalterlichen u n d antiken S c h r i f t e n . E i g e n g u t d e s Verfassers sind die P r o l o g e zu j e d e m d e r f ü n f Teile ( „ D e cáelo et m u n d o " , „ D e naturis a n i m a l i u m " , „ D e virtute universali", „ D e virutibus l a p i d u m " , „ D e m o r a l i b u s " ) . D i e s e s m o r a l i s c h e und n a t u r w i s s e n s c h a f t l i c h e F r a g e n in f ü n f A b t e i lungen b e h a n d e l n d e W e r k d i e n t e u . a . —>Albertus M a g n u s , —> B a r t h o l o m ä u s A n g l i c u s und V i n z e n z von B e a u v a i s als Quelle. LITERATUR: W o l f g a n g S t a m m l e r : A . S. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 393. - F r a n z Josef W o r s t b r o c k : A . S. In: V L 2 , B d . 1, 1978, Sp. 4 8 5 - 4 8 8 . - Christian H ü n e m ö r d e r : A . von S a c h s e n . In: L e x M A , Bd. 1, 1980, Sp. 1 0 0 8 f . - C h . M e i e r : G r u n d z ü g e der mittelalterlichen E n z y k l o p ä d i s t i k . In: Literatur u n d L a i e n b i l d u n g i m Spätmittelalter und in d e r R e f o r m a tionszeit. Hrsg. v. L u d g e r G r e n z m a n n und Karl S t a c k m a n n . Stuttgart 1984, S. 4 6 7 - 5 0 0 . - Laetitia B o e h m : A r n o l d von S a c h s e n . In: L T h K 3 , B d . 1, 1993, Sp. 1024. - Loris Sturlese: D i e d e u t s c h e P h i l o s o p h i e d e s Mittelalters. M ü n c h e n 1993, S. 2 8 4 - 2 9 5 . A r n o l d u s Vesaliensis, eigentl. Haldrenius, H a l d r e i n , kath. T h e o l o g e , H u m a n i s t , * u m 1484 Wesel, t 30. 10. 1534 Köln. D e r n a c h s e i n e m G e b u r t s o r t Wesel a m N i e d e r r h e i n b e n a n n t e A . k a m 1501 n a c h K ö l n , b e s u c h t e dort d a s L o r e n z - G y m n a s i u m u n d b e z o g 1516 d i e A r t i s t e n f a k u l t ä t der K ö l n e r U n i versität. Dort trat er d u r c h b e s o n d e r e K e n n t n i s d e r klassischen S p r a c h e n , v . a . d e s G r i e c h i s c h e n , h e r v o r . A . lehrte

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a m L o r e n z - G y m n a s i u m , bis er 1531 z u m D o m h e r r n e r n a n n t w u r d e . In seinen t h e o l o g i s c h e n S c h r i f t e n setzte er sich u. a. mit der protestantischen Kritik an der kath. H e i l i g e n - und R e l i q u i e n v e r e h r u n g a u s e i n a n d e r (Consultatici quadruplex super confessione Augustana quorundam Protestantium, postum 1554). LITERATUR: V D 16, H 2 9 3 - 3 1 7 . - B a r b a r a H e n z e : H v. W . In: L T h K 1 , B d . 4, 1995, S. 1154 f. A r n o l f , B i s c h o f von Halberstadt, auch Arnulf, Arnold, t 7 . 9 . 1023. Von Α., seit 9 9 6 B i s c h o f von Halberstadt, ist ein vor d e m 7 . 5 . 1008 g e s c h r i e b e n e r Brief an d e n B i s c h o f —» Heinrich I. von W ü r z b u r g erhalten, in d e m er diesen u m d i e Z u s t i m m u n g zur G r ü n d u n g d e s B i s t u m s B a m b e r g bittet. D a s S c h r e i b e n stellt somit eines d e r wichtigsten D o k u m e n t e f ü r d i e E n t s t e h u n g des B a m b e r g e r B i s t u m s dar, gibt a b e r a u c h E i n b l i c k in d i e d a m a l i g e B e h a n d l u n g d e r F r a g e d e s W i d e r s t a n d s r e c h t s . A . g e w ä h r t e dies n u r i m Falle der Verleitung zur S ü n d e und f o r d e r t e a u c h e i n e m gottlosen K ö n i g g e g e n ü b e r G e h o r s a m . E r w a r ein Vertrauter K ö n i g —»Heinrichs II., d e r i h m d e n des L a n d f r i e d e n s b r u c h s f ü r s c h u l d i g b e f u n d e n e n M a r k g r a f e n G u n z e l i n von M e i ß e n zur H a f t überließ und ihn a m 30. 1 . 1 0 1 8 in B a u t z e n a m Fried e n s s c h l u ß mit B o l e s t a w von P o l e n beteiligte. LITERATUR: J o h a n n e s Fritsch: D i e B e s e t z u n g d e s Halberstädter B i s t u m s in d e n vier ersten J a h r e n seines B e s t e hens. Diss. H a l l e 1913, S. 21 f. - H e l m u t B e u m a n n : A . In: N D B , B d . 1, 1953, S. 393. A r n p e c k , Veit, a u c h Vitus, Chronist, * 1 4 3 5 / 4 0 Freising, t E n d e 1495. N a c h d e m B e s u c h d e r S c h u l e in A m b e r g und e i n e m S t u d i u m in W i e n ( 1 4 5 4 - 5 7 ) versah Α., S o h n e i n e s Schusters, Pfarrstellen in A m b e r g , F r e i s i n g und L a n d s h u t . D a n e b e n stellte er F o r s c h u n g e n zur b a y e r i s c h e n und österr. G e s c h i c h t e an. Α., der als b e d e u t e n d s t e r b a y e r i s c h e r G e s c h i c h t s s c h r e i b e r seiner Zeit und Vorgänger d e s J o h a n n e s A v e n t i n u s gilt, v e r f a ß t e z w i s c h e n 1491 und 1495 e i n e Chronica Baioariorum, von der er später e i n e e r w e i t e r t e d e u t s c h e F a s s u n g anfertigte. Sie ist d i e wichtigste mittelalterliche D a r s t e l l u n g der bayeris c h e n L a n d e s g e s c h i c h t e . A . g a b a u c h e i n e bis in d a s J a h r 1495 r e i c h e n d e G e s c h i c h t e Österreichs und e i n e bis 1495 r e i c h e n d e C h r o n i k d e s B i s t u m s Freising heraus. WEITERE WERKE: D e gestis E p i s c o p o r u m f r i s i n g e n s i u m . A u s einer alten H a n d s c h r i f t hrsg. und mit V o r e r i n n e r u n g e n und A n m e r k u n g e n v e r s e h e n . H r s g . v. M a r t i n von D e u t i n ger. M ü n c h e n 1852. - S ä m t l i c h e C h r o n i k e n . Hrsg. v. G e o r g L e i d i n g e r . M ü n c h e n 1915. N a c h d r . A a l e n 1969. LITERATUR: G e o r g Leidinger: V . A . s „ C h r o n i k der B a y e r n " . M ü n c h e n 1936. - H a n s Rail: Α., V . In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 393. - P e t e r J o h a n e k : Α., V . In: V L 2 , B d . 1, 1978, Sp. 4 9 3 - 4 9 8 . - W i l h e l m L i e b h a r t : Α., V . In: L e x M A , B d . 1, 1980, Sp. 1011. - D i e t e r R ö d e l : V . A . P u b l i k u m s o r i e n t i e r te D a r s t e l l u n g s w e i s e in z w e i s p r a c h i g e n C h r o n i k e n . In: Wissensliteratur im Mittelalter und in d e r f r ü h e n N e u z e i t . B e d i n g u n g e n , T y p e n , P u b l i k u m , S p r a c h e . H r s g . v. H o r s t B r u n n e r . W i e s b a d e n 1993, S. 2 5 1 - 2 5 7 . - Walter Ziegler: Α., V . In: L T h K 1 , Bd. 1, 1993, Sp. 1028. A r n s c h w a n g e r , J o h a n n C h r i s t o p h , luth. T h e o l o g e , K i r c h e n l i e d d i c h t e r , g e t a u f t 2 8 . 1 2 . 1625 N ü r n b e r g , t 10.12.1696 Nürnberg. D e r K a u f m a n n s s o h n A . b e s u c h t e das E g i d i e n - G y m n a s i u m N ü r n b e r g und studierte T h e o l o g i e in A l t d o r f , J e n a und H e l m s t e d t . 1651 b e g a n n er in N ü r n b e r g seine geistliche L a u f b a h n , w u r d e z u n ä c h s t Stadtvikar, 1652 D i a k o n von St. E g i d i e n , 1654 F r ü h p r e d i g e r an St. Walpurgis, 1659 Diakon und 1690 später S c h a f f e r und A r c h i d i a k o n an der L o r e n z k i r c h e . Er v e r f a ß t e an d i e 4 0 0 K i r c h e n l i e d e r (u. a. Neue

Artopoeus geistliche Lieder, 1659). Vom Rat der Stadt wurde A. mit der Abfassung offizieller Festschriften betraut. Wegen seines ungekünstelten und eher volkstümlichen Stils wurde er seit 1675 in der „Fruchtbringenden Gesellschaft" unter dem Namen „Der Unschuldige" geführt. WEITERE WERKE: Memoria Christi patientis. Altdorf 1646. - Aeterno Deo Gloria. Senatui et toti civitati Noribergensi prospera omnia! Nürnberg 1669. - Abschieds-Lied nach gehaltener Leichsermon. Nürnberg 1670. - Heilige Palmen und christliche Psalmen. Nürnberg 1680. LITERATUR: VD 17. - Karl Schornbaum: Α., J. C. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 394. - J. C. A. In: Die Fruchtbringende Gesellschaft unter Herzog August von Sachsen-Weißenfels. Hrsg. v. Martin Bircher. Tübingen 1997, S. 35-128. - HansOtto Korth/(Konrad Ameln): Α., J. C. In: MGG 2 P, Bd. 1, 1999, Sp. 1011 f. - Lini Hübsch-Pfleger: Α., J. C. In: NGroveD, Bd. 2, 2 2001, S. 59 f. A r n s w a l d t , August Frh. von, Schriftsteller, Jurist, * 13.8.1798 Hannover, t 27.6.1855 Hannover. Α., Sohn eines hannoverschen Staatsministers und Kurators der Univ. Göttingen, studierte 1816-20 in Göttingen Jura und gründete dort mit seinem späteren Schwager August von Haxthausen und anderen eine vom Geist der Romantik getragene poetische Vereinigung („Die poetische Schusterinnung an der Leine"), die die Zeitschrift „Die Wünschelruthe" herausgab. Zusammen mit Haxthausen hintertrieb A. die Beziehung von dessen Nichte Annette von Droste-Hülshoff zu einem ihrer bürgerlichen und mittellosen Studienfreunde. In ihr Romanfragment Ledwina ging er als Graf Hollberg ein. Nach dem Studium setzte sich A. früh als Legationsrat zur Ruhe und bildete sich zum Laientheologen aus. Er wurde einer der profiliertesten Vertreter der norddeutschen Erweckungsbewegung und des Neuluthertums. LITERATUR: Hansjörg Bräumer: A. v. A. 1798-1855. Ein Beitrag zur Geschichte der Erweckungsbewegung und des Neuluthertums in Hannover. Hannover 1972. - Martin Schmidt: Α., Α. ν. In: TRE, Bd. 4, 1979, S. 140-143. Ulrich Gabler (Hrsg.): Der Pietismus im 19. und 20. Jahrhundert. Göttingen 2000, S. 204 f. A r r o d e n i u s , Michael, kath. Theologe, Archivar, Historiker, t 1598 wahrscheinlich Colmar. A. gehörte 1570-85 dem Jesuitenorden an und lehrte seit 1582 Philosophie am Jesuitenkolleg in Dillingen. Zwischenzeitlich wurde er zum Doktor promoviert. Seit 1589 war er Priester im Bistum Augsburg. Im selben Jahr wurde A. durch Herzog Wilhelm V. von Bayern mit der Aufgabe betraut, die von Aventinus verfaßte Geschichte der bayerischen Fürsten zu bearbeiten. Das Vorhaben galt als bedeutsam genug, daß der Papst A. durch eine Bulle erlaubte, ketzerische Schriften konsultieren zu dürfen. 1590 ernannte ihn der Herzog zu seinem Geheimen Archivar und Hofkaplan. Im Dienst Wilhelms erarbeitete A. 1590/91 eine Beschreibung des herzoglichen Geheimen Archivs und 1591 / 92 eine Regestensammlung der darin vorhandenen Urkunden. 1594 entließ der Herzog A. mit dem Vorwurf, er habe die Schlüssel des Archivs veruntreut. Nach dem Benefiziai (1595) wurde A. 1597 Pfarrer und Kanonikus in Straubing, 1598 Pfarrer in Colmar. A r s t e n , Johann Heinrich, auch Arstenius, Ar(n)stein, evang. Theologe, * 11.11.1644 Hannoversch Münden, t 1698 Langula (Thüringen). Das Studium der evang. Theologie begann A. in Erfurt und setzte es in Gießen fort, wo er zum Poeten gekrönt wurde und 1668 den Magistergrad erwarb. Danach wurde er Schulrektor in Hannoversch Münden, Lehrer am Gymnasium von Gotha und 1674 Prediger in Buffleben. Wegen nachlässiger Amtsführung und seiner häufigen Abwesenheit kam es

zu Beschwerden seiner Gemeinde. 1684 gab A. seinen Posten auf und betätigte sich in Erfurt und Gießen einige Jahre als Privatlehrer für Poesie, Philosophie und Theologie. 1688 nahm er in Sehnen und dem ehemaligen Kloster Hirzenhain in Hessen wieder eine Pfarrstelle an und wurde 1697 nach Langula in Thüringen versetzt. A. war unter dem Namen „Der Betende" oder „Der Erzschreinhalter" Mitglied der 1643 von Philipp von Zesen ins Leben gerufenen „Teutsch gesinnten Genossenschaft". Neben einigen theologischen und poetologischen Schriften veröffentlichte A. 1691 eine Thüringische Landesbeschreibung. A r t i n g e r , Johann Peter, kath. Theologe, * 29.6. 1668 Ingolstadt, t 2.10.1729 Ingolstadt. Α., Sohn eines Fischers, studierte in seiner Heimatstadt, wurde in Rom zum Dr. theol. promoviert und trat in das Institut der Bartholomäer ein. 1701 war er als Generalprokurator der Weltpriestervereinigung vorübergehend wieder in Bayern, kehrte endgültig aber erst 1722 und nach seiner Ernennung zum apostolischen Protonotar, geistlichen Rat des bayerischen Kurfürsten sowie der Bischöfe von Eichstätt, Freising und Passau nach Ingolstadt zurück, wo er Prof. der Heiligen Schrift wurde. Er war Pfarrer von St. Moritz, Prokanzler und 1724/25 Rektor der Univ. Ingolstadt. A. veröffentlichte Schriften zur Liturgie und Exegese (Plectro Davidico sive psalmodia practica et explanata, 1726; Officium divinum, sive methodus recitandi horas canónicas, 1727; Edilio nova ac séptima ceremonialis missae privatae, 1727) und gab eine Sammlung von Psalmen heraus (Ceremonialis Missae privatae). LITERATUR: Karl Faußner/Robert Larsson-Folger: Α., J. P. In: LMU, Bd. 1, 1998, S. 20f. A r t o m e d e s , Sebastian, auch Artomaeus, eigentl. Brotsorg, evang. Theologe, * 1544 Langenzenn (Franken), f 11.9.1602 Königsberg (Ostpreußen). Nach dem 1567 mit dem Magistergrad abgeschlossenen Studium der Artes in Wittenberg ließ A. sich dort für einige Zeit nieder und ging 1569 als Schulrektor nach Crailsheim. 1572 ernannte ihn sein Landesherr Markgraf Georg Friedrich von Ansbach zu seinem Hofdiakon und Beichtvater. 1578 begleitete er diesen, der auch Administrator des Herzogtums Preußen war, nach Königsberg. Dort wurde A. das Pastorat des Doms angetragen, das er von 1579 bis zu seinem Tod innehatte. A. gab neben einigen theologischen Schriften zahlreiche Predigten im Druck heraus und schrieb Gedichte in lateinischer Sprache. Schon in seiner Jugend war A. zum Poeten gekrönt worden. Seine Gedichte und geistlichen Lieder wie Nachdem die Sonn beschlossen den tiefsten Winterlauf erschienen in verschiedenen Sammelbänden deutscher Dichtung. WEITERE WERKE: De fimbria Christi, e cuius contactu mulier haimorrusa mirifice convaluit, elegia. Wittenberg 1569. 56 Predigten über den 51. Psalm, darinnen die Lere von der Busse und rechtfertigung des armen Sünders für Gott [...] abgehandelt wird. Leipzig 1604. - Christliche Auslegung vnd Erklerung der Hausstaffel, o. O. 1609. - Außlegung der Euangelien so auff die gewöhnlichen Apostel vnd andere Fest durchs Jahr in Christlicher Gemein zu handeln verordnet. Leipzig 1613. LITERATUR: VD 16, A 3862-3864. - Fritz Gause: Α., S. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 403. A r t o p o e u s , Peter, eigentl. Becker, auch Petrus Α., Reformator, * 1491 Köslin (Hinterpommern), + 29.3.1563 Köslin. A. kehrte nach dem Studium der Theologie in Wittenberg als Lehrer in seine Geburtsstadt Köslin zurück, wurde aber vom dortigen Klerus verjagt und ging an eine Schule in Rügenwalde. Später wurde er zum Rektor der Stadtschule nach

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Arx Stettin berufen und zum Pastor Primarius an der Kirche des Marienstiftes ernannt. Als er Verdächtigungen, ein Anhänger der Lehre des Andreas —»Oslander zu sein, trotz öffentlich geleisteter Abbitte nicht zerstreuen konnte, wurde A. seines Amtes enthoben. Neben einigen theologischen und philologischen Abhandlungen veröffentlichte er eine Grammatica Hebraica, Graeca & Latina. LITERATUR: YD 16,Β 1371-1392.-Theodor Zwölfer: A.,J. In; NDB, Bd. 1, 1953, S. 403. A r x , Ildefons von, eigentl. Urs Joseph Nicolaus ν. Α., schweizer. Benediktiner, Historiker, Bibliothekar, * 3. 10. 1755 Ölten (Kt. Solothurn), t 16. 10.1833 St.Gallen. Von seinen Eltern für den geistlichen Stand bestimmt, wurde A. in der Schule in Toggenburg von Benediktinern unterrichtet und trat 1774 unter dem Namen Ildefons im Kloster St. Gallen in den Orden ein. Dort beschäftigte er sich mit den Handschriften der Bibliothek und des Archivs. Mehrmals als Ordensgeistlicher an andere Orte entsandt, schrieb er 1789 als Pfarrer von Ebringen im Breisgau die Geschichte dieser Herrschaft. 1796 wurde A. die Leitung des Stiftsarchivs von St. Gallen übertragen, das 1798 vor den Franzosen nach Deutschland in Sicherheit gebracht werden konnte. 1801 ging er als Pfarrer nach Lostorf, ordnete das Stadtarchiv von Ölten und schrieb eine Geschichte seiner Heimatstadt. 1802 nach St. Gallen zurückgekehrt, entstand dort 1810-13 A.s Hauptwerk, die Geschichte des Kantons St. Gallen (3 Bde.). Seit 1824 war er Leiter der Stiftsbibliothek und von 1825 an Domherr. LITERATUR: Jürgen Sydow: Α., I. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 404 f. - Karl Siegfried Bader: Joseph von Laßberg. Stuttgart 1955, S. 157-210. - Johannes Duft: Die HandschriftenKatalogisierung in der Stiftsbibliothek St. Gallen vom 9. bis zum 19. Jahrhundert. In: Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen. Codices 1726-1984. Bearb. v. Beat Matthias von Scarpatetti. St. Gallen 1983, S. 70-83. - Peter Ochsenbein: Α., I. In: LThK 1 , Bd. 1, 1993, Sp. 1048. A s a m , Künstlerfamilie. Asam, Cosmas Damian, getauft 28.9.1686 Benediktbeuern, t 10.5. 1739 München. Asam, Egid Quirin, Bildhauer, Stukkateur, Maler, Architekt, getauft 1.9.1692 Tegernsee, | 29.4. 1750 Mannheim. Asam, Hans Georg, urspr. Georg Α., * 10. 10.1649 Rott/ Inn, begraben 7.3. 1711 Sulzbach/Oberpfalz. Über die Ausbildung Hans Georg A.s, dessen Vater als Klosterbräumeister in der Benediktinerabtei Rott/Inn tätig war, ist wenig bekannt. Er arbeitete als Geselle bei dem Hofmaler Nikolaus Prucker in München. In den achtziger Jahren reiste er nach Italien, sicher nach Venedig, vielleicht auch nach Rom. Seit 1681 wirkte er in Bayern, malte Fresken und Tafelbilder. Seine bekanntesten Werke schuf er in der Klosterkirche Benediktbeuern (Szenen aus dem Leben Christi, Pfingstfest, Jüngstes Gericht, 1683-86) und in der Klosterkirche zu Tegernsee (Szenen aus dem Leben Christi, Allerheiligen, 1688-94). H. G.s Arbeiten waren beeinflußt von der italienischen Kirchenmalerei. Die Brüder Cosmas Damian und Egid Quirin, Söhne Hans Georgs, sind die berühmtesten Vertreter der bayerischen Künstlerfamilie. Nach der Ausbildung bei seinem Vater ging C. D. 1711-13 nach Rom, um an der Accademia di San Luca bei Carlo Maratti Malerei zu studieren. Sein Bruder, der beim Vater die Grundlagen der Malerei erlernt und danach die Bildhauerlehre beim Münchner Bildhauer Andreas Faistenberger durchlaufen hatte, war vermutlich in dieser Zeit ebenfalls in Rom. Wenig später, vielleicht schon 1714 in der Klosterkirche Ensdorf, begann die segensreiche Zusammenarbeit beider Brüder bei vielen Bauausstattungen, wobei

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der ältere die Fresken und der jüngere die Plastik, Stuckierung und zumeist auch Altargestaltung besorgte. 1724 wurden beide zum Kammerdiener, C. D. zum Hofmaler und E. Q. zum Hofstukkateur des Fürstbischofs von Freising ernannt. Bereits um 1719/20 hatte C. D. in Deckenfresken der Klosterkirchen Weingarten (selbständig) und Aldersbach (zusammen mit dem Bruder) den italienischen Einfluß einer noch architekturgebundenen Perspektive überwunden zugunsten einer himmelwärts geöffneten, nicht mehr zentralperspektivisch auf den Betrachter bezogenen szenischen Illusionsmalerei, die nahtlos die reale Architektur fortsetzt. E. Q. wurde als Stukkateur zunächst vom CarloneKreis in der Oberpfalz inspiriert, später sind italienische Einflüsse sowie solche aus Frankreich spürbar. E. Q. steigerte die Ausdruckskraft der Figuren in Mimik und Gestik zu höchstem Pathos und komponierte die Altäre als barocke Schaubühnen, wobei das Licht (oft aus verdeckten Quellen) eine besondere Rolle spielt. Die Hauptbeispiele solcher barocken Gesamtkunstwerke sind die gemeinsam errichteten und geschmückten Bauten der Benediktinerklosterkirche von Weltenburg an der Donau (1716-21) und die als Grabstätte für beide bestimmte Kirche St. Johannes Nepomuk („Asam-Kirche", 1733/34) in München. In ihr erreicht der Zusammenklang bewegter architektonischer Formen mit einem reichen, durch Lichtströme dramatisch gesteigerten ornamentalen und figürlichem Stuckwerk im Verein mit der Decken- und Altarmalerei bzw. -plastik einen nahezu visionären Höhepunkt. Bedeutende, allein von C. D. freskierte Bauten sind die Schlösser Schleißheim (1721), Mannheim (1729/30) und Alteglofsheim (1730), die Klosterkirchen von Metten (um 1715), Weingarten (1718-20), Fürstenfeldbruck (1722/23, 1731), Bfevnov (1727/28), Kladrau (Böhmen, 1726/27) und Wahlstatt (Schlesien (1733) dazu das Frühwerk der Dreifaltigkeitskirche in München (1714/15) sowie der Landtagssaal des Landhauses in Innsbruck und der Kongregationssaal Maria de Victoria in Ingolstadt (beide 1734), wo er das mit 448 Quadratmetern bis dahin größte deutsche Deckenbild malte. Auch E. Q. stattete selbständig eine Reihe Kirchen mit Stuckierungen und Altarwerken aus, darunter die von ihm seit 1717 neu erbaute Stiftskirche von Rohr (Westturm und Fassade) mit mehreren Altären und dem 1723 geweihten Hochaltar mit der Figurengruppe der Himmelfahrt Mariae. In der Jesuitenkirche von Mannheim schuf er neben dem Stuck die Deckenfresken (1749/50 postum vollendet, kriegszerstört). Altarwerke von ihm finden sich heute noch in der Johanneskapelle des Doms zu Freising (1738-40), der Klosterkirche Fürstenfeldbruck (1737, 1746) und der Schloß- und Pfarrkirche von Sandizell (1747). In Gemeinschaftsarbeit entstanden neben der Ursulinenkirche in Straubing (1738/39) die Rokokoausstattungen zahlreicher weiterer Bauten. Die Brüder - beide wurden 1730 zu kurbayerischen Kammerdienern ernannt, während die Ernennung zum kurpfälzischen Hofkammerrat C. D. allein betraf - schmückten u. a. die Klosterkirche in Michelfeld (1716-18), die Jakobskirche in Innsbruck (1722/23), die Stiftskirche in Einsiedeln/Schweiz (1724-26), in München u.a. die Spitalkirche (1726/27, nach Kriegszerstörung 1970 nachgeschaffen) sowie die Klosterkirche Osterhofen (1732). Bedeutsam sind auch die hervorragenden gemeinsamen Barockisierungen älterer Kirchen, wie die des Doms zu Freising (1723/24) und der Klosterkirche St. Emmeram in Regensburg (1731-33). Beide Brüder gehören mit ihrem sinnenhaften, anmutig bewegten und zugleich volkstümlichen Werk zu den Mitbegründern des sogenannten Bayerischen Rokoko. LITERATUR: Erika Hanfstaengl: C. D. A. München 1939. Herbert Brunner: Altar- und Raumkunst bei E. Q. A. Diss. München 1951. - Erika Hanfstaengl: Die Brüder C. D. und

Asmussen E. Q . Α. M ü n c h e n / B e r l i n 1955. - B e r n h a r d R u p p r e c h t : D i e B r ü d e r A . R e g e n s b u r g 1980. - B r u n o B u s h a r t / B e r n h a r d R u p p r e c h t (Hrsg.): C. D . A . 1686-1739. L e b e n und W e r k ( W e r k v e r z e i c h n i s ) . M ü n c h e n 1986. - H e i n z J. S a u e r m o s t . D i e A . als A r c h i t e k t e n . M ü n c h e n / Z ü r i c h 1986. - H e l e n e T r o t t m a n n : C. D . A. Tradition u n d I n v e n t i o n im m a l e r i s c h e n Werk. N ü r n b e r g 1986. Günter Meißner

Aschbach,

J o s e p h v o n , Historiker, * 2 9 . 4 . 1 8 0 1 H ö c h s t / M a i n , t 2 5 . 4 . 1882 Wien. D e r S o h n eines K a u f m a n n s studierte in H e i d e l b e r g P h i l o l o g i e und G e s c h i c h t e und w u r d e in M a r b u r g p r o m o v i e r t . Er w a r seit 1823 Prof. der alten S p r a c h e n a m Kath. G y m n a s i u m in F r a n k f u r t / M a i n u n d erhielt 1842 e i n e o r d e n t l i c h e P r o f e s sur f ü r G e s c h i c h t e in B o n n , 1853 in W i e n . A . v e r ö f f e n t lichte z a h l r e i c h e W e r k e , u . a . e i n e Geschichte der Westgoten (1827), und w a r H e r a u s g e b e r des Allgemeinen Kirchenlexikons (4 B d e . , 1846-50). WERKE: G e s c h i c h t e d e r W i e n e r Universität. 4 Bde., W i e n 1865-94. LITERATUR: Karl S c h r a u f : Α., J. v. In: A D B , Bd. 4 6 , 1902, S.

59-68.

Aschenbrenner,

Beda, Taufname: Franz Joseph, Benediktiner, K a n o n i s t , * 6 . 3 . 1756 E i n ö d h o f Vielreich bei H a s e l b a c h ( N i e d e r b a y e r n ) , t 2 4 . 7 . 1 8 1 7 Ingolstadt. D e r S o h n e i n e s B a u e r n und H o p f e n h ä n d l e r s w a r S c h ü l e r der B a r t h o l o m ä e r in E r d i n g und des A u f k l ä r e r s B e n e dikt —> W e r k m e i s t e r . 1774 trat er in d e n B e n e d i k t i n e r o r d e n in O b e r a l t a i c h ( N i e d e r b a y e r n ) ein und n a h m bald s e i n e L e h r t ä t i g k e i t an d e n G y m n a s i e n N e u b u r g an der D o n a u und S t r a u b i n g auf. Seit 1786 lehrte er i m Kloster O b e r a l t a i c h K i r c h e n r e c h t und K i r c h e n g e s c h i c h t e und w u r d e 1789 Prof. des K i r c h e n r e c h t s an der Juristischen Fakultät der U n i v . Ingolstadt. D i e Vorlesungen hielt er in d e u t s c h e r S p r a c h e . Von 1796 bis zur Säkularisation 1803 w a r A. A b t seines Klosters. N e b e n A r b e i t e n zur kirchlichen R e c h t s g e s c h i c h t e und z u m S t a a t s k i r c h e n r e c h t v e r f a ß t e A. S c h r i f t e n zu K l o s t e r r e f o r m f r a g e n (u. a. Aufklärungsalmanach für Aebte und Vorsteher katholischer Klöster, 1784). WEITERE WERKE: E l e m e n t a p r a e l e c t i o n u m c a n o n i c a r u m . S t r a u b i n g 1787. - R o m , nicht D e u t s c h l a n d b e g ü n s t i g t d i e Klausel von der f ü n f j ä h r i g e n A n d a u e r im K o s t n i z z e r K o n kordate. o. O . 1793. - Was ich ü b e r h a u p t in den K l ö s t e r n g e ä n d e r t w ü n s c h t e ! L a n d s h u t 1802. - D e r M ö n c h hört mit d e m M ö n c h t h u m auf o d e r d i e G e l ü b d e g e h e n mit d e n K l ö s t e r n ein. E i n e z e i t a n g e p a ß t e A b h a n d l u n g . o . O . 1805. LITERATUR: A n t o n H o f m a n n : Α., Β. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 4 1 0 . - Ders.: Β. A . 1756-1817. L e t z t e r A b t von O b e r altaich. L e b e n u n d Werk. Passau 1964. - J o h a n n e s M a h r : B e n e d i k t i n e r in d e r Säkularisation. Β. Α., d e r letzte A b t von Oberaltaich. M ü n c h e n 1990. - W i l h e l m R e e s : Α., Β . In: L T h K \ B d . 1, 1993, Sp. 1058. - T h o m a s L i n k : Α., Β . In: L M U , B d . 1, 1998, S. 21 f.

Aschenfeld,

C h r i s t o p h Karl Julius, a u c h A s s c h e n f e l d t , e v a n g . T h e o l o g e , L i e d e r d i c h t e r , * 5 . 3 . 1 7 9 2 Kiel, t 1.9. 1856 F l e n s b u r g . A . studierte in G ö t t i n g e n T h e o l o g i e . 1819 w u r d e er P a s t o r in W i n d b e r g e n in S ü d e r d i t h m a r s c h e n , 1824 D i a k o n u n d 1829 H a u p t p a s t o r in F l e n s b u r g . In d e n s c h l e s w i g - h o l s t e i n i s c h e n K ä m p f e n stand er auf Seiten d e r d ä n i s c h e n Partei und w u r d e 1850 Propst der Propstei F l e n s b u r g und bald a u c h interimistischer S u p e r i n t e n d e n t f ü r den d e u t s c h s p r a c h i g e n Teil d e s H e r z o g t u m s S c h l e s w i g . 1854 legte er sein S u p e r i n t e n d e n t e n a m t n i e d e r und w u r d e unter B e i b e h a l t u n g seiner F l e n s b u r g e r Ä m t e r z u m O b e r k o n s i s t o r i a l r a t e r n a n n t . A . schrieb e t w a 150 Lieder.

Ascherham,

G a b r i e l , T ä u f e r , * S c h ä r d i n g bei P a s s a u , t u m 1545 Schlesien. Α., der von B e r u f K ü r s c h n e r war, w u r d e von flüchtend e n S c h w e i z e r n f ü r d a s T ä u f e r t u m g e w o n n e n . M i t seinen A n h ä n g e r n , nach i h m G a b r i e l e r g e n a n n t , zog er 1528 n a c h M ä h r e n , 1544 n a c h Schlesien. E r g r ü n d e t e die G e m e i n d e n in G l o g a u , Breslau und Glatz, d i e von J a k o b —> H ü t e r mit den T ä u f e r g e m e i n d e n in Austerlitz und A u s s i g vereinigt w u r den. A . w u r d e d e r e n B i s c h o f , verlor aber w e g e n Streitigkeiten n a c h kurzer Zeit sein A m t . Seiner Schrift Unterschied göttlicher und menschlicher Weisheit, in der er u. a. die Kind e r t a u f e billigte, traten d i e H u t e r i s c h e n v e h e m e n t e n t g e g e n . M a n v e r m u t e t , d a ß A . d i e W i e d e r v e r e i n i g u n g der G a b r i e l e r und der H u t e r i s c h e n 1545 n o c h erlebte. LITERATUR: E b e r h a r d T e u f e l : Α., G . In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 4 1 1 .

Aschhausen,

J o h a n n G o t t f r i e d von, F ü r s t b i s c h o f von B a m b e r g und W ü r z b u r g , * 1 2 . 8 . 1575 O b e r l a u d a , t 2 9 . 1 2 . 1 6 2 2 Regensburg. A . w u r d e 1596 D o m h e r r von B a m b e r g , 1600 von W ü r z b u r g und 1601 z u m Priester g e w e i h t . Seit 1604 w a r er D e k a n und von 1611 an Propst d e s Ritterstifts C o m b u r g . 1609 w u r d e der streng tridentische Katholik z u m B i s c h o f von B a m b e r g und 1617 von W ü r z b u r g g e w ä h l t . In beiden f r ä n k i s c h e n B i s t ü m e r n setzte A . d a s E r n e u e r u n g s w e r k seiner Vorgänger, Julius —> E c h t e r von M e s p e l b r u n n a u s W ü r z b u r g und J o h a n n P h i l i p p von —> Gebsattel aus B a m b e r g , fort. Er r e f o r m i e r t e 1618 d i e B e n e d i k t i n e r k l ö s t e r beider D i ö z e s e n , e n t w i c k e l t e d a s S c h u l w e s e n u n d d i e Justiz und g r ü n d e t e d i e Universitätsbibliothek von W ü r z b u r g . Α., d e r zu d e n b e d e u t e n d s t e n K i r c h e n f ü r s t e n der d e u t s c h e n G e g e n r e f o r m a t i o n zählt, starb w ä h r e n d d e s F ü r s t e n t a g s in R e g e n s b u r g und w u r d e im D o m zu B a m b e r g beigesetzt. LITERATUR: A l f r e d W e n d e h o r s t : J. G . In: N D B , Bd. 10, 1974, S. 4 6 7 f. - Ders.: J. G . ν. A . ( 1 5 7 5 - 1 6 2 2 ) . In: F r ä n k i s c h e L e b e n s b i l d e r . B d . 9. H r s g . v. G e r h a r d P f e i f f e r / A l f r e d W e n d e h o r s t . N e u s t a d t / A i s c h 1980, S. 167-186. - K l a u s Wittstadt: Α., J. G. In: L T h K \ B d . 1, 1993, Sp. 1059. - E g o n J o h a n n e s Greipl: Α., S. G . v. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 4 4 8 - 1 6 4 8 ) , 1996, S. 27 f. - R o n n y B a i e r : Α., J. G . v. In: B B K L , Bd. 24, 2 0 0 5 , Sp. 119-135.

Asmussen,

H a n s (Christian), e v a n g . T h e o l o g e , * 2 1 . 8 . 1 8 9 8 F l e n s b u r g , t 30. 12. 1968 S p e y e r . Α., S o h n e i n e s Schulrektors, studierte 1919-23 T h e o l o g i e in Kiel und T ü b i n g e n . Er w u r d e P a s t o r an d e r D i a k o n i s senanstalt in F l e n s b u r g , 1925 in A l b e r s d o r f / D i t h m a r s c h e n und 1932 in A l t o n a . 1934 seines A m t e s e n t h o b e n , war er w ä h r e n d des K i r c h e n k a m p f e s m e h r f a c h inhaftiert. A . w a r f ü h r e n d in d e r B e k e n n e n d e n K i r c h e tätig, Präsidialmitglied der B e k e n n t n i s s y n o d e und n e b e n Karl —> B a r t h und T h o m a s - > B r e i t m a ß g e b l i c h beteiligt an d e r Theologischen Erklärung zur gegenwärtigen Lage der Deutschen Evangelischen Kirche, d i e d i e 1. B e k e n n t n i s s y n o d e in B a r m e n 1934 v e r a b s c h i e d e t e . 1935 w u r d e er G r ü n d u n g s r e k t o r d e r Kirchlichen H o c h s c h u l e in Berlin. 1946-48 w a r er P r ä s i d e n t der Kanzlei der E v a n g e l i s c h e n K i r c h e in D e u t s c h l a n d , 1949-55 P r o p s t von Kiel. WEITERE WERKE: D i e O f f e n b a r u n g u n d das A m t . M ü n c h e n 1932, 3 1 9 3 7 . - C h r i s t e n l e h r e . G ö t t i n g e n 1934, 6 1 9 4 6 . W a h r h e i t und Liebe. E i n e E i n f ü h r u n g in d i e J o h a n n e s b r i e f e . Berlin 1939. H a m b u r g 3 1 9 5 7 . - M a r i a , d i e M u t t e r Gottes. Stuttgart 1950, M 960. - D a s C h r i s t e n t u m - e i n e Einheit. Biblisch - r e f o r m a t o r i s c h - ö k u m e n i s c h . W i e s b a d e n 1958. A u f s ä t z e , Briefe, R e d e n 1927-1945. I t z e h o e 1963. LITERATUR: G e o r g Z e n k : E v a n g e l i s c h in Katholizität. Ö k u m e n i s c h e I m p u l s e aus Dienst und Werk H. A.s. 2 Bde., B e r n u . a . 1977. - H e r b e r t G o l t z e n / J o h a n n S c h m i d t / H e n ning Schröer: Α., Η. In: T R E , B d . 4, 1979, S. 2 5 9 - 2 6 5 . -

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Asseburg Enno Konukiewitz: H. A. Ein lutherischer T h e o l o g e im Kirchenkampf. Gütersloh 1984. - Wolfgang Lehmann: H. A. Göttingen 1988. - Georg Zenk: Α., Η. In: LThK 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 1084. - Siegfried Hermle: Α., H. C. In: R G G \ Bd. 1, 1998, Sp. 843.

Asseburg,

Rosamunde luliane von, auch Assenburger, Mystikerin, * N o v e m b e r 1672 Eigenstedt bei Aschersleben, t nach 1708. A u s altadeligem Geschlecht stammend, hatte A . im Alter von sieben lahren die Vision einer auf sie zukommenden, herrlich geschmückten Jungfrau. 15 Jahre alt, rühmte sie sich besonderer Offenbarungen über die Endzeit und das Tausendjährige Reich. Seit 1691 lebte A. im Haus des Superintendenten Johann Wilhelm - » P e t e r s e n , der im selben Jahr ihre Visionen in seinem Send-Schreiben an einige Theologos veröffentlichte. Petersen mußte sich 1692, zusammen mit A „ w e g e n chiliastischer Anschauungen auf d e m Konsistorium in Celle verantworten und sein A m t niederlegen. A. ging nach Wolfenbuttel, dann nach Magdeburg und lebte seit 1708 in Berlin. Sie schrieb das Kirchenlied Bittet, so wird es euch gegeben. LITERATUR: Markus Matthias: Α., R. J. v. d. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 845.

Assmann,

Johann Baptist (Maria), kath. T h e o l o g e , * 2 6 . 8 . 1 8 3 3 Branitz (Schlesien), ! 2 7 . 5 . 1 9 0 3 Ahrweiler. A. studierte Theologie an der Univ. Breslau und empfing 1860 die Priesterweihe. Er war 1861-64 Kooperator in Katscher, 1865-68 Missionspfarrer und Militärseelsorger in Kolberg und dann bis 1882 Divisionspfarrer in Neisse. 1866 und 1 8 7 0 / 7 1 wirkte er im Feld. 1882 erfolgte seine Ernennung zum Propst von St. H e d w i g in Berlin. A . war fürstbischöflicher Delegat für die Mark Brandenburg, Feldpropst der königlich preuß. A r m e e und der kaiserlichen Marine s o w i e Titularbischof von Philadelphia. Die Gründung von etwa 2 0 Militärpfarreien und Garnisonskirchen zeigt sein Verdienst um die Militärseelsorge. A t t e m s , Karl Michael Graf von, Erzbischof von Görz, * 1. / 4 . 7 . 1711 Görz, t 2 8 . 2 . 1 7 7 4 Görz. Nach d e m Studium der T h e o l o g i e wurde A. Propst in Worms, später Domkapitular und D o m k u s t o s in Basel. Seit 1750 Bischof in Partibus und apostolischer Vikar in Friaul, wurde er, infolge des zwischen Österreich und Venedig getroffenen Vergleichs und der Aufhebung des Patriarchats von Aquileja, 1751 Erzbischof von Görz. 1766 erteilte ihm Kaiser Joseph II. die Würde eines Fürsten des Heiligen Römischen Reichs. Er errichtete ein Priester- und Leibhaus für die Armen in Görz. LITERATUR: Luigi Tavano: Α., Κ. M. Reichsgraf v. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 6 4 8 - 1 8 0 3 ) , 1990, S. 17f. A t t e m s , Ottokar Maria Graf von, Fürstbischof von Seckau, * 1 8 . 2 . 1 8 1 5 Schloß Gösting bei Graz, t 12.4. 1867 Graz. Nach d e m Besuch der Theresianischen Ritterakademie in Wien studierte A . Rechtswissenschaften und wechselte 1833 an das Grazer Priesterseminar. 1837 zum Priester geweiht, wirkte er in Salzburg, seit 1 8 4 0 / 4 1 als Kooperator in Ramingstein. 1841 wurde A. von Fürsterzbischof —»Schwarzenberg z u m Hauptpfarrer und Dechanten der D i ö z e s e Leoben ernannt, kehrte nach siebenjähriger Tätigkeit als Konsistorialrat und Kanonikus nach Salzburg zurück und wurde 1850 zum Dr. theol. promoviert. 1853 erfolgte seine Ernennung zum Fürstbischof von Seckau, die mit der Administration der D i ö z e s e Leoben verbunden war. A. war Mitglied des österr. Herrenhauses.

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LITERATUR: Ä g y d Leipold: O. M. Graf v. A. In: Karl A m o n (Hrsg.): D i e B i s c h ö f e von Graz-Seckau 1218-1968. Graz 1969, S. 4 2 8 - 4 3 7 . - Ders.: Α., Ο. M. Graf v. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 1 8 f . A t z , Karl, kath. T h e o l o g e , Kunsthistoriker, * 1 5 . 1 0 . 1 8 3 2 Kaltem, t 1 . 2 . 1 9 1 3 Terlan. Nach d e m Studium der T h e o l o g i e in Brixen und Trient wurde A. 1857 zum Priester g e w e i h t und war danach bis 1910 mit kurzen Unterbrechungen Seelsorger in Terlan. Gleichzeitig beschäftigte er sich eingehend mit der christlichen Kunst. 1872 wurde er Vorstand des Bozener Kunstbzw. Museumvereins, 1875 Konservator für Kunst- und historische Denkmale. A. gab den „Kirchenfreund" ( 1 8 7 0 - 7 3 ) und den „Kunstfreund" ( 1 8 8 5 - 1 9 0 1 ) heraus und veröffentlichte 1885 eine Kunstgeschichte von Tirol und Vorarlberg. A t z b e r g e r , Leonhard, kath. T h e o l o g e , * 2 3 . 6 . 1 8 5 4 Rinnberg bei Velden (Niederbayern), t 10.3. 1918 München. A. studierte Theologie, empfing 1879 die Priesterweihe und wurde 1880 in München mit der Preisschrift Die Logoslehre des hl. Athanasius promoviert. 1 8 8 2 - 1 9 0 2 war er Universitätsprediger in München. 1883 habilitierte er sich dort (Die Unsündlichkeit Christi, historisch-dogmatisch dargestellt). 1888 wurde er a. o.Prof. für Dogmatik und A p o l o g e tik, 1894 o. Prof. für Dogmatik an der Universität München. Der Schüler Matthias Joseph —» Scheebens ergänzte dessen Dogmatik durch eine Eschatologie {Die christliche Eschatologie in den Stadien ihrer Offenbarung im Alten und Neuen Testamente, 1890). A . s Handbuch der katholischen Dogmatik ( 1 8 9 8 ) erlebte mehrere Auflagen. WEITERE WERKE: Die christliche Eschatologie in den Stadien ihrer Offenbarung im Alten und Neuen Testamente. Freiburg 1890. Nachdr. Graz 1977. - Der Glaube. Apologetische Vorträge. Freiburg 1891. - Geschichte der christlichen Eschatologie innerhalb der vornicaenischen Zeit. Freiburg 1896. Nachdr. Graz 1970. LITERATUR: Gisbert Greshake: Α., L. In: LThK 5 , Bd. 1, 1993, Sp. 1170. A u b , Hirsch, Rabbiner, * 1 0 . 1 . 1796 Baiersdorf (Mittelfranken), t 2 . 6 . 1875 Nürnberg. Α., Vetter von Joseph —»A., erhielt seine Ausbildung an der Talmudhochschule in Prag; die Rabbinerprüfung legte er vor der Regierung des Obermainkreises ab. 1 8 2 6 / 2 7 studierte er an der Philosophischen Fakultät der Univ. München. Seit 1826 Rabbiner an der jüdischen G e m e i n d e in München, vertrat er eine zurückhaltende Auffassung gegenüber aktuellen Reformbestrebungen. Er behielt im wesentlichen den alten Ritus bei, machte jedoch Chorgesänge zum Bestandteil des Gottesdienstes. Mehrere Jahre hatte er den Vorsitz des Unterstützungsvereins für israelitische Ackerbau- und Handwerkslehrlinge in Bayern inné. A. setzte sich erfolgreich für die Emanzipation der Juden in Bayern ein. LITERATUR: Beth ha-Knesseth - Ort der Zusammenkunft. Zur Geschichte der Münchner Synagogen, ihrer Rabbiner und Kantoren. München 1999, S. 57 f. A u b , Joseph, Rabbiner, * 1805 Baiersdorf (Mittelfranken), t 2 2 . 5 . 1880 Berlin. Α., Vetter von Hirsch —>A., war als Rabbiner 1830-50 in Bayreuth, 1850-61 in Mainz und seit 1865 in Berlin tätig. Er gehörte zu den gemäßigten Befürwortern einer jüdischen Reformbewegung, arbeitete an der von Abraham —» Geiger herausgegebenen „Wissenschaftlichen Zeitschrift für jüdische Theologie" und den „Rabbinischen Gutachten" mit und hielt als einer der ersten Rabbiner seine Predigten auf deutsch. 1846 gründete er die Wochenschrift „Sinai", die aber aufgrund geringen Erfolgs bald wieder eingestellt wurde. A.

Auerbach v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Grundlinien zu einem wissenschaftlichen Unterricht in der mosaischen Religion ( 1 8 6 2 , λ ι 1 8 8 1 ) und Betrachtungen und Widerlegungen (2 Bde., 1839), ein W e r k , in d e m er die b a y e r i s c h e V e r o r d n u n g zur Qualifikation von R a b b i n e r n erörterte. WEITERES WERK: Biblisches S p r a c h b u c h f ü r d e n vorbereitenden U n t e r r i c h t in der m o s a i s c h e n R e l i g i o n . Berlin 1868. LITERATUR: W o l f g a n g G u n t h e r Plaut: T h e rise of r e f o r m J u d a i s m . N e w York 1963, S. 2 1 7 - 2 1 9 .

Auberlen,

Karl A u g u s t , e v a n g . T h e o l o g e , * 19. 1 1 . 1 8 2 4 Fellbach, t 2 . 5 . 1 8 6 4 Basel. D e r S o h n eines Volksschullehrers studierte 1841-45 T h e o logie und P h i l o s o p h i e an der Univ. T ü b i n g e n u n d w u r d e Vikar. Seit 1849 w a r er R e p e t e n t in T ü b i n g e n , von 1851 an a . o . Prof. der T h e o l o g i e in Basel. S e i n e t h e o s o p h i s c h e n T h e o r i e n , beeinflußt von J o h a n n T o b i a s —> B e c k u n d J o h a n n A l b r e c h t —> B e n g e l , f a n d e n A u s d r u c k in seinen W e r k e n (u. a. Der Prophet Daniel und die Offenbarung Johannis, 1854). LITERATUR: W a g e n m a n n : Α., Κ . A . In: A D B , B d . 1, 1875, S. 6 3 2 f.

Auer,

J o h a n n , kath. T h e o l o g e , * 1 5 . 5 . 1910 R e g e n s b u r g S t e i n w e g , t 1 7 . 3 . 1989 R e g e n s b u r g . A . studierte T h e o l o g i e und P h i l o s o p h i e in M ü n c h e n , w o er 1936 z u m Dr. phil. p r o m o v i e r t w u r d e (Die menschliche Willensfreiheit im Lehrsystem des Thomas von Aquin und Johannes Duns Scotus). Im selben J a h r z u m Priester g e w e i h t , w a r er bis 1938 als K a p l a n in N e u n b u r g tätig. 1942 w u r d e er in M ü n s t e r z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t ( E n t w i c k l u n g der Gnadenlehre in der Hochscholastik. Das Wesen der Gnade). N a c h der R ü c k k e h r aus d e r K r i e g s g e f a n g e n s c h a f t lehrte A . als P r i v a t d o z e n t f ü r D o g m a t i k in M ü n c h e n ( 1 9 4 7 / 4 8 ) und als a. o. Prof. in F r e i s i n g ( 1948-50); 1951 w u r d e er o. Prof. in B o n n , 1968 in R e g e n s b u r g . A . w a r als G u t a c h t e r f ü r d e n Vatikan, die D e u t s c h e B i s c h o f s k o n f e r e n z und d e n Päpstlichen N u n t i u s in D e u t s c h l a n d tätig. Er schrieb u. a. Siehe, ich mache alles neu. Der Glaube an die Vollendung der Welt ( 1984) und g a b eine Kleine Katholische Dogmatik (8 B d e . , 1970-88, mit J o s e p h R a t z i n g e r ) . WEITERE WERKE: P e r s o n . Ein Schlüssel z u m christlichen M y s t e r i u m . R e g e n s b u r g 1979. - T h e o l o g i e , d i e F r e u d e m a c h t . R e g e n s b u r g 1983. LITERATUR: M y s t e r i u m der G n a d e . F e s t s c h r i f t f ü r J. A. H r s g . v. J o s e p h R a t z i n g e r / H e r i b e r t R o ß m a n n . R e g e n s burg 1975. - M i c h a e l S e y b o l d : Α., J. In: L T h K 1 , B d . 1, 1993, Sp. 1176. - A i d a n N i c h o l s : A n introduction to the w o r k of J. A. In: A general d o c t r i n e of the sacram e n t s a n d the m y s t e r i u m of the eucharist. H r s g . v. E r a s m o L e i v a - M e r i k a k i s / H u g h M . Riley. W a s h i n g t o n , D . C . 1995, S. X X I I - X X V I . - Ulrich L e h n e r : Α., J. In: B B K L , B d . 2 0 , 2 0 0 2 , Sp. 74-79.

Auer,

L a m b e r t , Jesuit, T h e o l o g e , * 1533 Tirol, t 4 . 5 . 1573 R o m . In d e r B a m b e r g i s c h e n G r a f s c h a f t Tirol g e b o r e n , zog A . in f r ü h e r J u g e n d n a c h I n g o l s t a d t u n d w u r d e 1551 M i t g l i e d der G e s e l l s c h a f t Jesu. E r studierte in R o m P h i l o s o p h i e und T h e o l o g i e . 1558 d i s k u t i e r t e er m i t B e n e d i k t Pererius vor der ersten G e n e r a l v e r s a m m l u n g des O r d e n s ö f f e n t l i c h theol o g i s c h e Sätze. N a c h e i n e m A u f e n t h a l t in W i e n w u r d e A. 1561 erster R e k t o r des neu errichteten J e s u i t e n k o l l e g i u m s in M a i n z . 1563 legte er ein v i e r f a c h e s G e l ü b d e vor d e m E r z bischof Daniel —» B r e n d e l von H o m b u r g ab, d e s s e n G u n s t er längst e r w o r b e n hatte. 1573 w u r d e er f ü r die R h e i n i s c h e P r o v i n z zur dritten G e n e r a l v e r s a m m l u n g nach R o m e n t s a n d t , w o er plötzlich verstarb. LITERATUR: V D 16, A 4 0 4 6 - 4 0 4 8 .

Auer,

Ludwig, Pseud. Onkel Ludwig, Pädagoge, * 1 1 . 4 . 1839 L a a b e r ( O b e r p f a l z ) , t 2 8 . 1 2 . 1914 D o n a u wörth. Α., S o h n eines Lehrers, unterrichtete seit 1857 an verschied e n e n b a y e r i s c h e n Volksschulen. E r w a r 1867 G r ü n d e r und Vorstand des K a t h o l i s c h e n E r z i e h u n g s v e r e i n s in B a y e r n , gleichzeitig C h e f r e d a k t e u r d e r „ K a t h o l i s c h e n S c h u l z e i t u n g " . 1869 schied er aus d e m S c h u l d i e n s t aus, ü b e r s i e d e l t e nach R e g e n s b u r g und g r ü n d e t e 1872 d a s „ P ä d a g o g i u m " , später „ C a s s i a n e u m " g e n a n n t , i m Geist und zur F ö r d e r u n g d e r kath. P ä d a g o g i k in D e u t s c h l a n d . I m Z e n t r u m seiner E r z i e h u n g s lehre stand d i e F a m i l i e und d i e W a h r u n g d e r K i n d g e m ä ß h e i t . Er g r ü n d e t e u. a. d i e p r o g r a m m a t i s c h e Z e i t s c h r i f t „ P h a r u s " , 1910-34 (seit 1947 „ P ä d a g o g i s c h e Welt") und v e r ö f f e n t l i c h t e n e b e n s e i n e m H a u p t w e r k Altere Ziele - neue Wege (2 Bde., 1897-1908) unter d e m P s e u d o n y m „ O n k e l L u d w i g " zahlreic h e volks- und j u g e n d p ä d a g o g i s c h e E r z ä h l u n g e n . WEITERE WERKE: Volksbildung, S c h u l f r a g e , Schulstreit. D o n a u w ö r t h 1881. - D i e E i n f ü h r u n g in ein richtiges G e s c h l e c h t s l e b e n . D o n a u w ö r t h 1908. - N e u e E r z i e h u n g s - P l ä n e . D o n a u w ö r t h 1909. - D i e e r z i e h e r i s c h e A r b e i t s g e m e i n s c h a f t in d e r P ä d a g o g i s c h e n S t i f t u n g C a s s i a n e u m in D o n a u w ö r t h . D o n a u w ö r t h 1913. LITERATUR: L u d w i g A u e r : L. A . In: L e b e n s b i l d e r a u s d e m B a y e r i s c h e n S c h w a b e n . B d . 1. Hrsg. v. G ö t z Frh. von Pölnitz. M ü n c h e n 1952, S. 4 3 1 - 4 4 4 . - Heinrich Kautz: Α., L. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 4 3 1 . - Pietro B r a i d o : L. A . Artefice di una p e d a g o g i a viva. Turin u . a . 1954. - L. A . z u m h u n d e r t f ü n f z i g s t e n G e b u r t s t a g . Hrsg. von der P ä d a g o g i s c h e n S t i f t u n g C a s s i a n e u m in D o n a u w ö r t h . D o n a u w ö r t h 1989. E u g e n Paul: Α., L. In: L T h K 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 1176. C h r i s t i a n e S c h l o m s : L. A . Ein christlicher B i l d u n g s r e f o r m e r a m E n d e des 19. J a h r h u n d e r t s . Diss. A u g s b u r g 1993. 1875-2000. 125 J a h r e A u e r P ä d a g o g i s c h e S t i f t u n g C a s s i a n e u m L. Α., Auer-Verlag, Seitz & A u e r B ü c h e r . D o n a u w ö r t h 2000.

Auerbach,

Jakob, jüdischer Theologe, Pädagoge, * 2 4 . 1 1 . 1 8 1 0 E m m e n d i n g e n (Baden), f 3 1 . 1 0 . 1 8 8 7 Frankfurt/Main. Von s e i n e m Vater unterrichtet und z u m R a b b i n e r b e s t i m m t , b e s u c h t e A . d i e L a t e i n s c h u l e seiner H e i m a t s t a d t . Seit 1825 studierte er d e n T a l m u d in M a n n h e i m , von 1827 an in Karlsruhe. M i t s e i n e m Vetter, d e m Schriftsteller B e r t h o l d A „ verband ihn innige F r e u n d s c h a f t . 1832-35 studierte er in Heid e l b e r g T h e o l o g i e , G e s c h i c h t e und P h i l o s o p h i e . Er w a r als R e l i g i o n s l e h r e r in W i e s b a d e n , später in F r a n k f u r t tätig und ü b e r n a h m d o r t 1865 d i e Direktion des F l e r s h e i m s c h e n Instituts. A . hinterließ e i n e R e i h e von S c h r i f t e n , u. a. Biblische Erzählungen für die israelitische Jugend (2 Bde., 1877). Er w a r R e d a k t e u r einiger j ü d i s c h e r Z e i t s c h r i f t e n . LITERATUR: J e a n e t t e S. A l m s t a d / M a t t h i a s W o l f e s : Α., J. In: B B K L , B d . 18, 2 0 0 1 , Sp. 9 5 - 9 8 .

Auerbach,

M o s e s , R a b b i n e r , Schuldirektor, * 3 . 2 . 1881 Halberstadt, t April 1976 P e t a c h T i k w a h . N a c h d e m B e s u c h des R a b b i n e r s e m i n a r s in Berlin studierte A . dort und in S t r a ß b u r g P h i l o s o p h i e . 1905 p r o m o v i e r t , unterrichtete er bis 1909 a m L e h r e r s e m i n a r in K ö l n . I m gleic h e n J a h r e m i g r i e r t e er n a c h P e t a c h T i k w a h in Palästina und leitete bis 1917 das Schul w e r k der Freien Vereinigung f ü r d i e Interessen des o r t h o d o x e n J u d e n t u m s . 1918 k e h r t e er nach D e u t s c h l a n d z u r ü c k und w a r bis 1922 L e h r e r an der T a l m u d - T h o r a - L e h r a n s t a l t in K ö l n , d a n n bis 1934 D o zent f ü r T a l m u d und j ü d i s c h e L i t e r a t u r g e s c h i c h t e a m R a b b i n e r s e m i n a r in Berlin. Gleichzeitig w a r er Vorstandsmitglied religiöser J u g e n d - u n d S t u d e n t e n o r g a n i s a t i o n e n in D e u t s c h -

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Auersperg land. Seit 1935 lebte er in Petach Tikwah und war dort bis 1947 Direktor der Netzah-Jisrael-Schule. A. veröffentlichte Arbeiten in hebräischer und deutscher Sprache (u. a. Zur politischen Geschichte der Juden unter Kaiser Hadrian, 1923).

Auersperg,

Johann Baptist Graf von, kath. T h e o l o g e , * 2 8 . 2 . 1 7 4 5 Wien, t 3 . 3 . 1816 Olmütz. Α., Sohn eines Geheimrats, studierte in Wien und wurde 1760 Domizellar, 1769 Mitglied des Geistlichen Rats und 1771 Domkapitular in Passau. Seit 1788 war er Propst des Stifts St. Salvator in Passau-Ilzstadt und von 1789 an Generalvikar und Offizial seines Bruders, des Fürstbischofs von Passau Joseph Franz Anton Graf von —»A. 1803 zum „Chef der geistlichen D i ö z e s e g e s c h ä f t e mit allgemeiner Vollmacht" bestellt, wurde er faktisch Leiter des Bistums. Neben seinen theologischen Studien widmete er sich juristischen und volkswirtschaftlichen Fragen. Nach der Säkularisation übersiedelte er w e g e n Unstimmigkeiten im Geistlichen Rat 1806 nach Olmütz, w o er eine Dompräbende innehatte. B i s zu seinem Tod blieb A. Generalvikar und Offizial. Er veröffentlichte zahlreiche Schriften, u.a. Katholische geistliche Gesetze (1800). A . wurde 1783 Ehrenmitglied der Bayerischen A k a d e m i e der Wissenschaften.

Auersperg,

Joseph Franz Anton Graf von, Kardinal, Fürstbischof von Passau, * 31. 1 . 1 7 3 4 Wien, t 2 1 . 8 . 1795 Passau. Zunächst Malteserritter und Domherr zu Salzburg, wurde Α., Bruder Johann Baptist von —»A.s, 1763 Bischof von Lavant und 1772 Fürstbischof von Gurk. 1783 wählte ihn das Rumpfbistum Passau zu seinem ersten Bischof. Er sollte mittels seiner diplomatischen Beziehungen den Kaiser veranlassen, die Pläne, die österr. Gebiete von der Passauer D i ö z e s e zugunsten der Bistumer Linz und St. Pölten abzutrennen, aufzugeben. Der Versuch mißglückte, A . verzichtete 1784 auf alle Diözesanrechte in den österr. Gebieten. Im Sinne der kath. Aufklärung veranlaßte er Reformen in der Finanzund Justizverwaltung s o w i e im B i l d u n g s w e s e n und bemühte sich um die Einführung der Volkssprache in der Liturgie. A. war Bauherr und Kunstmäzen; 1789 wurde er Kardinal. LITERATUR: Gustav A d o l f Metnitz: Α., J. F. A. Graf v. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 4 3 8 . - Kardinal J. F. Α. ν. A. oder Die Aufklärung in Passau. Passau 1983. - August Leidl: Α., J. F. A. Reichsgraf v. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 6 4 8 - 1 8 0 3 ) , 1990, S. 19-21. - Ders.: A. J. F. In: L T h K \ Bd. 1, 1993, Sp. 1176. - Margarete Laudenbach: D i e große Reform des deutschen S c h u l w e s e n s unter J. F. Α . ν. A. ( 1 7 8 3 - 1 7 9 5 ) . In: Ostbairische Grenzmarken 36 ( 1 9 9 4 ) S. 173-197.

Aufhauser,

Johann Baptist, kath. Theologe, * 7 . 9 . 1 8 8 1 M o o s h a m bei Regensburg, t 8 . 8 . 1 9 6 3 O e l b e r g / B a y e r i scher Wald. Der Sohn eines Bauern studierte in Innsbruck und München und wurde in Theologie und Philosophie promoviert. Er bereiste 1808 und 1809 Griechenland. 1911 habilitierte sich A. für Kirchengeschichte in München. Er unternahm mehrere Studienreisen in Missionsgebiete Afrikas und des Ostens und wurde 1918 in München zum Prof. der Missions Wissenschaft ernannt. 1939-47 dozierte er an der Univ. Würzburg und erhielt 1949 einen Lehrauftrag für Religionsgeschichte mit besonderer Berücksichtigung Ostasiens an der Univ. München. A. verfaßte u.a. Christentum und Buddhismus im Ringen um Fernasien (1922).

Aufschnaiter,

Benedict Anton, auch Auffschneitter, Komponist, * 2 1 . 2 . 1665 Kitzbühel (Tirol), begraben 24. 1 . 1 7 4 2 Passau (?). A. erhielt seine musikalische Ausbildung in Wien und wirkte danach an einigen Klöstern und Kirchen. Nach Georg M u f -

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fate Tod 1704 übernahm er dessen Kapellmeisterstelle an der Kathedrale zu Passau. N a c h Zwistigkeiten mit d e m Fürstbischof in seiner Stellung als Hofkapellmeister komponierte A. ausschließlich Kirchenmusik, u.a. Dulcís fidium harmonía symphoniis ecclesiasticis concinnata (1703). Α. verfaßte auch musiktheoretische Werke. LITERATUR: Heinrich Bauer: Α., Β. Α. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 4 4 3 f. - Heinz Walter Schmitz/Herbert W. Wurster: Β. Α. A. 1665-1742. Hof- und Domkapellmeister in Passau. Zum 250. Todesjahr. Passau 1992. - Peter Lechl: Α., Β. Α. In: M G G 2 P , Bd. 1, 1999, Sp. 1163-1165. - Eva BaduraSkoda: Α., Β. A. In: N G r o v e D , Bd. 2, 2 2 0 0 1 , S. 1 6 7 f . Hellmut Federhofer: Β. Α. A. als Musiktheoretiker. In: D i e Musikforschung 5 4 ( 2 0 0 1 ) S. 2 2 7 - 2 4 2 . A u f s e ß , Jodokus Bernhard Frh. von, auch Jobst Β. Α., A u f s e e s , kath. T h e o l o g e , * 2 8 . 3 . 1671 Mengersdorf (Oberfranken), t 2 . 4 . 1 7 3 8 Würzburg. A. konvertierte 1683 in Bamberg zur kath. Kirche, wurde dort Domizellar, 1686 in Würzburg und studierte 1689-92 in Rom. 1695 wurde er Kapitularkanoniker in Bamberg, 1714 in Würzburg. Seit 1710 war er Domkustos und seit 1723 auch Propst an St. Stephan in Bamberg. Später wirkte er als Vizedom der Bamberger Besitzungen in Kärnten, als Statthalter in Bamberg und als Präsident des Universitätsrezeptorats in Würzburg. 1738 stiftete A. testamentarisch das heute noch bestehende „Aufseesianum" in Bamberg, ein Studienseminar für arme Knaben der Hochstifte Bamberg und Würzburg. LITERATUR: Johannes Kist: A „ J. B. v. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 4 4 4 f.

August Friedrich,

Herzog von Schleswig-HolsteinGottorf, Bischof von Lübeck, * 6. Π. 19.5. 1646 Schloß Gottorf, t 2. / 3 . 1 0 . 1 7 0 5 Eutin. A. bereiste 1662-64 Frankreich, die S c h w e i z , England und die Niederlande. 1666 wurde er als Nachfolger seines Bruders —> Christian Albrecht Bischof von Lübeck, war 1671 an der Erneuerung des schwedisch-gottorfischen Bündnisses beteiligt und trat 1672 in schwedische Dienste. 1673 wurde er zum General der schwedischen Reiterei in den deutschen Provinzen ernannt. 1674 begleitete er seinen Bruder nach Schweden, um an den Verhandlungen zur Sicherung Holstein-Gottorfs teilzunehmen. Seine schwedenfreundliche Haltung verwickelte auch sein Stift in den Konflikt seines Bruders mit Christian V. von Dänemark. A. wurde im D o m zu Lübeck begraben. LITERATUR: Hermann Kellenbenz: A. F. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 4 4 6 . A u g u s t , Herzog von Sachsen-Weißenfels, Erzbischof von Magdeburg, * 1 3 . 8 . 1 6 1 4 Dresden, f 4 . 6 . 1680 Halle. Der zweite Sohn des Kurfürsten Johann Georg von Sachsen wurde 1628 v o m Magdeburger Domkapitel z u m Erzbischof gewählt. Erst nach d e m Prager Frieden 1635 und der Vertreibung der Schweden 1638 gelangte er in den B e sitz des Erzbistums. Nach seiner Vermählung 1647 legte er die erzbischöfliche Würde nieder und ließ sich im Westfälischen Frieden als Administrator auf Lebenszeit bestätigen; nach seinem Tod fiel das Erzstift (nunmehr Herzogtum) an Kurbrandenburg. A. Schloß der Stadt Weißenfels die magdeburgischen Ämter Querfurt, Burg, D a h m e und Jüterbog an, vergrößerte sein Territorium um die Grafschaft Barby und wurde mit d e m Herzogtum Sachsen-Weißenfels der Begründer dieses Hauses. A. stiftete der Stadt Weißenfels ein akademisches Gymnasium und erbaute die Augustusburg. LITERATUR: Gabriele Henkel: Die Hoftagebücher Herzog A.s von Sachsen-Weißenfels. In: Wolfenbütteler Barock-

Aurifaber Nachrichten 18 (1991) S. 75-114. - Die Fruchtbringende Gesellschaft unter Herzog A. von Sachsen-Weißenfels. Hrsg. v. Martin Bircher und Andreas Herz. Tübingen 1997. A u g u s t Damian Philipp Karl, Reichsgraf von LimburgStyrum, Fürstbischof von Speyer, * 16.3. 1721 Schloß Höhen-Limburg an der Lenne (Westfalen), t 26.2. 1797 Schloß Freudenhain bei Passau. Der Neffe der Kirchenfürsten Damian Hugo Philipp und Franz Georg von —¥ Schönborn war von frühester Jugend an für den geistlichen Stand bestimmt. 1729 empfing er die niederen Weihen und wurde 1730 Domizellar in Speyer. Nach der Schulausbildung und kurzem Theologiestudium (1742-44) in Rom und Würzburg erhielt er Kanonikate in MUnster und Hildesheim und wurde 1755 Domdechant in Speyer. 1760-67 prozessierte er gegen Kapitel und Fürstbischof und wurde trotzdem 1770, protegiert von Frankreich und der Kurpfalz, einstimmig zum Bischof gewählt. Beim Nuntiaturstreit und Emser Kongreß (1785-87) trat A. gegen die Erzbischöfe auf, gegenüber Frankreich wahrte er die Rechte seines Territoriums. Von der Revolution 1795 vertrieben, versuchte er, seine Diözese aus dem Exil in Veitshöchheim, Freising und Freudenhain zu regieren. LITERATUR: Rudolf Reinhard: A. Graf v. Stirum, Bischof von Speyer, und die Zentralbehörden im Bistum Speier. In: Mitteilungen des historischen Vereins der Pfalz 34/35 (1915) S. 161-208. - Johannes Rössler: Die kirchliche Aufklärung unter dem Speierer Fürstbischof A. v. LimburgStyrum (1770-1797). Ein Beitrag zur Geschichte und Beurteilung des Aufklärungszeitalters. In: Ebd., S. 1-160. Rudolf Schreiber: A. D. P. K. Graf von Limburg-Styrum. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 450 f. - Otto B. Roegele: A. von Limburg-Styrum, Bischof und Fürst. In: 200 Jahre Krankenhaus Bruchsal. Fürstbischof Styrum und seine Stiftung. Karlsruhe 1977. - Hans Ammerich: Limburg-Styrum, D. A. P. K. Reichsgraf v. In: In: Gatz, Bischöfe (1648-1803), 1990, S. 279-281. Augusti, Friedrich Albert, auch F. Albrecht Α., Josua Ben Abraham Eschel, Herschel, Rabbiner, später evang. Theologe, * 30.6. 1696 Frankfurt/Oder, t 13.5.1782 Eschenbergen. Der Sohn jüdischer Eltern war zunächst für den Kaufmannsstand bestimmt. Nach abenteuerlichen Reisen im Orient studierte er in Krakau und Prag die Bibel und den Talmud und wurde Rabbiner. Nach einem Überfall, bei dem er schwer verletzt wurde, lernte er während der Rekonvaleszenz den Superintendenten Michael Heinrich Reinhard kennen, der ihn zum Christentum bekehrte. An Weihnachten 1722 wurde er getauft, seit 1727 studierte er Theologie in Jena, später in Leipzig und wurde 1734 Pfarrer in Eschenbergen. Seine Aufsehen erregende Bekehrungsgeschichte wurde von seinem Sohn in einem Erbauungsbuch dargestellt. LITERATUR: A. Beck: Α., F. A. In: ADB, Bd. I, 1875, S. 684 f. Augusti, Johann Christian Wilhelm, evang. Theologe, Orientalist, * 27.10. 1772 Eschenbergen bei Gotha, t 28.4.1841 Koblenz. A. studierte in Jena und habilitierte sich dort 1789 für orientalische Sprachen. Er war seit 1800 a. o., von 1803 an o. Prof. der orientalischen Sprachen in Jena, 1812-19 Prof. der Theologie in Breslau. 1819 wechselte er an die neugegründete Univ. Bonn und wurde unter Beibehaltung seiner Professur 1828 Oberkonsistorialrat, 1835 Konsistorialdirektor. Der Schwerpunkt seiner Bedeutung liegt auf dem Gebiet der christlichen Altertumswissenschaft. Mit Martin Leberecht de —» Wette arbeitete er an der 1809-14 in Heidelberg erschienenen Bibelübersetzung.

WERKE: Grundriß einer historisch-kritischen Einleitung in's Alte Testament. Leipzig 1806, 2 1827. - Versuch einer historisch-dogmatischen Einleitung in die Heilige Schrift. Leipzig 1832. LITERATUR: Heinz-Horst Schrey: Α., J. C. W. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 453. - Andreas Mühling: Α., J. C. W. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 959. - Leonhard Hell: Α., J. C. W. In: LThK3, Bd. 11, 2001, S. 14. Augustiny, Johann Rhode Friedrich, Pseud. Coelestinus, evang. Theologe, * 6.4. 1803 Missunde, t 12. 10. 1880 Ulsnis. Nach dem Studium in Kiel wurde Α. 1838 Prediger und Lehrer auf der Hallig Oland, zog 1844 als Prediger nach Hollingstedt und 1862 nach Ulsnis. A. hinterließ ein Werk eigener und ins Plattdeutsche übertragener Gedichte. Die heiligen Zeiten der evangelischen Kirche, eine Reihe christlicher Gedichte mit einem kurzen Anhang über die Entstehung und Bedeutung der Sonn- und Festtage, erschien 1838. A u m a n n , Franz Josef, Franz Seraph Johann Leopold Α., auch Aumonn, Aumon, Auman, Augustinerchorherr, Komponist, * 24.2. 1728 Traismauer (Niederösterreich), t 30.3. 1797 St. Florian (Oberösterreich). Der Sohn eines Schulmeisters und Organisten trat 1753 in das Stift St. Florian ein. Noch vor Abschluß des Theologiestudiums wurde er zum Regens chori ernannt und blieb dies bis zu seinem Tod. Er widmete sich der Pflege geistlicher und weltlicher Musik im Stift und beeinflußte mit seinen Kompositionen die österr. Kirchenmusik. Er vertonte Psalmen, komponierte u. a. die Responsoria in festo Nativitatis, ferner heitere und ernste Singspiele, Lieder und Divertimenti. LITERATUR: Peter Dormann: F. J. A. (1728-1797). Ein Meister in St. Florian vor Anton Bruckner. München 1985. - Peter Dormann: Α., F. J. In: MGG 2 P, Bd. 1, 1999, Sp. 1181 f. Ders.: Α., F. J. In: NGroveD, Bd. 2, 2 2001, S. 184 f. Aurifaber, Andreas, eigentl. Goldschmid, evang. Theologe, Arzt, * 1512/14 Breslau, t 12.12.1559 Königsberg. Seit 1527 studierte Α., Bruder von Johannes —>A., Philologie und Theologie an der Univ. Wittenberg. 1539 übernahm er das Rektorat der Lateinschule in Danzig, 1541 das in Elbing. Mit einem Stipendium Herzog —> Albrechts von Preußen nahm er 1542 in Wittenberg das Studium der Medizin auf und ging 1545 zur Vervollständigung seiner Kenntnisse nach Padua. 1546 wurde er vom Herzog zum Leibarzt und zum Prof. der Medizin und der Physik an der 1545 neu gegründeten Univ. Königsberg ernannt. A. beriet den Herzog in theologischen Angelegenheiten und war für ihn diplomatisch an Universitäten und Fürstenhöfen tätig. 1550 wurde er Schwiegersohn und Mitkämpfer des Pfarrers Andreas —> Oslander. WERKE: Phaemonis cynosophion seu de cura canum liber. Wittenberg 1545. - Historia succini. Königsberg 1551. LITERATUR: VD 16, G 2559-2566. - Gustav Hammann: A. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 456. - Martin Stupperich: Oslander in Preußen 1549-1552. Berlin/New York 1973. - Irene Dingel: Α., Α. In: LThK\ Bd. 1, 1993, Sp. 1256f. - Heinz Scheible: Α., Α. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 975. Aurifaber, Johannes (Vratislaviensis), eigentl. Goldschmid, evang. Theologe, * 30. 1.1517 Breslau, t 19. 10. 1568 Breslau. Der Bruder von Andreas —>A. und Schüler Philipp ->Melanchthons bezog 1534 die Univ. Wittenberg. 1540 wurde er Mitglied, 1545 Dekan der Philosophischen Fakultät. Auf Melanchthons Empfehlung kam er 1550 als Prof. der Theologie und Pfarrer an St. Nicolai nach Rostock, wo er maßgeblich an der Ausarbeitung der Mecklenburgischen Kirchenordnung von 1551/52 beteiligt war. 1554 wurde A.

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Aurifaber P r o f . d e r T h e o l o g i e in K ö n i g s b e r g und w e n i g später Präsid e n t d e s B i s t u m s S a m l a n d . Er b e m ü h t e sich u m d i e B e i legung des O s i a n d r i s c h e n Streits und w a r M i t v e r f a s s e r d e r n e u e n P r e u ß i s c h e n K i r c h e n o r d n u n g von 1558. In B r e s l a u , w o h i n er sich 1567 z u r ü c k z o g , w a r A . P f a r r e r an St. Elisabeth und I n s p e k t o r der K i r c h e n und S c h u l e n . LITERATUR: V D 16, G 2 5 6 7 f. - G u s t a v H a m m a n n : Α., J. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 4 5 6 f . - I r e n e Dingel: Α., J. In: L T h K ' \ B d . 1, 1993, Sp. 1257. - H e i n z S c h e i b l e : Α., V . J. In: R G G 4 , Bd. I, 1998, Sp. 9 7 5 .

ein und w u r d e 1808 von K ö n i g Friedrich von W ü r t t e m b e r g z u m H o f k a p l a n und A s s e s s o r im K o n s i s t o r i u m von Stuttgart e r n a n n t . Seit 1812 w a r er H o f p r e d i g e r und O b e r k o n sistorialrat, seit 1814 O b e r h o f p r e d i g e r und Prälat d e s Ord e n s v o m g o l d e n e n Adler. Als Vorstandsmitglied d e r kgl. K o m m i s s i o n f ü r d i e E r z i e h u n g s h ä u s e r (seit 1826) f ö r d e r t e er d a s V o l k s s c h u l w e s e n , d e s s e n liberale O r g a n i s a t i o n in W ü r t t e m b e r g sein W e r k war. A . v e r ö f f e n t l i c h t e t h e o l o g i s c h e und p ä d a g o g i s c h e S c h r i f t e n , u . a . Prüfung des Werthes der Pestalozzi'sehen Methode (1810).

A u r i f a b e r , J o h a n n e s , eigentl. G o l d s c h m i e d , luth. T h e o loge, * 1519 W e i m a r , t 18. 11. 1575 E r f u r t . N a c h d e m S t u d i u m in W i t t e n b e r g ( 1 5 3 7 - 4 0 ) w a r A . H a u s l e h rer bei d e n G r a f e n von M a n s f e l d und d i e n t e als F e l d p r e d i g e r . 1545 w u r d e er F a m u l u s M a r t i n —» L u t h e r s . Seit 1550 w a r er P r e d i g e r a m W e i m a r e r H o f , den er w e g e n seiner streng luth. H a l t u n g 1561 w i e d e r verlassen m u ß t e . Er w u r d e 1566 P f a r rer an der P r e d i g e r k i r c h e in E r f u r t , 1572 S e n i o r des E r f u r t e r M i n i s t e r i u m s . A. war m a ß g e b l i c h an der J e n a e r L u t h e r a u s g a b e ( 1 5 5 5 - 5 8 ) beteiligt. Er v e r ö f f e n t l i c h t e B r i e f e , R e d e n und P r e d i g t e n L u t h e r s u n d g a b 1566 d i e Tischreden oder Colloquia Doct. Martin Luthers heraus. LITERATUR: V D 16, G 2 5 6 9 f. - G u s t a v H a m m a n n : Α., J. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 4 5 7 . - H e l m a r J u n g h a n s : Α., J. In: T R E , B d . 4, 1979, S. 7 5 2 - 7 5 5 . - M i c h a e l B e c h t : Α., J. In: L T h K \ B d . 1, 1993, Sp. 1257. - H e i n z S c h e i b l e : A „ J. In: R G G 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 975.

LITERATUR: K e r n : d ' A u t e l , Α . Η . In: A D B , Bd. 1, 1875, S. 6 9 2 f.

A u r n h a m m e r , Philipp, kath. T h e o l o g e , P ä d a g o g e , * 1 4 . 6 . 1896 S t o p f e n h e i m (Kr. W e i ß e n b u r g ) , t 1 3 . 1 2 . 1981. D e r S o h n eines f r ü h v e r s t o r b e n e n B a d e r s b e s u c h t e seit 1918 d i e H a n d e l s h o c h s c h u l e in M ü n c h e n und studierte anschließ e n d T h e o l o g i e und S t a a t s w i s s e n s c h a f t e n . 1923 e r f o l g t e d i e P r i e s t e r w e i h e , 1924 d i e P r o m o t i o n z u m D r . oec. p u b i . (Das kanonische Zinsproblem im Lichte ökonomischer Zweckmäßigkeit) und d i e E r n e n n u n g z u m K a p l a n an Heilig Geist in N e u b u r g / D o n a u . 1925 ü b e r n a h m A . an d e n H a n s a h e i m e n E r n s t —» A d a m s d i e Stelle eines H e i m l e i t e r s , nach einer ö k o n o m i s c h e n K r i s e 1928 d i e w i r t s c h a f t l i c h e und 1929 die p ä d a g o g i s c h e L e i t u n g . 1934 w u r d e er R e l i g i o n s lehrer a m A l t e n R e a l g y m n a s i u m in M ü n c h e n und w a r nach der T e i l n a h m e als L a z a r e t t v e r w a l t e r a m Z w e i t e n Weltkrieg 1947-63 S t i f t u n g s d i r e k t o r des S t u d i e n s e m i n a r s N e u b u r g , d a s unter seiner L e i t u n g saniert u n d erheblich erweitert w u r d e . 1966-70 w a r A . P r o k u r a t o r d e r L a c h n e r - K l i n i k in M ü n c h e n . WEITERE WERKE: „ R e n a i s s a n c e " d e s S t u d i e n s e m i n a r s nach d e m Z w e i t e n Weltkrieg. N e u b u r g / D o n a u 1951. A u r o g a l l u s , M a t t h ä u s , eigentl. G o l d h a h n , Hebraist, * u m 1490 K o m o t a u ( B ö h m e n ) , t 10. 11. 1543 Wittenberg. A . war z u n ä c h s t als L e h r e r in seiner H e i m a t tätig, i m m a t r i k u lierte sich 1512 in Leipzig u n d k a m 1519 nach Wittenberg. D o r t stand er in e n g e r V e r b i n d u n g mit P h i l i p p —>Melanc h t h o n . 1521 w u r d e er z u m Prof. d e r h e b r ä i s c h e n S p r a c h e e r n a n n t . A . k ä m p f t e u m d i e A n e r k e n n u n g der Hebraistik als Universitätsdisziplin und d e h n t e seine F o r s c h u n g e n auf d a s C h a l d ä i s c h e aus. Er stellte s e i n e W i s s e n s c h a f t in den D i e n s t der T h e o l o g i e , beteiligte sich an d e r Ü b e r s e t z u n g des A l ten T e s t a m e n t s d u r c h M a r t i n —> L u t h e r und m a c h t e ihm und M e l a n c h t h o n w e r t v o l l e H a n d s c h r i f t e n zugänglich. 1525 g a b er d i e Grammatica hebraicae-chaldaicae linguae heraus. E s f o l g t e n e i n e C h r o n i k d e r H e r z ö g e u n d K ö n i g e von B ö h m e n u n d ein h e b r ä i s c h e s h i s t o r i s c h - g e o g r a p h i s c h e s R e a l l e x i k o n ( 1 5 2 6 - 3 9 ) . 1542 w u r d e A . R e k t o r der U n i v . W i t t e n b e r g . A u t e l , A u g u s t Heinrich d \ eigentl. D a u t e l , e v a n g . T h e o loge, P ä d a g o g e , * 1. 11. 1779 H e i l b r o n n , t 3 0 . 9 . 1835. N a c h d e m S t u d i u m in J e n a w i r k t e A . seit 1800 als Geistlic h e r in H e i l b r o n n , setzte sich b e s o n d e r s f ü r d a s S c h u l w e s e n

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Frau A v a , Dichterin, f u m 1127. A . lebte in der ersten H ä l f t e d e s 12. Jh. und w a r v e r m u t l i c h identisch mit der a m 7. F e b u r a r 1127 bei M e l k v e r s t o r b e n e n K l a u s n e r i n . Sie ist d i e erste n a m e n t l i c h b e k a n n t e d e u t s c h s c h r e i b e n d e A u t o r i n . A. v e r f a ß t e , beraten von ihren beiden geistlich gebildeten S ö h n e n , e r z ä h l e n d e G e d i c h t e in R e i m versen, u . a . Johannes ( 4 4 6 Verse) und Leben Jesu ( 2 4 1 8 Verse). Ihre b i b e l e p i s c h e n D i c h t u n g e n sind in der „Vorauer H a n d s c h r i f t " ( o h n e Johannes) und in einer seit 1945 vers c h o l l e n e n H a n d s c h r i f t d e s 14. Jh. überliefert. LITERATUR: A . In: V L 2 , B d . 1, 1978, Sp. 5 6 0 - 5 6 5 . - Ursula Schulze: A . In: L e x M A , Bd. 1, 1980, Sp. 1281-1283. A v a n c i n i , N i c o l a u s , a u c h A v a n c i n u s , Jesuit, T h e o l o g e , Schriftsteller, * 1. 1 2 . 1 6 1 1 B r e z bei B o z e n , t 6 . 1 2 . 1686 Rom. A u s einer reichen A d e l s f a m i l i e s t a m m e n d , b e s u c h t e A . d a s G y m n a s i u m in G r a z und trat 1627 in d i e S o c i e t a s Jesu ein. N a c h d e m S t u d i u m in G r a z ( 1 6 2 9 - 3 3 ) und W i e n ( 1 6 3 7 - 4 0 ) w u r d e er 1641 Prof. der R h e t o r i k und P h i l o s o p h i e und 1646 der T h e o l o g i e an d e r U n i v . W i e n . Seit 1664 hatte er verschied e n e h ö h e r e Ä m t e r im O r d e n inne: Er w a r R e k t o r in Passau, W i e n und G r a z , Visitator f ü r B ö h m e n (1675), 1676-80 Provinzial f ü r Österreich und seit 1682 Assistent d e s Ord e n s g e n e r a l s in R o m . A u f d e m z u m H o f t h e a t e r a u s g e b a u t e n O r d e n s t h e a t e r w u r d e A . s D r a m a Pietas victrix (Der Sieg der Pietas, hrsg. von L o t h a r M ü n d t und Ulrich S e e l b a c h , 2 0 0 2 ) 1659 vor K a i s e r L e o p o l d I. a u f g e f ü h r t . N e b e n seinen rund 4 0 B ü h n e n s t ü c k e n v e r f a ß t e A . P r e d i g t e n , M e d i t a t i o n e n (Vita et doctrina Jesu Christi; ü b e r 5 0 A u f l a g e n ) und d i e a u s f ü n f B ä n d e n b e s t e h e n d e L y r i k - S a m m l u n g Poesis lyrica (1659). WEITERE WERKE: Poesis d r a m a t i c a . W i e n 1655. - S a p i e n tia, terrarum c o e l i q u e potens. W i e n 1657. - O r a t i o n e s . W i e n 1661. - C y r u s . G r a z 1673. LITERATUR: V D 17. - Willi F l e m m i n g : A v a n c i n u s , N . In: N D B , B d . 1, 1953, S. 4 6 4 f . - N o r b e r t Hölzl: Südtirols Jesuit e n d r a m a t i k e r N. v. A . In: Tiroler H e i m a t b l ä t t e r 4 4 ( 1969) S. 81-88. - A n g e l a K a b i e r s c h : N . A . S . J . und d a s W i e n e r J e s u i t e n t h e a t e r 1640-1685. D i s s . W i e n 1972. - J e a n - M a r i e Valentin: N. A . In: D e u t s c h e D i c h t e r des 17. J a h r h u n d e r t . H r s g . v. H a r a l d S t e i n h a g e n und B e n n o von Wiese. Berlin 1984, S. 3 8 5 - 4 1 4 . - Karl H e i n z N e u f e l d : Α., Ν . In: L T h K 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 1 3 0 5 f . - M a r t i n a Egger: Ν. v. A . S . J . D i e T h e o l o g i e e i n e s J e s u i t e n d r a m a t i k e r s . Dipl.-Arb. I n n s b r u c k 2001. A v e n a r i u s , J o h a n n , eigentl. J. H a b e r m a n n , e v a n g . T h e o loge, * 10. 8. 1516 E g e r ( B ö h m e n ) , t 5. 12. 1590 Zeitz. A . amtierte seit 1542 als luth. P r e d i g e r in K u r s a c h s e n , w a r seit 1571 Prof. der T h e o l o g i e in J e n a und seit 1574 in Wittenberg. Von 1576-90 w i r k t e er als S t i f t s s u p e r i n t e n d e n t in N a u m b u r g - Z e i t z . A . n a h m teil an d e n V e r h a n d l u n g e n u m d i e E i n f ü h r u n g des K o n k o r d i e n b u c h s , das er 1581 als kurfürstlic h e r K o m m i s s a r in W i t t e n b e r g vorlegte. A . ist b e r ü h m t d u r c h

Ayndorffer sein außerordentlich verbreitetes, in mehrere Sprachen setztes „Betbüchlein" Christliche Gebeth für allerly und Stände der Christenheit (1567). LITERATUR: VD 16, H 12-73. - Gustav Hammann: In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 467. - Michael Becht: Α., LThK 1 , Bd. 1, 1993, Sp. 1308. - Johannes Wallmann:

überNoth Α., J. J. In: H., J.

In: RGG 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 1364. - Traugott Koch: Johann Habermanns „Betbüchlein" im Zusammenhang seiner Theologie. Eine Studie zur Gebetsliteratur und zur Theologie des Luthertums im 16. Jahrhundert. Tübingen 2001.

Ayndorffer, Kaspar -> Kaspar Ayndorffer

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Β B a a d e r , (Benedikt) Franz (Xaver) von, Philosoph, * 2 3 . 3 . 1765 M ü n c h e n , f 2 3 . 5 . 1841 M ü n c h e n . B. b e g a n n 1781 an der U n i v . I n g o l s t a d t das S t u d i u m d e r M e d i z i n und der N a t u r w i s s e n s c h a f t e n , d a s er 1783 in W i e n fortsetzte. M i t d e m in seiner Dissertation Vom Wärmestoff, seiner Verteilung, Bindung und Entbindung (1786) formulierten B e g r i f f der „ W e l t s e e l e " w u r d e B., der f r ü h unter d e n E i n f l u ß J o h a n n M i c h a e l von - > Sailers geriet, zu e i n e m W e g bereiter der r o m a n t i s c h e n N a t u r p h i l o s o p h i e . V o r ü b e r g e h e n d w a r er als A s s i s t e n z a r z t in d e r väterlichen Praxis in M ü n c h e n tätig. Seit 1788 studierte er B e r g b a u in Freiberg. 1792-96 arbeitete er als B e r g i n g e n i e u r in E n g l a n d und S c h o t t l a n d ; d i e B e g e g n u n g mit d e m E l e n d d e s Proletariats und d e m F r ü h s o z i a l i s m u s b e e i n d r u c k t e ihn zutiefst. Seit 1797 als Bergrat im bayerischen Staatsdienst, m a c h t e er sich vor a l l e m um die G l a s m a c h e r e i verdient; 1807 stieg er z u m O b e r s t b e r g r a t auf. 1808 w u r d e B. in d i e B a y e r i s c h e A k a d e m i e d e r W i s s e n s c h a f ten a u f g e n o m m e n und als Ritter des n e u e i n g e r i c h t e t e n Zivild i e n s t o r d e n s geadelt. I m selben J a h r e r ö f f n e t e er in L a m b a c h im B a y e r i s c h e n Wald e i n e Glashütte, mit d e r er später in S c h u l d e n geriet. D a s Patent eines dort von ihm e n t w i c k e l t e n n e u e n V e r f a h r e n s zur G l a s e r z e u g u n g ( E r s e t z u n g d e r Potta s c h e d u r c h G l a u b e r s a l z ) w u r d e ihm 1811 von der österr. R e g i e r u n g f ü r 1 2 0 0 0 Taler a b g e k a u f t . S e i n e D e n k s c h r i f t zur A n m a h n u n g einer g e m e i n s a m e n christlichen a n t i n a p o l e o n i schen Politik (1815), d i e er d e n M o n a r c h e n von Ö s t e r r e i c h , P r e u ß e n u n d R u ß l a n d sandte, b e e i n f l u ß t e d i e E n t s t e h u n g d e r Heiligen Allianz. B. w u r d e 1820 i m R a h m e n einer R e o r g a nisation in d e n R u h e s t a n d versetzt. 1826 erhielt er e i n e H o n o r a r p r o f e s s u r f ü r R e l i g i o n s - und S o z i a l p h i l o s o p h i e an der U n i v . M ü n c h e n , d i e er j e d o c h 1838 a u f g r u n d eines Erlasses der b a y e r i s c h e n R e g i e r u n g verlor, nach d e m N i c h t k l e r i k e r n das Halten von Vorlesungen ü b e r t h e o l o g i s c h e u n d religiöse T h e m e n an b a y e r i s c h e n U n i v e r s i t ä t e n untersagt war. B. b e s c h ä f t i g t e sich m i t m y s t i s c h e n und t h e o s o p h i s c h e n Traditionen, n e b e n J a c o b —> B ö h m e a u c h mit L o u i s C l a u d e de S a i n t - M a r t i n , die zu d e n wichtigsten Q u e l l e n seiner universalistischen E i n h e i t s s p e k u l a t i o n e n w u r d e n , d e n e n die I d e e eines u r s p r ü n g l i c h h a r m o n i s c h e n Verhältnisses von Geist und N a t u r z u g r u n d e l a g . Sein Ziel sah B., der in e n g e m G e d a n k e n a u s t a u s c h mit S c h e l l i n g stand, in d e r V e r s ö h n u n g von W i s s e n s c h a f t und C h r i s t e n t u m . D e r göttlichen O f f e n b a r u n g r ä u m t e er den P r i m a t v o r d e r m e n s c h l i c h e n Vern u n f t ein. In d e m auf einer R e i s e nach R u ß l a n d b e g o n n e n e n W e r k Fermenta cognitionis ( H e f t 1-5, 1822-24; H e f t 6 unter d e m Titel Proben religiöser Philosopheme, 1825; N e u a u s g . 1992) legte B., sich g e g e n die a u f k l ä r e r i s c h e n „Ultraallesw i s s e r " u n d die pietistischen „ U l t r a n i c h t s w i s s e r " w e n d e n d , seine H a u p t g e d a n k e n einer religiösen P h i l o s o p h i e dar, d i e er in seinen Vorlesungen über religiöse Philosophie im Gegensatze der irreligiösen älterer und neuerer Zeit ( 1 8 2 7 ) w e i t e r e n t w i c k e l t e . Er f o r d e r t e d i e E i n b e z i e h u n g ( „ E i n b ü r g e r u n g " ) d e s Proletariats in e i n e ständestaatliche G e s e l l s c h a f t s o r d n u n g und trat f ü r d i e A n e r k e n n u n g eines solidaritätstiftenden „ C h r i s t e n t u m s als S o z i e t ä t s - P r i n z i p " ein. E i n e der ersten A n a l y s e n d e s industriellen F r ü h k a p i t a l i s m u s in D e u t s c h land bietet die Arbeit Über das dermalige Mißverhältnis der Vermögenslosen oder Proletairs zu den Vermögen besitzenden Klassen der Sozietät in betreff ihres Auskommens [...] (1835). In seinen S c h r i f t e n zur e r o t i s c h e n P h i l o s o p h i e ( u . a . Vierzig Sätze einer religiösen Erotik, 1831)

vertrat er d i e T h e o r i e von der „ursprünglich a n d r o g y n e n N a tur des M e n s c h e n " . WEITERE WERKE: S ä m m t l i c h e Werke. H r s g . v. F r a n z H o f f m a n n , Julius H a m b e r g e r u . a . 16 Bde., L e i p z i g 1851-60. N e u d r . A a l e n 1963, 2 1 9 8 7 . - F. B . u n d sein Kreis. Ein B r i e f w e c h s e l . A u s g e w ä h l t und hrsg. v. Fritz Werle. L e i p z i g 1924. - S c h r i f t e n zur G e s e l l s c h a f t s p h i l o s o p h i e . H r s g . v. Joh a n n e s Sauter. J e n a 1925. - S e e l e und Welt. F. B . ' s J u g e n d t a g e b ü c h e r . Eingeleitet u n d hrsg. v. D a v i d B a u m g a r d t . Berlin o. J. [1928]. - Lettres inédites. Hrsg. v. E u g è n e Susini. 4 B d e . , P a r i s / W i e n 1942-67. LITERATUR: D a v i d B a u m g a r d t : F. ν. B. u n d d i e philosop h i s c h e R o m a n t i k . H a l l e 1927. - H a n s G r a ß l : A u f b r u c h zur R o m a n t i k . B a y e r n s B e i t r a g zur d e u t s c h e n G e i s t e s g e s c h i c h t e 1765-1785. M ü n c h e n 1968. - Friedrich Hartl: F. ν. B. G r a z u . a . 1971. - G e r h a r d Wehr: F. ν. B. Z u r R e i n t e g r a tion des M e n s c h e n in Religion, N a t u r und Erotik. F r e i b u r g / B r e i s g a u 1980. - Peter K o s l o w s k i (Hrsg.): D i e P h i l o s o p h i e , T h e o l o g i e und G n o s i s F. v. B.s. S p e k u l a t i v e s D e n k e n zwischen A u f k l ä r u n g , Restauration und R o m a n t i k . W i e n 1993. M a r i e - E l i s e Z o v k o : N a t u r und Gott. D a s w i r k u n g s g e s c h i c h t liche Verhältnis S c h e l l i n g s und B.s. W ü r z b u r g 1996. - Peter K o s l o w s k i : P h i l o s o p h i e n der O f f e n b a r u n g . A n t i k e r G n o stizismus, F. v. B., Schelling. M ü n c h e n u . a . 2 0 0 1 . - Wilh e l m S c h m i d t - B i g g e m a n n : Politische T h e o l o g i e der G e g e n a u f k l ä r u n g . S a i n t - M a r t i n , D e Maistre, K l e u k e r , B. Berlin 2004. Bruno Jahn B a a d e r , K l e m e n s (Alois), kath. T h e o l o g e , Publizist, * 8.4.1762 München, t 29.3.1838 München. D e r B r u d e r von F r a n z —»B. studierte T h e o l o g i e in Ingolstadt u n d w u r d e n a c h der P r i e s t e r w e i h e 1786 K a n o n i k u s zu St. A n d r e a s in Freising. In seinen S c h r i f t e n p r o p a g i e r t e er kirchliche R e f o r m e n und Säkularisation. B . w u r d e 1803 O b e r s c h u l - und S t u d i e n k o m m i s s a r in M ü n c h e n , d a n n in U l m , von w o er als O b e r k i r c h e n r a t ins M i n i s t e r i u m des Inneren n a c h M ü n c h e n b e r u f e n w u r d e . N a c h der Zeit als bayerischer Kreisschulrat in S a l z b u r g w a r er seit 1817 R e g i e r u n g s und Schulrat in M ü n c h e n . B. v e r ö f f e n t l i c h t e v e r s c h i e d e n e b i b l i o g r a p h i s c h e und b i o g r a p h i s c h e N a c h s c h l a g e w e r k e , darunter a u c h Das gelehrte Baiern (1804), von d e m n u r der erste B a n d ( Α - K ) e r s c h i e n . WEITERES WERK: L e x i k o n v e r s t o r b e n e r B a i e r i s c h e r Schriftsteller d e s a c h t z e h n t e n und n e u n z e h n t e n J a h r h u n d e r t s (A-L). 2 Bde., Augsburg/Leipzig 1824/25. Nachdr. Hildesheim/ N e w York 1971. LITERATUR: F r a n z X a v e r Seppelt: B., K. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 4 7 6 . - M a n f r e d Weitlauff: B „ C. A . In: L T h K 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 1327. B a b e n s t u b e r , Ludwig, auch Pabenstuber, Benediktiner, T h e o l o g e , * 1660 D e i n i n g bei M ü n c h e n , t 5 . 4 . 1726 Ettal. A u s e i n f a c h e n Verhältnissen s t a m m e n d , trat B. 1681 in d i e B e n e d i k t i n e r a b t e i Ettal ein, studierte seit 1683 P h i l o s o p h i e und T h e o l o g i e in Salzburg und w u r d e 1689 z u m Priester geweiht. 1690-92 lehrte er in Salzburg, 1692-95 im Stift der regulierten C h o r h e r r e n in S c h l e h d o r f ( O b e r b a y e r n ) Philosophie, 1 6 9 5 - 1 7 1 6 M o r a l t h e o l o g i e , D o g m a t i k und E x e g e s e an der U n i v . S a l z b u r g , w o er P r o k a n z l e r , Vizerektor, D e k a n der T h e o l o g i s c h e n F a k u l t ä t und R e g e n s des t h e o l o g i s c h e n K o n vikts w u r d e . Als R e l i g i o n s p h i l o s o p h vertrat B. d e n strengen

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Babik T h o m i s m u s , als M o r a l t h e o l o g e einen g e m ä ß i g t e n P r o b a b i Iismus. M i t seiner Philosophia Thomistica Salisburgensis (4 B d e . , 1704) v e r f a ß t e er einen b e d e u t e n d e n Beitrag zur G e schichte d e r t h o m i s t i s c h e n P h i l o s o p h i e . Z u seinen H a u p t w e r ken g e h ö r t auch Ethica supernaturalis Salisburgensis (1718, 2 1735). WEITERES WERK: Vindiciae p r a e d e t e r m i n a t i o n i s p h y s i c a e . S a l z b u r g 1707. LITERATUR: P i r m i n A u g u s t L i n d n e r : D i e W e r k e d e s Ettaler P r o f e s s o r s P. L . B., 1 1 7 2 6 . In: Studien und M i t t e i l u n g e n zur G e s c h i c h t e d e s B e n e d i k t i n e r - O r d e n s 34 ( 1 9 1 3 ) S. 7 2 3 - 7 2 9 . L. G l ü c k e r t : P. L. B. Ein G e l e h r t e n l e b e n . In: E b d . 4 4 ( 1 9 2 6 ) S. 141-148. - A u g u s t i n A l t e r m a t t : Z u m P r o b l e m der p h y sischen P r ä m o t i o n . D i e P r ä m o t i o n s l e h r e n a c h d e m Salzburger P h i l o s o p h e n P. L . B. O . S . B . Diss. Freiburg ( S c h w e i z ) 1931. - Placidus G l a n t h a l e r : B „ L. In: N D B , B d . 1, 1957, S. 4 8 0 . - L e o n h a r d Hell: B., L. In: L T h K \ B d . 1, 1993, Sp. 1332. B a b i k , A d e o d a t u s von, Mechitarist, * 5. 8. 1738 N e u d j u l f a bei I s f a h a n , t 1 8 . 4 . 1825 W i e n . B . w a r E r z b i s c h o f von E t s c h m i a d z i n in A r m e n i e n und M i t glied im O r d e n d e r M e c h i t a r i s t e n von Venedig. M i t e i n e m Teil seiner K o n g r e g a t i o n übersiedelte er n a c h Triest, w o d i e G r u p p e j e d o c h nach der Ü b e r g a b e der Stadt an F r a n k r e i c h von d e r A u f l ö s u n g b e d r o h t war. M i t der E r l a u b n i s Kaiser F r a n z ' I. b e z o g er 1810 mit s e i n e m O r d e n d a s e h e m a l i g e Kap u z i n e r k l o s t e r St. Ulrich in W i e n . B. w u r d e G e n e r a l a b t d e r M e c h i t a r i s t e n in W i e n ; er finanzierte d e n Unterhalt d e r G e m e i n s c h a f t u. a. d u r c h d e n U n t e r r i c h t a r m e n i s c h e r J u g e n d licher und d u r c h den D r u c k orientalischer und westlicher Literatur. B a b o r , J o h a n n , kath. T h e o l o g e , * 8. 3 . 1 7 6 2 R a d o m i s c h e l ( B ö h m e n ) , t 21. 11. 1846 0 1 m ü t z ( ? ) . B . b e g a n n die t h e o l o g i s c h e A u s b i l d u n g in P a s s a u , trat 1780 in d a s n i e d e r ö s t e r r e i c h i s c h e B e n e d i k t i n e r s t i f t Seitenstetten ein und studierte seit 1783 a n d e r U n i v . W i e n vor allem K i r c h e n g e s c h i c h t e , E x e g e s e und orientalische S p r a c h e n . E r w u r d e R e p e t i t o r der K i r c h e n g e s c h i c h t e , d e r h e b r ä i s c h e n S p r a c h e u n d der n e u t e s t a m e n t l i c h e n E x e g e s e i m Priesterseminar. B. verließ d e n O r d e n und w u r d e 1787 z u m Priester g e w e i h t . 1 7 8 9 / 9 0 lehrte B. a m O l m ü t z e r L y z e u m orientalische S p r a c h e n und E x e g e s e , w u r d e 1792 z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t , 1794 R e k t o r d e s L y z e u m s und 1798 w e g e n seiner f r e i s i n n i g e n A n s i c h t e n seines A m t e s e n t h o b e n . Er w a r D e k a n in S t e r n b e r g , seit 1810 P f a r r e r in O l s c h a n u n d von 1818 an D i r e k t o r des t h e o l o g i s c h e n S t u d i u m s an d e r U n i v . O l m ü t z . B. v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. e i n e Übersetzung des Neuen Testaments mit erklärenden Anmerkungen, zum Gebrauche der Religionslehrer und der Prediger (3 B d e . , 1805). B a c h , A n t o n , kath. T h e o l o g e , * 1762 O t t a k e r bei K e m p t e n , t 2 3 . 3 . 1 8 2 5 A l t h e i m bei Linz. N e b e n M a r t i n - > B o o s g e h ö r t e B. zu d e n F ü h r e r n einer sog e n a n n t e n b a y e r i s c h e n (oder A l l g ä u e r ) E r w e c k u n g s b e w e g u n g , d i e unter d e m M o t t o „ C h r i s t u s in uns und f ü r u n s " e i n e E r n e u e r u n g und V e r t i e f u n g d e s C h r i s t e n t u m s anstrebte. D i e T h e o l o g e n d i e s e r B e w e g u n g w a r e n fast alle S c h ü l e r und F r e u n d e J o h a n n M i c h a e l Sailers; sie verarbeiteten E i n f l ü s s e des P i e t i s m u s u n d d e s P r o t e s t a n t i s m u s . Von d e r A m t s k i r c h e verfolgt, verließ B. 1798 seine Pfarrei H e l l e n gerst, w a n d t e sich zuerst ins B i s t u m A u g s b u r g und w a r d a n n in v e r s c h i e d e n e n Orlen d e r D i ö z e s e L i n z tätig. 1811 sagte er sich ( w a h r s c h e i n l i c h nur z u m S c h e i n ) von B o o s los. LITERATUR: Kurt A l a n d : D e r I n q u i s i t i o n s p r o z e ß g e g e n A . B. und seine A n h ä n g e r . In: Z e i t s c h r i f t f ü r b a y e r i s c h e K i r c h e n g e s c h i c h t e 18 ( 1 9 4 9 ) S. 110-156. - Ders.: B „ A. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 4 9 0 .

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B a c h , A u g u s t W i l h e l m , M u s i k e r , K o m p o n i s t , * 4. 10. 1796 Berlin, t 1 5 . 4 . 1869 Berlin. B., z u n ä c h s t von s e i n e m Vater, der S e k r e t ä r a m L o t t e r i e a m t und Organist an d e r D r e i f a l t i g k e i t s k i r c h e in Berlin war, im Orgelspiel unterrichtet, studierte bei Karl Friedrich Zelter, L u d w i g B e r g e r und Carl W i l h e l m H e n n i n g . 1814 w u r d e er O r g a n i s t an St. G e r t r a u d , 1816 an d e r M a r i e n k i r c h e in B e r lin. 1822 berief ihn Z e l t e r als L e h r e r an das n e u g e g r ü n d e t e K ö n i g l i c h e Institut fUr K i r c h e n m u s i k ; 1832 w u r d e B. dessen N a c h f o l g e r als D i r e k t o r . Er lehrte a u c h an der Berliner A k a d e m i e der K ü n s t e und w a r O r g e l s a c h v e r s t ä n d i g e r im preuß. K u l t u s m i n i s t e r i u m . 1858 e r f o l g t e seine E r n e n n u n g z u m P r o f e s s o r . B. k o m p o n i e r t e K i r c h e n m u s i k und Klavierstücke; sein Choralbuchfiir das Gesangbuch zum gottesdienstlichen Gebrauch für evangelische Gemeinden (1830) w a r d a m a l s weit verbreitet. Z u B.s O r g e l s c h ü l e r n zählte u . a . Felix —»Mendelssohn B a r t h o l d y . LITERATUR: A n d r e a s Sieling: A . W . B. ( 1 7 9 6 - 1 8 6 9 ) . Kirc h e n m u s i k und S e m i n a r m u s i k l e h r e r a u s b i l d u n g in P r e u ß e n im zweiten Drittel d e s 19. J a h r h u n d e r t s . K ö l n 1995. - Dieter S i e b e n k ä s : B., A . W . In: M G G 2 P , Bd. 1, 1999, Sp. 1553 f. D o u g l a s Seaton: B., A . W . In: N G r o v e D , B d . 2, 2 2 0 0 1 , S. 4 2 9 f. B a c h , C a r l P h i l i p p E m a n u e l , der s o g e n a n n t e „ B e r l i n e r " oder „ H a m b u r g e r B a c h " , M u s i k e r , K o m p o n i s t , * 8 . 3 . 1 7 1 4 W e i m a r , t 1 4 . 1 2 . 1788 H a m b u r g . B. erhielt Unterricht in Klavier- und Orgelspiel s o w i e K o m position von s e i n e m Vater J o h a n n Sebastian —»B. O b g l e i c h B. e i n e M u s i k e r l a u f b a h n anstrebte, n a h m e r a m 1. 10. 1731 ein J u r a s t u d i u m in L e i p z i g auf und w e c h s e l t e 1734 an d i e U n i v . F r a n k f u r t / O d e r . 1738 siedelte B. n a c h Berlin über, w o K r o n p r i n z Friedrich von P r e u ß e n auf ihn a u f m e r k s a m w u r d e . N a c h d e s s e n R e g i e r u n g s a n t r i t t 1740 w u r d e B. in d i e H o f k a p e l l e , die sich unter L e i t u n g von Carl Heinrich G r a u n und J o h a n n Friedrich A g r i c o l a rasch zu e i n e m der b e d e u tendsten E n s e m b l e s D e u t s c h l a n d s e n t w i c k e l t e , als C e m b a list und K a m m e r m u s i k e r a u f g e n o m m e n . N e b e n der Mitw i r k u n g an den S o i r e e n , bei d e n e n Friedrich r e g e l m ä ß i g selbst Flöte spielte, f a n d B. Zeit zu einer a u s g e d e h n t e n U n terrichtstätigkeit, w o v o n e i n e R e i h e d i d a k t i s c h ausgerichteter W e r k e , hierunter der Versuch über die wahre Art das Ciavier zu spielen (2 B d e . und 18 P r o b e s t ü c k e in 6 Sonaten, 1753-62, N a c h d r . 1957) z e u g e n . B. n a h m im r e g e n a u ß e r h ö f i s c h e n K o n z e r t l e b e n Berlins als K o m p o n i s t und Ins t r u m e n t a l i s t e i n e zentrale R o l l e ein. H i e r f ü r schuf er d i e M e h r z a h l s e i n e r e t w a 6 0 K o n z e r t e und S o n a t i n e n f ü r ein o d e r zwei C e m b a l i und O r c h e s t e r , zahlreiche K a m m e r m u s i k w e r k e und e t w a ein D u t z e n d S i n f o n i e n . In d i e Berliner Zeit fallen a u c h fast 160 K l a v i e r s o n a t e n , d i e in D r u c k e n und A b s c h r i f t e n weite Verbreitung f a n d e n . M e h r e r e a u s w ä r t i g e B e w e r b u n g e n B . s ( u . a . um d a s T h o m a s k a n t o r a t in Leipzig 1750 und 1755) mit d e m Ziel, d e m restriktiven M u s i k g e s c h m a c k d e s K ö n i g s zu e n t g e h e n , s c h l u g e n fehl. Seit 1755 w a n d t e sich B. verstärkt d e m Kreis u m —» A n n a A m a l i a von P r e u ß e n u n d i h r e m M u s i k l e h r e r J o h a n n Philipp K i r n b e r g e r zu. A m 3 . 1 0 . 1767 w u r d e B. z u m N a c h f o l g e r G e o r g P h i l i p p —»Telemanns als M u s i k d i r e k t o r der h a m b u r g i s c h e n H a u p t kirchen g e w ä h l t und trat sein n e u e s A m t O s t e r n 1768 an. A n n a A m a l i a e r n a n n t e ihn bei s e i n e m A b s c h i e d aus Berlin z u m K a p e l l m e i s t e r ( o h n e D i e n s t v e r p f l i c h t u n g e n ) . In H a m b u r g w a r B. f ü r d i e g e s a m t e K i r c h e n m u s i k an den f ü n f H a u p t k i r c h e n mit j ä h r l i c h e t w a 120 Veranstaltungen verantwortlich, die er teils mit e i g e n e n K o m p o s i t i o n e n , darunter d i e Oratorien Die Israeliten in der Wüste ( 1 7 6 9 ) und Die Auferstehung und Himmelfahrt Jesu ( 1 7 7 4 ) s o w i e d a s Doppelchörige Heilig ( u m 1776?) - alle später g e d r u c k t - , teils mit F r e m d w e r k e n und B e a r b e i t u n g e n bestritt. B. org a n i s i e r t e A b o n n e m e n t s k o n z e r t e und setzte d i e P u b l i k a t i o n

Bach von Orchester- und Kammermusik, geistlichen Liedern sowie Klavierwerken (darunter sechs Sammlungen von Klavierwerken „für Kenner und Liebhaber" 1779-87) erfolgreich fort. WERKE: Briefe und Dokumente. Kritische Gesamtausgabe. Hrsg. v. Ernst Suchalla. Göttingen 1994. LITERATUR: Autobiographie. In: Carl Burney's . . . Tagebuch seiner Musikalischen Reisen. Bd. 3. Übers, v. Christoph Daniel Ebeling und Johann Joachim Christoph Bode. Hamburg 1773, S. 198 ff. - Verzeichniß des musikalischen Nachlasses des verstorbenen Capellmeisters C. P. E. B. Hamburg 1790 (Reprint New York 1981. Hilversum 1991). - Hans-Günter Ottenberg: C. P. E. B. Leipzig 2 1986, München 1988. - Stephen L. Clark (Hrsg.): C. P. E. B.-Studies. Oxford 1988 (mit Bibliographie). - E. Eugene Helm: Thematic catalogue of the works of C. P. E. B. New Haven/London 1989. Doris Bosworth Powers: C. P. E. B. A guide to research. New York/London 2002. Ulrich Leisinger B a c h , Heinrich, Musiker, Komponist, * 16.9. 1615 Wechmar, t 10.7. 1692 Arnstadt. B. war der Begründer der später sogenannten „Arnstädter Linie" der Familie Bach; er war Großonkel Johann Sebastian —>B.s. In Erfurt erhielt er von seinem älteren Bruder Johann B. Unterricht im Orgelspiel, war Ratsmusikant in Schweinfurt und später in der Musik-Kompanie in Erfurt. 1641 erhielt er eine Berufung als Organist und Stadtmusikus nach Arnstadt. B. war zu seiner Zeit ein geschätzter Organist und Komponist von Kirchenmusik. LITERATUR: Christoph Wolff: B„ H. In: NGroveD, Bd. 2, 2 2001, S. 299. B a c h , Johann Sebastian, Musiker, Komponist, * 21.3. 1685 Eisenach, t 28.7.1750 Leipzig. B. war der bedeutendste Sproß einer in Thüringen weit verbreiteten Musikerfamilie. Auch der Vater, Johann Ambrosius B. war Musiker, seit 1671 Stadt- und Hofmusiker in Eisenach. Die Mutter Elisabeth, geb. Lämmerhirt (1644-1694), war verwandt mit dem Weimarer Stadtorganisten Johann Gottfried —» Walther (1684-1748), mit dem B. in Weimar regen Umgang pflegte. B. war das letzte von acht Kindern. Als er mit zehn Jahren verwaiste, nahm ihn sein ältester Bruder Johann Christoph B. (Schüler Johann —> Pachelbels) zu sich nach Ohrdruf. Mit Rücksicht auf dessen wachsende Familie reiste B. um Ostern 1700 mit seinem Freund Georg Erdmann (Empfänger zweier Briefe, von denen derjenige vom 28. 10. 1730 einen ausführlichen Bericht B.s über sein Leben und seine Familie enthält) nach Lüneburg und fand als Internatsschüler am Michaeliskloster Aufnahme. Dort empfing er wertvolle Anregungen durch den Johannisorganisten Georg —»Böhm, durch Reisen nach Celle (Pflege französischer Musik) und Hamburg (Oper, norddeutsche Orgelkunst). Nach vergeblicher Bewerbung in Sondershausen - er wurde als zu jung abgewiesen - übernahm er Ostern 1703 eine Stelle als Kammermusikus beim Herzog Johann Ernst von Sachsen-Weimar, dem Mitregenten des regierenden Wilhelm Ernst, in dessen Dienste B. 1708 treten sollte; aber schon am 9. August 1703 erhielt er seine erste selbständige Anstellung als Organist an der soeben fertiggestellten Orgel der Neuen (Bonifatius-)Kirche in Arnstadt. Daß man ihn bereits im Juli zur Orgelprüfung herangezogen hatte, beweist, welchen Ruf der Dreiundzwanzigjährige schon als Orgelsachverständiger genoß. Aus erhaltenen Protokollen (BachDokumente II, 14, 16, 17) werden Charakterzüge erkennbar, die auch für den späteren B. typisch bleiben sollten: Eigenwilligkeit, Streitbarkeit und Beharren auf der eigenen Rechtsposition. So überschritt er einen Urlaub zur Jahreswende 1705/06, um Dietrich —» Buxtehude (Marienorganist in Lübeck) zu hören, um das vierfache; man warf ihm vor,

zu lange gespielt zu haben, und auf entsprechende Vorhaltungen hin sei er ins entgegengesetzte Extrem verfallen; er habe die Gemeinde durch eigenwilliges Choralspiel verwirrt und weigere sich, mit dem Schülerchor Figuralmusik aufzuführen. Doch scheint es zu keiner dauerhaften Verstimmung gekommen zu sein, da er die Stellung bis zu seiner Kündigung am 29.6. 1707 behielt. Am 2. 12. 1706 war Johann Georg Ahle, Organist an Divi Blasii zu Mühlhausen gestorben, und man hatte B. die Nachfolge angetragen. An Ostern 1707 hatte er das Probespiel abgeleistet - vielleicht mit Aufführung seiner Kantate Christ lag in Todes Banden, Bach-Werke-Verzeichnis (BWV) 4 - , und am 15. Juni unterzeichnete er den Anstellungsvertrag. Anders als in Arnstadt scheint er mit dem Rat auch die regelmäßige Aufführung von Kirchenkantaten vereinbart zu haben; doch sind aus dieser Zeit nur Gelegenheitswerke erhalten: Aus der Tiefen (BWV 131, Bußgottesdienst?), Gottes Zeit (BWV 106, Trauerfeier), Gott ist mein König (BWV 71, Ratswechsel). Am 17.10.1707 heiratete er seine Base Maria Barbara Bach (1684-1720). Am 25.6.1708 reichte er beim Mühlhäuser Rat sein Entlassungsgesuch ein, da er eine Stellung als Organist und Kammermusikus am Weimarer Hof erhalten habe. Das Kündigungsschreiben enthält den vielzitierten Satz: „Wenn auch ich stets den Endzweck, nemlich eine regulirte kirchen music zu Gottes Ehren, und Ihren [des Rates] Willen nach, gerne aufführen mögen ..., so hat sichs doch ohne wiedrigkeit nicht fügen wollen." Diese „Widrigkeit" bestand offenbar in dem in Mühlhausen heftig geführten Streit zwischen Pietismus und Orthodoxie, wobei B.s Vorgesetzter, Superintendent Johann Adolph Frohne (1652-1713) die Abneigung des Pietismus gegen Figuralmusik im Gottesdienst geteilt zu haben scheint (dies die bisher nicht glaubwürdig widerlegte Meinung Philipp —»Spittas). Doch schied B. auch von Mühlhausen nicht im Unfrieden: Er überwachte weiterhin den von ihm im Februar 1708 beantragten Orgelumbau und lieferte für die Rats wähl 1709 eine neue Kantate (verschollen). Am Weimarer Hof fand sein Orgelspiel großen Anklang; die meisten seiner Orgelkompositionen sind dort entstanden, so Choralbearbeitungen - das Orgelbüchlein und die sogenannten 18 Choräle -, Präludien (Tokkaten, Fantasien) und Fugen. Wichtige Anregungen empfing B. von dem musikalisch hochbegabten Weimarer Prinzen Johann Ernst, der von seiner Kavalierstour die damals epochemachenden Instrumentalkonzerte Antonio Vivaldis mitbrachte, von denen B. etliche für Orgel transkribierte. Im März 1714 ernannte ihn der Herzog zum Konzertmeister mit der Verpflichtung, zur Entlastung des kränkelnden Kapellmeisters Johann Samuel Drese monatlich eine Kantate zu komponieren und aufzuführen. Beginnend mit Palmarum 1714 (Himmelskönig, sei willkommen, BWV 182), entstand eine erste Reihe von Kantaten zum Kirchenjahr, bis B. nach dem Tod Dreses (1.12.1716), getäuscht in der Hoffnung, dessen Nachfolger zu werden, die Kantatenkomposition einstellte und im Herbst 1717 trotz des Widerstands des Herzogs, der ihn „wegen seiner Halßstarrigen Bezeügung v. zu erzwingenden dimission" vom 6. November bis zum 2. Dezember in Arrest nahm, als Kapellmeister in den Dienst des Fürsten Leopold von Anhalt-Köthen trat. In Kothen widmete sich B. vorzugsweise der Orchesterund Kammermusik. So hat er die Brandenburgischen Konzerte zwar am 24.3.1721 dem Markgrafen Christian Ludwig von Brandenburg gewidmet; entstanden sind sie jedoch großenteils für den Köthener Hof (zum Teil vielleicht gar in Weimar). Auch die meisten Bachschen Konzerte, Suiten und Sonaten dürften Köthener Ursprungs sein, auch wenn sie heute - wie die meisten Instrumentalkonzerte nur noch in Leipziger Handschriften überliefert sind, so daß ihre Datierung in der neueren Forschung kontrovers ist. Am 4 . 7 . 1 7 2 0 war seine Frau Maria Barbara unerwartet gestor-

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Bach ben; am 3.12.1721 heiratete er Anna Magdalena Wilcken (1701-1760), Sängerin am Köthener Hof und Tochter eines Hoftrompeters in Weißenfels. Etwa von dieser Zeit an beginnt auch sein Familienleben sich in seinen Kompositionen abzuzeichnen: Für den Sohn Wilhelm Friedemann —> B. legte er 1720 ein Clavier-Büchlein an, 1722 eines für die Gattin und ein weiteres 1725. Auch pädagogische Werke wie das Wohltemperirte Clavier I (1722) und die Inventionen und Sinfonien (1723) dienten der Unterweisung der Kinder wie der zahlreichen Schüler. Als das Musikinteresse Fürst Leopolds nachließ, hielt B. auch wieder nach anderen Aufgaben Ausschau. Eine Bewerbung in Hamburg 1720 blieb erfolglos (man erwartete eine Ablösesumme, die B. zu zahlen nicht bereit war). Als aber durch den Tod Johann -»Kuhnaus (5.6.1722) das Kantorat an der Leipziger Thomasschule frei geworden war, nahm B. »Telemann und —> Graupner hatten abgesagt - die Stelle an, obwohl es ihm „anfänglich gar nicht anständig seyn wolte, aus einem Capellmeister ein Cantor zu werden". Am 7.2. 1723 legte er die Probe ab und trat am 30. Mai desselben Jahres sein neues Amt an. Die ersten Leipziger Jahre galten vornehmlich der Schaffung eines Bestandes an Kirchenkantaten, wie sie in den Leipziger Hauptkirchen (St. Nikolai, St. Thomae) sonn- und festtags im Wechsel aufzuführen waren (außer am 2.-4. Advent und in der Fastenzeit). So entstanden 1723-26 drei Kantatenjahrgänge; zwei weitere (der Nekrolog nennt insgesamt fünf) sind weitgehend verschollen und nicht sicher datierbar. Von den fünf Passionen, die B. laut Nekrolog komponiert haben soll, dürfte eine erste, verschollene, nach neuen Forschungen A. Glöckners 1717 für Gotha entstanden sein. Erhalten sind die JohannesPassion (BWV 245, 1724, Umarbeitungen 1725, 1728 oder 1732, 1749) und die Matthäus-Passion (1727 oder 1729, Umarbeitung 1736, kaum verändert 1742). Zu einer MarkusPassion (BWV 247, 1731) ist der Text erhalten; die Musik ist nur in einigen Teilen rekonstruierbar. Eine weitere ist offenbar gänzlich verloren. Im Frühjahr 1729 übernahm B. die Leitung eines seinerzeit von Telemann gegründeten Collegium Musicum (bis 1737 und von 1739 bis mindestens 1741), das in der Regel wöchentlich im Zimmermannschen Kaffeehaus, sommers im Kaffeegarten musizierte. Neben Kammermusik (Neukompositionen und Wiederaufführung von Köthener Werken) entstand hierfür eine beträchtliche Zahl an weltlichen Kantaten, so Glückwunschmusiken für das Dresdner Herrscherhaus, aber auch „bürgerliche" Sujets wie die Kaffeekantate (BWV 211) oder Der Streit zwischen Phoebus und Pan (BWV 201). Aus ihnen hat B. vielfach Sätze unter neuem Text (sogenannte Parodien) in Kirchenkantaten, das Weihnachts-Oratorium (BWV 248, 1734/35) und die h-Moll-Messe (BWV 232, 1733 bzw. um 1749) übernommen. Ein weiterer Schaffensschwerpunkt der mittleren und späteren Leipziger Jahre umfaßt Werke für Tasteninstrumente: Die vier Teile der Klavierübung, das Wohltemperierte Klavier, Teil Ii und die Kunst der Fuge (letztes Lebensjahrzehnt, unvollendet überliefert). Ein Besuch am Potsdamer Hof Friedrichs II. im Mai 1747 mit Improvisationen über ein vom König gegebenes Thema veranlaßte B. zur Komposition eines Sammelwerkes von Fugen, Kanons und einer Triosonate, das er als Musikalisches Opfer im Druck veröffentlichte. Nachdem B. bereits 1730 Kritik an seiner (schulischen, nicht kirchlichen) Amtsführung hatte hinnehmen müssen, brach 1736 ein offener Streit mit Rektor Johann August —» Ernesti aus, der vordergründig um das Recht, Chorpräfekten einzusetzen, im Grunde aber um die Abwertung der Musikpflege durch die beginnende Aufklärungszeit geführt wurde. Im Frühjahr 1750 - nach einem mutmaßlichen Schlaganfall bereits 1749 - mußte sich der fast erblindete B. einer Au-

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genoperation unterziehen, an deren Folgen er am 28.7.1750 verstarb. Stilistisch vertrat B. in seiner Jugend eine fortschrittliche Richtung: Er nutzte die Einführung der temperierten Stimmung zu kühnen Modulationen und zum Spiel in allen Tonarten (Wohltemperiertes Klavier), vollzog die formale Entwicklung von der Reihung kleingliedriger Abschnitte zum Formenpaar zweier in sich einheitlich ablaufender Sätze wie Rezitativ-Arie, Präludium-Fuge und übertrug das konzertante Prinzip vom Instrumentalkonzert auf andere Kompositionsgattungen (Arie, Sonate, Präludium u.a.). Im Alter sah er sich dem Vorwurf mangelnder Annehmlichkeit durch ein „schwülstiges und verworrenes Wesen" (so Johann Adolph Scheibe 1737) ausgesetzt, da er den Wandel vom hochbarocken strengen zum rokokohaften Galanten Stil nur in Ansätzen mitvollzogen hatte. Während B.s Musik unter seinen Orgelschülern längere Zeit lebendig blieb, begann eine allgemeine, bis heute wachsende BachRenaissance 1829 mit der Aufführung der Matthäus-Passion durch Felix —»Mendelssohn Bartholdy. GESAMTAUSGABEN: J. S. B.s Werke. Hrsg. von der BachGesellschaft zu Leipzig. Leipzig 1851-99. - Neue Ausgabe sämtlicher Werke. Hrsg. vom J.-S.-Bach-Institut Göttingen und vom Bach-Archiv Leipzig. Kassel/Leipzig 1954 ff. (Abschluß um 2006 geplant). LITERATUR: Gesamtdarstellungen: Philipp Spitta: J. S. B. 2 Bde., Leipzig 1873-80 (grundlegend, veraltet). - Albert Schweitzer: J. S. B. Leipzig 1908. - Arno Forchert: J. S. B. und seine Zeit. Laaber 2000. - Martin Geck: B. Leben und Werk. Reinbek 2000. - Christoph Wolff: J. S. B. Frankfurt/Main 2000. - Bach-Jahrbuch. Hrsg. Neue Bachgesellschaft. Leipzig 1904 ff. - Nachschlagewerke: BachDokumente. Hrsg. v. Werner Neumann (Bd. 1, 2, 4) und Hans-Joachim Schulze (Bd. 1, 2, 3). 4 Bde., Kassel/Leipzig 1963-79. - Sämtliche von J. S. B. vertonte Texte. Hrsg. v. Werner Neumann. Leipzig 1974. - Bach Compendium. Hrsg. v. Hans-Joachim Schulze und Christoph Wolff. Leipzig/Dresden 1985 ff. (erschienen Teil 1-4). - Bach-WerkeVerzeichnis (BWV). Hrsg. v. Wolfgang Schmieder. Wiesbaden 2 1990 (kleine Ausgabe 2 "1998). Einzeldarstellungen: Peter Williams: The organ music of J. S. Β. 3 Bde., Cambridge 1980-84. - Alfred Dürr: Die Kantaten von J. S. B. mit ihren Texten. Kassel/München. 9 2005. - Emil Platen: Die Matthäus-Passion von J. S. B. Kassel/München 2 1997. Alfred Dürr: Die Johannes-Passion von J. S. B. Kassel/ München 2 1992. - David Schulenberg: The keyboard music of J. S. B. New York 1992. - Konrad Küster (Hrsg.): Bach-Handbuch. Kassel/Stuttgart 1999. - Weitere Literatur in den Bibliographien des Bach-Jahrbuchs. Alfred Dürr B a c h , Joseph von, kath. Theologe, * 4.5.1833 Aislingen, t 24.9.1901 München. Seit 1852 studierte B. Theologie an der Univ. München, wurde 1856 zum Priester geweiht und 1859 promoviert. Nach einem Jahr als Priester in Weilheim kehrte er an die Univ. München zurück und habilitierte sich 1865 für Religionsphilosophie und Pädagogik. 1867 wurde er dort a. o. Prof. und Universitätsprediger (bis 1879), 1872 o. Prof. der Pädagogik und der Philosophie, seit 1881 auch der Apologetik, Symbolik und Dogmengeschichte. B.s Hauptwerk Die Dogmengeschichte des Mittelalters vom christologischen Standpunkt oder die mittelalterliche Christologie (2 Bde., 1873-75) blieb unvollendet. WEITERE WERKE: Die Siebenzahl der Sakramente. Regensburg 1864. - Meister Eckhart, der Vater der deutschen Speculation. Wien 1864. Nachdr. Frankfurt/Main 1964. - Des Albertus Magnus Verhältniss zu der Erkenntnisslehre der Griechen, Lateiner, Araber und Juden. Wien 1881. Nachdr. Frankfurt/Main 1966.

Bachmann LITERATUR: A n d r e a s S c h m i d : L e b e n s - B i l d d e s h o c h w ü r d i g e n H e r r n Dr. J. B., päpstlicher H a u s p r ä l a t , k. U n i v e r sitätsprofessor. K e m p t e n 1902. - F r a n z X a v e r Seppelt: B., J. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 4 9 1 . - G i s b e r t G r e s h a k e : B „ J. In: L T h K 3 , B d . 1, 1993, Sp. 1342.

W . F. B. S o u r c e s a n d style. M s c h r . Diss. H a r v a r d U n i v e r sity, C a m b r i d g e ( M a s s . ) 1993 (mit B i b l i o g r a p h i e und aktualisiertem W e r k v e r z e i c h n i s ) . - M a r c Vignai: D i e B a c h - S ö h n e . W . F., Carl Philipp E m a n u e l , J o h a n n C h r i s t o p h Friedrich, J o h a n n Christian. L a a b e r 1999. Ulrich Leisinger

Bach,

B a c h e r , P e t r u s , Jesuit, kath. T h e o l o g e , * 1557 A n t w e r pen, t 1.1· 1636 Altötting. B. trat 1578 der G e s e l l s c h a f t Jesu bei, w a r 1583-89 Prof. in Dillingen und w e c h s e l t e im g l e i c h e n J a h r n a c h Ingolstadt, w o er Prof. der P h i l o s o p h i e w u r d e . Seit 1592 w a r er e r n e u t in D i l l i n g e n und lehrte bis 1597 s c h o l a s t i s c h e T h e o l o g i e , später Kasuistik; von 1613 bis m i n d e s t e n s 1620 w a r er dort Prof. der Heiligen Schrift. 1 6 1 5 - 2 0 amtierte er als V i z e k a n z l e r der U n i v . Dillingen. B. v e r ö f f e n t l i c h t e v e r s c h i e d e n e theol o g i s c h e und p h i l o s o p h i s c h e A b h a n d l u n g e n , u . a . Disputano metaphysica, physica, logica [...] (1586). WEITERE WERKE: A p o l o g e t i c u s p r o d e f u n c t i s . A n t w e r p e n 1587. - H o m i l i a e in e v a n g e l i a d o m i n i c a l i a . L ö w e n 1576. S p e c u l u m militiae Christianae. K ö l n 1592. LITERATUR: V D 17.

W i l h e l m F r i e d e m a n n , der s o g e n a n n t e „ H a l l i s c h e B a c h " , M u s i k e r , K o m p o n i s t , * 22. 1 1 . 1 7 1 0 W e i m a r , t 1.7. 1784 Berlin. B. w a r der älteste S o h n J o h a n n Sebastian —» B.s, der zu j e n e r Zeit O r g a n i s t und K a m m e r m u s i k u s a m W e i m a r e r H o f war. B. erhielt seine m u s i k a l i s c h e G r u n d a u s b i l d u n g b e i m Vater, der 1720 f ü r den U n t e r r i c h t d a s s o g e n a n n t e Klavierbüchlein vor Wilhelm Friedemann Bach anlegte. 1726 w u r d e B. f ü r ein J a h r zu J o h a n n Gottlieb G r a u n in M e r s e b u r g , ein e m der b e r ü h m t e s t e n Violinisten seiner Zeit, g e s c h i c k t . I m M ä r z 1729 i m m a t r i k u l i e r t e sich B. an der L e i p z i g e r U n i v . und studierte vier J a h r e lang P h i l o s o p h i e und M a t h e m a t i k . 1733 erhielt er d i e O r g a n i s t e n s t e l l e an d e r S o p h i e n k i r c h e in D r e s d e n . Von s e c h s C e m b a l o s o n a t e n , d e r e n D r u c k l e g u n g g e p l a n t war, k o n n t e n u r e i n e 1745 e r s c h e i n e n , da die spielt e c h n i s c h e n A n f o r d e r u n g e n weit ü b e r das Ü b l i c h e h i n a u s g i n g e n . E i n e zweite, leichtere S o n a t e erlebte h i n g e g e n zwei A u f l a g e n ( 1 7 4 8 und 1763). D i e beiden S o n a t e n und e i n e S a m m l u n g von sechs P o l o n a i s e n (um 1765, später erweitert zu zwölf P o l o n a i s e n ) g e h ö r e n trotz ihrer a u ß e r o r d e n t l i c h e n A n s p r ü c h e zu d e n in A b s c h r i f t e n meistverbreiteten Klavierw e r k e n des 18. J a h r h u n d e r t s . B., der als genialer Klavier- und O r g e l i m p r o v i s a t o r galt, wirkte von 1746 bis 1764 als O r g a n i s t an der L i e b f r a u e n k i r c h e zu Halle. Zu B.s Dienstpflichten g e h ö r t e n r e g e l m ä ß i g e K a n t a t e n a u f f ü h r u n g e n , d i e er in zeitüblicher P r a x i s weitgehend mit F r e m d w e r k e n bestritt. Bei d e n F e s t g o t t e s d i e n s t e n , d i e in H a l l e g r u n d s ä t z l i c h in der M a r i e n k i r c h e stattfanden, b e v o r z u g t e B. E i g e n k o m p o s i t i o n e n , von d e n e n e t w a 2 5 erhalten sind, oder v e r w e n d e t e K o m p o s i t i o n e n seines Vaters. D i e A d v e n t s k a n t a t e Lasset uns ablegen (1749) w u r d e u m g e k e h r t n o c h zu L e b z e i t e n d e s Vaters in Leipzig, nach 1768 a u c h von s e i n e m B r u d e r Carl Philipp E m a n u e l —» Β. in H a m burg a u f g e f ü h r t . 1747 begleitete er seinen Vater bei d e s s e n K o n z e r t r e i s e an d e n H o f Friedrichs d e s G r o ß e n n a c h B e r lin. E i n e B e r u f u n g an den H o f in H e s s e n - D a r m s t a d t scheiterte 1762, d a B . sich nicht rasch g e n u g zur A n n a h m e der Stelle e n t s c h e i d e n konnte. N a c h z u n e h m e n d e n S p a n n u n g e n mit d e r K i r c h e n b e h ö r d e legte B. 1764 sein k i r c h e n m u s i k a lisches A m t nieder, blieb aber bis 1770 in Halle. 1767 w i d m e t e er ein C e m b a l o k o n z e r t der s ä c h s i s c h e n Prinzessin M a r i a A n t o n i a Walpurgis; f ü r e i n e D r u c k v e r ö f f e n t l i c h u n g d e s W e r k e s f a n d e n sich j e d o c h nicht g e n ü g e n d S u b skribenten. Trotz eines U m z u g s n a c h B r a u n s c h w e i g (mit A u f e n t h a l t e n in G ö t t i n g e n und W o l f e n b ü t t e l ) erhielt B. k e i n e e r n e u t e feste A n s t e l l u n g . A u s der Zeit u m oder n a c h 1770 s t a m m e n o f f e n b a r d i e meisten von B.s F a n t a s i e n , d i e zu d e n b e d e u t e n d s t e n K l a v i e r w e r k e n des 18. Jh. g e h ö r e n . 1774 ü b e r s i e d e l t e B . n a c h Berlin, w o er d u r c h K o n z e r t e und Unterrichtstätigkeit ein kärgliches A u s k o m m e n f a n d . Seine b e d e u t e n d s t e Schülerin und G ö n n e r i n w a r Sara Itzig (später L e v y ) , d i e G r o ß t a n t e Felix —> M e n d e l s s o h n B a r t h o l d y s . B . g a b in Berlin m e h r f a c h O r g e l k o n z e r t e , bei d e n e n er d u r c h seine I m p r o v i s a t i o n e n g r o ß e s A u f s e h e n erregte. 1778 w i d m e t e er —> A n n a A m a l i a von P r e u ß e n acht F u g e n , in der verg e b l i c h e n H o f f n u n g , die Stelle J o h a n n Philipp K i r n b e r g e r s als M u s i k l e h r e r der Prinzessin e i n n e h m e n zu k ö n n e n . E i n e B e w e r b u n g u m d i e O r g a n i s t e n s t e l l e an St. M a r i e n ( 1 7 7 9 ) schlug fehl; ein O p e r n p r o j e k t d e r Berliner Zeit, Lausus und Lydie, blieb u n v o l l e n d e t . B. starb völlig v e r a r m t in Berlin. LITERATUR: M a r t i n Falck: W . F. B . Sein L e b e n und seine W e r k e . L e i p z i g 1917. N a c h d r . H i l d e s h e i m 1977. - C h r i s t o p h H e n z e l : Z u W . F. B.s Berliner J a h r e n . In: B a c h - J a h r b u c h 1992, S. 107 ff. - P e t e r W o l l n y : S t u d i e s in t h e m u s i c of

Bachmann,

J o h a n n , e v a n g . T h e o l o g e , Schriftsteller, * 21. 8 . 1 5 9 9 Z e h r e n , t 1.4. 1642 L ü n e b u r g . B. i m m a t r i k u l i e r t e sich 1615 in Leipzig, k a m 1616 an d i e k u r f ü r s t l i c h e L a n d e s s c h u l e n a c h G r i m m a und b e g a n n 1620 in Leipzig, t h e o l o g i s c h e und p h i l o s o p h i s c h e Vorlesungen zu hören und S p r a c h e n zu studieren. 1625 w u r d e er M a g i ster, mit d e m D i c h t e r l o r b e e r a u s g e z e i c h n e t , und hielt Vorl e s u n g e n an der Universität. Seit 1626 wirkte B. als Pastor an d e r M i c h a e l i s k i r c h e in L ü n e b u r g . Von ihm sind zwei Gelegenheitsschriften bekannt, darunter Microcosmographia Hiobiana (1635).

Bachmann,

J o h a n n M i c h a e l , kath. T h e o l o g e , M u s i k e r , * 2. 12. 1699 K i t z i n g e n , t 2 3 . 1 0 . 1 7 5 7 W ü r z b u r g . D e r S o h n eines R a t s d i e n e r s und Küsters studierte Philologie in W ü r z b u r g , erhielt 1720 d i e T o n s u r i m Stift H a u g und w u r d e 1722 Vikar. N a c h d e r P r i e s t e r w e i h e 1723 w a r B . L e h rer f ü r C h o r a l g e s a n g an d e r U n i v . W ü r z b u r g . 1756 v e r ö f f e n t lichte er e i n e Anleitung zur Erlernung des Choralgesangs. LITERATUR: Walter M . B r o d : J. M . B. In: M a i n f r ä n k i s c h e s J a h r b u c h 5 (1953) S. 2 3 0 - 2 4 2 .

Bachmann,

J o h a n n e s ( F r a n z Julius), luth. T h e o l o g e , * 2 4 . 2 . 1 8 3 2 Berlin, t 1 1 . 4 . 1888 R o s t o c k . B., d e s s e n Vater P r e d i g e r an der L u i s e n s t ä d t e r Kirche, d a n n an St. J a k o b und O b e r k o n s i s t o r i a l r a t in Berlin war, studierte T h e o l o g i e u . a . bei A u g u s t —»Tholuck in H a l l e und bei E r n s t W i l h e l m —» H e n g s t e n b e r g in Berlin und habilitierte sich 1856 in Berlin. 1858 w u r d e er Konsistorialrat und P f a r rer an St. J a c o b i in R o s t o c k (Predigten an der St. Jacobikirche in Rostock gehalten, 1871). 1885 f o l g t e er M i c h a e l —> B a u m g a r t e n als Prof. des A l t e n T e s t a m e n t s an d e r U n i v . R o s t o c k nach. B . arbeitete zur H o m i l e t i k , Liturgie und H y m n o l o g i e (u. a. Geschichte des evangelischen Kirchengesanges in Mecklenburg, 1881). A l s F ö r d e r e r d e r I n n e r e n M i s s i o n erreichte er d e n A n s c h l u ß des m e c k l e n b u r g i s c h e n H a u p t v e r eins an den 1849 g e g r ü n d e t e n „ C e n t r a i a u s s c h u ß f ü r I n n e r e Mission der deutschen evangelischen Kirche". WEITERES WERK: D i e F e s t g e s e t z e d e s P e n t a t e u c h s . Berlin 1858. LITERATUR: G o t t f r i e d Holtz: B „ J. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 4 9 6 f.

Bachmann,

Joseph Siegmund Eugen, Klostername: Sixt(us), P r ä m o n s t r a t e n s e r , M u s i k e r , K o m p o n i s t , * 1 8 . 7 . 1 7 5 4 K e t t e r s h a u s e n (Kr. Illertissen), f 18. 1 0 . 1 8 2 5 R e u t l i n g e n d o r f (Kr. E h i n g e n ) . B., S o h n eines L e h r e r s , w u r d e in d e n B e n e d i k t i n e r k l ö s t e r n F u l t e n b a c h und E l c h i n g e n e r z o g e n und b e w i e s schon f r ü h

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Bachmann m u s i k a l i s c h e B e g a b u n g ; b e k a n n t w u r d e ein O r g e l w e t t s p i e l mit W o l f g a n g A m a d e u s —»Mozart 1766 in B i b e r a c h . 1771 trat B. in d a s P r ä m o n s t r a t e n s e r k l o s t e r O b e r m a r c h t a l ein und legte 1773 die G e l ü b d e ab. 1782 w u r d e er dort C h o r r e g e n t , O r g a n i s t und schließlich Prof. d e r T h e o l o g i e . Seit 1803 lebte er in der Pfarrei R e u t l i n g e n d o r f , in der er bereits v o m Kloster a u s tätig war. B. studierte M u s i k t h e o r i e bei F r a n z I g n a z Kaa und bildete sich selbst a n h a n d der S c h r i f t e n G e o r g J o seph —»Voglers. S e i n e K o m p o s i t i o n e n z e i c h n e n sich d u r c h meisterliche B e h e r r s c h u n g d e s Satzes aus. Er s c h r i e b u . a . Orgel- und K l a v i e r m u s i k ( Z w e i Klaviersonaten, 1786), M e s sen, S i n f o n i e n und Streichquartette. LITERATUR: Ulrich Siegele: B „ J. S. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 4 9 9 . - (Ders.): B „ S. In: M G G 2 P , B d . 1, 1999, Sp. 1566 f.

Bachmann,

Paul, P s e u d . A m n í c o l a , Zisterzienser, A b t , T h e o l o g e , * 1 4 6 5 / 6 8 C h e m n i t z , t 1538 Altzelle bei Nossen. B . w u r d e in Altzelle Zisterzienser, studierte 1492 a m Leipziger O r d e n s k o l l e g und w u r d e 1505 als M a g i s t e r in d i e artistische F a k u l t ä t a u f g e n o m m e n . I m Kloster Altzelle w a r er längere Zeit P r o k u r a t o r u n d S y n d i k u s , b e v o r er 1522 z u m A b t g e w ä h l t w u r d e . 1523 erhielt er v o m O r d e n s k a p i t e l d i e O b e r a u f s i c h t ü b e r d a s L e i p z i g e r Kolleg, 1537 d a s Ord e n s v i k a r i a t B ö h m e n - M ä h r e n - L a u s i t z ü b e r t r a g e n . B. stand in e n g e m K o n t a k t zu d e n G e g e n r e f o r m a t o r e n H i e r o n y m u s —>Emser und J o h a n n e s —»Cochläus. E r v e r f a ß t e 16 z . T . d e r b e Streitschriften g e g e n M a r t i n —»Luther ( d a r u n t e r Wyder das wild Geyffernd Eberschwein Luthern, So ynn dem weingartten des Herren der kreffien wuelet, grabet [.. .], 1524), in d e n e n er in v o l k s t ü m l i c h e r S p r a c h e die kath. G l a u b e n s lehren der Zeit darlegte. WEITERE WERKE: D e auctoritate p a p a e . 1520. - D e invoc a t o n e s a n c t o r u m . - D e missa. - D e meritis o p e r u m . - D e votis monasticis. - Ein kostlich s c h ö n e s L o b g e s a n g auff d e s Luthers W i n c k e l m e s s [ . . . ] . D r e s d e n 1537. LITERATUR: V D 16, Β 11-29. - O t t o C l e m e n : P. B „ A b t von Altzelle. In: N e u e s A r c h i v f ü r sächsische G e s c h i c h t e 2 6 ( 1 9 0 5 ) S. 10-40. - B r u n o Griesser: Β., P. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 5 0 0 . - G e r h a r d B. W i n k l e r : Β., P. In: L T h K \ Bd. 1, 1993, Sp. 1344.

an Sarg und G r a b . E r l a n g e n 1931. - H e r m a n n S t r a t h m a n n : Β., P. In: N D B , Bd. 1, 1957, S. 5 0 0 f . - Friedrich W . B a u t z : B „ P. In: B B K L , B d . 1, 1990, Sp. 3 2 5 f.

Bachmann,

Traugott, M i s s i o n a r d e r H e r r n h u t e r B r ü d e r g e m e i n e , * 2 5 . 8 . 1865 C a a n a bei N i e s k y (Oberlausitz), t 2 7 . 2 . 1 9 4 8 Niesky. D e r a u s bäuerlichen Verhältnissen s t a m m e n d e B. b e s u c h t e d i e M i s s i o n a r s s c h u l e der H e r r n h u t e r B r ü d e r g e m e i n e , der er 1891 beitrat. 1 8 9 2 - 1 9 1 6 w a r er M i s s i o n a r im H e r r n h u t e r M i s s i o n s g e b i e t in D e u t s c h - O s t a f r i k a , k e h r t e n a c h e n g l i s c h e r K r i e g s g e f a n g e n s c h a f t 1919 n a c h D e u t s c h l a n d z u r ü c k und lebte n a c h D i a s p o r a - A r b e i t in Wetzlar seit 1931 in N i e s k y . B. b e s c h ä f t i g t e sich mit S p r a c h e und K u l t u r der N y i k a i m N y a s s a - G e b i e t und ü b e r s e t z t e Teile der Bibel. E i n h e i m i s c h e T r a d i t i o n e n b e w e r t e t e er e i g e n s t ä n d i g und b e z o g sie in d i e M i s s i o n s p r a x i s ein. 1956 erschien Ich gab manchen Anstoß (nach den A u f z e i c h n u n g e n B.s z u s a m m e n g e s t e l l t , bearb. und hrsg. von H a n s - W i n d e k i l d e J a n n a s c h ) . LITERATUR: C h r i s t o p h B o c h i n g e r : Β., T . In: R G G 4 , B d . 1, 1998, S p . 1052 f.

Bachofen von Echt,

C l a u d i a , eigentl. J o h a n n a B e r n a r d i n e Β. ν. E., G e n e r a l o b e r i n der K l e m e n s s c h w e s t e r n , * 2 1 . 1 . 1863 M ü n s t e r , t 6. 1 0 . 1 9 2 2 M ü n s t e r . Β. ν. E. legte 1881 d i e L e h r e r i n n e n p r ü f u n g a b und war kurze Zeit Erzieherin bei F a m i l i e n in R u s s i s c h - P o l e n und in A r n s b e r g . U m sich d e r K r a n k e n p f l e g e zu w i d m e n , trat sie 1888 als A s p i r a n t i n in d a s M u t t e r h a u s der B a r m h e r z i g e n S c h w e s t e r n ( K l e m e n s s c h w e s t e r n ) in M u n s t e r ein. 1889-95 w a r Β. ν. E. in der P r o v i n z i a l - A u g e n k l i n i k , bis 1902 als O p e r a t i o n s s c h w e s t e r im städtischen K l e m e n s h o s p i t a l tätig, b e v o r sie als Assistentin d e r G e n e r a l o b e r i n in d a s M u t t e r haus z u r ü c k b e r u f e n w u r d e . Seit 1907 w a r sie N o v i z e n m e i sterin, von 1911 bis zu ihrem Tod G e n e r a l o b e r i n . LITERATUR: B e r n h a r d W i l k i n g : M u t t e r C . Β . ν. E. D a s Bild eines L e b e n s im D i e n s t e G o t t e s und der christlichen N ä c h stenliebe. D ü l m e n 1 9 2 3 , 5 1 9 2 9 . - B a r m h e r z i g e Liebe. M u t t e r C l a u d i a (Β. ν. E.), d a s Ideal einer b a r m h e r z i g e n S c h w e s t e r . Von einer S c h w e s t e r ihrer G e n e r a t i o n . K e v e l a e r 1931.

Bachmann,

Philipp ( G e o r g Otto), luth. T h e o l o g e , P ä d a g o g e , * 13. 10. 1864 G e i ß l i n g e n ( M i t t e l f r a n k e n ) , t 1 8 . 3 . 1931 E r l a n g e n . N a c h d e m S t u d i u m d e r klassischen P h i l o l o g i e und d e r T h e o logie in E r l a n g e n 1882-87 w a r B., S o h n eines Volksschullehrers, R e p e t e n t f ü r N e u e s T e s t a m e n t an d e r T h e o l o g i s c h e n Fakultät, d a n n P f a r r e r in U r f e r s h e i m , seit 1892 G y m n a s i a l lehrer in N ü r n b e r g . 1902 w u r d e er o. Prof. f ü r s y s t e m a t i s c h e T h e o l o g i e und n e u t e s t a m e n t l i c h e E x e g e s e in E r l a n g e n , 1912 U n i v e r s i t ä t s p r e d i g e r . B. g e h ö r t e der L a n d e s s y n o d e an, seit 1924 als d e r e n Präsident. In N ü r n b e r g w a r er als S c h r i f t leiter f ü r d a s „ E v a n g e l i s c h e G e m e i n d e b l a t t " , f ü r d a s „ K o r r e s p o n d e n z b l a t t f ü r d i e e v a n g e l i s c h - l u t h e r i s c h e n Geistlichen in B a y e r n " und f ü r d a s „ E v a n g e l i s c h e Schulblatt f ü r B a y e r n " tätig. F ü r den e v a n g . R e l i g i o n s u n t e r r i c h t v e r f a ß t e B . L e h r b ü c h e r u n d E i n z e l d a r s t e l l u n g e n (u. a. Abriß der Kirchengeschichte, 1911, 1 4 1927). WEITERE WERKE: Was k a n n u n s e r e K i r c h e von d e r m o d e r n e n T h e o l o g i e l e r n e n ? G ü t e r s l o h 1902. - D i e B e d e u t u n g d e s S ü h n e t o d e s Christi f ü r d a s christliche G e w i s s e n . Leipzig 1907. - D e r 2. Brief d e s P a u l u s an d i e Korinther. Leipzig 1909, "1922. - Tod oder L e b e n ? Stuttgart 1920. - D e r R e l i g i o n s u n t e r r i c h t der S c h u l e u n d die K i r c h e . L a n g e n s a l z a 1924. - L u t h e r s Kleiner K a t e c h i s m u s als A u f g a b e f ü r d i e G e g e n w a r t . L e i p z i g 1929. - N u n a b e r halte ich D e i n Wort. A u s g e w ä h l t e Predigten. M ü n c h e n 1932. LITERATUR: H a n s Kressel: D. P. B . D e r P r e d i g e r und d e r Liturg. L e i p z i g 1931. - Z u m G e d ä c h t n i s an P. B. A n s p r a c h e n

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B a c h s t r o m , J o h a n n Friedrich, a u c h B a c h s t r o e m , B a c h s t r o h m , luth. T h e o l o g e , N a t u r f o r s c h e r , * 24. 12. 1688 R a w i c z (Posen), t Juni 1742 N i e s v i e z (Litauen). B., S o h n eines G o l d s c h m i e d s , studierte 1710-13 in J e n a T h e o l o g i e und P h i l o s o p h i e , d a n e b e n N a t u r w i s s e n s c h a f t e n . E r w u r d e H a u s l e h r e r in Schlesien, 1717 L e h r e r in T h o r n , 1720 P r e d i g e r in W e n g r o w ( W e g r ó w ) nordöstlich von W a r s c h a u . N a c h der P r o m o t i o n z u m Dr. m e d . 1723 (Dissertatici de plica polonica) in K o p e n h a g e n hielt er sich in W a r s c h a u auf, 1729-31 in K o n s t a n t i n o p e l . B. betrieb m e d i z i n i s c h p h y s i k a l i s c h e u n d t h e o l o g i s c h e S t u d i e n in B r e s l a u , Görlitz, Freiberg und D r e s d e n s o w i e in d e n N i e d e r l a n d e n u n d in G r o ß b r i t a n n i e n . Seit 1737 lebte er in L i t a u e n auf d e n G ü t e r n H i e r o n y m u s R a d z i w i l l s . B. starb als (zu U n r e c h t ) A n g e k l a g ter im K e r k e r . Zu seinen V e r ö f f e n t l i c h u n g e n g e h ö r e n Observationes circa scorbutum ejusque indolent, causas, signa et curam (1734) und Tractatus de aphrodisiacis (1753). WEITERE WERKE: N o v a aestus marini theoria. L e i d e n 1734. - D i e K u n s t zu s c h w i m m e n oder E r f i n d u n g , v e r m i t telst w e l c h e r m a n sich allemal aus e i n e m S c h i f f b r u c h retten, a u c h b e d ü r f e n d e n Falls g a n z e A r m é e n ü b e r die breitesten F l ü s s e b r i n g e n kann. Berlin 1742. LITERATUR: H e r m a n n Ullrich: J. F. B. Ein G e l e h r t e n l e b e n a u s der ersten H ä l f t e des 18. J a h r h u n d e r t s . In: E u p h o rion. Z e i t s c h r i f t f ü r L i t e r a t u r g e s c h i c h t e 16 (1910). - H e r b e r t S c h ö n e b a u m : B „ J. F. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 503.

Badius Back,

Friedrich Carl, e v a n g . T h e o l o g e , * 1 2 . 1 2 . 1801 E r n s b a c h ( W ü r t t e m b e r g ) , f 1 2 . 2 . 1879 C a s t e l l a m i / Hunsrück. B., S o h n eines H ü t t e n i n s p e k t o r s u n d H a n d e l s m a n n s , w u r d e nach A b s c h l u ß d e s S t u d i u m s d e r P h i l o l o g i e und der T h e o logie an d e n U n i v e r s i t ä t e n H e i d e l b e r g und B o n n 1823 L e h rer an der h ö h e r e n S t a d t s c h u l e S i m m e r n . Im f o l g e n d e n J a h r k a m er als P f a r r e r n a c h Kirchberg, 1837 n a c h G ö d e n r o t h ; seit 1842 w a r er P f a r r e r und S u p e r i n t e n d e n t in C a s t e l l a u n . B. e n g a g i e r t e sich f ü r d a s V o l k s s c h u l w e s e n i m H u n s r ü c k und f ö r d e r t e als M i t g l i e d d e r P r o v i n z i a l s y n o d e d i e E n t w i c k l u n g der e v a n g . K i r c h e im R h e i n l a n d . S e i n e regionalgeschichtlic h e n F o r s c h u n g e n v e r ö f f e n t l i c h t e er u. a. in Die evangelische Kirche im Lande zwischen Rhein, Mosel, Nahe und Glan bis zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges (3 B d e . , 1872-74). WEITERES WERK: D a s Kloster R a v e n g i r s b u r g und s e i n e U m g e b u n g e n . 2 Bde., K o b l e n z 1841-53. LITERATUR: Kurt B e c k e r : B „ F. C. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 5 0 3 f.

Backhausen,

Karl W i l h e l m A u g u s t , e v a n g . T h e o l o g e , P ä d a g o g e , * 3 0 . 7 . 1869 Hattorf bei Fallersleben, t 1 3 . 9 . 1924 A r o s a . Β., S o h n eines Lehrers, trat 1899 in das S t e p h a n s t i f t bei H a n n o v e r ein. 1901 ü b e r n a h m er als Pastor die L e i t u n g der Erziehungsanstalt für verwahrloste männliche Jugendliche im Stift und g r ü n d e t e 1915 d a s E r z i e h u n g s h e i m f ü r m ä n n l i c h e S c h u l a b g ä n g e r auf d e m K r o n s b e r g bei H a n n o v e r . 1912-24 w a r B. Vorsitzender d e s A l l g e m e i n e n F ü r s o r g e e r z i e h u n g s tags ( A F E T ) , w o er d i e von J o h a n n Hinrich —» W i c h e r n v o r g e g e b e n e R i c h t u n g der e v a n g . A n s t a l t s e r z i e h u n g weitere n t w i c k e l t e und das traditionelle M i ß t r a u e n g e g e n ü b e r der Psychiatrie b e k ä m p f t e . G e m e i n s a m mit a n d e r e n v e r ö f f e n t lichte B . 1922 Die sogenannte Anstaltserziehung mit besonderer Berücksichtigung der Fürsorgeerziehung. LITERATUR: Erich Weniger: Β., K. W . A . In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 5 0 5 f.

und F e s t g e s ä n g e n hervor, von d e n e n e i n i g e in der Vertonung J o h a n n Sebastianis im K ö n i g s b e r g e r Preußischen neuverbesserten vollständigen Kirchen-, Schul- und Hausgesangsbuch (1675) v e r ö f f e n t l i c h t w u r d e n . WEITERE WERKE: B e t r a c h t u n g d e s L e i d e n s u n d S t e r b e n s Jesu Christi mit L i e d e r n und G e b e t e n . R o s t o c k 1617. LITERATUR: V D 16, Β 8 8 f. - V D 17. B a d e r , A u g u s t ( i n ) , T ä u f e r , f 3 0 . 3 . 1530 Stuttgart. B. w a r K ü r s c h n e r in A u g s b u r g , w o er sich d e n T ä u f e r n ans c h l o ß u n d 1526 mit seiner Frau t a u f e n ließ. Er w u r d e 1527 verhaftet u n d , n a c h d e m er w i d e r r u f e n hatte, w i e d e r auf freien F u ß gesetzt. E n d e 1528 trennte sich B. von d e r A u g s b u r g e r G e m e i n d e und w u r d e d a s H a u p t einer k l e i n e n chiliastischen Sekte. E r erklärte seinen S o h n z u m M e s s i a s und K ö n i g eines T a u s e n d j ä h r i g e n R e i c h s , sich selbst zu dessen Stellvertreter. M i t P r a c h t g e w ä n d e r n u n d Insignien ausgestattet, ließ er sich 1529 mit seinen vier A n h ä n g e r n in B l a u b e u r e n nieder. D i e w ü r t t e m b e r g i s c h e R e g i e r u n g f ü h r t e g e g e n ihn einen politischen P r o z e ß w e g e n v e r m e i n t l i c h r e v o l u t i o n ä r e r B e t ä t i g u n g u n d ließ ihn schließlich e n t h a u p t e n . B . s Frau entließ m a n a u f g r u n d ihres W i d e r r u f s und auf F ü r s p r a c h e u. a. M a r t i n - » B u c e r s und W o l f g a n g - » C a p i t o s in die Freiheit. LITERATUR: E b e r h a r d Teufel: Β., A . In: N D B , B d . 1, 1953, S. 5 1 2 . - Volker L e p p i n : B . , A . In: R G G 4 , Bd. 1, 1998, S p . 1058.

Bader,

Bacmeister,

J o h a n n e s , luth. T h e o l o g e , R e f o r m a t o r , * um 1470 Z w e i b r ü c k e n , t 10. / 1 5 . 8 . 1 5 4 5 L a n d a u (Pfalz). 1509 w u r d e B. P r i n z e n e r z i e h e r , 1514 K a p l a n in Z w e i b r ü c k e n , 1518 P f a r r e r in L a n d a u , w o er seit 1522 o f f e n Kritik an der r ö m i s c h e n K i r c h e übte. B e i m B i s c h o f d e s w e g e n verklagt, w u r d e er 1 5 2 3 / 2 4 m e h r m a l s vor d a s geistliche G e richt in S p e y e r g e l a d e n und schließlich e x k o m m u n i z i e r t . D e r R a t d e r Stadt L a n d a u s c h ü t z t e ihn vor d e m Z u g r i f f d e s Bis c h o f s , so d a ß er weiter in r e f o r m a t o r i s c h e m S i n n e tätig sein konnte. B. schrieb 1526 einen d e r ersten e v a n g . Katechism e n (Eyn Gespräch Büchlein vom Anfangk des christlichen Lebens mit dem jungen Volk zu Landaw), w a r n t e v o r den T ä u f e r n und stand in der A b e n d m a h l s l e h r e M a r t i n - > B u c e r n a h e ; 1536 trat er der W i t t e n b e r g e r K o n k o r d i e bei. In seinen letzten L e b e n s j a h r e n w a r er mit K a s p a r von —» S c h w e n c k f e l d befreundet. WEITERE WERKE: D e vero a t q u e l e g i t i m o d o m i n i c a e uso s e r m o . 1526. - S u m m a r i u m und r e c h e n s c h a f t v o m a b e n t m a l u n s e r e s H e r r n Jesu Christi. 1533. LITERATUR: V D 16, Β 1 0 5 - 1 1 4 . - J o h a n n P e t e r Gelbert: M a gister J. B . s L e b e n u n d S c h r i f t e n . N e u s t a d t / H a a r d t 1868. G e o r g B i u n d o : B „ J. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 5 1 2 . - Volker L e p p i n : B „ J. In: R G G 4 , B d . 1, 1998, S p . 1058 f.

Bacmeister,

B a d i u s , J o h a n n e s , eigentl. S c h u m a c h e r , r e f o r m i e r t e r T h e o l o g e , * 1 5 4 8 / 4 9 R ö d i n g e n bei Jülich, t 24. 1. 1597 Aachen. N a c h d e r A u s b i l d u n g in D ü s s e l d o r f , K ö l n und H e i d e l b e r g w u r d e B., S o h n eines S c h u h m a c h e r s , 1573 ordiniert und P f a r r e r an St. P e t e r in H e i d e l b e r g , 1575 L e h r e r an der H o h e n S c h u l e in Selz. Seit 1578 w a r er P r e d i g e r bei der h e i m l i c h e n d e u t s c h e n r e f o r m i e r t e n G e m e i n d e in K ö l n und f ü h r e n d bei der Jülicher S y n o d e tätig. B. organisierte d a s K i r c h e n w e s e n im B e r g i s c h e n L a n d und leitete 1589 d i e e r s t e S y n o d e von N e v i g e s . 1590 w u r d e er w ä h r e n d d e s G o t t e s d i e n s t e s v e r h a f tet und schließlich d e r Stadt v e r w i e s e n ; er f a n d ein n e u e s A r b e i t s g e b i e t in A a c h e n . Z u B . s W e r k e n zählt u . a . Fastund Bettag ( p o s t u m 1608). WEITERES WERK: A n d e c h t i g e , C h r i s t l i c h e H a u s g e b e t . . . S a m p t a n g e h e n g t e r T r o s t s c h r i f t d e s heiligen M ä r t y e r s C a e cilii C y p r i a n i v o m Christlichen sterben. H e r b o r n 1616. LITERATUR: V D 16, Β 1 4 6 f . - Walter H o l l w e g : B „ J. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 513.

L u k a s d . Ä . , luth. T h e o l o g e , * 1 8 . 1 0 . 1530 Lüneburg, t 9 . 7 . 1 6 0 8 Rostock. D e r S o h n eines B r a u e r s studierte seit 1548 in Wittenberg, verließ d i e Stadt w e g e n der Pest und k a m als E r z i e h e r d e r P r i n z e n an d e n H o f —»Christians III. von D ä n e m a r k . Seit 1555 setzte er das S t u d i u m der R e c h t s w i s s e n s c h a f t e n u n d d e r T h e o l o g i e in W i t t e n b e r g f o r t und w u r d e 1559 H o f p r e d i g e r der d ä n i s c h e n K ö n i g i n w i t w e in K o l d i n g , 1562 S u p e r i n t e n d e n t und Prof. d e r T h e o l o g i e in R o s t o c k . A u f seine Veranlass u n g hin w u r d e 1577 d a s R o s t o c k e r G e s a n g b u c h , 1601 d a s C h o r a l b u c h h e r a u s g e g e b e n . F ü r die 1602 e r s c h i e n e n e M e c k l e n b u r g e r K i r c h e n o r d n u n g leitete er die S c h l u ß r e d a k t i o n . B. v e r ö f f e n t l i c h t e Vom christlichen Bann, kurtzer und gründlicher Bericht aus Gottes Wort und aus Dr. M. Lutheri Schriften, durch Diener der Kirche Christi von Rostock zusammengetragen (1565). B.s S o h n w a r L u k a s —>B. d . J . WEITERE WERKE: F o r m a e p r e c a t i o n u m p i a r u m c o l l e c t a e ex scriptis P h . M e l a n c h t h o n i s . Wittenberg 1559, M 588. - D e m o d o c o n c i o n a n d i . R o s t o c k 1570, 2 1 5 9 8 . LITERATUR: V D 16, Β 7 5 - 8 7 . - V D 17. - G o t t f r i e d Holtz: B. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 5 0 8 f. L u k a s d . J . , luth. T h e o l o g e , Dichter, * 2 . 1 1 . 1570 R o s t o c k , t 1 2 . 1 0 . 1 6 3 8 R o s t o c k . D e r S o h n von L u k a s - > B . d. Ä. studierte in R o s t o c k R e c h t s w i s s e n s c h a f t e n , d a n n auf W u n s c h d e s Vaters T h e o l o g i e . N a c h d e m er 1593 z u m M a g i s t e r p r o m o v i e r t w o r d e n war, g i n g er z u m S t u d i u m n a c h W i t t e n b e r g . B . w a r als H a u s lehrer in F l a n d e r n und B r a b a n t tätig, b e v o r er 1600 P r o f . der T h e o l o g i e in R o s t o c k w u r d e . 1604 e r f o l g t e seine E r n e n n u n g z u m S u p e r i n t e n d e n t e n von R o s t o c k , 1612 a u c h von G ü s t r o w . B . trat vor a l l e m als D i c h t e r von K i r c h e n l i e d e r n

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Badurad Badurad,

Bischof von Paderborn, t 17.9.862. Aus einer sächsischen A d e l s f a m i l i e s t a m m e n d , gehörte B. bereits dem Klerus der Paderborner Kirche an, als er 815 zu ihrem zweiten Bischof ernannt wurde. B. war Bauherr des P a d e r b o r n e r D o m s und einer R e i h e von Pfarrkirchen in seinem Bistum; er förderte die Klostergründungen Corvey, Herford und B ö d d e k e n . A m Paderborner D o m , in den er 836 die Reliquien des Bischofs Liborius von L e M a n s überführen ließ, gründete er das Domkloster und eine schon bald bedeutende Domschule. Als Berater und Freund Kaiser L u d w i g s des F r o m m e n w u r d e er dessen Missus in Sachsen und hatte an wichtigen Reichsangelegenheiten Anteil. B. wurde seliggesprochen. LITERATUR: K l e m e n s Honselmann: B. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 514. - Hans Jürgen B r a n d t / K a r l Hengst: Die B i s c h ö f e und Erzbischöfe von Paderborn. P a d e r b o r n 1984, S. 42-47. - Gabriele Große: B. In: LThK 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 1350.

Baeck,

Leo, auch Bäck, Rabbiner, Religionswissenschaftler, * 2 3 . 5 . 1873 Lissa, t 2. 11. 1956 L o n d o n . B., von Vater (Samuel B.) wie Mutter (Eva Placzek) her mährischen Rabbinerfamilien e n t s t a m m e n d , wuchs in Lissa (heute Lszno, Polen) auf. Früh in Judaicis unterrichtet, erhielt er - wie der ihm lebenslang verbundene J u g e n d f r e u n d Eugen Täubler - am G y m n a s i u m der Stadt eine gründliche humanistische Ausbildung liberaler Prägung. Der Wunsch, Rabbiner zu werden, führte ihn 1891 nach Breslau an das konservative, „jüdisch-theologische Seminar", w o er noch Heinrich —> Graetz hörte und durch dessen N a c h f o l g e r Marcus —>Brann sowie den Talmudisten Israel Levy besonders gefördert wurde. Daneben belegte er an der Univ. als Studienfach Philosophie. 1894 wechselte er nach Berlin, zum Rabbinatsstudium an die liberale „Lehranstalt f ü r die Wissenschaft des J u d e n t u m s " unter H e y m a n n Steinthal, Martin Schreiner, S i e g m u n d M a y b a u m und Eduard Baneth, zum Studium der Geschichte und Religionsphilosophie namentlich unter Wilhelm —> Dilthey an die Universität. 1895 wurde er mit einer Dissertation über Spinozas erste Einwirkungen auf Deutschland zum Dr. phil. promoviert; 1897 erhielt er das Rabbinatsdiplom. Sein Weg als Rabbiner führte ihn noch im selben Jahr ins schlesische Oppeln, w o er Nathalie Hamburger, die Enkelin seines Vorgängers Adolf Wiener, heiratete. 1907 wurde er nach Düsseldorf berufen, 1913 nach Berlin. Dort wirkte er - unterbrochen durch den Ersten Weltkrieg, in d e m er als Feldrabbiner an der West- und Ostfront tätig w a r - gleichzeitig als Dozent f ü r „Homiletik und M i d r a s c h k u n d e " an der „Lehranstalt" und wurde, anerkannt in liberalen, zionistischen und orthodoxen Kreisen, zu einer der f ü h r e n d e n Gestalten des deutschen Judentums. Nach 1918 w u c h s e n ihm innerhalb und außerhalb der jüdischen G e m e i n d e zahlreiche A u f g a b e n b e r e i c h e zu: Sachverständiger f ü r j ü d i s c h e Angelegenheiten im preuß. Kultusministerium, Vorsitzender des „Allgemeinen Deutschen R a b b i n e r v e r b a n d s " (1922), Großpräsident der „Bnei-BrithL o g e " in Deutschland (1924), Mitglied im Exekutivausschuß des „Centraivereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaub e n s " (1927) s o w i e im Verband des Palästina-Grundfonds „Keren H a j e s s o d " (1920) und der „Jewish A g e n c y " (1929), Vorsitzender der „Zentralwohlfahrtstelle der deutschen Juden", Mitglied des Vorstands der „Deutschen Liga f ü r freie Wohlfahrtspflege". Als 1933 nach der M a c h t e r g r e i f u n g der N S D A P sich die jüdischen Verbände und G e m e i n d e n in der „Reichsvertretung der deutschen J u d e n " zusammenschlossen, wurde B. einstimmig zum Präsidenten gewählt. Als solcher b e m ü h t e er sich, den staatlichen M a ß n a h m e n zur Entrechtung und Ausbeutung der jüdischen Bevölkerung in Deutschland zu begegnen und den Z u s a m m e n h a l t der deutschen Judenheit zu

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fördern. Trotz vorhandener A n g e b o t e nutzte er die Möglichkeiten zur Emigration nicht, sondern verharrte bei seiner Gemeinde. A n f a n g 1943 w u r d e er in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Obgleich inzwischen siebzigjährig, beteiligte er sich selbst dort an der inneren Widerstandsarbeit durch Predigten und Vorträge. Anders als vier seiner Schwestern überlebte er. Nach der B e f r e i u n g des Lagers durch die Rote A r m e e im Mai 1945 ließ er sich in London nieder. A u c h hier ü b e r n a h m er neue A u f g a b e n : Präsident im „Council of J e w s f r o m G e r m a n y " (seit 1945) und in der „World Union f o r Progressive J u d a i s m " (seit 1946), B e g r ü n d u n g des später nach ihm benannten Instituts zur Erforschung der Geschichte des J u d e n t u m s in Deutschland seit der A u f k l ä r u n g . Darüber hinaus entfaltete er eine u m f ä n g liche Vorlesungstätigkeit in Großbritannien und den U S A (seit Herbst 1948 regelmäßig im Winter a m H e b r e w Union College, Cincinnati), ferner in Israel sowie auch in Deutschland, w o er bereits 1948 die ersten Versuche eines neuen Gesprächs zwischen Christen und Juden begleitete. Mit ihm starb der letzte große Repräsentant des deutschen liberalen Judentums. B. hinterließ ein profiliertes literarisches Werk. Im Mittelpunkt stehen J u d e n t u m und jüdisches Volk und die Gestaltwerdung seines Glaubens sowie sein Gegensatz und seine Beziehung zum Christentum. Die ersten Veröffentlichungen, mit denen er bekannt wurde, entstanden in Oppeln: 1901 eine kritische Rezension von Adolf von —> H a r n a c k s Vorlesungen Uber das Wesen des Christentums und 1905 das als Gegenschrift konzipierte Buch über Das Wesen des Judentums, in d e m neben Diltheys Einfluß die Prägung durch H e r m a n n —»Cohen erkennbar ist. 1922 w u r d e dieses Werk in einer völlig umgearbeiteten und erweiterten, nun stärker apologetisch als polemisch ausgerichteten Fassung vorgelegt, 1926 in nochmals verbesserter F o r m . Bereits hier und noch stärker in einer Reihe danach verfaßter Aufsätze (1933 unter dem Titel Wege ins Judentum g e s a m m e l t ) ist die B e g e g n u n g mit Martin —> B u b e r spürbar. A u s der Zeit der Verfolgung ragt insbesondere ein 1938 gedrucktes Büchlein über Das Evangelium als Urkunde der jüdischen Glaubensgeschichte heraus, in dem B. die Gestalt und B o t s c h a f t Jesu gegen d a m a l s unter Christen verbreitete Arisierungstendenzen als „Stück j ü d i s c h e r Geschichte" und „Zeugnis jüdischen G l a u b e n s " hervortreten ließ. Zu d e m „in dunkler Z e i t " geschriebenen B u c h Dieses Volk. Jüdische Existenz (1955 veröffentlicht) konnte er kurz vor seinem Tod einen zweiten Band vollenden (1957 postum herausgegeben) und damit nochmals zum K e r n t h e m a seines Lebens z u r ü c k z u k o m m e n . WEITERE WERKE: Von M o s e s Mendelssohn zu Franz Rosenzweig. Typen jüdischen Selbstverständnisses in den letzten zwei Jahrhunderten. Franz Delitzsch Vorlesungen 1955. Stuttgart 1958. - Paulus, die Pharisäer und das N e u e Testament. F r a n k f u r t 1961. - Epochen der jüdischen Geschichte. Stuttgart 1974. LITERATUR: T h e o d o r e Wiener: T h e Writings of L. Β. A Bibliography. In: Studies in Bibliography and Booklore 1,3. Cincinatti 1954. - E v a G . R e i c h m a n n (Hrsg.): Worte des G e d e n k e n s für L. B. Heidelberg 1959. - Reinhold Mayer: Christentum und J u d e n t u m in der Schau L. B.s. Stuttgart 1961. - Albert H. Friedländer: L. B. Teacher of Theresienstadt. N e w York 1968 (dt.: L. B. Leben und Lehre. Stuttgart 1973. M ü n c h e n 2 1990). - Reinhold Mayer: L. B. In: T R E , Bd. 5, 1980, S. 112-115. - Leonard Baker: Days of Sorrow and Pain. N e w York 1978 (dt.: Hirt der Verfolgten. L. Β. im Dritten Reich. Stuttgart 1982). - Werner Licharz (Hrsg.): Lehrer und Helfer in schwerer Zeit. F r a n k f u r t 1983. - Walter H o m o l k a : Jüdische Identität in der modernen Welt - L. B. und der deutsche Protestantismus. Gütersloh 1994. Berndt

Schaller

Baentsch Baedeker,

Friedrich Wilhelm, evang. Laienprediger, * 3 . 8 . 1823 Witten, t 9 . 1 0 . 1 9 0 6 Clifton (Großbritannien). Sechzehnjährig k a m Β. in eine kaufmännische Lehre, wurde 1848 nach einer Militärübung als dienstuntauglich entlassen und begab sich 1851 auf Wanderschaft, die ihn über England nach Tasmanien führte, w o er zwei Jahre Lehrer für Deutsch und Französisch war. Nach einer Reise durch Australien kehrte er 1858 nach Witten zurück, ging im folgenden Jahr erneut nach England und eröffnete, nun englischer Staatsbürger, bei Bristol eine höhere Schule. An der Univ. Freiburg wurde er zum Dr. phil. promoviert und studierte später in Bonn. 1866 wurde B., ursprünglich nichtgläubig, auf einer Evangelisationsveranstaltung in England bekehrt; danach zog er als Dolmetscher und selbständig evangelisierend durch Deutschland. Seit 1877 lebte er in Rußland und zog von dort durch weite Teile Mittel- und Osteuropas. Mit einer Sondererlaubnis predigte er in den Strafanstalten und -kolonien vom Kaukasus bis Nordsibirien. Er gilt als Pionier des deutschen „Missionsbunds für Südosteuropa". LITERATUR: Karl Weber: Dr. F. W . B. Ein Weltreisender Gottes. Metzingen 2 1957. - Alfred Stucki: Dr. F. W . B „ Rußlands großer Gottesbote. Basel 1958.

Bähr,

David Andreas, auch Bär, Sektenführer, t Winter 1743 Bredstedt (Schleswig). B. stammte aus Frankenhausen, studierte um 1735 in Kiel Theologie und war in Bordelum Hauslehrer eines Kanzleirats. G e m e i n s a m mit dem Theologiestudenten Franz Borsenius aus Bargum bei Bredstedt, der hier bereits eine Gruppe von Anhängern um sich gesammelt hatte, und d e m Handwerker Ernst Fischer aus Lübeck stand B. einer pietistischschwärmerischen Sekte von 15-20 Personen vor, die die kirchliche Obrigkeit, die Sakramente und die Sonntagsruhe mißachtete und in sexueller Freizügigkeit lebte. 1739 mußte sich die sogenannte „Bordelumsche Rotte" vor einer Kommission verantworten, deren Untersuchungsergebnis schließlich dazu führte, daß die Leiter der Sekte von König Christian VI. zu Zuchthausstrafen verurteilt wurden. B. floh über Friedrichstadt, Kiel und Lübeck nach Jena, wurde nach Holstein ausgeliefert und in Glückstadt inhaftiert. Wegen schlechter Haftbedingungen gelähmt, entließ man ihn. LITERATUR: Manfred Jakubowski-Tiessen: Bordelumer Rotte. In: R G G 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1696 f.

Bähr,

(Johann) George, auch Beer, Behr, Baumeister, * 15.3. 1666 Fürstenwalde bei Lauenstein, t 16.3. 1738 Dresden. Seit mindestens 1689 wird B. in Dresden als Zimmergeselle und unter anderen Berufsbezeichnungen (z.B. „Künstler") erwähnt. Als Dresdener Ratszimmermeister (seit 1705) war er u. a. an der steinernen Erneuerung der städtischen Wohnbausubstanz beteiligt. Seine Sakralbauten, deren wichtigste Gestaltungselemente der Zentralbau und die bauliche Kombination von Altar, Kanzel, Orgel und Taufbecken sind, wirkten auf den Kirchenbau im sächsischen Barock (u.a. Forchheim/Erzgebirge, 1719-28). B. schuf mit der Dresdener Frauenkirche (1722-42; 1945 zerstört), deren Sandsteinkuppel erstmals ohne Holzkonstruktion ausgeführt wurde, den bedeutendsten protestantischen Kirchenbau des Barock. LITERATUR: Horst Fischer: Forschungen zu G. B. und d e m sächsischen Barock. Diss. Dresden 1967. - Ders.: G. B. und der bürgerliche sächsische Barock. Lauenstein 1988. - Angelica Dülberg (Red.): G. B. Die Frauenkirche und das bürgerliche Bauen in Dresden. Dresden 2001 (Ausstellungskatalog).

Bähr,

Johannes, evang. Theologe, * 28. 8. 1767 Heidelberg, t 4 . 4 . 1 8 2 8 Karlsruhe. In Heidelberg und Halle studierte B. 1783-86 Theologie, war bis 1790 Hauslehrer, dann Pfarrer in Darmstadt. 1799

wechselte er an die Heiliggeistkirche in Heideiburg, wurde 1803 Inspektor der Diözese Unterheidelberg, 1808 auch der Diözese Ladenburg, wo er sich vor allem u m die Förderung des Schulwesens bemühte; er führte u. a. Sonntagsschulen ein. Seit 1818 Superintendent von Heidelberg, nahm B. seit 1819 an den Vorbereitungen zu einer Vereinigung der beiden evang. Kirchen des neuen Großherzogtums Baden teil und wurde 1821 zum Mitglied der unierenden Generalsynode gewählt. 1822 folgte er einem Ruf als Ministerialrat bei der evang. Sektion des Innenministeriums nach Karlsruhe. Seit 1826 stand er der evang. Kirche des Großherzogtums Baden vor. B. war der Vater von Karl Wilhelm Christian Felix - > B .

Bähr,

Karl Wilhelm Christian Felix, evang. Theologe, * 2 5 . 6 . 1801 Heidelberg, t 15.5. 1874 Offenburg. Der Sohn Johannes —>B.s studierte Theologie in Heidelberg und Berlin; seit 1824 war er Diakon in Pforzheim, von 1829 an Pfarrer in Eichstetten. 1838 wurde er Ministerialrat bei der evang. Kirchensektion und Mitglied des Oberstudienrats, 1843-61 war er Oberkirchenrat. B. veröffentlichte neben liturgischen Schriften (Die neue Gottesdienstordnung für die evangelisch-protestantische Kirche im Großherzogtum Baden, 1858) Untersuchungen zum Alten Testament und zur frühchristlichen Kirche (Die Lehre der Kirche vom Tode Jesu in den ersten drei Jahrhunderten, 1832). Er war Mitarbeiter des von der Eisenacher Kirchenkonferenz 1855 herausgegebenen Gesangbuchs. WEITERE WERKE: Kommentar über den Brief Pauli an die Kolosser. Basel 1833. - Symbolik des mosaischen Kultus. 2 Bde., Heidelberg 1837-39, 2 1874. - Der Salomonische Tempel, seine Bedeutung und sein Verhältnis zur Stiftshütte. Karlsruhe 1848. LITERATUR: Hermann Erbacher: Β., K. W. C. F. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 520.

Bährens,

Johann Christoph Friedrich, Mediziner, evang. Theologe, Lehrer, * 1.3. 1765 Meinerzhagen, f 16.10. 1833 Schwerte. Seit 1783 studierte B. in Halle Theologie und Philosophie (Dr. phil. 1786); daneben bildete er sich an der lateinischen Schule der Franckeschen Stiftungen zum Lehrer aus. 1786 gründete er sein eigenes Pädagogium („Pflanzgarten für künftige Weltbürger"), mit dem er 1789 nach Schwerte umzog, wo ihm eine Pfarrerstelle angeboten wurde. Er widmete sich in Halle begonnenen medizinischen Studien, wurde 1799 zum Dr. med. promoviert (De acrimonia ventriculi acida) und war danach auch als Arzt tätig. B. publizierte eine große Zahl populärmedizinischer Schriften (u.a. Hilfsbuch für die Freunde der Gesundheit, 1798) und setzte sich für die Verbreitung der Pockenschutzimpfung, die E i n d ä m m u n g der Cholera usw. ein. 1803 wurde er zweiter, 1822 erster Pfarrer. B. beschäftigte sich mit Wetterkunde und Alchemie, verfaßte Heimatchroniken und war Mitglied der Deutschen A k a d e m i e der Naturforscher Leopoldina. LITERATUR: Adolf Sellmann: Prediger, Hofrat, Dr. phil. Dr. med. J. C. F. B. Ein Pfarrer, Arzt, Alchimist und Heimatchronist auf roter Erde. Schwerte (Ruhr) 1934.

Baentsch,

Bruno (Johannes Leopold), evang. Theologe, * 2 5 . 3 . 1859 H a l l e / S a a l e , t 2 7 . 1 0 . 1908 Jena. B., Sohn eines Kaufmanns, studierte in Halle Theologie und orientalische Sprachen (Dr. phil. 1883) und wurde 1886 Pfarrer in R o t h e n b u r g / S a a l e und 1888 Diakonus an der Erfurter Andreaskirche. Seit 1892 Lizentiat der Theologie, habilitierte er sich 1893 in Jena, wo er 1899 a . o . , 1901 o . P r o f . der alttestamentlichen Theologie wurde. Als B.s Hauptwerk gilt der Kommentar Exodus - Leviticus - Numeri (2 Tie., 1900-03).

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Bär WEITERE WERKE: D i e m o d e r n e Bibelkritik und d i e A u torität d e s G o t t e s w o r t e s . E r f u r t 1892. - D a s B u n d e s b u c h . H a l l e 1892. - A l t o r i e n t a l i s c h e r u n d israelitischer M o n o t h e i s m u s . Ein Wort zur R e v i s i o n der e n t w i c k l u n g s g e s c h i c h t l i c h e n A u f f a s s u n g der israelitischen R e l i g i o n s g e s c h i c h t e . T ü b i n g e n 1906. LITERATUR: B r u n o S a u e r : B., B . In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 5 2 3 f. B ä r , H e r m a n n , eigentl. J o h a n n e s B., Zisterzienser, Historiker, * 1. 1. 1742 O b e r o l m bei M a i n z , t 24. 1 0 . 1 8 1 4 Mainz. Der S o h n einer B a u e r n f a m i l i e w u r d e 1760 N o v i z e in der Zisterzienserabtei E b e r b a c h und w i d m e t e sich im Kloster d e m S t u d i u m d e r T h e o l o g i e u n d Philologie. Er b e s c h ä f t i g t e sich mit d e m u m f a n g r e i c h e n Klosterarchiv und schrieb u. a. e i n e Historia diplomatica monasterii Eberbacensis, 1787. N a c h der A u f h e b u n g d e s Klosters im Z u g e der Säkularisation lebte B. seit 1803 in M a i n z . LITERATUR: L u d w i g L e n h a r t : Β., H. J. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 524. B ä r , L u d w i g , a u c h Ber, B e r u s , kath. T h e o l o g e , * 2 4 . 5 . 1479 (?) Basel, t 1 4 . 4 . 1554 F r e i b u r g / B r e i s g a u . D a s S t u d i u m d e r P h i l o s o p h i e und T h e o l o g i e in Paris Schloß B., S o h n eines K a u f h e r r n , 1511 mit der P r o m o t i o n z u m Dr. theol. ab. 1513 erhielt er e i n e P r o f e s s u r an der T h e o l o g i schen Fakultät der U n i v . Basel, w o er 1515 und 1529 D e k a n , 1514 und 1520 R e k t o r war. 1513 w u r d e er C h o r h e r r , 1518 P r o p s t a m Kollegiatstift St. Peter, 1526 D o m h e r r und S c h o laster a m M ü n s t e r . N a c h a n f ä n g l i c h e m W o h l w o l l e n trat B . vor allem bei der D i s p u t a t i o n in B a d e n im A a r g a u ( 1 5 2 6 ) als G e g n e r der R e f o r m a t i o n h e r v o r . A l s 1529 der kath. G o t t e s dienst in B a s e l v e r b o t e n w u r d e , siedelte B. g e m e i n s a m mit - » E r a s m u s von R o t t e r d a m u n d a n d e r e n H u m a n i s t e n und M i t g l i e d e r n d e s D o m k a p i t e l s n a c h F r e i b u r g / B r e i s g a u über, w o er einen L e h r a u f t r a g an der U n i v . w a h r n a h m . Er schrieb u. a. Pro salutari hominis ad felicem mortem praeparatione (1551). WEITERES WERK: E x p o s i t i o p s a l m o r u m . Basel 1551. LITERATUR: V D 16, Β 1753 f. - W i l f r i d T r u s e n : B „ L. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 525. B a e r w a l d , Leo, R a b b i n e r , * 2 0 . 9 . 1 8 8 3 S a a z ( B ö h m e n ) , t 8 . 4 . 1 9 7 0 N e w York. B . studierte 1905-11 an der U n i v . E r l a n g e n (Dr. phil.) und a m J ü d i s c h - T h e o l o g i s c h e n S e m i n a r in B r e s l a u , w o er mit d e m R a b b i n e r e x a m e n a b s c h l o ß . Er w a r 1914-17 F e l d r a b b i ner, bis 1918 H i l f s r a b b i n e r und 1 9 1 8 - 4 0 dienstältester R a b biner der liberalen H a u p t s y n a g o g e der M ü n c h e n e r Israelitischen K u l t u s g e m e i n d e . Seit f r ü h e r Zeit e n g a g i e r t e sich B. im W i d e r s t a n d g e g e n den a u f k o m m e n d e n N a t i o n a l s o z i a l i s m u s , w u r d e 1933 von d e r S A e n t f ü h r t und w a r M o r d d r o h u n g e n ausgesetzt. 1938 w a r er zeitweilig im K o n z e n t r a t i o n s l a g e r D a c h a u interniert. N a c h seiner E m i g r a t i o n in d i e U S A 1940 ü b e r n a h m B. die Stelle des Ersten R a b b i n e r s der j ü d i s c h e n E i n w a n d e r e r g e m e i n d e B e t h Hillel in N e w York (bis 1955). 1947-49 stand er d e r B ' n a i B ' r i t h - L o g e vor. B . s c h r i e b u . a . Juden und jüdische Gemeinden in München vom 12. bis 20. Jahrhundert (in: Von Juden in München, hrsg. von H a n s L a m m , 1959). B ä r w i n k e l , R i c h a r d , e v a n g . T h e o l o g e , * 3 . 7 . 1 8 4 0 Dallmin bei P e r l e b e r g , t 12.7. 1911 E r f u r t . N a c h A b s c h l u ß seiner S t u d i e n an den Universitäten B o n n u n d H a l l e w u r d e B . 1862 H a u s l e h r e r , im f o l g e n d e n J a h r L e h r e r an einer R e a l s c h u l e (bis 1883) und schließlich P f a r r e r an der E r f u r t e r R e g l e r k i r c h e ( 1 8 6 3 - 1 9 0 8 ) . 1888-1911 w a r er S e n i o r d e s E v a n g e l i s c h e n M i n i s t e r i u m s d e r Stadt und S u p e r intendent d e s K i r c h e n k r e i s e s E r f u r t . W ä h r e n d seiner A m t s zeit w u r d e n m e h r e r e e v a n g . K i r c h e n erbaut. B . war seit d e r

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G r ü n d u n g 1886 in E r f u r t f ü h r e n d e s M i t g l i e d d e s „ E v a n g e lischen B u n d e s " . E r v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Moderne Theologie und moderne Weltanschauung (1907). WEITERE WERKE: D i e P i l g e r f a h r t zur E i n w e i h u n g der E r l ö s e r k i r c h e in J e r u s a l e m . L e i p z i g 1899. - U b e r N a t u r w i s s e n s c h a f t und G o t t e s g l a u b e . Ein a p o l o g e t i s c h e r S t r e i f z u g g e g e n H a e c k e l s „Welträtsel". L e i p z i g 1902. B a e t h g e n , Friedrich ( W i l h e l m A d o l f ) , luth. T h e o l o g e , * 1 0 . 1 . 1 8 4 9 L a c h e m bei H a m e l n , t 5 . 9 . 1905 R o h r b a c h bei H e i d e l b e r g . B., S o h n e i n e s Pastors, studierte in G ö t t i n g e n und Kiel, w o er sich 1889 habilitierte u n d 1884 a . o . Prof. f ü r Altes Testam e n t w u r d e . 1888 w e c h s e l t e er n a c h H a l l e und g i n g im f o l g e n d e n J a h r als o. Prof. und M i t g l i e d des p o m m e r s c h e n K o n sistoriums n a c h G r e i f s w a l d ; seit 1895 w a r er O r d i n a r i u s in Berlin. B. f ö r d e r t e b e s o n d e r s die historisch-kritische A r b e i t auf d e m G e b i e t d e r p h i l o l o g i s c h e n und r e l i g i o n s g e s c h i c h t lichen F o r s c h u n g e n z u m A l t e n T e s t a m e n t . N e b e n Beiträgen zur semitischen Religionsgeschichte (1888) veröffentlichte er u . a . Psalmen, übersetzt und erklärt ( 1 8 9 2 ) und b e s o r g t e d i e N e u b e a r b e i t u n g von E d u a r d —» R i e h m s Handwörterbuch des biblischen Altertums (2 B d e . , 1 8 9 3 / 9 4 ) . WEITERES WERK: A n m u t und W ü r d e in der alttestamentlic h e n P o e s i e . Kiel 1880. LITERATUR: M a r t i n N o t h : B., F. W . A . In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 5 3 1 . B a e t k e , Walter, G e r m a n i s t , Nordist, R e l i g i o n s h i s t o r i k e r , * 2 8 . 3 . 1884 S t e r n b e r g , f 1 5 . 2 . 1978 L e i p z i g . B. w u r d e 1906 z u m Dr. phil. p r o m o v i e r t und 1910 Studienrat in Stettin, 1913 S t u d i e n d i r e k t o r in B e r g e n / R ü g e n ; 1934 erhielt er einen L e h r a u f t r a g in L e i p z i g . I m f o l g e n d e n J a h r w u r d e er o. Prof. d e r R e l i g i o n s g e s c h i c h t e an d i e U n i v . L e i p zig; seit 1945 n a h m er d e n L e h r s t u h l f ü r n o r d i s c h e P h i l o l o g i e w a h r . B. arbeitete vor a l l e m ü b e r die literarischen Traditionen der S a g a s o w i e ü b e r R e l i g i o n und Christianisierung der G e r m a n e n (u. a. Die Religion der Germanen in Quellenzeugnissen, 1937). B ä u e r l e , H e r m a n n , kath. T h e o l o g e , M u s i k e r , * 2 4 . 1 0 . 1 8 6 9 Ebersberg (Württemberg), t 2 1 . 5 . 1 9 3 6 Ulm. N a c h d e m S t u d i u m der T h e o l o g i e , P h i l o s o p h i e und Philologie in T ü b i n g e n 1890-94 ( P r i e s t e r w e i h e 1895) w u r d e B., S o h n eines Lehrers, 1897 P f a r r v e r w e s e r in E i n t ü r n e n b e r g . 1898 v e r b r a c h t e er e i n i g e M o n a t e als S c h ü l e r F r a n z X a ver —> H a b e r l s an der K i r c h e n m u s i k s c h u l e R e g e n s b u r g . B. trat 1899 d i e Stelle d e s H o f k a p l a n s d e s H a u s e s T h u m und Taxis in R e g e n s b u r g an u n d lehrte 1901-08 an der dortig e n K i r c h e n m u s i k s c h u l e H a r m o n i e und K o n t r a p u n k t . 1906 w u r d e er mit der Arbeit Musikphilologische Studie über die „Sieben Bußpsalmen" des Orlando di Lasso z u m D r . phil. p r o m o v i e r t , E h r e n d o m h e r r an der K a t h e d r a l e von Palestrina und erhielt 1907 d e n Titel Päpstlicher G e h e i m k ä m m e r e r . Seit 1908 w a r er u . a . als P f a r r e r in R e u t l i n g e n d o r f tätig, b e v o r er 1921 das s p ä t e r e M u s i k k o n s e r v a t o r i u m in U l m g r ü n d e t e , d e s s e n Leitung er bis zu s e i n e m Tod innehatte. B . gilt als w i c h t i g e r E r n e u e r e r der kath. K i r c h e n m u s i k ; e r v e r ö f f e n t lichte u . a . ein Repetitorium der Harmonielehre ( 1 9 0 2 ) und k o m p o n i e r t e z a h l r e i c h e kirchliche G e s ä n g e . WEITERE WERKE: Palestrina m u ß p o p u l ä r e r w e r d e n . R e g e n s b u r g 1903. - D e r Vatikanische C h o r a l in R e f o r m notation mit B e i b e h a l t u n g der nota quadrata. G r a z 1907. Liturgie, T h e o r i e d e s r ö m i s c h - k a t h o l i s c h e n Kultus. R e g e n s b u r g 1908. - M e t h o d i k d e s K l a v i e r u n t e r r i c h t e s m i t KlavierLiteratur. Stuttgart 1928. LITERATUR: F e r d i n a n d Haberl: B „ H. In: M G G , B d . 1, 1949, Sp. 1074 f. - H e l m u t H u c k e : B „ H . In: N D B , B d . 1, 1953, S. 5 3 2 .

Bahnsen B ä u m e r , R e m i g i u s , kath. T h e o l o g e , K i r c h e n h i s t o r i k e r , * 1 1 . 1 2 . 1918 G e v e l s b e r g , t 26. 12. 1998 K i r c h z a r t e n bei Freiburg/Breisgau. B., S c h ü l e r H u b e r t —>Jedins, e m p f i n g 1948 d i e Priesterw e i h e , w u r d e 1956 in B o n n z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t , w a r 1957-65 H a u p t s c h r i f t l e i t e r d e s Lexikons für Theologie und Kirche u n d habilitierte sich 1967 an der U n i v . Freib u r g / B r e i s g a u . 1968 w u r d e er Prof. d e r K i r c h e n g e s c h i c h t e in P a d e r b o r n , 1974 in F r e i b u r g . B. v e r ö f f e n t l i c h t e z a h l r e i c h e W e r k e zur K i r c h e n g e s c h i c h t e , v o r w i e g e n d des 1 5 . / 1 6 . Jh., i n s b e s o n d e r e z u m K o n z i l i a r i s m u s , u . a . Nachwirkungen des konziliaren Gedankens in der Theologie und Kanonistik des frühen 16. Jahrhunderts ( 1 9 7 1 ) , Martin Luther und der Papst ( 1 9 7 0 , Ί 9 8 7 ) , Kleine Papstgeschichte (1974, "1988) und Johannes Cochlaeus (1980). 1978 w u r d e er z u m P ä p s t lichen E h r e n p r ä l a t e n e r n a n n t . LITERATUR: Walter B r a n d m ü l l e r u . a . (Hrsg.): „Ecclesia militans". S t u d i e n zur K o n z i l i e n - und R e f o r m a t i o n s g e s c h i c h t e . R. B. z u m 70. G e b u r t s t a g g e w i d m e t . 2 B d e . , P a d e r b o r n 1988. - K l a u s G a n z e r : N a c h r u f , in: H i s t o r i s c h e s J a h r b u c h der G ö r r e s - G e s e l l s c h a f t 120 ( 2 0 0 0 ) S. 5 4 3 f. - Ders.: B., R. In: L T h K 3 , B d . 11, 2 0 0 1 , S p . 18 f. B ä u m e r , Suitbert, T a u f n a m e : A d o l f H e i n r i c h , kath. T h e o loge, * 2 8 . 3 . 1 8 4 5 H a u s L e u c h t e n b e r g bei K a i s e r s w e r t h , t 1 2 . 8 . 1894 Freiburg. D e r S o h n eines L a n d w i r t s studierte in B o n n und T ü b i n g e n R e c h t s w i s s e n s c h a f t e n und T h e o l o g i e ; 1865 trat er in d a s B e n e d i k t i n e r k l o s t e r B e u r o n bei S i g m a r i n g e n ein und w u r d e 1869 z u m Priester g e w e i h t . N e b e n seiner Tätigkeit als Bibliothekar u n d A r c h i v a r im Kloster w a r er K a n t o r und L e k tor f ü r K i r c h e n r e c h t und E x e g e s e . Bei d e r A u f l ö s u n g d e s Klosters w ä h r e n d des K u l t u r k a m p f e s 1875 w u r d e B . in d a s Kloster M a r e d s o u s n a c h B e l g i e n versetzt, w o er - mit kurzer U n t e r b r e c h u n g E n d e d e r siebziger Jahre, in der er im englischen E r d i n g t o n S u b p r i o r w a r - bis zu seiner R ü c k k e h r nach B e u r o n 1890 lebte. B. w a r liturgischer Berater d e r D r u c k e rei D e s c l é e in T o u r n a i bei der H e r a u s g a b e d e r Vulgata von 1881, des M i s s a l e R o m a n u m , d e s b e n e d i k t i n i s c h e n M i s s a l e und des O r d e n s b r e v i e r s (4 Bde., 1884). S e i n e b e d e u t e n d ste e i g e n e V e r ö f f e n t l i c h u n g ist die Geschichte des Breviers (1895), die e i n e k u r z e A u t o b i o g r a p h i e enthält. WEITERES WERK: D a s A p o s t o l i s c h e G l a u b e n s b e k e n n t n i s , seine G e s c h i c h t e und sein Inhalt. M a i n z 1893. LITERATUR: J u s t i n u s Uttenweiler: B „ S. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 5 3 2 f. - F r i e d e r i k e Kiedl: B „ S. In: L T h K 3 , B d . 2, 1994, Sp. 9 2 f.

Baeumker,

W i l h e l m (Friedrich), kath. T h e o l o g e , M u s i k historiker, * 2 5 . 1 0 . 1842 E l b e r f e l d ( h e u t e zu W u p p e r t a l ) , t 3 . 3 . 1905 R u r i c h bei A a c h e n . B., S o h n eines A n s t r e i c h e r m e i s t e r s , studierte in M ü n s t e r und B o n n T h e o l o g i e und Philologie. N a c h d e r Priesterw e i h e 1867 w u r d e er 1868 Vikar in A l f t e r , 1869 K a p l a n in N i e d e r k r ü c h t e n , 1880 S c h u l i n s p e k t o r und 1892 P f a r r e r in R u r i c h . Seit seiner Zeit in N i e d e r k r ü c h t e n b e s c h ä f t i g t e sich B. mit M u s i k t h e o r i e , K u n s t g e s c h i c h t e u n d A r c h ä o l o gie, vor a l l e m a b e r mit der G e s c h i c h t e der K i r c h e n m u s i k (u. a. Palestrina. Ein Beitrag zur kirchenmusikalischen Reform des 16. Jahrhunderts, 1877). Als B . s h e r a u s r a g e n d s t e A r b e i t gilt Das katholische deutsche Kirchenlied in seinen Singweisen von den frühesten Zeiten bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts (4 B d e . , 1 8 8 3 - 1 9 1 1 , B d . 1 N e u b e a r b e i t u n g der A u s g a b e von Karl S e v e r i n M e i s t e r , B d . 4 hrsg. von J o seph G ö t z e n , N a c h d r . 1962). WEITERE WERKE: O r l a n d u s d e L a s s u s , der letzte g r o ß e M e i s t e r der n i e d e r l ä n d i s c h e n T o n s c h u l e . F r e i b u r g / B r e i s g a u , M ü n c h e n 1878. - Z u r G e s c h i c h t e der T o n k u n s t in D e u t s c h land von d e n ersten A n f ä n g e n bis zur R e f o r m a t i o n . Freib u r g / B r e i s g a u 1881. - D e r T o d t e n t a n z . Studie. F r a n k f u r t /

M a i n 1881. - Hrsg.: Ein d e u t s c h e s geistliches L i e d e r b u c h mit M e l o d i e n aus d e m 15. J a h r h u n d e r t n a c h einer H a n d s c h r i f t d e s Stiftes H o h e n f u r t . L e i p z i g 1895. N a c h d r . H i l d e s h e i m 1970. LITERATUR: K. H o e b e r : W . B. In: H o c h l a n d 2 (1905). - Ferd i n a n d Haberl: B „ W . F. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 5 3 4 . F r a n z Karl Praßl: B „ W . F. In: R G G 4 , B d . 1, 1998, S p . 1181. - M a x Lütolf: B „ W . In: M G G 2 P , B d . 2, 1999, S p . 531 f. - J. R. M i l n e / B r u c e Carr: B., W . In: N G r o v e D , B d . 2, 2 2 0 0 1 , S. 9 3 0 .

Bäumlein,

W i l h e l m Friedrich L u d w i g von, P h i l o l o g e , Pädagoge, evang. Theologe, * 2 3 . 4 . 1 7 9 7 Langenburg, t 24.11.1865 Maulbronn. N a c h d e r A u s b i l d u n g in S c h ö n t h a l , M a u l b r o n n und T ü b i n g e n w u r d e B. 1820 D i a k o n u n d P r ä z e p t o r in L a n g e n b u r g , 1827 G y m n a s i a l p r o f e s s o r in B i b e r a c h , 1835 in H e i l b r o n n u n d 1840 in M a u l b r o n n , w o i h m 1845 a u c h das E p h o r a t ü b e r t r a g e n w u r d e . N e b e n altphilologischen A r b e i t e n (Griechische Schulgrammatik, 1856) v e r ö f f e n t l i c h t e B. theologis c h e Studien und beteiligte sich in den vierziger J a h r e n d e s 19. Jh. an der D i s k u s s i o n u m d e n a l t p h i l o l o g i s c h e n Schulunterricht (Die Bedeutung der classischen Studien für eine ideale Bildung, 1849). LITERATUR: E c k s t e i n : B., W . F. In: A D B , B d . 2, S. 170-172.

1875,

Baggesen, Karl ( A l b r e c h t R e i n h o l d ) , schweizer, e v a n g . Theologe, * 2 7 . 9 . 1 7 9 3 Bern, f 1 0 . 3 . 1 8 7 3 Bern. D e r Sohn des Schriftstellers J e n s I m m a n u e l B . und mütterlicherseits U r e n k e l A l b r e c h t von Hallers studierte in B e r n u n d G ö t t i n g e n T h e o l o g i e und w a r seit 1825 a m B e r n e r M ü n s t e r tätig, w o er schließlich d i e Pfarrstelle erhielt. Z u n ä c h s t ein B e f ü r w o r t e r der m o d e r n e n kirchlichen R i c h t u n g , trat B. i m A l t e r in O p p o s i t i o n zur kirchlichen R e f o r m b e w e g u n g und w u r d e ein W o r t f ü h r e r der positiven Partei. B. v e r ö f f e n t l i c h te F l u g s c h r i f t e n , t h e o l o g i s c h e A b h a n d l u n g e n , Predigten und L e b e n s b i l d e r , d a r u n t e r Albrecht von Haller als Christ und Apologeti 1865). Er g a b d e n p h i l o s o p h i s c h e n N a c h l a ß seines Vaters u n d d e s s e n p o e t i s c h e s Werk ( g e m e i n s a m mit s e i n e m B r u d e r A u g u s t ) in d e u t s c h e r S p r a c h e heraus. Bahnmaier,

J o n a t h a n Friedrich, e v a n g . T h e o l o g e , P ä d a g o g e , * 1 2 . 7 . 1774 O b e r s t e n f e l d bei M a r b a c h , t 1 8 . 8 . 1841 O w e n - T e c k . D e r P f a r r e r s s o h n w u r d e n a c h d e m S t u d i u m in T ü b i n g e n 1798 Vikar, 1802 R e p e t e n t a m T ü b i n g e r Stift, 1806 D i a k o n in M a r b a c h und 1810 in L u d w i g s b u r g , w o er sich b e s o n d e r s u m K i n d e r - und J u g e n d b e t r e u u n g k ü m m e r t e . Er leitete e i n e L e h r a n s t a l t f ü r e r w a c h s e n e T ö c h t e r . 1815 w u r d e B . Prof. der P ä d a g o g i k und H o m i l e t i k an der U n i v . T ü b i n g e n und b e g r ü n d e t e das H o m i l e t i s c h e S e m i n a r . N a c h d e m M o r d an A u g u s t von K o t z e b u e erregte er mit d e m R e k t o r a t s b e r i c h t zur S t i m m u n g unter d e n S t u d e n t e n d e n U n w i l l e n d e s K ö n i g s , der ihn 1819 als D e k a n nach K i r c h h e i m unter Teck versetzte. WERKE: G e d i c h t e . Stuttgart 1794. - Predigten auf alle S o n n - , Fest- und Feiertage. 3 B d e . , E s s l i n g e n 1822-30. LITERATUR: M a r t i n L e u b e : B., J. F. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 5 3 9 f.

Bahnsen,

Christian A u g u s t , e v a n g . T h e o l o g e , L e h r e r , * 8 . 6 . 1797 T ö s t r u p , t 2 1 . 5 . 1864 E c k e r n f ö r d e . B. studierte T h e o l o g i e in Kiel und Berlin und w u r d e L e h rer an der F l e n s b u r g i s c h e n G e l e h r t e n s c h u l e . 1829 w e c h selte er an d a s S c h u l l e h r e r s e m i n a r in T o n d e r n und erhielt d e n Professorentitel. Seit 1856 w a r er L e h r e r a m S e m i n a r in E c k e r n f ö r d e . B. v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . e i n e Tabellarische Übersicht der Geschichte des Dänischen Staates (1828).

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Bahnsen Bahnsen,

W i l h e l m , e v a n g . T h e o l o g e , * 31.1. 1851 T o n d e r n , t 1 6 . 5 . 1919 C o b u r g . D e r S o h n von C h r i s t i a n A u g u s t - > B . studierte in Kiel, Leipzig und H e i d e l b e r g T h e o l o g i e und P h i l o s o p h i e . 1875 w u r d e er H i l f s p r e d i g e r in A r o l s e n , 1878 P f a r r e r an d e r S t . - P h i l i p p u s - A p o s t e l k i r c h e in Berlin. Seit 1895 w a r er Oberkonsistorialrat, G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t des H e r z o g t u m s C o b u r g - G o t h a und O b e r p f a r r e r in C o b u r g , w o er M i t g l i e d d e s H e r z o g l i c h e n S t a a t s m i n i s t e r i u m s w u r d e . B.s vertrat einen d u r c h —> S c h l e i e r m a c h e r und die T ü b i n g e r S c h u l e bes t i m m t e n liberalen kirchlichen S t a n d p u n k t . Er v e r ö f f e n t l i c h te u . a . ein Sprachbuch für den evangelischen Religionsunterricht (1880). WEITERE WERKE; Z u r P h i l o s o p h i e d e r G e s c h i c h t e : e i n e kritische B e s p r e c h u n g des H e g e l - H a r t m a n n ' s e h e n E v o l u t i o n i s m u s aus S c h o p e n h a u e r ' s e h e n Principien. Berlin 1872. - D i e s o g e n a n n t e n Pastoralbriefe. L e i p z i g 1876. - D a s G e b e t d e s Herrn in z e h n Predigten a u s g e l e g t . A r o l s e n 1883. - Z w e i W e i h e t a g e m e i n e s L e b e n s . Berlin 1895. - D i e Stellung d e r e v a n g e l i s c h e n K i r c h e zur F e u e r b e s t a t t u n g . Berlin 1898.

Bahr,

Florian J o s e p h , Jesuit, M i s s i o n a r , * 1 6 . 8 . 1 7 0 6 Falkenberg (Oberschlesien), t 7 . 6 . 1 7 7 1 Peking. N a c h B e e n d i g u n g seiner p h i l o s o p h i s c h e n Studien in B r ü n n w u r d e B., S o h n eines O r g a n i s t e n , 1726 Jesuit u n d L e h r e r a m Liegnitzer K o l l e g . 1731-35 studierte er T h e o l o g i e in O l m ü t z und trat a n s c h l i e ß e n d mit einigen O r d e n s b r ü d e r n d i e R e i s e n a c h P e k i n g an, d a s sie 1739 erreichten. B. w a r z u n ä c h s t M u s i k l e h r e r a m Kaiserhof und ü b e r n a h m d a n n d i e M i s s i o n s station Pao-si-hien. D e r u m f a n g r e i c h e B r i e f w e c h s e l mit d e r Förderin der M i s s i o n , M a r i a T h e r e s i a Gräfin F u g g e r , stellt e i n e w i c h t i g e m i s s i o n s g e s c h i c h t l i c h e Q u e l l e dar. U m 1748 w u r d e B . an d a s Kolleg in P e k i n g versetzt, w o er vor a l l e m mit d e r B e a r b e i t u n g d e s d e u t s c h e n Teils des von K a i s e r Q i a n L o n g a n g e r e g t e n c h i n e s i s c h e n W ö r t e r b u c h s b e s c h ä f t i g t war. Er w u r d e 1755 R e k t o r d e s P e k i n g e r K o l l e g s , 1762 „Visitator der beiden P r o v i n z e n C h i n a und J a p a n " u n d 1768 P r o v i n z i a l . LITERATUR: R o b e r t S a m u l s k i : B „ F. J. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 541. B a h r d t , Carl Friedrich, e v a n g . T h e o l o g e , P ä d a g o g e , Schriftsteller, * 2 5 . 8 . 1 7 4 0 B i s c h o f s w e r d a , t 2 3 . 4 . 1792 N i e t l e b e n (heute zu H a l l e / S a a l e ) . B . studierte T h e o l o g i e in L e i p z i g ( M a g i s t e r 1761), las D o g m a t i k als R e p e t e n t bei s e i n e m Vater J o h a n n Friedrich —>B. und w u r d e K a t e c h e t an der L e i p z i g e r Petrikirche. N a c h 1766 w u r d e er w e g e n seiner naturalistisch-neologistischen S c h r i f ten (Die neuesten Offenbarungen Gottes, 4 Tie., 1772-75) und seines L e b e n s w a n d e l m e h r e r e r P r o f e s s u r e n in L e i p z i g , E r f u r t und G i e ß e n e n t h o b e n . Er w a r D i r e k t o r eines Philanthropins in G r a u b ü n d e n , G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t in D ü r k h e i m und bis 1786 D o z e n t in Halle. Ein bei H a l l e e r ö f f n e t e s Wirtsh a u s B . s w u r d e z u m Z e n t r u m d e r von i h m g e g r ü n d e t e n f r e i maurerischen „Deutschen Union". Die zahlreichen gelehrten u n d belletristischen S c h r i f t e n d e s radikalen A u f k l ä r u n g s t h e o l o g e n s o w i e d i e Geschichte seines Lebens, seiner Meinungen und Schicksale (4 Tie., 1 7 9 0 / 9 1 ) e r f a h r e n h e u t e n e u e Beachtung. WEITERE WERKE: W a h r e r Christ in d e r E i n s a m k e i t . H a l l e 1763. - Versuch eines biblischen S y s t e m s der D o g m a t i k . G o t h a / L e i p z i g 1 7 6 9 / 7 0 . - B r i e f e ü b e r die Bibel im Volkston. H a l l e 1782. LITERATUR: B r u n o S a u e r : B., C. F. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 5 4 2 f. - G e r t R ö w e n s t r u n k : B „ C. F. In: T R E , Bd. 5, 1980, S. 1 3 2 f . - L u d g e r L ü t k e h a u s : A u f k l ä r u n g ü b e r d i e G e g e n a u f k l ä r u n g . In: G e s e l l i g e V e r n u n f t . Z u r K u l t u r d e r literarischen A u f k l ä r u n g . H r s g . v. Ortrud G u t j a h r . W ü r z b u r g 1993, S. 159-171. - G u n t h e r W e n z : B „ C. F. In: L T h K \ B d . 1, 1993, Sp. 1357. - A l b r e c h t Beutel: B „ C . F. In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 1064 f.

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B a h r d t , J o h a n n Friedrich, e v a n g . T h e o l o g e , * 1 1 . 6 . 1713 Lübben, t 6.11.1775. B. studierte 1730-33 in Leipzig, a n s c h l i e ß e n d in Wittenberg und bekleidete v e r s c h i e d e n e H o f m e i s t e r s t e l l e n . 1739 w u r d e er D i a k o n in B i s c h o f s w e r d a , 1741 P f a r r e r in S c h ö n f e l d bei D r e s d e n ( 1 7 4 1 ) , 1745 S c h l o ß p r e d i g e r und S u p e r i n t e n d e n t zu D o b r i l u g u n d 1747 P r e d i g e r und K a t e c h e t an der L e i p z i g e r P e t e r s k i r c h e . 1748 e r f o l g t e seine E r n e n n u n g z u m a. o . P r o f . und D o k t o r der T h e o l o g i e , 1750 z u m A s s e s s o r d e s K o n s i s t o r i u m s . B. erhielt 1755 e i n e o r d e n t l i c h e P r o f e s s u r . 1757 w e c h s e l t e er als K a n o n i k u s nach Zeitz, w u r d e 1767 S u b senior u n d S c h o l a r c h , 1773 P a s t o r u n d S u p e r i n t e n d e n t in L e i p z i g . B. v e r ö f f e n t l i c h t e Predigten, t h e o l o g i s c h e A b h a n d lungen und E r b a u u n g s s c h r i f t e n , u . a . e i n e Lebensgeschichte Jesu (1772). Er w a r der Vater von Carl Friedrich - ^ B .

Baier,

Al will, e v a n g . T h e o l o g e , P h i l o s o p h , * 2 7 . 9 . 1811 Altenkirchen/Rügen, t 1.9.1892 Greifswald. B., E n k e l d e s Schriftstellers L u d w i g T h e o b u l —> K o s e g a r t e n und S o h n eines Pastors, studierte seit 1830 T h e o l o g i e und P h i l o s o p h i e an den Universitäten G r e i f s w a l d und Berlin. 1836 w u r d e er in G r e i f s w a l d z u m Lizentiaten p r o m o v i e r t , habilitierte sich im f o l g e n d e n J a h r f ü r T h e o l o g i e und erhielt 1844 e i n e a. o. P r o f e s s u r . D a i h m w e g e n seiner f r e i s i n n i g e n A n s c h a u u n g e n ein t h e o l o g i s c h e s O r d i n a r i a t v e r w e h r t blieb, ü b e r n a h m er schließlich 1856 den L e h r s t u h l f ü r s p e k u l a t i v e P h i l o s o p h i e d e r U n i v . G r e i f s w a l d . D o r t hatte m a n i h m 1854 f ü r seine Schrift Symbolik der christlichen Konfessionen und Religionsparteien d e n D r . theol. verliehen. B.s philosophis c h e S c h r i f t e n e r s c h i e n e n 1891 unter d e m Titel Aus der Vergangenheit. Akademische Reden und Vorträge. LITERATUR: Pyl: B „ A . In: A D B , B d . 46, 1902, S. 188.

Baier,

J o h a n n W i l h e l m , luth. T h e o l o g e , * 1 1 . 1 1 . 1647 N ü r n b e r g , t 10. 10. 1695 W e i m a r . B., S o h n e i n e s K a u f m a n n s , studierte seit 1664 an d e r U n i v . Altdorf orientalische P h i l o l o g i e u n d P h i l o s o p h i e , seit 1669 in J e n a bei s e i n e m späteren S c h w i e g e r v a t e r J o h a n n e s —»Musäus und w u r d e 1674 z u m D r . phil. p r o m o v i e r t . 1675 erhielt er in J e n a e i n e t h e o l o g i s c h e P r o f e s s u r , von w o er 1694 als Prof. u n d erster P r o r e k t o r an die n e u g e g r ü n d e t e U n i v . Halle b e r u f e n w u r d e . Als o r t h o d o x e r L u t h e r a n e r geriet er in Konflikt mit pietistischen K o l l e g e n , so d a ß er bereits 1695 nach W e i m a r w e c h s e l t e und dort als O b e r h o f p r e d i g e r und G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t tätig war. B . w u r d e d u r c h sein K o m p e n d i u m altlutherischer D o g m a t i k ( C o m p e n d i u m theologiae positivae, 1686, elf weitere A u f l a g e n bis 1750) bekannt, dessen Verdienst d i e V e r m i t t l u n g der O r t h o d o x i e (vor a l l e m d e s T h e o l o g e n M u s ä u s ) bis in d a s 19. Jh. ist. A u c h als L i e d e r dichter (Wer ist der Herr, der alle Wunder tut?, 1699) trat B. hervor. WEITERE WERKE: C o l l a t i o d o c t r i n a e P o n t i f i c i o r u m et Protestantium. J e n a 1686. - Collatio d o c t r i n a e Q u a k e r o r u m et P r o t e s t a n t i u m . J e n a 1694. LITERATUR: V D 17. - A r t h u r Kreiner: B. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 5 4 3 f. - L e o n h a r d Hell: B „ J. W . In: L T h K \ B d . 1, 1993, Sp. 1358. - E r n s t K o c h : B „ J. W . In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 1065 f. B a l d e , J a k o b , Jesuit, Dichter, H i s t o r i o g r a p h , * 4. 1. 1604 E n s i s h e i m (Elsaß), t 9 . 8 . 1668 N e u b u r g / D o n a u . N a c h A b b r u c h seines J u r a s t u d i u m s in I n g o l s t a d t trat B . 1624 d a s N o v i z i a t in L a n d s b e r g / L e c h an; 1633 w u r d e er z u m Priester g e w e i h t . Seit 1626 lehrte er an o b e r d e u t s c h e n Jesuit e n g y m n a s i e n R h e t o r i k und klassische S p r a c h e n : 1626-28 in L a n d s b e r g und M ü n c h e n , 1628-30 in I n n s b r u c k , 1635 in Ingolstadt, n a c h 1637 in M ü n c h e n . B. w u r d e hier H o f p r e d i g e r und H o f h i s t o r i o g r a p h von K u r f ü r s t —»Maximilian I., d o c h blieben seine g e s c h i c h t l i c h e n W e r k e n u r M a n u s k r i p t , weil

Balduin er seine politischen A n s i c h t e n nicht d e r „ d e s p o t i s c h e n Z e n s u r " b e u g e n wollte. Seit 1654 arbeitete e r als p f a l z g r ä f l i c h e r H o f p r e d i g e r in N e u b u r g / D o n a u . B. setzte sich mit d e n politischen E r e i g n i s s e n lyrisch auseinander, v e r m i e d j e d o c h bei aller Katholizität k o n f e s s i o n e l l e P o l e m i k . S e i n e k u n s t v o l l e , a n s p i e l u n g s r e i c h e lateinische Lyrik f a n d in g a n z E u r o p a B e w u n d e r u n g . B. stellte sich in d i e H o r a z - N a c h f o l g e , aber nicht im S i n n e der h u m a n i s t i s c h e n N a c h a h m u n g antiker Vorlagen. Er v e r l a n g t e e i n e stilistisch und f o r m a l raffinierte „ n o v i t a s " , d i e an antiker D i c h t u n g geschult und im C h r i s t e n t u m verankert ist. Von der d e u t s c h e n S p r a c h r e f o r m d u r c h —> O p i t z distanzierte sich B. a u c h in seinen w e n i g e n d e u t s c h e n D i c h t u n g e n . A u s d e n W e r k e n seines lyrischen J a h r z e h n t s ( 1 6 3 5 - 4 7 ) sind Lyricorum libri IV, Epodon Uber unus u n d Sylvarum libri VII h e r v o r z u h e b e n . D i e meisten e l e g i s c h e n und satirischen Versdichtungen entstanden n a c h 1654; einige w u r d e n von der O r d e n s z e n s u r b e a n s t a n d e t ( U r a n i a victrix). WERKE: O p e r a poetica o m n i a . 8 B d e . , 1729. N a c h d r . F r a n k f u r t / M a i n 1990 (mit B i b l i o g r a p h i e in B d . 1). - Interpretatio somnii d e cursu historiae B a v a r i c a e . Hrsg. v. J o s e p h B a c h . R e g e n s b u r g 1904. - D e u t s c h e D i c h t u n g . H r s g . v. R u d o l f B e r g e r . A m s t e r d a m 1983 (mit Bibliographie). - O d e n o v a dicta h e c a t o m b e d e vanitate m u n d i . 1637. N a c h d r . A m s t e r d a m 1983. - E h r e n p r e i ß d e r Allerseligsten J u n g f r a w e n und M u t t e r Gottes M a r i a e . 1640. N a c h d r . A m s t e r d a m 1983. O d e s . L i v r e s I-II. (Lat. und frz.) T r a d . A n d r é e Thill. M u l h o u s e 1987. - D i e N e u b u r g e r M u s e n in F e s t e s f r e u d e . Hrsg. v. W o l f g a n g B e i t i n g e r und E r w i n H o l z b a u r . F r a n k e n r i e d 1992. - Spolia vetustatis. Hrsg. v. A n d r e a s H e i d e r . M ü n c h e n 1999. - B a t r a c h o m y o m a c h i a . Lat. und dt., hrsg. v. Veronika Lukas. M ü n c h e n 2 0 0 1 . - L i b e r E p o d o n . Hrsg. v. Ulrich Winter. M ü n c h e n 2 0 0 2 . - P a n e g y r i c u s equestris. Lat. und dt., hrsg. v. V e r o n i k a Lukas. A u g s b u r g 2 0 0 2 . - U r a n i a Victrix. L i b e r I-II. Lat. u n d dt., hrsg. v. L u t z C i a r e n . T ü b i n gen 2 0 0 3 . - Dissertatio d e studio poetico. Hrsg. v. T h o r s t e n Burkhard. München 2004. LITERATUR: G e o r g W e s t e r m a y e r : B., sein L e b e n und s e i n e W e r k e . 1868. M i t aktualisierter B i b l i o g r a p h i e , N e u d r . A m s t e r d a m 1998. - J e a n - M a r i e Valentin (Hrsg.): J a c o b B . und seine Zeit. B e r n u. a. 1986. - B e a t e P r o m b e r g e r : D i e „ E n t h u s i a s m e n " in d e n lyrischen W e r k e n B . s von 1643. M ü n c h e n 1998. - E c k a r d L e f è v r e (Hrsg.): B. u n d Horaz. T ü b i n g e n 2 0 0 2 . - W i l f r i e d Stroh: B a l d e a n a . M ü n c h e n 2 0 0 4 . Marianne

Sammer

Baldemann, Otto -»Otto Baldemann B a l d e n s p e r g e r , G u i l l e a u m e , auch W i l h e l m B., e v a n g . T h e o l o g e , * 12. 1 2 . 1 8 5 6 M ü l h a u s e n (Elsaß), t 3 0 . 7 . 1 9 3 6 Straßburg. N a c h d e m S t u d i u m d e r S p r a c h w i s s e n s c h a f t , T h e o l o g i e und K u n s t g e s c h i c h t e in S t r a ß b u r g , G ö t t i n g e n und P a r i s w u r d e der aus einer a n g e s e h e n e n F a b r i k a n t e n f a m i l i e s t a m m e n d e B . 1880 P f a r r v e r w e s e r in Straßburg; 1882-84 w a r er H i l f s p f a r rer und M i t a r b e i t e r a m „ J o u r n a l du P r o t e s t a n t i s m e f r a n ç a i s " (Paris). D a n n als P f a r r v e r w e s e r in M u n d o l s h e i m und in S t r a ß b u r g tätig, w u r d e er dort 1887 Lizentiat, 1890 Privatdozent. I m selben J a h r f o l g t e er e i n e m R u f als a. o. Prof. an d i e U n i v . G i e ß e n , w o er 1 8 9 2 - 1 9 1 4 O r d i n a r i u s war. 1917-19 lehrte Β. in L a u s a n n e und k e h r t e 1919 als P r o f . f ü r N e u e s Tes t a m e n t n a c h S t r a ß b u r g z u r ü c k . B. schrieb u . a . Das spätere Judentum als Vorstufe des Christentums (1900). WEITERES WERK: D i e m e s s i a n i s c h - a p o k a l y p t i s c h e n H o f f n u n g e n des J u d e n t u m s . S t r a ß b u r g 3 1 9 0 3 . LITERATUR: A l f r e d K r a f f t : B „ G . In: N D B , B d . 1, 1953, S. 5 4 9 f.

B a l d e r i c h , Scholaster, * vor 1107 F l o r e n n e s ( D i ö z e s e Lüttich), t 1 1 6 3 ( 7 ) . B. w a r M ö n c h in Lüttich, k a m f r ü h an d e n H o f d e s P a p s t e s E u g e n III. und b e s u c h t e 1147 in d e s s e n G e f o l g e Paris, w o E r z b i s c h o f —> A l b e r o von Trier w e g e n seines a u ß e r g e w ö h n lichen j u r i s t i s c h e n W i s s e n s auf ihn a u f m e r k s a m w u r d e . Er f o l g t e A l b e r o n a c h Trier, ü b e r n a h m i m gleichen J a h r als D o m s c h o l a s t e r d i e A u f s i c h t ü b e r d i e S c h u l e n und w u r d e später P r o p s t von St. S i m e o n . B. v e r f a ß t e 1152 Gesta Alberonis Archiepiscopi. LITERATUR: Franz-Josef S c h m a l e : B. In: N D B , B d . I, 1953, S. 5 5 0 . - F r a n z Josef W o r s t b r o c k : Β. ν. T . In: V L 2 , B d . 1, 1978, Sp. 5 8 5 f. - J a n Prelog: B . v. F. In: L e x M A , B d . 1, 1980, Sp. 1366. - H e i n z T h o m a s : B. In: L T h K \ B d . 1, 1993, S p . 1365 f. B a l d o v , J o h a n n , e v a n g . T h e o l o g e , * u m 1602 B a y r e u t h , f N o v e m b e r 1662 N i e n b u r g . B. studierte seit 1629 an d e r U n i v . Wittenberg, w u r d e M a gister, Prof. d e r hebräischen S p r a c h e in Leipzig, 1639 Prof. der orientalischen S p r a c h e n in H e l m s t e d t und g i n g 1642 als S u p e r i n t e n d e n t nach N i e n b u r g . E r v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Medulla grammaticae Ebraeae (1636). WEITERE WERKE: D e causis e a r u m q u e d i v i s i o n e in genere. L e i p z i g 1636. - D e natura. L e i p z i g 1637. - O r i e n t a l i u m ling u a r u m cultoribus. L e i p z i g 1638. LITERATUR: V D 17. B a l d o v , Samuel, auch Baldovius, evang. Theologe, D i c h t e r , * 1 5 . 1 1 . 1646 N i e n b u r g , t 6 . 1 1 . 1720 Stade. D e r S o h n von J o h a n n —»B. studierte T h e o l o g i e in H e l m s t e d t u n d Leipzig, w u r d e 1672 L e h r e r an der D o m s c h u l e in Brem e n und n a h m n a c h d e r O r d i n a t i o n 1673 die Stelle d e s H o f predigers bei H e r z o g F e r d i n a n d A l b r e c h t von B r a u n s c h w e i g L ü n e b u r g in B e v e r n an. N e b e n Predigten ( R e i s e - B i i n d lein unterschiedlicher Predigten, 1676) schrieb B. bei H o f und auf R e i s e n G e l e g e n h e i t s g e d i c h t e ( P o e t i s c h e r Geistlicher Lust-Garten [...] ( 1 6 7 6 / 7 7 ) . 1683 w u r d e er P a s t o r in S t a d e und schrieb n o c h bis z u m Tod des H e r z o g s 1687 G e d i c h t e f u r B e v e r n . Bei der d ä n i s c h e n B e s c h i e ß u n g S t a d e s 1712 verlor er seine Stelle u n d seinen Besitz; im f o l g e n d e n J a h r ging er als S u p e r i n t e n d e n t n a c h Verden, ü b t e das A m t j e d o c h weg e n einer K r a n k h e i t nie aus. LITERATUR: V D 17. B a l d u i n II., a u c h B o l d e w i n , E r z b i s c h o f von Bremen, * 1 3 6 5 / 7 0 , t 8 . 7 . 1441. B. w a r Prior, als er 1419 v o m P a p s t z u m A b t d e s Klosters St. M i c h a e l i s in L ü n e b u r g e r n a n n t w u r d e . In dieser Position blieb er a u c h als E r z b i s c h o f von B r e m e n (seit 1435). D a s in sich zerrüttete und tief v e r s c h u l d e t e Erzstift w u r d e von ihm in g e o r d n e t e Verhältnisse z u r ü c k g e f ü h r t ; er bereinigte Grenzstreitigkeiten mit d e m b e n a c h b a r t e n B i s t u m Verden. B. f ö r d e r t e die K ü n s t e . W ä h r e n d seiner A m t s z e i t b e g a n n e n die K ä m p f e z w i s c h e n d e m Erzstift und d e n f r e i e n B a u e r n des Landes Wursten. LITERATUR: H e r m a n n R e u t e r : B. von W e n d e n und D a h l u m , A b t zu St. M i c h a e l in L ü n e b u r g und E r z b i s c h o f von Brem e n t 1441. In: Z e i t s c h r i f t der G e s e l l s c h a f t f ü r N i e d e r s ä c h sische K i r c h e n g e s c h i c h t e 14 ( 1 9 0 9 ) S. 1-106. - Friedrich Prüser: Β. II. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 551 f. - J o h a n n R e n n e r / L i e s e l o t t e Klink: C h r o n i c a d e r Stadt B r e m e n I. B r e m e n 1995, S. 4 1 0 - 4 1 8 . - H e i n z - J o a c h i m S c h u l z e : B. v. W . u. D. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 1 9 8 - 1 4 4 8 ) , 2 0 0 1 , S. 104 f. B a l d u i n von L u x e m b u r g , E r z b i s c h o f von Trier, * 1285, t 2 1 . 1 . 1354 Trier. D e r j ü n g s t e S o h n des G r a f e n Heinrich von L u x e m b u r g w u r d e f ü r d e n geistlichen Stand b e s t i m m t , studierte 1 2 9 7 - 1 3 0 2 und 1304-08 in Paris k a n o n i s c h e s R e c h t , M a t h e m a t i k und A s t r o n o m i e , übte sich in ritterlicher T u g e n d

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Balduin und k n ü p f t e politische K o n t a k t e . 1308 w u r d e er E r z b i s c h o f und K u r f ü r s t von Trier und v e r w a l t e t e 1328-37 d a s Erzstift M a i n z , 1331-37 das Stift S p e y e r , 1331 und 1335-37 d a s Stift W o r m s . E r betrieb u. a. die Wahl seines B r u d e r s H e i n rich VII. z u m K a i s e r und begleitete ihn auf seiner Fahrt nach R o m . B. n a h m b e s t i m m e n d e n E i n f l u ß auf die G e s c h i c k e d e s R e i c h s ; in seinen staatstheoretischen A n s c h a u u n g e n stand er - » L u p o i d von B e b e n b u r g n a h e . LITERATUR: S a b i n e K r ü g e r : B . In: N D B , B d . I, 1953, S. 5 5 3 f. - F r a n z Josef H e y e n : B. v. L . 1285-1354. F e s t s c h r i f t z u m 700. G e b u r t s t a g . M a i n z 1985. - F r a n z Josef H e y e n : B. v. L. In: L e x M A , B d . 1, 1980, Sp. 1372-1374. - Friedh e l m B u r g a r d : F a m i l i a A r c h i e p i s c o p i . S t u d i e n zu d e n geistlichen F u n k t i o n s t r ä g e r n E r z b i s c h o f B.s v. L. Trier 1991. F r a n z Josef H e y e n : B. v. L. In: L T h K 3 , Bd. 1, 1993, S p . 1368. B a l d u i n , Balthasar, e v a n g . T h e o l o g e , * 5. 1 . 1 6 0 5 Dresden, t 2 9 . 4 . 1 6 5 2 Regensburg. S i e b z e h n j ä h r i g bereits M a g i s t e r , w u r d e B., S o h n Friedrich —>B.s, 1630 Pastor in D ö b e l n , d a s er in den Wirren d e s D r e i ß i g j ä h r i g e n K r i e g s verlassen m u ß t e . 1636 k a m er als S u p e r i n t e n d e n t n a c h C h e m n i t z , 1638 n a c h Z w i c k a u , 1648 nach R e g e n s b u r g . B. erhielt d i e D o k t o r w ü r d e d e r U n i v . Wittenberg; er v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Gottes des Herrn Zebaoth Land-Umbkehrer ¡...]: Zwey Predigten (1651). WEITERE WERKE: Solus, in hac vita r e m o v e n s o p p r o b r i a Jesus. R e g e n s b u r g 1649. - Hrsg.: E r n e w e r t e C h r i s t l i c h e E v a n gelische Lieder. R e g e n s b u r g 1658. LITERATUR: V D 17. B a l d u i n , Friedrich, e v a n g . T h e o l o g e , * 1 7 . 1 1 . 1 5 7 5 D r e s d e n , t 1.5. 1627. A u s a r m e n Verhältnissen s t a m m e n d , studierte B . mit e i n e m S t i p e n d i u m d e s L a n d e s h e r r n seit 1593 in W i t t e n b e r g T h e o logie, P h i l o s o p h i e u n d M a t h e m a t i k . Er n a h m 1601 als A d j u n k t an e i n e m p h i l o s o p h i s c h e n C o l l e g i u m in R e g e n s b u r g teil, k a m als D i a k o n n a c h Freiberg, w a r P r e d i g e r und Sup e r i n t e n d e n t im Vogtland und k e h r t e 1604 n a c h W i t t e n b e r g z u r ü c k , w o er N a c h f o l g e r von D a v i d R u n g e als P r o f . der T h e o l o g i e w u r d e . I m f o l g e n d e n J a h r e r w a r b B. d i e theolog i s c h e D o k t o r w ü r d e , w u r d e 1607 Prediger, 1608 A s s e s s o r des K o n s i s t o r i u m s und begleitete 1610 d e n K u r f ü r s t e n als O b e r h o f p r e d i g e r n a c h Prag. B. schrieb d e u t s c h e und lateinis c h e R e d e n , P r e d i g t e n und t h e o l o g i s c h e A b h a n d l u n g e n (u. a. Tractatus de casibus conscientiae, 1628). Er w a r d e r Vater von B a l t h a s a r —> B. LITERATUR: V D 17. - Saß: B „ F. In: A D B , B d . 2, 1875, S. 1 6 f . - T h e o d o r M a h l m a n n : B „ F. In: R G G 4 , 1998, S p . 1069. B a i d u n g , H a n s , g e n a n n t Grien, M a l e r , Z e i c h n e r , Holzschneider, * z w i s c h e n Juli 1484 und Juli 1485 w a h r s c h e i n lich S c h w ä b i s c h G m ü n d o d e r W e y e r s h e i m , t S e p t e m b e r 1545 S t r a ß b u r g . Ü b e r H e r k u n f t und A u s b i l d u n g von B. gibt es k e i n e N a c h richten, d o c h w a r e r d e r S p r o ß einer h o c h a n g e s e h e n e n G e lehrtenfamilie. 1503 trat der schon a u s g e b i l d e t e G e s e l l e in die Werkstatt A l b r e c h t —» D ü r e r s in N ü r n b e r g ein, w o er wohl den B e i n a m e n Grien ( G r ü n , G r u n ) erhielt. Hier schuf er G l a s f e n s t e r e n t w ü r f e (erhalten d a s L ö f f e l h o l z f e n s t e r in der L o r e n z k i r c h e N ü r n b e r g , 1506), arbeitete a n Buchillustrationen mit ( z . B . d e m Beschlossen Gart der R o s e n k r a n z b r u d e r s c h a f t , 1505), fertigte E i n z e l h o l z s c h n i t t e mit bereits e i g e n e n S t i l m e r k m a l e n und m a l t e selbständig 1 5 0 6 / 0 7 f ü r d e n M a g deburger Erzbischof E r n s t von S a c h s e n den Dreikönigsaltar (Berlin, G e m ä l d e g a l e r i e ) und den Sebastiansaltar (Nürnberg, G e r m a n i s c h e s N a t i o n a l m u s e u m ) . 1507 ließ er sich in S t r a ß b u r g nieder, e r w a r b i m April 1509 d a s B ü r g e r r e c h t , heiratete u m d i e s e Zeit M a r g a r e t h a Herlin, g r ü n d e t e e i n e

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Werkstatt und w u r d e 1510 M e i s t e r in der Z u n f t zur Steltz. Er erregte b e s o n d e r s A u f s e h e n mit seinen g r o ß e n F a r b h o l z schnitten (speziell z u m H e x e n t h e m a ) , e n t w i c k e l t e mit prof a n e n A l l e g o r i e n ( z . B . Die drei Lebensalter und der Tod, 1 5 0 9 / 1 0 , W i e n , K u n s t h i s t o r i s c h e s M u s e u m ) e i n e n e u e Bildg a t t u n g und schnitt 1511 in D e u t s c h l a n d als erster in H o l z ein Porträt ( M a r k g r a f C h r i s t o p h I. von B a d e n ) . 1512 g i n g B. n a c h F r e i b u r g / B r e i s g a u , u m f ü r d i e Stadtp f a r r k i r c h e „ U n s e r lieben F r a u " (das heutige M ü n s t e r ) f ü r 6 0 0 G u l d e n bis 1516 einen riesigen Staffelaltar zu m a l e n , d e r mit seiner F a r b e x p r e s s i o n und realistischen Individualisierung zu d e n H a u p t w e r k e n d e u t s c h e r M a l e r e i d e r D ü r e r zeit zählt. D a n e b e n e n t s t a n d e n in Freiburg zahlreiche H o l z schnitte, M a l e r e i e n , u. a. erotische A k t e , R i s s e f ü r G l a s f e n ster (u. a. f ü r d a s M ü n s t e r und d i e K a r t a u s e ) s o w i e Porträts und 1515 d i e R a n d z e i c h n u n g e n z u m G e b e t b u c h K a i s e r M a ximilians. 1517 k e h r t e er n a c h S t r a ß b u r g zurück, mietete 1518 ein H a u s , k a u f t e 1527 ein anderes, bekleidete als h o c h a n g e s e h e n e r B ü r g e r seit 1533 ständig d a s A m t e i n e s d e r 15 S c h ö f f e n seiner Z u n f t und w u r d e 1545 R a t s h e r r . D a s S c h a f f e n d e r S t r a ß b u r g e r Zeit ist z u n ä c h s t n o c h von renaissancistischer M o n u m e n t a l i t ä t b e s t i m m t , zeigt aber n a m e n t lich n a c h d e r E i n f ü h r u n g d e r R e f o r m a t i o n in der Stadt 1529 e i n e d e u t l i c h e r e W e n d u n g zu manieristischer F i g u r e n b i l d u n g und s t r e n g e r K ü h l e . B. arbeitete f ü r b e i d e K i r c h e n , d o c h f ü h r t e d e r R ü c k g a n g kirchlicher A u f t r ä g e - er blieb mit ein e m N a c h t s t ü c k w i e der Geburt Christi ( 1 5 3 9 , K u n s t h a l l e K a r l s r u h e ) oder d e r s t i m m u n g s v o l l e n L a n d s c h a f t s s i c h t im Bild Christus als Gärtner ( 1539, L a n d e s m u s e u m D a r m s t a d t ) kreativ - zur verstärkten A u f n a h m e p r o f a n e r T h e m e n . N e ben antiken H i s t o r i e n m o t i v e n spielten in d e r Spätzeit b e s o n ders g r o ß e Vergänglichkeitsallegorien mit w e i b l i c h e n A k t e n ( z . B . Die 7 Lebensalter der Frau, 1544, M u s e u m der bild e n d e n K ü n s t e L e i p z i g ) e i n e Rolle. K ü n s t l e r i s c h b e d e u t s a m ist vor allem a u c h der Z e i c h n e r B. Im Zeiturteil rangiert B. gleich hinter A. D ü r e r , w e n n g l e i c h er ein w e n i g e r theoretisch als s i n n e n h a f t - v i s u e l l interessierter B i l d s c h ö p f e r war, d e r voller L e i d e n s c h a f t in s e i n e m W e r k d i e S p a n n u n g e n d e s E p o c h e n u m b r u c h s v o m Mittelalter zur N e u z e i t reflektierte. LITERATUR: H a n s C u r j e l ; H. B . G. M ü n c h e n 1923. - O t t o Fischer: H. B. G . M ü n c h e n 1939 (1943). - Carl K o c h : D i e Z e i c h n u n g e n H. B. G.s. Berlin 1941. - Karl O e t t i n g e r / K a r l Adolf K n a p p e : H . B . G. und A l b r e c h t D ü r e r in N ü r n b e r g . N ü r n b e r g 1963. - M a r i a n n e B e r n h a r d : H. B . G. H a n d z e i c h n u n g e n , D r u c k g r a p h i k . M ü n c h e n 1978. - M a t t h i a s M e n d e : H. B. G . D a s g r a p h i s c h e Werk. B i l d k a t a l o g der E i n z e l h o l z schnitte, B u c h i l l u s t r a t i o n e n und K u p f e r s t i c h e . U n t e r s c h n e i d h e i m 1978. - G e r t von d e r O s t e n : H. B. G . G e m ä l d e u n d D o k u m e n t e . Berlin 1983 ( m a ß g e b e n d e s W e r k v e r z e i c h n i s ) . M o n i k a B o o s e n / G a b r i e l e Holthuis: H. B. G . - H o l z s c h n i t t e . S c h w ä b i s c h G m ü n d 2 0 0 0 . - S a s k i a D u r i a n - R e s s : H. B. G. in F r e i b u r g . F r e i b u r g / B r e i s g a u 2 0 0 1 . Günter Meißner B a l h o r n , Johann, auch Ballhorn, Drucker, * Lübeck, t M ä r z 1573. B. w a r 1527-73 in L ü b e c k tätig und e r w a r b dort 1541-54 m e h r e r e G r u n d s t ü c k e . M i t d e m D r u c k u. a. d e r K i r c h e n o r d n u n g e n von M i n d e n ( 1530), L ü b e c k ( 1 5 3 1 ) und S o e s t ( 1532) s o w i e zahlreicher S c h r i f t e n —> Luthers, —> B u g e n h a g e n s und —» M e l a n c h t h o n s trug er zur Verbreitung d e r R e f o r m a t i o n bei. B . s G e s a m t w e r k u m f a ß t e t w a 2 5 0 D r u c k e , d a v o n 162 in n i e d e r d e u t s c h e r S p r a c h e . 1574 ü b e r n a h m e n B.s E r b e n d i e O f f i z i n ; sein S o h n J o h a n n B. d. J. f ü h r t e die D r u c k e rei 1 5 7 5 - 1 6 0 3 und g a b z a h l r e i c h e W e r k e in überarbeiteter F o r m heraus. D a r a u f bezieht sich der A u s d r u c k „ v e r b a l l h o r n e n " im Sinn von „ s c h l i m m b e s s e r n " , d e r u m 1650 e r s t m a l s in d e r Literatur e r s c h i e n . LITERATUR: Josef B e n z i n g : B „ J. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 559.

Balthasar Balke, Hermann

H e r m a n n Balke

B a l l , E r n s t Friedrich, e v a n g . T h e o l o g e , Publizist, * 20. 1 0 . 1 7 9 9 E l b e r f e l d ( h e u t e zu W u p p e r t a l ) , t 17.12.1885. N a c h d e m S t u d i u m in T ü b i n g e n , w o er sich mit L u d w i g —» H o f a c k e r b e f r e u n d e t e , w u r d e B. K a n d i d a t in R e p e l e n bei M o e r s , 1823 P f a r r e r in H ö r s t g e n . 1838 k a m er n a c h R a d e v o r m w a l d und w u r d e bald S u p e r i n t e n d e n t d e r S y n o d e L e n nep. B . g a b seit 1828 das „ M i s s i o n s b l a t t " der M i s s i o n s g e s e l l s c h a f t in B a r m e n heraus, w a r M i t v e r f a s s e r d e s rheinischen U n i o n s k a t e c h i s m u s und 1851 einer der B e g r ü n d e r der „ R e f o r m i e r t e n K i r c h e n z e i t u n g " . Seit 1857 lebte er als P f a r r e r in K r e u z n a c h , 1862-73 als Konsistorialrat in K o b l e n z . B . v e r f a ß t e B e i t r ä g e antirationalistischen Inhalts f ü r d i e M o n a t s s c h r i f t „ S t i m m e n a u s und zu der streitenden K i r c h e " . LITERATUR: R o b e r t C l e f f : E. F. B. N e u k i r c h e n 1900. Friedrich W . B a u t z : B „ E . F. In: B B K L , Bd. 1, 1990, S p . 356. B a l l a , E m i l , e v a n g . T h e o l o g e , * 6 . 2 . 1885 P o t s d a m , t 11.7.1956 Marburg. B. studierte in Berlin, M a r b u r g und G i e ß e n , w u r d e in Kiel p r o m o v i e r t , habilitierte sich dort 1912 f ü r alttestamentliche T h e o l o g i e und g i n g 1914 als P r i v a t d o z e n t n a c h M a r b u r g . 1915 w u r d e er a . o . , 1921 o . P r o f . an der U n i v . M ü n s t e r , 1924 in L e i p z i g , 1930 in M a r b u r g . B . v e r ö f f e n t l i c h t e n e b e n A r b e i t e n ü b e r d i e P r o p h e t e n u. a. Der Erlösungsgedanke in der israelitisch-jüdischen Religion (1925). WEITERE WERKE: D a s Ich d e r P s a l m e n . G ö t t i n g e n 1912. D i e D r o h - und S c h e l t w o r t e d e s Arnos. L e i p z i g 1926. S e l l e n s t e d t , J o h a n n G e o r g Justus, e v a n g . T h e o l o g e , G e o l o g e , * 1 1 . 8 . 1756 S c h ö n i n g e n ( B r a u n s c h w e i g ) , t 1 9 . 1 2 . 1 8 4 0 P a b s t d o r f bei S c h ö n i n g e n . B., S o h n e i n e s R e k t o r s , studierte T h e o l o g i e u. a. bei Joh a n n Friedrich W i l h e l m —»Jerusalem. 1796 w u r d e er P f a r r e r in S c h o p p a u , 1806 in D o b b e l n , 1815 in P a b s t d o r f . A n g e regt d u r c h die Salinen- und B r a u n k o h l e - B e r g w e r k e seiner n ä h e r e n U m g e b u n g , b e f a ß t e er sich mit g e o l o g i s c h e n und p a l ä o n t o l o g i s c h e n S t u d i e n . In v e r s c h i e d e n e n S c h r i f t e n vers u c h t e er, d i e biblische S c h ö p f u n g s g e s c h i c h t e in einen nat u r w i s s e n s c h a f t l i c h e n K o n t e x t zu stellen ( u . a . Die Vorwelt und die Mitwelt, 2 B d e . , 1824). WEITERES WERK: D i e U r w e l t oder B e w e i s von d e m Daseyn und U n t e r g a n g e von m e h r als einer Vorwelt. 4 B d e . , Q u e d l i n b u r g 1818, 3 1 8 1 9 . LITERATUR: W e r n e r Q u e n s t e d t : B., J. G . J. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 5 6 0 f. B a l t h a s a r von G e y e r , Zisterzienser, T h e o l o g e , 21. ( ? ) 7 . 1 5 1 5 b e g r a b e n in Pforta. D e r aus G e y e r bei A n n a b e r g i m E r z g e b i r g e s t a m m e n d e B. w a r M ö n c h d e s Zisterzienserklosters P f o r t a , studierte seit 1483 T h e o l o g i e an d e r U n i v . L e i p z i g (Lizentiat 1487, D r . t h e o l . 1496) und w a r 1486 bis e t w a 1 4 9 8 / 9 9 P r o v i s o r des B e r n h a r d - K o l l e g s in L e i p z i g . D i e E r r i c h t u n g eines ordentlichen p h i l o s o p h i s c h e n L e h r s t u h l s der Zisterzienser in L e i p z i g 1488 g e h t auf B. z u r ü c k ; er hielt dort Vorlesungen ü b e r Aristoteles, d a r ü b e r h i n a u s t h e o l o g i s c h e Vorlesungen a m B e r n h a r d - K o l l e g . 1 5 0 0 / 0 1 e r f o l g t e s e i n e Wahl z u m 23. A b t von Pforta. D u r c h Visitationen, die er z u m Teil auf p ä p s t l i c h e A n o r d n u n g d u r c h f ü h r t e , n a h m B . E i n f l u ß auf das w i r t s c h a f t l i c h e und religiöse L e b e n vieler s ä c h s i s c h e r Klöster, b a u t e in P f o r t a d a s R e f e k t o r i u m um und e r w a r b sich Verdienste u m die M e h r u n g d e s Klosterguts. B. publizierte m e h r e r e , z u m Teil weit verbreitete S c h r i f t e n , d a r u n t e r Canon sacratissimae missae [...] (1497).

WEITERES WERK: C o n c l u s i o n e s contra q u o r u n d a m B o h e m o r u m errores [ . . . ] . L e i p z i g 1494. LITERATUR: V D 16, Β 2 3 f. - J o a c h i m L e u s c h n e r : B. v. G. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 5 6 7 f. B a l t h a s a r , Augustin, evang. Theologe, * 2 3 . 9 . 1 6 3 2 A n k l a m , t 26. 1 1 . 1 6 8 8 G r e i f s w a l d . B. studierte in G r e i f s w a l d die Artes, d a n n T h e o l o g i e , setzte d a s S t u d i u m in W i t t e n b e r g fort ( D r . t h e o l . 1656) und w u r d e dort a . o . Prof. d e r L o g i k und M e t a p h y s i k . B. k a m später als D i a k o n und P f a r r e r n a c h Stralsund und f o l g t e 1680 e i n e m R u f als Prof. d e r T h e o l o g i e n a c h G r e i f s w a l d , w o er a u c h G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t f ü r S c h w e d i s c h - V o r p o m m e r n und R ü g e n w u r d e . B. v e r ö f f e n t l i c h t e P r e d i g t e n und Dissertationen, d a r u n t e r Disputationes de aquis supracoelestibus. LITERATUR: V D 17. - M e r z d o r f : B., A. In: A D B , B d . 2, 1875, S. 29. B a l t h a s a r , H a n s U r s v o n , s c h w e i z e r , kath. T h e o l o g e , * 1 2 . 8 . 1905 L u z e r n , t 2 6 . 6 . 1 9 8 8 Basel. B. studierte G e r m a n i s t i k , d a n n P h i l o s o p h i e u n d T h e o l o g i e , trat 1929 in d i e G e s e l l s c h a f t Jesu ein und w u r d e 1930 an d e r U n i v . Z ü r i c h z u m D r . phil. p r o m o v i e r t (Geschichte des eschatologischen Problems in der modernen deutschen Literatur). Seit 1940 S t u d e n t e n - und A k a d e m i k e r s e e l s o r g e r in Basel, trat er 1950 aus d e m J e s u i t e n o r d e n aus, g r ü n d e t e ein Säkularinstitut ( „ J o h a n n e s g e m e i n s c h a f t " ) und w i d m e t e sich einer u m f a n g r e i c h e n Publizistik und Vortragstätigkeit. Selbst aktiver W e g b e r e i t e r d e s Z w e i t e n Vatikanischen K o n zils, g e w a n n B. d u r c h seine w e r t k o n s e r v a t i v e Kritik an n a c h k o n z i l i a r e n E n t w i c k l u n g e n internationale B e d e u t u n g . Er b e g r ü n d e t e d e n J o h a n n e s Verlag, in d e m er d i e Visionen der A d r i e n n e von —>Speyr, d i e er als ihr langjähriger S e k r e t ä r d o k u m e n t i e r t hatte, v e r ö f f e n t l i c h t e ( E r s t e r Blick auf Adrienne von Speyr, 1968). B . orientierte sich an d e n Kirc h e n v ä t e r n , g r o ß e n M y s t i k e r n und G l a u b e n s z e u g e n d e r Kirche. B e s t i m m e n d e r E i n f l u ß ging von Erich —»Przywara und Henri d e L u b a c aus. Als einer d e r ersten kath. T h e o l o g e n setzte sich B. mit Karl Barth a u s e i n a n d e r ( K a r l Barth. Darstellung und Deutung seiner Theologie, 1951, 4 1 9 7 6 ) . D e n Versuch einer christlichen G e s a m t d e u t u n g d e u t s c h e r D i c h t u n g , P h i l o s o p h i e u n d T h e o l o g i e von —> L e s s i n g bis in die G e g e n w a r t u n t e r n a h m er in Apokalypse der deutschen Seele. Studien zu einer Lehre von letzten Haltungen (3 Bde., 1937-39; B d . 1, 2 1 9 4 7 ) . Seine trinitarische S e n d u n g s t h e o logie, der schon Theologie der Geschichte (1950, 6 1 9 7 9 ) , Das Ganze im Fragment. Aspekte der Geschichtstheologie ( 1 9 6 3 , 2 1 9 9 0 ) und Theologie der drei Tage ( 1 9 6 9 , 2 1 9 8 3 ) verpflichtet w a r e n , entfaltete B. in s e i n e m t h e o l o g i s c h e n H a u p t w e r k , d a s in d e r letzten S c h a f f e n s p e r i o d e e n t s t a n d und die drei Teile Herrlichkeit. Eine theologische Ästhetik (6 Bde., 1961-69), Theodramatik (5 B d e . , 1973-83), Theologik (5 B d e . , 1985-87) s o w i e einen Epilog ( 1 9 8 7 ) u m f a ß t . B. starb zwei T a g e vor seiner E r h e b u n g z u m Kardinal. WEITERE WERKE: K o s m i s c h e Liturgie. M a x i m u s der B e k e n n e r , H ö h e und K r i s e d e s griechischen Weltbilds. Freib u r g / B r e i s g a u 1941. 2., völlig v e r ä n d e r t e Aufl., mit d e m n e u e n Untertitel: D a s Weltbild M a x i m u s ' des B e k e n n e r s . E i n s i e d e l n 1961. E i n s i e d e l n / T r i e r •'1988. - P r é s e n c e et P e n s é e . Essai sur la p h i l o s o p h i e religieuse d e G r é g o i r e d e N y s s e . Paris 1941, 2 1 9 8 8 . - Wahrheit. B d . 1: W a h r h e i t d e r Welt. E i n s i e d e l n 1947. - T h e r e s e von Lisieux. G e s c h i c h t e einer S e n d u n g . K ö l n / O l t e n 1950. - D e r Christ und die A n g s t . E i n s i e d e l n 1951, 6 1 9 8 9 . - Elisabeth von D i j o n und ihre geistliche S e n d u n g . K ö l n / O l t e n 1952. - R e i n h o l d S c h n e i d e r . Sein W e g u n d sein W e r k . K ö l n / O l t e n 1953. 2., v e r ä n d e r t e und v e r m e h r t e Aufl. unter d e m Titel: N o c h m a l s : R e i n h o l d S c h n e i d e r . E i n s i e d e l n / F r e i b u r g 1990. - D i e G o t t e s f r a g e d e s heutigen M e n s c h e n . W i e n / M ü n c h e n 1956. - V e r b u m C a r o . E i n s i e d e l n 1960, 3 1 9 9 0 . - S p o n s a Verbi. Einsiedeln 1960,

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Balthasar 2

1971. - Glaubhaft ist nur Liebe. Einsiedeln 1963, 5 1985. Spiritus Creator. Einsiedeln 1967. - Pneuma und Institution. Einsiedeln 1974. - Mein Werk - Durchblicke. Einsiedeln/ Freiburg 1990. LITERATUR: Cornelia Capol: H. U. v. B. Bibliographie 1925-1990. Einsiedeln 1990. - Karl Lehmann/Walter Kasper (Hrsg.): H. U. v. B. Gestalt und Werk. Köln 1989. - Peter Henrici: B., H. U. In: LThK\ Bd. 1, 1993, Sp. 1375-1378. Thomas Krenski: H. U. v. B. Das Gottesdrama. Mainz 1995. - Jörg Disse: Metaphysik der Singularität. Eine Hinführung am Leitfaden der Philosophie H. U. v. B.s. Wien 1996. - Angelo Scola: H. U. ν. Β. - ein theologischer Stil. Eine Einführung in sein Werk. Paderborn 1996. - Stephan Grätzel: B., H. U. v. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1072 f. Balthasar, Jakob Heinrich von, evang. Theologe, Historiker, * 1690, t 2.1.1763 Greifswald. B. war seit 1719 Prof. der Theologie und Pastor an St. Jacobi in Greifswald, erwarb 1722 die Doktorwürde und wurde 1729 Konsistorialassessor. In theologischen Streitigkeiten mit dem Mathematiker Jeremias Papke trug B., der einer gemäßigt pietistischen Richtung anhing, den Sieg davon. Er wurde 1746 Generalsuperintendent für SchwedischVorpommern und Rügen. Neben einem Kirchen- und Hausgesangbuch veröffentlichte er u.a. Sammlungen zur Pommerschen Kirchenhistorie (2 Bde., 1723-25). LITERATUR: A D B , B d . 2, 1875, S . 3 0 f .

Balthasar, Karl, evang. Theologe, Musikwissenschaftler, * 9.9. 1868 Zaschwitz bei Halle/Saale, t 14.6.1937 Halle/Saale. B. studierte an der Univ. Halle sowie in Magdeburg, wo er 1893 und 1895 seine theologischen Examina ablegte; 1894-98 war er als Erzieher tätig. Bei Robert Franz und Otto Reubke in Halle studierte B. schließlich Musikwissenschaften; daneben war er Organist und Chorleiter der akademischen Singschule. 1898 wurde er Pfarrer in Ammendorf bei Halle, veranstaltete geistliche Aufführungen und Organistenkurse sowie kirchenmusikalische Konferenzen, gab die „Zeitschrift des evangelischen Kirchenmusikvereins" heraus und war Mitarbeiter am Orgelvorspielbuch für die Provinz Sachsen. Seit 1919 Leiter des Kirchenmusikalischen und Theologischen Seminars der Univ. Halle, wurde er 1920 zum Prof. der Musikalischen Liturgik ernannt. B. schrieb u.a. Luther, der Sänger des deutschen Volkes (1917). Baltzer, Eduard Wilhelm, freigemeindlich-protestantischer Theologe, * 24. 10.1814 Hohenleina (Reg.-Bez. Merseburg), t 24.6.1884 Durlach (heute zu Karlsruhe). Nach philologischen und theologischen Studien in Leipzig und Halle (1834-38) war B., Sohn eines Pfarrers und Kreisschulinspektors, seit 1841 Diakon in Delitzsch. 1845 in Halle sowie an der Kirche St. Nikolai in Nordhausen zum Pfarrer berufen, wurde er vom Konsistorium als Anhänger der „Protestantischen Freunde" nicht bestätigt. 1847 gründete B. mit dem Kirchenkollegium von St. Nikolai in Nordhausen eine freireligiöse protestantische Gemeinde, der er bis 1881 angehörte; 1859-81 war er Vorstand des Bundes freireligiöser Gemeinden. Als Stadtverordneter, im Frankfurter Vorparlament und in der preuß. Nationalversammlung war er politisch tätig, setzte sich für soziale Reform ein (u. a. gründete er 1851 den ersten Kindergarten) und rief 1867 den ersten deutschen Vegetarierverein ins Leben; 1868-85 gab er dessen Vereinsblatt, die „Vegetarier-Zeitung", heraus. B. veröffentlichte u.a Allgemeine Religionsgeschichte (1854), Das Leben Jesu (1860, 2 1860), Die natürliche Lebensweise (4 Tie., 1867-72) und Ideen zur sozialen Reform (1873). Seine Erinnerungen wurden postum (1907) veröffentlicht. WEITERE WERKE: Delitzsch-Halle-Nordhausen oder mein Weg aus der Landeskirche in die freie protestantische Gemeinde. Leipzig 1847. - Alte und neue Weltanschauung.

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4 Bde., Nordhausen 1850-59. - Vegetarianisches Kochbuch. Nordhausen M 869. Neu bearb. v. Karl Lentze und Kurt Kühne. Leipzig 22 1939. - Gott, Welt und Mensch. Grundlinien der Religionswissenschaft in ihrer neuen Stellung und Gestaltung. Nordhausen 1869. - Unter dem Kreuz des Kriegs. Betrachtungen über die Ereignisse von 1870-71 in gleichzeitigen Aufzeichnungen. Nordhausen 1871. - Ideen zur sozialen Reform. Nordhausen 1873. - Fünf Bücher vom wahren Menschenthume. Ein Hausfreund. Leipzig 1880. LITERATUR: Heinrich Heine: Ε. B. In: Mitteldeutsche Lebensbilder. Bd. 4. Magdeburg 1929, S. 322-341. - Bruno Sauer: Β., E. W. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 570. - Helmut Obst: B., E. W. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1082. Baltzer, Johann Baptist, kath. Theologe, * 16.7.1803 Andernach, f 1.1.1871 Bonn. B. kam 1829 als Priester und Repetent an das katholischtheologische Konvikt in Bonn. Nach der Promotion in München 1830 erhielt er die a.o. Professur, 1831 das Ordinariat für Dogmatik an der Univ. Breslau, 1846 erfolgte die Ernennung zum Domkapitular. B. bekannte sich zur Lehre Georg —»Hermes', später zur Theologie Anton —» Günthers, zu dessen Verteidigung gegen die Angriffe von Franz Jakob —>Clemens er 1853 nach Rom reiste. Als er sich nach der Indizierung Günthers nicht der Entscheidung Roms unterwarf, wurde ihm 1860 die Lehrerlaubnis entzogen. An der Univ. Breslau wählte man ihn 1862/63 demonstrativ zum Dekan. Nachdem am Ersten Vatikanischen Konzil 1870 die päpstliche Unfehlbarkeit verkündet worden war, rebellierte B., doch gehörte er den Altkatholiken nicht mehr an. B. schrieb u.a. Über die Anfänge der Organismen (1868). WEITERE W E R K E : D i e b i b l i s c h e S c h ö p f u n g s g e s c h i c h t e , ins-

besondere die darin enthaltene Kosmo- und Geogonie in ihrer Übereinstimmung mit den Naturwissenschaften. 2 Bde., Leipzig 1867 und 1873. - Theologische Briefe. Mainz/Breslau 1844/45. LITERATUR: Ernst Melzer: Johannes Baptista B.s Leben, Wirken und wissenschaftliche Bedeutung. Bonn 1877. Ders.: B„ J. B. In: ADB, Bd. 2, 1875, S. 33 f. - Brück: B„ J. B. In: Wetzer/Welte, Bd. 1, 1882, Sp. 1908-1910. B a m b e r g e r , Johann Peter, evang. Theologe, * 1722 Magdeburg, f 4.9. 1804. B. war zunächst Prediger einer reformierten Gemeinde in Berlin, später Kirchenrat und Pastor an der Dreifaltigkeitskirche in Berlin-Friedrichstadt. 1780-99 lebte er als Hofprediger, Kirchenrat und Garnisonsprediger in Potsdam und führte daneben die Aufsicht über das dortige Waisen- und Predigerwitwenhaus. B. übersetzte zahlreiche, meist theologische Schriften aus dem Englischen (u. a. Brittische theologische Bibliothek, 2 Bde., 1774/75) und veröffentlichte Predigten (Predigten von protestantischen Gottesgelehrten, 6 Sammlungen, 1771-76). B a m b e r g e r , Salomon, Rabbiner, * 1.5. 1835 Wiesenbronn, t 10.3. 1918 Würzburg. B., Sohn von Seligmann Bär —> B., bei dem er ersten Unterricht erhielt, wurde nach seiner Ausbildung an der Talmudischen Lehranstalt in Würzburg 1860 als Rabbiner autorisiert. Seit 1861 Rabbinerverweser in Haßfurt, wechselte er 1864 als Klausrabbiner nach Sulzburg. Nach Stationen in Lengnau und Endingen in der Schweiz (1872-80) und im elsässischen Niederhagental (1880-87) war er seit 1887 Rabbiner in Sennheim (Elsaß). B. verfaßte lexikographische Erläuterungen zu verschiedenen Talmudtraktaten, die in mehreren Folgen unter dem Titel Limmud Aruch veröffentlicht wurden (1868-97). Das Werk More le-Sobechim seines Vaters übersetzte er ins Deutsche ( 2 1894). WEITERE WERKE: Hegjon Schelomo. Mainz 1878. - Maimonides' Commentar zum Tractat Kilajim. Berlin 1891. -

Banwart H i s t o r i s c h e B e r i c h t e ü b e r d i e J u d e n d e r Stadt und d e s e h e m a l i g e n F ü r s t e n t u m s A s c h a f f e n b u r g . S t r a ß b u r g 1900. - D i e S c h ö p f u n g s u r k u n d e n a c h D a r s t e l l u n g des M i d r a s c h nebst Vergleichung mit der S e p t u a g i n t a Peschitta und d e m Targ u m J o n a t h a n . M a i n z 1903.

Bamberger,

S e l i g m a n n Bär, a u c h Isaak D o b h a - L e v i , R a b b i n e r , * 6. 11. 1807 W i e s e n b r o n n , t 1 0 . 3 . 1878 W ü r z burg. B. erhielt seine t a l m u d i s c h e A u s b i l d u n g 1823-28 in Fürth. Bei d e r T a g u n g d e r j ü d i s c h e n G e m e i n d e n U n t e r f r a n k e n s 1834 vertrat er die „ T o r a t r e u e n " . A n der 1836 von d e r bayerischen Regierung einberufenen jüdischen Notablenvers a m m l u n g n a h m er als Stellvertreter des W ü r z b u r g e r R a b b i ners A b r a h a m B i n g teil u n d k o n n t e mit seinen A u s f ü h r u n g e n E r f o l g e f ü r d i e O r t h o d o x i e e r w i r k e n . 1840 e r f o l g t e g e g e n den W i d e r s t a n d d e r R e f o r m a n h ä n g e r B.s E r n e n n u n g z u m Distriktrabbiner von W ü r z b u r g . Er errichtete im selben J a h r e i n e J e s c h i b a , initiierte 1855 d i e E i n r i c h t u n g einer j ü d i s c h e n E l e m e n t a r s c h u l e und g r ü n d e t e 1864 ein j ü d i s c h e s L e h r e r s e m i n a r in W ü r z b u r g . B. ä u ß e r t e sich literarisch zu j ü d i s c h e n Vorschriften, v e r f a ß t e Streitschriften g e g e n d i e R e f o r m b e w e g u n g ( u . a . Korebe Emeth, 1871) und rief mit a n d e r e n eine o r t h o d o x e B i b e l g e s e l l s c h a f t ins L e b e n , d i e e i n e n e u e B i b e l a u s g a b e veranstaltete und e i n e n e u e d e u t s c h e B i b e l ü b e r s e t z u n g h e r a u s g a b . Er w a r der Vater von S a l o m o n - > B . LITERATUR: N a t h a n B a m b e r g e r : R a b b i n e r S. Β. B., d e s s e n L e b e n und Werk. W ü r z b u r g 1897.

Bamer,

A l f r e d , österr. Dirigent, K o m p o n i s t , * 11. 1. 1917 St. M a r i e n ( O b e r ö s t e r r e i c h ) , t 1 5 . 1 2 . 1 9 8 2 S a l z b u r g . B. studierte 1936-38 P h i l o s o p h i e an d e r P h i l o s o p h i s c h - T h e o logischen D i ö z e s a n l e h r a n s t a l t L i n z und 1938-40 R e c h t s w i s s e n s c h a f t an d e n Universitäten I n n s b r u c k und W i e n . D a n e b e n bildete er sich an der Violine, a m Klavier und an der Orgel aus, studierte M u s i k t h e o r i e u . a . bei F r a n z X a ver —» M ü l l e r und n a h m U n t e r r i c h t in K o m p o s i t i o n s l e h r e . N a c h d e m K r i e g s d i e n s t ( 1 9 4 0 - 4 5 ) w u r d e B. 1946 C h o r direktor und O r g a n i s t an d e r K a r m e l i t e n k i r c h e W i e n . Seit 1947 S e k r e t ä r der D i ö z e s a n k o m m i s s i o n f ü r K i r c h e n m u s i k der E r z d i ö z e s e W i e n , w u r d e er 1955 w i r k l i c h e s M i t g l i e d und R e f e r e n t der K o m m i s s i o n , d e m heutigen A m t f ü r K i r c h e n m u s i k . B. leitete bis 1971 k i r c h e n m u s i k a l i s c h e A u f f ü h r u n gen u . a . im Ö s t e r r e i c h i s c h e n R u n d f u n k (seit 1948) und bei den W i e n e r F e s t w o c h e n (seit 1952). Er w a r M i t a r b e i t e r d e r Kirchenmusikzeitschriften „Musica divina", „Chorblätter", „ M u s i c a o r a n s " u n d „ S i n g e n d e K i r c h e " und k o m p o n i e r t e u . a . d i e Missa „Fons pietatis" für gemischten Chor a capella (1956). B a n d , Karl (Friedrich Heinrich), Architekt, * 8. 1 1 . 1 9 0 0 Köln, t 6. 10. 1995 K ö l n . D e r S o h n eines A r c h i t e k t e n studierte 1918-21 K u n s t g e schichte in B o n n , 1921-24 A r c h i t e k t u r an d e r T H K a r l s r u h e und arbeitete bis 1928 in v e r s c h i e d e n e n A r c h i t e k t u r b ü r o s . D a n a c h m a c h t e er sich in K ö l n selbständig, bestand 1930 die R e g i e r u n g s b a u m e i s t e r p r ü f u n g und w u r d e P a r t n e r von E d u a r d Endler. D i e erste von ihm selbst e n t w o r f e n e Kirche b a u t e B. 1932 in B i r l i n g h o v e n (St. A u g u s t i n ) . N a c h Reisen d u r c h S c h w e d e n und Italien 1 9 4 9 / 5 0 veränderte er radikal seinen Stil zur M o d e r n e , b e z o g z u n e h m e n d B e ton als G e s t a l t u n g s m i t t e l ein und b a u t e K i r c h e n mit übersichtlichen I n n e n r ä u m e n als Urbanen Kristallisationspunkten. O b g l e i c h in erster L i n i e als K i r c h e n b a u m e i s t e r und -restaurator b e k a n n t , e n t w a r f B . a u c h z a h l r e i c h e W o h n - und G e s c h ä f t s h ä u s e r . Er w a r 1939-45 M i t g l i e d der R e i c h s k a m m e r d e r B i l d e n d e n K ü n s t e , 1946-49 der W i e d e r a u f b a u g e sellschaft K ö l n s und g e h ö r t e 1961-77 d e m G u t a c h t e r a u s s c h u ß b e i m R e g i e r u n g s p r ä s i d e n t e n in K ö l n an. Zu seinen

K i r c h e n b a u t e n zählen St. Elisabeth in M ü l h e i m ( 1 9 5 1 - 5 3 ) , St. S e v e r i n in F r e c h e n ( 1 9 5 6 / 5 7 ) und St. F r a n z i s k u s in B o n n (1960-63).

Bandhauer,

Mauritius Zacharias, Prämonstratenser, G e s c h i c h t s s c h r e i b e r , * 1 8 . 1 0 . 1585 B u r g bei M a g d e b u r g , t 2 4 . 3 . 1657 C h o t i e s c h a u ( B ö h m e n ) . B. trat 1609 in d a s P r ä m o n s t r a t e n s e r s t i f t Tepl ein, w o er S u b p r i o r und Prior w u r d e und e r f o l g r e i c h als P r e d i g e r f ü r d i e G e g e n r e f o r m a t i o n tätig war. B. b e z o g 1628 unter d e m S c h u t z kaiserlicher T r u p p e n d a s L i e b f r a u e n k l o s t e r in M a g d e b u r g und w u r d e z u m E x e k u t o r d e s Restitutionsedikts Kaiser F e r d i n a n d s II. in S a c h s e n : er n a h m die e h e m a l i g e n P r ä m o n s t r a t e n s e r k l ö s t e r Ilfeld und J e r i c h o w in Besitz und w u r d e Propst in J e r i c h o w . Von d e n S c h w e d e n 1631 vertrieben, k a m B. erst n a c h der E r o b e r u n g d u r c h J o h a n n Tserclaes Graf von Tilly w i e d e r n a c h M a g d e b u r g , w o er den B r a n d und d i e P l ü n d e r u n g d e r Stadt miterlebte. Sein T a g e b u c h ü b e r d i e Ereignisse, das er 1633 n i e d e r s c h r i e b (Diarium, in quo triplex rebellio et excidium civitatis Magdeburgensium continetur, a. Chr. 1631), ist die e i n z i g e z e i t g e n ö s s i s c h e Darstellung der V o r g ä n g e a u s katholisch-kaiserlicher Sicht. B. hielt sich 1635 in H o l l a n d auf und w u r d e 1639 Propst d e s Chorfrauenstiftes Chotieschau (Böhmen). LITERATUR: N o r b e r t B a c k m u n d : B., M . Z. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 5 7 4 f.

Bang,

J o h a n n Heinrich Christian, e v a n g . T h e o l o g e , * 1 4 . 8 . 1 7 7 4 G o ß f e l d e n bei M a r b u r g , t 2 . 9 . 1851 H a i n a . B. studierte 1793-96 T h e o l o g i e und Philologie an d e r U n i v . G ö t t i n g e n und ü b e r n a h m 1803 d i e Pfarrstelle seines Vaters in s e i n e m Geburtsort. Er errichtete dort eine private h ö h e r e S c h u l e auf h u m a n i s t i s c h e r G r u n d l a g e , d i e sich bald eines g u t e n R u f s e r f r e u t e und an d e r u. a. Friedrich Carl von Savigny G r i e c h i s c h u n t e r r i c h t g e n o ß . In s e i n e m P f a r r h a u s traf sich der R o m a n t i k e r k r e i s u m J a c o b und W i l h e l m G r i m m , B.s Vettern G e o r g Friedrich und L e o n h a r d C r e u z e r , C l e m e n s und B e t t i n e B r e n t a n o und A c h i m von A r n i m . 1839 w u r d e B. O b e r p f a r r e r in H a i n a . LITERATUR: W i l h e l m S c h o o f : B „ J. H. C. In: N D B , Bd. I, 1953, S. 5 7 5 .

Banholzer,

J o h a n n , Jesuit, T h e o l o g e , * 2 7 . 7 . 1645 K o n s t a n z , t 2 6 . 2 . 1725 M ü n c h e n . N a c h A b s c h l u ß seiner p h i l o s o p h i s c h e n Studien in I n g o l s t a d t ( 1 6 6 6 - 6 9 ) k a m B. nach M ü n c h e n , erhielt 1676 in Eichstätt d i e P r i e s t e r w e i h e und w u r d e 1679 Prof. der P h i l o s o p h i e in Dillingen. 1681 trat B . in d i e G e s e l l s c h a f t Jesu ein, w u r d e 1684 z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t und k a m i m gleic h e n J a h r als Prof. n a c h Freiburg, später n a c h I n g o l s t a d t und schließlich nach I n n s b r u c k , w o er s c h o l a s t i s c h e T h e o logie lehrte. 1695-98 w a r B. R e k t o r des J e s u i t e n k o l l e g s in K o n s t a n z , d a n a c h in Dillingen, w o er 1700 R e k t o r der A k a d e m i e w u r d e , schließlich 1708 in A m b e r g . B. schrieb u . a . Ethica Christiana seu de recta regula morum (1694). WEITERE WERKE: C e n t u r i a c o n c l u s i o n u m p h i l o s o p h i c a r u m . D i l l i n g e n 1682. - S e r m o n e s breves. I n n s b r u c k 1715. - Serm o n e s ad S o d a l e s A c a d é m i c o s . I n n s b r u c k 1716. LITERATUR: V D 17. - Karl F a u ß n e r / R o b e r t L a r s s o n - F o l g e r : B „ J. In: L M U , B d . 1, 1998, S. 31.

Banwart,

Jacob, K o m p o n i s t , * 1 9 . 5 . 1609 S i g m a r i n g e n , t 20. oder 2 1 . 1 2 . 1 6 5 1 K o n s t a n z . B., S o h n eines B i e r b r a u e r s und Wirts, b e k a m ersten M u s i k unterricht w a h r s c h e i n l i c h v o m S i g m a r i n g e r H o f o r g a n i s t e n D a n i e l Bollius. 1629 b e g a n n er an der U n i v . Dillingen d a s S t u d i u m d e r A r t e s liberales, d a s er 1631 mit d e m M a g i stergrad a b s c h l o ß . I m selben J a h r w u r d e er O r g a n i s t an der K o l l e g i a l · und P f a r r k i r c h e St. S t e p h a n in K o n s t a n z , e m p f i n g 1632 die P r i e s t e r w e i h e und w a r 1632-41 z e i t w e i s e Mitglied der H o f k a p e l l e d e s in M e e r s b u r g r e s i d i e r e n d e n K o n s t a n z e r

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Banz Bischofs Johannes Truchseß von Waldburg-Wolfegg. Diesem widmete B. 1641 seinen Liber primus sacrorum concentuum. 1639 wurde ihm vom Konstanzer Domkapitel die Leitung der Sängerknaben der Domkantorei übergeben, und er erhielt die Benefizien am Konstanzer Münster. 1640 trat er die Nachfolge des Konstanzer Domkapellmeisters und Organisten Abraham Megerle an. B. zählt zu den namhaftesten süddeutschen Komponisten der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Er schrieb u.a. geistliche Konzerte, weltliche Generalbaßlieder, Quodlibets, Messen, Chöre und Motetten. LITERATUR: Manfred Schuler: B„ J. In: MGG 2 P, Bd. 2, 1999, Sp. 159 f. - Walter Pass: B„ J. In: NGroveD, Bd. 2, 2 2001, S. 671. B a n z , Heinrich

H e i n r i c h Banz, Bischof von Lebus

B a r b a r o s s a , Christoph, eigentl. Rothbart, luth. Theologe, * 1562 Jever, t 1623. B. entstammte einer Theologenfamilie, die zu den Vorkämpfern der Reformation in Oldenburg gehörte. Er bezog die Univ. Wittenberg und erlangte in Rostock die Magisterwürde. 1589 wurde er Prediger in Otterndorf, 1597 Hauptpastor an der Johanniskirche in Lüneburg, 1599 Pastor in Altenbruch im oldenburgischen Land Hadeln. Später lebte er in Hamburg und Lübeck. B. veröffentlichte zahlreiche Predigten, geistliche Traktate und einen Fluch- und Gotteslästerungs-Spiegel, wider diese erschrecklichen Laster (1617). LITERATUR: VD 16, Β 3271-3278. - VD 17. B a r c k h a u s , Hermann, auch Barkhaus(en), luth. Theologe, * 21. 10. 1629 Herford, t 19.4. 1694 Hannover. Das Studium in Helmstedt und Jena Schloß B. 1655 mit dem Magistergrad ab und war Schulrektor in Lemgo, seit 1660 Prof. der Moral, dann der Theologie in Rinteln. Von 1666 an im Dienst des Bischofs von Osnabrück Herzog Ernst August, wurde B. Konsistorialrat, Hofprediger und Superintendent des Stiftes Osnabrück, 1677 auch von Diepholz. Diese Ämter behielt B. bei, als er dem Herzog 1680 nach Hannover folgte, wo er zum Hofprediger, Konsistorialrat und Generalsuperintendenten von Calenberg berufen wurde. B. wirkte in Hannover an den damaligen Unionsverhandlungen mit den Katholiken mit und war am Zustandekommen vieler toleranter Verfügungen gegenüber Katholiken, Reformierten und Juden beteiligt. LITERATUR: V D 17.

B a r c k h a u s e n , Konrad Heinrich, auch Barckhusen, reformierter Theologe, getauft 3.12. 1677 Detmold, t 5. 8. 1732 Berlin. B., Sohn eines Advokaten und Registrators, wurde Lehrer am Joachimsthalschen Gymnasium und 1715 Rektor des Friedrich Werderschen Gymnasiums in Berlin. Er machte sich durch sein Eingreifen in den anläßlich des hundertjährigen Jubiläums der Confessio Sigismundi unter den reformierten Theologen Berlins 1713/14 geführten Streit um die Prädestinationslehre einen Namen. Gegenüber der unter den Pfarrern verbreiteten, abgemilderten Form des Prädestinationsdogmas vertrat Β. 1713 u. a. in der unter dem Pseudonym Pacificus sincerus erschienenen Schrift Amica collatio doctrinae de gratia quam vera reformata confitetur ecclesia den streng calvinistischen Standpunkt der Erwählung als Teil der Gnade. WEITERE WERKE: Mauritii Neodorpii Calvinus orthodoxus [...]. Berlin 1713. - Beantwortung des kritischen Briefwechsels betreffen Calvini Leben, o. O. u.J. LITERATUR: Karl Müller: B. In: R E \ Bd. 2, 1897, S. 395-398. - Martin Schmidt: B., K. H. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 582 f.

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B a r d e n h e w e r , (Bertram) Otto, auch Bardenheuer, kath. Theologe, * 16.3. 1851 Mönchengladbach, t 23.3. 1935 München. Der Sohn eines Rechtsberaters Schloß das 1868 an der Univ. Bonn begonnene Studium der Theologie und Orientalistik 1873 mit der Promotion zum Dr. phil. ab (In Hermetis Trismegisti qui apud Arabes fertur de castigatione animae libellum prolegomena [...]). 1875 empfing er die Priesterweihe, wurde 1877 in Würzburg zum Dr. theol. promoviert (Des heiligen Hippolytus von Rom Commentar zum Buche Daniel) und habilitierte sich in München. Seit 1884 war er Prof. für alttestamentliche Exegese in Münster. 1886 kehrte er als Prof. für Hermeneutik und neutestamentliche Exegese an die Univ. München zurück und wurde 1924 emeritiert. Als Patrologe machte sich B. durch seine fünfbändige Geschichte der altkirchlichen Literatur ( 1903-32) einen Namen. Er gab u.a. die Biblischen Studien heraus und gehörte der päpstlichen Bibelkommission an. WEITERE WERKE: Patrologie. Freiburg 1894, 3 1910. Der Name Maria. Geschichte der Deutung desselben. Freiburg 1895. - Maria Verkündigung. Ein Kommentar zu Lukas 1,26-38. Freiburg 1905. LITERATUR: Joseph Sickenberger: Erinnerungen an O. B. Freiburg/Breisgau 1937. - Adolf Wilhelm Ziegler: B. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 584 f. - Norbert Trippen: Theologie und Lehramt im Konflikt. Freiburg/Breisgau 1977. - Georg Schöllgen: B„ O. In: LThK\ Bd. 2, 1994, Sp. 2 f. B a r d o , Erzbischof von Mainz, * um 980 Oppershofen/ Wetterau, t 10. / 1 1 . 6 . 1051 Dornloh. B., ein Verwandter der Kaiserin Gisela, trat als Mönch in das Kloster Fulda ein, wurde Dekan, Leiter der Klosterschule und später Propst von St. Andreas am Neuenberg. Seit 1029 war er Abt von Werden, von 1031 an des Klosters Hersfeld. Mit Hilfe der Kaiserin erfolgte noch im selben Jahr seine Erhebung zum Erzbischof von Mainz und zum Erzkanzler. Machtpolitisch trat B. jedoch wenig hervor und nahm nur 1040/41 an den Feldzügen gegen Böhmen teil. In Mainz war er in ständige Auseinandersetzungen mit Klerus und Adel verwickelt. Während seines Episkopats wurde der Mainzer Dom vollendet, dessen Neubau 1036 im Beisein des Kaisers geweiht wurde. Zwei Viten B.s, von denen eine von seinem Zeitgenossen Vulkuld stammt, loben seine Frömmigkeit, Bescheidenheit und Mildtätigkeit. Schon bald nach seinem Tod wurde er als Heiliger verehrt. LITERATUR: Peter Acht: B. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 586. Ludwig Falck: Mainz im frühen und hohen Mittelalter. Düsseldorf 1972, S. 72, 84 ff. u.ö. - Franz Staab: B. In: L T h K \ Bd. 2, 1994, Sp. 3 f. B a r i n g , Franz, luth. Theologe, * 1.2. 1522 Venlo (Niederlande), 1' 1589 Lütau bei Lauenburg. B. trat 1540 in Geldern in den Karmeliterorden ein, war Meßpriester in Köln und Priester im Lüneburgischen. Nach dem Übertritt zum Protestantismus wurde er 1545 Diakon in Krempe in Holstein, 1550 in Buxtehude und übernahm 1558 das Amt des Diakons an St. Petri in Hamburg. Dort stieß er als Anhänger —> Melanchthons auf Schwierigkeiten, was 1563 zu seiner Entlassung führte. B. erhielt das Pastorat an der Maria-Magdalena-Kirche in Lauenburg und war seit 1564 Superintendent. Bei der Generalvisitation 1581/82 wurde ihm nachlässige Amtsführung, Heterodoxie, das Leugnen der Allgegenwart Christi und die Behinderung der Einführung der Konkordienformel im Herzogtum Lauenburg vorgeworfen. Des Superintendentenamts enthoben, erhielt er die Pastorenstelle in Lütau bei Lauenburg, wo er seit 1589 Senior des Ministeriums war. LITERATUR: B r e c h e r : B „ F . In: A D B , B d . 2, 1875, S . 6 6 .

Barth B a r i o n , H a n s , kath. T h e o l o g e , K a n o n i s t , * 16. 1 2 . 1 8 9 9 D ü s s e l d o r f , t 1 5 . 5 . 1973 B o n n . B. studierte T h e o l o g i e an der U n i v . B o n n , e m p f i n g 1924 in K ö l n die P r i e s t e r w e i h e , w u r d e 1928 in B o n n mit einer rechtshistorischen Arbeit z u m Dr. theol., 1930 an d e r Päpstlichen U n i v . G r e g o r i a n a z u m Dr. j u r . can. p r o m o v i e r t und habilitierte sich im selben J a h r in B o n n mit der Schrift Das fränkisch-deutsche Synodalrecht des Frühmittelalters (1931, N a c h d r . 1963) f ü r K i r c h e n r e c h t . Seit 1931 Privatd o z e n t an d e r Staatlichen A k a d e m i e in B r a u n s b e r g (Ostpreußen), w u r d e er 1933 o. Prof. d e s K i r c h e n r e c h t s und D o zentenschaftsleiter, 1936 R e k t o r . 1933 trat er der N S D A P bei u n d betätigte sich im Sinn ihrer politischen Ziele. D a r a u f h i n w a r er ein J a h r lang von der A u s ü b u n g der Weih e g e w a l t suspendiert. D i e a b l e h n e n d e kirchliche R e a k t i o n auf s e i n e E r n e n n u n g z u m O r d i n a r i u s f ü r K i r c h e n r e c h t an der U n i v . M ü n c h e n 1938 f ü h r t e zur S c h l i e ß u n g der dortig e n K a t h o l i s c h - T h e o l o g i s c h e n Fakultät. Seit 1939 hatte B. als N a c h f o l g e r seines L e h r e r s Albert —>Koeniger d a s kirc h e n r e c h t l i c h e O r d i n a r i a t in B o n n i n n e und w a r bis 1945 D e k a n der T h e o l o g i s c h e n Fakultät. N a c h K r i e g s e n d e w u r d e i h m die W i e d e r a u f n a h m e der Lehrtätigkeit v e r w e h r t ; er lebte seither als k a n o n i s t i s c h e r Privatgelehrter. G r u n d l e g e n d f ü r B . s Verständnis von K i r c h e n r e c h t w a r e n der von R u d o l p h —»Sohm in b e z u g auf die kath. K i r c h e f o r m u l i e r t e Kirc h e n b e g r i f f , die P r o b l e m a t i k e i n e r Politischen T h e o l o g i e im A n s c h l u ß an Carl S c h m i t t u n d d a s ius d i v i n u m als Strukturprinzip d e r K i r c h e und d a m i t des g e s a m t e n K i r c h e n rechts. Als „korrekter K a n o n i s t " , d e s s e n A u f g a b e es sei, die d o g m a t i s i e r t e n göttlich-rechtlichen G r u n d l a g e n des k a n o n i schen R e c h t s zu systematisieren, kritisierte B. fortschrittlic h e S t r ö m u n g e n des Z w e i t e n Vatikanischen Konzils. G e s a m m e l t e Schriften B . s e r s c h i e n e n 1984 unter d e m Titel Kirche und Kirchenrecht (hrsg. von W e r n e r B ö c k e n f ö r d e ) . LITERATUR: E u n o m i a . F r e u n d e s g a b e f ü r H. B. z u m 16. D e z . 1969. W ü r z b u r g 1969. - W e r n e r B ö c k e n f ö r d e (Hrsg.): H. B. K i r c h e und K i r c h e n r e c h t . P a d e r b o r n 1984. - Ders.: B., H . In: L T h K 3 , B d . 2, 1994, S p . 6. - M a r i e t h e r e s e K l e i n w ä c h t e r : D a s S y s t e m d e s göttlichen Kirchenrechts. D e r B e i t r a g d e s K a n o nisten H. B. ( 1 8 9 9 - 1 9 7 3 ) zur D i s k u s s i o n ü b e r G r u n d l e g u n g und G r e n z e n des k a n o n i s c h e n R e c h t s . W ü r z b u r g 1996. G e o r g M a y ; B „ H . In; R G G 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1108 f. H a n s - P a u l H ö p f n e r : D i e Universität B o n n i m Dritten R e i c h . B o n n 1999, S. 2 0 2 - 2 1 7 u . ö . - T h o m a s M a r s c h l e r : B „ H . In: B B K L , Bd. 2 2 , 2 0 0 3 , S p . 5 3 - 5 6 .

B a r k e y , Nikolaus, reformierter Theologe, * 1 . 9 . 1 7 0 9 Bremen, t 18.6.1788. B. w u r d e 1732 Vikar in M i d d e l b u r g (Seeland), P r e d i g e r in C l e v e r s k e r k ( W a l c h e r e n ) und 1744 P r e d i g e r in Hülst (Fland e r n ) . 1751 k e h r t e er nach M i d d e l b u r g z u r ü c k und w a r seit 1754 P a s t o r an der S t e p h a n i k i r c h e und Prof. d e r T h e o l o g i e in B r e m e n . N a c h der P r o m o t i o n in G r o n i n g e n ging B . 1765 als P a s t o r der d e u t s c h e n K i r c h e nach D e n H a a g . N e ben t h e o l o g i s c h e n S c h r i f t e n in lateinischer und h o l l ä n d i s c h e r S p r a c h e v e r ö f f e n t l i c h t e er e i n i g e P r e d i g t e n und A b h a n d l u n g e n in d e u t s c h e r S p r a c h e ( u . a . Die christliche Gelassenheit unter der heimsuchenden Hand Gottes, 1766).

Bart,

Georg, evang. Theologe, * Osnabrück, t 3 0 . 9 . 1 5 9 5 . B. w a r in O s n a b r ü c k als P r e d i g e r tätig, hielt sich e i n i g e Zeit in W i t t e n b e r g auf und w u r d e n o c h v o r 1552 D i a k o n an d e r M a r i e n k i r c h e in L ü b e c k , 1557 P r e d i g e r an der Ä g i d i e n k i r c h e . N e b e n einer der vertriebenen K ö n i g i n C h r i s t i n e von D ä n e m a r k g e w i d m e t e n S c h r i f t ü b e r die U n s t e r b l i c h keit d e r S e e l e v e r ö f f e n t l i c h t e er 1552 e i n e g e g e n A n d r e a s —> O s l a n d e r g e r i c h t e t e Gründlike Declaration up Osiandri

Boock van der Justification. 1575 g a b er Ein schoen Geistlick Psalmbook der Euangelischen Historien heraus. LITERATUR: V D 16, β 4 8 8 - 4 9 3 . - Von L a u e : B „ G . In: A D B , B d . 2, 1875, S. 85.

Bartels,

A u g u s t Christian, e v a n g . T h e o l o g e , * 9 . 1 2 . 1 7 4 9 H a r d e r o d e bei B r a u n s c h w e i g , t 1 6 . 1 2 . 1 8 2 6 W o l f e n b ü t t e l . D e r S o h n eines Pastors erhielt nach d e m S t u d i u m d e r T h e o logie in H e l m s t e d t und G ö t t i n g e n 1773 e i n e Pfarrstelle in E i n b e c k . Seit 1778 w a r er P r e d i g e r an der M a r t i n i k i r c h e in B r a u n s c h w e i g , von 1789 an h e r z o g l i c h b r a u n s c h w e i g i scher H o f p r e d i g e r und A b t d e s Klosters R i d d a g s h a u s e n . 1799 w u r d e er erster G e i s t l i c h e r R a t d e s L a n d e s k o n s i s t o r i u m s in W o l f e n b ü t t e l , 1821 d e s s e n Vizepräsident, später Direktor des P r e d i g e r s e m i n a r s von R i d d a g s h a u s e n , P r o p s t d e s B r a u n s c h w e i g e r K r e u z - und Ä g i d i e n k l o s t e r s , M i t g l i e d der L a n d s t ä n d e und d e s l a n d s t ä n d i s c h e n A u s s c h u s s e s . B. w a r an der E i n f ü h r u n g der S y n o d a l o r d n u n g von 1801, d e r Verbess e r u n g d e s B i l d u n g s w e s e n s u n d der G e s t a l t u n g der L a n d e s v e r f a s s u n g beteiligt. N e b e n zahlreichen Predigten v e r f a ß t e er u. a. Ueber Werth und die Wirkungen der Sittenlehre Jesu (2 Tie., 1 7 8 8 / 8 9 ) . LITERATUR: Spehr: B „ A. C. In: A D B , Bd. 2, 1875, S. 85 f.

Bartels,

Petrus Georg, reformierter Theologe, Geschichtsf o r s c h e r , * 1 9 . 2 . 1832 E m d e n , t 22. 10. 1907 A u r i c h . B., S o h n eines S c h n e i d e r s , lehrte nach d e m S t u d i u m der T h e o l o g i e in G ö t t i n g e n 1855 an v e r s c h i e d e n e n S c h u l e n in O s t f r i e s l a n d und trat 1857 seine e r s t e Pfarrstelle in M i t l i n g - M a r k an. 1864 w u r d e er S u p e r i n t e n d e n t der vierten r e f o r m i e r t e n I n s p e k t i o n , 1865 von O s t f r i e s l a n d , K o n s i s t o r i u m s m i t g l i e d und r e f o r m i e r t e r P r e d i g e r in A u r i c h . Er f ö r d e r t e d e n Z u s a m m e n s c h l u ß der r e f o r m i e r t e n G e m e i n d e n im H a n n o v e r s c h e n zu B e g i n n der a c h t z i g e r Jahre und w u r d e z u m G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t e n der G e s a m t k i r c h e e r h o b e n . B. b e s c h ä f t i g t e sich mit d e r G e s c h i c h t e d e r r e f o r m i e r t e n Kirc h e s o w i e mit d e r L a n d e s - , Literatur- und S p r a c h g e s c h i c h t e Ostfrieslands. LITERATUR: H a n s - G e o r g Bd. 15, 1999, Sp. 86-93.

Ulrichs: B., P. G . In:

BBKL,

Barth,

A l f r e d , kath. T h e o l o g e , Katechet, * 6 . 2 . 1907 E s s l i n g e n , t 1 2 . 2 . 1 9 8 1 B ö b i n g e n an der R e m s . B. w u r d e n a c h d e m S t u d i u m der T h e o l o g i e 1937 S u b r e g e n s und L e h r b e a u f t r a g t e r f ü r Katechetik a m P r i e s t e r s e m i nar R o t t e n b u r g . 1947 g i n g er als S t a d t p f a r r e r n a c h Tuttlingen. 1955 arbeitete er a m Katholischen Katechismus der Bistümer Deutschlands mit. 1961 b e a u f t r a g t e ihn d e r D e u t s c h e K a t e c h e t e n v e r e i n M ü n c h e n mit der Vorbereitung der G r ü n d u n g d e s Instituts f ü r K a t e c h e t i k und H o m i l e t i k , dessen D i r e k t o r B. 1964 w u r d e . E r v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Katechetisches Handbuch zum katholischen Katechismus (1955-57, 1 9 6 0 / 6 1 ) , Familienbuch zum Katechismus ( 1 9 6 5 ) und Die Bibel im Religionsunterricht (1973). B. profilierte sich in seinen S c h r i f t e n als Vertreter der K e r y g m a - K a t e c h e s e m i t V e r b i n d u n g e n zur T ü b i n g e r S c h u l e . LITERATUR: H a n s S c h u h : B., A . In: L T h K 3 , Bd. 2, 1994, S p . 35.

Barth,

( M a g d a l e n e W i l h e l m i n e ) C a r o l a , Lehrerin, T h e o l o gin, Politikerin, * 2 4 . 9 . 1879 B a d Salzschlirf, t 1 7 . 5 . 1 9 5 9 Frankfurt /Main. B., T o c h t e r eines R e c h t s a n w a l t s , w u r d e 1907 in J e n a als erste Frau an einer d e u t s c h e n U n i v . zur Lizentiatin der T h e o logie p r o m o v i e r t ( D i e Interpretation des Neuen Testaments in der Valentinianischen Gnosis). N a c h der R ü c k k e h r von einer R e i s e zu d e n g r o ß e n A u s b i l d u n g s s t ä t t e n d e r Mittelm e e r l ä n d e r 1 9 0 8 / 0 9 w a r sie bis 1921 R e l i g i o n s p ä d a g o g i n in F r a n k f u r t und seit 1921 S c h u l d i r e k t o r i n in K ö l n . 1934 w u r d e sie aus d e m S c h u l d i e n s t entlassen. B. w u r d e 1913

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Barth Vorstandsmitglied der International U n i o n of Liberal C h r i stian W o m e n , w a r Vorsitzende d e s Vereins f ü r religiöse Erz i e h u n g und g e h ö r t e den Vorständen d e s B u n d e s f ü r d i e R e f o r m des R e l i g i o n s u n t e r r i c h t s und d e s R e i c h s b u n d e s f ü r R e l i g i o n s u n t e r r i c h t u n d religiöse E r z i e h u n g an. Seit 1919 w a r sie Fachvertreterin f ü r d e n e v a n g . R e l i g i o n s u n t e r r i c h t im D e u t s c h e n E v a n g e l i s c h e n K i r c h e n a u s s c h u ß . B. setzte sich f ü r einen e n t w i c k l u n g s p s y c h o l o g i s c h und r e l i g i o n s g e s c h i c h t lich b e g r ü n d e t e n R e l i g i o n s u n t e r r i c h t ein. 1919-21 g e h ö r t e sie als A b g e o r d n e t e d e r D e u t s c h e n D e m o k r a t i s c h e n Partei d e m F r a n k f u r t e r S t a d t p a r l a m e n t an. N a c h K r i e g s e n d e Mitglied d e s F r a n k f u r t e r B ü r g e r r a t s , w a r sie 1946-54 Stadtverordnete der C D U . LITERATUR: D a g m a r H e n z e : Z w e i Schritte v o r und einer z u r ü c k . C. B. - e i n e T h e o l o g i n auf d e m W e g z w i s c h e n C h r i s t e n t u m u n d F r a u e n b e w e g u n g . N e u k i r c h e n - V l u y n 1996. Dies.: B „ C. In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 1137. B a r t h , Christian Gottlob, e v a n g . T h e o l o g e , Schriftsteller, * 3 1 . 7 . 1 7 9 9 Stuttgart, t 1 2 . 1 1 . 1 8 6 2 C a l w . B., S o h n eines H a n d w e r k e r m e i s t e r s , studierte, e r m u n t e r t von Heinrich —> Jung-Stilling, seit 1817 in T ü b i n g e n T h e o l o g i e . 1821 w u r d e er Vikar in N e c k a r w e i h i n g e n , 1822 P f a r r v e r w e s e r in D o r n h a n und E f f r i n g e n , 1824 P f a r r e r von M ö t t lingen bei C a l w . Dort erschien 1828 seine erste E r z ä h l u n g Der arme Heinrich. 1833 legte B. sein P f a r r a m t n i e d e r und g r ü n d e t e d e n C a l w e r Verlagsverein, der in der Folgezeit christliche K i n d e r - u n d S c h u l b ü c h e r , J u g e n d b l ä t t e r und S c h r i f t e n zur F ö r d e r u n g der ä u ß e r e n und inneren M i s sion h e r a u s g a b . B. vertrieb a u c h M i s s i o n s b l ä t t e r und n a h m an M i s s i o n s t a g u n g e n teil. N e b e n zahlreichen J u g e n d b ü c h e r n schrieb er u . a . e i n e Christliche Kirchengeschichte (1835, 24 1 9 0 5 ) und e i n e Geschichte Württembergs (1842, f '1898). S e i n e 1832 e r s t m a l s e r s c h i e n e n e n Zweymal zwey und fünfzig biblischen Geschichten für Schulen und Familien w u r d e n ein Bestseller mit 87 Ü b e r s e t z u n g e n und bis 1945 f a s t 5 0 0 A u f l a g e n . M i t H i l f e seiner w e l t w e i t e n M i s s i o n s v e r b i n d u n g e n trug B. e i n e g r o ß e v ö l k e r k u n d l i c h e S a m m l u n g zus a m m e n , d i e später in die N a t u r a l i e n k a b i n e t t e von M ü n c h e n u n d Stuttgart g e l a n g t e . WEITERE WERKE: Christliche G e d i c h t e . Stuttgart 1836. M i s s i o n s l i e d e r . C a l w 1864. LITERATUR: Karl W e r n e r : C. G . B. 3 Bde., C a l w 1865-1869. - Karl F r o h n m e y e r : B., C . G. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 6 0 1 . - W e r n e r R a u p p : B., C. G . In: L T h K \ B d . 2, 1994, Sp. 35. - Ders.: C . G. B., S t u d i e n zu L e b e n und Werk. Stuttgart 1998. - Ders.: B „ C. G. In: R G G 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1137 f. - Ders.: B., C. G . In: B B K L , Bd. 18, 2 0 0 1 , Sp. 125-152. B a r t h , Fritz, schweizer, e v a n g . T h e o l o g e , * 25. 10. 1856 Basel, f 2 5 . 2 . 1 9 1 2 Bern. Der in e i n e m P f a r r h a u s in Basel a u f g e w a c h s e n e B. b e g a n n d a s T h e o l o g i e s t u d i u m 1874 an d e r dortigen Universität, w o ihn b e s o n d e r s Friedrich —» N i e t z s c h e und J a c o b B u r c k h a r d t b e e i n d r u c k t e n . N a c h der F o r t s e t z u n g d e s S t u d i u m s in Leipzig und T ü b i n g e n trat er 1879 e i n e Pfarrstelle in Reitnau ( A a r g a u ) an, e r w a r b 1881 d e n L i z e n t i a t e n g r a d und w u r d e 1886 als L e h r e r f ü r K i r c h e n g e s c h i c h t e und N e u e s T e s t a m e n t an d i e P r e d i g e r s c h u l e in Basel b e r u f e n . 1889 habilitierte er sich in B e r n und w u r d e dort 1891 a. o. Prof., 1895 o. Prof. der K i r c h e n g e s c h i c h t e . B. w a r M i t g l i e d des S y n o d a l r a t s d e r b e r n i s c h e n r e f o r m i e r t e n Kirche. Er v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Die Hauptprobleme des Lebens Jesu ( 1 8 9 9 , 5 1 9 1 8 ) . Er w a r d e r Vater von Karl - » B . WEITERE WERKE: D a s J o h a n n e s e v a n g e l i u m und d i e s y n o p tischen E v a n g e l i e n . L i c h t e r f e l d e 1905. - E i n l e i t u n g in d a s N e u e T e s t a m e n t . Gütersloh 1908, 5 1 9 2 1 . - C h r i s t u s u n s e r e

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H o f f n u n g . S a m m l u n g von religiösen R e d e n und Vorträgen. B e r n 1913 (mit b i o g r a p h i s c h e m Vorwort von M o r i t z L a u t e r berg). B a r t h , Karl, s c h w e i z e r , e v a n g . T h e o l o g e , * 1 0 . 5 . 1886 Basel, t 1 0 . 1 2 . 1 9 6 8 B a s e l . A l s ältester S o h n d e s pietistisch-konservativen B a s l e r (später B e r n e r ) T h e o l o g i e p r o f e s s o r s Fritz —»B. und seiner a u s o r t h o d o x - r e f o r m i e r t e r H e r k u n f t s t a m m e n d e n Frau w u c h s B. seit 1889 in B e r n auf. D o r t b e g a n n er 1904 d a s S t u d i u m der T h e o l o g i e , d a s er - nach A u f e n t h a l t e n in Berlin, w o er in A d o l f ( v o n ) —»Harnack einen i m p o n i e r e n d e n L e h r e r f a n d , und in T ü b i n g e n , w o ihn der B e r n e r Vorgänger sein e s Vaters, A d o l f - ^ S c h l a t t e r , u n b e e i n d r u c k t ließ - 1908 dort a u c h a b s c h l o ß . D a s f o l g e n d e J a h r v e r b r a c h t e er als R e d a k t i o n s g e h i l f e der „Christlichen W e l t " bei M a r t i n —»Rade in M a r b u r g , e i n e m Z e n t r u m m o d e r n e r , „liberaler" T h e o l o gie. D i e in dieser Zeit v e r f a ß t e n ersten A u f s ä t z e weisen B. als e n g a g i e r t e n Vertreter dieser t h e o l o g i s c h e n R i c h t u n g , namentlich als S c h ü l e r d e s M a r b u r g e r S y s t e m a t i k e r s W i l h e l m —» H e r r m a n n , aus. N a c h kurzer Tätigkeit als H i l f s p r e d i g e r in G e n f ( 1 9 0 9 / 1 0 ) w a r B. von 1911-22 P f a r r e r in d e r A r b e i t e r und B a u e r n g e m e i n d e S a f e n w i l / A a r g a u . 1913 heiratete er N e l l y H o f f m a n n . 1915 w u r d e er M i t g l i e d der s o z i a l d e m o kratischen Partei d e r S c h w e i z , in der er bis zu seiner Ü b e r s i e d l u n g n a c h D e u t s c h l a n d mitarbeitete. In der S a f e n w i l e r Zeit v o l l z o g sich ein t h e o l o g i s c h e r U m b r u c h , der mit der G e w i n n u n g der Position endete, die B. e r s t m a l s ö f f e n t l i c h e B e a c h t u n g e i n b r a c h t e . A u s l ö s e r f ü r diesen W a n d e l w a r d a s von B. e m p f u n d e n e B e d ü r f n i s , d i e sozialen S p a n n u n g e n in der G e m e i n d e e b e n s o w i e d i e d u r c h d e n Ersten Weltkrieg v e r u r s a c h t e n g e s e l l s c h a f t l i c h - p o l i t i s c h e n V e r w e r f u n g e n explizit theologisch zu b e g r e i f e n . D a f ü r stand e n i h m v e r s c h i e d e n e T r a d i t i o n s h i n t e r g r ü n d e zur V e r f ü g u n g : E i n m a l d i e religiös-soziale B e w e g u n g in der S c h w e i z , d i e f ü r B. vor a l l e m in der P e r s o n H e r m a n n —» Kutters b e d e u t s a m w u r d e . S o d a n n die d u r c h d i e s c h w ä b i s c h e n T h e o l o g e n J o h a n n C h r i s t o p h - » B l u m h a r d t und d e s s e n S o h n , C h r i s t o p h —» B l u m h a r d t , vertretene A u f f a s s u n g von der wirklichkeitsv e r ä n d e r n d e n K r a f t der F r ö m m i g k e i t . Schließlich der n e u kantianische Konstruktivismus des Marburger jüdischen Phil o s o p h e n H e r m a n n —» C o h e n . D i e s e I m p u l s e v e r ä n d e r t e n B . s W a h r n e h m u n g der B i b e l , die ihm nun als D o k u m e n t bew e g e n d e r G o t t e s k r a f t galt, und z w a r g e r a d e in d e m parad o x e n Sinn, d a ß e s die F e r n e , die A n d e r s h e i t G o t t e s geg e n ü b e r d e m M e n s c h e n und s e i n e m G l a u b e n war, d i e als A u s d r u c k seiner N ä h e zu M e n s c h und Welt zu d e u t e n gef o r d e r t w u r d e . D e r s c h e i n b a r t a u t o l o g i s c h e Satz „ G o t t ist G o t t " bringt - als m e n s c h l i c h e A u s s a g e - d i e s e D o p p e l heit e x a k t z u m A u s d r u c k . D a s D o k u m e n t , d a s d i e s e Einsicht m a n n i g f a c h variierte, w a r B . s Römerbrief ( 1919, s c h o n E n d e 1918 e r s c h i e n e n ) . D i e s e s B u c h f a n d d u r c h s e i n e unmittelbare V e r b i n d u n g der G a t t u n g e n B i b e l k o m m e n t a r und G e g e n w a r t s d e u t u n g , g e f ö r d e r t d u r c h den e x p r e s s i o n i s t i s c h e n Sprachstil d e r Zeit, breite ö f f e n t l i c h e R e s o n a n z . M i t dieser A k t u a l i t ä t s d i a g n o s e im G e w a n d direkt religiöser S p r a c h e erregte B. nicht n u r starke A u f m e r k s a m k e i t in d e r geistigliterarischen Welt, s o n d e r n f a n d z u m a l , verstärkt d u r c h e i n e R e i h e von Vorträgen, G e h ö r in der P f a r r e r s c h a f t . D a m i t w u r d e er z u m W o r t f ü h r e r d e r seit 1922 so b e z e i c h n e t e n „ D i a l e k t i s c h e n T h e o l o g i e " . Z u s a m m e n mit s e i n e m persönlic h e n F r e u n d E d u a r d —»Thurneysen in d e r S c h w e i z s o w i e Friedrich —»Gogarten und G e o r g —»Merz in D e u t s c h l a n d g a b B. das R i c h t u n g s o r g a n d e r S c h u l e „ Z w i s c h e n d e n Z e i t e n " ( 1 9 2 2 - 3 3 ) heraus. In den U m k r e i s der S c h u l e g e h ö r t e n weiter Emil —»Brunner und in g e w i s s e r Hinsicht a u c h R u dolf —»Bultmann. D i e B . - F o r s c h u n g diskutiert h e u t e d i e A l ternative, o b e s sich in dieser ersten t h e o l o g i s c h e n K o n z e p tion B . s u m d e n Versuch handelt, e i n e (sozialistisch inspirierte) a n t i d e m o k r a t i s c h e religiöse G e g e n w e l t a u f z u b a u e n ,

Barth oder um die religiöse Deutung einer Moderne, die sich nicht mehr systematisch-begrifflich vereinheitlichen läßt; dann wäre darin eine Strategie gesucht, den Ambivalenzen der Moderne standzuhalten. Der R ö m e r b r i e f k o m m e n t a r - den B. in einer 1922 erschienenen zweiten Auflage einer gründlichen Revision unterzog, die freilich trotz Veränderung der leitenden Vorstellungskategorien nur den Grundgedanken von der absoluten Nähe des unendlich fernen Gottes verstärkte - brachte B. den Ruf auf die neuerrichtete Honorarprofessur für reformierte Theologie an der Univ. Göttingen, die er 1921 antrat. Der Wechsel ins akademische Lehramt, d e m er bis zu seiner Emeritierung 1962 treu blieb, hatte f ü r B. eine thematische Verbreiterung und eine historische Vertiefung seiner Theologie zur Folge, ohne indes eine positionelle Veränderung nötig zu machen. In Göttingen schärfte sich - in Abgrenzung vom dortigen, in sich uneinheitlichen Luthertum (Emanuel —> Hirsch, Carl Stange) - das reformierte Profil der Theologie B.s. 1926 nahm er einen Ruf an die Univ. Münster an, die ihm bereits 1922 den Grad eines D. theol. verliehen hatte. In Münster, wo seit 1929 Charlotte von —> Kirschbaum seine ständige Mitarbeiterin wurde, veröffentlichte er, seine Göttinger Vorlesungen über die Dogmatik bündelnd, die Prolegomena der Christlichen Dogmatik im Entwurf (1927), den ersten Band einer dann abgebrochenen Gesamtdogmatik, gewissermaßen die dogmatische Letztgestalt der „dialektischen Theologie". Mit d e m Wechsel an die Univ. Bonn 1930 fiel eine wesentliche Revision der „dialektischen Theologie" zusammen. Ihr entscheidendes Motiv ist die Einsicht, daß es unzureichend ist, die Bejahung der Andersheit Gottes hauptsächlich in der Weise einer Verneinung des Menschlichen vorzubringen. Die frühere Aussage, Gott sei der „ganz andere", wurde als durch die bloße Negation immer noch zu sehr vom Menschen her gedacht eingesehen. Statt dessen sollte nun gelten: Gerade der in der geschichtlichen Person Jesu Christi sich selbst (nicht-dialektisch) verendlichende Gott ist der wahre Gott. Erst mit diesem Gedanken erlangte die Theologie B.s die bereits anfänglich erstrebte Autonomie. Durch ihn wurde aber auch das geschichtliche Gegebensein der kirchlichen Verkündigung und der Heiligen Schrift methodisch („per analogiam fidei", wie B. sagt) anschlußfähig an den „ganz anderen" Gott. Aus dieser Weichenstellung ging B.s monumentales, aber unvollendetes Hauptwerk Die Kirchliche Dogmatik (KD) hervor (4 Bde. in 13 Teilbänden, 1932-67). In der KD führte B. den Grundgedanken von der wesentlichen Besonderung („Offenbarung") Gottes in Jesus Christus als Prinzip aller ihrer Einzelaussagen durch (Prolegomena, KD I). Das Werk war scheinbar traditionell, nämlich nach der Trinitätslehre aufgebaut, doch gelangte B. in Wahrheit zu erheblichen Veränderungen der christlichen Dogmatik. In der Gotteslehre (KD II), vor allem in der hier behandelten Prädestinationslehre (KD 11,2), legte B. dar, daß Gottes Selbstbestimmung schon immer seine Selbstbestimmung zum Menschen sei. In der Anthropologie (KD 111,2) unterstrich er, daß menschliches Selbstsein wesentlich Selbstsein mit und vor Gott ist. In der Versöhnungslehre (KD IV) machte er die prinzipielle Kraft der Besonderung Gottes unter d e m Aspekt seiner Selbstaktualisierung zum T h e m a . Der ausgreifende U m f a n g der KD folgte konsequent ihrem einen und einzigen T h e m a ; dieses wurde an j e d e m Ort von A n f a n g an, also in stets gleicher religiöser Unmittelbarkeit, zum Gegenstand geistlicher Meditation gemacht. Die systematisch prägende Kraft des Grundgedankens verlangte mit prinzipiellem Gewicht nach einer nichtsystematischen, pluralen Darstellung. Damit führte B. als erster den Typ einer nach-modernen Dogmatik herauf, deren Reichweite noch nicht abzuschätzen ist. Gleichzeitig sorgte die Ö f f n u n g zur geschichtlichen Wirklichkeit der Kirche für eine

in der Rezeption (wie auch in der heutigen B.-Forschung) andauernde Irritation; denn damit schienen eine theologische Rechtfertigung kirchlichen Bestandes und eine Untermauerung kirchlicher B e s t i m m u n g s w ü n s c h e der Gesellschaft verbunden zu sein. Dieser Eindruck wurde durch die religiös-traditionelle Sprache der KD genährt. Es konnte der Anschein entstehen, als sei die religiöse Gegenwelt des Römerbriefs in der KD durch eine kirchliche Gegenwelt abgelöst worden. In welchem M a ß e B.s Theologie tatsächlich kirchlich-praktische Folgen zeitigen konnte, erwies sich im „Dritten Reich". Denn die A u t o n o m i e der Kirche ergab sich als konsequentes Postulat aus der A u t o n o m i e der Theologie im Sinne der KD. Als der Nationalsozialismus die Selbstbestimmung der evangelischen Kirchen aufzuheben trachtete, widersprach d e m die wesentlich von B. formulierte Barmer Theologische Erklärung von 1934, eine aktuell pointierte bekenntnisartige Lehrzusammenstellung, die als Kurzfassung der Theologie B.s gelten kann. Sein theologisches Schaffen und politisches Wirken - er war 1931 in die S P D eingetreten und gehörte ihr bis zu ihrem Verbot im Juni 1933 an - wurde seither ein (freilich intern kontroverser) Kristallisationspunkt des Kirchenkampfes der Bekennenden Kirche (BK). Dabei war die Frage strittig, ob die beanspruchte Autonomie der Kirche lediglich der Wahrung ihrer überkommenen Gestalt dienen oder eine Selbstveränderung der Kirche einleiten sollte. B.s Theologie bewegte sich zwischen kirchlicher Bestandserhaltung und theologischer Kirchenkritik. Als B. sich weigerte, den Beamteneid auf Adolf Hitler abzulegen, wurde er 1935 in den Ruhestand versetzt. Er verließ Deutschland und lebte und lehrte bis zu seinem Tod in seiner Heimatstadt. A u c h von Basel aus behielt B. Kontakt zur B K in Deutschland. Als nach d e m Zweiten Weltkrieg manche Schüler B.s in wichtige kirchenleitende Positionen vor allem im Bereich der Evangelischen Kirche der Union einrückten und andere bedeutende Lehrstühle an den evang. Fakultäten einnahmen, offenbarte sich der kirchenpolitische Zwiespalt der Theologie B.s erneut, da dieselbe in der Fassung der B a r m e r Erklärung als Fundament kirchlicher Gestaltung in Anspruch g e n o m m e n wurde, diese konstruktive Funktion aber mit der theologischen Selbstkritik unvermittelt blieb. Während des „Kalten Kriegs" wandte sich B. in einer Vielzahl von aktuellen Beiträgen gegen eine neuerliche, nun auf die Einheit von Westorientierung und A n t i k o m m u n i s m u s eingestellte, ideologische Rolle der Kirche. Zeitweilig hatte er wohl, beide Seiten des Ost-West-Konflikts kritisierend, so etwas wie einen „dritten W e g " im Auge. Intensiv beteiligte er sich an den Vorbereitungen zur Gründung des Ökumenischen Rates der Kirchen 1948 in Amsterdam; das war sein d e m eigenen Grundimpuls entspringender Beitrag zur Überwindung der konfessionellen Grenzen des Christentums. B.s Konzentration auf die Rolle der Kirche in der Nachkriegszeit war zwar theologisch schlüssig, trug ihm jedoch Gegnerschaft ein und bewirkte faktisch eine Einschränkung seiner Wirksamkeit. Im Unterschied etwa zur Theologie Rudolf Bultmanns, die mit dem P r o g r a m m der Entmythologisierung und der existentialen Interpretation der Bibel stärker in der Lage war, auf die Veränderungen der M o d e r n e geistesgeschichtlich zu reagieren, schien B.s Theologie antimodern befangen, neo-orthodox. So blieb der sich in Deutschland nach dem Krieg etablierenden Schule B.s - anders als seinerzeit d e m Lehrer - eine in die Breite der Gesellschaft wirkende geistige und geistliche Interpretationskraft versagt. Zu einer späten kontroversen Debatte k a m es noch einmal über die Kindertaufe, deren theologische Legitimität B. im letzten (Fragment-)Band der KD (IV,4), konsequent vom Gedanken geistlicher Selbstbestimmung der Kirche geleitet, in Frage stellte. B. erhielt eine Vielzahl akademischer Ehrungen, zuletzt kurz vor seinem Tod den Sigmund-Freud-Preis für Wissenschaft-

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Barthel liehe Prosa d e r D e u t s c h e n A k a d e m i e f ü r S p r a c h e und D i c h tung. N a c h d e m Tod B . s spaltete sich seine S c h u l e in einen „ l i n k e n " , d i e g e s e l l s c h a f t l i c h - p o l i t i s c h e G e n e s e seiner T h e o logie b e t o n e n d e n , u n d einen „ r e c h t e n " , d i e i n n e r t h e o l o g i s c h e L o g i k a k z e n t u i e r e n d e n , Flügel. E i n e G e s a m t a u s g a b e seiner W e r k e ( o h n e KD) ist im E r s c h e i n e n . D i e w i s s e n s c h a f t l i c h e B e s c h ä f t i g u n g mit B. ist Uber d i e P h a s e d e s A n s c h l u s s e s b z w . d e s W i d e r s p r u c h s h i n a u s zur H i s t o r i s i e r u n g ü b e r g e g a n g e n . D i e kath. B . - D e u t u n g ( H a n s Urs von —> B a l t h a s a r ) hat d i e s e m Interesse vorgearbeitet, ind e m sie B s W e r k v o r d e m H i n t e r g r u n d d e s D e u t s c h e n Idealismus deutete. H e u t e wird d a s A u g e n m e r k i m m e r stärker auf die e r w ä h n t e n theologisch-politischen Irritationen gerichtet, d i e mit B . s a u t o n o m - t h e o l o g i s c h e r Z e i t d e u t u n g verb u n d e n sind. B . s T h e o l o g i e besitzt in m e t h o d i s c h e m Sinn b l e i b e n d e Z u k u n f t s b e d e u t u n g , w e n n es gelingt, d i e von ihm in A n s p r u c h g e n o m m e n e A u t o n o m i e der R e l i g i o n a u c h mit n i c h t t h e o l o g i s c h e n A r g u m e n t e n als zeitadäquat d a r z u tun. B. bearbeitete w i e kein a n d e r e r T h e o l o g e in d i e s e m J a h r h u n d e r t die g e s e l l s c h a f t l i c h - p o l i t i s c h e n U m b r ü c h e d e r Zeit mit a u t o n o m - t h e o l o g i s c h e n Mitteln. S e i n e steten A b g r e n z u n g e n zur P h i l o s o p h i e und g e g e n ü b e r d e r M o d e r n e standen i m D i e n s t d i e s e r aktuellen Z e i t w a h r n e h m u n g . In der K i r c h e g a b er mit der V e r s e l b s t ä n d i g u n g d e r T h e o logie A n s t ö ß e zu k i r c h l i c h - g e s e l l s c h a f t l i c h e n V e r ä n d e r u n g e n . In der T h e o l o g i e v o l l e n d e t e er mit seiner e x k l u s i v t h e o l o g i s c h e n B e g r ü n d u n g der S e l b s t ä n d i g k e i t der (christlichen) R e l i g i o n f a k t i s c h den M e t h o d e n w e c h s e l d e r T h e o l o gie, d e n Friedrich S c h l e i e r m a c h e r eingeleitet hatte. Dabei bildete seine P e r s o n (als „ t h e o l o g i s c h e E x i s t e n z " ) e x e m p l a risch d e n integrierenden P u n k t von t h e o l o g i s c h e n u n d politischen Ä u ß e r u n g e n ; a u c h d a s ist e i n e F o l g e seiner auf d e n S e l b s t v o l l z u g des G l a u b e n s eingestellten T h e o l o g i e . LITERATUR: H a n s Urs von Balthasar: K. B . D a r s t e l l u n g u n d D e u t u n g seiner T h e o l o g i e . (Köln und Ö l t e n 1951, K ö l n 1962) E i n s i e d e l n 1976. - E b e r h a r d B u s c h : K . B . s L e b e n s lauf. N a c h seinen B r i e f e n und a u t o b i o g r a p h i s c h e n Texten. M ü n c h e n 1975. G ü t e r s l o h s 1 9 9 3 . - Walter K r e c k : G r u n d e n t s c h e i d u n g e n in K. B . s D o g m a t i k . Z u r D i s k u s s i o n seines Verständnisses von O f f e n b a r u n g und E r w ä h l u n g . N e u k i r c h e n 1978. - E b e r h a r d J ü n g e l : B „ K . In: T R E , Bd. 5, 1980, S. 2 5 1 - 2 6 8 . - Ders.: B . - S t u d i e n . Z ü r i c h / K ö l n und G ü t e r s l o h 1982. - B i b l i o g r a p h i e K. B. Bd. 1: V e r ö f f e n t l i c h u n g e n von K. B. In V e r b i n d u n g mit der U B T ü b i n g e n und d e m Institut f ü r H e r m e n e u t i k an d e r U n i v . T ü b i n g e n hrsg. v. H a n s - A n t o n D r e w e s . Z ü r i c h 1984. B d . 2: V e r ö f f e n t l i c h u n g e n ü b e r K. B. Z ü r i c h 1992. - G e o r g Pfleiderer: K. B.s p r a k t i s c h e T h e o logie. Z u G e n e s e u n d K o n t e x t e i n e s p a r a d i g m a t i s c h e n E n t w u r f s s y s t e m a t i s c h e r T h e o l o g i e im 20. J a h r h u n d e r t . T ü b i n gen 2000. Dietrich Korsch

Barthel,

J o h a n n Karl R u d o l p h , kath. T h e o l o g e , * 2. 12. 1802 Breslau, f 2 6 . 1 . 1861 B r e s l a u . D a s S t u d i u m der A l t p h i l o l o g i e an d e n Universitäten B r e s l a u und Berlin g a b B. z u g u n s t e n der kath. T h e o l o g i e auf. A n der U n i v . Breslau w u r d e 1828 e i n e t h e o l o g i s c h e A b h a n d lung B . s p r ä m i e r t . A u c h als K a p l a n in N e i s s e ( 1 8 2 9 - 3 2 ) gew a n n B. mit seinen A r b e i t e n ü b e r religiöse F r a g e n e i n i g e Preise; 1832 erhielt er d i e Pfarrei von G r o ß - H a r t m a n n s d o r f . 1833 w u r d e er I n s p e k t o r der kath. S c h u l e n i m Kreis B u n z lau, 1837 D i r e k t o r d e s S e m i n a r s in P a r a d i e s (Prov. P o s e n ) , 1840 d e s S e m i n a r s in Breslau, 1846 R e g i e r u n g s - und kath. Schulrat in Liegnitz. B. v e r f a ß t e p ä d a g o g i s c h e W e r k e , u. a. ein Handbuch zur biblischen Geschichte für Katecheten und Lehrer (3 Bde., 1853-55).

Barthel,

J o h a n n Kaspar, kath. T h e o l o g e , K a n o n i s t , * 1 0 . 6 . 1697 Kitzingen ( F r a n k e n ) , f 8 . 4 . 1 7 7 1 W ü r z b u r g . B., S o h n eines F i s c h e r s , b e s u c h t e d a s P r i e s t e r s e m i n a r in W ü r z b u r g , e m p f i n g 1721 d i e P r i e s t e r w e i h e , w u r d e P a g e n -

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H o f m e i s t e r und 1723 K a p l a n a m Julius-Spital. Vom W ü r z b u r g e r Fürstbischof z u m S t u d i u m nach R o m geschickt, w u r d e er dort z u m D o k t o r b e i d e r R e c h t e p r o m o v i e r t . Seit 1727 w i r k t e er in W ü r z b u r g als R e g e n s des S e m i n a r s St. Kilian und als Prof. des k a n o n i s c h e n R e c h t s an der Universität. 1728 w u r d e er z u m B i s c h ö f l i c h e n Geistlichen R a t e r n a n n t , 1729 z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t . Seit 1738 K a n o n i kus b e i m Stift H a u g in W ü r z b u r g , w u r d e er 1744 G e h e i m e r R a t und 1754 D e c h a n t dieses Stiftes. B. setzte sich u . a . in seiner S c h r i f t De Concordatis Germaniae f ü r d a s K o n k o r d a t und d i e U n a b h ä n g i g k e i t d e r E p i s k o p a t e von der K u r i e ein. A n d e r U n i v . f ü h r t e er e i n e n e u e L e h r m e t h o d e des k a n o n i s c h e n R e c h t s ein und v e r ö f f e n t l i c h t e zahlreiche j u r i s t i s c h e und t h e o l o g i s c h e U n t e r s u c h u n g e n . WEITERE WERKE: D e pallio. Würzburg 1753. - Annotationes ad universum ius canonicum. Köln, Frankfurt/Main 1757. LITERATUR: Heribert R a a b : J. K. B.s Stellung in der D i s k u s s i o n u m die C o n c o r d a t a Nationis G e r m a n i c a e . In: Würzburger Diözesangeschichtsblätter 14/15 ( 1 9 5 2 / 5 3 ) S. 5 9 9 - 6 1 6 . - Friedrich M e r z b a c h e r : B „ J. K. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 6 0 7 f. - Ders.: J. C. B. ( 1 6 9 7 - 1 7 7 1 ) . W ü r z b u r g e r D i ö z e s a n g e s c h i c h t s b l ä t t e r 39 (1977) S. 183-201. Heribert Raab: Die „katholische Ideenrevolution" des 18. J a h r h u n d e r t s . In: H a r m K l u e t i n g (Hrsg.): K a t h o l i s c h e A u f k l ä r u n g . H a m b u r g 1993, S. 104-118. - L e o n h a r d Hell: B „ J. C. In: L T h K \ Bd. 2, 1994, Sp. 37.

Bartholomäi,

Wilhelm Ernst, evang. Theologe, * Ilmenau, t 2 6 . 5 . 1 7 5 3 . Z u n ä c h s t P a s t o r in e i n i g e n kleineren Orten, w u r d e B. 1730 S t i f t s p r e d i g e r und zweiter D i a k o n an der Stadtkirche in Weimar, 1731 H o f d i a k o n , 1736 H o f p r e d i g e r und 1739 Beisitzer a m O b e r k o n s i s t o r i u m . I m Z u g e seiner w i s s e n s c h a f t l i c h e n Arbeit f ü h r t e B . die von J o h a n n C h r i s t o p h - » C o l e r beg o n n e n e n Fortgesetzten nützlichen Anmerkungen Uber allerhand Materien aus der Theologie, Kirchen- und Gelehrtengeschichte ( 1 7 3 7 - 4 2 ) weiter. In der N a c h f o l g e von C o l e r u s setzte er a u c h dessen Acta historico-ecclesiastica fort, d e r e n H e r a u s g a b e n a c h B . s Tod sein B r u d e r J o h a n n Christian B. betreute. B a r t h o l o m ä u s von A n d l a u , Fürstabt von Murbach, * um 1400, t 1.7. 1476 M u r b a c h ( O b e r e l s a ß ) . D e r einer alten elsässischen A d e l s f a m i l i e e n t s t a m m e n d e B. erlangte an der U n i v . H e i d e l b e r g d e n M a g i s t e r g r a d und trat als K o n v e n t u a l e in d a s Kloster M u r b a c h ein. Seit 1457 Fürstabt von M u r b a c h , b e m ü h t e sich B. u m d i e W a h r u n g der R e c h t e seines Stiftes und d e s s e n E r h a l t u n g in d e n Zeiten der B u r g u n d e r k r i e g e . D i e Z i e l e d e r h u m a n i s t i s c h g e p r ä g t e n R e f o r m b e w e g u n g s u c h t e er d u r c h d i e W i e d e r b e l e b u n g der Studien i m Kloster, d e n A u s b a u der K l o s t e r b i b l i o t h e k , Visitationen und N e u g r ü n d u n g e n von D o m i n i k a n e r k l ö s t e r n zu erreichen. LITERATUR: R i c h a r d N e w a l d : B. v. A . In: N D B , B d . 1, 1953, S. 6 1 0 .

Bartholomäus

A n g l i c u s , auch B. de Glanvilla, B. S u d o volgius, F r a n z i s k a n e r , E n z y k l o p ä d i s t , * g e g e n E n d e d e s 12. Jh., t nach 1250. D e r aus E n g l a n d s t a m m e n d e M i n o r i t hielt sich seit 1225 in Paris auf, studierte dort und lehrte 1230 als B a c c a l a u r e u s a m O r d e n s s t u d i u m der M i n o r i t e n . 1231 ging er als L e k t o r n a c h M a g d e b u r g . U m 1240 v o l l e n d e t e B. A . sein L e b e n s w e r k , d i e E n z y k l o p ä d i e De proprietatibus rerum (19 B ü c h e r ; überliefert in 100 C o d i c e s und 80 alten D r u c k a u f l a g e n ; E r s t d r u c k 1488; N a c h d r . 1964), die bis ins 1 6 . J h . w e i t e Verbreitung e r f u h r und in zahlreiche S p r a c h e n übersetzt w u r d e . B. A. selbst b e n u t z t e n e b e n d e r Bibel z a h l r e i c h e patristische und mittelalterliche Q u e l l e n , m e h r e r e a r a b i s c h e Q u e l l e n s o w i e

Bartzsch p r o f a n a n t i k e S c h r i f t e n ( u . a . von Aristoteles und Plinius). M i t ihrer n a t u r w i s s e n s c h a f t l i c h e n O r i e n t i e r u n g hat die E n z y k l o p ä d i e selbst auf T h e o l o g i e ( - > H u g o von S t r a ß b u r g ) , Predigt (—»Berthold von R e g e n s b u r g ) und Spiritualität (Joh a n n e s M a u b u r n u s ) E i n f l u ß g e w o n n e n und d i e n t e a u c h im B e r e i c h der Literatur (Dante, S h a k e s p e a r e ) als Q u e l l e . LITERATUR: L u c h e s i u s Spätling: B. A . In: N D B , B d . 1, 1953, S. 610. - G e o r g Steer: Β. A . In: V L 2 , Bd. 1, 1978, Sp. 6 1 6 f . - C h r i s t o p h H ü n e m ö r d e r / M e i n h o l d M i i c k s h o f f : Β. A . In: L e x M A , Bd. 1, 1980, Sp. 1492 f. - H e i n z M e y e r : Β. Α., D e proprietatibus r e r u m . S e l b s t v e r s t ä n d n i s und R e zeption. In: Z e i t s c h r i f t f ü r d e u t s c h e s A l t e r t u m und d e u t s c h e Literatur 117 (1988) S. 2 3 7 - 2 7 4 . - M i c h a e l C . S e y m o u r u . a . : B. A . a n d his e n c y c l o p e d i a . A l d e r s h o t 1992. - Loris Sturlese: D i e d e u t s c h e P h i l o s o p h i e im Mittelalter. M ü n c h e n 1993, S. 2 9 6 - 3 1 4 . - A n d r e a s Speer: Β. A . In: L T h K \ Bd. 2, 1994, Sp. 40. - K l a u s - J ü r g e n S a c h s : Β. A. In: M G G 2 P , Bd. 2, 1999, Sp. 3 3 4 f. - A n d r e w H u g h e s / R a n d a l l R o s e n f e l d : Bart h o l o m e n A . In: N G r o v e D , B d . 2, 2 2 0 0 1 , S. 7 8 6 .

B a r t h o l o m ä u s von Bolsenheim, Dominikaner, t 1362. N a c h d e m Eintritt in d a s S t r a ß b u r g e r D o m i n i k a n e r k l o s t e r w u r d e B . von s e i n e m O r d e n s k a p i t e l an die U n i v . Paris entsandt. 1354-62 leitete er die d o m i n i k a n i s c h e O r d e n s p r o vinz T e u t o n i a und f ö r d e r t e den M y s t i k e r —> Heinrich Seuse. 1357 v e r f a ß t e er z u g u n s t e n der M e n d i k a n t e n e i n e g e g e n d e n E r z b i s c h o f R i c h a r d Fitzralph von A r m a g h gerichtete Streitschrift. In e i n e m D o k u m e n t wird B. als M a g i s t e r S. Palatii b e z e i c h n e t und taucht in einer H a n d s c h r i f t der B i b l i o t h e k W o l f e n b ü t t e l als „ d e B r i s a c o " auf. LITERATUR: G. M e e s e m a n : La d é f e n s e des o r d r e s m e n d i a n t s c o n t r e R i c h a r d F i t z R a l p h par Β . d e Β. O P . In: A r c h i v u m F r a t r u m P r a e d i c a t o r u m 5 ( 1 9 3 5 ) S. 134-173. - G a b r i e l L o h r : Β. v. Β . In: N D B , B d . 1, 1953, S. 610. - Walter S e n n e r : Β. ν. Β. in: LThK 1 , B d . 2, 1994, Sp. 40. B a r t h o l o m ä u s ( F r ö w e i n ) , A b t von E b r a c h , t 2 5 . 7 . 1430. Von seiner Abtei E b r a c h w u r d e B., d e s s e n F a m i l i e n n a m e w a h r s c h e i n l i c h F r ö w e i n lautete, z u m S t u d i u m der T h e o l o g i e nach W i e n e n t s a n d t und nach seiner R ü c k k e h r von B i s c h o f —»Johann von E g l o f f s t e i n z u m Prof. der T h e o l o g i e an der n e u g e g r ü n d e t e n U n i v . W ü r z b u r g b e r u f e n . D o r t las er u m 1410 d e n „Liber s e n t e n t i a r u m " , d . h . er lehrte D o g m a t i k . A l s K a i s e r S i g i s m u n d d e n A b t von E b r a c h z u m Konzil von K o n s t a n z einlud, zählte B. als g e l e h r t e r T h e o l o g e zu d e s s e n B e g l e i t e r n . In K o n s t a n z g e h ö r t e er der K o m m i s s i o n an, d i e mit der U n t e r s u c h u n g der L e h r e des R e f o r m a t o r s Jan H u s betraut war. N a c h d e m E n d e d e s K o n z i l s ging B. m i t d e m B i s c h o f von W o r m s auf P i l g e r f a h r t in d a s H e i l i g e L a n d ; 1426 w ä h l t e n ihn seine M i t b r ü d e r z u m A b t des Klosters Ebrach. LITERATUR: G e o r g D e n z l e r : B . F., A b t v. E. ( t 1430). In: G e r d Z i m m e r m a n n (Hrsg.): F e s t s c h r i f t E b r a c h 1127-1977. Volkach 1977, S. 147-163. - F r a n z M a c h i l e k : F., Β., v. E. In: V L 2 , B d . 1, 1978, Sp. 9 8 2 - 9 8 5 .

Bartholomäus

von M a a s t r i c h t , Kartäuser, T h e o l o g e , * u m 1380 M a a s t r i c h t , t 4. ( 1 6 . ? ) 6. 1446 K ö l n . N a c h d e m E r l a n g e n d e s G r a d e s eines M a g i s t e r A r t i u m an der U n i v . H e i d e l b e r g w u r d e B . dort z u m Prof. d e r Philos o p h i e b e r u f e n , hatte 1412-13 d a s R e k t o r a t der U n i v . inne und erhielt in den z w a n z i g e r J a h r e n e i n e n L e h r s t u h l d e r T h e o l o g i e . A l s A n h ä n g e r der konziliaren T h e o r i e n a h m er 1431-34 zeitweise a m Konzil von Basel teil. 1434 trat er in d i e K a r t a u s e von R o e r m o n d ein, 1442 w u r d e er d e r e n Prior; er w a r a u c h Visitator d e r r h e i n i s c h e n P r o v i n z seines O r d e n s . 1438-44 lehrte B. n a c h w e i s l i c h w i e d e r in Köln T h e o l o g i e ; 1446 zog er sich in d i e d o r t i g e K a r t a u s e z u r ü c k . LITERATUR: R o b e r t H a a ß : Β. v. M . In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 6 1 0 f .

Barthscherer,

A e g i d i u s , B e n e d i k t i n e r , kath. T h e o l o g e , * 4 . 7 . 1730 N e u m a r k t / O b e r p f a l z , t 1 2 . 1 1 . 1799. B. trat 1748 in das B e n e d i k t i n e r k l o s t e r M i c h e l f e l d (Oberpfalz) ein, legte 1754 d i e O r d e n s g e l ü b d e ab und lehrte in s e i n e m Kloster und in B e n e d i k t b e u e r n T h e o l o g i e . Später N o v i z e n m e i s t e r der K o n g r e g a t i o n , w u r d e er 1783 z u m A b t von M i c h e l f e l d g e w ä h l t . E i n e seiner im D r u c k e r s c h i e n e n e n S c h r i f t e n w a r die Theologia dogmatica in sua theoremata per singulos tractatus divisa (1771). Β. w a r a u c h als Violinvirtuose b e k a n n t .

Bartmann,

B e r n h a r d , kath. T h e o l o g e , * 2 6 . 5 . 1 8 6 0 M a d f e l d (Westfalen), f 1.8. 1938 P a d e r b o r n . N a c h d e m B e s u c h des L e h r e r s e m i n a r s unterrichtete B., S o h n eines T a g e l ö h n e r s , 1880-82 in B o c h u m - W e r n e , holte das hum a n i s t i s c h e A b i t u r nach und studierte T h e o l o g i e in M ü n s t e r , W ü r z b u r g , Eichstätt und P a d e r b o r n . 1888 e m p f i n g er d i e P r i e s t e r w e i h e , w i r k t e als S e e l s o r g e r und R e l i g i o n s l e h r e r in H a m m und D o r t m u n d und w u r d e 1898 auf den L e h r s t u h l der D o g m a t i k an d e r B i s c h ö f l i c h e n P h i l o s o p h i s c h - T h e o l o g i schen F a k u l t ä t in P a d e r b o r n b e r u f e n . B. w a r M i t a r b e i t e r der Z e i t s c h r i f t „ T h e o l o g i e und G l a u b e " und v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. ein Lehrbuch der Dogmatik (2 Bde., 1932, 8 1 9 3 2 ) . WEITERE WERKE: Jesus Christus, unser H e i l a n d und K ö n i g . Freiburg 1909. P a d e r b o r n 4 1 9 2 9 . - M a r i a . P a d e r b o r n 1922, 4 1 9 2 5 . - D a s F e g f e u e r . P a d e r b o r n 1929 3 1 9 3 4 . - Positives C h r i s t e n t u m in katholischer W e s e n s s c h a u . P a d e r b o r n 1934. LITERATUR: D i e R e l i g i o n s w i s s e n s c h a f t d e r G e g e n w a r t in S e l b s t d a r s t e l l u n g e n . Bd. 3. L e i p z i g 1927, S. 1-35. - Klem e n s H o n s e l m a n n : Β., B. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 612. G i s b e r t G r e s h a k e : B „ B. In: L T h K ' , Bd. 2, 1994, Sp. 4 7 .

Bartning,

Otto, Architekt, * 1 2 . 4 . 1 8 8 3 K a r l s r u h e , t 2 0 . 2 . 1 9 5 9 Darmstadt. N a c h d e m S t u d i u m an d e n T e c h n i s c h e n H o c h s c h u l e n Berlin u n d K a r l s r u h e ließ sich B. 1905 als f r e i e r A r c h i t e k t in Berlin nieder. S e i n e m ersten K i r c h e n b a u (1906) f ü r die Losv o n - R o m - G e m e i n d e in P e g g a u in der S t e i e r m a r k f o l g t e n A u f t r ä g e f ü r Kirchen, Bet- und G e m e i n d e h ä u s e r vor allem in der protestantischen D i a s p o r a Österreichs und B ö h m e n s . B e k a n n t w u r d e B. d u r c h sein Werk Vom neuen Kirchenbau ( 1 9 1 9 ) und sein I d e a l m o d e l l einer „ S t e r n k i r c h e " (1922). 1926-30 leitete er die H o c h s c h u l e f ü r H a n d w e r k u n d B a u kunst in W e i m a r ; a n s c h l i e ß e n d arbeitete er in Berlin und D a r m s t a d t . N a c h d e m Z w e i t e n Weltkrieg w a r er u. a. Vorsitz e n d e r d e s B u n d e s D e u t s c h e r A r c h i t e k t e n , 1955-59 städteb a u l i c h e r B e r a t e r in Berlin (West). B. w a r ein b e d e u t e n d e r E r n e u e r e r des e v a n g . K i r c h e n b a u s in d e r ersten H ä l f t e d e s 20. J a h r h u n d e r t s . E r b a u t e rund 150 K i r c h e n - und G e m e i n dezentren. LITERATUR: F r i e d h e l m G r u n d m a n n : B . , O . In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 1143.

Bartzsch,

Karl Friedrich, e v a n g . T h e o l o g e , * 2 6 . 1 0 . 1 7 6 7 P i r n a ( S a c h s e n ) , t 2 1 . 3 . 1832 P i r n a . B. Schloß d a s 1787 b e g o n n e n e S t u d i u m d e r T h e o l o g i e in W i t t e n b e r g 1789 mit der p h i l o s o p h i s c h e n D o k t o r w ü r d e a b und n a h m nach b e s t a n d e n e m K a n d i d a t e n e x a m e n 1790 in L e i p z i g d a s S t u d i u m d e r n e u e n S p r a c h e n auf. 1791-97 lebte er als H a u s l e h r e r einer adeligen F a m i l i e u . a . in D r e s d e n . 1798 erhielt er e i n e Stelle als Pfarrsubstitut in M a r i e n b e r g und w u r d e 1807 dort, 1809 in P i r n a z u m D i a k o n b e r u f e n . 1816 e r f o l g t e seine E r n e n n u n g z u m A r c h i d i a k o n von Pirna, 1823 w u r d e ihm interimistisch a u c h d a s A m t des S u p e r i n t e n d e n t e n anvertraut. B. e n g a g i e r t e sich im sozialen B e r e i c h , in der S c h u l - und A r m e n p f l e g e , g e h ö r t e der M a r i e n b e r g e r „Ges e l l s c h a f t d e r V o l k s f r e u n d e " zur B e k ä m p f u n g der A r m u t an u n d leitete W a i s e n v e r s o r g u n g s v e r e i n e in P i r n a und M e i ß e n . N e b e n Beiträgen zur Erklärung der Bibel ( 1 8 1 7 ) e r s c h i e n e n z a h l r e i c h e seiner Predigten im D r u c k .

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Baruch B a r u c h , J a k o b , B a n k i e r , * 24. 1 0 . 1 7 6 3 B a d M e r g e n t h e i m , t 1 9 . 4 . 1827 F r a n k f u r t / M a i n . Β . ließ sich i m Alter von a c h t z e h n J a h r e n in F r a n k f u r t / M a i n als G e s c h ä f t s m a n n nieder, betrieb ein B a n k g e s c h ä f t und w a r u . a . finanzieller R a t g e b e r d e s H a u s e s H a b s b u r g und von C l e m e n s M e t t e r n i c h - W i n n e b u r g . B e s o n d e r e Verdienste erw a r b er sich als Vertreter d e r Israelitischen G e m e i n d e F r a n k f u r t s , f ü r d i e er zuerst auf d e m R e i c h s t a g in R e g e n s b u r g ( 1 8 0 3 ) , w e n i g später a u c h in W i e n eintrat; dort k o n n t e er d i e W i e d e r e i n f ü h r u n g einer g e g e n J u d e n gerichteten H a n d e l s e i n s c h r ä n k u n g auf F r a n k f u r t e r M e s s e n v e r h i n d e r n . B e i m W i e n e r K o n g r e ß ( 1 8 1 4 ) setzte sich B. f ü r d i e B ü r g e r r e c h t e der M i t g l i e d e r seiner G e m e i n d e ein. S e i n e m V e r h a n d l u n g s g e s c h i c k war es zu v e r d a n k e n , d a ß den F r a n k f u r t e r J u d e n 1824 p e r G e s e t z der Status „Israelitische B ü r g e r " z u e r k a n n t wurde. B ä s c h , S i e g m u n d , e v a n g . T h e o l o g e , * 3 . 9 . 1700 Juliusberg (Schlesien), t 2 . 4 . 1 7 7 1 W e i m a r . B . studierte bis 1726 in B r e s l a u , J e n a und L e i p z i g T h e o l o gie, w u r d e H a u s l e h r e r eines schlesischen G r a f e n , 1730 Pastor und K o i n s p e k t o r in Christianstadt. Er diente d e m G r a f e n zwei J a h r e als R e i s e p r e d i g e r u n d w a r seit 1734 A r c h i d i a k o n und Konsistorialassessor von S o r a u . 1751 w u r d e er K o n s i storialrat, O b e r h o f p r e d i g e r u n d G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t von H i l d b u r g h a u s e n . 1756 e r f o l g t e B . s B e s t a l l u n g als O b e r k i r chenrat, O b e r h o f p r e d i g e r , G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t und A u f seher d e s G y m n a s i u m s in W e i m a r . N e b e n e i n i g e n P r e d i g ten und t h e o l o g i s c h e n B e t r a c h t u n g e n v e r ö f f e n t l i c h t e B. 1754 Ein Gesangbuch, mit einer Vorrede von der Sprache des Herzens im Singen.

Basedow,

J o h a n n B e r n h a r d , bis 1748 J o h a n B e r e n d B a s s e d a u , P s e u d . B e r n h a r d von N o r d a l b i n g e n , P ä d a g o g e , g e t a u f t 1 1 . 9 . 1 7 2 4 H a m b u r g , t 2 5 . 7 . 1790 M a g d e b u r g . N a c h d e m S t u d i u m d e r T h e o l o g i e in L e i p z i g w a r B., S o h n eines P e r ü c k e n m a c h e r s und Bleichers, H a u s l e h r e r in Holstein u n d e r w a r b 1752 die M a g i s t e r w ü r d e an der U n i v . Kiel (Inusitata eademque optima honestioris juventutis erudiendae methodus). 1753 w u r d e er P r o f . der M o r a l , R h e t o r i k , später a u c h der T h e o l o g i e an d e r R i t t e r a k a d e m i e in Sor0 auf S e e land. B. f o r d e r t e R e l i g i o n s f r e i h e i t und e i n e k o n f e s s i o n s ü b e r g r e i f e n d e , ständisch g e g l i e d e r t e G e s e l l s c h a f t s o r d n u n g ( P r a c tische Philosophie für alle Stände, 2 Tie., 1758, 2 1 7 7 7 ) und entwickelte eine allgemeine Religions- und Morallehre ohne B i n d u n g an e i n e b e s t i m m t e k o n f e s s i o n e l l e A u f f a s s u n g ( M e thodischer Unterricht der Jugend in der Religion und der Sittenlehre der Vernunft, 1764, N a c h d r . 1985). W e g e n seiner a u f k l ä r e r i s c h e n S c h r i f t e n 1761 an d a s G y m n a s i u m nach A l t o n a versetzt, traf er hier auf den W i d e r s t a n d o r t h o d o x e r T h e o l o g e n u m d e n S e n i o r J o h a n n M e l c h i o r —> G o e z e . 1767 w u r d e B. bei B e i b e h a l t u n g seines Gehalts entlassen. U n t e r d e m E i n f l u ß von —>Comenius, L o c k e und R o u s s e a u w a n d t e er sich g e g e n die M ä n g e l der d a m a l i g e n E r z i e h u n g und v e r f a ß t e 1768 ein p h i l a n t h r o p i s c h e s E r z i e h u n g s p r o g r a m m , in d e m er ein l e b e n s n a h e s , ü b e r k o n f e s s i o n e l l e s , unter staatlicher A u f s i c h t s t e h e n d e s B i l d u n g s w e s e n f o r d e r t e . 1771 von F ü r s t L e o p o l d III. von A n h a l t - D e s s a u n a c h D e s s a u beruf e n , errichtete er dort das „ P h i l a n t h r o p i n u m " (1774), e i n e M u s t e r s c h u l e f ü r Z ö g l i n g e v o m 6. bis 18. L e b e n s j a h r , d e r in D e u t s c h l a n d u n d der S c h w e i z bald zahlreiche ä h n l i c h e A n s t a l t e n f o l g t e n . 1776 g a b er die L e i t u n g d e s Philanthrop i n u m s auf und w a r d a n n bis zu s e i n e m T o d vor a l l e m als t h e o l o g i s c h e r Schriftsteller tätig. B. w a r H a u p t v e r t r e t e r d e s P h i l a n t h r o p i s m u s und f ü h r e n d e r Vertreter d e r P ä d a g o g i k d e r A u f k l ä r u n g . N a c h seiner Vorstellung an Menschenfreunde und vermögende Männer über Schulen und Studien und ihren Einfluß in die öffentliche Wohlfahrt (1768) v e r ö f f e n t lichte er 1774 sein H a u p t w e r k Das Elementarwerk (4 B d e . ; kritische B e a r b e i t u n g in 3 B ä n d e n von T h e o d o r Fritzsch,

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1909), illustriert von D a n i e l C h o d o w i e c k i , in d e m er d i e V e r l a g e r u n g d e s B e z u g s s y s t e m s von der o b j e k t i v e n O r d n u n g hin zur s u b j e k t i v e n W e l t o r i e n t i e r u n g vollzieht. WEITERE WERKE: Philathelie o d e r A u s s i c h t e n in d i e W a h r heiten und R e l i g i o n der V e r n u n f t . 2 B d e . , L ü b e c k 1 7 6 3 / 6 4 . G e d a n k e n von d e r S t ä r k e und S c h w ä c h e der natürlichen R e l i g i o n . L e i p z i g 1765. - T h e o r e t i s c h e s S y s t e m der g e s u n d e n V e r n u n f t . A l t o n a 1765. - D a s M e t h o d e n b u c h f ü r V ä t e r und M ü t t e r d e r F a m i l i e n und Völker. A l t o n a / B r e m e n 1770 (zahlreiche A u f l a g e n ) . - D a s in D e s s a u errichtete Philant h r o p i n u m . E i n e S c h u l e der M e n s c h e n f r e u n d s c h a f t und guter K e n n t n i s s e . L e i p z i g 1774. - A u s g e w ä h l t e S c h r i f t e n . H r s g . v. H u g o G ö r i n g . L a n g e n s a l z a 1880. - A u s g e w ä h l t e p ä d a g o g i sche S c h r i f t e n . H r s g . v. Albert R e b l e . P a d e r b o r n 1965. LITERATUR: D a v i d S t e r n : J. Β. B. und seine philosophischen und t h e o l o g i s c h e n A n s c h a u u n g e n . L e i p z i g 1912. B . ' s L e b e n und W e r k e . H r s g . v. Walter Vorbrodt. 2 Tie., H a l l e 1920. - O t t o Friedrich B o l l n o w : B „ J. B. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 6 1 8 f. - G ü n t e r U l b r i c h t : J. Β. B. Berlin 1963. - R o s e m a r i e Kohls: P h i l a n t h r o p i s m u s , J. Β. B., Philant h r o p i n u m . Berlin 1974. - Wiltraut F i n z e l - N i e d e r s t a d t : Lern e n und L e h r e n bei H e r d e r und B. F r a n k f u r t / M a i n 1986. R a i n e r L a c h m a n n : B „ J. B. In: R G G 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1146.

Bashuysen,

H e i n r i c h J a k o b van, r e f o r m i e r t e r T h e o l o g e , Orientalist, * 2 6 . 1 0 . 1679 H a n a u , t 31. 12. 1750 Zerbst. D e r S o h n eines P r e d i g e r s der n i e d e r l ä n d i s c h e n G e m e i n d e in H a n a u w u r d e n a c h d e m S t u d i u m in L e i d e n und F r a n e k e r 1701 Prof. d e r orientalischen S p r a c h e n , K i r c h e n g e s c h i c h t e und 1703 a u c h der T h e o l o g i e a m H a n a u e r G y m n a s i u m . 1705 ü b e r n a h m er d i e Predigerstelle in Steinau und die L e i t u n g der G e l e h r t e n s c h u l e in S c h l ü c h t e r n ; 1707 k e h r t e er als zweiter P f a r r e r d e r M a r i e n k i r c h e u n d Prof. der T h e o l o g i e und geistlichen P h i l o l o g i e n a c h H a n a u z u r ü c k . M i t e i n e m Privileg d e s G r a f e n von H a n a u e r ö f f n e t e B. 1707 e i n e „Orientalis c h e D r u c k e r e i " , in d e r er seltene h e b r ä i s c h e und a r a b i s c h e W e r k e h e r a u s b r a c h t e . 1716 f o l g t e er e i n e m R u f als R e k tor u n d T h e o l o g i e p r o f e s s o r an d a s f ü r s t l i c h e G y m n a s i u m in Zerbst. B., M i t g l i e d d e r B e r l i n e r A k a d e m i e und Verfasser von e t w a hundert w i s s e n s c h a f t l i c h e n U n t e r s u c h u n g e n (u. a. Institutiones gemarico-rabbinicae, 1718), galt als einer der b e d e u t e n d s t e n Orientalisten seiner Zeit.

Basilius,

L e o n h a r d , eigentl. Basler, e v a n g . T h e o l o g e , P ä d a g o g e , * 1568, t 3 0 . 8 . 1613. W i e sein eigentlicher N a m e B a s l e r besagt, s t a m m t e B. w o h l u r s p r ü n g l i c h aus d e r S c h w e i z . E r w a r seit 1593 S c h u l r e k tor i m s i e b e n b ü r g i s c h e n H e r m a n n s t a d t und erhielt 1594 d i e Pfarrstelle von P e t e r s d o r f unter d e m Walde. 1603 w u r d e er O b e r s e e l s o r g e r von H a m m e r s d o r f und 1605 D e k a n des Kapitels. E r v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Theses theologicae, de veris ecclesiae visibilis notis (1591). LITERATUR: V D 17.

Bassermann,

H e i n r i c h , e v a n g . T h e o l o g e , * 12.7. 1849 F r a n k f u r t / M a i n , t 2 9 . 8 . 1909 S a m e d a n (Kt. G r a u b ü n d e n ) . B., S o h n d e s Politikers F r i e d r i c h D a n i e l B., studierte in Jena, Z ü r i c h u n d H e i d e l b e r g T h e o l o g i e , erhielt 1873 in A r o l sen e i n e Stelle als H i l f s p r e d i g e r und 1876 e i n e P r i v a t d o z e n t u r in Jena. N o c h im selben Jahr w u r d e er in H e i d e l berg a . o . , 1880 o. Prof. der P r a k t i s c h e n T h e o l o g i e . 1884 erfolgte die Berufung zum Universitätsprediger und Direktor des 1894 in d a s B a d i s c h e P r e d i g e r s e m i n a r u m g e w a n d e l ten T h e o l o g i s c h e n S e m i n a r s . B. g e h ö r t e zu d e n B e g r ü n d e r n des Allgemeinen evangelisch-protestantischen Missionsvereins, w a r M i t g l i e d des P r o t e s t a n t e n v e r e i n s , der b a d i s c h e n G e n e r a l s y n o d e (seit 1881) und z e i t w e i s e auch d e s G e n e r a l s y n o d a l a u s s c h u s s e s . B. v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . ein Handbuch der geistlichen Beredsamkeit (1885); 1879-91 g a b er mit Rudolph Ehlers d i e „Zeitschrift f ü r praktische T h e o l o g i e " heraus.

Batz WEITERE WERKE: E n t w u r f eines S y s t e m s e v a n g e l i s c h e r Liturgik. Stuttgart 1888. - D i e p r a k t i s c h e T h e o l o g i e als e i n e selbständige, w i s s e n s c h a f t l i c h e , t h e o l o g i s c h e Disziplin. Heid e l b e r g 1896. - B e i t r ä g e zur praktischen T h e o l o g i e . L e i p z i g 1909. LITERATUR: Volker D r e h s e n : B., H . In: R G G 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1162. B a s t g e n , Hubert, Ordensname: Beda, Benediktiner, T h e o l o g e , K i r c h e n h i s t o r i k e r , * 2 1 . 8 . 1876 C o c h e m , t 4 . 5 . 1946 S c h ä f t l a r n / I s a r t a l . B. studierte in Trier, B o n n und Berlin, e m p f i n g 1900 die P r i e s t e r w e i h e und w u r d e 1906 in B r e s l a u z u m Dr. theol. (Die Entstehung der Trierer Archidiakonate), 1907 in B e r lin z u m Dr. phil. (Geschichte des Domkapitels zu Trier im Mittelalter) und 1908 in R o m z u m Dr. j u r . can. p r o m o v i e r t . 1910 habilitierte er sich in Straßburg. 1920-30 betrieb er Studien im Vatikanischen A r c h i v zur d e u t s c h e n K i r c h e n g e schichte der ersten H ä l f t e des 19. J a h r h u n d e r t s . 1932 trat er in die B e n e d i k t i n e r a b t e i S c h ä f t l a r n ein. Z u seinen V e r ö f f e n t lichungen g e h ö r e n Die römische Frage (3 Bde., 1917-19), Libri Carolini sive Caroli Magni capitulare de imaginibus ( M G H , C o n c i l i a , 2 Suppl., 1924, N e u d r . 1979), Forschungen und Quellen zur Kirchenpolitik Gregors XVI. (2 B d e . , 1929), Bayern und der Heilige Stuhl in der I. Hälfle des 19. Jahrhunderts (2 Bde., 1940) und Die Besetzung der Bischofssitze in Preußen in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts (2 Bde., 1941, N e u d r . 1978). LITERATUR: W . W i n h a r d : P. B . B. von S c h ä f t l a r n ( 1 8 7 6 - 1 9 4 6 ) . In: U n s e r S c h ä f t l a r n 1 9 7 5 / 7 6 , S. 4 1 - 4 8 . R a i m u n d H a a s : H . B. ( 1 8 7 6 - 1 9 4 6 ) und s e i n e F o r s c h u n g e n aus d e m Vatikanischen A r c h i v . In: R ö m i s c h e Q u a r t a l s c h r i f t 88 (1993) S. 156-186. - Ders.: B „ H. In: L T h K \ Bd. 2, 1994, Sp. 79. - J o s e p h Listi: B „ H . In: R G G 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1162. - R e i m u n d H a a s : B „ H. In: B B K L , B d . 18, 2 0 0 1 , Sp. 152-157. B a s t i a n i , G i o v a n n i Battista, kath. T h e o l o g e , * 1 2 . 1 2 . 1714 Venedig, t 2 0 . 1 1 . 1 7 8 6 B r e s l a u . B. g e h ö r t e zu d e n von K ö n i g Friedrich II. von P r e u ß e n w e gen ihrer B i l d u n g und ihrer g e s e l l s c h a f t l i c h e n U m g a n g s f o r m e n g e s c h ä t z t e n Italienern seiner U m g e b u n g . 1 7 4 7 / 4 8 verh a n d e l t e er i m A u f t r a g des K ö n i g s mit der K u r i e in R o m e r f o l g r e i c h u m d e r e n n a c h t r ä g l i c h e Z u s t i m m u n g zur Wahl des G r a f e n P h i l i p p G o t t h a r d —» S c h a f f g o t s c h z u m B i s c h o f von B r e s l a u . Von r e g e l m ä ß i g e n A u f e n t h a l t e n a m Hof Friedrichs II. a b g e s e h e n , lebte B., mit einträglichen schlesischen P f r ü n d e n versehen, in B r e s l a u , w o er e n g e K o n t a k t e z u m a u f g e k l ä r t e n B ü r g e r t u m pflegte, mit d e m adligen D o m k a p i tel j e d o c h häufig in Konflikt geriet. LITERATUR: Walter B u ß m a n n : B., G . B. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 6 2 7 . B a t t h y a n i , I g n a z Graf v o n , B i s c h o f von S i e b e n b ü r g e n , * 3 0 . 7 . 1741 N e m e t h - U j v a r ( U n g a r n ) , t 1 7 . 1 1 . 1 7 9 8 Karlsburg (Siebenbürgen). D e r einer u n g a r i s c h e n M a g n a t e n f a m i l i e e n t s t a m m e n d e B. leitete nach d e m T h e o l o g i e s t u d i u m u n d d e r P r i e s t e r w e i h e in G r a n e i n i g e Zeit d i e B i b l i o t h e k des C o l l e g i o A p o l l i n a r e in R o m . Später w u r d e er in Erlau D o m h e r r und Propst. D o r t erschien seine erste V e r ö f f e n t l i c h u n g , in d e r er die E c h t h e i t einer die B e n e d i k t i n e r a b t e i d e s Hl. M a r t i n v o m B e r g bet r e f f e n d e n U r k u n d e S t e p h a n s I. von 1001 verteidigte. 1780 e r f o l g t e B . s B e r u f u n g z u m B i s c h o f von S i e b e n b ü r g e n , k . k . G e h e i m e n Rat und Verantwortlichen f ü r das dortige Bild u n g s w e s e n . Er b e s c h ä f t i g t e sich mit der u n g a r i s c h e n Kirc h e n g e s c h i c h t e u n d v e r ö f f e n t l i c h t e 1785 Leges ecclesiasticae Hungariae. Als F ö r d e r e r der W i s s e n s c h a f t e n g r ü n d e t e er in Karlsburg e i n e S t e r n w a r t e , ein N a t u r a l i e n k a b i n e t t und ein A l t e r t u m s m u s e u m .

LITERATUR: A n t a l M e s z l é n y i : A m a g y a r h e r c e g p r í m á s o k arcképsorozata 1707-1945 (Biographien der ungarischen F ü r s t p r i m a s s e ) . B u d a p e s t 1970, S. 122-146. - Ders.: M a g y a r s z e n t e k és szentéletü m a g y a r o k ( U n g a r i s c h e H e i l i g e und heil i g m ä ß i g e U n g a r n ) . M ü n c h e n 1976, S. 184-196. - Gabriel A d r i á n y : Β. ζ. Ζ. In: L T h K \ Bd. 2, 1994, Sp. 8 4 f . B a t t o n n , J o h a n n G e o r g , kath. T h e o l o g e , Historiker, * 1 4 . 5 . 1 7 4 0 M a i n z , | 2 1 . 4 . 1827 F r a n k f u r t / M a i n . B. w u r d e 1759 K a n o n i k u s und 1802 K u s t o s d e s St. B a r t h o l o m ä u s s t i f t s in F r a n k f u r t / M a i n . N a c h d e r Säkularisation d e s Stifts lebte er als P e n s i o n ä r in F r a n k f u r t . D i e s i e b e n b ä n d i g e , von J o h a n n Carl von F i c h a r d w e i t e r g e f ü h r t e und e r g ä n z t e Ortliche Beschreibung der Stadt Frankfurt a. M. von Johann Georg Battonn erschien 1861-75 im D r u c k . LITERATUR: R. J u n g : B., J. G . In: A D B , Bd. 4 6 , 1902, S. 2 3 1 . B a t t u s , A b r a h a m , e v a n g . T h e o l o g e , * 1606 G r e i f s w a l d , f 23.9.1674. B., S o h n von B a r t h o l o m ä u s - > B . , b e z o g 1625 d i e U n i v . R o stock und setzte d a s S t u d i u m d e r T h e o l o g i e und P h i l o s o p h i e in K ö n i g s b e r g fort. 1632 w u r d e er auf d e n L e h r s t u h l f ü r L o gik und M e t a p h y s i k an d i e U n i v . G r e i f s w a l d b e r u f e n ; dort w a r er m e h r m a l s D e k a n , R e k t o r und K a n z l e r . 1650 w u r d e er Prof. d e r T h e o l o g i e und P f a r r e r an St. Jacobi. Als G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t von S c h w e d i s c h P o m m e r n u n d R ü g e n (1662) k ä m p f t e er g e g e n d a s E i n d r i n g e n d e r calvinistischen L e h r e ; 1651 g a b er n e b e n a n d e r e n t h e o l o g i s c h e n und philosophis c h e n B e t r a c h t u n g e n e i n e Schrift De satisfactione Christi contra Papistas, Socinianos & Reformatos heraus. LITERATUR: V D 17. - H ä c k e r m a n n : B. In. A D B , B d . 2, 1875, S. 134 f. B a t t u s , Bartholomäus, evang. Theologe, * 10.9.1571 H a m b u r g , t 3. 1 . 1 6 3 7 / 3 9 G r e i f s w a l d . B. s t a m m t e aus einer w e g e n ihres luth. G l a u b e n s aus Fland e r n v e r t r i e b e n e n F a m i l i e . D a s T h e o l o g i e s t u d i u m in R o s t o c k b e e n d e t e er 1594 als M a g i s t e r , ging nach W i t t e n b e r g und bereiste O b e r d e u t s c h l a n d . 1596 w i e d e r in R o s t o c k , w u r d e er von H e r z o g B o g i s l a w XIII. von P o m m e r n z u m Prof. der L o g i k an d e r U n i v . G r e i f s w a l d e r n a n n t , die ihn f ü n f m a l zu ihrem R e k t o r wählte. 1599 e r f o l g t e seine B e r u f u n g z u m Prof. der T h e o l o g i e u n d z u m P a s t o r an der J a k o b i k i r c h e . N a c h der P r o m o t i o n z u m Dr. theol. ( 1 6 0 0 ) w a r B. 1604-06 G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t von P o m m e r n . Z a h l r e i c h e seiner t h e o l o g i s c h e n Vorlesungen und P r e d i g t e n e r s c h i e n e n im D r u c k . B. war der Vater von A b r a h a m —>B. WERKE: Z u s a m m e n mit D a v i d R u n g e : D i s p u t a t i o p r i m a ex epistola Pauli apostoli ad R o m a n o s [ . . . ] . H a m b u r g 1595. LITERATUR: V D 16, Β 7 4 5 . - V D 17. - H ä c k e r m a n n : B „ B. In: A D B , Bd. 2, 1 8 7 5 , S. 1 3 4 . B a t u r i c h , B i s c h o f von Regensburg, * um 780, t 12. 1 . 8 4 7 / 4 8 . B. war b a y e r i s c h e r A b s t a m m u n g und studierte v e r m u t l i c h mit —»Hrabanus M a u r u s in F u l d a . 817 w u r d e er B i s c h o f von R e g e n s b u r g und A b t von St. E m m e r a m . B. w a r E r z k a p l a n L u d w i g s des D e u t s c h e n u n d spielte bei d e r U m s e t z u n g der karolingischen R e f o r m e n in B a y e r n e i n e w i c h t i g e Rolle. Er b a u t e a u c h das S c h r i f t w e s e n aus. LITERATUR: F r a n z U n t e r k i r c h n e r (Hrsg.): D a s KollektarP o n t i f i k a l e d e s B i s c h o f s B. von R e g e n s b u r g ( 8 1 7 - 8 4 8 ) . F r e i b u r g / S c h w e i z 1962. - S t e p h a n F r e u n d : D i e R o l l e d e s b a y e r i s c h e n E p i s k o p a t s bei der Integration B a y e r n s ins Karolingerreich. D a s Beispiel B i s c h o f B . s von R e g e n s b u r g ( u m 7 8 0 - 8 4 8 ) . H a b i l . - S c h r i f t J e n a 1999. B a t z , J o h a n n Friedrich, kath. T h e o l o g e , * 21. 11. 1770 B a m b e r g , t 14. 8 . 1 8 0 7 B a u n a c h bei B a m b e r g . Seit 1788 Dr. phil., trat B. 1793 in d a s P r i e s t e r s e m i n a r in B a m b e r g ein, w u r d e 1794 z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t und

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Batz z u m Prof. der K i r c h e n g e s c h i c h t e e r n a n n t . Seit 1800 w a r er D i r e k t o r d e s U n i v e r s i t ä t s h a u s e s , d e s G y m n a s i u m s , der P h i losophischen Fakultät, der Volksschulen, Beisitzer bei d e n S c h u l k o m m i s s i o n e n , W i r k l i c h e r Geistlicher R a t und P r o f . der M o r a l t h e o l o g i e . 1805 ließ er sich aus g e s u n d h e i t l i c h e n G r ü n d e n auf die L a n d p f a r r e i von B a u n a c h versetzen. N e b e n Predigten, Religionsbüchern f ü r Kinder und theologischen B e t r a c h t u n g e n v e r ö f f e n t l i c h t e B. e i n e Christliche Religionsund Kirchengeschichte (Bd. 1, 1797). E i n e S c h r i f t ü b e r d e n klerikalen Geist g a b sein B r u d e r J o h a n n J o s e p h —>B. 1809 ( 3 1 8 3 4 ) p o s t u m heraus. WEITERE WERKE: Predigten ü b e r v e r s c h i e d e n e G e g e n s t ä n de. B a m b e r g 1797. - L e h r b u c h der christkatholischen Relig i o n in F r a g e n und A n t w o r t e n . B a m b e r g 1799, 2 7 1 8 4 2 . LITERATUR: W i l h e l m Heß: B., J. F. In: L e b e n s l ä u f e aus F r a n k e n . B d . 3. H r s g . v. A n t o n C h r o u s t . W ü r z b u r g 1927, S. 4 - 2 0 . - Karl Josef L e s c h : N e u o r i e n t i e r u n g d e r T h e o l o g i e im 18. J a h r h u n d e r t in W ü r z b u r g und B a m b e r g . W ü r z b u r g 1978, S. 2 5 8 - 2 6 3 . - G ü n t e r Christ: D a s H o c h s t i f t B a m b e r g und d i e A u f k l ä r u n g . In: H a r m K l u e t i n g (Hrsg.): Katholische A u f k l ä r u n g - A u f k l ä r u n g im katholischen D e u t s c h l a n d . H a m b u r g 1993, S. 3 6 9 - 4 0 9 . - L e o n h a r d Hell: B., J. F In: LThK-\ B d . 2, 1994, S p . 84. B a t z , J o h a n n J o s e p h , kath. T h e o l o g e , * 2 2 . 6 . 1775 B a m b e r g , f 1 2 . 3 . 1814 B ü h l bei Lauf ( F r a n k e n ) . W i e sein B r u d e r J o h a n n Friedrich - > B . trat B . in d a s B a m berger P r i e s t e r s e m i n a r ein, w u r d e 1797 Prof. der P h i l o s o p h i e u n d 1798 z u m Priester g e w e i h t . 1798-1802 g a b er e i g e n e p h i l o s o p h i s c h e B e t r a c h t u n g e n , d i e Aphorismi philosophici, heraus. 1805 w e c h s e l t e B. auf den Lehrstuhl f ü r d o g m a t i sche T h e o l o g i e , 1809 als P r o f . der T h e o l o g i e an d a s L y z e u m von B a m b e r g . Später w u r d e ihm die Pfarrstelle von Bühl bei L a u f z u g e w i e s e n . N e b e n einigen t h e o l o g i s c h e n S c h r i f ten, d e r e n kritischer Geist auf A b l e h n u n g bei den K i r c h e n oberen stieß, v e r ö f f e n t l i c h t e B. 1809 einen K o m m e n t a r z u m n e u e n b a y e r i s c h e n E h e s c h e i d u n g s g e s e t z . 1 8 0 9 / 1 0 g a b er d i e „ T h e o l o g i s c h e Z e i t s c h r i f t " heraus. LITERATUR: W i l h e l m H e ß : B., J. J. In: L e b e n s l ä u f e aus F r a n k e n . B d . 3. Hrsg. v. A n t o n C h r o u s t . W ü r z b u r g 1927, S. 20-25. - G ü n t e r Christ: D a s H o c h s t i f t B a m b e r g und d i e A u f k l ä r u n g . In: H a r m K l u e t i n g (Hrsg.): K a t h o l i s c h e Aufklärung - Aufklärung im katholischen Deutschland. H a m b u r g 1993, S. 3 9 1 - 3 9 9 . - L e o n h a r d Hell: B., J. J. In: L T h K \ B d . 2, 1994, S p . 84. B a u c h , A n d r e a s , kath. T h e o l o g e , * 2 8 . 2 . 1 9 0 8 E n s f e l d , t 24. 10. 1985 Eichstätt. B., S o h n e i n e s L a n d w i r t s , studierte T h e o l o g i e an d e r P h i l o s o p h i s c h - T h e o l o g i s c h e n H o c h s c h u l e Eichstätt und an der U n i v . W ü r z b u r g . 1932 z u m Priester g e w e i h t und 1934 z u m S u b r e g e n s e r n a n n t , arbeitete er als S e e l s o r g e r u n d w a r 1934-48 f ü r d i e w i r t s c h a f t l i c h e n und o r g a n i s a t o r i s c h e n B e lange d e s B i s c h ö f l i c h e n S e m i n a r s Eichstätt verantwortlich. 1946 p r o m o v i e r t , w u r d e er 1947 a. o., 1951 o . P r o f . f ü r Allg e m e i n g e s c h i c h t e und G e s c h i c h t e der christlichen K u n s t an der H o c h s c h u l e in Eichstätt. 1958-71 w a r er dort P r o r e k tor, 1947-75 in n e b e n a m t l i c h e r F u n k t i o n Leiter der Staatsund S e m i n a r b i b l i o t h e k . 1950-71 hatte B. als R e g e n s zugleich d i e G e s a m t l e i t u n g d e s B i s c h ö f l i c h e n S e m i n a r s inne und w a r n a c h Z u s a m m e n l e g u n g der P ä d a g o g i s c h e n H o c h s c h u l e und der P h i l o s o p h i s c h - T h e o l o g i s c h e n H o c h s c h u l e 1972-75 erster D e k a n der T h e o l o g i s c h e n Fakultät. Er v e r ö f f e n t l i c h t e zahlr e i c h e W e r k e zur K u l t u r g e s c h i c h t e und G e s c h i c h t e , insbes o n d e r e zur D i ö z e s e Eichstätt ( u . a . Quellen zur Geschichte der Diözese Eichstätt, 1962). 1964 w u r d e B . z u m Päpstlic h e n Prälaten e r n a n n t .

Baucke, Florian -> Paucke, Florian

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B a u d i s s i n , Wolf ( W i l h e l m Friedrich) G r a f von, e v a n g . T h e o l o g e , * 2 6 . 9 . 1 8 4 7 S o p h i e n h o f bei Kiel, t 6 . 2 . 1 9 2 6 Berlin. D a s S t u d i u m der T h e o l o g i e und Orientalistik in E r l a n g e n , H e i d e l b e r g , Berlin und Kiel b e e n d e t e B. 1870 mit d e r Prom o t i o n in L e i p z i g . 1874 w u r d e er Lic. theol., habilitierte sich f ü r A l t t e s t a m e n t l i c h e W i s s e n s c h a f t , w u r d e 1876 a. o. und 1880 o . P r o f . in Straßburg. 1881 ü b e r n a h m B . in M a r b u r g d e n L e h r s t u h l f ü r A l t t e s t a m e n t l i c h e E x e g e s e und f o l g t e 1900 e i n e m R u f an die U n i v . Berlin. G e s c h u l t von seinen L e h r e r n F r a n z —> Delitzsch und Heinrich L e b e r e c h t —> Fleischer und als E x p e r t e f ü r s e m i t i s c h e S p r a c h e n vertrat B. in seiner Textund Literaturkritik des Alten T e s t a m e n t s k o n s e r v a t i v e Positionen. B. g e h ö r t e der r e l i g i o n s g e s c h i c h t l i c h e n S c h u l e an und e r f o r s c h t e die B e r ü h r u n g s p u n k t e z w i s c h e n d e r Religion, vor a l l e m der G o t t e s v o r s t e l l u n g , des Alten T e s t a m e n t s und d e r seiner U m w e l t . WERKE: S t u d i e n zur s e m i t i s c h e n Religionsgeschichte. 2 B d e . , L e i p z i g 1876-78. - E i n l e i t u n g in die B ü c h e r d e s A l t e n T e s t a m e n t s . L e i p z i g 1901. - K y r i o s als G o t t e s n a m e im J u d e n t u m und seine Stelle in der R e l i g i o n s g e s c h i c h t e . 4 Bde., G i e ß e n 1929. LITERATUR: O. E i s s f e l d t : Vom L e b e n s w e r k eines Religionshistorikers. In: Z e i t s c h r i f t d e r D e u t s c h e n M o r g e n l ä n d i schen G e s e l l s c h a f t 80 ( 1 9 2 6 ) S. 8 9 - 1 3 0 . - F r a n z M i c h e l s : B „ W . W . Graf v. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 6 3 2 . - R u d o l f S m e n d : B., W . W . G. In: R G G 4 , Bd. 1, 1998, S p . 1166. B a u d r e x e l , Philipp J a k o b , K o m p o n i s t , kath. T h e o l o g e , * 2 . 5 . 1627 F ü s s e n / A l l g ä u , t 2 3 . 3 . 1691 M a i n z . Vom A u g s b u r g e r D o m h e r r n und D e k a n d e s Eichstätter D o m stiftes protegiert, k o n n t e der S o h n eines S c h u l m e i s t e r s in R o m studieren. E r trat 1644 als A l u m n u s in d a s C o l l e g i u m G e r m a n i c u m ein, w i d m e t e sich dort der K i r c h e n m u s i k und studierte K o m p o s i t i o n s l e h r e . N a c h der P r o m o t i o n und d e r P r i e s t e r w e i h e 1651 w u r d e B. von s e i n e m G ö n n e r J. R. von R e c h b e r g an das A u g s b u r g e r D o m s t i f t b e r u f e n . 1654 erhielt er die Pfarrei, 1655 das D e k a n a t K a u f b e u r e n . 1672 e r n a n n t e ihn der F u l d a e r Fürstabt —> B e r n h a r d G u s t a v von B a d e n D u r l a c h zu s e i n e m H o f k a p l a n . 1678 trat er als P a g e n h o f m e i ster in d i e D i e n s t e des M a i n z e r K u r f ü r s t e n Karl H e i n r i c h von M e t t e r n i c h , w u r d e dort 1679 H o f k a p l a n , K a p e l l m e i s t e r und von d e s s e n N a c h f o l g e r als M u s i k d i r e k t o r d e s M a i n z e r D o m s eingesetzt. B. galt zu seiner Zeit als ein b e d e u t e n d e r K o m p o nist u n d W e g b e r e i t e r d e s r ö m i s c h e n Stils der K i r c h e n m u s i k in S ü d d e u t s c h l a n d . LITERATUR: E r n s t Fritz S c h m i d : P. J. Β . Ein F ü s s e n e r K o m ponist d e s 17. J a h r h u n d e r t s . Festschrift z u m 1200-jährigen J u b i l ä u m des heiligen M a g n u s . F ü s s e n 1950. - H e l m u t H u c k e : B „ P. J. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 6 3 3 f. - E r n s t Fritz S c h m i d : P. J. Β. In: L e b e n s b i l d e r aus d e m B a y e r i s c h e n S c h w a b e n . B d . 2. Hrsg. v. G ö t z Frh. von Pölnitz. M ü n c h e n 1953, S. 2 6 9 - 2 9 0 . - Erich T r e m m e l : B „ P. J. In: M G G 2 P , B d . 2, 1999, Sp. 5 0 2 - 5 0 4 . - G w i l y m B e e c h e y : B „ P. J. In: N G r o v e D , B d . 2, - 2 0 0 1 , S. 922. B a u e r , B e n e d i k t , kath. T h e o l o g e , Schriftsteller, * 1 2 . 3 . 1 8 4 7 W a l t e r s w e i e r (heute zu O f f e n b u r g ) , t 9 . 2 . 1928 Ü b e r l i n g e n / B o d e n s e e . D e r S o h n e i n e s L a n d w i r t s studierte in F r e i b u r g T h e o l o g i e und e m p f i n g 1870 d i e P r i e s t e r w e i h e . 1870-80 w a r er Vikar in S c h l i e n g e n und Stehen, 1 8 8 0 - 9 0 K u r a t in S c h o p f h e i m , 1890-1903 P f a r r e r in Lichtental und 1903-26 in W o l l m a t i n gen. 1907 w u r d e er v o m L a n d k a p i t e l K o n s t a n z z u m K a m m e rer, 1919 z u m D e k a n g e w ä h l t . N e b e n W a l l f a h r t e n ins Heilige L a n d u n t e r n a h m B. a u s g e d e h n t e R e i s e n d u r c h E u r o p a und N o r d a f r i k a ; er v e r ö f f e n t l i c h t e zahlreiche R e i s e b e s c h r e i b u n g e n , u . a . Nach Spanien und Portugal (1905). B. schrieb die G e s c h i c h t e einiger s ü d w e s t d e u t s c h e r K l ö s t e r und e i n e G r a m m a t i k z u m Kirchenlatein.

Bauer Bauer,

B e r n a r d i n , T a u f n a m e : Erhard, kath. T h e o l o g e , Bibliothekar, * 2 . 9 . 1 7 5 2 Burgwindheim (Franken), t n a c h 1817. N a c h d e m 1764 in B a m b e r g b e g o n n e n e n S t u d i u m der Philos o p h i e trat B. 1771 in die Zisterzienserabtei E b r a c h in F r a n ken ein, legte dort 1772 d i e G e l ü b d e a b und e m p f i n g 1776 die Priesterweihe. Seit 1775 studierte er T h e o l o g i e , orientalische S p r a c h e n und beide R e c h t e an der U n i v . W ü r z b u r g , w o er 1779 z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t w u r d e . Von 1780 bis zur A u f l ö s u n g seiner A b t e i betätigte sich B. als B i b l i o t h e k a r , Prof. d e r P h i l o s o p h i e , D o g m a t i k , M o r a l t h e o l o g i e , der orientalischen S p r a c h e n , d e s k a n o n i s c h e n R e c h t s und als A m t m a n n dreier zu E b r a c h g e h ö r i g e r A m t h ö f e . Später lebte er als L a n d p f a r r e r im f r ä n k i s c h e n O b e r s c h w a r z a c h . B . v e r ö f fentlichte e i n e Theologia universa dogmatica, histórica, critica [...] (1786-92). WEITERES WERK: Veritas religionis C h r i s t i a n o - c a t h o l i c a e s y s t e m a t i c e p r o p o s i t a contra a t h e o s , theistas, naturalistas, p a g a n o s , J u d a e o s , M u h a m m e d a n o s et p s e u d o - r e f o r m a t o r e s . W ü r z b u r g 1784. LITERATUR: G e r h a r d H e i n z : D i v i n a m christianae o r i g i n e m p r o b a r e . M a i n z 1984, S. 2 6 1 - 2 6 7 . - Ders.: B „ B. In: L T h K 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 86 f.

Bauer,

B r u n o , e v a n g . T h e o l o g e , Publizist, * 6 . 9 . 1 8 0 9 E i s e n b e r g ( S a c h s e n ) , f 1 3 . 4 . 1 8 8 2 R i x d o r f bei Berlin. B., S o h n eines P o r z e l l a n m a l e r s , studierte seit 1828 T h e o logie und P h i l o s o p h i e in Berlin; er w a r S c h ü l e r —» H e g e l s , der i h m 1829 d e n G e w i n n einer Preisschrift z u s p r a c h (De pulchri principiis, hrsg. von D o u g l a s M o g g a c h und W i n fried Schultze, 1996). 1834 habilitierte sich B. f ü r Religio n s p h i l o s o p h i e und Altes T e s t a m e n t . 1836 f o r m u l i e r t e er Kritik a m Leben Jesu von D a v i d Friedrich - » S t r a u ß und g r ü n d e t e die „Zeitschrift f ü r s p e c u l a t i v e T h e o l o g i e " . 1839 ging er nach B o n n , w a n d t e sich d e m L i n k s h e g e l i a n i s m u s zu und vertrat in seiner P h i l o s o p h i e d e s S e l b s t b e w u ß t s e i n s einen radikalen A t h e i s m u s (u. a. Die Posaune des Jüngsten Gerichts über Hegel den Atheisten und Antichristen. Ein Ultimatum, 1841, a n o n y m ; N e u d r . 1969 und 1983). Seine Kritik der evangelischen Geschichte der Synoptiker (3 B d e . , 1 8 4 1 / 4 2 , 2 1 8 4 6 , N a c h d r . 1974), in d e r er die E v a n g e l i e n als E r f i n d u n g e n ihrer Verfasser darstellte und d i e historis c h e E x i s t e n z d e r P e r s o n Jesu bestritt, f ü h r t e z u m E n t z u g der L e h r b e f u g n i s . S e i n e S c h r i f t Das entdeckte Christentum ( 1 8 4 3 , N e u a u f l a g e 1927) w u r d e d u r c h d i e Z e n s u r v e r n i c h tet. B. ließ sich d a n n in Berlin nieder, arbeitete als Historiker u n d politisch k o n s e r v a t i v e r Publizist u. a. f ü r die antisem i t i s c h e „Berliner R e v u e " . Sein S p ä t w e r k b e e i n f l u ß t e u . a . Friedrich - ^ N i e t z s c h e , seine von d e n e h e m a l i g e n S c h ü l e r n Karl M a r x und Friedrich E n g e l s verbreitete S c h r i f t Christus und die Cäsaren. Der Ursprung des Christentums aus dem römischen Griechentum (1877, 2 1 8 7 9 , N a c h d r . 1968 und 1981) die R e l i g i o n s a u f f a s s u n g des M a r x i s m u s . Zu d e n wichtigen Werken B.s zählen a u ß e r d e m Denkwürdigkeiten zur Geschichte der neueren Zeit seit der französischen Revolution. Nach den Quellen und Original-Memoiren bearbeitet und herausgegeben ( z u s a m m e n mit s e i n e m B r u d e r E d g a r B., 3 B d e . , 1 8 4 3 / 4 4 ) und Geschichte der Politik, Cultur und Auflclärung des 18. Jahrhunderts (4 Bde., 1843-45; N e u d r . , 4 T i e . in 2 B ä n d e n , 1965). WEITERE WERKE: D i e e v a n g e l i s c h e L a n d e s k i r c h e P r e u ß e n s und d i e W i s s e n s c h a f t . L e i p z i g 1 2 1 8 4 0 . - H e g e l ' s L e h r e von der R e l i g i o n und K u n s t v o n d e m S t a n d p u n c t e des G l a u b e n s a u s beurtheilt. L e i p z i g 1842 ( a n o n y m ) . - D i e g u t e Sache der Freiheit und m e i n e e i g e n e A n g e l e g e n h e i t . Z ü r i c h 1842. - B r i e f w e c h s e l z w i s c h e n B. B. und E d g a r B a u e r w ä h r e n d der J a h r e 1839-42 aus B o n n und Berlin. C h a r l o t t e n burg 1844. - D e r neu e r ö f f n e t e E d e l m a n n oder A u s w a h l aus E d e l m a n n s S c h r i f t e n . B e r n 1847 ( a n o n y m ) . - Vollständige G e s c h i c h t e der P a r t h e i k ä m p f e in D e u t s c h l a n d w ä h r e n d d e r

J a h r e 1842-46. 3 B d e . , C h a r l o t t e n b u r g 1847. N e u d r . A a l e n 1964. - Kritik d e r E v a n g e l i e n und G e s c h i c h t e ihres Urs p r u n g s . 4 B d e . , Berlin 1850-52. N a c h d r . , 4 Tie. in 2 B ä n d e n , A a l e n 1983. - Philo, S t r a u ß und R e n a n und d a s Urchristent u m . Berlin 1874. - D e r Fall und U n t e r g a n g der neuesten R e v o l u t i o n e n . Berlin 1 8 5 0 / 5 1 . LITERATUR: Walter B u f f : B „ B. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 6 3 6 f . - Horst S t u k e : P h i l o s o p h i e der Tat. Studien zur „ V e r w i r k l i c h u n g d e r P h i l o s o p h i e " bei d e n J u n g h e g e lianern und d e n W a h r e n Sozialisten. Stuttgart 1963, bes. S. 123-187. - J o a c h i m M e h l h a u s e n : Dialektik, Selbstb e w u ß t s e i n und O f f e n b a r u n g . D i e G r u n d l a g e n d e r s p e k u lativen O r t h o d o x i e B. B . s in ihrem Z u s a m m e n h a n g mit der G e s c h i c h t e der t h e o l o g i s c h e n H e g e l s c h u l e dargestellt. B o n n 1965. - E r n s t B a r n i k o l : B. B. S t u d i e n und M a t e r i a l i e n . A u s d e m N a c h l a ß a u s g e w ä h l t und z u s a m m e n g e s t e l l t von Peter R e i m e r u n d H a n s - M a r t i n Sass. A s s e n 1972. - Zvi R o s e n : B. B. und Karl M a r x . D e n H a a g 1977. - G o d w i n L ä m m e r m a n n : Kritische T h e o l o g i e und S e l b s t b e w u ß t s e i n s t h e o r i e B. B.s. M ü n c h e n 1979. - J o a c h i m M e h l h a u s e n : B., B . In: T R E , Bd. 5, 1980, S. 3 1 4 - 3 1 7 . - R u e d i Waser: A u t o n o m i e des S e l b s t b e w u ß t s e i n s . E i n e U n t e r s u c h u n g z u m Verhältnis von B. B. und Karl M a r x ( 1 8 3 5 - 1 8 4 3 ) . T ü b i n g e n u . a . 1994. - J o a c h i m M e l h a u s e n : B „ B. In: R G G 4 , B d . 1, 1998, S p . 1167 f.

Bauer,

F r a n z N i k o l a u s , kath. T h e o l o g e , Schriftsteller, * 5 . 1 2 . 1764 W ü r z b u r g , t 2 0 . 1 2 . 1 8 3 6 W ü r z b u r g . N a c h B e e n d i g u n g seiner schulischen A u s b i l d u n g trat B. als N o v i z e in d i e Zisterzienserabtei E b r a c h ein, die er j e d o c h , o h n e das G e l ü b d e a b g e l e g t zu h a b e n , bald w i e d e r verließ. 1788 w u r d e er in W ü r z b u r g z u m D o m v i k a r ern a n n t und z u m Priester g e w e i h t . 1794-99 v e r ö f f e n t l i c h t e er a n o n y m z w e i b ä n d i g e Bücke in das Innere der Prälaturen oder Klosterceremonien im 18. Jahrhundert, s e i n e erste kritische S c h r i f t ü b e r d e n Klerus. B. setzte sich u . a . mit seiner 1803 g e g r ü n d e t e n Z e i t s c h r i f t „ A r g u s , e i n e Z e i t s c h r i f t f ü r F r a n k e n " f ü r d i e Säkularisation ein. W ä h r e n d d e s B e s t e h e n s d e s G r o ß h e r z o g t u m s W ü r z b u r g kurzzeitig in d a s Franzisk a n e r k l o s t e r auf d e m K r e u z b e r g verbannt, k e h r t e B. unter der b a y r i s c h e n R e g i e r u n g w i e d e r an d e n W ü r z b u r g e r D o m z u r ü c k . D a n e b e n betätigte sich B. als Schriftsteller, n a h m Stellung zu F r a g e n d e r Zeit und übersetzte II Principe von Machiavelli. WEITERE WERKE: Hrsg.: A l l g e m e i n e G r u n d s ä t z e d e s V ö l k e r r e c h t e s , als P r ä m i s s e n zur E n t s c h e i d u n g d e r F r a g e : K a n n d i e Säcularisirung zur B a s i s d e s mit d e r f r ä n k i schen R e p u b l i k zu schliessenden F r i e d e n s d i e n e n ? B r e m e n / L ü b e c k 1799. - B e s c h r e i b u n g des heiligen K r e u z b e r g e s und seiner U m g e b u n g e n . W ü r z b u r g 1816. LITERATUR: R u l a n d : B „ F. N . In: A D B , B d . 2, 1875, S. 141 f.

Bauer,

G e o r g L o r e n z , e v a n g . T h e o l o g e , * 1 4 . 8 . 1755 Hilpoltstein bei N ü r n b e r g , t 12. 1. 1806 Heidelberg. B., S o h n e i n e s Pfarrers, Schloß sein 1772 an d e r U n i v . Altdorf b e g o n n e n e s S t u d i u m d e r T h e o l o g i e und der orientalis c h e n S p r a c h e n 1775 als M a g i s t e r ab, w a r H o f m e i s t e r in adliger F a m i l i e und seit 1776 F r ü h p r e d i g e r an St. M a r g a r e t h e n auf d e r N ü r n b e r g e r B u r g . 1786 w u r d e er L e h r e r , 1787 K o n rektor der S c h u l e von St. Sebald. 1789 ü b e r n a h m B. den L e h r s t u h l f ü r R h e t o r i k , m o r g e n l ä n d i s c h e S p r a c h e n und M o ral an der U n i v . A l t d o r f ; 1805 f o l g t e er e i n e m R u f an d i e U n i v . H e i d e l b e r g . Er v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Hebräische Mythologie des alten und neuen Testaments, mit Parallelen aus der Mythologie anderer Völker, vorzüglich der Griechen und Römer {2 B d e . , 1 8 0 2 / 0 3 ) . WEITERE WERKE: B e t r a c h t u n g e n ü b e r d i e vier letzten D i n g e , f ü r d e n k e n d e C h r i s t e n . L e i p z i g 1781. - S a m m l u n g und E r k l ä r u n g der p a r a b o l i s c h e n E r z ä h l u n g e n unsers H e r r n .

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Bauer Leipzig 1782. - Entwurf einer Einleitung in die Schriften des alten Testaments. Nürnberg 1794, 3 1806. - Theologie des Alten Testaments. 2 Tie., Leipzig 1796-1801. - Biblische Theologie des Neuen Testaments. 4 Bde., Leipzig 1800-02. Handbuch der Geschichte der hebräischen Nation von ihrer Entstehung bis zur Zerstörung ihres Staats. 2 Tie., Nürnberg/ Altdorf 1800-04. - Biblische Moral des Alten Testaments. 2 Bde., Leipzig 1803-05. - Biblische Moral des Neuen Testaments. 2 Tie., Leipzig 1804/05. LITERATUR: Hermann Strathmann: B., G. L. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 637 f. - William Baird: History of N e w Testament research. Bd. 1. Minneapolis 1992, S. 187-194. - Otto Merk: B„ G. L. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 87. - Albrecht Beutel: B „ G. L. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1169.

Bauer,

Hermann Theodor, Bischof der Herrnhuter Brudergemeine, * 1 . 1 . 1 8 5 0 Rixdorf (heute BerlinNeukölln), t 2 0 . 1 2 . 1 9 1 9 Herrnhut. Der Sohn eines Predigers der Brüdergemeinen Rixdorf empfing seine schulische Ausbildung u. a. am Pädagogium der Brüdergemeine in Niesky in der Oberlausitz. Dorthin kehrte B. nach dem Besuch des Seminars in Gnadenfeld 1873 als Lehrer zurück. 1885 übernahm er die Leitung des Nieskyer Pädagogiums, das er zusammen mit Theobald Wunderling und Charles —»Buchner wesentlich bestimmt hat. Sein Bildungsideal war die klassische Bildung, verbunden mit patriotischem Denken und pietistischen Elementen. Durch eine weitgehende Angleichung an die staatlichen Lehrpläne erreichte er die offizielle Anerkennung und Gleichberechtigung seiner Lehranstalt. Als Mitglied (seit 1899) der deutschen Unitätsdirektion und Bischof der Brüdergemeine galt B. als einer der bedeutenden Herrnhuter seiner Zeit. Neben seinen theologischen und pädagogischen Schriften gab B. 1896-1919 auch die Zeitschrift „Bethania, Sonntagsgruß der Brüdergemeine" heraus. WERKE: Christliche Geselligkeit. Leipzig 1892. - Manneswürde und Mädchenehre. Göttingen 1895, 2 1908. - Die Pflege der männlichnen Jugend. Leipzig 1918. LITERATUR: Gerhard Meyer: Β., H. T . In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 639. B a u e r , Jeremias Christoph, evang. Theologe, Chronist, * 13. 10. 1655 Wiesenbach bei Crailsheim (Württemberg), t 3 1 . 7 . 1729 Satteldorf bei Crailsheim. B., Sohn eines Pfarrers, übernahm 1685 das Pfarramt von Degersheim, 1692 von Satteldorf. Auf einer anonymen, 1623 erschienenen, heute verschollenen Beschreibung der Stadt aufbauend, schrieb B. eine Chronik Crailsheims, die bis 1722 reicht und von seinen Nachfahren bis 1812 weitergeführt wurde. LITERATUR: V D 17. - Otto Herding: B., J. C. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 639 f. B a u e r , Johann Friedrich Christoph, evang. Theologe, Politiker, * 2 . 5 . 1803 Uffenheim, f 24. 1.1873 Neustadt/ Aisch. B., Sohn eines Volksschullehrers und Stadtkantors, studierte 1821-25 an der Univ. Erlangen. 1825 wurde er Vikar in Ergersheim, 1826 in Würzburg. Seit 1827 war er Pfarrer in Marktbreit, seit 1838 Stadtpfarrer, Dekan und Distriktschulinspektor in Bamberg, 1855-73 Stadtpfarrer und Dekan in Neustadt/Aisch. 1845-48 gehörte er der Abgeordnetenkammer der Ständeversammlung des Königreichs Bayern an. 1 8 4 8 / 4 9 vertrat B. den Wahlkreis Windsheim in der Nationalversammlung, deren 1. Vizepräsident er 1849 wurde. Nach 1855 war er Landrat für Mittelfranken. B. veröffentlichte u.a. Über Choralmusik und Kirchengesang (1831), Uber die durch Calixt bewerkstelligte Trennung der Dogmatik und Moral (1839) und Über die Theilnahme der Geistlichen an der Armenpflege in ihren Gemeinden (1841).

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B a u e r , Johannes (Christian Ludwig August), evang. Theologe, * 12.9. 1860 Wiesloch (Baden), t 10.1. 1930 Heidelberg. B., dessen Vater als Kirchenrat, Dekan und Stadtpfarrer in Lahr tätig war, studierte Theologie in Erlangen, Leipzig, Basel und Heidelberg und war 1882-92 als Vikar tätig. Er ging 1892 als Privatdozent für praktische Theologie an die Univ. Marburg und wurde dort 1900 a. o. Prof., 1907 o. Prof. an der Univ. Königsberg. 1910 folgte er einem Ruf als Prof. und Direktor des Praktisch-Theologischen Instituts an die Univ. Heidelberg. 1919 gehörte er der Verfassunggebenden Landessynode und seit 1920 auch der Evangelischen Kirchenleitung in Baden an. B. beschäftigte sich vor allem mit Person und Werk Friedrich —> Schleiermachers (u.a. Schleiermachers Konfirmandenunterricht, 1909). B.s 1912 verfaßtes und der Generalsynode 1914 vorgelegtes Kirchenbuch für die evangelisch-protestantische Landeskirche im Großherzogtum Baden bildete die Grundlage für das 1930 endgültig verabschiedete Kirchenbuch in Baden. WEITERE WERKE: Die Trostreden des Gregorius von Nyssa in ihrem Verhältnis zur antiken Rhetorik. Marburg 1892. Predigten über Worte Jesu. Tübingen/Leipzig 1903. LITERATUR: Friedrich Karl Schumann: B., J. C. L. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 6 4 0 f . B a u e r , Josef Friedrich, kath. Theologe, * 14.3. 1745 Forchheim, t 1 2 . 5 . 1 8 1 7 Redwitz bei Lichtenfels. B. trat 1765 in das Benediktinerkloster Banz ein, wurde 1769 zum Präses der Konferenzen über Theologie ernannt und wirkte seit 1792 als Inspektor der Stiftsapotheke. Nach der Säkularisation seines Klosters lebte er in Uetzing bei Lichtenfels. B. veröffentlichte u. a. Das Buch Tobias, zum Nutzen der Eltern und Kinder nach der Vulgata, mit Zuziehung der orientalischen Übersetzungen verteutschet, erläutert und mit sittlichen Anmerkungen versehen (1781). WEITERE WERKE: Die neuere protestantische Kenosislehre. Paderborn 1917. - Der Altar und seine Ausstattung nach Auffassung und Anordnung der Kirche. Düsseldorf 1928. B a u e r , Karl Gottfried, evang. Theologe, * 24. 8 . 1 7 6 5 Leipzig, t 15. 12.1842 Leipzig. Der Sohn eines Juristen Schloß 1786 in Leipzig das Studium der Theologie, Philosophie, Mathematik und Medizin mit der Promotion zum Dr. phil. ab, übernahm die Pfarrstelle von Frohburg und wurde 1809 zum Archidiakon der Nicolaikirche in Leipzig ernannt. Dort wurde er zum Dr. theol. promoviert und erhielt eine Dozentur für theologische Moral, Homiletik und Pastoraltheologie. Seit 1836 war B. auch Pastor an St. Nicolai. Neben einigen Sammlungen von Predigten veröffentlichte B. zahlreiche Schriften pädagogischen Inhalts, darunter Philosophische Versuche über Gegenstände der Moral und Pädagogik ( 1797). LITERATUR: B r o c k h a u s : B . , K. G . In: A D B , B d . 2 ,

1875,

S. 146. B a u e r , Lorenz Georg, kath. Theologe, * 16. 10. 1880 Unterpleichfeld bei Würzburg, t 1 . 1 1 . 1 9 6 9 Unterpleichfeld. Nach dem Studium der Theologie und Philosophie (1903-07) war B. zunächst in der Seelsorge und seit 1911 als Assistent und Dozent am Bischöflichen Klerikalseminar in Würzburg tätig. 1919 wurde er dort zum Domvikar berufen und 1921 zum Prof. der Dogmatik und Apologetik an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Dillingen ernannt, wo er bis 1948 tätig war. Thema etlicher Publikationen war die Liturgik; so erschien 1950 die Abhandlung über Das heilige Meßopfer im Lichte der Grundsätze des heiligen Thomas über das Opfer.

Baumann Bauer,

Ludwig Amandus, evang. Theologe, Schriftsteller, Pädagoge, * 1 5 . 1 0 . 1 8 0 3 Orendelsall bei Öhringen (Württemberg), t 22. 5. 1846 Stuttgart. Der einem württembergischen Pfarrhaus entstammende B. trat 1821 in das Tübinger Stift ein und pflegte enge Freundschaft mit Eduard —> Mörike und Wilhelm Waiblinger. 1825 erhielt er die Pfarrstelle von Ernsbach bei Öhringen, wurde 1831 als Lehrer an die Erziehungsanstalt Stetten/Remstal, 1835 als Prof. an das Stuttgarter Katharinenstift und 1838 an das dortige Obergymnasium berufen. Nach einer Trilogie über Alexander den Großen veröffentlichte B. das historische Drama Barbarossa (1842). Daneben verfaßte er eine sechsbändige Weltgeschichte, redigierte 1842 die Zeitschrift „Schwaben, w i e ' s war und ist" und hinterließ weitere Dramen und zwei Lustspiele. LITERATUR: A . B a u e r : B „

L. A . In: A D B , B d . 2,

1875,

S. 146 f.

Bauer,

Walter (Felix), evang. Theologe, * 8 . 8 . 1877 Königsberg (Ostpreußen), t 17. 11. 1960 Göttingen. Schon als Kind mit seinen Eltern von Königsberg nach Marburg übergesiedelt, studierte der Professorensohn dort, in Berlin und Straßburg bei Heinrich Julius —>Holtzmann Theologie. 1903 habilitierte er sich in Marburg, wurde 1913 als a. o. Prof. an die Univ. Breslau und 1916 nach Göttingen berufen, w o er von 1918 bis zu seiner Emeritierung 1946 als o. Prof. Neues Testament lehrte. Einen N a m e n machte sich B. mit der Kommentierung der Schriften des Johannes, der Erforschung des frühen Christentums, des neutestamentlichen Griechisch und der Sprache des Urchristentums. In seinem Buch Rechtgläubigkeit und Ketzerei im ältesten Christentum ( 1 9 3 4 , 2 1 9 6 4 , hrsg. von Georg - > Strecker) entwarf er ein neues Bild von der frühen Kirchengeschichte. Sein Griechisch-deutsches Wörterbuch zu den Schriften des Neuen Testaments und der übrigen urchristlichen Literatur 5 (1925-28, 1958; engl. 1979; völlig neu bearb. Aufl., hrsg. von Kurt und Barbara Aland, fi 1988) gilt als Standardwerk der neutestamentlichen Forschung. WEITERES

WERK:

Das

Johannesevangelium.

Tübingen

1912, 3 1933. Georg Strecker: B., W . In: T R E , Bd. 5, 1980, S. 317-319. - Klaus Scholtissek: B. W . In: L T h K \ Bd. 2, 1994, Sp. 87. - Otto Merk: B., W . F. In: R G G 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1169.

LITERATUR:

Bauernfeind,

Otto, evang. Theologe, * 1 4 . 1 . 1 8 8 9 Behrenhoff bei Greifswald, 1" 26. 12. 1972 Tübingen. Der einer alten Pastorenfamilie entstammende B. studierte Theologie in Tübingen, Berlin, Marburg und Greifswald und besuchte anschließend das Predigerseminar in Wittenberg. Bei Kriegsausbruch 1914 meldete er sich als Freiwilliger und tat seit 1916 Dienst als Marinepfarrer. Seit 1920 war er an der Univ. Greifswald, von 1928 an als Prof. des Neuen Testaments. 1931 folgte er einem Ruf an die Univ. Tübingen. Nach einem aus politischen Gründen erfolgten Entzug der Lehrerlaubnis zwischen 1939 und 1945 wurde er dort 1946 erneut zum Prof. berufen und 1957 emeritiert. B. war ein konservativer Exeget, der u . a . einen Kommentar zur Apostelgeschichte verfaßte (1939). Er war Mitherausgeber von Flavius Josephus, De bello Judaico (3 Bde., 1960-69).

Bauerreiss,

Johann Romuald, Benediktiner, Kirchenhistoriker, * 6. 11. 1893 München, t 2 2 . 6 . 1971 M ü n c h e n . B., Sohn des Leibdieners des Grafen Adolf Friedrich von Schack, trat nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg 1918 in den Benediktinerorden ein. Er studierte Theologie, Philosophie und Geschichte an der Univ. M ü n c h e n . 1921 wurde er z u m Priester geweiht. 1923-26 und 1937-66 war er Stiftsbibliothekar in St. Bonifaz, 1957-61 und 1967-71 Subprior. 1926-66 hatte er die Schriftleitung der „Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und seiner

Zweige" inné. B. nahm Lehraufträge für Kirchengeschichte an der Philosophischen Hochschule bei St. Stephan in Augsburg (1959) und an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Eichstätt ( 1 9 6 2 / 6 3 ) wahr. Er veröffentlichte u . a . eine Kirchengeschichte Bayerns (7 Bde., 1949-70, Nachdr. 1973-77). W E I T E R E W E R K E : Pie Jesu. Das Schmerzensmannbild und sein Einfluß auf die mittelalterliche Frömmigkeit. München 1931. - Sepulcrum Domini. Studien zur Entstehung der christlichen Wallfahrt auf deutschem Boden. München 1936. - Arbor Vitae. Der „ L e b e n s b a u m " und seine Verwendung in Liturgie, Kunst und Brauchtum des Abendlandes. München 1938. - Das „Lebenszeichen". Studien zur Frühgeschichte des griechischen Kreuzes. Birkenbeck 1961. - Stephanskult und frühe Bischofsstadt. München 1963. L I T E R A T U R : Bibliographien der deutschsprachigen Benediktiner 1880-1980. Bd. 1. St. Ottilien 1985, S. 58 f. - Ulrich Faust: R. B. Mönch und Gelehrter in einem Großstadtkloster. In: Michael L a n g e r / A n s e l m Bilgri (Hrsg.): Weite des Herzens - Weite des Lebens. Beiträge zum Christein in moderner Gesellschaft. Regensburg 1989, S. 77-85.

Bauerschubert,

Joseph, kath. Theologe, * 1 5 . 1 1 . 1 7 6 6 Birnfeld bei H o f h e i m (Franken), f 2 4 . 9 . 1797 Würzburg. B. begann 1785 in Würzburg das Studium der Philosophie, trat nach d e m Magisterexamen in das dortige Priesterseminar ein, studierte Theologie und wurde nach der Priesterweihe Vizepräfekt im Adligen Seminar. Als Anhänger der Aufklärung veröffentlichte er 1793 ein Erbauungsbuch für Katholiken, die eine reine und vernünftige Andacht lieben und Volkspredigten; er schrieb Aufsätze und Rezensionen für verschiedene Periodika (u. a. „Oberdeutsche Literaturzeitung") und beschäftigte sich in einer Abhandlung mit d e m wegen der Revolution emigrierten französischen Klerus. 1792 wurde er in eine Landpfarrei zwangsversetzt.

Baum,

Johann Wilhelm, evang. Theologe, * 7. 12. 1809 F l o n h e i m / R h e i n h e s s e n , t 2 9 . 1 0 . 1878 Straßburg. Nach d e m Studium der Theologie und Philologie in Straßburg erhielt B. 1834 eine Dozentenstelle am dortigen Collegium Wilhelmitanum und leitete 1836-44 das Thomasstift. 1839 wurde er a. o., 1860 o. Professor der alten Literatur am Protestantischen Seminar. Er war Vikar, seit 1847 Pfarrer von St.Thomä in Straßburg. 1864 wurde er o. Prof. f ü r Homiletik am Protestantischen Seminar, 1872 Prof. der Praktischen Theologie an der gerade gegründeten KaiserWilhelm-Univ. Straßburg. B.s spezielles Forschungsgebiet war die Geschichte der Reformation in Straßburg ( C a p i t o und Butzer, Straßburgs Reformatoren, 1860, Nachdr. 1980). B. trug eine Stoffsammlung über die Reformation in Frankreich zusammen und wirkte mit an der Gesamtausgabe der Werke Calvins im „Corpus R e f o r m a t o r u m " . W E I T E R E S W E R K : T h e o d o r Beza, nach handschriftlichen Quellen dargestellt. 3 Bde., Leipzig 1843-52. L I T E R A T U R : Alfred Krafft: B „ J. W . In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 6 5 0 f.

Baumann,

Christian, auch Bauman, Jesuit, Theologe, Philosoph, * Februar 1588 E f r i z w e i l e r / B o d e n s e e , t 6 . 5 . 1635 Ingolstadt. B. trat 1607 in den Jesuitenorden ein, studierte 1610-13 Philosophie und 1617-20 Theologie in Ingolstadt. Nach einem kurzen Aufenthalt in Eichstätt wurde er 1620 Prof. der Logik in Freiburg/Breisgau, lehrte 1624-27 Philosophie in Dillingen und erhielt 1627 einen Lehrstuhl für Philosophie in Ingolstadt. B. veröffentlichte u . a . Angelus Custos. Schutzengel, das ist Summarischer Inhalt der Comoediae von dem Schutz und Gutthaten der lieben H. Engel gegen den Menschen (1620). Seine 1627 in Dillingen aufgeführten Tragoediae et Commoediae sind nur im Manuskript erhalten. Als

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Baumann Philosoph beschäftigte sich B. besonders mit aristotelischer Naturphilosophie (u. a. Commentarti in universam Aristotelis philosophiam). Unter seinem Vorsitz wurden rund 20 Disputationen zu diesem Thema gehalten. LITERATUR: VD 17. - Ulrich Neumann: B„ C. In: LMU, Bd. 1, 1998, S. 33 f. B a u m a n n , Eberhard, reformierter Theologe, * 27.5. 1871 Liibbenow bei Prenzlau (Brandenburg), t 1.2.1956 Plön (Holstein). B., Sohn eines reformierten Pfarrers, studierte in Tübingen, Leipzig und Berlin Theologie (Promotion 1897, Die Verwendbarkeit der Pesita zum Buch Ijob für die Textkritik). Nach einer Palästinareise, einem Vikariatsjahr in den Kaiserswerther Anstalten und dem Besuch des Berliner Domkandidatenstifts erhielt er 1899 in Politzig (bei Meseritz, Prov. Posen) seine erste Pfarrstelle. 1901-07 war B. als Religionslehrer am Plöner Prinzenhaus, dazwischen 1905/06 am Deutschen Evangelischen Institut für Altertumswissenschaften in Jerusalem tätig. 1907 erfolgte seine Ernennung zum Schloß- und Domprediger in Halle/Saale. Den Ersten Weltkrieg machte er als Feldprediger mit, wurde 1923 zum reformierten Konsistorialrat und Pfarrer in Stettin berufen. Nach 1933 gehörte B. der Bekennenden Kirche an, leitete deren Bruderrat in Pommern und war stellvertretender Leiter des Moderamens des Reformierten Bundes. WEITERE WERKE: Der Aufbau der Amosreden. Gießen 1903. - Jesaja in unsrer Gegenwart. Halle/Saale 1923. Jeremía in unsrer Mitte. Halle/Saale 1925. B a u m a n n , Joachim, evang. Theologe, * 9. 1.1712 Deutsch-Krottingen bei Memel (Ostpreußen), t 1.1. 1759. Der Sohn eines Königsberger Oberinspektors wuchs bei Verwandten im kurländischen Libau auf, studierte in Halle Theologie, kehrte 1733 nach Kurland zurück und trat in Gramsden seine erste Pfarrstelle an. 1734-41 war B. Pfarrer in Neuenburg, Annenhof und Blieden, danach übernahm er das lettische Pastorat in Libau. 1745 ging er als Pfarradjunkt des deutschen Pastors nach Durben, wurde 1746 Propst von Grobin und 1747 Superintendent und Frühprediger der kurländischen Hauptstadt Mitau. B. verfaßte u.a. auf Veranlassung der Regierung einen Vorschlag zur Verbesserung der Kirchenordnung; er gab eine lettische Kirchenagende und eine Lettische Biblische Geschichte (1756) heraus. B a u m b a c h , Johann Christoph, evang. Theologe, Philologe, * 31.5. 1742 Mitau (heute Jelgava, Lettland), t 19.8. 1801. Der Sohn eines Schneiders studierte seit 1758 in Rostock und Helmstedt Theologie und kehrte 1762 nach Kurland zurück. In Mitau nahm B. bei einem Pastor Unterricht im Lettischen. 1763 übernahm er dort das Amt eines Diakons für die Letten, wurde 1769 deutscher Prediger in Durben (Kurland), 1771 zugleich Propst von Grobin. Wie mehrere andere deutsch-baltische Pastoren seiner Zeit trug auch B. mit seinen lettischen Übersetzungen theologischer Schriften zur Schaffung einer lettischen Schriftsprache und zur allmählichen Alphabetisierung der Letten bei. Er war Mitarbeiter der lettischen Zeitschrift „Gadda Grahmata", veröffentlichte u. a. ein lettisches Gesangbuch und hinterließ das Manuskript eines lettischen Wörterbuchs. Baumeister, Karl August, Bischof der Brüdergemeine, Liederdichter, * 21.8. 1741 Görlitz, t 8.8.1818 Herrnhut. Nach dem Studium der Theologie in Wittenberg, Leipzig und Königsberg erhielt B. eine Anstellung am Gymnasium von Görlitz und wurde 1774 Hilfsprediger in Taubenheim. Bei einer Tätigkeit als Hauslehrer in Königsberg kam er mit der Brüdergemeine in Kontakt, derer 1779 beitrat. Im selben Jahr wurde er als Schloßprediger und Prof. an das Brüderse-

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minar in Barby berufen, ging 1789 als Prediger nach Niesky, 1792 nach Kleinwelke (Oberlausitz) und war seit 1814 Bischof der Brüdergemeine. Baumgärtel, Friedrich Johannes, evang. Theologe, * 14.1. 1888 Plauen/Vogtland, t 11.6. 1981 Erlangen. B. studierte Theologie an den Universitäten Greifswald, Bonn, Leipzig und Berlin (Lic. theol. 1914), wurde 1914 von der Univ. Leipzig zum Dozenten und 1921 zum a. o. Prof. des Alten Testaments ernannt. 1922 erhielt er eine o. Professur an der Univ. Rostock, wechselte 1928 nach Greifswald, 1937 nach Göttingen und 1941 nach Erlangen. Dort hatte er bis zu seiner Emeritierung (1956) den Lehrstuhl für Alttestamentliche Theologie inne. Zu B.s Publikationen zählen neben etlichen Schriften über das Alte Testament (u.a. Verheißung. Zur Frage des evangelischen Verständnisses des Alten Testaments, 1950) ein Hebräisches Wörterbuch zur Genesis (1938). WEITERE WERKE: Elohim außerhalb des Pentateuch. Leipzig 1914. - Beiträge zur Entstehungsgeschichte der Septuaginta. Berlin u.a. 1923. - Der Theologiestudent und die Bibel. Gütersloh 1929. - Die Eigenart der alttestamentlichen Frömmigkeit. Schwerin 1932. - Die Bedeutung des Alten Testaments für den Christen. Schwerin 1935. - Wider die Kirchenkampf-Legenden. Neuendettelsau 3 1976. LITERATUR: Festschrift F. B. zum 70. Geburtstag. Erlangen 1959. B a u m g ä r t n e r , Hieronymus, auch Paumgartner, Baumgartner, Reformator, * 9. 3. 1498 Nürnberg, t 8.12.1565 Nürnberg. Der dem Nürnberger Patriziat entstammende B., Sohn eines Ratskonsulenten, studierte die Artes sowie Jurisprudenz in Ingolstadt, Leipzig und Wittenberg, wo er mit Philipp —> Melanchthon und Martin —> Luther verkehrte. 1478 wurde er dort o. Professor. Nach Nürnberg zurückgekehrt, wurde er 1498 Ratskonsulent, 1525 Ratsmitglied, 1533 älterer Bürgermeister, 1549 Mitglied des Septemvirats und 1558 des Triumvirats. B. vertrat Nürnberg auf den Reichstagen von Speyer (1529) und Augsburg (1530) sowie 1536 in Schmalkalden. Wegen eines Streits des Schwäbischen Bundes mit Nürnberg 1544 auf der Rückkehr vom Reichstag in Speyer von Albrecht von Rosenberg gefangengenommen, kam B. erst 1545 gegen eine Lösegeldzahlung frei. Als Vorkämpfer der Reformation nahm er 1525 am Nürnberger Religionsgespräch teil, über das er einen eingehenden Bericht verfaßte. B. war an der Umwandlung der Nürnberger Schule St. Aegidien in ein Gymnasium sowie am Ausbau der Ratsbibliothek beteiligt und stand in engem Briefverkehr mit Melanchthon und Luther. LITERATUR: Otto Puchner: B., H. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 664 f. - Gunter Zimmermann: H. B. und Andreas Oslander. Zwei politische Positionen der reformatorischen Bewegung in Nürnberg. In: Jahrbuch für fränkische Landesforschung 46 (1986) S. 63-81. B a u m g ä r t n e r , Roman, Benediktiner, Schriftsteller, * 3. 11. 1762 Riedensheim bei Neuburg/Donau, t 2.5. 1812 Handzell bei Aichach. B. trat 1785 in das Benediktinerkloster Andechs ein und wurde 1803 zum Prof. am Lyzeum von Amberg ernannt. Er betätigte sich als Erbauungsschriftsteller, veröffentlichte einige Gebet-, Beicht- und Kommunionbücher, Gedichte und mehrmals neuaufgelegte Reden an Jünglinge über moralisch-religiöse Gegenstände zur Veredlung sittlicher Gefühle (2 Bde., 1808). WEITERE WERKE: Poetische Versuche und Fabeln. Amberg 1801. - Gedichte vermischten Inhalts. Amberg 1804.

Baumgarten-Crusius Baumgart,

J o h a n n , a u c h P o m a r i u s , luth. T h e o l o g e , Schriftsteller, * 2 4 . 6 . 1514 M e i ß e n , t 1 8 . 3 . 1578 M a g d e burg. B. w a r in Wittenberg S c h ü l e r —> L u t h e r s , —> M e l a n c h t h o n s und G e o r g —»Majors, wirkte n a c h d e m S t u d i u m z u n ä c h s t als L e h r e r in N a u m b u r g , w u r d e als K o n r e k t o r n a c h M e i ß e n b e r u f e n und 1540 P a s t o r der dortigen H l . - G e i s t - K i r c h e . A l s A n h ä n g e r Luthers w a r B. Verfasser zahlreicher polem i s c h e r und k a t e c h e t i s c h e r S c h r i f t e n . Er schrieb 1561 d a s S c h u l d r a m a Das Gericht Salomonis, d a s e i n e Satire auf d a s z e i t g e n ö s s i s c h e J u s t i z w e s e n darstellte.

Baumgarten,

J o h a n n C h r i s t o p h Friedrich, P ä d a g o g e , Schriftsteller, e v a n g . T h e o l o g e , * 8 . 9 . 1773 M a g d e b u r g , t 1 6 . 7 . 1847 M a g d e b u r g . D e r S o h n eines S c h a n k w i r t s w u r d e L e h r e r , 1797 S c h u l r e k tor in D o d e n d o r f , 1803 Leiter der G e w e r b s c h u l e u n d V i k a r des D o m k a p i t e l s in M a g d e b u r g und 1823 R e k t o r der Volkstöchterschule. D a n e b e n unterrichtete B. 1823-35 a m S c h u l l e h r e r s e m i n a r . N e b e n Baumgarten's orthographischen Vorlegeblättern ( 1 8 0 7 ) v e r ö f f e n t l i c h t e er zahlreiche S c h u l b ü c h e r und d i d a k t i s c h e S c h r i f t e n , d a r u n t e r A n l e i t u n g e n z u m A b f a s sen von B r i e f e n und z u m richtigen G e b r a u c h von S y n o n y m e n , A n w e i s u n g e n f ü r den R e l i g i o n s - u n d H a u s w i r t s c h a f t s unterricht s o w i e G r a m m a t i k - und R e c h e n ü b u n g e n .

Baumgarten,

M i c h a e l , luth. T h e o l o g e , Politiker, * 2 5 . 3 . 1812 H a s e l d o r f bei H a m b u r g , t 2 1 . 7 . 1 8 8 9 Rostock. D e r S o h n e i n e s B a u e r n und D e i c h g r a f e n studierte in Kiel und Berlin T h e o l o g i e , w u r d e 1839 P r i v a t d o z e n t in Kiel und 1846 P a s t o r an der M i c h a e l s k i r c h e in S c h l e s w i g . D o r t setzte er sich 1848 f ü r d i e d e u t s c h e S a c h e ein, m u ß t e 1850 fliehen und w u r d e von der U n i v . R o s t o c k z u m Prof. der T h e o l o g i e b e r u f e n . Pietistisch g e p r ä g t , trat B. f ü r e i n e auf Freiheit des G l a u b e n s b e r u h e n d e Volkskirche und g e g e n e i n e S t a a t s k i r c h e ein. D i e s f ü h r t e 1856 zu seiner E n t l a s s u n g aus der t h e o l o g i s c h e n P r ü f u n g s k o m m i s s i o n und 1858 z u m Verlust seines L e h r s t u h l s . G e g e n d i e A n k l a g e der B e k ä m p f u n g der K i r c h e n l e h r e u n d d e s E i d b r u c h s b e g a n n B. 1858 mit seiner S c h r i f t Eine kirchliche Krisis in Mecklenburg einen j a h r z e h n t e l a n g e n v e r g e b l i c h e n K a m p f u m Rehabilitier u n g , d e r i h m G e l d - und G e f ä n g n i s s t r a f e n einbrachte. B. w a r v o r ü b e r g e h e n d M i t g l i e d d e s P r o t e s t a n t e n v e r e i n s und g e h ö r t e 1874-81 als A b g e o r d n e t e r der Fortschrittspartei d e m R e i c h s tag an, w o er u. a. f ü r d i e Z i v i l e h e eintrat. WEITERE WERKE: D i e A p o s t e l g e s c h i c h t e o d e r der E n t w i c k l u n g s g a n g der K i r c h e von J e r u s a l e m bis R o m . 3 B d e . , B r a u n s c h w e i g 1852, 2 1 8 5 9 . - D i e N a c h t g e s i c h t e Sacharías. E i n e P r o p h e t e n s t i m m e an die G e g e n w a r t . 2 B d e . , B r a u n s c h w e i g 1 8 5 4 / 5 5 . - S t ö c k e r s g e f ä l s c h t e s C h r i s t e n t u m . Berlin 1881. LITERATUR: H a n s H . Studt (Hrsg.): Prof. Dr. theol. M . B . 2 B d e . , Kiel 1891. - Walter N i g g : K i r c h l i c h e R e a k t i o n , dargestellt an M . B . s L e b e n s s c h i c k s a l . B e r n / L e i p z i g 1939. Walter B u f f : B „ M . In: N D B , B d . 1, 1953, S. 661 f. - G e r hard F o h l : B „ M . In: T R E , B d . 5, 1980, S. 351 f. - R u d o l f S m e n d : B „ M . In: R G G 4 , Bd. 1, 1998, S p . 1179.

Baumgarten,

Otto, e v a n g . T h e o l o g e , * 29. 1 . 1 8 5 8 MUnchen, t 2 1 . 3 . 1934 Kiel. B., S o h n d e s Historikers H e r m a n n B., stand n a c h d e m Stud i u m der T h e o l o g i e in S t r a ß b u r g , G ö t t i n g e n und Z ü r i c h 1882-87 im b a d i s c h e n K i r c h e n d i e n s t . Er habilitierte sich 1888 in Halle, ü b e r n a h m e i n e Predigerstelle in Berlin und erhielt 1890 e i n e a. o. P r o f e s s u r in J e n a . 1 8 9 4 - 1 9 2 6 w i r k t e B. als o. Prof. der P r a k t i s c h e n T h e o l o g i e und als U n i v e r sitätsprediger in Kiel. 1898 geriet er w e g e n seines Eintretens f ü r streikende H a f e n a r b e i t e r in Konflikt mit d e m Kaiser. B. zählte zu d e n F ü h r e r n des linken P r o t e s t a n t i s m u s , w a r

M i t b e g r ü n d e r und 1912-25 Vorsitzender des E v a n g e l i s c h Sozialen K o n g r e s s e s . 1919 g e h ö r t e er der d e u t s c h e n Fried e n s d e l e g a t i o n an und setzte sich nach 1918 als M i t g l i e d der D e m o k r a t i s c h e n Partei u . a . f ü r d i e N e u g e s t a l t u n g der kirchlichen Verhältnisse ein. Als G e g n e r d e s N a t i o n a l s o z i a lismus s c h r i e b er 1926 Kreuz und Hakenkreuz. WEITERE WERKE: B i s m a r c k s Stellung zu R e l i g i o n und Kirche. T ü b i n g e n 1900. - A l l d e u t s c h t u m und C h r i s t e n t u m . Berlin 1918. - P r a k t i s c h e Sittenlehre. T ü b i n g e n 1921. - M e i n e L e b e n s g e s c h i c h t e . T ü b i n g e n 1929. LITERATUR: Walter B u f f : B „ O. In: S. 6 5 9 f. - G ü n t e r B r a k e l m a n n : Krieg als Politiker u n d T h e o l o g e im Ersten 1991. - H a s k o v o n Bassi: B „ M . In: S p . 1179 f.

N D B , B d . 1, 1957, und G e w i s s e n . O. B. Weltkrieg. G ö t t i n g e n R G G 4 , Bd. 1, 1998,

Baumgarten,

Siegmund Jakob, evang. Theologe, * 1 4 . 3 . 1706 W o l m i r s t e d t , t 4 . 7 . 1 7 5 7 H a l l e / S a a l e . D e r v o m P i e t i s m u s g e p r ä g t e S o h n eines P f a r r e r s unterrichtete a m F r a n c k e s c h e n W a i s e n h a u s in H a l l e und w a r seit 1732 M a g i s t e r und A d j u n k t der dortigen T h e o l o g i s c h e n F a k u l t ä t der Universität. 1734 e r f o l g t e B . s P r o m o t i o n und seine Ern e n n u n g z u m o . P r o f . der T h e o l o g i e . 1744 w u r d e er z u m D i r e k t o r d e s T h e o l o g i s c h e n S e m i n a r s und z u m E p h o r u s der kgl. Freitische e r n a n n t . D a er, von der luth. O r t h o d o x i e abw e i c h e n d , e i n e von Christian —> W o l f f beeinflußte, g e m ä ß i g t a u f g e k l ä r t e T h e o l o g i e lehrte, geriet Β. zeitweise in k i r c h l i c h e Konflikte. B., einer d e r a n g e s e h e n s t e n T h e o l o g e n der f r ü h e n A u f k l ä r u n g und von Voltaire „ d i e K r o n e d e u t s c h e r G e l e h r t e r " g e n a n n t , v e r f a ß t e zahlreiche t h e o l o g i s c h e A b h a n d l u n g e n in lateinischer u n d d e u t s c h e r S p r a c h e . Viele seiner Vorles u n g e n , w i e Unterricht vom rechtmäßigen Verhalten eines Christen oder theologische Moral, zum akademischen Vortrage ausgefertigt (1762), e r s c h i e n e n in m e h r e r e n A u f l a g e n im D r u c k . WEITERE WERKE: E v a n g e l i s c h e G l a u b e n s l e h r e . 3 Bde., Halle/Saale 1759/60, 21764-66. - Untersuchung Theologischer Streitigkeiten. 3 Bde., H a l l e / S a a l e 1762-64. - G e s c h i c h t e der R e l i g i o n s p a r t e i e n . H a l l e / S a a l e 1766, N a c h d r . H i l d e s h e i m 1966. LITERATUR: M a r t i n S c h m i d t : B., S. J. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 660. - M a r t i n S c h l o e m a n n : S. J. B. G ö t t i n g e n 1976. S u s a n n e E h r h a r d t - R e i n : Z w i s c h e n G l a u b e n s l e h r e und Vern u n f t w a h r h e i t . N a t u r und S c h ö p f u n g bei Hallischen T h e o logen d e s 18. J a h r h u n d e r t s . M ü n s t e r 1996. - M a r t i n S c h l o e m a n n : B „ S. In: R G G 4 , Bd. 1, 1998, S p . 1 1 8 0 f .

Baumgarten-Crusius,

Gottlob August, evang. Theologe, * 1.4. 1752 P e n i g bei C h e m n i t z , t 15. 1 2 . 1 8 1 6 Merseburg. B.-C., der nach d e m Tod seines Vaters als zweiten N a m e n d e n seines S t i e f v a t e r s C h r i s t o p h C r u s i u s f ü h r t e , b e s u c h t e 1764-69 die F ü r s t e n s c h u l e in G r i m m a . Seit 1769 studierte er in L e i p z i g , u . a . bei s e i n e m S t i e f v a t e r , T h e o l o g i e . 1780 legte er d a s K a n d i d a t e n e x a m e n ab, w a r D i a k o n der D r e s d ner K r e u z k i r c h e und seit 1787 S t i f t s s u p e r i n t e n d e n t , K o n sistorialassessor und I n s p e k t o r des G y m n a s i u m s von M e r seburg. 1789 w u r d e B . - C . p r o m o v i e r t und 1816 nach der Einverleibung Merseburgs durch Preußen zum Regierungsund Konsistorialrat und M i t g l i e d d e r R e g i e r u n g in M a g d e b u r g e r n a n n t . B. v e r ö f f e n t l i c h t e e i n e G e s c h i c h t e E u r o p a s , e i n e Satire, zahlreiche t h e o l o g i s c h e A b h a n d l u n g e n und 1779 einen Unterricht vom Eide und Warnung für Meineid. Er w a r der Vater von L u d w i g Friedrich O t t o —>B.-C. WEITERE WERKE: E l e m e n t a historiae a n t i q u a e . L e i p z i g 1775. - D e lege morali M o s a i c a . L e i p z i g 1789. - S c h r i f t und V e r n u n f t f ü r d e n k e n d e C h r i s t e n . 6 Tie., B e r l i n 1795-97. LITERATUR: E. C. Achelis: B.-C., G . A. In: A D B , Bd. 46, 1902, S. 2 5 9 f.

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Baumgarten-Crusius Baumgarten-Crusius,

Ludwig Friedrich Otto, luth. Theologe, * 3 1 . 7 . 1 7 8 8 Merseburg, f 3 1 . 5 . 1843 Jena. B.-C., Sohn von Gottlob August —>B.-C., besuchte die Fürstenschule in Grimma und studierte in Leipzig Theolog i e und Philologie. Dort erlangte er 1808 den Magistergrad und wurde 1809 Mitglied des einst von August Hermann —>Francke gegründeten Collegium Philobiblicum. Er habilitierte sich im selben Jahr an der Philosophischen Fakultät, wurde 1810 zum Frühprediger an der Universitätskirche, 1812 z u m a. o. und 1817 zum o . P r o f . der T h e o l o g i e an der Univ. Jena berufen. B.-C. gehörte der Lateinischen Gesellschaft in Jena, der Historisch-theologischen Gesellschaft in Leipzig und der Gesellschaft zur Verteidigung des Christentums in Den Haag an. A l s T h e o l o g e war er gleichermaßen Gegner der protestantischen Orthodoxie wie eines strikten Rationalismus. A l s sein Hauptwerk gilt das zweibändige Kompendium der Dogmengeschichte (1840-46). WEITERE WERKE: Das Menschenleben und die Religion. Jena 1816. - Lehrbuch der christlichen Sittenlehre. Leipzig 1826. - Grundzüge der biblischen Theologie. Jena 1828. Lehrbuch der christlichen Dogmengeschichte. 2 Tie., Jena 1832. - Theologische Auslegung der Johanneischen Schriften. 2 Bde., Jena 1843-45. LITERATUR: Hermann Strathmann: B.-C., L. F. O. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 662. - Christoph Markschies: B.-C., L. F. O. In; RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1181.

Baumgartner,

Albert, auch Paumgartner, Taufname: Bernhard, Benediktiner, Musiker, * 2 7 . 6 . 1 6 7 7 St. Leonhard am Forst (Niederösterreich), t 1 6 . 3 . 1730 Melk. B. kam als Chorknabe in das Benediktinerstift Melk, w o er bei Joseph Mercklin Orgel- und vermutlich auch K o m p o sitionsunterricht erhielt. 1692 nahm er die vakant gewordene Stelle des Organisten ein und erwarb den Titel eines „Compositor musices". 1697 legte er das Gelübde ab, wurde 1702 ordiniert und war seitdem Lehrer der N o v i z e n für gregorianischen Gesang. 1711 wurde er von Abt Berthold von - » D i e t m a y r zum Kapellmeister von Melk ernannt. B. gehörte zu den beherrschenden Persönlichkeiten des Melker Musiklebens in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Er komponierte eine M e s s e , drei Offertorien, z w e i Miserere, ein Salve Regina, fünf Motetten s o w i e Musik zu vier Benediktinerdramen. LITERATUR: Robert N. Freeman: B „ A. In: M G G 2 P , Bd. 2, 1999, Sp. 5 2 8 f.

Baumgartner,

Alexander, Jesuit, Literaturhistoriker, * 2 7 . 6 . 1841 St. Gallen, t 5. 10. 1910 Luxemburg. N a c h seinem Eintritt in die Gesellschaft Jesu (1860) studierte B. in Münster und an den Jesuitenlehranstalten Feldkirch, Maria Laach und Ditton Hall (England) T h e o l o g i e und Philosophie und wirkte seit 1867 als Sprachlehrer in Feldkirch, seit 1873 in Stony hurst. Danach war er in den großen Häusern der deutschen Ordensprovinz in Holland und seit 1899 im Schriftstellerheim in Luxemburg als Mitarbeiter der „Stimmen aus Maria-Laach" tätig. Einen N a m e n machte sich B. als Literaturhistoriker und Autor u.a. eines dreibändigen Werks über Goethes Leben und Werk und einer siebenbändigen Geschichte der Weltliteratur. Er schrieb Sonette, ein allegorisches Festspiel, Reisebilder aus Nordeuropa und eine politische Biographie seines Vaters Gallus Jakob B. In seinen Publikationen wies sich B. als erklärter Gegner des „l'art pour l'art"-Prinzips in der Literatur aus und rief damit den „katholischen Literaturstreit" hervor. WEITERE WERKE: Lessings religiöser Entwicklungsgang. Freiburg/Breisgau 1877. - Goethe. 3 Bde., Freiburg/Breisgau 1879-82. - D i e Stellung der Katholiken zur neueren Literatur. Freiburg/Breisgau 1910.

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LITERATUR: Wilhelm Kratz: B. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 666. - Susanna Schmidt: B., A. In: L T h K \ Bd. 2, 1994, Sp. 94.

Baumgartner,

Walter, schweizer, evang. T h e o l o g e , * 2 4 . 1 1 . 1 8 8 7 Winterthur, t 3 1 . 1 . 1970 Basel. B. begann 1906 in Zürich ein Studium der Geschichte und wechselte dann zur semitischen und klassischen Philologie über. N a c h der Promotion 1912 setzte er seine Studien in Marburg und Gießen bei Hermann —>Gunkel fort. Seit 1915 war B. in Marburg Lektor für Hebräisch, nach der Habilitation 1916 Dozent für das Alte Testament und von 1920 an a. o. Professor. 1928 wurde e r a i s o. Prof an die Univ. Gießen und 1929 an die Univ. Basel berufen, w o er bis zu seiner Emeritierung ( 1 9 5 8 ) tätig blieb. B., der dort neben d e m Alten Testament auch die hebräische Sprache lehrte, veröffentlichte u. a. ein Hebräisches und aramäisches Lexikon zum Alten Testament (mit Johann Jakob - > Stamm, 4 Bde., 3 1967-90). Er war seit 1947 Ehrenmitglied der British Society for Old Testament Studies. WEITERE WERKE: Das Buch Daniel. Gießen 1926. - Israelitische und altorientalische Weisheit. Tübingen 1933. LITERATUR: Johann Jakob Stamm: Prof. W. B. zum Gedenken. In: Kirchenblatt für die refomierte S c h w e i z 126 ( 1 9 7 0 ) S. 7 0 f.

Baumstark,

(Carl) Anton (Joseph Maria Dominikus), Orientalist, * 4 . 8 . 1872 Konstanz, t 3 1 . 5 . 1 9 4 8 Bonn. B., Sohn von Reinhold —»B., wurde nach dem Studium der Klassischen und Orientalischen Philologie in Heidelberg, Freiburg und Leipzig 1894 in Leipzig promoviert. 1898 habilitierte er sich an der Univ. Heidelberg für beide Fächer und wirkte dort für kurze Zeit als Privatdozent. 1899 ging er zu Studienzwecken nach R o m , w o er 1901 die Zeitschrift „Oriens Christianus" gründete. Nach Forschungsaufenthalten in Palästina und Ägypten ( 1 9 0 4 / 0 5 ) unterrichtete B. 1905-21 an einer kath. Privatschule in Sasbach (Baden). 1921 wurde er als Honorarprofessor nach Bonn, 1923 als a. o. Prof. der Semitistik und Vergleichenden Liturgiewissenschaften nach N i m w e g e n und 1926 als Prof. für Arabisch und Islamkunde nach Utrecht berufen. Seit 1930 war B. Ordinarius der Orientalistik in Münster. Zunächst Mitglied der Christlichen Volkspartei in Baden, trat er 1932 in die N S D A P ein. 1935 wurde er unter dem Vorwurf der H o m o sexualität emeritiert. B. war einer der Begründer der liturgievergleichenden Forschung (Vom geschichtlichen Werden der Liturgie, 1923) und Spezialist für syrische Literatur. LITERATUR: Gabriele Winkler: B „ C. A . In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1182.

Baumstark,

Reinhold, Pseud. Lukianos Dendrosthenes, Klementine Beck, Stabiiis, Politiker, Jurist, Publizist, * 2 4 . 8 . 1 8 3 1 Freiburg/Breisgau, t 29. 1. 1900 Mannheim. Nach d e m Studium der Rechte trat B., Sohn eines klassischen Philologen, in den badischen Justizdienst ein, in d e m er v o m Amtsrichter (1857) zum Landgerichtspräsidenten in Waldshut ( 1 8 9 4 ) und in Mannheim ( 1 8 9 7 ) avancierte. Ursprünglich Protestant, konvertierte B. 1869 zum Katholizismus und trat 1 8 6 9 / 7 0 als Abgeordneter der Katholischen Volkspartei in der 2. badischen Kammer vor allem für die Angelegenheiten der Kirche ein. Im Zuge der Reichsgründung wandelte sich B. v o m Großdeutschen zum Bismarck-Anhänger und Gegner des Zentrums, dessen „politischen Katholizismus" er u . a in seinen pseudonym erschienenen Fegefeuergesprächen (1872) bekämpfte. 1879 zog B. erneut für die Katholische Volkspartei in den Badischen Landtag ein, in dem er maßgeblich an der Wiederherstellung der kath. Seelsorge und der B e i l e g u n g des Kulturkampfes ( 1 8 9 7 ) in Baden mitwirkte. 1883 erschien seine Autobiographie Plus ultra! Schicksale eines deutschen Katholiken

Baur 1864-82. Β. war der Vater von Anton Joseph Maria Dominikus —>B. WEITERE WERKE: Gedanken eines Protestanten über die päpstliche Einladung zur Wiedervereinigung mit der römisch-katholischen Kirche. Regensburg 6 1868. - Fegfeuergespräche. Freiburg/Breisgau 1872, s 1875. LITERATUR: Wolfgang Müller: B„ R. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 669. B a u r , Benedikt, Erzabt von Beuron, * 9.12. 1877 Mengen (Württemberg), t 10.11.1938 Beuron. B. trat 1897 in das Benediktinerkloster Beuron ein, studierte dort und in Maria-Laach Theologie und Philosophie und wurde in S. Anselmo in Rom zum Dr. theol. promoviert. Anschließend Prof. der Dogmatik und Klerikerpräfekt in Beuron, wurde B. 1912 von Papst Pius X. zum Rektor des Griechischen Kollegs in Rom berufen. Seit 1919 warB. auch Spiritual am Benediktinerkolleg in Salzburg, Prof. der Philosophie in Engelberg in der Schweiz und Prof. der Dogmatik in Beuron und S. Anselmo in Rom. 1938 wurde B., Verfasser des viel verwendeten liturgischen Betrachtungsbuchs Werde Licht, zum Erzabt von Beuron gewählt. B a u r , Ferdinand Christian, evang. Theologe, * 21.6. 1792 Schmiden bei Stuttgart, t 2. 12. 1860 Tübingen. Der älteste Sohn des Schmidener Pfarrers Jakob Christian B. wurde nach dem Studium in Tübingen 1809-14 und kurzer Tätigkeit als Vikar und Repetent 1817 Prof. an dem der württembergischen Theologenausbildung dienenden „Niederen Seminar" in Blaubeuren, wo er 1821 Emilie Becher, die Tochter eines Stuttgarter Arztes, heiratete (1802-1839, zwei Söhne, drei Töchter). Hier begründete er als Lehrer der alten Sprachen seine umfassende Gelehrsamkeit. Von 1826 bis zu seinem Tod wirkte er als Prof. der Kirchen- und Dogmengeschichte an der evangelisch-theologischen Fakultät der Univ. Tübingen. Seine Forschungen galten zunächst der antiken Religionsgeschichte. Unter dem Einfluß —> Schleiermachers entstand noch in Blaubeuren das Erstlingswerk Symbolik und Mythologie oder die Naturreligion des Alterthums (1824/25). In Tübingen verfaßte B. Untersuchungen zur jüdischen und griechischen Religion, über Antike und Christentum, Das manichäische Religionssystem (1831) und Die christliche Gnosis (1835). Auf die Symbolik seines kath. Tübinger Kollegen Johann Adam —» Möhler antwortete er mit der Schrift Der Gegensatz des Katholizismus und Protestantismus nach den Prinzipien und Hauptdogmen der beiden Lehrbegriffe (1833). Seine neutestamentlichen Arbeiten, in denen er die historisch-kritische Betrachtungsweise konsequent durchführte und die traditionelle Zuschreibung einzelner Schriften an bestimmte Verfasser verwarf (Evangelium des Johannes, alle Paulusbriefe außer Römer, Galater, 1./2. Korinther), riefen heftige Anfeindungen hervor. Doch anders als sein Schüler David Friedrich —»Strauß (Leben Jesu, 1835/36) begnügte sich B. nicht mit der Destruktion der Überlieferung, sondern entwickelte aus der „Tendenz" der Quellen ein neues Bild des Urchristentums. Umfangreichen Monographien zur Geschichte der Versöhnungslehre sowie der Trinitätslehre und Christologie folgte 1847 ein knappes Lehrbuch der christlichen Dogmengeschichte. Schließlich ging aus seinen Vorlesungen eine fünfbändige Gesamtdarstellung der Kirchengeschichte bis zu B.s Zeit hervor, von der allerdings zu seinen Lebzeiten nur zwei Bände erschienen sind, vorbereitet durch die programmatischen Epochen der kirchlichen Geschichtsschreibung (1852). Durch seine konsequent historische Geschichtsbetrachtung wurde B. zum Begründer einer heftig umkämpften evang. „jüngeren Tübinger Schule", deren württembergischen Mitgliedern die theologischen Fakultäten durchweg verschlos-

sen blieben. Obgleich einzelne Ergebnisse seiner Arbeit durch die neuere Forschung überholt sind, ist seine kritische Konsequenzen einschließende Arbeitsweise für die folgende historische Theologie vorbildlich geworden. Auch wenn seine seit den dreißiger Jahren durch -> Hegel beeinflußte Geschichtsschau schon bei den Zeitgenossen nicht auf ungeteilte Zustimmung stieß, hat er die Geschichtsdarstellung zur Überwindung einer bloß antiquarischen oder pragmatischmoralisierenden Betrachtung durch Rekonstruktion innerer Zusammenhänge angeleitet. Seine Schüler (vor allem Eduard —> Zeller und Albert —>Schwegler) machten seine Arbeitsweise über die Theologie hinaus besonders in Alter Geschichte und Philosophiegeschichte fruchtbar. WEITERE WERKE: Ausgewählte Werke in Einzelausgaben. Hrsg. v. Klaus Scholder. 5 Bde., Stuttgart-Bad Cannstatt 1963-75. - Briefe. Hrsg. v. Carl E. Hester. Teil 1 : Die frühen Briefe (1814-1835). Sigmaringen 1993 (Contubernium 38). LITERATUR: Peter C. Hodgson: The Formation of Historical Theology. A Study of F. C. B. New York 1966. - Horton Harris: The Tübingen School. Oxford 1975. - Klaus Scholder: B„ F. C. In: TRE, Bd. 5, 1980, S. 352-358. Ulrich Köpf: F. C. Β. als Begründer einer konsequent historischen Theologie. In: Zeitschrift für Theologie und Kirche 89 (1992) S. 440-461. - Ders. (Hrsg.): Historisch-kritische Geschichtsbetrachtung. F. C. B. und seine Schüler. Sigmaringen 1994 (Contubernium 40). Ulrich Köpf B a u r , Gustav Adolph Ludwig, evang. Theologe, * 14.7.1816 Hammelbach/Odenwald, t 22.5.1889 Leipzig. B., Bruder von Wilhelm —»B., studierte in Gießen Theologie und orientalische Sprachen, bezog nach dem ersten theologischen Examen 1838 das Predigerseminar in Friedberg und wurde 1840 zum Dr. phil. und Lizentiaten der Theologie promoviert. 1841 habilitierte sich B. in Gießen, war seit 1847 a. o., von 1849 an o. Prof. der Theologie und 1856 Rektor. 1861 wurde er Hauptpastor von St. Jakobi in Hamburg, 1870 o. Prof. der Praktischen Theologie, Direktor des Predigerkollegiums und Universitätsprediger in Leipzig, 1874 Rektor der Universität. B. war Mitglied der Landessynode und engagierte sich im Gustav-Adolf-Verein und in der Inneren Mission. B.s wissenschaftliche Hauptarbeitsgebiete waren neben der Praktischen Theologie das Alte Testament und die Pädagogik. Zu seinen Publikationen zählen etliche Predigten und eine Geschichte der alttestamentlichen Weissagung (1861). LITERATUR: E. C. Achelis: B., G. A. L. In: ADB, Bd. 46, 1902, S. 266-270. B a u r , Johann Jakob, evang. Theologe, klassischer Philologe, Orientalist, * 20.6.1729 Genkingen bei Pfullingen (Württemberg), | 5.11.1776 Tübingen. B. Schloß sein Studium in Tübingen 1749 mit dem Magistergrad ab und wurde dort nach einer ausgedehnten Studienreise durch Deutschland, Holland und Frankreich 1760 a. o. Prof. der Philosophie und der orientalischen Sprachen. Nach der Promotion 1770 wurde er Prof. der Theologie und der griechischen und orientalischen Sprachen. 1772 erhielt B. eine o. Professur der Philosophie, der Rhetorik und der Poesie. B. war Ehrenmitglied der Theologisch-Philologischen Gesellschaft in Basel, der Societas literarum elegantiorum in Leipzig und der Lateinischen Gesellschaft in Jena. Fast alle seine Publikationen zur Theologie, Philosophie und Philologie verfaßte B. in lateinischer Sprache. Zu den wenigen Abhandlungen in deutscher Sprache zählen 1769 erschienene Gedanken von der patriarchalischen Religion und Aufsätze für die Zeitschrift „Das Neueste aus der anmuthigen Gelehrsamkeit" von Johann Christoph Gottsched.

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Baur Baur,

L u d w i g , kath. T h e o l o g e , * 9 . 4 . 1871 O b e r d e t t i n g e n bei B i b e r a c h ( W ü r t t e m b e r g ) , t 1 4 . 1 . 1943 S t a r n b e r g . D e r S o h n eines L e h r e r s studierte an d e r U n i v . T ü b i n g e n kath. T h e o l o g i e und w a r n a c h d e r P r i e s t e r w e i h e als R e p e t e n t a m dortigen K o n v i k t , seit 1897 als P r i v a t d o z e n t an der U n i v . tätig. 1903 w u r d e er a. o. Prof. an der K a t h o l i s c h - T h e o l o g i schen F a k u l t ä t der U n i v . T ü b i n g e n und u n t e r n a h m Studienreisen n a c h R o m , Paris, L o n d o n , O x f o r d und C a m b r i d g e . 1914-16 w a r er Feldgeistlicher. 1919 g e h ö r t e er als M i t g l i e d d e s Z e n t r u m s der V e r f a s s u n g g e b e n d e n L a n d e s v e r s a m m l u n g W ü r t t e m b e r g s und bis 1925 d e m w ü r t t e m b e r g i s c h e n L a n d tag an. 1921 w u r d e er o . P r o f . an d e r U n i v . T ü b i n g e n , 1925 in B r e s l a u . Z u B.s V e r ö f f e n t l i c h u n g e n zählen Die Philosophie des Robert Grosseteste, Bischofs von Lincoln (1917), Metaphysik ( 1 9 2 2 , 3 1 9 3 5 ) , Päpstliche Enzykliken und ihre Stellung zur Politik ( 1 9 2 3 , mit Karl R i e d e r ) , Logik und Erkenntnislehre ( 1 9 3 0 ) und Psychologie ( 3 1930). WEITERE WERKE: M i t A d o l f R e m m l e : C h a r a k t e r b i l d u n g . Vorträge ü b e r d e n J a k o b u s b r i e f . F r e i b u r g / B r e i s g a u 1912. Christus, der K ö n i g der Zeiten. Vorträge ü b e r d e n Philipperbrief. F r e i b u r g / B r e i s g a u 1914.

Baur,

R e n w a r d , a u c h B a u e r , Jesuit, * 13. 1 1 . 1 8 2 3 M u r i (Kt. A a r g a u ) , f 1 0 . 6 . 1 8 8 3 Kirchrath ( N i e d e r l a n d e ) . B., S o h n d e s kath. Politikers, S o n d e r b ü n d l e r s und A r z t e s Johann B a p t i s t B., trat als Z w a n z i g j ä h r i g e r in den J e s u i t e n o r d e n ein. N a c h der N i e d e r l a g e der K a t h o l i k e n und K o n s e r v a tiven i m S o n d e r b u n d s k r i e g 1847 m u ß t e er aus s e i n e m Kolleg in F r e i b u r g ( S c h w e i z ) n a c h S a v o y e n fliehen u n d g e l a n g t e von dort aus mit 4 0 M i t b r ü d e r n n a c h A m e r i k a . N a c h einer Tätigkeit als M a t h e m a t i k l e h r e r in W a s h i n g t o n k e h r t e B. zur Vollendung seiner S t u d i e n n a c h E u r o p a zurück. E r lehrte d a n n an d e n O r d e n s h ä u s e r n in B o n n und M a r i a L a a c h Kirc h e n g e s c h i c h t e und w i d m e t e sich in K o b l e n z , A a c h e n und Köln d e r S e e l s o r g e . In M a r i a L a a c h trug B. e i n e Privatbibliothek z u s a m m e n , d i e als e i n e d e r g r ö ß t e n und s c h ö n s t e n in D e u t s c h l a n d galt. N a c h der Vertreibung des J e s u i t e n o r d e n s aus D e u t s c h l a n d w i r k t e er 1873-81 als Prof. der K i r c h e n g e s c h i c h t e in L ö w e n . B. w a r M i t b e g r ü n d e r u n d M i t a r b e i t e r der „ S t i m m e n aus M a r i a L a a c h " und d e s Kirchenlexikons.

Baur,

S a m u e l , e v a n g . T h e o l o g e , Schriftsteller, * 31. 1. 1768 U l m , t 2 5 . 5 . 1832 A l b e c k bei U l m . S c h o n w ä h r e n d seines 1791 b e g o n n e n e n S t u d i u m s der T h e o logie in J e n a und T ü b i n g e n b e s c h ä f t i g t e sich B., der S o h n eines U l m e r G e l d w e c h s l e r s , intensiv mit G e s c h i c h t e und Literatur. Seit 1794 hatte er e i n e Pfarrstelle in W ü r t t e m b e r g inne und w u r d e 1811 z u m D e k a n des O b e r a m t s A l b e c k bei U l m b e r u f e n . B. v e r f a ß t e rund 150 religiöse und p ä d a g o g i sche S c h r i f t e n , E r b a u u n g s b ü c h e r , G e s c h i c h t s w e r k e , B i o g r a phien und Ü b e r s e t z u n g e n aus d e m F r a n z ö s i s c h e n , d a r u n t e r e i n e Charakteristik des Frauenzimmers für Jünglinge und Mädchen, die das Glück ihres Lebens fest gründen wollen ( 1 7 8 9 ) , und ein Neues historisch-biographisch-literarisches Handwörterbuch (7 B d e . , 1807-16). LITERATUR: K e l c h n e r : B „ S. In: A D B , B d . 2, 1875, S. 1 8 0 f .

Verbreitung d e s s c h w e i z e r . „Vereins der F r e u n d i n n e n j u n g e r M ä d c h e n " , dessen d e u t s c h e n Z w e i g seine Frau M e t a von B e t a z leitete. B. v e r f a ß t e u . a . Das evangelische Pfarrhaus ( 1878) und w a r M i t b e g r ü n d e r d e s J a h r b u c h s „ N e u e C h r i s t o t e r p e " (1879). WEITERE WERKE: D a s L e b e n d e s F r e i h e r r n v o m Stein. G o tha 1860, 5 1 9 0 1 . - Ernst M o r i t z A r n d t s L e b e n , Taten und M e i n u n g e n . Berlin 1861. H a m b u r g 7 1 9 0 3 . - G e s c h i c h t s - und L e b e n s b i l d e r aus d e r E r n e u e r u n g d e s religiösen L e b e n s in d e n d e u t s c h e n B e f r e i u n g s k r i e g e n . 2 B d e . , H a m b u r g 1864, 5 1 8 9 3 (engl. 1870). - D a s d e u t s c h e e v a n g e l i s c h e P f a r r h a u s . S e i n e G r ü n d u n g , seine E n t f a l t u n g und sein B e s t a n d . 1878, 5 1902. LITERATUR: E. C. A c h e l i s : B „ F. W . In: A D B , Bd. 4 6 , 1902, S. 2 7 0 - 2 7 3 .

Baurschmidt,

Karl G u s t a v W i l h e l m , e v a n g . T h e o l o g e , * 1 . 4 . 1 8 0 6 H o h n e bei Celle, t 21. 12. 1864 L ü c h o w . B. w a r nach d e m S t u d i u m d e r T h e o l o g i e in G ö t t i n g e n und einer T ä t i g k e i t als H a u s l e h r e r in F r a n k f u r t / M a i n z u n ä c h s t G e h i l f e seines Vaters, d e s S u p e r i n t e n d e n t e n von O s t e r o d e . 1838 erhielt er d i e Stelle eines A r c h i d i a k o n s in L ü c h o w . A l s 1862 d u r c h kgl. D e k r e t d e r H a n n o v e r s c h e L a n d e s k a t e c h i s m u s d u r c h d e n stärker in k o n f e s s i o n e l l e B a h n e n lenkend e n N e u e n K a t e c h i s m u s ersetzt w u r d e , legte B. mit seiner Schrift Prüfet alles! als erster Geistlicher Protest ein. Damit initiierte er e i n e von D e m o n s t r a t i o n e n und P r e s s e k a m p a g n e n begleitete a l l g e m e i n e W i d e r s t a n d s b e w e g u n g , d i e letztlich d i e R ü c k n a h m e des N e u e n K a t e c h i s m u s und d i e Einleit u n g einer R e f o r m der K i r c h e n v e r f a s s u n g in H a n n o v e r zur F o l g e hatte. 1862 berief B. die Celler P a s t o r a l k o n f e r e n z ein, d i e den K ö n i g an e i n e n V e r f a s s u n g s p a r a g r a p h e n erinnerte, der vor d e r Ä n d e r u n g d e r K i r c h e n v e r f a s s u n g e i n e B e r a t u n g der staatlichen Stellen mit der K i r c h e vorsah. 1863 w u r d e dies gesetzlich verankert. B.s Werk Vom Frieden zum Kampf (o. J.) enthält seine A u t o b i o g r a p h i e . LITERATUR: F. F r e n s o d o r f f : B., K . G . W . In: A D B , B d . 2, 1875, S. 182.

Bauschek,

Kaspar Johann, Prämonstratenser, Bibliothekar, Schriftsteller, * 2 4 . 4 . 1757 G a s t d o r f ( B ö h m e n ) , t 5 . 6 . 1828 R a u d n i t z . B., M a g i s t e r d e r P h i l o s o p h i e , trat 1776 im P r a g e r Stift Strac h o w in d e n P r ä m o n s t r a t e n s e r o r d e n ein, legte 1781 das Ord e n s g e l ü b d e a b und e m p f i n g 1782 die Priesterweihe. E r war e i n i g e J a h r e C h o r r e g e n s an St. B e n e d i k t in P r a g und T e n o r in der K i r c h e seines Stifts. Seit 1787 w a r B. dort a u c h als erster B i b l i o t h e k a r tätig. 1801 ü b e r n a h m er d i e L e i t u n g der Bibliothek des Fürsten J o s e p h F e r d i n a n d von L o b k o w i t z in R a u d nitz und w u r d e 1811 z u m e r z b i s c h ö f l i c h e n N o t a r e r n a n n t . B. v e r f a ß t e e i n e B e s c h r e i b u n g der B i b l i o t h e k e n B ö h m e n s , e i n e G e s c h i c h t e d e s H a u s e s L o b k o w i t z und v e r ö f f e n t l i c h te a l t d e u t s c h e G e d i c h t e , d i e er in seinen B ü c h e r b e s t ä n d e n e n t d e c k t hatte. D a z u zählen in d e r B i b l i o t h e k von S t r a c h o w a u f g e f u n d e n e Fragmente eines epischen Gedichts: Wilhelm von Brabant, aus dem schwäbischen Zeitalter, von Rudolph Dienstmann von Montfort (1796).

Baur,

(Friedrich) W i l h e l m , e v a n g . T h e o l o g e , * 1 6 . 3 . 1 8 2 6 Lindenfels/Odenwald, ! 1 8 . 4 . 1 8 9 7 Koblenz. B., B r u d e r von G u s t a v A d o l p h —»B., studierte in G i e ß e n T h e o l o g i e , b e s u c h t e das P r e d i g e r s e m i n a r in F r i e d b e r g und war seit 1848 in A d e l s f a m i l i e n als H a u s l e h r e r tätig. 1852-65 versah B. in v e r s c h i e d e n e n h e s s i s c h e n G e m e i n d e n d i e Pfarrstelle, w i r k t e seit 1865 an d e r St. A n s c h a r k a p e l l e in H a m burg und d i e n t e 1866 als F e l d p r e d i g e r bei der M a i n a r m e e . 1872 w u r d e er z u m H o f - und D o m p r e d i g e r in Berlin ernannt, a v a n c i e r t e 1879 z u m O b e r k o n s i s t o r i a l r a t und Mitglied d e s E v a n g . O b e r k i r c h e n r a t s und 1883 z u m G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t e n der R h e i n p r o v i n z in K o b l e n z . B. g e h ö r t e d e m Z e n t r a l a u s s c h u ß d e r I n n e r e n M i s s i o n an und betrieb d i e

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Bausner,

B a r t h o l o m ä u s , e v a n g . T h e o l o g e , * 1629 R e p s ( S i e b e n b ü r g e n ) , t 1 5 . 4 . 1682. B., S o h n eines s i e b e n b ü r g i s c h e n Pastors, b e g a n n 1652 ein T h e o l o g i e s t u d i u m an der U n i v . Wittenberg, das er in L e i d e n fortsetzte. 1656 z w a n g ihn d i e Pest zur R ü c k k e h r nach Sieb e n b ü r g e n . Im selben J a h r w u r d e er D i a k o n von S c h ä ß b u r g , d a n n P f a r r e r von R a d e s c h , 1661 P f a r r e r v o n R e i c h e r s d o r f ; seit 1667 w a r B. G e n e r a l d e c h a n t , von 1679 an S u p e r i n t e n dent der s ä c h s i s c h e n K i r c h e n S i e b e n b ü r g e n s . Z u seinen im D r u c k e r s c h i e n e n e n S c h r i f t e n zählt e i n e n o c h in d e n N i e d e r landen v e r f a ß t e d r e i b ä n d i g e A b h a n d l u n g De consensu partium humani corporis (1656).

Bea B a u t z , J o s e f , kath. T h e o l o g e , * 20. 1 1 . 1 8 4 3 K e e k e n bei Kleve, t 1 9 . 3 . 1 9 1 7 Münster. Β., seit 1874 Lic. theol. in M ü n s t e r , habilitierte sich dort 1877 und w u r d e 1892 z u m a. o. Prof. der D o g m a t i k und A p o l o g e t i k e r n a n n t . E i n e n N a m e n m a c h t e er sich als Verf a s s e r m e h r e r e r , von scholastischen Vorstellungen g e p r ä g t e r W e r k e ü b e r d a s Jenseits. E r v e r f a ß t e u . a . Weltgericht und Weltende, im Anschluß an die Scholastik und die neuere Theologie dargestellt (1886). D a n e b e n g a b B. Grundzüge der christlichen Apologetik ( 1 8 8 7 ) und Grundzüge der katholischen Dogmatik (4 B d e . , 1888-93) heraus. WEITERE WERKE: D i e L e h r e v o m A u f e r s t e h u n g s l e i b . M a i n z 1877. - D e r H i m m e l . M a i n z 1881. Die H ö l l e . M a i n z 1882. D a s F e g e f e u e r . M a i n z 1883. LITERATUR: G i s b e r t G r e s h a k e : B „ J. In: L T h K 1 , Bd. 2, 1994, Sp. 97. B a x m a n n , E r n s t Valentin R u d o l f , e v a n g . T h e o l o g e , Schriftsteller, * 2 2 . 2 . 1 8 3 2 Stendal, t 2 . 7 . 1 8 6 9 B o n n . W ä h r e n d seines S t u d i u m s der T h e o l o g i e u n d P h i l o s o p h i e in Berlin b e s c h ä f t i g t e sich B. v o r a l l e m mit d e m Werk von —» S c h l e i e r m a c h e r und —» H e g e l . B e s o n d e r s w a r ihm an einer Ü b e r b r ü c k u n g des G e g e n s a t z e s von R e l i g i o n und W i s s e n s c h a f t g e l e g e n . N a c h einer z w e i j ä h r i g e n H a u s l e h r e r t ä t i g keit in T h ü r i n g e n und d e m B e s u c h des P r e d i g e r s e m i n a r s in W i t t e n b e r g erhielt B. dort 1857 seine erste Pfarrstelle. 1861 w u r d e er z u m Stellvertreter des preuß. G e s a n d t s c h a f t s p r e digers in L i s s a b o n e r n a n n t . Von 1862 bis zu s e i n e m T o d w a r B. in B o n n als P r i v a t d o z e n t der T h e o l o g i e , I n s p e k t o r des E v a n g . Stifts und G y m n a s i a l l e h r e r tätig. N e b e n e i n i g e n anderen größeren Werken verfaßte B. eine mehrmals aufgelegte B i o g r a p h i e Friedrich Schleiermacher (1868). WEITERE WERKE: Ü b e r die G r e n z e n protestantischer L e h r freiheit auf Kanzel und K a t h e d e r . B o n n 1865. - D i e Politik der P ä p s t e von G r e g o r I. bis auf G r e g o r VII. 2 B d e . , Elberfeld 1 8 6 8 / 6 9 . LITERATUR: Gisi: Β., E. V. R. In: A D B , Bd. 2, 1875, S. 183 f. B a x m a n n , Hein d . J . , B i l d s c h n i t z e r , * u m 1580, t 1647. B., H a m b u r g e r S c h n i t z e r und seit 1627 a u c h Ä l t e r m a n n des A m t s w i e sein Vater, schuf vor a l l e m A u s s t a t t u n g e n f ü r d i e K i r c h e n in der U m g e b u n g d e r Stadt. S e i n e A r b e i ten sind in d e m u m 1600 in N o r d d e u t s c h l a n d üblichen, nied e r l ä n d i s c h beeinflußten R e n a i s s a n c e s t i l g e h a l t e n . B . s A l t ä r e in A l l e r m ö h e , M o o r f l e t h , O c h s e n w ä r d e r , B e i d e n f l e t h und Siek weisen einen Mittelteil w i e d i e K l a p p a l t ä r e der Gotik auf, sind aber mit R e n a i s s a n c e a u f b a u t e n und O r n a m e n t e n u m r a h m t . B e s o n d e r s trat B. d u r c h s e i n e R a n k e n f r i e s e hervor. B a y e r , A l b r e c h t , e v a n g . T h e o l o g e , * 1.2. 1751 G i n g e n / Fils, t 16. 1. 1819 A n s b a c h . D e r S o h n e i n e s P f a r r e r s studierte seit 1776 T h e o l o g i e , Philologie, G e s c h i c h t e , P h i l o s o p h i e und M a t h e m a t i k in E r l a n gen. Er w u r d e in d a s „Institut f ü r M o r a l u n d s c h ö n e W i s s e n s c h a f t e n " G e o r g Friedrich —»Seilers a u f g e n o m m e n . Seit 1779 M a g i s t e r d e r P h i l o s o p h i e , w a r er in E r l a n g e n als Erzieher, d a n e b e n a u c h als D o z e n t und P r e d i g e r tätig. 1785 w u r d e B. a. o . P r o f . der P h i l o s o p h i e an der dortigen U n i v e r sität. 1785-94 w a r er R e d a k t e u r der a u f k l ä r e r i s c h e n „ E r l a n ger R e a l z e i t u n g " . Seit 1791 o . P r o f . , ging er 1794 als Stadtkaplan n a c h A n s b a c h . 1798 w u r d e er A s s e s s o r a m dortigen K o n s i s t o r i u m , 1801 S t i f t s p r e d i g e r und Konsistorialrat. N a c h der A u f l ö s u n g d e s A n s b a c h e r K o n s i s t o r i u m s 1806 ü b e r n a h m B. d i e L e i t u n g der kirchlichen A n g e l e g e n h e i t e n d e s n e u gebildeten R e z a t k r e i s e s . 1808 w u r d e er Kreisschulrat, 1809 K r e i s k i r c h e n r a t und 1817 1. Rat des A n s b a c h e r G e n e r a l d e k a n a t s . B. v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Predigten für die Bedürfnisse unserer Zeit (1784 und 1793).

WEITERE WERKE: C o m m e n t a r i i perpetui in Theocriti C h a n t e s et S y r a c u s i a s . E r l a n g a e 1790. - Von der Vaterlandsliebe und von den g e g e n s e i t i g e n Pflichten der O b r i g k e i t und der U n t e r t h a n e n . E r l a n g e n 1792. LITERATUR: Friedrich H a u c k : Β., A . In: L e b e n s l ä u f e aus F r a n k e n . Bd. 6. Hrsg. v. S i g m u n d Frh. von Pölnitz. W ü r z b u r g 1960, S. 1-4. B a y e r , Johann Georg, evang. Theologe, Pädagoge, * 1 0 . 9 . 1 6 9 5 L a u b g r u n d bei G o l d b e r g (Schlesien), f 31.5.1779. N a c h d e m B e s u c h d e s L y z e u m s in L a u b a n und der U n i v . L e i p z i g und W i t t e n b e r g w a r B. einige J a h r e als H a u s l e h rer in adligen und b ü r g e r l i c h e n schlesischen F a m i l i e n tätig. S p ä t e r w i r k t e er als M i t t a g s p r e d i g e r in G o t t e s b e r g und w u r d e 1743 D i a k o n u n d R e k t o r d e r S t a d t s c h u l e B o l k e n h a i n . A u ß e r e i n e m G e b e t b u c h und e i n e m e v a n g . K a t e c h i s m u s v e r ö f f e n t lichte B. e i n e Predigt ü b e r d a s Verhalten g e g e n ü b e r veru n g l ü c k t e n M i t c h r i s t e n und stellte a n g e s i c h t s w i e d e r h o l ter N a t u r k a t a s t r o p h e n in Schlesien B e t r a c h t u n g e n über Die starke Hand Gottes über, auf und in der Erde (1757) an. B a y e r , J o h a n n W o l f g a n g , a u c h W o l f g a n g B., Jesuit, M i s sionar, * 1 1 . 2 . 1722 S c h e ß l i t z bei B a m b e r g , t 1 0 . 6 . 1794 Scheßlitz. N a c h d e m 1741 b e e n d e t e n S t u d i u m d e r P h i l o s o p h i e in B a m berg und d e m Eintritt in den J e s u i t e n o r d e n lehrte B., S o h n eines A d m i n i s t r a t o r s a m E l i s a b e t h e n h o s p i t a l in Scheßlitz, in W ü r z b u r g die P o e s i e . 1749 von seinen O r d e n s o b e r e n als M i s s i o n a r n a c h Peru geschickt, s c h i f f t e er sich 1750 in G e n u a ein, g e l a n g t e 1750 nach T e n e r i f f a , 1751 ü b e r P a n a m a n a c h L i m a u n d 1752 nach J u l i a m Titicacasee. 1766 w u r d e B. z u m S y n o d a l e x a m i n a t o r d e s B i s t u m s Santa F é ( B o g o t á ) b e r u f e n , 1768 aber w i e alle seine O r d e n s b r ü d e r a u s g e w i e sen. N a c h einer R e i s e ü b e r C h i l e , K a p H o r n und C á d i z traf er 1770 in B a m b e r g ein, w o b e s o n d e r s die E d e l s t e i n e , d i e er anstelle von K n ö p f e n an seiner K l e i d u n g trug, beeind r u c k t e n . B.s R e i s e a u f z e i c h n u n g e n w u r d e n von C h r i s t o p h G o t t l i e b von M u r r 1 7 7 5 / 7 6 im N ü r n b e r g e r „ J o u r n a l zur K u n s t g e s c h i c h t e und a l l g e m e i n e n L i t e r a t u r " und 1809 in den „ N a c h r i c h t e n a u s v e r s c h i e d e n e n L ä n d e r n " veröffentlicht. B. b e f a ß t e sich a u c h mit der E r f o r s c h u n g von I n d i o - S p r a c h e n und v e r f a ß t e eine ( v e r s c h o l l e n e ) G r a m m a t i k d e r A y m a r a Sprache. LITERATUR: W i l h e l m Kratz: B „ W . In: N D B , B d . 1, 1953, S. 6 7 9 . B a y r e r , L e o n h a r d , Jesuit, P ä d a g o g e , * 2 2 . 6 . 1749 A u g s burg, t 2 6 . 4 . 1 8 0 2 A u g s b u r g . N a c h s e i n e m Eintritt in d e n J e s u i t e n o r d e n ( 1 7 6 4 ) v e r b r a c h t e B. das N o v i z i a t in L a n d s b e r g / L e c h und studierte drei J a h r e P h i l o s o p h i e in Ingolstadt. In d e r F o l g e w a r er als G y m nasiallehrer in Hall in Tirol, Eichstätt und Dillingen tätig, w o er e i n e t h e o l o g i s c h e A u s b i l d u n g erhielt. N a c h der A u f h e b u n g d e s J e s u i t e n o r d e n s unterrichtete B . a m L y z e u m St. S a l v a t o r in A u g s b u r g K i r c h e n r e c h t und - g e s c h i c h t e . 1776 w u r d e er z u m Priester g e w e i h t , w a r bis 1800 L e h r e r a m kath. G y m n a s i u m und w u r d e 1801 z u m A u g s b u r g e r D o m p r e d i ger e r n a n n t . B. v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Catechetische Predigten über die V Hauptstücke des katholischen Christenthums (5 B d e . , 1788-92) und e i n e Kurzgefaßte Geschichte von Augsburg, ein Lesebuch für den Bürger und dessen Abkömmlinge (1785). WEITERE WERKE: Predigten ü b e r v e r s c h i e d e n e G e g e n stände. 10 Tie., A u g s b u r g 1782-93. - D i e sonn- und festtäglichen Episteln und E v a n g e l i e n . A u g s b u r g 1783. B e a , A u g u s t i n u s , Jesuit, K u r i e n k a r d i n a l , * 2 8 . 5 . 1881 R i e d b ö h r i n g e n / S c h w a r z w a l d , t 16. 11. 1968 R o m . B. w u r d e 1912 z u m Priester g e w e i h t , 1913 z u m D r . theol. p r o m o v i e r t und studierte d a n n orientalische S p r a c h e n . 1917

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Beatus Rhenanus f o l g t e er d e m R u f als Prof. der alttestamentlichen E x e g e s e n a c h Valkenburg. 1921 w u r d e er Provinzial d e r O b e r d e u t schen P r o v i n z d e s J e s u i t e n o r d e n s . B. g r ü n d e t e z a h l r e i c h e n e u e O r d e n s n i e d e r l a s s u n g e n . 1924 legte er d e n G r u n d s t e i n f ü r d a s B e r c h m a n n s k o l l e g in Pullach bei M ü n c h e n . E n d e 1924 z o g er n a c h R o m , leitete das S t u d i e n h e i m d e r D o k t o r a n d e n , ü b e r n a h m einen L e h r s t u h l an der G r e g o r i a n i s c h e n Universität und w a r 1 9 3 0 - 4 9 R e k t o r des P ä p s t l i c h e n B i b e l instituts. 1959 w u r d e er z u m K u r i e n k a r d i n a l e r n a n n t und leitete seit 1960 d a s Sekretariat f ü r d i e E i n h e i t der C h r i s t e n . Z u B . s H a u p t w e r k e n zählen De Pentateucho (1928) und Einheit in Freiheit (1965). 1966 erhielt B. g e m e i n s a m mit Willem A . V i s s e r ' t H o o f t , d e m e h e m a l i g e n G e n e r a l s e k r e t ä r d e s Ö k u m e n i s c h e n Kirchenrats, d e n F r i e d e n s p r e i s d e s d e u t s c h e n Buchhandels. LITERATUR: Josef Ernst: Β., Κ. A. In: T R E , Bd. 5, 1980, S. 3 9 0 - 3 9 3 . - S t j e p a n S c h m i d t : A u g u s t i n B. D e r Kardinal der Einheit. G r a z u. a. 1989. - Friedrich W . B a u t z : B., A . In: B B K L , B d . 1, 1990, Sp. 4 3 4 - 4 3 7 . - H e i n z - A l b e r t R a e m : B „ A . In: L T h K \ B d . 2, 1994, Sp. 105 f. - A l o y s Klein: B „ A . In: R G G 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1194.

Beatus Rhenanus,

eigentl. B e a t Bild, H u m a n i s t , * 2 2 . 8 . 1485 Schlettstadt (Elsaß), t 2 0 . 7 . 1547 Straßburg. B . R., S o h n eines M e t z g e r m e i s t e r s , studierte an d e r U n i v . Paris, e r l e r n t e d i e D r u c k k u n s t u n d w a r als K o r r e k t o r und H e r a u s g e b e r z e i t g e n ö s s i s c h e r T e x t e in S t r a ß b u r g tätig. 1511 zog er n a c h B a s e l , vertiefte seine G r i e c h i s c h k e n n t n i s s e und f a n d e i n e Stellung in der A m e r b a c h - F r o b e n s c h e n D r u c k e rei. A n g e r e g t von —> E r a s m u s von R o t t e r d a m und C o n r a d —f Peutinger, b e f a ß t e er sich seit 1515 mit der H e r a u s g a b e von W e r k e n antiker A u t o r e n s o w i e der K i r c h e n v ä t e r , d e r E r f o r s c h u n g d e u t s c h e r Vorzeit u n d f r ü h e r G e s c h i c h t e . Er w a r e n g e r Vertrauter des E r a s m u s . I n f o l g e der R e f o r m a t i o n in Basel k e h r t e er 1527 n a c h Schlettstadt z u r ü c k . A l s einer d e r ersten d e u t s c h s p r a c h i g e n H u m a n i s t e n f o r m u l i e r t e er d i e P r i n z i p i e n w i s s e n s c h a f t l i c h e r Textkritik; b e d e u t e n d sind seine N a c h r u f e auf E r a s m u s . Trotz seiner V e r b i n d u n g zu d e n R e f o r m a t o r e n und seiner N e i g u n g zur K i r c h e n r e f o r m blieb Β . R. Katholik. E r v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . 1519 einen K o m m e n tar zur Germania des Tacitus. WERKE: B r i e f w e c h s e l d e s B. R. H r s g . v. A d a l b e r t H o r a witz und Karl H a r t f e l d e r . L e i p z i g 1886. N a c h d r . N i e u w k o o p 1966. LITERATUR: V D 16, Β 2 0 5 9 - 2 0 6 5 . - V D 17. - R i c h a r d N e w a l d : B. R. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 6 8 2 f. - Ulrich M u h l a c k : B. R. In: Paul G . S c h m i d t (Hrsg.): H u m a n i s m u s im d e u t s c h e n S ü d w e s t e n . S i g m a r i n g e n 1993, S. 195-220. D i e t e r M e r t e n s : B. R. In: R G G 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1195 f.

Beausobre,

Isaak de, r e f o r m i e r t e r T h e o l o g e , * 8 . 3 . 1 6 5 9 N i o r t (Poitou), t 5 . 6 . 1 7 3 8 Berlin. N a c h d e m S t u d i u m in S a u m u r w u r d e B. 1683 P f a r r e r in C h â t i l l o n - s u r - I n d r e , floh aber w e g e n der A u f h e b u n g d e s E d i k t s von N a n t e s 1685 in die N i e d e r l a n d e . Seit 1686 w a r er als r e f o r m i e r t e r P f a r r e r in D e s s a u tätig, w u r d e 1694 H o f p r e d i g e r in O r a n i e n b a u m , später P f a r r e r d e r f r a n z ö s i s c h e n Kirc h e in Berlin, d a n n kgl. K a b i n e t t s p r e d i g e r , Konsistorialrat, I n s p e k t o r der f r a n z ö s i s c h e n S c h u l e n und schließlich S u p e r intendent aller f r a n z ö s i s c h e n K i r c h e n d e s Berliner B e z i r k s . A m preuß. K ö n i g s h o f h o c h a n g e s e h e n , w u r d e B. m i t diplom a t i s c h e n A u f g a b e n betraut; er vermittelte u . a . 1704 b e i m A u s t a u s c h der r e f o r m i e r t e n G a l e e r e n s k l a v e n g e g e n f r a n z ö s i sche G e f a n g e n e aus der S c h l a c h t von H o c h s t e d t . A . verö f f e n t l i c h t e u. a. Défense de la doctrine des Réformés sur la Providence, la prédestination, la grâce et l'eucharistie (1693). WEITERE WERKE: R e m a r q u e s historiques, critiques et phil o s o p h i q u e s sur le N o u v e a u T e s t a m e n t . 2 B d e . , D e n H a a g

106

1742. - Histoire de la R é f o r m a t i o n [ . . . ] d e p u i s 1517 j u s q u ' e n 1536. 2 B d e . , Berlin 1 7 8 5 / 8 5 . LITERATUR: V D 17. - H e r z o g : B. In: A D B , B d . 2, 1875, S. 194.

Becanus,

M a r t i n , eigentl. S c h e l l e k e n s , a u c h Verbeeck, van d e r B e e c k , Jesuit, T h e o l o g e , * 6. 1 . 1 5 6 3 H i l v a r e n b e e k ( N o r d b r a b a n t ) , t 24. 1. 1624 W i e n . B. b e s u c h t e d a s T r i c o r o n a t u m in K ö l n und e r l a n g t e d e n M a gistergrad. Im M ä r z 1583 w u r d e er M i t g l i e d der G e s e l l s c h a f t Jesu und studierte T h e o l o g i e . Er lehrte P h i l o s o p h i e in Köln, d a n n 2 2 J a h r e T h e o l o g i e in K ö l n , W ü r z b u r g , M a i n z und W i e n . Als B e i c h t v a t e r F e r d i n a n d s II. ( 1 6 2 0 - 2 3 ) verteidigte er d e s s e n zeitweilige D u l d u n g des A u g s b u r g i s c h e n B e k e n n t n i s ses. S e i n e Streitschriften g e g e n d i e Calvinisten, die L u t h e r a ner und d i e A n g l i k a n e r m a c h t e n ihn n e b e n R o b e r t B e l l a r m i n z u m b e k a n n t e s t e n g e g e n r e f o r m a t o r i s c h e n T h e o l o g e n seiner Zeit. S e i n e S c h r i f t Controversia Anglicana de potestate regis et pontificis ( 1 6 1 3 ) stand zeitweilig auf d e m Index. WEITERE WERKE: S u m m a t h e o l o g i a e scholasticae. 4 Bde., M a i n z 1612 ff. - M a n u a l e c o n t r o v e r s i a r u m . W ü r z b u r g 1623. - C o m p e n d i u m m a n u a l i s c o n t r o v e r s i a r u m . M a i n z 1623. - O p e r a o m n i a . 2 B d e . , M a i n z 1630. LITERATUR: V D 16, Β 1464. - V D 17. - W i l h e l m Kratz: Β., M . In: N D B , B d . 1, 1953, S. 686. - Paul B e g h e y n : Β., M . In: L T h K 3 , B d . 2, 1994, Sp. 113. B e c h e r , Karl A n t o n Ernst, e v a n g . T h e o l o g e , * 6 . 5 . 1741 H i l d b u r g h a u s e n ( T h ü r i n g e n ) , t 3 0 . 7 . 1 8 0 2 Oldisleben (Thüringen). B. w u r d e nach A b s c h l u ß d e s S t u d i u m s P f a r r e r in S c h w e i c k e r s h a u s e n bei H e l d b u r g ( F r a n k e n ) , 1775 P f a r r e r und A d j u n k t in Oldisleben ( T h ü r i n g e n ) . In seinen theolog i s c h e n S c h r i f t e n wird s e i n e Verehrung f ü r den luth. T h e o logen und Schriftsteller Philipp —¥ Nicolai deutlich, f ü r dessen T h e o r i e n er a u f k l ä r e n d zu w i r k e n versuchte. E i n e seiner H a u p t s c h r i f t e n erschien 1781: Ueber Toleranz und Gewissensfreiheit, und die Mittel, beyde in ihre gehörige Gränzen zu weisen, den Bedürfnissen unsrer Zeit gemäß. LITERATUR: B r ü c k n e r : Β., Κ. Α . E. In: A D B , B d . 2, 1875, S. 2 0 4 .

Bechmann,

F r i e d e m a n n , luth. T h e o l o g e , * 2 6 . 5 . 1 6 2 8 Elleben (Thüringen), ΐ 9 . 3 . 1 7 0 3 Jena. N a c h d e m S t u d i u m in J e n a und der E r l a n g u n g des M a g i stergrades 1651 w u r d e B. 1656 Prof. der P h i l o s o p h i e , 1668 Prof. d e r T h e o l o g i e . Er z ä h l t e zu d e n b e k a n n t e s t e n luth. K a s u i s t e n d e s 17. J a h r h u n d e r t s . B. schrieb zahlreiche Disp u t a t i o n e n ü b e r e x e g e t i s c h e und d o g m a t i s c h e F r a g e n (u. a. Adnotationes ad Hutteri Compendium, 1690). LITERATUR: V D 17. - W a g e n m a n n : B., F. In: A D B , Bd. 2, 1875, S. 205.

Beck,

H a n s - G e o r g , B y z a n t i n i s t , * 1 8 . 2 . 1910 S c h n e i z l reuth ( O b e r b a y e r n ) , t 2 5 . 5 . 1999 M ü n c h e n . B. w u r d e 1936 z u m D r . theol. p r o m o v i e r t ( V o r s e h u n g und Vorherbestimmung in der theologischen Literatur der Byzantiner), w a r seit 1950 P r i v a t d o z e n t an der U n i v . M ü n c h e n , seit 1956 api. Prof. und w i r k t e dort 1960-75 als o . P r o f . der B y zantinistik und n e u g r i e c h i s c h e n Philologie. E r arbeitete auf d e n G e b i e t e n b y z a n t i n i s c h e T h e o l o g i e , K i r c h e n - und Geis t e s g e s c h i c h t e , L i t e r a t u r g e s c h i c h t e und innere G e s c h i c h t e von B y z a n z . B. v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Kirche und theologische Literatur im byzantinischen Reich ( 1 9 5 9 ) , Geschichte der byzantinischen Volksliteratur (1971), Das Byzantinische Jahrtausend (1978), Geschichte der orthodoxen Kirche im byzantinischen Reich ( 1 9 8 0 ) und Byzantinisches Erotikon (1984). Seit 1962 w a r B. o r d e n t l i c h e s M i t g l i e d d e r Bayeris c h e n A k a d e m i e der W i s s e n s c h a f t e n .

Beck WEITERE WERKE: I d e e n und Realitäten. G e s a m m e l t e Aufsätze. London 1972. - B y z a n t i n i s c h e s Lesebuch. M ü n c h e n 1982. - Kaiserin T h e o d o r a und P r o k o p . M ü n c h e n / Z ü r i c h 1986. - Vom U m g a n g mit K e t z e r n . M ü n c h e n 1993. LITERATUR: B i b l i o g r a p h i e H . - G . B. Hrsg. v. G ü n t e r Prinzing und L a r s H o f f m a n n . M a i n z 2 0 0 0 . - P e t e r Schreiner: B., H . - G . In: B y z a n t i n i s c h e Z e i t s c h r i f t 92 ( 1 9 9 9 ) S. 8 1 2 - 8 1 6 . - J o h a n n e s K ö d e r : H . - G . B. In: Österreichische A k a d e m i e d e r W i s s e n s c h a f t e n . A l m a n a c h 1 9 9 9 / 2 0 0 0 . 150. Jg. W i e n 2 0 0 0 , S. 5 2 1 - 5 2 8 . - G ü n t e r Prinzing: B „ H . - G . In: L T h K 3 , B d . 11, 2 0 0 1 , S p . 19 f.

Beck,

H e i n r i c h , F r a n z i s k a n e r , Verfasser einer P a s s i o n s h i storie, t 1523 H e i l b r o n n . B. s t a m m t e w a h r s c h e i n l i c h aus B r e g e n z . Z u n ä c h s t Kapellan an der S t a d t k i r c h e St. J o h a n n in S c h a f f h a u s e n , Schloß er sich u m 1496 den F r a n z i s k a n e r n an. D a n a c h w a r er als P r e d i g e r in m e h r e r e n N i e d e r l a s s u n g e n d e s O r d e n s tätig. Ü b e r l i e f e r t ist B. als A u t o r einer w a h r s c h e i n l i c h n a c h lateinischer Vorlage v e r f a ß t e n P a s s i o n s g e s c h i c h t e . Darin v e r w e n d e t B. vor a l l e m J o h a n n e s C h r y s o s t o m u s , A u g u s t i n u s und B e d a als A u toritäten. D e r S c h w e r p u n k t d e s W e r k s liegt auf der theolog i s c h e n E x e g e s e der Passion, w e n i g e r auf ihrer e m o t i o n a l e n Schilderung. LITERATUR: Kurt R u h : Β., H . In: V L 2 , Bd. 1, 1978, Sp. 6 5 5 f. B e c k , J a k o b C h r i s t o p h , T h e o l o g e , Historiker, * 1 . 3 . 1 7 1 1 Basel, t 1 8 . 5 . 1785 B a s e l . B. studierte seit 1725 in Basel, w u r d e 1729 in P h i l o s o phie, 1744 in T h e o l o g i e p r o m o v i e r t , d o z i e r t e s y s t e m a t i s c h e T h e o l o g i e und w u r d e 1759 Prof. des A l t e n T e s t a m e n t s , im g l e i c h e n J a h r erster L e k t o r d e s n e u g e g r ü n d e t e n „ F r e y G r y n ä i s c h e n Instituts", d a s T h e o l o g i e s t u d e n t e n zusätzlichen U n t e r r i c h t a n b o t . B. w a r seit 1748 Universitätsbibliothekar. Er v e r f a ß t e zahlreiche historische u n d t h e o l o g i s c h e A r b e i t e n , u . a . Ungrund des Separatismus (1753). LITERATUR: W . Vischer: B „ J. C. In: A D B , B d . 2, 1875, S. 2 1 3 f.

Beck,

J o h a n n , H e r r n h u t e r M i s s i o n a r , * 7 . 6 . 1706 K r e u z e n d o r f ( O b e r s c h l e s i e n ) , f 1 9 . 3 . 1777 L i c h t e n f e l s (Grönland). B., d e s s e n V o r f a h r e n d e n e v a n g . Traditionen v e r b u n d e n w a ren, w u r d e g e g e n seinen Willen i m kath. G l a u b e n e r z o g e n . Er e r f u h r e i n e E r w e c k u n g und g e l a n g t e n a c h m a n c h e r l e i D r a n g s a l e n in die B r ü d e r g e m e i n e H e r r n h u t . Hier b e w e g t e er sich im Kreis u m E r n s t Julius von —> Seidlitz und zog i m M ä r z 1734 in die M i s s i o n nach G r ö n l a n d . LITERATUR: Friedrich L u d w i g K o l b i n g : D i e M i s s i o n e n d e r e v a n g e l i s c h e n B r ü d e r in G r ö n l a n d und L a b r a d o r . G n a d a u 1831. - G u s t a v E m i l B u r k h a r d t : D i e e v a n g e l i s c h e M i s s i o n unter den E s k i m o in G r ö n l a n d und L a b r a d o r . B i e l e f e l d / L e i p z i g 1876. - G e r h a r d M e y e r : B., J. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 7 0 2 .

Beck,

J o h a n n Tobias, e v a n g . T h e o l o g e , * 2 2 . 2 . 1 8 0 4 B a l i n g e n ( W ü r t t e m b e r g ) , ΐ 28. 1 2 . 1 8 7 8 T ü b i n g e n . D e r S o h n e i n e s S e i f e n s i e d e r m e i s t e r s studierte in T ü b i n g e n und w i r k t e 1827-29 als P f a r r e r in W a l d t h a n n , d a n n als Stadtp f a r r e r und O b e r p r ä z e p t o r in B a d M e r g e n t h e i m . 1836 w u r d e B. als a. o. P r o f . n a c h B a s e l b e r u f e n . A u f F e r d i n a n d C h r i stian —>Baurs B e m ü h u n g e n hin w u r d e er 1843 o. P r o f . der S y s t e m a t i s c h e n T h e o l o g i e und F r ü h p r e d i g e r in T ü b i n gen. N e b e n J o h a n n A l b r e c h t —> B e n g e l u n d Friedrich C h r i stoph - > O e t i n g e r zählt B . zu d e n b e d e u t e n d s t e n T h e o l o g e n des s c h w ä b i s c h e n P i e t i s m u s u n d des „ B i b l i z i s m u s " . E r v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Einleitung in das System der christlichen Lehre oder propädeutische Entwicklung der christli2 chen Lehrwissenschaft (1837, 1 8 7 0 ) und Umriß der biblischen Seelenlehre (1843, 3 1871).

WEITERE WERKE: C h r i s t l i c h e R e d e n . 6 S a m m l u n g e n , Stuttgart 1834-70. LITERATUR: Gerrit J a c o b Lindijer: J. T . B. A s s e n 1951. G e e r t Sentzke: B „ J. T . In: N D B , B d . 1, 1953, S. 703. - Willi H o f f m a n n : D a s Verständnis d e r N a t u r in d e r T h e o l o g i e von J. T . B. Diss. Berlin 1975. - H a n n s - M a r t i n Wolf: B., J. T . In: T R E , Bd. 5, 1980, S. 3 9 3 f. - K y u n g Sik Pae: E s c h a t o l o g i e bei J. T . B. Diss. T ü b i n g e n 1989. - L e o n h a r d Hell: B „ J. T . In: L T h K \ B d . 2, 1994, Sp. 114. - S i e g f r i e d R a e d e r : B., J. T . In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 1198 f.

Beck,

J o s e p h , kath. T h e o l o g e , P ä d a g o g e , * 2 8 . 1 0 . 1858 S u r s e e (Kt. L u z e r n ) , t 1 0 . 9 . 1 9 4 3 Sursee. N a c h t h e o l o g i s c h e n S t u d i e n a m P r i e s t e r s e m i n a r in L u z e r n und an den Universitäten I n n s b r u c k und L ö w e n w u r d e B., S o h n eines L a n d w i r t s , G r o ß r a t s d e s K a n t o n s L u z e r n und Nationalrats, 1884 z u m Priester g e w e i h t , 1885 Vikar in Basel. Seit 1888 w a r er Prof. der M o r a l - und Pastoralt h e o l o g i e a m P r i e s t e r s e m i n a r in L u z e r n , 1 8 9 1 - 1 9 3 4 Prof. der P a s t o r a l t h e o l o g i e , Liturgik und P ä d a g o g i k an der U n i v . Freiburg ( S c h w e i z ) . E r trat als W o r t f ü h r e r d e r katholischk o n s e r v a t i v e n Volkspartei auf und w a r M i t b e g r ü n d e r d e s s c h w e i z e r i s c h e n A r b e i t e r b u n d e s . A l s F ö r d e r e r der F r a u e n b i l d u n g g r ü n d e t e er 1903 ein M ä d c h e n g y m n a s i u m , dessen D i r e k t o r er seit 1907 war. B . v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Ober Sozialpädagogik (1911). WEITERE WERKE: D i e katholisch-soziale B e w e g u n g in der S c h w e i z . B e r n 1903. - D i e G e w e r k s c h a f t s f r a g e . G o s s a u 1914. - D e r h e u t i g e S o z i a l i s m u s . E i n e O r i e n t i e r u n g . W i n terthur 1922. LITERATUR: Erich G r u n e r : B „ J. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 7 0 3 .

Beck,

Konrad August, evang. Theologe, Bischof der B r ü d e r g e m e i n e , * 19. 1 0 . 1 8 3 5 H e r r n h u t , t 2 4 . 2 . 1 9 0 8 Herrnhut. N a c h d e m S t u d i u m der T h e o l o g i e ( 1 8 5 3 - 5 6 ) i m S e m i n a r der B r ü d e r k i r c h e in G n a d e n f e l d ( O b e r s c h l e s i e n ) unterrichtete B. sechs Jahre, bis er 1863 z u m P f a r r v i k a r d e r e v a n g . G e m e i n d e in R o s e n d o r f b e r u f e n w u r d e , deren M i t g l i e d e r B e z i e h u n g e n zur B r ü d e r g e m e i n e in H e r r n h u t unterhielten. 1876 ging B . als P r e d i g e r n a c h G n a d e n f e l d und w u r d e 1886 z u m Mitglied der D e u t s c h e n U n i t ä t s - D i r e k t i o n g e w ä h l t . 1888 e m p f i n g er die B i s c h o f s w e i h e der E v a n g e l i s c h e n B r ü d e r k i r c h e . B. w a r D i r e k t i o n s m i t g l i e d der kirchlichen B e h ö r d e d e s d e u t s c h e n Z w e i g s der B r ü d e r k i r c h e u n d g e h ö r t e i n n e r h a l b d e r Direktion der A b t e i l u n g f ü r K i r c h e n - und S c h u l a n g e l e g e n h e i t e n an.

Beck,

L u d w i g J o s e p h , kath. T h e o l o g e , * 13. 11. 1738 G e r n s h e i m / R h e i n , t 3 . 3 . 1816 L i m b u r g / L a h n . N a c h d e m S t u d i u m an d e r U n i v . M a i n z e m p f i n g B. 1761 d i e P r i e s t e r w e i h e und w a r H a u s k a p l a n b e i m Frh. von E i t z - R ü b e n a c h zu Eltville, seit 1770 P f a r r e r in K e m p e n i c h . 1779 w u r d e er K a n o n i k e r in Trier, 1780 G e h e i m e r R a t und Staatsrefer e n d a r in d e r G e h e i m e n K o n f e r e n z . 1782 z u m Offizial b e i m E r z b i s c h ö f l i c h e n K o m m i s s a r i a t K o b l e n z bestellt, w u r d e er 1786 auch P r o p s t von St. M a r t i n in O b e r w e s e l . I m g l e i c h e n J a h r leitete er in Vertretung d e s E r z b i s c h o f s d e n E m s e r K o n g r e ß und v e r f a ß t e die „ E m s e r P u n k t a t i o n " . 1794 w u r d e i h m die Jurisdiktion f ü r d a s Erzstift Trier in dessen rechtsrheinis c h e m Teil mit Sitz in L i m b u r g / L a h n ü b e r t r a g e n . Seit 1803 w a r er G e n e r a l v i k a r in L i m b u r g , von 1807 an K o m m i s s a r des Archidiakonats Dietkirchen. LITERATUR: L u d w i g L e n h a r t : B., L. J. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 7 0 3 f.

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Beck Beck,

M a t t h i a s Friedrich, e v a n g . T h e o l o g e , Orientalist, * 2 7 . 5 . 1649 K a u f b e u r e n ( S c h w a b e n ) , t 2 . 2 . 1701 A u g s burg. B. studierte seit 1668 in J e n a G e s c h i c h t e und orientalische Literatur. 1670 z u m M a g i s t e r p r o m o v i e r t , setzte er 1673 seine S t u d i e n in J e n a mit e i n e m S t i p e n d i u m der Stadt A u g s b u r g fort; zu seinen L e h r e r n z ä h l t e J o h a n n F r i s c h m u t h . Seit 1677 w i e d e r in A u g s b u r g , w u r d e er 1678 Prediger und 1696 P a s t o r an der H l . - G e i s t - K i r c h e . B. ü b e r s e t z t e h e b r ä i s c h e S c h r i f t e n ins L a t e i n i s c h e ( u . a . Targum in I. et 2. librum Chronicorum, 1680-83). WEITERE WERKE: M o n u m e n t a a n t i q u a J u d a i c a [...]. 1686. - A b b i l d u n d B e s c h r e i b u n g d e s s Tiirckischen H a u p t F a h n e n s [ . . . ] . A u g s b u r g 1686.

Beck,

Sebastian, schweizer, reformierter Theologe, * 1 . 1 0 . 1583 Basel, t 9 . 3 . 1654 B a s e l . N a c h d e m S t u d i u m in Basel w a r B. 1612-18 Prof. d e s Alten T e s t a m e n t s , 1618-54 Prof. des N e u e n T e s t a m e n t s an d e r dortigen Universität. 1 6 1 8 / 1 9 vertrat er B a s e l auf der D o r d r e c h t e r S y n o d e und m a c h t e sich auf R e i s e n d u r c h E n g l a n d und F r a n k r e i c h mit d e n j e w e i l i g e n r e f o r m i e r t e n K i r c h e n bekannt. E r hinterließ z a h l r e i c h e g e d r u c k t e Dissertationen. LITERATUR: V D 17. - W a g e n m a n n : B „ S. In: A D B , B d . 2, 1875, S. 2 1 9 . B e c k e r , Bernhard, schweizer, reformierter Theologe, * 2 1 . 3 . 1819 E n n e t b ü h l (Kt. Glarus), f 2 . 8 . 1879 Linthal (Kt. Glarus). B . studierte seit 1842 T h e o l o g i e in Z ü r i c h u n d B a s e l , w u r d e 1848 in H e i d e l b e r g p r o m o v i e r t u n d ü b e r n a h m im g l e i c h e n J a h r e i n e Pfarrstelle in Linthal, d i e er bis zu s e i n e m L e b e n s e n d e bekleidete. D e r sozialpolitisch e n g a g i e r t e P r e d i g e r und Publizist - n a c h seiner P r e d i g t anläßlich der S c h l a c h tenfeier von N ä f e l s 1858 b e k a n n t g e w o r d e n - f o r d e r t e e i n e A r b e i t s z e i t b e g r e n z u n g auf z w ö l f S t u n d e n p r o Tag, Kinderarbeitsverbot und Kontrollen der F a b r i k e n d u r c h d e n Staat. B . initiierte d a m i t das „ G l a r n e r F a b r i k g e s e t z " von 1864. Er schrieb als Berichterstatter d e r G l a r n e r L a n d g e m e i n d e f ü r d i e „ B a s l e r N a c h r i c h t e n " und v e r f a ß t e zahlreiche A r b e i t e n zur V e r b e s s e r u n g d e r L a g e der A r b e i t e r , f ü r das S c h u l w e s e n u n d d e n H e i m a t s c h u t z s o w i e drei Stücke ü b e r s e i n e H e i m a t ( u . a . Die Näfelser Fahrt, 1852). LITERATUR: T h o m a s K . K u h n : B „ B . In: B B K L , B d . 16, 1999, Sp. 89-91. B e c k e r , B e r n h a r d , T h e o l o g e der B r ü d e r g e m e i n e , * 2 0 . 6 . 1843 H e r r n h u t , t 15. 12. 1894 G n a d e n f e l d . N a c h d e m S t u d i u m in N i e s k y G n a d e n f e l d und T ü b i n g e n w u r d e B., S o h n eines Pfarrers, 1872 D o z e n t f ü r K i r c h e n - und BrUdergeschichte, 1886 Leiter d e s T h e o l o g i s c h e n S e m i n a r s in G n a d e n f e l d . E r f ü h r t e d i e historisch-kritische M e t h o d e im S e m i n a r der B r ü d e r g e m e i n e ein. B . v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Die christliche Voiksunterweisung, ein Bindeglied zwischen Reformation und Pietismus (1891). LITERATUR: G e r h a r d M e y e r : B „ B . In: N D B , B d . 1, 1953, S. 7 1 3 . - Dietrich M e y e r : B „ B. In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 1199 f. B e c k e r , C l e m e n s , Jesuit, kath. T h e o l o g e , * 2 4 . / 2 5 . (?) 7. 1724 W ü n n e n b e r g bei P a d e r b o r n , t 15. 11. 1790 M ü n s t e r ( W e s t f a l e n ) . B . trat 1741 in die G e s e l l s c h a f t Jesu ein und lehrte in P a d e r b o r n , d a n n als P r o f . der M o r a l t h e o l o g i e und d e s K a n o n i schen R e c h t s an der U n i v . M ü n s t e r . Z u s e i n e m u m f a n g r e i c h e n W e r k zählen u. a. Dogmatica et moralia selecta ( 1 7 6 6 ) u n d Historia ecclesiastica practica (7 Bde., 1782-87). LITERATUR: L a u c h e r t : B „ C. In: A D B , B d . 4 6 , 1902, S. 315.

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B e c k e r , C o r n e l i u s , luth. T h e o l o g e , L i e d e r d i c h t e r , * 2 4 . 1 0 . 1561 L e i p z i g , t 2 . 5 . 1604 L e i p z i g . N a c h d e m S t u d i u m unterrichtete B., Sohn eines H a n d e l s m a n n s , an der T h o m a s s c h u l e in Leipzig, ging f ü r ein halbes Jahr als A r c h i d i a k o n n a c h R o c h l i t z und w u r d e 1592 D i a k o n , 1594 P f a r r e r an St. Nikolai in L e i p z i g . A l s ü b e r z e u g t e r L u theraner b e k ä m p f t e er d e n K r y p t o c a l v i n i s m u s in so s c h a r f e r F o r m , d a ß er 1601 v o r ü b e r g e h e n d von s e i n e m A m t s u s p e n diert w u r d e . 1602 e r s c h i e n Der Psalter Davids gesangweis (bis 1712 m e h r als 2 5 A u f l a g e n ) . S e i n e A r b e i t sollte d i e D i c h t u n g von A m b r o s i u s —> L o b w a s s e r v e r d r ä n g e n . K u r f ü r s t J o h a n n G e o r g I V . veranlaßte, d e n Psalter B . s in allen K i r c h e n und S c h u l e n seines L a n d e s e i n z u f ü h r e n . Sethus —»Calvisius und H e i n r i c h —> G r i m m s c h u f e n v i e r s t i m m i g e T o n s ä t z e , Valentin C r e m c o v i u s ü b e r s e t z t e ihn ins Lateinische. L i e d e r von B. ( z . B . Wohl denen, die da wandeln vor Gott in Heiligkeit) w e r d e n noch heute g e s u n g e n . LITERATUR: V D 16, Β 1348-1357. - V D 17. - Paul Gabriel: D a s d e u t s c h e e v a n g e l i s c h e K i r c h e n l i e d von M a r t i n L u t h e r bis zur G e g e n w a r t . Berlin ' 1 9 5 6 . - B e r n h a r d Klaus: B., C . In: N D B , B d . 1, 1953, S. 7 1 3 f. - F r a n z K ö r n d l e : B., C. In: L T h K 3 , B d . 2, 1994, S p . 114. - M a r t i n Petzoldt: B „ C . In: R G G 4 , B d . 1, 1998, S p . 1200. - (Käte L o r e n z e n ) : B „ C. In: M G G 2 P , Bd. 2, 1999, S p . 6 1 7 f. - Walter B l a n k e n b u r g : B., C . In: N G r o v e D , Bd. 3, 2 2001, S. 45. B e c k e r , E d m u n d , O r d e n s n a m e : C h r i s t o p h o r u s , Salvatorianer, M i s s i o n a r , E t h n o g r a p h , * 2 2 . 1 0 . 1875 Elsoff bei F r a n k f u r t / M a i n , t 3 0 . 3 . 1937 W ü r z b u r g . B. trat f r ü h in die Societas Divini Salvatoris ein, e m p f i n g 1898 die P r i e s t e r w e i h e und w u r d e 1905 z u m A p o s t o l i s c h e n P r ä f e k t e n von A s s a m (Vorderindien) mit Sitz in Shillong ernannt. Er w u r d e im Ersten Weltkrieg verhaftet und kehrte 1916 in d i e H e i m a t z u r ü c k . 1922 g r ü n d e t e er d a s missio n s ä r z t l i c h e Institut in W ü r z b u r g , d e s s e n D i r e k t o r er bis 1937 war. 1924 erhielt er e i n e n L e h r a u f t r a g und w u r d e 1928 H o n o r a r p r o f e s s o r d e r M i s s i o n s w i s s e n s c h a f t an der U n i v . W ü r z b u r g . B. v e r ö f f e n t l i c h t e ein u m f a n g r e i c h e s W e r k ( u . a . Missionsärztliche Kulturarbeit, 1928). WEITERE WERKE: I n d i s c h e s K a s t e n w e s e n und christliche M i s s i o n . A a c h e n 1921. - Ärztliche F ü r s o r g e in M i s s i o n s ländern. A a c h e n 1921. - I m Stromtal d e r B r a h m a p u t r a . A a c h e n 1923. - F a m i l i e n b e s i t z und M u t t e r r e c h t in A s s a m . M ü n c h e n 1925. LITERATUR: S u s o B r e c h t e r : Β., E. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 7 1 4 f. B e c k e r , Heinrich Valentin, T h e o l o g e , M a t h e m a t i k e r , * 2 7 . 7 . 1 7 3 2 R o s t o c k , t 15. 1 2 . 1 7 9 6 R o s t o c k . B. w u r d e 1756 M a g i s t e r der P h i l o s o p h i e und 1757 Privatdozent d e r P h i l o s o p h i s c h e n F a k u l t ä t der U n i v . R o s t o c k . E n d e 1758 f o l g t e seine E r n e n n u n g z u m A r c h i d i a k o n der dortigen J a k o b i k i r c h e . 1762 n a h m B. seine B e r u f u n g z u m o. Prof. der M a t h e m a t i k an der U n i v . R o s t o c k an und w a r seit 1773 P a s t o r der J a k o b i k i r c h e . Er b e s c h ä f t i g t e sich u. a. mit d e r B e s t i m m u n g d e r G e s c h w i n d i g k e i t von K ö r p e r n in geradliniger B e w e g u n g und v e r ö f f e n t l i c h t e 1762-65 B e i t r ä g e in d e r „ R o s t o c k e r G e l e h r t e n Z e i t u n g " . 1797 g a b sein S o h n J o h a n n G e o r g B. e i n e S a m m l u n g s e i n e r P r e d i g t e n heraus. WERKE: G e s e t z e zur B e s t i m m u n g d e r G e s c h w i n d i g k e i t derer K ö r p e r in der geradlinichten B e w e g u n g e n t w o r f e n . R o stock 1756. - P e r s o n a l i t a t e m spiritus sancti contra p e r v e r s a m p s e u d o n y m i T h e o d o r i K l e m a scripturae interpretationem defendit, et, sacra pentecostalia pie c e l e b r a n d a A c a d . C i v i b u s . R o s t o c k 1765. - Von der N a t u r der Pflichten g e g e n Gott. R o stock 1788. - D e a e r e c o r r u p t o . R o s t o c k 1796. - S a m m l u n g einiger Predigten. R o s t o c k 1797.

Beckmann B e c k e r , K o n r a d , luth. T h e o l o g e , * u m 1530, t 1588 Braunschweig. B. e r w a r b 1552 in W i t t e n b e r g den Magistertitel, studierte w e i t e r in R o s t o c k und k e h r t e als D o z e n t n a c h W i t t e n b e r g z u r ü c k . 1555 w u r d e der strenge L u t h e r a n e r als P r e d i g e r n a c h G ü s t r o w g e r u f e n , ging im f o l g e n d e n J a h r als Rat und H a u p t p r e d i g e r n a c h S t a d e und w u r d e a n s c h l i e ß e n d in W i t t e n b e r g p r o m o v i e r t . 1562 w u r d e er S u p e r i n t e n d e n t in G ü s t r o w . A l s einer der sechs landesherrlichen S u p e r i n t e n d e n t e n n a h m er a m A u f b a u der K i r c h e n o r g a n i s a t i o n M e c k l e n b u r g s teil. Er geriet in Streit mit d e m M a g i s t r a t von G ü s t r o w und w u r d e schließlich 1578 von H e r z o g Ulrich dimittiert. N a c h vers c h i e d e n e n k u r z f r i s t i g e n T ä t i g k e i t e n w u r d e er 1582 S u p e r intendent von H i l d e s h e i m , d o c h 1586 a u c h d a w e g e n Katec h i s m u s s t r e i t i g k e i t e n entlassen. WERKE: Vom S t a n d e der M e n s c h e n f u r und n a c h d e m fall A d a m [ . . . ] . W i t t e n b e r g 1556. - Ein T r o e s t l i c h e Predigt v o m C a n a n e i s c h e n F r e w l i n [ . . . ] . W i t t e n b e r g 1556. LITERATUR: V D 16, Β 1364-1367. - Krause: Β., K. In: A D B , B d . 2, 1875, S. 2 2 5 f.

Beckh,

Christoph Eugen Hermann, Religionswissenschaftler, Orientalist, * 4 . 5 . 1 8 7 5 N ü r n b e r g , f 1.3. 1937 Stuttgart. B., S o h n eines F a b r i k a n t e n , studierte seit 1893 N a t i o n a l ö k o n o m i e und J u r a in M ü n c h e n , d a n n Sanskrit u n d tibetische S p r a c h e n in Berlin und Kiel. 1907 in Berlin p r o m o v i e r t (Ein Beitrag zur Textkritik von Kälidäsas Meghadüta), habilitierte er sich 1910 an der U n i v . Berlin f ü r orientalische S p r a c h e n und w u r d e dort a. o. Prof. f ü r R e l i g i o n s w i s s e n s c h a f t . Sein W e r k Buddhismus ( 1 9 1 6 ) m a c h t e ihn b e k a n n t . E i n e B e g e g n u n g mit R u d o l f —> S t e i n e r b r a c h t e ihn zur A n t h r o p o s o p h i e . 1922 k o n v e r t i e r t e B. zur C h r i s t e n g e m e i n s c h a f t , e m p f i n g d i e P r i e s t e r w e i h e und w a r als Prof. a m P r i e s t e r s e m i n a r d i e s e r G e m e i n s c h a f t in Stuttgart tätig. WEITERE WERKE: B e i t r ä g e zur tibetischen G r a m m a t i k , L e x i k o g r a p h i e , Stilistik u n d M e t r i k . Berlin 1908. - D a s g e i s t i g e W e s e n d e r T o n a r t e n . Versuch einer n e u e n B e t r a c h t u n g m u sikalischer P r o b l e m e im L i c h t e der G e i s t e s w i s s e n s c h a f t e n . B r e s l a u 1923, 3 1 9 3 2 . - Von B u d d h a zu C h r i s t u s . Stuttgart 1925. - A u s der Welt der M y s t e r i e n . B a s e l 1927. - R i c h a r d W a g n e r und d a s C h r i s t e n t u m . Stuttgart 1933, 2 1 9 3 7 . - Indische Weisheit und C h r i s t e n t u m . G e s a m m e l t e Studien. H r s g . v. R o b e r t G o e b e l und R u d o l f M a y e r . Stuttgart 1938. LITERATUR: Kurt v. W i e t i n g h a u s e n : B., C. Ε. H . In: N D B , B d . 1, 1953, S. 7 2 4 f.

Beckhaus,

M a u r i t z J o h a n n Heinrich, r e f o r m i e r t e r T h e o loge, * 3 . 4 . 1768 D ü s s e l d o r f , t 2 2 . 2 . 1845 M a r b u r g / L a h n . B., S o h n eines K a u f m a n n s , studierte seit 1784 T h e o l o g i e in M a r b u r g und w u r d e 1788 P r e d i g e r in M ü l h e i m / R u h r , 1789 in B e r g i s c h G l a d b a c h , 1806 in Iserlohn. Als o. Prof. d e r T h e o l o g i e , Konsislorialrat und I n s p e k t o r der r e f o r m i e r t e n K i r c h e n des K u r f ü r s t e n t u m s H e s s e n ging er 1815 z u r ü c k nach M a r b u r g . 1793 legte er e i n e A r b e i t ü b e r Die Integrität der prophetischen Schriften des Alten Bundes vor und w u r d e mit der G o l d m e d a i l l e d e r H a a g s c h e n G e s e l l s c h a f t zur Verteidigung des C h r i s t e n t u m s a u s g e z e i c h n e t . Sein L e b e n s w e r k , die seit 1787 g e p l a n t e Gelehrtenund Schriftstellergeschichte der Provinzen des Niederrheinisch-Westfälischen Kreises bis zum 18. Jahrhundert, blieb M a n u s k r i p t , d a s er 1844 der L a n d e s b i b l i o t h e k D ü s s e l d o r f v e r m a c h t e . LITERATUR: E l s b e t C o l m i : B., M . J. H . In: N D B , B d . 1, 1953, S. 7 2 5 .

Beckmann,

( W i l h e l m ) G u s t a v , M u s i k e r , * 16. 1. 1865 B o c h u m , t 8 . 8 . 1939 Essen. B. b e s u c h t e d a s Kgl. Institut f ü r K i r c h e n m u s i k in Berlin, w u r d e 1893 G y m n a s i a l l e h r e r , 1894 L e i t e r d e s E s s e n e r B a c h vereins und 1896 O r g a n i s t an der K r e u z e s k i r c h e in Essen.

1899 g r ü n d e t e er den E v a n g e l i s c h e n O r g a n i s t e n v e r e i n f ü r R h e i n l a n d und W e s t f a l e n , d e s s e n Vorsitzender er seit 1904 war. A n d e r L e i p z i g e r U n i v . b e l e g t e er 1907 Vorlesungen über S t i m m p h y s i o l o g i e , g r ü n d e t e im f o l g e n d e n J a h r d e n Verband e v a n g e l i s c h e r K i r c h e n m u s i k e r P r e u ß e n s in Berlin und g a b seit 1915 die Z e i t s c h r i f t „ D e r e v a n g e l i s c h e K i r c h e n m u s i k e r " heraus. B. v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . S c h u l b ü c h e r f ü r Ges a n g , g e m e i n s a m mit A l b e r t H a c k e n b e r g und Karl Klingem a n n Orgelkompositionen. Grundsätze und Richtlinien für Pfarrer und Organisten (1911).

Beckmann,

Heinrich ( J a k o b H a r t w i g ) , e v a n g . T h e o l o g e , * 8 . 6 . 1877 W a n d s b e k ( h e u t e zu H a m b u r g ) , t 1 2 . 8 . 1 9 3 9 Sülzhayn/Südharz. N a c h d e m S t u d i u m der T h e o l o g i e und d e m Vikariat in S c h l e s w i g - H o l s t e i n w a r B. 1 9 1 0 - 2 0 P a s t o r an der M a r k t k i r c h e in W i e s b a d e n und von 1920 bis zu s e i n e m Tod H a u p t pastor an der St. N i k o l a i k i r c h e in H a m b u r g . E r e n g a g i e r t e sich in S c h u l a n g e l e g e n h e i t e n s o w i e in der T h e o l o g e n a u s b i l d u n g und setzte sich f ü r die G l e i c h b e r e c h t i g u n g von T h e o loginnen in der K i r c h e ein. 1924-33 w a r er f ü r d i e R e d a k tion der „ H a m b u r g i s c h e n K i r c h e n z e i t u n g " tätig. Bei der Bis c h o f s w a h l von 1933 w u r d e er e n t g e g e n d e r Tradition der A n c i e n n i t ä t a u f g r u n d seiner liberalen H a l t u n g ü b e r g a n g e n . 1934 verlor er seinen L e h r a u f t r a g aus kirchenpolitischen Gründen.

Beckmann,

Joachim, evang. Theologe, * 18.7.1901 W a n n e - E i c k e l (heute zu H e r n e ) , t 18. 1 . 1 9 8 7 D ü s s e l d o r f . N a c h der P r o m o t i o n 1923 w a r B. seit 1926 P f a r r e r in W i e s b a d e n , von 1928 an in S o e s t und 1933-48 in D ü s s e l d o r f . Er g r ü n d e t e im S o m m e r 1933 d i e r h e i n i s c h e P f a r r b r u d e r s c h a f t und g e h ö r t e zu d e n f ü h r e n d e n Geistlichen d e r rheinischen B e k e n n e n d e n Kirche. 1945 trat er in d i e K i r c h e n l e i t u n g der E v a n g e l i s c h e n K i r c h e im R h e i n l a n d ein und w u r d e D o z e n t , 1951 Prof. der s y s t e m a t i s c h e n und praktischen T h e o l o g i e an der Kirchlichen H o c h s c h u l e W u p p e r t a l . Seit 1961 lehrte er als H o n o r a r p r o f e s s o r d e r K i r c h e n k u n d e der G e g e n w a r t in B o n n . 1949-58 w a r er O b e r k i r c h e n r a t und T h e o l o g i s c h e r D i r i g e n t d e s L a n d e s k i r c h e n a m t s , 1958-71 P r ä s e s der E v a n g . K i r c h e i m R h e i n l a n d . Z u s e i n e m publizistischen H a u p t w e r k zählt Im Kampf der Kirche des Evangeliums (1961). WEITERE WERKE: SO s c h w a c h w a r e n wir. D ü s s e l d o r f 1985. - D a s Wort G o t t e s bleibt in E w i g k e i t . N e u n k i r c h e n V l u y n 1986. LITERATUR: G ü n t h e r van N o r d e n : B „ J. In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 1200 f. - T h o m a s K . K u h n : B „ J. In: B B K L , Bd. 16, 1999, Sp. 92-97.

Beckmann,

Otto, H u m a n i s t , * u m 1476 W a r b u r g (Westfalen), t 1556 M ü n s t e r . B., S o h n eines Stadtrats in W a r b u r g , i m m a t r i k u l i e r t e sich 1500 in L e i p z i g , g i n g 1507 nach W i t t e n b e r g und w u r d e dort 1508 M a g i s t e r und Prof. der E l o q u e n z ; 1514 erhielt er ein K a n o n i k a t a m Allerheiligenstift. D i e z u n ä c h s t e n g e V e r b i n d u n g zu —> Luther, —> M e l a n c h t h o n und —> Karlstadt z e r b r a c h , als L u t h e r g e b a n n t w u r d e . 1523 ü b e r n a h m B. d i e N e u s t a d t - P f a r r e i in W a r b u r g , schrieb seit 1525 g e g e n d i e R e f o r m a t i o n und w u r d e 1527 Propst an St. A e g i d i e n in M ü n s t e r . Er n a h m a m A u g s b u r g e r R e i c h s t a g v o n 1530 teil. Sein A m t in M ü n s t e r verlor er w ä h r e n d d e r T ä u f e r h e r r s c h a f t . B. v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. e i n e Precatio Dominica contra impíos et seditiosos Lutheranorum errores (1525). LITERATUR: V D 16, Β 1404-1412. - K l e m e n s H o n s e l m a n n : B „ O . In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 729. - Ders.: O . B. und sein S a m m e l b a n d von R e f o r m a t i o n s s c h r i f t e n . In: Westfäli-

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Becmann sehe Z e i t s c h r i f t 114 (1964) S. 2 4 3 - 2 6 8 . - Ders.: O. B . s Verm i t t l u n g s v e r s u c h b e i m R e i c h s t a g zu A u g s b u r g 1530. In: R e f o r m a t a r e f o r m a n d a . F e s t g a b e f ü r H u b e r t Jedin z u m 17. Juni 1965. Hrsg. von E r w i n Iserloh und K o n r a d R e p g e n . M ü n s t e r 1965, S. 4 2 8 - 4 4 4 . - J o h a n n e s G r a v e : B „ O . In: B B K L , B d . 17, 2 0 0 0 , S p . 94-96.

Becmann,

Christian, e v a n g . T h e o l o g e , L e h r e r , * 2 0 . 9 . 1580 S t e i n b a c h ( M e i ß e n ) , t 1 7 . 3 . 1648 Z e r b s t . B . studierte seit 1599 in L e i p z i g , w u r d e 1608 S c h u l r e k t o r in N a u m b u r g , d a n n in M ü h l h a u s e n und A m b e r g . 1625 von dort vertrieben, flüchtete er n a c h B e r n b u r g . Z u l e t z t w a r er S u p e r intendent und G y m n a s i a l l e h r e r der T h e o l o g i e in Zerbst. B . schrieb p h i l o l o g i s c h e und l o g i s c h e L e h r b ü c h e r , f e r n e r theologische Streitschriften (u. a. Anatomia universalis triumphans, 1619). Er w a r der Vater von J o h a n n C h r i s t o p h —>B. LITERATUR: V D 17. - W a g e n m a n n : B „ C. In: A D B , B d . 2, 1875, S. 2 4 0 .

Becmann,

J o h a n n C h r i s t o p h , Historiker, e v a n g . T h e o l o g e , * 1641 Zerbst, t 6 . 3 . 1717 F r a n k f u r t / O d e r . N a c h d e m S t u d i u m in F r a n k f u r t / O d e r ü b e r n a h m B., S o h n von Christian - » B., 1667 e i n e P r o f e s s u r der g r i e c h i s c h e n Literatur an der U n i v . F r a n k f u r t . 1670 w u r d e er Prof. der G e schichte, 1690 der T h e o l o g i e . Sein R u f als Historiker g r ü n d e t auf A r b e i t e n ü b e r d e n J o h a n n i t e r o r d e n , die Stadt F r a n k f u r t / O d e r und ihre Universität. I m A u f t r a g J o h a n n G e o r g s von A n h a l t v e r f a ß t e er e i n e Historie des Fürstentums Anhalt (2 Bde., 1710). WEITERES WERK: A c c e s s i o n e s historiae A n h a l t i n a e . Z e r b s t 1716. LITERATUR: V D 17. - R e i n h o l d Specht: B „ J. C. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 7 3 0 .

Beeck,

P e t e r von, G e s c h i c h t s s c h r e i b e r , t 2 3 . 2 . 1 6 2 4 Aachen. E r s t m a l s 1603 als Student an der U n i v . H e r b o r n e r w ä h n t , erhielt B., dessen Vater S c h ö f f e und B ü r g e r m e i s t e r von Jülich war, 1604 ein K a n o n i k a t a m A a c h e n e r M ü n s t e r s t i f t ; 1612 w u r d e er z u m S u b d i a k o n g e w e i h t . Bis 1622 I n h a b e r der M i c h a e l i s k a p e l l e des g l e i c h e n M ü n s t e r s , w u r d e er 1617 P r o p s t d e s A d a l b e r t s t i f t s in A a c h e n . B. schrieb e i n e G e schichte d e r R e i c h s - und K r ö n u n g s s t a d t A a c h e n (Aquisgranum, 1620), d i e von J o h a n n N o p p bearbeitet und erweitert 1632 in d e u t s c h e r S p r a c h e erschien. LITERATUR: V D 17. - Walter K a e m m e r e r : B., P. v. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 7 3 1 .

Beeking,

( F r a n z ) J o s e p h , kath. T h e o l o g e , Politiker, * 6 . 9 . 1 8 9 1 Recklinghausen, t 18.11.1947 Freiburg/Breisgau. N a c h der T e i l n a h m e a m Ersten Weltkrieg ( 1 9 1 5 / 1 6 ) studierte der S o h n eines S c h r e i n e r m e i s t e r s in M ü n s t e r und F r e i b u r g T h e o l o g i e und S t a a t s w i s s e n s c h a f t e n . 1 9 2 0 / 2 1 w a r er K a p l a n in B o r k , ü b e r n a h m d a n n das R e f e r a t der Jug e n d f ü r s o r g e d e r C a r i t a s in Freiburg u n d habilitierte sich dort 1926 f ü r C a r i t a s w i s s e n s c h a f t . B. schrieb u . a . Karitas und Jugendamt (1924) und g a b Die katholische karitative Anstaltserziehung ( 1 9 2 5 ) heraus. WEITERE WERKE: D a s R e i c h s g e s e t z d e r J u g e n d w o h l f a h r t und d i e Caritas. F r e i b u r g / B r e i s g a u 2 1 9 2 5 . - G r u n d r e c h t e der K i n d e r - und J u g e n d f ü r s o r g e . F r e i b u r g / B r e i s g a u . 1929. E h e und F a m i l i e . 5 Bde., Salzburg u . a . 1937-40. LITERATUR: G . von M a n n : Prof. J. B. F In: Caritas. Zeits c h r i f t f ü r C a r i t a s w i s s e n s c h a f t u n d Caritasarbeit 4 9 ( 1 9 4 8 ) S. 3 0 f. - W i l m o n t H a a c k e : B „ J. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 731 f. - R i c h a r d V ö l k l : B., J. In: B a d i s c h e B i o g r a p h i e n . N e u e Folge, Bd. 1. Stuttgart 1983, S. 35. - R i c h a r d Völkl: B „ J. In: L T h K 3 , B d . 2, 1994, Sp. 123. - M a n f r e d Berger: B „ F. J. In: B B K L , B d . 23, 2 0 0 4 , Sp. 54-61.

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Beer,

B e r n h a r d , Schriftsteller, * Juli 1801 D r e s d e n , t 1.7.1861 Dresden. B. g r ü n d e t e 1824 d e n „Verein j u n g e r J u d e n z u m Stud i u m der Bibel und der h e b r ä i s c h e n S p r a c h e " , 1829 d e n „ M e n d e l s s o h n - V e r e i n zur F ö r d e r u n g der W i s s e n s c h a f t , K u n s t und d e s G e w e r b e s bei d e r israelitischen J u g e n d " . Er e r ö f f n e t e in D r e s d e n d i e erste j ü d i s c h e S c h u l e und hielt erstmalig Predigten in d e u t s c h e r S p r a c h e ; 1833 und 1837 forderte er v o m s ä c h s i s c h e n P a r l a m e n t die bürgerliche Gleichstellung der J u d e n . B. v e r ö f f e n t l i c h t e ein u m f a n g r e i c h e s W e r k , u. a. Das Buch der Jubiläen und sein Verhältnis zu den Midraschim ( 1 8 5 6 ) und Das Leben Abrahams nach der Auffassung der jüdischen Sage (1859). LITERATUR: E r n s t G o t t f r i e d L o w e n t h a l : B., B. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 7 3 4 f .

Beer,

J o h a n n F e r d i n a n d , österr. Architekt, * 1 9 . 1 0 . 1 7 3 1 A u (Vorarlberg), t 1789 A u . B. arbeitete zu B e g i n n seiner L a u f b a h n mit s e i n e m O n k e l Johann M i c h a e l —>B. und e r b a u t e 1767-69 d i e „ N e u e P f a l z " , heute R e g i e r u n g s g e b ä u d e im Stiftsbereich von St. Gallen. 1769 e n t s t a n d St. G a l l u s in L i b i n g e n , 1770 M a r i a E i n s i e d e l n bei S c h ö n e n w e g e n , 1776-78 der Z e n t r a l b a u von St. J o h a n n e s Baptist in B e r n h a r d z e l l ; 1784 e r f o l g t e d i e W i e d e r h e r stellung von H e i l i g k r e u z , e i n e s B a u s von J o h a n n M i c h a e l B. in K i r c h b e r g .

Beer,

J o h a n n M i c h a e l , österr. Architekt, * 2 0 . 5 . 1 6 9 6 A u (Vorarlberg), t 3 . 7 . 1780 Bildstein (Vorarlberg). B., g e n a n n t B a u m e i s t e r zu Bildstein, schien erst M i t t e d e s 18. Jh. selbstständige A r b e i t e n a u s z u f ü h r e n . Er v e r w e n d e t e d a s in d e r Vorarlberger B a u k u n s t seltene M o t i v einer dreik o n c h e n a r t i g e n O s t a n l a g e . B. e r b a u t e d a s Schiff und d e n C h o r der P f a r r k i r c h e H e i l i g k r e u z in K i r c h b e r g , im A u f t r a g d e s Klosters R h e i n a u 1 7 4 9 / 5 0 d i e S c h l o ß k a p e l l e M a m m e r n und 1 7 6 1 / 6 2 St. M i c h a e l in N i e d e r b ü r e n . 1761-69 leitete er d e n B a u der O s t f a s s a d e und d e s M ö n c h s c h o r s der e h e m a l i g e n S t i f t s k i r c h e von St. G a l l e n .

Beer,

M i c h a e l , österr. B a u m e i s t e r , * u m 1605 A u (Vorarlberg), t 3 0 . 5 . 1 6 6 6 A u . B. zählt zu d e n B e g r ü n d e r n der Vorarlberger B a u s c h u l e . Er erhielt den g r ö ß t e n B a u a u f t r a g im o b e r d e u t s c h e n R a u m , d i e K i r c h e d e s B e n e d i k t i n e r s t i f t s in St. L o r e n z in K e m p t e n i m A l l g ä u ( 1 6 5 1 - 5 4 ) , und schuf als erster d e u t s c h e r B a u m e i s t e r e i n e D o p p e l t u r m f a s s a d e i m s ü d w e s t d e u t s c h e n R a u m . B . leitete den U m b a u d e r S c h l ö s s e r S i g m a r i n g e n ( 1 6 5 8 / 5 9 ) und H a i g e r l o c h (1662). Christian und M i c h a e l T h u m b zählen zu seinen S c h ü l e r n . A u f der H e i m r e i s e von d e r G r u n d s t e i n legung des J e s u i t e n k l o s t e r s in E b e r s b e r g v e r u n g l ü c k t e B. in der B r e g e n z e r A a c h e tödlich. LITERATUR: Walther G e n z m e r : B. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 733. - N o r b e r t L i e b (Hrsg.): D i e Vorarlberger B a r o c k b a u m e i s t e r . M ü n c h e n / Z ü r i c h 1960, ' 1 9 7 6 . - W e r n e r O e c h s lin (Hrsg.): D i e Vorarlberger B a r o c k b a u m e i s t e r . E i n s i e d e l n 1973 (Katalog). - Kurt Hecht: Z u r B a u g e s c h i c h t e d e r Stiftsk i r c h e St. L o r e n z in K e m p t e n . In; J a h r b u c h des Vereins f ü r A u g s b u r g e r B i s t u m s g e s c h i c h t e 17 (1983) S. 4 3 - 9 1 . - M a t thias F e l d b a u m : B., M . (I). In: A K L , Bd. 8, 1994, S. 2 4 2 . B e g e r t , ( C h r i s t o p h J o h a n n e s ) J a k o b , a u c h B a e g e r t , Jesuit, M i s s i o n a r , * 2 2 . 1 2 . 1717 Schlettstadt, t 2 9 . 9 . 1772 N e u burg/Donau. D e r S o h n einer H a n d w e r k e r f a m i l i e trat nach p h i l o s o p h i s c h e n Studien in M a i n z 1736 in d e n J e s u i t e n o r d e n ein und lehrte seit 1740 a m M a n n h e i m e r Kolleg. 1743-47 a b s o l v i e r t e er d a s S t u d i u m d e r T h e o l o g i e in M o l s h e i m , w u r d e z u m Priester g e w e i h t u n d w a r d a n n in H a g e n a u , B o c k e n h e i m und Kassel tätig, b e v o r er 1751 n a c h A m e r i k a reiste. A u f d e r m e x i k a n i s c h e n Halbinsel N i e d e r k a l i f o r n i e n w i d m e t e sich B. n e b e n seiner T ä t i g k e i t als M i s s i o n a r l a n d e s k u n d l i c h e n und

Behm e t h n o g r a p h i s c h e n Studien, die er in d e n e r s t m a l s 1772 ers c h i e n e n e n Nachrichten von der amerikanischen Halbinsel Niederkalifornien (engl. 1952, Observations in Lower California) v e r ö f f e n t l i c h t e . N a c h seiner Vertreibung 1767 k e h r t e B. ü b e r Spanien, w o er a c h t M o n a t e inhaftiert w a r , n a c h D e u t s c h l a n d z u r ü c k und lebte seit 1770 als L e h r e r an d e r L a t e i n s c h u l e , B e i c h t v a t e r und Spiritual in N e u b u r g / D o n a u . LITERATUR: R u t h a r d t O e h m e : B a e g e r t , J. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 5 1 7 .

rer in S c h l i e f f e n b e r g , 1887 in P a r c h i m , 1897 D o m p r e d i g e r in G ü s t r o w , 1900 S u p e r i n t e n d e n t in D o b e r a n und 1909 in S c h w e r i n . Seit 1921 w a r B . L a n d e s b i s c h o f von M e c k l e n b u r g - S c h w e r i n . E r v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Zur Frage der Weltanschauung (1919). WEITERE WERKE: D i e innere M i s s i o n , e i n e kirchliche R e f o r m b e w e g u n g d e s 19. J a h r h u n d e r t s . Gütersloh 1892. - D e r Begriff d e s a l l g e m e i n e n Priestertums. S c h w e r i n 1912. - W e r w a r J e s u s ? S c h w e r i n 1913.

B e g n u d e l l i B a s s o , F r a n z A n t o n , a u c h B e g u n d e l l o , kath. T h e o l o g e , * u m 1644 Trient, f 9. 1 0 . 1 7 1 3 Freising. B . B. studierte T h e o l o g i e und w u r d e z u m Dr. theol. p r o m o viert. Seit 1675 w a r er G e n e r a l v i k a r in Trient; 1679 erhielt er e i n e D o m p r ä b e n d e in Freising, w u r d e dort 1690 D o m kapitular, 1696 G e n e r a l v i k a r und D o m s c h o l a s t i k e r . Er überg a b die Freisinger Studieranstalt d e n B e n e d i k t i n e r n . B. B. v e r ö f f e n t l i c h t e , m ö g l i c h e r w e i s e schon 1707 in K ö l n , sicher j e d o c h 1712 in Freising, seine Bibliotheca iuris canonicocivilis practica.

Behm,

J o h a n n , luth. T h e o l o g e , * 2 3 . 6 . 1 5 7 8 K ö n i g s b e r g , t 2 7 . 4 . 1648 K ö n i g s b e r g . B. studierte seit 1596 in K ö n i g s b e r g , Leipzig und Wittenberg und erhielt 1612 e i n e o . P r o f e s s u r der T h e o l o g i e in K ö n i g s berg. A n f a n g s calvinistischer T e n d e n z e n verdächtigt, zählte er zu den e i f r i g s t e n G e g n e r n der R e f o r m i e r t e n und d e r z u m C a l v i n i s m u s konvertierten K u r f ü r s t e n J o h a n n S i g i s m u n d und G e o r g W i l h e l m von B r a n d e n b u r g . N e b e n zahlreichen theolog i s c h e n S c h r i f t e n g a b er d a s H a n d b u c h Chronologica manuductio ( 1 6 1 9 ) heraus.

LITERATUR: A . Weiß: B „ B. In: A D B , B d . 2, 1875, S. 272. E g o n J o h a n n e s Greipl: B. B., F r a n c e s c o A n t o n i o . In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 6 4 8 - 1 8 0 3 ) , 1990, S. 25. - L u d g e r M ü l l e r : B. B „ F. A. In: L T h K 1 , B d . 2, 1994, S p . 146.

LITERATUR: V D 17. - H e n k e : B „ J. In: A D B , B d . 2, 1875, S. 2 8 3 f.

Begrich,

J o a c h i m , e v a n g . T h e o l o g e , * 1 3 . 6 . 1900 P r e d e l (Kr. Zeitz), t 2 6 . 4 . 1 9 4 5 D u s s o i bei B e l l u n o (Italien). B . studierte bis 1923 orientalische P h i l o l o g i e und T h e o l o g i e in L e i p z i g und Halle; er b e s u c h t e d a s P r e d i g e r s e m i n a r in Stettin. A m A l t t e s t a m e n t l i c h e n S e m i n a r in H a l l e 1926 p r o m o v i e r t , habilitierte er sich 1928 in M a r b u r g und w u r d e 1930 a. o. P r o f . d e s A l t e n T e s t a m e n t s an der U n i v . L e i p z i g . Seit 1932 im K i r c h e n v o r s t a n d von St. Petri in Leipzig, übern a h m er A u f g a b e n des B r u d e r r a t s d e r B e k e n n e n d e n Kirche. B. f ü h r t e die gattungs- und f o r m g e s c h i c h t l i c h e n A r b e i t e n seines L e h r e r s H e r m a n n —»Gunkel fort, v o l l e n d e t e d e s s e n Einleitung in die Psalmen (1933) und b e s c h ä f t i g t e sich mit F r a g e n der T e x t h e r s t e l l u n g und Textkritik ( D i e Chronologie der Könige von Israel und Juda, 1929). LITERATUR: K u r t Pilz: B. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 749. B e h a i m , L o r e n z , H u m a n i s t , * u m 1457 N ü r n b e r g , t 1 1 . 4 . 1521 B a m b e r g . N a c h d e m T h e o l o g i e s t u d i u m in I n g o l s t a d t und L e i p z i g ging B., S o h n eines B ü c h s e n g i e ß e r s und B e c k e n s c h l ä g e r s , 1480 n a c h Italien, e r w a r b dort d e n Grad eines D o c t o r d e c r e t o r u m und w a r f ü r 22 J a h r e H a u s h o f m e i s t e r und „ m a g i s t e r m a c h i n a r u m " d e s K a r d i n a l s R o d r i g o Borgia, d e s späteren P a p stes A l e x a n d e r V I . B. galt als Vertrauter von C e s a r e B o r g i a . Seit 1492 leitete er als F e s t u n g s b a u m e i s t e r das p ä p s t l i c h e G e s c h ü t z w e s e n u n d w u r d e 1496 K a n o n i k u s d e s Kollegiatstifts St. S t e p h a n in B a m b e r g . M i t Willibald —» P i r c k h e i m e r f ü h r t e er einen u m f a n g r e i c h e n B r i e f w e c h s e l . B. hinterließ eine Sammlung römischer Inschriften. LITERATUR: Kurt Pilz: B. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 749. B e h l e n , L u d w i g Philipp, W e i h b i s c h o f von M a i n z , * 2 . 5 . 1714 D u d e r s t a d t , t 2 2 . 6 . 1 7 7 7 M a i n z . B. w a r seit 1746 Prof. d e s k a n o n i s c h e n R e c h t s an der U n i v . M a i n z , s p ä t e r k u r f ü r s t l i c h e r Rat, S u b r e g e n s d e s S e m i n a r s und zuletzt W e i h b i s c h o f von M a i n z . Er v e r ö f f e n t l i c h e e i n e R e i h e von S c h r i f t e n , d a r u n t e r De causis saecularisationum illegitimis et legitimis, 1746. LITERATUR: von Schulte: B „ L. P. In: A D B , B d . 2, 1875, S. 2 8 2 . - F r i e d h e l m J ü r g e n s m e i e r : B., L . P. In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 6 4 8 - 1 8 0 3 ) , 1990, S. 2 5 f .

Behm,

Heinrich (Martin T h e o d o r ) , luth. T h e o l o g e , * 3 0 . 3 . 1853 T h e l k o w ( M e c k l e n b u r g ) , t 1 1 . 3 . 1 9 3 0 Schwerin. N a c h d e m S t u d i u m in L e i p z i g und R o s t o c k unterrichtete B. als G y m n a s i a l l e h r e r in D o b e r a n , w u r d e 1883 P f a r -

Behm,

J o h a n n e s , luth. T h e o l o g e , * 6 . 6 . 1 8 8 3 D o b e r a n ( M e c k l e n b u r g - S c h w e r i n ) , t 13. 1 0 . 1 9 4 8 Berlin. D e r S o h n d e s L a n d e s b i s c h o f s Heinrich - > B . w u r d e 1911 in E r l a n g e n p r o m o v i e r t ( D i e Handauflegung im Urchristentum) und habilitierte sich dort 1912 f ü r N e u e s T e s t a m e n t (Der Begriff Diatheke im Neuen Testament). Seit 1913 P r i v a t d o z e n t in B r e s l a u , erhielt er 1916 e i n e a . o . , 1920 e i n e o . P r o f e s s u r in K ö n i g s b e r g . B. f o l g t e 1923 e i n e m R u f n a c h G ö t t i n g e n u n d lehrte seit 1935 in Berlin. N a c h d e m E n d e d e s Z w e i ten Weltkriegs lebte und arbeitete er als f r e i e r t h e o l o g i s c h e r F o r s c h e r und Schriftsteller in Berlin und v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Die Offenbarung des Johannes ( 1 9 3 5 , 7 1 9 5 6 ) . WEITERE WERKE: D i e H a n d a u f l e g u n g i m U r c h r i s t e n t u m n a c h V e r w e n d u n g , H e r k u n f t und B e d e u t u n g . L e i p z i g 1911. N a c h d r . D a r m s t a d t 1968. - D i e B e k e h r u n g d e s P a u l u s . Berlin 1914. - G o t t und d i e G e s c h i c h t e . D a s G e s c h i c h t s b i l d der O f f e n b a r u n g des J o h a n n e s . D a r m s t a d t 1925.

Behm,

Martin, a u c h B e h e m ( b ) , B ö h m ( e ) , B ö h e i m , Boheimius, Bohemus, evang. Theologe, Liederdichter, * 1 6 . 1 2 . 1557 L a u b a n (Oberlausitz), t 5 . 2 . 1622 L a u b a n . B., S o h n eines Verwalters der städtischen F u h r w e r k e und F e l d e r in L a u b a n , w u r d e z e i t w e i s e bei e i n e m V e r w a n d t e n in W i e n e r z o g e n und k a m 1576 an d i e U n i v . Straßburg. N a c h d e m Tod d e s Vaters 1580 in d i e H e i m a t s t a d t z u r ü c k b e r u f e n , w u r d e B. i m f o l g e n d e n J a h r S c h u l g e h i l f e an der Stadtschule, k u r z e Zeit später D i a k o n an der S t a d t k i r c h e und erhielt 1586 d a s Pastorat, das er bis an sein L e b e n s e n d e innehatte. N e b e n P r e d i g t b ü c h e r n , die e i n e g r o ß e Zahl von K i r c h e n l i e d e r n enthalten, v e r ö f f e n t l i c h t e B. u . a . Die drei großen Landplagen Krieg, Teuerung, Pestilenz{\i>0\). E i n i g e seiner L i e d e r (z. B. Wie lieblich ist der Maien) w e r d e n n o c h h e u t e g e s u n g e n . WEITERE WERKE: K l a g e und G e b e t e W i d e r [ . . . ] d e n [ . . . ] T ü r c k e n [ . . . ] N e b e n d e m L X X I X P s a l m . Görlitz [um 1590]. - Von g r o ß e r D ü r r e zu Eliae Zeiten. Görlitz 1590. LITERATUR: V D 16, Β 1501-1505. - V D 17. - F r a n z L a u : Β., M . In: N D B , B d . 2, 1955, S. 8. - E l k e A x m a c h e r : Β., M . In: R G G 4 , B d . 1, 1998.

Behm,

Michael, evang. Theologe, Liederdichter, * 2 9 . 9 . 1612 K ö n i g s b e r g ( P r e u ß e n ) , ! 3 1 . 8 . 1 6 5 0 K ö n i g s berg. B., dessen Vater P f a r r e r an der S c h l o ß k i r c h e und seit 1612 Prof. d e r T h e o l o g i e in K ö n i g s b e r g war, w u r d e nach d e m S t u d i u m 1639 A d j u n k t und 1640 a. o. Prof. an d e r T h e o l o g i s c h e n F a k u l t ä t in K ö n i g s b e r g . E r tendierte zu d e n T h e o r i e n d e s G e o r g —>Calixt und n a h m 1645 a m T h o r n e r R e l i g i o n s g e s p r ä c h teil. B. g e h ö r t e d e m K ö n i g s b e r g e r D i c h t e r b u n d u m

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Behr Simon Dach an; die bekanntesten seiner Lieder sind Danklied für den lieben Frieden und Dankt Gott an allen Enden. LITERATUR: V D 17. - Bruno Schumacher: B „ M. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 8 f. B e h r , Christian August, evang. Theologe, * 12.1. 1752 Gera, t 2 2 . 6 . 1 8 2 9 Gera. B. studierte seit 1770 Theologie an der Univ. Leipzig und widmete sich daneben philosophischen, altphilologischen, historischen, juristischen und medizinischen Studien. 1776 wurde er Katechet an der St. Salvator-Kirche in Gera, 1779 Diakon und 1784 Archidiakon in Saalburg. 1790 kam B. als Prediger an die St. Salvator-Kirche in Gera zurück, erhielt im folgenden Jahr das Diakonat und 1800 das Archidiakonat. Seit 1801 Assessor des Konsistoriums und Aufseher des Gymnasiums, wurde er 1827 Konsistorialrat, lehnte aber die Ernennung zum Superintendenten ab. B. redigierte ein neues Gesangbuch für Gera, veröffentlichte theologische und philologische Arbeiten (u. a. Warum blieb das Christentum nicht in seiner Reinheit und Einfalt?, 1799) sowie Übersetzungen aus d e m Französischen.

Behrendt,

Johann, evang. Theologe, * 18. 1. 1667 Insterburg, t 14.4. 1737 Insterburg. Nach d e m Theologiestudium in Königsberg wurde B. 1692 ordiniert und 1693 Pfarrer an der neuerbauten Kirche in M e h l k e h m e n . Seit 1708 Pfarrer in Enzuhnen, folgte 1711 seine Ernennung zum Erzpriester von Insterburg. Mit der litauischen Sprache vertraut, bearbeitete er für Johann Joachim Quantz die litauische Bibelübersetzung und übersetzte Kirchenlieder für das litauische Gesangbuch. LITERATUR: V D 17. - Fritz Gause: B „ J. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 11.

Behrens,

Heinrich, Jesuit, * 16. 12.1815 Munstadt, t 14.10. 1895 B u f f a l o (USA). 1832 in den Jesuitenorden eingetreten, studierte B. in Freiburg Philosophie und Theologie, empfing 1842 die Priesterweihe und wurde später Generalpräfekt im Kolleg Freiburg (Schweiz). Mit 4 3 Ordensleuten reiste er 1848 nach Nordamerika (Maryland, Missouri), kehrte 1850 zurück, wurde Novizenmeister und 1851 Rektor in Münster. B. war 1856-59 Provinzial der deutschen Ordensprovinz, Instruktor im Terziat in Paderborn und Organisator des Lazarettdienstes der Jesuiten im Deutsch-Französischen Krieg. 1872 reiste er ein zweites Mal nach Amerika und gründete die Buffalomission und die ersten Kollegien der deutschen Jesuiten in den Vereinigten Staaten. 1872-76 und 1886-92 leitete er als Oberer die Mission.

Behrmann,

(Christian Conrad) Georg, evang. Theologe, * 15. 11. 1846 Hamburg, t 10.7. 1911 Hamburg. Nach d e m Studium der Theologie und der Orientalistik in Halle und Tübingen wurde B., Sohn eines Schlossermeisters, 1870 Pastor in Curslak, 1872 an St. Michaelis in Hamburg, 1873 an St. Nicolai in Kiel und kehrte 1886 als Hauptpastor an St. Michaelis nach Hamburg zurück. Als Senior (seit 1894) vertrat er die Hamburgische Landeskirche auf der Eisenacher Kirchenkonferenz und die drei Hansestädte im Deutschen Evangelischen Kirchenausschuß. B. veröffentlichte u . a . Die Bergpredigt (1882). WEITERE WERKE: Reden unseres Herrn Jesu Christi nach d e m Evangelium St. Johannis. Hamburg 1880. - Das Leben unseres Herrn Jesu Christi. Hamburg 1882. - Einführung in die Heilige Schrift. Gütersloh 1888. LITERATUR: Georg B e h r m a n n : B., G. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 16.

Beier,

Peter, evang. Theologe, * 5 . 1 2 . 1934 FriedebergLöwenberg (Schlesien), t 1 0 . 1 1 . 1 9 9 6 Düsseldorf. B., Sohn eines Landwirts, lebte nach der Vertreibung 1945 in Grevenbroich im Rheinland und studierte 1955-59 evang.

112

Theologie in Heidelberg, Bonn und Wuppertal. 1962 wurde er in Duisburg-Hamborn ordiniert, war 1963-69 Pfarrer in Düren, seit 1969 Mitglied der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland, 1972-89 Superintendent des Kirchenkreises Jülich und wurde 1985 in die Kirchenleitung berufen. Seit 1980 gehörte B. auch der Synode der Evangelischen Kirche der Union (West) an und war Mitglied der K a m m e r für Theologie der Evangelischen Kirche in Deutschland. 1989 wurde er Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland sowie Mitglied des Rats der Evangelischen Kirche der Union, dessen Vorsitz er 1990/91 und seit 1993 innehatte. 1994 übernahm B. die Präsidentschaft der Leuenberger Kirchengemeinschaft. LITERATUR: Folkert Rickers: B „ P. In: Β Β KL, Bd. 20, 2002, Sp. 93-110. B e i ß e l , (Georg) Conrad, Komponist, * 1 . 3 . 1 6 9 1 Eberb a c h / N e c k a r , t 6 . 3 . 1768 Ephrata (Pennsylvania, USA). Wegen seines religiösen Separatismus der Stadt verwiesen, wanderte B., ein Heidelberger Bäckergeselle, 1720 nach Amerika aus. Er Schloß sich in Pennsylvania der Sekte der Tunker an, war zeitweise deren Führer und gründete 1724 die Sekte der Siebentäger und das Kloster Ephrata in Lancaster County. Hinter Klostermauern verfaßte er mystische Schriften und religóse Lieder. 1739 erschien sein Zyonitischer Weyrauchs-Hügel. LITERATUR: Fritz Braun: B „ G. K. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 22 f. - Hans Schneider: B „ G. C. In: R G G 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1228. - Denise Α. Seachrist: B „ C. In: M G G 2 P , Bd. 2, 1999, Sp. 9 6 4 f . - Russell P. Getz: B., C. In: N G r o v e D , Bd. 3, 2 2001, S. 152.

Beissel,

(Karl Christian) Stephan (Hubert), Jesuit, Kunsthistoriker, * 2 1 . 4 . 1 8 4 1 Aachen, t 3 1 . 7 . 1915 Valkenburg (Niederlande). Nach d e m Theologiestudium in Bonn und Münster empfing B. 1864 in Köln die Priesterweihe. 1871 trat er in die Gesellschaft Jesu ein, hielt sich 1877-80 in Frankreich und England auf, lebte aber hauptsächlich in Holland. Seit 1880 war er Mitarbeiter an den „Stimmen aus Maria-Laach". Zuerst mit der Baugeschichte, 1887 mit der Ausstattung der Kirche zum hl. Viktor in Xanten befaßt (Die Baugeschichte der Kirche des hl. Victor zu Xanten, 1883), erforschte B. die Verehrung der Heiligen (besonders Marias) im mittelalterlichen Deutschland (Die Verehrung der Heiligen und ihrer Reliquien in Deutschand, während des Mittelalters, 1890-92). WEITERE WERKE: Geschichte der Trierer Kirchen, ihrer Reliquien und Kunstschätze. 2 Tie., Trier 1888, 2 1889. - Fra Giovanni Angelico da Fiesole. Sein Leben und seine Werke. Freiburg/Breisgau 1896, 2 1905. - Geschichte der Verehrung Marias im 16. und 17. Jahrhundert. Beiträge zur Religionswissenschaft und Kunstgeschichte. Frei b ü r g / B r e i s g a u 1910. Nachdr. Darmstadt 1972. LITERATUR: Walter Kaemmerer: B. In. N D B , Bd. 2, 1955, S. 22.

Bellermann,

Christian Friedrich, evang. Theologe, Archäologe, * 8 . 7 . 1 7 9 3 Erfurt, t 2 4 . 3 . 1863 Bonn. B., der Sohn von Johann Joachim - ^ B . , studierte in Berlin und Göttingen. 1818-25 wirkte er als Pfarrer der deutschen evang. Gemeinde in Lissabon, 1827-35 als Prediger der preuß. Gesandtschaft und der deutsch-französischen evang. G e m e i n d e in Neapel, danach bis 1858 als Pfarrer an der St. Paulskirche in Berlin. Seine Erfahrungen und Entdeckungen in Südeuropa veröffentlichte er u . a . in d e m Werk Über die ältesten christlichen Begräbnisstätten, besonders die Katakomben zu Neapel mit ihren Wandgemälden (1839). WEITERES WERK: Die alten Liederbücher der Portugiesen. Berlin 1840. Nachdr. Walluf 1973. LITERATUR: H. Bellermann: B „ C. F. In: A D B , Bd. 2, 1875, S. 306 f.

Bender B e l l e r m a n n , Johann Joachim, evang. Theologe, A r c h ä o l o g e , * 2 3 . 9 . 1754 E r f u r t , t 2 5 . 1 0 . 1 8 4 2 Berlin. B. studierte in seiner Vaterstadt u n d in G ö t t i n g e n , w u r d e 1782 in E r f u r t P r i v a t d o z e n t und Prof. d e r T h e o l o g i e . 1804-28 leitete er als Direktor d a s Berliner G y m n a s i u m z u m G r a u e n Kloster und w u r d e n a c h G r ü n d u n g der dortigen U n i v . 1816 a u c h a. o. P r o f . der T h e o l o g i e und Konsistorialrat. Er setzte d i e W i e d e r e i n f ü h r u n g des G e s a n g u n t e r r i c h t s an P r e u ß e n s S c h u l e n d u r c h . In Bemerkungen über Rußland ( 1 7 8 8 ) beh a n d e l t e B. die M u s i k v e r h ä l t n i s s e in R u ß l a n d , sein W e r k Uber die Gemmen der Alten mit dem Abraxasbilde erschien 1817-19. E r w a r der Vater von Christian Friedrich - > B . WEITERES WERK: H a n d b u c h d e r biblischen Literatur. 4 Tie., E r f u r t 1787-89. LITERATUR: H . B e l l e r m a n n : B., J. J. In: A D B , Bd. 2, 1875, S. 3 0 7 - 3 1 0 . B e l s e r , J o h a n n E v a n g e l i s t von, kath. T h e o l o g e , * 3 0 . 1 0 . 1850 Villingendorf bei R o t t w e i l , f 20. 10. 1916 Villingendorf. B., S o h n eines F l ö ß e r s und H o l z h ä n d l e r s , studierte in T ü b i n gen, w u r d e 1875 in R o t t e n b u r g / N e c k a r z u m Priester ordiniert, w a r k u r z e Z e i t im K i r c h e n d i e n s t tätig, 1876-89 G y m nasiallehrer und später Prof. in E l l w a n g e n . Seit 1889 lehrte er in T ü b i n g e n als o. Prof. d e r n e u t e s t a m e n t l i c h e n E x e g e s e . B. w u r d e 1906 nobilitiert. In k o n s e r v a t i v k i r c h l i c h e m Sinn b e s c h ä f t i g t e er sich in seinen A r b e i t e n u n d als L e h r e r mit philologisch-historischer B i b e l e r k l ä r u n g und w u r d e d u r c h d i e A n n a h m e einer e i n j ä h r i g e n ö f f e n t l i c h e n W i r k s a m k e i t Jesu b e k a n n t . D a z u v e r ö f f e n t l i c h t e er u . a . Abriß des Lebens Jesu von der Taufe bis zum Tod (1916). WEITERE WERKE: E i n l e i t u n g in das N e u e T e s t a m e n t . Freib u r g / B r e i s g a u 1901, 2 1 9 0 5 . - G e s c h i c h t e des L e i d e n s und Sterbens, der A u f e r s t e h u n g und d e r H i m m e l f a h r t des H e r r n . F r e i b u r g / B r e i s g a u 1903, 2 1 9 1 3 . - D e r E p h e s e r b r i e f d e s Apostel P a u l u s . F r e i b u r g / B r e i s g a u 1908. LITERATUR: Karl H e r m a n n S c h e l k l e : B „ J. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 33 f. B e n - C h o r i n , S c h a l o m , bis 1937: Fritz R o s e n t h a l , P s e u d . N o r b e r t F r a n z , Schriftsteller, R e l i g i o n s p h i l o s o p h , J o u r n a list, * 2 0 . 7 . 1913 M ü n c h e n , t 7 . 5 . 1999 J e r u s a l e m . E i n e r j ü d i s c h e n K a u f m a n n s f a m i l i e e n t s t a m m e n d , studierte B . - C . , 1926-31 M i t g l i e d d e r zionistischen B e w e g u n g K a d i m a h , 1931-34 an der U n i v . M ü n c h e n G e r m a n i s t i k , Philosophie, v e r g l e i c h e n d e R e l i g i o n s w i s s e n s c h a f t und Judaistik. N a c h der M a c h t ü b e r n a h m e d u r c h die N a t i o n a l s o z i a l i s t e n m e h r f a c h verhaftet, e m i g r i e r t e er 1935 n a c h Palästina, w o er als f r e i e r Schriftsteller und J o u r n a l i s t u . a . f ü r d i e Z e i tung „Jedioth C h a d a s c h o t h " und „ D i e n e u e W e l t b ü h n e " tätig war. B . - C . w u r d e ein S c h ü l e r M a r t i n —» B u b e r s . W i e d i e s e r ein D e u t e r der j ü d i s c h e n M y s t i k u n d ein r e f o r m f r e u d i g e r E r n e u e r e r j e n s e i t s der O r t h o d o x i e , g r ü n d e t e er 1958 in Jer u s a l e m e i n e erste r e f o r m i e r t e G e m e i n d e , die H a r - E l - S y n a g o g e , d e r e n R a b b i n e r er w u r d e . E r w a r ein V o r k ä m p f e r und b e d e u t e n d e r Vertreter des christlich-jüdischen D i a l o g s . 1961 g e h ö r t e er zu den B e g r ü n d e r n der „ A r b e i t s g e m e i n s c h a f t J u d e n und C h r i s t e n " b e i m E v a n g e l i s c h e n Kirchentag. 1970-82 w a r er G a s t d o z e n t an d e n U n i v e r s i t ä t e n in Jerusalem, M ü n c h e n und T ü b i n g e n . B.-C. schrieb a n f a n g s von S t e f a n G e o r g e und R a i n e r M a r i a R i l k e b e e i n f l u ß t e G e d i c h t e (Die Lieder des ewigen Brunnens, 1934), später vor a l l e m E s s a y s ( J u d e n und Christen, 1960; Jüdische Ethik, 1983). M i t Ich lebe in Jerusalem (1972) und Jugend an der Isar ( 1 9 7 4 ) v e r ö f f e n t l i c h t e er zwei a u t o b i o g r a p h i s c h e W e r k e . Zu seinen P u b l i k a t i o n e n zählen f e r n e r d i e Trilogie Die Heimkehrer (Bruder Jesus. Der Nazarener in jüdischer Sicht, 1967; Paulus. Der Völkerapostel in jüdischer Sicht, 1970; Mutter Mirjam. Maria aus jüdischer Sicht, 1971), Jüdischer Glaube - die Tafeln des Bundes - das Zehnwort vom Sinai

und Beten des Judentums ( 1 9 7 5 , 3 2 0 0 1 ) und Die Erwählung Israels (1993). WEITERE WERKE: Jenseits von O r t h o d o x i e und L i b e r a lismus. Versuch ü b e r d i e j ü d i s c h e G l a u b e n s l a g e d e r G e g e n w a r t . Tel Aviv 1939. T ü b i n g e n 3 2 0 0 1 . - D i e A n t w o r t d e s Jona. Z u m G e s t a l t w a n d e l Israels. Ein g e s c h i c h t s - t h e o logischer Versuch. H a m b u r g 1956, 2 1 9 6 6 . - I m j ü d i s c h christlichen G e s p r ä c h . Berlin 1962. - D e r u n b e k a n n t e Gott. Berlin 1963. - D a s J u d e n t u m im R i n g e n der G e g e n w a r t . H a m b u r g 1965. - Z w i e s p r a c h e mit M a r t i n B u b e r . M ü n c h e n 1966. - D e r d r e i d i m e n s i o n a l e M e n s c h . D e r M e n s c h , d i e Bibel und d i e M o d e r n e . Trier 1971. - T h e o l o g i a J u d a i c a . 2 Bde., T ü b i n g e n 1982-92. - D e r E n g e l m i t der F a h n e . Ges c h i c h t e n aus Israel. G e r l i n g e n 1985. - A l s G o t t s c h w i e g . Ein j ü d i s c h e s C r e d o . M a i n z 1986. - L u s t an der E r k e n n t nis. J ü d i s c h e T h e o l o g i e im 20. J a h r h u n d e r t . Ein L e s e b u c h . M ü n c h e n 1988. - W e r k e . G ü t e r s l o h 2 0 0 1 ff. LITERATUR: G o t t h a r d M ü l l e r (Hrsg.): Israel hat d e n n o c h G o t t z u m Trost. F e s t s c h r i f t f ü r S. B . - C . Trier 1978. - B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 74. - H e i n z M . B l e i c h e r (Hrsg.): D e r M a n n , der F r i e d e heißt. B e g e g n u n g e n , Texte, B i l d e r f ü r S. B.C. G e r l i n g e n 1983. - M e i n G l a u b e , m e i n Schicksal. Jüdis c h e E r f a h r u n g e n mitgeteilt im G e s p r ä c h mit K a r l - H e i n z F l e c k e n s t e i n . F r e i b u r g / B r e i s g a u u . a . 1984. - A u f der Suc h e n a c h einer j ü d i s c h e n T h e o l o g i e . D e r B r i e f w e c h s e l zwischen S. B . - C . und H a n s - J o a c h i m S c h o e p s . Hrsg. v. Julius H. S c h o e p s . F r a n k f u r t / M a i n 1989. - L e x . dt.-jüd. A u t o r e n , Bd. 1, S. 4 6 6 - 4 8 8 . - D a g m a r B ö r n e r - K l e i n : B . - C . , S. In: L T h K 3 , B d . 2, 1994, S p . 196. - P e t e r Hertel. M i t d e m G e s i c h t zur Welt. S. B . - C . W ü r z b u r g 1996. - Walter H o m o l k a (Hrsg.): S. B.-C. Ein L e b e n f ü r d e n D i a l o g . Gütersloh 1999. - T i m o Vasko: F r o m the creation to t h e k i n g d o m of G o d . T h e c o n c e p t of G o d ' s revelation by the r e f o r m J e w S. B . - C . in d i a l o g u e s with Christianity and I s l a m . F r a n k f u r t / Main 2003. B e n a r y , Franz Simon Ferdinand, evang. Theologe, Orientalist, * 2 2 . 3 . 1805 Kassel, t 7 . 2 . 1880 Berlin. B. studierte seit 1824 in B o n n und H a l l e , seit 1827 in Berlin T h e o l o g i e und orientalische S p r a c h e n . Β., der einer jüdis c h e n F a m i l i e e n t s t a m m t e , k o n v e r t i e r t e 1829 z u m Christent u m u n d habilitierte sich im selben J a h r f ü r o r i e n t a l i s c h e S p r a c h e n an d e r U n i v . Berlin. 1830 v e r ö f f e n t l i c h t e er e i n e A u s g a b e des sanskritischen G e d i c h t s Nalodaya. D e n R u f als Prof. der orientalischen S p r a c h e n n a c h St. Petersburg lehnte er a b und e n t s c h i e d sich f ü r e i n e a. o. P r o f e s s u r f ü r alttestam e n t l i c h e E x e g e s e an der Berliner Universität. N e b e n der E x e g e s e b e f a ß t e sich B. mit s e m i t i s c h e n S p r a c h e n und Epig r a p h i k . Für d i e 1835 v e r ö f f e n t l i c h t e Arbeit De Hebraeorum leviratu w u r d e i h m von d e r U n i v . Halle die t h e o l o g i s c h e D o k t o r w ü r d e verliehen. LITERATUR: B a e n t s c h : B., F. S. F. In: A D B , B d . 4 6 , 1902, S. 3 4 6 f. - L e x . dt.-jüd. A u t o r e n , B d . 1, 1992, S. 4 6 5 f. B e n c k e r t , H e i n r i c h , e v a n g . T h e o l o g e , * 5 . 9 . 1 9 0 7 Berlin, t 1 3 . 5 . 1968 R o s t o c k . B., 1931 z u m Dr. phil., 1935 z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t , w u r d e 1932 P f a r r e r in S c h ö n o w ( N e u m a r k ) , 1935 in Breslau. W ä h r e n d d e s K i r c h e n k a m p f s w a r B . ein profilierter A n h ä n g e r der B e k e n n e n d e n Kirche, er erhielt 1 9 3 6 / 3 7 A u f e n t h a l t s v e r b o t f ü r die P r o v i n z Schlesien und e i n e H a f t s t r a f e in S c h n e i d e m ü h l . 1945 w i e d e r i m A m t , w a r B. bis 1955 P f a r r e r in E r f u r t . 1955 f o l g t e er d e m R u f als Prof. der Sys t e m a t i s c h e n T h e o l o g i e an d i e U n i v . R o s t o c k . E r v e r ö f f e n t lichte u . a . Der Begriff des Glaubensaktes (1935). WEITERES WERK: G e b e t s h i l f e . G ö t t i n g e n 1949. B e n d e r , Julius, e v a n g . T h e o l o g e , L a n d e s b i s c h o f , * 3 0 . 8 . 1 8 9 3 Michelfeld, t 1 9 . 1 . 1 9 6 6 Karlsruhe. B. studierte an d e n U n i v e r s i t ä t e n T ü b i n g e n und Kiel e v a n g . T h e o l o g i e und w u r d e n a c h seiner T e i l n a h m e a m Ersten Welt-

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Bender krieg V i k a r in H a s f e l d , St. G e o r g e n und S c h o p f h e i m . Er ü b e r n a h m die Pfarrei in M e ß k i r c h und stand 1 9 2 8 - 4 0 d e m e v a n g . D i a k o n i s s e n h a u s N o n n e n w e i e r in B a d e n vor. A u f d e r L a n d e s s y n o d e der E v a n g e l i s c h e n K i r c h e B a d e n s im D e z e m ber 1945 w u r d e er z u m L a n d e s b i s c h o f von B a d e n g e w ä h l t . B . trat 1964 in d e n R u h e s t a n d . B e n d e r , W i l h e l m (Friedrich Christian F r a n z Gottlieb), e v a n g . T h e o l o g e , P h i l o s o p h , * 15. 1 . 1 8 4 5 M ü n z e n b e r g (Hessen), f 8 . 4 . 1 9 0 1 B o n n . N a c h d e m f r ü h e n Tod des Vaters, eines P f a r r e r s , w u r d e B . von seinen O n k e l n , die G y m n a s i a l l e h r e r b z w . O b e r h o f p r e d i ger w a r e n , e r z o g e n . Er studierte in G ö t t i n g e n bei H e r m a n n L o t z e und A l b r e c h t —> Ritsehl P h i l o s o p h i e und T h e o l o g i e , Schloß sein S t u d i u m in G i e ß e n a b und besuchte d a s Predig e r s e m i n a r in F r i e d b e r g . B . b e s c h ä f t i g t e sich mit I m m a n u e l —> K a n t s und Friedrich —> S c h l e i e r m a c h e r s L e h r e n u n d entd e c k t e dabei sein Interesse an d e r R e l i g i o n s p h i l o s o p h i e . E r w u r d e 1868 mit d e r Arbeit Schleiermachers philosophische Gotteslehre p r o m o v i e r t und zog im selben J a h r als H i l f s p r e d i g e r und R e l i g i o n s l e h r e r n a c h W o r m s . 1876 f o l g t e B. d e m R u f als o. P r o f . der S y s t e m a t i s c h e n T h e o l o g i e n a c h B o n n . S e i n e L u t h e r r e d e von 1883, in der er O r t h o d o x i e und Pietism u s a n g r i f f , f ü h r t e zu literarischen Protesten und z u m B r u c h mit Ritsehl (Ein Nachwort zu meiner Lutherrede, 1884). 1888 trat B. in d i e p h i l o s o p h i s c h e F a k u l t ä t über, w o er e i n e Professur der allgemeinen Religionswissenschaft übernahm. E r v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Schleiermachers Theologie mit ihren philosophischen Grundlagen dargestellt (2 B d e . , 1876-78), Das Wesen der Religion und die Grundgesetze der Kirchenbildung ( 1886) und Mythologie und Metaphysik. Grundlinien einer Geschichte der Weltanschauungen (Bd. 1: Die Entstehung der Weltanschauungen im griechischen Altertum, 1899). WEITERE WERKE: D e r W u n d e r b e g r i f f d e s N e u e n Testaments. E i n e historisch-kritische U n t e r s u c h u n g . F r a n k f u r t / M a i n 1871. - Friedrich S c h l e i e r m a c h e r und d i e F r a g e nach d e m W e s e n der R e l i g i o n . B o n n 1877. - J o h a n n K o n r a d D i p pel. D e r Freigeist aus d e m P i e t i s m u s . Ein Beitrag zur E n t s t e h u n g s g e s c h i c h t e der A u f k l ä r u n g . B o n n 1882. - R e f o r m a t i o n und K i r c h e n t u m . F e s t r e d e zur Feier des 4 0 0 . G e b u r t s t a g e s Martin L u t h e r s . B o n n 1883, "1884. - D e r R e f o r m a t o r J o h a n nes Wiclef als B i b e l ü b e r s e t z e r . M a i n z 1884. - D e r K a m p f u m d i e Seligkeit. B o n n 1888. LITERATUR: Fritz K r ö n i g ; D a r s t e l l u n g und B e u r t e i l u n g d e r r e l i g i o n s p h i l o s o p h i s c h e n A n s c h a u u n g e n W . B.s. B r e m e n 1910. - Heinrich K a r p p : B „ W . In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 3 9 f.

Benedikt

von A n i a n e , eigentl. Witiza, B e n e d i k t i n e r a b t , * um 750 Südfrankreich, t 11.2.821 Kornelimünster. D e r S o h n des G r a f e n Aigulf von M a g u e l o n e leistete unter K ö n i g Pippin III. und Karl d e m G r o ß e n Kriegsdienst, zog sich 7 7 3 als M ö n c h z u r ü c k und errichtete 7 7 9 auf väterlic h e m Besitz a m B a c h A n i a n e ein kleines Kloster, d a s sich der B e n e d i k t i n e r r e g e l unterstellte. B. w u r d e B e r a t e r K ö n i g L u d w i g s d e s F r o m m e n , 814 A b t von M a u r s m ü n s t e r , 8 1 5 / 1 6 der M u s t e r a b t e i K l o s t e r I n d e n ( K o r n e l i m ü n s t e r ) und w a r A b t f ü r alle Klöster d e s F r ä n k i s c h e n R e i c h e s . A u f den A a c h e n e r S y n o d e n von 8 1 6 u n d 817 erreichte er die F e s t l e g u n g einer f ü r d a s F r a n k e n r e i c h einheitlichen b e n e d i k t i n i s c h e n O b s e r vanz, so d a ß er d e r e i g e n t l i c h e B e g r ü n d e r d e s B e n e d i k t i n e r „Ordens" wurde. LITERATUR: E m a n u e l von S e v e r u s : Β. v. A . In: T R E , B d . 5, 1980, S. 5 3 5 - 5 3 8 . - Josef S e m m l e r / H e i n r i c h B a c h t : B. v. A . In; L e x M A , Bd. 1, 1980, Sp. 1864-67. - Josef S e m m ler: B e n e d i k t i n i s c h e R e f o r m und kaiserliches Privileg. Z u r F r a g e d e s institutionellen Z u s a m m e n s c h l u s s e s der Klöster um B. v. A . In: Gert M e l v i l l e (Hrsg.): Institutionen und G e schichte. S t u d i e n z u m sozialen W a n d e l in Mittelalter und

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f r ü h e r N e u z e i t 1 (1992), S. 68-98. - Ders.: B . v. A . In: L T h K \ Bd. 2, 1994, Sp. 2 0 0 f. - Pius E n g b e r t : B. v. A . In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 1292.

Beneken,

Friedrich B u r c h a r d , e v a n g . T h e o l o g e , K o m ponist, * 1 3 . 8 . 1 7 6 0 W e n n i g s e n (Deister), f 2 2 . 9 . 1 8 1 8 Wülfinghausen. B. studierte T h e o l o g i e in G ö t t i n g e n , w u r d e n a c h der Vikarzeit bei s e i n e m Vater in W e n n i g s e n 1790 Z w e i t e r Geistlicher in R o n n e n b e r g und ü b e r n a h m 1802 d a s P f a r r a m t in Kloster W ü l f i n g h a u s e n . W a h r s c h e i n l i c h e i g n e t e sich B. seine m u s i k a l i s c h e A u s b i l d u n g autodidaktisch an. A n r e g u n g e n erhielt er aus d e m U m g a n g mit den F a m i l i e n der Freiherren von K n i g g e in L e v e s t e und B r e d e n b e c k , bei d e n e n er als H a u s lehrer tätig war. B. k o m p o n i e r t e h a u p t s ä c h l i c h L i e d e r mit e m p f i n d s a m e n M e l o d i e n . S e i n e 7 7 M e l o d i e n zu d e n Liedern für Volksschulen des R e f o r m e r s A u g u s t L u d w i g H o p p e n s t e d t erlangten B e d e u t u n g . WEITERE WERKE: W e l t - K l u g h e i t und L e b e n s - G e n u ß oder p r a c t i s c h e B e i t r ä g e zur P h i l o s o p h i e d e s L e b e n s . 5 B d e . , H a n n o v e r 1788-1794. - U e b e r d e n U m g a n g mit L e i d e n d e n . H a n n o v e r 1792. LITERATUR: M a x F r i e d l a e n d e r : D a s d e u t s c h e Lied i m 18. J a h r h u n d e r t . S t u t t g a r t / B e r l i n 1902. N a c h d r . H i l d e s h e i m / N e w York 1970. - (Heinrich Sievers): B „ F. B. In: M G G 2 P , B d . 2, 1999, Sp. 1092 f. - R a y m o n d A. Barr: B „ F. B . In: N G r o v e D , B d . 3, 2 2 0 0 1 , S. 248. B e n g e l , E r n s t Gottlieb, e v a n g . T h e o l o g e , * 3. 11. 1769 Zavelstein bei C a l w , f 2 3 . 3 . 1826 T ü b i n g e n . D e r Enkel von J o h a n n A l b r e c h t B. w u r d e n a c h d e m T h e o l o g i e s t u d i u m 1792 B i b l i o t h e k a r a m T ü b i n g e r S e m i n a r . Er b e g a b sich auf R e i s e n , hielt sich 1 7 9 6 / 9 7 in G ö t t i n g e n auf und w a r seit 1800 D i a k o n in M a r b a c h . 1806 w u r d e er a. o. Prof., 1810 o . P r o f . d e r K i r c h e n - und D o g m e n g e s c h i c h t e an der U n i v . T ü b i n g e n . Seit 1820 Prälat, zählte B . zu d e n einflußreichsten T ü b i n g e r T h e o l o g e n seiner Zeit und als S c h ü l e r von G o t t l o b Christian —> Storr zu d e n A n h ä n g e r n der „älteren T ü b i n g e r S c h u l e " . Er versuchte, mit der P h i l o s o p h i e —» K a n t s den rationalistischen S u p r a n a t u r a l i s m u s zu vertief e n (Reden über Religion und Offenbarung, 1831). T h e o logischen N e u a n s ä t z e n w i e d e m j e n i g e n —> S c h l e i e r m a c h e r s g e g e n ü b e r blieb B. a b l e h n e n d . WEITERES WERK: D e r reine sittlich-religiöse V e r n u n f t g l a u b e in seiner H i n n e i g u n g z u m G l a u b e n an d i e O f f e n b a r u n g w i e d i e christliche. T ü b i n g e n 1825. LITERATUR: P a l m e r : B „ E. G . In: A D B , B d . 2, 1875, S. 3 3 0 f. - S i e g f r i e d R a e d e r : B „ E. G . In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 1299. B e n g e l , Johann Albrecht, evang. Theologe, * 2 4 . 6 . 1 6 8 7 W i n n e n d e n bei Stuttgart, f 2. 1 1 . 1 7 5 2 Stuttgart. B., S o h n eines D i a k o n s , studierte 1703-06 a m T ü b i n g e r Stift und w a r 1711-13 Stadtvikar in Stuttgart. N a c h einer Studienreise d u r c h D e u t s c h l a n d ü b e r n a h m er 1713 d a s P r ä z e p torat d e r K l o s t e r s c h u l e in D e n k e n d o r f und bildete d o r t in 2 8 J a h r e n ü b e r 3 0 0 T h e o l o g e n aus (u. a. Friedrich Christoph —»Oetinger). 1741 w u r d e er Prälat von H e r b r e c h t i n gen, 1749 von A l p i r s b a c h und Konsistorialrat in Stuttgart. Bei seinen e x e g e t i s c h e n A r b e i t e n a m N e u e n T e s t a m e n t g a b B. der g r a m m a t i s c h - h i s t o r i s c h e n A u s l e g u n g s w e i s e d e n Vorzug vor der d o g m a t i s c h e n . Von ihm s t a m m t der erste kritis c h e Text d e s g r i e c h i s c h e n N e u e n T e s t a m e n t s (Novum Testamentum Graecum, 1734). M i t s e i n e m H a u p t w e r k Gnomon Novi Testamenti ( 1 7 4 2 ) schuf er e i n e n b e d e u t e n d e n Wortf ü r - W o r t - K o m m e n t a r z u m N e u e n T e s t a m e n t . B.s biblischa p o k a l y p t i s c h e Z e i t r e c h n u n g (Ordo temporum, 1741) bot d i e G r u n d l a g e f ü r spätere V o r a u s s a g u n g e n d e s W e l t e n d e s . WEITERE WERKE: E r k l ä r t e O f f e n b a r u n g J o h a n n i s . Stuttgart 1740, 3 1 7 5 8 . - 6 0 e r b a u l i c h e R e d e n ü b e r d i e O f f e n b a r u n g d e s J o h a n n i s . Stuttgart 1753, 2 1 7 5 8 .

Benrath LITERATUR: Karl Hermann: B. J. A. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 47. - Hermann Bauch: J. A. B.s Pneumatologie und Geschichtsverständnis. Diss. Mainz 1967. - Gottfried Mälzer: B. und Zinzendorf. Witten 1968. - Ders.: J. Α. B. Leben und Werk. Stuttgart 1970. - Ders.: Die Werke der württembergischen Pietisten. Berlin 1972, S. 30-72. - Martin Brecht: B., J. A. In: TRE, Bd. 5, 1980, S. 583-589. - Johannes Wallmann: Der Pietismus. Göttingen 1990, S. 129-137. - Werner Raupp: B„ J. A. In: LThK3, Bd. 2, 1994, Sp. 228 f. - Martin H. Jung: B„ J. A. In: RGG4, Bd. 1, 1998, Sp. 1299 f. - Werner Raupp: B„ J. A. In: BBKL, Bd. 22, 2003, Sp. 84-110. B e n g e r , Johann Michael, Redemptorist, kath. Theologe, * 17.8. 1822 Verberg bei Krefeld, t 27.2. 1870 Vilsbiburg (Bayern). Der aus einer alteingesessenen Bauernfamilie stammende B. studierte in Bonn Philosophie und Theologie, im Priesterseminar in Köln Kirchenrecht und Pastoraltheologie. 1845 empfing er die Priesterweihe, wurde Vikar in Erkelenz, 1847 Sekretär des Erzbischofs Johannes von —» Geissei und Domvikar in Köln. 1848-54 war er Prof. der Pastoraltheologie am dortigen Priesterseminar. Nach seinem Eintritt in den Redemptoristenorden 1854 lehrte er 1855-67 am Ordensseminar Vilsbiburg und Altötting. 1859 wurde B. Oberer seines Ordens, nach 1867 auch Volksmissionar. Er veröffentlichte u.a. eine Pastoraltheologie (3 Bde., 1861-63, 2 1890). WEITERE WERKE: Compendium der Pastoraltheologie. Regensburg 1868, 2 1872. - Directorium für die Missionsvorträge. Regensburg 1885. LITERATUR: Josef Untergehrer: B., J. M. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 47 f. - Otto Weiss: Die Redemptoristen in Bayern (1790-1909). St. Ottilien 1983, S. 541-545, 1075 ff. Erich Garhammer: B„ M. In: LThK3, Bd. 2, 1994, Sp. 229. B e n g s c h , Alfred, kath. Theologe, Kardinal, * 10.9. 1921 Berlin, t 13.12.1979 Berlin. Der Sohn eines Postbeamten studierte, unterbrochen vom Kriegsdienst, 1940-50 in Fulda und Neuzelle Theologie. Bis 1954 war er Kaplan in Ostberlin, studierte weitere zwei Jahre in München und war Seminarassistent am PhilologischTheologischen Studium in Erfurt (Promotion 1956). B. lehrte seit 1957 Dogmatik und Homiletik in Neuzelle, wurde 1959 Regens des Priesterseminars Erfurt und 1961 zum Bischof von Berlin-Brandenburg geweiht. 1962 erhielt B. den persönlichen Titel eines Erzbischofs und wurde 1967 zum Kardinal ernannt. Seit 1976 war B. Vorsitzender der Berliner Bischofskonferenz für die Deutsche Demokratische Republik. WERKE: Heilsgeschichte und Heilswissen. Eine Untersuchung zur Struktur und Entfaltung des theologischen Denkens im Werk „Adversus haereses" des heiligen Irenäus von Lyon. Leipzig 1957. - Unterwegs zum Herrn. Berlin 2 1965. Den Glauben leben. 2 Bde., Leipzig 1965. - Mit dem Herzen glauben. Berlin 1971. - Ave Maria - Gestalt eines Gebetes. Berlin 1979. - Die Hoffnung darf nicht sterben - Tagebuch 1940-50. Hrsg. v. Leo Bernhard. München u.a. 1981. LITERATUR: A. B., Der Kardinal aus Berlin. Hrsg. vom bischöflichen Ordinariat Berlin (West). Berlin 1980. - Hubert Bengsch: Bistum Berlin. Berlin 1985. - Josef Pilvousek: B„ A. In: LThK3, Bd. 2, 1994, Sp. 229. - Ders.: B„ A. In: Gatz, Bischöfe (1945-2001), 2001, S. 94-97. B e n i g n a M a r i a , Gräfin von Reuß-Ebersdorf, Liederdichterin, * 15. 12. 1695 Ebersdorf, t 1.8. 1751 Pottiga bei Lobenstein. B. M. wurde von dem Hofmeister Ulrich Bogislav von Bonin unterrichtet und lernte Latein, Griechisch und Hebräisch. Nach dem Tod ihrer Eltern zog sie sich vom Hof ihres Bruders nach Pottiga in die Herrschaft Lobenstein zurück. Seit 1722 war sie mit Graf Nikolaus Ludwig von —> Zinzendorf

verschwägert. B. M.s Lieder erschienen teils im Wernigeroder und Herrnhuter Gesangbuch von 1735, teils im Ebersdorfer Gesangbuch von 1742. Sie lehnte die Brüdergemeine ab, war aber von der herrnhutischen Liederdichtung beeinflußt. Bekannt wurde ihr Loblied Das ist mir lieb, daß meine Stimm und Flehen mein treuer Gott nicht pfleget zu verschmähen. B e n n o , Bischof von Meißen, t 16.6. 1106. B. entstammte wahrscheinlich einer sächsischen Grafenfamilie bei Goslar, war Stiftsherr und kgl. Kapellan des Pfalzstiftes Goslar. Er wurde 1066 zum Bischof von Meißen ernannt und trotz seiner Zurückhaltung im Sachsenkrieg von Heinrich IV. 1075/76 inhaftiert. Er floh, Schloß sich den Gregorianern an, beteiligte sich an der Wahl Rudolfs von Rheinfelden und wurde 1085 auf der Synode von Mainz exkommuniziert. Nach dem Tod Gregors VII. unterwarf sich B. Papst Clemens III. und erhielt daraufhin sein Bistum zurück. Die Überlieferungen über sein Wirken als Missionar der Wenden gestatten kein Urteil über seine Bedeutung. Die Landesherren und das Meißner Domkapitel strebten seit 1497 die Heiligsprechung an, die schließlich 1524 im Zeichen der Abwehr der Reformation stattfand und gegen die sich —> Luther mit seiner Schrift Wider den neuen Abgott zu Meißen aussprach. Die Reliquien ruhen seit 1580 im Münchner Dom. LITERATUR: Harald Schieckel: B. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 52 f. - Wolfgang Petke: B. I. B. In: LexMA, Bd. 1, 1980, Sp. 1916f. - Heribert Zielinski: B. v. M. In: LThK3, Bd. 2, 1994, Sp. 233 f. - Wilfried Hartmann: B. v. M. In: RGG4, Bd. 1, 1998, Sp. 1303. - Christoph Volkmar: Die Heiligenerhebung B.s v. M. (1523/24). Spätmittelalterliche Frömmigkeit, landesherrliche Kirchenpolitik und reformatorische Kritik im albertinischen Sachsen in der frühen Reformationszeit. Münster 2002. B e n n o II., Bischof von Osnabrück, * um 1020 Löhningen (Schwaben), t 27.7. 1088 Iburg bei Osnabrück. B. besuchte die Domschule in Straßburg und die Klosterschule auf der Reichenau, wo —> Hermann der Lahme sein Lehrer war. Anfang der vierziger Jahre begleitete er Bischof Wilhelm von Straßburg auf einer Pilgerfahrt. Zurückgekehrt, lehrte er an der Domschule von Speyer, zog 1048 mit Heinrich III. nach Goslar, leitete die Domschule in Hildesheim, wurde Dompropst, spätestens 1063 zugleich kgl. Vizedominus (Verwalter) der Pfalz Goslar und 1067 Vizedominus des Erzbischofs von Köln. Heinrich IV. ernannte ihn 1068 zum Bischof von Osnabrück. Im Sachsenaufstand mußte B. sein Bistum verlassen, kehrte aber nach dem Tod Rudolfs von Schwaben 1080 zurück. Im Streit zwischen Gregor VII. und Heinrich IV. suchte er vor allem 1077 in Canossa zu vermitteln. B. gründete das Benediktinerkloster auf der Iburg; er bemühte sich um die Hebung der Landwirtschaft. Bekannt wurde er auch als Urkundenfälscher im Zehntstreit mit den Abteien Corvey und Herford. LITERATUR: Josef Prinz: B. II. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 53 f. - Reinhold Kaiser: B. II. In: LexMA, Bd. 1, 1980, Sp. 1917. - H. Keller: Bischof B., Iburg und die Iburger. In: Osnabrücker Mitteilungen 93 (1988) S. 9-24. - Karl Schmid: Β. II. ν. O. In: LThK3, Bd. 2, 1994, Sp. 234. B e n r a t h , Karl, evang. Theologe, * 10. 8.1845 Düren, f 21.7. 1924 Königsberg. B. studierte 1863-66 in Bonn, Berlin und Heidelberg, unterrichtete seit 1867 am Realgymnasium in Düren und reiste 1871-75 zu Studienzwecken nach Rom, Florenz, Venedig und Siena. Als Korrespondent der „Kölnischen Zeitung" berichtete er über das neugeeinte Italien. Er habilitierte sich 1876 in Bonn und nahm seit 1879 eine a.o., 1890-1921 eine o. Professur für Kirchen- und Dogmengeschichte in Königsberg wahr. Sein Hauptinteresse galt der Reformationsgeschichte, vor allem der italienischen (Geschichte der

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Bentheim Reformation in Venedig, 1887). Β . w a r M i t b e g r ü n d e r d e s Vereins f ü r R e f o r m a t i o n s g e s c h i c h t e und d e s E v a n g e l i s c h e n Bundes. WEITERE WERKE: B e r n a r d i n o O c h i n o von Siena. L e i p z i g 1875, 2 1 8 9 2 . - L u t h e r im Kloster. H a l l e / S a a l e 1905. LITERATUR: Friedrich W . B a u t z : Β., K . In: B B K L , Bd. 1, 1990, Sp. 5 0 3 .

Bentheim,

Heinrich L u d o l f , P s e u d . P l a c e n t i u s d e Verona, P a c i f i c u s Verinus, Irenicus Philalethes, luth. T h e o l o g e , * 2. 11. 1661 Celle, t 9 . 7 . 1723. B . studierte in H e l m s t e d t und J e n a ; S t u d i e n r e i s e n f ü h r t e n ihn nach H o l l a n d und E n g l a n d . 1689 w u r d e er A r c h i d i a k o n in D a n n e n b e r g , 1692 S u p e r i n t e n d e n t in B a r d o w i c k . N a c h einer weiteren R e i s e n a c h H o l l a n d w a r er seit 1704 S u p e r intendent in U e l z e n , bis er 1710 als G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t und Konsistorialrat n a c h H a r b u r g b e r u f e n w u r d e . B. schrieb historisch-statistische W e r k e ü b e r H o l l a n d und E n g l a n d , insbesondere zum Kirchen- und Schulwesen. Ferner veröffentlichte er Ü b e r s e t z u n g e n u n d e i g e n e t h e o l o g i s c h e S c h r i f t e n ( u . a . Media, quibus Roma papalis condita, 1688), z u m Teil unter P s e u d o n y m . LITERATUR: V D 17. - W a g e n m a n n : B., H. L. In: A D B , B d . 2, 1875, S. 3 4 3 .

Benz,

Ernst (Wilhelm), evang. Theologe, * 1 7 . 1 1 . 1 9 0 7 Friedrichshafen, t 2 9 . 1 2 . 1 9 7 8 Meersburg. B . studierte A l t p h i l o l o g i e und A r c h ä o l o g i e , später e v a n g . T h e o l o g i e an den U n i v e r s i t ä t e n T ü b i n g e n , B e r l i n und R o m und habilitierte sich 1932 f ü r K i r c h e n - und D o g m e n g e s c h i c h t e an der U n i v . Halle. Er w a r S c h ü l e r Erich - > Seebergs. 1933 w u r d e er M i t g l i e d der S A , 1937 d e r N S D A P . 1 9 3 4 / 3 5 lehrte er an der L u t h e r - A k a d e m i e in D o r p a t und f o l g t e 1935 e i n e m R u f als a. o. P r o f . an d i e U n i v . M a r b u r g , w o er 1937-73 O r d i n a r i u s der K i r c h e n - und D o g m e n g e s c h i c h t e war. 1948 w u r d e B. M i t h e r a u s g e b e r d e r „ Z e i t s c h r i f t f ü r R e l i g i o n s - u n d G e i s t e s g e s c h i c h t e " . Er v e r ö f fentlichte Ecclesia spiritualis. Kirchenidee und Geschichtstheologie der franziskanischen Reformation (1934, Nachdr. 1964) s o w i e Geist und Leben der Ostkirche (1957). S p ä t e r e A r b e i t e n B . s b e s c h ä f t i g t e n sich u. a. mit asiatischen R e l i g i o nen. LITERATUR: T h o m a s K. K u h n : B., E. W . In: B B K L , Bd. 16, 1999, Sp. 9 8 - 1 0 1 .

Benz,

G u s t a v , s c h w e i z e r , e v a n g . T h e o l o g e , * 2. 8. 1866 F i s c h i n g e n , t 25. 1 . 1 9 3 7 B a s e l . N a c h d e m S t u d i u m in M a r b u r g , B a s e l , Berlin und Z ü r i c h w u r d e B. P f a r r e r in W a g e n h a u s e n bei Stein a m R h e i n und 1897 an der M a t t h ä u s k i r c h e in B a s e l , w o er e i n e Industrieund A r b e i t e r g e m e i n d e betreute. T h e o l o g i s c h an W i l h e l m H e r r m a n n orientiert, b e s c h ä f t i g t e er sich f r ü h mit der Arb e i t e r b e w e g u n g und e n g a g i e r t e sich in der sozialen F ü r s o r g e . Seit 1894 leitete er d a s Sekretariat des k u r z z u v o r g e g r ü n d e ten e v a n g . A r b e i t e r v e r e i n s in B a s e l . B.s zahlreiche Predigts a m m l u n g e n (u. a. In der Gewalt Jesu, 1905, " 1 9 2 5 ) f a n d e n über d i e G r e n z e n der S c h w e i z h i n a u s B e a c h t u n g . WEITERE WERKE: Vom L e b e n erfaßt. B a s e l 1909, 7 1 9 2 5 . Vom A n f a n g aller D i n g e . Basel 1925, 4 1 9 2 6 . - Herr, lehre uns beten. Basel l 2 1 9 3 4 . LITERATUR: H e r m a n n W e r d e r m a n n : B. als A p o l o g e t . In: C h r i s t e n t u m und W i s s e n s c h a f t 7 ( 1 9 3 1 ) S. 180-187.

Benzinger,

Immanuel (Gustav Adolf), evang. Theologe, A r c h ä o l o g e , * 2 1 . 2 . 1 8 6 5 Stuttgart, t 1 2 . 3 . 1 9 3 5 Riga. B . studierte 1883-88 in T ü b i n g e n (Dr. theol. u n d Dr. phil), w u r d e 1894 P f a r r e r in N e u e n s t a d t a m K o c h e r , habilitierte sich 1898 f ü r Altes T e s t a m e n t an d e r U n i v . Berlin u n d w a r seit 1902 L e h r e r in J e r u s a l e m , u. a. an d e n S c h u l e n des H i l f s vereins d e r D e u t s c h e n J u d e n . 1906 ü b e r n a h m er dort zusätzlich d a s A m t des V i z e k o n s u l s der N i e d e r l a n d e . B . f o l g t e

116

1912 e i n e m R u f als Prof. der K l a s s i s c h e n P h i l o l o g i e an d i e U n i v . T o r o n t o und w a r 1915-18 Prof. d e s A l t e n T e s t a m e n t s an d e r U n i v . M e a d v i l l e in P e n n s y l v a n i a , seit 1921 in gleic h e r F u n k t i o n an der U n i v . R i g a . M i t s e i n e m H a u p t w e r k Hebräische Archäologie ( 1 8 9 2 ) e r w i e s sich B. als A n h ä n g e r der W e l l h a u s e n s c h e n Schule, Schloß sich a b e r in späteren A u f l a g e n d e n s o g e n a n n t e n „ p a n b a b y l o n i s t i s c h e n " A n s c h a u u n g e n H u g o W i n c k l e r s an. 1897-1902 g a b er d i e Zeits c h r i f t d e s d e u t s c h e n Palästinavereins heraus. WEITERE WERKE: D i e B ü c h e r der K ö n i g e . F r e i b u r g / B r e i s gau 1899. - G e s c h i c h t e Israels bis auf die g r i e c h i s c h e Zeit. L e i p z i g 1904. B e r l i n / L e i p z i g 3 1 9 2 3 . LITERATUR: Studia theologica. F e s t s c h r i f t z u m 70. G e b u r t s tag J. B.s. R i g a 1935.

Benzler,

Willibrord, T a u f n a m e : Karl, B e n e d i k t i n e r , B i s c h o f von M e t z , * 1 6 . 1 0 . 1 8 5 3 N i e d e r h e m e r bei Iserlohn, 1 1 6 . 4 . 1921 B a d e n - B a d e n . B. a b s o l v i e r t e seine t h e o l o g i s c h e n S t u d i e n in I n n s b r u c k und B e u r o n , trat 1874 in d e n B e n e d i k t i n e r o r d e n ein und w u r d e 1877 z u m Priester g e w e i h t . 1880 k a m er in d a s Kloster E m a u s in P r a g und w a r seit 1883 Prior des Klosters S e c k a u , von 1887 an in B e u r o n . 1893 w u r d e B . A b t d e s Klosters M a r i a - L a a c h , 1901 B i s c h o f von M e t z . Er verzichtete 1919 auf das f r a n z ö s i s c h g e w o r d e n e B i s t u m und w u r d e v o m P a p s t in den R u h e s t a n d entlassen. B. s c h r i e b Erinnerungen aus meinem Leben, die Pius B i h l m e y e r p o s t u m ( 1 9 2 2 ) h e r a u s gab. LITERATUR: H e n r i T r i b o u t d e M o r e m b e r t : L e d i o c è s e d e M e t z . Paris 1970, S. 2 4 3 - 2 5 0 u . ö . - Brigitte Favrot: L e g o u v e r n e m e n t a l l e m a n d et le clergé c a t h o l i q u e lorrain d e 1890 à 1914. W i e s b a d e n 1981, bes. S. 7 5 - 1 9 5 . - E r w i n Gatz: B., W . In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 3 5 - 3 8 . - A n g e l u s A . H ä u s s l i n g : B., W . In: L T h K \ B d . 2, 1994, Sp. 2 3 7 f. - Peter H ä g e r : B., W . In: B B K L , Bd. 15, 1999, S p . 120-124.

Berberich,

L u d w i g , Dirigent, K o m p o n i s t , * 2 3 . 2 . 1882 B i b u r g ( O b e r b a y e r n ) , t 2 3 . 2 . 1 9 6 5 N e u b i b e r g bei München. B. w u r d e n a c h d e m S t u d i u m in Freising 1907 z u m Priester g e w e i h t u n d w a r d a n n als K a p l a n in R u h p o l d i n g tätig. Seit 1910 b e s u c h t e er d i e K i r c h e n m u s i k s c h u l e in R e g e n s burg, u . a . als S c h ü l e r F r a n z X a v e r —>Haberls und von 1912 an d i e A k a d e m i e f ü r T o n k u n s t in M ü n c h e n . 1910-16 war er C h o r d i r i g e n t d e r B ü r g e r s a a l k i r c h e , seit 1919 als N a c h f o l ger von E u g e n W ö h r l e Leiter d e s D o m c h o r s der M ü n c h e n e r F r a u e n k i r c h e . 1921 n a h m er e i n e P r o f e s s u r f ü r kath. Kirc h e n m u s i k an der A k a d e m i e M ü n c h e n an. 1932 w u r d e er E h r e n m i t g l i e d der Internationalen B r u c k n e r - G e s e l l s c h a f t , 1935 p ä p s t l i c h e r G e h e i m k ä m m e r e r mit d e m Titel M o n s i g n o r e . Β. k o m p o n i e r t e n e b e n zahlreichen M o t e t t e n a u c h M e s s e n u n d ein R e q u i e m .

Berchthold

von E n g e l b e r g , B e n e d i k t i n e r , A b t , t 3.11.1197. U b e r d e n ersten Teil von B.s L e b e n sind k e i n e D a t e n bekannt. 1178 w u r d e er als N a c h f o l g e r —» F r o w i n s A b t von Kloster E n g e l b e r g . B . m a c h t e nach e i g e n e m Z e u g n i s e i n e P i l g e r f a h r t n a c h R o m , d o c h ist d e r e n Z e i t p u n k t unsicher. In E n g e l b e r g e r w e i t e r t e er d i e B i b l i o t h e k d e s Klosters und f ö r d e r t e w i e sein Vorgänger die S c h r e i b k u n s t . U n t e r ihm arbeitete im S k r i p t o r i u m d e r sog. E n g e l b e r g e r M e i s t e r (auch B . - M e i s t e r ) als Kalligraph und M i n i a t u r e n m a l e r . Von B. selbst hat sich e i n e H a n d s c h r i f t erhalten, d i e Apologia contra errorem Burchardi abbatis S. Joannis in Thurtal (hrsg. von S. Cavelti, in: A n g e l o m o n t a n a , 1914, S. 1-175), in d e r er d i e kirchliche L e h r e ü b e r d e n A u f e n t h a l t aller v o r Jesu T o d vers t o r b e n e n G e r e c h t e n in der H ö l l e verteidigt. B. w u r d e n a c h s e i n e m Tod als Seliger verehrt.

Berg LITERATUR: B e r n h a r d B i s c h o f f : B . In: N D B , B d . 2, 1955, S. 153 f. - Sigisbert B e c k : Β. v. E. In: V L 2 , Bd. 1, 1978, Sp. 7 1 3 - 7 1 5 .

z w i s c h e n d e m W i e n e r w a l d und d e r Leitha erweitert. B. erw a r b sich Verdienste u m d i e R e f o r m der S ä k u l a r k a n o n i k e r , die er auf d i e R e g e l d e s hl. —» C h r o d e g a n g verpflichtete.

Berchthold

Berengoz,

von K r e m s m ü n s t e r , B e n e d i k t i n e r , * vor 1270, t vor N o v e m b e r 1326. B. Schloß sich w o h l z w i s c h e n 1280 und 1290 den B e n e diktinern in K r e m s m ü n s t e r an u n d wirkte seit 1290 als D i a k o n in P a s s a u . Seit 1292 arbeitete er i m S k r i p t o r i u m von K r e m s m ü n s t e r , z u n ä c h s t als S c h r e i b e r u n d K o r r e k t o r , später w a h r s c h e i n l i c h als Leiter der S c h r e i b s c h u l e . 1300 w u r d e er z u m Priester g e w e i h t u n d d a n n mit d e m A m t d e s K u s t o s der S t i f t s k i r c h e betraut. U m 1319 hielt er sich in A v i g n o n auf. Von B. sind v e r s c h i e d e n e H a n d s c h r i f ten überliefert, u . a . e i n e A g a p i t u s - L e g e n d e . U m 1315 beg a n n er d i e Geschichtsquellen von Kremsmünster, die durch ihre K a t a l o g e der b a y e r i s c h e n H e r z ö g e und d e r P a s s a u e r B i s c h ö f e von B e d e u t u n g sind. In d e r Historia Cremifanensis schildert B. die G e s c h i c h t e seines Klosters von d e s s e n G r ü n d u n g bis zu A b t Friedrich von A i c h . Z u r speziellen G e s c h i c h t e K r e m s m ü n s t e r s v e r f a ß t e B. a u c h d i e gleichzeitig a r c h i t e k t o n i s c h - b e s c h r e i b e n d e w i e a l l e g o r i s c h e Narratio de ecclesia Cremsmunstrensi. Sein W e r k diente als Q u e l l e f ü r Veit —»Arnpeck und (indirekt) A v e n t i n u s . LITERATUR: Paul Uiblein: B. v. K. In: V L 2 , B d . 1, 1978, Sp. 7 1 5 - 7 1 8 . - Karl Schnith: B e r n h a r d v. K. In: L e x M A , Bd. 1, 1980, Sp. 2 0 0 0 .

Berckelmann,

Theodorus, evang. Theologe, Schriftsteller, * 9. 11. 1576 N e u s t a d t / R ü b e n b e r g e (Niedersachsen), t 3 0 . 7 . 1645 G ö t t i n g e n . Seit 1598 studierte B. in H e l m s t e d t ; 1602 w u r d e er M a g i s t e r und R e k t o r der K l o s t e r s c h u l e in R i d d a g s h a u s e n . 1605 ging er n a c h T ü b i n g e n , u m s e i n e S t u d i e n f o r t z u s e t z e n , u n t e r n a h m e i n e längere S t u d i e n r e i s e und w u r d e n a c h seiner R ü c k k e h r 1609 Prof. der T h e o l o g i e in H e l m s t e d t . B e f r e u n d e t mit G e org —»Calixt, v e r s u c h t e er i m Streit um d e s s e n I d e e n zu vermitteln, w u r d e d a n n j e d o c h in d i e A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n verwickelt, als er z u m i n d e s t e i n e E i n i g u n g z w i s c h e n C a l vinisten u n d L u t h e r a n e r n g e g e n d i e kath. K i r c h e v o r s c h l u g . 1625-29 hielt B . sich in der A b t e i A m e l u n g s b o r n auf, m u ß t e a b e r w e g e n d e s R e s t i t u t i o n s e d i k t s fliehen; 1630 w u r d e er erster S t a d t p r e d i g e r u n d G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t in G ö t t i n g e n . N e b e n t h e o l o g i s c h e n S c h r i f t e n v e r f a ß t e er lateinische G e dichte. LITERATUR: V D 17. - W a g e n m a n n : B „ T . In: A D B , B d . 2, 1875, S. 353.

Berckmann,

J o h a n n , luth. T h e o l o g e , Historiker, * v e r m u t l i c h Stralsund, t 1 2 . 3 . 1560. Z u n ä c h s t P r ä d i k a n t in Stralsund, trat B. n a c h 1520 zur R e f o r m a t i o n über, heiratete und ging n a c h N e u b r a n d e n b u r g , w o er als P r e d i g e r tätig war. N a c h d e m sich die R e f o r m a t i o n in Stralsund d u r c h g e s e t z t hatte, k e h r t e B. v e r m u t l i c h E n d e 1524 dorthin z u r ü c k , u m das K i r c h e n w e s e n zu o r g a n i s i e r e n ; er w a r an der A b f a s s u n g der ersten S c h u l - und K i r c h e n o r d n u n g in Stralsund 1525 beteiligt. 1527-55 w a r er als Prediger an d e r M a r i e n k i r c h e tätig, bis 1556 auch als S e e l s o r g e r bei den Brigittinnen. 1548-60 v e r f a ß t e B. die Stralsundische Chronik, die A u f s c h l u ß ü b e r das R e f o r m a t i o n s z e i t a l t e r und d i e A u s b r e i t u n g des P r o t e s t a n t i s m u s in N o r d d e u t s c h l a n d g a b und als wertvolles Z e u g n i s der n i e d e r d e u t s c h e n M u n d a r t gilt. LITERATUR: H ä c k e r m a n n : B., J. In: A D B , Bd. 2, 1875, S. 3 5 3 - 3 5 5 . B e r e n g a r , B i s c h o f von Passau, t 1045. Vermutlich B ü r g e r s s o h n a u s P a s s a u , v e r f ü g t e B. ü b e r K o n takte zu d e n Kaisern —» Heinrich II. und K o n r a d II., die i h m Privilegien v e r s c h a f f t e n . 1037 w e i h t e er die K l o s t e r k i r c h e in N i e d e r a l t e i c h . 1043 w u r d e seine D i ö z e s e u m ein G e b i e t

A b t von Trier, * 11. Jh., t 1125. Seit e t w a 1105 A b t d e s Klosters St. M a x i m i n bei Trier, gelang e s B., einen Großteil der von Heinrich V . e i n g e z o g e n e n klösterlichen G ü t e r w i e d e r z u e r l a n g e n . Von seinen Schriften ist b e s o n d e r s zu e r w ä h n e n De mysterio tigni Dominici et de luce visibili et invisibili, per quam antiqui patres olim meruerunt illustrari, ein Werk, das sich mit d e m Verhältnis und den Z u s t ä n d i g k e i t e n von Staat u n d K i r c h e b e f a ß t . LITERATUR: F r a n z Josef W o r s t b r o c k : B. von St. M a x i m . In: V L 2 , Bd. 1, 1978, Sp. 7 2 0 f. - T h e o Klözer: S t u d i e n zu den U r k u n d e n f ä l s c h u n g e n d e s Klosters St. M a x i m i n vor Trier. S i g m a r i n g e n 1989, S. 161 ff.

Berg,

Christian, e v a n g . T h e o l o g e , * 3 0 . 3 . 1 9 0 8 W e s e n b e r g ( M e c k l e n b u r g ) , f 5 . 5 . 1 9 9 0 Berlin. B. w u r d e 1933 P f a r r e r in B o i z e n b u r g / E l b e , 1934 in B a s s e ( M e c k l e n b u r g ) , 1937 v o m B e r l i n e r J e r u s a l e m v e r e i n an d i e E v a n g e l i s c h e G e m e i n d e H a i f a (Palästina) g e s c h i c k t und war 1939-45 P f a r r e r in K i r c h h e i m / T e c k . 1945 w u r d e er stellvertretender, 1947 G e n e r a l s e k r e t ä r des H i l f s w e r k s der E v a n gelischen K i r c h e in D e u t s c h l a n d ( E K D ) , w a r 1949-61 Leiter d e s Z e n t r a l b ü r o s - O s t d e s E v a n g e l i s c h e n H i l f s w e r k s , zugleich seit 1956 k o m m i s s a r i s c h e r Leiter des Z e n t r a l b ü r o s und 1957-61 Leiter d e r Ö k u m e n i s c h e n A b t e i l u n g der H a u p t g e s c h ä f t s s t e l l e d e s W e r k s I n n e r e M i s s i o n und H i l f s w e r k der E K D . 1 9 5 6 / 5 7 g e h ö r t e er d e m H i l f s w e r k - A u s s c h u ß d e s H i l f s w e r k s und d e m D i a k o n i s c h e n Beirat d e r E K D an. B. w a r 1959 M i t b e g r ü n d e r und erster Leiter d e r A k t i o n „ B r o t f ü r die Welt", 1962-71 D i r e k t o r d e r G o ß n e r m i s s i o n in Berlin. Er v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Vom Hilfswerk zum Diakonat der Kirche. Predigten, Reden, Rufe (1950). B. w a r H e r a u s g e b e r von Ökumenische Diakonie (1959) und Brot für die Welt (1962).

Berg,

F r a n z , kath. T h e o l o g e , P h i l o s o p h , * 3 1 . 1 . 1 7 5 3 F r i c k e n h a u s e n , t 6 . 4 . 1821 W ü r z b u r g . N a c h d e m B e s u c h d e s K l e r i k a l s e m i n a r s in W ü r z b u r g e m p fing B. 1777 d i e P r i e s t e r w e i h e und w a r als K a p l a n der dortigen D o m p f a r r e i tätig. 1785 w u r d e er a. o., 1789 o . P r o f . der Patrologie, 1811 Prof. der U n i v e r s a l g e s c h i c h t e an der Juristischen Fakultät. B. w a r ein A n h ä n g e r der radikalen A u f k l ä r u n g , stand d e m S y s t e m —> K a n t s kritisch g e g e n ü b e r und w a r ein G e g n e r der I d e n t i t ä t s p h i l o s o p h i e —> Schellings. E r v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Sextus, oder über die absolute Erkenntnis von Schelling. Ein Gespräch ( 1 8 0 4 ) und Epikritik der Philosophie (1805). LITERATUR: J o h a n n B a p t i s t S c h w a b : F. B. Geistlicher R a t h und P r o f e s s o r der K i r c h e n g e s c h i c h t e an d e r Universität W ü r z b u r g . Ein Beitrag zur C h a r a k t e r i s t i k d e s katholischen D e u t s c h l a n d s z u n ä c h s t d e s F ü r s t b i s t h u m s WUrzburg i m Zeitalter der A u f k l ä r u n g . W ü r z b u r g 1869, 2 1 8 7 2 . - Sebastian M e r k l e : B., F. In: L e b e n s l ä u f e aus F r a n k e n . Bd. 2. H r s g . v. A n t o n C h r o u s t . W ü r z b u r g 1922, S. 14-25. - A n t o n S c h ö d ling: Prof. F. B., ein A u f k l ä r e r in W ü r z b u r g . In: R o t t e n b u r g e r J a h r b u c h f ü r K i r c h e n g e s c h i c h t e 3 ( 1 9 8 4 ) S. 35-43. - Ders.: B „ F. In: L T h K 3 , Bd. 2, 1994, S p . 2 4 7 . - A r n o S c h i l s o n : B „ F. In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 1307.

Berg,

J o h a n n Peter, e v a n g . T h e o l o g e , Historiker, Orientalist, * 3 . 9 . 1 7 3 7 B r e m e n , t 3 . 3 . 1800 D u i s b u r g . N a c h Studien in L e i d e n ging B . 1762 als Prof. der griec h i s c h e n und orientalischen S p r a c h e n n a c h B r e m e n . 1763 w e c h s e l t e er an d i e U n i v . D u i s b u r g und lehrte v o r w i e g e n d T h e o l o g i e . B. v e r f a ß t e u . a . e i n e Reformationsgeschichte der Länder Jülich, Cleve, Berg, Mark (1826). LITERATUR: K r a f f t : B „ J. P. In: A D B , Bd. 2, 1875, S. 364.

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Berg Berg,

Karl, österr. kath. T h e o l o g e , E r z b i s c h o f von Salzburg, * 27. 1 2 . 1 9 0 8 R a d s t a d t (Salzburg), t 1.9. 1997 M a t t s e e (Salzburg). D e r S o h n eines S t e u e r a m t s d i r e k t o r s studierte an d e r P ä p s t lichen U n i v . G r e g o r i a n a in R o m und w u r d e 1930 z u m Dr. phil., 1935 z u m Dr. theol. (Caesarius von Arles) p r o m o viert. 1933 e m p f i n g er d i e P r i e s t e r w e i h e . N a c h k u r z e r seels o r g e r i s c h e r Tätigkeit seit 1937 S u b r e g e n s d e s S a l z b u r g e r P r i e s t e r s e m i n a r s , w u r d e er 1945 mit d e s s e n L e i t u n g betraut. 1949 in d a s dortige D o m k a p i t e l b e r u f e n , g e h ö r t e er als W i r k l i c h e r Konsistorialrat d e m B e r a t u n g s g r e m i u m d e s E r z b i s c h o f s an, w a r als D i ö z e s a n d i r e k t o r f ü r d i e Päpstlichen M i s s i o n s w e r k e z u s t ä n d i g und leitete die D i ö z e s a n k o m m i s sion f ü r K i r c h e n m u s i k . 1961 w u r d e er O r d i n a r i a t s k a n z l e r , 1969 G e n e r a l v i k a r und 1972 D o m d e k a n . 1973-88 w a r B. E r z b i s c h o f , 1 9 8 8 / 8 9 A p o s t o l i s c h e r A d m i n i s t r a t o r von Salzburg. LITERATUR: F r a n z Ortner: S a l z b u r g e r K i r c h e n g e s c h i c h t e . S a l z b u r g 1988, S. 176-185. - H a n s P a a r h a m m e r / F r a n z M a r t i n S c h m ö l z (Hrsg.): Uni T r i n o q u e D o m i n o . K . B. B f . im D i e n s t e d e r Einheit. T h a u r (Tirol) 1989. - F r a n z Ortner: B „ K. In: L T h K 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 23. - Ders.: B „ K. In: In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 9 4 5 - 2 0 0 1 ) , 2 0 0 1 , S. 4 8 9 - 4 9 1 .

Berg,

Karl E r n s t v o n , e v a n g . T h e o l o g e , * 1 8 . 4 . 1 7 7 3 Z w i c k a u , t 23. 12. 1833 D r e s d e n . B . studierte 1791-95 P h i l o l o g i e und T h e o l o g i e in L e i p z i g , war 1 7 9 6 / 9 7 L e h r e r an der S t a d t s c h u l e in Z w i c k a u und seit 1797 H a u s l e h r e r in Riga. 1799 w u r d e er P a s t o r in Tarwast, 1807 in Hallist-Karkus, 1811 P r o p s t d e s p e r n a u s c h e n S p r e n geis. Seit 1819 w a r er Konsistorialrat, von 1827 an G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t von Livland. B. w a r M i t g r ü n d e r u n d D i r e k t o r der p e r n a u - f e l l i n s c h e n B i b e l g e s e l l s c h a f t und E h r e n m i t g l i e d der lateinischen G e s e l l s c h a f t in J e n a . E r w u r d e kurz vor s e i n e m Tod 1833 z u m V i z e p r ä s i d e n t e n d e s L i v l ä n d i s c h e n Provinzial-Konsistoriums ernannt.

Berg,

M a r q u a r d v o m , B i s c h o f von A u g s b u r g , * 1528 O p f i n g e n bei U l m , t 28. 1. 1591 Dillingen. B . studierte in Ingolstadt, e r l a n g t e 1545 den M a g i s t e r g r a d und setzte s e i n e S t u d i e n 1548 in P a d u a , 1552 in B o l o g n a fort. 1553 w u r d e er in B o l o g n a P r o k u r a t o r der d e u t s c h e n N a tion und im f o l g e n d e n J a h r p r o m o v i e r t . S p ä t e r in B a m b e r g ansässig, w u r d e er 1559 D o m p r o p s t , k u r z darauf D o m d e k a n . 1557-69 vertrat er häufig B a m b e r g auf R e i c h s t a g e n und auf d e n B u n d e s t a g e n d e s L a n d s b e r g e r B u n d e s . Seit 1559 w a r B . a u c h D o m p r o p s t d e s A u g s b u r g e r Kapitels; 1576 w u r d e er zum Bischof geweiht. LITERATUR: Friedrich Z o e p f l : D a s B i s t u m A u g s b u r g und seine B i s c h ö f e im Mittelalter. A u g s b u r g 1955. - O t t o B u c h e r : Bischof M . v. B. In: L e b e n s b i l d e r aus d e m B a y e r i s c h e n S c h w a b e n . B d . 7. Hrsg. v. G ö t z Frh. von Pölnitz. M ü n c h e n 1959, S. 173-182. - G e o r g Kreuzxr: M . v. B. In: N D B , B d . 16, 1990, S. 2 3 7 f. - Peter R u m m e l : B „ M . v. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 4 4 8 - 1 6 4 8 ) , 1996, S. 3 9 f. B e r g - S c h r i m p f , Elsa (Elisabeth) von, O r d e n s g r ü n d e r i n , * 3 0 . 8 . 1874 N ü r n b e r g , t 2 6 . 1 0 . 1905 M ü n c h e n . A l s älteste T o c h t e r d e s K ö n i g l i c h e n R e v i s o r s und L e u t n a n t s M a x i m i l i a n von B., g e n a n n t S c h r i m p f , e n g a g i e r t e sich B.-S. n a c h d e m B e s u c h der Volksschule und eines Privatinstituts vier J a h r e unentgeltlich im „ F r a u e n v e r e i n v o m R o t e n K r e u z " . Soziale M i ß s t ä n d e in d e n M ü n c h n e r Vorstädten, vor a l l e m die N o t w e i b l i c h e r L o h n a r b e i t e r i n n e n , veranlaßten sie 1901 mit 17 F r a u e n ein K o m i t e e e i n z u b e r u f e n , d a s sich z u n ä c h s t „ B a y e r i s c h e S c h w e s t e r n v o m P f e n n i g v e r e i n " n a n n t e u n d sich z u m Ziel gesetzt hatte, kath. M ä d c h e n f ü r d e n P f l e g e d i e n s t a u s z u b i l d e n u n d den B a u einer kath. Krankenanstalt zu betreiben. 1903 w u r d e in H a i d h a u s e n e i n e „ K o s t k i n d e r s t a t i o n " eingerichtet, aus der das erste S ä u g lingsheim S ü d d e u t s c h l a n d s h e r v o r g i n g und 1905 d u r c h ein

118

K i n d e r h e i m e r g ä n z t w u r d e . I m selben J a h r g r ü n d e t e n d i e S c h w e s t e r n einen e i g e n e n Verein und n a n n t e n sich f o r t a n „ B a y e r i s c h e S c h w e s t e r n v o m B l a u e n K r e u z " . B.-S. w u r d e zur O b e r i n g e w ä h l t , starb aber bereits w e n i g e W o c h e n später an T u b e r k u l o s e . LITERATUR: M a r i t a A. P a n z e r : E. (Elisabeth) v. B.-S. ( 1 8 7 4 - 1 9 0 5 ) . O r d e n s g r ü n d e r i n d e r „ B l a u e n S c h w e s t e r n " . In: D i e s . / E l i s a b e t h Plößl: B a v a r i a s T ö c h t e r . R e g e n s b u r g 1997, S. 4 0 - 4 3 . - Birgit W e i c h m a n n : 100 J a h r e B l a u e S c h w e s t e r n von der Hl. Elisabeth M ü n c h e n und R e g e n s b u r g . R e g e n s b u r g 2 0 0 1 . - M a n f r e d Berger: B.-S., E. In: Β Β K L , Bd. 2 4 , 2 0 0 5 , Sp. 2 2 6 - 2 3 1 .

Bergengruen,

Hermann, evang. Theologe, * 2 0 . 6 . 1 8 7 2 Riga, t 2 2 . 5 . 1 9 1 9 R i g a . B. w a r erster I n s p e k t o r der 1901 g e g r ü n d e t e n S t a d t m i s s i o n in R i g a und seit 1907 P a s t o r d e r d e u t s c h e n S t a d t g e m e i n d e im livländischen W e n d e n . D a er D e u t s c h e r und e v a n g . P f a r rer war, w u r d e er 1915 n a c h Sibirien v e r b a n n t und k o n n t e erst 1918, nach der B e f r e i u n g L i v l a n d s d u r c h die d e u t s c h e n T r u p p e n , nach W e n d e n z u r ü c k k e h r e n . N o c h im selben J a h r flüchtete er mit e i n e m g r o ß e n Teil seiner G e m e i n d e in d a s v e r m e i n t l i c h sichere R i g a und w a r dort bis zu seiner Verhaftung 1919 als P a s t o r der P e t r i g e m e i n d e tätig. B. w u r d e von B o l s c h e w i k e n a m Tag der B e f r e i u n g R i g a s e r s c h o s s e n .

Bergius,

J o h a n n e s (Peter), r e f o r m i e r t e r T h e o l o g e , * 2 4 . 2 . 1 5 8 7 Stettin, t 1 9 . 1 2 . 1658 Berlin. B., S o h n eines S t a d t p r e d i g e r s in Stettin, studierte seit 1601 in W i t t e n b e r g , 1605 in S t r a ß b u r g und e r l a n g t e 1608 in C a m bridge den M a g i s t e r g r a d . 1614 w u r d e er a. o., 1617 o. Prof. der T h e o l o g i e in F r a n k f u r t / O d e r , 1619 R e k t o r . 1620 f o l g t e er einer B e r u f u n g d u r c h K u r f ü r s t G e o r g W i l h e l m als H o f p r e d i g e r n a c h K ö n i g s b e r g ( P r e u ß e n ) , g a b 1622 seine P r o f e s sur auf und w a r seit 1623 H o f p r e d i g e r in Berlin. Als Verf e c h t e r der b r a n d e n b u r g i s c h e n K i r c h e n p o l i t i k , die d i e U n i o n b e f ü r w o r t e t e , n a h m er 1631 an den L e i p z i g e r R e l i g i o n s g e s p r ä c h e n teil, 1645 a m R e l i g i o n s g e s p r ä c h in T h o r n . 1637 w u r d e B. O b e r h o f p r e d i g e r und Konsistorialrat. E r stand mit G e o r g —» Calixt in f r e u n d s c h a f t l i c h e r B e z i e h u n g . Z u seinen S c h r i f t e n zählt Der Wille Gottes von aller Menschen Seligkeit (1653). WEITERES WERK: U n t e r s c h e i d t und Vergleichung d e r E v a n gelien in L e h r und C e r e m o n i e n . 1635, Berlin 1644. LITERATUR: V D 17. - Peter M e i n h o l d : B. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 8 4 f . - B o d o N i s c h a n : J. B. In: B e r l i n i s c h e Lebensbilder. H r s g . v. W o l f g a n g R i b b e . B d . 5. Berlin 1990, S. 35-60. - L e o n h a r d Hell: B „ J. In: L T h K \ Bd. 2, 1994, S p . 252. - B o d o N i s c h a n : B., J. In: R G G 4 , B d . 1, 1998, S p . 1309.

Bergius,

Konrad, auch Berg, evang. Theologe, * 2 5 . 7 . 1592 Stettin, t 12.8. 1642 B r e m e n . D e r B r u d e r von J o h a n n e s —>B. studierte P h i l o s o p h i e u n d T h e o l o g i e in D a n z i g und trat 1624 als N a c h f o l g e r seines B r u d e r s d i e P r o f e s s u r in F r a n k f u r t / O d e r an. Seit 1628 war er an St. Ansgarii in B r e m e n tätig. A l s Verfechter eines möglichen Ausgleiches zwischen den Konfessionen wurde er v o r a l l e m von d e m L ü b e c k e r S u p e r i n t e n d e n t e n N i k o l a u s —> H u n n i u s der papistischen B e g ü n s t i g u n g und von M a t t h i a s —>Hoë von H o ë n e g g der I n d i f f e r e n z und Gottlosigkeit beschuldigt. B. schrieb u . a . Grund- undHauptsumma des wahren Christentums (1627, e r g ä n z t 1633 und 1659). LITERATUR: V D 17. - R o b e r t M i e ß n e r : B. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 85.

Bergmann, B e n j a m i n F ü r c h t e g o t t Balthasar, e v a n g . T h e o l o g e , E t h n o l o g e , * 1 7 . 1 1 . 1 7 7 2 A r r a s c h bei W e n d e n (Livland), t 1 6 . 8 . 1856 G u t B l u s s e n bei W e n d e n . B. studierte seit 1791 in L e i p z i g , seit 1793 in J e n a und war d a n n e i n i g e J a h r e als H a u s l e h r e r in R i g a tätig. 1798 ging

Berlage er als Lehrer nach Moskau und brach 1802 zu einer Forschungsreise auf, u m die Kalmücken zu studieren. Nach seiner Rückkehr 1803 wurde er zum Gouvernementssekretär ernannt und war seit 1804 als Pastor in R u j e n tätig. B. schrieb u. a. Nomadische Streifereien unter den Kalmücken in den Jahren 1802 und 1803 (4 Bde., 1804/05). Seit 1817 war er Ehrenmitglied der „Societas Latina" in Jena. W E I T E R E W E R K E : Peter der Große als Mensch und Regent. 3 Tie., Riga 1823. - Magazin für Russlands Geschichte, Länder- und Völkerkunde. 2 Bde., Mitau 1825.

Bergmann,

Josef, Kreuzherr, Schriftsteller, * 2 2 . 1 0 . 1847 Lusdorf bei Friedland (Böhmen), f 2 0 . 2 . 1 9 3 2 Eger. B., Priester des Kreuzherrenordens, war seit 1900 Propst des Wallfahrtsortes Mariakulm bei Eger. Er schrieb Sinngedichte und Sprüche, wirkte bei Daniel Sanders' Citatenlexikon (1899) mit und veröffentlichte u . a . den Gedichtband Kleine Leute (1881).

Bergmann,

Liborius von, evang. Theologe, * 3 . 9 . 1 7 5 4 Neuermühlen bei Riga, t 1 4 . 7 . 1 8 2 3 Riga. B. begann 1774 mit d e m Theologiestudium in Leipzig, war dann ein Jahr auf Studienreise und kehrte 1779 nach Livland zurück. Dort zunächst Hauslehrer, wurde er nach einem Jahr Diakon an der Domkirche in Riga, 1781 Archidiakon an der Peterskirche. Seit 1788 war er Wochenprediger, von 1790 an Oberwochenprediger und wurde 1800 Pastor am Dom in Riga, Assessor des Stadtkonsistoriums und noch im gleichen Jahr Oberpastor an St. Petri und Senior des rigaischen Stadtministeriums. B. beschäftigte sich mit Forschungen zur Geschichte Rigas (Versuch einer kurzen Geschichte der Rigaischen Stadtkirchen [...], 1792) und war aktiv in der A r m e n f ü r s o r g e tätig.

Bergsträßer,

Nikolaus, evang. Theologe, * 28. 1.1810, t 27.1.1845. B. studierte Theologie in Leipzig, wurde 1833 promoviert und war 1834 Hauslehrer in Grimma. 1835 wurde er Pfarrer in Strauch, 1839 an der Landesgefängnisanstalt Hubertusburg. Er verfaßte u. a. Über die sächsischen Strafanstalten, namentlich zu Hubertusburg, mit besonderer Rücksicht auf das amerikanische Pönitenziarsystem ( 1844).

Beringer,

auch Bernger, Berengar, Benediktiner, Abt von Formbach (Vornbach), t 2 9 . 1 0 . 1 1 0 8 Formbach. Zunächst Mönch im Kloster Münsterschwarzach (Würzburg), wurde B. durch Graf Ekbert II. zum Abt von Formbach berufen und im Dezember 1094 durch Bischof —> Ulrich von Passau geweiht. Der als reformerisch gesinnt geltende B. legte besonderen Wert auf Askese und A r m e n hilfe. Er erlangte die libertas der freien Abtwahl für sein Kloster und begann mit d e m Anlegen des Formbacher Traditionsbuchs. LITERATUR: Egon Boshof: B. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 259.

Beringer,

Franz, Jesuit, * 3 0 . 5 . 1 8 3 8 Mainz, t 23. 1. 1909 Rom. B. studierte 1858-65 am G e r m a n i c u m in Rom, war als Kaplan in Bingen und später Sekretär des Bischofs von —> Ketteier in Mainz. Gleichzeitig war er dort Konrektor, seit 1868 Rektor des bischöflichen Knabenseminars. Seit 1883 war B. wieder in R o m zunächst als Mitarbeiter, dann Nachfolger Joseph Schneiders und seit 1888 als Konsultor der Ablaßkongregation. B. war Mitherausgeber eines Aristoteleskommentars von Silvester Maurus ( 1 8 8 5 / 8 6 ) und veröffentlichte unter d e m Titel Die Ablässe, ihr Wesen und Gebrauch (2 Bde., 1860) eine Fortsetzung und Neubearbeitung des Maurel-Schneiderschen Handbuchs der Ablässe.

Bergmann,

Berkmeyer,

LITERATUR: Gottfried Bitter: B „ P. In: LThK 5 , Bd. 2, 1994, Sp. 252.

Berkowitz,

Paul, kath. Religionspädagoge, * 3 . 1 2 . 1 8 5 9 Blumberg (Sachsen), f 4 . 3 . 1931 Dresden. B. unterrichtete 1879-1924 als Volksschullehrer in Dresden und seit 1929 als Dozent an der T H Dresden. Er veröffentlichte Biblisches Leben aus dem Neuen Testament (1920), Neugestaltung des Biblischen Geschichtsunterrichtes für die Oberstufe der Volksschule (1925) und Das heilige Meßopfer mit seinen Weltanschauungenund Lebenswerten, seelenerzieherisch behandelt (1928). B. war Anhänger der sog. M ü n c h n e r Katechetischen M e t h o d e und Vertreter einer psychologisierenden Bibeldeutung. Sein besonderes Interesse galt der Religionspädagogik. Einer von B. bearbeiteten Schulbibel (1927) gelang es jedoch nicht, sich als Standardwerk zu etablieren.

Bergmann von Olpe,

Johann, auch J. Bergmann, Drucker, * u m 1455 O l p e / S a u e r l a n d , t um 1532. Nach dem Studium in Basel war B. Priester und Kaplan des Domstiftes in Basel (nachgewiesen seit 1482) wie auch Bevollmächtigter in weltlichen Angelegenheiten. Seit 1487 bischöflicher Kollektor, war er von 1497-1504 Archidiakon am Münster in Granfeld an der Birs und seit 1509 Dechant der Bruderschaft von St. Johanns Kapellen auf der Burg. Auch war er von 1483-1524 Pfarr-Rektor in Sewen im Elsaß und veranlaßte den Bau der dortigen Kirche. 1494-1500 war B. Druckherr, später nur noch Verleger, und gab als solcher u. a. die Schriften seines Freundes Sebastian Brant (Das Narrenschiff, 1494, 1495, 1499; Varia carmina, 1498) wie auch Werke von Conrad Celtis, Jakob —»Locher, Johannes —»Reuchlin und Jakob —> Wimpfeling heraus. Die Zeichnungen zu einigen Holzschnitten im Ritter zum Turn (1493) und Brants Narrenschiff werden —» Dürer zugeschrieben.

Heinrich, Bischof von Ratzeburg, * Hamburg, t 2. 10.1524 Lübeck. Der aus einfachen Verhältnissen s t a m m e n d e B. war zunächst Domherr in Ratzeburg und wurde 1511 Bischof. In den als „Ablagerstreit" bekanntgewordenen Auseinandersetzungen versuchte er, die Rechte des Stifts gegen Herzog Magnus I. von Lauenburg, dessen Kanzler er gewesen war, zu behaupten, doch scheiterte er daran. Der spätere Übergang Ratzeburgs an das Herzogtum Mecklenburg-Schwerin war eine Folge dieser Niederlage. B., der vergeblich um kaiserlichen Schutz geworben hatte, lebte jahrelang mit d e m Kapitel als Flüchtling in Bremen und Celle. LITERATUR: Clemens Brodkorb: Berkmeier, H. In: Gatz, Bischöfe (1448-1648), 1996, S. 4 6 f . Michael, auch M . Berkowicz, jüdischer Theologe, Schriftsteller, * 3 . 2 . 1 8 6 5 Boryslaw (Galizien), t 19.7. 1935 Stschiki (Schlesien). B. studierte in Wien semitische Sprachen und besuchte seit 1893 das dortige Rabbinerseminar. Von 1894 an Sekretär des Verbandes Zion, übersetzte er T h e o d o r —» Herzls Werk Der Judenstaat (1896) ins Hebräische (Medinat ha-Jejudim, 1896), wurde dessen Sekretär sowie des Exekutivkomitees. B. war Redakteur der von Herzl 1898 gegründeten Wochenzeitung „Der J u d " in Krakau, später der „Welt". Seit 1903 wieder in Wien ansässig, wurde er dort 1906 promoviert, war dann Mitarbeiter an den Monumenta Judaica und seit 1912 Religionsprofessor am G y m n a s i u m in Bielitz (Schlesien). B. verfaßte das Werk Der Strophenbau in den Psalmen (1910).

Berlage,

Anton, kath. Theologe, * 21. 12. 1805 Münster, t 6. 12. 1881 Münster. Nach dem Studium in Münster, B o n n und Tübingen habilitierte B. sich 1831 in Münster und war an der dortigen A k a d e m i e Privatdozent der Apologetik, Dogmengeschichte

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Berlichingen und S y m b o l i k . 1832 z u m Priester g e w e i h t , war er seit 1835 Prof. d e r M o r a l t h e o l o g i e , seit 1843 Prof. der D o g m a t i k . 1862 f o l g t e seine E r n e n n u n g z u m päpstlichen H a u s p r ä l a t e n . Er schrieb u. a. e i n e Katholische Dogmatik (7 B d e . , 1839-64). WEITERES WERK: A p o l o g e t i k der K i r c h e . M ü n s t e r 1834. LITERATUR: Walter Baier: D i e Kirche als F o r t s e t z u n g d e s W i r k e n s Christi. U n t e r s u c h u n g e n zu L e b e n und W e r k und zur E k k l e s i o l o g i e d e s M ü n s t e r a n e r D o g m a t i k e r s A . B. St. Ottilien 1984. - R e m i g i u s B ä u m e r : B „ A . J. In: L T h K 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 2 6 0 f. B e r l i c h i n g e n , A d o l f Frh. v o n , P s e u d . K l e m e n s A d o l f , kath. T h e o l o g e , Schriftsteller, * 3 0 . 5 . 1 8 4 0 Stuttgart, t 3 . 5 . 1 9 1 5 Bad Kissingen. B. trat 1858 z u m kath. G l a u b e n über, studierte bis 1861 an der Stella M a t u t i n a in Feldkirch (Vorarlberg) u n d w u r d e 1862 M i t g l i e d der G e s e l l s c h a f t Jesu. W ä h r e n d des Kriegs 1 8 7 0 / 7 1 w a r er K r a n k e n p f l e g e r und w u r d e 1873 z u m Priester g e w e i h t . B. lebte d a n n als P r e d i g e r u n d Schriftsteller vor a l l e m in G r o ß b r i t a n n i e n , den N i e d e r l a n d e n und Österreich. 1885 trat er aus d e m J e s u i t e n o r d e n aus, betätigte sich j e d o c h weiterhin seelsorgerisch. 1887-92 w a r B. in S a l z b u r g ansässig, bis 1900 in Wien und 1900-07 in W ü r z b u r g . Er v e r f a ß t e z a h l r e i c h e D r a m e n , u . a . Die beiden Tilly (1891). WEITERE WERKE: D i e Hirten von B e t h l e h e m . D o n a u w ö r t h 2 1 8 8 9 . - D o n Gabriel G a r c i a M o r e n o . E i n s i e d e l n 1884, 2 1 9 0 9 . - E r i n n e r u n g e n aus d e m Krieg ( 1 8 7 0 - 7 1 ) . 1895, 2 1 9 0 9 . - Predigten ü b e r das hl. S a k r a m e n t der E h e . 5 Tie., W ü r z b u r g 1902. - P o p u l ä r - h i s t o r i s c h e Vorträge ü b e r R e f o r m a t i o n , R e v o l u t i o n und 3 0 j ä h r i g e n Krieg. 27 Tie., W ü r z b u r g 1 9 0 3 / 0 4 . - Ein o f f e n e s Wort an die g l ä u b i g e n Protestanten. W ü r z b u r g 1904. B e r l i n , J e s a j a , a u c h Pick, R a b b i n e r , T a l m u d i s t , * O k t o b e r 1725 Eisenstadt ( U n g a r n ) , t 1 3 . 5 . 1799 Breslau. B. w a r T a l m u d s c h ü l e r u. a. bei Hirsch C h a r i p h in H a l b e r s t a d t und w u r d e 1797 N a c h f o l g e r des R a b b i J o s e p h T h e o m i m in Breslau. E r b e s c h ä f t i g t e sich vor a l l e m m i t L e x i k o g r a p h i e und Textkritik. Von seinen zahlreichen S c h r i f t e n erschien u . a . Rischon le-Zion ( 1 7 8 6 ) i m D r u c k ; es handelt sich dabei u m einen K o m m e n t a r zu d e n S c h e e l t o t h d e s A c h a i aus S c h a b a c h a , v e r s e h e n mit T e x t k o r r e k t u r e n und e i n e m Q u e l lennachweis. B e r l i n , Noach Chajim Zebi Ben Abraham Meir, Rabbiner, * 1734 F ü r t h , t 5 . 3 . 1 8 0 2 A l t o n a ( h e u t e zu H a m b u r g ) . B. w u r d e von s e i n e m Vater, e i n e m L a n d e s - P a r n e s und k ö n i g lichen H o f f a k t o r , im T a l m u d unterrichtet. Seit 1765 D a j j a n (Richter) in Fürth, g i n g er als R a b b i n e r nach B a i e r s d o r f und B a y r e u t h und w u r d e 1783 z u m L a n d e s r a b b i n e r von K u r m a i n z e r n a n n t . 1799 erhielt er d i e Stelle d e s R a b b i n e r s von A l t o n a . B. zählte zu d e n h e r a u s r a g e n d e n j ü d i s c h e n G e l e h r t e n seiner Zeit. S e i n e V e r ö f f e n t l i c h u n g e n u m f a s s e n K o m m e n t a r e zu Stellen d e s S c h u l c h a n aruch, Aze Almugim. Erklärung über rituelle Händewaschungen, den Erub und die Eheverbote ( 1 7 7 9 ) , Aze Arasim. Zum „Eben ha Ezer" (1790) und Ma'yan ha Chochma. Die 613 Gebote und Verbote in metrischer Form nebst einem ausführlichen Kommentar dazu (1804, 21860). B e r l i n e r , Abraham (Adolf), jüdischer Theologe, * 1 . 5 . 1 8 3 3 O b e r s i t z k o (heute O b r z y c k o , P o l e n ) , t 2 1 . 4 . 1915 Berlin. Z u n ä c h s t als L e h r e r tätig, studierte B., S o h n e i n e s Lehrers, bei d e m R a b b i n e r M i c h a e l S t r u c k und w u r d e 1858 L e h rer u n d P r e d i g e r in A r n s w a l d e . Seit 1873 war er D o z e n t f ü r j ü d i s c h e G e s c h i c h t e und Literatur an d e m von Israel - » Hildesheimer gegründeten orthodoxen Rabbinerseminar in Berlin. 1874 rief B . das „ M a g a z i n f ü r d i e W i s s e n s c h a f t des J u d e n t u m s " ins L e b e n , d a s er (später z u s a m m e n mit

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D a v i d —> H o f f m a n n ) bis 1893 h e r a u s g a b . 1866 v e r ö f f e n t lichte er d i e erste kritische A u s g a b e d e s K o m m e n t a r s R a schie z u m P e n t a t e u c h , mit e i n e m e i g e n e n K o m m e n t a r (Sechor le-Abraham) versehen. N e b e n zahlreichen religionswissenschaftlichen Werken schrieb B. über die Geschichte d e s J u d e n t u m s (Geschichte der Juden in Rom [...], 2 B d e . , 1893). LITERATUR: Karl Heinrich R e n g s t o r f : B., A . In: N D B , B d . 2, 1955, S. 9 8 f. B e r n , A b t von R e i c h e n a u , a u c h B e r n o , K o m p o n i s t , * 9 7 8 , t 7 . 6 . 1048 auf der R e i c h e n a u . B. b e s u c h t e die K l o s t e r s c h u l e von Fleury bei O r l é a n s , w a r M ö n c h in P r ü m und Leiter d e r dortigen K l o s t e r s c h u l e . 1008 e r n a n n t e ihn —> H e i n r i c h II. z u m A b t der R e i c h e n a u . Als F ö r d e r e r d e r K ü n s t e und W i s s e n s c h a f t e n g e l a n g es B., d a s Kloster zu n e u e r B l ü t e zu f ü h r e n . Er g r ü n d e t e e i n e S c h u l e der B a u k u n s t und B u c h m a l e r e i und z u s a m m e n mit s e i n e m S c h ü l e r —»Hermannus ( C o n t r a c t u s ) d e m L a h m e n e i n e S ä n g e r s c h u l e . Er stand in V e r b i n d u n g mit n a m h a f t e n P e r s ö n l i c h k e i t e n seiner Zeit, u . a . mit —» A r i b o von M a i n z , —> P i l g r i m von K ö l n und S t e p h a n von U n g a r n . B . k o m p o nierte O f f i z i e n und H y m n e n ; er v e r f a ß t e m u s i k t h e o r e t i s c h e und t h e o l o g i s c h e S c h r i f t e n . WERKE: P L 142 ( M u s i k t h e r e o t i s c h e und liturgische S c h r i f ten). - D i e B r i e f e des A b t e s B. v. R. H r s g . v. F r a n z - J o s e f S c h m a l e . Stuttgart 1961 (mit Einleitung). LITERATUR: F r a n z - J o s e f S c h m a l e : B. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 1 0 0 f . - H a n s O e s c h : B. und H e r m a n n von R e i c h e n a u als M u s i k t h e o r e t i k e r . B e r n 1961. - H e i n r i c h H ü s c h e n : B. v. R. In: V L 2 , Bd. 1, 1978, Sp. 7 3 7 - 7 4 3 . - A l e x a n d e r R a u s c h : D i e M u s i k t r a k t a t e d e s A b t e s B. v. R. Edition und Interpretation. T u t z i n g 1999. - Ders.: B. v. R. In: M G G 2 P , B d . 2, 1999, Sp. 1356-1359. - C l i v e G r e a t e d : B e r n o of R. In: N G r o v e D , Bd. 3 , 2 2 0 0 1 , S. 441 f. B e r n a r d i , Steffano, Komponist, Kapellmeister, * u m 1575 Verona, t um 1636 Salzburg (?). In Verona und R o m z u m Geistlichen und z u m M u s i k e r ausgebildet, ü b t e B. s e i n e geistlichen B e r u f k a u m aus. E r w u r d e K a p e l l m e i s t e r in R o m , 1611 in Verona und 1622 in Brixen. 1625 f o l g t e er e i n e m R u f an d e n H o f d e s S a l z b u r g e r Erzbis c h o f s G r a f —> L o d r o n , w o er f ü r d i e h ö f i s c h e und kirchliche M u s i k z u s t ä n d i g war. B . k o m p o n i e r t e K i r c h e n w e r k e , Instrumentalkonzerte und Triosonaten. LITERATUR: Karl A u g u s t R o s e n t h a l : S. B . s K i r c h e n w e r k e . In: S t u d i e n zur M u s i k w i s s e n s c h a f t 15 ( 1 9 2 8 ) S. 4 6 - 6 1 . G e o r g Reichert: B „ S. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 102. Ernst H i n t e r m a i e r : „ M i s s a salisburgensis". N e u e E r k e n n t nisse ü b e r E n t s t e h u n g , A u t o r und Z w e c k b e s t i m m u n g . In: M u s i c o l o g i c a austriaca 1 (1977) S. 154-196. - J e r o m e R o c h e : N o r t h Italian c h u r c h m u s i c in t h e a g e of M o n t e v e r d i . O x f o r d 1984. - D e r s . / E l i z a b e t h R o c h e : B „ S. In: N G r o v e D , B d . 3, 2 2 0 0 1 , S. 4 2 8 f. B e r n a y s , Isaak, j ü d i s c h e r T h e o l o g e , * 1792 M a i n z , t 1.5. 1849 H a m b u r g . Β. b e s u c h t e die T a l m u d s c h u l e des R a b b i n e r s A b r a h a m B i n g und studierte P h i l o s o p h i e in W ü r z b u r g und M ü n c h e n . 1821 w u r d e er R a b b i n e r in H a m b u r g und f ü h r t e 1822 an d e r T a l m u d - T o r a - S c h u l e D e u t s c h u n d a l l g e m e i n e L e h r f a c h e r ein. B. g e h ö r t e zu den ersten o r t h o d o x e n R a b b i n e r n in D e u t s c h land, d i e Predigten in H o c h d e u t s c h hielten. D e n n o c h w a r er ein G e g n e r der religiösen R e f o r m und ließ das 1841 neu a u f g e l e g t e r e f o r m i e r t e G e b e t b u c h in allen S y n a g o g e n H a m burgs verbieten. B e r n d , A d a m , P s e u d . C h r i s t i a n u s M e l o d i u s , luth. T h e o loge, * 31. 3 . 1 6 7 6 bei Breslau, t 5. 11. 1748 L e i p z i g . B., S o h n eines K o h l g ä r t n e r s , studierte seit 1699 in L e i p z i g und w a r seit 1712 O b e r k a t e c h e t an d e r Petrikirche. S p ä t e r

Bernhard kritisierte Β. ö f f e n t l i c h die luth. L e h r e , w o r a u f ihm unter d e r A n k l a g e d e s I n d i f f e r e n t i s m u s der P r o z e ß g e m a c h t und er als P r e d i g e r entlassen w u r d e . U n t e r P s e u d o n y m v e r ö f f e n t l i c h t e er u. a. Einfluß der göttlichen Wahrheiten in dem Willen und in dem Leben der Menschen (1728). WEITERE WERKE: U n t e r s c h i e d der M o r a l Christi und d e r P h a r i s ä e r . . . L e i p z i g 1727. - D i e W a h r h e i t unserer christlichen R e l i g i o n . L e i p z i g 1734. LITERATUR: F r a n z L a u : B., A . In: N D B , B d . 2, 1955, S. 106.

Bernfeld,

S i m o n , R a b b i n e r , Schriftsteller, Journalist, * 6. 1. 1860 Stanislau (Galizien), t 3 . 2 . 1940 Berlin. B. studierte seit 1882 an d e r U n i v . K ö n i g s b e r g , von 1883 an s e m i t i s c h e S p r a c h e n , G e s c h i c h t e und P h i l o s o p h i e an der U n i v . Berlin. 1885 w u r d e er p r o m o v i e r t , 1886 G r o ß r a b b i n e r der s e p h a r d i s c h e n G e m e i n d e in B e l g r a d und D i r e k t o r der j ü d i s c h e n S c h u l e . Seit 1894 w i e d e r in Berlin ansässig, w a r er dort als Privatgelehrter und Schriftsteller tätig. Z u s e i n e m F r e u n d e s k r e i s zählten u . a . L e o —>Baeck u n d H u g o B e r g m a n n . B. schrieb u . a . Der Talmud, sein Wesen, seine Bedeutung und seine Geschichte (1900), w a r M i t h e r a u s g e b e r der „ J a h r b ü c h e r f ü r j ü d i s c h e G e s c h i c h t e und L i t e r a t u r " und 1913-23 R e d a k t e u r d e s G e m e i n d e b l a t t s d e r j ü d i s c h e n G e m e i n d e Berlin. WEITERE WERKE: J u d e n u n d J u d e n t u m im n e u n z e h n t e n J a h r h u n d e r t . Berlin 1898. - B e a r b . (Bde. 1-4): D i e L e h ren d e s J u d e n t u m s nach den Q u e l l e n . H r s g . v o m Verband der d e u t s c h e n J u d e n . 5 B d e . , B e r l i n / L e i p z i g 1920-29. N e u e , erw. A u s g . hrsg. v. Walter H o m o l k a . M ü n c h e n 1999.

Bernhard Gustav,

eigentl. G u s t a v A d o l f , M a r k g r a f von Baden-Durlach, Kardinal, * 24. 12. 1631, t 26. 12. 1677 Hammelburg. B., S o h n d e s M a r k g r a f e n Friedrich V . und P a t e n k i n d K ö n i g G u s t a v A d o l f s von S c h w e d e n , w a r O f f i z i e r in v e n e z i a n i schen und s c h w e d i s c h e n D i e n s t e n , bis er nach e i n e m A u f enthalt in R o m 1660 z u m kath. G l a u b e n konvertierte. Bei dieser G e l e g e n h e i t n a h m er d e n N a m e n B e r n h a r d an. N o c h 1663 kaiserlicher Offizier im T ü r k e n k r i e g , erhielt er 1665 die niederen W e i h e n und w u r d e i m selben J a h r B e n e d i k t i n e r in R h e i n a u . 1666 w u r d e er K o a d j u t o r des Abts von Fulda, 1668 a u c h in K e m p t e n . Seit 1671 w a r er A b t von F u l d a und K o a d j u t o r von S i e g b u r g , von 1672 an e b e n f a l l s A b t von K e m p t e n . 1676 n a h m B . als Kardinal und A b g e s a n d t e r d e s Kaisers an d e r Wahl I n n o z e n z ' XI. teil. LITERATUR: A n t o n P h . B r ü c k : B. G . In: N D B , B d . 2, 1955, S. 110.

Bernhard

der Kraiburger, a u c h B e r n h a r d v o n K r a i b u r g , B i s c h o f von Chiemsee, * K r a i b u r g / I n n , 17. 10. 1477 begraben Herrenchiemsee. N a c h d e r P r i e s t e r w e i h e und d e m S t u d i u m des K i r c h e n r e c h t s in W i e n w a r B. z u n ä c h s t P r o p s t in F r i e s a c h und seit e t w a 1447 an der e r z b i s c h ö f l i c h e n K u r i e in Salzburg tätig. S p ä t e r P r o t o n o t a r und seit 1460 K a n z l e r d e s E r z s t i f t e s Salzburg, w u r d e er 1467 B i s c h o f von C h i e m s e e . Gleichzeitig w a r er G e n e r a l v i k a r und W e i h b i s c h o f von S a l z b u r g . Er stand in enger B e z i e h u n g zu —> N i k o l a u s von K u e s , d e s s e n Visitationen er unterstützte und in d e s s e n D i a l o g De Possest er als einer der drei G e s p r ä c h s p a r t n e r auftritt. Von seinen P r e d i g t e n , B r i e f e n und A u f s ä t z e n ist zu e r w ä h n e n Deploratio miseriarum sui saeculi, praecipue captae a Turcis urbis Constantinopolitanae, g e s c h r i e b e n anläßlich d e r E r o b e r u n g K o n s t a n tinopels 1453. B. trug e i n e u m f a n g r e i c h e Bibliothek z u s a m men. LITERATUR: A n d r e a s B i g e l m a i r : B. v. K. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 116. - W e r n e r M . B a u e r : D i e S c h r i f t e n d e s B. v. K. In: S p r a c h k u n s t 2 (1971) S. 117-172. - Ders.: B. v. K. In: V L 2 , B d . 1, 1978, Sp. 7 6 9 - 7 7 1 . - J o h a n n e s H e l m r a t h : B. v. K. In: L T h K 3 , B d . 2, 1994, Sp. 272. - E r w i n N a i m e r : K „ B. v. In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 4 4 8 - 1 6 4 8 ) , 1996, S. 3 8 0 f .

Bernhard,

B i s c h o f von Hildesheim, t 2 0 . 7 . 1154, bestattet G o d e h a r d i k i r c h e H i l d e s h e i m . Z u n ä c h s t D o m s c h o l a s t e r und D o m p r o p s t , w a r der aus nied e r s ä c h s i s c h e m A d e l s g e s c h l e c h t s t a m m e n d e B. seit 1130 Bischof von H i l d e s h e i m . D u r c h p e r s ö n l i c h e B e s u c h e bei P a p s t I n n o z e n z II. in Lüttich und auf d e m Konzil von R e i m s 1131 erreichte er d i e H e i l i g s p r e c h u n g des B i s c h o f s —»Godehard von H i l d e s h e i m . 1150 e r w i r k t e er z u d e m d a s R e c h t der liturg i s c h e n Verehrung f ü r B i s c h o f —» B e r n w a r d von H i l d e s h e i m . Seit 1133 b a u t e er d i e G o d e h a r d i k i r c h e mit d e m a n l i e g e n d e n B e n e d i k t i n e r k l o s t e r u n d e r w a r b f ü r d i e H i l d e s h e i m e r Kirche 1143 d e n H o f von D e r n e b u r g , d i e H o m b u r g und 1150 d i e R e i c h s a b t e i R i n g e l h e i m . B. f ö r d e r t e d a s Z i s t e r z i e n s e r k l o s t e r A m e l u n g s b o r n und setzte sich f ü r W i s s e n s c h a f t und K u n s t ein. Er w u r d e bis z u m 18. Jh. als Seliger verehrt. LITERATUR: K o n r a r d A l g e r m i s s e n . B. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. l l O f . - H a n s G o e t t i n g : Β. I. In: L e x M A , B d . 1, 1980, S p . 1987 f. - Ders.: D i e H i l d e s h e i m e r B i s c h ö f e von 1815 bis 1221 (1227). B e r l i n / N e w York 1984, S. 3 3 9 - 3 8 3 .

Bernhard II.,

E d e l h e r r zur Lippe, Zisterzienser, B i s c h o f von S e m g a l l e n , * u m 1140, t 3 0 . 4 . 1224. B. trat die R e g i e r u n g in L i p p e 1167 an. Er w a r A n h ä n g e r H e i n r i c h s d e s L ö w e n bis zu d e s s e n U n t e r w e r f u n g d u r c h Friedrich B a r b a r o s s a u n d g r ü n d e t e d i e S t ä d t e L i p p s t a d t und L e m g o , d e r e n V e r f a s s u n g e n als Vorbild f ü r W e s t f a l e n galten. 1196 w u r d e B. Z i s t e r z i e n s e r m ö n c h , n a c h d e m er d u r c h e i n e K r a n k h e i t teilweise g e l ä h m t war, g e s u n d e t e j e d o c h auf einer P i l g e r f a h r t nach L i v l a n d und w u r d e dort 1211 A b t von D ü n a m ü n d e . Seit 1218 w a r er B i s c h o f von SelonienSemgallen. LITERATUR: Paul J o h a n s e n : B. II. in: N D B , Bd. 2, 1955, S. 1 1 1 . - Paul L e i d i n g e r : B. II. z. L., Heinrich der L ö w e und Barsteriensis, in: F e s t s c h r i f t A l o i s Schröer. M ü n s t e r 1992, S. 2 3 - 4 3 . - K l a u s Scholz: B. II. z. L. In: W e s t f ä l i s c h e Lebensbilder. Bd. 14. Hrsg. v. R o b e r t S t u p p e r i c h u . a . M ü n s t e r 1987, S. 1-37. - Paul L e i d i n g e r : B . z. L. In: L T h K 3 , Bd. 2, 1994, S p . 2 7 2 f.

Bernhard

von K a m e n z , B i s c h o f von Meißen, t 12.10.1296. 1248 g r ü n d e t e B. z u s a m m e n mit seinen B r ü d e r n das Zis t e r z i e n s e r i n n e n k l o s t e r M a r i e n s t e r n in der Oberlausitz. Er trat erst später (vor 1268) in d e n geistlichen Stand ein, w a r D e k a n , d a n n P r o p s t d e s H o c h s t i f t s M e i ß e n , hielt sich j e d o c h größtenteils a m H o f H e r z o g H e i n r i c h s I V . von B r e s l a u auf. 1281 w u r d e er K a n z l e r des H e r z o g s und spielte v o r allem e i n e f ü h r e n d e R o l l e im K a m p f H e i n r i c h s g e g e n Bischof - » T h o m a s II. von Breslau u m d i e L a n d e s h e r r s c h a f t . N a c h d e m Tod H e i n r i c h s 1290 ging B. an den H o f K ö n i g W e n zels II. in Prag. W o h l a u c h unter dessen V e r m i t t l u n g w u r d e B. 1293 B i s c h o f von M e i ß e n , v e r k a u f t e i h m P i r n a und vers c h a f f t e ihm v e r m u t l i c h d e n B e s i t z D r e s d e n s . LITERATUR: Walter S c h l e s i n g e r : B. v. K. In: N D B , B d . 2, 1955, S. U l f . - Willi R i t t e n b a c h / S i e g f r i e d Seifert: G e s c h i c h t e der B i s c h ö f e von M e i ß e n 9 6 8 - 1 5 8 1 . L e i p z i g 1965, S. 197-214. - S i e g f r i e d Seifert: B. v. K. In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 1 9 8 - 1 4 4 8 ) , 2 0 0 1 , S. 4 2 1 .

Bernhard

von P r a m b a c h , B i s c h o f von Passau, * 1221, t 28. (oder 29.) 7. 1313 W i e n . D e r aus einer b i s c h ö f l i c h e n M i n i s t e r i a l e n f a m i l i e s t a m m e n d e B. w a r A r c h i d a k o n „cis D a n u b i u m " u n d S t a d t p f a r r e r von W i e n . 1285 w u r d e er z u m B i s c h o f von P a s s a u g e w ä h l t . B. veranstaltete 1293, 1294 und 1302 D i ö z e s a n s y n o d e n . E r r e f o r m i e r t e d e n Klerus, sorgte f ü r eine stabile Verwaltung i n n e r h a l b seiner D i ö z e s e . 1302 e r k l ä r t e er das F e s t d e s Hl. G o t t h a r d f ü r das g e s a m t e B i s t u m als verpflichtend. B. f ö r d e r t e zahlreiche O r d e n und Klöster i n n e r h a l b seines

121

Bernhard B i s t u m s ( u . a . O s t e r h o f e n , M e l k , St. Pölten, Zwettl und Klos t e r n e u b u r g ) und stiftete 1293 das Zisterzienserkloster E n gelszell a u s e i g e n e m V e r m ö g e n . Ein Versuch der P a s s a u e r B ü r g e r s c h a f t 1298, d i e Stadt in e i n e R e i c h s s t a d t u m z u w a n deln und d a m i t d i e S o u v e r ä n i t ä t des B i s c h o f s a u f z u h e b e n , scheiterte a m Einschreiten K ö n i g A l b r e c h t s I., d e r z u g u n sten einer B e i b e h a l t u n g des B i s c h o f s s i t z e s entschied. D a s im f o l g e n d e n J a h r von B. erlassene, r e f o r m i e r t e Stadtrecht war bis 1806 gültig. LITERATUR: Alois S c h m i d : Β. v. P. In: Gatz, ( 1 1 9 8 - 1 4 4 8 ) , 2 0 0 1 , S. 5 5 6 f.

Bischöfe

Bernhard

von R o h r , E r z b i s c h o f von Salzburg, t 2 1 . 3 . 1487 T i t t m o n i n g ( O b e r b a y e r n ) . Seit 1466 E r z b i s c h o f von Salzburg, j e d o c h w e n i g e r f o l g r e i c h in s e i n e m A m t , ließ sich B., dessen Vater aus einer oberösterreichischen M i n i s t e r i a l e n f a m i l i e s t a m m t e , 1487 von Friedrich III. ü b e r r e d e n , z u g u n s t e n des E r z b i s c h o f s von G r a n , - > J o h a n n B e c k e n s c h l a g e r , a b z u d a n k e n . D a s Kapitel u n d die L a n d s t ä n d e legten W i d e r s p r u c h g e g e n den Rücktritt ein, so d a ß B. der d r o h e n d e n k r i e g e r i s c h e n A u s e i n a n d e r s e t z u n g mit d e m K a i s e r d u r c h ein B ü n d n i s mit d e m u n g a r i s c h e n K ö n i g M a t t h i a s C o r v i n u s zu e n t g e h e n versuchte. D e m d a r a u f h i n a u s b r e c h e n d e n U n g a r i s c h e n Krieg ( 1 4 7 9 - 9 0 ) k o n n t e sich d a s E r z b i s t u m S a l z b u r g a u c h n a c h d e m e n d g ü l t i g e n Rücktritt B.s 1481 nicht m e h r e n t z i e h e n . LITERATUR: H e r b e r t Klein: B. v. R. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 115. - F r a n z Ortner: R., B. v. In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 6 4 8 - 1 8 0 3 ) , 1990, S. 5 9 0 f.

Bernhard

( D e r i k e ) von B ü d e r i c h , T h e o l o g e , * u m 1405 B ü d e r i c h oder B ü r e n bei Wesel, t 2 3 . 9 . 1 4 5 7 H i l d e s h e i m . Von —»Heinrich von A h a u s , d e s s e n S c h ü l e r und Vertrauter er im B r ü d e r h a u s in M ü n s t e r w a r , w u r d e B. 1437 nach R o m entsandt, u m mit der K u r i e u m die Verleihung von Privilegien f ü r die G e m e i n s c h a f t der B r ü d e r v o m g e m e i n s a m e n L e b e n zu v e r h a n d e l n . 1439 kehrte er mit einer B u l l e Papst E u g e n s I V . z u r ü c k , die die B r ü d e r h ä u s e r in Kollegiatstifte mit Pröpsten u m w a n d e l t e ; im f o l g e n d e n J a h r w u r d e er v o m K o l l o q u i u m in M ü n s t e r unter H e r m a n n von Wernen dazu b e s t i m m t , in H i l d e s h e i m e i n e neue N i e d e r l a s s u n g zu g r ü n d e n . B . errichtete 1443 im L ü c h t e n h o f g e g e n vie l f ä l t i g e W i d e r s t ä n d e die H i l d e s h e i m e r N i e d e r l a s s u n g d e r B r ü d e r v o m g e m e i n s a m e n L e b e n . Sein S c h ü l e r und B i o g r a p h Peter —» D i e b u r g r ü h m t e B. als b e g e i s t e r n d e n Prediger und S c h o l a r e n s e e l s o r g e r , der g e g e n Ü b e r s p a n n u n g e n d e r F r ö m m i g k e i t eintrat. LITERATUR: W i l h e l m B r ü g g e b o e s : D i e F r a t e r h e r r e n ( B r ü d e r v o m g e m e i n s a m e n L e b e n ) . Diss. M ü n s t e r 1940, S. 13-17. E r n s t B a r n i k o l : B., B. D. v. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 725.

Bernhard

von K o n s t a n z , T h e o l o g e , Publizist, t u m 1088 vermutlich Corvey. B., ein S c h ü l e r von —>Meinhard von B a m b e r g und A d a l bert von K o n s t a n z , w a r z u n ä c h s t D o m s c h o l a s t e r in K o n stanz und seit 1072 in H i l d e s h e i m . N a c h 1085 trat er in ein s ä c h s i s c h e s K l o s t e r ( m ö g l i c h e r w e i s e C o r v e y ) ein. B . w a r A n h ä n g e r von P a p s t G r e g o r VII., v e r f a ß t e d e n s o g e n a n n t e n s ä c h s i s c h e n B e r i c h t ü b e r d i e T a g u n g von G e r s t u n g e n - B e r k a ( 1 0 8 5 ) und e i n e Streitschrift g e g e n K ö n i g Heinrich I V . (Liber canonum contra Henricum IV.), die u r s p r ü n g l i c h B i s c h o f A l t m a n n von P a s s a u z u g e s c h r i e b e n w u r d e . Er f ü h r t e mit s e i n e m S c h ü l e r —»Bernold von K o n s t a n z und s e i n e m e h e m a l i g e n L e h r e r A d a l b e r t von K o n s t a n z einen B r i e f w e c h s e l De damnatione schismaticorum und gilt als U r h e b e r der Hildesheimer Briefsammlung. LITERATUR: Franz-Josef S c h m a l e : Β . v. K . In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 116. - H a n s Goetting: D i e H i l d e s h e i m e r B i s c h ö f e von 8 1 5 bis 1221 (1227). B e r l i n / N e w York 1984, S. 2 9 2 - 3 0 0 . - T i l m a n Struve: Β. v. K. In: L T h K 3 , B d . 2, 1994, Sp. 2 7 2 .

122

Bernhard

von L u x e m b u r g , D o m i n i k a n e r , T h e o l o g e , * Strassen bei L u x e m b u r g , t 6 . 1 0 . 1 5 3 5 K ö l n . B. studierte in K ö l n und trat in den D o m i n i k a n e r o r d e n ein. E r w u r d e 1499 a m K ö l n e r O r d e n s s t u d i u m B a c c a l a u r e u s und 1505 M a g i s t e r s t u d e n t i u m . Seit 1506 R e g e n s in L ö w e n , w u r d e er 1516 p r o m o v i e r t u n d w a r s p ä t e r Prior d e s K ö l n e r Klosters und Inquisitor f ü r Köln, M a i n z u n d Trier. B. war ein f r u c h t b a r e r geistlicher Schriftsteller. WERKE: S e r m o n e s novi de rosario. K ö l n 1516. - C a t a l o gue h a e r e t i c o r u m . K ö l n 1522. - O p u s c u l u m d e iubilaeo sive p e r e g r i n a t o r i u m ad u r b e m R o m a n a m . K ö l n 1525. LITERATUR: E g i n o Weidenhiller: M e i s t e r B e r n a r t . In: V L 2 , B d . 1, 1978, Sp. 744. - É m i l e van d e r Vekené: Β. v. L. B i b l i o g r a p h i e seiner g e d r u c k t e n S c h r i f t e n . H ü r t g e n w a l d 1985. - Viola T e n g e - W o l f : B. v. L. In: L T h K 3 , Bd. 2, 1994, S p . 273.

Bernhard

von W a g i n g , B e n e d i k t i n e r , Prior von T e g e r n see, * u m 1400 W a g i n g bei T r a u n s t e i n , t 2 . 8 . 1472 B e r g e n bei Eichstätt. B. studierte an d e r U n i v . W i e n und w u r d e B a c c a l a u r e u s artium. Seit e t w a 1435 A u g u s t i n e r c h o r h e r r in I n d e r s d o r f , trat er 1446 in das B e n e d i k t i n e r k l o s t e r T e g e r n s e e über, d e s s e n Prior er 1452-65 war. B. wirkte a u c h als R e f o r m e r verschied e n e r Klöster (u. a. St. G e o r g e n b e r g - F i e c h t , B e r g e n a. d. D o nau, N e u b u r g ) und als geistlicher Schriftsteller. I h m war besonders an einer inneren E r n e u e r u n g des K l e r u s g e l e g e n . B . w a r b e f r e u n d e t mit - » N i k o l a u s von K u e s , mit d e m er einen B r i e f w e c h s e l ü b e r F r a g e n der m y s t i s c h e n T h e o l o g i e f ü h r t e . D e s s e n Werk De docta ignorantia f e i e r t e er in s e i n e m Laudatorium Doctae ignorantiae ( 1 4 5 1 ) , d e m ein Defensorium laudatorii doctae ignorantiae ( 1 4 5 9 ) und der Traktat De cognoscendo Deum (1459) f o l g t e n . F r a g e n d e s m y s t i s c h e n Lebens erörterte B., f ü r d e n m y s t i s c h e E r f a h r u n g in der Erkenntnis beginnt und sich im A f f e k t vollendet, auch in d e m Werk De spiritualibus sentimentis et perfectione spirituali (um 1463/64). LITERATUR: H u b e r t Vogel: B. v. W . In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 117. - Virgil R e d l i c h : T e g e r n s e e u n d d i e d e u t s c h e G e i s t e s g e s c h i c h t e im 15. J a h r h u n d e r t . M ü n c h e n 1931. N a c h d r . A a l e n 1974. - W e r n e r H ö v e r : B. v. W . In: V L 2 , B d . 1, 1978, S p . 7 7 9 - 7 8 9 . - Heribert R o ß m a n n : B. v. W . In: L e x M A , B d . 1, 1980, Sp. 2 0 0 4 . - H e i d e D o r o t h e a Riem a n n : D e r B r i e f w e c h s e l B . s v. W . und J o h a n n e s von E y c h C1461 ) - 1 4 6 3 . S p e c u l u m p a s t o r u m et a n i m a r u m r e c t o r u m , epistula i m p u g n a t o r i a , d e f e n s o r i u m speculi p a s t o r u m et anim a r u m r e c t o r u m . Z u r K o n t r o v e r s e ü b e r R a n g und Verdienst d e s aktiven und des k o n t e m p l a t i v e n L e b e n s . Diss. K ö l n 1985. - Dies.: „ D e c o g n o s c e n d o d e u m " . D i e E n t s t e h u n g s g e s c h i c h t e eines Traktates d e s B. v. W . z u m M y s t i k e r s t r e i t d e s 15. J a h r h u n d e r t s . In: L u d w i g H a g e m a n n / R e i n h o l d Glei (Hrsg.): EN KAI Π Λ Ε Τ Η Ο Σ . Einheit und Vielfalt. F e s t s c h r i f t Karl B o r m a n n z u m 65. G e b u r t s t a g . W ü r z b u r g / A l t e n b e r g e 1993, S. 121-160. - Walter A n d r e a s E u l e r : B. v. W . In: L T h K 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 2 7 7 .

Bernhard,

Johann, genannt Algesheimer, auch Hochstein, e v a n g . T h e o l o g e , * H o h e n s t e i n bei L a n g e n s c h w a l b a c h , t vor 12. 1 0 . 1 5 5 1 H e r b o r n . B. w a r u r s p r ü n g l i c h Priester in M a i n z und b e g a n n s c h o n f r ü h , e v a n g e l i s c h zu predigen. D e s w e g e n v e r h a f t e t , m u ß t e er auf D r u c k des Volks 1525 w i e d e r f r e i g e l a s s e n werden. B . g i n g d a n n n a c h F r a n k f u r t / M a i n , w o er z u s a m m e n mit D i o n y s i u s —»Melander, e i n e m e h e m a l i g e n D o m i n i k a ner und w i e B. A n h ä n g e r H u l d r y c h —>Zwingiis, P r e d i g e r an der P f a r r k i r c h e w u r d e . M e l a n d e r s Verhalten f ü h r t e 1535 zu d e s s e n A u s w e i s u n g , w ä h r e n d B. n o c h 1536 in G e g e n w a r t M a r t i n —» Luthers die W i t t e n b e r g e r K o n k o r d i e unterschrieb. N a c h d e m in F r a n k f u r t n e u e P r ä d i k a n t e n eindeutig luth. Richtung e i n g e s e t z t w o r d e n w a r e n , ging er 1537 n a c h U l m und

Berno 1544 nach Herborn, wo er sich später um den Ausbau der Lateinschule verdient machte. LITERATUR: Hermann Meinert: B., J. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 118 f. B e r n h a r d , Johann Adam, Historiker, Theologe, * 23.3. 1688 Hanau, t 12.6.1771 Hanau. Neben dem Theologiestudium, das er 1707-12 in Gießen, Jena und Leipzig absolvierte, besuchte B. Vorlesungen über Geschichte und Rechtswissenschaften. 1718 wurde er Rektor des luth. Gymnasiums in Hanau. Nachdem Hanau 1736 an Hessen gefallen war, wurde B. von Landgraf Wilhelm VIII. zum Hofhistoriographen und Archivar, später zum Archivrat ernannt. B. verfaßte mehrere historische Werke, u. a. Antiquitates Wetteraviae (2 Bde., 1731-34). LITERATUR: Bernhardi: B., J. A. In: ADB, Bd. 2, 1875, S. 458. Bernhardi, Bartholomäus, Reformator, * 24.8. 1487 Feldkirch (Vorarlberg), t 21.7. 1551 Remberg bei Wittenberg. Nach dem Studium in Erfurt und Wittenberg erhielt B. in Chur die Priesterweihe und kehrte später als Prof. der Physik nach Wittenberg zurück. 1512 war er Dekan der ArtistenFakultät und 1518 Rektor der Universität. B., ein Anhänger Martin —> Luthers, war seit 1518 auch Propst und Pfarrer in Remberg. Großes Aufsehen erregte er, als er 1521 unter Berufung auf altkirchliche Traditionen als einer der ersten Kleriker heiratete. Der Forderung des Erzbischofs von Magdeburg nach einer Auslieferung B.s an das geistliche Gericht kam Kurfürst —»Friedrich III. nicht nach. B. selbst verfaßte eine von Philipp —» Melanchthon redigierte, vielgelesene Verteidigungsschrift unter dem Titel Apologia pro M. Bartholomaeo praeposito, qui uxorem in sacerdotio duxit (1521). LITERATUR: VD 16, Β 6098-6265. - Karl Heinz Burmeister: Der Vorarlberger Reformationstheologe Β. B. In: Montfort 19 (1967) S. 218-235. - Stephen E. Buckwalter: Die Priesterehe in Flugschriften der frühen Reformation. Gütersloh 1998, S. 79-81, 94-96 u.ö. Bernhart, Joseph, kath. Theologe, Historiker, * 8.8.1881 Ursberg (Kr. GUnzburg), t 21.2. 1969 Türkheim (Schwaben). Nach dem Studium der Philosophie, Theologie, Geschichte und Kunstgeschichte war B. seit 1908 als freier Schriftsteller tätig. 1904 empfing er die Priesterweihe. 1912 wurde er in Theologie (Bernhardische und Eckhartische Mystik in ihren Beziehungen und Gegensätzen) und 1928 in Philosophie promoviert. Seit 1905 war er Mitarbeiter der Monatsschrift „Hochland". 1913 heiratete B. heimlich. 1919 schied er aus dem Priesteramt aus und lebte seitdem von seiner Tätigkeit als kath. Schriftsteller. 1939 bzw. 1942 erfolgte die kirchliche Rekonziliation. 1942 wurde B. mit einem staatlichen Publikationsverbot belegt. Seit 1948 war er Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, seit 1949 der Società Europea di Cultura. 1952 wurde er Honorarprofessor für mittelalterliche Geistesgeschichte an der Univ. München. B.s Veröffentlichungen befassen sich neben der mittelalterlichen Geistesgeschichte (Die philosophische Mystik des Mittelalters, 1922) u.a. mit Gestalten der Kirchengeschichte (Franz von Assisi, 1947, 3 1956). WEITERE WERKE: Tragik im Weltlauf. München 1917, Weißenhorn 2 1990. - Der Kaplan. Aufzeichnungen aus einem Leben. München 1919. Weißenhorn 4 1986. - Der Vatikan als Thron der Welt. Leipzig 1929 (mit geändertem Titel: Der Vatikan als Weltmacht. Leipzig 2 1930, 5 1951; in zahlreiche Sprachen übersetzt). - Sinn der Geschichte. Freiburg/ Breisgau 1931. Weißenhorn 2 1994. - Augustinus. Confessiones - Bekenntnisse. Lateinisch-deutsch. München 1955,

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1987. - Erinnerungen 1881-1930. Hrsg. v. Manfred Weitlauff. 2 Tie., Weißenhorn 1992. LITERATUR: Max Rößler: J. B. In: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben. Bd. 12. Hrsg. v. Adolf Layer. Weißenhorn 1980, S. 311-336. - Lorenz Wachinger: J. B. Leben und Werk in Selbstzeugnissen. Weißenhorn 1981. Rainer Bendel: Das Kirchenbild J. B.s. St. Ottilien 1993. Manfred Weitlauff: B„ J. In: LThK3, Bd. 2, 1994, Sp. 282 f. Ders./A. P. Kustermann (Hrsg.): J. B. (1881-1969). Stuttgart 1995. - Otto Weiß: B„ J. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1332. - Manfred Weitlauff: B„ J. In: BBKL, Bd. 14, 1998, Sp. 756-769. - Ders./Bernd J. Claret/Eugen Biser (Hrsg.): J. B. (1881-1969), ein bedeutender Repräsentant katholischen Geisteslebens im 20. Jahrhundert. Augsburg 2000. Berning, (Hermann) Wilhelm, kath. Theologe, Bischof von Osnabrück, * 26.3.1877 Lingen, t 23. 11.1955 Osnabrück. B., Sohn eines Tischlermeisters, studierte in Münster und Breslau Theologie, ferner orientalische Sprachen, Sozialwissenschaft und Geschichte. 1900 wurde er zum Priester geweiht und 1901 zum Dr. theol. promoviert. Nach vorübergehender Tätigkeit am Realgymnasium Osnabrück war er 1901-14 Religionslehrer am Gymnasium in Meppen. 1904-14 leitete er den pädagogischen Kurs der Haselünner Ursulinen. 1914 wurde B. Bischof von Osnabrück, Apostolischer Vikar der Norddeutschen Missionen und Apostolischer Präfekt für Schleswig-Holstein. Seit 1915 Referent der Fuldaer Bischofskonferenz für Schulfragen, wurde er 1919 Protektor der kath. Erwachsenenbildung und 1920 Leiter der bischöflichen Zentralstelle für Ordensschulen. 1921 übernahm B. die Leitung des St. Raphaelsvereins für die Auswandererbetreuung, dessen Hauptstelle er nach Hamburg verlegte. 1930 wurde er päpstlicher Protektor der Auslandsdeutschen in Südosteuropa und Übersee sowie Präsident des „Apostolats der Meere". 1929 erfolgte seine Ernennung zum Rundfunk- und Filmreferenten der Bischofskonferenz. Nach 1945 wirkte B. an den Satzungen der Rundfunkgesellschaften mit und gründete nach dem Zweiten Weltkrieg die Arbeitsgemeinschaft kirchlicher Presse. 1950 wurde er Titularerzbischof. In den Anfangsjahren des „Dritten Reiches" vertrat B., monarchistischen Traditionen verpflichtet, eine Politik des Entgegenkommens gegenüber dem nationalsozialistischen Regime und sah sich als Preußischer Staatsrat (seit 1933) als Vermittler zwischen Kirche und Staat. Später wurde er zunehmend kritisch und wandte sich öffentlich gegen Maßnahmen des Staates, u. a. die Euthanasiepolitik. WERKE: Die Einsetzung der heiligen Eucharistie in ihrer ursprünglichen Form nach den Berichten des Neuen Testaments. Münster 1901. - Katholische Kirche und deutsches Volkstum. München 1934. LITERATUR: Ulrich von Hehl: B. In: StL7, Bd. 1, 1985, S. 654-656. - Klemens-August Recker: Das Verhältnis der Bischöfe B. und von Galen zum Nationalsozialismus vor dem Hintergrund kirchenamtlicher Traditionen des 19. Jahrhundert. In: Joachim Kuropka (Hrsg.): Clemens Graf von Galen. Münster 1992, S. 327-370. - Wolfgang Seegrün: B„ H. W. In: LThK3, Bd. 2, 1994, Sp. 283 f. - Joachim Mehlhausen: B„ W. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1332. - KlemensAugust Recker: „Wem wollt ihr glauben?" Bischof B. im Dritten Reich. Paderborn 2 1998. - Ders./Wolfgang Seegrün: B„ W. In: Gatz, Bischöfe (1945-2001), 2001, S. 422-427. Berno, Bischof von Schwerin, t 14. /27.1. 1190/91. Zunächst Mönch im Zisterzienserkloster Amelungsborn, wurde B. 1155 von Heinrich dem Löwen zum Bischof von Mecklenburg und zum Missionar der Wenden ernannt. Von diesen bedroht, mußte B. seinen Bischofssitz nach Schwerin

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Bernold verlegen. D i e M i s s i o n i e r u n g m a c h t e vor allem n a c h d e r U n t e r w e r f u n g d e s L a n d e s d u r c h Heinrich d e n L ö w e n und d e r K o n v e r s i o n d e s W e n d e n f ü r s t e n Pribislav 1167 Fortschritte, so d a ß B . 1168 e i n e n K r e u z z u g g e g e n d i e R u g i a n e r (Insel R ü g e n ) u n t e r n a h m . 1170 erreichte er die A n e r k e n n u n g seines S p r e n g e i s d u r c h den Kaiser, 1171 w u r d e d i e Stiftskirc h e von S c h w e r i n e i n g e w e i h t . E r w a r an der G r ü n d u n g d e r Klöster D o b e r a n ( 1 1 7 1 ) und D a r g u n ( 1 1 7 2 ) beteiligt. 1178 erhielt B. von P a p s t A l e x a n d e r III. die B e s t ä t i g u n g f ü r d a s B i s t u m S c h w e r i n u n d dessen S p r e n g e l . LITERATUR: Karl J o r d a n : B. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 127. J ü r g e n P e t e r s o h n : B. In: L e x M A , B d . 1, 1980, Sp. 2 0 0 6 f . Ders.: B. v. S. In: L T h K ' , B d . 2, 1994, Sp. 285. B e r n o l d von K o n s t a n z (oder St. Blasien), C h r o n i s t , * u m 1050, t 16.9. 1100 Kloster Allerheiligen ( S c h a f f h a u s e n ) . B „ in der D o m s c h u l e von K o n s t a n z e r z o g e n , verteidigte in seinen S c h r i f t e n d i e P o s i t i o n e n d e r g r e g o r i a n i s c h e n Partei. A l s A n h ä n g e r Papst G r e g o r s VII. w a r er auf der F a s t e n s y n o d e 1079 in R o m z u g e g e n u n d w u r d e 1084 v o m K a r d i n a l legaten O d o von Ostia, d e m späteren P a p s t U r b a n II., in K o n s t a n z z u m Priester g e w e i h t . U m 1086 trat er als M ö n c h in d a s Kloster St. Blasien ein und z o g u m 1091 in d a s nach d e r H i r s a u e r R e g e l r e f o r m i e r t e Kloster Allerheiligen in S c h a f f h a u s e n . D i e a u t o g r a p h überlieferte Chronik stützt sich bis 1054 u . a . auf H i e r o n y m u s , B e d a und —» H e r m a n n d e n L a h m e n ; d a n n z u n e h m e n d als s e l b s t ä n d i g e s Werk g e f ü h r t , weist sie seit 1077 e i n e kritische H a l t u n g g e g e n ü b e r H e i n rich IV. auf. LITERATUR: E r n s t Strelau: L e b e n und W e r k d e s M ö n c h s B. v. St. Blasien. J e n a 1889. - J o h a n n a A u t e n r i e t h : B. v. K. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 127 f. - Ian Stuart R o b i n s o n : Z u r A r b e i t s w e i s e B.s v. K. und seines Kreises. In: D e u t s c h e s A r c h i v f ü r E r f o r s c h u n g d e s Mittelalter 34 ( 1978) S. 51 - 1 2 2 . - Ders.: B . von St. Blasien. In: VL 2 , Bd. 1, 1978, S p . 7 9 5 - 7 9 8 . W i l f r i e d H a r t m a n n : B. v. K. In: L e x M A , Bd. 1, 1980, Sp. 2 0 0 7 f. - J o h a n n e s L a u d a g e : B. v. K. In: L T h K \ B d . 2, 1994, Sp. 2 8 5 f. B e r n o u l l i , Carl A l b r e c h t , P s e u d . E r n s t Kilchner, e v a n g . T h e o l o g e , Schriftsteller, * 1 0 . 1 . 1 8 6 8 B a s e l , t 1 3 . 2 . 1937 A r l e s h e i m bei B a s e l . B . studierte T h e o l o g i e in N e u e n b u r g , B a s e l , S t r a ß b u r g sowie in M a r b u r g und w a r 1895-97 P r i v a t d o z e n t f ü r K i r c h e n g e s c h i c h t e in B a s e l . E r w a r d a n n als f r e i e r Schriftsteller tätig ( 1 8 9 7 erschien sein a u t o b i o g r a p h i s c h e r R o m a n Lukas Heland), w u r d e 1922 in Basel P r i v a t d o z e n t f ü r R e l i g i o n s g e schichte u n d 1926 a. o. Prof. f ü r K i r c h e n g e s c h i c h t e . N e b e n seinen w i s s e n s c h a f t l i c h e n V e r ö f f e n t l i c h u n g e n ( u . a . Die Heiligen der Merowinger, 1900) v e r f a ß t e B. R o m a n e , D r a m e n s o w i e E s s a y s und b e s c h ä f t i g t e sich mit S t u d i e n zu Friedrich —> N i e t z s c h e , F r a n z —> O v e r b e c k s o w i e zu d e m Werk J o h a n n J a k o b B a c h o f e n s ( B a c h o f e n und die Natursymbolik, 1924). WEITERE WERKE: Ulrich Z w i n g l i . Berlin 1905. - D e r M e i s t e r s c h ü t z e . J e n a 1915. - D e r Papst. B a s e l 1934. F r a n z O v e r b e c k und Friedrich N i e t z s c h e , e i n e F r e u n d s c h a f t . 2 Bde., Jena 1908/09. LITERATUR: E v a B e r n o u l l i : E r i n n e r u n g e n an m e i n e n Vater. B a s e l 1987. - N i k i a u s Peter: B „ C. A . In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 1333. B e r n s m a y e r , C h r i s t o p h , F r a n z i s k a n e r , * 1 5 . 5 . 1777 Verl bei G ü t e r s l o h , t 4 . 6 . 1 8 5 8 Telgte bei M ü n s t e r . B . trat 1801 in den F r a n z i s k a n e r o r d e n ein und w a r nach A u f h e b u n g seines Klosters (1811) Hilfspriester in Telgte. E r g r ü n d e t e später ein S c h w e s t e r n h a u s zur P f l e g e der K r a n ken auf d e m L a n d . Dieses e n t w i c k e l t e sich unter M i t h i l f e des Münsteraner Bischofs Johann Georg M ü l l e r zur K o n g r e g a t i o n der K r a n k e n s c h w e s t e r n n a c h der 3. R e g e l d e s

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hl. F r a n z i s k u s zu M ü n s t e r , d i e bei B . s Tod bereits 2 3 N i e d e r l a s s u n g e n hatte. LITERATUR: W i l h e l m Forster: B „ C. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 132 f. B e r n s t o r f f , A n d r e a s Graf von, D i p l o m a t , e v a n g . K i r c h e n politiker, * 2 0 . 5 . 1844 Berlin, t 2 1 . 4 . 1907 Berlin. B „ der S o h n des p r e u ß . B o t s c h a f t e r s in L o n d o n , A l b r e c h t Graf von B., studierte Jura in Berlin und Heidelberg. 1870 L e g a t i o n s s e k r e t ä r in D r e s d e n , d a n n in W i e n und in W a s h i n g ton, w u r d e er 1873 L a n d r a t von R a t z e b u r g und 1881 Vortrag e n d e r Rat im K u l t u s m i n i s t e r i u m . B., d e r u r s p r ü n g l i c h T h e o logie studieren wollte, e r ö f f n e t e 1882 e i n e S o n n t a g s s c h u l e und w u r d e 1888 Vorsitzender des d e u t s c h e n S o n n t a g s s c h u l k o m i t e e s , 1891 d e s d e u t s c h e n K o m i t e e s d e r E v a n g e l i s c h e n Allianz. E r w a r Vizepräsident d e s Christlichen Vereins j u n ger M ä n n e r , a u ß e r d e m seit 1886 Vorsitzender der D e u t s c h A f r i k a n i s c h e n M i s s i o n s g e s e l l s c h a f t und seit 1894 des Gem e i n s c h a f t s v e r e i n s in S c h l e s w i g - H o l s t e i n , g e h ö r t e d e m Vorstand der Berliner S t a d t m i s s i o n an und w a r Vorsitzender d e r Traktatgesellschaft. LITERATUR: H e d w i g von R e d e r n : A . G r a f v. B. S c h w e r i n 3 1909. B e r n u l f , B i s c h o f von Utrecht, a u c h B e r n o l d , B e n n o , t 19.7.1054. B. w u r d e 1027 von K a i s e r K o n r a d II. z u m B i s c h o f von Utrecht e r n a n n t . S o w o h l K o n r a d als auch d e s s e n N a c h f o l g e r Heinrich III. g e g e n ü b e r loyal, k o n n t e B. d e m Stift Utrecht L a n d g e w i n n e in D r e n t e und G r o n i n g e n , f e r n e r die G r a f s c h a f t V o l l e n h o v e und j e n e u m D e v e n t e r und S ü d - N i e d e r M a a s l a n d v e r s c h a f f e n . B. v e r a n l a ß t e d e n B a u m e h r e r e r Kirc h e n (u. a. St. J o h a n n und St. Peter) in Utrecht. Er wird seit d e m 16. Jh. in U t r e c h t als Heiliger verehrt. LITERATUR: Gisela Vollmer: B. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 143. B e r n w a r d , B i s c h o f von Hildesheim, * um 960, f 2 0 . 1 1 . 1 0 2 2 Hildesheim. Der Sproß eines sächsischen Adelsgeschlechtes war über s e i n e M u t t e r mit d e m s ä c h s i s c h e n P f a l z g r a f e n A t h e l b e r o und d e m B i s c h o f V o l k m a r von U t r e c h t v e r w a n d t , bildete sich seit e t w a 9 7 5 an d e r von —»Thangmar geleiteten D o m s c h u l e in H i l d e s h e i m in T h e o l o g i e , V e r w a l t u n g und K u n s t und ging nach den geistlichen W e i h e n auf R e i s e n . N a c h d e m Verzicht auf die A b t w ü r d e von D e v e n t e r trat B. 9 8 7 in d i e H o f k a p e l l e und K a n z l e i d e s u n m ü n d i g e n Kaisers O t t o III. ein und w u r d e z u s a m m e n mit d e m G r i e c h e n J o h a n n e s P h i a l g a t o s zu dessen E r z i e h e r bestellt. 9 9 3 e r f o l g t e seine E r h e b u n g z u m B i s c h o f von H i l d e s h e i m , w o er fast 3 0 J a h r e im S i n n e der lothringischen R e f o r m e n und als S e e l s o r g e r wirkte. N e b e n den N o n n e n k l ö s t e r n H e i n i n g e n , S t e t e r b u r g und O e l s b u r g g r ü n d e t e er 1001 in St. M i c h a e l zu H i l d e s h e i m , d a s erste M ä n n e r k l o ster seiner D i ö z e s e , in d a s er kurz v o r s e i n e m T o d selbst eintrat. W e n i g e r als T h e o l o g e und Politiker als d u r c h d i e Vielfalt seines K u n s t s c h a f f e n s , d a s M i n i a t u r e n , S k u l p t u r e n , E i n l e g e a r b e i t e n , A r c h i t e k t u r und A r b e i t e n in E l f e n b e i n - und E d e l m e t a l l t e c h n i k u m f a ß t , e r l a n g t e B. b l e i b e n d e B e d e u t u n g und m a c h t e H i l d e s h e i m zu e i n e m b e d e u t e n d e n Z e n t r u m d e r o t t o n i s c h e n K u n s t . Z a h l r e i c h e W e r k e w u r d e n n a c h i h m benannt, so die silbernen B e r n w a r d - L e u c h t e r ( u m 1000), d a s B e r n w a r d - K r e u z (um 1007) und b e s o n d e r s d i e b r o n z e n e n D o m t ü r e n von H i l d e s h e i m . LITERATUR: F r a n c i s J. T s c h a n : St. B. of H i l d e s h e i m . 3 Bde., N o t r e D a m e , I n d i a n a 1942-52. - W i l h e l m B e r g e s : B. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 143 f. - F. L o t t e r / V . H. E l b e n : B. In: L e x M A , Bd. 1, 1980, Sp. 2 0 1 2 - 2 0 1 4 . - H a n s G o e t t i n g : D i e H i l d e s h e i m e r B i s c h ö f e von 815 bis 1221 (1227). B e r l i n / N e w York 1984, S. 166-230. - M i c h a e l B r a n d t / A r n e E g g e b r e c h t (Hrsg.): B. v. H . und d a s Zeitalter d e r O t t o n e n

Bertheau ( A u s s t e l l u n g s k a t a l o g ) . 2 Bde., H i l d e s h e i m / M a i n z 1993. P e t e r J o h a n e k : B. In: L T h K \ Bd. 2, 1994, Sp. 2 8 6 f . - S ö n k e L o r e n z : B. v. H . In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 1333. B e r o l d i n g e n , F r a n z Cölestin Frh. von, kath. T h e o l o g e , N a t u r f o r s c h e r , * 11. 10. 1740 St. G a l l e n , t 8 . 3 . 1798 Walshausen. B., B r u d e r von J o s e p h von —>B., w a r D o m k a p i t u l a r in Hild e s h e i m , später in O s n a b r ü c k , w u r d e d a n n A r c h i d i a k o n u s in E l z e und O b e d i e n t i a r i u s in W a l s h a u s e n . Sein b e s o n d e r e s Interesse galt d e n N a t u r w i s s e n s c h a f t e n , speziell der G e o l o g i e und M i n e r a l o g i e . Sein W i s s e n auf d i e s e m G e b i e t e r l a n g t e er als A u t o d i d a k t . B . v e r f a ß t e u . a . Die Vulcane älterer und neuerer Zeiten (2 B d e . , 1791). WEITERE WERKE: B e m e r k u n g e n auf einer R e i s e d u r c h die P f ä l z i s c h e n und Z w e y b r ü c k s c h e n Q u e c k s i l b e r - B e r g w e r k e . Berlin 1788. - B e o b a c h t u n g e n , Z w e i f e l und F r a g e n , die M i n e r a l o g i e ü b e r h a u p t , und i n s b e s o n d e r e ein natürliches M i n e r a l s y s t e m b e t r e f f e n d . 2 Bde., H a n n o v e r 1792-94. LITERATUR: G ü m b e l : B „ F. C. In: A D B , Bd. 2, 1875, S. 5 0 6 f. B e r o l d i n g e n , J o s e p h ( A n t o n S i e g m u n d ) Frh. von, D o m herr, * 9 . 9 . 1 7 3 8 St. Gallen, t 2 2 . 1 . 1816 H i l d e s h e i m . B., B r u d e r von F r a n z C ö l e s t i n Frh. von —>B., w a r seit 1758 D o m h e r r in S p e y e r und seit 1771 zugleich in H i l d e s h e i m . In S p e y e r w a r er a u ß e r d e m politisch als H o f k a m m e r p r ä s i d e n t und O p p o s i t i o n s f ü h r e r g e g e n Fürstbischof —»August von L i m b u r g - S t y r u m tätig. S p ä t e r w u r d e er D e c h a n t , 1790 Propst des R e i c h s s t i f t e s O d e n h e i m in B r u c h s a l . B. w a r K u n s t s a m m ler und ein F ö r d e r e r von Literatur und W i s s e n s c h a f t . E r stand in V e r b i n d u n g u . a . mit J o h a n n C a s p a r —»Lavater, J o h a n n Heinrich M e r c k , S o p h i e von La R o c h e u n d mit G o e t h e und unterstützte E u l o g i u s —» S c h n e i d e r . U m 1800 trat B. in K o n takt mit C l e m e n s M a r i a —» H o f b a u e r und d e s s e n Kreis in W i e n , ein S i n n e s w a n d e l , der v e r m u t l i c h auf den E i n d r u c k der F r a n z ö s i s c h e n R e v o l u t i o n z u r ü c k g i n g . N a c h der S ä k u l a risation zog B. n a c h H i l d e s h e i m . B e r o w e l f , auch B e r n w e i f , B i s c h o f von Würzburg, t vermutlich 2 6 . 9 . 8 0 0 . E r s t m a l s 7 6 9 e r w ä h n t , w a r B . v e r m u t l i c h z u n ä c h s t M ö n c h in St. A n d r e a s , d a n n B i s c h o f von W ü r z b u r g und w u r d e 7 7 9 mit der L e i t u n g d e s M i s s i o n s s p r e n g e i s P a d e r b o r n betraut. E r erb a u t e d e n S a l v a t o r d o m in W ü r z b u r g , in d e n er 7 8 8 die Kiliansreliquien ü b e r f ü h r t e . B. f ü h r t e die R e g e l —»Chrodegangs von M e t z in W ü r z b u r g ein. Von Karl d e m G r o ß e n w u r d e er mit der S l a w e n m i s s i o n im o b e r e n M a i n g e b i e t b e a u f t r a g t . Versuche B.s, d i e Abtei F u l d a in seine G e w a l t zu b e k o m m e n , scheiterten j e d o c h . LITERATUR: W i l h e l m E n g e l : B. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 146. B e r t e i s , J o h a n n , B e n e d i k t i n e r , A b t , Historiker, * 1544 L ö w e n (Belgien), f 1 9 . 6 . 1 6 0 7 E c h t e r n a c h ( L u x e m b u r g ) . B. w u r d e a m L i l i e n k o l l e g i u m in L ö w e n p r o m o v i e r t und begleitete a n s c h l i e ß e n d den A b t Lysius in d i e n e u e r r i c h t e t e B e n e d i k t i n e r a b t e i M ü n s t e r bei L u x e m b u r g . Seit 1576 w a r er dort A b t als d e s s e n N a c h f o l g e r . B. ließ in seiner Abtei die G e b e i n e J o h a n n s d e s B l i n d e n bestatten. Seit 1595 A b t von E c h t e r n a c h , w u r d e er 1596 von H o l l ä n d e r n n a c h N i m w e g e n e n t f ü h r t und erst g e g e n 1 6 0 0 0 Taler L ö s e g e l d f r e i g e l a s s e n . B. v e r f a ß t e u . a . e i n e Historia Luxemburgensis (1605), die als d i e älteste G e s c h i c h t e L u x e m b u r g s gilt. LITERATUR: A l p h o n s e S p r u n c k : B., J. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 149. B e r t e l s m a n n , C a r l (Heinrich), Verleger, * 11. 10. 1791 G ü t e r s l o h , t 17. 1 2 . 1 8 5 0 G ü t e r s l o h . B., S o h n eines K a u f m a n n s und B i e r b r a u e r s , w a r z u n ä c h s t B u c h b i n d e r in V l o t h o und ü b e r n a h m 1821 d i e staatliche

S t e u e r e r h e b u n g und die F ü h r u n g d e r K o m m u n a l k a s s e in G ü t e r s l o h . 1824 g r ü n d e t e er e i n e B u c h b i n d e r w e r k s t a t t und S t e i n d r u c k e r e i . Dort erschien 1832-34 d i e W o c h e n z e i t u n g „ Ö f f e n t l i c h e r A n z e i g e r d e s Kreises W i e d e n b r ü c k " . 1835 k o n n t e B. den Verlag C. B e r t e l s m a n n , G ü t e r s l o h , g r ü n d e n und i h m 1837 e i n e S o r t i m e n t s b u c h h a n d l u n g a n s c h l i e ß e n . B e s t a n d d a s V e r l a g s p r o g r a m m z u n ä c h s t h a u p t s ä c h l i c h aus S c h u l b ü c h e r n und K i r c h e n m u s i k w e r k e n , so w u r d e vor allem seit 1845 d u r c h d i e H e r a u s g a b e d e s „ E v a n g e l i s c h e n M o natsblattes f ü r W e s t f a l e n " der H a u p t a k z e n t auf t h e o l o g i s c h e Literatur gelegt. B . w u r d e 1847 z u m S t a d t v e r o r d n e t e n und 1849 z u m R a t s h e r r g e w ä h l t . E r organisierte d i e k o m m u n a l e A r m e n f ü r s o r g e und w a r M i t g r ü n d e r d e s E v a n g e l i s c h e n Stiftischen G y m n a s i u m s . LITERATUR: W i l h e l m Philipps: B., C. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 150. - H e i n z R e n k / E r n s t R u h e : M ä n n e r der W i r t s c h a f t . U n t e r n e h m e n d e r G r ü n d e r z e i t . G ü t e r s l o h 1966, S. 136-143. - Dirk B a v e n d a m m : B e r t e l s m a n n - M o h n Seippel. Drei F a m i l i e n - ein U n t e r n e h m e n . M ü n c h e n 1986. B e r t e l s m a n n , Heinrich (Friedrich Christian), Verleger, * 23. 12. 1827 G ü t e r s l o h , t 3 . 3 . 1887 Berlin. B. w a r seit 1847 T e i l h a b e r d e s von s e i n e m Vater Carl - > B . g e g r ü n d e t e n Verlags und ü b e r n a h m 1850 d i e alleinige Leitung. D u r c h d e n E r w e r b a n d e r e r Verlage ( z . B . 1852 Friedrich in E l b e r f e l d , 1861 S. G. L i e s c h i n g in Stuttgart und 1886 M . W a r n e c k in B e r l i n ) und d e n K a u f von Verlagsrechten k o n n t e B. d e n Verlag z u n e h m e n d e r w e i t e r n . Weiterhin e r g ä n z t e er das V e r l a g s p r o g r a m m d u r c h die G e b i e t e P ä d a g o g i k , G e s c h i c h t e , Literatur u n d Philologie. E r v e r l e g t e u. a. J a c o b G r i m m , Friedrich W i l h e l m D ö r p f e l d und A u g u s t Friedrich Christian —> Vilmar. B . s N a c h f o l g e r in der Verlagsleitung w a r sein S c h w i e g e r s o h n J o h a n n e s —> M o h n . LITERATUR: W i l h e l m Philipps: B „ H. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 150. - Dirk B a v e n d a m m : B e r t e l s m a n n - M o h n - Seippel. Drei F a m i l i e n - ein U n t e r n e h m e n . M ü n c h e n 1986. B e r t h a von S c h w a r z a c h und Z ü r i c h , Äbtissin, t 2 6 . 3 . 877 Zürich. B. w a r e i n e T o c h t e r K ö n i g L u d w i g s d e s D e u t s c h e n u n d w a r als N a c h f o l g e r i n ihrer älteren S c h w e s t e r H i l d e g a r d z u n ä c h s t 8 5 3 - 5 9 Äbtissin im Kloster S c h w a r z a c h und d a n n im Kloster Z ü r i c h , w o sie d e n von H i l d e g a r d b e g o n n e n e n Bau der A b t e i k i r c h e ( F r a u m ü n s t e r ) vollenden k o n n t e . Vermutlich ist ihr d i e A u f n a h m e der Abtei in d e n U m k r e i s der städtischen Befestigung Zürichs zuzuschreiben. LITERATUR: G e o r g von W y ß : B. In: A D B , Bd. 2, 1875, S. 5 1 0 f . B e r t h e a u , Carl, e v a n g . T h e o l o g e , * 6 . 7 . 1 8 3 6 H a m b u r g , f 19.12.1910 Hamburg. B i s 1859 studierte B. T h e o l o g i e in G ö t t i n g e n , H a l l e und H a m b u r g , w a r d a n n als L e h r e r tätig, u. a. seit 1862 an der R e a l s c h u l e und seit 1865 an d e r G e l e h r t e n s c h u l e d e s H a m b u r g e r J o h a n n e u m s . 1867 w u r d e B. P a s t o r in St. M i c h a e lis. B. setzte sich b e s o n d e r s f ü r soziale und s c h u l p o l i t i s c h e Z i e l e ein und g e h ö r t e von 1892 an d e m V o r s t a n d s k o m i t e e f ü r d i e V e r s o r g u n g von C h o l e r a w i t w e n und - w a i s e n und seit 1896 d e r O b e r s c h u l b e h ö r d e an. B . s w i s s e n s c h a f t l i c h e s Interesse galt v o r w i e g e n d der h a m b u r g i s c h e n K i r c h e n - und G e l e h r t e n g e s c h i c h t e , d e r E n t w i c k l u n g d e s K i r c h e n l i e d s und der G e s c h i c h t e u n d Kritik d e s n e u t e s t a m e n t l i c h e n Textes. B. v e r f a ß t e zahlreiche Artikel f ü r d i e Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche und d i e Allgemeine Deutsche Biographie. B e r t h e a u , Ernst, evang. Theologe, * 2 3 . 1 1 . 1 8 1 2 H a m b u r g , t 1 7 . 5 . 1888 G ö t t i n g e n . Seit 1832 studierte B. in Berlin und G ö t t i n g e n , w o er 1836 R e p e t e n t der T h e o l o g i s c h e n F a k u l t ä t w u r d e . 1839 habilitierte er sich an d e r P h i l o s o p h i s c h e n F a k u l t ä t f ü r alttesta-

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Bertheau m e n t l i c h e E x e g e s e und orientalische S p r a c h e n und w a r seit 1842 a. o., von 1843 an o. Prof. an der U n i v . G ö t t i n g e n . Seit 1870 w a r er beteiligt an d e r R e v i s i o n der d e u t s c h e n L u t h e r b i b e l . Z u B.s H a u p t w e r k e n zählt Die sieben Gruppen mosaischer Gesetze in den drei mittleren Büchern des Pentateuch (1840). LITERATUR: Carl B e r t h e a u : Β., E . In: R E \ Bd. 2, 1897, S. 6 4 5 - 6 4 8 . - Ders.: B „ E. In: A D B , B d . 4 6 , 1902, S. 4 4 1 - 4 4 3 .

B e r t h e a u , Karl, P ä d a g o g e , e v a n g . T h e o l o g e , * 1 3 . 7 . 1 8 0 6 Hamburg, t 7 . 6 . 1 8 8 6 Hamburg. B . studierte T h e o l o g i e in Halle, H e i d e l b e r g u n d G ö t t i n g e n , w o e r 1829 p r o m o v i e r t w u r d e . I m g l e i c h e n J a h r g i n g er nach H a m b u r g , w o er 1832 H i l f s l e h r e r a m J o h a n n e u m , 1833 a u c h G e f ä n g n i s k a t e c h e t w u r d e . 1842 legte B. sein S c h u l a m t nieder, u m sich s e e l s o r g e r i s c h e n A u f g a b e n w i d m e n zu k ö n n e n . A l s D i r e k t o r der R e a l s c h u l e d e s J o h a n n e u m s (seit 1845) gelang i h m deren A u s b a u , d i e E i n f ü h r u n g von Lateinunterricht und 1868 die A n e r k e n n u n g als R e a l s c h u l e erster O r d n u n g . N a c h seiner P e n s i o n i e r u n g 1872 w a r er im V e r w a l t u n g s a u s schuß, 1873-80 im P r ä s i d i u m der I n n e r e n M i s s i o n aktiv. LITERATUR: W . Sillem: B „ C. In: A D B , Bd. 4 6 , 1902, S. 4 3 7 - 4 4 0 . B e r t h o l d , Patriarch von Aquileja, * vor 1182, t 2 3 . 5 . 1251. B., S o h n B e r t h o l d s IV. von A n d e c h s , w a r z u n ä c h s t D o m propst in B a m b e r g , bis er 1 2 0 5 / 0 6 z u m E r z b i s c h o f von Kaic o s a g e w ä h l t w u r d e . A m H o f K ö n i g A n d r e a s ' III. von U n g a r n , der mit B . s S c h w e s t e r G e r t r u d v e r m ä h l t w a r , w u r d e B. 1209 B a n von Kroatien, D a l m a t i e n und S l a w o n i e n , 1212 W o i w o d e von S i e b e n b ü r g e n u n d 1213 Graf von B a c s und B o d r o g . 1218 von Papst H o n o r i u s III. g e g e n d e n W i d e r s t a n d d e s D o m k a p i t e l s z u m Patriarchen von A q u i l e j a e r n a n n t , w a r er einer der treuesten A n h ä n g e r K a i s e r Friedrichs II. und 1239 w e g e n seiner W e i g e r u n g , v o m K a i s e r a b z u f a l l e n , k u r z e Zeit e x k o m m u n i z i e r t . 1249 Schloß B. sich d e n G e g n e r n d e s Kaisers an, w o r a u f seine G ü t e r in d e r S t e i e r m a r k und d e r Krain e i n g e z o g e n w u r d e n u n d B. sich mit Ulrich von K ä r n ten v e r b ü n d e t e . E i n e E s k a l a t i o n d e s K o n f l i k t s w u r d e d u r c h d e n Tod des Kaisers v e r m i e d e n . LITERATUR: Heinrich Appelt: B. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 152. - H e i n r i c h S c h m i d i n g e r : P a t r i a r c h und L a n d e s h e r r . D i e w e l t l i c h e H e r r s c h a f t d e s Patriarchen von A q u i l e j a bis z u m E n d e d e r S t a u f e r . G r a z / K ö l n 1954. - Ders.: B. In: L e x M A , Bd. 1, 1980, S p . 2 0 2 8 f. B e r t h o l d von L e i n i n g e n , B i s c h o f von Bamberg, t 1 7 . 5 . 1285. Z u n ä c h s t D o m h e r r in S p e y e r u n d B a m b e r g , w u r d e B. 1257 z u m B i s c h o f von B a m b e r g g e w ä h l t . A l s G e s c h ä f t s t r ä g e r K ö n i g O t a k a r s von B ö h m e n protestierte er 1273 in F r a n k f u r t g e g e n die Wahl R u d o l f s von H a b s b u r g z u m d e u t s c h e n K ö n i g . Später unterhielt B. s o w o h l zu R u d o l f als a u c h zu d e n W i t t e l s b a c h e r n und d e n H o h e n z o l l e r n g u t e B e z i e h u n g e n , die s e i n e m B i s t u m F r i e d e n und W o h l s t a n d garantierten. W ä h r e n d seiner R e g i e r u n g s z e i t e n t s t a n d e n das D o m i n i k a n e r ( 1 2 7 5 ) und d a s K l a r i s s e n k l o s t e r in N ü r n b e r g , k a m e n u m 1279 die K a r m e l i t e n nach B a m b e r g und ließen sich d i e Z i s t e r z i e n s e r i n n e n in H i m m e l s k r o n und S c h l ü s s e l a u nieder. 1260 k o n n t e der M e r a n i s c h e E r b s c h a f t s s t r e i t d u r c h d e n L a n g e n s t ä d t e r Vertrag beigelegt w e r d e n . LITERATUR: J o h a n n e s Kist: B. v. L. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 152 f. - I n g o Toussaint: D i e G r a f e n von L e i n i n g e n . Sigm a r i n g e n 1982. - A l f r e d W e n d e h o r s t : B. v. L . In: L T h K \ B d . 2, 1994, S p . 2 9 1 . - H e l m u t F l a c h e n e c k e r : B. v. L . In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 1 9 8 - 1 4 4 8 ) , 2 0 0 1 , S. 4 1 - 4 3 .

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B e r t h o l d von H o h e n z o l l e r n , B i s c h o f von Eichstätt, * 1320 N ü r n b e r g , t 1 6 . 9 . 1365 Eichstätt. Bereits i m Alter von 13 J a h r e n w a r B., S o h n d e s M a r k g r a f e n L u i t p o l d , M i t g l i e d und später K o m t u r d e s D e u t s c h h e r r e n o r d e n s . W ä h r e n d e i n e s A u f e n t h a l t s in Avignon w u r d e er von Papst C l e m e n s V I . z u m B i s c h o f von Eichstätt ernannt, k o n n t e sein A m t j e d o c h erst 1353 n a c h d e m Rücktritt A l b r e c h t s von H o h e n f e l s antreten. I m L a u f seiner R e g i e r u n g e r b a u t e B. die B u r g bei Eichstätt, g r ü n d e t e d e n D o m s c h a t z , hielt S y n o d e n zur R e f o r m d e r Geistlichkeit a b und k o n n t e die E n t s c h u l d u n g d e s H o c h s t i f t s erreichen. Seit 1355 w a r B. K a n z l e r K a i s e r Karls I V . LITERATUR: Karl Ried: Β. v. H. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 153. - I n g e b o r g B u c h h o l z - J o h a n e k : G e i s t l i c h e R i c h ter und geistliches G e r i c h t im spätmittelalterlichen B i s t u m Eichstätt. R e g e n s b u r g 1988, S. 100-106, 146. - H e l m u t Flac h e n e c k e r : B. v. Z o l l e r n . In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 1 9 8 - 1 4 4 8 ) , 2 0 0 1 , S. 173 f. B e r t h o l d von W e h i n g e n , a u c h B e r c h t o l d , Berichtolt, B i s c h o f von Freising, * u m 1345, f 7 . 9 . 1 4 1 0 Wien. B., S o h n eines h e r z o g l i c h österr. H o f m e i s t e r s , studierte an der U n i v . W i e n , w a r d a n n P f a r r e r in R u ß b a c h ( D i ö z e s e Passau), studierte 1373 k a n o n i s c h e s R e c h t in P r a g und w a r dort 1374 rector universitatis j u r i s t a r u m . 1375 als D o m h e r r von P a s s a u und K a n o n i k e r von St. S t e p h a n in W i e n belegt, w a r B. später Propst von St. S t e p h a n und K a n z l e r der U n i v . W i e n . Er w u r d e 1381 z u m B i s c h o f von Freising g e w ä h l t , n a c h d e m E i n s p r u c h d e s österr. H e r z o g s W i l h e l m 1404 z u m E r z b i s c h o f von Salzburg, und w a r seit 1406 e n d g ü l t i g Bischof von Freising. B. hatte g r o ß e n E i n f l u ß a m W i e n e r H o f und w a r seit 1383 K a n z l e r und Rat m e h r e r e r H e r z ö g e von Österreich. LITERATUR: K u r t B e c h e r : B. v. W . In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 154. - Josef M a ß : D a s B i s t u m Freising im Mittelalter. M ü n c h e n 1986, S. 2 7 5 - 2 9 0 , 3 7 6 f . - M a n f r e d H e i m / F r a n z Ortner: B. v. W . In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 1 9 8 - 1 4 4 8 ) , 2 0 0 1 , S. 201 f. B e r t h o l d von V ö l k e r s h a u s e n , A b t von Hersfeld, t M i t t e Juni 1387. N a c h d e m sich der aus e i n e m an d e r mittleren W e r r a ansässig e n R i t t e r g e s c h l e c h t s t a m m e n d e B. als P r o p s t vor a l l e m u m d i e finanzielle L a g e d e s Stiftes verdient g e m a c h t hatte, w u r d e er 1367 A b t von H e r s f e l d . S e i n e R e g i e r u n g s z e i t w a r in erster Linie von territorialen K ä m p f e n geprägt. I n s b e s o n d e r e d i e Stadt H e r s f e l d , seit 1373 v e r b ü n d e t m i t d e n L a n d g r a f e n H e r m a n n von H e s s e n und B a l t h a s a r von T h ü r i n g e n , v e r s u c h t e sich von d e r H e r r s c h a f t B . s zu b e f r e i e n . N a c h d e m B. s o w o h l im S t e r n e r k r i e g ( 1 3 7 2 / 7 3 ) als auch in d e r Vitalisnacht a m 2 8 . 4 . 1 3 7 8 N i e d e r l a g e n h i n n e h m e n m u ß t e , war er schließlich 1381 g e z w u n g e n , d e r Stadt Freiheiten zu gewähren. LITERATUR: Friedrich U h l h o r n : Β . v. V. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 155. B e r t h o l d I., B i s c h o f von Hildesheim, t 1 4 . 3 . 1130. Der aus einem niedersächischen Adelsgeschlecht stammende B. w a r D o m p r o p s t in H i l d e s h e i m , b e v o r er 1119 z u m Bischof g e w e i h t w u r d e . Er z e i c h n e t e sich v o r allem als F ö r d e rer und R e f o r m e r d e s K l o s t e r w e s e n s aus. W ä h r e n d seiner R e g i e r u n g s z e i t k o n n t e er zahlreiche Klöster w e i h e n (u. a. 1122 d a s A u g u s t i n e r - C h o r h e r r e n s t i f t R i e c h e n b e r g bei G o s lar, 1124 das B e n e d i k t i n e r k l o s t e r C l u s bei G a n d e r s h e i m , w a h r s c h e i n l i c h 1129 b e g a n n der B a u d e s ersten Zisterzienserklosters des B i s t u m s in A m e l u n g s b o r n ) , b e a u f t r a g t e P r o p s t G e r h a r d a u s R i e c h e n b e r g mit der R e f o r m i e r u n g d e r N o n n e n k l ö s t e r H e i n i n g e n u n d L a m s p r i n g e , v o l l e n d e t e 1128 die K i r c h e auf d e m G e o r g e n b e r g bei G o s l a r und versah d e n H e z i l o - D o m in H i l d e s h e i m mit einer O s t a p s i s .

Berthold LITERATUR: K o n r a d A l g e r m i s s e n : Β. I. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 155. - H a n s Goetting: Β. I. In: L e x M A , B d . 1, 1980, Sp. 2 0 2 9 . B e r t h o l d I I . , B i s c h o f von Verden u n d Hildesheim, auch B a r t h o l d , f 4 . 5 . 1502 S c h l o ß R o t e n b u r g bei Verden. D e r d e m n i e d e r s ä c h s i s c h e n A d e l e n t s t a m m e n d e B. w a r z u n ä c h s t D o m h e r r u n d D o m d e c h a n t in Verden, seit 1468 K o a d j u t o r B i s c h o f —> J o h a n n s u n d w u r d e 1470 z u m Bischof von Verden, 1481 z u m B i s c h o f von H i l d e s h e i m g e w ä h l t . S e i n e Versuche, die finanziellen S c h w i e r i g k e i t e n des B i s t u m s zu b e h e b e n , f ü h r t e n 1482 und 1484 zu s c h w e r sten A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n B.s mit der Stadt H i l d e s h e i m , d i e erst 1486 mittels eines Vergleichs beigelegt w e r d e n k o n n t e n . D i e p ä p s t l i c h e n Interdikte ü b e r die B i s t ü m e r Verden und Hild e s h e i m ( 1 4 8 8 ) und die Stadt H i l d e s h e i m ( 1 5 0 0 ) k o n n t e B. nicht r ü c k g ä n g i g m a c h e n . Er galt als F ö r d e r e r des religiösen L e b e n s (u. a. K l o s t e r r e f o r m von I s e n h a g e n , R i n g e l h e i m und G r a u h o f ) und der K u n s t ( A l t ä r e von H a n s R a p h o n ) . LITERATUR: K o n r a d A l g e r m i s s e n : Β. II. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 156. B e r t h o l d , B i s c h o f von Livland, t 2 4 . 7 . 1198, b e g r a b e n in Uexküll/Düna. B. w u r d e als A b t d e s Zisterzienserklosters L o c c u m (Nieders a c h s e n ) 1196 z u m B i s c h o f von Livland g e w e i h t . Im G e g e n satz zu s e i n e m Vorgänger —> M e i n h a r d k o n n t e B. j e d o c h d a s Vertrauen der L i v l ä n d e r nicht g e w i n n e n und w a r g e z w u n gen, v o r e i n e m g e p l a n t e n M o r d a n s c h l a g zu fliehen. 1198 k e h r t e er n a c h L i v l a n d z u r ü c k mit d e m Ziel, d i e M i s s i o n i e r u n g L i v l a n d s mit G e w a l t zu e r z w i n g e n . B. fiel i m K a m p f an der D ü n a . Erst sein N a c h f o l g e r —> Albert von A p p e l d e r n k o n n t e die C h r i s t i a n i s i e r u n g L i v l a n d s vollenden. LITERATUR: M a n f r e d H e l l m a n n : B. In: L e x M A , Bd. 1, 1980, Sp. 2 0 3 1 . B e r t h o l d von H e n n e b e r g , K u r f ü r s t und E r z b i s c h o f von Mainz, * 1 4 4 1 / 4 2 , t 21. 12. 1504 M a i n z . B. w a r der siebte S o h n d e s G r a f e n G e o r g I. von H e n n e b e r g R ö m h i l d und der Gräfin J o h a n n a von N a s s a u - W e i l b u r g S a a r b r ü c k e n . M i t z e h n J a h r e n erhielt er P f r ü n d e n in S t r a ß b u r g und K ö l n . Seit 1455 studierte er R e c h t u n d T h e o logie an d e r k u r m a i n z i s c h e n U n i v . E r f u r t , später in Italien. 1464 w u r d e er K a n o n i k e r im M a i n z e r D o m s t i f t , 1474 D e k a n des D o m k a p i t e l s . Als S c h ü t z l i n g d e s E r z b i s c h o f s —> A d o l f II. von N a s s a u m u ß t e B. aus M a i n z fliehen, als nach A d o l f s T o d 1475 d e s s e n G e g n e r —»Diether von I s e n b u r g d a s E r z b i s t u m erlangte. U n t e r D i e t h e r s N a c h f o l g e r w i e d e r mächtig, w u r d e er v o m D o m k a p i t e l a m 2 0 . 5 . 1484 g e g e n den D r u c k d e s ben a c h b a r t e n P f ä l z e r K ü r f ü r s t e n z u m B i s c h o f g e w ä h l t . 1494 übertrug K a i s e r M a x i m i l i a n I. i h m d i e F ü h r u n g d e r R e i c h s kanzlei. A l s E r z b i s c h o f m ü h t e sich B., der i m R u f u n t a d e l i g e r L e b e n s f ü h r u n g stand, u m die R e f o r m i e r u n g der K i r c h e . Ein H a u p t a n l i e g e n w a r die D i s z i p l i n i e r u n g der Klöster und d e s Klerus, d e n er bezichtigte, „aller U n t u g e n d voll" zu sein. Ein a n d e r e s zentrales A n l i e g e n w a r d i e religiöse B i l d u n g d e s Volkes. Als erster setzte er auf d i e W i r k u n g einer 1486 vero r d n e t e n B ü c h e r z e n s u r . E r blieb - R e f o r m e r a m Vorabend der R e f o r m a t i o n - o h n e g r o ß e n E r f o l g in einer Zeit w e n i g reformfreudiger Päpste. Nicht viel e r f o l g r e i c h e r w a r er als R e i c h s r e f o r m e r im K a m p f g e g e n d e n P a r t i k u l a r i s m u s u n d f ü r die B e t e i l i g u n g der R e i c h s s t ä n d e an der R e g i e r u n g d e s R e i c h e s . Z w a r erreichte er als W o r t f ü h r e r der S t ä n d e auf d e m W o r m s e r R e i c h s t a g 1495 ein g ä n z l i c h e s F e h d e v e r b o t ( „ e w i g e r R e i c h s l a n d f r i e d e " ) , die E r r i c h t u n g einer R e i c h s k a m m e r g e r i c h t s o r d nung, eine einheitlichere Steuerordnung („gemeiner Pfennig") und e i n e E x e k u t i o n s o r d n u n g zur D u r c h f ü h r u n g d e r Bestimmungen. Die weitergehenden Integrationsbemühung e n aber scheiterten s o w o h l an den Partikularinteressen d e r

Fürsten als a u c h an d e n Interessen des K ö n i g s , der 1497 mit einer H o f r a t s o r d n u n g seine H o f k a n z l e i zulasten B.s und der R e i c h s k a n z l e i e n t s c h e i d e n d stärkte. N i c h t d u r c h s e t z e n ließen sich die P l ä n e zur B e t e i l i g u n g d e r R e i c h s s t ä n d e an der R e i c h s g e w a l t . Ein von d e n R e i c h s s t ä n d e n beschicktes „ R e i c h s r e g i m e n t " scheiterte a m W i d e r s t a n d des K ö n i g s . Es blieb, 1500 im M o m e n t k ö n i g l i c h e r S c h w ä c h e d u r c h g e s e t z t , E p i s o d e und w u r d e 1502 von M a x i m i l i a n w i e d e r a u f g e l ö s t . D e m K ö n i g w a r in d i e s e m G r e m i u m aus 2 0 M i t g l i e d e r n , dessen f ü h r e n d e r Verfechter B. w a r , n u r m e h r ein E h r e n v o r rang e i n g e r ä u m t . Diesen Vorstoß zur B e t e i l i g u n g der S t ä n d e an der R e i c h s g e w a l t bezahlte B. mit seiner E n t m a c h t u n g auf Reichsebene. Als L a n d e s h e r r v e r h i n d e r t e B. w ä h r e n d seiner A m t s z e i t mit viel G e s c h i c k k r i e g e r i s c h e K o n f l i k t e mit d e n m ä c h t i gen N a c h b a r n , der L a n d g r a f s c h a f t H e s s e n und d e r K u r p f a l z . 1486 erreichte er, d a ß d e n M a i n z e r E r z b i s c h ö f e n d i e Herrs c h a f t ü b e r die Stadt M a i n z f o r m e l l ü b e r t r a g e n w u r d e . D e r Verzicht d e s R e i c h e s auf d i e Stadt M a i n z w a r der Preis, den K a i s e r F r i e d r i c h s III. S o h n M a x i m i l i a n bei seiner K ö n i g s wahl f ü r die S t i m m e B.s zahlte. LITERATUR: Karl S i e g f r i e d B a d e r : Ein S t a a t s m a n n v o m Mittelrhein. 1955. - A . S c h r ö c k e r : „ U n i o a t q u e c o n c o r dia". D i e R e i c h s p o l i t i k B.s v. H. 1484-1504. Diss. W ü r z burg 1970. - A l o i s Gerlich: Β. v. H . In: L e x M A , B d . 1, 1980, Sp. 2 0 2 9 - 2 0 3 1 . - F r i e d h e l m J ü r g e n s m e i e r : D a s Bist u m M a i n z . F r a n k f u r t / M a i n 1988. - L u d w i g F a l c k / S e v e r i n C o r s t e n / A l o i s Gerlich: M a i n z . In: L e x M A B d . 6, 1993, S p . 131-142. Bernhard Jussen B e r t h o l d , Graf von P i e t e n g a u - S i g m a r i n g e n , B i s c h o f von Passau, t 1254. B. w a r ein B r u d e r d e s R e g e n s b u r g e r B i s c h o f s Albert. N a c h der Vertreibung d e s - > R ü d i g e r von B e r g h e i m w u r d e B. auf päpstliches G e h e i ß 1 2 4 9 / 5 0 A d m i n i s t r a t o r und 1250 Bischof von P a s s a u . D a s A m t d e s B i s c h o f s k o n n t e B. antreten, weil sich sein K o n k u r r e n t K o n r a d , z u n ä c h s t Favorit d e s D o m k a p i t e l s , letztlich m a n g e l s U n t e r s t ü t z u n g z u r ü c k g e z o g e n hatte. B. k o n n t e n u r unter S c h w i e r i g k e i t e n in P a s s a u e i n z i e h e n , und P a p s t I n n o z e n z IV. m u ß t e ihn ein zweites M a l als B i s c h o f bestätigen. Erst 1251 w u r d e B. in d e r N ä h e von Prag z u m Priester und B i s c h o f g e w e i h t . I m m e r w i e d e r k a m es zu A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n mit d e r P a s s a u e r B ü r g e r s c h a f t , die politisch d e n b e n a c h b a r t e n L a n d e s f ü r s t e n stärker unterstützte als ihren B i s c h o f . LITERATUR: A u g u s t Leidl: D i e B i s c h ö f e von P a s s a u 7 3 9 - 1 9 6 8 . P a s s a u 2 1 9 7 8 , S. 27. - Alois S c h m i d : Β. v. Pieteng a u - S i g m a r i n g e n . In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 1 9 8 - 1 4 4 8 ) , 2 0 0 1 , S. 554. B e r t h o l d von Falkenstein, A b t von St. Gallen, t 10.1.1272. B. w a r z u n ä c h s t P f ö r t n e r des Klosters St. G a l l e n u n d stieg schließlich z u m A b t d e s Klosters (1244) auf. S o w o h l d i e M a c h t s t e l l u n g als a u c h den w i r t s c h a f t l i c h e n E r f o l g der A b tei k o n n t e er u . a . d u r c h den B a u von B u r g e n und den Erw e r b von H e r r s c h a f t e n w i e M a m m e r t s h o f e n , H a g e n w i l und N e u - R a v e n s b u r g sichern. B., ein e n t s c h i e d e n e r A n h ä n g e r der p ä p s t l i c h e n Partei, w u r d e a u ß e r d e m d u r c h I n n o z e n z IV. d i e A b t e i R h e i n a u übertragen. LITERATUR: Paul Kläuli: B. v. F. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 154 f. B e r t h o l d von T e c k , B i s c h o f von Straßburg, t 9. 10. 1244. Seit 1223 B i s c h o f von S t r a ß b u r g , g e l a n g es B . , sein B i s t u m g e g e n d i e M a c h t a n s p r ü c h e der S t a u f e r zu verteidigen und d u r c h die V e r m i t t l u n g in der D a g s b u r g i s c h e n E r b s c h a f t s frage Gebiete hinzuzugewinnen. Diese Gebietserweiterung e n riefen d e n vereinigten W i d e r s t a n d K ö n i g H e i n r i c h s VII., der G r a f e n von Pfirt und d e r S t ä d t e hervor. D i e A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n g i p f e l t e n in d e r S c h l a c h t von B l o d e l s h e i m

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Berthold (Oberelsaß), die Β. 1228 für sich entscheiden konnte. Als nahezu einziger der deutschen Bischöfe verkündete B. die Sentenzen Papst Gregors IX. gegen Friedrich II. Im Vertrag von 1236 Schloß B. Frieden mit dem Kaiser, verband sich jedoch 1238 mit dem päpstlichen Geschäftsträger —> Albert Behaim 1-5032, um seine Politik gegen die Staufer fortzuführen. LITERATUR: Manfred Krebs: Β. I. ν. T. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 158. - Francis Rapp: Β. v. T. In: Gatz, Bischöfe (1198-1448), 2001, S. 754 f. B e r t h o l d II. von Buchegg (Bucheck), Bischof von Straßburg und Speyer, * vor 1279, | 24.11. 1353 Molsheim. B. war Komtur verschiedener Deutschordenskommenden in der Schweiz und in Süddeutschland sowie 1305-21 Landkomtur der Bailei Elsaß-Burgund. 1328 wurde er von Papst Johannes XXII. zum Bischof von Speyer ernannt und noch im selben Jahr vom Domkapitel in Straßburg zum Bischof gewählt. Die Gegnerschaft zu Ludwig dem Bayern sowie seine Maßnahmen zur Beseitigung kirchlicher Mißbräuche führten zu Auseinandersetzungen mit dem Domkapitel und zur zeitweiligen Gefangensetzung B.s. Er konnte seinem Bistum Landgewinne verschaffen, u. a. in der rechtsrheinischen Ortenau, und unterstützte die große Judenverfolgung nach der Pest 1348. LITERATUR: Manfred Krebs: Β. II. v. B. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 158. - Thomas Zotz: Β. II. v. B. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 290. - Hans Ammerich/Francis Rapp: B„ Graf v. B. In: Gatz, Bischöfe (1198-1448), 2001, S. 758f. B e r t h o l d von Sternberg, Bischof von Würzburg, t 13.11.1287. Der aus dem Geschlecht der Edelherren von Sternberg stammende B. wurde 1240 Domherr, 1257 Archidiakon, 1260 Domscholaster in Würzburg; 1262-70 war er Domdekan. 1272 wurde er, wohl wegen personeller Intrigen, aus dem Domkapitel ausgeschlossen, jedoch 1274 mit Unterstützung von —> Albertus Magnus zum Bischof von Würzburg gewählt. 1274 oder 1275 erfolgte die Bischofs weihe durch —» Werner von Eppstein. B. veranstaltete 1276 eine Diözesansynode, förderte die Minoriten und initiierte die Einrichtung des ersten Würzburger Offizialats. Auf Reichsebene suchte er die Nähe zu König Rudolf, dessen Hoftag 1274 in Nürnberg er besuchte. B. trat als Schiedsrichter bei Verhandlungen zwischen Rudolf und Otakar von Böhmen hervor. B„ dessen Bistum stark verschuldet war, stellte 1281 den Würzburger Juden einen Gnadenbrief aus, damit sie ihn finanziell unterstützten. Daneben kam es zu Konflikten mit der Stadt Würzburg, meist um Güter und Abgaben. So hob B. zwischen 1275 und 1279 die Zulassung der Zünfte auf, um die Stadt unter Druck zu setzen. 1279-86 führte er eine Fehde mit den Grafen von Henneberg, während der es zu bewaffneten Auseinandersetzungen um Immunitäten und Abgaben kam. Erst 1286 konnte ein kgl. Schiedsgericht den Disput beenden. LITERATUR: Wilhelm Engel: B. v. S. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 159. - Helmut Flachenecker: B. v. S. In: Gatz, Bischöfe (1198-1448), 2001, S. 891 f. B e r t h o l d von Freiburg, Dominikaner, 13. Jh. B. war Mönch im Kloster Freiburg und vermutlich 1257 dessen Abgesandter zu Papst Alexander IV. Um 1298 wurde er Lektor. Unter dem Titel Summa gab er eine volkstümliche deutsche Bearbeitung der Summa confessorum des —»Johannes von Freiburg heraus, die weite Verbreitung erlangte. LITERATUR: Peter Johanek: Bruder B. (v. F.): In: VL 2 , Bd. 1, 1978, Sp. 807-813. - Heribert Roßmann: B. v. F. In: LexMA, Bd. 1, 1980, Sp. 2031 f. - Georg Steer u.a. (Hrsg.): Die „Rechtssumme" Bruder B.s. 7 Bde., Tübingen 1987. - Thomas Zotz: B. (v. F.) In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 290 f.

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B e r t h o l d , Abt von Garsten, f 27.7.1142 Garsten bei Steyr (Oberösterreich). Zunächst Prior und Bibliothekar des Benediktinerklosters St. Blasien (Schwarzwald), war B. seit 1107 Prior von Göttweig (Niederösterreich). 1111 wurde er von Markgraf Otakar II. zum ersten Abt der in ein Benediktinerkloster umgewandelten Gründung Garsten ernannt. B. verschaffte dem Kloster wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung und konnte die Ideen der Hirsauer Kongregation in die Alpen- und Donauländer einführen. Eine Biographie B.s wurde 1165/75 vermutlich von einem Mönch aus Garsten verfaßt. Seit 1883 wird B.s Todestag in der Diözese Linz gefeiert, 1952 wurde er seliggesprochen. LITERATUR: Karl Lechner: B. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 163. - Josef Lenzenweger: B., Abt von Garsten, f 1142. Graz/Köln 1958. - Ders.: B. v. Garsten, Mönch von St. Blasien. In: Heinrich Heidegger/Hugo Ott (Hrsg.): St. Blasien. München 1983, S. 52-64. - Stephan Haering: B„ v. G. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 291. B e r t h o l d von Moosburg, Dominikaner, Theologe, Philosoph, t nach 20.4. 1361. B. ist zuerst bezeugt 1318 als Kommentator der aristotelischen Meteorologie. Er war Lesemeister im Regensburger Dominikanerkloster, wo er sich mit der Clavis physicae des —» Honorius Augustodunensis befaßte, dann Lesemeister am Ordensstudium in Köln. B. repräsentierte die neuplatonische Richtung innerhalb der deutschen Dominikanerschule und verfaßte den bedeutendsten, noch von —> Nikolaus von Kues geschätzten Kommentar aus dem Mittelalter zur theologischen Elementarlehre des Proklos, die Expositio super elementationem theologicam Procli, in der er seine theologischphilosophischen Ansichten erläutert. WEITERES WERK: Expositio super elementationem theologicam Procli. Hamburg 1984ff. (auf 9 Bde. angelegt). LITERATUR: Willehad Eckert: Β. v. M. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 164. - Ders.: B. In: Philosophisches Jahrbuch 65 (1957) S. 120-133. - Ders.: Β. v. M. In: VL 2 , Bd. 1, 1978, Sp. 816 f. - Ders.: Β. v. M. In: LexMA, Bd. 1, 1980, Sp. 2034. - Loris Sturlese: ,Homo divinus'. Der Prokloskommentar B.s v. M. und die Probleme der nacheckhartschen Zeit. In: Abendländische Mystik im Mittelalter. Symposion Kloster Engelberg 1984. Hrsg. v. Kurt Ruh. Stuttgart 1986, S. 145-161. - Ders.: Tauler im Kontext. Die philosophischen Voraussetzungen des ,Seelengrundes' in der Lehre des deutschen Neuplatonikers Β. v. M. In: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 109 (1987) S. 390-426. - Walter Senner: Β. v. M. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 291 f. - Ruedi Imbach: B. v. M. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1335. B e r t h o l d von Regensburg, Franziskaner, * 1200/10 Regensburg, t 13. /14. 12. 1272 Regensburg. Um 1226 trat B. in den Franziskanerorden ein, war vermutlich 1231-35 am Studium provinciale der Minoriten in Magdeburg und 1236-40 als Lektor tätig. Seit 1240 war er Prediger, u.a. in Augsburg, 1246 visitierte er das Frauenkloster Niedermünster in Regensburg. Von 1250 an zog er als Volksprediger in Begleitung des Franziskanermystikers -»David von Augsburg durch Süddeutschland, die Schweiz, Österreich, Böhmen, Mähren und Schlesien. Durch seine Predigten berühmt geworden, wurde B. zusammen mit —»Albertus Magnus 1263 von Urban IV. mit der Kreuzpredigt gegen die Waldenser beauftragt. Von seinen Predigten sind etwa 70 in deutscher und rund 400 in lateinischer Sprache überliefert (u. a. Sermones ad religiosos XX, hrsg. von Petrus Hötzl, 1882). WEITERE WERKE: Deutsche Predigten. Hrsg. v. Franz Pfeiffer/Joseph Strobl. 2 Bde., Wien 1862/1880. Neuausg. Berlin 1965.

Besänge LITERATUR: Karl Rieder: Das Leben B.S v. R. Diss. Freiburg/Breisgau 1901. - Hellmut Rosenfeld: B. v. R. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 164 f. - Frank G. Banta: B. v. R. In: VL 2 , Bd. 1, 1978, S. 8 1 8 - 2 3 . - Irmgard Meiners: B. v. R. In: TRE, Bd. 5, 1980, S. 6 5 1 - 6 5 4 . - Georg Steer: Leben und Wirken des B. v. R. In: 8 0 0 Jahre Franz von Assisi. Franziskanische Kunst und Kultur des Mittelalter. Wien 1982, S. 169-175. - Ders.: B. v. R. In: L T h K \ Bd. 2, 1994, Sp. 292. - Werner Röcke: B. v. R. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1335.

Berthold

von Rohrbach, T h e o l o g e , | 1356 Speyer. B. war Anhänger der pantheistisch-mystischen Sekte „Brüder des freien Geistes" und verbreitete deren quietistische Lehren zunächst in Würzburg, w o er daraufhin von der Inquisition verhaftet und erst nach Widerruf wieder freigelassen wurde. B. ging dann nach Speyer, w o er wiederum als Prediger seine Lehren vertrat, jedoch nach abermaliger Verhaftung den Widerruf verweigerte. B. starb als Ketzer auf d e m Scheiterhaufen. LITERATUR: Janner: B. v. R. In: Wetzer/Welte, Bd. 2, 1883, Sp. 481 f. - L u d w i g Keller: R „ B. v. In: A D B , Bd. 29, 1889, S. 62. - Hermann Haupt: B. v. R. In: RE 3 , Bd. 2, 1897, S. 652.

Berthold

von Zwiefalten, Benediktiner, Chronist, * um 1089, t 2 1 . 5 . 1 1 6 9 ( 7 ) . B. trat vor 1098 in das Kloster Zwiefalten ein und war Kustos und seit 1139 Abt des Klosters. 1141 mußte er, der Verschleuderung des Klosterguts angeklagt, zurücktreten. Nach Wiederwahl ( 1 1 4 7 ) und nochmaligem Rücktritt ( 1 1 5 6 ) wurde er zwei Jahre später wieder in sein Amt eingesetzt, das er bis 1169 innehatte. N o c h als Kustos verfaßte er einen Libellas de constructions Zwivildensis monasterii, eine Ergänzung und Fortsetzung der Chronik Ortliebs von Z w i e falten, in der B. aus seiner Gegnerschaft gegenüber Heinrich IV. kein Hehl machte. LITERATUR: Franz-Josef Schmale: B. v. Z. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 166.

Bertholdt,

Leonhard, auch Berthold, evang. T h e o l o g e , * 8 . 5 . 1774 Emskirchen, t 3 1 . 3 . 1 8 2 2 Erlangen. B. studierte 1792-96 an der Univ. Erlangen Theologie, Orientalistik, Philologie und Geschichte. Nach der Promotion wurde er dort 1802 Adjunkt und 1805 a. o. Prof. an der Philosophischen Fakultät. Seit 1806 war er o. Prof. der Theologie und Universitätsprediger. Er verfaßte u.a. eine Historisch-kritische Einleitung in die sämtlichen kanonischen und apokryphischen Schriften des Alten und Neuen Testaments (5 Bde., 1812-19). Seit 1814 redigierte er das „Kritische Journal der neuesten theologischen Literatur". WEITERE WERKE: Daniel, aus d e m Hebräisch-Aramäischen neu übersetzt und erklärt, mit einer vollständigen Einleitung und einigen historischen und exegetischen Exkursen. 2 Bde., Erlangen 1806-08. - T h e o l o g i s c h e Wissenschaftskunde oder Einleitung in die theologische Wissenschaft. 2 Bde., Erlangen 1 8 2 1 / 2 2 .

Einzelausgaben, 17 Hefte, 1913-32) und verfaßte u.a. eine Kulturgeschichte Israels (1919). WEITERE WERKE: Götterspaltung und Göttervereinigung. Tübingen 1933. - Wörterbuch der Religionen. Stuttgart 1952. LITERATUR: Festschrift, A. B. zum 80. Geburtstag gewidmet. Tübingen 1950 (Bibliogr.). - Gunther Stephenson: B „ A. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 2 9 2 f. B e r t r a m von Cremon, B i s c h o f von Lübeck, f 5 . 1 . 1 3 7 7 Lübeck. B. war zunächst Domherr in Hamburg, dann Pfarrkantor in Boizenburg, später Kaplan des Grafen Johann III. von Holstein und Domkantor in Lübeck. 1350 wurde er zum Bischof von Lübeck gewählt. B. erreichte eine beträchtliche Besitzerweiterung des Stiftes Lübeck. LITERATUR: Mantels: B. In: A D B , Bd. 2, 1875, S. 550. Wolf gang Prange: B. K. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 1 9 8 - 1 4 4 8 ) , 2 0 0 1 , S. 356.

Bertram,

A d o l f (Johannes), kath. Theologe, Bischof von Hildesheim, Kardinal, * 1 4 . 3 . 1859 Hildesheim, t 6 . 7 . 1945 Schloß Johannesberg (Böhmen). Nach dem Theologiestudium in Würzburg und München ( 1 8 7 7 - 8 1 ) empfing B. 1881 die Priesterweihe und setzte seine theologischen Studien in Innsbruck und in R o m fort. Er wurde in R o m Mitglied des Priesterkollegiums an der Anima. 1883 wurde er in Würzburg z u m Dr. theol. und 1884 in R o m z u m Dr. jur. can. promoviert. Seit 1894 Domkapitular in Hildesheim, wurde er 1905 Generalvikar. 1906 wurde er Bischof von Hildesheim, 1914 Fürstbischof von Breslau, 1916 Kardinal und war seit 1930 Erzbischof und Metropolit der ostdeutschen Kirchenprovinz. 1919-45 Vorsitzender der Fuldaer Bischofskonferenz, vertrat B. während der nationalsozialistischen Herrschaft eine vorsichtige Widerstandspolitik. WERKE: D i e B i s c h ö f e von Hildesheim. Hildesheim 1896. Geschichte des Bistums Hildesheim. 3 Bde., Hildesheim 1899-1925. - Kirche und Volksleben. Breslau 1916. - Im Geiste und Dienste der katholischen Aktion. München 1929. LITERATUR: Hubert Jedin: B., A. J. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 170. - Bernhard Stasiewski B., A. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 4 3 - 4 7 . - Ders. (Hrsg.): A. Kardinal B. Sein Leben und Wirken auf dem Hintergrund der Geschichte seiner Zeit. Köln u. a. 1992. - Erwin Gatz: B., A. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 2 9 4 f . - Ulrich von Hehl: B „ A. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1335 f.

Bertram,

LITERATUR: Kraus/Schotter: B., L. In: A D B , Bd. 2, 1875, S. 5 1 2 f. - Gosche: B „ L. In: RE 3 , Bd. 2, 1897, S. 6 4 8 f.

Johann Friedrich, evang. T h e o l o g e , Historiker, * 7 . 2 . 1699 U l m , t 1 8 . 6 . 1 7 4 1 Aurich. B. studierte seit 1720 an der Univ. Halle T h e o l o g i e und andere Wissenschaften und trat auf Veranlassung August Hermann —> Franckcs als Lehrer in das dortige Pädagogium ein. 1728 wurde er Hofdiakon und Rektor des fürstlichen Lyzeums in Aurich und im Jahr darauf Hofprediger, Konsistorial- und Kirchenrat s o w i e Scholarch des Lyzeums. B.s Publikationen hatten vorwiegend kirchengeschichtlichen Inhalt (u. a. Ostfriesische Reformationsund Kirchengeschichte, 1738).

Bertholet,

LITERATUR: Friedlaender: B „ J. F. In: A D B , Bd. 2, 1875, S. 5 5 1 .

Alfred (Robert Felix), evang. T h e o l o g e , * 9 . 1 1 . 1 8 6 8 Basel, t 24. 8 . 1 9 5 1 Münsterlingen (Kt. Thurgau). B. studierte in Basel, Straßburg und Berlin und war zunächst Geistlicher in der holländisch-deutschen Gemeinde in Livorno. 1899 wurde er a. o. Prof., 1905 o. Prof. in Basel, 1913 ging er nach Tübingen und lehrte seit 1914 in Göttingen, 1928-39 in Berlin. B. beschäftigte sich vor allem mit alttestamentlicher Forschung, allgemeiner Religionsgeschichte und Religionsphänomenologie. Er war Herausgeber eines Religionsgeschichtlichen Lesebuchs (1908; N e u e F o l g e in

Besänge,

Hieronymos, Benediktiner, kath. T h e o l o g e , * 2 2 . 7 . 1726 Linz, f 2 9 . 7 . 1781. B. studierte im Benediktinerstift Kremsmünster, legte 1744 das Ordensgelübde ab und wurde 1750 zum Priester geweiht. B. beschäftigte sich vor allem mit Studien zum Kirchenrecht und der Heiligen Schrift. Seit 1755 war er in Kremsmünster Prof. der Heiligen Schrift. B. verfaßte u.a. Exercitationes religiosae etc. cum historico-morali pertractatione de praecipes festis ecclesiae (1757).

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Besenbeck Besenbeck,

Georg, evang. Theologe, Pädagoge, * 3 . 1 . 1 7 3 1 Erlangen, t 7 . 1 1 . 1 7 6 2 Erlangen. B . studierte seit 1748 T h e o l o g i e in E r l a n g e n u n d w a r von 1751 an H i l f s l e h r e r a m G y m n a s i u m in E r l a n g e n . 1758 w u r d e er dort K o n r e k t o r und gleichzeitig D i a k o n in der Altstadt Erlangen. B. v e r f a ß t e zahlreiche t h e o l o g i s c h e A b h a n d l u n g e n , u. a. Grundrisse erbaulicher Betrachtungen über auserlesene Stellen aus dem Propheten Jeremias (1756). B . w a r d e r Vater von K a s p a r J a k o b —> B.

Besenbeck,

K a s p a r J a k o b , e v a n g . T h e o l o g e , Philologe, * 1 1 . 4 . 1 7 6 0 Erlangen, t 2 2 . 3 . 1 8 1 5 Bayreuth. N a c h d e m S t u d i u m der T h e o l o g i e und der lateinischen und g r i e c h i s c h e n P h i l o l o g i e an der U n i v . E r l a n g e n ( 1 7 7 8 - 1 7 8 4 ) trat B., S o h n von G e o r g —»B., e i n e Stelle als H i l f s l e h r e r a m G y m n a s i u m in E r l a n g e n an, w u r d e 1787 p r o m o v i e r t und erhielt 1789 d i e venia legendi. Seit 1790 K o n r e k t o r d e s E r l a n ger G y m n a s i u m s und D i a k o n in der Altstadt E r l a n g e n , übern a h m B. 1805 d a s R e k t o r a t d e s G y m n a s i u m s . B. v e r f a ß t e u. a. e i n e Darstellung des Plans der dritten Ode des Horaz im dritten Buch (1786). WEITERE WERKE: D e g e n i o Socratis. 2 Bde., E r l a n g e n 1802-04. - D i e R e l i g i o n der C h r i s t e n . Fürth 1803. - Ü b e r d i e D r e y e i n i g k e i t Gottes: ein Versuch diese w i c h t i g e L e h r e zur biblischen R e i n h e i t zu f ü h r e n . B a m b e r g 1814. B e s o l d , H i e r o n y m u s , e v a n g . T h e o l o g e , * u m 1500 N ü r n berg, t 4. 1 1 . 1 5 6 2 N ü r n b e r g . B., ein S c h ü l e r von S e b a l d —> H e y d e n und J o a c h i m —>Camerarius in N ü r n b e r g , studierte 1537 in W i t t e n b e r g u n d w u r d e 1544 M a g i s t e r . Seit 1542 w a r er T i s c h g e n o s s e M a r t i n —> Luthers, später von P h i l i p p —> M e l a n c h t h o n . 1545 w u r d e er M i t g l i e d der Artistenfakultät, g i n g j e d o c h 1546 nach N ü r n b e r g z u r ü c k , hielt dort z u n ä c h s t Vorlesungen und w u r d e 1547 P r e d i g e r i m N e u e n Spital. 1555 w a r er S u p e r intendent, n a h m 1 5 5 7 / 5 8 an der N e u o r d n u n g d e r K i r c h e in Z w e i b r ü c k e n teil und leitete 1 5 6 0 / 6 1 die g r o ß e z w e i t e Kirchenvisitation in N ü r n b e r g . 1562 w u r d e er P r e d i g e r in St. L o r e n z . B. s a m m e l t e d i e T i s c h r e d e n L u t h e r s u n d w a r M i t a r b e i t e r bei der H e r a u s g a b e von dessen K o m m e n t a r zur Genesis. LITERATUR: Karl S c h o r n b a u m : B „ H . In: N D B , B d . 2, 1955, S. 179. B e s s e l , G o t t f r i e d , a u c h J o h a n n G e o r g B., B e n e d i k t i n e r , A b t von G ö t t w e i g , S t a a t s m a n n , * 2 . 9 . 1672 B u c h e n ( B a d e n ) , t 22. 1. 1749 G ö t t w e i g . N a c h d e m S t u d i u m in A s c h a f f e n b u r g , B a m b e r g , W ü r z b u r g und Salzburg trat B. 1692 in das Stift G ö t t w e i g ein. A u f g r u n d p e r s ö n l i c h e r D i f f e r e n z e n bald w i e d e r entlassen, erw a r b er d a s t h e o l o g i s c h e D o k t o r a t in W i e n . D e r E r z b i schof von M a i n z , K u r f ü r s t L o t h a r F r a n z von —» S c h ö n b o r n , e r m ö g l i c h t e i h m die weitere A u s b i l d u n g in R o m . Als M a i n zer G e n e r a l v i k a r und Offizial seit 1704 f ü h r t e er z a h l r e i c h e d i p l o m a t i s c h e M i s s i o n e n . 1710 w u r d e B. w i e d e r in d a s Stift G ö t t w e i g a u f g e n o m m e n und 1714 z u m A b t g e w ä h l t . 1714 und 1726 w a r er R e k t o r der W i e n e r U n i v . und 1717-29 Verordneter der niederösterreichischen S t ä n d e . N a c h d e m B r a n d von 1718 b e g a n n er den N e u b a u von K i r c h e und Kloster G ö t t w e i g n a c h d e n P l ä n e n von J o h a n n L u c a s von Hildebrandt. B . v e r f a ß t e das Chronicon Godwicense, von d e m n u r der e r s t e B a n d Prodromus ( 1 7 3 2 ) erschien. LITERATUR: A n n a C o r e t h : B „ G. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 180 f. - F r a n z R u d o l f Reichert (Hrsg.): G . B . ( 1 6 7 2 - 1 7 4 9 ) , D i p l o m a t in K u r m a i n z - A b t von G ö t t w e i g - W i s s e n s c h a f t ler und K u n s t m ä z e n . M a i n z 1972. - G r e g o r M . L e c h n e r : D a s O S B - S t i f t G ö t t w e i g in der W a c h a u u n d seine S a m m l u n g . M ü n c h e n / Z ü r i c h 1988. - Ders.: B „ G . In: L T h K 3 , B d . 2, 1994, Sp. 3 2 0 f.

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B e s s e r , W i l h e l m Friedrich, luth. T h e o l o g e , * 2 7 . 9 . 1 8 1 6 W a r n s t e d t bei Q u e d l i n b u r g , t 2 6 . 9 . 1884 N i e d e r l ö ß n i t z bei Dresden. B. studierte in H a l l e und Berlin u . a . bei A u g u s t —»Tholuck, E r n s t W i l h e l m —» H e n g s t e n b e r g und O t t o von —> G e r l a c h . E r w a r P f a r r e r in W u l k o w (Kr. B r a n d e n b u r g ) , w u r d e j e d o c h w e g e n seines W i d e r s t a n d s g e g e n d i e p r e u ß . U n i o n 1847 aus s e i n e m A m t entlassen. 1848 P a s t o r in d e r altlutherischen G e m e i n d e S e e f e l d ( P o m m e r n ) , w u r d e er 1853-57 K o n r e k t o r der luth. M i s s i o n in L e i p z i g und später Pastor d e r altlutheris c h e n G e m e i n d e W a l d e n b u r g (Schlesien). Seit 1864 war er auch Mitglied des Breslauer Evangelisch-lutherischen Oberk i r c h e n k o l l e g i u m s . B. v e r f a ß t e e i n e S a m m l u n g Bibelstunden (14 B d e . , 1844-73), d i e sich mit fast allen B ü c h e r n d e s Neuen Testaments befaßt. WEITERE WERKE: Drei W o c h e n auf d e m K r i e g s s c h a u p l a t z e . H a l l e / S a a l e 1864. - S e c h s W o c h e n im F e l d e . H a l l e / S a a l e 1866, 2 1 8 6 7 . LITERATUR: H ö l s c h e r : B „ W . F. In: R E 3 , B d . 2, 1897, S. 6 6 4 - 6 6 6 . - W e r n e r Eiert: B . In: N D B , B d . 2, 1955, S. 182.

Besserer,

G e o r g , e v a n g . T h e o l o g e , * 7 . 1 0 . 1544 Kitzingen, t 2 0 . 4 . 1 6 0 4 S i m m e r n . B. studierte seit 1564 als m a r k g r ä f l i c h e r Stipendiat in Wittenberg, w u r d e dort 1570 M a g i s t e r und 1575 P f a r r e r in O b e r n b r e i t . Später w a r er H o f p r e d i g e r u n d Vertrauter d e s M a r k g r a f e n G e o r g Friedrich. N a c h d e m d i e s e r sich der streng luth. R i c h t u n g a n g e s c h l o s s e n und d i e K o n k o r d i e n f o r m e l ang e n o m m e n hatte, geriet B. als Philippist mit i h m in K o n flikt. B.s W e i g e r u n g , d i e K o n k o r d i e n f o r m e l zu unterzeichnen, f ü h r t e 1578 zu s e i n e r V e r h a f t u n g . Erst 1589 w u r d e er w i e d e r f r e i g e l a s s e n und aus D e u t s c h l a n d v e r b a n n t . B . ließ sich d a r a u f h i n in Basel nieder, bis ihn Friedrich IV. von der P f a l z 1590 als I n s p e k t o r nach W e i n g a r t e n , 1598 n a c h S i m m e r n berief. LITERATUR: V D 17. - Karl S c h o r n b a u m : B., G . In: N D B , B d . 2, 1955, S. 183 f.

Beste,

Wilhelm, evang. Theologe, * 6 . 4 . 1 8 1 7 Wolfenbüttel, t 1 3 . 6 . 1 8 8 9 B r a u n s c h w e i g . B. studierte T h e o l o g i e und Philologie in G ö t t i n g e n und w a r seit 1839 H i l f s l e h r e r in B r a u n s c h w e i g . Seit 1845 w a r er als G e f ä n g n i s g e i s t l i c h e r in B r a u n s c h w e i g und W o l f e n b ü t t e l tätig. 1859 w u r d e er S u p e r i n t e n d e n t in W e n d e b u r g und k e h r t e 1868 als P a s t o r der P e t r i g e m e i n d e nach B r a u n s c h w e i g z u r ü c k . Dort w u r d e er 1882 G e n e r a l - und S t a d t s u p e r i n t e n dent, M i t g l i e d der h e r z o g l i c h e n M i n i s t e r i a l k o m m i s s i o n f ü r geistliche und S c h u l a n g e l e g e n h e i t e n ; er g e h ö r t e der L a n d e s s y n o d e und d e m Vorstand aller städtischen S c h u l e n an. B. s c h r i e b z a h l r e i c h e Artikel f ü r d a s „ B r a u n s c h w e i g i s c h e M a g a z i n " u n d v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Die bedeutendsten Kanzelredner der älteren lutherischen Kirche von Luther bis Spener in Biographien und einer Auswahl ihrer Predigten (3 Bde., 1856-86). WEITERE WERKE: D . M a r t i n Luthers G l a u b e n s l e h r e . H a l l e / Saale 1845. - W e g w e i s e r z u m inneren F r i e d e n . Christliche M e d i t a t i o n e n . L e i p z i g 1855. B r a u n s c h w e i g 3 1898. LITERATUR: J o h a n n e s Beste: W . B . Ein L e b e n s b i l d . Wolf e n b u t t e l 1891. - J. B e s t e : B „ A. F. W . In: A D B , B d . 46, 1902, S. 4 8 2 - 4 8 6 . - Friedrich W . B a u t z : B „ W . In: B B K L , B d . 1, 1990, Sp. 5 6 3 f.

Beth,

Karl, e v a n g . T h e o l o g e , * 1 2 . 2 . 1872 Förderstedt ( S a c h s e n ) , t 9 . 9 . 1959 C h i c a g o . N a c h d e m S t u d i u m der T h e o l o g i e und P h i l o s o p h i e an d e n U n i v e r s i t ä t e n T ü b i n g e n und B e r l i n w u r d e B . 1898 p r o m o viert (Die Grundanschauungen Schleiermachers in seinem ersten Entwurf der philosophischen Sittenlehre); 1901 habilitierte er sich an der U n i v . Berlin. 1906 w u r d e er a. o. Prof., 1908 o. Prof. an der U n i v . W i e n . 1922 w a r er M i t b e g r ü n d e r

Bettermann eines F o r s c h u n g s i n s t i t u t s f ü r R e l i g i o n s p s y c h o l o g i e , d e s s e n D i r e k t o r er 1924 w u r d e . 1938 von den N a t i o n a l s o z i a l i s t e n seiner Ä m t e r e n t h o b e n , e m i g r i e r t e B, 1939 in d i e U S A , w o er 1939-45 Prof. der R e l i g i o n s p s y c h o l o g i e und - p h i l o s o p h i e an der U n i v . C h i c a g o (Illinois) war. Er schrieb u. a. Die Entwicklung des Christentums zur Universalreligion (1913). WEITERE WERKE: D a s W e s e n des C h r i s t e n t u m s und die m o d e r n e historische D e n k w e i s e . L e i p z i g 1904. - D i e W u n d e r Jesu. Berlin 1905, 2 1 9 1 4 . - D e r E n t w i c k l u n g s g e d a n k e und das C h r i s t e n t u m . G r o ß - L i c h t e r f e l d e 1909. - R e l i g i o n und M a g i e bei den N a t u r v ö l k e r n . L e i p z i g 1914, 2 1 9 2 7 . B e t h g e , Eberhard, evang. Theologe, * 2 8 . 8 . 1 9 0 9 W a r c h a u bei M a g d e b u r g , f 1 8 . 3 . 2 0 0 0 W a c h t b e r g . B., d e r sich als S t u d e n t d e r B e k e n n e n d e n K i r c h e a n g e s c h l o s sen hatte, k a m 1935 in d a s P r e d i g e r s e m i n a r in Z i n g s t und F i n k e n w a l d e , w o er sich mit Dietrich —»Bonhoeffer bef r e u n d e t e . 1937-40 w a r er dort S t u d i e n i n s p e k t o r und heiratete 1943 R e n a t e Schleicher, e i n e N i c h t e B o n h o e f f e r s . N a c h d e m Attentat auf Hitler 1944 w u r d e B. v e r h a f t e t . N a c h K r i e g s e n d e z u n ä c h s t S t u d e n t e n s e e l s o r g e r in Berlin, w u r d e er A s s i s t e n t d e s Berliner B i s c h o f s —»Dibelius und betreute seit 1953 zwei d e u t s c h e G e m e i n d e n in L o n d o n . 1962-76 leitete B. d a s P a s t o r a l k o l l e g der e v a n g . K i r c h e im R h e i n l a n d in R e n g s d o r f und lehrte seit 1969 a u c h an der U n i v . B o n n . 1967-76 w a r er n e b e n a m t l i c h e s M i t g l i e d der K i r c h e n l e i t u n g und Vorsitzender d e s t h e o l o g i s c h e n A u s s c h u s s e s d e r e v a n g . K i r c h e im R h e i n l a n d . B a l d n a c h B o n h o e f f e r s E r m o r d u n g b e g a n n B., d e s s e n N a c h l a ß zu o r d n e n ; 1949 g a b er Ethik ( l 2 1 9 8 8 ) , 1951 die G e f ä n g n i s b r i e f e Widerstand und Ergebung ( l 4 1 9 9 0 ) heraus. 1967 erschien mit Dietrich Bonhoeffer. Theologe, Christ, Zeitgenosse (71989) eine u m f a s s e n d e B i o g r a p h i e . B. w i d m e t e sich a u c h einer G e s a m t e d i t i o n der W e r k e B o n h o e f f e r s ( G e s a m m e l t e Schriften, 5 B d e . , 1958-72). E r v e r ö f f e n t l i c h t e f e r n e r Ohnmacht und Mündigkeit. Beiträge zur Zeitgeschichte und Theologie nach Dietrich Bonhoeffer (1969), Am gegebenen Ort. Aufsätze und Reden ( 1 9 7 9 ) und In Zitz gab es keine Juden. Erinnerungen aus meinen ersten vierzig Jahren (1989). WEITERE WERKE: B e k e n n e n u n d W i d e r s t e h e n . A u f s ä t z e , R e d e n , G e s p r ä c h e . M ü n c h e n 1984. - Erstes G e b o t und Zeitg e s c h i c h t e . A u f s ä t z e und R e d e n 1980-1990. M ü n c h e n 1991. LITERATUR: H e i n z E d u a r d T ö d t (Hrsg.): W i e e i n e Flas c h e n p o s t . Ö k u m e n i s c h e B r i e f e u n d B e i t r ä g e f ü r Ε. B . M ü n c h e n 1979. - C h r i s t i a n G r e m m e l s / W o l f g a n g H u b e r (Hrsg.): T h e o l o g i e und F r e u n d s c h a f t . W e c h s e l w i r k u n g e n Ε. B. und Dietrich B o n h o e f f e r . G ü t e r s l o h 1994.

Bethmann Hollweg,

F r e d a von, geb. Gräfin von A r n i m B o i t z e n b u r g , * 1 7 . 4 . 1842 P o s e n , f 30. 11. 1916 R u n o w o (Kr. B r o m b e r g ) . Β. H . heiratete 1870 d e n G u t s b e s i t z e r T h e o d o r von Β . H . und lebte d a n a c h auf d e m G u t der F a m i l i e in R u n o w o . Seit 1893 A n h ä n g e r i n der E r w e c k u n g s b e w e g u n g , erreichte sie, d a ß R u n o w o ein e i g e n e s Kirchspiel w u r d e und einen P f a r rer b e k a m . Sie finanzierte d i e E r r i c h t u n g eines P f a r r h a u ses s o w i e eines K o n f i r m a n d e n - und B e t s a a l e s u n d g r ü n d e t e e i n e K l e i n k i n d e r s c h u l e . 1899 zog Β. H . n a c h Berlin, w o sie 1900 d i e e r s t e Vorsitzende d e s n e u g e g r ü n d e t e n D e u t s c h e n F r a u e n m i s s i o n s - G e b e t s b u n d e s w u r d e . Seit 1906 lebte sie in F r e i e n w a l d e / O d e r , von 1911 an w i e d e r in R u n o w o .

Bethmann Hollweg,

M o r i t z A u g u s t von, Jurist, Politiker, * 8 . 4 . 1 7 9 5 F r a n k f u r t / M a i n , t 1 4 . 7 . 1877 S c h l o ß R h e i n e c k bei A n d e r n a c h . Β. H. studierte Jura in G ö t t i n g e n und Berlin, w o er S c h ü l e r Friedrich Carl von S a v i g n y s war. Er habilitierte sich 1819 und w a r seit 1823 O r d i n a r i u s in Berlin, seit 1829 in B o n n . 1845 w u r d e er in d e n Staatsrat b e r u f e n ; er w a r 1848 M i t b e g r ü n d e r d e r K o n s e r v a t i v e n Partei, g e h ö r t e 1849-55 der Ersten und der Z w e i t e n P r e u ß i s c h e n K a m m e r an und g r ü n d e t e

1851 als G e g e n g e w i c h t zur e x t r e m k o n s e r v a t i v e n „ K r e u z z e i t u n g s p a r t e i " d a s „ P r e u ß i s c h e W o c h e n b l a t t " . 1858-62 w a r er K u l t u s m i n i s t e r . E r w a r B e g r ü n d e r und 1848-72 P r ä s i d e n t der D e u t s c h e n E v a n g e l i s c h e n K i r c h e n t a g e . Als sein H a u p t w e r k gilt Der Civilprozeß des Gemeinen Rechts in geschichtlicher Entwicklung (6 Bde., 1864-74). WEITERE WERKE: G e r i c h t s v e r f a s s u n g und P r o z e ß des sink e n d e n R ö m i s c h e n R e i c h e s . B o n n 1834. - U r s p r u n g der l o m b a r d i s c h e n Städtefreiheit. B o n n 1846. - D i e R e a k t i v i e r u n g d e r P r e u ß i s c h e n P r o v i n z i a l l a n d t a g e . Berlin 1851. LITERATUR: Fritz Fischer. Μ . A . v. B . - H . und der Protestant i s m u s . Religion, R e c h t s - und S t a a t s g e d a n k e . Berlin 1938. Ders.: Β. H., M . A . v. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 1 8 7 f . A n d r e a s M ü h l i n g : Β. H., M . A . v. In: R G G 4 , Bd. 1, 1998, S p . 1378 f. B e t k e , Joachim(us), auch Bethke, Betkius, Beatus J o a c h i m u s , e v a n g . T h e o l o g e , * 8 . 1 0 . 1601 S p a n d a u , t 1 2 . 1 2 . 1663 L i n u m bei Fehrbellin. B. studierte T h e o l o g i e in Wittenberg, v e r m u t l i c h u . a . bei J a k o b - ^ M a r t i n i u n d Paul R ö b e r . Später w u r d e er K o n rektor in R u p p i n , 1628 P f a r r e r in L i n u m (bei F e h r b e l lin, Kr. N a u e n ) . S e i n e z a h l r e i c h e n S c h r i f t e n lassen ihn als A n h ä n g e r d e s Spiritualismus e r k e n n e n (u. a. Christianismus ethnicus, 1633). B . s theoretisches Werk hatte E i n f i u ß auf Friedrich - » B r e c k l i n g und Philipp J a k o b —» S p e n e r . LITERATUR: V D 17. - E v a m a r i e G r ö s c h e l - W i l l b e r g : C h r i stian H o b u r g und J. B. D i s s . E r l a n g e n 1954. - Heinrich H e f f t e r : B „ J. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 193 f. - M a r g a r e t e B o r n e m a n n : D e r m y s t i s c h e Spiritualist J. B. ( 1 6 0 1 - 1 6 6 3 ) u n d s e i n e T h e o l o g i e . E i n e U n t e r s u c h u n g zur Vorgeschichte d e s S p i r i t u a l i s m u s . Diss. Berlin 1959. - Dies.: B., J. In: T R E , B d . 5, 1980, S. 7 6 3 - 7 6 5 . - G e r h a r d Z a e p e r n i c k : B „ J. In: R G G 4 , 1998, Sp. 1381.

Bettendorf,

Dietrich von, B i s c h o f von W o r m s , * 1 5 1 8 / 1 9 , t 31. 1. 1580. B., S o h n eines k u r p f ä l z i s c h e n H a u s h o f m e i s t e r s , studierte an der U n i v . H e i d e l b e r g ( 1 5 2 9 ) und später in Ingolstadt (1538). E r e r w a r b f r ü h K a n o n i k a t e in S i n s h e i m , B r u c h s a l und a m W o r m s e r D o m s t i f t . Seit 1545 D o m d e k a n in W o r m s , w u r d e B. 1552 dort z u m B i s c h o f g e w ä h l t , als A l b r e c h t A l c i b i a d e s von B r a n d e n b u r g - K u l m b a c h seinen R a u b z u g a m R h e i n beg a n n , so d a ß der K a m p f u m die E x i s t e n z d e s B i s t u m s zu B.s H a u p t a u f g a b e w u r d e . D a n e b e n setzte er sich a m R e i c h s k a m mergericht lange mit der Stadt W o r m s u m die a u f g e h o b e n e n Klöster s o w i e d i e J u d e n s t e u e r a u s e i n a n d e r ; 1566 k o n n t e er d i e A u f h e b u n g des Stiftes N e u h a u s e n s o w i e d i e e n d g ü l t i g e E i n f ü h r u n g d e s P r o t e s t a n t i s m u s in den Ä m t e r n D i r n s t e i n und L a d e n b u r g 1 5 6 5 / 6 6 nicht v e r h i n d e r n . I m übrigen B i s t u m W o r m s blieb der K a t h o l i z i s m u s erhalten. LITERATUR: B u r k a r d K e i l m a n n : B „ D . v. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 4 4 8 - 1 6 4 8 ) , 1996, S. 52 f.

Bettermann,

Wilhelm, Theologe, * 7 . 1 . 1 8 7 9 Neuwied, t 3 . 3 . 1939 H e r r n h u t . B. b e s u c h t e das T h e o l o g i s c h e S e m i n a r in G n a d e n f e l d (Oberschlesien) und w a r seit 1901 L e h r e r i n K ö n i g s f e l d / S c h w a r z w a l d , später in K l e i n w e l k a bei B a u t z e n (Sachsen). 1907 w u r d e er P r e d i g e r in N e u d i e t e n d o r f , d a n n in N i e s k y , 1913 P r e d i g e r d e r B r ü d e r g e m e i n e in G u b e n (Niederlausitz). 1920 ü b e r n a h m B. d i e Direktion der M i s s i o n s s c h u l e in N i e s k y , 1925 d i e L e i t u n g d e s U n i t ä t s a r c h i v s in H e r r n h u t . G l e i c h z e i tig w a r er seit 1937 D o z e n t a m T h e o l o g i s c h e n S e m i n a r in H e r r n h u t . B.s w i s s e n s c h a f t l i c h e s Interesse galt vor allem Nik o l a u s L u d w i g von - » Z i n z e n d o r f ( T h e o l o g i e und Sprache bei Zinzendorf, 1935). LITERATUR: W . Β. In: J a h r b u c h d e r B r ü d e r g e m e i n e ( 1 9 4 1 / 4 3 ) S. 51.

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Bettex B e t t e x , Frédéric, Lehrer, Schriftsteller, * 9 . 4 . 1837 Morges (Kt. Waadt), t 1 4 . 9 . 1 9 1 5 Allmannsdorf bei Konstanz. B. studierte Mathematik, Naturwissenschaften und Kunstgeschichte in Tübingen, war Lehrer in Schottland, 1875-1902 Sprach- und Zeichenlehrer am Evang. Töchterinstitut in Stuttgart. 1902 ließ er sich in Überlingen/Bodensee nieder und beschäftigte sich mit Studien zur Apologetik (u. a. Naturstudium und Christentum, 1896). WEITERE WERKE: Das erste Blatt der Bibel. Stuttgart 1885, 4 3 1965. - Symbolik der Schöfpung und ewige Natur. Bielefeld/Leipzig 1898. Striegau f '1922. - Das Lied der Schöpfung. Stuttgart 1900, n 1 9 6 5 . - Das Buch der Wahrheit. Striegau 1907. Stuttgart 6 1955.

Bettinger,

Franz Karl Ritter von, Kardinal, Erzbischof von München-Freising, * 1 7 . 9 . 1 8 5 0 Landstuhl (Pfalz), t 12.4. 1917 München. B. studierte in Innsbruck und Würzburg; 1873 wurde er in Speyer zum Priester geweiht. Anschließend in verschiedenen Gemeinden der Pfalz seelsorgerisch tätig, war er seit 1895 Domkapitular und Dompfarrer von Speyer, von 1909 an Domdekan. Noch im gleichen Jahr wurde B. Erzbischof von München-Freising und nobilitiert, 1914 Kardinal. Zu seinen besonderen Anliegen gehörte die Lösung sozialer Probleme; er trat für die christlichen Gewerkschaften ein und war beteiligt am Abschluß des Wahlabkommens zwischen Pfälzer Zentrum und Sozialdemokratie. B. hatte großen Anteil am Zustandekommen der bayerischen Kirchengemeindeordnung. LITERATUR: Edgar Krausen: B. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 195. - Erwin Gatz: B., F. v. In: Gatz, Bischöfe ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 4 9 f . - Hans-Jörg Nesner: Das Erzbistum München und Freising zur Zeit des Erzbischofs und Kardinals F. v. B. (1909-1917). St. Ottilien 1987. - Erwin Gatz: B„ F. In: L T h K \ Bd. 2, 1994, Sp. 343.

Betulius,

Christian, evang. Theologe, Liederdichter, * 1619 Wildenstein (Böhmen), t 2 6 . 1 . 1 6 7 7 Sindelfingen. B „ Bruder von Sigmund von Birken, war seit 1646 Lehrer am Egidiengymnasium in Nürnberg, später Pfarrer in Balzenheim und wurde 1655 Rektor und Prediger in Oettingen. Nach verschiedenen weiteren Ämtern war er seit 1668 Pfarrer in Dußlingen (bei Tübingen) und zuletzt Stadtpfarrer in Sindelfingen. B. gehörte unter dem Namen „Macaristo" dem Pegnesischen Blumenorden an; er veröffentlichte Andächtiger Gottes-Lieder das erste XII [...] (1658). LITERATUR: V D 17. - P. Pressel: B „ C. In: A D B , Bd. 2, 1875, S. 583.

Beurhaus,

Friedrich, Lehrer, Schriftsteller, * 1536 Immecke (heute zu Meinerzhagen), f 1609 Dortmund. B. war zunächst Hauslehrer, hielt sich 1557-60 mit seinen Schülern an der Univ. Köln auf und war seit 1561 Lektor am Gymnasium in Soest. Von 1563 an Rektor in Unna, mußte er 1567 vor der Pest flüchten und ging als Prorektor nach Dortmund. Als Schüler Johann -> Lambachs war er ein Anhänger des Ramismus. B. verfaßte zahlreiche Schriften (u.a. Defensio P. Rami Dialecticae, 1588). WEITERE WERKE: Analysis epistolarum et evangelicorum dominicalium Scholastica. [1595]. LITERATUR: V D 16, Β 2359-2365. - Döring: B„ F. In: A D B , Bd. 2, 1875, S. 584 f.

Beurlin,

Jakob, luth. Theologe, * 1520 Dornstetten/ Schwarzwald, t 28. 10. 1561 Paris. B. studierte seit 1533 in Tübingen, wurde Pfarrer in Derendingen bei Tübingen, 1551 zum Dr. theol. promoviert und Prof. an der Theologischen Fakultät in Tübingen. B. war Mitunterzeichner der von Johannes —> Brenz verfaßten Confessio Wirtembergica, an deren Übergabe auf dem Konzil von Trient 1552 er teilnahm. 1554 beauftragt mit der

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Schlichtung des Osiandrischen Streits, reiste er nach Königsberg, w o seine Bemühungen jedoch erfolglos blieben. 1561 wurde er zum Propst und Kanzler der Univ. Tübingen ernannt; mit Jacob —>Andreae und Balthasar —»Bidembach nahm er am Religionsgespräch in Poissy teil. WERKE: Oratio de ingenti incarnationis fìlli Dei miracolol [...]. Tübingen 1556. LITERATUR: V D 16, Β 2367-2369. - Palmer: B., J. In: A D B , Bd. 2, 1875, S. 585 f. - Martin H. Jung: B., J. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1388 f. B e u s c h , Wilhelm, Jesuit, Kanonist, * 2 6 . 9 . 1689 Luzern, t 2 3 . 2 . 1 7 4 3 Ingolstadt. Nach dem Eintritt in den Jesuitenorden 1709 und Aufenthalten in Amberg und Rottweil wurde B. 1731 in Dillingen zum Dr. phil., Dr. theol. und Dr. jur. can. promoviert. Anschließend Prof. des Kirchenrechts, ging er 1734 nach Ingolstadt, wo er kanonisches Recht lehrte und in Auseinandersetzungen mit Hermann Anton von Chlingensperg verwickelt war. B. schrieb einen Tractatus canonico-legalis de pactis et contractibus (1735). WEITERES WERK: Prodromi iuris controversi de iurisprudentia in genere. Ingolstadt 1737. LITERATUR: Karl Faußner/Robert Larsson-Folger: B., W. In: LMU, Bd. 1, 1998, S. 45. B e y e r , Hartmann, Pseud. Ariel Bicardus, Sigismundus Cephalus, Andreas Epitimus, luth. Theologe, Mathematiker, * 2 9 . 9 . 1516 Frankfurt/Main, t 11.8. 1577 Frankfurt/ Main. B. studierte seit 1534 an der Univ. Wittenberg und erlangte 1539 den Magistergrad. Er wurde Privatlehrer der Mathematik und war seit 1546 Prädikant in Frankfurt/Main. Zu den zahlreichen Auseinandersetzungen, die er mit dem Rat der Stadt führte, gehörte sein erbitterter Widerstand gegen das Interim. Zusammen mit Matthias —> Ritter hatte er großen Anteil an dem 1561 durch den Rat erlassenen Verbot des reformierten Gottesdienstes, das die Vertreibung der reformierten Flüchtlingsgemeinden und die endgültige Durchsetzung des Luthertums in Frankfurt mit sich brachte. B.s Streit mit dem Rationalisten Theobald -^Thamer über die Rechtfertigungslehre endete mit dessen Übertritt zur römischen Kirche. WERKE: Warer Grundt und Beweisung, das die unrecht handeln, die iren Predigern verbieten, . . . Magdeburg 1551. Questiones novae in libellum de sphaera Joannis de Sacro Busto. Paris 1562. - Biblische Historien . . . Frankfurt/Main 1583. LITERATUR: V D 16, Β 2487-2499. - V D 17. - Georg Eduard Seitz: Der Lutherische Prädicant H. B. Ein Zeitbild aus Frankfurts Kirchengeschichte im Jahrhundert de Reformation. Frankfurt/Main 1852. - Dietrich Andernach: B., H. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 203 f. - Herwarth von Schade: Joachim Westphal und Peter Braubach. Briefwechsel zwischen dem Hamburger Hauptpastor, seinem Drucker-Verleger und ihrem Freund H. B. in Frankfurt am Main über die Lage der Kirche und die Verbreitung von Büchern. Hamburg 1981. Heinz Scheible: B „ H. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1400.

Beyer,

Hermann Wolfgang, evang. Theologe, * 12.9. 1898 Annarode (Mansfelder Gebirgskreis), t 2 5 . 1 2 . 1942. Seit 1919 studierte B. Geschichte, Kunstgeschichte und Philosophie in Greifswald, Berlin, Freiburg/Breisgau, München und Jena, später Theologie in Jena und Berlin. Er war u. a. Schüler von Hans —»Lietzmann und Karl —»Holl. 1925 wurde er Privatdozent der Kirchengeschichte in Göttingen, 1926 o. Prof. der Kirchengeschichte und christlichen Archäologie in Greifswald, 1936 in Leipzig. 1933 war er ein führender Mitarbeiter der „Glaubensbewegung Deutsche

Biach Christen" und für kurze Zeit Mitglied des Geistlichen Ministeriums der Deutschen Evangelischen Kirche. B. fiel als Divisionspfarrer an der Ostfront. WERKE: Der syrische Kirchenbau. Berlin 1925. Nachdr. 1978. - Der Christ und die Bergpredigt nach Luthers Deutung. München 1933, 2 1935. LITERATUR: Heinrich Bornkamm: Nachruf. In: Deutsche Theologie 10 (1943) S. 41-50. - Irmfried Garbe: Theologe zwischen den Weltkriegen: H. W. B. (1898-1942). Frankf u r t / M a i n 2004. B e y e r , Johann Rudolph Gottlieb, evang. Theologe, * 20.1. 1756 Erfurt, t 8. 12. 1813. Nach dem Studium der Theologie in Erfurt (1772-74) und Jena ( 1 7 7 4 / 7 5 ) war B. Konrektor an der Johannisschule in Erfurt, seit 1780 Rektor der Thomasschule und Nachmittagsprediger an der Thomaskirche. 1782 wurde er Pfarrer in Schwerborn, 1790 in Sömmerda. Seit 1810 war er Superintendent in Erfurt, von 1811 an Oberschulrat. B. verfaßte einige theologische Schriften, u. a. Die Geschichte der Israelite/i [...] (1811). B e y s c h l a g , Johann Balthasar, evang. Theologe, Liederdichter, * 4. 11. 1669 Schwäbisch Hall, t 14.9.1717 Schwäbisch Hall. B. studierte seit 1687 an der Univ. Wittenberg, wurde 1689 zum Magister promoviert und 1692 Adjunkt der Philosophischen Fakultät. Seit 1694 war er als Pfarrer in Schwäbisch Hall tätig, wurde dort 1710 Archidiakon, 1716 Dekan. B. veröffentlichte u.a. Gottgeheiligte Kirchen- und HausAndacht oder neu verfertigtes evangelisches Gesang- und Gebet-Buch (1699) und einige Kirchenlieder. LITERATUR: V D 17. - P . P r e s s e l : B . , J. B . I n : A D B , B d . 2 ,

1875, S. 606. B e y s c h l a g , (Johann Heinrich Christoph) Willibald, evang. Theologe, * 5 . 9 . 1 8 2 3 Frankfurt/Main, t 25. 11.1900 Halle/Saale. B. studierte 1844-49 in Bonn und Berlin, wurde Hilfspfarrer in Koblenz, 1850 Pfarrer in Trier, 1856 Hofprediger in Karlsruhe. 1860 folgte er einem Ruf als a. o. Prof. der Praktischen Theologie nach Halle. B. war Mitbegründer des Evangelischen Bundes zur Wahrung der deutsch-protestantischen Interessen (1886/87) und der Evangelischen Vereinigung (1873). 1860 rief er das „Evangelische Kirchen- und Volksblatt", 1876 zusammen mit Albrecht Wolters die „DeutschEvangelischen Blätter" ins Leben. Er vertrat die Idee einer evang. Einheitskirche. B. veröffentlichte u. a. eine Neutestamentliche Theologie (2 Bde., 1891). LITERATUR: Peter Meinhold: B„ W. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 209 f. - Gottfried Maron: W. B. und die Entstehung des Evangelischen Bundes. In: Ders. u.a. (Hrsg.): Evangelisch und Ökumenisch. Göttingen 1986, S. 19-44. - Burkhard Neumann: B „ W. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 356. - Joachim Weinhardt: B., W. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1401. B e z e l i n - A l e b r a n d , Erzbischof von Hamburg-Bremen, t 15.4. 1043 Bücken. Zunächst Geistlicher in Köln, gehörte B.-A. später der Kgl. Kapelle an und war seit 1035 Erzbischof von HamburgBremen. Als solcher förderte er vor allem die Mission und initiierte zahlreiche Bauten; so ließ er u. a. den niedergebrannten Dom in Hamburg wiedererrichten und den erzbischöflichen Palast in Stein bauen. 1040 gelang ihm die Abweisung der Ansprüche des Kölner Erzbischofs auf die Diözese Bremen. LITERATUR: Hans Jürgen Rieckenberg: B.-A. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 210. - Walther Lammers: B. In: LexMA, Bd. 2, 1983, Sp. 34.

B e z z e l , Christoph, evang. Theologe, * 12.8.1692 Hilpoltstein, t 2 7 . 3 . 1 7 4 0 Wöhrd bei Nürnberg. B. studierte 1711-14 in Altdorf, wo er den Magistergrad erlangte und zum Poeten gekrönt wurde. Seit 1717 war er Kandidat in Nürnberg. 1723 wurde B. Stadt-Vikar, kurz darauf Pfarrer in Peringersdorf, 1729 Pfarrer in St. Helena und Diakon in Hilpoltstein. Unter dem Namen Bellisander war er seit 1731 Mitglied der Pegnitzschen Blumengesellschaft. 1732 wurde B. Pfarrer in Wöhrd bei Nürnberg. Er verfaßte Gedichte und geistliche Lieder. Er war der Vater von Erhard Christoph - > B . WERKE: Die mit Psalmen und Lob-Gesängen beschäfftigte Christen-Stimme. Nürnberg 1739. B e z z e l , Erhard Christoph, evang. Theologe, * 21. 12.1727 Behringersdorf (heute zu Schwaig b. Nürnberg), t 31.1. 1801 Poppenreuth. B., Sohn von Christoph —>B., studierte in Altdorf und Jena Philosophie und Theologie und war seit 1749 Kandidat in Nürnberg. 1757 wurde er dort Diakon von St. Egidien, 1765 Prediger an St. Peter, 1769 an St. Clara und 1780 Pfarrer in Poppenreuth. B. war seit 1757 Mitglied der deutschen, von 1764 an der lateinischen Gesellschaft in Altdorf und wurde 1776 in die Pegnitzsche Blumengesellschaft aufgenommen. B.s besonderes Interesse galt der Geschichte Nürnbergs, er verfaßte u.a.: Joachim Camerarius, der erste Urheber der Nürnbergischen hohen Schule zu Altdorf (1793). WEITERES WERK: Spicilegium de butigulariis Norimbergensibus ad commentationem. Altdorf 1782. B e z z e l , Hermann (Theodor Friedrich Ernst) von, evang. Theologe, * 18.5. 1861 Wald (heute zu Günzenhausen), t 8.6. 1917 München. B., Sohn eines Pfarrers, studierte 1879-83 in Erlangen Altphilologie und Theologie. 1883 wurde er Assistent am Neuen Gymnasium in Regensburg, 1884 zugleich Inspektor am Alumneum. Seit 1887 hatte er die Verantwortung für den gesamten Religionsunterricht am Gymnasium. 1891 übernahm er als Rektor die Diakonissenanstalt in Neuendettelsau (bei Ansbach) und war von 1909 bis zu seinem Tod Präsident des Oberkonsistoriums in München. 1910 zum Ritter erhoben, war B. seit 1912 Erster Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Kirchenkonferenz (Eisenacher Kirchenkonferenz) und stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Evang. Kirchenausschusses. Er schrieb u.a. Auf ewigem Grunde (1914, 8 1924). WEITERE WERKE: Der Dienst des Pfarrers. Neuendettelsau 1916. - Erinnerungen aus Berufsreisen an die Front März und August 1916. Leipzig 1917. - Sendlinger Predigten. Eine Auswahl Predigten aus den Jahren 1914-1916. 2 Bde., München 1919. LITERATUR: Gottfried Speri: B„ H. In: Lebensläufe aus Franken. Bd. 2. Hrsg. v. Anton Chroust. Würzburg 1922, S. 29-40. - Johannes Rupprecht: H. B. Sein Leben, Wesen und Wirken. Erlangen 1937. - Ludwig Turtur: B., H. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 213. - Manfred Seitz: H. B. Theologie seiner Verkündigung. München 1960. - Theodor Schober: H. B. Ein lutherischer Diakon und Bischof. Gießen/ Basel 1961. - Manfred Seitz: B., H. In: TRE, Bd. 5, 1980, S. 774-777. - Friedrich W. Bautz: B „ H. In: BBKL, Bd. 1, 1990, Sp. 574-576. - Volker Drehsen: B„ H. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1402 f. B i a c h , Adolf, Rabbiner, Lehrer, * 29.8. 1866 Naschetitz, t 2 . 5 . 1 9 1 8 Brüx (Böhmen). B. besuchte das Rabbinerseminar in Brüx und wurde an der Univ. Tübingen zum Dr. phil. promoviert. Seit 1892 war er Rabbiner sowie Religionslehrer am k. k. StaatsObergymnasium in Brüx. Neben Predigten und Schriften

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Bialloblotzky zum Schulunterricht (Lehrbuch der jüdischen Geschichte und Literatur für Obergymnasien, 1909) veröffentlichte B. auch philologische Abhandlungen, darunter Friedrich Hebbel und die Juden (1897). Bialloblotzky, Christoph Heinrich Friedrich, evang. Theologe, Forschungsreisender, * 9.4. 1799 Pattensen bei Hannover, t 28.3. 1869 Ahlden/Aller. Aus einer jüdischen Familie stammend, trat B. früh zum Christentum über, studierte Theologie und Philosophie in Göttingen und wurde dort Prediger. Im Dienst der evang. Mission bereiste B. Afrika und den Orient. Er versuchte von der Ostküste Afrikas aus die Quellen des Nils zu erreichen, kam aber nur bis Sansibar. Nach seiner Rückkehr war B. zunächst Direktor einer Privatanstalt in England, später Privatdozent in Göttingen. Neben dem Reisebericht Reise zur Entdeckung der Nilquellen veröffentlichte B. Schriften zur Hebraistik, darunter ein Lexikon Radicum Hebraicum (1843). WEITERE WERKE: De legis mosaicae abrogatione. Göttingen 1824. - Aus dem Briefwechsel eines nicht bloß in Hannover reisenden Hannoveraners. 2 Hefte, Göttingen 1862. LITERATUR: Charles Tilstone Beke: Dr. B.'s journey to discover the sources of the Nile. London 1850. - Friedrich W. Bautz: B„ C. H. F. In: BBKL, Bd. 1, 1990, Sp. 132-142. B i b e r v o n B i b e r n , (Heinrich Ignaz) Franz, österr. Musiker, Komponist, * 12.8. 1644 Wartenberg (Böhmen), t 3.5.1704 Salzburg. B., Sohn eines Flurschützen, war vermutlich Schüler Johann Heinrich Schmelzers in Wien und stand in den Diensten des Bischofs von Olmütz und Kremsier. 1670 kam er an den Hof des Fürsterzbischofs von Salzburg, wurde 1679 dort Vizekapellmeister und 1684 Hauptkapellmeister. B. hielt sich längere Zeit auf Kunstreisen auf, wurde 1684 zum erzbischöflichen Truchseß ernannt und 1690 vom Kaiser geadelt. Seine Kompositionen belegen eine Bereicherung der Geigenspieltechnik durch Verwendung der Skordatur, durch das Spiel in Doppelgrifftechnik und bis in die siebte Lage; B. galt als der beste österr. Geiger des 17. Jahrhunderts. B. schrieb neben Opern und Kirchenmusik vor allem Violinwerke, darunter Sonaten zur Verherrlichung von 15 Mysterien aus dem Leben Mariae (1674). LITERATUR: Georg Reichert: B„ F. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 214 f. - Elias Dann: H. B. and the seventeenth century violin. Diss. Columbia 1968. - Werner Jaksch: H. I. F. B„ Requiem à 15. Untersuchungen zur höfischen, liturgischen und musikalischen Topik einer barocken Totenmesse. München/ Salzburg 1977. - Eric Thomas Chafe: The church music of H. B. Ann Arbor 1987. - H. F. Β., 1644-1704. Musik und Kultur im hochbarocken Salzburg. Studien und Quellen. Salzburg 1994 (Ausstellungskatalog). - Gerhard Walterskirchen (Hrsg.): H. F. B. Kirchen- und Instrumentalmusik. Salzburg 1997. - Christian Berger: Β. ν. Β., Η. I. F. In: MGG 2 P, Bd. 2, 1999, Sp. 1573-1579. - Elias Dann/Jirf Sehn a l : Β . , Η . I. F . v . I n : N G r o v e D , B d . 3, 2 2 0 0 1 , S . 5 1 9 - 5 2 3 .

B i b l i a n d e r , Theodor, eigentl. Buchmann, schweizer, reformierter Theologe, Philologe, * 1504/09 Bischofszell, t 26.9.1564 Zürich. Nach der Ausbildung in der Schule des Oswald -> Myconius in Zürich wurde B. 1525 dessen Gehilfe, studierte seit 1526 bei Konrad —>Pellikan in Basel Hebräisch und kam 1527 auf Empfehlung Huldrych —> Zwingiis als Lehrer an das Gymnasium in Liegnitz. B. kehrte nach zwei Jahren zurück und trat 1531 die Nachfolge Zwingiis als theologischer Prof. in Zürich an. Mit Nachdruck vertrat er in theologischen Diskussionen das Erbe Zwingiis und geriet in der Prädestinationslehre in Gegensatz zum Calvinismus des Pietro Martire Vermigli. 1560 wurde er pensioniert. B. war vor allem Bibelausleger und gilt als einer der gelehrtesten Philologen

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seiner Zeit. Sein De ratione communi omnium linguarum et literarum commentarius (1548) zeugt von der Kenntnis von über 30 Sprachen. 1543 veröffentlichte er eine lateinische Ausgabe des Koran, die beträchtliches Aufsehen erregte. Berühmt wurde ferner B.s hebräische Grammatik (1535). B. setzte sich als einer der ersten reformatorischen Theologen für die Mission ein. WEITERE WERKE: Institutionum grammaticarum de lingua hebraea liber unus. Zürich 1535. - De ratione temporum. Basel 1551. - Temporum supputatio partitioque exactior. Basel 1551. - De legitima vindicatione Christianismi. Basel 1533. LITERATUR: VD 16, Β 5313-5335. - Kurt Guggisberg: B„ T. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 215. - Harry Clark: The Publication of the Koran in Latin. A Reformation dilemma. In: Sixteenth Century Journal 15 (1984) S. 3-12. - Hartmut Bobzin: Zur Anzahl der Drucke von B.s Koranausgabe von 1543. In: Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde 85 (1985) S. 213-219. - Robert Roth: Β., T. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 414f. - Heinz Scheible: Β., T. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1538 f. B i b r a , Heinrich von, Fürstabt und Bischof von Fulda, * 22.8.1711 Bamberg, t 25.9.1788 Fulda. Der Sohn eines Feldmarschall-Leutnants und späteren Festungskommandanten von Forchheim studierte Philosophie, Theologie und kanonisches Recht, seit 1733 auch Jura in Fulda. 1735 zum Priester geweiht, trat er 1750 eine freigewordene Kapitularstelle im Stift an. B. war seit 1751 Superior des adligen Konvents ad S. Salvatorem und betreute seit 1757 das Präsidium des Forstwesens, seit 1759 das der fürstlichen Hofkammer. Während seiner Amtszeit als Fürstabt und Bischof (1759-88) förderte er die Landwirtschaft und den Straßenbau. 1773 stiftete er eine ökonomische Kommission. B. eröffnete eine Waisenanstalt und sorgte für eine Verbesserung des Volksschulwesens. LITERATUR: Marina von Bibra: H. VIII. - Fürstbischof von Fulda. In: Fränkische Lebensbilder. Bd. 4. Hrsg. v. Gerhard Pfeiffer. Würzburg 1971, S. 213-229. - Klaus Wittstadt: Der Bibliotheksgründer Fürstbischof H. VIII. von Bibra (1759-1788). In: Artur Ball (Hrsg.): Von der Klosterbibliothek. Stuttgart 1978, S. 269-293. - Werner Kathrein: Β., H. Reichsritter v. In: Gatz, Bischöfe (1648-1803), 1990, S. 29 f. B i b r a , Konrad von, Bischof von Würzburg, * um 1490, t 8.8.1544 Würzburg. Nach dem Studium in Köln, Bologna, Erfurt und Ingolstadt wurde K. Domherr in Würzburg und Bamberg, erwarb weitere Pfründen und stand während des Bauernkriegs 1525 auf Seiten der Verteidiger des Würzburger Marienbergs. 1540 wurde er zum Bischof von Würzburg gewählt, regelte als solcher den Lehnsstreit Wilhelm von Grumbachs mit dem Hochstift Würzburg im Sinne des Reichsritters und schuf damit die Ursache für die späteren Grumbachschen Händel. 1542 tauschte K. die Würzburger Enklave Meiningen gegen das Amt Mainberg. Er empfing keine Bischofsweihe. LITERATUR: Alma Scarbath: Bischof K. III. von Würzburg und der Bauernkrieg in Franken. Diss. Würzburg 1935. Alfred Wendehorst: K. III. v. B. In: NDB, Bd. 12, 1980, S. 533. - Helmut Flachenecker: Β., K. v. In: Gatz, Bischöfe (1448-1648), 1996, S. 53. B i b r a , Lorenz von, Bischof von Würzburg, * wahrscheinlich 1459 Mellrichstadt, t 6.2. 1519 Würzburg. B. studierte in Heidelberg, Erfurt und Bologna. Später erhielt er zahlreiche Pfründen an rheinischen und fränkischen Dom- und Stiftskirchen und trat um I486 in den Dienst des Mainzer Kurfürsten —> Berthold von Henneberg. 1495 wurde er zum Nachfolger des Würzburger Bischofs

Bidembach —> Rudolf von Scherenberg bestimmt und nahm auf den folgenden Reichstagen an den Beratungen zur Reichsreform teil. B. wirkte mehrfach als politischer Vermittler und schaltete sich im Auftrag Kaiser Maximilians I. 1505 in die Friedensbemühungen im Landshuter Erbfolgekrieg ein. Sein 1513 geschlossener Kontrabund mit Württemberg und der Pfalz führte allerdings zur Entfremdung vom Kaiser. Neben Verwaltungs-, Justiz- und Polizeireformen bemühte sich B. erfolgreich um die territoriale Erweiterung seines Bistums. Kirchlichen Interessen diente er durch Neugründung von Pfarreien, Klosterreformen und die Förderung von Wallfahrten und Ablaß. LITERATUR: Aemilian Ussermann: Episcopatus Wirceburgensis. St. Blasien 1794, S. 136-38. - Alfred Wendehorst: L. v. B. In: N D B , Bd. 15, 1987, S. 169f. - Egon Johannes Greipl: B „ L. v. In: Gatz, Bischöfe (1448-1648), 1996, S. 54. B i c k e l , Johann Daniel Karl, evang. Theologe, Dichter, * 2 6 . 6 . 1 7 3 7 Wiesbaden, t 2 8 . 6 . 1809 Biebrich/Rhein. B. war seit 1758 Vikar und Lehrer am Waisenhaus in Wiesbaden, wurde 1763 Kaplan in Mosbach und 1776 Hofprediger, Superintendent und Prinzenerzieher in Biebrich/Rhein. 1787 kam er als Pfarrer nach Mosbach, 1792 als Konsistorialrat und Superintendent nach Usingen. Bekannt wurde B. als Bearbeiter und Herausgeber des Nassau-Usingischen Gesangbuchs von 1779, zu dem er eigene Lieder beisteuerte. LITERATUR: P. Pressel: B., J. D. K. In: A D B , Bd. 2, 1875, S. 614. B i c k e l l , Gustav, Orientalist, * 7 . 7 . 1 8 3 8 Kassel, t 15.1. 1906 Wien. Der Sohn Johann Wilhelm - > B . s studierte 1857-62 Theologie und Sprachwissenschaften in Marburg und Halle, wurde 1862 promoviert und habilitierte sich im gleichen Jahr für indogermanische und semitische Philologie in Marburg. Nach der Konversion zum Katholizismus 1865 verzichtete B. auf sein Lehramt, besuchte seit 1866 das Priesterseminar in Fulda und erhielt 1867 die Priesterweihe sowie die Professur für orientalische Sprachen an der Univ. Münster. 1874 wurde er o. Prof. der christlichen Archäologie und der semitischen Sprachen in Innsbruck, 1892 Prof. der Semitistik in Wien. B. war einer der herausragenden Syrologen seiner Zeit; er arbeitete über die syrischen Kirchenväter und die hebräische Metrik und veröffentlichte u. a. Conspectus rei Syroruin literariae (1871). B i c k e l l , Johann Wilhelm, Jurist, Politiker, * 2 . 1 1 . 1 7 9 9 Marburg, t 2 3 . 1 . 1848 Kassel. B. studierte Rechtswissenschaften in Marburg und Göttingen. Er wurde 1820 promoviert, habilitierte sich in Marburg und war dort seit 1824 a. o., von 1826 an o. Prof. der Rechte. 1832 kam B. als Oberappellationsgerichtsrat nach Kassel, wechselte 1841 als Obergerichtsdirektor nach Marburg, wurde 1845 Vizepräsident des Kasseler Oberappellationsgerichts und im Jahr darauf Staatsrat und Vorstand des kurhessischen Justizministeriums. Politisch der Restauration verbunden, förderte B. gemeinsam mit Hermann —» Hupfeld und August —> Vilmar das kirchliche Leben Kurhessens und war u.a. Mitbegründer des kurhessischen Missionsvereins. Von seinem Hauptwerk Über die Entstehung und den heutigen Gebrauch der beiden Extravagantensammlungen des Corpus juris canonici (1825) erschien nur der erste, bis zum Anfang des 8. Jh. reichende Band. LITERATUR: P. Landau: J. W. B. als Kanonist und seine Geschichte des Kirchenrechts. In: Zeitschrift für evangelisches Kirchenrecht 32 (1987) S. 411-422. - G. Gänsewein: B„ J. W. In: LThK 3 , Bd. 2, 1992, Sp. 436. - Alexander Hollerbach: B„ J. W. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1554.

B i d e m b a c h , Balthasar, auch Bidenbach, evang. Theologe, * 1 4 . 1 . 1 5 3 3 Grünberg (Hessen), t 17.8. 1578 Stuttgart. Nach der gemeinsam mit seinen Brüdern Eberhard und Wilhelm —>B. genossenen Ausbildung bei Erhard —»Schnepf besuchte B. seit 1545 das Theologische Stift in Tübingen und kam anschließend als Superintendent nach Blaubeuren. 1561 wurde er zum Dr. theol. promoviert und gehörte zur württembergischen Delegation protestantischer Theologen, die an den kgl. Hof in Paris reiste. Seit 1562 war B. Hofprediger und Konsistorialrat, von 1571 an als Nachfolger von Johannes —> Brenz Stiftspropst in Stuttgart. 1575 verfaßte er mit Lukas —> Oslander ein Gutachten über die Anfertigung einer Einigungsschrift zwischen den Kirchen Augsburgischer Konfession, welche daraufhin ausgearbeitet und 1576 auf dem Konvent in Maulbronn unterzeichnet wurde. Diese sogenannte „Maulbronner Formel" war eine der Grundlagen der Konkordienformel von 1577. Neben Predigten veröffentlichte B. den Bericht von dem Leben [...] Herzog Christophs (1568). WEITERE WERKE: Psalter Davids. Frankfurt 1569. - Praktische Auslegung der Samuelis-Bücher. Leipzig 1605. 122 Predigten über den Römerbrief. Frankfurt 1615. LITERATUR: V D 16, Β 5347-5350. - V D 17. - Karl Hermann: Β., B. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 218. B i d e m b a c h , Eberhard, auch Bidenbach, evang. Theologe, * 2 . 7 . 1528 Grünberg (Hessen), t 2 4 . 4 . 1 5 9 7 Bebenhausen. B. wurde gemeinsam mit seinen Brüdern Balthasar und Wilhelm - > B . ausgebildet. Er war seit 1552 Diakon in Herrenberg, seit 1558 Dekan in Vaihingen und von 1560 an Generalsuperintendent und Abt in Bebenhausen sowie Herzoglicher Rat. 1558 führte er in Mömpelgard die württembergische Kirchenordnung ein und nahm 1594 am Regensburger Religionsgespräch teil. Gemeinsam mit seinem Schwager gab B. die Schriften seines Schwiegervaters Johannes —> Brenz heraus. LITERATUR: V D 16, Β 5351-5354. - Palm: B. In: A D B , Bd. 2, 1875, S. 616. B i d e m b a c h , Felix, auch Bidenbach, evang. Theologe, * 8.9. 1564 Stuttgart, t 7. I. 1612 Bebenhausen. Der Sohn Wilhelm - > B . s wurde 1586 Diakon in Waiblingen, 1590 in Stuttgart und war seit 1592 Herzoglicher Rat und Mitglied des Kirchenrats. B. nahm am Regensburger Religionsgespräch von 1601 teil, wurde 1606 zum Dr. theol. promoviert, war 1606-08 Abt in Adelberg, dann in Maulbronn sowie daneben Generalsuperintendent und Mitglied der Landschaft. Seine eherechtliche Abhandlung De causis matrimonialibus erschien 1605 zunächst im Anhang zu einem homiletischen Hilfsbuch für Hochzeitspredigten, 1608 in neuer Bearbeitung als eigenständiges Werk und ist für die Herausbildung eines evang. Eherechts von Bedeutung. LITERATUR:

VD

17. -

Palm:

B.

In: A D B ,

Bd.

2,

1875,

S. 617. B i d e m b a c h , Wilhelm, auch Bidenbach, evang. Theologe, * 2 . 1 1 . 1538 Brackenheim, t 6 . 4 . 1572 Bebenhausen. Der Bruder Balthasar und Eberhard —» B.s studierte in Tübingen und wurde 1559 Pfarrer an St. Leonhard in Stuttgart. Nach der Promotion zum Dr. theol. 1563 wurde B. Pfarrer an der Stiftskirche, herzoglicher Rat und Mitglied des Kirchenrats. 1569 mußte er einen Ruf als Prof. der Theologie und Prediger nach Straßburg ablehnen, weil ihm der Herzog die Entlassung verweigerte. B. veröffentlichte vor allem antijesuitische Streitschriften, darunter den Bericht, wie übel die Lehre der pharisäischen Jesuiter mit der Lehre Christi und aller wahren Christen Bekenntnis übereinstimme. Er war der Vater von Felix —»B. LITERATUR:

VD

17. -

Palm:

B.

In: A D B ,

Bd.

2,

1875,

S. 617.

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Bidermann B i d e r m a n n , Jakob, auch Bidermanus, Jesuit, Theologe, Dichter, * 1578 Ehingen, t 20. 8. 1639 Rom. Β. war seit 1594 Novize in Landsberg/Lech und wurde 1596 in den Jesuitenorden aufgenommen. 1597 immatrikulierte er sich in Ingolstadt zum Studium der Philosophie und leitete als Choragus das dortige Schultheater, 1600-02 lehrte er Humaniora am Augsburger Jesuitengymnasium. B. studierte 1603-06 Theologie in Ingolstadt und unterrichtete anschließend am Jesuitenkolleg in München, bevor er 1615 als Prof. nach Dillingen berufen wurde, wo er zunächst Philosophie, seit 1618 Theologie lehrte. 1626 siedelte er nach Rom über und übte dort das Amt des Ordenszensors aus. B. gilt als der bedeutendste Dramatiker nicht nur des Jesuitenordens, sondern des kath. Frühbarock überhaupt. Seine Dramen erschienen 1666 postum im Druck, darunter der 1602 erstmals aufgeführte Cenodoxus. Auch als Lyriker (Epigrammatum libri tres, 1620) und Epiker wurde B. geschätzt. WEITERE WERKE: Herodias. Epos. Antwerpen 1622. - Epigrammatum libri IV. Rom 1633. - Heroum Epistulae. Rom 1633. LITERATUR: Willi Flemming: B„ J. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 218 f. - Hans Pömbacher: Jacob B. In: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben. Bd. 10. Hrsg. v. Wolfgang Zorn. Weißenhorn 1973, S. 128-150. - Ruprecht Wimmer: Jesuitentheater. Didaktik und Fest. Das Exemplum des ägyptischen Joseph auf den deutschen Bühnen der Gesellschaft Jesu. Frankfurt/Main 1982, S. 173-249. B i e c h e l e , Johann Nepomuk, Zisterzienser, * 8 . 7 . 1 7 6 2 Endingen, t 16.11. 1829 Freiburg/Breisgau. B. trat 1781 in den Zisterzienserorden ein, wurde 1789 zum Priester geweiht und Repetent im Generalseminar in Freiburg/Breisgau. 1790 erfolgte seine Ernennung zum Katecheten an der dortigen Normalschule. B. wurde 1792 zum Dr. theol. promoviert und kam 1794 als Pfarrer nach Rottweil. 1811 wurde er bischöflicher Kommissär und im Jahr darauf Stadtpfarrer in Karlsruhe. Seit 1815 lebte er als Stadtpfarrer und Dekan an St. Martin wieder in Freiburg. B. schrieb Predigten, Erbauungsliteratur und Unterrichtswerke, u.a. Vollständiger christlicher Religionsunterricht (3 Bde., 1810). B i e d e r l a c k , (Franz) Joseph (Bernhard), Jesuit, Theologe, Soziologe, * 27.3. 1845 Greven, t 15. 11. 1930 Innsbruck. B. studierte Theologie in Innsbruck, trat 1864 in die Gesellschaft Jesu ein und wurde 1877 promoviert. Nach einem zweijährigen Aufenthalt in Rom zum Studium des Kirchenrechts wurde B. 1882 in Innsbruck Privatdozent, 1890 a. o. und 1895 o. Prof. des Kirchenrechts, der Moral- und Pastoraltheologie. 1897 folgte er einem Ruf als Ordinarius an die Gregorianische Universität in Rom, daneben bekleidete er seit 1899 das Amt des Rektors am deutschen Kolleg; 1893 eröffnete er an der Theologischen Fakultät das erste eigene Kolleg zur Einführung in die Soziologie. Seit 1909 lehrte er wieder in Innsbruck. B. lenkte als einer der ersten Theologen das Interesse auf soziale Problemstellungen. Sein später mehrmals aufgelegtes Standardwerk Die soziale Frage erschien erstmals 1895. WEITERE WERKE: De iure regularium. Innsbruck 1893, 2 1919. - Die moderne Strafrechtstheorie vom Standpunkt der christlichen Staatsauffassung. Wien 1898. LITERATUR: Wilhelm Kratz: B„ J. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 220 f. B i e d e r m a n n , Alois Emanuel, schweizer, evang. Theologe, * 2 . 3 . 1 8 1 9 Bendlikon, t 25. 1. 1885 Zürich. B. studierte Theologie und Philosophie in Basel und Berlin; 1843 wurde er Pfarrer in Münchenstein bei Basel. Er vertrat - hauptsächlich von —> Hegel und David Friedrich - » Strauß beeinflußt - einen spekulativ-kritischen Rationalismus und gab 1845-50 mit David Fries das Organ dieser

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Schule, die „Kirche der Gegenwart", heraus. 1850 erhielt B. eine Berufung als a. o. Prof. der Dogmatik an die Univ. Zürich, 1860 wurde er Ordinarius. Politisch der liberalkonservativen Partei anhängend, warB. seit 1871 im Zürcher Kantonsrat tätig. Sein Hauptwerk, Christliche Dogmatik, erschien 1869. WEITERES WERK: Die freie Theologie oder Philosophie und Christentum in Streit und Frieden. Tübingen 1844. LITERATUR: Friedrich Schneider: A. E. B., W. Schuppe und J. Rehmke. Bonn 1939. - Kurt Guggisberg: Α. E. B. In: Jahrbuch der Literarischen Vereinigung Winterthur (1943) S. 76-97. - Ders.: B. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 221. - Rudolf Dellsperger: Β., Α. E. In: TRE, Bd. 6, 1980, S. 484-488. Thomas K. Kuhn: Der junge Α. E. B. Tübingen 1997. Christine Axt-Piscalar: Β., Α. E. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1555. B i e d e r m a n n , Hermenegild M. (Alfons), Augustinereremit, Theologe, * 15. 12.1911 Hausen/Würzburg, t 26.10. 1994 Bad Kissingen. Der aus einer Bauernfamilie stammende B. Schloß sich 1931 den Augustinereremiten an. 1936 wurde er zum Priester geweiht. Nach dem Studium in Würzburg 1939 promoviert (Die Erlösung der Schöpfung beim Apostel Paulus) habilitierte er sich dort 1948 (Das Menschenbild bei Symeon d.J. dem Theologen). Bis 1947 war er in Würzburg als Seelsorger tätig. Seit 1949 Privatdozent, wurde er 1953 a. o. und 1965-77 o.Prof. für Ostkirchenkunde in Würzburg. 1953-62 war er Provinzial der deutschen Ordensprovinz der Augustiner. B. gründete 1940 den sog. „AugustinusKreis" und leitete das Ostkirchliche Institut der Augustiner. Er gab die Zeitschrift „Ostkirchliche Studien" und die Reihe „Das östliche Christentum" heraus. B. veröffentlichte u.a. Der eschatologische Zug in der ostkirchlichen Frömmigkeit (1949) und war Mitherausgeber des Lexikon des Mittelalters. LITERATUR: Wegzeichen. Festgabe zum 60. Geburtstag von Prof. Dr. Η. Μ. B. OSA. Hrsg. v. Ernst Suttner und Coelestin Patock. Würzburg 1971. - Johannes Hofmann: Ρ. Η. Μ. B. OSA. In: Ostkirchliche Studien 44 (1995) S. 3-10. - Coelestin Patock: Β., Η. M. In: LThK\ Bd. 11, 2001, Sp. 26. B i e d e r m a n n , Johann Gottfried, evang. Theologe, Historiker, * 19.8. 1705 Plauen, t 11.7. 1766 Untersteinach. B. studierte 1727-30 Theologie in Leipzig. Seit 1734 lebte er in Regensburg und wurde 1736 Pfarradjunkt in Kitzingen. Wegen seiner heftigen Angriffe gegen den Katholizismus wurde er 1739 entlassen und unbeamtet nach Markt Einersheim versetzt. Seit 1742 war B. Pfarrer im oberfränkischen Aufseß, von 1749 an in Untersteinach bei Kulmbach. B. publizierte acht Bände fränkischer Adelsgenealogien, u. a. das Geschlechts-Register des Hochadeligen Patriciats zu Nürnberg (1748). LITERATUR: Wegele: B„ J. G. In: ADB, Bd. 3, 1876, S. 793 f. - G. Hirschmann: J. G. B. zum 200. Todestag. In: Blätter für fränkische Familienkunde 9 (1970). B i e d e r s t e d t , Diederich Hermann, Theologe, Historiker, * 2.11. 1762 Stralsund, f 10.3.1824. B. studierte 1783-87 in Göttingen und Greifswald Theologie, wurde 1788 Magister sowie Dr. phil. und war danach Archidiakon an der St. Nikolaikirche in Greifswald; 1805 wurde er zum Dr. theol. promoviert und 1811 Konsistorialrat. Neben theologischen Schriften publizierte B. biographische und statistische Arbeiten, darunter Beiträge zur Geschichte der Kirchen und Prediger in Neu-Vorpommern (4 Bde., 1818/19). LITERATUR: Häckermann: B., D. H. In: A D B , Bd. 2, 1875, S. 620.

Biernatzki B i e h l e , (August) Johannes, Musikwissenschaftler, Kirchenmusiker, * 1 8 . 6 . 1 8 7 0 Bautzen, f 4 . 1 . 1 9 4 1 Bautzen. Von Beruf Lehrer, war B. sechs Jahre an einer Bürgerschule tätig, bevor er ein Musikstudium am Königlichen Konservatorium in Dresden begann. 1898-1914 war er Stadtkantor in Bautzen, wurde 1908 zum Kirchenmusikdirektor ernannt und leitete 1905, 1907 und 1912 die Lausitzer Musikfeste. B. studierte zwei weitere Jahre an der TH Dresden, wurde 1916 zum Königlich Sächsischen Prof. der Musik ernannt und habilitierte sich im selben Jahr für Raumakustik an der TH Berlin-Charlottenburg. 1918 erfolgte seine Berufung als Dozent für Musikalische Liturgik an die Univ. Berlin und 1920 als Sachbearbeiter für Orgelbau und Glockenfragen in das preuß. Kultusministerium. Seit 1922 war er a. o. Prof. an der TH in Charlottenburg. B. gilt als der Begründer der Glockenwissenschaft. Er schrieb u. a. Die liturgische Gleichung und die Stellung der Musik im Gottesdienst (1923). LITERATUR: Erich Hermann Müller (Hrsg.): Festschrift J. B. Leipzig 1930. - Jobst Fricke/(Herbert Riehle): B., J. In: MGG 2 P, Bd. 2, 1999, Sp. 1595 f. - Malcolm Turner: B., A. J. In: NGroveD, Bd. 3, 2 2001, S. 559 f. B i e l , Gabriel - » G a b r i e l Biel B i e l e n s t e i n , August (Johann Gottfried), evang. Theologe, Ethnologe, * 4 . 3 . 1826 Mitau (heute Jelgava, Lettland), t 6 . 7 . 1907 Mitau. Nach Abschluß seiner Studien an der Univ. Dorpat (Dr. theol.) wurde B. 1852 Nachfolger seines Vaters als Pfarrer in Neu-Autz. 1867 übernahm er die deutsche Pfarrei in Doblen in Kurland, wo sein Pfarrhaus bald zum Mittelpunkt deutsch-baltischen Geisteslebens wurde. Überregionale Bedeutung errang B. durch seine philologischen und ethnographischen Arbeiten zur lettischen Sprache und Volkskunde (u. a. Die lettische Sprache nach ihren Lauten und Formen, 2 Bde., 1863/64), für die ihn die Univ. Königsberg mit der philosophischen Ehrendoktorwürde auszeichnete. Unter dem Titel Ein glückliches Leben veröffentlichte B. 1904 seine Autobiographie. WEITERE WERKE: Lettische Grammatik. Mitau 1863. - Die Holzbauten und Holzgeräte der Letten. 2 Bde., St. Petersburg 1907-08. Nachdr. Hannover 1969. LITERATUR: Heinz Mattiesen: B„ A. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 2 2 6 f. B i e l e r , Benjamin, Pseud. Benedict Born, Gottfried Eisenhut, Christoph Müller, evang. Theologe, * 15.2. 1693 Blankenstein bei Dresden, t 1771 Schweinitz. B. studierte die Artes sowie Theologie in Leipzig (seit 1710) und Wittenberg (seit 1712). Seit 1722 hielt er ein privates Kollegium in Wittenberg, wo er im Jahr darauf zum Magister ernannt wurde. 1724 trat er eine Predigerstelle in Bethau und Naundorf an und war seit 1734 Pastor in Schweinitz und Adjunkt der Superintendentur Jessen. B. veröffentlichte zahlreiche Predigten und Abhandlungen, darunter Erbauliche Betrachtungen über die bisher erstaunenswürdigen Begebenheiten und Erdbeben (1757). B i e n e m a n n , Kaspar, auch Melissander, evang. Theologe, * 3.1. 1540 Nürnberg, t 12.9. 1591 Altenburg. B. studierte in Leipzig, Jena und Tübingen und begleitete als Dolmetscher eine Gesandtschaft Maximilians II. nach Griechenland. Nach seiner Rückkehr wurde er zunächst Dozent in Lauingen/Donau, später Generalsuperintendent von Pfalz-Neuburg, im Verlauf des synergistischen Streits jedoch von dort vertrieben. B. wurde 1571 in Jena zum Dr. theol. promoviert und von Herzog Johann Wilhelm von SachsenWeimar zum Erzieher des Erbprinzen Friedrich Wilhelm ernannt. Nach dem Tod des Herzogs 1573 wies ihn Kurfürst

August von Sachsen, der als Vormund die Regierungsgeschäfte angetreten hatte, vom Hof, weil er als strenger Lutheraner Partei für den Theologen Matthias - » F l a c i u s nahm. B. wurde 1578 Pfarrer und Generalsuperintendent in Altenburg. Er schrieb u.a. Christliche Reimgebete und Symbole (1589). WEITERE WERKE: Trostbüchlein in hohen geistlichen Anfechtungen und schwermütiger Traurigkeit. Jena 1573. Betbüchlein und christlicher Unterricht von der Beicht, Absolution und Abendmahl des Herrn. Leipzig 1582. - Christliches Ehebüchlein. Leipzig 1588, 4 1V19. LITERATUR: VD 16, Β 5417-5440. - V D 17. - Arno Büchner: B„ K. In: NDB, Bd. 2 , 1 9 5 5 , S. 2 2 8 . B i e r b a u m , Max, kath. Theologe, * 1 4 . 9 . 1 8 8 3 Münster, t 2.11. 1975 Münster. B. studierte in Münster (Dr. theol. 1920), Innsbruck und Rom (Dr. jur. can.) und lebte 1916-18 als freiwilliger Feldgeistlicher in der Türkei. Seit 1924 Synodalrichter in Münster, habilitierte er sich im folgenden Jahr an der dortigen Univ. für Kirchliche Rechtsgeschichte und Missionswissenschaft, erhielt 1930 eine a. o., 1947 eine Honorarprofessur in Münster. Studienreisen führten ihn nach Ostasien, Südafrika und Libyen. B. war 1938-41 und 1947-52 Chefredakteur der „Zeitschrift für Missionswissenschaft und Religionswissenschaft". Er schrieb u. a. Das Konkordat in Kultur, Politik und Recht (1928). B i e r l i n g , Friedrich Wilhelm, evang. Theologe, * 2 2 . 3 . 1 6 7 6 Magdeburg, f 2 5 . 7 . 1 7 2 8 Rinteln. Als Magister der Philosophie Schloß B. seine Studien in Leipzig ab, hielt dort seit 1694 hebräische und lateinische Vorlesungen und wurde 1700 in Rinteln Prof. der Philosophie, 1706 auch der Beredsamkeit und der Geschichte. Er wurde 1712 Pfarrer und 1714 Superintendent der Grafschaft Schaumburg, 1716 folgte seine Ernennung zum o. Prof. der Theologie in Rinteln, 1720 die Promotion zum Dr. theol. in Helmstedt. Er trug wesentlich zur damaligen Blüte der Univ. Rinteln bei. Neben Predigten veröffentlichte B. u.a. Dissertatio theologiae de origine mali [...] (1716). LITERATUR: Bernhard): B., F. W. In: ADB, Bd. 2, 1875, S. 629. B i e r n a t z k i , Johann Christoph, evang. Theologe, Schriftsteller, * 17. 10.1795 Elmshorn, t 11.5. 1840 Friedrichstadt. Nach dem Studium der Theologie in Kiel (1816-18), Jena und Halle wurde B., Bruder von Karl Leonhard —>B., Pastor und Lehrer auf der Hallig Nordstrandischmoor in Nordfriesland, wo er in der großen Sturmflut 1825 sein Wohnhaus und die Kirche verlor. Er übernahm daraufhin eine Pastorenstelle in Friedrichstadt. B. veröffentlichte erbaulich-belehrende Lyrik und Prosa, darunter die Erzählung Die Hallig oder die Schiffbrüchigen auf dem Eilande in der Nordsee (1836), die die Katastrophe von 1825 behandelt. Mit diesem Werk, das in mehrere Sprachen Ubersetzt und bis ins 20. Jh. wiederaufgelegt wurde, wurde B. bekannt. Als Pastor hing er der sogenannten Vermittlungstheologie an. WEITERES WERK: Der Glaube. Schleswig 1826. Nachdr. München 1994. LITERATUR: E . A l b e r t i : B „ J . C . I n : A D B , B d . 2 ,

1875,

S. 630. B i e r n a t z k i , Karl Leonhard, evang. Theologe, Publizist, * 28.12. 1815 Altona, t 23. 1. 1899 Altona. Der Bruder Johann Christoph —>B.s studierte Theologie in Erlangen und Kiel und kam 1841 als Rektor nach Friedrichstadt. Nachdem er diese Stelle Ende der vierziger Jahre aufgegeben hatte, war B. zunächst Redakteur beim „Altonaer Mercur", seit 1851 Sekretär des Zentralvereins für chinesische Mission in Kassel und 1855-59 Sekretär des Zen-

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Bigelmair tralausschusses f ü r die innere Mission der deutsch-evang. Kirche in Berlin. Danach wieder in Altona ansässig, wurde er 1861 Mittagsprediger in Ottensen und schließlich Pastor in Altona. Als Publizist wurde B. mit seinem 1844-51 herausgegebenen „Volksbuch" bekannt, das neben Belletristik u. a. Beiträge zur Regionalgeschichte enthielt. Er schrieb u. a. Deutsche Befreiungskriege 1813, 1814, 1815 (1864). LITERATUR: Friedrich W. Bautz: B., K. L. In: B B K L , Bd. 1, 1990, Sp. 587 f. B i g e l m a i r , Andreas, kath. Theologe, * 2 1 . 1 0 . 1873 Oberhausen bei Augsburg, t 2 9 . 3 . 1 9 6 2 Dillingen. B. studierte Theologie in München, wurde 1897 zum Priester geweiht und 1899 promoviert. Nach der Habilitation in München (1904) wurde er 1906 a. o. Prof. der Kirchengeschichte an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Dillingen, 1915 Ordinarius. 1929-39 lehrte B. als o.Prof. an der Univ. Würzburg. Er war Mitglied u. a. der Kommission f ü r bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften sowie Ausschußmitglied der Gesellschaft für fränkische Geschichte. B. veröffentlichte u . a . Die Beteiligung der Christen am öffentlichen Leben in der vorkonstantinischen Zeit (1902, Nachdr. 1970). WEITERE WERKE: Zeno von Verona. Münster 1904. - Die Afralegende. Dillingen/Donau 1910. - Zur Theologie des Eusebius von Cäsarea. Kempten 1913. - Zur Frage des Sozialismus und Kommunismus im Christentum der ersten drei Jahrhunderte. B o n n / L e i p z i g 1922. LITERATUR: Theobald Freudenberger: A. B. f In: Zeitschrift f ü r bayerische Landesgeschichte 25 (1962) S. 836 ff. B i h l m e y e r , Karl, kath. Theologe, * 7 . 7 . 1 8 7 4 Aulendorf (Württemberg), t 2 7 . 3 . 1 9 4 2 Tübingen. Nach dem Studium in Tübingen wurde B. 1897 zum Priester geweiht und kam 1900 als Repetent an das Tübinger Wilhelmsstift. 1907 folgte er einem Ruf als a. o. Prof. an die dortige Univ., wo er 1916-39 Ordinarius der Kirchengeschichte, Patrologie und christlichen Archäologie war. B.s Forschungen galten vor allem der Patrologie und der Mystik des Mittelalters. Er edierte u. a. Heinrich Seuse. Deutsche Schriften (1907) und gab 1906-40 sechs Auflagen der Kirchengeschichte seines Vorgängers auf dem Tübinger Lehrstuhl, Franz Xaver —» Funk, heraus. WEITERES WERK: Die Apostolischen Väter. Bd. 1. Tübingen 1924. LITERATUR: Hermann Tüchle: B., K. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 234 f. - Rudolf Reinhardt: Zu den Auseinandersetzungen um den „Modernismus" an der Univ. Tübingen. In: Tübinger Theologen und ihre Theologie. Tübingen 1977, S. 2 7 1 - 3 5 2 . Klaus Ganzer: B „ K. In: L T h K \ Bd. 2, 1994, Sp. 440. Hubert Wolf: B„ K. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1559 f. B i l d , Veit, auch Vitus B., Acropolitanus, Benediktiner, Humanist, * 14.4.1481 H ö c h s t ä d t / D o n a u , t 1 9 . 7 . 1 5 2 9 Augsburg. Nach dem Studium in Ingolstadt war B. Pfarrschreiber von St. Ulrich in Augsburg. Er wurde 1503 Diakon, trat in den Benediktinerorden ein und erhielt 1504 die Priesterweihe. Mit Ausnahme eines Aufenthalts zum Studium der Reformbewegung in Melk 1511 verbrachte B. sein ganzes Leben im Kloster St. Ulrich. Er befaßte sich mit Latein, Griechisch und Hebräisch sowie mit Musik, Geschichte, Mathematik, Astronomie und Astrologie, fertigte Kaiendarien und konstruierte Sonnenuhren. B. gehörte zum Augsburger Humanistenkreis um Conrad —»Peutinger und pflegte einen ausgedehnten Briefwechsel (u.a. mit Willibald —> Pirckheimer und Bernhard —> Adelmann von Adelmannsfelden), den er wie seine wissenschaftlichen Arbeiten eigenhändig in drei Quartbände (Conscriptiones) übertrug. Er begrüßte die Reformation zunächst, wandte sich aber später von ihr ab, blieb

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jedoch in freundschaftlichem Verhältnis u. a. zu Johannes —> Oekolampad. Zu den frühen veröffentlichten Musiklehren gehört B.s Traktat Stella musicae, der 1508 im Druck erschien. WEITERES WERK: Grund und Schriftliche anzaygungen auß hailiger geschrifft des aynigen Artickel halber unnsers glaubens. Augsburg 1525. LITERATUR: V D 16, Β 5469 f. - Andreas Bigelmair: Β., V. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 235. - Heribert Smolinsky: Β., V. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 440. - Thomas R ö d e r / T h e o dor Wohnhaas: Die Stella musicae des Benediktiners V. B. Eine spätmittelalterliche Musiklehre aus Augsburg. In: Jahrbuch des Vereins für Augsburger Musikgeschichte 32 (1998) S. 305-325. - Thomas Röder: Β., V. In: M G G 2 P , Bd. 2, 1999, Sp. 1611 f. - Harald M ü l l e r / A n n e Kathrin Ziesak: Der Augsburger Benediktiner V. B. und der Humanismus. In: Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben 95 (2002) S. 27-51. B i l e f e l d , Johann Christoph, auch Bielefeld, Bi(e)lenfeld, evang. Theologe, * 25. 12. 1664 Wernigerode, t 2 1 . 6 . 1727 Gießen. B. studierte Philosophie, Theologie, Medizin und Rechtswissenschaften, erhielt die Magisterwürde und wurde nach einer Reise durch Holland, England, Frankreich, Italien und Schweden Erster Pastor und Superintendent in Delitzsch. 1690 wurde er zum Dr. theol. promoviert und wechselte als Oberhofprediger, Superintendent und Konsistorialassessor nach Darmstadt, wo er auch Beichtvater bei Hof wurde. Seit 1693 war er zugleich o. Prof. der Theologie und Superintendent in Gießen, wo er abwechselnd mit Darmstadt lebte, bis er 1705 die Darmstädter Ämter aufgab. B. war zuletzt Oberkirchenrat, erster Superintendent und Direktor des Konsistoriums in Gießen. Er veröffentlichte u.a. Das doppelte Zeugnis Gottes [...] (1725). LITERATUR: V D

17.

B i l h u b e r , Johann Christoph, evang. Theologe, * 5 . 1 1 . 1 7 0 2 Urach, t 2 . 1 . 1 7 6 2 Urach. B. studierte seit 1722 in Tübingen und wurde 1725 Magister, 1730 Diakon, 1734 Stadtpfarrer in Winnenden. Seit 1749 war er Stadtpfarrer und Superintendent in Urach. B. publizierte einen Evangelischen Liederschatz (3 Teile, 1730-34) und war Mitherausgeber des Württembergischen Gesangbuchs von 1741. LITERATUR: P. Pr.: B „ J. C h . In: A D B , B d . 2, 1875, S. 6 3 7 .

B i l l e r b e c k , Paul, evang. Theologe, * 4 . 4 . 1853 Bad Schönfließ, t 23. 12. 1932 Frankfurt/Oder. B. war Pfarrer in Zielenzig und Heinersdorf. Auf Anregung des Judaisten Hermann Strack stellte B. das gesamte rabbinische Material für das Neue Testament zusammen und gab es in Übersetzung heraus. Der Strack-Billerbecksche Kommentar zum Neuen Testament aus Talmud und Midrasch erschien 1922-28 in vier Bänden. LITERATUR: Joachim Jeremias: B„ P. In: TRE, Bd. 6, 1980, S. 640-642. - Daniel J. Rettberg: P. B. as student of rabbinic literature. Diss. Dropsie College 1986. - Dagmar BörnerKlein: B „ P. In: L T h K \ Bd. 2, 1994, Sp. 459. B i l l i c a n , Theobald, eigenll. Diepold Gerlach(er), evang. Theologe, * 1491 Billigheim bei L a n d a u / P f a l z , t 8 . 8 . 1 5 5 4 Marburg. B. wurde nach dreijährigem Studium an der Univ. Heidelberg Magister Artium (1513), hörte Martin Luther bei der Heidelberger Disputation 1518 und führte daraufhin in Weil der Stadt (1522) und Nördlingen (1524) die Reformation ein. B. schwankte zwischen den Lehren Luthers und Huldrych —> Zwingiis; er verband Kritik an der Kirche mit dem Willen, eine Spaltung der Kirche zu verhindern. Vor dem päpstlichen Legaten widerrief B. 1530 fast alle seine früheren

Biner Positionen, trat a b e r bis 1535 in seiner Pfarrei N ö r d l i n g e n als r e f o r m a t o r i s c h e r P r e d i g e r auf. 1536 ging er an d i e U n i v . H e i d e l b e r g , um R e c h t s w i s s e n s c h a f t e n zu studieren, w u r d e 1544 d e s L a n d e s v e r w i e s e n , setzte seine S t u d i e n in M a r b u r g fort, w u r d e 1546 z u m D o k t o r b e i d e r R e c h t e p r o m o v i e r t und hielt V o r l e s u n g e n ; d i e erstrebte P r o f e s s u r blieb i h m j e d o c h versagt.

WEITERE WERKE: D i e Trinitätslehre d e s heiligen J o h a n n e s von D a m a s k u s . F r e i b u r g / B r e i s g a u 1909. - D i e E h e i m Lichte der katholischen Glaubenslehre. Freiburg/Breisgau 1920. LITERATUR: Friedrich S t e g m ü l l e r : B „ J. In: L T h K ' , B d . 2, 1994, S p . 461 f.

WERKE: K o m m e n t a r z u m P r o p h e t e n M i c h a . N ü r n b e r g 1524. - D e p a r t i u m orationis inflexionibus. W i t t e n b e r g 1526. - D e verbis c o e n a e d o m i n i c a e . W i t t e n b e r g 1526. A p o l o g i a . W o r m s 1539.

B i n d e r , G e o r g , e v a n g . T h e o l o g e , Publizist, * 9 . 5 . 1 8 1 5 S c h ä ß b u r g ( S i e b e n b ü r g e n ) , t 9 . 4 . 1888 S c h ä ß b u r g . D e r S o h n von G e o r g Paul —»B. studierte in W i e n und Berlin ( 1 8 3 5 - 3 8 ) und w a r seit 1840 L e h r e r a m S c h ä ß b u r g e r G y m n a s i u m . 1844 w u r d e er P f a r r e r in W o l k e n d o r f , 1850 in H e n n dorf und 1855-76 in Keisd. B. v e r ö f f e n t l i c h t e g e o g r a p h i s c h e und historische A r b e i t e n zur R e g i o n S i e b e n b ü r g e n und g a b sieben J a h r g ä n g e d e s K a l e n d e r s Der siebenbiirgische Hausfreund ( 1 8 4 8 ff.) heraus.

LITERATUR: V D 16, G 1551-1573. - R i c h a r d N e w a l d : B., T . In: N D B , B d . 2, 1955, S. 2 3 8 . - H a n s C h r i s t o p h R u b lack: E i n e bürgerliche R e f o r m a t i o n : N ö r d l i n g e n . G ü t e r s l o h 1982. - M a r t i n B r e c h t / H e r m a n n E h m e r : S ü d w e s t d e u t s c h e R e f o r m a t i o n s g e s c h i c h t e . Stuttgart 1984. - H e r i b e r t S m o linsky: Β., T . In: L T h K 3 , B d . 2, 1994, Sp. 4 5 9 f. - H e i n z S c h e i b l e : B „ T . In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 1598. B i l l i c k , Eberhard, Karmeliter, Theologe, * 1 4 9 9 / 1 5 0 0 Köln, t 1 2 . 1 . 1 5 5 7 K ö l n . B. trat 1513 in d a s K ö l n e r K a r m e l i t e r k l o s t e r ein u n d studierte dort s o w i e an der U n i v . P h i l o s o p h i e und T h e o l o g i e . 1525 w u r d e er S t u d i e n p r ä f e k t , 1528 erster L e k t o r und 1536 Prior seines Klosters; seit 1540 lehrte er als o. Prof. an d e r Universität. B. w u r d e 1542 Provinzial der n i e d e r d e u t s c h e n O r d e n s p r o v i n z und w a r 1 5 4 6 / 4 7 G e n e r a l v i k a r der o b e r d e u t s c h e n P r o v i n z . Er w a r einer der W o r t f ü h r e r d e r kath. O p p o s i t i o n g e g e n d i e E i n f ü h r u n g d e r R e f o r m a t i o n in K ö l n und n a h m an d e n R e l i g i o n s g e s p r ä c h e n in H a g e n a u (1540), W o r m s ( 1 5 4 0 / 4 1 ) , R e g e n s b u r g (1541 und 1546) und A u g s b u r g ( 1 5 4 7 / 4 8 ) s o w i e a m Konzil von Trient ( 1 5 5 1 / 5 2 ) teil. 1556 z u m K ö l n e r W e i h b i s c h o f g e w ä h l t , starb B. noch vor seiner A m t s e i n f ü h r u n g . E r w a r u m d i e R e f o r m d e s K a r m e l i terordens und der kath. K i r c h e b e m ü h t und s c h r i e b u. a. ein Antididagma (1544). LITERATUR: V D 16, Β 5 4 8 1 - 5 4 8 6 . - R o b e r t H a a ß : Β., E . In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 2 3 8 f. - F r a n z - B e r n a r d L i c k t e i g : T h e G e r m a n C a r m e l i t e s at the M e d i e v a l Universities. R o m 1981, S. 2 6 6 - 2 7 6 . - P. F a b i s c h : Ε. B. In: E r w i n Iserloh (Hrsg.): K a t h o l i s c h e T h e o l o g e n der R e f o r m a t i o n s z e i t . B d . 5. M ü n s t e r 1988, S. 9 7 - 1 1 6 . - Heribert S m o l i n s k y : Β., E. In: L T h K 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 460. B i l t e r l i n g , G e o r g S i g m u n d von, e v a n g . T h e o l o g e , L e h r e r , * 1 6 . 2 . 1767 K r u t h e n , t 1 4 . 1 0 . 1829 M i t a u ( h e u t e J e l g a v a , Lettland). B. studierte seit 1786 in W i t t e n b e r g T h e o l o g i e , w u r d e 1789 Pastor in P r e e k u l n in K u r l a n d und 1801 z u m Dr. phil. promoviert. 1803 k a m er als O b e r l e h r e r f ü r Religion und Philos o p h i e an das G y m n a s i u m in Mitau, w u r d e dort 1824 Kollegienassessor und 1826 H o f r a t . B. war an der R e d a k t i o n des 1806 in M i t a u e r s c h i e n e n e n neuen lettischen G e s a n g b u c h s beteiligt und schrieb d i e meisten d e r darin e n t h a l t e n e n G e b e t e . N e b e n zahlreichen Predigten v e r ö f f e n t l i c h t e er u. a. Morgen- und Abendlieder (1824). B i l z , J a k o b , kath. T h e o l o g e , * 4 . 3 . 1 8 7 2 U n t e r l i e d e r b a c h , t 2 . 6 . 1951 Freiburg. B. w a r z u n ä c h s t - w i e sein Vater - Arbeiter. Ein S t i p e n d i u m e r m ö g l i c h t e i h m 1888-93 d e n B e s u c h d e s G y m n a s i u m s und das a n s c h l i e ß e n d e T h e o l o g i e s t u d i u m in Freiburg. N a c h d e r P r i e s t e r w e i h e 1897 k a m er als Vikar n a c h M ü h l b u r g (Karlsruhe). B. hielt sich 1899-1901 zu S t u d i e n z w e c k e n in R o m auf, w u r d e n a c h seiner R ü c k k e h r Repetitor, 1906 - nach d e r P r o m o t i o n z u m Dr. theol. - D i r e k t o r d e s T h e o l o g i s c h e n K o n vikts in Freiburg u n d habilitierte sich 1914. Von 1916 bis zu seiner E m e r i t i e r u n g 1937 w a r B . Prof. (seit 1920 O r d i n a r i u s ) der D o g m a t i k in Freiburg, w u r d e 1933 E h r e n d o m k a p i t u l a r und 1942 Päpstlicher H a u s p r ä l a t . A l s sein H a u p t w e r k gilt die Einführung in die Theologie (1935).

B i n d e r , G e o r g Paul, e v a n g . T h e o l o g e , * 2 2 . 7 . 1 7 8 4 Schäßburg, t 1 2 . 6 . 1 8 6 7 Birthälm. N a c h d e m S t u d i u m in T ü b i n g e n 1804-07 w u r d e B. L e h r e r , 1822 R e k t o r a m G y m n a s i u m in S c h ä ß b u r g . E r erhielt 1831 d i e Pfarrei S c h a a s , w e c h s e l t e 1840 n a c h K e i s d , 1843 n a c h B i r t h ä l m und w u r d e n o c h im g l e i c h e n J a h r z u m S u p e r i n t e n d e n t e n g e w ä h l t . B. leitete 1848 e i n e s ä c h s i s c h e Delegation b e i m K a i s e r und n a h m a m a l l g e m e i n e n K o n v e n t der e v a n g . K i r c h e n in U n g a r n teil, w o er sich j e w e i l s g e g e n e i n e U n i o n S i e b e n b ü r g e n s m i t U n g a r n a u s s p r a c h . A n d e r V e r f a s s u n g der S i e b e n b ü r g e r e v a n g . L a n d e s k i r c h e von 1861 hatte B. g r o ß e n Anteil. In seinen L e b e n s e r i n n e r u n g e n (Aus dem Leben G. P. Binders von ihm selbst (1849) geschrieben, in: A r c h i v f ü r L a n d e s k u n d e 15) b e k a n n t e er sich zu einer rationalistischen T h e o l o g i e . B . w a r der Vater von G e o r g —>B. LITERATUR: Teutsch: B „ G . P. In: A D B , B d . 2, 1875, S. 6 4 4 - 6 4 6 . B i n d e r , Karl, österr. kath. T h e o l o g e , * 1 6 . 2 . 1903 Linz, t 1 3 . 1 . 1982 W i e n . B. studierte 1922-26 in W i e n ( P r o m o t i o n 1939) u n d 1 9 5 1 / 5 2 in R o m T h e o l o g i e . 1926 z u m Priester g e w e i h t , arbeitete er bis 1956 als S e e l s o r g e r und R e l i g i o n s l e h r e r i m E r z b i s t u m W i e n . 1955 habiltierte er sich mit der A r b e i t Wesen und Eigenschaften der Kirche bei Kardinal Juan de Torquemada. 1958-73 w a r er o . P r o f . f ü r D o g m a t i k in Wien, b e s c h ä f t i g t e sich vor a l l e m mit M a r i o l o g i e und d e r T h e o l o g i e d e s späten Mittelalters. Er v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Die Lehre des Nikolaus von Dinkelsbühl über die Unbefleckte Empfängnis im Lichte der Kontroverse (1970). 1958 w u r d e er M i t g l i e d d e r Katholischen A k a d e m i e (Wien), 1973 Mitglied der Päpstlichen M a r i o l o g i s c h e n A k a d e m i e und des Vorstands der D e u t s c h e n Mariologischen Arbeitsgemeinschaft. LITERATUR: Josef W e i s m a y e r : Β., K. In: L T h K 3 , B d . 2, 1994, S p . 4 6 5 f. B i n e r , J o s e p h , Jesuit, T h e o l o g e , * 1 6 . 7 . 1697 G l u r i n g e n (Wallis), t 2 4 . 3 . 1 7 6 6 R o t t e n b u r g . B. w u r d e 1715 Jesuit und erhielt 1729 d i e P r i e s t e r w e i h e . E r lehrte P h i l o s o p h i e in R o t t e n b u r g ( 1 7 3 0 / 3 1 ) , Dillingen ( 1 7 3 1 - 3 4 ) und Ingolstadt ( 1 7 3 4 - 3 7 ) , D o g m a t i k in L u z e r n ( 1 7 3 7 - 4 0 ) und I n n s b r u c k ( 1 7 4 0 - 4 3 ) s o w i e K i r c h e n r e c h t in I n n s b r u c k ( 1 7 4 3 - 5 2 ) , Dillingen ( 1 7 5 3 - 5 8 ) und A m b e r g ( 1 7 5 8 / 5 9 ) . Er w a r 1760-65 R e k t o r d e s K o l l e g s in Freib u r g / B r e i s g a u , 1 7 6 5 / 6 6 in R o t t e n b u r g . B . v e r ö f f e n t l i c h t e n e b e n z a h l r e i c h e n p o l e m i s c h e n antiprotestantischen S c h r i f ten (vor a l l e m g e g e n J o h a n n J a k o b —» Breitinger) d e n Apparatus eruditionis ad iurisprudentiam praesertim ecclesiasticam (3 Bde., 1747), d e r in d e n f o l g e n d e n A u f l a g e n bis auf z w ö l f B ä n d e und einen R e g i s t e r b a n d a n w u c h s . LITERATUR: W i l h e l m Kratz: B „ J. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 2 4 6 f. - A n d r e a s K r a u s : B „ J. In: L M U , B d . 1, 1998, S. 4 5 f.

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Bingmann B i n g m a n n , Karl Ferdinand, evang. Theologe, * 2 2 . 2 . 1 8 2 2 Oberroßbach, t 16.2. 1898 H ö c h s t / M a i n . Β. studierte in Gießen Theologie, wurde 1849 Pfarrer in H ö c h s t / M a i n und 1851 Vorsitzender der „Lutherischen Einigung", die den Bestand der luth. Kirche gegenüber der eine Union anstrebenden Kirchenobrigkeit vertrat. 1875 wurde B. mit sechs anderen Pfarrern seines A m t e s enthoben, weil er sich weigerte, die unionistische Kirchenverfassung von 1874 anzuerkennen. Mit einer Anzahl gleichgesinnter Kollegen und Pfarrgemeinden erklärten sie eine oberste Kirchengewalt der Landesfürsten für bekenntniswidrig und traten 1877 in S t a m m h e i m / W e t t e r a u zu einer Synode der „Selbständigen evangelisch-lutherischen Kirche im Großherzogtum Hessen" zusammen, auf der B. zum Superintendenten gewählt wurde. Die selbständige Kirche wurde 1879 staatlich anerkannt, B. konnte 1885 von seinem Zufluchtsort Stammheim nach Höchst zurückkehren. LITERATUR: Werner Eiert: B „ C. F. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 248. B i n i u s , Severin, kath. Theologe, Historiker, * 1573 Randerath bei Aachen, f 1 4 . 2 . 1 6 4 1 Köln. B. war Domherr und Prof. der Theologie in Köln, 1617-20 Dekan der Theologischen Fakultät und 1627-29 Rektor der Universität; 1631 erfolgte seine Ernennung zum Generalvikar. Als B.s Hauptwerk gilt die S a m m l u n g Concilia generatici et provincialia (4 Bde., 1606). LITERATUR: V D 17. - Kessel: B., S. In: Wetzer/Welte, Bd. 2, 1883, Sp. 845 f. B i n s f e l d , Peter, kath. Theologe, * 1 5 4 5 / 4 6 B i n s f e l d / Ei fei, t 2 4 . 1 1 . 1 5 9 8 Trier. B. konnte als Bauernsohn die theologische Laufbahn wählen, hielt sich seit 1570 zur Vollendung seiner Studien in R o m auf und wurde dort zum Priester geweiht. Der Erzbischof von Trier Jakob zu —»Eitz betraute ihn 1577 mit der Rekatholisierung der Stadt Prüm und der R e f o r m der dortigen Abtei. B. wurde 1578 Propst von St. Simeon in Trier, 1580 Weihbischof und Generalvikar; er wirkte im Sinne der R e f o r m beschlüsse des Trienter Konzils. 1 5 8 2 / 8 3 und 1 5 8 7 / 8 8 war er Rektor der Univ. Trier. B. war einer der Hauptverteidiger der bis dahin üblichen Hexenprozeßverfahren und trug entscheidend zur Verschärfung der Hexenverfolgung bei. Seine Schrift De confessionibus maleficiorum et sagarum (1589) lag seit 1591 in deutscher Übersetzung vor und erlangte für die zeitgenössische Hexenverfolgung über die Bistumsgrenzen hinaus Bedeutung. WEITERE WERKE: Gesammelte Werke. 5 Bde., Köln 1611. Enchiridion theologiae pastoralis. Trier 1591, 2 1599. - Liber receptarum in theologia sententiarum et conclusionum c u m brevibus necessariisque fundamentis. Trier 1593, 1595, 1612. - Tractatus de tentationibus et earum remediis. Trier 1611, 1623. LITERATUR: V D 16, Β 5518-5533. - V D 17. - H e r m a n n Ries: Β., P. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 248 f. - Hansgeorg Molitor: Kirchliche R e f o r m v e r s u c h e der Kurfürsten und Erzbischöfe von Trier. Wiesbaden 1967. - Franz-Josef Heyen: Β., P. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 468. - Wolfgang Seibrich: Β., P. In: Gatz, Bischöfe (1448-1648), 1996, S. 56. B i n t e r i m , Anton Joseph, kath. Theologe, * 1 9 . 9 . 1 7 7 9 Düsseldorf, t 17.5. 1855 Bilk bei Düsseldorf. B. war seit 1796 Franziskaner und studierte in den Klöstern in Aachen (seit 1798) und nach der Priesterweihe 1802 in Düsseldorf Theologie. 1803 wurde er im Z u g e der Säkularisation Weltpriester und ü b e r n a h m 1805 die Düsseldorfer Vorstadt-Pfarrei Bilk. Er war ein Vorkämpfer des Ultramontanismus, Gegner des Hermesianismus und vertrat im Kölner Mischehenstreit energisch die Position der Kirche, w o f ü r er eine sechsmonatige Festungshaft in Wesel verbüßte.

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Trotz Differenzen u. a. mit d e m Kölner Erzbischof Johannes von Geissei wurde B. 1848 in den Preußischen Landtag gewählt. Als sein Hauptwerk gilt die archäologische Kompilation Die vorzüglichsten Denkwürdigkeiten der christkatholischen Kirche [...}{! Bde., 1825-41). LITERATUR: Robert Haaß: Β., A. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 2 4 9 f . - Herman Η. Schwedt: B „ A. J. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 468. - Hubert Wolf: B „ A. J. In: R G G 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1600. B i o n , (Hermann) Walter, schweizer. Pädagoge, reformierter Theologe, * 2 9 . 4 . 1 8 3 0 Affeltrangen (Kt. Thurgau), t 3 . 9 . 1909 Zürich. Nach philosophischen und theologischen Studien in Zürich und Tübingen bei Ferdinand Christian —>Baur wirkte B. seit 1851 als Pfarrer in Rehetobel. Seit 1856 war er in Trogen, 1873-1902 in Zürich seelsorgerisch tätig und förderte dort die Entwicklung des Schulwesens sowie die Krankenund Armenfürsorge. 1876 gründete er im Appenzeller Land die erste Ferienkolonie für Kinder, die seinen pädagogischen Prinzipien g e m ä ß geführt wurde. B. legte sein Konzept in Schriften wie Die Ferienkolonien und verwandte Bestrebungen auf dem Gebiete der Gesundheitspflege (1901) dar und regte bei internationalen Kongressen die Einrichtung weiterer Ferienkolonien im In- und Ausland an. 1887 wurde er vom französischen Unterrichtsminister zum Officier d ' A c a d é m i e ernannt. S. schrieb Die Erfolge der Ferienkolonien (1901). LITERATUR: Gottfried Hausmann: B „ H. W . In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 250 f. B i o n , Wilhelm Friedrich, schweizer, reformierter Theologe, Politiker, * 1 5 . 1 . 1 7 9 7 Bürglen (Kt. Thurgau), t 2 7 . 9 . 1 8 6 2 Schönholzerswilen (Kt. Thurgau). Der aus einer Pfarrersfamilie stammende B. wurde nach d e m Besuch der Höheren Lehranstalt in St. Gallen Vikar in Wattwil und Sulgen. Seit 1818 war er Pfarrer in verschiedenen thurgauischen Gemeinden. 1831 gründete B. die Zeitung „Der Wächter", die er bis 1834 redigierte und zum Sprachrohr eines radikalen Liberalismus entwickelte. 1839-43 war er Redakteur bei der „Appenzeller Zeitung". Das von ihm 1847 gegründete Blatt „Der Volksmann" redigierte B. bis 1850, während er sich gleichzeitig 1849 im thurgauischen Verfassungsrat engagierte. U. a. setzte er sich f ü r ein kirchliches Stimmrecht für Frauen ein. Er war auch als Redner und Volksdichter populär. LITERATUR: Ernst G. Rüsch: W . F. B., 1797-1862. In: Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte 87 (1951) S. 1-82. B i r c k , T h o m a s , luth. Theologe, Dramatiker, * um 1550 Urach, t 1629 Rottenacker. B. war Schüler des Ägidius —»Hunnius und stand d e m Tübinger Luthertum nahe. Er wurde 1573 Collaborator am Pädagogium in Stuttgart, 1574 Diakon in Murrhardt, 1575 Pfarrer in Erbstetten, 1580 in Oberbrüden, 1585 in Untertürkheim, wo er 1601 wegen Streitsucht entlassen wurde. Seit 1602 war er Pfarrer in Mauer mit Gauangelloch (Baden), seit 1606 in Hochhausen bei Mosbach; 1609 verließ er die Stelle wegen eines Zerwürfnisses mit d e m Patronatsherrn. 1610 in Württemberg wieder a u f g e n o m m e n , wurde er Pfarrer in Rottenacker. Z u m Teil aus seinen Predigten heraus verfaßte B. Theaterstücke zumeist mit moralischer Tendenz (u. a. Ehespiegel, 1595), die von Laien seiner G e m e i n d e aufgeführt wurden. LITERATUR: V D 16, Β 5585-5587. - V D 17. - W . Scherer: Β., T. In: A D B , Bd. 2, 1875, S. 657.

Bissel B i r m a n n , M a r t i n , eigentl. M . Grieder, s c h w e i z e r , e v a n g . T h e o l o g e , Politiker, * 2 6 . 1 1 . 1 8 2 9 R ü n e n b e r g , t 1 9 . 8 . 1890 Liestal. M a r t i n G r i e d e r w u r d e als v e r a r m t e r Student d e r T h e o l o g i e von J u l i a n e B i r m a n n in Basel adoptiert und n a h m 1854 deren N a m e n an. N a c h S t u d i e n a b s c h l u ß (1852) und O r d i n a t i o n w i d m e t e er sich der A r m e n f ü r s o r g e und w u r d e z u m A r m e n inspektor des Kantons Basel-Land ernannt. Seine Haupta u f g a b e w a r die K i n d e r f ü r s o r g e . Als M i t a r b e i t e r d e r „ B a s e l l a n d s c h a f t l i c h e n Z e i t u n g " und H e r a u s g e b e r der „Blätter zur H e i m a t k u n d e von B a s e l l a n d " b e f a ß t e er sich mit Politik und lokaler G e s c h i c h t s s c h r e i b u n g . Er w a r M i t g l i e d d e s L a n d r a t s seines K a n t o n s und seit 1869 d e s s e n Delegierter im Ständerat. 1894 e r s c h i e n e n seine Gesammelten Schriften, d i e n e b e n a u t o b i o g r a p h i s c h e n und e r z ä h l e r i s c h e n Skizzen a u c h historisch-politische A u f s ä t z e enthalten. WEITERE WERKE: Blätter der E r i n n e r u n g . Liestal 1885. N a c h d r . 1990. - L e b e n s e r i n n e r u n g e n . Basel 1927. - R e i c h t u m in d e r A r m u t . J u g e n d e r i n n e r u n g e n . N a c h w o r t und A n m . von Fritz Klaus. H r s g . von der L i t e r a t u r k o m m i s s i o n d e s K a n t o n s B a s e l l a n d . Liestal 1964. LITERATUR: M e y e r von K n o n a u : B „ M . In: A D B , Bd. 4 6 , 1902, S. 5 6 0 - 5 6 2 . - Fritz G r i e d e r : M . B. 1828-1890. B a s e l l a n d s c h a f t l i c h e r P h i l a n t h r o p , Sozialhelfer, Politiker. Liestal 1991. B i r n d o r f e r , K o n r a d , eigentl. J o h a n n E v a n g e l i s t B., a u c h B r u d e r K o n r a d von P a r z h a m , K a p u z i n e r , * 22. 1 2 . 1 8 1 8 P a r z h a m bei G r i e s b a c h , f 2 1 . 4 . 1894 Altötting. N a c h der Volksschule arbeitete B. als K n e c h t auf d e m elterlichen B a u e r n h o f , bis er 1849 in d a s K a p u z i n e r k l o s t e r St. A n n a in Altötting eintrat. Dort w a r er seit 1852 P f ö r t n e r . Wegen seiner H i l f e l e i s t u n g e n g e g e n ü b e r W a l l f a h r e r n , K i n d e r n und A r m e n w u r d e er bald n a c h s e i n e m Tod als Heiliger verehrt. P a p s t P i u s X I . sprach ihn 1934 heilig; er w u r d e P a t r o n b z w . M i t p a t r o n u . a . d e r b a y e r i s c h e n s o w i e der u n g a r i s c h e n K a p u z i n e r p r o v i n z und der D i ö z e s e P a s s a u . LITERATUR: F r a n z X a v e r H o e d l : B., K. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 2 5 9 f. - G e o r g B e r g m a n n : K o n r a d von P a r z h a m . P a s s a u 1974. - O k t a v i a n S c h m u c k i : Κ. v. P. In: L T h K 3 , B d . 6, 1997, Sp. 283. B i s c h o f f , J o h a n n Heinrich Christian, S c h u l m a n n , * 1 9 . 8 . 1786 Goslar, t 1 7 . 2 . 1846 S c h ö n i n g e n bei H e l m stedt. N a c h d e m S t u d i u m der e v a n g . T h e o l o g i e in H e l m s t e d t arbeitete B. als Privat- und S c h u l l e h r e r in B r a u n s c h w e i g , bis er 1812 e i n e Stelle als I n s p e k t o r a m L e h r e r s e m i n a r in W o l fenbüttel erhielt. D u r c h e i n e S t u d i e n r e i s e z u m D r e s d e n e r L e h r e r s e m i n a r a n g e r e g t , f ü h r t e B. e i n e R e f o r m der i h m unt e r s t e h e n d e n Anstalt durch. Bis 1817 entstand ein n e u e s Sem i n a r mit einer Volksschule. In d e n f o l g e n d e n J a h r e n b e f a ß t e er sich mit der G r ü n d u n g einer h ö h e r e n T ö c h t e r s c h u l e , d i e 1821 e r ö f f n e t w u r d e . Er organisierte die B ü r g e r s c h u l e neu und e r g ä n z t e sie d u r c h e i n e R e a l s c h u l e . 1831 f o l g t e B. e i n e m R u f als O b e r p r e d i g e r und S e m i n a r d i r e k t o r n a c h S c h ö n i n g e n , w o er e b e n f a l l s d a s S c h u l w e s e n verbesserte. Für seine Verdienste w u r d e i h m der Titel eines S u p e r i n t e n d e n t e n verliehen. B i s c h o f f , M e l c h i o r , luth. T h e o l o g e , K o m p o n i s t , * 2 0 . 3 . 1547 P ö ß n e c k , t 1 7 . 1 2 . 1 6 1 4 C o b u r g . D e r S o h n eines S c h u s t e r s w u r d e 1565 L e h r e r in R u d o l s t a d t , später K a n t o r in A l t e n b u r g und seit 1570 D i a k o n in seiner H e i m a t s t a d t P ö ß n e c k . N a c h d e m er dort w e g e n seiner von der W i t t e n b e r g e r T h e o l o g i e a b w e i c h e n d e n H a l t u n g abgesetzt w o r d e n war, w a r er P f a r r e r an v e r s c h i e d e n e n Orten s o w i e e i n e Z e i t l a n g H o f p r e d i g e r in C o b u r g . Hier w u r d e er 1599 z u m G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t e n e r n a n n t . B. k o m p o n i e r t e K i r c h e n l i e d e r zu lateinischen und d e u t s c h e n Texten s o w i e e i n e M o t e t t e Deus misereatur (1603).

LITERATUR: V D 16, Β 5 6 3 3 - 5 6 4 1 . - V D 17. - T h i l o Krieg: D a s g e e h r t e und g e l e h r t e C o b u r g . Bd. 1. C o b u r g 1927, S. 9. - F r a n z K r a u t w u r s t : Β., M . In: M G G 2 P , Bd. 2, 1999, S p . 1685 f. - Ders.: Β., M . In: N G r o v e D , B d . 3, 2 2 0 0 1 , S. 6 2 8 f. B i s m a r c k , Klaus v o n , Publizist, Sozialpolitiker, * 6 . 3 . 1912 Jarchlin (Kr. N a u g a r d ) , t 2 2 . 5 . 1997 H a m b u r g . D e r S o h n eines L a n d w i r t s u n d U r g r o ß n e f f e O t t o von B.s durchlief nach d e m A b i t u r e i n e L a n d w i r t s c h a f t s l e h r e und leistete seit 1934 Militärdienst, b e v o r er seit 1938 als L a n d w i r t tätig war. N a c h d e m Z w e i t e n Weltkrieg, in d e m er W i d e r s t a n d s k r e i s e n n a h e s t a n d , leitete er bis 1949 d a s J u g e n d a m t H e r f o r d u n d g r ü n d e t e d e n J u g e n d h o f V l o t h o , in d e n er Jug e n d g r u p p e n aller W e l t a n s c h a u u n g e n und politischen Richt u n g e n e i n b e z o g . Seit 1949 Leiter d e s S o z i a l a m t e s der E v a n gelischen Kirche W e s t f a l e n im H a u s Villigst bei S c h w e r t e / R u h r , w a r B . seit 1955 M i t g l i e d der G e s a m t d e u t s c h e n S y n o d e der E v a n g e l i s c h e n K i r c h e in D e u t s c h l a n d (bis 1967) u n d d e s P r ä s i d i u m s d e s D e u t s c h e n E v a n g e l i s c h e n Kirchentags, als dessen P r ä s i d e n t er 1977-79 amtierte. Seit 1953 g e h ö r t e er d e m V e r w a l t u n g s r a t des e h e m a l i g e n N o r d w e s t d e u t s c h e n R u n d f u n k s an und w a r 1961-76 I n t e n d a n t d e s Westdeuts c h e n R u n d f u n k s ( W D R ) in K ö l n . A l s P r ä s i d e n t d e s G o e t h e Instituts ( 1 9 7 7 - 8 9 ) b e m ü h t e er sich b e s o n d e r s u m d i e Vertief u n g der K u l t u r b e z i e h u n g e n zu d e n sozialistischen L ä n d e r n . B. v e r ö f f e n t l i c h t e B e i t r ä g e zu einer religiös m o t i v i e r t e n Sozialpolitik s o w i e Aufbruch aus Pommern. Erinnerungen und Perspektiven (1992). WERKE: K o n t i n e n t e w a c h s e n z u s a m m e n . G e s e l l s c h a f t l i c h e A u s w i r k u n g e n d e r I n d u s t r i a l i s i e r u n g in E u r o p a , Asien und A f r i k a . Stuttgart 1961. - Christlicher G l a u b e und Ideologie. Stuttgart u. a. 1964. - Z u k u n f t s p e r s p e k t i v e n d e s R u n d f u n k s . K ö l n 1969. B i s p i n g , A u g u s t , kath. T h e o l o g e , * 1 1 . 5 . 1 8 1 1 A l b e r s l o h , t 1 7 . 3 . 1884 M ü n s t e r . B. studierte in M ü n s t e r T h e o l o g i e und w u r d e 1836 z u m Priester g e w e i h t . Er arbeitete z u n ä c h s t als H a u s l e h r e r b e i m G r a f e n von F ü r s t e n b e r g - S t a m m h e i m , e r w a r b 1844 d a s L i z e n tiat und habilitierte sich f ü r n e u t e s t a m e n t l i c h e E x e g e s e . Seit 1850 hielt er als Prof. an d e r A k a d e m i e in M ü n s t e r Vorles u n g e n ü b e r B i b e l e x e g e s e s o w i e ü b e r d a s Konzil von Trient. Β . w a r M i t h e r a u s g e b e r des „ K a t h o l i s c h e n M a g a z i n s f ü r W i s s e n s c h a f t und L e b e n " und v e r f a ß t e u . a . : Exegetisches Handbuch zum Neuen Testament (9 Bde., 1854-76). LITERATUR: Karl K e r t e l g e : Β., A. In: L T h K 3 , Bd. 2, 1994, S p . 508. B i s s e l , J o h a n n e s , a u c h Bisselius, Bislin, Jesuit, T h e o l o g e , * 2 0 . 8 . 1 6 0 1 B a b e n h a u s e n , t 9 . 3 . 1682 A m b e r g . B. trat 1621 in d i e G e s e l l s c h a f t Jesu ein und lehrte d a n a c h in Ingolstadt f ü n f J a h r e lang Poetik, R h e t o r i k , Ethik und K o n troverstheologie. 1652-82 lebte er als P r e d i g e r in Dillingen. D i e von i h m erhaltenen P r e d i g t s a m m l u n g e n w e i s e n ihn als gebildeten R h e t o r i k e r aus. Z u s e i n e m Werk zählen n e b e n lateinisch g e s c h r i e b e n e n u n d d e u t s c h v o r g e t r a g e n e n E x e m pelpredigten lyrische D i c h t u n g e n s o w i e D a r s t e l l u n g e n der R e g i o n a l - , L ä n d e r - und W e l t g e s c h i c h t e . Aetatis nostrae gestorum eminentium medulla histórica, per aliquot septennia digesto ( 1 6 7 5 / 7 6 ) b e h a n d e l t d i e Taten b e k a n n t e r P e r s ö n l i c h keiten der j ü n g e r e n G e s c h i c h t e . WEITERE WERKE: C l i e n s M a r i a n u s Elegidiis descriptus. Editio altera et auctior. I n g o l s t a d t 1625. M ü n c h e n 4 1 6 3 4 . E l e g i a e seu deliciae veris. I n g o l s t a d t 1638. - Digitus Dei, h u m a n a c o r d a t a n g e n s , D a s ist, H e r t z - B e r ü e r e n d e r F i n g e r Gottes, In u n t e r s c h i e d l i c h e n F a s t e n - E x e m p e l n vorgestellt. D i l l i n g e n 1666.

141

Bisterfeld LITERATUR: V D 17. - Bernhard Duhr: Die alten deutschen Jesuiten als Historiker. In: Zeitschrift für katholische Theologie 13 (1889) S. 62 ff. - Westermayer: B „ J. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 682. - Karl Engleitner: B., J. In: LMU, Bd. 1, 1 9 9 8 , S. 4 6 f. B i s t e r f e l d , Johann Heinrich, Philosoph, * 1605 Siegen, t 16.2. 1655 Weißenburg. B „ Sohn eines Theologieprofessors und Superintendenten, studierte 1619-24 in Herborn, wo sein späterer Schwiegervater Johann Heinrich —> Aisted Rektor war, und setzte dann das Studium der Theologie in Heidelberg und Genf fort. Reisen führten ihn u.a. nach Leiden und Oxford. 1629 erhielt er einen Ruf als Prof. der Philosophie und Theologie an die 1622 gegründete reformierte Univ. in Weißenburg (Siebenbürgen). Er beschäftigte sich auch mit Mathematik und Physik, so daß ihm wegen seiner universalen Gelehrsamkeit vom Volk magische Fähigkeiten nachgesagt wurden. Neben seiner Lehrtätigkeit war B. während des Dreißigjährigen Kriegs oft in diplomatischer Mission für die protestantische Sache unterwegs. 1639 wurde er Lehrer des Herzogs Sigismund Rakóczi, 1652 Gutsherr in Nádas. In seinen theologischen Anschauungen wandelte er sich von einem Gegner des englischen Puritanismus zu einem seiner wichtigsten Fürsprecher in Siebenbürgen. Auf philosophischem Gebiet setzte sich B. vor allem mit dem System der Lullschen Kombinatorik auseinander, das er in seinen Schriften vielfach kommentierte und auf alle Wissenschaften anzuwenden versuchte. B. war ein Anhänger des —»Comenius, mit dem er seit etwa 1630 in Kontakt stand. Viele Gedanken aus dessen pansophischen Schriften flössen in Werke B.s ein, u.a. in das Philosophiae primae seminarium (1652, Neuausg. 1657). Seine gesammelten Werke erschienen 1661 in zwei Bänden (Bisterfeldus redivivas, seu Operum Jo. Henrici Bisterfeldii). WEITERE WERKE: De uno Deo, Patre, Filio ac Spiritu, mysterium pietatis. Leiden 1639. Amsterdam 1659. - Phosphorus catholicus, seu artis meditandi epitome. Leiden 1657. - Elementorum logicorum libri tres. Leiden 1657. Alphabeti philosophici libri tres. Leiden 1661. LITERATUR: V D 17. - Ján Kvacsala: Das Leben J. B.s. In: Ungarische Revue

13 ( 1 8 9 3 ) S . 4 0 - 5 9 ,

171-197. -

Seivert:

B„ J. H. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 682 f. - Paolo Rossi: Clavis universalis. Arti mnemoniche e logica combinatoria da Lullo a Leibniz. Milano 1960, S. 197-200. - L. E. Loemker: Leibniz and the Herborn Encyclopedists. In: Journal of the History of Ideas 22 (1961) S. 323-338. - Ulrich Gottfried Leinsle: Reformversuche protestantischer Metaphysik im Zeitalter des Rationalismus. Augsburg 1988, bes. S.

27-40.

Bitschin, Konrad -» Konrad Bitschin B i t t n e r , Franz (Seraph[in] Anton), kath. Theologe, * 17.9. 1812 Oppeln, t 2 1 . 1 . 1888 Breslau. B. wurde 1835 zum Priester geweiht und zum Dr. theol. promoviert und erhielt im selben Jahr eine Professur für Dogmatik und Moral am kirchlichen Seminar in Posen. Er war 1849 als Lehrer in Braunsberg tätig und wurde dann als Prof. der Moraltheologie an die Univ. Breslau berufen. B. verfaßte zahlreiche Schriften zur Moraltheologie, Apologetik und Dogmatik in lateinischer und deutscher Sprache (De civitate divina commentarli, 1845). Darüber hinaus übersetzte er Schriften aus dem Französischen (u. a. Charpentier) sowie aus dem Lateinischen das Werk von Jeremias —»Drexel (Über die Gleichförmigkeit des menschlichen Willens mit dem Willen Gottes, 1857). WEITERE WERKE: De Logo Joanneo commentatio. Posen 1836. - Die katholisch-dogmatische Lehre von dem Mysterium der heiligen Eucharistie. Posen 1838. - Lehrbuch

142

der katholischen Moraltheologie. Regensburg 1855. - Ueber die Geburt, Auferstehung und Himmelfahrt Jesu Christi des Welterlösers. Regensburg 1859. LITERATUR: Laudiert: B., F. S. In: A D B , Bd. 47, 1903, S. 3 f. B i z e r , Ernst, evang. Theologe, Kirchenhistoriker, * 2 9 . 4 . 1904 Tailfingen (heute zu Albstadt), t 1.2. 1975 Remscheid. Der Arbeitersohn B. studierte in Tübingen, Marburg und Princeton Theologie und Philosophie und wurde durch die Dialektische Theologie geprägt. Er war Mitglied der SPD und der Religiösen Sozialisten und nach 1933 einer der Initiatoren der den Deutschen Christen schroff entgegentretenden „Kirchlich-theologischen Sozietät Württembergs". 1934-48 war er Stadtpfarrer in seiner Heimatstadt. Seit 1942 im Kriegsdienst, leitete er in der Kriegsgefangenschaft die theologische Lagerschule in Montpellier. Die Suche nach sicherer Orientierung führte ihn zur Luther- und Reformationsforschung, in der er, seit 1948 o.Prof. der Kirchengeschichte in Bonn, richtungweisende Arbeiten veröffentlichte. Vor allem mit seinem Buch Fides ex auditu. Eine Untersuchung über die Entdeckung der Gerechtigkeit Gottes durch Martin Luther (1958, 3 1966), in dem er sich mit Karl —» Holls Thesen zur reformatorischen Entdeckung —»Luthers auseinandersetzte und für eine späte Datierung dieses Ereignisses auf 1518 eintrat, erregte er Aufsehen. 1950-68 war B. Vizepräsident des Deutschen Akademischen Austauschdienstes. WEITERE WERKE: Studien zur Geschichte des Abendmahlsstreits im 16. Jahrhundert. Gütersloh 1940. Nachdr. Darmstadt 1962 und 1972. - Luther und der Papst. München 1958. - Theologie der Verheißung. Studien zur theologischen Entwicklung des jungen Melanchthon 1519-24. NeukirchenVluyn 1964. - Ein Kampf um die Kirche. Der „Fall Schempp" nach den Akten erzählt. Tübingen 1965. LITERATUR: Luise Abramowski/J. F. Gerhard Goeters: Studien zur Geschichte und Theologie der Reformation. Festschrift für E. B. Neunkirchen-Vluyn 1969, S. 305-313. Joachim Mehlhausen: In Memoriam E. B. In: Evangelische Theologie 37 (1977) S. 306-325. - Oswald Bayer: Β., E. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1633 f. - Thomas Kaufmann: Die Frage nach dem reformatorischen Durchbruch. E. B.s Lutherbuch und seine Bedeutung. In: Rainer Vinke (Hrsg.): Lutherforschung im 20. Jahrhundert. Mainz 2004, S. 71-97. B l a n c , Ludwig Gottfried, evang. Theologe, Philologe, * 1 9 . 9 . 1 7 8 1 Berlin, t 1 8 . 4 . 1 8 6 6 Halle/Saale. B., der 1810 von der geheimen Polizei des Königreichs Westfalen verhaftet und erst nach dessen Untergang 1813 aus der Haft in Kastel bei Mainz befreit worden war, diente als Frühprediger beim Yorckschen Korps und erhielt 1814 das Eiserne Kreuz. Nach Kriegsende zweiter Domprediger in Halle /Saale, veröffentlichte B. 1818 einen Aufruf An meine Mitbürger, über die Vereinigung der beyden, bis jetzt getrennten protestantischen Kirchenparteyen. 1822 wurde er zum a. o. Prof. der romanischen Sprachen und Literaturen an der Univ. berufen. In der Folgezeit machte sich B. vor allem durch Übersetzungen italienischer und französischer Autoren und Schriften zum Werk Francesco Petrarcas und Dantes (Vocabulario Dantesco, 1851) einen Namen. Einen besonderen Erfolg konnte B. mit seinem Handbuch der Wissenswürdigkeiten aus der Natur und der Geschichte der Erde und ihrer Bewohner (1821-24) verzeichnen, das neun Auflagen erlebte. LITERATUR: Löwenberg: B., L. G. In: A D B , Bd. 2, 1875, S. 688.

Blankenburg B l a n c k m e i s t e r , Franz, e v a n g . T h e o l o g e , Schriftsteller, * 4 . 2 . 1858 P l a u e n / V o g t l a n d , t 5 . 5 . 1936 D r e s d e n . N a c h d e m T h e o l o g i e s t u d i u m und einer e i n j ä h r i g e n Lehrtätigkeit an einer D r e s d e n e r S c h u l e trat B. 1881 in S c h ö n b e r g bei B r a m b a c h / V o g t l a n d s e i n e erste Pfarrstelle an. 1884 ging er als A r c h i d i a k o n n a c h S c h n e e b e r g , 1889 als P a s t o r an d a s S t a d t k r a n k e n h a u s in D r e s d e n . Von 1897 bis zu seiner P e n s i o n i e r u n g (1928) wirkte er als P a s t o r an der Trinitatiskirc h e in D r e s d e n . B e k a n n t w u r d e B. d u r c h s e i n e T ä t i g k e i t f ü r den G u s t a v - A d o l f - V e r e i n und als H e r a u s g e b e r d e r Zeitschriften „ S ä c h s i s c h e r G u s t a v - A d o l f - B o t e " (seit 1890) und „ D a s P f a r r h a u s " (seit 1891). In z a h l r e i c h e n V e r ö f f e n t l i c h u n g e n b e s c h ä f t i g t e er sich mit d e r G e s c h i c h t e S a c h s e n s (Sächsische Kirchengeschichte, 1899) s o w i e mit d e n B i o g r a p h i e n s ä c h s i s c h e r H e r r s c h e r und T h e o l o g e n . B. v e r f a ß t e a u c h e i n e G e s c h i c h t e seiner F a m i l i e u n d g a b e i g e n e E r i n n e r u n g e n heraus, zuletzt Im Pfarrhausfrieden. Amtserinnerungen (1935). WEITERE WERKE: D i e Lutherbibel, das K l e i n o d der deutschen e v a n g e l i s c h e n Christenheit. B a r m e n [1884], - E w i g e Wahrheit. H a u s u n t e r r i c h t im C h r i s t e n t u m . D r e s d e n 1919. G o e t h e und d i e K i r c h e seiner Zeit. D r e s d e n 1923. - D a s e v a n g e l i s c h e D r e s d e n . Ein kirchlicher F ü h r e r d u r c h S a c h sens H a u p t s t a d t . D r e s d e n 1926. LITERATUR: Friedrich W . B a u t z : B „ F. In: Β Β K L , B d . 1, 1990, Sp. 6 1 0 . B l a n k , J o h a n n K o n r a d , a u c h P l a n k , österr. M a t h e m a t i k e r , kath. T h e o l o g e , * 8 . 6 . 1757 G u l e n b e r g (Vorarlberg), t 1 3 . 2 . 1 8 2 7 Wien. B. studierte in K o n s t a n z u n d W i e n P h i l o s o p h i e , T h e o l o g i e und M a t h e m a t i k . N a c h der P r i e s t e r w e i h e w a r B. zehn J a h r e in d e r S e e l s o r g e tätig, erhielt d a n n e i n e P r o f e s s u r der M a thematik an d e r T h e r e s i a n i s c h e n R i t t e r a k a d e m i e und w u r d e d e r e n P r ä f e k t . Als d i e L e i t u n g dieser Anstalt an d i e Piaristen ü b e r g i n g , w u r d e B. z u m Prof. der M a t h e m a t i k an d e r a r c h i t e k t o n i s c h e n A b t e i l u n g der k. k. A k a d e m i e der bildend e n K ü n s t e e r n a n n t . Z u seinen m a t h e m a t i s c h e n L e h r b u c h e r n zählen Vollständige Anfangsgründe der allgemeinen Rechenkunst ( 1 8 0 9 ) und d i e Tafeln der Logarithmen und Zahlen, Sinus und Tangenten (1816). B., der als v e r m ö g e n d galt, fiel e i n e m R a u b m o r d d u r c h einen e h e m a l i g e n S c h ü l e r z u m Opfer. WEITERE WERKE: A n f a n g s g r ü n d e der M e s s k u n s t . W i e n 1800. - Vollständige A n f a n g s g r ü n d e d e r K e g e l s c h n i t t e zu a l l g e m e i n e m G e b r a u c h e und i n s b e s o n d e r e zu d e m G e b r a u c h e der S c h ü l e r der B a u k u n s t . W i e n 1814. LITERATUR: Ö B L , Bd. l , 1957, s . 91. B l a n k , J o s e f , kath. T h e o l o g e , * 8 . 9 . 1 9 2 6 L u d w i g s h a f e n , t 2 . 1 0 . 1989 B a d H o m b u r g v. d. H. N a c h d e m B e s u c h einer S c h u l e in E b e r n b u r g (Bad K r e u z n a c h ) n a h m B. seit 1943 a m Z w e i t e n Weltkrieg teil und geriet in r u s s i s c h e K r i e g s g e f a n g e n s c h a f t . 1946-50 studierte er T h e o l o g i e und P h i l o s o p h i e in T ü b i n g e n u n d M ü n c h e n . 1951 z u m Priester g e w e i h t , w a r er bis 1956 als S e e l s o r g e r tätig. 1962 w u r d e er an d e r U n i v . W ü r z b u r g p r o m o v i e r t (Krisis. Untersuchungen zur johanneischen Christologie und Eschatologie), an der er sich 1967 habilitierte (Paulus und Jesus. Eine theologische Grundlegung). 1969-89 w a r er Prof. f ü r N e u t e s t a m e n t l i c h e E x e g e s e und B i b l i s c h e T h e o l o g i e in S a a r b r ü c k e n und bis 1973 D i r e k t o r des dortigen Instituts f ü r K a t h o l i s c h e T h e o l o g i e . B. setzte sich f ü r d i e A n e r k e n n u n g der E x e g e s e als B a s i s w i s s e n s c h a f t ein. Er v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Jesus von Nazareth. Geschichte und Relevanz (1972), Christliche Orientierungen ( 1 9 8 1 ) und Der Jesus des Evangeliums. Entwürfe zur biblischen Christologie (1981). B . w a r a u c h M i t h e r a u s g e b e r d e s Evanglisch-katholischen Kommentars zum Neuen Testament (EKK). LITERATUR: P h o s - Z o e . E r i n n e r u n g an J. B „ 1926-1989. Hrsg. F a c h r i c h t u n g K a t h o l i s c h e T h e o l o g i e d e r Universität

d e s S a a r l a n d e s . S a a r b r ü c k e n 1990. - Z u r G e s c h i c h t l i c h k e i t der B e z i e h u n g e n von G l a u b e , K u n s t u n d U m w e l t g e s t a l t u n g . Z u m A n d e n k e n an J. B „ 1926-1989. H r s g . v. C l a u s B u s s m a n n . W ü r z b u r g 1992. - G e r h a r d D a u t z e n b e r g : B., J. In: L T h K \ Bd. 2, 1994, Sp. 516. - C h r i s t o p h S c h m i t t : B „ J. In: B B K L , B d . 14, 1998, Sp. 7 7 4 - 7 8 2 . B l a n k e , Fritz, e v a n g . T h e o l o g e , Kirchenhistoriker, * 2 2 . 4 . 1 9 0 0 K r e u z l i n g e n (Kt. T h u r g a u ) , t 4 . 3 . 1 9 6 7 Zürich. D a s in K o n s t a n z , T ü b i n g e n und H e i d e l b e r g a b s o l v i e r t e Stud i u m der T h e o l o g i e b e e n d e t e B . 1925 in Berlin mit der Prom o t i o n z u m Lic. theol. 1926 g i n g er als P r i v a t d o z e n t der K i r c h e n g e s c h i c h t e an die U n i v . K ö n i g s b e r g und w u r d e 1929 o. Prof. d e r K i r c h e n - und D o g m e n g e s c h i c h t e an der U n i v . Zürich. In seinen zahlreichen w i s s e n s c h a f t l i c h e n Veröffentl i c h u n g e n b e f a ß t e sich B. vor a l l e m mit M a r t i n —»Luther, N i k o l a u s L u d w i g Graf von —»Zinzendorf, —> N i k o l a u s von Flüe, H u l d r y c h - ^ Z w i n g l i und J o h a n n G e o r g —> H a m a n n und w a r M i t h e r a u s g e b e r d e r W e r k a u s g a b e n der beiden letztg e n a n n t e n . 1955 erschien sein m e h r f a c h w i e d e r a u f g e l e g t e s Werk Kirchen und Sekten. Führer durch die religiösen Gruppen der Gegenwart. WEITERE WERKE: D e r v e r b o r g e n e G o t t bei Luther. Berlin 1928. - D a s W e s e n der Sekte. B e r n 1934. - Z i n z e n d o r f und die Einheit der K i n d e r G o t t e s . Basel 1950. - D e r C h r i s t i m A t o m z e i t a l t e r . Zürich 1955, 3 1957. LITERATUR: H e i n o l d Fast: Ein B r u d e r in C h r i s t o . Z u m T o d e von Prof. D . F. B. In: M e n n o n i t i s c h e G e s c h i c h t s b l ä t t e r 2 4 (1967) S. 15-18. B l a n k e n b u r g , Walter, e v a n g . T h e o l o g e , M u s i k w i s s e n schaftler, * 3 1 . 7 . 1 9 0 3 E m l e b e n bei G o t h a , t 1 0 . 3 . 1 9 8 6 Schlüchtern. B., S o h n eines Pfarrers, studierte 1922-26 e v a n g . T h e o l o g i e in R o s t o c k , T ü b i n g e n und G ö t t i n g e n , bis 1929 M u s i k w i s s e n s c h a f t und G e s c h i c h t e in G ö t t i n g e n , F r e i b u r g / B r e i s g a u und Berlin und w u r d e 1940 in G ö t t i n g e n z u m D r . phil. prom o v i e r t (Die innere Einheit von Bachs Werk). Z u n ä c h s t als L e h r e r in R o t e n b u r g / F u l d a tätig, w a r er 1933-47 P f a r r e r in V a a k e (Weserbergland), 1947-69 D i r e k t o r der K i r c h e n m u s i k s c h u l e d e r E v a n g e l i s c h e n L a n d e s k i r c h e von K u r h e s s e n W a l d e c k in S c h l ü c h t e r n und bis 1973 L a n d e s k i r c h e n m u sikdirektor. Seit 1923 in d e r S i n g b e w e g u n g tätig, w a r er 1938-76 L a n d e s o b m a n n des Verbandes e v a n g e l i s c h e r Kirc h e n c h ö r e von K u r h e s s e n - W a l d e c k und w u r d e 1966 z u m K i r c h e n r a t e r n a n n t . B. v e r ö f f e n t l i c h t e z a h l r e i c h e S t u d i e n zur K i r c h e n m u s i k und z u m e v a n g . Kirchenlied, u. a. Einführung in Bachs h-moll Messe (1950, 5 1 9 7 4 ) und Kirchenlied und Volksliedweise (1953). Er w a r Schriftleiter (seit 1942) u n d M i t h e r a u s g e b e r (seit 1952) d e r Z e i t s c h r i f t „ M u s i k und Kirc h e " s o w i e M i t h e r a u s g e b e r von Leiturgia. Handbuch des evangelischen Gottesdienstes (4 Bde., 1954-61, mit Karl Ferdinand Müller). LITERATUR: W e r k v e r z e i c h n i s s e in: Erich H ü b n e r / R e n a t e S t e i g e r (Hrsg.): W . B.: K i r c h e und M u s i k . G ö t t i n g e n 1979, u n d in: R e n a t e Steiger (Hrsg.): T h e o l o g i s c h e B a c h f o r s c h u n g heute. D o k u m e n t a t i o n und B i b l i o g r a p h i e der Internationalen A r b e i t s g e m e i n s c h a f t f ü r t h e o l o g i s c h e B a c h f o r s c h u n g . Glien i c k e / B e r l i n 1998. - F r i e d h e l m B r u s n i a k : B „ W . In: L T h K 3 , B d . 2, 1994, S p . 1637. - F r a n z G a n s l a n d t : J u g e n d m u s i k b e w e g u n g und k i r c h e n m u s i k a l i s c h e E r n e u e r u n g . I m p u l s e , E i n f l ü s s e , W i r k u n g e n . Dargestellt in V e r b i n d u n g mit L e b e n und Werk W . B.s M ü n c h e n 1997. - F r i e d h e l m B r u s n i a k : B „ W . In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 1637. - R e n a t e Steiger: B „ W . In: M G G 2 P , B d . 3, 2 0 0 0 , Sp. 4 7 f. - H a n s H e i n rich E g g e b r e c h t / F r i e d h e l m B r u s n i a k : B., W . In: N G r o v e D , B d . 3, 2 2 0 0 1 , S. 6 8 7 f.

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Blankenfeld Blankenfeld, Johannes, auch Blankenfelde, Blanckfeld, Plangkenfeld, Erzbischof von Riga, Jurist, * um 1471 Berlin, t 1533 Torquemada (Spanien). B„ Sohn eines wohlhabenden Berliner Handelsherrn und einer märkischen Adligen, studierte in Italien Jurisprudenz und wurde als Achtzehnjähriger an der Univ. Bologna promoviert. Anschließend war er Prokurator des livländischen Ritterordens und Vorsteher des Deutschen Hauses in Rom, wo er den Beinamen „der weise Deutsche" trug. Nach der Rückkehr nach Deutschland trat B. eine Professur an der Univ. Leipzig an, nahm 1506 an der Einweihung der Univ. Frankfurt/Oder teil und war deren zweiter Rektor. Daneben diente er Kurfürst Joachim I. von Brandenburg als Rat. 1514 wurde B. zum Bischof von Reval und 1517 zum Bischof von Dorpat ernannt. 1523 erfolgte seine Berufung zum Koadjutor des Erzbischofs von Riga, 1524 der Amtsantritt als Erzbischof. B. starb in Spanien (möglicherweise durch Gift), wo er Kaiser Karl V. um Vermittlung in den livländischen Religionsstreitigkeiten bat. LITERATUR: Wilhelm Lenz: J. VII. In: NDB, Bd. 10, 1974, S. 520f. - Alfred Gawlik: B., J. In: LexMA, Bd. 2, 1983, Sp. 262f. - Martin Hellmann: B., J. In: LThK3, Bd. 2, 1994, Sp. 5 1 6 f. Blarer, Ambrosius, auch Blaurer, Reformator, Liederdichter, * 4.4. 1492 Konstanz, t 6. 12. 1564 Winterthur. B., Sohn eines Ratsherrn in Konstanz, bezog 1505 die Univ. Tübingen, trat um 1510 in Alpirsbach in den Benediktinerorden ein und wurde später Prior. Seit seiner Studienzeit mit —> Melanchthon befreundet, wurde B. von seinem Bruder Thomas ->B. für die luth. Lehre gewonnen, verließ 1522 sein Kloster, wurde 1525 Prediger in Konstanz und führte dort zusammen mit seinem Bruder die Reformation ein. Seit 1528 befreundet mit Martin —> Bucer, trat B. auch in der Eidgenossenschaft sowie in Memmingen ( 1528), Ulm und Esslingen (1531) als Reformator auf und repräsentierte die oberdeutsch-schweizerische Theologie der Reformation. 1534 beauftragte Herzog —» Ulrich von Württemberg B. und Erhard —»Schnepf, sein Herzogtum zu reformieren. 1538 wurde B. wegen seiner Hinneigung zur schweizer. Reformation gestürzt und kehrte nach Konstanz zurück. Nach der Wiedereinführung des Katholizismus in Konstanz (1548) floh B. in die Eidgenossenschaft, wo er als Pfarrer von Biel Calvin nahetrat. B.s 1522 geschriebenes Lied Wieß God gefeit, so gfelts mir ouch gilt als das erste deutsche Kirchenlied der Reformation. LITERATUR: VD 16, β 5678-5705. - Albert Wiedmann: B. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 287 f. - Bernd Moeller (Hrsg.): Der Konstanzer Reformator A. B. 1492-1564. Gedenkschrift zu seinem 400. Todestag. Konstanz/Stuttgart 1964 (Lit.). Traugott Schieß: Briefwechsel der Brüder A. und Thomas B. 3 Bde., Freiburg/Breisgau 1908-1912. - Bernd Moeller: B„ A. In: TRE, Bd. 6, 1980, S. 711-715. - Ders.: B„ A. In: LThK\ Bd. 2, 1994, Sp. 517. - Hans-Peter Hasse: B„ A. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1638. - Markus Jenny: B„ A. In: MGG 2 P, Bd. 3, 2000, Sp. 53-55. - Martin Bente/John Kmetz: B., A. In: NGroveD, Bd. 3, 2 2001, S. 689 f. - Bernd Moeller: A. B. als Alpirsbacher Mönch. In: Ders.: LutherRezeption. Göttingen 2001, S. 156-166. Blarer, Gerwig, auch Blaurer, Benediktiner, Abt von Weingarten, * 25.5.1495 Konstanz, t 30.8.1567 Kloster Weingarten. B., Angehöriger der Konstanzer Linie seiner Familie und Vetter der Reformatoren Ambrosius und Thomas —>B., studierte in Freiburg, Wien und Ferrara Kanonisches Recht. Seit 1511 Benediktinermönch im Kloster Weingarten, wurde er 1520 zum Priester geweiht und zum Abt gewählt. Seit 1523 war er auch Präses der Prälaten im Schwäbischen Bund. 1530 wurde B., der das Bemühen der anderen Stände

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um Reichsunmittelbarkeit ablehnte, zum kaiserlichen Rat ernannt. Seit 1535 betrieb er die Einigung der kath. gebliebenen Städte und das Zusammengehen mit dem Nürnberger Bund (1539). Auf Betreiben Kaiser Karls V. seit 1547 auch Abt von Ochsenhausen, wurde B. von diesem nach dem Schmalkaldischen Krieg mit der Festlegung der Sühnegelder der protestantischen Städte Württembergs betraut und mit weitgehenden Rekatholisierungsvollmachten ausgestattet. B. wirkte daran mit, in einigen oberschwäbischen Städten den Katholizismus zu bewahren oder wie in Konstanz wieder einzuführen. LITERATUR: G. B., Abt von Weingarten 1520-1567. Briefe und Akten. Hrsg. v. Heinrich Günter. 2 Bde., Stuttgart 1914-21. - Heinrich Günter: Abt G. B. von Weingarten und die Gegenreformation. In: Festschrift Georg von Hertling zum siebzigsten Geburtstag. Kempten/München 1913, S. 342-349. - Albert Wiedmann: B. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 288. - Rudolf Reinhardt: Restauration, Visitation, Inspiration. Stuttgart 1960. - Ders.: B. In: LThK3, Bd. 2, 1994, Sp. 517 f. Blarer, Margareta, auch Blaurerin, * 1494, t 15.11.1541 Konstanz. Die Konstanzer Patrizierin unterstützte das reformatorische Werk ihrer Brüder Thomas und Ambrosius —»B. und war wie letzterer befreundet mit dem Straßburger Reformator Martin Bucer, der sie die „Diakonisse der Konstanzer Kirche" nannte. Humanistisch gebildet, führte sie mit ihm einen ausgedehnten, teilweise lateinischen Briefwechsel. Sie engagierte sich auf sozialem Gebiet, nahm Waisen bei sich auf, unterrichtete arme Kinder und sorgte für Flüchtlinge. Bei der Pflege Pestkranker infizierte sie sich und erlag selber der Seuche. In der Trauer um seine Schwester dichtete Ambrosius B. das Klagelied In Angst und noth bin ick versenkt. 1542 erschien noch Ain Klaglied um die christliche Jungfrauw Mergret Blaurerin. LITERATUR: Hanna Bosenstein: M. B. Diakonisse im Dienst der Reformation. Konstanz 1955. - Erich Beyreuther: M. B. Die Erzdiakonisse von Konstanz. In: Alfred Ringwald (Hrsg.): Menschen vor Gott. Bd. 1. Stuttgart 1957, S. 284 f. Bernd Moeller: Bucer und die Geschwister B. In: Christian Krieger u.a. (Hrsg.): Martin Bucer and sixteenth century Europe. Bd. 2. Leiden u.a. 1993, S. 440-450. Blarer, Thomas, auch Blaurer, Bürgermeister von Konstanz, Reformator, * 1499(?) Konstanz, t 19.3. 1567 Neugiersberg (Kt. Thurgau). B., ein Konstanzer Patrizier, studierte 1514-19 in Freiburg/ Breisgau und 1520-23 in Wittenberg Artes und Jurisprudenz. Dort war er Schüler —> Melanchthons und Luthers, den er 1521 auf den Reichstag von Worms begleitete. Auch seine Geschwister Ambrosius —>B. und Margareta ->B. konnte er von der Lehre Luthers überzeugen. Seit 1525 Mitglied des Konstanzer Rats, war B. 1536-48 jährlich abwechselnd Bürgermeister und Reichsvogt. Zusammen mit seinen Geschwistern und seinen Vettern Johannes —> Zwick und Konrad Zwick setzte er in Konstanz die Reformation durch. Nach dem Schmalkaldischen Krieg wurde Konstanz von habsburgischen Truppen erobert und rekatholiziert. B. ging ins Schweizer Exil. Er verfaßte u.a. das Abendmahlslied Du hast uns Leib und SeeI gespeist. Der Briefwechsel der Brüder Ambrosius und Thomas B. (1509-1567) (3 Bde.) erschien 1908-12. LITERATUR: Otto Feger: B. v. Giersberg, T. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 288. - Wolfgang Dobras: Ratsregiment, Sittenpolizei und Kirchenzucht in der Reichsstadt Konstanz 1531-1548. Ein Beitrag zur Geschichte der oberdeutschschweizerischen Reformation. Gütersloh 1993. - Bernd Moeller: B„ T. In: LThK3, Bd. 2, 1994, Sp. 518. - HansPeter Hasse: B„ T. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1638 f.

Blaufuss B l a r e r v o n W a r t e n s e e , Diethelm, auch Blaurer, Benediktiner, Abt von St. Gallen, * 1503 Burg Wartensee/ Rheintal (Kt. St. Gallen), t 1 8 . 1 2 . 1 5 6 4 St. Gallen. B. entstammte dem St. Gallener Zweig einer dort und in Konstanz ansässigen Patrizierfamilie. 1530 wurde er von den St. Gallener Konventualen in ihrem Exil in Mehrerau zum Abt gewählt, konnte aber erst 1531, nach dem Kappeler Sieg der fünf kath. Orte über die Protestanten, Stift, Herrschaft und Land St. Gallen mit Toggenburg und dem Rheintal übernehmen. B. sorgte für die Konsolidierung der Finanzen des Stiftes und förderte die Wissenschaft. Als Landesherr verbot er den Protestanten 1534 jegliche offene Religionsausübung. 1555 gliederte er das Toggenburger Benediktinerstift St. Johann in die Abtei St. Gallen ein. Auf dem Konzil von Trient trat B. als Vertreter der kath. Orte der Eidgenossenschaft auf. Wegen seiner Verdienste um die Reorganisation der Abtei St. Gallen wurde er auf seinem Grabstein als deren „dritter Stifter" verewigt. LITERATUR: Anton Baumann: Die Fürstabtei St. Gallen unter Abt D. B. Diss. Freiburg (Schweiz) 1948. - Otto Feger: B. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 288 f. - Pierre Louis Surchat: B. In: L T h K \ Bd. 2, 1994, Sp. 518. B l a r e r v o n W a r t e n s e e , Jakob Christoph, auch Blaurer, Bischof von Basel, * 11.5. 1542 Burg Wartensee/Rheintal (Kt. St. Gallen), t 18.4. 1608 Pruntrut (Kt. Bern). B., Sohn des Obervogts von Rorschach und Verwandter des St. Gallener Abts Diethelm —>B., wurde nach dem Studium in Freiburg/Breisgau Domherr zu Basel und Konstanz. 1575 als jüngster Domherr zum Bischof von Basel gewählt, bemühte sich B. um die Einführung der tridentinischen Reform, die Rekatholisierung seiner Lande und ihre finanzielle Konsolidierung. Im Bündnis (1579) mit den sieben kath. Orten der Eidgenossenschaft und mit Hilfe der Missionstätigkeit von Kapuzinern und Jesuiten führte B. in den Ämtern Birseck und Laufen, deren Burgrecht die Stadt Basel besaß, die Gegenreformation ein. Der darüber ausgebrochene Konflikt wurde 1585 in einem eidgenössischen Schiedsspruch beigelegt. Fortan verzichtete Basel auf seine Rechte in der Landschaft und B. gegen eine finanzielle Entschädigung auf seine bischöflichen Rechte in Basel. In seiner Residenz Pruntrut gründete Β. 1591 ein Jesuitenkolleg und 1592 eine Buchdruckerei. Er selber verfaßte u. a. ein Sacerdotale Basileense (2 Bde., 1591). LITERATUR: Wilhelm Brotschi: Der Kampf J. C. B.s v. W. um die religiöse Einheit im Fürstbistum Basel (1575-1608). Ein Beitrag zur Geschichte der katholischen Reform. Diss. Freiburg (Schweiz) 1956. - Otto Feger: B. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 289. - Hans Berner: „Die gute Correspondenz". Die Politik der Stadt Basel gegenüber dem Fürst-Bistum Basel 1525-85. Basel 1989. - Pierre Louis Surchat: B. In: L T h K \ Bd. 2, 1994, Sp. 518. - Ders.: B. v. W „ J. C. In: Gatz, Bischöfe (1448-1648), 1996, S. 57-60. B l a s c h e , Johann Christian, evang. Theologe, Philosoph, * 2 5 . 5 . 1718 Gießmannsdorf (Schlesien), t 2 0 . 1 . 1792 Jena. Nach seinem in Jena mit der Magisterwürde abgeschlossenen Studium wurde B. zum Rektor der dortigen Stadtschule ernannt. 1765 berief ihn die Univ. zum a. o. Prof. der Philosophie, 1771 zum a. o. und 1782 zum o.Prof. der Theologie. B. veröffentlichte zahlreiche Kommentare zu biblischen Schriften, biographische Skizzen, Literaturkritiken, politische Betrachtungen und behandelte auch die Frage Ob man, um ein großer Mann zu werden, ein ausschweifender Jüngling seyn müsse? (1754). B l a u , Felix Anton, kath. Theologe, Politiker, Bibliothekar, * 1 5 . 2 . 1 7 5 4 Walldürn, t 2 3 . 1 2 . 1 7 9 8 Mainz. Nach dem Studium der Theologie in Mainz ging B. 1779 als Kaplan nach Aschaffenburg, wurde 1782 zum Prof. der

Philosophie und 1784 der Dogmatik an die Univ. Mainz berufen und war später auch Subregens des Priesterseminars. Als aufgeklärter Theologe verfaßte er 1789 zusammen mit Anton Joseph —> Dorsch Beyträge zur Verbesserung des äußern Gottesdienstes in der Catholischen Kirche. Nach dem Einmarsch der Franzosen in Mainz (1792) gehörte B. dem dortigen Jakobinerklub an. Nach der Eroberung von Mainz durch die Preußen im Juli 1793 wurde B. schwer mißhandelt und auf der Festung Königstein gefangengesetzt. Nach dem Frieden von Basel (1795) entlassen, wurde B. 1798 Kriminalrichter des Departements Donnersberg (Rheinpfalz) und Bibliothekar der Mainzer Universität. Er starb an den Folgen der in preuß. Haft erlittenen Folter. WEITERE WERKE: De regula fidei catholicae dissertatio theologica. Mainz 1780. - Kritische Geschichte der kirchlichen Unfehlbarkeit zur Beförderung einer freiem Prüfung des Katholizismus. Frankfurt/Main 1791. - Über die moralische Bildung des Menschen. Frankfurt/Main 1795. - Kritik der seit der Revolution in Frankreich gemachten Religionsverordnungen. Saabrücken 1797. LITERATUR: Helmut Mathy: F. A. B. In: Mainzer Zeitschrift 6 7 / 6 8 ( 1 9 7 2 / 7 2 ) S. 1-29. - Rudolf Malter: Intelligible Freiheit, Hang zum Bösen und moralische Bildung. In: Mainzer Zeitschrift 69 (1974) S. 127-134. - Peter Walter: B„ F. A. In: LThK\ Bd. 2, 1994, Sp. 523 f. - Arno Schilson: B „ F. A. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1639 f. B l a u , Paul, evang. Theologe, * 1 5 . 5 . 1 8 6 1 Suhl (Thüringen), t 19.12. 1944 Posen. Der als Sohn des Konsuls Otto Hermann B. in Sarajevo aufgewachsene B. studierte in Tübingen und Berlin Theologie und wurde 1885 Pastor in Jüterbog. 1897 wurde er als Pfarrer an das Augusta-Hospital und die Kaiserin-Augusta-Stiftung nach Berlin versetzt, 1902 zum Hofprediger sowie 1910 zum Superintendenten und Konsistorialrat von Wernigerode ernannt. Dort gründete B. das Apologetische Seminar, aus dem die seit 1932 in Sondershausen ansässige Luther-Akademie hervorging. Als Generalsuperintendent der Kirchenprovinz Posen (seit 1911) war er ein angesehener, modernen Aufgaben aufgeschlossener Kirchenpolitiker, der die evang. Kirche auch unter der polnischen Herrschaft (1920-39) sowie gegenüber der rigorosen Kirchenpolitik der Nationalsozialisten im „Warthegau" (1939-44) zu erhalten und zu profilieren vermochte. Neben zahlreichen theologischen Abhandlungen vor allem zu Problemen der Seelsorge veröffentlichte B. eine Lebensbeschreibung seines Vaters und eine Autobiographie Was mir das Leben erzählt (1931). WEITERE WERKE: Die Jünglingsgestalten der Heiligen Schrift. Karlsruhe 1 8 8 7 , 4 1 9 0 2 . - Bergsegen. Gedanken und Gedichte aus den Bergen. Hamburg 2 1906. - Lebensrätsel. Drei apologetische Abhandlungen über Leid, Tod und Sünde. Hamburg 1 9 1 0 , 2 1 9 2 1 . - Treue um Treue. Ein Geleitwort für unsere männliche Jugend. Hamburg 1910. - Lebensziele. Ein Wegweiser zu kraftvollem Werden. Hamburg 1912. Lebenskunst. Ein Wegweiser zum Lebensglück. Hamburg 1915, 2 1921. - Liebe um Liebe. Ein Geleitwort für unsere weibliche Jugend. Hamburg 1920. - Ich weiß, woran ich glaube. Gedanken zum Lukasevangelium. Posen 1937. - Die Menschwerdung Gottes als Sinn des Christentums. Gütersloh 1939. LITERATUR: Hermann Strathmann: B., P. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 293. - Harald Kruska (Hrsg.): Festschrift zum Gedenken an D. P. B. anläßlich seines 100. Geburtstages. Berlin 1961 (Bibliogr.). B l a u f u s s , Jakob Wilhelm, Philosoph, evang. Theologe, * 1723 Jena, t 3.6. 1758 Jena. B., Sohn eines fürstlich Sachsen-Eisenacher Geheimen Registrators und Aktuars am Jenaer Schöppenstuhl, begann 1738

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Blaurock sein S t u d i u m an der dortigen Univ., an der er 1740 s e i n e erste p h i l o s o p h i s c h e A b h a n d l u n g verteidigte. 1743 e r w a r b B. d e n M a g i s t e r g r a d , w u r d e in die J e n a e r T e u t s c h e G e s e l l s c h a f t a u f g e n o m m e n und z u m A d j u n k t d e r P h i l o s o p h i s c h e n Fakultät e r n a n n t . K u r z n a c h seiner P r o m o t i o n z u m D o k t o r d e r T h e o l o g i e 1758 starb er. N e b e n p h i l o s o p h i s c h e n A b h a n d lungen in lateinischer S p r a c h e ( u . a . De iure et officiis hominis erga brutos) v e r f a ß t e Β. auf d e u t s c h e i n e L o b r e d e auf seinen L a n d e s h e r r n , ein T r a u e r s p i e l Brutus (1754) nach Voltaire und Vermischte Beyträge zur Erweiterung der Kenntniß seltener und merkwürdiger Bücher (2 B d e . , 1753-56). B l a u r o c k , Jörg, auch G e o r g v o m H a u s e J a k o b , C a j a c o b von B o n a d u z , s c h w e i z e r . T ä u f e r , * u m 1492 Trins (Kt. G r a u b ü n d e n ) (?), f 6 . 9 . 1 5 2 9 K l a u s e n (Südtirol). U r s p r ü n g l i c h M ö n c h im St. L u c i u s - K l o s t e r in C h u r und Vikar in Trins ( 1 5 1 6 - 1 8 ) , Schloß sich B „ i n z w i s c h e n verheiratet, 1525 d e r d a m a l s e n t s t a n d e n e n G e m e i n s c h a f t der T ä u f e r in Z ü r i c h an. E r ließ sich von K o n r a d - » Grebel in d e r L i m mat t a u f e n , w u r d e n o c h im selben J a h r aus Zürich und C h u r , 1526 e r n e u t aus Zürich und 1 5 2 8 / 2 9 a u c h a u s B e r n u n d Biel a u s g e w i e s e n . B., der 1525 mit H u l d r y c h —»Zwingli dreimal e r g e b n i s l o s ü b e r d i e T a u f e disputierte, e n t w i c k e l t e sich d u r c h seine v o l k s t ü m l i c h e R e d e g a b e zu e i n e m der F ü h r e r der B e w e g u n g d e r T ä u f e r in der S c h w e i z und in Tirol mit d e m Z e n t r u m in K l a u s e n . D o r t w u r d e B., der mit seiner religiösen M i s s i o n k e i n e politische v e r b a n d , 1529 z u s a m m e n mit seinen G e f ä h r t e n , d a r u n t e r d e m Tiroler H a n s Weber, n a c h s c h w e r e r Folter v e r b r a n n t . LITERATUR: E b e r h a r d T e u f e l : B „ J. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 2 9 4 f. - J o h n A l l e n M o o r e : D e r starke Jörg. D i e G e s c h i c h t e J. B.s, des T ä u f e r f ü h r e r s und M i s s i o n a r s . Kassel 1955. - W o l f g a n g S c h ä u f e l e : D a s m i s s i o n a r i s c h e B e w u ß t s e i n und W i r k e n der T ä u f e r . Diss. H e i d e l b e r g 1966. B l e c h e r , Friedrich, e v a n g . T h e o l o g e , * 7 . 4 . 1 8 6 6 R ü t h e n bei Warstein (Westfalen), t 11. 11. 1936 Berlin. N a c h d e m S t u d i u m d e r T h e o l o g i e in M a r b u r g , L e i p z i g und Berlin d i e n t e B. z u n ä c h s t als Vikar a m R e t t u n g s h a u s in S c h i l d e s c h e bei B i e l e f e l d . 1894 w a r b er mit s e i n e m in der „ D e u t s c h e n E v a n g e l i s c h e n K i r c h e n z e i t u n g " e r s c h i e n e nen A u f s a t z Etwas, was auch in Deutschland nötig ist f ü r d i e G r ü n d u n g eines d e u t s c h e n J u g e n d b u n d s f ü r E n t s c h i e d e n e s C h r i s t e n t u m ( E C ) n a c h e i n e m von F r a n c i s E. Clark in den U S A ins L e b e n g e r u f e n e n Vorbild. A m 7. 1 0 . 1 8 9 4 w u r d e in B a d Salzuflen der J u g e n d b u n d f ü r E C g e g r ü n d e t , d e s s e n weiteren A u f b a u B. seit 1895 von s e i n e m B i e l e f e l d e r J u g e n d b u n d b ü r o aus betrieb. S p ä t e r w a r B . als J u g e n d b u n d sekretär in P o m m e r n , P o s e n und Schlesien tätig, seit 1901 unterstützt von seiner Frau. 1913 w u r d e B. in P o s e n ordiniert, erhielt e i n e Pfarrstelle in Kirchdorf bei S c h n e i d e m ü h l , 1914 e i n e in F r i e d r i c h s h a g e n . D a n e b e n blieb B . bis 1925 G e n e r a l s e k r e t ä r des J u g e n d b u n d s f ü r E C . WEITERE WERKE: E i n e A n t w o r t auf d i e E i n w ä n d e g e g e n d a s G e l ü b d e . B i e l e f e l d 1890. - B i l d e r aus d e m J u g e n d b u n d in aller Welt. F r i e d r i c h s h a g e n 1905. - D e r J u g e n d b u n d f ü r E C in E u r o p a n a c h B e r i c h t e n der N a t i o n a l v e r b ä n d e . Berlin 1924. LITERATUR: A l f r e d R o t h : F. B „ ein F r e u n d der J u g e n d . W o l tersdorf 1937. - A r n o Pagel: Sie legten einen g u t e n G r u n d . L e b e n und W e r k der E C - P i o n i e r e F r a n c i s E. C l a r k und F. B . Kassel 1956. - Friedrich W . B a u t z : B „ F. In: B B K L , B d . 1, 1990, Sp. 6 2 0 f. B l e e k , Friedrich, a u c h B l e e c k , e v a n g . T h e o l o g e , * 4 . 7 . 1 7 9 3 A h r e n s b ö c k (Holstein), t 2 7 . 2 . 1 8 5 9 B o n n . Sein 1812 in Kiel b e g o n n e n e s S t u d i u m der T h e o l o g i e setzte B . 1814-17 u . a . bei Friedrich —>Schleiermacher in Berlin fort. N a c h d e m t h e o l o g i s c h e n E x a m e n in Kiel k e h r t e B. 1818 als R e p e t e n t an d i e U n i v . Berlin zurück, w u r d e 1821

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z u m P r i v a t d o z e n t e n und 1823 z u m a. o. Prof. der T h e o l o g i e mit d e n S c h w e r p u n k t e n E x e g e s e und Kritik des A l t e n und N e u e n T e s t a m e n t s e r n a n n t . 1829 erhielt e r e i n e o. P r o f e s sur an d e r Univ. B o n n . M i t s e i n e m d r e i b ä n d i g e n Versuch einer vollständigen Einleitung in den Brief an die Hebräer ( 1 8 2 8 - 4 0 ) e r w a r b sich B. den R u f eines der besten e v a n g . E x e g e t e n seiner Zeit. WEITERES WERK: B e i t r ä g e zur E v a n g e l i e n k r i t i k . Berlin 1846. LITERATUR: A d . K a m p h a u s e n : B., F. In: R E 1 , Bd. 3, 1897, S. 2 5 4 - 2 5 7 . - H e r m a n n S t r a t h m a n n : B. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 2 9 6 . - R u d o l f S m e n d : F. B. 1793-1859. In: B o n ner Gelehrte. B e i t r ä g e zur G e s c h i c h t e der W i s s e n s c h a f t e n in B o n n . E v a n g e l i s c h e T h e o l o g i e . B o n n 1968, S. 30-41. B l e s s i g , J o h a n n L o r e n z , e v a n g . T h e o l o g e , * 1 3 . 4 . 1747 Straßburg, t 1 7 . 2 . 1 8 1 6 Straßburg. D e r S o h n eines F i s c h e r s studierte in S t r a ß b u r g P h i l o s o p h i e , T h e o l o g i e u n d klassische Literatur; 1772-75 u n t e r n a h m er e i n e a u s g e d e h n t e S t u d i e n r e i s e d u r c h g a n z M i t t e l e u r o p a . Danach versah er an v e r s c h i e d e n e n S t r a ß b u r g e r K i r c h e n d a s P r e d i g e r a m t und w u r d e a. o. Prof. d e r T h e o l o g i e , 1786 o. Prof. der P h i l o s o p h i e . Z u n ä c h s t A n h ä n g e r d e r F r a n z ö s i s c h e n R e v o l u t i o n , w u r d e B. n a c h einer Predigt ü b e r d i e S c h r e c k e n der R e v o l u t i o n s k r i e g e v e r h a f t e t und v e r b r a c h t e elf M o n a t e im G e f ä n g n i s . 1793 f r e i g e l a s s e n , betrieb er in S t r a ß b u r g die G r ü n d u n g der K i r c h e A u g s b u r g i s c h e r K o n f e s s i o n (1802) und der P r o t e s t a n t i s c h e n A k a d e m i e . A l s T h e o l o g e hing B. e i n e m rationalen S u p r a n a t u r a l i s m u s mit T e n d e n z e n zur M y stik an. WERKE: O r i g i n e s p h i l o s o p h i a e a p u d R o m a n o s . S t r a ß b u r g 1770. - Vorlesungen zur praktischen Seelenlehre. S t r a ß b u r g 1785. - Predigten b e i m Eintritt d e s 19. J a h r h u n d e r t s . S t r a ß b u r g 1808, 2 1 8 1 6 . - N a c h g e l a s s e n e Predigten auf alle S o n n - u n d F e s t t a g e d e s Jahres. 2 Bde., S t r a ß b u r g 1826. LITERATUR: Karl M . Fritz: L e b e n d e s J. L. B . 2 Bde., S t r a ß b u r g 1819. - Harry G e r b e r : B „ J. L . In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 300. - G u s t a v e K o c h : B „ J e a n L a u r a n t . In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 1641. B l i e m e t z r i e d e r , Placidus Franz, Zisterzienser, T h e o l o g e , Historiker, * 27. 11. 1867 L e o b e n ( S t e i e r m a r k ) , t 7 . 7 . 1 9 3 5 Graz. B., M i t g l i e d des Z i s t e r z i e n s e r o r d e n s , studierte in G r a z , Freiburg ( S c h w e i z ) und W i e n P h i l o s o p h i e u n d T h e o l o g i e (Dr. theol. 1900); d a n a c h w a r er Prof. der T h e o l o g i e in Heiligenk r e u z (Niederösterreich). 1905 trat er in den B i b l i o t h e k s dienst d e r Universitätsbibliothek Graz. 1906 habilitierte B . sich in G r a z , lehrte seit 1910 als a . o . Prof. d e r K i r c h e n g e schichte. 1915-17 g e h ö r t e er d e m Institut f ü r ö s t e r r e i c h i s c h e G e s c h i c h t s f o r s c h u n g in W i e n an, 1916-17 auch d e m Istituto A u s t r i a c o di Studi Storici in R o m . Β . schrieb u . a . e i n e G e s c h i c h t e seines O r d e n s w ä h r e n d d e s G r o ß e n S c h i s m a s und die Hofreise Karls IV. zur Wahl Urbans VI. (1909). B l i n z l e r , J o s e f , kath. T h e o l o g e , * 7 . 7 . 1910 S t o c k h e i m ( O b e r f r a n k e n ) , t 13.9. 1970 P a s s a u . B. studierte in M ü n c h e n und Dillingen kath. T h e o l o g i e . 1935 z u m Priester g e w e i h t , w u r d e er 1936 in M ü n c h e n p r o m o viert ( D i e neutestamentlichen Berichte Uber die Verklärung Christi), w o er sich 1947 habilitierte (Stoicheia tou kosmoü). N a c h seiner P r o m o t i o n arbeitete B . z u n ä c h s t in d e n M ü n c h ner H a n s a h e i m e n , d i e er leitete und in d e n e n er Religion unterrichtete. 1938 ging er als P f a r r e r nach H i l g e r t s h a u s e n . 1949 w u r d e er a. o., 1954 o. Prof. f ü r N e u t e s t a m e n t l i c h e E x e g e s e in P a s s a u ; 1958-60 w a r er R e k t o r der d o r t i g e n H o c h schule. B . g e h ö r t e d e m W i s s e n s c h a f t l i c h e n Beirat d e s K a t h o lischen B i b e l w e r k s an. In seiner w i s s e n s c h a f t l i c h e n Arbeit b e m ü h t e er sich u m e i n e V e r b i n d u n g von w i s s e n s c h a f t l i c h h i s t o r i o g r a p h i s c h e n M e t h o d e n und E x e g e s e . N e b e n s e i n e m

Blumberg mehrfach aufgelegten und übersetzten Buch Der Prozeß Jesu (1951, 4 1969) veröffentlichte B. u.a. Das Turiner Grablinnen und die Wissenschaft (1952) und Die Brüder und Schwestern Jesu (1967). LITERATUR: Friedrich Schröger: B., J. In: LThK3, Bd. 2, 1994, Sp. 526 f. Bloch, Chaim, Schriftsteller, * 27.6. 1881 Nagy-Bocsko (Ungarn), t 23. 1. 1973 New York. Der ordinierte Rabbiner und Schüler Joseph Samuel —> Blochs lebte als Geschäftsmann in Delatyn. 1914 floh er vor der russischen Armee nach Wien und nahm im folgenden Jahr auf österreichisch-ungarischer Seite am Ersten Weltkrieg teil. In dieser Zeit verfaßte er sein weit verbreitetes Buch Der Prager Golem (1909). Nach seiner Entlassung aus dem Militärdienst ließ er sich als Schriftsteller und Mitarbeiter verschiedener jüdisch-österreichischer Zeitschriften in Wien nieder. B., der in seinen Schriften das Judentum gegen die nationalsozialistische Propaganda verteidigte, wurde 1938 in ein Konzentrationslager verschleppt. Ein halbes Jahr später konnte er nach Großbritannien und 1939 über die Niederlande in die USA emigrieren. B.s Werk beleuchtet verschiedene Momente der jüdischen Geschichte und Kultur unter Betonung des Chassidismus und des Mystizismus. Bloch, Joseph Samuel, Publizist, österr. Politiker, * 20.11. 1850 Dukla, t 1.10. 1923 Wien. Nach der Promotion zum Dr. phil. 1875 war B. Prediger und Rabbiner in verschiedenen Städten Österreichs und der Schweiz, bis er sich 1883 in Wien niederließ. In Vorträgen bei Arbeitervereinen, als Mitglied des Reichsrats (1883-85, 1891-95) und mittels der von ihm gegründeten Zeitschrift „Österreichische Wochenschrift" (1884-1921) versuchte B., dem Antisemitismus durch Aufklärung der Öffentlichkeit Uber die jüdische Kultur entgegenzuwirken. 1885 gründete er die Österreichisch-Israelitische Union und veröffentlichte 1922 Israel und die Völker. Viel beachtet wurde seine Auseinandersetzung mit dem Prager Prof. August —»Rohling, dem „Theoretiker des Antisemitismus", den er der Fälschung von Zitaten überführte und damit zwang, seine Professur niederzulegen. B. setzte sich für ein eigenständiges Judentum ein, wandte sich aber gegen den politischen Zionismus Herzischer Prägung. Er verfaßte u. a. Erinnerungen aus meinem Leben (3 Bde., 1922-33). WEITERE WERKE: Gegen die Antisemiten. Eine Streitschrift. Wien 1882. - Der nationale Zwist und die Juden in Österreich. Wien 1886. LITERATUR: Erich Angermann: B„ J. S. In: NDB, Bd. 2, 1955, S . 306 f. Bloch, Philipp, jüdischer Religionshistoriker, * 30.5. 1841 Tworog (Oberschlesien), t 3.2. 1923 Berlin. B. besuchte 1857-67 das Jüdisch-Theologische Seminar in Breslau, studierte dann an der dortigen Univ. Philosophie, u.a. als Schüler von Heinrich —»Graetz. 1868 übernahm er die Leitung der israelitischen Gemeindeschule in München, nahm aber 1871 die Stelle des Rabbiners in der Brüdergemeinde in Posen an, die er bis zu seinem Umzug nach Berlin 1920 innehatte. B. edierte Texte der mittelalterlichen Religionsphilosophen Saadja ben Josef und Chasdai Crescas, behandelte die Entwicklung der Kabbala, Aspekte der Aggada sowie die Geschichte der Juden in Polen (Über die Generalprivilegien der polnischen Judenschaft, 1892). Er war Vorstandsmitglied der Akademie für die Wissenschaft des Judentums. LITERATUR: Christian Wiese: P. B. als Vertreter der Wissenschaft des Judentums in Posen. In: Jüdisches Leben in Posen. Hrsg. v. Margret Heitmann (in Vorb.).

B l o m e v e n n a , Petrus, auch Blommeveen, Kartäuser, * 29.3. 1466 Leiden, t 30.9. 1536 Köln. B. trat 1489 in den Kartäuserorden in Köln ein, wurde 1507 Prior der dortigen Kartause und Visitator der rheinischen Ordensprovinz. Sein wichtigstes Werk De bonitate divina libri VI (Nachdr. 1995) wurde von einem seiner Schüler postum 1538 herausgegeben. In weiteren Schriften wandte er sich gegen die Reformation. WEITERES WERK: De auctoritate ecclesiae. Köln 1534. LITERATUR: VD 16, Β 5741-5756. - Robert Haaß: Β., P. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 315 f. Bludau, Augustinus, kath. Theologe, Bischof von Ermland, * 6.3. 1862 Guttstadt (Ostpreußen), t 9.2.1930 Frauenburg (Ostpreußen). B. besuchte das Priesterseminar in Braunsberg und wurde 1887 zum Priester geweiht. Nach kurzer seelsorgerischer Tätigkeit in Marienwerder setzte er seine Theologiestudien in Münster fort und wurde dort 1891 promoviert. Er war drei Jahre lang Kaplan in Braunsberg, wurde 1894 Subregens sowie Präfekt des Knabenkonvikts und 1895 a. ο., 1899 o. Prof. des Neuen Testaments in Münster. 1908 beendete er seine Lehrtätigkeit, als er vom Domkapitel zum Bischof von Ermland gewählt wurde. B. trat als Förderer der Caritas sowie durch Forschungsbeiträge zur Textkritik der Bibel an die Öffentlichkeit (Die alexandrinische Übersetzung des Buches Daniel und ihr Verhältnis zum massorethischen Text, 1897). WEITERE WERKE: Die beiden ersten Erasmus-Ausgaben des Neuen Testaments und ihre Gegner. Freiburg/Breisgau 1902. - Juden und Judenverfolgung im alten Alexandria. Münster 1906. - Die Pilgerreise der Aetheria. Paderborn 1927. - Die ägyptischen Libelli und die Christenverfolgungen des Kaisers Decius. Freiburg/Breisgau 1931. LITERATUR: Walter Koppenhagen: Α. B. Guttstadt 2 1930. Max Meinertz: Α. B. In: Westfälische Lebensbilder. Bd. 2. Münster 1931, S. 180-196. - Annelies Triller: Β., A. In: Gatz, Bischöfe (1785/1803-1945), 1983, S. 57 f. Blum, Peter Josef, Bischof von Limburg, * 18.4.1808 Geisenheim, f 30. 12. 1884 Limburg. Nach seinen theologischen Studien in Würzburg und Bonn besuchte B. das Priesterseminar in Limburg, wo er 1832 die Priesterweihe empfing. Er wurde Domvikar und Stadtkaplan, 1837 Prof. am Limburger Priesterseminar. Nach zweijähriger Tätigkeit als Pfarrer in Oberbrechen wurde er 1842 zum Bischof von Limburg ernannt. B. setzte sich für den Erhalt der kirchlichen Rechte gegenüber dem nassauischen, später dem preuß. Staat ein. Während des Kulturkampfes wurde er 1877 wegen Übertretung der Maigesetze von 1873 abgesetzt und lebte im Exil auf Schloß Haid bei Eger, bis er nach seiner Begnadigung 1883 nach Limburg zurückkehrte. LITERATUR: Ferdinand Ebert: P. J. B. In: Nassauische Lebensbilder. Bd. 5. Wiesbaden 1955, S. 186-199. - Klaus Schatz: Geschichte des Bistums Limburg. Mainz 1983, S. 112-190, 359-406. - Ders.: B., P. J. In: Gatz, Bischöfe (1648-1803), 1990, S. 58-62. - Ders.: B., P. J. In: LThK3, Bd. 2, 1994, Sp. 530. Blumberg, Christian Gotthelf, luth. Theologe, Liederdichter, * 24.2. 1664 Ophausen, t 8. 1.1735 Zwickau. Während seines Studiums der Theologie in Leipzig und Jena war B. als Hofmeister tätig. 1689 wurde er Feldprediger, 1691 Pastor in Bernsbach und 1694 Diakon in Chemnitz. Nach der Promotion zum Dr. theol. 1698 in Wittenberg trat er eine Stelle als Pfarrer in Radeberg an. Von 1700 an bis zu seinem Tod war er Superintendent in Zwickau. B. verfaßte theologische Abhandlungen, Predigten, Gebetbücher und dichtete Kirchenlieder (Geistliche Schwanen-Lust oder Zwickauisches Gesang-Buch, 1736). LITERATUR: V D

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Blume B l u m e , ( F e r d i n a n d A n t o n ) C l e m e n s , Jesuit, T h e o l o g e , Liturgiker, H y m n o l o g e , * 8 . 4 . 1862 Billerbeck (Westfalen), t 8.4.1932 Königstein/Taunus. B „ S o h n eines B u c h b i n d e r s , trat 1878 in d i e S o c i e t a s Jesu ein. 1886-97 w a r er Prof. f ü r k l a s s i s c h e S p r a c h e n an der Stella M a t u t i n a in Feldkirch. Er betrieb liturgischh y m n o l o g i s c h e F o r s c h u n g e n und trug auf seinen R e i s e n M a terial ü b e r mittelalterliche H y m n e n z u s a m m e n . Seit 1903 war er z u m e i s t in M ü n c h e n a n s ä s s i g , bis er 1929 n a c h F r a n k f u r t / M a i n ging, w o er bis zu s e i n e m Tod a m St. G e o r g e n Kolleg L i t u r g i e w i s s e n s c h a f t lehrte. Sein H a u p t w e r k ist die Edition der von G u i d o M a r i a —>Dreves g e g r ü n d e t e n Texts a m m l u n g mittelalterlicher liturgischer P o e s i e Analecta hymnica medii aevi (Bd. 2 5 - 5 5 , 1896-1922). WEITERE WERKE: D a s a p o s t o l i s c h e G l a u b e n s b e k e n n t n i s . E i n e a p o l o g e t i s c h - g e s c h i c h t l i c h e Studie. F r e i b u r g / B r e i s g a u 1893. - Hrsg.: R e p e r t o r i u m Repertorii. Kritischer W e g w e i s e r durch U. Chevalier's Repertorium Hymnologicum. Leipzig 1901. - Wolstan von W i n c h e s t e r und Vital von S a i n t - E v r o u l t , D i c h t e r der drei L o b g e s ä n g e auf die H e i l i g e n A t h e l w o l d , Birin u n d S w i t h u n . W i e n 1903. - H y m n o l o g i e und K u l t u r g e schichte d e s Mittelalters. K e m p t e n 1914. - Fest und F e s t g e bete. R e g e n s b u r g 1917. - B r e v i e r und M e s s e . G e s c h i c h t l i c h liturgischer G r u n d r i ß . R e g e n s b u r g 2 1 9 1 9 . - U n s e r e liturgischen Lieder. R e g e n s b u r g 1932. LITERATUR: B r u n o Stäblein: B., C. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 327. - F r a n z B r u n h ö l z l : B „ C. In: L T h K 3 , B d . 2, 1994, Sp. 530. - F r a n z Karl Praßl: B „ C. In: R G G 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1645 f. - K a r l h e i n z S c h l a g e r : B „ C. In: M G G 2 P , B d . 3, 2 0 0 0 , Sp. 127 f.

B l u m e , Friedrich, M u s i k w i s s e n s c h a f t l e r , * 5. 1. 1893 Schlüchtern (Hessen), t 2 2 . 1 1 . 1 9 7 5 Schlüchtern. B . studierte als S c h ü l e r u. a. H e r m a n n K r e t z s c h m a r s M u s i k w i s s e n s c h a f t u n d w u r d e 1921 in L e i p z i g mit d e r Dissertation Französisch-niederländische Tänze des 16. Jahrhunderts für mehrere Instrumente p r o m o v i e r t . Seit 1923 L e k t o r an der U n i v . Berlin, habilitierte er sich 1925 mit der A r b e i t Das monodische Prinzip in der protestantischen Kirchenmusik und ging 1934 n a c h Kiel, w o er bis zu seiner E m e ritierung e i n e o. P r o f e s s u r f ü r M u s i k w i s s e n s c h a f t innehatte. A l s M i t g l i e d des Staatlichen Instituts f ü r M u s i k f o r s c h u n g ( 1 9 3 5 - 4 5 ) w u r d e er 1939 mit der L e i t u n g d e s „ E r b e s d e r D e u t s c h e n M u s i k " b e a u f t r a g t . 1942 ü b e r n a h m er d e n Vorsitz der N e u e n S c h ü t z - G e s e l l s c h a f t . B. v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Michael Praetorius Creuzburgiensis (1929), Die evangelische Kirchenmusik ( 1 9 3 1 , 2 1 9 6 5 als Geschichte der evangelischen Kirchenmusik), Das Rasseproblem in der Musik. Entwurf zu einer Methodologie musikalischer Rasseforschung (1939) und Goethe und die Musik (1948). 1947 w u r d e B. Präsident der n e u g e g r ü n d e t e n G e s e l l s c h a f t f ü r M u s i k w i s s e n s c h a f t und g a b 1949-68 die E n z y k l o p ä d i e Die Musik in Geschichte und Gegenwart heraus. WEITERE WERKE: J o h a n n Sebastian B a c h im W a n d e l d e r G e s c h i c h t e . Kassel 1947. - W a s ist M u s i k ? Kassel 1959, 2 1 9 6 0 . - U m r i s s e eines n e u e n B a c h - B i l d e s . Kassel 1962. S y n t a g m a m u s i c o l o g i c u m . G e s a m m e l t e R e d e n und S c h r i f ten. Hrsg. v. M a r t i n R u h n k e . K a s s e l u . a . 1963. LITERATUR: Friedrich S m e n d : W a s bleibt? Z u F. B . s B a c h Bild. Berlin 1962. - A n n a A m a l i e A b e r t (Hrsg.): F e s t s c h r i f t F. B. Z u m 7 0 . G e b u r t s t a g . Kassel 1963 (Bibliogr.). - P a m e l a M . Potter: M o s t G e r m a n of the arts. M u s i c o l o g y a n d society f r o m the W e i m a r R e p u b l i c to the e n d of H i t l e r ' s Reich. N e w H a v e n / L o n d o n 1998. Dt. Stuttgart 2 0 0 0 . - L u d w i g F i n s c h e r : B „ F. In: M G G 2 P , B d . 3, 2 0 0 0 , S p . 128-132. - P a m e l a M . Potter: B „ F. In: N G r o v e D , B d . 3 , 2 2 0 0 1 , S. 7 3 9 - 7 4 1 .

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B l u m e , Heinrich Julius von, Archivar, S t a a t s m a n n , * um 1622 B r a u n s c h w e i g , t n a c h 1688 Prag. Β., der in H e l m s t e d t e i n e a. o. P r o f e s s u r f ü r p r o t e s t a n t i s c h e T h e o l o g i e erhalten sollte, k o n v e r t i e r t e auf d e m R e g e n s b u r ger R e i c h s t a g 1653 z u m K a t h o l i z i s m u s . Später trat er als A r c h i v a r in die D i e n s t e des K u r f ü r s t e n von M a i n z , J o h a n n P h i l i p p von —» S c h ö n b o r n . Von H e r z o g A u g u s t von B r a u n s c h w e i g w u r d e er b e a u f t r a g t , S c h r i f t e n f ü r d e s s e n B i b l i o t h e k in W o l f e n b ü t t e l zu s a m m e l n . Seit 1657 w a r er mit politischd i p l o m a t i s c h e n A u f g a b e n betraut. B. w u r d e 1663 geadelt, z u m kaiserlichen R a t e r n a n n t und als V i z e p r ä s i d e n t an d a s Prager Appellationsgericht berufen. LITERATUR: V D 17. - H e n k e : B „ H. J. In: A D B , B d . 2, 1875, S. 7 4 5 f. B l u m e n t h a l , Christoph Kaspar von, Staatsmann, * 8 . 1 0 . 1638 Berlin, t 1 6 . 9 . 1 6 8 9 S t a v e n o w . Der Sohn des brandenburgischen Staatsmanns Joachim Friedrich B. w u r d e 1661 in den G e h e i m e n R a t a u f g e n o m m e n . 1662 n a h m er a m R e i c h s t a g in R e g e n s b u r g teil und reiste 1 6 6 3 / 6 4 in b r a n d e n b u r g i s c h e m A u f t r a g nach Paris, W i e n , K o p e n h a g e n und D r e s d e n , bis er 1679 z u m D o m p r o p s t e r n a n n t w u r d e . Seit 1652 M i t g l i e d d e s J o h a n n i t e r o r d e n s , w u r d e er 1689 K o m t u r von S u p p l i n b u r g . B. hinterließ politische und historische S c h r i f t e n (u. a. Commentatio historico-politica de Romulo rege Romanorum primo, 1654). B l u m e n t h a l , G e o r g v o n , B i s c h o f von L e b u s und R a t z e burg, * 1490 Horst (Prignitz), t 2 5 . 9 . oder 1 0 . 1 5 5 0 Lebus. N a c h d e m S t u d i u m an d e r U n i v . F r a n k f u r t / O d e r trat B. als S e k r e t ä r in d e n D i e n s t Dietrichs von —>Bülow, d e s Bis c h o f s von L e b u s ; 1 5 1 3 / 1 4 amtierte er als R e k t o r d e r U n i v . F r a n k f u r t . Z u m D o k t o r b e i d e r R e c h t e p r o m o v i e r t , w u r d e B. z u n ä c h s t k u r b r a n d e n b u r g i s c h e r R a t und 1520 B i s c h o f in H a velberg. A u f A n r a t e n d e s K u r f ü r s t e n J o a c h i m I. verzichtete er bald auf den H a v e l b e r g e r B i s c h o f s s i t z und w u r d e 1524 z u m B i s c h o f von L e b u s , im f o l g e n d e n J a h r z u m Fürstbischof von R a t z e b u r g g e w ä h l t . In dieser E i g e n s c h a f t n a h m B. 1530 a m A u g s b u r g e r R e i c h s t a g teil und w a r b im A u f t r a g d e s K u r f ü r s t e n u m H e d w i g , die T o c h t e r K ö n i g S i g i s m u n d s I. von P o l e n , f ü r d e n K u r p r i n z e n J o a c h i m II. B. b e k ä m p f t e in seinen beiden B i s t ü m e r n d a s F o r t s c h r e i t e n der R e f o r m a t i o n und beteiligte sich a m S c h m a l k a l d i s c h e n Krieg auf Seiten d e s Kaisers. LITERATUR: V D 16, Β 5 7 8 9 . - V D 17. - B e r n h a r d S t a s i e w ski: G. ν. B. In: N D B , Bd. 6, 1964, S. 224. - Jan K o p i e c : B „ G . v. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 1 9 8 - 1 4 4 8 ) , 2 0 0 1 , 6 0 f . B l u m h a r d t , Christian Gottlieb, e v a n g . T h e o l o g e , * 2 9 . 4 . 1779 Stuttgart, t 1 9 . 1 2 . 1838 B a s e l . N a c h d e m T h e o l o g i e s t u d i u m in T ü b i n g e n w u r d e B. in B a sel Sekretär d e r D e u t s c h e n C h r i s t e n t u m s g e s e l l s c h a f t und zus a m m e n mit Christian Friedrich - > Spittler H e r a u s g e b e r der „ S a m m l u n g e n f ü r L i e b h a b e r christlicher W a h r h e i t " . 1804 w a r er an d e r G r ü n d u n g der B a s l e r B i b e l g e s e l l s c h a f t beteiligt. 1807 k e h r t e er n a c h W ü r t t e m b e r g z u r ü c k , w u r d e Vikar in D e r e n d i n g e n , 1809 P f a r r e r in Bürg. 1816 erhielt er einen R u f als I n s p e k t o r d e s Missionsinstituts n a c h Basel, w o er im selben J a h r e i n e S c h u l e zur A u s b i l d u n g von M i s s i o n a r e n einrichtete. Seit 1820 v e r f o l g t e B. e i g e n e M i s s i o n s p r o j e k t e : E r b e g a n n 1827 die M i s s i o n im w e s t a f r i k a n i s c h e n Liberia und schickte seit 1834 M i s s i o n a r e in d i e e n g l i s c h e K o l o n i e S ü d i n d i e n . B . v e r ö f f e n t l i c h t e d e n Versuch einer allgemeinen Missionsgeschichte der Kirche Christi (3 Bde., 1828-37). WEITERE WERKE: L a z a r u s , d e r K r a n k e , S t e r b e n d e u n d A u f e r w e c k t e . B a s e l 1807, 2 1 8 2 7 . - G r u n d l i n i e n einer H a u s o r d n u n g f ü r d i e e v a n g e l i s c h e M i s s i o n s a n s t a l t zu B a s e l . 1818. N e u a u f l . B a s e l 1888.

Bock LITERATUR: A . Ostertag: Β. und d i e B a s l e r M i s s i o n . In: E v a n g e l i s c h e s M i s s i o n s - M a g a z i n 1 (1857) S. 2 4 1 - 2 6 7 ; 3 ( 1 8 5 9 ) S. 3 9 3 - 4 1 6 , 4 8 5 - 5 2 5 ; 4 ( 1 8 6 0 ) S. 8 3 - 1 0 3 . - H e i n z Horst S c h r e y : B. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 3 3 4 . - W e r n e r R a u p p : B . In: L T h K 3 , B d . 2, 1994, Sp. 5 3 0 f . - Paul J e n k i n s : Β., C. In: R G G 4 , Bd. I, 1998, S p . 1646. B l u m h a r d t , C h r i s t o p h (Friedrich), e v a n g . T h e o l o g e , * 1.6. 1842 M ö g l i n g e n (heute zu B a d L i e b e n z e l l ) , t 2 . 8 . 1919 Boll (Kr. G ö p p i n g e n ) . D e r S o h n von J o h a n n C h r i s t o p h —> B. w u r d e nach d e m Stud i u m der T h e o l o g i e in T ü b i n g e n 1866 Vikar in S p ö c k , später in G e r n s b a c h und 1868 in Diirnau. Seit 1870 w a r er G e h i l f e , von 1880 an N a c h f o l g e r seines Vaters als Leiter d e s pietistischen E r w e c k u n g s z e n t r u m s in B a d Boll. B., d e r sich aus religiösen M o t i v e n mit der sozialen F r a g e a u s e i n a n d e r s e t z t e , trat 1899 der S P D bei. Vom w ü r t t e m b e r g i s c h e n K o n s i s t o r i u m d a r a u f h i n g e z w u n g e n , sein P f a r r a m t n i e d e r z u l e g e n , w a r er 1900-06 s o z i a l d e m o k r a t i s c h e r L a n d t a g s a b g e o r d n e t e r . D a nach zog er sich aus der Politik z u r ü c k und lebte in J e b e n hausen. P o s t u m erschien u . a . Vom Reich Gottes. Aus Predigten und Andachten (hrsg. von E u g e n J ä c k h , 1922). WEITERE WERKE: E i n e A u s w a h l a u s seinen Predigten. H r s g . v. R o b e r t L e j e u n e . 4 Bde., Z ü r i c h / L e i p z i g 1925-37. - A n sprachen, Predigten, R e d e n , B r i e f e . H r s g . v. J o h a n n e s Harder. 3 Bde., N e u k i r c h e n 2 1 9 8 2 . LITERATUR: H e i n z - H o r s t S c h r e y : B. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 3 3 4 f. - K l a u s - J ü r g e n M e i e r : C. B. C h r i s t - Sozialist T h e o l o g e . B e r n 1979. - E b e r h a r d Kerlen: B., C. In: T R E , Bd. 6, 1980, S. 7 1 9 - 7 2 1 . - F r i e d r i c h W i l h e l m Bautz: B., C. F. In: Β Β K L , Bd. 1, 1990, S p . 6 3 1 - 6 3 4 . - W e r n e r R a u p p : B . In: L T h K 3 , B d . 2, 1994, S p . 531. - Ders.: B „ C. F. In: R G G 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1647 f. B l u m h a r d t , Johann Christoph, evang. Theologe, * 1 6 . 7 . 1 8 0 5 Stuttgart, t 2 5 . 2 . 1 8 8 0 Boll ( K r . G ö p p i n g e n ) . D e r im Sinn d e s w ü r t t e m b e r g i s c h e n P i e t i s m u s e r z o g e n e B., N e f f e zweiten G r a d e s von Christian Gottlieb —»B., ging 1820 als S e m i n a r i s t n a c h S c h ö n t a l und studierte seit 1824 T h e o l o g i e im T ü b i n g e r Stift. Er w u r d e 1829 Vikar in Dürrm e n z und unterrichtete 1830-37 an der M i s s i o n s s c h u l e C h r i stian Gottlieb B . s in B a s e l . Ü b e r das Vikariat in Iptingen k a m er 1838 als P f a r r e r n a c h M ö t t l i n g e n . D o r t f ü h r t e er 1843 die H e i l u n g einer Frau auf seinen Sieg ü b e r d ä m o n i s c h e M ä c h t e im G e b e t z u r ü c k und berichtete ü b e r sein spirituelles Erlebnis in der Krankheitsgeschichte der Gottliebin Dittus in Möttlingen (1844). B. w u r d e F ü h r e r einer w a c h s e n d e n B u ß und E r w e c k u n g s b e w e g u n g , der er mit d e m 1852 e r w o r b e n e n kgl. B a d in Boll ein Z e n t r u m g a b . WERKE: G e s a m m e l t e Werke. H r s g . v. G e r h a r d S c h ä f e r u . a . G ö t t i n g e n 1968 ff. - A u s g e w ä h l t e S c h r i f t e n . H r s g . v. W o l f g a n g J. Bittner. 3 B d e . , G i e ß e n / M e t z i n g e n 2 1 9 9 1 . - J. C . B . Ein Brevier. Hrsg. v. D i e t e r Ising. G ö t t i n g e n 1991. LITERATUR: Friedrich Z ü n d e l : J. C. B. G i e ß e n 1880, 21 1 9 8 8 . - H e i n z - H o r s t S c h r e y : B „ J. C . In: N D B , B d . 2, 1955, S. 335. - J o a c h i m S c h a r f e n b e r g : B „ J. C . In: T R E , B d . 6, 1980, S. 7 2 1 - 7 2 7 . - R i c h a r d H a u g : J. C . B. G e s t a l t und B o t s c h a f t . M e t z i n g e n 1984. - J o a c h i m S c h a r f e n b e r g : J. C . B. und die kirchliche S e e l s o r g e . G ö t t i n g e n 1984. F r a n k D. M a c c h i a : Spirituality and social liberation. T h e m e s s a g e of t h e B.s in the light of W u e r t t e m b e r g pietism. Diss. B a s e l 1989. - W e r n e r R a u p p : B „ J. C. In: L T h K 3 , B d . 2, 1994, Sp. 5 3 1 . - Ders.: B „ J. C. In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 1646 f. B o c h e n s k i , Joseph Marie, Ordensname: Innocent, D o m i n i k a n e r , P h i l o s o p h , * 3 0 . 8 . 1902 C z u s z ó w (Polen), t 8 . 2 . 1995 F r e i b u r g ( S c h w e i z ) . Β., S o h n eines G r o ß g r u n d b e s i t z e r s , studierte J u r a in L e m berg, 1920-26 N a t i o n a l ö k o n o m i e an d e r U n i v . P o s e n , trat

1927 in d e n D o m i n i k a n e r o r d e n ein, n a h m 1928 d a s Stud i u m der P h i l o s o p h i e und P ä d a g o g i k in Freiburg ( S c h w e i z ) auf u n d w u r d e 1931 z u m Dr. phil. p r o m o v i e r t (Die Lehre vom Ding an sich bei Straszewski [1848-¡921 ]). D a s folg e n d e S t u d i u m d e r T h e o l o g i e a m A n g e l i c u m in R o m Schloß er 1934 mit d e r P r o m o t i o n ab und lehrte dort bis 1940 L o gik. In d i e s e r Zeit hatte er r e g e n A u s t a u s c h mit den Vertretern d e r p o l n i s c h e n analytischen S c h u l e . 1940-45 stand er im D i e n s t d e r polnischen A r m e e in S c h o t t l a n d und Italien. 1945 f o l g t e B. e i n e m R u f auf d e n L e h r s t u h l f ü r d i e G e s c h i c h t e d e r P h i l o s o p h i e des 20. Jh. an der U n i v . Freiburg ( S c h w e i z ) , d e r e n R e k t o r er 1964-66 war, n a h m G a s t p r o f e s suren an U n i v e r s i t ä t e n in den U S A w a h r und w u r d e 1972 emeritiert. 1948 g r ü n d e t e er d i e U n i o n m o n d i a l e d e s sociétés c a t h o l i q u e s d e p h i l o s o p h i e , 1957 d a s O s t e u r o p a - I n s t i t u t in Freiburg ( S c h w e i z ) , 1961 d i e Z e i t s c h r i f t „Studies in Soviet T h o u g h t " s o w i e die S c h r i f t e n r e i h e „ S o v i e t i c a " . B „ der sich als A n a l y t i k e r und „ k o s m o z e n t r i s c h e r Platoniker aristotelischer P r ä g u n g " verstand, arbeitete h a u p t s ä c h l i c h auf d e m G e b i e t der G e s c h i c h t e der P h i l o s o p h i e , vor a l l e m der G e s c h i c h t e d e r L o g i k . R e l i g i o n s p h i l o s o p h i e verstand er als L o g i k d e r R e l i g i o n . Z u seinen H a u p t w e r k e n g e h ö r e n Europäische Philosophie der Gegenwart ( 1 9 4 7 , 3 1 9 9 4 ) , Der sowjetrussische dialektische Materialismus (Diamat) (1950, 5 1 9 6 7 ) , Die zeitgenössischen Denkmethoden ( 1 9 5 4 , "'1993), Formale Logik (1956, 5 1 9 9 6 ) , Grundriß der Logistik ( 1 9 5 4 , 2 1 9 6 2 , aus d e m F r a n z ö s i s c h e n übersetzt, neu bearb. und erweitert von A l b e r t M e n n e ) , Logic of Religion ( 1 9 6 5 , dt. 1968) und Autorität, Freiheit, Glaube. Sozialphilosophische Studien (1988). B. g a b d i e Bibliographie der sowjetischen Philosophie ( 1 9 5 9 ff.) h e r a u s und w a r M i t h e r a u s g e b e r d e s Handbuchs des Weltkommunismus (1958). WEITERE WERKE: W e g e z u m p h i l o s o p h i s c h e n D e n k e n . F r e i b u r g / B r e i s g a u u . a . 1959, l s 1 9 8 5 . N e u a u s g a b e 1991, 3 1 9 9 5 . - M a r x i s m u s - L e n i n i s m u s . M ü n c h e n / W i e n 1973. J. M . B. [Selbstdarstellung]. In: L u d w i g J. P o n g r a t z (Hrsg.): P h i l o s o p h i e in Selbstdarstellungen. B d . 1. H a m b u r g 1975, S. 11-36. LITERATUR: A n n a - T e r e s a T y m i e n i e c k a / C h a r l e s Parsons (Hrsg.): C o n t r i b u t i o n s to L o g i c a n d M e t h o d o l o g y in H o n o r of J. M . B. A m s t e r d a m 1965. - J a m e s J. O ' R o u r k e / T h o m a s J. B l a k e l e y / F r i e d r i c h R a p p (Hsrg.): C o n t e m p o r a r y M a r x i s m . E s s a y s in H o n o r of J. M . B. D o r d r e c h t u . a . 1984. - H a n s B u r k h a r d t : B . s B e i t r a g zur L o g i k g e s c h i c h t e . In: Philosop h i e d e s R e c h t s , d e r Politik und d e r G e s e l l s c h a f t . A k t e n d e s 12. Internationalen Wittgenstein S y m p o s i u m s 7. bis 14. A u gust 1987, K i r c h b e r g / W e c h s e l (Österreich). W i e n 1988, S. 3 0 4 - 3 1 1 . - E d g a r M o r s c h e r / O t t o N e u m a i e r : J. M . B . Leb e n und W e r k . S a l z b u r g 1988. - E d g a r M o r s c h e r : J. M . B. (geb. 1902). L o g i k d e r Religion. In: Christliche P h i l o s o p h i e im katholischen D e n k e n d e s 19. und 20. J a h r h u n d e r t s . Hrsg. v. E m e r i c h C o r e t h , Walter M . Neidl und G e o r g P f l i g e r s d o r f fer. Bd. 3. G r a z u . a . 1990, S. 3 4 1 - 3 5 2 . B o c k , E m i l , e v a n g . T h e o l o g e , B e g r ü n d e r d e r „Christeng e m e i n s c h a f t " , * 1 9 . 5 . 1895 W u p p e r t a l , t 6. 12. 1959 Stuttgart. B. w a r e i n i g e J a h r e im K i r c h e n d i e n s t tätig, b e v o r er gem e i n s a m mit Friedrich —> R i t t e l m e y e r u n d a n d e r e n bei einer Z u s a m m e n k u n f t im o b e r b a y e r i s c h e n B r e i t b r u n n 1922 die „ C h r i s t e n g e m e i n s c h a f t " g r ü n d e t e . In e n g e r A n l e h n u n g an R u d o l f —»Steiner und d e s s e n L e h r e n verstand sie sich als e i g e n s t ä n d i g e R e l i g i o n s g e m e i n s c h a f t a u ß e r h a l b der bes t e h e n d e n K i r c h e n . N a c h einer ersten Priester- und Pries t e r i n n e n w e i h e ( „ M e n s c h e n w e i h e h a n d l u n g " ) 1922 w u r d e B. Leiter des P r i e s t e r s e m i n a r s der „ C h r i s t e n g e m e i n s c h a f t " in Stuttgart, n a c h d e m Tod R i t t e l m e y e r s 1938 schließlich „Erzo b e r l e n k e r " der G e m e i n s c h a f t . Seit 1941 v e r b o t e n , reorganisierte sich d i e G e m e i n s c h a f t 1945 und g r ü n d e t e n e u e G e m e i n d e n in g a n z E u r o p a . B . g a b 1938-41 und d a n n w i e d e r

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Bock seit 1946 die Zeitschrift „Die Christengemeinschaft" heraus; er schrieb u.a. Boten des Geistes (1929). WEITERE WERKE: Wiederholte Erdenleben. Die Wiederverkörperungsidee in der deutschen Geistesgeschichte. Stuttgart 1932, 7 1996. - Beiträge zur Geistesgeschichte der Menschheit. 4 Bde., Stuttgart 1935-54; Bd. 1, Ί 9 5 8 ; Bd. 3, '1957. - Reisetagebücher. Italien, Griechenland, Palästina. Herford 1949. Stuttgart 2 1960, 3 1986. - Das Zeitalter der romanischen Kunst. Mit besonderer Berücksichtigung der württembergischen Denkmäler. Stuttgart 1958, 2 1962. LITERATUR: Kurt von Wistinghausen: Erdenabschied von Ε. B. In: Die Christengemeinschaft 32 (1960) S. 37 f. Wilhelm Kalber: Konturen eines Wesensbildes. In: Ebd., S. 49 ff. - Eberhard Kurras: Zum Werden und Wesen E. B.s. In: Ebd., S. 138 ff. - Friedrich Doldinger: Ε. B. im Leben und Wirken. Die weißen Spindeln. In: Ebd., S. 144ff. Friedrich Wilhelm Bautz: B„ E. In: BBKL, Bd. 1, 1990, Sp. 638-640. B o c k , Franz, kath. Theologe, Archäologe, * 3.5. 1823 Burtscheid, t 1.5. 1899 Aachen. Nach der Priesterweihe 1850 wurde B. Pfarrer in Krefeld. Er veranstaltete dort 1852 eine Ausstellung mittelalterlicher christlicher Kunst und gründete eine Kunstweberei für kirchliche Seidenstoffe nach mittelalterlichen Vorlagen. B. war 1857-64 Pfarrer in Köln, daneben Konservator des erzbischöflichen Diözesanmuseums. 1864 wurde er Ehrenkanonikus des Kollegiatkapitels von Aachen. Auf ausgedehnten Reisen durch Europa, Asien und Nordafrika erwarb er neben umfangreichen Kenntnissen zur mittelalterlichen Kunst (vor allem Textilkunst) eine reiche Sammlung u.a. von Tafelbildern und Teppichen, die er der Stadt Aachen zur Gründung eines Museums Bock hinterließ. B. veröffentlichte u.a. eine Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters (3 Bde., 1859-71). WEITERE WERKE: Das heilige Köln. Beschreibung der mittelalterlichen Kunstschätze in seinen Kirchen und Sakristeien aus dem Bereich der Goldschmiedekunst und der Paramentik. Leipzig 1858. - Der Schatz von Sanct Marcus in Venedig. Wien 1861. - Die Kleinodien des heiligen römischen Reiches deutscher Nation, nebst den Krönungsinsignien Böhmens, Ungarns und der Lombardei. Wien/Leipzig 1864. - Aachener Bildhauerwerkstätten ehemals und heute. Aachen 1897. - Figurale Teppichwerke, angefertigt in den letzten Jahren. Aachen 1898. LITERATUR: Birgitt Borkopp: F. B. (1823-1899), Kanonikus. In: Karl Schein (Hrsg.): Christen zwischen Niederrhein und Eifel. Lebensbilder aus zwei Jahrhunderten, Bd. 1. Aachen/Mönchengladbach 1993, S. 25-36, 203. - Wolfgang Cortjaens: Kanonikus F. B. und die „Kleinodien des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation" (1864). Entstehungs- und Wirkungsgeschichte eines kunsthistorischen Prachtwerks im Zeitalter von Historismus und Nationalismus. In: Mario Kramp (Hrsg.): Krönungen. Könige in Aachen - Geschichte und Mythos (Ausstellungskatalog). Bd. 2. Mainz 2000, S. 765-773. - Wolfgang Cortjaens: B„ F. In: BBKL, Bd. 22, 2003, Sp. 128-135. B o c k , Friedrich Samuel, evang. Theologe, Publizist, * 20.5. 1716 Königsberg, t 30.9.1786 Königsberg. B. studierte in Königsberg und Halle, wo er 1743 Magister der Philosophie wurde. 1748-53 war er Feldprediger bei einem Dragonerregiment. Seit 1753 Konsistorialrat, wurde er im folgenden Jahr zum Dr. theol. promoviert und o.Prof. der Theologie und der griechischen Sprache an der Univ. Königsberg. Daneben betreute B. bis zu seiner Entlassung 1778 als Oberbibliothekar die Kgl. Bibliothek. Er gab einige der ersten moralischen Wochenschriften Ostpreußens heraus (u.a. „Der Einsiedler", 1740/41; „Deutscher Äsop", 1742/43) und veröffentlichte pädagogische, theologische

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und historische Schriften (u.a. Versuch einer wirtschaftlichen Naturgeschichte von Ost- und Westpreußen, 5 Bde., 1782-85). WEITERE WERKE: Grundriß von dem merkwürdigen Leben Herrn Albrecht d.Ä. in Preußen. Königsberg 1745, 2 1750. Preußische Kirchenregistratur. Hrsg. v. M. Wilhelm Heinrich Beckhers. Königsberg 1769. - Lehrbuch für die neueste Polemik. Halle/Saale 1782. LITERATUR: Fritz Gause: B„ F. S. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 342. - Udo Krolzik: B„ F. S. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1657 f. B o c k , Hieronymus, auch Tragus, luth. Prediger, Arzt, Botaniker, * 1498 Heidelsheim bei Bruchsal, t 21.2.1554 Hornbach. B., ursprünglich zum Mönch bestimmt, studierte an der Univ. Heidelberg Philosophie, Theologie und Medizin; 1522 wurde er Schullehrer, Arzt und Alchemist bei Herzog Ludwig II. in Zweibrücken. 1532 erhielt er eine Stiftsherrenstelle am St. Fabianstift bei Hornbach, betreute die Bevölkerung medizinisch und unternahm auf ausgedehnten Wanderungen botanische Studien. Seit 1538 war B. zusätzlich Prediger der Pfarrei in Hornbach, wurde jedoch im Zuge der Gegenreformation 1548 abgelöst. 1550/51 lebte er als Leibarzt bei Graf Philipp III. von Nassau-Saarbrücken und legte dort einen Botanischen Garten an. Die letzten Lebensjahre verbrachte er wieder in der Hornbacher Pfarrei. B., der mit Otto —» Brunfels und Konrad Gesner im Austausch stand, war der Lehrer von Jakob Theodor und gilt als einer der deutschen Väter der Botanik. Sein Hauptwerk ist das deutschsprachige New Kreütter Buch [...] (1539, seit der zweiten Auflage 1546 mit Holzschnitten illustriert). LITERATUR: VD 16, Β 6010-6030. - Hermann Ziegenspeck: Β., H. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 343. - Brigitte Hoppe: Das Kräuterbuch des Η. B. Stuttgart 1969. - Karin Figala: Η. B. 1498-1554. München 1979. - Valentin Gölz: Η. B. 500 Jahre. 1498-1554. Pfarrer, Arzt, Botaniker. Speyer 1998. B o c k e l m a n n , Petrus, evang. Theologe, * 22.2.1505 Braunschweig, t 20.8. 1576 Husum. B. studierte bei Martin -»Luther in Wittenberg, war seit 1527 Rektor in Husum, von 1540 an Pastor in Haustedt, 1552-76 in Husum. Er veröffentlichte u.a. eine Epistola de certamine eucharistico ad Westphalum. B o c k e l s o n , Johann, auch J. oder Jan von Leiden, Bocaldus, eigentl. Beuckelszoon, niederländ. Täufer, * 1509 bei Leiden, t 22. 1. 1536 Münster. B. war zunächst Schneider, später Kaufmann, schließlich Gastwirt; daneben betätigte er sich als Dichter und Schauspieler. 1533 von Jan Matthys getauft und nach Münster entsandt, wurde B. dort einer der Führer der Täuferbewegung. Gemeinsam mit seinem „Statthalter" und Scharfrichter Bernt —> Knipperdolling und dem als „Reichskanzler" eingesetzten Heinrich —> Krechting errichtete B. als „König des neuen Tempels" die Täuferherrschaft in Münster. Nachdem Matthys 1534 bei einem Ausfall aus der belagerten Stadt starb, übernahm B. das Regime allein. Verrat ermöglichte der Armee des Bischofs Franz von —> Waldeck und des Landgrafen —> Philipp von Hessen 1535 die Einnahme der Stadt; B. wurde gefaßt und auf grausame Weise hingerichtet, sein Leichnam zur Schau gestellt. LITERATUR: Robert Stupperich: B„ J. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 344 f. B o c k s h a m m e r , Gustav Ferdinand, evang. Theologe, Philosoph, * 13.1. 1784 Buttenhausen (Württemberg), t 9.10. 1822 Buttenhausen. B. erhielt seine Ausbildung seit 1801 am evang. Seminar in Tübingen, wurde 1806 Pfarrvikar und kam 1810 als Repetent nach Tübingen. Im selben Jahr trat er die Nachfolge seines

Bodelschwingh v e r s t o r b e n e n Vaters als P a s t o r in B u t t e n h a u s e n an. B e e i n flußt von —> Schelling, schrieb er Die Freiheit des menschlichen Willens (1821) und Offenbarung und Theologie. Eine wissenschaftliche Untersuchung (1822). LITERATUR: E d m u n d von Pfleiderer: B., G . F. In: A D B , B d . 2, 1875, S. 791 f.

Bockshammer,

J o h a n n Christian, e v a n g . T h e o l o g e , * 2 7 . 5 . 1733 T e s c h e n , t 12. 11. 1804 G o s c h ü t z . N a c h d e m S t u d i u m an d e r U n i v . J e n a 1752-55 w a r B. H a u s lehrer und k a m 1757 als H o f p r e d i g e r n a c h G o s c h ü t z . 1764 ü b e r n a h m er zusätzlich das P a s t o r a t und d i e Stelle des S e n i ors in F e s t e n b e r g . B. w i d m e t e sich autodidaktisch d e m Stud i u m d e r M a t h e m a t i k , A s t r o n o m i e u n d N a t u r k u n d e , später der G e s c h i c h t e , P h i l o l o g i e u n d P ä d a g o g i k . N e b e n G e s a n g - , G e b e t - u n d E r b a u u n g s b ü c h e r n in p o l n i s c h e r S p r a c h e und Ü b e r s e t z u n g e n ins P o l n i s c h e ( u . a . —>Lavaters Sittenbüchlein, 1774) v e r ö f f e n t l i c h t e er u . a . seinen Unterricht vom Kalender seit der 2. A u f l a g e ( 1 7 8 2 ) unter d e m Titel Der astronomische Kinderfreund.

Bode,

A d o l f , e v a n g . T h e o l o g e , P ä d a g o g e , * 1 3 . 6 . 1833 St. A n d r e a s b e r g / H a r z , t 2 1 . 4 . 1917 K ö n i g s b e r g . N a c h d e m T h e o l o g i e s t u d i u m in G ö t t i n g e n ( 1 8 5 3 - 5 6 ) w u r d e B. 1859 P f a r r e r in H o m b e r g , später in K r o s d o r f , w o er a u c h K r e i s s c h u l i n s p e k t o r war. 1870 f o l g t e er e i n e m R u f als S e m i nardirektor n a c h N e u w i e d , lebte seit 1884 als R e g i e r u n g s und S c h u l r a t in M a g d e b u r g und w u r d e 1893 P r o v i n z i a l schulrat in K ö n i g s b e r g . B. w a r 1881-84 M i t h e r a u s g e b e r d e s „ R h e i n i s c h e n S c h u l m a n n s " und seit 1903 der „ O s t d e u t s c h e n M o n a t s h e f t e f ü r E r z i e h u n g und U n t e r r i c h t " .

Bodelschwingh,

Friedrich Frh. von, e v a n g . T h e o l o g e , * 6 . 3 . 1831 T e c k l e n b u r g , f 2 . 4 . 1 9 1 0 Bethel (heute zu Bielefeld). A l s sechstes Kind d e s w e s t f ä l i s c h e n Landedelmanns, O b e r p r ä s i d e n t e n der R h e i n p r o v i n z und F i n a n z m i n i s t e r s Friedrich W i l h e l m s I V . von P r e u ß e n , E r n s t von B., w u c h s B. in Berlin auf, w o er S p i e l g e f ä h r t e des späteren Kaisers Friedrich III. war. N a c h der S c h u l z e i t erlernte er 1849-51 d i e L a n d w i r t s c h a f t und w a r bis 1854 in G r a m e n z / P o m m e r n als G u t s v e r w a l t e r tätig. B e g e g n u n g e n mit der dortigen Erw e c k u n g s b e w e g u n g , z . B . ü b e r M i s s i o n s f e s t e , brachten ihn z u m E n t s c h l u ß , T h e o l o g i e zu studieren, u m d a n a c h H e i d e n m i s s i o n a r zu w e r d e n . Er studierte in Basel, E r l a n g e n und Berlin, g a b aber vor a l l e m W i l h e l m —»Löhe in N e u e n d e t telsau und J o h a n n C h r i s t o p h - > B l u m h a r d t in M ö t t l i n g e n als seine t h e o l o g i s c h e n L e h r e r an. 1 8 5 8 - 6 4 w i r k t e er z u n ä c h s t als Hilfsprediger, d a n n als P f a r r e r an d e r d e u t s c h e n G e m e i n d e in Paris, 1864-72 als P f a r r e r in D e l l w i g / R u h r , w o er 1869 i n n e r h a l b von 14 T a g e n s e i n e vier K i n d e r an einer K e u c h h u s t e n e p i d e m i e verlor. In den K r i e g e n 1866 und 1 8 7 0 / 7 1 w a r er als F e l d p r e d i g e r tätig. 1872 ü b e r n a h m B. d i e L e i t u n g der 1867 g e g r ü n d e t e n Anstalt f ü r Epileptiker u n d des 1869 d a f ü r b e g r ü n d e t e n westfälischen D i a k o n i s s e n m u t t e r h a u s e s S a r e p t a . Er b a u t e von diesen kleinen Zellen systematisch Bethel zur „Stadt der B a r m h e r z i g k e i t " a m R a n d e B i e l e f e l d s aus. Ziel seiner W i r k s a m keit w a r tätige H i l f e f ü r K r a n k e aus d e m Geist christlic h e r N ä c h s t e n l i e b e , g e m e i n s a m e s Z u s a m m e n l e b e n von G e s u n d e n u n d K r a n k e n als H a u s f a m i l i e ( n a c h d e m H a u s v a terprinzip), g e m e i n s a m e Arbeit (Arbeitstherapie) u n d G e m e i n s c h a f t i m Gottesdienst u n d G l a u b e n . 1878 rief er d i e D i a k o n e n a n s t a l t N a z a r e t h ins L e b e n und e r ö f f n e t e j u n g e n M ä n n e r n B e w ä h r u n g s r ä u m e christlicher E x i s t e n z in K r a n k e n p f l e g e und Sozialarbeit. Z u r B e t r e u u n g der Epileptiker trat die S o r g e f ü r psychisch k r a n k e M e n s c h e n aller B e h i n d e r u n g s g r a d e , dazu d i e Z u w e n d u n g zu den N i c h t s e ß h a f t e n (den „ W a n d e r a r m e n " ) , f ü r d i e er K o l o n i s t e n h ö f e in der n a h e gelegenen Senne (Wilhelmsdorf, heute Eckardtsheim), dann

in Freistatt bei S u l i n g e n ( 1898) und in H o f f n u n g s t a l - L o b e t a l bei Berlin (1905) g r ü n d e t e - n a c h d e m M o t t o „ A r b e i t statt A l m o s e n " . 1885 g r ü n d e t e er d e n B e t h e l e r Verein „ A r b e i t e r h e i m " und errichtete i n n e r h a l b der Anstalt B e t h e l e i n e E i g e n h e i m s i e d l u n g f ü r Mitarbeiter. M i t e i n e m christlichen Staat k o n n t e B. e b e n s o w e n i g a n f a n g e n w i e mit christlichen Parteien. In d e n P r e u ß i s c h e n L a n d t a g ließ er sich (als Parteiloser f ü r d i e N e u e K o n s e r v a t i v e Partei) n u r w ä h l e n , u m - erf o l g r e i c h - d a s „ W a n d e r e r a r b e i t s s t ä t t e n g e s e t z " ( 1905) d u r c h zusetzen. Seit 1890 w a r B. Vorstandsmitglied d e r 1886 g e g r ü n d e ten „ E v a n g e l i s c h e n M i s s i o n s g e s e l l s c h a f t f ü r D e u t s c h O s t a f r i k a " . 1896 w u r d e dieses W e r k n a c h Bethel verlegt und als „ B e t h e l - M i s s i o n " in die Anstaltsarbeit integriert (bis 1970). Z a h l r e i c h e D i a k o n i s s e n und D i a k o n e , Ä r z t e und Pastoren z o g e n n a c h A f r i k a und b e g r ü n d e t e n und versorgten ein n o c h in der G e g e n w a r t b l ü h e n d e s „ K l e i n - B e t h e l " als K r a n k e n h a u s f ü r E p i l e p t i k e r u n d geistig B e h i n d e r t e in L u tindi im heutigen T a n s a n i a . Ein weiterer S c h w e r p u n k t der A r b e i t B.s w a r d e r S c h u l b e r e i c h , z u n ä c h s t f ü r die k r a n k e n K i n d e r aller B e h i n d e r u n g s g r a d e , d o c h hatte er a u c h S c h u len f ü r g e s u n d e K i n d e r aus d e m G r o ß r a u m B i e l e f e l d i m A u g e , d i e sein S o h n Friedrich von —>B. d a n n s c h u f , u m d a s Verständnis der G e s e l l s c h a f t f ü r ihre k r a n k e n M i t b ü r g e r zu w e c k e n und zu vertiefen. Seit 1895 b e w e g t e ihn d i e Einrichtung einer t h e o l o g i s c h e n H o c h s c h u l e als A l t e r n a t i v e zur h e r r s c h e n d e n liberalen T h e o l o g i e . N a c h vielen S c h w i e r i g keiten w u r d e sie unter d e m N a m e n „ T h e o l o g i s c h e S c h u l e B e t h e l " 1905 ins L e b e n g e r u f e n . B. selbst w a r bei der B e r u f u n g der D o z e n t e n tätig und ü b e r n a h m kleinere Lehrveranstaltungen. Neben der Theologischen Schule gründete B. ein P r e d i g e r s e m i n a r , das „ K a n d i d a t e n k o n v i k t " , in d e m die Vikare v o r m i t t a g s studierten und n a c h m i t t a g s in Krank e n h ä u s e r n p r a k t i s c h e E r f a h r u n g e n s a m m e l t e n . A u c h d i e Erw a c h s e n e n b i l d u n g w a r B. ein H e r z e n s a n l i e g e n ; er betrieb sie ü b e r z a h l r e i c h e F o r t b i l d u n g s t a g u n g e n seiner M i t a r b e i t e r und v e r s c h i e d e n e , a u c h politisch orientierte Z e i t u n g e n und Zeitschriften. A u s d e m N i c h t s hatte er so in vier J a h r z e h n t e n d a s g r ö ß t e d i a k o n i s c h e Werk der Welt a u f g e b a u t und w u r d e damit z u m A n w a l t d e r N o t l e i d e n d e n in D e u t s c h l a n d und aller Welt. WERKE: A u s g e w ä h l t e S c h r i f t e n . H r s g . v. A l f r e d A d a m . 3 Bde., Bethel 1955-64. - B r i e f w e c h s e l . Hrsg. v. A l f r e d A d a m . 12 Teile, Bethel 1966-74. LITERATUR: Friedrich von B o d e l s c h w i n g h d . J . : F. v. B. 1831-1910. Bethel 9 1 9 3 2 . - G u s t a v von B o d e l s c h w i n g h : F. v. B. Ein L e b e n s b e r i c h t . Bethel 1 2 1949. - W i l h e l m Brandt: F. v. B. In: W e s t f ä l i s c h e L e b e n s b i l d e r . S o n d e r reihe R h e i n i s c h - W e s t f ä l i s c h e W i r t s c h a f t s b i o g r a p h i e n , B d . 1, H e f t 3. M ü n s t e r 1932, S. 4 4 9 - 4 6 7 . - M a r t i n G e r h a r d t / A l f r e d A d a m : F. v. B. B d . 1 - 2 / 2 , Bethel 1950-58. - Kurt Perg a n d e : Der E i n s a m e von B e t h e l . Stuttgart 1953. - B e r n hard G r ä m l i c h : B., Bethel und die B a r m h e r z i g k e i t . Gütersloh 1964. - G e r h a r d R u h b a c h : B „ F. v., Vater und S o h n . In: T R E , Bd. 6, 1980, S. 7 4 4 - 7 4 7 . - M a n f r e d H e l l m a n n : E s g e h t kein M e n s c h ü b e r d i e E r d e , d e n G o t t nicht liebt. F. v. B . d . Ä . W u p p e r t a l 1993. - J o c h e n - C h r i s t o p h Kaiser: B „ F. v. In: R G G 4 , B d . 1, 1999, Sp. 1658-1660. - R e i n h a r d Ellsel: Ein L e b e n aus B a r m h e r z i g k e i t . F. v. B. ( 1 8 3 1 - 1 9 1 0 ) . Lahr 2003. Gerhard Ruhbach

Bodelschwingh, (Ernst) Friedrich (Franz) v o n , e v a n g . T h e o l o g e , * 1 4 . 8 . 1877 Bethel (heute zu B i e l e f e l d ) , f 4. 1. 1946 Bethel. B. studierte T h e o l o g i e in B o n n , Basel, T ü b i n g e n und G r e i f s wald und trat 1904 als G e h i l f e in d i e Anstalt seines Vaters Friedrich von —>B. in Bethel ein. U n t e r seiner Leitung (seit 1910) e n t w i c k e l t e n sich d i e „ B o d e i s c h w i n g h s c h e n A n s t a l t e n " zu e i n e m Z e n t r u m d e r E p i l e p s i e f o r s c h u n g . B. e n g a g i e r t e sich in zahlreichen G r e m i e n d e r e v a n g . K i r c h e und b e m ü h t e

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Bodelschwingh sich u m die U m w a n d l u n g d e r A r b e i t s l o s e n f ü r s o r g e in einen freiwilligen Arbeitsdienst. 1933 von d e n e v a n g . L a n d e s k i r c h e n z u m R e i c h s b i s c h o f g e w ä h l t , legte B. auf nationalsozialistischen D r u c k hin sein A m t n a c h w e n i g e n W o c h e n nieder; d u r c h z ä h e V e r h a n d l u n g e n erreichte er d i e Rettung der m e i s t e n seiner 6 5 0 0 Patienten vor der „ E u t h a n a s i e " . N a c h K r i e g s e n d e e r ö f f n e t e er die seit 1939 v e r b o t e n e T h e o logische S c h u l e w i e d e r . Er schrieb u. a. Lebendig und frei (3 B d e . , 1946) und E r i n n e r u n g e n Aus einer hellen Kinderzeit (1947). WEITERE WERKE: Vater B. Ein Blick in sein L e b e n . Bethel 1910, l 5 1 9 5 3 . - Saat und Segen in der A r b e i t von Bethel. B e t h e l 1931, 2 1 9 3 2 . - W o r t und B e k e n n t n i s n a c h L u t h e r s K l e i n e m K a t e c h i s m u s . Bethel 1934. - V e r a n t w o r t u n g und D i e n s t der G e m e i n d e Jesu i m N e u e n T e s t a m e n t . Bethel [1938], LITERATUR: Walter Trittelvitz: F. v. B., der S o h n . 1877-1946. Bethel 1947. - G e r h a r d Jasper: G l e i c h e r S c h l a g der H e r z e n . Vom w e l t w e i t e n D i e n s t F. v. B.s. Bethel 1952. A l f r e d A d a m : B. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 351 f. - G e r h a r d Jasper: F r ö h l i c h u n d d a n k b a r dienen. P e r s ö n l i c h e E r i n n e r u n g e n an P. D . F. v. B. Witten 1957. - G e r h a r d R u h b a c h : B „ F. v. In: T R E , Bd. 6, 1980, S. 7 4 5 - 7 4 7 . - Friedrich W i l h e l m B a u t z : B „ E. F. F. v. In: B B K L , Bd. 1, 1990, Sp. 6 4 9 - 6 5 1 . - A n n e l i e s e H o c h m u t h : S p u r e n s u c h e . E u g e n i k , Sterilisation, P a t i e n t e n m o r d e und d i e von B o d e l s c h w i n g h schen A n s t a l t e n 1929-1945. B i e l e f e l d 1997. - M a t t h i a s B e nad: B „ F. v. In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 1660. - G e r h a r d R u h b a c h : F. v. B. In: W e s t f ä l i s c h e L e b e n s b i l d e r . Hrsg. v. R o b e r t S t u p p e r i c h . B d . 16. M ü n s t e r 2 0 0 0 , S. 185-197.

Bodelschwingh,

Friedrich v o n , e v a n g . T h e o l o g e , * 2 3 . 5 . 1 9 0 2 B o n n , t 5 . 6 . 1977 Bethel ( h e u t e zu Bielefeld). Der E n k e l d e s G r ü n d e r s der B o d e l s c h w i n g h s c h e n A n s t a l ten in Bethel studierte T h e o l o g i e in T ü b i n g e n , R o s t o c k , Z ü r i c h , M ü n s t e r , an der T h e o l o g i s c h e n S c h u l e Bethel sow i e a m Berliner D o m s t i f t und w u r d e P a s t o r in D o r t m u n d Kirchlinde. Seit 1932 w a r er A r b e i t s d i e n s t p f a r r e r u n d L e i ter im freiwilligen A r b e i t s d i e n s t in H e r r m a n n s h e i d e , f ü h r t e 1934-36 d a s K a n d i d a t e n k o n v i k t in Bethel und w a r vier J a h r e P a s t o r der D o r f g e m e i n d e S c h l ü s s e l b u r g / W e s e r . 1946 ü b e r n a h m er von s e i n e m v e r s t o r b e n e n g l e i c h n a m i g e n O n kel die L e i t u n g der Anstalt Bethel. 1960-69 stand er d e n B o d e l s c h w i n g h s c h e n G e s a m t a n s t a l t e n vor. B., d e r die Zeitschrift „ B o t e von B e t h e l " h e r a u s g a b , w i d m e t e sich b e s o n d e r s der N i c h t s e ß h a f t e n f ü r s o r g e und der E p i l e p s i e f o r s c h u n g ; er v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. d i e B i o g r a p h i e Frau Julia von Bodelschwingh (1976). LITERATUR: M a t t h i a s B e n a d : F. v. B. (der J ü n g e r e ) und d i e B e t h e l e r A n s t a l t e n . Stuttgart 1977.

Bodenschatz,

Erhard, evang. Theologe, Komponist, K i r c h e n m u s i k e r , * 1576 L i c h t e n b e r g bei H o f , t 1636 G r o ß - O s t e r h a u s e n bei Q u e r f u r t . N a c h d e m T h e o l o g i e s t u d i u m in L e i p z i g ( M a g i s t e r 1600) w u r d e B. K a n t o r in S c h u l p f o r t a , k a m 1603 als P a s t o r nach R e h h a u s e n und schließlich 1608 n a c h G r o ß - O s t e r h a u s e n . Er w u r d e w e n i g e r d u r c h seine e i g e n e n K o m p o s i t i o n e n ( u . a . XC Bicinia selectissima [...], 1615) als durch die Edition von S a m m e l w e r k e n , d a r u n t e r Florilegium Portense (2 Teile, 1618-21), b e k a n n t . D i e s e s als d i e letzte und b e r ü h m t e s t e K o m p i l a t i o n d e u t s c h e r , italienischer und n i e d e r l ä n d i s c h e r M o t e t t e n g e l t e n d e Werk w a r bis z u m E n d e des B a r o c k z e i t alters an e v a n g . S c h u l e n und K i r c h e n in G e b r a u c h . LITERATUR: V D 17. - O t t o R i e m e r : E. B. und sein Florilegium P o r t e n s e . L e i p z i g 1928. - Ders.: B., E . In: N D B , B d . 2, 1955, S. 3 5 4 f . - A x e l B e e r / ( O t t o R i e m e r ) : B „ E. In: M G G 2 P , B d . 3, 2 0 0 0 , Sp. 186 f. - J a m e s Haar: B „ E. In: N G r o v e D , B d . 3, 2 2 0 0 1 , S. 7 7 1 .

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B o d e n s c h a t z , Georg (Johann Christoph), evang. Theologe, Orientalist, * 2 5 . 3 . 1 7 1 7 H o f , t 4 . 1 0 . 1797 Baiersdorf bei E r l a n g e n . N a c h d e m B e s u c h der R i t l e r a k a d e m i e E r l a n g e n studierte B. 1733-36 Orientalistik und T h e o l o g i e an der U n i v . Jena, w u r d e 1740 P f a r r e r in U t t e n r e u t h , 1764 in F r a u e n a u r a c h und 1780 schließlich S u p e r i n t e n d e n t in B a i e r s d o r f . B . lehnte einen R u f als Prof. d e r Orientalistik an die U n i v . E r l a n g e n e b e n s o a b w i e e i n e i h m von A n n a C o n s t a n z e von C o s e l a n g e b o t e n e Stelle in Stolpen bei D r e s d e n ; er b e s o r g t e f ü r die R e i c h s g r ä f i n j e d o c h m e h r e r e Ü b e r s e t z u n g e n aus d e m H e b r ä i s c h e n . B . s H a u p t w e r k (Kirchliche Verfassung der heutigen, sonderlich der deutschen Juden, 4 Tie., 1 7 4 8 / 4 9 ) stellt e i n e w i c h t i g e Q u e l l e f ü r die L e b e n s u m s t ä n d e , G o t t e s d i e n s t e , Riten, G l a u b e n s - und L e h r s ä t z e der J u d e n in D e u t s c h l a n d vor der E m a n z i p a t i o n dar. WEITERES WERK: E r l ä u t e r u n g der Heiligen S c h r i f t . H a n n o ver 1756. LITERATUR: Friedrich H a u c k : B., G . In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 3 5 5 . - G e r h a r d Philipp Wolf: J. C . G . B. In: F r ä n k i s c h e L e b e n s b i l d e r . Bd. 15. Hrsg. v. A l f r e d W e n d e h o r s t . N e u s t a d t / A i s c h 1993, S. 173-179.

Böblinger,

M a t t h ä u s , a u c h M . von E s s e l i n g e n , B a u m e i ster, S t e i n m e t z , * u m 1450 A l t b a c h bei E ß l i n g e n , t 1505 Eßlingen. N a c h einer L e h r e in K ö l n arbeitete B. 1469-72 w i e sein B r u d e r M a r x B. unter s e i n e m Vater H a n s B. d. Ä., wird a b e r im g l e i c h e n Z e i t r a u m a u c h im S t r a ß b u r g e r M ü n s t e r buch e r w ä h n t . B i s 1477 a m B a u des T u r m s der E ß l i n g e r F r a u e n k i r c h e b e s c h ä f t i g t , e n t w a r f er 1474 f ü r d e n U l m e r R a t einen 1515 vollendeten Ö l b e r g ( 1 8 0 7 a b g e b r o c h e n ) . 1477 ü b e r n a h m er die L e i t u n g d e s B a u s des U l m e r M ü n s t e r s , f ü r d a s er sein H a u p t w e r k , den A u s b a u d e s T u r m s , s c h u f . Seit 1480 w a r er auf L e b e n s z e i t angestellt. B . s aus e i n e m O k togon und einer P y r a m i d e b e s t e h e n d e r E n t w u r f w u r d e noch bei d e r Fertigstellung d e s T u r m s 1890 berücksichtigt. N e benbei w a r er 1483 B a u l e i t e r von St. K a t h a r i n a in E ß l i n g e n und G u t a c h t e r b e i m B a u der F r a n k f u r t e r B a r t h o l o m ä u s k i r che. W e g e n b a u l i c h e r M ä n g e l a m M ü n s t e r , die von seinen V o r g ä n g e r n v e r s c h u l d e t w o r d e n w a r e n , w u r d e B. 1493 seiner Position e n t h o b e n . 1495 g i n g er als K i r c h e n b a u m e i s t e r n a c h E ß l i n g e n und trat 1503 in m a r k g r ä f l i c h b a d i s c h e D i e n s t e . B o c k e l , Ernst Gottfried Adolf, reformierter Theologe, * 1.4. 1783 D a n z i g , t 5 . 1 . 1 8 5 4 O l d e n b u r g . D e r S o h n eines M a l e r m e i s t e r s b e g a n n 1801 in K ö n i g s b e r g ein S t u d i u m d e r T h e o l o g i e , w u r d e 1803 C o l l a b o r a t o r an d e r dortigen d e u t s c h - r e f o r m i e r t e n S c h u l e und 1805 L e h r e r a m F r i e d r i c h s k o l l e g . 1808 ging er als P a s t o r n a c h B o r c h e r s d o r f bei K r e u z b u r g , 1809 an die J a c o b i k i r c h e n a c h D a n z i g , 1812 als D i a k o n an d i e J o h a n n i s k i r c h e . 1814 z u m interimistischen G a r n i s o n s p r e d i g e r e r n a n n t , w u r d e er 1817 z u m D r . theol. p r o m o v i e r t , 1819 Prof. der T h e o l o g i e und Pastor d e r J a c o b i k i r c h e in G r e i f s w a l d . Seit 1826 w a r er H a u p t p a s t o r an d e r J a c o b i k i r c h e in H a m b u r g , seit 1833 P a s t o r an der A n s g a r i k i r c h e in B r e m e n . 1836 w u r d e er G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t , O b e r h o f p r e d i g e r und G e h e i m e r K i r c h e n r a t in O l d e n b u r g . B. w a r Spezialist f ü r die S e p t u a g i n t a ; er v e r f a ß t e A n d a c h t s b ü c h e r und e x e g e t i s c h e Schriften ( u . a . Hiob, 1821).

Böckeier,

H e i n r i c h , M u s i k e r , * 1 1 . 7 . 1836 K ö l n , t 2 4 . 2 . 1899 A a c h e n . D e r S o h n eines K a t t u n f ä r b e r s studierte in B o n n , e m p f i n g 1860 d i e P r i e s t e r w e i h e und a b s o l v i e r t e 1860-62 als K a p l a n von St. J o h a n n in K ö l n e i n e K o n s e r v a t o r i u m s a u s b i l d u n g bei F e r d i n a n d Hiller. Seit 1862 Stiftsvikar in A a c h e n , reorganisierte er d a s aus einer K n a b e n s i n g s c h u l e und e i n e m Internat b e s t e h e n d e C h o r a l e n h a u s , w u r d e S t i f t s k a p e l l m e i s t e r und

Böcler später E h r e n s t i f t s h e r r . B. setzte die im K ö l n e r P r o v i n z i a l konzil von 1860 b e s c h l o s s e n e k i r c h e n m u s k a l i s c h e R ü c k b e s i n n u n g d u r c h , v e r d r ä n g t e d i e O r c h e s t e r m u s i k aus d e r Liturgie, setzte die g r e g o r i a n i s c h e n C h o r ä l e w i e d e r ein und verb a n n t e d i e F r a u e n s t i m m e n z u g u n s t e n der K n a b e n s t i m m e n aus den C h ö r e n . 1876 g r ü n d e t e er d i e Z e i t s c h r i f t „ G r e g o r i u s b l a t t " und e r ö f f n e t e 1881 d a s G r e g o r i u s h a u s in A a c h e n , d i e e r s t e w e s t d e u t s c h e O r g a n i s t e n s c h u l e mit a n g e s c h l o s s e n e m Internat. WERKE: B e i t r ä g e zur G l o c k e n k u n d e . A a c h e n 1882. - W e s e n und E i g e n s c h a f t e n der katholischen K i r c h e n m u s i k . A a c h e n 1890. N a c h d r . Walluf 1974. LITERATUR: Heinrich Freistedt: B „ H. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 3 6 5 f.

Böckenhoff,

Karl, kath. T h e o l o g e , * 10.7. 1870 S c h e r m beck (Westfalen), t 9 . 5 . 1 9 1 7 Straßburg. N a c h d e m S t u d i u m der T h e o l o g i e und der P h i l o s o p h i e in M ü n s t e r 1890-93 und der Tätigkeit als P f a r r v i k a r in D o l berg 1894-97 b e s u c h t e B. 1 8 9 7 - 1 9 0 0 die päpstliche Univ. G r e g o r i a n a in R o m und w a r dort an B e h ö r d e n der K u rie b e s c h ä f t i g t . 1 9 0 0 / 0 1 studierte e r in Berlin R e c h t s w i s s e n s c h a f t e n , w u r d e 1901 z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t und trat 1902 e i n e P r i v a t d o z e n t u r an der U n i v . M ü n s t e r an. 1905 w u r d e B. a. o. Prof. d e s K i r c h e n r e c h t s an der U n i v . S t r a ß b u r g , 1908 o. Prof. der M o r a l t h e o l o g i e . Er schrieb u . a . Katholische Kirche und modemer Staat ( 1 9 1 1 ) und Reformehe und christliche Ehe (1912).

Böckh,

Christian G o t t f r i e d , e v a n g . T h e o l o g e , Schriftsteller, P ä d a g o g e , * 8 . 4 . 1 7 3 2 N ä h e r - M e m m i n g e n bei N ö r d l i n g e n , t 31. 1. 1792 N ö r d l i n g e n . D e r einer w e i t v e r z w e i g t e n N ö r d l i n g e r T h e o l o g e n f a m i l i e ang e h ö r e n d e B. b e z o g 1752 d i e U n i v . J e n a , w a r dort M i t g l i e d der D e u t s c h e n G e s e l l s c h a f t und w u r d e 1755 in W e r t h e i m H o f m e i s t e r , 1759 K o n r e k t o r und P r e d i g e r von W a i d e n h a u sen. Seit 1762 K o n r e k t o r a m E ß l i n g e r P ä d a g o g i u m , w u r d e B. 1772 D i a k o n , später A r c h i d i a k o n an der H a u p t k i r c h e von N ö r d l i n g e n . Er v e r ö f f e n t l i c h t e Predigten f ü r die J u g e n d , J u g e n d - u n d K i n d e r b ü c h e r , p ä d a g o g i s c h e A b h a n d l u n g e n und g a b 1774-86 die Allgemeine Bibliothek für das Schul- und Erziehungswesen heraus, die sein S o h n G e o r g C h r i s t o p h Friedrich —>B. w e i t e r f ü h r t e . D a n e b e n b e f a ß t e sich B., ein S c h w a g e r von Christian Friedrich Daniel S c h u b a r t , mit alter d e u t s c h e r D i c h t u n g und w a r M i t b e g r ü n d e r von „ B r a g u r ; ein literarisches M a g a z i n der teutschen und n o r d i s c h e n Vorzeit" ( 1 7 9 1 / 9 2 ) , in d e m u. a. d a s Narrenschiff von Sebastian B r a n t und G e d i c h t e von H a n s —> S a c h s e r s c h i e n e n . LITERATUR: W . Scherer: B „ C . G . In: A D B , Bd. 2, 1875, S. 783.

Böckh,

(Christian) Friedrich von, e v a n g . T h e o l o g e , * 1.4. 1795 P o l s i n g e n / R i e s , f 2 7 . 9 . 1 8 7 5 M ü n c h e n . D e r einer alten P a s t o r e n f a m i l i e e n t s t a m m e n d e B. w a r nach d e m in E r l a n g e n absolvierten S t u d i u m der T h e o l o g i e z u n ä c h s t in M ü n c h e n und A n s b a c h H o f m e i s t e r . 1821 erhielt er in N ü r n b e r g e i n e Pfarrstelle an St. J a k o b , 1826 an St. L o r e n z . 1830 w u r d e B. auf W u n s c h K ö n i g L u d w i g s I. als D e k a n nach M ü n c h e n b e r u f e n und 1849 von K ö n i g M a x i m i l i a n II. J o s e p h z u m O b e r k o n s i s t o r i a l r a t ernannt. Er stand in K o n t a k t mit A r t h u r S c h o p e n h a u e r und w a r b e f r e u n d e t mit W i l h e l m —»Löhe. B.s K a t e c h i s m u s und seine Evangelisch-lutherische Agende von 1870, d i e s o g e n a n n t e B o e c k h - A g e n d e , trugen zur Vereinheitlichung d e r e v a n g . K i r c h e in B a y e r n bei. Er v e r f a ß t e liturgische S c h r i f ten und g a b 1872 Erinnerungen aus meinen ersten 35 Jahren heraus, d e n e n 1874 ein zweiter Teil f o l g t e . WEITERES WERK: E r k l ä r u n g des K l e i n e n K a t e c h i s m u s L u thers. K e m p t e n 1839, " 1 8 9 6 . LITERATUR: L u d w i g Turtur: B. In: N D B , B d . 2, S. 367.

1955,

Böckh,

G e o r g C h r i s t o p h Friedrich, e v a n g . T h e o l o g e , Schriftsteller, * 2 6 . 4 . 1763 (?) E s s l i n g e n , t J a n u a r 1846 S c h w a b a c h bei N ü r n b e r g . N a c h d e m S t u d i u m d e r T h e o l o g i e in E r l a n g e n und T ü b i n g e n v e r b r a c h t e B., S o h n von Christian G o t t f r i e d —>B., e i n e d r e i j ä h r i g e K a n d i d a t e n z e i t in E s s l i n g e n . 1789 erhielt B. d i e Pfarrstelle in P o l s i n g e n bei O e t t i n g e n , w u r d e 1805 Stadtp f a r r e r in C r e g l i n g e n , zuletzt D e k a n u n d S t a d t p f a r r e r von S c h w a b a c h bei N ü r n b e r g . E r g e b n i s s e s e i n e r literarischen T ä t i g k e i t sind e i n e k o m m e n t i e r t e Ü b e r s e t z u n g von P i a t o n s Kriton, oder von den Pflichten eines Bärgers ( 1 7 8 7 ) und in Z e i t s c h r i f t e n e r s c h i e n e n e G e d i c h t e . B . w a r M i t a r b e i t e r der von s e i n e m Vater g e g r ü n d e t e n Allgemeinen Bibliothek für das Schul- und Erziehungswesen und f ü h r t e a u c h einen von d i e s e m a n g e f a n g e n e n Rathgeber junger Leute beyderley Geschlechts weiter. B ö c k h n , P l a c i d u s von, a u c h B o e c k e n , B e n e d i k t i n e r , Jurist, * 1 3 . 7 . 1690 M ü n c h e n , t 9 . 2 . 1752 S a l z b u r g . B. legte 1706 im B e n e d i k t i n e r s t i f t St. Peter in Salzburg d i e O r d e n s g e l ü b d e ab, studierte T h e o l o g i e und P h i l o s o p h i e und e m p f i n g 1713 d i e P r i e s t e r w e i h e . D a s S t u d i u m der R e c h t e Schloß er 1715 mit der P r o m o t i o n ab. 1718-20 vertrat er sein S t i f t bei Rechtsstreitigkeiten an d e r r ö m i s c h e n Kurie, w u r d e 1721 Prof. d e s K i r c h e n r e c h t s an der U n i v . Salzburg, 1722 Geistlicher R a t und 1729 P r o k a n z l e r d e r Universität. Seit 1733 a u c h Dr. theol., w u r d e B. z u m Prof. d e r T h e o logie b e r u f e n und erhielt 1734 d e n L e h r s t u h l f ü r K a n o n i sches R e c h t an d e r n e u g e g r ü n d e t e n U n i v . F u l d a , lehrte aber a u c h weiterhin in Salzburg. 1741 verlor er dort alle seine Ä m t e r , als er e i n e literarische G e s e l l s c h a f t ö f f e n t l i c h der F r e i m a u r e r e i bezichtigte, g i n g als Verwalter in d a s s e i n e m Stift g e h ö r e n d e D o r n b a c h u n d w u r d e 1743 S u p e r i o r im Wallfahrtsort Piain bei S a l z b u r g . Z u B.s zahlreichen Veröffentlic h u n g e n g e h ö r t ein Commentarius in ius canonicum universum (3 Bde., 1735). LITERATUR: V . S c h u l t e : B „ P. In: A D B , B d . 2, 1875, S. 784. - M i t t e r m ü l l e r : B „ P. In: W e t z e r / W e l t e , B d . 2, 1883, S p . 9 5 3 f. B ö c k l e , Franz, s c h w e i z e r , kath. T h e o l o g e , 18 1 8 . 4 . 1921 G l a r u s , t 8 . 7 . 1991 Glarus. B. e m p f i n g 1945 d i e P r i e s t e r w e i h e und w u r d e 1953 Prof. der kath. M o r a l t h e o l o g i e a m P r i e s t e r s e m i n a r in C h u r , 1963 an d e r U n i v . B o n n , d e r e n R e k t o r er 1983-85 war. U m d i e E r n e u e r u n g der M o r a l t h e o l o g i e im Geist des Z w e i t e n Vatik a n i s c h e n K o n z i l s b e m ü h t , v e r s u c h t e er die e t h i s c h e n Frag e s t e l l u n g e n d e r G e g e n w a r t in d i e M o r a l t h e o l o g i e einzub e z i e h e n und e n t w a r f in kritischer A u s e i n a n d e r s e t z u n g m i t d e m n e u s c h o l a s t i s c h e n N a t u r r e c h t s d e n k e n d a s K o n z e p t einer „ t h e o n o m e n A u t o n o m i e " , d a s er in s e i n e m H a u p t w e r k Fundamentalmoral ( 1 9 7 7 , 6 1 9 9 1 ) darlegt. Er w a r H e r a u s g e ber von Das Naturrecht im Disput (1966) und M i t h e r a u s g e b e r von Fragen der Theologie heute (1957, ' i 9 6 0 , m i t J o h a n n e s —»Feiner und Josef T r ü t s c h ) . Z u seinen Veröffentl i c h u n g e n g e h ö r e n Die Idee der Fruchtbarkeit in den Paulusbriefen (1953), Gesetz und Gewissen (1965, 2 1 9 6 7 ) , Das Problem der bekenntnisverschiedenen Ehe in theologischer Sicht ( 1 9 6 7 ) und Ja zum Menschen. Bausteine einer konkreten Moral ( 1 9 9 5 , a u s d e m N a c h l a ß hrsg. von G e r h a r d Höver). LITERATUR: Ciaire Reiter: Verzeichnis der V e r ö f f e n t l i c h u n g e n von F. B. In: G e r h a r d H ö v e r / L u d g e r H o n n e f e l d e r (Hrsg.): D e r Streit u m d a s G e w i s s e n . P a d e r b o r n 1993, S. 135-174. - G e r h a r d H ö v e r : B „ F. In: L T h K \ B d . 2, 1994, S p . 544. B ö c l e r , J o h a n n W o l f g a n g , e v a n g . , später kath. T h e o l o g e , * E r f u r t , t 1717 K ö l n . N a c h seiner Ordination in R e v a l 1669 w a r B . in verschieden e n G e m e i n d e n in L i v l a n d als P a s t o r tätig, legte 1672 sein

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Boeddinghaus A m t w e g e n einer g e g e n ihn eingeleiteten U n t e r s u c h u n g nieder und b e g a b sich f ü r einige Zeit n a c h N o r d d e u t s c h l a n d . 1673 hielt er sich im J e s u i t e n k o l l e g von W i l n a auf, trat z u m K a t h o l i z i s m u s über, s c h w o r j e d o c h 1674 i m D o m von R e v a l feierlich d e m kath. G l a u b e n ab, w u r d e A d j u n k t d e s P r o p stes von Kusal und 1678 P r o v i s o r der P r e d i g e r w i t w e n k a s s e . W e g e n seiner Versuche, s e i n e Frau z u m Eintritt in ein Kloster in W i l n a zu z w i n g e n , u m e i n e n e u e Heirat e i n g e h e n zu k ö n n e n , w u r d e B. 1689 vor G e r i c h t zitiert. D u r c h e i n e R e i s e n a c h S c h w e d e n e n t z o g er sich der V e r h a n d l u n g u n d b e g a b sich n a c h K ö l n , w o er e r n e u t z u m kath. G l a u b e n übertrat. B . schrieb u . a . Der wohlversorgten Seele heilige Ruhe in dem Schoß der christlich-katholischen Römischen Kirchen ( 1 6 9 0 ) , f e r n e r ü b e r Sitten und G e b r ä u c h e d e r E s t e n , F i n n e n und L a p p e n .

Boeddinghaus,

Karl, kath. T h e o l o g e , Publizist, * 25. 10. 1835 K a m e n bei D o r t m u n d , f 1 7 . 4 . 1903. N a c h d e m S t u d i u m der T h e o l o g i e in M ü n s t e r und der Pries t e r w e i h e 1862 w a r B. K a p l a n an d e r d e u t s c h e n kath. K i r c h e in L o n d o n , 1867-1901 K a p l a n an der P f a r r k i r c h e z u m hl. A g i d i u s in M ü n s t e r . D a n e b e n betätigte er sich publizistisch u n d e n g a g i e r t e sich 1870-82 als Verleger und Leiter d e s „ W e s t f ä l i s c h e n M e r k u r s " i m K u l t u r k a m p f f ü r die kath. Sache. B. w a r M i t b e g r ü n d e r , Vorstandsmitglied und z e i t w e i s e P r ä s i d e n t d e s kath. G e s e l l e n v e r e i n s in M ü n s t e r . E r g a b d e n A n s t o ß z u m Bau der kath. Kirche und zur E i n r i c h t u n g eines kath. K i n d e r h e i m s auf der Insel B o r k u m . In L o n d o n übersetzte B. 1865 Kardinal Wiseman in seiner letzten Krankheit von J o h n M o r r i s ins D e u t s c h e . LITERATUR: K a p l a n C . B . f . In: D e r Zeitungs-Verlag 4 ( 1 9 0 3 ) 17, Sp. 4 0 6 . - F. L a u c h e r t : Β., K. In: B i o g r a p h i s c h e s J a h r b u c h und D e u t s c h e r N e k r o l o g . B d . 8. Berlin 1905, S. 83.

Bögehold,

Valentin, e v a n g . T h e o l o g e , * 1 3 . 3 . 1659 Kassel, f 2 9 . 3 . 1721 Kassel. B., S o h n eines K a u f m a n n s , b e z o g 1679 d i e U n i v . M a r b u r g und w u r d e 1681 z u m M a g i s t e r p r o m o v i e r t . Er studierte T h e o l o g i e in M a r b u r g , seit 1683 in Utrecht und Leiden und bereiste F r a n k r e i c h , d i e S c h w e i z und E n g l a n d . 1686 k e h r t e B . ü b e r H e i d e l b e r g z u r ü c k , w u r d e 1690 P r e d i g e r von W a l d a u bei Kassel, 1699 P r e d i g e r a m K a s s e l e r Hospital und in O b e r neustadt, 1705 G a r n i s o n s p r e d i g e r . Seit 1715 war er L e h r e r der G e s c h i c h t e und B e r e d s a m k e i t a m 1709 g e g r ü n d e t e n C o l legium C a r o l i n u m in Kassel. Z u B . s S c h r i f t e n g e h ö r e n Antitheses de missa, adoratione Christi in S. S. Eucharistia & communione sub una specie ( 1 6 8 8 ) und M a n u s k r i p t e s p r a c h wissenschaftlicher Untersuchungen. LITERATUR: V D

Böger,

17.

Hinrich, auch B o g e r , B o g h e r , Flexor, H u m a n i s t ,

* vor 1450 H ö x t e r , f 6 . 3 . 1505 R o s t o c k . D e r S o h n des B ü r g e r m e i s t e r s von H ö x t e r und einer B r a u n s c h w e i g e r A d l i g e n k a m 1471 in E r f u r t mit d e m H u m a n i s m u s in B e r ü h r u n g und p f l e g t e d u r c h m e h r e r e A u f e n t h a l t e in R o m e n g e K o n t a k t e zu italienischen F r ü h h u m a n i s t e n . In seinen D i c h t u n g e n b e s a n g B . u . a . d i e R u i n e n R o m s , antike Götter u n d die Stadt L ü n e b u r g . 1502-04 hielt er sich als M e n t o r eines m e c k l e n b u r g i s c h e n P r i n z e n in Italien und a m Kaiserhof auf, w o ihn K a i s e r M a x i m i l i a n z u m D i c h t e r krönte. Bis zu s e i n e m T o d w i r k t e B., ein p r o m o v i e r t e r T h e o l o g e , als D e k a n der U n i v e r s i t ä t s k i r c h e St. Jakobi in R o s t o c k . 1506 erschien dort unter d e m Titel Etherologium e i n e S a m m l u n g seiner Gedichte. LITERATUR: H e i n r i c h R e i n c k e : B „ H . In: N D B , B d . 2, 1955, S. 375 f.

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B ö h e i m , J o h a n n Karl, auch B o e h a i m , e v a n g . T h e o l o g e , Orientalist, * 2 2 . 5 . 1695 (?) B e e r b a c h bei N ü r n b e r g , t 2 . 3 . 1737 N ü r n b e r g . B. studierte seit 1713 an d e r U n i v . Altdorf O r i e n t a l i s c h e S p r a c h e n und P h i l o s o p h i e , e r l a n g t e 1717 d e n M a g i s t e r g r a d und w e c h s e l t e an d i e U n i v . J e n a . D o r t g i n g er z u m S t u d i u m der T h e o l o g i e über, setzte seine orientalischen S t u d i e n fort, e r l e r n t e a u c h w e s t e u r o p ä i s c h e S p r a c h e n und b e s c h ä f t i g t e sich, unterstützt von e i n e m p o l n i s c h e n R a b b i , mit d e m Talm u d . 1719 k e h r t e B. ü b e r Halle, L e i p z i g , F r a n k f u r t , H e i d e l berg und T ü b i n g e n nach Altdorf zurück, w o er 1722 z u m I n s p e k t o r d e r A l u m n e n und der Ö k o n o m i e e r n a n n t w u r d e . Von 1729 bis zu s e i n e m Tod w a r er D i a k o n an St. S e b a l d u s in N ü r n b e r g . Z u B.s W e r k e n gehört n e b e n t h e o l o g i s c h e n A b h a n d l u n g e n und etlichen Ü b e r s e t z u n g e n aus d e m F r a n z ö s i s c h e n ein Literator et Interpres arabicus, persicus et turcicus, methodo Danziana accomodatus (o. J.). WEITERES WERK: Dissertatio ex historia ecclesiastica d e archeiois sive tabulariis sacris v e t e r u m c h r i s t i a n o r u m . N ü r n berg 1722.

Böhl,

E d u a r d , r e f o r m i e r t e r T h e o l o g e , * 18. 1 1 . 1 8 3 6 H a m b u r g , t 24. 1 . 1 9 0 3 W i e n . D e r S o h n eines e v a n g . Vaters und e i n e r kath. M u t t e r studierte seit 1856 in H a l l e T h e o l o g i e vor a l l e m bei Johannes Wichelhaus. Entscheidenden theologischen Einfluß n a h m auf B. sein späterer S c h w i e g e r v a t e r H e r m a n n Friedrich - » K o h l b r ü g g e . 1858 w e c h s e l t e B. an d i e U n i v . E r l a n gen, studierte dort u . a . bei F r a n z —»Delitzsch t a l m u d i s c h e und r a b b i n i s c h e Literatur s o w i e r e f o r m i e r t e D o g m a t i k u n d trat z u m r e f o r m i e r t e n B e k e n n t n i s über. Seit 1861 P r i v a t d o zent f ü r d a s Alte T e s t a m e n t an der U n i v . B a s e l , w u r d e B . 1864 z u m o. Prof. d e r r e f o r m i e r t e n D o g m a t i k u n d S y m b o l i k an der E v a n g e l i s c h - t h e o l o g i s c h e n F a k u l t ä t in W i e n b e r u f e n , w o er bis zu seiner E m e r i t i e r u n g 1899 lehrte. A l s M i t g l i e d der G e n e r a l s y n o d e hatte er m a ß g e b l i c h e n Anteil a m A u f b a u der R e f o r m i e r t e n K i r c h e in Österreich. Zu seinen W e r k e n g e h ö r e n u. a. Beiträge zur Geschichte der Reformation in Österreich (1902). WEITERE WERKE: Z w ö l f m e s s i a n i s c h e P s a l m e n . Basel 1862. - D i e alttestamentlichen Zitate i m N e u e n T e s t a m e n t . W i e n 1878. - D o g m a t i k . D a r s t e l l u n g der christlichen G l a u b e n s l e h r e auf r e f o r m i e r t - k i r c h l i c h e r G r u n d l a g e . A m s t e r d a m 1887. N e u hrsg. v. T h o m a s S c h i r r m a c h e r . N e u h a u n / S t u t t gart 1995. Veränderte N e u a u f l . B o n n 2 0 0 4 . LITERATUR: T h o m a s S c h i r r m a c h e r : B „ E. In: Β Β K L , B d . 18, 2 0 0 1 , Sp. 2 0 3 - 2 2 4 . B ö h l e n , J o h a n n e s H i p p o l y t u s , F r a n z i s k a n e r , Schriftsteller, * 2 1 . 8 . 1878 Dössel (Westfalen), t 7 . 9 . 1950 F u l d a . D e r S o h n eines B a u e r n und S c h m i e d e s trat 1896 in F u l d a in d e n F r a n z i s k a n e r o r d e n ein und studierte dort bis zu seiner P r i e s t e r w e i h e (1906). 1 9 0 6 - 1 9 1 7 unterrichtete er a m deuts c h e n O r d e n s g y m n a s i u m W a t e r s l e y d e bei Sittard (Niederlande) D e u t s c h und G e s c h i c h t e , lebte seit 1916 in K e l k h e i m bei F r a n k f u r t / M a i n und w u r d e 1921 R e k t o r d e s F r a n z i s k a n e r - S t u d i e n h e i m s in H a d a m a r . Von 1928 a n w i e der in F u l d a tätig, pflegte er - z u m Teil selbst v e r f a ß t e Volksschauspiele, bei d e n e n er persönlich R e g i e f ü h r t e (u. a. d a s Elisabethspiel Die Herrin der Wartburg, 1931). 1907-41 leitete B. d e n weitverbreitelen „St. A n t o n i u s - K a l e n d e r " , dan e b e n d i e Z e i t u n g „ D e r D e u t s c h e T e r z i a r " u n d drei weitere religiöse Blätter f ü r d i e J u g e n d , mit d e n e n er e i n e u n g e z w u n g e n e V o l k s f r ö m m i g k e i t zu f ö r d e r n suchte. WEITERE WERKE: D i e F r a n z i s k a n e r in J a p a n einst und jetzt. Trier 1912. - E i n e J u g e n d voll S o n n e . W i e s b a d e n 1919. N e u a u f l . M a n n h e i m 1947. - St. F r a n z i s k u s . L e g e n d e n k r a n z . Trier 1938. F u l d a 2 1 9 4 7 .

Böhm LITERATUR: Ottokar B o n m a n n : B., J. H. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 377. - Friedrich Wilhelm Bautz: B „ J. H. In: B B K L , Bd. 1, 1990, Sp. 658 f. B ö h l e r , Wilhelm, Domkapitular, * 18. 11.1891 Wichterich, t 2 5 . 7 . 1 9 5 8 Bonn. Der Sohn eines Lehrers studierte in Bonn kath. Theologie und wurde wegen des Ersten Weltkriegs 1915 vorzeitig zum Priester geweiht. Danach arbeitete er bis 1920 als Kaplan an der Münsterkirche in Mönchengladbach, w o er sich auch im Volksverein f ü r das kath. Deutschland engagierte und 1917 zum Caritasdirektor ernannt wurde. 1920-33 war er Generalsekretär der Katholischen Schulorganisation Deutschlands (Düsseldorf) und der Bischöflichen Zentrale für Ordensschulen, zu deren A u f b a u und Organisation B. entscheidend beitrug. In der Weimarer Republik setzte er sich besonders f ü r die Sicherung der Bekenntnisschulen, die Gründung kirchlicher Privatschulen und die Einrichtung kath. Elternverbände ein. 1922 wurde B. Generalsekretär der Katholischen Aktion in Deutschland, deren bischöfliche Hauptarbeitsstelle er seit 1933 leitete. Mit den Nationalsozialisten in Konflikt geraten, mußte er sich 1935 auf eine Pfarrstelle in Essen zurückziehen. 1937 initiierte B. eine UnterschriftenAktion zur Erhaltung der Konfessionsschulen; 1938 wurde er deshalb für zwei Monate inhaftiert. 1945 wurde B. D o m kapitular in Köln und Leiter der Schulabteilung des Kölner Generalvikariats. Unter Erzbischof —»Frings war der päpstliche Hausprälat B. seit 1948 als Beauftragter gegenüber d e m Parlamentarischen Rat tätig; er wirkte bei der Erarbeitung des Grundgesetzes im Sinne der kath. Kirche auf die Parteien ein. Nach 1949 wurde B. Beauftragter des Vorsitzenden der Fuldaer Bischofskonferenz sowie Vertreter des nordrheinwestfälischen Episkopats bei der Landesregierung. Er etablierte das Katholische Büro (später: Kommissariat der deutschen Bischöfe) in Bonn. 1953 war er an der Gründung der Katholischen Nachrichtenagentur ( K N A ) beteiligt. 1952 wurde B. zum Apostolischen Protonotar ernannt; 1958 erhielt er das Offizierskreuz der Französischen Ehrenlegion. B. veröffentlichte u. a. Urchristentum - Heidenmission - Moderne. Gedanken zur heutigen Seelsorgsarbeit (1919), Die katholische Schulorganisation (1922) und Zum katholischen Schulideal (1922). LITERATUR: In m e m o r i a m W . B. Erinnerungen und Begegnungen. Hrsg. v. Bernhard Bergmann. Köln 1965. - Burkhard van Schewick: W . B. In: Zeitgeschichte in Lebensbildern 4 (1982) S. 197-207. - Burkhard van Schewick: B „ W. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 549 f. - Karl Panzer: Leben und Wirken von Prälat W . B. Bonn 1994. B ö h l i g , Alexander, evang. Theologe, Orientalist, Koptologe, * 2 . 9 . 1 9 1 2 Dresden, t 2 5 . 1 . 1996 Tübingen. B. schloß das Studium der Klassischen Philologie 1936 in Berlin (Untersuchungen über die koptischen Proverbientexte), das der Theologie 1947 in Münster (Die Bibel bei den Manichäeni) beide M a l e mit der Promotion ab. 1951 habilitierte er sich in München, war dort und in Würzburg als Privatdozent f ü r Philologie des christlichen Orients tätig, ging 1954 als Prof. nach Halle, 1957 als Lehrbeauftragter nach Leipzig und kehrte I960 als Direktor des Instituts für Byzantinistik nach Halle zurück. 1964-79 war er Prof. der Philologie des christlichen Orients an der Univ. Tübingen. B. beschäftigte sich hauptsächlich mit den Sprachen und Kulturen des christlichen Orients. Zu seinen Veröffentlichungen gehören Ägypten und Byzanz bis zur arabischen Zeit (1953), Lexikon der griechischen Wörter im Koptischen (1953, s 1958), Koptisch-gnostische Apokalypsen aus Codex V von Nag Hammadi (1963), Mysterion und Wahrheit (1968), Das Agypterevangelium von Nag Hammadi (1974), Die Gnosis. Bd. 3: Der Manichäismus (1980; Überarb. Nachdr. 1995) und Gnosis und Synkretismus (2 Bde., 1989).

LITERATUR: Veröffentlichungen von Α. B. In: M a n f r e d Görg (Hrsg.): Religion im Erbe Ägyptens. Beiträge zur spätantiken Religionsgeschichte zu Ehren von Α. B. Wiesbaden 1988, S. IX-XX. - Christoph Markschies: Nachruf auf Α. B. In: Perspektiven der Philosophie 22 (1996) S. 343-352.

Böhm,

Dominikus, Architekt, * 2 3 . 1 0 . 1 8 8 0 Jettingen (Kr. Günzburg), t 6 . 8 . 1955 Köln. Der Sohn eines Baumeisters wurde 1907 Lehrer an der Bauschule Bingen, in gleicher Funktion ging er im folgenden Jahr an die Bau- und Kunstgewerbeschule Offenbach, ehe er 1926 eine Professur an den Kölner Werkkunstschulen annahm. Mit seinem Verständnis des Gotteshauses als R a u m für die Kirchengemeinde gilt B. als Erneuerer der kath. Kirchenarchitektur. Zu seinen Hauptwerken zählen St. Johann Baptist in Neu-Ulm (1923-26) mit einem Gewölbe aus Stahlbeton, die Christkönig-Kirche in Mainz-Bischofsheim (1926) und zuletzt St. Maria in Köln ( 1 9 5 3 / 5 4 ) . LITERATUR: Josef Habbel (Hrsg.): D. B „ ein deutscher Baumeister. Regensburg 1943. - H u g o Schnell: D. B. In: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben. Bd. 9. Hrsg. v. Wolfgang Zorn. München 1966, S. 452-468. - Gesine Stalling: Studien zu D. B., mit besonderer Berücksichtigung seiner „Gotik"-Auffassung. Bern u . a . 1974. - Rudolf Seibold: D. B. Der Mensch und sein Werk. Jettingen-Scheppach 1984. - Ulrich Weisner (Hrsg.): Väter und Söhne. Architekturzeichnungen von D. B., Gottfried B., Stephan, Peter und Paul B. Bielefeld 1994. - Helmut Fußbroich: B „ D. In: A KL, Bd. 12, 1996, S. 134 f.

Böhm,

Georg, Kirchenmusiker, * 2 . 9 . 1 6 6 1 Hohenkirchen bei Ohrdruf, t 1 8 . 5 . 1 7 3 3 Lüneburg. Nach dem Schulbesuch in Goldbach und Gotha immatrikulierte sich B., Sohn eines Organisten und Lehrers, 1684 an der Univ. Jena. Über Studienrichtung und Abschluß gibt es keine weiteren Angaben. 1693 taucht sein N a m e in Hamburg auf. 1698 wurde er Nachfolger von Christian Flor als Organist an St. Johannis in Lüneburg. Dieses A m t hatte er bis zu seinem Tod inne. Der j u n g e Johann Sebastian —> Bach dürfte bei seinem etwa zweijährigen Aufenthalt in Lüneburg (1700-02) von B. gelernt haben. Die Bedeutung B.s, von d e m nur ein schmales Werk überliefert ist, liegt vor allem in der Choralbearbeitung für die Orgel und auf dem Gebiet der Klaviersuite. Er schuf aber auch Kantaten und geistliche Lieder. LITERATUR: Johannes Wolgast: G. B. Ein Meister der Übergangszeit vom 17. zum 18. Jahrhundert. Diss. Berlin 1924. Erich Valentin: B „ G. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 381. Karl Luther Waldschmidt: G. B. His life and works. Diss. Northwestern University 1962. - Henning Müller-Buscher: G. B.s Choralbearbeitungen f ü r Tasteninstrumente. Ein Beitrag zur Vorgeschichte der Choralbearbeitungen J. S. Bachs. Laaber 1979. - Friedrich Krummacher: B „ G. In: M G G 2 P , Bd. 3, 2000, Sp. 244-249. - Hugh J. McLean: B„ G. In: N G r o v e D , Bd. 3, 2 2001, S. 797-799.

Böhm, Hans -> Hans Böhm

Böhm,

Johann Philipp, reformierter Theologe, getauft 25. 11. 1683 Hochstadt bei Hanau, t 2 9 . 4 . 1 7 4 9 Hellertown (Pennsylvania, USA). B. war Lehrer der reformierten G e m e i n d e in W o r m s und Lambsheim bei Frankenthal, wanderte 1720 nach Pennsylvania aus und ließ sich in Whitpain Township nieder. O h n e ordiniert zu sein, wurde er von seinen Landsleuten 1725 zum Seelsorger einiger Ansiedlungen gewählt. 1729 holte er in N e w York die Ordination nach und predigte in verschiedenen Gemeinden der Ostküste. G e m e i n s a m mit dem Schweizer Michael Schlatter gründete B. 1747 den Coetus refor-

155

Böhme mierter Prediger und Ältesten in Pennsylvania und wurde im folgenden Jahr dessen Präsident. Er gilt als Begründer der deutschen reformierten Kirche in Amerika. L I T E R A T U R : Fritz Braun: B „ J. In: N D B , Bd. 2 , 1 9 5 5 , S . 3 8 3 .

Böhme,

Anton Wilhelm, luth. Theologe, * 1.6. 1673 Oesdorf (Marsberg), t 2 7 . 5 . 1722 Greenwich (Großbritannien). B. absolvierte sein Studium der Theologie als Schüler August H e r m a n n —>Franckes an der Univ. Halle. 1698 trat er eine Stelle als Hauslehrer bei Graf Christian Ludwig von Waldeck an. 1700 vom Konsistorium als spiritualistischer Kirchenkritiker entlassen, ging B. nach London und gründete dort eine Schule für deutsche Kinder. 1705 wurde er H o f prediger bei Prinz Georg von Dänemark, nach dessen Tod bei seiner Witwe, der Königin Anna, schließlich bei König Georg I. Er übersetzte Schriften deutscher Pietisten ins Englische, förderte die pietistische Auswanderung nach Pennsylvania und erwirkte die Unterstützung der Franckeschen Stiftungen durch das englische Königshaus. B.s gesammelte Erbauungsschriften wurden 1731-33 in 3 Teilen von Johann Jakob —> R a m b a c h herausgegeben. Friedrich Schneider: B., A. W. In: N D B , Bd. 2 , 1955, S. 387. - Udo Sträter: B., A. W . In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1668.

LITERATUR:

Böhme,

Christian Friedrich, Theologe, Philosoph, * 3. 10. 1766 Eisenberg bei Altenburg, t 9 . 7 . 1 8 4 4 Altenburg. B. studierte 1785-88 in Jena Theologie. Seit 1789 Hauslehrer in Wiehe (Thüringen), erhielt er 1793 eine Stelle als Lehrer am G y m n a s i u m in Altenburg. 1800 ü b e r n a h m er das Pfarramt und die Hauptlehrerstelle am Altenburger Magdalenenstift. 1812 wurde er Pfarrer in Luckau, 1822 Generalsuperintendent in Altenburg und 1827 Konsistorialrat. In seinen Schriften setzte sich B. mit der Philosophie - » Kants und —»Fichtes, mit moraltheologischen, religionsphilosophischen und -historischen T h e m e n auseinander: Die christliche Religion nach ihrer vereinten ursprünglichen und gegenwärtigen Gestalt (3 Tie., 1825-32), Commentar über und gegen die ersten Grundsätze der Fichteschen Wissenschaftslehre (1827) und Über die Moralität der Notlüge (1828). Er war Mitherausgeber der „Zeitschrift für Moral und Religionsphilosophie". W E R K : Beantwortung der Frage: Was ist Wahrheit? Altenburg 1803.

WEITERES

Böhme,

Jacob, Schuhmacher, Theosoph, * 1575 Alt-Seidenberg (Schlesien), t 16. 11.1624 Görlitz. B., viertes Kind wohlhabender Bauersleute, erlernte das Schuhmacherhandwerk, erwarb nach den Lehr- und Gesellenjahren 1599 das Meister- und Bürgerrecht in Görlitz und heiratete die Metzgerstochter Catharina Kuntzschmann. Seit 1600 hatte er visionäre Erfahrungen, die er als „Offenbarung Gottes" verstand und aus denen er eine eigenständige Weltschau entwickelte. Das 1612 als „ M e m o r i a l " von B. für sich selbst aufgezeichnete, von Gesinnungsfreunden handschriftlich verbreitete Erstlingswerk Morgenröte im Aufgang (auch Aurora genannt) führte z u m ersten Konflikt mit d e m Görlitzer Pastor primarius Gregor Richter (1560-1624) und zu einem vom Görlitzer Rat verhängten Schreibverbot. 1613 gab B. sein Schuhmachergeschäft auf und betrieb einen Garnhandel. Durch seine Reisen und seine Korrespondenz (Theosophische Send-Briefe) wurde B. zum Mittelpunkt eines spiritualistischen Freundeskreises in der Oberlausitz und in Schlesien. Seit 1618, als der Handel infolge des in Böhmen ausgebrochenen Dreißigjährigen Kriegs zum Erliegen kam und B. überwiegend von Unterstützungen reicher Anhänger lebte, begann seine große schriftstellerische Schaffensperiode. Er verfaßte in rascher Folge zahlreiche Schriften, die seine Anschauungen über das Mysterium Magnum (Titel einer Hauptschrift, der Genesisauslegung, 1 6 2 2 / 2 3 ) von Gott,

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Natur und Mensch entfalteten. Die einzige zu B.s Lebzeiten a n o n y m erschienene S a m m l u n g dreier Werke Der Weg zu Christo (1623) bewirkte in Görlitz erneut heftige Anfeindungen. A m kursächsischen Hof in Dresden überzeugte man sich 1624, daß B. den Landfrieden nicht störte. Er starb mit der H o f f n u n g auf eine „neue R e f o r m a t i o n " . Nur auf nachdrückliche Weisung des Rats erhielt er ein kirchliches Begräbnis. Obgleich B. „viel hoher Meister Schriften gelesen" hatte (wohl besonders seit 1613), schrieb er seine Einsichten den Offenbarungen zu, die ihm „kein B u c h " und nicht die Vernunft, sondern „der Geist" eingegeben habe. In seiner Naturmetaphysik und Theosophie verband B. luth. Grundgedanken mit Traditionen der Mystik, des Spiritualismus (—> Paracelsus, —> Schwenckfeld, —>Weigel), der Alchemie und der Kabbala zu einem spekulativen System, das er in eigenwilliger Begrifflichkeit und Bildersprache entwarf und fortentwickelte: Aus dem göttlichen „ U n g r u n d " geht in einer Reihe von Geburten, die in der Selbstgeburt Gottes ihren Ausgang nehmen, eine stufenweise Entwicklung bis hinunter zur Natur; allem Leben liegt ein Gegensatz zugrunde, der in der zweifachen O f f e n b a r u n g Gottes als „feurigem Liebeswillen" und dunklem „Zornwillen" wurzelt. Voraussetzung f ü r das rechte Erkennen und Handeln ist das Sich-Verlieren in den Willen des Ungrundes; auf Erden läßt sich diese Gelassenheit auch von den Wiedergeborenen nicht erreichen, die sich stets neu zwischen den im Menschen widerstreitenden Prinzipien entscheiden müssen. Mit diesen Schauungen wußte sich B. den konfessionellen Ausprägungen des Christentums überhoben („ein Christ hat keine Sekte" [= Konfessionskirche]). Seit 1640 wurden die Schriften B.s in den Niederlanden gedruckt, von 1647 an erschienen Übersetzungen ins Englische, bald in andere Sprachen. Die Breitenwirkung B.s begann mit der ersten, 15 Bde. umfassenden Gesamtausgabe, die Johann Georg —»Gichtel 1682 in A m s t e r d a m veröffentlichte. Seine Ideen wirkten über den Pietismus bis in die Romantik (Ludwig Tieck, Novalis) und den deutschen Idealismus ( - » S c h e l l i n g , - > Hegel) nach. W E R K E : Sämtliche Schriften. Faksimile-Neudruck der Ausgabe von 1730. Hrsg. v. Will-Erich Peuckert. 11 Bde., Stuttgart 1955-61. L I T E R A T U R : Eberhard H. Pältz: B „ J. In: T R E , Bd. 6, 1980, S. 748-754 (Lit.). - Andrew Weeks: Β.: An Intellectual Biography of the Seventeenth-Century Philosopher and Mystic. Albany, N . Y . 1991. - Jan G a r e w i c z / A l o i s Maria Haas (Hrsg.): Gott, Natur und Mensch in der Sicht J. B.s und seiner Rezeption. Wiesbaden 1994. - Christian Bendrath: J. B.s Inkarnationsmorphologie. Berlin 1999. Hans Schneider

Böhmer,

Eduard, Romanist, evang. Theologe, * 2 4 . 5 . 1 8 2 7 Stettin, t 5 . 2 . 1 9 0 6 Lichtental bei BadenBaden. B. studierte Theologie und Philologie, habilitierte sich 1854 an der Theologischen Fakultät der Univ. Halle und wurde im selben Jahr Privatdozent der Theologie und Kustos der Universitätsbibliothek. 1866 erhielt er eine a. o., 1868 eine o. Professur für R o m a n i s c h e Philologie. 1872 erfolgte B.s B e r u f u n g an die Univ. Straßburg, an der er bis zu seiner Emeritierung 1879 lehrte. Seine wissenschaftliche Tätigkeit galt besonders der italienischen Literaturgeschichte mit dem Schwerpunkt der Dante-Forschung und d e m Rätoromanischen. Neben vielen Einzeluntersuchungen gab B. 1 8 6 4 / 6 5 die Zeitschrift „Damaris", 1867-70 die „Jahrbücher der deutschen Dante-Gesellschaft" und 1874-95 die von ihm begründeten „Romanischen Studien" heraus. B. verfaßte auch einige Schriften zum Alten und Neuen Testament und mehrere Untersuchungen über reformatorische Bestrebungen in Spanien.

Böhmer WERKE: Ü b e r Verfasser und A b f a s s u n g s z e i t der J o h a n n e i schen A p o k a l y p s e und zur biblischen Typik. H a l l e / S a a l e 1855. - D a s erste B u c h der T h o r a . H a l l e / S a a l e 1862. - D e s A p o s t e l s P a u l u s Brief an die R ö m e r . B o n n 1886. - D i e prov e n z a l i s c h e P o e s i e der G e g e n w a r t . H a l l e / S a a l e 1870.

B i o g r a p h i s c h e G e s c h i c h t s s c h r e i b u n g : Η . B. ( 1 8 6 9 - 1 9 2 7 ) . In: H e r b e r g e n d e r Christenheit. J a h r b u c h f ü r d e u t s c h e K i r c h e n g e s c h i c h t e 19 (1995) S. 4 5 - 6 5 . - J o h a n n e s Schilling. Β., H. In; L T h K \ B d . 2, 1994, Sp. 546. - Wilfrid W e r b e c k : Β., H. In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 1665.

B ö h m e r , Georg Wilhelm Rudolph, evang. Theologe, * 5 . 3 . 1800 B u r g bei M a g d e b u r g , t 25. 11. 1863 B r e s l a u . N a c h d e m B e s u c h d e s J o a c h i m s t h a l s c h e n G y m n a s i u m s in Berlin b e z o g B. 1819 d i e dortige Univ., studierte u . a . bei —> S c h l e i e r m a c h e r und —? Hegel T h e o l o g i e und P h i l o s o p h i e , w a r n e b e n h e r als H a u s l e h r e r tätig und w u r d e 1824 z u m Lic. theol. p r o m o v i e r t . Seit 1823 P r i v a t d o z e n t an der U n i v . B e r lin, w u r d e B. 1825 an d e r U n i v . G r e i f s w a l d z u m a. o. Prof. der T h e o l o g i e e r n a n n t und 1828 an d i e U n i v . H a l l e b e r u f e n . Dort g e h ö r t e er als R e z e n s e n t k i r c h e n g e s c h i c h t l i c h e r S c h r i f ten zu den M i t a r b e i t e r n der „ A l l g e m e i n e n L i t e r a t u r - Z e i t u n g " und v e r f a ß t e selber u. a. Isagoge in epistolam a Paulo apostolo ad Colossenses datam theologica, histórica, critica (1829). 1829 k e h r t e Β. an die U n i v . G r e i f s w a l d z u r ü c k , w o er der auf seine Initiative g e g r ü n d e t e n n e u t e s t a m e n t l i c h e x e g e t i s c h e n und kirchenhistorischen A b t e i l u n g d e r T h e o l o g i s c h e n F a k u l t ä t vorstand. 1832 ü b e r n a h m er d i e s e l b e A u f g a b e an d e r U n i v . B r e s l a u . WEITERE WERKE: Die christliche D o g m a t i k oder G l a u b e n s w i s s e n s c h a f t . 2 Bde., B r e s l a u 1840-43. - D i e L e h r u n t e r s c h i e d e d e r k a t h o l i s c h e n und e v a n g e l i s c h e n Kirchen. D a r stellung und B e u r t h e i l u n g . 2 Bde., Breslau 1857-63. LITERATUR: E r d m a n n : B., G . R. W . In: A D B , B d . 3, 1876, S. 25-27.

B ö h m e r , Johann Gotthold, evang. Theologe, * 2 9 . 3 . 1 7 0 6 G r o ß - P o s t w i t z (Oberlausitz), t 1.9. 1783 B a u t z e n . D e r einer P a s t o r e n f a m i l i e e n t s t a m m e n d e B. amtierte seit 1745 als P f a r r e r d e r w e n d i s c h e n K i r c h e St. M i c h a e l in Bautzen und w a r dort seit 1755 D i a k o n , von 1770 an A r c h i d i a k o n von St. Peter. N e b e n G l ü c k w u n s c h s c h r i f t e n zu verschieden e n A n l ä s s e n in f r a n z ö s i s c h e r , lateinischer und d e u t s c h e r S p r a c h e , n a t u r w i s s e n s c h a f t l i c h e n B e t r a c h t u n g e n und theolog i s c h e n S c h r i f t e n v e r ö f f e n t l i c h t e B. 1760 vielfach n e u a u f g e legte, „in d e r B a u e r n s p r a c h e a u f g e s e t z t e " Zwey Gespräche von der Unsterblichkeit der Seele zwischen einem Bauer und einem Officier, welcher ein Materialist ist.

B ö h m e r , Heinrich, e v a n g . T h e o l o g e , Kirchenhistoriker, * 6. 10. 1869 Z w i c k a u , t 2 5 . 3 . 1927 B a d N a u h e i m . D e r S o h n eines Z u c h t h a u s d i r e k t o r s studierte 1889-93 in L e i p z i g und Berlin T h e o l o g i e und G e s c h i c h t e und w a r seit 1895 M i t a r b e i t e r d e r M o n u m e n t a G e r m a n i a e Histórica. 1898 w u r d e B. an der U n i v . L e i p z i g z u m P r i v a t d o z e n t e n , 1902 z u m a. o. Prof. der K i r c h e n g e s c h i c h t e e r n a n n t . Seit 1903 lehrte er an der U n i v . B o n n , war seit 1906 o. Prof., f o l g t e 1912 e i n e m R u f an die U n i v . M a r b u r g und k e h r t e 1915 an die U n i v . L e i p z i g zurück. Von d e r B e s c h ä f t i g u n g mit der mittelalterlichen K i r c h e n g e s c h i c h t e a u s g e h e n d , b e f a ß t e sich B. in spezifisch b i o g r a p h i s c h e r G e s c h i c h t s s c h r e i b u n g v o r allem mit der B e z i e h u n g —> L u t h e r s zu d i e s e r E p o c h e , zur d e u t s c h e n M y s t i k und zur mittelalterlichen K i r c h e n i d e e . Zu B . s W e r k e n zur R e f o r m a t i o n s z e i t z ä h l e n neben etlichen S c h r i f t e n ü b e r L u t h e r a u c h d i e 1910 e r s t m a l s e r s c h i e n e n e n Urkunden zur Geschichte des Bauernkrieges und der Wiedertäufer. E i n e n z w e i t e n S c h w e r p u n k t seiner F o r s c h u n g s a r beit bildeten S t u d i e n zu Ignatius von L o y o l a und der Gesells c h a f t Jesu ( D i e Jesuiten, 1904, 4 1 9 2 1 , neu hrsg. von Kurt Dietrich ^ S c h m i d t , 1957). WEITERE WERKE: L u t h e r im L i c h t e der n e u e r e n F o r s c h u n g . L e i p z i g 1906, 5 1 9 1 8 . - Studien zur G e s c h i c h t e der Gesells c h a f t Jesu. B o n n 1914. N e u a u s g . d u r c h H a n s L e u b e unter d e m Titel: Ignatius von L o y o l a . Leipzig 1941, 2 1 9 5 1 . - D e r j u n g e Luther. L e i p z i g 1925, 7 1 9 5 5 . D u r c h g e s e h e n e F a k s . A u s g . d e r 6. Aufl. ( 1 9 5 4 ) , hrsg. v. H e i n r i c h B o r n k a m m , Stuttgart 1971. - G e s a m m e l t e A u f s ä t z e . G o t h a 1927. - Studien zur K i r c h e n g e s c h i c h t e . Hrsg. v. Heinrich B o r n k a m m und H a n s H o f m a n n . M ü n c h e n 1974. LITERATUR: H e i n r i c h B o r n k a m m : B „ H. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 393. - E r n s t Wolf: Η. B. 1869-1927. In: B o n n e r G e lehrte. B e i t r ä g e zur G e s c h i c h t e der W i s s e n s c h a f t e n in B o n n . E v a n g e l i s c h e T h e o l o g i e . B o n n 1968, S. 161-168. - H a n s H o f m a n n : Η . B. In: L u t h e r - J a h r b u c h 3 8 (1971) S. 59-90. Ders.: H. B.s N a c h l a ß . In: E b d . 4 3 ( 1 9 7 6 ) S. 9 8 - 1 0 2 ; v o l l s t ä n d i g e Bibliogr., S. 103-108. - Kurt N o w a k : K i r c h e n g e s c h i c h t e und Politik. Η. B. als politischer Publizist. In: T h e o l o g i s c h e Versuche 14 (1984) S. 6 5 - 7 4 . - E i k e Wolgast:

B ö h m e r , Justus Friedrich, e v a n g . T h e o l o g e , * 1 2 . 8 . 1 6 7 0 Hannover, t 30.8.1732. D e r S o h n eines h a n n o v e r s c h e n Staats- und K a m m e r s e k r e t ä r s und B r u d e r P h i l i p p L u d w i g —»B.s studierte T h e o l o g i e und w u r d e 1698 Prof. d e r M o r a l u n d B e r e d s a m k e i t an der U n i v . H e l m s t e d t , 1699 wirklicher K o n v e n t u a l e d e s Stiftes L o c c u m und 1710 o. P r o f e s s o r . Seit 1727 G e n e r a l s u p e r i n t e n dent und Konsistorialrat des F ü r s t e n t u m s Celle, w u r d e B. a u c h z u m b r a u n s c h w e i g i s c h e n ersten L a n d r a t und P r i m a s der L a n d s t ä n d e d e s F ü r s t e n t u m s C a l e n b e r g e r n a n n t . N e b e n z a h l r e i c h e n Predigten g a b B. e i n e A b h a n d l u n g über das „ius n a t u r a e " bei H u g o G r o t i u s u n d S a m u e l von P u f e n d o r f und e i n e S c h r i f t von G o t t f r i e d W i l h e l m —> L e i b n i z ü b e r P u f e n dorf heraus. B ö h m e r , Justus H e n n i n g , Jurist, L i e d e r d i c h t e r , * 2 9 . 1 . 1 6 7 4 H a n n o v e r , t 2 3 . 8 . 1749 H a l l e / S a a l e . N a c h d e m S t u d i u m der R e c h t s w i s s e n s c h a f t e n und der Philosophie in J e n a ließ sich B., S o h n eines A d v o k a t e n , 1695 als A d v o k a t in H a n n o v e r nieder. A l s H o f m e i s t e r j u n g e r A d liger setzte er das S t u d i u m in Rinteln und H a l l e fort und w u r d e dort bei S a m u e l Stryk z u m Lizentiaten b e i d e r R e c h t e p r o m o v i e r t . Seit 1701 w a r B. a. o., von 1711 an o. Prof. an der U n i v . Halle. 1715 w u r d e er H o f r a t und H o f p f a l z g r a f , 1719 G e h e i m e r Rat, 1731 R e k t o r d e r Univ., 1743 R e g i e r u n g s k a n z l e r des H e r z o g t u m s M a g d e b u r g und O r d i n a r i u s der Juristischen Fakultät. Als b e d e u t e n d e r K i r c h e n r e c h t l e r und Verfechter des Territorialsystems beeinflußte B. das evang. K i r c h e n r e c h t . M i t der F o r t s e t z u n g von Stryks auf d e m „usus m o d e r n u s p a n d e c t a r u m " b a s i e r e n d e n Werk trug er w e s e n t lich zur E n t w i c k l u n g des a l l g e m e i n e n R e c h t s in D e u t s c h l a n d bei. B., der a u c h K i r c h e n l i e d e r v e r f a ß t e , v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . lntroductio in jus digestorum ( 1 7 0 4 , 1 4 1791; Introductio in jus publicum universale, 1710; Jus ecclesiasticum Protestantium, 5 B d e . , 1714-37). LITERATUR: P. L a n d a u : K a n o n i s t i s c h e r P i e t i s m u s bei J. H . B. In: R e c h t s - und s t a a t s w i s s e n s c h a f t l i c h e Veröffentlic h u n g e n d e r G ö r r e s - G e s e l l s c h a f t 72 ( 1 9 9 4 ) S. 3 1 7 - 3 3 3 . H a g e n H o f : J. H . B. In: G e r d K l e i n h e y e r / J a n S c h r ö d e r (Hrsg.): D e u t s c h e und E u r o p ä i s c h e Juristen a u s n e u n Jahrh u n d e r t e n . 4., n e u b e a r b . und e r w . Aufl., H e i d e l b e r g 1996, S. 74-77. - Detlef D ö r i n g : B „ J. H. In: R G G 4 , B d . 1, 1998, S p . 1671. B ö h m e r , Philipp Ludwig, evang. Theologe, * 1.8. 1666 (?) H a n n o v e r , t 2 7 . 3 . 1 7 3 5 C e l l e . B., B r u d e r von Justus Friedrich —> B., w a r seit 1691 o. Prof. der M o r a l an d e r U n i v . H e l m s t e d t . 1701 w u r d e er G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t in G ö t t i n g e n , 1708 Konsistorialrat in H a n n o ver, G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t und S e n i o r Capituli in W u n s t o r f und 1726 ältester Konsistorialrat, G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t und P a s t o r P r i m a r i u s in Celle. Z u B . s S c h r i f t e n g e h ö r e n n e b e n

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Boëmund t h e o l o g i s c h e n vor allem p h i l o s o p h i s c h e A b h a n d l u n g e n in lateinischer S p r a c h e (u. a. Programma de optimis in philosophia morali scriptoribus) und die „ g e l e h r t e Vorrede" z u m Hannoverschen Gesangbuch. LITERATUR: V D 17. B o ë m u n d I. von W a r n e s b e r g , E r z b i s c h o f von Trier, a u c h B . von Warsberg, t 9 . 1 2 . 1 2 9 9 Trier. Seit 1287 E r z b i s c h o f von Trier, b e m ü h t e B. sich e r f o l g r e i c h um e i n e Politik d e s F r i e d e n s , geriet aber w e g e n dreier d u r c h d e n Papst m i t N i c h t a d l i g e n besetzter D o m h e r r e n s t e l l e n in Konflikt mit d e m D o m k a p i t e l , in d e s s e n F o l g e der D o m von Trier mit d e m päpstlichen Interdikt belegt w u r d e . In seiner D i ö z e s e r e f o r m i e r t e B. d e n Klerus, gestattete K a r m e l i t e r n und D o m i n i k a n e r n , sich in L u x e m b u r g n i e d e r z u l a s s e n , und g r ü n d e t e die Zisterzienserabtei H i m m e r o d / E i f e l . 1291 unterstützte er die A n s p r ü c h e A l b r e c h t s von H a b s b u r g auf d i e N a c h f o l g e seines Vaters K ö n i g R u d o l f s und erhielt d a f ü r von letzterem d a s Stadtrecht f ü r M a y e n , B e r n k a s t e l , S a a r burg, Welschbillig, M o n t a b a u r und Wittlich. N a c h R u d o l f s Tod w ä h l t e B. j e d o c h Adolf von N a s s a u z u m K ö n i g , den er als M e t r o p o l i t von M e t z , Toul und Verdun in d e r A b w e h r der f r a n z ö s i s c h e n O s t e x p a n s i o n unterstützte und f ü r d e n er 1294 in F l a n d e r n d e n Frieden mit F r a n k r e i c h a u s h a n d e l t e . LITERATUR: J o h a n n H u g o W y t t e n b a c h / M i c h a e l F r a n z Joseph Müller: G e s t a T r e v i r o r u m integra, Bd. 2. Trier 1838, S. 126-179. - R i c h a r d L a u f n e r : B. I. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 4 0 1 f. - P h i l i p p W e y : 7 0 0 J a h r e S t a d t r e c h t e f ü r S a a r b u r g und Welschbillig. K ö n i g R u d o l f von H a b s b u r g ( 1 2 7 3 - 1 2 9 1 ) u n d d e r Trierer E r z b i s c h o f Β. I. von W a r s b e r g ( 1 2 8 9 - 1 2 9 9 ) . In: Kreis T r i e r - S a a r b u r g ( 1 9 9 1 ) S. 142-146. - W o l f g a n g Seibrich: B . v. W . In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 1 9 8 - 1 4 4 8 ) , 2 0 0 1 , S. 7 9 7 f.

B o ë m u n d II. von Ettendorf-Warnesberg, Erzbischof von Trier, a u c h B. von E t t e n d o r f - W a r s b e r g , B. II. von S a a r b r ü c k e n , * u m 1290, t 1 0 . 2 . 1367 S a a r b u r g . N a c h d e m S t u d i u m in Paris w u r d e B. 1307 D o m h e r r zu Trier, 1324 zu M e t z und Verdun, 1326 A r c h i d i a k o n in Dietkirchen u n d K a n o n i k u s von St. K a s t o r in K o b l e n z . B. w a r Offizial d e r Trierer K u r i e ( 1 3 3 8 - 4 1 ) , Vertrauter E r z b i s c h o f B a l d u i n s und 1327, 1334 u n d 1336 d e s s e n G e s a n d t e r b e i m P a p s t in A v i g n o n . Seit 1338 w a r B. A r c h i d i a k o n von St. P e t e r in Trier. 1342 erreichte er die A u f h e b u n g d e r E x k o m m u n i k a t i o n B a l d u i n s . Er selbst erhielt m e h r e r e P f r ü n d e n und w u r d e z u m p ä p s t l i c h e n E h r e n k a p l a n e r n a n n t . Als Erzbischof von Trier (seit 1354) n a h m B. an R e i c h s t a g e n in N ü r n b e r g ( 1 3 5 5 , 1362) und M e t z (1355) teil und Schloß u . a . L a n d f r i e d e n s b ü n d n i s s e mit K u r m a i n z (1354), K u r k ö l n ( 1 3 5 7 ) , L o t h r i n g e n (1357) und der K u r p f a l z ( 1 3 5 7 / 5 9 ) , lag aber m e h r m a l s mit b e n a c h b a r t e n kleineren Territorialherren in F e h d e . 1362 trat B. aus A l t e r s g r ü n d e n z u g u n s t e n seines K o a d j u t o r s —> K o n r a d von F a l k e n s t e i n z u r ü c k . LITERATUR: R i c h a r d L a u f n e r : B. II. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 4 0 2 f. - A . H a v e r k a m p : B. II. In: L e x M A , B d . 2, 1983, Sp. 3 3 4 f. - J o h a n n e s G r u h l e r : B. II., E r z b i s c h o f von Trier. H e i d e l b e r g 1911. - F r i e d h e l m B u r g a r d : F a m i l i a A r c h i e p i scopi. S t u d i e n zu d e n geistlichen F u n k t i o n s t r ä g e r n E r z bischof B a l d u i n s von L u x e m b u r g ( 1 3 0 7 - 5 4 ) . Trier 1991, S. 3 3 8 - 3 9 3 . - M i c h a e l M a t h e u s : B. II., v. T . In: L T h K \ Bd. 2, 1994, Sp. 547. - M a r t i n Persch: B. v. E . - W . In: Β Β K L , B d . 15, 1999, S p . 2 4 4 - 2 4 6 . - W o l f g a n g Seibrich: B . v. S. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 1 9 8 - 1 4 4 8 ) , 2 0 0 1 , S. 8 0 2 f . B o e m u s , Johann, auch Hans B ö h m , Aubanus, Humanist, E t h n o g r a p h , * v o r 1475 A u b bei O c h s e n f u r t , | nach 1520 Rothenburg / Tauber. B . trat n a c h e i n e m w a h r s c h e i n l i c h in Leipzig, F r a n k f u r t / O d e r und T ü b i n g e n absolvierten S t u d i u m der T h e o l o g i e , G e schichte und G e o g r a p h i e 1508 in d e n D e u t s c h e n O r d e n ein

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und w u r d e Kaplan in U l m . 1522 w e c h s e l t e er an die Ord e n s k o m t u r e i K a p f e n b e r g bei A a l e n u n d ließ sich s p ä t e r in R o t h e n b u r g / T a u b e r nieder. In d e n H u m a n i s t e n k r e i s e n von U l m , A u g s b u r g und N ü r n b e r g m a c h t e sich B. m i t seinen 1515 im Liber heroicus de musicae laudibus erschienenen lateinischen G e d i c h t e n und einer Ü b e r s e t z u n g d e r Metamorphosen d e s O v i d einen N a m e n . M i t d e m vielfach a u f g e l e g ten, in m e h r e r e S p r a c h e n und 1604 a u c h ins D e u t s c h e übersetzten W e r k Omnium gentium mores, leges et ritus ( 1 5 2 0 ) w a r B. einer d e r Vorläufer einer w i s s e n s c h a f t l i c h e n Volksk u n d e . D i e w ä h r e n d des A u f e n t h a l t e s in U l m e r w o r b e n e S a m m l u n g h e b r ä i s c h e r B ü c h e r und G r a m m a t i k e n überließ B. w a h r s c h e i n l i c h J o h a n n e s —»Reuchlin f ü r d e s s e n Studien. WEITERES WERK: R e p e r t o r i u m librorum trium d e o m n i u m g e n t i u m ritibus. A u g s b u r g 1520. LITERATUR: V D 16, Β 6 3 0 8 - 6 3 1 6 . - M a x H u b e r : B „ J. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 4 0 3 .

Bönicke,

J o h a n n M i c h a e l , a u c h B ö n i k e , kath. T h e o l o g e , * 1 0 . 1 . 1 7 3 4 W ü r z b u r g , f z w i s c h e n 24. und 3 1 . 5 . 1811 Salzburg. B. w a r z u n ä c h s t L a n d p f a r r e r in der G e g e n d von W ü r z b u r g . Seit 1773 Konsistorialrat i m D i e n s t d e s S a l z b u r g e r E r z b i s c h o f s H i e r o n y m u s von —> C o l l o r e d o - W a l d s e e , w a r B . besonders u m die B e s e i t i g u n g kirchlicher M i ß s t ä n d e und d i e Verbesserung des Unterrichtswesens bemüht. Einen Namen i m kath. D e u t s c h l a n d m a c h t e er sich als Verfasser eines 1782 e r s c h i e n e n e n , 5 2 Artikel u m f a s s e n d e n H i r t e n b r i e f s ü b e r d a s W e s e n t l i c h e und U n w e s e n t l i c h e in R e l i g i o n und G o t t e s dienst. B. w a r a u c h an der A b f a s s u n g d e r E m s e r P u n k t a tion beteiligt. 1 8 0 4 / 0 5 w a r er S a l z b u r g e r geistlicher A d m i nistrationsrat und zuletzt wirklicher Rat d e s K o n s i s t o r i u m s , K a n z l e r und K a n o n i k u s zu M a r i a S c h n e e in S a l z b u r g . LITERATUR: F r a n z Ortner: S ä k u l a r i s a t i o n und kirchliche Ern e u e r u n g im E r z b i s t u m Salzburg. S a l z b u r g 1979. - Ders.: B „ J. M . In: L T h K \ B d . 2, 1994, Sp. 583. B ö r n e r , Christian Friedrich, e v a n g . T h e o l o g e , * 6 . 1 1 . 1683 D r e s d e n , t 1 9 . 1 1 . 1753 Leipzig. B., d e r S o h n eines D r e s d n e r H o f - und Konsistorialrats, studierte seit 1701 T h e o l o g i e in L e i p z i g und Wittenberg, bereiste 1705 H o l l a n d und E n g l a n d , lernte dort A r a b i s c h und erw a r b in A m s t e r d a m e i n e H a n d s c h r i f t der B r i e f e des A p o s t e l s P a u l u s , d i e später als C o d e x B o e r n e r i a n u s b e k a n n t w u r d e . Seit 1707 Prof. d e r M o r a l und von 1708 an des Griechischen an der U n i v . L e i p z i g , w a r B. seit 1711 mit der L e i t u n g der Universitätsbibliothek betraut u n d w u r d e 1712 a. o., 1713 o. Prof. der T h e o l o g i e . Später w u r d e B. K a n o n i k u s von M e i ß e n , E p h o r u s der k u r f ü r s t l i c h e n S t i p e n d i a t e n , A s s e s s o r d e s K o n s i s t o r i u m s und M i t g l i e d d e s G r o ß e n F ü r s t e n k o l l e g i u m s . N e b e n ü b e r 100 e i g e n e n t h e o l o g i s c h e n V e r ö f f e n t l i c h u n g e n und S t u d i e n ü b e r d i e E n t w i c k l u n g d e r W i s s e n s c h a f t e n im Italien d e s 15. Jh. g a b B. Dr. Martin Luther's sämmtliche Schrifien (2 B d e . , 1728-34) heraus. LITERATUR: B r o c k h a u s : B., C. F. In: A D B , B d . 3, 1876, S. 33 f.

B ö r s i g , L u d w i g , kath. T h e o l o g e , * 4. 1 1 . 1 8 6 8 M a i s a c h bei O p p e n a u ( B a d e n ) , f 20. 1. 1919 M a n n h e i m . B. w a r n a c h der P r i e s t e r w e i h e 1893 in v e r s c h i e d e n e n bad i s c h e n P f a r r e i e n tätig. Seit 1895 S e e l s o r g e r in M a n n h e i m , w u r d e B. 1900 K u r a t , 1906 P f a r r e r der dortigen H e i l i g - G e i s t G e m e i n d e . B. rief in M a n n h e i m d i e M ä n n e r k o n g r e g a t i o n , d a s M ä n n e r a p o s t o l a t , d e n M ü t t e r v e r e i n u n d die J u n g f r a u e n k o n g r e g a t i o n ins L e b e n . Er e n g a g i e r t e sich in der A r m e n f ü r s o r g e und im C a r i t a s v e r e i n , leitete 2 2 J a h r e den Katholischen A r b e i t e r v e r e i n und g r ü n d e t e einen D i e n s t b o t e n und einen J u g e n d v e r e i n .

Bohatec Böschenstein,

J o h a n n e s , Hebraist, R e c h e n m e i s t e r , * 1 4 7 2 E s s l i n g e n / N e c k a r , t 1540 w a h r s c h e i n l i c h N ö r d l i n g e n . N a c h der P r i e s t e r w e i h e 1494 studierte B. H e b r ä i s c h bei M o ses Möllin. 1505-17 lehrte er d i e h e b r ä i s c h e S p r a c h e und d i e R e c h e n k u n s t in Ingolstadt; zu seinen S c h ü l e r n zählten u. a. K a s p a r —» A m m a n und J o h a n n e s —» E c k . Als Verfasser h e b r ä i s c h e r L e h r b ü c h e r w i e Elementale introductorium in hebreas literas ( 1 5 1 4 ) g e h ö r t e Β. zu seiner Zeit n e b e n —» R e u c h l i n zu den verdientesten F ö r d e r e r n h e b r ä i s c h e r Studien. M i t Ain new geordnet Rechenbiechlein mit den zyffern den angeenden schillern zunutz g a b er d a s erste d e u t s c h e Z i f f e r n r e c h e n b ü c h l e i n f ü r K i n d e r heraus. 1518 trat B. in Wittenberg in V e r b i n d u n g zu M a r t i n —»Luther. S p ä t e r weilte er als S c h u l m e i s t e r in v e r s c h i e d e n e n s ü d d e u t s c h e n S t ä d t e n , h a u p t s ä c h l i c h in N ö r d l i n g e n ( 1 5 2 3 - 2 5 , 1533, 1536-40). B e i s e i n e m A u f e n t h a l t in Z ü r i c h 1522 u n t e r w i e s B. H u l d r y c h —»Zwingli im H e b r ä i s c h e n . WEITERES WERK: R e c h e n b i e c h l i n . N ü r n b e r g 1514. LITERATUR: V D 16, Β 6 3 4 7 - 6 3 9 7 . - R i c h a r d N e w a l d : B „ J. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 4 0 7 . - C h r i s t o p h S c h ö n e r : B „ J. In: L M U , Bd. 1, 1998, S. 4 7 f . - W o l f g a n g M e r e t z : J. B. zu E s s l i n g e n . In: R a i n e r G e b h a r d t u. a. (Hrsg.): R e c h e n m e i s t e r und Cossisten der f r ü h e n Neuzeit. F r e i b e r g / S a c h s e n 1996, S.

83-94.

Böse,

Johann Georg, evang. Theologe, getauft 2 8 . 6 . 1 6 6 2 O s c h a t z ( S a c h s e n ) , f 1 8 . 2 . 1 7 0 0 Sorau (Niederlausitz). N a c h d e m T h e o l o g i e s t u d i u m in L e i p z i g w u r d e B. 1690 D i a kon in Sorau. A u f W i d e r s p r u c h stieß d i e 1698 e r s c h i e n e n e S c h r i f t Terminus peremptorius salutis humanae, in der er w i e schon der Pietist Philipp J a k o b —»Spener die Ü b e r z e u g u n g a u s s p r a c h , d a ß ein nicht rechtzeitig b u ß f e r t i g e r M e n s c h von e i n e m b e s t i m m t e n Z e i t p u n k t an w e d e r d u r c h e i g e n e n A n trieb noch d u r c h göttliche G n a d e zu b e k e h r e n sei. Ein bei der T h e o l o g i s c h e n F a k u l t ä t L e i p z i g a n g e f o r d e r t e s G u t a c h t e n rief den „ T e r m i n i s t i s c h e n Streit" z w i s c h e n o r t h o d o x e n L u t h e r a n e r n und Pietisten hervor. D i e F a k u l t ä t e n R o s t o c k und W i t t e n b e r g erklärten sich g e g e n B., L e i p z i g zuerst neutral, d a n n f ü r ihn. D a s g e g e n B. e r ö f f n e t e kirchliche u n d staatlic h e V e r f a h r e n f ü h r t e e i n e n M o n a t v o r s e i n e m Tod zu seiner Suspension. LITERATUR: V D 17. - F r a n z L a u : B., J. G. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 4 0 8 . B ö t i u s , Sebastian, eigentl. B ö t e , luth. T h e o l o g e , * 1 9 . 1 . 1 5 1 5 G u b e n (Niederlausitz), t 8 . 6 . 1573 Halle. B. studierte als S c h ü l e r —> L u t h e r s und P h i l i p p —>Melanc h t h o n s in Wittenberg T h e o l o g i e und w u r d e 1536 S c h u l r e k tor in E i s e n a c h . 1543 setzte er s e i n e S t u d i e n in W i t t e n b e r g f o r t und w a r seit 1544 S u p e r i n t e n d e n t in M ü h l h a u s e n . A l s d i e Stadt g e g e n seinen Willen das A u g s b u r g e r I n t e r i m von 1548 a n n a h m , legte B. sein A m t nieder und g i n g als D i a kon nach Halle, w o er 1552 N a c h f o l g e r von Justus —> J o n a s , 1554 S u p e r i n t e n d e n t w u r d e . 1560 g r ü n d e t e er d i e d o r t i g e „ L i b r a r e i " ( h e u t e M a r i e n b i b l i o t h e k ) . B. verteidigte d i e L e h ren L u t h e r s , u . a . g e g e n d i e W i t t e n b e r g e r T h e o l o g i e im Z e i c h e n d e s P h i l i p p i s m u s ( I n d e x Cinglianorum quorundam errorum in catechesi Wittebergensi, 1571). LITERATUR: V D 16, Β 6 4 4 1 . - H o r s t N i t s c h k e : B „ S. In: N D B , B d . 2 , 1 9 5 5 , S. 4 0 9 .

Böttger,

M a g n u s , e v a n g . T h e o l o g e , * 1 1 . 6 . 1813 N i e p a r s bei Stralsund, t 2 8 . 2 . 1881 W o l k w i t z bei D e m m i n . N a c h d e m S t u d i u m der T h e o l o g i e 1833-36 an der U n i v . G r e i f s w a l d arbeitete B. als H a u s l e h r e r in V o r p o m m e r n und auf R ü g e n . 1844 w u r d e er als R e k t o r und D i a k o n nach G a r z b e r u f e n , w o er einen E n t h a l t s a m k e i t s v e r e i n g r ü n d e t e . 1848 rief er einen „Verein d e r F r e u n d e der I n n e r e n M i s s i o n in N e u v o r p o m m e r n und R ü g e n " ins L e b e n u n d g a b als d e s s e n O r g a n 1848-81 den „ B o t e n f ü r N e u v o r p o m m e r n und R ü g e n "

h e r a u s . 1853 w u r d e B. D i a k o n in W i e c k auf R ü g e n , 1856 P a s t o r in H o r s t und 1867 in W o l k w i t z . LITERATUR: H e r m a n n Petrich: Β . , M . In: A D B , B d . 47, 1903, S. 142 f.

Bogatzky,

Karl Heinrich von, e v a n g . T h e o l o g e , E r b a u u n g s s c h r i f t s t e l l e r , * 7 . 9 . 1 6 9 0 J a n k o w e bei Militsch (Niederschlesien), t 1 5 . 6 . 1 7 7 4 H a l l e / S a a l e . B. sollte n a c h d e m Willen seines Vaters, e i n e s Oberstleutnants d e r österr. A r m e e , e i n e militärische L a u f b a h n einschlagen. Er b e g a n n j e d o c h 1713 ein S t u d i u m d e r R e c h t s w i s s e n s c h a f t e n in J e n a und w e c h s e l t e 1715 in Halle zur T h e o l o gie. 1718 ließ er sich im schlesischen G l a u c h a nieder, widm e t e sich als P r i v a t m a n n s e e l s o r g e r i s c h e n und schriftstellerischen T ä t i g k e i t e n . S e i n e E r b a u u n g s s c h r i f t e n ( G ü l d e n e s Schatz-Kästlein der Kinder Gottes, 1718, i , f , 1910) und Kirc h e n l i e d e r s a m m l u n g e n w a r e n weitverbreitet; sein Lied Wach auf, du Geist der ersten Zeugen wird n o c h h e u t e g e s u n g e n . Seit 1735 lebte er a m gräflichen H o f in Köstritz, seit 1740 a m Hof d e s H e r z o g s von S a c h s e n in S a a l f e l d . 1745 zog er n a c h H a l l e und w a r im dortigen W a i s e n h a u s tätig. WEITERE WERKE: D a s tägliche H a u s b u c h d e r K i n d e r G o t t e s . 2 B d e . , 1 7 4 8 / 4 9 . - G o t s e l i g e B e t r a c h t u n g e n und G e b e t e ü b e r d a s N e u e T e s t a m e n t . 7 Bde., H a l l e / S a a l e 1755-61. - D i e Ü b u n g d e r Gottseeligkeit in allerlei geistlichen Liedern. Halle/Saale 1750,31771. Neuaufl. Reutlingen 1835. LITERATUR: Paul G a b r i e l : Β., Κ. H. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 4 1 4 f. - Friedrich W i l h e l m B a u t z : Β., Κ. H. v. In: B B K L , Bd. 1, 1990, Sp. 6 6 9 - 7 7 1 . - M a r t i n B r e c h t (Hrsg.): Ges c h i c h t e d e s P i e t i s m u s . Bd. 2. G ö t t i n g e n 1995, S. 3 2 6 f . Dietrich M e y e r : Β., K . - H . In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 1666. B o g l e r , T h e o d o r , a u c h T h e o B., B e n e d i k t i n e r , K e r a m i k e r , * 1 0 . 4 . 1897 H o f g e i s m a r , f 1 3 . 6 . 1968 A n d e r n a c h . N a c h der T e i l n a h m e a m Ersten Weltkrieg studierte B. z u n ä c h s t ein S e m e s t e r A r c h i t e k t u r in M ü n c h e n . S p ä t e r beg a n n er e i n e T ö p f e r l e h r e in d e m 1919 in W e i m a r b e g r ü n d e ten B a u h a u s . Dort ü b e r n a h m er 1922 d i e k a u f m ä n n i s c h e L e i t u n g der k e r a m i s c h e n Werkstätte; in g l e i c h e r F u n k t i o n w e c h s e l t e er zur S t e i n g u t f a b r i k in V e l t e n - V o r d a m m bei Berlin. Seit 1925 verstärkt mit religiösen F r a g e n b e s c h ä f t i g t , k o n v e r t i e r t e B. z u m K a t h o l i z i s m u s und trat in die Abtei M a r i a L a a c h ein. N a c h S t u d i e n der P h i l o s o p h i e und T h e o logie w u r d e er 1932 z u m Priester g e w e i h t . 1939-48 war er Prior, von 1951 bis zu s e i n e m T o d Leiter der K u n s t werkstätten in M a r i a L a a c h . N a c h d e m Z w e i t e n Weltkrieg b a u t e er d e n Verlag „Ars liturgica" auf. B. b e s c h ä f t i g t e sich mit der G e s c h i c h t e der sakralen K u n s t , mit Liturgik und w a r M i t b e g r ü n d e r des Liturgischen Instituts in Trier. E r verö f f e n t l i c h t e u . a . ein „ B e k e n n t n i s b u c h " Soldat und Mönch (1936). WEITERE WERKE: D e r G l a u b e von gestern und m o r g e n . B r i e f e an einen j u n g e n S o l d a t e n . K ö l n 1939, 2 1 9 4 0 . M ö n c h t u m und Liturgie. D ü s s e l d o r f 1946. - A p h o r i s m e n zur christlichen K u n s t . M a r i a L a a c h 1954. - Ein M ö n c h erzählt. H o n n e f 1959. - S u c h e d e n Frieden und j a g e i h m n a c h . R e c k l i n g h a u s e n 1964. LITERATUR: E m m a n u e l von S e v e r u s : P. T . B., B e n e d i k t i n e r von M a r i a L a a c h . In: E r b e und A u f t r a g 4 4 (1968) S. 3 3 4 f. Friedrich W i l h e l m B a u t z : Β., T . In: B B K L , B d . 1, 1990, S p . 6 7 1 - 6 7 3 . - K a t h a r i n a von R o h d e n : B „ T . In: A K L , Bd. 12, 1996, S. 2 5 9 f.

Bohatec,

J o s e f , österr. r e f o r m i e r t e r T h e o l o g e , * 26. 1 . 1 8 7 6 K o c h o v ( M ä h r e n ) , t 6 . 6 . 1 9 5 4 W e i d e n a u / Sieg. B. studierte T h e o l o g i e , P h i l o s o p h i e und P h i l o l o g i e in Wien, Halle, Berlin und E r l a n g e n , w u r d e 1903 in P r a g z u m Dr. phil. p r o m o v i e r t , 1905 z u m L i z e n t i a t e n der T h e o l o g i e in

159

Bohnenberger W i e n und w a r dort als R e l i g i o n s l e h r e r tätig. Seit 1908 L e i ter d e s R e f o r m i e r t e n P r e d i g e r s e m i n a r s in E l b e r f e l d , habilitierte er sich 1912 an der U n i v . B o n n f ü r s y s t e m a t i s c h e T h e o l o g i e und w u r d e im f o l g e n d e n J a h r a. o. Prof. der ref o r m i e r t e n D o g m a t i k und S y m b o l i k , 1916 o . P r o f . d e s Kirc h e n r e c h t s und d e r R e l i g i o n s p h i l o s o p h i e an der U n i v . W i e n . B . w a r l a n g j ä h r i g e r G e m e i n d e v e r t r e t e r und P r e s b y t e r in d e r R e f o r m i e r t e n P f a r r g e m e i n d e W i e n - I n n e r e Stadt. S e i n e F o r s c h u n g e n b e s c h ä f t i g t e n sich h a u p t s ä c h l i c h mit d e r T h e o l o g i e J o h a n n e s C a l v i n s (u. a. Calvin und das Recht, 1934) u n d mit der P h i l o s o p h i e I m m a n u e l —» Kants. WEITERE WERKE: D i e M e t h o d e der r e f o r m i e r t e n D o g matik. In: T h e o l o g i s c h e S t u d i e n und Kritiken 81 ( 1 9 0 8 ) 3, S. 1-49. - Z u r neuesten G e s c h i c h t e des o n t o l o g i s c h e n G o t t e s b e w e i s e s . L e i p z i g 1906. - C a l v i n s L e h r e von Staat und K i r c h e mit b e s o n d e r e r B e r ü c k s i c h t i g u n g des O r g a n i s m u s g e d a n k e n s . B r e s l a u 1931. N a c h d r . A a l e n 1961, 1968. B u d é und C a l v i n . Studien zur G e d a n k e n w e l t des f r a n z ö s i schen F r ü h h u m a n i s m u s . G r a z / K ö l n 1950. - D e r Imperialism u s g e d a n k e und die L e b e n s p h i l o s o p h i e D o s t o j e w s k i j s . Ein Beitrag zur K e n n t n i s d e s russischen M e n s c h e n . G r a z / K ö l n 1951.

d e s L a n d e s . B . schrieb n i e d e r d e u t s c h e P s a l m e n und L i e d e r (u. a. Gratias nach der maltidt). LITERATUR: C l a u s R o l f s : D i e beiden B o i e . Ein Beitrag zur R e f o r m a t i o n s - G e s c h i c h t e D i t h m a r s c h e n s . L u n d e n 1892. W i l h e l m J e n s e n : B. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 4 2 4 .

LITERATUR: J. K. Egli: J. B . - der M a n n u n d sein Werk. In: Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte des Protestant i s m u s in Ö s t e r r e i c h 71 (1955) S. 2 3 ff.

B o k l e r , Willy, kath. J u g e n d s e e l s o r g e r , * 1.9. 1909 Villmar/Lahn, t 12.2.1974. B. w u r d e 1935 z u m Priester g e w e i h t . 1947 zählte er zu d e n B e g r ü n d e r n d e s B u n d e s der D e u t s c h e n K a t h o l i s c h e n J u g e n d ( B D K J ) . 1952-66 w a r er B D K J - P r ä s e s und Leiter der b i s c h ö f l i c h e n H a u p t s t e l l e f ü r J u g e n d s e e l s o r g e . D a n e b e n e n g a g i e r t e er sich als M i t b e g r ü n d e r der J u g e n d a k a d e m i e und Präses d e r D e u t s c h e n J u g e n d k r a f t ( D J K ) . B. g e h ö r t e d e m P r ä s i d i u m des D e u t s c h e n S p o r t b u n d e s an und w a r seit 1966 bischöflicher „ B e a u f t r a g t e r f ü r die pastorale A n e i g n u n g d e s K o n z i l s " . Z u l e t z t wirkte er im U m k r e i s der K o n f e r e n z d e u t s c h s p r a c h i g e r P a s t o r a l t h e o l o g e n . B. v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Manifeste der Jugend (1958) und Seelsorger der Jugend (1963). LITERATUR: Felix R a a b e : B „ W . In: L T h K \ B d . 2, 1994, S p . 556.

Bohnenberger,

Gottlieb C h r i s t o p h , e v a n g . T h e o l o g e , N a t u r w i s s e n s c h a f t l e r , * 4 . 3 . 1732 N e u e n b ü r g , t 29.5.1807. B. studierte i m Stift in T ü b i n g e n , w u r d e 1760 F e l d p r e d i ger, 1762 P f a r r e r in S i m m o z h e i m , 1784 in A l t b u r g . Er erf a n d ein n a c h ihm b e n a n n t e s E l e k t r o m e t e r und publizierte m e h r e r e A r b e i t e n zur Elektrizitätslehre, d a r u n t e r Beiträge zur theoretischund praktischen Elektrizitätslehre (4 S t ü c k e , 1792-95). WEITERE WERKE: B e s c h r e i b u n g u n t e r s c h i e d l i c h e r E l e k trizitätsverdoppler von einer n e u e n E i n r i c h t u n g . T ü b i n g e n 1798. - B e y t r a g zur h ö h e r e n D r e h k u n s t . N ü r n b e r g 1799.

Boie,

N i k o l a u s d . J . , luth. T h e o l o g e , * M e l d o r f (Holstein), t O k t o b e r 1542 M e l d o r f . B., Vetter von N i k o l a u s —>B., studierte als erster aus d e m L a n d e D i t h m a r s c h e n 1518 in W i t t e n b e r g und w u r d e ein begeisterter A n h ä n g e r —> L u t h e r s . N a c h seiner R ü c k k e h r verbreitete er d i e n e u e L e h r e in seiner H e i m a t g e m e i n d e , d i e ihn 1523 z u m K i r c h h e r r n wählte. E r holte u. a. —> H e i n r i c h von Z ü t p h e n aus B r e m e n als P r e d i g e r n a c h M e l d o r f . N a c h d e m Sieg d e r R e f o r m a t i o n 1532 w u r d e B. z u m S u p e r i n t e n d e n t e n e r n a n n t . N e b e n drei v o l k s t ü m l i c h e n S c h r i f t e n g e g e n die M i ß b r ä u c h e d e r alten Kirche, d i e er g e m e i n s a m mit d e m Braunschweiger Prediger Hinrich Dimmerbrock herausgab, schrieb B. geistliche L i e d e r . LITERATUR: C l a u s R o l f s : D i e beiden B o i e . Ein Beitrag zur R e f o r m a t i o n s - G e s c h i c h t e D i t h m a r s c h e n s . L u n d e n 1892. W i l h e l m J e n s e n : B. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 4 2 4 .

B o h n e r , Heinrich, e v a n g . M i s s i o n a r , * 2 4 . 1 1 . 1 8 4 2 Feil ( R h e i n p f a l z ) , t 2 1 . 3 . 1915 Speyer. Der S o h n eines S c h u h m a c h e r s e r l e r n t e d e n väterlichen B e r u f , w u r d e 1863 M i s s i o n s h a n d w e r k e r im B a s l e r M i s s i o n s h a u s und von dort an die G o l d k ü s t e W e s t a f r i k a s entsandt. B . b r a c h t e d e n g e t a u f t e n E i n g e b o r e n e n das S c h u s t e r h a n d werk bei und w i d m e t e sich d e r S t r a ß e n m i s s i o n s p r e d i g t . M i t H i l f e d e s M i s s i o n a r s J o h a n n Gottlieb —> Christaller e r l e r n t e er m e h r e r e a f r i k a n i s c h e S p r a c h e n und e i g n e t e sich n e b e n E n g l i s c h und H o l l ä n d i s c h G r u n d k e n n t n i s s e in Latein und G r i e c h i s c h an. Von 1890 an lebte er z w ö l f J a h r e als Präses der B a s l e r M i s s i o n in K a m e r u n , w o er a u c h f ü r d i e d e u t s c h e K o l o n i a l r e g i e r u n g tätig war. B. v e r ö f f e n t l i c h t e S p r a c h s t u dien (darunter e i n e S a m m l u n g von G e s p r ä c h e n zu Christallers G r a m m a t i k d e s G a ) s o w i e S c h r i f t e n zu Volkstum und L a n d e s k u n d e , u. a. den D o r f r o m a n Im Lande des Fetisches. WEITERE WERKE: D i e H a u p t a u f g a b e n einer w e s t a f r i k a n i schen K o l o n i a l r e g i e r u n g . Basel 1889. - D i e E r z i e h u n g d e s K a m e r u n - N e g e r s zur Kultur. B a s e l 1902. LITERATUR: T h e o d o r B o h n e r : D e r S c h u h m a c h e r G o t t e s . Ein d e u t s c h e s L e b e n in A f r i k a . F r a n k f u r t / M a i n 1935. - E r n s t G e r h a r d J a c o b : B „ H. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 4 2 2 .

Bolanden,

Boie,

Bolhagen,

N i k o l a u s d. Ä., luth. T h e o l o g e , * W e s s e l b u r e n (Holstein), t 6 . 4 . 1542 W e s s e l b u r e n . U n t e r d e m E i n f l u ß seines in W i t t e n b e r g s t u d i e r e n d e n Vetters N i k o l a u s —»B. und der S c h r i f t e n —»Luthers w u r d e B. e v a n g . P r e d i g e r in W e s s e l b u r e n . 1529 n a h m er an d e r D i s p u tation mit M e l c h i o r —» H o f f m a n in F l e n s b u r g teil u n d w u r d e , n a c h d e m sich die D i t h m a r s c h e r R e g e n t e n f ü r d i e R e f o r m a tion e n t s c h i e d e n hatten, 1533 einer der vier S u p e r i n t e n d e n t e n

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K o n r a d von, eigentl. Josef E d u a r d B i s c h o f f , kath. T h e o l o g e , Schriftsteller, * 9. 8. 1828 N i e d e r g a i l b a c h bei Z w e i b r ü c k e n , t 3 1 . 5 . 1920 S p e y e r . B. studierte seit 1849 an der U n i v . M ü n c h e n , w u r d e 1852 z u m Priester g e w e i h t , D o m k a p i t u l a r in S p e y e r und später A d m i n i s t r a t o r in K i r c h h e i m b o l a n d e n . 1856-59 w a r er P f a r rer in Börrstadt, k a m a n s c h l i e ß e n d nach B e r g h a u s e n und lebte seit 1869 als f r e i e r Schriftsteller in S p e y e r . M i t seinen historischen R o m a n e n und N o v e l l e n ergriff B. w ä h r e n d des K u l t u r k a m p f s Partei f ü r d e n K a t h o l i z i s m u s . 1869 w u r d e er v o m B i s c h o f von S p e y e r o b der V e h e m e n z und P o l e m i k seiner S c h r i f t e n gerügt, 1872 von Papst Pius I X . zu s e i n e m W i r k l i c h e n G e h e i m e n K a m m e r h e r r n e r n a n n t . B . s Prosa (u. a. Eine Brautfahrt, 1864) w u r d e in viele S p r a c h e n übersetzt und fand u. a. in den U S A e i n e g r o ß e L e s e r g e m e i n d e . WEITERE WERKE: D i e A u f g e k l ä r t e n . M a i n z 1864. R e g e n s burg s 1 8 7 3 . - D i e S c h w a r z e n und die R o t e n . M a i n z 1868. R e g e n s b u r g 4 1 9 2 2 . - D i e U l t r a m o n t a n e n . 2 B d e . , Trier 1891. LITERATUR: L o r e n z W i n g e r t e r : B „ K. v. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 4 2 9 f.

Boldensele, Wilhelm von -> Wilhelm von Boldensele David Laurentius, evang. Theologe, * 4 . 2 . 1 6 8 3 Stargard, t 1738 S t a r g a r d . B. studierte in J e n a T h e o l o g i e und ü b e r n a h m 1703 bei d e r I n a u g u r a l d i s p u t a t i o n Christian —» W o l f f s an der U n i v . Halle die F u n k t i o n d e s R e s p o n d e n t e n . N a c h A b s c h l u ß seiner Studien an d e r U n i v . G r e i f s w a l d w u r d e er 1704 B a c c a l a u r e u s der T h e o l o g i e und f o l g t e e i n e m R u f als P a s t o r und P r ä p o situs der S y n o d e n a c h Wollin. In G r e i f s w a l d p r o m o v i e r t ,

Boltz k a m er 1710 als A r c h i d i a k o n an d i e M a r i e n k i r c h e in Stettin, w u r d e dort Prof. der T h e o l o g i e s o w i e d e r orientalischen S p r a c h e n a m G y m n a s i u m und schließlich H o f p r e d i g e r an der S c h l o ß k i r c h e . Seit seiner E r n e n n u n g z u m G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t e n von P r e u ß i s c h - P o m m e r n 1721 lebte er in Stargard. B. g a b u . a . ein G e s a n g b u c h (das s o g e n a n n t e B o l h a g e n s c h e ) heraus (1724). LITERATUR: H e r i n g : B „ D . In: A D B , Bd. 3, 1876, S. 105. B o l l , B e r n h a r d , eigentl. J o h a n n H e i n r i c h B., kath. T h e o loge, P h i l o s o p h , E r z b i s c h o f von Freiburg, * 7 . 6 . 1 7 5 6 Stuttgart, t 6 . 3 . 1 8 3 6 F r e i b u r g / B r e i s g a u . B. trat 1772 in d i e G e s e l l s c h a f t Jesu ein, w e c h s e l t e n a c h ihrer A u f h e b u n g 1776 zu d e n Z i s t e r z i e n s e r n nach S a l e m , w u r d e 1780 z u m Priester g e w e i h t und w a r D o z e n t der T h e o l o g i e und d e s K i r c h e n r e c h t s in S a l e m , 1798-1801 in T e n n e n b a c h . 1805 w u r d e er Prof. d e r P h i l o s o p h i e an der U n i v . Freiburg, 1809 M ü n s t e r p f a r r e r , 1810 bischöflicher D e k a n und K o m m i s s a r s o w i e apostolischer Protonotar. Seit 1827 w a r B. erster E r z b i s c h o f von Freiburg. Er schrieb u. a. Analysis iuris ecclesiae (1784). LITERATUR: E r w i n G a t z : Β., B . In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 6 3 - 6 5 . - Ders.: B . In: L T h K 3 , B d . 2, 1994, Sp. 5 6 0 f. - H e r i b e r t S m o l i n s k y : D e r l a n g e W e g z u m E r z b i s t u m Freiburg. In: Zerfall und W i e d e r b e g i n n . Festschrift für Friedhelm Jürgensmeier. Würzburg 2002, S. 4 1 5 - 4 2 6 . B o l l i g , J o h a n n , Jesuit, T h e o l o g e , Orientalist, * 2 3 . 8 . 1 8 2 1 Kelz (Rheinland), t 9 . 3 . 1 8 9 5 Rom. B. studierte in R o m , w u r d e z u m Priester g e w e i h t und trat 1853 in die G e s e l l s c h a f t Jesu ein. Seit 1855 w a r er Prof. der Orientalistik a m R ö m i s c h e n Kolleg und an der G r e g o r i a na in R o m , n a h m 1862-64 einen t h e o l o g i s c h e n L e h r a u f t r a g a m S e m i n a r in J a z i r ( L i b a n o n ) w a h r u n d kehrte d a n n nach R o m zurück. B. w a r K o n s u l t o r f ü r orientalische Riten und M i t g l i e d d e r V o r b e r e i t u n g s k o m m i s s i o n f ü r das Erste Vatikanische Konzil, an d e m er als päpstlicher T h e o l o g e teilnahm. Seit 1877 w a r er P r ä f e k t der Vatikanischen B i b l i o t h e k . B. v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Brevis Arabica chrestomathia in usum scholarum (1882). B o l l i g e r , Adolf, schweizer, evang. Theologe, Philosoph, * 1 2 . 4 . 1854 H o l z i k e n (Kt. A a r g a u ) , t 3 1 . 5 . 1931 Uerikon/Zürichsee. B. studierte T h e o l o g i e in Basel und H e i d e l b e r g , w a r seit 1875 L e h r e r an der B e z i r k s s c h u l e S c h ö f t l a n d und Schloß ein p h i l o s o p h i s c h e s S t u d i u m an d e r U n i v . L e i p z i g mit d e r P r o m o t i o n ab. 1878 habilitierte er sich an der U n i v . Basel f ü r P h i l o s o p h i e , w a r P r i v a t d o z e n t und ü b e r n a h m das Lehra m t f ü r d e u t s c h e S p r a c h e und Literatur an d e r R e a l s c h u l e . 1888-91 w a r er P f a r r e r in O b e r e n t f e l d e n , 1891-1905 Prof. der T h e o l o g i e in Basel und d a n a c h P f a r r e r der N e u m ü n s t e r g e m e i n d e in Zürich. B . v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Das Problem der Causalität. Ein philosophischer Versuch ( 1 8 7 8 ) , AntiKant oder Elemente der Logik, der Physik und der Ethik (Bd. 1, 1882), Markus, der Bearbeiter des MatthäusEvangeliums. Altes und Neues zur synoptischen Frage ( 1 9 0 2 ) und Drei ewige Lichter. Gott Freiheit, Unsterblichkeit als Gegenstände der Erkenntnis dargestellt ( 1903). WEITERE WERKE: B e i t r ä g e zur D o g m a t i k und Ethik. A a r a u 1890. - D i e W i l l e n s f r e i h e i t . E i n e n e u e A n t w o r t auf e i n e alte Frage. Berlin 1903. - Weltkrieg und Gottesreich. K o n s t a n z 2 1917. LITERATUR: Christian T a p p : B „ A. In: Β Β K L , Bd. 24, 2 0 0 5 , Sp. 3 1 0 - 3 1 2 . B o l l i u s , J o h a n n , e v a n g . T h e o l o g e , t nach 1617. N a c h d e m A u f s t a n d der N i e d e r l a n d e bildete sich E n d e des 16. Jh. in S t a d e e i n e w a l l o n i s c h e G e m e i n d e , der a u c h B.s F a m i l i e a n g e h ö r t e . 1577 w u r d e er in L e i d e n z u m Dr. theol.

p r o m o v i e r t . Vor 1585 w a r er P r e d i g e r der r e f o r m i e r t e n G e m e i n d e im p f ä l z i s c h e n F r a n k e n t h a l und a n s c h l i e ß e n d L e h r e r in S t a d e ; seit 1589 betreute er dort als Prediger die wallon i s c h e G e m e i n d e . B . s W i r k e n ist bis 1 6 1 6 / 1 7 n a c h w e i s b a r . 1619 z o g die G e m e i n d e g e s c h l o s s e n nach A l t o n a , w o ihr größere Religionsfreiheit zugesichert wurde. LITERATUR: Krause: B., J. In: A D B , Bd. 3, 1876, S. 111. B o l t , N i k i a u s , schweizer, e v a n g . T h e o l o g e , Schriftsteller, * 1 6 . 6 . 1864 Lichtensteig ( T o g g e n b u r g ) , t 2 6 . 2 . 1947 R i e h e n (Kt. Basel-Stadt). B. studierte seit 1883 an d e r e v a n g . P r e d i g e r s c h u l e in B a sel, w a n d e r t e 1887 n a c h N o r d a m e r i k a aus und g r ü n d e t e in St. Paul ( M i n n e s o t a ) e i n e d e u t s c h e p r e s b y t e r i a n i s c h e G e m e i n d e . Seit 1895 p r e d i g t e er in d e r d e u t s c h e n K o l o n i e C h i cago, k e h r t e 1901 w i e d e r in d i e S c h w e i z z u r ü c k und w i r k t e bis 1924 als P f a r r e r der d e u t s c h - e v a n g e l i s c h e n G e m e i n d e in L u g a n o . 1922-36 w a r B. i m A u f t r a g d e r F e l d p r e d i g e r G e s e l l s c h a f t S e e l s o r g e r in der Militärheilstätte N o v a g g i o . B.s k o n s e r v a t i v e , einer autoritären P ä d a g o g i k v e r b u n d e n e J u g e n d b ü c h e r ( u . a . Svizzero!, 1913) f a n d e n w e i t e Verbreitung und w u r d e n in z a h l r e i c h e S p r a c h e n übersetzt; seine L e b e n s e r i n n e r u n g e n v e r ö f f e n t l i c h t e er 1935 unter d e m Titel Wege und Begegnungen. WEITERE WERKE: H ü b e n und D r ü b e n (Briefe). B a s e l 1 9 0 1 . - P e t e r l i a m L i f t . Z ü r i c h 1907, 1 1 1955. - Allzeit bereit. Stuttgart 1916. - J o c h e m , der J u n g b u r s c h e . Z ü r i c h 1921. D e r E i d g e n o s s e von C i m a b e l l a . B a s e l 1939. - Hin zu G o t t (Gedichte). Basel 1945. LITERATUR: R e n é Teuteberg. B „ N . In: N D B , B d . 2, 1955, S. 4 3 4 . B o l t e , A d o l f , kath. T h e o l o g e , B i s c h o f von Fulda, * 1 5 . 1 1 . 1 9 0 1 H a n n o v e r , f 5 . 4 . 1974 U n t e r b e r n h a r d s / Rhön. D e r S o h n einer H a n d w e r k e r f a m i l i e studierte an d e n U n i v e r sitäten Freiburg und I n n s b r u c k s o w i e an der P h i l o s o p h i s c h T h e o l o g i s c h e n A k a d e m i e in P a d e r b o r n , w u r d e 1928 z u m Priester g e w e i h t und k a m als Vikar n a c h Dingelstedt. B . w a r seit 1931 P r ä f e k t d e s bischöflichen K n a b e n k o n v i k t s in Heiligenstadt, ü b e r n a h m 1935 das Vikariat an der dortigen Liebf r a u e n k i r c h e und w a r gleichzeitig Sekretär d e s B i s c h ö f l i c h e n K o m m i s s a r i a t s . Seit 1941 Propst, D e c h a n t und K o m m i s s a rius an d e r L i e b f r a u e n k i r c h e , w u r d e er 1945 Titularbischof von C i b i r a und W e i h b i s c h o f von Fulda, 1955 Kapitularvikar, 1959 B i s c h o f von F u l d a . Er w a r M i t g l i e d d e r K o m m i s s i o n f ü r d i e W e l t m i s s i o n b e i m Z w e i t e n Vatikanischen Konzil. LITERATUR: H . L e i n e w e b e r : A . B. ( 1 9 5 9 - 7 4 ) . In: D i e Fuld a e r Ä b t e und B i s c h ö f e . F r a n k f u r t / M a i n 1989, S. 183 ff. Josef P i l v o u s e k : B „ A . In: L T h K 3 , B d . 2, 1994, Sp. 566. B „ A . In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 9 4 5 - 2 0 0 1 ) , 2 0 0 1 , S. 2 2 8 f. B o l t e n , J o h a n n A d r i a n , e v a n g . T h e o l o g e , Historiker, * 11.9. 1742 S ü d e r s t a p e l ( S c h l e s w i g ) , ΐ 1 1 . 8 . 1807 A l t o n a (heute zu H a m b u r g ) . B. studierte in K o p e n h a g e n T h e o l o g i e und orientalische S p r a c h e n , w u r d e 1772 P r e d i g e r in W ö h r d e n ( S ü d e r d i t h m a r s c h e n ) und 1782 in A l t o n a . E r v e r f a ß t e z a h l r e i c h e regionalhistorische Studien zu D i t h m a r s c h e n und A l t o n a , d a r u n t e r die Dithmarsische Geschichte (4 Tie., 1781-88); e i n e autob i o g r a p h i s c h e Schrift erschien in seinen Historischen Kirchennachrichten von der Stadt Altona (Bd. 1, 1790). LITERATUR: H. R a t j e n : B., J. A . In: A D B , B d . 3, 1876, S. 113 f. B o l t z , Valentin, e v a n g . T h e o l o g e , Schriftsteller, * vor 1515 R u f a c h (Elsaß), t 2 6 . 7 . 1 5 6 0 B i n z e n ( B a d e n ) . B. w a r 1534 P f a r r e r in A l p i r s b a c h , 1535-39 in M a t t (Kt. G l a rus), w u r d e 1539 D i a k o n in T ü b i n g e n und 1540 P r ä d i k a n t in S c h o r n d o r f . Seit 1542 in der S c h w e i z tätig, w a r er 1547-55 S p i t a l p r e d i g e r in Basel. B.s v o l k s t ü m l i c h e Predigten g e g e n

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Boltzius Sittenlosigkeit und Laster waren nach zeitgenössischen Berichten vor allem bei den unteren Volksschichten beliebt. Er schrieb Dramen, darunter die Tragicocomoedia Sant Pauls bekerung (1551), Sitten- und Zeitsatiren, die älteste deutsche Terenz-Übersetzung sowie ein weitverbreitetes Buch zur Farbenherstellung (Farbbuoch oder Illuminierbuoch, 1549). WEITERE WERKE: Ölung Davidis. Basel 1554. - Der Welt Spiegel. Basel 1550, 2 1551. LITERATUR: V D 16, Β 6 5 1 6 - 6 5 2 7 . - A l f r e d Z ä c h : Β . , V . I n :

NDB, Bd. 2, 1955, S. 435 f. - Manfred Knedlik: Β., V. In: B B K L , Bd. 23, 2004, Sp.

107-109.

Boltzius, Johann Martin, * 15. 12. 1703 Forst (Niederlausitz), t 19.11.1765 Ebenezer (Georgia, USA). Zunächst Inspektor der Lateinschule der Halleschen Waisenhausanstalten, wurde B. 1733 zusammen mit Israel Christian Gronau Pastor der Salzburger Emigranten, die nach Nordamerika auswandern wollten. 1734 in Savannah (Georgia) angekommen, gründeten sie die Siedlung Ebenezer, deren weltliche und geistliche Führung B. bis zu seinem Tod innehatte. Er pflegte engen Kontakt zu Heinrich —»Mühlenberg. LITERATUR: Hermann Wellenreuther: B„ J. M. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1 6 7 8 . - C l a u s Bernet: B„ J. M. In: BBKL, Bd. 24, 2005, Sp. 312-347. Bolzano, Bernard, Philosoph, Mathematiker, Theologe, * 5. 10. 1781 Prag, t 18. 12. 1848 Prag. Die Bedeutung des oft „Böhmischer Leibniz" genannten B. für die Philosophie (scharfsinnige Kritik an Immanuel —> Kant und am Deutschen Idealismus), für die Mathematik und Logik (Vorwegnahme der Mengenlehre Georg Cantors, Einfluß auf die moderne Logik, etwa Edmund Husserl, Heinrich —> Scholz und auf den „Wiener Kreis", bis hin zu Alfred Tarski) wurde erst Jahrzehnte nach seinem Tod anerkannt und gewürdigt. B.s italienischer Vater war Kunsthändler, seine Mutter entstammte einer Prager Kaufmannsfamilie. Von 1791 bis 1796 besuchte er das Gymnasium der Piaristen, studierte seit 1796 Philosophie und Mathematik, von 1800 an auch Theologie an der Karls-Universität Prag. Hier hatte B. durch die Professoren Karl Heinrich Seibt und Johann Marian Mika den ersten Kontakt zur „Böhmischen Aufklärung". 1804 wurde er mit einer mathematischen Arbeit promoviert. Am 7.4.1805 ließ er sich zum Priester weihen; kurz darauf erfolgte die Promotion zum Doktor der Philosophie und noch im April 1805 die Ernennung zum provisorischen, 1806 zum ordentlichen Lehrer für Religionswissenschaften. Nicht nur seine brillanten Vorlesungen, sondern auch seine Erbauungsreden, die in großer Anzahl von Studenten und von Prager Bürgern besucht wurden, begründeten seinen Ruhm als Wortführer der „Böhmischen Aufklärung": In den Reden entfaltete er seine Ideen eines rational bestimmten Glaubens, aber auch seine Kritik an herrschenden sozialen Mißständen, verbunden mit Vorschlägen zu konkreten sozialen Reformen. Die Antwort der „Katholischen Restauration" war hart: B. wurde beschuldigt, häretische und staatsfeindliche Ideen zu verbreiten, und schließlich, mit kaiserlichem Dekret vom 24. 12.1819, aus dem Lehramt entlassen und unter Zensur gestellt. 1820 begann er mit der Arbeit an seinem monumentalen Hauptwerk, der Wissenschaftslehre. Sie ist, ausgehend von den Wahrheiten an sich, sein Grundlagenwerk der Logik, der Wissenschafts- und der Erkenntnistheorie. Seit 1823 wohnte er nur im Sommer, von 1830 bis 1841 das ganze Jahr über auf dem Gut der Familie Hoffmann in Tëchobuz (Südböhmen). Hier entstanden bzw. wurden vollendet: 1827 Athanasia, oder Gründe für die Unsterblichkeit der Seele, 1834 das Lehrbuch der Religionswissenschaft und endlich 1837 die Wissenschaftslehre. Alle diese Werke mußten die

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noch wirksame Zensur umgehen und erschienen nur anonym oder im Ausland (z.B. Sulzbach). WERKE: B. B.-Gesamtausgabe. Hrsg. von Eduard Winter, Jan Berg, Friedrich Kambartel, Jaromir Louzil, Bob van Rootselaar. Stuttgart-Bad Cannstatt 1969 ff. LITERATUR: Heinrich Fels: Β. B. Sein Leben, sein Werk. Leipzig 1929. - Jan Berg: B.'s logic. Stockholm 1962. Eduard Winter: Β. B. Ein Lebensbild. Stuttgart-Bad Cannstatt 1969. - Ursula Neemann: B. B.s Lehre von Anschauung und Begriff in ihrer Bedeutung für erkenntnistheoretische und pädagogische Probleme. Paderborn 1972. - Friedrich Kambartel: B. B.'s Grundlegung der Logik. Hamburg 1978. - Curt Christian (Hrsg.): B. B„ Leben und Wirkung. Wien 1981. - Jan Berg/Edgar Morscher: B.-Forschung 1989-1991. Sankt Augustin 1992. - Markus Textor: B.s Propositionalismus. Berlin/New York 1996. - Heinrich Ganthaler/Otto Neumaier (Hrsg.): B. und die österreichische Geistesgeschichte. Sankt Augustin 1997. - Jan Berg/Edgar Morscher (Hrsg.): B.-Forschung 1992-1998. Sankt Augustin 1999. Raphael Kaeser B o m h a r d , Georg Christian August, evang. Theologe, * 7.11. 1787 Schmalfelden bei Rothenburg, t 23.7.1869 Augsburg. B., Sohn eines Schulrektors, studierte 1804-07 Theologie in Erlangen und betrieb nebenher philologische Studien. 1812 erhielt er eine erste Pfarrstelle in Laubenzedel. Er veröffentlichte 1815 das Symposion, ein Gespräch über die Würde und Bestimmung der weiblichen Natur sowie eine Ubersetzung von Racines Athalie. Seit 1825 Diakon bei St. Jakob in Augsburg, übernahm B. 1829 in Vertretung eine Pfarrstelle in München, kehrte aber nach kurzem Aufenthalt wieder nach Augsburg zurück. 1832 wurde er Mitadministrator des von Stettenschen Töchterinstituts in Augsburg, 1840 Dekan. Zusammen mit seinem Bruder Heinrich prägte er mit seinen Beiträgen das Erscheinungsbild des von Christian Philipp Heinrich —»Brandt herausgegebenen „Homiletischliturgischen Korrespondenzblatts". B. genoß einen hervorragenden Ruf als Prediger. WEITERE WERKE: Predigten zur Feier des Jubelfestes d e r

Augsburger Confession. Augsburg 1831. - Beichtreden und einige Casualreden. Augsburg 1854. LITERATUR: August Speri: D. G. C. A. B. Ein Lebensbild aus der Zeit des Wiedererwachens der evangelischen Kirche in Bayern. München 1890. - Ders.: B., G. C. In: Lebensläufe aus Franken. Bd. 1. Hrsg. v. Anton Chroust. München/Leipzig 1919, S. 19-24. B o m m , Urbanus, Benediktiner, Abt von Maria Laach, Choralwissenschaftler, Kantor, * 28.6. 1901 Lobberich (Kr. Kempten), t 2. 10. 1982 Andernach. B. studierte seit 1920 kath. Theologie in Bonn und trat 1921 in das Kloster Maria Laach ein. Er legte 1923 die Profeß ab und wurde 1926 zum Priester geweiht. Ein zusätzliches Studium der mittelalterlichen Musikgeschichte in Göttingen Schloß B. 1928 mit der Promotion ab (Der Wechsel der Modalitätsbestimmung in der Tradition der Meßgesänge). 1932 kehrte er als Kantor und Chorleiter nach Maria Laach zurück; 1964-77 war er Abt des Klosters. Besondere Wirkung entfaltete B. als Musikwissenschaftler. Er unterrichtete als Lehrbeauftragter für Choral an den Konvikten in Bonn und gehörte den Liturgischen Kommissionen der deutschen Bischofskonferenz und seines Ordens an. Seit 1930 publizierte er regelmäßig Literaturberichte zur Gregorianik im „Jahrbuch (bzw. Archiv) für Liturgiewissenschaft". Auch gab er eine populäre Bearbeitung des lateinischen Missale heraus, das Volksmeßbuch (1927-72), auch „der Bomm" genannt. LITERATUR: Angelus Häußling: B„ U. In: LThK3, Bd. 2, 1994, Sp. 568. - Ders.: B„ U. In: MGG 2 P 3 (2000), S. 306f.

Bonifatius Bommelius,

Heinrich, a u c h B o m e l i u s , H. van B o m m e l , e v a n g . T h e o l o g e , D i c h t e r , * u m 1500 B o m m e l ( G e l d e r n ) , t 2 9 . 9 . 1570 D u i s b u r g . N a c h d e m S t u d i u m in D e v e n t e r , U t r e c h t und K ö l n und einer T ä t i g k e i t als L e h r e r in M o e r s w a r B. 1542-59 L e h r e r und P a s t o r in Wesel u n d zuletzt P a s t o r in D u i s b u r g . B . schrieb lateinische G e d i c h t e und ist w a h r s c h e i n l i c h der Verfasser d e r ersten b i b l i s c h - r e f o r m a t o r i s c h e n Ethik Summa der godliker scrifturen ( w o h l L e i d e n , 1523). LITERATUR: K r a f f t : B „ H. In: A D B , Bd. 3, 1876, S. 118 f.

Bone,

H e i n r i c h , kath. P ä d a g o g e , H y m n o l o g e , * 2 5 . 9 . 1813 D r o l s h a g e n (Westfalen), t 1 0 . 6 . 1893 H a t t e n h e i m . B. w a r z u n ä c h s t G y m n a s i a l l e h r e r in K ö l n und D ü s s e l d o r f , seit 1859 G y m n a s i a l d i r e k t o r in M a i n z . 1873 w u r d e er im Z u s a m m e n h a n g mit d e m K u l t u r k a m p f pensioniert. B . m a c h t e als Verfasser von L e s e b ü c h e r n und B e a r b e i t e r von K i r c h e n liedern auf sich a u f m e r k s a m . B e s o n d e r s sein G e s a n g b u c h Cantate ( 1 8 4 7 ) etablierte ihn als b e d e u t e n d e n K i r c h e n l i e d reformer. LITERATUR: T h e o H a m a c h e r : H. B., d a s „ C a n t a t e " und d i e E r n e u e r u n g d e s k a t h o l i s c h e n d e u t s c h e n K i r c h e n l i e d e s . In: M u s i c a Sacra 87 ( 1 9 6 7 ) S. 196-202. - M a r t i n Persch: B., H. In: L T h K \ B d . 2, 1994, Sp. 573.

Bonhoeffer,

Dietrich, e v a n g . T h e o l o g e , * 4 . 2 . 1 9 0 6 Breslau, t 9 . 4 . 1 9 4 5 Flossenbürg. B. w u r d e als sechstes von acht G e s c h w i s t e r n in einer g r o ß b ü r g e r l i c h e n F a m i l i e g e b o r e n . 1912 w u r d e d e r Vater als Prof. d e r P s y c h i a t r i e und N e u r o l o g i e n a c h Berlin b e r u f e n . B . studierte in T ü b i n g e n , R o m und Berlin T h e o l o g i e . A u f g r u n d der Arbeit Sanctorum communio. Eine Untersuchung zur Soziologie der Kirche w u r d e er 1927 in Berlin p r o m o v i e r t . N a c h e i n e m Vikariat in B a r c e l o n a w u r d e er 1928 A s s i s t e n t an der Berliner T h e o l o g i s c h e n Fakultät, w o er sich 1929 mit d e r U n t e r s u c h u n g Akt und Sein habilitierte. 1 9 3 0 / 3 1 v e r b r a c h t e er ein S t u d i e n j a h r in N e w York, u m d a n n , wied e r u m in Berlin, ein S t u d e n t e n p f a r r a m t und eine D o z e n t u r anzutreten. 1931 lernte er Karl —» B a r t h in B o n n k e n n e n . I m K a m p f d e r „ B e k e n n e n d e n K i r c h e " spielte er von A n b e g i n n e i n e w i c h t i g e R o l l e und sah sehr f r ü h d i e B e d e u t u n g der „ J u d e n f r a g e " (Vortrag April 1933: Die Kirche vor der Judenfrage). Von O k t o b e r 1933 an n a h m e r ein P f a r r a m t in L o n d o n w a h r . D e r noch j u n g e n ö k u m e n i s c h e n B e w e g u n g e n g v e r b u n d e n , hielt er im R a h m e n einer ö k u m e n i s c h e n K o n f e r e n z die b e k a n n t g e w o r d e n e F r i e d e n s r e d e auf F a n ö . 1935 z u m L e i t e r eines P r e d i g e r s e m i n a r s der B e k e n n e n d e n K i r c h e (seit Juni in F i n k e n w a l d e ) b e r u f e n , w i d m e t e er sich, bald a b g e d r ä n g t in d i e Illegalität ( „ S a m m e l v i k a r i a t e " ) , bis in die ersten K r i e g s j a h r e der A u s b i l d u n g von Vikaren. 1937 erschien Nachfolge ( u . a . A b w e i s u n g der „billigen G n a d e " ; „ N u r der G l a u b e n d e ist g e h o r s a m , und n u r der G e h o r s a m e g l a u b t " ) . I m S o m m e r 1939 k e h r t e er von e i n e m A m e r i k a a u f e n t h a l t zurück, wissend, d a ß die K a t a s t r o p h e b e v o r s t a n d . Seit 1939 arbeitete er in v e r s c h i e d e n e n A n l ä u f e n an einer „ E t h i k " , v e r s t a n d e n als c h r i s t o l o g i s c h e V e r a n t w o r t u n g s e t h i k . I n d e m er sich z u n e h m e n d in einer W i d e r s t a n d s g r u p p e im A m t d e r militärischen „ A b w e h r " unter A d m i r a l C a n a r i s engagierte, f ü h r t e er ein D o p p e l l e b e n : der V - M a n n d e r A b w e h r nutzte seine ö k u m e n i s c h e n K o n t a k t e u . a . zur U n t e r r i c h t u n g der westlichen R e g i e r u n g e n über d i e P l ä n e d e r d e u t s c h e n W i d e r s t a n d s b e w e g u n g . A m 17. 1. 1943 verlobte er sich mit M a r i a von W e d e m e y e r . A m 5 . 4 . 1 9 4 3 w u r d e er v e r h a f t e t . I m G e f ä n g n i s e n t s t a n d e n die 1951 in einer ersten F a s s u n g von E b e r h a r d —> B e t h g e unter d e m Titel Widerstand und Ergebung v e r ö f f e n t l i c h t e n B r i e f e , A u f z e i c h n u n g e n , G e d i c h t e etc. - in K i r c h e und T h e o l o g i e w i r k s a m g e w o r d e n w e g e n p r o g r a m m a t i s c h e r t h e o l o g i s c h e r N e u o r i e n t i e r u n g e n („nichtreligiöse Interpretation biblischer Texte", „ m ü n d i g e W e l t "

u. a.), n i c h t zuletzt a u c h w e g e n d e r von diesen B r i e f e n ausg e h e n d e n d i c h t e n Spiritualität. B. w u r d e im K o n z e n t r a t i o n s lager F l o s s e n b ü r g hingerichtet. D e r Z u s a m m e n k l a n g einer T h e o l o g i e von R a n g und gültiger L e b e n s e n t s c h e i d u n g bis z u m O p f e r des e i g e n e n L e b e n s verhalf s e i n e m Werk zu ö k u m e n i s c h e r W i r k u n g . Von zentraler B e d e u t u n g ist die Frage, „ w e r C h r i s t u s h e u t e f ü r u n s eigentlich ist". D a m i t v e r b i n d e t sich d i e F r a g e nach d e r „ O h n m a c h t G o t t e s in der Welt". M a ß g e b l i c h e n Anteil an d e r R e z e p t i o n der T h e o l o g i e B.s, d e s s e n N a m e bis 1945 n u r e i n e m relativ kleinen Kreis b e k a n n t war, hat sein F r e u n d und B i o g r a p h E b e r h a r d B e t h g e . B . s B e d e u t u n g f ü r die E i n i g u n g der Kirc h e n k ö n n t e in der E r i n n e r u n g d a r a n liegen, „ d a ß n u r in der W a h r h e i t E i n h e i t m ö g l i c h " sei. Ü b e r h a u p t w a r seine T h e o logie von d e m G r u n d s a t z b e s t i m m t : „ A n d e r W a h r h e i t s f r a g e e n t s c h e i d e t sich alles." Z a h l r e i c h e n a c h i h m b e n a n n t e Kirc h e n im d e u t s c h s p r a c h i g e n R a u m zeigen d i e Verehrung f ü r diesen M ä r t y r e r d e s 20. J a h r h u n d e r t s . WERKE: D . B. Werke. Hrsg. v. E b e r h a r d B e t h g e u . a . 1986 ff. - B r a u t b r i e f e Z e l l e 92. Dietrich B o n h o e f f e r - M a r i a von W e d e m e y e r 1943-1945. H r s g . v. R u t h - A l i c e von Bism a r c k / U l r i c h Kabitz. M ü n c h e n 1992. - W i d e r s t a n d und Erg e b u n g . B r i e f e und A u f z e i c h n u n g e n aus d e r H a f t . Hrsg. v. E b e r h a r d B e t h g e . M ü n c h e n 1 5 1994. LITERATUR: G e r h a r d K r a u s e : B., D . In: T R E , Bd. 7, 1981, S. 55-66. - E b e r h a r d B e t h g e : D . B. T h e o l o g e - Christ Z e i t g e n o s s e . M ü n c h e n f '1986. - C h r i s t i a n G r e m m e l s / J ü r g e n H e n k y s : B „ D. In: R G G 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1683-1685. Michael

Trowitzsch

Bonifatius,

eigentl. W i n f r y t h , * u m 6 7 2 / 6 7 5 bei E x e t e r (Wessex), t 5 . 6 . 7 5 4 bei D o k k u m (Friesland). D e r wohl einer w e s t s ä c h s i s c h e n G r u n d h e r r e n f a m i l i e ents t a m m e n d e W i n f r y t h , bereits als K n a b e z u m M ö n c h bes t i m m t , erhielt in den K l ö s t e r n E x e t e r u n d N u r s l i n g bei W i n c h e s t e r e i n e u m f a s s e n d e Bildung, e m p f i n g d i e Priesterw e i h e und galt schon bald als b e d e u t e n d e r L e h r e r und Prediger. D e m Ideal a s k e t i s c h e r H e i m a t l o s i g k e i t und a n g e l s ä c h s i s c h e m M i s s i o n s e i f e r f o l g e n d , verließ er - nach e i n e m erf o l g l o s e n M i s s i o n s v e r s u c h 7 1 6 in Friesland - E n g l a n d 7 1 8 endgültig, u m in d e r M i s s i o n auf d e m K o n t i n e n t zu wirken. D i e a n g e l s ä c h s i s c h e P e t r u s - P a p s t - V e r e h r u n g , die sein g e s a m t e s L e b e n s w e r k prägte, f ü h r t e ihn zuerst n a c h R o m , w o er von G r e g o r II. a m 1 5 . 5 . 7 1 9 einen M i s s i o n s a u f t r a g und (nach d e m Heiligen d e s Vortages) d e n N a m e n B. erhielt. Z u n ä c h s t bei den T h ü r i n g e r n , d a n n n e b e n Willibrord in Friesland tätig, w i r k t e B. seit 721 selbständig in H e s sen, d a s z w a r unter f r ä n k i s c h e r H e r r s c h a f t stand, a b e r noch w e i t g e h e n d heidnisch war. A m 3 0 . 1 1 . 7 2 2 w u r d e B. von G r e g o r II. z u m M i s s i o n s b i s c h o f o h n e f e s t e n Sitz g e w e i h t und leistete d e m Papst d e n f ü r d i e B i s c h ö f e d e r r ö m i s c h e n K i r c h e n p r o v i n z üblichen G e h o r s a m s e i d . Ein Schutzbrief d e s f r ä n k i s c h e n H a u s m e i e r s Karl Martell bildete den A u f t a k t f ü r e i n e d a u e r h a f t e K o o p e r a t i o n . In H e s s e n und T h ü r i n g e n erzielte B. bei der C h r i s t i a n i s i e r u n g des Volkes und d e m A u f b a u einer kirchlichen S t r u k t u r ( K l o s t e r g r ü n d u n g e n als S t u t z p u n k t e ) g r ö ß e r e E r f o l g e . D i e i h m bei d e r E r h e b u n g z u m M i s s i o n s e r z b i s c h o f 7 3 2 von G r e g o r III. a u f g e t r a g e n e G r ü n d u n g v o n B i s t ü m e r n scheiterte z u n ä c h s t a m W i d e r stand d e s f r ä n k i s c h e n E p i s k o p a t s . A u f d e r dritten R o m r e i s e 7 3 7 / 7 3 8 erhielt B. als L e g a t f ü r G e r m a n i e n den A u f t r a g , die K i r c h e in B a y e r n und A l e m a n n i e n zu organisieren, u n d g r e n z t e 7 3 9 d i e B i s t ü m e r Freising, P a s s a u , R e g e n s b u r g u n d S a l z b u r g ab; später ( 7 4 5 ? ) k a m Eichstätt hinzu. 741 erf o l g t e die Errichtung der m i t t e l d e u t s c h e n B i s t ü m e r W ü r z burg, B ü r a b u r g (bei Fritzlar) u n d E r f u r t . N a c h Karl Martells Tod (741) b e a u f t r a g t e n dessen S ö h n e K a r l m a n n und Pippin B. mit der R e f o r m d e r f r ä n k i s c h e n L a n d e s k i r c h e . T r o t z p r o g r a m m a t i s c h e r B e s c h l ü s s e einer R e i h e von R e f o r m s y n o d e n scheiterten w i c h t i g e Vorhaben ( E r n e u e r u n g d e r M e -

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Bonnus t r o p o l i t a n v e r f a s s u n g in N e u s t r i e n ; R ü c k g a b e e n t f r e m d e t e n K i r c h e n g u t e s ) a m W i d e r s t a n d des f r ä n k i s c h e n Adels. A u c h d i e Errichtung einer austrischen K i r c h e n p r o v i n z m i ß l a n g ; B. erhielt 7 4 6 das B i s t u m M a i n z , das nicht zur M e t r o p o l e erh o b e n w u r d e . Je e n g e r die B e z i e h u n g der K a r o l i n g e r z u m P a p s t t u m w u r d e , desto m e h r trat B. kirchenpolitisch in d e n H i n t e r g r u n d . Seit S o m m e r 7 5 3 w i d m e t e er sich w i e d e r d e r M i s s i o n in Friesland, w o er 7 5 4 bei e i n e m R a u b ü b e r f a l l d e n Tod f a n d . E r w u r d e in s e i n e m 7 4 4 g e g r ü n d e t e n L i e b l i n g s kloster F u l d a beigesetzt. B. gehört zu den b e d e u t e n d s t e n Gestalten der K i r c h e n g e schichte. Er b r a c h t e d i e M i s s i o n der R a n d g e b i e t e d e s Frank e n r e i c h e s , H e s s e n und T h ü r i n g e n , zu e i n e m g e w i s s e n A b schluß, wirkte an der inneren E r n e u e r u n g der f r ä n k i s c h e n Kirche m a ß g e b l i c h mit und schuf e i n e K i r c h e n o r g a n i s a t i o n , d i e in w e s e n t l i c h e n Teilen ( B a y e r n ) erhalten g e b l i e b e n ist. D i e von i h m g e g r ü n d e t e n Klöster vermittelten d e m Frank e n r e i c h d i e B i l d u n g s t r a d i t i o n seiner H e i m a t und legten damit einen w i c h t i g e n G r u n d s t e i n f ü r das „christliche A b e n d land". D a s f o l g e n r e i c h s t e E r g e b n i s seiner W i r k s a m k e i t w a r d i e e n g e B e z i e h u n g , d i e B. z w i s c h e n d e m P a p s t und d e m f r ä n k i s c h e n Reich a n k n ü p f t e u n d d i e f ü r d e n w e i t e r e n Verlauf d e r mittelalterlichen G e s c h i c h t e b e s t i m m e n d w u r d e . LITERATUR: T h e o d o r S c h i e f f e r : W i n f r i d - B o n i f a t i u s und d i e christliche G r u n d l e g u n g E u r o p a s . D a r m s t a d t 2 1 9 7 2 . - KurtUlrich J ä s c h k e : B . (Winfrith). In: T R E , B d . 7, 1981, S. 69-74. - Josef S e m m l e r : B . ( W i n f r i d ) . In: L e x M A , B d . 2, 1983, S. 4 1 7 - 4 2 0 . - L u t z E. von P a d b e r g : W y n f r e t h B o n i f a t i u s . W u p p e r t a l 1989. Hans Schneider B o n n u s , H e r m a n n , eigentl. H ä r m e n , a u c h B u n n u s , B o n nius, luth. T h e o l o g e , H e r a u s g e b e r , * 1504 Q u a k e n b r ü c k bei O s n a b r ü c k , t 1 2 . 2 . 1548 L ü b e c k . B., S o h n eines R a t s h e r r n in Q u e d l i n b u r g , studierte seit 1523 in W i t t e n b e r g u . a . bei —»Melanchthon, w u r d e 1525 L e h rer in G r e i f s w a l d und 1528 P r i n z e n e r z i e h e r in d ä n i s c h e n D i e n s t e n in G o t t o r p . 1530 k a m er als erster R e k t o r d e r n e u g e g r ü n d e t e n L a t e i n s c h u l e n a c h L ü b e c k und w u r d e im f o l g e n d e n J a h r erster S u p e r i n t e n d e n t der d u r c h J o h a n n e s —> B u g e n h a g e n r e f o r m i e r t e n H a n s e s t a d t . 1543 arbeitete er e i n e e v a n g . K i r c h e n - und S c h u l o r d n u n g f ü r d i e Stadt und d a s H o c h s t i f t O s n a b r ü c k aus. B. w a r M i t a r b e i t e r a m M a g d e b u r g e r G e s a n g b u c h von 1543, H e r a u s g e b e r d e s L ü b e c k e r G e s a n g b u c h s von 1545 und schrieb u . a . d i e Chronika der vornemlikesten geschickte unde händel der kaiserliken Stadt Lübeck (1539). WEITERE WERKE: E i n e k ö r t e Vorvartinge d e r christliken L e r e v n d e d e r v ö r n e m e s t e n f r a g e s t ü c k e , so unter d e m E v a n gelio g e m e n l i k e n vörvallen. M a d g e b u r g 1539. - F a r r a g o p r a e c i p u o r u m e x e m p l o r u m d e A p o s t o l i s , M a r t y r i b u s , Episcopis et Sanctis Patribus. S c h w ä b i s c h Hall 1539. - E n n a rationes succinctae. Basel 1571. LITERATUR: V D 16, Β 6 6 1 9 - 6 6 4 1 . - Olof A h l e r s : Β., H . In: N D B , B d . 2, 1955, S. 4 4 8 f. - Petra S a v v i d i s : Η . B . L ü b e c k 1992. - F r i e d h e l m K r ü g e r : Β., H . In: L T h K \ Bd. 2, 1994, Sp. 5 8 7 f. - T h o m a s S c h m i d t - B e s t e / ( G e o r g Karstädt): Β., H . In: M G G 2 P , Bd. 3, 2 0 0 0 , Sp. 3 5 2 f. - H a n s - C h r i s t i a n Müller: Β., H. In: N G r o v e D , Bd. 3, 2 2 0 0 1 , S. 870.

Bonstetten,

A l b r e c h t v o n , H u m a n i s t , * u m 1442 U s t e r (Kt. Z ü r i c h ) , t vor 1505 E i n s i e d e l n . B . trat v o r 1454 in d a s Kloster E i n s i e d e l n ein, w o sein O h e i m G e r o l d von H o h e n s a x F ü r s t a b t war, studierte d i e A r t e s liberales in Freiburg ( 1 4 6 6 ) und B a s e l ( 1 4 6 6 - 6 8 ) s o w i e k a n o n i s c h e s R e c h t in P a v i a ( 1 4 7 1 - 7 4 ) ; 1469 w u r d e er D e k a n in E i n s i e d e l n , 1474 z u m Priester g e w e i h t . Er pflegte K o n t a k t e zu H u m a n i s t e n k r e i s e n , d a r u n t e r zu N i k l a s von W y l e , s o w i e zu K a i s e r Friedrich III. (der ihn 1482 z u m H o f p f a l z g r a f e n und H o f k a p l a n e r n a n n t e ) und M a x i m i l i a n I. (der ihn 1498

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z u m D o k t o r b e i d e r R e c h t e p r o m o v i e r t e ) . B. schrieb histor i o g r a p h i s c h e W e r k e , d i e er t e i l w e i s e selbst ins D e u t s c h e übertrug ( u . a . Beschreibung der Kriege Herzog Karls des Kühnen von Burgund, 1477), s o w i e h a g i o g r a p h i s c h e A r b e i ten, u. a. ü b e r —> Ida von T o g g e n b u r g und —> N i k o l a u s von Flüe. LITERATUR: R i c h a r d N e w a l d : B . In: N D B , B d . 2, 1955, S. 4 5 0 . B o n u s , Arthur, P s e u d . Fritz B e n t h i n , F r a n z B r a n d , e v a n g . T h e o l o g e , Schriftsteller, * 21. 1. 1864 N e u - P r u s s y (Westp r e u ß e n ) , t 9 . 4 . 1 9 4 1 B i s c h o f s t e i n bei L e n g e n f e l d . B. studierte in Berlin T h e o l o g i e und w a r seit 1893 P f a r r e r in einer Vorstadt von L u c k e n w a l d e , später in G r o ß - M u c k r o w (Niederlausitz). N a c h e i n e m s c h w e r e n Unfall w u r d e er 1904 in den R u h e s t a n d entlassen. B. zog n a c h D r e s d e n , lebte 1906-14 bei Florenz, 1914-21 bei M ü n c h e n und zuletzt in B i s c h o f s t e i n . 1917-21 w a r er R e d a k t e u r d e s „ K u n s t w a r t s " . In seinen P u b l i k a t i o n e n ( u . a . Deutscher Glaube, 1897) propagierte er e i n e v ö l k i s c h orientierte Kirche. WEITERE WERKE: Z w i s c h e n d e n Zeilen. Heilbronn 1895, 4 1 9 0 0 . - Von S t ö c k e r zu N a u m a n n . Ein Wort zur G e r m a n i s i e r u n g des C h r i s t e n t u m s . H e i l b r o n n 1896. - D e r G o t t s u cher. H y m n e n und G e d i c h t e . H e i l b r o n n 1898. - R e l i g i o n als Wille. G r u n d l e g e n d e s zur n e u e n F r ö m m i g k e i t . J e n a 1915. Von Tod und T a p f e r k e i t . N e u e B e s i n n u n g e n Uber d e u t s c h e n G l a u b e n . W e i m a r 1938. LITERATUR: R a i n e r L ä c h e l e : G e r m a n i s i e r u n g d e s C h r i s t e n t u m s - H e r o i s i e r u n g Christi. A . B . - M a x B e w e r - Julius B o d e . In: V ö l k i s c h e R e l i g i o n und Krisen d e r M o d e r n e . Hrsg. v. S t e f a n i e von S c h n u r b e i n / J u s t u s Ulbricht. W ü r z b u r g 2 0 0 1 , S. 165-183.

Bonwetsch,

(Gottlieb) N a t h a n a e l , e v a n g . T h e o l o g e , * 17.2.1848 Norka (Gouvernement Saratow, Rußland), t 1 8 . 7 . 1 9 2 5 Göttingen. N a c h d e m S t u d i u m der G e s c h i c h t e und T h e o l o g i e an der U n i v . D o r p a t ( 1 8 6 6 - 7 0 ) w u r d e B. 1871 P r ä p o s i t u r a d j u n k t der Bergseite d e r W o l g a , setzte s e i n e S t u d i e n 1 8 7 4 / 7 5 in G ö t t i n g e n f o r t u n d k a m a n s c h l i e ß e n d als P a s t o r a l a d j u n k t nach N o r k a . I m W i n t e r s e m e s t e r 1 8 7 7 / 7 8 studierte er in B o n n , habilitierte sich 1878 in D o r p a t und w u r d e dort 1883 o . P r o f . der K i r c h e n g e s c h i c h t e ; 1891 w e c h s e l t e er als O r d i n a r i u s n a c h G ö t t i n g e n . B. arbeitete h a u p t s ä c h l i c h zur D o g m e n g e s c h i c h t e der A l t e n K i r c h e (Grundriß der Dogmengeschichte, 1909); er edierte und k o m m e n t i e r t e d i e W e r k e d e s M e t h o d i u s von O l y m p o s und d e s H i p p o l y t . WEITERE WERKE: D i e G e s c h i c h t e d e s M o n t a n i s m u s . E r l a n g e n 1881. H i l d e s h e i m 1972. - D i e A p o k a l y p s e A b r a h a m s . L e i p z i g 1897. N a c h d r . A a l e n 1972. - D i e T h e o l o g i e d e s M e t h o d i u s von O l y m p u s . Berlin 1903. N a c h d r . N e n d e l n 1970. LITERATUR: Ernst Wolf: B „ G. N . In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 4 5 1 . - E k k e h a r d M ü h l e n b e r g : B „ G . N . In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 1691. B o n z e l , M a r i a T h e r e s i a , T a u f n a m e : R e g i n a C h r i s t i n a Wilh e l m i n e , O r d e n s g r ü n d e r i n , * 1 7 . 9 . 1830 O l p e , f 6 . 2 . 1905 Olpe. D i e T o c h t e r eines K a u f m a n n s w u r d e bei d e n U r s u l i n e n in K ö l n e r z o g e n u n d trat f r ü h in d e n Dritten O r d e n d e s hl. F r a n z von Assisi ein. 1859 g e h ö r t e sie z u m Kreis einer von karitativ e n g a g i e r t e n j u n g e n F r a u e n in O l p e g e g r ü n d e t e n religiösen G e m e i n s c h a f t , d i e sich 1863 in d i e beiden f r a n ziskanischen K o n g r e g a t i o n e n „ A r m e F r a n z i s k a n e r i n n e n von der e w i g e n A n b e t u n g " und „ A r m e F r a n z i s k a n e r i n n e n von d e n heiligen H e r z e n Jesu u n d M a r i a s " aufteilte. B. blieb bis zu i h r e m L e b e n s e n d e G e n e r a l o b e r i n . Ihr S e l i g s p r e c h u n g s p r o z e ß ist eingeleitet. LITERATUR: Karl S u s o F r a n k : Β., Μ . T. In: L T h K 3 , B d . 2, 1994, Sp. 590.

Bornewasser Boos,

M a r t i n , kath. T h e o l o g e , * 25. 12. 1762 H u t t e n r i e d bei A u g s b u r g , t 2 9 . 8 . 1 8 2 5 S a y n bei N e u w i e d . B. studierte T h e o l o g i e in Dillingen, u . a . bei J o h a n n M i c h a e l —> Sailer, und w u r d e 1787 z u m Priester g e w e i h t . Als P r e d i g e r einer G e m e i n s c h a f t von „ E r w e c k t e n B r ü d e r n " e r r e g t e er bald so g r o ß e s A u f s e h e n , d a ß d a s A u g s b u r g e r O r d i n a r i a t 1799 einen P r o z e ß g e g e n ihn anstrengte, nach d e m er vier M o n a t e in das K o r r e k t i o n s h a u s in G ö g g i n g e n eingesperrt w u r d e . A u f F ü r s p r a c h e Sailers ü b e r n a h m d e r B i s c h o f von L i n z , J o s e p h A n t o n —>Gall, B. in seine D i ö z e s e , w o er 1806 P f a r r e r in G a l l n e u k i r c h e n w u r d e . N a c h e r n e u t e n Konflikten w u r d e er 1817 R e l i g i o n s l e h r e r in D ü s s e l d o r f , 1819 P f a r r e r in S a y n . B. w a r neben J o h a n n e s E v a n g e l i s t a - » G o ß n e r e i n e der h e r a u s r a g e n d e n G e s t a l t e n des s ü d d e u t s c h e n kath. P i e t i s m u s . Er schrieb u. a. e i n e von G o s s n e r unter d e m Titel Martin Boos, der Prediger der Gerechtigkeit 1826 h e r a u s g e g e b e n e Autobiographie. LITERATUR: H a n s G r a ß l : B „ M . In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 4 5 2 . - H i l d e b r a n d Dussler: M . B. In: L e b e n s b i l d e r aus d e m B a y e r i s c h e n S c h w a b e n . B d . 6. Hrsg. v. G ö t z Frh. von Pölnitz. M ü n c h e n 1958, S. 4 0 6 - 4 2 1 . - Ders. : J o h a n n M i c h a e l F e n e b e r g und d i e A l l g ä u e r E r w e c k u n g s b e w e g u n g . K e m p t e n 1959. - G e o r g S c h w a i g e r : J o h a n n M i c h a e l Sailer und seine Zeit. M ü n c h e n / Z ü r i c h 1982, S. 56-62. - Friedrich W i l h e l m B a u t z : B „ M . In: B B K L , Bd. 1, 1990, S p . 6 9 9 - 7 0 1 . - G e o r g S c h w a i g e r : B „ M . In: L T h K 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 5 9 0 . - F r a n z X a v e r B i s c h o f : B „ M . In: R G G 4 , B d . 1, 1998, S p . 1694.

Bora,

K a t h a r i n a von, * 29. 1 . 1 4 9 9 L i p p e n d o r f bei Leipzig, t 20. 1 2 . 1 5 5 2 Torgau. B. verlor 1505 ihre M u t t e r , e i n e v e r a r m t e Adlige, und w u r d e zur N o n n e b e s t i m m t . Sie k a m in das Kloster B r e h n a , 1 5 0 9 / 1 0 in das Z i s t e r z i e n s e r i n n e n k l o s t e r M a r i e n thron in N i m b s c h e n . M i t der r e f o r m a t o r i s c h e n B e w e g u n g und —»Luthers S c h r i f t e n b e k a n n t , e n t s c h l o ß sie sich, d a s Kloster zu verlassen, und floh mit elf a n d e r e n N o n n e n nach W i t t e n b e r g , w o ihr die F a m i l i e P h i l i p p R e i c h e n b a c h s Z u flucht g e w ä h r t e . 1525 f a n d d i e E h e s c h l i e ß u n g mit L u t h e r statt, mit d e m sie in einer m e h r als z w a n z i g j ä h r i g e n E h e verb u n d e n war. Sie g e b a r sechs K i n d e r , von d e n e n zwei f r ü h starben. N a c h L u t h e r s T o d k ä m p f t e B. e r f o l g r e i c h u m die V o r m u n d s c h a f t ihrer K i n d e r und floh w ä h r e n d des S c h m a l kaldischen K r i e g s n a c h M a g d e b u r g und B r a u n s c h w e i g . Sie starb in T o r g a u w ä h r e n d d e r W i t t e n b e r g e r P e s t e p i d e m i e von 1552 und liegt dort a u c h b e g r a b e n . LITERATUR: O s k a r T h u l i n : Β., Κ. V. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 4 5 4 . - Ernst K r o k e r : K. v. B. Berlin 1 5 1980. - I n g e l o r e M . Winter: K. v. B. D u s s e l d o r f 1990. - U t e G a u s e : B „ K. In: L T h K 3 , Bd. 2, 1994, S p . 591 f. - M a r t i n H . J u n g : B „ K. In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 1695 f. - M a r t i n Treu: K. v. B , d i e Lutherin. A u f s ä t z e anläßlich ihres 500. G e b u r t s t a g e s . Wittenberg 1999. - M a i k e V o g t - L ü e r s s e n : K. v. B. M a r t i n L u thers Frau. M a i n z - K o s t h e i m 2 0 0 2 .

Boranga,

Karl von, Jesuit, M i s s i o n a r , * 8 . 7 . 1 6 4 0 W i e n , t A u g u s t / S e p t e m b e r 1684 R o t a ( M i k r o n e s i e n ) . B. diente als Feldgeistlicher im T ü r k e n k r i e g ; 1678 reiste er mit 16 w e i t e r e n M i s s i o n a r e n n a c h S p a n i e n und von dort n a c h M e x i k o . 1681 erreichte er die M a r i a n e n . Bei einer R e b e l l i o n der E i n g e b o r e n e n w u r d e er tödlich v e r w u n d e t ; seine sterblichen U b e r r e s t e w u r d e n 1702 n a c h W i e n ü b e r f ü h r t und in der G r u f t der alten J e s u i t e n k i r c h e beigesetzt.

Bornefeld,

H e l m u t , K o m p o n i s t , * 14. 1 2 . 1 9 0 6 Stuttgart, t 11.2.1990 Heidenheim/Brenz. N a c h Klavier- und K o m p o s i t i o n s s t u d i e n in Stuttgart w u r d e B. C h o r l e i t e r in E ß l i n g e n . 1937-71 w a r er K a n t o r und O r g a nist in H e i d e n h e i m / B r e n z , w o er 1952 z u m K i r c h e n m u s i k direktor e r n a n n t w u r d e und sich als R e f o r m a t o r der n e u e -

ren e v a n g . K i r c h e n m u s i k erwies. A n r e g u n g e n von H u g o —»Distler u n d Carl Orff sind in seinen W e r k e n verarbeitet. I m M i t t e l p u n k t seines S c h a f f e n s steht das Choralwerk ( 1 9 3 0 - 6 4 ) , e i n e nach d e m K i r c h e n j a h r g e o r d n e t e S a m m l u n g von C h o r a l b e a r b e i t u n g e n . B. k o m p o n i e r t e a u c h L i e d e r und O r g e l w e r k e ; er v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Orgelbau und neue Orgelmusik (1952). WEITERE WERKE: M e m o r a n d u m 1982. Z u m e i n e r L e b e n s arbeit f ü r Orgel und O r g e l m u s i k . H e i d e n h e i m / B r e n z 1982. LITERATUR: J ü r g e n S c h w a b / L u t z Jürgen L ü b k e : B . - O r g e l n . Kassel 1987. - J o a c h i m S a r w a s : H. B. Studien zu s e i n e m C h o r a l w e r k mit e i n e m Verzeichnis seiner W e r k e . F r a n k f u r t / M a i n u. a. 1991. - K l a u s K i r c h b e r g / ( R i c h a r d B a u m ) : B., H. In: M G G 2 P , B d . 3, 2 0 0 0 , Sp. 4 1 9 - 4 2 2 . - K l a u s Kirchberg: B „ H . In: N G r o v e D , Bd. 3, 2 2 0 0 1 , S. 9 0 4 f.

Bornemann,

Wilhelm, evang. Theologe, * 2 . 3 . 1 8 5 8 L ü n e b u r g , t 3 0 . 6 . 1946. B. studierte an d e n Universitäten G ö t t i n g e n und Leipzig T h e o l o g i e , w u r d e 1882 I n s p e k t o r d e s T h e o l o g i s c h e n Stifts und habilitierte sich 1884 an der U n i v . G ö t t i n g e n . 1886 w u r d e er Prof. und geistlicher I n s p e k t o r d e s Klosters U n s e rer L i e b e n F r a u e n in M a g d e b u r g , 1898 o. Prof. der K i r c h e n g e s c h i c h t e u n d Praktischen T h e o l o g i e an d e r U n i v . Basel. 1902 ü b e r n a h m er die Pfarrei St. Nikolai in F r a n k f u r t / M a i n , w u r d e 1906 S e n i o r d e s dortigen e v a n g e l i s c h - l u t h e r i s c h e n P r e d i g e r m i n i s t e r i u m s , 1920 Präsident der e v a n g . L a n d e s k i r c h e n v e r s a m m l u n g und 1922 Prof. der Praktischen T h e o l o g i e in F r a n k f u r t . B. zählte z u m Kreis u m Adolf von —> H a r n a c k , w a r M i t b e g r ü n d e r der „Christlichen W e l t " und s c h r i e b u. a. Konfuzius, seine Persönlichkeit und seine Grundanschauungen ( 1 9 1 2 , 3 1 9 2 2 ) . WEITERE WERKE: Unterricht i m C h r i s t e n t u m . G ö t t i n g e n 1891, 2 1 8 9 3 . - D e r Streit u m das A p o s t o l i k u m . M a g d e b u r g 1893. - M e l a n c h t h o n als S c h u l m a n n . M a g d e b u r g 1897. D i e Bibel und d i e M i s s i o n . H e i d e l b e r g 1901. - E i n f ü h r u n g in die e v a n g e l i s c h e M i s s i o n s k u n d e im A n s c h l u ß an die B a s ler M i s s i o n . T ü b i n g e n 1902. LITERATUR: Friedrich W . B a u t z : B „ W . In: B B K L , B d . 1, 1990, Sp. 704. B o r n e w a s s e r , F r a n z R u d o l f , B i s c h o f von Trier, * 1 2 . 3 . 1 8 6 6 R a d e v o r m w a l d , t 2 0 . 1 2 . 1951 Trier. B. w a n d t e sich n a c h d e m J u r a s t u d i u m an den Universitäten M a r b u r g u n d B o n n d e m L e h r e r b e r u f zu, bis er 1891 d a s T h e o l o g i e s t u d i u m in B o n n und im P r i e s t e r s e m i n a r von Köln a u f n a h m . 1894 e m p f i n g er d i e P r i e s t e r w e i h e und w u r d e D o m v i k a r in Köln, 1896 R e k t o r in W ü l f r a t h , 1899 Direktor d e s G r e g o r i u s h a u s e s in A a c h e n , 1909 P f a r r e r in Elberfeld, 1914 in H a s s e l s w e i l e r und 1915 zugleich D e c h a n t d e s D e k a n a t s Jülich. Seit 1916 w a r B. Prof. der Pastoraltheologie und S u b r e g e n s a m K ö l n e r P r i e s t e r s e m i n a r , w u r d e 1921 S t i f t s p r o p s t a m L i e b f r a u e n m ü n s t e r in A a c h e n und 1922 Bischof von Trier. Sein E p i s k o p a t w a r u . a . b e s t i m m t von der S a a r f r a g e , in der er f ü r d e n A n s c h l u ß an D e u t s c h l a n d optierte und eintrat. I m M ä r z 1944 erhielt B . von P a p s t Pius XII. den p e r s ö n l i c h e n Titel eines E r z b i s c h o f s . WERKE: St. Elisabeth. G e b e t - und B e t r a c h t u n g s b ü c h l e i n . Von e i n e m Priester d e r E r z d i ö z e s e K ö l n . Essen 1897. St. A n t o n i u s . Ein G e b e t s - und B e t r a c h t u n g s b ü c h l e i n . Essen 1898. - F e l s im S t u r m . P r e d i g t e n und H i r t e n b r i e f e . H r s g . v. A l b e r t Heintz. 2 Bde., Trier 1969. LITERATUR: E d u a r d Hegel: B., F. R. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 470. - Alois T h o m a s : B „ F. R. In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 65-67. - Ders.: K i r c h e unter d e m H a k e n k r e u z . Trier 1992. - Josef S t e i n b r u c k : B., F. R. In: L T h K 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 596. - M a r t i n Persch: B „ F. R. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 9 4 5 - 2 0 0 1 ) , 2 0 0 1 , S. 5 4 5 - 5 4 7 .

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Bornhäuser B o r n h ä u s e r , Karl Bernhard, evang. Theologe, * 1 9 . 5 . 1 8 6 8 Mannheim, t 2 7 . 3 . 1947 Marburg/Lahn. Der Sohn eines Gastwirts studierte an den Universitäten Halle und Greifswald, übernahm 1890 in Sinsheim, 1892 in Karlsruhe ein geistliches Amt und war seit 1894 Divisionspfarrer in Rastatt. 1902 wurde er a. o.Prof. der praktischen Theologie in Greifswald, 1905 in Halle und 1907 in Marburg o.Prof., wo er bis 1911 auch Systematische Theologie lehrte. Mit Erich —> Schaeder, Wilhelm —> Lütgen und Julius Kögel bildete B. den Kreis der „Biblizisten"; er veröffentlichte u. a. Das Wirken des Christus durch Taten und Worte (1921). WEITERE WERKE: Das Recht des Bekenntnisses zur Auferstehung des Fleisches. Gütersloh 1899. - Die Vergottungslehre des Athanasius und des Johannes Damascenus. Gütersloh 1903. - Die Bergpredigt. Gütersloh 1923, 2 1927. - Die Leidens- und Auferstehungsgeschichte Jesu. Gütersloh 1947. B o r n h a u s e n , Karl (Eduard), evang. Theologe, Philosoph, * 19.11. 1882 Frankfurt/Main, t 2 2 . 7 . 1 9 4 0 Frankfurt/ Main. B., Sohn eines Kaufmanns, hörte zunächst Vorlesungen in Lausanne, studierte dann evang. Theologie und Philosophie in Marburg, Berlin und Heidelberg, u.a. bei Wilhelm Herrmann und Hermann —> Cohen, und wurde 1906 in Heidelberg zum Lizentiaten der Theologie promoviert (Die Ethik Pascals). 1910 habilitierte er sich in Marburg für systematische Theologie. Eine Reise in die U S A 1911 (Religion in Amerika. Beiträge zu ihrem Verständnis, 1914) regte B. 1913 zur Gründung eines Seminars zum Studium amerikanischer Religionsverhältnisse in Marburg an („Theologische Amerika-Bibliothek"). 1920 wurde er o.Prof. für Religionsphilosophie und systematische Theologie in Breslau, 1934 in Frankfurt/Main. B. trat vor 1933 in die N S D A P ein. Er veröffentlichte u.a. Pascal (1920), Der Erlöser. Seine Bedeutung in Geschichte und Glauben (1926), Die Offenbarung. Über die Verbindung von Gott und Mensch in der Zeit (1928), Schöpfung. Wandel und Wesen der Religion (1930) und Fünffaltige Religion (1932). WEITERE WERKE: Der religiöse Wahrheitsbegriff in der Philosophie Rudolf Euckens. Göttingen 1910. - Die geschichtsphilosophischen Grundlagen des Glaubens. Leipzig 1914. Gottesfrieden. Reden über Religion aus Krieg und Gefangenschaft. Tübingen 1919. - Wandlungen in Goethes Religion. Ein Beitrag zum Bunde von Christentum und Idealismus. Berlin 1923. - Vom christlichen Sinn des deutschen Idealismus. Gotha 1924. - Der deutsche Staatsbürger, sein Wesen und seine Aufgabe. Leipzig 1924. - Deutscher Volksglaube in der Nordmark. Weimar 1938. LITERATUR: Manfred Marquardt: Κ. B. (1882-1940). In: Ellert Herms/Joachim Ringleben (Hrsg.): Vergessene Theologen des 19. und 20. Jahrhunderts. Studien zur Theologiegeschichte. Göttingen 1984, S. 104-126. - Matthias Wolfes: B „ K. E. In: BBKL, Bd. 15, 1999, Sp. 264-286.

Bornhauser,

Thomas, reformierter Theologe, schweizer. Politiker, Schriftsteller, * 2 6 . 5 . 1799 Weinfelden (Kt. Thurgau), t 9 . 3 . 1 8 5 6 Müllheim (Kt. Thurgau). Der Sohn eines Bäckers und Krämers studierte Theologie in Zürich, wurde 1822 Pfarrer in seinem Heimatkanton und 1824 Pfarrer in Matzingen. Beeinflußt von den Ideen der Aufklärung und der Französischen Revolution, begann er sich für die Verwirklichung freiheitlicher Postulate und die Abschaffung der aristokratischen Regierung des Kantons Thurgau einzusetzen. Eine von ihm im Oktober 1830 einberufene Volksversammlung in Weinfelden leitete den liberalen Umschwung in mehreren Kantonen ein. B. schrieb für liberale Zeitschriften und war Mitherausgeber des „Wächters" in Weinfelden. Seit 1831 Pfarrer in Arbon, trat er seit 1836 als Mitglied des Verfassungsrats für die Aufhebung der

166

thurgauischen Klöster ein. B. wurde 1849 Präsident des Verfassungsrats. Er schrieb Lieder und Gedichte (Lieder, 1832) sowie ein Lehrgespräch Uber das Wesen des republikanischdemokratischen Staates (Andreas Schweizbart und Treuherz, 1834, 3 1835). LITERATUR: Wartmann: B„ T. In: A D B , Bd. 3, 1876, S. 175.

Bornkamm,

Günther, evang. Theologe, * 8 . 1 0 . 1 9 0 5 Görlitz, t 1 8 . 2 . 1 9 9 0 Heidelberg. Der Sohn eines Pfarrers und Bruder von Heinrich —»B. studierte Theologie und Philosophie, wurde 1930 als Schüler von Rudolf —> Bultmann in Marburg promoviert, habilitierte sich 1934 in Königsberg und lehrte 1936 in Heidelberg. Nachdem ihm wegen seiner Zugehörigkeit zur Bekennenden Kirche die Lehrbefugnis entzogen worden war, war er 1937-39 Pfarrer und Dozent an der Theologischen Schule in Bethel, 1940-45 Pfarrer in Münster und Dortmund. Seit 1946 a.o. Prof. in Göttingen, 1949-72 o.Prof. der Neutestamentlichen Theologie an der Univ. Heidelberg, hat er die Entwicklung seines Faches maßgeblich mitbestimmt. B. veröffentlichte u.a. Jesus von Nazareth (1956, 14 1988). WEITERE WERKE: Gesammelte Aufsätze Bd. 1-4. München 1952-71. - Paulus. Stuttgart 1969, r, 1987. - Studien zum Neuen Testament. Berlin 1985. LITERATUR: Gerd Theißen: Theologie und Exegese in den neutestamentlichen Arbeiten von G. B. In: Evangelische Theologie 51 (1991) S. 308-332. - Ferdinand Hahn: B „ G. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 598. - Otto Merk: B„ G. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1698.

Bornkamm,

Heinrich, evang. Theologe, * 2 6 . 6 . 1901 Wuitz (Kr. Zeitz), t 2 1 . 1 . 1 9 7 7 Heidelberg. Nach dem Studium der Theologie 1919-24 an den Universitäten Jena, Tübingen und Berlin habilitierte sich B., Bruder von Günther —>B., 1925 für das Fach Kirchengeschichte an der Univ. Tübingen. Bereits 1927 wurde er o.Prof. der Kirchengeschichte in Gießen, 1935 in Leipzig, 1948 in Heidelberg. Im Amtsjahr 1 9 3 3 / 3 4 Rektor der Univ. Gießen, veröffentlichte er in der Frühzeit des „Dritten Reiches" Texte, u. a. Uber —> Luther, die der Volks- und Staatsideologie und der Rassenlehre des Nationalsozialismus nicht fernstanden. Er war zeitweise Mitglied der SA und engagierte sich für die Deutschen Christen, von denen er sich jedoch seit Ende 1933 abwandte. 1935-63 war er Präsident des Evangelischen Bundes. Als Schüler von Karl —>Holl und Hans —»Lietzmann war B. einer der angesehensten Reformationshistoriker seiner Generation, 1938-76 Mitherausgeber der Zeitschrift „Archiv für Reformationsgeschichte" und 1948-76 Vorsitzender des Vereins für Reformationsgeschichte. 1958-60 war er Präsident der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. In B.s Lutherforschung verstärkte sich das Gewicht des Theologischen in den späteren Arbeiten, insbesondere seit seiner Untersuchung Luther und das Alte Testament (erschienen 1948). Er schrieb ferner u.a. Luther im Spiegel der deutschen Geistesgeschichte (1955, 2 1970) sowie Martin Luther in der Mitte seines Lebens (postum 1979). LITERATUR: Werkverzeichnis: Erneuerung der Einen Kirche. Festschrift H. B. Göttingen 1966, S. 306-323. - Kurt Nowak: Zeiterfahrung und Kirchengeschichtsschreibung. H. B. im Dritten Reich. In: Zeitschrift für Kirchengeschichte 103 (1992) S. 46-80. - Heinz Scheible: Β., H. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 597. - Wilfrid Werbeck: B„ H. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1698. - Hartmut Lehmann: H. B. im Spiegel seiner Lutherstudien von 1933 bis 1947. In: Thomas Kaufmann (Hrsg.): Evangelische Kirchenhistoriker im „Dritten Reich". Gütersloh 2002, S. 367-380.

Botsack Bornmann,

Johannes Gottfried, Lehrer, evang. Theologe, Chronist, * 3 1 . 3 . 1 7 6 6 L a u b a n (Schlesien), t 2 6 . 1 . 1 8 2 5 Prausnitz. B. studierte 1785-88 T h e o l o g i e an d e r U n i v . L e i p z i g und fand e i n e Stelle als H a u s l e h r e r in der N ä h e von G l o g a u , später in P r a u s n i t z (Schlesien), w o er 1797 P f a r r e r w u r d e . Er erarbeitete Aufgabenblätter für Elementarschulen zur nützlichen Nebenbeschäftigung ( 1 8 1 7 ) und b e s c h ä f t i g t e sich mit H e i m a t g e s c h i c h t e (Zeitereignisse Schlesiens von den ältesten bis auf die neuesten Zeiten, 1821). B o r n m e i s t e r , S i m o n , L i e d e r d i c h t e r , Historiker, * 2 . 6 . 1631 N ü r n b e r g , t 8. 12. 1688 N ü r n b e r g . D e r S o h n e i n e s Silberarbeiters Schloß 1654 das S t u d i u m in Altdorf als M a g i s t e r a b und unterrichtete an v e r s c h i e d e n e n N ü r n b e r g e r S c h u l e n , zuletzt als Prof. d e r G e s c h i c h t e a m E g i d i e n - G y m n a s i u m . 1668 w u r d e er z u m D i c h t e r g e k r ö n t und als F o n t a n o II. in d e n P e g n e s i s c h e n B l u m e n o r d e n a u f g e n o m m e n . B. schrieb ü b e r 8 0 geistliche L i e d e r ( P o e t i s c h e r Andacht Klang, 1673) s o w i e S c h u l d r a m e n zur E r i n n e r u n g an die F r i e d e n s f e i e r l i c h k e i t e n von 1649 ( D e r verbannte Polemophilus, 1679). 1669 v e r ö f f e n t l i c h t e er mit Schau-Platz der Römisch- und Teutschen Kaiser e i n e S a m m l u n g kaiserlicher Biographien. LITERATUR: A d a l b e r t E i s c h e n b r o i c h : B., S. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 4 7 1 . B o r o t t , J o h a n n Baptist, e v a n g . T h e o l o g e , * 2 1 . 4 . 1 7 5 7 B ö s i n g ( B ö h m e n ) , t 4 . 3 . 1832. D e r S o h n e i n e s S t i e f e l m a c h e r m e i s t e r s studierte in P r e ß b u r g , seit 1781 in H a l l e u n d Leipzig. 1784 w u r d e er d e u t s c h e v a n g . P r e d i g e r in H a a b e r bei A u s c h e , z u g l e i c h b ö h m i s c h e v a n g e l i s c h e r P r e d i g e r in K o w a n e z (Kr. B u n z l a u ) , 1789 Senior und I n s p e k t o r der e v a n g . P f a r r e i e n B ö h m e n s , 1791 P f a r rer in K r a b s c h i t z bei R a u d w i t z und 1793 in Zittau. B. w a r M i t g l i e d d e r o b e r l a u s i t z s c h e n G e s e l l s c h a f t der W i s s e n s c h a f ten, setzte sich f ü r d e n B a u einer I n d u s t r i e s c h u l e in Zittau ein und v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Das Wichtigste aits der Reformationsgeschichte [...] (1817).

Borowski,

E r n s t L u d w i g von, e v a n g . T h e o l o g e , * 1 7 . 6 . 1740 K ö n i g s b e r g , f 1 0 . 1 1 . 1 8 3 1 K ö n i g s b e r g . D e r S o h n eines L a c k f a b r i k a n t e n und H o f g l ö c k n e r s studierte seit 1755 an der U n i v . K ö n i g s b e r g , u. a. als S c h ü l e r —> K a n t s , ü b e r d e n er 1804 die erste B i o g r a p h i e ( D a r s t e l l u n g des Lebens und Charakters I. Kant's) v e r ö f f e n t l i c h t e . 1758 w u r d e er H a u s l e h r e r , 1762 F e l d p r e d i g e r in S o r a u , 1770 erster Prediger und Erzpriester in S c h a a k e n . B. k e h r t e 1782 als P f a r rer an N e u r o ß g a r t e n in seine H e i m a t s t a d t z u r ü c k und w u r d e 1793 z u m K i r c h e n - und Schulrat, 1804 z u m Konsistorialrat e r n a n n t . E r w a r S e e l s o r g e r des p r e u ß . K ö n i g s p a a r e s , d a s 1807-09 in K ö n i g s b e r g residierte, w u r d e 1809 D i r e k t o r der „Geistlichen S c h u l d e p u t a t i o n " , 1812 G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t , 1815 O b e r h o f p r e d i g e r an der R e s i d e n z s c h l o ß k i r c h e , 1816 B i s c h o f , 1829 E r z b i s c h o f der e v a n g . K i r c h e P r e u ß e n s und 1831 geadelt. WEITERE WERKE: A u s g e w ä h l t e P r e d i g t e n und R e d e n . H r s g . v. Karl L u d w i g V o l k m a n n . K ö n i g s b e r g 1833. - K ö n i g s b e r g e r patriotische Predigten a u s d e n J a h r e n 1806 bis 1816. H r s g . v. A l f r e d U c k e l e y . K ö n i g s b e r g 1913. LITERATUR: Walter W e n d l a n d : L. E. v. B. K ö n i g s b e r g 1910. - Fritz G a u s e : B „ E. L . v. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 4 7 3 . - E r w i n Q u a p p : B „ E. L. In: R G G \ B d . 1, 1998, Sp. 1699.

Borrhaus,

M a r t i n , a u c h Cellarius, R e f o r m a t o r , * 1499 Stuttgart, t 11. 10. 1564 Basel. B. studierte in T ü b i n g e n , Schloß sich P h i l i p p —> M e l a n c h t h o n an, w i d m e t e sich 1 5 2 0 / 2 1 in Ingolstadt der g r i e c h i s c h e n und h e b r ä i s c h e n S p r a c h e und w u r d e z u m B a c c a l a u r e u s der T h e o logie p r o m o v i e r t . M i t J o h a n n e s —»Eck zerstritten, ging er

n a c h Wittenberg, d a s er 1522 w e g e n spiritualistischer A u f f a s s u n g e n verlassen m u ß t e . Er reiste ü b e r Stuttgart in d i e S c h w e i z , nach Ö s t e r r e i c h , P o l e n und P r e u ß e n , k e h r t e 1526 zu einer A u d i e n z mit —» L u t h e r nach Wittenberg z u r ü c k und z o g w e g e n d e s b e g i n n e n d e n A b e n d m a h l s t r e i t s bald n a c h S t r a ß b u r g . Dort stand er vor a l l e m W o l f g a n g —> C a p i t o n a h e . N a c h einer r e i c h e n Heirat, d i e d e n e i g e n s t ä n d i g e n und eigenwilligen M a n n zeitweise wirtschaftlich u n a b h ä n g i g m a c h t e , lebte er seit 1536 in B a s e l , seit 1541 als Prof. d e r R h e t o rik u n d von 1544 an als Prof. des Alten T e s t a m e n t s . N e b e n e x e g e t i s c h e n W e r k e n schrieb er De operibus Dei (1527). LITERATUR: V D 16, Β 6 7 3 4 - 6 7 5 0 . - E b e r h a r d Teufel: Β., M . In: N D B , B d . 2, 1955, S. 4 7 4 . - Irena B a c k u s : M . B. ( C ) . B a d e n - B a d e n 1981. - Peter Walter: Β., M . In: L T h K 5 , B d . 2, 1994, S p . 598.

Boso,

B i s c h o f von Merseburg, "M - l 1 . 9 7 0 . D e r M ö n c h d e s K a t h e d r a l k l o s t e r s St. E m m e r a m in R e g e n s b u r g w u r d e , im D i e n s t des K ö n i g s stehend und von O t t o I. mit d e m e r f o r d e r l i c h e n G r u n d b e s i t z ausgestattet, beauftragt, d a s d e u t s c h e r H e r r s c h a f t u n t e r w o r f e n e L a n d östlich der S a a l e zu m i s s i o n i e r e n . B. e r b a u t e in B o s a u bei Zeitz e i n e K i r c h e aus Stein und ü b e r s e t z t e T e x t e f ü r seine Predigten und s e i n e L e h r e in die s l a w i s c h e S p r a c h e . 9 6 8 w u r d e e r Bischof des n e u g e g r ü n d e t e n B i s t u m s M e r s e b u r g . E r verstarb auf einer R e i s e n a c h B a y e r n und w u r d e in der J o h a n n i s k i r c h e in M e r s e b u r g beigesetzt. LITERATUR: W i l h e l m Keitel: D i e G r ü n d u n g von K i r c h e n und P f a r r e i e n im B i s t u m Z e i t z - N a u m b u r g zur Zeit der C h r i stianisierung. Diss. J e n a 1940. - Walter S c h l e s i n g e r : B. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 4 8 2 . - R e i n h o l d Kaiser: B . In: L e x M A , B d . 2, 1983, Sp. 4 7 9 . - H e l m u t B e u m a n n : Β., v. M . In: L T h K 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 6 1 1 .

Bossardt,

Rudolf, schweizer. Missionar, * 1.1.1897 M a n c h e s t e r , t 6 . 1 1 . 1 9 9 3 G r a f s c h a f t Kent. B.s E l t e r n w a r e n n a c h E n g l a n d a u s g e w a n d e r t , w o er e i n e I n g e n i e u r a u s b i l d u n g erhielt. 1922 ging er als M i s s i o n a r der L i e b e n z e l l e r M i s s i o n n a c h C h i n a und e r l e b t e dort in der P r o v i n z G u i z h o u die B ü r g e r k r i e g s w i r r e n und H u n g e r s n ö t e . 1934 w u r d e er von den k o m m u n i s t i s c h e n T r u p p e n des G e n e rals X i a o K e g e f a n g e n g e n o m m e n und m u ß t e d i e K o m m u n i sten f a s t zwei J a h r e lang auf i h r e m L a n g e n M a r s c h begleiten, b e v o r er f r e i g e l a s s e n w u r d e . In seinen 1937 e r s c h i e n e n e n M e m o i r e n Prisonnier des soldats rouges b e s c h r i e b Β. s e i n e Erlebnisse; seit 1964 lebte er w i e d e r in G r o ß b r i t a n n i e n .

Bessert,

Gustav, evang. Theologe, * 2 1 . 1 0 . 1 8 4 1 Täbing e n bei R o t t w e i l , t 29. 1 1 . 1 9 2 5 Stuttgart. N a c h d e m S t u d i u m der T h e o l o g i e an der U n i v . T ü b i n g e n u n d den V i k a r s j a h r e n w a r B. seit 1869 P f a r r e r in B ä c h lingen, 1 8 8 8 - 1 9 0 7 in N a b e r n bei K i r c h h e i m unter Teck. I m R u h e s t a n d ließ er sich in Stuttgart nieder und widm e t e sich d e r E r f o r s c h u n g d e r C h r i s t i a n i s i e r u n g S c h w a b e n s und der R e f o r m a t i o n s g e s c h i c h t e seiner H e i m a t . B . w a r M i t b e g r ü n d e r der W ü r t t e m b e r g i s c h e n K o m m i s s i o n f ü r L a n d e s g e s c h i c h t e (1891), arbeitete m a ß g e b l i c h an d e r 1893 v o m C a l w e r Verlagsverein h e r a u s g e g e b e n e n Württembergischen Kirchengeschichte mit und g a b d e n ersten B a n d der T ä u f e r a k t e n h e r a u s (erschienen p o s t u m 1930). WERKE: L u t h e r u n d W ü r t t e m b e r g . L u d w i g s b u r g 1889. - D e r R e u t l i n g e r Sieg von 1524. B a r m e n 1894. R e u t l i n g e n 2 1 9 2 4 . LITERATUR: H e r m a n n T ü c h l e : B., G . In: N D B , B d . 2, 1955, S. 4 8 4 f.

Botsack,

J o h a n n ( e s ) , luth. T h e o l o g e , * 1600 H e r f o r d , t 6 . 1 1 . 1674 D a n z i g . Β. studierte seit 1617 T h e o l o g i e an d e n U n i v e r s i t ä t e n Wittenberg, L e i p z i g , K ö n i g s b e r g und R o s t o c k , w o er 1625 M a g i s t e r

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Botterweck w u r d e . Seit 1630 versah er d a s R e k t o r a t d e s D a n z i g e r G y m n a s i u m s , ü b e r n a h m dazu d i e P r o f e s s u r der h e b r ä i s c h e n Sprac h e und w u r d e 1631 in W i t t e n b e r g p r o m o v i e r t . F ü r d i e luth. O r t h o d o x i e eintretend, hat er 1645 d a s S c h e i t e r n der Einig u n g z w i s c h e n L u t h e r a n e r n und R e f o r m i e r t e n auf d e m C o l l o q u i u m c h a r i t a t i v u m z u s a m m e n mit s e i n e m G e s i n n u n g s g e n o s s e n A b r a h a m —>Calov h e r b e i g e f ü h r t . 1646 w u r d e er Senior d e s geistlichen M i n i s t e r i u m s und 1671 emeritiert. LITERATUR: V D 17. - W a g e n m a n n : B . , J. In: A D B , B d . 3, 1876, S. 2 0 0 f.

Botterweck,

G e r h a r d J o h a n n e s , kath. T h e o l o g e , * 2 4 . 4 . 1 9 1 7 R h e y d t ( h e u t e zu M ö n c h e n g l a d b a c h ) , t 1 5 . 4 . 1981 B o n n . B. studierte P h i l o s o p h i e , T h e o l o g i e u n d Orientalistik in F r a n k f u r t und W i e n . D o r t w u r d e er 1944 z u m Priester geweiht u n d z u m D r . phil. p r o m o v i e r t ( D e r Triliterismus im Semitischen). A n s c h l i e ß e n d arbeitete B . als K a p l a n und R e ligionslehrer im B i s t u m A a c h e n . In B o n n w u r d e er 1950 z u m D r . theol. p r o m o v i e r t („Gott erkennen" im Sprachgebrauch des Alten Testamentes) und habilitierte sich 1953. 1953-59 lehrte er als o . P r o f . in T ü b i n g e n , 1960-81 in B o n n . S e i n e S p e z i a l g e b i e t e w a r e n die S e m a n t i k und P h i l o l o g i e d e r biblischen S p r a c h e n , d i e sozialkritischen A s p e k t e d e r Prop h e t e n b ü c h e r u n d die t h e o l o g i s c h e L e h r e d e r P s a l m e n . B. war M i t h e r a u s g e b e r d e r B u c h r e i h e n „Vorderasiatische Stud i e n " ( 1 9 5 6 ) , „ B o n n e r B i b l i s c h e B e i t r ä g e " (seit 1965) und „ D i e Bibel und ihre W e l t " (1969), a u ß e r d e m d e r Z e i t s c h r i f ten „ T h e o l o g i s c h e Q u a r t a l s s c h r i f t " ( 1 9 5 6 - 5 9 ) und „Bibel und Leben" (1956-74). LITERATUR: Heinz-Josef Fabry: B., G. J. In: L T h K \ B d . 2, 1994, Sp. 6 1 4 .

Botzheim,

J o h a n n ( e s ) von, H u m a n i s t , * u m 1480 S a s b a c h bei A c h e r n ( B a d e n ) , f 2 4 . 3 . 1535 Ü b e r l i n g e n . A u s e i n e m unterelsässischen A d e l s g e s c h l e c h t s t a m m e n d , studierte B. seit 1496 in H e i d e l b e r g bei J a k o b —» W i m p f e l i n g und seit 1500 in B o l o g n a . Dort z u m D r . j u r . p r o m o v i e r t , erhielt er ein Vikariat a m S t r a ß b u r g e r M ü n s t e r , 1510 e i n e D o m h e r r e n p f r ü n d e in K o n s t a n z . B. w a r f r e u n d s c h a f t l i c h verb u n d e n mit - > E r a s m u s von R o t t e r d a m , - > B e a t u s R h e n a n u s und a n d e r e n G e l e h r t e n . Er stand n o c h 1520 im B r i e f w e c h s e l mit M a r t i n L u t h e r , w a n d t e sich d a n n a b e r von i h m a b und ging, als B i s c h o f und D o m k a p i t e l 1526 der R e f o r m a t i o n in K o n s t a n z w e i c h e n m u ß t e n , ins Exil n a c h Ü b e r l i n g e n . LITERATUR: V D 16, Β 6 8 1 9 . - M a n f r e d K r e b s : B „ J. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 4 9 0 f . - Peter Walter: B „ J. v. In: L T h K \ B d . 2, 1994, S p . 6 1 5 .

Bouginé,

Karl J o s e p h , e v a n g . T h e o l o g e , L e h r e r , * 2 2 . 3 . 1 7 3 5 P f o r z h e i m , t 2 9 . 5 . 1797 K a r l s r u h e . B . studierte 1753-56 T h e o l o g i e und P h i l o l o g i e an der U n i v . T ü b i n g e n ; d a n a c h w a r er H i l f s p r e d i g e r in P f o r z h e i m und in b e n a c h b a r t e n P f a r r e i e n und seit 1758 L e h r e r vor a l l e m f ü r Latein und G r i e c h i s c h a m f ü r s t l i c h e n G y m n a s i u m in Karlsr u h e . 1773 w u r d e er K i r c h e n r a t s a s s e s s o r , 1780 Kirchenrat. B., seit 1790 D i r e k t o r d e s K a r l s r u h e r G y m n a s i u m s , v e r ö f fentlichte u. a. ein Handbuch der allgemeinen Litterargeschichte (5 B d e . , 1789-92). LITERATUR: V . W e e c h : Β., K. J. In: A D B , B d . 4 7 , 1903, S. 1 5 4 f.

Bouquin,

Pierre, a u c h B o q u i n u s , r e f o r m i e r t e r T h e o l o g e , * u m 1 5 1 0 / 1 5 , t 1582 L a u s a n n e . B . w u r d e in B o u r g e s 1539 z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t und trat d e m K a r m e l i t e r o r d e n bei. D e r r e f o r m a t o r i s c h e n T h e o l o g i e z u g e t a n , verließ er 1541 d e n O r d e n und zog n a c h D e u t s c h land. D u r c h V e r m i t t l u n g Philipp —» M e l a n c h t h o n s erhielt er einen R u f nach S t r a ß b u r g , w o er die Lehrtätigkeit J o h a n nes C a l v i n s f o r t f ü h r e n sollte. B. k e h r t e j e d o c h 1542 nach

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B o u r g e s z u r ü c k und w u r d e D o m p r e d i g e r . 1555 floh er wied e r u m n a c h Straßburg. 1557 ging er nach H e i d e l b e r g , erhielt dort im f o l g e n d e n J a h r e i n e P r o f e s s u r und f ö r d e r t e d a s U m s c h w e n k e n d e r p f a l z i s c h e n K i r c h e z u m C a l v i n i s m u s unter Friedrich III. Seit 1560 w a r er D e k a n der T h e o l o g i s c h e n F a k u l t ä t und M i t g l i e d d e s K i r c h e n r a t s , bis er n a c h d e m T o d von K u r f ü r s t Friedrich III. 1577 entlassen w u r d e ; d a n a c h w a r er P r e d i g e r und Prof. in L a u s a n n e . WERKE: E x a m e n libri, q u e m D . Til. H e s h u s i u s n u p e r scripsit d e praesentia c o r p o r i s Christi in c o e n a D o m i n i . Basel 1561. - E x e g e s i s d i v i n a e a t q u e h u m a n a e k o i n o n i a s . Heid e l b e r g 1561. - A p o d e i x i s antichristiani, q u a christianism u m veram religionem, pharisaismum christianismo cont r a r i u m [ . . . ] . G e n f 1583. LITERATUR: V D 16, Β 6 8 3 1 - 6 8 4 3 . - V D 17. - H e i n z K r a f t : B., P. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 4 9 2 .

Bours,

J o h a n n e s , kath. T h e o l o g e , Schriftsteller, * 2 1 . 3 . 1913 Elten ( N i e d e r r h e i n ) , t 1.2. 1988 C o e s f e l d . B. studierte T h e o l o g i e und P h i l o s o p h i e und w u r d e 1937 in M ü n s t e r z u m Priester g e w e i h t . Z u n ä c h s t K a p l a n in A l d e beck, arbeitete er 1940-45 in W a l b e c k und w a r bei Kriegse n d e S e e l s o r g e r der dortigen S t r a f k o m p a n i e . Weil er sich d e n V e r n i c h t u n g s b e f e h l e n der N a t i o n a l s o z i a l i s t e n widersetzte, e r n a n n t e die britische B e s a t z u n g s m a c h t B. z u m vorläufigen B ü r g e r m e i s t e r von W a l b e c k . A n s c h l i e ß e n d w a r er in W e e z e , K l e v e und G o c h w i e d e r als K a p l a n tätig. 1952-87 w i r k t e B. als Spiritual der S t u d e n t e n und K a n d i d a t e n a m C o l l e g i u m B o r r o m ä u m in M ü n s t e r . G l e i c h z e i t i g hatte er 1984-87 d i e Pfarrei St. M a r t i n in K r a n e n b u r g inne. B. v e r ö f f e n t lichte zu d e n T h e m e n G e b e t u n d B i l d m e d i t a t i o n z a h l r e i c h e B ü c h e r , d a r u n t e r Das Jesusgebet. Eine Hinführung (1962, 4 1 9 7 2 ) , Gebet als Weg zu erfüllter Innerlichkeit ( 1 9 7 6 ) , Bilder der Berufung. Meditationstexte zu Glasfenstern von Joachim Klos ( 1 9 7 9 ) , Leidenschaft für Gott. Ehelosigkeit, Armut, Gehorsam (1981, 8 1 9 9 1 ) und Wer es mit Gott zu tun bekommt. Schritte geistlicher Einübung in biblische Gotteserfahrungen (1987, 5 1 9 9 1 ) . LITERATUR: Paul Deselaers: G e d a n k e n von und zu J. B. F r e i b u r g / B r e i s g a u 1992. - Ders.: B., J. In: L T h K 3 , Bd. 2, 1994, S p . 6 1 8 f. - Ders.: J. B . In: Von Friedrich Schleierm a c h e r bis Karl R a h n e r . Bd. 3. H r s g . v. Christian Möller. G ö t t i n g e n / Z ü r i c h 1996, S. 3 0 9 - 3 2 3 . - H e i m a t - und Verk e h r s v e r e i n W a l b e c k : D e r stille H e l d von W a l b e c k : J. B., K a plan in W a l b e c k 1940-1945. W a l b e c k 2 0 0 2 . - R o n n y Baier: B „ J. In: B B K L , B d . 2 3 , 2 0 0 4 , S p . 163-166.

Bousset,

(Johann Franz) Wilhelm, evang. Theologe, * 3 . 9 . 1 8 6 5 L ü b e c k , t 8 . 3 . 1920 G i e ß e n . B. studierte in E r l a n g e n , L e i p z i g und G ö t t i n g e n T h e o l o g i e und w u r d e 1889 P r i v a t d o z e n t in G ö t t i n g e n , 1896 a . o . P r o f . der n e u t e s t a m e n t l i c h e n E x e g e s e ; er ist einer der B e g r ü n d e r der R e l i g i o n s g e s c h i c h t l i c h e n Schule. Z u seinen F o r s c h u n g s gebieten gehörten d i e G e s c h i c h t e d e s J u d e n t u m s und d e s U r c h r i s t e n t u m s , die G n o s i s ( D i e Hauptprobleme der Gnosis, 1907) s o w i e die A p o k a l y p t i k in d e n v e r s c h i e d e n e n Überlief e r u n g e n . B . g a b 1897-1917 d i e „ T h e o l o g i s c h e R u n d s c h a u " ( z u s a m m e n mit W i l h e l m —¥ H e i t m ü l l e r ) und seit 1903 d i e „ F o r s c h u n g e n zur R e l i g i o n und Literatur d e s A l t e n und N e u e n T e s t a m e n t s " ( z u s a m m e n mit H e r m a n n —»Gunkel) heraus. Seit 1916 w a r er o . P r o f . in G i e ß e n . WEITERE WERKE: D i e H i m m e l s r e i s e der Seele. In: A r chiv f ü r R e l i g i o n s w i s s e n s c h a f t 4 (1901). N a c h d r . D a r m stadt 1960. - D i e R e l i g i o n d e s J u d e n t u m s im neutestam e n t l i c h e n Zeitalter. Berlin 1903, 926. N a c h d r . T ü b i n g e n 1966. - R e l i g i o n s g e s c h i c h t l i c h e S t u d i e n . A u f s ä t z e zur R e l i g i o n s g e s c h i c h t e d e s hellenistischen Zeitalters. L e i d e n 1979. LITERATUR: J o h a n n M i c h a e l S c h m i d t : B „ W . In: T R E , B d . 7, 1981, S. 9 7 - 1 0 1 . - Klaus Berger: N a t i o n a l s o z i a l e

Brahms R e l i g i o n s g e s c h i c h t e . W . Β . 1865-1920. In: Profile d e s n e u zeitlichen P r o t e s t a n t i s m u s . B d . 2.2. Hrsg. ν. Friedrich Wilh e l m G r a f . G ü t e r s l o h , 1993, S. 2 7 9 - 2 9 4 . - K l a u s Berger: B „ J. F. W . In: R G G 4 , Bd. I, 1998, Sp. 1718.

Bovet,

Arnold, evang. Theologe, * 1 9 . 1 . 1 8 4 3 Boudry (Kt. N e u e n b u r g ) , t 1 1 . 5 . 1903 B e r n . B. studierte 1861-63 in N e u e n b u r g bei F r é d é r i c - L o u i s —> G o d e t und in T ü b i n g e n bei J o h a n n T o b i a s —> B e c k T h e o logie. 1868 w u r d e er P f a r r e r in Souvillier, 1875 P f a r r e r d e r Freien E v a n g e l i s c h e n G e m e i n d e in B e r n . B. w i d m e t e sich in erster Linie d e m K a m p f g e g e n den A l k o h o l i s m u s , übern a h m d i e L e i t u n g d e s B e r n e r Vereins d e s B l a u e n K r e u z e s und verhalf der A r b e i t d i e s e r Vereine a u c h in D e u t s c h l a n d z u m D u r c h b r u c h ; er w a r Präsident des S c h w e i z e r Vereins und Vizepräsident d e s Internationalen B u n d e s v o m B l a u e n K r e u z . B . v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Heraus aus dem Winshaus (1892). LITERATUR: Pierre Dieterlen: A. B., sa vie, son œ u v r e . N e u c h â t e l 1904. - A u g u s t L a n g m e s s e r : Α. Β., sein L e b e n und sein W i r k e n . B a s e l 1 9 0 6 , 2 1 9 3 1 . - Paul G r u n d e r : Α . B „ ein V o r k ä m p f e r des B l a u e n K r e u z e s . Berlin 1953. - Paul d e Q u e r v a i n : B „ A. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 4 9 4 .

Bovo,

A b t von C o r v e y , 10. Jh. Z u n ä c h s t v e r m u t l i c h L e h r e r , w a r B., ü b e r dessen L e b e n wir n u r spärliche I n f o r m a t i o n e n besitzen, 9 0 0 - 9 1 6 A b t von C o r vey. Sein einziges erhaltenes Werk, ein K o m m e n t a r zu d e m G e d i c h t „ O qui p e r p e t u a " a u s d e m dritten B u c h d e r Consolatio philosophiae d e s B o e t h i u s , kann als d i e erste bek a n n t e R e a k t i o n auf d i e Interpretation dieses von R e m i g i u s von A u x e r r e in U m l a u f g e b r a c h t e n W e r k s im christlichen S i n n e gelten. AUSGABE: R o b e r t B u r c h a r d C o n s t a n t i j n H u y g e n s : Mittelalterliche K o m m e n t a r e z u m , 0 qui p e r p e t u a . . . ' . In: Sacris erudiri 6 (1954) S. 3 7 3 - 4 2 7 . LITERATUR: Tullio G r e g o r y : P l a t o n i s m o m e d i e v a l e . Studi e ricerche. R o m 1958, S. 1-15. - Fidel R ä d l e : Β. v. C. In: V L 2 , Bd. 1, 1978, S p . 9 7 6 - 9 7 7 . - Loris Sturlese: D i e d e u t s c h e P h i l o s o p h i e i m Mittelalter. M ü n c h e n 1993, S. 37-41. B o y s e n , Jasper, e v a n g . T h e o l o g e , * 1 7 . 8 . (?) 1753 (?) H a d e r s l e b e n , f 2 6 . 7 . 1818 A l t o n a ( h e u t e zu H a m b u r g ) . B. studierte T h e o l o g i e an der U n i v . Kiel, w u r d e 1789 D i a k o n auf Föhr, 1790 P a s t o r in W i t z w o r t , 1798 an der Friedrichsberger K i r c h e in S c h l e s w i g und ü b e r n a h m die Propstei in H ü t t e n . Seit 1804 w a r er H a u p t p r e d i g e r a m D o m in S c h l e s w i g u n d K i r c h e n p r o p s t in G o t t o r f . 1815 erhielt er das Ritterkreuz d e s D a n n e b r o g o r d e n s und w u r d e 1816 H a u p t p a s t o r in Borsfleth bei Steinburg, 1817 kgl. d ä n i s c h e r K o n s i s t o rialrat. B. v e r f a ß t e n e b e n r e l i g i o n s p ä d a g o g i s c h e n S c h r i f t e n e i n e Kurzgefaßte Darstellung der Geschichte, des Zweckes und Wesens, und der wohlthätigen Folgen der Reformation Luthers (1818). B r a d e r , Charitas, T a u f n a m e : M a r i a J o s e f a C a r o l i n a , s c h w e i z e r . K a p u z i n e r i n , * 1 4 . 8 . 1860 K a l t b r u n n (St. G a l len), t 2 7 . 2 . 1 9 4 3 P a s t o ( K o l u m b i e n ) . D i e T o c h t e r eines B ä c k e r s erhielt ihre A u s b i l d u n g in d e n K l ö s t e r n M a r i a Hilf (Altstätten) und St. A n d r e a s ( S a m e n ) . Sie trat 1880 in d a s K a p u z i n e r i n n e n k l o s t e r Altstätten ein, w o sie 1881 die P r o f e ß ablegte. 1888 Schloß sie sich B e r narda B u t l e r an und m i s s i o n i e r t e in L a t e i n a m e r i k a . B. w a r z u n ä c h s t L e h r e r i n in C h o n e ( E c u a d o r ) und seit 1893 in T ú q u e r r e s ( K o l u m b i e n ) . Sie errichtete S c h u l e n und Spitäler und g r ü n d e t e die M i s s i o n s g e m e i n s c h a f t der F r a n z i s k a n e r i n nen von M a r i a I m m a k u l a t a , die a u c h p ä p s t l i c h e A n e r k e n n u n g erhielt. B. w u r d e 2 0 0 3 s e l i g g e s p r o c h e n . LITERATUR: Karl B o x l e r : M u t t e r C . B. U z n a c h 1951. - Karl S. F r a n k : B „ C . In: L T h K 3 , B d . 2, 1994, Sp. 625.

B r a e c k l e i n , Ingo, e v a n g . L a n d e s b i s c h o f , * 2 9 . 8 . 1906 Eisenach, f 5 . 8 . 2 0 0 1 Pößneck (Thüringen). B., S o h n eines R e c h t s a n w a l t s und Notars, studierte in Jena, M a r b u r g und T ü b i n g e n T h e o l o g i e und w u r d e 1931 Vikar in J e n a . 1933 trat er in d i e N S D A P ein und w a r seit d e m s e l b e n J a h r Vikar und P f a r r e r in A l l e n d o r f (Kr. S c h w a r z b u r g ) . 1939-45 n a h m er a m Z w e i t e n Weltkrieg teil. N a c h der R ü c k kehr aus britischer G e f a n g e n s c h a f t w i e d e r P f a r r e r in A l l e n dorf und S a a l f e l d , w a r er 1950-59 S u p e r i n t e n d e n t in Weimar, w u r d e 1959 als O b e r k i r c h e n r a t M i t g l i e d des L a n d e s kirchenrates von T h ü r i n g e n u n d 1963 Stellvertreter d e s L a n desbischofs Moritz M i t z e n h e i m . 1968-70 P r ä s e s d e r G e n e r a l s y n o d e d e r Vereinigten E v a n g e l i s c h - L u t h e r i s c h e n Kirc h e der D D R ( V E L K ) , 1969-73 a u c h Präses d e r S y n o d e d e s n e u g e g r ü n d e t e n B u n d e s E v a n g e l i s c h e r K i r c h e n in der D D R , w u r d e er 1970 z u m L a n d e s b i s c h o f von T h ü r i n g e n g e w ä h l t und w a r 1971-77 leitender Bischof der V E L K . B. setzte d e n s t a a t s n a h e n „ T h ü r i n g e r W e g " seines Vorgängers f o r t und b e m ü h t e sich u m d i e Integration von C h r i s t e n in d a s sozialistische U m f e l d . 1991 w u r d e er von der thüringischen L a n d e s k i r c h e mit der L e i t u n g d e s V e r t r a u e n s a u s s c h u s ses zur A u f a r b e i t u n g von K o n t a k t e n kirchlicher M i t a r b e i t e r mit d e m M i n i s t e r i u m f ü r Staatssicherheit d e r D D R b e a u f tragt, o b w o h l er selbst seit 1959 als Inoffizieller M i t a r b e i t e r (IM) des S t a a t s s i c h e r h e i t s d i e n s t e s g e f ü h r t w o r d e n war. LITERATUR: T h o m a s A . Seidel: I m Ü b e r g a n g d e r D i k t a t u r e n . E i n e U n t e r s u c h u n g zur kirchlichen N e u o r d n u n g in T h ü r i n g e n 1945-41. Stuttgart 2 0 0 3 .

Bräm,

Andreas, schweizer, evang. Theologe, Pädagoge, * 3 0 . 4 . 1797 Basel, t 11. 1 . 1 8 8 2 N e u k i r c h e n . N a c h s e i n e m T h e o l o g i e s t u d i u m in T ü b i n g e n (seit 1819) arbeitete B . als L e h r e r an e i n e m B a s l e r M ä d c h e n g y m n a s i u m u n d w a r D o z e n t a m M i s s i o n s s e m i n a r ; 1835 w u r d e er P f a r r e r in N e u k i r c h e n a m N i e d e r r h e i n . A n g e r e g t d u r c h die S c h r i f ten J o h a n n H e i n r i c h —> Pestalozzis und d i e Arbeit C h r i stian Heinrich —»Zellers, g r ü n d e t e B. 1845 dort d e n „Verein zur E r z i e h u n g a r m e r , v e r l a s s e n e r und v e r w a h r l o s t e r Kinder in F a m i l i e n " . A u f s e i n e Initiative hin e n t s t a n d e n dort die J u g e n d h e i m e „ H a u s S o n n e c k " und „ H a u s Z u v e r s i c h t " . 1880 g r ü n d e t e er d a s erste H e i m der F ü r s o r g e e r z i e h u n g in P r e u ß e n , die „Anstalt E l i m " . WERKE: B l i c k e in d i e W e l t g e s c h i c h t e und ihren Plan. S t r a ß b u r g 1835. - Ü b e r d i e Weise d e s G o t t e s d i e n s t e s n a c h biblischen G r u n d s ä t z e n . D ü s s e l d o r f 1849. - D a s Reich G o t t e s im Alten T e s t a m e n t e . H e i d e l b e r g 1850, 2 1 8 6 8 . - D e r Orient in seiner B e d e u t u n g f ü r d i e C h r i s t e n h e i t unserer T a g e . M o e r s 1867. LITERATUR: A. B., w e i l a n d P f a r r e r zu N e u k i r c h e n bei M o e r s . B l ä t t e r der E r i n n e r u n g an d e n E n t s c h l a f e n e n f ü r s e i n e F r e u n d e . B a r m e n 1882. B r a h m s , Johannes, Komponist, * 7 . 5 . 1 8 3 3 Hamburg, f 3 . 4 . 1897 W i e n . B., S o h n eines H o r n i s t e n und K o n t r a b a s s i s t e n , w u c h s in seiner H e i m a t s t a d t auf. Trotz d e r s c h w i e r i g e n finanziellen L a g e der F a m i l i e b e s u c h t e er P r i v a t s c h u l e n und erhielt ersten K l a v i e r u n t e r r i c h t a b d e m siebten L e b e n s j a h r . Seit 1843 studierte er K l a v i e r und M u s i k t h e o r i e bei O t t o Friedrich Willibald C o s s e l . N a c h d e m S c h u l a b s c h l u ß trug er z u m F a m i l i e n e i n k o m m e n bei, i n d e m er K l a v i e r s t u n d e n erteilte und v o l k s t ü m l i c h e M u s i k bei P r i v a t v e r a n s t a l t u n g e n und in S c h ä n k e n spielte. 1853 lernte er d e n G e i g e r J o s e p h J o a c h i m , f ü r den er d a s V i o l i n k o n z e r t D - D u r (1878) schrieb, und den K o m p o n i s t e n R o b e r t S c h u m a n n k e n n e n , d e r sein Talent sof o r t e r k a n n t e und ihm bei der V e r ö f f e n t l i c h u n g seiner ersten K o m p o s i t i o n e n half, d a r u n t e r die K l a v i e r s o n a t e n op. 1, op. 2 u n d op. 5. E i n e e n g e B e z i e h u n g e n t s t a n d z w i s c h e n B. und Clara S c h u m a n n , b e s o n d e r s n a c h d e m S e l b s t m o r d v e r s u c h und d e m Tod (1856) von d e r e n E h e m a n n .

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Braig I m H e r b s t 1857 n a h m B. e i n e Stelle als Pianist, C h o r l e i t e r und D i r i g e n t a m Fürstlichen H o f in D e t m o l d an. Z w e i J a h r e später g r ü n d e t e er e i n e n F r a u e n c h o r , f ü r den er B e a r b e i tungen von Volksliedern und e i g e n e K o m p o s i t i o n e n schrieb. Z u dieser Zeit entstand das 1. K l a v i e r k o n z e r t d - M o l l (Ura u f f ü h r u n g , 1859). E s f o l g t e n w i c h t i g e K a m m e r m u s i k w e r k e ( u . a . 2 Streichsextette, ein Klavierquintet, 2 K l a v i e r q u a r tette), z a h l r e i c h e L i e d e r und T a n z m u s i k (Walzer, op. 39). N a c h seiner ersten R e i s e n a c h W i e n im H e r b s t 1862 w u r d e B . im f o l g e n d e n J a h r C h o r m e i s t e r der W i e n e r S i n g a k a d e m i e (bis April 1864). W e g e n finanzieller S c h w i e r i g k e i t e n w a r er dazu g e z w u n g e n , K o n z e r t t o u r n e e n als Pianist 1865-69 in D e u t s c h l a n d , der S c h w e i z , Österreich und U n g a r n u . a . zu u n t e r n e h m e n . 1872-75 w a r er artistischer D i r e k t o r d e r G e s e l l s c h a f t der M u s i k f r e u n d e in W i e n . I m S o m m e r 1873 vollendete er die Streichquartette op. 51 und im S o m m e r 1876 die 1. S y m p h o n i e c - M o l l , an der er m i n d e s t e n s seit 1862 gearbeitet hatte. S e i n e drei weiteren S y m p h o n i e n entstanden in r a s c h e r F o l g e ( 1 8 7 7 , 1883, 1885). A n d e r e w i c h tige S p ä t w e r k e sind d a s 2. K l a v i e r k o n z e r t B - D u r ( 1 8 8 1 ) , d a s D o p p e l k o n z e r t f ü r Violine und V i o l o n c e l l o (1887) und, nach der B e g e g n u n g mit d e m Klarinettisten d e s M e i n i n g e r H o f orchesters R i c h a r d M ü h l f e l d , einige g l a n z v o l l e W e r k e f ü r Klarinette ( u . a . d i e S o n a t e n f ü r Klarinette, op. 120, 1895). B., der als letzter g r o ß e r „ K l a s s i k e r " g e s e h e n wird, starb an Leberkrebs. O b g l e i c h B. d e m d o g m a t i s c h e n u n d kirchlichen C h r i s t e n t u m e h e r f e r n stand, hat er e i n e R e i h e b e d e u t e n d e r geistlicher W e r k e g e s c h a f f e n , vor a l l e m V o k a l m u s i k auf T e x t e der Bibel. U n t e r diesen ist sein wichtigstes W e r k Ein Deutsches Requiem (op. 4 5 , 1865-68), d a s d u r c h d e n Tod S c h u m a n n s veranlaßt und k u r z n a c h d e m T o d von B . ' M u t t e r vollendet w u r d e . B., der Protestant, äußerte, die K o m p o s i t i o n hätte m a n a u c h ein „ m e n s c h l i c h e s R e q u i e m " n e n n e n k ö n n e n . D i e Texte f ü r die sieben Sätze d e s W e r k e s stellte er aus d e m Alten und N e u e n T e s t a m e n t in —> L u t h e r s Ü b e r s e t z u n g zus a m m e n . I m M i t t e l p u n k t steht nicht d e r T o d selbst, a u c h d i e S c h r e c k e n d e s J ü n g s t e n Gerichts klingen k a u m an, d e r „Trost f ü r d i e L e b e n d e n " herrscht vor. D i e T o n s p r a c h e ist r o m a n t i s c h , erinnert z u g l e i c h a b e r an b a r o c k e K i r c h e n m u sik. D a s Deutsche Requiem, d a s „in sich e x e m p l a r i s c h d a s G e f ü h l der a l l g e m e i n m e n s c h l i c h e n Religiosität v e r s a m m e l t " (C. M . S c h m i d t ) , w u r d e 1868 in einer sechssätzigen F a s s u n g unter d e r L e i t u n g von B. im B r e m e r D o m u r a u f g e f ü h r t . Erst d a n a c h w u r d e der f ü n f t e Satz der e n d g ü l t i g e n F a s s u n g („Ihr habt nun T r a u r i g k e i t " ) h i n z u k o m p o n i e r t . Vor a l l e m in B . ' S p ä t w e r k n a h m die geistliche M u s i k einen beträchtlichen R a u m ein. Z u n e n n e n sind die Fest- und Gedenksprüche für achtstimmigen Chor op. 109 ( 1 8 8 8 / 8 9 ) u n d d i e 3 Motetten op. 110 (1889). A u c h d i e Vier ernsten Gesänge für eine Baßstimme op. 121 ( 1 8 9 6 ) , h a b e n ihre Textbasis in v o m K o m p o n i s t e n a u s g e w ä h l t e n B i b e l w o r t e n . Als V e r m ä c h t n i s wirkt seine allerletzte K o m p o s i t i o n , geschrieben k u r z n a c h d e m Tod C l a r a S c h u m a n n s , d a s letzte der 11 C h o r a l v o r s p i e l e f ü r Orgel op. 122 ( 1 8 9 6 ) : O Welt, ich muß dich lassen. AUSGABEN: J. B. S ä m t l i c h e W e r k e . Hrsg. v. H a n s Gài und E u s e b i u s M a n d y c z e w s k i . 2 6 Bde., L e i p z i g 1926-28 ( N e u a u f l a g e A n n A r b o r 1949; R e p r i n t W i e s b a d e n 1964). - J. B. N e u e A u s g a b e s ä m t l i c h e r W e r k e . M ü n c h e n 1996 ff. LITERATUR: Klaus B l u m : H u n d e r t J a h r e „Ein d e u t s c h e s R e q u i e m " von J. B. E n t s t e h u n g , U r a u f f ü h r u n g , Interpretation, W ü r d i g u n g . T u t z i n g 1971. - Christian M a r t i n S c h m i d t : J. B. u n d seine Zeit. L a a b e r 1983, 2 1 9 9 8 . - Adolf N o wak: „Ein d e u t s c h e s R e q u i e m " im T r a d i t i o n s z u s a m m e n h a n g . In: B . - A n a l y s e n . R e f e r a t e d e r K i e l e r T a g u n g 1983. H r s g . v. F r i e d h e l m K r u m m a c h e r u n d W o l f r a m Steinbeck. Kassel 1984, S. 2 0 1 - 2 0 9 . - M i c h a e l M u s g r a v e : Β. A G e r m a n R e q u i e m . C a m b r i d g e 1996. Jan Cleave

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B r a i g , Carl, kath. T h e o l o g e , P h i l o s o p h , * 1 0 . 2 . 1853 K a n z a c h bei B u c h a u ( W ü r t t e m b e r g ) , t 2 4 . 3 . 1 9 2 3 Freiburg/Breisgau. B. studierte seit 1873 P h i l o s o p h i e und T h e o l o g i e an der U n i v . T ü b i n g e n , trat 1877 in d a s P r i e s t e r s e m i n a r R o t t e n b u r g ein und w u r d e 1878 z u m Priester g e w e i h t . 1883-89 w a r er S t a d t p f a r r e r in W i l d b a d bei K a r l s r u h e , u n t e r n a h m z a h l r e i c h e S t u d i e n r e i s e n , u. a. n a c h T o u l o u s e , w o er M . A . M . F. D u i l h é d e Saint-Projet k e n n e n l e r n t e . A u f g r u n d der V e r ö f f e n t l i c h u n g der d e u t s c h e n A u s g a b e von dessen Apologie des Christentums (1889), mit der er d e n B e g r i f f „ M o d e r n i s m u s " in die deutsche theologische Fachdiskussion einführte, wurde B. 1889 an d e r U n i v . Freiburg z u m Dr. theol. p r o m o viert. Seit 1893 a. o. H o n o r a r p r o f e s s o r f ü r d i e p h i l o s o p h i s c h t h e o l o g i s c h e n Disziplinen der p r o p ä d e u t i s c h e n T h e o l o g i e , w u r d e er 1897 o . P r o f . f ü r D o g m a t i k und 1907 P r o r e k t o r der U n i v . Freiburg. Z u seinen S c h ü l e r n zählte u . a . M a r tin —> H e i d e g g e r . 1910 w u r d e B. z u m p ä p s t l i c h e n H a u s p r ä laten e r n a n n t . N e b e n s e i n e m u r s p r ü n g l i c h auf zehn B ä n d e a n g e l e g t e n H a u p t w e r k Grundzüge der Philosophie (3 Tie., 1 8 9 6 / 9 7 ) v e r ö f f e n t l i c h t e er u . a . Die Zukunftsreligion des Unbewußten und das Princip des Subjektivismus. Ein apologetischer Versuch ( 1 8 8 2 ) , Philosophisches System von Lotze (1884), Enzyklopädie der theoretischen Philosophie (1883, 6 1 8 8 6 ) , Gottesbeweis oder Gottesbeweise? Würdigung neuer und neuester apologetischer Richtungen (1888), Das Wesen des Christentums an einem Beispiel erläutert oder Adolf Harnack und die Messiasidee (1903) und Modernstes Christentum und moderne Religionspsychologie (1907). WEITERE WERKE: D i e Freiheit der p h i l o s o p h i s c h e n Fors c h u n g in kritischer und christlicher F a s s u n g . F r e i b u r g / B r e i s g a u 1894. - L e i b n i z . Sein L e b e n und seine B e d e u tung. F r e i b u r g / B r e i s g a u 1901. - D e r M o d e r n i s m u s u n d d i e Freiheit der W i s s e n s c h a f t . F r e i b u r g / B r e i s g a u 1911. - D i e G o t t e s l e h r e . F r e i b u r g / B r e i s g a u 1912. LITERATUR: Friedrich S t e g m ü l l e r : K. B. ( 1 8 5 3 - 1 9 2 3 ) . In: O b e r r h e i n i s c h e s Pastoralblatt 5 4 (1953) S. 120-128 (mit W e r k v e r z e i c h n i s ) . - F. Träger: D a s e m p i r i s c h e D e n k e n C. B.s. In: P e r s p e k t i v e n d e r P h i l o s o p h i e 5 ( 1 9 7 9 ) S. 3 4 1 - 3 5 6 . - Karl L e i d l m a i r : C. B. ( 1 8 5 3 - 1 9 2 3 ) . In: Christliche P h i l o s o p h i e im k a t h o l i s c h e n D e n k e n d e s 19. und 20. J a h r h u n d e r t s . Hrsg. v. E m e r i c h C o r e t h , Walter M . Neidl u n d G e o r g P f l i g e r s d o r f f e r . Bd. 1. G r a z u . a . 1987, S. 4 0 9 - 4 1 9 . - Albert R a f f e l t : B „ C. In: L T h K \ B d . 2, 1994, S p . 6 2 9 . - J o h a n n e s S c h a b e r : B . , C . In: B B K L , Bd. 14, 1998, Sp. 8 2 0 - 8 2 9 .

B r a n d , J a k o b , B i s c h o f von L i m b u r g , * 2 0 . 6 . 1776 N e u d o r f (Spessart), t 2 6 . 1 0 . 1 8 3 3 L i m b u r g . D e r S o h n eines G u t s v e r w a l t e r s studierte als S e m i n a r i s t 1796-98 P h i l o s o p h i e und T h e o l o g i e in M a i n z . A n g e s i c h t s der f r a n z ö s i s c h e n B e s e t z u n g der Stadt verlegte er sein Stud i u m nach A s c h a f f e n b u r g , w o er 1802 d i e P r i e s t e r w e i h e e m p f i n g . I m selben J a h r w u r d e er dort G y m n a s i a l p r o f e s s o r f ü r d i e F ä c h e r G e s c h i c h t e und G e o g r a p h i e . 1808 ging er als P f a r r e r n a c h W e i ß k i r c h e n i m T a u n u s . Bereits z u m d a m a l i g e n Z e i t p u n k t k o n n t e sich B. einer b e s o n d e r e n F ö r d e r u n g d u r c h d i e R e g i e r u n g N a s s a u s v e r s i c h e r n . M a n e r n a n n t e ihn 1814 z u m D e k a n d e s L a n d k a p i t e l s K ö n i g s t e i n u n d 1822 z u m D e k a n von H ö c h s t a d t . A u ß e r d e m s a ß d e r S c h u l i n s p e k t o r seit 1825 als Vertreter der n a s s a u i s c h e n K a t h o l i k e n im L a n d t a g . B. prägte d i e Schulpolitik N a s s a u s d u r c h s e i n e fortschrittlichen P o s i t i o n e n . Er f o r d e r t e als P e s t a l o z z i - P ä d a g o g e weniger S t r a f e n und m e h r S e l b s t ä n d i g k e i t f ü r Schüler. N a c h d e m 1827 d i e E r r i c h t u n g eines n e u e n B i s t u m s L i m b u r g bes c h l o s s e n w o r d e n war, s c h l u g H e r z o g W i l h e l m B. f ü r d a s A m t des B i s c h o f s vor. I m selben J a h r e r f o l g t e in K o b l e n z d i e W e i h e B . s z u m B i s c h o f . E r v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Deutsche und lateinische Sprachlehre ( 1 8 0 1 - 0 4 ) und Allgemeine Weltgeschichte (1809).

Brastberger LITERATUR: Ferdinand Ebert: Β., J. In: Lebensläufe aus Franken. Bd. 6. Hrsg. v. Sigmund Frh. von Pölnitz. Würzburg 1960, S. 5-20. - Klaus Schatz: B „ J. In: Gatz, Bischöfe ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 69-72. - Josef Venino: J. B. (1776-1833) - Priester, Bischof, Pädagoge. Oberursel 1989.

Brandenburg,

Albert, kath. Theologe, Lutherforscher, * 10.5. 1908 Bochum, f 2 9 . 9 . 1978 Paderborn. B. lehrte seit 1952 als Dozent für Dogmatik am Priesterseminar in Halberstadt. 1956 wurde er Sektionsleiter am J.-A.-Möhler-Institut in Paderborn, 1957 Schriftleiter der ökumenischen Vierteljahresschrift „Catholica". 1965 erfolgte seine Ernennung zum Honorarprofessor in Paderborn. B. war Experte für Primatslehre und Mariologie; als Lutherforscher beschäftigte er sich mit d e m Reformator unter ökumenischen Gesichtspunkten. Zu seinen Veröffentlichungen gehören u. a. Maria in der evangelischen Theologie der Gegenwart (1965) und Martin Luther gegenwärtig (1969). LITERATUR: Hans Jörg Urban: Β., A. In: L T h K \ Bd. 2, 1994, Sp. 632.

Brandes,

Friedrich, Pseud. H. Friedrich, reformierter Theologe, Schriftsteller, * 2 5 . 4 . 1825 Salzuflen, t 2 3 . 7 . 1914 Bückeburg. B. studierte in Berlin Theologie, Philosophie, Geschichte, Literatur und Naturwissenschaften. 1853 wurde er Prediger und Schuldirektor in Salzuflen, 1856 Pastor in Göttingen und 1891 Hofprediger in Bückeburg. Er war bei der Konföderation reformierter Kirchen in Niedersachsen tätig und wirkte bei der Gründung des reformierten Bundes für Deutschland mit. Neben kirchengeschichtlichen und theologischen Beiträgen verfaßte er Theaterstücke wie das Intrigenspiel Vier Großmächte (1912). B r a n d t , Christian Philipp Heinrich, evang. Theologe, * 19.12. 1790 Auhausen bei Öttingen, t 9 . 1 . 1857 Kattenhochstatt. B., Sohn eines Pfarrers, studierte seit 1809 Theologie in Altdorf und Erlangen, ging 1814 als Pfarrverweser nach Auhausen und hatte seit 1817 eine Stelle als Pfarrer in Bettenfeld bei Rothenburg inne. 1822 Pfarrer in Roth bei Nürnberg, wechselte er 1831 als Pfarrer und Dekan nach Windsbach. 1843 trat er aus gesundheitlichen Gründen von dieser Stelle zurück und wurde 1847 Pfarrer in Kattenhochstatt. 1825-38 hatte B. die Schriftleitung des neugegründeten „Homiletischliturgischen Korrespondenzblatts" inne. Er setzte sich f ü r die Fortbildung der Geistlichlichkeit und der Lehrer ein, veröffentlichte Predigtbücher und richtete in Windsbach ein Pfarrwaisenhaus, eine private Erziehungsanstalt und einen „Local Missionsverein" (1843) ein. LITERATUR: Heinz Seifert: B „ C. P. H. In: Lebensläufe aus Franken. Bd. 6. Hrsg. v. Sigmund Frh. von Pölnitz. Würzburg 1960, S. 21-31. B r a n d t , Gerhard (Hans Hermann), evang. Theologe, * 4 . 8 . 1921 Breslau, | 16.2. 1999 Düsseldorf. B., Sohn eines K a u f m a n n s , studierte nach Kriegsdienst und Kriegsgefangenschaft Theologie an den Universitäten Heidelberg, Erlangen und Mainz, war Vikar in Bockenau und besuchte das Predigerseminar in Wuppertal. 1956-59 als Landpfarrer für die Schulwochen- und Primanerarbeit der Evangelischen Kirche im Rheinland zuständig, wurde er 1959 Gemeindepfarrer an der Kreuzkirche in Bonn, ging 1971 als Oberkirchenrat nach Düsseldorf und war 1981-89 Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland. Seit 1984 gehörte er d e m Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland an.

B r a n d t , Paul, schweizer. Pfarrer, Journalist, Politiker, * 2 2 . 1 1 . 1 8 5 2 La Chaux-de-Fonds, t 22. 10.1910 Breuil bei Paris. B., Sohn eines K a u f m a n n s und Cafetiers, studierte Theologie in Bern, Heidelberg, Jena und Zürich, war 1879-82 Pfarrer in Albligen, 1882-85 Redakteur der „Berner Post" und 1886-89 Pfarrer in Delsberg. 1889-98 Redakteur beim „St. Galler Stadt-Anzeiger", gründete er 1891 den Eisenbahnverein St. Gallen und war 1891-98 Erziehungsrat in St. Gallen. Nach kurzer Tätigkeit als Redakteur an der Zeitschrift „Volksrecht" in Zürich war er 1900-02 Arbeitersekretär in Winterthur, 1902-08 Redakteur des „Grütlianers" und 1908-10 Generalsekretär des Schweizer Zugpersonalverbands. 1902-05 gehörte er dem Nationalrat an. Als erster Geistlicher der Schweiz trat B. der Sozialdemokratischen Partei (SP) bei, deren erster Präsident er wurde und deren St. Galler G r u p p e er 1905 mitbegründete. LITERATUR: P. B. z u m Gedächtnis. Sein Leben und Wirken. Zürich 1911.

Brann,

Marcus Mordechaj, Rabbiner, Historiker, * 9 . 7 . 1849 Rawitsch (Posen), t 2 6 . 9 . 1 9 2 0 Breslau. Nach dem Studium in Breslau und der Promotion 1873 erhielt B. 1876 das Rabbinatsdiplom. Seit 1875 war er stellvertretender Rabbiner in Breslau, wurde 1883 Waisenhausdirektor in Berlin, 1885 Rabbiner in Pleß (Oberschlesien) und 1891 als Nachfolger seines Lehrers Heinrich —»Graetz Inhaber des Lehrstuhls für Geschichte am Jüdisch-Theologischen Seminar in Breslau. Zu seinen Hauptwerken zählt eine Geschichte der Juden in Schlesien (6 Bde., 1896-1917). Seit 1893 gab er die „Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums" heraus. LITERATUR: Jeanette S. A l m s t a d / M a t t h i a s Wolfes: Β., Μ. M. In: B B K L , Bd. 19, 2001, Sp. 90-95.

Brann,

Salomon, Rabbiner, * 3. 11. 1814 Rawitsch (Posen), t 16.3. 1903 Schneidemühl. B. wurde in Lissa und Berlin zum Rabbiner ausgebildet und gehörte seit 1839 d e m Rabbinatskollegium in Rawitsch an. Von 1853 bis zu seinem Tod war er Rabbiner, Prediger und Religionslehrer in Schneidemühl. Er veröffentlichte seit 1844 wissenschaftliche Beträge im „Orient" und in der „Monatsschrift f ü r Geschichte und Wissenschaft des Judentums". Ferner arbeitete er an der Krotoschiner Ausgabe des Talmud (1866) mit. In Schneidemühl trug er zur Versöhnung zwischen Orthodoxen und Liberalen bei. B r a s s i c a n u s , Johannes Alexander, auch Köhl, Kohlberger, Kohlburger, Dichter, * 1500 Cannstatt (oder Stuttgart), t 2 5 . 1 1 . 1539 Wien. B. studierte in Tübingen und erlangte 1517 den Magistergrad. Kaiser Maximilian I. krönte ihn 1518 zum Poeta laureatus. In den folgenden Jahren verfaßte B. ein satirisches E n c o m i u m in Anlehnung an —»Erasmus von Rotterdam (Pan - Omnis, 1519) sowie eine Reihe von Preisgedichten auf das habsburgische Herrscherhaus. Als Nachfolger Johannes —»Reuchlins wurde B. 1522 Prof. des Griechischen in Ingolstadt, 1524 Prof. der Rhetorik sowie der Rechte an der Univ. Wien. Auch lehrte er Griechisch und trat weiterhin als Dichter sowie als Kommentator und Herausgeber theologischer Schriften hervor. LITERATUR: V D 16, Β 7116-7157. - Karl Schwämmlein: „J. B., ein feiner Poet und Musicus". Kallmünz 1 9 9 0 . - F r a n z Josef Worstbrock: B „ J. A. In: L M U , Bd. 1, 1998, S. 48 f.

Brastberger,

Immanuel Gottlob, evang. Theologe, * 10.4. 1716 S u l z / N e c k a r , t 1 3 . 7 . 1 7 6 4 Nürtingen. B., Sohn eines Dekans, absolvierte die theologischen Studien in Tübingen und erhielt 1737 eine Stelle als Vikar in Stuttgart. 1738 wurde er Garnisonsprediger in Ludwigsburg,

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Braun 1745 Pfarrer in Oberesslingen und 1756 Dekan in Nürtingen. B. gehört mit Ludwig —> Hofacker und Philipp Friedrich —> Hiller zu den wichtigsten Protagonisten des schwäbischen Pietismus. Seine Predigten und Erbauungsschriften (Evangelische Zeugnisse der Wahrheit zur Aufmunterung im wahren Christentum, 1758) fanden sehr weite Verbreitung. WEITERE WERKE: Ordnung des Heils. Esslingen. Neuausg. Bielefeld 1760. - Betrachtungen über die Heilsgüter des neuen Bundes. Stuttgart 1765. LITERATUR: Gottfried Mälzer: Die Werke der württembergischen Pietisten des 17. und 18. Jahrhunderts. B e r l i n / N e w York 1972, S. 7 2 - 7 7 . - Martin Brecht: Geschichte des Pietismus. Bd. 2. Göttingen 1995, S. 266. - Martin H. Jung: Β., I. G. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1737. B r a u n , Friedrich von, evang. T h e o l o g e , * 18. 11. 1850 Kirchheim/Teck, t 3 1 . 5 . 1 9 0 4 Jerusalem. B. studierte in Tübingen, war nach Studienreisen nach Berlin und England kurze Zeit Vikar in Ravensburg und Stuttgart und seit 1876 Repetent am Theologischen Stift in Tübingen. 1879 wurde er Pfarrer in Esslingen, 1880 Hofkaplan in Stuttgart, 1887 Hofprediger, 1896 ordentliches Mitglied des Konsistoriums und 1897 Stadtdekan und Erster Pfarrer an der Hospitalkirche in Stuttgart. Seit 1890 war er Leiter des Württembergischen Hauptvereins der Gustav-AdolfStiftung, seit 1894 des Süddeutschen Jünglingsbundes. B. nahm 1898 für Württemberg an der Kaiserreise zur Einweihung der Erlöserkirche in Jerusalem teil. 1904 war er bei der Einweihung der deutschen evang. Kirche in Jaffa anwesend, zu deren Bau er maßgeblich beigetragen hatte. WERKE: Martin Luther im deutschen Liede. Stuttgart 12 1 8 8 3 . - Glaubenskämpfe und Friedenswerke. Stuttgart 1885. - Johann Heinrich Wichern und Gustav Werner, zwei christliche Volksfreunde. Stuttgart 1888. LITERATUR: Anna Katterfeld/Wilhelm Ilgenstein: F. B., ein Baumeister Gottes im Schwabenland. Gießen 1953. B r a u n , Heinrich, eigentl. Mathias B., Benediktiner, Schulreformer, * 17.2. 1732 T r o s t b e r g / A l z (Oberbayern), t 9 . 1 1 . 1 7 9 2 München. Nach d e m Philosophiestudium in Salzburg trat B. 1750 in den Benediktinerorden ein und studierte am Studium generale in Rott/Inn, w o er 1756 promoviert wurde. 1758-62 war er Gymnasiallehrer in Freising, anschließend Prof. der T h e o l o g i e und Bibliothekar in Tegernsee. 1767 wurde B. Kanonikus am Münchner Liebfrauenstift, 1768 Mitglied des Kurfürstlichen Geistlichen Rats und war 1770-73 Landeskommissar für das gesamte bayerische Volksschulwesen. 1777 wurde er Direktor sämtlicher Lyzeen, G y m nasien, Stadt- und Landesschulen, 1778 Leiter des gesamten Schulwesens in Bayern. D i e von ihm angestrebte Schulreform umfaßte die allgemeine Schulpflicht, festumrissene Lehrpläne, moderne pädagogische Ansätze s o w i e die Hebung des Lehrerstandes. Er schrieb u.a. ein DeutschOrthographisches Wörterbuch. WEITERES WERK: Gedanken über die Erziehung und den öffentlichen Unterricht in Trivial-, Real- und lateinischen Schulen. München 1774. LITERATUR: Wolf Strobl: B „ H. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 551. - Michael Rettinger: H. B. und der „Plan der neuen Schuleinrichtungen in Baiern" von 1770. München 1992. Gerhard Heinz: Β., H. In: L T h K \ Bd. 2, 1994, Sp. 659. B r a u n , Herbert, evang. T h e o l o g e , * 4 . 5 . 1903 Warlubien (Westpreußen), t 2 7 . 8 . 1 9 9 1 Mainz. B. studierte 1922-26 in Königsberg, Tübingen und Rostock, erwarb 1929 in Halle das Lizentiat der Theologie, wurde 1930 Pfarrer in Friedrichshof (Ostpreußen), 1931 in Lamgarben und 1940 in Drengfurt. 1937 wurde er als Mitglied

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der Bekennenden Kirche inhaftiert. Seit 1947 war er D o zent, seit 1949 Prof. des N e u e n Testaments an der Kirchlichen Hochschule in Berlin und 1952-71 o.Prof. in Mainz. B., Verfechter des „Entmythologisierungsprogramms" Rudolf —> Bultmanns, erforschte die Stellung des Neuen Testaments im Rahmen der antiken Religiosität und stellte die Bedeutsamkeit neutestamentlicher Gedankengänge für den Menschen heute heraus. Er veröffentlichte u.a. Spätjüdischhäretischer und frühchristlicher Radikalismus. Jesus von Nazareth und die essenische Qumran-Sekte (2 Bde., 1957), Gesammelte Studien zum Neuen Testament und seiner Umwelt (1962, 2 1967), Qumran und das Neue Testament (2 Bde., 1966) und Jesus. Der Mann aus Nazareth und seine Zeil (1969). LITERATUR: Luise Schottroff-Klein: Bibliographie H. B. z u m 60. Geburtstag am 4 . 5 . 1 9 6 3 . In: Theologische Literaturzeitung 88 (1963) S. 7 0 5 - 7 0 8 . - G. Petzke: Veröffentlichungen von H. B. In: Neues Testament und christliche Existenz. Festschrift für H. B. Hrsg. v. Hans Dieter Betz und Luise Schottroff. Tübingen 1973, S. 5 3 9 - 5 4 6 . - Otto Böcher: B., H. In: L T h K \ Bd. 2, 1994, Sp. 6 5 9 . - Hans Dieter Betz: B „ H. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1737 f. B r a u n , Johann Karl, kath. Theologe, Publizist, Schriftsteller, * 2 0 . 7 . 1 8 2 0 Gebweiler (Elsaß), t 2 4 . 6 . 1 8 7 7 Einsiedeln. Ausgebildet in Straßburg, wurde B. dort 1846 zum Priester geweiht und war dann bis 1848 als Organisator der kath. Seelsorge für die Deutschen in Paris tätig. Wieder in Gebweiler, gründete und leitete er bis 1856 die Zeitung „Katholischer Volksfreund" und wurde damit zum Begründer der deutschsprachigen kath. Presse im Elsaß. Nach 1870 äußerst kritisch gegenüber der deutschen Verwaltung, wurde B. zu sechs Monaten Haft verurteilt, konnte jedoch rechtzeitig nach Paris fliehen. Neben Zeitungsartikeln schrieb er Gedichte (Das Bölchenglöckchen, 1868). LITERATUR: Wolfgang Müller: B „ J. C . In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 551 f. - Wolfgang Weiss: B., H. K. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 659. B r a u n , Johann Wilhelm Josef, kath. T h e o l o g e , Politiker, * 2 7 . 4 . 1 8 0 1 Hof Gronau bei Düren, t 3 0 . 9 . 1 8 6 3 Bonn. B., Sohn eines Gutsbesitzers, studierte 1821-25 in Bonn, Gießen (Dr. phil. 1825) und Wien, w o er 1825 zum Priester geweiht wurde. 1826 wurde er in Breslau zum Dr. theol. promoviert. Nach einem zweijährigen Romaufenthalt habilitierte er sich 1828 in Bonn für Kirchengeschichte und neutestamentliche E x e g e s e und wurde 1833 o. Prof. der Kirchengeschichte. 1832 begründete er zusammen mit Johann Heinrich Achterfeldt die „Zeitschrift für Philosophie und katholische Theologie", die bis 1852 bestand. A l s Anhänger von Georg —> Hermes war B. 1 8 3 7 / 3 8 in Rom, w o er sich vergeblich um die Aufhebung des päpstlichen Verdammungsdekretes g e g e n die Hermesianischen Schriften bemühte. 1843 wurde ihm die missio canonica entzogen, und er wurde von seinen Amtspflichten entbunden. 1848 war er Mitglied der Nationalversammlung, 1850 des Unionsparlaments in Erfurt und 1852-63 preuß. Landtagsabgeordneter in Berlin. WERKE: Hrsg.: S. Justini Martyris et philosophi Apologiae. Mainz 1830, 2 1860. - D i e Lehren des sogenannten Hermesianismus. Bern 1835. - Bibliotheca regularum fidei. 2 Bde., Bern 1844. - Deutschland und die deutsche Nationalversammlung. Aachen 1 8 4 9 , 2 1 8 5 0 . - Das Minoritenkloster und das neue M u s e u m zu Köln. Köln 1862. LITERATUR: Heinrich Schrörs: Ein vergessener Führer aus der rheinischen Geistesgeschichte. J. W . J. B. ( 1 8 0 1 - 1 8 6 3 ) . Berlin 1925. - Eduard Hegel: B „ J. W . J. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 5 5 2 f. - Herman H. Schwedt: B., H. W . J. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 6 5 9 f.

Braune Braun,

J o s e p h , kath. T h e o l o g e , D i c h t e r , * 3 . 2 . 1823 K o b l e n z , t 29. 1. 1898 K a i s e r s w e r t h ( h e u t e zu D ü s s e l d o r f ) . B. studierte seit 1850 T h e o l o g i e in B o n n und w u r d e 1854 in K ö l n z u m Priester g e w e i h t . Er w a r L e h r e r a m P r o g y m n a s i u m in S i e g b u r g , a n s c h l i e ß e n d V i k a r und P f a r r e r in vers c h i e d e n e n Orten, bis er 1871 die Pfarrei in M e n g d e n / S i e g ü b e r n a h m und 1888 die in H ü c h e l h o v e n bei K ö l n ü b e r n a h m . Z u l e t z t lebte er in K a i s e r s w e r t h / R h e i n . B . v e r f a ß t e zahlreiche, meist religiöse G e d i c h t e und S c h r i f t e n (u. a. Lieder vom Leben im irdischen Eden, 1877). B r a u n , J o s e p h , Jesuit, A r c h ä o l o g e , * 3 1 . 1 . 1857 W i p p e r f ü r t h , t 8 . 7 . 1 9 4 7 Pullach bei M ü n c h e n . B. studierte T h e o l o g i e in B o n n , w u r d e 1881 z u m Priester g e w e i h t und trat 1890 in den J e s u i t e n o r d e n ein. Er lehrte als Prof. der K u n s t g e s c h i c h t e und christlichen A r c h ä o l o g i e an den A n s t a l t e n d e s J e s u i t e n o r d e n s in Valkenburg, F r a n k f u r t / M a i n und Pullach bei M ü n c h e n . B. v e r f a ß t e z a h l r e i c h e L e h r b ü c h e r zur christlichen A r c h ä o l o g i e , Liturgie und P a r a m e n t i k , u. a. Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung (2 Bde., 1924). WEITERE WERKE: D i e priesterlichen G e w ä n d e r d e s A b e n d landes. F r e i b u r g / B r e i s g a u 1897. - D i e pontifikalen G e w ä n der d e s A b e n d l a n d e s . F r e i b u r g / B r e i s g a u 1898. - S a k r a m e n t e u n d S a k r a m e n t a l i e n . R e g e n s b u r g 1922 (span. 1925). D i e liturgische G e w a n d u n g i m O k z i d e n t und Orient. Freib u r g / B r e i s g a u 1907. N a c h d r . D a r m s t a d t 1964. - D i e Reliq u i a r e d e s christlichen Kultus und ihre E n t w i c k l u n g . Freib u r g / B r e i s g a u 1940. - T r a c h t und A t t r i b u t e d e r Heiligen in d e r d e u t s c h e n K u n s t . Stuttgart 1943. N a c h d r . Stuttgart 1964. LITERATUR: M i c h a e l Hartig: B „ J. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 553. - R u p e r t Berger: B „ J. In: L T h K \ Bd. 2, 1994, Sp. 660.

Braun,

Karl, Jesuit, A s t r o n o m , * 2 7 . 4 . 1 8 3 1 N e u s t a d t (Kr. Kirchhain, H e s s e n ) , t 3 . 6 . 1907 R a d e g u n d (Steiermark). B. studierte N a t u r w i s s e n s c h a f t e n an d e r G r e g o r i a n a in R o m , w o er p r o m o v i e r t w u r d e . Er trat 1861 in die G e s e l l s c h a f t Jesu ein, studierte M a t h e m a t i k in Paris und g i n g 1878 als D i r e k t o r d e s E r z b i s c h ö f l i c h e n H a y n a l d - O b s e r v a t o r i u m s nach K a l o c s a ( U n g a r n ) . 1884 ließ er sich als P r i v a t g e l e h r t e r in M a r i a s c h e i n in B ö h m e n nieder. B. e r f a n d zahlreiche physikalische, m a t h e m a t i s c h e und m e t e o r o l o g i s c h e G e r ä t e , u. a. ein P a s s a g e m i k r o m e t e r , einen A p p a r a t zur P h o t o g r a p h i e der P r o t u b e r a n z e n d e r S o n n e s o w i e ein G e r ä t zur B e s t i m m u n g der G r a v i t a t i o n s k o n s t a n t e und mittleren E r d d i c h t e (Oszillation). E r v e r f a ß t e u . a . e i n e Kosmogonie (1889) s o w i e e i n e Studie Uber die Gravitations-Konstante, die Masse und mittlere Dichte der Erde nach neueren experimentellen Bestimmungen (1897). A u t o b i o g r a p h i s c h e N o t i z e n finden sich „ N a tur und O f f e n b a r u n g " 54 ( 1 9 0 8 ) , S. 193-200 und 2 7 4 - 2 8 2 . WEITERE WERKE: D i e G r a v i t a t i o n s - C o n s t a n t e . W i e n 1896. Ü b e r K o s m o g o n i e v o m S t a n d p u n k t christlicher W i s s e n s c h a f t nebst einer T h e o r i e der S o n n e u n d einigen darauf bezüglic h e n p h i l o s o p h i s c h e n B e t r a c h t u n g e n . M ü n s t e r 1905. LITERATUR: Paul L a b i t z k e : B „ C. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 5 5 3 f.

Braun,

Karl G u i d o R o b e r t , kath. T h e o l o g e , * 31. 12. 1841 A s c h a f f e n b u r g , t 24. 10. 1909 W ü r z b u r g . B., S o h n eines K a u f m a n n s , studierte seit 1860 in M ü n c h e n und W ü r z b u r g , w o e r an d a s P r i e s t e r s e m i n a r ü b e r w e c h s e l t e und 1864 z u m Priester g e w e i h t w u r d e . Z u n ä c h s t in der p r a k tischen S e e l s o r g e als K a p l a n u. a. in N e u s t a d t , S c h w e i n f u r t und U n t e r e u e r h e i m tätig, w a r B. seit 1873 A s s i s t e n t i m K l e r i k a l s e m i n a r W ü r z b u r g . 1876 w u r d e er p r o m o v i e r t , 1879 S u b r e g e n s , 1886 R e g e n s des S e m i n a r s . Seit 1889 w a r er D o m k a p i t u l a r und D o m p f a r r e r in W ü r z b u r g . B. stand in enger V e r b i n d u n g z u m M a i n z e r T h e o l o g e n k r e i s und w a r seit

1890 Präses d e s n e u g e g r ü n d e t e n kath. A r b e i t e r v e r e i n s . In dieser F u n k t i o n g e l a n g i h m d i e S c h a f f u n g einer S t e r b e k a s s e , einer K r a n k e n z u s c h u ß k a s s e u n d eines Volksbüros. Später ü b e r n a h m er die L e i t u n g d e s Vereins kath. e r w e r b s t ä t i g e r F r a u e n und M ä d c h e n . B. v e r f a ß t e u. a. e i n e Geschichte der Heranbildung des Klerus in der Diözese Würzburg (2 Bde., 1889). LITERATUR: A l f r e d Winterstein: B „ K. G . R. In: L e b e n s l ä u f e a u s F r a n k e n . Bd. 1. M ü n c h e n / L e i p z i g 1919, S. 38-47. B r a u n , K o n r a d von, a u c h K. B r u n u s , R e c h t s g e l e h r t e r , D i p l o m a t , kath. T h e o l o g e , * u m 1491 K i r c h h e i m / N e c k a r , f 20.6.1563 München. D e r S o h n e i n e s F i s c h e r s studierte seit 1510 R e c h t s w i s s e n s c h a f t e n in T ü b i n g e n , w u r d e dort p r o m o v i e r t und w a r seit 1521 P r o f . der R e c h t e , 1 5 2 3 / 2 4 R e k t o r . Seit 1526 R a t d e s B i s c h o f s von W ü r z b u r g , K o n r a d von —»Thüngen, n a h m er an den R e i c h s t a g e n von S p e y e r (1529), A u g s b u r g (1530) und R e g e n s b u r g ( 1 5 3 2 ) teil. 1533 w u r d e er B e i s i t z e r a m R e i c h s k a m m e r g e r i c h t in S p e y e r und w a r 1 5 3 5 / 3 6 K a n z l e r d e s W ü r z b u r g e r B i s c h o f s . Seit 1540 w a r er Direktor der Kanzlei a m R e i c h s k a m m e r g e r i c h t in S p e y e r und stand seit 1542 in b a y e r i s c h e n D i e n s t e n , z u n ä c h s t in S t r a u b i n g , seit 1545 in L a n d s h u t . Von 1551 bis zu s e i n e m Tod w a r er K a n z ler d e s A u g s b u r g e r B i s c h o f s Kardinal O t t o —> T r u c h s e ß von W a l d b u r g in D i l l i n g e n . B . w u r d e v e r m u t l i c h vor 1545 Kleriker, m a c h t e sich als streng kurial g e s i n n t e r Verteidiger der kath. K i r c h e einen N a m e n , arbeitete g e g e n d e n A u g s b u r g e r R e l i g i o n s f r i e d e n und trat als einer der ersten in D e u t s c h l a n d g e g e n d i e M a g d e b u r g e r C e n t u r i e n auf. LITERATUR: T h e o b a l d F r e u d e n b e r g e r : B., K. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 556. - M a r i a B a r b a r a R ö s s n e r : K . B . - ein k a t h o l i s c h e r Jurist, Politiker, K o n t r o v e r s t h e o l o g e und Kirc h e n r e f o r m e r im k o n f e s s i o n e l l e n Zeitalter. M ü n s t e r 1991.

Braun,

Philipp, kath. T h e o l o g e , Jurist, * 2 2 . 3 . 1654 Hollstadt ( N e u s t a d t / S a a l e ) , t 1 . 6 . 1 7 3 5 W ü r z b u r g . Seit 1670 im W ü r z b u r g e r K l e r i k a l s e m i n a r , w u r d e B. 1678 z u m Priester g e w e i h t , 1679 S u b r e g e n s d e s S e m i n a r s und ging später zu S t u d i e n z w e c k e n nach R o m . D o r t w a r er seit 1681 L e h r e r a m J o h a n n e s k o n v i k t . Z u r ü c k in D e u t s c h l a n d , w u r d e er 1683 R e g e n s d e s W ü r z b u r g e r S e m i n a r s u n d erhielt 1684 d e n L e h r s t u h l f ü r k a n o n i s c h e s R e c h t an der U n i v . W ü r z b u r g . Seit 1691 D r . theol., w a r B. seit 1693 K a n o n i k u s u n d P r e d i g e r a m Stift H a u g . 1705 w u r d e er G e n e r a l v i k a r der D i ö z e s e W ü r z b u r g , 1711 D e c h a n t seines Stiftes. B. v e r f a ß t e Principia iuris canonici (1698). LITERATUR: V D 17. - R u l a n d : B „ P. In: A D B , B d . 3, 1876, S. 2 7 2 .

Braun,

Placidus, B e n e d i k t i n e r , Historiker, B i b l i o t h e k a r , * 1 1 . 2 . 1 7 5 6 Peiting ( O b e r b a y e r n ) , t 2 3 . 1 0 . 1829 A u g s burg. B., ein e h e m a l i g e r J e s u i t e n z ö g l i n g , trat 1775 i m Kloster St. Ulrich in A u g s b u r g in d e n B e n e d i k t i n e r o r d e n ein und w u r d e 1779 z u m Priester g e w e i h t . Seit 1785 w a r er Bib l i o t h e k a r und A r c h i v a r d e s Stiftes. A u c h n a c h d e r A u f h e b u n g d e s Klosters blieb er in St. Ulrich. B . s historische F o r s c h u n g e n k o n z e n t r i e r t e n sich auf d i e A u g s b u r g e r Kirc h e n g e s c h i c h t e b z w . d i e G e s c h i c h t e seines Stiftes. E r s c h r i e b u. a. e i n e Geschichte der Bischöfe von Augsburg ( 4 Bde., 1813-15). LITERATUR: Friedrich Z o e p f l : P. P. B. In: L e b e n s b i l d e r aus d e m B a y e r i s c h e n S c h w a b e n . Bd. 8. Hrsg. v. G ö t z Frh. von Pölnitz. M ü n c h e n 1961, S. 3 4 9 - 3 7 6 . B r a u n e , Paul ( G e r h a r d ) , e v a n g . T h e o l o g e , * 16. 12. 1887 T o r n o w (Kr. L a n d s b e r g / W a r t h e ) , t 1 9 . 9 . 1 9 5 4 B e t h e l ( h e u t e zu B i e l e f e l d ) . B. studierte seit 1906 an der T h e o l o g i s c h e n S c h u l e in Bethel, d a n n in H a l l e / S a a l e und in Berlin ( 1 9 0 8 - 1 0 ) . A n -

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Braunmüller f a n g s H i l f s p r e d i g e r in H ä g e r m ü h l e (bei E b e r s w a l d e ) , w a r er seit 1914 P f a r r e r in H o h e n k r ä n i g (bei S c h w e d t / O d e r ) . 1922 ü b e r n a h m er auf Bitten Friedrich von —»Bodels c h w i n g h s d. J. d i e L e i t u n g der H o f f n u n g s t a l e r Anstalten in L o b e t a l bei Berlin, e i n e s Z w e i g s der B o d e l s c h w i n g h s c h e n A n s t a l t e n in Bethel. U m d e n A u s b a u der A n s t a l t m a c h t e B . sich b e s o n d e r s verdient. Seit 1932 w a r er V i z e p r ä s i d e n t des Zentralausschusses für die Innere Mission. Während der H e r r s c h a f t der Nationalsozialisten k ä m p f t e B. z u s a m m e n mit B o d e l s c h w i n g h g e g e n das E u t h a n a s i e - P r o g r a m m und w a r z e i t w e i s e in G e s t a p o - H a f t . 1945 w u r d e er Präsident d e r Inneren M i s s i o n f ü r d i e O s t g e b i e t e , M i t g l i e d d e r Kirchenleitung B e r l i n - B r a n d e n b u r g , V i z e p r ä s e s d e r P r o v i n z i a l s y n o d e und Präsidialmitglied der G e n e r a l s y n o d e d e r e v a n g . K i r c h e in D e u t s c h l a n d . WERKE: 7 5 J a h r e H e r b e r g e n zur H e i m a t . Lobetal 1929. H o f f n u n g s t a l , e i n e H e i m a t f ü r H e i m a t l o s e . Bethel 1935. LITERATUR: Jan C a n t o w / J o c h e n - C h r i s t o p h K a i s e r (Hrsg.): P. G . B. ( 1 8 8 7 - 1 9 5 4 ) . Ein M a n n der K i r c h e und D i a k o n i e in s c h w i e r i g e r Zeit. Stuttgart 2 0 0 5 .

Braunmüller,

B e n e d i k t , eigentl. A n t o n B., B e n e d i k t i n e r , Historiker, * 1 2 . 3 . 1 8 2 5 R ö t z ( O b e r p f a l z ) , t 1 2 . 6 . 1 8 9 8 München. B . studierte in R e g e n s b u r g u n d M ü n c h e n und trat 1 8 5 0 / 5 1 in das B e n e d i k t i n e r s t i f t M e t t e n ein. Er w a r z u n ä c h s t als Stud i e n l e h r e r in B a y e r n u n d O b e r ö s t e r r e i c h tätig, d a n n D i r e k t o r d e s b i s c h ö f l i c h e n S e m i n a r s u n d seit 1884 A b t von M e t t e n . B . b e s c h ä f t i g t e sich h a u p t s ä c h l i c h mit historischen F o r s c h u n g e n und v e r f a ß t e u. a. Beiträge zur Geschichte der Bildung in den drei ersten Jahrhunderten des Christentums (1855). WEITERE WERKE: B e i t r ä g e zur G e s c h i c h t e d e s östlichen D o n a u g a u e s und der G r a f e n von B o g e n . L a n d s h u t 1873. D i e l o b s a m e n G r a f e n von B o g e n . L a n d s h u t 1875. - U e b e r d e n B i l d u n g s s t a n d der Klöster des vierten und f ü n f t e n Jahrhunderts. L a n d s h u t 1856. - H e r m a n n , A b t von N i e d e r a l t a i c h . L a n d s h u t 1876. LITERATUR: L a u d i e r t : S. 211 f.

B., B . In: A D B ,

B d . 47,

1903,

B r a u n s , H e i n r i c h , kath. T h e o l o g e , Politiker, * 3. 1. 1868 Köln, t 1 9 . 1 0 . 1 9 3 9 L i n d e n b e r g / A l l g ä u . B . studierte in B o n n und K ö l n T h e o l o g i e , in B o n n und Freiburg/Breisgau Nationalökonomie sowie Staatswissenschaften und w u r d e 1905 p r o m o v i e r t . 1890-95 w a r er K a p l a n in K r e f e l d , 1 8 9 5 - 1 9 0 0 Vikar in B o r b e c k bei E s s e n . Er w u r d e Direktor an der Zentralstelle d e s Volksvereins f ü r d a s kath. D e u t s c h l a n d und 1919 in die W e i m a r e r N a t i o n a l v e r s a m m lung, 1920 in d e n R e i c h s t a g g e w ä h l t . B. g e h ö r t e d e m Vorstand der Z e n t r u m s p a r t e i an und w a r 1920-28 R e i c h s a r b e i t s minister. Als e n g a g i e r t e r Sozialpolitiker v e r f a ß t e er zahlreic h e S c h r i f t e n , u. a. Wirtschaftskrisis und Sozialpolitik (1924). S p ä t e r w a r er in d e r internationalen kath. A r b e i t e r b e w e g u n g aktiv. WEITERE WERKE: U n s e r e A u f g a b e g e g e n ü b e r d e m Vordring e n der S o z i a l d e m o k r a t i e . M ö n c h e n g l a d b a c h 1903. - D a s W a c h s t u m d e s R a d i k a l i s m u s i n n e r h a l b der S o z i a l d e m o k r a tie. M ö n c h e n g l a d b a c h 1906. - D i e G r u n d s ä t z e der d e u t s c h e n S o z i a l d e m o k r a t i e einst u n d j e t z t . M ö n c h e n g l a d b a c h 1909. Zentrumsarbeit am Wiederaufbau Deutschlands. Osnabrück 1924. LITERATUR: H e l g a G r e b i n g : B „ H . In: N D B , B d . 2, 1955, S. 5 6 0 f. - E r n s t D e u e r l e i n : H. B. S c h a t t e n r i ß eines Sozialpolitikers. Berlin 1967. - H u b e r t M o c k e n h a u p t : W e g und W i r k e n des geistlichen Sozialpolitikers H. B. P a d e r b o r n 1977. - Ders.: Β., H . In: L T h K 1 , Bd. 2, 1994, Sp. 6 6 1 . M a r k u s L i n g e n : B „ H. In: B B K L , Bd. 1 7 , 2 0 0 0 , Sp. 175-184.

174

Braunsberger,

Otto, Jesuit, H i s t o r i k e r , * 2 1 . 2 . 1850 F ü s s e n / A l l g ä u , t 2 7 . 3 . 1 9 2 6 E x a t e n bei B a e x e m (Niederlande). N a c h Studien in M e t t e n , R o m und M ü n c h e n w u r d e B. 1874 z u m Priester g e w e i h t . D e r P r o m o t i o n 1876 in M ü n c h e n f o l g t e 1878 d e r Eintritt in d e n J e s u i t e n o r d e n . 1883-86 war er als S c h ü l e r J o h a n n e s —» J a n s s e n s mit historischen S t u d i e n b e f a ß t . B. v e r f a ß t e z a h l r e i c h e S c h r i f t e n zur G e s c h i c h t e , vor a l l e m zu L e b e n und W e r k d e s P e t r u s —»Canisius (Entstehung und erste Entwicklung der Katechismen des seligen Petrus Canisius, 1893). WEITERE WERKE: D e r Apostel B a r n a b a s . M a i n z 1876. C a n i s i u s - W a l l f a h r t . Freiburg ( S c h w e i z ) 1896. - Hrsg.: Epistulae et A c t a Beati Petri Canisii. 8 Bde., 1896-1923. - Petrus C a n i s i u s . Ein L e h r b u c h . F r e i b u r g / B r e i s g a u 1917, ' 1 9 2 1 (italien. 1925). - Petrus C a n i s i u s und d i e g e t r e n n t e n B r ü d e r . P a d e r b o r n 1922. LITERATUR: F. van H o e c k : P. Dr. O . B. In: S t u d i e n 105 ( 1926) S. 4 6 5 ff. - A . M . Kleiser: O . B „ ein C a n i s i u s f o r s c h e r der Neuzeit. In: D a s N e u e R e i c h 8 ( 1 9 2 6 ) S. 5 9 ff. B r e c h t , T h e o d o r , e v a n g . T h e o l o g e , * 1 7 . 9 . 1855 Garrweiler bei N a g o l d , t 2 8 . 8 . 1901 G r o ß - S a c h s e n h e i m bei Heilbronn. A u s g e b i l d e t a m S e m i n a r in B l a u b e u r e n , studierte B . 1873-77 T h e o l o g i e in T ü b i n g e n und w u r d e 1878 P f a r r v e r w e s e r in B i r k e n f e l d , d a n n in S c h u r a , 1882 P f a r r e r in O b e r k o c h e n . 1 8 8 6 / 8 7 w a r er an der G r ü n d u n g des E v a n g e l i s c h e n B u n d e s beteiligt. Er g a b d i e „ M i t t e i l u n g e n ü b e r d i e k o n f e s sionellen Verhältnisse in W ü r t t e m b e r g " , d i e sog. „ G r ü n e n H e f t e " , h e r a u s und leitete bis 1892 die „ K i r c h l i c h e K o r r e s p o n d e n z " , d a s O r g a n des E v a n g e l i s c h e n B u n d e s . 1894 ü b e r n a h m B. d i e Pfarrei in G e r a b r o n n , 1901 d i e Stadtpfarrei G r o ß - S a c h s e n h e i m . Er v e r f a ß t e u . a . Kirche und Sklaverei (1890).

Breckling,

Friedrich, luth. T h e o l o g e , * 1629 H a n d e w i t t bei F l e n s b u r g , t 1 6 . 3 . 1 7 1 1 D e n H a a g . B., S o h n eines Pfarrers, studierte in R o s t o c k , K ö n i g s berg, H e l m s t e d t , W i t t e n b e r g , L e i p z i g , J e n a und G i e ß e n , w o er 1653 M a g i s t e r w u r d e . A u f S t u d i e n r e i s e n n a c h H a m burg, S t r a ß b u r g und A m s t e r d a m mit d e n W e r k e n J o a c h i m —»Betkes vertraut g e m a c h t , w u r d e er unter d e m E i n f l u ß von Christian —»Hoburg und L u d w i g Friedrich —»Gifftheil z u m Spiritualisten. E r w u r d e P f a r r e r in F l e n s b u r g , geriet in Konflikt mit d e m d o r t i g e n K o n s i s t o r i u m und d e m G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t e n S t e p h a n K l o t z u n d floh zu J o h a n n A m o s —»Comenius n a c h A m s t e r d a m . 1660-68 w a r er P f a r r e r der luth. G e m e i n d e in Z w o l l e , w u r d e j e d o c h u. a. w e g e n seiner s c h a r f e n Kirchenkritik entlassen. 1672-90 hielt sich B. in A m s t e r d a m , d a n a c h in D e n H a a g auf. Er w a r M i t a r b e i t e r an G o t t f r i e d —»Arnolds Unparteyischer Kirchen- und KetzerHistorie ( 1 6 9 9 / 1 7 0 0 ) und stand in B r i e f w e c h s e l mit P h i l i p p J a k o b —»Spener. WERKE: S p e c u l u m seu Lapis lydius p a s t o r u m . A m s t e r d a m 1660. - D a s e w i g e E v a n g e l i u m . A m s t e r d a m 1660. - M y s t e r i u m m a g n u m , C h r i s t u s in nobis. A m s t e r d a m 1662. LITERATUR: V D 17. - Peter M e i n h o l d : B., F. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 5 6 6 . - Dietrich B l a u f u ß : B „ F. In: T R E , B d . 7, 1981, S. 150-153. - Friedrich W . B a u t z : B „ F. In: B B K L , B d . 1, 1990, Sp. 7 3 6 - 7 3 7 . - G e r t r a u d Z a e p e r n i c k : B „ F. In: R G G 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1743.

Bredenbach,

M a t t h i a s , auch B r e d e m b a c h , B r e i d b a c h , B r e m p k e , H u m a n i s t , P ä d a g o g e , * 1499 K i e r s p e bei A l t e n a (Westfalen), t 5 . 6 . 1 5 5 9 E m m e r i c h . B. Schloß d a s S t u d i u m an d e r U n i v . K ö l n ( 1 5 2 1 - 2 4 ) als M a gister artium ab. Er w u r d e L e h r e r a m G y m n a s i u m in E m m e r i c h , 1533 d e s s e n R e k t o r . N e b e n einigen L e h r b ü c h e r n v e r f a ß t e er d i e S c h r i f t De dissidiis ecclesiae componendis

Breit (1557), in d e r er vor a l l e m f ü r d a s F e s t h a l t e n a m alten G l a u ben eintritt, j e d o c h a u c h d i e R e f o r m b e d ü r f t i g k e i t der K i r c h e zugibt. LITERATUR: V D 16, β 7 3 6 1 - 7 3 7 0 . - R o b e r t H a a ß : Β., M . In: N D B , B d . 2, 1955, S. 5 6 6 f. - H e r b e r t Ulrich: M . B . E m m e r i c h 1984. - Heribert S m o l i n s k y : Β., M . In: L T h K \ B d . 2, 1994, Sp. 668. B r e d e t z k y , S a m u e l , e v a n g . T h e o l o g e , * 18.3. 1772 v e r m u t l i c h Leibitz ( U n g a r n ) , t 2 5 . 6 . 1812. B. studierte T h e o l o g i e , P h i l o s o p h i e u n d N a t u r w i s s e n s c h a f ten an der U n i v . J e n a und w u r d e 1798, nach e i n e m längeren A u f e n t h a l t in U n g a r n , w o er als Sekretär tätig g e w e s e n w a r , P r o f . an der B ü r g e r s c h u l e in Ö d e n b u r g . Seit 1802 K a t e c h e t und Vikar in W i e n , w u r d e er 1805 P r e d i g e r in K r a k a u , 1806 in L e m b e r g u n d w a r galizischer S u p e r i n t e n d e n t ; von 1808 an w a r er S u p e r i n t e n d e n t von A u g s b u r g . B.s b e s o n d e r e s Interesse galt der Statistik und T o p o g r a p h i e ; er v e r f a ß t e u. a. Neue Beiträge zur Topographie und Statistik von Ungarn (1807). B r e d t , J o h a n n Viktor, Jurist, Politiker, * 2 . 3 . 1879 B a r m e n ( h e u t e zu W u p p e r t a l ) , t 1 . 1 2 . 1940 M a r b u r g / L a h n . Z u n ä c h s t Volontär b e i m B a r m e r B a n k v e r e i n ( 1 8 9 7 / 9 8 ) , studierte B. Jura und N a t i o n a l ö k o n o m i e in T ü b i n g e n , Götting e n und B o n n , w u r d e 1901 z u m Dr. jur., 1904 z u m D r . phil. p r o m o v i e r t und habilitierte sich 1909 in M a r b u r g . 1903-09 w a r er im V e r w a l t u n g s d i e n s t tätig und f o l g t e d a n n e i n e m R u f als Prof. des Staats-, Verwaltungs-, V ö l k e r - und K i r c h e n r e c h t s nach M a r b u r g . A l s F r e i k o n s e r v a t i v e r w a r er 1911-18 Mitglied des p r e u ß . A b g e o r d n e t e n h a u s e s , 1921-24 d e s Preuß. L a n d t a g s . B. g r ü n d e t e d i e R e i c h s p a r t e i des D e u t schen M i t t e l s t a n d e s ( W i r t s c h a f t s p a r t e i ) und g e h ö r t e als deren Vorsitzender 1924-32 d e m R e i c h s t a g an. 1 9 3 0 / 3 1 w a r er R e i c h s j u s t i z m i n i s t e r im K a b i n e t t B r ü n i n g . B. v e r ö f f e n t lichte Die Trennung von Kirche und Staat ( 1 9 1 9 ) s o w i e ein d r e i b ä n d i g e s Neues evangelisches Kirchenrecht für Preußen ( 1 9 2 1 - 2 7 ) , die erste, u m f a s s e n d e D a r s t e l l u n g des T h e m a s n a c h d e m E n d e des landesherrlichen K i r c h e n r e g i m e n t s . LITERATUR: A l f r e d Milatz: B. J. V . In: N D B , B d . 2, 1955, S. 5 6 7 f. - K. G o e b e l : J. V. B. In: W u p p e r t a l e r B i o g r a p h i e n . B d . 8. 1969, S. 22-36. - E r i n n e r u n g e n und D o k u m e n t e von J. V . B. 1914-1933. B e a r b . v. M a r t i n S c h u m a c h e r . 1970. K. G o e b e l : J. V . B. In: R h e i n i s c h e L e b e n s b i l d e r . Bd. 5. 1973, S. 2 4 3 - 2 5 7 . - H e i n r i c h de Wall: B „ J. V . In: R G G 4 , B d . 1, Sp. 1743. B r e h m , Christian L u d w i g , e v a n g . T h e o l o g e , O r n i t h o l o g e , * 2 4 . 1 . 1787 S c h ö n a u v. d. W a l d e bei G o t h a , f 2 3 . 6 . 1 8 6 4 R e n t h e n d o r f bei Triptis ( T h ü r i n g e n ) . D e r einer P a s t o r e n f a m i l i e e n t s t a m m e n d e B. studierte 1807-09 an der U n i v . J e n a T h e o l o g i e , w a r als H a u s l e h r e r tätig, erhielt 1812 in D r a c k e n d o r f seine erste Pfarrstelle und ü b e r n a h m n o c h im selben J a h r d a s Pastorat von R e n t h e n d o r f , w o er bis an sein L e b e n s e n d e blieb. D a n e b e n w i d m e t e sich B., der schon in seiner J u g e n d e n g e n K o n t a k t zu d e m N a t u r f o r s c h e r J o h a n n M a t t h ä u s B e c h s t e i n gepflegt hatte, orn i t h o l o g i s c h e n S t u d i e n . Z u s a m m e n mit seinen S ö h n e n , unter ihnen d e m später b e k a n n t e n Z o o l o g e n A l f r e d E d m u n d B., legte er e i n e S a m m l u n g von e t w a 15 0 0 0 Vogelbälgen an. M i t d e n dabei g e w o n n e n e n E r k e n n t n i s s e n ü b e r d i e subspezifischen U n t e r s c h i e d e schuf B. die G r u n d l a g e zu einer o r n i t h o l o g i s c h e n S y s t e m a t i k . Z u seinen V e r ö f f e n t l i c h u n g e n zählt u. a. e i n e Naturgeschichte aller Vögel Deutschlands (1831). E r war seit 1822 M i t g l i e d der D e u t s c h e n A k a d e m i e der N a t u r f o r s c h e r L e o p o l d i n a . WEITERE WERKE: B e i t r ä g e zur V o g e l k u n d e in v o l l s t ä n d i g e n B e s c h r e i b u n g e n m e h r e r e r neu e n t d e c k t e r und vieler seltener, o d e r nicht g e h ö r i g b e o b a c h t e t e r d e u t s c h e r V ö g e l . 2 B d e . , N e u s t a d t / O r l a 1820-22. N a c h d r . L e i p z i g 1071. - D i e K u n s t ,

V ö g e l als B ä l g e zu bereiten, a u s z u s t o p f e n , a u f z u s t e l l e n und a u f z u b e w a h r e n . W e i m a r 1842. LITERATUR: O s c a r S c h m i d t : B., C. L . In: A D B , B d . 3, 1876, S. 284. - B r e h m - G e d e n k s t ä t t e : F e s t s c h r i f t z u m 200. G e b u r t s tag von Dr. C. L. B. R e n t h e n d o r f ( T h ü r i n g e n ) 1987. B r e i d b a c h , E m m e r i c h J o s e p h Frh. v o n , E r z b i s c h o f von M a i n z , * 1 2 . 1 1 . 1707 K o b l e n z , f 1 1 . 6 . 1774 M a i n z . Seit 1732 D o m k a p i t u l a r in M a i n z und seit 1736 in Trier, w u r d e B. 1763 E r z b i s c h o f u n d K u r f ü r s t von M a i n z , 1768 a u c h B i s c h o f von W o r m s . Er v e r k ö r p e r t e d e n T y p u s d e s a u f g e k l ä r t e n L a n d e s h e r r n und f ü h r t e in s e i n e m H e r r s c h a f t s bereich e i n e R e i h e von R e f o r m e n d u r c h . D i e s e galten i m kirchlichen B e r e i c h 1769 d e r R e d u k t i o n d e r F e i e r t a g e und d e m K l o s t e r w e s e n 1771 (Erlaß einer u m f a s s e n d e n Klosterr e f o r m ) . 1769 v e r f a ß t e B. z u s a m m e n mit den E r z b i s c h ö f e n von Trier und K ö l n d i e g e g e n R o m gerichteten G r a v a m i n a der r h e i n i s c h e n E r z b i s c h ö f e . 1773 v o l l z o g er in s e i n e m Erzb i s t u m die v o m P a p s t v e r f ü g t e A u f h e b u n g d e s Jesuiteno r d e n s und nutzte, um die H e b u n g der a l l g e m e i n e n B i l d u n g und des Wohlstandes bemüht, dessen Vermögen zum Ausbau des Schulwesens. LITERATUR: F r i e d h e l m J ü r g e n s m e i e r : B. zu B ü r r e s h e i m , E. J. R e i c h s f r h . v. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 6 4 8 - 1 8 0 3 ) , 1990, S. 4 2 - 4 4 . - Ders.: B . - B . In: L T h K \ Bd. 2, 1994, Sp. 6 6 8 . B r e i t , Herbert, e v a n g . T h e o l o g e , * 3 . 9 . 1 9 0 8 A u g s b u r g , t 6 . 1 0 . 1993 M ü n c h e n . N a c h d e m T h e o l o g i e s t u d i u m in E r l a n g e n und T ü b i n g e n w u r d e B . 1933 mit einer Arbeit ü b e r Die Predigt des Deuteronomisten p r o m o v i e r t und im g l e i c h e n J a h r in A u g s b u r g z u m P f a r r e r ordiniert. 1937 w e c h s e l t e er als S t u d i e n r a t an d a s T h e r e s i e n - G y m n a s i u m in M ü n c h e n . W ä h r e n d d e s Z w e i ten W e l t k r i e g e s w a r er in d e r W e h r m a c h t s s e e l s o r g e in F r a n k reich und an der O s t f r o n t eingesetzt. 1948 ü b e r n a h m B. d a s D e k a n a t W e i l h e i m , 1956 das in K e m p t e n , e h e er 1960 G r ü n d u n g s r e k t o r d e s Prediger- u n d S t u d i e n s e m i n a r s der Vereinigten E v a n g e l i s c h - L u t h e r i s c h e n K i r c h e D e u t s c h l a n d s in Pullach w u r d e . N a c h s e i n e m A u s s c h e i d e n 1974 ü b e r n a h m er k o m m i s s a r i s c h d e n L e h r s t u h l f ü r p r a k t i s c h e T h e o l o g i e in E r l a n g e n und w u r d e 1982 dort H o n o r a r p r o f e s s o r . WEITERE WERKE: C a l w e r P r e d i g t h i l f e n . Stuttgart 1962. D i e p r o v o z i e r t e Kirche. M ü n c h e n 1968. - Religionskritik als t h e o l o g i s c h e H e r a u s f o r d e r u n g . M ü n c h e n 1972. B r e i t , T h o m a s , e v a n g . T h e o l o g e , * 16. 3 . 1 8 8 0 A n s b a c h , t 18.11.1966 Augsburg. B., S o h n e i n e s Oberlehrers, studierte M a t h e m a t i k u n d T h e o logie in E r l a n g e n und G r e i f s w a l d , w u r d e 1903 in A n s b a c h ordiniert, w a r Vikar in B a l d i n g e n und N ö r d l i n g e n und 1904 bei der S t a d t m i s s i o n in Berlin. 1905 ging er als Hilfsgeistlicher nach M ü n c h e n , w u r d e 1908 P f a r r e r in A u g s b u r g und w a r i m Ersten Weltkrieg F e l d s e e l s o r g e r . 1925 w u r d e er D e k a n in H o f , 1933 O b e r k i r c h e n r a t i m e v a n g e l i s c h lutherischen L a n d e s k i r c h e n a m t in M ü n c h e n . Hier w a r er z e i t w e i s e Stellvertreter d e s L a n d e s b i s c h o f s H a n s —» M e i s e r . B. Schloß sich der B e k e n n e n d e n K i r c h e an und w a r 1934 neb e n Karl —» B a r t h und H a n s —> A s m u s s e n einer der Verfasser der T h e o l o g i s c h e n E r k l ä r u n g von B a r m e n . Er w u r d e Mitglied im R e i c h s b r u d e r r a t und im Rat der D e u t s c h e n E v a n g e lischen K i r c h e ( D E K ) , w a r 1934-36 M i t g l i e d d e r Vorläufigen K i r c h e n l e i t u n g der D E K und 1936-38 Vorsitzender d e s „Lutherrats" in Berlin. 1947 ehrte ihn d i e T h e o l o g i s c h e F a k u l t ä t E r l a n g e n mit d e r Verleihung des D . theol. h . c . 1947-59 w a r B. M i t g l i e d des B a y e r i s c h e n Senats. E r v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Lieben, Leiden, Lernen. Predigten (1920) und Bekenntnisgebundenes Kirchenregiment (1936). WEITERE WERKE: Hrsg.: R e f o r m a t i o n g e s t e r n und heute. M ü n c h e n 1930. - W o z u R e l i g i o n ? N ü r n b e r g [1930].

175

Breitenstein Gertraud Grünzinger: B., T . In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1743. - Der Bayerische Senat. Biographisch-statistisches Handbuch. 1947-1997. Bearb. v. Helga Schmöger. Düsseldorf 1998, S. 149. LITERATUR:

Breitenstein, Johannes Philipp, auch Breidenstein, reformierter Theologe, * 16.7.1753 Niederdorfelden bei Hanau, t 21. 11. 1825 Marburg. Der Sohn eines Schulmeisters studierte in Heidelberg, Göttingen und Erlangen Theologie, wurde danach Kandidat des Predigtamtes in Frankfurt/Main und trat durch Beiträge zu verschiedenen Zeitschriften literarisch hervor. 1785 wurde B. zweiter evangelisch-reformierter Prediger in Marburg und rückte 1820 zum ersten Prediger auf. Neben etlichen Predigten und theologischen Betrachtungen veröffentlichte er u. a. einen Plan zur Verbesserung der Lutherischen Bürgerschule zu Marburg. Nebst einem Vorschlage, das Lebendigbegraben durch Errichtung eines Leichenhauses unmöglich zu machen (1797) sowie Janchen, des Pächters Ernst Sohn. Eine ländliche Familiengeschichte ( 1804). B r e i t h a u p t , Christian David, evang. Theologe, Pädagoge, Schriftsteller, * 15. 12.1770 Katharinau bei Saalfeld, t 15.4. 1854 bei Angermünde. Der einer Pastorenfamilie entstammende B. studierte 1789-93 in Leipzig und Jena Theologie, wurde 1798 Rektor der Stadtschule von Gräfenthal und erhielt 1815 eine Pfarrstelle in Großgeschwenda im Herzogtum SachsenMeiningen. Seit 1815 war er Rektor des Gymnasiums in Rostock, von 1819 an Rektor des Gymnasiums in Greifswald. 1836 trat er wegen Differenzen mit den staatlichen Aufsichtsbehörden in den Ruhestand. B. machte sich auch als Schriftsteller einen Namen; er veröffentlichte u. a. Dem Protestantismus. Eine Rede bey der Säcularfeier der Reformation (1817), Briefe über alte und neue Tragödie (1820) und den Versuch einer G reifswalder Schulgeschickte (2 Bde., 1827-29). LITERATUR:

Brückner: B.,

C.

D. In: ADB, Bd.

3,

1876,

S. 290 f. B r e i t h a u p t , Joachim Justus, evang. Theologe, * 17.2.1658 Northeim (Niedersachsen), t 16.3. 1732 Kloster Berge bei Magdeburg. Nach dem Theologiestudium seit 1680 Konrektor in Wolfenbüttel, setzte B. 1681 sein Studium in Kiel fort und wurde nach einem Aufenthalt in Frankfurt/Main, wo er Kontakt zu Philipp Jakob —> Spener aufnahm, in Kiel zum Prof. der Homiletik berufen. 1685 ging er als Hofprediger und Konsistorialrat nach Meiningen, 1687 als Pastor der Predigerkirche, Senior des geistlichen Ministeriums und Prof. nach Erfurt. Dort trat er für den wegen seiner pietistischen Haltung ausgewiesenen Diakon August Hermann —» Francke ein, folgte diesem 1691 an die Univ. Halle und wurde dort 1694 Prof. der Theologie und Domprediger sowie Magdeburger Konsistorialrat. B., der zusammen mit Francke und Paul —> Anton der Theologischen Fakultät der Univ. Halle ihr pietistisches Gepräge gab, amtierte seit 1705 auch als Superintendent des Herzogtums Magdeburg. Institutiones theologicae. 2 Bde., 1694. Institutiones theologiae moralis. 1732. L I T E R A T U R : VD 17. - Kurt Aland: B. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 576. - Martin Brecht u. a. (Hrsg.): Geschichte des Pietismus. Bd. 1. Göttingen 1993, S. 448-459 u.ö. - Werner Raupp: B„ J. J. in: LThK\ Bd. 2, 1994, Sp. 668. - Udo Sträter: B„ J. J. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1744. WEITERE WERKE:

B r e i t h a u p t , Johannes Wilhelm Wolfgang, evang. Theologe, * 22.11.1738 Helmstedt, t 29. 11. 1818 Braunschweig. Als Sohn eines Predigers in Helmstedt aufgewachsen, studierte B. an der dortigen Univ. Theologie und ging 1772 als

176

Diakon nach Clausthal. 1776 wurde er Pastor von St. Martin in Braunschweig und war seit 1786 zugleich Superintendent von Querum. B., der von der Kanzel und in einer mit anderen Theologen ausgetragenen literarischen Fehde für die persönliche Existenz des Teufels stritt, machte sich auch mit zahlreichen anderen theologischen Veröffentlichungen einen Namen (Von der Unsterblichkeit und dem Zustand der Seele nach dem Tode, 1767; Unterricht in der Religion, nach den Grundsätzen des wahren Christenthums, 1778). L I T E R A T U R : Spehr: B., J. W. W. In: ADB, Bd. 3, 1876, S. 292. Breitinger, Johann Jacob, schweizer. Philologe, reformierter Theologe, Schriftsteller, * 1. oder 15.3.1701 Zürich, t 14.12.1776 Zürich. B. wuchs als Sohn eines Zuckerbäckers und späteren Majors der Zürcher Bürgermiliz in Zürich auf, wo er auch die Schulen besuchte und 1720 ordiniert wurde. Gleichzeitig begann er seine publizistische Tätigkeit, häufig gemeinsam mit Johann Jacob Bodmer, mit dem er 1721-23 die Wochenschrift „Die Discourse der Mahlern" herausgab (Nachdr. 1969). Diese aus 94 Nummern bestehenden „Discourse", für die Joseph Addisons „Spectator" (1711/12-1714) als Vorbild diente, gelten als wichtiges Zeugnis der damaligen ästhetisch-poetologischen Diskussion über eine mehr Vernunft- oder gefühlsbetonte Dichtungsauffassung. 1723 edierte B. Persius und 1730-32 eine kommentierte Ausgabe der griechischen Version des Alten Testaments. 1731 erfolgte die Berufung B.s als Prof. für Hebräisch an das Collegium Humanitatis und an das Carolinum in Zürich, seit 1740 lehrte er Logik und Rhetorik, nach 1745 am Carolinum auch griechische Philologie; daneben wirkte er als Chorherr des Stiftskapitels zum Großmünster, als Kirchen- und Schulrat sowie als Stiftsbibliothekar. 1768 regte B. die Gründung der „Asketischen Gesellschaft" an und setzte sich für Verbesserungen des akademischen Unterrichts und der Gefängnisseelsorge ein; maßgeblich war sein Einfluß auf die zürcherische Theologie des 18. Jahrhunderts. Bedeutsamer als B.s meist in lateinischer Sprache verfaßte Studien und Abhandlungen zu Theologie und Philosophie waren seine mit Bodmer veröffentlichten Schriften zur deutschen Literatur. Unter seinem Namen erschienen u. a. die Critische Abhandlung Von der Natur, den Absichten und dem Gebrauch der Gleichnisse [...] (1740; Nachdr. 1967) und die zweibändige Critische Dichtkunst, Worinnen die Poetische Mahlerei in Absicht auf die Erfindung im Grunde untersuchet [...] wird (1740; Nachdr. 1966). Seine literaturtheoretischen Schriften trugen entscheidend dazu bei, der Auffassung von der freien Schöpferkraft der Phantasie zum Durchbruch zu verhelfen und die vor allem von Johann Christoph Gottsched vertretene rationalistisch-utilitaristische Sicht der Poesie und Dichtkunst zu überwinden und abzulösen. W E I T E R E W E R K E : Helvetische Bibliothek. Hrsg. mit J. J. Bodmer. 6 Stücke, Zürich 1735-41. - Historische und Critische Beyträge Zu der Historie der Eidsgenossen. 4 Teile, Zürich 1739. - Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften, Zur Verbesserung des Urtheils und des Witzes in den Wercken der Wolredenheit und der Poesie. Hrsg. mit J. J. Bodmer. 12 Stücke, Zürich 1741-44. Verteidigung der Schweitzerischen Muse, Hrn. D. Albrecht Hallers. Zürich 1744. - Martin Opitzens Von Boberfeld Gedichte. Von J. J. B. und J. J. Bodmer besorget. Erster Theil. Zürich 1745. - Johann Jacob Bodmer/J. J. B.: Schriften zur Literatur. Hrsg. v. Volker Meid. Stuttgart 1980. L I T E R A T U R : VD 17. - Wolfgang Bender: J. J. Bodmer und J. J. B. Stuttgart 1973 (Bibliogr.). - Angelika Wetterer: Publikumsbezug und Wahrheitsanspruch. Tübingen 1981. Thomas Brunnschweiler: J. J. B.s Bedencken von Comoedien oder Spilen. Die Theaterfeindlichkeit im Alten Zürich. Edition, Kommentar, Monographie. Bern 1989. - Jill Anne

Brendel K o w a l i k : T h e Poetics of Historical P e r s p e c t i v i s m . B . ' s Critische D i c h t k u n s t and the N e o c l a s s i c Tradition. C h a p e l Hill 1992. - G a b r i e l e D ü r b e c k : E i n b i l d u n g s k r a f t und A u f k l ä r u n g . P e r s p e k t i v e n der P h i l o s o p h i e , A n t h r o p o l o g i e und Ä s t h e t i k u m 1750. T ü b i n g e n 1998. Reinhard Maller B r e i t i n g e r , J o h a n n J a k o b , schweizer, r e f o r m i e r t e r T h e o loge, * 1 9 . 4 . 1575 Z ü r i c h , f 1.4. 1645 Z ü r i c h . B., S o h n eines G e r b e r s u n d M i t g l i e d d e s G r o ß e n Z ü r c h e r Rats, w u r d e nach d e m S t u d i u m in M a r b u r g , F r a n e k e r , L e i den, H e i d e l b e r g und Basel 1579 in d e n C o e t u s d e r Z ü r c h e r P r e d i g e r a u f g e n o m m e n und mit d e r S e e l s o r g e in e i n i g e n Landfilialen betraut. 1611 von der S t a d t g e m e i n d e St. P e ter z u m D i a k o n b e r u f e n , w u r d e er 1613 v o m G r o ß e n R a t z u m P f a r r e r a m G r o ß m ü n s t e r und Vorsteher d e r Z ü r c h e r K i r c h e g e w ä h l t . A l s strenger Verfechter der Z w e i t e n Helvetischen K o n f e s s i o n w a r e r u. a. m a ß g e b l i c h an den B e schlüssen der D o r d r e c h t e r S y n o d e von 1 6 1 8 / 1 9 beteiligt. In Z ü r i c h f ü h r t e B. die K i n d e r l e h r e und d i e Pfarrvisitationen ein, r e f o r m i e r t e die Liturgie und w i d m e t e sich b e s o n ders d e r A r m e n p f l e g e und d e m A u s b a u des S c h u l w e s e n s . Er veranstaltete g r o ß e S a m m l u n g e n z u g u n s t e n der O p f e r d e s D r e i ß i g j ä h r i g e n Kriegs in D e u t s c h l a n d u n d b e m ü h t e sich, d i e r e f o r m i e r t e S c h w e i z z u m E i n g r e i f e n in den Krieg g e g e n d i e K a t h o l i k e n zu b e w e g e n . N a c h der N i e d e r l a g e d e r S c h w e den bei N ö r d l i n g e n 1634 zog sich B. aus der Politik z u r ü c k . Er b e a r b e i t e t e d a s N e u e T e s t a m e n t der Z ü r c h e r Bibel neu ( 1 6 2 9 ) u n d v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Synodalreden (1613-43). WEITERES WERK: D o r d r e c h t e r A k t e n und S e l b s t b i o g r a p h i e . In: M i s c e l l a n e a Tigurina. H r s g . v. J o h a n n J a c o b Ulrich. 3 B d e . , Z ü r i c h 1722-24. LITERATUR: V D 16, Β 7 4 0 3 . - L e o n h a r d H a a s : B . In: N D B , B d . 2, 1955, S. 5 7 7 f. - H e l m u t M a y e r : B „ J. J. In: R G G 4 , Bd. 1, Sp. 1744 f. B r e i t k o p f , Gregor, auch Bredekoph, Laticephalus, Humanist, * u m 1472 Könitz, t 1529 L e i p z i g . B. b e z o g 1490 d i e U n i v . L e i p z i g , e r l a n g t e 1503 den M a gistergrad und w u r d e in d i e Artistenfakultät a u f g e n o m m e n . I n n e r h a l b von 25 J a h r e n w a r er f ü n f m a l Vizerektor, z w e i m a l D e k a n u n d einmal ( 1 5 0 8 ) R e k t o r . 1500-14 g e h ö r t e er d e m M a r i e n k o l l e g , später d e m kleinen F ü r s t e n k o l l e g an. Bei d e r Disputation z w i s c h e n —> L u t h e r und J o h a n n e s —>Eck 1519 w u r d e er z u m D i s p u t a t o r g e w ä h l t . Seit 1523 w a r er L i z e n tiat und D r . theol. u n d trat später in d i e T h e o l o g i s c h e F a kultät über. B. galt als b e d e u t e n d e r scholastischer L o g i k e r . Er schrieb u . a . „Daß die widertauff yrrig sey" ( 1 5 2 8 ) und g a b W e r k e lateinischer K l a s s i k e r ( u . a . H o r a z , Tibull und S e n e c a ) heraus. LITERATUR: V D 16, Β 7 4 0 4 - 7 4 0 9 . - S c h n o r r von C a r o l s f e l d : B., G . In: A D B , Bd. 3, 1876, S. 303. B r e m i , J o h a n n e s H e i n r i c h , schweizer, r e f o r m i e r t e r T h e o loge, P h i l o l o g e , * 4. 1 2 . 1 7 7 2 Z ü r i c h , t 1 0 . 5 . 1 8 3 7 B a d e n (Kt. A a r g a u ) . N a c h einer unter J o h a n n J a k o b H o t t i n g e r absolvierten A u s bildung in Z ü r i c h b e g a b sich B. 1793 f ü r ein Jahr z u m Stud i u m der P h i l o l o g i e bei F r i e d r i c h A u g u s t Wolf an die U n i v . Halle. N a c h der R ü c k k e h r n a c h Z ü r i c h A d j u n k t an der L a teinschule, w u r d e er 1797 Prof. der T h e o l o g i e a m oberen und Prof. der K a t e c h e t i k a m unteren K o l l e g i u m . Seit 1809 unterrichtete er G r i e c h i s c h a m C o l l e g i u m C a r o l i n u m , w u r d e 1798 in d e n E r z i e h u n g s r a t der Stadt Z ü r i c h und später a u c h z u m M i t g l i e d d e s K i r c h e n r a t s g e w ä h l t . E r w a r V e r f a s s e r politischer und p ä d a g o g i s c h e r S c h r i f t e n (u. a. Ermunterung an Zürichs studierende Jugend, 1819) s o w i e einer A b h a n d l u n g ü b e r —> Pestalozzi und schrieb Νeli, der Kannengießer. Eine wahre Geschichte (1822). A u f d e m G e b i e t d e r A l t p h i l o l o g i e trat B . als H e r a u s g e b e r der Philologischen Beiträge aus

der Schweiz (1819), der W e r k e S u e t o n s , C i c e r o s , C o r n e l i u s N e p o s ' u n d der R e d e n d e s D e m o s t h e n e s und des Isokrates hervor. LITERATUR: H a l m : B „ J. H. In: A D B , Bd. 3, 1876, S. 305. B r e m s , A l o i s , B i s c h o f von Eichstätt, * 1 9 . 4 . 1906 Ziegelhof bei Eichstätt, t 1 6 . 2 . 1987 Eichstätt. B. studierte an der T h e o l o g i s c h e n H o c h s c h u l e in Eichstätt P h i l o s o p h i e und T h e o l o g i e und e m p f i n g 1930 die Priesterweihe. A n s c h l i e ß e n d K a p l a n in B r e i t e n b r u n n ( O b e r p f a l z ) und in S c h w a b a c h , setzte er d a s S t u d i u m seit 1932 an der p ä p s t l i c h e n Univ. G r e g o r i a n a in R o m fort, an d e r er 1935 z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t w u r d e (De authentica interpretatione Codicis J. C ) . 1936 als K a p l a n n a c h Eichstätt z u r ü c k g e k e h r t , w u r d e B. 1937 erster J u g e n d p f a r r e r der D i ö z e s e Eichstätt. Z u s a m m e n mit Ottilie M o ß h a m m e r g a b er d a s d r e i b ä n d i g e Wort an die Jugend heraus, ein S t a n d a r d w e r k der kath. J u g e n d a r b e i t . Seit 1950 leitete er die n e u g e s c h a f f e n e M ä n n e r - und F r a u e n s e e l s o r g e und g r ü n d e t e auf S c h l o ß H i r s c h b e r g e i n e E r w a c h s e n e n b i l d u n g s s t ä t t e . 1953 in d a s D o m k a p i t e l g e w ä h l t , w u r d e er 1966 G e n e r a l v i k a r und engster M i t a r b e i t e r von B i s c h o f J o s e p h —¥ S c h r o f f e r und war 1968-83 d e s s e n N a c h f o l g e r . B . hatte m a ß g e b l i c h e n Anteil an der 1980 e r f o l g t e n U m w a n d l u n g der Eichstätter T h e o l o g i s c h e n H o c h s c h u l e in e i n e kath. Universität. WEITERE WERKE: D i e m o n a t l i c h e J u g e n d p r e d i g t . G e d a n k e n u n d E n t w ü r f e f ü r drei J a h r e . Eichstätt o . J . [um 1945]. J u g e n d p r e d i g t e n . G e d a n k e n und E n t w ü r f e . M ü n c h e n 1955; f r a n z ö s i s c h : M u l h o u s e 1964. LITERATUR: F e s t g a b e z u m 80. G e b u r t s t a g von Bischof Dr. A . B. Eichstätt 1986. - E r n s t Reiter: B „ A . In: L T h K 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 6 7 2 . - B r u n A p p e l : B „ A . In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 9 4 5 - 2 0 0 1 ) , 2 0 0 2 , S. 159-163. B r e n d e l , F r a n z A n t o n , B i s c h o f von S t r a ß b u r g , * 4. 10. 1735 L o h r / M a i n , t 2 2 . 5 . 1 8 0 0 Straßburg. N a c h d e m S t u d i u m der T h e o l o g i e in S t r a ß b u r g und d e r Pries t e r w e i h e ( 1 7 5 9 ) wirkte B. z u n ä c h s t als K a n z e l r e d n e r und w u r d e 1769 Prof. des k a n o n i s c h e n R e c h t s . O b g l e i c h er in seinen Vorlesungen d i e M a c h t p o s i t i o n des P a p s t e s kritisierte, v e r w e i g e r t e er b e i m A u s b r u c h der F r a n z ö s i s c h e n R e v o l u t i o n d e n Eid auf d i e V e r f a s s u n g und leistete ihn 1791 nur aufg r u n d der A n n a h m e , d a ß die Zivilkonstitution z w a r antikan o n i s c h , aber nicht a n t i k a t h o l i s c h sei. D a r a u f h i n unter Beteiligung von P r o t e s t a n t e n z u m B i s c h o f g e w ä h l t , w u r d e B. von Kardinal R o h a n als „lutherischer B i s c h o f a b g e l e h n t und von der K u r i e nicht bestätigt. Er arbeitete mit d e m S t r a ß b u r g e r J a k o b i n e r f ü h r e r E u l o g i u s —> S c h n e i d e r z u s a m m e n und blieb in d e r F r a g e des Zölibats u n n a c h g i e b i g . N a c h d e r U m w a n d lung des S t r a ß b u r g e r M ü n s t e r s in einen T e m p e l der V e r n u n f t 1793 w u r d e B. v e r h a f t e t , 1794 f r e i g e l a s s e n und 1798 A r c h i var i m S t r a ß b u r g e r B e z i r k s a r c h i v . LITERATUR: Harry G e r b e r : B „ F. A . In: N D B , B d . 2, 1955, S. 5 8 3 f. B r e n d e l , Sebald, Jurist, * 8 . 9 . 1 7 8 0 / 8 2 K a r l s t a d t / M a i n , t 31.12.1844. N a c h d e m 1812 mit der P r o m o t i o n in L a n d s h u t a b g e s c h l o s senen S t u d i u m der R e c h t s w i s s e n s c h a f t e n hielt B. z u n ä c h s t P r i v a t v o r l e s u n g e n in Heidelberg. 1814 reiste er z u m K o n g r e ß n a c h W i e n , w o er mit s e i n e r S c h r i f t Das Recht und die Verwaltung der milden Stiftungen, mit besonderer Rucksicht auf die Vermengung ihrer Einkünfte mit dem Staatsvermögen (1814) auf sich a u f m e r k s a m m a c h t e . Seit 1819 o . P r o f . der R e c h t e an d e r U n i v . W ü r z b u r g , lehrte er E n z y k l o p ä d i e und M e t h o d o l o g i e der J u r i s p r u d e n z , d e u t s c h e R e c h t s g e s c h i c h t e , V ö l k e r r e c h t , die L e h r e von der ö f f e n t l i c h e n G e r i c h t s b a r k e i t , P o l i z e i w i s s e n s c h a f t und D i p l o m a t i e . S e i n e L e h r b e f u g n i s f ü r K i r c h e n r e c h t w u r d e i h m 1823 n a c h E r s c h e i n e n seines Handbuchs des katholischen und protestantischen Kirchenrechts

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Brendel von Homburg wegen zu liberaler Ansichten entzogen. 1832-34 amtierte er als Amtsgerichtsassessor in Amberg. Zu B.s Schriften zählen auch Abhandlungen über den Rheinbund und den Wert von Volksvertretungen sowie Betrachtungen über den Werth der Preßfreiheit (1815). WEITERE WERKE: Der rheinische Bund oder des Löwen Gesellschaft (Societas leonina). Bamberg 1814. - Die Geschichte, das Wesen und der Werth der National-Repräsentation. Bamberg 1817.

LITERATUR: Fridolin Deißler: B., F. v. In: Lebensläufe aus Franken. Bd. 6. Hrsg. v. Sigmund Frh. von Pölnitz. Würzburg 1960, S. 32-53. - Helmut Wiesner: Religion und Vernunft im Frühwerk F. B.s. 3 Bde., Würzburg 1984-86. Leonhard Hell: Reich Gottes als Systemidee der Theologie. Mainz 1993, S. 88-145. - Ders.: B., F. In: LThK3, Bd. 2, 1994, Sp. 673. - Peter H. Görg: B„ F. v. In: BBKL, Bd. 23, 2004, Sp. 173-176.

Brendel von Homburg, Daniel, Erzbischof und

* Bistritz (?), t 2 4 . 1 . 1 5 5 3 Hermannstadt (Siebenbürgen). Der aus Bistritz (früher Nösen) in Siebenbürgen stammende B. war zunächst als Arzt tätig, übernahm 1542 die Pfarrstelle in Heidendorf und ließ sich später in Hermannstadt nieder. Er trat als Verfasser einiger Werke zur Geschichte Siebenbürgens und Ungarns hervor und gab u.a. einen Dialogus ad Matthiam, invictissimum Hungariae regem (1540) sowie die Rerum Hungaricarum decades tres (1543) heraus, die nach B.s Tod mehrfach verändert und ergänzt auch in Deutschland im Druck erschienen.

Kurfürst von Mainz, * 2 2 . 3 . 1 5 2 3 Aschaffenburg, t 22.3. 1582 Aschaffenburg. Der seit 1555 als Erzbischof und Kurfürst von Mainz und damit als Erzkanzler des Reiches amtierende B. v. H. nahm die Kaiserkrönungen von Maximilian II. (1564) und Rudolf II. (1576) vor. 1561 berief er die Jesuiten nach Mainz, 1575 nach Heiligenstadt und zog zur Seelsorge Germaniker wie Nikolaus ->Elgard und Vitus Miletus heran. B. v. H. erwarb 1581 die protestantischen Grafschaften Rieneck und Königstein für das Erzstift und leitete die Rekatholisierung des Eichsfelds ein. LITERATUR: Friedhelm Jürgensmeier: Das Bistum Mainz. Von der Römerzeit bis zum II. Vatikanischen Konzil. Frankfurt/Main 1988, 2 1989, S. 198-205 (Lit.). - Ders.: B. v. H. In: LThK\ Bd. 2, 1994, Sp. 672. - Ders.: B. v. H., D. In: Gatz, Bischöfe (1448-1648), 1996, S. 7 9 f .

Brennecke, Jakob Andreas, evang. Theologe, Schriftsteller, * 1.3. 1765 Magdeburg, t nach 1829. Nach seinem Dienst bei der preuß. Armee (1784-87) studierte B. 1789-91 in Halle Theologie. Anschließend war er als Hauslehrer in Aschersleben und Calbe/Saale tätig und ging 1796 als Hofmeister nach Kurland. Nachdem er dort sowie in Livland und Litauen einige Jahre in verschiedenen deutsch-baltischen Adels- und Pastorenfamilien als Privatlehrer gelebt hatte, kehrte er nach Magdeburg zurück, wo sich sein weiterer Lebensweg im dunkeln verliert. Er schrieb u.a. Scenen aus der Vorzeit der Deutschen (1793), Hymen, Gott der Ehen; ein komisches Gedicht in zwölf Büchern (1793), gab die Erholungsstunden. Ein Taschenbuch für Deutsche des Nordens auf das Jahr 1811 und 1812 heraus und führte den Biblischen Beweis: daß Jesus nach seiner Auferstehung noch sieben und zwanzig Jahre leibhaftig auf Erden gelebt [...] (1819).

Brenner, Friedrich von, kath. Theologe, * 10.1.1784 Bamberg, t 20. 8.1848 Bamberg. Der Sohn eines Bamberger Hutmachers studierte in seiner Heimatstadt Theologie, empfing 1807 die Priesterweihe und wurde 1808 als Schüler von Johann Michael —» Sailer in Landshut promoviert und zum Stadtkaplan ernannt. Seit 1813 Subregens im Klerikalseminar in Bamberg, seit 1820 Regens und Prof. der Dogmatik am Lyzeum, wurde B. 1821 Mitglied des neuerrichteten Domkapitels und 1844 Domdekan von Bamberg. Zu seinen Hauptwerken zählen Freye Darstellung der Theologie in der Idee des Himmelreichs (3 Bde., 1815-18) und Katholische Dogmatik (3 Bde., 1826-29); 1811-14 gab er die „Theologische Zeitschrift" von Johann Joseph —»Batz heraus. Eine von B., dem Vorsitzenden des Bamberger Historischen Vereins, von 1818 bis zu seinem Tod geführte Bamberger Chronik ist eine detaillierte Quelle für das Leben im biedermeierlichen Bamberg; Auszüge daraus veröffentlichte er 1831 als Paradoxen der Zeit. WEITERE WERKE: Versuch einer historisch-philosophischen Darstellung der Offenbarung als Einleitung in die Theologie. Bamberg / Würzburg 1810. - Über das Dogma. Landshut 1832 (1835 indiziert). - System der katholischen speculativen Theologie. 2 Bde., Regensburg 1837-38, 2 1844.

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Brenner, Martin, Arzt, evang. Pfarrer, Historiker,

Brenner, Martin, auch Prenner, Fürstbischof von Seckau, * 11.11. 1548 Dietenheim (Württemberg), t 14. 10. 1616 Retzhof bei Leibnitz (Steiermark). B. studierte in Dillingen und Ingolstadt, war dort und in Padua als Erzieher tätig und wurde 1581 von der Univ. Pavia zum Dr. theol. promoviert. Von Erzbischof Khuen-Belasy 1582 zum Seminarrektor in Salzburg bestimmt, wurde B. 1583 dortiger Stadtpfarrer und 1585 Bischof von Seckau. 1591 setzte ihn der Salzburger Erzbischof Wolf Dietrich von —»Raitenau als Generalvikar der Steiermark ein. Von Kaiser Ferdinand II. in die Reformationskommission berufen, leitete er als „Apostel der Steiermark" und „Malleus haereticorum" auf energische, jedoch unblutige Weise die Gegenreformation in Innerösterreich ein. LITERATUR: V D 16, Β 7456. - V D 17. - Karl Eder: B„ M. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 587. - Karl Amon: M. B. (1585-1615). In: Karl Amon (Hrsg.): Die Bischöfe von GrazSeckau 1218-1968. Graz 1969, S. 258-276. - Franz Schmid: Bischof M. B. 1548-1616. Dietenheim 1985. - Rudolf Karl Höfer: B„ M. In: LThK5, Bd. 2, 1994, Sp. 673. - Karl Amon: B„ M. In: Gatz, Bischöfe (1448-1648), 1996, S. 81-83. B r e n n w a l d , Heinrich, schweizer. Chronist, * um 1478 Zürich, t Ende April 1551 Zürich. Nach dem Studium in Basel wurde B., Sohn eines Ratsherrn und späteren Bürgermeisters von Zürich, 1496 Pfarrer von Lufingen, 1500 Chorherr von Embrach, 1518 dortiger Propst und 1520 päpstlicher Protonotar. Inzwischen ein Anhänger —> Zwingiis, übergab er 1525 sein Stift der Regierung und erhielt das Amt eines Almosenobmanns und Schreibers der Kommission für die Verwaltung des säkularisierten Kirchenbesitzes. 1528-36 amtierte er als erster Pfleger des in ein Amt umgewandelten Klosters Töss. Bekannt wurde B. vor allem durch seine 1508-16 entstandene Chronik von den Helvetiern bis 1509, der ersten, u. a. auf Lokalchroniken basierenden Gesamtdarstellung der schweizer. Geschichte. Er gab den Anstoß für die späteren historischen Arbeiten seines Schwiegersohns Johannes -> Stumpf, der B.s Chronik fortsetzte. LITERATUR: H. B.s Schweizerchronik. Hrsg. v. Rudolf Luginbühl. 2 Bde., Basel 1908-10. - Béatrice Wiggenhausen Klerikale Karrieren. Das ländliche Chorherrenstift Embrach und seine Mitglieder im Mittelalter. Zürich 1997.

Brentano, Christian, Schriftsteller, * 24. 1. 1784 Frankfurt/Main, t 27. 10. 1851 Aschaffenburg. Der Bruder von Clemens B. und Bettine von Arnim studierte 1803-08 in Marburg und Jena Medizin und übernahm anschließend bis 1815 die Bewirtschaftung der Familiengüter in Bukowan (Böhmen). Dort verfaßte er auf Anregung von Clemens einen unveröffentlichten Lustspielzyklus

Brentano über die ständische Gesellschaftsordnung. 1816 nach Frankfurt zurückgekehrt, schrieb er für eine private Aufführung das Schattenspiel Der unglückliche Franzose oder Der deutschen Freiheit Himmelfahrt, eine Satire auf den Haß auf die Franzosen. Beeinflußt von Johann Michael —> Sailer, wandte sich B. einem dogmatischen Katholizismus zu. Er hielt sich 1823-27 in Rom auf und trat u.a. als Mitarbeiter der Zeitschrift „Katholik" für die Unabhängigkeit der Kirche ein. Später lebte er mit Clemens in Aschaffenburg, den er mit der Nonne Anna Katharina —> Emmerick bekanntmachte und dessen Gesammelte Werke (7 Bde.) er 1852-55 herausgab. Seine eigenen Nachgelassenen religiösen Schriften erschienen 1854. B. war der Vater von Franz —>B. LITERATUR: Brigitte Schad (Hrsg.): Die Aschaffenburger B.s. Beiträge zur Geschichte der Familie aus unbekanntem Nachlaßmaterial. Aschaffenburg 1984. - Dies.: C. B. ( 1784-1851 ), Vater der Aschaffenburger Brentanos. In: Geist und Macht: Die B.s. Hrsg. v. Bernd Heidenreich. Wiesbaden 2000, S. 93-116. - Alexander Loichinger: Sailer, Diepenbrock, C. und Clemens B. In: Münchener theologische Zeitschrift 52 (2001) S. 304-322. B r e n t a n o , Dominik (Anton Cajetan) von, kath. Theologe, Publizist, * 6.10. 1740 Rapperswil/Zürichsee, f 2.7. 1797 Gebrazhofen (heute zu Leutkirch im Allgäu). B., Sohn eines Seidenfabrikanten, trat nach dem in Mailand absolvierten Studium der Theologie um 1770 als Hofkaplan und geistlicher Rat in den Dienst des Fürstabts von Kempten und wurde 1794 Pfarrer von Gebrazhofen /Allgäu. Als aufgeklärter Theologe stand er, Mitglied und Redner der Eklektischen Loge „Zur aufgehenden Sonne", der päpstlichen Macht kritisch gegenüber (Über den Ursprung der weltlichen Macht des Papstes, 1781; Katechetischer Unterricht über die Frage: Wie verhält sich die bischöfliche Macht zur päpstlichen? 1787). Wegen ihrer populären Fassung weit verbreitet waren die von B. übersetzten und kommentierten Heiligen Schriften des Neuen Testaments (2 Bde., 1790), die später auch auf alttestamentliche Schriften erweitert wurden und von Augustin —»Scholz überarbeitet 1820-37 in 17 Bänden erschienen. LITERATUR: Manfred Brandl: Die deutschen katholischen Theologen der Neuzeit. Ein Repertorium. Bd. 2. Salzburg 1978, S. 25 f. - Reinhold Bohlen: D. v. B. 1740-1797. Publizist, Aufklärungstheologe, Bibelübersetzer. Trier 1997. Konrad Feilchenfeldt: B„ D. In; L T h K \ Bd. 2, 1994, Sp. 673 f. B r e n t a n o , Franz (Clemens Honoratus Hermann Josef), Philosoph, * 16.1.1838 Marienberg bei Boppard /Rhein, t 17.3. 1917 Zürich. B., Sohn Christian —>B.s, studierte Philosophie, Theologie, Mathematik und Naturwissenschaften in München, Würzburg, Berlin (u.a. bei Friedrich Adolf Trendelenburg) und Münster (u.a. bei Franz Jakob —>Clemens). 1862 wurde er aufgrund seiner ersten Veröffentlichung Von der mannigfachen Bedeutung des Seienden nach Aristoteles (Nachdr. 1960 und 1982) in Tübingen in absentia promoviert. Im selben Jahr war er drei Monate Novize im Dominikanerkonvent in Graz. 1864 empfing er die Priesterweihe. 1866 habilitierte sich B. in Würzburg (Die Psychologie des Aristoteles, insbesondere seine Lehre vom ν ο ΰ σ ποιητικόσ). 1872 wurde er dort a. o. Professor. 1873 ließ B„ der vier Jahre zuvor eine Denkschrift, in der er die päpstliche Unfehlbarkeit als theologisch unhaltbar und historisch nicht herleitbar bezeichnet hatte, sein Priesteramt ruhen und legte seine Professur nieder. 1874 erhielt er einen Ruf als o. Prof. der Philosophie an die Univ. Wien. 1879 trat er aus der Kirche aus. Als ihm wegen seiner Vergangenheit als Geistlicher eine Heirat nach österr. Recht untersagt wurde, gab er die österr. Staatsbürgerschaft auf und nahm die sächsische an. Wieder

in Wien und zur Niederlegung seiner Professur gezwungen, lehrte er fortan als Privatdozent. Nach dem Tod seiner Frau verließ er Wien 1895 und lebte nach kürzeren Aufenthalten in der Schweiz und in Italien von 1898 bis zum Eintritt Italiens in den Ersten Weltkrieg in Florenz. 1915 ging B., seit 1903 erblindend, nach Zürich. In seiner Wiener Abschiedsvorlesung Die vier Phasen der Philosophie und ihr augenblicklicher Stand (1895, 2 1926) brachte B. zum Ausdruck, daß er sich als Neubeginn einer wissenschaftlichen Beschäftigung mit philosophischen Problemen sah. Ausgehend von Aristoteles und beeinflußt von John Stuart Mill und Auguste Comte, entwickelte er eine auf der Psychologie begründete empirischnaturwissenschaftliche Methodik, die er u.a. in der Psychologie vom empirischen Standpunkte (1874; revidiert und erw. 1911; 3 Bde., 1924-28, hrsg. von Oskar Kraus; Nachdr. 1955-68) formulierte. Zeit seines Lebens war B. bestrebt, der Philosophie den Charakter einer Wissenschaft zu verleihen (vgl. dazu seine in der Habilitationsdisputation vertretene These „Vera philosophia methodus nulla alia nisi scientia naturalis est"). Die phänomenale Psychologie bzw. Phänomenologie verstand er als philosophische Grundwissenschaft. Seine Lehre von der Intentionalität des Bewußtseins, nach der alle psychischen Empfindungen auf außerhalb des Bewußtseins liegende Dinge gerichtet sind, war Wegbereiterin der neueren Aktpsychologie. Seine Schrift Vom Ursprung sittlicher Erkenntnis (1889, 4 1955, Nachdr. 1969), die „zum Gedankenkreise einer ,Deskriptiven Psychologie'" gehört, bietet eine Theorie des Sittlichen. WEITERE WERKE: Gesammelte philosophische Schriften. Hrsg. v. Oskar Kraus und Alfred Kastil. 22 Bde., Leipzig 1922-33. - Deskriptive Psychologie. Hrsg. v. Roderick M. Chisholm und Wilhelm Baumgartner. Hamburg 1982. Briefe an Carl Stumpf. 1867-1917. Hrsg. und eingeleitet von Gerhard Oberkofler. Graz 1989. LITERATUR: Alfred Kastil: Die Philosophie F. B.s. Eine Einführung in seine Lehre. München 1951. - Roderick M. Chisholm/Rudolf Haller (Hrsg.): Die Philosophie F. B.s. Amsterdam 1978. - Brentano Studien. Internationales Jahrbuch der Franz Brentano Forschung. Hrsg. v. Wilhelm Baumgartner/Franz-Peter Burkard/Franz Wiedmann. Dettelbach 1988 ff. - Josef M. Werle: F. B. und die Zukunft der Philosophie. Studien zur Wissenschaftsgeschichte und Wissenschaftssystematik im 19. Jahrhundert. Amsterdam 1989. Dieter Münch: Psychologie und Metaphysik. Historischsystematische Untersuchungen zum Frühwerk F. B.s. Frankfurt/Main 1996. - Eberhard Tiefensee: Philosophie und Religion bei F. B. (1838-1917). Tübingen 1998. - Wilhelm Baumgartner (Hrsg.): Das Erbe B.s. Akten der Konferenz „The Legacy of Β." in Krakow. Dettelbach 2000. Bruno Jahn B r e n t a n o , Hanny, geb. Legai, Klostername: Maria Rafaela, Benediktinerin, Schriftstellerin, * 9.2. 1872 Moskau, t 23.6. 1940. Die humanistisch gebildete Tochter eines deutschbaltischen russischen Staatsbeamten begann nach dem Tod ihres Mannes Max B. 1905 eine literarische Laufbahn. 1906 erschien ihr erstes Werk, Peter der Große und seine Zeit, dem Biographien Kaiser Franz Josephs, Friedrich Barbarossas und der Fürstin Amalie von -»Gallitzin folgten. Ferner verfaßte sie ein Lehrbuch der lettischen Sprache und übersetzte Werke von Lev Tolstoj (Ausgewählte Werke, 8 Bde., 1911/12). 1908 konvertierte B. zum Katholizismus, wurde Generalsekretärin der Kath. Reichsfrauenorganisation in Österreich und gab 1911-19 die „Österreichische Frauenwelt" heraus. 1919 trat sie in das Benediktinerinnenkloster Nonnberg bei Salzburg ein. Über diesen Schritt berichtete sie in ihrer 1925 erschienenen Autobiographie Wie Gott mich rief.

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Brentano Brentano,

( F r a n z E r n s t ) H e i n r i c h , kath. T h e o l o g e , P ä d a g o g e , * 1759 R a p p e r s w i l / Z ü r i c h s e e , t 1831. Β. w a r P f a r r e r in d e n w ü r t t e m b e r g i s c h e n G e m e i n d e n P o l tringen, E h i n g e n / D o n a u und Hirrlingen bei T ü b i n g e n . 1805 w u r d e er als erster kath. P r e d i g e r und geistlicher Rat n a c h Stuttgart b e r u f e n und 1808 z u m landesherrlichen D e k a n , K u stos und K a n o n i k u s des Kollegiatstifts in R a d o l f z e l l a m B o d e n s e e e r n a n n t . B . schrieb u . a . ein Andachtsbuch für die katholische Eydgenossenschafl ( 1 7 9 4 ) , einen Versuch eines Handbuches zum christkatholischen Religions-Unterrichte für die oberen Klassen in Bürger- und Landschulen [...] ( 1 8 0 6 ) und e i n e Glaubens-, Sitten- und Mittellehre (1806) mit Instruktionen f ü r die w ü r t t e m b e r g i s c h e n L a n d s c h u l lehrer.

Brenz,

J o h a n n e s , R e f o r m a t o r , luth. T h e o l o g e , * 2 4 . 6 . 1499 Weil der Stadt, t 1 1 . 9 . 1 5 7 0 Stuttgart. A l s S o h n d e s aus der reichsstädtischen F ü h r u n g s s c h i c h t von Weil der Stadt s t a m m e n d e n S c h u l t h e i ß e n und Richters M a r tin H e ß , g e n . P r e n t z , g e b o r e n , f a n d d e r s p ä t e r e R e f o r m a t o r u n d f ü h r e n d e K i r c h e n m a n n B. einen f r ü h e n Z u g a n g zu d e n w e i t e r f ü h r e n d e n B i l d u n g s e i n r i c h t u n g e n seiner Zeit. B e r e i t s 1514 w u r d e er in H e i d e l b e r g immatrikuliert, w o er w a h r scheinlich 1518 d e n G r a d eines M a g i s t e r artium e r w a r b . A n d e r U n i v . k n ü p f t e B. zahlreiche, f ü r sein weiteres W i r ken w i c h t i g e p e r s ö n l i c h e K o n t a k t e , e t w a zu den späteren R e f o r m a t o r e n J o h a n n e s —»Oekolampad (Basel) und M a r t i n - » B u c e r (Straßburg), und w u c h s in ein h u m a n i s t i s c h e s Bild u n g s m i l i e u hinein, das e i n e b e s o n d e r e O f f e n h e i t f ü r Anliegen d e s W i t t e n b e r g e r B i b e l p r o f e s s o r s M a r t i n —»Luther zeigen sollte. D i e p e r s ö n l i c h e B e g e g n u n g mit L u t h e r a m R a n d e einer in H e i d e l b e r g g e h a l t e n e n D i s p u t a t i o n der A u g u s t i n e r eremiten scheint den j u g e n d l i c h e n S c h o l a r e n mit d e s s e n an P a u l u s und A u g u s t i n u s a n k n ü p f e n d e r G n a d e n l e h r e b e k a n n t g e m a c h t und f ü r A n l i e g e n d e s W i t t e n b e r g e r R e f o r m a t o r s gew o n n e n zu h a b e n . Seit H e r b s t 1522 w a r B. als P r e d i g e r in S c h w ä b i s c h - H a l l tätig und trotz s e i n e r z u n ä c h s t b e s c h e i d e n e n kirchlichen Stellung z u m a l als K i r c h e n o r g a n i s a t o r f ü h r e n d an der s u k z e s siven, in e n g e r T u c h f ü h l u n g mit der städtischen O b r i g k e i t vollzogenen, eruptive Umbrüche vermeidenden Einführung der R e f o r m a t i o n in der s c h w ä b i s c h e n R e i c h s s t a d t seit 1524 beteiligt. Bei der F o r m i e r u n g einer s c h w ä b i s c h - f r ä n k i s c h e n F r o n t g e g e n d i e vor allem von O e k o l a m p a d , —»Zwingli und d e n S t r a ß b u r g e r R e f o r m a t o r e n vertretene s y m b o l i s c h e D e u t u n g der leiblichen P r ä s e n z Christi im A b e n d m a h l leistete B. als m a ß g e b l i c h e r Verfasser d e s Syngramma Suevicum ( H e r b s t 1525) einen w e s e n t l i c h e n Beitrag, d e r ihn in ein b e s o n d e r e s Vertrauensverhältnis zu L u t h e r brachte. Von d e n späten z w a n z i g e r J a h r e n d e s 16. Jh. an e n t f a l t e t e B. e i n e a u s s t r a h l e n d e T ä t i g k e i t als t h e o l o g i s c h e r R a t g e b e r und „ R e f o r m a t o r " vor a l l e m bei d e r R e f o r m a t i o n s ü d d e u t s c h e r Territorien ( B r a n d e n b u r g - A n s b a c h ) und o b e r d e u t s c h e r S t ä d t e ( H e i l b r o n n , N ö r d l i n g e n , D i n k e l s b ü h l ) . Seit 1535 w a r er an der r e f o r m a t o r i s c h e n U m g e s t a l t u n g d e s H e r z o g t u m s W ü r t t e m b e r g , 1 5 3 7 / 3 8 a u c h an d e r R e f o r m der U n i v . T ü b i n gen beteiligt und n a h m an w i c h t i g e n religionspolitischen Ereignissen ( A u g s b u r g e r R e i c h s t a g 1530, R e l i g i o n s g e s p r ä c h e in H a g e n a u und W o r m s 1541, R e g e n s b u r g 1546) teil. Inf o l g e d e s I n t e r i m s m u ß t e B . 1548 S c h w ä b i s c h - H a l l e n d g ü l t i g verlassen; 1552 g e h ö r t e er zur w ü r t t e m b e r g i s c h - r e i c h s s t ä d t i schen G e s a n d t s c h a f t auf d e m T r i d e n t i n u m u n d w a r seit 1553 Propst an der Stuttgarter S t i f t s k i r c h e u n d d a m i t wichtigster K i r c h e n m a n n d e s H e r z o g t u m s W ü r t t e m b e r g , dessen kirchlicher W i e d e r a u f b a u n a c h d e m I n t e r i m m a ß g e b l i c h von B . gestaltet w u r d e . D u r c h d i e A b f a s s u n g v e r s c h i e d e n e r K i r c h e n o r d n u n g e n und als A u t o r d e s w o h l verbreitetsten o b e r d e u t s c h e n Katechism u s w i r k t e B. n a c h h a l t i g auf die r e f o r m a t o r i s c h e U m g e staltung und geistliche K o n s o l i d i e r u n g eines luth. K i r c h e n -

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w e s e n s in S ü d Westdeutschland ein. Als B i b e l a u s l e g e r , dessen stattliches e x e g e t i s c h e s Werk z u m e i s t in e n g e m Z u s a m m e n h a n g mit seiner Predigttätigkeit e n t s t a n d , w i r k t e B . weit ü b e r d e n e n g e r e n K o n t e x t seiner Ä m t e r h i n a u s und kann als einer der e i n f l u ß r e i c h s t e n T h e o l o g e n des sich f o r m i e r e n d e n k o n f e s s i o n e l l - l u t h e r i s c h e n K o n f e s s i o n s s y s t e m s bezeichnet w e r d e n . A l s t h e o l o g i s c h e s S p e z i f i k u m B . ' ist sein I n t e r e s s e an d e r ungeteilten g o t t m e n s c h l i c h e n W e l t g e g e n w a r t Christi a n z u s p r e c h e n , die - an L u t h e r a n k n ü p f e n d - d a s in der P e r s o n C h r i sti b e g e g n e n d e Heil in seiner B e d e u t u n g f ü r d a s a l l g e m e i n e Verhältnis G o t t e s zu seiner S c h ö p f u n g a u s z u l e g e n versuchte. D u r c h seine in k o n t r o v e r s e n A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n vor allem mit r e f o r m i e r t e n G e g n e r n f o r m u l i e r t e n späten christolog i s c h e n S c h r i f t e n hat B. p r ä g e n d auf die d o g m a t i s c h e Lehrb i l d u n g der luth. C h r i s t o l o g i e e i n g e w i r k t . S o f e r n der luth. C h r i s t o l o g i e w i c h t i g e I m p u l s e auf d i e weitere d e u t s c h e Geis t e s g e s c h i c h t e (—> B ö h m e , —> Leibniz, D e u t s c h e r I d e a l i s m u s ) z u g e s c h r i e b e n w e r d e n , reichen seine W i r k u n g e n unter d e r Gestalt spezifischer U m f o r m u n g e n bis an die S c h w e l l e d e r Gegenwart. B. gilt zu R e c h t als einer d e r bei aller t h e o l o g i s c h e n Eig e n s t ä n d i g k e i t treuesten „ S c h ü l e r " L u t h e r s , d e r d a n k seiner weit bis in die E p o c h e der sich f o r m i e r e n d e n luth. F r ü h o r thodoxie hineinreichenden Lebensspanne genuine Anliegen d e s W i t t e n b e r g e r R e f o r m a t o r s vor a l l e m in theologisch zentralen Z u s a m m e n h ä n g e n d e r C h r i s t o l o g i e und der A b e n d m a h l s t h e o l o g i e p r ä s e n t hielt und E i n f l u ß auf d e n A u f b a u d e s k o n f e s s i o n e l l e n T e r r i t o r i a l k i r c h e n t u m s hatte. WERKE: J. B. Werke. H r s g . v. M a r t i n B r e c h t u . a . T ü b i n g e n 1970 ff. LITERATUR: W a l t h e r Köhler: B i b l i o g r a p h i a B r e n t i a n a . B e r lin 1904. - V D 16, Β 7 4 6 9 - 7 9 9 5 . - V D 17. - M a r t i n B r e c h t : D i e f r ü h e T h e o l o g i e d e s J. B. T ü b i n g e n 1966. - Ders.: B . In: T R E , B d . 7, 1981, S. 170-181. - H a n s - C h r i s t i a n B r a n d y : D i e späte C h r i s t o l o g i e des J. B. T ü b i n g e n 1991. - C h r i s t o p h W e i s m a n n : D i e K a t e c h i s m e n d e s J. B. Bd. 1-2, B e r l i n / N e w York, 1990-93. Thomas Kaufmann

Brescius,

Karl Friedrich, e v a n g . T h e o l o g e , P h i l o s o p h , * 3 . 1 . 1766 B a u t z e n , f 2 4 . 8 . 1 8 4 2 Berlin. N a c h d e m in L e i p z i g absolvierten S t u d i u m der T h e o l o g i e w u r d e B. 1788 H o f p r e d i g e r , S c h u l r e k t o r , A d j u n k t d e s Superintendenten und Erzieher des jungen Grafen Hermann von P ü c k l e r in d e r S t a n d e s h e r r s c h a f t M u s k a u . D o r t trug er, M i t g l i e d der O b e r l a u s i t z e r G e s e l l s c h a f t d e r W i s s e n s c h a f t e n , erheblich zur V e r b e s s e r u n g des S c h u l w e s e n s bei. Seit 1806 w a r er P a s t o r in Triebel, von 1811 an P a s t o r in L ü b b e n und G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t der Niederlausitz. Bei der Eing l i e d e r u n g M u s k a u s in das K ö n i g r e i c h P r e u ß e n w u r d e B . unter B e i b e h a l t u n g dieses A m t e s Konsistorial- und Schulrat in F r a n k f u r t / O d e r , w o er 1817-19 als Leiter der Provinzia l s y n o d e mit d e r A u s a r b e i t u n g einer n e u e n K i r c h e n o r d n u n g betraut war. Seit 1827 M i t g l i e d des K o n s i s t o r i u m s in Berlin, w u r d e er 1836 G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t von F r a n k f u r t . Zu B.s V e r ö f f e n t l i c h u n g e n zählen n e b e n R e z e n s i o n e n etliche theologische A b h a n d l u n g e n und e i n e S c h r i f t ü b e r Kant. LITERATUR: S c h w a r z e : B „ F. In: A D B , B d . 3, 1876, S. 3 1 6 f. B r e t k e , J o h a n n , litauisch J a n a s B r e t k u n a s , e v a n g . T h e o loge, * 1536 B a m m e l n bei Friedland ( O s t p r e u ß e n ) , t 1602 Königsberg. N a c h d e m S t u d i u m in K ö n i g s b e r g (seit 1555) w a r B. P f a r rer von L a b i a u und von 1571 bis an sein L e b e n s e n d e Pastor an der litauischen K i r c h e in K ö n i g s b e r g . B e m ü h t , d a s L i t a u i s c h e literaturfähig zu m a c h e n , v e r f a ß t e er 1569 e i n e P r e d i g t s a m m l u n g , 1589 ein G e s a n g b u c h und e i n e Postille in litauischer S p r a c h e und schuf 1579-90 die erste litauische B i b e l ü b e r s e t z u n g , d i e auf d e r j e n i g e n —»Luthers und auf e i g e n e n Studien h e b r ä i s c h e r Texte, der S e p t u a g i n t a und

Brever der Vulgata basierte. Es erschien allerdings nur der von Johann Rhesa 1625 in Königsberg herausgegebene und stark veränderte Psalter im Druck. Neben seinen theologischen Schriften stellte B. eine Chronik des Landes Preußen zusammen, die später allerdings nur in Bruchstücken veröffentlicht wurde. LITERATUR: Viktor Falkenheim: Der Übersetzer der litauischen Bibel J. B. und seine Helfer. Beiträge zur Kultur- und Kirchengeschichte Altpreußens. Diss. Königsberg 1941. Fritz Gause: B„ J. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 602. B r e t s c h n e i d e r , Karl Gottlieb, evang. Theologe, * 11.2. 1776 Gersdorf/Erzgebirge, t 22. 1.1848 Gotha. Der einer Pastorenfamilie entstammende B. begann 1794 das Studium der Theologie in Leipzig, nahm 1797 eine Stelle als Hauslehrer an, wurde 1804 an der Univ. Wittenberg promoviert, habilitierte sich im selben Jahr und hielt theologische und philosophische Vorlesungen. 1807 wurde er Oberpfarrer in Annaberg, 1808 in Schneeberg, lehnte 1809 einen Ruf an die Univ. Königsberg ab und wurde 1816 Generalsuperintendent von Gotha. B., ein Verfechter des rationalen Supranaturalismus, verfaßte u. a. ein Handbuch der Dogmatik der evangelisch-lutherischen Kirche (1814) und ein griechischlateinisches Lexikon für das Neue Testament. Seit 1834 gab er im „Corpus Reformatorum" Werke —» Melanchthons heraus (Bd. 1-15, 1834-48). Er bezweifelte die Echtheit der johanneischen Schriften und trat für die Kirchenunion ein. 1851 erschienen seine Erinnerungen Aus meinem Leben. WEITERE WERKE: Systematische Entwicklung aller in der Dogmatik vorkommenden Begriffe nach den symbolischen Schriften der evangelisch-lutherischen und reformierten Kirchen und den wichtigsten dogmatischen Lehrbüchern ihrer Theologen. 1804, 4 1814. - Die religiöse Glaubenslehre nach der Vernunft und der Offenbarung für denkende Leser. Halle/Saale 1843, 4 1846. - Aus meinem Leben. Gotha 1851 (mit Schriftenverzeichnis). LITERATUR: Heinz Horst Schrey: B„ K. G. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 603. - Eckehart Stove: B„ K. G. In: TRE, Bd. 7, 1981, S. 186 f. - Manfred Baumotte: Liberaler Spätrationalismus. Κ. Β. Β (1776-1848). In: Friedrich Wilhelm Graf (Hrsg.): Profile des neuzeitlichen Protestantismus. Gütersloh 1990, S. 202-232. - Otto Merk: Β., K. G. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 685. - Manfred Baumotte: Β., K. G. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1755. B r e u e r , Isaak, Jurist, * 18.9.1883 Pápa (Ungarn), t 10.7. 1946 Jerusalem. Der aus einer Frankfurter Rabbinerfamilie stammende promovierte Jurist war Mitbegründer und erster Präsident des Bundes Jüdischer Anwälte in Frankfurt/Main. 1912 beteiligte sich B. in Kattowitz an der Gründungsversammlung der Agudas Jisroel. Seit 1913 war er als Rechtsanwalt in Frankfurt tätig, nahm 1915-18 am Ersten Weltkrieg teil und wurde nach Kriegsende Mitglied der Hauptverwaltung der Vaad Hapoel, einer Untergruppe der Agudas Jisroel. 1936 emigrierte B. nach Palästina, vertrat die Agudat Israel auf internationaler Ebene und war Mitbegründer und Präsident der Poalei Agudat Israel. In Deutschland veröffentlichte B. u. a. Die preußische Austrittsgesetzgebung und das Judentum (1913) und Die Welt als Schöpfung und Natur (1926). B r e u e r , Johann Gregor, Pädagoge, * 26.11. 1820 Neuss, begraben 2.4. 1897 San Remo. Der Sohn eines Müllers erhielt 1838 eine Stelle als Hilfslehrer an der kath. Mädchenschule in Elberfeld. Seit 1845 Hauptlehrer, engagierte er sich vor allem für die Armen der Industriestadt Barmen-Elberfeld und gründete u.a. 1841 einen katholisch-karitativen Verein zur Pflege Kranker, 1844 den Verein „Parlament" zum Bau des St.-Josef-Hospitals,

1845 einen Mädchenverein, 1846 einen später von Adolph —»Kolping geleiteten Gesellenverein, 1847 einen Verein zur Betreuung von Dienstmädchen, eine Stellenvermittlung und 1866 den Spar- und Darlehensverein zum Hl. Josef. B. stritt u. a. für eine Verbesserung der sozialen Lage der Arbeiter und ihrer Wohnsituation. B r e u e r , Peter, auch Bauer, Bräuer, Brauer, Brayer, Brewer, Bildschnitzer, * um 1472 Zwickau (?), t 12.9. 1541 Zwickau. Nach einer ersten in Zwickau absolvierten Ausbildung war B. 1492 wahrscheinlich als Geselle bei Tilman —» Riemenschneider in Würzburg und 1494 kurzzeitig in Ulm tätig. 1497 ließ er sich als selbständiger Schnitzer in Zwickau nieder, wo er, bestimmt vom Stil Riemenschneiders, den Altar der Kirche von Steinsdorf bei Plauen, die Figuren des Altars der Nikolaikirche in Zwickau und sein Hauptwerk, die Beweinung Christi in der Zwickauer Marienkirche, schuf. Seit 1504 im Besitz des Zwickauer Bürgerrechts und Haus- und Werkstattbesitzer, ging B. zur Herstellung kompletter Altäre über, für deren Bemalung er angestellte Maler beschäftigte. Bis zur Reformation, die seiner Arbeit für die Kirche 1521 ein Ende setzte, schnitzte er neben etlichen spätgotischen Altären für thüringische Dorfkirchen, von denen 24 erhalten sind, mehr als 200 Einzelfiguren und Gruppen. Sein letztes Werk ist ein Kruzifix für das Rathaus von Zwickau. LITERATUR: Walter Hentschel: P. B. Eine spätgotische Bildschnitzerwerkstatt. Berlin 1952. - Ders.: B„ P. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 607. - Wolf-Dieter Röber: P. B. Ein Zwickauer Bildschnitzer, seine Werke in Stadt und Kreis Zwickau. Zwickau 1979. - Wolf-Dieter Röber: B„ P. In: A KL, Bd. 14, 1996, S. 172 f. B r e u e r , Salomo, Rabbiner, Talmudist, * 27.6. 1850 Neutra (Slowakei), t 17.7.1926 Frankfurt/Main. Der einer jüdischen Gelehrtenfamilie entstammende B. wirkte nach seiner 1875 in Heidelberg erfolgten Promotion zunächst als Rabbiner in Mainz und in Pápa in Ungarn. 1890 wurde er von der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt/Main als Nachfolger seines verstorbenen Schwiegervaters Samson Raphael —> Hirsch zum Oberrabbiner gewählt. Er gründete den Verband orthodoxer Rabbiner Deutschlands, der im Gegensatz zu der traditionell gesetzestreuen HildesheimerSchule keine auch dem Allgemeinen Rabbiner-Verband angehörenden Rabbiner aufnahm. In der Agudas Jisroel setzte B., der auch eine führende Rolle in der Freien Vereinigung zur Förderung der Interessen des orthodoxen Judentums spielte, seine orthodoxen Vorstellungen letztlich durch. In Frankfurt gründete B., der als einer der besten Talmudisten Westeuropas galt, die bald hundert Schüler zählende Jeschiwa Samson Raphael Hirsch. B r e v e r , Johann, auch Johannes Breverus, evang. Theologe, * 11.3. 1616 Eisleben, t 12.5.1700 Riga. Nach dem Pesttod seines Vaters, eines Konsistorialsekretärs, wurde B. 1634 von Verwandten zur Ausbildung an das Gymnasium von Riga geschickt. Mit einem Stipendium des Rats der Stadt Riga versehen, bezog er 1639 die Univ. Marburg, setzte sein Studium der Theologie und Philosophie 1640 in Helmstedt fort und bereiste die Niederlande, Norddeutschland und Sachsen. 1643 wurde er Prof. der Rhetorik, 1645 Prof. der Philosophie und 1650 der Geschichte am Gymnasium in Riga. Seit 1655 auch Inspektor der Domschule und seit 1656 Diakon am Dom, wurde B. 1657 Oberpastor des Stadtkonsistoriums, 1677 Prof. der Theologie und 1690 Superintendent. 1693 verlieh ihm die Univ. Uppsala auf Befehl König Karls XI. den Doktortitel. B. veröffentlichte zahlrei-

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Brewer che theologische Abhandlungen, Predigten, Lehrprogamme s o w i e einen K a t e c h i s m u s und besorgte 1664 die sechste A u s g a b e des R i g a e r G e s a n g b u c h s . LITERATUR: V D 17. - Von L a u e : B., J. In: A D B , Bd. 3, 1876, S. 3 2 2 f. B r e w e r , Heinrich, a u c h Heinrich von P u f f e n d o r f , kath. T h e o l o g e , Historiker, * 6 . 9 . 1640 P u f f e n d o r f bei Geilenkirc h e n ( R h e i n l a n d ) , t u m 1715 P u f f e n d o r f . N a c h der P r i e s t e r w e i h e 1664 w a r B. H a u s l e h r e r in K ö l n , K a p l a n a m B o n n e r M ü n s t e r und e r w a r b 1667 in K ö l n d e n t h e o l o g i s c h e n L i z e n t i a t e n g r a d . Seit 1669 R e k t o r d e s Fraue n k l o s t e r s zur seligsten J u n g f r a u in G r o ß - N a z a r e t h in K ö l n , war er 1682-1711 P f a r r e r von St. J a k o b in A a c h e n . B e kannt w u r d e er v o r allem als Verfasser der F o r t s e t z u n g der seinerzeit p o p u l ä r e n , von J o h a n n Adolf B r a c h e l und Christian A d o l f T h ü l d e n b e g o n n e n e n U n i v e r s a l g e s c h i c h t e Historia rerum notabiliorum [...] u m die J a h r e 1661-73. 1676 brachte B. dieses G e s c h i c h t s w e r k n o c h e i n m a l in einer a c h t b ä n d i g e n , mit K u p f e r s t i c h e n und L a n d k a r t e n v e r s e h e n e n G e s a m t a u s g a b e heraus. In A n e r k e n n u n g seiner Verdienste erhielt B. d e n Ehrentitel eines K a i s e r l i c h e n H i s t o r i o g r a p h e n . LITERATUR: V D 17. - E n n e n : B „ H . In: A D B , B d . 3, 1876, S. 3 2 3 f. - Kessel: B., H. In: W e t z e r / W e l t e , Bd. 2, 1883, Sp. 1291. B r i c t i u s thon N o r d e , a u c h Briccius, B r i x i u s N o r t h a n u s , R o d a n u s , R e f o r m a t o r , * v o r 1503 S c h ö p p i n g e n ( W e s t f a len) (?), t 4 . 8 . 1 5 5 7 L ü b e c k . Der e r s t m a l s als luth, p r e d i g e n d e r K a p l a n in B ü d e r i c h bei Wesel g e n a n n t e B. w u r d e dort 1530 von J o h a n n III. von Jülich und K l e v e vertrieben, w i r k t e 1532 als G e h i l f e B e r n hard —> R o t h m a n n s in M ü n s t e r , versah dort das Predigera m t an St. M a r t i n und predigte 1533 a u c h in A h l e n e v a n gelisch. I m selben J a h r v e r ö f f e n t l i c h t e er in M ü n s t e r einen kritischen Bericht M a r t i n —>Bucers über d a s S t r a ß b u r g e r Verhör d e s T ä u f e r p r o p h e t e n M e l c h i o r —> H o f f m a n in niederd e u t s c h e r Ü b e r s e t z u n g u n d verlor, als die T ä u f e r h e r r s c h a f t in d e r Stadt b e g a n n , sein A m t . E r w u r d e 1534 z u m S u p e r intendenten in S o e s t e r n a n n t und war in d e r F o l g e einer d e r R e f o r m a t o r e n d i e s e r Stadt, d i e er 1537 auf d e m B u n d e s t a g zu S c h m a l k a l d e n vertrat. 1535 v e r a n l a ß t e er mit einer A n f r a g e —> L u t h e r zu der A n t w o r t Etliche Artikel, so von den Papisten itzt newlich verfelscht an d i e Soester Prediger. 1548 m u ß t e B. als G e g n e r des I n t e r i m s S o e s t verlassen und ging als D i a k o n an St. Ä g i d i e n n a c h L ü b e c k . LITERATUR: E r n s t Kahler: B. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 610. B r i d e l - B r i d e r i , S a m u e l Elias von, e v a n g . T h e o l o g e , B o t a n i k e r , * 28. 11. 1761 C r a s s i e r (Kt. W a a d t ) , t 7. 1 . 1 8 2 8 Gotha. Der Sohn eines früh verstorbenen reformierten Predigers n a h m n a c h d e m B e s u c h d e r D o m s c h u l e in H a l b e r s t a d t an der U n i v . H a l l e d a s S t u d i u m d e r T h e o l o g i e auf. D e m Versuch d e r g e w a l t s a m e n R e k r u t i e r u n g in die p r e u ß . A r m e e e n t g i n g er n u r k n a p p d u r c h d i e F l u c h t nach H e l m s t e d t , w o er sein S t u d i u m b e e n d e t e . N a c h einer Tätigkeit als H a u s l e h rer in G u d e r s l e b e n ( T h ü r i n g e n ) w u r d e er als literarischer E r z i e h e r d e r späteren H e r z ö g e A u g u s t und Friedrich I V . von S a c h s e n - G o t h a - A l t e n b u r g an d e n H o f in G o t h a b e r u f e n und später z u m L e g a t i o n s r a t e r n a n n t . B.-B., der 1825 in d i e D e u t s c h e A k a d e m i e der N a t u r f o r s c h e r L e o p o l d i n a g e w ä h l t w u r d e , trieb b o t a n i s c h e Studien u n d g a b 1797-1822 e i n e B e s c h r e i b u n g aller d a m a l s b e k a n n t e n M o o s e heraus, die in e r g ä n z t e r A u f l a g e 1 8 2 6 / 2 7 unter d e m Titel Bryologia universa noch e i n m a l erschien. Sein G e d i c h t b a n d Délassements poétiques (o. J.) erschien in Paris. WEITERE WERKE: M u s e o l o g i a r e c e n t i o r u m seu analysis, historia, et descriptio m e t h o d i c a o m n i u m m u s c o r u m f r o n d o s o r u m h u i u s q u e c o g n i t o r u m ad n o r m a m H e d w i g i i . G o t h a

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1819. - B r y o l o g i a universa seu s y s t e m a t i c a ad n o v a m m e t h o d u m dispositio, historia et d e s c r i p t o o m n i u m m u s c o r u m f r o n d o s o r u m h u c u s q u e c o g n i t o r u m . L e i p z i g 1826. LITERATUR: Engler: B . - B . In: A D B , B d . 3, 1876, S. 328. B r i d l e r , Placidus, B e n e d i k t i n e r , T h e o l o g e , Jurist, * 1613 B i s c h o f s z e l l (Kt. T h u r g a u ) , t 15. 11. 1679 Weil (Kt. T h u r gau). B. trat 1631 in das Stift St. G a l l e n ein, e m p f i n g 1638 d i e P r i e s t e r w e i h e und w a r n a c h d e m S t u d i u m der T h e o l o g i e einige Zeit als L e h r e r tätig. A n s c h l i e ß e n d n a h m er in Ingolstadt d a s S t u d i u m d e s k a n o n i s c h e n R e c h t s auf, setzte es in R o m f o r t und lehrte nach d e r P r o m o t i o n k a n o n i s c h e s R e c h t in R o s a c h . 1651 erhielt er e i n e P r o f e s s u r in Salzburg, k e h r t e 1653 in das Kloster St. Gallen z u r ü c k und lebte zuletzt als Vikar in Weil (Kt. T h u r g a u ) . N e b e n K o m m e n t a r e n z u m kan o n i s c h e n R e c h t v e r f a ß t e B . u . a . Positiones de deo uno et trino ( 1 6 3 8 ) und e i n e A b h a n d l u n g De vita et honestate clericorum (1648). LITERATUR: V . Sch.: B „ P. In: A D B , B d . 3, 1876, S. 328. B r i e g e l , W o l f g a n g Carl, K o m p o n i s t , * 2 1 . 5 . 1626 N ü r n berg, t 1 9 . 1 1 . 1 7 1 2 D a r m s t a d t . In N ü r n b e r g m u s i k a l i s c h ausgebildet, erhielt B., dessen Vater als „ D i s c a n t i s t " e r w ä h n t wird, 1645 in S c h w e i n f u r t s e i n e erste A n s t e l l u n g ; 1650 w u r d e er O r g a n i s t in G o t h a und 1660 auch Direktor der dortigen H o f k a p e l l e . 1671 - 1 7 0 9 war er K a p e l l m e i s t e r d e r D a r m s t ä d t e r H o f k a p e l l e . Z u s e i n e m k i r c h e n m u s i k a l i s c h e n W e r k zählen der Geistliche musikalische Rosengarten (1658), Evangelische Gespräche [...] in heute gebräuchlicher Concert-Art ( 1 6 6 0 - 8 1 ) , der Evangelische Blumengarten [...] auf leichte madrigalische Art ( 1 6 6 6 - 6 9 ) u n d Geistliche Oden Andreas Gryphii (1670). 1687 g a b B . in D a r m s t a d t Das große Cantional oder Kirchengesangsbuch heraus. Er komponierte auch weltliche Vokal- u n d I n s t r u m e n t a l m u s i k (u. a. Musikalisches Tafelkonfekt, 1672), S o n a t e n , K a p r i c e n und ein Singspiel. LITERATUR: A d a m A d r i o : B „ W . C. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 611 f. - F r i e d h e l m K r u m m a c h e r : D i e C h o r a l b e a r b e i t u n g in der protestantischen F i g u r a l m u s i k z w i s c h e n P r a e t o r i u s und B a c h . K a s s e l 1978. - I r m g a r d Scheitler: D a s geistliche Lied i m d e u t s c h e n B a r o c k . Berlin 1982. - M i c h a e l M ä r k e r : D i e p r o t e s t a n t i s c h e D i a l o g k o m p o s i t i o n in D e u t s c h land z w i s c h e n Heinrich S c h ü t z und J o h a n n Sebastian B a c h . K ö l n 1995. - O s w a l d Bill: B „ W . C . In: M G G 2 P , B d . 3, 2 0 0 0 , Sp. 8 9 4 - 9 0 0 . - Elisabeth N o a c k / D o r o t h e a S c h r ö d e r : B., W . C . In: N G r o v e D , B d . 4, 2 2 0 0 1 , S. 3 5 2 f. B r i e g e r , T h e o d o r , e v a n g . T h e o l o g e , Kirchenhistoriker, * 4 . 6 . 1842 G r e i f s w a l d , f 9 . 6 . 1 9 1 5 L e i p z i g . B. studierte in G r e i f s w a l d , E r l a n g e n und T ü b i n g e n T h e o l o gie, w u r d e 1870 in L e i p z i g p r o m o v i e r t und ging als Privatdozent n a c h Halle; 1873 erhielt er dort e i n e a. o. P r o f e s s u r und w a r 1 8 7 3 - 7 6 K u s t o s d e r U n i v e r s i t ä t s b i b l i o t h e k . Seit 1876 o . P r o f . der K i r c h e n g e s c h i c h t e in M a r b u r g , k e h r t e B. 1886 an d i e U n i v . L e i p z i g zurück, an der er 1 8 9 2 / 9 3 d a s A m t d e s R e k t o r s innehatte. B. b e f a ß t e sich v o r a l l e m mit der E r f o r s c h u n g der R e f o r m a t i o n s g e s c h i c h t e ; in Ullsteins Weltg e s c h i c h t e v e r ö f f e n t l i c h t e er Die Reformation (1907, e r w . 1914). Z u s a m m e n mit s e i n e m L e h r e r A l b r e c h t —> Ritsehl g r ü n d e t e er 1876 d i e „Zeitschrift f ü r K i r c h e n g e s c h i c h t e " und g a b g e m e i n s a m mit F r a n z W i l h e l m —» D i b e l i u s d i e „ B e i t r ä g e zur S ä c h s i s c h e n K i r c h e n g e s c h i c h t e " heraus. WEITERE WERKE: G a s p a r o C o n t a r i n i und d a s R e g e n s b u r g e r K o n k o r d i e n w e r k d e s J a h r e s 1541. G o t h a 1870. - D i e Torg a u e r Artikel. L e i p z i g 1890. - D a s W e s e n d e s A b l a s s e s a m A u s g a n g e d e s Mittelalters. L e i p z i g 1897. LITERATUR: K a r l - H e i n z zur M ü h l e n : B „ T . In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 1764.

Brinkmann Briegleb, Elard, evang. Theologe, Schriftsteller, * 5.5. 1822 Hopfmannsfeld/Vogelsberg, t 15.6. 1904 Worms. Der einer Pastorenfamilie entstammende B. studierte in Gießen Theologie, besuchte anschließend das Predigerseminar in Friedberg/Wetterau und war 1848 Hauslehrer und Pfarrverweser in Hirzenhain am Vogelsberg. 1851 wurde ihm in Butzbach die Leitung der Knabenschule übertragen. Seit 1854 war er Pfarrvikar in Nidda und seit 1855 Pfarrer in Alsheim bei Worms, Höhen-Sülzen und Pfeddersheim (1874-95). Bekannt wurde B. als Verfasser von Gedichten wie Wie's klingt am Rhei' (1886) in der Mundart der hessischen Pfalz und Vivat der Vogelsberg (1896), das ihm den Beinamen „Der Sänger des Vogelsbergs" einbrachte. Von der patriotischen Begeisterung jener Zeit getragen, schrieb B. 1898 Bismarck-Lieder. B r i e m l e , Theodosius, Franziskaner, * 12.11. 1883 Ennetach/Donau, t 25.2.1970 Sigmaringen. Seit 1900 Mitglied des Franziskanerordens, empfing B. 1907 die Priesterweihe, war als Volksmissionar, 1915-17 als Militärgeistlicher tätig und studierte 1917-19 an der Univ. Münster Theologie. Seit 1919 lebte er im Kloster Kelkheim im Taunus und gründete 1923 die Zeitschrift für Volksmissionare „Paulus", die er bis 1936 redigierte. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten bekämpfte er offen deren Rassenpolitik. Als Fastenprediger in Frankfurt/Main wegen Verstoßes gegen den „Kanzelparagraphen" verfolgt, floh B. 1936 in die Niederlande. 1938 emigrierte er in die Schweiz und ließ sich in Basel nieder, wo er nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zu den Organisatoren der Katholischen Deutschlandhilfe gehörte. 1950 nach Deutschland zurückgekehrt, lebte B. bis zu seinem Tod in Kloster Gorbach bei Sigmaringen. B r i e s m a n n , Johannes, auch Bris(s)mann, Reformator, * 31.12. 1488 Cottbus, t 1. 10.1549 Königsberg. Ursprünglich Franziskaner, studierte B. 1518 in Frankfurt/ Oder, wandelte sich auf der Leipziger Disputation zum Anhänger —» Luthers, setzte sein Studium in Wittenberg fort und wurde dort 1522 zum Dr. theol. promoviert. Auf Luthers Empfehlung berief ihn der Hochmeister des Deutschen Ordens —» Albrecht von Brandenburg 1523 zur Einführung der Reformation nach Königsberg, wo er als Domprediger die erste evang. Predigt hielt. Seit der Umwandlung des Ordensstaates 1525 in ein weltliches Herzogtum gehörte B. zusammen mit Paul —>Speratus und Johannes —»Poliander dem Regierungskollegium des nunmehrigen Herzogs Albrecht von Preußen an und hatte besonderen Anteil am Aufbau des Schul- und Kirchenwesens. 1527-31 weilte er als Reformator in Riga, erließ dort 1530 die Kurze Ordnung des Kirchendienstes samt einer Vorrede von Ceremonien und wurde 1531 Dompfarrer in Königsberg, 1548 Präsident des Bistums Samland sowie Kurator der Universität. WEITERE WERKE: Flosculi de homine interiore et exteriore, fide et operibus (1523). Hrsg. v. Paul Tschackert. Gotha 1887. - Trostbüchlein. Hrsg. v. Wilhelm Heinsius. Stuttgart/ Basel 1933. LITERATUR: V D

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8278-8310. -

Robert

Stupperich:

J. B.s reformatorische Anfänge. In: Jahrbuch für brandenburgische Kirchengeschichte 34 (1939) S. 3-21. - Fritz Gauser: B., J. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 612 f. - Michael Becht: B„ J. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 692. - Bernd Moeller/ Karl Stackmann: Städtische Predigt in der Frühzeit der Reformation. Göttingen 1996, S. 31-36 u.ö. - Heinz Scheible: B„ J. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1764. Β rilling, Bernhard, Rabbiner, Historiker, * 3.6. 1906 Tremessen (Posen), t 7.7.1987 Münster. Während des Studiums der klassischen Sprachen, der Geschichte und Nationalökonomie in Berlin und Breslau wurde

B. zusätzlich an den dortigen Rabbinerseminaren ausgebildet. Seit 1927 Archivar der jüdischen Gemeinde in Breslau, wurde er 1932 zum Rabbiner ordiniert. 1938 wurde er in das Konzentrationslager Buchenwald verbracht; er konnte jedoch 1939 nach Palästina emigrieren und erhielt 1946 eine Stelle als Archivar in Tel Aviv. Bald nach seiner Rückkehr nach Deutschland 1957 wurde er an der Univ. Münster promoviert, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institutum Delitzschianum und Lehrbeauftragter für Geschichte und Glauben der deutschen Juden (bis 1970). In seinem Werk behandelte er die Geschichte der Juden in Westfalen und Schlesien (Die jüdischen Gemeinden Mittelschlesiens, 1972). Brillinger, Hieronymus, schweizer, kath. Theologe, * 30.9.1469 Basel, t 10.1.1537 Freiburg/Breisgau(?). B., Sohn eines Prokuratos am bischöflichen Gericht in Basel, wurde 1482 zum Diakon geweiht, 1485 in Basel immatrikuliert und übernahm 1487 das Amt des Provisors der Münsterschule. 1492 wurde er Kaplan zu St. Peter, 1502 Domkaplan und 1505 Rektor der Univ. Basel. Forschungsreisen, auf denen er nach römischen Altertümern suchte, führten ihn 1492 nach Rom, 1509 nach Frankfurt/Main, Mainz und Rheinzabern. 1510 überführte er die Grabkrone der Königin Anna in den Kirchenschatz des Münsters. Als Gegner der Reformation ging er mit dem Basler Domkapitel nach Freiburg/ Breisgau. B. legte vor 1513 ein Diplomatar des Basler Hochstifts an, übersetzte die Größeren Basler Annalen ins Lateinische und überarbeitete seit 1510 die Chronik der Basler Bischöfe des -> Nikolaus Gerung im humanistischen Sinn. Nach 1513 verfaßte er ein Ceremoniale Basiliensis episcopati. B r i l l m a c h e r , Peter Michael, Jesuit, * 1542 Köln, f 25.8. 1595 Mainz. B. trat 1558 in den Jesuitenorden ein, wurde im folgenden Jahr in Köln Baccalaureus und erlangte 1560 den Grad des Magister artium. Seit 1561 im Kolleg in Trier, wurde er 1567 zum Priester geweiht. Neben seiner Tätigkeit als Prediger studierte B. das Hebräische und Griechische, später in Paris orientalische Sprachen. 1569 predigte er im Dom von Speyer und war seit 1570 Vizerektor, später Rektor des dortigen Jesuitenkollegs. Nach 1578 in Köln tätig, war B. 1585-87 in Kleve und Düsseldorf Berater und Prediger des Herzogs von Jülich-Kleve-Berg. Seit 1588 in Münster, wurde er dort Leiter des Jesuitenkollegs und des Gymnasiums Paulinum. B. verfaßte einige Komödien und Tragödien, die zu den Vorläufern des Jesuitendramas zählen, und zahlreiche theologische Schriften, u.a. Evidiotheca, Brillenkästlein (1593). WEITERES WERK: Serta honoris et exultationis (Gebetbuch). Köln 1567 (dt.: Christlich-Katholisches Ehrenkrenzlein. 1592). LITERATUR: VD 16, Β 8 3 1 3 - 8 3 2 5 . - V D 1 7 . - E r w i n Iserloh: Β., Ρ. M. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 613 f. B r i n k m a n n , Johannes Bernhard, Bischof von Münster, * 4.2. 1813 Everswinkel bei Münster, t 13.4.1889 Münster. B. wurde 1839 zum Priester geweiht und war seit 1840 Kaplan in Beckum. 1853 übernahm er das Amt des Seelsorgers an der Strafanstalt in Münster und wurde 1854 Direktor der Weltpriesterkongregation in Kevelaer sowie Rektor an der Gnadenkapelle. Seit 1857 Generalvikar in Münster, war B. seit 1870 Bischof von Münster. Während des Kulturkampfes wurde er 1875 vom staatlichen Gerichtshof für kirchliche Angelegenheiten abgesetzt und ging ins Exil nach Holland. Nach seiner Rückkehr 1884 war er wieder Bischof in Münster. LITERATUR: Wilhelm Cramer: J. B., Bischof von Münster. Würzburg 1875. - Johannes Schürmann: Johann Bernard

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Brinktrine Β., B i s c h o f von M ü n s t e r , im K u l t u r k a m p f . E r i n n e r u n g e n . M ü n s t e r 1906, 8 H , 1925. - E d u a r d H e g e l : B „ J. B . In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 7 3 f. - E r w i n Gatz: B „ J. B. In: L T h K \ B d . 2, 1994, Sp. 694.

Brinktrine,

J o h a n n e s , kath. T h e o l o g e , * 2 2 . 3 . 1 8 8 9 P a d e r b o r n , t 13. 1 2 . 1 9 6 5 P a d e r b o r n . B. studierte in P a d e r b o r n , Breslau, R o m und Freiburg T h e o logie und P h i l o s o p h i e . 1912 w u r d e er z u m Priester geweiht u n d 1915 in F r e i b u r g z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t (Der Messopferbegriff in den ersten zwei Jahrhunderten). 1918-20 war er S t u d i e n p r ä f e k t a m C o l l e g i u m L e o n i a n u m und lehrte 1922-31 Liturgik. 1931-38 w a r er Prof. f ü r F u n d a m e n t a l t h e o l o g i e und 1938-68 f ü r D o g m a t i k in P a d e r b o r n . 1959 w u r d e B. S o c i u s d e r P ä p s t l i c h e n R ö m i s c h e n A k a d e m i e f ü r T h e o l o g i e . W ä h r e n d des Z w e i t e n Vatikanischen K o n zils w a r er in einer K o m m i s s i o n z u m T h e m a „ D e d o c t r i n a fidei et m o r u m " tätig. G e p r ä g t von T h o m a s von A q u i n und G a r r i g o u - L a g r a n g e , v e r ö f f e n t l i c h t e B. u. a. Die heilige Messe in ihrem Werden und Wesen (1931), Das Opfer der Eucharistie. Dogmatische Untersuchungen über das Wesen des Meßopfers (1938), Offenbarung und Kirche ( 1 9 4 7 - 4 9 ) und Einleitung in die Dogmatik (1951). LITERATUR: W e n d e l i n K n o c h : B „ J. In: L T h K \ Bd. 2, 1994, Sp. 6 9 4 f. - D a v i d Berger: B „ J. In: B B K L , Bd. 17, 2 0 0 0 , Sp. 190-192.

Brischar,

J o h a n n e s N e p o m u k , kath. T h e o l o g e , K i r c h e n historiker, * 2 2 . 8 . 1819 H o r b ( W ü r t t e m b e r g ) , t 1 1 . 4 . 1897 B ü h l ( h e u t e zu T ü b i n g e n ) . 1844 z u m Priester g e w e i h t , war B. seit 1846 R e p e t e n t a m W i l h e l m s s t i f t in T ü b i n g e n u n d hielt dort Vorlesungen ü b e r G e s c h i c h t e . Seit 1851 w a r er R e d a k t e u r bei der „ W i e n e r Lit e r a t u r z e i t u n g " und ü b e r n a h m 1853 d a s P f a r r a m t in B ü h l . B . b e s c h ä f t i g t e sich vor allem mit K i r c h e n g e s c h i c h t e und schrieb u . a . Die katholischen Kanzelredner Deutschlands seit den letzten Jahrhunderten (5 Bde., 1866-71). LITERATUR: H u g o K o c h : B „ J. N. In: A D B , B d . 47, 1903, S. 259. B r i s g e r , E b e r h a r d , luth. Prediger, * u m 1490 M ü h l h e i m bei K o b l e n z , t 2 4 . 1 . 1545 A l t e n b u r g ( T h ü r i n g e n ) . B . w a r A u g u s t i n e r m ö n c h , studierte 1508 in W i t t e n b e r g und seit 1509 im K ö l n e r G e n e r a l s t u d i u m der A u g u s t i n e r . Seit 1519 w i e d e r i m A u g u s t i n e r - K l o s t e r in Wittenberg, w u r d e er d e s s e n letzter Prior. 1524 ü b e r g a b er z u s a m m e n mit - > L u t h e r das Kloster an d e n K u r f ü r s t e n . 1525 verließ B. d a s Kloster und w u r d e P r e d i g e r in St. B a r t h o l o m ä i in A l t e n b u r g , w o er v e r m u t l i c h e i n e Z e i t l a n g —»Spalatin als S u p e r i n t e n d e n t vertrat. 1 5 3 9 / 4 0 w a r B. S u p e r i n t e n d e n t in Zeitz s o w i e P r e d i g e r in St. M i c h a e l . LITERATUR: E r n s t Kahler: B „ E . In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 618.

Brockhaus,

Carl (Friedrich W i l h e l m ) , L a i e n p r e d i g e r , L e h r e r , * 7 . 4 . 1 8 2 2 H i m m e l m e r t bei Plettenberg (Westfalen), t 9 . 5 . 1 8 9 9 E l b e r f e l d (heute zu W u p p e r t a l ) . N a c h d e m B e s u c h des L e h r e r s e m i n a r s in S o e s t ( 1 8 4 0 - 4 2 ) war B. als L e h r e r in B r e c k e r f e l d tätig, seit 1848 als H a u p t lehrer in E l b e r f e l d . Er g e h ö r t e zu d e n B e g r ü n d e r n d e r „ E v a n g e l i s c h e n G e s e l l s c h a f t " (1848), d e s „ E v a n g e l i s c h e n E r z i e h u n g s v e r e i n s " (1849) und d e s „ E v a n g e l i s c h e n B r ü d e r v e r e i n s " ( 1 8 5 0 ) , d e s s e n G e s c h ä f t s f ü h r e r er w u r d e . U n t e r d e m E i n f l u ß von Heinrich T h o r e n s w u r d e er z u m D a r b y sten, verließ d e n B r ü d e r v e r e i n und verbreitete auf zahlreic h e n R e i s e n d i e n e u e L e h r e ; er gilt als G r ü n d e r d e s deutschen D a r b y s m u s . B. w i r k t e an der „ E l b e r f e l d e r B i b e l " ( 1 8 5 4 - 7 1 ) mit, v e r f a ß t e zahlreiche religiöse A b h a n d l u n g e n und schrieb geistliche L i e d e r . E r v e r ö f f e n t l i c h t e Alles in Christo ( " 1 9 3 4 ) .

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LITERATUR: R o l f - E d g a r G e r l a c h : C. B. Ein L e b e n f ü r G o t t und die B r ü d e r . W u p p e r t a l 1994. - Erich G e l d b a c h : B., C. In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 1 7 6 9 f .

Brockie,

Marianus, Taufname: Daniel, Benediktiner, Historiker, * 1687 E d i n b u r g h , t 2 . 1 2 . 1 7 5 5 R e g e n s b u r g . B. w a r d e r S o h n von G e o r g e B „ des B e s i t z v e r w a l t e r s d e r e h e m a l i g e n B e n e d i k t i n e r a b t e i St. T h o m a s B e c k e t . M ö n c h seit 1705, studierte B. in R e g e n s b u r g P h i l o s o p h i e . N a c h d e m er 1708 d i e P r o f e ß im dortigen S c h o t t e n k l o s t e r abgelegt hatte, w e c h s e l t e er 1711 z u m T h e o l o g i e s t u d i u m n a c h Erfurt, w o er 1713 z u m Priester g e w e i h t w u r d e . Seit 1714 P h i l o s o p h i e d o z e n t an d e r U n i v . Erfurt, w u r d e er 1717 o . P r o f . f ü r P h i l o s o p h i e , 1719 a u c h Prior des dortigen S c h o t t e n k l o s t e r s . 1727-39 hielt er sich mit U n t e r b r e c h u n g e n als M i s s i o n a r in Schottland auf. B. galt als E x p e r t e f ü r das W e r k d e s Franziskaners D u n s Scotus. E r b e s c h ä f t i g t e sich mit der G e s c h i c h t e der d e u t s c h e n S c h o t t e n k l ö s t e r und der schottischen Klöster. B e d e u t s a m ist seine N e u a u s g a b e d e s Codex Regularum von L u k a s —> Holste, einer von B. u m m e h r e r e B ä n d e erweiterten S a m m l u n g der R e g e l n f a s t aller M ö n c h s o r d e n (6 Bde., 1759, N a c h d r . 1 9 5 7 / 5 8 ) . WERKE: A r s p h i l o s o p h i c e loquendi, sive logica vocalis s c i e n t i a r u m p h i l o s o p h i c a r u m institutiones et e l e m e n t a c o m plectens. F r a n k f u r t / L e i p z i g 1717. - E x a m e n t h e o l o g i c u m d o c t r i n a e Q u e s n e l l i a n a e [ . . . ] . E r f u r t 1720. LITERATUR: L u d w i g H a m m e r m a y e r : M . B. und Oliver Legipont: A u s der benediktinischen W i s s e n s c h a f t s - u n d A k a d e m i e g e s c h i c h t e d e s 18. J a h r h u n d e r t s . In: W i s s e n s c h a f t l i c h e Studien und M i t t e i l u n g e n zur G e s c h i c h t e d e s B e n e d i k t i n e r o r d e n s 71 (1960) S. 6 9 - 1 2 1 .

Brockmann,

J o h a n n Heinrich, kath. T h e o l o g e , * 4 . 3 . 1767 L i e s b o r n ( h e u t e zu W a d e r s l o h ) , t 2 7 . 9 . 1 8 3 7 Münster. B. studierte T h e o l o g i e in Dillingen als S c h ü l e r J o h a n n M i chael —> Sailers. W ä h r e n d einer a n s c h l i e ß e n d e n S t u d i e n r e i s e lernte er in der S c h w e i z J o h a n n C a s p a r —»Lavater k e n n e n . 1790 w u r d e er in M ü n s t e r z u m Priester g e w e i h t und bald darauf G y m n a s i a l l e h r e r . Seit 1800 w a r B . Prof. der M o r a l theologie, seit 1803 a u c h d e r Pastoraltheologie. 1812-15 w a r er D o m k a p i t u l a r , seit 1814 D o m p r e d i g e r und seit 1837 D o m propst. A l s B.s H a u p t w e r k gilt e i n e Pastoral-Anweisung zur Verwaltung der Seelsorge in der katholischen Kirche (3 Bde., 1836-47). WEITERES WERK: H o m i l i e n und Predigten an allen S o n n und F e i e r t a g e n d e s Jahrs. 4 Tie., M ü n s t e r 1 8 2 6 - 2 9 , 2 1 8 3 6 - 3 9 . LITERATUR: L u t t e r b e c k : B., J. H. In: A D B , B d . 3, 1876, S. 343. - L i n d e m a n n : B., J. H . In: W e t z e r / W e l t e , Bd. 2, 1883, Sp. 1 3 1 4 f .

Broda,

A b r a h a m ben Saul, R a b b i n e r , T a l m u d f o r s c h e r , * u m 1640 B u n z l a u , t 11.4. 1717 F r a n k f u r t / M a i n . B. w a r z u n ä c h s t R a b b i n e r in Lichtenstadt, seit 1692 in R a u d nitz u n d w u r d e 1693 J e s c h i w a h a u p t in Prag. N a c h A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n verließ er P r a g und w u r d e 1709 R a b b i n e r in M e t z , 1713 R a b b i n e r und J e s c h i w a h a u p t in F r a n k f u r t / M a i n . Z u seinen S c h ü l e r n zählten u . a . I o n a h L a n d s o f e r u n d N a thanael Weil. B. v e r f a ß t e u . a . Eschel Abraham (1747). B r o d d e , Otto, M u s i k e r , * 2 1 . 3 . 1 9 1 0 G i l g e n b u r g ( O s t p r e u ß e n ) , t 24. 8 . 1 9 8 2 H a m b u r g . N a c h privater m u s i k a l i s c h e r A u s b i l d u n g in D o r t m u n d studierte B . M u s i k w i s s e n s c h a f t in M ü n c h e n und w u r d e 1935 mit d e r A r b e i t Johann Gottfried Walther (1684-1748). Leben und Werk p r o m o v i e r t . Bereits seit 1927 als K a n t o r und O r g a n i s t tätig, w u r d e er 1935 als D o z e n t f ü r H y m n o l o g i e , Liturgik und K i r c h e n m u s i k g e s c h i c h t e an die F o l k w a n g s c h u l e in E s s e n b e r u f e n und w a r seit 1946 D o z e n t f ü r K i r c h e n m u sik in H a m b u r g . 1962 w u r d e er z u m K i r c h e n m u s i k d i r e k t o r , 1963 z u m Prof. e r n a n n t . Seit 1949 w a r er Schriftleiter d e r

Bruchmann Z e i t s c h r i f t „ D e r K i r c h e n c h o r " und seit 1951 M i t h e r a u s g e b e r von „ D e r K i r c h e n m u s i k e r " . B. v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Johann Criiger, Weg und Werk (1935), Johann Heermann (1948) und g a b u . a . ein Liturgisches Chorbuch (2 Bde., 1958-62, B d . 1 2 1 9 6 1 ) und Thüringer Motetten (2 B d e . , 1968) h e r a u s . WEITERES WERK: B „ O . In: M G G , Bd. 15, 1973, Sp. 1103 f. LITERATUR: H e r w a r t h von S c h a d e : Ο. B. W e g und Werk. H a m b u r g 1985. - Ders.: B., O . In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 1770. - R a i n e r H e r i n g : B., O . In: B B K L , Bd. 16, 1999, Sp. 2 0 6 - 2 3 1 . B r o d y , H e i n r i c h C h a j i m , a u c h H e i n r i c h H a i m B., P s e u d . H. S a l o m o n s o h n , R a b b i n e r , T a l m u d f o r s c h e r , * 2 1 . 5 . 1 8 6 8 U n g v á r ( U n g a r n ) , t 6 . 5 . 1942 Palästina. B. studierte an der J e s c h i w a in P r e ß b u r g , d a n n a m R a b b i n e r s e m i n a r in Berlin, w o er 1898 sein E x a m e n a b l e g t e und 1894 p r o m o v i e r t w u r d e . 1896 g r ü n d e t e er z u s a m m e n mit A r o n F r e i m a n n d i e „ Z e i t s c h r i f t f ü r h e b r ä i s c h e B i b l i o g r a p h i e " , d e r e n H e r a u s g e b e r er bis 1906 war. 1898 w u r d e er R a b b i n e r in N a c h o d ( B ö h m e n ) , 1905 Leiter d e r T a l m u d T o r a - S c h u l e in P r a g , 1912 O b e r r a b b i n e r . Seit 1902 Präsid e n t der u n g a r i s c h e n M i s r a c h i - O r g a n i s a t i o n u n d seit 1920 des J ü d i s c h e n W o h l f a h r t s z e n t r u m s P r a g , w a r er 1930-33 Direktor d e s F o r s c h u n g s i n s t i t u t s f ü r h e b r ä i s c h e D i c h t u n g . B . e m i g r i e r t e 1934 n a c h Palästina, w u r d e A b t e i l u n g s l e i t e r a m S c h o c k e n - I n s t i t u t , D i r e k t o r d e s Instituts f ü r h e b r ä i s c h e D i c h tung und Vorstandsmitglied d e r M e k i z e i N i r d a n i m S o c i e t y . B. v e r f a ß t e u . a . Widerspricht der Zionismus unserer Religion? (1898). B r ö t l i , J o h a n n e s , T ä u f e r , * u m 1494, t 1528 S c h a f f hausen. B. studierte seit 1515 in Basel und war 1 5 2 0 / 2 1 P f a r r v e r w e ser in Vilters. D a n n Priester in Q u a r t e n / W a l e n s e e ( S c h w e i z ) , ließ er sich mit seiner F a m i l i e 1523 in Z o l l i k o n nieder. Seit 1524 trat er als G e g n e r —» Z w i n g i i s auf u n d b e k ä m p f t e u. a. die K i n d e r t a u f e . Er w a r M i t u n t e r z e i c h n e r des z w e i ten S c h r e i b e n s der Z ü r c h e r T ä u f e r an T h o m a s —> M ü n t z e r und w u r d e a u s Stadt und L a n d Zürich v e r b a n n t . S p ä t e r v o m Z ü r c h e r Rat unter der A n k l a g e der V e r s c h w ö r u n g v e r f o l g t , g i n g B. nach Hallau (Kt. S c h a f f h a u s e n ) , w o er bis zur Invasion der Ö s t e r r e i c h e r d e n S c h u t z der B e h ö r d e n g e n o ß . B . w u r d e als T ä u f e r 1528 v e r b r a n n t . LITERATUR: E b e r h a r d Teufel: B „ J. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 630. - W o l f g a n g S c h ä u f e l e : D a s m i s s i o n a r i s c h e B e w u ß t s e i n u n d W i r k e n der T ä u f e r . Diss. H e i d e l b e r g 1966. Q u e l l e n zur G e s c h i c h t e der T ä u f e r in der S c h w e i z . Hrsg. v. L e o n h a r d von M u r a l t u n d Walter S c h m i d . 2 B d e . , Z ü r i c h 2 1974. B r o n n e r , F r a n z X a v e r , Schriftsteller, B i b l i o t h e k a r , * 2 3 . 1 2 . 1758 H ö c h s t ä d t / D o n a u , t 1 2 . 8 . 1850 A a r a u . N a c h d e m B e s u c h d e s S e m i n a r s in Dillingen und N e u b u r g trat B., S o h n eines Z i e g e l b r e n n e r s , 1776 in d a s B e n e d i k t i n e r kloster in D o n a u w ö r t h ein. Er k a m in K o n t a k t mit der kath. A u f k l ä r u n g und w u r d e 1782 M i t g l i e d des I l l u m i n a t e n o r d e n s . 1783 e m p f i n g er d i e P r i e s t e r w e i h e . 1785 floh er aus d e m Kloster, ging in die S c h w e i z und arbeitete in Z ü r i c h als N o tensetzer. 1786 z u r ü c k in D e u t s c h l a n d , trat er in d e n D i e n s t des W e i h b i s c h o f s von A u g s b u r g und floh 1793 e r n e u t nach Zürich. 1 7 9 4 / 9 5 - 9 8 war B. R e d a k t e u r der „ Z ü r c h e r Z e i tung", 1798 S e k r e t ä r d e s R e g i e r u n g s s t a t t h a l t e r s d e s K a n t o n s Z ü r i c h , J o h a n n C a s p a r P f e n n i n g e r und 1798-1801 K a n z l e i chef d e s helvetischen M i n i s t e r s der K ü n s t e und W i s s e n s c h a f ten, P h i l i p p Albert —> S t a p f e r . Von April bis Juni 1799 redigierte B. d a s offizielle O r g a n d e r R e g i e r u n g , d a s „ H e l v e tische Tagblatt", und g a b 1 7 9 9 / 1 8 0 0 den „ F r e y h e i t s f r e u n d " heraus. 1804-10 und 1817-27 w a r er M a t h e m a t i k p r o f e s s o r an der K a n t o n s s c h u l e in A a r a u , 1810-17 Prof. f ü r P h y s i k an d e r U n i v . K a s a n ( R u ß l a n d ) . N a c h s e i n e m Übertritt z u m r e f o r m a torischen G l a u b e n seit 1820 a a r g a u i s c h e r B ü r g e r , w u r d e er

1829 K a n t o n s b i b l i o t h e k a r und S t a a t s a r c h i v a r in A a r a u . B. s c h r i e b u . a . Idyllen in der N a c h f o l g e S a l o m o n G e s s n e r s , w i s s e n s c h a f t l i c h e Studien (u. a. Historische, geographische und statistische Beschreibung des Kantons Aargau, 1844) s o w i e die A u t o b i o g r a p h i e Franz Xaver Bronners Leben, von ihm selbst beschrieben (1795). WEITERE WERKE: S c h r i f t e n . 3 Bde., Z ü r i c h 1794. - D e r erste Krieg. 2 B d e . , A a r a u 1810. - L u s t f a h r t e n ins Idyllenland. 2 Bde., A a r a u 1833. - Der K a n t o n A a r g a u , historisch, g e o g r a p h i s c h , statistisch geschildert. St. G a l l e n / B e r n 1844. LITERATUR: E d u a r d G e b e l e : F. X . B. In: L e b e n s b i l d e r aus d e m B a y e r i s c h e n S c h w a b e n . B d . 4 . H r s g . v. G ö t z Frh. von Pölnitz. M ü n c h e n 1955, S. 3 3 8 - 3 5 9 . - A l f r e d Z ä c k : B „ F. X. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 635. - L e o Weisz: D i e R e d a k t o r e n der N e u e n Z ü r c h e r Z e i t u n g bis zur G r ü n d u n g d e s B u n d e s staates. 1780-1848. Z ü r i c h 1961, S. 5 9 - 6 5 . - H a n s R a d s p i e ler: F. X. B. L e b e n und W e r k 1794-1850. A a r a u 1967. B r o w e , Peter, Jesuit, T h e o l o g e , * 2 2 . 1 2 . 1876 S a l z b u r g , t 18.5.1949 Baden-Baden. N a c h J u r a s t u d i e n in Berlin trat B. 1895 in d e n J e s u i t e n o r d e n ein. Er studierte P h i l o s o p h i e und arbeitete 1901-05 als M a t h e m a t i k l e h r e r in S ä o L e o p o l d o . N a c h vier J a h r e n theolog i s c h e r A u s b i l d u n g in Valkenburg ( N i e d e r l a n d e ) w u r d e er 1912 z u m Priester g e w e i h t . I m Ersten Weltkrieg w a r B. zwei J a h r e lang D i v i s i o n s p f a r r e r , setzte d a n n seine Studien d e r R e c h t s w i s s e n s c h a f t e n in B e r l i n f o r t und w u r d e S t u d e n t e n s e e l s o r g e r in F r a n k f u r t / M a i n . Als L e h r e r d e r M o raltheologie w a r er an den O r d e n s s c h u l e n in M a a s t r i c h t , Valkenburg, F r a n k f u r t / M a i n und I m m e n s e e ( S c h w e i z ) tätig. B. v e r ö f f e n t l i c h t e e i n e R e i h e w i c h t i g e r A b h a n d l u n g e n zur K i r c h e n - u n d F r ö m m i g k e i t s g e s c h i c h t e d e s Mittelalters, u. a. Die Verehrung der Eucharistie im Mittelalter (1933). WEITERE WERKE: B e i t r ä g e zur S e x u a l e t h i k des Mittelalters. Breslau 1932. - D e ordaliis. 2 B d e . , R o m 1 9 3 2 / 3 3 . - D i e h ä u f i g e K o m m u n i o n im Mittelalter. M ü n s t e r 1938. - D i e P f l i c h t k o m m u n i o n . M ü n s t e r 1940. - D i e J u d e n m i s s i o n i m Mittelalter und die P ä p s t e . R o m 1942. LITERATUR: H e r m a n n T ü c h l e : B., P. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 6 3 9 . B r u c h , Christian Gottlieb, e v a n g . T h e o l o g e , * 1 4 . 1 . 1 7 7 2 Pirmasens, t 3 0 . 5 . 1 8 3 6 Köln(?). N a c h d e m S t u d i u m d e r T h e o l o g i e in M a r b u r g und J e n a w u r d e B. 1789 F e l d p r e d i g e r bei e i n e m p f ä l z i s c h e n Regim e n t . 1794 w e c h s e l t e er als Z w e i t e r P r e d i g e r n a c h M e i s e n h e i m , 1798 n a c h Veldenz. A l s P f a r r e r der e v a n g . G e m e i n d e w u r d e er 1803 n a c h K ö l n b e r u f e n , w o er bis zu s e i n e m Tod tätig war. 1816 e r f o l g t e s e i n e E r n e n n u n g z u m Konsistorialrat; 1823-28 w a r er S u p e r i n t e n d e n t der e v a n g . K r e i s s y n o d e M ü l h e i m / R u h r . B., der u m die U n i o n der luth, und der ref o r m i e r t e n K i r c h e s o w i e u m einen A u s g l e i c h mit der kath. K i r c h e b e m ü h t war, v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Ü b e r s e t z u n g e n aus d e m F r a n z ö s i s c h e n , d a r u n t e r Des Herrn von Beaufort Vorschlag zur Vereinigung aller christlichen Kirchen (1808). B r u c h m a n n , F r a n z (Seraph J o s e p h V i n z e n z ) Ritter v o n , R e d e m p t o r i s t , Jurist, * 2 3 . 5 . 1798 Wien, t 2 3 . 5 . 1 8 6 7 Gars/Inn. B. studierte in W i e n und E r l a n g e n . N a c h der P r o m o t i o n z u m D r . j u r . utr. 1827 trat er in d e n österr. Staatsdienst ein. B., der d e m W i e n e r S c h u b e r t k r e i s a n g e h ö r t e , w a r a u c h dichterisch tätig. M e h r e r e seiner L i e d e r w u r d e n von F r a n z —> S c h u b e r t vertont. N a c h d e m T o d seiner Frau w u r d e er 1830 R e d e m p t o r i s t , 1833 Priester und f ü h r t e 1841 auf Vera n l a s s u n g K ö n i g L u d w i g s I. den R e d e m p t o r i s t e n o r d e n in Altötting ein. D i e K o n g r e g a t i o n breitete sich weiter aus, und B. ü b e r n a h m 1847-54 als Provinzial die B e t r e u u n g der österr. und d e u t s c h e n N i e d e r l a s s u n g e n . Seit 1855 bes c h r ä n k t e sich sein A u f g a b e n g e b i e t auf die d e u t s c h e n und von 1856 an auf d i e b a y e r i s c h e n N i e d e r l a s s u n g e n .

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Brucker LITERATUR: Moritz Enzinger: F. v. B. In: Veröffentlichungen des Museums Ferdinandeum 10 (1930) S. 117-379. Paul Siewek: B„ F. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 642. - Otto Weiss: B., F. S. Ritter v. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 708 f. B r u c k e r , (Johann) Jacob, evang. Theologe, Philosoph, * 22. 1. 1696 Augsburg, t 26. 11. 1770 Augsburg. Der Sohn eines Schneiders studierte 1715-20 in Jena Theologie und Philosophie bei Johann Franz ->Buddeus. 1724 wurde er Prediger und Rektor der Lateinschule in Kaufbeuren. B. schrieb in Deutschland die erste Geschichte der Philosophie (Historia critica philosophiae a mundi incunabulis ad nostram usque aetatem deducía, 5 Bde., 1742-44); sie hatte Einfluß auf die französische Encyclopédie. 1744 wurde B. als Pfarrer nach Augsburg berufen, wo er bis zu seinem Tod tätig war. Seit 1731 gehörte er der Preußischen Akademie der Wissenschaften und seit 1736 der Deutschen Gesellschaft in Leipzig an. Er veröffentlichte einen Bilder-Sal heutiges Tages lebender und durch Gelahrtheit berühmter Schrifft-Steller (illustriert von Johann Jakob Haid, Teil 1-10, 1741-55; Anhang, 1766; gleichzeitg erschien die lateinische Fassung, jedoch ohne den Anhang: Pinacotheca Scriptorum nostra aetate litteris illustrium). Angeregt durch den Erfolg dieses biographischen Werks publizierten B. und Haid mit dem Ehren-Tempel der Deutschen Gelehrsamkeit [...] (1747) eine zweite ähnliche Sammlung. WEITERE WERKE: Historia philosophica doctrinae de ideis qua tum veterum imprimis graecorum tum recentiorum philosophorum placita enarrantur. Augsburg 1723. (Stark erweiterte Neufassung von: J. B. [Präses], Christoph Fiedler [Respondent]: Tentamen introductionis in historiam doctrinae de ideis. Jena 1718). - Otium Vindelicium sive meletematum historico-philosophicorum triga [...]. Augsburg 1729. Kurtze Fragen aus der Philosophischen Historie [...]. 7 Bde., Ulm 1731-36. Suppl., 1737. - Auszug aus den Kurtzen Fragen aus der philosophischen Historie [...]. Ulm 1736, 2 1751. - Miscellanea historiae philosophicae, literariae, criticae [...]. Augsburg 1748. - Philosophiae universae origines et successiones [...]. Augsburg [1752]. LITERATUR: Karl Alt: J. B. Ein Schulmeister aus dem 18. Jahrhundert. Diss. Erlangen. Kaufbeuren 1926. - Ders.: Die Lateinschule der freien Reichsstadt Kaufbeuren und ihr berühmtester Rektor Mag. J. B. Kaufbeuren 1929. Franz Herre: Jakob B. In: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben. Bd. 6. Hrsg. v. Götz Frh. von Pölnitz. München 1958, S. 372-387. - Wilhelm Schmidt-Biggemann/Theo Stammen (Hrsg.): J. B. (1696-1770). Philosoph und Historiker der europäischen Aufklärung. Berlin 1998. Darin: Helmut Zäh: Verzeichnis der Schriften J. B.s., S. 259-351. Constance Blackwell: Zur Traditionskonstruktion der Naturphilosophie bei J. J. B. In: Dialektik, 1998, Heft 1, S. 73-85. B r u c k n e r , (Josef) Anton, österr. Komponist, * 4.9. 1824 Ansfelden (Oberösterreich), t 11. 10.1896 Wien. Der Familie eines musikalisch begabten Schulmeisters entstammend, erhielt B. mit elf Jahren Orgelunterricht, kam 1837 als Singknabe an das Stift St. Florian, wo er, nach einer Ausbildung zum Schullehrer in Linz, zunächst als Schulgehilfe, seit 1848 als Organist tätig war. 1855 wurde B. Domorganist in Linz, studierte daneben bis 1861 am Wiener Konservatorium Musiktheorie bei Simon Sechter und 1861-63 Formenlehre und Instrumentation bei Otto Kitzler, der ihn vor allem mit dem Werk Richard Wagners vertraut machte. Nach Konzertreisen als bereits namhafter Orgelimprovisator wurde er 1868 Nachfolger Sechters am Konservatorium und lehrte seit 1875 auch Musiktheorie an der Wiener Universität. Sein kompositorisches Hauptwerk hat B. erst mit 40 Jahren begonnen. Es besteht aus drei 1864-68 entstandenen

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großen Messen, einem Te Deum (1881-84), einem Streichquintett (1878/79) und insgesamt elf Symphonien, von denen er zwei für ungültig erklärte, nämlich die frühe Studiensymphonie von 1863 und die 1869 entstandene, (durch Mißdeutung ihres Annullierungszeichens) fälschlicherweise sogenannte Nullte. Die 1. gültige Symphonie komponierte B. 1865/66. 1871-76 entstanden in Wien die 2. bis 5. Symphonie, von denen die 4., die Romantische, die bekannteste ist. Vor allem durch seine abgöttische Verehrung Wagners, dem er seine 3. Symphonie widmete, geriet B. zwischen die Fronten der „Fortschrittspartei" der „Neudeutschen" und der Wiener Konservativen um den Musikkritiker Eduard Hanslick. B.s Werke fielen durch oder wurden für unaufführbar erklärt. Erst 1884, nachdem auch die 6. Symphonie (1879-81) ungehört beiseitegelegt worden war, gelang B. mit der ein Jahr zuvor vollendeten 7. der Durchbruch zu breiter Anerkennung. Erneut auf Schwierigkeiten stieß er mit der 8. Symphonie, die 1887 als unspielbar abgelehnt und erst 1892 in überarbeiteter Fassung uraufgeführt wurde. B. hat in zwei Phasen, jeweils nach besonders schmerzlich empfundenen Rückschlägen, 1876-78 und 1887-91 die meisten seiner Symphonien, oft auf Anraten seiner Freunde, zum Teil erheblich umgearbeitet. Bezeichnenderweise bewahrte er jedoch die verschiedenen Versionen sorgfältig auf. Es gibt keinen Komponisten, bei dem die Frage nach der endgültigen Werkfassung so ungeklärt ist wie bei B. Sie ist im Grunde unklärbar, zumal B.s Kompositionsweise Striche, Umstellungen und Ergänzungen, im Unterschied z. B. zu der seines Antipoden Johannes —> Brahms, grundsätzlich möglich erscheinen läßt. Unvollendet blieb die 9. Symphonie, an der B. mit langen Unterbrechungen seit 1887 immer wieder geschrieben hat. Er starb über der Arbeit am Finale. Daß B. vorgeschlagen haben soll, gegebenenfalls als Schlußsatz das Te Deum aufzuführen, dürfte eine Erfindung seiner Verehrer sein, die mit einem Chorfinale ihren Meister an die Seite Beethovens zu rücken suchten. Mit seinen Symphonien ist es B. gelungen, ein gänzlich eigenes, grundsätzlich gleichbleibendes symphonisches Konzept in jeweils sehr unterschiedlichen kompositorischen Lösungen zu verwirklichen. Er verbindet eine bis dahin unerhörte Monumentalität als primäres Gattungsmerkmal der Symphonie mit einer Gestaltungsweise, die den musikalischen Prozeß in parataktischen, kontrastreichen Blockbildungen, „registerartiger" Instrumentation und mehrschrittigen großen Steigerungszügen stets ein höchstes Ziel, den Durchbruch der thematischen Idee, anstreben und schließlich erreichen läßt. B.s Symphonien sind Manifestationen idealer „Erfüllung", nicht zuletzt auch in religiösem Sinne. Auf eigenen Wunsch wurde er unter „seiner" Orgel in der Stiftskirche von St. Florian beigesetzt. LITERATUR: August Halm: Die Symphonien A. B.s. München 1913. Nachdr. Hildesheim 1975. - August Göllerich/ Max Auer: A. B. Ein Lebens- und Schaffensbild. Erg. und hrsg. von Max Auer. 4 Bde., Regensburg 1922-37. - Werner Körte: B. und Brahms. Die spätromantische Lösung der autonomen Konzeption. Tutzing 1963. - Manfred Wagner: B. Leben, Werke, Dokumente. Mainz 1983. - Mathias Hansen: A. B. Leipzig 1987. - Christoph-Hellmut Mahling (Hrsg.): A. B. Studien zu Werk und Wirkung. Tutzing 1988. - Peter Gülke: Brahms. Bruckner. Zwei Studien. Kassel 1989. - Wolfram Steinbeck: A. B. Neunte Symphonie dMoll. München 1993. - B.-Probleme. Kongreßbericht Berlin 1996. Hrsg. v. Albrecht Riethmüller. Stuttgart 1999. Renate Ulm (Hrsg.): Die Symphonien B.s. Entstehung, Deutung, Wirkung. Kassel u. a. 2002. - Bo Marschner: Zwischen Einfühlung und Abstraktion. Studien zum Problem des Symphonischen Typus A. B.s. Aarhus 2002. Wolfram

Steinbeck

Brüggemann B r ü c k , A n t o n Philipp, kath. T h e o l o g e , K i r c h e n h i s t o r i k e r , * 1 6 . 4 . 1 9 1 3 B i n g e n , t 15. 1 2 . 1 9 8 4 W o r m s . B. w a r der S o h n e i n e s E l e k t r o - I n g e n i e u r s und mit B i s c h o f Heinrich —>B. v e r w a n d t . N a c h d e m S t u d i u m a m M a i n z e r P r i e s t e r s e m i n a r 1937 z u m Priester g e w e i h t , w u r d e er K a p l a n an St. J o s e p h ( M a i n z ) ; seit 1939 w a r er als H i l f s b i b l i o t h e k a r tätig. Seit 1940 studierte B. G e s c h i c h t e in F r a n k f u r t / M a i n , w o er 1943 z u m Dr. phil. p r o m o v i e r t w u r d e (Beiträge zur Geschichte des Mainzer Erzbischofs Johann II. von Nassau bis zum Jahre 1405). 1942-45 w a r er P f a r r v i k a r in R ü s s e l s h e i m , 1943-84 B i b l i o t h e k a r d e s M a i n z e r P r i e s t e r s e m i n a r s und 1944-84 D i ö z e s a n a r c h i v a r in M a i n z . 1948 dort z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t ( D a s Erzstift Mainz und das Tridentinum), habilitierte er sich 1951 ( D i e Mainzer theologische Fakultät im 18. Jahrhundert). Seit 1955 lehrte B. als a. o . P r o f . und 1964-78 als o . P r o f . der K i r c h e n g e s c h i c h t e in M a i n z . 1947 g e h ö r t e er zu d e n G r ü n d u n g s m i t g l i e d e r n d e r A r b e i t s g e m e i n s c h a f t kath. t h e o l o g i s c h e r B i b l i o t h e k e n . 1948 w a r er M i t b e g r ü n d e r der G e s e l l s c h a f t f ü r mittelrheinische K i r c h e n g e schichte, 1949-52 ihr G e s c h ä f t s f ü h r e r und seit 1973 stellvertretender Präsident, 1949-70 M i t h e r a u s g e b e r d e s „ A r c h i v s f ü r mittelrheinische K i r c h e n g e s c h i c h t e " . Er v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Kurmainzer Schul-Geschichte ( 1 9 6 0 ) und Mainz vom Verlust der Stadtfreiheit bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges (1972). B. w u r d e z u m P ä p s t l i c h e n H a u s p r ä l a t e n ernannt. LITERATUR: M a r t i n a Knichel: D i e G e s e l l s c h a f t f ü r mittelr h e i n i s c h e K i r c h e n g e s c h i c h t e . M a i n z 1998. - Peter Walter: Β., Α . P. In: L T h K 3 , B d . 11, 2 0 0 1 , Sp. 31 f. - K l a u s B e r n w a r d Springer: Β., Α . P. In: Β Β K L , Bd. 2 0 , 2 0 0 2 , Sp. 2 5 2 - 2 5 5 . B r ü c k , G r e g o r , eigentl. H e i n s , S t a a t s m a n n , t 15., wahrscheinlicher 2 0 . 2 . 1557 Jena. * n a c h 12. 10. 1485 B r ü c k (Kr. P o t s d a m - M i t t e l m a r k ) . D e r B ü r g e r m e i s t e r s o h n studierte in W i t t e n b e r g und F r a n k f u r t / O d e r , w u r d e 1519 H o f r a t und bald, n a c h d e m er K u r f ü r s t —» Friedrich d e n W e i s e n 1 5 2 0 / 2 1 n a c h K ö l n und auf d e n W o r m s e r R e i c h s t a g begleitet hatte, z u m K a n z l e r e r n a n n t . A l s Vermittler z w i s c h e n d e m H o f und den R e f o r m a t o r e n n a h m B. m a ß g e b l i c h e n E i n f l u ß auf die k u r s ä c h s i s c h e Politik. A l s einflußreichster S t a a t s m a n n der d e u t s c h e n R e f o r m a t i o n w a r er d e r H a u p t v e r f a s s e r d e r S p e y e r e r Protestation 1529 und an der G r ü n d u n g des S c h m a l k a l d i s c h e n B u n d e s w i e d e s Torg a u e r B u n d e s beteiligt, sprach 1530 auf d e m A u g s b u r g e r R e i c h s t a g f ü r die protestantischen S t ä n d e und setzte sich f ü r d i e E i n r i c h t u n g eines K o n s i s t o r i u m s in S a c h s e n ein. N a c h d e m S c h m a l k a l d i s c h e n Krieg zog sich B. 1547 n a c h J e n a z u r ü c k u n d wirkte an der G r ü n d u n g der dortigen U n i v . mit. B. b e e i n f l u ß t e d i e K o n s i s t o r i a l v e r f a s s u n g der e v a n g . L a n d e s k i r c h e n und d a s e v a n g . E h e r e c h t . LITERATUR: E k k e h a r d F a b i a n : B., G . In: T R E , Bd. 7, 1981, S. 2 1 2 - 2 1 6 . - Ulrich von B r ü c k : I m D i e n s t e der R e f o r m a tion. Ein L e b e n s b i l d d e s k u r s ä c h s i s c h e n K a n z l e r s G. B. B e r lin 1985. - H e i n z S c h e i b l e : B „ G . In: R G G 4 , B d . 1, Sp. 1778. B r ü c k , Heinrich, kath. T h e o l o g e , B i s c h o f von M a i n z , * 2 5 . 1 0 . 1831 B i n g e n / R h e i n , t 5 . 1 1 . 1903 M a i n z . D e r S o h n e i n e s K ü f e r s und B i e r b r a u e r s e r l e r n t e das K ü f e r h a n d w e r k und studierte a m neuerrichteten M a i n z e r Pries t e r s e m i n a r T h e o l o g i e . N a c h seiner P r i e s t e r w e i h e in S p e y e r 1855 w u r d e B. K a p l a n in N i e d e r - O l m und 1 8 5 6 / 5 7 S c h ü l e r von I g n a z von —> D ö l l i n g e r in M ü n c h e n . N a c h l ä n g e r e m Stud i e n a u f e n t h a l t in R o m w u r d e er 1857 D o z e n t , 1861 Prof. der K i r c h e n g e s c h i c h t e und 1887 z u d e m Prof. d e s K i r c h e n rechts a m M a i n z e r P r i e s t e r s e m i n a r . 1889 z u m D o m k a p i t u l a r e r n a n n t , e r f o l g t e 1899 d i e Wahl z u m Bischof von M a i n z . B. schrieb u. a. Die oberrheinische Kirchenprovinz von ihrer Gründung bis zur Gegenwart (1868) und ein Lehrbuch der Kirchengeschichte ( 1 8 7 4 , ' 1906).

WEITERE WERKE: D i e rationalistischen B e s t r e b u n g e n i m katholischen D e u t s c h l a n d , b e s o n d e r s in d e n drei rheinischen E r z b i s t ü m e r n in der z w e i t e n H ä l f t e des 18. J a h r h u n d e r t s . M a i n z 1865. - D i e E r z b i s c h o f s w a h l in F r e i b u r g und d i e b a d i s c h e R e g i e r u n g . M a i n z 1869. - D i e g e h e i m e n Gesells c h a f t e n in S p a n i e n und ihre Stellung zu K i r c h e und Staat bis z u m T o d e F e r d i n a n d s VII. M a i n z 1881. - G e s c h i c h t e der k a t h o l i s c h e n K i r c h e in D e u t s c h l a n d i m 19. J a h r h u n d e r t . 5 Bde., M a i n z 1887-1905. LITERATUR: A n t o n P h . B r ü c k ; B „ H. In; N D B , B d . 2, 1955, S. 654. - F r i e d h e l m J ü r g e n s m e i e r : D a s B i s t u m M a i n z . Von der R ö m e r z e i t bis z u m II. Vatikanischen Konzil. F r a n k f u r t / M a i n 2 1 9 8 9 , S. 303. - A n t o n B r ü c k . Β., H. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 7 5 f. - F r i e d h e l m J ü r g e n s m e i e r : Β., H . In: L T h K 3 , B d . 2, 1994, Sp. 709. B r ü c k n e r , Benno Bruno, evang. Theologe, * 9 . 5 . 1 8 2 4 R o ß w e i n ( S a c h s e n ) , t 2 . 5 . 1 9 0 5 Berlin. D e r S o h n e i n e s K l e m p n e r m e i s t e r s studierte in L e i p z i g und w u r d e 1850 P f a r r e r in H o h b u r g bei W ü r z e n . 1853 f o l g t e er e i n e m R u f als a. o. Prof. d e s N e u e n T e s t a m e n t s und als zweiter U n i v e r s i t ä t s p r e d i g e r n a c h Leipzig, w o er 1855 O r d i n a rius und i m f o l g e n d e n J a h r erster U n i v e r s i t ä t s p r e d i g e r sow i e D i r e k t o r des S e m i n a r s f ü r P r a k t i s c h e T h e o l o g i e w u r d e . B. w a r an der G r ü n d u n g d e r l a n d e s k i r c h l i c h e n K o n f e r e n zen in M e i ß e n u n d d e s P r e d i g e r s e m i n a r s in St. Pauli, dessen L e i t u n g er ü b e r n a h m , beteiligt. 1869-98 Propst an St. Nikolai u n d M a r i e n in Berlin, hatte er an d e r dortigen U n i v . bis 1873 e i n e P r o f e s s u r f ü r N e u e s T e s t a m e n t inne und w a r 1873-92 G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t , 1877-92 geistlicher Vizepräsident des Evangelischen Oberkirchenrats. WERKE: P r e d i g t e n , g e h a l t e n in d e r U n i v e r s i t ä t s k i r c h e zu L e i p z i g . 2 Bde., L e i p z i g 1963-67, 5 1 8 8 6 . LITERATUR: H e r m a n n Scholz: Β., Β. B. In: R E \ Bd. 23, 1913, S. 2 5 7 - 2 5 9 .

B r ü c k n e r , Ernst Theodor Johann, evang. Theologe, Lyriker, D r a m a t i k e r , * 1 3 . 9 . 1746 N e e t z k a ( M e c k l e n b u r g Strelitz), t 2 9 . 5 . 1 8 0 5 N e u b r a n d e n b u r g . D e r S o h n eines P f a r r e r s studierte seit 1765 an d e r U n i v . H a l l e / S a a l e T h e o l o g i e ; 1770 w u r d e er H o f m e i s t e r und Pfarrvertreter in W e s e n b u r g und 1771 P f a r r e r in G r o ß Vielen ( M e c k l e n b u r g ) . A u f A n t r a g von J o h a n n Heinrich Voß w u r d e er 1772 M i t g l i e d d e s G ö t t i n g e r H a i n b u n d e s ( B u n d e s n a m e „ M a n o b a r d " oder „ C i l y n " ) . B. v e r ö f f e n t l i c h t e anon y m d a s Trauerspiel Etwas für die Deutsche Schaubühne (1772) s o w i e seit 1773 G e d i c h t e und E p i g r a m m e vor allem im „ G ö t t i n g e r " und im „Vossischen M u s e n a l m a n a c h " . 1789 w u r d e er Pastor, 1801 O b e r p a s t o r an d e r M a r i e n k i r c h e in N e u b r a n d e n b u r g . S e i n e Predigten [...] (1778/79, 1786, 1 7 9 2 / 9 3 ) w i e s e n ihn als A n h ä n g e r d e r n e o l o g i s c h e n A u f k l ä r u n g s t h e o l o g i e , w i e sie ζ. B. von J o h a n n S a l o m o —> S e m l e r (dessen S c h ü l e r er in H a l l e g e w e s e n w a r ) propagiert w u r d e , aus. LITERATUR: Kurt Schreinert: B., E. T . J. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 657. B r ü g g e m a n n , Hans, B i l d s c h n i t z e r , B i l d h a u e r , * u m 1480 W a l s r o d e ( L ü n e b u r g e r H e i d e ) , t n a c h 1523. Vermutlich w u r d e B. in N i e d e r s a c h s e n a u s g e b i l d e t und beg a b sich a n s c h l i e ß e n d auf W a n d e r s c h a f t d u r c h die N i e d e r lande. 1514-21 schuf er sein H a u p t w e r k , d e n b e r ü h m t e n H o c h a l t a r f ü r die K l o s t e r k i r c h e in B o r d e s h o l m (Holstein). A u s E i c h e n h o l z geschnitzt, mit 3 8 5 u n b e m a l t e n F i g u r e n , d i e d a s M e ß o p f e r , d i e P a s s i o n Christi, M a r i a und d a s J ü n g s t e G e r i c h t darstellen, befindet sich d a s Werk seit 1666 im D o m von S c h l e s w i g . Ein kleiner Altar, den B. u m 1523 f ü r seine H e i m a t s t a d t schnitzte, g i n g verloren.

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Brüggemann B r ü g g e m a n n , Ludwig Wilhelm, evang. Theologe, * 1 . 3 . 1 7 4 3 J a k o b s h a g e n ( P o m m e r n ) , f 1.3. 1817 Stettin. 1761 w a r B. an d e r U n i v . F r a n k f u r t / O d e r immatrikuliert. Er ü b e r n a h m 1765 die Pfarrei Gielsdorf u n d W i l k e n d o r f in der M i t t e l m a r k u n d w u r d e im g l e i c h e n J a h r F e l d - und G a r n i s o n s p r e d i g e r in Berlin. Gleichzeitig e r n a n n t e ihn K ö n i g Friedrich II. z u m S e e l s o r g e r seiner S c h w e s t e r , der Prinzessin —»Anna A m a l i a von P r e u ß e n . I m F e b r u a r 1773 w u r d e B. H o f p r e d r g e r an der S c h l o ß k i r c h e in Stettin und z u m k ö n i g l i c h - p r e u ß i s c h e n Konsistorialrat e r n a n n t . B . v e r ö f f e n t lichte u. a. e i n e Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich Preußischen Herzogtums Vorund Hinter-Pommern (3 B d e . , 1779-84; 2 E r g ä n z u n g s b ä n d e , 1800). LITERATUR: H e r i n g : B „ L. W . In: A D B , Bd. 3, 1876, S. 4 0 6 f . - H e l l m u t h H e y d e n : P o m m e r s c h e G e i s t l i c h e v o m Mittelalter bis z u m 19. J a h r h u n d e r t . K ö l n 1965, S. 180-211. B r ü l l , A d o l f , j ü d i s c h e r T h e o l o g e , Philologe, Journalist, * 2 7 . 4 . 1846 K o j e t e i n ( M ä h r e n ) , t 1 6 . 9 . 1 9 0 8 F r a n k f u r t / Main. D e r S o h n d e s R a b b i n e r s J a k o b —>B. studierte an d e n U n i versitäten W i e n , P r a g und B r e s l a u P h i l o s o p h i e und w u r d e 1867 p r o m o v i e r t . 1869 v e r ö f f e n t l i c h t e er d i e philologis c h e S t u d i e Fremdsprachliche Redensarten und ausdrücklich als fremdsprachlich bezeichnete Wörter in den Talmuden und Midraschim und erteilte seit 1871 R e l i g i o n s u n t e r richt a m P h i l a n t h r o p i n in F r a n k f u r t / M a i n . B. w a r seit 1897 H e r a u s g e b e r u n d bis 1908 a u c h R e d a k t e u r d e r „ P o p u l ä r w i s s e n s c h a f t l i c h e n M o n a t s b l ä t t e r zur B e l e h r u n g ü b e r das Jud e n t u m f ü r G e b i l d e t e aller K o n f e s s i o n e n " . B r i i l l , J a k o b (ben M i c h a e l ) , R a b b i n e r , T a l m u d f o r s c h e r , * 1 6 . 1 . 1812 N e u - R a u s n i t z ( M ä h r e n ) , t 2 9 . 1 1 . 1889 Kojetein ( M ä h r e n ) . Der K a u f m a n n s s o h n studierte an den t a l m u d i s c h e n H o c h s c h u l e n P r e ß b u r g und B u d a p e s t . Vom L a n d r a b b i n e r N e h e mias T r e b i t s c h (B.s späterem S c h w i e g e r v a t e r ) approbiert, w u r d e er R a b b i n a t s v i k a r und 1844 als R a b b i n e r nach K o j e t e i n b e r u f e n . Er w i d m e t e sich d e m S t u d i u m d e s Talm u d und v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. e i n e h e b r ä i s c h e E i n l e i t u n g in die M i s c h n a Mebo ha-Mischna (2 Bde., 1876-81). Zu B.s S c h ü l e r n zählten auch seine S ö h n e Adolf u n d N e h e m i a s —>B. s o w i e D a v i d —> K a u f m a n n . B r ü l l , N e h e m i a s , R a b b i n e r , Schriftsteller, Publizist, * 1 6 . 3 . 1843 N e u - R a u s n i t z ( M ä h r e n ) , t 5 . 2 . 1 8 9 1 F r a n k furt/Main. M i t d e r A p p r o b a t i o n z u m R a b b i n e r ausgestattet, k a m B., S o h n von J a k o b —>B., zu weiteren S t u d i e n n a c h W i e n , verö f f e n t l i c h t e 1862 s e i n e erste Arbeit Geschichte der jüdischen Gemeinde zu Kojetein und hielt in d e m von ihm m i t b e g r ü n d e t e n „Verein d e r R a b b i n a t s k a n d i d a t e n " Vorträge über j ü d i s c h e G e s c h i c h t e . E r w u r d e in L e i p z i g p r o m o v i e r t u n d als R a b b i n e r in d i e G e m e i n d e B i s e n z ( M ä h r e n ) , 1870 in d i e israelitische G e m e i n d e von F r a n k f u r t / M a i n b e r u f e n . 1874 g r ü n d e t e er d i e „ J a h r b ü c h e r f ü r j ü d i s c h e G e s c h i c h t e und L i t e r a t u r " ( 1 0 B d e . , bis 1890) und setzte die A r b e i t 1891 im „ Z e n t r a l a n z e i g e r f ü r J ü d i s c h e L i t e r a t u r " fort. LITERATUR: A . F r e i m a n n : B „ N. In: A D B , Bd. 4 7 , 1903, S. 2 9 6 f. B r i i l l i s a u e r , Bartholomäus, auch Pater Magnus, Benediktiner, Chronist, * 2 9 . 1 . 1582 A p p e n z e l l , t 1 5 . 9 . 1 6 4 6 St. Gallen. 1598 legte B. d a s O r d e n s g e l ü b d e im Kloster St. G a l l e n ab, studierte 1603-11 in Dillingen und k e h r t e n a c h seiner Prom o t i o n 1611 ins Kloster St. Gallen zurück. Dort w u r d e er mit d i p l o m a t i s c h e n A u f g a b e n betraut und 1630 z u m Prior und Statthalter von St. J o h a n n , später z u m Unterstatthalter

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in Wil u n d H o m b u r g e r n a n n t . 1642 w u r d e er mit der B e arbeitung d e r St. G a l l e n e r K l o s t e r c h r o n i k seines Vorgängers und L e h r e r s J o d o k M e t z l e r b e a u f t r a g t ; bis zu s e i n e m Tod stellte er zwei B ä n d e , d i e in d a s J a h r 1442 reichen, fertig. B. k o m p o n i e r t e a u c h K i r c h e n l i e d e r . LITERATUR: V D 17. - W a r t m a n n : B., B . In: A D B , B d . 3, 1876, S. 4 2 0 . B r ü s c h w e i l e r , Paul Felix, r e f o r m i e r t e r T h e o l o g e , * 2 0 . 2 . 1870 S c h i e r s (Kt. GraubUnden), t 2 5 . 1 0 . 1947 Biel (Kr. B e r n ) . B., S o h n e i n e s S e m i n a r l e h r e r s und späteren A d j u n k t e n d e s P o s t i n s p e k t o r a t s St. G a l l e n , studierte T h e o l o g i e an den Universitäten Basel, Paris, Berlin u n d Z ü r i c h . 1894 legte er in Z ü r i c h das S t a a t s e x a m e n a b und e r w a r b den G r a d eines B a chelier e n t h é o l o g i e in Paris. 1 8 9 4 - 1 9 1 8 w a r B . P f a r r e r d e r gemischten deutsch-französischen evangelisch-reformierten K i r c h g e m e i n d e in M o s k a u , w o er z u s a m m e n mit seiner Frau m e h r e r e soziale E i n r i c h t u n g e n und 1908 d i e R e f o r m i e r t e S c h u l e mit G y m n a s i u m g r ü n d e t e . Im Ersten Weltkrieg w a r er V i z e p r ä s i d e n t d e s K o m i t e e s f ü r H i l f e an d e u t s c h e Kriegsg e f a n g e n e . N a c h der F l u c h t aus R u ß l a n d 1919 hielt er sich in L a u s a n n e auf. 1920-26 versah B. Vikariate im E l s a ß ; 1926-28 w a r er P f a r r e r in L u g a n o und 1932-44 in K y b u r g . E r v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Geschichtlicher Rückblick auf die Entwicklung der evangelisch-reformierten Gemeinde in Moskau 1629-1901 (1902). LITERATUR: Harry S c h n e i d e r : S c h w e i z e r T h e o l o g e n im Z a renreich ( 1 0 0 - 1 9 1 7 ) . A u s w a n d e r u n g und r u s s i s c h e r Alltag von T h e o l o g e n und ihren F r a u e n . Z ü r i c h 1994. B r ü s e w i t z , Oskar, evang. Theologe, * 3 0 . 5 . 1 9 2 9 W i l k i s c h k e n / T i l s i t , t 2 2 . 8 . 1 9 7 6 Halle. B. n a h m a m Z w e i t e n Weltkrieg teil und geriet in Kriegsg e f a n g e n s c h a f t . N a c h einer A u s b i l d u n g z u m S c h u h m a c h e r in S a c h s e n legte er 1951 in O s n a b r ü c k die M e i s t e r p r ü f u n g ab, g i n g d a n n n a c h T h ü r i n g e n und arbeitete als S c h u h m a c h e r in W e i ß e n s e e . 1964-69 erhielt e r e i n e P r e d i g e r a u s b i l d u n g in E r f u r t und w a r a n s c h l i e ß e n d bis 1976 als P f a r r e r in R i p p i c h a (Kr. Zeitz) tätig. Weithin b e k a n n t w u r d e B. d u r c h seine S e l b s t v e r b r e n n u n g v o r der M i c h a e l i s k i r c h e in Zeitz, mit der er g e g e n d i e R e l i g i o n s - und K i r c h e n f e i n d l i c h k e i t d e s S E D - R e g i m e s protestierte. LITERATUR: J o c h e n D e s e l : O . B. L a h r - D i n g l i n g e n 1991. H a r a l d S c h u l t z e : D a s Signal von Zeitz. R e a k t i o n e n der Kirc h e , d e s Staates und d e r M e d i e n auf die S e l b s t v e r b r e n n u n g von O . B . 1976. E i n e D o k u m e n t a t i o n . L e i p z i g 2 1 9 9 3 . - H a rald S c h u l t z e : B „ O . In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 1806. F r e y a Klier: O. B. L e b e n und Tod e i n e s m u t i g e n D D R Pfarrers. Berlin 2 0 0 4 . B r u g i e r , G u s t a v , kath. T h e o l o g e , Literarhistoriker, Lyriker, * 1 8 . 8 . 1829 T a u b e r b i s c h o f s h e i m , t 1 3 . 9 . 1903 Konstanz. Im A n s c h l u ß an d a s T h e o l o g i e s t u d i u m in F r e i b u r g / B r e i s gau w u r d e B. 1852 z u m Priester g e w e i h t , w a r 1852-60 K a plan in K a r l s r u h e , 1860-74 K l o s t e r p f a r r e r in Rastatt, unterrichtete z u g l e i c h an d e r d o r t i g e n h ö h e r e n T ö c h t e r s c h u l e und k a m 1874 als M ü n s t e r p f a r r e r nach K o n s t a n z . E r schrieb G e d i c h t e i m Stil J o s e p h Viktor von S c h e f f e l s und v e r ö f f e n t lichte u. a. e i n e Geschichte der Deutschen National-Literatur (1865, 61880). B r u g m a n , J o h a n n e s , F r a n z i s k a n e r , * u m 1400 K e m p e n ( R h e i n l a n d ) , t E n d e 1473 N i m w e g e n . B. trat 1445 in das M i n o r i t e n k l o s t e r St. O m é r ( N o r d f r a n k reich) ein und v e r s u c h t e auf zahlreichen R e i s e n , die s t r e n g e O b s e r v a n z d e s O r d e n s zu verbreiten. E r w a r Klostervorsteher in M e c h e l n , d a n n in Sluis u n d seit 1462 Provinzialvikar d e r K ö l n e r O b s e r v a n t e n p r o v i n z . E t w a 4 6 F r a g m e n t e meist an N o n n e n gerichteter P r e d i g t e n sind b e k a n n t s o w i e

Brunfels lateinische Traktate z . B . über Verstöße gegen die Ideen des Franziskus. B. verbrachte seinen Lebensabend im Observantenkloster von N i m w e g e n . WERKE: Predigten. Hrsg. v. A. v. Dijk. Antwerpen 1948. LITERATUR: F. Α. H. van den Hombergh: B., J. In: VL 2 , Bd. 1, 1978, Sp. 1048-1052. - H. Vekeman: B „ J. In: L e x M A , Bd. 2, 1983, Sp. 749 f. - Dieter Berg: B „ J. In: LThK-\ Bd. 2, 1994, Sp. 724. B r u h n , David, evang. Theologe, Liederdichter, * 3 0 . 9 . 1727 Memel, t 2 7 . 4 . 1782 Berlin. Der K a u f m a n n s s o h n studierte seit 1743 in Königsberg, seit 1747 in H a l l e / S a a l e Theologie und war Siegmund Jakob —> Baumgartens Schüler und Bibliothekar. 1750 wurde er Konrektor am Cöllnischen G y m n a s i u m in Berlin, 1752 Prediger an der dortigen Kadettenanstalt, 1754 Diakon und 1756 Archidiakon der Berliner Marienkirche. B. überarbeitete und verfaßte Lieder, gab Predigten und Erbauungsschriften heraus und war Mitübersetzer der von Baumgarten herausgegebenen Allgemeinen Welthistorie. LITERATUR: P . P r . : B „ D . I n : A D B , B d . 3 , 1 8 7 6 , S . 4 1 9 .

B r u i n i n g k , Heinrich, Bischof der Brüdergemeine, * 1738, t 1785 Herrnhut. B. wurde als Vierzehnjähriger in die Brüdergemeine aufgen o m m e n und bereitete sich im Seminar von Barby auf den Kirchendienst vor. Er wurde Diakon und Pfleger der ledigen Brüder in Gnadenfrei, ging 1769 als Prediger nach Zeist und kehrte 1777 nach Gnadenfrei zurück. 1782 wurde er zum Bischof der Brüdergemeine geweiht. B. war der Vater von Heinrich Friedrich von - > B . B r u i n i n g k , Heinrich Friedrich Frh. von, auch Bruinigk, Bischof der Brüdergemeine, Agrarökonom, * 2 9 . 1 2 . 1773 Utrecht (Niederlande), t 19.3. 1850 Landeshut (Schlesien). Der Sohn Heinrich —»B.s war nach der Ausbildung am Pädagogium und Theologischen Seminar zu Niesky und Barby zunächst als Lehrer tätig. Seit 1795 studierte er in Leipzig Verwaltungswissenschaft und trat 1796 in die Verwaltung der Herzoglich Anhalt-Dessauischen Güter ein. 1814 wurde er Prediger in Reichenstein, 1819 in Landeshut, wo er zuletzt Pastor primarius war. Er schrieb über agrarökonomische Fragen (Bemerkungen über das landwirtschaftliche System der Anhalt-Dessauischen Ökonomie zu Wörlitz, in Briefen, 1808) und veröffentlichte u . a . Ideen im Geiste des wahren Herrnhutianismus [...] (1812). B r u m b e y , Karl Wilhelm, evang. Theologe, Dichter, * 2 4 . 1 . 1757 Dresden, t zwischen 1826 und 1834 Berlin. B. studierte in Halle, wurde 1785 Diakon in Alt-Landsberg, später Pastor in Buchholz und Wiesendahl und kam 1788 als dritter Prediger an die Jerusalems- und N e u e Kirche in Berlin. Streitigkeiten in der Kirchengemeinde und mit den Vorgesetzten zwangen ihn 1796, sein A m t niederzulegen. Später mußte B. sogar Preußen auf Befehl des Königs verlassen. Erst nach d e m Tod Friedrich Wilhelms II. erhielt er die Erlaubnis zur Rückkehr. B. veröffentlichte von der Aufklärung beeinflußte Komödien, geistliche Lieder, Erbauungsschriften, Übersetzungen, Musikspiele und Biographien; er schrieb die Rechtfertigungsschrift Aktenmäßige Darstellungen der Ideen, Handlungen und endlichen Schicksale des demittierten Predigers Brumbey und seines Anhangs zu Berlin (1797).

Brun -> auch Bruno B r u n , Graf von Egisheim und Dagsburg

Brun von Kärnten

Gregor V.

—»Leo I X .

B r u n von Querfurt, auch Bruns, genannt Bonifatius, Missionar, * um 974 Querfurt, t 9 . 3 . 1009 Sudauen (?). B., der mit d e m sächsischen Kaiserhaus verwandt war, erhielt eine geistliche Ausbildung als Domschüler in Magdeburg und wurde Kanoniker und 995, nach anderen Quellen 997, als Domherr in die Hofkapelle Ottos III. a u f g e n o m m e n . Er begleitete den Kaiser 9 9 6 / 9 7 auf dessen Italienreise. In R o m wendete sich sein Leben. Der politisch einflußreiche Geistliche wurde M ö n c h und faßte den Entschluß, die Missionsarbeit des 997 als Märtyrer gestorbenen —> Adalbert von Prag bei den Preußen fortzusetzen. Papst Silvester II. ernannte ihn zum Erzbischof der östlichen Heiden, und sowohl der Kaiser als auch Herzog Boleslaw von Polen sagten ihm Unterstützung zu. Doch die politischen Auseinandersetzungen zwischen den Genannten hinderten B. an der Umsetzung seiner Pläne. So wandte er sich 1003 zunächst nach Siebenbürgen, missionierte seit 1005 in Ungarn und Südrußland, bevor er 1009 nach Preußen aufbrach und dort nur einige Wochen später den Märtyrertod fand. B. verfaßte eine Biographie Adalberts von Prag. LITERATUR: Hanns Leo Mikoletzky: B. v. Q. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 674 f. - Reinhard Wenskus: Studien zur historisch-politischen Gedankenwelt B.s v. Q. M ü n s t e r / Köln 1956. - Dieter Berg: B. v. Q. In: VL 2 , Bd. 1, 1978, Sp. 1053-1056. - Wolfgang H. Fritze: B. v. Q. In: T R E , Bd. 7, 1981, S. 233-237. - F. Lotter. B. v. Q. In: L e x M A , Bd. 2, 1983, Sp. 755 f. - Odilo Engels: B. v. Q. In: LThK 5 , Bd. 2, 1994, Sp. 724. - Wilfried Hartmann: B. v. Q. In: R G G 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1800. B r u n c h o r s t , Christoph, evang. Theologe, Liederdichter, * 1 3 . 1 1 . 1 6 0 4 Erfurt, t 2 6 . 3 . 1 6 6 4 Gotha. Nach seinem Studium in Erfurt und Jena wurde B. 1628 Pfarrer in Ehreshausen (Eichsfeld), später in T ö p f e r n . Seit 1634 Inspektor und Konsistorialassessor in Heiligenstadt, mußte er 1636, als das Eichsfeld erneut unter die Herrschaft des Kurfürsten von M a i n z kam, weichen und ging nach Weimar, wo er an der sogenannten „Ernestinischen Bibel" mitarbeitete. B. wurde Pfarrer in Hohlstedt, 1640 Hofprediger und Konsistorialassessor in Gotha. Er schrieb Büß- und Klagelieder, die in Christliche Vorstellung der hohen geistlichen Anfechtungen (1663) veröffentlicht wurden. LITERATUR: V D 17. - Beck: B „ C. In: A D B , Bd. 3, 1876, S. 440. B r u n f e l s , Otto, luth. Prediger, Lehrer, Arzt, Botaniker, * 1 4 8 9 / 9 0 Mainz, t 23. 11. 1534 Bern. N a c h d e m der Sohn eines Küfers in M a i n z den Magistergrad erlangt hatte, trat er in das Straßburger Kartäuserkloster ein. Sein Bekenntnis zu —»Luther veranlaßte ihn jedoch 1521 zur Flucht, und zwar mit Hilfe Ulrichs von —»Hutten, der ihm eine Pfarrstelle in Steinau bei Schlüchtern besorgte. Kurz darauf wieder auf der Flucht, wirkte B. anschließend als Prediger in N e u e n b u r g / B r e i s g a u , bis er 1524 das Bürgerrecht in Straßburg erwarb, wo er die nächsten Jahre als Schullehrer verbrachte. Wiewohl schon in fortgeschrittenem Alter, absolvierte er in Basel noch seine Promotion zum Doktor der Medizin, um E n d e 1533 einem Ruf als Stadtarzt nach Bern zu folgen. Obgleich B., der Beziehungen zu zahlreichen bekannten Persönlichkeiten unterhielt, eine Fülle von theologischen, pädagogischen und medizinischen Schriften hinterlassen und sich auch als Übersetzer sowie Herausgeber betätigt hat, verdankt er seine bleibende Bedeutung im wesentlichen seinem (mehrfach aufgelegten) botanischen Werk, das zumindest für Deutschland als der erste Versuch einer nach humanistischen Grundsätzen betriebenen Pflanzenkunde gelten darf. So veröffentlichte er 1530 in Straßburg unter d e m Titel Herbarum vivae eicones [...] ein lateinisches Kräuterbuch, dem 1532 ein zweiter und 1536 postum ein dritter Band folgten. Das

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Brunnemann Verdienst, d a m i t ein t r a g f ä h i g e s F u n d a m e n t f ü r d i e k ü n f t i g e E n t w i c k l u n g der n o c h rein m e d i z i n i s c h - p h a r m a z e u t i s c h ausgerichteten ,res h e r b a r i a ' zu einer a u t o n o m e n N a t u r w i s s e n s c h a f t gelegt zu h a b e n , g e b ü h r t B. freilich k e i n e s w e g s allein. V i e l m e h r m a c h e n d e n H a u p t w e r t dieses W e r k e s d i e von d e m D ü r e r - S c h ü l e r H a n s Weiditz a n g e f e r t i g t e n Illustrationen aus, d i e alle bis d a h i n g e d r u c k t e n , meist g r o b s c h e m a t i s i e r e n d e n P f l a n z e n a b b i l d u n g e n an N a t u r t r e u e weit ü b e r t r a f e n . D e m g e g e n ü b e r bringt d e r Text k a u m N e u e s , d a B. - w i e d a m a l s üblich - d i e h e i m i s c h e Flora in erster Linie n a c h den A n g a ben d e r antiken Autoritäten zu identifizieren suchte, w o b e i er allerdings a u c h schon F a c h s c h r i f t e n italienischer H u m a n i sten s o w i e d e u t s c h e r Z e i t g e n o s s e n h e r a n z o g und bisweilen s o g a r e i g e n e s N a t u r s t u d i u m e r k e n n e n läßt. D e u t l i c h e r treten solch s e l b s t ä n d i g e B e o b a c h t u n g e n und A n s i c h t e n h i n g e g e n in B . ' d e u t s c h a b g e f a ß t e m und d a h e r nicht zuletzt f ü r Laien g e d a c h t e m Contrafayt Kreüterbäch hervor, das - textlich una b h ä n g i g von der lateinischen A u s g a b e - 1532 e b e n f a l l s in S t r a ß b u r g erschien und 1537 d u r c h einen z w e i t e n Teil aus s e i n e m N a c h l a ß ergänzt w u r d e . W e n n B. a u c h der scholastisch-mittelalterlichen Tradition noch d u r c h a u s verpflichtet w a r und d i e von ihm a n g e wandte philologisch-vergleichende Forschungsmethode eine persönlich-kritische U r t e i l s b i l d u n g w e i t g e h e n d verhinderte, so stellt sein b o t a n i s c h e s W e r k - fast ein halbes J a h r h u n dert n a c h den M a i n z e r , H e r b a r i u s ' - , , G a r t ' - u n d , H o r t u s ' D r u c k e n - g l e i c h w o h l d a s f r ü h e s t e Z e u g n i s der neuzeitlichen K r ä u t e r b u c h l i t e r a t u r dar. Zu R e c h t e r ö f f n e t B. d e s h a l b d i e R e i h e der s o g e n a n n t e n D e u t s c h e n V ä t e r der P f l a n z e n k u n d e . LITERATUR: V D 16, Β 8 4 6 2 - 8 5 7 8 . - F r i e d r i c h ] W [ i l h e l m ] E [ m i l ] R o t h : D i e S c h r i f t e n d e s Ο . B. 1519-1536. In: Jahrbuch f ü r G e s c h i c h t e , S p r a c h e und Litteratur E l s a s s - L o t h r i n g e n s 16 ( 1 9 0 0 ) S. 2 5 7 - 2 8 8 . - Jerry S t a n n a r d : B „ O . In: D S B , B d . 2, 1970, S. 5 3 5 - 5 3 8 (mit einer A u s w a h l b i b l i o g r a p h i e des P r i m ä r - und des S e k u n d ä r s c h r i f t t u m s ) . C a r l o G i n z b u r g : II n i c o d e m i s m o . Turin 1970, S. 3 - 6 0 (zur T h e o l o g i e von Ο . B.). - J e a n - C l a u d e M a r g o l i n : Ο . B . d a n s le milieu é v a n g é l i q u e r h é n a n . In: G e o r g e s L i v e t / F r a n c i s R a p p (Hrsg.): S t r a s b o u r g au c œ u r religieux du X V I siècle. S t r a ß b u r g 1977, S. 111-141. - G e r h a r d B a a d e r : Mittelalter u n d N e u z e i t im Werk von O . B. In: M e d i z i n h i s t o r i s c h e s J o u r n a l 13 (1978) S. 186-203. - Peter Dilg: D i e . R e f o r m a tion der A p o t e c k e n ' ( 1 5 3 6 ) d e s B e r n e r Stadtarztes O. B. In: G e s n e r u s 36 (1979) S. 181-205. - Sylvia Weigelt: O . B . S e i n e W i r k s a m k e i t in der f r ü h b ü r g e r l i c h e n R e v o l u t i o n unter b e s o n d e r e r B e r ü c k s i c h t i g u n g seiner F l u g s c h r i f t ,Vom P f a f f e n z e h n t e n ' . Stuttgart 1986. Peter Dilg

Brunnemann,

J o h a n n e s , e v a n g . T h e o l o g e , Jurist, * 7 . 4 . 1 6 0 8 C ö l l n (heute zu Berlin), t 1 5 . 1 2 . 1672 F r a n k furt/Oder. D e m Vater f o l g e n d , der von B e r u f P a s t o r war, studierte B. 1627-30 T h e o l o g i e in Wittenberg, ging 1632 n a c h F r a n k f u r t / O d e r und w u r d e 1636 o. Prof. der L o g i k . Er w a n d t e sich d e r J u r i s p r u d e n z zu, w u r d e 1638 p r o m o v i e r t und w a r in d e n f o l g e n d e n J a h r e n Prof. der Institutionen, d e r P a n d e k t e n , d e s C o d e x und d e r D e k r e t a l e n s o w i e seit 1653 O r d i n a r i u s d e r Juristenfakultät. B . s k i r c h e n r e c h t l i c h e Vorstellungen w a r e n an einer praktischen P a s t o r a l t h e o l o g i e orientiert. S e i n e a p o logetische S c h r i f t Tractatus iuridicus de inquisitionis processu ( 1 6 4 7 , dt. 1717) w a r f ü r d i e P r a x i s der H e x e n p r o z e s s e in P o m m e r n und B r a n d e n b u r g von B e d e u t u n g . LITERATUR: M a r k u s M a t t h i a s : B „ J. In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 1800 f.

Brunner,

A d o l f , s c h w e i z e r . K o m p o n i s t , * 2 5 . 6 . 1901 Zürich, t 16.2.1992 Thalwil. N a c h S t u d i e n j a h r e n in Berlin, Paris u n d R o m arbeitete B . seit 1949 b e i m R a d i o s t u d i o Z ü r i c h und leitete dort zuletzt d i e A b t e i l u n g „Politik und A k t u e l l e s " . 1960 verließ er d e n

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R u n d f u n k und w i d m e t e sich als f r e i s c h a f f e n d e r K o m p o n i s t vor a l l e m der e v a n g . K i r c h e n m u s i k . B. schuf K l a v i e r - und O r g e l w e r k e und k o m p o n i e r t e Vokal- u n d K a m m e r m u s i k . Von g r o ß e r B e d e u t u n g f ü r d i e E r n e u e r u n g der K i r c h e n m u sik w a r e n s e i n e mit S i n g s t i m m e n u n d K a m m e r i n s t r u m e n t e n besetzten Geistlichen Konzerte, e t w a Jesus und die Samariterin und Das Weihnachtsevangelium. B. v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Wesen, Funktion und Ort der Musik im Gottesdienst (1960). WEITERE WERKE: Α . B. ( 1 9 0 1 - 1 9 9 2 ) . E r i n n e r u n g e n eines S c h w e i z e r K o m p o n i s t e n a u s d e r S c h u l e P h i l i p p J a r n a c h s und F r a n z S c h r e k e r s . H r s g . v. C h r i s Walton. Z ü r i c h 1997 (mit Werkverzeichnis). LITERATUR: O t t o R i e m e r : Z u c h t v o l l e Freiheit. Z u r geistlic h e n M u s i k von Α . B . In: M u s i c a 3 (1949) S. 7 - 1 2 . - B e r n h a r d Billeter: Α. B. Z ü r i c h 1972. - Ders.: N a t u r u n d M e n s c h . Z u r P h i l o s o p h i e von Α . B. In: S c h w e i z e r m u s i k p ä d a g o g i s c h e B l ä t t e r 84 (1996) S. 193-199. - Ders.: Β., A . In: M G G 2 P , B d . 3, 2 0 0 0 , S p . 1153 f. - Ders.: B „ A . In: N G r o v e D , B d . 4, 2 2 0 0 1 , S. 512.

Brunner,

A n d r e a s , Jesuit, G e s c h i c h t s s c h r e i b e r , * 3 0 . 1 1 . 1 5 8 9 Hall (Tirol), t 2 0 . 4 . 1 6 5 0 I n n s b r u c k . B. trat 1605 in L a n d s b e r g / L e c h in den J e s u i t e n o r d e n ein und studierte 1608-18 in I n g o l s t a d t P h i l o s o p h i e und T h e o l o g i e . 1619 in Eichstätt z u m Priester g e w e i h t , lehrte er bis 1621 als Prof. d e r Ethik in Dillingen und F r e i b u r g / B r e i s g a u . Seit 1622 arbeitete B. an d e n von K u r f ü r s t M a x i m i l i a n in A u f trag g e g e b e n e n Annales virtutis et fortunae Boiorum (3 Tie., 1626-37; N e u a u s g . hrsg. von G o t t f r i e d W i l h e l m —> Leibniz, 1710). D a s Werk schildert d i e b a y e r i s c h e G e s c h i c h t e der J a h r e 6 0 0 v. C h r . bis 1314. W ä h r e n d des Einfalls d e r S c h w e d e n unter G u s t a v Adolf v e r b r a c h t e er die J a h r e 1632 bis 1635 als d e r e n Geisel in A u g s b u r g , seit 1637 w i r k t e er als P r e d i g e r in I n n s b r u c k . LITERATUR: H a n s D a c h s : Β., A . In: N D B , B d . 2, 1955, S. 681 f. - A l o i s S c h m i d : G e s c h i c h t s s c h r e i b u n g a m H o f K u r f ü r s t M a x i m i l i a n s I. In: H u b e r t G l a s e r (Hrsg.): U m G l a u b e n und Reich (Wittelsbach und B a y e r n , B d . 2 / 1 ) . M ü n c h e n / Z ü r i c h 1980, S. 3 3 0 - 3 4 0 .

Brunner,

A u g u s t ( E u g e n Albert), Jesuit, T h e o l o g e , P h i l o s o p h , * 3. 1. 1894 O r s c h w i h r (Elsaß), t 1 1 . 4 . 1985 München. B. trat 1912 in d i e G e s e l l s c h a f t Jesu ein, studierte 1923-25 in O r e P l a c e / H a s t i n g s ( E n g l a n d ) , w a r in Irland und S t o c k h o l m tätig u n d lehrte seit 1929 in Valkenburg P h i l o s o p h i e . 1937 ü b e r n a h m er e i n e n Lehrstuhl f ü r L o g i k und M e t a p h y s i k an der f r a n z ö s i s c h e n H o c h s c h u l e des O r d e n s auf der Insel Jersey, lebte seit 1941 in Paris, lehrte seit 1943 in Valsp r é s - l e - P u y ( H a u t e - L o i r e ) und ging 1946 n a c h M ü n c h e n . B. b e s c h ä f t i g t e sich h a u p t s ä c h l i c h mit T h o m a s von A q u i n , H u s s e r l und Sartre; im M i t t e l p u n k t seines p h i l o s o p h i s c h e n Interesses stand d a s E r k e n n t n i s p r o b l e m . B . g e h ö r t e zu d e n H e r a u s g e b e r n der M o n a t s s c h r i f t „ S t i m m e n d e r Zeit". Er verö f f e n t l i c h t e u. a. Die Grundfragen der Philosophie. Ein systematischer Außau ( 1 9 3 3 , K 1 9 8 2 ) , Der Stufenbau der Welt. Ontologische Untersuchungen über Person, Leben, Stoff (1950), Glaube und Erkenntnis. Philosophisch-theologische Darlegung ( 1951 ), Die Religion. Eine philosophische Untersuchung auf geschichtlicher Grundlage (1956) u n d Offenbarung und Glaube (1985). WEITERE WERKE: E r k e n n e n und G l a u b e n . Art u n d B e g r ü n d u n g des G l a u b e n s . K e v e l a e r 1959. - Vom christlichen L e b e n . G e s a m m e l t e A u f s ä t z e . W ü r z b u r g 1962. - D e r Schritt ü b e r die G r e n z e n . W e s e n und Sinn d e r M y s t i k . W ü r z b u r g 1972. - G n a d e . E i n s i e d e l n 1983. - O f f e n b a r u n g und Gnade. Eine phänomenologische Untersuchung. München 1985. LITERATUR: G e r a l d A . M c C o o l : R e c e n t trends in G e r m a n scholasticism: Β . a n d Lötz. In: International P h i l o s o p h i c a l

Brunner Quarterly 1 ( 1 9 6 1 ) S. 6 6 8 - 6 8 2 . - E g o n B e c k e r : O f f e n b a r u n g und G l a u b e nach Α . B . S a a r b r ü c k e n 1969. - K a r l - H e i n z N e u f e l d : D a s Werk A. B.s S. J. In: A r c h i v u m Societatis Jesu 58 ( 1 9 8 9 ) S. 8 7 - 1 1 9 (Bibliogr.). - C h r i s t l i c h e P h i l o s o p h i e i m k a t h o l i s c h e n D e n k e n des 19. und 20. J a h r h u n d e r t s . H r s g . v. Ennerich C o r e t h , Walter M . Neidl und G e o r g P f l i g e r s d o r f f e r . B d . 3. G r a z u . a . 1990, S. 2 3 3 - 2 4 2 . - Karl H e i n z N e u f e l d : Β., A . In: L T h K 3 , B d . 2, 1994, Sp. 7 2 9 . B r u n n e r , Emil, evang. Theologe, * 2 3 . 1 2 . 1 8 8 9 Winterthur, t 6 . 4 . 1966 Zürich. N a c h S t u d i e n j a h r e n in Z ü r i c h , Berlin und N e w York w u r d e B. 1912 als P f a r r e r der Z ü r c h e r R e f o r m i e r t e n L a n d e s k i r c h e ordiniert und 1913 an d e r U n i v . Zürich mit der A r b e i t Das Symbolische in der religiösen Erkenntnis. Beiträge zu einer Theorie des religiösen Erkennens promoviert. Anschließend g i n g er als F r a n z ö s i s c h l e h r e r nach G r o ß b r i t a n n i e n . N a c h d e m A u s b r u c h d e s Ersten Weltkriegs kehrte er in d i e S c h w e i z z u r ü c k und wirkte 1916-24 als P f a r r e r in O b s t a l den. 1922 habilitierte er sich und w u r d e 1924 als P r o f . an die U n i v . Z ü r i c h b e r u f e n , w o er, mit U n t e r b r e c h u n g d u r c h G a s t d o z e n t u r e n in P r i n c e t o n und Tokio, bis 1953 sys t e m a t i s c h e u n d p r a k t i s c h e T h e o l o g i e lehrte. N e b e n Karl —> B a r t h und Friedrich —> G o g a r t e n w a r er einer der P r o t a g o nisten d e r s o g e n a n n t e n „ D i a l e k t i s c h e n T h e o l o g i e " . In A n l e h n u n g an K i e r k e g a a r d und in A b k e h r von —» S c h l e i e r m a c h e r b e s c h ä f t i g t e ihn vor a l l e m die P r o b l e m a t i k von G l a u b e und O f f e n b a r u n g in der rationalistisch g e p r ä g t e n Welt der G e g e n wart. A n t h r o p o l o g i s c h e s M e r k m a l d e s M e n s c h e n ist seine V e r n u n f t b e g a b u n g , die i h m d i e Einsicht in d i e B e g r e n z t h e i t seiner E r k e n n t n i s f ä h i g k e i t und d a m i t die p e r s o n a l e B e g e g n u n g mit G o t t e s W i r k e n e r m ö g l i c h t . A u s dieser a n t h r o p o logischen A r g u m e n t a t i o n erschließt sich B . s spätere H i n w e n d u n g zur Sozialethik unter d e m L e i t g e d a n k e n der G e rechtigkeit s o w i e seine M i t a r b e i t in der ö k u m e n i s c h e n B e w e g u n g . Z u seinen H a u p t w e r k e n zählen Erlebnis, Erkenntnis und Glaube (1921, 5 1 9 3 3 ) , Der Mittler. Zur Besinnung über den Christusglauben ( 1 9 2 7 , 4 1 9 4 7 ) , Das Gebot und die Ordnungen. Entwurf einer protestantisch-theologischen Ethik ( 1 9 3 2 , 3 1 9 3 9 , 4 1 9 7 8 ) , Der Mensch im Widerspruch. Die christliche Lehre vom wahren und vom wirklichen Menschen ( 1 9 3 7 , 4 1 9 6 5 ) und Dogmatik (2 Bde., 1946-50; 3 B d e . , 1960). WEITERE WERKE: D i e M y s t i k und d a s Wort. D e r G e g e n satz z w i s c h e n m o d e r n e r R e l i g i o n s a u f f a s s u n g u n d christlic h e m G l a u b e n , dargestellt an der T h e o l o g i e S c h l e i e r m a chers. T ü b i n g e n 1924, 2 1 9 2 8 . - P h i l o s o p h i e und O f f e n barung. T ü b i n g e n 1925. - R e l i g i o n s p h i l o s o p h i e e v a n g e l i scher T h e o l o g i e . M ü n c h e n 1 9 2 7 , 2 1 9 4 8 . - G o t t und M e n s c h . Vier U n t e r s u c h u n g e n ü b e r d a s p e r s o n h a f t e Sein. T ü b i n g e n 1930. - U n s e r G l a u b e . E i n e christliche U n t e r w e i s u n g . B e r n 1935. - W a h r h e i t als B e g e g n u n g . S e c h s V o r l e s u n g e n ü b e r das christliche W a h r h e i t s v e r s t ä n d n i s . Berlin 1938. 2. e r w . A u f l . Z ü r i c h 1963, 3 1 9 8 4 . - O f f e n b a r u n g und V e r n u n f t . D i e L e h r e von der christlichen G l a u b e n s e r k e n n t n i s . Z ü r i c h 1941, 2 1 9 6 1 . - G e r e c h t i g k e i t . E i n e L e h r e von d e n G r u n d g e s e t z e n der G e s e l l s c h a f t s o r d n u n g . Z ü r i c h 1943. - D a s M i ß v e r s t ä n d nis der Kirche. Zürich 1951. - D a s E w i g e als Z u k u n f t und G e g e n w a r t . Z ü r i c h 1953. LITERATUR: M a r c G . M a c K i m : E. B. A bibliography. L a n h a m , M a r y l a n d u . a . 1996. - D e r A u f t r a g der K i r c h e in d e r m o d e r n e n Welt. F e s t g a b e z u m 70. G e b u r t s t a g von Ε. B . H r s g . v. P e t e r Vogelsanger. Z ü r i c h / S t u t t g a r t 1959. - Horst Beintker: Β. E. In: T R E 7, 1981, S. 2 3 6 - 2 4 2 . - Ders.: B „ E. In: L T h K 3 , B d . 2, 1994, Sp. 7 2 9 f. - William H. Bailey: T h e ethics of Kant and Β. N e w York u . a . 1998. - C h r i s t o p h S c h w ö b e l : Β., Ε. In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 1801 f.

B r u n n e r , H e l l m u t , Ä g y p t o l o g e , * 1 1 . 5 . 1913 H ö c h s t ( h e u t e zu F r a n k f u r t / M a i n ) , t 1 8 . 2 . 1997 T ü b i n g e n . B. studierte T h e o l o g i e und Orientalistik, w u r d e 1936 in M ü n c h e n p r o m o v i e r t und habilitierte sich 1942. Seit 1950 A s s i s t e n t an d e r E v a n g e l i s c h - T h e o l o g i s c h e n F a k u l t ä t der U n i v . T ü b i n g e n , w u r d e er 1960 a. o . P r o f . und w a r 1964-78 o . P r o f . der Ä g y p t o l o g i e . B. leistete w i c h t i g e B e i t r ä g e zur E r f o r s c h u n g der ä g y p t i s c h e n S p r a c h e , G e s c h i c h t e , Religion, Literatur, K u n s t und A r c h ä o l o g i e ; im b e s o n d e r e n b e s c h ä f t i g t e er sich mit d e n B e z i e h u n g e n z w i s c h e n der altägyptischen K u l t u r und d e m A l t e n T e s t a m e n t . Er b a u t e die ä g y p t o l o g i s c h e S a m m l u n g der U n i v . T ü b i n g e n auf u n d w a r Initiator des S o n d e r f o r s c h u n g s b e r e i c h s „ T ü b i n g e r Atlas d e s Vorderen O r i e n t s " (seit 1968). B. v e r ö f f e n t l i c h te u . a . Die Lehre des Cheti, Sohnes des Duauf (1944), Altägyptische Erziehung (1957), Abriß der mittelägyptischen Grammatik ( 1 9 6 1 , 2 1 9 6 7 ) , Die Geburt des Gottkönigs (1964), Grundzüge einer Geschichte der altägyptischen Literatur ( 1 9 6 6 , 4 1986), Grundzüge der altägyptischen Religion ( 1 9 8 3 ) und Das hörende Herz. Kleine Schriften zur Religionsund Geistesgeschichte Ägyptens (1988). LITERATUR: M a n f r e d G ö r g (Hrsg.): F o n t e s a t q u e Pontes. E i n e F e s t g a b e f ü r Η. B. W i e s b a d e n 1983. - B e r n d J a n o w s k i : Β., H . In: R G G 4 , B d . 1, 1998, S p . 1802. - E d m u n d H e r m s e n : Β., H . In: L T h K 3 , B d . 11, 2 0 0 1 , S p . 32. B r u n n e r , L e o n h a r d , a u c h F o n t a n u s , luth. T h e o l o g e , * v o r 1500 E s s l i n g e n , f 2 0 . 1 2 . 1558 L a n d a u . B. studierte seit 1510 in H e i d e l b e r g ; 1526 w u r d e er D i a c o n u s an Alt-St. Peter in S t r a ß b u r g und 1527 v o m Rat d e r Stadt W o r m s als P r e d i g e r g e g e n d i e dort aktiven T ä u f e r b e r u f e n . In der F o l g e des A u g s b u r g e r I n t e r i m s k e h r t e er 1548 nach S t r a ß b u r g z u r ü c k und w a r dort als Lehrer, später w i e d e r als D i a k o n tätig. 1553 w u r d e er P f a r r e r in L a n d a u . 1524 erschien s e i n e K o n k o r d a n z d e s N e u e n T e s t a m e n t s , W e r k e ü b e r Seels o r g e und G l a u b e n s f r a g e n f o l g t e n . Sein Catechismus und Anweisung zu christlichem Glauben (1543) erlangte e i n i g e Verbreitung. WEITERE WERKE: C o n c o r d a n t z des n e w e n T e s t a m e n t s . S t r a ß b u r g 1524. - C o n c o r d a n t z u n d z e y g e r der n a m h a f f tigsten S p r ü c h aller B i b l i s c h e n B ü c h e r . S t r a ß b u r g 1530. N a c h d r . M ü n c h e n 1992. - Ein christlicher Bericht, w i e m a n sich bey d e n k r a n k e n und s t e r b e n d e n halten soll. o . O . 1531. LITERATUR: V D 16, β 8 6 2 8 - 8 6 3 8 . - G e o r g B i u n d o : B., L. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 6 8 3 . B r u n n e r , Peter, K l o s t e r n a m e : L u i t p o l d , B e n e d i k t i n e r , Historiker, * 1 5 . 6 . 1 8 2 3 P a s s a u , t 9. 1 . 1 8 8 1 A u g s b u r g . Von 1842 bis 1846 studierte B . R e c h t s w i s s e n s c h a f t und G e s c h i c h t e in M ü n c h e n . N a c h d e m Eintritt in d e n B e n e d i k tinerorden und e i n e m in O t t o b e u r e n v e r b r a c h t e n N o v i z i a t s j a h r studierte er in M ü n c h e n T h e o l o g i e und w u r d e 1850 z u m Priester g e w e i h t . Z w e i J a h r e wirkte er in d e r n e u g e g r ü n d e t e n Abtei St. B o n i f a z als P r e d i g e r und P f a r r k o o p e r a t o r , b e v o r er 1852 in d a s Stift St. S t e p h a n n a c h A u g s b u r g w e c h s e l t e , w o er bis an sein L e b e n s e n d e an d e m mit d e m Stift v e r b u n d e n e n G y m n a s i u m als Prof. R e l i g i o n und P h i l o s o p h i e unterrichtete. 1866 verlieh i h m d i e U n i v . W ü r z b u r g in W ü r d i g u n g seiner historischen F o r s c h u n g e n d e n Doktortitel d e r P h i l o s o p h i e . M i t t e l p u n k t seiner V e r ö f f e n t l i c h u n g e n w a r i m m e r w i e d e r d i e Stadt A u g s b u r g in ihren vielfältigen B e z ü g e n zur G e s c h i c h t e d e s d e u t s c h e n R e i c h e s , w i e e t w a in Kaiser Maximilian I. und die Reichsstadt Augsburg (1877). B r u n n e r , Peter, e v a n g . T h e o l o g e , * 2 5 . 4 . 1900 A r h e i l g e n (heute zu D a r m s t a d t ) , t 2 4 . 5 . 1981 Heidelberg. B. studierte e v a n g . T h e o l o g i e an d e n U n i v e r s i t ä t e n G i e ß e n , M a r b u r g , B o s t o n und C a m b r i d g e ( M a s s a c h u s e t t s , U S A ) , dan a c h in F r a n k r e i c h bei E t i e n n e H . Gilson a u c h kath. T h e o logie, w a r seelsorgerisch tätig, w u r d e 1925 p r o m o v i e r t ( V o m

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Brunner Glauben bei Calvin) und habilitierte sich 1927 in Gießen (Probleme der Teleologie bei Maimonides, Thomas von Aquin und Spinoza, 1928). Als Gemeindepfarrer wurde er 1934 wegen regimekritischer Predigten verhaftet und für kurze Zeit in das Konzentrationslager Dachau verbracht. 1936 wurde B. Dozent an der Theologischen Schule in W u p pertal. 1947-68 war er o.Prof. der systematischen Theologie in Heidelberg. B., einer der führenden luth. Theologen der Nachkriegszeit, war u m die Erneuerung des luth. Gottesdienstes, insbesondere des Abendmahls, bemüht. Im ökumenischen Dialog ein Vorkämpfer der Einheit der Kirchen, plädierte er bereits 1955 für die Ü b e r n a h m e der Apostolischen Sukzession durch die luth. Kirchen. B. veröffentlichte u . a . Die Zehn Gebote Gottes (1946), Das lutherische Bekenntnis in der Union (1952), Nikolaus von Amsdorf als Bischof von Naumburg (1961), Luther und die Welt des 20. Jahrhunderts (1961), Pro Ecclesia (2 Bde., 1962-66) und Bemühungen um die einigende Wahrheit (1977). WEITERE WERKE: AUS der Kraft des Werkes Christi. Zur Lehre von der Hl. Taufe und vom Hl. Abendmahl. M ü n c h e n 1950. - Grundlegung des Abendmahlsgesprächs. Kassel 1954. LITERATUR: Michael Seemann: Heilsgeschehen und Gottesdienst. Die Lehre P. B.s in katholischer Sicht. Paderborn 1966. - Alfred Klassen: Heilsgeschichte bei P. B. Diss. Mainz 1990. - Konrad Fischer: Prota, Eschata, Existenz. B e m e r k u n g e n zur Theologie P. B.s. Hildesheim 1994. Horst Georg Pöhlmann: B „ P. In: LThK 1 , Bd. 2, 1994, Sp. 7 3 0 f . - Werner Führer: B „ P. In: B B K L , Bd. 14, 1998, Sp. 834-837. - Eduard Lohse: B „ P. In: R G G 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1802.

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Philipp Joseph, kath. Theologe, * 9 . 5 . 1 7 5 8 Philippsburg, t 4 . 1 1 . 1829 Karlsruhe. Als der j u n g e Repetent der Philosophie am Konvikt in Heidelberg 1782 seine von aufklärerischem Gedankengut berührte Schrift Primae notiones theologicae veröffentlichte, erregte er damit den Unwillen seiner kirchlichen Vorgesetzten. B. wurde versetzt und war fast 20 Jahre in Landgemeinden als Pfarrvikar, Kaplan und Pfarrer tätig. 1803 wurde er Schul- und Kirchenrat der kath. Kirchenkommission des Fürstbistums Bruchsal. Nachdem Bruchsal d e m Großherzogtum Baden zugeschlagen worden war, arbeitete B. bis 1826 in verschiedenen Positionen, zuletzt im badischen Innenministerium, an der Neuorganisation des Kirchen- und Schulwesens. Er war ein Verfechter des Staatskirchentums, strebte ein aufgeklärtes Christentum an und setzte sich f ü r die allgemeine Volksbildung ein. LITERATUR: V. Weech: B „ P. J. In: A D B , Bd. 3, 1876, S. 447.

Brunner,

Sebastian, Pseud. M a x Veitel Stern, österr. kath. Theologe, Schriftsteller, * 10. 12. 1814 Wien, t 27. 11. 1893 Wien. B. studierte 1834-38 in Wien Theologie, empfing 1838 die Priesterweihe, war Kaplan und Pfarrer in N e u d o r f / L a a und Altlerchenfeld bei Wien, später Feiertagsprediger an der Universitätskirche in Wien und lebte dort seit 1856 als freier Schriftsteller. 1865 wurde er zum apostolischen Protonotar und päpstlichen Hausprälaten, 1875 zum Konsistorialrat ernannt. 1848 gründete er die „Wiener katholische Kirchenzeitung", die er bis 1865 leitete. Seine schriftstellerische Tätigkeit erstreckte sich von historischen, apologetischen und literarhistorischen Werken über Reisebeschreibungen bis zu Gedichten. WERKE: Gesammelte Erzählungen und poetische Schriften. 18 Bde., Regensburg 1864-78. LITERATUR: Joseph Scheicher: S. B. W ü r z b u r g / W i e n 1888, 2 1890. - Renatus Ritzen: Der j u n g e S. B. in seinem Verhältnis zu Jean Paul, A. Günther und Fürst Metternich. Diss.

192

N i j m e g e n 1927. - Ilse Treimer: S. B. als Historiker. Diss. Wien 1948. - Ernst Alker: B., S. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 683 f. - Ö B L , Bd. 1, 1957, S. 121 f. - Hans Novogoratz: S. B. und der f r ü h e Antisemitismus. Diss. Wien 1979. Susanna Schmidt: B „ S. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 731.

Bruno -> auch Brun B r u n o , Bischof von Augsburg, * zwischen 973 und 976 Regensburg, t 2 4 . 4 . 1 0 2 9 Regensburg. Der jüngere Bruder von Kaiser —> Heinrich II. erhielt, wahrscheinlich in Freising und Regensburg, eine geistliche Ausbildung. 1003 wirkte er an einer Verschwörung, die Quellen behaupten aus Eifersucht, gegen Heinrich mit. Nach der durch die Schwester —> Gisela bewirkten Versöhnung machte Heinrich B. zum Kanzler und 1006 zum Bischof von Augsburg. Im Todesjahr des Kaisers 1024 für kurze Zeit in die Verbannung geschickt, übertrug ihm dessen Nachfolger Konrad II. während seines Italienzugs 1026 die Aufsicht über seinen Sohn Heinrich und die Reichsverweserschaft. So rehabilitiert, nahm B. 1028 an der Wahl, Salbung und Krönung Konrads in Aachen teil, bevor er ein Jahr später im kaiserlichen Hoflager zu Regensburg als letzter Sohn des sächsischen Kaiserhauses verstarb. In B.s Amtszeit wurde u. a. das Kollegiatstift St. Moritz in Augsburg gegründet, in dessen Kirche er begraben liegt. LITERATUR: Friedrich Zoepfl: B., Bischof von Augsburg. In: Lebensbilder aus d e m Bayerischen Schwaben. Bd. 2. Hrsg. v. Götz Frh. von Pölnitz. M ü n c h e n 1953, S. 47-59. - Ders.: B., B. v. A. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 669. - T h o m a s Zotz: B. In: L e x M A , Bd. 2, 1983, Sp. 753.

Bruno I.,

Erzbischof von Köln, auch Brun I., * um 925, t 1 1 . 1 0 . 9 6 5 Reims. Als jüngster Bruder Kaiser Ottos I. war B. früh für die geistliche L a u f b a h n bestimmt. Er wurde in der Domschule von Utrecht erzogen, kam aber 936 an den Hof seines Bruders und wurde dort 940 Kanzler, 951 Erzkapellan. Im Juli 953 zum Erzbischof von Köln gewählt, wurde er noch im selben Jahr von seinem Bruder auch als Herzog von Lothringen eingesetzt. Während der Herzogsrevolte 9 5 3 / 5 4 stand er an der Seite des Kaisers. Durch geschickte und umsichtige Verwaltung erwarb er sich in der Folgezeit große Verdienste um die Wiedereinbindung Lothringens in das Reich. 961 salbte er als Erzbischof seinen Neffen Otto II. zum König und verwaltete während des zweiten Italienzugs Ottos I. das Reich. B. förderte die Klosterreform und übte als erster Erzbischof von Köln das Münzrecht aus. LITERATUR: Friedrich Wilhelm Oediger: Β. I. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 6 7 0 f . - H u g o Stehkämper: B. v. Sachsen und das M ö n c h t u m . In: Friedrich Knopp (Hrsg.): Die Reichsabtei Lorsch. Festschrift zum Gedenken an ihre Stiftung 764. Bd. 1. Darmstadt 1973, S. 301-315. - Ders.: B. I. v. K. In: T R E , Bd. 7, 1981, S. 246-249. - Josef Fleckenstein: Β. I. In: L e x M A , Bd. 2, 1983, Sp. 753-755. - Odilo Engels: B. v. K. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 732. - Wilfried Hartmann: B. In: R G G 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1805.

Bruno II., Erzbischof von Köln, * um 1100, t 2 9 . 5 . 1 1 3 7 Trani (Italien). B. studierte wohl vor 1119 in Reims, lernte dort Bernhard von Clairvaux kennen und wurde später unter seinem Onkel —> B r u n o von Trier Kanoniker am D o m in Trier, 1119 Propst von St. Castor in Koblenz und 1127 von St. Gereon in Köln. 1130 lehnte er die Wahl zum Erzbischof von Trier ab und ging zu einem weiteren Studienaufenthalt nach Paris. Als kurz darauf Erzbischof —» Friedrich von Köln starb, kehrte er 1131 als Bewerber u m die Nachfolge nach Köln zurück und wurde auf Veranlassung von König Lothar im zweiten Anlauf gewählt. 1134 überwarf er sich während des Kölner Aufstandes kurzzeitig mit d e m König. Drei Jahre später starb

Bruno Β. w ä h r e n d eines K r i e g s z u g s g e g e n die N o r m a n n e n in A p u lien. LITERATUR: R i c h a r d K n i p p i n g : D i e R e g e s t e n d e r E r z b i s c h ö f e von K ö l n im Mittelalter. Bd. 2. B e r n 1901, S. 4 8 - 5 3 . - Albert L a u s c h e r : E r z b i s c h o f Β. II. von K ö l n . K ö l n 1902. - Friedrich W i l h e l m O e d i g e r : Β. II. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 671. - G . D r o e g e : Β . II. In: L e x M A , B d . 2, 1983, Sp. 785. - M a n f r e d G r o t e n : Β. II., v. K . In: L T h K 3 , B d . 2, 1994, Sp. 7 3 2 f. B r u n o I V . von S a y n , E r z b i s c h o f v o n Köln, * u m 1150, t 2 . 1 1 . 1208 B u r g B l a n k e n b e r g an d e r Sieg. B., S o h n d e s G r a f e n E b e r h a r d I. von S a y n , erscheint als P r o p s t d e s s t a d t k ö l n i s c h e n Stiftes St. M a r i e n g r a d e n 1180 e r s t m a l s auf e i n e r U r k u n d e des K ö l n e r E r z b i s c h o f s —> Philipp von H e i n s b e r g . W e n i g später ( v o r S e p t e m b e r 1182) m u ß i h m die Propstei d e s St. Kastorstifts in K o b l e n z z u g e f a l l e n sein. Seit 1193 stand B. z u d e m der ä u ß e r s t gut bestellten B o n n e r Propstei vor. E n g v e r b u n d e n zeigte er sich mit K ö n i g O t t o IV., f ü r d e n er u. a. einen w i c h t i g e n B o t e n g a n g zu P a p s t I n n o z e n z III. u n t e r n a h m und an d e s s e n F e l d z u g g e g e n die S t a u f e r 1 2 0 0 / 0 1 er beteiligt war. 1205 w u r d e B. z u m E r z b i s c h o f von K ö l n e r n a n n t , hatte in d i e s e m A m t j e d o c h lange Zeit K ö n i g P h i l i p p von S c h w a b e n W i d e r stand zu leisten, d e r d i e E i n s e t z u n g d e s ihm w o h l g e s o n n e n e n —> A d o l f von A l t e n a als E r z b i s c h o f verfolgte. Z u s a m m e n mit K ö n i g O t t o I V . erlitt B. 1206 in einer S c h l a c h t bei K ö l n e i n e N i e d e r l a g e g e g e n Philipp, w u r d e g e f a n g e n g e n o m m e n und blieb bis spätestens N o v e m b e r 1207 in H a f t . A u f B e t r e i b e n I n n o z e n z ' III., der d i e beiden K o n t r a h e n t e n u m d e n K ö l n e r B i s c h o f s s t u h l nach R o m k o m m e n ließ, m u ß t e P h i l i p p j e d o c h E n d e d e s J a h r e s z u n ä c h s t e i n l e n k e n . Er w u r d e e r m o r d e t , bevor d i e S a c h e e n d g ü l t i g v o m P a p s t hätte e n t s c h i e d e n w e r d e n k ö n n e n . Im S e p t e m b e r 1208 k e h r t e B. als E r z b i s c h o f nach K ö l n zurück, starb j e d o c h bereits w e n i g e M o n a t e später. LITERATUR: H e l m u t D a h m : Β. IV. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 671 f. - H. S t e h k ä m p e r : Β. I V . v. S a y n (3). In: L e x M A , B d . 2, 1983, Sp. 7 8 5 f. - W i l h e l m J a n s s e n : D a s E r z b i s t u m K ö l n i m späten Mittelalter. 1191-1515. Teil 1. K ö l n 1995, S. 127-129. - J o a c h i m H a l b e k a n n : D i e älteren G r a f e n von S a y n . P e r s o n e n - , Verfassungs- und B e s i t z g e s c h i c h t e eines rheinischen G r a f e n g e s c h l e c h t s 1 1 3 9 - 1 2 4 6 / 4 7 . W i e s b a d e n 1997, S. 38-61. - W i l h e l m J a n s s e n : B. v. S. In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 1 9 8 - 1 4 4 8 ) , 2 0 0 1 , S. 270. B r u n o von S c h a u m b u r g , B i s c h o f von Olmiitz, * u m 1205 Schaumburg/Weser(?), t 17.2.1281 Olmütz. B. w u r d e 1229 D o m p r o p s t in L ü b e c k und D o m h e r r in M a g d e b u r g , 1236 D o m p r o p s t in H a m b u r g . 1239-45 w a r er in M a g d e b u r g , R o m und Paris in finanziellen A n g e l e g e n h e i ten der K i r c h e tätig. A m 1 9 . 9 . 1 2 4 5 w u r d e er v o m P a p s t z u m B i s c h o f von O l m ü t z e r n a n n t . Von d i e s e m G r e n z b i s t u m des R e i c h e s aus entfaltete B. g r o ß e W i r k u n g e n als Dip l o m a t , S t a a t s m a n n und Kolonisator. Als leitender Staatsm a n n verhalf er d e m b ö h m i s c h e n H e r r s c h e r h a u s seit 1249 zur A u s d e h n u n g seiner M a c h t von der A d r i a bis zur Ostsee. 1278 w u r d e er von R u d o l f von H a b s b u r g z u m Statthalter f ü r N o r d m ä h r e n e r n a n n t . I m e n g e r e n B e z i r k seines B i s t u m s hat er d u r c h K i r c h e n r e f o r m , p l a n m ä ß i g e n E i n s a t z des deutschen L e h n s w e s e n s s o w i e d e s M a g d e b u r g e r Vasallenrechts und d u r c h ein g r o ß a n g e l e g t e s S i e d l u n g s w e r k d i e d e u t s c h e Kolonisation im Osten maßgeblich vorangetrieben. LITERATUR: W o l f g a n g W a n n : B. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 672. - H e i n z Stoob: B. v. O l m ü t z , das m ä h r i s c h e Städtenetz und die e u r o p ä i s c h e Politik. In: D i e mittelalterliche S t ä d t e b i l d u n g im südöstlichen E u r o p a . K ö l n / W i e n 1977, S. 9 0 - 1 3 3 . - P. Hilsch: B. v. S. In: L e x M A , Bd. 2, 1983, Sp. 7 8 6 f. - F r a n z M a c h i l e k : B. v. S.-H. In: L T h K 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 7 3 3 . - Jan Bist: B. v. S. In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 1 9 8 - 1 4 4 8 ) , 2 0 0 1 , S. 5 0 7 - 5 0 9 .

B r u n o , Graf von Bretten und L a u f f e n , E r z b i s c h o f von Trier, * 2. H ä l f t e 11. Jh. Bretten ( K r a i c h g a u ) , t 2 5 . 4 . 1124 Trier. B. w a r D o m p r o p s t in Trier, b e v o r er 1102 von Kaiser H e i n rich I V . z u m E r z b i s c h o f e r n a n n t und in M a i n z g e w e i h t w u r d e . In der A u s e i n a n d e r s e t z u n g z w i s c h e n weltlicher und geistlicher M a c h t n a h m B. e i n e v e r m i t t e l n d e Position ein. S o g e l a n g es i h m d u r c h p e r s ö n l i c h e Vorsprache in R o m , s e i n e E i n s e t z u n g nachträglich d u r c h P a p s t Paschalis II. legitimieren zu lassen. 1106 n a h m er a m Konzil in G u a s t a l l a teil; in den Jahren 1110-12 u n d 1118 b e f a n d er sich an d e r Seite von K a i s e r Heinrich V., 1119 und 1120 bei P a p s t C a l i x t II. D i e s e r übertrug i h m die M e t r o p o l i t a n g e w a l t ü b e r M e t z , Toul und Verdun und b e f r e i t e ihn überdies von der Jurisdiktion der p ä p s t l i c h e n L e g a t e n . B . verstand es e r f o l g r e i c h , s e i n e weltlichen H e r r s c h a f t s i n t e r e s s e n zu w a h r e n . LITERATUR: H e r m a n n Ries: B . In: N D B , B d . 2, 1955, S. 6 7 2 f. - R e i n h o l d Kaiser: B. In: L e x M A , B d . 2, 1983, S p . 7 8 7 f. B r u n o , a u c h B r u n , B i s c h o f von Würzburg, * u m 1005, t 2 7 . 5 . 1045 P e r s e n b e u g (Niederösterreich). D e r Sohn H e r z o g K o n r a d s I. von K ä r n t e n u n d n a h e Verw a n d t e des salischen K ö n i g s h a u s e s w a r zuerst kgl. K a p l a n , stieg 1027 z u m K a n z l e r f ü r Italien auf und w u r d e 1034 von K o n r a d II. z u m B i s c h o f von W ü r z b u r g e r n a n n t . S c h o n von K o n r a d als Berater geschätzt, zählte B. unter Heinrich III. zu d e n einflußreichsten und a n g e s e h e n s t e n K i r c h e n f ü r s t e n d e s R e i c h e s . Er begleitete d e n K ö n i g auf seiner R e i s e d u r c h d a s R e i c h u n d w a r f ü r ihn u . a . a u c h als B r a u t w e r b e r tätig. In W ü r z b u r g initiierte B . den N e u b a u d e s D o m s . Als einer der w e n i g e n geistlichen Fürsten seiner Zeit w i d m e t e er sich m i t der k o m p i l i e r e n d e n N i e d e r s c h r i f t eines P s a l m e n k o m m e n t a r s auch theologisch-exegetischen Fragen. LITERATUR: H a n s Jürgen R i e c k e n b e r g : B r u n . In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 673. - A l f r e d W e n d e h o r s t : B. In: L e x M A , Bd. 2, 1983, Sp. 788. - P a u l - W e r n e r S c h e e l e : B. v. W . W ü r z b u r g 1985. - A l f r e d W e n d e h o r s t : B „ v. W . In: L T h K 3 , B d . 2, 1994, Sp. 734. B r u n o von K ö l n , G r ü n d e r des K a r t ä u s e r o r d e n s , * u m 1032 Köln, t 6 . 1 0 . 1 1 0 1 L a T o r r e (Italien). B. erhielt an der D o m s c h u l e zu R e i m s e i n e t h e o l o g i s c h e und p h i l o s o p h i s c h e A u s b i l d u n g . N a c h e i n e m K a n o n i k a t bei St. C u n i b e r t in K ö l n k e h r t e er nach R e i m s zurück, w o er 1075 unter E r z b i s c h o f M a n a s s e s K a n z l e r der R e i m s e r K i r c h e w u r d e . In der F o l g e z e i t d i s t a n z i e r t e er sich von d e n in weiten Teilen weltlichen Interessen und L e b e n s w e i s e n d e s Klerus und d e r K i r c h e der Z e i t d e s Investiturstreites und strebte n a c h e i n e m L e b e n in strikter Spiritualität. Er trat in d a s B e nediktinerkloster M o l e s m e ein, zog sich a b e r bald mit sechs G e f ä h r t e n in e i n e E i n ö d e z u r ü c k . Sein e h e m a l i g e r Schüler, der n u n m e h r i g e B i s c h o f von G r e n o b l e H u g o de C h a t e a u n e u f , überließ i h m d i e E i n ö d e C h a r t r e u s e , w o B. 1084 d a s erste Kloster d e s späteren K a r t ä u s e r o r d e n s g r ü n d e t e . 1090 nach R o m b e r u f e n , z o g B. sich bereits 1091 w i e d e r in d i e E i n s a m k e i t , d i e s m a l n a c h L a Torre in K a l a b r i e n , zurück. Papst U r b a n II. g e w ä h r t e s e i n e m O r d e n K o n f i r m a t i o n und E x e m t i o n . B. w u r d e 1514 h e i l i g g e s p r o c h e n . LITERATUR: Josef H e m m e r l e : B . In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 6 7 4 . - A n d r é R a v i e r : Saint Β. Paris 1967. - Heinrich R ü t h i n g : Β. ν. K. In: V L 2 , Bd. 1, 1978, Sp. 1065-1070. G ü n t h e r B i n d i n g : Β. d. K a r t h ä u s e r . In: L e x M A , B d . 2, 1983, S p . 7 8 8 - 7 9 0 . - G e r a r d o P o s a d a : D e r heilige B . K ö l n 1987. G i s b e r t G r e s h a k e : B. d e r Kartäuser, in: L T h K 3 , Bd. 2, 1994, S p . 731 f. - W i l f r i e d H a r t m a n n : B. In: R G G 4 , Bd. 1, 1998, S p . 1803.

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Bruno Bruno

von Magdeburg, Schriftsteller, Historiker, * um 1050. B. wirkte als Geistlicher im Domkapitel zu Magdeburg unter Erzbischof Werner. Mit diesem war er am Aufstand der Sachsen g e g e n Heinrich IV. 1073-75 beteiligt. Als Werner nach der Schlacht bei Mellrichstadt umkam, Schloß sich B. dessen Kampfgefährten Werner von Merseburg an, dem er 1082 sein Buch über den Sachsenkrieg widmete. Der Liber de bello Saxonico (hrsg. von H. E. Lohmann 1937) kann in seiner parteiischen Schilderung der Vorgänge nicht als zuverlässig gelten, bietet aber für die Forschung wichtige Nachrichten und Schriftstücke. B. soll später Kanzler des Gegenkönigs Hermann geworden sein.

Brunotte,

Heinz (Arnold August), evang. T h e o l o g e , * 11.6. 1896 Hannover, t 2 . 2 . 1984 Hannover. Nach d e m Studium der Theologie in Marburg, Tübingen und Göttingen s o w i e einer Ausbildung am Predigerseminar in L o c c u m war B. seit 1927 Pfarrer in Hoyershausen bei A l feld. Er war seit früher Zeit aktives Mitglied der Bekennenden Kirche, trat aber gleichwohl 1936 als Oberkonsistorialrat in die Kirchenkanzlei der Deutschen Evangelischen Kirche ein, in der er bis 1945 eine maßgebliche Rolle spielte. 1946 folgte die Berufung zum Oberlandeskirchenrat in Hannover. 1949-65 gewann B. als Präsident der Kirchenkanzlei der Evangelischen Kirche in Deutschland ( E K D ) und bis 1963 des Kirchenamtes der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands ( V E L K D ) zentrale Bedeutung beim Aufbau der kirchlichen Nachkriegsordnung. Er war Mitverfasser der Grundordnung der E K D , Mitherausgeber der Arbeiten zur Geschichte des Kirchenkampfes ( 1 9 5 8 - 8 3 ) , der „Lutherischen Monatshefte" (seit 1962) und des Evangelischen Kirchenlexikons (4 Bde., 1956-61) und veröffentlichte u.a. Bekenntnis und Kirchenverfassung. Aufsätze zur kirchlichen Zeitgeschichte (1977). LITERATUR: Hannelore Braun: B., H. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1806. - Heinrich Grosse: Rechtskontinuität statt Erneuerung der Kirche? Zur Rolle des T h e o l o g e n H. B. vor und nach 1945. In: lahrbuch der Gesellschaft für niedersächsische Kirchengeschichte 101 ( 2 0 0 3 ) S. 2 6 7 - 2 9 7 .

Bruns,

Simon, auch Brauns, Bruno, luth. T h e o l o g e , * Breslau, | 1 5 . 6 . 1 5 7 0 Schneverdingen. B. studierte T h e o l o g i e in Wittenberg und wurde von Abt Herbart von Halle 1549 als luth. Prediger an die B e n e diktinerklosterkirche St. Michael in Lüneburg berufen. Obgleich er sich im selben Jahr dem Interim unterwarf, wurde B. weiterhin als rechtgläubiger Lutheraner angesehen. Abt Eberhard ernannte ihn wahrscheinlich 1556 zum Superintendenten aller Klosterpfarreien und vermutlich 1566 zum ersten luth. Generalsuperintendenten und damit Administrator des Bistums Verden. In dieser Funktion gilt er als Mitverfasser der ersten luth. Kirchenordnung für Verden und als Begründer des luth. Gottesdienstes in den verdischen Landpfarreien. LITERATUR: Kraus: B „ S. In: A D B , Bd. 3, 1876, S. 4 5 2 .

Brunstäd,

(Hermann) Friedrich (Theodor), evang. Theologe, Philosoph, * 2 2 . 7 . 1883 Hannover, t 2. 11. 1944 Willershagen bei Gelbensande (Mecklenburg). Der Sohn eines Möbelfabrikanten studierte in Heidelberg und Berlin Philosophie, Geschichte, neuere Sprachen, Staatswissenschaften und Theologie. 1909 aufgrund der Untersuchungen zu Hegels Geschichtstheorie promoviert, habilitierte er sich 1911 in Erlangen (Beiträge zum kritischen Erkenntnisbegriffe) und wurde dort 1917 a. o. Prof. der Philosophie. 1925 ging er als o. Prof. der systematischen Theologie nach Rostock. Daneben war B. 1922-34 Leiter der Evangelisch-Sozialen Schule des Johannesstiftes in BerlinSpandau. B . s Religionsphilosophie war unter B e z u g n a h m e

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auf —> Kant und —> Hegel v o m Begriff der Gottesgesetzlichkeit bestimmt. Offenbarung und Glaube waren für ihn historisch und anthropologisch Grundlage aller Wissenschaft und Kultur („Philosophie aus d e m Glauben"). In diesem Verständnis w i e s B. der T h e o l o g i e auch Verantwortung für sozialethische und politische Grundfragen zu. Er veröffentlichte u.a. Die Staatsideen der politischen Parteien ( 2 1 9 2 0 ) , Die Idee der Religion. Prinzipien der Religionsphilosophie (1922), Deutschland und der Sozialismus ( 1924, 2 1 9 2 7 ) und Allgemeine Offenbarung. Zum Streit um die „natürliche Theologie" (1935). B. gab H e g e l s Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte ( 1 9 2 5 ) heraus. WEITERE WERKE: Eigengesetzlichkeit des Wirtschaftslebens. Leipzig 1935. - Reformation und Idealismus. München 1925. - T h e o l o g i e als Problem. Rostock 1930. Die soziale A u f g a b e der Kirche. Berlin 1930. - Das Eigentum und seine Ordnung. Berlin 1930. - Logik. München 1933. - D i e Kirche und ihr Recht. Halle 1935. - Adolf Stoecker. Wille und Schicksal. Berlin 1935. - Gesammelte Aufsätze und kleinere Schriften. Hrsg. v. Eugen Gerstenmaier und Carl Gunther Schweitzer. Berlin 1957 (Bibliogr.). LITERATUR: Gerhard Kuhlmann: B. und Tillich. Zum Problem einer T h e o n o m i e der Kultur. Tübingen 1928. - Paul Althaus: B „ H. F. T. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 6 8 8 f. - Carl Heinz Ratschow: B „ F. In: TRE, Bd. 7, 1981, S. 2 4 9 - 2 5 3 . Heinrich Assel: B „ F. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1806.

Brunward,

Bischof von Schwerin, f 14. 1. 1238. B. gehörte wohl schon in jungen Jahren dem Schweriner Domkapitel an. A l s Dekan wurde er 1191 von den einheimischen Fürsten g e g e n den Kandidaten des Kapitels und Sohn des Grafen Gunzelin von Schwerin zur Wahl um das A m t des B i s c h o f s aufgestellt und 1192 gewählt. Obgleich diese Wahl v o m Domkapitel 1195 als gültig anerkannt wurde, bestanden die Gegensätze zwischen den Parteien bis 1218 fort. B i s dahin mußte sich B. meist außerhalb seiner D i ö z e s e aufhalten. Durch Kirchen- und Klostergründungen s o w i e durch Ansiedlung deutscher Einwanderer festigte er die Organisation des Kolonialbistums und leistete damit einen wesentlichen Beitrag zur christlichen Missionierung Norddeutschlands. Gleichzeitig gelang es ihm, die territoriale Ausdehnung der D i ö z e s e g e g e n die Ansprüche der B i s c h ö f e von Havelberg und Kammin u. a. auch mit Waffengewalt zu verteidigen. LITERATUR: Hans Joachim Freytag: B. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 689. - J. Petersohn: B. In: L e x M A , Bd. 2, 1983, Sp. 7 9 4 f. - Josef Traeger: Die B i s c h ö f e des mittelalterlichen Bistums Schwerin. Leipzig 1984, S. 32-40. - C l e m e n s Brodkorb: B. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 1 9 8 - 1 4 4 8 ) , 2 0 0 1 , S. 7 0 0 - 7 0 2 .

Brus von Miiglitz,

Anton, Kreuzherr, Erzbischof von Prag, * 1 3 . 2 . 1 5 1 8 Müglitz (Mähren), t 2 7 . 8 . 1580 Prag. B. v. M. studierte in Prag und Krakau, wurde Ordensmitglied der Kreuzherren mit d e m roten Stern und 1541 zum Priester geweiht. Im Krieg g e g e n die Türken 1542-45 bewährte er sich als Feldprediger. Nach dem Waffenstillstand wirkte B. als Seelsorger, wurde 1552 General-Großmeister des Ordens und nach Wiederausbruch der Feindseligkeiten von Kaiser Ferdinand zum obersten Feldprediger, Generalvikar und Geheimen Rat ernannt. 1558 wurde B. v. M. Bischof von Wien, 1561 erhielt er das seit 140 Jahren vakante A m t des Erzbischofs von Prag. Auf d e m Trienter Konzil 1562 war er kaiserlicher Legat und Orator. Β. ν. M. bemühte sich besonders um die Rekatholisierung Böhmens. Er liegt im Prager St.-Veits-Dom auf d e m Hradschin begraben. LITERATUR: Hubert Jedin: Β. ν. M., A. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 6 8 9 f. - R. Till: Α. Β. v. M. 1558-1563, Bischof von Wien. In: Wiener Geschichtsblätter 19 (1964)

Buber S. 258-69. - Klaus Ganzer: Β. ν. M. In: L T h K \ Bd. 2, 1994, Sp. 735 f. - Winfried Eberhard: Β. v. M., A. In: Gatz, Bischöfe (1448-1648), 1996, S. 85-88.

Buber,

Martin, (Mordechai), jüdischer Religionsphilosoph, * 8 . 2 . 1878 Wien, t 13.6. 1965 Jerusalem. B. entstammte einer großbürgerlichen jüdischen Familie. Seine Jugendjahre verbrachte er 1881-92 nach der Scheidung der Eltern Karl B. und Elise Wurgast in Lemberg im großelterlichen Haus. Vom Großvater S a l o m o —>B., einem als Editor rabbinischer Quellen bekannten Gelehrten, wurde er in die Welt jüdischer Religiosität und Geistigkeit eingeführt, von der Großmutter Adele in die Welt der schönen Literatur, vornehmlich der deutschen Klassik. Seit seinem 13. Lebensjahr besuchte er das polnische G y m n a s i u m in Lemberg und lernte auf diese Weise auch den slawischen Kulturraum kennen (seine erste Veröffentlichung ist polnisch geschrieben). Daneben geriet er auch in Berührung mit Leben und Geist der chassidischen B e w e g u n g des Ostjudentums, wuchs selbst aber als „kultur-assimilierter Westjude" (A. B ö h m ) heran. Das breit angelegte Studium (Philosophie, Germanistik, klassische Philologie, Literatur- und Kunstgeschichte, Psychiatrie und Nationalökonomie) begann 1896 in Wien und führte über Leipzig und Berlin nach Zürich. Unter seinen Lehrern ragen namentlich Wilhelm —»Dilthey und Georg Simmel hervor. Für seine geistige Entwicklung bestimmend war insbesondere der Einfluß —> Nietzsches, ferner die Beschäftigung mit Mystikern der Renaissance- und Reformationszeit wie Jacob —> B ö h m e und Valentin —» Weigel. Zu Marksteinen seines Lebens wurden 1899 in Zürich die Heirat mit Paula Winkler (später unter dem Schriftsteller-Pseudonym Georg M ü n k bekannt) und in Berlin im Kreis der von Heinrich und Julius Hart begründeten kultur-revolutionären, sozialistischen „Neuen G e m e i n s c h a f t " die Begegnung mit Gustav Landauer, dem er zeitlebens eng verbunden blieb. B. fand bereits früh Anschluß an die zionistische B e w e gung: 1898 initiierte er eine zionistische Ortsgruppe und den Verein jüdischer Studenten in Leipzig, 1899 nahm er als Delegierter am 3. zionistischen Kongreß in Basel teil und wurde Redakteur der zionistischen Zeitschrift „Die Welt". 1901 trat er auf dem 5. zionistischen Kongreß in Basel als Sprecher der „kulturzionistischen" Richtung gegen die national-politischen Zionisten auf, was zum Bruch mit Theodor —>Herzl und M a x —>Nordau führte. 1902 begründete er mit Berthold Feiwel den „Jüdischen Verlag" im Sinne der kulturellen und geistigen „Erneuerung des Judentums". Die Verbindung mit d e m „Verein jüdischer Hochschüler Bar Kochba in Prag" (seit 1903) diente d e m gleichen Ziel. Mit d e m Abschluß der Dissertation (Zur Geschichte des Individualionsproblems [Nikolaus von Cues und Jakob Böhme], Wien 1904) zog sich B. zunehmend aus der zionistischen Parteiarbeit zurück. Schon früh mit namhaften Dichtern und Schriftstellern bekannt, fühlte er sich im Gefolge eigener ekstatischer Erfahrungen selbst zum Dichter berufen und begann eine vielseitige literarische Tätigkeit: Im Mittelpunkt steht die jüdische Mystik des Chassidismus (Die Geschichten des Rabbi Nachman, 1906; Die Legende des Baal Schern, 1908; beide während eines Aufenthalts in Florenz 1 9 0 5 / 0 6 entstanden), daneben aber auch andere, namentlich orientalische Überlieferungen mythischen und mystischen Denkens (Ekstatische Konfessionen, 1909; Übersetzung der Reden und Gleichnisse des Tschuang Tse, mit einem Nachwort zur Lehre des Tao, 1910). Den Abschluß dieser ersten Schaffensphase bildet die kleine Prosadichtung Daniel (1913), die eine Synthese westlicher Lebensphilosophie und östlicher Mystik versucht, im Kern aber bereits Grundelemente des später für B. kennzeichnenden Existentialismus und dialogischen

Prinzips enthält und von B. selbst rückblickend als „Bekehrung" bezeichnet wurde. In dieser Zeit bestritt B., inzwischen in Berlin ansässig, seinen Lebensunterhalt wesentlich durch das Lektorat bei Rütten & Loening (bis 1915) als Herausgeber der sozialpsychologischen Schriftenreihe „Die Gesellschaft". Seit 1913 wuchs zunehmend auch wieder das Interesse an Fragen der zionistischen Bewegung. Ansätze dazu finden sich bereits in den Drei Reden über das Judentum, zwischen 1909 und 1911 in Prag gehalten, 1911 publiziert. Öffentlich z u m Ausdruck brachte er dies zunächst 1913 in Plänen zur Gründung einer jüdischen Schule in Deutschland, die Erziehung „im Sinne eines wahrhaften und lebendigen Judentums inaugurieren sollte", ferner 1916 unter d e m Eindruck des Ersten Weltkriegs in seinen gesammelten Aufsätzen und Ansprachen über Die jüdische Bewegung, in der kleinen Schrift Vom Geist des Judentums sowie vor allem in der Herausgabe der Monatsschrift „Der Jude", die bis 1924 von B. als Sprachrohr jüdischer Neubesinnung und S a m m l u n g geleitet wurde. 1916 - inzwischen nach Heppenheim an der Bergstraße umgezogen - kam es auch zur ersten Konzeption von Ich und Du, der 1923 veröffentlichten Grundschrift B.s, mit der er sich von der bisher e i n g e n o m m e n e n mystischen Grundhaltung verabschiedete und die Kehre zum dialogischen Denken in Beziehung und B e g e g n u n g vollzog, Grundlage aller späteren sprachphilosophischen und pädagogischen Arbeiten. Die Greuel des Kriegs und die ihm folgenden revolutionären U m b r ü c h e erlebte und deutete B. wie viele ihm verbundene Zeitgenossen als geistige und religiöse Krisis und als Widerlegung der nationalen Ideologie. Im R a h m e n zionistischer Bestrebungen Schloß er sich der von Aron David Gordon bestimmten revolutionärsozialistischen, nichtmarxistischen Erneuerungsbewegung des Ha-poel Hazair an (Teilnahme am Zionistenkongreß in Karlsbad 1921). 1921 verabschiedete er sich indes erneut von der aktiven Parteiarbeit, ohne freilich seine Anteilnahme an zionistischen Fragen aufzugeben (insbesondere auch die damit verbundene Araberfrage; Unterstützung der u . a . von den Freunden Hugo Bergmann, Hans —» Kohn und Gerschom —¥ Scholem bestimmten Gruppe des „Berit Schalom" beim Besuch Palästinas 1927). In den folgenden Jahren wirkte B. von Heppenheim aus in sich vielfältig weitenden Kreisen. Seit 1919 initiierte er Tagungen zur Erneuerung des Bildungswesens, unterstützt u . a . von Florens Christian Rang, Ernst —» Michel, Paul Natorp und anderen Mitgliedern des „südwestdeutschen Kreises" bzw. „Frankfurter Bundes", und arbeitete mit an den pädagogischen Reformbestrebungen im „Internationalen Arbeitskreis für Erneuerung der Erziehung" unter Elisabeth Rotten sowie im „Hohenrodter Bund". Er beteiligte sich an den Bestrebungen des interkonfessionellen „Patmoskreises" um Hans und Rudolf Ehrenberg, Werner Picht, Eugen —» Rosenstock-Huessy, Franz —» Rosenzweig und Leo Weismantel, die Begegnung und Zusammenarbeit der Religionen zu fördern, und gab im Auftrag dieses Kreises 1926-30 zusammen mit Joseph - » W i t t i g und Viktor von Weizsäcker die Zeitschrift „Die Kreatur" heraus. Daneben übte er eine vielfältige Unterrichtstätigkeit aus: in Frankfurt seit 1919 an d e m von Anton —> Nobel gegründeten „Freien jüdischen Lehrhaus", an der „Akademie der Arbeit" sowie an der Univ. (seit 1923 mit einem Lehrauftrag f ü r „Religionswissenschaft und jüdische Ethik", seit 1930 als Honorarprofessor f ü r „Sozialwissenschaft"), ferner in freien Lehrgruppen in der Schweiz (Ascona 1924), in Holland (Amersfoort 1925) und sonst in Deutschland (Stuttgart 1 9 2 8 / 2 9 , Berlin 1929). Seit 1925 begann eine enge Zusammenarbeit mit Franz Rosenzweig bei der Verdeutschung der hebräischen Bibel, die

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Buber Β . nach d e s s e n Tod (1929) w e i t e r f ü h r t e (1961 vollendet) und ü b e r d e r e n G r u n d l a g e n b e i d e in d e m G e m e i n s c h a f t s w e r k Die Schrift und ihre Verdeutschung (1934) R e c h e n s c h a f t ablegten. In der Folgezeit traten d a d u r c h n e b e n d e r w e i t e r g e f ü h r ten B e s c h ä f t i g u n g mit d e r Welt des C h a s s i d i s m u s (Der große Maggid und seine Nachfolger, 1922; Der Baal-Schem-Tob, 1927; Die chassidischen Bücher, 1928; Hundert chassidische Geschichten, 1930) biblische T h e m e n i m m e r stärker in seinen Gesichtskreis ( K ö n i g t u m Gottes, 1932). N a c h d e r M a c h t e r g r e i f u n g der N S D A P legte B. vor d e m offiziellen E n t z u g der venia legendi seine F r a n k f u r t e r P r o f e s s u r n i e d e r und betätigte sich d a n a c h a m A u f b a u einer „Mittelstelle f ü r j ü d i s c h e E r w a c h s e n e n b i l d u n g bei der R e i c h s v e r t r e tung d e r J u d e n in D e u t s c h l a n d " . 1935 w u r d e ihm j e d e ö f f e n t liche Lehrtätigkeit v e r b o t e n . Versuche, ihn an d i e h e b r ä i s c h e U n i v . in J e r u s a l e m zu b e r u f e n , f ü h r t e n erst 1938 z u m Erf o l g . N o c h v o r d e m N o v e m b e r p o g r o m k o n n t e er dorthin e m i g r i e r e n und e i n e P r o f e s s u r f ü r „ S o z i a l p s y c h o l o g i e " (in F o l g e eines o r t h o d o x e n Vetos nicht f ü r „ R e l i g i o n s p h i l o s o phie") übernehmen. Der schwere Neubeginn war bestimmt von d e m B e m ü h e n , sich in den politischen Wirren d e s L a n d e s an d e r G r u n d l e g u n g und a m A u f b a u j ü d i s c h e r Erzieh u n g s a r b e i t zu beteiligen und z u s a m m e n mit J. L. M a g n e s in d e r G r u p p e „ I c h u d " f ü r j ü d i s c h - a r a b i s c h e V e r s t ä n d i g u n g einzutreten (Israel und Palästina, 1944, hebräisch). Er f a n d d a m i t aber n u r g e r i n g e n W i d e r h a l l . S e i n e S c h a f f e n s k r a f t blieb u n g e b r o c h e n . D i e A n s ä t z e von Ich und Du w u r d e n weiter a u s g e b a u t zu einer u m f a s s e n d e n p h i l o s o p h i s c h e n A n t h r o p o l o g i e (später z u s a m m e n g e f a ß t in Schriften zum dialogischen Prinzip, 1954), die b i b e l w i s s e n s c h a f t l i c h e n W e r k e Der Glaube der Propheten (1942, h e b r ä i s c h ) und Moses (1945, hebräisch) vollendet. A u c h d i e vor der Vertreibung aus D e u t s c h l a n d beschrittenen W e g e der B e g e g n u n g und A u s e i n a n d e r s e t z u n g ( Z w i e g e s p r ä c h mit Karl L u d w i g S c h m i d t i m Stuttgarter L e h r haus, 1933) mit christlicher Weltsicht w u r d e n f o r t g e s e t z t (Zwei Glaubensweisen, g e s c h r i e b e n 1948 in den T a g e n d e r B e l a g e r u n g J e r u s a l e m s , mit a u s d r ü c k l i c h e m D a n k an R u dolf —» B u l t m a n n , Albert —» S c h w e i t z e r , R u d o l f —»Otto und i n s b e s o n d e r e L e o n h a r d —»Ragaz). N a c h der S t a a t s g r ü n d u n g Israels errichtete er 1949 in Jer u s a l e m ein „ S e m i n a r f ü r E r w a c h s e n e n b i l d u n g " , das er bis 1953 selbst leitete. 1960-62 w a r er der erste Präsident d e r A k a d e m i e d e r W i s s e n s c h a f t e n Israels. 1947 k a m er e r s t m a l s w i e d e r n a c h E u r o p a , zu Vorträgen nach Paris, Basel, L o n d o n ; seit 1951 b e s u c h t e er a u c h m e h r m a l s D e u t s c h l a n d , e b e n s o d i e U S A . In d i e s e r Zeit w u r d e n i h m zahlreiche offizielle E h r u n g e n zuteil: 1951 in H a m b u r g d e r H a n s i s c h e G o e t h e p r e i s , 1953 in F r a n k f u r t d e r F r i e d e n s p r e i s d e s D e u t s c h e n B u c h h a n d e l s , 1960 d e r Kulturpreis der Stadt M ü n c h e n , 1961 d e r G r o ß e ö s t e r r e i c h i s c h e Staatspreis, 1963 in A m s t e r d a m der n i e d e r l ä n d i s c h e E r a s m u s p r e i s ; 1964 E h r e n d o k t o r a t der U n i v . Heidelberg. W ä h r e n d so im A u s l a n d seine Weltgeltung als p h i l o s o p h i s c h e r und religiöser D e n k e r und E r z i e h e r w u c h s und er dort als d e r g r o ß e K ü n d e r j ü d i scher E x i s t e n z d e u t u n g galt, f a n d er in d e r j ü d i s c h e n Welt, i n s b e s o n d e r e Israel, auch n a c h s e i n e m Tod bislang n u r geringes E c h o . WEITERE WERKE: G e s a m m e l t e Werke. 3 B d e . , M ü n c h e n / H e i d e l b e r g 1962-64. - N a c h l e s e . H e i d e l b e r g 1965. - B r i e f w e c h s e l aus sieben J a h r z e h n t e n . Hrsg. v. G r e t e S c h a e d e r . 3 B d e . , H e i d e l b e r g 1973-75. LITERATUR: M o s h e C a t a n n e : A bibliography of M . Β . ' s w o r k s . J e r u s a l e m 1961. - M a r g o t C o h n / R a f a e l B u b e r : Μ . Β . A b i b l i o g r a p h y of his writings 1897-1978. J e r u s a l e m 1980. H a n s K o h n : M . B . Sein W e r k und seine Zeit. H e l l e r a u bei D r e s d e n 1930. K ö l n 3 1 9 6 1 . Dreieich " 1 9 7 9 ( N a c h w o r t von R o b e r t Weltsch). - A r t h u r S c h i l p / M a u r i c e F r i e d m a n (Hrsg.): M . B. Stuttgart 1963 (Bibliogr.). - G r e t e S c h a e d e r

196

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Schaller

B u b e r , S a l o m o , B a n k i e r , M i d r a s c h f o r s c h e r , * 2 . 2 . 1827 L e m b e r g , t 18. 12. 1906 L e m b e r g . D e r einer R a b b i n e r f a m i l i e e n t s t a m m e n d e B. lebte als orthod o x e r J u d e u n d f ü h r t e d e n Titel „ K a i s e r l i c h e r R a t " . D u r c h die H e r a u s g a b e textkritischer E d i t i o n e n antiker und mittelalterlicher h e b r ä i s c h e r S c h r i f t e n s o w i e d u r c h d i e Veröffentlichung zahlreicher A u f s ä t z e zu F r a g e n des r a b b i n i s c h e n S c h r i f t t u m s trug er zur E n t w i c k l u n g der W i s s e n s c h a f t v o m J u d e n t u m bei. D a r ü b e r h i n a u s r e k o n s t r u i e r t e er viele nur f r a g m e n t a r i s c h ü b e r l i e f e r t e Texte. Er w a r d e r G r o ß v a t e r von Martin - > B . LITERATUR: Y e h o y a d a A m i r : B „ S. In: R G G 4 , B d . I, 1998, S p . 1809 f. B u c e l i n , G a b r i e l , eigentl. Buz(e)lin, B e n e d i k t i n e r , s c h w e i z e r . Historiker, * 2 9 . 1 2 . 1 5 9 9 D i e s s e n h o f e n , t 9 . 6 . 1681 W e i n g a r t e n . B. w u r d e seit 1612 im B e n e d i k t i n e r k l o s t e r W e i n g a r t e n erzogen, trat 1617 in d e n O r d e n ein, studierte in Dillingen T h e o l o g i e und P h i l o s o p h i e und w u r d e 1624 z u m Priester g e w e i h t . S p ä t e r N o v i z e n m e i s t e r in St. T r u d p e r t und Weingarten, lehrte er u m 1635 H u m a n i o r a im Kloster Feldkirch, w o er 1651-81 Prior war. B. schrieb A b h a n d l u n g e n zur K i r c h e n - und P r o f a n g e s c h i c h t e , zur G e n e a l o g i e ( G e r m a n i a topo-chrono-stemmatographica, 4 Bde., 1655-78) s o w i e zur H a g i o g r a p h i e , d i e er teilweise mit aquarellierten Z e i c h n u n gen, vor allem K l o s t e r p r o s p e k t e n , ausstattete. WEITERE WERKE: Nuclei historii. A u g s b u r g 1658. - B e n e d i c t s R e d i v i v u s . F e l d k i r c h 1679. LITERATUR: V D 17. - T h o m a s S t u m p : G . Β. In: F e s t s c h r i f t der Abtei W e i n g a r t e n 1056 bis 1956. W e i n g a r t e n 1956, S. 3 7 0 - 3 9 5 . - S t e p h a n Petzolt: B „ G . In: L T h K 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 739. B u c e r , M a r t i n , a u c h B u t z e r , R e f o r m a t o r , * 1 1 . 1 1 . 1491 Schlettstadt, t 1 . 3 . 1 5 5 1 C a m b r i d g e . D e r aus b e s c h e i d e n e n w i r t s c h a f t l i c h e n Verhältnissen stamm e n d e S o h n d e s Schlettstädter K ü h l e r s Klaus B u t z e r erhielt d u r c h d e n B e s u c h der b e r ü h m t e n L a t e i n s c h u l e seiner Heimatstadt e i n e h e r v o r r a g e n d e h u m a n i s t i s c h e G r u n d b i l d u n g . Seine B i l d u n g s b e d ü r f n i s s e k o n n t e B. a u f g r u n d materieller N o t n u r d u r c h d e n Eintritt in d a s der O b s e r v a n z a n g e s c h l o s s e n e Schlettstädter D o m i n i k a n e r k l o s t e r b e f r i e d i g e n . N a c h A u s w e i s seines B ü c h e r v e r z e i c h n i s s e s studierte e r a u ß e r d e n h e i d n i s c h e n P h i l o s o p h e n und d e n K i r c h e n v ä t e r n b e s o n d e r s die t h o m i s t i s c h e Schulliteratur seines O r d e n s . B. unterhielt seit seiner J u g e n d intensive K o n t a k t e zu f ü h r e n d e n h u m a n i stischen P e r s ö n l i c h k e i t e n . Vor der f ü r B. s c h i c k s a l h a f t e n B e g e g n u n g mit —> L u t h e r a m R a n d e der H e i d e l b e r g e r D i s p u t a tion (1518) w a r die f ü r ihn p r ä g e n d e Gestalt —»Erasmus von

Bucher Rotterdam; inwieweit Elemente seiner Theologie B. lebenslang bestimmten, ist in der Forschung umstritten. Seit 1518 wurde B. einer der wichtigsten Propagandisten des Wittenberger Reformators in Oberdeutschland. Die durch Luther neu zur Sprache gebrachte antipelagianische Gnadenlehre Augustine führte den jungen Mönch in eine zunehmende Distanz zum römischen Kirchentum. Nach der Entbindung von seinen Mönchsgelübden übernahm der Priester in rascher Folge verschiedene Pfarrstellen; die konfessorische Entscheidung für die Reformation manifestiert sich darin, daß der Weltgeistliche bereits im Sommer 1522 die Ehe mit einer ehemaligen Nonne einging. 1524 übernahm B. eine Pfarrstelle in Straßburg, dem Ort, an dem er nun für etwa zweieinhalb Jahrzehnte, bis zur Einführung des Interims in der elsässischen Reichsstadt, die Geschicke des allmählich der Reformation zugeführten Kirchenwesens entscheidend mitgestalten sollte. Durch seine Predigttätigkeit, als theologischer Publizist, als Lutherübersetzer und als Kirchenorganisator war er neben seinen Straßburger Kollegen Matthäus —»Zell, Wolfgang Fabricius —> Capito, Kaspar —> Hedio und einzelnen gleichgesinnten Ratspersonen, mit denen er eng zusammenarbeitete, entscheidend an der propagandistischen Durchsetzung und Ausgestaltung der Reformation in der reichsstädtischen Metropole beteiligt. In den Jahren vor dem Ausbruch des innerreformatorischen Abendmahlsstreites war B.s Theologie stark von Luther geprägt, ohne daß eigene Ansätze, etwa in seiner auf die städtische Lebenswelt bezogenen Gemeinschaftsethik, fehlen. Der Ausbau einer eigenen, für die spätere reformierte Dogmatik (starker Einfluß B.s auf Calvin besonders in bezug auf die Prädestinationsanschauung) wegweisenden theologischen Position hängt ursächlich damit zusammen, daß sich B. im Herbst 1524 von Luthers auf das äußere Verheißungswort zentrierter Abendmahlstheologie zu lösen begann. Während der ersten Phase des Abendmahlsstreites bis 1528 hatte B. einen wesentlichen Anteil an der Formierung einer oberdeutschschweizerischen Kampffront gegen die vor allem von Luther, Johannes -»Bugenhagen und Johannes —»Brenz vertretene, an der leiblichen Realpräsenz Christi in Brot und Wein orientierte Abendmahlsauffassung. Trotz der gegenüber Wittenberg vorgetäuschten irenischen Zwischenposition und im schmerzlichen Bewußtsein, von dem von ihm verehrten Luther getrennt zu sein, ging er in anonymen und Pseudonymen Flugschriften und durch Texteingriffe in von ihm herausgegebene Schriften Luthers und Bugenhagens gegen die Wittenberger Abendmahlsauffassung vor. B. gehört theologisch zu den „Vätern" des sich seit Mitte der zwanziger Jahre des 16. Jh. formierenden reformierten Konfessionstypus; gleichwohl muß als Charakteristikum seiner Position angesehen werden, daß er auch nach der im Zusammenhang des Augsburger Reichstags von 1530 offenkundig gewordenen Spaltungen des „Protestantismus" darum bemüht war, unter Wahrung unaufgebbar wichtig scheinender Eigentümlichkeiten den Zusammenhang mit Luther nicht zu verlieren. Im wesentlichen seinem rastlosen Werben ist es zuzuschreiben, daß die Wittenberger Konkordie in der Abendmahlsfrage - wenn auch unter Preisgabe „zwinglianischer" Positionen - 1536 zustande kam. In den vierziger Jahren war der wegen seiner Neigung, geschmeidige Vermittlungsformeln zu suchen, höchst umstrittene B. an allen wichtigen Religionsgesprächen mit der kath. Seite beteiligt. Als evang. Kirchenorganisator war B. weithin geachtet; in zahlreichen Städten und Territorien wirkte er bei der Einführung der Reformation und der Neugestaltung des Kirchenwesens mit, ohne seiner Straßburger Heimatkirche den Abschied zu geben. Durch scharfe Kirchenzuchtmaßnahmen, die ihn auch in Konflikte mit seiner Obrigkeit führten, suchte B. die Wahrheit des Heiligungsstrebens, wie es besonders in täufe-

rischen Kreisen gelebt wurde, im Rahmen der „Volkskirche" zu verwirklichen. Durch sein umfangreiches, im sprachlichen Ausdruck nicht selten sperriges literarisches Werk und vor allem durch seine weitläufige Korrespondenz wirkte er auf den Prozeß der reformatorischen Entwicklung in zahlreichen europäischen Ländern, insbesondere den Niederlanden, Frankreich und England, ein. Der Einführung des Interims wollte sich der bei aller diplomatischen Beweglichkeit im Kern konfessorische Theologe nicht beugen; die letzten drei Lebensjahre verbrachte B. als hochgeachteter Theologieprofessor im englischen Exil. WERKE: Deutsche Schriften. Gütersloh 1960 ff. - Opera latina. Paris 1954; Leiden 1982 ff. - Correspondance. Leiden 1979 ff. LITERATUR: VD 16, Β 8825-8958. - VD 17. - Robert Stupperich: Β., M. In: TRE, Bd. 7, 1981, S. 258-270. - Gottfried Hammann: M. B. Zwischen Volkskirche und Bekenntnisgemeinschaft. Stuttgart 1989. - Martin Greschat: M. B. Ein Reformator und seine Zeit 1491-1551. München 1990 (Lit.). - Thomas Kaufmann: Die Abendmahlstheologie der Straßburger Reformatoren bis 1528. Tübingen 1992 (Lit.). Christian Krieger/Marc Lienhard (Hrsg.): M. B. and Sixteenth Century Europe. 2 Bde., Leiden 1993 (Lit.). Thomas Kaufmann B u c h b e r g e r , Michael, kath. Theologe, Bischof von Regensburg, * 8.6.1874 Jetzendorf (Oberbayern), t 10.6. 1961 Straubing. B., Sohn eines Zimmermanns, studierte an der Univ. München und der Philosophisch-Theologischen Hochschule Freising und wurde 1900 zum Priester geweiht. Seit 1906 a. o. Prof. für Kirchenrecht und bayerisches Verwaltungsrecht an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Regensburg, wurde er 1908 als Domkapitular nach München berufen, wo er zugleich Direktor des Priesterhauses St. Johann Nepomuk, Präfekt der Asamkirche und Diözesanvorsitzender des Katholischen Preßvereins war. 1919 wurde B. zum Generalvikar, 1923 zum Weihbischof in München und Freising, 1927 zum Bischof von Regensburg ernannt. Das 1939 übernommene Amt des Apostolischen Administrators Westböhmens (Diözese Budweis) gab er 1946 zurück. Nach dem Zweiten Weltkrieg förderte er die Arbeit der Caritas und gründete 1949 das Diözesan-Wohnungsbau- und Siedlungswerk. 1950 wurde er zum Titular-Erzbischof ernannt. B. gab u.a. das Lexikon für Theologie und Kirche in der ersten Auflage (10 Bde., 1930-38) heraus. Seine Schrift Gibt es noch eine Rettung (1931) wurde 1933 beschlagnahmt. WEITERE WERKE: Die Wirkungen des Bußsakraments nach der Lehre des hl. Thomas von Aquin. Freiburg/Breisgau 1901. - Hrsg.: Kirchliches Handlexikon. 2 Bde., Berlin/ München 1907-12. Nachdr. Freiburg/Breisgau 1923. - Die Seelsorge in unserer Zeit. Paderborn 1922. - Schulbibel für den katholischen Religionsunterricht. München 1951, 2 1954. LITERATUR: Josef Hüttl: Bischof M. B. und der neue Administrationsbezirk in Westböhmen 1939-46. In: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 6 (1972) S. 309-357. Paul Mai: M. B„ Bischof von Regensburg (1927-61). In: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 15 (1981) S. 39-68. - Ders.: B„ M. In: L T h K \ Bd. 2, 1994, Sp. 748. Karl Hausberger: B„ M. In: Gatz, Bischöfe (1945-2001), 2002, S. 454-457. B u c h e r , (Leonhard) Anton von, Pseud. P. F. Fabianus, Sebastian Brandl, kath. Theologe, Bildungspolitiker, Schriftsteller, * 11. 1.1746 München, t 8.1. 1817 München. B. studierte in Ingolstadt und wurde nach der Priesterweihe 1768 Kaplan in München, 1771 Volksschulkommissar, im folgenden Jahr Rektor der Volksschulen sowie nach

197

Bucher A u f l ö s u n g d e s J e s u i t e n o r d e n s 1773 auch R e k t o r d e r G y m n a sien in B a y e r n . E r w a r m a ß g e b e n d an der V o l k s s c h u l r e f o r m und an der L a t e r n s c h u l o r d n u n g von 1774 beteiligt; 1777 erhielt er d e n Titel Geistlicher Rat. D a er sich mit seinen Vorstellungen einer S c h u l r e f o r m nicht m e h r g e g e n seinen K o n trahenten H e i n r i c h - > B r a u n d u r c h s e t z e n konnte, legte B . 1778 sein R e k t o r a t nieder und ließ sich als P f a r r e r n a c h E n g e l b r e c h t s m ü n s t e r versetzen. 1783 w u r d e er k o r r e s p o n d i e r e n d e s M i t g l i e d d e r B a y e r i s c h e n A k a d e m i e der W i s s e n s c h a f ten. Er g e h ö r t e später d e m I l l u m i n a t e n o r d e n an, unterstützte u m 1800 die r e p u b l i k a n i s c h e b a y e r i s c h e „ P a t r i o t e n - P a r t e i " und lebte seit 1813 als B e n e f i z i a t w i e d e r in M ü n c h e n . Seine a u f k l ä r e r i s c h e n , o f t m u n d a r t l i c h g e f ä r b t e n Satiren (u. a. Kinderlehre auf dem Lande, 1782) zählen zu den H ö h e p u n k t e n der G a t t u n g . WERKE: S ä m t l i c h e Werke. H r s g . v. J o s e p h von Kiessing. 6 B d e . , M ü n c h e n 1819-22. LITERATUR: M a x P a u e r : B „ L . A . v. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 700. B u c h e r , B e n e d i k t , B e n e d i k t i n e r , T h e o l o g e , * 19. 10. 1706 R e g e n s b u r g , t 8. 12. 1780 O b e r a l t a i c h . N a c h d e m S t u d i u m in Dillingen z u m Priester g e w e i h t , trat B . 1733 in den B e n e d i k t i n e r o r d e n ein und w u r d e i m Kloster O b e r a l t a i c h H a u s p r o f e s s o r d e r P h i l o s o p h i e und T h e o l o g i e . Seit 1738 lehrte er Philosophie, seit 1740 a u c h P h y s i k a m L y z e u m in Freising, f o l g t e 1741 e i n e m R u f als P r o f . der P h y sik n a c h S a l z b u r g und lehrte dort 1742-48 T h e o l o g i e an d e r Universität. D a n a c h H o f t h e o l o g e und B e r a t e r des S a l z b u r g e r E r z b i s c h o f s A n d r e a s J a k o b von —> Dietrichstein, w u r d e B . s a l z b u r g i s c h e r Geistlicher R a t s o w i e Geistlicher Rat und O f fizial d e s B i s c h o f s von C h i e m s e e , dessen D i ö z e s a n - S y n o d e 1748 er vorbereitete. N a c h d e m Tod des S a l z b u r g e r Erzbis c h o f s 1753 zog sich B. nach O b e r a l t a i c h z u r ü c k . Er verö f f e n t l i c h t e u . a . Natura Thomistice universalis in actuali praedicatione (1739). B u c h e r , J o r d a n , kath. T h e o l o g e , * 5 . 3 . 1 8 2 3 F r i e d i n g e n , t 1 8 . 3 . 1870 H e i l b r o n n . B . studierte in T ü b i n g e n T h e o l o g i e und Philologie, w u r d e 1848 p r o m o v i e r t , im gleichen J a h r z u m Priester g e w e i h t u n d P r ä z e p t o r a t s v e r w e s e r in M e n g e n . 1849 k a m er in gleic h e r F u n k t i o n n a c h H o r b , 1852 als K a p l a n nach B u c h a u und 1854 n a c h S c h e e r ; seit 1860 w a r er S t a d t p f a r r e r von Heilbronn. B. v e r ö f f e n t l i c h t e z a h l r e i c h e t h e o l o g i s c h e A b h a n d lungen, d a r u n t e r Die sieben heiligen Weihen (1860), s o w i e e i n i g e E r b a u u n g s s c h r i f t e n und p ä d a g o g i s c h e A u f s ä t z e . WEITERE WERKE: D i e G l e i c h n i s s e u n s e r e s H e r r n und Heilandes Jesu Christi. S c h a f f h a u s e n 1860. - B i b l i s c h e G e schichten aus d e m L e b e n und L e i d e n Jesu Christi. S c h a f f h a u s e n 1861. - D i e C h r o n o l o g i e d e s N e u e n T e s t a m e n t e s . M i t g e s c h i c h t l i c h e n , e x e g e t i s c h e n und s y n o p t i s c h e n E r ö r t e r u n g e n . A u g s b u r g 1865. LITERATUR: S. 3 1 4 - 3 1 6 .

Laudiert:

B., J. In: A D B ,

Bd. 47,

1903,

B u c h h o l z , Friedrich, Kunsthistoriker, L i t u r g i e w i s s e n schaftler, * 1 6 . 1 2 . 1902 D e s s a u (Anhalt), t 1 5 . 3 . 1 9 6 7 Darmstadt. B . studierte K u n s t g e s c h i c h t e , T h e o l o g i e und P h i l o s o p h i e und w u r d e 1928 in L e i p z i g mit der Arbeit Protestantismus und Kunst im sechzehnten Jahrhundert z u m Dr. phil. p r o m o v i e r t . 1933 n a h m e r an der ersten S i n g w o c h e d e r „ K i r c h l i c h e n Arbeit in A l p i r s b a c h " ( K A A ) teil, d e r e n m u s i k a l i s c h e L e i t u n g er seit 1935 innehatte; 1945 ü b e r n a h m er a u c h d i e organisatorische L e i t u n g als P r ä s e s der K A A . B. schrieb Vom Wesen der Gregorianik ( 1 9 4 8 ) , Von der Bindung und Freiheit der Musik und des Musikers in der Gemeinde (1955) und g a b d a s Alpirsbacher Antiphonale ( 1 9 5 0 ff.) heraus. A u s d e m N a c h l a ß von B . erschien 1977 Hören wir, so leben wir (hrsg. von E b e r h a r d W e i s m a n n ) .

198

LITERATUR: H a n s - J o a c h i m W e n s i n g : B., F. In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 1823. - Ders.: D i e ö k u m e n i s c h e B e d e u t u n g d e s g r e g o r i a n i s c h e n S i n g e n s . U n t e r s u c h u n g e n z u m S c h a f f e n von F. B. R e g e n s b u r g 1999. - J o a c h i m C o n r a d : K i r c h l i c h e A r b e i t von A l p i r s b a c h . In: R G G 4 , B d . 4, 2 0 0 1 , Sp. 1374 f. B u c h h o l z , Peter, kath. T h e o l o g e , * 3 1 . 1 . 1 8 8 8 E i s b a c h (Oberpleis, h e u t e zu K ö n i g s w i n t e r ) , t 4 . 5 . 1963 B o n n . B. studierte T h e o l o g i e an d e r Univ. B o n n und a m Priesters e m i n a r in K ö l n . E r w a r n a c h d e r P r i e s t e r w e i h e 1911 in einer E s s e n e r Pfarrei und w ä h r e n d d e s Ersten Weltkriegs als D i v i s i o n s p f a r r e r tätig. 1926 w u r d e er G e f ä n g n i s p f a r r e r in E s s e n , 1941 in D ü s s e l d o r f . E r k ü m m e r t e sich z u n e h m e n d u m d i e T o d e s k a n d i d a t e n d e r nationalsozialistischen Justiz, n a c h der Versetzung n a c h B e r l i n - P l ö t z e n s e e v o r w i e g e n d u m d e u t s c h e und a u s l ä n d i s c h e W i d e r s t a n d s k ä m p f e r . Seit A u g u s t 1944 galt seine Arbeit h a u p t s ä c h l i c h den nach d e m 2 0 . 7 . 1944 Verhafteten, f ü r d e r e n F a m i l i e n er sich a u c h n a c h d e m Z w e i t e n Weltkrieg einsetzte. B. w a r 1 9 4 5 / 4 6 Beirat f ü r kirchliche A n g e l e g e n h e i t e n im Berliner Magistrat, f o l g t e 1946 einer R ü c k b e r u f u n g in seine H e i m a t d i ö z e s e u n d war bis 1953 w i e d e r in D ü s s e l d o r f tätig. E r b e e i n f l u ß t e den A u f bau d e r S t r a f f ä l l i g e n h i l f e in d e r B u n d e s r e p u b l i k D e u t s c h land. B u c h h o l z e r , Abraham, auch Buchholtzer, evang. Theologe, G e s c h i c h t s s c h r e i b e r , * 7 . 1 0 . 1 5 2 9 S c h ö n a ( S a c h s e n ) , t 1 4 . 6 . 1584 Freistadt. D e r S o h n G e o r g —>B.s studierte in F r a n k f u r t und W i t t e n berg, w o er in e n g e n K o n t a k t zu —> M e l a n c h t h o n trat; 1556 w u r d e er S c h u l r e k t o r in G r ü n b e r g , 1563 P f a r r e r in Sprottau. 1573 w e c h s e l t e er als H o f p r e d i g e r der H e r z o g i n K a t h a r i n a nach C r o s s e n , w u r d e n a c h d e r e n Tod 1574 entlassen und ü b e r n a h m k u r z e Zeit später ein P f a r r a m t in Freistadt. B. v e r f a ß t e - a b g e s c h i e d e n von aktuellen t h e o l o g i s c h e n Prob l e m e n - einen u m f a n g r e i c h e n Index chronologicus, d e n er k u r z vor s e i n e m T o d v e r ö f f e n t l i c h t e . LITERATUR: V D 16, Β 9 0 2 6 - 9 0 3 6 . - V D 17. - S c h i m m e l p f e n n i g : Β., A . In: A D B , Bd. 3, 1876, S. 481 f. B u c h h o l z e r , Georg, a u c h B u c h h o l t z e r , e v a n g . T h e o l o g e , * 1503 D a h m e ( B r a n d e n b u r g ) , f 3 1 . 5 . 1566 Berlin. N a c h d e m S t u d i u m in W i t t e n b e r g w a r B. seit 1526 P f a r r e r in v e r s c h i e d e n e n m ä r k i s c h e n und s ä c h s i s c h e n O r t e n . 1539 e r n a n n t e ihn K u r f ü r s t J o a c h i m II., dessen B e r a t e r er bei der D u r c h f ü h r u n g d e r R e f o r m a t i o n w a r , z u m Propst an St. N i kolai in B e r l i n . B. w a r an der A b f a s s u n g der e v a n g . Kirc h e n o r d n u n g d e r M a r k B r a n d e n b u r g ( 1 5 4 0 ) s o w i e an der E i n r i c h t u n g d e s K o n s i s t o r i u m s beteiligt und reiste im A u f trag d e s K u r f ü r s t e n n a c h Wittenberg, u m von —»Luther d i e Artikel d e s s ä c h s i s c h e n K o n s i s t o r i u m s zu erbitten. U b e r d a s A u g s b u r g e r Interim, dessen G e g n e r er w a r , geriet B. in h e f tigen Streit mit J o h a n n —» A g r i c o l a . D a ß er die F r a g e n a c h der N o t w e n d i g k e i t guter W e r k e f ü r die G l a u b e n d e n b e j a h t e , trug i h m d i e G e g n e r s c h a f t d e s A n d r e a s —»Musculus s o w i e d e s K u r f ü r s t e n ein, d e r 1565 B . s A b s e t z u n g erwirkte. B. war der Vater von A b r a h a m —>B. LITERATUR: V D 16, Β 8 9 9 5 f. - J o h a n n e s Schultze: B „ G. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 702. - H e i n z Scheible: B „ G. In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 1823. B u c h i n g e r , M i c h a e l , kath. T h e o l o g e , * 1520 C o l m a r , t 1571 C o l m a r . N a c h d e m S t u d i u m in H e i d e l b e r g und Freiburg ( 1 5 3 9 B a c c a l a u r e u s artium) w a r B. 1542 P r ä b e n d a r a m Spital in M o l s heim, 1550 D o m v i k a r in Straßburg, u m 1564 P f a r r e r in W o l x h e i m und bald darauf P r ä b e n d a r in Schlettstadt; seit 1569 lebte er als P r e d i g e r an der S p i t a l k i r c h e in C o l m a r . Er w a r zu seiner Zeit ein b e k a n n t e r P r e d i g e r u n d K o n t r o v e r s t h e o l o g e . S e i n e K i r c h e n g e s c h i c h t e Ecclesia ( 1 5 5 6 ) weist ihn als e n t s c h i e d e n e n G e g n e r d e r R e f o r m a t i o n aus.

Buchrucker WEITERE WERKE: Ecclesia. Dillingen 1556. N e u a u f l . unter d e m Titel: Historia ecclesiastica nova. M a i n z 1560. A n t w e r p e n 1588. - Predigten ü b e r d e n D e k a l o g . Dillingen 1567. D e M i s s a e sacrificio. A n t w e r p e n 1588. LITERATUR: V D 16, Β 8 8 9 7 - 9 0 0 7 . - W o l f g a n g Müller: Β., M . In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 7 0 2 f.

Buchner,

A l o i s , kath. T h e o l o g e , * 2 0 . 4 . 1 7 8 3 M u r n a u , t 2 9 . 8 . 1869 P a s s a u . B. w u r d e N o v i z e in B e n e d i k t b e u e r n und studierte nach der Säkularisation d e s B e n e d i k t i n e r o r d e n s 1803 T h e o l o g i e an der U n i v . L a n d s h u t , w o er Schüler J o h a n n M i c h a e l —> Sailers war. N a c h der P r o m o t i o n und P r i e s t e r w e i h e 1806 w a r er Kaplan in K r u m b a c h , w u r d e 1816 P f a r r e r und S c h u l i n s p e k t o r in R i e d e n bei F ü s s e n und k a m 1818 als Prof. der D o g m a t i k nach Dillingen. 1824 w e c h s e l t e er in g l e i c h e r F u n k t i o n an d i e U n i v . W ü r z b u r g , 1827 n a c h M ü n c h e n . Seit 1838 w a r B. D o m k a p i t u l a r in Passau, 1840-57 a u c h R e k t o r d e s dortigen L y z e u m s . Er v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. e i n e Summa theologiae dogmaticae (4 B d e . , 1 8 2 8 / 2 9 ) . WEITERE WERKE: E n c y c l o p a e d i e u n d M e t h o d o l o g i e d e r t h e o l o g i s c h e n W i s s e n s c h a f t e n . S u l z b a c h 1837. - G r u n d s ä t z e der E r z i e h u n g d e s Unterrichts. E b e n d a 1838. LITERATUR: M a g n u s J o c h a m : Dr. Α . B . A u g s b u r g 1870. Friedrich K l e m m : B. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 7 0 4 f. - G e o r g S c h w a i g e r : J o h a n n M i c h a e l Sailer u n d s e i n e Zeit. M ü n c h e n / Z ü r i c h 1 9 8 2 . - L e o n h a r d Hell: Β., A . In: L T h K 3 , B d . 2, 1994, Sp. 751.

Buchner,

( J o s e p h ) A n d r e a s , kath. T h e o l o g e , Historiker, * 2 3 . 1 1 . 1776 A l t h e i m bei L a n d s h u t , t 1 3 . 1 2 . 1854 München.

B. studierte in I n g o l s t a d t P h i l o s o p h i e , Ö k o n o m i e , M a t h e matik und Physik, seit 1796 T h e o l o g i e und trat 1797 in die „Congregatio major académica Ingolstadiensis" und das G e o r g i a n u m ein. N a c h der P r i e s t e r w e i h e 1799 w u r d e er S u p e r n u m e r a r des Kollegiatstiftes St. M a r t i n und C a s t u l u s in L a n d s h u t , 1802 R e p e t i t o r publicus an der dortigen U n i versität. 1804 k a m B. als Prof. der P h i l o s o p h i e z u n ä c h s t an das L y z e u m in A m b e r g , n o c h i m g l e i c h e n J a h r n a c h Dillingen und 1811 an d a s L y z e u m in R e g e n s b u r g , an d e m er a u c h G e s c h i c h t e lehrte. 1824 w u r d e er k o r r e s p o n d i e r e n d e s , 1835 ordentliches M i t g l i e d d e r B a y e r i s c h e n A k a d e m i e der W i s s e n s c h a f t e n in M ü n c h e n . Seit 1826 lehrte er an d e r U n i v . M ü n c h e n b a y e r i s c h e G e s c h i c h t e . B. v e r ö f f e n t l i c h t e p h i l o s o p h i s c h e und historische A r b e i t e n , d a r u n t e r e i n e Geschichte von Baiern ( 1 0 B d e . , 1820-38). LITERATUR: H a n s R o t h : J. Α . B. ( 1 7 7 6 - 1 8 5 4 ) . In: S c h ö n e r e H e i m a t 6 9 (1980).

Buchner,

C h a r l e s , Bischof der H e r r n h u t e r B r ü d e r g e m e i n e , * 2. 10. 1842 Irwinhill ( J a m a i k a ) , + 2 . 1 . 1 9 0 7 Herrnhut. A l s A c h t j ä h r i g e r k a m B. n a c h E u r o p a , b e s u c h t e seit 1862 das T h e o l o g i s c h e S e m i n a r der H e r r n h u t e r B r ü d e r g e m e i n e in G n a d e n f e l d , w a r 1865-70 L e h r e r an d e r K n a b e n e r z i e h u n g s anstalt in K l e i n w e l k a , seit 1870 B r ü d e r p f l e g e r in G n a d e n f r e i (Schlesien) und 1874-79 in H a u s d o r f bei N e u r o d e . A n s c h l i e ß e n d D i r e k t o r d e s L e h r e r s e m i n a r s in N i e s k y , w u r d e er 1889 M i t g l i e d d e s M i s s i o n s d e p a r t e m e n t s der Unitätsdirektion in B e r t h e l s d o r f bei H e r r n h u t , 1892 B i s c h o f der B r ü d e r g e m e i n e und 1896 Vorsitzender d e s M i s s i o n s d e p a r t e m e n t s . B . untern a h m m e h r e r e M i s s i o n s r e i s e n n a c h A f r i k a und A m e r i k a . Seit 1905 w a r er Vorsitzender d e s A u s s c h u s s e s der d e u t s c h e n e v a n g . M i s s i o n e n und M i s s i o n s v e r t r e t e r b e i m Kolonialrat. Er v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Acht Monate in Südafrika (1894). LITERATUR: H a r a l d S c h i e c k e l : B., C. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 707.

Buchner,

H a n s , a u c h H a n s von C o n s t a n t z , M u s i k e r , K o m p o n i s t , * 26. 1 0 . 1 4 8 3 R a v e n s b u r g , t 1538 K o n stanz (?). In d e n J a h r e n 1500-04 S c h ü l e r P a u l u s H o f h a i m e r s , w u r d e B. 1506 z u n ä c h s t f ü r f ü n f Jahre, 1512 auf L e b e n s z e i t O r g a n i s t a m M ü n s t e r in K o n s t a n z . In d e r F o l g e d e r R e f o r m a t i o n ging er 1526 mit d e m K o n s t a n z e r B i s c h o f u n d d e m D o m k a p i t e l ins M e e r s b u r g e r und Ü b e r l i n g e r Exil; seine letzten L e b e n s j a h r e v e r b r a c h t e er in ä r m l i c h e n Verhältnissen. B. gilt als der b e d e u t e n d s t e d e r „ P a u l o m i m e n " . Sein H a u p t w e r k , d a s Fundamentum, ein L e h r b u c h f ü r O r g e l k o m p o s i t i o n , Spielm e t h o d e und Intabulierpraxis, enthält n e b e n d e n ersten theoretischen A u s f ü h r u n g e n z u m Orgelspiel u . a . zahlreiche Eig e n k o m p o s i t i o n e n f ü r Orgel. WERKE: Η. B . S ä m t l i c h e O r g e l w e r k e . Hrsg. v. Jost H a r r o S c h m i d t . 2 B d e . , F r a n k f u r t / M a i n 1974. LITERATUR: W o l f g a n g R e h m : Β., H . In: N D B , B d . 2, 1955, S. 707. - Jost H a r r o S c h m i d t : J o h a n n e s B., L e b e n und Werk. Diss. Freiburg 1957. - M a n f r e d Schuler: Ein Beitrag zur B i o g r a p h i e H a n s Kotters. In: D i e M u s i k f o r s c h u n g 2 2 ( 1 9 6 9 ) S. 197-200. - Ders.: B „ J. In: M G G 2 P , B d . 3, 2 0 0 0 , Sp. 1191 f.

Bucholtz, A n d r e a s Heinrich, a u c h B u c h ( h ) o l ( t ) z , luth. T h e o l o g e , Schriftsteller, * 25. 1 1 . 1 6 0 7 S c h ö n i n g e n bei B r a u n s c h w e i g , t 2 0 . 5 . 1671 B r a u n s c h w e i g . B. studierte seit 1628 P h i l o s o p h i e und T h e o l o g i e in Wittenberg (Magister 1630), w u r d e 1632 K o n r e k t o r an der Stadts c h u l e in H a m e l n , n a h m seit 1634 einen L e h r a u f t r a g an der U n i v . R o s t o c k w a h r und setzte dort zugleich seine theologischen S t u d i e n fort. Seit 1637 L e i t e r d e s G y m n a s i u m s in L e m g o , ließ sich B. 1639 in Rinteln nieder, w o er 1641 Prof. der M o r a l p h i l o s o p h i e und Poesie, 1645 a u c h der T h e o logie w u r d e . Seit 1647 w a r er K o a d j u t o r in B r a u n s c h w e i g , seit 1663 S u p e r i n t e n d e n t . B. v e r ö f f e n t l i c h t e Ü b e r s e t z u n g e n , religiöse D i c h t u n g e n , E r b a u u n g s s c h r i f t e n s o w i e z w e i Rom a n e ( u . a . Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules [...] Wunder-Geschichte, 2 Tie., 1 6 5 9 / 6 0 , N a c h d r . 1973-79). WEITERE WERKE: Ethica. Rinteln 1641. - Geistlich Terns c h e P o e m a t a . G ö t t i n g e n 1651. LITERATUR: V D 17. - Willi F l e m m i n g : B., A . H . In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 709. - Dieter Breuer: B., A . H . In: L T h K 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 752.

Buchrucker, Karl (Christoph W i l h e l m ) v o n , e v a n g . T h e o l o g e , * 1 9 . 1 1 . 1827 K l e i n w e i s a c h , f 29. 1. 1899 München. N a c h d e m A b s c h l u ß d e r S t u d i e n u . a . bei J o h a n n von —»Hofmann an der U n i v . E r l a n g e n w a r B. seit 1850 H a u s lehrer in S c h w a b a c h , a n s c h l i e ß e n d P r i v a t v i k a r in B u r g f a r r n b a c h und G e r s f e l d . S e i n e erste Pfarrstelle erhielt er 1854 in O b e r l a i m b a c h , k a m 1863 n a c h N ö r d l i n g e n , w o er sich besonders um eine Belebung der Inneren Mission bemühte, und w a r seit 1873 P f a r r e r und D e k a n in M ü n c h e n . Als O b e r konsistorialrat ( 1 8 8 5 - 9 8 ) leitete B. a u c h d a s P r e d i g e r s e m i n a r u n d b e e i n f l u ß t e die E n t w i c k l u n g d e r e v a n g . L a n d e s k i r c h e s o w i e die R e l i g i o n s p ä d a g o g i k . Er g r ü n d e t e 1890 d i e „ N e u e kirchliche Z e i t s c h r i f t " , d e r e n M i t h e r a u s g e b e r er bis zu sein e m T o d war. B., 1890 nobilitiert, v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . e i n e A u s g a b e von —> L u t h e r s K l e i n e m K a t e c h i s m u s , die 1867 als „ R e v i s i o n s v o r s c h l a g " e r s c h i e n , 1877 z u m fakultativen Geb r a u c h z u g e l a s s e n und 1898 (in 67. A u f l a g e ) v o n d e r G e n e r a l s y n o d e z u m a u s s c h l i e ß l i c h e n G e b r a u c h in allen Volksund M i t t e l s c h u l e n B a y e r n s a n g e n o m m e n w u r d e . WERKE: Der christliche R e l i g i o n s u n t e r r i c h t in d e r Volksschule. 3 Bde., N ü r n b e r g 1859-62, 3 1 8 9 9 . - D i e B i b l i s c h e G e s c h i c h t e . N ü r n b e r g 1864, % 1 9 1 9 . - D i e G r o ß t a t e n G o t t e s

199

Buchstab und unser G l a u b e . 2 0 Predigten. N ö r d l i n g e n 1883. - G r u n d linien d e r kirchlichen K a t e c h e t i k . Berlin 1889. LITERATUR: L u d w i g Turtur: B., K . In: N D B , B d . 2, 1955, S. 7 0 9 f.

Buchstab,

J o h a n n e s , s c h w e i z e r , kath. T h e o l o g e , * u m 1499 Winterthur, t 2 9 . 8 . 1 5 2 8 Freiburg ( S c h w e i z ) . B. war seit 1522 P f a r r v i k a r in Herisau, ging 1523 als S c h u l meister n a c h B r e m g a r t e n und w a r 1524-28 S c h u l m e i s t e r und P r o t o k o l l f ü h r e r des C h o r h e r r n s t i f t s in Z o f i n g e n . 1526 n a h m er an der B a d e n e r Disputation teil. Als A b g e o r d n e t e r d e s Stifts Z o f i n g e n v e r f o c h t er bei der B e r n e r Disputation 1528 d e n alten G l a u b e n g e g e n —>Zwingli und —> O e k o l a m p a d . B. veröffentlichte 1 5 2 7 / 2 8 eine Anzahl polemischer Schriften g e g e n Z w i n g l i und d i e R e f o r m a t i o n , d a r u n t e r Eygentliche und gründliche Kuntschafft aus göttlicher biblischer Geschrifft, daß M. Ulrich Zwinglein eyn falscher Prophet und Verfürer des Christlichen Volks ist (1528). Er w a r erster geistlicher S c h u l - und S i n g m e i s t e r in Freiburg ( S c h w e i z ) . LITERATUR: V D 16, β 9 0 4 7 - 9 0 6 0 . - K u r t G u g g i s b e r g : B „ J. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 710. - D a n L e e H e n d r i c k s : T h e B e r n R e f o r m a t i o n of 1528. D u r h a m 1997. - H e r i b e r t S m o linsky: B „ J. In: L T h K \ Bd. 2, 1994, S p . 754.

Buchwald,

G e o r g (Apollo), e v a n g . T h e o l o g e , * 1 6 . 7 . 1859 G r o ß e n h a i n ( S a c h s e n ) , t 1 8 . 2 . 1947 R o c h litz. B. studierte T h e o l o g i e in Leipzig, w u r d e 1882 O b e r l e h r e r an der R e a l s c h u l e in M i t t w e i d a , 1883 a m G y m n a s i u m Z w i c k a u und 1885 a u c h D i a k o n a n der dortigen M a r i e n - und Katharin e n k i r c h e . Seit 1892 in L e i p z i g tätig, w a r er z u n ä c h s t D i a k o n an der K i r c h e St. M a t t h ä i , seit 1896 P f a r r e r an d e r M i c h a e l s kirche. 1914-23 lebte er als S u p e r i n t e n d e n t in Rochlitz. B., einer der h e r a u s r a g e n d e n L u t h e r p h i l o l o g e n seiner Zeit, w a r seit 1885 M i t a r b e i t e r der B r a u n s c h w e i g e r u n d der W e i m a rer L u t h e r a u s g a b e , f ü r d i e er d i e Predigten bearbeitete. Er v e r ö f f e n t l i c h t e z a h l r e i c h e U n t e r s u c h u n g e n zu —» L u t h e r und zur R e f o r m a t i o n s g e s c h i c h t e und schrieb Die evangelische Kirche im Jahrhundert der Reformation (1901). WEITERE WERKE: D i e E n t s t e h u n g der K a t e c h i s m e n L u t h e r s und d i e G r u n d l a g e d e s G r o ß e n K a t e c h i s m u s . L e i p z i g 1894. D. M a r t i n Luther. Ein L e b e n s b i l d f ü r d a s d e u t s c h e H a u s . Leipzig 1902, 5 1 9 3 0 . LITERATUR: F r a n z L a u : B., G . In: N D B , Bd. 2, S. 7 1 0 f .

1955,

Buckisch und Löwenfels,

G o t t f r i e d F e r d i n a n d Ritter v o n , Jurist, Historiker, g e t a u f t 28. 1. 1641 Oels (Schlesien), t 1 9 . 2 . 1699 M a i n z . N a c h r e c h t s w i s s e n s c h a f t l i c h e n Studien in L e i p z i g und J e n a w u r d e B . u. L. R a t m a n n in Strehlen, trat 1676 z u m Kat h o l i z i s m u s ü b e r und beteiligte sich als R e g i e r u n g s s e k r e t ä r in B r i e g an der D u r c h f ü h r u n g der G e g e n r e f o r m a t i o n . Z u m kaiserlichen R a t e r n a n n t und nobilitiert, w u r d e er später A s sessor b e i m P r a g e r B u r g a m t . U m 1692 erhielt B. u. L. d i e P r o f e s s u r f ü r G e s c h i c h t e u n d R e c h t s w i s s e n s c h a f t e n an d e r U n i v . W i e n , verlor sie j e d o c h um 1694 w i e d e r und f o l g t e kurz vor s e i n e m Tod e i n e m R u f an d i e U n i v . M a i n z . S e i n e n u r in A b s c h r i f t e n verbreiteten Schlesischen Religionsakten (7 B d e . ) sind ein wertvolles Q u e l l e n w e r k zur G e s c h i c h t e d e r R e f o r m a t i o n und G e g e n r e f o r m a t i o n .

Budde,

Karl ( F e r d i n a n d R e i n h a r d ) , e v a n g . T h e o l o g e , * 1 3 . 4 . 1850 B e n s b e r g bei K ö l n , t 2 9 . 1 . 1935 M a r b u r g . B . studierte seit 1867 T h e o l o g i e in B o n n , Berlin und Utrecht, habilitierte sich 1873 in B o n n f ü r Altes T e s t a m e n t und w a r 1878-85 I n s p e k t o r d e s E v a n g e l i s c h - T h e o l o g i s c h e n Stifts, d a n e b e n L e h r e r an einer H ö h e r e n T ö c h t e r s c h u l e . B . w u r d e 1879 a. o . P r o f . , f o l g t e 1889 e i n e m R u f als O r d i n a rius n a c h S t r a ß b u r g und g i n g 1900 nach M a r b u r g , w o er

200

bis zur E m e r i t i e r u n g 1921 lehrte. Er w a r einer d e r a n g e s e h e n s t e n historisch-kritischen A l t t e s t a m e n t l e r seiner Zeit und s c h r i e b u . a . Die Religion des Volkes Israel bis zur Verbannung (1900). S e i n e u m f a n g r e i c h e S a m m l u n g von W e r k e n L u d w i g R i c h t e r s v e r m a c h t e er 1907 d e m M u s e u m F o l k w a n g in E s s e n ( L u d w i g Richters Volkskunst, 1909). WEITERE WERKE: D i e S c h ä t z u n g d e s K ö n i g t u m s im A l t e n T e s t a m e n t . M a r b u r g 1903. - D a s p r o p h e t i s c h e S c h r i f t t u m . T ü b i n g e n 1906. - G e s c h i c h t e d e r althebräischen Litteratur. L e i p z i g 1906, 2 1 9 0 9 . LITERATUR: Ernst W ü r t h w e i n : B., K. F. R . In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 7 1 4 f.

Buddeus,

J o h a n n F r a n z , eigentl. B u d d e , e v a n g . T h e o l o g e , P h i l o s o p h , * 2 5 . 6 . 1 6 6 7 A n k l a m , t 1 0 . 1 1 . 1729 G o t h a . B., S o h n eines Pastors, studierte in Wittenberg und Jena. 1692 w u r d e er Prof. f ü r G r i e c h i s c h und Latein a m akad e m i s c h e n G y m n a s i u m in C o b u r g , 1693 Prof. der M o r a l p h i l o s o p h i e an der neuerrichteten U n i v . Halle, k e h r t e 1705 als P r o f . d e r T h e o l o g i e n a c h J e n a z u r ü c k u n d w u r d e 1715 O r d i n a r i u s . P h i l o s o p h i s c h an Christian —>Thomasius, z u m Teil a u c h an L o c k e orientiert, v e r f a ß t e B. in d e r H a l l e n s e r Zeit die Elementa philosophiae practicae ( 1 6 9 7 , 2. überarbeitete Aufl. 1703) und d i e Institutiones philosophiae eclecticae, d i e in zwei selbständigen Teilen d i e Elementa philosophiae Instrumentalis ( 1 7 0 3 , L o g i k ) und d i e Elementa philosopiae theoreticae ( 1 7 0 6 , M e t a p h y s i k ) b e h a n d e l n ; zus a m m e n stellen sie - d u r c h a u s m i t L e h r b u c h c h a r a k t e r - d a s vor —> W o l f f a m weitesten verbreitete p h i l o s o p h i s c h e Sys t e m dar. In den t h e o l o g i s c h e n A r b e i t e n , d i e d e r mit A u gust H e r m a n n —»Francke b e f r e u n d e t e und von —»Spener b e e i n f l u ß t e B. vor a l l e m in J e n a v e r f a ß t e , vermittelte er z w i s c h e n P i e t i s m u s u n d O r t h o d o x i e . Z u seinen Veröffentl i c h u n g e n zählen Selecta iuris naturae et gentium (1704), Institutiones theologiae moralis ( 1 7 1 1 ; dt. 1719), Historia ecclesiastica veteris testamenti ab orbe condito usque ad Christum natum (2 Bde., 1715-18), Institutiones theologicae dogmaticae ( 1 7 2 3 ) , Isagoge historico-theologica ad theologiam universam singulasque eius partes ( 1 7 2 7 , e r w . 1730) und Bedencken über die Wolfßanische Philosophie nebst einer historischen Einleitung zur gegenwärtiger [sic] Controversie (1724). WEITERE WERKE: A l l g e m e i n e s historisches L e x i k o n . 4 Tie., L e i p z i g 1709, 3 1 7 3 0 - 3 2 . - T h e s e s t h e o l o g i c a e de a t h e i s m o et superstitione. J e n a 1716. Dt. 1717. - E c c l e s i a apostolica sive d e statu ecclesiae christianae sub apostolis c o m m e n t a t i o h i s t o r i c o - d o g m a t i c a . J e n a 1729. LITERATUR: V D 17. - A r n o l d F. S t o l z e n b u r g : D i e T h e o logie des J. F. B. und des Chr. M a t t h . P f a f f . Berlin 1926. N a c h d r . A a l e n 1979. - K u r t A l a n d : B „ J. F. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 715. - E b e r h a r d H . Pältz: B. J. F. In: T R E , Bd. 7, 1981, S. 3 1 6 f. - Ulrich G o t t f r i e d Leinsle: R e f o r m v e r s u c h e protestantischer M e t a p h y s i k i m Zeitalter des R a t i o n a l i s m u s . A u g s b u r g 1988, bes. S. 190-197. - Walter S p a r n : B „ J. F. In: L T h K \ B d . 2, 1994, Sp. 7 5 5 f. - F r i e d e r i k e N ü s s e l : B u n d und V e r s ö h n u n g . Z u r B e g r ü n d u n g der D o g m a t i k bei J. F. B. G ö t t i n g e n 1996. - Ernst K o c h : B „ J. F. In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 1826.

Buder,

Paul v o n , e v a n g . T h e o l o g e , * 1 5 . 2 . 1 8 3 6 Leutkirch, t 5 . 5 . 1914 T ü b i n g e n . I m A n s c h l u ß an das S t u d i u m der T h e o l o g i e in T ü b i n g e n w u r d e B . 1861 R e p e t e n t a m T ü b i n g e r Stift und g i n g 1865 als D i a k o n und B e z i r k s s c h u l i n s p e k t o r n a c h B a c k n a n g . 1868 k a m er als H o f g e i s t l i c h e r , M i t a r b e i t e r a m K o n s i s t o r i u m und M i t g l i e d der t h e o l o g i s c h e n P r ü f u n g s k o m m i s s i o n n a c h Stuttgart, kehrte 1872 als E p h o r u s a m Stift und a. o. Prof. an d e r U n i v . nach T ü b i n g e n z u r ü c k und w u r d e 1877 O r d i n a r i u s f ü r D o g m a t i k und N e u e s T e s t a m e n t . B . s c h r i e b u . a . Über die apologetische Aufgabe der Theologie der Gegenwart (1876).

Biiel LITERATUR: R o l f S c h ä f e r : D i e A n f ä n g e des R i t s c h l i a n i s m u s im Stift. In: Friedrich Hertel (Hrsg.): In W a h r h e i t und Freiheit. 4 5 0 J a h r e E v a n g e l i s c h e s Stift in T ü b i n g e n . Stuttgart 1986, S. 2 0 5 - 2 2 5 . - M a t t h i a s W o l f e s : B „ P. v. In: B B K L , Bd. 17, 2 0 0 0 , Sp. 198-200. B ü c h e l , A n n a v o m , * u m 1695 E l b e r f e l d ( h e u t e zu Wuppertal), | 1 3 . 1 1 . 1 7 4 3 Ronsdorf. B. b e s u c h t e seit e t w a 1712 d i e pietistischen Privatveranstalt u n g e n d e s F a b r i k a n t e n Elias —> Eller in E l b e r f e l d , hatte angeblich göttliche O f f e n b a r u n g e n u n d w u r d e bald in einer sektiererischen G r u p p e verehrt. Eller heiratete B. 1733 und g r ü n d e t e mit ihr als Z i o n s v a t e r und Z i o n s m u t t e r e i n e G e m e i n d e . I h r e m S o h n B e n j a m i n w u r d e bei seiner G e b u r t 1734 als M e s s i a s gehuldigt, er starb jedoch im f o l g e n d e n Jahr. Staatliche U n t e r s u c h u n g e n und R e p r e s s i o n e n ließen d i e G e m e i n d e nach R o n s d o r f u m z i e h e n , w o B. u n e r w a r t e t starb. LITERATUR: J o h a n n F. G . G o e t e r s : D e r r e f o r m i e r t e Pietism u s . In: M a r t i n B r e c h t u . a . (Hrsg.): G e s c h i c h t e d e s Pietismus. B d . 2. G ö t t i n g e n 1995, S. 4 1 1 - 4 1 4 . - C l a u s B e r net: Β., A . v. In: B B K L , Bd. 22, 2 0 0 3 , Sp. 156-160. H a n s S c h n e i d e r : R o n s d o r f e r Sekte. In: R G G 4 , Bd. 7, 2 0 0 4 , Sp. 6 2 9 . B ü c h e l , D i e t r i c h von, t 3 0 . 1 1 . 1 5 5 2 B r ü h l . B. w a r S e k r e t ä r und B e r a t e r des K ö l n e r E r z b i s c h o f s H e r m a n n von —>Wied, hatte in d i e s e r F u n k t i o n Anteil an der „ K ö l n e r R e f o r m a t i o n " ( 1 5 4 2 - 4 7 ) und v e r f a ß t e die R e f o r m a t i o n s o r d n u n g e n der S t ä d t e N e u s s , K a i s e r s w e r t h und K e m pen. 1544 begleitete er den E r z b i s c h o f z u m R e i c h s t a g n a c h S p e y e r und n a h m in den f o l g e n d e n J a h r e n als d e s s e n G e sandter a m K o n v e n t d e r S c h m a l k a l d e n e r in F r a n k f u r t ( 1 5 4 5 ) und a m k u r k ö l n i s c h e n G r a f e n t a g in O b e r w e s e l ( 1 5 4 6 ) teil. N a c h d e m T o d d e s E r z b i s c h o f s geriet B. in G e f a n g e n s c h a f t und starb n a c h w e n i g e n W o c h e n . Bei den gelehrten Z e i t g e nossen (Martin —>Bucer, Philipp —> M e l a n c h t h o n u. a.) stand er in h o h e m A n s e h e n . LITERATUR: A u g u s t F r a n z e n : B., D . In: N D B , B d . 2, 1955, S. 717. B ü c h i , A l b e r t , s c h w e i z e r . Historiker, * 1 . 6 . 1 8 6 4 F r a u e n feld, t 1 4 . 5 . 1 9 3 0 F r e i b u r g ( S c h w e i z ) . B. studierte G e s c h i c h t e u n d G e r m a n i s t i k in Basel, M ü n c h e n und Berlin, habilitierte sich 1889 an d e r U n i v . F r e i b u r g ( S c h w e i z ) und w u r d e dort 1891 o . P r o f . f ü r s c h w e i z e r . G e schichte. 1893 g r ü n d e t e er d e n D e u t s c h e n G e s c h i c h t s f o r s c h e n d e n Verein d e s K a n t o n s Freiburg, d e s s e n Präsident er w u r d e . Seit 1907 g a b er g e m e i n s a m mit J o h a n n P e ter —> Kirsch die „ Z e i t s c h r i f t f ü r s c h w e i z e r i s c h e K i r c h e n g e s c h i c h t e " heraus. B. trat vor a l l e m als E d i t o r u n d Histor i o g r a p h d e s K a r d i n a l s M a t t h ä u s —> S c h i n e r hervor. E r gilt als F ö r d e r e r der s c h w e i z e r , kath. G e s c h i c h t s f o r s c h u n g und schrieb u . a . Der selige Bruder Klaus (1917). B ü c h l e r , A d o l f , j ü d i s c h e r T h e o l o g e , Historiker, * 18. 10. 1867 P r i e k o p a ( U n g a r n ) , t 1939 L o n d o n . B. studierte seit 1887 T h e o l o g i e und P h i l o s o p h i e an d e n U n i v . B u d a p e s t , B r e s l a u und L e i p z i g ( P r o m o t i o n 1890), erw a r b 1892 das R a b b i n e r d i p l o m und v e r b r a c h t e ein Studienj a h r in O x f o r d . 1902-15 lehrte er j ü d i s c h e G e s c h i c h t e , Bibel und T a l m u d a m J ü d i s c h - T h e o l o g i s c h e n S e m i n a r in W i e n und f o l g t e a n s c h l i e ß e n d e i n e m R u f als R e k t o r und Prof. an d a s J e w s C o l l e g e n a c h L o n d o n . Seit d e r G r ü n d u n g der Jerusalemer U n i v . 1925 g e h ö r t e B. d e m K u r a t o r i u m d e s d o r t i g e n J u d a i s t i s c h e n Instituts an; er arbeitete v o r a l l e m ü b e r R e l i g i o n s g e s c h i c h t e und T a l m u d - F o r s c h u n g und v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Die Priester und der Cultus im letzten Jahrzehnt des Jerusalemischen Tempels (1895).

B ü c h n e r , G o t t f r i e d , P s e u d . Christian B i b e l m a n n , F e r r o m o n t a n i , G o t t f r i e d W a c k e r m a n n , e v a n g . T h e o l o g e , * 1701 R i e d e r s d o r f , t 1780 Q u e r f u r t . Seit 1718 T h e o l o g i e s t u d e n t in J e n a , erlangte B. 1724 den M a g i s t e r g r a d , habilitierte sich dort 1725 und w u r d e später R e k t o r d e r S t a d t s c h u l e in Q u e r f u r t . B e k a n n t w u r d e er d u r c h s e i n e e r s t m a l s 1740 e r s c h i e n e n e Biblische Real- und VerbalHand-Concordanz [.../, die später z a h l r e i c h e A u f l a g e n erfuhr. LITERATUR: Plitt: B „ G . In: A D B , Bd. 3, 1876, S. 4 9 0 . H a u c k : B „ G . In: R E 3 , B d . 3, 1897, S. 525. B ü c h s e l , ( H e r m a n n M a r t i n ) Friedrich, e v a n g . T h e o l o g e , * 2 . 7 . 1883 S t ü c k e n bei P o t s d a m , t 5 . 5 . 1945 R o s t o c k . D e r E n k e l Karl —>B.s studierte T h e o l o g i e an den Universitäten T ü b i n g e n und Halle, w u r d e 1907 z u m Lizentiaten p r o m o v i e r t ( D i e Christologie der Offenbarung) u n d Inspektor a m P r e d i g e r s e m i n a r in Soest s o w i e a m T h o l u c k k o n v i k t in Halle, w o er sich 1911 habilitierte ( D e r Begriff der Wahrheit in dem Evangelium und den Briefen des Johannes). 1916 f o l g t e er e i n e m R u f als E x t r a o r d i n a r i u s n a c h G r e i f s w a l d , 1918 als O r d i n a r i u s nach R o s t o c k . S e i n e F o r s c h u n g e n b e s c h ä f t i g t e n sich mit d e m N e u e n T e s t a m e n t , v o r a l l e m m i t d e n S c h r i f t e n d e s J o h a n n e s (u. a. Johannes und der hellenistische Synkretismus, 1928). WEITERE WERKE: K i r c h e u n d S o z i a l d e m o k r a t i e . G ü t e r s l o h 1921. - W i e studiert m a n d a s N e u e s T e s t a m e n t ? E i n e praktische A n w e i s u n g f ü r S t u d e n t e n . G ü t e r s l o h 1922, 2 1 9 2 7 . D i e H a u p t f r a g e n der Synoptikerkritik. E i n e A u s e i n a n d e r s e t z u n g mit R u d o l f B u l t m a n n , M a r t i n Dibelius und ihren V o r g ä n g e r n . G ü t e r s l o h 1939. B ü c h s e i , Karl (Albert L u d w i g ) , e v a n g . T h e o l o g e , * 2 . 5 . 1803 S c h ö n f e l d / U c k e r m a r k , t 1 4 . 8 . 1889 Berlin. B. studierte in Berlin M a t h e m a t i k und T h e o l o g i e u . a . bei A u g u s t —>Neander und w u r d e 1827 H i l f s p r e d i g e r in S c h ö n w e r d e r . 1829 k a m er als P f a r r e r nach S c h ö n f e l d , w u r d e 1841 S u p e r i n t e n d e n t in B r ü s s o w in der U c k e r m a r k und 1846 P f a r r e r an der n e u g e g r ü n d e t e n M a t t h ä u s k i r c h e in Berlin. 1853-84 w a r er G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t f ü r d i e N e u m a r k u n d die Niederlausitz, seit 1858 Leiter des E l i s a b e t h k r a n k e n h a u s e s und d e r G o ß n e r s c h e n M i s s i o n s g e s e l l s c h a f t . B e k a n n t w u r d e er d u r c h seine auf A n r e g u n g E r n s t W i l h e l m —> H e n g s t e n b e r g s v e r ö f f e n t l i c h t e n Erinnerungen eines Landgeistlichen (5 B d e . , 1865-97). WEITERES WERK: K. B . A u s den E r i n n e r u n g e n und E r f a h r u n g e n e i n e s L a n d g e i s t l i c h e n und G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t e n . H r s g . v. Friedrich S e e b a ß . G i e ß e n 1953. LITERATUR: W i l h e l m J ö r n : E i n e l e u c h t e n d e S p u r . B i l d e r a u s K. B . s L e b e n u n d W i r k e n . H e i l i g e n b e i l - R o s e n b e r g 1928, 2 1 9 3 1 . - H e r m a n n S t r a t h m a n n : B., K. A . L. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 7 2 2 f. B ü e l , Johannes, schweizer, evang. Theologe, Pädagoge, * 12.8. 1762 S t e i n / R h e i n , t 7. 10. 1830 S t e i n / R h e i n . O h n e U n i v e r s i t ä t s s t u d i u m bestand B. 1779 d a s t h e o l o g i s c h e E x a m e n vor d e m S c h a f f h a u s e r K i r c h e n r a t , w u r d e H a u s l e h r e r in S c h a f f h a u s e n und 1784 L e h r e r s o w i e D i a k o n in H e m m i s h o f e n . Seit 1799 S c h u l i n s p e k t o r f ü r d e n B e z i r k Stein, w a r er an d e r S c h u l r e f o r m des K a n t o n s L u z e r n beteiligt und w u r d e K a n t o n s - und Schulrat. D u r c h d i e V e r m i t t l u n g H e r z o g E r n s t L u d w i g s von S a c h s e n - G o t h a w u r d e B. 1802 B i b l i o t h e k a r in A l t e n b u r g und erhielt 1804 d e n Titel eines L e g a t i o n s und H o f r a t s . 1803-17 lebte er als H a u s l e h r e r in W i e n und k e h r t e 1829 in die S c h w e i z z u r ü c k . B. unterhielt B e z i e h u n g e n zu zahlreichen G e l e h r t e n , u. a. mit J o h a n n e s von M ü l l e r und J o h a n n C a s p a r —»Lavater, schuf v e r s c h i e d e n e w o h l t ä t i g e S c h u l f o n d s u n d v e r f a ß t e p ä d a g o g i s c h e Schriften w i e d a s Buchstabierund Lesebuch zum Gebrauch deutscher Schulen (1794).

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Bühler B ü h l e r , Franz, K l o s t e r n a m e : G r e g o r , K o m p o n i s t , * 1 2 . 4 . 1 7 6 0 S c h n e i d h e i m bei N ö r d l i n g e n , t 4 . 2 . 1823 Augsburg. Seit 1770 C h o r k n a b e in der Abtei N e r e s h e i m , studierte B. seit 1775 P h i l o s o p h i e , T h e o l o g i e und M u s i k in A u g s b u r g , trat 1778 in D o n a u w ö r t h in d e n B e n e d i k t i n e r o r d e n ein und w u r d e 1784 z u m Priester g e w e i h t . E r w u r d e 1794 Stiftsorganist in B o z e n , 1801 D o m k a p e l l m e i s t e r in A u g s b u r g . N e b e n einer g r o ß e n Z a h l geistlicher und w e l t l i c h e r K o m p o s i t i o n e n aller G a t t u n g e n v e r ö f f e n t l i c h t e B. d i e m u s i k t h e o r e t i s c h e A b h a n d l u n g Etwas über Musik (1811). LITERATUR: G ü n t h e r S c h m i d t : B., F. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 726. - T h e o d o r W o h n h a a s : Ü b e r L e b e n und W e r k d e s A u g s b u r g e r D o m k a p e l l m e i s t e r s F. B. ( 1 7 6 0 - 1 8 2 3 ) . In: J a h r b u c h d e s Vereins f ü r A u g s b u r g e r B i s t u m s g e s c h i c h t e 4 ( 1 9 7 0 ) S. 9 3 - 1 0 2 . - H e r m a n n Ullrich: F. B. ( 1 7 6 0 - 1 8 2 3 ) . Ein B e i trag zur M u s i k g e s c h i c h t e d e s Vorderen Rieses. N ö r d l i n g e n 1990. - T h e o d o r W o h n h a a s / ( W o l f g a n g M a t t h ä u s ) : B „ F. In: M G G 2 P , B d . 3, 2 0 0 0 , S p . 1220-1224. - H e r m a n n Ullrich: B., F. In: N G r o v e D , B d . 4, 2 2 0 0 1 , S. 5 6 4 f . B i i h r e r , Viktor M a t t h ä u s , e v a n g . T h e o l o g e , Schriftsteller, * 2 0 . 9 . 1760 M ö t t l i n g e n , t 8 . 9 . 1828 E c h t e r d i n g e n . B . studierte 1779-84 T h e o l o g i e in T ü b i n g e n und w u r d e 1784 L e h r e r und Leiter e i n e s E r z i e h u n g s - I n s t i t u t s in W a i b lingen, 1798 P f a r r e r in Zell und A l t b a c h , 1819 in E c h terdingen. N e b e n k i r c h e n m u s i k a l i s c h e n W e r k e n und G e d i c h t e n in s c h w ä b i s c h e r M u n d a r t v e r ö f f e n t l i c h t e er u . a . ein Hilfswörterbuch für Ungelehrte oder Anweisung zu richtigem Aussprechen, Schreiben und Verstehen fremder Wörter [...] (1812), d a s m e h r e r e A u f l a g e n e r f u h r . B i i l c k , Walter, e v a n g . T h e o l o g e , * 7 . 3 . 1891 A l t o n a ( h e u t e zu H a m b u r g ) , t 2 0 . 4 . 1952 A l t o n a ( h e u t e zu Hamburg). N a c h Studien in G ö t t i n g e n , Kiel und Berlin trat B. 1915 in d e n K i r c h e n d i e n s t ein und w a r 1 9 1 7 / 1 8 Feldgeistlicher. Seit 1920 Lizentiat der T h e o l o g i e , habilitierte er sich 1921 an d e r U n i v . Kiel f ü r p r a k t i s c h e T h e o l o g i e und w u r d e dort 1927 a. o., 1931 o . P r o f e s s o r . 1936 f o l g t e er e i n e m R u f als O r d i n a r i u s nach G r e i f s w a l d u n d n a h m seit 1945 n e b e n einer Pfarrstelle in A l t o n a einen L e h r a u f t r a g f ü r R e l i g i o n s p ä d a g o gik an der U n i v . H a m b u r g w a h r . B. war P r ä s i d e n t des D e u t schen B u n d e s f ü r Freies C h r i s t e n t u m , Leiter d e s D e u t s c h e n P r o t e s t a n t e n v e r e i n s und seit 1949 M i t g l i e d des E x e k u t i v k o mitees d e s W e l t b u n d e s f ü r Freies C h r i s t e n t u m und religiöse Freiheit. E r schrieb u. a. Christentum und Deutschtum [...] (1937). WEITERE WERKE: B e g r i f f und A u f g a b e der Volkskirche. T ü b i n g e n 1922. - D a s K i r c h e n p r o b l e m der G e g e n wart. N e u m ü n s t e r (Holstein) 1930. - G l a u b e und Wirklichkeit. P r e d i g t e n . Kiel 1933. - P r a k t i s c h e T h e o l o g i e . E i n e E i n f ü h r u n g . L e i p z i g 1 9 3 4 , 2 1 9 4 9 . - D e r Jesus der G e s c h i c h t e und der C h r i s t u s d e s G l a u b e n s . Berlin 1940. - D a s J o h a n n e s E v a n g e l i u m und die G e g e n w a r t . H a m b u r g 1947, 2 1 9 4 8 . B i i l o w , Dietrich von, T h e o l o g e , Bischof von L e b u s , * 1460 M e c k l e n b u r g , t 1 - 1 0 . 1 5 2 3 B u r g L e b u s bei F r a n k furt/Oder. B . studierte 1472-86 an den U n i v e r s i t ä t e n R o s t o c k , E r f u r t und B o l o g n a ; d a n a c h w a r er K l e r i k e r in Verden und seit 1482 K a n o n i k e r in L e b u s . N a c h 1488 R a t a m b r a n d e n b u r g i s c h e n H o f , w u r d e er 1490 auf Betreiben des K u r f ü r s t e n z u m B i s c h o f der D i ö z e s e L e b u s g e w ä h l t und w a r d a n e ben a u c h erster Jurist und D i p l o m a t d e s K u r f ü r s t e n t u m s . B. s a m m e l t e antike H a n d s c h r i f t e n und pflegte e i n e n u m f a n g r e i c h e n gelehrten B r i e f w e c h s e l ; g e m e i n s a m mit Eitelwolf von Stein betrieb er d i e G r ü n d u n g d e r U n i v . F r a n k f u r t / O d e r und war seit d e r e n E r ö f f n u n g 1506 als ihr K a n z l e r und K o n servator u. a. f ü r d i e B e r u f u n g der P r o f e s s o r e n zuständig.

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S e i n e m a m F r a n k f u r t e r B i s c h o f s h o f ins L e b e n g e r u f e n e n literarisch-musikalischen Kreis g e h ö r t e z e i t w e i s e Ulrich von - » H u t t e n an. LITERATUR: Heinrich G r i m m : B. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 7 3 3 . - J. Walicki u. a.: F r a n k f u r t und W i t t e n b e r g . Z w e i U n i v e r s i t ä t s g r ü n d u n g e n i m Vorfeld d e r R e f o r m a t i o n . In: Peter B a u m g a r t / N o t k e r H a m m e r s t e i n (Hrsg.): B e i t r ä g e zu Prob l e m e n d e u t s c h e r U n i v e r s i t ä t s g r ü n d u n g e n der f r ü h e n N e u zeit. N e n d e l n 1978, S. 111-129. - Dietrich K u r z e : D. v. B. In: L e x M A , B d . 3, 1986, S. 1 0 2 8 f . - Felix E s c h e r : D . v. B. In: L T h K 3 , B d . 3, 1995, Sp. 222. - Jan K o p i e c : B „ D . v. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 4 4 8 - 1 6 4 8 ) , 1996, S. 88 f. B ü l o w , Emil Frh. von, Jesuit, T h e o l o g e , * 3 0 . 5 . 1 8 1 7 N e u b r a n d e n b u r g , f 1 2 . 4 . 1903 K a l k s b u r g bei Wien. N a c h d r e i j ä h r i g e m S t u d i u m der R e c h t s w i s s e n s c h a f t e n a b solvierte B. eine l a n d w i r t s c h a f t l i c h e A u s b i l d u n g , b e g a b sich auf R e i s e n und trat in Italien in K o n t a k t mit Karl von —»Vogelsang. 1850 trat er in I n n s b r u c k z u m K a t h o l i z i s m u s über, w u r d e i m f o l g e n d e n J a h r Jesuit, setzte seine S t u d i e n in L i n z und R o m fort und erhielt 1857 die P r i e s t e r w e i h e . 1866-71 w a r er R e k t o r und N o v i z e n m e i s t e r i m J e s u i t e n k o l leg T y r n a u in U n g a r n , g r ü n d e t e als Provinzial f ü r Ö s t e r r e i c h U n g a r n ( 1 8 7 1 - 7 7 ) u . a . d a s G y m n a s i u m in K a l k s b u r g und w a r 1877-85 R e k t o r in St. A n d r ä , 1885-1901 in Lainz. B. s c h r i e b u . a . Hundert Lebensbilder aus der österreichischungarischen Provinz der Gesellschaft Jesu (1902). B i i n d e r l i n , J o h a n n e s , auch H a n s W u n d e r l ( e ) , H a n s Vischer, T ä u f e r , * u m 1500 St. P e t e r bei L i n z , t nach 1539. B. studierte 1 5 1 5 - 1 9 in W i e n die Artes und w a r danach P r ä d i k a n t bei e i n e m e v a n g e l i s c h g e s i n n t e n A d l i g e n in O b e r ö s t e r r e i c h . U m 1527 Schloß er sich d e r T ä u f e r g e m e i n d e in L i n z an, w u r d e vertrieben und ist in d e n f o l g e n d e n Jahren in M ä h r e n s o w i e in o b e r d e u t s c h e n Städten bezeugt. In S t r a ß b u r g v e r ö f f e n t l i c h t e er u m 1530 m e h r e r e S c h r i f t e n , d a r u n t e r Erklerung durch vergleichung der Biblischen geschafft (1530), in d e n e n er e i n e n radikalen m y s t i s c h e n Spiritualismus im G e f o l g e und in Ü b e r b i e t u n g H a n s Dencks vertrat. Er geriet hier in A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n mit auf d i e ä u ß e r e n O r d n u n g e n b e d a c h t e n T ä u f e r n , vor allem mit Pilg r a m —>Marpeck. D i e letzten N a c h r i c h t e n ü b e r B . s t a m m e n von 1539 aus U l m , w o er sich in G e s i n n u n g s g e m e i n s c h a f t mit K a s p a r von - » S c h w e n c k f e l d b e f a n d . WEITERE WERKE: Ein g e m e y n e B e r e c h n u n g ü b e r der heylig e n S c h r i f t Innhalt. S t r a ß b u r g 1529. - A u s w a s U r s a c h sich G o t t in d i e N y d e r g e l a s s e n und in Christo v e r m e n s c h e t ist. S t r a ß b u r g 1529. LITERATUR: V D 16, Β 9 1 4 1 - 9 1 4 4 . - E b e r h a r d Teufel: B „ H. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 7 4 0 . - Ulrich Gabler: J. B. von Linz. In: J a h r b u c h d e r G e s e l l s c h a f t f ü r die G e s c h i c h t e d e s P r o t e s t a n t i s m u s in Österreich 9 6 (1980) S. 3 5 5 - 3 7 0 . - Hellm u t Z s c h o c h : B „ J. In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 1876. B ü n t i n g , Heinrich, auch Bunting(us), Pendingius, evang. T h e o l o g e , Historiker, * 1545 H a n n o v e r , f 3 0 . 1 2 . 1606 Hannover. B. studierte 1568-71 an der U n i v . W i t t e n b e r g A r t e s und T h e o l o g i e , w u r d e 1571 von s e i n e m L e h r e r Friedrich —»Widebram z u m P r e d i g e r ordiniert und trat d i e Stelle d e s S c h l o ß p r e d i g e r s der H e r z o g i n S i d o n i a auf d e m AltC a l e n b e r g an. Seit 1572 w a r er P f a r r e r in G r o n a u bei Hildesheim, 1591-99 S u p e r i n t e n d e n t in Goslar. A l s B . dieses A m t w e g e n t h e o l o g i s c h e r Lehrstreitigkeiten verlor, zog er wieder in seine G e b u r t s s t a d t . E r schrieb u . a . e i n e Braunschweigische und Lüneburgische Chronica (4 Bde., 1 5 8 4 / 8 5 ) . WEITERE WERKE: Itinerarium s a c r a e scripturae. H e l m s t e d t 1581. - D e M o n e t i s et m e n s u r i s sacrae scripturae. H e l m s t e d t 1583. - H a r m o n í a E v a n g e l i a r u m . H e l m s t e d t 1589.

Büssing LITERATUR: V D 16, Β 9 1 5 1 - 9 2 0 9 . - V D 1 7 . - H a n s Klinge: Β., H. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 741. B ü r e n , Moritz von, kath. Theologe, * 1 2 . 2 . 1 6 0 4 Büren bei Paderborn, + 7 . 1 1 . 1 6 5 1 Haus Geist bei Oelde. Der Sohn des vornehmsten Standesherrn im Hochstift Paderborn und kämpferischen Calvinisten besuchte nach d e m Wunsch der konvertierten Mutter die Jesuitengymnasien in Paderborn und Köln, studierte seit 1621 in Douai Rechtswissenschaften, bereiste Westeuropa und ersuchte in R o m vergeblich um A u f n a h m e in den Jesuitenorden. 1628 wurde B. Präsident und damit Stellvertreter des Kammerrichters am Reichskammergericht in Speyer, ein Amt, das er bis 1644 innehatte. In j e n e m Jahr trat er, nachdem er die Gesellschaft Jesu zu seinem Universalerben eingesetzt hatte, in den Orden ein und wurde noch im gleichen Jahr zum Priester geweiht. Nach dem Noviziat in Trier studierte er Theologie und Philosophie in Köln und übernahm nach Weisung die Verwaltung seiner Güter. B. bemühte sich um die Rekatholisierung der Bevölkerung in seiner ausgedehnten Herrschaft. Auf den ererbten Gütern errichtete der Orden im 18. Jh. ein Kolleggebäude und eine Kirche und schuf damit einen Hauptstützpunkt für seine Tätigkeit in Ostwestfalen. L I T E R A T U R : V D 17. - Paul Löer: Μ. v. B. Ein Zeitbild aus der katholischen Restauration des 17. Jahrhunderts. Diss. Freiburg/Breisgau 1939. - Oswald Gschließer: Β., M. v. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 743. - Reinhard Oberschelp: Die Edelherren v. B. bis zum Ende des 14. Jahrhunderts. Diss. Münster 1961.

Büren, Nikolaus von

Nikolaus von Büren

B ü r g i s s e r , Leodegar, eigentl. Andreas B., Benediktinerabt, * 1.4. 1640 Luzern, t 2 8 . 1 1 . 1717 Neu-Ravensburg. B. war seit 1653 Schüler im Benediktinerkloster St. Gallen, trat 1657 in den Orden ein und wurde 1683 Dekan, 1696 Abt des Klosters. Im folgenden Jahr in die Streitigkeiten des „St. Galler Kreuzkriegs" verwickelt, Schloß er 1702 ohne Wissen der Eidgenossenschaft ein Bündnis mit dem Kaiser und ließ sich 1706 als Reichsfürst investieren. Er führte damit einen die Bekenntnisse konfrontierenden Schweizerkrieg (Zweiter Villmergerkrieg) herbei, der schließlich dazu führte, die jahrhundertelange D o m i n a n z der kath. Orte in der Eidgenossenschaft zu beenden. 1712 drangen Zürcher und Berner Truppen ins Stiftsland vor und nötigten Abt und Konvent zur Flucht nach Neu-Ravensburg. B. verwarf den Frieden von Rorschach 1714 und schuf erst durch seinen Tod die Voraussetzungen für eine Wiederherstellung der alten Rechte der Abtei (1718). LITERATUR: Joh. Dierauer: B „ L. In: A D B , Bd. 3, 1876, S. 606 f. - Ulrich Im Hof: Ancien Regime. In: Handbuch der Schweizer Geschichte. Bd. 2. Zürich 1977, S. 697-700. B ü r k i , Barnabas, eigentl. Steyger, auch Miles, Benediktiner, Theologe, * 1 4 7 3 / 7 4 Altstätten, t 26. 12. 1546. B. wurde seit 1487 im Benediktinerkloster Engelberg ausgebildet, trat dort in den Orden ein und studierte in Paris. 1505 wurde er Magister artium, Doktor und Prof. der Theologie und Philosophie; noch in Paris erhielt er die B e r u f u n g zum Abt von Engelberg. Er pflegte die wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Aktivitäten seines Ordens und bemühte sich u m Unabhängigkeit des Klosters von den sogenannten Schirmorten. B. war einer der vier Präsidenten bei der Badener Disputation von 1526 und wirkte im Berner Oberland für die Erneuerung des herkömmlichen Glaubens und den Widerstand gegen die Reformation. LITERATUR: A. Weiss: Das Kloster Engelberg unter Abt B. B. 1505-46. In: Zeitschrift für Schweizerische Kirchengeschichte 16 (1956) Beiheft. - Urban Hödel: Β., B. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 812.

B ü r k l e r , Robert, schweizer, kath. Theologe, Bischof von St. Gallen, * 5 . 3 . 1863 R o r s c h a c h / B o d e n s e e , t 2 8 . 5 . 1928 St. Gallen. Der Sohn einer Handwerkerfamilie studierte in Innsbruck und wurde nach der Priesterweihe 1888 Kaplan und Lehrer an der Sekundärschule in Uznach, 1891 Pfarrer in Gossau, 1903 in Lichtensteig. Seit 1906 Mitglied des kantonalen Erziehungsrats, war B. seit 1907 Kanonikus und Regens des Priesterseminars, von 1913 an Bischof von St. Gallen. Er war zeitweise Chefredakteur des „Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatts". Johannes Duft: B „ ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 82.

LITERATUR:

R. In: Gatz,

Bischöfe

B ü r v e n i c h , A d a m , kath. Theologe, Schriftsteller, * 1603 Düren, t 7 . 5 . 1676 Koblenz. B. trat 1620 in die Kölner Provinz der Franziskanerrekollekten ein, studierte Philosophie und Theologie und war zwei Jahre Katechet, bevor er 1627 zum Priester geweiht wurde. Er war Lektor der Theologie in Heidelberg, Guardian der Konvente in Mainz, Brühl, Koblenz, Beurig und Zons, gründete das Franziskanerkloster in Tauberbischofsheim und visitierte 1653 die Straßburger, 1655 die Thüringer Ordensprovinz. B. verfaßte aszetische Schriften und hinterließ mehrere handschriftliche Chroniken, darunter die der Kölner Provinz (1656). V D 17. - Sophronius Ciasen: B „ A. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 2 f. LITERATUR:

B ü s c h i n g , Anton Friedrich, evang. Theologe, Geograph, Pädagoge, * 2 7 . 9 . 1 7 2 4 Stadthagen, t 2 8 . 5 . 1 7 9 3 Berlin. N a c h d e m er sich wegen seiner pietistischer Prägung, die er durch den Stadthagener Superintendenten erhalten hatte, mit seinem Vater überworfen hatte, k a m B. 1743 in einem Waisenhaus in H a l l e / S a a l e unter. Seit 1743 studierte er dort evang. Theologie, u. a. bei Siegmund Jakob Baumgarten. 1748 wurde B. Hofmeister bei dem Grafen Lynar in Köstritz, mit d e m er dann nach St. Petersburg ging. Seit 1752 hielt er sich in Kopenhagen auf und wurde 1754 Prof. der Philosophie in Göttingen. 1760 nahm er eine Predigerstelle in St. Petersburg an und kehrte 1766 als Oberkonsistorialrat und Direktor des Berliner G y m n a s i u m s zum Grauen Kloster nach Deutschland zurück. Seine R e f o r m e n in der Schulpolitik machten ihn zu einem der bedeutendsten Berliner Schulleiter des 18. Jahrhunderts. B. zählte zu den Vertretern der Berliner Aufklärung. Er begründete mit seiner Europa und Asien umfassenden Neuen Erdbeschreibung (11 Teile, 1754-92) die politische Geographie, basierend auf vergleichender Statistik, und war als Herausgeber der Zeitschriften „Magazin f ü r die neue Historie und Geographie" (1767-88) und „Wöchentliche Nachrichten" (1773-87) tätig. B., Verfasser auch wissenschaftshistorischer Studien, veröffentlichte seine Autobiographie im sechsten Band seiner Beiträge zu der Lebensgeschichte denkwürdiger Personen [...] (6 Bde., 1783-89). W . Michel: B „ A. F. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 3 f. - Gottfried Hornig: B „ A. F. In: R G G 4 , Bd. 1, Sp. 1899. - Peter H o f f m a n n : A. F. B. (1724-1793). Ein Leben im Zeitalter der Aufklärung. Berlin 2000. LITERATUR:

B ü s s i n g , Kaspar, auch Caspar Bußingius, evang. Theologe, Naturforscher, * 9 . 3 . 1658 Neukloster (Mecklenburg), t 20. 10. 1732 Oldenburg. B. studierte 1677-84 an den Universitäten Leipzig, Jena, Rostock und Kiel Theologie, Mathematik, Heraldik und Geschichte und wurde 1684 Lehrer, 1691 Konrektor am neugegründeten Athenäum in Kiel. Seit 1692 Gymnasiallehrer in Hamburg, wurde er 1694 Pfarrer an St. Michaelis und übernahm 1699 das Pastorat sowie die dazugehörige Theologieprofessur am Dom. 1707 wurde er aus Anlaß seiner Weigerung, ein öffentliches Dankfest für die Siege des

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Biitow S c h w e d e n k ö n i g s Karl XII. im D o m zu b e g e h e n , entlassen und ü b e r n a h m d a s Pastorat der A r m e n h a u s g e m e i n d e und der G e m e i n d e St. H i o b . 1709 k a m er als Konsistorialrat und G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t von O l d e n b u r g und D e l m e n h o r s t (seit 1712 a u c h von B r e m e n und Verden) s o w i e als H a u p t pastor an der K i r c h e St. L a m b e r t i nach O l d e n b u r g . N e b e n t h e o l o g i s c h e n S c h r i f t e n v e r ö f f e n t l i c h t e B. A r b e i t e n aus d e n G e b i e t e n M a t h e m a t i k , A s t r o n o m i e , P h i l o s o p h i e u n d Heraldik ( u . a . Mathematica superiora [...], 1685). Er w a r an der A u s a r b e i t u n g d e r o l d e n b u r g i s c h e n K i r c h e n o r d n u n g von 1725 beteiligt. WEITERE WERKE: C o n s p e c t u s heraldicae. H a m b u r g 1693. E i n l e i t u n g zu der H e r o l d s - K u n s t . H a m b u r g 1694. LITERATUR: V D 17. - Karl M e i n a r d u s : D e r o l d e n b u r g i sche G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t C. B. O l d e n b u r g 1875. - R o l f S c h ä f e r : D i e Zeit der R e c h t g l ä u b i g k e i t . In: Ders. (Hrsg.): Oldenburgische Kirchengeschichte. Oldenburg 1999, S. 3 1 9 - 3 2 6 .

Bütow,

J o h a n n , a u c h B u t o v i u s , e v a n g . T h e o l o g e , Dichter, * T r e p t o w , t 1621. B . w a r seit 1589 fürstlich alten-stettinischer H o f p r e d i g e r , später bischöflicher H o f p r e d i g e r in Köslin und hielt 1621 e i n e a u c h i m D r u c k e r s c h i e n e n e L e i c h e n p r e d i g t auf H e r z o g F r a n z I. A u ß e r P r e d i g t e n schrieb er das D r a m a Isaac (1600), in d e m er n e b e n der alttestamentlichen H a u p t h a n d l u n g e i n e b ä u e r l i c h e E h e s t a n d s g e s c h i c h t e in Platt erzählt. LITERATUR: W . Sch.: B „ J. In: A D B , B d . 3, 1876, S. 6 5 3 .

Büttner,

Johannes Samuel, evang. Theologe, * 28.4.1831 H a r s e f e l d bei Stade, t 2 3 . 7 . 1 9 0 5 H a n n o v e r . N a c h d e m S t u d i u m 1850-53 in E r l a n g e n und G ö t t i n g e n und längeren Hilfslehrertätigkeiten w a r B. seit 1866 P f a r r e r in H o r n e b u r g bei Stade. 1869 k a m er an d a s D i a k o n i s s e n h a u s „ H e n r i e t t e n s t i f t " in H a n n o v e r , w o er bis zu s e i n e m Tod wirkte. N e b e n der Tätigkeit f ü r d i e w e i b l i c h e D i a k o nie b e m ü h t e er sich u m M i s s i o n und D i a s p o r a und w a r l a n g j ä h r i g e r Vorsitzender d e s H a n n o v e r s c h e n L u t h e r i s c h e n G o t t e s k a s t e n s . B. v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Gottes Befehl im Diakonissenberuf (1883). WEITERE WERKE: S u c h e t in d e r S c h r i f t ( A n d a c h t s b u c h ) . H a n n o v e r 1887, 3 1 9 0 2 . - D i a k o n i s s e n u n t e r r i c h t . H a n n o v e r 1891, 2 1 8 9 7 . LITERATUR: J o h a n n e s S c h w e r d t m a n n : B., J. In: R E ' , B d . 2 3 , 1913, S. 2 7 9 - 2 8 5 .

Büttner,

Karl Gotthilf, e v a n g . M i s s i o n a r , S p r a c h w i s s e n schaftler, * 24. 12. 1848 K ö n i g s b e r g , t 14. 12. 1893 BerlinSteglitz. B . Schloß 1870 die t h e o l o g i s c h e n Studien ab, k a m ans c h l i e ß e n d ins M i s s i o n s h a u s B a r m e n zur s p r a c h l i c h e n und m e d i z i n i s c h e n F o r t b i l d u n g u n d erteilte dort auch U n t e r richt. Von der R h e i n i s c h e n M i s s i o n s g e s e l l s c h a f t 1872 nach S ü d w e s t a f r i k a e n t s a n d t , ü b e r n a h m er in O t j i m b i n g u e d i e L e i t u n g des A u g u s t i n e u m s , einer G e h i l f e n s c h u l e f ü r H e rero. 1880 k e h r t e er n a c h D e u t s c h l a n d z u r ü c k u n d w u r d e P f a r r e r in W o r m d i t t bei K ö n i g s b e r g . 1885 reiste er i m A u f t r a g der d e u t s c h e n R e g i e r u n g n a c h S ü d w e s t a f r i k a z u m A b s c h l u ß von S c h u t z v e r t r ä g e n mit d e n H ä u p t l i n g e n d e r N a m a und H e r e r o und w a r 1886-89 I n s p e k t o r d e r D e u t s c h Ostafrikanischen Missionsgesellschaft, anschließend Lehrer a m O r i e n t a l i s c h e n S e m i n a r in Berlin. B. f ü h r t e d a s S t u d i u m d e s Suaheli in D e u t s c h l a n d ein, w a r M i t ü b e r s e t z e r des N e u e n T e s t a m e n t s ins O t j i h e r e r o und g a b 1887-90 die „Zeitschrift f ü r a f r i k a n i s c h e S p r a c h e n " heraus. E r v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . ein Wörterbuch der Suahelisprache ( 1890). WEITERE WERKE: H ü l f s b ü c h l e i n f ü r den ersten U n t e r r i c h t in der S u a h e l i - S p r a c h e . L e i p z i g 1887, 2 1 8 9 1 . - L i e d e r und G e s c h i c h t e d e r Suaheli. Berlin 1894. LITERATUR: D i e d r i c h H e r m a n n W e s t e r m a n n : B., K . G . In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 7.

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Büttner,

W o l f ( g a n g ) , e v a n g . T h e o l o g e , Schriftsteller, * 1522 O e l s n i t z / V o i g t l a n d , t 1596. B. studierte w o h l in Wittenberg T h e o l o g i e und w a r 2 9 J a h r e P r e d i g e r der k u r s ä c h s i s c h e n G e m e i n d e n U m p f e r s t e d t und W o l f e r s t e d t . N e b e n drei t h e o l o g i s c h e n S c h r i f t e n und einer E x e m p l a - u n d E r z ä h l s a m m l u n g v e r ö f f e n t l i c h t e er g e s a m m e l t e S c h w ä n k e ü b e r einen sächsischen H o f n a r r e n ( 6 2 7 Historien von Claus Narren, 1572), mit d e n e n er a u ß e r der U n t e r h a l t u n g a u c h b ü r g e r l i c h - p r o t e s t a n t i s c h e B e l e h r u n g vermittelte. LITERATUR: V D 16, Β 9 2 1 4 - 9 2 2 2 . - V D 17.

Bugenhagen,

J o h a n n e s , R e f o r m a t o r , * 2 4 . 6 . 1 4 8 5 Wollin (Pommern), t 2 0 . 5 . 1 5 5 8 Wittenberg. A l s S o h n des Wolliner R a t s h e r r n G e r h a r d B. g e b o r e n , w u r d e B., der s p ä t e r d e n B e i n a m e n „ d e r P o m m e r " ( P o m e r a n u s ) erhielt, als S e c h z e h n j ä h r i g e r an der U n i v . G r e i f s w a l d i m m a trikuliert. Bereits z w e i J a h r e später, 1504, w u r d e B. z u m R e k t o r d e r S t a d t s c h u l e in T r e p t o w b e r u f e n . 1509 erhielt er d i e P r i e s t e r w e i h e und w i r k t e an d e r M a r i e n k i r c h e in Trept o w . U n t e r seiner L e i t u n g s c h e i n t die S c h u l e hinsichtlich der V e r b i n d u n g von S p r a c h s t u d i u m und B i b e l e x e g e s e h u m a n i stisch g e p r ä g t w o r d e n zu sein. B. betrieb in s e i n e m S c h u l a m t u m f a n g r e i c h e a u t o d i d a k t i s c h e Studien vor allem zu den Kirc h e n v ä t e r n ; d e r K o n t a k t mit d e m H u m a n i s m u s scheint ihn zu e i n e m f r ü h z e i t i g e n B r u c h mit der scholastischen T h e o l o g i e g e f ü h r t zu h a b e n . 1517 w u r d e i h m d a s biblische Lektorat i m Kloster B e l b u c k übertragen. Z w i s c h e n z e i t l i c h scheint B., der mit G l e i c h g e s i n n t e n geistigen A u s t a u s c h ü b e r d i e b e w e g e n d e n F r a g e n der Zeit ( „ T r e p t o w e r K r e i s " ) pflegte, stark von —> E r a s m u s beeinflußt w o r d e n zu sein. D e s s e n B i b e l h u m a n i s m u s bildete e i n e w i c h t i g e B r ü c k e zur S c h r i f t i n t e r p r e t a t i o n i m S i n n e der R e f o r m a t i o n - > L u t h e r s . E i n f l ü s s e des W i t t e n berger R e f o r m a t o r s sind w o h l e r s t m a l s im H e r b s t 1520 nachw e i s b a r und b e s t i m m t e n - trotz e i g e n e r A k z e n t e e t w a in der R e c h t f e r t i g u n g s l e h r e , in d e r ein stärker h u m a n i s t i s c h e s Interesse an der „ e f f e k t i v e n " W i r k u n g d e s G n a d e n z u s p r u c h s w i r k s a m wird - seine T h e o l o g i e t i e f g r e i f e n d . D i e l e b e n s g e s c h i c h t l i c h e W e n d e , d i e die R e f o r m a t i o n f ü r B. b e d e u t e t e , wird d a r a n deutlich, d a ß er sich trotz seines Alters und seiner g e s i c h e r t e n Position im F r ü h j a h r 1521 z u m Stud i u m in W i t t e n b e r g entschloß. S c h n e l l g e w a n n B. d a s Vertrauen d e r f ü h r e n d e n W i t t e n b e r g e r R e f o r m a t o r e n L u t h e r und —»Melanchthon; seit Herbst 1521 hielt er e x e g e t i s c h e Vorl e s u n g e n ü b e r den Psalter, a u s d e n e n später ein stattlicher K o m m e n t a r e r w u c h s . 1523 ü b e r n a h m er die W i t t e n b e r g e r Stadtpfarrei. Als f ü h r e n d e m r e f o r m a t o r i s c h e n Geistlichen in der U n i v e r s i t ä t s m e t r o p o l e k a m B . s A m t s f ü h r u n g eine weithin a u s s t r a h l e n d e B e d e u t u n g f ü r den A u f b a u eines protestantischen K i r c h e n w e s e n s zu. N e b e n seiner kirchlichen Tätigkeit f ü h r t e er seine a k a d e m i s c h e Arbeit als S c h r i f t a u s l e ger - seit 1533 w a r er o r d e n t l i c h e s M i t g l i e d der F a k u l t ä t und D o k t o r der T h e o l o g i e - f o r t und g e h ö r t e z u m M i t a r b e i terkreis L u t h e r s bei der B i b e l ü b e r s e t z u n g . D u r c h e i n e F l u g s c h r i f t zur A b e n d m a h l s f r a g e e r ö f f n e t e B. im S o m m e r 1525 d e n l a n g w i e r i g e n , zur A u f l ö s u n g der Einheit d e r r e f o r m a t o r i s c h e n B e w e g u n g wesentlich b e i t r a g e n d e n A b e n d m a h l s s t r e i t mit —> Z w i n g l i . In e i n e m 1526 e r s c h i e n e n e n S e n d b r i e f an d i e Stadt H a m b u r g e n t w i c k e l t e B. ein k i r c h e n o r g a n i s a t o r i s c h e s P r o g r a m m , das seine w e i t l ä u f i g e T ä t i g k e i t als wichtigster R e f o r m a t o r n o r d d e u t s c h e r und s k a n d i n a v i s c h e r städtischer ( B r a u n s c h w e i g 1528, H a m b u r g 1 5 2 8 / 2 9 , L ü b e c k 1530-32, H i l d e s h e i m 1544) und territorialer K i r c h e n t ü m e r ( O s t f r i e s land, P o m m e r n 1 5 3 4 / 3 5 ; D ä n e m a r k , N o r w e g e n , S c h l e s w i g ; Holstein; B r a u n s c h w e i g - W o l f e n b ü t t e l 1543) e r ö f f n e t e . T r o t z h ä u f i g e r A b w e s e n h e i t und e h r e n v o l l e r B e r u f u n g e n in h o h e universitäre und kirchliche Ä m t e r hielt B . s e i n e m W i t t e n berger D o p p e l a m t als P a s t o r und P r o f e s s o r - nicht zuletzt w e g e n d e r e n g e n F r e u n d s c h a f t m i t L u t h e r , dessen B e i c h t v a ter er w a r - d i e Treue.

Bultmann Β.s lebenslange theologische B e m ü h u n g um die Auslegung der Bibel und die kirchenorganisatorisch-praktische Seite seiner Tätigkeit als R e f o r m a t o r sind für sein Lebenswerk und seine dauerhafte Wirkung gleichermaßen entscheidend geworden. B. gehört zu den wichtigsten Schriftauslegern der Reformatorengeneration; seine zahlreich nachgedruckten gelehrten K o m m e n t a r e und exegetischen Hilfsmittel (Passionsharmonie) prägten die luth. Geistlichkeit vor allem des 16. Jh. tiefgreifend. In seinen aus reformatorischem Anliegen heraus gestalteten Kirchenordnungen trug B. den konkreten sozialen und politischen Realitäten Rechnung. Durch die theologische Begründung des Kirchenrechts und eine variable Verbindung gemeindlicher und obrigkeitlicher Elemente leistete er einen spezifischen Beitrag zur Konsolidierung zahlreicher reformatorischer Kirchentümer. LITERATUR: Karl August Traugott Vogt: J. B. Leben und ausgewählte Schriften. Elberfeld 1867. - Georg Geisenhof: Bibliotheca Bugenhagiana. Leipzig 1908. Neudr. Nieuwkoop 1963. - V D 16 Β 9227-9524. - Otto Vogt (Hrsg.): Dr. J. B.s Briefwechsel. Gotha 1910. Neudr. Hildesheim 1966. - Hans Hermann Holfelder: Tentatio et consolatio. Studien zu B.s „Interpretatio in librum psalmorum". B e r l i n / N e w York 1974. - Hans-Günter Leder: Z u m Stand und zur Kritik der Bugenhagenforschung. In: Herbergen der Christenheit 1977/78, S. 65-100. - Hans Hermann Holfelder: B „ J. In: T R E , Bd. 7, 1981, S. 354-363. - Hans-Günter Leder (Hrsg.): J. B. Gestalt und Wirkung. Beiträge zur Bugenhagenforschung aus Anlaß des 500. Geburtstages. Berlin 1984. - Anneliese Bieber: J. B. zwischen R e f o r m und Reformation. Göttingen 1993. - Ralf Kötter: J. B.s Rechtfertigungslehre und der römische Katholizismus. Göttingen 1994. Thomas Kaufmann B u l l i n g e r , Heinrich, schweizer. Reformator, * 4 . 7 . 1 5 0 4 Bremgarten (heute Kt. Aargau), t 17.9. 1575 Zürich. B. wurde als Sohn eines Priesters gleichen Namens, der sich später der Reformation anschloß, geboren. Die Schulbildung, die der hochbegabte K n a b e u. a. in Emmerich erhielt, war vom Geist der Devotio moderna beeinflußt. O b dieser wie in der Forschung geschehen - eine prägende Bedeutung für B.s gesamte geistige Entwicklung zuerkannt werden kann, ist zurückhaltend zu beurteilen. Seit 1519 studierte B. in Köln, wurde 1520 Baccalaureus artium und erwarb 1522 den Magistergrad. B. trieb intensive humanistische Studien und beschäftigte sich mit patristischer, aber auch scholastischer Theologie. Das Studium der Kirchenväter sowie der Einfluß des Erasmus und der Wittenberger Reformatoren —> Luther und - > M e l a n c h t h o n führten B. zu einer gründlichen B e m ü h u n g um das Verständnis der Bibel. Schon 1522 scheint der j u n g e Magister innerlich mit der römischen Kirche gebrochen zu haben. Nach der Rückkehr in die Heimat wurde B. als Lehrer an die neugegründete Schule des Zisterzienserklosters Kappel bei Zürich berufen. An dieser Schule verwirklichte B. ein humanistisches Bildungsprogramm und hielt öffentliche Vorlesungen vor allem über die paulinischen Briefe. Unter d e m Einfluß Zwingiis, dessen Freund und enger Vertrauter er schon in den frühen zwanziger Jahren des 16. Jh. wurde, wuchs er allmählich in eine führende Stellung in der reformatorischen Metropole Zürich hinein. Nach Zwingiis Tod beim Zweiten Kappler Krieg wurde B. dessen Nachfolger als Führer der Zürcher Kirche, eine Stellung, die er bis zu seinem Tod über vier Jahrzehnte innehatte. B.s Lebenswerk als Kirchenführer besteht in der Konsolidierung der Zürcher Reformation, die er organisatorisch durch ein stabiles Ausgleichsverhältnis zwischen der städtischen Obrigkeit und der Kirche und theologisch durch einen Ausbau der eigenen konfessionellen Position gegenüber d e m Katholizismus, dem Luthertum und der täuferischen Bewegung dauerhaft sicherte. Neben Zwingli und Calvin ist B. als bedeutendster Repräsentant des Reformiertentums im

16. Jh. anzusprechen. Sein Einfluß erstreckte sich auf ganz Europa. Durch seine umfangreiche Korrespondenz nahm er auf die Gestaltung zahlloser reformierter Kirchentümer prägenden Einfluß. B. war einer der schärfsten theologischen Kritiker des Luthertums. Seine Absage an die innerreformatorische Abendmahlskonkordie (Wittenberger Konkordie 1536) verstärkte den Prozeß der Formierung verschiedener konfessionell-orthodoxer Lehrsysteme im Bereich des Protestantismus. Durch den für B.s Theologie entscheidenden Bundesbegriff wirkte er maßgeblich auf die Ausbildung der für die reformierte Orthodoxie bedeutsamen Föderaltheologie ein. Als Prediger - auf der Kanzel des Zürcher Großmünsters soll B. in über 7500 Predigten die ganze Bibel ausgelegt haben - und als Verfasser gelehrter Kommentarwerke, die eine erhebliche Druckverbreitung erreichten, beeinflußte er die reformierte Geistlichkeit des ganzen 16. Jahrhunderts nachhaltig. Als Verfasser lebenspraktisch-seelsorgerlicher Schriften, insbesondere zu Fragen der christlichen Ehe, scheint der literarisch ungemein produktive B. reglementierend und disziplinierend auf die Ausbildung einer reformierten Mentalität eingewirkt zu haben; in Fragen der Ehegerichtsbarkeit trat er f ü r die Zuständigkeit der Obrigkeit ein. Indem er das Synodalwesen in Zürich etablierte, wirkte er an der Schaff u n g einer kirchenleitenden Institution mit, durch die die führende Geistlichkeit und die christliche Obrigkeit unmittelbaren Einfluß auf die Pfarrerschaft und die Gemeinden ausüben konnten. Für seine Theologie ist eine durchaus „rationale" Prägung und eine auf ethische Lebensbewältigung nach den Maßstäben des göttlichen Gebotes ausgerichtete Tendenz kennzeichnend. B. leistete wesentliche Beiträge zur reformierten Bekenntnisbildung (Wahrhaftes Bekenntnis der Diener der Kirche von Zürich, 1545; Consensus Tigurinus, 1549). Durch die Confessio Helvetica posterior von 1566 schuf er nicht nur eine eindrücklich geschlossene Zusammenfassung seiner eigenen Theologie, sondern zugleich einen der wichtigsten reformierten Bekenntnistexte, der zur Formierung und internationalen Festigung des Reformiertentums als eigener Konfession wesentlich beitrug. Mit seiner Reformationshistorie für die Jahre 1519-32 (1567) schuf er ein f ü r die Kenntnis der schweizer. Geschichte bis heute unersetztes Werk. WEITERE WERKE: Werke: Abt. 1. Bibliographie. Bearb. v. Joachim Staedtke u. a. 2 Bde., Zürich 1972-77. Abt. 2. Briefwechsel. Zürich 1974 ff. Abt. 3. Theologische Werke. Zürich 1983 ff. LITERATUR: V D 16, Β 9540-B9777. - V D 17. - Joachim Staedtke: Die Theologie des jungen B. Zürich 1962. - Susi H a u s a m m a n n : Römerbriefauslegung zwischen H u m a n i s m u s und Reformation. Eine Studie zu H. B.s Römerbriefvorlesung von 1525. Zürich 1970. - Ulrich G ä b l e r / E r l a n d Herkenrath (Hrsg.): Η. B. 1504-1575. 2 Bde., Zürich 1975. Fritz Büsser: Β., H. In: T R E , Bd. 7, 1981, S. 375-387 (Lit.). Hans Ulrich Bächtold: H. B. vor d e m Rat. Zur Gestaltung und Verwaltung des Zürcher Staatswesens in den Jahren 1531 bis 1575. Bern 1982. - Fritz B ü s s e r / O l i v i e r Fatio (Hrsg.): Microfiche Serie R e f o r m e d Protestantism: sources of the 16th and 17th centuries. Leiden IDC (enthält wichtige Quellen B.s im Reprint und ältere Sekundärliteratur). - Emidio Campi u . a . (Hrsg.): Der Nachfolger - Η. Β. (1504-1575). Katalog zur Ausstellung Zürich 2004. Thomas Kaufmann B u l t m a n n , Rudolf (Karl), evang. Theologe, * 2 0 . 8 . 1884 W i e f e l s t e d e / O l d e n b u r g , t 3 0 . 7 . 1976 Marburg. Der Sohn eines lutherisch-liberalen Pastors und seiner pietistischen Ehefrau studierte 1903-06 evang. Theologie in Tübingen ( u . a . bei Theodor - ^ H ä r i n g , Karl —>Müller und Adolf —>Schlatter), Berlin ( u . a . bei H e r m a n n —»Gunkel, Adolf —» Harnack und Otto —> Pfleiderer) und Marburg (u. a. bei Wilhelm —> Herrmann, Adolf —> Jülicher und Johannes

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Bumiller - 4 Weiß). 1907-16 w a r Β. R e p e t e n t an der H e s s i s c h e n Stip e n d i a t e n a n s t a l t in M a r b u r g . Er e r w a r b 1910 m i t d e r S t u d i e Der Stil der paulinischen Predigt und die kynisch-stoische Diatribe (1910, N a c h d r . 1984) d e n Lic. theol. und habilitierte sich 1912 m i t der A r b e i t Die Exegese des Theodor von Mopsuestia ( p o s t u m 1984) f ü r d a s F a c h N e u e s Testament. D e m E x t r a o r d i n a r i a t in B r e s l a u 1 9 1 6 - 2 0 f o l g t e n R u f e auf d i e L e h r s t ü h l e in G i e ß e n ( 1 9 2 0 / 2 1 ) und M a r b u r g ( 1 9 2 1 , emeritiert 1951). Die Geschichte der synoptischen Tradition ( 1 9 2 1 , ' 1 9 7 9 ) , eine überlieferungsgeschichtlich fragende gattungskritische A n a l y s e des s y n o p t i s c h e n E v a n g e l i e n s t o f f s , zeigte u . a . , d a ß d i e Q u e l l e n wohl d i e G r u n d z ü g e der V e r k ü n d i g u n g ( J e sus, 1926, N a c h d r . 1988), nicht a b e r d i e ( f ü r d a s d a m a l i g e „ m o d e r n e C h r i s t e n t u m " m a ß g e b l i c h e ) religiöse P e r s ö n l i c h keit Jesu zu e r k e n n e n erlaubten. D i e Z u s t i m m u n g d e s radikal kritischen N e u t e s t a m e n t i e r s u n d R e l i g i o n s g e s c h i c h t l e r s zur s o g e n a n n t e n „ D i a l e k t i s c h e n T h e o l o g i e " (Karl —> B a r t h , Friedrich —» G o g a r t e n u. a.) u n d die D i s t a n z i e r u n g von d e r s o g e n a n n t e n „Liberalen T h e o l o g i e " seiner L e h r e r in d e n z w a n z i g e r J a h r e n wirkten z w a r ü b e r r a s c h e n d , b e d e u t e t e n aber k e i n e W e n d e in B . s D e n k w e g , s o n d e r n e r g a b e n sich f o l g e r i c h t i g aus l a n g j ä h r i g e n R e f l e x i o n e n ü b e r einen sachg e m ä ß e n R e l i g i o n s - b z w . G l a u b e n s b e g r i f f . B e d e u t e t christlicher G l a u b e nach B., d a ß sich der M e n s c h g a n z d u r c h die ihn von j e n s e i t s all seiner V e r f ü g u n g s m ö g l i c h k e i t e n her in d e r V e r k ü n d i g u n g des C h r i s t u s e v a n g e l i u m s t r e f f e n d e O f f e n b a r u n g Gottes, d e s „ G a n z a n d e r e n " , b e s t i m m e n läßt, so ist T h e o l o g i e ( „ R e d e von G o t t " ) n u r m ö g l i c h als R e d e von d e r zur O f f e n b a r u n g G o t t e s sich v e r h a l t e n d e n m e n s c h l i c h e n E x i stenz (vgl. „ G l a u b e n und Verstehen"). D i e B e g r i f f e d a f ü r f a n d B . bei M a r t i n —> H e i d e g g e r , mit d e m er in d e s s e n M a r b u r g e r J a h r e n 1924-28 in e n g e m p h i l o s o p h i s c h - t h e o l o g i s c h e n G e s p r ä c h stand. B.s P r o g r a m m „existentialer Interpretation", e x e m p l a r i s c h d u r c h g e f ü h r t in Das Evangelium des Johannes ( 1 9 4 1 , l 2 1 9 8 6 ) und Theologie des Neuen Testaments ( 1 9 5 3 , 9 1 9 8 4 ) , besagt, d a ß T e x t e auf das in ihnen enthaltene, d e n L e s e r b z w . H ö r e r auf ihn selbst a n r e d e n d e E x i s t e n z v e r s t ä n d n i s hin b e f r a g t und a u s g e l e g t w e r d e n . B e i „ m y t h i s c h e n " , d. h. f ü r B.: J e n s e i t i g e s diesseitig (z. B. Esc h a t o l o g i e e n d g e s c h i c h t l i c h ) vorstellenden Texten e r f o l g t d i e existentiale Interpretation als „ E n t m y t h o l o g i s i e r u n g " ( N e u e s Testament und Mythologie, 1941, N a c h d r . 1985). Dieses Prog r a m m , mit d e m er ein d e m christlichen G l a u b e n z u g e m u tetes „sacrificium intellectus" a b w i e s , w a h r t nach B. d a s ref o r m a t o r i s c h e „sola fide" f ü r das G e b i e t d e s E r k e n n e n s . D a s vielfältige Werk des in W i s s e n s c h a f t und K i r c h e international u n d i n t e r k o n f e s s i o n e l l e b e n s o h o c h geachteten w i e h e f t i g umstrittenen T h e o l o g e n wird über das 20. Jh. hinaus, d a s er auf s e i n e m G e b i e t mitprägte, w e i t e r w i r k e n . WEITERE WERKE: G l a u b e n und Verstehen. G e s a m m e l t e A u f s ä t z e . 4 B d e . , T ü b i n g e n 1933, ' 1 9 8 0 ; 1952, 3 1 9 6 8 ; 1960, ' 1 9 6 5 ; 1965, "1984. - D a s U r c h r i s t e n t u m i m R a h m e n d e r antiken R e l i g i o n e n . Zürich 1949, 5 1 9 8 6 . - E x e g e t i c a . T ü b i n g e n 1967. - T h e o l o g i s c h e E n z y k l o p ä d i e . Hrsg. v. E b e r h a r d Jüngel und K l a u s W . M ü l l e r . T ü b i n g e n 1984. - T h e o l o g i e als Kritik. A u s g e w ä h l t e R e z e n s i o n e n und F o r s c h u n g s b e r i c h t e . H r s g . v. M a t t h i a s D r e h e r und K l a u s W . M ü l l e r . T ü b i n g e n 2002. LITERATUR: Walter S c h m i t h a l s : D i e T h e o l o g i e R. B.s. T ü b i n g e n 2 1 9 6 7 . - Ders.: B „ R. In: T R E , B d . 7, 1981, S. 3 8 7 - 3 9 6 . - M a r t i n E v a n g : R. B. in s e i n e r Frühzeit. T ü b i n g e n 1988. - E b e r h a r d Hauschildt: R. B.s Predigten. M a r b u r g 1989 (Bibliogr.). Martin Evang B u m i l l e r , L a m b e r t , kath. T h e o l o g e , Politiker, * 15. 10. 1852 J u n g i n g e n , t 1 9 . 8 . 1908 B e z a u (Vorarlberg). B . studierte an d e n Universitäten I n n s b r u c k und L ö w e n . Weg e n d e r K u l t u r k a m p f g e s e t z e f a n d er in der D i ö z e s e R o t tenburg nur als Hilfsgeistlicher V e r w e n d u n g . 1880 setzte er

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an der A k a d e m i e in M ü n s t e r ( W e s t f a l e n ) sein S t u d i u m zur E r l a n g u n g einer Religionslehrerstelle fort. 1882 w u r d e B. P r ä f e k t a m F i d e l i a n u m in S i g m a r i n g e n , zwei J a h r e später R e l i g i o n s l e h r e r an der h ö h e r e n B ü r g e r s c h u l e in H e c h i n g e n . Seit 1891 hatte er e i n e Pfarrstelle in O s t r a c h ; f ü r d a s Kapitel S i g m a r i n g e n e r n a n n t e ihn der E r z b i s c h o f 1898 z u m D e k a n . A l s K a n d i d a t des Z e n t r u m s w u r d e er 1893 in d e n D e u t s c h e n R e i c h s t a g und d e n P r e u ß i s c h e n L a n d t a g g e w ä h l t , b e e n d e t e j e d o c h bereits 1906 aus g e s u n d h e i t l i c h e n G r ü n d e n seine politische Tätigkeit. B u n s e n , Christian Karl Josias Frh. von, e v a n g . T h e o l o g e , D i p l o m a t , * 2 5 . 8 . 1791 K o r b a c h ( W a l d e c k ) , t 28. 11. 1860 Bonn. D e r aus kleinbürgerlichen Verhältnissen s t a m m e n d e B . studierte 1808 in M a r b u r g , seit 1809 in G ö t t i n g e n T h e o l o g i e , klassische P h i l o l o g i e und G e s c h i c h t e . N a c h S t u d i e n r e i s e n d u r c h v e r s c h i e d e n e e u r o p ä i s c h e L ä n d e r w u r d e er 1818 Leg a t i o n s s e k r e t ä r an d e r preuß. G e s a n d t s c h a f t b e i m p ä p s t l i c h e n H o f , 1823 als N a c h f o l g e r B a r t h o l d G e o r g N i e b u h r s preuß. G e s c h ä f t s t r ä g e r und 1827 M i n i s t e r r e s i d e n t in R o m . 1829 g e h ö r t e er zu d e n M i t b e g r ü n d e r n des D e u t s c h e n A r c h ä o l o g i s c h e n Instituts in R o m . In d e r A u s e i n a n d e r s e t z u n g u m d a s B r e v e P i u s ' VIII. ü b e r d i e M i s c h e h e n (1830) und d e m sich d a r a u s e n t w i c k e l n d e n K ö l n e r Kirchenstreit w u r d e B . s Stellung in R o m unhaltbar; er d e m i s s i o n i e r t e 1838 und w u r d e G e s a n d t e r in B e r n . 1841 v e r h a n d e l t e er in E n g l a n d i m A u f t r a g Friedrich W i l h e l m s I V . ü b e r d i e G r ü n d u n g eines a n g l i k a n i s c h - p r e u ß i s c h e n B i s t u m s in J e r u s a l e m ; seit 1844 w a r er preuß. G e s a n d t e r in L o n d o n , w o er f ü r die histor i s c h e A l l i a n z der beiden p r o t e s t a n t i s c h e n M ä c h t e P r e u ß e n und E n g l a n d eintrat. W ä h r e n d des K r i m k r i e g s 1854 a b b e r u f e n , zog er sich als Privatier n a c h H e i d e l b e r g und später B o n n z u r ü c k . Vor a l l e m in s e i n e m erst p o s t u m v o l l e n d e t e n Vollständigen Bibelwerk [...] trat B. g e g e n d e n U l t r a m o n t a n i s m u s an. WEITERE WERKE: M i t E r n s t P l a t n e r u. a.: B e s c h r e i b u n g der Stadt R o m . 5 B d e . , Stuttgart 1830-42. - Ä g y p t e n s Stelle in der W e l t g e s c h i c h t e . Bd. 1-3, H a m b u r g 1 8 4 4 / 4 5 ; Bd. 4-5, H a m b u r g 1856-57. - D i e V e r f a s s u n g der K i r c h e d e r Z u k u n f t . H a m b u r g 1845. - H i p p o l y t u s und seine Zeit. 2 Bde., L e i p zig 1 8 5 2 / 5 3 . - G o t t in der G e s c h i c h t e oder der Fortschritt d e s G l a u b e n s an e i n e sittliche W e l t o r d n u n g . 3 Bde., L e i p z i g 1857/58. LITERATUR: Walter B u ß m a n n : B. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 17 f. - Erich G e l d b a c h : B „ C . C . J. In: T R E , B d . 7, 1981, S. 4 1 5 f. - F r a n k Foerster: C. C . J. v. B. ( 1 7 9 1 - 1 8 6 0 ) . D a s schriftstellerische Werk d e s G e l e h r t e n und S t a a t s m a n n e s . In: G e s c h i c h t s b l ä t t e r f ü r W a l d e c k 7 9 ( 1991 ) S. 161 - 1 9 3 . - H a n s R u d o l f R u p p e l (Hrsg.): U n i v e r s e l l e r Geist u n d guter E u ropäer. C. C. J. v. B . 1791-1860. K o r b a c h 1991. - M i c h a e l F. F e l d k a m p : B., C . C. J. F r e i h e r r v. In: L T h K 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 7 9 5 f. - Kurt-Victor Selge: B., C. K. J. In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 1878 f. B u o l - S c h a u e n s t e i n , Karl R u d o l f Graf von, Fürstbischof von C h u r , * 3 0 . 6 . 1760 I n n s b r u c k , t 23. 1 0 . 1 8 3 3 St. Gallen. B.-S., d e s s e n Vater C h u r e r D o m h e r r , d a n n österr. G e s a n d ter bei d e n Drei B ü n d e n w a r , studierte in Feldkirch, Dillingen und a m C o l l e g i u m G e r m a n i c u m in R o m und w u r d e 1779 D o m h e r r , 1781 D o m k a n t o r und 1794 B i s c h o f von C h u r . 1798 e r f o l g t e die E r n e n n u n g z u m L a n d e s p r ä l a t e n von B ö h m e n , das A m t des E r z b i s c h o f s von L e m b e r g schlug er aus. 1799 flüchtete er vor d e n F r a n z o s e n n a c h M e r a n , d a s mit e i n e m Teil Tirols zur C h u r e r D i ö z e s e gehörte. N a c h der A b t r e t u n g Tirols an B a y e r n geriet er w e g e n d e r e n j o s e p h i n i s c h e r Kirchenpolitik in Konflikt mit der b a y e r i s c h e n R e g i e r u n g unter K ö n i g M a x i m i l i a n I. J o s e p h . 1807 w u r d e

Burchard Β.-S. gewaltsam nach Chur zurückgebracht. Der 1816 definitiv vollzogenen Einverleibung der tirolischen Bistumsteile in die Diözese Brixen unterwarf sich B.-S. Schwere Auseinandersetzungen mit der Graubündner Regierung führten zur Schaffung des Doppelbistums Chur-St. Gallen, das nach B.-S.s Tod wieder geteilt wurde. LITERATUR: Erwin Gatz: B.-S., K. R. v. In: Gatz, Bischöfe (1785/1803-1945), 1983, S. 83-85. B u r c h a r d , Bischof von Basel, * um 1040, t 12.4.1107 Basel. B. stammte aus einem angesehenen burgundischen Grafengeschlecht. Er war zunächst Domherr in Eichstätt, dann Kämmerer des Erzbischofs von Mainz. 1072 wurde er Bischof von Basel. Im Investiturstreit stand er auf der Seite Heinrichs IV. und wirkte 1076 bei der Absetzung Papst Gregors VII. mit. B. begleitete den König nach Canossa und 1084 zur Kaiserkrönung und Weihe des Gegenpapstes nach Rom. Für seine treuen Dienste erhielt er 1080 die Grafschaft Härkingen im Buchsgau, 1084 das Schloß Rappoltstein und 1095 die Abtei Pfäfers im Kanton St. Gallen. In Basel gründete er das Kloster St. Alban, am Bielersee die Stadt Erlach. B. galt als gewissenhafter Verwalter seiner Diözese und Förderer der cluniazensischen Reformbestrebungen. LITERATUR: Paul Kläui: B. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 24. T. Struve: Β. IV. v. Fenis. In: LexMA, Bd. 2, 1983, Sp. 1104f. - Joachim Wollasch: St. Alban in Basel. In: Lutz Fenske u. a. (Hrsg.): Institutionen, Kultur und Gesellschaft im Mittelalter. Festschrift für Josef Fleckenstein. Sigmaringen 1984, S. 285-303. - Joachim Wollasch: Β., ν. B. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 798. B u r c h a r d von Schwanden, Hochmeister des Deutschen Ordens, * um 1245, t um 1310. B.s Herkunft aus Bern ist wahrscheinlich, so daß er wohl mit einem 1268 erwähnten „Burgensis in Berno" identisch ist. In dieser Zeit dürfte er in den Deutschen Orden eingetreten sein. 1275 war er Komtur von Köniz bei Bern, 1277-80 Landkomtur von Thüringen und Sachsen, 1281/82 Komtur von Marburg. Vermutlich 1283 wurde er in Akkon als erster Schweizer in das höchste Amt des Ordens gewählt. Nachdem er 1290 das letzte Aufgebot des Deutschen Ordens ins Heilige Land geführt hatte, dankte er ab. LITERATUR: Kurt Forstreuter: B. v. Sch. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 27.

seit 1057 Propst des Stifts St. Simon und Juda in Goslar war, die Erhebung zum Bischof von Halberstadt (1059). Als Bevollmächtigter der Augsburger Synode erklärte er im Schisma die Wahl Papst Alexanders II. für Rechtens und erhielt dafür das Pallium. 1070 gründete B. das Doppelkloster Huysburg, 1071 das Kanonikerstift in Halberstadt und weihte im selben Jahr den wiederhergestellten Dom in Halberstadt. Beim Aufstand der Sachsen gegen Heinrich IV. 1073 gehörte er zu den Hauptgegnern des Königs; 1075 wurde er dem Bischof von Bamberg zur Haft übergeben. Auf dem Weg in die ungarische Verbannung konnte B. fliehen und nach Halberstadt zurückkehren, wo er zu einer Hauptstütze der Gegenkönige wurde. Die Absetzung durch die Mainzer Synode 1085 währte nur zwei Monate. B. erlag seinen schweren Verletzungen, die er sich im Streit mit Ekbert von Meißen zugezogen hatte. LITERATUR: Helmut Beumann: Β. II. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 25. - Th. Schieffer: Β. II. In: LexMA, Bd. 2, 1983, Sp. 943 f. - Wolfgang Giese: Β. II., ν. H. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 798 f. B u r c h a r d von Serkem, Bischof von Lübeck, * um 1236, t 13.3. 1317 Lübeck. B. war 1256 Domherr, 1269 Kantor und 1274 Pfarrer an St. Marien in Lübeck und übernahm 1276 das Bischofsamt. Seine Amtszeit war überschattet von mehreren juristischen Auseinandersetzungen. So bekämpfte er 1277-82 das Begräbnisrecht der Franziskaner und prozessierte gegen sie vor der Stadt und dem Papst. 1296 stritt er mit der Stadt um die Besitzgrenzen an der Trave; beiderseitige Ausschreitungen, Plünderungen, Besetzungen und Vertreibungen sind in einem 1300-17 zunächst in Ratzeburg und dann im Vatikan protokollierten Prozeß festgehalten. Als die Grenzfragen 1319 zumeist zu seinen Ungunsten geregelt waren, wich B. mehrfach nach Eutin aus und förderte dort durch Bauten am Schloß und die Gründung eines Kollegiatstifts die Entwicklung zum Bischofssitz. LITERATUR: Jürgen Reetz: B. v. S. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 26. - Wolf-Dieter Hauschild: Kirchengeschichte Lübecks. Christentum und Bürgertum in neun Jahrhunderten. Lübeck 1981, S. 80-88. - Wolfgang Prange: B. v. S. In: Gatz, Bischöfe (1198-1448), 2001, S. 353 f.

LITERATUR: Johann Graber: Der heilige B. Bischof von Halberstadt (1036-1059). In: Lebensbilder aus der Geschichte des Bistums Regensburg. Hrsg. v. Georg Schwaiger. 1. Teil. Regensburg 1989, S. 118-123. - Ernst Dausch: Hl. Β. I. (1000-1059), geboren in Nabburg, Bischof von Halberstadt. In: Jahresband zur Kultur und Geschichte im Landkreis Schwandorf 11 (2000) S. 7-19.

B u r c h a r d III., genannt Lappe, Erzbischof von Magdeburg, t September 1325 Magdeburg. Seit 1294 Domherr in Magdeburg, später auch in Hildesheim und Halberstadt, wurde B. 1307 Erzbischof von Magdeburg. Nach dem Aussterben der brandenburgischen Askanier versuchte er, die Macht der magdeburgischen Kirche zu vergrößern. Er geriet dadurch in Gegensatz zur Hausmachtpolitik Kaiser Ludwigs des Bayern, aber auch in Streit mit den aufstrebenden Städten des Territoriums, die er wegen finanziell notwendiger neuer Abgaben („Biersteuer") verärgerte. Im 1309 ausgebrochenen Konflikt mit der Stadt Magdeburg kam B. 1313 vorübergehend in Gefangenschaft, aus der ihn die Intervention des Markgrafen Woldemar von Brandenburg befreite. Als sich 1324 die Städte und der Adel gegen ihn verbündeten, wurde B. erneut inhaftiert und im Rathaus von Magdeburg erschlagen. LITERATUR: Friedrich Wilhelm Hoffmann u.a.: Geschichte der Stadt Magdeburg. Bd. 1. Magdeburg 1885, S. 124-136. Berent Schwineköper: B. III. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 26 f. D. Kurze: B. III: In: LexMA, Bd. 2, 1983, Sp. 944 f. Michael Scholz: B., Edler v. Schraplau. In: Gatz, Bischöfe (1198-1448), 2001, S. 389f.

B u r c h a r d II., Bischof von Halberstadt, auch Bucco, * um 1028, t 7.4.1088 Ilsenburg/Harz. Dem Einfluß seines Onkels, des Erzbischofs —>AnnoII. von Köln, und der Gunst der Kaiserin Agnes verdankte B., der

B u r c h a r d (der Rote), Bischof von Münster, t 19.3.1118 bei Konstantinopel. B. wurde von Heinrich IV. als Bischof von Münster eingesetzt; die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr

B u r c h a r d von Nabburg, Bischof von Halberstadt, * um 1000 Nabburg (Oberpfalz), t 18. 10. 1059. Der Sohn Graf Heinrichs von Schweinfurt studierte zu St. Emmeram in Regensburg und wurde 1032 Kanzler Kaiser Konrads II., der ihn 1036 zum B. Bischof von Halberstadt ernannte. B. ließ seit 1052 die bischöfliche Residenz in Halberstadt neu errichten und beteiligte sich an der Gründung des Klosters Goseck. Durch Schenkungen Kaiser Heinrichs IV. gelang es B., das Gebiet seines Bistums beträchtlich zu erweitern und seine Stellung als Territorialherr zu stärken. Zahlreiche Quellen aus der Zeit zwischen 1212 und 1430 belegen, daß B. im Mittelalter als Heiliger verehrt wurde.

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Burchard 1099. 1105 w u r d e er s u s p e n d i e r t und w e c h s e l t e zu H e i n rich V . über, der ihn n a c h Vertreibung u n d G e f a n g e n n a h m e d u r c h die K a i s e r l i c h e n 1106 w i e d e r in sein A m t einsetzte. B . blieb als e i n f l u ß r e i c h e r R a t g e b e r und A n h ä n g e r der K r o n e i m Investiturstreit ständig an d e r Seite H e i n r i c h s V., begleitete diesen 1108 im U n g a r n f e l d z u g , 1110 n a c h R o m und vertrat als italienischer K a n z l e r die Kirchenpolitik des Kaisers. 1111 wirkte er bei der V e r h a f t u n g von P a p s t Paschalis II. mit. In sein B i s t u m z u r ü c k g e k e h r t , geriet er mit d e n S a c h s e n und d e m K ö l n e r E r z b i s c h o f in Streit; in den A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n z w i s c h e n d e n n o r d d e u t s c h e n Fürsten und H e i n r i c h V . n a h m d a s M ü n s t e r l a n d s c h w e r e n S c h a d e n . 1114 w u r d e B. z u s a m m e n mit d e m K a i s e r g e b a n n t , f o l g t e i h m 1116 auf d e m z w e i t e n R o m z u g und starb auf d e r R ü c k r e i s e von einer Gesandtschaft nach Konstantinopel. LITERATUR: A r n o Borst: B. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 27. R. Kaiser: B. der R o t e . In: L e x M A , Bd. 2, 1983, Sp. 9 4 5 f. F r a n z - I o s e f J a k o b i (Hrsg.): G e s c h i c h t e d e r Stadt M ü n s t e r . M ü n s t e r 1993, S. 69-71. - P e t e r J o h a n e k : Β., v. M . In: L T h K 3 , B d . 2, 1994, S p . 799. B u r c h a r d von W e i s s p r i a c h , E r z b i s c h o f von Salzburg, t 1 6 . 2 . 1466. B . w a r seit 1452 D o m p r o p s t und w u r d e von Friedrich III. m e h r f a c h mit d i p l o m a t i s c h e n M i s s i o n e n betraut. E r g e n o ß d i e G u n s t Papst P i u s ' II., d e r ihn 1461 z u m Kardinal ern a n n t e , o b w o h l er d a s A m t d e s E r z b i s c h o f s n o c h nicht angetreten hatte. N a c h der feierlichen E i n s e t z u n g k a m es 1462 w e g e n einer h o h e n W e i h e s t e u e r zu e i n e m B a u e r n a u f stand im P o n g a u , P i n z g a u und Brixental, der unter Vermittlung H e r z o g L u d w i g s des R e i c h e n von B a y e r n - L a n d s h u t beigelegt w e r d e n k o n n t e . D e n A u f s t a n d der H o l z k n e c h t e auf d e n o b e r k ä r n t i s c h e n B e s i t z u n g e n des H o c h s t i f t s schlug B . ein J a h r später mit W a f f e n g e w a l t nieder. A n d e r e r s e i t s b e f ä h i g t e ihn sein d i p l o m a t i s c h e s G e s c h i c k , in der F e h d e z w i s c h e n K ö n i g Friedrich III. u n d dessen B r u d e r E r z h e r zog A l b r e c h t VI. zu v e r m i t t e l n . Für d i e inneren Z u s t ä n d e d e s E r z b i s t u m s erlangte d a s L a n d f r i e d e n s b ü n d n i s mit H e r zog S i g m u n d von Tirol und L u d w i g d e m R e i c h e n s o w i e e i n e B e r g w e r k s o r d n u n g f ü r die M o n t a n w e r k e in d e n S a l z b u r g e r Tälern Bedeutung. LITERATUR: H e r b e r t Klein: B. v. W . In: N D B , B d . 3, 1957, S. 27 f. B u r c h a r d I., B i s c h o f von Worms, * um 9 6 5 , t 2 0 . 8 . 1025 W o r m s . D e r aus H e s s e n s t a m m e n d e B. erhielt seine E r z i e h u n g in St. Florian bei K o b l e n z und in der B e n e d i k t i n e r a b t e i L o b bes in F l a n d e r n . Z u e r s t D i a k o n e i n e s W o r m s e r S t a d t b e zirks, w u r d e er K ä m m e r e r d e s E r z b i s c h o f s —» Willigis von M a i n z u n d dort Propst v o n St. Victor, e h e ihm O t t o III. im J a h r e 1000 d a s B i s t u m W o r m s übertrug. B. b e m ü h t e sich u m den W i e d e r a u f b a u der von d e n U n g a r n zerstörten D i ö z e s e u n d w e i h t e 1018 d e n N e u b a u d e s M ü n s t e r s . N a c h d e m i h m —> H e i n r i c h II. 1014 die G e r i c h t s g e w a l t ü b e r d a s B i s t u m erteilt hatte, b e s o r g t e B. d a s s o g e n a n n t e W o r m ser H o f r e c h t , e i n e erste schriftlich fixierte R e g e l u n g h o f rechtlicher Verhältnisse. A l s R e c h t s h a n d b u c h f ü r d e n K l e r u s v e r f a ß t e er mit A b t Olbert von G e m b l o u x ein weitverbreitetes k i r c h e n r e c h t l i c h e s S a m m e l w e r k Decretum in 2 0 B ä n d e n , d a s in der Ü b e r l i e f e r u n g s k e t t e z w i s c h e n —> R e g i n o von P r ü m und I v o von C h a r t r e s ein w i c h t i g e s Glied bildete. LITERATUR: Walther Bulst: Β. I. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 2 8 f. - M a x K e r n e r : B. v. W . In: V L 2 , B d . 1, 1978, Sp. 1121-1227. - R. K a i s e r / M . K e r n e r : Β. I. In: L e x M A , B d . 2, 1983, S p . 9 4 6 - 9 5 1 . - H a n s Ulrich B e r e n d e s : D i e B i s c h ö f e v o n W o r m s und ihr H o c h s t i f t i m 12. J a h r h u n d e r t . Diss. K ö l n 1984, S. 4 7 - 8 9 . - H a r t m u t H o f f m a n n / R u d o l f P o k o r n y : D a s D e k r e t d e s B i s c h o f s B. v. W . M ü n c h e n 1991. -

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O d i l o E n g e l s : B . II., v. W . In: L T h K 3 , B d . 2, 1994, Sp. 800. W i l f r i e d H a r t m a n n (Hrsg.): B i s c h o f B. v. W . 1000-1025. Mainz 2000. B u r c h a r d , B i s c h o f von Wurzburg, B e n e d i k t i n e r , t 2.2.753. B. w a r von G e b u r t A n g e l s a c h s e und trat in den B e n e d i k tinerorden ein. Er k a m als M i t a r b e i t e r von —»Bonifatius a u f s Festland und w u r d e 741 z u m B i s c h o f d e s n e u g e g r ü n d e ten B i s t u m s W ü r z b u r g g e w e i h t . 7 4 3 n a h m er a m C o n c i lium G e r m a n i c u m , d e r ersten d e u t s c h e n S y n o d e , 7 4 7 an der R e i c h s s y n o d e teil und ü b e r b r a c h t e im A u f t r a g d e s B o n i f a t i u s d e m P a p s t d i e von d e n f r ä n k i s c h e n B i s c h ö f e n u n t e r z e i c h n e t e T r e u e e r k l ä r u n g . M i t A b t —> F u l r a d reiste er 7 4 9 e r n e u t n a c h R o m , u m im A u f t r a g P i p p i n s d e s K u r z e n mit P a p s t Z a c h a rias d i e f r ä n k i s c h e K ö n i g s f r a g e zu e r ö r t e r n . B . g r ü n d e t e d a s Kloster St. A n d r e a s in W ü r z b u r g und e r b a u t e d e n Salvatord o m , in den er 7 5 2 d i e G e b e i n e des M ä r t y r e r s Kilian u n d seiner G e f ä h r t e n übertragen ließ. D i e kath. K i r c h e verehrt B. als Heiligen. LITERATUR: W i l h e l m E n g e l : B. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 29. - A l f r e d W e n d e h o r s t : Β. I. In: L e x M A , B d . 2, 1983, Sp. 951. - W i n f r i e d B ö h n e : B i s c h o f B. von W ü r z b u r g und d i e von i h m benutzten liturgischen B ü c h e r . In: W ü r z b u r ger D i ö z e s a n g e s c h i c h t s b l ä t t e r 5 0 ( 1 9 8 8 ) S. 4 3 - 5 6 . - A l f r e d W e n d e h o r s t : B „ v. W . In: L T h K 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 8 0 0 f. W i l f r i e d H a r t m a n n : B. In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 1882. B u r c h a r d von Ursberg, G e s c h i c h t s s c h r e i b e r , * vor 1177 B i b e r a c h , t an e i n e m 11.1., f r ü h e s t e n s 1231 Ursberg. N o c h i m weltlichen Stand, hielt sich B. 1197-99 in R o m a m p ä p s t l i c h e n H o f auf. V e r m u t l i c h lernte er in d i e s e r Zeit d i e b e r ü h m t e R e c h t s s c h u l e in B o l o g n a k e n n e n . 1202 w u r d e er z u m Priester g e w e i h t und trat 1207 als C h o r h e r r in d a s P r ä m o n s t r a t e n s e r s t i f t S c h u s s e n r i e d ein, w o er 1209 P r o p s t war; 1215 w u r d e er Propst d e s Stifts U r s b e r g in B a y e r n . S e i n e C h r o n i k , die an die W e l t c h r o n i k d e s —»Frutolf von M i c h e l s b e r g u n d d e s —»Ekkehard von A u r a anschließt, unterrichtet unter B e n u t z u n g v e r l o r e n g e g a n g e n e r italienischer Q u e l l e n Uber d i e R e i c h s - und G e i s t e s g e s c h i c h t e d e r S t a u f e r zeit. LITERATUR: G e o r g G r o n a u : D i e U r s p e r g e r C h r o n i k und ihr Verfasser. Diss. Berlin 1890. - J o a c h i m L e u s c h n e r : B. v. U. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 30. - E d u a r d G e b e l e : B. v. U. In: L e b e n s b i l d e r a u s d e m B a y e r i s c h e n S c h w a ben. Bd. 10. H r s g . v. W o l f g a n g Z o r n . W e i ß e n h o r n 1973, S. 1-14. - N o r b e r t B a c k m u n d : B. v. U. In: V L 2 , B d . 1, 1978, Sp. 1119-1122. - W o l f g a n g W u l z : D e r spätstaufische G e schichtsschreiber B . v. U . Stuttgart 1982. - W e r n e r M a l e e zek: B . v. U. In: L e x M A , Bd. 2, 1983, S p . 953. - G e o r g K r e u z e r : B. v. U. In: L T h K 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 799. B u r c h a r d , J o h a n n , D o m i n i k a n e r , * G e b w e i l e r (Elsaß), t nach 1536. A l s M i t g l i e d d e s Klosters von G e b w e i l e r studierte B . in H e i d e l b e r g und F r e i b u r g / B r e i s g a u und w u r d e 1513 z u m D r . theol. p r o m o v i e r t . N a c h T ä t i g k e i t e n in S t r a ß b u r g und M a i n z w u r d e er 1521 G e h i l f e d e s N u n t i u s A l e a n d e r auf d e m R e i c h s t a g zu W o r m s und p r e d i g t e g e g e n —»Luther. 1524 wirkte er als D o m p r e d i g e r in B a s e l , 1525-28 als P r e d i g e r in B r e m g a r t e n bei Z ü r i c h . 1525 v e r f a ß t e B. unter d e m D e c k n a m e n T h e o b a l d P e r d u t i a n u s e i n e S c h r i f t zur Verteidigung der M e s s e und disputierte 1526 bei der B a d e n e r D i s p u t a tion auf der kath. Seite. Als G e n e r a l v i k a r der o b e r d e u t s c h e n D o m i n i k a n e r k o n g r e g a t i o n g e h ö r t e er auf d e m R e i c h s t a g in A u g s b u r g 1530 zu j e n e n T h e o l o g e n , d i e mit der W i d e r l e g u n g der A u g s b u r g e r K o n f e s s i o n b e a u f t r a g t w a r e n . 1531 w u r d e B. v o m S p e y r e r D o m k a p i t e l z u m P f a r r e r in E s s l i n g e n e r n a n n t , v o m Stadtrat a b e r nicht z u g e l a s s e n . Z u l e t z t wird er in e i n e m Brief A l e a n d e r s 1536 als P r o p s t d e s Kollegiatstifts T h a n n (Elsaß) e r w ä h n t .

Burg B u r c k a r d , Jo(h)annes, auch Burchardi, päpstlicher Zeremonienmeister, * um 1450 Haslach (Elsaß), t 16.5.1506 Rom. B. kam 1467 nach R o m , bekleidete verschiedene kuriale Ämter und wurde unter Sixtus IV. 1483 Zeremonienmeister. 1503 wurde er zum Bischof von Orte und Civita Castellana ernannt und zum Priester geweiht, blieb jedoch in R o m . B., der von 1483 bis zu seinem Tod seine Tätigkeit am päpstlichen Hof und für die Liturgie schriftlich festhielt, hinterließ mit seinem zum Eigengebrauch bestimmten Diarium (Liber notarum) eine kultur- und kirchengeschichtlich höchst interessante Quelle. Mit Agostino Patrizi g a b er einen neuen Liber pontificalis (1485) heraus. B.s Ordo missae (1498; völlig Uberarbeitete A u s g a b e 1502) bestimmte Uber das Missale Romamim Pius' V. (1570) entscheidend die römische Meßfeier. WEITERE WERKE: Pontificalis Liber. R o m 1485. - Rituum ecclesiasticorum sive sacrarum cerimoniarum S. S. R o m a n a e Ecclesiae libri tres. Venedig 1516. LITERATUR: Leopold Jäger: B., J. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 31. - B. Schimmelpfennig: B., J. In: L e x M A , Bd. 2, 1983, Sp. 954 f. - Martin Klöckener: Die Liturgie der Diözesansynode. Münster 1986. - Lucas Brinkhoff: B „ J. In: LThK 3 , Bd. 2 , 1 9 9 4 , Sp. 8 0 1 . B u r c k h a r d , Johannes, Abt von Münsterschwarzach, * 1538, t 1598. B., Sohn eines markgräflich-ansbachischen Vogts, kam 1548 ins Kloster Münsterschwarzach und erhielt 1555 die Priesterweihe. Nachdem ihm als Prior bereits 1556 vom leitenden Abt alle administrativen Aufgaben übertragen worden waren, wurde er nach dessen Tod 1563 zum Nachfolger gewählt. Unter der Führung von B. erstarkte das geistliche Leben, und das Kloster gelangte zu neuer wirtschaftlicher Blüte, die es zu einem wichtigen Kreditgeber des Hochstiftes Würzburg machte. 1574 war B. auf Wunsch seines Bischofs und Landesherrn Julius - » E c h t e r von Mespelbrunn zusätzlich mit der Wiederherstellung des monastischen Lebens in Theres betraut und seit 1575 außerdem verantwortlich für die Banzer Abtei. Da die Vorschriften des Konzils von Trient eine A n h ä u f u n g von Pfründen untersagten, trug er nun den Titel „Abt von Banz und Administrator von MUnsterschwarzach". Vom Bischof wurde B. später auch noch mit der wirtschaftlichen Sanierung des Würzburger Stadtklosters St. Stephan beauftragt und erhielt hierfür 1590 als Administrator sämtliche Vollmachten. LITERATUR: Elmar Hochholzer: J. IV. B. In: Fränkische Lebensbilder. Bd. 18. Hrsg. v. Erich Schneider. Neustadt/ Aisch 2000, S. 55-66. - Johannes Mahr: Münsterschwarzach. 1200 Jahre einer fränkischen Abtei. Münster 2002. B u r c k h a r d t , Johannes (Friedrich Paul), evang. Theologe, * 2 0 . 1 0 . 1853 Altena (Westfalen), t 2 7 . 1 . 1 9 1 4 Berlin. W ä h r e n d des Theologiestudiums wurde B., Sohn eines Pfarrers, in Bonn von Theodor —» Christlieb und in Tübingen von Johann Tobias —> Beck beeinflußt. 1880 wurde er Vereinsgeistlicher für Innere Mission in Bielefeld, arbeitete seit 1890 - mittlerweile Gemeindepfarrer in Berlin - zusammen mit Friedrich von —»Bodelschwingh in der weiblichen Jugendfürsorge, initiierte den Bau von vier Mädchenwohnheimen, gab das Jugendblatt „Deutsche Mädchen-Zeitung" heraus und gründete 1893 den „Vorständeverband der evangelischen Jungfrauenvereine Deutschlands" (später „Evangelischer Verband für die weibliche Jugend Deutschlands"). In der Folge gab er sein Berliner Pfarramt auf, um sich ganz der weiblichen Jugendarbeit widmen zu können. Auf seine Anregung erfolgte 1894 die Gründung der deutschen Bahnhofsmission. 1 9 1 3 / 1 4 schuf er mit d e m nach ihm benannten „Burckhardt-Haus" in Berlin-Dahlem einen Mittelpunkt für die gesamte evang. Jugendarbeit.

LITERATUR: Henny B.: J. B., ein Blick in sein Leben. Berlin 1922. - Grete Schemann: B „ J. F. P. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 41. B u r g , Johann Friedrich, luth. Theologe, * 1 3 . 5 . 1 6 8 9 Breslau, t 4 . 6 . 1 7 6 6 Breslau. Der Arztsohn studierte in Leipzig und wurde nach einer Bildungsreise 1735 Pastor primarius und Kircheninspektor an St. Elisabeth in Breslau, 1742 auch Oberkonsistorialrat des Breslauer Bezirks im neueingerichteten schlesischen Oberkonsistorium. B. zählte zu den gemäßigten Aufklärungstheologen. Mit patriotischen Huldigungspredigten nahm er am Verlauf der Schlesischen Kriege regen Anteil. Sein gutes persönliches Verhältnis zu Friedrich II. d e m Großen erleichterte B. den Aufbau zahlreicher Gemeinden und die Errichtung von mehr als 200 neuen Kirchen im Bezirk Breslau. 1745 g a b er die dritte Auflage des im Verlag J. J. Korn erschienenen Allgemeinen und vollständigen Gesangbuches für die Kgl. Preußisch-Schlesischen Lande heraus, das 1929 Lieder enthält. Eine Sammlung geistlicher Reden in sechs Bänden ( 1 7 5 0 / 5 6 ) überliefert B.s Geltung als die eines der angesehensten Kanzelredner seiner Zeit. WEITERE WERKE: Einleitung zur natürlich-vernünftigen und christlichen Sittenlehre. Breslau 1736, 3 1752. - Institutiones theologiae theticae. Breslau 1 7 3 8 , 3 1 7 6 6 . - S a m m l u n g geistlicher Reden. 6 Bde., Breslau 1750-56. LITERATUR: Georg Blümel: der Kircheninspektor J. F. B. Ein schlesisches Lebens- und Zeitbild aus den Tagen Friedrichs des Großen. Breslau 1928. - H e r m a n n Schüßler: B., J. F. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 42. - Christian-Erdmann Schott: Geschichte der schlesischen Provinzialgesangbücher (1742-1950). Würzburg 1997, S. 11-30. - Dietrich Meyer: B., J. F. In: R G G 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1883. B u r g , Joseph, kath. Theologe, Publizist, Politiker, * 1 3 . 3 . 1 8 5 7 Reutenburg (Elsaß), t 9 . 1 0 . 1923 Straßburg. Nach dem Studium in Straßburg und R o m 1880 zum Priester geweiht, übernahm B. A u f g a b e n in der praktischen Seelsorge und lernte das journalistische Handwerk beim „Elsässer" in Straßburg. 1894-1905 hatte er die Schriftleitung der „Essener Volkszeitung" inne und gründete das in der Region weitverbreitete Sonntagsblatt „Die christliche Familie". Als Gegenpol zum Zeitschriftenwesen der Sozialdemokratie gab B. 1900-05 die von ihm ins Leben gerufene „Soziale R e v u e " heraus. 1906 zog er sich von den publizistischen Auseinandersetzungen im Ruhrgebiet zurück und wurde Pfarrer von St. Urban in Freiburg/Breisgau. Er veröffentlichte u . a . Protestantische Geschichtslügen (1895, "'1909). WEITERE WERKE:

Kontrovers-Lexikon.

Die

konfessionel-

len Streitfragen zwischen Katholiken und Protestanten. Eine Antwort auf protestantische Angriffe. Essen 1904. - Symbolik. Die katholische Kirche und die protestantischen Sekten in ihren Unterscheidungslehren. Essen 1899, 3 1912. B u r g , Joseph Vitus, eigentl. Joseph Anton B., Bischof von Mainz, * 2 7 . 8 . 1 7 6 8 Offenburg, t 2 2 . 5 . 1 8 3 3 Mainz. 1787 in den Franziskanerorden eingetreten, studierte B. Philosophie und Theologie in Regensburg und Würzburg; 1791 wurde er dort zum Priester geweiht und Lehrer am Ordensgymnasium in Uberlingen. Nach verschiedenen Aufgaben als Seelsorger und in der Konstanzer Diözesanverwaltung wurde er 1809 Pfarrer in Kappel und bischöflicher Kommissar f ü r die Pfarreien des rechtsrheinischen Teils des Bistums Straßburg. 1812 in Freiburg/Breisgau zum Dr. theol. promoviert, begleitete B. 1817 den Konstanzer Bistumsverweser Ignaz Heinrich von —»Wessenberg nach R o m und wurde als Sachverständiger der badischen Regierung f ü r Kirchenfragen einflußreiches Mitglied der Frankfurter Konferenzen (1818-22) zur Wiederherstellung der kirchlichen Organisation am Oberrhein. Trotz Bedenken des Vatikans wurde B.

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Burger 1828 Weihbischof in Freiburg und 1830 der erste Bischof der neuen Diözese Mainz; er organisierte die Verwaltung des Bistums nach staatskirchlichen Gesichtspunkten. Er schrieb: De matrimonio civili in statibus christianis non concedendo (1812).

LITERATUR: Anton Ph. Brück: B„ J. V. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 43. - Friedhelm Jürgensmeier: Das Bistum Mainz. Von der Römerzeit bis zum II. Vatikanischen Konzil. Frankfurt/Main 2 1989, S. 272-280. - Anton Brück: B., J. V. In: Gatz, Bischöfe (1785/1803-1945), 1983, S. 85-87. Friedhelm Jürgensmeier: B„ J. V. In: LThK3, Bd. 2, 1994, Sp. 802 f. Burger, (Karl Heinrich) August von, luth. Theologe, * 1.5.1805 Bayreuth, t 14.7.1884 Schönau bei Berchtesgaden. Der Sohn eines Juweliers und Redakteurs begann 1823 in Erlangen mit dem Philologiestudium, wandte sich jedoch unter dem Einfluß seines späteren Schwiegervaters Christian —> Krafft der Theologie zu. Nach einer zehnjährigen Tätigkeit am Gymnasium in Erlangen wurde B. 1838 Pfarrer in Fürth, 1846 in München. Dort wirkte er 1855-83 als Oberkonsistorialrat. B. bemühte sich um die Belebung der Liturgie, gehörte zu den Mitarbeitern des 1854 eingeführten neuen Gesangbuchs und zu den Wegbereitern des GustavAdolf-Vereins in Bayern. Die Ausbildung des theologischen Nachwuchses war eines seiner Hauptanliegen. Seine umfassenden Bibelkenntnisse belegte er durch Kommentare zu den vier Evangelien und durch Die Offenbarung des Johannes, dt. erklärt (1877). WEITERE WERKE: Allgemeiner Grundriß der Erdbeschreibung für die untersten Klassen der lateinischen Schulen. Erlangen 1838, 31 1879. - Der 1. und 2. Brief an die Korinther deutsch ausgelegt. Erlangen 1859/60. LITERATUR: Helene Burger: B., A. v. In: Lebensläufe aus Franken. Bd. 6. Hrsg. v. Sigmund Frh. von Pölnitz. Würzburg 1960, S. 54-63. - Ludwig Turtur: B„ C. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 45. Burger, Georg Matthias, Pietist, * 19.1.1750 Dittenheim bei Günzenhausen, t 2.4. 1825 Nürnberg. Auf seiner Wanderschaft als Bäckerlehrling erfuhr B. in Nürnberg die Förderung durch den Kaufmann Johann Tobias —»Kießling. Durch ihn machte er die Bekanntschaft des württembergischen Pietisten und Theosophen Philipp Matthäus —>Hahn, der ihn in das Denken Friedrich Christoph —> Oetingers und Johann Albrecht —> Bengels einwies. Nach Nürnberg zurückgekehrt, führte er eine eigene Bäckerei und beschäftigte sich daneben mit kunstvollen mechanischen Arbeiten. An den Sonntagnachmittagen sammelte er einen großen Freundeskreis um sich, zu dem einfache Leute, aber auch Patrizier, Gelehrte und Geistliche gehörten. Der Naturphilosoph Gotthilf Heinrich von Schubert wurde hier entscheidend beeinflußt, Johann Caspar —»Lavater, Franz von —»Baader, Clemens Brentano, vielleicht auch Goethe führten mit B. einen geistigen und religiösen Gedankenaustausch. LITERATUR: Wilhelm Kunze: B., G. M. In: Lebensläufe aus Franken. Bd. 5. Hrsg. v. Anton Chroust. Erlangen 1936, S. 15-20. - Friedrich Hauck: B„ G. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 45. Burger, Nathanael, eigentl. Johann Heinrich B., Franziskaner, Missionar, * 1.3. 1733 Kulmain (Oberpfalz), t 28.8. 1780 Taiyüan (China). B. brach 1763 von Genua auf, um in China als Missionar für das apostolische Vikariat von Shensi und Chansi zu wirken. Er erreichte im August 1764 Macao und kam nur unter großen Schwierigkeiten ein Jahr später nach Pingyao in der Provinz Shansi, da nach dem „Heiligen Edikt" Kaiser

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Kangshis das Christentum als verbotene Sekte galt. Dennoch gelang ihm unter großer Vorsicht eine erfolgreiche Missionstätigkeit, zunächst in den Distrikten Taiyüanfu und Pingyao, seit 1767 in Luanfu und seit 1776 jenseits der chinesischen Mauer in der nördlichen Tartarei. 1773 war Β. der einzige europäische Missionar im Land, 1777 erfolgte seine Ernennung zum Vikar. Die von ihm gegründeten Gemeinden sind heute noch Basis der Kirchen in jenen Provinzen. LITERATUR: Georg Kilian Pflaum: Ν. B. und die Mission von Shansi und Shensi 1765-80. Diss. München 1951. Wilhelm Forster: Β., N. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 46. Burger, Wilhelm, kath. Theologe, * 6.4. 1880 Stühlingen, t 15.3.1952 Freiburg/Breisgau. Der Sohn eines Zollbeamten wurde nach theologischen Studien in Freiburg/Breisgau 1903 zum Priester geweiht. Nach der Vikarszeit in Schwetzingen und Karlsruhe verbrachte er 1906-08 einen Studienurlaub in Rom und wurde dann Pfarrverweser in Brombach und Elgersweier, 1910 Klosterpfarrer in Offenburg, ehe er 1917 an der Univ. Freiburg mit einer Arbeit über Rhabanus Maurus promoviert wurde. Inzwischen Stadtpfarrer an St. Urban in Freiburg, wurde er 1924 Domkapitular und als Bischof von Theben zum Weihbischof geweiht. Seit 1926 war B. Domdekan, seit 1933 Dompropst; im Ordinariat war er für die Referate Schule und Ordenswesen verantwortlich. Zum Bistumsjubiläum 1927 gab er die Festschrift Das Erzbistum Freiburg in Vergangenheit und Gegenwart heraus. 1948 wurde B. Generalvikar für das badische Kapitel der Erzdiözese. WEITERE WERKE: Die katholische Hebamme im Dienste der Seelsorge. Freiburg/Breisgau 1920, 2 1925 unter dem Titel: Im Dienste an Mutter und Kind. Eine Pastorallehre für Hebammen, Säuglingspflegerinnen und angehende Mütter. LITERATUR: Erwin Gatz: B., W. In: Gatz, Bischöfe (1945-2001), 2002, S. 221 f. Burggraf, Julius, evang. Theologe, * 31. 8.1853 Berlin, f 15.10. 1912 Bremen. Nach dem Theologiestudium in Berlin trat Β. 1877-79 in den badischen Kirchendienst ein und wurde ordiniert. Während der folgenden vierjährigen Amtszeit in Langenhain bei Gotha beeinflußten Alt-Weimar und vor allem Schillerscher Geist seine Gesinnung so nachhaltig, daß auch sein anschließendes mehr als dreißigjähriges Wirken als Pastor an St. Ansgari in Bremen davon bestimmt war. Er veröffentlichte Schillers Frauengestalten (1897) und anläßlich der Schillergedenkfeiern den Predigtzyklus Schillers Dichtungen vor der christlichen Gemeinde. Um hierfür und für die späteren Goethepredigten ein geeignetes Sprachrohr zu haben, gab B. 1906 die „Bremer Beiträge zum Ausbau und Umbau der Kirche" (seit 1911: „Jahrbuch des deutschen Christentums") heraus. Burghaber, Adam, Jesuit, Theologe, * 11. 10. 1608 Velden bei Vilsbiburg, t 14.6. 1687 Konstanz. B. wurde 1626 Jesuit. Er unterrichtete an mehreren Jesuitenkollegien und nahm 1642-45 eine Professur für Logik an der Univ. Ingolstadt wahr. Anschließend wirkte er als Prof. für Theologie. 1654 wurde er Rektor des Ordenskollegs in München, 1665 Prof. an der Univ. Freiburg/Breisgau. 1676 folgte B. einem Ruf als Spiritual an das Collegium Germanicum nach Rom, kehrte als Rektor des Collegiums nach Freiburg zurück und ließ sich schließlich in Konstanz nieder. B. veröffentlichte u.a. Centuriae selectorum casuum conscientiae tres (1665) und Disputationes fusiores de variis materiis theologicis (1650-64). WEITERE WERKE: Discussio theologica adiaphorae seu controversiae. München 1655. - Apologia irenici catholici [...]. München 1674. - Theologia polemica. Freiburg (Schweiz) 1678. Köln 1733.

Burmann LITERATUR: Theodor Kurrus: Die Jesuiten an der Universität Freiburg im Breisgau. Bd. 2. Freiburg/Breisgau 1977. Siegfried Hofmann: B„ A. In: LMU, Bd. 1, 1998, S. 56f. Burghart, Georg, evang. Theologe, * 21.10. 1865 Berlin, t 3.3.1954 Berlin. Nach dem Theologiestudium in Berlin wurde B. 1891 dort als Domhilfsprediger ordiniert und wirkte 1893-97 in Düsseldorf, dann in Barmen als Pfarrer, ehe er 1917 als Geheimer Konsistorialrat in den Oberkirchenrat nach Berlin berufen wurde. Seit 1921 war er Generalsuperintendent, 1927-33 Geistlicher Vizepräsident im Evangelischen Oberkirchenrat der Altpreußischen Union. Sein Pfarramt an der Dreifaltigkeitskirche hatte er 1925 niedergelegt. 1928 wurde B. Oberdomprediger am Berliner Dom und hatte 1928-49 die Leitung der Preußischen Hauptbibelgesellschaft inne. An der ökumenischen Bewegung hatte er als Präsident des deutschen Zweiges des Weltbundes für Freundschaftsarbeit der Kirchen großen Anteil. Buri, Fritz, schweizer, reformierter Theologe, * 4.11. 1907 Kernenried (Kt. Bern), t 30. 1.1995 Basel. B., Sohn eines Landwirts, studierte an den Universitäten Basel, Bern, Marburg und Berlin und wurde 1934 in Zürich zum Dr. theol. promoviert (Die Bedeutung der neutestamentlichen Eschatologie für die neuere Protestantische Theologie). Er war Pfarrer in zwei bernischen Landgemeinden, seit 1948 in Basel (St. Alban, seit 1957 Münster). B. wurde Privatdozent für systematische Theologie und war als solcher auch in Basel tätig; 1952 wurde er a. o., 1968 o.Prof. an der dortigen Universität. Ausgehend von der liberalen Theologie Albert —> Schweitzers und Martin —> Werners entwarf Β. unter dem Einfluß der Existenzphilosophie und fernöstlichen Denkens eine „Theologie der Verantwortung" (1971). Zu seinen Veröffentlichungen gehören ferner Dogmatik als Selbstverständnis des christlichen Glaubens (3 Bde., 1956-78), Gott in Amerika (2 Tie., 1970-72), Die Verantwortung des Glaubens (1972), Der Buddha-Christus als der Herr des wahren Selbst. Die Religionsphilosophie der Kyoto-Schule und das Christentum (1982) und Verantwortung übernehmen (1987). 1955 wurde die „Internationale Fritz BuriGesellschaft für Denken und Glauben im Welthorizont" gegründet. LITERATUR: Weltoffenheit des christlichen Glaubens. F. B. zu Ehren. Hrsg. v. Imelda Abbt/Alfred Jäger. Bern/Tübingen 1987 (Bibliographie, S. 288-321). - O. Kaiser: F. B. In: Gegen die Gottvergessenheit. Schweizer Theologen im 19. und 20. Jahrhundert. Hrsg. v. Stephan Leimgruber und M. Schock. Basel u.a. 1990, S. 344-368. - Alfred Jäger: B„ F. In: LThK\ Bd. 2, 1994, Sp. 810f. - Günther Hauff: B„ F. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1891. - Existenzphilosophie und Christentum. Briefe 1935-1964. Albert Schweitzer/F. B. Kommentiert, eingeleitet und hrsg. v. Andreas Urs Sommer. München 2000. - Werner Raupp: B., F. In: BBKL, Bd. 19, 2001, Sp. 106-123. Burk, Karl, luth. Theologe, * 19.5. 1827 Frauenzimmern (Württemberg), t 1.10.1904 Stuttgart. Der Pfarrerssohn wurde 1852 an seinem Studienort Tübingen Repetent des Theologischen Stifts, wirkte 1855-62 als Diakon und Lehrer an der Lateinschule in Weikersheim und wurde 1862 Pfarrer und Bezirksschulinspektor in Schwäbisch Hall. 1867-70 war der überzeugte Lutheraner Dekan in Crailsheim, nach kurzer Rektoratszeit in Esslingen in Stuttgart 1873-1900 als Oberkonsistorialrat mit dem Referat Lehrerseminare und -bildung betraut und seit 1879 Stiftsprediger. 1872 rief B. die Lutherische Konferenz für Württemberg ins Leben. 1898 wählte ihn die Eisenacher Kirchenkonferenz zu ihrem Präsidenten. Neben seinen Aufgaben in der Landeskirche und seinen Tätigkeiten für das württembergische Volksschulwesen veröffentlichte B. eine

—»Spener- und eine —> Luther-Biographie sowie eine Geschichte der christlichen Kirche bis zu ihrer Pflanzung auf deutschem Boden (1885). WEITERES WERK: Evangelienpredigten auf alle Sonn- und Festtage des Kirchenjahres. Stuttgart 1883. LITERATUR: H. Mosapp: Β., K. In: RE 3 , Bd. 23, 1913, S. 289 f. Burk, Philipp David, evang. Theologe, * 26.7. 1714 Neuffen, t 22.3. 1770 Kirchheim/Teck. In der Klosterschule in Denkendorf wurde B., Sohn eines Lehrers, Schüler von Johann Albrecht —> Bengel. Nach einem kurzen Aufenthalt in der Klosterschule Maulbronn studierte er seit 1729 in Tübingen, übernahm in Neuffen und Wiernsheim den Vikariatsdienst und kehrte 1738 als Hauslehrer und Vikar zu Bengel nach Denkendorf zurück. 1742 folgte er ihm nach Herbrechtingen und ehelichte 1744 dessen Tochter Maria Barbara. Nach Stationen in Hedelfingen und Markgröningen wurde B. 1766 Superintendent in Kirchheim/Teck. Durch Erbauungsstunden und die Einrichtung von Pastoralkonferenzen sowie in seelsorgerisch bedeutsamen Werken wie Rechtfertigung und deren Versicherung im Herzen (1771) und in Predigt-Dispositionen (Evangelische Fingerzeige, 8 Bde., 1760-67) erwies sich B. als einer der Väter des württembergischen Pietismus. Verdienstvoll waren seine Neueditionen von Bengels Gnomon und des Neuen Testaments. WEITERE WERKE: Gnomon in duodecim Prophetas Minores. Heilbronn 1753. - Gnomon psalmorum. Stuttgart 1760. LITERATUR: Gottfried Mälzer: Die Werke der württembergischen Pietisten des 17. und 18. Jahrhunderts. Berlin 1972, S. 77-85. - Martin H. Jung: B., P. D. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1892. B u r k h ä u s e r , Nikolaus, auch Burckhäuser, Jesuit, Philosoph, * 15.8. 1733 Fulda, t 22. 12.1809 Würzburg. B. trat 1750 in die Gesellschaft Jesu ein und empfing 1762 die Priesterweihe. 1768 wurde er Prof. der Philosophie in Bamberg und hatte dann bis zur Säkularisation den Würzburger Lehrstuhl inne. Seine lateinischen Vorlesungen über Vernunftlehre und Metaphysik (1771-74) waren für die Entwicklung der Philosophie im kath. Deutschland von Bedeutung. B. veröffentlichte u. a. Theoria corporis naturalis principiis Boscovichii conformata (1770), Institutiones logicae (1772), Institutiones metaphysicae (3 Tie., 1772-74) und De incolis et systemate mundi universi (1774). LITERATUR: Ruland: B„ N. In: ADB, Bd. 3, 1876, S. 624. Burmaiin, Maximilian Heinrich von, kath. Theologe, * 22.5. 1648 Bonn, f 20. 10.1685 Bonn. B. Schloß das Studium mit der Promotion zum Dr. jur. utr. ab. 1674 wurde er in St. Georg in Köln, wo er bereits als Knabe zum Stiftskapitel gehört hatte, zum Dechanten gewählt und erhielt damit das Amt eines Archidiaconus minor von Wattenscheid und Lüdenscheid. Bis 1680 Scholaster an St. Aposteln in Köln, wurde er 1681 Kanoniker in Trier, bald darauf Dechant an St. Simeon, 1682 Titularbischof von Diocletian und Weihbischof von Trier. Gleichzeitig fungierte er als Generalvikar und Offizial des dortigen Obererzstiftes. In Vertretung des Erzbischofs, der vor den französischen Truppen nach Ehrenbreitstein ausgewichen war, mußte B. 1684 den kurtrierischen Stadtkommandanten zur Übergabe der Stadt an Marschall Créquy bewegen. LITERATUR: Johannes Kumor: M. H. B., Weihbischof von Trier 1682-1685. In: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 26 (1974) S. 143-157. - Wolfgang Seibrich: Β., Μ. Η. v. In: Gatz, Bischöfe (1648-1803), 1990, S. 53 f.

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Busaeus Busaeus,

J o h a n n e s , Jesuit, Schriftsteller, * 1 4 . 4 . 1 5 4 7 Nimwegen, t 30.5.1611 Mainz. B . trat 1563 in d e n J e s u i t e n o r d e n ein, studierte u . a . a m O r d e n s k o l l e g in R o m und hatte später einen t h e o l o g i s c h e n L e h r s t u h l inne. In einer R e i h e m a ß v o l l g e h a l t e n e r p o l e m i scher S c h r i f t e n w i d m e t e sich B . i n s b e s o n d e r e der Verteidig u n g der kath. G l a u b e n s l e h r e n , g a b e i n e R e i h e von S c h r i f ten ü b e r d i e M i s s i o n s t ä t i g k e i t seiner O r d e n s b r ü d e r h e r a u s und v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. die asketischen W e r k e des A b t e s J o h a n n e s —>Trithemius s o w i e z a h l r e i c h e U b e r s e t z u n g e n asketischer W e r k e italienischer Jesuiten. 1606 erschien sein b e d e u t e n d s t e s W e r k Enchiridion piarum meditationum. LITERATUR: V D 16, Β 9 9 9 8 - 1 0 0 0 9 . - V D 17. - R o b e r t H a a ß : B. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 57. - Paul B e g h e y n : B „ J. In: L T h K \ B d . 2, 1994, Sp. 818.

Busch,

Johannes, evang. Theologe, * 1 1 . 3 . 1 9 0 5 Elberfeld ( h e u t e zu W u p p e r t a l ) , t 1 4 . 4 . 1 9 5 6 B o c h u m . B., S o h n eines Pfarrers, b e s u c h t e 1924 die T h e o l o g i s c h e S c h u l e in Bethel bei B i e l e f e l d und studierte d a n n in T ü b i n g e n , Basel u n d M ü n s t e r . 1928 w u r d e er Vikar in Bielefeld, b e s u c h t e d a s P r e d i g e r s e m i n a r in Wittenberg und w a r seit 1930 P f a r r e r in Witten. 1934 w a r B . f ü r e i n i g e M o nate mit A m t s v e r b o t belegt. Als A b g e o r d n e t e r von W e s t f a l e n n a h m er an der 1. B e k e n n t n i s s y n o d e der D e u t s c h e n e v a n g e l i schen K i r c h e 1934 in B a r m e n teil. B., ein h o c h a n g e s e h e n e r P r e d i g e r , w a r B u n d e s w a r t im W e s t d e u t s c h e n J u n g m ä n n e r b u n d , n a c h 1945 a u c h J u g e n d p f a r r e r von Westfalen, M i t g l i e d der S y n o d e der E v a n g e l i s c h e n K i r c h e in D e u t s c h l a n d , M i t glied d e s Vorstandes der R h e i n i s c h e n M i s s i o n s g e s e l l s c h a f t , der d e u t s c h e n E v a n g e l i s c h e n A l l i a n z und d e s G n a d a u e r G e m e i n s c h a f t s v e r b a n d e s . Er v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Ich aber rede von deinen Befehlen (1947, 2 1 9 5 8 ) und Stille Gespräche. Eine Handreichung für evangelische Jugendarbeit (1956). B . starb an d e n F o l g e n eines Verkehrsunfalls. WEITERE WERKE: A u s l ä n d e r auf B e f e h l . Bilder aus d e m L e b e n A b r a h a m s , d e s M a n n e s , d e n G o t t d a s G l a u b e n lehrte. W u p p e r t a l 1 9 5 3 , 4 1 9 6 1 . - Wirf den A n k e r aus. R u f e an j u n g e s Volk. W u p p e r t a l 1957. - A d a m , w o bist d u ? P r e d i g t e n . W u p p e r t a l 1958. LITERATUR: W i l h e l m B u s c h : J. B., ein B o t s c h a f t e r Jesu Christi. W u p p e r t a l 1 9 5 6 , 2 1 9 5 7 . N e u a u f l . N e u k i r c h e n - V l u y n 1992. - E b e r h a r d B u s c h : J. B. Ein H e r o l d d e s K ö n i g s . G i e ß e n 1960, 3 1 9 6 8 . - Birgit S i e k m a n n : B „ J. In: B B K L , B d . 21, 2 0 0 3 , S p . 2 3 5 - 2 4 7 .

Busenbaum,

H e r m a n n , auch B o s e n b o e m , Jesuit, T h e o loge, * 1 9 . 9 . 1 6 0 0 N o t t u l n (Westfalen), t 31. 1 . 1 6 6 8 Münster (Westfalen). B . trat 1619 in Trier in die G e s e l l s c h a f t Jesu ein, lehrte seit 1634 Philosophie, D o g m a t i k und M o r a l in M ü n s t e r und K ö l n und w u r d e 1644 R e k t o r d e s J e s u i t e n k o l l e g s in H i l d e s h e i m , w o er bis 1647 wirkte. 1653-57 w a r er in g l e i c h e r Stellung in M ü n s t e r tätig und w u r d e 1660 B e i c h t v a t e r d e s Fürstbis c h o f s von M ü n s t e r C h r i s t o p h B e r n h a r d von —» Galen, bei d e m er z w e i J a h r e lang blieb. B e k a n n t w u r d e B. v o r a l l e m d u r c h s e i n e Medulla theologiae moralis (1650), einen A b r i ß der M o r a l t h e o l o g i e , d e s s e n O r d n u n g und S y s t e m w e g w e i send f ü r alle n a c h f o l g e n d e n m o r a l t h e o l o g i s c h e n Darstellung e n w a r e n . 1757 ließ d a s Pariser P a r l a m e n t dieses W e r k w e g e n einer m i ß v e r s t ä n d l i c h e n Stelle ü b e r den T y r a n n e n m o r d öffentlich verbrennen. LITERATUR: V D 17. - W i l h e l m Kautz: Β., H . In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 69. - J o h a n n T h e i n e r : D i e E n t w i c k l u n g der M o r a l t h e o l o g i e zur e i g e n s t ä n d i g e n Disziplin. R e g e n s b u r g 1970, S. 3 1 2 - 3 1 5 . - J o h a n n e s C h . Pilz: Β., H . In: L T h K \ Bd. 2, 1994, Sp. 820. - Rolf Decot: B „ H. In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 1899.

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Buslidius,

J o h a n n e s , Jesuit, T h e o l o g e , * 1554 B u s l e y d e n ( B o u l a i d e , L u x e m b u r g ) , t 1 5 . 1 2 . 1623 R e g e n s b u r g . B. trat 1587 in d i e G e s e l l s c h a f t Jesu ein. Er ü b e r n a h m L e h r a u f g a b e n und g i n g als Prof. d e r P h i l o s o p h i e und f r a n z ö s i scher H o f p r e d i g e r n a c h M ü n c h e n . Seit 1595 w a r er H o f beichtvater H e r z o g —»Maximilians I. von B a y e r n und von d e s s e n Frau Elisabeth. Er beriet d e n H e r z o g in k i r c h e n p o litischen F r a g e n und begleitete ihn u. a. auf d e m K r i e g s z u g nach O b e r ö s t e r r e i c h u n d B ö h m e n 1620; die E r e i g n i s s e hielt er in s e i n e m T a g e b u c h f e s t (vgl. d i e von S i g m u n d von R i e z ler 1903 h e r a u s g e g e b e n e n Kriegstagebücher aus dem ligistischen Hauptquartier 1620). B.s N a c h f o l g e r als B e i c h t v a t e r M a x i m i l i a n s w u r d e A d a m —»Contzen.

Buss,

Ernst, r e f o r m i e r t e r T h e o l o g e , * 1 5 . 2 . 1843 T e n n i k e n (Kt. B a s e l - L a n d ) , t 1 3 . 5 . 1928 Glarus. N a c h d e m S t u d i u m der T h e o l o g i e an d e n U n i v e r s i t ä t e n B e r n , Berlin und T ü b i n g e n u n t e r n a h m B. R e i s e n u. a. d u r c h D e u t s c h l a n d , U n g a r n , Italien und F r a n k r e i c h ; später w a r er als P f a r r v e r w e s e r in U t z e n s t o r f und M e t t tätig. 1870 w u r d e er P f a r r e r in L e n k , 1875 in Z o f i n g e n , 1879 in Basel u n d hatte 1880-1912 e i n e Pfarrstelle in Glarus. 1876 erschien s e i n e S c h r i f t Die christliche Mission, ihre prinzipielle Berechtigung und praktische Durchführung, die im Gegensatz z u m orthodox-pietistischen M i s s i o n s b e t r i e b e i n e n e u e M i s s i o n s m e t h o d e propagierte, d i e den A u s t a u s c h d e r religiösen I d e e n z w i s c h e n d e r christlichen und d e r nichtchristlichen Welt a n r e g e n sollte. 1884 e r f o l g t e auf B . s A n r e g u n g hin d i e Gründung des „Allgemeinen evangelisch-protestantischen M i s s i o n s v e r e i n s " , dessen Vorsitz e r bis 1892 innehatte. Er war Präsident der Schweizer Predigergesellschaft, 1 8 8 4 / 8 5 der s c h w e i z e r , r e f o r m i e r t e n K i r c h e n k o n f e r e n z und 1886 Mitherausgeber der Glarner Familienbibel. WEITERE WERKE: D a s A r m e n h a u s von G l a r u s , 1855-1905. G l a r u s 1905. - D i e K u n s t i m G l a r n e r l a n d von d e n ältesten Zeiten bis zur G e g e n w a r t . G l a r u s 1920, 2 1 9 2 2 . LITERATUR: Kurt G u g g i s b e r g : Β., E. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 71 f. - H e y o E. H a m e r : Β., E. In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 1900. B ü ß , Franz J o s e p h Ritter von, Jurist, Politiker, * 2 5 . 3 . 1803 Zell a m H a r m e r s b a c h , t 3 1 . 1 . 1878 F r e i b u r g / Breisgau. D a s S t u d i u m der P h i l o s o p h i e , M e d i z i n und d e r R e c h t s w i s s e n s c h a f t e n in Freiburg, H e i d e l b e r g und G ö t t i n g e n Schloß der S o h n e i n e s S c h n e i d e r m e i s t e r s an allen drei F a k u l t ä t e n mit d e r P r o m o t i o n a b und w u r d e 1829 Privatdozent, 1833 a. o. und 1836 o. Prof. der S t a a t s w i s s e n s c h a f t e n und V ö l k e r recht, seit 1844 a u c h d e s K i r c h e n r e c h t s in F r e i b u r g / B r e i s gau. 1837-40, 1846-48 und 1873 g e h ö r t e B. der Z w e i ten K a m m e r d e s B a d i s c h e n L a n d t a g s an u n d zählte zu d e n F ü h r e r n der „ K a t h o l i s c h e n B e w e g u n g " in B a d e n . 1845 g r ü n d e t e er d i e k a t h o l i s c h - k o n s e r v a t i v e „ S ü d d e u t s c h e Z e i t u n g " , w u r d e 1848 P r ä s i d e n t d e s ersten d e u t s c h e n K a t h o likentags in M a i n z und trat als M i t g l i e d der N a t i o n a l v e r s a m m l u n g ( 1 8 4 8 ) , des E r f u r t e r P a r l a m e n t s (1850) u n d d e s R e i c h s t a g s ( 1 8 7 4 - 7 7 ) f ü r soziale R e f o r m e n als A u f g a b e der kath. K i r c h e ein. A l s V o r k ä m p f e r der g r o ß d e u t s c h e n I d e e plädierte B. f ü r ein m i t t e l e u r o p ä i s c h e s R e i c h unter e i n e m h a b s b u r g i s c h e n Kaiser. Er schrieb u. a. Über den Einfluß des Christentums auf Recht und Staat (1841). LITERATUR: Julius D o r n e i c h : B., F. J. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 72 f. - D i e t e r K. Petri: F. J. v. B., Realpolitiker oder R o m a n t i k e r ? O f f e n b u r g 1989. - F. J. v. B „ 1803-1878. Hrsg. v. F r a n z Josef S t e g m a n n . P a d e r b o r n 1994.

Bussche,

A x e l Frh. von d e m , D i p l o m a t , * 2 0 . 4 . 1919 B r a u n s c h w e i g , t 26. 1. 1993 B a d G o d e s b e r g . Der einem niedersächsischen Adelsgeschlecht entstammende B. n a h m a m Z w e i t e n Weltkrieg teil, w a r im H e r b s t 1942

Butzbach in der Ukraine Z e u g e von Massenerschießungen von Juden und entschloß sich, Kontakt mit d e m Widerstand aufzunehmen. Obgleich von Claus Graf Schenk von Stauffenberg in die Pläne des Attentats vom 2 0 . 7 . 1 9 4 4 eingeweiht, entging B. der Verfolgung, da er sich zu diesem Zeitpunkt im SS-Lazarett Hohenlychen befand. Nach d e m Kriegsende studierte er Jura in Oöttingen, war anschließend Programmassistent in der Deutschen Abteilung der B B C London, danach 1 9 4 8 / 4 9 Lektor im Suhrkamp Verlag und arbeitete später u. a. im C o m m o n w e a l t h - und USA-Referat des Presseund Informationsamtes der Bundesregierung. 1954-58 war B. als Legationsrat an der Deutschen Botschaft in Washington, anschließend bis 1961 Leiter des Internats Schloß Salem und nach der Gründung des Deutschen Entwicklungsdienstes bis Ende 1963 einer der beiden Geschäftsführer. Seit 1964 gehörte er dem Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentags, seit 1966 als Sekretär der Abteilung Kirche und Gesellschaft dem Ökumenischen Rat der Kirchen in Genf an.

Bussereau,

Jakob Friedrich, kath. Theologe, * 2 . 2 . 1863 Hambach (Pfalz), t 2 . 7 . 1919 Liebfrauenberg bei Bergzabern. Nach der Priesterweihe 1886 war B. einige Jahre als Kaplan in Herxheim und Germersheim tätig; bereits 1888 plante er, eine klosterähnliche Krankenanstalt, insbesondere für Nervenkranke und Epileptiker, zu errichten. Nach einer Pfarrtätigkeit in der Diözese Augsburg gründete er 1896 in Herxheim das St. Paulusstift und die Kongregation der Schwestern und Brüder des Hl. Paulus. 1901 arbeitete B. die Konstitution für die beiden Kongregationen seiner Helfer, Brüder und Schwestern des dritten Ordens des Hl. Franziskus, aus, die 1913 ihre offizielle kanonische Errichtung und bischöfliche Approbation erfuhren. 1922 erhielten die Konstitutionen die bischöfliche Druckerlaubnis und wurden damit in Kraft gesetzt. LITERATUR: Jakob Knauber: Prälat J. F. B. und seine Stiftung. Herxheim 1927. - Franz Matt: B „ J. F. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 76 f. - Albert Schwarz: B „ J. F. In: LThK 2 , Bd. 2, 1958, Sp. 820. - Hermann Rieder: J. F. B. - Gründer des St. Paulusstifts. In: Herxheimer Heimatbrief 3 (1993) S. 44-50.

Buteranus,

Homerus, auch Omeric Buter, Humanist, * Haselünne, f 1563 Haselünne. B., der den älteren norddeutschen H u m a n i s m u s vertrat, wurde zunächst in Deventer von —> Hegius unterrichtet, besuchte später die humanistische Domschule in Münster und bildete sich seit 1513 an der Artistenfakultät der Univ. Köln aus. Er wurde Konrektor in Münster, mußte jedoch seine Stellung wegen seines Bekenntnisses zur luth. Lehre aufgeben, lehrte seit 1529 am Martineum in Braunschweig, wurde dort erster Rektor nach der Einführung der Reformation und war in gleicher Funktion 1537-48 in Herford tätig. LITERATUR: Nordhoff: B „ H. In: A D B , Bd. 3, 1876, S. 651.

Buttlar,

Eva Margaretha von, Pietistin, * Juni 1665 Eschw e g e / W e r r a , t 2 7 . 4 . 1721 Altona (heute zu Hamburg). Zunächst Hoffräulein in Eisenach, wurde B. gegen ihren Willen mit einem Hof- und Tanzmeister verheiratet und Schloß sich nach zehnjähriger unglücklicher E h e pietistischschwärmerischen Kreisen an. Sie verließ ihren Ehemann, folgte dem Theologiestudenten Justus Gottfried Winter aus Eschwege, gründete mit ihm und d e m Medizinstudenten Johann Georg Appenfeller aus Jena 1702 in A l l e n d o r f / Werra die „Christliche und Philadelphische Sozietät" und verkündete in scharfer Ablehnung der luth. Kirche den baldigen, j a in ihrer Gemeinschaft bereits eingetretenen An-

bruch des Tausendjährigen Reichs. B. und ihre A n h ä n g e r wurden insbesondere wegen ihres sexuellen Libertinismus als „Buttlarsche Rotte" verfolgt und flohen nach ihrer Ausweisung aus Allendorf in die Grafschaft Wittgenstein und schließlich, nach vorgespielter Konversion zum Katholizismus, in das paderbornische Lügde. Hier entzog sich B. einer gerichtlichen Verurteilung durch Flucht nach Altona, w o sie sich von der Sektiererei lossagte und später als Ehefrau Appenfellers lebte. LITERATUR: Fritz Tanner: Die Ehe im Pietismus. Diss. Zürich 1952, S. 84 ff. - Heinrich Laag: B. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 79 f. - Klaus Breuer: B., E. M. v. In: T R E , Bd. 7, 1981, S. 4 9 8 f. - Hans Schneider: Die Sozietät der Mutter Eva. In: Martin Brecht u . a . (Hrsg.): Geschichte des Pietismus. Bd. 2. Göttingen 1995, S. 133-135. - Willi Temme: Krise der Leiblichkeit. Die Sozietät der Mutter Eva (Buttlarsche Rotte) und der radikale Pietismus um 1700. Göttingen 1998. - Ders.: B „ E. M . In: R G G 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1925f.

Büttstedt,

Johann Heinrich, Musiker, Komponist, * 2 5 . 4 . 1666 Bindersleben bei Erfurt, f 1. 12.1727 Erfurt. Nach dem Besuch des evang. Ratsgymnasiums in Erfurt war der Pfarrerssohn Schüler von Johann —> Pachelbel. 1684 wurde B. Organist an der Reglerkirche, 1687 an der Kaufmannskirche, wo er an der zugehörigen Schule unterrichtete. 1691 übernahm er das A m t des Organisten an der Predigerkirche mit dem Titel eines Ratsorganisten und war in dieser Funktion zudem an einer der acht kath. Kirchen Erfurts tätig. B. komponierte Kirchenmusiken, Orgel- und Klavierwerke und wurde vor allem durch seine theoretischen Schriften bekannt (u. a. Ut Mi Sol Re Fa La - Tota musica et harmonía aeterna oder Neu eröffnetes altes, wahres, einziges und ewiges Fundamentum musices, 1716). LITERATUR: Harald H e c k m a n n : B „ J. H. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 81 f. - Ernst Ziller: Der Erfurter Organist J. H. B. 1666-1727. Hildesheim u . a . 1971. - Christian Müller/ (Friedrich Blume): B „ J. H. In: M G G 2 P , Bd. 3, 2000, Sp. 1437-1439. - George J. Buelow: B „ J. H. In: N G r o v e D , Bd. 4, 2 2001, S. 693 f.

Butzbach,

Johannes, auch Piemontanus, Benediktiner, Humanist, * 1478 Miltenberg, t 29. 12. 1516 Maria Laach. Über sein Leben bis z u m Eintritt in das Kloster Maria Laach (1500) berichtete B. selbst in seinem Wanderbüchlein Hodoeporicon (1506, Neuausg. 1993). Danach erlernte er nach sechs Wanderjahren in Süddeutschland und Böhmen (1488-94) in Aschaffenburg das Schneiderhandwerk und trat 1496 als Laienbruder in das Benediktinerkloster Johannisberg im Rheingau ein, w o er ein Jahr lang blieb und seinen Beruf ausübte. Anschließend betrieb er humanistische Studien bei Alexander —» Hegius in Deventer. In Maria Laach wurde B. 1503 Novizenmeister, 1507 Prior und widmete sich als Schüler von Johannes —>Trithemius, zu dessen Gelehrtenlexikon er einen Nachtrag verfaßte, einer umfangreichen literarischen Tätigkeit. B. zählt zu den bedeutendsten rheinischen Humanisten; er veröffentlichte neben Poesie eine Reihe meist ungedruckt gebliebener literaturgeschichtlicher und monastischer Schriften sowie eine erst 1925 herausgegebene kunstgeschichtliche Abhandlung Von den berühmten Malern (Libellus de praeclaris picturae professoribus, 1505, hrsg. und übersetzt von Otto Pelka). LITERATUR: Hans Fertig; Neues aus d e m literarischen Nachlasse des Humanisten J. B. Würzburg 1907. - Karl Rühl: Das Auctarium de scriptoribus ecclesiasticis des J. B. Diss. Bonn 1937. - Maria Franc: Das „Odeporicon" des J. B. Diss. Wien 1945. - Richard Newald: B „ J. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 82. - Horst Preiss: Böhmen, wie es J. B. von

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Buxtehude 1488-94 erlebte. München 1958. - Klaus Arnold: B„ J. In: L e x M A , Bd. 2, 1983, Sp. 1163. - Emmanuel von Severus: J. B. ( 1 4 7 8 - 1 5 1 6 ) . In: Aschaffenburger Jahrbuch 10 (1986) S. 2 0 7 - 2 1 2 . - Klaus Arnold: J. B. In: Fränkische Lebensbilder. Bd. 16. Hrsg. v. Alfred Wendehorst. N e u s t a d t / A i s c h 1996, S. 4 9 - 5 6 . B u x t e h u d e , Dietrich, Kirchenmusiker, Komponist, * 1637 (?) Heisingborg (?, Dänemark, heute Schweden), t 9 . 5 . 1707 Lübeck. Geburtsort und -jähr von B. sind bis heute nicht zweifelsfrei geklärt. Während lange Zeit Oldesloe (heute Bad Oldesloe) als Geburtsort angesehen wurde, hat die jüngere Forschung diese Meinung revidiert. Einzige Quelle für das Geburtsjahr B.s ist ein in lateinischer Sprache verfaßter Nachruf v o m Juli 1707, d e m z u f o l g e der Komponist sein Leben „ungefähr 7 0 Jahre alt" vollendet habe („septuaginta circiter vivendo annos implevit"). Über die Ausbildung B . s fehlt ebenfalls jedes Zeugnis. Vermutlich hat er die Lateinschule in Helsing0r (Dänemark) besucht, w o sein Vater Johannes B. seit etwa 1641 das Organistenamt bekleidete. Von ihm erhielt er wohl seinen ersten musikalischen Unterricht. 1657 oder 1658 trat B. seine erste Anstellung an der Marienkirche in Heisingborg an, seit 1660 war er Organist an St. Marien in Helsing0r. A m 1 1 . 4 . 1668 wurde er schließlich Organist an der Marienkirche in Lübeck als Nachfolger des 1667 gestorbenen Franz —»Tunder, dessen Tochter Anna Margarethe er nach damaliger Gepflogenheit im selben Jahr heiratete. Zu B.s Aufgaben in Lübeck gehörte das präludierende Spiel vor den Gemeindeliedern und vor den von Chor und Orchester musizierten Stücken an Festtagen. (Die Begleitung des G e m e i n d e g e s a n g s auf der Orgel war damals in Lübeck noch nicht üblich.) Hinzu traten Auftragskompositionen w i e die Begräbnismusik Mit Fried und Freud und Hochzeitskantaten. Ferner bekleidete B. das A m t des „Werkmeisters", d. h. des leitenden kirchlichen Rechnungs- und Verwaltungsbeamten. Weithin berühmt waren die sogenannten „Abendmusiken", die, von Tunder schon 1646 eingeführt, von B. seit 1673 in neuer Form wiederbelebt und nach ihm bis 1810 gepflegt wurden. Statt an Werktagen hielt B. diese konzertartigen Veranstaltungen nun an den letzten zwei Trinitatissonntagen und d e m 2., 3. und 4. Advent ab. Leider hat sich keine Komposition B.s zu diesen Abendmusiken erhalten. Gedruckte Textbücher und A n z e i g e n in Musikalienkatalogen zeigen aber, daß e s sich hierbei einerseits um oratorienartige Werke handelte ( D i e Hochzeit des Lamms, Das Allerschröcklichste und Allererfreulichste nehmlich Ende derZeit und Anfang der Ewigkeit), die über mehrere A b e n d e verteilt wurden, und andererseits um kantatenartige Kompositionen. Hierzu zählen die beiden außerordentlichen Abendmusiken aus d e m Jahre 1705 Castrum honoris (zum Andenken an Kaiser Leopold I.) und Templum honoris (zu Ehren Kaiser Josephs I.), deren Musik ebenfalls nicht erhalten ist. Auch im Bereich der übrigen Vokalmusik B.s muß ein großer Teil der Werke als verloren gelten. Erhalten sind eine M o tette Benedicam Dominum, eine Missa brevis und über 100 Kantaten. Letztere sind z u m Großteil in einer Abschrift des schwedischen Hofkapellmeisters Gustav Düben überliefert, der B. 1663 in Lübeck aufsuchte. A n Instrumentalwerken schrieb B. u. a. mehrere Suiten für Cembalo, Triosonaten für zwei Violinen, Viola da Gamba und B a s s o continuo sowie zahlreiche Werke für die Orgel (vor allem Praeludien und Choralbearbeitungen). B. gilt als einer der bedeutendsten deutschen Komponisten zwischen Heinrich —> Schütz und Johann Sebastian —»Bach. Insbesondere mit seinen Choralvorspielen übte er maßgeblichen Einfluß auf B a c h aus, der B. 1705 in Lübeck aufsuchte und seinen ihm v o m Arnstädter Rat gewährten

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Urlaub beträchtlich überzog, um B . s Werke zu studieren. In ihnen findet sich die N e i g u n g , den Inhalt des Chorais musikalisch affekthaft nachzuzeichnen, vorgeprägt, die auch Bach später kennzeichnet. LITERATUR: Georg Karstadt: Thematisch-Systematisches Verzeichnis der musikalischen Werke von D. B. BuxtehudeWerke-Verzeichnis ( B u x W V ) . Wiesbaden 1974. - Ders. (Hrsg.): Thematisch-systematisches Verzeichnis der musikalischen Werke von D. B. B.-Werke-Verzeichnis ( B u x W V ) . Wiesbaden, 2., erw. und verb. Aufl. 1985. - Kerala J. Snyder: D. B. Organist in Lübeck. N e w Y o r k / L o n d o n 1987. Hermann Wettstein: D. B. ( 1 6 3 7 - 1 7 0 7 ) . Bibliographie zu seinem Leben und Werk. 2., neubearb. und erw. Ausgabe. München u.a. 1989. - D. B. und die europäische Musik seiner Zeit. Bericht über das Lübecker S y m p o s i o n 1987. Hrsg. v. Arnfried Edler/Friedhelm Krummacher. Kassel u. a. 1990. - Kerala J. Snyder: B „ D. In: M G G 2 P , Bd. 3, 2 0 0 0 , Sp. 1448-1474. Marion Brück

Buxtorf,

Johannes d . Ä . , reformierter T h e o l o g e , Hebraist,

* 25. 12. 1564 Kamen (Westfalen), t 13.9. 1629 Basel. B. studierte zunächst an der Univ. Marburg, dann in Herborn als Schüler Johannes —» Piscators und setzte seine Studien nach e i n e m kurzen Aufenthalt an der Heidelberger Univ. 1588 in Basel als Schüler des Johann Jakob —»Grynäus fort, der ihm dort eine Stelle als Hauslehrer vermittelte. A n schließend ging er zur Vervollkommnung seiner Kenntnisse nach Zürich und Genf und folgte 1591 dem Ruf als Prof. des Hebräischen nach Basel. B., der mit zahlreichen jüdischen Gelehrten seiner Zeit in reger Korrespondenz stand, um seine Kenntnisse über rabbinische Literatur s o w i e über jüdische Sitten und Bräuche zu vertiefen, galt zu seiner Zeit unter den Protestanten als bester Kenner der rabbinischen Wissenschaften. Sein wichtigstes A n l i e g e n war der Erweis der Unversehrtheit und unbedingten Zuverlässigkeit des hebräischen Bibeltextes einschließlich der Vokalisation. B., Vater Johannes —>B. d. J., starb an der Pest. WERKE: Synagoga judaica. Basel 1603, 4 1 6 8 0 . Nachdr. der 4. Aufl. Hildesheim 1989. - D e abbreviaturis hebraicis liber, cui accesserunt operis talmudici brevis recensio et bibliotheca rabbinica nova. Basel 1613. Neuausg. Herborn 1708. Nachdr. Hildesheim 1985. - Biblia Sacra hebraica cum paraphrasis chaldaicis et commentariis Rabbinorum. 4 Bde., Basel 1 6 1 8 / 1 9 . LITERATUR: V D 16, Β 9 9 9 7 . - V D 17. - Max Geiger: B „ J. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 84. - Stephen G. Burnett: From Christian Hebraism to Jewish Studies. J. Β. ( 1 5 6 4 - 1 6 2 9 ) and Hebrew Learning in the Seventeenth Century. In: Studies in the History o f Christian Thought 68 (1996). - Jan Christian Gertz: B „ J. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1927.

Buxtorf,

Johannes d. J., schweizer, reformierter T h e o l o g e , * 13.8. 1599 Basel, t 16. 8 . 1 6 6 4 Basel. Der Sohn von Johannes —>B. d . Ä . studierte in seiner Heimatstadt Theologie und wurde sechzehnjährig zum Magister promoviert. Er ging dann nach Heidelberg, besuchte 1619 die niederländische Generalsynode zu Dordrecht und begab sich anschließend auf Studienreisen nach England, Frankreich und Genf. Seit 1624 gemeiner Helfer in Basel, wurde B. 1627 Diakon zu St. Peter und 1630 als Nachfolger seines Vaters in Basel auf den Lehrstuhl der Hebraistik berufen. 1647 erhielt er den für ihn geschaffenen Lehrstuhl für D o g matik, den er 1654 gegen die Professur für Altes Testament eintauschte. B. plädierte für die These der Unversehrtheit der hebräischen Bibeltexte, vertrat diese nachhaltig in einer umfangreichen Korrespondenz und trug so zur Ausbildung der

Buxtorf orthodoxen, auf die Masora bezogenen Inspirationslehre bei, die in der Formula Consensus Helvetica von 1675 dargelegt wurde. WERKE: Dissertationes philologico-theologicae. Basel 1645. - Anticritica seu vindiciae veritatis hebraicae adversus Lud. Cappelli criticam. Basel 1653. - Als Herausgeber von

Werken seines Vaters: Concordantiae bibliorum hebraicae. Basel 1632. - Lexicon chaldaicum, talmudicum et rabbinicum. Basel 1639. Nachdr. Hildesheim 1977. LITERATUR: VD 17. - Max Geiger: B., J. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 84 f. - Jan Christian Gertz: B„ J. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1927.

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c C a e s a r i u s von H e i s t e r b a c h , Zisterzienser, t h e o l o g i s c h e r Schriftsteller, * u m 1180, t u m 1240. N a c h d e m er die D o m s c h u l e in K ö l n absolviert hatte, trat C. 1199 in d a s Zisterzienserkloster H e i s t e r b a c h bei K ö n i g s winter ein. Er w u r d e dort N o v i z e n m e i s t e r , 1228 Prior. Für den liturgischen G e b r a u c h s o w i e zur B e l e h r u n g u n d E r b a u u n g der N o v i z e n v e r f a ß t e C. P r e d i g t e n und vor a l l e m E x e m p e l e r z ä h l u n g e n . I n s b e s o n d e r e der Dialogus miraculorum ( 1 2 1 9 - 2 3 ) - noch h e u t e e i n e a u f s c h l u ß r e i c h e Q u e l l e f ü r die K u l t u r g e s c h i c h t e d e s 1 3 . J h . - m a c h t e ihn zu e i n e m d e r m e i s t g e l e s e n e n A u t o r e n seiner Zeit. A u ß e r d e m w u r d e er als B i o g r a p h d e s E r z b i s c h o f s —> E n g e l b e r t von K ö l n b e k a n n t . WEITERE WERKE: C o n t i n u a n o catalogi a r c h i e p i s c o p o r u m C o l o n i e n s i u m . U m 1238. - Vita E n g e l b e r t i . 1 2 2 6 / 2 7 , überarbeitet 1237. - Vita E l y z a b e t h lantgravie. 1 2 3 6 / 3 7 . LITERATUR: A l o i s Wachtel: C. v. H. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 8 8 f. - Karl L a n g o s c h : C. v. H. In: V L 2 , B d . 1, 1978, Sp. 1152-1168. - Fritz W a g n e r : C. v. H . In: T R E , B d . 7, 1981, S. 5 3 6 - 5 3 8 . - Ders.: C . v. H . In: L e x M A , B d . 2, 1983, Sp. 1363-1366. - F a l k o N e i n i n g e r : C. v. H. in Walberberg. In: E w a l d K ö n s g e n (Hrsg.): A r b o r a m o e n a c o m i s . B o n n 1990, S. 2 0 7 - 2 1 8 . - R a y m u n d K o t t j e (Hrsg.): D i e n i e d e r r h e i n i s c h e n Zisterzienser im späten Mittelalter. K ö l n 1992. - H u g o S t e h k ä m p e r : C. v. H. In: L T h K \ B d . 2, 1994, Sp. 8 7 9 f. - M a t h i a s L a w o : C. v. H. In: R G G 4 , B d . 1, 1998, Sp. 7. C a e s a r i u s von S p e y e r , F r a n z i s k a n e r , * E n d e 12. Jh. S p e y e r , t u m 1239 Italien. A l s S c h ü l e r d e s P r e d i g e r s und späteren B i s c h o f s von Hild e s h e i m —» K o n r a d studierte C. seit 1212 in Paris. Er wirkte als B u ß p r e d i g e r in S p e y e r und hielt sich seit 1217 als S u b d i a k o n in J e r u s a l e m auf, w o ihn Elias von C o r t o n a f ü r d e n F r a n z i s k a n e r o r d e n g e w a n n . G e m e i n s a m mit F r a n z von A s sisi k e h r t e C. 1220 n a c h Italien z u r ü c k und w u r d e i m f o l g e n den J a h r mit der F ü h r u n g der n a c h D e u t s c h l a n d z i e h e n d e n M i n o r i t e n betraut. E r organisierte die Verteilung der ersten N i e d e r l a s s u n g e n des O r d e n s in den D o n a u - und R h e i n l a n d e n u n d hielt 1222 in W o r m s d a s erste Provinzialkapitel ab. Seit 1223 war er w i e d e r in Assisi. N a c h d e r E r z ä h l u n g d e s A n g e l u s C l a r e n u s soll er sich dort bei Streitigkeiten u m d a s A r m u t s i d e a l an die S p i t z e der G e g n e r des Elias von C o r t o n a gestellt h a b e n und von d i e s e m e i n g e k e r k e r t w o r d e n sein. Ein W ä c h t e r h a b e ihn bei e i n e m v e r m e i n t l i c h e n F l u c h t v e r s u c h erschlagen. LITERATUR: W i l h e l m F o r s t e n C. v. S. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 89 f. - B r u n o T h i e b e s : In: Josef G. P l ö g e r / J o sef S c h n e i d e r (Hrsg.): Heilige im H e i l i g e n L a n d . W ü r z b u r g 1982, S. 37-42. - D i e g o Cicarelli: C. v. S p . In: L e x M A , B d . 2, 1983, S p . 1366. - Justin L a n g : C. v. Sp. In: L T h K 3 , B d . 2, 1994, Sp. 8 8 0 f. C a l i n i c h , H e r m a n n Julius Robert, luth. T h e o l o g e , L e h r e r , * 2 8 . 1 . 1834 N i e d e r f r i e d e r s d o r f bei N e u s a l z a , t 13. 1 . 1 8 8 3 Wiesbaden. C. absolvierte t h e o l o g i s c h e und p h i l o l o g i s c h e S t u d i e n in L e i p z i g und trat nach s e i n e m ersten t h e o l o g i s c h e n E x a m e n 1858 e i n e Stelle als H a u s l e h r e r an. Seit 1863 D i a k o n und seit 1869 P f a r r e r in C h e m n i t z , f o l g t e er 1872 e i n e m R u f als H a u p t p a s t o r n a c h H a m b u r g . 1880 w u r d e er M i t g l i e d einer K o m m i s s i o n , die den Kleinen Katechismus —»Luthers neu e d i e r e n sollte. In dieser E i g e n s c h a f t publizierte er 1882 D.

Martin Luthers kleiner Katechismus. Beitrag zur Textrevision desselben. WEITERE WERKE: K a m p f und U n t e r g a n g d e s M e l a n c h t h o n i s m u s in K u r s a c h s e n in d e n J a h r e n 1570 bis 1574 und die S c h i c k s a l e seiner v o r n e h m s t e n H ä u p t e r . L e i p z i g 1866. W i e S a c h s e n o r t h o d o x lutherisch w u r d e . C h e m n i t z 1866. D e r alte G l a u b e . P r e d i g t e n . H a m b u r g 1877. LITERATUR: B e r t h e a u : C., H . J. R. In: A D B , Bd. 4 7 , 1903, S. 4 2 2 - 4 2 4 . C a l i s i u s , Johann Heinrich, auch Chloridans, evang. Theologe, Dichter, * 1633 W o h l a u (Schlesien), t 3 0 . 3 . 1 6 9 7 G a i l d o r f bei L i m b u r g . D e r S o h n eines h e r z o g l i c h e n L e i b a r z t e s b e s u c h t e die Universitäten L e i p z i g und S t r a ß b u r g und f a n d f r ü h K o n t a k t z u m N ü r n b e r g e r D i c h t e r k r e i s der „ P e g n i t z s c h ä f e r " , in d e r e n Stil er 1655 e i n e n G e d i c h t b a n d h e r a u s g a b . Er w u r d e z u n ä c h s t Privatlehrer in Stuttgart, d a n n P f a r r e r in M ü n s t e r / N e c k a r und A r c h i d i a k o n in G ö p p i n g e n . Von dort a u s f o l g t e er ein e m R u f des G r a f e n von L i m p u r g - G a i l d o r f als H o f p r e d i g e r nach S u l z b a c h und später als S u p e r i n t e n d e n t nach G a i l d o r f . S e i n e geistlichen L i e d e r e r s c h i e n e n 1654 unter d e m Titel Andächtige Hauskirche. WEITERES WERK: B l a u e r K o r n b l u m e n oder einfältiger Hirt e n g e s ä n g e d r e i f a c h e s B ü n d l e i n . U l m 1655. LITERATUR: P. Pressel: C., J. H. In: A D B , B d . 3, 1876, S. 6 9 6 . C a l i x t , Friedrich Ulrich, a u c h Calixtus, luth. T h e o l o g e , * 8 . 3 . 1622 H e l m s t e d t , f 13. 1 . 1 7 0 1 H e l m s t e d t . D e r S o h n von G e o r g —>C. studierte in H e l m s t e d t und Leipzig P h i l o s o p h i e und M e d i z i n , e h e er sich d e m S t u d i u m der T h e o l o g i e z u w a n d t e . 1650 w u r d e er z u m Prof. d e r T h e o logie an d e r U n i v . H e l m s t e d t b e r u f e n . In seinen theologischen A n s c h a u u n g e n e n g an d i e seines Vaters a n g e l e h n t , g e h ö r t e C . zu den e i f r i g s t e n V e r f e c h t e r n d e r calixtinischen T h e o l o g i e in der zweiten H ä l f t e d e s 17. Jh. und w a n d t e sich in d e n f o r t g e s e t z t e n „ s y n k r e t i s t i s c h e n " Streitigkeiten g e g e n d e n A u s s c h l i e ß l i c h k e i t s a n s p r u c h d e r luth. O r t h o d o x i e {Via ad pacem inter protestantes restaurandam, 1700). WEITERE WERKE: D e praecipuis C h r i s t i a n a e religionis C a pitibus disputationes X V . H e l m s t e d t 1658. - D e p e c c a t o Tractatus diversi. H e l m s t e d t 1659. LITERATUR: H e r m a n n Schüssler: C „ F. U. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 96. C a l i x t , G e o r g , a u c h Calixtus, luth. T h e o l o g e , * 1 4 . 1 2 . 1586 M e d e l b y ( S c h l e s w i g ) , t 1 9 . 3 . 1656 H e l m stedt. C., dessen Vater, ein Pastor, n o c h S c h ü l e r —> M e l a n c h t h o n s g e w e s e n war, studierte in H e l m s t e d t seit 1603 d i e A r t e s und seit 1607 T h e o l o g i e . N a c h Studienreisen d u r c h D e u t s c h l a n d , B e l g i e n , E n g l a n d und F r a n k r e i c h erhielt er e i n e t h e o l o g i s c h e P r o f e s s u r an d e r U n i v . H e l m s t e d t , d i e er bis zu s e i n e m Leb e n s e n d e b e k l e i d e t e . C. erstrebte e i n e E i n i g u n g der christlichen K i r c h e n auf der G r u n d l a g e d e s A p o s t o l i s c h e n G l a u b e n s b e k e n n t n i s s e s und d e s christlichen A l t e r t u m s (De praecipuis Christianae religionis capitibus, 1613); e r postulierte einen L e h r k o n s e n s der ersten J a h r h u n d e r t e . D i e D i f f e r e n z z w i s c h e n d e m universalen calixtinischen und d e m o r t h o d o x lutherischen K i r c h e n b e g r i f f f ü h r t e zu d e m s o g e n a n n t e n „synkretistischen Streit" u m d a s luth. Selbstverständnis. D e r Ver-

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Callenbach such A b r a h a m —>Calovs und anderer, mittels einer n e u e n B e k e n n t n i s s c h r i f t ( 1 6 5 5 ) C. und seine S c h u l e aus d e m L u t h e r t u m a u s z u s c h l i e ß e n , s c h l u g fehl. C., dessen ö k u m e n i sches B e w u ß t s e i n traditionsbildend wirkte, gilt als der bed e u t e n d s t e luth. Ireniker d e s 17. J a h r h u n d e r t s . Er w a r d e r Vater von Friedrich Ulrich —> C. WEITERE WERKE: E p i t o m e T h e o l o g i a e . G o s l a r 1619. - D e vera Christiana r e l i g i o n e et ecclesia. H e l m s t e d t 1633. - E p i t o m e T h e o l o g i a e moralis. H e l m s t e d t 1634. - G . C.: W e r k e in A u s w a h l . Hrsg. v. Inge M a g e r . 4 B d e . , G ö t t i n g e n 1970-82. LITERATUR: H e r m a n n S c h ü s s l e r : G . C., T h e o l o g i e u n d Kirchenpolitik. E i n e S t u d i e zur Ö k u m e n i z i t ä t des L u t h e r t u m s . Diss. Kiel 1955. - Ders.: C „ G . In: N D B , B d . 3, 1957, S. 9 6 f. - J o h a n n e s W a l l m a n n : D e r T h e o l o g i e b e g r i f f bei J o hann G e r h a r d und G . C. T ü b i n g e n 1961. - I n g e M a g e r : G. C . s t h e o l o g i s c h e Ethik und ihre N a c h w i r k u n g e n . Diss. G ö t t i n g e n 1969. - J o h a n n e s W a l l m a n n : C., G . In: T R E , Bd. 7, 1981, S. 5 5 2 - 5 5 9 . - Walter S p a r n : C „ G . In: L T h K \ B d . 2, 1994, Sp. 8 9 0 f. - I n g e M a g e r : C „ G. In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 12 f. C a l l e n b a c h , F r a n z , Jesuit, D r a m a t i k e r , * 10. 1 . 1 6 6 3 Dittwar bei T a u b e r b i s c h o f s h e i m , t 3 - 2 . 1 7 4 3 D a r m s t a d t . Der S o h n eines A m t s s c h r e i b e r s b e s u c h t e das J e s u i t e n g y m n a s i u m in W ü r z b u r g , trat 1683 in M a i n z in den J e s u i t e n o r d e n ein und w a r 1685-90 als P ä d a g o g e in B a m b e r g tätig. D i e J a h r e 1694-97 u n d 1703-21 v e r b r a c h t e er als Prediger und L e h r e r an der Wetzlarer J e s u i t e n - R e s i d e n z , d a z w i schen w i r k t e er als P r i n z e n e r z i e h e r in W a n f r i e d ( 1 6 9 7 ) , als L e h r e r a m B a m b e r g e r J e s u i t e n k o l l e g (1698) und als M i s sionar i m elsässischen H a g e n a u (1702). Seit 1721 leitete er d i e J e s u i t e n s c h u l e in W ü r z b u r g , bis er 1725 als S e k r e t ä r des Provinzials der oberdeutschen Ordensprovinz wiederum nach B a m b e r g zog. In der Wetzlarer Zeit s c h r i e b C. acht satirische K o m ö d i e n mit g e s e l l s c h a f t s k r i t i s c h e n A n s p i e l u n g e n u. a. auf M i ß s t ä n d e im R e i c h s k a m m e r g e r i c h t ( W u r m a t i a Wurmland, 1714), d i e b e i m z e i t g e n ö s s i s c h e n P u b l i k u m s e h r beliebt w a r e n . WEITERE WERKE: Uti a n t e hac, auff die alte H a c k , olim a u t e m non sic. N ü r n b e r g 1714. - A l m a n a c h Welt-, Sitten-, Statt-, M a r t e r - C a l e n d e r , gerichtet auf alle Schaltj a h r . N ü r n b e r g 1714. - Eclipses p o l i t i c o - m o r a l e s . N ü r n b e r g 1715. - P u e r c e n t u m a n n o r u m sive Heteroclitus r e p u e r a s c e n tis m u n d i genius. [ N ü r n b e r g ] 1715. - Q u a s i , sive M u n d u s . N ü r n b e r g 1715. - Q u a s i vero, der h i n c k e n d e B o t t hat sich wohl. Sive N o v e l l a e politico-morales. N ü r n b e r g 1715. LITERATUR: R u d o l f D ä m m e r t : F. C. und seine satirischen K o m ö d i e n . Stuttgart 1903. - Kurt Schreinert: C „ F. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 9 5 f. C a l l e n b e r g , Johann Heinrich, evang. Missionar, * 1 2 . 1 . 1 6 9 4 M o l s c h l e b e n bei G o t h a , t 1 6 . 7 . 1 7 6 0 H a l l e / Saale. N a c h d e m S t u d i u m der T h e o l o g i e und P h i l o l o g i e in H a l l e w u r d e der a u s ä r m l i c h e n Verhältnissen s t a m m e n d e C., S o h n eines B a u e r n , dort 1727 a. o., 1735 o . P r o f . der orientalischen S p r a c h e n ; 1739 erhielt er zusätzlich e i n e t h e o l o g i s c h e P r o f e s s u r . Er g r ü n d e t e in H a l l e 1728 das „Institutum Judaic u m " z u m Z w e c k der M i s s i o n unter J u d e n u n d M u s l i m e n . Z u d e m Institut, das M i s s i o n a r e in e u r o p ä i s c h e und asiatische L ä n d e r entsandte, g e h ö r t e e i n e S p e z i a l d r u c k e r e i , in der M i s s i o n s s c h r i f t e n in h e b r ä i s c h e r , arabischer, persischer und türkischer S p r a c h e hergestellt w u r d e n ; fast 5 0 0 f r e m d s p r a c h i g e Titel sind n a c h g e w i e s e n . C. selbst v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. d i e Nachricht von einem Versuch, die verlassenen Mohammedaner zur heilsamen Erkenntnis Christi zu bringen (1739). WEITERES WERK: B e r i c h t von e i n e m Versuch, d a s j ü d i s c h e Volk zur E r k e n n t n i s der christlichen W a h r h e i t anzuleiten, nebst 16 F o r t s e t z u n g e n . 3 B d e . , Hai l e / S a a l e 1 7 2 8 / 2 9 .

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LITERATUR: F r a n z L a u : C „ J. H . In: N D B , B d . 3, 1957, S. 96. - C h r i s t o p h B o c h i n g e r : J. H . C . s I n s t i t u t u m J u d a i c u m et M u h a m m e d i c u m und seine A u s s t r a h l u n g n a c h O s t e u r o pa. In: U d o S t r ä t e r / J o h a n n e s W a l l m a n n : H a l l e und O s t e u r o pa. T ü b i n g e n 1998, S. 3 3 1 - 3 4 8 (Lit.). - Ders.: C „ J. H. In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 15. C a l l e s , S i g i s m u n d , Jesuit, Altphilologe, Historiker, * 1 2 . 3 . 1 6 9 5 A g g s b a c h (Niederösterreich), t 3 . 1 . 1 7 6 7 Wien. M i t 15 Jahren trat C . in d e n J e s u i t e n o r d e n ein und widm e t e sich d e m S t u d i u m der P h i l o s o p h i e und der klassischen S p r a c h e n . Er w a r L e h r e r an d e n G y m n a s i e n in K l a g e n f u r t und L e o b e n ( S t e i e r m a r k ) , bis er 1737 e i n e P r o f e s s u r f ü r Ges c h i c h t e an der U n i v . W i e n ü b e r n a h m . 1746 z o g er sich aus der universitären L e h r e z u r ü c k u n d unterrichtete e r n e u t an S c h u l e n . C. v e r ö f f e n t l i c h t e kirchen- und p r o f a n h i s t o r i s c h e W e r k e ü b e r Österreich und D e u t s c h l a n d ( A n n a l e s ecclesiastici Germaniae, 6 Bde., 1756-69). WEITERE WERKE: D e l i c i a e s a c r a e C a r m e n . G r a z 1726. Series M i s n e n s i u m e p i s c o p o r u m . R e g e n s b u r g / W i e n 1752. A n n a l e s A u s t r i a e . W i e n 1750. LITERATUR: W i l h e l m F. C z e r n y : S. C. Diss. W i e n 1948. C a l l i s e n , Christian Friedrich, e v a n g . T h e o l o g e , P h i l o s o p h , * 2 0 . 2 . 1 7 7 7 G l ü c k s t a d t , t 3 - 1 0 . 1861 S c h l e s w i g . C., S o h n eines O b e r g e r i c h t s a d v o k a t e n , studierte T h e o l o g i e und P h i l o s o p h i e in Kiel, L e i p z i g und Jena, w o er 1799 z u m Dr. phil. p r o m o v i e r t w u r d e . Er habilitierte sich an der P h i l o s o p h i s c h e n F a k u l t ä t in Kiel und lehrte als Priv a t d o z e n t „ E r f a h r u n g s s e e l e n l e h r e " , L o g i k , M o r a l und N a turlehre. N a c h drei J a h r e n g a b er j e d o c h seine a k a d e m i s c h e L a u f b a h n auf und g i n g als P f a r r e r n a c h Hollingstedt. 1804 w u r d e er K i r c h e n p r o p s t in Hütten u n d P r e d i g e r in S c h l e s w i g , 1817 Mitglied des G o t t o r f e r O b e r k o n s i s t o r i u m s , 1835 G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t d e s H e r z o g t u m s S c h l e s w i g und 1845 S c h l o ß p r e d i g e r in S c h l e s w i g . 1848 d a n k t e er von seinen kirchlichen Ä m t e r n ab. C. v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Kurzer Abriß einer philosophischen Encyklopädie (1802), Kurzer Abriß der christlichen Lehre in Sprüchen ( 1 8 0 3 , 7 1 8 5 3 ) , Kurzer Abriß einer populären und practischen Glaubenslehre (1852) und Entwurf einer durchaus auf practischem Grunde ruhenden Religionsphilosophie (1856). WEITERE WERKE: K u r z e r A b r i ß der E r f a h r u n g s s e e l e n l e h r e . Kiel 1802. - T h e o p h i l u s . Ein Beitrag zur P h i l o s o p h i e d e r R e l i g i o n . A m b e r g 1803. - K u r z e r A b r i ß d e r L o g i k und M e t a p h y s i k . N ü r n b e r g / S u l z b a c h 1805. - K u r z e r A b r i ß d e r p h i l o s o p h i s c h e n R e c h t s - und Sittenlehre. N ü r n b e r g / S u l z b a c h 1805. - C h r i s t l i c h e G l a u b e n s l e h r e n a c h V e r n u n f t und Schrift. A l t o n a 1810. - P r o p ä d e u t i k d e r P h i l o s o p h i e oder L e i t f a d e n zu Vorträgen ü b e r E r f a h r u n g s s e e l e n l e h r e und E n z y c l o p ä d i e . . . S c h l e s w i g 1846. LITERATUR: A d o l p h Hailing: B e i t r ä g e zur F a m i l i e n g e schichte d e s G e s c h l e c h t e s C. G l ü c k s t a d t 1898. - G o t t f r i e d E r n s t H o f f m a n n : 150 J a h r e S c h l e s w i g - H o l s t e i n i s c h e Bibelg e s e l l s c h a f t . W i t t e n / R u h r 1965, S 12. C a l o v , A b r a h a m , eigentl. Kalau, luth. T h e o l o g e , * 16.4. 1612 M o h r u n g e n , t 2 5 . 2 . 1686 Wittenberg. C., S o h n eines k u r f ü r s t l i c h e n R e n t m e i s t e r s , studierte seit 1626 in K ö n i g s b e r g , w o er 1632 den M a g i s t e r g r a d erwarb, setzte sein S t u d i u m 1634 in R o s t o c k f o r t und w u r d e 1637 z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t . Er k e h r t e n a c h K ö n i g s b e r g zurück, w u r d e A d j u n k t d e r T h e o l o g i s c h e n Fakultät und hatte seit 1640 e i n e a. o. P r o f e s s u r der T h e o l o g i e inne. W ä h r e n d seiner Studien- und L e h r j a h r e in R o s t o c k und K ö n i g s b e r g e n t s t a n d e n seine wichtigsten p h i l o s o p h i s c h e n Arbeiten, u . a . ein Tractatus novus de methodo ( 1 6 3 2 ) , mit d e m er d a s Verf a h r e n aller W i s s e n s c h a f t zu regulieren suchte, e i n e Gnosiología ( 1 6 3 2 / 3 3 ) , d i e w i e die Metaphysica divina und weitere

Calvör S c h r i f t e n in d e n 1651 h e r a u s g e g e b e n e n Scripta philosophica e r s c h i e n e n . 1643 ging C. als S c h u l r e k t o r und P a s t o r n a c h D a n z i g . A u f d e m T h o r n e r R e l i g i o n s g e s p r ä c h 1645 e r w i e s er sich als p o l e m i s c h e r W o r t f ü h r e r d e s o r t h o d o x e n L u t h e r t u m s g e g e n den H e l m s t e d t e r S y n k r e t i s m u s u m G e o r g - » C a l i x t , d e s s e n A u s s c h l u ß aus d e r luth. Fraktion er d u r c h s e t z t e und d e n er a u c h weiterhin, e b e n s o w i e die ihn b e g ü n s t i g e n d e b r a n d e n b u r g i s c h e Kirchenpolitik, erbittert b e k ä m p f t e . Seit 1650 Prof. in Wittenberg, v e r s u c h t e er, alle von d e r O r t h o d o x i e a b w e i c h e n d e n G r u p p i e r u n g e n mittels einer n e u e n B e k e n n t n i s s c h r i f t ( C o n s e n s u s repetitus fidei vere lutheranae, 1655) aus d e r luth. K i r c h e a u s z u s c h l i e ß e n ; der Vorstoß scheiterte j e d o c h a m W i d e r s t a n d d e r J e n a e r T h e o l o g i s c h e n F a kultät. C. stritt in seinen d o g m a t i s c h e n S c h r i f t e n a u c h geg e n d i e S o z i n i a n e r ( S c r i p t a anti-sociniana, 3 B d e . , 1684), L a b a d i s t e n und Jesuiten s o w i e J a c o b —» B ö h m e . Eines der H a u p t w e r k e luth. O r t h o d o x i e ist C . s Systema locorum theologicorum (12 Bde., 1655-77). G e g e n H u g o G r o t i u s und die A n f ä n g e der historisch-kritischen B i b e l a u s l e g u n g k ä m p f t e er mit seiner Biblia illustrata ( 1 6 7 2 - 7 6 , 2 1 7 1 9 ) . D e r streitbare T h e o l o g e , in d e m d i e luth. O r t h o d o x i e k u l m i n i e r t e , w a r s e c h s m a l verheiratet und verlor bei seinen L e b z e i t e n f ü n f seiner E h e f r a u e n und s e i n e 13 K i n d e r d u r c h d e n Tod. WEITERE WERKE: S y n o p s i s c o n t r o v e r s i a r u m . W i t t e n b e r g 1652. - H a r m o n í a C a l i x t i n o - h a e r e t i c a . W i t t e n b e r g 1655. LITERATUR: H e r m a n n Schüssler: C., A . In: N D B , B d . 3, 1957, S. 9 9 f. - J o h a n n e s W a l l m a n n : C., A . In: T R E , B d . 7, 1981, S. 5 6 3 - 5 6 8 . - Ulrich G o t t f r i e d Leinsle: D a s D i n g und d i e M e t h o d e . M e t h o d i s c h e Konstitution und G e g e n stand der f r ü h e n protestantischen M e t a p h y s i k . A u g s b u r g 1985, S. 4 1 1 - 4 3 3 . - Walter S p a r n : C „ A. In: L T h K \ B d . 2, 1994, Sp. 895. - J ö r g B a u r : C „ A . In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 15 f. - Volker J u n g : D a s G a n z e der Heiligen Schrift: H e r m e n e u t i k und S c h r i f t a u s l e g u n g bei A . C. Stuttgart 1999. C a l v i n u s , Justus, a u c h B a r o n i u s , e v a n g . , später kath. T h e o l o g e , * M a i 1572 Wetter (Hessen), t nach 1616 M a i n z (?). Bereits als S t u d e n t der e v a n g . T h e o l o g i e in H e i d e l b e r g (seit 1587) b e s c h ä f t i g t e sich C . mit d e m K a t h o l i z i s m u s . S e i n e s p e k t a k u l ä r e K o n v e r s i o n zur kath. K i r c h e (1601) hatte e i n e päpstliche E i n l a d u n g nach R o m s o w i e P r o m o t i o n e n in P e r u gia z u m Dr. theol. und in Siena z u m Dr. jur. zur F o l g e . Seither n a n n t e sich C. n a c h s e i n e m G ö n n e r , d e m K a r d i nal, B a r o n i u s . Er v e r ö f f e n t l i c h t e m e h r e r e p o l e m i s c h e und a p o l o g e t i s c h e S c h r i f t e n (Praestantissimorum adversus haereticos perpetuorum ex SS. orthodoxis potissimum Patribus tractatus VI, 1608). In M a i n z bekleidete e r die Stelle eines A s s e s s o r s und seit 1605 des D i r e k t o r s des geistlichen Konsistoriums. WEITERE WERKE: J. C a l v i n i Veteracastrensis p r o sacrosancta cath. R o m a n a e c c l e s i a [ . . . ] A p o l o g i a . M a i n z 1 6 0 1 . D e unitate s a c r o s a n c t e R o m a n a e ecclesiae o m n i b u s a m p l e c tanda [ . . . ] . M a i n z 1601. LITERATUR: E r w i n Iserloh: C., J. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 100. C a l v i s i u s , Sethus, eigentl. Kaiwitz, a u c h Seth C., Kirchenmusiker, Musiktheoretiker, * 2 1 . 2 . 1 5 5 6 Gorsleben ( T h ü r i n g e n ) , f 2 4 . 1 1 . 1615 L e i p z i g . D e r S o h n eines T a g e l ö h n e r s finanzierte d a s S t u d i u m an d e n Universitäten H e l m s t e d t (seit 1579) und L e i p z i g (seit 1580) mit K u r r e n d e s i n g e n . 1581 w u r d e er K a n t o r der Paulinerkirche, im f o l g e n d e n J a h r K a n t o r und L e h r e r der h e b r ä i s c h e n S p r a c h e an der F ü r s t e n s c h u l e P f o r t a . Von 1594 bis zu s e i n e m L e b e n s e n d e w i r k t e C . als K a n t o r an d e r T h o m a s s c h u l e und als M u s i k d i r e k t o r d e r H a u p t k i r c h e n in L e i p z i g . D e r vielseitige G e l e h r t e v e r ö f f e n t l i c h t e S c h r i f t e n auf d e n G e b i e t e n d e r C h r o n o l o g i e und A s t r o l o g i e s o w i e m u s i k p ä d a g o g i s c h e und

- t h e o r e t i s c h e W e r k e w i e d i e an G i o s e f f o Z a r l i n o anschließ e n d e T o n s a t z l e h r e Melopoiia sive Melodiae condendae ratio (1592, 2 1 6 3 0 , N a c h d r . 1973). Zu seinen K o m p o s i t i o n e n z ä h l e n u. a. H y m n e n , M o t e t t e n s o w i e e i n e C h o r a l s a m m l u n g . WEITERE WERKE: Vokalmusik: H a r m o n í a c a n t i o n u m eccles i a s t i c a r u m . K i r c h e n g e s e n g e und geistliche L i e d e r D. L u theri und a n d e r e r f r o m m e n Christen [ . . . ] mit vier S t i m m e n c o n t r a p u n c t w e i s e richtig gesetzt. L e i p z i g 1 5 9 7 , 5 1 6 2 2 . - T r i cinia. A u s z e r l e s e n e T e u t s c h e Lieder, d e r meisten theil aus d e s K ö n i g l i c h e n P r o p h e t e n D a v i d s Psalterio g e z o g e n [ . . . ] . L e i p z i g 1603. - Schriften: C o m p e n d i u m m u s i c a e pro incipientibus c o n s c r i p t u m . L e i p z i g 1594, 2 1 6 0 2 . N e u a u f l . als M u s i c a e artis p r a e c e p t a n o v a et f a c i l i m a [ . . . ] . J e n a 1612. E x e r c i t a t i o n e s m u s i c a e d u a e [ . . . ] . L e i p z i g 1600. - Exercitatio m u s i c a tertia [ . . . ] . L e i p z i g 1611. N a c h d r . d e r beiden letzten S c h r i f t e n , H i l d e s h e i m u . a . 1973. LITERATUR: Kurt B e n n d o r f : S. C. als M u s i k t h e o r e t i k e r . Diss. L e i p z i g 1894. - Carl D a h l h a u s : M u s i k t h e o r e t i s c h e s a u s d e m N a c h l a ß d e s S. C. In: D i e M u s i k f o r s c h u n g 9 (1956) S. 129-139. - H e r m a n n B e c k : C „ S. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 1 0 0 f . - W e r n e r B r a u n : D e u t s c h e M u s i k t h e o r i e [ . . . ] . Von C. bis M a t t h e s o n . D a r m s t a d t 1994 (= G e s c h i c h t e der M u s i k theorie, B d . 8.2). - D e r s . / ( A d a m A d r i o ) : C „ S. In: M G G 2 P , Bd. 3, 2 0 0 0 , Sp. 1720-1725. - A d a m A d r i o / C l y t u s Gottwald: C „ S. In: N G r o v e D , B d . 4, 2 2 0 0 1 , S. 847 f. C a l v ö r , C a s p a r , luth. T h e o l o g e , M u s i k t h e o r e t i k e r , * 8 . 1 1 . 1650 H i l d e s h e i m , t 1 1 . 5 . 1 7 2 5 C l a u s t h a l . C., S o h n eines Pfarrers, studierte in J e n a u n d H e l m s t e d t , erw a r b 1674 d e n Grad eines M a g i s t e r s und erhielt 1677 e i n e Stelle als D i a k o n in Z e l l e r f e l d . 1683 w u r d e er S u p e r i n t e n dent, 1708 Konsistorialrat und 1710 G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t in C l a u s t h a l . In den synkretistischen und pietistischen Streitigkeiten seiner Zeit n a h m C. eine v e r m i t t e l n d e H a l t u n g ein. E r v e r ö f f e n t l i c h t e historische und a r c h ä o l o g i s c h e s o w i e ein i g e liturgische A r b e i t e n , in d e n e n d i e M u s i k e i n e besond e r e Stellung e i n n i m m t (De musica ac sigillatim de ecclesiastica eoque spectantibus organis, 1702; e r w . N a c h d r . in Rituale ecclesiasticum, B d . 2, 1705). C. regte G e o r g P h i l i p p —»Telemann w ä h r e n d dessen S c h u l b e s u c h in Z e l l e r f e l d ( u m 1694-97) z u m p r a k t i s c h e n M u s i z i e r e n an. WEITERES WERK: S a x o n i a inferior gentilis et C h r i s t i a n a . G o s l a r 1714. LITERATUR: H a n s M e y e r - R o s c h e r : K i r c h l i c h e W i r r e n im O b e r h a r z vor 2 5 0 J a h r e n . C . C. und die pietistische B e w e g u n g . In: N i e d e r s a c h s e n . Z e i t s c h r i f t f ü r H e i m a t und K u l t u r (1965) S. 4 6 9 - 4 7 5 . - H a n s B u r o s e : C. C. 1650-1725. C l a u s thal-Zellerfeld 1996. - M a r t i n R u h n k e : C „ C. In: M G G 2 P , Bd. 3, 2 0 0 0 , Sp. 1726. - Ders.: C., C . In: N G r o v e D , B d . 4, 2 2 0 0 1 , S. 849. C a l v ö r , Henning, evang. Theologe, Lehrer, Montanist, g e t a u f t 25. 10. 1686 S ü s t e d t bei W e r n i g e r o d e , t 1 0 . 7 . 1766 Altenau. M i t H i l f e eines S t i p e n d i u m s der G r a f e n Stolberg studierte C., S o h n eines D o r f s c h n e i d e r s , T h e o l o g i e und b e s c h ä f t i g t e sich d a n e b e n mit M a t h e m a t i k , M e c h a n i k und d e m B e r g b a u w e s e n . Er w u r d e 1713 K o n r e k t o r der S c h u l e in Clausthal, w o er in erster L i n i e M a t h e m a t i k und M e c h a n i k unterrichtete und 1729 z u m R e k t o r avancierte. I m gleichen J a h r Ubern a h m er j e d o c h d i e Pfarrei von A l t e n a u . C. v e r ö f f e n t l i c h t e historische und t h e o l o g i s c h e S c h r i f t e n , z u m e i s t in lateinischer S p r a c h e . Z e n t r a l e T h e m a t i k seiner P u b l i k a t i o n e n auf d e m G e b i e t d e s B e r g b a u s sind d i e M a s c h i n e n (Historischchronologische Nachricht und praktische Beschreibung des Maschinenwesens im Oberharz, 2 B d e . , 1763). Er setzte sich f ü r d i e G r ü n d u n g einer S p e z i a l s c h u l e f ü r den B e r g b a u ein ein W u n s c h , d e r erst 1775 mit d e r B e r g a k a d e m i e Clausthal verwirklicht w u r d e .

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Camenisch WEITERE WERKE: D e c r u c e Christi. Clausthal 1727. - Historische N a c h r i c h t von d e r U n t e r - u n d g e s a m t e n O b e r H a r z i s c h e n B e r g w e r k e ü b e r h a u p t . B r a u n s c h w e i g 1765. LITERATUR: D e r O b e r h a r z e r B e r g b a u zur Zeit H. C.s. A u s stellung i m O b e r b e r g a m t C l a u s t h a l - Z e l l e r f e l d 1986.

Camenisch,

E m i l , schweizer, r e f o r m i e r t e r T h e o l o g e , * 1 7 . 4 . 1874 S a r n , f 1 7 . 7 . 1 9 5 8 T s c h a p p i n a . C . studierte T h e o l o g i e in Basel und Berlin. 1899-1912 w a r er P f a r r e r in F l e r d e n - U r m e i n - T s c h a p p i n a , 1912-43 in ValendasS a g o g n . C., e i n e f ü h r e n d e Persönlichkeit i m K o l l o q u i u m O b d e m Wald, w a r an der G r ü n d u n g der Vereinigung d e r G r u o b und d e s E v a n g e l i s c h e n Talasyls in Ilanz beteiligt. Er verö f f e n t l i c h t e u. a. eine Bündnerische Reformationsgeschichte (1920). WEITERE WERKE: G e s c h i c h t e d e r R e f o r m a t i o n und G e g e n r e f o r m a t i o n in d e n italienischen S ü d t ä l e r n G r a u b ü n d e n s und d e n e h e m a l i g e n U n t e r t a n e n l ä n d e r n C h i a v e n n a , Veltlin und B o r m i o . C h u r 1950. - T s c h a p p i n a . E i n e W a l s e r s i e d l u n g im K a m p f . C h u r 1955. LITERATUR: B e d e u t e n d e B ü n d n e r aus f ü n f J a h r h u n d e r t e n . B d . 2. C h u r 1970, S. 5 1 3 - 5 1 7 . - Erich W e n n e k e r : C „ E. In: B B K L , B d . 19, 2 0 0 1 , S p . 128-131.

Camenzind,

Josef M a r i a , P s e u d . R i g i s e p p , s c h w e i z e r , kath. T h e o l o g e , Schriftsteller, * 2 7 . 2 . 1 9 0 4 G e r s a u (Kt. S c h w y z ) , t 1 9 . 9 . 1984 I m m e n s e e (Kt. S c h w y z ) . Z u n ä c h s t A r b e i t e r in einer S e i d e n f a b r i k , studierte C., d e r d u r c h den f r ü h e n Tod seines Vaters (1908) u n d d i e K r a n k heit seiner M u t t e r in ä r m l i c h e n Verhältnissen a u f g e w a c h s e n war, a m P r i e s t e r s e m i n a r der M i s s i o n s g e s e l l s c h a f t B e t h l e h e m in W o l h u s e n . N a c h d e r P r i e s t e r w e i h e 1931 arbeitete er bis 1943 als R e d a k t e u r der Z e i t s c h r i f t „ B e t h l e h e m " . 1943-47 w a r er R e g e n s d e s P r i e s t e r s e m i n a r s S c h ö n e c k (Kt. N i d walden), 1947-57 G e n e r a l r a t s m i t g l i e d der M i s s i o n s g e s e l l s c h a f t B e t h l e h e m u n d seit 1957 R e l i g i o n s l e h r e r a m G y m n a s i u m , S e e l s o r g e r und Schriftsteller in I m m e n s e e . 1934 v e r ö f fentlichte C. erste sozial e m p f i n d s a m e , christlich orientierte J u g e n d - und H e i m a t g e s c h i c h t e n unter d e m Titel Mein Dorf am See (fi 1946). Ein Stubenhocker fährt nach Asien. Erlebtes und Erlauschtes auf einer Reise in den Fernen Osten ( 1 9 3 9 ) und Da-Kai ( 1 9 5 9 ) verarbeiten E r f a h r u n g e n von einer 1936 u n t e r n o m m e n e n R e i s e nach Ostasien ( M a n d s c h u rei). 1943-48 w a r C. Vorstandsmitglied d e s I n n e r s c h w e i z e r Schriftstellervereins. 1935 erhielt er d e n Preis d e r S c h w e i z e r Schillerstiftung, 1971 den Literaturpreis der I n n e r s c h w e i z . WEITERE WERKE: D i e S t i m m e d e s B e r g e s . F r e i b u r g / B r e i s gau 1936, ,J 1965. - S c h i f f m e i s t e r Balz. F r e i b u r g / B r e i s g a u 1941. N e u a u s g . L e i p z o g 1989. - D i e B r ü d e r S a g e n m a t t . E i n siedeln 1943. - E u r o p a i m D o r f . F r e i b u r g / B r e i s g a u 1953. M a j e s t ä t e n und Vaganten. F r e i b u r g / B r e i s g a u 1953. - D e r J u n g e aus der M ü h l e . E r z ä h l u n g e n . L e i p z i g 1979. - A r m e und d o c h reiche T a g e . E r z ä h l u n g e n aus der J u g e n d z e i t . L e i p zig 1982.

1541 in g l e i c h e r F u n k t i o n n a c h L e i p z i g z u r ü c k k e h r t e , leitete die r e f o r m a t o r i s c h e U m g e s t a l t u n g der beiden U n i v e r s i t ä t e n . W e g e n seiner Ü b e r s e t z u n g e n (ins L a t e i n i s c h e ) und E d i t i o n e n klassischer T e x t e gilt er als einer der b e d e u t e n d s t e n Philolog e n seiner Zeit. Er selbst v e r f a ß t e n e b e n p ä d a g o g i s c h e n Arbeiten (Praecepta morum ac vitae, 1544) t h e o l o g i s c h e und historisch-biographische Schriften. Mit Melanchthon wechselte er viele H u n d e r t e von B r i e f e n . WEITERES WERK: S y m b o l a et e m b l e m a t a (naturae). Hrsg. v. H e i n o Reinitzer. 2 Bde., G r a z 1986-88. LITERATUR: Friedrich Stählin: C., J. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 1 0 4 f . - H e r m a n n W e n d o r f : J. C . In: F r a n z L a u (Hrsg.): H e r b e r g e n d e r Christenheit. J a h r b u c h f ü r d e u t s c h e K i r c h e n g e s c h i c h t e 1 (1957) S. 34-87. - G e r h a r d P f e i f f e r : J. C . In: F r ä n k i s c h e L e b e n s b i l d e r . B d . 7. Hrsg. v. G e r h a r d P f e i f f e r / A l f r e d W e n d e h o r s t . N e u s t a d t / A i s c h 1977, S. 9 7 - 1 0 8 . F r a n k B a r o n (Hrsg.): J. C. ( 1 5 0 0 - 1 5 7 4 ) . M ü n c h e n 1978 (Lit.). - C a r o l A n n e t t e S t a s w i c k : J. C . a n d the R e p u b l i c of Letters in the a g e of the R e f o r m a t i o n . A n n A r b o r , M i c h i g a n 1998. - S t e p h a n K u n k l e r : Z w i s c h e n H u m a n i s m u s und R e f o r m a t i o n . D e r H u m a n i s t J. C. im Wechselspiel von p ä d a g o g i s c h e m P a t h o s u n d t h e o l o g i s c h e m Ethos. Hildesheim u.a. 2000. - Rainer K ö ß l i n g / G ü n t h e r Wartenberg (Hrsg.): J. C. T ü b i n g e n 2 0 0 3 . - Torsten W o i t k o w i t z : D i e B r i e f e von J. C. d. Ä . an C h r i s t o p h von K a r l o w i t z bis z u m J a h r 1553. Edition, Ü b e r s e t z u n g und K o m m e n t a r . Stuttgart 2003.

LITERATUR: J. M . C. D o k u m e n t e zur Verleihung des Inners c h w e i z e r K u l t u r p r e i s e s 1971. Hrsg. v o m R e g i e r u n g s r a t d e s K a n t o n s S c h w y z . S c h w y z 1971.

Camerloher, P l a c i d u s ( C a j e t a n u s L a u e n t i u s ) von, kath. T h e o l o g e , K o m p o n i s t , * 9 . 8 . 1718 M u r n a u , t 2 1 . 7 . 1782 Freising. Als S c h ü l e r d e r R i t t e r a k a d e m i e Ettal erhielt C., S o h n ein e s G e r i c h t s s c h r e i b e r s b e i m Ettalschen P f l e g e g e r i c h t , a u c h e i n e m u s i k a l i s c h e A u s b i l d u n g . Später studierte er T h e o l o g i e und e m p f i n g 1744 in F r e i s i n g die Priesterweihe. Er w u r d e in Freising z u m f ü r s t b i s c h ö f l i c h e n H o f k a p e l l m e i s t e r e r n a n n t und w a r seit 1748 K a n o n i k u s a m Stift in St. Veit bei Freising, bis er 1753 z u m S t . - A n d r e a s - S t i f t in Freising wechselte. Er b e g l e i t e t e F ü r s t b i s c h o f —> J o h a n n T h e o d o r von Freising auf seinen zahlreichen R e i s e n und w a r im B i s t u m Lüttich, d a s j e n e m unterstellt w a r , als K a m m e r m u s i k e r tätig. C . k o m p o n i e r t e v o r a l l e m S i n f o n i e n ( m i n d e s t e n s 29) und kirchenm u s i k a l i s c h e Werke. LITERATUR: B e n n o Ziegler: P. v. C. ( 1 7 1 8 - 8 2 ) . D e s altb a y e r i s c h e n K o m p o n i s t e n L e b e n und Werk. Freising 1919. Karl G u s t a v Feilerer: C „ P. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 108. M a t t h i a s M a y e r : P. v. C.s K i r c h e n m u s i k und B ü h n e n w e r k e . In: J a h r b u c h f ü r a l t b a y e r i s c h e K i r c h e n g e s c h i c h t e 3 (1964) S. 119-162. - M a t t h i a s M a y e r : Ein f ü r s t b i s c h ö f l i c h e r H o f k o m p o n i s t . M ü n c h e n 1977. - S u z a n n e F o r s b e r g : T h e s y m p h o n i e s of P. v. C . ( 1 7 1 8 - 1 7 8 2 ) a n d J o s e p h A n t o n C a m e r loher ( 1 7 1 0 - 1 7 4 3 ) . An investigation of style a n d a u t h o r s h i p . A n n A r b o r , M i c h i g a n 1990. - Dies.: C „ P. In: M G G 2 P , B d . 4, 2 0 0 0 , Sp. 20-24. - Dies.: C „ P. v. In: N G r o v e D , B d . 4, 2 2 0 0 1 , S. 871 f. - S u z a n n e Forsberg: T h e s y m p h o n i e s of P. v. C. ( 1 7 1 8 - 8 2 ) und J o s e p h C. ( 1 7 1 0 - 4 3 ) . A n n A r b o r , M i c h i g a n 1990.

Camerarius,

Caminada,

J o a c h i m d. Ä., eigentl. J. K a m m e r m e i s t e r , Humanist, Philologe, * 1 2 . 4 . 1 5 0 0 Bamberg, t 1 7 . 4 . 1 5 7 4 Leipzig. A l s Student in L e i p z i g (seit 1512) k o n z e n t r i e r t e sich C., S o h n eines b i s c h ö f l i c h e n E r b k ä m m e r e r s und R a t s h e r r n in B a m b e r g , b e s o n d e r s auf die g r i e c h i s c h e S p r a c h e . E r w e c h selte 1517 an die E r f u r t e r U n i v . und w u r d e M i t g l i e d d e s dortigen H u m a n i s t e n k r e i s e s . Seit 1521 in W i t t e n b e r g , w u r d e er 1522 Prof. f ü r R h e t o r i k , f r e u n d e t e sich mit —>MeIanc h t h o n an und ü b e r n a h m d u r c h d e s s e n Vermittlung 1526 d i e Direktion d e s neuerrichteten G y m n a s i u m s in N ü r n b e r g . C., der 1535 e i n e m R u f als Prof. n a c h T ü b i n g e n f o l g t e und

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Christian, B i s c h o f von C h u r , * 6. 1. 1876 Surin, t 18. 1. 1962 C h u r . N a c h d e m S t u d i u m der T h e o l o g i e in A l a s s i o und C h u r w u r d e C. 1900 z u m Priester g e w e i h t . D a n a c h w a r er P f a r r e r in D a r d i n , O b e r s a x e n , T r u n und an der K a t h e d r a l e in C h u r . W ä h r e n d seiner Tätigkeit in T r u n v o l l e n d e t e d e r an K u n s t g e s c h i c h t e und b e s o n d e r s an r ä t o r o m a n i s c h e r V o l k s k u n d e interessierte C. die von C a s p a r D e c u r t i n s betreute Rätoromanische Chrestomathie. 1919 w u r d e er ins D o m k a p i t e l b e r u f e n , 1932 z u m D o m d e k a n und zwei J a h r e darauf z u m B i s c h o f von C h u r g e w ä h l t . S e i n e V e r ö f f e n t l i c h u n g s t ä t i g k e i t fand in s e i n e m W e r k ü b e r d e n Wasser-, F e u e r - , Stein- und B a u m k u l t

Campenhausen der r ä t o r o m a n i s c h e n U r g e s c h i c h t e , Die verzauberten Täler, ihren A b s c h l u ß . WEITERE WERKE: D i e B ü n d n e r G l o c k e n . Zürich 1915. D i e B ü n d n e r F r i e d h ö f e . Z ü r i c h 1919. - K a t h e d r a l e C h u r . M ü n c h e n 1954. LITERATUR: A l f o n s M a i s s e n : B i s c h o f C. C. C h u r 1970. P i e r r e L o u i s Surchat: C „ C. In: L T h K l B d . 2, 1994, Sp. 912. - Albert G a s s e r : Vom rätischen F ü r s t b i s t u m zur s c h w e i z e r i s c h e n D i ö z e s e . In: M i c h a e l Durst (Hrsg.); Studien zur G e s c h i c h t e d e s B i s t u m s C h u r ( 4 5 1 - 2 0 0 1 ) . F r e i b u r g ( S c h w e i z ) 2 0 0 2 , S. 160-162. - Pierre L o u i s Surchat: C „ C. In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 9 4 5 - 2 0 0 1 ) , 2 0 0 2 , S. 122 f.

Campanus,

J o h a n n e s , T ä u f e r , * u m 1500 M a e s e y k bei L i m b u r g , t n a c h 1574. In D ü s s e l d o r f und Köln h u m a n i s t i s c h gebildet, w u r d e C. 1520 in Köln relegiert. E r g i n g nach Jülich, 1527 als H o f meister n a c h W i t t e n b e r g und studierte dort seit 1528. B e i m M a r b u r g e r R e l i g i o n s g e s p r ä c h s u c h t e er e i n e e i g e n e A b e n d m a h l s l e h r e zu vertreten, w u r d e j e d o c h a b g e w i e s e n . 1530 k e h r t e er n a c h Jülich zurück, w o er zahlreiche A n h ä n g e r f a n d . 1532 v e r ö f f e n t l i c h t e er seinen Traktat Göttlicher und heiliger Schrift Restitution, in d e m er sich g e g e n d i e L e h r e von der Dreieinigkeit a u s s p r a c h und seinen D i t h e i s m u s entfaltete. —> L u t h e r und —> M e l a n c h t h o n distanzierten sich von d e m t ä u f e r i s c h e n T h e o l o g e n , der w a h r s c h e i n l i c h im J a h r 1553 auf B e f e h l d e s H e r z o g s von K l e v e v e r h a f t e t w u r d e und n a c h ü b e r 2 0 J a h r e n H a f t in geistiger V e r w i r r u n g starb. LITERATUR: V D 16, C 6 3 1 - 6 3 3 . - R o b e r t S t u p p e r i c h : C., J. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 109 f. - C h a l m e r s M a c C o r m i c k : T h e Restitution göttlicher S c h r i f t of J o h n C . C a m b r i d g e , M a s s a c h u s e t t s 1959. - H o r s t Weigelt: C „ J. In: T R E , B d . 7, 1981, S. 6 0 1 - 6 0 4 . - Peter J. A . N i s s e n : C., J. In: L T h K 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 914. - Volker L e p p i n : C., J. In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 4 5 f.

Campe,

J o a c h i m H e i n r i c h , P ä d a g o g e , Verleger, S c h r i f t steller, S p r a c h w i s s e n s c h a f t l e r , * 2 9 . 6 . 1 7 4 6 D e e n s e n bei H o l z m i n d e n , t 22. 10. 1818 B r a u n s c h w e i g . C. w a r S o h n e i n e s K a u f m a n n s (der im Zeitalter der A u f k l ä r u n g auf seinen a n g e s t a m m t e n Adelstitel verzichtet hatte) und einer Pfarrerstochter. E r studierte in H e l m s t e d t ( 1 7 6 5 - 6 8 ) und H a l l e ( 1 7 6 8 / 6 9 ) e v a n g . T h e o l o g i e und P h i losophie. D a n a c h w a r er in S c h l o ß T e g e l / B e r l i n als H a u s lehrer von W i l h e l m und A l e x a n d e r von H u m b o l d t tätig ( 1 7 6 9 - 7 3 und 1775). Ein J a h r später w u r d e er „ E d u c a t i o n s r a t h " a m von —> B a s e d o w in D e s s a u neuerrichteten „ P h i l a n t h r o p i n u m " , d a m a l s die b e r ü h m t e s t e E r z i e h u n g s e i n r i c h t u n g D e u t s c h l a n d s . 1777 g i n g e r n a c h H a m b u r g , g r ü n d e t e im Vorort B i l l w e r d e r n a c h d e m Vorbild R o u s s e a u s (Emile) e i n e eigene Erziehungsanstalt für wohlhabende Kaufmannssöhne und g a b Schriften zur E r z i e h u n g J u g e n d l i c h e r heraus. M i t s e i n e m Robinson der Jüngere (1779), e i n e r sehr f r e i e n B e a r b e i t u n g von Daniel D e f o e s Robinson Crusoe, w u r d e er weltb e r ü h m t . D a s B u c h , d a s i m K o n t e x t der d a m a l s sehr aktuellen p ä d a g o g i s c h e n Kinderliteratur der A u f k l ä r u n g zu sehen ist und u . a . von Christian Felix W e i ß e s W o c h e n b l a t t „ D e r K i n d e r f r e u n d " a n g e r e g t w u r d e , ist in alle W e l t s p r a c h e n übersetzt w o r d e n und wird n o c h h e u t e i m m e r w i e d e r neu a u f gelegt. C . s z e i t g e m ä ß e s E r z i e h u n g s z i e l w a r der a u f g e k l ä r t e , religiös und sittlich gefestigte, v e r a n t w o r t u n g s b e w u ß t und vernünftig handelnde Mensch. 1786 ging C. als „ H o c h f ü r s t l i c h e r S c h u l r a t h " nach B r a u n s c h w e i g und ü b e r n a h m die L e i t u n g der B r a u n s c h w e i g i s c h e n S c h u l b u c h h a n d l u n g . Er g a b viele p ä d a g o g i s c h e S c h r i f t e n heraus und erarbeitete ein g r o ß e s Wörterbuch der deutschen Sprache (5 B d e . , 1807-12), d a s d a s von A d e l u n g e r s e t z e n sollte. Im R e v o l u t i o n s j a h r 1789 b e s u c h t e er als R e i s e b e g l e i ter W i l h e l m von H u m b o l d t s Paris und zeigte sich g e g e n ü b e r

d e n I d e e n der F r a n z ö s i s c h e n R e v o l u t i o n s o a u f g e s c h l o s sen, d a ß i h m d i e N a t i o n a l v e r s a m m l u n g a m 10. 10. 1792 d a s B ü r g e r r e c h t verlieh, w a s i h m zu der Zeit schon e h e r peinlich war. E r e r a r b e i t e t e ein W ö r t e r b u c h , das d a s D e u t s c h e puristisch von f r a n z ö s i s c h e m und a l l e m a u s l ä n d i s c h e n S p r a c h e i n f l u ß reinigen sollte ( Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der unserer Sprache auf gedrungenen fremden Ausdrücke, 2 Bde., 1801) u n d riet in seinen S c h r i f t e n v o m f r a n z ö s i s c h e n S p r a c h u n t e r r i c h t f ü r D e u t s c h e ab. Seine une r m ü d l i c h e n Versuche zur E i n d e u t s c h u n g von F r e m d w ö r t e r n t r u g e n i h m schon d a m a l s a u c h Spott ein (etwa Schillers und G o e t h e s in d e n Xenien). D i e von C. h e r a u s g e g e b e n e Allgemeine Revision des gesamten Schul- und Erziehungswesens (16 B d e . , 1785-91) darf zugleich als S u m m e und P r o g r a m m werk der d e u t s c h e n A u f k l ä r u n g s p ä d a g o g i k gelten. I m J a h r 1809 e r n a n n t e ihn d i e U n i v . H e l m s t e d t z u m E h r e n d o k t o r der Theologie. LITERATUR: J a k o b A n t o n Leyser: J. H. C . Ein L e b e n s bild aus d e m Zeitalter der A u f k l ä r u n g . 2 B d e . , B r a u n s c h w e i g 1877. - R e i n h a r d S t a c h : „ R o b i n s o n der J ü n g e r e " als p ä d a g o g i s c h - d i d a k t i s c h e s M o d e l l des philanthropistis c h e n E r z i e h u n g s d e n k e n s . R a t i n g e n 1970. - W o l f g a n g Promies: Kinderliteratur im späten 18. J a h r h u n d e r t . In: H a n sers S o z i a l g e s c h i c h t e d e r Literatur. Bd. 3, T ü b i n g e n 1980, S. 7 6 5 - 8 3 1 . - E d e l t r a u d D o b n i g - J ü l c h : Von e i n e m d e r a u s z o g die S p r a c h e zu ä n d e r n . Ein erster Blick auf J. H . C . s S p r a c h v e r ä n d e r u n g s a k t e . In: Brigitte A s b a c h - S c h n i t k e r / J o h a n n e s R o g g e n h o f e r : N e u e r e F o r s c h u n g e n zur W o r t b i l d u n g und His t o r i o g r a p h i e d e r Linguistik. T ü b i n g e n 1987, S. 3 5 3 - 3 6 5 . Bernd

Naumann

Campenhausen,

H a n s ( - E r i c h ) Frh. von, e v a n g . T h e o loge, K i r c h e n h i s t o r i k e r , * 3 . ( 1 6 . ) 1 2 . 1 9 0 3 R o s e n b e c k (Livland), t 6. 1. 1989 H e i d e l b e r g . Der dem grundbesitzenden Adel des Baltikums entstamm e n d e C. hat als H e r a n w a c h s e n d e r die R u s s i s c h e R e v o l u tion als S c h r e c k e n s r e g i m e erlebt u n d ist d u r c h d i e s e E r f a h r u n g e n - E r m o r d u n g des Vaters, m e h r m o n a t i g e G e f ä n g n i s h a f t i m Alter von k a u m 16 J a h r e n , g ä n z l i c h e Z e r s t ö r u n g d e s h e r k ö m m l i c h e n S o z i a l g e f ü g e s - tief und lebenslang g e p r ä g t w o r d e n . Er studierte T h e o l o g i e und G e s c h i c h t e in H e i d e l b e r g und M a r b u r g , w o er in R u d o l f - » B u l t m a n n und H a n s von —» S o d e n seine wichtigsten L e h r e r f a n d , und w u r d e bereits 1926 mit einer patristischen A r b e i t (Ambrosius von Mailand als Kirchenpolitiker, e r s c h i e n e n 1929) z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t . D i e Venia legendi f ü r d a s Fach Kirc h e n g e s c h i c h t e e r w a r b er 1928 in M a r b u r g als Christlicher A r c h ä o l o g e (Die Passionssarkophage, 1930). S e i n e a k a d e m i s c h e K a r r i e r e w u r d e d u r c h d a s „Dritte R e i c h " a b g e b r o c h e n . C., d e r an seiner A b n e i g u n g g e g e n d e n N a t i o n a l s o z i a l i s m u s n i e e i n e n Z w e i f e l ließ und sich der B e k e n n e n d e n K i r c h e a n s c h l o ß , w u r d e m i t L e h r a u f t r ä g e n und L e h r s t u h l v e r tretungen im g a n z e n R e i c h ( G ö t t i n g e n , G i e ß e n , Kiel, G r e i f s wald, W i e n ) b e s c h ä f t i g t ; die B e r u f u n g auf e i n e o r d e n t l i c h e P r o f e s s u r in H e i d e l b e r g aber scheiterte 1 9 3 5 / 3 6 a m Eins p r u c h d e r Parteizentrale der N S D A P , d a er als „ M i t t r ä g e r der nationalsozialistischen E r n e u e r u n g d e r Universitätserzieh u n g " untauglich sei. S o b e g a n n C.s w e i t e W i r k s a m k e i t und A u s s t r a h l u n g erst n a c h 1945. N u n m e h r auf d e m H e i d e l b e r g e r L e h r s t u h l f ü r K i r c h e n g e s c h i c h t e und bereits 1946 z u m R e k t o r der U n i v . g e w ä h l t , w u r d e er z u m f ü h r e n d e n d e u t s c h e n Patristiker d e s 20. Jh. nach und n e b e n A d o l f von - > H a r n a c k und hat d a s w i s s e n s c h a f t l i c h e Bild von d e r A l t e n K i r c h e beträchtlich modifiziert. In zwei g r o ß e n M o n o g r a p h i e n (Kirchliches Amt und geistliche Vollmacht in den ersten drei Jahrhun2 derten, 1953, 1 9 6 3 ; Die Entstehung der christlichen Bibel, 1968 , 2 2 0 0 3 ) , d e n e n e i n e dritte n o c h hätte f o l g e n sollen (vgl. Das Bekenntnis im Urchristentum, in: Z e i t s c h r i f t f ü r n e u t e s t a m e n t l i c h e W i s s e n s c h a f t 63, 1972, S. 210-25.3),

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Campester legte C. dar, das f r ü h e C h r i s t e n t u m h a b e seine N o r m e n und Institutionen in e i n e m e n g e n Z u s a m m e n s p i e l von „ R e c h t " und „ G e i s t " , e i n e m an der S a c h e orientierten O r d n u n g s w i l len, gestaltet und sei d a h e r in seinen m a ß g e b e n d e n M o tiven und L e b e n s f o r m e n d u r c h f u n d a m e n t a l e E i n h e i t gek e n n z e i c h n e t g e w e s e n . D e r h i e r v o n a b w e i c h e n d e n , vor allem d u r c h H a r n a c k b e s t i m m t e n F o r s c h u n g s t r a d i t i o n warf er „ i r r e f ü h r e n d e A b s t r a k t i o n " vor. D i e s e Vorstellung v o m inneren Z u s a m m e n h a n g u n d der e l e m e n t a r e n W ü r d e der f r ü h e n K i r c h e n g e s c h i c h t e , d i e bereits das 1936 e r s c h i e n e n e , aktuelle B e t r o f f e n h e i t d e s Verfassers s p i e g e l n d e B u c h Die Idee des Martyriums in der alten Kirche ( 2 1 9 6 4 ) vermittelt hatte, hat C. in zahlreichen weiteren S t u d i e n u n t e r m a u e r t und ü b e r die Frühzeit hinaus ausgedehnt. Besonders erfolgreich wurd e n s e i n e f ü r e i n e g r ö ß e r e L e s e r s c h a f t b e s t i m m t e n biograp h i s c h e n Porträts: Griechische Kirchenväter (1955, 81997) und Lateinische Kirchenväter ( 1 9 6 0 , 7 1995). C . s w i s s e n s c h a f t l i c h e s W e r k e r f u h r breite A n e r k e n n u n g . E r war M i t g l i e d der H e i d e l b e r g e r und m e h r e r e r a n d e r e r A k a d e mien, f ü n f f a c h e r E h r e n d o k t o r , von 1960 bis 1980 Präsident der Patristischen K o m m i s s i o n der w e s t d e u t s c h e n A k a d e m i e n und l a n g j ä h r i g e s M i t g l i e d des ö k u m e n i s c h e n A r b e i t s k r e i s e s e v a n g e l i s c h e r und k a t h o l i s c h e r T h e o l o g e n . WEITERE WERKE: Tradition u n d L e b e n . K r ä f t e d e r K i r c h e n g e s c h i c h t e . T ü b i n g e n 1960. - A u s der F r ü h z e i t d e s C h r i s t e n t u m s . Studien zur K i r c h e n g e s c h i c h t e d e s 1. und 2. J a h r h u n derts. T ü b i n g e n 1963. - Urchristliches und Altkirchliches. T ü b i n g e n 1979. LITERATUR: B e r n d M o e l l e r : N e k r o l o g H. Frh. v. C . In: Historische Z e i t s c h r i f t 2 4 9 ( 1 9 8 9 ) S. 7 4 0 - 7 4 3 . - A d o l f M a r tin Ritter: H . v. C . und A d o l f von H a r n a c k . In: Z e i t s c h r i f t f ü r T h e o l o g i e u n d K i r c h e 87 ( 1 9 9 0 ) S. 3 2 3 - 3 3 9 . - Ders.: H e i d e l b e r g e r K i r c h e n h i s t o r i k e r in der Zeit d e s „Dritten Reic h e s " . In: L u i s e S i e g e l e - W e n s c h k e w i t z u . a . (Hrsg.): T h e o l o g i s c h e F a k u l t ä t e n im N a t i o n a l s o z i a l i s m u s . G ö t t i n g e n 1993, S. 169-180. - T h o m a s K a u f m a n n u . a . (Hrsg.): E v a n g e l i s c h e K i r c h e n h i s t o r i k e r i m „Dritten R e i c h " . G ü t e r s l o h 2 0 0 2 , bes. S. 2 4 4 ff. Bernd Moeller C a m p e s t e r , L a m b e r t , D o m i n i k a n e r , * E n d e 15. Jh. S a c h sen, t n a c h 1538 F r a n k r e i c h . C . w a r v o r a l l e m in Lyon tätig. M i t zwei A b h a n d l u n g e n trat er 1523 als erster o f f e n e r G e g n e r - » L u t h e r s in F r a n k r e i c h h e r v o r ( H e p t a c o l o n in summam scripturam sacrilegae Martini Lutheri ... u n d Apologia in Martinum Lutherum ...). 1524 v e r ö f f e n t l i c h t e er d i e Colloquia des —> E r a s m u s in einer mit n e g a t i v e n K o m m e n t a r e n v e r s e h e n e n F o r m , w a s seine Stellung i m O r d e n s c h w ä c h t e . 1525 von d e n D o m i n i k a n e r n a u s g e s t o ß e n , w u r d e C . Kleriker in St. A m a b l e ( R i o m ) . LITERATUR: G u n d o l f Gieraths: C „ L. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 112. C a n d i d u s , P a n t a l e o n , urspr. Weiß, r e f o r m i e r t e r T h e o l o g e , * 7 . 1 0 . 1540 Y b b s ( N i e d e r ö s t e r r e i c h ) , t 3 . 2 . 1608 Z w e i brücken. C., S o h n eines Gutsbesitzers, w a r u m 1550 S c h ü l e r eines W e i ß e n k i r c h e n e r P f a r r e r s , d e r als Protestant V e r f o l g u n g e n erlitt. E r floh mit ihm n a c h U n g a r n und später nach A m berg. 1558 i m m a t r i k u l i e r t e er sich in Wittenberg, w o er bis 1564 als S c h ü l e r M e l a n c h t h o n s u . a . T h e o l o g i e studierte. I m f o l g e n d e n J a h r erhielt er e i n e Stelle als L e h r e r an d e r L a t e i n s c h u l e in Z w e i b r ü c k e n und w u r d e später P f a r r e r in H i n z w e i l e r , D i a k o n in M e i s e n h e i m und schließlich w i e d e r in Z w e i b r ü c k e n . Seit 1571 w a r er dort S u p e r i n t e n d e n t und wirkte als E r z i e h e r der K i n d e r H e r z o g J o h a n n s I. Z u C . ' W e r k e n zählen n e b e n religiösen S c h r i f t e n zwei historische Versepen zur G e s c h i c h t e B ö h m e n s s o w i e zu d e n W e s t g o t e n in der s p a n i s c h e n G e s c h i c h t e ( B o h e m a i s , hoc est de ducibus Bohemicis libri duo, de regibus Bohemicis libri quinqué ad D. Rudolphum 11, 1587).

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WEITERE WERKE: C a t e c h e s i s d o c t r i n a e christianae c a r m i n e reddita. W i t t e n b e r g 1564, S t r a ß b u r g 1566, Basel 1570. L o c i theologici. Basel 1570. - C h r i s t l i c h e und n o t h w e n d i g e E r k l ä r u n g d e s C a t e c h i s m i aus G o t t e s Wort. H e i d e l b e r g 1588. LITERATUR: V D 16, S. 7 0 7 - 7 1 1 , W 1594-1626. - Friedrich Butters: P. C. Z w e i b r ü c k e n 1865. - G e o r g B i u n d o : C „ P. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 121 f. C a n i s i u s , H e i n r i c h , Jesuit, K a n o n i s t , Historiker, * N i m w e g e n , t 2 . 9 . 1610 Ingolstadt. D e r N e f f e d e s Petrus —»C. w u r d e n a c h d e m S t u d i u m in L ö w e n 1590 als Prof. des K i r c h e n r e c h t s nach Ingolstadt ber u f e n . D o r t v e r ö f f e n t l i c h t e er S c h r i f t e n z u m k a n o n i s c h e n R e c h t , b e s c h ä f t i g t e sich aber a u c h mit historischer D o k u m e n t a t i o n : E r s a m m e l t e u n v e r ö f f e n t l i c h t e Q u e l l e n , insbesond e r e zur K i r c h e n g e s c h i c h t e d e s Mittelalters, und e d i e r t e sie unter d e m Titel Antiquae lectionis tomus VII ( 1 6 0 1 - 0 8 ) . LITERATUR: E n g e l b e r t M . B u x b a u m : C., H. In: L M U , Bd. 1, 1998, S. 5 9 f. C a n i s i u s , Petrus, eigentl. Pieter K a n i j s , Jesuit, T h e o l o g e , * 8 . 5 . 1521 N i m w e g e n , t 21. 12. 1597 Freiburg ( S c h w e i z ) . D e r S o h n eines B ü r g e r m e i s t e r s studierte 1536-40 in K ö l n P h i l o s o p h i e , lernte 1543 in M a i n z d e n J e s u i t e n p a t e r P e t r u s —> F a b e r k e n n e n und trat in die G e s e l l s c h a f t Jesu ein. Dara u f h i n k e h r t e er an die U n i v . K ö l n zurück, w i d m e t e sich t h e o l o g i s c h e n Studien und e m p f i n g 1546 die P r i e s t e r w e i h e . N a c h d e r T e i l n a h m e a m Konzil von Trient (1547) und theologischer P r o m o t i o n in B o l o g n a (1549) w a r er als Prof. u n d P r e d i g e r i m D i e n s t der G e g e n r e f o r m a t i o n an der U n i v . Ingolstadt ( 1 5 4 9 - 5 2 ) , in W i e n u n d P r a g ( 1 5 5 2 - 5 6 ) , in A u g s burg ( 1 5 5 9 - 6 6 ) und I n n s b r u c k ( 1 5 7 1 - 7 7 ) tätig. C . n a h m an m e h r e r e n R e i c h s t a g e n , 1557 a m W o r m s e r R e l i g i o n s g e s p r ä c h und 1562 a m Trienter Konzil teil und beriet K a i s e r F e r d i n a n d I. Als erster Provinzial der s ü d d e u t s c h e n J e s u i t e n p r o v i n z ( 1 5 5 6 - 6 9 ) errichtete er zahlreiche N i e d e r l a s s u n g e n , u. a. Ingolstadt, Dillingen u n d M ü n c h e n . Seit 1580 w a r er in F r e i b u r g ( S c h w e i z ) ansässig, w o er d i e G r ü n d u n g eines Jesuitenkollegs vorbereitete. G r o ß e W i r k u n g hatten seine drei K a t e c h i s m e n , d a r u n t e r Summa doctrinae christianae (1555), d i e noch zu seinen L e b z e i t e n in m e h r als 2 0 0 A u s g a b e n u n d Ü b e r s e t z u n g e n e r s c h i e n e n . Zu seinen G e b e t b ü c h e r n g e h ö r e n Lectiones et precationes ecclesiasticae (1556) und Manuale Catholicorum (1587). C., „zweiter Apostel D e u t s c h l a n d s " g e n a n n t , w u r d e 1864 selig-, 1925 h e i l i g g e s p r o c h e n und z u m Kirchenlehrer erhoben. WEITERE WERKE: P a r v u s C a t e c h i s m u s c a t h o l i c o r u m . K ö l n 1559. - Institutiones et e x e r c i t a m e n t a C h r i s t i a n a e pietatis. A n t w e r p e n 1566. - D e h o m i n i s lapsu et justificatione. A n t w e r p e n 1574. - N o t a e in L e c t i o n e s e v a n g é l i c a s . F r e i b u r g ( S c h w e i z ) 1591. LITERATUR: V D 16, C 6 9 4 - 7 6 3 . - H u b e r t Jedin: C „ P. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 1 2 2 f . - H a n s Wolter: C „ P. In: T R E , B d . 7, 1981, S. 6 1 1 - 6 1 4 . - E n g e l b e r t M a x i m i l i a n B u x b a u m : C., P. In: LThK 3 , B d . 2, 1994, Sp. 9 2 3 f. - P. C . R e f o r m e r d e r Kirche. F e s t s c h r i f t z u m 400. T o d e s t a g d e s z w e i t e n A p o s t e l s D e u t s c h l a n d s . Hrsg. v. Julius O s w a l d und Peter R u m m e l . A u g s b u r g 1996. - J o h a n n Weissensteiner: C., P. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 4 4 8 - 1 6 4 8 ) , 1996, S. 9 0 f . - E n g e l b e r t M a r i a B u x b a u m : C „ P. In: L M U , B d . 1, 1998, S. 6 0 - 6 2 (Bibliogr.). - Rolf Decot: C „ P. In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 51 f. - P. C. H u m a n i s t und E u r o p ä e r . Hrsg. v. R a i n e r B e r n d t . Berlin 2 0 0 0 . - Jesuítica. F o r s c h u n g e n zur f r ü h e n G e s c h i c h t e d e s J e s u i t e n o r d e n s in B a y e r n bis zur A u f h e b u n g 1773. H r s g . v. Julius O s w a l d und Rita H a u b . M ü n c h e n 2 0 0 1 . C a n n a b i c h , J o h a n n G ü n t h e r Friedrich, e v a n g . T h e o l o g e , G e o g r a p h , * 2 1 . 4 . 1 7 7 7 S o n d e r s h a u s e n , t 3 . 5 . 1859 Sondershausen. C. studierte seit 1794 in J e n a T h e o l o g i e , Philologie, P h i losophie und M a t h e m a t i k und b e s c h ä f t i g t e sich a u t o d i d a k -

Capito tisch mit Geographie. Zunächst Hauslehrer in Hannover und Darmstadt, wurde er 1807 als Rektor an die Lateinschule in Sondershausen berufen. 1819 erhielt er eine Pfarrstelle in Niederbösa und 1836 eine weitere in Bendeleben, die er bis 1848 bekleidete. Seine geographischen Abhandlungen und Lehrbücher über Deutschland und Europa fanden weite Verbreitung (Lehrbuch der Geographie, 1816). WEITERE WERKE: Kleine Schulgeographie. Sondershausen 1818, I 5 1842. - Als Hrsg. (zusammen mit A d a m Christian Gaspari u.a.) und zum Teil auch als Verfasser einzelner Bände: Vollständiges Handbuch der Erdbeschreibung. 23 Bde., Weimar 1819-27. - Statistische Beschreibung des Königreichs Würtemberg. 2 Bde., Dresden 1828. - Neueste G e m ä l d e von Frankreich und den Niederlanden. 2 Bde., Wien 1 8 3 0 / 3 2 . - Statistisch geographische Beschreibung des Königreichs Preußen. 6 Bde., Breslau 1835. LITERATUR: Paul Graubner: J. G. F. C. (1777-1859). Sein Leben und seine Werke. Königsberg 1913.

Canstein,

Carl Hildebrand Frh. von, luth. Theologe, * 14.8. 1667 Lindenberg (Mark), t 19.8. 1719 Berlin. C. studierte 1683-86 in F r a n k f u r t / O d e r Rechtswissenschaften und bereiste während der folgenden zwei Jahre Europa, bis er 1689 K a m m e r j u n k e r am Berliner Hof wurde. Als Kriegsfreiwilliger zog er 1692 mit den brandenburgischen Truppen nach Flandern. In Brüssel schwer erkrankt, gelobte er, im Falle einer Genesung sein Leben in den Dienst Gottes zu stellen. Nach Berlin zurückgekehrt, wurde der Gutsbesitzer zu einem bedeutenden Förderer des Pietismus. Er pflegte Kontakte zu Philipp Jakob —»Spener und zu August Hermann —» Francke, dessen Stiftungen er finanziell unterstützte. Bekannt wurde C. durch die Gründung der ersten deutschen Bibelgesellschaft (seit 1775 unter d e m Namen Cansteinsche Bibelanstalt), die eine Neubearbeitung der Bibel in der Übersetzung —»Luthers in Hunderttausenden von Exemplaren herstellte und verbreitete. Er verfaßte selbst Bibelexegesen wie die postum erschienene Harmonie und Auslegung der Heiligen vier Evangelisten (1718). WEITERE WERKE: Vorrede zu Philipp Jacob Spener: Letzte Theologische Bedencken, 1711. In: Erich Beyreuther (Hrsg.): Philipp Jacob Speners Schriften. Bd. 15. Hildesheim 1989. - Peter Schicketanz (Hrsg.): Der Briefwechsel A. H. Franckes mit C. H. v. C. Berlin 1972. LITERATUR: Kurt Aland: C. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 126. Peter Schicketanz: C. H. v. C.s Beziehungen zu Philipp Jacob Spener. W i t t e n / R u h r 1967. - Peter Schicketanz: C., Frh. C. Η. v. In: T R E , Bd. 7, 1981, S. 614-617. - Kurt Aland: C. H. v. C. und die von Cansteinsche Bibelanstalt. Bielefeld 1983. - Werner Raupp: C., C. H. Frh. von. In: L T h K \ Bd. 2, 1994, Sp. 926. - Peter Schicketanz: C., C. H. Frh. v. In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 55. - Ders.: C. H. Freiherr v. C. Leben und Denken in Quellendarstellungen. Tübingen 2001. C a n t o r , Johann Chrysostomus, Benediktiner, Theologe, Schriftsteller, * 3 1 . 3 . 1 7 7 5 Lichtenfels (Oberfranken), t 2 9 . 8 . 1 8 1 5 Oberailsfeld. C. absolvierte theologische Studien an der Bamberger Univ. und trat 1793 in Banz in den Benediktinerorden ein. Nach der A u f h e b u n g des Klosters 1803 erhielt er das Pfarramt in Banz, das er 1814 mit dem in Oberailsfeld vertauschte. Er verfaßte nicht nur theologische Schriften, sondern auch Gedichte (1798) sowie eine Geschichte der merkwürdigsten Naturbegebenheiten auf unserer Erde, von Christi Geburt bis auf unsere Zeiten ( 1803).

Canz,

Israel Gottlieb, auch Cantz, luth. Theologe, Philosoph, * 2 6 . 2 . 1690 Grüntal, t 2 . 2 . 1753 Tübingen. C., Sohn eines Pfarrers, besuchte die Lateinschule in Cannstatt, wurde 1704 unter die fürstlichen Alumnen in Beben-

hausen a u f g e n o m m e n und wechselte 1706 in das Tübinger theologische Stipendium. Seit 1707 Baccalaureus, wurde ihm 1709 die Magisterwürde verliehen. Nach d e m Studium der Theologie 1714 zum Repetenten im Stift bestellt, unterrichtete er sechs Jahre hauptsächlich Philosophie, tat 1719 als Vikar Dienst im Predigtamt in Stuttgart, wurde 1720 Diakon in Nürtingen und war 1721-33 Lehrer in Bebenhausen. Als Spezialsuperintendent und Pfarrer kehrte er 1733 nach Nürtingen zurück, übernahm 1734 eine ordentliche Professur für Beredsamkeit und Dichtkunst in Tübingen, wurde Ephorus am Stipendium und wechselte 1739 auf die Professur f ü r Logik und Metaphysik. 1742 mit der Fortsetzung der von d e m Wolffianer Johann Gustav —»Reinbeck begonnenen, bis dahin in vier Teilen erschienenen Betrachtungen über die in der Augspurger Confeßion enthaltene und damit verknüpfte Göttliche Wahrheiten betraut, legte er 1743-47 deren 5. bis 9. Teil vor. 1747-53 war C. Prof. der Theologie. 1751 wurde ihm die theologische Doktorwürde verliehen. C., einer der wenigen süddeutschen Wolffianer, schrieb mehrere Werke zur Leibniz-Wolffschen Philosophie. Mit Philosophiae Leibnitianae et Wolfianae usus in theologia, per praecipua fidei capita (3 Bde., 1728-37) trat er im Streit u m —» Wolff f ü r diesen ein und versuchte die Vereinbarkeit von Philosophie und Christentum nachzuweisen. Zu seinen wichtigen Arbeiten zählen ferner ìurisprudentia theologiae, seu de civitate Dei (1731, "1737), Grammaticae universalis tenuia rudimento (1737, Neudr. 1982), Disciplinae morales omnes (2 Bde., 1739, 3 1762; Nachdr., 2 Bde., 1994) Philosophia fundamentalis (1744, Nachdr. 1997) und Meditationes philosophicae (1750; Nachdr., 2 Bde., 1996). WEITERE WERKE: Ueberzeugender Beweis aus der Vernunft von der Unsterblichkeit sowohl der Menschen-Seelen insgemein, als besonders der Kinder-Seelen. Tübingen 1741, 3 1746. - Ontologia syllogistico-dogmatica. Tübingen 1741. Theologia naturalis thetico-polemica. Dresden 1742. - Unterricht von den Pflichten der Christen, oder theologische Moral. Berlin 1749. - C o m p e n d i u m Theologiae purioris. Tübingen 1752. Leipzig 1756. Heilbronn 1761. LITERATUR: Martin Brecht: Die Entwicklung der Alten Bibliothek des Tübinger Stifts in ihrem theologie- und geistesgeschichtlichen Z u s a m m e n h a n g . Eine Untersuchung zur württembergischen Theologie. In: Blätter f ü r württembergische Kirchengeschichte 63 (1963) S. 3-103. - Gunther Franz: Bücherzensur und Irenik. Die theologische Zensur im Herzogtum Württemberg in der Konkurrenz von Universität und Regierung. In: Theologen und Theologie an der Universität Tübingen. Hrsg. v. Martin Brecht. Tübingen 1977, S. 123-294. - B B H S , Bd. 2, 1993, S. 91-94. - Matthias Wolfes: C., I. G. In: B B K L , Bd. 18, 2001, Sp. 243-256.

C a p i t o , Wolfgang, eigentl. Köpfel, auch Fabricius, luth. Theologe, * 1481 Hagenau (Elsaß), t 4. 11.1541 Basel. Der Sohn eines Hagenauer Schmiedemeisters und Ratsherrn studierte in Ingolstadt und Freiburg Jura und Theologie und erhielt 1512 eine Stelle als Stiftsprediger in Bruchsal. 1515 wechselte er nach der Promotion zum Dr. theol. nach Basel, w o er seit 1516 an der Univ. Theologie lehrte und als Hebraist tätig war. Hier wurde er ein enger Vertrauter des —»Erasmus. Auf dessen E m p f e h l u n g wurde er 1520 D o m prediger und im folgenden Jahr Rat des Erzbischofs —> Albrecht von Brandenburg in Mainz. 1523 verlieh ihm der Papst die Propstei St. T h o m a s in Straßburg. C., der seit 1518 mit - » L u t h e r im Briefwechsel stand, bekannte sich nun offen zur Reformation und wurde zu einem ihrer wichtigsten Förderer in Straßburg neben Martin —»Bucer und Jakob —»Sturm und zu einem der maßgeblichen reformatorischen Theologen in Oberdeutschland. Z u s a m m e n mit Bucer verfaßte er 1530 auf d e m Augsburger Reichstag die Confessio Tetrapolitana. Zunächst in der Abendmahlslehre an —»Zwingli orientiert, näherte er sich später Luther an und

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Carinus nahm 1536 an den Verhandlungen um die Wittenberger Konkordie teil. Kurz vor seinem Tod beteiligte er sich an den Religionsgesprächen von 1 5 4 0 / 4 1 . WEITERE WERKE: Hebraicarum Institutionum Libri duo. Basel 1518. - Hexemeron dei. Straßburg 1539. - Correspondance de W . C. A n a l y s e et Index. Hrsg. v. Olivier Millet. Straßburg 1982. LITERATUR: V D 16, C 812-850. - Heinrich Grimm: C., W. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 132 f. - Beate Stierle: C. als Humanist. Heidelberg 1974. - Marc Lienhard: C „ W. In: TRE, Bd. 7, 1981, S. 6 3 6 - 6 4 0 . - Bernd Moeller: D i e Reformation und das Mittelalter. Göttingen 1991, S. 151-160. - Ders.: C „ W. In: LThK-\ Bd. 2, 1994, Sp. 932. - Thomas Kaufmann: Reformatoren. Göttingen 1998, S. 4 0 - 4 2 . - Heinz Scheible: C „ W. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 59 f. C a r i n u s , Ludwig, eigentl. L. Kiel, schweizer. Humanist, * vermutlich 1496 Luzern, t 1 7 . 1 . 1569 Basel. C., Sohn eines Luzerner Unterschreibers und Großrats, war 1 5 1 1 / 1 2 an der Univ. Basel immatrikuliert. 1514 erwarb er den Grad eines Bakkalaureus. Seit 1513 Inhaber einer Chorherrenpfründe am Stift Beromiinster, wurde er w e g e n seines Übertritts zur Reformation 1531 ausgeschlossen. Danach war er als Lehrer tätig; seit 1535 auf Reisen, war er u. a. Präzeptor von Fuggersöhnen. 1546-55 hatte er die Sinekurpfründe des Thomasstifts in Straßburg inne und lebte seit 1555 in Basel. C. regte 1531 die von Oswald —»Myconius verfaßte Biographie —> Zwingiis an. LITERATUR: W. Brändly: Der Humanist L. C. „Kiel" von Luzern. In: Innerschweiz. Jahrbuch für Heimatkunde 1 9 / 2 0 ( 1 9 5 9 / 6 0 ) S. 4 5 - 1 0 0 . C a r i t h , Martin, auch Karith, Bischof von Kammin, * um 1448, t 2. 12. 1521 Stettin. Der aus einem Patrizier- und Salzjunkergeschlecht stammende M. studierte seit 1464 an der Univ. Rostock, wurde 1472 Sekretär an der Univ. Greifswald und erhielt 1483 die Lehrerlaubnis für altes römisches Recht. Nach der Promotion zum Doktor des kanonischen Rechts war er D e kan des Greifswalder Kollegiatstifts St. Nicolai s o w i e des Stifts St. Marien in Kolberg, ferner Kanoniker des D o m stifts Cammin und des Marienstifts Stettin. M. begleitete Herzog B o g i s l a w X. von Pommern auf dessen Pilgerreise nach Palästina ( 1 4 9 6 ) und wurde nach der Rückkehr 1498 zunächst Koadjutor, dann B i s c h o f von Cammin. Während seiner Amtszeit förderte er das kirchliche und geistige Leben, erließ 1500 Synodalstatuten und gab liturgische Werke heraus. M. unterstützte den Herzog in dessen B e m ü h u n g e n um eine Verwaltungs- und Gerichtsreform des Landes. LITERATUR: Jürgen Petersohn: C., M. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 4 4 8 - 1 6 4 8 ) , 1996, 92 f. C a r l , Johann Samuel, Mediziner, Pietist, * 1 6 7 6 ( 7 ) , getauft 6 . 8 . 1677 Öhringen (Grafschaft Hohenlohe), t 13.6. 1757 Meldorf (Holstein). Der Arztsohn wurde bereits im Elternhaus pietistisch geprägt. Er studierte Medizin in Leipzig und Halle, w o er 1699 als Schüler Georg Ernst Stahls promoviert wurde (Analysin chymico-medicam reguli antimonii medicinalis exponit). Danach Stadtarzt in Öhringen, wurde C. w e g e n radikalpietistischer Tätigkeiten seines A m t e s enthoben und des Landes verwiesen. Er fand Anstellungen als Leibarzt an den Höfen des pietistischen hohen Adels in Büdingen ( 1 7 0 8 - 2 8 ) , Berleburg ( 1 7 2 8 - 3 6 ) und Kopenhagen ( 1 7 3 6 - 5 7 ) , w o er auch das dänische Medizinalwesen neu organisierte. 1714 schloß sich C. den Inspirierten an und war jahrelang als Gemeindeältester tätig; 1728 wandte er sich von ihnen ab. C. gründete die Zeitschrift „Geistliche Fama" ( 1 7 3 0 - 4 4 ) , die als Kommunikationsorgan der Philadelphier dienen sollte und gab den 6. Teil von Johann Heinrich —>Reitz' Historie der

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Wiedergebohrnen heraus. Erbauliche Auslegungen neutestamentlicher Bücher machen seine Mitarbeit an der Berleburger Bibel wahrscheinlich. In seinen medizinischen Schriften orientierte sich C., der seit 1704 Mitglied der Deutschen A k a d e m i e der Naturforscher Leopoldina war, an den Theorien seines Lehrers Stahl. D e n Mangel an Krankenhäusern und praktischen Ausbildungsmöglichkeiten für Arzte kritisierte er in der Vorstellung von dreifacher Einleitung in die Medizin (1719). WEITERE WERKE: J. S. C.n Medicina pauperum oder Armen-Apothek: kürtzlich und einfältig mitgetheilt [ . . . ] Büdingen 1719, 7., verm. Aufl. 1764. - J. S. C.n Medicinische und moralische Einleitung in die Natur-Ordnung. In Exempeln aus einigen allgemeinen und besondern Therapiae classibus belehrt [ . . . ] . 4 Bde., Halle 1747. LITERATUR: Winfried Zeller: Geschichtsverständnis und Zeitbewußtsein, D i e „Geistliche Fama" als pietistische Zeitschrift. In: Pietismus und Neuzeit 2 (1975) S. 89-98. - HansJürgen Schräder: C., J. S. In: Schleswig-Holsteinisches Biographisches Lexikon. Bd. 5. Neumünster 1979, S. 5 0 6 - 5 1 1 . Hans Schneider: Der radikale Pietismus im 18. Jahrhundert. In: Martin Brecht (Hrsg.): Geschichte des Pietismus. Bd. 2. Göttingen 1995, S. 107-197, hier 162-164. - Ders.: C „ J. S. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 69. - Christa Habrich: J. S. C. ( 1 6 7 7 - 1 7 5 7 ) und die Philadelphische Ärztegemeinschaft. In: Hartmut Lehmann (Hrsg.): Jansenismus, Quietismus, Pietismus. Göttingen 2 0 0 2 , S. 2 7 2 - 2 8 9 . C a r l , Kaspar (von Hohenbalken), kath. T h e o l o g e , * 1736 Tarasp, f 2 2 . 7 . 1797 Wien. Nach d e m Studium der T h e o l o g i e in Innsbruck und Wien war C. als Seelsorger und Bücherzensor in Wien tätig. 1778 wurde er Direktor der reorganisierten Theologischen Fakultät in Olmütz-Brünn und Oberaufseher des dortigen Priesterhauses. Infolge Intrigen 1785 als 1. Kustos der Universitätsbibliothek nach Wien versetzt, betätigte er sich vor allem als Vermittler und Übersetzer französischer jansenislischer Literatur. C., einer der überzeugtesten Vertreter des Jansenismus in Österreich, stellte sich im Alter gegen die von ihm einst mitgetragene josephinische Kirchenreform. LITERATUR: Peter Hersche: Der Spätjansenismus in Österreich. Wien 1977, S. 3 3 1 - 3 3 8 . C a r l , Kaspar de (von Hohenbalken), kath. Theologe, Bischof von Chur, * 2 7 . 3 . 1 7 8 1 Tarasp, ! 1 9 . 4 . 1 8 5 9 Chur. C. studierte Philosophie in Innsbruck und Theologie in Brixen. Nach der Priesterweihe 1804 war er als Repetent am Seminar und Pfarrvikar in Meran tätig. 1807 mit d e m Churer Bischof Karl Rudolf - > B u o l von Schauenstein von der bayerischen Regierung aus Tirol verwiesen, lehrte C. seit 1808 als Prof. für Moral und Kirchenrecht am Priesterseminar in Chur. 1826 wurde er residierender Domherr, 1830 Regens, 1841 Dompropst und 1843 Koadjutor des B i s c h o f s Johann Georg B o s s i und Titularbischof von Hippo. 1844-59 war C. Bischof von Chur. Auseinandersetzungen mit der Bündner Regierung um den konfessionellen Charakter der Kantonsschule hatten die Verlegung des Knabenseminars an das Kollegium Maria Hilf in S c h w y z zur Folge. 1852 vereinbarte er mit der Stadt Chur die Eingliederung des H o f e s Chur in die Stadt, 1857 mit Glarus dessen provisorische Eingliederung in das Bistum Chur. LITERATUR: Erwin Gatz: C. a H., K. de. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 9 2 f . C a r l e b a c h , Ephraim, Rabbiner, * 1 2 . 3 . 1 8 7 9 , t 1936 Palästina. C. entstammte einer der namhaftesten Rabbinerfamilien Deutschlands und wurde nach religiösen, historischen und politischen Studien in Zürich, Würzburg und Berlin 1900 zum Leiter der Religionsschule des Talmud-Thora-Vereins

Carnot in L e i p z i g b e r u f e n . I m selben J a h r m i t der A r b e i t Die rechtlichen und sozialen Verhältnisse der jüdischen Gemeinden Speyer, Worms und Mainz von ihren Anfängen bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts p r o m o v i e r t , legte er 1901 sein R a b b i n a t s e x a m e n ab. N a c h langer Vorarbeit und g r o ß e m E n g a g e m e n t C . s k o n n t e 1912 in L e i p z i g d i e H ö h e r e Israelitische S c h u l e g e g r ü n d e t w e r d e n , d e r e n Direktor er w u r d e . N a c h d e m Ersten Weltkrieg mit d e m A m t des o r t h o d o x e n G e m e i n d e r a b b i n e r s betraut, zählte C . bald zu den e i n f l u ß r e i c h s t e n P e r s ö n l i c h k e i t e n der j ü d i s c h e n B e v ö l k e r u n g L e i p z i g s . N a c h s c h w e r e r E r k r a n k u n g ging C . im F r ü h j a h r 1936 nach Palästina, verstarb dort j e d o c h n o c h im selben Jahr. D i e H ö h e r e Israelitische S c h u l e zu L e i p z i g ( „ C a r l e b a c h - S c h u l e " ) w u r d e 1939 von den Nationalsozialisten g e s c h l o s s e n . LITERATUR: Kerstin P l o w i n s k i : E. C. ( 1 8 7 9 - 1 9 3 6 ) . In: J u d a i c a Lipsiensia. Z u r G e s c h i c h t e d e r J u d e n in L e i p z i g . H r s g . v. der E p h r a i m C a r l e b a c h S t i f t u n g . L e i p z i g 1994, S. 2 8 5 - 2 8 7 .

Carlebach,

J o s e p h , R a b b i n e r , Lehrer, N a t u r w i s s e n s c h a f t ler, * 30. 1. 1883 L ü b e c k , t 2 6 . 3 . 1942 i m K a i s e r w a l d bei Riga. C., S o h n eines R a b b i n e r s , studierte seit 1901 in Berlin und L e i p z i g Physik, C h e m i e und M a t h e m a t i k und arbeitete 1905-07 als L e h r e r an der L e m e l - S c h u l e , e i n e m d e u t s c h s p r a c h i g e n L e h r e r s e m i n a r , in J e r u s a l e m . N a c h Berlin z u r ü c k g e kehrt, erhielt er 1908 e i n e Stelle als O b e r l e h r e r a m M a r g a r e t h e n l y z e u m . 1910 w u r d e C . in H e i d e l b e r g mit der A r b e i t Lewi ben Gerson als Mathematiker. Ein Beitrag zur Geschichte der Mathematik bei den Juden p r o m o v i e r t ; 1914 legte er d a s E x a m e n a m R a b b i n e r s e m i n a r ab. I m Ersten Weltkrieg w a r er aktiver Offizier; seit 1915 organisierte er das j ü d i s c h e E r z i e h u n g s w e s e n in L i t a u e n n e u . 1920 übern a h m er d a s L ü b e c k e r R a b b i n a t seines Vaters. Als Direktor der H a m b u r g e r T a l m u d - T o r a - R e a l s c h u l e ( 1 9 2 1 - 2 6 ) e n t w i c k e l t e er d i e G r u n d l a g e n einer m o d e r n e n j ü d i s c h e n P ä d a g o g i k , d i e traditionelle religiöse E l e m e n t e mit s ä k u larem W i s s e n und m o d e r n e n L e h r m e t h o d e n v e r b a n d (Moderne pädagogische Bestrebungen und ihre Beziehungen zum Judentum, 1927). 1926 w u r d e C. O b e r r a b b i n e r in A l tona, 1936 d e s Deutsch-Israelitischen S y n a g o g e n v e r b a n d e s in H a m b u r g . Von einer P a l ä s t i n a - R e i s e , die er 1935 untern a h m , kehrte er zu seiner G e m e i n d e z u r ü c k . Drei M o n a t e n a c h der D e p o r t a t i o n d u r c h d i e Nationalsozialisten i m D e z e m b e r 1941 w u r d e n C., seine Frau C h a r l o t t e und drei ihrer K i n d e r in d e r N ä h e des K o n z e n t r a t i o n s l a g e r s J u n g f e r n h o f bei R i g a e r m o r d e t . WERKE: D a s heilige L a n d . Berlin 1909. - D a s H o h e l i e d . F r a n k f u r t / M a i n 1930. - A u s g e w ä h l t e S c h r i f t e n , hrsg. v. M i riam G i l l i s - C a r l e b a c h . 2 B d e . , H i l d e s h e i m / N e w York 1982. LITERATUR: N a p h t a l i C a r l e b a c h : J. C. a n d his g e n e r a t i o n . N e w York 1959. - H a i m H . C o h n : J. C. In: L e o B a e c k Institute Y e a r b o o k 5 ( 1 9 6 0 ) S. 58-72. - B e w ä h r u n g im U n t e r g a n g . Ein G e d e n k b u c h . H r s g . v. E r n s t G . L o w e n t h a l . Stuttgart 1965, S. 3 3 f. - M i r i a m Gillis: E d u c a t i o n and faith. Principles a n d practice in the p e d a g o g i c s of J. Zvi C . Tel Aviv 1979 (Lit.). C a r l e n , Albert, s c h w e i z e r , kath. T h e o l o g e , Kunsthistoriker, * 2 8 . 3 . 1910 R e c k i n g e n , t 2 0 . 1 2 . 1985 Sitten. C. w u r d e 1937 z u m Priester g e w e i h t und w a r 1940-74 L e h rer a m K o l l e g i u m in Brig, d a s er 1961-71 als R e k t o r leitete. A u ß e r d e m lehrte er als Prof. der K u n s t g e s c h i c h t e a m Pries t e r s e m i n a r in Sitten; 1974 w u r d e er D o m h e r r an d e r dortig e n K a t h e d r a l e . C., der a u c h als V o r t r a g s r e d n e r und Z e i c h n e r an die Ö f f e n t l i c h k e i t trat, beteiligte sich aktiv an der Kulturpolitik d e s K a n t o n s Wallis und der S c h w e i z . S e i n e zahlreichen P u b l i k a t i o n e n sind der T h e o l o g i e , L i t e r a t u r w i s s e n s c h a f t , K u n s t g e s c h i c h t e , V o l k s k u n d e und i n s b e s o n d e r e d e r

T h e a t e r g e s c h i c h t e g e w i d m e t (Barocke Theater und Feste, 1974). WEITERE WERKE: 2 5 0 J a h r e S t u d e n t e n t h e a t e r im d e u t s c h e n Wallis. Sitten 1950. - T h e a t e r g e s c h i c h t e d e s d e u t s c h e n Wallis. Brig 1982. LITERATUR: L o u i s C a r l e n u. a. (Hrsg.): Z u m G e d e n k e n an D o m h e r r D r . A. C. B r u g 1986.

Carlone,

G i o v a n n i Battista, S t u k k a t o r , B i l d h a u e r , * Scaria ( h e u t e zu L a n z o d ' I n t e l v i bei C o m o ) , t 1707 Passau. C. arbeitete um 1687 in G a r s t e n als S t u k k a t o r der dortigen Stiftskirche. 1689 berief ihn B i s c h o f J o h a n n Philipp Graf - » L a m b e r g nach P a s s a u , w o er d i e S t u c k d e k o r a t i o n d e s neuerrichteten D o m s gestaltete. Weitere Kirchen s c h m ü c k t e er 1695-98 in W a l d s a s s e n , 1696-99 s o w i e 1702-07 in A m b e r g u n d schließlich in R e i c h e r s b e r g aus. D e r von C. g e p r ä g t e Stil h o c h b a r o c k e r S t u c k d e k o r a t i o n wird n a c h i h m als „carl o n e s k " bezeichnet. LITERATUR: Christa Barth: D i e S t u c k d e k o r a t i o n e n der ehem a l i g e n S t i f t s k i r c h e W a l d s a s s e n von G . B. C. H i l d e s h e i m 1988. - S i m o n e t t a C o p p a : I C a r l o n i e di Scaria. L u g a n o 1997. - Petra G r o v e : C., G. B. In: A K L , B d . 16, 1997, S. 4 4 1 f. - G a b r i e l a Wabnitz: D i e M a r i a h i l f - K i r c h e in A m berg. B a u g e s c h i c h t e und A u s s t a t t u n g . M ü n c h e n 1998.

Carlone,

Pietro F r a n c e s c o , B a u m e i s t e r , * 1607 v e r m u t lich S c a r i a / V a l d ' I n t e l v i , t 1680. C., S o h n eines Architekten, ü b e r n a h m nach dessen Tod 1628 das väterliche G e w e r b e und w a r seit e t w a 1630 in Röthelstein ( S t e i e r m a r k ) tätig. Z u j e n e r Zeit erhielt er s e i n e A u f t r ä g e z u m e i s t in K ä r n t e n und der S t e i e r m a r k . A m D o m stift Seckau n a h m C. z w i s c h e n 1658 und 1679 b a r o c k i s i e r e n d e U m b a u t e n vor. 1665 zog er mit d e m b e g i n n e n d e n N e u b a u d e r dortigen J e s u i t e n k i r c h e nach Passau, w o er sich bis 1677 aufhielt. Gleichzeitig betreute er weiterhin B a u ten in Österreich; er errichtete u . a . u m 1671-80 d i e K i r c h e des Klosters S c h l i e r b a c h , u m 1672 ein K l o s t e r g e b ä u d e i m D o m s t i f t G u r k u n d 1 6 7 7 - 8 0 e i n e K i r c h e im B e n e d i k t i n e r stift G a r s t e n . C. e n t w i c k e l t e s y m m e t r i s c h e R a u m s c h e m a t a mit q u a d r a t i s c h e n und r e c h t e c k i g e n G r u n d f o r m e n . Er schuf zumeist Wandpfeilerkirchen mit Emporen, Tonnenwölbungen und zwei F a s s a d e n t ü r m e n o h n e Q u e r s c h i f f , ein Typus, der in d e r 2. H ä l f t e d e s 17. Jh. charakteristisch f ü r d i e Klosterkirchen Ö s t e r r e i c h s w u r d e . LITERATUR: U r s u l a Röhlig: C „ P. F. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 144. - J o h a n n S t u r m : C., P. F. In: A K L , B d . 16, 1997, S. 4 4 6 f. C a r n o t , Maurus, Taufname: Johann Rudolf, Benediktiner, Schriftsteller, * 26. 1. 1865 S a m n a u n (Kt. G r a u b ü n d e n ) , f 2 . 1 . 1935 Ilanz (Kt. G r a u b ü n d e n ) . C. studierte seit 1882 T h e o l o g i e und P h i l o s o p h i e in Innsb r u c k , trat 1885 in d a s Kloster Disentís ein und e m p f i n g 1888 die P r i e s t e r w e i h e . Er w a r als Volksprediger tätig und unterrichtete G r i e c h i s c h , Latein, D e u t s c h und G e s c h i c h t e an der K l o s t e r s c h u l e . C. w u r d e Prof. a m S t i f t s g y m n a s i u m u n d D e k a n d e s Stifts. 1900 ü b e r n a h m er die R e d a k t i o n der von i h m m i t b e g r ü n d e t e n F a m i l i e n z e i t s c h r i f t „II Pelegrin". 1909 w u r d e er Vorstandsmitglied der S c h w e i z e r i s c h e n Schillerstiftung. E r v e r f a ß t e T h e a t e r s t ü c k e und Festspiele f ü r S c h u l - und V o l k s b ü h n e n , E r z ä h l u n g e n , historische R o m a n e ( u . a . Historia dil Gieri Genatsch, 1929) und G e d i c h t e . Der d e u t s c h s p r a c h i g a u f g e w a c h s e n e C. k ä m p f t e f ü r den Erhalt des Rätoromanischen. LITERATUR: Josef H a r t m a n n (Hrsg.): Pater M . C . F e s t s c h r i f t zu s e i n e m 70. G e b u r t s t a g . I m m e n s e e 1935. - O d i l o Z u r k i n den: Pater C. Versuch einer D a r s t e l l u n g seines L e b e n s und W i r k e n s . Ilanz 1944. - Ders.: H e i n r i c h H a n s j a k o b und der G r a u b ü n d n e r Schriftsteller Pater C. F r e i b u r g / B r e i s g a u 1961.

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Carolus Carolus,

Andreas, luth. T h e o l o g e , * August 1632 Leibenstadt (Baden), t 1.9. 1704 St. Georgen / S c h w a r z w a l d . C. studierte nach d e m B e s u c h der Klosterschule Bebenhausen in Tübingen Theologie. Dort war er Diakon, bis er Superintendent in Urach und schließlich 1686 Abt von St. Georgen s o w i e herzoglich württembergischer Konsistorialrat wurde. Er veröffentlichte exegetische und kirchenhistorische Werke, insbesondere eine Kirchengeschichte des 17. Jh. unter dem Titel Memorabilia ecclesiastica saeculi decimi septimi (2 Bde., 1697-1702). Das im Sinne der luth. Orthodoxie geschriebene Werk war zu seiner Zeit umstritten. C. war der Vater von Andreas David - > C . WEITERE WERKE: D e morte vicaria. Wittenberg 1686. D. Adami Rechenbergii epistola, ad s u m m e reverendum & celeberrimum virum. Leipzig 1702. LITERATUR: Wagenmann: C., A. In: A D B , Bd. 4, 1876, S. 6 f .

Carolus,

Andreas David, luth. T h e o l o g e , * 2 9 . 6 . 1 6 5 8 Calw, t 8 . 9 . 1707 Kirchheim/Teck. Wie sein Vater Andreas —> C. studierte C. in Tübingen Theologie. Von Studienreisen zurückkehrend, lehrte er als Adjunkt der Philosophischen Fakultät in Wittenberg und erhielt dann eine Stelle als Diakon in Tuttlingen. 1689 wechselte er in seine Geburtsstadt Calw, 1693 nach Nürtingen, 1697 nach Freudenstadt und schließlich 1707 nach Kirchheim, w o er z u m Stadtpfarrer und Superintendenten ernannt wurde. Er veröffentlichte dogmatische Abhandlungen s o w i e die kirchenhistorische Schrift Würtembergische Unschuld oder christliche Prüfung dessen, was G. Arnold von wiirtembergischen Regenten und Lehrern, besonders Jacob Andreä aufgezeichnet hat (1708). WEITERES WERK: D e morte vicaria. Wittenberg 1686. C a r o v é , Friedrich Wilhelm, Jurist, Philosoph, * 2 0 . 6 . 1789 Koblenz, t 1 8 . 3 . 1 8 5 2 Heidelberg. Der aus einer ursprünglich italienischen Kaufmannsfamilie stammende C. studierte in Heidelberg Rechtswissenschaften und beteiligte sich dort 1817 an der Gründung der ersten Burschenschaft. In den folgenden Jahren widmete er sich als Schüler —> H e g e l s in Berlin philosophischen Studien und wurde 1819 Privatdozent in Breslau. 1823 siedelte er wieder nach Heidelberg über und verfaßte zahlreiche religionsphilosophische und historische Abhandlungen. 1848 beteiligte er sich an den Verhandlungen des Frankfurter Vorparlaments und war 1849 Vizepräsident des Friedenskongresses in Paris. C. strebte nach einer allgemeinen Menschheitsreligion, die für alle Völker und Zeiten befriedigend sein könnte, und bemühte sich um die Aussöhnung der Philosophie mit der Kirche, des Katholizismus mit d e m Protestantismus. Seine ideenpolitische Kritik an Staat und Kirche ist v o m Glauben an die Perfektibilität des M e n s c h e n bestimmt. C. veröffentlichte u.a. Über allein seligmachende Kirche (2 Bde., 1 8 2 6 / 2 7 , "1835), Kosmorama. Eine Reihe von Studien zur Orientierung in Natur, Geschichte, Staat, Philosophie und Religion (1831), Über kirchliches Christentum (1835), Neorama (3 Tie., 1838) und Vorhalle des Christentums oder die letzten Dinge der alten Welt. Ein weltgeschichtlicher Rückblick auf die vorchristlichen Religionen (1851). WEITERE WERKE: Über das sogenannte germanische und das sogenannte christliche Staatsprincip, mit besonderer Beziehung auf Maurenbrecher, Stahl und Matthäi. Siegen 1843. - Uber Emanzipation der Juden, Philosophie des Judentums und jüdische Reformprojekte zu Berlin und Frankfurt/Main. Siegen 1845. LITERATUR: Wilhelm von Faber: F. W. C. Ein Beitrag zum deutschen Liberalismus im Vormärz. Diss. München 1954. Hermann Lübbe: Politische Philosophie in Deutschland. Basel/Stuttgart 1963. - Albert Schürmann: F. W. C. Sein Werk als Beitrag zur Kritik an Staat und Kirche im frühliberalen

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Hegelianismus. Diss. B o c h u m 1971 (Bibliogr.). - Christine Weckwerth: Die sozialtheoretischen und politischen Auffassungen von F. W . C. Eine Frühform des Hegelianismus. In: Hegel-Jahrbuch 1992, S. 2 3 - 2 9 . C a r p o v , Jakob, evang. T h e o l o g e , * 2 9 . 9 . 1 6 9 9 Goslar, t 9 . 6 . 1768 Weimar. C., dessen Vater Konrektor, dann Rektor der Rats- und Stadtschule in Goslar war, studierte in Halle und Jena Theologie, Philosophie und Rechtswissenschaften. 1725 zum Magister promoviert, hielt er in Jena akademische Vorlesungen, in denen er die Philosophie Christian —> Wolffs erläuterte und auf die T h e o l o g i e anwandte. Auch als Gymnasiallehrer in Weimar (seit 1737) setzte er seine Vorlesungstätigkeit zunächst fort, unterrichtete aber seit 1742 nur noch Mathematik. 1745 erfolgte seine Beförderung zum Direktor des Gymnasiums. C. übertrug als erster die mathematische Methode der Wölfischen Philosophie auf theologische Fragestellungen ( O e c o nomia salutis Novi Testamenti sen Theologia relevata dogmatica methodo scientifica adornata, 4 Bde., 1737-65). WEITERES WERK: Revelatum Trinitatis mysterium methodo demonstrativa propositum et vindicatum. Jena 1735. LITERATUR: Franz Lau: C., J. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 155 f. - Gerhard Heinz: Divinam christianae religionis originem probare. Mainz 1984, S. 2 1 9 - 2 2 6 . - Ders.: C., J. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 959. - Albrecht Beutel: C„ J. In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 73.

Carpzov,

Johann Benedikt I., luth. T h e o l o g e , * 2 2 . 6 . 1607 Rochlitz, t 22. 1 0 . 1 6 5 7 Leipzig. C. wurde nach theologischen Studien in Wittenberg und Leipzig 1632 Pfarrer in Meuselwitz, 1637 Diakon und 1647 Archidiakon an der Leipziger Thomaskirche. Zusätzlich lehrte er seit 1641 als Prof. der T h e o l o g i e an der Univ. Leipzig. In seinem postum veröffentlichten Hauptwerk Isagoge in libros ecclesiarum lutheranarum symbolicos ( 1 6 6 5 , 2 1 6 7 5 ) erläutert C. die symbolischen Bücher der luth. Kirche in historischer und dogmatischer Hinsicht. WEITERES WERK: Hodegeticum brevibus aphorismis olim pro collegio concionatorio conceptum et nunc revisum. Leipzig 1656. LITERATUR: Joachim Weinhardt: C. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 9 5 9 f. - Brigitte Schäfer: C. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 7 3 f.

Carpzov,

Johann Benedikt II., luth. T h e o l o g e , * 2 4 . 4 . 1639 Leipzig, t 2 3 . 3 . 1699 Leipzig. Der Sohn Johann Benedikt I. - » C . s studierte in Leipzig, Jena und Straßburg, unternahm eine Studienreise durch Süddeutschland und wurde 1659 in Leipzig z u m Magister promoviert. Seit 1662 war er Prediger an der dortigen Nikolaikirche. 1668 wechselte er als Diakon an die Thomaskirche und wurde 1674 als Archidiakon, 1679 als Pastor eingesetzt. Seine akademische Laufbahn begann 1665 mit der Berufung zum Prof. der Moraltheologie an der Univ. Leipzig; 1668 übernahm er eine Professur der orientalischen Sprachen und lehrte seit 1684 auch Theologie. Als Kenner der hebräischen Sprache und Literatur edierte er mehrere rabbinische Schriften und verfaßte u. a. ein Collegium rabbinicobiblicum in libellum Ruth. C. erwies sich in Auseinandersetzungen mit Philipp Jakob —>Spener und August Hermann —»Francke als erbitterter Gegner des Pietismus. WEITERES WERK: D e jure decidendi controversias theologicas. Leipzig 1696. LITERATUR: Joachim Weinhardt: C., J. B. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 9 6 0 . - Brigitte Schäfer: C., J. B. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 7 3 f.

Caspari C a r p z o v , Johann Benedikt III., luth. Theologe, * 2 1 . 1 1 . 1670 Leipzig, t 1 8 . 8 . 1 7 3 3 Leipzig. Wie sein Vater Johann Benedikt II. - > C. widmete sich C. d e m Studium der Theologie und der orientalischen Sprachen an der Univ. Leipzig. Dort wurde er zunächst Prediger an der Nikolaikirche und 1703 a. o. Prof. der orientalischen Sprachen. Er befaßte sich insbesondere mit rabbinischer Literatur und schrieb Abhandlungen wie Christianae de Urim et Thummim conjecturae (1732). LITERATUR: Brigitte Schäfer: C., J. B. In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 73 f. C a r p z o v , Johann Benedikt V., luth. Theologe, Philosoph, * 2 0 . 5 . 1 7 2 0 Leipzig, t 2 8 . 4 . 1803 Königslutter. C., Sohn des Theologen Johann Benedikt III. —> C., studierte in Leipzig und wurde dort 1747 a. o. Prof. der Philosophie. Im folgenden Jahr ging er als Prof. der griechischen Sprache nach Helmstedt, wo er seit 1749 auch Theologie lehrte. 1759 wurde er Abt in Königslutter und Mitglied der Landstände des Herzogtums Braunschweig-Wolfenbüttel. C., der als einer der letzten Verfechter der luth. Orthodoxie gilt, verfaßte u. a. einen Liber doctrinalis theologiae purioris (1768). LITERATUR: Joachim Weinhardt: C„ J. B. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 960. - Brigitte Schäfer: C „ J. B. In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 73 f. C a r p z o v , Johann Gottlob, luth. Theologe, * 2 6 . 6 . 1 6 7 9 Dresden, t 7 . 4 . 1 7 6 7 Lübeck. Nach d e m Studium der Theologie in Leipzig und Altdorf bei Nürnberg wurde der Sohn Samuel Benedikt —>C.s 1704 in Dresden und 1708 in Leipzig Diakon. Als Reiseprediger begleitete er den polnisch-sächsischen Gesandten nach England und Holland. 1719 erhielt C. eine a. o. Professur der orientalischen Sprachen in Leipzig; von dort aus ging er 1730 als Superintendent nach Lübeck. In seinen Schriften verteidigte er die orthodoxe Lehre von der Verbalinspiration des Alten Testaments gegen die Bibelkritik Richard Simons, Spinozas und anderer. Zu seinen Hauptwerken gehört die Introducilo in libros canonicos bibliorum Veteris Testamenti (3 Bde., 1714-21, 3 1741). WEITERE WERKE: Critica sacra. 3 Tie., Leipzig 1728, 2 1748. - Apparatus historico-criticus antiquitatum Veteris Testamenti. Frankfurt am M a i n / L e i p z i g 1748. - Religionsuntersuchung der böhmischen und mährischen Brüder von Anbeginn ihrer Gemeinden bis auf gegenwärtige Zeiten. Leipzig 1742. LITERATUR: Otto Achelis: C „ J. G. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 157. - Joachim Weinhardt: C „ J. G. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 960. - Brigitte Schäfer: C „ J. G. In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 73 f. C a r p z o v , Samuel Benedikt, luth. Theologe, * 17. 1. 1647 Leipzig, t 3 1 . 8 . 1707 Dresden. Seit 1663 studierte der Sohn von Johann Benedikt I. —>C. in Leipzig. 1668 wechselte er an die Wittenberger Univ. und wurde dort u. a. Schüler des lutherisch-orthodoxen Theologieprofessors A b r a h a m —»Calov. Als Hofprediger ging er 1674 nach Dresden, wo er 1680 Pastor an der Kreuzkirche und Superintendent wurde. Als Nachfolger Philipp Jakob —> Speners wurde er 1692 zum Oberhofprediger ernannt. Unter d e m Einfluß seines älteren Bruders Johann Benedikt II. —>C. entwickelte sich C. zum Gegner Speners und des Pietismus. LITERATUR: Brigitte Schäfer: C., S. B. In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 73 f.

Casel,

Odo, Taufname: Johannes, Benediktiner, Theologe, Liturgiewissenschaftler, * 2 7 . 9 . 1 8 8 6 Koblenz, t 2 8 . 3 . 1 9 4 8 Herstelle/Weser. Nach dem Studium der klassischen Philologie in Bonn trat C., Sohn eines Lokomotivführers, 1905 in die Benediktiner-

abtei Maria Laach bei Andernach ein. 1908-12 widmete er sich theologischen Studien im internationalen Benediktinerkolleg S. A n s e l m o in Rom, die er mit der Promotion abschloß. N a c h d e m er 1913-18 seine philologischen Studien in Bonn fortgeführt hatte, wurde er 1918 zum Dr. phil. promoviert. Seit 1922 wirkte er als Spiritual der Benediktinerinnen am A u f b a u der Frauenabtei in Herstelle bei Höxter mit. Als Autor von Werken wie Die Liturgie als Mysterienfeier (1922) und als Herausgeber des „Jahrbuchs für Liturgiewissenschaft" seit 1921 begründete C. die Mysterientheologie und stellte sich an die Spitze der kath. Liturgischen Bewegung. WEITERE WERKE: Das christliche Kultmysterium. Regensburg 1 9 3 2 , 4 1 9 6 0 (zahlreiche Übersetzungen). - Das christliche Festmysterium. Paderborn 1941. - Glaube, Gnosis, M y sterium. Münster 1941. LITERATUR: Paulus Volk: C „ O. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 164. - A r n o Schilson: Theologie als Sakramententheologie. Mainz 1982, 2 1987. - André Gozier: O. C. Künder des Christusmysteriums. Regensburg 1986. - Angelus A. Häussling: C., O. In: LThK', Bd. 2, 1994, Sp. 966 f. - A r n o Schilson: C „ J. In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 77 f. C a s e l i u s , Johannes, eigentl. Bracht von Kessel, Humanist, * 18.5. 1533 Göttingen, t 9 . 4 . 1 6 1 3 Helmstedt. C., dessen Vater als Rektor in Göttingen, dann als Superintendent in Gandersheim tätig war, studierte seit 1551 in Wittenberg, u . a . bei —>Melanchthon, erlangte 1553 den Magistergrad und setzte seine Studien in Leipzig als Schüler des Joachim —»Camerarius fort. Nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Bologna und Florenz lehrte er 1563-89 als Prof. der Beredsamkeit in Rostock. 1590 wechselte er als Prof. der Philosophie an die Univ. Helmstedt, wo Georg —>Calixt zu seinen Schülern gehörte. Wegen seiner toleranten Anschauungen wurde C. von strengen Lutheranern wie Daniel —» H o f f m a n n heftig angegriffen. Als einer der letzten bedeutenden Humanisten verfaßte C. neben Schriften zur Ethik und Rhetorik auch lateinische und griechische Gedichte zu antiken und biblischen Stoffen (Carminum Graecorum et Latinorum centuria prima, 1608). WERKE: Joannis Caselli Opera. 2 Bde., 1633. LITERATUR: Richard Newald: C., J. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 164. - Inge Mager: Lutherische Theologie und aristotelische Philosophie. In: Jahrbuch der Gesellschaft f ü r Niedersächsische Kirchengeschichte 73 (1975) S. 83-98. Dies.: C., J. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 78. C a s p a r i , Karl Heinrich, evang. Theologe, * 1 6 . 2 . 1 8 1 5 Eschau (Unterfranken), t 10.5. 1861 M ü n c h e n . Der Sohn eines Pfarrers studierte Theologie und Philologie in Erlangen. Seine weitere Ausbildung erhielt er am Predigerseminar in München. C. wurde Stadtvikar in Würzburg, später Prediger und Religionslehrer in Bad Kissingen. Seit 1845 war er Pfarrer in Sommerhausen, seit 1848 in Eschau und seit 1852 in Kulmbach. 1855 wurde er zweiter Pfarrer in München. C. veröffentlichte seine Predigten und Katechismen mit großem Erfolg; sein Katechismusbuch Geistliches und Weltliches erlebte mehr als zwanzig Auflagen. Als Volksschriftsteller wurde er mit Erzählungen wie Der Schulmeister und sein Sohn (1851) bekannt. C. gab Spessart-Sagen heraus (u.a. Sagen des Spessart, 1851; Alte Geschichten aus dem Spessart, 1854). Er war der Vater von Walter —> C. LITERATUR: Walter Caspari: C., K.-H. In; Lebensläufe aus Franken. Bd. 1. Hrsg. v. Anton Chroust. M ü n c h e n / L e i p zig 1919, S. 57-55. - Klaus-Müller Salget: Erzählungen für das Volk. Evangelische Pfarrer als Volksschriftsteller im Deutschland des 19. Jahrhunderts. Berlin 1984. - Wolfgang

227

Caspari B r ü c k n e r : D i e G a t t u n g protestantischer B e i s p i e l k a t e c h i s m e n im 19. J a h r h u n d e r t . In: J a h r b u c h f ü r V o l k s k u n d e 2 2 ( 1 9 9 9 ) S. 141-164. - W o l f g a n g B r ü c k n e r : G e s c h i c h t e n und G e schichte. W ü r z b u r g 2 0 0 0 , S. 4 5 3 - 4 7 8 .

Caspari,

Paul, Orientalist, luth. T h e o l o g e , * 8 . 2 . 1 8 1 4 D e s s a u , t 1 1 . 4 . 1892 Kristiania (Oslo). D e r S o h n eines j ü d i s c h e n K a u f m a n n s studierte seit 1834 Orientalistik in L e i p z i g . 1838 ließ er sich t a u f e n . N a c h e i n e m S t u d i u m der T h e o l o g i e in Berlin 1 8 3 9 / 4 0 lebte er w i e d e r in L e i p z i g . 1847 w u r d e er L e k t o r f ü r biblische E x e g e s e in Kristiania, 1857 o . P r o f . und 1865 Vorsitzender d e s n o r w e g i schen Z e n t r a l v e r e i n s f ü r J u d e n m i s s i o n . 1858-91 arbeitete C . an der R e v i s i o n der n o r w e g i s c h e n Bibel mit. E r v e r ö f f e n t lichte u. a. Grammatica arabica (1844), Alte und neue Quellen zur Geschichte des Taufsymbols und der Glaubensregel ( 1879) u n d Der Glaube an die Trinität Gottes in der Kirche des ersten christlichen Jahrhunderts (1894). 1857 w a r C. M i t b e g r ü n d e r der „ T h e o l o g i s k T i d s k r i f t f o r d e n e v a n g e l i s k lutherske kirke in N o r g e " .

Caspari,

Walter, e v a n g . T h e o l o g e , * 1 9 . 6 . 1847 S o m m e r h a u s e n b. W ü r z b u r g , t 2 . 2 . 1923 E r l a n g e n . Der S o h n Karl Heinrich - > C . s studierte 1864-68 in M ü n c h e n , E r l a n g e n und L e i p z i g . N a c h d e m B e s u c h d e s P r e d i g e r s e m i n a r s in M ü n c h e n w u r d e er 1869 ordiniert. 1870 g i n g er als Vikar n a c h W ü r z b u r g , 1873 als P f a r r e r nach M e m m i n g e n u n d 1882 n a c h A n s b a c h . 1885 w u r d e er a. o. Prof. f ü r P r a k t i s c h e T h e o l o g i e in E r l a n g e n , w o er a u c h als U n i v e r s i t ä t s p r e d i g e r tätig war; 1887 erhielt er dort e i n e ordentliche Professur für Praktische Theologie, Pädagogik u n d Didaktik, d i e er bis 1918 innehatte. D e r n a t i o n a l k o n s e r vativ g e s i n n t e C. lehrte die P r a k t i s c h e T h e o l o g i e v o r a l l e m als P a s t o r a l t h e o l o g i e . Als Liturgiehistoriker b e s c h ä f t i g t e er sich u. a. mit der G e s c h i c h t e d e r K o n f i r m a t i o n ( D i e evangelische Konfirmation, 1890). A u c h u n t e r s u c h t e er d i e historischen U r s p r ü n g e christlichen H a n d e l n s in Die geschichtliche Grundlage des gegenwärtigen evangelischen Gemeindelebens (1894). LITERATUR: E r n s t Ö f f n e r : C „ W . In: T R E , B d . 7, 1981, S. 6 4 7 - 6 5 0 .

Cassander, G e o r g ( i u s ) , eigentl. G e o r g C a s a n t , kath. T h e o l o g e , Ireniker, * 2 5 . 8 . 1513 P i t t h e m bei B r ü g g e , t 3 . 2 . 1 5 6 6 Köln. C . studierte an der U n i v . L ö w e n und w u r d e 1532 z u m M a gister p r o m o v i e r t . A l s L e h r e r in B r ü g g e Schloß er sich d e m S t i f t s h e r r n C o r n e l i u s W o u t e r s an und reiste mit i h m 1543 d u r c h E u r o p a . Seit 1544 lebte er in Köln, z e i t w e i s e a u c h in H e i d e l b e r g und D u i s b u r g . C., d e r sich f ü r einen R e f o r m k a t h o l i z i s m u s e r a s m i s c h e r P r ä g u n g einsetzte, beriet H e r z o g W i l h e l m V . von J ü l i c h - K l e v e - B e r g in religionspolitischen F r a g e n und w u r d e von K a i s e r F e r d i n a n d I. und M a x i m i lian II. zur V e r m i t t l u n g z w i s c h e n den K o n f e s s i o n e n herang e z o g e n . U . a. trat er d a f ü r ein, d e n L a i e n k e l c h zu g e w ä h r e n , und riet von d e r H i n r i c h t u n g von T ä u f e r n ab. S e i n e ironischen Ideen f a ß t e er u . a . in der a n o n y m v e r ö f f e n t l i c h t e n S c h r i f t De officio pii ac publicae tranquillitatis vere amantis viri in hoc religionis dissidio ( 1 5 6 1 ) z u s a m m e n , in d e r er d i e M ö g l i c h k e i t einer Vereinigung b e i d e r K i r c h e n auf d e r G r u n d l a g e eines „ C o n s e n s u s universalis antiquitatis" postulierte. S e i n e V e r m i t t l u n g s v o r s c h l ä g e , o b w o h l i n n e r h a l b d e r protestantischen Irenik traditionsbildend ( G e o r g —>Calixt), w u r d e n von beiden K o n f e s s i o n e n a b g e l e h n t . WEITERE WERKE: H y m n i ecclesiastici. K ö l n 1556. - Liturgica, de ritu et o r d i n e D o m i n i c a e c o e n a e c e l e b r a n d a e . K ö l n 1558. - D e sacra c o m m u n i o n e in u t r a q u e panis et vini specie. K ö l n 1564. LITERATUR: V D 16, C 1384-1411. - R o b e r t H a a ß : C „ G . In: N D B , B d . 3, 1957, S. 166. - B a r b a r a H e n z e : C „ G . In:

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L T h K 3 , B d . 2, 1994, S p . 9 6 8 f. - Dies.: E r a s m i a n i s c h : D i e „ M e t h o d e " , K o n f l i k t e zu lösen? D a s W i r k e n Witzeis und C.s. In: M a r i a n n e M o u t u. a. (Hrsg.): E r a s m i a n i s m . Idea a n d reality. A m s t e r d a m 1997, S. 155-168. - H e r i b e r t S m o l i n s k y : C „ G . In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 7 8 f. - Ders.: K a t h o l i s c h e R e f o r m t h e o l o g i e bei G . C. In: H i s t o r i s c h e A n s t ö ß e . Fests c h r i f t f ü r W o l f g a n g R e i n h a r d . Berlin 2 0 0 2 , S. 9 6 - 1 1 1 . B a r b a r a H e n z e : G . C. ( 1 5 1 3 - 1 5 6 6 ) . In: K a t h o l i s c h e T h e o logen der R e f o r m a t i o n s z e i t . B d . 6. Hrsg. v. Heribert S m o linsky und Peter Walter. M ü n s t e r 2 0 0 4 , S. 5 0 - 6 8 . C a s s e l , D a v i d , Historiker, H e b r a i s t , * 7 . 8 . 1818 G l o g a u , t 2 3 . 1 . 1893 Berlin. C., S o h n eines B i l d h a u e r s und B r u d e r von P a u l u s S t e p h a n u s —>C„ w i d m e t e sich an d e r U n i v . Berlin, w o L e o p o l d —> Z u n z zu seinen L e h r e r n g e h ö r t e , S t u d i e n d e r t a l m u d i s c h e n u n d r a b b i n i s c h e n Literatur. 1842 p r o m o v i e r t und bald darauf z u m R a b b i n e r ordiniert, lebte er z u n ä c h s t als Privatgelehrter in Berlin und hatte 1846-79 d i e Leitung des D i n a - N a u e n s c h e n Stifts, einer Berliner j ü d i s c h e n E r z i e h u n g s a n s t a l t f ü r Waisen und u n b e m i t t e l t e Kinder, inne. Seit 1872 w a r er D o z e n t an der H o c h s c h u l e f ü r d i e W i s s e n s c h a f t d e s J u d e n t u m s . C. w u r d e d u r c h seine historischen und textkritischen A r b e i t e n z u m Alten T e s t a m e n t und zur j ü d i s c h e n Literatur b e k a n n t (Lehrbuch der jüdischen Geschichte und Literatur vom babylonischen Exil bis auf die Gegenwart, 1879). WEITERE WERKE: W o h e r ? und W o h i n ? Z u r V e r s t ä n d i g u n g über j ü d i s c h e R e f o r m b e s t r e b u n g e n . Berlin 1845. - L e i t f a d e n f ü r d e n U n t e r r i c h t in der j ü d i s c h e n G e s c h i c h t e und Literatur. N e b s t einer k u r z e n D a r s t e l l u n g der biblischen G e s c h i c h t e und einer Ü b e r s i c h t der G e o g r a p h i e Palästinas. Berlin 1868, 9 1 8 9 5 . - G e s c h i c h t e der j ü d i s c h e n Literatur. Berlin 1872. LITERATUR: K o n r a d von R a b e n a u : C., D . In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 167. C a s s e l , P a u l u s S t e p h a n u s , eigentl. Selig C., T h e o l o g e , Schriftsteller, * 2 7 . 2 . 1 8 2 1 G l o g a u , t 23. 1 2 . 1 8 9 2 Berlin. C., B r u d e r von D a v i d —>C., w i d m e t e sich in Berlin philos o p h i s c h e n u n d r a b b i n i s c h e n s o w i e - als S c h ü l e r L e o p o l d von —»Rankes - historischen Studien. D a n a c h b e s c h ä f t i g t e er sich mit F o r s c h u n g e n zur j ü d i s c h e n G e s c h i c h t e und w u r d e 1850 R e d a k t e u r d e r „ E r f u r t e r Z e i t u n g " . 1856, i n z w i s c h e n z u m e v a n g . G l a u b e n übergetreten, w u r d e er B i b l i o t h e k a r der kgl. Bibliothek in E r f u r t . 1 8 6 6 / 6 7 w a r er A b g e o r d n e t e r der K o n s e r v a t i v e n Partei i m Preuß. L a n d t a g . 1868-91 w i r k t e C. als P r e d i g e r an d e r C h r i s t u s k i r c h e in Berlin und als M i s s i o nar in Z u s a m m e n a r b e i t mit der L o n d o n e r J u d e n m i s s i o n s g e s e l l s c h a f t . In seinen V e r ö f f e n t l i c h u n g e n w a n d t e er sich g e g e n d e n A n t i s e m i t i s m u s (Die Antisemiten und die evangelische Kirche, 1881). WEITERE WERKE: W e i h n a c h t e n . U r s p r u n g , B r ä u c h e und A b e r g l a u b e n . B e r l i n 1861. N a c h d r . W i e s b a d e n 1986. - D i e G e r e c h t i g k e i t a u s d e m G l a u b e n . G o t h a 1874. - W i d e r H e i n rich von T r e i t s c h k e . Berlin 1880. - C h r i s t l i c h e Sittenlehre. Berlin 1882. - G e s a m m e l t e S c h r i f t e n . Berlin 1893. LITERATUR: H. L. Strack: C „ P. St. In: R E 3 , B d . 3, 1897, S. 7 4 3 f. - F r a n z B r u m m e r : C „ P. In: A D B , Bd. 4 7 , 1903, S. 4 6 5 f.

Castell, L u d w i g Friedrich Graf zu, Pietist, * 2 3 . 2 . 1 7 0 7 Castell, t 2 2 . 6 . 1772 Castell. A l s d e r S o h n des G r a f e n W o l f g a n g Dietrich zu CastellR e m l i n g e n 1724 sein S t u d i u m in F r a n k f u r t / O d e r b e g a n n , w a r er bereits unter d e m Einfluß seines Vetters, d e s G r a f e n N i k o l a u s L u d w i g von —> Z i n z e n d o r f , d e m P i e t i s m u s zugetan. G e g e n d e n Willen seiner Eltern blieb er der Castells c h e n G r a f s c h a f t l a n g e f e r n , hielt sich 1 7 3 0 / 3 1 in H e r r n h u t , 1731 als K a m m e r h e r r a m d ä n i s c h e n H o f auf und u n t e r n a h m R e i s e n nach H o l l a n d und Paris. 1734 e r w a r b er das G u t R e h w e i l e r i m S t e i g e r w a l d , d a s er, n a c h d e m es 1736 z u m B r u c h mit Z i n z e n d o r f g e k o m m e n war, n u n m e h r allein zu

Causse e i n e m Z e n t r u m d e s P i e t i s m u s a u s b a u t e . 1737 geriet C., d e r sich v e r f o l g t e r Pietisten a n g e n o m m e n und ein W a i s e n h a u s g e g r ü n d e t hatte, f ü r k u r z e Zeit in H a f t . U m 1738 w u r d e d a s kleine Territorium C a s t e l l - R e h w e i l e r von der übrigen G r a f s c h a f t a b g e t r e n n t . C. verließ 1770 die pietistische K o l o n i e , d i e sich seit d e n vierziger J a h r e n d e s 18. Jh. im N i e d e r g a n g b e f a n d , u n d k e h r t e n a c h Castell z u r ü c k . LITERATUR: H e r m a n n Schüssler: C . - R e m l i n g e n , F. Graf zu. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 172. - H o r s t Weigelt: L . F. G r a f und H e r r zu C . - R e m l i n g e n . In: F r ä n k i s c h e L e b e n s b i l d e r . Bd. 8. H r s g . v. G e r h a r d P f e i f f e r / A l f r e d W e n d e h o r s t . N e u s t a d t / A i s c h 1978, S. 168-180. - Ders.: Z i n z e n d o r f und d i e G r a f s c h a f t C . - R e m l i n g e n . Ein Beitrag zur G e s c h i c h t e d e s P i e t i s m u s in F r a n k e n . In: W o l f g a n g L a y h / U l r i c h L ö f f l e r / H a n s - M a r t i n Weiss (Hrsg.): Von S c h w e n c k f e l d bis L ö h e . A s p e k t e a u s der G e s c h i c h t e e v a n g e l i s c h e r T h e o l o g i e und F r ö m m i g k e i t in B a y e r n . G e s a m m e l t e A u f s ä t z e von Horst Weigelt. N e u s t a d t / A i s c h 1999, S. 59-67. - Ders.: Pietism u s . In: D e r s . / G e r h a r d M ü l l e r / W o l f g a n g Z o r n : Von d e n A n f ä n g e n bis z u m E n d e d e s 18. J a h r h u n d e r t s . St. Ottilien 2 0 0 2 (= H a n d b u c h der G e s c h i c h t e der e v a n g e l i s c h e n K i r c h e in B a y e r n , Bd. 1). - C l a u s B e r n e t : C . - R e m l i n g e n , L. F. zu. In: B B K L , Bd. 22, 2 0 0 3 , S p . 180-185. C a s t e l l i o , S e b a s t i a n , auch Castalio, C h â t e i l l o n , reformierter T h e o l o g e , * 1515 St. M a r t i n - d u - F r e s n e ( S a v o y e n ) , t 2 9 . 1 2 . 1563 Basel. C., S o h n eines B a u e r n , las als S t u d e n t in Lyon C a l v i n s Institutio religionis christianae und ü b e r n a h m d e s s e n reform a t o r i s c h e A n s c h a u u n g e n . Seit 1540 in S t r a ß b u r g lebend, f r e u n d e t e er sich mit Calvin an, der i h m 1541 e i n e Stelle als G y m n a s i a l r e k t o r in G e n f v e r s c h a f f t e . C . s z u n e h m e n d e A b l e h n u n g d e r P r ä d e s t i n a t i o n s l e h r e und s e i n e h u m a n i s t i s c h e D e u t u n g der Bibel s c h w ä c h t e n j e d o c h die F r e u n d s c h a f t mit s e i n e m M e n t o r und f ü h r t e n zu e i n e r A u s e i n a n d e r s e t z u n g mit d e m G e n f e r Rat. 1544 trat C . von s e i n e m R e k t o r a t z u r ü c k , u. a. weil m a n ihn w e g e n seiner a b w e i c h e n d e n A n s i c h t e n nicht als P r e d i g e r zulassen wollte. C . ging n a c h Basel und w a r f ü r m e h r e r e J a h r e als K o r r e k t o r in der D r u c k e r e i von —>Oporinus tätig, bis er 1553 e i n e P r o f e s s u r f ü r Gräzistik erhielt. A l s G e l e h r t e r etablierte sich C. d u r c h d a s lange Zeit w e i t v e r b r e i t e t e S c h u l l e h r b u c h Dialogi Sacri ( 1 5 4 3 / 4 5 ) , d a s sich mit biblischer G e s c h i c h t e b e f a ß t e . D a n a c h arbeitete er an zwei B i b e l ü b e r s e t z u n g e n , d e r e n lateinische Version er 1551 publizierte, d i e f r a n z ö s i s c h e 1555. E i n e d u r c h w e g p r o g r a m m a t i s c h e S c h r i f t w a r De haereticis, an sint persequendi (1554). Darin f o r d e r t e C . T o l e r a n z g e g e n ü b e r a b w e i c h e n d e n M e i n u n g e n und w a n d t e sich n a c h der H i n r i c h t u n g S e r v e t s g e g e n d i e T ö t u n g von K e t z e r n . A u c h i m Z u s a m m e n h a n g mit den f r a n z ö s i s c h e n R e l i g i o n s k r i e g e n rief er zur religiösen D u l d s a m k e i t auf (Conseil à la France désolée, 1562). In d e r von C a l v i n d o m i n i e r t e n S c h w e i z b l i e b d e r g e m ä ß i g t e C. zeitlebens o h n e g r ö ß e r e A n h ä n g e r s c h a f t . Sein R u h m und seine W i r k u n g als P r o t a g o n i s t der neuzeitlichen religiösen Toler a n z ging vor allem von den N i e d e r l a n d e n aus. WEITERE WERKE: D e l ' i m p u n i t é d e s hérétiques ( D e haereticis, an sint p e r s e q u e n d i ) . H r s g . v. B r u n o B e c k e r . G e n f 1971. - D e arte dubitandi. Hrsg. v. Elisabeth Hirsch. L e i d e n 1981. LITERATUR: R o b e r t S t u p p e r i c h : C „ S. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 173 f. - Friedrich W i l h e l m B a u t z : C „ S. In: B B K L , Bd. 1, 1990, Sp. 9 5 6 - 9 5 8 . - R o b e r t R o t h : C „ S. In: L T h K 3 , B d . 2, 1994, Sp. 973. - H a n s R u d o l f G u g g i s b e r g : S. C. G ö t t i n g e n 1997. - H e l m u t Feld: C „ S. In: R G G 4 , B d . 2, 1999, S p . 8 0 f . C a t h r e i n , Victor, P s e u d . N. S i e g f r i e d , Jesuit, T h e o l o g e , P h i l o s o p h , * 8 . 5 . 1845 B r i g (Kt. Wallis), t 1 0 . 9 . 1 9 3 1 Aachen. C., d e s s e n Vater K a u f m a n n und e h r e n a m t l i c h e r R e g i e r u n g s statthalter d e s B e z i r k s Brig war, trat 186.3 der G e s e l l s c h a f t

Jesu bei und arbeitete d a n n als E r z i e h e r in b e l g i s c h e n Kollegien. 1869 b e g a n n er in M a r i a L a a c h mit d e m S t u d i u m der T h e o l o g i e und P h i l o s o p h i e , d a s er 1 8 7 0 / 7 1 u n t e r b r a c h , u m im D e u t s c h - F r a n z ö s i s c h e n Krieg als K r a n k e n p f l e g e r tatig zu sein. I n f o l g e des J e s u i t e n g e s e t z e s verließ er 1872 D e u t s c h land und v o l l e n d e t e s e i n e Studien in H o l l a n d und E n g l a n d . 1877 z u m Priester g e w e i h t , ließ er sich in H o l l a n d n i e d e r und lehrte seit 1882 als Prof. der M o r a l p h i l o s o p h i e a m Kollegium in Valkenburg. Seit 1879 w a r er s t ä n d i g e r M i t a r b e i t e r der Z e i t s c h r i f t „ S t i m m e n aus M a r i a - L a a c h " (später „Stimm e n d e r Zeit"). Stark b e e i n f l u ß t von T h e o d o r —» M e y e r , beh a n d e l t e C . auf d e r G r u n d l a g e d e s N e u t h o m i s m u s ethische, j u r i s t i s c h e und w e l t a n s c h a u l i c h e T h e m e n seiner Zeit. Sein A n t i - K a n t i a n i s m u s zeigte sich in d e r B e s t i m m u n g d e r n o r m a honestatis; er vertrat d a s M o r a l p r i n z i p der v e r n ü n f t i g e n M e n s c h e n n a t u r . Z u seinen H a u p t w e r k e n zählen Moralphilosophie (2 Bde., 1 8 9 0 / 9 1 , f , 1924), Philosophia moralis in usum scholarum, 1893, 2 1 1959), Der Sozialismus. Eine Untersuchung seiner Grundlagen und seiner Durchführbarkeit (1890, l f '1923), Recht, Naturrecht und positives Recht. Eine kritische Untersuchung der Grundbegriffe der Rechtsordnung ( 1 9 0 1 , 1909, N a c h d r . 1964) und Die Einheit des sittlichen Bewußtseins der Menschheit (3 B d e . , 1914). W ä h r e n d d e s K u l t u r k a m p f e s schrieb C. unter d e m P s e u d o n y m N. S i e g f r i e d (Actenstücke betreffend den preußischen Culturkampf, 1882). WEITERE WERKE: D i e Sittenlehre d e s D a r w i n i s m u s . E i n e Kritik der Ethik H e r b e r t S p e n c e r s . F r e i b u r g / B r e i s g a u 1885. - R e l i g i o n und M o r a l oder G i b t es e i n e M o r a l o h n e G o t t ? F r e i b u r g / B r e i s g a u 1900. 2. Aufl. unter d e m Titel: R e ligion und M o r a l oder G i b t es e i n e r e l i g i o n s l o s e M o r a l ? F r e i b u r g / B r e i s g a u 1904. - G l a u b e n und W i s s e n . F r e i b u r g / B r e i s g a u 1903, 5 1 9 1 1 . - G e w i s s e n und G e w i s s e n s f r e i h e i t . M ü n c h e n 1906. - D i e k a t h o l i s c h e M o r a l in ihren Vorauss e t z u n g e n und ihren G r u n d l i n i e n . F r e i b u r g / B r e i s g a u 1907. 2., v e r m e h r t e Aufl. unter d e m Titel: D i e k a t h o l i s c h e Weltans c h a u u n g in ihren G r u n d l i n i e n , mit b e s o n d e r e r B e r ü c k s i c h t i g u n g d e r M o r a l . F r e i b u r g / B r e i s g a u 1909, f '1921. - Sozialismus u n d K a t h o l i z i s m u s . P a d e r b o r n 1929. LITERATUR: L e o p o l d K o p i e r : [ N a c h r u f ] , In: T h e o l o g i s c h p r a k t i s c h e Q u a r t a l s c h r i f t 85 ( 1 9 3 2 ) S. 150-152. - H e r b e r t Wallbrecher: D i e G r u n d l a g e n d e s N a t u r r e c h t s bei Adolf T r e n d e l e n b u r g und V . C. Diss. K ö l n 1949. - A l b e r t Hartm a n n : C., V . In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 176. - H e l g a Sass: R e c h t und Staat bei V. C. K ö l n 1966. - S t e p h a n P. L e h e r : B e g r ü n d u n g ethischer N o r m e n bei V . C. und W a h r h e i t s t h e o rien der S p r a c h p h i l o s o p h i e . I n n s b r u c k u. a. 1992. - M a r k w a r t H e r z o g : C., V . In: L T h K \ B d . 2, 1994, Sp. 979. - K o r n e l i a S i e d l a c z e k : D i e Qualität d e s Sittlichen. D i e n e u s c h o l a s t i s c h e M o r a l t h e o l o g i e V. C . s in der S p a n n u n g von N a t u r und N o r m . F r a n k f u r t / M a i n 1997 (Bibliogr.). C a u s s e , J o h a n n Isaak L u d w i g , e v a n g . T h e o l o g e , * 1728 F r a n k f u r t / O d e r , t 2 9 . 4 . 1802 F r a n k f u r t / O d e r . C., S o h n eines P r e d i g e r s f r a n z ö s i s c h e r H e r k u n f t , studierte in seiner H e i m a t s t a d t als S c h ü l e r —»Jablonskis T h e o l o g i e . E r w u r d e z u n ä c h s t z u m D r . phil. und später z u m D r . theol. p r o m o v i e r t , e h e er 1752 e i n e P r o f e s s u r der T h e o l o g i e in F r a n k f u r t / O d e r erhielt. C. v e r ö f f e n t l i c h t e S c h r i f t e n zur D o g matik und E x e g e s e s o w i e zur j ü d i s c h e n K u l t u r ( D i s s e r t a t i o de gente Hebraea foecundissima, 1763). Seit 1791 w a r er S e n i o r der F r a n k f u r t e r Universität. WEITERE WERKE: R e v e l a t i o n i s s u p e r n a t u r a l i s l u m e n ad plures s e s e e x t e n d e r e p o t u i s s e et extendisse, q u a m v u l g o existimatur. F r a n k f u r t / O d e r 1754. - D e neglecti a nonnullis protestantium studii theologicii causis e f f e c t i b u s q u e . F r a n k f u r t / O d e r 1755. - D e l i b r o r u m m a n u s c r i p t o r u m pretio. F r a n k f u r t / O d e r 1766. - D e c u r a die singulari g e n u s M e s s i a e . F r a n k f u r t / O d e r 1771.

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Cellarius Cellarius, Ludwig Friedrich, eigentl. Keller, evang. Theologe, * 2 3 . 1 1 . 1 7 4 5 Quittelsdorf bei Rudolstadt, t 2 2 . 5 . 1 8 1 8 Rudolstadt. C., Magister der Philosophie und Baccalaureus der Theologie, war zunächst Dozent an der Univ. Jena. 1777 wurde er in Rudolstadt zum Diakon und 1786 zum Konsistorialassessor ernannt. 1793 erfolgte seine Berufung zum Konsistorialrat, 1788 die zum Oberpfarrer. Neben etlichen theologischen und philosophischen Abhandlungen in lateinischer Sprache schrieb C. u.a. eine Anleitung zum rechten Gebrauch der Vernunft in Erkenntniß der Wahrheit und Vermeidung des Irrthums, oder erleichterte Vernunftlehre (1778) und eine Schrift über Das christliche Verhalten in Absicht auf grosse, oft furchtbare Begebenheiten der Natur (1790), deren Erlös den Opfern einer Überschwemmung zugute kam. WEITERE WERKE: De Paulo gentium profanarum apostolo. Wittenberg 1776. LITERATUR: Anemüller: C., L. F. In: A D B , Bd. 4, 1876, S. 81 f. Cellarius, Simon, eigentl. Hauskeller, Komponist, * 1488 Altenburg, t 1544 Kohren (Sachsen). C. ließ sich 1509 an der Univ. Wittenberg immatrikulieren. 1 5 2 1 / 2 2 war er nachweislich Kantor in Zwickau, danach bis 1544 luth. Pfarrer in Gößnitz und bis zu seinem Tod Pfarrer in Kohren. Vermutlich schon früh ein Anhänger - » Luthers, gehörte er zu den frühen Komponisten protestantischer Kirchenmusik als liturgischen Bestandteils der neuen Lehre. Zu seinen Werken für den Gottesdienst zählen Psalmen im Fauxbourdonstil, etliche Motetten und 134 Hymnen. Einige davon erschienen 1538 in der von Georg —>Rhaw in Wittenberg herausgegebenen Sammlung früher protestantischer Kirchenmusik Selectae harmoniae, zu der —>Melanchthon die Vorrede schrieb. LITERATUR: Günther Schmidt: C., S. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 181. - Wolfram Steude: C„ S. In: MGG 2 P, Bd. 4, 2000, Sp. 529 f. - Viktor H. Mattfeld: C„ S. In: NGroveD, Bd. 5, 2 2001, S. 337 f. Cementarius,

Johannes, auch Caementarius, Coementarius, evang. Theologe, * um 1 5 5 8 / 5 9 Ohmden (heute Kr. Esslingen), t 1620 Blaubeuren. Der Sohn eines Pfarrers erlangte 1579 die Magisterwürde und studierte Theologie in Tübingen. 1580-82 war C. Diakon in Klagenfurt, 1583 in Tuttlingen, wurde 1583 Pfarrer in Tuningen und ging noch im selben Jahr als Oberhofprediger am Landhaus nach Linz. Von dort floh er 1600 und 1601 und wurde schließlich 1603 Pfarrer in Fellbach bei Stuttgart. Seit 1605 war C. Superintendent in Blaubeuren, 1609-20 in Regensburg. Zu seinen nachgelassenen Schriften zählt Das Leben und Sterben des elenden Menschen ...; eine Untersuchung/was eigentlich die Ursach sey/daß viele Menschen sich selbst entleiben? (1607). WEITERES WERK: Der Geistlich K a u f f m a n n ! wie man d e m Köstlichen Perlein ewiger Seligkeit soll nachreisen. Basel 1614. LITERATUR: V D

Ceratinus,

16, M

6802-6809.

Jakob, eigentl. Teyng, auch Erasmus Jacobus Hornensis, Humanist, * Hoorn, t 30.4. 1530 Löwen. Im zweiten Jahrzehnt des 16. Jh. bewarb sich C. in Löwen vergeblich um eine Professur des Lateinischen und Griechischen, unterrichtete dann in Tournai und floh 1520 vor Pest und Krieg nach Deutschland. Nach einem Aufenthalt in Erfurt immatrikulierte er sich auf Empfehlung des —> Erasmus von Rotterdam an der Univ. Leipzig als Griechischlehrer. 1529 kehrte er nach Löwen zurück. Auf Anregung des Erasmus, der seine Gelehrsamkeit schätzte, gab C. 1524 einen Dictionarius Graecus heraus. Ihm widmete C. auch sein Buch De sono litterarum praesertim Graecarum (1529), in

230

dem er für die von Erasmus propagierte Aussprache des Griechischen eintrat. WEITERES WERK: Sylloge scriptorum, qui de linguae Graecae vera et recta pronuntiatione commentarios reliquerunt. Leiden 1736. LITERATUR: V D

16, Τ 6 5 7 f. -

E c k s t e i n : C „ J. In:

ADB,

Bd. 4, 1876, S. 89.

Cervaes,

Matthias, Täufer, * 1536 Ottenheim (auch Kottenem, Gottenheim), t 3 0 . 6 . 1565 Köln. Von Zelis, dem Täuferführer und Wanderprediger aus der Eifel, zum Täufertum bekehrt, trat C., im eigentlichen Beruf Leineweber, zusammen mit Heinrich Kruf am Niederrhein als Prediger auf und nahm in großem Umfang Taufen vor. 1565 wurde er in Köln während eines nächtlichen Gottesdienstes zusammen mit etlichen seiner Anhänger verhaftet, gab aber auch unter der Folter keine Namen anderer Prediger preis. Im Gefängnis verfaßte er eine Anzahl handschriftlich verbreiteter oder wie die Π Auserlesenen Sendbriefe (1565) im Druck erschienener Lieder und Trostbriefe im Stil der Psalmen. Den anhaltenden Bekehrungsversuchen durch kath. Geistliche und den Gelehrten Georg -»Cassander, der zwei seiner Gespräche mit ihm später veröffentlichte, verweigerte sich C. hartnäckig, wurde als Ketzer zum Tod durch das Schwert verurteilt und hingerichtet. LITERATUR: Ennen: C„ M. In: A D B , Bd. 4, 1876, S. 91 f.

Ceslaus,

Dominikaner, * Ende 12. Jh. wahrscheinlich in Schlesien, t 1 5 . 7 . 1 2 4 2 Breslau. Über die frühe Geschichte des Dominikanermönchs gibt es nur legendarische Überlieferungen. Er kam noch vor 1226 nach Breslau, wo er das Kloster zum Heiligen Adalbert gründete. Als dessen erster Prior und als Provinzial der polnischen Ordensprovinz machte sich C. um die Christianisierung Schlesiens verdient. Die Legende, daß seinen Gebeten 1241 die Befreiung Breslaus von den mongolischen Belagerern zu verdanken sei, führte zur kultischen Verehrung seiner Gebeine, die durch die Seligsprechung 1713 von Papst Clemens XI. approbiert wurde. Sein Fest wird in Breslau am 20. Juli begangen. LITERATUR: Franz Xaver Seppelt: C. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 185. C h a j e s , Hirsch Perez, Rabbiner, Philologe, * 13. 10.1876 Brody, t 13.12. 1927 Wien. Der einer alten jüdischen Gelehrtenfamilie entstammende C. studierte an der Univ. Wien Philosophie und an der JüdischTheologischen Lehranstalt Theologie, wurde 1894 promoviert (Studium zum Ev. Marci bezüglich der semitischen Vorlage desselben) und erhielt 1899 das Rabbinerdiplom. 1902 wurde er Prof. für Geschichte und Bibel Wissenschaft am Collegio Rabbinico Italiano, 1904 Prof. für Bibelexegese und orientalische Sprachen an der dortigen Universität. Seit 1912 Oberrabbiner in Triest, kam C. 1918 als stellvertretender Oberrabbiner nach Wien und wurde nach dem Tod seines Vorgängers noch im selben Jahr Oberrabbiner. Er verfaßte u.a. Markus-Studien (1899) und Beiträge zur nordsemitischen Onomatologie (1900) und veröffentlichte zahlreiche Beiträge in der von ihm mitredigierten „Rivista Israelitica". C. war 1921 -25 Präsident des Zionistischen Aktionskomitees sowie Gründer und Vorsitzender der Jüdischen Völkerbundliga. Neben anderen kulturellen Einrichtungen rief er das Jüdische Realgymnasium in Wien ins Leben. WEITERE WERKE: Proverbia-Studien zu der sog. Salomonischen Sammlung. Berlin 1899. - Jüdische und jüdischindische Grabinschriften aus Aden. Wien 1903. LITERATUR: Abhandlungen zur Erinnerung an H. P. C. Wien 1933. - Moritz Rosenfeld: Oberrabbiner H. P. C. Sein Leben und Werk. Wien 1933. - Hugo Gold (Hrsg.): Zwi P. C. Dokumente aus seinem Leben und Wirken. Tel Aviv 1971.

Chemnitz C h a l y b a e u s , H e i n r i c h Franz, Jurist, * 5 . 5 . 1840 Kiel, t 2 6 . 1 2 . 1911 Kiel. C. war nach der P r o m o t i o n z u m Dr. j u r . 1864 in v e r s c h i e d e nen kirchlichen und staatlichen B e h ö r d e n als Jurist tätig. Seit 1889 H i l f s a r b e i t e r im K u l t u s m i n i s t e r i u m in Berlin, w u r d e er dort 1890 z u m R e g i e r u n g s - und Vortragenden Rat e r n a n n t . D a n e b e n g e h ö r t e C . seit 1868 d e m holsteinischen L a n d e s k o n s i s t o r i u m und seit 1882 d e m L a n d e s - u n d d e m P r o v i n z i a l k o n s i s t o r i u m H a n n o v e r an. 1891 w u r d e er K o n s i s t o r i alpräsident und U n i v e r s i t ä t s k u r a t o r in Kiel, 1903 P r ä s i d e n t des L a n d e s k o n s i s t o r i u m s in Kiel und K u r a t o r d e s Klosters L o c c u m . C. w a r Mitglied der E i s e n a c h e r K o n f e r e n z und d e s D e u t s c h e n E v a n g . K i r c h e n a u s s c h u s s e s . 1878 g a b er einen Kommentar zur Kirchengemeindeund Synodalordnung für Schleswig-Holstein, 1886 Kirchengesetze der evangelischlutherischen Kirche der Provinz Hannover und e i n e S a m m lung k i r c h e n r e c h t l i c h e r Vorschriften heraus. C h a u v i n , E t i e n n e , a u c h S t e p h a n C., r e f o r m i e r t e r T h e o loge, P h i l o s o p h , * 1 8 . 4 . 1640 N î m e s , t 6 . 4 . 1725 Berlin. N a c h d e r A u f h e b u n g d e s Edikts von N a n t e s z u m Verlassen F r a n k r e i c h s g e z w u n g e n , w a r C . z u n ä c h s t r e f o r m i e r t e r Pred i g e r und P e n s i o n a t s v o r s t e h e r in R o t t e r d a m . 1692 erschien dort sein H a u p t w e r k , d a s p h i l o s o p h i s c h e W ö r t e r b u c h Lexicon rationale sive thesaurus philosophicus ordine alphabetico digestus ( 2 1 7 1 3 ) . D e s s e n E r f o l g verhalf i h m 1695 zur B e r u f u n g n a c h Berlin. Er w u r d e H a u p t p r e d i g e r an d e r reformierten K i r c h e s o w i e I n s p e k t o r und Prof. der P h i l o s o p h i e a m C o l l è g e F r a n ç a i s . C. setzte d i e in R o t t e r d a m b e g o n n e n e H e r a u s g a b e d e s „ N o u v e a u j o u r n a l des s a v a n t s " f o r t und v e r f a ß t e ein L e h r b u c h der P h y s i k . LITERATUR: L u t z G e l d s e t z e r : Z u r p h i l o s o p h i s c h e n L e x i k o g r a p h i e der G e g e n w a r t , zur G e s c h i c h t e ihrer T h e o r i e und ü b e r d a s p h i l o s o p h i s c h e L e x i k o n d e s S. C. D ü s s e l d o r f 1967 (= zugleich E i n l e i t u n g z u m N a c h d r u c k von S. C., L e x i c o n p h i l o s o p h i c u m , 2 1 7 1 3 , in: I n s t r u m e n t a P h i l o s o p h i c a , Series L é x i c a II, D ü s s e l d o r f 1967). C h e l i d o n i u s , Benedictus, auch Hirundo, Musophilus, eigentl. B e n e d i k t S c h w a l b e , B e n e d i k t i n e r , Dichter, * u m 1460 N ü r n b e r g , t 8 . 9 . 1521 W i e n . Seit e t w a 1485 B e n e d i k t i n e r m ö n c h im St. E g i d i e n k l o s t e r in N ü r n b e r g , übersiedelte C. 1514 in das S c h o t t e n k l o s t e r in W i e n und w u r d e 1518 dessen Abt. Z a h l r e i c h e n e u l a t e i n i s c h e G e d i c h t e und W i d m u n g e n w e i s e n ihn als F r e u n d von Willibald und Caritas —> P i r c k h e i m e r u n d J o h a n n e s —»Cochläus s o w i e als B e w u n d e r e r von K o n r a d Celtis und M a x i m i l i a n I. aus. 1510 stellte er f ü r —» D ü r e r s Große Passion lateinische G e d i c h t e z u s a m m e n , v e r f a ß t e 1511 f ü r d i e Kleine Passion 37 e i g e n e G e d i c h t e n a c h d e m Vorbild Vergils und d e s H o r a z und m i s c h t e in seinen in lateinischen Distichen a b g e f a ß t e n B i l d g e d i c h t e n z u m Marienleben mittelalterliche M a r i e n v e r e h r u n g mit E l e m e n t e n antiker D i c h t u n g . Ein typisches P r o d u k t d e s H u m a n i s m u s ist sein den Streit z w i s c h e n T u g e n d und L a s t e r b e h a n d e l n d e s Fastnachtspiel Voluptatis cum virtute disceptatio (1515). LITERATUR: V D 16, S 4 5 8 5 - 4 5 9 0 . - B e r n h a r d G e r h a r d W i n k l e r : D i e S o n e t t e des B. C. zu A l b r e c h t D ü r e r s M a r i e n l e ben und ihr Verhältnis z u m M a r i e n l e b e n d e s K a r t ä u s e r s Philipp. Diss. W i e n 1960. - M a r i a Kisser: D i e G e d i c h t e B. C . s zu D ü r e r s Kleiner H o l z s c h n i t t p a s s i o n . Diss. W i e n 1964. - P a u lus Volk: C „ B. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 195 f. - J o h a n n e s S t a u b : C „ B. In: L T h K 3 , B d . 2, 1994, Sp. 1032 f. - M a n f r e d K n e d l i k : C „ B. In: B B K L , B d . 20, 2 0 0 2 , Sp. 2 9 3 - 2 9 6 . F r a n z Posset: B. C . O . S . B , (c. 1460-1521). A f o r g o t t e n m o nastic h u m a n i s t of the R e n a i s s a n c e . In: T h e A m e r i c a n B e nedictine R e v i e w 53 ( 2 0 0 2 ) S. 4 2 6 - 4 5 2 .

C h e m n i t z , Johann Hieronymus, evang. Theologe, Naturf o r s c h e r , * 10. 10. 1730 M a g d e b u r g , t 1 2 . 1 0 . 1 8 0 0 . C. trat 1759 d a s A m t d e s P r e d i g e r s d e r d ä n i s c h e n G e s a n d t s c h a f t in W i e n an, w u r d e 1768 G a r n i s o n s p r e d i g e r in Hels i n g 0 r und w a r zuletzt d e u t s c h e r G a r n i s o n s p r e d i g e r in K o p e n h a g e n . E r v e r ö f f e n t l i c h t e etliche S c h r i f t e n t h e o l o g i s c h e n Inhalts, w u r d e j e d o c h vor a l l e m d u r c h seine Studien ü b e r M u s c h e l n und S c h n e c k e n b e k a n n t . E r setzte das von Friedrich Heinrich W i l h e l m M a r t i n i b e g o n n e n e Neue systematische Conchylienkabinet (4 B d e . , 1769-77) fort und f ü g t e i h m bis zu s e i n e m Tod acht weitere B ä n d e h i n z u . S e i n e zahlreic h e n E i n z e l u n t e r s u c h u n g e n v e r ö f f e n t l i c h t e C . in F a c h j o u r n a len und d e n P u b l i k a t i o n e n der B e r l i n e r G e s e l l s c h a f t N a t u r f o r s c h e n d e r F r e u n d e (u. a. Nachricht von der Fortpflanzung der linksgewundenen Weinbergschnecken, 1782; Von einem Geschlechte vielschaalichter Conchylien mit sichtbaren Gelenken, welche Linné Chitons nennet, 1784). 1763 w u r d e C. in d i e D e u t s c h e A k a d e m i e d e r N a t u r f o r s c h e r L e o p o l d i n a gewählt. WEITERE WERKE: K l e i n e B e y t r a e g e zur T e s t a c e o t h e o l o g i e oder zur Erkäntniss G o t t e s aus d e n C o n c h y l i e n in einigen S e n d s c h r e i b e n h e r a u s g e g e b e n . L e i p z i g 1760. - A b h a n d l u n g von d e n L a n d - u n d F l u s s s c h n e c k e n . N ü r n b e r g 1786. C h e m n i t z , M a r t i n , a u c h C h e m n i t i u s , K e m n i t z , luth. T h e o l o g e , * 9. 11. 1522 T r e u e n b r i e t z e n ( B r a n d e n b u r g ) , t 8 . 4 . 1586 B r a u n s c h w e i g . N a c h d e m S t u d i u m der Artes in F r a n k f u r t / O d e r u n d Wittenberg ü b e r n a h m C., S o h n e i n e s K a u f m a n n s und T u c h m a c h e r s , 1547 d i e L e i t u n g d e r S c h u l e i m K n e i p h o f in K ö n i g s b e r g , w u r d e 1550 B i b l i o t h e k a r d e r S c h l o ß b i b l i o t h e k und n a h m erste t h e o l o g i s c h e S t u d i e n auf. Seit 1553 S c h ü l e r —»Mel a n c h t h o n s in W i t t e n b e r g , hielt er Vorlesungen zu dessen Loci communes. 1554 w u r d e er in B r a u n s c h w e i g K o a d j u t o r d e s S u p e r i n t e n d e n t e n , P r e d i g e r an St. Ä g i d i e n und 1567 Superintendent. 1568 f ü h r t e er im H e r z o g t u m B r a u n s c h w e i g W o l f e n b ü t t e l z u s a m m e n mit J a c o b —> A n d r e a e die R e f o r m a tion d u r c h und w a r 1576 an d e r G r ü n d u n g d e r U n i v . H e l m stedt beteiligt. C., einer der b e d e u t e n d s t e n luth. T h e o l o g e n seiner Zeit, n a h m r e g e n Anteil an den t h e o l o g i s c h e n A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n der luth. F r ü h o r t h o d o x i e und w a r mit A n d r e a e einer der H a u p t v e r f a s s e r d e r K o n k o r d i e n f o r m e l (1577). Sein k o n t r o v e r s t h e o l o g i s c h e s H a u p t w e r k , d a s Examen Concila Tridentini (4 Tie., 1565-73, N a c h d r . 1972), bietet e i n e u m f a s s e n d e D a r s t e l l u n g und Kritik d e r T r i e n t e r D e k r e t e . WEITERE WERKE: R e p e t i d o sanae d o c t r i n a e de vera praesentia c o r p o r i s et s a n g u i n i s in c o e n a . L e i p z i g 1561. N a c h d r . M ü n c h e n u . a . 1990. - T h e o l o g i a e J e s u i t a r u m p r a e c i p u a capita. L e i p z i g 1562. - H a n d b ü c h l e i n der f ü r n e h m s t e n H e u p t s t ü c k e d e r christlichen L e h r e . H e i n r i c h s t a d t 1569. N a c h d r . M ü n c h e n u . a . 1991. - D e d u a b u s naturis in C h r i sto. J e n a 1570. - L o c i theologici. Hrsg. v. P o l y k a r p L e y s e r . F r a n k f u r t / M a i n 1594. - H a r m o n i a e q u a t u o r e v a n g e l i s t a r u m . H r s g . v. P o l y k a r p L e y s e r . G e n f 1645. LITERATUR: V D 16, C 2 1 4 8 - 2 2 3 1 . - R e i n h a r d M u m m : D i e P o l e m i k d e s M . C . g e g e n das Konzil von Trient. Diss. J e n a 1899 (1905). - E r n s t Z i n n e r : E n t s t e h u n g und A u s b r e i t u n g der C o p p e r n i c a n i s c h e n Lehre. E r l a n g e n 1943. N a c h d r . Vad u z 1978, S. 1 2 4 f . , 524. - E r n s t Wolf: C „ M . In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 201 f. - T h e o d o r M a h l m a n n : C., M . In: T R E , Bd. 7, 1981, S. 7 1 4 - 7 2 1 . - J a c o b A . O . Preus: T h e S e c o n d M a r t i n . St. L o u i s 1994. - F e s t s c h r i f t z u m 4 0 0 . T o d e s t a g „ D e r z w e i t e M a r t i n der L u t h e r i s c h e n K i r c h e " . R e d . v. W o l f g a n g A . J ü n k e . B r a u n s c h w e i g 1986. - H a r a l d W a g n e r : C., M . In: L T h K 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 1034. - T h o m a s K a u f m a n n : M . C . Z u r W i r k u n g s g e s c h i c h t e d e r t h e o l o g i s c h e n Loci. In: H e i n z S c h e i b l e (Hrsg.): M e l a n c h t h o n in seinen S c h ü l e r n . W i e s b a d e n 1997, S. 183-254. - T h e o d o r M a h l m a n n : C „ M . In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 127 f.

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Chladni C h l a d n i , Johann Martin, auch Chladenius, evang. Theologe, Historiker, P h i l o l o g e , * 1 7 . 4 . 1710 W i t t e n b e r g , t 1 0 . 9 . 1 7 5 9 Erlangen. Der S o h n eines P r o f e s s o r s der T h e o l o g i e studierte a m G y m n a s i u m illustre in C o b u r g und a n der U n i v . Wittenberg T h e o logie, P h i l o s o p h i e u n d Philologie u n d lehrte a n s c h l i e ß e n d dort und an der U n i v . L e i p z i g , w o er 1742 a. o. P r o f . der Kirc h e n a l t e r t ü m e r w u r d e . Seit 1744 Direktor d e s G y m n a s i u m s von C o b u r g , berief ihn d i e U n i v . E r l a n g e n 1747 z u m o. Prof. der T h e o l o g i e , E l o q u e n z und D i c h t k u n s t . B e k a n n t w u r d e C . d u r c h seine G e s c h i c h t s t h e o r i e , d i e E l e m e n t e d e r luth. O r t h o d o x i e mit d e m R a t i o n a l i s m u s —>Wolffscher P r ä g u n g und d e m E m p i r i s m u s v e r b a n d . N e u w a r a u c h d i e von ihm p r o p a g i e r t e h e r m e n e u t i s c h e M e t h o d e d e s U m g a n g s mit G e schichtsquellen. Als G e g n e r d e s historischen P y r r h o n i s m u s schuf er d e n Begriff d e r „ S e h e p u n k t e " , d i e e i n e n u r relative E r k e n n t n i s d e r historischen Wahrheit e r l a u b e n . C. verö f f e n t l i c h t e u. a. Einleitung zur richtigen Auslegung vernünftiger Reden und Schriften ( 1742, N a c h d r . 1969), Nova philosophici definitiva ( 1 7 5 0 ) und Allgemeine Geschichtswissenschaft, worinnen der Grund zu einer neuen Einsicht in alle Arten der Gelahrtheit geleget wird (1752, N a c h d r . 1985). WEITERE WERKE: L o g i c a sacra sive introductio in T h e o l o g i a m s y s t e m a t i c a m . C o b u r g 1745. - K l e i n e S a m m l u n g von B e t r a c h t u n g e n . E r l a n g e n 1749. - D a s B l e n d w e r k der natürlic h e n Religion, schrift- und v e r n u n f t m ä ß i g e n t d e c k t . L e i p z i g 1751. LITERATUR: H. M ü l l e r : J. M . C . ( 1 7 1 0 - 1 7 5 9 ) . Ein B e i trag zur G e s c h i c h t e d e r G e s c h i c h t s w i s s e n s c h a f t e n , b e s o n d e r s der historischen M e t h o d i k . In: H i s t o r i s c h e S t u d i e n 134 ( 1 9 1 7 ) S. 1 - 1 6 2 . - A n n a C o r e t h : C „ J. M . In: N D B , B d . 3, 1957, S. 2 0 6 f. - Peter S z o n d i : E i n f ü h r u n g in d i e literarische H e r m e n e u t i k . H r s g . v. J e a n B o l l a c k und H e l e n Stierlin. F r a n k f u r t / M a i n 1975. - C h r i s t o p h Friedrich: Sprac h e und G e s c h i c h t e . U n t e r s u c h u n g e n zur H e r m e n e u t i k von J. M . C . M e i s e n h e i m / G l a n 1978. - R o l f T h i e l e : Verstehen u n d Intention. U n t e r s u c h u n g zur h e r m e n e u t i s c h e n E i n o r d n u n g der S p r e c h i n t e n t i o n im A n s c h l u ß an die A u s l e g u n g s lehre von C h l a d e n i u s . Diss. Τ Η A a c h e n 1984. - K l a u s G u n t h e r W e s s e l i n g : C h l a d e n i u s , J. M . In: B B K L , Bd. 2 0 , 2 0 0 2 , Sp. 2 9 6 - 3 0 3 .

C h o l a n d e r , F r a n c i s c u s D e r m a s i u s —> F e l l e r , J o a c h i m

C h o r i n , Aaron Ben Kaiman, Reformrabbiner, * 3 . 8 . 1 7 6 6 W e i ß k i r c h e n , t 2 4 . 8 . 1844 A r a d . D e r aus M ä h r e n s t a m m e n d e C . studierte z u n ä c h s t in d e r J e s c h i w a d e s Rabbi J e r e m í a in M a t t e r s d o r f , seit 1782 bei R a b b i Ezechiel —> L a n d a u in P r a g , w o er sich a u c h d e m Stud i u m der d e u t s c h e n P h i l o s o p h i e w i d m e t e . A n s c h l i e ß e n d w a r er k u r z e Zeit als K a u f m a n n tätig, w a n d t e sich d a n n j e d o c h ausschließlich der T h e o l o g i e zu und f o l g t e 1789 e i n e m R u f als R a b b i n e r n a c h A r a d , w o er ü b e r f ü n f z i g J a h r e tätig war. D e n I d e e n d e r A u f k l ä r u n g f o l g e n d , b e m ü h t e er sich u m R e f o r m e n in s e i n e m W i r k u n g s g e b i e t und s a g t e in s e i n e m Werk Emek ha-Schawe (1803) allen S y n a g o g e n b r ä u c h e n , die sich nicht d u r c h die Religion selbst b e g r ü n d e t e n , den K a m p f an, w a s i h m h e f t i g e n W i d e r s t a n d von Seiten o r t h o d o x e r R a b b i ner e i n b r a c h t e und e i n e S p a l t u n g der A r a d e r G e m e i n d e zur F o l g e hatte. I n n e r h a l b der R e f o r m b e w e g u n g seiner Zeit vertrat C., d e r in seinen S c h r i f t e n w i e d e r h o l t darlegte, d a ß d i e L i e b e zu G o t t und zu d e n M e n s c h e n Vorrang vor den R e l i g i o n s v o r s c h r i f t e n habe, die j ü d i s c h e G e l e h r s a m k e i t , u n d er s t i m m t e 1818 im H a m b u r g e r T e m p e l r e f o r m s t r e i t d e n dort e i n g e f ü h r t e n G e b e t s r e f o r m e n zu.

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C h r i s m a n n , Franz Xaver, auch Krizman, Krismann, C r i s m a n , C h r i s m a n n i , C h r i s h m a n n ( i ) , C h r i s t m a n n , Grismann, Orgelbauer, * 2 2 . 1 0 . 1 7 2 6 Reifenberg (Grafschaft G ö r z ) , t 2 0 . 5 . 1795 R o t t e n m a n n ( S t e i e r m a r k ) . D e r v e r m u t l i c h aus einer B a u e r n f a m i l i e s t a m m e n d e C. studierte T h e o l o g i e und w u r d e 1750 z u m Priester g e w e i h t . 1752-54 ist er als K u r a t in der P f a r r e St. Veit bei Vivapi n a c h w e i s b a r . E r w a n d t e sich d a n n d e r O r g e l b a u k u n s t zu. D u r c h d e n U m b a u der L a i b a c h e r D o m o r g e l 1762 b e k a n n t g e w o r d e n , erhielt er 1770 den A u f t r a g f ü r sein g r ö ß t e s W e r k , d e n B a u d e r Orgel im S t i f t St. Florian, den er 1773 vollendete. In zwei lateinischen S c h r i f t e n , die z u m U m b a u der L a i b a c h e r Orgel e n t s t a n d e n , v e r w e i s t C. auf s e i n e beiden L e h rer, d e n M a t h e m a t i k e r C l a u d e F r a n ç o i s Milliet d e C h a l l e s und den v e n e z i a n i s c h e n O r g e l b a u e r Pietro N a c c h i n i , n a c h d e r e n Prinzipien C. seine W e r k e gestaltete. LITERATUR: Ernst G ü n t h e r t : C r i s m a n , F. X . In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 4 1 5 f. - Karl Schütz: C „ F. X . In: M G G 2 P , B d . 4, 2 0 0 0 , S p . 1031 f. - G u y O l d h a m : C „ F. X. In: N G r o v e D , B d . 5, 2 2 0 0 1 , S. 791 f. C h r i s t , Johann Ludwig, evang. Theologe, Obstkundler, * 2 8 . 1 0 . 1739 Ö h r i n g e n ( W ü r t t e m b e r g ) , t 1 9 . 1 1 . 1 8 1 3 Kronberg/Taunus. C., S o h n eines gräflich H o h e n l o h e s c h e n K a s t e n v e r w a l t e r s in W i m p f e n , studierte seit 1758 T h e o l o g i e und N a t u r w i s s e n s c h a f t e n in T ü b i n g e n , E r l a n g e n und Altdorf. 1764 w u r d e er P f a r r e r in B e r g e n , 1767 in R ü d i g h e i m und 1776 in R o d h e i m v . d . H . Von 1786 bis zu s e i n e m Tod w a r C. O b e r p f a r r e r in K r o n b e r g . D a n e b e n w i d m e t e er sich d e m Obstbau, der L a n d w i r t s c h a f t und der B i e n e n z u c h t . Als Besitzer z w e i e r B a u m s c h u l e n k o n z e n t r i e r t e sich C., der f ü r d i e Verbreitung von E d e l k a s t a n i e n und M i r a b e l l e n sorgte, in erster Linie auf die Z u c h t von O b s t g e h ö l z e n , w o b e i er die G r u n d lagen f ü r e i n e p l a n m ä ß i g e O b s t z u c h t schuf. S e i n e s y s t e m a tische E i n t e i l u n g der O b s t s o r t e n w a r w e g b e r e i t e n d f ü r d i e w i s s e n s c h a f t l i c h e O b s t b a u m k u n d e . D i e 16. A u f l a g e seines Gartenbuches ( 1 8 1 4 ) erschien 1906. WEITERE WERKE: A n w e i s u n g zur nützlichsten u n d a n g e n e h m s t e n B i e n e n z u c h t . F r a n k f u r t a m M a i n / L e i p z i g 1783. B i e n e n k a t e c h i s m u s f ü r d a s L a n d v o l k . F r a n k f u r t / M a i n 1784. L e i p z i g 4 1 8 2 0 . - H a n d b u c h über d i e O b s t b a u m z u c h t und O b s t l e h r e , F r a n k f u r t / M a i n 1794. - H a n d b u c h ü b e r die Obstb a u m z u c h t und O b s t l e h r e . F r a n k f u r t / M a i n 2 1 7 9 7 , 4 1 8 ] 7 . Vollständige P o m o l o g i e . 2 Bde., F r a n k f u r t / M a i n 1809. LITERATUR: W i l h e l m Schalt: C „ J. L. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 2 1 7 . - H e l m u t B o d e : J. L. C. F r a n k f u r t / M a i n 1984. C h r i s t , Paul, r e f o r m i e r t e r T h e o l o g e , * 2 5 . 1 0 . 1 8 3 6 Z ü r i c h , t 1 4 . 1 . 1908 Z ü r i c h . D e r S o h n e i n e s A n w a l t s u n d R e d a k t e u r s studierte in T ü b i n g e n und B a s e l T h e o l o g i e . Er hatte Pfarrstellen in m e h r e r e n G e m e i n d e n G r a u b ü n d e n s i n n e und w a r seit 1884 Staatsarchivar, G e f ä n g n i s p f a r r e r und L e h r e r in C h u r , b e v o r er E n d e 1888 einen R u f als o. Prof. f ü r s y s t e m a t i s c h e und p r a k t i s c h e T h e o l o g i e an d i e U n i v . Z ü r i c h erhielt. C . v e r ö f f e n t l i c h t e Die sittliche Weltordnung ( 1894). WEITERE WERKE: Religiöse B e t r a c h t u n g e n . St. G a l l e n 1881. - D e r P e s s i m i s m u s und d i e Sittenlehre. H a a r l e m 1882. - G r u n d r i ß d e r Ethik. Berlin 1905. LITERATUR: H a n s M a r t i n S t ü c k e l b e r g e r : D i e e v a n g e l i s c h e P f a r r e r s c h a f t des K a n t o n s St. Gallen. St. G a l l e n 1971. - E r i c h W e n n e k e r : C „ P. In: B B K L , B d . 2 0 , 2 0 0 2 , Sp. 3 1 1 - 3 1 3 . C h r i s t a l l e r , J o h a n n Gottlieb, M i s s i o n a r , S p r a c h f o r s c h e r , * 1 9 . 1 1 . 1827 W i n n e n d e n bei W a i b l i n g e n , t 1 0 . 1 2 . 1895 Stuttgart. C., S o h n eines S c h n e i d e r m e i s t e r s , ergriff 1841 in seiner Vaterstadt d e n B e r u f d e s R a t h a u s s c h r e i b e r s , hielt sich 1848-52

Christain als A n g e h ö r i g e r d e r B a s l e r M i s s i o n s g e s e l l s c h a f t i m dortig e n M i s s i o n s h a u s auf und g i n g 1853 als M i s s i o n a r an d i e a f r i k a n i s c h e G o l d k ü s t e ( G h a n a ) , w o er mit U n t e r b r e c h u n gen elf J a h r e tätig w a r , bis er k r a n k h e i t s b e d i n g t 1868 nach W ü r t t e m b e r g z u r ü c k k e h r t e . C., der sich mit den a f r i k a n i schen S p r a c h e n Twi und G a b e s c h ä f t i g t e , ist der B e g r ü n d e r der w i s s e n s c h a f t l i c h e n S p r a c h f o r s c h u n g in W e s t a f r i k a . Er erk a n n t e als erster die zentrale B e d e u t u n g des m u s i k a l i s c h e n T o n s f ü r die a f r i k a n i s c h e n S p r a c h e n u n d übersetzte d i e Bibel in d a s T w i , die H a u p t s p r a c h e der G o l d k ü s t e . C. v e r ö f f e n t lichte u . a . Grammar of Asante and Fante Language called Tshi (Twi) (1875). WEITERE WERKE: D i e S p r a c h e n A f r i k a s . Stuttgart 1892. D i e T ö n e der N e g e r s p r a c h e n und ihre B e z e i c h n u n g . B a s e l 1893. LITERATUR: Dietrich W e s t e r m a n n : C. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 2 1 9 . C h r i s t e n , Bernhard, Taufname: Eduard, Kapuzinergeneral, * 2 4 . 7 . 1 8 3 7 A n d e r m a t t , t 1 1 . 3 . 1 9 0 9 I n g e n b o h l . C., S o h n eines K l e i n b a u e r n und S c h u s t e r s , trat 1855 in d e n K a p u z i n e r o r d e n ein, e m p f i n g 1860 d i e P r i e s t e r w e i h e , w u r d e N o v i z e n m e i s t e r und w a r 1879-82 Provinzial. 1884 w u r d e er als erster S c h w e i z e r G e n e r a l m i n i s t e r seines O r d e n s in R o m , w o er v i e r u n d z w a n z i g statt der in den O r d e n s s t a t u t e n vorg e s e h e n e n sechs J a h r e im A m t blieb. Bereits zu B e g i n n seines G e n e r a l a t s setzte sich C. b e i m P a p s t f ü r e i n e g r u n d l e g e n d e N e u o r d n u n g der M i s s i o n e n ein. Er g a b ihnen mit d e m Statutum pro missionibus ein e i g e n e s G r u n d g e s e t z . N e ben d e m Orientalischen Institut f ö r d e r t e C. den 1899 in d e r S c h w e i z g e g r ü n d e t e n S e r a p h i s c h e n M e ß b u n d , der in erster L i n i e f ü r d e n U n t e r h a l t der M i s s i o n a r e sorgte. Seit 1908 T i t u l a r - E r z b i s c h o f von Stauropolis, k o n n t e C. auf e i n e erf o l g r e i c h e A m t s z e i t z u r ü c k s e h e n , in der sich die Z a h l d e r M i s s i o n s g e b i e t e des K a p u z i n e r o r d e n s mit 9 1 4 M i s s i o n a r e n von 2 2 (1885) auf 3 6 (1908) e r h ö h t hatte. WEITERES WERK: L e b e n d e s heiligen F r a n z von Assisi. I n n s b r u c k 1898. LITERATUR: A r s e n i u s J a c o b s : C., B. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 220. - Hilarin Felder: U n g r a n d c a p u c i n . P è r e B e r n a r d d ' A n d e r m a t t , général d e l ' O r d r e . S a i n t - M a u r i r e 1965. C h r i s t i a n d. J., H e r z o g von B r a u n s c h w e i g - L ü n e b u r g W o l f e n b ü t t e l , A d m i n i s t r a t o r von Halberstadt, Söldnerf ü h r e r , * 2 0 . 9 . 1599 G r o n i n g e n , t 1 6 . 6 . 1626 W o l f e n b ü t t e l . 1616 z u m luth. A d m i n i s t r a t o r des B i s t u m s H a l b e r s t a d t g e w ä h l t , w a n d t e sich C . bald d e r militärischen L a u f b a h n zu, d i e n t e 1620 als Rittmeister unter M o r i t z von O r a n i e n und unterstützte 1621 Friedrich V . von der P f a l z mit e i n e m e i g e n e n H e e r , mit d e m e r 1622 von Tilly bei H ö c h s t geschlagen w u r d e . A n s c h l i e ß e n d k ä m p f t e er als S ö l d n e r f ü h r e r f ü r die N i e d e r l a n d e , besiegte d i e S p a n i e r in der S c h l a c h t bei F l e u r u s und Schloß 1623 e i n e m Vertrag mit s e i n e m B r u der Friedrich Ulrich, d u r c h d e n er sich von Friedrich V. lossagte. C. verzichtete w e g e n der K r i e g s l a g e auf d a s Stift H a l b e r s t a d t und zog mit s e i n e m H e e r nach H o l l a n d . N a c h d e m ihn Tilly 1623 v e r n i c h t e n d bei Stadtlohn g e s c h l a g e n hatte, trat C . d i e R e g i e r u n g von B r a u n s c h w e i g - W o l f e n b ü t t e l an. E r rüstete sein Heer, u m f ü r K ö n i g C h r i s t i a n I V . von D ä n e m a r k zu k ä m p f e n , k o n n t e a b e r w e g e n einer plötzlichen E r k r a n k u n g a m N i e d e r s ä c h s i s c h e n Krieg nicht m e h r teilnehmen. LITERATUR: B e r e n t S c h w i n e k ö p e r : C. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 2 2 5 f. C h r i s t i a n W i l h e l m , M a r k g r a f von B r a n d e n b u r g , A d m i n i s t r a t o r von Magdeburg, * 7 . 9 . 1587 W o l m i r s t e d t , ΐ 1 1 . 1 . 1665 Zinna. C. w u r d e als N a c h f o l g e r seines Vaters J o a c h i m Friedrich seit 1598 luth. A d m i n i s t r a t o r des E r z b i s t u m s M a g d e b u r g ,

1614 a u c h K o a d j u t o r und 1624 A d m i n i s t r a t o r von H a l b e r stadt, o h n e j e d o c h d i e kaiserliche B e s t ä t i g u n g zu e r l a n g e n . C., der d e s h a l b von der Stadt M a g d e b u r g nicht a n e r k a n n t w u r d e u n d w e g e n ihrer S e l b s t ä n d i g k e i t s b e s t r e b u n g e n m i t d e m D o m k a p i t e l in Streitigkeiten geriet, Schloß sich 1624 als G e n e r a l l e u t n a n t K ö n i g Christian IV. von D ä n e m a r k an und n a h m an d e r Schlacht an der D e s s a u e r B r ü c k e teil. N a c h der N i e d e r l a g e w u r d e er 1628 w e g e n Verletzung d e r W a h l kapitulation v o m D o m k a p i t e l abgesetzt, Schloß sich K ö n i g G u s t a v Adolf von S c h w e d e n an und d r a n g mit List in M a g d e b u r g ein, w o i n z w i s c h e n d i e s c h w e d i s c h g e s i n n t e Partei die O b e r h a n d g e w o n n e n hatte, mit d e r er ein B ü n d n i s zustandebrachte. Nach der Eroberung Magdeburgs wurde C. 1631 d u r c h Tilly g e f a n g e n g e n o m m e n . I m f o l g e n d e n J a h r trat er z u m K a t h o l i z i s m u s ü b e r u n d erhielt i m F r i e d e n von P r a g 1635 e i n e R e n t e aus den E i n k ü n f t e n d e s an d e n österr. Erzh e r z o g —»Leopold W i l h e l m ü b e r t r a g e n e n Erzstiftes M a g d e b u r g s o w i e i m W e s t f ä l i s c h e n F r i e d e n die m a g d e b u r g i s c h e n A m t e r L o b u r g und Z i n n a . D o c h spielte er politisch k e i n e Rolle mehr. LITERATUR: B e r e n t S c h w i n e k ö p e r : C. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 2 2 6 . C h r i s t i a n I., E r z b i s c h o f von Mainz, * um 1130, f 2 5 . 8 . 1 1 8 3 T u s c u l u m (Italien). Z u n ä c h s t Propst von M e r s e b u r g u n d d e s M a i n z e r Stifts M a r i e n g r e d e n , w u r d e C. 1162 M a i n z e r D o m p r o p s t und i m selben J a h r v o m K a i s e r z u m R e i c h s k a n z l e r e r n a n n t . 1163 zog er mit Friedrich I. B a r b a r o s s a n a c h Italien, w u r d e 1165 M a i n zer E r z b i s c h o f , auf d e m vierten Italienzug mit d e m Erzbis t u m investiert und von Bischof —> D a n i e l von P r a g 1167 in I m o l a ordiniert. 1167 besiegte C. z u s a m m e n mit —»Rainald von Dassel, den er 1164 als R e i c h s l e g a t f ü r Italien a b g e l ö s t hatte, d i e R ö m e r bei T u s c u l u m . 1167-71 w a r er in s e i n e m E r z b i s t u m und in kaiserlichen G e s a n d t s c h a f t e n an d i e westlichen K ö n i g s h ö f e u n d n a c h B y z a n z tätig und trat E n d e 1171 s e i n e z w e i t e R e i c h s l e g a t i o n in Italien an, w o er bis zu s e i n e m L e b e n s e n d e blieb. C. festigte d i e Stellung des R e i c h e s in Mittelitalien, beteiligte sich a m f ü n f t e n Italienzug B a r b a r o s sas s o w i e a m A b s c h l u ß d e s F r i e d e n s von Venedig und w u r d e erst d a n n von Papst A l e x a n d e r III. als M a i n z e r E r z b i s c h o f bestätigt. N a c h d e m er im M ä r z 1179 a m dritten L a t e r a n k o n zil t e i l g e n o m m e n hatte, w u r d e C. im S e p t e m b e r 1179 von K o n r a d von M o n t f e r r a t verhaftet und erst E n d e 1180 w i e d e r entlassen. E r starb auf d e m Weg, P a p s t L u c i u s III. nach R o m zurückzuführen. LITERATUR: Peter A c h t : C . I. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 2 2 6 f. - W i l f r i e d S c h ö n t a g : U n t e r s u c h u n g zur G e s c h i c h t e d e s E r z b i s t u m s M a i n z unter den E r z b i s c h ö f e n A r n o l d und C. I. ( 1 1 5 3 - 8 3 ) . D a r m s t a d t 1973. - D i e t e r H ä g e r m a n n : C. I. In: L e x M A , Bd. 2, 1983, Sp. 1 9 1 0 f . - W o l f g a n g G e o r g i : Friedrich B a r b a r o s s a und d i e a u s w ä r t i g e n M ä c h t e . F r a n k f u r t / M a i n 1990, S. 186 ff., 3 2 6 ff. - Ders.: C. I. In: L T h K 1 , Bd. 2, 1994, Sp. 1133. C h r i s t i a n I I . von W e i s e n a u , E r z b i s c h o f von Mainz, * u m 1185, t 21. 1 1 . 1 2 5 3 Paris. Der einem Mainzer Ministerialengeschlecht entstammende C. w a r z u n ä c h s t Propst von St. Viktor, e h e er K a n t o r , D e k a n und schließlich Propst d e s M a i n z e r D o m k a p i t e l s w u r d e . Seit 1249 M a i n z e r E r z b i s c h o f , s c h l u g er sich im K a m p f Friedrichs II. mit d e m P a p s t auf d i e Seite von I n n o z e n z IV. und w u r d e w e g e n seines E i n t r e t e n s f ü r V e r m i t t l u n g und F r i e d e n im Juli 1251, auf Veranlassung K ö n i g W i l h e l m s , d u r c h ein e n p ä p s t l i c h e n L e g a t e n seines A m t e s w i e d e r e n t h o b e n . C. s u c h t e d a r a u f h i n bei d e n J o h a n n i t e r n in Paris Zuflucht. LITERATUR: Peter A c h t : C. II. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 2 2 7 . - F r i e d h e l m J ü r g e n s m e i e r : D a s B i s t u m M a i n z . Von der R ö m e r z e i t bis z u m II. Vatikanischen Konzil. F r a n k f u r t / M a i n 2 1989, S. 106-109. - F r a n z Staab: C. II. v. W . In:

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Christian LThK 4 , Bd. 2, 1994, Sp. 1133 f. - Joachim J. Halbekann: D i e älteren Grafen von Sayn. Wiesbaden 1997. - Friedhelm Jürgensmeier: C. v. W. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 1 9 8 - 1 4 4 8 ) , 2 0 0 1 , S. 4 0 1 . C h r i s t i a n , Bischof von Passau, 10. / 1 1 . Jh. C. stammte möglicherweise aus Sachsen und gehörte d e m Domkapitel von Hildesheim an. Als Nachfolger —> Pilgrims wurde er 991 B i s c h o f von Passau und konnte sich schnell der Unterstützung Ottos III. versichern. Dieser nahm 9 9 3 durch eine Besitzbestätigung die Passauer Kirche unter seinen Schutz. Der B i s c h o f wurde reichsunmittelbar und mit fürstlichen Hoheitsrechten ausgestattet. 9 9 6 Schloß sich C. wahrscheinlich dem R o m z u g Ottos an und nahm an der dortigen Kaiserkrönung und Synode teil. 9 9 9 erhielt er von Otto ein Privileg, mit dem er in Passau zum Stadtherrn mit bisher dem König vorbehaltener Gewalt wurde. Es enthielt Gerichtsbarkeit, Markt-, Zoll- und Münzrecht, Bann und öffentliche Gewalt. Während C.s Verhältnis zu Otto harmonisch g e w e s e n zu sein scheint, kam es mit Heinrich d e m Zänker w e g e n verschiedener Rechtsansprüche immer wieder zu Disputen. 1002 wählte C. Herzog Heinrich zum deutschen König. 1007 nahm er an der Synode in Frankfurt teil. Er unterzeichnete das Gründungsprotokoll des Bistums Bamberg und war 1012 möglicherweise bei der Konsekrierung des dortigen D o m s anwesend. C. vollendete insgesamt die auf Erwerb und Reorganisation gerichtete Politik seines Vorgängers. LITERATUR: Christian Taubenberger: Der Pontifikat des Passauer B i s c h o f s C. (991-1013): Ein Beitrag zur Geschichte des Reichsepiskopats in ottonischer Zeit. In: Ostbairische Grenzmarken 45 (2003) S. 3 1 - 4 6 . C h r i s t i a n , Bischof von Preußen, t 1245. C., wahrscheinlich deutscher oder polnischer Herkunft, war Zisterziensermönch des polnischen Klosters Lekno und missionierte seit 1 2 0 9 / 1 0 im preuß. Gebiet. Etwa 1215 von Papst Innozenz III. zum ersten B i s c h o f von Preußen geweiht, zog er sich 1222 als Territorialherr ins Kulmer Land zurück, als die anfänglich fortschreitende Missionierung der heidnischen Bevölkerung trotz Unterstützung der Kreuzfahrer stagnierte. 1230 trat C. die dortigen Besitzungen an den Deutschen Orden ab, war 1233-38 in preuß. Gefangenschaft und wandte sich nach seiner Rückkehr g e g e n den Ritterorden, da er seine Rechte als Bischof verletzt sah und der Orden seine Freilassung nicht gefördert hatte. Entgegen C.s Willen wurde Preußen 1243 in vier Bistümer geteilt, von denen ihm eines zur Wahl überlassen wurde. C., der entscheidenden Anteil an der Christianisierung und Germanisierung Altpreußens hatte, fühlte sich von der Kurie und d e m Orden übervorteilt. Er starb noch vor Abschluß der Neuorganisation, ohne eines der Bistümer übernommen zu haben. LITERATUR: Anneliese Triller: C. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 230. - Hartmut Boockmann: Die abendländische Freiheit v o m 10.-14. Jahrhundert. Sigmaringen 1991, S. 2 8 7 - 3 0 6 . Ders.: C. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 1134. - Mario Glauert: C. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 1 9 8 - 1 4 4 8 ) , 2 0 0 1 , S. 5 9 9 f . C h r i s t i a n A u g u s t , Herzog von Sachsen-Zeitz, Erzbischof von Gran, Kardinal, * 9. 10. 1666, t 23. 8. 1725 Regensburg. C. Α., der 1691 öffentlich ein kath. Glaubensbekenntnis beim Kölner Erzbischof abgelegt hatte, residierte 1692-94 in Plauen, trat dann in den geistlichen Stand, wurde 1695 Domherr zu Köln, Münster und Lüttich und erhielt 1696 v o m Kaiser das Bistum Raab. Wenig später wurde er von Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen (August d e m Starken) zum Großkanzler und 1699 zum Wirklichen Geheimrat ernannt. 1701 wurde C. A . Koadjutor des Erzbischofs von Gran, nach der Vertreibung des mit Frankreich verbündeten Erzbischofs von Köln 1702 kaiserlicher Administrator

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des Erzstifts, 1706 Kardinal und 1707 Erzbischof von Gran. In dieser Stellung krönte er Kaiser Karl IV. zum König von Ungarn. C. A. bemühte sich unablässig um die Rückführung der Mitglieder des wettinischen Hauses zum Katholizismus. 1714 zum Reichsfürsten erhoben, starb er als kaiserlicher Prinzipalkommissarius auf d e m Reichstag zu Regensburg. LITERATUR: Hans Gerig: Der Kölner Dompropst C. A . v. Sachsen-Zeitz. Bonn 1930. - Stephan Kremer: Herkunft und Werdegang geistlicher Führungsschichten in den Reichsbistümern zwischen Westfälischem Frieden und Säkularisation. Frankfurt/Main u.a. 1992. - Gabriel Adriány: C., A. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 1134 f. C h r i s t i a n I I I . , Herzog von Schleswig und Holstein, König von Dänemark und Norwegen, * 12.8. 1503 Gottorf, t 1. 1 . 1 5 5 9 Koldinghus bei Kolding (Jutland). Der Sohn König Friedrichs I. von Dänemark konnte in jungen Jahren auf dem Reichstag zu Worms 1521 für die Reformation g e w o n n e n werden. Seit 1523 Statthalter in den Herzogtümern Hadersleben und Tönning, trat C. dort nach d e m Tod seines Vater die N a c h f o l g e an und führte mit den sogenannten Haderslebener Artikeln als erster evang. Kirchenordnung im niederdeutschen und nordischen Raum die Reformation ein. N a c h d e m sich C. seine Anerkennung als König von Dänemark gegen den Widerstand der kath. B i s c h ö f e in der Grafenfehde 1534-36 erkämpft hatte, fand am 1 2 . 8 . 1 5 3 7 in der Kopenhagener Marienkirche die erste Königskrönung in evang. Form durch Johannes —> Bugenhagen statt. D i e Reformation wurde durch die Ordinatio Ecclesiastica einheitlich in Dänemark, Norw e g e n und Schleswig-Holstein eingeführt und z u m Reichsgesetz erhoben. 1544 teilte C. entgegen dem Widerspruch der Schleswig-Holsteinischen Stände die Herzogtümer mit seinen Brüdern, erhielt Besitzungen in beiden Gebieten und konnte so die Verbindung mit Dänemark stärken. LITERATUR: Ralph Tuchtenhagen: C. III. In: B B K L , Bd. 17, 2 0 0 0 , Sp. 2 3 4 - 2 3 6 .

Christian Albrecht, Herzog von Schleswig-HolsteinGottorf, Bischof von Lübeck, * 3 . 2 . 1 6 4 1 Schloß Gottorf bei Schleswig, t 27. 1 2 . 1 6 9 4 Schloß Gottorf. C. A. übernahm nach d e m Tod seines Vaters 1659 die Regierung des Herzogtums, dessen Landgewinne, die größtenteils noch von dänischen Truppen besetzt waren, ihm 1660 im Frieden von Kopenhagen durch schwedische Unterstützung erneut zugesichert wurden. Von seinem Kanzler Kielmanse g g gelenkt, versuchte er, gegenüber Dänemark größere Selbständigkeit zu erlangen, und verbündete sich 1667 mit Schweden, dessen König Karl XI. sein N e f f e war. Nach der schwedischen Niederlage g e g e n das mit Dänemark verbündete Brandenburg bei Fehrbellin wurde C. A. im Rendsburger Rezeß von 1675 durch König Christian V. von Dänemark zur A u f g a b e seiner selbständigen Position gezwungen, mußte das in den nordischen Friedensschlüssen g e w o n n e n e Land wieder abtreten und floh nach Hamburg. Im Frieden von N i m w e g e n restituiert, wurde ihm 1684 der herzogliche Anteil an Schleswig-Holstein erneut v o m dänischen König entzogen. Erst nach d e m Altonaer Vergleich von 1689 erhielt er seine vollen Rechte zurück. C. Α., der 1655-66 auch Bischof von Lübeck war, gründete 1665 mit Unterstützung Kielmanseggs die Univ. Kiel. LITERATUR: Hermann Kellenbenz: C. A. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 2 3 6 f. C h r i s t i a n von Hiddestorf, Franziskaner, * Hiddestorf (Hannover), t 13.4. 1420 Erfurt. C. ist um 1390 als Lektor des Franziskaner-Studiums in Magdeburg nachweisbar. Er erwarb 1396 den Grad eines Baccalaureus in Erfurt, lehrte anschließend an der dortigen Univ. und wurde 1398 zum Dr. theol. promoviert. Seit

Christina 1400 lebte er als M a g i s t e r r e g e n s in E r f u r t . Er v e r f a ß t e einen f r a g m e n t a r i s c h überlieferten K o m m e n t a r z u m M a t t h ä u s E v a n g e l i u m s o w i e e i n e A u s l e g u n g der P a s s i o n Christi. LITERATUR: L u d g e r M e i e r : C h r i s t i a n u s d e H . O . F . M . In: A n t o n i a n u m 14 ( 1 9 3 9 ) S. 4 3 - 7 6 und 157-180. - H e r i b e r t R o ß m a n n : C . v. H . In: L e x M A , B d . 2, 1983, Sp. 1912. K u r t R u h : C . v. H. In: V L 2 , B d . 1, 1978, S p . 1221 f. C h r i s t i a n i , C h r i s t o p h J o h a n n R u d o l p h , luth. T h e o l o g e , P ä d a g o g e , * 1 5 . 4 . 1761 N o r b y ( S c h l e s w i g - H o l s t e i n ) , t 6. 1. 1841 L ü n e b u r g . N a c h d e m B e s u c h der F l e n s b u r g e r L a t e i n s c h u l e studierte C., S o h n eines Pastors, in Kiel, erhielt 1788 das Pastorat in K a h l e b y - M o l d e n i t und w u r d e 1793 als letzter d e u t s c h e r Hofprediger nach Kopenhagen berufen. Daneben gründete er 1795 ein E r z i e h u n g s i n s t i t u t in Vesterbro, das im S i n n e von J o a c h i m Heinrich - » C a m p e u n d Christian Gotthilf —> S a l z m a n n zugleich G e l e h r t e n s c h u l e u n d H a n d e l s i n s t i t u t war. Die p ä d a g o g i s c h e n Z i e l e seiner S c h u l e legte C. in d e n Beyträgen zur Veredelung der Menschheit (2 B d e . und ein A n h a n g , 1796-99) dar. 1810 w u r d e er Propst in O l d e n b u r g , 1813 Konsistorialrat in Eutin u n d 1814 S t a d t s u p e r i n t e n d e n t in L ü n e b u r g , w o er die Volks- und B ü r g e r s c h u l e ( 1 8 1 6 ) und e i n e B i b e l g e s e l l s c h a f t ins L e b e n rief. 1815-25 w a r C. H e r a u s g e b e r d e s „ L ü n e b u r g e r W o c h e n - u n d Intelligenzblatts". WEITERE WERKE: B r i e f e zur B e f ö r d e r u n g eines weiteren N a c h d e n k e n s über d i e z w e c k m ä ß i g s t e E i n r i c h t u n g d e s ö f f e n t l i c h e n Gottesdienstes. H a m b u r g 1790. - A n l e i t u n g zum fruchtbaren Nachdenken über die wichtigsten Angeleg e n h e i t e n der M e n s c h e n . 2 Tie., H a m b u r g 1792. - B e i t r ä g e zur B e f r i e d i g u n g w a h r e r Weisheit, T u g e n d u n d G l ü c k s e l i g keit. S c h l e s w i g 1793. - N e u e B e i t r ä g e zur Veredlung d e r M e n s c h h e i t . K o p e n h a g e n / L e i p z i g 1802. - D i e G e w i s s h e i t u n s r e r e w i g e n F o r t d a u e r . Ein B e y t r a g zur B e s i e g u n g d e s Z w e i f e l s . M i t b e s o n d e r e r R ü c k s i c h t auf Eltern, d i e ü b e r d e n f r ü h e n Tod ihrer L i e b l i n g e t r a u e r n . K o p e n h a g e n / L e i p zig 1809, 2 1 8 2 1 . LITERATUR: O s k a r M e y e r : C., C . J. R. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 2 3 9 f. C h r i s t i a n i , D a v i d , luth. T h e o l o g e , M a t h e m a t i k e r , * 2 5 . 1 2 . 1610 G r e i f e n b e r g ( P o m m e r n ) , t 1 2 . 2 . 1 6 8 8 Gießen. C. studierte in G r e i f s w a l d , F r a n k f u r t / O d e r und R o s t o c k und w u r d e in G r e i f s w a l d z u m Dr. phil. p r o m o v i e r t . A n s c h l i e ß e n d d o z i e r t e er in R o s t o c k , M a r b u r g und S t r a ß b u r g , setzte seine Studien 1638 in Basel fort, lernte in M a r b u r g d i e syr i s c h e und c h a l d ä i s c h e S p r a c h e u n d n a h m dort n a c h einer z w e i j ä h r i g e n R e i s e d u r c h D e u t s c h l a n d , H o l l a n d und E n g land 1642 e i n e P r o f e s s u r f ü r M a t h e m a t i k an. D a n e b e n lehrte er auch d a s H e b r ä i s c h e s o w i e B e r e d s a m k e i t und Poesie. N a c h d e r W i e d e r e r r i c h t u n g der Univ. G i e ß e n w u r d e er dort a. o . P r o f . d e r M a t h e m a t i k . 1659 w a r C. S u p e r i n t e n d e n t in St. G o a r und kehrte 1681 als o . P r o f . der T h e o l o g i e nach G i e ß e n zurück. N e b e n g e o g r a p h i s c h e n und a s t r o n o m i s c h e n W e r k e n v e r f a ß t e er e i n e R e i h e t h e o l o g i s c h e r S c h r i f t e n , in d e n e n er die V e r s ö h n u n g der beiden protestantischen K o n f e s s i o n e n anstrebte. WERKE: S y s t e m a g e o g r a p h i a e universalis. M a r b u r g 1645. Dissputt. a n t i j e s u i t i c a r u m p r i m a . D e codicis H e b r a e i in V . T. puritate et authentia. G i e ß e n 1652. - Tractatus p h y s i c o a s t r o n o m i c o - h i s t o r i c u s . G i e ß e n 1653. - A n t i - m o t i v a c a l h o lica. G i e ß e n 1657. - D e A d y n a m i a p e c c a n d i r e n a t o r u m . G i e ß e n 1684. - D e r e p r o b a t o s y n c r e t i s m o . P i s a 1686. LITERATUR: C „ D. In: A D B , B d . 4, 1876, S. 2 1 2 f. C h r i s t i a n i , Friedrich A l b r e c h t , eigentl. B a r u c h ben M o s e , t h e o l o g i s c h e r Schriftsteller, * u m 1647 P r o ß n i t z ( M ä h r e n ) , t A n f a n g 18. Jh. v e r m u t l i c h P r o ß n i t z . D e r S o h n eines R a b b i n e r s w u r d e um 1665 Vorbeter an der S y n a g o g e in B r u c h s a l , w o er unter d e m E i n f l u ß der sab-

batianischen B e w e g u n g g r o ß e s Interesse f ü r d e n christlic h e n G l a u b e n e n t w i c k e l t e . E r ließ sich schließlich 1674 in S t r a ß b u r g t a u f e n , w o er bis 1681 lebte. C . w a r später als L e k t o r des H e b r ä i s c h e n und des T a l m u d an der U n i v . Leipzig tätig, verließ j e d o c h 1695 z u s a m m e n mit seiner T o c h t e r die Stadt und g i n g n a c h Wien. Er w i r k t e dort als Prof. der r a b b i n i s c h e n S p r a c h e und k e h r t e 1698 w i e d e r z u m J u d e n t u m zurück. C. v e r f a ß t e h e b r ä i s c h e S c h r i f t e n ü b e r j ü d i s c h e B r ä u c h e , v e r ö f f e n t l i c h t e 1676 e i n e h e b r ä i s c h e Ü b e r s e t z u n g d e s H e b r ä e r b r i e f s und 1713 d e n Traktat Der Juden Glaube und Unglaube in d e u t s c h e r S p r a c h e . WEITERE WERKE: . . . D a s ist: K u r t z e B e s c h r e i b u n g von den J ü d i s c h e n F a s t - N a c h t e n , W i e sie sich d a b e y so w o l in ihren v e r m e y n t e n Fasten, und B e t e n , als a u c h F r e s s e n und S a u f fen verhalten. L e i p z i g 1677. - . . . D a s ist: K u r t z e , iedoch völlige B e s c h r e i b u n g D e s O s t e r - F e s t e s , w i e solches so w o h l die alten J ü d e n zu J e r u s a l e m . . . als a u c h die heutigen biß d a t o n o c h b e g e h e n . . . L e i p z i g 1677. - D e r J ü d e n G l a u b e und A b e r g l a u b e . L e i p z i g 1713. LITERATUR: C „ F. A. In: A D B , Bd. 4, 1876, S. 2 1 3 . C h r i s t i a n u s , Johannes, genannt Otzenrath, reformierter T h e o l o g e , t 4 . 6 . 1597 A a c h e n . C. ist m ö g l i c h e r w e i s e mit d e m R e k t o r J o h a n n e s B o r s c h e m i c h identisch, der seit 1557 in Otzenrath predigte, d a s a u c h als erste W i r k u n g s s t ä t t e von C. a n g e g e b e n wird. U m 1570 w a r er P r e d i g e r an d e r h e i m l i c h e n e v a n g . G e m e i n d e in A a c h e n und setzte sich gleichzeitig f ü r d e n s y n o d a l e n Z u s a m m e n s c h l u ß der Jülicher G e m e i n d e n ein, auf d e r e n S y n o d e n er häufig als Präses und A s s e s s o r auftrat. 1 5 7 3 / 7 4 k a m C. d e m W u n s c h d e s G r a f e n H e r m a n n von N e u e n a r nach, d e s s e n G r a f s c h a f t B e d b u r g zu r e f o r m i e r e n , und w a r zehn J a h r e lang dort tätig. D e r g r o ß e n Ö f f e n t l i c h k e i t w u r d e C . d u r c h s e i n e Predigten b e k a n n t , d i e er im A u f t r a g d e s G r a f e n A d o l f von N e u e n a r hielt, der 1582 v e r s u c h t e , d u r c h d i e Veranstaltung e v a n g . Predigten a m Hof zu M e c h t e r n d a s n a h e g e l e g e n e kath. Köln f ü r d a s e v a n g . B e k e n n t n i s zu g e w i n n e n . 1584 k e h r t e C. n a c h A a c h e n zurück. WERKE: S p e c u l u m h a r m o n i c u m : H. E. g e n e s i s et analysis h a r m o n i a e q u a t u o r e v a n g e l i s t a r u m . B e r n 1642. - H a r m o n í a sancta, oder W u n d e r s c h ö n e und k u r t z g e f a s t e Heilige Z u s a m m e n s t i m m u n g der vier E v a n g e l i s t e n . F r a n k f u r t / M a i n 1684. LITERATUR: Walter H o l l w e g : C „ J. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 2 4 1 . C h r i s t i n a von S t o m m e l n , M y s t i k e r i n , * 1242 S t o m m e l n bei Köln, t 6 . 1 1 . 1 3 1 2 S t o m m e l n . C., die als E l f j ä h r i g e erste Visionen hatte, in d e n e n sie sich als A u s e r l e s e n e Christi zu b e s o n d e r e n A u f g a b e n b e s t i m m t sah, lebte nach e i n e m A u f e n t h a l t in der G e m e i n s c h a f t der K ö l n e r B e g i n e n ( 1 2 5 5 - 5 9 ) seit 1267 i m H a u s des S t o m m e l ner P f a r r e r s J o h a n n e s , d e r später ihre Vita niederschrieb. Im selben J a h r m a c h t e sie die B e k a n n t s c h a f t d e s D o m i n i k a n e r s Petrus von Dacien, mit d e m sie bald in B r i e f w e c h s e l trat u n d d e r ihre in d e r K a r w o c h e 1286 e m p f a n g e n e n W u n d m a l e Christi b e z e u g t e . Petrus von D a c i e n v e r f a ß t e e b e n f a l l s e i n e Vita C.s, d i e z u s a m m e n mit ihren B r i e f e n und d e n A u f z e i c h n u n g e n d e s P f a r r e r s als Q u e l l e f ü r ihre E r s c h e i n u n g e n gilt. D i e k u r z n a c h ihrem Tod e i n s e t z e n d e Verehrung C.s w u r d e a m 1 2 . 8 . 1908 von d e r K i r c h e a p p r o b i e r t . LITERATUR: A r n o l d S t e f f e n s : D i e selige C . F u l d a 1912. J o h a n n e s M a r i a H ö c h t : T r ä g e r der W u n d m a l e Christi, Bd. 1. W i e n 1951, S. 56-58. - Alois Wachtel: C . v. S. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 241. - G ü n t e r B e r s : C. v. S. 4 0 0 J a h r e in Jülich. JUlich 1986. - Ders.: C . v. St. In: L T h K 3 , B d . 2, 1994, S p . 1139. - C h r i s t i n e R u h r b e r g : D e r literarische K ö r p e r der H e i l i g e n . L e b e n und Viten d e r C . v. S. T ü b i n g e n 1995 (Lit.).

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Christine Christine

Ebner, Dominikanerin, Mystikerin, * 2 6 . 3 . 1 2 7 7 N ü r n b e r g , t 2 7 . 1 2 . 1 3 5 6 Engelthal. C . s t a m m t e aus e i n e m N ü r n b e r g e r Patriziergeschlecht, trat 1289 in das D o m i n i k a n e r i n n e n k l o s t e r E n g e l t h a l bei N ü r n berg ein und f ü h r t e dort ein strenges u n d asketisches Leben. 1291 hatte sie erste Visionen als Z w i e g e s p r ä c h e Christi mit ihrer Seele. Z u e r s t von M i ß t r a u e n begleitet, w u r d e ihre B e g n a d u n g seit 1297 z u n e h m e n d a n e r k a n n t ; selbst K a i s e r Karl I V . e r b a t ihren S e g e n . A n g e r e g t d u r c h ihren B e i c h t v a ter K o n r a d von F ü s s e n , b e g a n n C. 1317 mit d e r A u f z e i c h n u n g ihrer m y s t i s c h e n Erlebnisse; ihr so e n t s t a n d e n e s Büchlein von der Gnaden Überlast (um 1346) ist e i n e S a m m l u n g von T u g e n d - und G n a d e n e r l e b n i s s e n v e r s t o r b e n e r S c h w e stern des K l o s t e r s und stellt e i n e wertvolle Q u e l l e mittelalterlicher M y s t i k dar. LITERATUR: G e r t r u d J a r o n L e w i s : B i b l i o g r a p h i e zur d e u t s c h e n F r a u e n m y s t i k des Mittelalters. Berlin 1989, S. 2 4 4 - 3 4 7 . - G u n d o l f Gieraths: E. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 2 6 3 . - S i e g f r i e d Ringler: E., C. In: V L 2 , B d . 2, 1980, Sp. 2 9 7 - 3 0 2 . - Peter D i n z e l b a c h e r : E., C. In: L e x M A , Bd. 3, 1986, Sp. 1527. - U r s u l a Peters: D a s . L e b e n ' d e r C . E. Texta n a l y s e und kulturhistorischer K o m m e n t a r . In: A b e n d l ä n d i sche M y s t i k i m Mittelalter. S y m p o s i o n Kloster E n g e l b e r g 1984. Hrsg. v. Kurt R u h . Stuttgart 1986, S. 4 0 2 - 4 2 2 . - G e r hard A r m a n s k i : „ S v e r G o t e s J o c h tregt, d e m m a c h t er es g e r n süez und leiht". D i e f r ä n k i s c h e M y s t i k e r i n C. E . von E s c h e n b a c h . In: 7 5 0 J a h r e E n g e l t h a l . S i m m e l s d o r f 1994, S. 29-40. - S i e g f r i e d Ringler: E., C . In: L T h K \ Bd. 3, 1995, Sp. 4 3 2 f. - M a r i e - L u i s e E h r e n s c h w e n d t n e r : E., C . In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 1044.

Christlieb, T h e o d o r , e v a n g . T h e o l o g e , * 7 . 3 . 1 8 3 3 B i r k e n f e l d ( W ü r t t e m b e r g ) , t 1 5 . 8 . 1889 B o n n . D e r P f a r r e r s s o h n studierte 1851-55 T h e o l o g i e in T ü b i n g e n , g i n g 1855 als H a u s l e h r e r nach M o n t p e l l i e r und w u r d e 1856 Vikar seines Vaters in L u d w i g s b u r g , bald darauf P f a r r v e r w e ser in Ruit bei Stuttgart. Seit 1858 P f a r r e r d e r n e u g e g r ü n d e ten d e u t s c h e n G e m e i n d e Islington in L o n d o n , w u r d e C. 1865 P f a r r e r und H o f p r e d i g e r in F r i e d r i c h s h a f e n . Von 1868 an o. P r o f . der praktischen T h e o l o g i e und U n i v e r s i t ä t s p r e d i g e r in B o n n , g r ü n d e t e er 1874 z u s a m m e n mit G u s t a v Warneck und R e i n h o l d Grundemann die „Allgemeine Missionszeitschrift", pflegte d i e B e z i e h u n g e n z w i s c h e n d e m d e u t s c h e n und d e m a n g e l s ä c h s i s c h e n C h r i s t e n t u m und rief mit Friedrich —>Fabri und Friedrich Heinrich N e v i a n d t d e n „Westd e u t s c h e n Z w e i g der E v a n g e l i s c h e n A l l i a n z " ins L e b e n . C., der als V o r k ä m p f e r der E v a n g e l i s a t i o n in D e u t s c h l a n d gilt, war 1883 M i t b e g r ü n d e r des D e u t s c h e n E v a n g e l i s a t i o n s v e r eins und e r ö f f n e t e 1886 in B o n n die E v a n g e l i s t e n s c h u l e J o h a n n e u m , d i e 1893 nach B a r m e n verlegt w u r d e . WERKE: L e b e n und L e h r e d e s J o h a n n S c o t u s Erigena. G o tha 1860. - M o d e r n e Z w e i f e l a m christlichen G l a u b e n f ü r ernstlich S u c h e n d e erörtert. B o n n 1 8 6 6 / 6 7 , 2 1 8 7 0 . - Ä r z t liche M i s s i o n e n . G ü t e r s l o h 1891. - D e i n e Z e u g n i s s s e sind m e i n e w i g e s E r b e ( P r e d i g t s a m m l u n g ) . Kassel 1890. LITERATUR: A r n o Pagel: T. C . Ein L e b e n s b u c h . B e r l i n 1960. - J. F. G . G o e t e r s : T . C. 1833-1889. In: B o n n e r G e lehrte. B e i t r ä g e zur G e s c h i c h t e der W i s s e n s c h a f t e n in B o n n . E v a n g e l i s c h e T h e o l o g i e . B o n n 1968, S. 103-120. - S t e p h a n Bitter: T. C . ( 1 8 3 3 - 1 8 8 9 ) . In: R e i n h a r d S c h m i d t - R o s t / S t e phan B i t t e r / M a r t i n D u t z m a n n (Hrsg.): T h e o l o g i e als Vermittlung. B o n n e r e v a n g e l i s c h e T h e o l o g e n d e s 19. J a h r h u n derts im Porträt. F e s t s c h r i f t f ü r Friedrich W i n t z e r . R h e i n b a c h 2 0 0 3 , S. 140-147. Christmann,

J o h a n n Friedrich, e v a n g . T h e o l o g e , K o m ponist, * 9 . 9 . 1752 L u d w i g s b u r g , t 2 1 . 5 . 1817 H e u t i n g s heim. C . erhielt f r ü h U n t e r r i c h t i m Klavier- und Flötenspiel. Er bes u c h t e die K l o s t e r s c h u l e D e n k e n d o r f und studierte seit 1770

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im T ü b i n g e r Stift; 1772 erlangte er den M a g i s t e r g r a d . N a c h e i n e m z w e i j ä h r i g e n Vikariat in L u s t n a u ging er 1778 als H a u s l e h r e r n a c h W i n t e r t h u r ( S c h w e i z ) und 1780 n a c h Karlsruhe. E r schrieb f ü r M u s i k z e i t s c h r i f t e n ( u . a . die L e i p z i g e r „ A l l g e m e i n e m u s i k a l i s c h e Z e i t u n g " , 1798-1803) und w a r 1788-90 M i t h e r a u s g e b e r der „ M u s i k a l i s c h e n R e a l z e i t u n g " . Seit 1784 lebte er als P f a r r e r in H e u t i n g s h e i m und G e i s i n g e n . C. k o m p o n i e r t e n e b e n C h o r ä l e n a u c h L i e d e r und B a l l a d e n . E r w a r an der E r a r b e i t u n g des w ü r t t e m b e r g i s c h e n C h o r a l und G e s a n g b u c h s beteiligt, s c h r i e b m e h r e r e b i o g r a p h i s c h e A u f s ä t z e über w ü r t t e m b e r g i s c h e M u s i k e r seiner Zeit und pflegte u . a . K o n t a k t e zu Schiller, G e o r g J o s e p h —>Vogler und J o h a n n R u d o l f Z u m s t e e g . C. g a b ein Elementarbuch der Tonkunst (2 Tie., 1782-89) heraus. LITERATUR: H e i n z S c h u b e r t : J. F. C . 1752-1817. Ein s c h w ä b i s c h e r L a n d p f a r r e r . Freiberg 1991. - Ulrich Prinz: C „ J. F. In: M G G 2 P , Bd. 4, 2 0 0 0 , Sp. 1055-1057.

Christoffel, E r n s t J a k o b , e v a n g . T h e o l o g e , * 4 . 9 . 1 8 7 6 R h e y d t ( h e u t e zu M ö n c h e n g l a d b a c h ) , t 2 3 . 4 . 1 9 5 5 I s f a h a n (Iran). C., S o h n eines H a n d w e r k e r s , erhielt e i n e A u s b i l d u n g a m P r e d i g e r s e m i n a r in B a s e l , Schloß d i e s e 1904 a b und reiste i m selben J a h r in d a s n o r d o s t t ü r k i s c h e Sivas, u m d i e L e i t u n g von zwei W a i s e n h ä u s e r n zu ü b e r n e h m e n . W ä h r e n d d e s A u f enthalts reifte sein E n t s c h l u ß , e i n e B l i n d e n m i s s i o n im O s t e n einzurichten, f ü r die er private U n t e r s t ü t z u n g in D e u t s c h l a n d , in d e r S c h w e i z und in H o l l a n d f a n d . M i t den bereitgestellten M i t t e l n g r ü n d e t e C . 1908 in der türkischen Stadt M a l a tia e i n e S c h u l e f ü r blinde, g e h ö r l o s e und a n d e r e b e h i n d e r t e M e n s c h e n . N a c h d e m er w i e alle D e u t s c h e n 1919 g e z w u n g e n w a r , die T ü r k e i zu verlassen, arbeitete er als Geistlicher in einer A r b e i t e r k o l o n i e in B e r n a u bei Berlin. 1925 d u r f t e er z w a r w i e d e r in d i e T ü r k e i , nicht aber nach M a l a t i a reisen und k o n z e n t r i e r t e d a h e r s e i n e Aktivitäten auf Persien, w o er in T ä b r i s und I s f a h a n zwei weitere B l i n d e n s c h u l e n einrichtete. Im Z w e i t e n Weltkrieg v e r h a f t e t und interniert, k e h r t e C. 1946 nach D e u t s c h l a n d z u r ü c k und g r ü n d e t e 1949 ein H e i m f ü r K r i e g s b l i n d e in N ü m b r e c h t bei K ö l n . Seit 1951 lebte er w i e d e r in I s f a h a n . D i e „ C h r i s t o f f e l - B l i n d e n m i s s i o n e. V . " ( C M B ; seit 1956) setzt sein L e b e n s w e r k als ein h e u t e in m e h r als h u n d e r t L ä n d e r n vertretenes H i l f s w e r k fort. LITERATUR: Fritz S c h m i d t - K ö n i g : E. J. C . Vater d e r B l i n d e n im Orient. G i e ß e n 1960, 2 1 9 6 9 . - Friedrich W i l h e l m B a u t z : C „ E. J. In: B B K L , Bd. 1, 1990, S p . 1009-1011. Christoffel, R a g e t , s c h w e i z e r , e v a n g . T h e o l o g e , K i r c h e n historiker, * 2 6 . 6 . 1 8 1 0 S c h e i d (Kt. G r a u b ü n d e n ) , t 2 9 . 1 . 1 8 7 5 W i n t e r s i n g e n (Kt. B a s e l - L a n d s c h a f t ) . C., S o h n eines L a n d w i r t s u n d L a n d a m m a n n s , w u r d e 1836 M i t g l i e d der e v a n g e l i s c h - r h ä t i s c h e n S y n o d e i m K a n t o n G r a u b ü n d e n s o w i e P f a r r e r in A l m e n s - R o t h e n b r u n n e n ( D o m leschg). 1840 w a n d t e er sich der P ä d a g o g i k zu und ging als L e i t e r der E r z i e h u n g a n s t a l t Fellenberg n a c h H o f wil. 1843 w u r d e er L e h r e r in Kleindietwil, d a n n D i r e k tor der B e z i r k s s c h u l e S c h ö f t l a n d (Kt. A a r g a u ) und 1847 P f a r r e r in W i n t e r s i n g e n (Kl. B a s e l - L a n d s c h a f t ) . C. w i r k t e i m Geist —»Pestalozzis, mit d e m er sich a u c h publizistisch b e s c h ä f t i g t e ( P e s t a l o z z i , 1846). Weiterhin v e r ö f f e n t lichte er e i n e Auswahl aus Zwingiis Schriften ( 1 8 4 3 ) s o w i e d i e b i o g r a p h i s c h e n Charakterbilder aus der Reformationsgeschichte Italiens (1865). LITERATUR: E r i c h W e n n e k e r : C „ R a g e t h . In: B B K L , B d . 15, 1999, S p . 4 1 2 - 4 1 4 . Christoph, H e r z o g von B r a u n s c h w e i g - W o l f e n b ü t t e l , E r z b i s c h o f von Bremen, B i s c h o f von Verden, * 1487, t 2 2 . 1 . 1558 T a n g e r m ü n d e . C. w a r im A l t e r von d r e i z e h n J a h r e n K o a d j u t o r d e s B r e m e r E r z b i s c h o f s J o h a n n —>Rode, 1502 B i s c h o f von Verden

Chytraeus und übernahm 1511 die Regierung des Erzstiftes. Sein ausschweifender Lebenswandel, sein Hang zu Gewalttaten und die Plünderungszüge seiner Soldaten ruinierten das Erzstift Bremen und insbesondere das Stift Verden wirtschaftlich. C. galt als Verfolger der reformatorischen Lehre und entfremdete sich dadurch völlig von der protestantisch gewordenen Stadt Bremen, die ihre Belagerung im Schmalkaldischen Krieg zweimal abwehren konnte, wodurch C. eine empfindliche Niederlage erlitt. Auf seine Initiative hin wurde 1524 der Bremer Reformator —» Heinrich von Zütphen verbrannt, 1526 der Bremer Prediger Johann Bornemacher. 1537 hielt C. Jürgen Wullenweber in Haft vor dessen Hinrichtung in Wolfenbüttel. LITERATUR: Theodor Wolters: Erzbischof C.s Kampf um das geistliche Fürstentum in den Stiftern Bremen und Verden. Hamburg 1939. - Friedrich Prüser: C., Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 243 f. - Michael Reimann: C., Herzog von BraunschweigLüneburg-Wolfenbüttel. In: Gatz, Bischöfe (1448-1648), 1996, S. 100-103. C h r i s t o p h , Graf von Oldenburg, Domherr, Landsknechtsführer, * Juni (?) 1504, t 4 . 8 . 1566 Rastede. Als zweiter Sohn Graf Johanns von Oldenburg zum Geistlichen bestimmt, war C. seit 1515 Domherr in Bremen, 1524-46 in Köln und seit 1530 Propst von St. Willehadi und Stephani in Bremen. 1529 setzte er die Nachfolge seines jüngsten Bruders Anton I. in Oldenburg durch und wandte sich selbst dem Kriegshandwerk zu. Er trat in den Dienst des Landgrafen —»Philipp von Hessen, kämpfte 1525 bei Frankenhausen, später gegen die Türken und besetzte, seit 1533 niederländischer Söldnerführer, in der Grafenfehde 1534-36 Dänemark, mußte jedoch vor König —» Christian III. in Kopenhagen kapitulieren. 1546 trat C. mit einem für die Kurpfalz geworbenen Heer dem Schmalkaldischen Bund bei und besiegte 1547 mit Albrecht von Mansfeld bei Drakenburg Herzog Erich II. von Calenberg, wodurch Norddeutschland lutherisch blieb. Im Fürstenkrieg 1552 kämpfte er für den Markgrafen Albrecht Alcibiades von BrandenburgKulmbach, dem er bis zu dessen Tod 1557 diente. Seine letzten Lebensjahre verbrachte C. in dem von ihm 1529 säkularisierten Kloster Rastede, stand mit vielen Persönlichkeiten seiner Zeit in Verbindung und ergriff im Bremer Abendmahlsstreit für seinen Freund Albert —»Hardenberg Partei. LITERATUR: Werner Storkebaum: C. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 246 f.

Christoph,

Herzog von Württemberg, * 1 2 . 5 . 1 5 1 5 Urach, f 28. 12.1568 Stuttgart. Der Sohn Herzog —»Ulrichs von Württemberg wuchs nach dessen Vertreibung 1519 am Hof Karls V. in Innsbruck auf, floh 1532 zu seinem Onkel Herzog Wilhelm von Bayern, der C. bei seinen Ansprüchen auf Württemberg unterstützte. 1534 von seinem Vater nach der Wiedererlangung seines Landes zur politischen und militärischen Ausbildung an den französischen Hof geschickt, wurde C. 1542 im Vertrag von Reichenweiher die Nachfolge in Württemberg sowie die Statthalterschaft von Mömpelgard zugesichert. Nach seinem Regierungsantritt 1550 erreichte er, in enger Anlehnung an Karl V., im Vertrag von Passau 1553 den österr. Verzicht auf Württemberg als verwirktes Afterlehen. C. führte nach Abschaffung des Interims 1552 mit Hilfe von Johannes —»Brenz, Kaspar —»Gräter und Jacob —»Andreae endgültig die Reformation durch, führte 1559 die Große Kirchenordnung ein und erhob 1565 die evang. Lehre Augsburger Konfession zur ausschließlichen Landesreligion. Er stimmte der Erweiterung des 1514 im Tübinger Vertrag festgelegten Mitspracherechts der württembergischen Landstände 1554 durch die Einrichtung ständiger Landtagsausschüsse zu.

LITERATUR: Robert Uhland: C. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 248 f. - Hermann Ehmer: C. v. W. In: TRE, Bd. 8, 1981, S. 68-71. - Friedrich W. Bautz: C. In: BBKL, Bd. 1, 1990, Sp. 1011 -1012. - Volker Press: Herzog C. ( 1550-1568) als Reichsfürst. In: Aus südwestdeutscher Geschichte. Festschrift für Hans-Martin Maurer. Stuttgart 1994, S. 367-382.

Chrodegang,

Bischof von Metz, * um 7 1 2 / 1 5 , t 6 . 3 . 7 6 6 Metz. Der aus rheinischem Adel stammende C. erhielt seine Ausbildung vermutlich im Benediktinerkloster St. Trond, wurde von Karl Martell zum Referendar berufen und - obwohl Laie - von Karlmann 742 zum Bischof von Metz ernannt. 753 hielt er sich in Rom bei Papst Stephan II. auf und geleitete diesen im folgenden Jahr ins Frankenreich. Für seine Verdienste wurde er zum Erzbischof ernannt und erhielt das Pallium. Unter dem Eindruck seiner römischen Zeit gründete C. die Metzer Sängerschule des Gregorianischen Chorais und führte die römische Liturgie ein. Kirchenreformerisch wirkte er durch den klosterähnlichen Zusammenschluß der Kanoniker seiner Kathedrale zum gemeinsamen Leben; in Anlehnung an die Benediktinerregel verfaßte er dafür die Regula Chrodegangi, die auch von anderen Bischofskirchen des Frankenreiches aufgegriffen wurde. LITERATUR: Jürgen Sydow: C. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 250. - Josef Semmler: C., Bischof von Metz. In: TRE, Bd. 8, 1981, S. 71-74. - Otto Gerhard Oexle: C. In: LexMA, Bd. 2, 1983, Sp. 1948 f. - Arnold Angenendt: Das Frühmittelalter. Die abendländische Christenheit von 4 0 0 bis 900. Stuttgart 1990, S. 288-291. - Josef Semmler: C„ Bischof von Metz. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 1183 f. C h r o e n , Thomas, auch Hren, Bischof von Laibach, * 1 3 . 1 1 . 1 5 6 0 Laibach, t 10.2. 1630 Oberburg. C., Sohn eines Stadtrichters und Bürgermeisters in Laibach, studierte in Graz und Wien, war seit 1597 Bischof von Laibach, wurde zusammen mit den Fürstbischöfen Martin —»Brenner von Seckau und Georg Stobaeus von Lavant dritter Restaurator des innerösterreichischen Katholizismus und spielte damit eine bedeutende Rolle in der Gegenreformation. Seit 1600 an der Spitze der Krainer Reformationskommission stehend, führte er diese zwar unblutig, aber doch in heftigem Konflikt mit der Landschaft durch. C., der 1614-21 Statthalter der innerösterreichischen Regierung in Graz war, setzte sich für die Förderung der Jesuiten und Kapuziner ein und übersetzte 1612 die Bibel in die slowenische Sprache. Seine Gelegenheitsgedichte faßte er unter dem Titel Libellus poematum zusammen. LITERATUR: Karl Eder: C., T. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 2 5 0 f . - France M. Dolinar: C., T. In: Gatz, Bischöfe (1448-1648), 1996, S. 103 f.

Chryseus, Johannes, evang. Pfarrer, theologischer Schriftsteller, 16. Jh. C. ist nur als Verfasser des Hofteufel überliefert, des frühesten Teufelspiels der Reformationszeit. Als mit satirischen Elementen angereicherte Zeitkritik im religiösen Gewand ist das Stück besonders gegen die „Papisten" gerichtet, denen die Schuld an zahlreichen Mißständen gegeben wird. Ihnen wird als positive Figur ein reformerisch gesinnter Pfarrer entgegengesetzt. LITERATUR: Gustav Falter: C., J. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 251 f.

Chytraeus,

David, eigentl. Kochhaf(e), luth. Theologe, * 2 6 . 2 . 1531 Ingelfingen (Hohenlohe), t 2 5 . 6 . 1600 Rostock. Der Sohn des Johannes —»Brenz nahestehenden Pfarrers Matthäus Kochhaf und Bruder von Nathan —»C. bezog 1539 das Pädagogium der Univ. Tübingen, studierte dort u. a. bei Erhard —» Schnepf und Joachim —» Camerarius und

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Chytraeus ging 1544 als Magister artium nach Wittenberg, wo er —»Luther und ->Melanchthon hörte. 1547 vom Schmalkaldischen Krieg nach Tübingen vertrieben, kehrte C. 1548 nach Wittenberg zurück und hielt dort zunächst Vorlesungen über Melanchthons „Loci communes", später auch über Rhetorik, Geschichte und Astronomie. Nach einer Italienreise wurde er 1551 an das Pädagogium der Univ. Rostock berufen, bemühte sich um deren Reorganisation nach dem Vorbild der Wittenberger Reform von 1545 sowie um die Einrichtung eines Konsistoriums, erwarb 1561 die theologische Doktorwürde und wurde schließlich 1563 Rektor der Universität. C. war jahrzehntelang der führende Rostocker Theologieprofessor und wirkte als solcher am Aufbau der luth. Landeskirche Mecklenburgs, an der Organisation luth. Bildungsstätten, bei der Agende der niederösterreichischen Protestanten 1569 sowie 1576 bei der Gründung der Univ. Helmstedt und an der Erarbeitung der Konkordienformel mit. Als Verfasser zahlreicher Lehrbücher, Bibelkommentare und wissenschaftspropädeutischer Schriften und durch seinen europaweiten gelehrten Briefwechsel galt er als eine wichtige Autorität des deutschen Luthertums und erlangte auch mit seinen historischen Arbeiten wissenschaftliche Bedeutung, so mit seiner Fortsetzung der Geschichte Norddeutschlands von Albert —»Krantz (Vandaliae et Saxoniae Alberti Crantzii continuatio, 1586). WEITERE WERKE: Catechesis in Academia Rostochiana. Rostock 1554. - De morte et vita aeterna. Wittenberg 1581. — Opera theologica I-(IV). Leipzig 1598/99. LITERATUR: V D 16, C 2504-2760. - Ernst Wolf: C., D. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 254. - Peter F. Barton: C„ D. In: TRE, Bd. 8, 1981, S. 88-90. - Thomas Kaufmann: Universität und lutherische Konfessionalisierung. Gütersloh 1997, S. 621-646. - Karl-Heinz Glaser: D. C. (1530-1600). Melanchthons Geist im Luthertum. In: Heinz Scheible (Hrsg.): Melanchthon in seinen Schülern. Wiesbaden 1997, S. 361-372. - Thomas Kaufmann: C„ D. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 377f. - Karl-Heinz Glaser/Steffen Stuth (Hrsg.): D. C. (1530-1600). Norddeutscher Humanismus in Europa. Ubstadt-Weiher 2000. C h y t r a e u s , Nathan, eigentl. Kochhaf(e), Humanist, * 12. / 1 5 . 3 . 1543 Menzingen (Pfalz), t 2 5 . 2 . 1 5 9 8 Bremen. Nach dem Besuch der Sturmschen Schule in Straßburg studierte C. 1555 bei seinem Bruder David —>C. in Rostock, wechselte 1560 nach Tübingen und wurde 1564 Prof. der lateinischen Sprache in Rostock. Nach Reisen durch die Niederlande, Frankreich, England, Italien und die Schweiz (1565-67) wurde C. 1567 Prof. der Poesie und 1580 Rektor der neuen Gelehrtenschule in Rostock. Nach dem Ausschluß von der Abendmahlsgemeinschaft wegen des Verdachts kryptocalvinistischer Neigungen, gegen den er sich 1592 in seinem Christlichen richtigen Glaubensbekendnüs ohne Erfolg wehrte, wurde er 1593 Rektor des Bremer Gymnasiums. C. verfaßte neben zahlreichen Gelegenheitsund Reisegedichten Kirchenlieder, übersetzte die poetischen Psalmenparaphrasen G. Buchanans in deutsche Verse, gab 1582 ein niederdeutsches Wörterbuch heraus und machte sich als Fabeldichter und Dramatiker (u. a. Tragoedia Abrahame Opffer in teutschen Reimen, 1595) einen Namen. WEITERE WERKE: Hodoeporica sive itineraria a diversis clarissimis doctissimisque viris. Rostock 1568. - Nomenciator latinosaxonicus. Rostock 1582. - Exercitationes styli eruditae. Barth 1592. LITERATUR: V D 16, C 2762-2807. - Thomas Eismann/ Hanno Lietz/Sabine Pettke: N. C. 1543-1598. Ein Humanist in Rostock und Bremen. Quellen und Studien. Bremen 1991. - Karl-Heinz Glaser u.a. (Hrsg.): D. und Nathan C. Ubstadt-Weiher 1994.

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Cillien, Adolf, evang. Theologe, Politiker, * 2 3 . 4 . 1 8 9 3 Volksberg (Elsaß), t 2 9 . 4 . 1 9 6 0 Hannover. C., Sohn eines reichsdeutschen Beamten, begann in Straßburg das Studium der Theologie, das er nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg in Göttingen fortsetzte und 1920 in Hannover abschloß. C. war als Vikar in Dudenhausen und als Pastor in Papenburg und Lerbach im Oberharz tätig. 1926 wurde er Pastor der Lutherkirche in Hannover, 1933 Superintendent in Burgdorf und 1937 Leiter des Amtes für Gemeindedienst in Hannover, eine Funktion, die er auch nach seiner Ernennung zum Oberkirchenrat 1943 beibehielt. Er gab die Zeitung „Kirche und Welt" heraus. C. gehörte zu den Begründern der CDU in Niedersachsen, wurde 1949 ihr erster Vorsitzender und Mitglied des Bundesvorstands. 1946-51 war er Landtagsmitglied sowie CDU-Fraktionsvorsitzender. 1953 erhielt er ein Mandat als Bundestagsabgeordneter und war zuletzt stellvertretender Fraktionsvorsitzender der C D U / C S U . C. war seit der Gründung 1946 Herausgeber des Kirchenblatts der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, „Die Botschaft", sowie Mitherausgeber der „Evangelischen Verantwortung". WERKE: Hrsg.: Ich bin der Weg! Hannover 1948. LITERATUR: Herausgeber der „Botschaft", Oberkirchenrat i. R. A. C. t . In: Zeitungs-Verlag und Zeitschriften-Verlag 57 (1960) 10, S. 509. - Arnold Fratzscher: A. C. In: Christliche Demokraten der ersten Stunde. Hrsg. von der KonradAdenauer-Stiftung für politische Bildung und Studienförderung. Bonn 1966, S. 85-103. - MdB, Bd. 1, 2002, S. 122 f. C l a r e , Johannes —> J o h a n n e s Clare, Bischof von Samland C l a r e n b a c h , Adolf, Täufer, * Ende 15. Jh. Buscherhof bei Lennep, t 2 8 . 9 . 1 5 2 9 Melaten bei Köln. C. studierte in Münster und Köln und wurde 1517 zum Magister promoviert, 1520 Lehrer an einer Lateinschule in Münster, 1524 Konrektor der Stadtschule in Wesel. Wegen seines öffentlichen Eintretens für die Reformation mußte er Wesel verlassen und wurde 1526 Privatlehrer in Osnabrück, von wo er ebenfalls fliehen mußte. 1527 ließ er sich in Lennep nieder, kam nach erneuter Vertreibung zu seinem Freund Johann —»Klopriß nach Büderich bei Wesel und folgte ihm nach dessen Verhaftung wegen reformatorischer Aktivitäten zur Gerichtsverhandlung nach Köln. C., von dem 1527 eine Bekenntnisschrift erschien, verteidigte Klopriß vor dem geistlichen Gericht und wurde daraufhin selbst 1528 verhaftet, der Ketzerei angeklagt und 1529 zum Tod verurteilt. Gemeinsam mit Peter —»Fliesteden wurde er als einer der ersten Märtyrer der Reformation verbrannt. LITERATUR: V D 16, C 4028. - Eberhard Teufel: C., A. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 261 f. - Axel Bluhm (Hrsg.): Allein Gottes Wort. Köln u. a. 1981 (Lit.). - Hansgeorg Molitor: C., A. In: L T h K \ Bd. 2, 1994, Sp. 1210. - Hellmut Zschosch: C„ A. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 386. C l a r e r , Theodor, kath. Theologe, Komponist, * 15.7.1766 Dorndorf bei Ulm, t 18.7.1820 Ottobeuren. C. studierte in Ottobeuren und Augsburg und trat 1786 in den Benediktinerorden ein. 1791 zum Priester geweiht, wurde er bald darauf Prof. der Philosophie und Chorregent. Er war 1801 / 0 2 der letzte Novizenmeister des Klosters Ottobeuren, lehrte anschließend am Stiftsgymnasium Poesie und Rhetorik und war 1805-20 Pfarrer in Ottobeuren. C. pflegte besonders die Kirchenmusik und gründete Chor und Orchester sowie eine Gruppe Choralsänger in Ottobeuren. Er komponierte u. a. das Singspiel Genius Ottoburanus. LITERATUR: Ludwig Aurbacher: Andenken an T. C., Pfarrer in Ottobeuren. München 1820.

Claudius C i a s e n , J o a c h i m Friedrich, e v a n g . T h e o l o g e , * 1 7 . 4 . 1 7 7 2 Ulsnis ( A n g e l n ) , f 23. 11. 1851. N a c h d e m A b s c h l u ß t h e o l o g i s c h e r S t u d i e n an der U n i v . Kiel 1796 w u r d e C. 1797 z u m K o n r e k t o r in M e l d o r f e r n a n n t und bald darauf z u m Dr. phil. p r o m o v i e r t . 1802 k a m er als R e k tor nach Wilster und w a r 1809-38 H a u p t p a s t o r in T ö n n i n g . A u ß e r regionalhistorischen S c h r i f t e n publizierte C. s o l c h e zu F r a g e n des S c h u l w e s e n s und der R e l i g i o n s a u s ü b u n g , d a r u n ter Die christlichen Grund- und Glaubenslehren der Orthodoxen und Rationalisten oder der Blind- und Denkglciubigen in der evangelisch-lutherischen Kirche (1841), ein Werk, d a s e i n e ö f f e n t l i c h e K o n t r o v e r s e auslöste. WEITERES WERK: K a t e c h i s a t i o n e n z u m G e b r a u c h f ü r J u g e n d l e h r e r . G l ü c k s t a d t 1809.

Claß, H e l m u t , e v a n g . T h e o l o g e , L a n d e s b i s c h o f von W ü r t t e m b e r g , * 1.7. 1913 G e i s l i n g e n / S t e i g e , t 4. 11. 1998 Nagold. D e r L e h r e r s o h n w u r d e v o m s c h w ä b i s c h e n P i e t i s m u s und als T h e o l o g e von Friedrich von —> B o d e l s c h w i n g h , Karl —» B a r t h und R u d o l f —> B u l t m a n n g e p r ä g t . N a c h der H e i m kehr aus Krieg und r u s s i s c h e r G e f a n g e n s c h a f t w a r C. seit 1948 L a n d e s j u g e n d p f a r r e r in Stuttgart, d a n a c h L e i t e r d e r D i a k o n i e - S c h w e s t e r n s c h a f t H e r r e n b e r g und seit 1968 Prälat von Stuttgart. S c h o n im f o l g e n d e n J a h r z u m w ü r t t e m b e r g i s c h e n L a n d e s b i s c h o f g e w ä h l t , hat er sich in d i e s e m A m t s o w i e seit 1973 in d e m des R a t s v o r s i t z e n d e n d e r E v a n g e l i schen K i r c h e in D e u t s c h l a n d (bis 1979) u m a u s g l e i c h e n d e Politik b e m ü h t . WERKE: Volkskirche. Stuttgart 1978. - Z u k u n f t aus d e m Wort. Stuttgart 1978. Classen,

W a l t h e r (Friedrich), e v a n g . T h e o l o g e , P ä d a g o g e , * 2 4 . 4 . 1874 H a m b u r g , t 8 . 9 . 1 9 5 4 H a m b u r g . D e r S o h n eines A u g e n a r z t e s w a r nach d e m A b s c h l u ß theolog i s c h e r Studien an d e n U n i v e r s i t ä t e n J e n a , Berlin, M a r b u r g und S t r a ß b u r g H i l f s p r e d i g e r in H a m b u r g und w u r d e dort u. a. von C l e m e n s —» Schultz beeinflußt, dessen S c h r i f t e n er 1918 h e r a u s g a b . 1 8 9 9 / 1 9 0 0 lernte er auf einer S t u d i e n r e i se n a c h E n g l a n d d i e Sozialarbeit j u n g e r britischer A k a d e m i k e r in d e n L o n d o n e r Elendsvierteln k e n n e n . Er g r ü n d e t e in H a m b u r g - H a m m e r b r o c k d a s e r s t e d e u t s c h e „ S e t t l e m e n t " , betrieb dort nach e n g l i s c h e m Vorbild Sozialarbeit, stand u. a. in V e r b i n d u n g zu M a r t i n —»Rade u n d seiner Z e i t s c h r i f t „ D i e C h r i s t l i c h e W e l t " und g e h ö r t e zu d e n f ü h r e n d e n M i t g l i e d e r n des E v a n g e l i s c h - S o z i a l e n K o n g r e s s e s . 1916 w u r d e er G y m nasiallehrer, 1930 P r o f e s s o r . C . v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Eintritt des Christentums in die Welt (1930) u n d 16 Jahre im Arbeite rquartier (1940). WEITERE WERKE: Sociales Rittertum in E n g l a n d . Ein R e i sebericht. H a m b u r g 1900. - D e r g e s c h i c h t l i c h e Jesus von N a z a r e t h . M ü n c h e n 1902, 2 1 9 1 2 . - C h r i s t u s h e u t e als unser Z e i t g e n o s s e . M ü n c h e n 1905, 5 1 9 2 1 . - D a s W e r d e n d e s d e u t s c h e n Volkes. 3 Bde., H a m b u r g 1 9 1 9 / 2 0 . LITERATUR: Walter U h s a d e l : N D B , B d . 3, 1957, S. 2 6 4 f. R a i n e r H e r i n g : C „ W . In: B B K L , B d . 16, 1999, Sp. 2 7 6 - 3 2 0 . - D e r s . (Hrsg.): W . C . Ein H a m b u r g e r P ä d a g o g e z w i s c h e n Tradition und M o d e r n e . H e r z b e r g 2 0 0 1 .

Claudius, M a t t h i a s , a u c h A s m u s , D e r W a n d s b e c k e r B o t e , Journalist, Dichter, Ü b e r s e t z e r , * 1 5 . 8 . 1740 R e i n f e l d (Holstein), t 21. 1 . 1 8 1 5 H a m b u r g . A l s S o h n eines Pastors aus alter P f a r r e r s f a m i l i e im H o l steinischen g e b o r e n , v e r b r a c h t e C . im E l t e r n h a u s mit zehn G e s c h w i s t e r n e i n e g e b o r g e n e Kindheit. Bis zur K o n f i r m a tion a n f ä n g l i c h v o m Vater e r z o g e n , k a m C . mit s e i n e m B r u d e r Josias 1755 auf d i e L a t e i n s c h u l e in Plön; mit i h m b e z o g er 1759 d i e U n i v . Jena, u m T h e o l o g i e zu studieren. W ä h r e n d J o s i a s dort 1760 starb, w e c h s e l t e C. z w i schen T h e o l o g i e , Jura, P h i l o s o p h i e und K a m e r a l w i s s e n s c h a f t

(Volkswirtschaft). Er w a r M i t g l i e d in d e r T e u t s c h e n Gesells c h a f t in J e n a . 1762 k e h r t e er o h n e einen a k a d e m i s c h e n Titel ins E l t e r n h a u s z u r ü c k und v e r ö f f e n t l i c h t e 1763 sein erstes B u c h Tändeleyen und Erzählungen, dessen S t o f f e u n d F o r m e n an d i e Vorbilder von Christian F ü r c h t e g o t t Geliert und vor a l l e m H e i n r i c h W i l h e l m von G e r s t e n b e r g a n g e l e h n t waren und w e g e n d i e s e r Epigonalität von der literarischen Kritik a b g e l e h n t w u r d e n . E i n e erste A n s t e l l u n g als S e k r e t ä r des G r a f e n Holstein in K o p e n h a g e n 1 7 6 4 / 6 5 f ü h r t e C. in den dortigen d e u t s c h e n D i c h t e r k r e i s und legte d e n G r u n d f ü r seine l e b e n s l a n g e F r e u n d s c h a f t mit —> K l o p s t o c k . N a c h e r n e u t e m A u f e n t h a l t i m E l t e r n h a u s w u r d e C . 1768 M i t a r b e i t e r einer Z e i t u n g in H a m b u r g u n d lernte hier - > L e s s i n g , C a r l P h i l i p p E m a n u e l —>Bach und —> H e r d e r k e n n e n . E i n e r U n t e r o r d n u n g unter W e i s u n g e n seines Arbeitg e b e r s zog C . 1770 die Arbeitslosigkeit vor. 1771 übertrug ihm J o h a n n J o a c h i m C h r i s t o p h B o d e die R e d a k t i o n d e s von H e i n r i c h Karl Graf S c h i m m e l m a n n n e u g e g r ü n d e t e n „ W a n d s b e c k e r B o t h e n " . C., d e r nach W a n d s b e c k übergesiedelt war, gestaltete diese v i e r m a l w ö c h e n t l i c h e r s c h e i n e n d e D o r f z e i tung zu e i n e m originellen S p r a c h r o h r individueller F o r m und G e s i n n u n g f ü r e i n e luth. H a l t u n g , A u f k l ä r u n g , M e n s c h e n l i e b e und Toleranz. H e r d e r w i e G o e t h e , a u c h L e s s i n g , K l o p s t o c k , G e r s t e n b e r g , G l e i m , B o i e , Voß, H ö l t y und Miller wirkten d a r a n mit. 1772 heiratete C . die v i e r z e h n J a h r e j ü n g e r e A n n a R e b e c c a , geb. B e h n . Z w ö l f K i n d e r brachten d e n Eltern F r e u d e im f a m i l i ä r e n L e b e n , a b e r a u c h L e i d d u r c h m e h r f a c h e n f r ü h e n Tod. Seit 1774 w a r er e i f r i g e r christlicher F r e i m a u r e r . Als C . nicht nur w e g e n s i n k e n d e r A b s a t z z i f f e r n a u s der R e d a k t i o n d e s „ W a n d s b e c k e r B o t h e n " 1775 entlassen w u r d e , reiste er in F r e i m a u r e r a n g e l e g e n h e i t e n nach Berlin, w o er F. Nicolai und Christian Heinrich G r a f H a u g w i t z k e n n e n l e r n t e , und legte d a n n in B u c h f o r m e i n e a n s c h e i n e n d naive, aber b e w u ß t quodlibetartig a n g e o r d n e t e A u s w a h l seiner lyrischen und p r o s a i s c h e n Z e i t u n g s b e i t r ä g e und weiterer A r b e i t e n als ASMUS omnia sua SECUM portons vor. D i e s e S a m m l u n g , d i e seinen R u h m u n d N a c h r u h m vor allem b e g r ü n d e t e , setzte C. bis 1812 zu einer a c h t b ä n d i g e n F o l g e fort. 1 7 7 6 / 7 7 war er d u r c h H e r d e r s V e r m i t t l u n g als O b e r l a n d k o m m i s s a r in der h e s s e n - d a r m s t ä d t i s c h e n R e g i e r u n g unter Friedrich Carl von M o s e r in D a r m s t a d t tätig, w o er J o h a n n H e i n r i c h M e r c k und Friedrich (Maler) M ü l l e r kenn e n l e r n t e und L e s s i n g auf der D u r c h r e i s e w i e d e r b e g e g n e t e . Hier g r ü n d e t e C. d i e e i n z i g e d e u t s c h e „ L a n d z e i t u n g " , d i e sich sozial-engagiert betont an d i e L a n d b e v ö l k e r u n g w a n d t e . N a c h seiner R ü c k k e h r nach W a n d s b e c k lebte C . als „ h o m m e d e lettres", setzte s e i n e literarischen A r b e i t e n fort, übersetzte m y s t i s c h e u n d e r z i e h e r i s c h e S c h r i f t e n , unterstützte d i e c h r i s t l i c h - f r e i m a u r e r i s c h e n Ü b e r z e u g u n g e n g e g e n d e n Illum i n a t e n o r d e n und a n d e r e F o r m e n der Säkularisation und erz o g seine w i e a u c h - g e g e n Entgelt - a n d e r e r L e u t e K i n d e r . Sein b e s c h e i d e n e s L e b e n f a n d m a n c h e r l e i U n t e r s t ü t z u n g , erst d u r c h r e g e l m ä ß i g e Z u w e n d u n g e n s c h l e s i s c h e r Adliger, seit 1785 d u r c h e i n e v o m d ä n i s c h e n K r o n p r i n z e n Friedrich g e w ä h r t e S i n e c u r e oder d u r c h d e n E m k e n d o r f e r Kreis. O b gleich b o d e n s t ä n d i g , w a r C . bald ein Ziel f ü r viele R e i s e n d e in N o r d d e u t s c h l a n d . Er stand mit etlichen b e r ü h m t e n Zeitgen o s s e n im B r i e f w e c h s e l , so mit J o h a n n G e o r g —> H a m a n n , J o h a n n C a s p a r - > L a v a t e r , J o h a n n H e i n r i c h Voß, Heinrich Christian Boie, Friedrich L e o p o l d Graf —> Stolberg, Fürstin A m a l i e von —»Gallitzin und vor a l l e m Friedrich Heinrich Jacobi. Als d ä n i s c h e r H o l s t e i n e r unterstützte C. die h e r g e b r a c h t e M o n a r c h i e und w a n d t e sich v e h e m e n t g e g e n d i e F r a n z ö s i s c h e R e v o l u t i o n , d e r e n A u s w i r k u n g e n ihn 1 7 9 4 / 9 5 in e i n e längere L e b e n s g e m e i n s c h a f t mit F. H . Jacobi brachten. Von der christlichen R o m a n t i k als Vorläufer und G l e i c h s t r e b e n der a n e r k a n n t , erlebte C. in d e n n a p o l e o n i s c h e n K r i e g s w i r r e n d a s S c h i c k s a l , 1 8 1 3 / 1 4 W a n d s b e c k verlassen und mit seiner

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Clausnitzer R e b e c c a auf e i n e Irrfahrt g e h e n zu m ü s s e n . Bald nach d e r R ü c k k e h r starb er im H a u s seines ersten S c h w i e g e r s o h n s , Friedrich C h r i s t o p h - » P e r t h e s , in H a m b u r g , b e k l a g t von allen S c h i c h t e n d e s geistigen D e u t s c h l a n d . N e b e n d e n w e n i g e n Texten, die C. schon bei seinen Zeitgen o s s e n b e r ü h m t g e m a c h t und sich bis h e u t e lebendig erhalten h a b e n , w i e d e n L i e d e r n Der Mond ist aufgegangen oder Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land, wartet d i e M e h r z a h l seiner S c h r i f t e n i m m e r n o c h auf e i n e e i n g e h e n d e g e i s t e s g e s c h i c h t l i c h e E i n o r d n u n g und K o m m e n t i e r u n g . WEITERE WERKE: S ä m t l i c h e W e r k e . M ü n c h e n 6 1 9 8 7 . B r i e f e an F r e u n d e . H r s g . v. H a n s Jessen. Berlin 1938 (2., v e r ä n d e r t e A u f l a g e : B o t e n g ä n g e . W i t t e n / B e r l i n 1965). A s m u s und die S e i n e n . H r s g . v. H a n s J e s s e n / E r n s t Schröder. Berlin 1940. LITERATUR: W i l h e l m H e r b s t : M . C . D e r W a n d s b e c k e r B o t e . G o t h a 1857. "1878. - W o l f g a n g S t a m m l e r : M . C. D e r W a n d s b e c k e r B o t e . Ein Beitrag zur d e u t s c h e n Literatur- und G e i s t e s g e s c h i c h t e . H a l l e / S a a l e 1915. - U r b a n R o e d l [d.i. B r u n o Adler]: M . C. Sein W e g und s e i n e Welt. H a m b u r g ' 1 9 6 9 . - Peter Berglar: M . C. in S e l b s t z e u g n i s s e n und Bildd o k u m e n t e n . R e i n b e k 1972 (und öfter). - F r i e d h e l m Debus (Hrsg.): M . C . 2 5 0 J a h r e Werk und W i r k u n g . Götting e n 1991. - J a h r e s s c h r i f t e n der C l a u d i u s - G e s e l l s c h a f t 1 ff. H a m b u r g 1 9 9 2 f f . - J ö r g - U l r i c h F e c h n e r (Hrsg.): M . C. 1740-1815. L e b e n - Zeit - W e r k . T ü b i n g e n 1996. - J o h a n n A n s e l m Steiger: M . C. ( 1 7 4 0 - 1 8 1 5 ) . Totentanz, H u m o r , N a r retei und Sokratik. H e i d e l b e r g 2 0 0 2 . Jörg-Ulrich Fechner C l a u s n i t z e r , Tobias, e v a n g . T h e o l o g e , D i c h t e r , * 5 . 2 . 1 6 1 9 T h u m bei A n n a b e r g , t 7 . 5 . 1684 W e i d e n (Oberpfalz). A u s ä r m l i c h e n Verhältnissen s t a m m e n d , erhielt C. d u r c h Stip e n d i e n d i e M ö g l i c h k e i t zur h ö h e r e n A u s b i l d u n g , studierte seit 1637 an d e r U n i v . A l t d o r f und w a r nach E r l a n g u n g d e s M a g i s t e r g r a d s 1644 F e l d p r e d i g e r im H e e r des s c h w e d i s c h e n G e n e r a l m a j o r s D o u g l a s . 1648 von G e n e r a l Graf K ö n i g s m a r c k als G a r n i s o n s p r e d i g e r n a c h W e i d e n verpflichtet, hielt er an N e u j a h r 1649 d i e F e l d p r e d i g t zur F e i e r d e s Westfälischen F r i e d e n s und w u r d e im selben J a h r luth. S t a d t p f a r rer in W e i d e n . Seit 1650 w a r er K i r c h e n r a t und I n s p e k t o r f ü r d a s G e m e i n s c h a f t s a m t P a r k s t e i n - W e i d e n . C. unterhielt B e z i e h u n g e n z u m P e g n e s i s c h e n B l u m e n o r d e n ; er v e r f a ß t e zahlreiche E r b a u u n g s s c h r i f t e n , P r e d i g t e n und lateinische G e d i c h t e ( F r i e d e n s t r a u m des Meißnischen Zions nach dem ¡26. Psalm, 1645). Von seinen K i r c h e n l i e d e r n ist vor a l l e m Liebster Jesu, wir sind hier p o p u l ä r g e w o r d e n . WEITERE WERKE: G e c r e u t z i g t e r Jesus. L e i p z i g 1642. Himmlische Gedancken über die Wunder-Geburt unseres Erlösers und S e l i g m a c h e r s . L e i p z i g 1644. LITERATUR: H e l e n e H o f f m a n n : T. C. In: D i e O b e r p f a l z 4 8 (1960) S. I I I ff. - Dies.: T . C . und die E i n f ü h r u n g d e s S i m u l t a n e u m s im G e m e i n s c h a f t s a m t W e i d e n - P a r k s t e i n . In: Z e i t s c h r i f t f ü r b a y e r i s c h e K i r c h e n g e s c h i c h t e 2 9 ( 1 9 6 0 ) S. 186-218. - M a n f r e d K n e d l i k : T . C . 1619-84. In: D i e O b e r p f a l z 2 9 ( 1 9 9 2 ) S. 107-111. C l a u ß , J o s e p h , kath. T h e o l o g e , A r c h i v a r , * 2 0 . 5 . 1868 S t r a ß b u r g , t 2 6 . 9 . 1949 F r e i b u r g / B r e i s g a u . C . studierte seit 1888 T h e o l o g i e a m P r i e s t e r s e m i n a r s o w i e G e s c h i c h t e und K u n s t g e s c h i c h t e an der U n i v . Straßburg. N a c h d e r P r i e s t e r w e i h e 1893 an m e h r e r e n O r t e n als Vikar tätig, k a m er 1905 als S t a d t a r c h i v a r und B i b l i o t h e k a r nach Schlettstadt; 1910-13 war er M i t h e r a u s g e b e r der „Elsässischen M o n a t s s c h r i f t f ü r G e s c h i c h t e " . I m Ersten Weltkrieg M i l i t ä r p f a r r e r , w u r d e C. n a c h der A u s w e i s u n g 1919 aus d e m f r a n z ö s i s c h e n Elsaß K u r a t in D e n z l i n g e n u n d 1925 Direktor d e s S t a d t a r c h i v s s o w i e der W e s s e n b e r g - B i b l i o t h e k in K o n s t a n z . 1921-33 w a r er C h e f r e d a k t e u r d e s „Freiburger D i ö z e s a n - A r c h i v s " , w u r d e von d e n N a t i o n a l s o z i a l i s t e n aus

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allen Ä m t e r n entlassen und w a r im A r c h i v der E r z d i ö z e s e Freiburg tätig. C. v e r ö f f e n t l i c h t e zahlreiche S t ä d t e m o n o g r a phien, historische und k u n s t h i s t o r i s c h e A r b e i t e n s o w i e d a s u n v o l l e n d e t g e b l i e b e n e Historisch-topographische Wörterbuch des Elsaß ( 1 8 9 5 - 1 9 1 4 ) . WEITERE WERKE: D a s alte K a y s e r s b e r g . K a y s e r s b e r g 1902. - H o l z - und M e t a l l s c h n i t t e d e s 15. J a h r h u n d e r t s in der S t a d t b i b l i o t h e k zu C o l m a r und Schlettstadt im Elsaß. S t r a ß b u r g 1909. - D i e H e i l i g e n des Elsaß. D ü s s e l d o r f 1935. - D e r heilige K o n r a d . F r e i b u r g / B r e i s g a u 1947. - A n d e n k e n an m e i n e n 81. G e b u r t s t a g . F r e i b u r g / B r e i s g a u 1948. LITERATUR: M é d a r d Barth: A r c h i v a r und B i b l i o t h e k a r Dr. J. C . In: A r c h i v e s d e l ' E g l i s e d ' A l s a c e 19 ( 1 9 4 9 / 5 0 ) S. 4 1 7 - 4 2 5 . C l a u s w i t z , B e n e d i k t Gottlieb, e v a n g . T h e o l o g e , * 1 2 . 7 . 1692 G r o ß w i e d e r i t z s c h bei L e i p z i g , t 7 . 5 . 1 7 4 9 . N a c h t h e o l o g i s c h e n S t u d i e n an der U n i v . L e i p z i g w u r d e C . 1713 K a t e c h e t an der L e i p z i g e r Peterskirche, 1722 P a s t o r in G r o ß w i e d e r i t z s c h und 1732 A r c h i d i a k o n in M e r s e b u r g . 1738 f o l g t e er e i n e m Ruf als o . P r o f . an d i e U n i v . Halle, w o er i m f o l g e n d e n J a h r z u m D r . theol. p r o m o v i e r t w u r d e . C., d e r sich mit d o g m a t i s c h e n , k i r c h e n g e s c h i c h t l i c h e n und e x e g e t i s c h e n T h e m e n b e s c h ä f t i g t e , v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Vernunft und Schrift in ihrer Ordnung in den wichtigsten Lehren unseres Glaubens (1732). WEITERE WERKE: A b h a n d l u n g von d e n s i e b e n z i g Worten Daniels. H a l l e / S a a l e 1747. - F o r t s e t z u n g der A b h a n d l u n g von d e n s i e b e n z i g Worten D a n i e l s . H a l l e / S a a l e 1748. LITERATUR: B r o c k h a u s : C., B. G . In: A D B , Bd. 4, 1876, S. 2 9 7 f. C l e m e n , Carl (Christian), e v a n g . T h e o l o g e , Religionshistoriker, * 3 0 . 3 . 1 8 6 5 S o m m e r f e l d bei L e i p z i g , t 8 . 7 . 1940 B o n n . D e r Sohn eines O b e r k i r c h e n r a t s und B r u d e r von O t t o —» C. studierte 1884-88 an den Universitäten L e i p z i g , T ü b i n g e n , H a l l e u n d Berlin, w a r n a c h d e r P r o m o t i o n z u m Dr. phil. 1889 bis 1890 D o z e n t in L o n d o n u n d habilitierte sich 1892 an d e r U n i v . H a l l e f ü r T h e o l o g i e . 1897 in Halle z u m Prof. e r n a n n t , f o l g t e er 1903 e i n e m R u f an die U n i v . B o n n und w u r d e dort 1910 E x t r a o r d i n a r i u s und 1920 O r d i n a r i u s f ü r N e u e s Tes t a m e n t und R e l i g i o n s g e s c h i c h t e . C . f ö r d e r t e b e s o n d e r s d i e religionsgeschichtliche Erforschung des Neuen Testaments und g a b u m f a n g r e i c h e Q u e l l e n s a m m l u n g e n (Fontes historiae religionum [...], 7 Teile, 1920-39) s o w i e zahlreiche E i n z e l s t u d i e n ( R e l i g i o n s g e s c h i c h t l i c h e Erklärung des Neuen Testaments, 1909) heraus. WEITERE WERKE: C h r o n o l o g i e d e r p a u l i n i s c h e n B r i e f e . H a l l e / S a a l e 1893. - D e r U r s p r u n g d e s heiligen A b e n d m a h l s . L e i p z i g 1898. - P a u l u s . G i e ß e n 1904. - S c h l e i e r m a c h e r s G l a u b e n s l e h r e . G i e ß e n 1905. - D i e E n t s t e h u n g d e s N e u e n T e s t a m e n t s . L e i p z i g 1906, 2 1 9 2 6 . - D e r E i n f l u ß der M y s t e rienreligionen im ältesten C h r i s t e n t u m . G i e ß e n 1916. - D i e A n w e n d u n g der P s y c h o a n a l y s e auf M y t h o l o g i e und Relig i o n s g e s c h i c h t e . L e i p z i g 1928. - D u n k l e Stellen in d e r O f f e n b a r u n g d e s J o h a n n e s religionsgeschichtlich erklärt. B o n n 1937. LITERATUR: H e i n z Horst Schrey: C . In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 2 8 0 . - H a n s - P e t e r M ü l l e r : C „ C. In: L T h K 3 , B d . 2, 1994, Sp. 1218. C l e m e n , O t t o (Konstantin), e v a n g . T h e o l o g e , Historiker, * 30.12.1871 Grimma, t 9 . 5 . 1 9 4 6 Zwickau. C., B r u d e r C a r l —> C.s, studierte T h e o l o g i e in T ü b i n g e n , Berlin und L e i p z i g (Dr. theol., Dr. phil.) und w u r d e H a u s l e h r e r bei d e m L e i p z i g e r B u c h h ä n d l e r Karl F r a n z K o e h l e r . C. n a h m a n s c h l i e ß e n d historische Studien auf und trat schließlich in d e n S c h u l d i e n s t ein; 1 8 9 6 - 1 9 2 8 w a r er O b e r l e h r e r a m

Clemens Gymnasium in Zwickau und Leiter der Zwickauer Ratsschulbibliothek. Seit 1928 lehrte er als Prof. der Kirchengeschichte an der Univ. Leipzig. C. war Mitherausgeber der „Supplementa Melanchthoniana" und seit 1907 Mitarbeiter der Weimarer Luther-Ausgabe. Er veranstaltete Quelleneditionen, darunter die der Flugschriften aus den ersten Jahren der Reformation (4 Bde., 1906-10) und die Bonner LutherAusgabe; in der Weimarer Luther-Ausgabe gab er den Briefwechsel heraus. C., Mitglied der sächsischen Akademie der Wissenschaften, veröffentlichte auch Studien zur Kirchenund Geistesgeschichte der Reformation, darunter Studien zu Melanchthons Reden und Gedichten (1913). WEITERE WERKE: Luther im Kreise der Seinen. Familienbriefe und Fabeln. Leipzig 1917. Nachdr. Frankfurt/Main 1983. - Die Volksfrömmigkeit des ausgehenden Mittelalter. Dresden 1937. - Die lutherische Reformation und der Buchdruck. Leipzig 1939. - Kleine Schriften zur Reformationsgeschichte. Hrsg. v. Ernst Koch. 9 Bde., Leipzig 1982-88. LITERATUR: Reinhold Jauernig: C. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 280 f. - Beatrice Frank: C., O. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 3 9 2 f. C l e m e n s II., eigentl. Suidger, Papst, t 9.10.1047 bei Pesaro. Aus sächsischem Adel stammend, wurde Suidger Kanoniker in Halberstadt, kam 1032 als Kaplan im Gefolge des Erzbischofs Hermann nach Hamburg und trat nach dessen Tod 1035 in die kaiserliche Hofkapelle ein. König Heinrich III. bestimmte ihn 1040 zum Bischof von Bamberg; die Weihe durch Erzbischof —> Bardo von Mainz erfolgte noch im gleichen Jahr. Nach der Synode von Sutri auf Betreiben Heinrichs als Nachfolger der Päpste Silvester III. und Gregor VI. 1046 zum Papst geweiht, krönte der sich als Papst C. nennende Suidger Heinrich III. und Agnes von Poitou noch am selben Tag zu Kaiser und Kaiserin. Die wenigen Informationen zu seinem kurzen Pontifikat lassen ihn als kaisertreuen, reformwilligen Papst erkennen. C. starb an Malaria und wurde, da er sein Bistum behalten hatte, in Bamberg beigesetzt. LITERATUR: Reinhard Elze: C. II. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 281 f. - Reinhard Timmel/Gerd Zimmermann: Bischof S. von Bamberg - Papst C. II. In: Fränkische Lebensbilder. Bd. 10. Hrsg. v. Gerhard Pfeiffer/Alfred Wendehorst. Neustadt/Aisch 1982, S. 1-19. - Heinz Wolter: Die Synoden im Reichsgebiet und in Reichsitalien von 916-1056. Paderborn 1988, S. 379-404. - Alfred Wendehorst: C. II. In: LexMA, Bd. 2, 1983, Sp. 2138 f. - Johannes Laudage: C. II. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 1219 f. - Luitgar Göller: C. II., der Papst aus Bamberg. Bamberg 1997. - Johannes Laudagé: C. II. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 1119f. - Wilfried Hartmann: C. II. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 393. C l e m e n s A u g u s t Maria Hyazinth von Wittelsbach, Herzog von Bayern, Kurfürst und Erzbischof von Köln, * 17.8. 1700 Brüssel, t 6.2.1761 Ehrenbreitstein (heute zu Koblenz). Der vierte Sohn des bayerischen Kurfürsten Maximilian II. Emanuel wurde vom Vater für den geistlichen Stand bestimmt und war seit 1715 Propst in Altötting, 1716-23 Koadjutor des Fürstpropstes von Berchtesgaden. 1717-19 Fürstbischof von Regensburg, 1717-19 hielt er sich zu einer Studienreise in Italien auf. 1719 wurde er auf Betreiben seines Vaters zum Fürstbischof von Münster und Paderborn gewählt, 1722 zum Koadjutor seines Onkels —> Joseph Clemens, dem er 1723 als Kurfürst-Erzbischof von Köln im Amt folgte. Bei der Ernennung zum Fürstbischof von Hildesheim 1724 verpflichtete der Papst C. A. zur Priesterweihe, der er sich 1725 unterzog. Seit 1728 war er zusätzlich Fürstbischof von Osnabrück, seit 1732 Hoch- und Deutschmeister. Nach der Entlassung des die kurkölnische Politik bestimmenden

Ministers Ferdinand von Plettenberg 1733 betrieb C. A. eine unstete Außenpolitik zwischen österr. und französischer Orientierung. C. A. war ein bedeutender Förderer der Künste und Bauherr. LITERATUR: Max Braubach: C. A. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 282. - Georg Bönisch: Der Sonnenfürst. Karriere und Krise des C. A. Köln 1979. - C. A. Fürstbischof, Jagdherr, Mäzen. Ausstellungskatalog Schloß Clemenswerth. MeppenSögel 1987. - Erwin Gatz: C. Α., Herzog von Bayern. In: Gatz, Bischöfe (1648-1803), 1990, S. 63-66. - Ders.: C. Α., Herzog von Bayern. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 1228 f. C l e m e n s W e n z e s l a u s Hubertus Franziskus, Herzog zu Sachsen, Kurfürst und Erzbischof von Trier, * 28.9.1739 Schloß Hubertusburg (Sachsen), f 27.7.1812 Marktoberdorf (Schwaben). Der jüngere Sohn des sächsischen Kurfürsten Friedrich August II. und Enkel Kaiser Josephs I. nahm als Offizier am Siebenjährigen Krieg teil und schlug ohne entsprechende Ausbildung 1761 die geistliche Laufbahn ein. 1763 wurde er Bischof von Freising und Regensburg, empfing 1764 die Priesterweihe und wurde Koadjutor in Augsburg. 1768 zum Kurfürst-Erzbischof von Trier gewählt, fiel ihm noch im gleichen Jahr durch den Tod des Augsburger Bischofs das dortige Hochstift zu. C. W. mußte die Bischofsstühle Freising und Regensburg aufgeben, sanierte in Trier die Finanzen des Kurerzstifts, förderte Bildungswesen und Wirtschaft und strebte einen patriarchalischabsolutistischen Wohlfahrtsstaat an. In der Kirchen- und Innenpolitik immer mehr reaktionären Positionen zugeneigt, wurde er 1794 von den französischen Revolutionstruppen aus Trier vertrieben; C. W. ließ sich in Augsburg nieder, dessen Bischofsstuhl er über die Säkularisation und den Verlust sämtlicher Territorien hinaus behalten konnte. WERKE: Beleuchtung der zwei Erzbischöflichen Schreiben von Churtrier und Salzburg nebst den darauf erlassenen Antworten von Churpfalzbaiern wegen Decimations-Verlängerung in den Pfalzbaierischen Staaten. Mannheim 1788. LITERATUR: Hildebrand Troll: Kurfürst K. W., Fürstbischof von Augsburg. In: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben 2. Hrsg. v. Götz Frh. von Pölnitz. München 1953, S. 302-25. - Leo Just: C. W. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 282 f. - Heribert Raab: C. W. v. Sachsen und seine Zeit ( 1739-1812). Freiburg / Breisgau 1962 (Lit.). - Erwin Gatz: K. W., Herzog von Sachsen. In: Gatz, Bischöfe (1785/1803-1945), 1983, S. 388-91. - Ders.: C. W„ Herzog von Sachsen. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 1229.

Clemens, Theologe, 8. Jh. C. lebte als Wander- und Missionsbischof in Austrien und predigte gegen den Zölibat sowie gegen die Autorität der Kirchenväter Augustinus, Hieronymus und Gregor. Wegen seiner These, Christus habe durch die Höllenfahrt nicht nur die Gerechten des Alten Bundes, sondern alle Menschen erlöst, wurde er 743 gemeinsam mit Bischof Aldebert von -»Bonifatius zu Klosterhaft verurteilt. Beide unterwarfen sich auch nach der Erneuerung des Spruchs durch die fränkische Synode 745 nicht, so daß Bonifatius mit Unterstützung durch Papst Zacharias C. und seine Anhänger mit Bann belegte. 747 wurde ein neues Verfahren gegen den immer noch renitenten C. angestrengt; danach verlieren sich seine Spuren. Möglicherweise ist C. mit jenem Bischof Clemens identisch, der 772 Herzog Tassilo von Bayern und alle Bischöfe zum Krieg gegen die nichtchristlichen Völker aufrief. LITERATUR: Hans Jürgen Rieckenberg: C. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 283 f. C l e m e n s , Franz (Friedrich) Jakob, Philosoph, Politiker, * 4.10. 1815 Koblenz, f 24.2.1862 Rom. C., Sohn eines Kaufmanns und Bankiers, studierte Philosophie in Berlin und München, wurde 1839 promoviert (De

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Clemens philosophia Anaxagorae Clazomenii), bildete sich in R o m weiter und habilitierte sich 1843 f ü r P h i l o s o p h i e an der U n i v . B o n n . Seit er 1845 in einer Streitschrift g e g e n J o h a n n e s G u stav —> G i l d e m e i s t e r und H e i n r i c h von Sybel d i e E c h t h e i t d e s s o g e n a n n t e n Heiligen R o c k s zu Trier verteidigte, galt er als dezidiert katholisch. Als M i t g l i e d des P a r l a m e n t s in der F r a n k f u r t e r P a u l s k i r c h e trat er u. a. f ü r die V o r m a c h t s t e l lung Ö s t e r r e i c h s i m D e u t s c h e n B u n d ein. S e i n e Replik geg e n —> G ü n t h e r ( D i e spekulative Theologie Anton Günther's und die katholische Kirchenlehre, 1853) f a n d d i e Z u s t i m m u n g d e r A m t s k i r c h e . C. war l a n g j ä h r i g e r M i t a r b e i t e r d e r Z e i t s c h r i f t „ K a t h o l i k " . N a c h m e h r m a l i g e n v e r g e b l i c h e n Vers u c h e n , e i n e P r o f e s s u r in B o n n zu erhalten, f o l g t e er 1856 e i n e m R u f als Prof. an d i e U n i v . M ü n s t e r ; zu seinen S c h ü l e r n zählte u. a. G e o r g von —> Hertling. WEITERE WERKE: G i o r d a n o B r u n o u n d N i c o l a u s d e C u s a . B o n n 1847. - D e S c h o l a s t i c o r u m sententia p h i l o s o p h i a m e s s e t h e o l o g i a e ancillam, c o m m e n t a t i o . M ü n s t e r 1856. Ü b e r d a s Verhältnis der P h i l o s o p h i e zur T h e o l o g i e . M a i n z 1860. LITERATUR: A n t o n Ritthaler: C „ F. J. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 2 8 4 . - P e t e r Walter: D i e n e u s c h o l a s t i s c h e P h i l o s o p h i e i m d e u t s c h s p r a c h i g e n R a u m . In: C h r i s t l i c h e P h i l o s o p h i e i m katholischen D e n k e n d e s 19. und 20. J a h r h u n d e r t s . Hrsg. v. E m e r i c h C o r e t h , Walter M . Neidl u n d G e o r g P f l i g e r s d o r f f e r . Bd. 2. G r a z u . a . 1988, S. 131-194 (zu C.: S. 134-139). - A n tonio Piolanti: U n pioniere della filosofia cristiana della m e t à d e l l ' O t t o c e n t o : F. J. C . ( t 1862). Città del Vaticano 1988. Detlef Peitz: C „ F. In: B B K L , Bd. 24, 2 0 0 5 , Sp. 4 8 4 - 4 8 7 .

Clemens,

G o t t f r i e d , e v a n g . T h e o l o g e , Dichter, * 1.9. 1706 Berlin, t 3 1 . 3 . 1776 H e r r n h u t . C . w a r seit d e m T h e o l o g i e s t u d i u m 1726-30 in J e n a mit A u g u s t Gottlieb S p a n g e n b e r g b e f r e u n d e t . 1734-46 ü b e r n a h m er v e r s c h i e d e n e H o f p r e d i g e r s t e l l e n an d e n kleinen, pietistisch b e s t i m m t e n H ö f e n in L o b e n s t e i n , Sorau und E b e r s d o r f und trat 1746 g e m e i n s a m mit der H o f g e m e i n d e von E b e r s dorf zur H e r r n h u t e r B r ü d e r g e m e i n e über. Später P r e d i g e r in B a r b y , G n a d e n f r e i und H e r r n h u t , g r ü n d e t e er 1754 das n e u e B r ü d e r s e m i n a r in B a r b y . C. g a b —» Z i n z e n d o r f s R e d e n ü b e r biblische T e x t e heraus; von ihm s t a m m e n z a h l r e i c h e geistliche Lieder. WEITERE WERKE: Z w e i f a c h e s Z e u g n i ß e v a n g e l i s c h e r W a h r heiten in P r e d i g t e n . S a a l f e l d 1737. - D a s o f f e n h e r z i g e Entd e c k e n seines Z u s t a n d e n vor G o t t u n d M e n s c h e n . Züllichau 1746. LITERATUR: P. Pres sel: C „ G . In: A D B , Bd. 4, 1876, S. 318.

Clement,

D a v i d , e v a n g . T h e o l o g e , Publizist, * 1 6 . 6 . 1 7 0 1 H o f g e i s m a r ( H e s s e n ) , t 10. 1. 1760 H a n n o v e r . D e r S o h n eines f r a n z ö s i s c h e n E i n w a n d e r e r s studierte T h e o logie an den Universitäten Rinteln, M a r b u r g u n d B r e m e n und w u r d e 1725 N a c h f o l g e r seines Vaters als P a s t o r in H o f g e i s m a r . 1737 f o l g t e er einer B e r u f u n g als f r a n z ö s i s c h e r Pred i g e r nach B r a u n s c h w e i g und w e c h s e l t e 1743 nach H a n n o ver. C. v e r f a ß t e u. a. ein u m f a n g r e i c h e s , u n v o l l e n d e t geblieb e n e s b i b l i o g r a p h i s c h e s Werk, Bibliothèque curieuse historique et critique [.. ,¡ (9 Teile, 1750-60, A bis H e s ) , das ihn als B i b l i o g r a p h e n in der N a c h f o l g e Maittaires ausweist. WEITERES WERK: S p e c i m e n B i b l i o t h e c a e H i s p a n o - M a j a n sianae. H a n n o v e r 1753. LITERATUR: J. F r a n k : C., D. In: A D B , B d . 4, 1876, S. 3 l 8 f .

Clemm,

Heinrich Wilhelm, evang. Theologe, Mathematiker, * 13. 12. 1725 H o h e n - A s p e r g ( W ü r t t e m b e r g ) , t 2 7 . 7 . 1775 T ü b i n g e n . C . studierte P h i l o s o p h i e , M a t h e m a t i k und T h e o l o g i e , lehrte 1750-52 P h i l o s o p h i e und T h e o l o g i e a m T ü b i n g e r Stift und u n t e r n a h m e i n e g e l e h r t e R e i s e d u r c h D e u t s c h l a n d . 1753

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w u r d e er Vikar d e r Stuttgarter H o f k a p e l l e und w a r 1754-61 Prof. u n d P r e d i g e r im Kloster B e b e n h a u s e n bei T ü b i n g e n . C. w e c h s e l t e als Prof. d e r M a t h e m a t i k an d a s G y m n a s i u m in Stuttgart, w o er seit 1763 zusätzlich B i b l i o t h e k a r d e r R e g i e r u n g s b i b l i o t h e k war. N a c h der P r o m o t i o n z u m D r . theol. 1767 mit der A r b e i t De concordia theologorum nostra inprimis aetate quammaxime necessaria w u r d e er Prof. der T h e o l o g i e an d e r U n i v . T ü b i n g e n und w a r dort a u c h Stadtpfarrer sowie Superintendent. Er veröffentlichte u.a. e i n e Vollständige Einleitung in die Religion und gesammte Theologie (7 Bde., 1762-73) u n d ein Mathematisches Lehrbuch [...] nebst einem Anhang von der Naturgeschichte und Experimentalphysik (2 B d e . , 1764). WEITERE WERKE: E x a m e n t e m p o r u m m e d i o r u m s e c u n d u m principia a s t r o n o m i c a et c h r o n o l o g i c a institutum. B e r lin 1752. - S a m m l u n g einiger B e i t r ä g e zu den B e t r a c h t u n g e n ü b e r die A b s i c h t e n d e r R e l i g i o n . H e i b r o n n 1760. S c h r i f t m ä s s i g e B e t r a c h t u n g u e b e r d e n Tod der M e n s c h e n und ihren Z u s t a n d nach d e m Tod. Stuttgart 3 1 7 6 1 . - Erste G r ü n d e aller m a t h e m a t i s c h e n W i s s e n s c h a f t e n . Stuttgart 1769. LITERATUR: C a n t o r : C., H. W . In: A D B , B d . 4, S. 321 f.

1876,

C l e n c k , R u d o l f , a u c h C l e n k e , C l e n k e n , K l e n k , kath. T h e o l o g e , * 1 7 . 4 . (?) 1528 B r e m e n , t 6 . 8 . 1 5 7 8 C a l e n berg. N a c h d e m S t u d i u m an den U n i v e r s i t ä t e n W i t t e n b e r g , Jena, R o s t o c k und K r a k a u begleitete C. a d l i g e J u g e n d l i c h e auf Studienreisen u. a. nach R u ß l a n d , S c h w e d e n , D ä n e m a r k , E n g l a n d , F r a n k r e i c h und Italien und g i n g a n s c h l i e ß e n d an die U n i v . L ö w e n , w o er d e n G r a d eines j u r i s t i s c h e n L i z e n tiaten e r w a r b . D u r c h Vermittlung des K o n v e r t i t e n Friedrich —»Staphylus erhielt er von H e r z o g —> A l b r e c h t V. von B a y e r n ein S t i p e n d i u m . C . trat z u m K a t h o l i z i s m u s ü b e r und b e g a n n ein S t u d i u m der kath. T h e o l o g i e , das er 1 5 6 2 / 6 3 in Ingolstadt a b s c h l o ß . 1564 w u r d e er S e m i n a r l e i t e r und D o m p r e d i g e r in Eichstätt, lehrte seit 1570 als Prof. d e r T h e o l o g i e an der U n i v . I n g o l s t a d t E x e g e s e , D o g m a t i k u n d M o r a l und w a r d a r ü b e r h i n a u s Vorstand d e s dortigen P r i e s t e r s e m i n a r s G e o r g i a n u m . 1577 berief ihn H e r z o g Erich II. von B r a u n s c h w e i g zur B e k ä m p f u n g d e s P r o t e s t a n t i s m u s nach C a l e n berg. Er v e r f a ß t e k o n t r o v e r s t h e o l o g i s c h e S c h r i f t e n , d a r u n t e r De merito bonorum operum (1573). WEITERE WERKE: O r a t i o n e s q u a t u o r in exequiis. I n g o l s t a d t 1564. N a c h d r . M ü n c h e n 1994. - K u r t z e r B e r i c h t v o m C a tholischen und Christlichen A b s c h a i d e n . I n g o l s t a d t 1564. LITERATUR: V D 16, C 4 1 0 6 - 4 1 1 4 . - A n d r e a s E d e l : C., R. In: L M U , Bd. 1, 1998, S. 71 f.

Clenovius, M i c h a e l , eigentl. K l e i n o w , e v a n g . T h e o l o g e , Dichter, * u m 1565 H a m b u r g , t 1631 S c h e n e f e l d bei Rendsburg. C. b e s u c h t e d a s J o h a n n e u m in seiner G e b u r t s s t a d t , studierte T h e o l o g i e und w u r d e 1588 H o f p r e d i g e r und B i b l i o t h e k a r d e s Statthalters der H e r z o g t ü m e r S c h l e s w i g - H o l s t e i n , H e i n rich von R a n t z o w , auf S c h l o ß Breitenburg. 1604 f o l g t e er einer B e r u f u n g als P a s t o r nach S c h e n e f e l d in der Propstei R e n d s b u r g , w o er bis zu s e i n e m Tod wirkte. C. w a r unter d e n Z e i t g e n o s s e n w e g e n seiner lateinischen und niederdeuts c h e n D i c h t u n g e n , d i e z u m Teil w i e d e r h o l t a u f g e l e g t w u r d e n ( u . a . Myrmeciae tirociniorum poeticorum, 1614), b e k a n n t . WEITERE WERKE: C a r m e n h e r o i c u m d e a m a r a Jesu Christi passione, o. O . 1595. - D e brevitate et f u g a c i t a t e vitae h u m a n a e j u x t a o r d i n e m alphabeti elegiaci aliquot versiculi et e l e g i a e tres e j u s d e m a r g u m e n t i . S c h l e s w i g 1606. LITERATUR: V D 16, Κ 1 2 6 6 f . - E. Alberti: C „ M . In: A D B , B d . 4, 1876, S. 3 2 3 f.

Clotz Cles, B e r n h a r d von, B i s c h o f von Trient und B r i x e n , Kardinal, * 1 1 . 3 . 1485 S c h l o ß C l e s bei N o n s b e r g (Trentino), t 3 0 . 7 . 1539 B r i x e n . Seit 1514 B i s c h o f von Trient, hatte C. z u n ä c h s t als G e h e i m e r Rat M a x i m i l i a n s I., später als oberster K a n z l e r , Präsid e n t des G e h e i m e n R a t s und Vertrauter K ö n i g F e r d i n a n d s I. g r o ß e n E i n f l u ß auf d i e Politik. Von 1530 an Kardinal, war C. 1534 F e r d i n a n d s K a n d i d a t f ü r d i e P a p s t w a h l und w u r d e 1539 B i s c h o f von B r i x e n . C . legte g r o ß e n Wert auf Disziplin in seiner D i ö z e s e (Visitationsdekrete 1524, 1531, 1536) und verstand es, d i e R e c h t e seines F ü r s t e n t u m s zu w a h r e n . E r stand in B r i e f w e c h s e l mit H u m a n i s t e n w i e —> E r a s m u s , errichtete die T r i e n t i n e r M ü n z e neu u n d v e r a n l a ß t e u. a. d i e V e r v o l l s t ä n d i g u n g des Trientiner D o m e s d u r c h die K u p p e l und d e n C a m p a n i l e . LITERATUR: F r a n z Huter: B. v. C. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 115 f. - Irginio R o g g e r : C „ B. v. In: L T h K \ B d . 2, 1994, Sp. 1232.

Cless,

D a v i d Friedrich v o n , e v a n g . T h e o l o g e , G e s c h i c h t s schreiber, * 1 3 . 2 . 1 7 6 8 C a l w , t 1 0 . 8 . 1810. N a c h d e m T h e o l o g i e s t u d i u m in T ü b i n g e n erhielt C. 1792 e i n e R e p e t e n t e n s t e l l e a m dortigen T h e o l o g i s c h e n Stift und w u r d e 1796 D i a k o n in H e i d e n h e i m , 1799 in G ö p p i n g e n und 1807 in S c h o r n d o r f . Seit 1809 in d e n A d e l s s t a n d e r h o b e n , ü b e r n a h m er 1810 das D e k a n a t und d i e S t a d t p f a r r e i in R e u t lingen. Er legte u m f a n g r e i c h e S a m m l u n g e n bislang u n v e r ö f fentlichten historischen Q u e l l e n m a t e r i a l s an u n d publizierte einen Versuch einer kirchlich-politischen Landes- und Culturgeschichte von Württemberg bis zur Reformation (unvolle n d e t , 2 Teile d a v o n 1 8 0 6 / 0 7 ) . WERKE: A l l g e m e i n e s geistliches M a g a z i n von W ö r t e r n und R e d e n s a r t e n d e r e n richtige E r k l ä r u n g und G e b r a u c h z u m tätigen C h r i s t e n t u m nützlich und nötig ist. 6 Tie., T ü b i n g e n 1779-81. C l e v e n , W i l h e l m , kath. T h e o l o g e , * 1 5 . 7 . 1893 S a e f f e l n , t 1 4 . 8 . 1 9 8 3 Köln. N a c h d e r P r i e s t e r w e i h e 1921 w a r C . f ü n f J a h r e K a p l a n , anschließend 2 2 J a h r e R e l i g i o n s l e h r e r in D ü s s e l d o r f . K a r d i n a l J o s e p h —> Frings berief ihn ins K ö l n e r D o m k a p i t e l u n d G e neral vikariat. D u r c h Papst Pius XII. w u r d e er 1950 z u m Titularbischof von S a s i m a und W e i h b i s c h o f in K ö l n e r n a n n t . 1958-70 leitete C. die S c h u l a b t e i l u n g d e s G e n e r a l v i k a r i a t s , bis 1978 oblag i h m m e h r als 2 0 J a h r e lang als D o m d e c h a n t d i e S o r g e u m d e n G o t t e s d i e n s t im K ö l n e r D o m . Ü b e r die E r z d i ö z e s e h i n a u s w i r k t e er viele J a h r e als G r o ß p r i o r d e s R i t t e r o r d e n s v o m Heiligen G r a b und als Vorsitzender d e s deutschen Lourdes-Vereins. WERKE: H r s g : „Ihr seid Christi L e i b ! " Ein B u c h von unserer E r l ö s u n g von P a s t o r J a k o b s . L e u t e s d o r f 1933. - K o n r a d J a k o b s . Ein P a s t o r läutet die C h a r i t a s g l o c k e n . E s s e n 1952. LITERATUR: Ulrich H e i b a c h : C., J. W . In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 9 4 5 - 2 0 0 1 ) , 2 0 0 2 , S. 2 9 8 f. C l i n g e , K o n r a d , a u c h Kling, Klinge, kath. T h e o l o g e , * 1 4 8 3 / 8 4 N o r d h a u s e n , t 1 0 . 3 . 1556 E r f u r t . C. studierte 1518-20 T h e o l o g i e an d e r U n i v . E r f u r t und lehrte dort seit 1525. Er w u r d e G u a r d i a n d e s E r f u r t e r F r a n z i s k a n e r klosters s o w i e K u s t o s von T h ü r i n g e n und erhielt 1530 d i e Predigerstelle a m E r f u r t e r D o m . C. w a r zu seiner Zeit einer der h e r a u s r a g e n d e n Verteidiger d e s alten G l a u b e n s ; J u s t u s —>Menius richtete z u s a m m e n mit - » L u t h e r e i n e Streitschrift g e g e n ihn. In seinen S c h r i f t e n , die nach s e i n e m Tod von G e o r g —»Witzel d . J . v e r ö f f e n t l i c h t w u r d e n ( u . a . Loci communes., 5 Bde., 1559-74), vertrat er z u m Teil d i e auf d e m R e g e n s b u r g e r R e l i g i o n s g e s p r ä c h von 1541 a u s g e a r b e i t e t e s o g e nannte Doppelte Rechtfertigungslehre. Einige Werke wurden d e s h a l b später indiziert.

LITERATUR: V D 16, Κ 1308-1317. - H a n s - C h r i s t i a n Rickauer: R e c h t f e r t i g u n g und Heil. D i e V e r m i t t l u n g von G l a u b e und H e i l s h a n d e l n in d e r A u s e i n a n d e r s e t z u n g m i t der ref o r m a t o r i s c h e n L e h r e bei K. K l i n g e ( 1 4 8 3 / 8 4 - 1 5 5 6 ) . Leipzig 1986. - Ders.: G l a u b e und H e i l s h a n d l u n g . Z u r theolog i s c h e n A u s e i n a n d e r s e t z u n g d e s E r f u r t e r F r a n z i s k a n e r s K. K l i n g e mit d e r r e f o r m a t o r i s c h e n L e h r e . In: W i l h e l m E r n s t u. a. (Hrsg.): D e n k e n d e r G l a u b e in G e s c h i c h t e und G e g e n wart. L e i p z i g 1992, S. 5 5 - 7 0 . - B a r b a r a H e n z e : C., C . In: L T h K 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 1233.

Clodius,

D a v i d , e v a n g . T h e o l o g e , Orientalist, * 1 4 . 5 . 1 6 4 4 H a m b u r g , t 1 0 . 9 . 1684 G i e ß e n . Vom Vater z u m T h e o l o g e n b e s t i m m t , w i d m e t e sich C . unter d e m E i n f l u ß d e s H a m b u r g e r Orientalisten E s d r a s —> E d z a r d a u c h p h i l o l o g i s c h e n Studien. Er b e s u c h t e 1665-67 d i e U n i v . Kiel, a n s c h l i e ß e n d d i e U n i v . G i e ß e n , u n t e r n a h m e i n e gelehrte R e i s e d u r c h H o l l a n d , B e l g i e n und E n g l a n d und k e h r t e 1669 über W i t t e n b e r g z u r ü c k . I m gleichen J a h r in d i e R e i h e der K a n d i d a t e n d e s M i n i s t e r i u m s in H a m b u r g a u f g e n o m m e n , f o l g t e C. 1671 e i n e m R u f als o. Prof. d e r orientalischen S p r a c h e n an d i e U n i v . G i e ß e n und w u r d e 1676 zusätzlich a. o . P r o f . d e r T h e o l o g i e , 1678 D r . theol. s o w i e 1684 Prediger an der S t a d t k i r c h e in G i e ß e n . Er s c h r i e b u . a . De synagogis Judaeorum (1682), gab eine hebräische Grammatik selbständig h e r a u s und w a r an der Edition a n d e r e r G r a m m a tiken beteiligt. WEITERE WERKE: D e proselytis E b r a e o r u m . G i e ß e n 1683. D e p r o p h e t i a et prophetis. G i e ß e n 1685. LITERATUR: Klose: C., D. In: A D B , Bd. 4, 1876, S. 3 3 5 f.

Cloeter,

S a m u e l G o t t f r i e d C h r i s t o p h , T h e o l o g e , Chiliast, * 1 1 . 1 0 . 1823 B a y r e u t h , t 2 0 . 3 . 1894 Weiltingen (Mittelfranken). D e r S o h n eines r e f o r m i e r t e n T h e o l o g e n und G y m n a s i a l p r o f e s s o r s studierte bis 1845 in E r l a n g e n und Leipzig. Z u n ä c h s t Vikar in H a p p u r g bei H e r s b r u c k , w a r C. 1849-56 P f a r r v e r w e s e r in der r e f o r m i e r t e n G e m e i n d e M a r i e n h e i m ( D o n a u m o o s ) , 1 8 5 6 / 5 7 in W o r i n g e n , d a n n in Reutin. 1861 w u r d e er P f a r r e r in I i i e n s c h w a n g bei D i n k e l s b ü h l . D u r c h Predigten u n d kleinere P u b l i k a t i o n e n in Konflikt mit seinen Vorgesetzten geraten, w u r d e er 1855 aus M a r i e n h e i m a b b e r u f e n u n d 1880 aller seiner Ä m t e r e n t h o b e n . Er 1866 g r ü n d e t e die Z e i t s c h r i f t „ B r ü d e r b o t e " und 1873 d i e „ E v a n g e l i s c h e G e s e l l s c h a f t f ü r B a y e r n " . C. v e r s a m m e l t e darin z a h l r e i c h e A n h ä n g e r , die w i e er selbst an das baldige K o m m e n d e s A n t i c h r i s t e n g l a u b t e n und sich nach R u ß l a n d z u r ü c k z i e h e n wollten. 1881 rief er im N o r d k a u k a s u s d i e S i e d l u n g G n a d e n b u r g ins L e b e n , f ü r d i e er v o m Z a r e n z a h l r e i c h e Privilegien erhielt. D i e G e m e i n d e lebte n a c h von C . e r l a s s e n e n , asketis c h e n G e b o t e n . C. selbst siedelte nie dorthin über. LITERATUR: F r i e d r i c h K a n t z e n b a c h : Z w e i kirchliche „ F ä l l e " im 19. J a h r h u n d e r t . D i e P f a r r e r S. G . C . und Christian Felix Illing in ihrer A u s e i n a n d e r s e t z u n g mit d e m b a y e r i s c h e n K i r c h e n r e g i m e n t . In: Z e i t s c h r i f t f ü r b a y e r i s c h e K i r c h e n g e s c h i c h t e 3 6 (1967) S. 6 6 - 7 9 . - Dieter W ö l f e l : S. G . C . C. In: F r ä n k i s c h e L e b e n s b i l d e r . B d . 14. H r s g . v. A l f r e d W e n dehorst. W ü r z b u r g 1991, S. 192-210.

Clotz,

S t e p h a n , e v a n g . T h e o l o g e , * 1 3 . 9 . 1 6 0 6 Lippstadt, t 1 3 . 5 . 1668 F l e n s b u r g . D e m W u n s c h d e s Vaters f o l g e n d , studierte C. seit 1625 T h e o l o g i e an d e n Universitäten M a r b u r g und R o s t o c k , hielt dort nach E r l a n g u n g der M a g i s t e r w ü r d e 1627 p h i l o s o p h i s c h e Vorlesungen und leitete t h e o l o g i s c h e D i s p u t a t i o n e n . 1630 w u r d e er A r c h i d i a k o n an der St. J a c o b i k i r c h e in R o s t o c k , 1632 Prof. u n d 1635 D o k t o r d e r T h e o l o g i e . A u f E m p f e h lung Detlev R e v e n t l o w s 1636 von K ö n i g Christian I V . von D ä n e m a r k z u m S u p e r i n t e n d e n t e n von S c h l e s w i g - H o l s t e i n mit Sitz in F l e n s b u r g e r n a n n t , w u r d e C . dort 1639 auch

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Cludius P r o p s t und erster P a s t o r an d e r St. N i c o l a i k i r c h e . Von K ö n i g Friedrich III. später z u m Kirchenrat und K a n o n i k u s ernannt, starb C., b e v o r er d e s s e n R u f n a c h K o p e n h a g e n F o l g e leisten konnte. Er v e r ö f f e n t l i c h t e m e h r e r e Streitschriften, R e d e n und P r e d i g t e n ; sein w i s s e n s c h a f t l i c h e s H a u p t w e r k Pneumatica seu theologia naturalis [.../ erschien 1640. WEITERES WERK: D e d e o et attributis divinis. R o s t o c k 1630. LITERATUR: Alberti: C „ St. In: A D B , Bd. 4, 1876, S. 3 4 6 f.

Cludius, H e r m a n n H e i m a r t , P s e u d . S e r a p h i u s , e v a n g . T h e o l o g e , D i c h t e r , * 2 8 . 3 . 1 7 5 4 H i l d e s h e i m , t 2 3 . 6 . 1835 Hildesheim. C . studierte 1774-77 Philologie, P h i l o s o p h i e u n d T h e o l o g i e an der U n i v . G ö t t i n g e n ; 1777 w u r d e er Prediger und P a s t o r der G e o r g e n g e m e i n d e in H i l d e s h e i m . 1787 z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t , w u r d e er im f o l g e n d e n J a h r S u p e r i n t e n d e n t seiner H e i m a t s t a d t . C. w a r M i t g l i e d der D e u t s c h e n G e s e l l s c h a f t L e i p z i g und v e r ö f f e n t l i c h t e m e h r e r e B ä n d e G e d i c h t e , darunter Perimede oder Hippias und Agathons Klugheitslehre (1803). WEITERE WERKE: Wahrheit d e r christlichen Religion. Insb e s o n d e r e zur W i d e r l e g u n g der J u d e n und z u m U n t e r r i c h t der P r o s e l y t e n . B r e m e n 1782. - U r a n s i c h t e n des C h r i s t e n t u m s . A l t o n a 1808. - M u h a m m e d s Religion aus d e m K o ran dargelegt, erläutert und beurtheilt. A l t o n a 1809. N a c h d r . M ü n c h e n 2 0 0 3 . - A b r i ß der Vortragskunst. H i l d e s h e i m 1810. Cobabus,

Michael, auch Cobab, evang. Theologe, Mathematiker, * u m 1610 S t e r n b e r g ( M e c k l e n b u r g ) , t 6 . 2 . 1 6 8 6 R o s t o c k (?). D e r S o h n eines S c h m i e d s e r l e r n t e das H a n d w e r k seines Vaters, b e v o r e r sich 1626 an der U n i v . R o s t o c k e i n s c h r i e b . Er studierte Philosophie, T h e o l o g i e u n d vor a l l e m M a t h e matik; 1637 w u r d e er M a g i s t e r a r t i u m s o w i e M i t g l i e d d e r P h i l o s o p h i s c h e n Fakultät, 1647 R e k t o r d e r S t a d t s c h u l e in R o s t o c k , b e v o r ihn der Rat der Stadt 1652 z u m o. Prof. d e r niederen M a t h e m a t i k e r n a n n t e . D a n e b e n w u r d e C . an d e r U n i v . G r e i f s w a l d Lizentiat u n d später z u m Dr. theol. promoviert. 1654 g a b e r d a s S c h u l r e k t o r a t auf und w u r d e 1658 e r s t m a l s R e k t o r der U n i v . R o s t o c k , an der er seit 1670 als o . P r o f . der T h e o l o g i e lehrte. Er bekleidete noch z w e i m a l d a s A m t d e s R e k t o r s und starb als l a n g j ä h r i g e r S e n i o r d e r Universität. C . v e r f a ß t e zahlreiche D i s p u t a t i o n e n ü b e r theologische F r a g e n im Stil der Zeit. WERKE: B r e v i s ac m e t h o d i c a a s t r o n o m i a e delineatio. R o stock 1643. - B r e v i s ac m e t h o d i c a S p h a e r o g r a p h i a e delineatio. R o s t o c k 1644. - D i s p u t a t i o a n a l y t i c o - t h e o l o g i c a s u p e r C a p . X p r i m o epist. A d R o m a n o s . R o s t o c k 1662. - P r o g r a m m a q u o R e c t o r [ . . . ] o m n e s A c a d e m i a e cives a b i m p i a b a c c h a n a l i u m festivitate serio dehortatur. R o s t o c k 1676. D e c o n c u p i s c e n t i a originali. R o s t o c k 1678. - D e p e c c a t o in g e n e r e et in specie. R o s t o c k 1678. LITERATUR: Krause: C „ M . In: A D B , B d . 4, 1876, S. 3 5 4 f. C o b e r , Gottlieb, Schriftsteller, g e t a u f t 2 1 . 6 . 1682 Altenburg, t 1 2 . 4 . 1717 D r e s d e n . C., S o h n eines Steinsetzers, studierte seit 1702 T h e o l o g i e in J e n a und w a r d a n a c h einige J a h r e H a u s l e h r e r in Schlesien. In seine H e i m a t s t a d t z u r ü c k g e k e h r t , b e w a r b er sich m e h r mals vergeblich u m A u f n a h m e in d e n K i r c h e n d i e n s t . I n f o l g e der V e r ö f f e n t l i c h u n g von Der aufrichtige Cabinet-Prediger ( 1 7 1 1 ) in A l t e n b u r g verhaftet und zur L a n d e s v e r w e i s u n g und U r f e h d e verurteilt, k o n n t e er 1712 aus d e m G e f ä n g n i s nach Leipzig und d a n n n a c h D r e s d e n fliehen. C.s P r e d i g t e n kritisieren mit satirischer S c h ä r f e soziale U n g e r e c h t i g e k e i t und m o r a l i s c h e n Sittenverfall seiner Zeit.

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Coccejus,

J o h a n n e s , a u c h J. K o c h , r e f o r m i e r t e r T h e o l o g e , * 9 . 8 . 1 6 0 3 B r e m e n , t 5. 1 1 . 1 6 6 9 L e i d e n . A u s einer e i n f l u ß r e i c h e n B r e m e r F a m i l i e s t a m m e n d , studierte C „ S o h n e i n e s städtischen Sekretärs, in seiner H e i m a t stadt und in den N i e d e r l a n d e n T h e o l o g i e u n d erhielt 1630 einen R u f als Prof. der biblischen P h i l o l o g i e an d a s G y m n a s i u m illustre in B r e m e n . 1636 ü b e r n a h m er d e n L e h r s t u h l f ü r h e b r ä i s c h e S p r a c h e in F r a n e k e r , w o er seit 1643 als Prof. der T h e o l o g i e las. 1650 f o l g t e die B e r u f u n g an die U n i v . L e i d e n . C. w a r ein g e n a u e r K e n n e r der orientalischen Literaturen, vor allem der r a b b i n i s c h e n . B e r ü h m t w u r d e er als E x e g e t und f ü h r e n d e r V e r f e c h t e r d e r F ö d e r a l t h e o l o g i e , d i e d i e biblische H e i l s g e s c h i c h t e als F o l g e von zielgerichteten B u n d e s s c h l ü s s e n G o t t e s mit d e n M e n s c h e n begriff. C . verö f f e n t l i c h t e u. a. e i n e Summa doctrinae de foedere et testamento Dei (1648). C . starb an der Pest. WERKE: O p e r a o m n i a . 8 Bde., A m s t e r d a m 1 6 7 3 - 7 5 , 2 1 6 8 9 ; 10 B d e . , A m s t e r d a m 1701. - O p e r a a n e c d o t a . 2 B d e . , A m s t e r d a m 1706. LITERATUR: Walter H o l l w e g : C., J. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 302 f. - H e i n e r F a u l e n b a c h : W e g und Ziel der E r k e n n t n i s Christi. N e u k i r c h e n 1973. - Ders.: C „ J. In: T R E , B d . 8, 1981, S. 132-140. - Ders.: C „ J. In: L T h K \ Bd. 2, 1994, S p . 1238 f. - W i l l e m Jan van Asselt: J. C. Portret van een z e v e n t i e n d e - e e u w s t h e o l o o g o p o u d e en n i e u w e w e g e n . H e e r e n v e e n 1997. - A a r t d e G r o o t : C., J. In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 4 0 7 f.

Cochläus,

J o h a n n e s , eigentl. D o b e n e c k , kath. T h e o l o g e , * 1479 R a u b e r s r i e d , Pfarrei W e n d e l s t e i n , bei S c h w a b a c h ( F r a n k e n ) , t 10. / 1 1 . 1 . 1 5 5 2 Breslau. C. e n t s t a m m t e einer bäuerlichen F a m i l i e und erhielt s e i n e artistische und t h e o l o g i s c h e A u s b i l d u n g seit 1504 in K ö l n , w o er n a c h H u m a n i s t e n a r t seinen G e b u r t s n a m e n in C o c h l ä u s (von lat. c o c h l e a = W e n d e l t r e p p e ) latinisierte. A l s Leiter der S c h u l e bei St. L o r e n z in N ü r n b e r g (seit 1510) k n ü p f t e er B e z i e h u n g e n zu Willibald —> P i r c k h e i m e r und a n d e r e n H u m a nisten und g a b m e h r e r e S c h u l b ü c h e r heraus, d a r u n t e r e i n e Germania, d i e f ü r d i e L a n d e s k u n d e D e u t s c h l a n d s von hoh e m I n t e r e s s e ist und e i n e e i n g e h e n d e D a r s t e l l u n g der Stadt N ü r n b e r g als der M i t t e d e s R e i c h e s bietet. N a c h einer Italienreise, die ihn n a c h B o l o g n a und Ferrara ( 1 5 1 7 D r . theol.) f ü h r t e , w a r C. von 1520 bis 1525 als D e k a n in F r a n k f u r t / M a i n tätig. Als H i e r o n y m u s —> E m s e r starb, w u r d e er 1528 H o f k a p l a n H e r z o g —> G e o r g s von S a c h s e n in D r e s d e n . Kan o n i k a t e erhielt er 1535 an der D o m k i r c h e in M e i ß e n , 1539 a m D o m zu Breslau, 1542 an St. Willibald in Eichstätt. A m E n d e seines L e b e n s k e h r t e er n a c h B r e s l a u zurück. Seit d e m W o r m s e r R e i c h s t a g von 1521 w a r C . bei vielen w i c h t i g e n E r e i g n i s s e n d e r R e f o r m a t i o n s g e s c h i c h t e (u. a. A u g s b u r g e r R e i c h s t a g 1530, R e l i g i o n s g e s p r ä c h e 1 5 4 0 / 4 1 ) z u g e g e n und beteiligt und hat als vielseitiger und e i f r i g e r Schriftsteller g e w i r k t . Sein m e h r als 2 0 0 S c h r i f t e n u m f a s s e n d e s literarisches W e r k enthält S c h u l b ü c h e r ( M u s i k , L a n d e s k u n d e ) , historische S c h r i f t e n , E d i t i o n e n patristischer u n d mittelalterlicher Texte, k o n t r o v e r s t h e o l o g i s c h e T r a k t a t e und Flugschriften, darunter Übersetzungen zeitgenössischer Autoren. N a c h den h e f t i g e n p o l e m i s c h e n A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n der z w a n z i g e r J a h r e w a n d t e er sich in d e n D r e i ß i g e r n i m Z u g e der K o n z i l s v o r b e r e i t u n g z e i t w e i s e stärker historis c h e n A r b e i t e n zu. N e b e n d e n S c h r i f t e n gibt e s einen u m f a n g r e i c h e n , z u s a m m e n f a s s e n d n o c h nicht v e r ö f f e n t l i c h t e n Briefwechsel. D i e t h e o l o g i s c h e n Schriften b e h a n d e l n u . a . M e s s e , S a k r a m e n t e , Willensfreiheit, G e l ü b d e , Z ö l i b a t , H e i l i g e n v e r e h r u n g , Konzil und den P r i m a t d e s Papstes. In allen Fragen erweist sich C. als ein treuer Vertreter der alten K i r c h e . F ü r d i e k o n t r o v e r s t h e o l o g i s c h e n Schriften gilt, d a ß sie, w i e a u c h d i e a n d e r e r altgläubiger A u t o r e n , auf d i e r e f o r m a t o r i s c h e H e r a u s f o r d e r u n g re-agierten, w e n i g e r e i g e n e A n s t ö ß e g a b e n .

Coerper D a s zeigt sich vielfach schon an d e n Titeln, e t w a Von der heyligen Ehe Sechs Fragstuck, disputirt durch Doctor Johan Cocleum wider Mar. Luther und Jo. Brentzen (1534). D i e f r ü h e n T r a k t a t e sind seit 1520 meist g e g e n —» L u t h e r gerichtet, später schrieb C. a u c h g e g e n - > B u l l i n g e r und C a l vin s o w i e g e g e n kleinere R e f o r m a t o r e n . U n t e r d e n historischen S c h r i f t e n sind b e a c h t e n s w e r t e i n e G e s c h i c h t e d e r H u s siten und die maliziösen L u t h e r k o m m e n t a r e ( C o m m e n t a r l a de vita et actis Martini Lutheri, b e g o n n e n 1 5 3 3 / 3 4 , erschienen M a i n z 1549), d i e - w e d e r e i n e B i o g r a p h i e L u t h e r s n o c h gar e i n e G e s c h i c h t e d e r R e f o r m a t i o n , s o n d e r n ein A n n a l e n w e r k - das kath. L u t h e r b i l d über J a h r h u n d e r t e n a c h d r ü c k l i c h bestimmten. In s e i n e m u n e r m ü d l i c h e n K a m p f g e g e n L u t h e r und die R e f o r m a t i o n k o n n t e C., H u m a n i s t und P h i l o l o g e e h e r d e n n T h e o l o g e , die B e d e u t u n g eines M a n n e s w i e J o h a n n e s —» Eck nicht erreichen. A b e r er kann vielleicht als typisch gelten f ü r einen g r ö ß e r e n Teil der altgläubigen G e g n e r Luthers, d e n e n d i e H e r a u s f o r d e r u n g d u r c h die R e f o r m a t i o n d i e L e b e n s r i c h tung b e s t i m m t e und z u m Schicksal w u r d e . LITERATUR: M a r t i n S p a h n : J. C. Ein L e b e n s b i l d aus der Zeit der K i r c h e n s p a l t u n g . Berlin 1898 ( N e u d r . N i e u w k o o p 1964; mit Verzeichnis d e r S c h r i f t e n ) . - V D 16, C 4 2 3 8 - 4 4 2 8 . A d o l f Herte: D a s k a t h o l i s c h e L u t h e r b i l d im B a n n der L u t h e r K o m m e n t a r e d e s C. 3 Bde., M ü n s t e r 1943. - R e m i g i u s B ä u m e r : J. C. L e b e n und Werk. M ü n s t e r 1980. - Ders.: C „ J. In: T R E , Bd. 8, 1981, S. 140-146. - M o n i q u e S a m u e l S c h e y d e r : J. C. H u m a n i s t e et a d v e r s a i r e de Luther. N a n c y 1993. Johannes Schilling

Coelde, Dietrich -» Kolde, Dietrich

Coelestin S f o n d r a t i , Fürstabt von St. Gallen, eigentl. Aluigi C „ Kardinal, * 4. 1. 1644 M a i l a n d , t 4 . 9 . 1 6 9 6 Rom. C., aus e i n e m alten m a i l ä n d i s c h e n A d e l s g e s c h l e c h t s t a m m e n d , k a m als Z w ö l f j ä h r i g e r an d i e K l o s t e r s c h u l e St. G a l l e n , legte dort 1660 d a s M ö n c h s g e l ü b d e a b und e m p f i n g 1668 d i e P r i e s t e r w e i h e . Er lehrte erst in K e m p t e n T h e o l o g i e , d a n n in St. Gallen P h i l o s o p h i e , T h e o l o g i e und K i r c h e n r e c h t u n d las 1679-82 an d e r U n i v . Salzburg. 1687 w u r d e er z u m Fürstabt von St. Gallen g e w ä h l t und 1695 von P a p s t I n n o z e n z XII. z u m Kardinal e r n a n n t . C . galt als v o r b i l d h a f t e r M ö n c h und Gelehrter. S e i n e L a n d e s h e r r s c h a f t und seine t h e o l o g i s c h e n G r u n d s ä t z e w a r e n von s e i n e m d i p l o m a t i s c h e n und ausgleic h e n d e n C h a r a k t e r b e s t i m m t . C . s S c h r i f t e n ü b e r d i e Religionsstreitigkeiten der Zeit ( u . a . Regale sacerdotium, 1684) f a n d e n weite Verbreitung. LITERATUR: B a s i l H o f s t e t t e n C. S. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 3 0 7 f.

Coelestin,

G e o r g , a u c h H i m m l i s c h , H i m m e l , luth. T h e o loge, * 2 3 . 4 . 1525 P l a u e n , t 13. 1 2 . 1 5 7 9 Berlin. D e r S o h n eines K a u f m a n n s Schloß d a s S t u d i u m d e r T h e o logie in L e i p z i g 1546 als M a g i s t e r ab, erhielt 1549 e i n e Pfarrstelle in S c h n e e b e r g und w u r d e 1551 D i a k o n u s an d e r L e i p z i g e r T h o m a s k i r c h e , 1564 H o f p r e d i g e r bei K u r f ü r s t J o a c h i m II. von B r a n d e n b u r g und 1571 D o m p r o p s t von Berlin. In dieser F u n k t i o n w a r er an der E i n f ü h r u n g der K o n k o r d i e n f o r m e l in B r a n d e n b u r g s o w i e an der Visitation in M a g d e b u r g beteiligt. C. v e r ö f f e n t l i c h t e m e h r e r e teils plagiierte S c h r i f t e n (u. a. die Historia comitiorum Augustae celebratorum, 1577) und g a b e i n e S a m m l u n g von L u t h e r b r i e f e n heraus. C. w a r der B r u d e r von J o h a n n Friedrich —>C. WEITERES WERK: Statuta collegii c a n o n i c o r u m d e l i n e a t a . K ö l n 1571. LITERATUR: V D 16, H 3 7 1 4 - 3 7 1 7 . - M a r t i n S c h m i d t : C „ In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 308.

Coelestin,

J o h a n n Friedrich, a u c h H i m m l i s c h , H i m m e l , luth. T h e o l o g e , * P l a u e n ( S a c h s e n ) , t n a c h 1577. Ü b e r d e n B r u d e r von G e o r g - > C . , S o h n eines K a u f m a n n s , wissen d i e Q u e l l e n bis zu seiner B e r u f u n g als Prof. der griechischen S p r a c h e nach J e n a 1560 nichts zu berichten. E r w a r ein strikter A n h ä n g e r d e s T h e o l o g e n M a t t h i a s —> Flacius und k ä m p f t e w i e d i e s e r g e g e n d a s sog. L e i p z i g e r Interim. 1562 als F l a c i a n e r in J e n a entlassen, w a r er P f a r r e r und Leiter d e s K i r c h e n w e s e n s b e i m G r a f e n L a d i s l a u s von F r a u n b e r g , d a n n r e f o r m a t o r i s c h e r Berater b e i m G r a f e n J o a c h i m von —»Ottenburg, b e v o r er 1564 e i n e Stelle als Prof. d e r T h e o logie a m G y m n a s i u m in L a u i n g e n a n n a h m . 1568 f o l g t e er einer e r n e u t e n B e r u f u n g n a c h J e n a als Prof. der T h e o l o g i e , m u ß t e a b e r d i e U n i v . 1572 w e g e n seiner Ü b e r z e u g u n g e n z u m z w e i t e n M a l verlassen. Er ging n a c h Ö s t e r r e i c h , w o er als P f a r r e r in E f e r d i n g u n d Stein wirkte, später in W i e n P f a r r e r ordinierte und versuchte, e i n e F l a c i a n i s c h e G l a u b e n s g e m e i n d e a u f z u b a u e n . N a c h 1577 verliert sich s e i n e S p u r . WERKE: Von S c h u l e n , a u s w a s U r s a c h e n dieselben hin und w i e d e r in Stetten und F l e c k e n so j ä m m e r l i c h zerfallen [ . . . ] . S t r a ß b u r g 1568. - P a n t h e u m sive a n a t o m i a et s y m p h o n i a P a p a t u s et p r a e c i p u o r u m h a e r e s u m p r a e s e n t i u m . 2 Bde., R e gensburg 1568/69. LITERATUR: M a r t i n S c h m i d t : C „ J. F. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 3 0 8 f. C ö l l i n , K o n r a d , a u c h C o l i n , Köllin, D o m i n i k a n e r , * u m 1476 U l m , t 2 6 . 8 . 1 5 3 6 K ö l n . D e r S o h n eines H a n d w e r k e r s Schloß sich 1492 den Ulm e r D o m i n i k a n e r n an, studierte z u n ä c h s t bei Felix —> Fabri in U l m und seit 1500 in Heidelberg. 1500 e r w a r b er den G r a d eines B a c c a l a u r e u s . Seit 1507 M a g i s t e r , w u r d e er i m selben J a h r Prof., Prior u n d R e g e n s d e s D o m i n i k a n e r s t u d i u m s in H e i d e l b e r g . 1511 w e c h s e l t e C . in gleicher Position nach K ö l n , w o er 1517 D e k a n d e r T h e o l o g i s c h e n Fakultät w u r d e . 1523, 1526-28 und 1533 w a r er Prior d e s D o m i n i k a n e r k o n v e n t s . U m 1527 w u r d e er als N a c h f o l g e r J a k o b van —» H o o g s t r a e t e n s I n q u i s i t o r f ü r d i e K i r c h e n p r o vinzen K ö l n , Trier und M a i n z . C. m a c h t e a u s g i e b i g v o m Mittel der B ü c h e r z e n s u r G e b r a u c h und e r m i t t e l t e g e g e n A d o l f —>Ciarenbach, Peter —»Fliesteden und A g r i p p a von N e t t e s h e i m . C. v e r ö f f e n t l i c h t e g e g e n —»Luther gerichtete S c h r i f t e n , d i e b e s o n d e r s die r e f o r m a t o r i s c h e n A u f f a s s u n g e n zu E h e u n d J u n g f r ä u l i c h k e i t a n g r i f f e n . 1530 wirkte er an der C o n f u t a t i o d e r C o n f e s s i o A u g u s t a n a auf d e m A u g s b u r ger R e i c h s t a g mit. C., ein T h o m a s - E x p e r t e , v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. einen von J e a n C a p r é o l e beeinflußten K o m m e n t a r zur Summa: Expositio commentarla in Primam Secundae (1512). Z u r M o r a l t h e o l o g i e äußerte er sich 1523 in d e m fiktiven Dialog Quodlibeta. LITERATUR: H i e r o n y m u s W i l m s : C., K. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 309. - Erich M e u t h e n : K „ K. In: L T h K 3 , Bd. 6, 1997, Sp. 184. - T h o m a s M a r s c h l e r : T h o m i s t i s c h e s N a t u r r e c h t s d e n k e n b e i m K ö l n e r D o m i n i k a n e r K . K. In: D o m b a u und T h e o l o g i e i m mittelalterlichen K ö l n . H r s g . v. L u d g e r H o n n e f e l d e r . K ö l n 1998, S. 4 3 9 - 4 5 4 .

Coerper,

Heinrich, e v a n g . T h e o l o g e , M i s s i o n a r , * 3 . 3 . 1863 M e i s e n h e i m / G l a n , t 8 . 7 . 1 9 3 6 D i n g l i n g e n (Baden). N a c h d e m S t u d i u m der T h e o l o g i e in T ü b i n g e n , U t r e c h t , Berlin und B o n n w u r d e C. L e h r e r an einer E v a n g e l i s t e n s c h u l e in B a r m e n . 1890 g i n g er als S e e l s o r g e r n a c h H e i d e l b e r g , 1894 n a c h E s s e n und leitete seit 1897 in S t r a ß b u r g ein Diak o n i s s e n h a u s . Seit 1899 f ü r d e n d e u t s c h e n Z w e i g der C h i n a I n l a n d - M i s s i o n unter J o h a n n e s R ö s c h m a n n tätig, b e g r ü n d e t e er 1902 in Liebenzell im S c h w a r z w a l d ein M i s s i o n s w e r k , d e s s e n A r b e i t bald w e i t ü b e r das u r s p r ü n g l i c h e Tätigkeitsgebiet C h i n a hinausreichte. D i e L i e b e n z e l l e r M i s s i o n w a r zuletzt a u c h in der S ü d s e e und in J a p a n aktiv. Gleichzeitig

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Cohausz trat sie in Württemberg und Bayern in Erscheinung. C. veröffentlichte u. a. Ratschläge für dein Glaubensleben (1957); 1966 erschien die von Wilhelm Steinhilber herausgegebene Briefsammlung Briefliche Seelsorge (1966). LITERATUR: Kurt Emil Koch: H. C. und sein Werk. Bad Liebenzell 1964. - Lienhard Pflaum: H. C., ein Mann, den Jesus Christus gebrauchte. Lahr/Schwarzwald 2 0 0 3 .

Cohausz,

Otto, Pseud. Otto Nordwälder, Jesuit, Missionar, theologischer Schriftsteller, * 8 . 9 . 1 8 7 2 Nordwalde (Westfalen), t 3 . 6 . 1938 Danzig. Der Sohn eines Leinenfabrikanten war zunächst einige Jahre als Kaufmann tätig, bevor er 1894 Jesuit wurde und dann als Volksmissionar, Konferenzredner und Publizist wirkte. Daneben war er Domprediger in Breslau, später Prediger an der St.-Hedwigs-Basilika in Berlin. C. schrieb für religiöse Periodika und verfaßte in großer Zahl Schriften w i e Kriegspredigten (1915), Iphigenie, die Zeitaufgabe der deutschen Frau (1916), Macht euch den Rosenkranz lieb und fruchtbar ( 1 9 3 2 ) und die Predigt Mein Volk, wach auf! Predigten über Deutschlands Niedergang und Wiedererhebung (1933). C o h e n , Hermann, Karmelit, Musiker, Komponist, * 10. 11. 1820 Hamburg, t 20. 1. 1871 Spandau (heute zu Berlin). Der Sohn jüdischer Eltern galt als musikalisches Wunderkind. Er wuchs seit 1834 in Paris auf, war dort Schüler - > L i s z t s und bald ein gefeierter Pianist. 1847 zum Katholizismus konvertiert, trat C. 1849 bei den unbeschuhten Karmeliten in Broussey ein und wurde schließlich 1851 zum Priester geweiht. Als Volksprediger missionierte er mit großem Erfolg in Südfrankreich, gründete in London eine Niederlassung seines Ordens und führte in vielen französischen Städten die nächtliche Anbetung ein. C. schrieb profane Kompositionen s o w i e nach seiner Taufe eine M e s s e und zahlreiche religiöse Lieder. Er starb als Seelsorger französischer Kriegsgefangener in Spandau an den Pocken. LITERATUR: Maria Henne (Schwester Maria Baptista a Spiritu Sancto): Künstler und Karmelit. Wiesbaden 1957. Jean-Bernard Desagulier: H. C. E l e v e de Franz Liszt. Villeneuf d ' A s c q 2 0 0 2 . C o h e n , Hermann, Philosoph, * 4 . 7 . 1842 C o s w i g (Anhalt), t 4 . 4 . 1918 Berlin. Einziger Sohn von Friederike, geb. Salomon, und Gerson C., wurde C. seit seinem vierten Lebensjahr durch seinen Vater, der Kantor der jüdischen G e m e i n d e und Lehrer in C o s w i g war, in hebräischer Sprache und Literatur unterrichtet. 1853 bezog er das Gymnasium in Dessau, im Oktober 1857 wechselte er an das Jüdisch-Theologische Seminar Breslau. Nach drei Jahren brach er die Ausbildung ab, immatrikulierte sich 1861 an der Philosophischen Fakultät der Universität und holte das Abitur extern nach. Im Herbst 1864 setzte er seine Studien in Berlin fort, auch über die im Oktober 1865 in Halle erfolgte Promotion hinaus. Er wurde Mitarbeiter der von Heymann Steinthal und Moritz —»Lazarus herausgegebenen „Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft". D i e Kontroverse zwischen A d o l f Trendelenburg und Kuno Fischer über das richtige Verständnis der RaumZeit-Lehre —» Kants veranlaßte C. zu intensiver Beschäftigung mit den Schriften dieses Philosophen. 1871 erschien Kants Theorie der Erfahrung, ein für den Neukantianismus in philologischer w i e philosophisch-systematischer Hinsicht grundlegendes Werk. 1873 habilitierte er sich in Marburg; 1876 wurde er hier o. Prof. der Philosophie als Nachfolger seines verstorbenen Förderers Friedrich Albert Lange. 1878 heiratete er Martha L e w a n d o w s k y . Sein Schwiegervater Louis —» L e w a n d o w s k y war Komponist und Chordirigent in verschiedenen Synagogen Berlins.

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Unter der Zielsetzung, den kantischen Idealismus zeitgemäß zu erneuern, ließ C. seiner Aufarbeitung der theoretischen Philosophie Kants die Bücher Kants Begründung der Ethik (1877, 2 1 9 1 0 ) und Kants Begründung der Ästhetik (1889) folgen. Zusammen mit der stark umgearbeiteten und erweiterten Zweitauflage von Kants Theorie der Erfahrung (1885) und der Studie zum Prinzip der Infinitesimal-Methode (1883) bildeten sie die Grundlage für die Doktrin der „Marburger Schule", die C. zusammen mit seinem Kollegen Paul Natorp begründete; ihre wichtigsten Repräsentanten in der jüngeren Generation waren Ernst Cassirer, Albert Görland und Nicolai Hartmann. Die Tendenz zur Überwindung des „Methoden"-Dualismus von Anschauung und Denken führte C. im ersten Teil seines Systems der Philosophie, der Logik der reinen Erkenntnis ( 1 9 0 2 , 2 1 9 1 4 ) , zur These von der reinen Logizität der Erkenntnis. Mit seinem zweiten systematischen Hauptwerk, Ethik des reinen Willens (1904, 2 1 9 0 7 ) , legte C. eine Rechts- und Tugendlehre des „ethischen Menschen" vor, in der er seine Theorie des ethischen Sozialismus begründete; die Ästhetik des reinen Gefühls ( 1 9 1 2 ) setzt die Geltung künstlerischen Schaffens und Urteils ins „Gefühl", verstanden als eine dritte, die theoretische und praktische Objekterzeugung überformende Bewußtseinsrichtung. 1912 emeritiert, siedelte C. nach Berlin über. Er dozierte hier an der Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums. Schon während der Marburger Jahre hatte er über religionsphilosophische Fragen publiziert und wiederholt zur religiösen, kulturellen und politischen Situation des Judentums Stellung genommen. Seit seinem Bekenntnis in der Judenfrage (1880), das er zu dem von Heinrich Treitschke ausgelösten „Berliner Antisemitismusstreit" beitrug, und seinem Gutachten Die Nächstenliebe im Talmud im Marburger Prozeß 1888 bekämpfte er als Anhänger eines liberalen, aber dezidiert auf dem Recht und der Pflicht zur eigenen Religion bestehenden Judentums den grassierenden Antisemitismus. Im Mai 1914 besuchte C. verschiedene jüdische Gemeinden in Rußland. Sein zu Beginn des Ersten Weltkriegs weitgehend ungetrübter Patriotismus machte unter dem Eindruck der neu aufflammenden Judenfeindschaft bald Bitterkeit und Skepsis Platz. Unter den zahlreichen Arbeiten der letzten Lebensjahre, die sich u.a. mit d e m Verhältnis von Deutschtum und Judentum beschäftigen, ragen seine Studie zum Begriff der Religion im System der Philosophie (1915) und die postum erschienene Religion der Vernunft aus den Quellen des Judentums (1919, 2 1 9 2 9 ) hervor. Das erste Buch führt mit der Würdigung der „Eigenart" des religiösen Bewußtseins zu e i n e m neuen Begriff des Individuums, das Nachlaßwerk verknüpft jüdische Religiosität und philosophische Vernunft. WEITERE WERKE: Werke. Vollständige Ausgabe. Bd. 1-10, hrsg. v. Helmut Holzhey. Hildesheim 1977 ff.; Bd. 11-17, hrsg. v. Helmut Holzhey, Julius H. Schoeps und Christoph Schulte. Heidelberg 1995 ff. LITERATUR: Helmut Holzhey: C. und Natorp. 2 Bde., Basel/Stuttgart 1986. - Geert Edel: Von der Vernunftkritik zur Erkenntnislogik. Freiburg/München 1988. - Reinhardt Brandt/Franz Orlik (Hrsg.): Philosophisches Denken - Politisches Wirken. H.-C.-Kolloquium Marburg 1992. Hildesheim 1993. - Helmut Holzhey (Hrsg.): H. C. Frankfurt/ Main 1994. - Ders./Gabriel Motzkin/Hartwig Wiedebach: „Religion der Vernunft aus den Quellen des Judentums". Tradition und Ursprungsdenken in H. C.s Spätwerk. Internationale Konferenz in Zürich 1998. Hildesheim 2 0 0 0 . Michael Zank: The idea of atonement in the philosophy of H. C. Providence, Rhode Island 2 0 0 0 . - Gianna Gigliotti/ Irene K a j o n / A n d r e a Poma (Hrsg.): Man and God in H. C.'s philosophy. Padua 2003. Helmut Holzhey

Colberg Cohen,

Karl (Hubert), K o m p o n i s t , K i r c h e n m u s i k e r , * 18. 10. 1851 L a u r e n s b e r g bei A a c h e n , t 1 1 . 1 1 . 1 9 3 8 Köln. C., S o h n eines Volksschullehrers, w u r d e 1875 in B o n n z u m Priester g e w e i h t , unterrichtete an der K i r c h e n m u s i k s c h u l e in R e g e n s b u r g und war 1881-1909 D o m k a p e l l m e i s t e r in K ö l n . In dieser F u n k t i o n setzte er sich, erst im Kreis d e s D o m k a p i tels, seit 1888 als D i ö z e s a n p r ä s e s des C ä c i l i e n v e r e i n s , in d e r g a n z e n D i ö z e s e f ü r d i e K i r c h e n m u s i k r e f o r m ein. A l s L e h rer, O r g a n i s a t o r und C h o r l e i t e r d e s D o m c h o r e s e r f o l g r e i c h , w u r d e er 1904 z u m M o n s i g n o r e , 1909 z u m D o m k a p i t u l a r und 1921 z u m p ä p s t l i c h e n H a u s p r ä l a t e n e r n a n n t . A l s K o m ponist zeigte er sich z w a r n e u e n E n t w i c k l u n g e n g e g e n ü b e r a u f g e s c h l o s s e n , orientierte sich a b e r v o r w i e g e n d an d e n cäcilianischen S t r ö m u n g e n . A l s C h o r l e i t e r m a c h t e sich C. vor allem u m die P f l e g e des d e u t s c h e n K i r c h e n l i e d s und d e s G r e g o r i a n i s c h e n C h o r a i s verdient. LITERATUR: Karl G u s t a v Feilerer: C., K. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 313.

Cohn,

Arthur, R a b b i n e r , * F e b r u a r 1862 F l a t o w ( P r e u ß e n ) , t 1 9 . 3 . 1926 B a s e l . C., S o h n eines R a b b i n e r s , e r w a r b 1885 das D i p l o m des R a b b i n e r s e m i n a r s in Berlin u n d w u r d e bei T h e o d o r M o m m s e n an der U n i v . Berlin p r o m o v i e r t . 1 8 8 5 - 1 9 2 6 w a r er erster v o l l a m t l i c h e r R a b b i n e r der Israelitischen G e m e i n d e B a s e l . Z u n ä c h s t A n h ä n g e r d e r zionistischen B e w e g u n g , w a n d t e er sich a m 10. Z i o n i s t e n k o n g r e ß von ihr ab. 1907 g r ü n d e t e C. d e n Z e n t r a l v e r e i n zur F ö r d e r u n g d e s gesetzestreuen J u d e n t u m s in der S c h w e i z , 1909 ein S c h w e i z e r i s c h e s K o m i t e e f ü r E r e z Jisroel. A u f seinen A u f r u f von 1911 hin w u r d e 1912 in K a t t o w i t z d i e o r t h o d o x e O r g a n i s a t i o n A g u d a t Israel g e g r ü n d e t . C. g a b d a s „ J ü d i s c h e J a h r b u c h f ü r d i e S c h w e i z " ( 1 9 1 6 / 1 7 ) heraus. E i n e von i h m selber v o r g e n o m m e n e A u s w a h l aus seinen P r e d i g t e n , R e d e n und A u f s ä t z e n erschien 1928 unter d e m Titel Von Israels Lehre und Leben.

Cohn,

Tobias, R a b b i n e r , Schriftsteller, * 2 . 2 . 1 8 2 6 H a m merstein ( W e s t p r e u ß e n ) , t 3. 11. 1904 Berlin. C. w u r d e 1 8 4 5 / 4 6 E l e m e n t a r s c h u l l e h r e r in seiner H e i m a t stadt, b e v o r er sich j ü d i s c h - t h e o l o g i s c h e n S t u d i e n z u w a n d t e und in Berlin ein S t u d i u m der P h i l o l o g i e und P h i l o s o p h i e b e g a n n , das er 1857 mit der P r o m o t i o n a b s c h l o ß . 1857-94 w a r er als P r e d i g e r u n d später als R a b b i n e r in P o t s d a m tätig. N e b e n einer R e i h e von Vorträgen v e r ö f f e n t l i c h t e C. philosop h i e g e s c h i c h t l i c h e M o n o g r a p h i e n ( u . a . Die Aufklärungsperiode, 1873), A u f s ä t z e in w i s s e n s c h a f t l i c h e n j ü d i s c h e n Z e i tungen u n d Israels Gemeinschaftsleben mit den vorchristlichen Völkern (1893).

Coing,

J o h a n n Franz, e v a n g . T h e o l o g e , P h i l o s o p h , B i b l i o thekar, * 2 1 . 3 . 1 7 2 5 Siegen, t 1 9 . 7 . 1792 M a r b u r g . D e r S o h n eines K o n d i t o r s studierte in H e r b o r n , H a l l e und J e n a T h e o l o g i e und P h i l o s o p h i e und lehrte 1749-53, seit 1752 als o. Prof., in H e r b o r n P h i l o s o p h i e , b e v o r er e i n e m R u f als o. Prof. der L o g i k und M e t a p h y s i k nach M a r b u r g f o l g t e . 1758-78 w a r er zugleich B i b l i o t h e k a r der Universitätsbibliothek. 1778 w e c h s e l t e er auf einen L e h r s t u h l f ü r T h e o l o gie, w a r S u p e r i n t e n d e n t und Leiter der kirchlichen A u s b i l dungsstätten d e s S y n o d a l b e z i r k s . N e b e n s e i n e m H a u p t w e r k Die Lehre von der Gottheit Christi (1778) v e r ö f f e n t l i c h t e C., der der P h i l o s o p h i e —» W o l f f s anhing, u . a . Institutiones philosophicae de Deo, anima humana, mundo et primis humanae cognitionis principiis ( 1 7 6 5 ) und Institutiones logicae (1767). WEITERE WERKE: D e veritate religionis christianae. H e r b o r n 1752. - D e principio rationis s u f f i c i e n t s ac libertate h u j u s q u e c u m ilio et d i v i n a praescientia c o n s e n s u . M a r b u r g 1756. - C o m p e n d i u m t h e o l o g i a e moralis. F r a n k f u r t 1784.

LITERATUR: E d u a r d Alberti: C., J. F. In: A D B , B d . 4, 1876, S. 3 9 6 f . - G o t t f r i e d Zedier: G e s c h i c h t e der Universitätsbibliothek zu M a r b u r g . M a r b u r g 1896, S. 5 2 - 6 1 .

Colb,

L u k a s , e v a n g . T h e o l o g e , * 1680 K r o n s t a d t (Siebenbürgen), t 1 . 1 1 . 1 7 5 3 Rosenau (Siebenbürgen). C. studierte in J e n a , w u r d e 1716 L e h r e r a m G y m n a s i u m seiner H e i m a t s t a d t , 1719 z u m P f a r r e r von R u ß b a c h ordiniert und b e t r e u t e seit 1734 die P f a r r g e m e i n d e R o s e n a u . Er war gleichzeitig S y n d i k u s und seit 1747 D e k a n d e s B u r z e n l ä n d i s c h e n Kapitels. In s e i n e A m t s z e i t fiel ein steuerrechtlicher Streit mit der weltlichen O b r i g k e i t , d i e das alte Z e h n t r e c h t der e v a n g . L a n d e s k i r c h e in S i e b e n b ü r g e n a n f o c h t . In Verteid i g u n g dieses R e c h t s ließ C. d i e U r k u n d e n d e s B u r z e n l ä n d i s c h e n K a p i t u l a r a r c h i v s abschriftlich zu Q u e l l e n b ä n d e n zus a m m e n s t e l l e n , die später der G e s c h i c h t s f o r s c h u n g wertvolle E i n b l i c k e in die G e s c h i c h t e S i e b e n b ü r g e n s e r m ö g l i c h t e n . LITERATUR: Teutsch: C „ L. In: A D B , Bd. 4, 1876, S. 397 f.

Cölbe, G e o r g , K i r c h e n h i s t o r i k e r , * 27. 1 . 1 5 9 4 N e u h a u s e n bei K ö n i g s b e r g , f 25. 10. 1670 K ö n i g s b e r g . D e r S o h n eines A m t s s c h r e i b e r s w a r n a c h d e m Stud i u m S c h u l r e k t o r , seit 1625 D i a c o n u s an der D o m k i r c h e in K ö n i g s b e r g , bis er 1661 als S e n i o r ministerii emeritiert w u r d e . C. v e r ö f f e n t l i c h t e als erster e i n e Presbyteriologie; diese L e b e n s b e s c h r e i b u n g aller luth. Geistlichen in K ö n i g s b e r g (Episcopo-Presbyterologia PrussicoRegiomontana [...], 1657) w u r d e später fortgesetzt und ins D e u t s c h e übersetzt. In seinen ü b r i g e n S c h r i f t e n w a n d t e er sich vor allem g e g e n d e n sittlichen und m o r a l i s c h e n Verfall seiner Zeit. LITERATUR: E r b k a m : C., G. In: A D B , B d . 4, 1876, S. 398.

Colberg, E h r e g o t t Daniel, luth. T h e o l o g e , P h i l o s o p h , Historiker, * 2 6 . 1 . 1 6 5 9 K o l b e r g , t 1698 W i s m a r . D e r S o h n J o h a n n e s -H>C.S studierte in G r e i f s w a l d T h e o l o g i e und P h i l o s o p h i e , begleitete seinen Vater nach dessen E n t l a s s u n g 1679 nach R o s t o c k , d a n n w e i t e r n a c h S c h w e d e n und erhielt nach d e s s e n W i e d e r e i n s e t z u n g 1686 neb e n i h m e i n e a. o. P r o f e s s u r f ü r E t h i k und G e s c h i c h t e . Seit 1691 las er als o . P r o f . , g i n g j e d o c h 1694 als P f a r r e r nach W i s m a r . C. b e k ä m p f t e in seinen v o r w i e g e n d lateinischen S c h r i f t e n vor allem M y s t i z i s m u s und P i e t i s m u s und vers u c h t e in seiner b e d e u t e n d s t e n V e r ö f f e n t l i c h u n g (Platonischhermetisches Christentum, 2 Tie., 1690/91), das schwärmerische S e k t i e r e r t u m aus d e r antiken P h i l o s o p h i e abzuleiten. WERKE: Delineatio m o n a r c h i a e S u e o - G o t h i c a e . G r e i f s w a l d 1686. - D e tolerantia d i v e r s a r u m r e l i g i o n u m politica. G r e i f s wald 1689. - D e tolerantia l i b r o r u m n o x i o r u m politica. G r e i f s wald 1693. LITERATUR: H ä c k e r m a n n : C . In: A D B , B d . 4, 1876, S. 3 9 9 f .

Colberg,

J o h a n n e s , luth. T h e o l o g e , * 3 1 . 3 . 1623 K o l b e r g , t 1687 G r e i f s wald. C. studierte seit 1638 in K ö n i g s b e r g und G r e i f s w a l d d i e Artes, w u r d e 1644 M a g i s t e r , studierte T h e o l o g i e in F r a n k f u r t / O d e r , w u r d e dort A d j u n k t d e r T h e o l o g i s c h e n F a k u l t ä t und 1652 in L e i p z i g z u m Lizentiaten p r o m o v i e r t . Seit 1653 w a r er P f a r r e r in E i s l e b e n und w i r k t e seit 1654 als P f a r r e r an der M a r i e n k i r c h e in K o l b e r g . M i t g r o ß e m E i f e r und heftiger P o l e m i k trat er u. a. g e g e n R e f o r m i e r t e und S c h w ä r m e r auf, bis er auf V e r a n l a s s u n g des G r o ß e n K u r f ü r s t e n 1675 sein A m t niederlegen m u ß t e . N a c h d e m er s c h o n 1666 in L e i p z i g z u m D o k t o r p r o m o v i e r t w o r d e n war, w u r d e er 1677 Prof. der T h e o l o g i e , M i t g l i e d d e s K o n s i s t o r i u m s und P a s t o r an der M a r i e n k i r c h e in G r e i f s w a l d , das er j e d o c h s c h o n ein J a h r später, e r n e u t auf B e f e h l des K u r f ü r s t e n , w i e d e r verlassen m u ß t e . 1686 w u r d e C. in g l e i c h e r Position restituiert. Er w a r der Vater von E h r e g o t t Daniel —> C .

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Colchon WERKE: C o n f e s s i o n : . . . das ist, C a n d e . 2. D i e S t i m m e deines e r w ä h l t e n F r e u n d e s . C o l b e r g 1660. - S u m m a r i a repetitio verae d o c t r i n a e ex v e r b o dei et t h e o l o g o r u m scriptis d e libris s y m b o l i c i s vel f o r m u l i s c o n f e s s i o n u m publicis e c c l e s i a e Christi in g e n e r e . L e i p z i g 1666.

t e r a t u r g e s c h i c h t e heraus, f e r n e r d i e in 8 3 Teilen e r s c h i e n e n e M o n a t s s c h r i f t Auserlesene Theologische Bibliothek. LITERATUR: von L a u e : C., J. C h . In: A D B , B d . 4, 1876, S. 4 0 3 .

LITERATUR: H ä c k e r m a n n : C. In: A D B , Bd. 4, 1876, S. 3 9 8 f.

C o l l e n b u s c h , S a m u e l , Pietist, * 1.9. 1724 B a r m e n W i c h l i n g h a u s e n , t 1 - 9 . 1803 B a r m e n (heute zu W u p p e r tal). C „ S o h n eines K a u f m a n n s , studierte in D u i s b u r g und S t r a ß b u r g M e d i z i n ( P r o m o t i o n 1799, Observationes medicae de utilitate et noxis aquae martialis Schwelmensis) und w a r später a u c h als p r a k t i s c h e r A r z t in D u i s b u r g und B a r m e n tätig. S c h o n in seiner J u g e n d von m y s t i s c h e m und pietistischem G e d a n k e n g u t fasziniert, w i d m e t e er sich zeit seines L e b e n s als L a i e n t h e o l o g e der B i b e l a u s l e g u n g . A u s der G r u n d h a l t u n g eines u n b e d i n g t e n B i b l i z i s m u s heraus entwickelte er g e g e n d i e p r o t e s t a n t i s c h e O r t h o d o x i e e i n e n e u e m e d i z i n i s c h - e t h i s c h e Heilslehre. Sie e r k a n n t e in der Send u n g Christi die A b s i c h t G o t t e s zur V e r v o l l k o m m n u n g d e s M e n s c h e n , die n a c h C. in sieben S t u f e n als H e i l i g u n g err e i c h b a r ist. S e i n e L e h r e f a n d z a h l r e i c h e A n h ä n g e r u n d wirkte u . a . auf G o t t f r i e d —>Thomasius u n d J o h a n n von —> H o f m a n n . N a c h s e i n e m T o d w u r d e n C.s Erklärungen biblischer Wahrheiten (3 Bde., 1807-20) als w i r k u n g s m ä c h t i g e H i n t e r l a s s e n s c h a f t d e s n a c h J o h a n n G e o r g - > H a m a n n bed e u t e n d s t e n L a i e n - und B i b e l - T h e o l o g e n d e s 18. Jh. herausgegeben.

Colchon,

L e o n a r d , B e n e d i k t i n e r , A b t von Seligenstadt, * 5 . 3 . 1 5 9 3 Lüttich, t 2 9 . 1 1 . 1653 A s c h a f f e n b u r g . C., S o h n eines N o t a r s , w u r d e 1610 N o v i z e d e r B e n e d i k t i nerabtei S. T r o n d , studierte dort P h i l o s o p h i e u n d T h e o l o g i e , w u r d e 1617 z u m Priester g e w e i h t , i m f o l g e n d e n J a h r an d e r K ö l n e r U n i v . i m m a t r i k u l i e r t und b e e n d e t e das S t u d i u m als Lizentiat der T h e o l o g i e . In Köln w u r d e C. S u b r e g e n s d e s Sem i n a r s der B u r s f e l d e r K o n g r e g a t i o n . 1622 g i n g er als L e k t o r f ü r P h i l o s o p h i e u n d T h e o l o g i e nach Seligenstadt, ü b e r n a h m später das A m t d e s Priors und w u r d e 1625 z u m A b t von Selig e n s t a d t g e w ä h l t . A u f g r u n d d e s R e s t i t u t i o n s e d i k t s von 1629 w u r d e C. z u m R e s t i t u t i o n s k o m m i s s a r e r n a n n t und betrieb d e n R U c k e r w e r b protestantisch g e w o r d e n e r Klöster. Er setzte sich unter d e n s c h w i e r i g e n B e d i n g u n g e n d e s D r e i ß i g j ä h r i g e n Kriegs f ü r den Erhalt und d e n A u s b a u der B u r s f e l d e r K o n g r e g a t i o n ein. A u f d e r e n G e n e r a l k a p i t e l in K o b l e n z 1642 w u r d e er z u m Präsidenten der U n i o n g e w ä h l t . A u s der Zeit seiner P r ä s i d e n t s c h a f t ist d i e über 4 2 0 0 B r i e f e u m f a s s e n d e K o r r e s p o n d e n z erhalten. LITERATUR: P a u l u s Volk: C „ L . In: N D B , B d . 3, S. 318. - Ulrich Faust: C „ L. In: L T h K 3 , Bd. 2, Sp. 1254.

1957, 1994,

Coler,

J a k o b , e v a n g . T h e o l o g e , * 1537 Greiz, t 7 . 3 . 1612 Rostock. C . studierte seit 1554 in F r a n k f u r t / O d e r T h e o l o g i e , w u r d e 1564 P f a r r e r in L a u b a n u n d ü b e r n a h m 1567 die P f a r r g e m e i n d e W o h l a u . W e g e n seines p o l e m i s c h e n Eintretens f ü r d a s „reine L u t h e r t u m " kurzzeitig inhaftiert, w u r d e er nach seiner E n t l a s s u n g 1573 P f a r r e r von N e u k i r c h . 1574 disputierte er z w e i m a l s p e k t a k u l ä r mit M a t t h i a s —»Flacius. Vermutlich i n f o l g e dieser D i s p u t a t i o n e n w u r d e der t e m p e r a m e n t v o l l e T h e o l o g e 1575 als Prof. f ü r H e b r ä i s c h nach F r a n k f u r t / O d e r b e r u f e n , ging aber schon kurz darauf als P r o p s t von St. N i k o l a i und A s s e s s o r des K o n s i s t o r i u m s nach Berlin. 1600 w u r d e C . z u m S u p e r i n t e n d e n t e n in G ü s t r o w und A s s e s s o r des K o n s i s t o r i u m s in R o s t o c k e r n a n n t . E r w a r M i t arbeiter an der h e b r ä i s c h e n A u s g a b e d e s A l t e n T e s t a m e n t s von Elias —> Hutter, d e m er einen B a n d G e d i c h t e (Ad Eliem Hutterum, 1587) w i d m e t e . S e i n e A u f z e i c h n u n g des Disputs mit M a t t h i a s Flacius, Historia disputationis [.. .], ist 1726 in Stralsund neu a u f g e l e g t w o r d e n . WERKE: N o t w e n d i g e E r i n n e r u n g auff d z s c h r e c k l i c h e Few e r z e i c h e n . Berlin 1581. - D e a n i m a r u m i m m o r t a l i t a t e . Wittenberg 1587. - Vom E x o r c i s m o bey der T a u f f e . F r a n k f u r t / O d e r 1590. - E p i s t o l a r u m libellus. N ü r n b e r g 1604. N e u d r . M ü n c h e n u . a . 1992. LITERATUR: V D 16, Κ 1941. - S c h i m m e l p f e n n i g : C., J. In: A D B , Bd. 4, 1876, S. 4 0 1 f.

Coler, J o h a n n C h r i s t o p h , e v a n g . T h e o l o g e , * 7 . 9 . 1691 A l t e n g o t t e r n bei L a n g e n s a l z a , t 7 . 3 . 1736 W e i m a r . Der S o h n eines H a u s v e r w a l t e r s b e s u c h t e das G o t h a e r G y m n a s i u m und i m m a t r i k u l i e r t e sich 1710 an der U n i v . Wittenberg, w o ihm, seit 1713 M a g i s t e r , 1716 die A d j u n k t u r der P h i l o s o p h i s c h e n F a k u l t ä t übertragen w u r d e . E r las ü b e r T h e o l o g i e und L i t e r a t u r g e s c h i c h t e , g i n g d a n n a b e r 1720 als P f a r r e r n a c h B r ü c k und 1724 als G y m n a s i a l l e h r e r n a c h Weim a r . Hier w u r d e er schon ein J a h r später P r e d i g e r an d e r Kirche St. J a k o b und 1731 H o f p r e d i g e r . C. g a b z a h l r e i c h e Q u e l l e n s a m m l u n g e n und A n t h o l o g i e n zur K i r c h e n - und Li-

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WEITERE WERKE: G o l d e n e Ä p f e l in silbernen S c h a l e n oder E r k l ä r u n g biblischer Wahrheiten. B r e m e n 1854. - P a r a g r a p h e n zu aus g e w ä h l t e n Schriftstellen. R e u t l i n g e n 1871. T h e o l o g i s c h e A b h a n d l u n g e n . R e u t l i n g e n 1872. - A u f s ä t z e , B r i e f e und T a g e b u c h b l ä t t e r . A u s d e m N a c h l a ß eines G o t t e s gelehrten. Hrsg. v. H e r m a n n C r e m e r . Stuttgart 1902. LITERATUR: Friedrich A u g é : Dr. S. C . und sein F r e u n d e s kreis, N e u k i r c h e n o . J . - E r n s t B a r n i k o l : C., S. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 322 f. - K l a u s G o e b e l : S. C . In: W u p p e r t a l e r B i o g r a p h i e n . 2. Folge. W u p p e r t a l 1960, S. 15-23. - H e i n e r F a u l e n b a c h : S. C., ein G e g n e r der A u f k l ä r u n g . In: M o n a t s h e f t e f ü r e v a n g e l i s c h e K i r c h e n g e s c h i c h t e des R h e i n l a n d e s 18 ( 1 9 6 9 ) S. 12-45. - Ders.: C „ S. In: T R E , Bd. 8, 1981, S. 154-156. - Dietrich M e y e r : C., S. In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 4 2 1 f.

Colloredo-Waldsee, H i e r o n y m u s (Josef F r a n z d e Paula) Graf v o n , F ü r s t e r z b i s c h o f von S a l z b u r g , * 3 1 . 5 . 1732 W i e n , t 2 0 . 5 . 1812 W i e n . D e r S o h n von R u d o l p h J o s e p h F ü r s t von C o l l o r e d o - W a l d s e e M e l s und j ü n g e r e B r u d e r des späteren R e i c h s v i z e k a n z l e r s F r a n z d e P a u l a G u n d a k e r von C o l l o r e d o - M a n n s f e l d w a r f ü r d i e geistliche L a u f b a h n b e s t i m m t . M i t 15 J a h r e n D o m h e r r in S a l z b u r g , w u r d e er 1751 D o m k a p i t u l a r in Passau, studierte a m C o l l e g i u m G e r m a n i c u m in R o m , erhielt e i n e Pfarrstelle in Staatz (Niederösterreich), d a n n d i e Propstei zu St. A n n a in A u g s b u r g ; 1761 w u r d e er P r o p s t von K r e m s i e r , 1762 Bischof von G u r k und e n d l i c h 1772 als K a n d i d a t d e s W i e n e r H o f s F ü r s t e r z b i s c h o f von Salzburg. E n d e 1800 flüchtete er vor den a n r ü c k e n d e n F r a n z o s e n ü b e r B r ü n n nach W i e n . M i t der Säkularisation e n d e t e 1803 s e i n e w e l t l i c h e H e r r s c h a f t . In seiner R e g i e r u n g s z e i t b e m ü h t e er sich u m e i n e g r ö ß e r e S e l b s t ä n d i g k e i t der kath. K i r c h e in D e u t s c h l a n d . I m I n n e r n f ö r d e r t e er im Geist eines a u f g e k l ä r t e n A b s o l u t i s m u s religiöse Toleranz, e f f i z i e n t e Verwaltung und V e r b e s s e r u n g e n d e s B i l d u n g s w e s e n s . C . - W . w a r d e r B r o t h e r r von L e o p o l d und W o l f g a n g A m a d e u s —» M o z a r t . LITERATUR: Josef Schöttl: K i r c h l i c h e R e f o r m e n d e s Salzb u r g e r E r z b i s c h o f s H . v. C . im Zeitalter der A u f k l ä r u n g . H i r s c h e n h a u s e n 1939. - J o h a n n C h r i s t o p h A l l m a y e r - B e c k : C . - W . , H. Graf v. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 3 2 7 f. - E r w i n

Comenius Gatz: C. In: LThK5, Bd. 2, 1994, Sp. 1258f. - Ders.: C„ H. Joseph F. de P. Graf. In: Gatz, Bischöfe (1785/1803-1945), 1983, S. 99-103. C o l l u m , Herbert, Musiker, Dirigent, Komponist, * 18.7.1914 Leipzig, t 29.4. 1982 Dresden. C. studierte 1930-34 Orgel bei Karl Straube und Günther -> Ramin, Klavier bei Carl Adolf Martienssen und Komposition bei Johann Nepomuk —> David am Konservatorium in Leipzig. 1932-35 vertrat er Ramin an der Thomaskirchenorgel in Leipzig und war seit 1935 Organist an der Kreuzkirche in Dresden, wo er die „Collum-Konzerte" und 1946 den „Collum-Kammerchor" gründete; seit 1945 übte er das Organistenamt auch an der Reformierten- und Annenkirche aus. 1949-61 unterrichtete C., der 1960 zum Prof. ernannt wurde, virtuoses und liturgisches Orgelspiel an der Kirchenmusikhochschule in Berlin-Spandau und seit 1964 Cembalo an der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber" in Dresden. Konzertreisen führten ihn in viele europäische Länder. C. komponierte vor allem geistliche Chor- und Orgelwerke. 1973 erhielt er den Kunstpreis der DDR, 1979 den Nationalpreis der DDR. LITERATUR: Detlef Gojowy: „Suche nach Identität". Kreuzorganist H. C. In: Matthias Herrmann (Hrsg.): Die Dresdner Kirchenmusik im 19. und 20. Jahrhundert. Laaber 1998, S. 353-366. - Dieter Härtwig/Jörg Jewanski: C., H. In: MGG 2 P, Bd. 4, 2000, Sp. 1397 f. - Gerhard Wienke: C„ H. In: NGroveD, Bd. 6, 2 2001, S. 127 f. C o l m a r , Joseph Ludwig, Bischof von Mainz, * 22.6. 1760 Straßburg, f 15. 12. 1818 Mainz. Der Sohn eines Sprachlehrers studierte am Priesterseminar in Straßburg und wurde dort 1779 zum Lizentiaten der Philosophie, 1783 auch der Theologie promoviert. Im selben Jahr empfing er die Priesterweihe, unterrichtete danach am Gymnasium der Stadt und war Kaplan an der Kirche St. Stephan. Während der Französischen Revolution verweigerte er den Eid auf die Zivilkonstitution und arbeitete 1791-97 als Seelsorger im Untergrund. Durch den Kardinalerzbischof von Toulouse auf die Charakterstärke und religiöse Willenskraft C.s aufmerksam gemacht, ernannte ihn Napoleon 1802 zum Bischof des neuerrichteten und vergrößerten Bistums Mainz. C. richtete 1804 das Mainzer Priesterseminar ein und setzte sich für den Erhalt der historischen Domkirchen von Mainz und Speyer ein. WERKE: Katechismus des Mainzer Bistums. Mainz 1806, 2 1840. - Lehr- und Gebetbuch zum Gebrauch für katholische Christen. Mainz 1815, 2 1818. - Gesammelte Predigten. 7 Bde., Regensburg 1836-47, 3 1897-84. LITERATUR: Ludwig Lenhart: C„ J. L. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 329 f. - Ders.: Bischof J. L. C. und seine Rolle in der tragischen Schicksalsgemeinschaft des Mainzer und Speyerer Doms zur Zeit Napoleons. In: Ludwig Stamer (Hrsg.): 900 Jahre Speyerer Dom. Speyer 1961, S. 224-239. - Georg May: Seelsorge an Mischehen in der Diözese Mainz unter Bischof L. C. Amsterdam 1974. - Anton Brück: C., J. L. In: Gatz, Bischöfe (1648-1803), 1990, S. 103-105. C o m a n d e r , Johannes, auch Komander, eigentl. Dorfmann, Reformator, * um 1482 Maienfeld (Schweiz), t zwischen 15. und 21.2. 1557 Chur. C. studierte nach dem Besuch der Klosterschule St. Gallen seit 1502 zusammen mit —> Zwingli in Basel und wurde 1505 zum Baccalaureus promoviert. 1512 wurde er Pfarrverweser und übernahm 1521 die Pfarrgemeinde Escholzmatt. 1523 vom Rat der Stadt Chur in reformatorischer Absieht zum Pfarrer der Martinskirche bestellt, verteidigte er im Religionsgespräch von Ilanz 1526 seine 18 Thesen zur Reformation, die Berchtold —> Haller und Franz —»Kolb später als Vorlage für die Schlußreden bei der Berner Disputation

von 1528 dienten. 1537 wurde C. Vorsitzender der auf seine Anregung hin gegründeten und vom Bundestag genehmigten Geistlichkeitssynode Graubündens. Er erarbeitete einen reformatorischen Katechismus sowie ein neues Glaubensbekenntnis für die Synode, gründete eine Lateinschule und schuf 1545 die Churer „Mahnordnung", d. h. ein Regularium für das Ehe- und Sittengericht. LITERATUR: Kurt Guggisberg: C„ J. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 331 f. - Wilhelm Jenny: J. C. 2 Bde., Zürich 1969/70. Fritz Büsser: K„ J. In: TRE, Bd. 19, 1990, S. 378-384. Martin H. Jung: C„ J. In: RGG4, Bd. 2, 1999, Sp. 425. C o m e n i u s , Johann Amos, eigentl. Jan Amos Komensky, tschechischer Theologe, Pädagoge, * 28.3.1592 Nivnice, t 15.11.1670 Amsterdam. C.' Eltern, Martin Komensky, Besitzer einer Mühle in Uhersky Brod, und seine Frau Anna, starben früh: Mit elf Jahren war er Vollwaise. Als hochbegabter Schüler 1608-11 in der Lateinschule der böhmischen Brüderunität in Prerov wurde er zum Theologiestudium ausersehen. Er studierte 1611-13 in Herborn und 1613/14 in Heidelberg. Dort beeindruckten ihn die Bemühungen des David —» Pareus um religiösen und politischen Frieden. 1614 wurde er Rektor in der Schule, wo er vier Jahre vorher noch Schüler gewesen war. 1618 heiratete er Magdalena Vizovská und übernahm Schul- und Predigeramt in Fulnek. Der Dreißigjährige Krieg erreichte 1621 mit Verfolgung und Zerstörung auch Fulnek. C.' Frau und zwei Kinder starben 1622 an der Pest. Trauer und Trost bestimmten seine ersten Schriften, darunter eines der größten Werke der tschechischen Literatur: Labyrínt svéta a ráj srdce (1623, Das Labyrinth der Welt und das Paradies des Herzen). Er schilderte den Wirrwarr und die Täuschungen der Welt sowie die Befreiung durch den Weg aus dem Labyrinth in die Sozialordnung der wahren Kirche Christi. Eine solche educatio beschäftigte ihn nun fortwährend philosophisch, pädagogisch und politisch, begründet in der Allweisheit der Friedensbotschaft der Bibel. Sein Leben wurde durch Verfolgung und Flucht unstet. Seit 1628 in Leszno (Lissa) in Polen, wurde er dort 1632 Senior der Brüderunität. Als Verfasser von Sprachlehrbüchern und pansophischen Reformschriften wurde er in Europa bekannt. 1641 verhandelte er in London mit leitenden Politikern, aber der Bürgerkrieg unterbrach seine Pläne. Er besuchte Descartes und wirkte 1642-48 als Reformator des schwedischen Schulwesens in Elbing, klagte aber schon damals darüber, daß man ihn nur als Didaktiker schätzte, nicht aber als Vordenker einer pansophischen Weltreform. Er begann sein Hauptwerk, die Universale Beratung über die Zurechtbringung aller menschlichen Dinge (De rerum Humanarum Emendatione Consultatio Catholicä). 1650-54 wirkte er in Sárospatak als Schulreformer und verfaßte sein berühmtes Schulbuch, den Orbis pictus, der Anschauung, Alltagsleben und Spracherwerb elementar verband. Nach dem Brand von Leszno 1656 fand er sein letztes Exil in Amsterdam. Dort erschien die erste Gesamtausgabe seiner didaktischen Schriften mit der Großen Didaktik als Hauptwerk. Seine Lebensbilanz faßte C. in der Schrift Unum necessarium (1668) zusammen. Seine fast vollendete Consultatio wurde erst 1935 in Abschrift in Halle wiedergefunden. Dieses siebenteilige Werk, mit der Lehre von der Allerziehung (Pampaedia) als Mittelpunkt, stellte die ComeniusForschung auf eine neue Basis. C. hat eine enzyklopädische Theologie der Weltverantwortung entworfen, die auch die Gefahren der Wissenschaft bei aller Bejahung technischen Fortschritts erkannte. Er wurde in Naarden bei Amsterdam begraben, bis heute lebendige Gedenkstätte an ihn und seinen Wahlspruch: „Alles fließe frei. Gewalt sei ferne den Dingen." WEITERE WERKE: Informatorium der Mutterschule (1628).

Heidelberg 1962. - Angelus Pacis (1667). Würzburg 1993.

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Commer LITERATUR: C.-Bibliographie. Deutschsprachige Titel 1870 bis 1999. Hrsg. v. Gerhard Michel. Sankt Augustin 2000. Jan Kvaczala: J. A. C. Berlin 1892. Neudr. Osnabrück 1989. - Milada Blekastad: C. Oslo/Prag 1969. - Jan Patocka: Die Philosophie der Erziehung des J. A. C. Paderborn 1971. - Klaus Schaller: C. Darmstadt 1973. - Hans Scheuerl/Henning Schröer: C„ J. A. In: TRE, Bd. 8, 1981, S. 162-169. - Veit-Jakobus Dietrich: J. A. C. Reinbek 1991. - Gerhard Michel/Jürgen Beer (Hrsg.): J. A. C. Klaus Goßmann/Christoph Scheilke (Hrsg.): J. A. C. 1592-1992. Gütersloh 1992. - J. A. C. Leben, Werk und Wirken. Autobiographische Texte und Notizen. Hrsg. v. Gerhard Michel und Jürgen Beer. Sankt Augustin 1992. - U w e Voigt: Das Geschichtsverständnis des J. A. C. in „Via Lucis" als kreative Syntheseleistung. Bern u. a. 1996. - Reinhard G o l z / Werner Korthaase/Erich Schäfer (Hrsg.): C. und unsere Zeit. Geschichtliches, Bedenkenswertes und Bibliographisches. Baltmannsweiler 1996. - Olivier Cauly: C. L'utopie du paradis. Paris 2000. - Veit-Jakobus Dieterich: J. A. C. Ein Mann der Sehnsucht 1592-1670. Theologische, pädagogische und politische Aspekte seines Lebens und Werkes. Stuttgart 2003. - Klaus Schaller: J. A. C. Ein pädagogisches Porträt. Weinheim u.a. 2004. - J. A. C. - Vordenker eines kreativen Friedens. Hrsg. v. Erwin Schädel. Frankfurt/Main u.a. 2005. Henning Schröer C o m m e r , Ernst (Ludwig Theodor), kath. Theologe, Philosoph, * 18.2. 1847 Berlin, t 2 4 . 4 . 1 9 2 8 Graz. Der Sohn Franz —> C.s studierte Rechtswissenschaft in Bonn, Berlin und Göttingen, wurde 1869 promoviert, verließ nach kurzer Zeit als Referendar den Staatsdienst und begann das Studium der Philosophie und Theologie, das ihn nach Tübingen, Würzburg, Breslau und Rom führte, w o er 1880 zum Dr. theol. promoviert wurde. Bereits seit 1877 lehrte er als Dozent der Philosophie in Liverpool, wechselte 1884 als Prof. der Allgemeinen Moral und Apologetik nach Münster, folgte 1888 einem Ruf nach Breslau und lehrte seit 1900 als Ordinarius für Dogmatik in Wien. C. gilt als Mitbegründer der deutschen Neuscholastik, deren Sprachrohr das von ihm 1886 gegründete „Jahrbuch für Philosophie und speculative Theologie" (seit 1914 „Divus Thomas") war. Er veröffentlichte u. a. Die philosophische Wissenschaft. Ein apologetischer Versuch (1882), System der Philosophie (4 Bde., 1883-86), Die immerwährende Philosophie. Eine Skizze (1899) und Hermann Schell und der fortschrittliche Katholizismus (1907, 2 1908). WEITERE WERKE: Die Katholizität nach dem hl. Augustinus. Eine augustinische Studie. Breslau 1873. - Logik. Paderborn 1897. - Die Kirche in ihrem Wesen und Leben dargestellt. Teil 1. Wien 1904. - Briefe an Hermann Schell von 1885-1899. Veröffentlicht von Carl Hennemann. Würzburg 1907. - Die jüngste Phase des Schellstreites. Wien 1909. Heinrich Schrörs „Gedanken über zeitgemäße Erziehung und Bildung der Geistlichen" im Lichte der kirchlichen Lehre und Gesetzgebung. Graz 1911. LITERATUR: Bibliographie in: Eduard Hegel: Geschichte der katholisch-theologischen Fakultät Münster 1773-1964. 2 Bde., Munster 1966-71, hier Bd. 2, S. 12-13. - Gisbert Greshake: Die Katholische Theologische Fakultät der Universität Wien 1884-1984. Berlin 1984, S. 157-173. - Michael Glossner und die Theologie seiner Zeit. Briefwechsel Michael Glossner - E. C. Ausstellungskatalog und Dokumentation. Hrsg. v. Matthias Buschkühl. Eichstätt 1992. C o m m e r , Franz (Aloys Theodor), Herausgeber, Musiker, Komponist, * 23. 1.1813 Köln, t 17.8. 1887 Berlin. C., Sohn eines Kunsttischlers, besuchte das Jesuitengymnasium in Köln und wurde mit fünfzehn Jahren Organist der Karmeliterkirche und Domkapellsänger. Seit 1832 studierte er am Institut für Kirchenmusik in Berlin, wurde dort bald

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Chorleiter an der St. Hedwigskirche, Repetitor an der kgl. Oper sowie Gesanglehrer an verschiedenen Schulen. Sein Verdienst liegt in der Edition und Herausgabe zahlreicher Werke des 16. bis 18. Jahrhunderts. 1844 gründete er den Berliner Tonkünstlerverein, 1868 mit Robert Eitner die Gesellschaft für Musikforschung. Als Komponist von Messen, Kantaten, Chorwerken sowie Bühenmusiken blieb er den musikalischen Konventionen seiner Zeit und Umgebung verhaftet. Für seine Verdienste um die Musikforschung wurde C. neben anderen Auszeichnungen 1845 zum ordentlichen Mitglied der Akademie der Künste, später zum Senatsmitglied der Akademie sowie zum Prof. ernannt. Er war der Vater von Ernst —»C. WEITERES WERK: 4 0 Geistliche Lieder mit Begleitung der Orgel. In Musik gesetzt für Kirche, Schule und Haus. Berlin 1863. LITERATUR: Karl Gustav Feilerer: C„ F. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 334. - Markus Rathey: C„ F. A. T. In: MGG 2 P, Bd. 4, 2000, Sp. 1437 f. - Christopher Fifield: C., F. In: NGroveD, Bd. 6, 2 2001, S. 172. C o n e r s , Gerhard Julius, evang. Theologe, * 17. 1 0 . 1 7 3 0 Repsholt (Ostfriesland), t 2 1 . 1 . 1797 Aurich (?). Der Sohn eines Predigers studierte in Halle Theologie, unternahm eine Studienreise nach London und trat 1763 eine Stelle als zweiter Prediger im ostfriesischen Esens an. 1770 wurde er Pastor und zugleich Kircheninspektor über das Esenser Amt mit dem Titel eines königlichpreußischen Konsistorialrats, 1792 erster geistlicher Konsistorialrat und Generalsuperintendent des Fürstentums Ostfriesland in Aurich. Als Verfechter eines aufgeklärten Christentums verfaßte C. u. a. eine Lehre von der moralischen Regierung Gottes [...] (1780) sowie einen Versuch einer christlichen Anthropologie (1781). WEITERE WERKE: Ueber die nöthige Auswahl der Wahrheiten, und die beste Lehrart zum gemeinnützigen Unterricht in der christlichen Religion. Berlin 1779. - Das seeligmachende Christenthum. Aurich 1793. C o n r a d Heinzelmann, auch Heinrichsmann, Hainzelmann, Heintzelmann, Baumeister, Büchsenmeister, * Ende 14. Jh. Dettwang bei Rothenburg/Tauber, t 2 5 . 3 . / 2 3 . 4 . 1454 Nürnberg. Vermutlich in Rothenburg/Tauber und Nördlingen ausgebildet und vor 1429 bei Hans Felder d. Ä. am Ulmer Münsterbau tätig, wurde C. 1429 an den Neubau von St. Georg in Nördlingen berufen. 1 4 3 8 / 3 9 arbeitete er als Parlier und Werkmeister am Langhaus, der Spörleinkapelle und dem Helm des Nordwest-Turmes von St. Jakob in Rothenburg/ Tauber. Von 1439 an leitete C. als verantwortlicher Baumeister den Neubau des Ostchores von St. Lorenz in Nürnberg, der nach seinem Tod von dem Dombaumeister Konrad —»Roritzer fortgeführt und 1477 von anderen Baumeistern vollendet wurde. 1445 wurde C., der in Ulm auch die Geschützgießerei erlernt hatte, in Nürnberg zum Büchsenmeister ernannt. LITERATUR: Albert Gümbel: Baumeister und Stückgießer Hans Felber v. Ulm. In: Repertorium für Kunstwissenschaft 34 (1911) S. 232-254. - Kurt Pilz: H., C. In: N D B , Bd. 8, 1969, S. 451 f. C o n r a d , Paul, evang. Theologe, * 1.4. 1865 Berlin, t 9 . 9 . 1927 Berlin. C. studierte in Berlin Theologie, wurde 1891 Inspektor des Berliner Domkandidatenstifts und war dann Pfarrer der Jacobikirche, später der Zionskirche und schließlich seit 1910 der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in der deutschen Hauptstadt. 1910 übernahm er dazu das Amt eines Konsistorialrats, wurde 1912 nebenamtliches Mitglied des Evangelischen Oberkirchenrats, 1925 dessen geistlicher Vizepräsident und wurde zugleich Oberdomprediger und Ephorus

Conze des D o m k a n d i d a t e n s t i f t s . C. v e r ö f f e n t l i c h t e z a h l r e i c h e A n d a c h t s b ü c h e r , E r b a u u n g s s c h r i f t e n und P r e d i g t s a m m l u n g e n (u. a. Fest und treu. Wehr und Waffe für die konfirmierte Jugend, 1905). WEITERE WERKE: D a s K ö n i g l i c h e D o m k a n d i d a t e n s t i f t 1854-1904. Berlin 1 9 0 4 , 2 1 9 0 7 . - D i e R e f o r m a t i o n u n d d a s d e u t s c h e Volk. Berlin 1918. - N i c h t m ü d e w e r d e n ! Berlin 1927. LITERATUR: G ü n t e r D e h n : D i e alte Zeit, die vorigen J a h r e . M ü n c h e n 1962, S. 133-136. - B e r n d A n d r e s e n : C „ P. In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 4 5 0 . C o n r a d , Peter, kath. T h e o l o g e , Historiker, * 2 1 . 9 . 1 7 4 5 B e r n k a s t e l , t 1 7 . 8 . 1816 Trier. Z u n ä c h s t 1773-84 in Trier und K o b l e n z p ä d a g o g i s c h tätig, w a r C. 1784-98 S e m i n a r r e g e n s und Prof. f ü r P a s t o r a l t h e o l o g i e in Trier, seit 1803 Pfarrer. Als T h e o l o g e w a r er f ü r d i e I d e e n der A u f k l ä r u n g a u f g e s c h l o s s e n . C. v e r ö f f e n t l i c h t e einen Leitfaden der deutschen Vorlesungen über die PastoralTheologie zu Trier (1789). S e i n e Trierische Geschichte bis zum Jahr 1784 w u r d e a u s d e m N a c h l a ß h e r a u s g e g e b e n . LITERATUR: E r n s t S c h n e c k : D i e e c h t e Praxis b e i b r i n g e n . P. C. ( 1745-1816) und d i e E n t s t e h u n g der P a s t o r a l - T h e o l o g i e an d e r alten Trierer Universität. Trier 1991. - Ders.: C., P. In: L T h K \ B d . 2, 1994, Sp. 1300.

Conradi,

Kasimir, e v a n g . T h e o l o g e , * 1 9 . 9 . 1 7 8 4 W o n s h e i m ( R h e i n h e s s e n ) , t 2 1 . 8 . 1849 D e x h e i m ( R h e i n h e s s e n ) . N a c h d e m B e s u c h der G e l e h r t e n s c h u l e in K r e u z n a c h studierte C. in H e i d e l b e r g und W ü r z b u r g T h e o l o g i e , k e h r t e als P f a r r e r in seine e n g e r e H e i m a t z u r ü c k und betreute dort d i e P f a r r g e m e i n d e n W a l d b ö c k e l h e i m und F r e i l a u b e r s h e i m . Z e i t w e i l i g war er D e k a n von O p p e n h e i m und b e m ü h t e sich b e s o n d e r s um die h e s s i s c h e K i r c h e n u n i o n . B e e i n f l u ß t von der idealistischen P h i l o s o p h i e , v e r f a ß t e C. in seiner L a n d e s k i r c h e w i r k u n g s r e i c h e S c h r i f t e n w i e Selbstbewußtsein und Offenbarung (1831) und Kritik der christlichen Dogmen (1841). WEITERE WERKE: U n s t e r b l i c h k e i t und e w i g e s L e b e n . M a i n z 1837. - C h r i s t u s in der G e g e n w a r t , Vergangenheit u n d Z u k u n f t , drei A b h a n d l u n g e n . M a i n z 1839. LITERATUR: Alberti: C „ C. In: A D B , B d . 4, 1876, S. 4 4 1 .

Conradi, L u d w i g R i c h a r d , A d v e n t i s t , * 2 0 . 3 . 1856 Karlsruhe, t 1 6 . 9 . 1939 H a m b u r g . D e r katholisch g e t a u f t e C. e m i g r i e r t e n a c h einer B i e r b r a u e r lehre in d i e U S A , w o er e r s t m a l s mit A d v e n t i s t e n in K o n t a k t k a m . Er n a h m 1878 deren G l a u b e n an und b e s u c h t e e i n e von A d v e n t i s t e n d e s Siebten T a g e s geleitete H o c h s c h u l e in B a t t i e C r e e k ( M i c h i g a n ) . A l s M i s s i o n a r 1886 n a c h E u r o p a z u r ü c k g e k e h r t , leitete er n a c h Tätigkeiten in d e r S c h w e i z und d e n s k a n d i n a v i s c h e n L ä n d e r n seit 1899 d i e e u r o p ä i s c h e D i v i sion der A d v e n t i s t e n und w u r d e Schriftleiter der Z e i t s c h r i f t „ H e r o l d der W a h r h e i t " . W ä h r e n d d e s Ersten Weltkriegs lebte C. in L o n d o n , w o er sich m i t d e r G e s c h i c h t e der A d v e n t i sten b e s c h ä f t i g t e . Er e n t d e c k t e d a b e i U n s t i m m i g k e i t e n in d e n Texten d e r G r ü n d e r der G e m e i n s c h a f t , w a s ihn d e r e n A u t o rität a n z w e i f e l n ließ. A u f g r u n d seiner o f f e n e n Kritik 1931 z w a n g s p e n s i o n i e r t , b r a c h C. e n d g ü l t i g mit den A d v e n t i s t e n und w e c h s e l t e zu d e n S i e b e n t e n - T a g s - B a p t i s t e n . Er v e r ö f fentlichte u. a. Das Geheimnis enthüllt oder Die sieben Siegel gebrochen (1912), Weissagung und Weltgeschichte oder Staatsmann und Prophet ( 1 9 1 9 ) und Das goldene Zeitalter (1923). Seit 1933 g a b er die M o n a t s s c h r i f t „Wahrheit, Licht, L e b e n " ( H a m b u r g ) heraus. LITERATUR: L. R. C. M i s s i o n a r , E v a n g e l i s t und O r g a n i s a t o r der S i e b e n t e n - T a g s - A d v e n t i s t e n in E u r o p a . H r s g . v. Daniel Herz. F r a n k f u r t / M a i n u . a . 1986, 3 1 9 9 8 .

Conradi, M i c h a e l , e v a n g . T h e o l o g e , * 15. 12. 1730 L a u b a n , t 1 2 . 1 . 1801 K a m e n z ( ? ) . D e r S o h n eines T u c h m a c h e r s und B e g r ä b n i s g l ö c k n e r s studierte in Leipzig, Schloß als M a g i s t e r ab und w u r d e H i l f s p r e diger, 1766 W e n d i s c h e r P f a r r e r in K a m e n z . N e b e n G e l e g e n heitsgedichten und r e g i o n a l g e s c h i c h t l i c h e n A u f s ä t z e n verö f f e n t l i c h t e C. m e h r e r e k e n n t n i s r e i c h e n u m i s m a t i s c h e A b h a n d l u n g e n w i e e t w a Lebens- und Regierungs-Geschichte Friedrich Augusts des Ersten [...] nach Medaillen und Münzen den Jahren nach beschrieben [...] (1797). Contius, Christian G o t t h o l d , e v a n g . T h e o l o g e , S c h r i f t steller, * 1 9 . 1 1 . 1 7 5 0 H a u s w a l d e bei B i s c h o f s w e r d a , t 8. 11. 1816 D o m m i t z s c h bei T o r g a u / E l b e . D e r S o h n einer P a s t o r e n f a m i l i e studierte 1764-72 in H a l l e u n d L e i p z i g T h e o l o g i e . A n s c h l i e ß e n d w u r d e er P r e d i g e r in D o l l ä n c h e n (Niederlausitz), 1798 D i a k o n und 1799 A r c h i d i a k o n in H o y e r s w e r d a , 1806 H a u p t p a s t o r in D o m m i t z s c h . Von seinen A m t s k o l l e g e n z u m Teil h e f t i g a n g e f e i n d e t , m a c h t e sich C. einen N a m e n als U n t e r h a l t u n g s s c h r i f t s t e l ler und f r e i e r M i t a r b e i t e r v e r s c h i e d e n e r , meist k u r z l e b i g e r Z e i t s c h r i f t e n . Zu seinen W e r k e n zählen e i n e G e d i c h t s a m m lung, einige patriotische Kriegslieder, E r z ä h l u n g e n , R o m a n e u n d Satiren; d i e F a r c e Wieland und seine Abonnenten. Ein musikalisches Drama erschien 1775. LITERATUR: K e l c h n e r : C., Ch. G . In: A D B , Bd. 4, 1876, S. 4 5 5 . Contzen,

A d a m , Jesuit, T h e o l o g e , N a t i o n a l ö k o n o m , * 17.4. 1571 M o n s c h a u / E i t e l , ΐ 19.6. 1635 M ü n c h e n . D a s S t u d i u m d e r T h e o l o g i e absolvierte C . in Köln, seit 1591 in Trier, w o er 1595 in d i e G e s e l l s c h a f t Jesu eintrat. 1606 w u r d e er P r o f . d e r P h i l o s o p h i e in W ü r z b u r g , 1609 Prof. der E x e g e s e in M a i n z . In seiner E i g e n s c h a f t als K a n z l e r w a r er 1 6 2 2 / 2 3 an der G r ü n d u n g d e r A k a d e m i e in M o l s h e i m beteiligt und w u r d e a n s c h l i e ß e n d als B e i c h t v a t e r von K u r f ü r s t - » M a x i m i l i a n von B a y e r n n a c h M ü n c h e n g e b e t e n , dessen militante Politik im D r e i ß i g j ä h r i g e n Krieg er unterstützte. C. v e r ö f f e n t l i c h t e v o r w i e g e n d K o n t r o v e r s s c h r i f t e n , d i e den R e l i g i o n s f r i e d e n in D e u t s c h l a n d b e t r a f e n und vor der Vere i n i g u n g der L u t h e r a n e r und Calvinisten als g r o ß e r G e f a h r f ü r d e n K a t h o l i z i s m u s w a r n t e n . In s e i n e m W e r k Politicorum libri decern, in quibus de perfectae reipublicae forma, virtutibus [...] tractatur ( 1 6 2 0 ) b e h a n d e l t e er mit absolutistischer T e n d e n z alle d a m a l s w i c h t i g e n politischen F r a g e n der allg e m e i n e n Staatslehre. C. v e r f a ß t e f e r n e r politische R o m a n e und e x e g e t i s c h e S c h r i f t e n . WEITERE WERKE: D e u n i o n e et s y n o d o E v a n g e l i c o r u m . M a n n h e i m 1615. - D e p a c e G e r m a n i a e . M a n n h e i m 1616, '1685. LITERATUR: H e r m a n n T ü c h l e : C „ A . In: N D B , B d . 3, 1957, S. 346. - R o b e r t Bireley: M a x i m i l i a n von B a y ern, A . C. S . J . und die G e g e n r e f o r m a t i o n in D e u t s c h l a n d 1624-1635. G ö t t i n g e n 1975. - Ders.: C „ A . In: L T h K \ Bd. 2, 1994, Sp. 1307 f. C o n z e , Friedrich, B e a m t e r , * 24. 1 2 . 1 8 6 4 H a l l e / S a a l e , t 1939. N a c h d e m P h i l o s o p h i e - und J u r a s t u d i u m in B o n n , Leipzig u n d Berlin schlug C. die V e r w a l t u n g s l a u f b a h n ein und w u r d e n a c h T ä t i g k e i t e n in Insterburg, P o s e n und D a n z i g 1900-08 L a n d r a t in M o g i l n o . A n s c h l i e ß e n d w i r k t e er bis 1918 als G e h e i m e r R e g i e r u n g s - und d a n n O b e r r e g i e r u n g s r a t im p r e u ß . M i n i s t e r i u m d e s I n n e r n , 1918-30 als Ministerialdirektor im preuß. W o h l f a h r t s m i n i s t e r i u m , w o er d i e A b t e i l u n g f ü r W o h n u n g s - und städtisches S i e d l u n g s w e s e n leitete. N a c h seiner P e n s i o n i e r u n g w u r d e C . z u m P r ä s i d e n t e n d e s E v a n gelischen B u n d e s g e w ä h l t und 1931 mit d e m t h e o l o g i s c h e n E h r e n d o k t o r der U n i v . H a l l e a u s g e z e i c h n e t . 1933 setzte sich

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Conzelmann der Evangelische Bund unter C. für die offizielle Reichskirchenpolitik der Nationalsozialisten ein, doch trat er bereits 1934 von seinem Amt zurück. LITERATUR: Walter Fleischmann-Bisten: Der Evangelische Bund in der Weimarer Republik und im sog. Dritten Reich. F r a n k f u r t / M a i n u . a . 1989, S. 65-67 u . ö .

Conzelmann, Hans, evang. Theologe, * 27. 10. 1915 Tailfingen (heute zu Albstadt), t 2 0 . 6 . 1 9 8 9 Göttingen. C. studierte evang. Theologie in Tübingen und Marburg, u . a . bei Hans von - > S o d e n und Rudolf —>Bultmann, unter deren Einfluß er sich der Bekennenden Kirche zuwandte. Nach schwerer Verwundung im Krieg zunächst Gymnasiallehrer für evang. Religionslehre, wurde C. 1952 an der Univ. Tübingen zum Dr. theol. promoviert (Die geographischen Vorstellungen im Lukasevangelium) und habilitierte sich kurze Zeit später an der Univ. Heidelberg für Neues Testament (Die Mitte der Zeit. Studien zur Theologie des Lukas, 1954, 7 1993). 1954 an der Univ. Zürich zum a . o . , 1956 zum o. Prof. ernannt, folgte er 1960 einem Ruf auf den neutestamentlichen Lehrstuhl in Göttingen. C. erbrachte den Beweis der eigenständigen Theologie der einzelnen Evangelisten und trat mit Werken zur Bedeutung der Theologie des Paulus und seiner Schüler für das Verständnis des frühen Christentums hervor. Er schrieb u. a. Die Apostelgeschichte (1963, 2 1972), Grundriß der Theologie des Neuen Testaments (1967; 6 1997, bearb. von Andreas Lindemann), Geschichte des Urchristentums (1969, 'M989), Der I. Brief an die Korinther (1969, 2 1981), Theologie als Schriftauslegung. Gesammelte Aufsätze (1974), Arbeitsbuch zum Neuen Testament (1975, " 1 9 9 5 , mit A. Lindemann) und Heiden Juden - Christen. Auseinandersetzungen in der Literatur der hellenistisch-römischen Zeit (1981). Seit 1966 war er ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. LITERATUR: Georg Strecker (Hrsg.): Jesus Christus in Historie und Theologie. Festschrift H. C. Tübingen 1975 (Bibliogr.). - Andreas Lindemann: C., H. In: L T h K \ Bd. 2, 1994, Sp. 1308. - Eckhard Plümacher: C „ H. In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 4 5 6 f. - Andreas Lindemann: C „ H. In: B B K L , Bd. 23, 2004, Sp. 239-243. Copernicus,

Nicolaus, eigentl. N. (Niklas) Koppernick (Koppernig), Domherr zu Frauenburg (Ermland), humanistischer Arzt, Astronom, Begründer des heliozentrischen Weltbildes, * 1 9 . 2 . 1 4 7 3 T h o r n (heute Torún), t 2 4 . 5 . 1543 Frauenburg (heute Frombork). Mütterlicher- und väterlicherseits aus deutschstämmigen Familien stammend, die spätestens seit der Mitte des 14. bzw. 15. Jh. in Thorn ansässig waren, war C., der deutsch sprach und des Polnischen nicht mächtig war, Zeit seines Lebens Untertan des polnischen Königs. Nach d e m frühen Tod des Vaters (1483), der in die sehr angesehene Patrizierfamilie Watzenrode eingeheiratet hatte, nahm sich der hochgebildete Bruder der Mutter, Lukas Watzenrode, seit 1489 Bischof von Ermland, der Erziehung C . ' und seines Bruders Andreas an. Sie besuchten wohl die Lateinschule in Kulm (C. war später „clericus" der Diözese Kulm) und wurden beide im Herbst 1491 an der Artistenfakultät der Univ. Krakau immatrikuliert, w o C. sich hauptsächlich den mathematischen Fächern widmete, für die Krakau damals Hochburg war. Wie lange er dort studierte, ist unbekannt; sein M a gisterexamen legte er jedenfalls erst in Bologna ab, wo er E n d e 1496 in der Juristischen Fakultät immatrikuliert wurde, finanziell abgesichert durch das Kanonikat in Frauenburg. In Bologna widmete er sich auch astronomischen Studien und beobachtete am 9 . 3 . 1497 eine Bedeckung des Aldebaran durch den Mond, woraus sich dessen Durchmesser bestimmen läßt, der nach der Theorie des Ptolemaios in den Vierteln viermal so groß hätte sein müssen wie bei Voll- und

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N e u m o n d - C. scheint also schon damals dieser Theorie kritisch gegenübergestanden zu haben. 1500 weilte er in Rom, wo er Beobachtungen anstellte und Vorlesungen gehalten haben soll. Eine weitere Studienverlängerung wurde ihm dann im Juli 1501 vom Domkapitel unter der Bedingung gewährt, daß er Medizin studiere, um später Domkapitel und Bischof als medizinischer Berater zur Verfügung zu stehen. Er war auch Leibarzt der B i s c h ö f e und ein vielgefragter praktischer Arzt, der sogar an den Hof von Krakau gerufen wurde und als solcher den Zeitgenossen bekannt war, während seine astronomischen Interessen ihn der europäischen Gelehrtenwelt bekannt machten. Sein Studium an der venezianischen Univ. und Medizinhochburg Padua blieb jedoch ohne Abschluß; promoviert wurde er am 3 1 . 5 . 1503 in Ferrara zum Doktor des Kirchenrechts. E n d e 1503 wurde C. persönlicher Sekretär und Leibarzt seines Onkels auf der Bischofsburg in Heilsberg und hat als solcher an den Preußischen Landtagen teilgenommen; erst im Jahre 1511 verlegte er seinen Wohnsitz nach Frauenburg und trat die Domherrenstelle tatsächlich an. Er wurde im November sogleich z u m Kanzler des Kapitels ernannt und bekleidete 1516-21 über vier Amtsperioden mit einjähriger Unterbrechung das A m t des Administrators, wozu er auf der Feste Allenstein residierte, zuletzt als Festungskommandant gegen die das flache Land verwüstenden Ordensheere (sogenannter Reiter- oder Pfaffenkrieg); anschließend war er Kommissar für das Ermland bei den Friedensverhandlungen und hatte sich als Administrator über die gewöhnlichen Amtsaufgaben hinaus um die Wiederbesiedlung der zerstörten und verlassenen Dörfer und H ö f e zu k ü m m e r n . Während der Vakanz des Bischofsstuhls fast über das gesamte Jahr 1523 war er Generaladministrator des Bistums und somit interimistischer Bischofsvertreter; 1537 stand C. selbst als einer von vier Kandidaten auf der Liste für die Bischofswahl. Als Administrator des Domkapitels war C. gleichzeitig Beauftragter des Bistums f ü r die anstehende preuß. M ü n z r e f o r m , wozu er zwischen 1517 und 1526 drei Denkschriften verfaßte, in denen er die Ideen von Sir T h o m a s Gresham vorwegnahm. Seit 1533 war C . ' Ruf als Astronom bis in die höchsten kirchlichen Kreise in R o m gedrungen, so daß Papst Klemens VII. sich das neue Weltbild von seinem Sekretär vortragen ließ. Schon Mitte 1515 war C. durch die Aufforderung des auf d e m 5. Lateran-Konzil mit der Leitung der Kommission für die Kalenderreform beauftragten Bischofs von Fossombrone, Paul von Middelburg, sich hierzu zu äußern, zu der exakten Bestimmung des Herbstäquinoktiums 1515 angeregt worden, die noch in die erste Fassung seines großen astronomischen Werks De revolutionibus (Die Umwälzungen, nämlich der ätherischen Himmelssphären, nicht der „Weltkörper", d. h. Gestirne) einging, die in der Vorrede zu De revolutionibus von 1542 auf 1515 datiert wird. Seit C. nach Frauenburg g e k o m m e n war, hatte er an diesem seinem opus maius immer wieder gearbeitet; zum Druck entschließen konnte er sich erst, nachdem der j u n g e Mathematiker Georg Joachim Rheticus aus Wittenberg nach Frauenburg geschickt worden war, um die neue astronomische Theorie kennenzulernen. Beide unterzogen das Werk gemeinsam einer Schlußredaktion, und Rheticus besorgte dann auch den Druck 1543 in Nürnberg (das Erscheinen selbst erlebte C. nicht mehr), hatte jedoch zuvor in einer 1540 in Danzig als offener Brief erschienenen Abhandlung zusammenfassend über die heliostatische Theorie und ihren Autor berichtet. Diese Narratio prima wurde bereits im folgenden Jahr neu aufgelegt und ist insgesamt schon im 16. Jh. sehr viel häufiger gedruckt - und gelesen - worden als das mathematisch exakte, aber auch schwerfälligere Werk des C. selbst, weshalb sie aber auch mehr zur Kenntnis der darin enthaltenen heliostatischen Theorie beitrug.

Cordes C. sah d a s neue, reale Weltbild z w a r als h a r m o n i s c h e r d e n n j e d e s g e o z e n t r i s c h e an, und auch die g r ö ß e r e m a t h e m a t i s c h k i n e m a t i s c h e Ö k o n o m i e begeisterte d i e G e l e h r t e n . D o c h es w u r d e n rasch A r g u m e n t e g e g e n die Heliozentrik vorgebracht ( S o n d e r s t e l l u n g d e s M o n d e s , u n e n d l i c h e E n t f e r n u n g der F i x s t e r n e , N i c h t w a h r n e h m u n g der E r d b e w e g u n g e n , Wid e r s p r ü c h e zu A u s s a g e n in d e r Bibel), die erst in d e n f o l genden anderthalb Jahrhunderten durch eine neue Astronom i e ( J o h a n n e s K e p l e r ) und P h y s i k (Isaac N e w t o n ) s o w i e E n t d e c k u n g e n a m H i m m e l (Galileo Galilei u . a . ) e n t k r ä f t e t w e r d e n k o n n t e n . A l l e r d i n g s hat d e r W i d e r s t a n d der kath. Kirche seit B e g i n n d e s 17. Jh. ( G a l i l e i - P r o z e ß ) die A n e r k e n n u n g dieses Weltbildes in kath. L ä n d e r n l a n g e verhindert und verzögert; erst 1835 w u r d e d a s Werk d e s C. offiziell v o m Index g e n o m m e n . C. verstand sich als ü b e r z e u g t e r R e n a i s s a n c e - H u m a n i s t als R e s t a u r a t o r der alten, n ä m l i c h v o r p t o l e m ä i s c h e n A s t r o n o mie, w o d u r c h alle Fehler der U b e r l i e f e r u n g a u s g e m e r z t w ü r d e n - er t r a n s f o r m i e r t e praktisch die p t o l e m ä i s c h e F o r m unter B e i b e h a l t u n g ihrer p h y s i k k o n f o r m e n m a t h e m a t i s c h e n E l e m e n t e in e i n e d e n älteren p h y s i k a l i s c h e n P r i n z i p i e n w i e der g e n ü g e n d e , somit als real g e l t e n d e F o r m und vollend e t e so im e i g e n e n S e l b s t v e r s t ä n d n i s die antike A s t r o n o m i e . D o c h w u r d e er d a m i t gleichzeitig z u m E r n e u e r e r d e s Weltbildes, f ü r d a s d a n n in der F o l g e z e i t erst die w i s s e n s c h a f t l i chen G r u n d l a g e n g e s c h a f f e n w e r d e n m u ß t e n . WEITERE WERKE: D e r e v o l u t i o n i b u s o r b i u m c o e l e s t i u m , Libri V I . N ü r n b e r g 1543 ( F a k s . - N a c h d r . Paris 1927, L e i p z i g / N e w York 1965, B r ü s s e l 1966, B u d a p e s t 1973); Basel 1566 (Prag 1971), A m s t e r d a m 1617 (Turin 1943); T h o r n / B e r l i n 1873. - N . C o p e r n i c i opera o m n i a / C o m p l e t e Works. [Jeweils] B d . 1 ff., W a r s c h a u / K r a k a u ( P o l n i s c h e A k a d e m i e der Wissenschaften) 1973ff./Warschau/London 1 9 7 2 f f . - N . C. G e s a m t a u s g a b e . Bd. I f f . , [ H i l d e s h e i m ] Berlin 1974 ff. Übersetzungen: N . K. Erster E n t w u r f seines W e l t s y s t e m s . L a t e i n i s c h - D e u t s c h . H r s g . v. Fritz R o s s m a n n . M ü n c h e n 1948 ( N a c h d r . D a r m s t a d t 1966). - N . C . D a s n e u e Weltbild. Drei Texte: C o m m e n t a r i o l u s , Brief g e g e n Werner, D e revolutionibus I. L a t e i n i s c h - D e u t s c h . H r s g . v. H a n s G ü n t e r Zekl. H a m burg 1990. LITERATUR: Bibliographien/Regesten: Henryk Baranowski: Bibliografia K o p e r n i k o w s k a 1 5 0 9 - 1 9 5 5 [II, 1956-1971]. Warschau 1958-73. - M a r i a n B i s k u p : R e g e s t a C o p e r n i c a n a ( C a l e n d a r of C . ' Papers). W r o c l a w u . a . 1973. - O w e n G i n gerich: An a n n o t a t e d c e n s u s of C . ' , D e r e v o l u t i o n i b u s ' ( N u r e m b e r g , 1543, a n d Basel, 1566). L e i d e n 2 0 0 2 . Weitere Titel: E r n s t Z i n n e r : E n t s t e h u n g und A u s b r e i t u n g der c o p p e r n i c a n i s c h e n Lehre. E r l a n g e n 1943. M ü n c h e n 2 1 9 8 8 (Bibliogr.). - Studia C o p e r n i c a n a . B d . 1 ff., W r o c l a w 1970 ff. Felix S c h m e i d l e r : N . K . Stuttgart 1970. - H a n s B l u m e n berg: D i e G e n e s i s d e r k o p e r n i k a n i s c h e n Welt. F r a n k f u r t / M a i n 1975. - N o e l M . S w e r d l o w / O t t o E. N e u g e b a u e r : M a thematical A s t r o n o m y in C . ' „ D e r e v o l u t i o n i b u s " . 2 T i e . , Berlin u . a . 1984 ( K o m m . D e r e v o l u t i o n i b u s ) . - Fritz K r a f f t : N. C . A s t r o n o m i e und Weltbild an der W e n d e zur N e u zeit. In: A b h a n d l u n g e n der A k a d e m i e der W i s s e n s c h a f t e n G ö t t i n g e n , P h i l o s o p h i s c h - h i s t o r i s c h e Klasse, 3. F o l g e 179 ( 1 9 8 9 ) S. 2 8 2 - 3 3 5 . - Jürgen H a m e l : N . C „ L e b e n , W e r k und W i r k u n g . D a r m s t a d t 1994. - G u d r u n W o l f s c h m i d t (Hrsg.); N. C., R e v o l u t i o n ä r w i d e r Willen. Stuttgart 1994. Fritz

Coppenstein,

Krafft

Johannes Andreas, Dominikaner, Theologe,

t 1638. U r s p r ü n g l i c h Jesuit, trat C . zu d e n D o m i n i k a n e r n ü b e r und erscheint 1612 als praedicator generalis in K o b l e n z mit d e m R u f eines b e d e u t e n d e n T h e o l o g e n und Predigers. Er stand m i t d e n E r z b i s c h ö f e n von Trier, L o t h a r Friedrich von —> M e t t e r n i c h , und M a i n z , J o h a n n —> S c h w e i k a r d von K r o n berg, in B e z i e h u n g und erhielt n a c h der E i n n a h m e d e r R h e i n -

p f a l z d u r c h M a x i m i l i a n von B a y e r n die Pfarrei St. P e t e r in H e i d e l b e r g , w o er d e n kath. G l a u b e n e r n e u e r n sollte, w a s er energisch und e r f o l g r e i c h u n t e r n a h m . 1629 erschien Christus defensus contra theomachiae antichristianismos LutheroCalvinianos. WEITERE WERKE: N o v i s s i m o r u m m e m o r i a l e C o p p e n s t e i n i u m ex c o n c e p t i b u s B e s s e a n i s enucleatis c o n c i n n a t u m . M a n n h e i m 1615. - Sieben ärgere c a l v i n i s c h e Geister. Gez o g e n a u s d e m n e u p o l i r t e n calvinischen G l a u b e n s s p i e g e l . M a i n z 1623. - U n c a l v i n i s c h - H e i d e l b e r g i s c h e r K a t e c h i s m u s . H e i d e l b e r g 1624. LITERATUR: U . Weiß: C „ J. A . In: A D B , B d . 4, 1876, S. 4 7 1 . C o p p e r , R e i n e r , r e f o r m i e r t e r P f a r r e r , g e t a u f t 15.9. 1643 M o e r s , t 1 8 . 1 2 . 1693 E m d e n . C., S o h n eines Soldaten, w a r A n h ä n g e r d e r kirchlichen Ern e u e r u n g s b e w e g u n g J e a n d e L a b a d i e s . Er studierte in Duisburg, b e k a m 1670 d i e Pfarrei in Isselburg, w u r d e a b e r 1673 w e g e n seiner kritischen Ä u ß e r u n g e n g e g e n ü b e r d e n besteh e n d e n kirchlichen Verhältnissen entlassen und 1674 von der Äbtissin des Stifts H e r f o r d z u m H o f p r e d i g e r u n d B e treuer der v e r b l i e b e n e n A n h ä n g e r der G e m e i n d e L a b a d i e s b e r u f e n . Seit 1677 P f a r r e r in M ü l h e i m / R u h r , seit 1680 in D u i s b u r g , w u r d e er auch dort w e g e n seiner A u s ü b u n g strenger K i r c h e n z u c h t und d a r a u s f o l g e n d e r h e f t i g e r A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n entlassen. E b e n s o e r g i n g es i h m in K r e f e l d , w e s h a l b er schließlich mit 2 0 bis 3 0 A n h ä n g e r n n a c h W i e u wert zog und dort e i n e G e m e i n d e g r ü n d e t e , die sich 1692 auflöste. LITERATUR: Walter H o l l w e g : C „ R. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 355.

Cordatus,

K o n r a d , eigentl. K. Hertz, luth. T h e o l o g e , * 1480 o d e r 1483 L e o m b a c h bei Wels, t 2 5 . 3 . 1546 bei Spandau. C., S o h n e i n e s G r o ß b a u e r n , e r s c h e i n t 1502 als in W i e n immatrikuliert. 1504 reiste er n a c h R o m und w u r d e 1508 in Ferrara z u m Lic. theol. p r o m o v i e r t . Z w e i J a h r e später w a r er P r e d i g e r in O f e n , w o er w e g e n r e f o r m a t o r i s c h e r Ä u ß e r u n g e n inhaftiert w u r d e . I m Juni 1524 k a m er e r s t m a l s n a c h Wittenberg. N a c h U n g a r n z u r ü c k g e k e h r t , predigte er in K r e m n i t z und w a r in G r a n m o n a t e l a n g in H a f t . 1527 w i r k t e er v o r ü b e r g e h e n d an der L i e g n i t z e r A k a d e m i e . 1529 w u r d e C. P r e d i g e r in Z w i c k a u , 1532 P f a r r e r in N i e m e g k und schließlich 1540 S u p e r i n t e n d e n t von Stendal. L ä n g e r e Zeit w a r er M i t g l i e d der T i s c h r u n d e —» Luthers, w o b e i er mit —» M e l a n c h t h o n in A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n geriet. E r u n t e r n a h m e s als erster, T i s c h r e d e n L u t h e r s n a c h z u s c h r e i b e n und zu s a m m e l n . C. starb auf einer R e i s e n a c h F r a n k f u r t / O d e r . WERKE; U r s a c h , w a r u m U n g e r n verstöret ist und ytzt Osterreich bekrieget wird. Z w i c k a u 1529. LITERATUR: V D 16, C 5 0 5 6 . - E r n s t Kähler: C „ K. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 3 5 6 f. - M i c h a e l B e c h t : C „ K. In: L T h K 3 , B d . 2, 1994, Sp. 1309 f. - H e i n z S c h e i b l e : C „ C. In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 4 5 9 . C o r d e s , J o h a n n Heinrich Karl, M i s s i o n a r , * 2 1 . 3 . 1813 B e t z e n d o r f bei L ü n e b u r g , t 9 . 3 . 1892 L ö ß n i t z bei D r e s d e n . D e r g e l e r n t e B u c h h ä n d l e r f a n d nach einer Tätigkeit in Freiberg A n s t e l l u n g bei e i n e m christlichen B u c h h ä n d l e r in S t r a ß b u r g und trat 1837 in das M i s s i o n s s e m i n a r in Basel ein. A u f s e i n e O r d i n a t i o n in G r e i z f o l g t e a m 2 . 3 . 1840 seine Vers e t z u n g in d i e d ä n i s c h e K o l o n i e T r a n k e b a a r in S ü d o s t i n d i e n . Hier w i r k t e C. als luth. M i s s i o n a r und w u r d e 1843 provisorischer N a c h f o l g e r d e s Verwalters H a n s K n u d s e n . N a c h d e m Verkauf der K o l o n i e an E n g l a n d w u r d e d i e M i s s i o n offiziell d e m D r e s d n e r M i s s i o n s v e r e i n ü b e r g e b e n und C. z u m Senior der L e i p z i g e r M i s s i o n a r e e r n a n n t . 1857 reiste er in d i e H e i m a t , u m d a s P r o b l e m d e s Kastenstreits zu klären. 1868

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Cordier begleitete C. kehrte 1870 Vizedirektor LITERATUR: S. 521-525.

den Missionsdirektor auf einer Visitationsreise, endgültig aus Indien zurück und war 1872-87 der Leipziger Mission. Hardeland: C., J. H. K. In: ADB, Bd. 47, 1903,

C o r d i e r , Honorius, Taufname: Johann Ignatius C., Franziskaner, Theologe, * 21.4. 1707 Koblenz, t 29. 11. 1778 Brühl. Der Metzgerssohn trat 1725 als Novize in das FranziskanerRekollektenkloster in Brühl ein, empfing 1730 die Priesterweihe und wurde Lektor der Philosophie in Heidelberg, später der Theologie in anderen Konventen. Nachdem er mehrere Klöster als Guardian geleitet hatte, wurde er 1754 Provinzial der kölnischen Franziskaner-Provinz und leitete 1761-67 die deutsch-belgische Nation seines Ordens. C. veröffentlichte zahlreiche Werke über Johannes Duns Scotus und Raimundus Lullus; 1754 erschien die Schrift Libertas Dei ad extra operantis theologice discussa. WEITERES WERK: Distinctio subtilis scotistica ex auctoritate et ratione probata. Mainz 1752. LITERATUR: Sophronius Ciasen: C., H. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 357. C o r d i e r , Leopold, reformierter Theologe, * 14.7.1887 Landau/Pfalz, f 1.3. 1939 Gießen. C. stammte aus einer Hugenottenfamilie. Er studierte in Halle, Berlin und Heidelberg, wo er promoviert wurde, und war seit 1911 Militärhilfsprediger in Karlsruhe. 1914 wurde er Pfarrer in Eschelbronn (Baden) und ging 1917 als Pfarrer nach Frankfurt/Main, 1922 nach Elberfeld. Seit 1925 Privatdozent an der Bonner Univ., wurde er 1926 o. Prof. der praktischen Theologie in Gießen. Dort gründete er das „Institut für evangelische Jugendkunde und evangelische Erziehungswissenschaft", das jedoch später dem nationalsozialistischen Regime zum Opfer fiel. C. war Mitgründer (1921) und Leiter der „Christdeutschen Jugend", Vorsitzender des Deutschen Hugenottenvereins sowie Herausgeber der „Christdeutschen Stimmen". Literarisch beschäftigte er sich vor allem mit evang. Jugendarbeit, Jugendfürsorge und Pädagogik (Evangelische Pädagogik, 2 Bde., 1932-38). WEITERE WERKE: Die religionsphilosophischen Hauptprobleme bei Heinrich Pestalozzi. Langensalza 1910. - Religiöse Jugenderziehung nach Heinrich Pestalozzi. Langensalza 1914, 2 1927. LITERATUR: Walter Hollweg: C „ L. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 357. - Franz P. Mittermaier: L. C. und die Christdeutsche Jugend. In: Jahrbuch der Hessischen Kirchengeschichtlichen Vereinigung 9 (1958) S. 1-21. - Heinrich Steitz: L. C. In: Hans Georg Gundel u.a. (Hrsg.): Gießener Gelehrte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. 2 Bde., M a r b u r g / L a h n 1982, S. 550-565. - Karl Herbert: Erinnerung an L. C. In: Blätter für pfälzische Kirchengeschichte und religiöse Volkskunde 59 (1992) S. 243-250. - Ulrich Schwab: C. L. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 459 f. C o r n e l i u s , Peter von, Maler, * 2 3 . 9 . 1 7 8 3 Düsseldorf, t 6 . 3 . 1 8 6 7 Berlin. C. wuchs in Düsseldorf auf und wurde an der dortigen Akademie seit 1795 hauptsächlich von Peter Langer unterrichtet. 1809 siedelte er nach Frankfurt/Main über und ging 1811 nach Rom, wo er sich dem sogenannten Lukasbund der Nazarener um Johann Friedrich —> Overbeck anschloß. Als Mitglied dieses Kreises wirkte er zum Beispiel an der Ausschmückung eines Saales des Palazzo Zuccari mit. 1818 folgte C. der Aufforderung Kronprinz Ludwigs von Bayern, die neuerbaute Glyptothek in München mit Fresken auszumalen. In den folgenden Jahren war er Direktor der Düsseldorfer Akademie und daneben mit der Ausgestaltung der Glyptothek beschäftigt, bis er 1825 das Direktorium der

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Akademie in München übernahm und sich endgültig dort niederließ. 1825 geadelt, beendete C. seine Arbeit an der Glyptothek 1830, um sich im Anschluß daran Arbeiten an der Ludwigskirche und der Alten Pinakothek zuzuwenden. Nach Abkühlung des Verhältnisses zwischen C. und dem König arbeitete er seit 1841, unterbrochen von einigen Romaufenthalten, in Berlin. C. gilt als einer der wichtigsten Maler des romantischen Klassizismus. LITERATUR: Ernst Förster: P. v. C. 2 Bde., Berlin 1874. - Alfred Kuhn: P. v. C. und die geistigen Strömungen seiner Zeit. Berlin 1921. - Herbert von Einem: C., 363-365. - Stephanie Bielmeier: Gemalte Kunstgeschichte. Zu den Entwürfen des P. v. C. für die Loggien der Alten Pinakothek. München 1983. - Frank Büttner: C., P. v. In: A KL, Bd. 21, 1999, S. 243-246. - Ders.: P. v. C. Fresken und Freskenprojekte. Bd. 2. Wiesbaden 1999. C o r n e l y , Karl (Joseph Rudolf), Jesuit, Theologe, * 1 9 . 4 . 1 8 3 0 Breyell bei Düsseldorf, t 3 . 3 . 1908 Trier. C., Sohn eines Goldarbeiters, studierte Philosophie und Theologie in Münster und trat 1852 in den Jesuitenorden ein. Im Anschluß an das Noviziat studierte er Philosophie und Rhetorik und war seit 1857 Lehrer am Kolleg Stella Matutina in Feldkirch (Vorarlberg). 1859-62 studierte er Theologie in Paderborn und empfing 1860 die Priesterweihe. Nach Beendigung des Studiums hielt er sich drei Jahre in Syrien, Palästina und Ägypten auf, wo er vor allem orientalische Sprachen studierte. Nach seiner Rückkehr 1867 bis zum Verbot des Ordens 1872 war C. Prof. der Exegese und der orientalischen Sprachen in Maria Laach. Danach übernahm er die Schriftleitung der „Stimmen aus Maria-Laach", gründete 1873 die Zeitschrift „Katholische Missionen" und gab seit 1876 auch die „Ergänzungshefte" zu den „Stimmen aus Maria-Laach" heraus. 1879-89 war C. Prof. der Exegese an der Gregoriana in Rom, ließ sich dann in Blijenbeek (Niederlande) nieder und lebte seit 1902 in Trier. C. hatte besonders durch sein Werk Cursus scripturae sacrae (3 Bde., 1885-87) großen Einfluß auf die kath. Bibelwissenschaft. WEITERES WERK: Histórica et critica Introductio in Utriusque Testamenti libros sacros. 3 Bde., Paris 1885-87, 2 1894-97. LITERATUR: Wilhelm Kratz: C „ K. J. R. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 366. C o r n e r , Christoph, auch C. Cornerus, evang. Theologe, * 1518 Buchen im Odenwald, t 14.4. 1594 Frankfurt/ Oder. C. studierte in Frankfurt/Oder, wurde dort 1537 Magister und erhielt wenig später eine Professur an der Philosophischen Fakultät. 1560 wurde er Prof. der Beredsamkeit, 1573 Prof. der Theologie. Zusammen mit Andreas —»Musculus nahm C. im Auftrag des Kurfürsten Johann Georg an den Verhandlungen über die Abfassung der Konkordienformel 1576 in Torgau und 1577 im Kloster Bergen teil. 1581 wurde C. das Amt des Generalsuperintendenten der Mark übertragen. WERKE: Methodus inueniendi medium terminum, comparandique copiam propositionum in omni genere syllogismorum. Basel 1556. Neudr. München u. a. 1992. - Der Psalter Davids deß Königs und Propheten. Leipzig 1572. Neudr. München u.a. 1991. LITERATUR: VD 16, C 5156-5169. C o r n e r , David Gregor, Benediktiner, Theologe, Hymnologe, * 1585 oder 1587 Hirschberg (Schlesien), t 9 . 1 . 1648 Göttweig. C. studierte am Prager Jesuitenkonvikt, wurde dort zum Dr. phil. promoviert und ging anschließend nach Graz, um Theologie zu studieren. Nach der Priesterweihe war er zunächst

Corvinus P f a r r e r in R e t z (Niederösterreich), w o er sich m i t kath. Kirc h e n l i e d e r n b e s c h ä f t i g t e und als E r g e b n i s das Groß catholisch Gesangbuch, darinnen in die vierhundert andächtig alte und new Gesang und ruff ( 1 6 2 5 ) h e r a u s g a b . Später w u r d e C. in W i e n z u m D r . theol. p r o m o v i e r t und b e t r e u t e a n s c h l i e ß e n d die P f a r r g e m e i n d e M a u t e r n . D o r t hatte er G e legenheit, d e n A b t d e s B e n e d i k t i n e r k l o s t e r s G ö t t w e i g G e o r g F a l b i u s k e n n e n z u l e r n e n , und trat 1628 als N o v i z e in d a s Kloster G ö t t w e i g ein. 1631 Prior, 1636 als N a c h f o l g e r von Falbius A b t von G ö t t w e i g , w u r d e C. 1638 z u m R e k t o r der U n i v . W i e n e r n a n n t . Sein G e s a n g b u c h , d a s 1631 e i n e zweite, stark v e r m e h r t e A u f l a g e e r f u h r , gilt als eines der u m f a n g r e i c h sten und b e d e u t e n d s t e n S a m m e l w e r k e d e s 16. und 17. Jahrhunderts. WEITERES WERK: Geistliche Nachtigall der C a t h o l i s c h e n T e u t s c h e n . W i e n 1649. LITERATUR: Peter Platzer: Dr. D. G . C . K a t h o l i s c h e r R e f o r m a t o r und A b t d e s Stiftes G ö t t w e i g . Diss. Wien 1964. E r n s t Tittel: D . G . C . und sein K i r c h e n g e s a n g b u c h . In: Z e i t s c h r i f t f ü r katholische K i r c h e n m u s i k 15 ( 1 9 6 7 / 6 8 ) S. 108-112. - Josef Schultes: D. G . C. im D i e n s t e der katholischen E r n e u e r u n g Ö s t e r r e i c h s . In: J a h r b u c h der Schlesischen F r i e d r i c h - W i l h e l m s - U n i v e r s i t ä t zu B r e s l a u 1985, S. 7 5 - 8 8 . - (Walther L i p p h a r d t ) : C., D. G . In: M G G 2 P , B d . 4, 2 0 0 0 , Sp. 1627 f. - D e r s . / D o r o t h e a S c h r ö d e r : C., D . G . In: N G r o v e D , B d . 6, 2 2 0 0 1 , S. 4 7 9 f. C o r n i l i , Karl H e i n r i c h , r e f o r m i e r t e r T h e o l o g e , * 2 6 . 4 . 1 8 5 4 Heidelberg, t 1 0 . 6 . 1 9 2 0 Halle/Saale. C., S o h n eines D o z e n t e n der P h i l o s o p h i e in M a r b u r g , studierte Orientalistik und T h e o l o g i e in Leipzig, B o n n u n d M a r burg und w u r d e 1875 in L e i p z i g z u m Dr. phil. (De psalmi sexagesimi odavi indole atque origine), 1878 in M a r b u r g z u m Lic. theol. (Mashafa Falâsfâ Tabthân) p r o m o v i e r t . D o r t las er z u n ä c h s t als P r i v a t d o z e n t , seit 1886 a. o. Prof. d e s A l ten T e s t a m e n t s . N o c h i m selben J a h r ging er n a c h K ö n i g s berg, w o er 1888 z u m o . P r o f . e r n a n n t w u r d e . 1898 f o l g t e er e i n e m R u f n a c h B r e s l a u und lehrte seit 1910 in Halle. M i t seinen textkritischen A r b e i t e n e b e n s o w i e als E x e g e t ist C. zu den b e d e u t e n d e n S c h ü l e r n Julius —» W e l l h a u s e n s zu zählen. A l s e i n e s seiner H a u p t w e r k e gilt sein K o m m e n t a r Das Buch Jeremía (1905). WEITERE WERKE: J e r e m í a und s e i n e Zeit. H e i d e l b e r g 1880. - Einleitung in d a s A l t e T e s t a m e n t . F r e i b u r g / B r e i s gau 1 8 9 1 , 7 1 9 1 3 . - D e r israelitische P r o p h e t i s m u s . S t r a ß b u r g 1894, 1 3 1920. - G e s c h i c h t e d e s Volkes Israel. Leipzig 1898. LITERATUR: K o n r a d v. R a b e n a u : C., K. H. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 367 f. C o r n o v a , I g n a z , Jesuit, Schriftsteller, H i s t o r i o g r a p h , * 2 5 . 7 . 1740 P r a g , t 2 5 . 7 . 1822 Prag. C. b e s u c h t e z u n ä c h s t d a s C o l l e g i u m C l e m e n t i n u m in P r a g , trat 1759 in d e n J e s u i t e n o r d e n ein u n d w u r d e 1770 z u m Priester g e w e i h t . A n s c h l i e ß e n d P r ä s e s d e s J e s u i t e n s e m i n a r s in K o m o t a u , unterrichtete er an v e r s c h i e d e n e n G y m n a s i e n in B ö h m e n . 1784-95 lehrte er als Prof. der G e s c h i c h t e an der U n i v . Prag. C. v e r f a ß t e zahlreiche h i s t o r i o g r a p h i s c h e S c h r i f t e n . Sein u m f a n g r e i c h e s lyrisches W e r k ist b e s t i m m t von österr. P a t r i o t i s m u s e b e n s o w i e von j o s e p h i n i s c h e m A u f k l ä r u n g s w i l l e n ( G e d i c h t e , 1775). C. schrieb e i n i g e L u s t spiele, d a r u n t e r Henriette von Blumenau (1777). WEITERE WERKE: D e r j u n g e M e n s c h e n f r e u n d . P r a g 1779. U n t e r h a l t u n g e n mit j u n g e n F r e u n d e n der Vaterlandsgeschichte. 4 B d e . , P r a g 1799-1803. - L e b e n J o s e p h s d e s Z w e y t e n . P r a g 1801. LITERATUR: E u g e n L e m b e r g : J. C . In: S u d e t e n d e u t s c h e L e bensbilder. B d . 3. H r s g . v. E r i c h G i e r a c h . R e i c h e n b e r g 1934.

C o r r o d i , ( H a n s ) Heinrich, e v a n g . T h e o l o g e , * 3 1 . 7 . 1 7 5 2 Z ü r i c h , t 1 4 . 9 . 1793 Zürich. C., S o h n eines Pietisten und M y s t i k e r s , w u r d e 1773 in Z ü r i c h z u m c a n d . theol. ordiniert und g i n g d a n n zu weiteren S t u d i e n nach L e i p z i g und Halle, w o er Schüler von J o h a n n S a l o m o —> S e m l e r war. 1786 n a h m er e i n e n R u f als Prof. des N a t u r r e c h t s und der Sittenlehre a m K a r o l i n u m in Z ü r i c h an. C. galt als einer der wichtigsten V e r f e c h t e r der H a l l e s c h e n A u f k l ä r u n g s t h e o l o g i e . Er v e r f a ß t e u. a. e i n e z w e i b ä n d i g e Kritische Geschichte des Chiliasmus (1781). WEITERE WERKE: Verteidigung der G l ü c k s e l i g k e i t s l e h r e von Steinbart g e g e n L a v a t e r . H a l l e / S a a l e 1780. - Versuch einer B e l e u c h t u n g der G e s c h i c h t e d e s J ü d i s c h e n und Christlichen B i b e l k a n o n s . H a l l e / S a a l e 1792. - B e i t r ä g e z u m v e r n ü n f t i g e n D e n k e n in d e r R e l i g i o n . 18 H e f t e , W i n t e r t h u r 1781-94. LITERATUR: Kurt G u g g i s b e r g : C „ H. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 3 6 8 f. - A n d r e a s Bürgli: C., H . In: L T h K \ B d . 2, 1994, S p . 1326. - A n d r e a s L ü d e r : Historie und D o g m a t i k . Berlin 1995, S. 2 4 2 - 2 4 4 . - G o t t f r i e d H o r n i g : C „ H. In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 471 f. C o r t e , Gottlieb, auch Kortte, e v a n g . T h e o l o g e , klassischer P h i l o l o g e , Jurist, * 2 7 . 2 . 1 6 9 8 B e e s k o w (Niederlausitz), t 7 . 4 . 1731 L e i p z i g . C. i m m a t r i k u l i e r t e sich 1715 in L e i p z i g f ü r T h e o l o g i e ( 1 7 1 8 B a c c a l a u r e u s , 1720 M a g i s t e r ) und w i d m e t e sich d a n n d e m S t u d i u m d e r R e c h t s w i s s e n s c h a f t , d a s er 1724 mit der Prom o t i o n in F r a n k f u r t / O d e r a b s c h l o ß . Seit 1726 lehrte er als a. o. Prof. in L e i p z i g . N e b e n j u r i s t i s c h e n F a c h v e r ö f f e n t l i c h u n g e n v e r s c h a f f t e sich C . d u r c h s e i n e B e i t r ä g e De usu orthographiae Latinae und vor a l l e m d u r c h d i e Edition, K o m m e n t i e r u n g und H e r a u s g a b e lateinischer K l a s s i k e r w i e Sallust, C i c e r o und S e n e c a einen R u f als A l t p h i l o l o g e . WERKE: T r e s sartyrae M e n i p p e a e . L e i p z i g 1720. - E p i s t o l a e d e r e p ú b l i c a o r d i n a n d a . L e i p z i g 1724. LITERATUR: B u r s i a n : C „ G. In: A D B , Bd. 4, 1876, S. 5 0 5 f. C o r v i n u s , A n t o n i u s , a u c h R a b e , luth. T h e o l o g e , R e f o r mator, * 2 7 . 2 . o d e r 1 1 . 4 . 1 5 0 1 W a r b u r g , t 5 . 4 . 1553 Hannover. C. trat 1519 in das Z i s t e r z i e n s e r k l o s t e r L o c c u m ein, studierte wohl kurzzeitig in L e i p z i g u n d w a r d a n n M ö n c h in Ridd a g s h a u s e n , w o er, i n z w i s c h e n z u m e v a n g . G l a u b e n übergetreten, v o m A b t v e r j a g t w u r d e . In der Folgezeit predigte er in W i t z e n h a u s e n und G o s l a r , studierte d a n n in M a r b u r g , w u r d e 1536 M a g i s t e r u n d s c h r i e b in dieser Zeit s e i n e 1535 und 1537 mit einer Vorrede —> L u t h e r s v e r ö f f e n t l i c h t e und n o c h zu A n f a n g des 20. Jh. gelegentlich zur P r e d i g t v o r b e reitung b e n u t z t e Postille (Kurze und einfältige Auslegung). Seit 1537 als R e f o r m a t o r tätig, n a h m er an K o n v e n t e n teil, v e r h a n d e l t e f ü r L a n d g r a f —> Philipp von H e s s e n mit den T ä u f e r n in M ü n s t e r und v e r f a ß t e K i r c h e n o r d n u n g e n u. a. f ü r die G r a f s c h a f t L i p p e und d i e w e i f i s c h e n H e r z o g t ü m e r C a l e n b e r g und W o l f e n b ü t t e l , w o er sich als L a n d e s s u p e r intendent der R e s t i t u i e r u n g d e s alten G l a u b e n s nach d e m A u g s b u r g e r Interim widersetzte, 1549 g e f a n g e n g e s e t z t und erst 1552 s c h w e r k r a n k w i e d e r f r e i g e l a s s e n w u r d e . C. s c h r i e b u. a. Von der Haushaltung einer christlichen Hausmutter und Die vornehmsten Artikel unserer christlichen Religion [...] in Gesänge gebracht (1546). LITERATUR: V D 16, C 5 3 2 3 - 5 4 4 2 . - D a n i e l E b e r h a r d B a ring: L e b e n des M . A. C . H a n n o v e r 1749. - H a n s Heinrich H a r m s : C „ A . In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 371 f. - R o b e r t Stupperich: A. C. In: W e s t f ä l i s c h e L e b e n s b i l d e r . Bd. 7. H r s g . v. R o b e r t S t u p p e r i c h . M ü n s t e r 1959, S. 2 0 - 3 9 . - M a r t i n S t u p p e rich: C „ A . In: T R E , B d . 8, 1981, S. 2 1 6 - 2 1 8 . - R o b e r t Stupperich: A . C. In: H e i n z - D i e t e r H e i m a n n (Hrsg.): Von S o e s t A u s W e s t f a l e n . P a d e r b o r n 1986, S. 165-178. - M i c h a e l

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Cosack Becht: C „ A. In: L T h K \ Bd. 2, 1994, Sp. 1329. - Hans Walter Krumwiede: Kirchengeschichte Niedersachsens. Bd. 1. Göttingen 1995, S. 133-136. - Hellmut Zschoch: C „ A. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 4 7 2 f. C o s a c k , Carl Johann, evang. T h e o l o g e , * 2 7 . 1 1 . 1 8 1 3 Marienburg, t 3 1 . 1 0 . 1868 Halle. C. studierte 1834-37 in Berlin und Halle Theologie, wurde 1840 Gefängnispfarrer in Graudenz, 1841 Pfarrer in Schloppe und wirkte seit 1846 als Militärpfarrer in Königsberg, Rastatt, Trier und Stettin. 1852 kehrte er als Pfarrer der Löbenichtschen Kirche nach Königsberg zurück und erhielt zugleich eine a. o. Professur für praktische Theologie. 1861 wurde er z u m Dr. theol. promoviert und zugleich zum Ordinarius ernannt. C. widmete sich in seinen Forschungen vor allem der ostpreußischen Kirchengeschichte. A u s seinem Nachlaß erschien 1871 Zur Geschichte der evangelischen ascetischen Literatur in Deutschland. WEITERE WERKE: Ueber die Taufe der unehelichen Kinder. Eine Gelegenheitsschrift. Königsberg 1858. - Schleiermacher's Jugendleben. Elberfeld 1861. LITERATUR: Erbkam: C„ K. J. In: A D B , Bd. 4, 1876, S. 511. C o s c a n , Oswald, auch Coscanus, Jesuit, Philosoph, * 2 6 . 3 . 1581 Hall (Tirol), t 18. 1 . 1 6 3 7 Ingolstadt. N a c h d e m er 1599 die Profeß abgelegt hatte, studierte C. Philologie in Dillingen und seit 1607 T h e o l o g i e in Ingolstadt. 1613 wurde er in Eichstätt zum Priester geweiht. Er lehrte danach als Prof. in Dillingen und seit 1622 in Ingolstadt, w o er Georg —» Stengeis Lehrstuhl übernahm. C. unterrichtete hauptsächlich Rhetorik, Philosophie und Moraltheologie. Er war sechsmal Dekan seiner Fakultät. 1636 wurde C. v o m Senat mit der A u f g a b e betraut, Material für die Annales Ferdinandei zu sammeln. Er veröffentlichte Schriften über so unterschiedliche T h e m e n wie die S e e l e und allgemeine Prinzipien der Architektur. Mit seiner Disputatio physica de corpore coelesti (1616) beteiligte sich C „ der das kopernikanische Weltbild nicht gänzlich ablehnte, an den Debatten zum Heliozentrismus. LITERATUR: Karl Faußner/Robert Larsson-Folger: C., O. In: L M U , Bd. 1, 1998, S. 72. C o s m a r , Emanuel Wilhelm Karl, evang. T h e o l o g e , * 2 6 . 3 . 1763 Neuruppin, t 2 6 . 3 . 1844 Berlin. C. wuchs in einem Berliner Waisenhaus auf, studierte in Halle T h e o l o g i e und war seit 1786 Prediger in Berlin. Seit 1804 arbeitete er als Assistent im Staatsarchiv und wurde 1812 als Konsistorialrat pensioniert. Er war als Redakteur für die „Vossische Zeitung" und die „Haude-Spenersche Zeitung" tätig. C. veröffentlichte historisch-archivarische Schriften, Traktate und gemeinnützige Abhandlungen teilw e i s e skurrilen Inhalts. WERKE: Aufschlüsse über Preußens Lage im Anfang des Jahres 1808 [ . . . ] . Leipzig 1808. - Nachrichten und Bemerkungen aus den Feldzügen des Jahres 1813 und 1814 [ . . . ] . Berlin 1814. LITERATUR: Matthias Wolfes: C., Immanuel Carl W. In; Β Β KL, Bd. 22, 2003, Sp. 2 2 1 - 2 2 5 . C o t t a , Johann Friedrich, evang. T h e o l o g e , Philologe, * 1 2 . 5 . 1 7 0 1 Tübingen, t 31. 12. 1779 Tübingen. C. wurde 1718 in Tübingen Magister der Philosophie und war 1728 Magister legens s o w i e Adjunkt der Philosophischen Fakultät in Jena. 1733 kehrte er als Prof. der Philosophie nach Tübingen zurück, nahm aber schon zwei Jahre später einen Ruf als Prof. der orientalischen Sprachen und als a. o. Prof. der T h e o l o g i e nach Göttingen an, w o er 1737 zum Dr. theol. promoviert wurde. Seit 1739 lehrte er wieder in Tübingen; 1741 erhielt er dort eine ordentliche Professur für Theologie. C. veröffentlichte u. a. ein „Gelehrtes Journal oder Nachrichten von allerhand neuen Büchern und andern

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zur Literatur gehörigen Materien" (2 Tie., 1 7 3 4 / 3 5 ) und einen Versuch einer ausführlichen Kirchenhistorie des Neuen Testaments (3 Tie., 1768-73). WEITERE WERKE: Exercitatio historico-philosophica de philosophia exoterica atque esoterica sive de veterum doctrina externa et interna. Tubingae 1735. - Ecclesiae Romanae de attritione et contritione contentio. Gottingae 1739. LITERATUR: Palmer: C., J. F. In: A D B , Bd. 4, 1876, S. 5 2 6 f .

Couvillon,

Jean, auch Johann Covillon, Jesuit, T h e o l o g e , * um 1520 Lille (Flandern), t 17.8. 1581 R o m . C. legte 1544 in L ö w e n die Profeß ab und reiste in den folgenden Jahren als Gelehrter durch Europa. Er war Lehrer für Philosophie und Theologie in Coimbra, R o m und Lyon. C., der auch als Griechisch-Experte galt, lehrte seit 1556 in Ingolstadt Theologie; er war mehrmals Dekan seiner Fakultät. 1562 war er Gesandter Albrechts V. am Konzil von Trient. Anschließend wurde er von Kardinal —> Truchseß von Waldburg nach Dillingen berufen, um an der neuen Univ. tätig sein. In seinen letzten Lebensjahren hörte er noch als Pönitentiar an St. Peter in R o m die Beichte. C. profilierte sich besonders als Verfechter des Disputationswesens, das er an den Orten seines Wirkens zu etablieren suchte. LITERATUR: Engelbert M. Buxbaum: C., J. In: L M U , Bd. 1, 1998, S. 73. C r ä m e r , Friedrich August, auch Krämer, evang. Missionar, * 2 6 . 5 . 1812 Kleinlangheim, f 3 . 5 . 1891 Springfield (USA). Der Sohn eines Kaufmanns studierte seit 1830 T h e o l o g i e und Philosophie in Erlangen, w o er Präsident der Burschenschaft „Germania" wurde. 1833 organisierte er mit anderen Burschenschaftlern einen Angriff auf die Konstablerwache in Frankfurt, wurde verhaftet und w e g e n Verrats angeklagt. C. wurde zu drei Jahren Haft verurteilt, jedoch 1839 auf B e treiben von Friedrich Thiersch vorzeitig entlassen. Anschließend studierte er 1 8 4 0 / 4 1 bei Thiersch in München Philologie. In dieser Zeit hatte er während einer schweren Krankheit ein religiöses Erweckungserlebnis. Nach d e m Studium arbeitete C. als Erzieher in Sachsen, B ö h m e n und Italien sowie in England, w o er 1844 den Pastor Wilhelm —»Löhe kennenlernte, der luth. Kolonien in den U S A organisierte. Löhe sammelte eine Gruppe auswanderungswilliger Deutscher um sich, denen er C. 1845 als Pastor und Anführer zuteilte. Im April 1845 erfolgte die Überfahrt nach N e w York. A m Cass River erbauten C. und seine Gruppe die Kolonie „Frankenmuth". Als orthodoxer Lutheraner wandte er sich g e g e n reformistische Tendenzen in der Michigan-Synode, der seine Kolonie angehörte. 1846 erfolgte deren Abspaltung und 1847 die Gründung einer neuen S y n o d e in Fort Wayne (Missouri-Synode). 1850 wurde C. Prof. am Priesterseminar von Fort Wayne, 1861 in Saint Louis, wohin man das expandierende Seminar verlegt hatte. C. lehrte dort vor allem Kirchengeschichte, T h e o l o g i e und Katechismus. 1875 organisierte er eine neue Zweigstelle des Seminars in Springfield und leitete sie bis zu seinem Lebensende. LITERATUR: Ludwig Fuerbringer: T h e „Iron Man" of the Franconian Fathers of our Church: A . F. C. In: Persons and events. Reminiscences of Ludwig Ernest Fuerbringer. Saint Louis 1947, S. 1-31. - Matthias Simon: C., F. A. In: Lebensläufe aus Franken. Bd. 6. Hrsg. ν. Sigmund Frh. von Pölnitz. Würzburg 1960, S. 76-81. - Lawrence R. Rast: F. A. C. Faithful servant in Christ's Church. In: Concordia Theological Quarterly 6 4 ( 2 0 0 0 ) S. 39-60. C r a l o h , Abt von St. Gallen, t 2 6 . 2 . 9 5 8 Herisau. C. ist 9 2 0 als Mönch der Abtei St. Gallen und Schreiber einer Urkunde belegt. Nach dem Rücktritt seines Bruders Thieto 9 4 2 zum Abt von St. Gallen gewählt, bemühte er sich um die Wiederherstellung des Klosters nach d e m Brand

Cramer von 937. 9 4 7 erhielt er von K ö n i g O t t o I. das M a r k t - und MUnzrecht f ü r R o r s c h a c h . Als es im Z u g e d e s A u f s t a n d s H e r z o g L i u d o l f s von S c h w a b e n g e g e n K ö n i g O t t o 9 5 3 z u m o f f e n e n B r u c h z w i s c h e n d e m w e g e n seiner S t r e n g e bei d e n M ö n c h e n unbeliebten A b t und d e m K o n v e n t k a m , floh C . an d e n H o f Ottos. N a c h d e m T o d d e s G e g e n a b t s A n n o 9 5 4 k e h r t e er n a c h St. G a l l e n zurück. C r a m e r , Daniel, P s e u d . D a n i e l C a n d i d u s , luth. T h e o l o g e , * 2 0 . 1 . 1 5 6 8 R e e t z ( N e u m a r k ) , t 5 . 1 0 . 1637 Stettin. D e r S o h n e i n e s luth. P r e d i g e r s studierte T h e o l o g i e an der U n i v . R o s t o c k und w u r d e Prof. der L o g i k in Wittenberg. A u s dieser Univ., an der seinerzeit —> L u t h e r d e n Aristoteles b e k ä m p f t hatte, ging mit C . s Isagoge in Metaphysicam Aristotelis (1594, 2 1601 ) d i e erste n e u e E i n f ü h r u n g in d i e aristotelische M e t a p h y s i k hervor. 1597 erschien s e i n e Synopsis trium librorum rhetoricum. 1595 w u r d e C. an d a s G y m n a s i u m in Stettin b e r u f e n , w o er seit 1597 H o f p r e d i g e r an der M a r i e n k i r c h e war. 1598 erhielt er d i e t h e o l o g i s c h e D o k t o r w ü r d e d e r U n i v . Wittenberg, war 1613-18 G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t f ü r d a s L a n d Stettin u n d beteiligte sich 1614 an e i n e m liturgischen Streit mit d e m b r a n d e n b u r g i s c h e n G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t e n C h r i s t o p h P e l a r g u s ( B e d e n k e n auf C. Pelargi deutsche Confession, 1615). N e b e n zahlreichen b i b e l e x e g e t i s c h e n A r b e i t e n (u. a. Biblische Außlegung, 1627) schrieb C. lateinische S c h u l d r a m e n und g a b e i n e k o m m e n tierte L u t h e r b i b e l heraus. Als erster K i r c h e n h i s t o r i k e r P o m m e r n s v e r f a ß t e er Das Grosse Pomrische Kirchen Chronicon (1602), das in zahlreichen A u f l a g e n j e w e i l s auf d e n neuesten S t a n d g e b r a c h t w u r d e . M i t seinen geistlichen E m b l e m b ü c h e r n ( S o c i e t a s Jesu et rosae crucis vera, 1617; Emblemata sacra, 1622; Octoginta emblemata moralia nova, 1630) n a h m er E i n f l u ß auf die p r o t e s t a n t i s c h e E r b a u u n g s literatur. LITERATUR: V D 16, C 5 6 5 2 - 5 6 7 1 . - V . B ü l o w : C „ D. In: A D B , B d . 4, 1876, S. 5 4 6 f. - H e l l m u t h H e y d e n : P o m m e r sche G e i s t l i c h e v o m Mittelalter bis z u m 19. J a h r h u n d e r t . K ö l n 1965, S. 173-179. - Ulrich G o t t f r i e d Leinsle: D a s D i n g und die M e t h o d e . M e t h o d i s c h e K o n s t i t u t i o n e n und G e g e n s t a n d der f r ü h e n protestantischen M e t a p h y s i k . A u g s b u r g 1985, S. 165-175. - S a b i n e M ö d e r s h e i m : „ D o m i n i D o c trina C o r o n a t " . D i e geistliche E m b l e m a t i k D. C.s. F r a n k f u r t / M a i n 1994 (Lit.). - Dies.: C „ D. In: L T h K 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 1336. - Volker G u m m e l t : C „ D. In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 480. C r a m e r , J o h a n n A n d r e a s , e v a n g . T h e o l o g e , Schriftsteller, L i e d e r d i c h t e r , * 2 7 . 1 7 2 3 J ö h s t a d t / E r z g e b i r g e , t 1 2 . 6 . 1 7 8 8 Kiel. D e r P f a r r e r s s o h n b e s u c h t e 1736-42 d i e F ü r s t e n s c h u l e in G r i m m a und b e g a n n i m A n s c h l u ß d a r a n das S t u d i u m d e r T h e o l o g i e in Leipzig, d a s er 1745 mit der P r o m o t i o n abschloß. Seit 1748 P f a r r e r in C r ö l l w i t z ( S a c h s e n ) , w u r d e er 1750 O b e r h o f p r e d i g e r und Konsistorialrat in Q u e d l i n b u r g . 1754 f o l g t e C. d e m R u f als d e u t s c h e r H o f p r e d i g e r Friedrichs V . n a c h K o p e n h a g e n , w o er 1765 z u m Prof. der T h e o logie e r n a n n t und zwei J a h r e später z u m Dr. theol. p r o m o viert w u r d e . 1771 verließ er K o p e n h a g e n und w u r d e Sup e r i n t e n d e n t in L ü b e c k , 1774 T h e o l o g i e p r o f e s s o r und Prokanzler der U n i v . Kiel, w o er 1781 d a s erste L e h r e r s e m i n a r g r ü n d e t e . D e r mit Christian F ü r c h t e g o t t Geliert und Friedrich Gottlieb —»Klopstock b e f r e u n d e t e C. w a r a u c h literarisch tätig; er g a b u . a . m i t den B r ü d e r n J o h a n n A d o l f und J o h a n n E l i a s Schlegel die Z e i t s c h r i f t „ N e u e B e y t r ä g e z u m V e r g n ü g e n d e s Verstandes und W i t z e s " (1744) heraus, d i e als „ B r e m e r B e i t r ä g e " in die L i t e r a t u r g e s c h i c h t e eing i n g . 1 7 4 6 / 4 7 publizierte er d a s W o c h e n b l a t t „ D e r S c h u t z geist", 1 7 4 7 / 4 8 mit J o h a n n A r n o l d Ebert, N i k o l a u s Dietrich G i s e k e und Gottlieb W i l h e l m R a b e n e r d i e W o c h e n schrift „ D e r J ü n g l i n g " , 1758-61 d e n „ N o r d i s c h e n A u f s e -

h e r " , in d e m er u. a. n e b e n K l o p s t o c k als literarischer Kritiker hervortrat. F e r n e r schrieb C . geistliche O d e n , übersetzte P s a l m e n , w a r Verfasser zahlreicher pastoraler S c h r i f t e n , lief e r t e m o r a l i s c h - d i d a k t i s c h e B e i t r ä g e in Z e i t s c h r i f t e n und verö f f e n t l i c h t e 1 7 8 2 / 8 3 s e i n e Sämtlichen Gedichte (3 Bde.). Sein Allgemeines Gesangbuch von 1780, d a s in S c h l e s w i g Holstein ü b e r h u n d e r t J a h r e lang b e n u t z t w u r d e , enthielt von ihm m e h r als 2 0 0 L i e d e r . WEITERE WERKE: S a m m l u n g e i n i g e r Predigten. 10 Bde., K o p e n h a g e n 1758-62. - N e u e S a m m l u n g einiger Predigten. 8 B d e . , K o p e n h a g e n 1763-67. - A n d a c h t e n in B e t r a c h t u n gen, G e b e t e n und L i e d e r n ü b e r Gott, seine E i g e n s c h a f t e n und Werke. 2 Tie., S c h l e s w i g 1764-68. - L i e d e r d e r D e u t s c h e n zur E r b a u u n g . H a m b u r g 1774. - Christian Fürchtegott Gellerts L e b e n . L e i p z i g 1774. N e u a u s g . M ü n c h e n u . a . 1994. - S ä m m t l i c h e G e d i c h t e . 3 B d e . , L e i p z i g 1782 f. N e u ausg. M ü n c h e n u . a . 1994. LITERATUR: A d a l b e r t E i s c h e n b r o i c h : C., J. A. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 3 8 9 f . - Friedrich W i l h e l m B a u t z : C., J. A . In: B B K L , B d . 1, 1990, Sp. 1147-1149. - M a n f r e d J a k u b o w s k i Tiessen: C., J. A . In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 4 8 0 f.

C r a m e r , Ludwig Dankegott, evang. Theologe, * 19.4. 1791 B a u m e r s r o d a bei F r e y b u r g / U n s t r u t , t 8. 1. 1824 L e i p z i g . D e r S o h n eines P r e d i g e r s studierte seit 1808 an d e r U n i v . Wittenberg, w o er sich n e b e n der T h e o l o g i e i n s b e s o n d e r e der P h i l o s o p h i e w i d m e t e . Seit 1811 M a g i s t e r , habilitierte er sich 1812 und hielt Vorlesungen ü b e r M o r a l p h i l o s o p h i e und über die h e b r ä i s c h e S p r a c h e . E i n e Z e i t l a n g w a r C. als K u stos an d e r U n i v e r s i t ä t s b i b l i o t h e k tätig. 1817 f o l g t e er e i n e m R u f an d i e U n i v . R o s t o c k , w o er vierter o. Prof. der T h e o logie w u r d e und an der U n i v e r s i t ä t s k i r c h e predigte. N e b e n W e r k e n t h e o l o g i s c h e n Inhalts ( u . a . Versuch einer systematischen Darstellung der Moral der Apocryphen des Alten Testaments) v e r ö f f e n t l i c h t e C. p h i l o s o p h i s c h e und literarische Schriften. WEITERE WERKE: U e b e r den s c h ä d l i c h e n E i n f l u ß d e s f r a n z ö s i s c h e n D e s p o t i s m u s auf d i e Literatur d e r T e u t s c h e n . Q u e d l i n b u r g 1815. - D e bibliologia in sacri N o v i T e s t a m e n t i libris proposita. 4 B d e . , L e i p z i g 1 8 2 2 / 2 3 . - Vorlesungen ü b e r die christliche D o g m a t i k mit literarischen Z u s ä t z e n . L e i p z i g 1829.

C r a m e r , W i l h e l m , kath. T h e o l o g e , Schriftsteller, * 3 . 3 . 1815 O e l d e (Westfalen), f 1 5 . 3 . 1 9 0 3 M ü n s t e r . N a c h d e m S t u d i u m der T h e o l o g i e in M ü n s t e r w u r d e C. 1838 z u m Priester g e w e i h t ; seit 1850 w a r er P f a r r e r u n d Dechant in D ü l m e n , seit 1864 R e g e n s d e s P r i e s t e r s e m i n a r s und D o m k a p i t u l a r in M ü n s t e r und seit 1866 zugleich D i r e k t o r der W e l t p r i e s t e r k o n g r e g a t i o n in Kevelaer. A l s w ä h r e n d d e s K u l t u r k a m p f e s d a s P r i e s t e r s e m i n a r 1876 g e s c h l o s s e n w u r d e , hielt er V o l k s m i s s i o n e n ab; nach der R ü c k k e h r seines Bis c h o f s w u r d e er 1884 z u m D o m d e c h a n t e n und z u m Weihbischof e r n a n n t . E r w a r päpstlicher H a u s p r ä l a t und T h r o n assistent. C . g a b das 1852 von i h m b e g r ü n d e t e D ü l m e n e r „ K a t h o l i s c h e M i s s i o n s b l a t t " heraus, f ü r das er m e h r e r e Jahrz e h n t e fast allein d i e B e i t r ä g e schrieb, und v e r ö f f e n t l i c h t e als E r b a u u n g s - und Volksschriftsteller zahlreiche G e b e t b ü c h e r , M a h n - und E r b a u u n g s s c h r i f t e n , d a r u n t e r Feuer und Schwert oder: Die heiligen Stätten und Stunden (1870). WEITERE WERKE: D i e christliche M u t t e r in der E r z i e h u n g und ihrem G e b e t e . D ü l m e n 1870, 4 1 1 9 2 9 . - D e r C h r i s t l i c h e Vater, w i e er sein und w a s er tun soll nebst e i n e m A n a h a n g e von G e b e t e n f ü r d e n s e l b e n . D ü l m e n 1873, 9 1 9 0 2 . D i e christliche J u g e n d . Ein Geleitsbrief f ü r und d u r c h d i e

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Cranach Jugend. Dülmen 1890, 8 1909. - Die katholische Wahrheit gegenüber den Einwürfen ihrer Gegner. Paderborn 1895, Neuausg. 1916. LITERATUR: C., F. W . In: Gatz, Bischöfe ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 106. C r a n a c h , Lucas d. Ä., Maler, Graphiker, Unternehmer, * zwischen 1472 und 1480 Kronach (Oberfranken), t 16. 10. 1553 Weimar. C. war der produktivste deutsche Maler des 16. Jh., aus dessen Werkstatt heute noch etwa 1000 Gemälde erhalten sind. In den historischen Quellen sind darüber hinaus viele Arbeiten genannt, die nicht mehr erhalten sind, so auch die zahlreichen dekorativen Deckenmalereien und Bildfolgen auf Leinwand („Tüchlein"). Hochrechnungen für die Gesamtleistung der Wittenberger Werkstatt gehen bis zum Zehnfachen des heute Erhaltenen. Als Sohn des Malers Hans Maler geboren, erhielt C. nach einem Bericht von 1556 bei diesem seine erste Ausbildung. Die Herkunft seiner Kunst und sein Werdegang liegen weitgehend im dunkeln. O b in der väterlichen Werkstatt nur Anstreicher- und Vergolderarbeiten betrieben oder auch bildliche Darstellungen geschaffen wurden, ist nicht erweisbar. In seinem Geburtsort Kronach gab es keinen ausreichenden Auftragshintergrund. Ebenso undeutlich sind die Verbindungen zwischen C. und d e m von Kronach aus nächstgelegenen Kunstzentrum, der Bischofsstadt Bamberg. Doch von den frühesten erhaltenen Gemälden und Holzschnitten an lassen viele direkte Motivanleihen einen unmittelbaren Kontakt mit der Dürer-Werkstatt in Nürnberg vermuten. Die frühesten Holzschnitte, f ü r die C. die zeichnerische Vorlage lieferte (Darstellungen mit den Szenen der Passion Christi), sind abhängig von - > Dürers Apokalypse (1498); das früheste Tafelbild (Schottenkreuzigung, um 1501, Wien) setzt die Kenntnis von Dürers um 1496 gemaltem Passionsaltar für die Wittenberger Schloßkirche voraus (Dresden, Mitteltafel: München). Von Dürers Graphik angeregt erscheinen auch die bewegten Landschaftshintergründe in C.s frühen Altartafeln und Porträts, in seinen Zeichnungen und in der Druckgraphik. Die expressive Steigerung des Landschaftshintergrunds, die Albrecht —» Altdorfer von C. übernahm und weiter ausgestaltete, wurde in der Kunstgeschichte lange im R a h m e n einer angeblichen „Donauschule" diskutiert. Doch die Annahme, daß C. in den Donaustädten solche Tendenzen vorgefunden habe, ließ sich nicht bestätigen. Vielmehr erscheint er als Initiator, der Albrecht Altdorfer, Wolf Huber und auch den Bildhauer Hans Leinberger beeinflußt hat. Den Höhepunkt romantischer Landschaftseinbeziehung erreichte er mit d e m 1504 datierten Gemälde der Ruhe auf der Flucht (Berlin). Zwischen 1501 und 1504 hielt sich C. in Wien auf, wobei die Humanisten der dortigen Univ. seine Auftraggeber waren. Hier entstanden die herausragenden Porträtpaare Dr. Johannes Cuspinian und Anna Putsch ( 1 5 0 2 / 0 3 , Winterthur, S a m m l u n g Reinhart) und des sogenannten Ehepaares Reuss (1503, Nürnberg und Berlin), Klappbilder mit der Darstellung von Halbfiguren vor o f f e n e m Landschaftshintergrund mit symbolischen Naturmotiven. Die Herkunft der Klage unter dem Kreuz (1503, heute München) aus d e m Kloster Allel am Inn, die Illustration eines Meßbuchs für das Bistum Passau 1503, die gleichzeitige Darstellung des in Passau besonders verehrten hl. Valentin und der Kontakt mit d e m Regensburger Albrecht Altdorfer sprechen für Aufenthalte C.s in Bayern, das er auf dem Weg nach Wien oder von dort aus aufgesucht haben kann. 1505 trat C. sein A m t als H o f m a l e r in der kursächsischen Residenzstadt Wittenberg an, das er erst unter Kurfürst —> Friedrich dem Weisen, dann unter dessen Mitregenten und Nachfolger —> Johann d e m Beständigen, danach unter dessen Sohn —> Johann Friedrich d e m Großmütigen bis zu dessen

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G e f a n g e n n a h m e innehatte. Der U m f a n g des Engagements C.s f ü r den Hof und die ungewöhnlich enge persönliche Beziehung zu seinem Fürsten ließen C. jedoch in dessen A u f trag in Wittenberg bis 1550 tätig sein. 1550 übergab er die Wittenberger Werkstatt seinem Sohn Lucas —»C. d . J . und folgte Johann Friedrich nach Augsburg und Innsbruck, w o dieser von Kaiser Karl V. gefangen gehalten wurde. 1552 zog er mit in die neue Residenz Weimar. Das HofmalerPatent wurde erneuert. Bis zu seinem Tod 1553 in Weimar blieb er in einer Fülle von Aufgaben für den Hof tätig, die weit über das A m t des H o f m a l e r s hinausgingen. Bis 1504 arbeitete C. ausschließlich als Maler und ist in einer deutlichen Entwicklung seiner Bildersprache faßbar. Mit dem A u f b a u der Werkstatt am Wittenberger Hof wurde die eigenhändige A u s f ü h r u n g von Malereien die Ausnahme. Gleichzeitig mit der u m 1510 erfolgten Verehelichung mit Barbara Brengbier, Tochter eines Ratsherrn aus Gotha, erwarb C. das Bürgerrecht und baute in seinem eigenen Anwesen im Zentrum der Stadt Wittenberg einen großen Werkstattbetrieb auf. C.s eigentümliche Leistung lag in der Vielseitigkeit seiner Aktivitäten ebenso wie in der Neuorganisation der künstlerischen Tätigkeiten. Die Cranachbilder der Wittenberger Zeit sind mit wenigen Ausnahmen manufakturähnlich hergestellte Kooperationsprodukte. C. nahm teil an der Neugestaltung und Ausstattung der kurfürstlichen Schlösser in Coburg, Wittenberg, Torgau, Lochau und Altenburg durch Wandund Deckenmalereien, Außenbemalungen von Wänden sowie Vergoldungen von T u r m k n ä u f e n , Farbfassungen von Möbeln, Verzierungen von Turnierdecken, Kutschen und anderem Gerät. Für den steigenden U m f a n g dieser Arbeiten erweiterte er seine Werkstatt bis zur Zahl von zehn (1513) und elf (1535) ausgebildeten Mitarbeitern. Die Cranachsöhne Hans und Lucas —»C. d . J . übernahmen innerhalb der Werkstatt Aufsichtsfunktionen. Von 1523 bis 1528 betrieb C. eine Druckerei, nachdem er bereits 1519 den Buchdrucker Lotter in einem seiner Häuser untergebracht hatte. Hier entstanden Lutherschriften in großen Auflagen (Neues und Altes Testament in deutscher Sprache, insgesamt 36 Titel bis 1528). C. lieferte Holzschnittillustrationen für die Druckwerke (so die zur O f f e n b a r u n g des Johannes für —» Luthers „Septembertestament" von 1522). Bis 1533 war er auch als Buchhändler, vor allem mit Lieferungen f ü r die Wittenberger und Lochauer Bibliotheken sowie für Herzog —> Albrecht von Preußen (in Königsberg), aktiv. Der 1 5 0 4 / 0 5 mittellos nach Wittenberg G e k o m m e n e war nach der Steuererklärung bereits 1528 dort der größte private Grundbesitzer und der zweitreichste Bürger. Von 1519 bis 1549 war er Mitglied des Stadtrats, 1519, 1531, 1534 einer der beiden Kämmerer und 1537, 1540, 1543 Bürgermeister. Die umfangreichsten und künstlerisch bedeutendsten Leistungen der Cranach-Werkstatt waren die Altarwerke, die im Auftrag der sächsischen Fürsten, des Adels, der Stadt- und Stiftskirchen und D o m e entstanden: der 1506 datierte Katharinenaltar (Dresden), der kurz danach geschaffene Hauptaltar mit dem Gnadenstuhl für die Wittenberger Schloßkirche (1760 verbrannt), die Katharinentafel (um 1508, Budapest, Raday-Bibliothek), der für Torgau 1509 geschaffene Altar der Hl. Sippe (Frankfurt) und der sogenannte Fürstenaltar, um 1510 möglicherweise für die Wittenberger Schloßkirche geschaffen (Dessau). Die Streuung der Aufträge wird belegt durch die Lieferung großformatiger Tafeln und Altäre nach Neustadt an der Orla (1510-12), Leipzig (um 1515), O l m ü t z / M ä h r e n (um 1515), Danzig (um 1515), Zwickau (1518), Prag (um 1520), N a u m b u r g (um 1520), Meißen (1524), Halle (156 Tafeln, u m 1525), Berlin (117 Tafeln, um 1537/38). Eine enge sowohl persönliche wie künstlerische und geschäftliche Beziehung verband C. mit Martin Luther. Davon zeugten u. a. seine Rolle als Brautwerber und Trauzeuge

Crato von Krafftheim bei L u t h e r s V e r e h e l i c h u n g 1525 s o w i e d i e g e g e n s e i t i g e n P a t e n s c h a f t e n 1520 und 1526. 1519 illustrierte C. das reform a t o r i s c h e Flugblatt Fuhrwagen mit Texten von A n d r e a s —> Karlstadt, 1521 die dreizehn D o p p e l b l ä t t e r d e s papstkritischen Passional Christi und Antichristi von —»Melanchthon und S c h w e r t f e g e r . 1520 und 1521 lieferte er d i e Vorlagen f ü r die K u p f e r s t i c h - und Holzschnittporträts von L u t h e r als M ö n c h und als J u n k e r Jörg. D e r e n w e i t e Verbreitung w u r d e n u r n o c h von den g e m a l t e n Porträtserien Luther als Mönch, Junker Jörg, Luther und Katharina von Bora (zwei P e n d a n t serien 1525 und 1526, zwei P e n d a n t s e r i e n 1528 und 1529, d a z u F o r m a t v a r i a n t e n ) , Luther und Melanchthon ( 1 5 3 2 und d a n a c h ) ü b e r t r e f f e n . Ein G e d i c h t auf d e n 1537 g e s t o r b e n e n S o h n H a n s C. spricht von „ f a s t tausend L u t h e r b i l d e r n " , d i e dieser g e m a l t (oder beaufsichtigt) habe. C. hat - w i e in d e m e i n z i g e n d o k u m e n t i e r b a r e n Fall d e s 1528 g e m a l t e n Vaters H a n s L u t h e r ( G e s i c h t s a u f n a h m e : Wien, A l b e r t i n a ; Übertrag u n g in Öl auf Holz: E i s e n a c h , W a r t b u r g ) - w a h r s c h e i n lich die j e w e i l i g e n G e s i c h t s v o r l a g e n f ü r d i e d a n n s c h e m a tisch w i e d e r h o l t e n Ö l b i l d n i s s e g e s c h a f f e n . Teils kopistisch g e n a u und teilweise mit g e r i n g f ü g i g e r Variation von M o t i v details w u r d e n a u c h die g e m a l t e n L e h r b i l d e r Christus und die Ehebrecherin (seit e t w a 1518), Lasset die Kindlein zu mir kommen ( u m 1529 und d a n a c h ) u n d Gesetz und Gnade ( 1 5 2 9 u n d später) zahlreich wiederholt. C. hat e i n e f o r m e l haft v e r e i n f a c h t e B i l d s p r a c h e und d i e d u r c h D e l e g a t i o n und Multiplikation gesteigerte Kapazität seiner Werkstatt d e n R e f o r m a t o r e n d i e n s t b a r g e m a c h t und w i e d e r h o l t persönlich f ü r L u t h e r s S a c h e Partei g e n o m m e n . A n d e r e r s e i t s u m f a ß t d i e G e s a m t p r o d u k t i o n seiner Werkstatt e b e n s o v i e l traditionell kath. B i l d g u t (Heilige, M a r i e n b i l d e r w i e d a s späte Mariahilf-Bild, das meistkopierte deutsche W a l l f a h r t s b i l d im 17. u n d 18. Jh. [Innsbruck]). S e i n e in d e n M o t i v e n f o r m e l h a f t w i e d e r h o l t e n K o m p o s i t i o n e n sind p r i m ä r A u f t r a g s b i l d e r , d e n e n kein p e r s ö n l i c h e r B e k e n n t nischarakter zu unterstellen ist. F ü r höfische A u f t r ä g e schuf C. a u c h E i n z e l b i l d e r u n d G r o ß s e r i e n von lasziven G e n r e b i l d e r n ( D a s ungleiche Paar, u m 1530, beste F a s s u n g in S t o c k h o l m ; Herkules bei Omphale, u m 1537, B e i s p i e l e in M a drid, T h y s s e n - S a m m l u n g und B r a u n s c h w e i g ) und erotischen A k t b i l d e r n ( V e n u s und Amor, seit 1509, f r ü h e s t e s datiertes Beispiel in St. Petersburg; Adam und Eva, seit e t w a 1510, f r ü h e s t e s Beispiel in W a r s c h a u ; Paris-Urteil, seit e t w a 1512, K ö l n ; Quellennymphe, seit e t w a 1518, B e r l i n - G r u n e w a l d und L e i p z i g ) . E n t g e g e n f r ü h e r e r A b w e r t u n g von C.s reifen und späten W e r k e n b e z e u g e n i n s b e s o n d e r e die Porträts (Washington, D a r m s t a d t [Privatbesitz], B r ü s s e l ) , Porträtstudien (Berlin, Basel, W i e n , R e i m s , M a l i b u ) u n d Tierstudien (Dresd e n ) seine t r e f f s i c h e r e C h a r a k t e r i s i e r u n g s g a b e . Als spätes eig e n h ä n d i g e s Werk ist d a s Selbstbildnis von 1550 überliefert (Florenz). E i n e definitive T r e n n u n g der künstlerischen A r b e i t e n in W e r k e d e s Vaters u n d der S ö h n e H a n s und L u c a s d. J. ist nicht m ö g l i c h , s o l a n g e d e r e n t w e r f e n d e und a u s f ü h r e n d e A n teil d e s Werkstattleiters nicht von den L e i s t u n g e n der M i t arbeiter g e s c h i e d e n w e r d e n kann. In d i e s e m Sinn sind erst d i e im A u f t r a g von K u r f ü r s t - » M o r i t z von S a c h s e n 1551 in W i t t e n b e r g g e m a l t e n H e r k u l e s t a f e l n ( W e i m a r ) W e r k e unter der V e r a n t w o r t u n g L u c a s C . s d . J . LITERATUR: J a c o b R o s e n b e r g : D i e Z e i c h n u n g e n L. C . s d . Ä . Berlin 1960. - D i e t e r K o e p p l i n / T i l m a n Falk: L . C . Gemälde, Zeichnungen, Druckgraphik. 2 Bde., Basel/Stuttgart 1974-76. - W e r n e r S c h a d e : D i e M a l e r f a m i l i e C. D r e s den 1974. W i e n 1977. - M a x J. F r i e d l ä n d e r / J a c o b R o s e n berg: D i e G e m ä l d e von L. C. Basel u. a. 1979, 2 1 9 8 9 . - A n dreas Tacke: D e r k a t h o l i s c h e C. M a i n z 1992. - B e r t h o l d H i n z : L . C . d . Ä . H a m b u r g 1993. - C l a u s G r i m m / J o h a n nes E r i c h s e n / E v a m a r i a B r o c k h o f f (Hrsg.): L. C . , ein M a l e r U n t e r n e h m e r aus F r a n k e n . A u s s t e l l u n g s k a t a l o g H a u s d e r

B a y e r i s c h e n G e s c h i c h t e 1994 und R e g e n s b u r g 1994. - E d gar B i e r e n d e : L. C . d. A . und d e r d e u t s c h e H u m a n i s m u s . M ü n c h e n 2 0 0 2 . - S a b i n e Heiser: D a s F r ü h w e r k L. C . s d . Ä . Berlin 2 0 0 2 . Claus Grimm

Cranach, L u c a s d.J., M a l e r , G r a p h i k e r , * 4 . 1 0 . 1515 Wittenberg, t 2 5 . 1 . 1586 W e i m a r . D e r S o h n und S c h ü l e r von L u c a s —>C. d. Ä . hatte n a c h d e m Tod seines B r u d e r s H a n s C . 1537 d e s s e n Stellung i n n e r h a l b der Werkstatt inne und w u r d e 1549 z u m R a t s h e r r n in Wittenberg g e w ä h l t . N a c h der A b r e i s e seines Vaters n a c h A u g s b u r g 1550 ü b e r n a h m er d i e alleinige L e i t u n g der Werkstatt, d i e C . in d e s s e n Tradition fortsetzte. 1555 w u r d e er z u m K ä m m e rer, 1565 z u m B ü r g e r m e i s t e r von W i t t e n b e r g g e w ä h l t und ließ sich später in W e i m a r nieder. 1551 schuf C . drei g r o ß e T a f e l n f ü r d e n R i e s e n s a a l des D r e s d n e r S c h l o s s e s (Herkules und die Pygmäen) und v o l l e n d e t e 1555 A r b e i t e n seines Vaters a m W e i m a r e r Altar. Zu seinen b e d e u t e n d e n Werken zählen v o r a l l e m seine Bildnissen, u. a. von K u r f ü r s t M o r i t z von S a c h s e n und dessen G e m a h l i n ( 1 5 5 9 datiert). Crappius, A n d r e a s , eigentl. K r a p p , K o m p o n i s t , M u s i k theoretiker, * u m 1542 L ü n e b u r g , t 8. 1 . 1 6 2 3 H a n n o v e r . C. studierte 1565-67 an der A r t i s t e n - F a k u l t ä t in Wittenberg, erlangte j e d o c h k e i n e n a k a d e m i s c h e n G r a d und w u r d e ein J a h r später in d a s K a n t o r a t der an d i e M a r k t k i r c h e anges c h l o s s e n e n S t a d t s c h u l e von H a n n o v e r b e r u f e n , w o er bis 1616 wirkte. C., der noch in W i t t e n b e r g mit ersten K o m p o sitionen hervortrat, orientierte sich a m W e r k f r ü h e r e r reform a t o r i s c h e r K o m p o n i s t e n und k o m p o n i e r t e in erster Linie f ü r d e n liturgischen G e b r a u c h und d i e h ä u s l i c h e A n d a c h t . S e i n e Newen geistlichen Lieder (1594) sollten ein geistlic h e s G e g e n s t ü c k zu J a c o b R e g n a r t s Villanellen bilden; C.s f ü r d e n S c h u l u n t e r r i c h t g e s c h r i e b e n e Musicae artis elementa ( 1608) g e b e n ein Beispiel d e r zu d i e s e r Zeit stark typisierend e n m u s i k a l i s c h e n E l e m e n t a r l e h r e n . D a n e b e n schuf C. drei M e s s e n s o w i e z a h l r e i c h e lateinische und d e u t s c h e M o t e t t e n . WEITERE WERKE: S a c r a e aliquot c a n t i o n e s . M a g d e b u r g 1561 / 6 2 . - A u s g e w ä h l t e Werke. H r s g . v. T h e o d o r W . Werner. W o l f e n b ü t t e l / B e r l i n 1942. LITERATUR: G e o r g von D a d e l s e n : C „ A . In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 401 f. - Klaus W o l f g a n g N i e m ö l l e r : C., A . In: N G r o v e D , B d . 6 , 2 2 0 0 1 , S. 646. - (Ders.): C „ A . In: M G G 2 P , Bd. 5, 2 0 0 1 , Sp. 5 6 f.

Crasselius, B a r t h o l o m ä u s , e v a n g . T h e o l o g e , Pfarrer, D i c h t e r , * 2 1 . 2 . 1667 W e r n s d o r f ( S a c h s e n ) , t 1 0 . 1 1 . 1724 Düsseldorf. D e r S o h n e i n e s B ö t t c h e r s studierte seit 1688 in Leipzig, seit 1690 in E r f u r t und zuletzt in Halle, w o h i n er s e i n e m M e n t o r A u g u s t H e r m a n n —» F r a n c k e g e f o l g t war. N a c h einer Tätigkeit als Kollektant f ü r d a s H a l l e s c h e W a i s e n h a u s w u r d e C. 1702 luth. D i a k o n in N i d d a (Wetterau) und 1708 P f a r r e r in D ü s s e l d o r f . Sein ö f f e n t l i c h e s A u f t r e t e n als B u ß p r e d i g e r b r a c h t e ihn m e h r m a l s in Konflikt mit der Obrigkeit. Von C. s t a m m t der Text zu d e m L i e d Dir, dir, Jehova, will ich singen. LITERATUR: W o l f g a n g M i e r s e m a n n : C., B. In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 4 8 3 - 4 8 4 .

Crato von Krafftheim, J o h a n n e s , eigentl. K r a f f t , M e d i ziner, * 2 0 . 1 5 1 9 B r e s l a u , t 19. 1 0 . 1 5 8 5 B r e s l a u . C. v. K., S o h n e i n e s H a n d w e r k e r s , studierte 1534-40 T h e o logie in W i t t e n b e r g , w o er H a u s g e n o s s e —> L u t h e r s war. A u f d e s s e n R a t hin b e g a n n er nach d e r E r l a n g u n g d e s M a g i s t e r grads 1543 mit d e m S t u d i u m d e r M e d i z i n in Leipzig, d a s er als S c h ü l e r von J o h a n n e s B a p t i s t a M o n t a n u s in P a d u a m i t der P r o m o t i o n a b s c h l o ß . N a c h kurzer praktischer T ä t i g k e i t in Verona k e h r t e er nach D e u t s c h l a n d z u r ü c k und w u r d e 1550 Stadtarzt in seiner H e i m a t s t a d t , w o er 1561 w e g e n seines Eintretens f ü r d i e A b e n d m a h l s l e h r e —> M e l a n c h t h o n s

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Credner entlassen w u r d e . B e r e i t s 1560 e r f o l g t e seine B e r u f u n g als L e i b a r z t K a i s e r F e r d i n a n d s I. n a c h W i e n , w o C . v. K. nach dessen T o d M a x i m i l i a n II. diente, der ihn z u m kaiserlichen Rat e r n a n n t e und in d e n erblichen A d e l s s t a n d e r h o b . N a c h dessen T o d 1576 aus d e m H o f d i e n s t entlassen, w a r er e r n e u t A r z t in B r e s l a u und dort M i t t e l p u n k t e i n e s h u m a n i s t i s c h r e f o r m a t o r i s c h e n Zirkels.

reometrie. F r a n k f u r t / M a i n 1835. - L e h r b u c h d e r A l g e b r a . Stuttgart 1835. LITERATUR: A d o l f Brüll: C „ M . In: A D B , B d . 4 7 , 1903, S. 5 4 6 - 5 4 9 . - J a k o b L ö w e n s t e i n : M e n ô r â t e h ö r ä oder d a s reine J u d e n t h u m . Als G e g e n s t ü c k d e s von Dr. M . C. unter d e m Titel T h a r i a g h e r a u s g e g e b e n e n ersten T h e i l s seines S c h u l c h a n A r u c h . S c h a f f h a u s e n 1835.

WEITERE WERKE: M e t h o d u s therapeutica ex Galeni et J. B . M o n t a n i sententia. Basel 1555. - O r d n u n g o d e r Präservation zur Zeit der Pest. B a s e l 1555. - I s a g o g e m e d i c i n a e . Venedig 1560. - P e r i o c h e m e t h o d i c a in libros Galeni. Basel 1563. D e m o r b o gallico c o m m e n t a r i u s . F r a n k f u r t / M a i n 1594. LITERATUR: V D 16, C 5 7 0 3 - 5 7 2 2 . - J o h a n n F. A . Gillet: C. v. K . u n d seine F r e u n d e . Ein Beitrag zur K i r c h e n g e schichte. 2 B d e . , F r a n k f u r t / M a i n 1860. - S c h i m m e l p f e n n i g : C., J. v. C . In: A D B , B d . 4, 1876, S. 5 6 7 - 6 9 . - M a n f r e d P. Fleischer: S p ä t h u m a n i s m u s in Schlesien. M ü n c h e n 1987. H e i n z Scheible: C. v. C. In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 4 8 4 .

C r e l l , J o h a n n , a u c h Crellius, T h e o l o g e , * 2 6 . 7 . 1590 Hellm i t z h e i m ( F r a n k e n ) , t 1 1 . 6 . 1633 R a k ó w (Polen). C. studierte seit 1607 in A l t d o r f , w u r d e dort A l u m n e n i n s p e k tor und k a m in K o n t a k t m i t d e m k r y p t o s o z i n i a n i s c h e n Kreis u m d e n M e d i z i n e r E r n s t Soner. I m D e z e m b e r 1612 floh er n a c h R a k ó w , w o er Prof. f ü r G r i e c h i s c h w u r d e ; 1616-21 w a r er R e k t o r . M i t seinen S c h r i f t a u s l e g u n g e n , d o g m a t i s c h e n und p o l e m i s c h e n W e r k e n zählte C . zu d e n b e d e u t e n d s t e n T h e o logen d e s S o z i n i a n i s m u s . WERKE: O p e r a o m n i a . 1668.

C r e d n e r , Karl A u g u s t , e v a n g . T h e o l o g e , * 1 0 . 1 . 1797 W a l t e r s h a u s e n bei G o t h a , t 1 6 . 7 . 1 8 5 7 G i e ß e n . D e r S o h n eines P f a r r e r s studierte in Jena, B r e s l a u und G ö t t i n g e n T h e o l o g i e , w u r d e 1828 in J e n a p r o m o v i e r t , habilitierte sich dort 1830, w a r a. o . P r o f . und f o l g t e 1832 d e m R u f als o . P r o f . des N e u e n T e s t a m e n t s und der K i r c h e n g e s c h i c h t e n a c h G i e ß e n . Hier b e k ä m p f t e C. d e n o r t h o d o xen L e h r z w a n g und trat 1839-47 in e i n e literarische F e h d e mit d e m G e h e i m e n Staatsrat u n d u l t r a m o n t a n e n K a n z l e r der G i e ß e n e r Univ., Justin von L i n d e , in der er f ü r die Freiheit der F o r s c h u n g eintrat. A l s K i r c h e n p o l i t i k e r Rationalist, verö f f e n t l i c h t e er seinen S t a n d p u n k t 1853 in der Streitschrift Die sittlichen Verirrungen und Gefahren [...]. In seinen w i s s e n s c h a f t l i c h e n A r b e i t e n b e s c h ä f t i g t e sich C. i n s b e s o n dere mit der E r f o r s c h u n g d e s n e u t e s t a m e n t l i c h e n K a n o n s und schrieb bis zuletzt an einer Geschichte des neutestamentlichen Kanons, die 1860 von G u s t a v - » V o l k m a r herausgegeben wurde. WEITERE WERKE: D a s N e u e T e s t a m e n t n a c h s e i n e m Z w e c k , U r s p r u n g u n d Inhalt f ü r d e n k e n d e L e s e r der Bibel. 2 B d e . , G i e ß e n 1841-43. LITERATUR: W i l h e l m B a l d e n s p e r g e r : K. A . C., sein L e b e n u n d s e i n e T h e o l o g i e . Leipzig 1897. - Heinrich Steitz: C. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 4 0 4 . - O t t o M e r k : C „ K . A . In: L T h K \ Bd. 2, 1994, Sp. 1340. C r e i z e n a c h , Michael, jüdischer Theologe, Pädagoge, M a t h e m a t i k e r , * 1 6 . 5 . 1789 M a i n z , t 5 . 8 . 1842 F r a n k f u r t / Main. N a c h d e m T a l m u d s t u d i u m b e s u c h t e C. 1 8 0 5 - 0 7 / 0 8 d a s f r a n z ö s i s c h e L y z e u m in M a i n z und w i d m e t e sich anschließend der R e f o r m des j u d i s c h e n S c h u l w e s e n s . In seiner Heimatstadt g r ü n d e t e e r 1813 e i n e j ü d i s c h e S c h u l e ; in M a i n z und F r a n k f u r t / M a i n rief er e i n e R e i h e von israelitischen H a n d w e r k e r v e r e i n e n ins L e b e n . 1823 w u r d e er in G i e ß e n p r o m o v i e r t und w a r seit 1825 als L e h r e r a m P h i l a n t h r o p i n in F r a n k f u r t / M a i n tätig. 1 8 2 3 / 2 4 g a b C., der sich f ü r d a s R e f o r m j u d e n t u m einsetzte, in M a i n z die Z e i t s c h r i f t „Geist der pharisäischen L e h r e " heraus; später w a r er M i t a r b e i t e r von A b r a h a m —> G e i g e r s „ W i s s e n s c h a f t l i c h e r Z e i t s c h r i f t f ü r j ü d i s c h e T h e o l o g i e " s o w i e von Isaak M a r k u s Josts „Israelitische A n n a l e n " , mit d e m er 1 8 4 1 / 4 2 die h e b r ä i s c h e wiss e n s c h a f t l i c h e Z e i t s c h r i f t „ Z i o n " h e r a u s b r a c h t e . C. schrieb a u c h L e h r b ü c h e r f ü r M a t h e m a t i k und die h e b r ä i s c h e Sprache. S e i n e r e f o r m e r i s c h e n I d e e n v e r ö f f e n t l i c h t e er in den 1831 a n o n y m e r s c h i e n e n e n Zweiunddreißig Thesen über den Talmud s o w i e in s e i n e m v i e r b ä n d i g e n Werk Schulchan aruch (1833-40). WEITERE WERKE: T h e o r e t i s c h e s L e h r b u c h der P l a n i m e t r i e . F r a n k f u r t / M a i n 1833. - T h e o r e t i s c h e s L e h r b u c h der Ste-

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LITERATUR: E r n s t K o c h : C., J. In: R G G 4 , Bd. 2, Sp. 4 9 1 .

1999,

C r e l l , N i k o l a u s , a u c h Krell, S t a a t s m a n n , * 1552 Leipzig, t 9. 10. 1601 D r e s d e n . N a c h d e m B e s u c h der F ü r s t e n s c h u l e in G r i m m a studierte C., S o h n e i n e s O b e r s c h ö p p e n m e i s t e r s und R a t s h e r r n in L e i p zig, 1568-71 R e c h t s w i s s e n s c h a f t e n an der U n i v . Leipzig, w o er 1577 z u m D r . j u r . p r o m o v i e r t w u r d e . N a c h einer B i l d u n g s r e i s e wirkte C. in seiner H e i m a t s t a d t als Universitätsdozent und w u r d e 1580 von K u r f ü r s t A u g u s t von S a c h s e n z u m H o f - u n d Justizrat d e s K u r p r i n z e n Christian b e r u f e n . U n t e r K u r f ü r s t Christian I. seit 1586 G e h e i m e r R a t und 1589 K a n z l e r mit fast u n u m s c h r ä n k t e r G e w a l t , erhielt er nach d e r A u f l ö s u n g d e s G e h e i m e n R a t s d u r c h d e n K u r f ü r s t e n d i e L e i t u n g der s ä c h s i s c h e n I n n e n - und A u ß e n p o l i t i k . C. v e r s u c h t e , seine calvinistischen G r u n d s ä t z e d u r c h z u s e t z e n , k o n n t e Christian I. zur A b k e h r v o m orthod o x e n L u t h e r t u m b e w e g e n und erreichte d i e A b s c h a f f u n g d e r K o n k o r d i e n f o r m e l s o w i e die d e s E x o r z i s m u s bei d e r T a u f e . D a n e b e n b e m ü h t e er sich, d e n K u r f ü r s t e n z u m A n s c h l u ß an die c a l v i n i s t i s c h - p f ä l z i s c h e G r u p p e der protestantischen R e i c h s f ü r s t e n und zur U n t e r s t ü t z u n g der H u g e n o t t e n in F r a n k r e i c h zu g e w i n n e n . N a c h d e m T o d C h r i s t i a n s I. 1591 von den S t ä n d e n seines A m t e s e n t h o b e n , w u r d e C. auf d e r F e s t u n g K ö n i g s t e i n in H a f t gesetzt, von der b ö h m i s c h e n A p p e l l a t i o n s k a m m e r in P r a g w e g e n V e r f ü h r u n g d e s K u r f ü r s t e n z u m C a l v i n i s m u s , d e r E n t f r e m d u n g v o m K a i s e r und seiner E n t z w e i u n g mit d e r L a n d s c h a f t verurteilt und schließlich auf dem Dresdner Neumarkt enthauptet. LITERATUR: Christa Schiller: C., N . In: N D B , B d . 3, 1957, S. 4 0 7 f. - T h o m a s Klein: D e r K a m p f u m die Z w e i t e R e f o r m a t i o n in K u r s a c h s e n 1586-1591. K ö l n / G r a z 1962. - E r n s t K o c h : C., N . In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 4 9 2 . C r e l l , Paul, a u c h Krell, Crellius, luth. T h e o l o g e , * 5 . 2 . 1531 E i s l e b e n , t 24. / 2 7 . 5 . 1579 M e i ß e n . C. studierte in Wittenberg z u n ä c h s t die Artes, später T h e o l o gie; er w u r d e 1559 dort S c h l o ß p r e d i g e r , z u m D r . theol. prom o v i e r t und Prof. a n der T h e o l o g i s c h e n Fakultät. S e i n e Dis t a n z i e r u n g von —> M e l a n c h t h o n s L e h r e f ü h r t e zu C . s Überg a n g in d a s M e i ß e n e r K o n s i s t o r i u m , w o sich K u r f ü r s t A u g u s t von S a c h s e n seiner g e g e n d e n K r y p t o c a l v i n i s m u s bediente. Sein Kurtz Bekenntnis und Artickel vom hl. Abendmal w a r d i e Basis f ü r die B e s c h l ü s s e d e s T o r g a u e r L a n d t a g s von 1574. Z w e i J a h r e später n a h m C. an d e n V e r h a n d l u n g e n teil, d i e z u m T o r g i s c h e n B u c h , der V o r f o r m der K o n k o r d i e n f o r mel, f ü h r t e n . Seit 1574 g e h ö r t e C . w i e d e r d e r W i t t e n b e r g e r Fakultät an, k e h r t e j e d o c h 1577 nach M e i ß e n zurück, u m seine letzten L e b e n s j a h r e dort zu v e r b r i n g e n . LITERATUR: V D 16, C 5 7 7 2 - 5 7 7 6 . - E r n s t Kähler: C., P. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 4 0 8 . - E r n s t K o c h : C „ P. In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 491 f.

Crocius Crell, Samuel, Pseud. Lucas Mellierus, Artemonius, sozinianischer Theologe, * 25.3.1660 Kreuzburg (Schlesien), t 15.5.1747 Amsterdam. Der Sohn eines sozinianischen Predigers und Enkel Johann C.s studierte am Theologischen Seminar der Remonstranten in Amsterdam und war im Anschluß daran als Prediger in den kleinen sozinianischen Gemeinden der Mark Brandenburg, in Schlesien und in Frankfurt/Oder tätig. Nach mehreren Reisen, die ihn auch nach Holland und England führten, ließ er sich 1727 als theologischer Schriftsteller in Amsterdam nieder. C. vertrat eine adoptianische Christologie, lehrte aber das Versöhnungsopfer Christi und bildete von da aus eine zwischen Sozinianismus und Orthodoxie vermittelnde Lehre. Vom Rückgang auf die allein geistgewirkten Aussagen der Bibel unter Zurückstellung der späteren Dogmen erhoffte er sich die Überwindung der christlichen Parteiungen. Von seinen zahlreichen Schriften fand vor allem ein 1717 erschienener Kurzer Unterricht in der christlichen Religion nach der Lehre der Unitariorum, der als deutscher sozinianischer Katechismus gilt, Beachtung. WEITERES WERK: Fides primorum Christianorum. London 1697. LITERATUR: Hermann Schüssler: C„ S. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 408 f. - Aart de Groot: C„ S. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 491 f. C r e m e r , (August) Hermann, evang. Theologe, * 18.10.1834 Unna (Westfalen), f 4. 10. 1903 Greifswald. Der einem pietistischen Elternhaus entstammende C., Sohn eines Lehrers, studierte in Halle bei August —»Tholuck und in Tübingen bei Johann Tobias —> Beck Theologie. (Promotion 1860, Die eschatologische Rede Jesu Christi Matthäi 24.25). 1859-70 war er Pfarrer in Ostönnen (Westfalen), wo er das Biblisch-theologische Wörterbuch der neutestamentlichen Gräcität (1867, 9 1902) abfaßte. 1870 erhielt er den Ruf auf den Lehrstuhl für systematische Theologie der Univ. Greifswald. Dort war er gleichzeitig bis 1889 Hauptpastor an St. Marien und wirkte seit 1886 in der pommerschen Kirchenleitung mit, der er als Konsistorialrat und wiederholt als Synodaler angehörte. Er vertrat die theologische Richtung des neueren Biblizismus, die sowohl die sprachliche Eigenart der Bibel als auch deren besonderen Offenbarungsgehalt betonte, und beeinflußte die preuß. Kirchen- und Universitätspolitik im orthodox-positiven Sinne, gegenüber der liberalen Theologie ebenso kritisch wie gegenüber der Staatsnähe der Kirche. C. war das Haupt der sogenannten Greifswalder Schule, aus der u.a. Erich —»Schaeder, Julius Kögel und Karl Bernhard —> Bornhäuser hervorgingen. Zusammen mit Adolf —»Schlatter begründete er 1897 die „Beiträge zur Förderung christlicher Theologie". WEITERE WERKE: Jenseits des Grabes. Gütersloh 1868, u. d. T.: Über den Zustand nach dem Tod, "1923. - Über die Aufgabe und Bedeutung der Predigt in der gegenwärtigen Krisis. Berlin 1877, 2 1892. - Die Befähigung zum geistlichen Amt. Berlin 1878, 2 1900. - Wesen und Wirken der Taufgnade. Gütersloh 1899. - Vom hohen Ethos der Brautliebe. Die Brautbriefe Α. H. C.s. Hrsg. v. Wilhelm Koepp. Hamburg 1948. LITERATUR: Heinz-Horst Schrey: C., Α. H. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 409. - Horst Beintker: C„ H. In: TRE, Bd. 8, 1981, S. 230-236. - Werner Neuer: Adolf Schlatter. Stuttgart 1996. - Friedrich Wilhelm Graf: C., A. H. In: RGG 4 , B d . 2, 1999, Sp. 4 9 2 - 4 9 4 .

C r i g i n g e r , Johannes, auch Crigingerus, Krüger, luth. Prediger, Schriftsteller, Kartograph, * August/September 1521 Joachimsthal, t 27.12. 1571 Marienberg. Der aus dem Erzgebirge stammende C. besuchte die Lateinschule seiner Heimatstadt, begann das Studium 1538 in Wittenberg und wechselte 1540 nach Leipzig, 1541 nach

Tübingen. Seit 1543 Lehrer in Crimmitschau, veröffentlichte er zwei Jahre später sein Drama Tragoedia von Herode und Joanne dem Taufer. 1544 erlangte C. in Wittenberg den Magistergrad, war 1544-47 Lehrer in Marienberg und stellte vermutlich 1546 einen Teil der Tischreden —»Luthers zusammen. 1547 in Wittenberg zum Prediger ordiniert, wurde er wenig später Hofprediger des Grafen Lorenz von Schlick im böhmischen Luditz, im folgenden Jahr Diaconus, 1551 Archidaconus und 1559 Pfarrer an St. Marien in Marienberg. C. war auch als Kartograph bekannt; seine Karten der wettinischen Lande und von Böhmen wurden bis ins 18. Jh. hinein nachgedruckt. LITERATUR: VD 16, C 5877. - Ernst Kahler: C., J. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 415. Crocius, Johann, reformierter Theologe, * 28.7. 1590 Laasphe, t 1659 Marburg/Lahn. C. war der Sohn von Paul —>C. und der Bruder von Ludwig —»C. Er studierte zunächst in Marburg bei Gregor —»Schönfeld und Raphael —»Eglin und wurde 1608 zum Magister promoviert. Bei Christoph —»Pezel und Matthias —»Martinius in Bremen setzte er seine Studien fort und wurde schließlich in Marburg zum Dr. theol. promoviert und 1612 Hofprediger des Landgrafen in Kassel. Anschließend war er mehrere Jahre in Berlin, um die Durchsetzung der reformierten Bestrebungen des Kurfürsten Johann Sigismund von Brandenburg zu unterstützen. 1616/17 befand sich C. in Königsberg, wo er wegen der ersten reformierten Abendmahlsfeier in eine literarische Fehde mit Johann —»Behm trat. 1617 wurde er Professor primarius der Theologie an der Univ. Marburg, zudem Konsistorialrat und Vorsteher der reformierten hessischen Landeskirche. 1624 mußte C. Marburg wegen der Einführung des Luthertums verlassen, lehrte dann an der reformierten Hohen Schule in Kassel, die 1633 unter ihm als erstem Rektor für zwanzig Jahre zur Univ. erhoben wurde, und kehrte schließlich 1653 als Rektor der erneuerten Univ. nach Marburg zurück. Als theologischer Schriftsteller verfaßte C. zahlreiche Streitschriften, in denen er vor allem für die Gleichberechtigung der beiden evang. Konfessionen eintrat; er war maßgeblich an der hessischen Kirchenordnung von 1657 beteiligt. WERKE: Erronea dogmata novorum Arianorum in Polonia. Bremen 1612. - Anti-Becanus. 2 Bde., Kassel 1643. LITERATUR: Walter Hollweg: C„ J. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 417 f. - Winfried Zeller: Die niederhessische Irenik. In: Ders. (Hrsg.): Frömmigkeit in Hessen. Marburg/Lahn 1970, S. 96-140. - Gerhard Menk: Absolutistisches Wollen und verfremdete Wirklichkeit - der calvinistische Sonderweg Hessen-Kassels. In: Meinrad Schaab (Hrsg.): Territorialstaat und Calvinismus. Stuttgart 1993, S. 164-238. - Hans Schneider: C„ J. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 497. Crocius, Ludwig, reformierter Theologe, * 29.3.1586 Laasphe, t 7.12. 1655 Bremen. C. war der Sohn von Paul —> C. und der Bruder von Johann —»C. Er studierte an den Universitäten Marburg und Basel Theologie, war im Anschluß daran Pastor an verschiedenen Bremer Stadtkirchen und wurde 1624 Senior sowie Superintendent der Bremer Kirche. Er war als Prof. am Gymnasium illustre tätig, dessen Leitung er später übernahm. 1618/19 vertrat C. die Bremische Kirche zusammen mit Matthias —»Martinius und Heinrich Isselburg auf der Synode zu Dordrecht und galt als Repräsentant der sogenannten Bremer Theologenschule, die der strengen calvinistischen Prädestinationslehre zurückhaltend gegenüberstand. Neben einer Reihe von Streitschriften gegen kath., luth, und sozinianische Theologen gilt das 1635 erschienene Syntagma sacrae theologiae als C.' theologisches Hauptwerk, dessen Erscheinen die streng prädestinatianischen Bremer Kreise

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Crocius dazu b e w o g , auswärtige Universitäten um Hilfe zu ersuchen. LITERATUR: Walter Hollweg: C „ L. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 4 1 8 . - Hans Schneider: C „ L. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 497.

Crocius, Paul, reformierter T h e o l o g e , * 2 7 . 7 . 1 5 5 1 Zwickau, t 5 . 9 . 1607 Bad Schwalbach (Hessen). C., Sohn eines luth. Predigers, studierte seit 1570 Theologie in Leipzig, Wittenberg, Heidelberg, Genf und Basel und wandte sich in dieser Zeit d e m reformierten Bekenntnis zu. Er war Prinzenerzieher bei den Grafen Johann d . Ä . von Nassau-Dillenburg und L u d w i g zu Sayn-Wittgenstein in Berleburg und wurde 1582 in Basel zum Dr. theol. promoviert. 1583 erhielt C. mit Unterstützung von Kaspar —»Olevianus eine Stelle als Pastor und Inspektor zu Laasphe, lehnte jedoch einen Ruf als dessen Nachfolger an das Pädagogium in Herborn ab und folgte statt dessen 1607 einer Berufung durch den Landgrafen Moritz von Hessen als Inspektor der Grafschaft Katzenelnbogen und Pastor von Langenschwalbach, um dort das reformierte Bekenntnis einzuführen. C. machte sich vor allem als Übersetzer theologischer Schriften verdient; so veröffentlichte er die Märtyrergeschichte Jean Crespins s o w i e 1 5 8 7 / 8 8 eine vierbändige Ausgabe der Predigten Calvins in deutscher Sprache. C. war der Vater der Theologen Johann und Ludwig —»C. WERKE: Groß Martyrbuch vnd Kirchen-Historien, darinnen herrliche vnd in Gottes Wort gegründte glaubensbekandnussen beschrieben werden. Hanau 1606. LITERATUR: Walter Hollweg: C „ P. In. N D B , Bd. 3, 1957, S. 4 1 8 . - Gerhard Menk: P. C. - ein kalvinistischer Pfarrer im konfessionellen Zeitalter. In: Rezeption und Reform. Festschrift für Hans Schneider. Hrsg. v. Wolfgang BreulKunkel. Darmstadt/Kassel 2001, S. 71-96. Crönlein,

Maria, schweizer, kath. Frauenpolitikerin, * 2 4 . 3 . 1 8 8 3 Altdorf (Kt. Uri), t 2 0 . 1 1 . 1 9 4 3 Altdorf. C., Tochter eines Buchbinders, besuchte nach einer Tätigkeit als Haushälterin in der N ä h e von Ludwigshafen die soziale Frauenschule s o w i e Vorlesungen der Univ. Heidelberg. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs als Samariterin in Freiburg/Breisgau tätig, kehrte sie nach ernsthafter Erkrankung in den Kt. Uri zurück. 1916-19 war C. Propagandasekretärin, 1919-25 Generalsekretärin des Schweizerischen Katholischen Frauenbunds. Sie baute die weibliche Berufsberatung auf, gründete 1918 die Sozial-Caritative Frauenschule Luzern, deren erste Leiterin sie bis 1930 war, und redigierte 1918-23 „Die katholische Schweizerfrau". D i e Zusammenarbeit mit nichtkatholischen Frauenorganisationen lehnte C. ab. WERKE: Skizzen zu einem Vortragszyklus für Mütterabende. Gedanken für Mütter über Lebensbeherrschung in der Familie. Luzern 1924. LITERATUR: Lisbet Arnold: M. C . Generalsekretärin des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes 1883-1943. Dipl.-Arb. Schweizerische sozial-caritative Frauenschule Luzern 1944.

Crollius,

Johann, reformierter T h e o l o g e , * 6 . 3 . 1 6 4 1 Rotenburg/Fulda, ! 2 7 . 9 . 1 7 0 9 Marburg/Lahn. C. studierte seit 1660 allgemeine Wissenschaften und Theologie an der Univ. Marburg, an die er nach einem Studienaufenthalt in Bremen 1667 zurückkehrte. In den folgenden Jahren war er Hofmeister s o w i e Prof. der Beredsamkeit in Herborn und wurde schließlich 1680 als Prof. der Philosophie und der griechischen Sprache nach Heidelberg berufen. 1686 erhielt C. die theologische Doktorwürde, wurde 1687 Prorektor, 1690 Dekan der Philosophischen Fakultät und war seit 1692 o. Prof. der Theologie, wobei er zugleich das Rektorat innehatte. 1693 vor den Franzosen nach Frankfurt geflohen, wurde er noch im selben Jahr v o m Landgrafen Karl

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von Hessen-Kassel zum Prof. der T h e o l o g i e und Pädagogik nach Marburg berufen, w o er sich u.a. historischen Studien widmete und neben Gelegenheitsschriften eine Geschichte der Hersfelder Ä b t e in lateinischer Sprache veröffentlichte. LITERATUR: Cuno: C, J. In: A D B , Bd. 47, 1903, S. 5 6 7 - 5 7 0 .

Cron,

Joachim Anton, kath. T h e o l o g e , Pädagoge, * 2 9 . 9 . 1 7 5 1 Podersam (Saazer Kreis), t 2 1 . 1 . 1826 Ossegg. Der aus B ö h m e n stammende C. trat 1776 zu O s s e g g in den Zisterzienserorden ein, war als Gymnasialprofessor in Prag, Leitmeritz und Komotau tätig und wurde 1795 zum Dr. theol. promoviert. 1805 erhielt er den Lehrstuhl für Dogmatik an der Hochschule in Prag, den er bis 1822 innehatte. C. veröffentlichte eine Reihe von kirchengeschichtlichen Schriften (u. a. Beiträge zur Methodik der Kirchengeschichte, 1795), schrieb Gedichte s o w i e Lustspiele und betätigte sich als Musiker. WEITERE WERKE: Methodik, oder der leichteste und kürzeste Weg, eine tote Sprache zu erlernen. Prag 1802. - Lobrede der Arbeitsamkeit und ihrer Beförderer. Prag 1817.

Crosner,

Alexius, auch Chrosner, Theologe, * um 1490, t 2 2 . 5 . 1 5 3 5 Altenburg. C., Sohn eines wohlhabenden Bürgers in Colditz, studierte seit 1504 in Leipzig, w o er 1505 Baccalaureus und 1510 Magister wurde. Zusätzlich studierte er seit 1512 in Wittenberg und war daneben Erzieher des Prinzen —» Johann Friedrich von Sachsen. 1516 wurde C. Kanonikus in Altenburg, 1524 Hofprediger Herzog —> Georgs in Dresden. Daneben übernahm er das A m t des Stiftsvikars in Meißen, seit 1525 auch in Oschatz. 1527 verlor C „ der zeitlebens zwischen Katholizismus und Protestantismus lavierte, seine Stelle als Hofprediger. Er wollte zunächst Herzog Georg auf die Seite —»Luthers ziehen, der C. eine seiner Schriften widmete und ein Vorwort für ihn verfaßte. 1525 jedoch stimmte C. gegen die Einführung der Reformation im Georgenstift Altenburg und freundete sich mit dem kath. Prediger Hieronymus - » Dungersheim an. 1531 publizierte er Predigten im Geist der Reformation. LITERATUR: Otto Clemen: Α. Chrosner, Herzog Georgs von Sachsen evangelischer Hofprediger. Leipzig 1907. - Reinhold Jauernig: C „ A. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 4 2 3 f.

Crotus Rubeanus, auch Crotus Rubianus, eigentl. Johannes Jäger, nannte sich bis 1509 Venator, danach gräzisiert nach d e m Sternbild Schütze C., Humanist, kath. T h e o l o g e , * um 1480 Dornheim bei Arnstadt, t um 1545 Halberstadt. Der Bauernsohn studierte seit 1498 die Artes an der Univ. Erfurt, w o er 1501 —»Luther und etwa 1503 Ulrich von —» Hutten kennenlernte, mit d e m er das Wintersemester 1505 in Köln verbrachte. Seit 1506 Erzieher am Hof der Grafen von Henneberg, zählte C. R. zum Humanistenkreis des —»Mutianus Rufus, befreundete sich hier insbesondere mit Helius Eobanus —>Hessus und leitete 1510-16 die Klosterschule in der Reichsabtei Fulda, mit deren Koadjutor und späterem Fürstabt Hartmann von Kirchberg er als Sekretär am Reichstag zu Köln 1512 s o w i e 1515 am Kongreß zu Wien teilnahm. 1515 war C. R. an der Abfassung des ersten Teiles der anonym veröffentlichten Epistolae obscurorum virorum maßgeblich beteiligt. Ein Streit zwischen Fürstabt und Kapitel veranlaßte ihn, Fulda 1516 zu verlassen. A n schließend in Mainz und Bamberg ansässig, ging er 1517 nach Bologna, w o er T h e o l o g i e studierte und zum Dr. theol. promoviert wurde. 1520 kehrte C. R., prolutherisch gesinnt, nach Bamberg zurück, empfing als Rektor der Univ. Erfurt ( 1 5 2 0 / 2 1 ) Luther auf dessen Reise nach Worms, fand jedoch nur oberflächliches Verständnis für ihn. 1524 folgte C. R. einem Ruf - » Albrechts von Preußen nach Königsberg, für

Criiger den er eine Verteidigungsschrift gegen den Deutschen Orden verfaßte. 1531 wandte er sich zur alten Kirche zurück und wurde Rat Kardinal —» Albrechts von Mainz sowie Kanonikus an der neuen Stiftskirche zu Halle. Im selben Jahr publizierte C. R. die Apologia qua respondetur temeritati calumniatorum [...] gegen Luther. Um 1537 siedelte er als Domherr nach Halberstadt über. C. R. zählt zu den ersten deutschen Humanisten, die sich entschieden vom scholastischen Denken abwandten. LITERATUR: VD 16, J 156. - Heinrich Grimm: C. R. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 424 f. - Friedhelm Jürgensmeier (Hrsg.): Erzbischof Albrecht von Brandenburg. Frankfurt/ Main 1991. - Peter Walter: C. R. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 1351. - Siegfried Raeder: C. R. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 400. C r o y , Emst Bogislaw Herzog von, Bischof von Cammin, Politiker, * 26.8. 1620 Vinstingen (Lothringen), t 7.2. 1684 Königsberg. Seine Jugend verbrachte C. am Hof seines Oheims Herzog Bogislaw XIV. in Stettin; dieser sicherte ihm die Eventualnachfolge im Bistum Cammin zu, da ihm sein väterliches Erbe vorenthalten wurde. 1633 erfolgte mit Zustimmung des Kurfürsten von Brandenburg sowie der Schweden die Wahl C.s zum designierten Bischof durch das Camminer Domkapitel. 1634 begann C. das Studium an der Univ. Greifswald, wurde noch im gleichen Jahr zu deren Rector magnificentissimus erhoben und 1637 zum Bischof gewählt, konnte dieses Amt jedoch wegen des Einspruchs der Schweden nicht antreten. Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der das Stift Cammin im Westfälischen Frieden erhielt, erreichte schließlich im Vergleich zu Berlin 1650 den Verzicht C.s auf alle seine Rechte zugunsten Brandenburgs, wogegen dieser die Anwartschaft auf Naugard und Massow und weitere Einkünfte erlangte. Später trat C. in die Dienste des Kurfürsten und wurde von diesem 1665 zum Statthalter von Hinterpommern und Cammin ernannt und erhielt 1670 die Statthalterschaft in Preußen. C r u c i g e r , Caspar d. Ä., eigentl. Creutzi(n)ger, luth. Theologe, * 1. 1. 1504 Leipzig, t 16. 11.1548 Wittenberg. Seit 1513 Student in Leipzig, wohnte C., Sohn eines Krämers, 1519 der Leipziger Disputation zwischen —» Luther und Johann —> Eck bei, setzte seine Studien der Theologie, Mathematik und der Naturwissenschaften 1521 u.a. als Schüler Luthers und —» Melanchthons in Wittenberg fort und wurde 1525 Rektor der Johannisschule in Magdeburg. 1528 kehrte er als Prof. an der Univ. und Prediger an der Schloßkirche nach Wittenberg zurück, half Luther bei der Bibelübersetzung und nahm 1529 am Marburger Religionsgespräch zwischen Luther und —»Zwingli sowie an den Verhandlungen über die Wittenberger Konkordie teil. Seit der Promotion zum Dr. theol. 1533 war C. an der Theologischen Fakultät tätig, war neben Friedrich —» Myconius 1539 maßgeblich an der Durchführung der Reformation in Leipzig beteiligt und wirkte als Sekretär auf den Religionsgesprächen in Hagenau, Worms und Regensburg. Daneben gab er Luthers Predigten heraus und redigierte zusammen mit Georg —»Rörer die ersten Bände der Wittenberger Lutherausgabe (1539ff.). C. war mit Elisabeth —»C. verheiratet, Caspar - » C . d.J. deren Sohn. LITERATUR: VD 16, C 5837-5866. - Theodor Pressel: C. C. Elberfeld 1862. - Ernst Kähler: C„ C. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 427 f. - Friedrich de Boor: C„ C. In: TRE, Bd. 8, 1981, S. 238-240. - Timothy J. Wengert: C. C. (1504-1548). The case of the disappearing reformer. In: Sixteenth Century Journal 61 (1992) S. 62-74. - Ernst Walter Zeeden: C„ C. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 1352. - Martin H. Jung: C„ C. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 501.

C r u c i g e r , Caspar d. J., eigentl. Creutzi(n)ger, luth. Theologe, * 19.3. 1525 Wittenberg, t 16.4.1597 Kassel. Der Sohn von Caspar —»C. d. Ä. und Elisabeth —»C. begann nach dem Studium 1557 eine akademische Laufbahn an der artistischen Fakultät der Univ. seiner Heimatstadt und trat nach —»Melanchthons Tod dessen Nachfolge als Prof. in Wittenberg an, wurde aber erst 1569 in die theologische Fakultät aufgenommen. Neben Georg - » Major und Paul —»Eber gehörte er zu den Führern der Philippisten und vertrat diese Richtung auf dem Altenburger Religionsgespräch 1568/69 sowie auf dem Zerbster Konvent. C. war einer der Verfasser des gegen die Flacianer gerichteten Endlichen Berichts und verweigerte schließlich die von Kurfürst August von den Kryptocalvinisten verlangte Annahme des Kurz Bekentnis und Artikel vom h. Abendmahl, was seine Verhaftung und 1576 die Ausweisung aus Sachsen zur Folge hatte. Er ging daraufhin zunächst nach Dillenburg, später nach Kassel, wo er bis zu seinem Tod Pfarrer sowie Vorsitzender des geistlichen Konsistoriums war und für die Verbreitung der Reformation eintrat. LITERATUR: VD 16, C 5867-5876. - Robert Stupperich: C„ C. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 428. - Ernst Walter Zeeden: C„ C. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 1352. C r u c i g e r , Elisabeth, eigentl. Creutzi(n)ger, geb. Meseritz, Liederdichterin, * um 1500 Meseritz bei Schivelbein, t Mai 1535 Wittenberg. Die einem pommerschen Adelsgeschlecht entstammende Nonne des Prämonstratenserinnenklosters Treptow/Rega wurde durch Johannes —»Bugenhagen mit der Reformation bekannt und floh 1522 zu ihm nach Wittenberg. 1524 vermählte sie sich mit Caspar —>C. d. Ä. und stand fortan in enger freundschaftlicher Beziehung zu —»Luthers Frau Katharina von —»Bora. Als erste Frau verfaßte C. mit dem bereits vor ihrer Heirat entstandenen Eyn Lobsanck von Christo ein evang. Kirchenlied (Herr Christ, der einig Cotts Sohn), das noch heute gesungen wird. C. war die Mutter von Caspar -> C. d. J. C r ü g e r , Johann, auch Crügerus, Krüger, Johan(nes), Kantor, Komponist, Herausgeber, Musiktheoretiker, * 9.4. 1598 Großbreesen bei Guben (Niederlausitz), t 23.2.1663 Berlin. Der Gastwirtssohn war nach einer ausgedehnten Schulwanderung, die ihn u. a. nach Österreich, Preßburg und Freiberg führte, 1615-20 als Hauslehrer in Berlin tätig, wo zwei Hochzeitsgesänge im Druck erschienen. Nach einem zweijährigen Studium der Theologie an der Univ. Wittenberg wurde C., vermutlich wegen des ersten Teils seines Meditationum musicarum Paradisus (1622), als Kantor der luth. Nikolaikirche und Lehrer am Gymnasium zum Grauen Kloster nach Berlin berufen, wo er musiktheoretisches und kompositorisches Schaffen eng mit seiner Lehrtätigkeit verband. Er schrieb mehrere musikalische Elementarlehren für den Gesangsunterricht; seine Synopsis musica (1630) gilt als eine der wichtigsten Kompositionslehren des 17. Jahrhunderts. Am bedeutendsten war C.s Schaffen auf dem Gebiet des evang. Kirchenlieds. Sein Newes vollkömliches Gesangbuch (1640) erlebte mehr als vierzig Auflagen. In seinen Choralmelodien, u. a. nach Texten von Johann —» Heermann, Johann —» Rist und insbesondere Paul —» Gerhardt, verband er Volkstümlichkeit und Affektdarstellung und war damit Wegbereiter des evang. Erbauungslieds. Viele seiner Melodien sind zum festen Bestand des evang. Kirchengesangs geworden. WEITERE WERKE: Praxis pietatis melica. Berlin 1653. - Delineatio interioris hominis. Lübeck 1660. - Meditationum musicarum paradisus secundus (Meine Seel erhebet den Herren). Hrsg. v. Adam Adrio. Berlin 1957.

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Crugot LITERATUR: Otto Brodde: J. C. Sein Weg und sein Werk. L e i p z i g / H a m b u r g 1936. - Hans Heinrich Eggebrecht: C., J. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 4 2 8 f. - Friedrich Wilhelm Bautz: C., J. In: B B K L , Bd. 1, 1990, Sp. 1172-1174. George J. Buelow: C., Johannes. In: N G r o v e D , Bd. 6 , 2 2 0 0 1 , S. 7 3 5 - 7 3 7 . - Christian Bunners: C„ J. In: M G G 2 P , Bd. 5, 2 0 0 1 , Sp. 140-148. C r u g o t , Martin, evang. Theologe, * 5. 1. 1725 Bremen, t 5 . 9 . 1 7 9 0 Carolath (Schlesien). Der einer Hugenottenfamilie entstammende Sohn eines Bildhauers begann in Bremen das Studium der T h e o l o g i e und wurde 1746 v o m dortigen Ministerium unter die Kandidaten der T h e o l o g i e aufgenommen. Im selben Jahr vertrat C. in Herford kurze Zeit die Stelle des Oberhofpredigers, anschließend folgte er einem Ruf nach Carolath (Schlesien), w o er seit 1747 Hofprediger beim Fürsten von Schönaich-Carolath war. 1748 wurde C. nach Blomberg in der Grafschaft Lippe berufen, kehrte jedoch nach d e m Tod seiner Frau 1752 nach Carolath zurück, w o er bis 1790 wirkte und ein bekannter Kanzelredner war. Neben zahlreichen Predigten veröffentlichte er Der Christ in der Einsamkeit, eine vielbeachtete Erbauungsschrift, die wiederholt aufgelegt und ins Französische übersetzt wurde. WEITERES WERK: Predigten. Breslau 1759.

Crusius,

Balthasar, eigentl. B. Krause, evang. T h e o l o g e , Lyriker, Dramatiker, * um 1550 Werdau bei Zwickau, begraben 2 6 . 3 . 1630 Chemnitz. Nach dem Besuch der Fürstenschule in Grimma 1568-75 studierte C. in Leipzig und Tübingen u.a. bei Martin Crusius, war zugleich als Hofmeister tätig und widmete sich Poesie- und Theologiestudien. Seit 1585 war er an verschiedenen Orten Schulrektor s o w i e Pfarrer in Syhra, Bockau und Auerbach; 1611 wurde er w e g e n seiner unorthodoxen religiösen Ansichten gezwungen, seine Ämter niederzulegen. Er war Verfasser zahlreicher Gelegenheitsgedichte, Herausgeber dreier Kirchenliedersammlungen in lateinischer Sprache und trat insbesondere als Dramatiker hervor. Neben einer dramentheoretischen Abhandlung 1609 schrieb C. vier geistliche Schuldramen, darunter Tobias (1585). D e n Konflikt zwischen Kaiser- und Papsttum schildert sein in deutschen Knittelversen verfaßtes Stück Tragoedia nova, von eim gedenckwirdigen Vened. Vertrage zwischen Keyser Friedrich dem Ersten und Papst Alexander dem Dritten ( 1607). WERKE: Iuditha. Leipzig 1585. - Exodus. Leipzig 1605. Paulus naufragius. Altenburg 1609. LITERATUR: V D 16, C 6 0 8 8 f. - Scherer: C „ B. In: A D B , Bd. 4, 1876, S. 6 2 9 f. - Robert J. Alexander: B. C. ( 1 5 5 0 7 - 1 6 3 0 ) . Zu seinem Leben und einem unbekannten Drama. In: Wolfenbütteler Barocknachrichten 7 ( 1 9 8 0 ) S. 106-112.

Crusius,

Christian August, evang. T h e o l o g e , Philosoph, * 10. 1. 1715 Leuna bei Merseburg, t 18.10. 1775 Leipzig. Der Pfarrerssohn studierte Philosophie und T h e o l o g i e an der Univ. Leipzig, wurde 1737 zum Magister der Philosophie promoviert, habilitierte sich 1740 und war seit 1742 auch Baccalaureus der Theologie. 1744 wurde er a. o. Prof. der Philosophie, 1750 o. Prof. der Theologie. Seit 1753 wirkte C. als Ephorus der kurfürstlichen Stipendiaten sowie als Kanonikus in Zeitz; 1755 wurde er Kanonikus in Meißen, D e z e m v i r der Univ. Leipzig, 1757 Professor Primarius der Theologischen Fakultät. Daneben behielt er eine Lehrstelle als Philosoph. Zweimal war er Rektor, einmal Prorektor der Universität. 1764 wurde er Kustos und Prälat des Stifts Meißen, 1773 Senior der Univ. Leipzig. C. war neben Johann Franz —»Buddeus der bedeutendste theologische Gegner der Philosophie Christian —»Wolffs. Er bekannte sich zur Einheit der positiven Offenbarung und

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der Vernunft und lehnte den ontologischen Gottesbeweis ab. Zu seinen philosophischen Arbeiten zählen Anweisung, vernünftig zu leben ( 1744, 3 1767), Entwurf der notwendigen Vernunft-Wahrheiten (1745, 3 1766), Weg zur Cewißheit und Zuverlässigkeit der menschlichen Erkenntniß, wiefern sie den zufälligen entgegen gesetzt werden ( 1 7 4 7 ) und Anleitung, über natürliche Begebenheiten ordentlich und vorsichtig nachzudenken (2 Bde., 1749, 2 1774). Von C. beeinflußt, löste sich Kant, der sich in seiner Habilitationsschrift Nova Dilucidatio mit dessen Lehre auseinandersetzte, mehr und mehr von der Leibniz-Wolffschen Schulphilosophie. Auch Johann Heinrich Lambert und M o s e s Mendelssohn standen unter d e m Einfluß von C. A l s T h e o l o g e vertrat er in Anknüpfung an Johann Albrecht —» Bengel und Johannes —»Coccejus eine realistische, prophetisch-typologische Schrifttheologie, die er in seinem dreibändigen Werk Hypomnemata ad theologiam propheticam ( 1 7 6 4 - 7 8 ) darlegte. WEITERE WERKE: Opuscula philosophico-theologica. Leipzig 1750. - Abhandlung von dem wahren B e g r i f f e der christlichen Frömmigkeit. Leipzig 1763. - Kurze Vorstellung von d e m eigentlichen schriftmäßigen Plan des Reiches Gottes. Leipzig 1768, 2 1 7 7 3 . - Kurzer Begriff der christlichen M o raltheologie. 2 Tie., 1 7 7 2 / 7 3 . - Die philosophischen Hauptwerke. Hrsg. v. Giorgio Tonelli u. a. 4 Bde., Nachdr. Hildesheim u.a. 1964-87. LITERATUR: Hans Saring: C., C. A. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 4 3 2 f. - Magdalena Benden: C. A. C. Wille und Verstand als Prinzipien des Handelns. Bonn 1972. - Gert R ö w e n s trunk: C., C. A. In: TRE, Bd. 8, 1981, S. 2 4 2 - 2 4 4 . - Sonia Carboncini: C. A. C. und die Leibniz-Wolffsche Philosophie. In: Albert Heinekamp (Hrsg.): Beiträge zur Wirkungsund Rezeptionsgeschichte von Gottfried Wilhelm Leibniz. Stuttgart 1986, S. 110-125. - Martin Krieger: Geist, Welt und Gott bei C. A. C. Erkenntnistheoretisch-psychologische, kosmologische und religionsphilosophische Perspektiven im Kontrast zum Wolffschen System. Würzburg 1993. - Werner Raupp: C., C. A. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 1352. Albrecht Beutel: C., C. A . In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 502.

Crusius,

Magnus, auch Cruse, evang. T h e o l o g e , * 10.1. 1697 Schleswig, t 6 . 1 . 1751 Harburg. Nach d e m Studium an der Univ. Kiel war C. seit 1717 als Hauslehrer tätig und stand dann in Diensten des holsteinischen Staatsministers Magnus von Wedderkopp in Hamburg, über dessen Bibliothek er die Aufsicht führte. 1723 wurde er z u m dänischen Legationsprediger nach Paris berufen, w o er bis 1727 blieb. Seither war er mehrere Jahre Pfarrer in Bramstedt und Rendsburg, bis er 1735 einen Ruf als o. Prof. der T h e o l o g i e nach Göttingen erhielt. Seine akademische Tätigkeit beendete C., als er 1747 zum Generalsuperintendenten, Hauptprediger und Konsistorialrat nach Harburg berufen wurde, w o er bis zu seinem Tod wirkte. Er verfaßte zahlreiche exegetische Schriften s o w i e einige Werke, die sich mit Kirchengeschichte befassen. LITERATUR: Alberti: C., M. In: A D B , Bd. 4, 1876, S. 633. - Konrad Hammann: Universitätsgottesdienst und Aufklärungspredigt. D i e Göttinger Universitätskirche im 18. Jahrhundert. Tübingen 2 0 0 0 .

Cullmarin,

Oskar, evang. Theologe, Neutestamentier, * 2 5 . 2 . 1902 Straßburg, t 16.1. 1999 Chamonix. C. studierte in Straßburg, w o er 1930 o. Prof. für N e u e s Testament wurde. 1938-72 lehrte er als o. Prof. für N e u e s Testament und Geschichte der Alten Kirche in Basel, hatte aber auch Professuren in Straßburg ( 1945-48) und Paris ( 1951 -68) inne, w o er Direktor an der Ecole des Hautes Etudes war. Seit 1957 korrespondierendes Mitglied der Mainzer Akademie für Wissenschaft und Literatur, wurde C. 1960 auch Mitglied der kgl.-niederländischen A k a d e m i e der Wissenschaften und 1968 der British A c a d e m y . Seit 1965 gehörte

Cuno er d e m E x e k u t i v a u s s c h u ß des E c u m e n i c a l Institute f o r A d v a n c e d T h e o l o g i c a l S t u d i e s ( J e r u s a l e m ) und seit 1972 der A c a d é m i e d e s S c i e n c e s M o r a l e s et P o l i t i q u e s an. A l s T h e o l o g e w a r C. ü b e r z e u g t e r A n h ä n g e r ö k u m e n i s c h e n D e n k e n s . 1962-65 n a h m er als B e o b a c h t e r a m Z w e i t e n Vatikanischen Konzil teil. C. v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Königsherrschaft Christi und Kirche im Neuen Testament (1941), Christus und die Zeit (1946), Die Christologie des Neuen Testaments (1957) und Einheit durch Vielfalt (1986). Er w a r M i t h e r a u s g e b e r der Z e i t s c h r i f t e n „ T h e o l o g i s c h e Z e i t s c h r i f t " (seit 1945) und „Journal of Ecclesiastical H i s t o r y " (seit 1950). LITERATUR: N e u e s T e s t a m e n t und G e s c h i c h t e : H i s t o r i s c h e s G e s c h e h e n und D e u t u n g i m N e u e n T e s t a m e n t . O. C. z u m 70. G e b u r t s t a g . Hrsg. v. Heinrich B a l t e n s w e i l e r . Z ü r i c h 1972. - Ö k u m e n e : M ö g l i c h k e i t e n und G r e n z e n heute. O . C . g e w i d m e t . Hrsg. v. K a r l f r i e d Froehlich. T ü b i n g e n 1982. O . C. (geb. 1902): Pionier d e r m o d e r n e n ö k u m e n i s c h e n B e w e g u n g . In: Felix Christ: G e g e n d i e G o t t v e r g e s s e n h e i t . S c h w e i z e r T h e o l o g e n im 19. und 20. J a h r h u n d e r t . Basel u . a . 1990, S. 5 3 9 - 5 4 5 . - E u g e n R u c k s t u h l : C „ O. In: L T h K 3 , B d . 2, 1994, Sp. 1357 f. - Pierre Prigent: C „ O . In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 5 0 3 f.

Culmann, H e l l m u t , P s e u d . H e r m a n n Walthari, Florian G e y e r , e v a n g . T h e o l o g e , Schriftsteller, * 1 7 . 8 . 1 8 9 8 A l b e r s w e i l e r , t 9 . 9 . 1949 B a d M e r g e n t h e i m . D e r A r z t s o h n n a h m a m Ersten Weltkrieg teil und studierte 1919-22 T h e o l o g i e , P h i l o s o p h i e , Literatur- und K u n s t g e schichte an d e n Universitäten E r l a n g e n und H e i d e l b e r g . 1922 trat C. e i n e Stelle als P f a r r v e r w e s e r , später als P f a r rer in L u t h e r s b r u n n an u n d ging 1926 ins brasilianische R i o G r a n d e d o Sul, w o er bis 1931 als P f a r r e r und L e h r e r wirkte. N a c h seiner R ü c k k e h r n a c h D e u t s c h l a n d amtierte er seit 1931 als P f a r r e r in B i l l i g h e i m . D a n e b e n w a r C. f r ü h literarisch tätig, arbeitete an T a g e s z e i t u n g e n , Z e i t s c h r i f t e n , A l m a n a c h e n s o w i e an Reise- und S c h u l b ü c h e r n mit und v e r ö f f e n t l i c h t e zahlreiche G e d i c h t e und H e i m a t e r z ä h l u n g e n (Hinter den blauen Bergen. Märchen, Legenden und Skizzen aus dem Wasgau, 1920) s o w i e einige S c h a u s p i e l e , d a r u n t e r das D r a m a Heliand (o. J.). LITERATUR: Carl H e u p e l : K r e u z d e s S ü d e n s und G r o ß e r W a gen. Z u m 100. G e b u r t s t a g d e s p f ä l z i s c h e n D i c h t e r p f a r r e r s H. C . Billigheim 1998.

Culmann, L e o n h a r d , e v a n g . T h e o l o g e , * 2 2 . 2 . 1 4 9 7 / 9 8 C r a i l s h e i m , t 7. 1 1 . 1 5 6 1 / 6 2 B e r n s t a d t bei U l m . N a c h d e m S c h u l b e s u c h in S c h w ä b i s c h Hall, D i n k e l s b ü h l , N ü r n b e r g und S a a l f e l d studierte C. 1514-17 T h e o l o g i e an der U n i v . E r f u r t . D o r t brachte er es bis z u m Sententiar. N a c h Tätigkeiten in B a m b e r g und A n s b a c h w u r d e er 1519 C h o r a list bei Heilig Geist in N ü r n b e r g , später R e k t o r dieser S c h u l e und 1549 P r e d i g e r an St. S e b a l d in N ü r n b e r g . Seit 1 5 5 4 / 5 5 w a r C . dort H a u p t v e r t r e t e r der L e h r e —» O s l a n d e r s und w u r d e d e s w e g e n 1555 seiner Ä m t e r e n t h o b e n ; er f a n d e i n e A n s t e l lung bei d e n G r a f e n von H e l f e n s t e i n in W i e s e n s t e i g und w a r seit 1558 in d e r Pfarrei B e r n s t a d t tätig. C . v e r f a ß t e m e h rere S c h r i f t e n t h e o l o g i s c h e n und e r b a u l i c h e n Inhalts, s o u. a. 1533 Frag und Antwort über die Epistel Pauli zu Tito. WEITERE WERKE: T e u t s c h e K i n d e r t a f e l . A n f a n g des Christlichen G l a u b e n s und T e u t s c h e r sprach. N ü r n b e r g 1534. T r ö s t u n g f ü r w y t w e n w a y s e n und f r e m b d l i n g e n a u ß G o t t e s w o r t g e z o g e n . N ü r n b e r g 1538. - D e adulterio et scortatione fugienda, deque matrimonio contrahendo. 2 Bde., Nürnberg 1539. LITERATUR: V D 16, C 6 2 2 8 - 6 3 0 8 . - J. H a r t m a n n j u n . : C., L. In: A D B , B d . 4, 1876, S. 6 3 9 . - G e r h a r d P f e i f f e r : N e u e F o r s c h u n g e n ü b e r L. C. In: M i t t e i l u n g e n des Vereins f ü r G e s c h i c h t e d e r Stadt N ü r n b e r g 6 8 ( 1 9 8 1 ) S. 3 2 2 - 3 3 0 . - M a t -

thias W i l h e l m S e n g e r : L. C. N i e w k o o p 1982. - W o l f g a n g F. Michael: Das deutsche Drama der Reformationszeit. Bern u . a . 1984, S. 3 1 0 - 3 1 7 .

Culmann,

Philipp Theodor, evang. Theologe, * 2 3 . 1 1 . 1824 B e r g z a b e r n ( R h e i n p f a l z ) , t 2 2 . 1 1 . 1 8 6 4 Bergzabern. D e r S o h n eines e v a n g . T h e o l o g e n absolvierte 1844-47 an der U n i v . E r l a n g e n das S t u d i u m d e r T h e o l o g i e , d a s er nach d e m ersten t h e o l o g i s c h e n E x a m e n in Berlin fortsetzte, bis er 1 8 4 9 / 5 0 seine erste Stelle als Vikar in Kaiserslautern antrat. 1851-59 w a r C. P f a r r e r in F r e c k e n f e l d , d a n n bis 1863 in S p e y e r . Sein H a u p t w e r k Christliche Ethik (1864) entwickelte, auf d e m B e g r i f f d e r trinitarisch b e g r ü n d e t e n G o t t e s e b e n b i l d l i c h k e i t basierend, S t u f e n der e t h i s c h e n G e staltung. In dieser Schrift, d i e i n s b e s o n d e r e nach d e m Ersten Weltkrieg b e a c h t e t w u r d e , v e r b a n d C. b i b l i s c h - e v a n g e l i s c h e mit t h e o s o p h i s c h - k a t h o l i s c h e n und p h i l o s o p h i s c h e n E l e m e n ten. WEITERE WERKE: D o m e n r ö s c h e n o d e r d a s M ä r c h e n u n s e r e r Welt. L a n d a u / P f a l z 1857. - Vier t h e o s o p h i s c h e A u f s ä t z e . Stuttgart 1889. LITERATUR: W o l f g a n g Jung: C., P. T . In: N D B , B d . 3, 1957, S. 4 3 6 f.

Cuno,

J o h a n n e s , a u c h C o n o , C o n o n , Gräzist, * u m 1 4 6 2 / 6 3 N ü r n b e r g , t 2 1 . 2 . 1 5 1 3 Basel. D e r aus e i n f a c h e n Verhältnissen s t a m m e n d e C. w a r A n g e h ö r i g e r d e s N ü r n b e r g e r Predigerklosters, w o er bereits 1494 g r i e c h i s c h e H a n d s c h r i f t e n benutzte, und w u r d e in Heidelberg Schüler - » R e u c h l i n s , dessen Griechischkenntnisse er bald weit übertraf. In d e n J a h r e n 1501 bis 1509 hielt sich C. m e h r m a l s in P a d u a und Venedig auf, w o er sich u. a. bei A l d u s M a n u t i u s und d e s s e n M i t a r b e i t e r n M u s u r u s , Carterom a c h u s und G r e g o r o p u l u s g r i e c h i s c h e n Studien w i d m e t e . 1510 k o n n t e er auf Vermittlung R e u c h l i n s in d a s B a s l e r P r e d i g e r k l o s t e r m i t seiner u m f a s s e n d e n g r i e c h i s c h e n H a n d s c h r i f t e n s a m m l u n g eintreten, unterrichtete dort d i e S ö h n e Joh a n n e s A m e r b a c h s u n d unterstützte diesen mit Ü b e r s e t z u n gen bei der Vorbereitung d e r H i e r o n y m u s - A u s g a b e G r e g o r —»Reischs. D a n e b e n arbeitete C., der zu seiner Zeit als einer der besten d e u t s c h e n Gräzisten galt, an Ü b e r s e t z u n g e n der g r i e c h i s c h e n K i r c h e n v ä t e r , d a r u n t e r G r e g o r von N y s s a , J o h a n n e s C h r y s o s t o m u s s o w i e Basilius M a g n u s . Er pflegte e n g e B e z i e h u n g e n zu Willibald —>Pirckheimer. LITERATUR: Heinrich G r i m m : C., J. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 437. - M a r t i n Sicherl: J. C. Ein W e g b e r e i t e r des Griec h i s c h e n in D e u t s c h l a n d . E i n e b i o g r a p h i s c h - k o d i k o l o g i s c h e Studie. H e i d e l b e r g 1978.

Cuno,

Johannes, auch Khün, Khun, Kühne, evang. Theologe, P ä d a g o g e , D r a m a t i k e r , * 1555 Erfurt, t 1598 C a l b e / Saale. C., S o h n eines B ä c k e r m e i s t e r s , w a r seit 1571 als S t u d e n t in E r f u r t u n d ging 1574 an d i e U n i v . J e n a , u m dort T h e o l o g i e zu studieren. 1576 erhielt er d i e Stelle d e s K o n r e k t o r s a m G y m n a s i u m in M ü h l h a u s e n und w u r d e in d e n f o l g e n d e n J a h ren P f a r r e r in H o r s m a r , H e m l e b e n u n d B i n d e r s l e b e n . 1587 n a c h D e n u n z i a t i o n seines A m t e s e n t h o b e n und vertrieben, hielt sich C. z u n ä c h s t in E r f u r t auf u n d w u r d e 1590 L e k tor f ü r H e b r ä i s c h a m G y m n a s i u m in E i s l e b e n , w o er e i n e S c h u l g r a m m a t i k Grammatica Hebraea ad usitm scholarum (1590) h e r a u s g a b . Z w e i J a h r e später erhielt er d i e Stelle d e s R e k t o r s in C a l b e . C., d e r als T h e o l o g e d e n K r y p t o c a l v i n i s t e n n a h e s t a n d , m a c h t e sich a u c h als D r a m a t i k e r einen N a m e n ; er schrieb 1595 das W e i h n a c h t s s p i e l Ein schön christlich Action von der Geburt und Offenbarung des Herrn. LITERATUR: H e l l m u t R o s e n f e l d : C „ J. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 4 3 7 f.

265

Cureus C u r e u s , J o a c h i m , a u c h C u r a u s , eigentl. Scheer, reformierter T h e o l o g e , M e d i z i n e r , * 23. 1 0 . 1 5 3 2 Freystadt, t 21. I. 1573 G l o g a u . D e r S o h n eines T u c h m a c h e r s und Stadtrichters studierte 1548-50 als S c h ü l e r —» M e l a n c h t h o n s T h e o l o g i e und Philos o p h i e an d e r U n i v . Wittenberg, w o er 1554 M a g i s t e r w u r d e . Seit d i e s e m J a h r S t a d t s c h u l l e h r e r in Freystadt, setzte C . sein dort privat b e g o n n e n e s S t u d i u m d e r M e d i z i n 1557 an d e n U n i v e r s i t ä t e n P a d u a und B o l o g n a fort, w o er im f o l g e n d e n J a h r z u m D r . m e d . p r o m o v i e r t w u r d e . 1559 praktizierte er als Stadtarzt in G l o g a u , w o er 1564 an der E i n f ü h r u n g d e r R e f o r m a t i o n i m S i n n e M e l a n c h t h o n s beteiligt war. E i n e n R u f als Prof. der M e d i z i n n a c h W i t t e n b e r g lehnte er a b und starb k u r z v o r seiner Ü b e r s i e d l u n g als A r z t und h e r z o g l i c h e r R a t n a c h Brieg. A n o n y m erschien p o s t u m seine u m 1562 v e r f a ß t e S c h r i f t Exegesis perspicua et ferme integra controversiae de Sacra coena, d i e d e n A n l a ß f ü r d i e V e r f o l g u n g der K r y p t o c a l v i n i s t e n d u r c h A u g u s t von S a c h s e n g a b . LITERATUR: H e i n z S c h e i b l e : C „ J. In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 5 0 6 . C u r i o , ( J o h a n n ) C a r l Daniel, P s e u d . J o c o s u s d. J., T h e o philantropus, H a n s S a c h s der F ü n f t e , P ä d a g o g e , Publizist, * 3 . 1 1 . 1754 H e l m s t e d t , + 30. 1. 1815 H a m b u r g . D e r u n e h e l i c h e S o h n eines H e l m s t e d t e r D i a k o n s w u c h s i m W a i s e n h a u s auf u n d b e s u c h t e seit 1772 d a s J o h a n n e u m in H a m b u r g . 1775-79 studierte C . in H e l m s t e d t T h e o l o g i e und P h i l o l o g i e , arbeitete als H a u s - u n d Privatlehrer und w u r d e 1780 als F e l d p r e d i g e r f ü r die b r a u n s c h w e i g i s c h e n T r u p pen in K a n a d a eingesetzt. 1780-93 hatte er e i n e Stelle a m M a r t i n i - G y m n a s i u m in B r a u n s c h w e i g inne. Hier v e r f a ß t e er e i n e R e i h e von G e l e g e n h e i t s s c h r i f t e n und g a b u . a . d i e „ B r a u n s c h w e i g i s c h e Z e i t u n g f ü r alle S t ä n d e " ( 1 7 8 7 - 8 9 ) heraus. 1793 w u r d e C. seines A m t e s e n t h o b e n , m ö g l i c h e r w e i s e im Z u s a m m e n h a n g mit der m i ß g l ü c k t e n R e o r g a n i s a tion des B r a u n s c h w e i g e r S c h u l w e s e n s d u r c h J o h a n n H e i n rich —>Campe. Seit 1795 w a r C . S c h u l g e h i l f e d e r F a h r e n k r ü g e r s c h e n P e n s i o n s a n s t a l t , einer P r i v a t s c h u l e in H a m burg. 1804 g r ü n d e t e er dort ein e i g e n e s Lehr- und Erziehungsinstitut f ü r K n a b e n ; 1805 w a r er M i t g r ü n d e r der G e sellschaft der F r e u n d e d e s vaterländischen S c h u l - und Erz i e h u n g s w e s e n s . C. v e r ö f f e n t l i c h t e z a h l r e i c h e B e i t r ä g e im „ W a n d s b e c k e r B o t h e n " s o w i e im „ L e i p z i g e r M u s e n a l m a n a c h " und g a b 1801-07 d i e Z e i t s c h r i f t „ H a m b u r g und A l t o n a " heraus. WERKE: L i e d e r . 2 B d e . , H e l m s t e d t 1776. - H a m b u r g i s c h e C h r o n i k . Für die F r e u n d e und b e s o n d e r s f ü r die J u g e n d d e s Vaterlandes. H a m b u r g 1803. LITERATUR: Ulrich N a b e l : C., C . D . In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 441 f. - Karl H e i n z D i n g e d a h l : J. C. D. C „ Lehrer, S c h r i f t steller und R e d a k t e u r . In: H a m b u r g i s c h e G e s c h i c h t s - und H e i m a t b l ä t t e r 10 (1977) 1 / 2 , S. 1-17. - L u d o l f M e v i u s : Von und ü b e r C . In: 175 J a h r e G e s e l l s c h a f t der F r e u n d e d e s Vaterländischen S c h u l - und E r z i e h u n g s w e s e n s . H a m b u r g 1980, S.

16-33.

Curione,

Celio Secundo, auch Curioni, de Curionis, H u m a n i s t , * 1.5. 1503 San C h i c i c o bei Turin, t 23. 11. 1569 B a s e l . N a c h h u m a n i s t i s c h e n und j u r i s t i s c h e n S t u d i e n in T u r i n und M a i l a n d w i d m e t e sich der einer p i e m o n t e s i s c h e n A d e l s f a m i lie e n t s t a m m e n d e C . e i n e r h u m a n i s t i s c h e n Lehrtätigkeit und w a r r e f o r m a t o r i s c h tätig. In seiner H e i m a t m e h r m a l s w e g e n H ä r e s i e v e r d a c h t s verhaftet, floh er schließlich mit seiner F a milie nach L a u s a n n e . D o r t unterrichtete C . m e h r e r e J a h r e an einer r e f o r m i e r t e n Schule, bis er e i n e P r o f e s s u r f ü r R h e torik an der U n i v . Basel ü b e r n a h m . Hier beteiligte er sich an den kirchlichen A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n der S c h w e i z , korr e s p o n d i e r t e mit Heinrich —> B u l l i n g e r u n d v e r ö f f e n t l i c h t e

266

1554 seine d e m p o l n i s c h e n K ö n i g S i g i s m u n d II. A u g u s t gew i d m e t e S c h r i f t De amplitudine beati regni Dei, d i e ihn in d e n Verdacht unitarischer H ä r e s i e brachte, von d e m sich C. a b e r reinigen k o n n t e . D a n e b e n v e r f a ß t e C. zahlreiche theologische, r h e t o r i s c h e s o w i e p ä d a g o g i s c h e S c h r i f t e n und übersetzte W e r k e antiker und m o d e r n e r H i s t o r i k e r (u. a. F r a n c e s c o Guicciardini). LITERATUR: M a r k u s Kutter: C. S. C., sein L e b e n und sein Werk. Basel 1955. - Ders.: C., C . S. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 4 4 2 . - E m i d i o C a m p i : C., C . S. In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 5 0 6 f.

Curtius,

S e b a s t i a n , luth. T h e o l o g e , * 2 2 . 1 1 . 1 6 2 0 Kassel, t 3 0 . 5 . 1 6 8 4 Kassel. D e r K a u f m a n n s s o h n studierte seit 1640 u . a . in M a r b u r g und u n t e r n a h m a n s c h l i e ß e n d e i n e g r ö ß e r e Studienreise d u r c h F r a n k r e i c h . 1647 w u r d e er in seiner H e i m a t s t a d t z u m G e n e r a l s t a b s p r e d i g e r e r n a n n t , w a r z u g l e i c h Prof. der h e b r ä i s c h e n S p r a c h e und L o g i k und w u r d e s p ä t e r R e k t o r der dortigen L a t e i n s c h u l e . N a c h d e r W i e d e r e r r i c h t u n g der U n i v . M a r burg 1653 erhielt C . hier die z w e i t e P r o f e s s u r der T h e o l o g i e s o w i e d a s E p h o r a t d e r Stipendiatenanstalt. 1661 w u r d e er z u m P r i m a r i u s der F a k u l t ä t e r n a n n t und n a h m i m g l e i c h e n J a h r a m K a s s e l e r R e l i g i o n s g e s p r ä c h teil. C. v e r ö f f e n t l i c h te z a h l r e i c h e Predigten, G e l e g e n h e i t s s c h r i f t e n s o w i e e r b a u liche Werke; 1665 g a b er M a r k u s Friedrich - » W e n d e l i n s Compendium theologiae christianae in e i g e n e r Ü b e r a r b e i tung heraus. WEITERE WERKE: R a d i c e s linguae sanctae H e b r a e c a e B i b licis m o r a l i b u s sententiis. G e i s m a r 1649. - C o m p e n d i u m a r i t h m e t i c a e o d e r kurtzes S c h u l - R e c h e n b ü c h l e i n . N ü r n b e r g 1661. - Dissertatio t h e o l o g i c a d e f u n d a m e n t o salutis et articulis f u n d a m e n t a l i b u s . M a r b u r g / L a h n 1664. LITERATUR: H e p p e : C., S. In: A D B , Bd. 4, 1876, S. 6 5 2 .

Curtius,

Valentin, luth. T h e o l o g e , * 6 . 1 . 1493 L e b u s , t 2 7 . 1 1 . 1 5 6 7 Lübeck. D e r S o h n e i n e s B a r b i e r s trat nach d e m 1512 in R o s t o c k beg o n n e n e n S t u d i u m der T h e o l o g i e in d e n F r a n z i s k a n e r o r d e n ein, w a n d t e sich j e d o c h bald d e r R e f o r m a t i o n zu und w u r d e 1528 P r e d i g e r an der H e i l i g - G e i s t - K i r c h e , 1531 H a u p t p r e d i ger an St. M a r i e n . 1534 f o l g t e C. e i n e m R u f als P r e d i g e r an d i e St. P e t r i k i r c h e in L ü b e c k , w u r d e dort 1545 H a u p t p a s t o r und ü b e r n a h m 1553 als S u p e r i n t e n d e n t d i e L e i t u n g d e s geistlichen M i n i s t e r i u m s . Als e n t s c h i e d e n e r V e r f e c h t e r der luth. O r t h o d o x i e erarbeitete C. 1555 G u t a c h t e n g e g e n Oslander und u n t e r z e i c h n e t e 1556 d i e C o n f e s s i o —»Westphals. 1560 v e r f a ß t e er d i e als L ü b e c k s c h e F o r m e l b e k a n n t e Schrift Formula consensus de doctrina Evangelii, et administratione Sacramentorum, die s o w o h l g e g e n K a t h o l i k e n w i e R e f o r mierte gerichtet war. LITERATUR: Plitt: C., V . In: A D B , Bd. 4, 1876, S. 6 5 2 f. C o h r s : C., V . In: R E 3 , Bd. 4, 1898, S. 3 5 8 - 3 6 0 . - W o l f - D i e t e r H a u s c h i l d : K i r c h e n g e s c h i c h t e L ü b e c k s . L ü b e c k 1981. C u r t z , A l b e r t G r a f von, a u c h C u r z , K u r z , P s e u d . L u c i u s Barretus, Jesuit, Schriftsteller, A s t r o n o m , * 1600 M ü n c h e n , t 1 9 . 1 2 . 1671 M ü n c h e n . D e r d e m G e s c h l e c h t d e r G r a f e n C u r t z von S e n f f t e n a u ents t a m m e n d e C „ S o h n eines b a y e r i s c h e n O b e r s t h o f m e i s t e r s , trat 1616 in d e n J e s u i t e n o r d e n ein, lehrte M a t h e m a t i k und M o r a l p h i l o s o p h i e in Dillingen und w i r k t e als D o m p r e d i ger an St. S t e p h a n in Wien. 1646 und 1663 w a r C. R e k tor d e r Kollegien in N e u b u r g / D o n a u , Eichstätt und L u z e r n und kehrte a n s c h l i e ß e n d w i e d e r in seine H e i m a t s t a d t zurück. V o m P f a l z g r a f e n W o l f g a n g W i l h e l m , d e m er in religiösen und politischen F r a g e n b e r a t e n d zur Seite stand, w u r d e er mit d i p l o m a t i s c h e n A u f g a b e n betraut. C. v e r f a ß t e n e b e n religiösen und historischen S c h r i f t e n k r i e g s w i s s e n s c h a f t l i c h e A b h a n d l u n g e n , d a r u n t e r s e i n e g e g e n Wallenstein gerichtete

Czerski Coniuratio Albert Friedlandi ducis (1651). 1659 erschien sein d e u t s c h e r , b e w u ß t i m G e g e n s a t z zur —>Opitzschen S p r a c h r e f o r m s t e h e n d e r L i e d p s a l t e r Harpffen Davids Mit Teutschen Saiten bespannet [...] (3 Tie., 2 1669), d e r starke Verbreitung f a n d . B e v o r z u g t e s G e b i e t seiner literarischen Tätigkeit w a r d i e B e s c h ä f t i g u n g mit der A s t r o n o m i e . C., der 1666 e i n e Edition der W e r k e T y c h o B r a h e s besorgte, v e r f a ß t e a u c h selbst a s t r o n o m i s c h e A r b e i t e n , d a r u n t e r s e i n e Beobachtungen der Cometen von 1645 (1681). WEITERE WERKE: A m u s i s F e r d i n a n d e a e sive p r o b l e m a arc h i t e c t u r a e militaris. W i e n 1651. - Historia coelestis. A u g s burg 1666. - N o v u m coeli s y s t e m a . D i l l i n g e n 1627. - P r o b l e m a A u s t r i a c u m . M ü n c h e n 1653. LITERATUR: (Walther L i p p h a r d t ) : C „ A. In: M G G 2 P , B d . 5, 2 0 0 1 , Sp. 186 f. C y p r i a n , E r n s t S a l o m o n , luth. T h e o l o g e , * 2 2 . 9 . 1 6 7 3 Ostheim v.d. Rhön, t 19.9.1745 Gotha. D e r S o h n eines A p o t h e k e r s studierte seit 1692 M e d i z i n an d e n U n i v e r s i t ä t e n L e i p z i g und Jena, w a n d t e sich später d e r T h e o l o g i e zu und w i d m e t e sich i n s b e s o n d e r e k i r c h e n g e schichtlichen Studien. In H e l m s t e d t w u r d e C . 1699 a. o . P r o f . der P h i l o s o p h i e , im f o l g e n d e n J a h r D i r e k t o r und Prof. der T h e o l o g i e a m C o l l e g i u m C a s i m i r i a n u m in C o b u r g und f ü h r t e dort 1701 die N o c t e s C a s i m i r i a n a e ein, A b e n d d i s k u s s i o n e n mit den A k a d e m i k e r n der Stadt. 1706 e r f o l g t e s e i n e P r o m o tion z u m Dr. theol. in W i t t e n b e r g . Seit 1713 M i t g l i e d d e s O b e r k o n s i s t o r i u m s in G o t h a , w u r d e er 1735 d e s s e n Vizepräsident. C. gilt z u s a m m e n mit Valentin Ernst —»Löscher und E r d m a n n —> N e u m e i s t e r als wichtigster T h e o l o g e der späten luth. O r t h o d o x i e ; er b e k ä m p f t e d i e U n i o n s b e s t r e b u n g e n C h r i s t o p h M a t t h ä u s - > P f a f f s . In seinen S c h r i f t e n b e s c h ä f t i g t e er sich b e v o r z u g t m i t K i r c h e n g e s c h i c h t e und setzte sich u . a . in s e i n e m von G e o r g G r o s c h v o l l e n d e t e n Werk Nothwendige Verthaidigung der evangelischen Kirche wider die Arnoldische Ketzertheorie (1745) mit G o t t f r i e d —» A r n o l d s pietistischer G e s c h i c h t s a u f f a s s u n g a u s e i n a n d e r . WEITERE WERKE: A l l g e m e i n e A n m e r k u n g e n ü b e r G . A r nolds K i r c h e n - und Ketzerhistorie. H e l m s t e d t 1 7 0 0 , 3 1 7 0 1 . — Hilaria E v a n g e l i c a . G o t h a 1719. - Ü b e r z e u g e n d e B e l e h r u n g v o m U r s p r u n g und W a c h s t u m des P a p s t t h u m s . F r a n k f u r t / M a i n 1719, 6 1 7 6 9 . - Historia der A u g s p u r g i s c h e n C o n f e s sion. G o t h a 1730. LITERATUR: M a r t i n S c h m i d t : C „ E. S. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 4 5 4 f. - H e r b e r t O p p e l : E. S. C. Direktor d e s C a s i m i r i a n u m s von 1700-13 und die N o c t e s C a s i m i r i a n a e . C o b u r g 1976. - Friedrich W i l h e l m K a n t z e n b a c h : C „ E. S. In: T R E , Bd. 8, 1981, S. 2 4 4 - 2 4 6 . - E r n s t K o c h u . a . (Hrsg.): E. S. C. z w i s c h e n O r t h o d o x i e , P i e t i s m u s und F r ü h a u f k l ä r u n g . G o t h a 1996 (Lit.). - W o l f - D i e t r i c h S c h ä u f e l e : C „ E. S. In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 5 0 7 f. C y s a t , J o h a n n Baptist, a u c h C y s a t u s , Cisatus, Cissatus, Jesuit, A s t r o n o m , * 1 2 . 3 . 1587 L u z e r n , t 3 . 3 . 1657 Luzern. D e r S o h n d e s Polyhistors R e n w a r d C. trat n a c h d e m B e s u c h des J e s u i t e n k o l l e g s in L u z e r n 1604 in d e n J e s u i t e n o r d e n ein und studierte seit 1611 an der U n i v . I n g o l s t a d t M a t h e m a t i k und A s t r o n o m i e ; als S c h ü l e r C h r i s t o p h —» S c h e i n e r s b e g a n n er mit d e r B e o b a c h t u n g der S o n n e n f l e c k e n . Seit 1618 lehrte C. M a t h e m a t i k in Ingolstadt, m a c h t e im selben J a h r d i e ersten K o m e t e n b e o b a c h t u n g e n mit d e m F e r n r o h r ( M a t h e m a t a astronomica de loco, motu, magnitude et causis cometae, 1619) und sah n o c h v o r 1619 als e i n e r der ersten A s t r o n o m e n d e n O r i o n n e b e l . N a c h der R ü c k k e h r in seine H e i m a t s t a d t 1624 ü b e r n a h m C . d i e L e i t u n g d e s dortigen J e s u i t e n k o l l e g s , w u r d e 1627 von s e i n e m O r d e n n a c h S p a n i e n e n t s a n d t und w a r 1631 Z e u g e d e s von J o h a n n e s K e p l e r v o r h e r b e r e c h n e t e n M e r k u r d u r c h g a n g s . 1631-39 w a r er R e k t o r d e s I n n s b r u c k e r K o l l e g s , später in g l e i c h e r F u n k t i o n in Eichstätt, b e v o r er

e n d g ü l t i g nach L u z e r n z u r ü c k k e h r t e . M i t seinen Untersuc h u n g e n leistete C . einen wichtigen Beitrag zur E r f o r s c h u n g der H i m m e l s k ö r p e r . WEITERES WERK: A s t r o n o m i c a et opta. Ingolstadt 1619. LITERATUR: R u d o l f Wolf: J. B. C. von L u z e r n . Ein Beitrag zur G e s c h i c h t e d e r M a t h e m a t i k und P h y s i k in der S c h w e i z . B e r n 1853. - Ernst Z i n n e r : C „ J. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 4 5 5 . - E r n s t G o e r c k e : J. B. C. von L u z e r n ( 1 5 8 6 - 1 6 5 7 ) . In: R o s a U r s i n a 2 ( 1 9 8 5 ) S. 7 f. - Fritz K r a f f t : C., J. B . In: L M U , Bd. 1, 1998, S. 77-79. C z e r n y , A l b i n , A u g u s t i n e r c h o r h e r r , österr. Historiker, * 1 9 . 2 . 1821 W i e n , t 7 . 7 . 1 9 0 0 St. Florian ( O b e r ö s t e r reich). C. trat 1841 in das C h o r h e r r e n s t i f t St. Florian ein, w u r d e 1846 z u m Priester g e w e i h t und w a r 1849-76 als Prof. d e s n e u t e s t a m e n t l i c h e n B i b e l s t u d i u m s im Stift tätig. 1 8 5 9 - 1 9 0 0 w a r er Stiftsbibliothekar, w u r d e mit der N e u o r d n u n g und K a t a l o g i s i e r u n g der e t w a 8 0 0 0 0 B ä n d e u m f a s s e n d e n Bibliothek betraut und ü b e r n a h m 1878 z u d e m d i e A u f s i c h t über K u n s t s a m m l u n g e n d e s Stiftes. C. e r w a r b sich g r o ß e Verdienste u m d a s M u s e u m F r a n c i s c o - C a r o l i n u m in L i n z und v e r f a ß t e e i n e R e i h e von S c h r i f t e n zur K u n s t g e s c h i c h t e O b e r ö s t e r r e i c h s , d a r u n t e r Bilder aus der Zeit der Bauernunruhen in Oberösterreich (1876). WEITERE WERKE: D i e H a n d s c h r i f t e n der Stiftsbibliothek St. Florian. L i n z 1871. - D i e B i b l i o t h e k d e s C h o r h e r r n s t i f tes St. Florian. L i n z 1874. - D e r z w e i t e B a u e r n a u f s t a n d in O b e r ö s t e r r e i c h 1595-1597. L i n z 1890. LITERATUR: Ö B L , B d . 1, 1957, S. 162. - Karl R e h b e r g e r : D i e St. F l o r i a n e r H i s t o r i k e r s c h u l e : In: O s t b a i r i s c h e G r e n z m a r k e n 21 (1979) S. 144-154. - O t t o W u t z e l : D i e K u n s t s a m m l u n g e n d e s A u g u s t i n e r - C h o r h e r r e n s t i f t e s St. Florian in ihrer historischen E n t w i c k l u n g . In: D i e K u n s t s a m m l u n g e n d e s A u g u s t i n e r - C h o r h e r r e n s t i f t e s St. Florian. B e a r b . v. Veronika B i r k e u . a . W i e n 1988, S. 1-20. - Friedrich B u c h m a y r : C „ A . In: B B K L , B d . 14, 1998, Sp. 8 9 4 - 8 9 8 . C z e r n y , Franz, O r d e n s n a m e : L e a n d e r , B e n e d i k t i n e r , D i p t e r o l o g e , * 4. 10. 1859 M ö d e r i t z , t 2 2 . 1 1 . 1944 Kremsmünster. D e r aus M ä h r e n s t a m m e n d e B a u e r n s o h n w i d m e t e sich 1 8 8 0 / 8 1 d e m S t u d i u m der N a t u r w i s s e n s c h a f t e n an d e r U n i v . W i e n und trat 1881 als N o v i z e in d a s B e n e d i k t i n e r s t i f t K r e m s m ü n s t e r ein. N a c h d e m A b s c h l u ß d e r t h e o l o g i s c h e n S t u d i e n w a r C . in v e r s c h i e d e n e n d e m Stift z u g e h ö r i g e n P f a r reien tätig und unterrichtete seit 1890 als Prof. f ü r m o d e r n e S p r a c h e n a m S t i f t s g y m n a s i u m . Seit 1903 mit d e r Patronatsv e r w a l t u n g betraut, w u r d e er 1905 z u n ä c h s t z u m A d m i n i strator, später z u m A b t seines Stiftes g e w ä h l t und w a r in dieser F u n k t i o n M i t g l i e d des H e r r e n h a u s e s des österr. R e i c h s rats. N a c h d e m Verzicht auf sein A m t 1929 w i d m e t e sich C. i n s b e s o n d e r e d e m S t u d i u m d e r I n s e k t e n k u n d e , b e s c h r i e b in z a h l r e i c h e n A b h a n d l u n g e n n e u e G a t t u n g e n und A r t e n von Z w e i f l ü g l e r n und v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . 1924 Die Monographie der Helomyziden. WEITERE WERKE: D i e W i r k u n g e n der W i n d e auf d i e G e staltung der E r d e . G o t h a 1876. - D i e Veränderlichkeit d e s K l i m a s und ihre U r s a c h e n . W i e n u . a . 1881. C z e r s k i , J o h a n n , kath. (deutschkath.) T h e o l o g e , * 1 2 . 5 . 1 8 1 3 Warlubien ( W e s t p r e u ß e n ) , t 22. 1 2 . 1 8 9 3 Schneidemühl. C. s t a m m t e a u s einer p o l n i s c h e n B a u e r n f a m i l i e , w u r d e 1842 z u m Priester g e w e i h t und w a r a n s c h l i e ß e n d e i n e i n h a l b J a h r e als Vikar an der D o m k i r c h e in P o s e n tätig. W e g e n seiner liberalen P r e d i g t e n strafversetzt, k a m er 1844 als Vikar n a c h S c h n e i d e m ü h l , w o er w e g e n intimer B e z i e h u n g e n zu einer Polin i m selben J a h r s u s p e n d i e r t w u r d e . C. trat d a r a u f h i n aus der K i r c h e aus und g r ü n d e t e mit e i n e m Großteil seiner G e meinde die „Christlich-apostolisch-katholische Gemeinde",

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Czerski die die kath. Lehre von der Sündenvergebung, den Primat des Papstes, die Heiligenverehrung, das Gebot des Fastens sowie den Priesterzölibat verwarf, das Abendmahl in beiden Gestalten empfing und den Gottesdienst in der Muttersprache abhielt. 1845 gliederte er seine Gemeinde der deutschkatholischen Bewegung Johannes —» Ronges an und wurde daraufhin degradiert und exkommuniziert. Seit 1860 wandte sich C. zunehmend vom christlichen Denken ab und wurde schließlich Wanderprediger des „Bundes freier religiöser Gemeinden". WERKE: Offenes Glaubensbekenntnis der christlich-apostolisch-katholischen Gemeinde Schneidemühl. Danzig 1844. Rechtfertigung meines Abfalls von der römischen Hofkirche. Bromberg 1845. - Sendschreiben an alle christlichkatholischen Gemeinden des apostolischen Glaubensbekenntnisses. Landsberg/Weichsel 1845. LITERATUR: Konrad Algermissen: C., J. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 461 f. - J. C. der Stifter der christlich-apostolischkatholischen Kirche zu Schneidemühl dargestellt in Wort

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und Bild. Leipzig 1845. - Friedrich Wilhelm Bautz: C., J. In: BBKL, Bd. 1, 1990, Sp. 1188-1190. - Birgit Sackers: C„ J. In: RGG4, Bd. 2, 1999, Sp. 514. C z e r w e n k a , Bernhard Franz, luth. Theologe, * 25.3.1825 Oberwidin (Böhmen), t 22.5. 1886 Frankfurt/Main. Der Sohn eines kath. Lehrers studierte seit 1842 Philosophie in Prag und ging 1846 zum Medizinstudium nach Wien. Dort konvertierte er zum Luthertum und studierte bis 1852 in ärmlichen Verhältnissen evang. Theologie. 1853 wurde er Pfarrer in Arriach (Kärnten), 1858 in Ramsau (Steiermark), erhielt 1870 das Seniorat und wirkte seit 1873 an der Peterskirche in Segen (Frankfurt/Main). C. betätigte sich auch als Kirchenhistoriker und verfaßte eine Geschichte der evangelischen Kirche in Böhmen (1869/70), für die er von der Univ. Wien promoviert wurde. Daneben arbeitete er in der Kommission fur die Herausgabe eines Frankfurter Gesangbuchs mit. LITERATUR: Ö B L , B d . 1, 1 9 5 7 , S . 163.

D D a c h s e r , J a k o b , kath., d a n n e v a n g . T h e o l o g e , * u m 1487 Ingolstadt, t 1567 A u g s b u r g . D e r a u s einer wohlsituierten B ü r g e r f a m i l i e s t a m m e n d e D . studierte u m 1509 in Ingolstadt T h e o l o g i e und e r w a r b d e n G r a d eines M a g i s t e r s . N a c h der P r i e s t e r w e i h e seelsorgerisch in W i e n tätig, w u r d e er unter u n b e k a n n t e n U m s t ä n d e n L u theraner und ging n a c h Eichstätt. Verhaftet u n d schließlich a u s g e w i e s e n , k e h r t e e r nach Ingolstadt zurück, w o er e b e n falls mit H a f t und A u s w e i s u n g bestraft w u r d e . 1527 w u r d e D. in A u g s b u r g von H a n s —»Hut g e t a u f t und n e b e n dies e m f ü r k u r z e Zeit Vorsteher der T ä u f e r g e m e i n d e dort, bevor er a m 2 8 . 8 . 1 5 2 7 verhaftet w u r d e . S e i n e lange G e f a n g e n s c h a f t e n d e t e 1531, als er, von d e m P r ä d i k a n t e n W o l f g a n g —»Musculus g e w o n n e n , seine t ä u f e r i s c h e n Ü b e r z e u g u n g e n vor d e m R a t widerrief. D . trat nun in den A u g s b u r ger K i r c h e n d i e n s t ein u n d w u r d e H e l f e r a m P r e d i g t h a u s von St. Ulrich. N o c h aus der H a f t h e r a u s hatte er 1529 Form vnd Ordnung. Gaystlicher Gesang vnd Psalmen publiziert, ein f r ü h e s e v a n g . G e s a n g b u c h , d a s m e h r e r e A u f l a g e n e r l e b t e und in revidierter Version bis ins f r ü h e 17. Jh. in A u g s b u r g in G e b r a u c h war. 1552 m u ß t e D . d i e Stadt auf kaiserlichen B e f e h l verlassen, da er sich weigerte, d i e M e s s e zu lesen. Er g i n g als D i a k o n u s n a c h P f a l z - N e u b u r g u n d w a r von 1557 bis zu s e i n e m T o d P f a r r e r in M a n c h i n g . WEITERE WERKE: Ein Göttlich v n n d gründtlich Offenbarung von den w a r h a f f t i g e n w i d e r t e u f f e r n . A u g s b u r g 1527. - D e r g a n t z psalter D a u i d s . . . in G e s a n g w e y s . . . g e m a c h e t . A u g s burg 1538.

tung des luth. K a t e c h i s m u s . Sein B i b e l w e r k in sieben B ä n d e n ( 1 8 6 5 - 8 0 ) w u r d e in vielen P f a r r h ä u s e r n benutzt. D . v e r f a ß t e f e r n e r e i n e Geschichte des Alten und Neuen Testaments ( 1 8 8 6 - 8 8 ) und ein Liturgisches Handbuch für die Gemeinde (1890). Er w a r der Vater von Heinrich T h e o b a l d —>D.

LITERATUR: V D 16, D 1-11. - H a n s S a a l f e l d : J. D. Priester, W i e d e r t ä u f e r , e v a n g e l i s c h e r P f a r r e r . In: Z e i t s c h r i f t f ü r b a y e r i s c h e K i r c h e n g e s c h i c h t e 31 (1962) S. 1-29. - H a n s R o ser: J. D . Ein lutherischer W i e d e r t ä u f e r aus Ingolstadt. In: Ders.: A l t b a y e r n u n d Luther. M ü n c h e n 1996, S. 4 5 - 5 2 .

D i e T o c h t e r eines O b e r s t e n und einer H o f d a m e w u r d e f r ü h v o m Geist d e s P i e t i s m u s und von e n g l i s c h e n Q u ä k e r k r e i s e n u m E l i z a b e t h Fry beeinflußt. 1836 g r ü n d e t e sie mit gleichgesinnten F r e u n d i n n e n den K r a n k e n v e r e i n der Stadt B e r n und e r ö f f n e t e 1844 in einer H i n t e r h a u s w o h n u n g die erste K r a n kenstation f ü r B e d ü r f t i g e . Z u s a m m e n mit ihrem E h e m a n n e r w a r b sie das G u t B l u m e n b e r g , d a s n o c h h e u t e S t a m m h a u s ist. D . baute d i e Anstalt zur A u s b i l d u n g von D i a k o n i s s e n mit z a h l r e i c h e n A u ß e n s t a t i o n e n weiter aus.

D a c h s t e i n , W o l f g a n g , M u s i k e r , K o m p o n i s t , * u m 1487 Offenburg/Kinzig, t 7 . 3 . 1 5 5 3 Straßburg. D. w a r in E r f u r t ein S t u d i e n k o l l e g e —> L u t h e r s und studierte d i e A r t e s u n d T h e o l o g i e . Als D o m i n i k a n e r m ö n c h w u r d e er 1521 in S t r a ß b u r g O r g a n i s t an St. T h o m a s , verließ 1523 das Kloster und stellte seine literarischen u n d m u s i k a l i s c h e n F ä h i g k e i t e n in d e n Dienst der R e f o r m a t i o n . E r half bei d e r A u s a r b e i t u n g der e v a n g . G o t t e s d i e n s t o r d n u n g und lieferte z u m Teutschen Kirchenampt 1525 d i e d e u t s c h e n P s a l m e n mit e i g e n e n M e l o d i e n , von d e n e n e i n i g e bis h e u t e g e s u n g e n w e r d e n . 1541 w u r d e D . Organist a m S t r a ß b u r g e r M ü n s t e r und ein J a h r später M u s i k l e h r e r a m dortigen G y m n a s i u m . 1548 f ü g t e er sich d e m A u g s b u r g e r Interim und k o n n t e d a m i t im A m t bleiben. LITERATUR: S i e g f r i e d F o r n a ç o n : D „ W . In: N D B , B d . 3, 1957, S. 4 6 5 . - H a n s - C h r i s t i a n M ü l l e r / A n g e l a Migliorini: D „ W . In: N G r o v e D , Bd. 6, 2 2 0 0 1 , S. 8 3 0 f. - B e a t A . Fol Imi: D „ W . In: M G G 2 P , B d . 5, 2 0 0 1 , S p . 2 4 3 f. D ä c h s e i , (Karl) A u g u s t , e v a n g . T h e o l o g e , * 24. 11. 1818 N a u m b u r g , t 2 2 . 9 . 1 9 0 1 S t e i n k i r c h e (Schlesien). N a c h d e m T h e o l o g i e s t u d i u m in L e i p z i g u n d Halle trat D. 1847 sein erstes geistliches A m t in H i r s c h f e l d an, siedelte später n a c h H o h e n b o c k a (Schlesien) ü b e r und w u r d e 1858 P f a r r e r in N e u s a l z / O d e r , 1868 in Steinkirche. Er v e r ö f f e n t l i c h t e biblische, liturgische und h y m nologische Arbeiten, eine Agende sowie eine Bearbei-

D ä c h s e i , Heinrich T h e o b a l d , e v a n g . T h e o l o g e , * 9 . 3 . 1855 H o h e n b o c k a (Schlesien), t 2 . 8 . 1939 Militsch (Schlesien). D e r S o h n A u g u s t —> D.s ü b e r n a h m n a c h d e m T h e o l o g i e s t u d i u m an d e n Universitäten H a l l e und Breslau in A r n s d o r f bei Strehlen e i n e Pfarrstelle, w e c h s e l t e später n a c h Militsch und w a r dort 1893-1925 S u p e r i n t e n d e n t . N e b e n s e i n e m H a u p t werk Paulus, der Apostel Jesu Christi (1913) v e r ö f f e n t l i c h te er e i n e U b e r s e t z u n g der Schriften des Neuen Testaments, nach ihrem ursprünglichen Wortsinne in die deutsche Sprache der Gegenwart wort- und sinngetreu übertragen (1928). WEITERE WERKE: K u l t u r g e s c h i c h t l i c h e S t r e i f z ü g e d u r c h d i e P a u l i n i s c h e n S c h r i f t e n . D r e s d e n 1910. - D e r Brief St. Pauli an d i e R ö m e r in s e i n e m u r s p r ü n g l i c h e n W o r t s i n n e und G e d a n k e n g a n g e ermittelt und dargelegt. D r e s d e n 1934. LITERATUR: H e r m a n n S t r a t h m a n n : D „ H. T . In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 4 6 8 . D ä n d l i k e r , S o p h i e , geb. W u r s t e m b e r g e r , G r ü n d e r i n des Berner Diakonissenhauses Salem, * 3 0 . 9 . 1 8 0 9 Bern, t 1 7 . 4 . 1878 B e r n .

D a e t r i u s , B r a n d a n u s , luth. T h e o l o g e , * 4 . 6 . 1607 H a m burg, t 2 2 . 1 1 . 1 6 8 8 W o l f e n b ü t t e l . W ä h r e n d des T h e o l o g i e s t u d i u m s in H e l m s t e d t ( 1 6 3 0 - 3 6 ) war D., S o h n e i n e s R e c h e n - und S c h r e i b m e i s t e r s , S c h ü l e r von G e o r g —>Calixt, d a n n zwei J a h r e luth. G e s a n d t s c h a f t s p r e d i g e r bei H u g o G r o t i u s w ä h r e n d dessen G e s a n d t s c h a f t in Paris s o w i e f ü r k u r z e Zeit P f a r r e r in W e e n d e bei G ö t t i n g e n . 1638 w u r d e er H o f p r e d i g e r bei H e r z o g G e o r g in H i l d e s h e i m und H a n n o v e r , 1643 bei G r a f Ulrich in A u r i c h . I m selben J a h r w u r d e er in H e l m s t e d t p r o m o v i e r t und 1646 Stadtsup e r i n t e n d e n t von B r a u n s c h w e i g . 1662 f o l g t e er e i n e m R u f H e r z o g A u g u s t s von B r a u n s c h w e i g und g i n g als O b e r h o f prediger, Konsistorialdirektor und A b t d e s Klosters R i d d a g s h a u s e n n a c h W o l f e n b ü t t e l . D . e r w a r b sich einen b e d e u t e n d e n E i n f l u ß auf die geistlichen A n g e l e g e n h e i t e n d e s L a n d e s und w u r d e z u m O b e r s u p e r i n t e n d e n t e n und - als letzter a u s geistl i c h e m Stand - z u m K o n s i s t o r i a l p r ä s i d e n t e n f ü r d a s H e r z o g t u m e r n a n n t . N a c h der U n t e r w e r f u n g B r a u n s c h w e i g s unter die G e w a l t H e r z o g s R u d o l f A u g u s t hielt D . d i e H u l d i g u n g s predigt. LITERATUR: V D 17. - P h i l i p p M e y e r : D „ B. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 4 7 0 .

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Dahl Dahl,

J o h a n n Christian W i l h e l m , e v a n g . T h e o l o g e , klassischer P h i l o l o g e , * 1 . 9 . 1 7 7 1 R o s t o c k , t 1 5 . 4 . 1810 R o stock. Der aus einer H a n d w e r k e r f a m i l i e s t a m m e n d e D. studierte 1788-92 an der U n i v . R o s t o c k klassische Philologie, G e schichte, M a t h e m a t i k , Orientalistik und T h e o l o g i e , setzte seine S t u d i e n 1 7 9 2 / 9 3 in Jena, 1 7 9 3 / 9 4 in G ö t t i n g e n f o r t und w a r n a c h Privatstudien z w e i J a h r e lang H a u s l e h r e r in G ü s t r o w . 1798 habilitierte er sich an d e r U n i v . R o s t o c k f ü r k l a s s i s c h e P h i l o l o g i e u n d w u r d e 1802 Prof. der g r i e c h i s c h e n S p r a c h e und Literatur. 1804 r ü c k t e er z u m O r d i n a r i u s an der T h e o l o g i s c h e n Fakultät auf, w u r d e 1807 z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t u n d im g l e i c h e n J a h r in d a s K o n s i s t o r i u m a u f g e n o m m e n . D. vertrat in seinen B i b e l s t u d i e n einen historischkritischen S t a n d p u n k t und v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. d e n Versuch einer kirchlichen Statistik (1809). WEITERE WERKE: O b s e r v a t i o n e s p h i l o l o g i c a e a t q u e critic a e ad q u a e d a m p r o p h e t a r u m m i n o r u m loca . . . Neustrelitz 1798. - A n i m a d v e r s i o n e s criticae in Taciti A g r i c o l a m . R o stock 1802. - Theocriti c a r m i n a . L e i p z i g 1804. - D e a u t h e n tia e p i s t o l a r u m Petrinae posterioris a t q u e J u d a e . R o s t o c k 1807. LITERATUR: H a n s B a r d t k e : D „ J. C. W . In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 4 7 7 f.

auf. 1891-93 studierte er Orientalistik bei G e o r g B ü h l e r in W i e n , 1 8 9 3 - 1 9 0 0 in B e r l i n und b e g r ü n d e t e mit zahlreic h e n P u b l i k a t i o n e n seinen R u f als I n d o l o g e . 1900 b e z o g er d a s J e s u i t e n - S c h r i f t s t e l l e r h e i m in L u x e m b u r g , trat 1902 e i n e d r e i j ä h r i g e S t u d i e n r e i s e nach C h i n a , J a p a n und Indien an und v e r ö f f e n t l i c h t e n a c h seiner R ü c k k e h r Indische Fahrten (2 B d e . , 1908). D . b e m ü h t e sich u m die N e u g r ü n d u n g der J e s u i t e n m i s s i o n in J a p a n und m a c h t e sich u m die E r r i c h t u n g der kath. U n i v . T o k i o verdient. 1908 siedelte er n a c h J a p a n ü b e r und lehrte G e r m a n i s t i k und i n d i s c h e P h i l o s o p h i e an der kath. U n i v . s o w i e G e r m a n i s t i k und d a s G r i e c h i s c h e an der K a i s e r l i c h e n U n i v . Tokio.

D a h l e r , J o h a n n G e o r g , e v a n g . T h e o l o g e , Philologe, * 7. 12. 1760 S t r a ß b u r g , t 2 8 . 6 . 1 8 3 2 . D. studierte in seiner H e i m a t s t a d t u . a . bei J o h a n n L o r e n z - > B l e s s i g und J o h a n n e s S c h w e i g h ä u s e r , e r w a r b 1779 d e n M a g i s t e r g r a d der P h i l o s o p h i s c h e n Fakultät und w a n d t e sich t h e o l o g i s c h e n S t u d i e n zu. Er publizierte E r g e b n i s s e seiner F o r s c h u n g e n u. a. in Animadversiones in versionem Graecam proverbiorum Salomonis ex Veneta S. Marci bibliotheca nuper editam (1786), setzte seine S t u d i e n an d e n Universitäten T ü b i n g e n und J e n a f o r t und g a b im A u f t r a g seines J e n a e r L e h r e r s E i c h h o r n , d e m er später nach G ö t t i n g e n folgte, 1788 ein Handbuch der Geschichte der Litteratur und Kunst heraus. D . trat 1791 e i n e Predigerstelle in S t r a ß b u r g an und w u r d e 1793 Prof. der g r i e c h i s c h e n S p r a c h e a m G y m n a s i u m s o w i e Direktor des T h e o l o g i s c h e n K o n v i k t s St. W i l h e l m . Seit 1797 las er an der U n i v . T h e o l o g i e , klassische und orientalische P h i l o l o g i e und w u r d e 1807 z u m a. o. Prof. e r n a n n t .

D a h m , J o h a n n J a k o b , a u c h D a m m , O r g e l b a u e r , * 1658 Kempenich, t 7 . 7 . 1 7 2 7 Mainz. D e r 1698 in die M a i n z e r G o l d s c h m i e d e z u n f t a u f g e n o m m e n e D. w a r seit 1705 als „ D o m o r g e l m a c h e r " tätig und w u r d e einer d e r h e r a u s r a g e n d e n O r g e l b a u e r d e s mittelrheinischen R a u m e s . A u s seiner Werkstatt s t a m m e n u . a . d i e Orgel in R a u e n t h a l (1702), d i e Orgel in F l ö r s h e i m ( 1 7 0 9 / 1 0 ) , d i e Orgel in d e r Stadt- und S c h l o ß k i r c h e Weilburg (1710) s o w i e d i e Orgel in d e r Stiftskirche zu D i e t k i r c h e n (1711). Z u d e n e i n d r u c k s v o l l s t e n Z e u g n i s s e n D . s c h e r O r g e l b a u k u n s t zählt d i e g r o ß e Orgel im Kloster E b e r b a c h ( R h e i n g a u ) , e n t s t a n d e n z w i s c h e n 1704 und 1707.

D a h l k e , Paul ( W i l h e l m E d u a r d ) , H o m ö o p a t h , * 2 5 . 1 . 1 8 6 5 O s t e r o d e ( O s t p r e u ß e n ) , | 2 9 . 2 . 1 9 2 8 BerlinFrohnau. N a c h d e m A b s c h l u ß d e s M e d i z i n s t u d i u m s mit der Prom o t i o n 1887 {Über den Hitzschlag) ließ sich D. als A r z t in Berlin nieder, unterhielt e i n e e r f o l g r e i c h e h o m ö o p a t h i sche Praxis, publizierte u . a . e i n e Arzneimittellehre (2 B d e . , 1 9 1 4 - 1 6 , 2 1 9 2 8 ) u n d w u r d e schließlich M e d i z i n a l r a t . E r unt e r n a h m zahlreiche R e i s e n n a c h A s i e n und lernte dort - vor allem bei s e i n e m z w e i t e n A u f e n t h a l t auf C e y l o n 1900 d e n B u d d h i s m u s k e n n e n . D . publizierte Ü b e r s e t z u n g e n von Pali-Texten und b u d d h i s t i s c h e S c h r i f t e n ( u . a . Buddhistische Erzählungen, 1904), g a b seit 1918 die „ N e u b u d d h i stische Z e i t s c h r i f t " , seit 1924 d e r e n N a c h f o l g e r i n „ B r o c k e n s a m m l u n g , Z e i t s c h r i f t f ü r a n g e w a n d t e n B u d d h i s m u s " , heraus und b e g r ü n d e t e 1924 in B e r l i n - F r o h n a u d a s „ B u d d h i s t i sche H a u s " . WEITERE WERKE: D a s B u c h v o m G e n i e . L e i p z i g 1905. H e i l k u n d e und W e l t a n s c h a u u n g . Stuttgart 1928. LITERATUR: H e i n r i c h A h l e m e i e r : D r . m e d . P. D . L e b e n und Werk. M e d . Diss. Berlin 1992.

Dahlmann,

J o s e p h , Jesuit, T h e o l o g e , I n d o l o g e , * 14. 10. 1861 K o b l e n z , t 2 3 . 6 . 1 9 3 0 Tokio. D., S o h n eines S c h n e i d e r s , trat in d i e G e s e l l s c h a f t Jesu ein, studierte in Ditton Hall ( G r o ß b r i t a n n i e n ) und hielt sich 1891 zu F o r s c h u n g s z w e c k e n a m Britischen M u s e u m in L o n d o n

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WEITERE WERKE:

Die

Sprachkunde

und

die

Missionen.

Ein Beitrag zur C h a r a k t e r i s t i k der älteren k a t h o l i s c h e n M i s s i o n s t ä t i g k e i t ( 1 5 0 0 - 1 8 0 0 ) . F r e i b u r g / B r e i s g a u 1891. B u d d h a . Ein C u l t u r b i l d d e s O s t e n s . Berlin 1898. - D a s altindische Volkstum und seine B e d e u t u n g f ü r d i e Gesells c h a f t s k u n d e . K ö l n 1899. - D e r I d e a l i s m u s der indischen R e l i g i o n s p h i l o s o p h i e im Zeitalter der O p f e r m y s t i k . F r e i b u r g / B r e i s g a u 1901. - D i e T h o m a s - L e g e n d e und d i e ältesten B e z i e h u n g e n des C h r i s t e n t u m s z u m f e r n e n Osten im L i c h t e der indischen A l t e r t u m s k u n d e . F r e i b u r g / B r e i s g a u 1912. LITERATUR: W i l h e l m Kratz: D „ J. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 4 8 1 .

LITERATUR: F r a n z B ö s k e n / H e r m a n n Fischer: Q u e l l e n und F o r s c h u n g e n zur O r g e l g e s c h i c h t e des Mittelrheins. Bd. 1. M a i n z 1967, S. 811 f.; B d . 2. M a i n z 1975, S. 121 f., 146 f., 2 7 2 - 2 7 6 , 7 1 7 f., 8 0 2 - 8 0 6 , 8 7 8 - 8 8 2 . - Walter Hüttel: D., J. J. In: N G r o v e D , B d . 6, 2 2 0 0 1 , S. 840. - H e r m a n n F i s c h e r / ( F r a n z B ö s k e n ) : D., J. J. In: M G G 2 P , Bd. 5, 2 0 0 1 , Sp. 2 6 8 f.

Daisenberger,

( J o s e p h ) Alois, kath. T h e o l o g e , * 3 0 . 5 . 1799 O b e r a u ( O b e r b a y e r n ) , t 2 0 . 4 . 1883 Oberammergau. D., S o h n eines B a u e r n , w a r n a c h d e n S t u d i e n a m Greg o r i a n u m in L a n d s h u t und der P r i e s t e r w e i h e 1821 P f a r rer in U f f i n g bei M u r n a u ( 1 8 3 1 - 4 5 ) und in O b e r a m m e r g a u ( 1 8 4 5 - 6 9 ) . Selbst S c h ü l e r d e s Paters O t t o m a r Weis, der d a s O b e r a m m e r g a u e r P a s s i o n s s p i e l f ü r d i e A u f f ü h r u n g e n 1811 und 1815 bearbeitete, w a r er zeitlebens mit Ü b e r a r b e i t u n g e n der Vorlage i m S i n n e des Z e i t g e s c h m a c k s b e f a ß t und schrieb n e u e P r o l o g e im s a p p h i s c h e n V e r s m a ß . D., d e r 1850-80 d i e Spielleitung innehatte, m a c h t e sich u m d i e internationale Verbreitung d e r P a s s i o n s s p i e l e verdient. Er schrieb histor i s c h e und d r a m a t i s c h e A r b e i t e n , d a r u n t e r e i n e Historischtopographische Beschreibung der Pfarrei Oberammergau (1880). WEITERE WERKE: G e s c h i c h t e d e s D o r f e s

Oberammergau.

In: O b e r b a y e r i s c h e s A r c h i v 2 0 ( 1 8 5 8 ) S. 5 3 - 2 4 4 . - D i e F r ü c h t e der P a s s i o n s b e t r a c h t u n g , vorgestellt in 5 Predigten. R e g e n s b u r g 1871. LITERATUR: Karl Richter: D., J. A. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 4 8 7 f. - Josef F o r s t m a y r : J. A . D. K ö n i g l i c h geistlicher R a t und P f a r r e r von O b e r a m m e r g a u z u m 100. T o d e s t a g . O b e r a m m e r g a u 1983. - J. A. D. D a s Urbild eines gütigen Priesters. K a t a l o g b u c h zur A u s s t e l l u n g im P i l a t u s h a u s O b e r -

Dalberg a m m e r g a u , 1. Juni bis 11. Juli 1999. H r s g . v. H e l m u t W . K l i n n e r . O b e r a m m e r g a u 1999. - M a n f r e d K n e d l i k : D., J. A. In: Β Β K L , B d . 20, 2 0 0 2 , S p . 3 5 3 - 3 5 5 . D a l b e r g , A d o l f von, Fürstabt von Fulda, * 2 9 . 5 . 1 6 7 8 S p e y e r , t 3. 11. 1737 H a m m e l b u r g . D., dessen Vater Präsident des R e i c h s k a m m e r g e r i c h t s war, w u r d e 1724 Fürstabt von F u l d a . Er e n g a g i e r t e sich b e s o n d e r s im H o c h s c h u l b e r e i c h und errichtete d u r c h Z u s a m m e n l e g e n m e h r e r e r A n s t a l t e n , d a r u n t e r der Jesuiten- u n d B e n e d i k t i n e r s c h u l e n , d i e U n i v . Fulda, die e i n i g e J a h r z e h n t e b e s t a n d . 1729 veranstaltete er e i n e S y n o d e . LITERATUR: G e o r g S c h w a i g e r : D., A. v. In: L T h K 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 1376. D a l b e r g , Carl T h e o d o r ( A n t o n M a r i a ) von, K u r f ü r s t und E r z b i s c h o f von M a i n z , E r z b i s c h o f von R e g e n s b u r g , G r o ß h e r z o g von F r a n k f u r t , * ( g e t a u f t 8 . 2 . ) 1744 M a n n h e i m , t 1 0 . 2 . 1817 R e g e n s b u r g . A l s S o h n des in K u r f ü r s t l i c h - M a i n z i s c h e n Diensten steh e n d e n F r a n z H e i n r i c h von D . g e b o r e n , sollte D., einer F a m i l i e n t r a d i t i o n e n t s p r e c h e n d , in der R e i c h s k i r c h e Karriere m a c h e n . 1753 e m p f i n g er d i e T o n s u r und erhielt d a n n D o m k a n o n i k a t e in W ü r z b u r g ( 1 7 5 3 ) , M a i n z (1754), W o r m s ( 1 7 5 8 ) u n d Trier (1776). 1768 w u r d e er z u m S u b d i a k o n geweiht. N a c h d e m S t u d i u m d e r R e c h t s w i s s e n s c h a f t e n in Heid e l b e r g 1759-61 trat D. in d i e M a i n z i s c h e V e r w a l t u n g ein. 1771 w u r d e er z u m K u r f ü r s t l i c h e n Statthalter in E r f u r t ernannt. In dieser selbständigen Stellung k o n n t e D . s e i n e reic h e n F ä h i g k e i t e n entfalten. Vor a l l e m d i e dortige U n i v . und d i e „ A k a d e m i e g e m e i n n ü t z i g e r W i s s e n s c h a f t e n " profitierten d a v o n . In diesen J a h r e n v e r s u c h t e er sich selbst auf vielen G e b i e t e n mit literarischen A r b e i t e n . 1780 w u r d e D . überdies D o m s c h o l a s t e r in W ü r z b u r g ; so erhielt er die M ö g l i c h keit, sich u m d a s B i l d u n g s - und S c h u l w e s e n im H o c h s t i f t zu k ü m m e r n . A u c h d e r W ü r z b u r g e r U n i v . ließ er seine F ü r s o r g e a n g e d e i h e n . Er stand n a t i o n a l k i r c h l i c h e n T e n d e n z e n u n d d e r kath. A u f k l ä r u n g n a h e . In d e n B a n n der g r o ß e n Politik geriet D., als er 1787 z u m K o a d j u t o r mit N a c h f o l g e r e c h t in M a i n z und W o r m s ( 1 7 8 8 a u c h in K o n s t a n z ) g e w ä h l t w u r d e . W ä h r e n d ein Teil der W ä h l e r d a d u r c h d i e F o r t d a u e r der f ü r s t e n b u n d f r e u n d l i c h e n Politik in M a i n z a b s i c h e r n und K o n s t a n z in sie e i n b e z i e hen wollte, h o f f t e D. selbst, d a ß d i e S p a n n u n g e n z w i s c h e n Ö s t e r r e i c h und P r e u ß e n a u s g e g l i c h e n w e r d e n k ö n n t e n und d a s Reich zu n e u e r G r ö ß e g e l a n g t e . Seit 1802 E r z b i s c h o f und K u r f ü r s t von M a i n z , ü b e r s t a n d er z u n ä c h s t die S ä k u l a risation von 1803. E r behielt den Titel E r z k a n z l e r des R e i ches, erhielt ein aus rechtsrheinischen Teilen des Kurstaates, d e m B i s t u m R e g e n s b u r g , d e n Städten R e g e n s b u r g , Wetzlar und A s c h a f f e n b u r g gebildetes Territorium und w u r d e d u r c h V e r l e g u n g des E r z s t u h l s E r z b i s c h o f von R e g e n s b u r g . Bei der B e g r ü n d u n g d e s R h e i n b u n d e s 1806 e r h o b N a p o l e o n ihn z u m F ü r s t p r i m a s und 1810, n a c h der A b t r e t u n g R e g e n s b u r g s an B a y e r n , z u m G r o ß h e r z o g d e s Satelliten- und M o d e l l s t a a tes F r a n k f u r t (mit F u l d a und H a n a u ) . S e i n e V e r s u c h e einer vertraglichen A b s i c h e r u n g ( B u n d e s k o n k o r d a t ) der K i r c h e in D e u t s c h l a n d scheiterten w i e d e r a m W i d e r s t a n d der L a n d e s herrn, w e l c h e P a r t i k u l a r k o n k o r d a t e anstrebten und dabei von d e r r ö m i s c h e n K u r i e unterstützt w u r d e n . In d e n Sturz N a p o l e o n s 1813 w u r d e auch D. h i n e i n g e z o gen. Z u n ä c h s t i m Exil ( S c h w e i z , M e e r s b u r g ) , erlaubten i h m d i e alliierten M ä c h t e , seinen A u f e n t h a l t in R e g e n s b u r g zu n e h m e n . Hier lebte D. g a n z den Pflichten seines A m t e s als B i s c h o f der Stadt, w i e a u c h der R e s t e der D i ö z e s e n M a i n z , W o r m s und K o n s t a n z , s o w i e als M e t r o p o l i t der d e u t s c h e n K i r c h e (soweit sie ihm noch unterstand). D . f a n d sein G r a b i m Mittelschiff der D o m k i r c h e ; d a s H e r z w u r d e nach einer alten Tradition der M a i n z e r E r z b i s c h ö f e in d e r S t i f t s k i r c h e von A s c h a f f e n b u r g beigesetzt.

D a s Bild D.s in der Publizistik war, s o l a n g e Z e i t z e u g e n lebten, recht f r e u n d l i c h . E s hat sich aber bald verdüstert. Die kleindeutsch-preußisch-protestantische Geschichtsdeutung sah in ihm einen t y p i s c h e n R e p r ä s e n t a n t e n d e r zu recht u n t e r g e g a n g e n e n R e i c h s k i r c h e , a u c h einen Verräter a m Reich u n d Verehrer N a p o l e o n s ; f ü r die r o m a n t i s c h u l t r a m o n t a n g e s t i m m t e Publizistik w a r er „ A u f k l ä r e r " , Vertreter der I d e e einer „ d e u t s c h e n K i r c h e " und s o m i t ein F e i n d R o m s . F ü r sie alle w a r D . als M e n s c h ein S c h w ä c h l i n g und Schwärmer. In den letzten J a h r z e h n t e n hat sich das Bild wesentlich g e ä n d e r t . Z u n ä c h s t w u r d e D . als Politiker rehabilitiert. M a g s e i n e I d e e v o m „ R e i c h " als dritter K r a f t n e b e n und z w i s c h e n H a b s b u r g u n d P r e u ß e n w e n i g realistisch g e w e s e n sein sie k o n n t e als einzige M ö g l i c h k e i t a n g e s e h e n w e r d e n , die S p a n n u n g e n zu ü b e r w i n d e n . Kirchenpolitisch e r k a n n t e D „ d a ß n a c h d e r Säkularisation und nach d e m Z u s a m m e n b r u c h d e s R e i c h e s d i e E x i s t e n z der K i r c h e in D e u t s c h l a n d n u r d u r c h ein a l l g e m e i n e s K o n k o r d a t , nicht a b e r d u r c h Partikularverträge g e s i c h e r t w e r d e n k o n n t e . U m ein s o l c h e s K o n k o r d a t zu e r r e i c h e n , w a r z u n ä c h s t d i e H i l f e d e s W i e n e r H o fes, später N a p o l e o n s n o t w e n d i g . Als L a n d e s h e r r war D . von der I d e e getragen, der erste D i e n e r des Staates zu sein. Mit Kantischem Pflichtgefühl und hohem Sachverstand kam er seinen A u f g a b e n nach. B e s o n d e r s a m H e r z e n lag ihm d a s B i l d u n g s w e s e n seiner Staaten. Dabei b e m ü h t e er sich nicht n u r u m d i e H o h e n S c h u l e n (Erfurt, W ü r z b u r g , „KarlsU n i v e r s i t ä t " in A s c h a f f e n b u r g ) , s o n d e r n a u c h u m die Verb e s s e r u n g der G y m n a s i e n , der Volks- u n d I n d u s t r i e s c h u l e n . S e i n e b e s o n d e r e L i e b e galt d e m T h e a t e r als der ( n a c h der S e e l s o r g e ) besten M ö g l i c h k e i t , d i e M e n s c h e n z u m W a h r e n , G u t e n und S c h ö n e n e m p o r z u f ü h r e n . Bei a l l e d e m b r a c h t e e r g r o ß e p e r s ö n l i c h e O p f e r . S o überließ e r d e r Univ. W ü r z b u r g , d e r e n K a n z l e r er als D o m p r o p s t (seit 1797) war, d i e H ä l f t e der E i n k ü n f t e d e r reichdotierten P f r ü n d e . A l s Schriftsteller w a r D . sicherlich k a u m m e h r als ein Dilettant, w e n n g l e i c h mit einer b e a c h t l i c h e n W e i t e d e r Interessen. D. w a r B r u d e r des Intendanten des Mannheimer Nationaltheaters, Wolfgang H e r i b e r t von D . und O h e i m d e s späteren Staatsministers E m merich J o s e p h von D. G e g e n E n d e d e s L e b e n s b e k a n n t e e r e i n m a l : „Ich h a b e f ü r D e u t s c h l a n d stets d a s B e s t e g e w o l l t . " LITERATUR: R u d o l f R e i n h a r d t : Κ. T . A n t o n M a r i a v. D . In: Helvetia Sacra. Abt. I, Bd. 2, Basel 1993, S. 4 6 4 - 4 7 8 (mit Literatur und H i n w e i s e n auf d i e N a c h l a ß a k t e n ) . - Ders.: Z u r Schulpolitik Κ. T . v. D.s. In: R o t t e n b u r g e r J a h r b u c h f ü r Kirc h e n g e s c h i c h t e 12 ( 1 9 9 3 ) S. 169-173. - C . v. D „ E r z b i s c h o f u n d S t a a t s m a n n ( 1 7 4 4 - 1 8 1 7 ) . Hrsg. v. K o n r a d M . F ä r b e r u . a . R e g e n s b u r g 1994. - C . v. D., d e r letzte R e i c h s f ü r s t . H r s g . v. Karl H a u s b e r g e r . R e g e n s b u r g 1995. Rudolf

Reinhardt

D a l b e r g , ( J o h a n n ) Friedrich H u g o ( N e p o m u k E c k e n brecht) Frh. von und zu, M u s i k s c h r i f t s t e l l e r , K o m p o n i s t , M u s i k e r , * 1 7 . 5 . 1760 H e r r n s h e i m ( h e u t e zu W o r m s ) , t 2 6 . 7 . 1812 A s c h a f f e n b u r g . D e r B r u d e r Carl T h e o d o r —>D.s w a r nach r e c h t s w i s s e n s c h a f t l i c h e n S t u d i e n in E r f u r t und G ö t t i n g e n D o m k a p i t u lar u n d kurtrierischer G e h e i m e r R a t in Trier, W o r m s und S p e y e r . Er u n t e r n a h m Studienreisen n a c h Italien (1775) und E n g l a n d (1798). S e i n e w i s s e n s c h a f t l i c h e n Schriften b e f a ß t e n sich z u n ä c h s t mit R e c h t und N a t u r w i s s e n s c h a f t . S p ä t e r w a n d t e er sich d e r M u s i k zu, s c h r i e b ü b e r T h e o rie und Ästhetik, k o m p o n i e r t e und w a r einer d e r b e k a n n testen M u s i k d i l e t t a n t e n seiner Zeit. D. rezipierte R o u s s e a u , die e n g l i s c h e n Ästhetiker, H e r d e r und H e i n s e ; in seinen R e f l e x i o n e n s u b j e k t i v e r M u s i k e r l e b n i s s e n a h m er r o m a n t i s c h e Ideen v o r w e g ( U n t e r s u c h u n g e n über den Ursprung der Harmonie, 1800). LITERATUR: Karl M i c h a e l K o m m a : D „ F. H. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 4 8 8 f. - M i c h a e l E m b a c h : D „ J. F. H.

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Dalberg In: B B K L , B d . 14, 1998, Sp. 8 9 9 - 9 0 8 . - D e r s . / J o s c e l y n G o d w i n : J. F. H . v. D. ( 1 7 6 0 - 1 8 1 2 ) . Schriftsteller - M u s i ker - D o m h e r r . M a i n z 1998. - H o w a r d S e r w e r : D., F. H . In: N G r o v e D , Bd. 6 , 2 2 0 0 1 , S. 8 4 7 f. - G ü n t e r W a g n e r ; D., F. H . In: M G G 2 P , Bd. 5, 2 0 0 1 , Sp. 2 8 1 - 2 8 5 . D a l b e r g , J o h a n n v o n , B i s c h o f von W o r m s , H u m a n i s t , * 1 4 . 8 . 1455 O p p e n h e i m , t 2 7 . 7 . 1 5 0 3 H e i d e l b e r g . D., S o h n eines p f ä l z i s c h e n H o f m a r s c h a l l s , studierte Philos o p h i e an der U n i v . E r f u r t u n d R e c h t s w i s s e n s c h a f t in P a v i a und P a d u a , w o er F r e u n d s c h a f t u . a . mit R u d o l f A g r i c o l a Schloß. N a c h seiner R ü c k k e h r 1480 z u m W o r m s e r D o m p r o p s t u n d K a n z l e r der K u r p f a l z e r n a n n t , w u r d e er im f o l g e n d e n J a h r a u c h K a n z l e r der von P h i l i p p g e f ö r d e r t e n U n i v . H e i d e l b e r g u n d 1482 B i s c h o f von W o r m s . D. w u r d e m e h r f a c h v o m K u r f ü r s t e n und v o m K a i s e r zu d i p l o m a t i s c h e n M i s s i o n e n in F r a n k r e i c h u n d Italien h e r a n g e z o g e n . Er w a r an der G r ü n d u n g der Palatina beteiligt u n d g e h ö r t e als M i t glied der „Sodalitas litteraria R h e n a n a " K o n r a d C e l t i s ' an. D. s a m m e l t e alte H a n d s c h r i f t e n und r ö m i s c h e A l t e r t ü m e r u n d b e m ü h t e sich u m d i e P f l e g e und Verbreitung der griechischen Sprache. LITERATUR: Karl M o r n e w e g : J o h a n n v. D . Ein d e u t s c h e r H u m a n i s t und B i s c h o f . H e i d e l b e r g 1887. - L u d w i g L e n h a r t : D „ J. v. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 4 8 8 . - K l a u s A r n o l d : D „ J. v. In: L e x M A , B d . 3, 1986, S p . 4 3 8 f. - G e o r g S c h w a i ger: D., J. v. In: L T h K 3 , B d . 2, 1994, Sp. 1376. - B u r k h a r d K e i l m a n n : D „ J. v. In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 4 4 8 - 1 6 4 8 ) , 1996, S. 115-117. D a l b e r g , W o l f g a n g von, K u r f ü r s t und E r z b i s c h o f von M a i n z , * 1537, t 5 . 4 . 1 6 0 1 A s c h a f f e n b u r g . D., S o h n eines p f ä l z i s c h e n A m t m a n n s , G r o ß n e f f e J o h a n n von —> D.s, w a r z u n ä c h s t D o m h e r r und D o m p r o p s t in M a i n z und S p e y e r u n d w u r d e 1582 statt des von r e f o r m f r e u d i g e n Kreisen g e w ü n s c h t e n Julius —» E c h t e r von M e s p e l b r u n n z u m K u r f ü r s t - E r z b i s c h o f von M a i n z g e w ä h l t . E s g e l a n g ihm nicht, die B e s c h l ü s s e des K o n z i l s von Trient zu v e r k ü n d e n und M i ß s t ä n d e in seiner D i ö z e s e abzustellen. LITERATUR: L u d w i g L e n h a r t : D., W . v. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 4 9 0 . - G e o r g S c h w a i g e r : D „ W . v. In: L T h K \ B d . 2, 1994, Sp. 1376. - F r i e d h e l m J ü r g e n s m e i e r : D., W . v. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 4 4 8 - 1 6 4 8 ) , 1996, S. 1 1 7 f . D a l l e r , B a l t h a s a r v o n , kath. T h e o l o g e , Politiker, * 22. 1. 1835 Gasteig bei N i k l a s r e u t h ( O b e r b a y e r n ) , t 3 . 3 . 1 9 1 1 Freising. D. studierte P h i l o s o p h i e u n d T h e o l o g i e an der U n i v . M ü n c h e n , w u r d e 1860 z u m Priester g e w e i h t , im f o l g e n d e n J a h r z u m D r . theol. p r o m o v i e r t ( D e r Irrthum als trennendes Ehehindernis nach katholischem Eherechte dargestellt) und k a m 1862 als R e l i g i o n s l e h r e r an d a s G y m n a s i u m in Freising. 1864 w u r d e er Prof. des K i r c h e n r e c h t s u n d d e r K i r c h e n g e schichte a m dortigen L y z e u m , 1886 d e s s e n R e k t o r . D . w u r d e 1871 M i t g l i e d der b a y e r i s c h e n A b g e o r d n e t e n k a m m e r , später R e f e r e n t und Vorsitzender des F i n a n z a u s s c h u s s e s , 1891 Vorsitzender der b a y e r i s c h e n Z e n t r u m s f r a k t i o n und w a r 1872-99 M i t g l i e d d e s G e m e i n d e k o l l e g i u m s Freising. 1899 e r f o l g t e die Ernennung zum Päpstlichen Hausprälaten. LITERATUR: B. V. D . E i n e L e b e n s s k i z z e . In: B e i lage z u m A m t s b l a t t der E r z d i ö z e s e M ü n c h e n - F r e i s i n g . 1 4 . 2 . 1 8 9 6 . - Karl P e t e r m e i e r : B. D., Politiker und P a r t e i f ü h r e r . 1835-1911. S t u d i e n zur G e s c h i c h t e der bayerischen Z e n t r u m s p a r t e i . Diss. M ü n c h e n 1957. D a l m a n , ( H e r m a n n ) G u s t a f , eigentl. M a r x , e v a n g . T h e o loge, P a l ä s t i n a f o r s c h e r , * 9 . 6 . 1855 N i e s k y (Oberlausitz), t 1 9 . 8 . 1941 H e r r n h u t . D., S o h n eines G e s c h ä f t s m a n n e s , studierte seit 1874 a m T h e o l o g i s c h e n S e m i n a r der B r ü d e r g e m e i n e i m o b e r s c h l e s i schen G n a d e n f e l d . E r trat mit F r a n z —»Delitzsch in Ver-

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b i n d u n g , w u r d e L e h r e r in K l e i n - W e l k a und G n a d e n f r e i und f o l g t e 1881 einer B e r u f u n g nach G n a d e n f e l d . D., d e r 1886 d e n F a m i l i e n n a m e n seiner s c h w e d i s c h e n M u t t e r a n n a h m , w u r d e im f o l g e n d e n J a h r d u r c h V e r m i t t l u n g von Delitzsch L e h r e r a m I n s t i t u t u m J u d a i c u m , 1895 a. o . P r o f . in L e i p zig und u n t e r n a h m 1899 e i n e Palästina-Reise. 1902 z u m D i r e k t o r des d e u t s c h e n Palästina-Instituts (später „ G u s t a f D a l m a n - I n s t i t u t f ü r P a l ä s t i n a f o r s c h u n g " ) b e r u f e n , w u r d e er 1917 Prof. an d e r U n i v . G r e i f s w a l d . D. publizierte n e b e n a r a m ä i s c h e n F o r s c h u n g e n vor a l l e m A r b e i t e n zur materiellen K u l t u r Palästinas, d a r u n t e r Arbeit und Sitte in Palästina (7 B d e . , 1928-42). WEITERE WERKE: G r a m m a t i k des j ü d i s c h - p a l ä s t i n i s c h e n A r a m ä i s c h . L e i p z i g 1 8 9 4 , 2 1 9 0 5 . N a c h d r . D a r m s t a d t 1981. Bearb.: Aramäisch-neuhebräisches Wörterbuch. 2 Bde., F r a n k f u r t / M a i n 1897-1901. G ö t t i n g e n 3 1 9 3 8 . N a c h d r . Hild e s h e i m 1977. - Petra und seine F e l s h e i l i g t ü m e r . L e i p z i g 1908. - N e u e P e t r a - F o r s c h u n g e n und der Heilige F e l s e n von J e r u s a l e m . L e i p z i g 1912. - O r t e u n d W e g e Jesu. G ü t e r s l o h 1919, 3 1 9 2 4 . N a c h d r . D a r m s t a d t 1967. LITERATUR: G e r h a r d M e y e r : D., H. G . In: N D B , B d . 3, 1957, S. 4 9 3 f. - K a r l - H e i n z B e r n h a r d t : D., G. H. In: T R E , Bd. 8, 1981, S. 3 2 2 f. - Julia M ä n n c h e n : G . D.s L e b e n und W i r k e n in der B r ü d e r g e m e i n e , f ü r die J u d e n m i s sion und an der Universität L e i p z i g , 1855-1902. W i e s b a d e n 1987. - Dies.: G. D. als P a l ä s t i n a w i s s e n s c h a f t l e r in Jerusalem, 1902-1941. W i e s b a d e n 1993. - H e r b e r t N i e h r : D „ G. In: L T h K \ Bd. 2, 1994, S p . 1379. - S t e f a n T i m m : D „ G. In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 524.

D a l t o n , H e r m a n n (Friedrich), e v a n g . T h e o l o g e , * 2 0 . 8 . 1 8 3 3 O f f e n b a c h / M a i n , t 7 . 5 . 1913 Berlin. D . studierte an d e n U n i v e r s i t ä t e n M a r b u r g , Berlin und H e i d e l b e r g und lebte 1858-89 als P f a r r e r d e r d e u t s c h r e f o r m i e r ten G e m e i n d e in St. P e t e r s b u r g . E r e r b a u t e d i e K i r c h e der G e m e i n d e im Z e n t r u m der Stadt und g r ü n d e t e e i n e Stadtmission, ein F e r i e n h e i m f ü r mittellose K i n d e r und a n d e r e E i n r i c h t u n g e n der I n n e r e n M i s s i o n . N a c h a u s g e d e h n t e n Reisen v e r ö f f e n t l i c h t e er R e i s e b e r i c h t e ; d a n e b e n e n t s t a n d e n wiss e n s c h a f t l i c h e S t u d i e n zur G e s c h i c h t e der r e f o r m i e r t e n Kirc h e in R u ß l a n d und zu P r o b l e m e n der I n n e r e n M i s s i o n sow i e a p o l o g e t i s c h e Vorträge und Predigten (u. a. Nathanael, 1861). D., d e r m e h r e r e B e r u f u n g e n an d e u t s c h e U n i v e r sitäten ablehnte, publizierte 1906-08 s e i n e Lebenserinnerungen (3 Bde.). WEITERE WERKE: E v a n g e l i s c h e B e t r a c h t u n g e n . 5 B d e . , B e r l i n / B a s e l 1870-81. - R e i s e b i l d e r a u s d e m Orient. St. P e tersburg 1871. - R e i s e b i l d e r aus G r i e c h e n l a n d und Kleinasien. B r e m e n 1884. - F e r i e n r e i s e eines e v a n g e l i s c h e n P r e digers. B r e m e n 1886. - D i e e v a n g e l i s c h e K i r c h e in R u ß l a n d . L e i p z i g 1890. - D i e r u s s i s c h e K i r c h e . L e i p z i g 1892. - D e r S t u n d i s m u s in R u ß l a n d . G ü t e r s l o h 1896. LITERATUR: Walter H o l l w e g : D „ H. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 4 9 5 . D a m , H e n d r i k G e o r g e van, G e n e r a l s e k r e t ä r , * 8. 11. 1906 Berlin, t 2 8 . 3 . 1 9 7 3 D ü s s e l d o r f . D . studierte R e c h t s w i s s e n s c h a f t e n und G e s c h i c h t e in H e i d e l berg, M ü n c h e n , Berlin und Basel und w u r d e 1934 p r o m o viert. G e r a d e in d e n Justizdienst ü b e r n o m m e n , m u ß t e er als J u d e seine Tätigkeit b e e n d e n . In d e n F o l g e j a h r e n lebte er als J o u r n a l i s t in der S c h w e i z u n d den N i e d e r l a n d e n , floh 1940 n a c h G r o ß b r i t a n n i e n und w u r d e dort w ä h r e n d d e s K r i e g s interniert. 1945 k e h r t e D. n a c h D e u t s c h l a n d z u r ü c k und war 1946-50 Justitiar und A b t e i l u n g s d i r e k t o r f ü r H a m b u r g und B r e m e n d e r J e w i s h Relief Unit. A n s c h l i e ß e n d trat er an d i e Spitze d e s Zentralrats d e r J u d e n in D e u t s c h l a n d . 1969 verö f f e n t l i c h t e er Die Unverjährbarkeit des Völkermordes.

Dankó D a m a s u s II., eigentl. P o p p o , P a p s t , t 9. 8 . 1 0 4 8 Palestrina. D e r a u s b a y e r i s c h e m A d e l s t a m m e n d e D. w u r d e von K ö n i g Heinrich III. g e f ö r d e r t und 1 0 3 9 / 4 0 z u m B i s c h o f von Brixen e r n a n n t . 1046 w a r er T e i l n e h m e r an d e n S y n o d e n von Pavia, Sutri und R o m . N a c h d e m Tod P a p s t —> C l e m e n s ' II. w u r d e er u m W e i h n a c h t e n 1047 auf Bitten r ö m i s c h e r G e sandter in P ö h l d e a m H a r z zur p ä p s t l i c h e n W ü r d e e r h o b e n , und z w a r d u r c h d e n Kaiser, d e r sich auf sein A m t d e s P a tricius berief. A u f m a s s i v e s D r ä n g e n H e i n r i c h s w u r d e D . von M a r k g r a f B o n i f a z I. von T u s c i e n , der ein P a r t e i g ä n g e r des a b g e s e t z t e n B e n e d i k t I X . w a r , n a c h R o m geleitet und dort 1048 konsekriert. W e n i g e W o c h e n später starb D . an Malaria. LITERATUR: Karl G u g g e n b e r g e r : D i e d e u t s c h e n Päpste. Ihr L e b e n u n d ihre g e s c h i c h t l i c h e B e d e u t u n g . K ö l n 1916, S. 3 8 ff. - R e i n h a r d Elze: D . II. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 4 9 8 . - R u d o l f S c h i e f f e r : D . In: L e x M A , Bd. 3, 1986, Sp. 4 7 0 . - G e o r g S c h w a i g e r : D. II. In: L T h K \ B d . 3, 1995, Sp. 1386.

Damberger,

J o s e p h F e r d i n a n d , Jesuit, T h e o l o g e , Historiker, * 1.3. 1795 P a s s a u , t 1.5. 1859 S c h ä f t l a r n . N a c h Studien an der Univ. L a n d s h u t und in S a l z b u r g e m p fing D. 1818 d i e P r i e s t e r w e i h e , w u r d e S t i f t s p f a r r e r in L a n d s hut, D o r f p f a r r e r im b a y e r i s c h e n G e b i r g e u n d schließlich O f fiziant und Stiftsprediger an St. C a j e t a n in M ü n c h e n . 1837 trat er in die G e s e l l s c h a f t Jesu ein, w u r d e in die S c h w e i z e n t s a n d t und w a r dort bis zur Vertreibung der Jesuiten n a c h der N i e d e r l a g e d e s S o n d e r b u n d s 1847 L e h r e r der K i r c h e n g e s c h i c h t e in L u z e r n . A n s c h l i e ß e n d in I n n s b r u c k und R e g e n s b u r g tätig, w a r er seit 1853 B e i c h t v a t e r i m Kloster S c h ä f t l a r n bei M ü n c h e n . S e i n e Synchronistische Geschichte der Kirche und der Welt arbeitete er bis zur Zeit K a i s e r Karls I V . aus; der letzte, 15. B a n d erschien p o s t u m 1865. LITERATUR: S u s a n n e B r a u n : D., J. F. In: L T h K \ Bd. 2, 1994, Sp. 1396. - Dies.: D „ J. F. In: T R E , B d . 2, 1994, S. 1386.

Danckwardi,

D e t h l e v , auch D a n c k w a r t , kath. T h e o l o g e , t A p r i l 1556. D. w a r zunächst T h e s a u r a r , später V i z e d e k a n des R o s t o c k e r D o m s t i f t s und w u r d e 1517 Offizial des A r c h i d i a k o n a t s , 1526 A r c h i d i a k o n in R o s t o c k . Seit 1531 Lizentiat der T h e o l o g i e , e r w a r b er später als bischöflich s c h w e r i n i s c h e r Offizial zahlreiche P f a r r e n und P f r ü n d e n . D. beteiligte sich an der ersten landesherrlichen Visitation in M e c k l e n b u r g 1 5 3 4 / 3 5 , galt aber g l e i c h w o h l als einer d e r e n t s c h i e d e n s t e n G e g n e r der R e f o r m a t i o n . O b g l e i c h seit 1550 ein p e i n l i c h e r P r o z e ß g e g e n ihn g e f ü h r t w u r d e , f a n d sein - h e f t i g u m s t r i t t e n e s feierliches B e g r ä b n i s in der luth. J a c o b i - K i r c h e in R o s t o c k statt. D a n d e r , F r a n z , Jesuit, T h e o l o g e , * 1 9 . 2 . 1 9 0 1 M i e s (Westböhmen), t 2 . 7 . 1 9 9 1 Innsbruck. D. studierte 1921 - 2 4 in I n n s b r u c k T h e o l o g i e und w u r d e 1925 z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t ( D i e Opferlehre des hl. Thomas von Aquin und ihr Verhältnis zu der des Albertus Magnus). 1924 z u m Priester g e w e i h t , b e g a n n er i m f o l g e n d e n J a h r sein N o v i z i a t in St. A n d r ä . Seit 1927 lehrte er E t h i k und T h e o d i z e e an d e r U n i v . I n n s b r u c k u n d habilitierte sich 1929 (Gottes Bild und Gleichnis in der Schöpfung nach der Lehre des hl. Thomas von Aquin). 1932-38 war er P r ä f e k t a m C a n i s i a n u m in I n n s b r u c k , n a c h d e s s e n A u f h e b u n g d u r c h d i e Nationalsozialisten 1938-45 Prof. f ü r T h e o l o g i e in d e r S c h w e i z . 1945-68 w i r k t e D. w i e d e r als Spiritual a m C a n i s i a n u m und lehrte a n s c h l i e ß e n d bis 1971 als Prof. a m Klag e n f u r t e r P r i e s t e r s e m i n a r . C., ein Vertreter der Verkündig u n g s t h e o l o g i e , v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Summarium Theologiae dogmaticae (1949-1954, 21960-1964).

WEITERES WERK: C h r i s t u s alles und in allen (Col. 3,11). G e d a n k e n z u m A u f b a u einer S e e l s o r g s d o g m a t i k . I n n s b r u c k 1939. - D a s H e r z d e r J u n g f r a u - M u t t e r . Z u r B e g r ü n d u n g der V e r e h r u n g d e s U n b e f l e c k t e n H e r z e n s . Freiburg ( S c h w e i z ) 1944. LITERATUR: Josef F e l d e r e r : In m e m o r i a m P. F. D. SJ. In: Z e i t s c h r i f t f ü r k a t h o l i s c h e T h e o l o g i e 113 (1991) S. 4 3 3 f. L o t h a r Lies: D., F. In: L T h K \ Bd. 3, 1995, Sp. 7 f. - E k k a r t S a u s e r : D „ F. In: B B K L , B d . 14, 1998, S p . 9 0 8 - 9 1 0 .

Daniel I.,

B i s c h o f von Prag, t 9 . 8 . 1 1 6 7 bei R o m . D., S o h n e i n e s K a n o n i k e r s , w a r n a c h S t u d i e n in Paris seit 1143 D o m p r o p s t in Prag, reiste 1146 als b ö h m i s c h e r G e sandter n a c h R o m u n d w u r d e 1148 z u m B i s c h o f von Prag g e w ä h l t , im f o l g e n d e n J a h r in M a i n z g e w e i h t . Er pflegte e n g e B e z i e h u n g e n zu - > A r n o l d von W i e d (seit 1151 Erzbischof von Köln), —>Wibald von Stablo u n d Ulrich von S t e i n f e l d , w a r seit 1151 m e h r m a l s als M i t g l i e d des R e i c h s e p i s k o p a t s a m H o f d e r S t a u f e r und vermittelte u . a . d i e Heirat des b ö h m i s c h e n H e r z o g s W l a d i s l a w II. mit Judith von T h ü r i n g e n . 1157 als G e s a n d t e r B ö h m e n s und d e s Kaisers in U n g a r n , hielt er sich seit 1158 als kaiserlicher D i p l o m a t in Italien auf und n a h m seit 1159 im S c h i s m a e n t s c h i e d e n f ü r die kaiserliche Kirchenpolitik Partei. D. f ü h r t e e i n e M i s s i o n an d i e P ä p s t e und e i n e L e g a t i o n n a c h U n g a r n d u r c h , w u r d e w ä h r e n d d e s Z u g s g e g e n R o m 1167 z u m H o f r i c h t e r f ü r Italien e r n a n n t und starb n o c h i m selben J a h r an der M a l a r i a . LITERATUR: Friedrich H a u s m a n n : D. I. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 508.

D a n i e l , H e r m a n n Adalbert, e v a n g . T h e o l o g e , G e o g r a p h , * 1 8 . 1 1 . 1 8 1 2 K o t h e n , t 1 3 . 9 . 1871 L e i p z i g . D . studierte 1830-34 T h e o l o g i e und P h i l o s o p h i e an der U n i v . H a l l e ( P r o m o t i o n 1835), w u r d e a n s c h l i e ß e n d L e h r e r an d e n F r a n c k e s c h e n S t i f t u n g e n in H a l l e und w a r dort unter d e m Direktor H e r m a n n A g a t h o n —> N i e m e y e r seit 1854 Prof.; seit 1870 w i d m e t e er sich in D r e s d e n privaten Studien. Er v e r f a ß t e weitverbreitete, in m e h r e r e S p r a c h e n übersetzte g e o g r a p h i s c h e U n t e r r i c h t s w e r k e , d a r u n t e r ein Lehrbuch der Geographie für höhere Unterrichtsanstalten ( 1844, 84 1914) sowie theologische Studien (Thesaurus hymnologicus, 5 B d e . , 1841-56). WEITERE WERKE: Tatianus, der A p o l o g e t . Ein Beitrag zur D o g m e n g e s c h i c h t e . H a l l e / S a a l e 1837. - T h e o l o g i s c h e C o n troversen. H a l l e / S a a l e 1843. - H a n d b u c h d e r G e o g r a p h i e . 3 B d e . , F r a n k f u r t / M a i n , Stuttgart 1859-62. 4 B d e . , Leipzig 5 1 8 8 1 / 8 2 . - D e u t s c h l a n d nach seinen p h y s i s c h e n und politischen Verhältnissen. M ü n c h e n 1863. 2 Bde., Leipzig ' 1 8 7 8 . - Z e r s t r e u t e Blätter. H a l l e / S a a l e 1866. - C o d e x liturgicus ecclesiae u n i v e r s a e in e p i t o m e n redactus. 4 Bde., L e i p z i g 1847-53. N a c h d r . H i l d e s h e i m 1966. LITERATUR: E c k s t e i n : D., H. A. In: A D B , B d . 4, 1876, S. 7 3 1 - 7 3 4 .

Dankó,

Josef Karl, kath. T h e o l o g e , * 26. 1. 1829 Preßburg, t 1 4 . 1 . 1 8 9 5 Preßburg. D. studierte in seiner H e i m a t s t a d t , in T y r n a u und Wien, w u r d e 1852 z u m Priester g e w e i h t und w a r n a c h der Prom o t i o n 1854 S t u d i e n p r ä f e k t a m P a z m a n e u m in W i e n . Seit 1857 o . P r o f . des A l t e n T e s t a m e n t s an d e r U n i v . Wien, w u r d e er 1864 Unterrichtsrat und E h r e n d o m h e r r , 1866 päpstlicher K ä m m e r e r , 1868 C a n o n i c u s t h e o l o g u s s o w i e R e k t o r d e s G r a n e r K l e r i k a l s e m i n a r s . Er w a r M i t g l i e d d e r U n g a rischen A k a d e m i e der W i s s e n s c h a f t e n , w u r d e 1889 P r o p s t von St. M a r t i n in P r e ß b u r g und i m f o l g e n d e n J a h r Titularbischof von Pristina. D. hinterließ e i n e w e r t v o l l e B i b l i o t h e k und K u n s t s a m m l u n g . Er schrieb u. a. e i n e Historia revelationis divinae veteris et novi testamenti (1862).

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Dann WERKE: Constitutiones synodales almae Ecclesiae Strigoniensis. Wien 1865. - Albrecht Dürers Schmerzensmann. Budapest 1882. - Vetus hymnarium ecclesiasticum Hungariae. Budapest 1893. LITERATUR: S. 6 1 8 - 6 2 0 .

Laudiert:

D„

J. In: A D B ,

Bd. 47,

1903,

Dann,

Christian Adam, evang. T h e o l o g e , * 24. 1 2 . 1 7 5 8 Tübingen, t 19.3. 1837 Stuttgart. Seit 1777 Student am Theologischen Stift in Tübingen, stand D. vor allem unter dem Einfluß Gottlob Christian —» Storrs und wurde nach zwei Jahren als Präzeptoratsvikar in B e benhausen Repetent am Tübinger Stift. Seit 1793 Diakon in Göppingen, von 1794 an in Stuttgart, kam er 1812 als Pfarrer nach Öschingen bei Tübingen, wechselte 1819 nach M ö s s i n g e n und kehrte 1824 nach Stuttgart zurück. D. wirkte vor allem als Prediger und Jugendseelsorger und wurde als Erbauungsschriftsteller und H y m n o l o g e bekannt. Als Tierschützer publizierte er u. a. Bitte der armen Thiere, der unvernünftigen Geschöpfe, an ihre vernünftigen Mitgeschöpfe und Herren, die Menschen ( 2 1838). WEITERE WERKE: Anleitung zu christlichem Nachdenken für junge Leute über Confirmation, Communion und frühe Gottseligkeit. Tübingen 1801. Stuttgart 3 1837. - Beicht- und Communionbuch. Stuttgart 1 8 1 0 , 4 1 8 3 8 . - Nothgedrungener Aufruf [ . . . ] zur Linderung der unsäglichen Leiden der in unserer U m g e b u n g lebenden Thiere. Stuttgart 1832. LITERATUR: Palmer/Herrlinger: D., C. A. In: RE 3 , Bd. 4, 1898, S. 4 5 7 - 4 6 0 . - Hubert Schiel: Geeint in Christo. Bischof Sailer und C. D., ein Erwecker christlichen Lebens in Württemberg. Schwäbisch Gmünd 1928. D a n n e c k e r , Anton von, kath. T h e o l o g e , * 8 . 6 . 1 8 1 6 Ratshausen (Württemberg), t 2 1 . 6 . 1881 Rottenburg. D. studierte in Tübingen, wurde 1845 Kaplan, 1849 Stadtpfarrer in Stuttgart und war 1 8 5 6 / 5 7 theologischer Berater des württembergischen Gesandten Frh. von O w beim A b schluß des Konkordats in Rom. Seit 1860 Domkapitular in Rottenburg, vertrat er das Domkapitel 1 8 6 8 - 7 0 als Mitglied der württembergischen Ersten Kammer. D.s Publikationen waren überwiegend der Homiletik gewidmet ( P r e d i g t e n auf alle Sonn- und Feiertage des Kirchenjahres, 2 Bde., 1856). WERKE: D i e Lehre v o m alleinseligmachenden Glauben. Stuttgart 1853. - Die Lehre v o m religiösen Opfer. Tübingen 1854. - Die Lehre von der Kirche. Tübingen 1855. - Fastenbetrachtungen über die acht Seligkeiten. Tübingen 1860. LITERATUR: Laudiert: D. In: A D B , Bd. 4, 1876, S. 619. D a n n e n b a u m , Hans, evang. T h e o l o g e , Volksmissionar, * 2 3 . 4 . 1895 Oldenburg, t 1.5. 1956 Hannover. Der Sohn eines Wachtmeisters studierte nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg Theologie in Göttingen und Marburg. Er wurde Vikar in der Stadtmission Berlin und besuchte das Predigerseminar Erichsburg (Dassel). Danach Hilfsprediger an der Pauluskirche in Hannover, ging er 1923 als Pfarrer nach Othfresen und arbeitete seit 1926 wieder in der Stadtmission in Berlin mit, deren Direktor er 1945 wurde. 1947 führte er die Volksmission in Hannover. D. wurde Pastor an der Albanikirche in Göttingen, Beauftragter für Volksmission der evang.-luth. Landeskirche Hannover und Vorsitzender der 1952 gegründeten Kammer für Völksmission. Er veröffentlichte u.a. Sie werden leuchten wie die Sterne. Männer der Erweckungsbewegung in Niedersachsen (1938), Werden und Wachsen einer Missionsgemeinde. Erlebnisund Tatsachenbericht aus der Arbeit im Dienste der Berliner Stadtmission ( 1 9 5 0 ) und Alte Brunnen (Predigten, 1956). LITERATUR: H. D. Von seinen Freunden. Hrsg. v. Hans Brandenburg. Gladbeck 1957. - Friedrich W. Bautz: D „ H. In: B B K L , Bd. 1, 1990, Sp. 1209-1211.

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Dannenmann,

Arnold, evang. Theologe, * 4. 1. 1907 Faurndau, t 1.3. 1993 Göppingen. Nach dem Studium der Philologie und T h e o l o g i e wurde D. 1931 ordiniert und war in der Jugendarbeit des Gesamtverbandes des Christlichen Vereins Junger Männer (CVJM) tätig. 1932 nach Berlin versetzt, leitete er dort das Evangelische Jungmännerwerk in der Altpreußischen Union und war führend an den Verhandlungen beteiligt, die die Selbständigkeit der evang. Jugendverbände gegenüber der Hitler-Jugend sichern sollten, jedoch scheiterten. 1934 verlor er seine kirchlichen Ämter und war kurzzeitig in Haft; in dieser Zeit fand er Kontakt zur Bekennenden Kirche, später auch zu Widerstandskreisen. Nach 1945 nahm D. die Fürsorge für deutsche Kriegsgefangene in Großbritannien, Frankreich und Ägypten auf und initiierte im Lager Norton Camp die erste deutsche Kriegsgefangenenuniversität. 1947 gründete er auf Schloß Kaltenstein ein erstes Jugenddorf, das Jugendlichen aus den ehemaligen Ostgebieten und den zerstörten Städten Heimat und Ausbildungsstätte wurde. A u s diesem Modell entwickelte D. das Christliche Jugenddorfwerk Deutschland, dessen Präsident er 1960-85 war. D a n n e n m a y e r , Matthias, kath. T h e o l o g e , Historiker, * 1 3 . 2 . 1 7 4 4 Opfingen (Schwaben), | 8 . 6 . 1 8 0 5 Wien. D. studierte in Augsburg und Freiburg/Breisgau, lehrte dort seit 1773 Kirchengeschichte, später auch Polemik und folgte 1786 einer Berufung als Prof. der Kirchengeschichte an die Univ. Wien. 1797 zusätzlich zum Bücherzensor ernannt, wurde er 1803 Erster Kustos der Wiener Universitätsbibliothek. Er schrieb u. a. das kirchengeschichtliche Lehrbuch Introducilo in historiam ecclesiasticam universalem (1778). LITERATUR: Karl Suso Frank: D „ M. In: LThK 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 20.

Dannhauer,

Johann Conrad, auch Johannes Conradus Dannhauerus, luth. T h e o l o g e , * 2 4 . 3 . 1603 Köndringen/ Breisgau, t 7 . 1 1 . 1 6 6 6 Straßburg. D., Sohn eines Pfarrers, besuchte das Predigerseminar Straßburg und studierte an der dortigen Akademie Logik, Poesie, Philosophie und Hebräisch, später T h e o l o g i e bei Balthasar —» Mentzer d. Ä. in Marburg, bei Johann Major in Jena s o w i e an der Univ. Altdorf. 1627 wurde er Prof. der Rhetorik in Straßburg, wechselte 1633 als Prof. an die T h e o l o g i s c h e Fakultät und wurde im folgenden Jahr z u m Dr. theol. promoviert. Ferner war er Pfarrer am Straßburger Münster und seit 1658 Kirchenpräsident. Er vertrat eine auf die praktische Frömmigkeit hin ausgerichtete orthodox luth. Lehre. Philipp Jakob —» Spener, der zu seinen Schülern zählte, schätzte besonders seine topologisch geordnete Dogmatik Hodosophia Christiana seu Theologia positiva (1649, 2 1666). D.s unter d e m Titel Katechismusmilch (10 Bde., 1642-73) gesammelte Predigten weisen ihn als volkstümlichen Seelsorger aus. D. war der bedeutendste T h e o l o g e der Straßburger luth. Orthodoxie des 17. Jahrhunderts. WEITERE WERKE: Idea boni disputatoris et malitiosi sophistae. Straßburg 1629. - Tractatus de s y l l o g i s m o infinito. Straßburg 1630. - Meletema de miraculis veris falsisque. Straßburg 1650. - D e c a s diatribarum logicarum. Frankfurt/ M a i n 4 1 6 5 3 . - Aristoteles ex orco redivivus at heu! Straßburg 1654. - Liber conscientiae apertus sive Theologia conscientiaria. 3 Bde., Straßburg 1662-67. LITERATUR: V D 17. - Hermann Schüssler: D „ J. C. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 512. - Johannes Wallmann: Philipp Jakob Spener und die A n f ä n g e des Pietismus. Tübingen h l 9 8 6 , S. 100-125. - Ders.: D „ J. K. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 5 6 3 f. - Werner Raupp: D „ J. C. In: LThK 3 , Bd. 11, 2 0 0 1 , Sp. 54.

Danzer Danovius,

Ernst Jakob, evang. Theologe, * 12.3.1741 R e d l a u bei D a n z i g , t 1 8 . 3 . 1 7 8 2 Jena. N a c h d e m S t u d i u m in H e l m s t e d t und G ö t t i n g e n w u r d e D . R e k t o r der D a n z i g e r J o h a n n i s s c h u l e und f o l g t e 1768 einer B e r u f u n g als Prof. d e r T h e o l o g i e an die U n i v . J e n a . Er hielt Vorlesungen ü b e r D o g m a t i k , n e u t e s t a m e n t l i c h e E x e gese, S y m b o l i k und M o r a l . D . w a r t h e o l o g i s c h e r S u p r a n a turalist und wich in nicht w e n i g e n P u n k t e n von o r t h o d o x e n P o s i t i o n e n ab. E r v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Theologiae dogmaticae institutio (2 B d e . , 1772-76). WEITERE WERKE: Ü b e r d i e R e l i g i o n s v e r e i n i g u n g . J e n a 1771. - Drei A b h a n d l u n g e n von der R e c h t f e r t i g u n g d e s M e n s c h e n v o r Gott. J e n a 1777. LITERATUR: G. F r a n k : D „ E. J. In: A D B , B d . 4, 1876, S. 746. - Ders.: D., E. J. In: R E 3 , B d . 4, 1898, S. 4 6 4 - 4 6 6 .

Dantine,

W i l h e l m Felix F e r d i n a n d , österr. e v a n g . T h e o loge, * 6. 11. 1911 L e o b e n (Steiermark), f 2 1 . 5 . 1981 Wien. D., S o h n eines Politikers und R e c h t s a n w a l t s , studierte seit 1930 T h e o l o g i e in W i e n , B o n n und E r l a n g e n . 1934-37 w a r er Vikar in W i e n , w o er 1936 ordiniert w u r d e , seit 1937 P f a r r e r in Wallern. Seit 1942 K r i e g s t e i l n e h m e r , geriet er in G e f a n g e n s c h a f t . Seit 1948 leitete D . d a s W i e n e r T h e o l o g e n h e i m . 1950 z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t (Die Zulassung zum heiligen Abendmahl), habilitierte er sich 1955 (Versuch einer Theologie der Gnadenmittel). 1961 w u r d e er a. o., 1963 o . P r o f . f ü r S y s t e m a t i s c h e T h e o l o g i e an der U n i v . W i e n . I m selben J a h r w a r er v o r ü b e r g e h e n d Stellvertreter des a u ß e r o r d e n t l i c h e n geistlichen O b e r k i r c h e n r a t s in W i e n . D . v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Die Gerechtmachung des Gottlosen (1959), Über den protestantischen Menschen (1959) und Jesus von Nazareth in der gegenwärtigen Diskussion (1974). WEITERE WERKE: R e c h t a u s R e c h t f e r t i g u n g . A u s g e w ä h l t e r e c h t s t h e o l o g i s c h e und k i r c h e n r e c h t l i c h e A u f s ä t z e . H r s g . v. Albert Stein. T ü b i n g e n 1982. - Protestantisches A b e n t e u e r . B e i t r ä g e zur S t a n d o r t b e s t i m m u n g der e v a n g e l i s c h e n K i r c h e in d e r D i a s p o r a E u r o p a s . Hrsg. v. M i c h a e l B ü n k e r . I n n s b r u c k

2001. LITERATUR: H o f f e n , h a n d e l n , leiden: C h r i s t l i c h e L e b e n s p e r spektiven. W . D . a u s A n l a ß seines 65. G e b u r t s t a g e s . H r s g . v. Eric Hultsch. W i e n u . a . 1976. - B e k e n n e n d e s B e k e n n t nis. F o r m u n d F o r m u l i e r u n g christlichen G l a u b e n s . W . D . ( 1 9 1 1 - 1 9 8 1 ) z u m G e d ä c h t n i s . Hrsg. v. Eric H u l t s c h . G ü t e r s loh 1982. - Karl S c h w a r z : D „ W . F. F. In: B B K L , B d . 2 0 , 2 0 0 1 , Sp. 3 6 1 - 3 6 7 .

Dantiscus,

J o h a n n , a u c h Jan D a n t y s z e k , J o h a n n von H ö f e n , B i s c h o f von E r m l a n d , H u m a n i s t , * 31. 10. / 1 . 1 1 . 1 4 8 5 D a n z i g , t 28. 10. 1548 Heilsberg (Ostpreußen). Als V i e r z e h n j ä h r i g e r n a h m D „ S o h n e i n e s F l a c h s b i n d e r s und K a u f h e r r n , an e i n e m F e l d z u g g e g e n die T ü r k e n teil, Schloß nach a u s g e d e h n t e n Reisen durch Italien, G r i e c h e n l a n d und den Vorderen Orient in K r a k a u d a s S t u d i u m der T h e o l o g i e und R e c h t s w i s s e n s c h a f t a b u n d f a n d seit 1509 in p o l n i s c h e n d i p l o m a t i s c h e n D i e n s t e n v o r a l l e m in P r e u ß e n V e r w e n d u n g . 1515 w u r d e er in W i e n z u m Dr. j u r . p r o m o v i e r t , von K a i ser M a x i m i l i a n I. z u m Ritter g e s c h l a g e n u n d z u m D i c h t e r g e k r ö n t und f ü r seine Verdienste von K ö n i g S i g i s m u n d I. mit m e h r e r e n P f r ü n d e n belohnt, d a r u n t e r der Pfarrei St. M a r i e n in D a n z i g . 1529 w u r d e D. e r m l ä n d i s c h e r D o m h e r r , 1530 Bischof von K u l m und 1537 B i s c h o f von E r m l a n d . Er pflegte regen K o n t a k t mit N i c o l a u s —> C o p e r n i c u s , —> M e l a n c h t h o n und Helius E o b a n u s —> H e s s u s . In seinen J u g e n d p o e s i e n huldigte er der L e b e n s f r e u d e und b e s c h r i e b kriegerische und politische Zeitereignisse. A l s Bischof v e r f a ß t e er H y m n e n und m o r a l i s c h e E p e n , d i e z u g l e i c h g e g e n d i e R e f o r m a t i o n gerichtet waren. 1764 ( P o e m a t a et hymni) und 1841 (Analecta carmina) e r s c h i e n e n T e i l a u s g a b e n seiner Werke.

WEITERE WERKE: D e n o s t r o r u m t e m p o r u m c a l a m i t a t i b u s . K ö l n 1530. - J o n a s propheta. o. O. o. J. - C a r m e n p a r a e n e t i c u m . K r a k a u 1539. LITERATUR: V D 16, H 4 0 2 7 - 4 0 2 9 . - I n g e Brigitte B l e s s i n g : J. D., ein W e s t p r e u ß e z w i s c h e n H u m a n i s m u s und R e f o r m a tion. Diss. H a m b u r g 1958. - A n n e l i e s e Triller: D., J. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 5 1 2 f. - K a r l - H e i n z Kleber: D „ J. In: L T h K 3 , Bd. 3, 1995, S p . 22 f. - H a n s - J ü r g e n Karp: D „ J. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 4 4 8 - 1 6 4 8 ) , 1996, S. 118-120.

Danz,

J o h a n n A n d r e a s , e v a n g . T h e o l o g e , Orientalist, * 1 . 2 . 1 6 5 4 S u n d h a u s e n bei G o t h a , t 22. 12. 1727 Jena. N a c h d e m A b s c h l u ß d e r t h e o l o g i s c h e n S t u d i e n an der U n i v . W i t t e n b e r g studierte D. seit 1676 als Schüler E s d r a s —»Edzards in H a m b u r g d a s H e b r ä i s c h e u n d habilitierte sich 1680 in J e n a ; dort 1685 Prof. der orientalischen S p r a c h e n , w u r d e er 1710 z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t und z u m Prof. der T h e o l o g i e e r n a n n t . Er gilt als einer d e r b e d e u t e n d s t e n christlichen H e b r a i s t e n seiner Zeit, w a r j e d o c h als E x e g e t u n b e irrt o r t h o d o x . D . b e m ü h t e sich u m e i n e s c h u l g e r e c h t e O r d n u n g der h e b r ä i s c h e n G r a m m a t i k u n d v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. ein Compendium grammaticae Ebraicae-Chaldaicae (1699). WEITERES WERK: N u c i f r a n g i b u l u m . J e n a 1686. LITERATUR: V D 17. - S i e g f r i e d : D., J. A. In: A D B , Bd. 4, 1876, S. 751. - G. F r a n k : D., J. A . In: R E 3 , Bd. 4, 1898, S. 4 8 0 - 4 8 2 .

Danz,

J o h a n n T r a u g o t t L e b e r e c h t , e v a n g . T h e o l o g e , Historiker, * 3 1 . 5 . 1769 W e i m a r , t 1 5 . 5 . 1851 J e n a . D . studierte seit 1787 in Jena, seit 1791 in G ö t t i n g e n und k e h r t e als L e h r e r a m G y m n a s i u m und a m L e h r e r s e m i n a r n a c h W e i m a r zurück. 1798 trat er d i e v o n J o h a n n G o t t f r i e d —> H e r d e r vermittelte Stelle d e s R e k t o r s der Stadt- und Ratss c h u l e in J e n a an, habilitierte sich 1804 an der P h i l o s o p h i schen F a k u l t ä t d e r dortigen U n i v . und w u r d e 1809 D i a k o n der S t a d t k i r c h e . Seit 1810 a . o . P r o f . , w a r er 1812-37 o . P r o f . der T h e o l o g i e . Er vertrat einen g e m ä ß i g t e n R a t i o n a l i s m u s . D. übersetzte Plautus und A i s c h y l o s , s c h r i e b R e n z e n s i o n e n f ü r d i e „ J e n a e r A l l g e m e i n e Litteratur Z e i t u n g " und publizierte u. a. ein Lehrbuch der christlichen Kirchengeschichte (2 Tie., 1818-26). WEITERE WERKE: K u r z g e f a ß t e Z u s a m m e n s t e l l u n g der christlichen K i r c h e n g e s c h i c h t e . J e n a 1824. - K i r c h e n h i s t o rische Tabellen. J e n a 1838. - U n i v e r s a l w ö r t e r b u c h der theologischen, K i r c h e n - und r e l i g i o n s g e s c h i c h t l i c h e n Literatur. L e i p z i g 1843. LITERATUR: G . F r a n k : D., J. T . In: A D B , B d . 4, 1876, S. 7 5 2 . - Friedrich W . B a u t z : D., J. T . L. In: B B K L , B d . 1, 1990, S p . 1222. D a n z e r , J a k o b , T a u f n a m e : J o s e f , kath. T h e o l o g e , * 4 . 3 . 1743 L e n g e n f e l d bei K a u f b e u r e n , t 4 . 9 . 1 7 9 6 Buchau (Württemberg). Seit 1762 B e n e d i k t i n e r im Kloster Isny i m A l l g ä u , w u r d e D., S o h n eines B a u e r n , 1767 Priester und S t i f t s b i b l i o t h e k a r s o w i e 1777 L e k t o r f ü r D o g m a t i k . 1785 w u r d e er n a c h Salzb u r g b e r u f e n , lehrte dort z u n ä c h s t D o g m a t i k , später M o r a l u n d P a s t o r a l t h e o l o g i e und w a n d t e sich m e h r und m e h r ein e m a u f k l ä r e r i s c h e n R a t i o n a l i s m u s zu. D a r a u f h i n d e m Salzb u r g e r E r z b i s c h o f a n g e z e i g t , f a n d D. 1788 n o c h d e s s e n U n terstützung, w u r d e 1792 j e d o c h seines A m t e s e n t h o b e n . Er k e h r t e nach Isny zurück, w u r d e auf seinen W u n s c h hin säkularisiert und trat 1795 ein K a n o n i k a t in B u c h a u an. D. publizierte u. a. Beiträge zur Reform der christlichen Theologie (1793). WEITERE WERKE: J o s e p h ' s d e s G r o ß e n Toleranz. Ein theologisches F r a g m e n t , o. O. 1784. - Was sind d i e R e i c h s p r ä l a ten und w i e sind sie es w o r d e n ? A u s d e r G e s c h i c h t e beantwortet. S a l z b u r g 1785. - Ü b e r d e n Geist Jesu und s e i n e L e h r e . Ein B e y t r a g f ü r n a c h d e n k e n d e Christen in ihren A n dachtsstunden. Salzburg 21795.

275

Dapp LITERATUR: Alfons Magín: J. D., ein Moraltheologe der Aufklärung. Ein Beitrag zur Geschichte der katholischen Moraltheologie im Aufklärungszeitalter. Diss. Tübingen 1941. - Hermann Tüchle: D„ J. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 514 f. - Karl-Heinz Kleber: D„ J. In: L T h K \ Bd. 3, 1995, Sp. 23.

Dapp,

Raymund, evang. Theologe, * 2 2 . 9 . 1 7 4 4 Geislingen/Steige, t 1.3. 1819 Klein Schönebeck (heute zu Berlin). D. studierte seit 1769 Theologie in Erlangen und Halle. Anschließend ging er als Hauslehrer nach Berlin und wurde 1778 Pfarrer in Klein-Schönebeck, w o er in den folgenden Jahren eine Industrieschule aufbaute und führte. Er arbeitete an Friedrich Nicolais „Allgemeiner deutscher Bibliothek" mit, gab seit 1805 ein „Gemeinnütziges Magazin für Prediger" heraus und veröffentlichte u.a. ein Predigtbuch für christliche Landleute (1788, 2 1797) und Zwey Predigten über die Abschaffung der Betteley auf dem platten Lande und die deshalb errichteten neuen Armenanstalten (1792). LITERATUR: Karl Aner: Zwei märkische Landgeistliche aus der Aufklärungszeit. In: Jahrbuch für brandenburgische Kirchengeschichte 17 (1919) S. 81-113; 18 (1920) S. 20-34. - Matthias Wolfes: D„ R. In: BBKL, Bd. 17, 2001, Sp. 335-341.

Darnaut,

Vinzenz, österr. kath. Theologe, * 1 1 . 7 . 1 7 7 0 Wiener Neustadt, t 2 8 . 1 . 1 8 2 1 Wien. D. studierte Philosophie, Rechtswissenschaft und Theologie bei den Wiener Piaristen und an der Univ., wurde 1795 zum Priester geweiht und übernahm das Vikariat in Ebersdorf/ Donau. Später kam er an die Pfarrei A m Hof und wurde 1799 Hofkaplan der k. k. Hof- und Burgpfarre. D. lehrte seit 1803 Kirchengeschichte an der Univ. Wien, rief den Verein für die kirchliche Topographie Österreichs ins Leben und war Mitbegründer der Zeitschrift „Kirchliche Topographie". Er schrieb die ersten beiden Bände der HistorischTopographischen Darstellung der Pfarren, Klöster, milden Stiftungen und Denkmäler im Erzherzogtum Osterreich und Umgegend diesseits der Donau (18 Bde., 1824-40).

Dasbach,

(Georg) Friedrich, kath. Theologe, Politiker, * 9 . 1 2 . 1846 Horhausen/Westerwald, t 1 1 . 1 0 . 1 9 0 7 Bonn. Nach dem Abschluß der Studien in Rom und Trier war D., Sohn eines Bäckers, Kaufmanns und Gastwirts, als Kaplan in Trier publizistisch für die Zentrumspartei tätig. Im Zuge des Kulturkampfs seit 1875 mit Lehr- und Berufsverbot belegt, wandte er sich hauptberuflich der Publizistik zu, gründete die „St. Paulinus-Druckerei von Friedrich Dasbach" und rief noch im gleichen Jahr das „Paulinusblatt" und die „Katholische Volkszeitung" (später „Trierische Landeszeitung") ins Leben. Später entstanden neben der Monatsschrift „Pastor bonus" (1889) sieben Tageszeitungen im Saar-, Mosel- und Mittelrheingebiet sowie die „Märkische Volks-Zeitung" für Berlin und Brandenburg. D. war 1878 Mitbegründer und erster Vorsitzender des „Augustinus-Vereins" zur Betreuung der kath. Presse und richtete 1879 in Berlin den ersten nationalen kath. Nachrichtendienst, die „Centrums-ParlamentsCorrespondenz" (C.P. C.), ein. Angelehnt an Organisationsformen sozialistischer Massenbewegungen, wandte er sich mit verschiedenen kath. Vereinsgründungen an Arbeiter und Bauern. Seit 1890 war er für die Zentrumspartei Abgeordneter im Preußischen Landtag, seit 1898 im Reichstag. D. schrieb u. a. Die Gemeindeordnung für die Rheinprovinz (1880). LITERATUR: Wilmont Haacke: D., F. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 518. - Albert Schwarz: D„ F. In: LThK 2 , Bd. 3, 1959, Sp. 168. - Ulrich Fohrmann: Trierer Kulturkampfpublizistik im Bismarckreich. Leben und Werk des Preßkaplans G. F. D. Trier 1977.

276

Daser,

Ludwig, Kapellmeister, Komponist, * um 1526 München, t 2 7 . 3 . 1589 Stuttgart. D. gehörte seit seiner Jugend der bayerischen Hofkapelle an, erscheint in den Akten 1550 als Tenorist und wurde 1552 Nachfolger Andree Zauners als Kapellmeister des Orchesters. 1563 im Zuge der Reorganisation der Kapelle bei voller Besoldung entlassen, blieb er als angesehener Komponist in München. 1572 wurde D. überraschend an den Stuttgarter Hof berufen und dort mit dem Orchester häufig zu auswärtigen Repräsentationsaufgaben herangezogen. Bis zu seinem Tod erhielt er die Münchner Besoldung; im Gegenzug widmete D. dem bayerischen Herzog zahlreiche Kompositionen. Er schrieb Messen, Motetten, ein Magnificat, Psalmen und deutsche Kirchenliedbearbeitungen, u. a. Passionis Domini nostri Jesu Christi historia (1578). LITERATUR: King Kellogg: Die Messen von L. D. (1525-1589). Diss. München 1935. - Anton Schneiders: L. D. 1526-1589. Beiträge zur Biographie und Kompositionstechnik. Diss. München 1953. - Anton Schneiders: D„ L. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 519. - Clive Brown: D „ L. In: NGroveD, Bd. 7 , 2 2 0 0 1 , S. 3 0 f . - Franz Körndle: D„ L. In: MGG 2 P, Bd. 5, 2001, Sp. 458-461. D a s e r , Ludwig Herkules, evang. Theologe, * 4 . 4 . 1705 Affalterbach, t 13.9. 1784. D. war seit 1721 Magister der Philosophie und Pfarrvikar im württembergischen Laufen, seit 1728 Diakon in Bietigheim und 1736-75 Pfarrer in Schwaikheim. Er befaßte sich in verschiedenen Studien mit hebräischen Texten des Alten Testaments und veröffentlichte u.a. eine Verteidigung der Integritates textus Hebraici V.T. (1763). D a s s e l , Christian Konrad Jakob, evang. Theologe, Pädagoge, * 16.3. 1768 Hankensbüttel bei Gifhorn, t 8.1. 1845 Stadthagen. D. erteilte an der lateinischen Schule in Halle, die er bis 1787 besuchte, Unterricht, studierte anschließend an der Univ. Halle Theologie und war seit 1791 Lehrer zunächst in Hamm, später am Halleschen Waisenhaus. 1794 folgte er einer Berufung an die Hofschule Hannover, wechselte 1796 als Prediger auf Schloß Ricklingen, 1800 nach Hohenbostel am Deister und war seit 1806 Hauptpastor in Stadthagen. Er schrieb neben theologischen und pädagogischen Aufsätzen naturwissenschaftliche Lehr- und Lesebücher, darunter Merkwürdige Reisen der Gutmannischen Familie. Ein Weyhnachtsgeschenk für die Jugend (4 Teile, 1795-98). D a s s o v , Theodor, evang. Theologe, * 1648 Hamburg, t Januar 1721. D. studierte seit 1669 an der Univ. Gießen, seit 1674 an der Univ. Wittenberg, bereiste 1676-78 England und Holland und wurde nach seiner Rückkehr Prof. der Poesie und der orientalischen Sprachen an der Univ. Kiel. 1689 zum o. Prof. ernannt und 1699 zum Dr. theol. promoviert, war er zuletzt Generalsuperintendent in Holstein sowie Propst in Rendsburg. Seine Studien widmete er überwiegend der Hebraistik (u. a. Antiquitates Hebraicae quam plurima utriusque foederis loca difßciliora illustrantes [...], 1742). LITERATUR: V D

Dathenus,

17.

Petrus, evang. Theologe, * 1 5 3 1 / 3 2 Kassel bei Hazebrouck (Flandern), t 17.3. 1588 Elbing. D. war Karmelitermönch in Ypern, als er sich der Reformation anschloß und in Westflandern begann, evangelisch zu predigen. 1550 zur Flucht nach England gezwungen, geriet er während der Reaktion unter Mary Tudor erneut in Bedrängnis und folgte 1555 der Berufung zum Pfarrer der niederländischen Emigrantengemeinde nach Frankfurt/

Daun-Oberstein M a i n . N a c h d e m der M a g i s t r a t der Stadt 1561 d i e öffentliche A u s ü b u n g ihrer K o n f e s s i o n verbot, b e g a b sich D. m i t ein e m Teil seiner G e m e i n d e unter d e n S c h u t z des K u r f ü r s t e n —> Friedrich von der P f a l z ; die S i e d l e r b e z o g e n d a s K l o ster F r a n k e n t h a l . D. k e h r t e 1566 in d i e N i e d e r l a n d e z u r ü c k und f ü h r t e u. a. d e n Vorsitz der S y n o d e von A n t w e r p e n . Von der Inquisition 1567 e r n e u t zur F l u c h t g e z w u n g e n , k e h r t e er in die P f a l z z u r ü c k , w u r d e 1568 Präses d e s Weseler K o n v e n t s , 1570 H o f p r e d i g e r und f ü h r t e ein w e c h s e l h a f t e s L e b e n z w i s c h e n d e n N i e d e r l a n d e n und d e r P f a l z , später auch in P r e u ß e n , zuletzt als A r z t in E l b i n g . D . e r w a r b sich g r o ß e Verdienste um die E i n i g u n g und O r g a n i s a t i o n d e r nied e r l ä n d i s c h - r e f o r m i e r t e n Kirche. Er ü b e r t r u g d e n H e i d e l b e r ger K a t e c h i s m u s ins N i e d e r l ä n d i s c h e und v e r f a ß t e e i n e nied e r l ä n d i s c h e Liturgie. LITERATUR: V D 16, D 2 6 0 - 2 6 5 . - H e i n z K r a f t : D., P. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 521. - T h o m a s K a u f m a n n : D „ P. In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 591 f.

Daub,

Karl, e v a n g . T h e o l o g e , * 2 0 . 3 . 1765 Kassel, t 22. 11. 1836 H e i d e l b e r g . D e r S o h n eines R e i t k n e c h t s w u r d e nach d e m S t u d i u m d e r Philologie, Philosophie, G e s c h i c h t e und T h e o l o g i e in M a r burg 1790 S t i p e n d i a t e n m a j o r und P r i v a t d o z e n t und k a m 1794 als Prof. der P h i l o s o p h i e an d i e H o h e L a n d e s s c h u l e in H a n a u . 1795 f o l g t e er e i n e m Ruf an d i e T h e o l o g i s c h e Fakultät in H e i d e l b e r g und ü b e r n a h m 1805 d e n Lehrstuhl von Daniel L u d w i g W u n d t . U r s p r ü n g l i c h Kantianer, w u r d e D . später A n h ä n g e r der —» S c h e l l i n g s c h e n I d e n t i t ä t s p h i l o s o p h i e und trat schließlich unter d e m E i n f l u ß —» H e g e l s z u s a m m e n mit Philipp K o n r a d M a r h e i n e k e , der 1838-44 (mit T h e o p h o r W i l h e l m Dittenberger) D.s Philosophische und theologische Vorlesungen in 7 B ä n d e n h e r a u s g a b , f ü r e i n e s p e k u l a t i v e R e stauration d e s o r t h o d o x e n D o g m a s ein. Kirchenpolitisch beteiligte er sich a m Z u s t a n d e k o m m e n der U n i o n in B a d e n . D . v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Lehrbuch der Katechetik ( 1 8 0 1 ) , Theologumena ( 1 8 0 6 ) , Einleitung in das Studium der christlichen Dogmatik aus dem Standpunkte der Religion (1810), Judas Ischariot oder das Böse im Verhältnis zum Guten (2 B d e . , 1816-18) und Die dogmatische Theologie jetziger Zeit oder die Selbstsucht in der Wissenschaft des Glaubens und seiner Artikel (1833). Seit 1805 g a b er z u s a m m e n mit G e o r g Friedrich C r e u z e r d i e H e i d e l b e r g e r „ S t u d i e n " ( 1 8 0 5 - 1 0 ) heraus. WEITERES WERK: Predigten nach K a n t i s c h e n G r u n d s ä t z e n . K ö n i g s b e r g 1794. LITERATUR: Karl R o s e n k r a n z : E r i n n e r u n g e n an K. D. B e r lin 1837. - H e i n z - H o r s t S c h r e y : D „ C. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 522. - K l a u s K r ü g e r : D e r G o t t e s b e g r i f f d e r S p e kulativen T h e o l o g i e . Berlin 1970 (mit W e r k v e r z e i c h n i s ) . U w e Schott: D „ K. In: T R E , Bd. 8, 1981, S. 3 7 6 - 3 7 8 . Falk W a g n e r : D i e v e r g e s s e n e s p e k u l a t i v e T h e o l o g i e . Z u r E r i n n e r u n g an C. D. anläßlich seines 150. T o d e s j a h r e s . Zürich 1987. - E w a l d Stübinger: S p e k u l a t i v e r I d e a l i s m u s . C. D . ( 1 7 6 5 - 1 8 3 6 ) . In: Profile d e s neuzeitlichen P r o t e s t a n tismus. Hrsg. v. Friedrich W i l h e l m G r a f . G ü t e r s l o h 1990, S. 156-172. - Ders.: D i e s p e k u l a t i v e T h e o l o g i e C. D.s als Kritik der positionellen T h e o l o g i e . Diss. W i e n 1990. - H a rald W a g n e r : D., K. In: L T h K 3 , B d . 3, 1995, S p . 35. - Friedrich W i l h e l m G r a f : D „ C. In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 592.

Daude,

H a d r i a n , a u c h A d r i a n D., Jesuit, T h e o l o g e , Historiker, * 9. 1 1 . 1 7 0 4 Fritzlar, t 1 2 . 6 . 1755 W ü r z b u r g . D. trat 1722 in die G e s e l l s c h a f t Jesu ein, w u r d e L e h r e r an den J e s u i t e n k o l l e g i e n Heiligenstadt, M a n n h e i m , M a i n z und Wetzlar, später Prof. der P h i l o s o p h i e in B a m b e r g u n d w a r von 1742 bis zu s e i n e m Tod Prof. der P h i l o s o p h i e , K i r c h e n g e s c h i c h t e und K o n t r o v e r s t h e o l o g i e in W ü r z b u r g . Als sein H a u p t w e r k gilt Majestas hierarchiae ecclesiasticae (2 B d e . , 1 7 4 5 / 4 6 ) , in d e m er d i e „ E r h a b e n h e i t " der H i e r a r c h i e her-

ausstellte. D i e Historia universalis et pragmatica Romani imperii (3 B d e . , 1748-54) b l i e b u n v o l l e n d e t . LITERATUR: K l a u s Wittstadt: D „ A . In: L T h K 3 , B d . 3, 1995, S p . 36. D a u m e r , G e o r g Friedrich, P s e u d . E u s e b i u s E m m e r a n , A m a d e u s Ottokar, R e l i g i o n s p h i l o s o p h , Lyriker, * 5 . 3 . 1 8 0 0 N ü r n b e r g , t 13. 12. 1875 W ü r z b u r g . D „ S o h n eines K ü r s c h n e r m e i s t e r s , w a r als N ü r n b e r g e r G y m nasiast S c h ü l e r —> H e g e l s , studierte später e v a n g . T h e o l o g i e bei Gotthilf H e i n r i c h S c h u b e r t in E r l a n g e n s o w i e an der U n i v . L e i p z i g und lehrte 1823-26 A l t p h i l o l o g i e a m G y m n a s i u m in N ü r n b e r g ; seine kritische S c h r i f t Über den Gang und die Fortschritte unserer geistigen Entwicklung seit der Reformation f ü h r t e zur S u s p e n d i e r u n g v o m Unterricht. 1828 w u r d e i h m v o m N ü r n b e r g e r Rat d i e E r z i e h u n g und A u s b i l d u n g des F i n d l i n g s K a s p a r H a u s e r ü b e r t r a g e n , d i e er 1829 nach e i n e m Attentat auf H a u s e r n i e d e r l e g t e (Mittheilungen über Kaspar Hauser, 2 B d e . , 1832). D . b e h a u p t e t e d i e soziale I n k o m p e t e n z der K i r c h e n , kritisierte ihre E i n s c h ä t z u n g von K a t a s t r o p h e n als Strafgerichten G o t t e s und publizierte u . a . Sabbath, Moloch und Tabu (1839). S p ä t e r e n t w i c k e l t e er e i n e auf einen von G o t t g e s c h a f f e n e n h ö h e r e n M e n s c h e n b a u e n d e „ E r e m i t a l p h i l o s o p h i e " und k o n v e r t i e r t e 1858 z u m K a t h o l i z i s m u s (Meine Konversion. Ein Stück Seelenund Zeitgeschichte, 1859). E i n i g e seiner lyrischen A r b e i t e n , darunter die aus d e m P e r s i s c h e n ü b e r t r a g e n e n G e d i c h t e Hafis (1846), w u r d e n von J o h a n n e s —> B r a h m s vertont. In s e i n e m Werk Geheimnisse des christlichen Altertums (2 B d e . , 1846) stellt D. d a s C h r i s t e n t u m als e i n e auf M e n s c h e n o p f e r beruh e n d e Religion kannibalistischen U r s p r u n g s dar; der M a rienkult d a g e g e n sei h e i d n i s c h - g e r m a n i s c h e n U r s p r u n g s . Z u D.s V e r ö f f e n t l i c h u n g e n zählen Andeutung eines Systems speculativer Philosophie (1831), Philosophie, Religion und Alterthum ( 1 8 3 3 ) , Züge zu einer neuen Philosophie der Religion und Religionsgeschichte (1835), Der Anthropologismus und Kriticismus der Gegenwart in der Reife seiner Selbstoffenbarung ( 1 8 4 4 ) und Das Christentum und sein Urheber (1864). WEITERE WERKE: D i e S t i m m e n d e r W a h r h e i t in d e n religiösen und c o n f e s s i o n e l l e n K ä m p f e n der G e g e n w a r t . N ü r n berg 1845. - D i e Religion d e s n e u e n Weltalters. Versuch einer c o m b i n a t o r i s c h - a p h o r i s t i s c h e n G r u n d l e g u n g . 3 Bde., 1850. - A u s d e r M a n s a r d e . Streitschriften, Kritiken, Studien und G e d i c h t e . 6 B d e . , M a i n z 1860-62. N a c h d r . M ü n c h e n 1990. - C h a r a k t e r i s t i k e n und Kritiken b e t r e f f e n d d i e wiss e n s c h a f t l i c h e n , religiösen u n d socialen D e n k a r t e n , S y s t e m e , P r o j e k t e u n d Z u s t ä n d e d e r neuesten Zeit. H a n n o v e r 1870. Mit Anselm Feuerbach: Kaspar Hauser. Mit einem Bericht von J o h a n n e s M a y e r und e i n e m E s s a y von J e f f r e y M . M a s son. F r a n k f u r t / M a i n 1995. LITERATUR: M i c h a e l B i r k e n b i h l : G . F. D. B e i t r a g zur Ges c h i c h t e seines L e b e n s u n d seiner w e s t ö s t l i c h e n D i c h t u n gen. Diss. M ü n c h e n u . a . 1905. - A d a l b e r t E i s c h e n b r o i c h : D „ G . F. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 5 2 7 f. - O s k a r K a u l : G . F. D. In: F r ä n k i s c h e L e b e n s b i l d e r . B d . 5. H r s g . v. G e r h a r d P f e i f f e r . W ü r z b u r g 1973, S. 61-70. - K a r l h a n s K l u n c k e r : G . F. D . L e b e n und W e r k . 1800-1875. B o n n 1984. - Olaf Briese: S o ketzerisch w i e o r t h o d o x . D e r R e l i g i o n s p h i l o s o p h G . F. D. In: K o n k u r r e n z e n . P h i l o s o p h i s c h e K u l t u r in D e u t s c h l a n d 1830-1850. Porträts und Profile. W ü r z b u r g 1998, S. 118-130.

Daun-Oberstein,

Philipp Herr von, Kurfürst-Erzbischof von Köln, t 1 2 . 2 . 1 5 1 5 P o p p e l s d o r f . D . - O . erhielt 1463 ein K a n o n i k a t a m K ö l n e r D o m . 1488 w u r d e er dort D o m s c h o l a s t e r , 1489 D o m d e k a n und gleichzeitig D o m h e r r in Trier, 1508 E r z b i s c h o f von K ö l n . 1509 von M a x i m i l i a n I. mit den R e g a l i e n ausgestattet und von Bischof Erard von Lüttich g e w e i h t , trug er w i e sein V o r g ä n g e r

277

Daut mit der Stadt K ö l n einen Streit ü b e r s e i n e H o h e i t s r e c h t e aus. P. hielt r e g e l m ä ß i g P r o v i n z i a l s y n o d e n ab. LITERATUR: F r a n z - R e i n e r E r k e n s : P. II. In: L e x M A , B d . 6, 1993, Sp. 2 0 7 5 . - F r a n z B o s b a c h : D a u n - O b e r s t e i n , P. H e r r v. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 4 4 8 - 1 6 4 8 ) , 1996, S. 1 2 0 f .

B e g i n n d e s F r a n z i s k a n e r o r d e n s in D e u t s c h l a n d . B e r n u . a . 1989. - K u r t R u h : D i e G e s c h i c h t e der a b e n d l ä n d i s c h e n M y stik. B d . 2. M ü n c h e n 1993, S. 5 2 4 - 5 3 7 . - G a b r i e l e L a u t e n s c h l ä g e r : D. v. A . In: L T h K \ Bd. 3, 1995, Sp. 40. C o r n e l i u s B o h l : D. v. A . In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 601 f.

D a u t , J o h a n n M a x i m i l i a n , Pietist, g e t a u f t 1 8 . 5 . 1 6 5 6 N i e d e r r a d bei F r a n k f u r t / M a i n , t n a c h 1736. D e r v e r m u t l i c h von J a c o b —> B ö h m e b e e i n f l u ß t e S c h u s t e r g e selle v e r k ü n d e t e 1710 in F r a n k f u r t / M a i n mit seiner Hellen Donnerposaune im Stil alttestamentlicher B i b e l s p r ü c h e d a s b e v o r s t e h e n d e S t r a f g e r i c h t G o t t e s über die Stadt, d a s H e i lige R ö m i s c h e R e i c h und S c h w e d e n . D a r a u f h i n a u s g e w i e s e n , Schloß er sich kurzzeitig d e n s o g e n a n n t e n E n g e l b r ü d e r n in L e i d e n an, e r s c h i e n , n a c h d e m er sich m i t diesen zerstritten hatte, in Wittgenstein und U l m und f a n d , ä h n l i c h w i e d e r P e r ü c k e n m a c h e r J o h a n n —> T e n n h a r d t , vor a l l e m im ländlic h e n Gebiet zahlreiche A n h ä n g e r . Seine L e h r e n und S c h r i f ten, d i e sich bis n a c h E n g l a n d verbreiteten, w u r d e n 1712 v o m R a t d e r Stadt U l m verboten. A u s späterer Zeit ist nur b e k a n n t , d a ß D. seine U n t e r g a n g s p r o p h e z e i u n g 1735 w i d e r r u f e n hat. WEITERES WERK: G e i s t l i c h e B e t r a c h t u n g e n über d i e H e u chelchristen u n d s c h e i n h e i l i g e n Pietisten. H a m b u r g 1711. LITERATUR: Heinrich L a a g : D., J. M . In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 530. - H a n s S c h n e i d e r : D e r r a d i k a l e P i e t i s m u s im 18. J a h r h u n d e r t . In: G e s c h i c h t e d e s P i e t i s m u s . H r s g . v. M a r tin B r e c h t u . a . B d . 2. G ö t t i n g e n 1995, S. 1 4 3 f . - Ders.: D „ J. M . In: R G G 4 , B d . 2, 1999, S p . 593.

D a v i d , Christian, T h e o l o g e der B r ü d e r g e m e i n e , g e t a u f t 1 7 . 2 . 1692 S e n f t i e b e n ( M ä h r e n ) , t 3 . 2 . 1751 H e r r n h u t . Von B e r u f Z i m m e r m a n n und r ö m i s c h - k a t h . K o n f e s s i o n , b e f a ß t e sich D. seit s e i n e m 20. L e b e n s j a h r mit der Bibel und trat schließlich in Berlin z u m e v a n g . G l a u b e n über. 1717 k a m er ü b e r d e n Görlitzer P f a r r e r M e l c h i o r S c h ä f e r in K o n t a k t mit Pietisten und erhielt 1722 von G r a f N i k o laus L u d w i g von - » Z i n z e n d o r f d i e E r l a u b n i s zur E r r i c h t u n g einer S i e d l u n g f ü r e v a n g . E x u l a n t e n aus M ä h r e n in H e r r n hut, die die K e i m z e l l e der B r ü d e r g e m e i n e w u r d e . D. v e r ö f fentlichte 1735 e i n e Beschreibung und zuverlässige Nachricht von Herrnhut, löste auf seinen zahlreichen R e i s e n n a c h M ä h r e n e i n e E r w e c k u n g s b e w e g u n g a u s und war an der G r ü n d u n g von N i e d e r l a s s u n g e n der B r ü d e r g e m e i n e u. a. in der S c h w e i z , in G r ö n l a n d , H o l l a n d , L i v l a n d und P e n n s y l vanien beteiligt. Als Z i m m e r m a n n unterstützte er h a n d w e r k lich d i e A n s i e d l u n g und den A u f b a u der G e m e i n s c h a f t . Von Z i n z e n d o r f w u r d e er als „ A p o s t e l " g e w ü r d i g t . D. schrieb Lieder, von d e n e n Sonne der Gerechtigkeit, im Gesangbuch der Gemeine in Herrn-Huth (1735) publiziert, noch h e u t e p o p u l ä r ist.

D a v i d von A u g s b u r g , F r a n z i s k a n e r , Schriftsteller, * um 1200/10 Augsburg, t 15.11.1272 Augsburg. D. g e h ö r t e g e m e i n s a m mit s e i n e m M i t b r u d e r , vielleicht a u c h S c h ü l e r —»Berthold von R e g e n s b u r g zur ersten G e n e r a t i o n d e u t s c h e r F r a n z i s k a n e r , w a r u m 1240 N o v i z e n m e i s t e r in R e g e n s b u r g , visitierte 1246 d i e K a n o n i s s e n s t i f t e O b e r - und N i e d e r m ü n s t e r u n d w u r d e von s e i n e m O r d e n m ö g l i c h e r w e i s e bei I n q u i s i t i o n s p r o z e s s e n g e g e n d i e in B a y e r n a u f tretenden W a l d e n s e r eingesetzt. E r schrieb zahlreiche kleinere u n t e r w e i s e n d e T r a k t a t e s o w i e d a s als sein H a u p t w e r k in lateinischer S p r a c h e g e l t e n d e De exterioris et interioris hominis compositione secundum triplicem statum inciplentium, proficientium et perfectorum libri tres, das bald L e h r b u c h c h a r a k t e r erlangte, in einer g r o ß e n A n z a h l von A b s c h r i f t e n vorlag und u. a. B o n a v e n t u r a , B e r n h a r d von C l a i r v a u x und T h o m a s von A q u i n z u g e s c h r i e b e n w u r d e . N a c h D . ist d a s h ö c h s t e Ziel d i e Einheit mit Gott, die n u r ü b e r d i e A u s ü b u n g der christlichen T u g e n d e n , d a s G e b e t und d a s L e b e n in A r m u t zu erreichen ist. Als G r u n d m u s t e r des A u f s t i e g s z u m geistlichen L e b e n diente i h m der d r e i f a c h e W e g d e s W i l h e l m von St. T h i e r r y . D. hatte E i n f l u ß auf d i e D e v o t i o m o d e r n a . S e i n e v o l k s s p r a c h l i c h e n S c h r i f t e n m a r k i e r e n d e n B e g i n n einer „ d e u t s c h e n T h e o l o g i e " und sind f ü r d i e G e s c h i c h t e d e r d e u t s c h e n S p r a c h e von B e d e u t u n g ( u . a . Die sieben Vorregeln der Tugend). AUSGABEN: F r a n z P f e i f f e r (Hrsg.): D e u t s c h e M y s t i k e r d e s 14. J a h r h u n d e r t s . B d . 1. L e i p z i g 1845, S. 3 0 9 - 4 0 5 , 4 9 6 - 5 6 7 . - D i e sieben S t a f f e l n d e s G e b e t s in der d e u t s c h e n O r i g i n a l f a s s u n g . H r s g . v. Kurt R u h . M ü n c h e n 1965. LITERATUR: E n g e l b e r t G r a u : D . ν. A . In: L e b e n s b i l d e r aus d e m B a y e r i s c h e n S c h w a b e n . Bd. 4. Hrsg. v. G ö t z Frh. von Pölnitz. M ü n c h e n 1955, S. 1-13. - S o p h r o n i u s Ciasen: D. ν. A . In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 5 3 3 f. - Kurt R u h : D . ν. A . In: V L 2 , B d . 2, 1980, Sp. 4 7 - 5 8 . - M a r t i n A n t o n S c h m i d t : D. v. A . In: T R E , B d . 8, 1981, S. 3 8 8 - 3 9 0 . - Volker M e r tens: D . ν. A . In: L e x M A , Bd. 3, 1986, Sp. 604. - G e o r g Steer: D. v. A . und B e r t h o l d von R e g e n s b u r g . In: A l b r e c h t W e b e r (Hrsg.): H a n d b u c h der Literatur in B a y e r n . R e g e n s burg 1987, S. 9 9 - 1 1 0 . - C l a u d i a RUegg: D . v. A . Historische, t h e o l o g i s c h e und p h i l o s o p h i s c h e S c h w i e r i g k e i t e n zu

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LITERATUR: H a n s C h r i s t o p h H a h n / H e l l m u t R e i c h e l : Zinz e n d o r f und d i e H e r r n h u t e r B r ü d e r . H a m b u r g 1977. - Dietrich M e y e r : D., C. In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 600. D a v i d , J o h a n n N e p o m u k , bis 1929 Hans, österr. K o m p o nist, Dirigent, * 3 0 . 1 1 . 1895 E f e r d i n g ( O b e r ö s t e r r e i c h ) , t 2 2 . 1 2 . 1977 Stuttgart. D . b e g a n n 1921 an d e r M u s i k a k a d e m i e in W i e n ein K o m p o s i t i o n s s t u d i u m und w u r d e 1923 in Wels ( O b e r ö s t e r r e i c h ) V o l k s c h u l s c h u l l e h r e r und Organist, 1934 T h e o r i e l e h r e r und C h o r l e i t e r a m K o n s e r v a t o r i u m in L e i p z i g , d e s s e n D i r e k t o r er 1942-45 war. In d i e s e r Zeit k o m p o n i e r t e er n e b e n Orgel- und C h o r m u s i k d i e ersten drei S y m p h o n i e n s o w i e d e n g r ö ß t e n Teil seiner K a m m e r m u s i k und w u r d e z u m M i t t e l p u n k t einer S c h u l r i c h t u n g , zu der Karl —»Straube u n d H u g o —»Distler g e h ö r t e n . 1945-47 lehrte D . als Prof. K o m p o s i t i o n a m M o z a r t e u m in Salzburg, 1948-63 an d e r M u s i k h o c h s c h u l e Stuttgart. Dort e n t s t a n d e n die vierte bis achte S y m p h o n i e , zwei Violinkonzerte, d a s O r a t o r i u m Ezzolied und d i e letzten H e f t e d e s bereits in Wels b e g o n n e n e n C h o r a l w e r k s f ü r Orgel. D. w a r Mitglied der Freien A k a d e m i e der K ü n s t e in H a m b u r g und der B a y e r i s c h e n A k a d e m i e d e r K ü n s t e . Er schrieb u . a . über —> B a c h , —> M o z a r t und —» B r u c k n e r . LITERATUR: H a n s G e o r g B e r t r a m : Material, Struktur, F o r m . Studien zur m u s i k a l i s c h e n O r d n u n g bei J. N . D . Diss. W ü r z b u r g 1963. - R u d o l f Klein: J. N . D . E i n e Studie. W i e n 1965. - J o h n L. R e i n e b a c h : T h e cantatas of J. Ν. D . S t y l e and structure. Diss. L o s A n g e l e s 1988. - Peter Hölzl: D e r L e h r e r J. Ν . D. A u s d e m U n t e r r i c h t bei J. N . D. an der Stuttgarter M u s i k h o c h s c h u l e . W i e n / M ü n c h e n 1992. - W o l f g a n g Dallm a n n : J. N . D. - d a s C h o r a l w e r k f ü r Orgel. Versuch einer h i n f ü h r e n d e n A n a l y s e . F r a n k f u r t / M a i n u . a . 1994. - Josef H ä u s l e r : D „ J. N . In: N G r o v e D , B d . 7, 2 2 0 0 1 , S. 51-54. B e r n h a r d A . Kohl: D „ J. N . In: M G G 2 P , B d . 5, 2 0 0 1 , Sp. 4 9 1 - 5 0 3 . D a v i d i s , Franz, eigentl. Hertel, unitarischer T h e o l o g e , * u m 1510 K l a u s e n b u r g , t 15. 1 1 . 1 5 7 9 F e s t u n g D é v a . N a c h d e m A b s c h l u ß d e r S t u d i e n an der U n i v . Wittenberg ( 1 5 4 5 - 4 9 ) k e h r t e D. nach U n g a r n z u r ü c k , w a r 1 5 5 1 / 5 2 S c h u l r e k t o r in Bistritz, Schloß sich d e n L u t h e r a n e r n an und w u r d e 1554 der erste e v a n g . P r e d i g e r in P e t e r s d o r f . Seit d e m f o l g e n d e n J a h r S c h u l r e k t o r in seiner G e b u r t s s t a d t , w u r d e er

Deckert 1556 Superintendent der evang. ungarischen Kirche in Siebenbürgen. U m 1559 wandte er sich d e m Calvinismus zu und wurde Superintendent s o w i e Hofprediger des Fürsten Johann Sigismund Zápolya II. Seit 1566 propagierte er den Unitarismus und gründete 1568 eine unitarische Kirche, die zunächst eine den anderen Konfessionen gleichberechtigte Stellung einnahm, sich jedoch um 1578 spaltete. D. wurde w e g e n seiner Lehre von der Unzulässigkeit der Anrufung Jesu im Gebet („Non-adoratio") als Gotteslästerer zu lebenslanger Haft verurteilt. LITERATUR: Heinz Kraft: D „ F. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 537. - Hermann Pitters: D „ F. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 600.

De Biel,

Ludwig, auch Debiel, österr. kath. T h e o l o g e , * 2 0 . 9 . 1697 Wien, t 9. 11. 1771 Graz. D e B. trat um 1717 in die Gesellschaft Jesu ein und lehrte in Graz und Wien das Hebräische, Mathematik, Philosophie und Theologie. Bei der Gründung des adligen Instituts durch Maria Theresia in Wien wurde er zu dessen erstem Direktor ernannt; seit 1760 war er Kanzler der Univ. Graz. D e B., zu dessen Schülern der Mathematiker und Numismatiker Erasmus Fröhlich gehörte, verfaßte selbst überwiegend theologische Untersuchungen und veröffentlichte u.a. eine griechische Textausgabe des N e u e n Testaments mit einer wörtlichen lateinischen Interlinearübersetzung. LITERATUR: A. Weiß: D e B „ L. In: A D B , Bd. 4, 1876, S. 791.

Dechent,

Hermann (Georg Jakob Friedrich Paulus), evang. T h e o l o g e , * 1 5 . 9 . 1 8 5 0 Westhofen bei Worms, t 1 9 . 1 1 . 1 9 3 5 Frankfurt/Main. D., Sohn eines Pfarrers, studierte an den Universitäten Heidelberg und Göttingen, wurde 1872 ordiniert und war 1879-91 Stadtpfarrer an der Paulskirche in Frankfurt/ Main. Anschließend bis 1924 Pfarrer an der Frankfurter Weißfrauenkirche, wurde er später Ober- und 1918 Geheimer Konsistorialrat. Er hing einem freien Protestantismus an und galt als geschickter Vermittler z w i s c h e n verschiedenen theologischen Standpunkten. Er schrieb belletristische Werke und Sachbücher, befaßte sich mit Religions- und Kirchenwesen, Kirchen- und Lokalgeschichte s o w i e mit Literaturwissenschaft und veröffentlichte u . a . Die Entwicklung des kirchlichen Lebens in Frankfurt am Main ( 1892). WEITERE WERKE: Geschichts-Tabellen nach säcularistischer Zusammenstellung. Frankfurt/Main 1875. - Über die sittliche Bedeutung des Tierschutzes. Frankfurt/Main 1892. Bis an den Tod getreu! Ein Volksschauspiel. Gießen 1904. Was hab ich dir Leids getan? Frankfurt/Main 1906. - D i e Religion im Leben der Gegenwart. Predigten. Göttingen 1910. - Kirchengeschichte von Frankfurt am Main seit der Reformation. 2 Bde. Leipzig 1913-21. - Was mich das Leben gelehrt. Leipzig 1927. - Ein Rundgang durch das alte Frankfurt. Frankfurt/Main 1934. LITERATUR: Georg Biundo: D „ H. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 541 f. D e c i u s , Nikolaus, eigentl. D e e g (kaum Tech), evang. Theologe, Kantor, Komponist, * um 1485 H o f / S a a l e , t nach 1546. Seit 1501 Student der Univ. Leipzig, wurde D. 1506 Baccalaureus der Artes, später auch der Rechte, kam vermutlich um 1515 nach Braunschweig und wurde 1519 Propst des Benediktinerinnenklosters in Steterburg bei Braunschweig. Durch Gottschalk —> Kruse mit der Reformation bekannt gemacht, schrieb D. eine Summula doctrinarum Jhesu Christi ex Codice Matthei (1521). 1522 wurde er Rektor am Lyzeum in Hannover und kehrte im selben Jahr als Lehrer nach Braunschweig zurück. Hier entstanden, als Ersatz für Ordinariumsstücke der Römischen M e s s e , drei geistliche Lieder,

die als die ältesten evang. Lieder Deutschlands gelten und in hochdeutscher Version z u m festen Bestandteil des evang. Gottesdienstes wurden: Aleyne God yn der Höge sy eere, Hyllich ys Godt de vader und O Lam Gades vnschiildich. Anschließend hielt sich D. zu Studien in Wittenberg auf, war 1524 vermutlich mit Paul v o m R o d e reformatorisch in Stettin tätig und siedelte später nach Ostpreußen über. D. war 1530 Diakon in Liebstadt, anschließend Kantor in Bartenstein, wurde 1540 Unterkantor und Zweiter Hofprediger Herzog —> Albrechts von Preußen in Königsberg und kam 1543 nach Mühlhausen. LITERATUR: V D 16, D 366. - Hans Hofmann: Nikolaus Tech - der Dichter von ,Allein Gott in der Höh sei Ehr'. In: Monatsschrift für Gottesdienst und kirchliche Kunst 2 4 (1919) S. 2 0 1 - 2 0 6 . - Siegfried Fornaçon: D „ N. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 5 4 2 f. - Hans-Christian Müller/Hans-Otto Korth: D „ N. In: N G r o v e D , Bd. 7 , 2 2 0 0 1 , S. 121 f. - HansOtto Korth/(Siegfried Fornaçon): D „ N. In: M G G 2 P , Bd. 5, 2 0 0 1 , Sp. 6 4 3 - 6 4 5 . - Nils Niemann: „Alleine God in der h o e g e sy eere". Braunschweig 1522. Die ersten evangelischen Gemeindelieder und ihr Verfasser N. D. Wolfenbüttel 2002. D e c k e r , Joachim, Musiker, Komponist, * um 1575 Hamburg, t 15.3. 1611 Hamburg. D., Sohn eines Kantors, war von 1596 bis zu seinem Tod Organist an St. Nikolai in Hamburg. Zusammen mit Hieronymus Praetorius von St. Jacobi, dessen Sohn Jacob Praetorius von St. Petri und David Scheidemann von St. Katharinen war er Hauptmitarbeiter des bei Samuel Rüdinger 1604 gedruckten Melodeyen-Gesangbuchs (Nachdr. 1995) und stellte mit 29 vierstimmigen Sätzen den zahlenmäßig größten Teil der Liedersammlung. D. führte erstmals für Hamburg die Liedmelodie ausschließlich im Sopran. LITERATUR: Hugo Leichsenring: Hamburgische Kirchenmusik im Reformationszeitalter. Diss. Berlin 1922. Hamburg 1982. - Liselotte Krüger: D i e Hamburgische Musikorganisation im 17. Jahrhundert. Diss. Straßburg 1933. BadenBaden 1981. - Fritz Feldmann: D „ J. In; N D B , Bd. 3, 1957, S. 5 4 8 f. - D., J. In: MGG 2 P, Bd. 5, 2 0 0 1 , Sp. 645. D e c k e r , Johanna (Maria Katharina), kath. Missionsärztin, * 19.6. 1918 Nürnberg, t 9 . 8 . 1977 St. Paul's Mission (Simbabwe). D i e Tochter eines Zollbeamten studierte Medizin in M a i n z und München, w o sie 1942 zum Dr. med. promoviert wurde (Zentrale Nervenerkrankungen nach peripheren Verletzungen). Während ihres Studiums lernte sie die Arbeit des Missionsärztlichen Instituts in Würzburg kennen. 1950 ging sie nach S i m b a b w e zu den Mariannhiller Missionaren, errichtete ein Krankenhaus und führte es bis zu ihrem Tod. Im Bürgerkrieg wurde D. 1977 von Guerillas erschossen. LITERATUR: Adalbert Ludwig Balling: J. D. ( 1 9 1 8 - 1 9 7 7 ) . In: Zeugen einer besseren Welt. Leipzig 2 0 0 0 , S. 4 5 9 - 4 7 2 . Adalbert Balling: D., J. M. K. In: B B K L , Bd. 19, 2 0 0 1 , Sp. 174 f.

Deckert,

Joseph, Pseud. Jaonkef Frischmaul, österr. kath. Theologe, * 17.11. 1843 Drösing (Niederösterreich), t 2 3 . 3 . 1901 Wien. D., Sohn eines Schuhmachers, wurde 1866 zum Priester geweiht und Schloß sich als Kaplan der Wiener Pfarrei St. Leopold seit 1870 politischen Vereinigungen im Vorfeld der christlichsozialen B e w e g u n g an. Er wurde 1870 zum Dr. theol. promoviert (De imputatione morali humanorum actuum), gründete einen Gebetsverein zur Verehrung des hl. Joseph und kam 1874 als Pfarrer in die Wiener Vorstadtgemeinde Währing, w o er rege politische, literarische

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Dedeken und karitative Aktivitäten entfaltete. D. b e k a n n t e sich in einer R e i h e von Streitschriften z u m A n t i s e m i t i s m u s , A n t i p r o t e s t a n t i s m u s und A n t i l i b e r a l i s m u s und w i r k t e politisch im S i n n e der christlichsozialen B e w e g u n g Karl L u e g e r s . Er verö f f e n t l i c h t e u. a. Die ältesten und gefährlichsten Feinde des Christenthums und christlichen Volkes (1895). WEITERE WERKE: T ü r k e n n o t h u n d J u d e n h e r r s c h a f t . W i e n '•'1894. - A r b e i t , L o h n und W u c h e r . W i e n 1895. - „ D e r w a h r e Israelit" vor d e n W i e n e r G e s c h w o r e n e n . W i e n 1896. LITERATUR: L u d w i g Jedlicka: D., J. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 5 4 9 f.

Dedeken,

Georg, auch Dedecken, Dedekennus, evang. T h e o l o g e , * 1564 L ü b e c k , t 2 9 . 5 . 1628 H a m b u r g . D. studierte an den Universitäten R o s t o c k , F r a n k f u r t / O d e r und W i t t e n b e r g T h e o l o g i e , w u r d e 1590 D i a k o n u s in S c h ö n b e r g bei R a t z e b u r g in Holstein und n a c h E r l a n g u n g d e s M a g i s t e r g r a d s in F r a n k f u r t 1595 P a s t o r im holsteinischen N e u s t a d t ; seit 1606 w a r er P f a r r e r in H a m b u r g . Er veröffentlichte mehrere Erbauungsschriften (u.a. für Kaufleute und S e e f a h r e r ) , g a b die S c h r i f t e n seines K o l l e g e n P h i l i p p —»Nicolai h e r a u s (u. a. DoktorPhilippiNicolai, theologi Hamburgensis, opera latina [...], 2 Tie., 1617) und v e r f a ß t e einen Thesaurus consiliorum et decisionum (1623), der 3 8 J a h r e später e i n e N e u a u f l a g e e r f u h r . LITERATUR: V D 17. - B e r t h e a u : D „ G . In: A D B , B d . 5, 1877, S. 11.

Dedekind,

Euricius, luth. T h e o l o g e , K i r c h e n m u s i k e r , * D e z e m b e r 1554 N e u s t a d t / R ü b e n b e r g e , t 3 0 . 1 1 . 1619 Lüneburg. D e r S o h n Friedrich D.s und B r u d e r H e n n i n g —> D.s w a r 1589-94 K a n t o r an St. J o h a n n i s in L ü n e b u r g u n d w u r d e 1594 z u m dritten P r e d i g e r der L ü n e b u r g e r G e m e i n d e St. L a m b e r t i g e w ä h l t . D. v e r ö f f e n t l i c h t e d e u t s c h s p r a c h i g e L i e d e r s o w i e d i e Antidota adversus octo hominum passiones [...] (1589), K o m p o s i t i o n e n in p o l y p h o n e m , m o t e t t i s c h e m Satz, d e r e n Texte von J o h a n n e s D a m a s c e n u s s t a m m e n . LITERATUR: G ü n t h e r S c h m i d t : D „ E. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 551. - Horst Walter: D „ E. In: N G r o v e D , Bd. 7, 2 2 0 0 1 , S. 128. - R a i n e r B i r k e n d o r f : D „ E. In: M G G 2 P , Bd. 5, 2 0 0 1 , Sp. 6 4 9 f.

Dedekind,

Friedrich, e v a n g . T h e o l o g e , Dichter, * u m 1524 N e u s t a d t / R ü b e n b e r g e , t 2 1 . 2 . 1598 L ü n e b u r g . D., S o h n eines Fleischers und R a t s h e r r n , studierte an d e n U n i v e r s i t ä t e n M a r b u r g und W i t t e n b e r g , w u r d e 1550 M a g i ster u n d im f o l g e n d e n J a h r P f a r r e r in seiner H e i m a t s t a d t , k a m 1575 als P a s t o r an St. M i c h a e l in L ü n e b u r g und w u r d e I n s p e k t o r der luth. K i r c h e n im B i s t u m Verden und L ü b e c k . B e r e i t s als S t u d e n t v e r f a ß t e er die Satire in lateinischer Sprac h e Grobianus, de morum simplicitate libri duo ( 1549), die, e i n e F i g u r aus Sebastian B r a n t s Narrenschiff aufgreifend, zu einer der w i r k u n g s v o l l s t e n Satiren d e s 16. Jh. w u r d e und zahlreiche N e u d r u c k e und Ü b e r s e t z u n g e n e r f u h r . 1551 erstmals von C a s p a r S c h e i d t ins D e u t s c h e übersetzt, e r w e i t e r t e sie D. u m e i n e Grobiana (1552). E r w a r der Vater von E u ricius und H e n n i n g —» D. LITERATUR: Willi F l e m m i n g : D „ F. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 551 f. - E b e r h a r d Doli: D „ F. In: B B K L , B d . 2 0 , 2 0 0 2 , Sp.

373-379.

Dedekind,

H e n n i n g , luth. T h e o l o g e , K o m p o n i s t , M u s i k t h e o r e t i k e r , * 30. 12. 1562 N e u s t a d t / R ü b e n b e r g e , t 2 8 . 7 . 1626 G e b e s e e bei E r f u r t . D e r S o h n Friedrich —>D.s und B r u d e r Euricius —>D.s studierte an d e r U n i v . E r f u r t u n d k a m 1586 als K a n t o r nach L a n g e n s a l z a . Seit 1592 D i a k o n , später F r ü h p r e d i g e r an St. B o n i f a t i u s , blieb er bis 1615 in L a n g e n s a l z a und ü b e r n a h m a n s c h l i e ß e n d die Pfarrei G e b e s e e . D . s S c h r i f t e n w i d m e t e n

280

sich u. a. d e m m u s i k a l i s c h e n S c h u l u n t e r r i c h t . S e i n e m u s i k t h e o r e t i s c h e S t u d i e Praecursor metricus musicae artis erschien 1590. WEITERE WERKE: M e t a m o r p h o s i s truculenta et subita. M ü h l h a u s e n 1585. - D o d e k a t o n o n m u s i c u m triciniorum novis i i s d e m q u e lepidissimis e x e m p l i s illustratum. E r f u r t 1588. LITERATUR: V D 16, D 4 1 2 . - V D 17. - G ü n t h e r S c h m i d t : D., H . In: N D B , B d . 3, 1957, S. 552. - A d a m A d r i o : D., H. In: N G r o v e D , B d . 7, 2 2 0 0 1 , S. 128 f. - R a i n e r B i r k e n d o r f : D „ H . In: M G G 2 P , B d . 5, 2 0 0 1 , Sp. 6 5 0 f.

Dedelow,

Nikolaus

Dederoth, Deer,

Johannes

N i k o l a u s van - >

Nikolaus

Dedelow

Johannes Nikolaus

Dederoth

van D e e r

Defregger,

M a t t h i a s , W e i h b i s c h o f in M ü n c h e n , * 1 8 . 2 . 1 9 1 5 M ü n c h e n , t 2 3 . 7 . 1 1995 M ü n c h e n . D., E n k e l d e s M a l e r s F r a n z von D., studierte P h i l o s o p h i e in Freising, n a h m als O f f i z i e r a m Z w e i t e n Weltkrieg teil, f ü h r t e d a n a c h in Freising sein S t u d i u m f o r t und e m p f i n g 1949 d i e P r i e s t e r w e i h e . Seit 1953 e r z b i s c h ö f l i c h e r Sekretär, w i r k t e er an d e r Vorbereitung d e s eucharistischen W e l t k o n g r e s s e s von 1960 in M ü n c h e n mit. 1962 w u r d e D . z u m D o m k a p i t u l a r ernannt. 1962-68 w a r er General vikar d e r E r z d i ö z e s e M ü n c h e n und a n s c h l i e ß e n d M ü n c h n e r W e i h b i s c h o f ; als B i s c h o f s v i k a r w a r er f ü r die S e e l s o r g e r e g i o n S ü d zuständig. 1970 w u r d e D.s B e t e i l i g u n g an einer G e i s e l e r s c h i e ß u n g im J a h r 1944 b e k a n n t , w o r a u f h i n er von seinen A m t e r n zurücktrat und n u r n o c h B i s c h o f s v i k a r f ü r d i e O r d e n blieb. 1986 w u r d e D. d u r c h ein S ä u r e - A t t e n t a t s c h w e r verletzt. LITERATUR: E k k a r t Sauser: D „ M . In: B B K L , B d . 14, 1998, Sp. 9 1 1 - 9 1 3 . - A n t o n L a n d e r s d o r f e r : D „ M . In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 9 4 5 - 2 0 0 1 ) , 2 0 0 2 , S. 4 0 0 .

Degen,

J o h a n n Kaspar, O r d e n s n a m e : A l b e r i c h , Zisterzienser, T h e o l o g e , * 2 5 . 8 . 1625 Z e i l / M a i n , t 2 4 . 1 1 . 1 6 8 6 Ebrach. N a c h d e m T h e o l o g i e s t u d i u m an d e r U n i v . W ü r z b u r g trat D . 1647 in d a s Z i s t e r z i e n s e r s t i f t E b r a c h ein und w u r d e 1649 z u m Priester g e w e i h t . Seit 1652 Prior, w u r d e er 1654 P r ä f e k t in W ü r z b u r g , 1658 A b t von E b r a c h und G e n e r a l vikar der f r ä n k i s c h e n O r d e n s p r o v i n z , 1664 G e n e r a l v i k a r der g e s a m t e n o b e r d e u t s c h e n K o n g r e g a t i o n . E r verteidigte d i e K l o s t e r r e c h t e g e g e n die Territorialisierungsbestrebung e n d e r u m l i e g e n d e n L a n d e s h e r r e n von W ü r z b u r g , B a m b e r g und B r a n d e n b u r g - A n s b a c h , betrieb e i n e g e s c h i c k t e E r w e r b s politik f ü r d a s Kloster und galt als b e d e u t e n d e r B a u h e r r und F ö r d e r e r der K ü n s t e . Er initiierte u . a . d e n b a r o c k e n Klostern e u b a u d u r c h L e o n h a r d - » D i e n t z e n h o f e r u n d f ü h r t e d i e Silv a n e r r e b e in d e n klösterlichen W e i n g ä r t e n ein. D. schrieb u . a . e i n e K l o s t e r g e s c h i c h t e (Chronicon Ebracense, 1653), d i e von Josef A g r i c o l a und M i c h a e l A p f e l b a c h f o r t g e f ü h r t wurde. LITERATUR: D i e t e r D e e g : A l b e r i c h D., A b t von Kloster E b r a c h . In: F r ä n k i s c h e L e b e n s b i l d e r . B d . 5. N e u s t a d t / A i s c h 1973, S. 149-175.

Degenhardt,

J o h a n n e s J o a c h i m , E r z b i s c h o f von P a d e r b o r n , Kardinal, * 3 1 . 1 . 1 9 2 6 S c h w e l m , t 2 5 . 7 . 2 0 0 2 Paderborn. D., der in seiner J u g e n d d e m von den Nationalsozialisten v e r b o t e n e n k a t h o l i s c h e n B u n d „ N e u d e u t s c h l a n d " ang e h ö r t e und von d e r G e s t a p o 1941 f ü r drei W o c h e n in H a f t g e n o m m e n w u r d e , m u ß t e die S c h u l e w e g e n „politischer U n z u v e r l ä s s i g k e i t " vorzeitig verlassen, b e g a n n e i n e k a u f m ä n n i s c h e A u s b i l d u n g und w u r d e z u m K r i e g s d i e n s t eingezogen. Aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt, studierte er seit 1946 in P a d e r b o r n , M ü n c h e n und M ü n s t e r P h i l o s o p h i e und T h e o l o g i e und w u r d e 1951 in Pad e r b o r n z u m Priester g e w e i h t . N a c h S t a t i o n e n als B e t r e u e r

Dehn der G e m e i n d e B r a c k w e d e , als P r ä f e k t des E r z b i s c h ö f l i c h e n L e o - K o n v i k t s in P a d e r b o r n (seit 1959) und n a c h der P r o m o tion z u m Dr. theol. 1964 in W ü r z b u r g erhielt D. 1964 e i n e A n s t e l l u n g als w i s s e n s c h a f t l i c h e r A s s i s t e n t a m L e h r s t u h l f ü r N e u e s T e s t a m e n t der U n i v . B o c h u m . Seit 1965 wirkte er als S t u d e n t e n p f a r r e r an der P ä d a g o g i s c h e n H o c h s c h u l e W e s t f a l e n - L i p p e / A b t e i l u n g P a d e r b o r n u n d als D i ö z e s a n b e a u f t r a g t e r f ü r d a s K a t h o l i s c h e B i b e l w e r k . Als R e g i o n a l d e k a n ü b e r n a h m er d i e V e r a n t w o r t u n g f ü r d i e Seelsorg e r e g i o n H o c h s t i f t P a d e r b o r n , leitete seit 1968 d a s bischöflic h e S e e l s o r g e a m t und w u r d e Titularbischof von Vico di Pac a t o und W e i h b i s c h o f von P a d e r b o r n . Vom Kapitel 1973 zum Kapitularvikar des Erzbistums gewählt und vom Papst 1974 z u m E r z b i s c h o f e r n a n n t , v e r f o l g t e D. e i n e streng an p ä p s t l i c h e n Vorgaben orientierte Kirchenpolitik. A u f d e m G e b i e t der S e e l s o r g e e n g a g i e r t e sich D. i n s b e s o n d e r e in F r a gen, die die Ö k u m e n e und d a s Z u s a m m e n l e b e n von D e u t schen und A u s l ä n d e r n betrafen; zahlreiche K o n t a k t e pflegte er zu O r t s k i r c h e n i m A u s l a n d . Er w a r Vorsitzender d e r Ö k u m e n e - K o m m i s s i o n , 1976-91 Vorsitzender der K o m m i s sion f ü r E r z i e h u n g und S c h u l e d e r D e u t s c h e n B i s c h o f s k o n f e r e n z u n d leitete seit 1991 d e n V e r w a l t u n g s r a t und Verb a n d s a u s s c h u ß d e s V e r b a n d e s der D i ö z e s e n D e u t s c h l a n d s . 1999 w u r d e D . von P a p s t J o h a n n e s Paul II. z u m M i t g l i e d der E u r o p ä i s c h e n B i s c h o f s s y n o d e n o m i n i e r t u n d 2001 in d e n Kardinalsstand erhoben. LITERATUR: Josef E r n s t / S t e p h a n L e i m g r u b e r (Hrsg.): Surrexit D o m i n u s vere. D i e G e g e n w a r t d e s A u f e r s t a n d e n e n in seiner K i r c h e . F e s t s c h r i f t f ü r E r z b i s c h o f Dr. J. J. D . P a d e r b o r n 1995, S. 5 6 0 - 5 6 5 . - B r u n o K r e s i n g (Hrsg.): „ H e l f e r zu e u r e r F r e u d e " . G l a u b e in K i r c h e und Welt. F e s t s c h r i f t f ü r E r z b i s c h o f J. J. D. P a d e r b o r n 1999. - H a n s - J o s e f B e c k e r (Hrsg.): „ D e r H e r r ist w a h r h a f t a u f e r s t a n d e n " . Z u m G e d e n ken an J. J. Kardinal D. P a d e r b o r n 2 0 0 2 . - D „ J. J. In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 9 4 5 - 2 0 0 1 ) , 2 0 0 2 , S. 4 4 0 - 4 4 2 . D e g l e r , H a n s , a u c h D e g e l e r , D e n g l e r , Tegler, B i l d h a u e r , * 1 5 6 4 / 6 5 M ü n c h e n (?), t vor 1 5 . 1 . 1 6 3 5 W e i l h e i m . D. w a r seit 1590 in der W e i l h e i m e r B i l d h a u e r w e r k s t a t t seines S c h w i e g e r v a t e r s tätig und ü b e r n a h m dort die A u s s t a t tung d e r ländlichen K i r c h e n der U m g e b u n g . Zu B e g i n n d e s 17. Jh. schuf er f ü r die K i r c h e St. Ulrich und A f r a in A u g s burg d e n H o c h a l t a r , d i e Seitenaltäre und die K a n z e l (volle n d e t 1604-08). D i e a u ß e r g e w ö h n l i c h e n H o l z a u f b a u t e n der drei A l t ä r e mit i n s g e s a m t 2 7 0 E i n z e l f i g u r e n w i r k t e n vorbildh a f t ; aus D . s S c h u l e g i n g e n u . a . C h r i s t o f A n g e r m a i r , G e o r g —>Petel und H a n s S p i n d l e r als S c h ü l e r hervor. Seit 1607 M i t g l i e d d e s Ä u ß e r e n Rats, seit 1617 Beisitzer d e s I n n e r e n R a t s der Stadt W e i l h e i m , geriet D. nach 1623 in materielle Not. D i e meisten seiner W e r k e gelten als zerstört. LITERATUR: Friedrich W i l h e l m Schiele: D „ H . In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 561 f. - H e i n z Jürgen S a u e r m o s t : H. D. 1564-1635. In: D e r s . (Hrsg.): D i e W e i l h e i m e r . M ü n c h e n 1988, S. 79-92. - I n g o m a r Igler: H. D.s W e r k e zwischen M ü n c h e n und Ingolstadt. In: L e c h - I s a r - L a n d ( 1 9 9 0 ) S. 162-169. - W i l h e l m N e u : H. D . in A n d e c h s . In: L e c h - I s a r L a n d ( 1 9 9 5 ) S. 82-88. - C l a u d i a D ä u b l e r - H a u s c h k e : D „ H. In: A K L , B d . 2 5 , 2 0 0 0 , S. 2 2 9 f.

Deharbe,

J o s e p h (Gervais), kath. T h e o l o g e , * 1.4. 1800 S t r a ß b u r g , t 8 . 1 1 . 1871 M a r i a L a a c h . D., S o h n eines K o l o n i a l w a r e n h ä n d l e r s , trat s i e b z e h n j ä h r i g in die G e s e l l s c h a f t Jesu ein, w u r d e 1828 z u m Priester geweiht und w a r 1830-41 R h e t o r i k - L e h r e r und P r e d i g e r an den O r d e n s k o l l e g i e n i m s c h w e i z e r . Brig und F r e i b u r g . A n schließend M i s s i o n s p r e d i g e r in K o t h e n (Anhalt), w u r d e er 1845 Prof. der P a s t o r a l t h e o l o g i e im S e m i n a r in L u z e r n . N a c h der A u s w e i s u n g der Jesuiten floh er n a c h Italien und Österreich und lebte später an v e r s c h i e d e n e n Orten. D u r c h

S c h w e r h ö r i g k e i t an s e e l s o r g e r i s c h e n und p ä d a g o g i s c h e n Arbeiten gehindert, w i d m e t e sich D . der K a t e c h e t i k und v e r ö f fentlichte 1847 einen K a t e c h i s m u s ( K a t h o l i s c h e r Katechismus oder Lehrbegriff, nebst einem kurzen Abriß der Religionsgeschichte von Anbeginn der Welt bis auf unsere Zeit), der später in zahlreichen A u f l a g e n ( 2 5 1 8 5 8 ) und Ü b e r a r b e i t u n g e n s o w i e Ü b e r s e t z u n g e n in m i n d e s t e n s 15 S p r a c h e n d i e Verbreitung s ä m t l i c h e r f r ü h e r e r K a t e c h i s m e n übertraf und b e i n a h e d i e B e d e u t u n g eines kath. E i n h e i t s k a t e c h i s m u s gew a n n . D a n e b e n entstand u. a. die S c h r i f t Die vollkommene Liebe Gottes [...] nach der Lehre des heiligen Thomas von Aquin [...] (1856). WEITERE WERKE: G r ü n d l i c h e und leichtfaßliche E r k l ä r u n g d e s k a t h o l i s c h e n K a t e c h i s m u s . 5 Bde., P a d e r b o r n 1857-66. Bd. 1-3 5 1 8 8 8 , B d . 4 3 1 8 8 8 . - K ü r z e r e s H a n d b u c h z u m R e ligionsunterricht. 2 Bde., P a d e r b o r n 1865-68. LITERATUR: W i l h e l m B u s c h : D e r W e g d e s d e u t s c h e n Kat e c h i s m u s von D . bis z u m E i n h e i t s k a t e c h i s m u s . F r e i b u r g / B r e i s g a u 1936. - W i l h e l m Kratz: D „ J. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 562. - A l f r e d Teipel: D i e K a t e c h i s m u s f r a g e . Freib u r g / B r e i s g a u 1983. - Karl M ü h l e k : D „ J. In: L T h K 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 58 f. - M a n f r e d Weitlauff: D „ J. In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 6 1 3 f.

Dehn,

G ü n t h e r (Karl), e v a n g . T h e o l o g e , * 1 8 . 4 . 1 8 8 2 S c h w e r i n , t 1 7 . 3 . 1970 B o n n . D . studierte P h i l o l o g i e und T h e o l o g i e an d e n U n i v e r s i t ä t e n Halle, B o n n und Berlin und w u r d e 1908 D o m h i l f s p r e d i ger, 1911 P f a r r e r in Berlin. Er b e m ü h t e sich u m die proletarische G r o ß s t a d t j u g e n d und g r ü n d e t e den „ B u n d religiöser Sozialisten", w a n d t e sich j e d o c h unter d e m Eind r u c k d e r T h e o l o g i e Karl - ^ B a r t h s w i e d e r v o m religiösen S o z i a l i s m u s ab. B e r u f u n g e n auf P r o f e s s u r e n der p r a k t i s c h e n T h e o l o g i e in H e i d e l b e r g und H a l l e lösten 1 9 3 0 / 3 1 Proteste der politischen R e c h t e n und Agitation nationalsozialistischer S t u d e n t e n aus; D. w u r d e 1932 b e u r l a u b t und nach der M a c h t ü b e r n a h m e d u r c h d i e Nationalsozialisten e n t l a s s e n . Er w u r d e t h e o l o g i s c h e r R e f e r e n t d e r B e k e n n e n d e n K i r c h e und lehrte 1937-41 an der K i r c h l i c h e n H o c h s c h u l e in Berlin. 1941 w u r d e er w e g e n v e r b o t e n e r Lehr- und P r ü f u n g s t ä t i g keit v e r h a f t e t . 1942-45 w a r er P f a r r v e r w e s e r in R a v e n s b u r g , 1946-53 o . P r o f . der praktischen T h e o l o g i e an der U n i v . B o n n . D . v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Proletarische Jugend. Lebensgestaltung und Gedankenwelt der großstädtischen Proletarierjugend ( 1 9 2 9 , 3 1933), Die zehn Gebote und der christliche Glaube, für Kinder erklärt ( 1939) und Die alte Zeit, die vorigen Jahre. Lebenserinnerungen (1962). WEITERE WERKE: P r o l e t a r i e r - J u g e n d . B e r l i n - L i c h t e r f e l d e 1912. - G r o ß s t a d t j u g e n d . B e t r a c h t u n g e n u n d E r f a h r u n g e n a u s der Welt der g r o ß s t ä d t i s c h e n A r b e i t e r j u g e n d . Berlin 1919, 2 1 9 2 2 . - D i e religiöse G e d a n k e n w e l t der Proletar i e r j u g e n d . Berlin 1923, 3 1 9 2 6 . - D e r G o t t e s s o h n . E i n e E i n f ü h r u n g in d a s E v a n g e l i u m d e s M a r k u s . Berlin 1929. N e u unter d e m Titel: Jesus Christus, G o t t e s S o h n . Berlin 1940. H a m b u r g f ' I 9 5 3 . - G e s e t z o d e r E v a n g e l i u m ? E i n e E i n f ü h r u n g in d e n Galaterbrief. Berlin 1 9 3 4 , 3 1 9 3 8 . - M e i n e Zeit steht in D e i n e n H ä n d e n . Berlin 1937, 2 1 9 3 8 . - D i e A m t s h a n d l u n g e n d e r K i r c h e . Stuttgart 1950. - D e r christliche G l a u b e . G ö t t i n g e n 1953, 3 1 9 6 5 . - Urchristliches G e m e i n d e l e b e n . Dargestellt an d e n sieben S e n d s c h r e i b e n der O f f e n b a r u n g des J o h a n n e s . W i t t e n / R u h r 1954. - D i e Welt von 1914. Ein G a n g durch das 19. J a h r h u n d e r t . H a m b u r g 1956. LITERATUR: G e r h a r d G o e t e r s : D., G . In: T R E , B d . 8, 1981, S. 3 9 0 - 3 9 2 . - Friedrich W i l h e l m B a u t z : D „ G . In: B B K L , Bd. 1, 1990, S p . 1242-1248. - Ulrich S c h w a b : D., G. K. In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 614.

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Deidericus D e i d e r i c u s , G e o r g , e v a n g . T h e o l o g e , Schriftsteller, * T e k e n d o r f ( S i e b e n b ü r g e n ) , t n a c h 1600. D. studierte seit 1587 an der U n i v . S t r a ß b u r g und w u r d e dort M a g i s t e r der P h i l o s o p h i e . 1589 reiste er ü b e r W i e n nach Italien, w o er f r e u n d s c h a f t l i c h e K o n t a k t e zu Papst Sixtus V . a n k n ü p f t e , u n d ü b e r n a h m 1591 das R e k t o r a t d e s e v a n g . G y m n a s i u m s in H e r m a n n s t a d t . 1593 w u r d e er von der w e g e n seiner K o n t a k t e z u m K a t h o l i z i s m u s e r h o b e n e n A n k l a g e d e r A p o s t a s i e f r e i g e s p r o c h e n , ü b e r n a h m im f o l g e n d e n J a h r von s e i n e m Vater das P f a r r a m t in T e k e n d o r f , w u r d e j e d o c h 1598 aus d e r P f a r r e a u s g e s c h l o s s e n . Als D . ' H a u p t w e r k gilt Hodoeporicon itineris Argentoratensis [...] ( 1 5 8 9 ) , ein R e i s e b e r i c h t ü b e r seinen S t u d i e n w e g von Sieb e n b ü r g e n n a c h Straßburg, der ü b e r h u m a n i s t i s c h e Städteund L a n d s c h a f t s p o e s i e h i n a u s Z ü g e der b a r o c k e n A b e n t e u e r literatur a u f w e i s t . D e i m e l , A n t o n , Jesuit, T h e o l o g e , A s s y r i o l o g e , * 5 . 1 2 . 1 8 6 5 O l p e (Westfalen), t 7 . 8 . 1954 R o m . D., S o h n eines G e r b e r e i - und G a s t h o f b e s i t z e r s , trat im A n s c h l u ß an ein z w e i j ä h r i g e s S t u d i u m der P h i l o s o p h i e in M ü n s t e r und R o m 1887 in d i e G e s e l l s c h a f t Jesu ein und w u r d e 1900 z u m Priester g e w e i h t . I m n i e d e r l ä n d i s c h e n Valk e n b u r g studierte er a u c h A s s y r i o l o g i e und S u m e r o l o g i e bei J o h a n n N e p o m u k S t r a ß m a i e r , w u r d e Prof. der E x e g e s e in St. B u e n o s u n d A n a g n i u n d w a r 1909-44 Prof. der A s s y r i o logie a m päpstlichen Bibelinstitut in R o m . Z u seinen H a u p t w e r k e n zählt das Pantheon Babylonicum (1914). LITERATUR: A d a m F a l k e n s t e i n : D., A . In: N D B , B d . 3, 1957, S. 5 6 9 f. D e i n l e i n , M i c h a e l von, kath. T h e o l o g e , E r z b i s c h o f von B a m b e r g , * 26. 1 0 . 1 8 0 0 Hetzles ( O b e r f r a n k e n ) , t 4. 1 . 1 8 7 5 B a m b e r g . D e r S o h n einer B a u e r n f a m i l i e studierte a m P r i e s t e r s e m i n a r in B a m b e r g P h i l o s o p h i e u n d T h e o l o g i e u n d w u r d e n a c h d e r P r i e s t e r w e i h e 1824 dort D o m k a p l a n s o w i e S u b r e g e n s d e s P r i e s t e r s e m i n a r s . Seit 1837 R e g e n s d e s P r i e s t e r s e m i n a r s und P r o f . der M o r a l - und P a s t o r a l t h e o l o g i e a m L y z e u m , f o l g t e 1841 seine Wahl z u m B a m b e r g e r D o m k a p i t u l a r . D. w a r 1841-45 D o m p f a r r e r , d a n a c h G e n e r a l v i k a r und Offizial, seit 1853 W e i h b i s c h o f der E r z d i ö z e s e B a m b e r g . Seit 1856 a u c h B i s c h o f von A u g s b u r g , w u r d e er 1858 E r z b i s c h o f von B a m berg und als R e i c h s r a t d e r K r o n e B a y e r n nobilitiert. D. n a h m a m Vatikanischen Konzil 1870 teil und v e r f o l g t e z u n ä c h s t e i n e zur K u r i e o p p o s i t i o n e l l e R i c h t u n g . N e b e n zwei biograp h i s c h e n S c h r i f t e n v e r ö f f e n t l i c h t e er m e h r e r e H i r t e n b r i e f e , zuletzt Christus, unser Lehrer, Vorbild und Richter (1871). LITERATUR: F r a n z R a t h g e b e r : D., M . v. In: L e b e n s l ä u f e aus F r a n k e n . B d . 4. H r s g . v. A n t o n C h r o u s t . W ü r z b u r g 1930, S. 8 9 - 1 0 0 . - Josef U r b a n : D „ M . v. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 118-120. - S t e f a n Seit: M . v. D . ( 1 8 0 0 - 7 5 ) . In: D i e B a m b e r g e r E r z b i s c h ö f e . Hrsg. v. Josef U r b a n . B a m b e r g 1997, S. 145-180. - M . D . ( 1 8 0 0 - 7 5 ) . Z u m 2 0 0 . G e b u r t s t a g d e s vierten B a m b e r g e r E r z b i s c h o f s . Hrsg. v. Josef U r b a n . B a m b e r g 2 0 0 0 . D e i ß m a n n , (Gustav) Adolf, evang. Theologe, * 7. 11. 1866 L a n g e n s c h e i d / L a h n , t 5 . 4 . 1937 W ü n s d o r f bei Berlin. D., S o h n eines Pfarrers u n d N e f f e Carl —»D.s, studierte seit 1885 T h e o l o g i e in T ü b i n g e n und Berlin, b e s u c h t e 1 8 8 9 / 9 0 d a s T h e o l o g i s c h e S e m i n a r in H e r b o r n und w u r d e 1890 Vikar. 1892 habilitierte er sich an der U n i v . M a r b u r g , w u r d e 1895 P f a r r e r und D o z e n t a m T h e o l o g i s c h e n S e m i n a r H e r b o r n und betreute d a n e b e n m e h r e r e P f a r r e i e n . 1897 f o l g t e er e i n e m R u f als o. Prof. des N e u e n T e s t a m e n t s an die U n i v . H e i d e l b e r g und lehrte 1908-35 als N a c h f o l g e r von B e r n h a r d —»Weiß an d e r U n i v . B e r l i n ; 1916 w u r d e er z u m G e h e i m e n Konsistorialrat e r n a n n t . D . u n t e r n a h m zahlreiche R e i s e n in

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d e n Orient und w a r 1926-28 M i t a r b e i t e r an d e n A u s g r a b u n g e n in E p h e s u s , die v o m Osterr. A r c h ä o l o g i s c h e n Institut d u r c h g e f ü h r t w u r d e n . Seit d e m Ersten Weltkrieg trat er bes o n d e r s d u r c h sein E n g a g e m e n t in d e r ö k u m e n i s c h e n Bew e g u n g an d i e Ö f f e n t l i c h k e i t und w u r d e zur P r e u ß i s c h e n G e n e r a l s y n o d e delegiert s o w i e an d e u t s c h e e v a n g . K i r c h e n t a g e u n d zu W e l t k i r c h e n k o n f e r e n z e n entsandt. Seit 1929 w a r er M i t g l i e d d e s ö k u m e n i s c h e n R a t s f ü r P r a k t i s c h e s C h r i s t e n t u m . D. v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Bibelstudien (1895, Nachdr. 1977), Licht vom Osten (1908, "1923) und Paulus ( 1 9 1 1 , 2 1925). WEITERE WERKE: D i e n e u t e s t a m e n t l i c h e F o r m e l „in C h r i s t o J e s u " untersucht. M a r b u r g 1892. - N e u e Bibelstudien. M a r b u r g 1897. - D i e sprachliche E r f o r s c h u n g der g r i e c h i s c h e n Bibel. G i e ß e n 1898. - D i e H e l l e n i s i e r u n g des s e m i t i s c h e n M o n o t h e i s m u s . L e i p z i g 1903. - E v a n g e l i u m und Urchristent u m . M ü n c h e n 1905. - D a s U r c h r i s t e n t u m und d i e unteren Schichten. G ö t t i n g e n 1908. - D i e U r g e s c h i c h t e d e s C h r i s t e n t u m s im L i c h t e d e r S p r a c h f o r s c h u n g . T ü b i n g e n 1910. F o r s c h u n g e n und F u n d e im Serai. Berlin 1933. LITERATUR: H e r m a n n S t r a t h m a n n : D., A . In: N D B , B d . 3, 1957, S. 571 f. - E c k h a r d P l ü m a c h e r : D „ A. In: T R E , B d . 8, 1981, S. 4 0 6 - 4 0 8 . - H a n s - J o s e f K l a u c k : D „ A . In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 623. D e i ß m a n n , (Friedrich J a k o b W i l h e l m ) Carl, e v a n g . T h e o loge, * 16. 1 1 . 1 8 4 5 P a n r o d , t 1 0 . 2 . 1 9 2 5 B r a u n f e l s . D . studierte an d e n U n i v e r s i t ä t e n M a r b u r g und E r l a n g e n und b e s u c h t e d a s T h e o l o g i s c h e S e m i n a r H e r b o r n . Seit 1867 in v e r s c h i e d e n e n P f a r r e i e n tätig, w u r d e er 1875 Pfarrer, 1884 D e k a n und wirkte 1 8 9 0 - 1 9 2 0 in K u b a c h . Er g r ü n d e t e 1891 den E v a n g . P f a r r e r v e r e i n f ü r N a s s a u , w u r d e 1904 dessen Vorsitzender und w a r M i t b e g r ü n d e r , O r g a n i s a t o r und 1904-1918 Vorsitzender d e s V e r b a n d e s der e v a n g . Pfarrervereine in D e u t s c h l a n d . D . m a c h t e sich u . a . u m die F ö r d e r u n g d e s g e w e r b l i c h e n S c h u l w e s e n s und u m d e n B a u d e r E i s e n b a h n im Kreis U s i n g e n verdient. Er w a r d e r O n k e l A d o l f —»D.s. D e i t m e r , J o s e p h (Carl M a r i a ) , kath. T h e o l o g e , * 12.8. 1865 M ü n s t e r , t 1 6 . 1 . 1 9 2 9 Berlin. D. w a r n a c h der P r i e s t e r w e i h e 1887 K a p l a n in K e v e l a e r und k a m 1892 an die Pfarrei St. M a t t h i a s in Berlin, 1895 an die Pfarrei Berlin-Steglitz. Seit 1920 Propst von St. H e d w i g und f ü r s t b i s c h ö f l i c h e r D e l e g a t von Berlin, B r a n d e n b u r g und P o m m e r n , w u r d e er 1923 der erste W e i h b i s c h o f von Berlin. LITERATUR: W e i h b i s c h o f D r . D. Ein L e b e n s b i l d . Berlin 1929. - E r w i n Gatz: D., J. In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 1 2 0 f . D e l e k a t , Friedrich, e v a n g . T h e o l o g e , * 4 . 4 . 1 8 9 2 Stühren ( G r a f s c h a f t H o y a ) , t 3 0 . 1 . 1970 M a i n z . D. studierte T h e o l o g i e , P h i l o s o p h i e und P ä d a g o g i k an d e n Universitäten T ü b i n g e n , Berlin und G ö t t i n g e n , e r w a r b 1919 d e n G r a d eines Lizentiaten d e r T h e o l o g i e und w u r d e 1926 z u m Dr. phil. p r o m o v i e r t (Johann Friedrich Pestalozzi, der Mensch und der Philosoph,31968). 1929 habilitierte er sich in Berlin f ü r P h i l o s o p h i e . 1919-29 w a r D . P f a r r e r in P r i e b u s (Kr. S a g a n ) , leitete d a n e b e n 1925-29 d a s R e l i g i o n s p ä d a g o g i s c h e Institut in Berlin und f o l g t e 1929 e i n e m R u f als a. o. Prof. d e r R e l i g i o n s w i s s e n s c h a f t an d i e T H D r e s d e n . Weg e n seines E n g a g e m e n t s in d e r B e k e n n e n d e n K i r c h e von d e n Nationalsozialisten 1937 z w a n g s p e n s i o n i e r t s o w i e mit Predigt- und L e h r v e r b o t belegt, w u r d e er 1943 stellvertret e n d e r S t a d t p f a r r e r in Stuttgart. 1946-60 hatte D . e i n e ordentliche Professur für systematische Theologie, Pädagogik, P h i l o s o p h i e u n d Politik an der U n i v . M a i n z inne. Er v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Die Kirche Jesu und der Staat (1933). WEITERE WERKE: Von Sinn und G r e n z e n b e w u ß t e r Erz i e h u n g . L e i p z i g 1927. N a c h d r . D a r m s t a d t 1967. - H e r r ,

Delphius w a s sollen wir tun? E i n e A u s l e g u n g der zehn G e b o t e . E s sen 1935. - D e r christliche G l a u b e . W u p p e r t a l 1939. D e r g e g e n w ä r t i g e C h r i s t u s . Versuch einer T h e o l o g i e der G e s c h i c h t e . Stuttgart 1949. - T h e o l o g i e und K i r c h e n p o l i tik. M ü n c h e n 1955. - T h e o l o g i e und P ä d a g o g i k . M ü n c h e n 1956. - D e r Christ und d a s G e l d . E i n e t h e o l o g i s c h - ö k o n o m i sche Studie. M ü n c h e n 1957. - I m m a n u e l K a n t . H e i d e l b e r g 1963, 3 1 9 6 9 . LITERATUR: S. S c h m u t z l e r : „ C h a m ä l e o n " oder „ P i o n i e r " ? In: D e r e v a n g e l i s c h e E r z i e h e r 3 4 ( 1 9 8 2 ) S. 2 4 1 - 2 5 2 . - Karl Dienst: D „ F. In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, S p . 642.

Delitzsch,

F r a n z (Julius), e v a n g . T h e o l o g e , * 2 3 . 2 . 1813 Leipzig, t 4 . 3 . 1 8 9 0 Leipzig. D., S o h n eines A l t w a r e n h ä n d l e r s , Tapezierers und Polsterers, studierte T h e o l o g i e , P h i l o s o p h i e und orientalische S p r a c h e n an der U n i v . Leipzig, w a r nach d e r P r o m o t i o n 1835 u. a. an der I n v e n t a r i s i e r u n g h e b r ä i s c h e r H a n d s c h r i f t e n d e r L e i p z i g e r R a t s b i b l i o t h e k beteiligt und leitete einen pietistisch orientierten Zirkel. Er habilitierte sich 1842 an d e r U n i v . L e i p z i g , w u r d e 1844 a. o. Prof. d e r T h e o l o g i e , f o l g t e 1846 einer B e r u f u n g an d i e U n i v . R o s t o c k , 1850 an d i e U n i v . E r l a n g e n und lehrte alt- und n e u t e s t a m e n t l i c h e E x e g e s e und H e i l s g e schichte. Seit 1867 P r o f . in Leipzig, lehnte e r als heilsgeschichtlich orientierter T h e o l o g e d i e historisch-kritische Fors c h u n g w e i t g e h e n d ab. D . g r ü n d e t e 1863 die M i s s i o n s s c h r i f t „Saat auf H o f f n u n g " , 1886 d a s I n s t i t u t u m J u d a i c u m in L e i p zig (später „ D e l i t z s c h i a n u m " , h e u t e in M ü n s t e r ) . E r f ö r d e r t e die J u d e n m i s s i o n u. a. d u r c h seine w e i t v e r b r e i t e t e Ü b e r s e t zung d e s N e u e n T e s t a m e n t s ins H e b r ä i s c h e (1877, " 1 8 9 0 ) und b e k ä m p f t e den A n t i s e m i t i s m u s ( N e u e s t e Traumgesichte des antisemitischen Propheten, 1883). WEITERE WERKE: Z u r G e s c h i c h t e der j ü d i s c h e n Poesie. Vom A b s c h l u ß der heiligen S c h r i f t e n des A l t e n B u n d e s bis auf die n e u e s t e Zeit. L e i p z i g 1836. - W i s s e n s c h a f t , K u n s t , J u d e n t h u m . S c h i l d e r u n g e n und Kritiken. G r i m m a 1838. - D e r Flügel d e s E n g e l s . E i n e S t i m m e aus der W ü s t e im vierten J u b e l - F e s t - J a h r e der B u c h d r u c k e r k u n s t . D r e s d e n 1840. - D a s H o h e l i e d . L e i p z i g 1851. - D i e G e n e s i s . L e i p z i g 1852, 5 1 8 8 7 . - S y s t e m der biblischen P s y c h o l o g i e . L e i p z i g 1 8 5 5 , 2 1 8 6 1 . - C o m m e n t a r z u m Brief an d i e H e b r ä e r . L e i p zig 1857. - C o m m e n t a r ü b e r den Psalter. 2 Bde., L e i p z i g 1 8 5 9 / 6 0 , 5 1 8 9 4 . - D e r tiefe G r a b e n z w i s c h e n alter und m o d e r n e r T h e o l o g i e . L e i p z i g 1888. - M e s s i a n i s c h e W e i s s a g u n g e n in g e s c h i c h t l i c h e r F o l g e . L e i p z i g 1890. LITERATUR: W i l h e l m Lötz: D., F. In: L e b e n s l ä u f e aus F r a n k e n . B d . 2. Hrsg. v. A n t o n C h r o u s t . W ü r z b u r g 1922, S. 9 8 - 1 0 4 . - H a n s B a r d t k e : D „ F. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 581 f. - E c k h a r d P l ü m a c h e r : D „ F. J. In: T R E , B d . 8, 1981, S. 4 3 1 - 4 3 3 . - S i e g f r i e d W a g n e r : F. D. L e b e n und Werk. G i e ß e n 2 1 9 9 1 . - R u d o l f S m e n d : D „ F. In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 6 4 2 f. D e l i u s , Walter, e v a n g . T h e o l o g e , * 2 8 . 1 2 . 1899 G l a u c h a u , t 1 1 . 5 . 1972 Berlin. D. studierte seit 1919 T h e o l o g i e und P h i l o s o p h i e in H a l l e und T ü b i n g e n . 1924 z u m Dr. phil. p r o m o v i e r t , e r w a r b er 1928 den G r a d eines Lizentiaten d e r T h e o l o g i e (Die Bilderfrage im Karolingerreich). 1925-28 w a r er P f a r r e r in A m m e n d o r f , 1928-58 in B e r l i n - F r i e d r i c h s h a g e n . A l s M i t g l i e d der B e k e n n e n d e n K i r c h e w u r d e er 1937 verhaftet. N a c h d e m Z w e i t e n Weltkrieg lehrte D. als D o z e n t u n d 1949-70 als Prof. f ü r K i r c h e n g e s c h i c h t e an d e r K i r c h l i c h e n H o c h schule B e r l i n - Z e h l e n d o r f . 1954 w u r d e er in H a l l e z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t (Geschichte der irischen Kirche von ihren Anfängen bis zum 12. Jahrhundert). D . b e s c h ä f t i g t e sich mit d e m f r ü h e n Mittelalter, m a r i o l o g i s c h e n Studien und der G e schichte der R e f o r m a t i o n in der M a r k B r a n d e n b u r g . Er verö f f e n t l i c h t e u . a . Lehre und Leben. Justus Jonas, 1493-1555 (1952), Die Reformationsgeschichte der Stadt Halle ( 1 9 5 3 )

und Geschichte der Marienverehrung (1963). Seit 1955 w a r er M i t h e r a u s g e b e r des „ J a h r b u c h s f ü r d e u t s c h e Kirc h e n g e s c h i c h t e " und seit 1963 d e s „ J a h r b u c h s f ü r BerlinBrandenburgische Kirchengeschichte". LITERATUR: H a r t m u t L u d w i g : D „ W . In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 643.

Dellingshausen,

M a t h i l d e Freiin von, Sozialarbeiterin, * 1 6 . 4 . 1854 L i b a u , t 2 2 . 9 . 1920 Stuttgart. D . w u r d e in W i e s b a d e n und seit 1866 in Stuttgart e r z o g e n , trat 1883 in Paris z u m K a t h o l i z i s m u s ü b e r und w i d m e t e sich d a n a c h in W ü r t t e m b e r g d e r Caritasarbeit. Z u n ä c h s t im Elisab e t h v e r e i n tätig, g r ü n d e t e sie später auf A n r e g u n g d e s D o m kapitulars Stiegele den „ R e t t u n g s v e r e i n v o m g u t e n H i r t e n " f ü r o b d a c h l o s e o d e r von d e r Polizei a u f g e g r i f f e n e M ä d c h e n und Frauen. 1904 e r ö f f n e t e sie ein N o t a s y l , 1910 d a s „ P a u lusstift", 1914 d a s „ K i n d e r h e i m St. J o s e p h " in N e u h a u s e n / Fildern. In d e n f o l g e n d e n J a h r e n e n t s t a n d e n weitere A s y l e und z e h n Z w e i g v e r e i n e in W ü r t t e m b e r g .

Delp,

A l f r e d (Friedrich), Jesuit, T h e o l o g e , * 1 5 . 9 . 1 9 0 7 Mannheim, t 2 . 2 . 1 9 4 5 Berlin-Plötzensee. D e r katholisch g e t a u f t e , aber e v a n g e l i s c h e r z o g e n e K a u f mannssohn fand nach d e m Abitur über den Jugendbund Neud e u t s c h l a n d zu d e n Jesuiten K o n t a k t , trat 1926 in den O r d e n ein, absolvierte d i e dort übliche A u s b i l d u n g und e m p f i n g 1937 die P r i e s t e r w e i h e . A u f g r u n d seiner schon d a m a l s beachtlichen A r b e i t e n ( u . a . Tragische Existenz, 1935, g e g e n —» H e i d e g g e r ) w u r d e er 1939 nach M ü n c h e n an d i e R e d a k tion der J e s u i t e n z e i t s c h r i f t „ S t i m m e n der Z e i t " geschickt, w o er in vielen B e i t r ä g e n f ü r e i n e n sozialen K a t h o l i z i s m u s und e i n e n t h e o n o m e n H u m a n i s m u s w a r b ; d a m i t geriet er trotz seines B e k e n n t n i s s e s z u m D e u t s c h t u m in s c h a r f e n Geg e n s a t z zur nationalsozialistischen Ideologie. N a c h d e m 1941 d a s H a u s d e r R e d a k t i o n von der G e h e i m e n Staatspolizei b e s c h l a g n a h m t w o r d e n w a r , w u r d e D. K i r c h e n r e k t o r von St. G e o r g in M ü n c h e n - B o g e n h a u s e n und d u r c h J u g e n d a r b e i t und P r e d i g t schnell zu e i n e m Z e n t r u m der R e g i m e k r i t i k . A u f A n r e g u n g des J e s u i t e n p r o v i n z i a l s A u g u s t i n —> R ö s c h n a h m D . seit F r ü h j a h r 1942 an d e n D i s k u s s i o n e n der W i d e r s t a n d s g r u p p e von H e l m u t h J a m e s von M o l t k e ( K r e i s a u e r Kreis) teil und brachte katholisch-soziale Ideen (soziale G e r e c h t i g keit, F a m i l i e n l o h n , B i l d u n g s c h a n c e n ) f ü r d i e k ü n f t i g e N e u gestaltung D e u t s c h l a n d s ein. D a er sich a u c h e i n m a l mit d e m A t t e n t ä t e r S c h e n k von S t a u f f e n b e r g g e t r o f f e n hatte, w u r d e er a m 2 8 . 7 . 1 9 4 4 verhaftet. T r o t z s c h w e r e r Folter w a r D. a u c h in der H a f t literarisch tätig und g e l a n g t e zu e i n d r u c k s v o l ler religiöser Vertiefung. N a c h d e m P r o z e ß 9 . / 1 1 . 1. 1945 (Todesurteil nicht w e g e n d e s 20. Juli, s o n d e r n w e g e n Z u k u n f t s ü b e r l e g u n g e n auf christlicher B a s i s und w e g e n seiner O r d e n s z u g e h ö r i g k e i t , so D. selbst) w u r d e er i m F e b r u a r hingerichtet. WERKE: G e s a m m e l t e S c h r i f t e n . Hrsg. v. R o m a n Bleistein. 5 Bde., F r a n k f u r t / M a i n 1982-88. LITERATUR: N o r b e r t F a b i s c h : A . D. und seine M i t a r b e i t im K r e i s a u e r Kreis. E s s e n 1978. - R o m a n Bleistein: A . D. F r a n k f u r t / M a i n 1989. - M i c h a e l P o p e : Pater A . D. i m K r e i s a u e r Kreis. M a i n z 1994. - R o m a n Bleistein: D., A . In: L T h K \ B d . 3, 1995, S p . 77. - Birgit S a c k e r s : D „ A. In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 6 4 4 - 6 4 6 . Walter Ziegler

Delphius,

J o h a n n e s , eigentl. Brants, kath. T h e o l o g e , * 6 . 3 . 1524 Delft, f 1 4 . 7 . 1582 Straßburg. D . w a r Prof. d e r T h e o l o g i e in K ö l n s o w i e Berater des Trierer E r z b i s c h o f s J o h a n n von I s e n b u r g und n a h m 1551 / 5 2 a m Konzil von Trient teil. E r w a r an d e r A u s f o r m u l i e r u n g der kath. L e h r e n über B u ß e , A l t a r s a k r a m e n t und M e ß o p f e r beteiligt und verteidigte später als S t r a ß b u r g e r D o m p r e d i g e r u n d W e i h b i s c h o f d e n alten G l a u b e n . A n l ä ß l i c h seiner T e i l n a h m e a m W o r m s e r R e l i g i o n s g e s p r ä c h von 1557 legte er m e h r e r e

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Demann K o n t r o v e r s s c h r i f t e n vor. D . v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. d e n Katec h i s m u s Quaestiones proponendae ordinandis in majoribus (1581). LITERATUR: V D 16, D 4 3 9 - 4 4 1 . - S o p h r o n i u s C i a s e n : D., J. In: N D B , B d . 3, 1959, S. 5 8 9 . - F r a n c i s R a p p : D „ J. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 4 4 8 - 1 6 4 8 ) , 1996, S. 123 f.

B e a r b e i t u n g d u r c h C . D . und H e n n i n g D e d e k i n d . Diss. W i e n 1960. - C a r l o s R u d o l p h M e s s e r l i : T h e C o r o n a H a r m o n i c a (1610) of C . D . and the gospel m o t e t tradition. Diss. 2 Bde., I o w a 1974. - Walter B l a n k e n b u r g / D o r o t h e a S c h r ö d e r : D., C. In: N G r o v e D , Bd. 7 , 2 2 0 0 1 , S. 189-192. - T h o m a s A l t m e y e r : D., C. In: M G G 2 P , B d . 5, 2 0 0 1 , Sp. 7 8 9 - 7 9 3 .

D e m a n n , G e r h a r d F r a n z i s k u s , B i s c h o f von O s n a b r ü c k , * 27. 10. 1900 F r e r e n - L ü n s f e l d (Kr. L i n g e n ) , t 2 7 . 3 . 1 9 5 7 Osnabrück. D e r S o h n eines T i s c h l e r m e i s t e r s n a h m 1918 a m Ersten Weltkrieg teil und b e g a n n 1921 d a s S t u d i u m der P h i l o s o p h i e und T h e o l o g i e in M ü n s t e r , d a s er in R o m fortsetzte. Er w u r d e dort 1927 z u m Priester g e w e i h t und 1928 z u m Dr. theol. et phil. p r o m o v i e r t . I m selben J a h r erhielt er e i n e Stelle als Vikar in H a r e n / E m s , w o er a u c h an der R e k t o r a t s s c h u l e unterrichtete. 1931 w e c h s e l t e er als Vikar und R e l i g i o n s l e h rer n a c h Leer. Seit 1933 w i e d e r z u m S t u d i u m in M ü n s t e r , legte er 1937 d a s Z w e i t e P ä d a g o g i s c h e S t a a t s e x a m e n ab. In d e n f o l g e n d e n J a h r e n b e t r e u t e D. die T h e o l o g i e s t u d e n t e n der D i ö z e s e n O s n a b r ü c k und H i l d e s h e i m . Seit 1942 w a r er D o z e n t , seit 1949 o . P r o f . f ü r D o g m a t i k und H o m i l e t i k a m P r i e s t e r s e m i n a r in O s n a b r ü c k . 1953 w u r d e er z u m D o m k a pitular, 1954 z u m Geistlichen R a t und 1956 z u m B i s c h o f ernannt. 1957 starb D. u n m i t t e l b a r nach der B i s c h o f s w e i h e an e i n e m H e r z i n f a r k t , n o c h b e v o r er sein A m t antreten k o n n t e . LITERATUR: Von der B i s c h o f s w e i h e in d e n Tod. Z u m G e d e n k e n an B i s c h o f D r . F. D . H r s g . v. Walter Wittler. O s n a b r ü c k 1957. - W o l f g a n g S e e g r ü n : D „ G . F. In: L T h K , Bd. 3, 1995, Sp. 79. - Peter H ä g e r : D „ G. F. In: B B K L , Bd. 14, 1998, Sp. 9 1 6 - 9 1 8 . - W o l f g a n g S e e g r ü n : D „ G . F. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 9 4 5 - 2 0 0 1 ) , 2 0 0 2 , S. 4 2 7 .

Demeter,

Demantius,

( J o h a n n e s ) C h r i s t o p h , auch D e m a n t , D e m u t h , K o m p o n i s t , M u s i k t h e o r e t i k e r , Dichter, * 15. 12. 1567 R e i c h e n b e r g ( B ö h m e n ) , t 2 0 . 4 . 1 6 4 3 Freiberg ( S a c h s e n ) . D. w a r 1593 an der U n i v . W i t t e n b e r g immatrikuliert, lebte u m 1 5 9 4 / 9 5 in L e i p z i g u n d stand dort v e r m u t l i c h in Verb i n d u n g mit d e m K o n r e k t o r der T h o m a s s c h u l e , F a b i a n H i p pius. Seit 1597 w a r er K a n t o r in Zittau. 1604 w u r d e er unter m e h r e r e n B e w e r b e r n a u s g e w ä h l t , die v a k a n t g e w o r d e n e K a n t o r e n s t e l l e in Freiberg in S a c h s e n zu ü b e r n e h m e n . Er wirkte dort bis zu s e i n e m Tod, e r w a r b 1610 ein eig e n e s H a u s im D o m v i e r t e l und erhielt i m f o l g e n d e n J a h r d a s B ü r g e r r e c h t . D . galt als t e m p e r a m e n t v o l l u n d e i g e n w i l lig und w u r d e 1 6 2 2 / 2 3 von R e k t o r J o h a n n S c h e l l e n b e r g u . a . als „ i m p o r t u n u s h o m o et t u r b u l e n t u m i n g e n i u m " beschrieben. Sein e r s t m a l s 1602 e r s c h i e n e n e s , m e h r m a l s a u f gelegtes Werk Isagoge artis musicae [...] gilt als d a s erste a l p h a b e t i s c h e M u s i k w ö r t e r b u c h der Zeit. D. v e r f a ß t e a u c h p o e t i s c h e und p h i l o s o p h i s c h e S c h r i f t e n (u. a. Philosophische Ariadne der sieben freien Künste [...], 1659). N e b e n geistlicher V o k a l m u s i k , d a r u n t e r e i n e Deutsche Passion. Nach dem Evangelisten S. lohanne (1631), k o m p o n i e r t e er weltliche d e u t s c h e , a u c h p o l n i s c h e u n d u n g a r i s c h e L i e d e r und Tänze. Seine Kompositionen sowie die Liedertexte weisen D . e i n e M i t t e l s t e l l u n g z w i s c h e n der traditionellen M u s i k a n s c h a u u n g und d e n A r b e i t e n seines j ü n g e r e n Z e i t g e n o s s e n Heinrich —» S c h ü t z zu. WEITERE WERKE: N e u e teutsche weltliche Lieder. N ü r n berg 1595. - T y m p a n u m militare. U n g e r i s c h e H e e r d r u m m e l und F e l d t g e s c h r e y [ . . . ] . N ü r n b e r g 1600. - C o n v i v a l i u m c o n c e n t u u m f a r r a g o , in w e l c h e r teutsche M a d r i g a l i a , C a n z o n e t t e und Villanellen [ . . . ] verfasset. J e n a 1609. LITERATUR: K u r t Stangl: C. D e m a n t s L i e d e r 1595 und F a r r a g o 1606. Diss. P r a g 1940. - H a n s H e i n r i c h E g g e b r e c h t : Ein M u s i k l e x i k o n von C . D. In: D i e M u s i k f o r s c h u n g 10 ( 1 9 5 7 ) S. 4 8 - 6 0 . - B e r n h a r d M e i e r : D „ C. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 5 9 0 f. - I n g e l i n e G a l l w i t z : D i e n e u e n d e u t s c h e n L i e d e r von 1584 und 1586 des G r e g o r i u s L a n g i u s und d e r e n

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I g n a z ( A n t o n ) , kath. T h e o l o g e , E r z b i s c h o f von Freiburg, * 1 . 8 . 1 7 7 3 A u g s b u r g , t 2 1 . 3 . 1 8 4 2 F r e i b u r g / Breisgau. D e r S o h n e i n e s B ä c k e r m e i s t e r s studierte bei J o h a n n M i c h a e l —> Sailer in Dillingen, w u r d e 1796 z u m Priester g e w e i h t und Schloß sich der E r w e c k u n g s b e w e g u n g J o h a n n e s E v a n g e l i s t a —»Goßners an. D . w u r d e Hilfspriester in Ried, 1802 P f a r r e r im w ü r t t e m b e r g i s c h e n Lautlingen und b e m ü h t e sich dort u m e i n e R e f o r m der S c h u l e n . 1806 z u m k g l . - w ü r t t e m b e r g i s c h e n O b e r s c h u l k o m m i s s a r e r n a n n t , w u r d e er 1809 D i r e k t o r und Prof. d e r P ä d a g o g i k a m L e h r e r s e m i n a r Rastatt, 1818 P f a r r e r in S a s b a c h und 1826 Ministerialrat bei d e r kath. K i r c h e n s e k tion in K a r l s r u h e . Seit 1833 D o m k a p i t u l a r , von 1836 an Erzbischof von Freiburg, erreichte er u. a. die E r ö f f n u n g eines staatlichen K o n v i k t s f ü r T h e o l o g e n und berief mit J o h a n n B a p t i s t von —» H i r s c h e r und F r a n z A n t o n —» S t a u d e n m a i e r zwei r e f o r m w i l l i g e T h e o l o g e n an d i e U n i v . Freiburg. D. v e r f a ß t e z a h l r e i c h e t h e o l o g i s c h e und p ä d a g o g i s c h e S c h r i f t e n ( u . a . Grundsätze der Erziehung und des Unterrichts, 1811) sowie Schullesebücher. WEITERE WERKE: Beicht- und K o m m u n i o n - U n t e r r i c h t . Freiburg 1805. - G r u n d s ä t z e f ü r die B i l d u n g der Schullehrer. Rastatt 1811. - D i e H i r t e n b r i e f e d e s M e t r o p o l i t a n E r z b i s c h o f s von Freiburg I. D . L u z e r n 1838. LITERATUR: W o l f g a n g M ü l l e r : D., I. A . In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 591. - F e r d i n a n d Löffler: I. A . D. In: L e b e n s b i l der aus d e m B a y e r i s c h e n S c h w a b e n . Bd. 11. Hrsg. v. Adolf L a y e r . W e i ß e n h o r n 1976, S. 187-205. - E r w i n Gatz: D. I. A. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 122-124. Ders.: D., I. A . In: L T h K 5 , B d . 3, 1995, Sp. 80. - J o h a n n e s K r e u z e n b e c k : D., I. A . In: B B K L , Bd. 1 8 , 2 0 0 1 , Sp. 3 4 1 - 3 4 3 .

Demme,

H e r m a n n C h r i s t o p h G o t t f r i e d , P s e u d . Karl Stille, e v a n g . T h e o l o g e , Schriftsteller, * 7 . 9 . 1 7 6 0 M ü h l h a u s e n ( T h ü r i n g e n ) , t 2 6 . 1 2 . 1822 A l t e n b u r g . D. studierte T h e o l o g i e u n d P h i l o s o p h i e an der U n i v . J e n a und w u r d e 1785 S u b r e k t o r d e s M ü h l h a u s e r G y m n a s i u m s , im J a h r seiner O r d i n a t i o n 1796 S u p e r i n t e n d e n t , 1801 Gen e r a l s u p e r i n t e n d e n t in A l t e n b u r g und 1817 z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t . Er f ü h r t e n e u e G e s a n g b ü c h e r in M ü h l h a u s e n (1799) und A l t e n b u r g (1804) ein, dichtete zahlreiche Lieder und w a r M i t a r b e i t e r des von J o s i a s Friedrich Christian —> L ö f f l e r h e r a u s g e g e b e n e n „ M a g a z i n s f ü r P r e d i g e r " s o w i e des „ R e i c h s a n z e i g e r s " und der „ N a t i o n a l z e i t u n g " . U n ter P s e u d o n y m s c h r i e b D. R o m a n e , E r z ä h l u n g e n (u. a. Der Pächter Martin und sein Vater, 2 B d e . , 1 7 9 2 / 9 3 ) s o w i e e i n e S a m m l u n g von G e s c h i c h t e n und G e d i c h t e n . WEITERE WERKE: B e i t r ä g e zur reineren G o t t e s v e r e h r u n g . R i g a 1792. - A b e n d s t u n d e n i m F a m i l i e n k r e i s e g e b i l d e t e r und guter M e n s c h e n . 2 B d e . , G o t h a 1 7 9 2 / 9 3 , 2 1 8 0 4 / 0 5 . N e u n christliche L i e d e r . G o t h a 1799. - Predigten ü b e r d i e S o n n - und F e s t t a g s - E v a n g e l i e n zur B e f ö r d e r u n g der häuslic h e n A n d a c h t . G o t h a 1818. LITERATUR: B e c k : D., H . C. G. In: A D B , B d . 5, 1877, S. 4 8 . - Friedrich W . B a u t z : D., H . C. G . In: B B K L , Bd. 1, 1990, Sp. 1256. D e m p f , Alois, P h i l o s o p h , * 2. 1. 1891 A l t o m ü n s t e r , t 1 5 . 1 1 . 1982 E g g s t ä t t / C h i e m s e e . D., S o h n eines Posthalters, bildete sich z u n ä c h s t z u m M e diziner aus und praktizierte w ä h r e n d d e s Ersten Weltkriegs. A n s c h l i e ß e n d studierte er P h i l o s o p h i e an d e n U n i v e r s i t ä t e n I n n s b r u c k , M ü n c h e n und Kiel, w u r d e 1921 p r o m o v i e r t (Der

Dengel Wertgedanke in der aristotelischen Ethik und Politik), habilitierte sich 1926 an der Univ. Bonn ( D a s Unendliche in der mittelalterlichen Metaphysik und in der Kantischen Dialektik) und wurde dort 1930 a. o. Professor. Er trat mit antinationalsozialistischen Publikationen an die Öffentlichkeit, die eine Berufung auf einen deutschen Lehrstuhl verhinderten, wurde 1937 o.Prof. an der Univ. Wien und war 1938-45 suspendiert. 1949 wurde er o.Prof. an der Univ. München. D. hielt nach seiner Emeritierung 1956 noch jahrelang Vorlesungen über mittelalterliche Wissenssoziologie, als deren Begründer er gilt. Seit 1950 war er Mitglied der Bayerischen, seit 1958 der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften. 1950-60 gab er das „Philosophische Jahrbuch" der Görres-Gesellschaft heraus. D. versuchte in seinen Analysen mittelalterlicher und patristischer Philosophie eine Synthese von philosophischer Anthropologie, S o z i o l o g i e und vergleichender Philosophiegeschichte v o m thomistischen Standpunkt aus. Er veröffentlichte u.a. Die Hauptform mittelalterlicher Weltanschauung. Eine geisteswissenschaftliche Studie Uber die Summe (1925), Sacrum Imperium. Geschichtsund Staatsphilosophie des Mittelalters und der politischen Renaissance (1929, 4 1 9 7 3 ) , Religionsphilosophie (1937), Selbstkritik der Philosophie und vergleichende Philosophiegeschichte im Umriß (1947), Theoretische Anthropologie (1950), Kritik der historischen Vernunft (1957), Geistesgeschichte der altchristlichen Kultur (1964), Religionssoziologie der Christenheit (1972) und Metaphysik. Versuch einer problemgeschichtlichen Synthese (1986, mit Christa Dempf-Dulckeit). WEITERE WERKE: Ethik des Mittelalters. München 1927. Nachdr. der Ausgabe 1931, Darmstadt 1971. - Meister Eckhart. Eine Einführung in sein Werk. Leipzig 1934, 2 1 9 6 0 . - Kierkegaards Folgen. Leipzig 1935. - Christliche Staatsphilosophie in Spanien. Salzburg 1937. - Christliche Philosophie. Der Mensch zwischen Gott und Welt. Bonn 1 9 3 8 , 2 1 9 5 2 . - Weltordnung und Heilsgeschichte. Einsiedeln 1958. - A . D. [Selbstdarstellung]. In: Philosophie in Selbstdarstellungen. Hrsg. v. Ludwig J. Pongratz. Bd. 1. Hamburg 1 9 7 5 , S. 3 7 - 7 9 .

LITERATUR: Philosophia viva. Festschrift für A. D. Freiburg/ Breisgau 1960 (= Philosophisches Jahrbuch 68). - Friedrich Mordstein: D i e Philosophie des dialektischen Realismus. A. D. zum 80. Geburtstag. In: Philosophisches Jahrbuch 78 ( 1 9 7 1 ) S. 134-144. - Hermann Krings: A . D. Ein Nachruf. In: Philosophisches Jahrbuch 9 0 ( 1 9 8 3 ) S. 2 2 5 - 2 2 9 . - Siegfried Battisti: A. D. ( 1 8 9 1 - 1 9 8 2 ) . In: Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Emerich Coreth, Walter M. Neidl und Georg Pfligersdorffer. Bd. 3. Graz u.a. 1990, S. 2 2 6 - 2 3 2 . - Vincent B e r n i n g / Hans Meier (Hrsg.): A. D. ( 1 8 9 1 - 1 9 8 2 ) . Philosoph, Kulturtheoretiker, Prophet gegen den Nationalsozialismus. Weissenborn 1992.

Denck,

Hans, auch Denk, Täufer, * um 1500 Heybach (Oberbayern), t N o v e m b e r 1527 Basel. D. studierte seit 1517 an der Univ. Ingolstadt ( 1 5 1 9 Bakkalaureat), war als Korrektor, Herausgeber und Epigrammatiker tätig und wurde in Basel Schüler des - > Erasmus von Rotterdam und Johannes —> Oekolampads. Beeinflußt wurde er vor allem durch die Mystik, die Predigten —»Johannes Taulers und die „Deutsche Theologie". 1523 erwarb er den Magistergrad und erhielt durch Empfehlung Oekolampads das Rektorat der Sebaldusschule in Nürnberg. Dort in den Prozeß um die „gottlosen Maler" Georg Pencz s o w i e Barthel und Hans Sebald B e h a m verwickelt, wurde er 1525 ausgewiesen, da er w i e sie spiritualistische Lehren nach der Art Thomas —> Müntzers vertrat. D. führte danach ein unstetes Wanderleben, wurde 1526 von Balthasar —»Hubmaier in Augsburg getauft und zog Ende 1526 nach Straßburg, w o er jedoch alsbald ausgewiesen wurde. Hier und in der F o l g e

in Worms übersetzte er zusammen mit Ludwig —> Hätzer die alttestamentlichen Propheten aus dem Urtext, die im April 1527 bei Peter Schöffer in Worms als erste Ausgabe dieser Art erschienen. Durch Oekolampads Fürsprache fand D. schließlich Aufnahme in Basel. N e b e n Hubmaier und Michael —> Sattler gilt er als bedeutendster Täufer Süddeutschlands. D. verfaßte mehrere Schriften, in denen er eine Theologie des inneren Wortes und der allumfassenden göttlichen Liebe entwickelte und die äußerlichen Heilsmittel relativierte. N e b e n d e m umfangreichen Kommentar zum Propheten Micha ( 1 5 3 1 ) erschien auch sein Widerruf ( 1 5 2 8 ) postum. WERKE: Schriften. Hrsg. v. Georg Baring/Walter Fellmann. 3 Tie., Gütersloh 1955-60. LITERATUR: V D 16, D 5 5 5 - 5 7 4 . - Robert Stupperich: D., H. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 5 9 9 f. - Günter Goldbach: H. D. und Thomas Müntzer. Diss. Hamburg 1969. - Gottfried Seebaß: H. D. In: Fränkische Lebensbilder. Bd. 6. Hrsg. v. Gerhard P f e i f f e r / A l f r e d Wendehorst. N e u s t a d t / A i s c h 1975, S. 107-129. - Werner O. Packull: D „ H. In: TRE, Bd. 8, 1981, S. 4 8 8 - 4 9 0 . - Volker Leppin: D „ H. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 6 6 0 f. D e n f f e r (genannt Jansen), Johann Heinrich, evang. T h e o l o g e , Naturforscher, * 1700 Sturhof bei Frauenburg (Kurland), t 13.12. 1770 Berghof. D., Sohn eines Pastors, studierte T h e o l o g i e in Königsberg, widmete sich auch naturwissenschaftlichen Studien und war 1725-27 Pastor in Blieden bei Frauenburg, anschließend in Kabillen und von 1730 bis zu seinem Tod in Frauenburg. Er beschäftigte sich mit Alchemie, Landwirtschaft und Naturlehre. In seinem wissenschaftlichen Hauptwerk Vernunftund erfahrungsmäßiger Discours, darin überhaupt die wahren Ursachen der Fruchtbarkeit, wie auch die Scheinursachen der Unfruchtbarkeit der Erden abgehandelt sind [...] (1740, 2 1 7 5 5 ) beschrieb D. mehrere von ihm durchgeführte agrarwissenschaftliche Experimente, insbesondere zur Düngung und richtigen Bearbeitung des Ackerbodens, und gab eine Reihe von Anregungen für den Landwirt. Zu seinen Schriften gehören ferner Alchymistenlogic oder Vernunftlehre der Scheidekünstler [...] (Teil 1, 1762) und Betrachtung über die Cometen [...] (1770). D e n g e l , Anna, Ärztin, Ordensgründerin, * 16.3. 1892 S t e e g / L e c h t a l (Tirol), f 17.4. 1980 Rom. D., Tochter eines Paramentenhändlers, war 1909-11 als Sprachlehrerin bei der Association familiale des Chartreux in Lyon, danach im väterlichen Geschäft tätig. Seit 1914 studierte sie Medizin in Cork (Irland) und wurde 1919 promoviert. Zunächst Arztin in Claycross (Derbyshire), 1920-24 Missionsärztin in Rawalpindi (heute Pakistan), war sie 1925 Mitgründerin der Kongregation der Missionsärztlichen Schwestern in Washington, D. C., deren Oberin sie 1926-67 war. Unter ihrer Leitung wurden zahlreiche Niederlassungen gegründet, Holy-Family-Hospitäler u.a. in Rawalpindi, D a c c a (heute Bangladesch), Patna (Bihar, Indien), Berekum (Ghana) und Attat (Äthiopien) errichtet und 1936 das erste kirchenrechtliche Zugeständnis chirurgischer und geburtshilflicher Tätigkeit eines kath. Ordens seit 1215 erreicht. 1967 wurde D. der Orden „Pro ecclesia et pontífice" verliehen. Sie schrieb: Mission for Samaritans. A survey of achievements and opportunities in the field of Catholic medical missions (1945). LITERATUR: Pia M. Plechl: Kreuz und Äskulap. Dr. med. A. D. und die missionsärztlichen Schwestern. München 1967. - Dies.: D i e Ärztin im Habit: A. D. Leipzig 1988. Hans-Peter Rhomberg: A . D. Ärztin und Ordensgründerin. Innsbruck 1992. - Karl Suso Frank: D „ A. In: LThK 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 94.

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Dengel D e n g e l , I g n a z Philipp, österr. Historiker, * 2 2 . 6 . 1872 Elbigenalp (Tirol), t 9 . 9 . 1 9 4 7 Innsbruck. D. studierte an den Universitäten Innsbruck, Wien, Berlin und R o m , war 1900-07 Mitglied des Österr. Historischen Instituts in R o m und b e f a ß t e sich vor allem mit den N u n tiaturberichten des 16. Jahrhunderts. 1905 habilitierte er sich an der Univ. Innsbruck, w u r d e 1909 a. o . P r o f . und war mit U n t e r b r e c h u n g w ä h r e n d der Zeit d e r nationalsozialistischen H e r r s c h a f t 1938-45 - 1917-46 o . P r o f . d e r G e s c h i c h t e der Neuzeit an d e r Univ. I n n s b r u c k . Als p r o f u n d e r K e n n e r der B e s t ä n d e des Vatikanischen G e h e i m a r c h i v s gehörte er 1929-38 der Direktion des Österr. Historischen Instituts in R o m an, das unter seiner Leitung 1935 in ein Österr. Kulturinstitut u m g e w a n d e l t wurde. D. engagierte sich seit 1933 f ü h r e n d in der Vaterländischen Front. Er veröffentlichte u. a. Österreichische Sendung in Vergangenheit und Gegenwart (1933). LITERATUR: Ö B L , B d . 1, 1957, S. 178. D e n g l e r , G e o r g , kath. T h e o l o g e , Architekt, Kunsthistoriker, * 31. 12. 1839 M ü n c h e n , t 9 . 6 . 1896 R a v e n s b u r g . D., S o h n eines Hartschiers der kgl. Leibgarde, e m p f i n g 1862 in R o m die Priesterweihe. 1868 w u r d e er D o m v i k a r in R e gensburg. Als Verwalter des R e f e r a t s f ü r christliche K u n s t und D e n k m a l p f l e g e entwarf er Ausstattungen zahlreicher Kirchen in R e g e n s b u r g und U m g e b u n g im n e o r o m a n i s c h e n und neugotischen Stil. Er war auch f ü r die Restaurierung und den W i e d e r a u f b a u (1889) des Dollingersaals im Alten R a t h a u s in R e g e n s b u r g sowie f ü r den U m b a u (1890-93) d e r Pfarrkirche M a r i a H i m m e l f a h r t in Furth im Wald verantwortlich. LITERATUR: Sabine Klinkert: G. D. (1839-1896). In: L e b e n s bilder aus der G e s c h i c h t e des B i s t u m s R e g e n s b u r g . Hrsg. v. G e o r g Schwaiger. 2. Teil. R e g e n s b u r g 1989, S. 792-803. S u s a n n a Partsch: D „ G. In: A K L , B d . 26, 2 0 0 0 , S. 131. D e n i c h , Sebastian, kath. T h e o l o g e , * 4 . 8 . 1596 Ingolstadt, t 6. 12. 1671 A u g s b u r g . D. studierte Philosophie und T h e o l o g i e an den Universitäten Ingolstadt und B o l o g n a , w u r d e dort promoviert, 1621 in R o m z u m Priester g e w e i h t und zum Apostolischen Protonotar ernannt. Nach seiner R ü c k k e h r erhielt er P r ä b e n d e n an den D o m s t i f t e n R e g e n s b u r g (1622) und A u g s b u r g (1627) und w u r d e 1630 D o m h e r r in K o n s t a n z s o w i e D o m d e k a n in R e g e n s b u r g . N a c h Konflikten mit d e m Bischof Albert von —»Törring legte D. 1641 sein A m t als D o m d e c h a n t und die Präsidentschaft im Geistlichen Rat nieder, zog sich nach A u g s b u r g zurück und w u r d e 1649 von Törrings N a c h f o l g e r Franz Wilhelm von Wartenberg z u m G e n e r a l v i k a r und K o n sistorialpräsidenten bestellt. Im f o l g e n d e n Jahr unter Verleihung des Titularbistums A l m i r a z u m Weihbischof in Regensburg bestimmt, entwickelte D. u m f a s s e n d e Aktivitäten in seinem B i s t u m , schuf sich durch sein s c h r o f f e s A u f t r e t e n j e d o c h z u n e h m e n d G e g n e r und f o l g t e 1661 der A u f f o r d e rung Wartenbergs, auf das K a n o n i k a t und das weihbischöfliche A m t zu verzichten. Er schrieb: Praecipuae difficultates ex libris de anima selectae (1615). LITERATUR: Georg S c h w a i g e r : R ö m i s c h e B r i e f e des R e g e n s b u r g e r W e i h b i s c h o f s S. D. 1654-55. In: Zeitschrift f ü r K i r c h e n g e s c h i c h t e 73 (1962) S. 2 9 9 - 3 2 6 . - Karl Hausberger: D „ S. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 6 4 8 - 1 8 0 3 ) , 1990, S. 75 f. D e n i c k e , David, Kirchenlieddichter, Herausgeber, * 3 1 . 1 . 1603 Zittau (Oberlausitz), t 1.4. 1680 H a n n o v e r . D., Sohn eines Ratsherrn und Stadtrichters in Zittau, studierte seit 1619 an den Universitäten Wittenberg und J e n a Philosophie und R e c h t s w i s s e n s c h a f t e n , hielt in J e n a und Königsberg juristische Vorlesungen und u n t e r n a h m anschließend eine Bildungsreise d u r c h H o l l a n d , E n g l a n d und F r a n k reich. 1629 w u r d e er Erzieher der S ö h n e H e r z o g G e o r g s

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von B r a u n s c h w e i g - L ü n e b u r g , war 1640 kurzzeitig A b t d e s Klosters B u r s f e l d e und folgte 1642 d e r B e r u f u n g als K o n sistorialrat nach H a n n o v e r . Hier arbeitete er g e m e i n s a m mit Justus —> G e s e n i u s - wie dieser Mitglied der F r u c h t b r i n g e n den G e s e l l s c h a f t - an der E r n e u e r u n g der E v a n g . Landeskirche und gab u . a . ein neues G e s a n g b u c h heraus, in d e m er eine G l i e d e r u n g nach den H a u p t t h e m e n d u r c h f ü h r t e und die Lieder nach den R e g e l n von Martin —> O p i t z und den G r u n d s ä t z e n d e r F r u c h t b r i n g e n d e n G e s e l l s c h a f t veränderte. 1646 zunächst als New Ordentlich Gesang-Buch [...] für den häuslichen G e b r a u c h erschienen, w u r d e es bald in den Schulen und seit 1657 als Das Hannoversche, ordentliche, vollständige Gesangbuch [...] im Gottesdienst verwendet. E i n i g e Lieder von D. (u. a. Nun jauchzt dem Herren, alle Welt!) werden noch h e u t e g e s u n g e n . LITERATUR: Adalbert Eischenbroich: D „ D. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 595. - Hans-Christian D r ö m a n n : Das H a n n o v e r s c h e G e s a n g b u c h 1646. In: J a h r b u c h f ü r H y m n o l o g i e 27 (1984) S. 146-191. D e n i f l e , Heinrich Suso, T a u f n a m e : Joseph A n t o n , D o m i nikaner, Kirchenhistoriker, * 16. 1 . 1 8 4 4 I m s t (Tirol), t 10.6.1905 München. N a c h s e i n e m Eintritt in den D o m i n i k a n e r o r d e n 1861 d u r c h lief D., S o h n eines Kreishauptschullehrers, die o r d e n s e i g e n e philosophische und theologische A u s b i l d u n g , u . a . im Collegium S. T h o m a e in R o m , w u r d e 1866 zum Priester geweiht und unterrichtete seit 1870 an der O r d e n s h o c h s c h u l e in Graz. 1880 als Socius des O r d e n s g e n e r a l s nach R o m berufen, ü b e r n a h m er 1883 die Stelle eines Unterarchivars a m Vatikanischen Archiv, die er lebenslang beibehielt. D.s a u s g e d e h n t e s w i s s e n s c h a f t l i c h e s Werk hatte seinen S c h w e r p u n k t in der kritischen E r s c h l i e ß u n g theologischer Q u e l len des Mittelalters, vor allem der d e u t s c h e n D o m i n i k a n e r mystik, deren Z u s a m m e n h ä n g e mit der Scholastik er aufdeckte, s o w i e der Universitätsgeschichte (Die Universitäten des Mittelalters bis 1400, 1885; Chartularium Universitatis Parisiensis, 4 B d e . , 1889-97, mit E m i l e Chatelain). Zahlreic h e Einzelstudien erschienen in d e m z u s a m m e n mit F r a n z —»Ehrle h e r a u s g e g e b e n e n Archiv für Literatur- und Kirchengeschichte des Mittelalters (7 Bde., 1885-1900). Als Lutherf o r s c h e r (Luther und Luthertum in der ersten Entwickelung, B d . 1, 1903; 1 / 1 , 2 1 9 0 4 ; 1 / 2 , 2 1906; 2, 1909) erregte D. durch seine ü b e r s c h a r f e P o l e m i k A u f s e h e n , die die wichtigen Einsichten in die theologische H e r k u n f t des R e f o r m a t o r s , die er zu vermitteln hatte, lange verdunkelte. D. starb auf einer R e i s e nach C a m b r i d g e , w o ihm die E h r e n d o k t o r w ü r d e verliehen werden sollte - e i n e der vielen E h r u n g e n , die ihm zuteil w u r d e n . WEITERE WERKE: D a s Geistliche L e b e n . E i n e B l u m e n l e s e aus den deutschen M y s t i k e r n des 14. Jahrhunderts. Graz 2 1 8 7 9 . - L u t h e r in rationalistischer und christlicher Beleuchtung. M a i n z 1904. - D i e d e u t s c h e n M y s t i k e r des 14. Jahrhunderts. Beitrag zur D e u t u n g ihrer Lehre. Hrsg. v. O t w i n Spiess. F r e i b u r g / S c h w e i z 1951. LITERATUR: Michael S c h m a u s : D „ H. S. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 595-597. - A n g e l o Walz: D „ H. S. In: Dictionnaire d ' h i s t o i r e et d e g é o g r a p h i e ecclésiastiques. B d . 4 . Paris 1960, S. 2 2 1 - 2 4 5 (Bibliogr.). - J o a c h i m Köhler: D „ H. S. In: T R E , B d . 8, 1981, S. 4 9 0 - 4 9 3 . - Josef Metzler: D „ J. In: LThK 3 , B d . 3, 1995, Sp. 94. - Beatrice Frank: D „ H. S. In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 661. D e n i s , M a r i a A n n a Elisabeth, kath. Funktionärin, * 1 7 . 2 . 1 9 0 0 Jever, t 15. 11. 1969 F r e i b u r g / B r e i s g a u . D i e Tochter eines Lehrers studierte in Berlin P ä d a g o g i k , Philosophie, Psychologie, G e s c h i c h t e und Volkswirtschaft. U n t e r d e m Einfluß von Christine —»Teusch, d a m a l s Vorsitzende des N a t i o n a l v e r b a n d s der kath. M ä d c h e n s c h u t z vereine, brach sie das S t u d i u m ab und arbeitete im G e -

Denzinger neralsekretariat des Verbands in Freiburg mit. 1928 wurde sie Generalsekretärin des Nationalverbands. Dem Nationalsozialismus stand D. zunächst nicht ablehnend gegenüber und bejahte etwa die Idee der „Volksgemeinschaft". Nach dem Zweiten Weltkrieg widmete sie sich dem Neuaufbau der Bahnhofsmissionen und initiierte Bildungsstätten für vertriebene Caritas-Mitarbeiterinnen in Greding und auf Schloß Vinsebeck. 1948 wurde D. Vizepräsidentin des Internationalen Verbands kath. Mädchensozialarbeit und 1949 Mitglied des Vorstands der deutschen Caritas, später der Arbeitsgemeinschaft für Katholische Jugendsozialarbeit. 1957-69 gehörte sie dem Hauptausschuß des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge an. D. veröffentlichte u. a. Katholischer Mädchenschutz auf dem Lande und in der Kleinstadt (1933) und Man fragt: Ist die katholische Mädchenschutzarbeit notwendig (1933). 1948 erhielt D. den päpstlichen Orden „Pro ecclesia et pontífice". LITERATUR: Manfred Berger: D„ M. A. E. In: BBKL, Bd. 20, 2001, Sp. 380-386. Denis, (Johann Nepomuk Cosmas) Michael, Pseud. Sined der Barde, Jesuit, Schriftsteller, Bibliograph, * 27.9. 1729 Schärding, t 29.9.1800 Wien. D. besuchte 1739-47 das Jesuitengymnasium in Passau, trat anschließend in Wien in den Jesuitenorden ein und wurde 1757 zum Priester geweiht. Er schrieb mehrere lateinische Schuldramen, war seit 1760 Lehrer der Schönen Wissenschaften und der Rhetorik an der Theresianischen Adelsakademie in Wien und ließ 1762 das erste deutsche Lesebuch überhaupt erscheinen (Sammlung kürzerer Gedichte aus den neuen Dichtem Deutschlandes für die Jugend). D. übersetzte als ersterden Ossian vollständig ins Deutsche (1768/69) und festigte dadurch seinen Ruf als führender österr. Literat. Er führte einen umfangreichen Briefwechsel mit gelehrten Zeitgenossen und war u.a. mit Friedrich Nicolai, —»Klopstock und Karl Wilhelm Ramler befreundet. Unter dem Pseudonym Sined, einem Anagramm für D., veröffentlichte er seit 1772 Bardenlyrik (Die Lieder Sineds des Barden). Von der Aufhebung der Gesellschaft Jesu 1773 bis zur Auflösung der Akademie 1784 leitete er die Garellische Bibliothek in Wien und hielt am Theresianum Vorträge über Bücherkunde und Literaturgeschichte. Mit einer Reihe von Publikationen zur Literaturgeschichte und zur Bücherkunde (darunter Einleitung in die Bücherkunde, 1777/78; Supplementum Annalium M. Maittaire, 1789) begründete er seit den siebziger Jahren seine exponierte Stellung in der Geschichte der bibliographischen Wissenschaften. Seit 1784 zweiter Kustos der Hofbibliothek, wurde er 1791 Hofrat und erster Kustos. D. dichtete auch Kirchenlieder, die, wie Thauet, Himmel, den Gerechten, zum Teil noch heute gesungen werden. Seine nicht vollendete Selbstbiographie Commentarli de vita sua gab sein Schüler Joseph Friedrich von Retzer im Literarischen Nachlaß (1801/02) heraus. LITERATUR: Wilhelm Bietak: D„ M. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 598 f. - Michael Kohlhäufl: D„ J. N. C. M. In: BBKL, Bd. 16, 1999, Sp. 371-376. D e n k , Joseph, kath. Theologe, Philologe, * 18. 1.1849 München, t 22.1. 1927 München. D., Sohn eines Großkaufmanns, war nach der Priesterweihe 1875 in verschiedenen Landpfarreien, zuletzt 1899-1902 in Straußdorf bei Grafing tätig, ließ sich 1903 als freiresignierter Pfarrer in München nieder und wurde Mitarbeiter Eduard Wölfflins am Thesaurus linguae Latinae. Wölfflin regte D. zu einer Neubearbeitung des 1743-49 von dem Benediktiner Pierre Sabbathier herausgegebenen Werks Bibliorum sacrorum Latinae versiones antiquae, seu vetus Italica [...], der sogenannten „Vetus Latina", an. Er erwarb eine umfangreiche patristische Bibliothek und ließ 1914 Den neuen Sabotier sowie ein Probeheft erscheinen. Zu dieser Zeit hatte er

bereits eine Sammlung von etwa einer Million Belegstellen aus den Kirchenvätern zusammengetragen, konnte sie jedoch nach dem Weltkrieg und der Inflation nicht mehr erscheinen lassen. Die Erzabtei Beuron, die den Nachlaß erbte, ediert seit 1949 die auf 35 Bände berechnete Ausgabe der Vetus Latina. LITERATUR: Georg Dittmann: D., J. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 600f. - Heinz Haffter: Der Italaforscher J. D. und der Thesaurus linguae latinae. In: Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche 58 (1967) S. 139 ff. - Friedrich Wilhelm Bautz: D„ J. In: BBKL, Bd. I, 1990, Sp. 1259 f. Denzel, Bernhard Gottlieb von, Pädagoge, * 29. 12. 1773 Stuttgart, t 13.8. 1838 Esslingen/Neckar. Nach dem Besuch der Seminarien in Denkendorf und Maulbronn studierte D. am Tübinger Stift, wurde Hauslehrer in Frankfurt/Main und war seit 1802 Pfarrvikar in Neunkirch bei Schaffhausen. Er besuchte in dieser Zeit —> Pestalozzi in Burgdorf und wurde Anhänger von dessen Unterrichtsmethoden, die er - seit 1806 Pfarrer in Pleidelsheim bei Marbach - an der Schule umzusetzen versuchte. 1811 zum Inspektor des neugegründeten Schullehrer-Seminars in Esslingen ernannt, wurde er später dessen Rektor und führte auf Veranlassung der nassauischen Regierung 1816 einen „methodologischen Lehrcursus" im Zuge der Neuorganisation des nassauischen Schulwesens durch. D. forderte eine allgemeine Volksbildung, eine höhere Lehrerbildung und - obwohl selbst seit 1832 Dekan und Prälat - eine Trennung der Schuldirektion von der Kircheninspektion. 1832 wurde er nobilitiert. D. schrieb u. a. eine Einleitung in die Erziehungsund Unterrichtslehre (5 Bde., 1814-32). LITERATUR: Arnold Stenzel: D. B. G. v. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 603 f. Denzinger, Franz Joseph Ritter von, Architekt, * 26.2.1821 Lüttich, t 14.2.1894 Nürnberg. Der Sohn eines Professors der Philosophie und Bruder Heinrich —» D.s lebte seit 1831 in Würzburg, war 1842/43 Student des Polytechnikums München und besuchte anschließend die Bauschule der Münchner Akademie der Künste. Danach Architekt in bayerischen Staatsdiensten, erhielt er 1854 den Auftrag zum Ausbau des Regensburger Doms und unternahm 1855 eine staatlich finanzierte Studienreise zum Studium gotischer Bauten durch Deutschland, die Schweiz, Frankreich und Belgien. D. wurde 1859 zum Regensburger Dombaumeister ernannt und entwarf in den folgenden Jahrzehnten neben den Arbeiten am Regensburger Dom Kirchen im romanischen Stil für Kemnath (Oberpfalz) und Hof (Voigtland). Nach dem Brand am Frankfurter Dom 1867 wurde er 1869 als Dombaumeister nach Frankfurt/Main berufen, leitete bis 1879 die dortigen Restaurierungsarbeiten und betreute daneben die Regensburger Baumaßnahmen weiter. 1879-85 war er Kreisbaurat in Bayreuth, anschließend Oberbaurat in München. D. gehörte der Wiener Akademie der Bildenden Künste als ordentliches Mitglied an. LITERATUR: Carl Weber: F. J. Ritter v. D., der letzte Dombaumeister von Regensburg. In: Süddeutsche Bauzeitung 4 (1894) S. 72-76. - Ulrike Schubert: D„ F. J. Ritter v. In: A KL, Bd. 26, 2000, S. 200 f. - Dies.: Ein berühmter Dombaumeister, aber kein Preusse! In: Dies./Stephan Mann (Hrsg.): Renaissance der Gotik. Widerstand gegen die Staatsgewalt? Kolloquium zur Kunst der Neugotik. Goch 2003, S. 63-75. Denzinger, Heinrich (Joseph Dominikus), kath. Theologe, * 10.10. 1819 Lüttich, t 9.6. 1883 Würzburg. Der Bruder Franz Joseph —>D.s studierte Philosophie und Theologie in WUrzburg und Rom, wurde 1844 zum Priester geweiht und folgte 1848 einer Berufung an die Univ. Würzburg, wo er a. o. Prof. der neutestamentlichen Exegese, 1854

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Deochar o. Prof. der Dogmatik wurde. Er begründete den wissenschaftlichen Rang der Würzburger Theologischen Fakultät mit. D. veröffentlichte u.a. die erstmals 1854 erschienene Quellensammlung Enchiridion symbolorum definitionum et declarationum de rebus fidei et morum a conciliis oecumenicis et summis pontiftcibus emanarunt (ab 32 1963 bearb. von Adolf —> Schönmetzer, ab 37 1991 hrsg. von Peter Hünermann). WEITERE WERKE: Ritus Orientalium, Coptorum, Syrorum et Armenorum, in administrandis sacramentis. Ex Assemanis, Renaudotio, Trombellio aliisque fontibus authenticis collectes. 2 Bde., Würzburg 1863/64. - Vier Bücher von der religiösen Erkenntnis. 2 Bde., Würzburg 1856-57. Nachdr. Frankfurt/Main 1967. LITERATUR: August Denzinger: H. D. Erinnerungen aus seinem Leben gesammelt von seinem älteren Bruder. Mainz 1884. - Michael Schmaus: D„ H. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 604. - Joseph Schumacher: Der Denzinger. Geschichte und Bedeutung eines Buches in der Praxis der neueren Theologie. Freiburg/Breisgau u.a. 1974. - Peter Walter: D., H. J. D. In: LThK\ Bd. 3, 1995, Sp. 99. - Peter Hünermann: D., H. J. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 668. - Manfred Weitlauff: Zur Entstehung des „Denzinger". Der Germaniker Dr. H. J. D. D. (1819-83) in den ersten Jahren seines akademischen Wirkens an der Universität Würzburg. In: Kirche zwischen Aufbruch und Verweigerung. Hrsg. v. Franz Xaver Bischof. Stuttgart u.a. 2001, S. 140-190. D e o c h a r , auch Dietger, Benediktiner, Abt von Herrieden, t vor 829 Herrieden. Der Schüler —> Alkuins war Mönch im Kloster Fulda; er soll auch in Aachen gewirkt haben. Um 795 wurde er Abt von Herrieden und stand nach 800 in kgl. Diensten. Bei der Erhebung der Gebeine des —> Bonifatius 819 zählte D. in Fulda zu den Trägern des Reliquienschreins. Er galt als Patron der Blinden und Augenkranken. LITERATUR: Ekkart Sauser: D. In: BBKL, Bd. 21, 2003, Sp. 330 f. D e r e n b u r g , Joseph, auch Derenbourg, Orientalist, Talmudist, * 21.8.1811 Mainz, t 29.6. 1895 Ems. Nach dem Studium an den Universitäten Gießen und Bonn 1830-34 kam D. als Hauslehrer nach Amsterdam und ließ sich 1838 in Paris nieder. Hier setzte er seine orientalistischen Studien fort, befaßte sich unter dem Einfluß Abraham —> Geigers mit dem Talmud und erhielt 1843 die französische Staatsbürgerschaft. Seit 1851 Deutschlehrer am Lycée Henri IV., wurde er im folgenden Jahr Korrektor bei der französischen Staatsdruckerei und leitete bis 1864 eine 1857 von ihm gegründete höhere Lehranstalt für jüdische Knaben. D. wurde 1869 Mitglied der Ehrenlegion, 1871 der „Académie des Inscriptions et Belles-Lettres" und übernahm 1877 den für ihn geschaffenen Lehrstuhl der rabbinischhebräischen Sprache und Literatur an der „Ecole pratique des Hautes Études". 1868 in das Zentralkomitee der „Alliance Israélite" gewählt, wurde er später dessen Vizepräsident und war 1869-72 Mitglied des israelitischen Konsistoriums in Paris. D. besorgte die Gesamtausgabe und Übersetzung der Schriften Saadjas (davon erschienen 5 Bde., 1893-99). D e r e s e r , Anton, auch Thaddeus a Sancto Adamo D., Karmeliter, Theologe, * 3.2. 1757 Fahr (Unterfranken), t 16.6. 1827 Breslau. D., Sohn eines Weinbauern, trat 1776 in den Karmeliterorden ein, studierte Philosophie und Theologie in Würzburg und Heidelberg und wurde 1780 in Mainz zum Priester geweiht. Seit 1781 lehrte er als Lektor seines Ordens in Heidelberg und wurde 1783 Prof. der griechischen Sprache und neutestamentlichen Hermeneutik an der Akademie (seit 1786 Univ.) in Bonn. 1791 kam er als Prof. der Exegese nach

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Straßburg und war seit 1792 Superior des bischöflichen Priesterseminars, 1793-96 auch Redakteur des „Straßburger Kuriers". Während der Revolution wurde er verhaftet und zum Tod verurteilt, da er den Eid auf die Verfassung verweigerte. Nach dem Sturz der Jakobiner befreit, trat D. 1799 in Heidelberg eine Professur für biblische Exegese und orientalische Sprachen an und wurde 1810 Stadtpfarrer in Karlsruhe. 1811-14 Regens des bischöflichen Priesterseminars in Luzern, war er seit 1815 Domkapitular und Prof. der Dogmatik in Breslau. D. war einer der führenden kath. Theologen der Aufklärung in Deutschland; als rationalistischer Exeget geriet er in Konflikt mit der Kurie. Er vollendete die Bibelübersetzung des Dominicus von —»Brentano (Die heiligen Schriften des Alten Testamentes, 1801 ff.) und wurde als Erbauungsschriftsteller durch sein „Deutsches Brevier" Erbauungsbuch für alle Christen auf alle Tage des Kirchenjahrs (4 Bde., 1792, 8 1820) bekannt. WEITERE WERKE: Necessitas linguarum orientalium ad sacram scripturam intelligendam, vindicandam ac dogmata fidei inde probanda. Köln 1783. - Notiones generales hermeneuticae sacrae Novi Testamenti. Köln 1786. - Rechte und Pflichten des Pabstes. Ein Auszug aus den Schriften des heiligen Bernardus an Pabst Eugen III. o. O. 1787. - Grammatica hebraica. Cum notis masoreticis ac dictis quibusdam veteris Testamenti classicis. Basel 1813. LITERATUR: Franz Xaver Münch: Der äussere Lebensgang des Aufklärungstheologen T. A. D. Diss. Bonn 1929. - Bartolomé Xiberta: D„ T. a. S. A. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 605. - Arno Schilson: D„ A. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, S. 672f. - Susanne Lachenicht: Information und Propaganda. Die Presse deutscher Jakobiner im Elsaß (1791-1800). München 2004. D e r n b a c h , Balthasar von, Benediktiner, Fürstabt von Fulda, * 1548, t 15.3.1606 Fulda. D. trat in den Benediktinerorden ein und wurde 1570 zum Fürstabt von Fulda gewählt. Im folgenden Jahr nahm er mit Hilfe der Jesuiten die kath. Restauration seines Stifts in Angriff. Der Würzburger Bischof Julius —> Echter von Mespelbrunn, der eine engere Bindung des Stifts an das Bistum forderte, verband sich mit D.s Gegnern in Kapitel und Ritterschaft und setzte eine eigene Regierung in Fulda ein. D. mußte 1576 resignieren, erwirkte jedoch bei Kaiser Rudolf II., daß das Stift 1577 unter kaiserliche Verwaltung gestellt wurde. Von Biberstein aus, das ihm 1579 zugesprochen wurde, trieb er die Gegenreformation voran und wurde 1602 durch kaiserliches Urteil wieder als Fürstabt von Fulda eingesetzt. D. war der Onkel von Peter Philipp von —» D. LITERATUR: O. Schaffrath: D. und seine Zeit. Fulda 1967. Josef Leinweber: Die Fuldaer Äbte und Bischöfe. Frankfurt/ Main 1989, S. 115-121. - Johannes Merz: Georg Horn und seine Historia. Neustadt/Aisch 1992, S. 94-123. - Norbert Kandier: D„ B. v. In: LThK\ Bd. 3, 1995, Sp. 103. D e r n b a c h , Peter Philipp Graf von, Fürstbischof von Bamberg und Würzburg, * 1.7. 1619 Gaisa (Hessen), t 24.4. 1683 Würzburg. Der Neffe Balthasar von —¥ D.s begann seine Ausbildung in Fulda, wurde 1631 Kanoniker in Bamberg und studierte 1639 an der Univ. Würzburg sowie 1643 am Collegium Germanicum in Rom. Seit 1649 Kapitular in Bamberg und Würzburg, war er von 1651 an Vicedom der Bamberger Besitzungen in Kärnten und knüpfte Verbindungen zum Haus Habsburg. D. wurde 1672 zum Fürstbischof von Bamberg gewählt, erhielt im folgenden Jahr die Würzburger Dompropstei und wurde, nachdem sich auch der Wiener Hof um seine Ernennung bemühte und sich der Kandidat der Priesterweihe unterzog, 1675 zum Fürstbischof von Würzburg geweiht; 1678 folgte seine Erhebung in den Reichsgrafenstand.

Determe WERKE: A p p l a u s u s f ü r Peter Philipp. B a m b e r g 1672. - D e ß H o c h w ü r d i g s t e n F ü r s t e n und H e r r e n s . . . publicirten M a n d a t extrahirte O r d n u n g . W i e es h i n f ü h r o sonderlich bey d e n e n ersten M e s s e n , H e y r a t h s - T ä g e n , H o c h z e i t e n . . . soll g e h a l t e n w e r d e n . W ü r z b u r g 1681.

2 0 0 0 A n d a c h t s b i l d e r mit M a d o n n e n - und Heiligendarstellungen (darunter zwei Altarbilder und ein W a n d g e m ä l d e f ü r d i e n e u e kath. Kirche in Z ü r i c h , 1844), d i e g r o ß e P o p u l a r i t ä t erlangten. Er w u r d e im V o l k s m u n d d e r „ B i l d e r m i s s i o n a r " genannt.

LITERATUR: H a n s J ü r g e n W u n s c h e l : D i e A u ß e n p o l i t i k d e s B i s c h o f s von B a m b e r g und W ü r z b u r g P. P.s v. D . N e u s t a d t / A i s c h 1979. - E g o n J o h a n n e s Greipl: D., P. P. R e i c h s g r a f . In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 6 4 8 - 1 8 0 3 ) , 1990, S. 7 6 f . - A l f r e d W e n dehorst: P. P. v. D. In: N D B , B d . 2 0 , 2 0 0 1 , S. 2 2 8 f.

LITERATUR: C h r i s t i n e K a m m - K y b u r z : D., M . P. v. In: A K L , Bd. 2 6 , 2 0 0 0 , S. 3 3 7 f.

D e r s c h , W i l h e l m (Heinrich), Historiker, A r c h i v a r , * 2 6 . 3 . 1877 Herbstein, f 1 1 . 8 . 1 9 4 2 D a r m s t a d t . D., S o h n eines R e c h n u n g s r a t s , studierte G e s c h i c h t e und G e r m a n i s t i k in M a r b u r g , w o er 1899 mit der U n t e r s u c h u n g Die Kirchenpolitik des Erzbischofs Aribo von Mainz 1021-1031 p r o m o v i e r t w u r d e . 1900 trat er in M a r b u r g in den preuß. A r c h i v d i e n s t ein, der ihn an d i e S t a a t s a r c h i v e M ü n s t e r ( 1905) und P o s e n (1912) f ü h r t e , e h e er 1914 an d a s A r c h i v des H e r z o g t u m s S a c h s e n - M e i n i n g e n wechselte. Seit 1918 w i e d e r in M a r b u r g , w u r d e er 1927 D i r e k t o r d e s Staatsarchivs B r e s l a u . 1935 ü b e r n a h m D., o b g l e i c h er den Beitritt zur N S D A P v e r w e i g e r t hatte, d i e L e i t u n g des S t a a t s a r c h i v s K o b l e n z , ließ sich a b e r bereits 1938 aus G e s u n d h e i t s g r ü n d e n in den R u h e s t a n d versetzen. D i e F o r s c h u n g e n D.s, der seit 1904 d e r H i s t o r i s c h e n K o m m i s s i o n f ü r H e s s e n und W a l d e c k a n g e h ö r t e u n d 1937 E h r e n m i t g l i e d d e s H i s t o r i s c h e n Vereins f ü r H e s s e n g e w o r d e n war, galten der h e s s i s c h e n und thüring i s c h e n L a n d e s g e s c h i c h t e , vor allem der K i r c h e n g e s c h i c h t e . Er v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Hessisches Klosterbuch (1915, 21940) und Oberhessische Heimatgeschichte (1925).

Derschau,

Friedrich von, Jurist, Dichter, * 1.3. 1644 Königsberg, f 1 0 . 4 . 1 7 1 3 Königsberg. D e r S o h n des Juristen R e i n h o l d von D. studierte in seiner H e i m a t s t a d t R e c h t s w i s s e n s c h a f t e n und w u r d e dort n a c h der K a v a l i e r s t o u r d u r c h D e u t s c h l a n d , F r a n k r e i c h , H o l l a n d und Polen 1673 Präsident d e s p o m e s a n i s c h e n Konsistoriu m s . 1679 z u m O b e r a p p e l l a t i o n s g e r i c h t s r a t e r n a n n t , w a r er seit 1686 zugleich B ü r g e r m e i s t e r der K ö n i g s b e r g e r Altstadt und von 1692 an k u r f ü r s t l i c h e r H o f r a t . D . schrieb K i r c h e n lieder u n d v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Theatrum divinae providentiae oder Geschichte Hiobs nach der Verdeutschung Lutheri in deutsche Verse gebracht (1697). D e s B o s s e s , B a r t h o l o m ä u s , Jesuit, T h e o l o g e , P h i l o s o p h , * 2 9 . 8 . 1 6 6 8 Herford, t 1 7 . 4 . 1 7 3 8 Köln. Seit 1686 Jesuit, lehrte D e s B . T h e o l o g i e a m C o l l e g i u m in H i l d e s h e i m , 1709-11 M a t h e m a t i k in Köln, a n s c h l i e ß e n d in P a d e r b o r n u n d k e h r t e 1713 n a c h K ö l n z u r ü c k . Seit e i n e m B e s u c h bei G o t t f r i e d W i l h e l m —» L e i b n i z 1706 in H a n n o v e r f ü h r t e n b e i d e einen u m f a n g r e i c h e n gelehrten B r i e f w e c h s e l zu p h i l o s o p h i s c h e n und t h e o l o g i s c h e n F r a g e n . D e s B. verö f f e n t l i c h t e u . a . G. G. Leibnitii Tentamina Theodiceae de bonitate Dei, liberiate hominis, et origine mali, Latine versa, et notationibus illustrata (1719). LITERATUR: H a n s Saring: D e s B „ B . In: N D B , B d . 3, 1957, S. 6 1 2 . D e s c h w a n d e n , M e l c h i o r (Paul) von, s c h w e i z e r . M a l e r , Z e i c h n e r , * 10. 1. 1811 Stans ( N i d w a i d e n ) , t 2 5 . 2 . 1881 Stans. D. erhielt seinen ersten Unterricht in d e r M a l e r e i in Z u g und Z ü r i c h , b e s u c h t e 1830 M ü n c h e n und lebte a n s c h l i e ß e n d in St. Gallen und L a u s a n n e . Seit 1838 hielt er sich in Italien auf, k a m dort in K o n t a k t mit d e n N a z a r e n e r n und v e r k e h r t e 1840 einige M o n a t e mit J o h a n n Friedrich —» O v e r b e c k . A n l ä ß l i c h einer E r k r a n k u n g n a c h Stans z u r ü c k g e k e h r t , verließ er seinen G e b u r t s o r t nur noch f ü r k u r z e R e i s e n nach D ü s s e l d o r f (1842), Paris ( 1 8 4 3 ) , B e l g i e n (1851), M ü n c h e n ( 1 8 6 1 ) und R o m ( 1869). Er schuf in g r o ß e r Schnelligkeit i n s g e s a m t e t w a

D e s i n g , A n s e l m , T a u f n a m e : F r a n z Josef A l b e r t , B e n e d i k tiner, T h e o l o g e , U n i v e r s a l g e l e h r t e r , * 1 5 . 3 . 1699 A m b e r g , t 17. 12. 1772 E n s d o r f ( O b e r p f a l z ) . D., S o h n eines H o f g e r i c h t s a d v o k a t e n bei der R e g i e r u n g in A m b e r g , studierte 1715-17 P h i l o s o p h i e an d e r U n i v . W i e n , trat 1718 in d i e B e n e d i k t i n e r a b t e i E n s f e l d e n ein und w i d m e t e sich bis zu seiner P r i e s t e r w e i h e 1723 d e m T h e o l o g i e s t u d i u m in M i c h e l f e l d . 1725-31 lehrte er a m O r d e n s g y m n a s i u m in W e i h e n s t e p h a n und w a r 1737-43 Prof. an der U n i v . Salzburg, w o er sich f ü r e i n e R e f o r m der L e h r e einsetzte, selbst L e h r b ü c h e r v e r f a ß t e u n d A p p a r a t e f ü r den e x p e r i m e n t e l l e n P h y s i k u n t e r r i c h t e r w a r b . M a ß g e b l i c h an der E r r i c h t u n g der R i t t e r a k a d e m i e in K r e m s m ü n s t e r beteiligt, w u r d e n dort n a c h seinen P l ä n e n der „ M a t h e m a t i s c h e T u r m " e r b a u t und K o n takte zu den S t e r n w a r t e n in W i e n , Paris, B o l o g n a und R o m a u f g e n o m m e n . D . o r d n e t e i m A u f t r a g d e s F ü r s t b i s c h o f s von P a s s a u , J o s e p h D o m i n i k von —»Lamberg, d a s f ü r s t b i s c h ö f l i c h e A r c h i v s o w i e d i e B i b l i o t h e k und w u r d e zu d i p l o m a t i s c h e n M i s s i o n e n v e r w e n d e t ; e i n e R o m r e i s e 1750 g a b den A n s t o ß zu einer R e i h e von V e r ö f f e n t l i c h u n g e n g e g e n d a s rationalistische N a t u r r e c h t der A u f k l ä r u n g . Seit 1761 A b t von E n s d o r f , f ö r d e r t e D . die w i s s e n s c h a f t l i c h e n Aktivitäten der Abtei. Er publizierte zuletzt Deutschlands untersuchter Rechtsgeschichte Erster Teil (1768). WEITERE WERKE: Historia auxilia. A u g s b u r g u . a . 5 1 7 3 6 . Collegia g e o g r a p h i c o - h i s t o r i c o - p o l i t i c a . Stadt a m Hof 1744. - A u x i l i a g e o m e t r i c a . A d t y r o c i n i u m et c o n t e m p l a tionis, et u s u s a c c o m m o d a t a . Salzburg 1752. - P o r t a linguae latinae. E x h i b e n s n o m e n c l a t u r a m , p h r a s e o l o g i a m . M ü n c h e n u . a . 1756. LITERATUR: N i k o l a u s E r b : A . D . A b t d e s Klosters E n s d o r f in der O b e r p f a l z . R e g e n s b u r g 1857. - I l d e f o n s S t e g m a n n : A . D . Diss. M ü n c h e n 1929. - Ders.: D „ A . In: N D B , B d . 3, 1957, S. 6 1 4 f. - J o h a n n e s S c h a b e r : D „ A . In: B B K L , B d . 14, 1998, S p . 9 1 9 - 9 2 4 . - Willi G e g e n f u r t n e r : A . D. ( 1 6 9 9 - 1 7 7 2 ) . A b t des B e n e d i k t i n e r k l o s t e r s E n s d o r f . In: L e b e n s b i l d e r aus der G e s c h i c h t e d e s B i s t u m s R e g e n s b u r g . Hrsg. v. G e o r g S c h w a i g e r . I. Teil. R e g e n s b u r g 1989, S. 3 7 2 - 3 7 6 . - A . D. ( 1 6 9 9 - 1 7 7 2 ) . K a l l m ü n z 1999. D e ß l e r , W o l f g a n g C h r i s t o p h , a u c h Desler, K i r c h e n l i e d e r dichter, * 1 1 . 2 . 1660 N ü r n b e r g , t 11.3. 1722 N ü r n b e r g . D. e r l e r n t e z u n ä c h s t d e n väterlichen B e r u f eines G o l d s c h m i e d s und Juweliers, studierte später T h e o l o g i e an der U n i v . A l t d o r f , k o n n t e j e d o c h aus g e s u n d h e i t l i c h e n G r ü n d e n w e d e r d a s S t u d i u m a b s c h l i e ß e n n o c h e i n e Pfarrstelle ann e h m e n . Er verdiente seinen L e b e n s u n t e r h a l t d u r c h Ü b e r s e t z u n g e n und K o r r e k t u r a r b e i t e n , w a r M i t a r b e i t e r E r a s m u s Franciscis und w u r d e d u r c h ihn in d e r D i c h t k u n s t u n t e r w i e sen. 1705-20 w a r er K o n r e k t o r d e r S c h u l e z u m Hl. Geist in N ü r n b e r g . D . v e r f a ß t e e r b a u l i c h e B e t r a c h t u n g e n ( u . a . GOTT-geheiligter Christen nutzlich-ergetzende Seelen-Lust, 1692) u n d K i r c h e n l i e d e r , von d e n e n e i n i g e d u r c h d i e A u f n a h m e in pietistische G e s a n g b ü c h e r Verbreitung f a n d e n . LITERATUR: A d a l b e r t E i s c h e n b r o i c h : D., W . C. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 6 1 6 f . - D „ W . C. In: N G r o v e D , B d . 7, 2 2 0 0 1 , S. 251. - F r a n z K r a u t w u r s t : D „ W . C. In: M G G 2 P , B d . 5, 2 0 0 1 , Sp. 909.

Determe,

J o h a n n Baptist, kath. T h e o l o g e , * 1. H ä l f t e 18. Jh. S o n l e z ( L u x e m b u r g ) , t 1 8 . 1 . 1787. D . w u r d e seit s e i n e m z e h n t e n L e b e n s j a h r in D e u t s c h l a n d e r z o g e n , studierte an d e n Universitäten P r a g und W i e n Phi-

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Detmar losophie, Rechtswissenschaften und Theologie und wurde in allen diesen Fächern promoviert. Später zum Priester geweiht, berief ihn Maria Theresia zu ihrem und ihrer Kinder Beichtvater. Unter Kaiser Joseph II. wurde D. kaiserlicher Berater für kirchliche Reformen. D e t m a r , auch Thietmar, Bischof von Osnabrück, * Obersachsen, t 18.6.1023. D. studierte an der Domschule zu Magdeburg, wurde dort Kanonikus und genoß Erzbischof —»Giselhers besondere Protektion. Aus Magdeburg von Erzbischof —> Willigis von Mainz abgeworben, ernannte ihn Kaiser —»Heinrich II. später zum Propst in Aachen. 1003 von Erzbischof —»Heribert von Köln zum Bischof von Osnabrück geweiht, nahm D. an den Kirchenversammlungen in Dortmund (1005) und Frankfurt (1007), an den Reichstagen in Grone (1013) und Dortmund (1016) sowie an der Einweihung der von Heinrich II. gestifteten Kirche in Bamberg teil. 1011 gründete er das Kollegiatstift Johannes des Täufers und die Dombibliothek. D. schrieb poetische Werke und eine als verschollen geltende Autobiographie. LITERATUR: Schaumann: D. In: ADB, Bd. 5, 1877, S. 82. Dettelbach, Gaudentius, auch Dettlbach, Detlbach, Tedibach, Tedelbach, Taufname: Leopold, Franziskaner, Komponist, Organist, * 22.9.1739 Ungarisch Altenburg, t 8.10.1818 Eisenstadt. Der Sohn des Komponisten Laurentius Erasmus Tödlbach trat 1757 in den Franziskanerorden ein und studierte nach dem Noviziat in Malacky Philosophie in Pest (1757-60) und Theologie in Bratislava (1761-63). Nach der Priesterweihe 1763 wirkte er bis 1769 als Organist und Director chori in Gyôr. Danach war er als Organist, Director bzw. Magister chori und Musiklehrer an Klöstern in Preßburg (1769-71, 1773-78), Trnava (1771-73), Pest (1778/79), Frauenkirchen (1779-89) und Eisenstadt (1789-1818) tätig. Ende der sechziger Jahre führte D. die Musikreform in der Marianischen Provinz durch (Missale Romanum Mariano-Seraphicum, 1770; Antiphonarium Romanian Mariano-Seraphicum, 1771). D„ der mindestens elf Bücher mit Kirchenmusik für die verschiedenen Klöster geschrieben hatte, gehörte zu den einflußreichsten Franziskanerkomponisten seiner Zeit. LITERATUR: Ladislav Kacic: D., G. In: MGG 2 P, Bd. 5, 2001, Sp. 930-932. Deucer, Johann, evang. Theologe, 17. Jh. D. war als Prediger in Jena und Gröblitz tätig. Später wirkte er als Pfarrer in Schlaggenwald (Böhmen), wurde aber von der Gegenreformation vertrieben. Über sein weiteres Leben ist nichts bekannt. Neben Arbeiten zum Bergrecht (Metallicorum Corpus Juris..., 1624) veröffentlichte er Bergpredigten (1612) sowie mehrere Andachtsbücher, darunter Christliches Gebetglöcklein (1623), das Texte D.s und anderer Verfasser versammelt. Deutinger, Martin von, kath. Theologe, Historiker, * 11. 11. 1789 Wartenberg bei Erding, t 30. 10. 1854 München. Nach dem Theologiestudium in München und Freising wurde D. 1813 promoviert, zum Priester geweiht und im folgenden Jahr als Registrator und Taxator beim Generalvikariat in Freising zur Ordnung des Archivs herangezogen. Seit 1821 Domkapitular des neuerrichteten Erzbistums München-Freising, war er von 1825 an Oberkirchen- und Schulrat im Innenministerium. Seit dieser Zeit mit Carl August von Abel befreundet, wurde D. 1836 Generalvikar, im folgenden Jahr Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 1841 Dompropst und 1846 Direktor des Allgemeinen geistlichen Rats und des Metropolitangerichts. Der Großonkel des Theologen und Philosophen Martin —»D.,

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der 1837 den bayerischen Personaladel erhielt, befaßte sich vor allem mit Studien zur Freisinger Diözesangeschichte und veröffentlichte u. a. Die älteren Matrikeln des Bistums Freising (3 Bde., 1849/50). LITERATUR: A. Weiß: D., M. v. In: ADB, Bd. 5, 1877, S. 89 f. - Anton Zeis: D„ M. v. In: Gatz, Bischöfe (1785/1803-1945), 1983, S. 124 f. Deutinger, Martin, kath. Theologe, Philosoph, * 24.3.1815 Schachten bei Langenpreising (Oberbayern), t 9.9.1864 Bad Pfäfers (Schweiz). Der Sohn eines Müllers und Großneffe des Theologen und Historikers Martin von - » D . studierte in Dillingen und München, wurde 1837 zum Priester geweiht und habilitierte sich ohne Promotion 1841 für Philosophie. 1844 verlieh ihm die Univ. Würzburg den theologischen Doktortitel. 1846 folgte er einem Ruf als a. o. Prof. der Philosophie an die Univ. München, wurde aber 1848 im Zusammenhang mit der Affäre um Lola Montez seines Amts enthoben und nach Dillingen versetzt. Seit 1852 auf eigenen Wunsch hin im Ruhestand, ließ sich D. in München nieder, wo er seit 1858 Universitätsprediger war. In der Absicht, eine umfassende, illustrierte Kunstgeschichte zu verfassen, unternahm er ausgedehnte Kunstreisen und nahm den Bestand beinahe aller europäischen Galerien auf, nachdem er 1850 die Photographie erlernt hatte. Als Philosoph entwickelte er die Lehre Franz von —»Baaders weiter, führte den freien Willen als christliches Erkenntnisprinzip ein und grenzte sich dadurch vom Idealismus und der Neuscholastik ab. D. begründete 1850 „Siloah. Zeitschrift für religiösen Fortschritt innerhalb der Kirche". Neben seinem Hauptwerk Grundlinien einer positiven Philosophie als vorläufiger Versuch einer Zurückfiihnmg aller Theile der Philosophie auf christliche Principien (7 Tie., 1843-5.3) veröffentlichte er zahlreiche philosophische, theologische und kunsthistorische Arbeiten, u. a. Bilder des Geistes in Kunst und Natur (4 Bde., 1846-66), Der Geist der christlichen Uberlieferung (2 Bde., 1850/51 ) und Das Reich Gottes nach dem Apostel Johannes (3 Bde., 1861-67, neu bearb. von Franz Zimmer, 1933). WEITERE WERKE: Das Princip der neueren Philosophie und die christliche Wissenschaft. Regensburg 1857. Nachdr. Regensburg 1967. - Werke. Hrsg. v. Heinrich Fels. München 1938. LITERATUR: Georg Sattel: M. D.s Gotteslehre. Regensburg 1905. - Hans Graßl: D„ M. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 623. Wolfhart Henckmann: Das Wesen der Kunst in der Ästhetik M. D.s. München 1966 (mit Werkverzeichnis). - Walter Mixa: Das Werden der Person durch Glaube, Hoffnung und Liebe nach M. D. Essen 1981. - Franz Wiedemann: M. D. Leben und Werk. Graz u.a. 1971. - Stephan Berger: Zur Grundlegung einer Theologie der Subjektivität. M. D.s philosophisch-theologische Subjekttheorie. Frankfurt/Main u.a. 1985. - Bernhard Braun: M. D. (1815-1864). In; Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Emerich Coreth, Walter M. Neidl und Georg Pfligersdorffer. Bd. 1. Graz u.a. 1987, S. 285-305. - Hermann-Josef Reudenbach: D., M. In: LThK3, Bd. 3, 1995, Sp. 118 f. D e u t m a y r , Bernhard, Benediktiner, Theologe, * 28.12. 1747 München, t 29.7. 1827 Grafenau. D. wurde 1767 Benediktiner im niederbayerischen Niederaltaich, empfing 1771 die Priesterweihe, wurde Lektor der Theologie in seinem Kloster und hielt Vorlesungen über Kirchenrecht und Kirchengeschichte. 1783-1804 wirkte er als Vikar in Grafenau. D. war langjähriger Mitarbeiter der „Oberdeutschen Literatur-Zeitung"; er schrieb u.a. Exercitatio de juribus ecclesiasticis Germaniae specialibus (2 Teile, 1779/80).

Dewitz D e u t s c h , Friedrich, e v a n g . T h e o l o g e , * 2 . 4 . 1 6 5 7 K ö n i g s berg, t 2 1 . 4 . 1709 K ö n i g s b e r g . D. studierte an d e n U n i v e r s i t ä t e n K ö n i g s b e r g und Jena, unt e r n a h m n a c h d e m E r w e r b des M a g i s t e r g r a d s 1679 e i n e Studienreise d u r c h Holland, F r a n k r e i c h und E n g l a n d , k e h r t e 1683 in d i e H e i m a t z u r ü c k und w u r d e 1686 z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t . I m gleichen J a h r erhielt er e i n e a. o. P r o f e s s u r an der U n i v . K ö n i g s b e r g , w u r d e 1688 zweiter o . P r o f . der T h e o l o g i e und w a r d a n e b e n P f a r r e r an d e r L ö b e n i c h t s c h e n K i r c h e s o w i e A s s e s s o r d e s K o n s i s t o r i u m s . 1703 z u m ersten o. Prof. und O b e r h o f p r e d i g e r e r n a n n t , b e f a ß t e er sich in seinen S t u d i e n mit d o g m a t i s c h e n , e t h i s c h e n und historischen Fragen. D . publizierte u. a. De natura et constitutione theologiae moralis. LITERATUR: V D 17. - W a g e n m a n n : D „ F. In: A D B , B d . 5, 1877, S. 92. D e u t s c h , G o t t h a r d , j ü d i s c h e r T h e o l o g e , Historiker, * 31. 1. 1859 K a n i t z bei B r ü n n , t 14. 10. 1921 C i n c i n n a t i (Ohio, USA). D. studierte a m R a b b i n e r s e m i n a r in B r e s l a u und in W i e n , erw a r b 1881 das R a b b i n a t s d i p l o m und w a r bis 1887 R e l i g i o n s lehrer in B r ü n n , a n s c h l i e ß e n d R a b b i n e r in B r ü x . 1891 f o l g t e er einer B e r u f u n g als Prof. der j ü d i s c h e n G e s c h i c h t e und R e l i g i o n s p h i l o s o p h i e an d a s H e b r e w U n i o n C o l l e g e n a c h C i n cinnati (Ohio), dessen D i r e k t o r er 1903 w u r d e . D. galt als einer d e r f ü h r e n d e n Vertreter eines religiösen L i b e r a l i s m u s . Er b e f a ß t e sich ü b e r w i e g e n d mit j ü d i s c h e r G e s c h i c h t e und Kult u r g e s c h i c h t e des 18. und 19. Jh., w a r R e d a k t e u r f ü r n e u e r e j ü d i s c h e G e s c h i c h t e der Jewish Encyclopedia u n d redigierte u . a . 1901-03 d i e d e u t s c h s p r a c h i g e M o n a t s s c h r i f t „ D i e D e b o r a h " in C i n c i n n a t i . N e b e n w i s s e n s c h a f t l i c h e n A r b e i t e n (u. a. Symbolik in Kultus und Dichtung bei den Hebräern, 1886) v e r ö f f e n t l i c h t e er E r z ä h l u n g e n , d a r u n t e r Andere Zeiten (1898). D e u t s c h , Samuel Martin, evang. Theologe, * 1 9 . 2 . 1 8 3 7 W a r s c h a u , t 3 . 7 . 1 9 0 9 Berlin. Der S o h n e i n e s in der J u d e n m i s s i o n tätigen A l t l u t h e r a n e r s studierte an d e n Universitäten E r l a n g e n und R o s t o c k , Schloß sich d e r unierten p r e u ß . L a n d e s k i r c h e an u n d w u r d e 1862 M i t g l i e d des B e r l i n e r D o m k a n d i d a t e n s t i f t s . Seit 1864 R e l i g i o n s l e h r e r a m J o a c h i m s t h a l s c h e n G y m n a s i u m , k a m er 1882 als Prof. ans L u i s e n g y m n a s i u m und f o l g t e 1885 einer B e r u f u n g als a. o. Prof. der K i r c h e n g e s c h i c h t e an d i e Univ. B e r lin. 1891 w u r d e er M i t g l i e d d e s B r a n d e n b u r g i s c h e n K o n s i s t o r i u m s . D. v e r f a ß t e S t u d i e n zu A b a e l a r d s o w i e u . a . ein Lehrbuch der Kirchengeschichte (1909). WEITERE WERKE: D e s A m b r o s i u s L e h r e von d e r S ü n d e und der S ü n d e n t i l g u n g . Berlin 1867. - Drei A c t e n s t ü c k e zur G e schichte des D o n a t i s m u s . Berlin 1875. - D i e S y n o d e zu Sens 1141 und d i e Verurteilung A b ä l a r d s . Berlin 1880. - Peter A b ä l a r d , ein kritischer T h e o l o g e d e s 12. J a h r h u n d e r t s . Leipzig 1883. D e u t s c h m a n n , J o h a n n , luth. T h e o l o g e , * 10. 8 . 1 6 2 6 J ü t e r b o g , t 12. 8 . 1 7 0 6 W i t t e n b e r g . D., S o h n e i n e s G e r i c h t s a s s e s s o r s , studierte seit 1645 an der U n i v . Wittenberg, e r l a n g t e 1648 d e n M a g i s t e r g r a d , bereiste 1655 D e u t s c h l a n d , D ä n e m a r k und H o l l a n d und w u r d e 1657 Prof., 1662 O r d i n a r i u s der T h e o l o g i e an d e r U n i v . W i t t e n berg. Seit 1688 war er S e n i o r der W i t t e n b e r g e r T h e o l o g i schen Fakultät. Er b e k ä m p f t e d i e G e g n e r d e s o r t h o d o x e n L u t h e r t u m s , d a r u n t e r die Synkretisten u m Friedrich Ulrich —> Calixt u n d d i e Pietisten u m Philipp J a k o b —> Spener. D e r G e s i n n u n g s g e n o s s e und S c h w i e g e r s o h n A b r a h a m —»Calovs publizierte zahlreiche D i s p u t a t i o n e n und satirisch-theologis c h e Streitschriften, d a r u n t e r Der Theologen zu Wittenberg Christlutherische Vorstellung in [...] Lehrsätzen und /...] Gegensätzen aus [...] Speners Schriften aufgesetzt und publiziert [...] (1695).

WEITERE WERKE: A b g e n ö t h i g t e und in d e r T h a t a u f r i c h tige A n t w o r t d e r theologischen F a k u l t ä t zu Wittenberg [ . . . ] w i d e r d i e k r ä n k e n d e S c h r i f t [ . . . ] P h i l i p p J a c o b S p e n e r s . Witt e n b e r g 1696. - A n t i q u i s s i m a positiva primi theologi, A d a m i protoplasti. W i t t e n b e r g 1709. LITERATUR: H e r m a n n S c h ü s s l e r : D., J. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 6 2 5 . - K e n n e t h A p p o l d : D „ J. In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, S p . 772. D e v a r a n n e , T h e o d o r E u g e n ( G e r h a r d Albert), e v a n g . T h e o l o g e , * 2 8 . 5 . 1880 G r o ß Z i e t h e n ( U c k e r m a r k ) , t 7 . 3 . 1 9 4 6 Berlin. D., S o h n e i n e s f r a n z ö s i s c h - r e f o r m i e r t e n P f a r r e r s und K o n sistorialrats, studierte in Berlin, T ü b i n g e n und H e i d e l b e r g T h e o l o g i e . N a c h der O r d i n a t i o n 1906 H i l f s p r e d i g e r an der G e r t r a u d k i r c h e in F r a n k f u r t / O d e r , w e c h s e l t e er 1908 als F r ü h p r e d i g e r an die J e r u s a l e m e r und N e u e K i r c h e in Berlin. 1911 w u r d e er P f a r r e r an der Trinitatiskirche in C h a r lottenburg. Seit 1922 w a r D. als I n s p e k t o r f ü r die Berliner O s t a s i e n - M i s s i o n z u s t ä n d i g , d e r e n D i r e k t o r er 1930 w u r d e . D. v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Von Tsingtau bis Peking. Streifzüge durch Nordchina ( 1 9 2 7 ) , Amerika du hasts nicht besser. Reisebriefe aus Amerika (1929) und Die Kirchen Japans (1940). LITERATUR: M a t t h i a s W o l f e s : D., T . E. G . A . In: B B K L , B d . 18, 2 0 0 1 , Sp. 3 4 4 - 3 4 8 . D e v o r a , Viktor J o s e p h A l o y s i u s , kath. T h e o l o g e , P ä d a g o g e , * 2 1 . 6 . 1774 H a d a m a r , t 3 . 3 . 1837 Trier. D., S o h n eines w o h l h a b e n d e n K a u f m a n n s , T u c h f a b r i k a n t e n und A m t m a n n s , studierte in M a i n z und W ü r z b u r g . 1796 ging er n a c h F u l d a und w u r d e i m f o l g e n d e n J a h r z u m Priester g e w e i h t . A n s c h l i e ß e n d w a r D. P f a r r g e h i l f e in F r i c k h o f e n , 1803-05 in St. G o a r s h a u s e n , d a n a c h v o r ü b e r g e h e n d Kaplan von Perl (Saarburg), seit 1806 an St. M a t t h i a s in Trier. 1808 w u r d e er dort P f a r r e r und 1812 D e c h a n t . 1810 b e g a n n D. in s e i n e m H a u s mit der Veranstaltung von B i l d u n g s s e m i n a ren f ü r L e h r e r k a n d i d a t e n . A u s diesen inoffiziellen S e m i n a r e n e n t w i c k e l t e sich d i e D e v o r a s c h e N o r m a l s c h u l e . 1811 w u r d e d a s Institut von der f r a n z ö s i s c h e n B e s a t z u n g s m a c h t als „ U n i versité impériale, A c a d e m i e de M a y e n c e " a n e r k a n n t und D. z u m Prof. in staatlichen D i e n s t e n e r n a n n t . N a c h einer kriegsb e d i n g t e n P a u s e w u r d e d e r L e h r b e t r i e b 1816-24 unter D.s L e i t u n g w e i t e r g e f ü h r t . 1824 w u r d e er in d a s Trierer D o m k a pitel a u f g e n o m m e n . 1826 e r n a n n t e m a n ihn z u m Geistlichen Rat, 1827 z u m D o m p f a r r e r und D e c h a n t e n d e s S t a d t d e k a nats. D . v e r f a ß t e n e b e n P r e d i g t e n und S c h r i f t e n zur geistlichen E r b a u u n g a u c h T e x t e zu P ä d a g o g i k und L a n d w i r t s c h a f t , u . a . Predigten an das katholische Landvolk (1806), Der preussische Soldatenfreund (1818), Die sittliche Erziehung der Kinder in den Elementarschulen ( 1 8 1 9 ) und Sittenspiegel für Bürger und Landleute. Ein Lesebuch zum Gebrauche in Straf- und Besserungsanstalten (1829). LITERATUR: J o s e p h P a s c h e r : V . J. D . zu St. M a t h i a s bei Trier als P ä d a g o g e 1774-1837. B i n g e n 1928. - J o h a n n e s L o h m ü l l e r : D „ V . J. A . In: N D B , B d . 3, 1957, S. 6 2 5 f. M i c h a e l E m b a c h : D., V . J. In: B B K L , B d . 14, 1998, Sp. 932-941. D e W e t t e , Wilhelm Martin Leberecht -> W e t t e , Wilhelm Martin Leberecht de D e w i t z , Jobst von, S t a a t s m a n n , * 1491, t 2 0 . 1 2 2 . 2 . 1 5 4 2 b e g r a b e n in Wolgast. D . studierte 1518-20 in B o l o g n a , w u r d e z u m Dr. j u r . utr. p r o m o v i e r t und g e h ö r t e in P o m m e r n zu den B e r a t e r n der H e r z ö g e B a r n i m I X . und G e o r g I., in d e r e n A u f t r a g er an zahlreichen K o n f e r e n z e n und R e i c h s t a g e n t e i l n a h m . Er f ü h r t e d e n Vorsitz ü b e r die V e r h a n d l u n g e n zur Teilung d e s L a n d e s , g e w a n n unter —»Philipp I. an E i n f l u ß und trat u. a. als Schiedsrichter z w i s c h e n L a n d e s h e r r und A d e l auf.

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Deyling D. war an der Einführung der Reformation in Pommern beteiligt. Unter seiner Mitwirkung wurde 1534 der entscheidende Landtag zu Treptow abgehalten. Mit Johannes —> Bugenhagen führte D. anschließend als herzoglicher Beauftragter Kirchenvisitationen durch. 1535/36 erwirkte er bei Kurfürst —»Johann Friedrich von Sachsen die Aufnahme Pommerns in den Schmalkaldischen Bund und die Heirat Philipps mit der sächsischen Prinzessin Maria. Deyling, Salomo, evang. Theologe, * 14.9.1677 Weida/ Voigtland, f 5.8. 1755. D. begann 1697 an der Univ. Wittenberg mit dem Studium der Medizin, wechselte zur Theologischen Fakultät über und erwarb 1699 den Magistergrad. Anschließend Hauslehrer in Schlesien, habilitierte er sich an der Univ. Wittenberg, wurde 1704 Archidiakon in Plauen, 1707 Lizentiat der Theologie und 1708 Pastor sowie Superintendent in Pegau. 1710 zum Dr. theol. promoviert, wurde er 1716 Generalsuperintendent in Eisleben, 1720 Pastor an St. Nikolai in Leipzig und schließlich Superintendent und Domherr in Zeitz und Meißen. Neben kritischen und exegetischen Arbeiten zum Alten und Neuen Testament veröffentlichte D. u. a. Institutiones prudentiae pastoralis [...] (1734). LITERATUR: VD 17. - Siegfried: D., S. In: ADB, Bd. 5, 1877, S. 108 f. D i b e l i u s , Franz Wilhelm, evang. Theologe, * 6.1. 1847 Prenzlau, t 20. 1.1924 Dresden. D., Sohn eines Oberlehrers, studierte in Halle, wurde zum Dr. phil. promoviert und Schloß das Studium der Theologie in Berlin als Lizentiat ab. Seit 1871 Domhilfsprediger und Inspektor des Domkandidatenstifts in Berlin, habilitierte er sich 1873 für Kirchengeschichte und übernahm 1874 eine Pfarrstelle an der Annenkirche in Dresden. 1884 wurde er Oberkonsistorialrat und Stadtsuperintendent von Dresden und Pastor Primarius an der Kreuzkirche; 1910 erfolgte seine Ernennung zum Oberhofprediger und Vizepräsidenten des Landeskonsistoriums. Er führte 1874 in Sachsen den Kindergottesdienst ein, gab 1880 das Gesangbüchlein Dresdner Kinderharfe heraus, gründete die Gesellschaft für sächsische Kirchengeschichte und übernahm 1893 den Vorsitz im Dresdner Hauptverein des Gustav-Adolf-Vereins. D. war der Vater von Martin —> D. WERKE: Gottfried Arnold. Sein Leben und seine Bedeutung für Kirche und Theologie. Eine kirchenhistorische Monographie. Berlin 1873. - Der Kindergottesdienst. Leipzig 1881. - Die Einführung der Reformation in Dresden. Dresden 1889. - Der Verfasser des Hebräerbriefes. Eine Untersuchung zur Geschichte des Urchristentums. Straßburg 1910. Apologetik und Seelsorge. Hamburg 1911. - Meine Last ist abgelegt. Gedichte und Gedanken. Stuttgart 1917. - Fröhliches Christentum. Ein Führer durch das Evangelische Gesangbuch. Dresden 1921. LITERATUR: Franz Blanckmeister: F. D. Ein Leben im Dienste der Kirche. Dresden 1925. - Paul Wilhelm Gennrich: D„ F. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 631 f. - Otto Merk: D„ F. W. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 833. D i b e l i u s , Martin (Franz), evang. Theologe, * 14.9.1883 Dresden, t 11. 11. 1947 Heidelberg. Der Sohn von Franz Wilhelm —» D. studierte Theologie und Philosophie in Neuchâtel, Leipzig, Tübingen (Promotion zum Dr. phil. 1906, Die Lade Jahves. Eine religionsgeschichtliche Untersuchung) und Berlin, wo er den Grad eines Lizentiaten der Theologie erwarb. 1910 habilitierte er sich in Berlin und wurde 1915 als o.Prof. nach Heidelberg berufen. D. trug wesentlich zur historisch-kritischen Erforschung des Neuen Testaments bei (Die Formgeschichte des Evangeliums, 1919, fil971). Sein Interesse galt auch der Herkunft und Geschichte der ethischen Mahnungen im Neuen

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Testament. D. engagierte sich in der ökumenischen Bewegung Anfang des 20. Jahrhunderts. WEITERE W E R K E : D i e G e i s t e r w e l t i m G l a u b e n d e s P a u -

lus. Göttingen 1909. - Die urchristliche Uberlieferung von Johannes dem Täufer. Göttingen 1911. - Geschichtliche und übergeschichtliche Religion im Christentum. Göttingen 1925. 2. Aufl. unter dem Titel: Evangelium und Welt. Göttingen 1929. - Jungfrauensohn und Krippenkind. Untersuchungen zur Geburtsgeschichte Jesu im Lukas-Evangelium. Heidelberg 1932. - Wozu Theologie? Von Arbeit und Aufgabe theologischer Wissenschaft. Leipzig 1941. LITERATUR: Werner Georg Kümmel: D., M. In: TRE, Bd. 8, 1981, S. 726-729. - Helga Rusche: D„ M. In: LThK\ Bd. 3, 1995, Sp. 205. - Friedrich Wilhelm Graf (Hrsg.): M. D., Selbstbesinnung des Deutschen. Tübingen 1997. Otto Merk: D„ M. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 833. - Stefan Geiser: Verantwortung und Schuld. Studien zu M. D. Münster 2001. Dibelius, Otto, evang. Theologe, * 15.5.1880 Berlin, t 31.1. 1967 Berlin. Aus einer Berliner Beamtenfamilie stammend, wurde D. insbesondere durch die kirchliche Frömmigkeit der Mutter, einer Pfarrerstochter, schon früh christlich geprägt. Von 1899 bis 1904 studierte er Theologie in Berlin, besonders bei Adolf von —>Hamack. Nach der Promotion zum Dr. phil. 1902 in Gießen und zum Lic. theol. in Berlin wurde er nach dem zweiten theologischen Examen und einem Studienaufenthalt in Schottland 1906 ordiniert und wirkte auf verschiedenen Pfarrstellen der altpreußischen Landeskirche, bis er 1925 Generalsuperintendent der Kurmark wurde. In seinem vielbeachteten Buch Das Jahrhundert der Kirche (1926, 6 1928) verurteilte D. aus einer preußischkonservativen Grundhaltung die Revolution von 1918 politisch, da sie zum Zusammenbruch eines christlich fundierten Staatswesens geführt hatte. Darin erkannte er aber auch eine Chance zur Selbsterneuerung der Kirche, indem er ihr in einem religionslosen Staat fortan die Rolle der Wächterin der Sittlichkeit zufallen sah, was den Widerspruch insbesondere von Karl —» Barth und anderen Vertretern der Dialektischen Theologie herausforderte. Auch seine sozialkritische Veröffentlichung Friede auf Erden? (1930), in der der NichtPazifist D. sich aus christlicher Überzeugung konsequent gegen jede Verherrlichung des Kriegs und für die Pflicht zu seiner Verhinderung einsetzte, entfachte eine rege öffentliche Diskussion. Unter der nationalsozialistischen Herrschaft wurde D. nach anfänglichen nationalkonservativ eingefärbten Sympathien für den politischen Umbruch bereits im Juni 1933 durch das deutsch-christlich besetzte Kirchenregiment von allen seinen Ämtern abgesetzt. D.' Engagement galt angesichts der politischen und ideologischen Übergriffe durch den nationalsozialistischen Staat der Freiheit von Evangelium und Kirche. 1937 bewahrte ihn ein gerichtlicher Freispruch vor der KZ-Haft. Im folgenden Jahr berief man ihn in das Leitungsgremium der Bekennenden Kirche Preußens. Nach Kriegsende wurde D. das Bischofsamt der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg Ubertragen, das entgegen dem Wunsch der Bekennenden Kirche nach einer bruderrätlichen Kirchenleitung neugeschaffen worden war und das er bis 1966 ausübte. Zudem fungierte er bis 1951 auch als Präsident des Evangelischen Oberkirchenrats in Berlin. Als Mitglied des vorläufigen Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland war er im Oktober 1945 an der Formulierung des Stuttgarter Schuldbekenntnisses beteiligt. 1949 wurde D. zum Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland gewählt und wirkte in dieser Funktion über zwei sechsjährige Amtsperioden als deren höchster Repräsentant. Wie in seiner Schrift Grenzen des Staates (1949) konnte D. in bisweilen unbequemer Offenheit vor einer zunehmenden

Diehl Machtfülle moderner Staaten in Ost und West warnen, der allein die Kirche noch Schranken setzen könne. A l s Berliner B i s c h o f geriet er besonders seit 1961 in das Feld zunehmender Ost-West-Spannungen. A u f s e h e n erregte D. mit seiner These, daß es gegenüber einer totalitären Regierung, wie etwa der der D D R , keine christliche Gehorsamspflicht gebe, da es sich dabei um die radikale Antithese zu einer christlich verstandenen Obrigkeit nach R o m 13 handele. D. engagierte sich stets für das ökumenische Einigungswerk. 1954 wählte man ihn in Evanston für sechs Jahre zu einem der Präsidenten des Weltrats der Kirchen. Bei aller sachbezogenen Streitbarkeit war D. eine der prägenden Gestalten der evang. Kirche im 20. Jh., der weltweite Anerkennung zuteil wurde (zwei deutsche, sechs internationale Ehrendoktorwürden, 1958 Ehrenbürgerschaft von Berlin). WEITERE WERKE: Das kirchliche Leben Schottlands. Gießen 1911. - Nachspiel. Berlin 1928. - Obrigkeit? Berlin 1959. - Reden - Briefe 1933-1967. Hrsg. v. Jürgen Wilhelm Winterhager. Zürich/Stuttgart 1970. - S o habe ich's erlebt. Selbstzeugnisse. Hrsg. v. Wilhelm Dittmann. Berlin 1980. LITERATUR: Gerhard Jacobi (Hrsg.): O. D. Leben und Wirken. Mit Grußworten zum 80. Geburtstag. Berlin o . J . ( I 9 6 0 ) . - Robert Stupperich: O. D. Sein Denken und Wollen. Berlin 1970 (Bibl.). - Carsten Nicolaisen: O. D. In: TRE, Bd. 8, 1981, S. 7 2 9 - 7 3 1 . - Klaus Scholder: O. D. ( 1 8 8 0 - 1 9 8 0 ) In: Zeitschrift für Theologie und Kirche 78 ( 1 9 8 1 ) S. 9 0 - 1 0 4 . - Wolf-Dieter Zimmermann: O. D. In: Gestalten der Kirchengeschichte. Hrsg. v. Martin Greschat. Bd. 10,1. Stuttgart u.a. 1985, S. 3 0 2 - 3 1 7 . - Hartmut Fritz: O. D. Göttingen 1998. Harry Oelke D i e b o l d B a s e l w i n d , auch Theobald B., Leutpriester, Deutschordensritter, * um 1300 Gebweiler (Elsaß), t 2 . 5 . um 1360 Bern. Der gebürtige Elsässer kam als Mitglied des Deutschen Ordens nach Bern, w o er 1329 erstmals als Leutpriester (Plebanus Bernensis) bezeugt ist. Er betreute das 1307 gegründete N e u e Spital und förderte die Errichtung von Schwestern- und Beginenhäusern. 1334 legte er den Grundstein für die Berner Münsterterrasse und leitete mit dem Rat der Stadt 1359 den Neubau des 1356 eingestürzten Chores der Leutekirche ein. Im Laupenkrieg z o g D. B. an der Spitze des Berner Heeres in die Schlacht, in der die Eroberung der Stadt durch den Kaiser verhindert wurde. D i e b u r g , Peter, Rektor der Brüder v o m gemeinsamen Leben, Chronist, * um 1420 Dieburg (Rheinhessen), t 1494 Hildesheim. G e m e i n s a m mit seinem Lehrer —»Bernhard von Büderich begründete D. 1440 in Herford eine neue Niederlassung der Brüder v o m gemeinsamen Leben. Er verfaßte deren Annalen und schrieb Biographien einiger Brüder des Hauses, u. a. die von Büderich. 1476-94 war er Rektor der Gemeinschaft und maßgeblich an der „Hildesheimer Richtung" beteiligt, die sich gegen zu starke klösterliche Tendenzen in der Bruderschaft wandte. LITERATUR: Ernst Barnikol: D „ B. In. N D B , Bd. 3, 1957, S. 636. - Kaspar Elm: P. D. In: LThK 3 , Bd. 8, 1999, Sp. 122. D i e c k h o f f , August Wilhelm, luth. T h e o l o g e , * 5 . 2 . 1 8 2 3 Göttingen, t 12.9. 1894 Rostock. D. habilitierte sich 1850 in Göttingen für systematische und historische T h e o l o g i e und war seit 1854 a. o. Professor. 1860 wurde er o. Prof. der historischen Theologie in Rostock, w o er seit 1883 d e m Konsistorium angehörte. D. beschäftigte sich vor allem mit der Vorgeschichte und der Geschichte der Reformation. Theologisch verfocht er insgesamt konservative Standpunkte, wurde j e d o c h in seinen letzten Jahren von orthodox-lutherischen Kreisen, vor allem aus Nordamerika, stark angegriffen, da er die Lehre von der Verbalinspiration aufgab.

WERKE: Die Waldenser im Mittelalter. Göttingen 1851. D i e evangelische Abendmahlslehre im Reformationszeitalter. Göttingen 1854. - Schrift und Tradition. Rostock 1870. Civilehe und kirchliche Trauung. Rostock 1882. - Die Stellung Luthers zur Kirche und ihrer Reformation in der Zeit vor d e m Ablaßstreit. Rostock 1883. - Zur Lehre von der Bekehrung und von der Prädestination. Rostock 1886. - Luthers Lehre in ihrer ersten Gestalt. Rostock 1887. LITERATUR: Wilhelm Walther: D., A. W. In: A D B , Bd. 4, 1876, S. 6 7 2 - 6 7 7 . - R. Schmidt: D., A. W. In: RE 3 , Bd. 4, 1898, S. 6 4 1 - 6 4 4 . D i e c m a n n , Johann, luth. T h e o l o g e , * 3 0 . 6 . 1 6 4 7 Stade, t 4 . 7 . 1720 Hollern vor Stade. Nach dem Studium in Jena, Gießen und Wittenberg wurde der Sohn eines Pastors 1674 Rektor des Gymnasiums Athenaeum in Stade und 1683 Generalsuperintendent der Herzogtümer Bremen-Verden. Im Streit zwischen Orthodoxie und Pietismus wurde er des Pietismus bezichtigt. In der „Stader Bibel" stellte er den ursprünglichen Text der Lutherübertragung wieder her und korrigierte ihn nach dem Urtext. Seine Arbeit war w e g w e i s e n d für die künftige Forschung. Daneben betätigte er sich als Orientalist und Philologe. LITERATUR: V D 17. - Hans Wohltmann: D., J. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 6 3 6 f. D i e f e n b a c h , Johann(es), kath. T h e o l o g e , Historiker, * 2 5 . 1 . 1 8 3 2 Wirges, t 2 8 . 1 1 . 1911 Eltville. Nach d e m Theologiestudium in Mainz und Bonn wurde D. 1856 zum Priester geweiht. 1 8 7 2 - 1 9 0 2 war er Inspektor der Deutschordenskommende und Pfarrer in FrankfurtSachsenhausen. Er förderte das kath. Vereinsleben s o w i e die kath. Presse. Er veröffentlichte u.a. Besessenheit, Zauberei und Hexenfabeln (1893). Seinen Ruf als Historiker begründete D. mit einer Biographie der hl. —»Elisabeth von Thüringen (1884), mit Abhandlungen zur Reformationsgeschichte in Frankfurt (1895) und zu den Kreuzzügen (1896). 1910 erschien seine Geschichte der Deutschordenskommende Frankfurt-Sachsenhausen. D i e f f e n b a c h , Georg Christian, evang. Theologe, Schriftsteller, * 4. 1 2 . 1 8 2 2 Schlitz, t 1 0 . 5 . 1 9 0 1 Schlitz. Nach dem Studium in Gießen und d e m Besuch des Predigerseminars in Friedberg wurde D., Sohn eines Pfarrers, 1845 Lehrer in Darmstadt, 1847 Pfarrvikar in Kirchberg bei Gießen. Seit 1855 wirkte er als Nachfolger seines Vaters in Schlitz. In den Auseinandersetzungen um die Einführung der hessischen Kirchenverfassung von 1874 stand D. an der Spitze der lutherisch-konfessionellen B e w e g u n g und gründete 1876 die „Evangelische Konferenz" ( D i e neue Kirchenverfassung und die Stellung der nichtrenitenten lutherischen Pfarrer, 1875). Daneben veröffentlichte er Erbauungsschriften, liturgische Arbeiten und Predigtsammlungen. Seine Kinderlieder wurden teilweise vertont. WERKE: Kinderlieder. Mainz 1854, 2 1 8 7 0 . - Bibelandachten. 4 Bde., Gotha 1876-84. - Christliches Gedenkbuch. Wolfenbüttel 1879. - Passionale. D i e Leidensgeschichte des Herrn. Gotha 1889. - Das Evangelium St. Lucae in 2 0 4 kurzen Betrachtungen. Stuttgart 1891. - A u s der Jugendzeit. Kinderlieder. 2 Hefte, Gotha 1894. LITERATUR: Heinrich Steitz: D., G. C. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 6 4 0 . D i e h l , Guida, Begründerin der Neulandbewegung, * 2 9 . 7 . 1868 Schischkin bei Odessa, t 14.9. 1961 Laurenburg / Lahn. D i e Tochter eines Lehrers, der in den deutschen Ansiedlungen in Südrußland ein Seminar leitete, kehrte infolge der Russifizierungsgesetze mit den Eltern nach Deutschland zurück und verlebte ihre Kindheit in Frankfurt/Main.

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Diehl Sie wurde dort Lehrerin und 1912 Mitarbeiterin des Berliner Pfarrers Johannes —»Burckhardt, des späteren Leiters des „Evangelischen Verbandes für die weibliche Jugend Deutschlands". Im Rahmen ihrer Jugendarbeit gründete sie 1916 den Neulandbund; Stammsitz der Bewegung war 1920-56 das Neulandhaus in Eisenach. 1926 rief D. die erste Mütterschule ins Leben; 1933 entstand eine MütterOberschule. Obgleich sie seit 1930 Mitglied der NSDAP war, wurde das „Neulandblatt. Ein Blatt für die höherstrebende Jugend" 1940 verboten; der Ausschluß aus der Reichsschrifttumskammer folgte. D. war Leiterin des Neulandhauses bis 1956. Nach der Übersiedlung in die Bundesrepublik war sie seelsorgerisch und publizistisch tätig. D. veröffentlichte u. a. Was wir wollen. Frage und Antwort über Neuland (um 1918), Studienkreise und Neulandbewegung (um 1920), Der Ruf der Wende: Erneuertes Christsein (1932) und Christ sein heißt Kämpfer sein (1959). WEITERE WERKE: Heilige Flamme, glüh! Berlin 1915. Eisenach 3 1928. - Deutscher Frauenwille. Gotha 1928. - Deutsche Weihnacht in Not und Kampf. Eisenach 1931. - Siehe, ich mache alles neu! Eisenach 1934. - Ich weiß, an wen ich glaube. Eisenach 1937. - Wach auf, wach auf, du deutsches Land! Eisenach 1940. LITERATUR: Friedrich Wilhelm Bautz: D„ G. In: BBKL, Bd. 1, 1990, Sp. 1286-1289. - Uwe Puschner/Walter Schmitz/Justus H. Ulbricht (Hrsg.): Handbuch zur „Völkischen Bewegung" 1871-1918. München 1996. - Silvia Lange: G. D., Volksmissionarin, Frauenrechtlerin und Nationalsozialistin. In: Kirchliche Zeitgeschichte 12 (1999) 1, S. 149-171. Diehl, (Georg) Wilhelm, evang. Theologe, Politiker, * 10.1.1871 Groß-Gerau, t 11. /12.9.1944 Darmstadt. D., Sohn eines Gutsbesitzers, studierte Philosophie und Theologie in Tübingen und Gießen und wurde zum Dr. phil. promoviert. Seit 1899 Pfarrer in Hirschhorn/Neckar und in Darmstadt, war er 1913-23 Prof. der Theologie am Predigerseminar in Friedberg (Hessen) und wirkte als Pfarrer. 1923 wurde D. Kirchenpräsident der Hessischen Landeskirche und Prälat in Darmstadt und war seit 1932 als Honorarprofessor der Kirchengeschichte an der Univ. Gießen tätig. 1919-27 gehörte er als Abgeordneter der Deutschnationalen Volkspartei dem Hessischen Landtag an. 1933 wurde D. aus politischen Gründen in den Ruhestand versetzt. Er verfaßte richtungweisende Arbeiten zur Geschichte von Hessen-Darmstadt, u. a. Hassia sacra (12 Bde.; Bd. 1-11 1921-41, Bd. 12 postum 1951). WEITERE WERKE: Zur Geschichte der Konfirmation. Gießen 1897. - Die Schulordnungen des Großherzogtums Hessen. 3 Bde., Berlin 1903-05. - Der gefangene Pfarrer. Eine geschichtliche Erzählung aus der Zeit des 30jährigen Krieges. Darmstadt 1910, 3 1926. - Reformationsbuch der evangelischen Pfarreien des Großherzogtums Hessen. Friedberg 1917. - Evangelische Bewegung und Reformation im Gebiet der heutigen hessen-darmstädtischen Lande. Darmstadt 1926. LITERATUR: Karl Esselborn: W. D.s Leben und Wirken. Darmstadt 1931. - Heinrich Steitz: D., G. W. In: NDB, Bd. 3, 1959, S. 643 f. D i e k a m p , Franz, kath. Theologe, * 8. 11. 1864 Geldern, t 10. 10. 1943 Münster (Westfalen). D., Sohn eines Oberpostkassenbuchhalters, studierte seit 1882 an der Kgl. Akademie in Münster, später am Bischöflichen Lyzeum in Eichstätt Theologie und wurde 1887 zum Priester geweiht. Nach kurzer Zeit als Kaplan wurde er 1889 Repetent am Collegium Borromaeum in Münster, 1895 promoviert und habilitierte sich 1898 an der Münsterschen Akademie. 1902 wurde er a. o.Prof., 1904 o.Prof. der Patrologie sowie Dogmen- und Kirchengeschichte, 1906 für

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Dogmatik an der Univ. Münster. 1923 erfolgte die Ernennung zum Päpstlichen Hausprälaten, 1924 zum Domkapitular. Seine Katholische Dogmatik (3 Bde., 1912-14; lateinische Übersetzung unter dem Titel Theologiae dogmaticae manuale, 4 Bde., 1932-34) ist innerhalb des deutschen Sprachraums das bedeutendste streng thomistische Dogmatikwerk. D. gründete 1902 die „Theologische Revue", die er seit 1925 zusammen mit Arnold Struker herausgab. WEITERE WERKE: Die Gotteslehre des heiligen Gregor von Nyssa, Bd. 1. Münster 1896. - Hippolytus von Theben. Münster 1898. - Die origenistischen Streitigkeiten im sechsten Jh. und das fünfte allgemeine Konzil. Münster 1899. Doctrina Patrum de incarnatione Verbi. Münster 1907. Über den Ursprung des Trinitätsbekenntnisses. Münster 1911. LITERATUR: Michael Schmaus: D., F. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 645. - Josef Freitag: D„ F. In: LThK3, Bd. 3, 1995, Sp. 214 f. Diem, Hermann, evang. Theologe, * 2.2. 1900 Stuttgart, t 27.2. 1975 Tübingen. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg studierte D. Theologie in Tübingen und Marburg, war Vikar im Schwarzwald und betrieb 1924/25 Kierkegaard-Studien in Tübingen. Seit 1930 war er Pfarrverweser in Göppingen, 1934-56 Pfarrverweser und Pfarrer in Eberbach/Fils. Während des „Dritten Reiches" war D. als Mitglied der Bekennenden Kirche einer der schärfsten Kritiker der Kirchenleitung, vor allem des Landesbischofs Theophil —»Wurm. 1936-51 hatte er den Vorsitz der Kirchlich-theologischen Sozietät inne. 1957-68 lehrte er als Prof. für Systematische Theologie und Kirchenordnung an der Univ. Tübingen, deren Rektor er 1964/65 war. D. leistete wichtige Beiträge zur KierkegaardForschung. Er veröffentlichte u.a. Philosophie und Christentum bei Sören Kierkegaard ( 1929), Kritischer Idealismus in theologischer Sicht. Eine Auseinandersetzung mit Heinrich Barth (1934), Die Existenzdialektik bei Sören Kierkegaard (1950), Theologie als kirchliche Wissenschaft (3 Bde., 1951-63), Theologie in der Gemeinde (1963, 2 1968) und Sine vi - sed verbo. Aufsätze, Vorträge, Voten (1965, hrsg. von Uvo Andreas Wolf). WEITERES WERK: Ja oder Nein. Stuttgart 1974 (Bibliogr.). LITERATUR: Aloys Klein: D„ H. In: LThK3, Bd. 3, 1995, Sp. 215. - Renate Brandt: H. D. und Harald Diem. In: Rainer Lächele/Jörg Thierfelder (Hrsg.): Wir konnten uns nicht entziehen. Stuttgart 1998 (Lit.). - Siegfried Hermle: D„ H. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 839 f. D i e n e m a n n , Max, Rabbiner, Schriftsteller, * 27.9.1875 Krotoschin (Posen), t 10.4.1939 Tel Aviv. D. Schloß das Studium am Jüdisch-Theologischen Seminar in Breslau 1901 mit dem Rabbinerexamen ab. Parallel dazu studierte er an der Breslauer Univ. und wurde 1898 promoviert. 1901-03 lehrte er an der jüdischen Religionsschule in Breslau und war bis 1919 Rabbiner in Ratibor (Oberschlesien), anschließend bis 1938 Bezirksrabbiner in Offenbach/ Main. 1929 trat er der Kommission zur Erweiterung der Jewish Agency bei, wurde 1931-33 Mitbegründer und Mitherausgeber der Zeitschrift „Morgen" und vertrat Deutschland im Vorstand der World Union for Progressive Judaism. 1933 befand sich D. zeitweise in Gestapo-Haft, 1938 wurde er ins Konzentrationslager Buchenwald gebracht. Nach seiner Freilassung emigrierte er nach Großbritannien, im folgenden Jahr nach Palästina. Neben zahlreichen Veröffentlichungen zu theologischen und religionsphilosophischen Themen gilt als D.s Hauptwerk die volkstümliche Schrift Judentum und Christentum (1914, 2 1919). LITERATUR: Mally Dienemann: M. D. (1875-1939). Ein Lebensbild. Offenbach 1964. - BHdE, Bd. 1, 1980, S. 131.

Diepenbrock D i e n t z e n h o f e r , Familie von Kirchenbaumeistern. Dientzenhofer, Christoph, getauft 7.7. 1655 Hof am Guggenberg nahe St. Margarethen bei Flintsbach (Oberbayern), t 20.6. 1722 Prag. Dientzenhofer, Johann, * 25.5. 1663 Hof am Guggenberg, t 20.7.1726 Bamberg. Dientzenhofer, Kilian Ignaz, getauft 1.9. 1689 Prag, begraben 18.12. 1751 Prag. Dientzenhofer, (Johann) Leonhard, * 20.2. 1660 Hof am Guggenberg, t 26. 11. 1707 Bamberg. Dientzenhofer, Wolfgang, 16.3.1648 Ober-Ulpoint bei Litzldorf (Oberbayern), 18.7.1706 Amberg (Oberpfalz). Die Brüder Christoph, Georg, Johann, Leonhard und Wolfgang D. sind seit 1678 in Prag nachweisbar, wo sie wahrscheinlich von den damals wegweisenden oberitalienischen Baumeistern, später auch von ihrem Schwager Abraham —> Leuthner von Grundt und vielleicht von Jean Baptiste Mathey ausgebildet wurden. Christoph, Georg und Leonhard waren zunächst als Gehilfen Leuthner von Grundts am Neubau des Konvents und der Abteikirche in Waldsassen tätig (1682, 1685-90). Wolfgang erhielt 1679 das Bürgerrecht im nordböhmischen Arnau/Elbe und war seit 1689 als Maurermeister in Amberg tätig. Seit etwa 1693 hatte er das Bürgerrecht auf der Prager Kleinseite, seit 1695 in Amberg. Als Hofbaumeister war er mit der künstlerischen Oberaufsicht über das Herzogtum der Oberen Pfalz betraut. Er beeinflußte maßgeblich den Stil der Barockbauten der kleineren oberpfälzischen Klöster, plante und beaufsichtigte u.a. 1690-95 den Bau der Kirche und des Klosters Michelfeld, seit 1692 der Kirche und des Klosters Weißenohe (Oberfranken) und wirkte seit 1700 an der Barockisierung der Karmeliterkirche in Straubing mit. Leonhard übersiedelte 1687 nach Bamberg und beteiligte sich als Hofbaumeister unter Lothar Franz von —» Schönborn seit 1686 an der Errichtung des Klosters Ebrach. 1695-1703 vollendete er die Kirche St. Martin und errichtete 1697-1712 (1698 mit seinem Bruder Johann als Gehilfen) die Kirchenfassade sowie die Konventsgebäude des Klosters St. Michael. Johann wurde 1700 zum Stiftsbaumeister in Fulda ernannt und errichtete 1704-12 nach römischen Vorbildern den dortigen Dom sowie 1707-13 das fürstäbtliche Residenzschloß. Seit 1711 stand auch er als Hofbaumeister in Bamberg im Dienst des Fürstbischofs Schönborn, erbaute 1710-18 Kloster und Kirche in Banz und verband hier seine italienischen Eindrücke mit den Bauideen seines Bruders Christoph, der 1689 als selbständiger Baumeister die Leitung des Baus des Benediktinerklosters in Tepl übernommen hatte. Als Nachfolger Leuthners war Christoph D. 1698-1701 Festungsbaumeister in Eger, anschließend in Prag, und schuf zahlreiche Kirchen. Er zählt zu den Begründern des deutschen Spätbarock. Zu seinen Hauptwerken gehören das Langhaus und die Fassade von St. Nikolaus auf der Prager Kleinseite (1703-11) sowie die Klosterkirche in Brevnov bei Prag (1709-15). Christophs Sohn Kilian Ignaz erhielt seine Ausbildung in Wien bei Johann Bernhard Fischer von Erlach und vermutlich auch bei Johann Lucas von Hildebrandt. Seit 1720 erbaute er zahlreiche Kirchen in Böhmen, Mähren und Schlesien, darunter die Klosterkirche von Wahlstatt 1730-32 und die Maria-Magdalenenkirche in Karlsbad 1732. Kilian Ignaz, der bei seinen Bauten nach neuen Lösungsmöglichkeiten der Durchdringung von Lang- und Zentralbau suchte, gehört zu den führenden Baumeistern des böhmischen Spätbarock. 1737-53 errichtete er in Prag den Chorbau der von seinem Vater begonnenen Kirche St. Nikolaus auf der Kleinseite in Prag sowie die St. Niklaskirche in der Altstadt. LITERATUR: Heinrich Gerhard Franz: D., Christoph v. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 648 f. - Ders.: D„ Johann. In: NDB,

Bd. 3, 1957, S. 649 f. - Ders.: D„ Leonhard. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 651. - Alcuin Heribert Gürth: Über Wolfgang D. Materialien zur Geschichte der oberpfälzischen Barockarchitektur. Kallmünz 1959. - Theodor Zang: Johann D. in Banz. Diss. Bochum 1987. - Heinrich Gerhard Franz: Die D. Ein bayerisches Baumeistergeschlecht in Böhmen und Franken. München 1991. - Johann Kettner: Johann D. und Gößweinstein. In: Bericht. Hrsg. vom Historischen Verein Bamberg für die Pflege der Geschichte des Ehemaligen Fürstbistums 128 (1992) S. 137-143. - Wolf Hartmut Roidl: Die k a v i e r ten Sakralräume des Christoph D. München 1995. - Vëra Nañková: D„ Christoph. In: A KL, Bd. 27, 2000, S. 252 f. Ulrich Fürst/Peter Prange: D„ Johann. In: AKL, Bd. 27, 2000, S. 254f. - Véra Nañková/Ulrich Fürst/Peter Prange: D„ Kilian Ignaz. In: AKL, Bd. 27, 2000, S. 256-258. Ulrich Fürst/Peter Prange: D., Johann Leonhard. In: AKL, Bd. 27, 2000, S. 255 f. - Dies.: D„ Wolfgang. In: AKL, Bd. 27, 2000, S. 258 f. - Thomas Korth: Leonhard D. und das Münchner „Dientzenhofer-Skizzenbuch". In: Hortulus floridus Bambergensis. Hrsg. v. Werner Taegert. Petersberg 2004, S. 233-250. D i e p e n b r o c k , Apolonia von, Philanthropin, * 13. 11.1799 Bocholt, t 4 . 7 . 1 8 8 0 Regensburg. Die Schwester von Melchior von —> D. war u. a. mit Clemens Brentano und Luise —»Hensel befreundet, mit der sie den Nachlaß der Augustinernonne Anna Katharina —» Emmerick ordnete. 1825 wurde D. Krankenpflegerin am Bürgerspital in Koblenz; als Borromäerinnen von Nancy dort einzogen, übernahm sie die Erziehung und Pflege in einem Haus für verwahrloste Mädchen. 1832 ging sie zu ihrem Bruder nach Regensburg, betreute zunächst in einer Wohnung arme Kinder und bezog 1845 das sogen. Xaverianum, auch „St. Josephshaus", zur Pflege Bedürftiger und Kranker. WERKE: Clemens Brentano und A. D. Eine Seelenfreundschaft in Briefen. Hrsg., eingeleitet und mit Anmerkungen versehen von Ewald Reinhard. München 1924. LITERATUR: Sigrid Plank: A. D. (1799-1880). In: Lebensbilder aus der Geschichte des Bistums Regensburg. Hrsg. v. Georg Schwaiger. 2. Teil. Regensburg 1989, S. 644-656. Sabine C. Gruber: D„ A. v. In: BBKL, Bd. 24, 2005, Sp. 504-506. D i e p e n b r o c k , Melchior (Ferdinand Joseph) Frh. von, Fürstbischof von Breslau, Kardinal, * 9. 1.1798 Bocholt, f 20.1. 1853 Schloß Johannesberg (Österr.-Schlesien). Der einer Patrizierfamilie entstammende D., Sohn eines Großkaufmanns und Bruder von Apolonia von —>D., mußte nach seinem freiwilligen Militärdienst im Befreiungskrieg wegen Disziplinlosigkeit seinen Abschied aus der preuß. Armee nehmen und fand erst durch die Begegnung mit Johann Michael —> Sailer, dem er 1819-22 zum Studium der Theologie nach Landshut folgte und der ihn 1823 in Regensburg zum Priester weihte, die Basis für seinen weiteren Lebensweg. Bis 1832 Privatsekretär Sailers, der seit 1829 Bischof von Regensburg war, wurde D. 1830 Domkapitular, 1842 Generalvikar der Regensburger Diözese. 1845 auf Betreiben des preuß. Königs Friedrich Wilhelm IV. und des Papstes zum Fürstbischof von Breslau gewählt, 1850 zum Kardinal ernannt und preuß. Militärseelsorger geworden, bemühte er sich um die Beseitigung sozialer Mißstände sowie um eine konfessionelle Versöhnung. D., der 1845 den bayerischen Personaladel erhielt und in den Freiherrnstand erhoben wurde, gehörte zu den entschiedenen Gegnern des Deutschkatholizismus und war eine der bedeutendsten Integrations- und Repräsentationsfiguren des deutschen Katholizismus im 19.Jahrhundert. D. übersetzte u.a. erstmals Calderóne Auto sacramental ins Deutsche und trat mit seinem Geistlichen Blumenstrauß aus spanischen und deut-

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Diepold sehen Dichtergärten [...] (1829) als E r b a u u n g s s c h r i f t s t e l l e r hervor. WEITERE WERKE: Z u m A n d e n k e n an A l f r e d Stolberg, d e s G r a f e n Friedrich L e o p o l d zu Stolberg seligen S o h n . R e g e n s burg 1835. - D e r T e m p e l b a u G o t t e s in d e r M e n s c h h e i t . R e d e bei der feierlichen W i e d e r e r ö f f n u n g des D o m e s zu R e g e n s burg a m heiligen P f i n g s t f e s t e 1839. R e g e n s b u r g 1839. - G e s a m m e l t e P r e d i g t e n . R e g e n s b u r g 1841. LITERATUR: W i l h e l m Strobl: Kardinal M . Frh. v. D „ Fürstbischof von Breslau und d e r fürstlich T h u m u n d T a x i s s c h e R a t und P r i n z e n e r z i e h e r J o s e p h Strobl. E i n e F r e u n d s c h a f t in B r i e f e n . N ü r n b e r g 1953. - J o l á n G l o ß n e r - G i t s c h n e r : D., M . v. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 651 f. - H e i n e r G r o t e : D „ M . In: T R E , B d . 8, 1981, S. 7 4 7 f. - A l e x a n der L o c h i n g e r : M . v. D. D o m d e k a n in R e g e n s b u r g , Fürstbischof von B r e s l a u ( 1845-1853). In: L e b e n s b i l d e r aus der G e schichte d e s B i s t u m s R e g e n s b u r g . Hrsg. v. G e o r g S c h w a i g e r . 2. Teil. R e g e n s b u r g 1989, S. 6 2 9 - 6 4 3 . - B e r n h a r d S t a s i e w ski: D „ M . Frh. v. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 126-130. - Friedrich W i l h e l m B a u t z : D „ M . F. J. v. In: B B K L , Bd. 1, 1990, Sp. 1290-1292.

Diepold,

Graf von B e r g , B i s c h o f von Passau, a u c h T h e o bald, t 1190 A k k o n . 1172 in A n w e s e n h e i t K a i s e r Friedrich B a r b a r o s s a s z u m Bischof g e w ä h l t , w u r d e D., B r u d e r - » M a n g o l d s , i m selben J a h r z u m Priester und unter Z u s t i m m u n g P a p s t A l e x a n d e r s III. z u m B i s c h o f g e w e i h t . Als B i s c h o f von Passau f o l g t e er s e i n e m B r u d e r H e i n r i c h n a c h . D . n a h m an der b a y e r i s c h e n P r o v i n z i a l s y n o d e zu H o h e n a u / I n n ( 1 1 7 8 ) und an d e r allgem e i n e n S y n o d e in R o m (1179) teil. Er f ö r d e r t e d e n Wiedera u f b a u von D o m und R e s i d e n z in P a s s a u n a c h d e m v e r h e e renden B r a n d von 1181. 1189 n a h m D. a m F e l d z u g Friedrich B a r b a r o s s a s teil. Er starb an der Pest.

Dieringer,

F r a n z X a v e r , kath. T h e o l o g e , * 2 2 . 8 . 1 8 1 1 R a n g e n d i n g e n ( H o h e n z o l l e r n ) , f 8 . 9 . 1876 Veringendorf. N a c h d e r P r i e s t e r w e i h e 1835 in Freiburg w a r D., S o h n eines M e s n e r s , z u n ä c h s t R e p e t i t o r a m dortigen P r i e s t e r s e m i nar und schrieb, von F r a n z A n t o n - » S t a u d e n m a i e r beeinflußt, den ersten B a n d seines Systems der göttlichen Taten des Christentums (1841). 1840 z u m Prof. der D o g m a t i k a m P r i e s t e r s e m i n a r in S p e y e r , 1841 z u m P r o f . der P h i l o s o p h i e a m dortigen L y z e u m e r n a n n t , w u r d e er 1843 Prof. d e r D o g m a t i k und H o m i l e t i k an der U n i v . B o n n . D . w a r f ü h r e n d bei der V e r d r ä n g u n g d e s H e r m e s i a n i s m u s an der F a k u l t ä t und ü b t e als U n i v e r s i t ä t s p r e d i g e r s o w i e als M i t b e g r ü n d e r (1844; bis 1871 Präsident) des B o r r o m ä u s v e r e i n s zur Verbreitung g u t e r B ü c h e r g r o ß e n E i n f l u ß aus. In O p p o s i t i o n g e g e n d a s Vatikanische Konzil legte e r 1871 seine P r o f e s s u r nieder und w u r d e P f a r r e r in Veringendorf. D . vertrat die G r u n d s ä t z e d e r T ü b i n g e r S c h u l e und trat g e g e n die N e u s c h o l a s t i k s o w i e geg e n A n t o n —> G ü n t h e r auf. E r v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Katholische Dogmatik ( 1 8 4 7 , 5 1 8 6 5 ) und Die Theologie der Vorund Jetztzeit (1868,21869). WEITERE WERKE: K a n z e l v o r t r ä g e an g e b i l d e t e K a t h o l i k e n . 2 B d e . , M a i n z 1844. - D a s E p i s t e l b u c h der k a t h o l i s c h e n Kirche. 3 B d e . , M a i n z 1863. LITERATUR: H e r m a n n T ü c h l e : D „ F. X . In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 657. - K a r l - H e i n z B r a u n : H e r m a n n von Vicari und d i e E r z b i s c h o f s w a h l e n in B a d e n . F r e i b u r g / B r e i s g a u 1990. H e r m a n H. S c h w e d t : D „ F. X . In: L T h K 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 219.

Diesbach,

N i k o l a u s J o s e p h A l b e r t von, Jesuit, Volksmissionar, * 1 5 . 2 . 1732 B e r n , t 2 2 . 1 2 . 1 7 9 8 W i e n . D., dessen Vater Mitglied d e s tägliches R a t s in B e r n war, schlug z u n ä c h s t die O f f i z i e r s l a u f b a h n i m D i e n s t e d e s K ö n i g s von Sardinien ein, k o n v e r t i e r t e 1754 z u m kath. G l a u b e n und trat nach d e m Tod seiner Frau 1759 in d e n J e s u i t e n o r d e n ein.

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1764 w u r d e er z u m Priester g e w e i h t , predigte und m i s s i o nierte in d e r S c h w e i z und in Italien. N a c h d e r A u f h e b u n g d e s O r d e n s w a r er z u n ä c h s t E r z i e h e r im K a i s e r h a u s in Wien. D. bildete bald d e n M i t t e l p u n k t einer G r u p p e g l a u b e n s e i f r i g e r K a t h o l i k e n , g r ü n d e t e L a i e n b i b l i o t h e k e n , u m d e n religiösen Sinn d e s Volkes zu heben, und initiierte d e n G e h e i m b u n d „ C h r i s t l i c h e F r e u n d s c h a f t " , der sich u m die Verbreitung kath. S c h r i f t t u m s b e m ü h t e . A l s G e g n e r d e s J o s e p h i n i s m u s arbeitete er auf d i e kath. R e s t a u r a t i o n hin. N e b e n —> H o f b a u e r z ä h l t e S i n e o della Torre, d e r B e g r ü n d e r der d e u t s c h e n Ord e n s p r o v i n z d e r G e s e l l s c h a f t J e s u , zu D.s S c h ü l e r n . WERKE: L e chrétien c a t h o l i q u e i n v i o l a b l e m e n t attaché à sa religion. 3 B d e . , Turin 1771. LITERATUR: R u d o l f Till: D., N . J. A . v. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 6 5 9 . - J o h a n n e s W r b a : D., N . J. A . v. In: L T h K 3 , B d . 3, 1995, S p . 220. - Pierre L o u i s Surchat: D., N . v. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 4 4 8 - 1 6 4 8 ) , 1996, S. 1 2 8 f .

Diest,

Heinrich van, r e f o r m i e r t e r T h e o l o g e , * 19. 12. 1595 A l t e n a , t 1 7 . 6 . 1673 D e v e n t e r . D. studierte T h e o l o g i e in H e r b o r n , Basel und H e i d e l b e r g , w u r d e 1621 in Basel z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t u n d ging 1624 als P r e d i g e r nach E m m e r i c h . 1627 w u r d e er Prof. f ü r H e b r ä i s c h und T h e o l o g i e an der A k a d e m i e von H a r d e r w i j k , 1640 a m A t h e n ä u m in D e v e n t e r ; 1661 trat er a u s K r a n k h e i t s g r ü n d e n in d e n R u h e s t a n d . N e b e n biblischer ( T h e o l o già biblica, 1644) und praktischer T h e o l o g i e b e s c h ä f t i g t e sich D., der 1631 R e v i s o r d e r h o l l ä n d i s c h e U b e r s e t z u n g d e s A l t e n T e s t a m e n t s w u r d e , a u c h mit L o g i k und Rhetorik. 1655 v e r ö f f e n t l i c h t e er e i n e h e b r ä i s c h e G r a m m a t i k , d i e a u c h d i e wichtigsten G r u n d s ä t z e der a r a m ä i s c h e n u n d syrischen S p r a c h e enthält. WEITERES WERK: D e ratione studii theologici n e c e s s a r i a instruetio. H a r d e r w i j k 1634. LITERATUR: V D 1 7 . - E r n e s t i n e G . E. van der Wall: D., H. v. In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 846.

Diestel,

B e r n h a r d , Jesuit, M i s s i o n a r , * 1 3 . 7 . 1620 W i p p a c h (Krain), t 1 3 . 9 . 1660 T s i n a n f u ( C h i n a ) . D . trat 1639 in d i e G e s e l l s c h a f t Jesu ein und studierte in G r a z 1642-45 P h i l o s o p h i e , 1647-51 T h e o l o g i e . N a c h der a m 2 0 . 2 . 1656 erteilten A n w e i s u n g d e s J e s u i t e n g e n e r a l s G o s w i n —> N i c k e l , d e n L a n d w e g nach C h i n a zu e r f o r s c h e n , segelte D. z u s a m m e n mit Pater J o h a n n —> G r u e b e r d u r c h das östliche M i t t e l m e e r , landete in S m y r n a und erreichte nach der D u r c h q u e r u n g K l e i n a s i e n s E n d e 1656 I s f a h a n s o w i e per Schiff im Juli 1658 M a c a o . Von dort w u r d e n sie auf G e h e i ß des Vizeprovinzials S i m o n d a C u n h a auf Staatskosten nach P e k i n g geleitet, u m das U n t e r n e h m e n in u m g e k e h r t e r R i c h t u n g erneut zu starten. D . starb, b e v o r d i e Vorbereitungen f ü r d i e Rückreise abgeschlossen waren. LITERATUR: B r u n o Z i m m e l : D „ B. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 6 6 5 .

Diestel,

G e o r g Heinrich, e v a n g . T h e o l o g e , * 3 0 . 7 . 1 7 8 5 Belgard (Pommern), f 2 0 . 7 . 1 8 5 4 Königsberg. D., S o h n eines S u p e r i n t e n d e n t e n , studierte seit 1801 in K ö n i g s b e r g R e c h t s w i s s e n s c h a f t und w a n d t e sich n a c h einer k u r z e n T ä t i g k e i t als H a u s l e h r e r 1809-12 d e m S t u d i u m der T h e o l o g i e zu. 1814 w u r d e er L a n d p f a r r e r in O s t p r e u ß e n , 1818 M i l i t ä r p f a r r e r und L e h r e r an d e r D i v i s i o n s s c h u l e in K ö n i g s b e r g , 1827 P f a r r e r a m H a b e r b e r g . Z u s a m m e n mit Joh a n n e s —»Ebel w a r D . A n h ä n g e r der L e h r e d e s K ö n i g s b e r ger T h e o s o p h e n J o h a n n Heinrich —»Schönherr. Verschied e n e Streitschriften, d i e D . vor a l l e m g e g e n d e n K ö n i g s berger T h e o l o g i e p r o f e s s o r H e r m a n n —»Olshausen richtete, f ü h r t e n 1835 z u m K ö n i g s b e r g e r R e l i g i o n s p r o z e ß ( „ M u c k e r p r o z e ß " ) ; D . und Ebel w u r d e n w e g e n P f l i c h t v e r l e t z u n g ihres Amtes enthoben.

Dieterich WERKE: Mit Johannes W. Ebel: Verstand und Vernunft im Bunde mit der Offenbarung Gottes. Leipzig 1837. LITERATUR: Bruno Schmacher: D., G. H. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 665 f. D i e s t e l , Ludwig, evang. Theologe, * 2 8 . 9 . 1 8 2 5 Königsberg, t 15.5. 1878 Tübingen. Der Sohn eines Intendantursekretärs besuchte seit 1833 in Königsberg das Collegium Fridericianum und studierte seit 1844 Theologie, zunächst in seiner Heimatstadt, 1847 in Berlin und 1848 in Bonn, wo er sich 1851 habilitierte und 1858 a. o.Prof. wurde. 1862 folgte er einem Ruf als o.Prof. der alttestamentlichen Exegese nach Greifswald, 1867 nach Jena und 1872 nach Tübingen. In seiner Geschichte des Alten Testaments innerhalb der christlichen Kirche (1869) bietet D. eine umfassende Darstellung religionsgeschichtlicher Zusammenhänge und der biblisch-theologischen Entwicklung. Seit 1871 gehörte er der Kommission für die Revision der Lutherbibel an. WEITERES WERK: Der Segen Jakobs in Genesis XLIX historisch erläutert. Braunschweig 1853. LITERATUR: E . K a u t z s c h : D „

L. In: A D B , B d . 4,

1876,

S. 6 8 5 - 6 8 7 . - Ders.: D., L. In: R E 3 , B d . 4, 1898, S. 6 4 7 - 6 5 0 .

D i e t e l m a i r , Johann August, evang. Theologe, * 2 . 4 . 1 7 1 7 Nürnberg, t 6 . 4 . 1 7 8 5 Altdorf. D. studierte Theologie, Philosophie und Philologie in Altdorf und Halle und wurde 1741 Prediger an der Dominikanerkirche, 1744 an der Egidienkirche in Nürnberg. 1746 erhielt er die Professur für Theologie, 1769 auch für griechische Sprache in Altdorf. 1774 wurde D. Präses des Pegnesischen Blumenordens. 1749-70 gab er die alttestamentlichen Bände des sogenannten Englischen Bibelwerkes heraus (Die Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments nebst einer vollständigen Errklärung derselben, 19 Bde., 1749-70 [Bd. 3-11, 1752-66]). D. verfaßte zahlreiche theologische Lehrschriften, u. a. Ein Wort des Trostes für die Betrübten zu Zion (1756). WEITERE WERKE: Historia dogmatis de descensu Christi ad inferos. Nürnberg 1741. - Dogmatis Christiani de coniugio historia quinqué secularis. Altdorf 1746. - Kurzer Grundriss und Zergliederung des Briefes Pauli an den Titum. Nürnberg/Altdorf 1749. - Denkmal der wundervollen Güte Gottes an einem seiner treuen Knechte. Altdorf 1767. - Theologische Betrachtungen von vermischtem Inhalt. 2 Bde., Nürnberg/Altdorf 1769-75. LITERATUR: Siegfried: D„ J. A. In: ADB, Bd. 5, 1877, S. 154 f. D i e t e n b e r g e r , Johannes, Dominikaner, Theologe, * um 1475 Frankfurt/Main, t 4 . 9 . 1537 Mainz. D., Sohn eines Küfers, war seit 1510 in verschiedenen Ordensämtern tätig, zunächst als Prior in Frankfurt/Main, 1518 als Regens in Trier und 1519 als Prior in Koblenz. 1515 wurde er zum Dr. theol. promoviert. 1520-26 war er Prior des Frankfurter Konvents, danach wieder in Koblenz. 1532 wurde D. Prof. der Theologie in Mainz. Er veröffentlichte verschiedene Streitschriften gegen die Reformation und war Mitverfasser der Confutatio von Augsburg 1530. Die von D. besorgte Bibelübersetzung, die auf der Vulgata basiert, sich aber stark an —» Luthers Text orientiert, erschien nach der Erstausgabe 1534 in mehr als 100 weiteren Auflagen. WEITERE WERKE: Obe die Christen mügen durch iere guten werck das hymmelreich verdienen. Straßburg 1523. - Contra temerarium M. Lutheri de votis monasticis iudicium. Köln 1524. - Fragstuck an alle Christglaubigen. Frankfurt/Main 1529. - Catechismus. Mainz 1537 u.ö. LITERATUR: V D 16, D 1476-1506. - Hermann Wedewer: J. D. 1475-1537. Sein Leben und Wirken. Freiburg /Breisgau 1888. Nachdr. Nieuwkoop 1967. - Winfried Trusen: D„ J.

In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 667 f. - Peter Fabisch: D„ J. In: LThK 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 2 2 0 f . - Albrecht Beutel: D„ J. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 847. D i e t e r , Graf von Nassau, Dominikaner, Erzbischof und Kurfürst von Trier, * um 1250, t 23. 11. 1307. Der Bruder König Adolfs von Nassau wurde am 1 8 . 1 . 1 3 0 0 durch Bonifatius VIII. gegen den Willen des Domkapitels zum Erzbischof von Trier ernannt, da sich der Papst die Trierer Kurfürstenstimme gegen Adolf sichern wollte. Die folgenden Auseinandersetzungen mit dem Domkapitel und den Städten Trier und Koblenz führten zu Pfründenmißbrauch und Verpfändungen und schwächten das Vermögen des Klerus und der Klöster des Erzbistums. D. wurde daraufhin exkommuniziert. LITERATUR: Adolf Gauer: D. Graf v. N. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 668 f. - Friedhelm Burgard: D. v. N. In: LexMA, Bd. 3, 1986, Sp. 1015. - Rudolf Holbach: D. v. N. (um 1250-1307). In: Rheinische Lebensbilder. Bd. 12. Köln 1991, S. 69-90 (Bibliogr.). - Marianne Pundt: Erzbischof und Stadtgemeinde vom Ende des Investiturstreites bis zum Amtsantritt Balduins (1122-1307). In: Hans Hubert Anton/ Alfred Haverkamp (Hrsg.): Trier im Mittelalter. Trier 1996, S. 288-293. - Wolfgang Seibrich: D. v. N. In: Gatz, Bischöfe (1198-1448), 2001, S. 7 9 8 f . D i e t e r i c h , Albrecht, klassischer Philologe, Religionswissenschaftler, * 2 . 5 . 1 8 6 6 Hersfeld (heute Bad Hersfeld), t 6.5. 1908 Heidelberg. D., Sohn eines Gymnasiallehrers, studierte in Leipzig und Bonn, wurde 1888 mit einer Arbeit über den Leidener Zauberpapyrus promoviert und habilitierte sich 1891 in Marburg mit einer Untersuchung zu den orphischen Hymnen. Neben dem Studium der antiken Geschichte beschäftigte er sich vor allem mit dem Volksglauben als religionsgeschichtlicher Quelle und wurde nach Reisen durch Griechenland 1895 zum a . o . P r o f . ernannt. Seit 1897 war er Nachfolger von Eduard —> Schwartz in Gießen. 1907 folgte er einem Ruf nach Heidelberg und übernahm dort die Leitung der „Religionsgeschichtlichen Versuche und Vorarbeiten", nachdem er bereits seit 1904 als Herausgeber des „Archivs für Religionswissenschaft" verantwortlich zeichnete. In Schriften wie Mutter Erde, ein Versuch über Volksreligion (1905) versuchte D. eine Verbindung von Volkskunde und klassischer Philologie herzustellen. LITERATUR: Peter Robert Franke: D„ A. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 6 6 9 f . D i e t e r i c h , Johann Georg, evang. Theologe, Pädagoge, * 14.7.1681 Schauenstein bei Naila/Bayreuth, f 4 . 1 0 . 1 7 4 0 Kulmbach. D. Schloß das Studium der Theologie und Philosophie an der Univ. Wittenberg 1704 mit der Promotion zum Dr. phil. ab, wurde Lehrer und war seit 1708 Rektor in Wunsiedel. 1710 wurde er Gymnasialprofessor in Bayreuth, wurde 1714 Aufseher der dortigen fürstlichen Bibliothek und 1715 zum Hofdiakon ernannt. Seit 1717 Konsistorialassessor, wirkte er im folgenden Jahr als Hofprediger und war seit 1723 Konsistorialrat, seit 1727 Superintendent in Kulmbach. D. verfaßte neben theologischen Schriften zahlreiche Dankesreden, u.a. Der unvergleichlichen Tugend Tracht. Dankrede auf Katharina Margaretha von Löwenberg (1711). WEITERE WERKE: Genaue Untersuchung der Seuche. Regensburg 1714. - Oratio histórica de legibus ac constitutionibus Brandenburgicis [...]. Baruth 1720. D i e t e r i c h , Konrad, luth. Theologe, * 9 . 1 . 1575 G e m ü n d e n / W o h r a (Hessen), t 22.3. 1639 Ulm. Nach dem Studium der Philosophie und Theologie an der Univ. Marburg wurde D., Sohn eines Schultheißen, 1595 höherer Stipendiat und Privatdozent, später für kurze Zeit

297

Dietger Feldprediger bei dem Grafen Philipp zu Solms-Laubach, bevor er 1600 als Kaplan nach Marburg ging. Bei der Einführung des Calvinismus mußte er als luth. Theologe 1605 die Stadt verlassen; er wurde Prof. der Ethik in Gießen, wo man ihn zugleich mit der Leitung des Pädagogiums betraute; seit 1607 war er Dekan. 1614-39 lebte er als Münsterprediger und Superintendent in Ulm. Neben zahlreichen Lehrbüchern der Dialektik, Rhetorik und Katechetik (u.a. Der kleine Catechismus Lutheri, 1616) veröffentlichte D. pädagogische Abhandlungen sowie Erbauungs- und Kontroversschriften. Sein Werk lnstutiones catecheticae (1613, mehr als 40 Ausgaben bis 1700) gilt als repräsentatives Lehrbuch der luth. Orthodoxie. WEITERE WERKE: Analysis logica Evangelicorum Dominicalium et Festivalium. 4 Tie., Gießen 1608-11. - Institutiones dialecticae. Gießen 1609. - Institutiones rhetoricae. Gießen 1613. Neuausg. Marburg 1752. - Sonderbare Predigten von unterschiedenen Materien. 4 Tie., Ulm 1625. Das Buch der Weisheit Salomons. Ulm 1627. LITERATUR: VD 16, D 1512. - Max Huber: D„ K. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 672. - Bernhard Appenzeller: Die Münsterprediger bis zum Übergang Ulms an Württemberg 1810. Weißenhorn 1990, S. 107-177 (Lit.). - Martin Friedrich: D„ K. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 847 f. D i e t g e r , Abt von St. Georgen, auch Theodeger, * um 1050 Ostfranken, t 29.4.1120 Cluny. D. war zunächst Chorherr des Stiftes Neuhausen bei Worms, legte die Mönchsgelübde in Hirsau ab und widmete sich dann kurze Zeit einer wissenschaftlichen Arbeit, bevor er zum Prior in Reichenbach an der Murg und 1088 zum Abt von St. Georgen im Schwarzwald ernannt wurde. 1117 auf Wunsch des Archidiakons —> Albero von einer Minderheit zum Bischof von Metz gewählt, im folgenden Jahr vom Kardinalbischof Kuno von Palestrina in Corvey geweiht und von Calixt II. auf dem Reimser Konzil 1119 bestätigt, übte D. dieses Amt jedoch nie aus. Von seinen Werken ist nur ein Liber de musica erhalten. LITERATUR:

Reinhold

Rau:

D.

In:

NDB,

Bd.

3,

1957,

S. 674. - Hans-Josef Wollasch: Die Anfänge des Klosters St. Georgen im Schwarzwald. Freiburg/Breisgau 1964, S. 110-124. - Michel Parisse: D. In: LexMA, Bd. 3, 1986, Sp. 1013 f. D i e t h e l m von Krenkingen, Bischof von Konstanz, t 12.4. 1206 Kloster Salem. Seit 1169 von Kaiser Friedrich I. zum Abt der Reichenau erhoben, war D. in den folgenden Jahren dessen Ratgeber und wurde 1169 zum Bischof von Konstanz gewählt, behielt jedoch seine Abtei weiterhin. 1197 betraute ihn Philipp von Schwaben während des Italienzugs mit der Verwaltung seines Herzogtums. Als Führer der staufisch gesinnten Partei betrieb D. im folgenden Jahr die Wahl Philipps zum deutschen König. 1201-04 verfiel er mit ihm dem Kirchenbann, blieb aber trotzdem einer seiner wichtigsten Gefolgsmänner, nahm Ende 1204 am Kriegszug Philipps nach Thüringen teil und war 1205 bei dessen Neuwahl und Krönung anwesend. LITERATUR: Paul Kläui: D. v. K. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 674. - Helmut Maurer: D. v. K. In: LexMA, Bd. 3, 1986, Sp. 1014. - D. v. K. In: Gatz, Bischöfe (1198-1448), 2001, S. 2 8 9 . D i e t h e r , Graf von Isenburg, Erzbischof und Kurfürst von Mainz, * um 1412 Büdingen, t 6. / 7 . 5 . 1 4 8 2 Aschaffenburg. D. war Domherr in Mainz, Trier und Köln, seit 1434 Rektor der Univ. Erfurt, seit 1453 Domkustos von Mainz. 1459 wurde er von der Kapitelmehrheit gegen —> Adolf von Nassau zum Erzbischof gewählt. Seine Weigerung, Palliengelder und Annaten an die Kurie zu zahlen, führte zum Konflikt mit Papst Pius II., zu seiner Bannung und 1461 zur

298

Bestätigung von Adolf als Erzbischof. In der darüber ausbrechenden Mainzer Stiftsfehde mußte D. 1463 im Vertrag von Zeilsheim das Erzstift seinem Gegner überlassen, wurde jedoch nach dessen Tod 1475 nochmals Mainzer Erzbischof. 1477 gründete er die Univ. Mainz. LITERATUR: Ernst Bock: D. Graf v. I. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 668. - C . Walbrach: D. v. I.-Büdingen. Ein Erzbischof und Kurfürst vor der Reformation. Büdinger Geschichtsblätter 1 (1957) S. 7-50. - Alois Gerlich: D. II. v. I. In: LexMA, Bd. 3, 1986, Sp. 1014 f. - Rudolf Holbach: D. v. I. In: L T h K \ Bd. 3, 1995, Sp. 221. - Friedhelm Jürgensmeier: I.-Büdingen, Diether Graf v. In: Gatz, Bischöfe (1448-1648), 1996, S. 330-332. - Ders.: D. II. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 848. Dietl, Georg Alois, auch Yorick, Jesuit, Theologe, Schriftsteller, * 19.2. 1752 Pressath (Oberpfalz), t 17.5. 1809 Landshut. Als Mitglied der Gesellschaft Jesu studierte D., Sohn eines Baders, Theologie in Ingolstadt und wurde zum Dr. theol. promoviert. Nach der Aufhebung des Ordens Weltpriester (1773) und Kaplan in Ebnath (Oberpfalz), wurde er 1781 Hilfspriester in Maria Taferl (Niederösterreich). Seit seiner Rückkehr nach Bayern 1784 war er Pfarrer auf dem Schloßberg in Landshut, erhielt 1801 an der dortigen Univ. den Lehrstuhl für Ästhetik und Latein und wirkte zudem seit 1802 als Stiftspfarrer und Kanonikus an St. Martin. Bekannt wurde D. insbesondere durch die anonym publizierten Vertrauten Briefe eines Geistlichen in Baiern an seinen Freund (1786), die Freundschaftlichen Briefe (1790) sowie durch die Nachgelassenen freundschaftlichen Briefe (postum 1810). Er vertrat einen aufgeklärten Reformkatholizismus. Seine Schriften wurden zensiert und waren bis zum Amtsantritt von Kurfürst Maximilian IV. verboten. WEITERE WERKE: Homilien. Über die sonntäglichen Evangelien. Eine Erbauungsschrift für Leser von Geschmack. München 1789. - Briefe über die mythologischen Dichtungen der Griechen und Römer. München 1800. - Die schönsten Künste und Wissenschaften bilden zur Humanität. Landshut 1801. LITERATUR: Peter Segl: D., A. G. In: LMU, Bd. 1, 1998, S. 85. - Manfred Knedlik (Hrsg.): G. A. D. (1752-1809). Literarische Spätaufklärung in Bayern. Pressath 2002. - Ders.: Bibliographie der Schriften G. A. D.s. In: Ebd., S. 183-188. Ders.: Psychologischer Volkslehrer G. A. D. Christliche Lehre als „Sache des Herzens". In: Unser Bayern 51 (2002) S. 14-16. - Ders.: D„ G. A. In: BBKL, Bd. 20, 2002, Sp. 386-390. D i e t m a y r , Berthold von, Taufname: Carl Joseph, Benediktinerabt, * 14.3. 1670 Scheibbs (Niederösterreich), t 25.1.1739 Melk (Niederösterreich). D., dessen Vater Hofrichter der zum Kloster Gaming gehörigen Herrschaft Scheibbs war, begann das Studium an der Jesuitenschule in Krems, das er nach seinem Klostereintritt an der Univ. in Wien fortsetzte, und wurde 1696 zum Priester geweiht. Anschließend als Hofmeister des Melkerhofes in Wien tätig, wurde er 1700 zum Abt des Klosters Melk gewählt, wo er mit dem Neubau der Kirche und des Klostergebäudes durch Jakob Prandtauer und Joseph Munggenast die Barockisierung des Stiftes durchführte und durch die Ausgestaltung der Stiftsbibliothek eine Art Gelehrtenakademie schuf. D. war Verordneter des niederösterreichischen Prälatenstandes, 1706 Rektor der Wiener Univ. und zählte zu den Ratgebern der Kaiser Leopold I., Joseph I. und Karl VI. LITERATUR: Friedrich Holly: Abt B. D. von Melk. Diss. Wien 1949. - Anna Coreth: D„ B. v. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 675 f. - 900 Jahre Benediktiner in Melk (Ausstellungskatalog). Melk 1989, S. 89-95. - Burkhard Ellegast: D„ B. In: LThK 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 221.

Dietrich D i e t r i c h I I . von der S c h u l e n b u r g , B i s c h o f von Brandenburg, * u m 1330, t 2 6 . 4 . 1393 B r a n d e n b u r g / H a v e l . A l s j ü n g s t e r S o h n schlug D. d i e klerikale L a u f b a h n ein, wirkte z u n ä c h s t als P f a r r e r der Altstadt B r a n d e n b u r g s o w i e als K a n o n i k u s d e s dortigen P r ä m o n s t r a t e n s e r - D o m k a p i t e l s , w u r d e 1363 D o m p r o p s t , 1365 v o m P a p s t als B i s c h o f providiert und stellte sich seit 1368 als erster B i s c h o f von B r a n d e n b u r g in d e n D i e n s t der m a r k g r ä f l i c h e n Territorialpolitik. Bis 1373 stand er K u r f ü r s t O t t o von B r a n d e n b u r g als Rat zur Seite, trat im f o l g e n d e n J a h r a u c h mit K a i s e r Karl I V . in V e r b i n d u n g , w u r d e d e s s e n R a t und trug dazu bei, d a ß sein B i s t u m landsässig w u r d e . M i t seinen auf der B r a n d e n b u r g e r G e n e r a l s y n o d e 1380 f ü r d e n Klerus d e r D i ö z e s e e r l a s s e n e n Statuten schuf e r eine erste K i r c h e n o r d n u n g in der M a r k Brandenburg. LITERATUR: J o h a n n e s S c h u l t z e : D. II. v. S. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 6 7 6 f. - Peter M o r a w : D. II. v. d. S. In: L e x M A , Bd. 3, 1986, Sp. 1025. - M a t t h i a s S p r i n g e r : D. II. v. d. S. In: L T h K 3 , B d . 3, 1995, Sp. 225. - Felix E s c h e r : D . v. d. S. In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 1 9 8 - 1 4 4 8 ) , 2 0 0 1 , S. 76. D i e t r i c h von G r ü n i n g e n , D e u t s c h m e i s t e r , * u m 1210, t n a c h 1258. D. e n t s t a m m t e einer thüringischen M i n i s t e r i a l e n f a m i l i e , trat 1234 in den D e u t s c h e n O r d e n ein, w u r d e n a c h d e r E i n g l i e d e r u n g d e s S c h w e r t b r U d e r o r d e n s w a h r s c h e i n l i c h 1238 L a n d meister von L i v l a n d und unterwarf K u r l a n d d e m O r d e n . B i s 1246 hatte er h o h e Stellungen in L i v l a n d inne, w a r u m 1248 L a n d m e i s t e r in P r e u ß e n , a m t i e r t e 1254-56 als D e u t s c h m e i ster u n d b e e i n f l u ß t e als G e g n e r d e r S t a u f e r auf p ä p s t l i c h e r Seite die Reichspolitik, w o f ü r er d i e U n t e r s t ü t z u n g d e s P a p stes in seinen Streitigkeiten mit B i s c h o f —> Albert II. S u e r beer von R i g a erhielt. W ä h r e n d d e r A m t s z e i t D.s w u r d e der C h r i s t b u r g e r Vertrag g e s c h l o s s e n . D i e t r i c h , B u r g g r a f von A l t e n b u r g , H o c h m e i s t e r d e s Deutschen Ordens, t 1341 T h o r n . D., seit 1307 als O r d e n s b r u d e r in R a g n i t n a c h w e i s b a r , w a r hier seit 1330 a u c h K o m t u r und w u r d e 1328 K o m t u r von B a l g a , w o er d i e B u r g L e u n e n b u r g e r b a u t e und d i e Stadt Bartenstein g r ü n d e t e . Seit 1331 v o m H o c h m e i s t e r —> L u t h e r von B r a u n s c h w e i g z u m obersten M a r s c h a l l und zugleich z u m K o m t u r von K ö n i g s b e r g e r n a n n t , f ü h r t e D. e r f o l g r e i c h d e n seit 1327 a u s g e b r o c h e n e n Krieg g e g e n P o l e n u n d w u r d e nach d e m T o d L u t h e r s 1335 z u m H o c h m e i s t e r g e w ä h l t . D i e d e m W a f f e n s t i l l s t a n d von 1333 f o l g e n d e n V e r h a n d l u n g e n des O r d e n s m i t P o l e n w a r e n b e i m Tod D.s n o c h nicht abg e s c h l o s s e n . Als H o c h m e i s t e r n a h m er mit d e n Z ü g e n von 1336 u n d 1337 d e n K a m p f g e g e n L i t a u e n w i e d e r auf, o r d nete in s e i n e m G e b i e t d a s Verhältnis d e s O r d e n s zur K i r c h e und f ö r d e r t e d i e B e s i e d e l u n g s o w i e d i e S i c h e r u n g d e s O r densgebietes. LITERATUR: H e i n z M a y b a u m : D. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 684. - H a r t m u t B o o c k m a n n : D e r D e u t s c h e O r d e n . M ü n c h e n 1981, S. 115-169. - Carl A . L ü c k e r a t h : D. In: L e x M A , B d . 3, 1986, S p . 1026. D i e t r i c h I . von H e i m b a c h - H e n g e b a c h , E r z b i s c h o f von Köln, t n a c h N o v e m b e r 1223. Seit 1166 als P r o p s t d e s Stifts St. A p o s t e l n in K ö l n n a c h w e i s b a r , e r b a u t e D . die G o d e s b u r g und w u r d e 1208 E r z b i schof von K ö l n . E r hielt O t t o IV. a u c h n a c h d e s s e n Z e r w ü r f nis mit Papst I n n o z e n z III. d i e T r e u e u n d w u r d e aus d i e s e m G r u n d e 1212 abgesetzt. A n s c h l i e ß e n d e i n i g e J a h r e lang in R o m e r f o l g l o s u m seine Restitution b e m ü h t , w u r d e D. n a c h der Wahl seines N a c h f o l g e r s mit einer R e n t e a b g e f u n d e n . LITERATUR: Erich W i s p l i n g h o f f : D. I. v. H. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 6 7 7 . - G e o r g D r o e g e : D. v. M . (etwa 1385-1463). In: R h e i n i s c h e L e b e n s b i l d e r . B d . 1. D ü s s e l d o r f 1961, S. 4 9 - 6 5 (Lit.). - O d i l o E n g e l s : D . v. H. In: L e x M A ,

Bd. 3, 1986, Sp. 1026 f. - H u g o S t e h k ä m p e r : D. I. In: L T h K 3 , B d . 3, 1995, Sp. 223. - W i l h e l m J a n s s e n : D. v. H . - H . In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 1 9 8 - 1 4 4 8 ) , 2 0 0 1 , S. 270. D i e t r i c h I I . von M o e r s , E r z b i s c h o f und K u r f ü r s t v o n Köln, * u m 1385, t 1 4 . 2 . 1463 S c h l o ß Z o n s ( h e u t e D o r magen). Bereits P r o p s t d e s C a s s i u s s t i f t s in B o n n , studierte D. seit 1401 in H e i d e l b e r g und B o l o g n a und w u r d e 1414 als N a c h f o l g e r seines O n k e l s —» Friedrich von S a a r w e r d e n g e g e n den P a d e r b o r n e r B i s c h o f —» W i l h e l m von B e r g z u m K u r f ü r s t e n und E r z b i s c h o f von K ö l n g e w ä h l t . Er nützte d e s s e n A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n mit d e m Stift P a d e r b o r n aus, ließ sich d e s s e n A d m i n i s t r a t i o n übertragen, scheiterte j e d o c h an d e m Versuch, es d a u e r h a f t a n z u g l i e d e r n . Z u s a m m e n mit seinen B r ü d e r n besetzte er 1424 das B i s t u m M ü n s t e r , 1433 d a s Bist u m Utrecht. I m K a m p f g e g e n das H e r z o g t u m K l e v e in der S o e s t e r F e h d e 1444-49, d u r c h d i e er Soest, X a n t e n , Kleve, F r e d e b u r g s o w i e Bilstein verlor, k o n n t e er d i e Vormachtstellung K u r k ö l n s nicht s i c h e r n , so d a ß s e i n e Territorialpolitik d a s E r z b i s t u m finanziell ruinierte. 1421 und 1431 n a h m D. als F ü h r e r eines R e i c h s h e e r s an F e l d z ü g e n g e g e n d i e Hussiten teil. LITERATUR: Erich W i s p l i n g h o f f : D. II. v. M . In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 6 7 7 f. - C l e m e n s Graf von L o o z - C o r s w a r e m : D. II. v. M . In: L e x M A , B d . 3, 1986, Sp. 1027 f. - W i l h e l m Janssen: D . II. In: L T h K 3 , B d . 3, 1995, Sp. 223. - F r a n z B o s bach: M . , D . Graf v. In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 6 4 8 - 1 8 0 3 ) , 1990, S. 4 8 0 - 4 8 5 . D i e t r i c h von Portitz, g e n a n n t Kagelwit, E r z b i s c h o f von Magdeburg, * u m 1300 S t e n d a l , t 17. / 1 8 . 1 2 . 1 3 6 7 Magdeburg. D e r aus einer später g e a d e l t e n S t e n d a l e r B ü r g e r f a m i l i e stamm e n d e D. w a r z u n ä c h s t Z i s t e r z i e n s e r m ö n c h , erhielt 1346 in A v i g n o n d i e W e i h e z u m B i s c h o f von Sarepta (Syrien), w u r d e 1351 als W e i h b i s c h o f in O l m ü t z z u m B i s c h o f von Schleswig providiert und ging i m f o l g e n d e n J a h r im A u f t r a g K ö n i g Karls I V . an d i e K u r i e n a c h Avignon. 1353 z u m B i s c h o f von M i n d e n e r n a n n t , weilte D. i n f o l g e d i p l o m a t i s c h e r Vorbereit u n g e n zur K a i s e r k r ö n u n g Karls IV. 1354 und 1355 e r n e u t in Avignon und g e h ö r t e 1355-61 zu d e n e n g e n B e r a t e r n d e s Kaisers in Prag, w o er sich i n s b e s o n d e r e u m die F i n a n z v e r w a l t u n g B ö h m e n s verdient m a c h t e . 1360 z u m o b e r s t e n K a n z l e r B ö h m e n s s o w i e z u m b e v o l l m ä c h t i g t e n Stellvertreter d e s Kaisers im R e i c h e r n a n n t , w u r d e D . 1361 E r z b i s c h o f von M a g d e b u r g , 1362 M i t r e g e n t d e r M a r k g r a f e n von B r a n d e n burg. D . galt als F ö r d e r e r d e r kaiserlichen Territorialpolitik. LITERATUR: M a r g a r e t e K ü h n : D. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 6 7 8 f. - G e r h a r d L o s h e r : K ö n i g t u m und K i r c h e zur Zeit Karls I V . Ein Beitrag zur Kirchenpolitik im Spätmittelalter. M ü n c h e n 1985, S. 127 f., 141-143. - P e t e r M o r a w : D. v. P. In: L e x M A , B d . 3, 1986, S p . 1029. - Christian R a d t k e / Karl H e n g s t / M i c h a e l Scholz: D. v. P. In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 1 9 8 - 1 4 4 8 ) , 2 0 0 1 , S. 391 f. D i e t r i c h I . von E r b a c h , E r z b i s c h o f und K u r f ü r s t von Mainz, * u m 1390, t 4 . 5 . 1459 A s c h a f f e n b u r g . Seit 1413 als D o m h e r r in M a i n z n a c h w e i s b a r , erhielt D . 1421 v o m M a i n z e r E r z b i s c h o f - » K o n r a d III. d e n d o r t i g e n H o f „Tiergarten", w u r d e 1429 D o m k a n t o r und nach d e m Tod K o n r a d s 1434 v o m D o m k a p i t e l in B i n g e n z u m E r z b i s c h o f g e w ä h l t . Als K u r f ü r s t spielte D. e i n e m a ß g e b l i c h e R o l l e bei d e n K ö n i g s w a h l e n 1438 und 1439, v e r s u c h t e auf den Provinz i a l s y n o d e n 1439, 1440 s o w i e 1443 den A u s g l e i c h und d i e B e f r i e d u n g d e r i n n e r d e u t s c h e n K i r c h e n v e r h ä l t n i s s e herbeiz u f ü h r e n und vertrat u . a . auf d e m F r a n k f u r t e r K u r f ü r s t e n t a g 1445 s o w i e auf d e m dortigen K u r v e r e i n 1446 k u r f ü r s t l i c h e E i g e n s t ä n d i g k e i t g e g e n ü b e r Papst und K ö n i g . D a n e b e n regelte D. d u r c h Verträge d a s Verhältnis zu d e n N a c h b a r t e r r i torien, u . a . d u r c h d e n F r i e d e n s s c h l u ß mit H e s s e n 1443 und

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Dietrich durch ein Bündnis mit der Kurpfalz 1457. 1441-49 befand er sich in einer Fehde mit der nach Unabhängigkeit strebenden Stadt Mainz. D. nahm mehrfach eine Vermittlerrolle in innerdeutschen Auseinandersetzungen ein. LITERATUR: Walter Kaemmerer: D . v. E. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 6 7 9 f. - A l o i s Gerlich: D. In: L e x M A , Bd. 3, 1986, Sp. 1029 f. - Michael Hollmann: Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter ( 1 3 0 6 - 1 4 7 6 ) . Mainz 1990. - KarlHeinz Spiess: D. I. In: L T h K \ Bd. 3, 1995, Sp. 2 2 3 f. Friedhelm Jürgensmeier: Schenk v. E., D. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 4 4 8 - 1 6 4 8 ) , 1996, S. 6 3 0 f . D i e t r i c h I., Bischof von Metz, t 7 . 9 . 9 8 4 Metz. Seit 9 6 4 Bistumsverwalter in Metz, wurde D. im folgenden Jahr von seinem Protektor Bruno von Köln zum B i s c h o f von Metz erhoben und wurde nach dessen Tod Berater Ottos des Großen. 9 7 2 gehörte D. der Gesandtschaft an, die die byzantinische Prinzessin und Braut Ottos II. Theophanu empfing. Er konnte seinen politischen Einfluß unter Otto II. behaupten und verteidigte mit Erfolg sein Bistum g e g e n den westfränkischen König Lothar. 9 7 7 unterstützte D. dessen Bruder Herzog Karl von Niederlothringen, nahm am süditalienischen Feldzug Ottos II. teil, ergriff jedoch während der Regentschaft der Kaiserin Theophanu die Partei Herzog Heinrichs des Zänkers von Bayern, worauf er seinen Einfluß auf die Zentralregierung s o w i e seinen Rückhalt in Lothringen verlor. 9 6 8 reformierte D. die Abtei St. Vinzenz im Sinne der Gorzer Reform. LITERATUR: Hans-Joachim Kiefert: D. I. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 681. - Michel Parisse: D. I. In: L e x M A , Bd. 3, 1986, Sp. 1030. D i e t r i c h I I . , B i s c h o f von Metz, t 3 0 . 4 . 1 0 4 7 , bestattet im D o m zu Metz. Der Sohn des Grafen Siegfried von Luxemburg wurde 1005 Vormund und Bistumsverweser seines minderjährigen N e f f e n Adalbero und ließ sich nach seiner Ankunft in Metz mit Hilfe eines Volksaufstandes ohne königlichen Konsens selbst zum Bischof von Metz erheben. Seit 1006 kam es vermehrt zu Konflikten der Luxemburger mit König —> Heinrich II., da Herzog Heinrich von Bayern und D. versuchten, den König daran zu hindern, sein Bistum Bamberg mit d e m Besitz ihrer Schwester —> Kunigunde auszustatten. Als sich D.s Bruder Adalbero 1008 g e g e n den kgl. Willen zum Erzbischof von Trier wählen ließ, kämpfte der König 1009 gegen das Bistum Metz; der Streit wurde erst beigelegt, als D.s Brüder Heinrich und Adalbero 1012 auf das Herzogtum Bayern s o w i e auf das Erzbistum Trier verzichteten. Bei der Königswahl 1024 stand D. auf Seiten Konrads d. Ä. (Konrads II.) und erlangte an dessen Hof maßgeblichen Einfluß. Er legte 1014 den Grundstein zur Kathedrale von Metz. LITERATUR: Hans-Joachim Kiefert: D. II. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 681. - Michel Parisse: D. II. von Luxemburg. In: L e x M A , Bd. 3, 1986, Sp. 1030 f. D i e t r i c h , Graf von Altena-Isenberg, Bischof von Münster, t 18.7. 1226 Italien. Mit Hilfe seines Oheims, des Erzbischofs —» A d o l f von Köln, erhielt D. 1190 die Propstei von St. Patrokli in Soest, einige Jahre später weitere Pfründen, darunter das Archidiakonat von Köln s o w i e die Domküsterei und die Propstei in Xanten. 1217 wurde er Dompropst in Köln und im folgenden Jahr z u m Bischof von Münster gewählt. 1225 legte D. den Grundstein für den Dombau, wurde als Parteigänger seines Bruders Friedrich von Isenberg, der 1225 den Erzbischof - > Engelbert von Köln erschlagen hatte, 1226 v o m Papst abgesetzt und starb noch im selben Jahr auf der Heimreise in Italien.

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LITERATUR: Sauer: D. III. In: A D B , Bd. 5, 1877, S. 189. Hans-Jürgen Brandt/Karl Hengst: D i e B i s c h ö f e und Erzbischöfe von Paderborn. Paderborn 1984. - A l o i s Schröer: D i e B i s c h ö f e von Münster. Biogramme der Weihbischöfe und Generalvikare. Münster 1993. - Ders.: D., Graf v. A.-I. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 1 9 8 - 1 4 4 8 ) , 2 0 0 1 , S. 4 6 5 f. D i e t r i c h I., Bischof von Naumburg, erwähnt 1. Hälfte 12. Jh. Von unbekannter Herkunft, war D. 1111-23 Bischof von Naumburg, stand im Investiturstreit zunächst auf kgl. Seite, nahm aber um 1115 die Partei der Gregorianer und bemühte sich insbesondere um die Missionierung in seiner Diözese. In Verbindung mit D. gründeten Gräfin Bertha von Groitzsch 1118 die Pfarrkirche in Zwickau und Graf Adalbert von Everstein 1122 die Pfarrkirche in Plauen als erste Gotteshäuser in diesem Gebiet, und D. selbst stiftete 1 1 1 4 / 2 1 das Benediktinerkloster Bosau bei Zeitz s o w i e 1119 das B e n e diktinerkloster R i e s a / E l b e . Ferner reformierte er das N o n nenkloster St. Moritz in Naumburg durch Umwandlung in ein Augustiner-Chorherrenstift (1119). D. wurde von einem Konversen des Klosters Bosau ermordet. LITERATUR: Joseph Prinz: D. Graf v. I. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 682. - Karlheinz Blaschke: D. I. In: L e x M A , Bd. 3, 1986, Sp. 1031. D i e t r i c h I I . von Wettin, Bischof von Naumburg, t 2 2 . 9 . 1272. Der uneheliche Sohn Dietrichs des Bedrängten, des Markgrafen von Meißen, wurde 1243 von seinem Halbbruder Heinrich dem Erlauchten gegen die Mehrheit des D o m k a pitels als B i s c h o f durchgesetzt, jedoch erst 1245 nach päpstlicher Dispens geweiht. 1269 mußte D.s Bistum g e g e n seinen Willen zu einer wettinischen Landessteuer beitragen, was indirekt eine Unterstellung unter wettinische Landesherrschaft bedeutete. Sein Hauptverdienst war die Vollendung des Westchores des Naumburger D o m s und seiner Skulpturen. LITERATUR: Walter Schlesinger: D. II. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 683. - Gerline Schlenker: D. v. W. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 1 9 8 - 1 4 4 8 ) , 2 0 0 1 , S. 4 7 5 f. D i e t r i c h I I I . von Bocksdorf (Boucksdorf, Buckenstorff), Bischof von Naumburg, Jurist, * Zinnitz bei Calau (Niederlausitz), f 9 . 3 . 1466 Zeitz. Seit 1424 besuchte D. die Univ. Leipzig, wurde 1426 Baccalaureus artium und ging 1436-37 zur Fortsetzung seiner Studien nach Perugia. 1439 ist er für Leipzig als Dr. jur. und als Rektor der Univ. bezeugt. 1443-62 lehrte D. dort als Ordinarius für kanonisches Recht, 1445 als Lehrer beider Rechte, war daneben als Schiedsrichter und Gutachter tätig und wirkte später als Kanonikus in Glogau, Magdeburg und Naumburg. 1463 in Naumburg zum Bischof gewählt, wurde D. im folgenden Jahr geweiht. Er veröffentlichte zahlreiche juristische Schriften, darunter ein 1449-53 entstandenes Remissorium zum Lehnsrecht und Weichbildrecht des Sachsenspiegels s o w i e eine 1460 beendete Sammlung von Gerichtsformeln für Beklagte und Kläger. A l s sicher gilt, daß D. nicht der Verfasser der sogenannten Bocksdorfschen Vulgata ist, der jüngsten Form der Sachsenspiegelglosse. LITERATUR: Gertrud Schubart-Fikentscher: D. III. v. B. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 683. - Clemens Brodkorb: B „ D. v. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 4 4 8 - 1 6 4 8 ) , 1996, S. 62. D i e t r i c h von Cuba, Bischof von Samland, * um 1 4 3 0 / 3 5 Kaub oder Frankfurt/Main, t August 1474 Tapiau. A l s Sohn eines Stadtwerkmeisters trat D. 1450 zunächst als Gehilfe seines Vaters in den Dienst der Stadt Frankfurt, danach begann er das Studium in Erfurt, das er später in Köln

Dietrich fortsetzte und mit der Promotion abschloß. Er trat dem Deutschen Orden bei, kam 1469 im Auftrag des Deutschmeisters nach Preußen und wurde von Hochmeister —> Heinrich R e u ß von Plauen zum Prokurator des Deutschen Ordens in R o m ernannt. 1470 bemächtigte sich D. des frei gewordenen Bistums Samland. Das gespannte Verhältnis zum Hochmeister spitzte sich wegen der Verschwendungssucht D.s, die sein Bistum in den Ruin getrieben hatte, immer mehr zu und führte 1474 zu seiner Verhaftung. Die These, daß D. einen gewaltsamen Tod in der Gefangenschaft gestorben sei, konnte nie ganz widerlegt werden. Kurt Forstreuter: C . , D. v. In: NDB, Bd. 3 , 1957, S. 435. - Hans-Jürgen Karp: C „ D. v. In: Gatz, Bischöfe (1448-1648), 1996, S. 114f. LITERATUR:

D i e t r i c h I., Erzbischof von Trier, t 5 . 6 . 9 7 7 . Zunächst Diakon der Trierer Domkirche, wird D. 961 zum ersten Mal urkundlich als Dompropst von Mainz und Berater Ottos I. erwähnt, von d e m er Güter im Nahegau erhielt. Nach dessen Rückkehr vom zweiten R o m z u g wurde D. als Nachfolger des Trierer Erzbischofs —> Heinrich I. eingesetzt, war 985 am Hof- und Reichstag zu Köln anwesend und befand sich im folgenden Jahr im kaiserlichen G e f o l g e in Aachen und N i m w e g e n . 969 bestätigte ihm Papst Johannes XIII. alle Privilegien der Trierer Kirche. 972 war D. mit seinen Suffraganen von Metz, Toul und Verdun auf der Synode der gesamten deutschen Kirche anwesend, nahm 973 im G e f o l g e Ottos II. am Reichstag zu W o r m s teil und erhielt von diesem den Bannforst „Kyllwald". Als Reichsbischof bemühte er sich um die Durchsetzung der Gorzer Klosterref o r m und reformierte 975 die Trierer Klöster St. Martin und St. Marien. Richard Laufner: D. I. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 685. - Egon Boshof: D. I. In: VL 2 , Bd. 2, 1980, S. 147-149. - Alfred Heit: D. I. In: L e x M A , Bd. 3, 1986, Sp. 1031 f. - Ernst Gierlich: Die Grabstätten der rheinischen Bischöfe vor 1200. M ü n c h e n 1990, S. 6 6 f . - L u d w i g Vones: D. I. In: LThK 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 225 f. LITERATUR:

D i e t r i c h II., Graf von Wied, Erzbischof von Trier, t 2 4 . 3 . 1242. Schon 1189 als Kleriker genannt, wirkte D. 1200-12 als Großarchidiakon von St. Peter, 1210-12 als Stiftspropst von St. Paulin in Trier. 1212 z u m Erzbischof von Trier gewählt, trat D. bald in die Dienste Friedrichs II. und war bis zu seinem Tod als einer der treuesten Reichsfürsten an allen wichtigen Regierungsgeschäften beteiligt. 1215 konnte D. die Kölner Bürger dazu veranlassen, sich auf die Seite Friedrichs zu stellen. 1220 nahm er an der Königs wähl von Friedrichs Sohn Heinrich (VII.), zwei Jahre später an dessen Krönung teil und blieb sein bedeutendster Ratgeber bis zu dessen Rebellion gegen seinen Vater. 1237 wählte D. Friedrichs anderen Sohn Konrad IV. in Wien zum deutschen König, wirkte an zahlreichen Hoftagen mit und stand auch nach dem Bann des Kaisers durch Gregor IX. auf kaiserlicher Seite. Daneben reformierte D. 1215 die Kirchenzucht des Trierer Domkapitels und erließ 1227 sowie 1238 umfassende Kirchenordnungen. LITERATUR: Richard Laufer: N D B , Bd. 3, 1957, S. 685 f. Paul Brewer Pixton: D. of W., Archbishop of Trier, 1212-1242. Diss. Univ. of Iowa 1972. - Rudolf Holbach: D. II. In: L e x M A , Bd. 3, 1986, Sp. 1032. - Franz-Josef Heyen: D. II. In: LThK 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 226. - Wolfgang Seibrich: D. v. W . In: Gatz, Bischöfe (1198-1448), 2001, S. 792-794. D i e t r i c h Bayer von Boppard, Bischof von Worms und Metz, * um 1330, f 1 8 . 1 . 1 3 8 4 . D. erhielt seine Ausbildung in Lüttich, trat bald in luxemburgische Dienste und erhielt auf Vermittlung dieses Hauses vermutlich seine beiden Kanonikate in Trier und Mainz.

Er vertrat lange Zeit die Interessen Karls IV. in Avignon, hielt sich dort auch als Domkantor von Mainz auf und wurde 1 3 5 7 / 5 8 päpstlicher Kaplan. Wegen der Zerrüttung im Bistum W o r m s infolge des K a m p f e s der Stadt mit dem Klerus wurde D. 1359 Koadjutor und kurz darauf Bischof von Worms. Bei den B e m ü h u n g e n um einen Ausgleich bewies D. sein diplomatisches Geschick und wurde 1365 von Karl IV. in Avignon z u m Bischof von Metz ernannt. Bei seiner A u f g a b e , auch hier den Streit zwischen Bistum, Klerus und Stadt beizulegen, erreichte D. zunächst eine Stärkung der bischöflichen Position; seine Politik wurde jedoch durch den Ausbruch des Schismas, den Tod Karls IV. sowie seine Bindung an den lothringischen Adel gefährdet, so daß sich D. letztlich der Übermacht des Kapitels beugen mußte. LITERATUR: Anton Ph. Brück: D. B. v. B. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 686 f. - Burkhard Keilmann: Das Bistum vom Hochmittelalter bis zur Frühen Neuzeit. In: Friedhelm Jürgensmeier (Hrsg.): Das Bistum Worms - Von der Römerzeit bis zur Auflösung. Würzburg 1997, S. 104-109. - Ders./ Michel Parisse: D. B. v. B. In: Gatz, Bischöfe (1198-1448), 2001, S. 4 4 8 f. D i e t r i c h von Apolda, Dominikaner, Hagiograph, * 1 2 2 0 / 3 0 Apolda, t 1 3 0 2 / 0 3 Erfurt. Der wahrscheinlich aus d e m thüringischen Adelsgeschlecht der Herren von Apolda s t a m m e n d e D. trat 1247 in Erfurt in den Dominikanerorden ein und befaßte sich insbesondere mit der Erforschung und Beschreibung von Heiligenleben. Zwischen 1286 und 1291 schrieb D. im Auftrag des spanischen Ordensgenerals der Dominikaner, M u n i o de Zamora, eine neue Vita des hl. Dominikus, die als umfangreichste und stilistisch selbständigste des 13. Jh. gilt. 1289 begann D., wahrscheinlich auf Veranlassung der Deutschordensherren, mit der Abfassung einer auf persönlicher Nachforschung und einer Reihe von Quellen basierenden Vita der hl. - » E l i s a b e t h von Thüringen, die er etwa 1297 abschloß und die die Grundlage für eine deutsche Verslegende und mehrere Prosaübersetzungen bildete. L I T E R A T U R : Engelbert Krebs: Studien über D. Diss. Freib u r g / B r e i s g a u 1903. - Willehad Eckert: D. v. A. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 690. - Helmut Lomnitzer: D. v. A. In: VL 2 , Bd. 2, 1980, Sp. 103-110. - Matthias Werner: D. v. A. In: L e x M A , Bd. 3, 1986, Sp. 1032 f. - Isnard Wilhelm Frank: D. v. A. In: LThK s , Bd. 3, 1995, Sp. 222. D i e t r i c h Engelhus, Theologe, Historiker, * um 1365 Einbeck, t 5 . 5 . 1434 Wittenburg. D. wurde an der Univ. Prag Magister artium, war später in Erfurt und auch an der neugegründeten Univ. Leipzig immatrikuliert und soll nach zeitgenössischen Quellen Rektor der Schulen in Bamberg, Einbeck, Göttingen und Magdeburg gewesen sein. Eine gemeinsam mit —> Johannes Busch 1433 u n t e r n o m m e n e Visitationsreise nach Kloster Böddeken und nach Windesheim belegt seine Verbindung mit der Windesheimer Kongregation. Auch zu —> Johannes Dederoth, d e m Gründer der Kongregation Bursfelde, unterhielt D. Beziehungen. 1434 trat er als presbyter donatus in das Augustiner-Chorherrenstift Wittenburg ein. D. verfaßte zahlreiche Schriften, die überwiegend praktischen Zwecken in Schule und Kirche dienten. Zwischen 1419 und 1429 entstand in mehreren Redaktionen sein Hauptwerk Speculum seu imago mundi, später auch Nova chronica genannt, eine der letzten großen, in Weltalter eingeteilten lateinischen Chroniken, die er später auch ins Niederdeutsche übersetzte. Das Werk wurde nach seinem Tod u. a. von —> Matthias Doering fortgesetzt. Helga Zinsmeyer: E., D. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 515 f. - Volker Honemann (Hsrg.): D. E. Beiträge zu Leben und Werk. Köln u . a . 1991. - Annette Baumann: WeltLITERATUR:

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Dietrich chronistik im ausgehenden Mittelalter. Heinrich von Herford, Gobelinus Person, D. E. Frankfurt/Main 1995. - AnnaDorothee von den Brincken: E., D. In: LThK 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 6 5 7 f. D i e t r i c h von Freiberg, auch Theodoricus Teutonicus de Vriberg, Dominikaner, T h e o l o g e , Philosoph, Naturforscher, * um 1240, t um 1 3 1 8 / 2 0 . D. versah zunächst das A m t des Lesemeisters am D o m i n i kanerkloster zu Freiberg in Sachsen, wurde um 1276 zur weiteren Ausbildung nach Paris gesandt und dort, nach seiner Amtszeit als Provinzial der deutschen Ordensprovinz 1293-96, 1297 zum Magister der T h e o l o g i e promoviert. Seit 1310 Definitor oder Elektor am Generalkapitel, war er seit 1310 Vikar der oberdeutschen Provinz Teutonia. D. verfaßte zahlreiche Schriften zur Naturphilosophie, Logik, Erkenntnistheorie, Metaphysik und Theologie, u. a. De origine rerum praedicamentalium (entstanden um 1280), De animatione caeli (um 1290), De intellectu et intelligibili (um 1296), De ente et essentia (um 1297), De natura et proprietate continuorum (um 1298). Im Gegensatz zu T h o m a s von Aquin verstärkte er die von —> Albertus Magnus vertretene Tendenz der Trennung von Philosophie und T h e o l o g i e und die Einführung selbständiger Experimente in der Naturforschung. In seiner Abhandlung De iride et radialibus et impressionibus (nach 1304) gelang ihm als erstem die bis heute gültige Erklärung des Regenbogens. D. veränderte das Selbstverständnis der Philosophie, die er als konsequentes Wissen der Vernunft von sich selbst, von Gott, den sie in sich als ihr Prinzip findet, und von der Natur verstand. Seine frühen Schriften (u.a. Tractatus de visione beatifica, Tractatus de accidentibus) sind geprägt durch Einflüsse aus d e m Bereich des Averroismus und zeichnen sich durch ihr erkenntnistheoretisches Interesse aus. D. versuchte mit Hilfe der Lehre der Scheidung zwischen „willentlicher" und „naturlicher" Providenz die Bereiche der T h e o l o g i e und der Philosophie voneinander zu trennen, um die Möglichkeiten einer autonomen wissenschaftlichen und philosophischen Forschung zu gewährleisten. WERKE: Opera omnia. Veröffentlicht unter der Leitung von Kurt Flasch. 4 Bde., Hamburg 1977-85 (mit Einleitung und Bibliographie). - Abhandlung über die Akzidentien. Lateinisch-deutsch. Auf der Grundlage des Textes der kritischen A u s g a b e von Maria Rita Pagnoni-Sturlese übersetzt von Burkhard Mojsisch. Hamburg 1994. LITERATUR: Willehad Eckert: D. v. F. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 690. - Loris Sturlese: D. v. F. In: VL 2 , Bd. 2, 1980, Sp. 127-135. - Ders.: Dokumente und Forschungen zu Leben und Werk D . s v. F. Hamburg 1984. - Alfred Haverkamp: D. v. F. In: L e x M A , Bd. 3, 1986, Sp. 1033-1036. Ruedi Imbach: Metaphysik, T h e o l o g i e und Politik. Zur Diskussion zwischen Nikolaus von Straßburg und D. v. F. über die Abtrennbarkeit der Akzidentien. In: T h e o l o g i e und Philosophie 61 ( 1 9 8 6 ) S. 3 5 9 - 3 9 5 . - Burkhard Mojsisch; D. v. F. In: LThK', Bd. 3, 1995, Sp. 2 2 2 f . - D. v. F. N e u e Perspektiven seiner Philosophie, T h e o l o g i e und Naturwissenschaft. Freiberger Symposion, 10.-13. März 1997. Hrsg. v. Karl-Hermann Kandier/Burkhard Mojsisch/FranzBernhard Stammkölter. Amsterdam u.a. 1999. - Reinhold Rieger: D. v. F. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 849. D i e t r i c h von Kremsmünster, auch Theoderich, Benediktinerabt, t 9 . 1 2 . um 1085. D. kam aus Gorze (Lothringen) nach Kremsmünster, w o er sich als reformfreudiger Abt profilierte. Er formte das Kloster im Geist der Cluniazenser, ließ Restaurierungen und Bauarbeiten vornehmen s o w i e Kirchen zu Thalheim und Buchkirchen errichten. Unter D. erfolgte 1082 die Weihe der neuen Stiftskirche.

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D i e t r i c h von N i e h e i m ( N i e m , N y e m ) , Kirchenpolitiker, Historiker, * um 1340 Brakel (Westfalen), t Ende März 1418 Maastricht. Nach d e m Jurastudium kam der aus einem ratsfähigen Bürgergeschlecht stammende D. 1370 als „notarius sacri palatii" an die päpstliche Kurie und übersiedelte 1377 mit der Kurie Gregors XI. von Avignon nach R o m , w o er fast sein ganzes Leben wirkte. 1378 von Urban VI. zum Abbreviator und Scriptor der päpstlichen Kanzlei ernannt, wurde D. von Bonifatius IX. 1395 zum B i s c h o f von Verden providiert, ohne jedoch von König Wenzel die Regalien seines Stifts zu erhalten. Seit Ostern 1401 an der Univ. Erfurt immatrikuliert, befand sich D. seit 1403 wieder in R o m ; seine e n g e Beziehung zu den Päpsten und Kardinälen stellte er in De schismate libri tres ( 1 4 0 9 / 1 0 ) dar. Im Dialog Uber Union und Reform der Kirche forderte er ein v o m Kaiser einzuberufendes Generalkonzil zur Überwindung des Großen abendländischen Schismas. D., der bis 1417 als Berater am Konstanzer Konzil teilnahm, gilt als der bedeutendste deutsche kirchenpolitische Publizist seiner Zeit, der sich vehement für die Union und Reform der Kirche einsetzte. AUSGABEN Privilegia aut iura imperii circa investituras episcopatuum et abbatiarum restituta a papis imperatoribus Romanis. 1 4 1 3 / 1 4 . Hrsg. v. Simon Schard. Basel 1 5 6 6 . - L i b e r cancellariae apostolicae. Hrsg. v. Georg Erler. Leipzig 1888. LITERATUR: Hermann Heimpel: D. v. N. In: N D B , Bd. 3, 1959, S. 691 f. - Joachim Leuschner: D. v. N. In: VL 2 , Bd. 2, 1980, Sp. 140-143. - Joachim Heinzle: D. v. N . In: L e x M A , Bd. 3, 1986, Sp. 1037 f. - A c h i m Funder: Reichsidee und Kirchenrecht. D. v. N. als Beispiel spätmittelalterlicher Rechtsauffassung. Freiburg/Breisgau 1993 (Lit.). Heribert Müller: D. v. N. In: LThK 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 224. Ellen Widder: D. v. N. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 849. Thomas Vogtherr: D. v. N. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 1 9 8 - 1 4 4 8 ) , 2 0 0 1 , S. 8 4 2 f. D i e t r i c h von Treiden, auch Theodericus, Gründer des Schwerlbrüderordens, Bischof von Estland, * um 1160, t 1219 Reval. D. war Angehöriger des Zisterzienserordens und predigte bereits 1187 als Mitarbeiter B i s c h o f —> Meinhards von Uexküll in der Landschaft Treiden das Christentum. Mit Caupo, einem livländischen Häuptling, kam er 1203 zu Papst Innozenz III. nach Rom. 1196 wurde D. wichtigster Helfer Bischof —»Alberts von Riga, reiste mehrmals nach R o m , stiftete 1202 den livländischen Schwertbrüderorden und wurde Abt des Klosters Dünamünde. 1211 erfolgte seine Wahl zum Bischof von Estland. 1 2 1 3 / 1 4 erlangte D. die direkte Unterstellung seiner Kirche unter die Kurie, wurde jedoch nicht Reichsfürst, sondern wandte sich 1218 König Waldemar II. von Dänemark zu, auf dessen Kreuzzug nach Nordestland D. in der Schlacht bei Reval von Esten erschlagen wurde, die ihn für den König hielten. D. gilt als einer der bedeutendsten kath. Missionare im Baltikum. LITERATUR: Paul Johansen: D. v. T. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 6 9 2 f. - Friedrich Benninghoven: Der Orden der Schwertbrüder. Fratres Milicie Christi de Livonia. K ö l n / Graz 1965, S. 2 0 - 2 7 u . ö . - Bernhart Jähnig: D. v. T. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 1 9 8 - 1 4 4 8 ) , 2 0 0 1 , S. 1 4 4 f . D i e t r i c h , Christian, Pädagoge, * 8 . 4 . 1 8 4 4 G s c h w e n d bei Gaildorf, t 2 2 . 2 . 1 9 1 9 Stuttgart. D. wurde im Privatseminar Tempelhof bei Crailsheim zum Lehrer ausgebildet und war dann als Lehrergehilfe und Lehrer an verschiedenen Schulen Württembergs tätig. Seit 1870 unterrichtete er am Evangelischen Töchterinstitut in Stuttgart, dessen Leitung er 1 8 9 6 - 1 9 1 7 innehatte, und widmete sich der Erziehung der Jugend im evang. Sinn. 1865 gründete er den „Verein christlicher Lehrgehilfen", aus dem 1870 der

Dietrichstein „Verein evangelischer Lehrer in Württemberg" entstand, dessen Vorsitzender D. 1896-1918 war. Als Vorsitzender des Württembergischen Verbandes der altpietistischen Gemeinschaften (seit 1897) hatte D. maßgeblichen Einfluß auf den schwäbischen Altpietismus und leitete seit 1905 die Stuttgarter Gemeinschaft. WERKE: Kirchliche Fragen der Gegenwart. Kassel 1887, 2 1888. - Mit Ferdinand Brockes: Die Privat-Erbauungsgemeinschaften innerhalb der evangelischen Kirchen Deutschlands. Stuttgart 1903. LITERATUR: Gotthold Schmid: Von Kraft zu Kraft. Rektor D.s Lebensgang und Lebens werk. Stuttgart 1919. - Ernst Modersohn: Menschen, durch die ich gesegnet wurde. Kassel 5 1951, S. 165 ff. Dietrich, Ernst Ludwig, evang. Theologe, Landesbischof von Nassau-Hessen, * 28.1.1897 Groß-Umstadt, t 20.1.1974 Wiesbaden. D. absolvierte 1915-19 an den Universitäten Gießen und Marburg das Studium der Theologie und Orientalistik, besuchte anschließend das Predigerseminar in Friedberg, wurde 1922 zum Dr. phil. promoviert und war 1920-23 Pfarrassistent in Mainz. 1923 wurde er Pfarrer in Wackernheim bei Mainz, 1927 in Hamburg-Barmbeck, 1929 in Wiesbaden. Er gehörte zum radikalen Flügel der Deutschen Christen und war 1934-45 Landesbischof der evang. Landeskirche Nassau-Hessen. Seit 1949 wirkte D. als Dozent am Orient-Institut in Frankfurt/Main, seit 1956 als Lehrbeauftragter an der dortigen Universität. Dietrich, Sixt, auch Dieterich, Theodoricus, Komponist, * um 1494 Augsburg, t 21.10.1548 St. Gallen. Anfänglich Chorknabe am Münster in Konstanz, studierte D. seit 1509 in Freiburg/Breisgau, kam 1517 über Straßburg nach Konstanz zurück, wo er als Informator choralium des Domkapitels wirkte, und erhielt 1522 die HeiligkreuzKaplanei als Pfründe. D. war in Konstanz Anhänger der Reformation, knüpfte aber 1540 Beziehungen zu dem der figuralen Musik aufgeschlosseneren Wittenberger Lutherkreis an. 1540/41 war er dort immatrikuliert, unterrichtete an der Univ. und trat —»Luther nahe. Abgesehen von einem weiteren Aufenthalt mit Lehrtätigkeit 1544 lebte D. seit 1541 wieder in Konstanz. Nach der Verhängung der Reichsacht und der Eroberung der Stadt durch spanische Truppen floh er nach St. Gallen, wo er bald darauf starb. D., dessen Werk Magnificat-Bearbeitungen (1535-37), Antiphonen (1541), Hymnen (1545) und Motetten sowie zahlreiche geistliche und weltliche Lieder umfaßt, gilt als einer der bedeutendsten Kirchenkomponisten des Frühprotestantismus. Seine Hauptschöpfung ist das 1545 von Georg —> Rhaw in Wittenberg gedruckte Novum opus musicum tres tomos sacrorum hymnorum continens. LITERATUR: Hermann Zenck: S. D. Ein Beitrag zur Musik und Musikanschauung im Zeitalter der Reformation. Leipzig 1928. Nachdr. Hildesheim 1967. - Walter Gerstenberg: D„ S. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 698 f. - Martin Staehelin: S. D. Ein deutscher Musiker der Reformationszeit. In: Kirche und Gesellschaft im Heiligen Römischen Reich des 15. und 16. Jahrhunderts. Hrsg. v. Hartmut Boockmann. Göttingen 1994, S. 165-185. - Ders.: Zur „Rumpelmette" von S. D. In: Festschrift Christoph-Hellmut Mahling zum 65. Geburtstag. Hrsg. v. Axel Beer, Kristina Pfarr und Wolfgang Ruf. Bd. 2. Tutzing 1997, S. 1303-1313. - Beat A. Föllmi: D„ S. In: MGG 2 P, Bd. 5, 2001, Sp. 1019-1022. Manfred Schuler: D„ S. In: NGroveD, Bd. 7, 2 2001, S. 335 f. Dietrich, Veit, auch Vitus Theodorus, evang. Theologe, * 8. 12. 1506 Nürnberg, t 25.3. 1549 Nürnberg. Der Sohn eines Schuhmachers studierte seit 1522 als Schüler —> Melanchthons in Wittenberg und gehörte seit 1528 zu

—»Luthers Hausgemeinschaft. 1529 erlangte er den Magistergrad und begleitete im folgenden Jahr Luther als Sekretär auf die Feste Coburg. 1531-35 wirkte D. als Magister an der Univ. Wittenberg, amtierte 1535 als Dekan der Artistenfakultät und hatte anschließend bis zu seinem Tod das Predigeramt an St. Sebald in Nürnberg inne. 1537 vertrat er Nürnberg beim Schmalkaldener Konvent, 1541 bei den Religionsgesprächen auf dem Regensburger Reichstag und beim Regensburger Religionsgespräch 1546. D. edierte Schriften und Predigten Luthers (insbesondere die Genesisvorlesung) und veröffentlichte 1548 eine Summaria Christlicher Lehr. WEITERE

WERKE:

Agend-Büchlein

für die

Pfar-Herren

auff dem Land. Nürnberg 1543. - Wie die Christen zur Zeit der Verfolgung sich trösten sollen. Nürnberg 1548. Agendbüchlein der christlichen evangelischen Kirchen zu Franckfurt am Main. Frankfurt/Main 1565. - Kinder Postilla über die Sonntags und Fest Evangelia. Nürnberg 1577. LITERATUR: VD 16, D 1548-1689. - Hans Reuther: D., V. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 699. - Bernhard Klaus: V. D. In: Fränkische Lebensbilder. Bd. 3. Hrsg. v. Gerhard Pfeiffer. Würzburg 1969, S. 141-157. - Michael Becht: D., V. In: LThK\ Bd. 3, 1995, Sp. 226. - Bernhard Klaus: V. D. Schüler Luthers und Vollender der Reformation in Nürnberg. Nürnberg 1996. - Hellmut Zschoch: D., V. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 848. Dietrichstein, Andreas Jakob Reichsgraf von, Fürsterzbischof von Salzburg, * 27.5. 1689 Iglau (Mähren), t 5. 1.1753 Salzburg. Nach dem Eintritt in den Malteserorden 1697 studierte D. in Salzburg und wurde dort 1708 auf kaiserliches Ersuchen Domherr, 1719 zum Priester geweiht. Seit 1729 Domdechant, wurde er im folgenden Jahr Dompropst, erhielt zugleich ein Kanonikat in Olmütz und wurde 1747 zum Erzbischof von Salzburg gewählt. Die päpstliche Bestätigung mit der Verleihung des Palliums sowie die Konsekration durch den Gurker Bischof erfolgte 1749. Während seines Episkopats gelang es D., den erblichen Titel eines „Primas Germaniae" für die Salzburger Erzbischöfe reichsrechtlich sanktionieren zu lassen. LITERATUR: Franz Martin: Salzburgs Fürsten in der Barockzeit 1587 bis 1812. Salzburg "1982, S. 201-208 (Lit.). Franz Ortner: D., A. J. Reichsgraf v. In: Gatz, Bischöfe (1648-1803), 1990, S. 78 f. Dietrichstein, Franz Fürst von, Bischof von Olmütz, Kardinal, * 22.8. 1570 Madrid, t 19.9. 1636 Brünn. D. studierte in Wien, Prag sowie am Collegium Germanicum in Rom und wurde 1591 Kanonikus in Olmütz, 1593 in Passau und Breslau, 1594 Propst in Leitmeritz. Nach der Priesterweihe 1597 wurde D. von Clemens VIII. nach Rom und 1599 in das Kardinalskollegium berufen und noch im selben Jahr zum Bischof von Olmütz gewählt. Seit seinem Einzug in Olmütz 1600 wirkte er im Sinne der Gegenreformation, unterstützte die Regierungspartei und förderte als Repräsentant des Barockhumanismus Kunst, Wissenschaft und Volksbildung. 1607 zum Präsidenten des Geheimen Rats ernannt, nahm D. im habsburgischen Bruderzwist eine Vermittlerrolle ein, krönte 1611 Matthias zum König von Böhmen und floh, nach dem böhmischen Aufstand des Landes verwiesen, 1619 nach Wien. Seit 1620 Generalkommissar, Statthalter und Landeshauptmann von Mähren, führte er dort die Gegenreformation durch, wurde 1626 in den Fürstenstand erhoben und 1636 kaiserlicher Statthalter in Österreich. LITERATUR: Karl Eder: D. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 701. Winfried Eberhard: D„ F. v. In: LThK\ Bd. 3, 1995, Sp. 226 f. - Joachim Bahlcke: Regionalismus und Staatsintegration im Widerstreit. Die Länder der böhmischen Krone im

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Dietwin ersten Jahrhundert der Habsburgerherrschaft (1526-1619). München 1994, S. 258 f., 309-360. - Winfried Eberhard: D„ F. S. Fürst v. In: Gatz, Bischöfe (1448-1648), 1996, S. 129-133. Dietwin, Bischof von Lüttich, t 23.6.1075. D. stammte aus einer vornehmen Familie und war mit Kaiser Heinrich III. verwandt, dem er seine Ernennung zum Bischof von Lüttich verdankte. Politisch beteiligte sich D. seit 1049 an bewaffneten Konflikten seiner Nachbarn und kämpfte u.a. gegen Dietrich von Holland und Gottfried II. den Bärtigen. D. förderte die Domschule in Lüttich und den Chronisten Anselm. Sein 1066 ausgestelltes Privileg für Huy ist von rechtshistorischer Bedeutung, weil es als erstes Dokument die juristische Position unfreier Zuwanderer in einer Stadt festlegte. LITERATUR: Hans Jürgen Rieckenberg: D. In: NDB, Bd. 3, 1 9 5 7 , S. 7 0 3 f. D i e t w i n , Abt von Gorze, Kardinal, t 18.11. 1151. Der aus Schwaben stammende D. wurde zunächst Mönch in Gorze, später Prior zu Maursmünster und war in dieser Funktion 1117 Bote des Kardinallegaten Kuno an den Erwählten —> Theoger von Metz. Seit etwa 1125 Abt von Gorze, führte D. hier eine Reform durch und nahm im Auftrag Lothars III. 1130 an der Anerkennungsgesandtschaft an Innozenz II. teil, der ihn zum Kardinal und 1134 zum Legaten an den Kaiser ernannte. 1138 spielte D. eine maßgebliche Rolle bei der Wahl Konrads III., vollzog dessen Krönung und bemühte sich bis 1138 um seine Anerkennung im Reich. 1147 wurde D. in Frankreich zum Legaten für das Kreuzheer bestimmt, kehrte aber im folgenden Jahr nach Rom zurück, wo er für die Politik Rogers II. Partei nahm. Sein Versuch 1150, Konrad III. zugunsten Siziliens von dem Bündnis mit Byzanz abzubringen, scheiterte jedoch. LITERATUR: Friedrich Hausmann: D. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 704. - Michel Parisse: D. In: LexMA, Bd. 3, 1986, Sp. 1 0 3 9 . Dietz, Johannes, Bischof von Fulda, * 30.1.1879 Birkach (Oberfranken), t 10. 12.1959 Fulda. Der Sohn eines Landwirts studierte Philosophie und Theologie an der Gregoriana in Rom, wurde dort in beiden Fächern promoviert und widmete sich im Anschluß daran dem Studium der Pädagogik in Leipzig. 1905 in Rom zum Priester geweiht, war D. zunächst als Kaplan in Staffelbach bei Bamberg, Immenstadt und Bayreuth, dann als Lehrer tätig und wurde 1910 Subregens, zwei Jahre später Regens am Erzbischöflichen Priesterseminar in Bamberg. Daneben wirkte er als Dozent für Homiletik an der PhilosophischTheologischen Hochschule in Bamberg und wurde zum Prälaten, zum Geistlichen Rat und 1936 zum BischofKoadjutor der Diözese Fulda ernannt. Er war seit demselben Jahr Titularbischof von Janoplis und 1939-58 Bischof von Fulda. 1940 wurde D. mit der päpstlichen Visitation aller theologischen Hochschulen Deutschlands beauftragt. 1958 wurde er auf das Titularerzbistum von Contrada transferiert. LITERATUR: Karl Hengst: D., J. B. In: Gatz, Bischöfe (1785/1803-1945), 1983, S. 130f. - Erwin Gatz: D„ J. In: LThK\ Bd. 3, 1995, Sp. 227. - Josef Leinweber: Die Fuldaer Äbte und Bischöfe. Frankfurt/Main 1989, S. 181-183. D„ J. B. In: Gatz, Bischöfe (1945-2001), 2002, S. 227f. Dietze, (Friedrich Carl Nikolaus) Constantin von, Volkswirtschaftler, Agrarwissenschaftler, * 9.8. 1891 Gottesgnaden bei Calbe/Saale, t 21.3. 1973 Freiburg/Breisgau. Das Studium in Cambridge, Tübingen, Halle und Breslau Schloß D. nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg 1919 mit der Promotion zum Dr. rer. pol. ab und war seit 1922 Privatdozent an der Univ. Berlin. Nach einem Lehrauftrag in Göttingen 1924 wurde er im folgenden Jahr a. o., 1926

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o. Prof. der Volkswirtschaft in Rostock und war 1927 in gleicher Funktion in Jena tätig, seit 1933 in Berlin. Wegen seiner Tätigkeit in der Bekennenden Kirche wurde D. verhaftet und infolge seiner fortgesetzten Tätigkeit in der Widerstandsbewegung als Mitarbeiter Carl Friedrich Goerdelers 1944 in das Konzentrationslager Ravensbrück gebracht. Seit 1945 o.Prof. in Freiburg/Breisgau, befaßte er sich vor allem mit Agrar- und Außenhandelspolitik (Wege und Aufgaben wissenschaftlicher Agrarpolitik, 1947). 1955-61 war D. Präses der Generalsynode der Evang. Kirche in Deutschland. Dietzfelbinger, Hermann, evang. Landesbischof, * 14.7. 1908 Ermershausen (Kr. Haßberge), t 15. 11.1984 München. Nach dem Studium der Theologie in Erlangen, Tübingen und Greifswald 1927-31 besuchte D. das Predigerseminar in München und wirkte dort seit 1933 als Stadtvikar an St. Matthäus. Seit 1935 Pfarrer in Rüdenshausen bei Kitzingen, wurde er 1939 Hilfsreferent beim Landeskirchenrat in München und war dann als Studentenpfarrer und Lazarettseelsorger tätig, bevor er 1945 die Leitung des Predigerseminars der Bayerischen Landeskirche in Erlangen, später in Nürnberg übernahm. Seit 1953 wirkte D. als Rektor der Diakonissenanstalt in Neuendettelsau sowie als Vizepräsident der Landessynode und amtierte 1955-75 als Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern. 1957-77 war er Mitglied des Exekutivkomitees des Lutherischen Weltbundes, 1963-78 Präses des Kuratoriums der Lutherischen Stiftung für ökumenische Forschung in Straßburg und 1967-73 Vorsitzender des Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland. D. stand der Frauenordination sowie der Leuenberger Konkordie kritisch gegenüber. Seine Erinnerungen erschienen 1984 unter dem Titel Veränderung und Beständigkeit ( 2 1985). WEITERE WERKE: Das Licht der Menschen. München 1946. - Christus praesens. Vorträge, Aufsätze, Predigten von Landesbischof D. H. D. zu seinem 60. Geburtstag am 14. Juli 1968. München 1968. - Christen sind gefragt. Glaube zwischen Zweifel und Gewißheit. München 1982. - Schwerter zu Pflugscharen. Pappenheim 1984. LITERATUR: Aloys Klein: D„ H. In: LThK3, Bd. 3, 1995, Sp. 227. - Andreas Kopp von Freymann: H. D. von Ermershausen in das Amt des Landesbischofs. In: 950 Jahre Ermershausen. Red.: Hans Staritz. Ermershausen 1999, S. 118-120. - Nora Andrea Schulze: D., H. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 850. - J. Jürgen Seidel: D„ H. In: BBKL, Bd. 24, 2005, Sp. 509-514. Dilherr, Johann Michael, luth. Theologe, Kirchenlieddichter, Bibliothekar, * 14. 10. 1604 Themar, t 8.4.1669 Nürnberg. D., dessen Vater meiningischer Rat und Rechtsbeistand des Kantons Rhön-Werra der fränkischen Reichsritterschaft war, studierte seit 1623 an den Universitäten Leipzig, Wittenberg, Altdorf und Jena und wurde in Jena 1631 Prof. der Eloquenz, 1634 der Geschichte und Dichtkunst; im folgenden Jahr übernahm er das Rektorat, 1640 den theologischen Lehrstuhl Johann —> Gerhards. 1642 folgte D. einem Ruf zur Gründung eines Auditorium publicum nach Nürnberg, wo ihm zugleich das Rektorat und die Professur für Theologie und Philosophie am Egidien-Gymnasium übertragen wurde. Seit 1646 Hauptprediger an St. Sebald, erhielt D. die Oberaufsicht über das Nürnberger Schulwesen sowie die Leitung der Stadtbibliothek. Er reformierte das Kirchenwesen in grundlegender Weise, führte wieder Kirchenvisitationen ein, gründete 1666 ein Kandidatenseminar und setzte sich für eine Theologia practica ein (u.a. Frommer Christen Täglicher Geleitsmann, 1653). D. stand in Kontakt mit den Dichtern des Pegnesischen Blumenordens. Er gab Gesangbücher

Dilthey und geistliche L i e d e r s a m m l u n g e n heraus, d a r u n t e r a u c h eigene Kompositionen. WEITERE WERKE: S e r m o n o d e r B u c h von der r e c h t e n Kind e r z u c h t und U n t e r r i c h t u n g d e r J u g e n d . N ü r n b e r g 1642. C h r i s t l i c h e B e t r a c h t u n g e n d e s g l ä n z e n d e n H i m m e l s , flüchtigen Zeit- und nichtigen Weltlaufs. N ü r n b e r g 1657, 3 1 6 7 0 . LITERATUR: A d a l b e r t E i s c h e n b r o i c h : D., J. M . In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 7 1 7 f. - G e r h a r d Schröttel: J. M . D. und d i e vorpietistische K i r c h e n r e f o r m in N ü r n b e r g . N ü r n b e r g 1962. - Ders.: J. M . D. In: F r ä n k i s c h e L e b e n s b i l d e r . B d . 7. H r s g . v. G e r h a r d P f e i f f e r / A l f r e d W e n d e h o r s t . N e u s t a d t / A i s c h 1977, S. 142-151. - Volker W a p p m a n n : D., J. M . In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 852. - A x e l B e e r : D „ J. M . In: M G G 2 P , B d . 5, 2 0 0 1 , Sp. 1037. D i l l e n i u s , Ferdinand Ludwig Immanuel, evang. Theologe, Schriftsteller, * 2. 1. 1791 U r a c h , t 11. 12. 1871 Stuttgart. D e r S o h n von Friedrich W i l h e l m J o n a t h a n —>D. studierte T h e o l o g i e in T ü b i n g e n , w o er die b u r s c h e n s c h a f t l i c h e Verb i n d u n g „ R o m a n t i c a " m i t b e g r ü n d e t e . Seit 1814 G a r n i s o n s P r e d i g e r in G m ü n d , w a r er seit 1817 P f a r r e r in O b e r b ö b l i n gen, seit 1824 in Steineberg, von 1829 an D e k a n in B l a u f e l d e n , 1836-57 in W e i n s b e r g . D . v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. 1868 das D r a m a Florian Geyer von Geyern, Hauptmann der schwarzen Schar im großen Bauernkriege von 1525. D i l l e n i u s , Friedrich W i l h e l m J o n a t h a n , e v a n g . T h e o l o g e , Schriftsteller, * 2 0 . 7 . 1 7 5 4 Knittlingen bei M a u l b r o n n , t 2 3 . 5 . 1815 H e m m i n g e n bei L e o n b e r g . D. studierte 1775-78 T h e o l o g i e in T ü b i n g e n und w u r d e O b e r p r ä z e p t o r in U r a c h , 1795 P f a r r e r in B a l t m a n n s w e i l e r bei S c h o r n d o r f , zuletzt in H e m m i n g e n . E r v e r f a ß t e z a h l r e i c h e S c h u l b ü c h e r , L e x i k a s o w i e p o p u l a r p h i l o s o p h i s c h e und philologische S c h r i f t e n (u. a. Über Seelengröße und Statthaftigkeit im Unglücke, 1788) und b e s c h ä f t i g t e sich mit Ü b e r s e t z u n g e n antiker A u t o r e n . D i l l e r , M i c h a e l , luth. T h e o l o g e , * A n f a n g 16. Jh. D i ö z e s e S p e y e r , t 1570 Heidelberg. D. studierte 1523 in W i t t e n b e r g , w u r d e 1529 Prior d e s A u gustinerklosters in S p e y e r und hielt seit e t w a 1530 Predigten im e v a n g . Sinn. 1538 w u r d e er v o m R a t der Stadt z u m ersten e v a n g . P r e d i g e r S p e y e r s bestellt, verließ bei d e n A u f e n t h a l ten K a i s e r Karls V . j e w e i l s die Stadt u n d vollzog e i n e vorsichtige R e f o r m i e r u n g o h n e P o l e m i k und e n t s c h e i d e n d e liturgische E i n g r i f f e . 1548 m u ß t e D. j e d o c h i n f o l g e des A u g s b u r g e r I n t e r i m s in die S c h w e i z fliehen und f o l g t e 1553 ein e m R u f als H o f p r e d i g e r nach N e u b u r g / D o n a u . 1554 wirkte er d u r c h d i e A b f a s s u n g einer K i r c h e n o r d n u n g an der R e f o r m i e r u n g von P f a l z - N e u b u r g , 1556 im A u f t r a g d e s K u r f ü r s t e n —» O t t o H e i n r i c h an d e n K i r c h e n o r d n u n g e n d e r K u r p f a l z sow i e der M a r k g r a f s c h a f t B a d e n - D u r l a c h mit und w u r d e M i t glied d e s von O t t o Heinrich e i n g e s e t z t e n p f ä l z i s c h e n Kirchenrats. D . n a h m an den R e l i g i o n s g e s p r ä c h e n von W o r m s ( 1 5 5 7 ) u n d M a u l b r o n n ( 1 5 6 4 ) teil. U r s p r ü n g l i c h L u t h e r a n e r , w a n d t e er sich später z u n e h m e n d d e m C a l v i n i s m u s zu. LITERATUR: H e i n z K r a f t : D „ M . In: N D B , B d . 3, S. 719. D i l l i g e r , J o h a n n , a u c h Dillinger, e v a n g . T h e o l o g e , K o m p o n i s t , * 30. 1 1 . 1 5 9 3 E i s f e l d bei H i l d b u r g h a u s e n , t 2 8 . 8 . 1 6 4 7 Coburg. D e r S o h n eines H u f s c h m i e d s studierte seit 1611 in M a g d e b u r g als Schüler d e s dortigen H o f k a p e l l m e i s t e r s M i c h a e l —>Praetorius M u s i k , ü b e r s i e d e l t e 1618 z u m S t u d i u m d e r T h e o l o g i e n a c h W i t t e n b e r g , w o er gleichzeitig als K a n t o r der H a u p t - u n d S c h l o ß k i r c h e wirkte, und e r w a r b 1623 den M a gistergrad. 1625 f o l g t e D. d e m R u f an die C o b u r g e r Stadtschule, ü b e r n a h m 1633 e i n e Pfarrstelle in G e l l e r s h a u s e n und k e h r t e i m f o l g e n d e n J a h r als D i a k o n an St. M o r i t z in C o burg z u r ü c k . D . schuf zahlreiche kirchliche K o m p o s i t i o n e n , d a r u n t e r C h o r a l m o t e t t e n , e i n e Musica concertativa (1632),

Tricinien s o w i e geistliche L i e d s ä t z e , in d e n e n er sich an sein e m Vorbild P r a e t o r i u s orientierte. WEITERE WERKE: N e w e s Geistliches M u s i c a l i s c h e s L u s t gärtlein. C o b u r g 1626. - M u s i c a votiva: D e o Sacra, d e tempore. C o b u r g 1629. - M u s i c a t h a n a t o b u l e v t i c a et excitatoria. C o b u r g 1631. - Christliches, tröstliches G r a b - G e s ä n g l e i n . C o b u r g 1632. - P r o d r o m u s m u s i c a e C h r i s t i a n a e scholastic a e & a c a d e m i c a e . C o b u r g 1633. - M u s i c a poenitentiaria et c o n s o l a t o r i s / A u s w a h l . Hrsg. v. M i c h a e l G o l d b a c h . P f o r z h e i m 1989. LITERATUR: H e l m u t T h ü m m l e r : J. D. ( 1 5 9 3 - 1 6 4 7 ) , K a n t o r in W i t t e n b e r g und C o b u r g . Diss. H a l l e - W i t t e n b e r g 1941. A r n o Forchert: D „ J. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 7 1 9 f . M a r g a r e t t e Fink E b y : T h e vocal c o n c e r t o s of J. D. Diss. A n n A r b o r , M i c h i g a n 1971. - Dies.: D., J. In: N G r o v e D , Bd. 7, 2 2 0 0 1 , S. 3 4 6 f . - D a n i e l a W i s s e m a n n - G a r b e / ( A d a m A d r i o ) : D „ J. In: M G G 2 P , Bd. 5, 2 0 0 1 , S p . 1039-1043. D i l l m a n n , (Christian Friedrich) A u g u s t , luth. T h e o l o g e , Orientalist, * 2 5 . 4 . 1823 Illingen bei Vaihingen ( W ü r t t e m berg), t 4 . 7 . 1894 Berlin. D . studierte seit 1840 T h e o l o g i e und P h i l o s o p h i e an der U n i v . T ü b i n g e n und w i d m e t e sich orientalischen Studien. N a c h der P r o m o t i o n z u m Dr. phil. hielt er sich 1846-48 in Paris, L o n d o n und O x f o r d auf, u m ä t h i o p i s c h e H a n d s c h r i f t e n zu u n t e r s u c h e n . N a c h seiner R ü c k k e h r R e p e t e n t a m T ü b i n ger Stift, w u r d e er 1851 P r i v a t d o z e n t , 1854 a. o. P r o f e s s o r . In gleicher F u n k t i o n g i n g D . im f o l g e n d e n Jahr n a c h Kiel, erhielt dort 1860 d i e o r d e n t l i c h e P r o f e s s u r f ü r o r i e n t a l i s c h e S p r a c h e n und f o l g t e 1864 e i n e m R u f nach G i e ß e n ; seit 1869 lehrte er in Berlin. Er v e r f a ß t e u . a . e i n e Grammatik der äthiopischen Sprache ( 1857) s o w i e W e r k e ü b e r die äthiopis c h e G e s c h i c h t e , Literatur und S p r a c h g e s c h i c h t e . D i l s c h n e i d e r , Otto Alexander, evang. Theologe, * 2 4 . 1 . 1 9 0 4 Berlin, f 3 0 . 3 . 1991 Berlin. D . studierte R e c h t s - und S t a a t s w i s s e n s c h a f t e n , P h i l o s o p h i e und T h e o l o g i e in Berlin, Freiburg, G r e i f s w a l d und T ü b i n gen, w o er 1 9 3 3 / 3 4 W i s s e n s c h a f t l i c h e r A s s i s t e n t von Karl —»Heim war. 1934 w u r d e er P f a r r v e r w e s e r in H o h e n g e h r e n , 1936 in B a d Liebenzell und P f u l l i n g e n , 1937 S t u d e n t e n p f a r rer in Jena, 1938 stellvertretender S t u d i e n d i r e k t o r a m Predig e r s e m i n a r D ü s s e l d o r f , 1939 P f a r r e r in K e m b e r g und 1941 in B e r l i n - Z e h l e n d o r f . 1945 w a r D . L i z e n z t r ä g e r d e r Kirchlic h e n H o c h s c h u l e Berlin. Dort w a r er P r i v a t d o z e n t und seit 1951 P r o f . f ü r S y s t e m a t i s c h e T h e o l o g i e , 1 9 5 8 / 5 9 R e k t o r . 1963-67 g e h ö r t e D., M i t g l i e d der C D U , d e m Berliner A b g e o r d n e t e n h a u s an und w a r schul- u n d h o c h s c h u l p o l i t i s c h e r S p r e c h e r seiner F r a k t i o n . D. wirkte n a c h d e m Z w e i t e n Weltkrieg m a ß g e b l i c h a m W i e d e r a u f b a u der e v a n g . Kirchenleitung und d e r T h e o l o g e n - A u s b i l d u n g mit. E r b e s c h ä f t i g t e sich mit d e r Z u k u n f t d e s C h r i s t e n t u m s , d e s s e n Verlagerung nach A m e r i k a , A f r i k a u n d Asien er v o r a u s s a g t e , w ä h r e n d er f ü r D e u t s c h l a n d das S c h w i n d e n kirchlicher Privilegien e r w a r tete. D. v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Evangelische Offenbarung. Die Grundlagen der evangelischen Theologie ( 1 9 3 9 ) , Die evangelische Tat. Grundlagen und Grundzüge der evangelischen Ethik (1940), Gabe und Aufgabe der Reformation (1954) und Der Exodus des Christentums (1983). LITERATUR: M a t t h i a s R o s e r : D „ O . A . In: B B K L , B d . 21, 2 0 0 3 , Sp. 3 3 1 - 3 3 4 . D i l t h e y , W i l h e l m (Christian L u d w i g ) , P h i l o s o p h , * 1 9 . 1 1 . 1833 B i e b r i c h (heute zu W i e s b a d e n ) , t 1. 10. 1911 Seis a m S c h i e r n (Südtirol). D e r a u s einer alten T h e o l o g e n f a m i l i e - Vater und G r o ß v a t e r waren calvinistische P r e d i g e r - s t a m m e n d e D . betrieb auf väterlichen W u n s c h T h e o l o g i e und legte d a s n a s s a u i s c h e E x a m e n ab. Er studierte in H e i d e l b e r g und Berlin u. a. bei K u n o F i s c h e r und L e o p o l d von —» R a n k e , absolvierte ein philolog i s c h e s S t a a t s e x a m e n und w u r d e L e h r e r a m F r a n z ö s i s c h e n ,

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Dingelstadt dann am Joachimsthalschen Gymnasium in Berlin. Mit 31 Jahren wurde er mit einer Arbeit über —> Schleiermachers Ethik promoviert und habilitierte sich im selben Jahr mit einer Studie über das moralische Bewußtsein. 1866 wurde er Prof. in Basel, ging 1868 nach Kiel und folgte 1871 einem Ruf nach Breslau, 1882 nach Berlin, wo er bis an sein Lebensende arbeitete. Nach der biographischen Darstellung Leben Schleiermachers (Bd. 1, 1870) erschien 1883 D.s erstes Hauptwerk, die Einleitung in die Geisteswissenschaften (1883), das die Entfaltung des abendländischen Geistes von den mythischen Vorformen über die Griechen, das Mittelalter bis in die Neuzeit referiert. Die intendierte, an -»Kant erinnernde Kritik der historischen Vernunft wird so nicht systematisch, sondern als „historisches Verfahren" durchgeführt. Wie sehr D. an den Fakten entlanggeht, zeigt etwa der Titel von Bd. 2 der Gesammelten Werke: Weltanschauung und Analyse des Menschen seit der Renaissance. D. blickt zwar „systematisch" auf die Fülle des geschichtlichen Materials, indem er den „Fortschritt der Anthropologie in diesen Systemen" beschreibt, konstruiert aber keine geschlossene Theorie des Menschen (die erst -» Heidegger anbietet) und der Geschichte, die nicht möglich sei. D. deutete und verstand deshalb „das Leben aus ihm selber"; er forderte Einfühlung und Nacherleben der Objektivationen des anderen Lebens. Gadamer revidierte diese Position in der hermeneutischen Theorie, ohne den anthropologischen Standort D.s prinzipiell zu verlassen. In immer neuen Angängen versuchte D. lebenslang, eine Fortsetzung der Einleitung in die Geisteswissenschaften zu schreiben; vollenden konnte er sie nicht. Vorhanden ist eine überwältigende Zahl von Fragmenten; hierzu gehört auch Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften (1910). Ein Moment in dieser Struktur ist die „gegenseitige Abhängigkeit" alles Seienden. Dadurch wird in den Geisteswissenschaften ein zirkuläres Verfahren nötig: von den Teilen zum Ganzen zu gehen und wieder zurück; das eine wird erst aus dem anderen verständlich. Die wissenschaftshistorische Bedeutung D.s wird darin gesehen, daß er die Naturwissenschaften, welche „die Natur erklären", indem sie eine mathematische Erfassung durchführen, trennt von den Geisteswissenschaften, die das Leben aus der Geschichte „verstehen". Die Methode dieses Verstehens wird von der Hermeneutik geliefert. D. wurde damit zum Erneuerer der hermeneutischen Theorie, womit er die vielfältige Entwicklung dieser Grundlagendisziplin im 20. Jh. anschob. Die Geisteswissenschaften wollen zentral „Menschheit (im alten Sinn als Wesen des Menschen) bestimmen". Besonders der späte D. gelangte zu einer Anthropologie, die aus der geschichtlichen Beschreibung sich entfaltet und auf die Standortgebundenheit und damit Relativität hinweist. Das historische Bewußtsein bestehe, indem geschichtliche Ereignisse verstanden werden, in der Erfahrung, daß „Begrenzung das Wesen der Individualität" ausmache. Im Bewußtsein der Endlichkeit hielt D. fest an der „Selbigkeit der Menschennatur", die überhaupt erst Verstehen ermöglicht. Verstehen als Verstehen des Ausdrucks menschlicher Handlungen findet „Bedeutung", indem es Gemeinsames versteht. Dies Gemeinsame bestimmte D. ins Praktische gewendet an einer Stelle als „Tätigkeit für die Gemeinschaft". In seiner Typologie der Weltanschauungen fand D. eine Ordnung dieser geschichtlichen Vielfalt. In seinem Spätwerk unterschied er den Naturalismus (oder Materialismus); dessen Anhängern gilt der „Prozeß der Natur als die ganze Wirklichkeit". Im Idealismus der Freiheit, dessen Vertreter „eine souveräne Selbstherrlichkeit" ausstrahlen, sind die Willensmomente dominant. Hierher gehören Kant, Schiller, —> Fichte. „Gott ist nur da für den Willen, der ihn kraft seiner Frei-

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heit fordert." Der objektive Idealismus, zu dem D. selbst zu zählen ist, hält an einer kosmischen, letztlich harmonischen Struktur fest, wie unerkennbar - D. sagt: rätselhaft - sie auch bleibe. Die „Welt ist die Explikation Gottes; er hat sich ihr in die grenzenlose Mannigfaltigkeit auseinandergelegt". D. stand am Eingang des 20. Jh. als der große Anreger, der selbst Ruinen zurückließ, aus denen die Geisteswissenschaften aufbauten. So führte etwa Eduard Spranger die D.sche Typologie in seinen „Lebensformen" weiter; die entmythologisierende Theologie Rudolf —> Bultmanns hat - vermittelt durch Heidegger - ihre Wurzeln bei D., für den „die christlichen Dogmen unhaltbar geworden" sind. Sie sollen in „ihrem Lebenswert für jede menschliche Lebendigkeit" betrachtet werden. Die Rezeption hat auf viele Aporien im D.sehen Denken hingewiesen; so bleibt unausgemacht die Vereinbarkeit der Annahme einer allgemeinen Menschennatur mit der sonst zentral piazierten Geschichtlichkeit, durch die alles immer anders sein soll. W E I T E R E W E R K E : Ideen über eine beschreibende und zergliedernde Psychologie. 1894. - Studien zur Geschichte des deutschen Geistes. 1901 ff. - Die Jugendgeschichte Hegels. 1905. - Das Erlebnis und die Dichtung. Leipzig/Berlin 1906. - Gesammelte Schriften. Bisher 25 Bde., Göttingen 1966-2005. L I T E R A T U R : Georg Misch: Lebensphilosophie und Phänomenologie. Eine Auseinandersetzung der Diltheyschen Richtung mit Heidegger und Husserl. Bonn 1930. - Hans-Georg Gadamer: Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik. Tübingen 1960. Darin: D.s Verstrickung in die Aporien des Historismus, S. 205-228. - Peter Krausser: Kritik der endlichen Vernunft. W. D.s Revolution der allgemeinen Wissenschafts- und Handlungstheorie. Frankfurt/Main 1968. - Rudolf A. Makkreel: D. Philosopher of the Human Studies. Princeton 1975. Dt.: D. Philosoph der Geisteswissenschaften. Frankfurt/Main 1991.-Manfred Riedel: Verstehen oder Erklären? Zur Theorie der Geschichte der hermeneutischen Wissenschaften. Stuttgart 1978. - Ulrich Herrmann: D., W. In: TRE, Bd. 8, 1981, S. 752-763. Frithjof Rodi/Hans-Ulrich Lessing (Hrsg.): Materialien zur Philosophie W. D.s. Frankfurt/Main 1984. - Ernst Wolfgang Orth: D„ W. In: LThK3, Bd. 3, 1995, Sp. 232 f. - Matthias Jung: D. zur Einführung. Hamburg 1996. - Hans-Ulrich Lessing: D„ W. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 853 f. Erwin Leibfried Dingelstadt, Hermann (Jakob), Bischof von Münster, * 2.3.1835 Bracht/Niederrhein, f 6.3. 1911 Münster. Nach dem Studium der Theologie in Münster empfing D., Sohn eines Landwirts und Töpfers, 1859 die Priesterweihe und war anschließend als Hilfslehrer am Collegium Augustinianum in Gaesdonck tätig. Seit 1862 studierte er Philologie an den Universitäten Bonn und Münster; 1865 wurde er mit der Arbeit De Euripidis Helena commentatio philologica zum Dr. phil. promoviert. Seither unterrichtete D. bis zur Schließung der Schule infolge des Kulturkampfes 1873 Französisch, Griechisch, Hebräisch und Mathematik in Gaesdonck, später am Gymnasium in Vechta. 1885 wurde er zum Oberlehrer ernannt. 1889-1911 war D. Bischof von Münster. Während seines Episkopats wurden 53 neue Pfarreien errichtet und 130 Kirchen gebaut bzw. erweitert. LITERATUR: Eduard Hegel: D„ H. In: Gatz, Bischöfe (1785/1803-1945), 1983, S. 132-134. Dinkel, Pankratius (Andreas) von, Bischof von Augsburg, * 9.2.1811 Staffelstein (Oberfranken), t 11. 10. 1894 Augsburg. Nach dem Studium der Theologie und Philosophie und der Priesterweihe ( 1834) war D., Sohn eines Gastwirts, der zeitweise das Amt des Bürgermeisters wahrnahm, zunächst als Kaplan in Forchheim tätig, bevor er 1843 die Stelle des

Dionysius Stadtpfarrers in Erlangen antrat. 1850-55 redigierte er mit Michael Störcher die „Katholischen Blätter aus Franken". Seit 1858 amtierte er infolge kgl. Ernennung als Bischof von Augsburg, gründete in dieser Funktion 1862 ein Knabenseminar in Dillingen, führte im folgenden Jahr die Pfarrvisitationen wieder ein, restaurierte den Dom und die Ulrichskirche in Augsburg und gründete 1871 den Cäcilienverein. Als Mitglied des bayerischen Reichsrats (1861-82) setzte sich D. für die Erhaltung der christlich-konfessionellen Schule ein und nahm während des Kulturkampfes zahlreiche aus Preußen ausgewiesene Priester und Theologiestudenten in seiner Diözese auf. LITERATUR: Friedrich Zoepfl: D„ P. v. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 731 f. - Andreas Bigelmair: D„ P. v. In: Lebensläufe aus Franken. Bd. 6. Hrsg. v. Sigmund Frh. von Pölnitz. Würzburg 1960, S. 109-127. - Peter Rummel: D„ P. v. In: Gatz, Bischöfe (1785/1803-1945), 1983, S. 134-136. - Der Bischof aus Staffelstein. Lebensstationen von P. D. (1811-94). Hrsg. v. Josef Urban. Bamberg 1994. Peter Rummel: D„ P. v. In: LThK\ Bd. 3, 1995, Sp. 236. Walter Dürig: Marginalien eines Bischofs zur Seelsorge. Briefe des Augsburger Bischofs P. v. D. (1811-94) an Professor Valentin Thalhofer (1825-91). Augsburg 1996. - Elmar Kerner: P. (v.) D. (1811-94) Bischof von Augsburg. In: Staffelsteiner Lebensbilder. Hrsg. v. Günter Dippold. Staffelstein 2000, S. 120-125.

Dinkier, Erich, evang. Theologe, * 6.5. 1909 Remscheid, t 28.6. 1981 Heidelberg. Der Sohn eines Oberstudiendirektors studierte in Marburg, Berlin und Heidelberg, wo er 1932 mit einer kirchengeschichtlichen Arbeit (Die Anthropologie des Augustinus) promoviert wurde. Seit 1933 Assistent an der Univ. Marburg, habilitierte er sich dort 1935 für Kirchengeschichte und christliche Archäologie (Gottschalk der Sachse). Nach der Rückkehr aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft wurde er 1949 o.Prof. des Neuen Testaments und der christlichen Archäologie an der Univ. Mainz, 1950 an der Yale University in New Haven (Connecticut, USA), 1956 in Bonn und 1963 in Heidelberg. In seiner Arbeit am Neuen Testament und der Kirchengeschichte war D. vor allem von Hans von Soden und Rudolf —> Bultmann geprägt. Er veröffentlichte u. a. Die ersten Petrusdarstellungen. Ein archäologischer Beitrag zur Geschichte des Petrusprimats (1939), Das Apsismosaik von S. Apollinare in Classe (1962) und Signum Crucis. Aufsätze zum Neuen Testament und zur christlichen Archäologie (1967) und dokumentierte die Geschichte des Kirchenkampfs in der Marburger Theologischen Fakultät ('Theologie und Kirche im Wirken Hans von Sodens, hrsg. von E. D. und Erika D.-von Schubert, 2 1986). D. war Mitherausgeber der „Theologischen Rundschau", der „Zeitschrift für Theologie und Kirche" und der 3. Auflage von Die Religion in Geschichte und Gegenwart. 1967 wurde er Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. LITERATUR: Carl Andresen/Günter Klein (Hrsg.): Theologia crucis, signum crucis. Festschrift für E. D. zum 70. Geburtstag. Tübingen 1979, S. 551-563 (Bibliogr.). - Otto Merk/ Michael Wolter (Hrsg.): E. D. Im Zeichen des Kreuzes. Berlin 1992. - Wolfgang Wischmeyer: D., E. In: LThK3, Bd. 3, 1995, Sp. 236 f. - Michael Wolter: D„ E. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 856. - Otto Merk: D„ E. In: Β Β KL, Bd. 17, 2000, Sp. 263-275. Dinter, Artur, Schriftsteller, * 27.6.1876 Mülhausen (Elsaß), t 21.5. 1948 Offenburg (Baden). D., Sohn eines preuß. Zollbeamten, studierte an den Universitäten München und Straßburg Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften und Philosophie, wurde 1903 zum Dr. phil. et rer. nat. promoviert und war zunächst Direktor der

Botanischen Schulgärten in Straßburg. Seit 1904 Oberlehrer in Konstantinopel, wechselte er 1905 ins Theaterfach über und war Regisseur am Stadttheater Rostock sowie am Schiller-Theater in Berlin, 1908 Mitbegründer des Verbandes Deutscher Bühnenschriftsteller. Seit 1914 war D., der am Ersten Weltkrieg teilnahm, als völkisch-antisemitischer Schriftsteller tätig. 1923 Schloß er sich der NSDAP an, zog 1924 als Abgeordneter der Partei in den Thüringischen Landtag ein. 1925 wurde D. Gauleiter der NSDAP in Thüringen. 1927 gründete er die „Geistchristliche Religionsgemeinschaft" (seit 1934 „Deutsche Volkskirche", 1937 verboten), die seine Vorstellungen von einem rassistisch-spiritistisch orientierten Christentum propagierte. 1927 wurde D. seines Amtes als Gauleiter enthoben und 1928 aus der Partei ausgeschlossen. Er schrieb u.a. den Roman Die Sünde wider das Blut (1918) und 197 Thesen zur Vollendung der Reformation. Die Wiederherstellung der reinen Heilslehre (1926). Seit 1928 gab D. „Das Geistchristentum" (1934 umbenannt in „Die religiöse Revolution") heraus. LITERATUR: Jürgen Hillesheim/Elisabeth Michael: Lexikon nationalsozialistischer Dichter. Würzburg 1993, S. 100-111. - Eva-Maria Zehrer: D., A. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 856. - Andreas Schulz/Matthias Wolfes: D„ A. In: BBKL, Bd. 18, 2001, Sp. 350-360. Dinter, (Christian) Gustav Friedrich, luth. Theologe, Pädagoge, * 29.2.1760 Borna bei Leipzig, t 29. 5. 1831 Königsberg. Nach dem Besuch der Fürstenschule in Grimma studierte D., Sohn eines Advokaten und Gerichtsdirektors, seit 1779 Theologie, Philosophie und Philologie an der Univ. Leipzig; 1787 wurde er Pfarrsubstitut und 1790 Pfarrer in Kitzscher bei Borna, wo er sich der Ausbildung künftiger Volksschullehrer widmete. 1797 folgte er dem Ruf als Direktor des Schullehrerseminars nach Dresden-Friedrichsstadt und übernahm 1807 die Pfarrstelle in Görnitz bei Borna. Auch hier auf pädagogischem Gebiet tätig, eröffnete er ein Progymnasium und wurde 1816 zum Konsistorialund Schulrat nach Königsberg berufen, wo er seit 1822 zugleich als a.o.Prof. der Theologie lehrte. D., dessen Wirken vorrangig der Pädagogik galt, veröffentlichte Die vorzüglichsten Regeln der Katechetik (1800, 101839) sowie eine neunbändige Schullehrer-Bibel ( 1824-30), die nachhaltigen Einfluß auf die folgenden Grundschullehrergenerationen hatte. G. F. Dinter's Leben. Von ihm selbst beschrieben erschien 1929. WEITERE WERKE: Kleine Reden an künftige Volksschullehrer. 4 Bde., Halle/Saale 1803-05, 3 1837/38. - Predigten zum Vorlesen in Landkirchen. 2 Bde., Neustadt/Orla 1809, s 1844. - Anweisung zum Gebrauch der Bibel in Volksschulen. 3 Bde., Neustadt/Orla 1814/15, 3 1822. - Religionsgeschichte. Neustadt/Orla 1822. - Sämtliche Schriften. Hrsg. v. Johann Christoph Basilius Wilhelm. 1. Abt. 12 Bde., 2. Abt. 16 Bde., 3. Abt. 9 Bde., 4. Abt. 5 Bde. Neustadt/ Orla 1840-1851. LITERATUR: Martin Schmidt: D., C. G. F. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 734. - Jürgen Bennack: G. F. D. Ratingen 1975. Friedrich Wilhelm Bautz: D„ C. G. F. In: BBKL, Bd. 1, 1990, Sp. 1312-1314. - Karlheinz Biller: D„ G. F. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 856 f. Dionysius von Luxemburg, Kapuziner, religiöser Volksschriftsteller, * um 1652 Luxemburg, t 11.2. 1703 Cochem/Mosel. Der aus einer armen Familie stammende D. trat 1669 in die Rheinische Kapuzinerprovinz ein und studierte seit 1672 am Ordensstudium in Bingen und Mainz. Er wurde dort, in Ehrenbreitstein und Trier Prediger und war Guardian in den Klöstern Worms (1690/91) und Bensheim (1699-1702), seit 1702 in Cochem. D. verfaßte zahlreiche Erbauungsschriften;

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Dionysius sein E r s t l i n g s w e r k Leben Antichristi (1682) w u r d e vielfach aufgelegt. WERKE: N e u e L e g e n d e n d e r Heiligen. F r a n k f u r t / M a i n 1684. - S i c h e r e r H i m m e l s - W e e g . Dillingen 1687. - E n t d e c k ter H ö l l e n w e g . Dillingen 1688. - D e r g r o ß e C a t e c h i s m u s . M a i n z 1698, 1727. LITERATUR: B o n a v e n t u r a von M e h r : D . v. L. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 735.

v. M a r t i n B r e c h t u . a . B d . 1. G ö t t i n g e n 1993, S. 3 9 1 - 4 3 7 , hier 4 1 6 - 4 1 8 . - L e o n h a r d Hell: D „ J. K. In: L T h K \ Bd. 3, 1995, Sp. 2 5 6 . - H a n s S c h n e i d e r : D e r r a d i k a l e P i e t i s m u s d e s 18. J a h r h u n d e r t s . In: G e s c h i c h t e d e s P i e t i s m u s . Hrsg. v. M a r t i n B r e c h t u . a . B d . 2. G ö t t i n g e n 1995, S. 107-917, hier S. 152-156. - Ders.: D „ J. K . In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 868. - S t e p h a n G o l d s c h m i d t : J. K. D . ( 1 6 7 3 bis 1734). Göttingen 2001.

D i o n y s i u s von Werl, K a p u z i n e r , K o n t r o v e r s s c h r i f t s t e l l e r , * u m 1640 Werl (Westfalen), t 4 . 3 . 1709 H i l d e s h e i m . Seit 1654 S t u d e n t in M ü n s t e r , trat D . 1658 in d i e K ö l n i s c h e K a p u z i n e r p r o v i n z ein u n d studierte 1662-69 P h i l o s o p h i e und T h e o l o g i e in P a d e r b o r n . A n s c h l i e ß e n d seelsorgerisch in M ü n s t e r und B o r k e n tätig, w i r k t e er 1 6 7 4 - 8 0 als T h e o loge und L e k t o r in der K a p u z i n e r n i e d e r l a s s u n g a m H o f d e s konvertierten H e r z o g s J o h a n n Friedrich von B r a u n s c h w e i g L ü n e b u r g in H a n n o v e r . E r f r e u n d e t e sich dort mit G o t t f r i e d W i l h e l m —»Leibniz an und ü b e r s i e d e l t e a n s c h l i e ß e n d nach H i l d e s h e i m , w o er, a b g e s e h e n von e i n e m K l o s t e r a u f e n t h a l t in P a d e r b o r n 1693-97, bis zu s e i n e m L e b e n s e n d e w i r k t e und r e g e n Anteil an d e n E i n i g u n g s b e s t r e b u n g e n von L e i b n i z , G e r a r d W o l t e r - > M o l a n u s , - > S p i n o l a und B o s s u e t n a h m . 1686 erschien sein H a u p t w e r k Via pads inter homines per Germaniam in fide dissidentes sive Tractatus irenicus. WEITERE WERKE: P h i l a n t o n . H a n n o v e r 1676. - C a t h o l i scher E h r e n - R e t t e r . H i l d e s h e i m 1698. - D e r e i n z i g e Mittler z w i s c h e n G o t t und den M e n s c h e n C h r i s t u s Jesus. H i l d e s h e i m 1705. LITERATUR: B u o n a v e n t u r a von M e h r : D. v. W . In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 735. - J o h a n n e s Friedrich Werling: D. v. W . In: L T h K \ B d . 3, 1995, Sp. 2 4 9 .

D i r i c h s , F e r d i n a n d , B i s c h o f von L i m b u r g , * 2 4 . 1 1 . 1 8 9 4 F r a n k f u r t / M a i n , t 26. 12. 1948 bei Idstein. D. studierte T h e o l o g i e a m P r i e s t e r s e m i n a r in F u l d a und L i m burg u n d w u r d e 1922 z u m Priester g e w e i h t . D a n a c h w a r er K a p l a n in M o n t a b a u r , w i r k t e a n s c h l i e ß e n d an der D r e i f a l tigkeitskirche in W i e s b a d e n und k a m 1931 als S u b r e g e n s an d a s P r i e s t e r s e m i n a r in L i m b u r g , w o er bald z u m D i ö z e s a n J u g e n d p r ä s e s b e r u f e n w u r d e . 1937-40 w a r D. in L i m b u r g als J u g e n d p f a r r e r tätig, ü b e r n a h m d a n n die Pfarrei in W i n kel i m R h e i n g a u und w u r d e 1947 z u m B i s c h o f von L i m b u r g g e w ä h l t . 1948 v o m P a p s t P i u s XII. als F l ü c h t l i n g s b i s c h o f eingesetzt, starb D . n o c h im g l e i c h e n J a h r an den F o l g e n eines A u t o u n f a l l s . LITERATUR: Karl Janisch (Hrsg.): F. D . F r a n k f u r t / M a i n 1963. - H e r m a n H. S c h w e d t : D., F. In: L T h K 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 258. - Ders.: D „ F. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 9 4 5 - 2 0 0 1 ) , 2002, S. 3 1 7 - 3 1 9 .

D i p p e l , Johann Konrad, Pseud. Christianus Democritus, e v a n g . T h e o l o g e , A l c h e m i s t , Arzt, * 1 0 . 8 . 1 6 7 3 S c h l o ß F r a n k e n s t e i n bei D a r m s t a d t , t 2 5 . 4 . 1 7 3 4 S c h l o ß W i t t g e n stein (Berleburg). D., d e s s e n Vater S c h u l m e i s t e r , d a n n P f a r r e r war, studierte seit 1691 T h e o l o g i e in G i e ß e n , e r l a n g t e 1693 mit der Disputation De nihilo d e n M a g i s t e r g r a d u n d v e r s u c h t e in den f o l g e n d e n Jahren vergeblich, in G i e ß e n und S t r a ß b u r g e i n e a k a d e m i s c h e L a u f b a h n zu b e g i n n e n . I m m e r m e h r d e m Piet i s m u s z u g e w a n d t , b e g a n n D. 1696 in S t r a ß b u r g Privatvorlesungen ü b e r A s t r o l o g i e und C h i r o m a n t i e zu halten, m u ß t e j e d o c h fliehen. Er k a m e r n e u t n a c h G i e ß e n , w o unter P s e u d o n y m seine Streitschriften g e g e n d i e luth. O r t h o d o x i e erschienen. Seit 1698 b e s c h ä f t i g t e sich D . mit d e r A l c h e m i e . Er e r f a n d , seit 1704 in Berlin lebend, u . a . d a s s o g e n a n n t e Berliner Blau, m u ß t e d i e Stadt j e d o c h n a c h h e f t i g e n A n g r i f f e n auf d i e Religionspolitik Karls XII. verlassen u n d übersiedelte in d i e N i e d e r l a n d e , w o er 1711 in L e i d e n d e n m e d i z i n i s c h e n Doktortitel e r w a r b und sich als A r z t bei A m s t e r d a m niederließ. Seit 1714 in A l t o n a a n s ä s s i g , w u r d e er w e g e n seiner Kritik an d e n politischen Z u s t ä n d e n zu l e b e n s l a n g e r F e s t u n g s h a f t auf B o r n h o l m verurteilt, 1726 b e g n a d i g t . N a c h A u f e n t h a l t e n in S t o c k h o l m u n d K o p e n h a g e n lebte er seit 1729 in B e r l e b u r g . D i e unter s e i n e m P s e u d o n y m p o s t u m h e r a u s g e g e b e n e W e r k s a m m l u n g Eröffneter Weg zum Frieden mit Gott und allen Creaturen (3 Bde., 1747) zeigt D.s K o n z e p t einer j e d e religiöse O r g a n i s a t i o n a b l e h n e n d e n individualistischen F r ö m m i g k e i t . WEITERE WERKE: P a p i s m u s p r o t e s t a n t i u m v a p u l a n s . [Jena] 1698. - Wein u n d Öl in die W u n d e n des g e s t ä u p t e n P a p s t t u m s der P r o t e s t i e r e n d e n . [Jena] 1699. - M i k r o k o s m i s c h e Vorspiele des n e u e n H i m m e l s u n d der n e u e n E r d e . A m s t e r d a m [Berlin] 1733, 2 1 7 4 4 . LITERATUR: V D 17. - M a r t i n S c h m i d t : D., J. C. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 7 3 7 f. - J ü r g e n B ü c h s e i : D „ J. K. In: T R E , Bd. 9, 1982, S. 9 f. - H a n s S c h n e i d e r : D e r r a d i k a l e Pietism u s i m 17. J a h r h u n d e r t . In: G e s c h i c h t e d e s P i e t i s m u s . Hrsg.

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D i r k s , M a r i a n n e , * 1913 Stuttgart, t 16. 10. 1993 W i t t n a u bei Freiburg. D i e Katholikin setzte sich Uber J a h r z e h n t e f ü r d i e Gleichb e r e c h t i g u n g der Frau in K i r c h e und G e s e l l s c h a f t ein. N a c h e i n e m M u s i k s t u d i u m w a r die Frau d e s Publizisten Walter —>D. als M u s i k l e h r e r i n , Organistin und Mitarbeiterin einer T a g e s z e i t u n g tätig. 1951-72 w a r sie Präsidentin der Katholischen F r a u e n g e m e i n s c h a f t D e u t s c h l a n d s ( k f d ) und M i t g l i e d d e s Z e n t r a l k o m i t e e s der D e u t s c h e n K a t h o l i k e n , 1968-72 dessen Vizepräsidentin. 1971-75 g e h ö r t e D. der G e m e i n s a m e n S y n o d e d e r B i s t ü m e r in d e r B u n d e s r e p u b l i k D e u t s c h l a n d an. WERKE: G l a u b e n F r a u e n a n d e r s ? F r e i b u r g / B r e i s g a u 1983. M i t Karl R a h n e r : Für e i n e n e u e L i e b e zu M a r i a . F r e i b u r g / B r e i s g a u 1984, 5 1 9 8 7 . LITERATUR: A n n e l i e s e Lissner: D „ M . In: L T h K 3 , Bd. 3, 1995, S p . 258. D i r k s , Walter, Publizist, Schriftsteller, * 8 . 1 . 1901 H ö r d e ( h e u t e zu D o r t m u n d ) , t 3 0 . 5 . 1991 Wittnau bei Freiburg. D e r K a u f m a n n s s o h n D . b e g a n n in M ü n s t e r und P a d e r b o r n d a s S t u d i u m d e r T h e o l o g i e , d a s er j e d o c h nicht abschloß, und w a r 1923 z u n ä c h s t Sekretär R o m a n o —> G u a r d i n i s in P o t s d a m , d a n n bis 1934 R e d a k t e u r bei der F r a n k f u r t e r linksk a t h o l i s c h e n „ R h e i n - M a i n i s c h e n Volkszeitung", w o er später d a s K u l t u r r e s s o r t leitete. 1930 w i d m e t e er sich d e m S t u d i u m d e r P h i l o s o p h i e in G i e ß e n , k a m 1933 in e i n e m e h r w ö c h i g e S c h u t z h a f t und w a r von 1935 bis zu s e i n e m S c h r e i b v e r b o t 1943 M u s i k k r i t i k e r der „ F r a n k f u r t e r Z e i t u n g " . Seit 1946 g a b D. z u s a m m e n mit E u g e n K o g o n d i e mit d i e s e m g e g r ü n d e ten „ F r a n k f u r t e r H e f t e " heraus, in d e n e n er d e n A u f b a u einer D e m o k r a t i e auf d e r Basis eines christlichen S o z i a l i s m u s propagierte. Seit 1949 als innenpolitischer K o m m e n t a t o r b e i m S ü d w e s t f u n k tätig, wirkte er 1953-56 a m F r a n k f u r t e r „Institut f ü r S o z i a l f o r s c h u n g " und g a b z u s a m m e n mit T h e o d o r W . A d o r n o die „ F r a n k f u r t e r B e i t r ä g e zur S o z i o l o g i e " heraus. 1956-67 leitete D . d a s Kulturressort b e i m W e s t d e u t s c h e n R u n d f u n k in K ö l n . D. g e h ö r t e 1945 zu den M i t b e g r ü n d e r n d e r h e s s i s c h e n C D U , von d e r er sich später w i e d e r a b w a n d t e . WERKE: G e s a m m e l t e S c h r i f t e n . H r s g . v. Fritz Boll u . a . 8 Bde., Zürich 1987-91. LITERATUR: Ulrich B r ö c k l i n g : W . - D . - B i b l i o g r a p h i e . B o n n 1991. - W . D. im G e s p r ä c h mit I n g o H e r m a n n . In: Karl B. S c h n e l t i n g (Hrsg.): Z e u g e n d e s J a h r h u n d e r t s . Porträts

Dittenberger aus W i r t s c h a f t und G e s e l l s c h a f t . F r a n k f u r t / M a i n 1981, S. 5 7 - 8 4 . - Karl P r ü m m : W . D . und E u g e n K o g o n als k a t h o l i s c h e Publizisten der W e i m a r e r R e p u b l i k . H e i d e l b e r g 1984. - Ulrich B r ö c k l i n g : D „ W . In: L T h K 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 258. - D a n i e l a D u n k e l : D „ W . In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 869. - B e r n d K e t t e r n : D „ W . In: B B K L , B d . 18, 2 0 0 1 , Sp. 3 6 0 - 3 6 7 . D i s s e l h o f f , A u g u s t Friedrich G e o r g , e v a n g . T h e o l o g e , L i e d e r d i c h t e r , * 25. 11. 1829 Soest, I 9 . 3 . 1 9 0 3 Allstedt (Thüringen). D e r B r u d e r von Julius A u g u s t G o t t f r i e d —>D. w i d m e t e sich seit 1848 d e m S t u d i u m d e r T h e o l o g i e in Halle und w a r d a n a c h k u r z e Zeit als K u r p r e d i g e r in B a d O e y n h a u sen tätig, b e v o r er als H i l f s p r e d i g e r n a c h R a m s b e c k ( S a u e r land), A n d r e a s b e r g und H e i n r i c h s d o r f k a m . Seit 1855 Hilfsgeistlicher in S c h w e l m , f o l g t e er z e h n J a h r e später d e m R u f als P r e d i g e r an die G e m e i n d e St. J a k o b i in Berlin, w o er a u c h p ä d a g o g i s c h und sozial tätig war. D . v e r f a ß t e e i n e R e i h e von t h e o l o g i s c h e n Schriften u n d w u r d e als D i c h t e r d e s L i e d e s Nun ade du mein lieb Heimatland ( 1848) b e k a n n t . LITERATUR: P a u l i n e Schräder: Ein L e b e n s b i l d m e i n e s Vaters A . D. D u i s b u r g 1950. D i s s e l h o f f , Julius A u g u s t G o t t f r i e d , e v a n g . T h e o l o g e , * 2 4 . 1 0 . 1827 Soest, t 1 4 . 7 . 1896 A r g e n t h a l . D. absolvierte seit 1846 d a s S t u d i u m der P h i l o s o p h i e und Literatur, später d e r T h e o l o g i e an d e r U n i v . Halle, w u r d e 1850 H a u s l e h r e r der D i a k o n i s s e n - A n s t a l t in K a i s e r s w e r t h bei D ü s s e l d o r f u n d trat 1853 die P a s t o r e n s t e l l e in S c h e r m beck bei Wesel an. 1855 k e h r t e er an d a s D i a k o n i s s e n M u t t e r h a u s nach K a i s e r s w e r t h z u r ü c k , w o er d i e f o l g e n d e n J a h r z e h n t e , seit 1865 als Direktor, wirkte. 1860 e r ö f f n e t e D. e i n e S c h u l e in Florenz, errichtete im f o l g e n d e n J a h r ein W a i s e n h a u s in Beirut und u n t e r n a h m 1866-84 vier w e i t e r e O r i e n t r e i s e n . A u f d e n K r i e g s s c h a u p l ä t z e n in Holstein und S c h l e s w i g (1864), in B ö h m e n ( 1 8 6 6 ) s o w i e in F r a n k r e i c h ( 1 8 7 0 ) organisierte er d i e Lazarettarbeit der D i a k o n i s s e n . D . v e r ö f f e n t l i c h t e zahlreiche religiöse W e r k e und E r b a u u n g s s c h r i f t e n , d a r u n t e r Die Geschichte des Königs David, des Mannes nach dem Herzen Gottes (1863). WEITERE WERKE: D i e g e g e n w ä r t i g e L a g e der C r e t i n e n , B l ö d s i n n i g e n und Idioten in den christlichen L ä n d e r n . B o n n 1857. - W e g w e i s e r zu J o h a n n G e o r g H a m a n n , d e m M a g u s im N o r d e n . E l b e r f e l d 1871. LITERATUR: D e o d a t Disselhof: D., J. A . G. In: R E 3 , B d . 4, 1898, S. 7 1 0 f. D i s t l e r , ( A u g u s t ) H u g o , K o m p o n i s t , M u s i k e r , Chorleiter, * 2 4 . 6 . 1908 N ü r n b e r g , t 1 . 1 1 . 1942 Berlin. D., S o h n einer D a m e n s c h n e i d e r i n , studierte 1927-31 K l a v i e r bei Carl A d o l f M a r t i e n s s e n , Orgel bei G ü n t h e r Ramin und K o m p o s i t i o n bei H e r m a n n G r a b n e r a m K o n s e r v a t o r i u m in L e i p z i g u n d ü b e r n a h m 1931 das A m t d e s K a n tors an St. Jakobi in L ü b e c k , w o ein Großteil seiner geistlic h e n W e r k e entstand. Seit 1932 leitete er das n e u g e g r ü n d e t e L ü b e c k e r K a m m e r o r c h e s t e r u n d g r ü n d e t e im selben J a h r d i e L ü b e c k e r Singtage. 1 9 3 3 / 3 4 n a h m D . ein S e m e s t e r lang einen L e h r a u f t r a g f ü r K o m p o s i t i o n , K o n t r a p u n k t und H a r m o n i e l e h r e an der K i r c h e n m u s i k s c h u l e in B e r l i n - S p a n d a u w a h r und w u r d e 1934 v o r ü b e r g e h e n d Leiter d e r k i r c h e n m u s i k a l i s c h e n A b t e i l u n g d e s 1933 g e g r ü n d e t e n L ü b e c k e r Staatskonservatoriums. Infolge kirchenpolitischer Schwierigkeiten verließ D. L ü b e c k und w u r d e 1937 D o z e n t f ü r M u s i k t h e o r i e , F o r m e n l e h r e und C h o r l e i t u n g an d e r W ü r t t e m b e r g i s c h e n H o c h s c h u l e f ü r M u s i k in Stuttgart. I m H e r b s t d e s s e l b e n J a h r e s ü b e r n a h m er zusätzlich d i e L e i t u n g d e r Esslinger S i n g a k a d e m i e . In Stuttgart entstand u . a . das 1939 in G r a z u r a u f g e f ü h r t e Mörike-Chorliederbuch. 1940 f o l g t e D. d e m R u f als Prof. f ü r K o m p o s i t i o n und Orgel, als D i r e k t o r

des Staats- und D o m c h o r s s o w i e als L e i t e r der H o c h s c h u l kantorei an die B e r l i n e r M u s i k h o c h s c h u l e und f a n d in den Kreisen der e v a n g . K i r c h e n m u s i k g r o ß e A n e r k e n n u n g f ü r s e i n e i m z e i t g e n ö s s i s c h e n Chorstil einer tonal und rhythmisch freien Schreibweise gehaltenen Kompositionen, die j e d o c h von d e n Nationalsozialisten als „entartete K u n s t " abg e l e h n t w u r d e n . Als D . 1942 z u m K r i e g s d i e n s t e i n g e z o g e n w e r d e n sollte, b e g i n g er S e l b s t m o r d . Sein Chorliederbuch (op. 16) gehört zu d e n heute m e i s t g e s u n g e n e n C h o r w e r k e n . WEITERE WERKE: L i t u r g i s c h e S ä t z e ü b e r a l t e v a n g e l i s c h e Kyrie- und G l o r i a w e i s e n . Kassel 1936. - F u n k t i o n e l l e Harm o n i e l e h r e . Kassel 1951. LITERATUR: H e l m u t B o r n e f e l d : D „ H . In: N D B , Bd. 3 , 1 9 5 7 , S. 7 4 5 . - Larry P a l m e r : H . D. and his c h u r c h m u s i c . Saint L o u i s 1967. - W o l f g a n g J e n n r i c h : H. D. B e r l i n 1970. - Ursula H e r r m a n n : H . D . R u f e r und M a h n e r . Berlin 1972. F r a n z K r a u t w u r s t : H . D. W ü r z b u r g 1980. - Ders.: H. D. In: F r ä n k i s c h e L e b e n s b i l d e r . Bd. 9. H r s g . v. G e r h a r d P f e i f f e r / A l f r e d W e n d e h o r s t . N e u s t a d t / A i s c h 1980, S. 2 8 9 - 3 1 2 . H e r m a n n G r a b n e r : H . D. T u t z i n g 1990. - U r s u l a F r e y h ö f e r : D „ H. In: LThK 3 , B d . 3, 1995, Sp. 2 7 0 f. - S t e f a n H a n heide: H. D. im Dritten Reich. O s n a b r ü c k 1997. - N a c h richten aus d e m H u g o - D i s t l e r - A r c h i v 1 ff ( 1 9 9 8 ff.). - Larry P a l m e r : D „ H . In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 879 f. - K l a u s L. N e u m a n n : D „ H . In: N G r o v e D , Bd. 7 , 2 2 0 0 1 , S. 382 f. - Dirk L e m m e r m a n n / M i c h a e l T ö p e l : D., H . In: M G G 2 P , Bd. 5, 2 0 0 1 , Sp. 1094-1103. D i t e r i c h , Johann Samuel, evang. Theologe, Liederdichter, * 1 5 . 1 2 . 1721 Berlin, t 1 4 . 1 . 1797 Berlin. D e r S o h n eines Pfarrers studierte in F r a n k f u r t / O d e r und H a l l e und ging 1744 als H o f m e i s t e r n a c h Berlin. Seit 1748 D i a k o n an d e r M a r i e n k i r c h e , später F e l d p r e d i g e r b e i m H a c k e s c h e n R e g i m e n t , w u r d e er 1751 A r c h i d i a k o n und 1754 P f a r r e r an d e r M a r i e n k i r c h e . 1770 w u r d e er z u m O b e r k o n s i storialrat e r n a n n t . D. g e h ö r t e der „ M i t t w o c h s g e s e l l s c h a f t " an und diente der p r e u ß i s c h e n K ö n i g i n zeitweise als B e i c h t v a ter. B e s o n d e r e B e d e u t u n g e r l a n g t e er d u r c h d i e H e r a u s g a b e von G e s a n g b ü c h e r n , zu d e n e n D . nicht n u r e i g e n e S t ü c k e beitrug, s o n d e r n auch U m d i c h t u n g e n traditioneller L i e d e r schrieb, d e n e n er e i n e rationalistische P r ä g u n g zu g e b e n suchte. A u ß e r in d e m G e s a n g b u c h Lieder für den öffentlichen Gottesdienst (1765) w u r d e diese T e n d e n z b e s o n d e r s im sog. „ M y l i u s " deutlich, d e m Gesangbuch zum gottesdienstlichen Gebrauch in den Königlich Preußischen Landen (1780). LITERATUR: A l b r e c h t Beutel: D „ J. S. In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 882 f. D i t m a r II., a u c h Dietrich, B i s c h o f von Verden, t 23.9.1149(7). D . s t a m m t e von d e n G r a f e n von Plötzkau ab. Z u n ä c h s t D o m herr in H i l d e s h e i m , w u r d e er 1116 B i s c h o f von Verden. Politisch stand er auf d e r Seite d e r w e i f i s c h e n H e r r s c h e r . 1145 agierte er als Vermittler im Konflikt z w i s c h e n d e n W e i f e n u n d d e r B r e m e r Kirche um d i e G r a f s c h a f t Stade. 1148 zog er in einen F e l d z u g mit Heinrich d e m L ö w e n . D i t t e n b e r g e r , Theophor Wilhelm, evang. Theologe, * 3 0 . 4 . 1 8 0 7 T e n i n g e n , t 1.5. 1871 W e i m a r . D . a b s o l v i e r t e d a s S t u d i u m der T h e o l o g i e als S c h ü l e r sein e s späteren S c h w i e g e r v a t e r s Karl - » D a u b in H e i d e l b e r g , setzte es an d e r U n i v . Halle f o r t und habilitierte sich 1832 an der U n i v . H e i d e l b e r g . N a c h R e i s e n d u r c h D e u t s c h l a n d und D ä n e m a r k w u r d e er D o z e n t , 1847 o. Prof. der T h e o logie s o w i e zugleich U n i v e r s i t ä t s - P r e d i g e r und S t a d t p f a r r e r in H e i d e l b e r g . 1852 f o l g t e er d e m R u f als g r o ß h e r z o g l i c h e r O b e r h o f p r e d i g e r und K i r c h e n r a t nach W e i m a r . D. g e h ö r t e zu d e n F ü h r e r n d e r liberalen T h e o l o g i e in B a d e n , w a r 1854 M i t b e g r ü n d e r der „ P r o t e s t a n t i s c h e n K i r c h e n z e i t u n g f ü r d a s

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Dittrich e v a n g e l i s c h e D e u t s c h l a n d " und v e r ö f f e n t l i c h t e z a h l r e i c h e Predigten. LITERATUR: H o l t z m a n n : D., T. W . In: A D B , B d . 5, 1877, S. 261 f. - Friedrich W . B a u t z : D., T . W . In: B B K L , B d . 1, 1990, Sp. 1334 f.

Dittrich,

F r a n z , kath. T h e o l o g e , * 2 6 . 1 . 1 8 3 9 T h e g s t e n (Kr. Heilsberg, O s t p r e u ß e n ) , t 2 1 . 2 . 1915 F r a u e n b u r g . D. studierte T h e o l o g i e und P h i l o s o p h i e in B r a u n s b e r g , R o m und M ü n c h e n , e m p f i n g 1863 d i e P r i e s t e r w e i h e , ließ sich 1866 als P r i v a t d o z e n t in B r a u n s b e r g n i e d e r u n d w u r d e dort 1868 a. o., 1872 o . P r o f . der K i r c h e n g e s c h i c h t e und d e s Kirc h e n r e c h t s . 1903 z u m D o m p r o p s t in F r a u e n b u r g e r n a n n t , war er dort 1908-09 Kapitelvikar. Seit 1893 g e h ö r t e er als Z e n t r u m s m i t g l i e d d e m P r e u ß i s c h e n L a n d t a g an, w o er i n s b e s o n d e r e f ü r das S c h u l w e s e n u n d f ü r K i r c h e n f r a g e n z u s t ä n d i g war. In seinen zahlreichen t h e o l o g i s c h e n W e r k e n b e s c h ä f t i g t e sich D . vor allem mit e r m l ä n d i s c h e r K i r c h e n g e s c h i c h t e s o w i e mit der R e f o r m a t i o n s g e s c h i c h t e . Er verö f f e n t l i c h t e u . a . e i n e Geschichte des Katholizismus in Altpreußen (1901). WEITERE WERKE: R e g e s t e n und B r i e f e d e s C a r d i n a i s G a s p a r o C o n t a r i n i ( 1 4 8 3 - 1 5 4 2 ) . B r a u n s b e r g 1881. - G a s p a r o C o n t a r m i . 1483-1542. B r a u n s b e r g 1885. - D e r K u l t u r k a m p f im E r m l a n d e . Berlin 1913. LITERATUR: M a x M e i n e r t z : B e g e g n u n g e n in m e i n e m L e b e n . M ü n s t e r 1956, S. 2 7 , 2 9 f . - Klaus G a n z e r : D „ F. In: L T h K 3 , B d . 3, 1995, Sp. 2 7 3 .

Dittrich,

F r a n z G e o r g von, K a n o n i k e r , Jurist, * 1745, t O k t o b e r 1811 M ü n c h e n . D. studierte in B a m b e r g und S t r a ß b u r g , w i r k t e a n s c h l i e ß e n d in S t r a ß b u r g als Prof. d e s geistlichen Staatsrechts und zug l e i c h als fürstlich S a l m - S a l m s c h e r H o f r a t , S p e y e r s c h e r G e h e i m r a t s o w i e als A d v o k a t b e i m kgl. Rat i m Elsaß. 1790 floh er n a c h M ü n c h e n , w o er i m f o l g e n d e n J a h r z u m kurfürstlic h e n O b e r l a n d e s g e r i c h t s r a t und B ü c h e r z e n s u r r a t e r n a n n t und 1792 v o m K u r f ü r s t e n Karl T h e o d o r nobilitiert w u r d e . WERKE: Tractatio iurid. d e legitimis natalibus inter illustres p r a e s u m e n d i s . S t r a ß b u r g 1776. - P r i m a e lineae iuris publici ecclesiastici. S t r a ß b u r g 1778. - D e r e g u m F r a n c o r u m capitularibus. S t r a ß b u r g 1787.

a b s c h l o ß , n a t u r w i s s e n s c h a f t l i c h e S t u d i e n und w u r d e P f a r r e r im s ü d m ä h r i s c h e n Brenditz. 1741-45 w a r er Prior in Klosterbruck u n d n a h m d a n a c h e r n e u t die Pfarrstelle in B r e n d i t z w a h r . N e b e n H y d r o m e c h a n i k , C h e m i e , A k u s t i k und M u s i k i n s t r u m e n t e n b a u b e s c h ä f t i g t e sich D. i n s b e s o n d e r e mit d e r Elektrizität. 1750 f ü h r t e er in W i e n d e m K a i s e r p a a r seine elektrischen Versuche v o r und stellte 1754 den ersten Blitzableiter her. 1761 v e r f a ß t e D. e i n e A b h a n d l u n g unter d e m Titel Magia naturalis, der j e d o c h die D r u c k e r l a u b n i s verweigert w u r d e . WEITERES WERK: T h e o r i e von d e r m e t e o r o l o g i s c h e n Electricité. T ü b i n g e n 1765. T s c h e c h . P r a g 1899. LITERATUR: B o h u s l a v P e r n i c a : P o d z n o j e m s k o u vezi [Unter d e m Z n a i m e r T u r m ] , H a v l i c k u v B r o d 1955. - G r a n t K o n stantinovic C v e r a v a : P r o l o p Divis. M o s k a u 1965. - E r n s t B e n z : T h e o l o g i e der Elektrizität. M a i n z 1971.

Dobeneck,

H i o b von, a u c h J o b v. D., B i s c h o f von P o m e sanien, * u m 1450, t 2 5 . 5 . 1 5 2 1 R i e s e n b u r g . D., seit 1489 P r o p s t und A r c h i d i a k o n d e s D e u t s c h o r d e n s h a u s e s in Zschillen bei R o c h l i t z ( S a c h s e n ) , w u r d e nach d e r Wahl H e r z o g —» Friedrichs von S a c h s e n z u m H o c h m e i s t e r d e s D e u t s c h e n O r d e n s 1489 d e s s e n R a t g e b e r und Vertrauter. A u f B e t r e i b e n d e s H o c h m e i s t e r s w u r d e D. 1501 z u m B i s c h o f von P o m e s a n i e n g e w ä h l t . 1507 setzte Friedrich bei seiner Ü b e r s i e d l u n g n a c h S a c h s e n e i n e v i e r k ö p f i g e R e g i e r u n g in P r e u ß e n mit D. an der S p i t z e ein. N a c h d e m Tod Friedrichs 1510 f ö r d e r t e D. d i e Wahl - > A l b r e c h t s von B r a n d e n b u r g z u m n e u e n H o c h m e i s t e r . E r behielt seine Stellung als oberster R a t g e b e r noch einige Z e i t bei und w u r d e mit d i p l o m a t i s c h e n M i s s i o n e n betraut. I m Z u g e d e s Kriegs zwis c h e n d e m D e u t s c h e n O r d e n und P o l e n w u r d e P o m e s a n i e n von Polen besetzt, und D. m u ß t e sich u n t e r w e r f e n . Er hielt dennoch seine Beziehungen zum Deutschen Orden aufrecht und h a n d e l t e i m April 1521 den W a f f e n s t i l l s t a n d in T h o r n aus. D. pflegte K o n t a k t e zu H u m a n i s t e n w i e H e l i u s E o b a n u s —>Hessus u n d E r a s m u s Stella, der sich 1509-13 an D.s H o f in R i e s e n b u r g aufhielt.

LITERATUR: v. Schulte: D., F. G. V. In: A D B , Bd. 5, 1877, S. 262.

LITERATUR: Kurt Forstreuter: D „ H. v. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 4 f. - M a r i a B e e k - G o e h l i c h : D i e mittelalterlichen K i r c h e n g e s t ü h l e in W e s t p r e u ß e n und D a n z i g . Stuttgart 1961, S. 147-151. - H a n s - J ü r g e n Karp: D., H. (J.) v. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 4 4 8 - 1 6 4 8 ) , 1996, S. 134 f.

Dittrich,

Dober,

Divisch,

Dobereiner,

J o s e p h , kath. T h e o l o g e , * 2 5 . 4 . 1 7 9 4 M a r s c h e n ( B ö h m e n ) , f 5. 10. 1853 D r e s d e n . D. studierte z u n ä c h s t in Prag, b e s u c h t e seit 1815 d a s Pries t e r s e m i n a r in Leitmeritz, w u r d e 1818 z u m Priester g e w e i h t und w a r a n s c h l i e ß e n d a m F r i n t a n e u m in W i e n tätig. Seit 1820 K a p l a n in Postelberg, f o l g t e er 1824 d e m R u f als Direktor der kath. S c h u l e n n a c h L e i p z i g und w i r k t e seit 1827 in g l e i c h e r F u n k t i o n in D r e s d e n , 1831-38 z u g l e i c h als H o f prediger, R e l i g i o n s l e h r e r der kgl. Prinzen s o w i e seit 1841 als B e i c h t v a t e r d e s K ö n i g s . 1845 w u r d e D. D o m d e k a n in B a u t z e n , im f o l g e n d e n J a h r a p o s t o l i s c h e r V i k a r f ü r S a c h s e n , B i s c h o f von C o r y c u s und A d m i n i s t r a t o r f ü r d i e Oberlausitz. D. errichtete z a h l r e i c h e S c h u l e n und K i r c h e n und w a r seit 1845 M i t g l i e d der S t ä n d e v e r s a m m l u n g . WERKE: Geistliche R e d e n . D r e s d e n 1842. LITERATUR: E d u a r d W i n t e r : D „ J. In: S u d e t e n d e u t s c h e L e bensbilder, B d . 3. R e i c h e n b e r g 1934, S. 178-193. - S i e g f r i e d Seifert: D „ J. In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 137 f. Procopius, Prämonstratenser, Naturforscher, * 1 . 8 . 1 6 9 6 S e n f t e n b e r g ( M ä h r e n ) , f 2 1 . 1 2 . 1765 B r e n d i t z (Mähren). D. w u r d e 1720 M i t g l i e d d e s P r ä m o n s t r a t e n s e r o r d e n s in Klosterbruck bei Z n a i m , betrieb n e b e n d e m S t u d i u m der T h e o logie, das er 1733 an der U n i v . S a l z b u r g mit der P r o m o t i o n

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J o h a n n L e o n h a r d , T ö p f e r , M i s s i o n a r , * 7 . 3 . 1706 M ö n c h s r o t h , t 1 . 4 . 1 7 6 6 H e r r n h u t (Oberlausitz). D. w a r u r s p r ü n g l i c h T ö p f e r und g e h ö r t e d e r H e r r n h u t e r B r ü d e r g e m e i n e an. A u f A n r e g u n g —> Z i n z e n d o r f s ging er 1732 ü b e r K o p e n h a g e n n a c h St. T h o m a s (Antillen), u m unter den dortigen S k l a v e n zu missionieren. A u f der Insel w a r er z u n ä c h s t als Z i m m e r m a n n , d a n n als H a u s h o f m e i ster d e s I n s e l - G o u v e r n e u r s tätig; 1734 w u r d e er S k l a v e n a u f seher. N a c h D e u t s c h l a n d z u r ü c k g e k e h r t , stand D. 1735-41 als G e n e r a l ältester an d e r S p i t z e der H e r r n h u t e r G e m e i n e . 1 7 3 8 / 3 9 w a r er in A m s t e r d a m tätig. 1741-45 f ü h r t e D. d i e B r ü d e r g e m e i n e n E n g l a n d s und H o l l a n d s . 1747 z u m B i s c h o f g e w e i h t , lebte er 1747-49 in L i v l a n d , 1751-58 als Vorsteher in Schlesien, 1758-62 in B a r b y und zuletzt w i e d e r in H e r r n h u t . Seit 1764 g e h ö r t e er d e m U n i t ä t s d i r e k t o r i u m an. LITERATUR: L o u i s S c h n e i d e r : J. L. D., der erste M i s s i o n a r der B r ü d e r g e m e i n e . H e r r n h u t 2 1 9 3 2 . - Friedrich W . B a u t z : D „ L . In: B B K L , Bd. 1, 1990, Sp. 1335-1337. - Dietrich M e y e r : D., J. L . In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 888 f. Philipp, kath. T h e o l o g e , Schriftsteller, Ü b e r setzer, * 1535 T i r s c h e n r e u t h ( O b e r p f a l z ) , t 22. 1. 1577 München. D. studierte seit 1554 T h e o l o g i e in Ingolstadt. U m 1564 w a r er als K a n o n i k u s zu St. J o h a n n in R e g e n s b u r g tätig. H e r z o g - » A l b r e c h t V . soll ihn 1570 z u m R a t e r n a n n t h a b e n ; seit

Doebbing d e m f o l g e n d e n J a h r w a r er S t i f t s d e c h a n t an der M ü n c h n e r F r a u e n k i r c h e . D. w u r d e d u r c h seine z a h l r e i c h e n Veröffentlic h u n g e n religiös-didaktischer und e r b a u l i c h e r S c h r i f t e n seit e t w a 1565 zu e i n e m d e r P r o t a g o n i s t e n der kath. R e f o r m in B a y e r n . B e s o n d e r s weit verbreitet w a r e n seine G e b e t - und B e t r a c h t u n g s b ü c h e r (Geistlicher Wecker, 1572). A l s Ü b e r setzer m a c h t e er u. a. d i e S c h r i f t e n von L u i s d e G r a n a d a und L u d o v i c u s B l o s i u s in D e u t s c h l a n d b e k a n n t . WEITERE WERKE: C o n c l a v e a n i m a e . Dillingen 1570. D e r Calvinisten K e h r a b . M ü n c h e n 1570. - R e g i m e n t und A r t z n e y - B ü c h l e i n w i d e r d a s schädlichest G i f f t der K e t z e rey und i r r t h u m b in g l a u b e n s - s a c h e n . M ü n c h e n 1570. - D e r geistig B r u n n e n der dürstigen Seel. M ü n c h e n 1595. LITERATUR: V D 16, D 2 1 0 2 - 2 1 1 5 . - M a n f r e d K n e d l i k : P. D . ( 1 5 3 5 - 7 7 ) . In: V e r h a n d l u n g e n d e s H i s t o r i s c h e n Vereins f ü r O b e r p f a l z und R e g e n s b u r g 133 ( 1 9 9 3 ) S. 7 7 - 9 8 . - Ders.: P. D. ( 1 5 3 5 - 7 7 ) . E i n e B i b l i o g r a p h i e . In: D a p h n i s 2 3 ( 1 9 9 4 ) S. 5 9 1 - 6 2 0 . - Ders.: D „ P. In: L T h K 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 279. Ders.: P o e t i s c h e s T a g e b u c h . Z w e i G r a b s c h r i f t e n f ü r L o r e n z H o c h w a r t und P. D. In: H e i m a t L a n d k r e i s T i r s c h e n r e u t h 11 ( 1 9 9 9 ) S. 6 3 - 6 9 . - M a n f r e d K n e d l i k : D „ P. In: B B K L , B d . 18, 2 0 0 1 , S p . 3 6 8 - 3 7 0 .

Dobmayr,

Marian, auch Dobmeier, Taufname: J o h a n n e s W o l f g a n g , Jesuit, d a n n B e n e d i k t i n e r , T h e o l o g e , * 2 4 . 1 0 . 1753 S c h w a n d o r f , f 21. 1 2 . 1 8 0 5 A m b e r g . D., S o h n eines M ü l l e r s , trat in d e n J e s u i t e n o r d e n ein und w u r d e n a c h d e s s e n A u f h e b u n g 1774 B e n e d i k t i n e r in W e i ß e n o h e in O b e r f r a n k e n . 1778 z u m Priester g e w e i h t , w u r d e er 1781 z u m Prof. der P h i l o s o p h i e in N e u b u r g / D o n a u e r n a n n t . 1787 w e c h s e l t e er als Prof. der D o g m a t i k und Kirc h e n g e s c h i c h t e n a c h A m b e r g , 1794 n a c h Ingolstadt. 1799 zog er sich in d a s Kloster in W e i ß e n o h e z u r ü c k und lehrte seit 1803 w i e d e r als Prof. in A m b e r g . Sein d o g m a t i s c h e s W e r k Systema theologiae catholicae (8 B d e . ) w u r d e von T h e o d o r P a n t a l e o n S e n e s t r e y 1807-09 h e r a u s g e g e b e n . WEITERE WERKE: S c h e m a p r a e l e c t i o n u m ex p h i l o s o p h i a spirituum et e l e m e n t i s m a t h e s e o s . A u g s b u r g 1784. - C o n s p e c t u s t h e o l o g i a e d o g m a t i c a e catholicae. A m b e r g 1789. Institutiones t h e o l o g i c a e in c o m p e n d i u m r e d a c t a e a b E m meramo. Sulzbach 21833. LITERATUR: J o h a n n e s B e u m e r : Z w i s c h e n A u f k l ä r u n g und R e s t a u r a t i o n . D i e t h e o l o g i s c h e P r i n z i p i e n l e h r e d e s M . D . In: Scholastik 3 9 (1964) S. 3 7 4 ff. - L e o n h a r d Hell: D „ M . In: L T h K 1 , Bd. 3, 1995, S p . 2 8 0 . - W i n f r i e d Müller: D „ M . In: L M U , B d . 1, 1998, S. 86.

D o b n e r , Felix J a k o b , O r d e n s n a m e : Gelasius, Piarist, T h e o l o g e , Historiker, * 3 0 . 5 . 1719 P r a g , t 2 4 . 5 . 1790 Prag. D. studierte an der U n i v . seiner H e i m a t s t a d t P h i l o s o p h i e und T h e o l o g i e . N a c h d e m Eintritt in d e n P i a r i s t e n o r d e n 1736 w i d m e t e er sich r e c h t s w i s s e n s c h a f t l i c h e n Studien in W i e n . 1741 z u m Priester g e w e i h t , unterrichtete er an v e r s c h i e d e nen G y m n a s i e n seines O r d e n s , u . a . in H o r n , N i k o l s b u r g und K r e m s i e r . Seit 1757 betrieb er g e g e n die Jesuiten die E r r i c h t u n g eines P i a r i s t e n k o l l e g s in P r a g , d e s s e n R e k t o r er 1762 w u r d e . 1775 e r f o l g t e seine E r n e n n u n g z u m K o n s u l t o r der b ö h m i s c h e n O r d e n s p r o v i n z . D . b e f a ß t e sich e i n g e h e n d mit historischen S t u d i e n und erarbeitete z w i s c h e n 1761 und 1783 e i n e q u e l l e n k r i t i s c h e W i d e r l e g u n g der Annales Boemorum des H a j e k von LiboCan. M i t seinen W e r k e n stellte er d i e b ö h m i s c h e G e s c h i c h t s s c h r e i b u n g auf e i n e n e u e G r u n d l a g e ( M o n u m e n t a histórica Boemiae nusquam antehac edita, 6 B d e . , 1764-86). LITERATUR: R i e g e r : D „ F. J. In: A D B , Bd. 5, 1877, S. 2 7 5 f.

Dobrizhoffer,

M a r t i n , a u c h D o b r i t z h o f f e r , Jesuit, T h e o loge, M i s s i o n a r , * 7 . 9 . 1 7 1 7 ( ? ) F r i e d b e r g ( B ö h m e n ) , f 17.7.1791 Wien. D . trat 1734 in d e n J e s u i t e n o r d e n ein und studierte in W i e n P h i l o s o p h i e , später in G r a z T h e o l o g i e . 1748 w u r d e er als M i s s i o n a r n a c h P a r a g u a y entsandt. N a c h e i n e m A u f e n t h a l t in San X a v i e r k a m er in d i e a b i p o n i s c h e n R e d u k t i o n e n C o n c e p c i ó n und St. H i e r o n y m u s , w o er als erster ein W ö r t e r verzeichnis der a b i p o n i s c h e n S p r a c h e anlegte. Bald darauf versetzte m a n ihn z u m V o l k s s t a m m der Y a a u k a n i g a s , nach weiteren f ü n f J a h r e n k a m er in d i e G u a r a n i r e d u k t i o n Santa M a r i a . S e i n e Tätigkeit als M i s s i o n a r n a h m ein E n d e , als 1767 alle Jesuiten aus d e m L a n d vertrieben w u r d e n . N a c h W i e n z u r ü c k g e k e h r t , arbeitete D . seit 1769 als B i b l i o t h e k s g e h i l f e a m P r o f e ß h a u s d e r S o c i e t a s J e s u , d a n n als P r e d i g e r in der T h e r e s i e n k a p e l l e und Verwalter einer L e h r l i n g s b r u d e r s c h a f t . N a c h d e r O r d e n s a u f h e b u n g 1773 lebte er als Weltpriester und H o f p r e d i g e r in W i e n . D. arbeitete an ethnolog i s c h e n und linguistischen W e r k e n ü b e r P a r a g u a y (Historia de Abiponibus, 3 Bde., 1784). LITERATUR: G u s t a v O t r u b a : D., M . In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 6 f .

Dobschiitz,

E r n s t ( A d o l f A l f r e d O s k a r A d a l b e r t ) von, e v a n g . T h e o l o g e , * 9. 10. 1870 H a l l e / S a a l e , t 2 0 . 5 . 1934 Halle/Saale. D., S o h n eines preuß. O b e r s t e n , studierte 1888-92 T h e o l o g i e als Schüler M a r t i n - > K ä h l e r s und A d o l f von —>Harnacks. Seit 1893 lehrte er als P r i v a t d o z e n t , seit 1899 als a. o . P r o f . d e s N e u e n T e s t a m e n t s an d e r U n i v . J e n a , bis er 1904 als o . P r o f . n a c h S t r a ß b u r g b e r u f e n w u r d e . 1910 w e c h s e l t e er n a c h B r e s l a u u n d 1913 nach H a l l e / S a a l e ; z w i s c h e n z e i t l i c h w a r er als G a s t p r o f e s s o r an der H a r v a r d University tätig. Sein F o r s c h u n g s g e b i e t w a r d i e G e s c h i c h t e u n d T h e o l o g i e d e s U r c h r i s t e n t u m s s o w i e d i e n e u t e s t a m e n t l i c h e Textkritik {Die Bibel im Leben der Völker, 1935). WEITERE WERKE: D a s K e r y g m a Petri. L e i p z i g 1893. - C h r i stusbilder. U n t e r s u c h u n g e n zur christlichen L e g e n d e . Leipzig 1899. - P r o b l e m e d e s a p o s t o l i s c h e n Zeitalters. L e i p z i g 1904. - D e r Apostel Paulus. 2 Bde., H a l l e / S a a l e 1926-28. LITERATUR: A l f r e d A d a m : D „ E. A . A . O. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 7 f. - O t t o M e r k : D „ E . A . In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, S p . 890.

Doebbing,

B e r n h a r d , T a u f n a m e : Josef Heinrich M a r i a , F r a n z i s k a n e r , T h e o l o g e , B i s c h o f von N e p i - S u t r i , * 8 . 7 . 1855 M ü n s t e r , t 1 4 . 3 . 1916 Castel S a n t ' E l i a . D e r S o h n eines S c h u h m a c h e r s trat 1874 in W a r e n d o r f in d e n F r a n z i s k a n e r o r d e n ein und w a n d e r t e i n f o l g e des Kulturk a m p f s 1875 in d i e U S A aus. In St. L o u i s 1879 z u m Priester g e w e i h t , k e h r t e er 1881 nach D e u t s c h l a n d z u r ü c k und w a r k u r z e Zeit als P f a r r e r in O s t e n f e l d e tätig. Seit 1883 f ü h r t e er d i e R e f o r m d e r irischen Institute San I s i d o r o und C a p r a nica in Italien d u r c h ; 1892 g r ü n d e t e er d a s d e u t s c h e Kloster Castel S a n t ' E l i a . 1900 e r n a n n t e ihn P a p s t L e o XIII. z u m Bischof d e r D i ö z e s e Nepi und Sutri. D i e S t u d i e n r e f o r m , d i e D. in d e n P r i e s t e r s e m i n a r e n im G e b i e t von Venedig und F l o r e n z d u r c h f ü h r t e , w u r d e w e g w e i s e n d f ü r g a n z Italien. I m Streit u m d i e christlichen G e w e r k s c h a f t e n in D e u t s c h l a n d e r w i r k t e er 1912 e i n e E n z y k l i k a d e s P a p s t e s Pius X., d i e kath. A r b e i tern d e n Beitritt zu G e w e r k s c h a f t e n mit n i c h t k a t h o l i s c h e n M i t g l i e d e r n erlaubte. N a c h d e m Eintritt Italiens in den Ersten Weltkrieg w u r d e D . der S p i o n a g e verdächtigt, m u ß t e 1915 seinen B i s c h o f s s i t z verlassen und g i n g nach R o m . LITERATUR: L o t h a r H a r d i c k : D „ B. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 10. - M a t t h i a s K o p p : D „ B. In: L T h K 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 278.

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Doebler Doebler,

Curt, Musiker, Komponist, * 15. 1.1896 Cottbus, t 1 9 . 6 . 1 9 7 0 Berlin. Nach dem frühen Tod der Eltern wurde D. im Waisenhaus Berlin-Plötzensee erzogen. Zunächst Lehrling in einer Berliner Eisenwarenhandlung, beschäftigte sich D. privat mit M u sik, besuchte dann höhere Schulen und begann nach seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg mit Orgelstudien als Schüler von Arnold Dreyer. Seit 1919 war er Organist und Chorleiter an der Herz-Jesu-Kirche in Charlottenburg; unterdessen vollendete er 1921-23 sein Studium an der A k a d e m i e f ü r Kirchen- und Schulmusik. 1923-40 arbeitete er als M u siklehrer des Liebfrauen-Oberlyzeums, zusätzlich lehrte er seit 1931 als Dozent f ü r Theorie und Komposition an der A k a d e m i e für Kirchen- und Schulmusik. Seine zahlreichen Kompositionen - vor allem A-capella-Motetten und -Messen (Missa in honorem passionis Domini nostri Jesu Christi) wurden bis 1933 vielfach in den Kirchen aufgeführt, seitdem aber vernachlässigt. D. selbst verlor seinen Lehrauftrag im Z u g e der Z u s a m m e n l e g u n g der Musikhochschulen 1943 und arbeitete seit 1950 wieder als Organist und Gymnasiallehrer. Seit 1962 widmete er sich ausschließlich der Komposition.

Döderlein,

Christian Albrecht, evang. Theologe, * 11.12. 1714 Seyringen (Grafschaft Oettingen), t 4. 11. 1789 Bützow. D. wurde in H a l l e / S a a l e 1752 Inspektor des Waisenhauses, 1753 Diakonus an St. Moritz. Herzog Friedrich von M e c k lenburg berief ihn 1758 als Prof. und Konsistorialrat nach Rostock; D. konnte die Professur jedoch nicht antreten, da Geistliches Ministerium, Stadtrat und Theologische Fakultät der Berufung des Pietisten widerstanden. An der daraufhin gegründeten herzoglichen Univ. im benachbarten Bützow 1760 lehrte D. bis zu deren Auflösung und reformierte als Direktor das theologische Studium nach den Prinzipien des Halleschen Pietismus unter Betonung der „biblischen Theologie". D. veröffentlichte u. a. Überzeugender Beweis von der wahren Gottheit des Sohnes Gottes (1789). W E I T E R E W E R K E : ZWO A b h a n d l u n g e n v o n d e m

LITERATUR: Martin Brecht (Hrsg.): Geschichte des Pietismus. Bd. 2. Göttingen 1995, S. 348 f. - Albrecht Beutel: D„ C. A. In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 893. Johann Christoph, luth. Theologe, * 2 0 . 1 . 1 7 4 6 Windsheim (Mittelfranken), | 2 . 1 2 . 1 7 9 2 Jena. D. studierte seit 1764 in Altdorf Theologie; 1766 wurde er Diakonus in Windsheim, 1772 Prof. der Theologie sowie Diakonus in Altdorf, 1782 o. Prof. in Jena. Er bemühte sich um eine korrekte Ausgabe der hebräischen Bibel (1793) und gab 1780-92 die „Theologische Bibliothek" heraus. Weitere Veröffentlichungen sind der alttestamentlichen Exegese und der Dogmatik gewidmet (Institutio theologi christiani nostris temporibus accommodata, 1780, (, 1797). WEITERE WERKE: Esaias. Altdorf 1775. Nürnberg '1789. Sprüche Salomons. Altdorf 1778. N ü r n b e r g / A l t d o r f 3 1786. Ueber die christliche Fürbitte. Jena 1781. - Giebt uns die Bibel H o f f n u n g zu einer künftigen allgemeinen Judenbekehrung? Nürnberg 1781. - Opuscula Theologica. Jena 1789. Kurzer Entwurf der christlichen Sittenlehre. Jena 1789. LITERATUR: Karl Aner: Die Theologie der Lessingzeit. H a l l e / S a a l e 1929. - Karl Heussi: Geschichte der Theologischen Fakultät zu Jena. Weimar 1954, S, 193-197. - Albrecht Beutel: D „ J. C. In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 893.

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Doehring,

Bruno, evang. Theologe, * 3 . 2 . 1 8 7 9 Mohrungen (Ostpreußen), t 16.4. 1961 Berlin. Nach theologischen Studien an den Universitäten Halle, Berlin und Königsberg und dem Vikariat in Königsberg war D. als Prediger und Pfarrer in West- und Ostpreußen tätig, bis ihm 1912 die Leitung des Evangelischen Predigerseminars in Wittenberg übertragen wurde. 1914 berief ihn Kaiser Wilhelm II. als Hof- und Domprediger nach Berlin, w o D. große Popularität erlangte. Seit 1923 lehrte er an der dortigen Univ. Theologie, 1940-53 als Professor. Er war Nationalist und scharfer Antikatholik, wirkte kurze Zeit (1924-27) als Präsident des Evangelischen Bundes und gehörte als Abgeordneter der Deutschnationalen Volkspartei 1930-33 d e m Reichstag an. Außer zahlreichen Predigten und theologischen Reflexionen veröffentlichte D. eine Autobiographie ( M e i n Lebensweg, 1952). Er war Herausgeber der Zeitschrift „Der deutsche A u f b a u " (1919-27, fortgesetzt als „Der Lutherring. Wege zur Lebensgestaltung von innen heraus", 1928-41). WEITERE WERKE: Von Leben, Tod und Ewigkeit. Berlin 1920. - Durch so viel Angst und Plagen. Berlin 1924. Luther heute. Berlin 1928. - Jesu, geh voran. Berlin 1929.

Gebrauch

und Mißbrauch der menschlichen Vernunft in göttlichen Dingen. Rostock 1 7 6 0 / 6 1 . - Theologische Abhandlungen über den ganzen U m f a n g der Religion. 4 Bde., W i s m a r / B ü t z o w 1777-89.

Döderlein,

D ö h n e , Jacob Ludwig, Missionar, Sprachforscher, * 9 . 1 1 . 1811 Zierenberg bei Wolfhagen, t 2 . 6 . 1879 Fort Pine (Südafrika). Zunächst Sattler von Beruf, erhielt D. eine Ausbildung am Berliner Missionshaus. 1835 wurde er als Missionar nach Südafrika entsandt. Nach kurzem Aufenthalt in Kapstadt zog er zum Volk der Xhosa, gründete die Missionsstation Bethel und widmete sich d e m Studium der Xhosa-Sprache. Durch die sog. Kaffernkriege vertrieben, kam er 1847 nach Natal und beteiligte sich an der Gründung der Station E m m a u s . Als Kenner der Zulu-Sprache wurde D. nach Kapstadt berufen, wo er ein Wörterbuch herausgab (A Zulu-Kafir-Dictionary, 1857). U m 1854 wechselte D. in den Dienst einer nordamerikanischen Missionsgesellschaft; 1862-71 war er wiederum f ü r die Berliner Missionsgesellschaft tätig, vor allem als Bibelübersetzer in der Zulu-Sprache.

D ö l g e r , Franz Joseph, kath. Theologe, Religionsund Kirchenhistoriker, * 18. 10. 1879 S u l z b a c h / M a i n , f 1 7 . 1 0 . 1 9 4 0 Schweinfurt. D., Sohn eines Landwirts und Bäckers, studierte seit 1899 in Würzburg kath. Theologie und wurde 1902 zum Priester geweiht. Er war Kaplan in Amorbach und Würzburg sowie Kurprediger in Kissingen. 1904 mit einer dogmengeschichtlichen Arbeit promoviert, unternahm er 1 9 0 4 / 0 5 eine Studienreise nach Italien und Nordafrika. Nach der Habilitation in Würzburg 1906 hielt er sich 1908 zu weiteren Studien in R o m auf. 1911 wurde er a . o . , 1918 o . P r o f . der allgemeinen Religionsgeschichte und der christlichen Archäologie in Münster. 1926 übernahm D. als Nachfolger Joseph —>Wittigs eine ordentliche Professur für Alte Kirchengeschichte, Patrologie und Kirchliche Kunst in Breslau; 1929 wechselte er an die Univ. Bonn. Sein Forschungsgebiet, in d e m er hohes Ansehen erlangte, war das Verhältnis zwischen Frühchristentum und der Kultur der antiken Umwelt. 1929 rief er die Vierteljahrsschrift „Antike und Christentum" ins Leben. D. gehörte zu den Begründern des Reallexikons für Antike und Christentum. WEITERE WERKE: Der Exorzismus im altchristlichen Taufritual. Paderborn 1909. - I C H T H Y S . Bd. 1, Münster 1909, 2 1928. Bd. 2-5, Münster 1922-43. - Sphragis. Eine altchristliche Taufbezeichnung in ihren Beziehungen zur profanen und religiösen Kultur des Altertums. Paderborn 1911. - Die Sonne der Gerechtigkeit und der Schwarze. Münster 1918, 3 1979. - Sol salutis. Münster 1920, 2 1925. Nachdr. Münster 1972. - Die Eucharistie nach Inschriften frühchristlicher Zeit. Münster 1922.

Dölsch LITERATUR: Theodor Klauser (Hrsg.): Pisciculi. Studien zur Religion und Kultur des Altertums. F. J. D. zum sechzigsten Geburtstage dargeboten von Freunden, Verehrern und Schülern. Münster/Westfalen 1939. - Ders. (Hrsg.): F. J. D. Leben und Werk. Ein Gedenkblatt. Münster/Westfalen 1956. - Ders.: D„ F. J. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 19 f. - Ders.: D., F. J. In: Lebensläufe aus Franken. Bd. 6. Hrsg. v. Sigmund Frh. von Pölnitz. Würzburg 1960, S. 128-137. - Ders. : F. J. D. 1879-1940. Sein Leben und sein Forschungsprogramm „Antike und Christentum". Münster 1980. - Theodor Klauser: F. J. D. - Leben und Werk. In: Ernst Dassmann (Hrsg.): Das Reallexikon für Antike und Christentum und das F. J. Dölger-Institut in Bonn. Stuttgart 1994, S. 55-59. - Ernst Dassmann: D„ F. J. In: LThK3, Bd. 3, 1995, Sp. 304 f. - Ders.: D., F. J. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 928. Döller, Johannes, österr. kath. Theologe, * 27.4.1868 Thuma (Niederösterreich), t 31.10.1928 Raabs (Niederösterreich). D. widmete sich in Seitenstetten und St. Pölten theologischen Studien und wurde 1891 zum Priester geweiht, 1895 zum Dr. theol. promoviert. Im selben Jahr erhielt er das Amt des Sekretärs und Zeremoniärs des Bischofs —»Rössler von St. Pölten und lehrte seit 1896 als Prof. des alttestamentlichen Bibelstudiums an der dortigen Theologischen Lehranstalt. 1900 wechselte D. als Studiendirektor an das Augustineum in Wien und folgte 1905 einem Ruf als Prof. des Bibelstudiums an die Wiener Univ., deren Direktion ihm 1923 übertragen wurde. Er veröffentlichte u.a. Die Messiaserwartung im Alten Testament (1914). LITERATUR: Ö B L , B d . 1, 1957, S . 190 f.

Döllinger, Johann Joseph Ignaz von, kath. Theologe, Kirchenhistoriker, * 28.2. 1799 Bamberg, t 10.1. 1890 München. Der hochbegabte Sohn des Anatomen Ignaz D. studierte von 1816 bis 1820 zunächst an der Juristischen, dann an der Theologischen Fakultät der Univ. Würzburg, empfing 1822 in Bamberg die Priesterweihe und war seit 1823 Prof. des Kirchenrechts und der Kirchengeschichte, erst am Lyzeum in Aschaffenburg, dann seit 1826 an der Univ. München eine Stellung, in der er lebenslang blieb. Wissenschaftliches Profil zeigte er erstmals in seiner Dissertation Die Lehre von der Eucharistie in den drei ersten Jahrhunderten (1826), in der er sich als ein Vertreter der vor allem durch Johann Adam —> Möhler repräsentierten Bewegung junger kath. Theologen darstellte, die den Katholizismus im Zeitalter der Romantik aus den Lebenskräften der frühen Kirche theologisch und geistlich neu aufzubauen suchten. Entsprechend gehörte D. in den dreißiger Jahren des 19. Jh. zu den Hauptpersonen des Münchner Kreises um Johann Joseph —»Görres, in dem die neuen Überzeugungen von der Herrlichkeit der kath. Kirche in publizistische und politische Tätigkeit umgesetzt wurden. Hier agitierte er nicht zuletzt gegen die Reformation und die evang. Kirchen; sein dreibändiges, gegen —> Ranke gerichtetes Werk Die Reformation (1846-48) war die wichtigste wissenschaftliche Frucht dieser Lebensphase. Im Vormärz steigerte D. sein politisches Engagement. Seit 1845 gehörte er dem Bayerischen Landtag an und erhielt 1847 die einflußreiche Stelle eines Stiftspropstes von St. Cajetan, verlor jedoch noch im selben Jahr seine Professur wegen seiner Opposition in der Lola-Montez-Affäre. An der Frankfurter Nationalversammlung nahm er als Abgeordneter für Landau/Isar teil und wurde hier sowie bei den ersten Katholikentagen geradezu zum Sprecher eines politischen Katholizismus, der mit Entschlossenheit und Leidenschaft für den gesellschaftlichen Einfluß der Katholiken im demokratischen Staat eintrat.

Mit D.s Rückkehr in seine Professur 1850 verschoben sich seine Lebensperspektiven. Nunmehr wurde die Mitsprache des Kirchenhistorikers im wissenschaftlichen Diskurs der Moderne zu seinem Anliegen, er wurde zum „Forscher". Als solcher publizierte er eine Reihe stark beachteter Untersuchungen, unter denen Hippolyt und Kallistus (1853) und Die Papstfabeln des Mittelalters (1863) hervorragten. Vor allem als Fachmann für die Papstgeschichte erwies er sich hier, und das brachte ihn in Spannung zu den unter Pius IX. stark forcierten Tendenzen der Kurie, das Papstamt dogmatisch aufzuwerten. Als diese sich bis zu dem Plan steigerten, die päpstliche Unfehlbarkeit zu dogmatisieren, erhob D., der unter den kath. Theologen Deutschlands inzwischen eine Spitzenstellung erlangt hatte und seit 1860 geadelt war, öffentlich den schärfsten und unerschrockensten Widerspruch. Daran hielt er auch fest, als das Dogma 1870 verkündet war, und wurde daraufhin am 18.4. 1871 durch den Erzbischof von München und Freising in den Großen Bann getan. Sogleich nach der Exkommunikation zum Rektor der Univ. München gewählt (1871 / 72), war D. von 1873 bis zu seinem Tod Präsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Seine kirchenhistorische Arbeit setzte er fort; nicht zuletzt sammelte er Nachweise dafür, daß das „Papalsystem" auf Fälschungen beruhte, veröffentlichte sie jedoch nicht. Überhaupt berührte er kritische Fragen nun eher selten, hielt aber allein in der Akademie nicht weniger als 28 öffentliche Reden über ein breites Spektrum historischer und literarischer Themen. Den Rückweg zur Kirche des Papstes hat D. in den letzten Jahrzehnten seines Lebens nicht mehr gefunden. In der Überzeugung, der „katholischen" Kirche treu geblieben zu sein, indem er ihrer Pervertierung zur „römischen" Kirche widerstand, hat er die „Altkatholische Bewegung" mitkonzipiert und wesentlich gefördert, ist ihr jedoch nicht beigetreten. Ebenso aber verweigerte er sich allen Versuchen von römisch-katholischer Seite, ihm Brücken zur Rückkehr zu bauen. Vielmehr öffnete er sich nun unionistischen Bestrebungen und wurde der Grandseigneur einer Bewegung zur weltweiten Vereinigung der Kirchen an Rom vorbei ein hochberühmter, freilich zuletzt vereinsamter und tragisch gescheiterter Mann. Eine Gesamtausgabe von D.s Schriften fehlt. WEITERE WERKE: I. v. D. - Lord Acton. Briefwechsel 1850-1890. Hrsg. v. Victor Conzemius. 4 Bde., München 1963-81. - I. v. D. - Charlotte Lady Blennerhassett. Briefwechsel 1865-1886. Hrsg. v. dems. München 1981. LITERATUR: Johannes Friedrich: I. v. D. Sein Leben auf Grund seines schriftlichen Nachlasses. 3 Bde., München 1899-1903. - Georg Schwaiger: I. v. D. München 1964. Johannes Finsterhölzl: I. v. D. Wegbereiter heutiger Theologie. Graz u.a. 1969. - Victor Conzemius: D, J. J. I. In: TRE, Bd. 9, 1982, S. 20-26. - Georg Denzler/Ernst Ludwig Grasmück (Hrsg.): Geschichtlichkeit und Glaube. Zum 100. Todestag I. v. D.s. München 1990. - Franz Xaver Bischof: Theologie und Geschichte. I. v. D. (1799-1890) in der zweiten Hälfte seines Lebens. München 1996. - Horst Fuhrmann: I. v. D. Ein exkommunizierter Theologe als Akademiepräsident und Historiker. Leipzig 1999. Bernd Moeller Dölsch, Johannes, auch Dölschius, Dölsth, Dolitsch, Dolizius, Dolscius, Dolzsch, Doltz, Toltz, Pileatoris, luth. Theologe, * um 1485 Feldkirch (Vorarlberg), t 2 1 . / 2 2 . 7 . 1523 Wittenberg. Der Sohn eines Münzmachers studierte um 1502 in Heidelberg und wechselte 1504 an die Wittenberger Universität. 1507 empfing D. die Priesterweihe. 1511 wurde er Prof. an der artistischen Fakultät und Stiftsherr am Allerheiligenstift,

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Döpfner 1521 dessen Kustos. I m selben J a h r trat er in die T h e o l o g i s c h e F a k u l t ä t über. D. w a r u r s p r ü n g l i c h T h o m i s t , w a n d t e sich aber d a n n d e m S k o t i s m u s u n d schließlich u m 1518 d e n L e h r e n —> L u t h e r s zu (Contra doctrinalem quorundam magistrorum nostrorum damnationem Lovaniensis ... Defensio pro Christianissimo praeceptore suo M. Luthero, 1520). LITERATUR: V D 16, D 2 1 3 7 f.

Döpfner,

Julius, kath. T h e o l o g e , E r z b i s c h o f von M ü n c h e n und Freising, K a r d i n a l , * 26. 8 . 1 9 1 3 H a u s e n bei Kissingen, t 2 4 . 7 . 1976 M ü n c h e n . D e r S o h n eines H a u s m e i s t e r s b e g a n n 1933 d a s P h i l o s o p h i e s t u d i u m in W ü r z b u r g und w e c h s e l t e nach e i n e m S e m e s t e r an die G r e g o r i a n a in R o m , w o er 1939 z u m Priester g e w e i h t und mit der A r b e i t Das Verhältnis von Natur und Übernatur bei John Henry Kardinal Newman z u m Dr. theol. p r o m o viert w u r d e . 1 9 4 1 - 4 4 w i r k t e er als K a p l a n in G r o ß w a l l s t a d t , d a n n als S e e l s o r g e r in S c h w e i n f u r t und P r ä f e k t in W ü r z burg. Seit 1946 S u b r e g e n s des dortigen Priesterseminars, w u r d e D. 1948 z u m B i s c h o f e r n a n n t . Als N a c h f o l g e r Wilh e l m —»Weskamms berief ihn Papst Pius XII. 1957 auf d e n B i s c h o f s s i t z in Berlin. Seit 1958 Kardinal, w u r d e er 1961 z u m E r z b i s c h o f von M ü n c h e n und Freising e r n a n n t . I m selben J a h r ü b e r n a h m D . den Vorsitz d e r B a y e r i s c h e n , 1965 auch d e r F u l d a e r b z w . D e u t s c h e n B i s c h o f s k o n f e r e n z . 1963 w u r d e D. von P a p s t Paul V I . zu e i n e m der vier M o d e r a t o r e n d e s Z w e i t e n Vatikanischen K o n z i l s e r n a n n t . 1971-75 w a r er Präsident der Würzburger Synode. WEITERE WERKE: Wort aus Berlin. 2 B d e . , Berlin 1 9 6 0 / 6 1 . - R e f o r m als W e s e n s e l e m e n t d e r Kirche. W ü r z b u r g 1964. - In d i e s e r S t u n d e d e r Kirche. W o r t e z u m II. Vatikanischen K o n z i l . M ü n c h e n 1967. - D a s G e s e t z d e s Staates und die sittliche O r d n u n g . G ü t e r s l o h 1970. - D i e M i t t e unseres G l a u b e n s . C h r i s t o l o g i s c h e A n s p r a c h e n . M ü n c h e n 1972. D a s F l a m m e n k r e u z der Liebe. M ü n c h e n 1986. LITERATUR: J. K. D . M e i n e f r ä n k i s c h e n J a h r e . In: H e i m a t - J a h r b u c h d e s L a n d k r e i s e s R h ö n - G r a b f e l d 17 ( 1 9 9 5 ) S. 3 3 0 - 3 4 1 . - Klaus Wittstadt: D „ J. In: L T h K 3 , B d . 3, 1995, Sp. 3 3 6 f. - J. Kardinal D . 26. A u g u s t 1913 bis 24. Juli 1976. Hrsg. v. Klaus Wittstadt. W ü r z b u r g 1996 ( W ü r z b u r g e r D i ö z e s a n g e s c h i c h t s b l ä t t e r , 5 8 , Erg.-Bd.). - Klaus Wittstadt: J. Kardinal D. ( 1 9 1 3 - 7 6 ) . A n w a l t G o t t e s und der M e n s c h e n . M ü n c h e n 2 0 0 1 . - A n t o n L a n d e r s d o r f e r : D., J. (A.) In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 9 4 5 - 2 0 0 1 ) , 2 0 0 2 , S. 3 8 6 - 3 9 4 .

Dörffel,

Georg Samuel, evang. Theologe, Astronom, * 22. 10. 1643 P l a u e n / V o g t l a n d , t 16. 8. 1688 W e i d a . D e r S o h n eines L a n d e s d i a k o n u s studierte seit 1658 in Leipzig T h e o l o g i e . 1662 w e c h s e l t e er an d i e J e n a e r U n i v . und betrieb dort u. a. m a t h e m a t i s c h e und a s t r o n o m i s c h e S t u d i e n . 1663 p r o m o v i e r t , w u r d e er 1667 als N a c h f o l g e r seines Vaters L a n d p f a r r e r und w a r seit 1684 S u p e r i n t e n d e n t in Weida. D., der d i e a s t r o n o m i s c h e n P h ä n o m e n e als M a n i f e s t a t i o n der göttlichen W a h r h e i t begriff, b e o b a c h t e t e die K o m e t e n von 1672, 1677, 1 6 8 0 / 8 1 und 1682 u n d b e s c h r i e b als erster d i e K o m e t e n b a h n in F o r m einer Parabel mit der S o n n e als B r e n n p u n k t ( A s t r o n o m i s c h e Betrachtung des Großen Cometen, P l a u e n 1681). F e r n e r v e r b e s s e r t e er d i e M e t h o d e d e r Höhenberechnung kosmischer Erscheinungen. WEITERE WERKE: D e definitione et natura d e m o n s t r a t i o nis. L e i p z i g 1662. - T i r o c i n i u m accentuationis ad l e c t i o n e m biblicam practice a c c o m m o d a t u m . P l a u e n 1670. - D e r ärgste S e e l e n - G i f f t d e s trostlosen P a b s t t h u m s . J e n a 1682. LITERATUR: V D 17. - C u r t R e i n h a r d t : M a g . G . S. D. E i n B e i t r a g zur G e s c h i c h t e der A s t r o n o m i e i m 17. J a h r h u n d e r t . Phil. Diss. L e i p z i g 1882. - R u d o l f G e r l a c h : D., G . S. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 3 0 f. - C . Doris H e l l m a n n : D „ G . S. In: D S B , B d . 4, 1971, S. 168 f. - J o h a n n e s R i c h ter (Hrsg.): G. S. D . ( 1 6 4 3 - 1 6 8 8 ) . T h e o l o g e und A s t r o n o m . W i s s e n s c h a f t l i c h e s K o l l o q u i u m „G. S. D. und seine Z e i t " ,

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2 3 . / 2 4 . O k t o b e r 1993 in P l a u e n . P l a u e n 1994. - Elvira Pfitzner: D i e a s t r o n o m i s c h e n B e o b a c h t u n g e n des Geistlichen G . S. D. 1643-1688. W e i ß b a c h 1998.

Dörfler,

Peter, kath. T h e o l o g e , Schriftsteller, * 1 9 . 4 . 1878 Untergermaringen/Allgäu, t 10.11.1955 München. D., S o h n eines L a n d w i r t s und B ü r g e r m e i s t e r s in W a a l h a u p ten, studierte in M ü n c h e n T h e o l o g i e und w u r d e 1903 z u m Priester g e w e i h t . Er w a r K a p l a n in Steingaden und Lind e n b e r g / A l l g ä u ( 1 9 0 5 / 0 6 ) und g i n g d a n n n a c h R o m , w o er sich n e b e n seiner t h e o l o g i s c h e n A u s b i l d u n g a m C a m p o S a n t o T e u t o n i c o a r c h ä o l o g i s c h e n S t u d i e n w i d m e t e . 1909 w u r d e D., d e r als M i t a r b e i t e r d e r Z e i t s c h r i f t „ H o c h l a n d " a u c h schriftstellerisch tätig war, z u m D r . theol. p r o m o v i e r t . Sein Beruf als S e e l s o r g e r f ü h r t e ihn 1910 n a c h M i n d e l h e i m und 1911 n a c h L a n d s b e r g / L e c h ; 1915-49 w a r er Direktor d e s M a r i e n - L u d w i g - F e r d i n a n d - K i n d e r h e i m s in M ü n c h e n . Z u seinen v i e l g e l e s e n e n W e r k e n zählen E r z ä h l u n g e n , K a l e n d e r g e s c h i c h t e n und R o m a n e ü b e r S t o f f e a u s f r ü h c h r i s t l i c h e r Zeit und a u s seiner a l l g ä u i s c h e n H e i m a t ( A l l g ä u , 1936). WEITERE WERKE: P. D. A u s g e w ä h l t und hrsg. v. H a n s F l u c k . P a d e r b o r n 1927. - D e r S o h n d e s M a l e f i z s c h e n k . M ü n c h e n 1947. - D i e L a m p e d e r törichten J u n g f r a u . M ü n c h e n 1978. - A m H u n n e n s t e i n . St. Ottilien 1981. - D i e W e s s o b r u n n e r . St. Ottilien 4 1 9 8 3 . LITERATUR: J o s e p h B e r n h a r t : P. D. In: L e b e n s b i l d e r a u s d e m B a y e r i s c h e n S c h w a b e n . B d . 7. Hrsg. v. G ö t z Frh. von Pölnitz. M ü n c h e n 1959, S. 4 0 6 - 4 5 4 . - Ders.: D „ P. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 31 f. - Ders.: P. D. Ein S ä m a n n d e s e w i g e n Wortes. F r e i b u r g / B r e i s g a u u . a . 1962. - Elisabeth E n d res: Vergessene b a y e r i s c h e A u t o r e n . P. D. M ü n c h e n 1990. H a n s P ö r n b a c h e r : D „ P. In: L T h K 3 , B d . 3, 1995, S p . 3 4 4 f . J o c h e n K ö n i g : Ein A l l g ä u e r P f a r r e r und Schriftsteller: Erinn e r u n g e n an P. D. In: A l l g ä u e r H e i m a t - K a l e n d e r . Altusried 1998, S. 7 6 - 7 9 . D ö r i n g , Friedrich Christlieb, e v a n g . T h e o l o g e , * 1 9 . 1 . 1 7 5 7 Frankental (Oberlausitz), t 2 6 . 8 . 1 8 2 7 . D. studierte seit 1775 in W i t t e n b e r g und L e i p z i g T h e o l o g i e und g i n g 1778 als H a u s l e h r e r nach Hirschberg. I m f o l g e n d e n J a h r w u r d e er P f a r r e r in L a u s a bei D r e s d e n , 1793 P a s t o r u n d S u p e r i n t e n d e n t in Colditz. Als zweiter H o f p r e d i g e r siedelte er 1796 nach D r e s d e n ü b e r und w u r d e 1802 in W i t t e n b e r g p r o m o v i e r t . Seit 1814 wirkte D. als P r o p s t und S u p e r i n t e n dent in K l ö d e n . D. publizierte u . a . e i n e Doctrina librorum sacrorum de morte Jesu Christi vicaria (1802). D ö r i n g , J o h a n n Friedrich S a m u e l , K a n t o r , L e h r e r , * 1 6 . 7 . 1766 Gatterstädt bei Q u e r f u r t , t 2 7 . 8 . 1840 Altenburg. D e r S o h n e i n e s L e h r e r s b e s u c h t e die L e i p z i g e r T h o m a s s c h u l e und w u r d e als S c h ü l e r von J o h a n n Friedrich Doles d. Ä . C h o r p r ä f e k t d e s T h o m a n e r c h o r e s . 1788 b e g a n n er ein T h e o l o g i e s t u d i u m an d e r L e i p z i g e r Univ., legte 1791 d a s E x a m e n a b und w u r d e H a u s l e h r e r . 1793 erhielt er e i n e Stelle als K a n t o r in L u c k a u (Niederlausitz); zwei J a h r e später ging er nach Görlitz, w o er n e b e n seinen T ä t i g k e i t e n als K a n t o r und S c h u l l e h r e r m u s i k p ä d a g o g i s c h e B e i t r ä g e f ü r d i e „ L a u sitzer M o n a t s s c h r i f t " v e r f a ß t e . Als N a c h f o l g e r von J o h a n n G o t t f r i e d K r e b s w u r d e er 1814 S t a d t k a n t o r in A l t e n b u r g . LITERATUR: B e r n d Baselt: D., J. F. S. In: N G r o v e D , B d . 7, 2 2 0 0 1 , S. 508. - C o r d u l a T i m m - H a r t m a n n / ( B e r n d Baselt): D „ J. F. S. In: M G G 2 P , Bd. 5, 2 0 0 1 , Sp. 1 3 1 6 f . D ö r i n g , Karl A u g u s t , P s e u d . T h e o m i l , luth. T h e o l o g e , E r b a u u n g s s c h r i f t s t e l l e r , Liederdichter, * 22. 1. 1783 M a r k t A l v e n s l e b e n bei M a g d e b u r g , t 1 7 . 1 . 1 8 4 4 E l b e r f e l d (heute zu W u p p e r t a l ) . N a c h d e m S t u d i u m d e r T h e o l o g i e in H a l l e ( 1 8 0 1 - 0 4 ) w u r d e D . H a u s l e h r e r in Schlesien, 1808 L e h r e r an der Klosterschule B e r g e n bei M a g d e b u r g . A l s d i e S c h u l e 1810 d u r c h

Dohms N a p o l e o n g e s c h l o s s e n w u r d e , g i n g er als H a u s l e h r e r n a c h H e l m s d o r f bei E i s l e b e n und g r ü n d e t e dort d e n „Christlic h e n Verein im n ö r d l i c h e n D e u t s c h l a n d " zur H e r a u s g a b e und Verbreitung christlicher E r b a u u n g s s c h r i f t e n . D., der sich in J ü n g l i n g s - und J u n g f r a u e n v e r e i n e n der I n n e r e n M i s s i o n e n g a g i e r t e , v e r f a ß t e christliche T r a k t a t e w i e d i e Fliegenden Blättchen für alle Stände. 1813 w u r d e er P r e d i g e r und Seels o r g e r in d e n Militärlazaretten in H a l l e / S a a l e und verteilte dort seine in h o h e n A u f l a g e n g e d r u c k t e n S c h r i f t e n an die T r u p p e n . N a c h kurzen T ä t i g k e i t e n als P r e d i g e r und A r c h i d i a k o n in M a g d e b u r g und E i s l e b e n w a r e r seit 1816 P f a r r e r in E l b e r f e l d . D. w u r d e a u c h als D i c h t e r von e t w a 1200 Kirc h e n l i e d e r n b e k a n n t (Christliche Gesänge, 1814). WEITERE WERKE: Allerlei f ü r allerlei L e s e r . E i s l e b e n 1816. B a r m e n " 1 8 4 8 . - S a m m l u n g christlicher Predigten insbes o n d e r e ü b e r d a s i n n e r e L e b e n der G l ä u b i g e n . B r e m e n 1832. D o e r n e , Martin (Bernhard Gotthelf), evang. Theologe, * 2 0 . 3 . 1 9 0 0 Schönbach (Sachsen), t 2 . 9 . 1 9 7 0 Göttingen. N a c h d e m T h e o l o g i e s t u d i u m in L e i p z i g , R o s t o c k und Berlin w u r d e D. 1924 z u m Dr. phil. und 1928 z u m Lic. theol. promoviert. Seit 1924 w a r er P f a r r v i k a r in C h e m n i t z und seit 1925 P f a r r e r in L ö b a u . 1927 w u r d e er D i r e k t o r des Predig e r s e m i n a r s in L ü c k e n d o r f ( S a c h s e n ) u n d 1934 o. Prof. der praktischen T h e o l o g i e an der U n i v . L e i p z i g . 1947 w e c h s e l t e er als Prof. der s y s t e m a t i s c h e n T h e o l o g i e n a c h R o s t o c k . N a c h einer L e h r t ä t i g k e i t in H a l l e 1 9 5 2 - 5 4 w u r d e er P r o f . d e r p r a k t i s c h e n T h e o l o g i e in G ö t t i n g e n , w o er sich n e b e n d e r H o m i l e t i k a u c h der L i t e r a t u r w i s s e n s c h a f t z u w a n d t e (u. a. Gott und Mensch in Dostojewskis Werk, 1957, "1962). D . g a b einen Grundriß des Theologiestudiums (3 Bde., 1948-52) heraus. WEITERE WERKE: N e u b a u d e r K o n f i r m a t i o n . G ü t e r s l o h 1936. - E r k o m m t a u c h noch heute. D r e s d e n 2 1 9 3 7 . Götting e n 6 1 9 7 2 . - F u r c h t ist nicht in der L i e b e . Berlin 1947, ' 1 9 7 3 . - G o t t und M e n s c h in D o s t o j e w s k i s Werk. G ö t t i n g e n 1957, 2 1 9 6 2 . - D i e F i n s t e r n i s vergeht. G ö t t i n g e n 1963. LITERATUR: M i c h a e l M e y e r - B l a n c k : D., M . In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 894.

Doerner,

A u g u s t , kath. T h e o l o g e , * 2 6 . 9 . 1874 H i n h a u sen ( N i e d e r f i s c h b a c h ) , t 2 . 5 . 1951 L a n t e r s h o f e n ( B a d N e u enahr). 1901 z u m Priester g e w e i h t , g r ü n d e t e D . 1913 d a s „ A p o stolat d e r Priester- und O r d e n s b e r u f e " , das 1972 T r ä g e r des bischöflichen S t u d i e n h a u s e s St. L a m b e r t w u r d e . 1918 w u r d e er D i r e k t o r der V o r b e r e i t u n g s s c h u l e zur W e c k u n g von P r i e s t e r b e r u f e n in B o n n (seit 1939 in L a n t e r s h o f e n ) . 1922 b e m ü h t e er sich o h n e E r f o l g u m d i e G r ü n d u n g einer Vereinig u n g , in d e r sich W e l t p r i e s t e r m i s s i o n a r e z u s a m m e n s c h l i e ß e n sollten. D., ein Kritiker der L i t u r g i s c h e n B e w e g u n g , v e r ö f fentlichte u . a . Sentire cum Ecclesia! Ein dringender Aufruf und Weckruf an Priester ( 1941 ). LITERATUR: Z w a n z i g J a h r e S t u d i e n h a u s St. L a m b e r t . Hrsg. v. Paul S o l b a c h . G r a f s c h a f t 2 1 9 9 4 . - R e i m u n d H a a s : D „ A . In: L T h K \ B d . 3, 1995, Sp. 2 8 2 f.

Dörr,

Friedrich ( M i c h a e l ) , kath. T h e o l o g e , * 7 . 3 . 1908 W o l f r a m s - E s c h e n b a c h , t 1 3 . 5 . 1993. D. studierte an der G r e g o r i a n a in R o m 1927-30 P h i l o s o phie, 1930-35 T h e o l o g i e , w u r d e z u m Dr. phil. und z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t und e m p f i n g 1933 d i e P r i e s t e r w e i h e . N a c h v e r s c h i e d e n e n Pfarrstellen w a r er seit 1945 a. o . P r o f . , 1951-76 o . P r o f . an der P h i l o s o p h i s c h - T h e o l o g i s c h e n H o c h schule (seit 1972 U n i v . ) Eichstätt und lehrte P h i l o s o p h i e und P ä d a g o g i k . D., d e r sich v o r a l l e m mit altchristlicher M y s t i k und H y m n o l o g i e b e f a ß t e , w u r d e a u c h als Verfasser geistlic h e r T e x t e b e k a n n t . D a s Gotteslob und d a s d e u t s c h e B r e v i e r Stundenbuch enthalten e i n e R e i h e von n e u e n K i r c h e n l i e d e r n und H y m n e n ü b e r s e t z u n g e n D.s.

WEITERE WERKE: D i a d o c h u s von P h o t i k e und die M e s s a liner. Ein K a m p f z w i s c h e n w a h r e r und f a l s c h e r M y s t i k im 5. J a h r h u n d e r t . F r e i b u r g / B r e i s g a u 1937. LITERATUR: T h e o d o r W o h n h a a s : In m e m o r i a m Prof. Dr. F. D . In: J a h r b u c h f ü r A u g s b u r g e r B i s t u m s g e s c h i c h t e 2 8 (1994) S. l O f .

Dörries,

( G e o r g ) B e r n h a r d ( A d o l f ) , luth. T h e o l o g e , * 2 5 . 4 . 1856 M e d e b a c h (Kr. Brilon), t 13. 10. 1934 Hannover. D e r S o h n eines P a s t o r s studierte in L e i p z i g und G ö t t i n g e n s o w i e a m P r e d i g e r s e m i n a r in H a n n o v e r T h e o l o g i e . Seit 1883 w a r er P a s t o r in Gielde, 1 8 9 1 - 1 9 2 3 in H a n n o v e r - K l e e f e l d . Von der T h e o l o g i e A l b r e c h t —> Ritschis und d e m politischen L i b e r a l i s m u s Friedrich —» N a u m a n n s beeinflußt, galt D. als einer d e r b e d e u t e n d e n liberalen T h e o l o g e n seiner Zeit. B e s o n d e r s u m d i e A r b e i t e r seiner G e m e i n d e b e m ü h t , v e r s u c h t e er in seinen P r e d i g t e n , V e r b i n d u n g e n z w i s c h e n Alltag und Religion a u f z u z e i g e n . Er beteiligte sich an der G r ü n d u n g d e s „ W i s s e n s c h a f t l i c h e n P r e d i g e r v e r e i n s " ( 1 8 8 5 ) , der „ F r e u n d e e v a n g e l i s c h e r F r e i h e i t " und d e s kirchlich liberalen G e m e i n deblattes „ K i r c h l i c h e G e g e n w a r t " ( 1 9 0 1 ) . S e i n e Predigts a m m l u n g e n und B ü c h e r f a n d e n w e i t e Verbreitung. In sein e n späteren Schriften setzte er sich mit der T h e o l o g i e Karl - > B a r t h s a u s e i n a n d e r (Der ferne und der nahe Gott, 1927). D . w a r der Vater von H e r m a n n —> D. WEITERE WERKE: E r k l ä r u n g des K l e i n e n K a t e c h i s m u s D. M a r t i n L u t h e r s . 2 B d e . , G ö t t i n g e n 1891-1909, 3 1 9 2 6 , B d . 3 G ö t t i n g e n 1926. - D a s E v a n g e l i u m der A r m e n . Götting e n 1896, "1911. - D e r G l a u b e an d i e Welt. K ö n i g s t e i n / T a u n u s 1920. - D i e Religion d e s Alltags. K ö n i g s t e i n / T a u nus 1923. - D i e F o r d e r u n g des Tages. R u d o l s t a d t 1926. D e r Wille z u m L e b e n . G ö t t i n g e n 1924. LITERATUR: H a n s M a r t i n Müller: D., B. In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 9 5 4 f.

Dörries,

Hermann, evang. Theologe, * 17.7.1895 H a n n o v e r , t 2. 1 1 . 1 9 7 7 G ö t t i n g e n . D., S o h n von B e r n h a r d —>D., studierte in M a r b u r g ( 1 9 2 2 Dr. theol.), T ü b i n g e n und G ö t t i n g e n T h e o l o g i e . 1923 habilitierte er sich an der T ü b i n g e r U n i v . und w u r d e dort 1926 z u m a. o. P r o f . der T h e o l o g i e e r n a n n t . N a c h kurzer Lehrtätigkeit in Halle ( 1 9 2 8 ) w a r er 1929-64 o . P r o f . der K i r c h e n g e s c h i c h t e in G ö t t i n g e n . D. v e r ö f f e n t l i c h t e zahlreiche kirchenhistorische S c h r i f t e n , v o r w i e g e n d zur alten K i r c h e ( A u f s a t z s a m m l u n g Wort und Stunde, 3 B d e . , 1966-70). I m „Dritten R e i c h " stand D. der B e k e n n e n d e n K i r c h e n a h e , w a r a b e r seit 1933 M i t g l i e d der N S D A P . WEITERE WERKE: S y m e o n von M e s o p o t a m i e n . L e i p z i g / Berlin 1941. - K o n s t a n t i n der G r o ß e . Stuttgart 1958. - D i e 5 0 geistlichen H o m i l i e n des M a k a r i o s . Berlin 1964. LITERATUR: Adolf M . Ritter: C h a r i s m a und Caritas. Götting e n 1993, S. 3 3 3 f. - T o r s t e n - W i l h e l m W i e g m a n n : H . D., ein G ö t t i n g e r T h e o l o g e als L e h r e r und F o r s c h e r in der Zeit d e s N a t i o n a l s o z i a l i s m u s . In: J a h r b u c h d e r G e s e l l s c h a f t f ü r n i e d e r s ä c h s i s c h e K i r c h e n g e s c h i c h t e 91 ( 1 9 9 3 ) S. 121-149. I n g e M a g e r : D., H . In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 955.

Dohms,

H e r m a n n Gottlieb, luth. T h e o l o g e , Schriftsteller, * 3. 11. 1887 S a p i r a n g a (Brasilien), t 4. 1 2 . 1 9 5 6 S ä o L e o p o l d o (Brasilien). D. studierte T h e o l o g i e in B a s e l , L e i p z i g und Halle, b e v o r er 1914 als P f a r r e r von C a c h o e i r a d o Sul in sein G e b u r t s land z u r ü c k k e h r t e . 1919 g r ü n d e t e er d i e „ D e u t s c h e n E v a n g e l i s c h e n Blätter f ü r B r a s i l i e n " und 1921 d a s E v a n g e l i s c h e P r o s e m i n a r . 1935 w u r d e er P r ä s e s der luth. S y n o d e von R i o G r a n d e . D. zählte zu d e n B e g r ü n d e r n der E s c o l a S u p e r i o r d e Teologia, an der er seit 1946 als Prof. f ü r S y s t e m a t i s c h e

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Dolch Theologie lehrte. 1949 wurde er zum Präses des Bundes der Synoden in Brasilien gewählt. LITERATUR: Festschrift für Präses D. H. D. Hrsg. v. Erich Faufel. Säo Leopoldo 1937. - Martin Dreher: D., H. G. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 924. D o l c h , Heimo, kath. Theologe, Physiker, * 2 0 . 7 . 1912 Leipzig, t 2 . 4 . 1 9 8 4 Winterberg (Westfalen). D. studierte ursprünglich Physik, wurde 1936 bei Heisenberg in Leipzig zum Dr. phil. promoviert (Zur Theorie der leichtesten Kerne), wechselte dann aber zur Theologie. 1946 zum Priester geweiht, wurde er 1951 in Münster zum Dr. theol. promoviert (Der Wandel in der Strukturauffassung naturwissenschaftlicher Erkenntnis und seine theologische Bedeutung), w o er sich 1954 habilitierte (Kausalität im Verständnis des Theologen und der Begründer neuzeitlicher Physik). Anschließend a. o. Prof. an der Paderborner Akademie, wurde er 1956 Lehrbeauftragter in Göttingen. 1 9 6 2 / 6 3 als o.Prof. in Paderborn tätig, lehrte er 1963-77 Fundamentaltheologie in Bonn. D. war Mitbegründer und 1969-81 Vorsitzender des Instituts für interdisziplinäre Forschung der Görres-Gesellschaft. Er gehörte bis 1963 dem Stählin-Jäger-Kreis an. D. veröffentlichte u.a. Sind Wunder möglich? (1951), Die Naturwissenschaft und die letzten Dinge (1960) und Grenzgänge zwischen Naturwissenschaft und Theologie (1986). LITERATUR: Theologie, Grund und Grenzen. Festgabe für H. D. zur Vollendung des 70. Lebensjahres. Hrsg. v. Hans Waldenfels. Paderborn u.a. 1982. - Hans Waidenfels: D„ H. In: LThK\ Bd. 3, 1995, Sp. 303.

Aufführung seiner Kirchenmusik bat D. 1789 um seine Pensionierung. D.s Werk umfaßt überwiegend Kirchenkantaten, ferner Motetten, Oratorien, Präludien und Lieder. Seine Sammlung von Choralmelodien (Choralbuch, 1785) war Vorläufer vieler ähnlicher Anthologien. D. komponierte auch Melodien zu Cellerts geistlichen Oden und Liedern (1758). LITERATUR: Helmut Banning: J. F. D. Leben und Werke. Leipzig 1939. - Hans Heinrich Eggebrecht: D., J. F. In: N D B , Bd. 4, 1957, S. 57. - Andreas Glöckner: MGG 2 P, Bd. 5, 2001, Sp. 1200-1208. - J. Bradford Robinson: D„ J. F. In: NGroveD, Bd. 7 , 2 2 0 0 1 , S. 429-431.

Doli,

Karl (Wilhelm), evang. Theologe, * 10.9. 1827 Niefern bei Pforzheim, t 2 5 . 2 . 1 9 0 5 Achern. D., Sohn eines Pfarrers, studierte an den Universitäten Heidelberg und Berlin sowie am Praktisch-Theologischen Seminar in Heidelberg. 1850 erhielt er eine Pfarrstelle in Lahr und übernahm dort 1854 die Direktion der Höheren Töchterschule. Nach zweijähriger seelsorgerischer Tätigkeit in Sand folgte er einem Ruf als Oberkirchenrat und Hofdiakon nach Karlsruhe. Als Nachfolger Willibald - » B e y s c h l a g s 1864 zum Hofprediger ernannt, wurde D. 1874 Oberhofprediger, 1877 Mitglied des Oberkirchenrats und Prälat. 1876-94 war er Vizepräsident der Generalsynode. Im Rahmen des „Badischen Wissenschaftlichen Predigervereins" setzte sich D. für die Einigung der evang. Geistlichkeit ein. Er veröffentlichte mehrere Predigtsammlungen; seine Konfirmandenstunden erschienen 1898 in der 10. Auflage. LITERATUR: Hermann Erbacher: D., K. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 6 0 f.

Doli, Dold,

Alban, kath. Theologe, Palimpsestforscher, * 7 . 7 . 1 8 8 2 Villingen/Schwarzwald, t 2 7 . 9 . 1960 Munderkingen/Donau. D. trat 1902 in die Benediktinerabtei Beuren ein und studierte Philosophie in Maria Laach sowie Theologie in Beuren. 1908 zum Priester geweiht, wurde er 1917 Feldgeistlicher. 1918 übernahm er die Direktion des 1912 gegründeten Palimpsestinstituts der Erzabtei Beuren. D. perfektionierte das Fluoreszenzverfahren in der Photographie von Palimpsesten, durch das doppelt beschriebene Pergamente wieder lesbar gemacht werden können. Seine Arbeit konzentrierte sich auf die Erforschung alttestamentlicher Bibeltexte und ältester Liturgiebücher. D. veröffentlichte zahlreiche bisher unbekannte Fragmente liturgischen Inhalts (Das Sakramentar von Salzburg, 1960). WEITERE WERKE: Die Zürcher und Peterlinger MeßbuchFragmente aus der Zeit der Jahrtausendwende. Beuren 1934. - Hrsg.: Das älteste Liturgiebuch der lateinischen Kirche. Beuren 1936. - Mit Leo Eizenhöfer (Hrsg.); Das Prager Sakramentar. Beuren 1949. - Palimpsest-Studien. 2 Bde., Beuren 1955-57. LITERATUR: Friedrich Wilhelm Bautz: D., A. In: BBKL, Bd. 1, 1990, Sp. 1351-1353. D o l e s , Johann Friedrich d . A . , Komponist, * 2 3 . 4 . 1715 Steinbach-Hallenberg (Thüringen), t 8.2. 1797 Leipzig. D., Sohn eines Kantors, war bereits während seiner Schulzeit in Schmalkalden Organist an der Stadtkirche. Seit 1734 Schüler am Gymnasium in Schleusingen, ging er 1739 zum Studium der Theologie nach Leipzig. Gleichzeitig bildete er sich musikalisch weiter; er wurde u. a. von Johann Sebastian —>Bach im Kontrapunkt unterwiesen. Nach vorübergehender Tätigkeit als Klavierlehrer in Leipzig war D. 1 7 4 3 / 4 4 Cembalist und Komponist im dortigen „Großen Concert". 1744 wurde er Kantor und Musikdirektor in Freiberg (Sachsen). 1756-89 war er Kantor an der Thomasschule und Musikdirektor an den beiden Leipziger Hauptkirchen, 1770-78 auch Universitätsmusikdirektor. Wegen Problemen bei der

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Ludwig, evang. Theologe, * 2 2 . 1 1 . 1 8 4 6 Kirchen/ Sieg, t 2 3 . 5 . 1 8 8 3 Neukirchen/Niederrhein. Der Sohn eines Pfarrers war zunächst Hilfsprediger in Wesel und seit 1872 Prediger in Neukirchen. Seit 1878 widmete er sich dort dem Aufbau eines Waisenhauses und gab seit 1879 den „Missions- und Heidenboten" heraus. Für die Ausbildung von Missionaren richtete D. 1882 ein eigenes Haus ein („Neukirchener Mission"). LITERATUR: Friedrich W. Bautz: D„ L. In: BBKL, Bd. I, 1990, Sp. 1353-1356. D o l l e , Karl Anton, evang. Theologe, Schriftsteller, * 2 3 . 4 . 1 7 1 7 Rodenberg, t 10.4. 1758 Stadthagen. Nach dem Studium in Rinteln und Jena wurde D. 1740 Lehrer in Hamburg, 1741 Konrektor in Peine und Prediger in Beckendorf, 1743 Hessen-Kasselscher Stabsprediger und Adjunkt in Apelern bei Rodenberg. Nach seiner Ernennung zum Superintendenten in Stadthagen 1749 wurde er 1751 zum Dr. theol. promoviert. Als Schriftsteller befaßte sich D. mit der Geschichte der Grafschaft Schaumburg (1756) sowie mit den Biographien der Theologieprofessoren von Rinteln. D o l l e r , Johann Lorenz, Jesuit, Theologe, Philosoph, * 3 . 1 0 . 1750 Bretten, t 30. 1. 1820 Mainz. D. bildete sich in Logik und Physik aus, ehe er 1768 in den Jesuitenorden eintrat. Seit 1770 lehrte er zwei Jahre lang in Heidelberg lateinische Grammatik und nahm dann eine Stelle als Hofmeister an. Während seiner Lehrtätigkeit widmete er sich rechtswissenschaftlichen und philosophischen Studien und wurde nach vier Jahren zum a. o. Prof. der Ästhetik an der Univ. Heidelberg ernannt. 1779 schied er aus gesundheitlichen Gründen aus der akademischen Lehre aus und trat als Hofmeister, Vorleser und Bibliothekar in die Dienste des Grafen von Blassenheim. Nach dessen Tod lebte er als Privatgelehrter in Rendel, Karlsruhe, Bruchsal und schließlich in Mainz, wo er sich insbesondere mit den Werken —> Leibniz' auseinandersetzte. D. veröffentlichte mehrere theologische Streitschriften, u.a. Zeugnisse aus allen Jahrhunderten bis auf das Jahr 1815 für die Gewalt der Kirche und ihres Oberhauptes (1816).

Donauer Dolliner,

T h o m a s , österr. Historiker, Jurist, * 12. 12.1760 Dörfern (Krain), t 1 5 . 2 . 1 8 3 9 Wien. D. studierte zunächst Theologie, dann Rechtswissenschaften in Laibach und Wien und wurde z u m Dr.jur. promoviert. 1788 erhielt er eine Professur für Privat-, Staats- und Völkerrecht an der Orientalischen Akademie; zudem lehrte er an der Wiener Univ. Kirchenrecht. Nach einer Lehrtätigkeit an der Univ. Prag (1801-05) kehrte er nach Wien zurück, wo er 1810 eine Professur für römisches Recht übernahm. D., der u. a. ein Handbuch des in Österreich geltenden Eherechts (2 Bde., 1813-18) veröffentlichte, trat 1831 als Hofrat in den Ruhestand. L I T E R A T U R : Ö B L , B d . 1, 1 9 5 7 , S .

193.

Dolscius,

Paul, auch Doltius, evang. Theologe, Lehrer, Mediziner, * 1526 Plauen/Vogtland, t 9 . 3 . 1589 Halle. D. studierte in Wittenberg bei —> Melanchthon und erhielt 1551 eine Stelle als Rektor in Halle. In der folgenden Zeit veröffentlichte er griechische Dichtungen und Übersetzungen wie Psalterium prophetae et regis Davidis, versibus elegiacis redditum (1555). 1560 verließ er den Schuldienst und ging nach Italien, wo er in Padua zum Dr. med. promoviert wurde. Nach seiner Rückkehr ernannte ihn der Magdeburger Erzbischof - » Sigismund zu seinem Leibarzt. D. war als Stadtphysikus tätig und wurde 1573 Oberbaumeister, 1580 Ratsmeister in Halle. WEITERE WERKE: Ecclesiastes salomonis. Leipzig 1559. Sapientia Jesu siracidae, o m n i u m virtutum doctrinam continens. Leipzig 1571. LITERATUR: V D 16, D 2167-2171. - Eckstein: D „ P. In: A D B , Bd. 5, 1877, S. 321 f.

Dombois,

Hans Adolf, evang. Theologe, Kanonist, * 15.10. 1907 Berlin, f 2 4 . 6 . 1 9 9 7 Minden. Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften schlug D. eine L a u f b a h n als Staatsanwalt ein. 1933 wurde er Mitglied der Bekennenden Kirche. Seit 1939 Kriegsteilnehmer, geriet er in Gefangenschaft, aus der er 1947 zurückkehrte. Im selben Jahr schloß er sich der Michaelsbruderschaft an. 1950 wurde er in Göttingen zum Dr. jur. promoviert (Formelle oder absolute Staatslehre). Seine Arbeit als Staatsanwalt aufgebend, war er 1952-72 Stiftsrat und Referent an der Forschungsakademie Christophorusstift, seit 1958 auch an der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft in Heidelberg. Daneben widmete er sich d e m A u f b a u des Evangelischen Kirchentages. D. beschäftigte er sich vor allem mit Kirchenrecht und Rechtstheologie. Er untersuchte die Legitimität des modernen Kirchenrechts unter Rückbezug auf das Recht der Alten Kirche. Neben seinem Hauptwerk Das Recht der Gnade (3 Bde., 1961-83) veröffentlichte er u . a . Die weltliche Strafe in der evangelischen Theologie ( 1959), Hierarchie. Grund und Grenze einer umstrittenen Struktur ( 1971 ) und Unscheidbarkeit und Ehescheidung in den Traditionen der Kirche. 1st die Unauflöslichkeit der Ehe absolut? (1976). WEITERE WERKE: Strukturelle Staatslehre. Berlin 1952. Glaube, Recht, Europa. G e s a m m e l t e Aufsätze zur Religionssoziologie und theologischen Begründung des Rechts, 1946-52. Gladbeck 1953. - Mensch und Strafe. W i t t e n / R u h r 1957. - Ordnung und Unordnung der Kirche. Kirchenrechtliche Abhandlungen und Vorträge. Kassel 1957. LITERATUR: Traditio und C o m m u n i o . Festgabe für H. D. zum 80. Geburtstag. In: Zeitschrift für evangelisches Kirchenrecht 32 (1987) S. 241-570. - M a n f r e d Müller-Simon: Von der Rechtstheologie zur Theorie des Kirchenrechts. Die Verbindung von juristischen und theologischen T h e m e n im Werk von H. D. F r a n k f u r t / M a i n u . a . 1994. - Ralf Dreier: D „ H. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 930. - Severin Lederhilger: D., H. A. In: LThK 3 , Bd. 11, 2001, Sp. 61.

Dominikus

G e r m a n u s de Silesia, Franziskaner, Theologe, Missionar, Orientalist, * 1588 Schurgast (Schlesien), t 2 8 . 9 . 1 6 7 0 Escoriai (bei Madrid). D. studierte in R o m und Palästina orientalische Sprachen, besonders das Arabische, und trat 1624 in den Franziskanerorden ein. 1636 erhielt er eine Professur im Missionskolleg S. Pietro in Montorio zu R o m und lehrte dann in Bethlehem die arabische Sprache. 1645 reiste er als Missionspräfekt nach Samarkand. Seit 1652 lebte D. im Escorial und widmete sich Studien arabischer Schriften, insbesondere des Korans. Er beteiligte sich an einer arabischen Bibelübersetzung, die 1671 fertiggestellt wurde. Zu seinen gedruckten Werken zählen eine Grammatik sowie ein Lexikon der arabischen Sprache (Fabrica linguae Arabicae, 1639). LITERATUR: Sophronius Ciasen: D. G. de S. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 66 f.

Doms,

Herbert, kath. Theologe, * 14.4. 1890 Ratibor, f 2 2 . 9 . 1 9 7 7 Münster. D. studierte zunächst Biologie in Breslau und wurde 1914 promoviert ( U b e r den Einfluss der Temperatur auf Wachstum und Differenzierung der Organe während der Entwicklung von Rana esculenta). Nach dem Kriegsdienst nahm er ein Studium der Theologie und Philosophie auf und empfing 1924 die Priesterweihe. 1929 zum Dr. theol. promoviert (Die Gnadenlehre des seligen Albertus Magnus), habilitierte er sich 1930 in Breslau (Der selige Albertus Magnus). 1946-48 war er a. o. Prof. f ü r Fundamentaltheologie in Freiburg und 1948-56 o. Prof. für Moraltheologie in Münster. D. widmete sich besonders Fragen der Ehe und Sexualität. Ein 1935 publiziertes Buch über die Ehe (Vom Sinn und Zweck der Ehe) wurde wegen seiner liberalen Haltung beanstandet. WEITERE WERKE: Dieses Geheimnis ist groß. Eine Studie über theologische und biologische Sinnzusammenhänge. Köln 1960. - Gatteneinheit und N a c h k o m m e n s c h a f t . M a i n z 1965. LITERATUR: Urbild und Abglanz. Beiträge zu einer Synopse von Weltgestalt und Glaubenswirklichkeit. Festgabe f ü r H. D. z u m 80. Geburtstag. Hrsg. v. Johannes Tenzler. Regensburg 1972. - Johannes Grandel: D„ H. In: LThK 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 330.

Donat,

Josef, Jesuit, Theologe, Philosoph, * 3 1 . 5 . 1 8 6 8 Philippsdorf, ΐ 4 . 4 . 1 9 4 6 Sitten. Der Sohn eines Fabrikanten trat 1887 in den Jesuitenorden ein, studierte in Preßburg und Innsbruck und war dort 1911-38 an der Theologischen Fakultät der Univ. Prof. der christlichen Philosophie, 1932-37 auch Rektor des Theologenkonvikts Canisianum. Als nach d e m „Anschluß" die Theologische Fakultät aufgehoben wurde, lehrte er 1938-45 an der Päpstlichen Fakultät in Sitten. D. war einer der ersten kath. Theologen seiner Zeit, die sich über die Pflege der scholastischen Philosophie hinaus um eine fruchtbare Begegnung mit der modernen Philosophie bemühten. Seine achtbändige Summa philosophiae Christianae (1910-21) fand als Lehrbuch internationale Verbreitung. WEITERE WERKE: Die Freiheit der Wissenschaft. Ein Gang durch das m o d e r n e Geistesleben. Innsbruck 1910, ' 1 9 2 5 . Über Psychoanalyse und Individualpsychologie. Innsbruck 1932.

Donauer,

Christoph (Sigmund), evang. Theologe, Dichter, * 1564 Schloß Falkenfels (Oberpfalz), t 8 . 2 . 1 6 1 1 Regensburg. D. studierte in Helmstedt. 1589 wurde er Prediger in Wiesent, später in Pfalz-Neuburg; zuletzt war er Diakon in Regensburg. D. war kaiserlich gekrönter Poet. Er veröffentlichte u. a. Schedismata rhytmica: Mehrerley geistliche, und zu

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Donders Gebet, Lob, Busse, Trost, auch Lehr, im Wehr- und Nehrstand, nützliche Übungen (1607). WEITERES WERK: E r h e b l i c h e U r s a c h e n , w a r u m b er auff ö f f e n t l i c h e r C a n t z e l in Verketzerung u n d V e r d a m m u n g d e r g e n a n d t e n Calvinisten sich nit einlassen k ö n n e , o. O . 1614.

Donders,

A d o l f , kath. T h e o l o g e , * 1 5 . 3 . 1 8 7 7 A n h o l t (Westfalen), t 9. 8. 1944 M ü n s t e r . D. studierte T h e o l o g i e in M ü n s t e r , e m p f i n g 1900 d i e Pries t e r w e i h e u n d w u r d e Kaplan in D u i s b u r g und M ü n s t e r , 1911 D o m p r e d i g e r . 1919 f o l g t e D. e i n e m R u f als Prof. der H o miletik an die U n i v . M ü n s t e r , w o er z u g l e i c h als U n i versitätsprediger wirkte. E r g a b d a s „ M ü n s t e r i s c h e Pastoralblatt" heraus und z e i c h n e t e m i t v e r a n t w o r t l i c h f ü r d i e H e r a u s g a b e d e r Z e i t s c h r i f t „ K i r c h e und K a n z e l " . Z u seinen zahlr e i c h e n S c h r i f t e n zählt u. a. Erlösungssehnsucht in alter und neuer Zeit (1926). WEITERE WERKE: G o t t im Alltag. M e d i t a t i o n e n . K ö l n 1932. - B r u d e r K o n r a d , „ d e r e w i g e P f ö r t n e r " . Ein T r i d u u m . P a d e r b o r n 1934. - C h r i s t u s b o t s c h a f t . P r e d i g t e n t w ü r f e d u r c h d a s heilige J a h r der Kirche. K e v e l a e r 1936. N e u a u f l . 2 B d e . , K e v e l a e r 1945-55. LITERATUR: M a r i a R ö m e r - K r u s e m e y e r : A . D „ 1877-1944. M ü n s t e r 1949. - G o t t f r i e d H a s e n k a m p : A . D . ( 1 8 7 7 - 1 9 4 4 ) . In: D a s D o m k a p i t e l zu M ü n s t e r 1823-1973. H r s g . v. A l o i s Schröer. M ü n c t s e r 1976, S. 3 3 8 - 3 5 0 . - F r a n k S o b i e c h : D., A . In: B B K L , B d . 20, 2 0 0 2 , S p . 3 9 6 - 4 0 0 .

Donfried,

Johannes, auch Donfrid, Johann, Kantor, S a m m l e r und H e r a u s g e b e r geistlicher M u s i k , * u m 1585 Veringenstadt ( H o h e n z o l l e r n ) , t 4 . 8 . 1650 R o t t e n b u r g / Neckar. D e r aus e i n f a c h e n Verhältnissen s t a m m e n d e D. b e s u c h t e seit s e i n e m s e c h z e h n t e n L e b e n s j a h r die U n i v . Dillingen, w o er seine m u s i k a l i s c h e A u s b i l d u n g erhielt. 1610 hatte D . d i e Stelle eines S c h u l m e i s t e r s an der L a t e i n s c h u l e und das damit v e r b u n d e n e K a n t o r e n a m t an d e r H a u p t k i r c h e St. M a r tin in R o t t e n b u r g a m N e c k a r inne, w u r d e 1622 R e k t o r dieser S c h u l e und w a r in seiner F u n k t i o n als K a n t o r a u c h i m C h o r h e r r e n s t i f t E h i n g e n tätig. D.s g r o ß e s Verdienst ist seine u m f a n g r e i c h e S a m m l u n g wertvoller K i r c h e n k o m p o s i t i o n e n und deren Herausgabe. LITERATUR: A u g u s t S c h a r n a g l : D „ J. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 71 f. - J e r o m e R o c h e : D „ J. In: N G r o v e D , Bd. 7, 2 2 0 0 1 , S. 4 6 6 f. - A x e l Beer: D „ J. In: M G G 2 P , B d . 5, 2 0 0 1 , Sp. 1 2 5 9 f. D o n i n , L u d w i g , P s e u d . O t t o C a s s i a n , A n t o n Philalethes, L u d w i g Priester, R h o l l a n d u s , kath. T h e o l o g e , Schriftsteller, * 2 3 . 8 . 1 8 1 0 K a u t z e n (Niederösterreich), ! 2 0 . 8 . 1 8 7 6 Wien. D., S o h n eines P a p i e r m ü l l e r s , studierte P h i l o s o p h i e und T h e o l o g i e in W i e n , w u r d e 1833 z u m Priester g e w e i h t und wirkte seit 1835 als S e e l s o r g e r an St. S t e p h a n . Z u d e m w a r er drei J a h r z e h n t e lang als b i s c h ö f l i c h e r Z e r e m o n i ä r tätig, unterrichtete an v e r s c h i e d e n e n Volks-, Mittel- und S o n n t a g s schulen als R e l i g i o n s l e h r e r , g a b Privatunterricht in adligen H ä u s e r n und w a r B e i c h t v a t e r bei H o f . Als P o p u l ä r s c h r i f t s t e l ler v e r ö f f e n t l i c h t e D . e t w a d r e i h u n d e r t W e r k e , d a r u n t e r zahlr e i c h e A n d a c h t s - u n d E r b a u u n g s b ü c h e r , a p o l o g e t i s c h e und asketische Unterrichts- und J u g e n d b ü c h e r s o w i e k i r c h e n g e schichtliche u n d politische S c h r i f t e n , die vielfach übersetzt u n d a u f g e l e g t w u r d e n . 1854 erschien sein Kurzer Abriß der Kirchengeschichte. LITERATUR: R u d o l f Till: D „ L. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 72. D o p p e l b a u e r , F r a n z (von Sales) M a r i a , B i s c h o f von Linz, * 21. 1 . 1 8 4 5 W a i z e n k i r c h e n ( O b e r ö s t e r r e i c h ) , t 2 . 1 2 . 1908 Linz. D., S o h n eines Fleischers, studierte T h e o l o g i e a m Priesters e m i n a r in L i n z u n d w a r n a c h der P r i e s t e r w e i h e (1868) G e -

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n e r a l p r ä f e k t i m P r i e s t e r s e m i n a r . 1876 w u r d e er K o o p e r a t o r in Steyr s o w i e R e d a k t e u r d e r „Steyrer Z e i t u n g " . Seit d e m H e r b s t d e s s e l b e n J a h r e s studierte er k a n o n i s c h e s R e c h t in R o m ; er w a r K o n v i k t o r und 1 8 7 8 / 7 9 Vizerektor d e s Kollegs d e r A n i m a . 1878 w u r d e er z u m D r . j u r . can. und 1879 z u m D r . j u r . utr. p r o m o v i e r t und noch vor A b s c h l u ß seiner Studien 1879 z u m K o n s i s t o r i a l s e k r e t ä r in L i n z e r n a n n t . Seit 1882 w a r er p r o v i s o r i s c h e r Leiter der K o n s i s t o r i a l k a n z l e i und seit 1885 z u g l e i c h Rat i m D i ö z e s a n g e r i c h t . 1887 w u r d e er R e k t o r der A n i m a in R o m , w o er 1887 e i n e k a t e c h e t i s c h e S c h u l e f ü r d i e K i n d e r d e u t s c h e r K a t h o l i k e n g r ü n d e t e . Seit 1889 B i s c h o f von Linz, g r ü n d e t e D., u m d e m z u n e h m e n d e n P r i e s t e r m a n g e l zu b e g e g n e n , den „ S a l e s i u s - V e r e i n " und errichtete S t u d e n t e n k o n v i k t e in Freistadt und Linz. 1896-98 e r b a u t e er ein bischöfliches K n a b e n s e m i n a r in U r f a h r (Pet r i n u m ) und e r w e i t e r t e 1 8 9 8 - 1 9 0 0 das P r i e s t e r s e m i n a r . 1891 e r ö f f n e t e er das kath. L e h r e r s e m i n a r in L i n z . D. betrieb d e n A u s b a u d e s N e u e n D o m s und des P r e s s e v e r e i n s h a u s e s in L i n z und förderte das kath. V e r e i n s w e s e n . WERKE: Ü b u n g s t a f e l f ü r d i e katholischen S c h u l k i n d e r . Steyr 1872. - D a s heilige H a u s zu Loreto. Steyr 1875. - Ges c h i c h t e d e s k a t h o l i s c h e n F r a u e n v e r e i n s in Steyr in sein e m 25jährigen B e s t ä n d e und d e r E r z i e h u n g s a n s t a l t a r m e r S c h u t z m ä d c h e n bis z u m E n d e d e s J a h r e s 1874. Steyr 1876. LITERATUR: J o h a n n Z o e c h b a u r : Dr. F. M . D., B i s c h o f von Linz. Ein Bild seines L e b e n s und W i r k e n s . L i n z 1909. - R u d o l f Z i n n h o b l e r : D., F. M . In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 139 f. D o r n e r , A u g u s t , e v a n g . T h e o l o g e , * 1 3 . 5 . 1 8 4 6 Schiltach, t 17.4.1920 Hannover. D e r S o h n Isaak A u g u s t —> D.s studierte in Berlin, G ö t t i n g e n und T ü b i n g e n . 1867 w u r d e er in Berlin z u m D r . phil. (De Baconis baronis de Verulamio philosophia) und 1869 z u m Lizentiaten der T h e o l o g i e p r o m o v i e r t . In d e n f o l g e n d e n Jahren u n t e r n a h m D. R e i s e n d u r c h F r a n k r e i c h , d e n O r i e n t und die U S A , w a r 1870-73 R e p e t e n t in G ö t t i n g e n und w u r d e 1874 P r o f . a m P r e d i g e r s e m i n a r in W i t t e n b e r g . Seit 1889 a. o. Prof., w u r d e er im f o l g e n d e n J a h r o. Prof. der T h e o logie in K ö n i g s b e r g . D. w a r von —» K a n t und d e m D e u t s c h e n I d e a l i s m u s beeinflußt; er vertrat in seinen W e r k e n e i n e s p e k u l a t i v e kritische T h e o l o g i e . Z u seinen Veröffentl i c h u n g e n zählen u . a . Kirche und Reich Gottes (1883), Das menschliche Erkennen. Grundlinien der Erkenntnistheorie und Metaphysik ( 1887), Das menschliche Handeln. Philosophische Ethik (1895), Grundriß der Dogmengeschichte. Entwicklungsgeschichte der christlichen Lehrbildungen ( 1901 ), Grundriß der Religionsphilosophie (1903), Die Entstehung der christlichen Glaubenslehren ( 1 9 0 6 ) , Enzyklopädie der Philosophie ( 1 9 1 0 ) und Eine Metaphysik des Christentums (1913). WEITERE WERKE: A u g u s t i n u s . Sein t h e o l o g i s c h e s Sys t e m und s e i n e r e l i g i o n s p h i l o s o p h i s c h e A n s c h a u u n g . Berlin 1873. - Z u r G e s c h i c h t e d e s sittlichen D e n k e n s und L e b e n s . H a m b u r g 1901. - G r u n d r i ß der E n c y k l o p ä d i e d e r T h e o l o gie. Berlin 1901. - G r u n d p r o b l e m e d e r R e l i g i o n s p h i l o s o phie. L e i p z i g 1903. - I n d i v i d u e l l e und soziale Ethik. Berlin 1906. LITERATUR: A n t o n K o r w a n : D.s Kritik d e s P e s s i m i s m u s . In: Z e i t s c h r i f t f ü r P h i l o s o p h i e und p h i l o s o p h i s c h e Kritik 149 (1913) S. 58-86. - H e r m a n n S c h w a r z : A . D. und der N a t u r a l i s m u s . In: Z e i t s c h r i f t f ü r P h i l o s o p h i e und p h i l o s o p h i s c h e Kritik 153 ( 1 9 1 4 ) S. 1-8. - G e o r g F r e b o l d : D.s philosophis c h e G r u n d s t e l l u n g und seine A u f f a s s u n g v o m W e s e n d e r R e l i g i o n . H a n n o v e r 1917. - Paul L a u : A . D.s R e l i g i o n s p h i losophie. K ö n i g s b e r g 1928. - Ellert H e r m s : D., A . J. In: T R E , Bd. 9, 1982, S. 150-155.

Dorsche D o r n e r , Isaak A u g u s t , e v a n g . T h e o l o g e , * 2 0 . 6 . 1 8 0 9 N e u h a u s e n o b E c k , t 8 . 7 . 1884 W i e s b a d e n . D., S o h n e i n e s P f a r r e r s , studierte P h i l o s o p h i e und T h e o l o g i e in T ü b i n g e n , w a r a n s c h l i e ß e n d als Vikar tätig u n d w u r d e nach einer B i l d u n g s r e i s e d u r c h E n g l a n d und Schottland 1834 R e p e t e n t a m T ü b i n g e r Stift. Seit 1838 a. o . P r o f . der T h e o logie in T ü b i n g e n , lehrte er seit 1839 in Kiel, f o l g t e 1843 d e m R u f als o. Prof. und M i t g l i e d des K o n s i s t o r i u m s an die U n i v . K ö n i g s b e r g u n d ü b e r s i e d e l t e 1847 in gleicher F u n k tion n a c h B o n n , 1853 nach G ö t t i n g e n . 1862-83 wirkte D . als Prof. der s y s t e m a t i s c h e n T h e o l o g i e in Berlin, w o er a u c h M i t g l i e d d e s E v a n g e l i s c h e n O b e r k i r c h e n r a t s war. E r w u r d e als einer der F ü h r e r d e r s p e k u l a t i v e n V e r m i t t l u n g s t h e o l o g i e b e k a n n t . 1 8 7 9 / 8 1 erschien sein System der christlichen Glaubenslehre (2 Bde.). WEITERE WERKE: S e n d s c h r e i b e n ü b e r R e f o r m der e v a n g e l i schen L a n d e s k i r c h e n . B o n n 1848. - E n t w i c k l u n g s g e s c h i c h t e der L e h r e von der P e r s o n Christi. Stuttgart 1839. 2., verm e h r t e Aufl., 2 B d e . , Berlin 1845-56. - G e s c h i c h t e der protestantischen T h e o l o g i e . M ü n c h e n 1867, 2 1 8 6 8 . - G e s a m m e l t e S c h r i f t e n aus d e m G e b i e t d e r s y s t e m a t i s c h e n T h e o logie. E x e g e s e und G e s c h i c h t e . Berlin 1883. - S y s t e m der christlichen Sittenlehre. Berlin 1885. LITERATUR: H e r m a n n S t r a t h m a n n : D., I. A . In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 79 f. - Jörg R o t h e r m u n d : D., I. A . In: T R E , Bd. 9, 1981, S. 155-158. - C h r i s t i n e A x t - P i s c a l a r : D e r G r u n d d e s G l a u b e n s . T ü b i n g e n 1990. - Dies.: D., I. A. In: L T h K 3 , B d . 3, 1995, S p . 346. - T h o m a s K o p p e h l : D e r w i s s e n s c h a f t liche S t a n d p u n k t der T h e o l o g i e I. A . D.s. Berlin 1997. C h r i s t i n e A x t - P i s c a l a r : D „ I. A . In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 952. D o r n u m , Ulrich v o n , o s t f r i e s i s c h e r Rat, R e f o r m a t o r , * u m 1465 B u r g E s e n s ( O s t f r i e s l a n d ) , t 1 2 . 3 . 1536 H a u s zur S i e w e bei O l d e r s u m . D e r e i n e m alten H ä u p t l i n g s g e s c h l e c h t e n t s t a m m e n d e D., d e m d a s väterliche E r b e d u r c h seinen H a l b b r u d e r vorenthalten w u r d e , diente n a c h k u r z e m S t u d i u m in R o s t o c k verschied e n e n f r i e s i s c h e n H e r r e n als L a n d s k n e c h t s f ü h r e r . E r f ü h r t e u. a. bis zu seiner V e r w u n d u n g vor W a d d e w a r d e n d e n B e f e h l ü b e r die S c h w a r z e G a r d e und w u r d e 1504 Rat d e s bislang von i h m b e k ä m p f t e n G r a f e n E d z a r d I., später seiner S ö h n e . 1519 w u r d e D. A n h ä n g e r und F ö r d e r e r der r e f o r m a t o r i s c h e n B e w e g u n g , brachte 1526 d a s O l d e r s u m e r R e l i g i o n s g e s p r ä c h z u s t a n d e und geriet unter d e n E i n f l u ß —> Karlstadts, der 1529 auf seiner Flucht aus W i t t e n b e r g n a c h O l d e r s u m k a m ; D. trat d u r c h ihn in V e r b i n d u n g mit —>Bucer und —>Zwingli. D. zählt n e b e n d e m E m d e r Prediger G e o r g —» A p o r t a n u s zu den Begründern der reformierten Kirche Ostfrieslands. LITERATUR: V D

16, D

2423.

Dorothea

Beier, M y s t i k e r i n , * M i t t e 15. Jh., t nach 1464 Freystadt ( N i e d e r s c h l e s i e n ) . N a c h d e m Tod ihres M a n n e s , der S c h u s t e r war, zog D. in das S t e i n h a u s an der K l o s t e r p f o r t e d e r A u g u s t i n e r c h o r h e r ren in S a g a n , von w o sie i n f o l g e d e s S a g a n e r Interdikts k u r z v o r ihrem T o d in d a s Spital vor F r e y s t a d t ziehen m u ß t e . Sie w a r e i n e L e i d e n s m y s t i k e r i n , d e r e n Visionen an Intensität mit d e n e n der K a t h a r i n a von Siena, Birgitta von S c h w e d e n und —> D o r o t h e a von M o n t a u verglichen w e r d e n . D e r S a g a n e r A u g u s t i n e r a b t S i m o n A r n o l d i schrieb ihre G e s i c h t e in lateinischer S p r a c h e nieder. E r schuf mit d e m Liber spiritualis gracie ( 1 4 5 7 - 6 4 ) ein r e l i g i o n s p s y c h o l o g i s c h e s Z e u g n i s d e r schlesischen V o l k s f r ö m m i g k e i t im Mittelalter. LITERATUR: R o b e r t S a m u l s k i : B „ D . In: N D B , B d . 2, 1955, S. 19. - K u r t R u h : B „ D . In: V L 2 , B d . 1, 1978, Sp. 6 8 4 f.

Dorothea

von M o n t a u , * 1347 D a n z i g , t 2 5 . 6 . 1 3 9 4 Marienwerder. D i e T o c h t e r eines aus H o l l a n d n a c h P r e u ß e n e i n g e w a n d e r t e n B a u e r n w a r mit e i n e m w e s e n t l i c h älteren D a n z i g e r S c h w e r t -

f e g e r verheiratet. S c h o n kurz nach d e r H o c h z e i t hatte sie ihre erste K r e u z v i s i o n . Ihr M a n n , d e m sie später neun Kinder gebar, zeigte f ü r ihre F r ö m m i g k e i t w e n i g Verständnis, g a b ihr j e d o c h 1389 die E r l a u b n i s zu einer P i l g e r f a h r t n a c h R o m ; w ä h r e n d ihrer A b w e s e n h e i t verstarb er. D . übersiedelte 1391 n a c h M a r i e n w e r d e r und erreichte d u r c h ihren B e i c h t vater —> J o h a n n , d a ß sie mit Z u s t i m m u n g des B i s c h o f s und d e s g e s a m t e n D o m k a p i t e l s a m 2 . 1 1 . 1 3 9 3 in e i n e K l a u s e i m dortigen D o m e i n g e s c h l o s s e n w u r d e . D u r c h strenge A s k e s e und m y s t i s c h e B e g n a d u n g g e l a n g t e sie zu h o h e m A n s e h e n , d a s Volk verehrte sie als W u n d e r t ä t e r i n und S c h u t z h e i l i g e d e s O r d e n s l a n d e s . D e r ein halbes J a h r n a c h ihrem Tod eingeleitete S e l i g s p r e c h u n g s p r o z e ß w u r d e 1404 u n t e r b r o c h e n u n d erst 1955 w i e d e r a u f g e n o m m e n . D o m d e k a n J o h a n n von M a r i e n w e r d e r s c h r i e b d i e von D. mitgeteilten O f f e n b a r u n g e n als Septilium n i e d e r ( A u s g a b e 1885) und v e r f a ß t e neben einer lateinischen Vita a u c h e i n e d e u t s c h e L e b e n s b e s c h r e i b u n g , d i e 1492 als erstes B u c h in P r e u ß e n g e d r u c k t w u r d e . LITERATUR: R i c h a r d Stachnik: D. v. M . In: N D B , B d . 4, 1959, S. 84. - R i c h a r d S t a c h n i k / A n n e l i e s e Triller (Hrsg.): D. v. M . M ü n s t e r 1976. - Peter D i n z e l b a c h e r : D . v. M . In: L e x M A , Bd. 3, 1986, Sp. 1319 f. - Petra H ö r n e r : D . v. M . F r a n k f u r t / M a i n 1993. - G a b r i e l e L a u t e n s c h l ä g e r : D. v. M . In: L T h K 3 , B d . 3, 1995, Sp. 347. - M a r i e - L u i s e E h rensch w e n d t n e r : D . v. M . In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 9 5 2 f. D o r s c h , A n t o n J o s e p h (Friedrich C a s p a r ) , kath. T h e o l o g e , B e a m t e r , * 1 1 . 6 . 1758 H e p p e n h e i m an d e r B e r g s t r a ß e , t April 1819 Paris. D a s S t u d i u m d e r P h i l o s o p h i e und T h e o l o g i e a m M a i n z e r P r i e s t e r s e m i n a r 1776-80 Schloß D., S o h n eines A m t s s c h r e i bers, mit d e r P r o m o t i o n z u m Dr. phil. und z u m Lic. theol. ab, er w u r d e dort z u m Priester g e w e i h t u n d v o m K u r f ü r s t e n zu weiteren p h i l o s o p h i s c h e n S t u d i e n nach Paris g e s c h i c k t . 1784 ü b e r n a h m er d e n L e h r s t u h l f ü r P h i l o s o p h i e in M a i n z , w u r d e im selben J a h r z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t und erhielt 1789 ein K a n o n i k a t a m M a r k u s s t i f t in Heiligenstadt. Seit 1791 Prof. in S t r a ß b u r g und z u g l e i c h bischöflicher Vikar, w a n d t e sich D. z u n e h m e n d r e v o l u t i o n ä r e n Ideen zu, schied aus d e m Priesterstand aus und k e h r t e 1792 als Klubist und P r ä s i d e n t d e r f r a n z ö s i s c h e n A d m i n i s t r a t i o n nach M a i n z zurück, m u ß t e j e d o c h 1793 nach Paris fliehen. Er w a r dort z u n ä c h s t als D i p l o m a t tätig, bis 1798 als K o m m i s s a r des R o e r - D é p a r t e m e n t s , und trat f ü r d i e f r a n z ö s i s c h e Ü b e r n a h m e d e r linken R h e i n s e i t e ein. Seit 1811 Steuerdirektor in M ü n s t e r , flüchtete D. w ä h r e n d der B e f r e i u n g s k r i e g e 1813 e r n e u t n a c h Paris. LITERATUR: L u d w i g L e n h a r t : D., J. A . In: N D B , B D . 4, 1959, S. 85 f.

Dorsche,

Johann Georg, auch Dorsch, Dorsch(a)eus, luth. T h e o l o g e , * 13. 11. 1597 S t r a ß b u r g , f 25. 1 2 . 1 6 5 9 Rostock. D., S o h n eines S c h u h m a c h e r s , Schloß das S t u d i u m der T h e o logie in seiner H e i m a t s t a d t 1617 mit d e m M a g i s t e r g r a d ab, w u r d e 1622 P f a r r e r in E n t z h e i m (Elsaß) und studierte seit 1624 an den U n i v e r s i t ä t e n T ü b i n g e n , J e n a , Leipzig, Wittenberg und M a r b u r g . 1627 w u r d e er Prof. d e r T h e o l o g i e an der H o h e n S c h u l e in S t r a ß b u r g und 1653 P r o f e s s o r Primarius der T h e o l o g i e und K i r c h e n r a t in R o s t o c k , w o er bis zu s e i n e m T o d wirkte. D . trat t h e o l o g i s c h f ü r den F r i e d e n s s c h l u ß von 1648 ein, w a r aber ein e n t s c h i e d e n e r G e g n e r von G e o r g —> Calixt. Er zählte zu den f ü h r e n d e n T h e o l o g e n der luth. O r t h o d o x i e d e s 17. J a h r h u n d e r t s . WERKE: Parallela m o n a s t i c a et a c a d é m i c a . S t r a ß b u r g 1644. - T h o m a s A q u i n a s exhibitus C o n f e s s o r veritatis evangelicae. F r a n k f u r t / M a i n 1656. - L a t r o t h e o l o g u s et theologus latro . . . R o s t o c k 1668. - B i b l i s c h e A n d a c h t e n auf allen S o n n t a g e n und F e s t e n . 2 Tie., L ü n e b u r g 1688.

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Doser LITERATUR: Y D 17. - Hermann Schiissler: D., J. G. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 87. - Thomas Kaufmann: Universität und lutherische Konfessionalisierung. Gütersloh 1997. - Ders.: Dreißigjähriger Krieg und Westfälischer Friede. Tübingen 1998, S. 119-125. - Ders.: D „ J. G. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 955.

Doser,

Johann Michael, auch Dosser, Bildhauer, Holzschnitzer, * 2 0 . 4 . 1 6 7 8 Degelsdorf bei Auerbach (Oberpfalz), t 13. 1 1 . 1 7 5 6 Auerbach (Oberpfalz). Der Sohn eines Schreiners wurde zunächst von seinem Vater in Schnaittach ausgebildet. Nach Wanderjahren in B ö h m e n , Oberfranken und der Oberpfalz arbeitete D. 1 7 0 5 - 1 0 in der Werkstatt des Vaters. 1710 ging er als selbständiger Schnitzer nach Auerbach. Zuletzt führte er eine Werkstatt zusammen mit seinen Söhnen und mit Franz Ignaz Mühlbauer. Mit ihrer Hilfe stellte D. zahlreiche Altäre, Kanzeln, Kruzifixe, Statuen und Chorgestühle für Dorfkirchen in ganz Nordbayern her. Daneben arbeitete er auch mit den A s a m s zusammen. D. schuf den Hochaltar der Spitalkirche in Auerbach ( 1 7 3 5 - 4 1 ) s o w i e mehrere Altäre in St. Johann. In Grafenwöhr läßt sich sein Wirken über einen längeren Zeitraum nachvollziehen: Dort schmückte er die Kirche St. Maria Himmelfahrt mit Seitenaltären (1718), einem Hochaltar (1726) und einer Kanzel (1731). In Schnaittach gestaltete D. 1 7 2 2 / 2 3 den Kalvarienberg und stattete später dessen Kapelle aus ( 1 7 3 6 - 3 8 ) . Typisch für D.s Arbeiten sind die fein ziselierten Akanthusornamente. LITERATUR: Martin Schütz: J. M . D. In: Altnürnberger Landschaft 5.3 (1956) S. 4 9 - 5 3 . - Aquilas R o h n e r / W o l f Dieter Hampel: Die Schnitzwerke J. M. D.s in Oberfranken und der Oberpfalz. München u.a. 1990. - Manfred Knedlik: D „ J. M. In: A K L , Bd. 29, 2 0 0 1 , S. 139. D o ß , A d o l f von, Jesuit, Komponist, * 10.9. 1825 Pfarrkirchen (Niederbayern), t 13.8. 1886 Rom. Der einer schwedischen Adelsfamilie entstammende D. trat 1843 im schweizer. Brig in die Societas Jesu ein, studierte in Freiburg (Schweiz), Vals, Namur, Maastricht, Köln und L ö w e n und wurde 1855 zum Priester geweiht. Anschließend widmete er sich bis 1860 in Münster, 1862-66 in Bonn, seit 1866 in Mainz der kath. Jungmänner- und Männerbewegung und wurde Superior des Jesuitenkollegs in Mainz. Nach d e m Verbot des Ordens in Deutschland war er 1873-84 Prof. am C o l l è g e St.-Servais in Lüttich, zuletzt bis 1886 als Beichtvater am Collegium Germanicum in Rom. D. komponierte Kirchenmusik, Kantaten, Oratorien und Opern, setzte sich für die Entfernung der weltlichen Musik aus dem kirchlichen Bereich ein und sah in der Musik ein Mittel zur Verbreitung des Glaubens. Seine Jugendschrift Gedanken und Ratschläge für gebildete Jünglinge ( 1 8 6 1 ) wurde vielfach übersetzt und aufgelegt. LITERATUR: Otto Pfülf: Erinnerungen an Pater A. v. D. S. J., einen Freund der Jugend. Freiburg/Breisgau u.a. 1887. Ders.: Der Verfasser der „Gedanken und Ratschläge" Pater A . v. D. A l s Freund der Jugend geschildert. Freiburg/Breisgau 1900. - Gaynor G. Jones: D., A. v. In: N G r o v e D , Bd. 7, 2 2 0 0 1 , S. 5 1 3 . - (Valentin Denis): D „ A. v. In: M G G 2 P , Bd. 5, 2 0 0 1 , Sp. 1329 f.

Dossing,

Gottfried, kath. Theologe, Geschäftsführer von Misereor, * 7 . 8 . 1 9 0 6 Linden (Rheinland), t 2 4 . 9 . 1 9 9 7 Aachen. D. wurde 1934 zum Priester geweiht. 1939-45 war er Sekretär und 1946-59 Generalsekretär des Päpstlichen Werkes der Glaubensverbreitung, anschließend 1. Hauptgeschäftsführer von Misereor. 1976-89 gehörte er d e m Misereor-Beirat an. D. organisierte Misereor nach dem Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe.

320

LITERATUR: Misereor, Zeichen der Hoffnung. Beiträge zur kirchlichen Entwicklungsarbeit. G. D. zum 70. Geburtstag. Hrsg. v. L e o Schwarz. München 1976. - L u d w i g Bertsch: D „ G. In: L T h K \ Bd. 11, 2 0 0 1 , Sp. 6 2 f .

Douvermann,

Henrik, auch Douwermann, Heinrich, Henrick, Bildschnitzer, * zwischen 1480 und 1485 Dinslaken (?), t um 1 5 4 3 / 4 4 . Der vermutlich aus Dinslaken stammende, vielleicht mit ein e m mehrfach erwähnten Heinrich Holt identische Holzbildhauer hat wahrscheinlich bis 1515 in K l e v e gelebt und übersiedelte dann nach Kalkar, w o er 1517 das Bürgerrecht erhielt. N a c h seinem etwa 1513 vollendeten Marienaltar der Klever Stiftskirche schuf D. hier ein weiteres Hauptwerk, den Siebenschmerzenaltar der Pfarrkirche in Kalkar, an d e m er bis etwa 1522 arbeitete und der zu den Meisterwerken niederrheinischer Schnitzkunst zählt. U m 1535 fertigte D. mit d e m Marienaltar des Xantener D o m s seinen dritten Altar. LITERATUR: Carl Louis: H. D., ein niederhreinischer Künstler des 16. Jahrhunderts in Calcar und Xanten. Diss. Münster 1936. - Hans Wille: D „ H. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 9 0 f . Franz Josef Nüß: H. D., ein spätgotischer Bildschnitzer am Niederrhein. Duisburg 2 1 9 6 6 . - Wolf Goeltzer: D., H. In: A K L , Bd. 29, 2 0 0 1 , S. 2 2 5 - 2 2 7 .

Dove,

Richard (Wilhelm), Kirchenrechtler, * 2 7 . 2 . 1833 Berlin, t 18.9. 1907 Göttingen. D. studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten Berlin und Heidelberg und war seit 1859 Privatdozent, seit 1860 zugleich Hilfsarbeiter im Evangelischen Oberkirchenrat in Berlin. 1862 wurde er a. o., 1863 o.Prof. des Kirchenrechts und des Deutschen Rechts in Tübingen, 1865 in Kiel und lehrte seit 1868 in Göttingen. Als Mitglied des staatlichen Gerichtshofs für kirchliche Angelegenheiten nahm er an den Auseinandersetzungen im Z u g e des Kulturkampfes und wiederholt an der Eisenacher Kirchenkonferenz teil. D. wurde 1871 in den ersten Reichstag gewählt und 1875 in das preuß. Herrenhaus berufen. 1861 gründete er die „Zeitschrift für Kirchenrecht", die er bis 1863 allein, später zusammen mit Emil —» Friedberg redigierte. LITERATUR: Heinrich de Wall: D „ R. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 961. D r a c o n i t e s , Johannes, eigentl. Drach, Trach, auch Carlstadt, luth. T h e o l o g e , * 1494 Karlstadt, t 18.4. 1566 Wittenberg. D. studierte 1509-14 an der Univ. Erfurt, trat 1521 als Universitätslehrer, Mitglied des Humanistenkreises und Kanonikus in Erfurt mit —»Luther in Verbindung und ging im selben Jahr zum Studium nach Wittenberg. Seit 1522 Prediger in Miltenberg und 1523 an der Univ. Wittenberg zum Dr. theol. promoviert, wurde er als Ketzer aus seiner Pfarrei verjagt und exkommuniziert. D. wurde 1524 Prediger in Waltershausen bei Gotha, lebte nach 1528 als Privatmann in Eisenach und trat 1534 die N a c h f o l g e Erhard —»Schnepfs als Prof. der Theologie und Prediger in Marburg an. Er unterzeichnete 1537 die Schmalkaldischen Artikel und nahm 1541 am Regensburger Religionsgespräch teil. D. gab 1547 seine Marburger Professur auf, ging nach Lübeck und war 1 5 5 1 - 6 0 Prof. an der Univ. Rostock. 1560 folgte er einer Berufung als Präsident des Bistums Pomesanien ins preuß. Marienwerder. In seinen letzten Lebensjahren arbeitete er in Wittenberg an einer Bibelpolyglotte Biblia pentapla (1563-65). WEITERE WERKE: Epistel an die G e m e y n e zu Miltenberg. Bamberg 1523. - Bekenntnis des Glaubens und der Lehre. [Erfurt] 1532. - Gottes Verheißungen von Christo Jesu. Lübeck 1549. LITERATUR: V D 16, D 2 4 6 8 - 2 6 3 1 . - Erwin Oskar Kiefer: D i e Theologie des J. D. Ein Beitrag zur Geschichte der D.-Forschung und zur Frage der Schriftauslegung im Zeitalter der Reformation. Diss. Heidelberg 1938. - Ernst Kähler:

Dreher D „ J. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 95. - H e r b e r t von H i n t z e n s t e r n : J. D. In: D e s H e r r e n N a m e steht uns bei. B e a r b . v. Karl Brinkel. Berlin 1961, S. 25-34. - M i c h a e l B e c h t : D „ J. In: υ Π ι Κ Λ Bd. 3, 1995, S p . 360. - B e r n d M o e l l e r / Karl S t a c k m a n n : Städtische P r e d i g t in d e r F r ü h z e i t d e r R e f o r m a t i o n . G ö t t i n g e n 1996, S. 5 0 - 6 0 u . ö . - H e i n z S c h e i b l e : D „ J. In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 9 6 8 f.

Draeseke,

(Johann Heinrich) Bernhard, evang. Theologe, * 1 8 . 1 . 1774 B r a u n s c h w e i g , t 8. 1 2 . 1 8 4 9 P o t s d a m . D., d e s s e n Vater als W a i s e n h a u s s c h r e i b e r in B r a u n s c h w e i g , d a n n als K a m m e r s e k r e t ä r in B l a n k e n b u r g / H a r z tätig war, b e s u c h t e d a s C o l l e g i u m C a r o l i n u m in B r a u n s c h w e i g u n d studierte 1792-94 an der U n i v . H e l m s t e d t . Er w a r als D i a k o n u s 1795 ein e r f o l g r e i c h e r P r e d i g e r u n d w u r d e bald H a u p t p r e d i g e r in M ö l l n . Seit 1804 P a s t o r in R a t z e b u r g , seit 1814 an St. A n s g a r in B r e m e n , g e h ö r t e er n e b e n —> S c h l e i e r m a c h e r zu den p o p u l ä r s t e n P r e d i g e r n N o r d d e u t s c h l a n d s . Von Friedrich W i l h e l m III. 1832 z u m G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t e n von S a c h s e n in M a g d e b u r g mit d e m Titel eines e v a n g . B i s c h o f s b e r u f e n , vermittelte er a n f a n g s e r f o l g r e i c h z w i s c h e n Pietismus und R a t i o n a l i s m u s . I n f o l g e einer ö f f e n t l i c h e n A u s e i n a n d e r s e t z u n g mit d e m rationalistischen Pastor W . Sintenis 1840 e r s u c h t e D. 1843 u m E n t l a s s u n g und lebte danach z u r ü c k g e z o g e n als P r e d i g e r Friedrich W i l h e l m s I V . in P o t s d a m . S e i n e zahlreichen P r e d i g t b ü c h e r (u. a. Vom Reich Gottes, 3 B d e . , 1830) zeigen d i e W a n d l u n g v o m K o s m o p o l i tismus zur nationalen B e g e i s t e r u n g und z u m d e m o k r a t i s c h e n Freiheitspathos. WEITERE WERKE: Predigten f ü r d e n k e n d e Verehrer J e s u s . 5 B d e . , L ü n e b u r g 1804-12. - Predigten ü b e r d i e letzten S c h i c k s a l e unseres H e r r n . 2 B d e . , L ü n e b u r g 1816, 3 1 8 2 6 . C h r i s t u s an d a s G e s c h l e c h t d i e s e r Zeit. L ü n e b u r g 2 - 3 1819. LITERATUR: G e r h a r d P u t t k a m m e r : J. Η. B. D. in s e i n e m Leben u n d W i r k e n dargestellt und in der B e d e u t u n g seiner homiletischen L e i s t u n g e n g e w ü r d i g t . Diss. K ö n i g s b e r g 1921. E r i c h B e y r e u t h e r : D. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 97. - A r n o S a m e s : D „ J. Η . B . In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 9 7 6 f .

Drakolf,

B i s c h o f von Freising, t 24. / 2 5 . 5 . 9 2 6 . D e r vielleicht aus d e m f r ä n k i s c h e n I f f g a u s t a m m e n d e D. trat 9 0 7 d i e N a c h f o l g e d e s in der S c h l a c h t bei P r e ß b u r g g e f a l lenen B i s c h o f s U d o in Freising an. Z u r Zeit d e r U n g a r n k r i e g e 9 0 9 traf er - e b e n s o w i e H e r z o g A r n u l f von B a y e r n und a n d e r e b a y e r i s c h e B i s c h ö f e - M a ß n a h m e n g e g e n r e i c h e b a y e r i s c h e E i g e n k l ö s t e r w i e M o o s b u r g , Isen und S c h ä f t l a r n . D. m a c h t e g e g e n ü b e r d e m Kloster M o o s b u r g bischöfliche R e c h t e geltend, b e d a c h t e das Kloster M ü n s t e r s c h w a r z a c h mit reichen S c h e n k u n g e n und e r w i r k t e kgl. Privilegien; Urk u n d e n w e i s e n ihn als z u v e r l ä s s i g e n Verwalter des Freisinger bischöflichen B e s i t z e s aus. Er n a h m an d e r b a y e r i s c h e n Politik r e g e n Anteil u n d e r f r e u t e sich der G u n s t m e h r e r e r b a y e r i s c h e r Herrscher. LITERATUR: K u r t R e i n d e l : D. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 101 f.

Dransfeld,

H e d w i g , P s e u d . A n g e l i k a Harten, Publizistin, Politikerin, * 2 4 . 2 . 1871 H a c h e n e y bei D o r t m u n d , t 1 3 . 3 . 1925 Werl. N a c h d e m f r ü h e n Tod ihrer Eltern w u c h s D., T o c h t e r eines p r e u ß . O b e r f ö r s t e r s , im W a i s e n h a u s auf, erhielt 1887-90 im L e h r e r i n n e n s e m i n a r in P a d e r b o r n ihre B e r u f s a u s b i l d u n g und unterrichtete k u r z e Zeit bei den U r s u l i n e n im w e s t f ä l i s c h e n Werl. D a n e b e n w a r sie schriftstellerisch tätig u n d w u r d e mit d e m L y r i k b a n d Erwachen ( 1 9 0 3 ) s o w i e mit E r z ä h l u n g e n vor a l l e m in kath. K r e i s e n b e k a n n t . 1905 ü b e r n a h m sie d i e L e i tung der M o n a t s s c h r i f t „ D i e christliche F r a u " und b e f a ß t e sich in ihren B e i t r ä g e n ü b e r w i e g e n d mit F r a g e n der F r a u e n f ö r d e r u n g und der Sozialpolitik. D. gilt als B e g r ü n d e r i n d e r kath. F r a u e n b e w e g u n g und w a r seit 1912 Vorsitzende d e s „ K a t h o l i s c h e n D e u t s c h e n F r a u e n b u n d e s " . 1919 w u r d e sie in

die W e i m a r e r N a t i o n a l v e r s a m m l u n g , 1920 in d e n R e i c h s tag g e w ä h l t ; als Z e n t r u m s a b g e o r d n e t e und Publizistin n a h m sie E i n f l u ß vor a l l e m auf die Kultur- und Sozialpolitik ihrer Partei. LITERATUR: H e l g a G r e b i n g : D., H. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 102. - Friedrich W i l h e l m B a u t z : D „ H . In: B B K L , Bd. 1, 1990, Sp. 1377 f. - H e d w i g W a s s e n b e r g : Von der Volksschullehrerin zur Volkslehrerin: D i e P ä d a g o g i n H . D. ( 1 8 7 1 - 1 9 2 5 ) . F r a n k f u r t / M a i n u . a . 1994. - Elisabeth P r é g a r d i e r : D „ H . In: L T h K 3 , B d . 3, 1995, Sp. 362.

Draud,

Georg, auch Draudt, Drauth, Draudius, Trautius, Traut, e v a n g . T h e o l o g e , * 9 . 1 . 1 5 7 3 D a u e r n h e i m bei B ü d i n g e n ( H e s s e n ) , f 2 5 . 5 . 1635 B u t z b a c h . D . studierte T h e o l o g i e an d e r U n i v . M a r b u r g , e r w a r b 1589 d e n G r a d eines B a c c a l a u r e u s , später den eines M a g i s t e r s u n d w a r seit 1590 als K o r r e k t o r im V e r l a g s w e s e n tätig. Bis 1592 M i t a r b e i t e r von N i k o l a u s B a s s é e in F r a n k f u r t / M a i n , w e c h s e l t e er in dessen Filiale nach H e r b o r n , später z u m Verlag S i g m u n d - F e y e r a b e n d - E r b e n in F r a n k f u r t / M a i n . 1599 erhielt er e i n e Pfarrstelle in G r o ß - K a r b e n in d e r Wetterau, w a r 1614-25 P r e d i g e r in O r t e n b e r g und w u r d e a n s c h l i e ß e n d N a c h f o l g e r seines Vaters als P a s t o r in s e i n e m Geburtsort. 1635 floh er vor den K r i e g s e r e i g n i s s e n nach B u t z b a c h , w o er bald darauf starb. N e b e n seinen politischen und theologischen S c h r i f t e n w u r d e er v o r allem d u r c h seine sechs B ü c h e r v e r z e i c h n i s s e ( u . a . Bibliotheca exotica, 1611) bekannt. LITERATUR: Peter C a h n : D., G. In: M G G 2 P , B d . 5, 2 0 0 1 , S p . 1393-1395.

Drechsler, C h r i s t o p h M o r i t z B e r n h a r d Julius, e v a n g . T h e o l o g e , Orientalist, * 1 1 . 8 . 1804 N ü r n b e r g , t 1 9 . 2 . 1850 München. D . studierte 1820-24 T h e o l o g i e und orientalische S p r a c h e n an der U n i v . E r l a n g e n , habilitierte sich dort im f o l g e n d e n J a h r und hielt z u n ä c h s t Vorlesungen ü b e r alttestamentliche E x e g e s e . Seit 1833 a. o . P r o f . der orientalischen S p r a c h e n , lehrte er h a u p t s ä c h l i c h d a s A r a b i s c h e und d a s Syrische, dan e b e n a u c h Sanskrit und E x e g e s e . 1841 w u r d e er N a c h f o l g e r Friedrich R ü c k e r t s als O r d i n a r i u s , später a u c h Prorektor der U n i v . E r l a n g e n . D. g a b 1848 seine P r o f e s s u r auf und zog sich als Privatgelehrter n a c h M ü n c h e n z u r ü c k . Er v e r ö f f e n t lichte u . a . e i n e Grundlegung zur wissenschaftlichen Construktion des gesammten Wörter- und Formenschatzes [...] der semitischen [...] und [...] indogermanischen Sprachen (1830). WEITERE WERKE: D i e U n w i s s e n s c h a f t l i c h k e i t im G e b i e t e der A l t t e s t a m e n t l i c h e n Kritik. L e i p z i g 1837. - D i e Einheit und A c h t h e i t der G e n e s i s . H a m b u r g 1838. - D e r P r o p h e t J e s a j a . Stuttgart 1845. LITERATUR: S i e g f r i e d : D., C . M . B. J. In: A D B , Bd. 5, 1877, S. 3 8 7 - 3 9 1 . D r e h e r , B r u n o , kath. T h e o l o g e , * 14. 12. 1911 Leinzell (Schwäbisch Gmünd), f 2 2 . 8 . 1 9 7 1 Schwäbisch Gmünd. D e r aus einer F a m i l i e von L e h r e r n und B i l d h a u e r n stamm e n d e D. studierte T h e o l o g i e in T ü b i n g e n . N a c h der Pries t e r w e i h e 1936 w u r d e er Vikar und P r ä s e s d e s K o l p i n g h a u s e s in B a d C a n n s t a t t ; seit 1940 w a r er in W e r n a u , D o r m e t t i n g e n und H i r s c h a u tätig. 1945 w u r d e er Verweser der K a p l a n e i in E l l w a n g e n , d a n n Geistlicher D i r e k t o r d e s K i n d e r - und J u g e n d d o r f s „ M a r i e n p f l e g e " . Seit 1950 B i s c h ö f l i c h e r S t u d i e n r a t a m A u f b a u g y m n a s i u m Saulgau, w u r d e er 1953 D i r e k t o r d e s B i s c h ö f l i c h e n S e e l s o r g e a m t s in R o t t e n b u r g und 1955 d e r D i ö z e s a n - A k a d e m i e in StuttgartH o h e n h e i m . 1 9 5 9 / 6 0 w a r er D o z e n t an d e r U n i v . T ü b i n gen. 1947 dort p r o m o v i e r t (Die Osterpredigt. Eine materialkerygmatische Untersuchung. Von der Reformation bis

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Dreher zur Gegenwart), habilitierte er sich 1960 (Die biblische Unterweisung im katholischen und evangelischen Religionsunterricht. Eine theologisch-kerygmatische Gegenüberstellung). 1961-63 w a r D . Prof. f ü r R e l i g i o n s l e h r e und Relig i o n s p ä d a g o g i k an d e r P ä d a g o g i s c h e n H o c h s c h u l e W ü r z burg, 1963-68 an der U n i v . B o n n und 1968-71 an der Univ. W i e n . 1964 w u r d e er M i t h e r a u s g e b e r der Z e i t s c h r i f t „ L e b e n d i g e S e e l s o r g e " u n d 1966 H e r a u s g e b e r von „Dienst a m W o r t " . D. v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Biblisch predigen (1968). LITERATUR: H e i n z P f e i l z e r : D „ B. In: L T h K \ B d . 3, 1995, Sp. 363. - F r a n z T r a u t m a n n : D „ B. In: Β Β KL, Bd. 22, 2 0 0 3 , Sp. 2 7 6 - 2 8 0 . D r e h e r , T h e o d o r , kath. T h e o l o g e , * 9 . 6 . 1836 K r a u c h e n wies bei S i g m a r i n g e n , t 11-9. 1916 F r e i b u r g / B r e i s g a u . N a c h d e m S t u d i u m an d e n U n i v e r s i t ä t e n Tübingen, M ü n c h e n u n d F r e i b u r g / B r e i s g a u e m p f i n g D. 1860 die Priesterweihe, w u r d e K a p l a n in O s t r a c h und H a i g e r l o c h , unt e r n a h m 1 8 6 4 / 6 5 e i n e S t u d i e n r e i s e nach Italien und k e h r t e 1865 als P f a r r v i k a r n a c h T r o c h t e l f i n g e n z u r ü c k . 1866 w u r d e er Religionslehrer, später Prof. a m G y m n a s i u m in S i g m a ringen u n d siedelte 1893 als D o m k a p i t u l a r und Wirklic h e r G e i s t l i c h e r R a t nach F r e i b u r g / B r e i s g a u Uber. D . w u r d e 1863 z u m Dr. phil., 1873 z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t . Er w a r l a n g j ä h r i g e r erster Vorsitzender d e s K i r c h e n g e s c h i c h t lichen Vereins d e r E r z d i ö z e s e Freiburg u n d M i t b e g r ü n d e r d e s C o l l e g i u m S a p i e n t i a e in Freiburg. A u ß e r weitverbreiteten L e h r b ü c h e r n f ü r den Religionsunterricht (u. a. Lehrbuch der katholischen Religion für Obergymnasien, 4 Bde., 1879, 24 1 9 0 2 ) v e r ö f f e n t l i c h t e e r kirchen-, p r o f a n - u n d lokalhistorische s o w i e s p r a c h w i s s e n s c h a f t l i c h e Arbeiten, d a r u n t e r e i n e Kleine Grammatik der hebräischen Sprache (1894).

D r e i e r , Christian, e v a n g . T h e o l o g e , * 2 2 . 1 2 . 1610 Stettin, t 3 . 8 . 1 6 8 8 Königsberg. D., d e s s e n Vater B ü r g e r m e i s t e r in Alt-Stettin, s c h w e d i s c h e r G e n e r a l a u d i t e u r u n d A p p e l l a t i o n s r a t war, ging z u m Stud i u m der R e c h t e nach Jena, w u r d e 1631 M a g i s t e r , studierte d a n n T h e o l o g i e und P h i l o s o p h i e in W i t t e n b e r g unter J a k o b —» Martini und setzte seine S t u d i e n in R o s t o c k und K o p e n h a g e n fort. Z u n ä c h s t P a s t o r in Stralsund u n d Stettin, lehrte er seit 1638 P h i l o s o p h i e und G e s c h i c h t e an der U n i v . K ö n i g s berg, w u r d e n a c h der P r o m o t i o n z u m Dr. theol. 1644 z u m a. o. Prof. d e r T h e o l o g i e b e r u f e n und n a h m im f o l g e n d e n J a h r als k u r f ü r s t l i c h - b r a n d e n b u r g i s c h e r G e s a n d t e r a m C o l l o q u i u m c a r i t a t i v u m T h o r u n i e n s e teil. Seit 1648 D i a k o n an d e r K ö n i g s b e r g e r S c h l o ß k i r c h e , w u r d e er 1649 z u m ersten H o f und S c h l o ß p r e d i g e r in K ö n i g s b e r g und 1652 z u m A s s e s s o r d e s s a m l ä n d i s c h e n K o n s i s t o r i u m s e r n a n n t . Seit 1657 w a r er P r o f e s s o r primarius. D . v o l l z o g e i n e d e u t l i c h e A b w e n d u n g von der scholastischen M e t a p h y s i k im G e i s t e h u m a n i s t i s c h e r Aristotelesauslegung. Das wichtigste philosophische Werk D.s, dessen A r b e i t e n größtenteils t h e o l o g i s c h e n Inhalts sind, ist Sapientia seu Philosophia prima (1644). In den synkretistischen Streitigkeiten i m H e r z o g t u m P r e u ß e n n a h m D. P a r tei f ü r G e o r g —»Calixt. 1688 erschien e i n e S a m m l u n g seiner a n t i k a t h o l i s c h e n D i s p u t a t i o n e n a u s d e n J a h r e n 1646-61 unter d e m Titel Controversiae cum Pontificiis praecipuae ( 1661, 2 1688). WEITERE WERKE: R h e t o r i c a ecclesiastica. 1669. - D e certitudine. In: J. E. B u ß m a n n (Hrsg.): D i a l e c t i c a e R e g i o m o n tana, h o c est C o m p e n d i u m T o p i c o r u m Aristotelis. H e l m s t e d t 1680. - O r a t i o de s y n c r e t i s m o . 1680. LITERATUR: T h e o d o r M o l d a e n k e : C. D . und d e r synkretistische Streit im H e r z o g t u m P r e u ß e n . K ö n i g s b e r g 1909. B r u n o S c h u m a c h e r : D „ C. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 108 f. Ulrich G o t t f r i e d Leinsle: R e f o r m v e r s u c h e protestantischer M e t a p h y s i k im Zeitalter d e s R a t i o n a l i s m u s . A u g s b u r g 1988,

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bes. S. 127-139. - T h o m a s K a u f m a n n : K ö n i g s b e r g e r T h e o l o g i e p r o f e s s o r e n im 17. J a h r h u n d e r t . In: D i e t r i c h R a u s c h n i n g / D o n a t a von N e r é e (Hrsg.): D i e A l b e r t u s - U n i v e r s i t ä t und ihre P r o f e s s o r e n . Berlin 1995, S. 4 9 - 8 6 . D r e i e r , W i l h e l m , kath. T h e o l o g e , S o z i a l w i s s e n s c h a f t l e r , * 1 7 . 2 . 1 9 2 8 Wattenscheid, t 2 7 . 2 . 1993 W ü r z b u r g . D . lehrte seit 1969 christliche Sozial Wissenschaft an d e r K a t h o l i s c h - T h e o l o g i s c h e n F a k u l t ä t der U n i v . W ü r z b u r g , w o er sich ein J a h r z u v o r als erster Nichtpriester f ü r kath. T h e o l o g i e habilitiert hatte. M i t d e m F o r s c h u n g s s c h w e r p u n k t „ G r e n z e n d e s W a c h s t u m s " erarbeitete er S t u d i e n zu sozialen, politischen, ö k o n o m i s c h e n und ö k o l o g i s c h e n F r a g e n ( G e sellschaftliche Reformen über praxisverändernde Bildung, 1977). WEITERE WERKE: W i r t s c h a f t l i c h e und soziale S i c h e r u n g von E h e und F a m i l i e . M ü n s t e r 1965. - F u n k t i o n und E t h o s der K o n s u m w e r b u n g . M ü n s t e r 1965. - Soll d i e K i r c h e Werb u n g treiben? K ö l n 1967. - Ü b e r die Z i e l e und M e t h o d e n der Sozialarbeit. M ü n s t e r 1970. - Sozialethik. D ü s s e l d o r f 1983. LITERATUR: R o c h u s Allert (Hrsg.): D i e Z e i c h e n der Zeit e r k e n n e n : L e r n o r t e einer n a c h k o n z i l i a r e n Sozialethik. W . D. z u m 60. G e b u r t s t a g . M ü n s t e r 1988.

Drescher,

C a r l (Maria), G e r m a n i s t , * 9 . 2 . 1864 F r a n k f u r t / M a i n , t 2 1 . 6 . 1928 B r e s l a u . D., S o h n eines Schulrats, studierte an den U n i v e r s i t ä t e n M a r burg, M ü n c h e n und Berlin und habilitierte sich 1894 an d e r U n i v . M ü n s t e r . 1896 w e c h s e l t e er an d i e U n i v . B o n n , erhielt 1900 den Professorentitel, k a m 1906 an die U n i v . B r e s l a u und w u r d e 1909 a. o . P r o f . d e r d e u t s c h e n S p r a c h e und Literatur, 1927 O r d i n a r i u s . D. arbeitete z u n ä c h s t h a u p t s ä c h l i c h ü b e r H a n s —» S a c h s und d i e M e i s t e r s i n g e r und w a r 1906-28 w i s s e n s c h a f t l i c h e r Leiter der kritischen G e s a m t a u s g a b e d e r W e r k e - » Luthers ( W e i m a r e r L u t h e r - A u s g a b e ) . LITERATUR: R e i n h o l d J a u e r n i g : D., C . In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 107 f. D r e s d e , Friedrich W i l h e l m , e v a n g . T h e o l o g e , Orientalist, * 4 . 3 . 1740 N a u m b u r g / S a a l e , t 1 0 . 3 . 1805. N a c h d e m A b s c h l u ß d e r t h e o l o g i s c h e n Studien an der U n i v . L e i p z i g lehrte D. dort orientalische S p r a c h e n und w u r d e 1772 o . P r o f . der Orientalistik an der U n i v . Wittenberg. Seit 1778 Prof. der T h e o l o g i e , w u r d e er s p ä t e r S e n i o r d e r T h e o l o g i s c h e n F a k u l t ä t in W i t t e n b e r g u n d D e p u t i e r t e r d e r U n i v . a m L a n d t a g in D r e s d e n . Er v e r ö f f e n t l i c h t e e i n e R e i h e t h e o l o g i s c h e r und orientalistischer Dissertationen und Prog r a m m e , d a r u n t e r De notione spiritus sancti in codice Hebraico (1797). WEITERES WERK: E l e m e n t a s e r m o n i s ebraici. Wittenberg 1779. LITERATUR: S i e g f r i e d : D „ F. W . In: A D B , B d . 5, 1877, S. 396.

Dressel,

Albert, P h i l o l o g e , * 9 . 7 . 1808 N e u h a i d e n s l e b e n bei M a g d e b u r g , t 8. 1 1 . 1 8 7 5 R o m . D. g i n g in j u n g e n J a h r e n nach Italien, u m A r c h ä o l o g i e zu betreiben, und ließ sich in R o m nieder. Er w a r zeitweise S e k r e t ä r d e s p r e u ß . G e s a n d t e n b e i m Vatikan Christian Karl J o s i a s von —> B u n s e n , v e r ö f f e n t l i c h t e als Privatgelehrter reg e l m ä ß i g B e i t r ä g e in d e r A u g s b u r g e r „ A l l g e m e i n e n Z e i t u n g " und e d i e r t e u . a . S c h r i f t e n der K i r c h e n v ä t e r . W ä h r e n d d e s Vatikanischen K o n z i l s e n t k a m D . als a n g e b l i c h e r Verfasser der R ö m i s c h e n B r i e f e n u r d u r c h d i p l o m a t i s c h e H i l f e d e r A u s w e i s u n g a u s Italien. Als sein H a u p t w e r k gilt Patrum apostolicorum opera ( 1 8 5 7 - 6 3 ) . LITERATUR: Karl Ritter von H a l m : D „ A . In: A D B , B d . 5, 1877, S. 3 9 7 f.

Drews Dressel, Ludwig, Jesuit, Physiker, Chemiker, * 3.7.1840 Waldburg (Württemberg), t 17.5.1918 Valkenburg (Niederlande). D. trat 1856 in die Gesellschaft Jesu ein, studierte Philosophie in Münster und Aachen, 1862-64 Chemie und Geologie an der Univ. Bonn und war 1865-68 Chemielehrer in Maria Laach. Nach der Priesterweihe 1871 wurde er gemeinsam mit den Ordensbrüdern Joseph Kolberg und E. Müllendorf nach Quito (Ecuador) entsandt. D. lehrte fünf Jahre am Polytechnikum der Univ. Quito Chemie, wurde nach der Ermordung des ecuadorianischen Präsidenten nach Europa zurückberufen und hielt sich bis 1876 zu theologischen Studien im englischen Ditton Hall auf. 1878-86 lehrte er als Prof. der Chemie an den Jesuitenschulen Blyenbeck und Exaten, anschließend bis 1904 als Prof. der Physik in Exaten und zusätzlich seit 1894 in Valkenburg. D. war 1904/05 Abteilungsdirektor am Observatorium „del Ebro" in der Nähe der spanischen Stadt Tortosa und 1905-10 Spiritual der Ordensschule in Valkenburg. Er verfaßte Arbeiten zur Chemie und Geologie sowie ein weitverbreitetes Lehrbuch der Physik (1895, 4 1913). WEITERE WERKE: Der belebte und der unbelebte Stoff nach den neuesten Forschungs-Ergebnissen. Freiburg /Breisgau 1883. - Zur Orientierung in der Energielehre. Münster 1893. - Die Vulkanausbrüche auf den Antillen mit einem Blick auf die Vulkane in Südamerika und die Vulkane überhaupt. Hamm 1903. D r e ß l e r , Johann Gottlieb, evang. Theologe, Psychologe, Pädagoge, * 4.10. 1799 Neukirch (Oberlausitz), t 18.5.1867 Bautzen. D., Sohn eines Hausbesitzers und Krämers, studierte 1823-26 Theologie an der Univ. Leipzig, war anschließend Lehrer in Bautzen und wurde 1828 Prediger sowie 1831 Direktor am dortigen evang. Landständischen Seminar. 1848 unterzeichnete er einen Aufruf des Allgemeinen Deutschen Lehrerverbandes und veröffentlichte im folgenden Jahr ein vielbeachtetes Gutachten über Lehrerbildung, in dem er eine vierjährige allgemeine und eine dreijährige Fachausbildung für Lehrer forderte. Gemeinsam mit Adolph Diesterweg vertrat D. die Lehre Friedrich Eduard Benekes von der Psychologie als alleiniger Grundlage aller Geisteswissenschaften und somit auch der Pädagogik. Er machte diese Idee in der Lehrerbildung populär. D. schied 1858 aufgrund ständiger Schwierigkeiten wegen seiner liberalen religiösen Anschauungen aus seiner Stelle aus. Er veröffentlichte u.a. Die Grundlehren der Psychologie und Logik (1867; 2., verb. Aufl. von Friedrich Dittes und Otto Dreßler, 3 1872). WEITERE WERKE: Beneke und die Seelenlehre als Naturwissenschaft. Bautzen 1840. - Praktische Denklehre, nach Beneke's Vorgange auf die Thatsachen der innern Erfahrung gebaut. Bautzen 1852. LITERATUR: Herbert Schönebaum: D., J. G. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 114. Dretzel, Cornelius Heinrich, auch Tretzel, Drechsel, Drexel, Musiker, Komponist, * 18.9. 1697 Nürnberg, t 7.5. 1775 Nürnberg. D., Sohn eines Organisten, erhielt den ersten Musikunterricht in der musikalischen Familie und studierte später vermutlich bei Wilhelm Hieronymus Pachelbel und bei Johann Sebastian —»Bach. Mit 14 Jahren wurde er Nachfolger Wolfgang Händlers als Organist auf dem Musikchor Unserer lieben Frauen in Nürnberg, kam 1719 für Pachelbel an die Kirche St. Egidien, übernahm 1743 die Stelle Wolfgang Förtschs an St. Lorenz und wurde 1764 erneut Nachfolger Pachelbels als Organist der Kirche St. Sebald. Seit 1772 emeritiert, wurde ihm Johannes Siebenkäs als Vertreter zur Seite gestellt. D. galt zu seiner Zeit als einer der herausragendsten Organisten

und Komponisten; die meisten seiner Kirchenkompositionen sind nicht erhalten. Sein umfangreiches Choralbuch Des evangelischen Zions Musicalische Harmonie (1731) blieb in Franken lange Zeit gültig. LITERATUR: Rudolf Wagner: D., C. H. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 114. - Lini Hübsch-Pfleger: D„ C. H. In: NGroveD, Bd. 7, 2 2001, S. 590. - Thomas Röder/(Rudolf Wagner): D„ Georg H. (II). In: MGG 2 P, Bd. 5, 2001, Sp. 1411 f. D r e v e s , Guido Maria, Jesuit, Theologe, Dichter, Hymnologe, * 27. 10.1854 Hamburg, t 1.6.1909 Mitwitz (Franken). D. trat 1869 in den Jesuitenorden ein, war Novize in Gorheim bei Sigmaringen und studierte in Münster, Blijenbeck und Ditton. Um 1884 begann er mit seinen Studien zur lateinischen Hymnologie des Mittelalters, aufgrund deren er von seinem Orden beauftragt wurde, eine Geschichte der lateinischen geistlichen Dichtung zu schreiben. D. forschte 20 Jahre lang in europäischen Bibliotheken nach einschlägigem Material und gab die gesammelten Lieder und Gedichte in den von ihm begründeten und geleiteten Analecta Hymnica Medii Aevi heraus. 1886-96 erschienen die ersten 25 Bde., danach unterstützten ihn Clemens —»Blume, ab Bd. 40 Bannister in der Editionsarbeit. Daneben entstanden musikhistorische Arbeiten, Übersetzungen und Gedichte (u.a. Stimmen durch den Lenz, 1886). D. verließ 1905 den Orden und wurde 1907 Schloßkaplan in Mitwitz. WEITERE WERKE: O Christ hie merk! Ein Gesangbüchlein geistlicher Lieder. Freiburg/Breisgau 1885. - Die Hymnen Johannes' von Jenstein. Prag 1886. - Hrsg.: Cantiones Bohemicae. Leiche, Lieder und Rufe des 13., 14. und 15. Jahrhunderts. Leipzig 1886. - Archaismen im Kirchenliede. Freiburg/Breisgau 1889. - Mit Clemens Blume (Hrsg.): Hymnologische Beiträge. 3 Bde., Leipzig 1897-1908. LITERATUR: Bruno Stäblein: D., G. M. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 116. - Angelus A. Häussling: D„ G. M. In: LThK 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 372. - Stanley Sadie: D., G. M. In: NGroveD, Bd. 7, 2 2001, S. 591. D r e w s , (Christian Heinrich) Arthur, Philosoph, * 1.11. 1865 Uetersen (Holstein), t 19.7.1935 Illenau bei Bühl (Baden). D., dessen Vater Lehrer, dann Kaufmann war, studierte zunächst Sprach- und Literaturwissenschaften, später Philosophie an den Universitäten München, Berlin, Heidelberg und Halle, wurde 1889 promoviert (Die Lehre von Raum und Zeit in der nachkantischen Philosophie) und habilitierte sich 1896 an der TH Karlsruhe für Philosophie. Seit 1898 war er dort Titularprofessor und 1928-31 planmäßiger Professor. Beeinflußt vor allem von Eduard von Hartmann und seinem Begriff des Unbewußten, entwickelte D., für den der Schwerpunkt der Philosophie in der Metaphysik und Religionsphilosophie lag, einen „konkreten Monismus" im Sinn einer pantheistischen Metaphysik und lehrte als einer der ersten die Philosophie Schopenhauers, —> Nietzsches und Hartmanns an der Hochschule. D. verneinte die historische Existenz Jesu und erklärte die christliche Überlieferung als „Christusmythe". Um 1909/10 wurde er vorübergehend zum Mittelpunkt einer sektiererischen Massenbewegung. Eine angestrebte Verbindung zum sozialistisch-materialistischen Freidenkertum scheiterte an D.' idealistischen Tendenzen. Er veröffentlichte u.a. Die deutsche Spekulation seit Kant mit besonderer Rücksicht auf das Wesen und die Persönlichkeit Gottes (2 Bde., 1893, 3 1925), Die Religion als SelbstBewußtsein Gottes. Eine philosophische Untersuchung über das Wesen der Religion (1906, 2 1925), Plotin und der Untergang der antiken Weltanschauung (1907, 2 1925, Nachdr. 1964), Der Monismus (2 Bde., 1908) und Die Christusmythe (2 Bde., 1909-11, 2 1924).

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Drews WEITERE WERKE: A. D. [Selbstdarstellung]. In: Raymund Schmidt (Hrsg.): Die Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen. Bd. 5. Leipzig 1924, S. 67-128. - Deutsche Religion. Grundzüge eines Gottesglaubens im Geiste des deutschen Idealismus. München 1935. LITERATUR: Frederick C. Conybeare: The Historical Christ, or an Investigation of the Views of Mr. J. M. Robertson, Dr. A. D„ and Prof. W. Β. Smith. Chicago 1914. - E. Ungerer: A. D. Ein Rückblick auf die Lebensarbeit des Karlsruher Philosophen. In: Die Badische Schule 12 (1935) S. 294-300. Anselm Model: D., A. In: Baden-Württembergische Biographien. Hrsg. v. Bern Ottnand. Bd. 1. Stuttgart, S. 64-66. Ders.: Religion ohne Geschichte? Zur Synthese von Hegel und Feuerbach bei A. D. In: Hegel-Jahrbuch (1995) S. 93-98. D r e w s , Paul (Gottfried), evang. Theologe, * 8.5.1858 Eibenstock/Erzgebirge, t 1.8. 1912 Halle/Saale. D., Sohn eines Kaufmanns, studierte Theologie an den Universitäten Leipzig und Göttingen, wurde nach kurzer Tätigkeit als Erzieher 1883 Pfarrer in Burkau in der Oberlausitz und war 1887 Mitbegründer der Zeitschrift „Christliche Welt"; 1889 wurde er Pfarrer an der Lukaskirche in Dresden. 1894 folgte er einer Berufung als a. o. Prof. der praktischen Theologie an die Univ. Jena und wurde 1901 o.Prof. in Gießen, 1908 o.Prof. und Direktor der Homiletischen und Katechetischen Abteilung des Theologischen Seminars der Univ. Halle. D. widmete sich zunächst der Reformationsgeschichte sowie der Edition luth. Schriften und unternahm später liturgiehistorische Studien. Er gilt als einer der Begründer einer evang. Kirchenkunde und wurde schließlich durch sein Reformprogramm für das Studium der praktischen Theologie bekannt (Das Problem der praktischen Theologie, 1910), in dem er u.a. den Unterricht in religiöser Volks- und Kirchenkunde forderte. WEITERE WERKE: Willibald Pirkheimers Stellung zur Reformation. Leipzig 1887. - Mehr Herz fürs Volk! Leipzig 1891. - Studien zur Geschichte des Gottesdienstes. 5 Bde., Tübingen 1902-10. - Der evangelische Geistliche in der deutschen Vergangenheit. Jena 1905, 2 1924. - Die Reform des Strafrechts und die Ethik des Christentums. Tübingen 1905. - Der Einfluß der gesellschaftlichen Zustände auf das kirchliche Leben. Tübingen 1906. LITERATUR: Franz Lau: D„ P. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 118 f. - Wolfgang Rudolph: P. D. - der „Vater der evangelischen Kirchenkunde und religiösen Volkskunde". Diss. Leipzig 1968. - Gerhard Krause: D., P. G. In: TRE, Bd. 9, 1982, S. 188-190. - Christian Grethlein: „Die Praktische Theologie lechzt nach Tatsachen ...". In: Udo Schnelle: Reformation und Neuzeit. Berlin 1994, S. 377-397. - Johannes Schilling: P. D. und seine Konzeption einer Kirchenkunde. In: Joachim Mehlhausen (Hrsg.): Pluralismus und Identität. Gütersloh 1995, S. 413-425. - Christian Grethlein: D„ P. G. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 988 f. D r e x e l , Anton, auch Drexl, kath. Theologe, Bibliothekar, klassischer Philologe, * 27. 1. 1753 Lenggries, t 9.4.1830 Viechtach. Nach dem Theologiestudium in Ingolstadt, der Priesterweihe 1781 und dem Benefiziat an der Pfarrei St. Moritz wurde D., Sohn eines Landwirts und Flößers, 1784 Bibliothekar an der Univ. Landshut und Mitarbeiter Wilhelm Ludwig Wekhrlins an dessen Journal „Das graue Ungeheuer". Wegen seiner Mitgliedschaft in einer Freisinger Loge des Illuminatenordens im folgenden Jahr entlassen, wandte sich D. nach Süden und war in Graubünden als Hofmeister und in Brixen und Brescia als Bibliothekar tätig. Seit 1787 war er Präfekt des Deutsch-Ungarischen Kollegiums in Pavia, seit 1797 Bibliothekar an der Nationalbibliothek in Brescia. 1802 wurde er rehabilitiert, zum Dr. phil. promoviert und zum Prof. der lateinischen und griechischen Philologie an

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der Univ. Landshut ernannt. 1802/03 und 1806-10 war er Oberbibliothekar an der Landshuter Universitätsbibliothek. Gemeinsam mit Johann Michael —> Sailer verließ der als Aufklärer geltende D. 1818 die Univ. Landshut und übernahm die Pfarrei Viechtach. Er schrieb u. a. Über Erklärung alter Schriftsteller (1803). WEITERE WERKE: Anthologie aus Italiens classischen Schriften. 2 Tie., Landshut 1807/08. - Anakreons Lieder. Landshut 1816. LITERATUR: Uwe Puschner: D„ A. In: LMU, Bd. 1, 1998, S. 87 f. Drexel, Jeremias, Jesuit, Theologe, Schriftsteller, * 15.8.1581 Augsburg, t 19.4.1638 München. D., Sohn eines Tuchscherers und Stadtpfeifers, besuchte das Augsburger Jesuitengymnasium und konvertierte wohl während der gemeinsam mit Jakob —> Bidermann absolvierten Schulzeit zum Katholizismus. Neben anderen Lehrern beeinflußte ihn u.a. der Philologe und Historiker Matthäus —> Rader und regte ihn zu schriftstellerischen Versuchen an. D. trat 1598 in den Jesuitenorden ein, studierte in Augsburg und Ingolstadt Rhetorik, Philosophie und Theologie und war anschließend mehrere Jahre Lehrer in Augsburg und Dillingen. Seit 1611 Nachfolger Bidermanns als Rektor am Münchner Jesuitenkolleg, lehrte er seit 1613 am Augsburger Kolleg, predigte dort in den Schulgottesdiensten und leitete die Marianische Kongregation. 1615 folgte er einem Ruf als Hofprediger des Herzogs und späteren Kurfürsten —»Maximilian I. nach München, wo er bis zu seinem Lebensende blieb. D. veröffentlichte zahlreiche Predigtzyklen sowie unpolemische, auch in protestantischen Kreisen gelesene und weitverbreitete Traktate, darunter De aeternitate considerationes (1620). WEITERE WERKE: Nicetas. Seu triumphata incontinentia. Köln 1631. - Gymnasium patientiae. Köln 1634. - Caelum beatorum civitas. Antwerpen 1635. - Opera omnia. 2 Bde., Mainz 1645. - Opera omnia Germanica. 4 Bde., Mainz 1645. LITERATUR: VD 17. - Wilhelm Kratz: D„ J. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 119 f. - Karl Pörnbacher: J. D. In: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben. Bd. 8. Hrsg. v. Götz Frh. von Pölnitz. München 1961, S. 228-255. - Ders.: J. D. Leben und Werk eines Barockpredigers. München 1965. - Heribert Breidenbach: Der Emblematiker J. D. S.J. 1581-1638. Ann Arbor, Michigan 1985. - Karl Pörnbacher: D„ J. In: L T h K \ Bd. 3, 1995, Sp. 373. - Paul Begheyn: The emblem books of J. D. S.J. in the Low Countries. Editions between 1622 and 1866. In: Emblematik und Kunst der Jesuiten in Bayern. Hrsg. v. Peter M. Daly. Turnhout 2000, S. 269-288. D r e y , Johann Sebastian von, kath. Theologe, * 16.10. 1777 Killingen bei Ellwangen, t 19.2.1853 Tübingen. D., Sohn eines Hirten, trat nach dem Theologiestudium in Augsburg 1797-99 in das dortige Priesterseminar ein, wurde 1801 zum Priester geweiht und kam als Vikar nach Röhlingen. 1806 wurde er Prof. am Philosophisch-Theologischen Lyzeum in Rottweil und folgte 1812 einem Ruf als Prof. der Apologetik, Dogmatik und Dogmengeschichte an die Univ. Ellwangen. Nach deren Aufhebung 1817 kam er an die neuerrichtete Katholisch-Theologische Fakultät der Univ. Tübingen. D. war Mitbegründer der kath. „Tübinger Schule" und rief 1819 mit Kollegen die „Tübinger Theologische Quartalsschrift" ins Leben. 1823 erhielt er den württembergischen Personaladel. In seinen von —> Schelling beeinflußten Arbeiten suchte D. die christliche Offenbarung als die vernünftig-einsichtige Vollendung der Gottesidee in den Religionen zu erweisen. Er veröffentlichte u. a. Die Apologetik als wissenschaftliche Nachweisung der Göttlichkeit des Christentums (3 Bde., 1838-47).

Drogo WEITERES WERK: K u r z e Einleitung in das S t u d i u m d e r Theologie. T ü b i n g e n 1819. N a c h d r . F r a n k f u r t / M a i n 1966. D a r m s t a d t 1971. LITERATUR: Fridolin L a u p h e i m e r : D i e kultisch-liturgischen A n s c h a u u n g e n J. S. v. D.s. Diss. T ü b i n g e n 1959. - M i c h a e l S c h m a u s : D „ J. S. v. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 120 f. - Josef Rief: Reich Gottes und G e s e l l s c h a f t nach J. S. D. und J. B. Hirscher. P a d e r b o r n 1965. - E b e r h a r d Tiefensee: Die religiöse A n l a g e und ihre Entwicklung. Der religionsphilosophische A n s a t z J. S. D.s (1777-1853). Leipzig 1988. A b r a h a m Peter K u s t e r m a n n : D „ J. S. In: LThK 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 3 7 3 f. D r e y e r , J o h a n n Melchior, K o m p o n i s t , M u s i k e r , * 2 4 . 6 . 1747 Röttingen ( W ü r t t e m b e r g ) , t 2 2 . 3 . 1 8 2 4 Ellwangen. D., ein n a c h g e b o r e n e r Sohn einer v e r m ö g e n d e n H a n d w e r kerfamilie, war zunächst Schulmeister in E l l w a n g e n und w u r d e spätestens 1779 Organist an der dortigen reichsfürstlichen Stiftskirche, an der u . a . unter Bischof —>Clemens W e n z e s l a u s ein reiches M u s i k l e b e n entfaltet wurde. 1790 ü b e r n a h m D. als erster Laie in E l l w a n g e n auch das A m t des Kapellmeisters, das er über die Säkularisation 1803 hinaus im Dienst d e r Stadt versah. Seine aus d e r praktischen Tätigkeit heraus entstandenen K o m p o s i t i o n e n gehörten überwiegend d e m B e r e i c h kath. K i r c h e n m u s i k an und w a r e n zu seiner Zeit beliebt und weit verbreitet (u. a. Kurze und leichte Orgel-Sonaten, 4 Teile, 1793). LITERATUR: G e o r g Reichert: D „ J. M . In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 122. - J. M . D., ein o s t s c h w ä b i s c h e r K i r c h e n m u s i k e r u m 1800. In: Begleitschrift zu Konzert ( 2 8 . 4 . ) und Ausstellung ( 2 8 . 4 . - 5 . 5 . 1 9 9 6 ) im ehemaligen Zisterzienserinnenkloster K i r c h h e i m am Ries. Hrsg. v. G ü n t h e r Grünsteudel, E d w i n M i c h l e r und H e r m a n n Ullrich. N ö r d l i n g e n 1996. - G ü n t h e r G r ü n s t e u d e l : Der E l l w a n g e r Stiftskapellmeister J. M . D. (1747-1824). A n m e r k u n g e n zur B i o g r a p h i e und B e z i e h u n gen zur Zisterze K i r c h h e i m . P f a r r e r Rolf H a h n ( 1 9 3 3 - 1 9 9 6 ) z u m G e d e n k e n . In: Rieser Kulturtage. Hrsg. v o m Verein Rieser K u l t u r t a g e e . V . N ö r d l i n g e n

1996 (1997) S. 4 1 3 - 4 2 8 .

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2

H e r m a n n Ullrich: D., J. M . In: N G r o v e D , B d . 7, 2001, S. 592. - G ü n t h e r G r ü n s t e u d e l : D., J. M . In: M G G 2 P , B d . 5, 2001, Sp.

1416-1420.

D r e y e r , Otto, e v a n g . T h e o l o g e , * 4. 12. 1837 H a m b u r g , t 4 . 5 . 1900 M e i n i n g e n . D. studierte 1857-61 T h e o l o g i e in Halle, Heidelberg und Göttingen. Nach d e m Vikariat w u r d e er 1863 Hilfsprediger in G o t h a , dann P f a r r e r und Superintendent an der dortigen Augustinerkirche. 1891 ging er als S u p e r i n t e n d e n t nach M e i n i n g e n , w o er zum O b e r k i r c h e n r a t ernannt wurde. D e r liberale und zugleich v o l k s t ü m l i c h e D. w a n d t e sich öffentlich gegen den in der Kirche verbreiteten D o g m a t i s m u s , so in Undogmatisches Christentum (1888) und Zur undogmatischen Glaubenslehre. Vorträge und Abhandlungen (1901). LITERATUR: Matthias Wolfes: D „ O. In: B B K L , Bd. 20, 2 0 0 1 , Sp. 4 1 1 - 4 1 3 . D r e y e r , Otto, schweizer. Architekt, * 2 5 . 4 . 1 8 9 7 L u z e r n , t 18. 11. 1972 L u z e r n . D. studierte an der Ε Τ Η Zürich u . a . bei Karl M o s e r , unt e r n a h m nach d e m D i p l o m 1919 Studienreisen zu B r u n o M ö h r i n g nach Berlin, dann nach Paris und Italien. 1924-27 Mitarbeiter A r m i n Meilis, ließ er sich anschließend als selbständiger Architekt in seiner Geburtsstadt nieder. D. m a c h t e sich vor allem u m e i n e E r n e u e r u n g d e r K i r c h e n b a u kunst in der S c h w e i z 1930-50 verdient. Zu seinen - überwiegend einer g e m ä ß i g t e n M o d e r n e verpflichteten - H a u p t w e r k e n zählt die Zentralbibliothek in L u z e r n (1951). LITERATUR: D a n k m a r Trier: D., O . In: A K L , B d . 29, 2001, S. 433. - Matthias Wolfes: D., O. In: B B K L , B d . 20, 2002, Sp. 4 1 1 - 4 1 3 .

Drinkwelder,

Otto, auch Erhard D., Jesuit, T h e o l o g e , * 9 . 5 . 1880 K r e m s , t 12.3. 1964 St. Ottilien. D. studierte an den Universitäten Innsbruck, Freiburg (Schweiz) und Sofia (Dr. theol. 1911, Dr. phil. 1913), trat 1898 in die G e s e l l s c h a f t Jesu ein und lebte bis 1901 in St. A n d r ä in K ä r n t e n . 1901-04 absolvierte er philosophis c h e Studien in Preßburg und war 1904-07 M a t h e m a t i k - und G e s a n g s l e h r e r in Travnik (Bosnien), 1907-11 in Innsbruck. N a c h d e r Dispens als Jesuit 1912 ging er als Weltpriester nach G y u l a f e h é r v á r und w u r d e 1915 D o m c h o r v i k a r s o w i e Chorallehrer am Priesterseminar und a m M o z a r t e u m in Salzburg. 1916 habilitierte er sich an der T h e o l o g i s c h e n Fakultät der Univ. Salzburg, trat 1921 in die Benediktinerabtei St. Ottilien ( O b e r b a y e r n ) ein und war anschließend bis 1931 K a n tor, Bibliothekar und L e k t o r f ü r G e s c h i c h t e der Philosophie. D. hielt sich 1 9 3 1 / 3 2 als Spiritual in Bulgarien auf, folgte 1932 e i n e m R u f als Prof. an die Univ. und das M o z a r t e u m Salzburg und w u r d e 1947 Prosynodalrichter; 1950-58 lehrte er an d e r O r d e n s h o c h s c h u l e der Franziskaner in S c h w a z (Tirol). Er veröffentlichte u. a. Praktische Winke zur Einführung der neuen Choralbücher (1909).

Drischner,

Max, Kirchenmusiker, Komponist, * 3 1 . 1 . 1 8 9 1 Prieborn (Schlesien), t 2 5 . 4 . 1 9 7 1 Goslar. D. studierte seit 1910 sieben S e m e s t e r T h e o l o g i e in Leipzig und Breslau und war 1914 D e u t s c h l a n d s erster C e m b a l o s t u dent von W a n d a L a n d o w s k a in Berlin. D a n e b e n studierte er bei Paul H i e l s c h e r in Brieg, w o er von 1924 bis zu seiner A u s w e i s u n g 1946 als dessen N a c h f o l g e r Kantor und Organist an der Engler-Orgel der Nikolaikirche war. 1942 w u r d e er z u m K i r c h e n m u s i k d i r e k t o r ernannt. N a c h A u f e n t h a l t e n in E r f u r t und Herrenberg ließ sich D. in G o s l a r nieder, w o er 1956 den Kulturpreis d e r Stadt erhielt. D., d e r mit Albert - » S c h w e i t z e r b e f r e u n d e t war, k o m p o n i e r t e Oratorien, geistliche Kantaten, C h o r w e r k e , K a m m e r m u s i k , Klavier- und Orgelwerke. Er ließ die b a r o c k e Engler-Orgel in Brieg originalgetreu restaurieren. WERKE: Hrsg.: Brieger Singe- und Spielebuch. T ü b i n g e n 1935. - Choralvorspiele f ü r D o r f o r g a n i s t e n . T ü b i n g e n 1954. LITERATUR: Friedrich Kudell: M . D. Ein schlesischer Kantor ( 1891 -1971 ). L e b e n und W i r k e n dargestellt nach zeitgenössischen D o k u m e n t e n und Erinnerungen. V l o t h o / T ü b i n g e n 1987. - H e i n e r W a j e m a n n : Die kirchenmusikalischen Intentionen M . D.s. In: Festschrift f ü r H u b e r t Unverricht. Hrsg. v. Karlheinz Schlager. T u t z i n g 1992. - William D. G u d g e r / K l a u s Kirchberg: D „ M . In: N G r o v e D , B d . 7, 2 2001, S. 597. - Matthias M ü l l e r / ( F r i t z F e l d m a n n ) : D., M . In: M G G 2 P , Bd. 5, 2 0 0 1 , Sp. 1431 f. D r o e s e , Ernest, evang. Missionar, * 7. 1 2 . 1 8 1 7 T h o r n , f 1 9 . 4 . 1 8 9 1 Mussoori (Himalaya). N a c h einer L e h r e als Silberschmied w u r d e D. a m S e m i n a r der Berliner Mission ausgebildet, in deren A u f t r a g er 1842 als M i s s i o n a r nach Indien ging. 1849 zog sich die Berliner Mission aus Indien zurück. U m aber seine missionarische Arbeit dort fortsetzen zu k ö n n e n , w e c h s e l t e D. zur C h u r c h Missionary Society, f ü r die er in den f o l g e n d e n J a h r e n in B h a g a l p u r tätig war. Er w i d m e t e sich d e m A u f b a u einer M i s s i o n , zu d e r auch Waisenhäuser und Schulen zählten. B e s o n d e r s e n g b e s c h ä f t i g t e sich D. mit d e m Pahari-Volk. Er erlernte dessen S p r a c h e und fertigte Ü b e r s e t z u n g e n der Evangelien, P s a l m e n und des Book of Common Prayer an. A u c h das Volk der Santal missionierte er bis zu seiner Pensionierung 1888. LITERATUR: W e r n e r R a u p p : D „ E. In; B B K L , Bd. 14, 1998, Sp. 944-946.

Drogo,

Bischof von Metz, * 17.6. 801, t 8. 1 2 . 8 5 5 bei Luxeuil. D e r S o h n Karls des G r o ß e n w u r d e beim Machtantritt seines H a l b b r u d e r s L u d w i g des F r o m m e n 818 ins Kloster abge-

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Droste-Hülshoff s c h o b e n , 8 2 2 j e d o c h w i e d e r in G n a d e n a u f g e n o m m e n und 823 z u m B i s c h o f von M e t z e r n a n n t . D. b e w i e s seine T r e u e , als er b e i m Verrat auf d e m L ü g e n f e l d bei K o l m a r 833 zu L u d w i g hielt. D e r K a i s e r d a n k t e ihm mit der 835 e r f o l g t e n E r n e n n u n g z u m E r z k a p l a n . D. stand a m S t e r b e b e t t L u d w i g s , v e r f o c h t n a c h d e s s e n T o d eifrig d e n R e i c h s e i n h e i t s g e d a n k e n und w u r d e n a c h 8 4 3 einer d e r e i n f l u ß r e i c h s t e n B e r a t e r Kaiser L o t h a r s . Er w u r d e 844 n a c h R o m e n t s a n d t , u m d i e Wahl S e r g i u s ' II. zu u n t e r s u c h e n , a n s c h l i e ß e n d von L o t h a r z u m päpstlichen Vikar f ü r das F r a n k e n r e i c h e r h o b e n und präsidierte in d i e s e r F u n k t i o n der S y n o d e von Y ü t z bei D i e d e n h o f e n . D . stiftete der K i r c h e in M e t z ein n a c h ihm b e n a n n t e s S a k r a m e n t a r , d a s heute in der B i b l i o t h è q u e N a t i o n a l e in Paris a u f b e w a h r t wird; er pflegte K o n t a k t e u. a. zu —> W a l a h f r i d S t r a b o und A n g e l o m u s von L u x e u i l . LITERATUR: H e i n z L ö w e : D . In: N D B , B d . 4, 1959, S. 1 2 8 . K a t h a r i n a B i e r b r a u e r : D . In: L e x M A , B d . 3, 1986, S p . 1405.

Droste-Hülshoff,

C l e m e n s A u g u s t Frh. von, Jurist, * 2 . 2 . 1 7 9 3 C o e s f e l d (Westfalen), t 1 3 . 8 . 1832 W i e s b a d e n . D.-H., ein C o u s i n A n n e t t e von D.-H.s, studierte in M ü n s t e r T h e o l o g i e , w a r e i n i g e J a h r e L e h r e r a m dortigen G y m n a s i u m und w i d m e t e sich seit 1817 p h i l o l o g i s c h e n Studien bei A u g u s t B o e c k h in Berlin. D a r ü b e r h i n a u s studierte er R e c h t s p h i l o s o p h i e bei —» Hegel, r ö m i s c h e s R e c h t bei S a v i g n y sow i e an der U n i v . G ö t t i n g e n R e c h t s w i s s e n s c h a f t e n bei G u s t a v H u g o und Karl Friedrich —» E i c h h o r n . N a c h d e r P r o m o t i o n 1821 u n t e r n a h m er e i n e k i r c h e n r e c h t l i c h e Studienreise, habilitierte sich 1822 an d e r U n i v . B o n n und w u r d e dort Prof. d e s Naturrechts, S t r a f r e c h t s und K i r c h e n r e c h t s . D. g r ü n d e t e mit G e o r g —> H e r m e s d i e „ Z e i t s c h r i f t f ü r P h i l o s o p h i e und katholische T h e o l o g i e " . Er f ü h r t e n a t i o n a l k i r c h l i c h e T e n d e n z e n in das d e u t s c h e kath. K i r c h e n r e c h t ein und p r o p a g i e r t e ö k u m e n i s c h e Toleranz. Zu seinen H a u p t w e r k e n zählt ein Lehrbuch des Naturrechts oder der Rechtsphilosophie ( 1825). LITERATUR: Erik Wolf: D. zu H., C. A . Frh. v. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 132 f.

Droste-Hülshoff,

M a x i m i l i a n Friedrich von, K o m p o n i s t , * 2 2 . 1 0 . 1 7 6 4 B u r g H ü l s h o f f bei M ü n s t e r , t 8 . 3 . 1 8 4 0 H a u s Alst bei Leer. D.-H., f ü r den e i n e geistliche L a u f b a h n v o r g e s e h e n war, e i g n e t e sich seine m u s i k a l i s c h e B i l d u n g autodidaktisch an. 1782 w u r d e er z u m D o m h e r r n in M ü n s t e r b e r u f e n , legte dieses A m t j e d o c h 1788 nieder und ü b e r t r u g es s e i n e m B r u d e r Heinrich J o h a n n von D.-H. Im selben J a h r heiratete er g e g e n d e n Willen seiner F a m i l i e die bürgerliche B e r n h a r d i n e E n g e len. D.-H., der mit d e n Vertretern des m u s i k a l i s c h e n L e b e n s in W e s t f a l e n b e k a n n t war, galt als w i c h t i g e r R e p r ä s e n t a n t der adligen M u s i k p f l e g e . E r stand a u c h mit J o s e p h —> H a y d n , der von D . - H . d i e C-Dur Messe ( 1 8 0 0 ) , d a s Te Deum und d i e 4. Symphonie in W i e n a u f f ü h r t e , u n d L o u i s S p o h r in p e r s ö n l i c h e m K o n t a k t . Seiner N i c h t e , der Dichterin A n n e t t e von D r o s t e - H ü l s h o f f , d i e n t e D . - H . als p ä d a g o g i s c h e r M e n tor u n d v e r f a ß t e 1821 f ü r sie Einige Erklärungen über den General-Baß und die Tonsetzkunst überhaupt - kurz zusammengefaßt. Er k o m p o n i e r t e geistliche Vokalmusik, d a r u n t e r M e s s e n , Lieder, B ü h n e n w e r k e , O r c h e s t e r w e r k e , K a m m e r und K l a v i e r m u s i k . LITERATUR: B o d o Plachta: D.-H., M . F. v. In: Bd. 5, 2 0 0 1 , Sp. 1433-1436.

MGG2P,

Droste zu Vischering, Clemens August Frh., Erzbischof von K ö l n , * 21. 1. 1773 M ü n s t e r (Westfalen), t 19. 10. 1845 M ü n s t e r . D. zu V . studierte w i e s e i n e B r ü d e r K a s p a r M a x und F r a n z O t t o —> D . zu V . T h e o l o g i e an d e r Univ. seiner H e i m a t s t a d t u n d w u r d e e n t s c h e i d e n d d u r c h den Kreis u m d i e Fürstin A m a l i e von —»Gallitzin beeinflußt. 1798 z u m Priester geweiht, w u r d e er 1807 z u m K o a d j u t o r des B i s c h o f s von

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M ü n s t e r s o w i e 1810 z u m G e n e r a l v i k a r e r n a n n t . U n t e r and e r e m w e g e n seiner s c h r o f f e n A b l e h n u n g des H e r m e s i a n i s m u s geriet er in Konflikt mit der p r e u ß . R e g i e r u n g und versuchte vergeblich, n a c h d e m W e g g a n g von G e o r g —> H e r m e s an die U n i v . B o n n alle S t u d e n t e n seiner D i ö z e s e z u m Stud i u m in M ü n s t e r zu verpflichten. 1820 legte er d a r a u f h i n sein G e n e r a l v i k a r i a t nieder und w i d m e t e sich der L e i t u n g der von ihm 1808 g e g r ü n d e t e n „ G e n o s s e n s c h a f t der b a r m h e r z i g e n S c h w e s t e r n " . Seit 1827 W e i h b i s c h o f von M ü n s t e r , w u r d e er 1835 E r z b i s c h o f von K ö l n und 1837 i m s o g e n a n n ten „ K ö l n e r K i r c h e n s t r e i t " u m M i s c h e h e n und H e r m e s i a n i s m u s d e s A m t s e n t h o b e n und v e r h a f t e t . D e r Protest d e r K u r i e löste u l t r a m o n t a n e Aktivitäten im E r z b i s t u m aus. D. zu V. s c h r i e b u. a. Über die Genossenschaften der barmherzigen Schwestern [...] (1833). WEITERE WERKE: Ü b e r d i e R e l i g i o n s f r e i h e i t der Katholiken. M ü n s t e r 1817, 2 1 8 3 8 . - Ü b e r f ö r m l i c h e W a h r h e i t u n d kirchliche Freiheit. F r a n k f u r t / M a i n 1818. - Ü b e r d e n Fried e n unter d e r K i r c h e und den Staaten. M ü n s t e r 1843. - Predigten, B e t r a c h t u n g e n u n d U n t e r w e i s u n g e n . M ü n s t e r 1843. LITERATUR: H e i n r i c h Schrörs: D i e K ö l n e r W i r r e n . Berlin 1927. - Walter L i p g e n s : D . zu V., C . A . Frh. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 133 f. - E d u a r d H e g e l : D. zu V., Κ. A . Frh. In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 145-148. - M a r k u s H a n s e l - H o h e n h a u s e n : C. A . Frh. D . zu V . 2 B d e . , E g e l s b a c h 1991 (Lit.). - E r w i n Gatz: D. zu V., C . A . In: L T h K \ B d . 3, 1995, Sp. 3 8 0 f . - M a r k u s H ä n s e l - H o h e n h a u s e n : D . zu V., C. A . Frh. In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 9 9 7 f. - J o h a n n e s K r e u z e n b e c k : D. zu V., C. A . In: B B K L , Bd. 19, 2 0 0 1 , Sp. 196-200.

Droste zu Vischering,

F r a n z O t t o Frh., kath. T h e o l o g e , * 1 3 . 9 . 1 7 7 1 Vorhelm bei M ü n s t e r , t 26. 10. 1826 M ü n s t e r . W i e seine B r ü d e r C l e m e n s A u g u s t und K a s p a r M a x von —»D. zu V . studierte D. zu V . T h e o l o g i e an der U n i v . M ü n s t e r , bereiste D e u t s c h l a n d , d i e S c h w e i z und Italien, w u r d e 1798 z u m D i a k o n g e w e i h t u n d lebte d a n a c h als D o m herr und P r i v a t g e l e h r t e r in seiner H e i m a t s t a d t s o w i e in Hild e s h e i m . Er w a r Berater seiner B r ü d e r und f ü h r t e K o r r e s p o n d e n z e n mit f ü h r e n d e n kath. G e l e h r t e n seiner Zeit. N a c h 1814 verbreitete D . zu V . in m e h r e r e n Schriften den alten G e d a n ken der U n a b h ä n g i g k e i t von Staat und K i r c h e im G e g e n s a t z zur Staatskirche und f o r d e r t e beide Institutionen zu k o n k o r datärer Z u s a m m e n a r b e i t in F r a g e n der E h e , S c h u l e und d e s A r m e n w e s e n s auf. S e i n e T h e s e n w u r d e n d u r c h —>Görres' Teutschland und die Revolution ( 1 8 1 9 ) verbreitet und hatten bis z u m E n d e d e s 19. Jh. n o r m a t i v e W i r k u n g in liberalen kath. Kreisen. D. zu V . s c h r i e b u. a. Über Kirche und Staat (1817). WEITERES WERK: G e s c h i c h t l i c h e D a r s t e l l u n g d e r L a g e der M ü n s t e r i s c h e n Kirche. F r a n k f u r t / M a i n 1815. LITERATUR: Walter L i p g e n s : D. zu V., F. O . Frh. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 134.

Droste zu Vischering, Kaspar Max Frh., Bischof von M ü n s t e r , * 9 . 7 . 1 7 7 0 V o r h e l m bei M ü n s t e r , ! 3 . 8 . 1846 Münster. N a c h d e m T h e o l o g i e s t u d i u m an der U n i v . M ü n s t e r und der g e m e i n s a m mit seinen B r ü d e r n C l e m e n s A u g u s t und F r a n z O t t o von —> D. zu V . u n t e r n o m m e n e n Italienreise w u r d e D. zu V . 1793 z u m Priester g e w e i h t und w a r seit 1795 W e i h bischof seiner H e i m a t s t a d t . E r b e s o r g t e die b i s c h ö f l i c h e n A m t s v e r r i c h t u n g e n in Zeiten, als d e r M ü n s t e r a n e r B i s c h o f stuhl nicht besetzt war, n a h m 1 8 1 0 / 1 1 an d e m von N a p o l e o n e i n b e r u f e n e n N a t i o n a l k o n z i l in Paris teil und trat dort f ü r d i e F r e i l a s s u n g P i u s ' VII. ein. D . zu V . w u r d e 1823 D o m d e c h a n t und 1825 als N a c h f o l g e r F e r d i n a n d von —>Lünincks B i s c h o f von M ü n s t e r . 1834 trat er der Berliner K o n v e n t i o n —> S p i e g e l s z u m D e s e n b e r g bei, s a g t e sich a b e r 1838 n a c h

Dub-dá-chrich der „ A l l o k u t i o n " w i e d e r von ihr los. Er v e r ö f f e n t l i c h t e e i n e Unterweisung Uber die Sakramente [...] (1797). LITERATUR: Walter L i p g e n s : D. zu V., K. M . Frh. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 134 f. - D . G r a f von M e r v e l d t : D e r erste B i s c h o f von M ü n s t e r n a c h der N e u o r d n u n g . C. M . D. zu V. ( 1 8 2 5 - 1 8 4 6 ) . In: A l o i s S c h r ö e r (Hrsg.): D a s D o m k a pitel zu M ü n s t e r . M ü n s t e r 1976, S. 2 0 5 - 2 1 6 . - E d u a r d Hegel : D. zu V., K. M . Frh. In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 144 f. - R e i m u n d H a a s : D o m k a p i t e l und B i s c h o f s s t u h l b e s e t z u n g e n in M ü n s t e r 1813-1846. M ü n s t e r 1991, S. 3 9 7 - 5 5 3 . - E r w i n Gatz: D. zu V., K. M . In: L T h K \ Bd. 3, 1995, Sp. 380.

Droste zu Vischering, Maria Gräfin, Ordensfrau, * 8 . 9 . 1863 M ü n s t e r , f 8 . 6 . 1 8 9 9 P o r t o (Portugal). D. zu V . b e s u c h t e 1879-81 d a s S t u d i e n k o l l e g d e r SacréC œ u r - S c h w e s t e r n in R i e d e n b u r g (Vorarlberg) und b e a b s i c h tigte, O r d e n s f r a u zu w e r d e n . D i e Eltern v e r w e i g e r t e n ihr aus G e s u n d h e i t s g r ü n d e n die Z u s t i m m u n g , so d a ß sie d r e i u n d z w a n z i g j ä h r i g ein privates G e l ü b d e ablegte. 1888 trat sie in M ü n s t e r in d a s Kloster v o m G u t e n Hirten ein, w u r d e 1894 v o m M u t t e r h a u s in A n g e r s als Assistentin n a c h L i s s a b o n versetzt und im selben J a h r zur O b e r i n in P o r t o e r n a n n t . N a c h einer R e i s e n a c h A n g e r s und M ü n s t e r 1896 e r k r a n k t e D. zu V . und k o n n t e d a s K r a n k e n b e t t bis zu i h r e m Tod nicht m e h r verlassen. Seit 1924 w u r d e ihre S e l i g s p r e c h u n g d u r c h den Papst a n g e s t r e b t ; zuletzt bestätigte P a p s t Paul V I . ihre t h e o l o g i s c h e n und K a r d i n a l t u g e n d e n . LITERATUR: M a r i a G o n z a g a : G e d a n k e n u n d A u s s p r ü c h e der S c h w e s t e r M . v o m göttlichen H e r z e n . M ü n c h e n 1917, 2 1 9 2 0 . - M a x B i e r b a u m : M . v o m göttlichen H e r z e n D . zu V . Ein L e b e n s b i l d . F r e i b u r g / B r e i s g a u 1966. - P r o v i n z i a l a t d e r S c h w e s t e r n v o m G u t e n Hirten M ü n s t e r (Hrsg.): S c h w e ster M . v o m göttlichen H e r z e n . D a s L e b e n d e r Gräfin M . D., gestaltet von W . P o e p l a u . M ü n s t e r 1985. - Friedrich W i l h e l m B a u t z : D. zu V., M . In: B B K L , B d . 1, 1990, Sp. 1395-1397. - Paul Deselaers: D . zu V., M . In: L T h K \ B d . 3, 1995, Sp. 381.

Driimel,

J o h a n n H e i n r i c h , e v a n g . , später kath. T h e o l o g e , * 1 2 . 4 . 1707 N ü r n b e r g , t 2 9 . 7 . 1770 S a l z b u r g . D. studierte an den Universitäten A l t d o r f , J e n a und S t r a ß b u r g H u m a n i o r a , P h i l o s o p h i e , T h e o l o g i e , G e s c h i c h t e und R e c h t s w i s s e n s c h a f t e n , w u r d e 1730 K a n d i d a t in N ü r n b e r g und K o n r e k t o r des G y m n a s i u m s H e i l s b r o n n . 1732-42 K o n r e k tor d e r Spitalschule in N ü r n b e r g , hielt er sich a n s c h l i e ß e n d in Straßburg, F r a n k f u r t / M a i n und R e g e n s b u r g auf, ü b e r n a h m hier ein H o f m e i s t e r a m t und w u r d e 1747 K o n r e k t o r , schließlich R e k t o r und Prof. der B e r e d s a m k e i t a m G y m n a s i u m in R e g e n s b u r g . D . w a r M i t g l i e d der C o s m o g r a p h i schen G e s e l l s c h a f t N ü r n b e r g und publizierte u. a. zu philologischen (u. a. Neu eingerichteter und unfehlbarer Weg, die lateinische Sprache recht zu fassen, und zu schreiben, 1741) und t h e o l o g i s c h e n T h e m e n ( u . a . e i n e a u f s e h e n e r r e g e n d e A b h a n d l u n g ü b e r d i e T o d e s z e i t Christi). Er k o n v e r tierte z u m K a t h o l i z i s m u s , verließ R e g e n s b u r g und ließ sich 1762 in P a s s a u nieder, w o er H o f r a t w u r d e . 1767 e r n a n n t e ihn der S a l z b u r g e r E r z b i s c h o f S i g i s m u n d C h r i s t o p h G r a f von S c h r a t t e n b a c h z u m Prof. d e s Staatsrechts und der d e u t s c h e n R e i c h s g e s c h i c h t e in Salzburg. WEITERE WERKE: G r ü n d l i c h e U n t e r s u c h u n g , w a r u m d e m C h u r f ü r s t e n in d e r P f a l z d i e erste Stelle n a c h d e m K ö n i g in B ö h m e n vor d e m W e s t p h ä l i s c h e n F r i e d e n gebührte, o. O . 1745. - U n t e r s u c h u n g von d e n E r z - W ü r d e n des Heiligen Römischen Reichs Teutscher Nation. F r a n k f u r t / M a i n 1745. - N e u e r Versuch einer p r a g m a t i s c h e n E r k l ä r u n g d e s W e s t p h ä l i s c h e n F r i e d e n s . R e g e n s b u r g 1779.

Druffel,

A u g u s t von, Historiker, * 2 1 . 8 . 1841 K o b l e n z , t 23.10.1891 München. D . studierte G e s c h i c h t e , N a t i o n a l ö k o n o m i e und K r i e g s w i s s e n s c h a f t an d e n Universitäten I n n s b r u c k , G ö t t i n g e n und Berlin (vor a l l e m bei G e o r g Waitz) und w u r d e 1863 p r o m o viert. 1864 ging er n a c h M ü n c h e n , w u r d e von F r a n z L ö h e r zur M i t a r b e i t in der Historischen K o m m i s s i o n der Bayeris c h e n A k a d e m i e der W i s s e n s c h a f t e n a u f g e r u f e n und m i t der H e r a u s g a b e d e r W i t t e l s b a c h e r K o r r e s p o n d e n z e n betraut. D. bearbeitete d e n B r i e f w e c h s e l H e r z o g —> A l b r e c h t s V . von B a y e r n u n d g a b 1 8 7 3 - 8 0 drei B ä n d e Beiträge zur Reichsgeschichte heraus. D a r ü b e r h i n a u s m a c h t e er sich einen N a m e n d u r c h d i e V e r ö f f e n t l i c h u n g zahlreicher R e z e n s i o n e n auf d e n G e b i e t e n d e r R e f o r m a t i o n s - und mittelalterlic h e n G e s c h i c h t e . D. leistete 1866-70 Kriegsdienst, habilitierte sich 1877 an der U n i v . M ü n c h e n und w u r d e 1875 a u ß e r o r d e n t l i c h e s , 1884 ordentliches A k a d e m i e m i t g l i e d . Er w a r mit J o h a n n N e p o m u k —> H u b e r und Karl Adolf von C o r nelius f ü h r e n d in der altkatholischen B e w e g u n g tätig und trat 1887 aus der r ö m i s c h - k a t h o l i s c h e n K i r c h e aus. S e i n e A r b e i ten b e f a ß t e n sich u. a. mit d e m S c h m a l k a l d i s c h e n Krieg und d e m Konzil von Trient. WEITERE WERKE: Kaiser Heinrich IV. u n d s e i n e S ö h n e . R e g e n s b u r g 1862. - H e r z o g H e r k u l e s von Ferrara und s e i n e B e z i e h u n g e n zu d e m K u r f ü r s t e n M o r i t z von S a c h s e n und zu d e n Jesuiten. M ü n c h e n 1878. - B a i r i s c h e Politik im B e g i n n e der R e f o r m a t i o n s z e i t 1519-1524. M ü n c h e n 1885. LITERATUR: M o r i t z Ritter: D., A . v. In: A D B , Bd. 4 8 , 1904, S. 114-118.

Dryander,

E r n s t ( H e r m a n n ) von, e v a n g . T h e o l o g e , * 1 8 . 4 . 1 8 4 3 H a l l e / S a a l e , t 4 . 9 . 1922 Berlin. D., S o h n eines Konsistorialrats und S u p e r i n t e n d e n t e n , studierte an d e n Universitäten H a l l e und T ü b i n g e n u. a. bei A u g u s t - » T h o l u c k , J o h a n n T o b i a s —»Beck u n d Willibald —»Beyschlag. 1865 erhielt er e i n e H a u s l e h r e r s t e l l e d u r c h T h o l u c k s V e r m i t t l u n g , begleitete diesen 1867 auf R e i s e n und k a m an d a s D o m k a n d i d a t e n s t i f t in Berlin. 1869 bereiste er F r a n k r e i c h und Italien, w u r d e 1870 H i l f s p r e d i g e r a m D o m und A d j u n k t a m D o m k a n d i d a t e n s t i f t in Berlin. 1872 w u r d e er D i a k o n in T o r g a u , 1874 P f a r r e r in B o n n und 1882 an d e r Berliner D r e i f a l t i g k e i t s k i r c h e s o w i e zugleich S u p e r i n t e n d e n t d e r S y n o d e F r i e d r i c h s w e r d e r . Seit 1887 Mitglied d e r P r o v i n z i a l s y n o d e und d e s b r a n d e n b u r g i s c h e n K o n sistoriums, w u r d e er 1890 v o r ü b e r g e h e n d , 1897 endgültig S c h l o ß p r e d i g e r , 1898 O b e r h o f p r e d i g e r . 1 8 9 2 - 1 9 0 3 G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t der K u r m a r k , seit 1897 E p h o r u s a m D o m kandidatenstift, w u r d e D . 1903 M i t g l i e d d e s e v a n g . O b e r k i r chenrats, 1906 geistlicher Vizepräsident. 1907-11 b e s u c h t e er G e m e i n d e n im O r i e n t , in E n g l a n d und Paris. D . w u r d e 1918 nobilitiert; er v e r f o c h t m o n a r c h i s t i s c h e A u f f a s s u n g e n und betreute die kaiserliche F a m i l i e ü b e r d e n Z u s a m m e n b r u c h der M o n a r c h i e hinaus. N e b e n seiner A u t o b i o g r a p h i e Erinnerungen aus meinem Leben ( 1 9 2 2 , 4 1 9 2 6 ) v e r ö f f e n t lichte er Predigten und R e d e n . WEITERE WERKE: D a s E v a n g e l i u m M a r c i . In Predigten und Homilien ausgelegt. 2 Bde., Bremen 1 8 9 1 / 9 2 , 8 1 9 2 4 . - Das L e b e n d e s A p o s t e l s Paulus. H a l l e / S a a l e 2 1 9 0 5 . - G o t t und M e n s c h . H a l l e / S a a l e 1926. LITERATUR: Erich B e y r e u t h e r : D „ E. v. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 141 f. - W o l f g a n g T h o m : D. als Prediger. Diss. Berlin 1959. - G e r h a r d Besier: E. H. v. D. In: B e r l i n i s c h e Lebensbilder. Bd. 5. T h e o l o g e n . Hrsg. v. G e r d Heinrich. Berlin 1990, S. 2 4 9 - 2 5 9 . - B e r n d A n d r e s e n : D „ E. H. In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 1002.

Dub-dá-chrich,

a u c h D o b d a g r e c u s , irischer W a n d e r b i s c h o f , A b t von C h i e m s e e , t v o r 25. 1 0 . 7 8 8 . D . ist als A b t des Klosters C h i e m s e e n a c h g e w i e s e n , dessen Besitz an G ü t e r n er w o h l stark v e r m e h r t e . Weitere W i r -

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Dubbels k u n g entfaltete er als l a n g j ä h r i g e r Vertreter des S a l z b u r g e r B i s c h o f s Virgil, der, o b w o h l bereits 7 4 7 b e r u f e n , erst 755 sein A m t antrat. D . f ü h r t e bis d a h i n d i e G e s c h ä f t e . LITERATUR: B e r n h a r d B i s c h o f f : D . In: N D B , B d . 4, 1959, S. 145. D u b b e l s , J o a c h i m Karl J o h a n n , H a u p t p a s t o r in H a m b u r g , * 13. 12. 1876 D o r n b u s c h ( H a n n o v e r ) , t 1 9 . 5 . 1 9 4 2 H a m burg. D., S o h n eines O r g a n i s t e n und H a u p t l e h r e r s , studierte e v a n g . T h e o l o g i e in H a l l e und Kiel. N a c h der O r d i nation 1903 f ü r den Verein f ü r I n n e r e M i s s i o n tätig, g i n g er d a n a c h als H i l f s p r e d i g e r an die T h o m a s k i r c h e in H a m b u r g - R o t h e n b u r g s o r t . 1904 w u r d e er Pastor zu St. G e r trud ( H a m b u r g - H o h e n f e l d e ) , 1917 Feldgeistlicher und 1929 H a u p t p a s t o r an St. Katharinen. 1931 ü b e r n a h m D . d e n Vorsitz d e s A u s s c h u s s e s des Geistlichen M i n i s t e r i u m s zur A u s arbeitung der Richtlinien f ü r d i e politische B e t ä t i g u n g von P a s t o r e n . 1933-36 w a r er M i t g l i e d d e s B r u d e r r a t s d e r B e k e n n e n d e n K i r c h e und w a n d t e sich g e g e n d i e E i n g l i e d e r u n g d e r E v a n g e l i s c h - l u t h e r i s c h e n K i r c h e H a m b u r g s in die R e i c h s kirche von 1934. D. w a r ein F a c h m a n n f ü r O r g e l m u s i k und unterrichtete an der H a m b u r g e r K i r c h e n m u s i k s c h u l e . LITERATUR: F r a n z T ü g e l : H a u p t p a s t o r K. D . z u m G e d ä c h t nis. H a m b u r g 1948. - R a i n e r H e r i n g : D „ J. K. J. In: B B K L , Bd. 16, 1999, S p . 3 9 8 - 4 0 5 . D u c i s , B e n e d i c t u s , a u c h D u c h , K o m p o n i s t , * u m 1492 im R a u m K o n s t a n z , f E n d e 1544 Schalkstetten bei Geislingen. D. b e w a r b sich 1532 u m ein e v a n g . P f a r r a m t in U l m . Er stand in f r e u n d s c h a f t l i c h e r V e r b i n d u n g mit d e m H u m a n i s t e n J o a c h i m von —> Watt, d e r sich bis 1518 in W i e n a u f g e h a l t e n hatte, u n d hatte m ö g l i c h e r w e i s e e i n e Stelle in Ö s t e r r e i c h , d i e er a u f g r u n d seines r e f o r m i e r t e n B e k e n n t n i s s e s a u f g e b e n m u ß t e . D. p f l e g t e a u c h K o n t a k t e zu d e n H u m a n i s t e n und R e f o r m a t o r e n d e s d e u t s c h e n S ü d w e s t e n s . Er erhielt 1533 ein P f a r r a m t in S t u b e r s h e i m bei G e i s l i n g e n und w a r seit 1535 im b e n a c h b a r t e n Schalkstetten tätig. D . ' u m f a n g r e i c h e r k o m positorischer N a c h l a ß enthält ü b e r w i e g e n d s a k r a l e K o m p o s i tionen w i e K i r c h e n l i e d - B e a r b e i t u n g e n , A n t i p h o n e n , H y m n e n und P r o p r i e n s o w i e Vertonungen d e r O d e n d e s H o r a z (u. a. Geminae undeviginta Odarum Horatii melodiae, 1551). LITERATUR: Walter G e r s t e n b e r g : D., B. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 1 5 0 f . - Philip Brett: D „ B. In: N G r o v e D , B d . 7, 2 2 0 0 1 , S. 6 4 0 f. - L u d w i g Finscher: D „ B . In: M G G 2 P , Bd. 5, 2 0 0 1 , Sp. 1499-1503. D u d i t h , A n d r e a s , kath., d a n n e v a n g . T h e o l o g e , D i p l o m a t , * 6 . 2 . 1 5 3 3 bei O f e n , t 2 3 . 2 . 1589 Breslau. A u f g e w a c h s e n in B r e s l a u , ging D . u m 1540 zur weiteren A u s b i l d u n g nach Italien, Schloß sich Kardinal P o l e an und begleitete ihn 1553 n a c h Brüssel und E n g l a n d . 1557 w u r d e ihm von K ö n i g F e r d i n a n d ein K a n o n i k a t in G r a n verliehen, d a n a c h studierte er in P a d u a R e c h t s w i s s e n s c h a f t e n und w u r d e B i s c h o f von K n i n . D. hielt 1561 als u n g a r i s c h e r O r a tor auf d e m Konzil von Trient f ü n f R e d e n zur U n t e r s t ü t z u n g der R e f o r m f o r d e r u n g e n K a i s e r F e r d i n a n d s . N o c h 1562 Bischof von C s a n á d , w u r d e er bald darauf B i s c h o f von F ü n f kirchen. 1565 w a r D . kaiserlicher G e s a n d t e r in Polen, verheiratete sich, trat z u m P r o t e s t a n t i s m u s ü b e r und w u r d e d a r a u f hin v o m P a p s t e x k o m m u n i z i e r t . W e g e n politischer H ä n d e l w u r d e er aus P o l e n vertrieben. D . v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. m e d i zinische und a s t r o n o m i s c h e A b h a n d l u n g e n ( C o m m e n t a r i o l u s 2 de cometarum significatione, 1619). LITERATUR: V D 16, D 2 8 4 6 f. - V D 17. - Welte: D „ A . In: W e t z e r / W e l t e , Bd. 3, 1884, Sp. 2 1 0 5 f.

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D u e l l i u s , R a i m u n d , a u c h Duelli, A u g u s t i n e r c h o r h e r r , T h e o l o g e , Historiker, * 23. 8 . 1 6 9 3 W i e n , t 2 5 . 2 . 1769 M a n k (Niederösterreich). D e r C h o r h e r r i m n i e d e r ö s t e r r e i c h i s c h e n St. Pölten w u r d e 1716 z u m Priester g e w e i h t und w a r dort bis 1736 Stiftsbibliothekar. D . g e h ö r t e einer G e n e r a t i o n von A r c h i v a l i e n S a m m l e r n und F o r s c h e r n an, d i e von d e n B r ü d e r n H i e r o n y m u s und B e r n h a r d P e z a u s M e l k und indirekt durch die A r b e i t e n d e r B e n e d i k t i n e r a b t e i St. M a u r in F r a n k r e i c h d a z u a n g e r e g t w u r d e n , d i e r e i c h e n S a m m l u n g e n von historischen Q u e l l e n in d e n K l ö s t e r n a u s z u w e r t e n . E r selbst f o r s c h t e zur O r d e n s g e s c h i c h t e , G e n e a l o g i e , N u m i s m a t i k , Dip l o m a t i k und Q u e l l e n k u n d e und v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Excerpta genealogico-historica (2 B d e . , 1725). D u r c h seine S c h r i f t e n blieben die I n f o r m a t i o n e n später v e r s c h o l l e n e r Q u e l l e n der N a c h w e l t erhalten. WEITERE WERKE: M i s c e l l a n e a q u a e ex C o d i c i b u s m s s . collegit. 3 B d e . , A u g s b u r g / G r a z 1 7 2 3 / 2 4 . - B i g a l i b r o r u m r a r i o r u m . F r a n k f u r t / M a i n , L e i p z i g 1730. - Fridericus Pulc h e r A u s t r i a c u s inter I m p e r a t o r e s R o m a n o - G e r m a n i c o s adh u c stat. N ü r n b e r g 1733. LITERATUR: A n n a Coreth: D., R . In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 160 f. D ü r e r , A l b r e c h t , Maler, G r a p h i k e r , K u n s t t h e o r e t i k e r , * 2 1 . 5 . 1471 N ü r n b e r g , t 6 . 4 . 1528 N ü r n b e r g . D. w a r d a s dritte der a c h t z e h n K i n d e r d e s aus U n g a r n eing e w a n d e r t e n G o l d s c h m i e d s A l b r e c h t D. d. Ä . und seiner Frau B a r b a r a , T o c h t e r d e s G o l d s c h m i e d s H i e r o n y m u s Holper. D i e g l ü c k l i c h e Wahl von A n t o n K o b e r g e r als T a u f p a t e n f ö r d e r t e später d i e Karriere d e s j u n g e n D . L e s e n , S c h r e i b e n und R e c h n e n lernte er in d e r L a t e i n s c h u l e von St. S e b a l d . F r ü h e r k a n n t e d e r Vater dessen k ü n s t l e r i s c h e s Talent und e r w ä h l t e ihn zu s e i n e m N a c h f o l g e r . 1484 b e g a n n er ihn z u m G o l d s c h m i e d a u s z u b i l d e n . Ein J a h r vor der M e i s t e r p r ü f u n g brach D. die L e h r e ab. Sein W u n s c h , M a l e r zu w e r d e n , hatte sich s o verfestigt, d a ß d e r Vater schließlich d e m B e r u f s wechsel z u s t i m m t e . 1486 k a m D. zu M i c h a e l W o l g e m u t in die M a l e r l e h r e . Sein K ö n n e n n a c h E n d e d e r Lehrzeit belegt d a s 1490 a b g e s c h l o s s e n e Bildnisdiptychon der Eltern (Florenz, Uffizien, und N ü r n b e r g , G e r m a n i s c h e s N a t i o n a l m u s e u m ) . N a c h H a n d w e r k e r b r a u c h Schloß sich der L e h r z e i t die G e s e l l e n w a n d e r u n g a n . Bei D. w ä h r t e sie vier Jahre. Im April 1490 verließ er seine Vaterstadt. N a c h Z e u g n i s d e s C h r i s t o p h Scheurl plante d e r Vater, ihn zur A u s b i l d u n g im K u p f e r s t i c h zu Martin —> S c h o n g a u e r zu s c h i c k e n , d o c h traf er diesen nicht m e h r lebend an. L ä n g e r e Zeit arbeitete D. als R e i ß e r f ü r H o l z s c h n i t t e , v e r m u t l i c h a u c h als F o r m s c h n e i der, in Werkstätten a m O b e r r h e i n . D e r mit „ A l b r e c h t D ü r e r von n ö r m e r g k " b e s c h r i f t e t e H o l z s t o c k f ü r e i n e A u s g a b e d e r H i e r o n y m u s - B r i e f e , 1492 bei N i k o l a u s Kessler in B a s e l erschienen, ist d a f ü r u r k u n d l i c h e r B e l e g (Basel, K u p f e r s t i c h k a binett). Z u m B a s l e r F r ü h w e r k d e s W a n d e r g e s e l l e n D . rechnet m a n g e s c h n i t t e n e D r u c k s t ö c k e und auf B l ö c k e vorgez e i c h n e t e K o m p o s i t i o n e n zu einer T e r e n z - A u s g a b e (nicht ers c h i e n e n ) , alle Holzschnittillustrationen i m Ritter vom Turn (Basel, M i c h a e l F u r t e r f ü r J o h a n n —> B e r g m a n n von O l p e , 1493), d e n Hauptteil d e r Illustrationen im Narrenschiff des Sebastian B r a n t (Basel, J. B e r g m a n n , 1494). I m M a i 1494 f o l g t e D. e i n e m W u n s c h d e s Vaters und kehrte n a c h N ü r n b e r g z u r ü c k . Z u s a m m e n mit H a n s Frey hatte er in D.s A b w e s e n h e i t einen E h e v e r t r a g a u s g e h a n d e l t , den zu e r f ü l l e n d e r S o h n sich a n s c h i c k t e . D i e H o c h z e i t mit A g n e s Frey f a n d a m 7 . 7 . 1 4 9 4 statt. Ü b e r seine S c h w i e g e r m u t ter A n n a Frey, T o c h t e r von W i l h e l m R u m m e l und K u n i g u n d e Haller, w a r D. d a d u r c h mit d e m Patriziat versippt. D a s Paar n a h m w o h l a n f a n g s W o h n u n g i m H a u s der Brauteltern. D i e E h e blieb kinderlos, scheint aber h a r m o n i s c h v e r l a u f e n zu sein. M e h r f a c h porträtierte D. seine F r a u , erstmals im H o c h z e i t s j a h r in einer „ m e i n a n g n e s " b e s c h r i f t e -

Dürer ten Zeichnung (Wien, Albertina). In den Monaten nach der Hochzeit erkundete D. als Zeichner die Landschaft westlich vor der Stadtmauer. Damals entstanden Aquarelle wie die Drahtziehmühle (Berlin, Kupferstichkabinett) und der Johannesfriedhof (Bremen, Kunsthalle) - es sind Marksteine europäischer Zeichenkunst. Im Herbst 1494 brach D. ohne seine Frau nach Venedig auf. Studien nach Gentile Bellini, Antonio Pollaiuolo und Lorenzo di Credi belegen, daß er sich in Norditalien vor allem einen Mustervorrat anlegen wollte, von dem er zu Hause zu zehren gedachte. Die aquarellierte Landschaftsstudie als eigenständige Bildgattung beschäftigte D. auch auf der Hinund Rückreise durch die Alpen. Hauptblätter sind Ansichten von Innsbruck (Wien, Albertina), der Burg Arco (Paris, Louvre) und ein Welsch pirg (Oxford, Ashmolean M u seum). N a c h d e m D. im Frühjahr 1495 in seiner Vaterstadt ansässig geworden war, fand er sein A u s k o m m e n vor allem im Kupferstich, der vor ihm in Nürnberg nicht gepflegt worden war. Auch der Vertrieb von Einblattholzschnitten erwies sich als lukrativ. Die 1498 herausgebrachte Apokalypse und erste Blätter der Großen Passion brachten D. auf d e m Gebiet des Hochdrucks in eine führende Position. Bereits vor 1500 nutzten Künstler in Ländern Europas seine Kompositionen als Vorlagen. D.s R u h m mehrte sich, als Conrad Celtis in ihm einen Gleichgesinnten erkannte. Hauptwerk ihrer Zusammenarbeit ist der Holzschnitt der Philosophie in den „Quatuor libri a m o r u m " (Nürnberg 1502). Von nun ab muß man D. zu den Humanisten rechnen. Neben Celtis förderten Benedictus —» Chelidonius und Willibald —» Pirckheimer seinen intellektuellen Reifungsprozeß. Unter seinen ersten Gönnern ragt der sächsische Kurfürst —» Friedrich III. (der Weise) heraus. Aus dem Patriziat bestellten die Haller, Holzschuher, Paumgartner und Tucher Tafeln bei D., was seinen Durchbruch als Maler markierte. Zur Halbjahrtausendwende 1500 malte sich D. in christomorpher Gestalt, Ausdruck ungewöhnlichen Selbstbewußtseins (München, Bayerische Staatsgemäldesammlungen). Als „alter Apelles" pries Celtis zeitgleich den Freund. Daß ihm oder anderen Zeitgenossen zeichnerische Wunderwerke wie Das große Rasenstück (1502) oder der Sitzende Feldhase (1503) vor Augen kamen, ist unwahrscheinlich (Wien, Albertina). D.s früher R u h m war mehr literarischer Art, entsprang selten dem Wissen von ihm als M a ler oder Zeichner. Geschäftssinn wie moderne Vertriebsmethoden sorgten, daß seine Stiche und Holzschnitte marktbeherrschend waren. Viele Künstler, vor allem in Italien, beuteten sie als Vorlagen aus. Erst der Tod des Vaters 1502 ermöglichte D., in dessen Haus „Unter der Vesten" (heute Burgstraße) einen leistungsfähigen Werkstattbetrieb aufzuziehen. Mit begabten Gesellen wie Hans - » Baidung und Hans —» Schäufelein lieferte die Dürer-Werkstatt Tafelbilder, E n t w ü r f e für Glasgemälde, Buchillustrationen. Auf Geheiß Kaiser Maximilians I. ließ sich im Frühjahr 1500 der venezianische Maler Jacopo d e ' Barbari in Nürnberg nieder. Unter seinem Einfluß wandte sich D. verstärkt kunsttheoretischer Arbeit zu. Als S u m m e früher Forschungen zur Proportionslehre erschienen 1 5 0 4 / 0 5 zwei gestochene M u sterblätter: Adam und Eva und Das kleine Pferd. Sie waren für einen italienischen Markt konzipiert, den zu sondieren ein wichtiger Grund von D.s zweiter Italienreise war. Im Herbst 1505 brach er von Nürnberg auf, finanziell abgesichert durch einen Auftrag der deutschen Kaufleute über eine Altartafel (das Rosenkranzfest) für ihre Kirche San Bartolomeo am Rialto (Prag, Nationalgalerie). Anders als 1 4 9 4 / 9 5 , wo ihn in Italien niemand kannte, k a m D. 1505 als unbestritten führender Künstler des Nordens nach Venedig. Sechs erhaltene Briefe an Pirckheimer belegen, mit welchem Respekt man ihm nun begegnete. Abstecher nach Padua, Bologna, Ferrara sind belegt, vielleicht kam D. bis nach Florenz.

Die These einer Romreise scheint jedoch unhaltbar. Nach der Rückkehr entstanden für einen unbekannten Auftraggeber die beiden Adam-und-Eva-Tafeln, Marksteine früher Aktmalerei (Madrid, Prado). Der K a u f m a n n Jakob Heller bestellte f ü r die Dominikanerkirche in F r a n k f u r t / M a i n einen Flügelaltar, den D. mit Hilfskräften, unter ihnen Matthias - » G r ü n e w a l d , bis 1509 ausführte. A m 1 4 . 6 . 1 5 0 9 erwarb D. von den Testamentsvollstreckern des Bernhard Walther in Nürnberg das Eckhaus am Platz am Tiergärtnertor. In diesem „Dürerhaus" lebte D. mit Frau und Mutter bis zum Tod. Seit 1506 bemühte sich Jakob Fugger, D. in die Planung einer Familiengrablege einzubeziehen. Als deutlich von D. geprägtes Gesamtkunstwerk steht die Fugger-Kapelle in der Augsburger Kirche St. A n n a neben der Landauerkapelle in Nürnberg. 1511 brachte er Ordnung in seine Druckgraphik christlicher Thematik. Mit lateinischen Versen von Chelidonius erschienen die Große Passion und das Marienleben, die Apokalypse erlebte eine Neuauflage. Alt gebunden sind diese drei Großen Bücher selten. Zu ihnen gesellte sich im selben Jahr die Kleine Holzschnittpassion·, den Abschluß bildete 1512 die Kupferstich-Passion. Nach d e m Besuch Maximilians I. in Nürnberg im Februar 1512 setzte D.s Tätigkeit f ü r den Kaiser ein. Seit 1515 gewährte ihm der Herrscher eine jährliche Zahlung von hundert Gulden. Wichtigster kaiserlicher Auftrag blieb die Ehrenpforte, an der neben D. vor allem Johann Stabius und Albrecht —» Altdorfer Anteile hatten. Angeregt durch Predigten des Johann von —»Staupitz näherte sich D. seit 1512 der reformatorischen B e w e g u n g an. Zu seinen engeren Freunden zählten seitdem Christoph Scheurl, Kaspar Nützel, Christoph Fürer d . Ä . und Lazarus -»Spengler. Den Tod der Mutter und seines Paten Koberger 1513 erlebte D. als aufwühlende Ereignisse. Vor diesem Hintergrund schuf er als humanistische Trostblätter drei Meisterstiche: Ritter, Tod und Teufel, Melancholie und Hieronymus im Gehaus. Mit Raffael in R o m tauschte er Arbeiten. Experimente mit der Eisenradierung führten seit 1515 zu beachtlichen Ergebnissen, doch verfolgte D. nach der Großen Kanone diese Tiefdrucktechnik nicht weiter. Auf dem Reichstag in Augsburg 1518 saß ihm Kaiser Maximilian I. Modell. Der Tod des Herrschers wenige M o n a t e später begründete D.s niederländische Reise 1520/21. U m den Nürnberger Rathaussaal für den anstehenden Reichstag Karls V. neu ausstatten zu können, studierte D. zwischen Köln, Antwerpen und Brüssel ikonographische Programme. Das in Abschriften erhaltene Tagebuch der Reise in die Niederlande ist die umfangreichste schriftliche Quelle, die wir von D. besitzen. In Antwerpen traf er mit —» Erasmus von Rotterdam zusammen. Die Klage über den angeblichen Tod Martin - » L u t h e r s im Tagebuch ist D.s ergreifendstes Zeugnis im Glaubensstreit. Die Innen- und Außenbemalung des Rathaussaales begann unter D.s Leitung im S o m m e r 1521. Die intensive Tätigkeit als „Ratsmaler" endete erst mit der abschließenden Stiftung der Vier Apostel in die Obere Regimentsstube (München, Bayerische Staatsgemäldesammlungen). Die letzten Lebensjahre war D. vor allem wissenschaftlich tätig. Als erstes Lehrbuch der angewandten Mathematik überhaupt brachte er 1525 die Unterweisung der Messung zum Druck. Noch auf d e m Sterbebett las er Korrekturen seiner postum erschienenen Proportionslehre. Ranggleich mit Luthers Bibelübersetzung m u ß D.s Rolle als Schöpfer einer deutschen Wissenschaftssprache gesehen werden. 1524 hatte —»Beatus Rhenanus die Rangfolge deutscher Maler festgelegt: Erst hinter D. rangieren Baidung, Lucas - » C r a n a c h d . Ä . und Hans Holbein d. J. Das Wissen von dieser Ausnahmestellung steigerte sich nach D.s Tod. Kein anderer bildender Künstler in der Well kann bis ins 21. Jh. eine solche Wirkungs- und Verehrungsgeschichte wie D. aufweisen. Sein Einfluß scheint

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Diirnhofer unermeßlich. Selbst im Trivialbereich errang die Studie der Betenden Hände Kultcharakter (Wien, Albertina). Nur nach ihm ist eine Epoche benannt: Dürer-Zeit. SCHRIFTLICHER

NACHLASS:

Unterweisung

der

Messung

(1525), Befestigungslehre (1527), Proportionslehre (1528). Faksimiles im Verlag Alfons Uhi, Nördlingen. - Dürer. Schriftlicher Nachlaß. Hrsg. v. Hans Rupprich. Berlin 1956-69. LITERATUR: Bibliographien: Matthias Mende: D.-Bibliographie. Wiesbaden 1971. - Select bibliography (1971-1997). In: D. and his culture. Ed. by Dagmar Eichberger and Charles Zika. Cambridge 1998, S. 237-250. - Werkkataloge: Fedja Anzelewsky: A. D. Das malerische Werk. Berlin 1991. - Friedrich Winkler: Die Zeichnungen A. D.s. Berlin 1936-39. - Walter L. Strauss: The complete drawings of A. D. New York 1974. - Rainer Schoch/Matthias Mende/Anna Scherbaum: A. D. Das druckgraphische Werk. München 2001-04. - Monographien: Erwin Panofsky: Das Leben und die Kunst A. D.s. München 1977. - Fedja Anzelewsky: D. Werk und Wirkung. Stuttgart 1980. - Ernst Rebel: A. D. Maler und Humanist. München 1996. - Wolfgang Schmid: D. als Unternehmer. Trier 2003. Ausstellungskataloge: A. D. 1471/1971. Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, 1971. - Matthias Mende: A. D. - ein Künstler in seiner Stadt. Nürnberg, Museen der Stadt Nürnberg, 2000. - A. D. Hrsg. v. Klaus Albrecht Schröder und Maria Luise Sternath. Wien, Albertina, 2003. Ikonographie: PeterKlaus Schuster: Melencolia I. D.s Denkbild. Berlin 1991. Thomas Schauerte: Die Ehrenpforte für Kaiser Maximilian I. München/Berlin 2001. - Anna Scherbaum: A. D.s Marienleben. Wiesbaden 2004. - Weitere Literatur im jährlichen Schrifttum zur deutschen Kunst. Matthias Mende D i i r n h o f e r , Lorenz, evang. Theologe, * 29. 1. 1532 Nürnberg, t 18.7. 1594 Nürnberg. D. studierte seit 1550 an der Univ. Wittenberg u. a. bei Paul -> Eber und wurde nach Erlangung der Magisterwürde durch Vermittlung Philipp —» Melanchthons 1553 Lehrer in Oelsnitz im Vogtland. 1555 nach Wittenberg zurückgekehrt, hielt er Vorlesungen an der Philosophischen Fakultät und war seit 1562 Diakon an der Wittenberger Stadtkirche. D. wurde 1567 als Prediger und möglicherweise Superintendent an die Egidienkirche in Nürnberg berufen, geriet dort in den schwelenden Konflikt zwischen Philippisten und Lutheranern und versuchte vergeblich, in seiner Geburtsstadt den Exorzismus bei der Taufe abzuschaffen. 1579 war er Mitglied der Nürnberger Kommission bei den Kasseler Verhandlungen über die Konkordienformel; 1583 führte er gemeinsam mit seinem Kollegen Moritz Heling die Priesterordination in Altdorf ein. D. schrieb u. a. ein Carmen de corruptis huius saeculi moribus (1551). LITERATUR: VD 16, D 2865 f. - Brecher: D„ L. In: ADB, Bd. 5, 1877, S. 487 f. D ü r r , Franz Anton, lurist, * 1727 Mannheim, t 27.4. 1805 Mainz. Nach dem 1751 abgeschlossenen Studium der Rechtswissenschaften wurde D. 1755 an der Univ. Mainz o.Prof. des öffentlichen Rechts und der Geschichte sowie Hofrat, später Wirklicher Regierungsrat und Syndikus des MetropolitanKapitels und der Universität. Er gilt als einer der wichtigsten kath. Kirchenrechtler seiner Zeit und trat mit zahlreichen, oft kirchenpolitischen Schriften hervor, die sich durch eingehendes Literatur- und Quellenstudium auszeichnen (u.a. De potestate patria circa religionem liberorum, 1755). D ü r r , Johann Konrad, evang. Theologe, * 26. 11. 1625 Nürnberg, t 4.6. 1677 Altdorf. D. studierte an den Universitäten Altdorf, Jena und Helmstedt Theologie und Philosophie und wurde 1651 Inspektor

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des Alumnats in Altdorf, 1654 Prof. der philosophischen Moral. In den folgenden Jahren übernahm er zusätzlich die Professuren der Poesie (1655) und der Theologie (1657). Er befaßte sich überwiegend mit Fragen der Ethik und arbeitete das Fach Sittenlehre nach Georg —>Calixt erstmals selbständig in Vorlesungen und Schriften aus. Während seiner Zeit als Rektor der Univ. Altdorf bemühte er sich um die Bekämpfung des herrschenden Pennalismus. Als Hauptwerk D.s gilt ein Enchiridion theologiae moralis (1662). WEITERE WERKE: Mit Johann Georgius Schultheiß: Herem sive de anathemate exercitatio theologico-philologica. Altdorf 1662. - Ethica paradigmata. Jena 1670. - Problematum moralium selectiorum centuria. Primum in praelectionibus publicis proposita Dein privatis disputationibus sub incudem revocata. Altdorf 1674. - Compendium theologiae moralis. Altdorf 1675. LITERATUR: Wagenmann: D., J. K. In: ADB, Bd. 5, 1877, S. 490 f. D ü r r , Karl (Heinrich), evang. Theologe, * 31.1. 1892 Pforzheim, t 28.9.1976 Freudenstadt. Der Sohn eines Schreinermeisters studierte Theologie und Philosophie in Bethel, Tübingen, Berlin, Leipzig und Heidelberg. 1917 geriet er in französische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1920 entlassen wurde. Zunächst Pfarrvikar in Müllheim und Konstanz, dann Pfarrverwalter an der Mannheimer Friedenskirche, erhielt er 1925 sein erstes Pfarramt in Pforzheim. Im April 1933 wurde der deutschnational gesinnte D. Landesvorsitzender der Kirchlich-Positiven Vereinigung; er nahm an der Bekenntnissynode in Barmen teil und gründete im Juni 1934 die Badische Bekenntnisgemeinschaft, in der er den Kampf gegen die Deutschen Christen in Baden organisierte. Im November jenes Jahres konnte Landesbischof Julius Kühlewein dazu bewegt werden, die im Juli vollzogene Eingliederung der badischen Landeskirche in die Reichskirche rückgängig zu machen, sie der 1. Vorläufigen Kirchenleitung der Bekennenden Kirche zu unterstellen und damit den beiden anderen süddeutschen Landeskirchen anzugleichen. Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs fand D. zunehmend offene Worte der Kritik am NS-Staat. Nach Kriegsende lehnte er es ab, das Amt des Landesbischofs von Baden zu übernehmen. Noch 1945 wurde D. in den Oberkirchenrat in Karlsruhe berufen, dem er bis 1958 angehörte, und 1946 zum Oberkirchenrat auf Lebenszeit und 1949 zum Stellvertreter des Landesbischofs Julius —> Bender ernannt. LITERATUR: Hermann Rückleben/Hermann Erbacher (Hrsg.): Die Evangelische Landeskirche in Baden im „Dritten Reich". Quellen zu ihrer Geschichte. 4 Bde., Karlsruhe 1991-2003. - Geschichte der badischen evangelischen Kirche seit der Union 1821 in Quellen. Karlsruhe 1996, S. 361-389. - Christoph Lang: D., K. H. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 1033.-Caroline Witt: K. D. Pfarrer der Bekennenden Kirche und deutschnationaler NS-Gegner. In: Badische Theologen im Widerstand (1933-1945). Hrsg. v. Rolf-Ulrich Kunze. Konstanz 2004, S. 45-62. D ü r r , Lorenz, kath. Theologe, Historiker, * 7.4. 1886 Oberschwarzach (Franken), f 26.2. 1939 Regensburg. D. studierte Philosophie und Theologie an der Univ. Würzburg sowie orientalische Philologie an der Univ. Berlin und wurde anschließend Kaplan und Seminar-Präfekt am Knabenseminar Kilianeum in Würzburg. 1921 habilitierte er sich an der Univ. Bonn, übernahm 1924/25 eine Dozentur an der Univ. Breslau und folgte 1925 einem Ruf als o.Prof. an die Staatliche Akademie Braunsberg (Ostpreußen); seit 1933 lehrte er an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Freising. Er befaßte sich hauptsächlich mit alttestamentlicher Exegese sowie mit orientalischer Kultur- und Religionsgeschichte. D. veröffentlichte u. a. Das Erziehungswesen im Alten Testament und im antiken Orient (1932).

Duhr W E R K E : Die Stellung des Propheten Ezechiel in der israelitisch-jüdischen Apokalyptik. Münster 1923. Wollen und Wirken der alttestamentlichen Propheten. Düsseldorf 1926. - Die Wertung des Lebens im Alten Testament und im antiken Orient. Münster 1926. - Die Heilige Schrift des Alten Testamentes. Bonn 1929. WEITERE

D ü r r , Wilhelm d . Ä . , Maler, * 9 . 5 . 1815 Villingen/ Schwarzwald, t 7 . 6 . 1890 München. D. studierte an der Kunstakademie Wien zunächst Genremalerei, später unter der Leitung Leopold Kupelwiesers Historienmalerei und hielt sich 1840-42 zu Studienzwecken in R o m auf. In Italien von Johann Friedrich —> Overbeck und seiner Schule beeinflußt, ließ sich D. 1843 als Historienmaler in Freiburg/Breisgau nieder, malte Altarbilder für badische und elsässische Kirchen im Stil der Spätromantik sowie Entwürfe zu sakralen Glasgemälden, Porträts und kleinformatige Aquarelle ( u . a . Heiliger Bonifatius taufend, 1868). Seit 1852 war er großherzoglich badischer Hofmaler. L I T E R A T U R : Lorenz Josef Reitmeier: Dachau, der berühmte Malerort. M ü n c h e n 1990, S. 480-484. - Aufleuchten des Mittelalters. Glasmalerei des 19. Jahrhunderts in Freiburg. Freiburg/Breisgau 2000, S. 19, 21. - Andreas Greulich: D „ W . d . Ä . In: A K L , Bd. 30, 2001, S. 320. D ü s t e r d i e c k , Friedrich (Hermann Christian), evang. Theologe, * 1 4 . 7 . 1 8 2 2 Hannover, t 2 3 . 4 . 1 9 0 6 Hannover. Während des Studiums der Theologie an der Univ. Göttingen (seit 1840) stand D. unter dem Einfluß Friedrich —> Lückes. 1 8 4 4 / 4 5 studierte er bei August —>Neander an der Univ. Berlin und kam 1846 als Repetent an das Stift Göttingen. Seit 1848 Studiendirigent am Predigerseminar in Hannover, wechselte er 1854 als Pastor nach Schwicheldt bei Peine und wurde 1858 Studiendirektor im Kloster Loccum, 1865 Konsistorialrat, 1872 Oberkonsistorialrat in Hannover. Seit 1868 war D. a. o., seit 1879 o. Mitglied des Landeskonsistoriums sowie seit 1885 Generalsuperintendent von Osnabrück-Hoya-Diepholz. Mit Gerhard —> Uhlhorn beeinflußte er die Entwicklung der Hannoverschen Landeskirche nachhaltig. D. gab Monographien zu einzelnen Aposteln heraus und veröffentlichte u. a. Soziales aus dem Alten Testament (1893). W E R K E : Die drei johanneischen Briefe. 2 Bde., Göttingen 1 8 5 2 - 5 6 . - Der Apostel Johannes und sein Evangelium. Hannover 1868. - Der Apostel Paulus. Hannover 1875. - Der Apostel Petrus. Hannover 1876. - Soziales aus d e m Neuen Testamente. Hannover 1894. WEITERE

D ü x , Johann Martin, kath. Theologe, * 1.2. 1806 Simmringen (Württemberg), t 4. 12. 1875 Würzburg. Seit 1832 Kaplan am Juliusspital in Würzburg, wurde D. 1839 Subregens und 1841 Regens am Würzburger Theologischen Seminar, lehrte daneben als Privatdozent an der Univ. und war von 1856 bis zu seinem Tod Domkapitular. Er war Mitarbeiter des „Allgemeinen Religions- und Kirchenf r e u n d s " und 1836-40 Redakteur der Zeitschrift „Athanasia". D. veröffentlichte u. a. Der deutsche Cardinal Nikolaus von Cusa und die Kirche seiner Zeit (2 Bde., 1847). W E I T E R E W E R K E : Der Ruf des Evangeliums. Ein vollständiger Jahrgang über die sämmtlichen Evangelien des katholischen Kirchenjahres. 3 Bde., Regensburg 1842. - Das ewige Versöhnungsopfer. Ein Gebet- und Erbauungsbuch für katholische Christen. Leipzig 1844, r> 1866. D u g r a i n , Johann Jeremias, auch Legrain, Dügren, Musiker, Komponist, * um 1700 Danzig, t 19. 1. 1756 Danzig. In Hamburg Schüler Georg Philipp —»Telemanns, wurde D. entscheidend von diesem geprägt. 1730 trat er als Gesangssolist anläßlich der 20-Jahr-Feiern der Augsburger Konfession in Hamburg auf, kam 1732 nach Elbing, war dort K o m ponist und 1737-39 Assistent des Kantors der Marienkirche.

1739 wurde er Organist an der St. Elisabethkirche in Danzig und begründete dort nach Telemanns Vorbild ein öffentliches Musikleben für Ost- und Westpreußen mit einer Reihe von großen Orchester-Aufführungen. Als Komponist - vor allem von kirchlichen und weltlichen Kantaten (u. a. Dramma per musica: Hermann von Balcke, 1740) - bahnte er den Übergang der Oratorien und Passionen aus der Kirche in den Konzertsaal an. L I T E R A T U R : Werner Schwarz: D „ J. J. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 178 f. - Georg F e d e r / S t e v e n Zohn: D „ J. J. In: N G r o v e D , Bd. 7, 2 2001, S. 668 f. D u h m , Bernhard (Laward), evang. Theologe, * 10. 10.1847 B i n g u m (Ostfriesland), t 1 . 9 . 1 9 2 8 Basel. D., Sohn eines K a u f m a n n s und Bierbrauers, studierte Theologie an der Univ. Göttingen, wo er vor allem durch —> Ritsehl, —»Lagarde und Heinrich —> Ewald beeinflußt wurde, und kam nach d e m Examen als Repetent an das Theologische Stift Göttingen. Gleichzeitig mit der Promotion 1873 habilitierte er sich und war seit 1877 a. o. Professor. 1889 wurde er o. Prof. der alttestamentlichen Exegese an der Univ. Basel und Hebräischlehrer am Oberen Gymnasium. D. war mit Julius - > Wellhausen befreundet, Schloß sich der Religionsgeschichtlichen Schule an und beschäftigte sich überwiegend mit den poetischen und prophetischen Büchern des Alten Testaments, die er als Zeugnisse religiöser Persönlichkeiten deutete. Zumal seine literarisch-theologischen Hypothesen z u m Jesajabuch (Das Buch Jesaja übersetzt und erklärt, 1892, 5 1968) fanden weite Zustimmung. D. kam bei einem Autounfall ums Leben. W E I T E R E W E R K E : Die Theologie der Propheten als Grundlage für die innere Entwicklungsgeschichte der israelitischen Religion. Bonn 1875. - Das Geheimnis in der Religion. Freib u r g / B r e i s g a u 1896. Tübingen 2 1927. - Das Buch Hiob. Freiburg/Breisgau 1897. - Die Psalmen. L e i p z i g / T ü b i n g e n 1899, 2 1922. - Das Buch Jeremía. Leipzig / T ü b i n g e n 1901. Das k o m m e n d e Reich Gottes. Tübingen 1910. - Anmerkungen zu den zwölf Propheten. Gießen 1 9 1 1 . - Israels Propheten. Tübingen 1916, 2 1922. LITERATUR: Konrad v. Rabenau: D., B. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 179 f. - Jürgen Ebach: D „ B. In: T R E , Bd. 9, 1982, S. 2 1 4 f . - Rudolf Smend: Deutsche Alttestamentler in drei Jahrhunderten. Göttingen 1989, S. 114-128. - Ders.: D„ B. In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 1013. D u h r , Bernhard (Matthias Wilhelm Heinrich), Jesuit, Theologe, Historiker, * 2. 8. 1852 Köln, f 2 1 . 9 . 1 9 3 0 München. D., Sohn eines Steuerbeamten, absolvierte sein Noviziat in der Gesellschaft Jesu seit 1872 in Münster und Holland, seine theologischen Studien 1884-88 im englischen Ditton Hall und wurde 1887 in Liverpool zum Priester geweiht; bereits 1884 regte er beim englischen Ordensgeneral die Gründung der „Monumenta Histórica Societatis Jesu" an. D. hielt sich 1889-94 in Lainz bei Wien zu historischen Studien auf, lebte 1895-1903 in Exaeten (Niederlande) und befaßte sich auf längeren Reisen nach Italien, Frankreich und Spanien mit Vorarbeiten zu seinem Hauptwerk, der Geschichte der Jesuiten in den Ländern deutscher Zunge vom 16. bis 18. Jahrhundert (4 Bde., 1907-28). Seit 1903 in München ansässig, war er Gründer und langjähriger Schriftleiter der Ordenszeitschrift „Mitteilungen aus der deutschen Provinz" (1897-1929). Während des Ersten Weltkriegs und danach beschäftigte er sich überwiegend mit karitativen Arbeiten. 4 W E I T E R E W E R K E : Jesuiten-Fabeln. Freiburg 1 8 9 1 , 1 9 0 4 . Die Stellung der Jesuiten in den deutschen Hexenprozessen. Köln 1900. - Die Jesuiten an den deutschen Fürstenhöfen des 16. Jahrhunderts. Auf Grund ungedruckter Quellen. Freiburg 1901. - Das Jesuitengesetz, sein Abbau und seine Aufhebung. Freiburg 1919.

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Dulichius LITERATUR: B e r n h a r d J a n s e n : D e u t s c h e J e s u i t e n - P h i l o s o p h e n des 18. J a h r h u n d e r t s in ihrer Stellung zur neuzeitlichen N a t u r a u f f a s s u n g . In: Z e i t s c h r i f t f ü r k a t h o l i s c h e T h e o logie 57 (1933) S. 3 8 4 - 4 1 0 . - W i l h e l m Kratz: D „ B . In: N D B , B d . 4, 1959, S. 1 8 0 f . - J o h a n n e s W r b a : D „ B. In: L T h K \ Bd. 3, 1995, S p . 399.

Dulichius,

Philipp, a u c h D e u l i c h , K o m p o n i s t , g e t a u f t 19. 12. 1562 C h e m n i t z , b e g r a b e n 2 5 . 3 . 1631 Stettin. D., S o h n eines T u c h m a c h e r s und R a t s h e r r n , w a r 1579 an der U n i v . L e i p z i g immatrikuliert. 1587 w u r d e er K a n t o r d e s 1543 von d e n p o m m e r s c h e n H e r z ö g e n B a r n i m IX. und P h i l i p p II. g e g r ü n d e t e n f ü r s t l i c h e n P ä d a g o g i u m s in Stettin. D. ü b e r n a h m d i e m u s i k a l i s c h e A u s b i l d u n g der G y m n a s i a sten, w a r f ü r d i e M u s i k p f l e g e a m h e r z o g l i c h e n H o f und f ü r d i e K i r c h e n m u s i k in der M a r i e n k i r c h e zuständig. Z u n ä c h s t in w o h l h a b e n d e n Verhältnissen lebend, scheinen sich seine L e b e n s u m s t ä n d e später verschlechtert zu h a b e n : 1 6 0 4 / 0 5 b e m ü h t e er sich vergeblich, v o m Rat der Stadt D a n z i g z u m N a c h f o l g e r von N i k o l a u s Z a n g i u s als K a n t o r der D a n z i g e r M a r i e n k i r c h e b e r u f e n zu w e r d e n . D . f ü h r t e m i n d e s t e n s seit 1618 d e n Titel Prof. und k o m p o n i e r t e n a h e z u 2 5 0 M o t e t ten zu f ü n f bis acht S t i m m e n . I n s g e s a m t sind 14 D r u c k e von D. überliefert. D a s Novum opus musicum ( 1599, w a h r scheinlich bereits 1595 z u m ersten M a l e r s c h i e n e n ) ist d e r erste der beiden Teile mit E v a n g e l i e n m o t e t t e n f ü r d a s Kirc h e n j a h r ; der z w e i t e Teil erschien 1598. D i e aus 100 M o t e t ten b e s t e h e n d e Centuria zu acht u n d sieben S t i m m e n ist in vier Teilen e r s c h i e n e n ( 1 6 0 7 - 1 6 1 2 / 1 3 ) . Bereits d i e Zeitgen o s s e n verglichen D . ' K o m p o s i t i o n e n mit d e n e n O r l a n d o di - » Lassos. LITERATUR: H e l l m u t R o s e n f e l d : D „ P. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 185 f. - Walter B l a n k e n b u r g : D „ P. In: N G r o v e D , B d . 7, 2 2 0 0 1 , S. 6 9 2 . - O t f r i e d von S t e u b e r : D., P. In: M G G 2 P , B d . 5, 2 0 0 1 , Sp. 1568-1570.

Dulon,

(Christoph Josef) Rudolph, reformierter Theologe, Politiker, * 3 0 . 4 . 1 8 0 7 Stendal, t 1 3 . 4 . 1870 R o c h e s t e r ( N e w York). D e r S o h n eines P o s t d i r e k t o r s w u r d e als T h e o l o g i e s t u d e n t in Halle 1827-30 mit d e m G e d a n k e n g u t W i l h e l m - » G e s e n i u s ' , Julius A u g u s t L u d w i g —> W e g s c h e i d e r s und A u g u s t H e r m a n n —» N i e m e y e r s k o n f r o n t i e r t und w a r - z u n ä c h s t zwischen P i e t i s m u s und R a t i o n a l i s m u s s c h w a n k e n d - P f a r r e r der d e u t s c h - r e f o r m i e r t e n G e m e i n d e in M a g d e b u r g . Seit 1846 näherte er sich d e n radikal-rationalistischen „ L i c h t f r e u n d e n " , trat politisch z u n e h m e n d als radikaler D e m o k r a t auf und m u ß t e s e i n e M a g d e b u r g e r Stelle verlassen. D. n a h m e i n e B e r u f u n g an d i e L i e b f r a u e n g e m e i n d e in B r e m e n an, w o er sich in den f o l g e n d e n J a h r e n zu e i n e m e i n f l u ß r e i c h e n Volkstribun e n t w i c k e l t e . 1849-51 M i t g l i e d d e r B r e m e r B ü r g e r s c h a f t , g a b er d i e „ T a g e s c h r o n i k " und d e n „ W e c k e r . S o n n t a g s b l a t t zur B e f ö r d e r u n g d e s religiösen L e b e n s " heraus. D u r c h sein weitverbreitetes W e r k Vom Kampf um Völkerfreiheit (2 B d e . , 1849 / 5 0 , 3 1 8 5 0 ) e n d g ü l t i g als s t a a t s f e i n d l i c h e r R e v o l u t i o n ä r g e k e n n z e i c h n e t , w u r d e seine L e h r e auf A n t r a g d e s B r e m e r S e n a t s von der H e i d e l b e r g e r T h e o l o g i s c h e n Fakultät v e r w o r f e n . D . w a n d e r t e in die U S A aus, w o er nach w i r t s c h a f t l i c h e n M i ß e r f o l g e n in N e w York und Elgin (Illinois) zuletzt R e k t o r der d e u t s c h e n S c h u l e in R o c h e s t e r war. WEITERE WERKE: D i e G e l t u n g der B e k e n n t n i ß - S c h r i f l e n in der R e f o r m i r t e n Kirche. M a g d e b u r g 1847. - D e r Tag ist ang e b r o c h e n ! B r e m e n 1852. - G r u ß und H a n d s c h l a g . H a m b u r g 1853. LITERATUR: Friedrich Prüser: D . In: N D B , B d . 4, 1959, S. 187 f. - W e r n e r Ustorf: T h e o l o g i e i m r e v o l u t i o n ä r e n B r e m e n 1842-1852. B o n n 1992. - M i c h a e l R o t h : D „ R . In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 1014.

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D u m o n t , Karl T h e o d o r , kath. T h e o l o g e , * 2 1 . 6 . 1827 F l a m e r s h e i m , t 1 3 . 1 0 . 1898 K ö l n . N a c h d e m T h e o l o g i e s t u d i u m an der U n i v . B o n n und im Pries t e r s e m i n a r in K ö l n 1852 z u m Priester g e w e i h t , w u r d e D. 1853 D o m v i k a r in K ö l n s o w i e G e h e i m s e k r e t ä r des E r z b i s c h o f s J o h a n n e s von —»Geissei. Seit 1857 z u g l e i c h a p o s t o lischer Notar, w u r d e er 1863 A s s e s s o r a m e r z b i s c h ö f l i c h e n O r d i n a r i a t s o w i e D o m k a p i t u l a r u n d W i r k l i c h e r Geistlicher Rat. D. m a c h t e sich publizistisch u m d i e G e s c h i c h t s s c h r e i b u n g d e r E r z d i ö z e s e K ö l n verdient; als sein H a u p t w e r k gilt d i e Edition der g e s a m m e l t e n Schriften und Reden von Johannes Cardinal von Geissei, Erzbischof von Köln (3 B d e . , 1869/70). WERKE: D i p l o m a t i s c h e C o r r e s p o n d e n z ü b e r d i e B e r u f u n g d e s B i s c h o f s J o h a n n e s v. Geissei . . . F r e i b u r g / B r e i s g a u 1880. - G e s c h i c h t e der P f a r r e i e n d e r E r z d i ö z e s e K ö l n . K ö l n 1883. LITERATUR: L a u d i e r t : D., K. T . In: A D B , Bd. 4 8 , 1904, S. 166 f.

Dumoulin,

H e i n r i c h , Jesuit, R e l i g i o n s w i s s e n s c h a f t l e r , * 3 1 . 5 . 1 9 0 5 W e v e l i n g h o v e n bei G r e v e n b r o i c h , t 2 1 . 7 . 1 9 9 5 Tokio. D. studierte 1936-39 j a p a n i s c h e R e l i g i o n s w i s s e n s c h a f t e n an der Kaiserlichen U n i v . in T o k i o und w a r 1942-76 Prof. der P h i l o s o p h i e und R e l i g i o n s w i s s e n s c h a f t an der S o p h i a - U n i v . in Tokio, d e r e n n e u e i n g e r i c h t e t e s Institut f ü r f e r n ö s t l i c h e R e l i g i o n e n er 1969-76 leitete. D. w a r einer d e r f ü h r e n d e n R e l i g i o n s w i s s e n s c h a f t l e r in J a p a n , b e f a ß t e sich ü b e r w i e g e n d mit Z e n - B u d d h i s m u s und v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Begegnung mit dem Buddhismus (1978).

Duncker,

(Hans Gottfried) Ludwig, evang. Theologe, * 1 7 . 8 . 1810 H a m b u r g , t 7 . 1 1 . 1 8 7 5 . D . studierte seit 1829 an d e r U n i v . G ö t t i n g e n T h e o l o g i e , seit 1831 an der U n i v . Berlin u . a . P h i l o s o p h i e bei H e n rik —» S t e f f e n s und w a r mit J o h a n n Hinrich —» W i c h e r n b e f r e u n d e t . 1834 k a m er nach H a m b u r g , w u r d e 1836 Lizentiat in G ö t t i n g e n und habilitierte sich dort im f o l g e n d e n Jahr. Seit 1843 a. o. Prof. der K i r c h e n g e s c h i c h t e an der U n i v . G ö t t i n g e n , w u r d e D. in d e n f o l g e n d e n J a h r e n M i t glied der d e u t s c h e n m o r g e n l ä n d i s c h e n u n d der historischt h e o l o g i s c h e n G e s e l l s c h a f t e n in L e i p z i g und f o l g t e 1854 —> G i e s e l e r auf d e m L e h r s t u h l f ü r K i r c h e n - und D o g m e n g e s c h i c h t e an der U n i v . G ö t t i n g e n . 1860 f o l g t e seine E r n e n n u n g z u m Konsistorialrat, 1864 z u m t h e o l o g i s c h e n E p h o r u s . A l s seine H a u p t w e r k gilt d i e g e m e i n s a m mit Friedrich Wilh e l m S c h n e i d e w i n b e s o r g t e A u s g a b e u n d lateinische Ü b e r setzung der Philosophumena H i p p o l y t s (1859). WERKE: D e s heiligen Irenaeus C h r i s t o l o g i e im Z u s a m m e n h a n g e mit dessen t h e o l o g i s c h e n und a n t h r o p o l o g i s c h e n G r u n d l e h r e n . G ö t t i n g e n 1843. - Z u r G e s c h i c h t e d e r christlichen L o g o s l e h r e . G ö t t i n g e n 1848. LITERATUR: E. C. A c h e l i s : D., H. G . L. In: A D B , B d . 4 8 , 1904, S. 170 f.

Dungersheim,

H i e r o n y m u s , kath. T h e o l o g e , g e t a u f t 2 2 . 4 . 1465 O c h s e n f u r t , f 3 . 3 . 1540 L e i p z i g . D. studierte seit 1484 an d e r U n i v . L e i p z i g , w u r d e 1485 B a c calaureus, 1488 M a g i s t e r , 1493 „cursor in t h e o l o g i a " und k a m n a c h d e r P r i e s t e r w e i h e in W ü r z b u r g 1495 als P r e d i g e r n a c h C h e m n i t z . 1496 hielt er sich zur L i z e n t i a t e n p r ü f u n g in K ö l n auf, kehrte 1497 n a c h L e i p z i g zurück, hielt Vorlesungen an der U n i v . und w u r d e 1501 P r e d i g e r an der H a u p t k i r c h e St. M a r i a in Z w i c k a u , w o er auch mit diplom a t i s c h e n A u f t r ä g e n betraut w u r d e . D . reiste 1504 n a c h Siena, kehrte 1505 als Dr. theol. n a c h L e i p z i g z u r ü c k , w u r d e 1506 Kollegiat d e s F ü r s t e n k o l l e g i u m s u n d w a r 1510 R e k t o r . D . f ü h r t e 1 5 1 8 / 1 9 einen gelehrten Streit i m B r i e f w e c h s e l mit —»Luther (Opuscula contra Martinum Lutherum, 1531),

Durand w u r d e 1522 G e h i l f e d e s M e i ß n e r B i s c h o f s J o h a n n (VII.) von —> Schleinitz bei d e s s e n Visitationen und w a r seit 1525 P r e d i g e r in M ü h l h a u s e n . AUSGABE: S c h r i f t e n g e g e n Luther. H r s g . v. T h e o b a l d F r e u d e n b e r g e r . M ü n s t e r 1987. LITERATUR: V D 16, D 2 9 4 1 - 2 9 7 0 . - T h e o b a l d F r e u d e n b e r ger: H . D. von O c h s e n f u r t a m M a i n , 1465-1540, T h e o l o g i e p r o f e s s o r in L e i p z i g . L e b e n und S c h r i f t e n . M ü n s t e r 1998. S i e g f r i e d B r ä u e r : D e r F l u g s c h r i f t e n s t r e i t z w i s c h e n d e m Eil e n b u r g e r S c h u m a c h e r G e o r g S c h ö n i c h e n und d e m L e i p z i g e r T h e o l o g e n H. D. In: R e f o r m a t i o n und K a t h o l i z i s m u s . Festschrift f ü r G o t t f r i e d M a r o n . H a n n o v e r 2 0 0 3 , S. 9 7 - 1 4 0 .

Dunin-Borkowski,

Z b i g n i e w (Stanislaus M a r t i n ) G r a f , Jesuit, T h e o l o g e , P h i l o s o p h , P ä d a g o g e , * 1 1 . 1 1 . 1 8 6 4 W i n n i c z k i bei L e m b e r g , t 1 - 5 . 1 9 3 4 M ü n c h e n . Seit 1883 N o v i z e der G e s e l l s c h a f t J e s u , w u r d e D.-B., S o h n eines G r o ß g r u n d b e s i t z e r s , in E x a e t e n , Feldkirch, Ditton Hall und Valkenburg a u s g e b i l d e t , 1896 z u m Priester geweiht und lehrte a n s c h l i e ß e n d klassische S p r a c h e n , D e u t s c h , F r a n z ö s i s c h und R e l i g i o n in F e l d k i r c h . A l s M i t a r b e i t e r d e r „ S t i m m e n aus M a r i a - L a a c h " b e f a ß t e er sich ü b e r w i e g e n d mit d e m U r c h r i s t e n t u m und b e g a n n s e i n e u m f a n g r e i c h e n Studien zu S p i n o z a . D . lebte 1 9 0 9 - 2 0 in L u x e m b u r g , B o n n und M ü n c h e n , leitete in B o n n ein von ihm errichtetes T a g e s h e i m f ü r G y m n a s i a s t e n und w a r 1920-30 Spiritual d e s B r e s l a u e r T h e o l o g e n k o n v i k t s . S e i n e letzten L e b e n s j a h r e v e r b r a c h t e er in K o b l e n z und M ü n c h e n . N e b e n s e i n e m H a u p t w e r k , der v i e r b ä n d i g e n M o n o g r a p h i e ü b e r S p i n o z a ( D e r junge Spinoza, 1910, ' 1 9 3 3 ; Das Entscheidungsjahr, 1933; Das neue Leben, 1934; Das Lebenswerk, 1936), publizierte er zahlreic h e p ä d a g o g i s c h e Studien und E n t w ü r f e , d a r u n t e r Reifendes Leben (1920, "1924). WEITERE WERKE: S c h ö p f e r i s c h e L i e b e . Ein W e g zur sittlic h e n Vollendung. Berlin 1923. - S p i n o z a n a c h 3 0 0 J a h r e n . B e r l i n / B o n n 1932. LITERATUR: - B e r n h a r d S t a s i e w s k i : D., M . v. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 198.

Dunin Sulgustowski,

M a r c i n von, E r z b i s c h o f von G n e sen und P o s e n , * 10. 11. 1774 W a l bei R a w a ( M a s o v i e n ) , t 2 6 . 1 2 . 1842 P o s e n . D., S o h n eines Gutsbesitzers, studierte 1793-97 in R o m (Dr. theol. et phil.) und e m p f i n g 1797 d i e P r i e s t e r w e i h e . 1800 w u r d e er P f a r r e r und D o m h e r r in L e s l a u , 1808 D o m h e r r s o w i e A u d i t o r in G n e s e n u n d 1815 K a n z l e r d e s G n e s e ner D o m k a p i t e l s . Seit 1818 p r e u ß . Schulrat, w u r d e er 1824 D o m h e r r in P o s e n , 1829 z u m A d m i n i s t r a t o r der E r z d i ö z e s e G n e s e n - P o s e n g e w ä h l t und 1831 z u m E r z b i s c h o f g e w e i h t . D . versuchte, d i e S p a n n u n g e n z w i s c h e n d e r p r e u ß . Verwaltung und der p o l n i s c h - k a t h o l i s c h e n B e v ö l k e r u n g zu m i l d e r n . Er geriet j e d o c h u. a. in d e r F r a g e g e m i s c h t k o n f e s s i o n e l l e r E h e n in Konflikt mit d e m Staat und w u r d e d u r c h e i n e E n t s c h e i d u n g d e s P o s e n e r O b e r l a n d e s g e r i c h t s 1839 zu F e s t u n g s h a f t verurteilt s o w i e seines A m t e s e n t h o b e n . 1840 v o n K ö n i g Friedrich W i l h e l m I V . aus der F e s t u n g K o l b e r g entlassen, k e h r t e D . nach P o s e n z u r ü c k . D a s von i h m a p p r o b i e r t e G e b e t b u c h w u r d e im V o l k s m u n d „ D u n i n " g e n a n n t . LITERATUR: B e r n h a r d S t a s i e w s k i : D „ M . v. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 197 f. - Z d z i s t a w G r o t : D . S., M . v. In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 149-151. D u n k e l , Johann Gottlob Wilhelm, Pseud. Demetrius, e v a n g . T h e o l o g e , P h i l o l o g e , * 1 8 . 9 . 1720 K o t h e n , t 8 . 9 . 1759 Z e r b s t . D a s S t u d i u m der T h e o l o g i e u n d P h i l o s o p h i e an d e r U n i v . H a l l e Schloß D . 1739 mit d e r P r o m o t i o n z u m Dr. phil. a b und w u r d e a n s c h l i e ß e n d E r z i e h e r in Berlin. Seit 1744 Pred i g e r in D i e b z i g im K ö t h i s c h e n , w u r d e er 1748 P f a r r e r in W u l f e n und D r o s a im F ü r s t e n t u m A n h a l t - K ö t h e n , 1753 M i t glied der gelehrten G e s e l l s c h a f t in J e n a , im f o l g e n d e n J a h r

a u c h d e r j e n i g e n in D u i s b u r g . D . lehnte B e r u f u n g e n u. a. n a c h M o s k a u , D e n H a a g und Z e r b s t ab. N e b e n zahlreichen Arbeiten zur n o r d i s c h e n A l t e r t u m s k u n d e , klassischen Philologie und T h e o l o g i e schrieb er u. a. Historisch-kritische Nachrichten von verstorbenen Gelehrten und deren Schriften ¡...] (3 Bde., 1753-60).

Dunkmann,

Karl, e v a n g . T h e o l o g e , S o z i o l o g e , * 2 . 4 . 1868 A u r i c h ( O s t f r i e s l a n d ) , t 2 8 . 1 1 . 1932 Berlin. D., S o h n eines B u c h d r u c k e r e i b e s i t z e r s , studierte an d e n U n i versitäten Halle, Basel und G r e i f s w a l d und w u r d e 1899 p r o m o v i e r t ( D a s Problem der Freiheit in der gegenwärtigen Philosophie und das Postulat der Theologie). Bereits seit 1894 w a r er P a s t o r in Stolp, später in G r e i f s w a l d . Seit 1907 Direktor d e s P r e d i g e r s e m i n a r s in W i t t e n b e r g , f o l g t e er 1913 e i n e m R u f als O r d i n a r i u s f ü r S y s t e m a t i s c h e T h e o logie an die U n i v . G r e i f s w a l d und publizierte in den folg e n d e n J a h r e n zahlreiche Studien zu h o m i l e t i s c h e n , historischen und s y s t e m a t i s c h e n T h e m e n . 1918 ü b e r n a h m D . einen L e h r a u f t r a g f ü r S o z i o l o g i e an der T H Berlin, g r ü n d e t e 1924 das Institut f ü r a n g e w a n d t e S o z i o l o g i e und rief 1928 die Z e i t s c h r i f t „ A r c h i v f ü r a n g e w a n d t e S o z i o l o g i e " ins Leben. D . v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Geschichte des Christentums als Religion der Versöhnung und Erlösung (Bd. 1, 2 Tie., 1907), System der theologischen Erkenntnislehre (1909), Das religiöse Apriori und die Geschichte. Ein Beitrag zur Grundlegung der Religionsphilosophie (1910), Der christliche Gottesglaube. Grundriß der Dogmatik ( 1 9 1 8 ) und Die Kritik der sozialen Vernunft. Eine Philosophie der Gemeinschaft (1924). Er w a r H e r a u s g e b e r eines Lehrbuchs der Soziologie und Sozialphilosophie (1931). WEITERE WERKE: D i e m o d e r n e H o f f n u n g s l o s i g k e i t in Wiss e n s c h a f t , K u n s t u n d M o r a l . Stolp 1901. - I d e a l i s m u s oder C h r i s t e n t u m ? D i e E n t s c h e i d u n g s f r a g e der G e g e n w a r t . Leipzig 1914. - M e t a p h y s i k d e r G e s c h i c h t e . E i n e S t u d i e zur R e ligionsphilosophie. L e i p z i g 1914. - D i e t h e o l o g i s c h e Prinz i p i e n l e h r e S c h l e i e r m a c h e r s . G ü t e r s l o h 1916. - D e r K a m p f u m O t h m a r S p a n n . L e i p z i g 1928. - A n g e w a n d t e Soziologie. Berlin 1929. - S o z i o l o g i e der Arbeit. Halle 1933. LITERATUR: G e r h a r d L e h m a n n : D „ K. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 199 f. - M a t t h i a s W o l f e s : D „ K. In: B B K L , Bd. 16, 1999, Sp. 405-408. D u r ä u s , J o h a n n , eigentl. J o h n Durie, D u r y , e v a n g . T h e o loge, * 1596 E d i n b u r g h , t 2 8 . 9 . 1680 Kassel. D e r S o h n eines p r e s b y t e r i a n i s c h e n P f a r r e r s , der im L e i d e ner Exil lebte, erhielt seine A u s b i l d u n g an der R e f o r m i e r t e n A k a d e m i e in S e d a n und in L e i d e n . 1628 w u r d e D. presb y t e r i a n i s c h e r P f a r r e r in der G e m e i n d e e n g l i s c h e r K a u f l e u t e in E l b i n g , w o sich e i n e G r u p p e a u s v e r s c h i e d e n e n K o n f e s sionen mit P l ä n e n zu einer Vereinigung d e r Kirchen trug. In d e n f o l g e n d e n 3 0 J a h r e n e n g a g i e r t e er sich in E n g l a n d , D e u t s c h l a n d , S c h w e d e n , D ä n e m a r k , den N i e d e r l a n d e n u n d der S c h w e i z f ü r e i n e Vereinigung der r e f o r m i e r t e n und luth. K i r c h e n und w u r d e in seinen Plänen u. a. von G u s t a v Adolf und William L a u d unterstützt. M i t G e o r g —>Calixt k a m es zu keiner Verständigung, obgleich b e i d e ä h n l i c h e Z i e l e anstrebten. N a c h d e r R ü c k k e h r d e r Stuarts in E n g l a n d m i ß l a n g ihm der Versuch, dort e i n e Stelle zu erhalten. E r g i n g an den H o f d e s L a n d g r a f e n W i l h e l m V I . von H e s s e n - K a s s e l und unt e r n a h m von dort R e i s e n zur Verbreitung seiner U n i o n s - und F r i e d e n s p l ä n e . D. schrieb u . a . Sententiae de Pacis rationibus Evangelicis (1634). LITERATUR: V D 17. - M a r t i n S c h m i d t : D „ J. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 201 f.

D u r a n d , Bischof von Lüttich, t um 23. 1. 1025. D. s t a m m t e aus einer F a m i l i e von L e i b e i g e n e n eines Lüttic h e r D o m p r o p s t e s . N a c h d e m B e s u c h der D o m s c h u l e in Lüttich, w o er unter —» N o t k e r studierte, lehrte er in B a m berg die A r t e s liberales. N a c h einer T ä t i g k e i t als K a n z l e r

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Dursch —»Heinrichs II. wurde D. 1021 Bischof von Lüttich. Er weihte 1022 die Kirche von Gembloux und gewann gegen den Erzbischof von Köln einen Rechtsstreit über die Reichsabtei Burtscheid. Bei der Königswahl von 1024 zunächst Parteigänger Konrads d. J., Schloß er er sich dann Konrad d. Ä. an und erhielt dafür 1024 die Herrschaft Heerewaarden/Waal, die sein Amtsvorgänger verloren hatte. LITERATUR: Walter Kaemmerer: D. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 201. - Jean-Louis Kupper: D. In: L T h K \ Bd. 3, 1995, Sp. 410 f. D u r s c h , Johann Georg Martin, kath. Theologe, * 11.11.1800 Deggingen (Württemberg), t 21.2.1881 Rottweil. Nach dem Studium in Tübingen und der Priesterweihe 1825 ging D. zum Studium der Orientalistik nach Paris, war seit 1828 Gymnasialprofessor in Ehingen und wurde 1842 Pfarrer und Dekan in Wurmlingen. 1850 übernahm er die Pfarrei Rottweil und wurde dort 1852 Kirchenrat, 1858 Dekan. D. publizierte außer Übersetzungen aus dem Sanskrit zahlreiche Predigt- und Unterrichtswerke; er befaßte sich in mehreren Studien mit Fragen der Ästhetik (u. a. Ästhetik der christlichen bildenden Kunst des Mittelalters in Deutschland, 1854). WEITERE WERKE: Aesthetik oder die Wissenschaft des Schönen auf dem christlichen Standpunkte dargestellt. Stuttgart/Tübingen 1839. - Symbolik der christlichen Religion. 2 Bde., Tübingen 1858/59. - Der symbolische Charakter der christlichen Religion und Kunst. Schaffhausen 1860. LITERATUR: Laudiert: D., J. G. M. In: ADB, Bd. 48, 1904, S. 213 f.

Dusburg, Peter von

Peter von Dusburg

D u t t e n h o f e r , Christian Friedrich, evang. Theologe, * 3.2.1742 Nürtingen, t 18.3. 1814 Heilbronn. D. studierte seit 1758 Theologie und Philosophie an der Univ. Heidelberg, wurde nach dem Examen Hauslehrer in Leipzig, Greifswald und Hamburg und besuchte die dortigen Universitäten zu seiner Fortbildung. Im Anschluß an eine Studienreise, die ihn nach England und Frankreich führte, wurde er 1771 Diakon im schwäbischen Beilstein, 1777 Pfarrer in Gronau, 1780 Prediger in Heilbronn, später Prälat, Generalsuperintendent und Konsistorialrat der Diözesen Hall und Heilbronn. Er widmete sich auch wissenschaftlichen Studien und Publikationen zur Religions- und Kirchengeschichte. Als sein Hauptwerk gilt eine Geschichte der Religionsschwärmerei (3 Bde., 1796-99). WEITERE WERKE: Freymüthige Untersuchungen über Pietismus und Orthodoxie. Halle/Saale 1787. - Predigten zur Beförderung eines vernünftigen, reinen und rechtschaffenen Christenthums. Heilbronn 1792. - Versuch über den letzten Grundsatz der christlichen Sittenlehre. Tübingen 1801. Betrachtungen über die Geschichte des Christenthums und über andere zeitgemäße Materien. Heilbronn 1813. D u y s i n g , Heinrich, evang. Theologe, * 14.9.1628 Bremen, t 15. 12. 1691 Marburg. D. studierte in Bremen, Helmstedt, Groningen und Leiden und wurde 1656 a. o., später o.Prof. der Philosophie und der griechischen Sprache an der Univ. Marburg. 1660 zum Dr. theol. promoviert, wurde er 1661 o.Prof. der philosophischen Moral, 1664 a.o.Prof. und 1670 o.Prof. der Theologie. D. Schloß sich der Föderaltheologie seines Zeitgenossen Johannes —> Coccejus an und veröffentlichte eine Reihe von

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Disputationen und Abhandlungen, darunter eine Diputatio de absoluta Dei potestate et gratia spirituali, salve ejusdem bonitate et justitia (1685). LITERATUR: V D 17.

D y b a , Johannes, kath. Theologe, Bischof von Fulda, * 15.9. 1929 Berlin, t 23.7.2000 Fulda. Der Sohn eines Lehrers studierte die Rechte in Bamberg, North Carolina (USA) und Heidelberg, wo er 1954 promoviert wurde (Der Einfluß des Kriegs auf die völkerrechtlichen Verträge). Nach dem Besuch des Priesterseminars in Köln 1957-59 wurde D. 1959 zum Priester geweiht. Nach dem Besuch der päpstlichen Diplomatenakademie und Promotion zum Dr. jur. can. (Die Gründe für die einseitige Aufhebung von internationalen Verträgen und Konkordaten) an der Lateranuniversität war D. 1962-66 in der deutschen Abteilung des päpstlichen Staatssekretariats tätig. Danach wurde er als Nuntius nach Buenos Aires und Den Haag, 1972 nach Kinshasa, dann nach Kairo und in verschiedene westafrikanische Staaten entsandt. 1979 erfolgte die Ernennung zum Titularerzbischof von Neapolis. 1983 wurde er zum Bischof von Fulda gewählt. D., der in der Auseinandersetzung um die Rolle der kirchlichen Beratungsstellen in Fragen des Schwangerschaftsabbruchs eine scharf ablehnende Haltung einnahm, erklärte 1993 den Ausstieg des Bistums Fulda aus der staatlich anerkannten Beratung. Seit 1990 war er auch Militärbischof der Bundeswehr. WEITERE WERKE: Geistige Grundlagen der europäischen Einigung. Melle 1988. - Worte in die Zeit. Predigten, Ansprachen, Beiträge. Hrsg. v. Werner Kathrein. Frankfurt/ Main 1994. LITERATUR: Josef Leinweber: Die Fuldaer Äbte und Bischöfe. Fulda 1989, S. 187 f. - Jürgen Nabbefeld (Hrsg.): In Respekt und Dankbarkeit. Der 70. Geburtstag von Erzbischof Dr. Dr. J. D. Bonn 1999. - Erwin Gatz: D„ J. In: Gatz, Bischöfe (1945-2001), 2002, S. 231-233. - Johannes Kreuzenbeck: D., J. In: BBKL, Bd. 22, 2003, Sp. 292-300. D z i e r z o n , Johannes, kath. Theologe, Bienenzüchter, * 16.1.1811 Lowkowitz (Oberschlesien), f 26. 10.1906 Lowkowitz. D. studierte Theologie und wurde nach der Priesterweihe 1834 Kaplan in Schalkendorf, im folgenden Jahr Pfarrverweser und 1838 Pfarrer in Karlsmarkt bei Brieg, wo er sich dem Studium der Bienen widmete. 1835 gelang ihm mit bloßem Auge die Entdeckung der Parthenogenese bei den Bienen, die 1855 durch mikroskopische Untersuchungen bestätigt wurde. D. gilt als Erfinder der beweglichen Waben. Er pflegte Kontakte u.a. mit Gregor —»Mendel und August von Berlepsch. Nach Auseinandersetzungen mit dem Domänenpächter in Karlsmarkt schied er 1869 aus dem Pfarramt aus und Schloß sich 1873 der Altkatholischen Kirche an. Er war Mitglied u. a. der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina (seit 1860), gab den „Bienenfreund aus Schlesien" (1848-56) heraus und veröffentlichte neben seiner Lebensbeschreibung von ihm selbst (1885) u. a. Theorie und Praxis des neuen Bienenfreundes (1848). WEITERE WERKE: Neue verbesserte Bienen-Zucht des Dzierzon. Neisse 1849, f'l 861. - Rationelle Bienenzucht oder Theorie und Praxis des schlesischen Bienenfreundes. Brieg 1861, 2 1878. Engl. 1882. LITERATUR: Franziskus Fuckner (Hrsg.): Der Bienenvater Dr. J. D. und sein Lebenswerk. Ascheberg/Westfalen 1991. - Karl Fleischer: Dr. J. D. Der Altmeister der oberschlesischen und deutschen Imker. Oppeln 1931. - Martin Millerott: D„ J. In; NDB, Bd. 4, 1959, S. 214 f.

E Ebel, Johannes (Wilhelm), luth. Theologe, * 4.3. 1784 Passenheim (Ostpreußen), t 18. 8.1861 Ludwigsburg. Nach dem Studium der Theologie in Königsberg war E., Sohn eines Pfarrers, seit 1804 zunächst als Hilfslehrer und Hofmeister tätig und übernahm 1806 eine Stelle als Pastor in Hermsdorf. Seit 1810 wirkte er als Lehrer und Prediger am Friedrichskollegium und wurde 1816 Archidiakon an der Pfarrkirche der Königsberger Altstadt. Beeinflußt von dem Theosophen Johann Heinrich —> Schönherr, vertrat er hier zusammen mit Georg Heinrich Diestel die Erweckungsbewegung, die vor allem im Bildungsbürgertum und im Adel Anhänger hatte, und wurde das Haupt eines theosophisch ausgerichteten theologisch-esoterischen Kreises. Im Königsberger Religionsprozeß, dem sogenannten „Muckerprozeß" (1835-41), wurde E. jedoch 1841 seines Amtes enthoben, verließ Königsberg mit einigen seiner Anhänger und fand bei der schwäbisch-pietistischen Separation in Ludwigsburg Zuflucht. Er verfaßte u. a. eine dreibändige Philosophie der heiligen Urkunde des Christentums (1854-56). WEITERE WERKE: D i e a p o s t o l i s c h e P r e d i g t ist z e i t g e m ä ß .

Hamburg 1835. - Mit Georg Heinrich Diestel: Verstand und Vernunft im Bunde mit der Offenbarung Gottes. Leipzig 1837. - Die Philosophie der heiligen Urkunde des Christenthums. Stuttgart 1854. LITERATUR: Paul Konschel: Der Königsberger Religionsprozeß gegen E. und Diestel auf Grund der bis ca. 1900 versiegelten Prozeßakten. Königsberg 1909. - Bruno Schmacher: E., J. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 217 f. Ebeling, Erich Robert Friedrich, Orientalist, * 21.11. 1886 Berlin, t 28. 10. 1955 Berlin. Bereits während des Studiums an der Univ. Berlin beschäftigte sich E. auf Anregung von Friedrich Delitzsch mit semitischer Philologie, insbesondere mit der Assyriologie, und wurde Oberstudiendirektor am Berliner HumboldtGymnasium. Er publizierte Keilschrifttexte aus den deutschen Ausgrabungen in Assur, zu denen er eine Reihe wissenschaftlicher Abhandlungen verfaßte, darunter Keilschrifttexte aus Assur religiösen Inhalts (1915-23, Nachdr. 1968). 1920 habilitierte er sich an der Univ. Berlin und wurde dort 1924 a. o.Prof., später Ordinarius für orientalische Philologie und Religionswissenschaft (bis 1953). Er war 1922 Mitbegründer des Reallexikons der Assyriologie. LITERATUR: Ernst Weidner: E., E. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 200 f. Ebeling, Gerhard, evang. Theologe, * 6.7. 1912 Steglitz (heute zu Berlin), | 30.9.2001 Zürich. E., einer preuß. Lehrerfamilie entstammend, studierte 1930-33 evang. Theologie und Philosophie in Marburg (u. a. bei Rudolf —> Bultmann und Wilhelm —> Maurer), Berlin (u.a. bei Nicolai Hartmann) und Zürich (u.a. bei Emil —» Brunner). Als Mitglied der Bekennenden Kirche bezog er nach Examen (1933) und Vikariat (1934-36) das Predigerseminar der Bekennenden Kirche in Finkenwalde, dessen Leiter Dietrich —» Bonhoeffer ihn 1937 zur Promotion nach Zürich entsandte. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete E. als Sanitätssoldat und „illegaler" Pastor zweier Berliner Notgemeinden. 1946 wurde er in Tübingen o. Prof. für Kirchengeschichte, 1954 für Systematische Theologie (1956-65 Zürich, 1965-68 Tübingen), 1968 o. Prof. und 1979 Ho-

norarprofessor für Fundamentaltheologie und Hermeneutik in Zürich. Im Zentrum der kirchenhistorischen Arbeit E.s stand die Erforschung der Theologie Martin —»Luthers. Bereits die Dissertation (Evangelische Evangelienauslegung, 1942, 3 1991) war ein Meisterwerk der Lutherforschung. Durch minuziöse Textinterpretationen, begriffs- und wirkungsgeschichtliche Untersuchungen und thematisch akzentuierte Gesamtdarstellungen (Luther. Einführung in sein Denken, 1964, 5 2005; Luthers Seelsorge, 1997) erschloß E. das zugleich traditionsgeprägte und innovative Denken des Reformators als eine bleibende Herausforderung neuzeitlicher Theologie. Komplementär dazu arbeitete E. an der „systematisch betriebenen Rechenschaft über den christlichen Glauben". Seine grundlegenden Studien zu dogmatischen Einzelthemen waren zugleich Vorarbeiten zu einem systematischen Abriß der Glaubenslehre, den E. zunächst in der Vorlesungsreihe Das Wesen des christlichen Glaubens (1959, 6 1993) unternahm, sodann in der vermächtnishaften Dogmatik des christlichen Glaubens (3 Bde., 1979, 3 1987-93), die der drohenden Auflösung der Theologie in Anthropologie eine biblisch orientierte Freilegung und systematische Entfaltung des Glaubensbegriffs entgegensetzte. Den dritten Schwerpunkt seiner Lebensarbeit bildeten Hermeneutik und Fundamentaltheologie. Als theologische Prinzipienlehre sollten sie die Bedingung der Möglichkeit einer kreativen Vermittlung von Glaubenslehre und Lebenserfahrung reflektieren und dadurch Kirche und Theologie sprachund sachfähig halten. Angesichts der fortschreitenden Verselbständigung der theologischen Disziplinen wollte E. den Sinn für die Einheit der Theologie schärfen und damit die religionspraktische Arbeit der Pfarrer und Lehrer wie auch die Wissenschaftlichkeit der akademischen Theologie nachhaltig fundieren. E. war einer der gewichtigsten, prägendsten und anregendsten Theologen seiner Zeit. Vielfach geehrt (u. a. fünffacher Ehrendoktor), hat er den Fortgang seines Faches nach 1945 nachhaltig bestimmt und zur wissenschaftsorganisatorischen Konsolidierung des deutschen Protestantismus maßgeblich beigetragen. WEITERE WERKE: Wort und Glaube. 4 Bde., Tübingen 1960-95. - Lutherstudien. 5 Bde., Tübingen 1971-89. - Studium der Theologie. Tübingen 1975. - Predigten eines ,Illegalen' 1939-1945. Tübingen 1995. LITERATUR: Verifikationen. Festschrift für G. E. Hrsg. v. Eberhard Jüngel u.a., Tübingen 1982 (Bibliographie). Jürgen Werbick: Die Aporie des Ethischen. Studien zur Fundamentaltheologie G. E.s. München 1976. - Klaas Zwanepol: Unterscheiden. Eine Studie über den Hintergrund, das Motiv und die Methode der Theologie G. E.s. Bern 1993. - Albrecht Beutel: Wort und Glaube. Ein Nachruf auf den evang. Theologen G. E. In: Theologische Revue 97 (2001) S. 523-526. - Ders.: G. E. und die Erforschung der Theologie Luthers. In: Lutherforschung im 20. Jahrhundert. Rückblick - Bilanz - Ausblick. Hrsg. v. Rainer Vinke. Mainz 2004, S. 99-116. Albrecht Beutel Ebeling, Johann Georg, Kantor, Komponist, Herausgeber, * 8.7. 1637 Lüneburg, t 4. 12. 1676 Stettin. Nach dem Besuch des Lüneburger Johanneums studierte der Sohn eines Buchdruckers seit 1658 Theologie an der Univ.

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Ebeling H e l m s t e d t und w u r d e w e g e n seiner m u s i k a l i s c h e n B e g a b u n g von H e r z o g Christian L u d w i g von B r a u n s c h w e i g unter d i e h e r z o g l i c h e n A l u m n e n a u f g e n o m m e n . S c h o n 1660 berief m a n ihn n a c h H a m b u r g an das C o l l e g i u m m u s i c u m , d a s unter der L e i t u n g von M a t t h i a s —» W e c k m a n n stand. Z w e i J a h r e später erhielt E. als N a c h f o l g e r J o h a n n —» C r ü g e r s das K a n torat an der B e r l i n e r N i c o l a i k i r c h e , w o a u c h Paul - » G e r h a r d t wirkte, und ü b e r n a h m hier gleichzeitig e i n e L e h r t ä t i g k e i t a m G y m n a s i u m z u m G r a u e n Kloster. S e i n e V e r t o n u n g e n d e r L i e d e r Paul G e r h a r d t s ( P a u l i Gerhardi Geistliche Andachten, 1 6 6 6 / 6 7 ) w u r d e n Bestandteil der e v a n g G o t t e s d i e n s t musik. 1668 ü b e r n a h m E. d a s K a n t o r a t in Stettin und w u r d e a m dortigen G y m n a s i u m C a r o l i n u m Prof. d e s G r i e c h i s c h e n . Sein W e r k Archaeologiae Orphicae ( 1 6 7 5 ) gilt als älteste deutsche Musikgeschichte. WEITERE WERKE: Ein Tag in den V o r h ö f e n . Berlin 1666. Pauli G e r h a r d i geistliche A n d a c h t e n . Berlin 1666/67. N e u d r . Hrsg. v. F r i e d h e l m K e m p . 2 B d e . , B e r n / M ü n c h e n 1975. - Z w ö l f geistliche L i e d e r P. G e r h a r d t s . Hrsg. v. K o n rad A m e l n . Kassel 1935. LITERATUR: Carl von W i n t e r f e l d : D e r e v a n g e l i s c h e Kirc h e n g e s a n g . Bd. 2. L e i p z i g 1845. - P. G e r h a r d t s geistlic h e Lieder. M i t E i n l e i t u n g und L e b e n s a b r i ß von Karl G e rok. Stuttgart 1878, 6 1 9 0 7 . - H a n s J o a c h i m M o s e r : J. G. E. z u m 300. G e b u r t s t a g . In: M u s i k in P o m m e r n 6 ( 1 9 3 7 ) S. 9 5 - 1 0 1 . - Ders.: D i e e v a n g e l i s c h e K i r c h e n m u s i k in D e u t s c h l a n d . B e r l i n / D a r m s t a d t 1954. - C h r i s t i a n e E n g e l brecht: E „ J. G . In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 222. - Horst Walter: M u s i k g e s c h i c h t e der Stadt L ü n e b u r g v o m E n d e des 16. bis z u m A n f a n g des 18. J a h r h u n d e r t s . T u t z i n g 1967. - Walter B l a n k e n b u r g / D o r o t h e a S c h r ö d e r : E., J. G. In: N G r o v e D , B d . 7, 2 2 0 0 1 , S. 8 4 4 f. - Christian B r u n n e r s : E „ J. G . In: M G G 2 P , B d . 6, 2 0 0 1 , Sp. 5-9. E b e l i n g , J o h a n n Justus, e v a n g . T h e o l o g e , * 2 7 . 8 . 1 7 1 5 E l z e bei H i l d e s h e i m , t 2 . 3 . 1 7 8 3 L ü n e b u r g . E., S o h n eines S c h u h m a c h e r m e i s t e r s und R a t s h e r r n , studierte seit 1731 an den Universitäten H e l m s t e d t u n d Hild e s h e i m , w a r n e b e n b e i als H a u s l e h r e r tätig u n d w u r d e 1840 P r e d i g e r in G a r m i s s e n . 1746-49 w i r k t e er an St. Paul in Hild e s h e i m und w a r a n s c h l i e ß e n d P a s t o r an St. A n d r e a s . 1753 w u r d e er v o m L ü n e b u r g e r M a g i s t r a t z u m S u p e r i n t e n d e n t e n b e r u f e n , w o er bis zu s e i n e m Tod tätig war. E. v e r f a ß t e n e b e n zahlreichen Predigten e i n e R e i h e t h e o l o g i s c h e r L e h r u n d E r b a u u n g s s c h r i f t e n , d a r u n t e r Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift, in erbaulichen Gedichten (4 Teile, 1747). E b e l l , Georg, evang. Theologe, Versicherungsgründer, * 2 2 . 1 0 . 1696 Celle, t 8 . 5 . 1770 L o c c u m . N a c h d e m S t u d i u m der T h e o l o g i e an d e n Universitäten G ö t t i n g e n und J e n a s o w i e z a h l r e i c h e n R e i s e n n a h m d e r S o h n eines A r z t e s 1723 e i n e K o n v e n t u a l s t e l l e in L o c c u m an. 1 7 3 1 / 3 2 amtierte E . als Prior und d a n a c h bis zu s e i n e m Tod als Abt. B e s o n d e r e Verdienste e r w a r b sich E. d u r c h d i e G r ü n d u n g einer F e u e r v e r s i c h e r u n g (1749), d i e sich später unter d e m N a m e n L a n d s c h a f t l i c h e B r a n d k a s s e H a n n o v e r zu e i n e m der g r ö ß t e n V e r s i c h e r u n g s u n t e r n e h m e n N i e d e r s a c h sens e n t w i c k e l t e . LITERATUR: Willi B a r t h : D i e A n f ä n g e d e s B a n k w e s e n s in H a n n o v e r . H a n n o v e r 1911, S. 14 ff. - 2 0 0 J a h r e L a n d s c h a f t liche B r a n d k a s s e H a n n o v e r . H a n n o v e r 1950. - H a n s G e o r g von R i b b e c k : E., G. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 2 2 2 f. E b e r , Paul, luth. T h e o l o g e , K i r c h e n l i e d d i c h t e r , * 8. 11. 1511 K i t z i n g e n / M a i n , f 10. 12. 1569 W i t t e n b e r g . Der S o h n eines S c h n e i d e r s studierte seit 1532 in Wittenberg, w o er einer d e r e n g s t e n S c h ü l e r und M i t a r b e i t e r —» M e l a n c h t h o n s w u r d e . 1537 trat er als M a g i s t e r in d i e Artistische F a k u l t ä t der U n i v . ein und w u r d e 1541 Prof. d e r P h i l o l o g i e

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a m P ä d a g o g i u m , 1544 Prof. der Physik, 1546 M i t g l i e d d e s K o n s i s t o r i u m s . M e h r f a c h w a r er D e k a n und Rektor. 1557 erhielt E . die P r o f e s s u r f ü r d a s Alte T e s t a m e n t an der T h e o logischen Fakultät, n a h m z u s a m m e n mit M e l a n c h t h o n a m W o r m s e r R e l i g i o n s g e s p r ä c h teil und w u r d e 1558 P r e d i g e r an der S c h l o ß k i r c h e . N o c h im selben J a h r trat er die N a c h f o l g e von J o h a n n e s —> B u g e n h a g e n als S t a d t p f a r r e r und G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t d e s K u r k r e i s e s an, w u r d e 1559 z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t und w a r d a n a c h Mitglied d e r T h e o l o g i s c h e n F a kultät. A l s T h e o l o g e vertrat er z u m e i s t m e l a n c h t h o n i s c h e P o s i t i o n e n , vor a l l e m in der A b e n d m a h l s l e h r e . D a s von i h m g e d i c h t e t e K i r c h e n l i e d Wenn wir in höchsten Nöten sein ist noch h e u t e im G e b r a u c h . WEITERES WERK: Vom heiligen S a k r a m e n t d e s Leibs und Bluts u n s e r e s H e r r n Jesu Christi. W i t t e n b e r g 1562. LITERATUR: V D 16, E 10-72. - Christian Heinrich Sixt: P. E., d e r Schüler, F r e u n d und A m t s g e n o s s e der R e f o r m a toren. H e i d e l b e r g 1843. - T h e o d o r Pressel: P. E. E l b e r f e l d 1862. - J o h a n n e s Kirchner: P. E., der S c h ü l e r M e l a n c h t h o n s . L e i p z i g 1907. - R o b e r t S t u p p e r i c h : E., P. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 225. - Walther T h ü r i n g e r : P. E. ( 1 5 1 1 - 1 5 6 9 ) . In: H e i n z S c h e i b l e (Hrsg.): M e l a n c h t h o n in seinen S c h ü l e r n . W o l f e n b ü t t e l e r F o r s c h u n g e n 7 3 ( 1 9 9 7 ) , S. 2 8 5 - 3 2 1 . - H e i n z Scheible: E „ P. In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 1040. E b e r h a r d I . , B i s c h o f von Bamberg, t 1 3 . 8 . 1 0 4 0 , beigesetzt im D o m zu B a m b e r g . E., d e r vielleicht ein N e f f e K a i s e r —» H e i n r i c h s II. war, w u r d e auf d e r G r ü n d u n g s s y n o d e d e s B i s t u m s B a m b e r g in F r a n k f u r t 1007 z u m ersten B a m b e r g e r B i s c h o f g e w e i h t . Er war s p ä t e s t e n s seit 1006 K a n z l e r d e s K ö n i g s , leitete 1 0 0 8 / 0 9 d i e italienische A b t e i l u n g der R e i c h s k a n z l e i und ü b e r n a h m 1013 d a s Erzkanzellariat f ü r Italien. E. v e r s u c h t e , den B e s i t z seines B i s t u m s zu v e r m e h r e n , den B e s t a n d i n s b e s o n d e r e geg e n ü b e r den W ü r z b u r g e r A n s p r ü c h e n zu s i c h e r n , u n d b e z o g d a s L a n d an der R e g n i t z mit ein. D o r t g r ü n d e t e er 1 0 0 7 / 0 9 d a s S t i f t St. Stephan, 1015 d a s B e n e d i k t i n e r k l o s t e r St. M i chael. U n t e r K o n r a d II. m u ß t e er seine Stellung als K a n z l e r an —>Aribo von M a i n z abtreten. LITERATUR: Franz-Josef S c h m a l e : E. I. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 2 2 6 f. - A l f r e d W e n d e h o r s t : E . I. In: L e x M A , B d . 3, 1986, Sp. 1519. - R a i n e r M . H e r k e n r a t h : E. v. B. In: L T h K 3 , B d . 3, 1995, Sp. 4 2 5 . E b e r h a r d I I . , B i s c h o f von Bamberg, * u m 1100, t 17.7. 1 1 7 0 / 7 2 , beigesetzt im D o m zu B a m b e r g . D e r aus e i n e m b a y e r i s c h e n A d e l s g e s c h l e c h t s t a m m e n d e E. w a r seit 1127 M i t g l i e d des B a m b e r g e r D o m k a p i t e l s und zuerst als b i s c h ö f l i c h e r K a p e l l a n , seit 1136 a u c h in d e r Bis c h o f s k a n z l e i tätig. Seit 1139, o b w o h l nicht M i t g l i e d der D o m s c h u l e , M a g i s t e r g e n a n n t , w a r er 1142-62 Propst von St. J a k o b in B a m b e r g , w u r d e 1146 z u m B i s c h o f g e w ä h l t und in Viterbo von P a p s t E u g e n III. g e w e i h t . 1 1 4 6 / 4 7 trat er g e g e n d i e C h r i s t o l o g i e —> G e r h o h s von R e i c h e r s b e r g an, e r h o b 1147 die G e b e i n e K a i s e r —» H e i n r i c h s II. u n d w a r m a ß g e b l i c h an der Wahl F r i e d r i c h s I. beteiligt. E. galt als einer seiner b e d e u t e n d s t e n R a t g e b e r , w u r d e seit 1152 w i e d e r h o l t mit d i p l o m a t i s c h e n V e r h a n d l u n g e n m i t d e r K u rie betraut, i n s b e s o n d e r e b e i m R o m z u g 1 1 5 4 / 5 5 , n a h m i m S c h i s m a von 1159 e i n e Vermittlerstellung ein und b e m ü h t e sich vergeblich u m d i e A u s s ö h n u n g Friedrichs I. mit A l e x a n der III. Seit 1162 zog sich E. in sein B i s t u m z u r ü c k , f ü r d a s er 1152 d i e I n k o r p o r a t i o n der Abtei N i e d e r a l t a i c h e r w i r k t hatte, und erreichte 1160 g e g e n ü b e r W ü r z b u r g das A n r e c h t auf d i e G r a f s c h a f t im R a n g a u . LITERATUR: Walther Föhl: B i s c h o f E. II. von B a m b e r g , ein S t a a t s m a n n Friedrichs I., als Verfasser von B r i e f e n und Urk u n d e n . In: M i t t e i l u n g e n d e s Ö s t e r r e i c h i s c h e n Instituts f ü r

Eberhard Geschichtsforschung 5 0 ( 1931 ) S. 7 3 - 1 3 1 . - Norbert Hoeing: Die „Trierer Stilübungen" und B i s c h o f Ε. II. von Bamberg. Ein Beitrag zur Geschichte der politischen Persönlichkeiten um Kaiser Friedrich I. Diss. Marburg 1948. - Friedrich Hausmann: Ε. II. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 2 2 6 f . - Otto Meyer: Bischof Ε. II. von Bamberg. ( 1 1 4 6 - 1 1 7 0 ) . Mittler im Wandel seiner Zeit. Würzburg 1964. - Alfred Wendehorst: Ε. II. In: L e x M A , Bd. 3, 1986, Sp. 1519. E b e r h a r d II., Truchseß von Tanne, B i s c h o f von Konstanz, t 2 0 . 2 . 1274. E. war Domherr in Konstanz und mindestens seit 1240 Propst zu St. Stephan, bevor er 1248 unter Beteiligung König Wilhelms, der ihm die Regalien verlieh, zum Bischof gewählt wurde. Während seiner Amtszeit kam es zu Auseinandersetzungen zwischen d e m Bischof und der Stadt, im Zuge derer E. 1251 die Burg Gottlieben vor den Toren von Konstanz erbauen ließ; 1255 siegte er über die Bürgerschaft, deren Ratsverfassung aufgehoben wurde. Seit 1249 stand er in einer offenen Fehde mit Abt - » B e r t h o l d von Falkenstein in St. Gallen, die erst 1254 durch den Bischof von Metz beigelegt werden konnte. 1262 wurde E. Ratgeber Herzog Konradins, bemühte sich 1267 um die Lösung des Konflikts zwischen Graf Rudolf von Habsburg und Zürich einerseits und zwischen diesem und den Freiherren von Regensberg andererseits und trug durch den Kauf einer Reihe von Städten und Herrschaften zur Festigung und Erweiterung des bischöflichen Territoriums bei. LITERATUR: Paul Kläui: Ε. II. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 229. - E. v. W. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 1 9 8 - 1 4 4 8 ) , 2 0 0 1 , S. 2 9 0 .

E b e r h a r d , auch Eppo, Bischof von Naumburg, t 5 . 5 . 1079 Würzburg. E. war zunächst in der Kapelle Heinrichs III. tätig, der ihm sein Bistum verschaffte, und w i d m e t e sich während seiner Amtszeit als Reichsbischof seit 1045 vor allem politischen Aufgaben. 1055 begleitete er Heinrich III. nach Italien, war dort als Hofrichter tätig und unternahm 1060 mit Wilhelm von Meißen einen erfolglosen Zug nach Ungarn, bei d e m er g e f a n g e n g e n o m m e n wurde. Seit 1065 war E. häufig in politischen Angelegenheiten am Hof, w o er nach dem Sturz —> Adalberts mit der Führung der Reichsgeschäfte betraut wurde. 1076 war E. an der Absetzung Gregors VII. beteiligt, begleitete Heinrich 1077 nach Canossa und erhielt schließlich die Verwaltung des Bistums Würzburg. LITERATUR: Walter Schlesinger: E. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 2 2 9 f. - Tilman Struve: E. In: L e x M A , Bd. 3, 1986, Sp. 1520 f. E b e r h a r d , Graf von Nellenburg, Benediktiner, * um 1018, t 2 6 . 3 . 1 0 7 8 / 9 7 Schaffhausen. Der Sohn des Eberhard (Eppo) von Nellenburg stammte aus einer Adelsfamilie, die mit den Salier-Kaisern Konrad II. und Heinrich III. s o w i e mit Papst —>Leo IX. verwandt war. Er nahm möglicherweise 1 0 3 7 / 3 8 am Italienfeldzug Konrads II. teil, sicher aber am Feldzug Heinrichs III. 1 0 4 6 / 4 7 . Dafür erhielt E. die Grafschaft Chiavenna und das Münzrecht in Schaffhausen, während ihm Heinrich IV. später Güter im Klettgau und Hegau s o w i e das Münzrecht in Kirchh e i m / T e c k verlieh. 1049 stifteten E. und seine Frau auf ihren Schaffhausener Gütern den Benediktinern das Kloster Allerheiligen. Leo IX. unterstützte das Projekt, und Alexander II. bestätigte später die gräflichen Vogteirechte. Gegen Ende seines Lebens trat E. selbst in das Kloster ein. LITERATUR: Armin Schlechter: E. In: L T h K \ Bd. 3, 1995, Sp. 4 2 6 . - Ekkart Sauser: E. In: B B K L , Bd. 23, 2 0 0 4 , Sp. 2 8 4 f.

E b e r h a r d I., Erzbischof von Salzburg, * um 1085, t 21. / 2 2 . 6 . 1164 Kloster Rein (Steiermark). Der d e m bayerischen Geschlecht der Edelfreien von Hilpoltstein und Biburg entstammende E. trat nach d e m Besuch der Bamberger D o m s c h u l e und d e m Studium in Paris um 1125 als M ö n c h in das Kloster Prüfening ein. Zusammen mit seinen Brüdern Konrad und Arbeo stiftete er das Kloster Biburg, dessen erster Abt er 1133 wurde. Während eines Romaufenthaltes 1139 erfolgte seine Abtweihe durch Innozenz II. Seit 1147 Erzbischof von Salzburg, setzte sich E. für die monastischen Reformbestrebungen —» Gottfrieds von Admont s o w i e für die Kanonikerbewegung —¥ Gerhohs von Reichersberg ein und nahm 1148 am Konzil zu Reims teil. Nach d e m Schisma von 1149 trat er für Alexander III. ein und wurde dessen Hauptstütze in Deutschland. In den folgenden Jahren versuchte er sich mehrmals erfolglos als Vermittler z w i s c h e n d e m Papst und Kaiser Friedrich I. E. wird seit d e m 12. Jh. als Heiliger verehrt, wurde jedoch nie kanonisiert. LITERATUR: Franz Gruber: E. I. Erzbischof von Salzburg. Biographische Abhandlung. München 1873. - Friedrich Hausmann: E. I. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 2 3 0 f . - Leopold Grill: Erzbischof E. I. von Salzburg, (um 1087 bis 1164, 22. Juni). In Mitleid und Starkmut Wegbereiter des Friedens. Rein 1964. - Heinrich Koller: E. I. In: L e x M A , Bd. 3, 1986, Sp. 1521. - Manfred Feuchtner: E. I. ( 1 0 8 9 - 1 1 6 4 ) . Erzbischof von Salzburg. In: Lebensbilder aus der Geschichte des Bistums Regensburg. Hrsg. v. Georg Schwaiger. 1. Teil. Regensburg 1989, S. 145-155. - Heinz Dopsch: E. I. v. S. In: L T h K \ Bd. 3, 1995, Sp. 4 2 6 f . - Ekkart Sauser; E. I. In: B B K L , Bd. 16, 1999, Sp. 4 1 1 - 4 1 3 . E b e r h a r d I I . von Regensburg, B i s c h o f von Brixen, Erzbischof von Salzburg, * um 1170 Salem (Schwaben), f 1. 12. 1246 Friesach (Kärnten). E. stammte aus einem Adelsgeschlecht von Edelfreien aus der G e g e n d von Zürich. Sein Onkel —> Diethelm von Krenkingen war Bischof von Konstanz. Bereits um 1190 wurde E. Domherr und Propst zu Konstanz, 1196 Bischof von Brixen. 1197 empfing er die Priester- und 1 1 9 8 / 9 9 die Bischofsweihe. 1200 wurde E. zum Erzbischof von Salzburg gewählt. Er unterstützte den Staufer Philipp von Schwaben gegen Otto IV., auf dessen Seite Papst Innozenz III. stand. Wegen dieser Differenz erhielt E. erst 1201 seine Amtsbestätigung und das Pallium v o m Papst. Seit 1202 bemühte sich E. um eine neutrale Haltung gegenüber Kaiser und Papst. Weil Otto IV. E.s Unterstützung gegen den Papst erlangen wollte, ließ er den Bischof 1210 gefangennehmen. E. kam erst nach Zugeständnissen gegenüber Kaiser und Reich wieder frei, blieb de facto aber weiterhin neutral und etablierte sich bald als Vermittler in kirchenpolitischen Konflikten. N a c h d e m er 1213 am IV. Laterankonzil teilgenommen hatte, veranstaltete E. 1216 eine Provinzialsynode. Weil er ein Anhänger des Staufers Friedrichs II. war, wurde E. 1240 gebannt. Durch den Erwerb von Grafschaften konnte er sein Territorium beinahe auf die Größe des heutigen Landes Salzburg erweitern. 1201 erhielt das Erzstift Salzburg von König Philipp die Reichsabteien S e e o n und Frauenchiemsee. E. erlangte auch die Landeshoheit des Salzburger Erzstifts und richtete die Eigenbistümer C h i e m s e e (1215), Seckau (1218) und Lavant (1225) ein. Hinzu kamen Kollegiatstifte in Friesach, Völkermarkt und Altötting und 1217 das Dominikanerkloster in Friesach in Kärnten. E. betrieb den Ausbau der Saline Hallein, die Einführung der Bettelorden und die Einrichtung von Hospitälern. Der Stärkung seiner bischöflichen Zentralmacht galt E.s besonderes Engagement. D i e B i s c h ö f e der Salzburger Eigenbistümer unterstellte er seiner eigenen Gewalt. Zuerst in Radstadt beerdigt, konnte E. erst nach der Aufhebung seiner Exkommunikation 1288 im D o m zu Salzburg beigesetzt werden.

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Eberhard LITERATUR: H a n s M . Schaller: Ε. II. v. R. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 231. - H e i n r i c h Koller: Ε. II. In: L e x M A , B d . 3, 1986, Sp. 1521 f. - M a n f r e d H e i m : D e r B i s c h o f von C h i e m see als W e i h b i s c h o f in S a l z b u r g und die Stellung des A r c h i d i a k o n s und S t i f t s p r o p s t e s von H e r r e n c h i e m s e e . In: W e i h b i s c h ö f e und Stifte. H r s g . v. F r i e d h e l m J ü r g e n s m e i e r . F r a n k f u r t / M a i n 1995, S. 5 2 - 6 5 . - H e i n z D o p s c h : Ε. II. In: L T h K \ B d . 3, 1995, S p . 427. - F r a n z Ortner: E. v. R. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 1 9 8 - 1 4 4 8 ) , 2 0 0 1 , S. 6 6 1 - 6 6 3 .

Eberhard III.

von N e u h a u s , E r z b i s c h o f von Satzburg, t 18. 1. 1427 Salzburg. E. w u r d e 1395 D o m d e k a n , im f o l g e n d e n J a h r D o m p r o p s t zu S a l z b u r g und 1403 k a n o n i s c h z u m E r z b i s c h o f g e w ä h l t . B o nifatius I X . e r n a n n t e j e d o c h 1404, d e m W u n s c h W i l h e l m s von Österreich n a c h k o m m e n d , d e n B i s c h o f von Freising, B e r t h o l d von W e h i n g e n , u n d e n t s c h i e d sich erst drei J a h r e später z u g u n s t e n E.s. Er w a r 1 4 1 4 / 1 5 u n d w a h r s c h e i n l i c h auch 1417 a m Konzil von K o n s t a n z a n w e s e n d und v e r ö f f e n t lichte 1418 auf einer P r o v i n z i a l s y n o d e in S a l z b u r g d i e K o n stanzer R e f o r m d e k r e t e , d e r e n B e s c h l ü s s e 1420 in v e r s c h ä r f ter F o r m e r n e u e r t w u r d e n . 1420 beteiligte sich E. a m H u s s i tenkrieg. A l s V e r b ü n d e t e r L e o p o l d s I V . von Österreich und K ö n i g S i g i s m u n d s vermittelte er in den A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n mit W i l h e l m und E r n s t von Osterreich, als V e r b ü n d e t e r L u d w i g s VII. von B a y e r n in h a b s b u r g i s c h e n und wittelsbachischen Auseinandersetzungen. LITERATUR: J o a c h i m L e u s c h n e r : E. III. v. N . In: N D B , B d . 4, 1959, S. 2 3 2 . - Heinrich Koller: E. III. In: L e x M A , B d . 3, 1986, Sp. 1522. - H e i n z D o p s c h : E. III. In: L T h K \ B d . 3, 1995, Sp. 4 2 7 . - F r a n z Ortner: E . v. N. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 1 9 8 - 1 4 4 8 ) , 2 0 0 1 , S. 6 7 4 - 6 7 6 .

Eberhard,

E r z b i s c h o f von Trier, t 1 5 . 4 . 1066, beigesetzt im Kollegiatstift St. Paul in Trier. Z u n ä c h s t D o m p r o p s t in W o r m s , w u r d e E. 1047 von K a i s e r H e i n r i c h III. z u m N a c h f o l g e r des Trierer Erzbis c h o f s —> P o p p o von B a b e n b e r g e r n a n n t und erhielt von —> C l e m e n s II. d a s P a l l i u m . Im f o l g e n d e n J a h r n a h m er an der K r ö n u n g des P a p s t e s —»Leo I X . teil und erhielt von dies e m als erster B i s c h o f d a s R e c h t , die Mitra zu tragen, s o w i e d i e B e s t ä t i g u n g d e s P r i m a t s d e r Trierer K i r c h e ü b e r Gallien. 1049 w a r er an den R e f o r m s y n o d e n in R e i m s und M a i n z anw e s e n d ; er stand in h o h e m A n s e h e n bei H e i n r i c h III., der ihn m e h r m a l s in Trier besuchte. D u r c h einen T a u s c h v e r t r a g ü b e r G e b i e t e an der U n t e r m o s e l k o n n t e E . die erzstiftischen B e sitzungen u m Trier mit K o b l e n z v e r b i n d e n und so die Basis f ü r ein trierisches Territorium s c h a f f e n . W e g e n Streitigkeiten mit d e n L u x e m b u r g e r G r a f e n w u r d e er auf einer Visitationsreise d u r c h seine D i ö z e s e 1060 von K o n r a d I. von L u x e m b u r g g e f a n g e n g e n o m m e n und erst nach der V e r h ä n g u n g d e s K i r c h e n b a n n e s ü b e r diesen d u r c h den P a p s t w i e d e r f r e i g e setzt. Bei der S c h w e r t l e i t e H e i n r i c h s I V . 1065 f ü h r t e E. d i e W e i h e h a n d l u n g aus. LITERATUR: R i c h a r d L a u f n e r : E. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 2 3 2 f. - U d o K i n d e r m a n n : E . In: L e x M A , Bd. 3, 1986, Sp. 1522 f.

Eberhard,

A b t v o n Einsiedeln, t 1 4 . 8 . 9 5 8 . E. w a r z u n ä c h s t D o m p r o p s t in S t r a ß b u r g , k a m 9 3 4 nach E i n s i e d e l n , stellte d i e Z e l l e d e s heiligen M e i n r a d w i e d e r her, ließ dort e i n e K i r c h e e r b a u e n (948 g e w e i h t ) und f ü h r t e d a s m ö n c h i s c h e L e b e n ein. 9 4 7 erhielt E. von K ö n i g O t t o I. f r e i e A b t w a h l und I m m u n i t ä t und stand d e m Kloster E i n s i e d e l n bis zu s e i n e m Tod als erster A b t vor. E. w i r d als Heiliger verehrt. LITERATUR: J o s e p h M . B. C l a u s s : D i e Heiligen des E l s a ß in i h r e m L e b e n , ihrer V e r e h r u n g und ihrer Darstellung in der Kunst. D ü s s e l d o r f 1935, S. 5 4 f. - Paul Kläui: E. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 2 2 7 . - J o a c h i m S a l z g e b e r : E. v. E. In: L T h K ' \ B d . 3, 1995, S p . 4 2 5 .

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Eberhard

von G a n d e r s h e i m , C h r o n i s t , e r w ä h n t 13. Jh. E. wird in zwei U r k u n d e n von 1204 und 1207 als D i a k o n und N o t a r des Klosters G a n d e r s h e i m e r w ä h n t . U n t e r der R e g e n t s c h a f t der Äbtissin M e c h t h i l d I. v e r f a ß t e er die mitteln i e d e r d e u t s c h e Gandersheimer Reimchronik ( z w i s c h e n 1216 und 1218). D u r c h d i e D a r s t e l l u n g d e r G r ü n d u n g s g e s c h i c h t e sollte das W e r k in d e n A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n d e s Klosters mit d e m B i s c h o f von H i l d e s h e i m d i e alten R e c h t e d e s Klosters d o k u m e n t i e r e n . LITERATUR: L u d w i g Wolff: Ε. ν. G . In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 2 3 8 . - Volker H o n e m a n n : Ε. v. G. In: V L 2 , Bd. 2, 1980, S p . 2 7 7 - 2 8 2 . - L u d w i g Wolff: E . v. G. In: R G G 4 , B d . 2, 1999, S p . 238.

Eberhard

von R o h r d o r f , A b t von S a l e m , * u m 1160, t 1 0 . 6 . 1 2 4 5 S a l e m bei Ü b e r l i n g e n / B o d e n s e e . E. trat u m 1180 in das Z i s t e r z i e n s e r k l o s t e r S a l e m ein, w u r d e a m 1 2 . 6 . 1 1 9 1 z u m A b t g e w ä h l t u n d Schloß sich im deuts c h e n T h r o n s t r e i t P h i l i p p von S c h w a b e n an. 1202 b r a c h E. z u s a m m e n mit E r z b i s c h o f - > E b e r h a r d II. von S a l z b u r g und a n d e r e n A n h ä n g e r n der S t a u f e r n a c h R o m a u f , u m dort geg e n die E i n m i s c h u n g des P a p s t e s in d i e d e u t s c h e K ö n i g s w a h l zu protestieren. D a b e i k o n n t e er d a s Vertrauen I n n o z e n z ' III. g e w i n n e n , d e r ihn s o w o h l bei kirchlichen A n g e l e g e n h e i t e n als a u c h als Vermittler mit P h i l i p p von S c h w a b e n in A n s p r u c h n a h m . Seit 1209 stand E. in V e r b i n d u n g zu Friedrich II. in Sizilien. Von H o n o r i u s III. und G r e g o r I X . w u r d e er mit kirchlichen A u f g a b e n betraut. 1240 legte E . sein A m t a u s g e s u n d h e i t l i c h e n G r ü n d e n nieder. LITERATUR: H a n s Martin Schaller: E. v. R. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 230. - A r n o B o r s t : M ö n c h e a m B o d e n s e e 6 1 0 - 1 5 2 5 . S i g m a r i n g e n 1978, S. 191-209, 5 5 0 f . - H e l m u t M a u r e r : E. v. R. In: L T h K 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 4 2 6 .

Eberhard II.,

A b t von W e i h e n s t e p h a n , t 8 . 4 . 1448 Weihenstephan. E. ü b e r n a h m 1416 d i e Leitung d e s B e n e d i k t i n e r k l o s t e r s Weih e n s t e p h a n , b e f a ß t e sich seit 1418 mit der K l o s t e r r e f o r m u n d schuf ein R e f o r m a t i o n s l i b e l l in zwei Teilen. 1425 w u r d e er von P a p s t Martin V . zur S c h l i c h t u n g von Streitereien z w i schen Prälaten nach Österreich entsandt. 1433 n a h m e r a m Konzil von Basel teil, u m die R e c h t e d e s Klosters g e g e n d e n F r e i s i n g e r B i s c h o f d u r c h z u s e t z e n . 1435 w a r E. Visitator in Mondsee.

Eberhard,

Johann August, evang. Theologe, Philosoph, * 3 1 . 8 . 1 7 3 9 Halberstadt, t 6 . 1 . 1 8 0 9 Halle. E., S o h n eines K a n t o r s , studierte 1756-59 in H a l l e T h e o logie und w u r d e H o f m e i s t e r in H a l b e r s t a d t im H a u s e d e s späteren S t a a t s m i n s t e r s von d e r Horst, d e m er 1763 n a c h Berlin folgte, w o er u. a. an den A b e n d u n t e r h a l t u n g e n M o ses —» M e n d e l s s o h n s und Friedrich N i c o l a i s t e i l n a h m . Seit 1768 P r e d i g e r a m Berliner A r b e i t s h a u s und in der G e m e i n d e S t r a l o w , e r r e g t e E. 1772 mit s e i n e m literarischen D e b ü t Neue Apologie des Sokrates, die m e h r f a c h a u f g e l e g t und übersetzt w u r d e , g r o ß e s A u f s e h e n , da er e i n i g e zentrale L e h r s t ü c k e d e r christlichen V e r k ü n d i g u n g kritisierte u n d d u r c h seine a u f k l ä r e r i s c h e n T e n d e n z e n A n s t o ß erregte; 1774 w u r d e i h m die E r l a n g u n g einer Predigerstelle in C h a r l o t t e n b u r g e r s c h w e r t . 1776 w u r d e E. j e d o c h f ü r d i e p h i l o s o p h i s c h a n t h r o p o l o g i s c h e F o r s c h u n g in seiner Allgemeinen Theorie des Denkens und Empfindens ( 2 1 7 8 6 ) mit d e m Preis der K ö n i g l i c h e n A k a d e m i e der W i s s e n s c h a f t e n a u s g e z e i c h n e t , d e r e n M i t g l i e d er seit 1786 war. 1778 f o l g t e er e i n e m R u f als Prof. d e r P h i l o s o p h i e n a c h Halle. In seinen A b h a n d l u n g e n v e r b a n d E . d i e L e i b n i z - W o l f f s c h e - P h i l o s o p h i e mit M o t i v e n der e n g l i s c h e n A u f k l ä r u n g s p h i l o s o p h i e . E. kritisierte die B e s c h r ä n k u n g m e n s c h l i c h e r E r k e n n t n i s auf E r s c h e i n u n g e n u n d bestritt d i e strikte T r e n n u n g von S i n n e s - und Verstandeswelt. E r g a b d i e Z e i t s c h r i f t e n „ P h i l o s o p h i s c h e s M a g a z i n "

Eberle ( 1 7 8 8 - 9 2 ) und „ P h i l o s o p h i s c h e s A r c h i v " ( 1 7 9 2 - 9 5 ) heraus, in d e n e n er g e g e n —>Kant polemisierte. E. v e r ö f f e n t l i c h te u . a . Vorbereitung zur natürlichen Theologie ( 1 7 8 1 ) , Sittenlehre der Vernunft ( 1 7 8 1 , 2 1 7 8 6 ) und ein Handbuch der Aesthetik ( 1 8 0 3 - 0 5 , 2 1 8 0 7 - 2 0 ) . Er w a r Verfasser e i n e s ersten d e u t s c h e n S y n o n y m e n w ö r t e r b u c h e s ( V e r s u c h einer allgemeinen deutschen Synonymik, 6 Bde., 1795-1802; g e k ü r z t e A u s g a b e 1802 als Synonymisches Handwörterbuch der deut17 schen Sprache, 1910). WEITERE WERKE: A l l g e m e i n e G e s c h i c h t e der P h i l o s o p h i e . Halle 1788, 2 1 7 9 7 . - Geist des U r c h r i s t e n t u m s . H a n d b u c h der G e s c h i c h t e der p h i l o s o p h i s c h e n Kultur. H a l l e 1807. LITERATUR: Friedrich Nicolai: G e d ä c h t n i s s c h r i f t auf J. A . E. B e r l i n / S t e t t i n 1810. - Karl L u n g w i t z : D i e R e l i g i o n s p h i l o s o p h i e J. A . E.s. W e i d a 1910. - G e o r g D r a e g e r : J. A. E.s P s y c h o l o g i e und Ä s t h e t i k . H a l l e 1914. - H e n r y E. Allison: The Kant-Eberhard-Controversy. Baltimore/London 1 9 7 3 . A l e x a n d e r A l t m a n n : E i n e bisher u n b e k a n n t e f r ü h e Kritik E.s an K a n t s R a u m - und Zeitlehre. In: K a n t - S t u d i e n 7 9 ( 1 9 8 8 ) S. 3 2 9 - 3 4 1 . - M a n f r e d G a w l i n a : E „ J. A . In: L T h K \ B d . 3, 1995, Sp. 4 2 8 . - Z w i B a t s c h a : „ D e s p o t i s m u s von j e d e r A r t reizt zur W i d e r s e t z l i c h k e i t " . D i e F r a n z ö s i s c h e R e v o l u t i o n in der d e u t s c h e n P o p u l a r p h i l o s o p h i e . F r a n k f u r t / M a i n 1989. M a n f r e d G a w l i n a : D a s M e d u s e n h a u p t der Kritik. D i e K o n troverse z w i s c h e n I m m a n u e l K a n t und J. A . E. B e r l i n / N e w York 1996. - M a r i o n L a u s c h k e / M a n f r e d Z a h n (Hrsg.): I m m a n u e l Kant. D e r Streit m i t J. A . E. H a m b u r g 1998. E b e r h a r d , M a t t h i a s , B i s c h o f von Trier, * 1 . 1 1 . 1 8 1 5 Trier, t 3 0 . 5 . 1876 Trier. E., S o h n e i n e s G a s t w i r t s , studierte seit 1834 P h i l o s o p h i e und T h e o l o g i e a m P r i e s t e r s e m i n a r in Trier, w o er 1839 z u m Priester g e w e i h t w u r d e , und w a r im A n s c h l u ß d a r a n als K a p l a n an St. K a n t o r in K o b l e n z tätig. Seit 1842 G e h e i m s e k r e t ä r des B i s c h o f s W i l h e l m —»Arnoldi und Prof. d e r D o g m a tik a m Trierer P r i e s t e r s e m i n a r , w u r d e er 1846 in M ü n c h e n z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t (De tituli „Sedis Apostolicae" ad insigniendam Sedem Romanam usu antiquo et vi singulari). 1849-62 w a r er R e g e n s des P r i e s t e r s e m i n a r s , seit 1850 z u d e m D o m k a p i t u l a r und D o m p r e d i g e r in seiner H e i m a t stadt. 1852-56 w a r E . A b g e o r d n e t e r der kath. Fraktion im P r e u ß i s c h e n L a n d t a g . 1867 w u r d e er z u m B i s c h o f von Trier g e w ä h l t . E., d e r als einer der b e d e u t e n d s t e n K a n z e l r e d n e r seines J a h r h u n d e r t s gilt, m u ß t e w ä h r e n d d e s K u l t u r k a m p f e s 1874 e i n e n e u n m o n a t i g e G e f ä n g n i s s t r a f e v e r b ü ß e n . WEITERE WERKE: Kanzel-Vorträge. Hrsg. v. A e g i d i u s Ditscheid. 6 B d e . , F r e i b u r g / B r e i s g a u 1877-83, " 1 9 0 4 - 1 4 (Bd. 1, 2, 4, 6). LITERATUR: A e g i d i u s D i t s c h e i d : M . E. i m K u l t u r k a m p f . Trier 1 9 0 0 , 2 1 9 1 1 . - H e r m a n n Ries: E., M . In: N D B , B d . 4, 1959, S. 241 f. - A l o i s T h o m a s : E., M . In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 155-157. - Josef S t e i n r u c k : E., M . In: L T h K 3 , B d . 3, 1995, Sp. 4 2 8 . E b e r h a r d , Otto (Glaubrecht), evang. Theologe, P ä d a g o g e , * 28. 11. 1875 L u d w i g s l u s t , t 2 6 . 9 . 1966 Berlin. D e r P f a r r e r s s o h n studierte T h e o l o g i e und P h i l o s o p h i e an den Universitäten E r l a n g e n , G r e i f s w a l d und R o s t o c k . 1901 w u r d e er Volksschul- und F o r t b i l d u n g s r e k t o r in Zarrentin ( M e c k l e n b u r g ) , 1908 P f a r r e r in K o t e l o w , 1909 S e m i n a r d i rektor u n d M i t g l i e d d e s K o n s i s t o r i u m s in G r e i z u n d 1914 S c h u l r a t in H o h e n - N e u e n d o r f bei Berlin. 1927-30 w a r E. D o z e n t a m R e l i g i o n s p ä d a g o g i s c h e n Institut in Berlin. 1933 in d e n vorzeitigen R u h e s t a n d versetzt, w u r d e er 1945 D o zent f ü r R e l i g i o n s m e t h o d i k u n d war als L e h r e r f ü r L a tein und E v a n g e l i s c h e R e l i g i o n s l e h r e tätig. E., d e r d e n Arbeitsschulgedanken des Reformpädagogen Hugo Gaudig f ü r die R e l i g i o n s p ä d a g o g i k f r u c h t b a r m a c h t e , v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Arbeitsschule, Religionsunterricht und Gemeinschaftserziehung ( 1 9 2 0 , 3 1 9 2 4 ) . D a n e b e n e n t s t a n d e i n e R e i h e von

S c h r i f t e n ü b e r Palästina, d a s er 1905 im R a h m e n eines Stud i e n a u f e n t h a l t s b e s u c h t hatte (Palästina, Erlebtes und Erlauschtes, 2 B d e . , 1910-13). WEITERE WERKE: D i e G l e i c h n i s f r a g e . E i n e t h e o l o g i s c h e U n t e r s u c h u n g mit p ä d a g o g i s c h e r Spitze. W i s m a r 1907. W i e lassen sich d i e m o d e r n e n p ä d a g o g i s c h e n B e s t r e b u n g e n f ü r die e v a n g e l i s c h e E r z i e h u n g s s c h u l e f r u c h t b a r m a c h e n ? L a n g e n s a l z a 1923. - K i n d und K u l t u s . K i n d e r k i r c h e und S c h u l e . G ü t e r s l o h 1929. - E v a n g e l i s c h e r R e l i g i o n s u n t e r r i c h t an der Z e i t e n w e n d e . E i n b l i c k e und A u s b l i c k e . T ü b i n g e n 1932. - Z e u g n i s s e d e u t s c h e r F r ö m m i g k e i t von d e r F r ü h z e i t bis heute. L e i p z i g 1938, 2 1 9 4 0 . - A b e n d l ä n d i s c h e Erzieh u n g s w e i s h e i t . E i n e H i l f e f ü r die N o t d e r G e g e n w a r t . Berlin 1958. LITERATUR: Karl E r n s t N i p k o w : O., E. In: H e n n i n g S c h r ö e r / Dietrich Zillessen (Hrsg.): Klassiker der R e l i g i o n s p ä d a g o gik. F r a n k f u r t / M a i n 1989, S. 2 1 0 - 2 2 2 . - Friedrich S c h w e i t zer: D i e Religion d e s K i n d e s . G ü t e r s l o h 1992, S. 2 8 8 - 2 9 9 . O l i v e r K ü s s : E „ O . In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 1040. E b e r i g i s i l , a u c h Evergislus, Bischof von Köln, t v o r 5 9 4 . E. w a r wohl N a c h f o l g e r d e s C a r e n t i n u s und d a m i t f ü n f t e r B i s c h o f von Köln. 5 9 0 g i n g er im A u f t r a g v o n K ö n i g C h i l d e bert II. n a c h Poitiers, um dort in e i n e m Streit z w i s c h e n den T ö c h t e r n C h i l d e b e r t s und d e r Äbtissin R a d e g u n d e zu vermitteln. E. soll e i n e St. M a l l o s u s - B a s i l i k a errichtet haben, n a c h d e m er d i e R e l i q u i e n d e s Heiligen g e f u n d e n hatte. D e r g e n a u e Ort der Basilika k o n n t e j e d o c h bislang nicht ermittelt w e r d e n ; er wird in der N ä h e d e s D o m s von X a n t e n v e r m u t e t . D i e G e b e i n e E.s sollen ursprünglich in T o n g e r n beigesetzt und im 10. Jh. nach K ö l n ü b e r f ü h r t w o r d e n sein. LITERATUR: B e r n h a r d D o m a g a l s k i : E v e r g i s l u s . In: L T h K 3 , B d . 3, 1995, Sp. 1068. - T h o m a s Otten: D i e f r ä n k i s c h e n B a u t e n unter St. Viktor zu X a n t e n . In: J a h r b u c h Kreis Wesel 2 0 0 2 , S. 2 1 1 - 2 2 1 . - S e b a s t i a n R i s t o w : E. In: B B K L , Bd. 22, 2003, Sp. 299-304. E b e r l , Friedrich, kath. T h e o l o g e , * 10. 1 . 1 8 4 3 U n t e r k r e u z b e r g / B a y e r i s c h e r Wald, t 2 6 . 2 . 1918 P a s s a u . 1865 z u m Priester g e w e i h t , w u r d e E. im f o l g e n d e n J a h r in W ü r z b u r g z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t und a n s c h l i e ß e n d P r ä f e k t im K l e r i k a l s e m i n a r von P a s s a u . 1867-71 w a r er K o o p e r a t o r in H a u z e n b e r g , ü b t e d a s L e h r a m t an v e r s c h i e d e n e n b a y e r i s c h e n G y m n a s i e n aus und lehrte 1898-1912 als Prof. der M o r a l t h e o l o g i e u n d P ä d a g o g i k in P a s s a u . Er s c h r i e b u. a. Die Geschichte des fränkischen Königreiches in Bayern (1895). WEITERE WERKE: D i e K i r c h e u n d d i e A s s o c i a t i o n d e r Arbeiter. P a s s a u 1866. - S t u d i e n zur G e s c h i c h t e d e r zwei letzten Agilulfinger. N e u b u r g / D o n a u 1881. - Studien zur Ges c h i c h t e der K a r o l i n g e r in B a y e r n . S t r a u b i n g 1891. E b e r l e , F r a n z X a v e r , W e i h b i s c h o f in A u g s b u r g , * 4 . 7 . 1874 A u g s b u r g , t 1 9 . 1 1 . 1951 A u g s b u r g . E. studierte T h e o l o g i e und N a t i o n a l ö k o n o m i e an d e r U n i v . M ü n c h e n und w u r d e 1910 z u m Dr. oec., 1922 z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t . N a c h der P r i e s t e r w e i h e 1897 z u n ä c h s t Stadtkaplan in N e u - U l m , d a n n an St. P e t e r in N e u s t a d t / D o n a u , w a r er seit 1903 H o f p r e d i g e r an St. K a j e t a n in M ü n c h e n . Seit 1907 K a n o n i k u s a m kgl. H o f s t i f t St. K a j e t a n , w u r d e E. 1912 als Prof. der M o r a l t h e o l o g i e und Sozialethik an die H o c h s c h u l e in P a s s a u b e r u f e n und g i n g 1916 als D o m k a p i t u l a r n a c h A u g s b u r g . Dort w u r d e er 1925 z u m Päpstlichen H a u s prälaten, 1927 z u m G e n e r a l v i k a r und 1933 z u m D o m p r o p s t e r n a n n t . Seit 1934 amtierte er als W e i h b i s c h o f in A u g s b u r g und w a r Titularbischof von Zalike. E. v e r f a ß t e e i n e R e i h e m o r a l t h e o l o g i s c h e r , h o m i l e t i s c h e r und n a t i o n a l ö k o n o m i s c h e r S c h r i f t e n , u. a. Katholische Wirtschaftsmoral ( 1921 ). WEITERE WERKE: F a h n e n e i d . M ü n c h e n 1902. - P a s s i o n s bilder aus d e m G a r t e n G e t h s e m a n i . M ü n c h e n 1913. -

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Eberle D i e kirchlichen L e i d e n s o f f i z i e n der Fastenzeit. R e g e n s b u r g 1913. - S o n n - und F e i e r t a g s k l ä n g e aus d e m K i r c h e n j a h r . 2 B d e . , F r e i b u r g / B r e i s g a u 1915, 2 1 9 1 9 . LITERATUR: Karl Wahl: . . . e s ist d a s d e u t s c h e Herz. A u g s burg 1954. - P e t e r R u m m e l : E „ F. X . In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 157. - Ders.: E., F. X. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 9 4 5 - 2 0 0 1 ) , 2 0 0 2 , S. 5 9 f. E b e r l e , J o s e p h , P s e u d . E d g a r M ü h l e n , kath. Publizist, * 2 . 8 . 1 8 8 4 Ailingen/Bodensee, t 1 2 . 9 . 1 9 4 7 Salzburg. N e b e n d e m S t u d i u m der P h i l o s o p h i e u n d T h e o l o g i e b e s c h ä f t i g t e sich E., S o h n eines M ü h l e n b e s i t z e r s , m i t T h e m e n der K u n s t g e s c h i c h t e und S o z i o l o g i e . 1918 w u r d e er in W i e n C h e f r e d a k t e u r der n e u g e g r ü n d e t e n W o c h e n s c h r i f t „ D i e M o n a r c h i e " , d i e er später bis 1925 unter d e m Titel „ D a s N e u e R e i c h " w e i t e r f ü h r t e . A n s c h l i e ß e n d g a b er bis 1940 die Z e i t s c h r i f t „ S c h ö n e r e Z u k u n f t " heraus. E r v e r ö f fentlichte u . a . Großmacht Presse (1912) und Der Weg ins Freie (1946). Er w a r einer der f ü h r e n d e n kath. Publizisten seiner Zeit. LITERATUR: Karl B u c h h e i m : E., J. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 2 4 4 . - B a r b a r a H o f e r : J. E. K a t h o l i s c h e r Publizist zwischen „ M o n a r c h i e " und „ S c h ö n e r e r Z u k u n f t " . Diss. S a l z b u r g 1995. E b e r l e , Melchior, Benediktiner, * 2 7 . 3 . 1 8 2 8 G r o ß k i s s e n d o r f bei G ü n z b u r g , t 1 0 . 7 . 1903 M ü n c h e n . N a c h d e m B e s u c h des B e n e d i k t i n e r - G y m n a s i u m s zu St. Stephan in A u g s b u r g trat E . 1850 in d e n O r d e n ein u n d studierte T h e o l o g i e und P h i l o l o g i e an der U n i v . M ü n c h e n . 1853 z u m Priester g e w e i h t , w a r er z u n ä c h s t L e h r e r an seiner e h e m a ligen S c h u l e u n d wirkte d a n n nach s e i n e m Übertritt in d a s Kloster St. B o n i f a z in M ü n c h e n 1859-78 als S t u d i e n l e h r e r a m dortigen L u d w i g s g y m n a s i u m . Bis 1884 war er B e i c h t vater in F r a u e n c h i e m s e e , a n s c h l i e ß e n d Stellvertreter an d e r Filialkirche St. B e n e d i k t in M ü n c h e n und seit 1899 S u b p r i o r im Stift St. B o n i f a z . E . v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . 1892 Lourdes und seine Wunder. E b e r l e , S i m o n von, kath. T h e o l o g e , N a t u r f o r s c h e r , * u m 1756 W i e n , t 24. 1 2 . 1 8 2 7 W i e n . D e r T h e o l o g e E. w a n d t e sich bald n a t u r w i s s e n s c h a f t l i c h e n Studien zu, stellte 1791 f ü r L e o p o l d II. m e h r e r e Instrum e n t e f ü r p h y s i k a l i s c h e Ü b u n g e n z u s a m m e n und richtete 1794 f ü r Kaiser F r a n z II. in d e r W i e n e r H o f b u r g ein a s t r o n o m i s c h e s O b s e r v a t o r i u m ein. Er w u r d e D i r e k t o r d e s P h y s i k a lischen K a b i n e t t s s o w i e Direktor d e s n e u g e g r ü n d e t e n „k. k. p h y s i k a l i s c h e n und a s t r o n o m i s c h e n K u n s t - u n d N a t u r - T h i e r K a b i n e t t s " und Schloß d i e A u f s t e l l u n g der S a m m l u n g 1797 ab. In d e n A d e l s s t a n d e r h o b e n und z u m „infulierten P r o p s t " (= mit der B i s c h o f s w ü r d e v e r s e h e n ) e r n a n n t , w u r d e er 1801 vorzeitig pensioniert. LITERATUR: F r a n z Heinrich B ö c k h : M e r k w ü r d i g k e i t e n d e r H a u p t - und R e s i d e n z s t a d t . B d . 2. W i e n 1823, S. 4 6 ff. E b e r l e i n , G e o r g , Architekt, M a l e r , Stecher, L i t h o g r a p h , * 1 3 . 4 . 1819 L i n d e n ( M i t t e l f r a n k e n ) , t 8 . 7 . 1884 N ü r n berg. Seit 1833 w a r E. S c h ü l e r Karl A l e x a n d e r von H e i d e l o f f s an der P o l y t e c h n i s c h e n S c h u l e in N ü r n b e r g , d a n a c h Z e i c h e n l e h rer an d e r dortigen H a n d w e r k e r - und S o n n t a g s s c h u l e . Stilistisch unter d e m E i n f l u ß H e i d e l o f f s s t e h e n d , der einer d e r wichtigsten Vertreter der n e u g o t i s c h e n A r c h i t e k t u r in B a y e r n war, arbeitete er mit d i e s e m z u s a m m e n an d e n S t i f t s k i r c h e n in A s c h a f f e n b u r g und Stuttgart, a m Rittersaal der Veste C o burg, 1840-42 an S c h l o ß Lichtenstein bei R e u t l i n g e n und 1842-54 an S c h l o ß L a n d s b e r g bei M e i n i n g e n . 1842-54 w a r E. f ü r den W ü r t t e m b e r g i s c h e n A l t e r t u m s - V e r e i n tätig und beteiligte sich an der W i e d e r h e r s t e l l u n g der B u r g H o h e n z o l lern. N a c h k u r z e r T ä t i g k e i t a m G e r m a n i s c h e n N a t i o n a l m u s e u m N ü r n b e r g w u r d e er 1854 als P r o f . f ü r „ g o t i s c h e A r -

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c h i t e k t u r " an die K u n s t g e w e r b e s c h u l e in N ü r n b e r g b e r u f e n . Er restaurierte in d e n F o l g e j a h r e n d e n D o m zu E r f u r t , d e n K r e u z g a n g zu A s c h a f f e n b u r g und d i e K i r c h e St. E m m e r a m in R e g e n s b u r g . 1 8 7 6 / 7 7 erhielt er d i e B a u l e i t u n g f ü r d i e p r o t e s t a n t i s c h e M a r k u s k i r c h e in M ü n c h e n . E. w a r a u c h als M a l e r tätig. LITERATUR: M i c h a e l H e y d e r : E., G . In: A K L , B d . 31, 2 0 0 2 , S. 5 6 0 f. E b e r l i n von G ü n z b u r g , J o h a n n , a u c h Eberlein, Eberl, A p r i o l u s , R e f o r m a t o r , * u m 1465 K l e i n k ö t z bei G ü n z b u r g , t O k t o b e r 1533 L e u t e r s h a u s e n bei A n s b a c h . E. studierte u . a . in Basel, w o er 1490 den Magistertitel erwarb, und vielleicht in Freiburg, trat in H e i l b r o n n in d e n F r a n z i s k a n e r o r d e n ein u n d w a r u m 1519 L e k t o r und Pred i g e r d e s F r a n z i s k a n e r k l o s t e r s in T ü b i n g e n . Seit 1521 in U l m , Schloß er sich dort d e r R e f o r m a t i o n an, verließ d a s Kloster u n d ging nach L a u i n g e n , w o er sein Karl V . g e w i d m e t e s sozialpolitisches R e f o r m p r o g r a m m 15 bundtgnossen (1521) vollendete, d a s a u s z u v o r a n o n y m publizierten Einzelschriften bestand. 1522 b e g a b sich E. zu —»Luther und —»Melanchthon n a c h Wittenberg und publizierte dort s o w i e auf einer R e i s e durch S ü d d e u t s c h l a n d und in E r f u r t , w o er z u m Teil a u c h als P r e d i g e r wirkte, e i n e g r o ß e Z a h l volksnaher F l u g s c h r i f t e n . 1525-30 w a r er P f a r r e r von W e r t h e i m und R e f o r m a t o r der G r a f s c h a f t , d a n a c h P f a r r v e r w e s e r in L e u t e r s h a u s e n . E. v e r f a ß t e d i e erste luth. P a s t o r a l t h e o l o g i e ( W i e sich ein Diener Gottes Worts in all seinem Tun halten soll, 1525), d i e bis ins 19. Jh. hinein n a c h w i r k t e . In seinen späteren S c h r i f t e n r ü c k t e er unter L u t h e r s E i n f l u ß von seinen sozialutopischen Vorstellungen ab. WEITERE WERKE: S y b e n f r u m m , a b e r trostlose p f a f f e n klag e n j r e not, ainer d e m a n d e r n und ist n i e m a n d , der sy tröste, ο. Ο . 1521. - Der C l o c k e r thurn bin ich g e n a n t U n d meld hie d u r c h von g ü n t z b u r g s c h a n d . T ü b i n g e n 1523. - Ein s c h ö n e r Spiegel eines christlichen lebens. S t r a ß b u r g 1524. - M i c h w u n d e r t , d a s kein gelt i h m land ist. E i l e n b u r g 1524. - S ä m t liche S c h r i f t e n . H r s g . v. L u d w i g E n d e r s . 3 B d e . , H a l l e / S a a l e 1896-1902. LITERATUR: V D 16, E 9 1 - 1 6 6 . - Julius W e r n e r : J. E . v. G. Ein r e f o r m a t o r i s c h e s C h a r a k t e r b i l d a u s L u t h e r s Zeit. H e i d e l b e r g 2 1 9 0 5 . - Kurt Stöckl: U n t e r s u c h u n g e n zu J. E. v. G. Diss. M ü n c h e n 1952. - E r n s t D e u e r l e i n : J. E. v. G. In: L e b e n s b i l d e r a u s d e m B a y e r i s c h e n S c h w a b e n . B d . 5. H r s g . v. G ö t z Frh. von Pölnitz. M ü n c h e n 1956, S. 70-92. - E r n s t Wolf: E. v. G., J. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 2 4 7 f. - C h r i stian Peters: J. E. v. G . C a . 1465-1533. F r a n z i s k a n i s c h e r Reformer, Humanist und konservativer Reformator. Gütersloh 1994 (Lit., D r u c k s c h r i f t e n v e r z e i c h n i s ) . - H e r b e r t I m m e n k ö t t e r : E. v. G., J. In: L T h K 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 4 2 9 . B e r n d M o e l l e r / K a r l S t a c k m a n n : Städtische Predigt in der F r ü h z e i t d e r R e f o r m a t i o n . G ö t t i n g e n 1996, S. 6 0 - 7 5 u. ö. Christian Peters: E. v. G „ J. In: R G G 4 , B d . 2, 1999, S p . 1041. E b e r l i n , Johann Ernst, Komponist, Musiker, getauft 2 7 . 3 . 1702 Jettingen bei B u r g a u ( S c h w a b e n ) , t 1 9 . 6 . 1 7 6 2 Salzburg. E., S o h n eines O b e r a m t m a n n s a m f r e i h e r r l i c h e n H e r r s c h a f t s gericht in J e t t i n g e n , studierte 1721-23 R e c h t s w i s s e n s c h a f t e n in S a l z b u r g und w u r d e dort u m 1726 H o f o r g a n i s t , 1749 H o f und D o m k a p e l l m e i s t e r . 1742-48 w a r er als O r g e l l e h r e r a m Kapellinstitut tätig, unterrichtete u . a . L e o p o l d M o z a r t und galt in d e r ersten H ä l f t e d e s 18. Jh. als b e d e u t e n d s t e r M e i ster der S a l z b u r g e r H o f k a p e l l e . Sein k o m p o s i t o r i s c h e s W e r k u m f a ß t n e b e n Oratorien und 6 0 S c h u l d r a m e n , deren T e x t e und M u s i k w e g w e i s e n d f ü r d i e E n t w i c k l u n g d e s Singspiels w a r e n ( u . a . das S c h u l d r a m a Sigismundus, 1 7 5 0 / 5 1 ) , drei O p e r n s o w i e 5 8 M e s s e n und 10 R e q u i e n . E. orientierte sich n u r in seinen f r ü h e n K o m p o s i t i o n e n an d e r n e a p o l i t a n i s c h e n

Ebner S c h u l e und v e r w e n d e t e später e i n f a c h e r e L i e d f o r m e n und Melodien. LITERATUR: A d o l f L a y e r : J. Ε. E. In: L e b e n s b i l d e r aus d e m B a y e r i s c h e n S c h w a b e n . B d . 6. Hrsg. v. G ö t z Frh. von Pölnitz. M ü n c h e n 1958, S. 3 8 8 - 4 0 5 . - H e l l m u t F e d e r h o f e r : E „ J. E. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 2 4 6 f . - H e i n z Josef H e r bort: D i e M e s s e n d e s J. Ε. E. Diss. M ü n s t e r ( W e s t f a l e n ) 1961. - M a r i a M i c h a e l a S c h n e i d e r - C u v a y : D i e I n s t r u m e n t a l k o m p o s i t i o n e n J. Ε . E. Diss. S a l z b u r g 1975. - O r c h e s t r a l m u s i c in Salzburg: 1750-1780. Bd. 3: J. E. E. S y m p h o n y . 1994. - B e a t r i c e E b e l : E., J. E. In: M G G 2 P , Bd. 6, 2 0 0 1 , Sp. 2 3 - 2 7 . - R e i n h a r d G . P a u l y / E m s t H i n t e r m a i e r : E., J. E. In: N G r o v e D , B d . 7, 2 2 0 0 1 , S. 849 f. E b e r s , G o d e h a r d J o s e f , Jurist, * 2 2 . 9 . 1880 S a l z w e d e l , t 1 8 . 5 . 1958 I n n s b r u c k . D e r S o h n des B r e s l a u e r D o m b a u m e i s t e r s J o s e p h E. studierte an der dortigen U n i v . T h e o l o g i e , P h i l o s o p h i e und R e c h t s w i s s e n s c h a f t e n und w u r d e 1906 z u m Dr. j u r . p r o m o viert (Geschichte des Devolutionsrechts bis zu seiner gesetzlichen Regelung [1179]). 1908 habilitierte er sich f ü r Ö f f e n t l i c h e s R e c h t (Die Lehre vom Staatenbunde) und w u r d e 1910 in M ü n s t e r a. o., 1919 in Köln o . P r o f . d e s Staats-, Verwaltungs-, V ö l k e r - und K i r c h e n r e c h t s s o w i e der Staatslehre. 1 9 1 4 / 1 5 war er als V i z e f e l d w e b e l d . R . i m G a r n i sonsdienst. 1926 g e h ö r t e E. zu d e n B e g r ü n d e r n d e s G ö r r e s R i n g s . 1 9 3 2 / 3 3 hatte er das A m t des R e k t o r s der U n i v . K ö l n inne. 1936 w u r d e E. z u m P ä p s t l i c h e n E h r e n k a m m e r herr di spada e c a p p a e r n a n n t . I m selben J a h r aus politischen G r ü n d e n entlassen, lehrte er seit 1936 in I n n s b r u c k , w u r d e 1938 e r n e u t entlassen, d a n n inhaftiert und k o n n t e sein A m t erst 1945 w i e d e r a u f n e h m e n (Staats- und K i r c h e n recht). In seinen Vorlesungen und A b h a n d l u n g e n trat E. f ü r das christliche N a t u r r e c h t als B a s i s von R e c h t , Staat und V ö l k e r g e m e i n s c h a f t ein. E r w a r M i t h e r a u s g e b e r d e r S a m m lung Völkerrecht ( 1 9 1 8 ff). E. g e h ö r t e 1946-50 d e m Verfass u n g s g e r i c h t s h o f in W i e n an. WEITERES WERK: D i e r ö m i s c h e K u r i e g e m ä ß der K o n s t i t u tion .Sapienti Consilio' v o m 29. Juni 1908. Berlin 1908.

Eberschweiler,

W i l h e l m , Jesuit, * 5. 1 2 . 1 8 3 7 Püttlingen, t 2 3 . 1 2 . 1921 E x a t e n ( N i e d e r l a n d e ) . D e r S o h n eines L e h r e r s b e s u c h t e das G y m n a s i u m in Trier und w u r d e 1858 Jesuit. N a c h seiner A u s b i l d u n g in A a c h e n und M a r i a L a a c h e m p f i n g E. 1868 die Priesterweihe. Er w a r als Spiritual u. a. in G o r h e i m , W y n a n d s r a d e , Ditton-Hall und seit 1894 in E x a t e n tätig. E. v e r f a ß t e den a u t o b i o g r a p h i s c h e n Text Gott ist gut. Bericht über mein Leben ( 1 9 5 2 aus d e m N a c h l a ß h e r a u s g e g e b e n von Peter K r u m s c h e i d ) . 1951 beg a n n in Trier d e r P r o z e ß zur S e l i g s p r e c h u n g E.s. LITERATUR: Peter K r u m s c h e i d : P. W . E. S . J . A u s s e i n e m L e b e n . Trier 2 1 9 6 4 . - M a r t i n P e r s c h : W . E. ( 1 8 3 7 - 1 9 2 1 ) . L e u t e s d o r f 1995. - A l b e r t H e i n t z : E., W . In: L T h K 3 , B d . 3, 1995, Sp. 4 3 0 . - M a r t i n Persch: E., W . In: B B K L , Bd. 15, 1999, Sp. 4 9 5 f.

Ebert,

F e r d i n a n d , kath. T h e o l o g e , * 2 3 . 3 . 1907 M o n t a baur, t 1 3 . 6 . 1 9 8 2 M o n t a b a u r . N a c h e i n e m A r c h i t e k t u r - u n d J u r a s t u d i u m in D a r m s t a d t , M ü n c h e n und F r a n k f u r t / M a i n erhielt E. an der T h e o l o g i schen H o c h s c h u l e St. G e o r g e n e i n e p h i l o s o p h i s c h - t h e o l o g i s c h e A u s b i l d u n g , w u r d e 1933 z u m Priester g e w e i h t und D i ö z e s a n - J u g e n d s e k r e t ä r in L i m b u r g . Er w a r in v e r s c h i e d e nen h e s s i s c h e n Orten seelsorgerisch tätig und z e i t w e i s e D o zent f ü r D i ö z e s a n g e s c h i c h t e a m P r i e s t e r s e m i n a r in L i m b u r g . N e b e n B e i t r ä g e n zur mittelrheinischen K i r c h e n g e s c h i c h t e schrieb E. b i o g r a p h i s c h e B e i t r ä g e ü b e r kath. K i r c h e n f ü h r e r (Unser Bistum. Ereignisse und Gestalten im Raum der Diözese Limburg, 1940). LITERATUR: K o n r a d F u c h s : E „ F. In: B B K L , Bd. 20, 2 0 0 2 , Sp. 4 2 0 - 4 2 3 .

Ebert,

Jakob, evang. Theologe, Kirchenlieddichter, * 2 6 . 1 . 1 5 4 9 Sprottau (Schlesien), t 5 . 2 . 1 6 1 4 F r a n k f u r t / Oder. D e r S o h n eines Pfarrers studierte seit 1566 T h e o l o g i e in F r a n k f u r t / O d e r und W i t t e n b e r g . D a n a c h ist er u m 1572 als S c h u l r e k t o r in Soldin n a c h g e w i e s e n . 1574 setzte er d a s S t u d i u m in F r a n k f u r t / O d e r f o r t u n d e r w a r b d e n M a g i s t e r grad. A n s c h l i e ß e n d w a r er S c h u l r e k t o r in S c h w i e b u s und seit 1576 in G r ü n b e r g (Schlesien). Später w u r d e er Prof. f ü r H e b r ä i s c h , 1593 f ü r Ethik an d e r U n i v . F r a n k f u r t / O d e r . Im selben J a h r w u r d e E . z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t . 1594 erhielt er e i n e T h e o l o g i e p r o f e s s u r . E. s c h r i e b a u c h K i r c h e n l i e d e r , d a r u n t e r Du Friedefürst, Herr Jesu Christ. E b e r w i n von H e l f e n s t e i n , P r ä m o n s t r a t e n s e r , t 1 0 . 4 . 1 1 5 2 Steinfeld/Eifel. E. lebte u r s p r ü n g l i c h als A u g u s t i n e r - C h o r h e r r in Springiersbach (Eifel). 1121 g i n g er n a c h S t e i n f e l d , w o er z u s a m m e n mit a n d e r e n M ö n c h e n d a s e h e m a l i g e B e n e d i k t i n e r k l o s t e r in ein Stift seines O r d e n s u m w a n d e l n sollte. 1135 verließen E. und seine M ö n c h e die C h o r h e r r e n und w u r d e n P r ä m o n stratenser. S t e i n f e l d w u r d e d e m N o r b e r t - S t i f t a n g e s c h l o s s e n , und E. ü b e r n a h m spätestens zu d i e s e r Zeit d a s A m t d e s Propstes. E . stand in K o n t a k t zu B e r n h a r d von C l a i r v a u x . LITERATUR: E k k a r t S a u s e r : E. v. H . In: B B K L , Bd. 20, 2 0 0 2 , S p . 4 2 3 f.

Ebner,

A d a l b e r t , kath. T h e o l o g e , * 16. 1 2 . 1 8 6 1 Straubing, t 2 5 . 2 . 1 8 9 8 Eichstätt. E., S o h n eines S e m i n a r l e h r e r s , studierte 1881-86 T h e o l o g i e und P h i l o s o p h i e in R e g e n s b u r g und w u r d e nach kurzer seels o r g e r i s c h e r T ä t i g k e i t C h o r v i k a r an d e r „Alten K a p e l l e " in R e g e n s b u r g . 1889 w u r d e er in M ü n c h e n m i t der Arbeit Die klösterlichen Gebets- Verbrüderungen bis zum Ausgange des karolingischen Zeitalters p r o m o v i e r t . 1 8 9 0 / 9 1 u n t e r n a h m er S t u d i e n r e i s e n n a c h Italien, auf d e n e n er e i n e H a n d s c h r i f t H u gos von T r i m b e r g e n t d e c k t e , d i e er im „Historischen Jahrb u c h " der G ö r r e s - G e s e l l s c h a f t v e r ö f f e n t l i c h t e . 1892 erhielt er die Stelle e i n e s D o m v i k a r s in Eichstätt, d i e mit e i n e m L e h r a u f t r a g f ü r P a t r o l o g i e und Liturgie v e r b u n d e n war. In seinen w i s s e n s c h a f t l i c h e n S c h r i f t e n (u. a. Quellen und Forschungen zur Geschichte und Kunstgeschichte des Missale Romanum im Mittelalter. Iter ¡talicum, 1896) w a r E. v o r allem Liturgieforscher. WEITERE WERKE: Propst J o h a n n G e o r g S e i d e n b u s c h u n d die E i n f ü h r u n g der C o n g r e g a t i o n d e s hl. Philipp Neri in B a i e r n u n d Oesterreich. Ein Beitrag zur K i r c h e n g e s c h i c h t e D e u t s c h l a n d s im 17. und 18. J a h r h u n d e r t . K ö l n 1891. - D i e älteste b e k a n n t e H a n d s c h r i f t d e s D i e s irae. In: M u s i c a sacra 2 5 (1892). - D a s S a k r a m e n t a r des hl. W o l f g a n g in Verona. In: J o h a n n Baptist M e h l e r : D e r H e i l i g e W o l f g a n g , Bischof von R e g e n s b u r g . H i s t o r i s c h e Festschrift. R e g e n s b u r g 1894, S. 163-181. LITERATUR: L u d w i g E i s e n h o f e r : E., A. In: L e b e n s l ä u f e aus F r a n k e n . Bd. 3. H r s g . v. A n t o n C h r o u s t . W ü r z b u r g 1927, S. 9 5 - 9 7 . - L e o C u n i b e r t M o h l b e r g : E., A . In: N D B , B d . 4, 1959, S. 2 6 1 . - A n g e l u s A . H ä u ß l i n g : E., A . In: L T h K 3 , B d . 3, 1995, Sp. 4 3 2 . - T h e o d o r M a a s - E w e r d : A . E. aus S t r a u b i n g . ( 1 8 6 1 - 1 8 9 8 ) . Z u m 100. T o d e s t a g e i n e s Liturg i e w i s s e n s c h a f t l e r s . In: Klerusblatt M ü n c h e n 7 8 ( 1 9 9 8 ) 3, S. 5 9 f.

Ebner,

Christine

Christine

Ebner

E b n e r , F e r d i n a n d , österr. P h i l o s o p h , * 31. 1 . 1 8 8 2 W i e n e r N e u s t a d t ( N i e d e r ö s t e r r e i c h ) , t 17. 10. 1931 G a b l i t z bei Purkersdorf (Niederösterreich). E., S o h n eines H a u s b e s i t z e r s , studierte an d e r Lehrerbild u n g s a n s t a l t in W i e n e r N e u s t a d t . Er w a r 1902-12 als Volksschullehrer in W a l d e g g , 1912-23 in G a b l i t z tätig, zuletzt a u c h als Schulleiter, b e v o r er w e g e n eines c h r o n i s c h e n

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Ebner Lungenleidens aus dem Schuldienst ausschied. Nach ersten dichterischen Versuchen wandte er sich 1907 in autodidaktischen Studien, beeinflußt vom Werk Otto Weiningers, Henri Bergsons, später von Sören Kierkegaard und Theodor —>Haecker, der Philosophie zu und vollzog 1916 eine Wende zum, wenn auch antiklerikalen, Christentum. Seit 1919 legte er seinen philosophischen Standpunkt in der Kulturzeitschrift „Der Brenner" dar und veröffentlichte 1921 im Brenner-Verlag sein Hauptwerk Das Wort und die geistigen Realitäten. Pneumatologische Fragmente ( 2 1952). Es beeinflußte Emil —> Brunner, Friedrich —> Gogarten und Karl - » Heim. E., der als Wegbereiter des kath. Existentialismus in Österreich gilt, war einer der Begründer der dialogischen Betrachtungsweise der menschlichen Existenz, nach der der M e n s c h aus d e m Bezug seines Ichs zum Du lebt, der sich in der Sprache und in der Liebe ausdrückt. WEITERE WERKE: Wort und Liebe. Regensburg 1935. Das Wort ist der Weg. Aus den Tagebüchern. Ausgewählt und eingeleitet von Hildegard Jone. Wien 1949. - Schriften. Hrsg. v. Franz Seyr. 3 Bde., M ü n c h e n 1963-65 (Bibliogr.). Das Wunder des Wortes. Eingeleitet und ausgewählt von Franz Seyr. Graz u . a . 1965. LITERATUR: Ö B L , Bd. 1, 1957, S. 2 I O f . - Ludwig Hänsel: E „ F. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 261 f. - Walther Methlagl u . a . (Hrsg.): Gegen den Traum vom Geist. F. E. Beiträge zum Symposion Gablitz 1981. Salzburg 1985. - Augustinus Karl Wucherer-Huldenfeld: Personales Sein und Wort. Einführung in den Grundgedanken E.s. Wien 1985. - Werner L. Hohmann: F. E. Bedenker und Ebner des Wortes in der Situation der „geistigen Wende". Essen 1995. - Jaroslaw Jagiello: Vom ethischen Idealismus zum kritischen Sprachdenken. F. E.s Erneuerung des Seinsverständnisses. M ü n c h e n 1997. - Franz Scharl: Weg(ung) im Denken F. E.s. F r a n k f u r t / M a i n 1997. - Hans Gerald Hödl: Decodierungen der Metaphysik. Eine religionsphilosophische Interpretation von F. E.s Denkweg auf der Grundlage unveröffentlichter Manuskripte. F r a n k f u r t / M a i n u . a . 1998. - Markus Mühling Schlapkohl: E „ F. In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 1044 f. - Helga Braun: F. E.s Ort in der Moderne. Essen 2000. - Anita Bertoldi: Il pensatore della parola. F. E., filosofo dell'incontro. Rom 2003.

Ebner,

Margareta

Margareta

Ebner

Ebner von Eschenbach,

Erasmus, Diplomat, Gelehrter, * 2 1 . 1 2 . 1511 Nürnberg, t 2 4 . 1 1 . 1577 Helmstedt. Der Sohn von Hieronymus —>E. v. E. studierte in Wittenberg und begleitete - > Melanchthon 1 5 2 9 / 3 0 zu den Reichstagen von Speyer und Augsburg. Im Anschluß an Bildungsreisen nach Italien und Frankreich trat er in den Dienst seiner Heimatstadt. Seit 1536 Nürnberger Ratsmitglied, jüngerer und seit 1552 älterer Bürgermeister, vertrat E. v. E. die Reichsstadt auf Reichs-, Kreis- und Städtelagen sowie bei Religionsgesprächen. 1564 erwarb er von Herzog - » Heinrich d. J. von Braunschweig das Privileg zum Betrieb eines Galmei-(Zink)-Bergwerkes. 1569 wurde er Rat des Herzogs —> Julius von Braunschweig, 1575 Kirchenrat und machte sich im folgenden Jahr um die Universitätsgründung in Helmstedt verdient. LITERATUR: Werner Schultheiß: E., E. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 263 f.

Ebner von Eschenbach,

Hieronymus, Ratsherr, Kirchenpolitiker, * 5. 1. 1477 Nürnberg, t 2 6 . 8 . 1532 Nürnberg. Nach d e m Studium der Rechtswissenschaften in Ingolstadt und einer Bildungsreise durch Frankreich trat E. v. E., Sohn eines Ratsherrn, zunächst in die Dienste Maximilians I. 1503 erfolgte seine B e r u f u n g in den inneren Rat der Reichsstadt Nürnberg, 1514 wurde er zweiter, 1524 erster Losunger und

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hatte in diesen Funktionen maßgeblichen Einfluß auf die Politik der Stadt. 1517 versuchte Papst Leo X. vergeblich, ihn für seine Politik zu gewinnen. E. v. E. setzte sich zusammen mit Lazarus —> Spengler, Hieronymus —> Baumgärtner und Kaspar Nützel 1525 für die Einführung der Reformation in Nürnberg ein. E. v. E. und Nützel regten die Gründung des G y m n a s i u m s zu Egidien an, wobei sie von —»Melanchthon unterstützt wurden. LITERATUR: Werner Schultheiß: E. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 264 f. E b o , Erzbischof von Reims, Bischof von Hildesheim, auch Ebbo, * um 778, t 2 0 . 3 . 8 5 1 Hildesheim. E., der vielleicht Sohn eines kgl. Leibeigenen, vielleicht aber auch ein illegitimer Sohn Karls des Großen war, wurde an dessen Hof zusammen mit Ludwig dem F r o m m e n erzogen, den er als Bibliothekar und politischer Berater nach Aquitanien begleitete. 816 wurde E. von Ludwig d e m F r o m m e n zum Erzbischof von Reims ernannt und trat vor allem als R e f o r m e r der Seelsorge auf. 823 missionierte er als päpstlicher Legat in Dänemark und Schweden und unterstützte insbesondere die Mission des —»Ansgarius. Z u s a m m e n mit Agobard von Lyon, - » Adalhard von Corbie und dessen Bruder —» Wala war er ein Verfechter der Einheit des Reiches, wie sie dem Reichsedikt von 817 zugrunde lag; 833 Schloß er sich Lothar I. an, von d e m er u . a . die Abtei St. Vaast erhielt. E. war an der Absetzung Kaiser Ludwigs beteiligt, wurde nach dessen Rehabilitierung 835 selbst seines A m tes enthoben und fünf Jahre inhaftiert. Unter der Regierung Lothars I. wurde er 8 4 0 / 4 1 kurze Zeit nach Reims zurückgeholt, aber von Karl d e m Kahlen bei der Besetzung von Reims endgültig vertrieben. Zwischen 845 und 847 ernannte ihn Ludwig der Deutsche zum dritten Bischof von Hildesheim. LITERATUR: Ingrid Heinrich: E. v. R. In: T R E , Bd. 9, 1982, S. 247-249. - Hans Goetting (Bearb.): Die Hildesheimer Bischöfe von 815 bis 1221 (1227). Berlin u.a. 1984, S. 56-84. - Ders.: E. In. L e x M A , Bd. 3, 1986, Sp. 1527-1529. - Sebastian Scholz: Transmigration und Translation. Köln 1992, S. 117-125. - R a y m u n d Kottje: E. In: L T h K \ Bd. 3, 1995, Sp. 433 f. - Martina Hartmann: E. v. R. In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 1045 f.

Ebrachar,

Bischof von Lattich, auch Everaclus, Everacrus, Everacker, * 10. Jh., t nach 971. E. war Schüler des Erzbischofs —> Bruno I. von Köln und wahrscheinlich auch des Bischofs Rather von Verona und Lüttich, bevor er Propst des Stifts in Bonn und 959 Bischof von Lüttich wurde. Er übte dieses A m t bis 971 aus, war Vertrauensmann der Ottonen und nahm 967 an der Synode zu Ravenna teil. Überliefert ist von E. nur ein Schreiben an Bischof Rather und eine wahrscheinlich von ihm stammende Wundergeschichte des hl. Martin. E b r a r d , (Johann Heinrich) August, reformierter Theologe, * 18. 1.1818 Erlangen, t 2 3 . 7 . 1888 Erlangen. Der Sohn eines aus hugenottischem Adelsgeschlecht stammenden Pastors studierte 1835-39 in Erlangen und Berlin Theologie. Anschließend als Hauslehrer tätig, wurde E. 1841 zum Dr. phil. promoviert und habilitierte sich auf Anregung Christian —» Kraffts 1842 in seiner Heimatstadt. Seine gegen David Friedrich —» Strauß gerichtete Streitschrift Wissenschaftliche Kritik der evangelischen Geschichte ( 1842) war der Anlaß f ü r seinen Ruf als a. o . P r o f . nach Zürich (1844), wo E. die Wochenschrift „Zukunft der Kirche" gründete. 1847 wurde er o. Prof. der reformierten Theologie in Erlangen. Seit 1853 Konsistorialrat und Hauptprediger in Speyer, scheiterte E. bei d e m Versuch, in der pfalzischen Unionskirche die alte reformierte Presbyterialverfassung, ein neues Gesangbuch sowie einen Katechismus einzuführen; 1861

Echter von Mespelbrunn bat er um die Versetzung in den Ruhestand. Seit 1863 lehrte er wieder an der Univ. Erlangen und übernahm dort 1875 zudem das französisch-reformierte Pfarramt. E. veröffentlichte neben theologischen Werken zahlreiche Schriften politischen, juristischen und naturwissenschaftlichen Inhalts; er war einer der bedeutendsten reformierten Theologen Deutschlands im 19. Jahrhundert. WEITERE WERKE: Die Prädestinationsfrage. Auf's neue betrachtet mit besonderer Rücksicht auf die Unionsangelegenheit. Erlangen 1840. - Die Ideen der Gottmenschlichkeit des Christenthums. Zürich 1844. - Das Evangelium Johannis und die neueste Hypothese über seine Entstehung. Zürich 1845. - Die iroschottische Missionskirche des sechsten, siebenten und achten Jahrhunderts und ihre Verbreitung und Bedeutung auf dem Festland. Gütersloh 1873. Nachdr. Hildesheim 1971. - Lebensführungen. In jungen Jahren. Gütersloh 1888 (zweiter, unveröffentlichter Teil im Stadtarchiv Erlangen, teilweise hrsg. v. H. Noè, Beiträge zur PfälzischBayerischen Kirchengeschichte 1939). LITERATUR: Georg Biundo: E„ A. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 269 f. - Johannes Lerle: Grundziige der Theologie E.s. Diss. Erlangen 1988. - Michael Peters: J. H. A. E. In: Fränkische Lebensbilder. Bd. 13. Hrsg. v. Alfred Wendehorst. Neustadt/ Aisch 1990, S. 151-165. - Bernhard H. Bonkhoff: J. H. A. E. auf dem Weg in die Kirchenleitung. In: Blätter für pfälzische Kirchengeschichte und religiöse Volkskunde 64 (1997) S. 67-84. - Ders.: E„ Johannes H. A. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 1046. E b r e c h t , Walter, evang. Theologe, * 27.3.1910 Ludwigshafen, t 24.5. 1978 Österreich. E. studierte 1929-34 in Heidelberg Theologie, übernahm in Iggelheim und Ludwigshafen seelsorgerische Aufgaben und hatte 1939 die Leitung des Evangelischen Pflegeheims Zoa bei Rockenhausen inne. Seit 1948 war er Dekan in Germersheim und als Studentenpfarrer des Auslands- und Dolmetscher-Instituts der Univ. Mainz tätig. 1954 wurde E. als Oberkirchenrat in die Kirchenleitung der Pfalz berufen, 1961 zum stellvertretenden Bevollmächtigten für das Evangelische Hilfswerk bestellt und 1969 als Nachfolger von Theodor Schaller Kirchenpräsident der Protestantischen Landeskirche der Pfalz. E c c a r d , Johann Georg von, auch Eckhar(d)t, Historiker, Sprachforscher, * 7.9. 1674 Duingen bei Alfeld/Leine, t 9.2. 1730 Würzburg. Bis 1696 studierte E. in Leipzig Theologie, später Rechtswissenschaften, Philologie und Geschichte und war vorübergehend Sekretär des späteren kursächsischen Staatsministers Jakob Heinrich von Flemming. Noch vor 1700 siedelte er nach Hannover Uber, wo er bei —»Leibniz arbeitete. 1706 Prof. der Geschichte in Helmstedt, war E. seit 1713 wieder Mitarbeiter von Leibniz, nach dessen Tod 1716 er sein Nachfolger als Bibliothekar wurde. 1723 konvertierte er in Köln zum Katholizismus und wurde fürstbischöflicher Historiograph und Bibliothekar in Würzburg. E. gab mit Leibniz das erste deutschsprachige gelehrte Journal, den „Monatlichen Auszug, aus allerhand neu herausgegebenen, nützlichen und artigen Büchern" (3 Bde., 1700-02), heraus, führte Leibniz' historische Werke fort und kam im Zuge seiner genealogischen Forschungen in Verbindung mit Kaiser Karl VI., der ihn 1719 in den Adelsstand erhob. E. veröffentlichte quellenkritische Werke zur Universal-, Kirchen- und Sprachgeschichte, darunter die Commentarli de rebus Franciae Orientalis et Episcopatus Wirceburgensis (2 Bde., 1729-31) und die Historia studii etimologici linguae Cermanicae (1711), die erste Geschichte der deutschen Philologie. WEITERE WERKE: Poetische Nebenstunden. Braunschweig 1720. - Origines familiae Habsburgico-Austriacae. Leipzig 1721.

LITERATUR: Richard Brill: E„ J. G. v. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 270 f. - Stefan Benz: J. G. v. Eckhart. In: Fränkische Lebensbilder. Bd. 15. Hrsg. v. Alfred Wendehorst. Neustadt/ Aisch 1993, S. 135-156. E c c a r d , Johannes, Komponist, Kapellmeister, * 1553 Mühlhausen (Thüringen), t Herbst 1611 Berlin. E., dessen Vater zunächst Fleischer, dann Küster und städtischer Wägemeister war, gehörte 1567-71 als Sängerknabe der Weimarer Hofkapelle an und war dann bis Ende 1573 Sänger an der Münchner Hofkapelle unter der Leitung Orlando di —> Lassos. Nach einem Aufenthalt in seiner Heimatstadt 1573/74 war E. 1577/78 Organist Jakob Fuggers in Augsburg, trat 1579 als Mitglied der Königsberger Hofkapelle in den Dienst Markgraf Georg Friedrichs von AnsbachBayreuth und wurde dort 1580 Vizekapellmeister, 1586 als Nachfolger Antonio Teodoro —>Riccios Leiter der Hofkapelle, aber erst 1604 zum Kapellmeister ernannt. 1608 ging er als kurfürstlicher Kapellmeister nach Berlin. Mit seinen Vokalkompositionen (etwa 250 geistliche und weltliche Lieder), darunter 20 neue christliche Gesänge (1574), war E. ein bedeutender Meister des evang. Kirchenliedsatzes, der eine Verbindung zwischen traditionellen Motetten und neuen Liedformen herstellte. WEITERE WERKE: Missa super Mon coeur se recommende à vous. Für Jakob Fugger. 1578. Hrsg. ν. Ursula Herrmann. Neuhausen-Stuttgart 1964. - Neue geistliche und weltliche Lieder. Königsberg 1589. New York 1966. LITERATUR: Grete Reichmann: J. E.s weltliche Werke. Diss. Heidelberg 1922. - Walter Gerstenberg: E., J. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 271 f. - Christine Böcker: J. E. Leben und Werk. München/Kassel 1980. - Walter Blankenburg/Clytus Gottwald: E., J. In: NGroveD, Bd. 7, 2 2001, S. 854-856. Michael Zywietz: E., J. In: MGG 2 P, Bd. 6, 2001, Sp. 44-48. E c h t e r von M e s p e l b r u n n , Julius, Bischof von Würzburg, * 18.3.1545 Schloß Mespelbrunn (Spessart), t 9.9. 1617 Schloß Marienberg (Würzburg). Aus ritterschaftlichem, in kurmainzischen Diensten stehendem Geschlecht stammend, wurde E. v. M. bereits in jungen Jahren für die geistliche Laufbahn bestimmt und in streng konfessionellem Geist erzogen. Nach Studienjahren am Kölner Jesuitenkolleg sowie an den Universitäten Köln, Löwen, Douai, Paris und Angers wurde er in Pavia Lizentiat des kanonischen Rechts. Nach seiner Rückkehr 1569 in das Würzburger Domkapitel aufgenommen und 1573 zum Bischof von Würzburg gewählt, empfing er 1575 die Priesterund die Bischofsweihe. E.s v. M. Regierungszeit war geprägt von einer grundlegenden Reform des Hochstifts, das er als einheitlich organisierten, konfessionell geschlossenen Territorialstaat gestaltete. Neben dem 1576 gegründeten Würzburger Juliusspital stiftete und reorganisierte er gleichartige soziale Einrichtungen im Hochstiftsterritorium. Zugleich betrieb er die (Wieder-)Gründung der Würzburger Universität, die 1582 eröffnet wurde. E. v. M. verstand es, die konfessionell ausgerichtete Hochschule als Instrument einer eigenen, landesherrlichen Bildungspolitik zu nutzen. Die durchgreifende Rekatholisierung des Hochstiftsgebiets setzte er unter großem persönlichen Engagement 1585-89 durch. Rund 330 Kirchen des Hochstifts wurden in einer spezifischen, „nachgotischen" Gestaltung („Julius-Stil") neu erbaut oder umgestaltet. Außenpolitisch wirkte E. v. M. erfolgreich als Vorkämpfer der kath. Partei im Reich. Seine Ambitionen auf den Mainzer Erzstuhl ließen sich 1582 und 1604 nicht realisieren. Sein Versuch, 1576/77 das Fürststift Fulda mit Gewalt an sich zu bringen, scheiterte am Widerstand des Fuldaer Abts, des bayerischen Herzogs, des Kaisers und des Papstes. LITERATUR: Götz Freiherr von Pölnitz: J. E. v. M. Fürstbischof von Würzburg und Herzog von Franken (1573-1617).

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Echternach M ü n c h e n 1934. - A l f r e d W e n d e h o r s t : D a s B i s t u m W ü r z burg. Teil 3: D i e B i s c h o f s r e i h e von 1455 bis 1617. B e r lin u . a . 1978. - G o t t f r i e d M ä l z e r : J. E. L e b e n und Werk. W ü r z b u r g 1989. - M i c h a e l M e i s n e r : J. Ε. v. M . Fürstbischof z w i s c h e n T r i u m p h und Tragik. W ü r z b u r g 1989. - Walter Ziegler: W ü r z b u r g . In: D i e Territorien des R e i c h s im Zeitalter der R e f o r m a t i o n und K o n f e s s i o n a l i s i e r u n g . Hrsg. v. A n t o n S c h i n d l i n g . B d . 4. M ü n s t e r 1992, S. 116-120. A l f r e d W e n d e h o r s t : W . v. M . , J. In: L T h K \ B d . 3, 1995, S p . 4 3 9 f . - E g o n J o h a n n e s G r e i p l : E., L. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 4 4 8 - 1 6 4 8 ) , 1996, S. 143-145. - Peter B a u m g a r t : J. E. v . M . und M a x i m i l i a n von B a y e r n als E x p o n e n t e n d e s k o n f e s s i o nellen Zeitalters. In: Wittelsbach und U n t e r f r a n k e n . H r s g . v. E r n s t - G ü n t e r Krenig. W ü r z b u r g 1999, S. 15-33. - Heribert S m o l i n s k y : E. v. M „ J. In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 1047. E c h t e r n a c h , H e l m u t (Friedbert R i c h a r d S i e g f r i e d ) , e v a n g . T h e o l o g e , * 2 0 . 3 . 1 9 0 7 Waltersdorf ( O s t p r e u ß e n ) , t 2 5 . 2 . 1988 H a m b u r g . D e r S o h n eines Pfarrers studierte 1 9 2 5 - 3 0 in K ö n i g s b e r g e v a n g . T h e o l o g i e , P h i l o s o p h i e und I n d i s c h e Philologie. 1928 w u r d e e r z u m Dr. phil. ( D e r Begriff des Geistes), n a c h Studien in Basel, Berlin und G r e i f s w a l d a u c h z u m Dr. theol. (Studien zur Ontotogie des Wortes) p r o m o v i e r t . 1931 habilitierte er sich. 1932 in Stettin ordiniert, w u r d e er nach einer Tätigkeit als H i l f s p r e d i g e r 1934 P a s t o r in G o d d e n t o w , 1938 in Stolp. E „ der M i t g l i e d der N S D A P war, n a h m seit 1942 a m Z w e i t e n Weltkrieg teil. 1946 w u r d e er P a s t o r in H a m b u r g - W i n t e r h u d e und arbeitete an der späteren K i r c h lichen H o c h s c h u l e u n d an d e r Universität. 1957-73 w a r er P a s t o r an der H a u p t k i r c h e St. Petri. 1966 g r ü n d e t e er e i n e St. A t h a n a s i u s - B r u d e r s c h a f t und ließ sich in G e n f z u m Bischof w e i h e n . 1970 w u r d e er Prof. f ü r S y s t e m a t i s c h e T h e o l o gie an d e r U n i v e r s i t é E u r o p é e n n e ( A m s t e r d a m ) . E. v e r ö f f e n t lichte u . a . Die verborgene Wahrheit (1938), Kirchenväter, Ketzer und Konzilien ( 1962) u n d Die lutherische Erbsündenlehre als ökumenische Verheißung (1973). E r schrieb a u c h R o m a n e und Novellen. WEITERES WERK: U n t e r der H i m m e l s l e i t e r . P r e d i g t e n . Hrsg. v. Horst E c h t e r n a c h / H a n s - J ö r g R e e s e . E r l a n g e n 1996. LITERATUR: R a i n e r H e r i n g : E., H . F. R. S. In: B B K L , Bd. 16, 1999, Sp. 4 1 5 - 4 2 3 . E c k , J o h a n n von, a u c h von d e r E c k o d e r E c k e n , E c c i u s , E c k i u s , d e Acie, Offizial des K u r f ü r s t e n von Trier, * Trier, t 2. 12. 1524 E s s l i n g e n . E., dessen Vater B ü r g e r m e i s t e r und S c h ö f f e in Trier war, studierte 1502 in B o l o g n a , w u r d e 1505 in Siena z u m Dr. j u r . utr. p r o m o v i e r t und zählte 1506 zu d e n P r o f e s s o r e n der Juristischen Fakultät seiner H e i m a t s t a d t . 1511-21 war er dort P f a r r e r u n d 1514 R e k t o r der Universität. Seit 1515 als O f fizial b e z e u g t , e r w i r k t e er in R o m A b l ä s s e f ü r die Trierer D o m k i r c h e . 1521 hielt sich E. als R a t des E r z b i s c h o f s Richard von —»Greiffenclau auf d e m R e i c h s t a g zu W o r m s auf, w o er als kaiserlicher O r a t o r d a s Verhör —»Luthers leitete und an der g e h e i m e n U n t e r r e d u n g d e s E r z b i s c h o f s mit L u ther teilnahm. 1522 rief er d i e b e w a f f n e t e Trierer B ü r g e r s c h a f t z u m K a m p f g e g e n F r a n z von - > S i c k i n g e n auf. E. vertrat d i e Stadt und den E r z b i s c h o f b e i m R e i c h s k a m m e r g e richt in e i n e m von d e n M ö n c h e n des Klosters St. M a x i m i n a n g e s t r e n g t e n Prozeß. LITERATUR: B e r n h a r d R i g g e n b a c h / C . E n d e r s : E., J. In: R E 3 , Bd. 5, 1898, S. 138-142. - E r w i n Iserloh: E „ J. v. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 277. E c k , J o h a n n e s , eigentl. J o h a n n e s M a i e r , M a y e r , kath. T h e o l o g e , * 13. 11. 1486 E g g / G ü n z , t 1 0 . 2 . 1543 Ingolstadt. A u s e i n e r bäuerlichen F a m i l i e s t a m m e n d , studierte E. Philosophie und T h e o l o g i e an d e n U n i v e r s i t ä t e n H e i d e l b e r g ,

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T ü b i n g e n , K ö l n und Freiburg. N a c h E r w e r b d e s Dr. theol. 1510 in Freiburg w a r er seit N o v e m b e r 1510 bis zu s e i n e m T o d T h e o l o g i e p r o f e s s o r in Ingolstadt, Vizekanzler der dortig e n U n i v . s o w i e K a n o n i k e r in Eichstätt und seit 1519 z u d e m P f a r r e r in Ingolstadt. F ü r d i e dort 1515 b e g o n n e n e R e f o r m d e s p h i l o s o p h i s c h e n Unterrichts v e r f a ß t e E. L e h r b ü c h e r d e r L o g i k und K o m m e n t a r e zu S c h r i f t e n d e s Aristoteles. In d e r f ü r d i e W i r t s c h a f t s e t h i k zentralen F r a g e d e s Z i n s n e h m e n s plädierte er, der K o n t a k t e z u m B a n k h a u s F u g g e r in A u g s burg hatte, im S i n n e einer m o d e r n e n Position 1515 auf einer Disputation in B o l o g n a f ü r einen Z i n s von f ü n f P r o z e n t . Seit 1518 w a r E. in die A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n u m die R e f o r m a t i o n verwickelt, so d a ß d e n S c h w e r p u n k t seines literarischen W e r k e s seit d i e s e m Z e i t p u n k t d i e K o n t r o v e r s t h e o l o g i e bildete. E i n e n ersten H ö h e p u n k t stellte d i e Leipziger Disputation 1519 z w i s c h e n A n d r e a s - » K a r l s t a d t , M a r t i n —»Luther und E. dar, auf der sich r e f o r m a t o r i s c h e Positionen z u m Beispiel zur E k k l e s i o l o g i e klärten. In d e m r ö m i schen P r o z e ß g e g e n L u t h e r arbeitete E. 1520 in R o m an d e r B a n n a n d r o h u n g s b u l l e mit, d i e er in d e m s e l b e n J a h r in Teilen D e u t s c h l a n d s publizierte. Sein E n g a g e m e n t f ü r die r ö m i s c h - k a t h o l i s c h e K i r c h e w u r d e seit 1 5 2 2 / 2 3 d u r c h die e n g e n K o n t a k t e zu den b a y e r i s c h e n H e r z ö g e n u n d d i e Arbeit im D i e n s t e von d e r e n K i r c h e n p o l i t i k ergänzt. Ein weiterer S c h w e r p u n k t der k o n t r o v e r s t h e o l o g i s c h e n T ä t i g k e i t e r g a b sich, als in Z ü r i c h H u l d r y c h —»Zwingli 1523 d i e R e f o r m a t i o n e i n z u f ü h r e n b e g a n n . E s g e l a n g E. 1526 auf d e r „ B a d e n e r D i s p u t a t i o n " , e i n e n Teil der S c h w e i z e r K a n tone der r ö m i s c h - k a t h o l i s c h e n K i r c h e zu erhalten. Seit 1526 n a h m er a u c h g e g e n d a s T ä u f e r t u m in O b e r d e u t s c h l a n d Stellung, d e r e n harte V e r f o l g u n g er verteidigte. E i n e w i c h t i g e R o l l e spielte E. bei der theologischkirchenpolitischen Arbeit des A u g s b u r g e r R e i c h s t a g s von 1530. E r w a r an der W i d e r l e g u n g der dort von d e n luth. S t ä n d e n vorgelegten „ C o n f e s s i o A u g u s t a n a " ( A u g s b u r g e r B e k e n n t n i s ) e b e n s o beteiligt w i e an den f o l g e n d e n A u s g l e i c h s v e r h a n d l u n g e n , d i e letztlich scheiterten. R e i c h s p o l i tisch b e d e u t s a m w a r e n auch d i e R e l i g i o n s g e s p r ä c h e von W o r m s ( 1 5 4 0 / 4 1 ) und R e g e n s b u r g (1541), bei d e n e n E. n a c h a n f ä n g l i c h e r K o m p r o m i ß b e r e i t s c h a f t e i n e harte L i n i e vertrat und als Vertreter der b a y e r i s c h e n Politik d i e kaiserliche A u s g l e i c h s p o l i t i k ablehnte. Seit 1520 v e r f a ß t e E. e i n e Vielzahl von W e r k e n ü b e r d e n Prim a t d e s r ö m i s c h e n Papstes, die B i l d e r v e r e h r u n g , d i e S a k r a m e n t e , d a s P u r g a t o r i u m , die M e s s e und die B u ß e . A u ß e r d e m schrieb er seit 1530 P r e d i g t s a m m l u n g e n und schuf 1537 e i n e (sprachlich w e n i g g e l u n g e n e ) d e u t s c h e B i b e l ü b e r s e t zung. K o n s e r v a t i v - r e f o r m e r i s c h g e s t i m m t , w a r E. ein b e d e u tender K o n t r o v e r s t h e o l o g e , f a n d a b e r zu den A n l i e g e n d e r R e f o r m a t i o n k a u m Z u g a n g , w a s den a p o l o g e t i s c h e n C h a rakter seines literarischen W e r k e s verstärkte. D i e h u m a n i s t i schen Interessen E.s richteten sich auf die alten S p r a c h e n , o h n e d a ß er e r n s t h a f t e K o n s e q u e n z e n f ü r die T h e o l o g i e gez o g e n hätte. M e h r e r e seiner S c h r i f t e n w u r d e n in d e r R e i h e „ C o r p u s C a t h o l i c o r u m . W e r k e katholischer Schriftsteller im Zeitalter d e r G l a u b e n s s p a l t u n g " ( 1 9 1 9 ff.) neu h e r a u s g e g e b e n . LITERATUR: V D 16, E 2 4 7 - 4 4 1 . - E r w i n Iserloh: E. In: T R E , Bd. 9, 1982, S. 2 4 9 - 2 5 8 . - Ders.: J. E. Scholastiker, H u m a n i s t , K o n t r o v e r s t h e o l o g e . M ü n s t e r 1981. - Ders. (Hrsg.): J. E. i m Streit der J a h r h u n d e r t e . M ü n s t e r 1988. Heribert S m o l i n s k y : E., J. In: L T h K , B d . 3, 3 1 9 9 5 . - Ders.: J. E. In: M a r t i n H . J u n g / P e t e r Walter (Hrsg.): T h e o l o g e n d e s 16. J a h r h u n d e r t s . D a r m s t a d t 2 0 0 2 , S. 102-115. Heribert

Smolinsky

E c k , S i m o n T h a d d ä u s , auch S i m o n J u d a s E., b a y e r i s c h e r Kanzler, * 1 5 1 4 / 1 5 E g g / G ü n z , t 1 - 2 . 1 5 7 4 München. D e r H a l b b r u d e r d e s T h e o l o g e n J o h a n n e s —>E. k a m 1522 n a c h Ingolstadt, w a r seit 1530 M a g i s t e r a r t i u m und w u r d e

Ecker 1538 zum Dr. jur. utr. promoviert. Anschließend war E. Offizial des Bischofs von Passau in Wien, wirkte 1540-42 in Salzburg, 1543/44 in Eichstätt und wurde 1546 Kanzler in Burghausen. Seit 1559 in gleicher Stellung sowie als Rat in München tätig, wurde er von Herzog —> Albrecht V. mit zahlreichen diplomatischen Aufgaben betraut. Trotz des Augsburger Religionsfriedens war E. ein entschiedener Verfechter eines antiprotestantischen Vorgehens. Die sogenannte Adelsverschwörung von 1563 lenkte er in diesem Sinne; den Katholizismus und das staatliche Kirchenhoheitsrecht konnte er durch die Einrichtung von Jesuitenkollegien, den Ausbau von Zentralbehörden sowie die Verstärkung der Kirchenvisitation stärken. LITERATUR: Leonhard Lenk: E., S. T. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 275. - Dietmar Heil: Die Reichspolitik Bayerns unter der Regierung Herzog Albrechts V. (1550-1579). Göttingen 1998. E c k a r d , Heinrich Martin, luth. Theologe, * 1615 Gorsleben, t 14.4. 1669 Alfeld/Leine. Der Pastorensohn studierte an den Universitäten Helmstedt und Rinteln und wurde 1644 dort Prof. der Mathematik und Metaphysik. 1650 in Helmstedt zum Dr. theol. promoviert, kehrte er noch im selben Jahr als Prof. der Theologie nach Rinteln zurück. E. vertrat die universalistische Kirchenauffassung Georg —»Calixts und war in den Auseinandersetzungen um das Kasseler Religionsgespräch 1661 einer der Wortführer auf luth. Seite, die sich für die Idee des konfessionellen Friedens einsetzten. 1665 mußte er, nachdem Rinteln an Hessen-Kassel übergegangen war, die Univ. verlassen und wurde Superintendent in Alfeld. WERKE: Metaphysices communis pars. Rinteln 1646. - Disputado de sacra scriptura. Helmstedt 1649. - Disputatio de praedestinatione. Rinteln 1655. - Disputatio de ecclesia. Rinteln 1664. LITERATUR: Hermann Schüssler: E., H. M. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 279. Eckardt, Andre, eigentl. Ludwig Otto E., Ordensname: Andreas, Pseud. Dr. Hans Niebuhr, Benediktiner, Kulturhistoriker, * 21.9. 1884 München, t 8. 1.1974. E. studierte 1905-09 in St. Ottilien, Dillingen sowie an der Univ. München, wurde Benediktiner, 1909 zum Priester geweiht und ging im selben Jahr als Missionar nach Korea. 1911-13 war er Gründer und Leiter des kath. Lehrerseminars in Seoul, verwaltete dort bis 1921 die Abtei St. Benedikt und wurde mit der Leitung der Hauptstation betraut. 1923-25 leitete E. die Station Badogou in der Mandschurei, war 1926-28 Dozent an der Univ. Keijo und unternahm zahlreiche Reisen durch Asien. 1930 in Würzburg zum Dr. phil. promoviert, war er seit 1935 als freier Schriftsteller, Übersetzer und Dozent an der Münchner Volkshochschule tätig. E. veröffentlichte kulturhistorische Schriften über Korea, Japan und China (u.a. Japanische Geschichte und Kultur, 1960). WEITERE WERKE: Unter dem Ogdonbaum. Eisenach 1950. Laotse. Baden-Baden, Frankfurt/Main 1956. - Koreanica. Baden-Baden 1960. - Philosophie der Schrift. Heidelberg 1965. - Geschichte der koreanischen Literatur. Stuttgart u. a. 1968. - Koreanische Keramik. Bonn 1970. - Korea. Nürnberg 1972. Eckart, Anselm (Franz Dominik) von, Jesuit, Missionar, * 4.8. 1721 Bingen (Hessen), t 29.6.1809 Polozk (Weißrußland). Der Sohn eines kurmainzischen Hofgerichtsrats trat 1740 in die Gesellschaft Jesu ein und lehrte 1743-46 Grammatik in Mannheim, anschließend zwei Jahre lang Poesie und Rhetorik in Heidelberg. 1753 ging er als Missionar nach Brasilien, wirkte anfangs auf der Station Abacaxis am Rio Madeira und übernahm 1755 die Station Trocano. Nach der Verstaatlichung aller Missionsstationen kam er nach Pará, wurde 1757

im Zuge der Pombalschen Kirchenverfolgung ausgewiesen und kehrte 1758 nach Lissabon zurück, wo er bis zum Sturz Pombals 1777 inhaftiert war (Historia persecutionis Societatis Jesu in Lusitania). Danach wirkte er zunächst in seiner Heimatstadt, seit 1797 in Augsburg und Schloß sich 1803 dem Rest seines Ordens in Rußland an. LITERATUR: Josef Albert Otto: E., A. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 283 f. - Christoph Nebgen: E., A. v. In: BBKL, Bd. 20, 2002, Sp. 427-433. Ecke, Gustav, evang. Theologe, * 8.1. 1855 Erfurt, f 9. 11. 1920 Bonn. E., Sohn eines Lehrers und Kirchners, studierte in Halle und Tübingen Theologie und wurde 1880 Hilfsprediger in Halle, 1883 Pfarrer in Suhl, 1893 Vorsteher des Diakonissenhauses in Bremen. 1900 folgte er einem Ruf als a. o., später als o. Prof. der systematischen Theologie nach Königsberg und ging 1903 als Prof. der systematischen und praktischen Theologie nach Bonn. In seinen wissenschaftlichen Abhandlungen beschäftigte sich E. insbesondere mit den Beziehungen zwischen Theologie und Kirche; er veröffentlichte u. a. Die theologische Schule Albrecht Ritschis und die evangelische Kirche der Gegenwart (2 Bde., 1897-1904). WEITERE WERKE: Unverrückbarer Grenzstein. Ein offenes Wort an Herrn D. Rade und seine Freunde. Berlin 1905, 3 1911. - Unsere Glocken. Ein Abschiedsgruß. Bonn 1917. LITERATUR: Hermann Strathmann: E., G. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 286. - Matthias Wolfes: E., G. In: BBKL, Bd. 17, 2000, Sp. 287-296. Eckebert von Gorze, auch Egbert, Benediktiner, Abt von Münsterschwarzach, t 25.11.1076 oder 1077, bestattet in der Abteikirche Münsterschwarzach. E. wurde 1046 von Bischof -^Adalbero von Würzburg als Abt nach Münsterschwarzach/Main berufen, das er zusammen mit einigen Mönchen aus Gorze reformierte. Er erbaute die Basilika, erneuerte das monastische Leben in Franken und entwickelte seine Abtei zur Vermittlungsstelle der Junggorzer Reform nach Sachsen und in die Alpenländer. 1060 übertrug ihm Adalbero die Leitung des Klosters Lambach, 1071 führte er zusammen mit Bischof —s· Hermann I. von Bamberg die Reform auch in Bamberg ein und verbrachte seine letzten Lebensjahre in Münsterschwarzach. Kurz vor seinem Tod unternahm E. eine Reise nach Rom, um die Lösung Bischof Hermanns vom Bann zu erwirken. 1149 und 1152 erfolgte die Erhebung der Gebeine des als selig verehrten E. LITERATUR: Theodor Kramer: E. v. G. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 286. - Gabriel Vogt: Der selige Egbert. Münsterschwarzach 1977. - Alfred Wendehorst: E. In: LexMA, Bd. 3, 1986, Sp. 1764. - Basilius Doppelfeld: Ekkebert. In: LThK\ Bd. 3, 1995, Sp. 566. Ecker, Jakob, kath. Theologe, * 27.2. 1851 Lisdorf/Saar, t 17. 11. 1912 Trier. Der Landwirtssohn studierte in Trier, Löwen und Bonn Theologie und orientalische Philologie, wurde 1875 zum Priester geweiht und lebte nach seiner Habilitation für semitische Sprachen (1879) in Münster. Seit 1884 widmete er sich talmudischen Studien in Berlin, wurde 1886 Prof. der alttestamentlichen Exegese und der hebräischen Sprache am Priesterseminar in Trier und beschäftigte sich insbesondere mit der deutschen Bibelübersetzung. Sein wichtigstes Werk war eine Schulbibel (1906), die sich in vielen deutschen Diözesen durchsetzte und in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde. E. war auch als Lyriker und aszetischer Schriftsteller tätig. WERKE: Lectionarium. Trier 1888. - Katholische Hausbibel. 3 Bde., Trier 1903-05. - Katholische Schulbibel. Trier 1906. - Volksschulbibel. Trier 1908.

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Eckermann LITERATUR: Wolfgang Müller: E„ J. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 289. - Heinrich Kreutzwald: Zur Geschichte des biblischen Unterrichts. Freiburg/Breisgau 1957, S. 194ff. - Michael Langer: Zwischen Vorurteil und Aggression. Freiburg/ Breisgau 1994, S. 114 ff. E c k e r m a n n , Jakob Christoph Rudolf, evang. Theologe, * 6.9.1754 Wedendorf, t 6.5. 1837 Kiel. E. wurde 1775 Rektor der Eutiner Schule, bis er 1782 einem Ruf als Prof. an die Univ. Kiel folgte. 1784 zum Dr. theol. promoviert, wurde er 1811 erster o.Prof. der Theologie in Kiel und 1816 zum königlich-dänischen Kirchenrat ernannt; seit 1828 war er Senior der Universität. E. veröffentlichte neben moraltheologischen, exegetischen und pädagogischen Abhandlungen ein Handbuch für das systematische Studium der christlichen Glaubenslehre (3 Bde., 1801/02). Eine Reihe von Gedichten erschien im „Deutschen Museum" (1783). LITERATUR: Alberti: E., J. C. R. In: ADB, Bd. 5, 1877, S. 611-613. Eckert, Alois, kath. Theologe, * 9. 1.1887 Pülfringen (Kr. Tauberbischofsheim), t 25.6. 1976 Freiburg/Breisgau. E. studierte an der Univ. Berlin Theologie und Nationalökonomie, wurde 1912 zum Priester geweiht und war anschließend seelsorgerisch in Freiburg/Breisgau tätig. Nach einem Studienaufenthalt in Berlin wurde er 1916 als Mitarbeiter Lorenz —> Werthmanns, des Begründers des Deutschen Caritasverbandes, nach Freiburg/Breisgau berufen, wo er auch Geschäftsführer des Caritasverbandes für die Erzdiözese Freiburg war. Von 1924 bis zu seiner Ernennung zum Domkapitular im erzbischöflichen Metropolitankapitel Freiburg 1946 amtierte E. als Diözesancaritasdirektor und war 1927-36 Diözesanpräses der Christlichen Müttervereine. 1956-59 bekleidete er das Amt des Caritaspräsidenten und errichtete eine Reihe von Heimen, Krankenhäusern sowie Kindererholungsheimen, wobei er der Jugendfürsorge besondere Aufmerksamkeit schenkte. LITERATUR: Klaus Schatz: Geschichte des Bistums Limburg. Mainz 1983, S. 259-64, 272, 298, 311 u.ö. Eckert, Erwin, evang. Theologe, Politiker, * 16.6. 1893 Zaisenhausen bei Bretten, t 20.12.1972 Mannheim. Nach dem Studium der Theologie war E. Pfarrer in Pforzheim, Meersburg und Mannheim. Er Schloß sich 1911 als einer der Führer der Religiös-sozialen Bewegung der Sozialdemokratischen Partei an und wurde nach seinem Übertritt zur Kommunistischen Partei 1931 seines kirchlichen Amtes enthoben. Anschließend arbeitete er in Berlin und Düsseldorf als Redakteur, wurde 1933 verhaftet und war mehrere Jahre in Freiendiez und Ludwigsburg inhaftiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg zum Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Badens gewählt, wurde E. 1946 zum Staatsrat und stimmberechtigten Mitglied der Zentralverwaltung für Südbaden in Freiburg ernannt, wo er zunächst als Präsident des Ausschusses für die politische Säuberung tätig war. LITERATUR: Friedrich-Martin Balzer/Karl Ulrich Schnell; Der Fall E. E. Zum Verhältnis von Protestantismus und Faschismus am Ende der Weimarer Republik. Köln 1987. E c k h a r d , Arnold, auch Eckard, evang. Theologe, Philosoph, * Trupe bei Bremen (?), t 9. 11.1685 Jeinsen bei Elze. E., Sohn eines Pfarrers, war an der Univ. Rinteln o. Prof. der Logik, Physik und Mathematik und a. o. Prof. der Theologie. Er gehörte dem Kreis der toleranten Theologen des 17. Jh. an. 1677 nahm er zusammen mit einem Bruder seines Freundes Gerard Wolter —> Molanus an einem Streitgespräch mit —> Leibniz über Hobbes und Descartes teil, wobei er sich als konsequenter Cartesianer darstellte. 1678 mußte E. die Univ. Rinteln verlassen und wirkte danach als Pfarrer in Jeinsen.

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Er veröffentlichte u.a. Exercitatio physica de Ulis corporis humani functionibus, quae a nulla anima dependent, quaequae ex sola partium dispositione mechanice deduci et demonstrari possunt (1672) und Positionum mathematicarum sylloge (1676). WEITERE WERKE: Tractatus de lumine, luce et coloribus, quo omnis luminis [...] proprietates [...] more et ordine geometrico demonstratae exhibentur. Rinteln 1672. - Disputano de causa efficiente peccati. Rinteln 1675. - Briefwechsel Leibniz - E. In: Gottfried Wilhelm Leibniz: Sämtliche Schriften und Briefe. Reihe 2, Bd. 1. Berlin 1926, Nr. 138 ff. LITERATUR: VD 17. - Georges Friedmann: Leibniz et Spinoza. Paris 1946, 3 1975. - Kurt Müller: E., A. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 292 f. E c k h a r t d. J., Dominikaner, Mystiker, t 1337. E. war Schüler Meister —> Eckharts und gehörte dem Kreis der Dominikaner an, die die deutsche Mystik Anfang des 14. Jh. zur Entfaltung brachten. Im Mittelpunkt seiner Predigt stand die Frage nach der Gottesgeburt, der Einigung des menschlichen mit dem göttlichen Geist. In seinem Altdeutschen Tractat von der wirkenden und möglichen Vernunft (hrsg. von Wilhelm Preger, 1871) lehrte er die naturhafte Seligkeit der wirkenden Vernunft. E. starb auf der Rückreise vom Generalkapitel in Valenciennes, an dem er als Definitor der Ordensprovinz Saxonia teilgenommen hatte. LITERATUR: Willehad Eckert: E. d. J. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 301 f. E c k h a r t von Hochheim, auch Meister Eckhart, Dominikaner, Philosoph, Theologe, Prediger, Mystiker, * vor 1260 Tambach bei Gotha (Thüringen), t vor 1328 wahrscheinlich Avignon. Das erste sichere Datum aus E.s Leben ist der 18.4. 1294, an dem er als Sentenzenlektor (frater Ekhardus lector sententiarum) vor den Ordensbrüdern im St. Jacques-Konvent bei der Sorbonne, Paris, die Festpredigt am Ostersonntag hielt. Da die Pariser Statuten für die Tätigkeit des Sententiars das Mindestalter von 33 Jahren vorschrieben, dürfte E. um, eher vor 1260 geboren worden sein: zu Tambach bei Gotha (Thüringen), wo das Ministerialengeschlecht derer von Hochheim residierte, dem E. nach dem Zeugnis der Nachschrift seiner Augustinus-Predigt vom 28.8. 1302 (oder 28.2. 1303) entstammte (reportatus ab ore magistri Echardi de hochheim). Sein Vater, dominus Eckhardus, miles, dictus de Hochheim, starb vordem 19.5. 1305. Schon in jungen Jahren dürfte E. in das Dominikanerkloster Erfurt, gegründet 1229, eingetreten sein. In ihm absolvierte er mit dem Studium logicale, naturale und biblicum den Bildungsgang eines Studenten des Dominikanerordens. In Köln könnte er - » Albertus Magnus noch gehört haben. Es ist unwahrscheinlich, daß er 1277 Student der Artes in Paris war. Zum Beginn des akademischen Jahres 1293/94 hielt E. als Baccalaureus der Theologie die Collatio in libros Sententiarum. 1294 wurde er zum Prior seines Heimatklosters gewählt. Zwei Jahre später übernahm er auch das Amt des Vikars von Thüringen. Provinzial zu dieser Zeit (1293-96) war —»Dietrich von Freiberg, der E. philosophisch maßgeblich beeinflußt hat. In Erfurt verfaßte E. zwischen 1294 und 1298 seinen ersten deutschen Traktat, die Reden der Unterweisung, in der Form von Lehrgesprächen („collationes") für die Ordensnovizen. In ihm entwickelt er eine neue Vorstellung der „vita evangelica", in deren Mittelpunkt die Selbsterkenntnis (nim dîn selbes war) und die Aufgabe des Eigenwillens steht (abegescheidenheit): in den Menschen, der sich seiner gänzlich entäußert, „geht Gott ein mit all dem Seinen", er wird gotthaft (gotvar = gottfarbig), er gewinnt Sein. 1302 wurde E. an der Pariser Univ. zum Magister der Theologie promoviert. Als magister actu regens hatte er die Aufgabe, die Bibel zu

Eckhart erklären. Das Wertvollste aus E.s erstem Pariser Magisterium sind seine drei lateinischen Quciestiones Parisienses, in denen er seine Originalität voll entfaltete. In bewußter Abhebung von T h o m a s von Aquin erklärte er in der ersten Quästio: Weiterhin „zeige ich, daß ich nicht mehr der Meinung bin, daß Gott erkennt, weil er ist; sondern, weil er erkennt, deshalb ist er, in der Weise, daß Gott Intellekt und Erkennen ist, und das Erkennen selbst die Grundlage seines Seins ist". In seiner Lehre vom Primat des Intellekts schreitet E. auf der Linie der Dominikaner fort, die Albert der Große und Dietrich von Freiberg gezogen hatten. Großen Einfluß übte auch Pseudo-Dionysius Areopagita auf E. aus. Das Corpus Dionysiacum, u m 1250 entstanden, hatte er in Paris kennengelernt. Dionysische Mystik verraten das in der F o r m einer Sequenz abgefaßte deutsche Lied Granum Sinapis und sein lateinischer Kommentar, die E. vielleicht zum Verfasser haben (Ruh). Im September 1303 wurde E. zum ersten Provinzial der neugegründeten Provinz Saxonia, die neben einer hohen Zahl von Frauenkonventen 4 7 Männerkonvente umfaßte, gewählt. Als Provinzial gründete er Frauenklöster in Braunschweig, Dortmund und Groningen und besuchte 1304, 1307 und 1310 die Generalkapitel des Ordens in Toulouse, Straßburg und Piacenza. In Halberstadt, Rostock, Halle, Minden, Seeh a u s e n / A l t m a r k , Norden und Hamburg hielt er Provinzialkapitel ab. 1307 ernannte ihn das Generalkapitel zusätzlich zum Generalvikar der böhmischen Provinz. A u s E.s Zeit als Provinzial stammen mit großer Wahrscheinlichkeit seine ersten deutschen Predigten, die z u m Großteil Eingang in die Predigtsammlung Paradisus anime intelligentis fanden, und zwei lateinische Predigten und zwei Vorlesungen über das 24. Kapitel des Jesus Sirach, in denen E. sein religiöses, ethisches und philosophisches Projekt vorstellt. 1311 beauftragte das Generalkapitel in Neapel E. ein zweites Mal mit der Wahrnehmung des Pariser Lehrstuhls und bestätigte damit nicht seine Wahl zum Provinzial der Teutonia, die die Elektoren am 8 . 9 . 1310 in Speyer vorgenommen hatten. Der neuerliche Ruf nach Paris war eine Auszeichnung, die bis dahin innerhalb des Dominikanerordens nur T h o m a s von Aquin zuteil geworden war. Die Jahre 1311 bis 1313 sind von höchster Bedeutung. E. konzipierte in ihnen sein „Dreigeteiltes Werk" ( O p u s tripartitum), das von dem Benutzer verlangte, seine Teile, das Werk der Thesen (Opus propositionum), das Werk der Fragen (Opus quaestionum) und das Werk der Auslegungen (Opus expositionum), dem ein Predigtteil (Opus sermonum) beigefügt wurde, synoptisch zu lesen. Das Werk blieb unvollendet. Neben d e m Prologus generalis konnte E. nur die K o m m e n t a r e zu den Büchern Weisheit, Genesis, Exodus und zum Johannesevangelium ausführen. Im Unterschied zu den Pariser Quästionen ist die Grundthese des „Dreigeteilten Werkes": Das Sein ist Gott (Deus igitur et esse idem). 1313 kehrte E. nicht wieder in die Leitung der Saxonia zurück; ihm wurde vielmehr als Vikar des Ordensgenerals Berengar von Landorra und seines Nachfolgers Herveus Natalie ( 131 8-23) die Aufsicht und Betreuung der süddeutschen Schwesternkonvente übertragen, mit Sitz in Straßburg. E.s Wirken in Straßburg bezeugen Urkunden vom 1 4 . 4 . 1 3 1 4 und vom 1 3 . 1 1 . 1 3 1 6 . Zwischen 1313 und 1323 besuchte er die Dominikanerinnenklöster Katharinental und Ötenbach, in denen er A n n a von R a m s w a g und Elisabeth von Beggenhofen begegnete. Neben seiner intensiven und erfolgreichen Predigttätigkeit verfolgte er in seinem Straßburger Jahrzehnt zwei unterschiedliche literarische Unternehmungen. Er begann mit der Auslegung der ganzen Hl. Schrift, die jedoch nur die Bildreden betrachten sollte. Zur Vollendung gelangte freilich nur der Liber parabolarum Genesis. Er begann Traktate in deutscher Sprache abzufassen, seine deutschen Ansprachen in schriftlicher F o r m zu redi-

gieren und autorisierte Predigtsammlungen anzulegen. In ihnen wendete er sich nicht mehr nur an den engeren Kreis der Latein lesenden Intellektuellen, sondern bewußt auch an Laien, denen er seine neue „Philosophie des Christentums" (Flasch) vertraut zu machen versuchte. Über die Themen seiner Predigt gibt er in der deutschen Predigt 53 Rechenschaft: Er pflege zu sprechen 1. von der Abgeschiedenheit und daß der Mensch frei werden solle von sich selbst und allen Dingen, 2. daß er wieder eingebildet werden solle in Gott (Gottesgeburt), 3. vom großen Adel der Seele und daß der Mensch damit auf wunderbare Weise zu Gott komme, und 4. von der Lauterkeit der göttlichen Natur, die unaussprechlich ist. Die meisten der deutschen Predigten (etwa 120) E.s dürften in der Straßburger Zeit entstanden sein. Den Liber Benedictus, bestehend aus d e m Buch der göttlichen Tröstung und der Predigt Vom edlen Menschen, übersandte er der Königin-Witwe Agnes, Gemahlin des 1301 verstorbenen Königs Andreas III. von Ungarn, wahrscheinlich anläßlich ihres Eintritts ins geistliche Leben 1318 in Königsfelden (so Ruh). Es kann vermutet werden, daß E. nach d e m Tod von Herveus Natalis am 7 . 8 . 1 3 2 3 vom neuen Ordensgeneral Barnabas Cagnoli von Vercelli an das Studium generale der Dominikaner in Köln beordert wurde. Bezeugt ist, daß er auch in Köln gepredigt hat, so im Zisterzienserinnenkloster von St. Mariengarten und im Benediktinerinnenkloster St. Machabaeorum. Zwischen August 1325 und Januar 1326 wurden E. mehrere Sätze aus d e m Liber Benedictus als verdächtig verworfen. Er verfaßte eine schriftliche Erwiderung, beginnend mit d e m Wort Requisitus, die bisher noch nicht wiedergefunden wurde. Wilhelm von Nidecke und Hermann von S u m m o , zwei Angehörige des eigenen Ordens, verklagten ihn beim Erzbischof von Köln, Heinrich II. von Virneburg, wegen Häresie, der vor September 1326 einen Inquisitionsprozeß gegen E. eröffnete. Listen mit häretisch beurteilten Einzelsätzen aus E.s Schriften dienten als Beweisgrundlage. Aus zwei Listen sind Sätze in E.s sogenannter Rechtfertigungsschrift erhalten. E. erkannte die Rechtmäßigkeit des erzbischöflichen Verfahrens nicht an und appellierte am 24. 1. 1327 an den Hl. Stuhl (Avignon). Z u d e m beteuerte er am 13.2. 1327 in einer öffentlichen Erklärung in der Kölner Dominikanerkirche seine Rechtgläubigkeit. Avignon zog auch tatsächlich den Prozeß an sich, verlegte aber das Schwergewicht der Anklage auf den formellen Wortlaut der inkriminierten Artikel (heretici, prout verba sonant). Obgleich man an der Kurie versuchte, den Prozeß versanden zu lassen, entschied sich am 2 7 . 3 . 1329 Papst Johannes XXII. für die Publikation einer Bulle (In agro dominico), die 17 Sätze E.s als häretisch und elf weitere als übelklingend, kühn und der Häresie verdächtig verurteilte, aber auch vermerkte, E. habe vor seinem Tod die inkriminierten Sätze widerrufen, „sofern sie im Geiste der Gläubigen häretische Auffassungen erregen könnten". E. starb vermutlich im Frühjahr 1328, mit großer Wahrscheinlichkeit in Avignon. Die Wirkung E.s im Spätmittelalter und in der Neuzeit ist einzigartig. Sein lateinisches Werk bewahrte unter den Kölner Dominikanern ein „Kreis von Eckhartisten" (Sturlese). —> Heinrich Seuse verteidigte in seinem Buch der ewigen Wahrheit E.s Lehre. —> Johannes Tauler hielt das Gedenken an den „liebenswerten Meister" wach. Kongenial anverwandelt hat sich die geistige Welt E.s —» Nikolaus von Kues, der in seiner Apologia doctae ignorantiae dem Heidelberger Theologieprofessor - » J o h a n n e s Wenck von Herrenberg E.s Originalität vor Augen führte. In zahlreichen Handschriften des Spätmittelalters wurden E.s deutsche Predigten verbreitet. Im Augsburger Taulerdruck hatte —> Luther die Predigten Nr. 101-104 gelesen, ohne E. namentlich zu kennen. Valentin —»Weigel, Jacob —>Böhme und —»Angelus Silesius wa-

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Eckhel ren mit E.s Gedanken vertraut. Die wissenschaftliche Neuentdeckung und erste Eckhart-Bewunderung löste Friedrich Schlegel (22. 12.1807) mit seiner Bemerkung, E. sei „vielleicht der tiefsinnigste Philosoph, den Dtl. je gehabt hat", aus. Auch —> Hegel nahm E. zur Kenntnis. 1857 publizierte Franz Pfeiffer erstmals E.s deutschsprachiges Werk, 1886 entdeckte Heinrich Suso —»Denifle die lateinischen Schriften. Die kritische Gesamtausgabe, 1936 von Josef Koch und Josef Quint begonnen, ist bis heute noch nicht abgeschlossen. Die neueste Forschung ist bemüht, E.s philosophische, theologische, spirituelle und literarische Leistung in den deutschen wie in den lateinischen Werken herauszustellen, aber auch seine Einbindung in den Kontext der philosophischen Sonderkultur der deutschen Dominikaner in Köln und der religiösen Bewegungen, insbesondere der Beginenbewegung des 13. und 14. Jh., zu sehen. Unbeschadet der vielfaltigen politischen (Alfred Rosenberg) und weltanschaulichen Vereinnahmungen des 20. Jh. gehört E. heute zu den wenigen Autoren des Mittelalters, dessen Kompetenz als christlicher „Lehr- und Lebensmeister" und als abendländischer Vertreter im interkulturellen Gespräch gesucht wird. Erich Fromm bezieht sich in To Have or to Be (1976) auf E. als Zeugen einer neuen Ethik der Menschheit. WEITERE WERKE: Kritische Gesamtausgabe: M. E. Die deutschen und lateinischen Werke. Hrsg. im Auftrag der DFG (je 5 Bde.). Die deutschen Werke. Bd. I-III, V. Hrsg. v. Josef Quint. Stuttgart 1936-76. Bd. IV, 1. Hrsg. v. Georg Steer. Stuttgart 2003. Bd. IV,2 (im Druck). Die lateinischen Werke. Bd. 1,1, II-IV, V,l-4. Hrsg. v. Josef Koch u.a. Stuttgart 1936-75. Bd. 1,2, V,5-7. Hrsg. v. Loris Sturlese. Stuttgart 1987/88. - Gesamt- und Teilausgaben: Franz Pfeiffer (Hrsg.): Deutsche Mystiker des 14. Jh. Bd. 2, Leipzig 1857. Neudr. Aalen 1962. - Franz Jostes (Hrsg.): M. E. und seine Jünger. Ungedruckte Texte zur Geschichte der deutschen Mystik. Freiburg (Schweiz) 1895. Neudr. mit Wörterverzeichnis v. Peter Schmitt und Nachwort v. Kurt Ruh. Berlin 1972. - Philipp Strauch (Hrsg.): Paradisus anime intelligentis. Berlin 1918. Neudr. v. Nikiaus Largier/Gilbert Fournier. Hildesheim 1998. - Neuhochdeutsche Übersetzungen: Josef Quint: M. E. Deutsche Predigten und Traktate. München 1955. 2 1963. Neudr. Zürich 1979. - Dietmar Mieth: M. E. Einheit im Sein und Wirken. Ölten 1979. München 1986. Nikolaus Largier: M. E. Werke I-II. Texte und Übersetzungen. Sämtliche deutschen Predigten und Traktate sowie eine Auswahl aus den lateinischen Werken. Kommentierte zweisprachige Ausgabe. Frankfurt/Main 1993. LITERATUR: Josef Koch: Kritische Studien zum Leben M. E.s. In: Kleine Schriften I. Rom 1973, S. 247-347. Erika Albrecht: Zur Herkunft M. E.s. In: Amtsblatt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen 31 (1978) S. 28-34. - Kurt Ruh: M. E. In: VL 2 , Bd. 2, 1980, Sp. 327-350. - Udo Kern: E., M. In: TRE, Bd. 9, 1982, S. 258-264. - Kurt Flasch: Das philosophische Denken im Mittelalter. Von Augustinus zu Machiavelli. Stuttgart 1986, S. 406-425. - Ursula Schulze: E. In: LexMA, Bd. 3, 1986, Sp. 1547-52. - Winfried Trusen: Der Prozeß gegen M. E. Vorgeschichte, Verlauf und Folgen. Paderborn 1988. - Kurt Ruh: M. E. Theologe. Prediger. Mystiker. München 2 1989. Eckardus theutonicus, homo doctus et sanctus. Nachweise und Berichte zum Prozeß gegen M. E. Hrsg. v. Heinrich Stirnimann in Zusammenarbeit mit Ruedi Imbach. Freiburg (Schweiz) 1992. - Loris Sturlese: Acta Echardiana. In: M. E. Die lateinischen Werke. Bd. V, S. 155-240 (wird fortgesetzt). - Ders.: M. E. Ein Porträt. In: Eichstätter Hochschulreden 90. Regensburg 1993. - Ders.: Eckhartiens de Cologne. Le Studium Generale des Dominicains allemands et la condamnation des thèses de Maître E. In: Voici Maître E. Textes et études réunis par Emilie Zum Brunn. Grenoble 1994, S. 355-371. - Marie-Anne Vannier: Maître E. à Stras-

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bourg (1313-1323/1324). In: Ebd., S. 341-353. - Kurt Ruh: Geschichte der abendländischen Mystik. Bd. 3, Kap. 36, München 1996. - Klaus Jacobi (Hrsg.): M. E. Lebensstationen, Redesituationen. Berlin 1997. - Lectura Eckhardi. Predigten M. E.s von Fachgelehrten gelesen und gedeutet. Hrsg. v. Georg Steer und Loris Sturlese. Bd. 1-2. Stuttgart 1998-2003. - Bernhard McGinn: The mystical thought of M. E. New York 2001. - Andrés Quero-Sánchez: Sein als Freiheit. Die idealistische Metaphysik M. E.s und Johann Gottlieb Fichtes. München 2004. - Alois M. Haas: M. E.: Meister der Spiritualität. Freiburg/Breisgau 2004. - Claudia Altmeyer: Grund und Erkennen in deutschen Predigten von M. E. Würzburg 2005. - Erik A. Panzig: Gelâzenheit und abegescheidenheit. Leipzig 2005. Georg Steer Eckhel, Joseph Hilarius von, Jesuit, Numismatiker, * 13.1.1737 Enzersfeld (Niederösterreich), t 16.5.1798 Wien. Der Sohn eines gräflich Montecuccolischen Pflegers trat 1751 in Wien in die Gesellschaft Jesu ein und arbeitete nach der Priesterweihe 1764 als Grammatiklehrer in Leoben, Steyr und Wien. Nach Aufgabe des Lehramtes 1772 widmete sich E. dem Studium der Numismatik sowie der Archäologie. 1774 wurde er als Abbé zum Direktor der Antikenabteilung des kaiserlichen Münzkabinetts ernannt und erhielt eine Professur für Altertümer an der Wiener Universität. E. gilt als Begründer der modernen Numismatik. Er schuf ein neues Einteilungssystem für Münzen, das auf geographischer Ordnung und münzrechtlichen Verhältnissen basiert. Seine Doctrina nummorum veterum (8 Bde.) erschien 1792-98. WEITERES WERK: Catalogus musei Caesarei Vindobonensis numorum veterum. Wien 1779. LITERATUR: Peter Robert Franke: E., J. H. v. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 302 f. Eckher, Ferdinand Balthasar, auch Ecker, Ekerth, kath. Theologe, * 6. 1. 1703 Waldsassen (Oberpfalz), t 3.3. 1775 Ingolstadt. E., Sohn eines Leutnants, Schloß das Studium der Fächer Philosophie, Theologie, Arzneiwissenschaft und Jura in Ingolstadt mit der Promotion ab und war anschließend Pfarrer in Arrach und Neustadt. Seit 1744 Stadtpfarrer in Ingolstadt, wurde er 1745 auf den Lehrstuhl für Kontroverstheologie der dortigen Univ. berufen. Er war Kanonikus der Kathedralkirche in Eichstätt und Domicellar am Kollegiatstift St. Johann in Regensburg. An der Univ. Ingolstadt war E. Prokanzler und in den Jahren 1756, 1763 und 1768 Rektor. E. vertrat eine konservative und reformfeindliche Bildungspolitik; er geriet mehrmals mit dem aufgeklärten Ingolstädter Universitätsdirektor Johann Adam von Ickstatt in Konflikt. WERKE: Modus agendi cum convertendis ad fidem Romanocatholicam unice salutantem. Ingolstadt 1754. - Modus feliciter vivendi vitam. Ingolstadt 1762. - Betrachtungen von dem bittern Leiden und Sterben unsers Erlösers Jesu Christi. Ingolstadt 1771. LITERATUR: Siegfried Hofmann: E., F. B. In: LMU, Bd. 1, 1998, S. 91 f. E c k h e r von Kapfing und Liechteneck, Johann Franz Frh., Fürstbischof von Freising, * 16. 10. 1649 Schloß Train (Niederbayern), t 23.2. 1727 Freising. Nach einer theologischen Ausbildung am Franziskanerkloster in Freising wurde E., aus altbayerischem Landadel stammend, 1674 zum Priester geweiht, 1684 zum Domdekan gewählt und erhielt mit diesem Amt erhebliche Kompetenzen in der Verwaltung von Hochstift und Diözese. Als Gegner der kurbayerischen Reichskirchenpolitik wurde er Wortführer einer Opposition gegen den Administrator Johann Sig(is)mund Zeller von und zu Leibersdorf. Im Verlauf der Auseinandersetzungen verlor E. alle Ämter, ging

Edelmann jedoch aus der Bischofswahl 1695 gegen alle Widerstände als Sieger hervor und nahm am 3 0 . 1 . 1696 die päpstliche Bestätigung entgegen. Im Spanischen Erbfolgekrieg gelang es ihm, dem Bistum Freising die ärgsten Opfer zu ersparen. Sein Streit mit Kurbayern setzte sich fort, erst in den Rezessen von 1718 und 1723 kam es zu einem Ausgleich. E. pflegte eine barocke Fürstenrepräsentation, w i d m e t e jedoch auch d e m Schul- und A r m e n w e s e n beträchtliche Aufmerksamkeit (Gründung des Benediktiner-Lyzeums). Zu seinen baulichen Leistungen zählt die 1724 durch C o s m a s Damian —>Asam ausgeführte Neuausstattung des D o m e s . E. sammelte genealogisches Material und regte den gelehrten B e nediktiner Karl —> Meichelbeck zu dessen großen Werken zur freisingischen Geschichte an. LITERATUR: B e n n o Hubensteiner: J. F. E. v. K. u. L., Fürstbischof von Freising. 1695-1727. Leben, Wirken und Umwelt. München 1954. - Ders.: J. F. In: N D B , Bd. 10, 1974, S. 4 8 5 f. - Georg Schwaiger: Der Freisinger Fürstbischof I. F. v. K. u. L. 1695-1727. In: Ders. (Hrsg.): Christenleben im Wandel der Zeit. München 1987, S. 194-203. - Ulrike Götz: Kunst in Freising unter Fürstbischof J. F. E. 1696-1727. Ausdrucksformen geistlicher Herrschaft. München u.a. 1992. - Egon Johannes Greipl: E. v. K. u. L„ J. F. Frh. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 6 4 8 - 1 8 0 3 ) , 1990, S. 84-86. - Ders.: E„ J. F. In: L T h K \ Bd. 3, 1995, Sp. 4 4 7 . E c k s t e i n , Herbert, methodist. Prediger, * 1 0 . 1 2 . 1 9 1 2 Berlin, t 5 . 1 . 2 0 0 3 Berlin. E. erhielt eine Buchhändlerausbildung. Von der Evangelischen Gemeinschaft zum Prediger berufen, studierte er nach einem praktischen Jahr in Ostpreußen ( 1 9 3 4 / 3 5 ) bis 1938 am Predigerseminar in Reutlingen und ging als ordinierter Diakon nach Königsberg. 1940-45 nahm er am Z w e i ten Weltkrieg teil. Als Pastor an der Berliner Erlöserkirche gründete E. 1947 eine Mission für Flüchtlinge und leitete die Zentralstelle des Hilfswerks für die Gemeinden der Sowjetischen Besatzungszone und Berlins. Seit 1951 war E. in Berlin-Friedenau tätig, seit 1954 als Superintendent. E. gehörte dem Diakonischen Rat, der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen und dem Präsidium der Vereinigung Evangelischer Freikirchen in Deutschland an. Er hatte die Geschäftsführung des Sozialwerks der Evangelischmethodistischen Kirche Berlins inne und leitete bis 1968 den Ausschuß zur Vorbereitung der Union zwischen Methodisten und Evangelischer Gemeinschaft in den deutschsprachigen Gebieten. Danach führte er bis 1976 den Distrikt BerlinWest. LITERATUR: Karl Heinz Voigt: E„ H. In: B B K L , Bd. 23, 2 0 0 4 , Sp. 2 8 6 - 2 9 1 . E c k s t e i n , Utz, eigentl. Ulrich E., auch Huldrich E., Acrogoniaeus, reformierter T h e o l o g e , * um 1490 Esslingen/ Neckar, t 7. 10. 1558 Uster (Kt. Zürich). Der aus sozial niederer Schicht stammende E. war 1 5 2 2 / 2 3 kath. Geistlicher in Weesen (Kt. St. Gallen) und muß um diese Zeit mit —»Zwingli in Kontakt g e k o m m e n und zur Reformationsbewegung übergetreten sein. 1 5 2 7 / 2 8 wirkte er als Pfarrer in Thalwil (Kt. Zürich), dann bis 1531 in Rorschach. Nach der Rekatholisierung dieser G e m e i n d e kehrte er ins Zürcher Gebiet zurück und war in Zollikon und Niederweningen tätig, 1535-58 als Pfarrer in Uster. Mit einer Reihe von Flugschriften (u.a. Klag des Gloubens, vor 1525; Concilium, 1525), in denen er g e g e n Johannes —»Eck, Johann ->Fabri und Thomas Murner polemisierte und das symbolische Abendmahlsverständnis der Zwinglianer vertrat, trug er zur Verbreitung der Zürcher Reformation bei. WEITERE WERKE: Dialogus. Ein hüpsche disputation, die Christus hat mit A d a m thon [ . . . ] . Zürich [1525]. - Klag des

gloubens, der hoffnung und ouch liebe über geystlichen und weltlichen stand der Christenheit. Zürich [1525]. LITERATUR: V D 16, E 4 9 6 - 5 0 7 . - Hans Stricker: E., U. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 305 f. - Ninna J0rgensen: Bauer, Narr und Pfaffe. Prototypische Figuren und ihre Funktion in der Reformationsliteratur. Leiden 1988, S. 117-126, 1 7 6 . - H a n s U. Bächtold: E., U. In: B B K L , Bd. 17, 2 0 0 0 , Sp. 2 9 6 - 2 9 9 . E d d e i e r , Matthäus, luth. T h e o l o g e , * Rostock, t 6 . 5 . 1556. E. war zunächst Vikar in Güstrow, dann neben Joachim - > S l ü t e r der erste luth. Prädikant in Rostock und wurde vor Ostern 1530 als Prediger an die Marienkirche berufen. A m 2 . 5 . 1 5 3 1 führte er zusammen mit P. Hackendal die am 29. März v o m Rat beschlossene luth. Gottesdienstordnung ein, überwarf sich jedoch einige Monate später mit d e m Rat und wurde daraufhin abgesetzt. In den folgenden Jahren ist er auf Prediger- und Pfarrstellen in Neubrandenburg, Gnoien und Anklam bezeugt, bevor er 1541 das Pastorat der Marienkirche in Rostock übernahm. LITERATUR: Krause: E., M. In: A D B , Bd. 5, 1877, S. 6 3 6 f . E d e l i n g , Christian (Ludwig), evang. T h e o l o g e , Kirchenlieddichter, * 1678 Löbejün (Halle), t 18.9. 1742 Schwanebeck. E. studierte in Halle unter August Hermann —> Francke und wurde 1704 Hofmeister des jungen —> Zinzendorf, bevor er 1706 als Schulrektor nach Groningen ging. 1710 wechselte er auf eine Stelle als Hilfsprediger. 1723 wurde er Pfarrer, 1739 auch Kirchen- und Schulinspektor in Schwanebeck. Mehrere Kirchenlieder E.s wurden in pietistische Gesangbücher aufgenommen. LITERATUR: Friedrich Wilhelm Bautz: E., C. L. In: B B K L , Bd. 1, 1990, Sp. 1461 f. E d e l i n g , Petrus von, evang. T h e o l o g e , * 1522 Pasewalk, t 1602 Kolberg. E. war 1549-51 Professor grammaticae und musicae in Greifswald, ging anschließend als Pastor nach Pasewalk und wurde 1568 Superintendent des Kamminer Stifts und Kolberger Kapitelsdekan. Er führte eine Kirchenvisitation durch, arbeitete eine Matrikel des Colberger Capitels aus und schrieb mehrere kleinere historische s o w i e geographische Artikel über Pommern und Kolberg. E d e l m a n n , Johann Christian, evang. T h e o l o g e , * 9 . 7 . 1 6 9 8 Weißenfels, ΐ 1 5 . 2 . 1767 Berlin. E., Sohn eines Kammermusikers, studierte 1720-24 in Jena T h e o l o g i e und wurde Kandidat in Eisenach, später Hauslehrer in Österreich. A u s wachsender Abneigung gegen die verfaßte Kirche und Neigung zu pietistischer Separation folgte er, bestärkt durch die Lektüre der Unparteyischen Kirchen- und Ketzer-Η istorie ( 1 6 9 9 ) Gottfried —» Arnolds, Nikolaus Ludwig von - > Zinzendorf nach Herrnhut. 1736 trennte er sich von der Brüdergemeine und ging nach einer Einladung von Johann Friedrich —> Haug nach Berleburg als Mitarbeiter an der Berleburger Bibelübersetzung. E.s weiterer Weg führte ihn nach N e u w i e d , w o er d e m dortigen Grafen ein Glaubensbekenntnis einreichen mußte. Wegen eines drohenden Prozesses w e g e n Gotteslästerung mußte er sich versteckt halten und verdiente seinen Lebensunterhalt vor allem als Weber. Aufgrund seines Versprechens, nichts mehr drucken zu lassen, durfte er sich auf Geheiß Friedrichs II. 1749 in Berlin niederlassen. Der einstige radikale Pietist E. war in seinen späteren Lebensphasen ein Vorläufer der Aufklärung. Seine 1749-53 geschriebene Selbstbiographie wurde postum 1849 von Carl Rudolf Wilhelm Klose in polemischer Absicht herausgegeben (Neuausg. von Bernd Neumann, 1979).

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Eder WERKE: S ä m t l i c h e S c h r i f t e n in E i n z e l a u s g a b e n . H r s g . v. Walter G r o s s m a n n . 12 B d e . , Stuttgart-Bad C a n n s t a t t 1969-87 (mit Einleitung). LITERATUR: W o l f g a n g H e i s e : J. C. E. S e i n e Historische B e d e u t u n g als E x p o n e n t d e r a n t i f e u d a l e n bürgerlichen O p p o s i tion. Diss. Berlin 1954. - M a r t i n S c h m i d t : E., J. C. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 308. - Walter G r o s s m a n n : J. C. E. F r o m Ort h o d o x y to E n l i g h t e n m e n t . T h e H a g u e / P a r i s 1976. - Ders.: E „ J. C. In: T R E , Bd. 9, 1982, S. 2 6 4 - 2 6 6 . - L e o n h a r d Hell: E., J. C h . In: L T h K \ B d . 3, 1995, Sp. 451 f. A n n e g r e t S c h a p e r : Ein langer A b s c h i e d v o m C h r i s t e n t u m . J. C. E. ( 1 6 9 8 - 1 7 6 7 ) und die d e u t s c h e F r ü h a u f k l ä r u n g . M a r burg 1996. - A l b r e c h t Beutel: E „ J. C. In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 1056 f. - W e r n e r R a u p p : E., J. C. In: B B K L , B d . 20, 2 0 0 2 , S p . 4 3 4 - 4 4 4 . E d e r , Karl, österr. Historiker, * 1 0 . 9 . 1889 L i n d a c h (Oberösterreich), t 1 . 5 . 1 9 6 1 Graz. N a c h d e m S t u d i u m der T h e o l o g i e in S a l z b u r g und W i e n arbeitete E. als Pfarrer, R e l i g i o n s l e h r e r und G y m n a s i a l p r o f e s s o r ; 1933 w u r d e er Prof. der K i r c h e n g e s c h i c h t e und P a t r o l o g i e s o w i e D o z e n t f ü r kirchliche K u n s t an d e r P h i l o s o p h i s c h - T h e o l o g i s c h e n L e h r a n s t a l t in Linz. 1941 habilitierte er sich an der K a t h o l i s c h - T h e o l o g i s c h e n F a k u l t ä t d e r U n i v . W i e n und g i n g 1948 als Prof. f ü r a l l g e m e i n e n e u e r e G e s c h i c h t e an die U n i v . G r a z , d e r e n R e k t o r er 1951-53 war. Sein B u c h Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung ( 1 9 3 3 ) ist e i n e w i c h t i g e k i r c h e n h i s t o r i s c h e M o n o g r a p h i e zur Vorreformation. E d i n g e r , Rutger, a u c h Edingis, kath. T h e o l o g e , * u m 1545 Köln (?), t n a c h 1614. E. hatte B e z i e h u n g e n z u m Kloster St. P a n t a l e o n in K ö l n , w a r n a c h w e i s l i c h 1572-74 Priester in X a n t e n , kehrte 1583 nach Köln z u r ü c k und w u r d e 1614 D o m h e r r in S p e y e r . M i t seiner P s a l m e n ü b e r s e t z u n g Der gantz Psalter Davids ( 1 5 7 4 ) versuchte er als erster Katholik, e v a n g . P s a l m e n l i e d d i c h t u n g e n , vor a l l e m d e m Bönnischen Gesangsbüchlein, etwas Eigenes e n t g e g e n z u s e t z e n . In Köln v e r ö f f e n t l i c h t e er 1572 Teutsche Evangelische Messen, Lobsenge und Kirchengebete, ferner e i n e d e u t s c h e Ü b e r s e t z u n g d e s lateinischen G e b e t b u c h s von S i m e o n Verepaeus ( 1 5 7 2 ) und ein Christliches Betbüchlein ( 1572), mit e i n e m a u s d e m N i e d e r l ä n d i s c h e n übersetzten Kat e c h i s m u s von G . B u s a e u s als A n h a n g . LITERATUR: V D 16, E 556. - N i k o l a Esser: R . E. und Kaspar U l e n b e r g , zwei K ö l n e r Psalterübersetzer. Diss. M ü n s t e r 1913. - R o b e r t H a a ß : E., R. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 314. E d l i b a c h , J a k o b , s c h w e i z e r , kath. T h e o l o g e , * 1 4 . 4 . 1482 Z ü r i c h , t 1 9 . 1 . 1546 Z u r z a c h . E. e r w a r b den G r a d eines M a g i s t e r artium und w u r d e 1504 C h o r h e r r in St. Felix und R e g u l a in Z ü r i c h . Er w a r G e g ner der kirchlichen N e u e r u n g e n —> Z w i n g i i s u n d zog sich n a c h d e m Sieg d e r R e f o r m a t i o n 1523 als K a n o n i k u s n a c h Z o f i n g e n z u r ü c k . Z u s a m m e n mit seinen K o l l e g e n N i k i a u s Christen und J o h a n n e s —» B u c h s t a b n a h m er a m R e l i g i o n s g e s p r ä c h 1528 in B e r n teil und verteidigte d i e p ä p s t l i c h e S c h l ü s s e l g e w a l t . N a c h d e r Säkularisation d e s Stiftes ging er als K a n o n i k u s n a c h S o l o t h u r n u n d schließlich n a c h Z u r z a c h , w o er 1532 P r o p s t d e s Verenastiftes w u r d e . LITERATUR: T h e o d o r Pestalozzi: D i e G e g n e r Z w i n g i i s a m G r o ß m ü n s t e r s t i f t in Z ü r i c h . Z ü r i c h 1918. - P i e r r e L o u i s Surchat: E., J. In: L T h K 3 , B d . 3, 1995, Sp. 4 5 6 . E d z a r d , E s d r a s , a u c h E d z a r d u s , Orientalist, * 2 8 . 6 . 1 6 2 9 Hamburg, t 1.1.1708 Hamburg. E., S o h n eines Pastors, studierte seit 1647 e v a n g . T h e o l o g i e und orientalische S p r a c h e n in L e i p z i g und Wittenberg, n a h m seit 1650 bei J o h a n n e s —»Buxtorf d. J. U n t e r r i c h t in h e b r ä i s c h e r und t a l m u d i s c h e r Literatur und w u r d e 1656 in

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R o s t o c k z u m Lizentiaten der T h e o l o g i e p r o m o v i e r t . A n schließend ließ er sich in H a m b u r g als P r i v a t g e l e h r t e r nieder; seine V e r m ö g e n s v e r h ä l t n i s s e erlaubten ihm, sich g a n z seinen S t u d i e n und der J u d e n m i s s i o n h i n z u g e b e n . E. unterrichtete biblisches und n a c h b i b l i s c h e s H e b r ä i s c h , u . a . A u g u s t H e r m a n n —»Francke, H e i n r i c h B r a n d a n u s —» G e b h a r d t und E r n s t —» G l ü c k . A u s s e i n e m P r i v a t v e r m ö g e n stiftete er einen F o n d s , d e s s e n Z i n s e n zu F ö r d e r u n g der J u d e n m i s s i o n und F ü r s o r g e d e r N e u b e k e h r t e n v e r w e n d e t w e r d e n sollten. E. w a r d e r Vater von G e o r g E l i e s e r —> E. LITERATUR: Walter W i n d f u h r : E., E . In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 318. - M a r t i n Friedrich: E., E. In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 1064 f. E d z a r d , G e o r g Elieser, Orientalist, * 22. 1. 1661 H a m burg, t 2 4 . 6 . 1737 H a m b u r g . D e r S o h n E s d r a s - > E . s studierte seit 1676 T h e o l o g i e in G i e ß e n , F r a n k f u r t / M a i n und H e i d e l b e r g , w u r d e 1685 Prof. der G e s c h i c h t e und der g r i e c h i s c h e n S p r a c h e a m H a m b u r g e r A k a d e m i s c h e n G y m n a s i u m und ü b e r n a h m 1717 die P r o f e s sur d e r orientalischen S p r a c h e n . Er setzte d a s W e r k seines Vaters, d i e J u d e n m i s s i o n , f o r t und v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Tractatus talmudici Avoda Sara sive de idololatria [...] (1705). E g a r d , Paul, a u c h E g a r d u s , luth. T h e o l o g e , * u m 1580 K e l l i n g h u s e n , t F r ü h j a h r 1655 N o r t o r f . D e r S o h n eines O r g a n i s t e n k o n n t e d a s 1599 in R o s t o c k beg o n n e n e T h e o l o g i e s t u d i e u m aus G e l d m a n g e l nicht abschließen; er w u r d e e t w a 1601 R e k t o r und K a t e c h i s m u s p r e d i g e r in R e n d s b u r g . 1645-55 w a r er Pastor in Nortorf. Er w a r ein A n h ä n g e r und Verteidiger J o h a n n —> A r n d t s (Ehrenrettung Johannis Arndten, 1624), unterstützte H a n s Engelbrecht und neigte e i n e m w e l t f e i n d l i c h e n , spiritualistischen C h r i s t e n t u m zu. E. legte f ü r L a i e n b i b l i s c h e S c h r i f t e n , d a r u n ter d e n R ö m e r b r i e f , aus u n d g a b seit 1623 seine auf breite K ä u f e r s c h i c h t e n ausgerichteten, ausschließlich in d e u t s c h e r S p r a c h e v e r f a ß t e n E r b a u u n g s s c h r i f t e n heraus. WERKE: D r e y a u s e r l e s e n s t e S c h r i f f t e n . Hrsg. v. P h i l i p p Jak o b S p e n e r . F r a n k f u r t / M a i n 1679. - G e i s t r e i c h e S c h r i f f t e n . 3 Tie., G i e ß e n 1681-83 LITERATUR: V D 17. - J o h a n n e s W a l l m a n n : R e i c h G o t t e s und C h i l i a s m u s in d e r lutherischen O r t h o d o x i e . In: Ders.: T h e o l o g i e und F r ö m m i g k e i t i m Zeitalter des B a r o c k . T ü b i n g e n 1995, S. 116-118. - U d o Sträter: E., P. In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, S p . 1065. E g b e r t , E r z b i s c h o f von Trier, * u m 950, t 8 . 1 9 . 1 2 . 9 9 3 Trier. E., S o h n Dietrichs II. von H o l l a n d , erhielt seine E r z i e h u n g in d e m h o l l ä n d i s c h e n B e n e d i k t i n e r k l o s t e r E g m o n d und w u r d e 9 7 6 Kanzler, 9 7 7 E r z b i s c h o f von Trier. E r begleitete O t t o II. und T h e o p h a n u auf ihrer Italienreise und w a r 9 8 3 auf d e m R e i c h s t a g in Verona s o w i e bei der Wahl des d r e i j ä h r i g e n O t t o III. z u m d e u t s c h e n K ö n i g z u g e g e n . I m Thronstreit n a c h d e m Tod O t t o s II. unterstützte er Heinrich d e n Z ä n k e r bis zu dessen U n t e r w e r f u n g unter d i e v o r m u n d s c h a f t l i c h e R e g i e r u n g O t t o s III. 9 8 5 . E. gilt als F ö r d e r e r der d e u t s c h e n K u n s t seiner Zeit. U n t e r seiner F ü r s o r g e e n t w i c k e l t e sich Trier z u m M i t t e l p u n k t d e r G o l d s c h m i e d e k u n s t in D e u t s c h land; e s e n t s t a n d e n der E g b e r t s c h r e i n ( 9 7 7 - 9 3 3 , A n d r e a s Tragaltar), das N a g e l r e l i q u i a r im D o m s c h a t z zu Trier und d i e R e l i q u i a r e im D o m zu L i m b u r g / L a h n ( u m 990). A l s F ö r d e r e r der B u c h m a l e r e i initiierte er d i e H e r s t e l l u n g d e s Codex Egberti (um 9 8 0 ) , d e s Egbertpsalters (981) und d e s Registrum Gregorii (983). LITERATUR: M a t h i l d e Uhlirz: E. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 3 2 0 f . - F r a n z J. R o n i g : E., E r z b i s c h o f von Trier ( 9 7 7 - 9 9 3 ) - z u m J a h r t a u s e n d seines Regierungsantritts. In: F e s t s c h r i f t 100 J a h r e R h e i n i s c h e s L a n d e s m u s e u m Trier. M a i n z 1979, S. 3 4 7 - 3 6 5 . - A l f r e d Heit: E „ E r z b i s c h o f von

Egger Trier In: L e x M A , B d . 3, 1986, Sp. 1600 f. - E „ E r z b i s c h o f von Trier 9 7 7 - 9 9 3 . G e d e n k s c h r i f t z u m 1000. Todestag. Hrsg. v. F r a n z J. R o n i g u . a . Trier 1993. - E g o n B o s h o f : E. In: L T h K 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 4 6 1 .

achtlichen P r o f a n b a u t e n errichtete er z u s a m m e n mit E r n s t F. B u r c k h a r d t die J o h a n n e s k i r c h e in B a s e l ( 1 9 3 1 - 3 6 ) , d i e im m o d e r n e n protestantischen K i r c h e n b a u der S c h w e i z richtungweisend wurde.

E g e d a c h e r , J o h a n n C h r i s t o p h , O r g e l b a u e r , * 3 . 1 . 1666 MUnchen, t 1 3 . 9 . 1 7 4 7 S a l z b u r g . E. n a h m z u n ä c h s t Unterricht bei s e i n e m Vater, der 1662-67 O r g e l m a c h e r in M ü n c h e n u n d seit 1673 H o f o r g e l m a c h e r in S t r a u b i n g war, und reiste 1703 n a c h Trient z u m S t u d i u m der Orgel „ M a r i a M a g g i o r e " , 1716 nach S t r a ß b u r g , w o er bei A n d r e a s —> S i l b e r m a n n in d i e L e h r e ging. 1704-43 arbeitete er als H o f o r g e l m a c h e r in Salzburg. Er e n t w i c k e l t e die Stilprinzipien d e s b e g i n n e n d e n H o c h b a r o c k und setzte sich mit der b a r o c k e n G o t i k a u s e i n a n d e r . In d e n A r b e i t e n seiner Spätzeit trat d e r e l s ä s s i s c h e E i n f l u ß hervor. E. v e r s u c h t e , im Interesse e i n e s G e s a m t k l a n g s e i n e g e w i s s e S y s t e m a t i k im A u f b a u der D i s p o s i t i o n e n d e r R e g i s t e r zu erzielen. D i e S a l z b u r g e r D o m o r g e l gilt als sein b e d e u t e n d s t e s Werk. LITERATUR: R u d o l f Q u o i k a : E., J. C. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 321 f. - A l f r e d R e i c h l i n g : E. In: N G r o v e D , B d . 7, 2 2 0 0 1 , S. 906. - Ders.: E., J. C. In: M G G 2 P , B d . 6, 2 0 0 1 , Sp. 94 f.

Egenter,

E g e l i n g B e c k e r , kath. T h e o l o g e , liturgischer Schriftsteller, t 1481 Straßburg. E. studierte seit 1440 in E r f u r t ; 1442 w u r d e er B a c c a l a u r e u s artium, 1445 M a g i s t e r a r t i u m und 1 4 4 9 / 5 0 B a c c a l a u r e u s theologiae. A n s c h l i e ß e n d w a r E. als D o z e n t an der U n i v . tätig. 1451 f r e u n d e t e er sich mit —> G a b r i e l Biel an, mit d e m er sich u m 1453 z u m S t u d i u m in K ö l n aufhielt. N a c h d e m er in E r f u r t 1457 d e n G r a d eines Lic. theol. e r w o r b e n hatte, ging E. 1458 nach M a i n z . Er n a h m dort ein t h e o l o g i s c h e s L e k t o r a t a m D o m w a h r und w a r a u ß e r d e m P r ä b e n d a r d e r K a r t ä u s e r an St. M i c h a e l ( M a i n z ) und St. M a r i a (Straßburg). In S t r a ß b u r g ist E. seit 1478 n a c h g e w i e s e n . 1479 trat er in M a i n z als R e c h t s g u t a c h t e r auf und sprach sich i m Fall d e s —> J o h a n n e s R u c h e r a t h von Wesel g e g e n dessen Verurteilung aus. Von den Texten E.s ist n e b e n seinen Predigten vor a l l e m d i e Expositio canonis missae ( 1 4 6 4 ) e r w ä h n e n s w e r t , e i n e L i t u r g i e - D e u t u n g mit m o r a l t h e o l o g i s c h e n und d o g m a tischen I m p l i k a t i o n e n . D a s W e r k e r l a n g t e B e d e u t u n g , weil es von Biel w e i t g e h e n d in dessen Canonis missae expositio übernommen wurde. LITERATUR: E r w i n Iserloh: B., E. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 715. - Ulrich B u b e n h e i m e r : B „ E. In: V L 2 , Bd. 1, 1978, Sp. 6 5 7 f . - A l f o n s K n o l l : E. B. In: L T h K 3 , B d . 3, 1995, Sp. 4 6 2 .

Egell,

Paul, B i l d h a u e r , Stukkator, Z e i c h n e r , * 9 . 4 . 1 6 9 1 M a n n h e i m , f 10. 1. 1752 M a n n h e i m . E. w a r G e s e l l e bei B a l t h a s a r P e r m o s e r in D r e s d e n und begleitete ihn auf seiner R e i s e n a c h S a l z b u r g . 1720 ließ er sich in M a n n h e i m nieder und erhielt 1731 e i n e A n s t e l l u n g a m d o r t i g e n H o f . E r w a r mit u m f a s s e n d e n I l l u s t r a t i o n s a u f g a ben b e a u f t r a g t , von d e n e n n o c h 17 V o r z e i c h n u n g e n zu d e n K u p f e r s t i c h e n f ü r d i e Scriptores historiae Romanae Latini veteres ( 1 7 4 3 - 4 8 ) erhalten sind. Er schuf B a u p l a s t i k e n (Jesuitenkirche), G r a b m ä l e r ( D u r l a c h , S c h w e t z i n g e n ) , Statuen (Apoll aus d e m M a n n h e i m e r S c h l o ß ) , A l t ä r e ( H i l d e s h e i m e r D o m ) und Statuetten. Z u seinen h e r v o r r a g e n d s t e n A r b e i ten zählen d e r I m m a c u l a t a - A l t a r in H i l d e s h e i m , verschied e n e K r u z i f i x e (u. a. in den J e s u i t e n - K i r c h e n von M a n n h e i m und H e i d e l b e r g ) und Heiligenreliefs. E. w a r ein M e i s t e r d e s Ü b e r g a n g s s t i l s z u m R o k o k o ; sein E i n f l u ß auf das b a y e r i s c h e R o k o k o lebte in s e i n e m S c h ü l e r I g n a z —> G ü n t h e r weiter.

Egender,

Karl, Architekt, * 2 5 . 9 . 1897 M ü l h a u s e n (Elsaß), t 1 8 . 9 . 1969 M e i l e n (Kt. Zürich). N a c h einer L e h r e als H o c h b a u z e i c h n e r studierte E . 1 9 2 0 / 2 1 bei Paul B o n a t z an d e r T H Stuttgart A r c h i t e k t u r und e r ö f f n e t e 1921 ein e i g e n e s A r c h i t e k t u r b ü r o . N e b e n vielen be-

R i c h a r d , kath. T h e o l o g e , * 3 . 5 . 1 9 0 2 U l m , t 1 1 . 2 . 1981 S t o c k d o r f bei M ü n c h e n . E., S o h n e i n e s Juristen und J o u r n a l i s t e n , w u r d e 1928 z u m D r . theol. ( D i e Lehre von der Gottesfreundschaft in der Scholastik und Mystik des 12. und 13. Jahrhunderts) und 1929 z u m D r . phil. (Die Erkenntnispsychologie bei Aegidius Romanus) p r o m o v i e r t . D a n a c h ging er als P r ä f e k t und D o z e n t an das K l e r i k a l s e m i n a r Freising. 1932 w e c h s e l t e er an d i e P h i l o s o p h i s c h - T h e o l o g i s c h e H o c h s c h u l e P a s s a u über, w o er 1945 e i n e o r d e n t l i c h e P r o f e s s u r erhielt. 1946-68 hatte er den L e h r s t u h l f ü r M o r a l t h e o l o g i e an d e r U n i v . M ü n c h e n inné. E. b e s c h ä f t i g t e sich mit F r a g e n w i e J u n g f r ä u l i c h k e i t , Zölibat, D e t e r m i n a t i o n , T r i e b s t e u e r u n g , m i t sich w a n d e l n d e n M o r a l vorstellungen und mit der Position der O r t s k i r c h e n in b e z u g auf d i e Weltkirche. WEITERE WERKE: Von der Freiheit der K i n d e r Gottes. Freiburg / B r e i s g a u 1941, 2 1 9 4 9 . - N a t u r und G n a d e . Ettal 1951. - Kitsch und C h r i s t e n l e b e n . Ettal 2 1 9 5 8 . - E r f a h r u n g ist L e b e n . M ü n c h e n 1974. - M i t e i n a n d e r u m g e h e n . Pluralism u s in der K i r c h e . M ü n c h e n 1978. LITERATUR: J o h a n n e s G r ü n d e l : E „ R. In: L T h K 5 , B d . 3, 1995, Sp. 4 6 3 .

Eger,

Karl (Christian), e v a n g . T h e o l o g e , * 1 8 . 8 . 1864 F r i e d b e r g (Hessen), t 3 . 7 . 1945 H a l l e / S a a l e . E., S o h n eines P r o f e s s o r s d e r S p r a c h w i s s e n s c h a f t e n , studierte in G i e ß e n , L e i p z i g und Berlin, w u r d e 1900 p r o m o viert und 1901 Prof., 1907 Direktor des P r e d i g e r s e m i n a r s in F r i e d b e r g . Seit 1913 unterrichtete er als o . P r o f . p r a k t i s c h e T h e o l o g i e in H a l l e und w a r Universitätsprediger. Als Mitglied d e r s ä c h s i s c h e n P r o v i n z i a l s y n o d e ( 1 9 2 9 - 3 3 als d e r e n Präses), d e r p r e u ß . G e n e r a l s y n o d e (seit 1919) und d e s preuß. K i r c h e n s e n a t s ( 1 9 2 5 - 3 3 ) hatte er Anteil an der K i r c h e n g e s e t z g e b u n g . E . v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Luthers Anschauungen vom Beruf ( 1901). WEITERE WERKE: L u t h e r s A u s l e g u n g d e s Alten T e s t a m e n t s . G i e ß e n 1901. - D a s W e s e n der d e u t s c h - e v a n g e l i s c h e n Volksk i r c h e der G e g e n w a r t . G i e ß e n 1906. - E v a n g e l i s c h e J u g e n d lehre. Ein H i l f s b u c h zur J u g e n d u n t e r w e i s u n g nach L u t h e r s K l e i n e m K a t e c h i s m u s . 2 Tie., G i e ß e n 1907, 3 1 9 2 2 . - D i e Vorbildung z u m P f a r r a m t d e r Volkskirche. G i e ß e n 1907. J e s u s n a c h f o l g e und C h r i s t u s g l a u b e . G i e ß e n 1912. - D i e Bots c h a f t Jesu von der H e r r s c h a f t G o t t e s . B e r l i n 1925. - E v a n gelischer G l a u b e in der Welt von heute. L e i p z i g 1937. LITERATUR: K o n r a d von R a b e n a u : E. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 3 2 6 f.

Egger,

A u g u s t i n , B i s c h o f von St. G a l l e n , * 5. 8. 1833 K i r c h b e r g (Kt. St. G a l l e n ) , t 1 2 . 3 . 1906 St. Gallen. D e r aus einer T o g g e n b u r g e r B a u e r n f a m i l i e s t a m m e n d e E. studierte 1852-55 T h e o l o g i e in T ü b i n g e n und erhielt n a c h der P r i e s t e r w e i h e 1856 e i n e Vikarsstelle in A n d w i l . 1865 w u r d e er R e s i d e n t i a l k a n o n i k u s und D o m k a t e c h e t , 1872 D o m d e k a n und G e n e r a l v i k a r und 1882 als N a c h f o l g e r Karl J o h a n n —» G r e i t h s z u m B i s c h o f g e w ä h l t . E. setzte sich f ü r die R e c h t e der r ö m i s c h - k a t h o l i s c h e n K i r c h e g e g e n ü b e r den A l t k a t h o l i k e n ein, n a h m an d e n A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n u m die Z i v i l e h e und d i e S c h u l e teil und k ä m p f t e u m d i e W i e d e r h e r s t e l l u n g d e s B i s t u m s B a s e l . Er w a r langjähriger D e k a n der s c h w e i z e r . B i s c h o f s k o n f e r e n z und f ü h r t e 1886 das Bett a g s m a n d a t d e s g e s a m t s c h w e i z e r i s c h e n E p i s k o p a t s ein. E. setzte sich f ü r d i e kath. A b s t i n e n z b e w e g u n g ein, b e f ü r w o r tete d i e s c h w e i z e r . K r a n k e n - und U n f a l l v e r s i c h e r u n g und vertrat die kath. K i r c h e auf d e m 5. I n t e r n a t i o n a l e n K o n g r e ß g e g e n d e n M i ß b r a u c h geistiger G e t r ä n k e in Basel 1896. Als

351

Egger Volksschriftsteller verfaßte er mehrere kleine Schriften, u.a. zu aszetischen, apologetischen und pädagogischen Themen. E. gehörte zu den Begründern der Univ. Freiburg (Schweiz) 1889. LITERATUR:

Johannes

Duft:

E.,

A.

In:

NDB,

Bd.

4,

1959, S. 332 f. - Ders.: Ε., A. In: Gatz, Bischöfe (1785/1803-1945), 1983, S. 160-162. - Cornei Dora: Α. E. v. St. Gallen 1833-1906. St. Gallen 1994. - Ders.: E., A. In: L T h K \ Bd. 3, 1995, Sp. 464. E g g e r , Berthold Anton, Augustiner-Chorherr, Redakteur, * 15.11. 1852 Frankenburg (Oberösterreich), t 13.7. 1891 Klosterneuburg (Niederösterreich). Nach dem Studium der Theologie in Linz schied E. aus dem Alumnat aus, studierte Jura, trat 1874 in Klosterneuburg in den Orden der Augustiner-Chorherren ein und wurde 1878 Kooperator in Floridsdorf. 1879 begründete er den „Kalender für den katholischen Klerus Österreich-Ungarns", 1882 das „Korrespondenz-Blatt für den katholischen Klerus Österreichs". 1884 gab E. zum ersten Mal das Literaturblatt „Augustinus" heraus, 1888 das Pastoralblatt „Hirtentasche". Als Leiter des 1883 ins Leben gerufenen katholisch-politischen Vereins in Hietzing veranlaßte er 1886/87 das Erscheinen des christlich-sozialen Blattes „Der Arbeiter". LITERATUR: Ö B L , B d . 1, 1957, S. 2 2 1 .

E g g e r , Franz, österr. kath. Theologe, Bischof von Brixen, * 26.4. 1836 Hippach (Tirol), t 17.5. 1918 Innsbruck. Nach dem Studium der Philosophie und Theologie am Kassianeum in Brixen und am Germanicum in Rom wurde E. zum Dr. phil. et theol. promoviert und 1860 zum Priester geweiht. 1868-82 war er Prof. der philosophisch-theologischen Propädeutik am Priesterseminar in Brixen sowie Hilfspriester in Finkenberg, Fügen und Vinanders. Seit 1882 Domkapitular und Regens, gründete er 1889 das „Brixener PriesterKonferenzblatt", das er bis 1900 leitete. 1908 wurde E. Generalvikar von Vorarlberg und Weihbischof von Brixen, 1912 Fürstbischof und Mitglied des österr. Reichsrats sowie des Tiroler Landtags. 1913 gelang es ihm, den Kampf zwischen den Konservativen und den Christlichsozialen Tirols zu beenden. E. veröffentlichte u. a. Das neu erklärte Dogma der Unfehlbarkeit des Papstes (1870). WEITERE WERKE: P r o p a e d e u t i c a

philosophico-theologica.

2 Bde., Brixen 1878, '1912. - Enchiridion theologiae dogmaticae specialis. Brixen 1887, '1928. - Streiflichter über die „freiere" Bibelforschung. Brixen 1899. - Absolute oder relative Wahrheit der heiligen Schrift? Dogmatisch-kritische Untersuchung einer neuen Theorie. Brixen 1909. LITERATUR: ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 223. - Josef Gelmi: E„ F. In; G a t z , B i s c h ö f e ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 1 6 2 - 1 6 4 .

E g g e r , Karl Borromäus, kath. Theologe, * 31. 10.1772 Denklingen/Allgäu, t 31.12.1849. E. studierte an der Anstalt St. Salvator in Augsburg alte Sprachen, Französisch, Italienisch und Philosophie, unterrichtete 1789 als Privatlehrer und trat 1795 nach der Priesterweihe in das bischöfliche Seminar in Pfaffenhausen ein, wo er gleichzeitig Repetitor war. Seit 1801 lehrte er Logik, Metaphysik und Philosophie in Dillingen und übernahm nach der Auflösung der dortigen Univ. 1804 die Pfarrei Kleinaitingen sowie die Inspektion sämtlicher Schulen des Landgerichts. 1810 leitete E. erfolgreich eine Eingabe der Geistlichen gegen die Besteuerung im Zuge der Kommunalauflagen, war Vorkämpfer der „Literaturzeilung für katholische Religionslehrer" von Franz Karl -»Felder, die 1810 zum ersten Mal erschien, und wurde 1818 Abgeordneter der kath. Geistlichkeit. Seit 1821 war E. Wirklicher Geistlicher Rat des Bistums Augsburg und Domdekan. Er leitete den Wiederaufbau der Klöster St. Maria Stern und St. Ursula in Augsburg.

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WERKE: Der alte Fronleichnam unseres Herrn Jesu Christi dem neuen Abendmahle des Drs. Stephani entgegengestellt. Augsburg 1812. E g g e r s d o r f e r , Franz Xaver, kath. Theologe, Pädagoge, * 22.2.1879 Pörndorf, t 20.5. 1958 Passau. Nach dem Studium der Theologie in Passau und München wurde E. 1903 zum Priester geweiht, arbeitete als Seelsorger, studierte seit 1905 Theologie und Pädagogik in München und wurde 1907 zum Dr. theol. promoviert (Augustinus als Pädagoge und seine Bedeutung für die Geschichte der Bildung). 1909 habilitierte er sich dort für Moraltheologie und Pädagogik (Die Aszetik des hl. Franz von Sales) und folgte 1911 einem Ruf an das Passauer Lyzeum, dessen Rektor er 1930-33 war. Nach vier Jahren Militärseelsorge war E. 1919/20 Abgeordneter im Bayerischen Landtag und gehörte 1923 zu den Begründern des Instituts für wissenschaftliche Pädagogik in Münster. 1928-34 war er Mitherausgeber des Handbuchs für Erziehungswissenschaften. 1933 seiner Stellung in Passau enthoben, wurde E. Domkapitular, 1943 Domdekan und 1945 rehabilitiert. Sein besonderes Interesse galt dem Aufbau einer wissenschaftlichen Pädagogik auf kath. Grundlage. WEITERE WERKE: Moderne Reformpädagogik und christliche Erziehungsweisheit. Askese und Erziehung. Donauwörth 1910. - Jugendbildung. Allgemeine Theorie des Schulunterrichts. München 1928, '1961. - Die Reform der Lehrerbildung in Deutschland. München 1928. - Die philosophisch theologische Hochschule Passau. Dreihundert Jahre ihrer Geschichte. Ein Blick in die Entwicklung der katholischen Geistlichen-Bildung in Deutschland seit dem Ausgang des Mittelalters. Passau 1933. - Bibelkunde und Bibelmethodik. Handreichung für Bibellehrkräfte. Passau 1949, "i960. LITERATUR: Alois Fischer: In memoriam F. X. E. In: Ostbairische Grenzmarken 2 (1958) S. 305-307. - Karl Mühlek: E„ F. X. In: LThK\ Bd. 3, 1995, Sp. 465. - Reinhold Weinschenk: F. X. E. (1879-1958) und sein System der allgemeinen Erziehungslehre. Biographisch-systematische Untersuchung über Leben, Wirken und die grundlegenden Fragen seiner wissenschaftlichen Pädagogik. Paderborn 1972. - Anton Landersdorfer: Vom Hochschulrektor zum Domkapitular in Passau. Der Fall E. (1933). In: Ostbairische Grenzmarken 41 (1999) S. 117-137.-Manfred Berger: E., F. X. In: BBKL, Bd. 23, 2004, Sp. 291-304. E g g s , Ignatius, Pseud. Pater Ignatius von Rheinfelden, Franziskaner, * 4. 10. 1618 Rheinfelden, t 13.2. 1702 Laufenburg. E. studierte in Dillingen und Innsbruck Rechtswissenschaft, wandte sich danach aber unter dem Eindruck einer fünfmonatigen Belagerung seiner Vaterstadt (1634) der Theologie zu und trat in das Franziskanerkloster in Freiburg ein. Der hervorragende Kanzelredner betreute als Seelsorger die venezianische Flotte 1655 unter Laurenzio Marcello während der Schlacht bei den Dardanellen und begleitete 1656 Graf Octavio von Thum und Taxis auf dessen Reise nach Palästina. Während des sechzehn Monate dauernden Aufenthaltes lernte E. das Land kennen und veröffentlichte seine Erlebnisse nach seiner Rückkehr unter dem Titel Neue Jerosolomitanische Pilgerfahrt oder kurze Beschreibung des gelobten Heiligen Landes. Er war 29 Jahre Guardian an verschiedenen Orten und erwarb sich durch die Förderung wissenschaftlicher Tätigkeit in den Klosterschulen einen besonderen Ruf. LITERATUR: VD 17. - Steindorff: E., I. In: ADB, Bd. 5, 1877, S. 675 f. E g i d y , (Christoph) Moritz von, Schriftsteller, Publizist, * 29.8. 1847 Mainz, t 28. 12. 1898 Potsdam. Der Familientradition folgend, trat E. 1865 in die preuß. Armee ein, wechselte in die sächsische Armee und brachte es

Eglin bis zum Oberstleutnant. Er erwarb sich in kirchlichen Kreisen große Achtung, wenngleich er als Verfasser der 1890 erschienenen Schrift Ernste Gedanken, in der er sich zu einem konfessions- und dogmenfreien Christentum bekannte, scharfe Kritik an Kirche und Christentum übte. Aus diesem Anlaß zum Abschied aus dem Militär genötigt, ging er 1891 nach Berlin, später nach Potsdam. E., der die religiöse Frage zunehmend mit sozialen Forderungen verknüpfte, wurde Vorkämpfer der „Ethischen Gesellschaften". W E I T E R E S W E R K : Beseitigung der Klassengegensätze. Hannover 1896. L I T E R A T U R : Heinz Herz: Alleingang wider die Mächtigen. Ein Bild vom Leben und Kämpfen M. v. E.s. Leipzig 1970. Klaus Hugler: M. v. E. (1847-1898). „ich hab's gewagt". Potsdam 1998. - Berndt von Egidy: E „ M. v. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 1067. E g i l b e r t , Bischof von Bamberg, t 2 9 . 5 . 1 1 4 6 . Seit 1120 Domdekan in Bamberg, wurde E. in einer umstrittenen Wahl 1129 Patriarch von Aquileja, konnte jedoch seine Stellung nicht halten und mußte 1130 in Salzburg zurücktreten. Auf ein Empfehlungsschreiben des Erzbischofs —» Konrad I. hin nahm er sein Amt in Bamberg wieder wahr, wurde zum Propst von St. Gangolf in Bamberg ernannt und erhielt im Juli 1139 die Bischofswürde. Die bischöfliche Weihe, die Verleihung des Palliums und die Festsetzung der Bamberger Privilegien nahm Papst Innozenz II. in Rom vor. E. machte sich während seiner Amtszeit besonders um den Schutz der Schweinfurter Erbgüter gegenüber Konrad von Dachau verdient, konnte sich jedoch 1143 gegen Poppo von Plassenburg nicht durchsetzen. Er baute die vernachlässigte Propstei Kölbigk zu einem Prämonstratenserstift um und war 1145 erfolgreich an den Geprächen über die Heiligsprechung Kaiser —> Heinrichs II. beteiligt. LITERATUR: Friedrich Hausmann: E. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 337. E g i l b e r t , Bischof von Freising, t 4. II. 1039. Der möglicherweise aus dem Verwandtschaftskreis des Grafen von Ebersberg stammende E. wurde 1002 zum Vizekanzler, unter Kaiser —> Heinrich II. zum Kanzler für Deutschland und Italien erhoben und nach dem Tod des Bischofs Gottschalk von Freising zu dessen Nachfolger gewählt. Er nahm 1007 an der Synode von Frankfurt teil, kümmerte sich erfolgreich um sein unter seinen Vorgängern vernachlässigtes Bistum und baute das Kloster Weihenstephan sowohl in materieller als auch in geistlicher Hinsicht wieder auf. St. Kastulus in Moosburg verdankt ihm die Umwandlung in ein Kollegiatstift, das Kloster Benediktbeuern seine Reformierung, die Stadt Freising die Erneuerung ihrer Bibliotheksbestände. 1029 wurde E. durch Konrad II. zum Erzieher Heinrichs III. bestellt. Dieses Amt bekleidete er bis 1033 und blieb auch nach der Mündigkeitserklärung des Königs dessen Berater. L I T E R A T U R : Hanns Leo Mikoletzky: E. In: NDB, Bd. 4 , 1959, S. 337 f. - Wilhelm Störmer: E. In: LexMA, Bd. 3, 1986, Sp. 1609 f. E g i l b e r t , Erzbischof von Trier, t 3 . 9 . 1101. Der bereits als Dompropst und -scholaster von Passau Heinrich IV. wohlgesonnene, aus dem bayerischen Hochadel stammende E. wurde von Bischof —» Altmann, einem Anhänger Gregors VII., als Simonist exkommuniziert, erhielt jedoch von Heinrich IV. 1079 die Investitur als Trierer Metropolit. Erst 1084 bekam der von Papst Gregor VII. gebannte E. auf Anordnung Heinrichs IV. von Bischof Dietrich von Verdun die Weihen und von dem Gegenpapst Clemens III. das Pallium. E. nahm an der Schlacht Heinrichs IV. gegen Rudolf von Schwaben teil und salbte 1086 den Böhmenherzog Wratislaw, dem Heinrich IV. die

Königswürde verliehen hatte. Den Abfall der Suffragane Metz, Toul und Verdun mußte E. hinnehmen, konnte jedoch seine Nichte Luicharda als Äbtissin des Benediktinerinnenklosters St. Irminen und den Mönch Theoderich als Abt von St. Martin in Trier durchsetzen. L I T E R A T U R : Richard Laufner: E. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 338 f. - Alfred Heit: E. In: LexMA, Bd. 3, 1986, Sp. 1610 f. E g i n o l d , auch Einold, Aginaldus, Abt von Gorze, f 18.8. zwischen 967 und 973. E. stammte aus einer begüterten Familie, war literarisch gebildet und bekleidete zunächst das Amt des Archidiakons von Toul. Der Asket verzichtete auf materielle Güter und lebte drei Jahre lang im dortigen Kreuzgang als Rekluse. Mit einer Gruppe von Gleichgesinnten trat er 933 in das lothringische Kloster Gorze ein, wo er zum Abt gewählt wurde und einer der Vorkämpfer der sogenannten „Gorzer R e f o r m " wurde. E g l i , Emil, schweizer, reformierter Theologe, * 9. 1.1848 Flaach (Kt. Zürich), t 31. 12.1908 Zürich. Nach dem Studium der Theologie in Zürich wurde E. 1871 Pfarrer in Dinhard, 1876 in Außersihl und 1885 in Mettmenstetten. Seit 1880 Dozent, seit 1893 Prof. für Kirchengeschichte an der Univ. Zürich, beschäftigte er sich zunächst mit christlicher Archäologie, verlagerte sein Interesse jedoch bald auf das Studium der Reformation in der Schweiz, insbesondere auf —»Zwingli. E. beteiligte sich an der Errichtung des Zwingli-Museums und des Schweizerischen Landesmuseums in Zürich und war Mitbegründer des Zwingli-Vereins sowie der Zeitschrift „Zwingliana", die er redigierte. Er gilt als Begründer der schweizer. Reformationsgeschichtsforschung, die den Stellenwert der politischen und sozialen Verhältnisse bei der Ausformung der schweizer. Reformation betont. E. wurde bekannt durch seine Aktensammlung zur Geschichte der Zürcher Reformation ( 1879) und die Editionsgrundsätze für die von ihm begonnene Zwingli-Ausgabe im Corpus Reformatorum (1905). Die Schlacht von Cappel. Zürich 1873. - Die Zürcher Wiedertäufer zur Reformationszeit. Zürich 1878. Die St. Galler Täufer. Zürich 1887. - Kirchengeschichte der Schweiz bis auf Karl den Großen. Zürich 1893. - Analecta reformatoria. 2 Bde., Zürich 1899-1901. WERKE:

E g l i , Tobias, schweizer, reformierter Theologe, Antistes der evang.-rätischen Kirche, * 1534 Zürich, t 15. 11.1574 Chur. E. wurde in Zürich ausgebildet, wo er Schüler Heinrich - » Bullingers war. Nach einem Aufenthalt in Marburg um 1557 wurde er 1558 in seiner Heimatstadt ordiniert. Anschließend war er Pfarrer in Weiach, seit 1558 in Frauenfeld. Dort geriet er in konfessionelle Auseinandersetzungen, floh nach Zürich und wurde 1561 auf Empfehlung Bullingers Prediger in Davos, außerdem Mitglied der evangelisch-rätischen Synode. Seit 1565 lebte er in Russikon und war zuletzt Antistes für Chur. Jakob Truog: Die Dekane und Assessoren der evangelisch-rätischen Synode nach den Synopdalprotokollen (1571-1930). In: Jahresbericht der Historisch-Antiquarischen Gesellschaft Graubünden 60 (1930) S. 26-58. - Erich Wenneker: E., T. In: Β Β KL, Bd. 15, 1999, Sp. 510-514. LITERATUR:

E g l i n , Raphael, schweizer, reformierter Theologe, * 28.12. 1559 Rüschlikon (Kt. Zürich), f 20. 8. 1622 Marburg/Lahn. Nach dem Studium in Zürich, Genf und Basel wurde E. 1584 Schulvorsteher in Sondrio im Veltlin, 1586 in Winterthur und Diakon in St. Georgen im Feld. 1588 kam er als Pädagoge nach Zürich und wurde 1592 Diakon und Prof. der Theologie, 1596 Archidiakon und Chorherr am Großmünster. E.

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Egno führte die öffentlichen Disputationen und den Chorgesang am Lectorium ein. Wegen seiner Beschäftigung mit Theosophie und Alchemie geriet er in Schulden, mußte 1601 aus Zürich fliehen und konnte nur unter Mitwirkung einflußreicher Freunde zurückkehren. 1605 nahm er seinen ehrenvollen Abschied und wurde 1606 durch den Landgrafen -» Moritz von Hessen-Kassel zum Prof. der Theologie in Marburg ernannt, 1614 zum Schloßprediger. E. verkaufte dem Landgrafen sein alchemistisches Labor, das dieser bis dahin finanziell unterstützt hatte, und überließ ihm seinen Sohn Hans Ulrich als Gehilfen. Seit 1615 war er Mitglied der Rosenkreuzer. LITERATUR: V D 16, E 5 9 1 - 6 0 2 . - V D 17. -

Wagenmann:

E., R. In: ADB, Bd. 5, 1877, S. 678 f. E g n o von Eppan, Bischof von Brixen und Trient, t 1.6.1273 Padua. E. war seit 1232 nachweislich Domherr von Trient und wurde 1240 vermutlich im Zusammenhang mit dem Versuch, die Brixener Kirche gegen die Ausbreitungstendenzen der Adelsgeschlechter Andechs, Görz und Tirol durch Verbündung mit den Eppanern zu stärken, zum Bischof von Brixen gewählt. Schutz vor den anstehenden Auseinandersetzungen mit den Tiroler und Görzer Grafen gewährten E. Kaiser Friedrich II. und Herzog Bernhard von Kärnten, bis die Bedrohung durch die Mongolen die Gegner zu einer vorübergehenden Einigung zwang. 1246 wechselte E., nachdem er gebannt worden war, in das antistaufische Lager über. 1250 wurde er nach Trient versetzt, wo er sich allerdings erst 1255 gegen die altstaufischen Kräfte behaupten konnte. Zu seinem Schutz mußte E. das Bistum in die Hand Graf Alberts III. von Tirol und der Grafen von Görz legen, die die Verwaltung der Temporalien an sich zogen. Zuletzt hielt sich E. vorwiegend in Bozen unter dem Schutz der Tiroler Vögte auf. Sie wurden für den Versuch, sich Trient einzuverleiben, mit dem Bann belegt, E. zur Rechtfertigung nach Rom berufen; er starb jedoch auf dem Weg dorthin. LITERATUR:

v.

Zeißberg:

E.

In:

ADB,

Bd.

5,

1877,

S. 689-691. - Ingrid Rogger: E. v. E. In: Gatz, Bischöfe (1198-1448), 2001, 776 f. E g r a n u s , Johannes Sylvius, eigentl. Wildenauer, Theologe, Humanist, * vor 1500 Eger, t 11.6. 1535 Joachimsthal/Erzgebirge. E. studierte seit 1500 in Leipzig, wurde 1507 zum Magister promoviert und war als Dozent tätig. 1517 nahm er eine Stelle als Prediger an der Marienkirche in Zwickau an, zerstritt sich jedoch bald mit den Franziskanermönchen, mit Hieronymus -»Dungersheim und Thomas -»Müntzer. 1521-23 war E. Prediger in Joachimsthal, hielt sich danach bei —> Erasmus in Basel und bei —> Pirckheimer in Nürnberg auf und wurde 1524 Pfarrverweser in Kulmbach, 1526 in Sagan, 1530 in Chemnitz, ehe er um 1533 nach Joachimsthal zurückkehrte. Anfangs Anhänger —> Luthers, kam es 1523 zum Bruch. Als Verehrer des Erasmus hielt E. an der Kircheneinheit fest. LITERATUR: Karlheinz Blaschke: E„ J. S. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 341 f. - Hubert Kirchner: J. S. E. Ein Beitrag zum Verhältnis von Reformation und Humanismus. Berlin 1961. - Theobald Freudenberger: Hieronymus Dungersheim von Ochsenfurt am Main. Münster 1988, S. 97-103. - Heribert Smolinsky: E„ J. S. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 1069. E h e m , Christoph von, Jurist, Kanzler, * 24.3. 1528 Augsburg, t 1.6. 1592 Heidelberg. E. studierte Jura, Medizin und Philosophie in Antwerpen, Straßburg und Padua; als Prof. der Philosophie lehrte er in Tübingen und Heidelberg, wo er Kirchenrat und Prof. der Rechte wurde und, gemeinsam mit dem Altkanzler, die Hochschule in eine „luth. Landesuniversität" verwandelte.

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Seit 1574 Kanzler, wurde E. unter Kurfürst Ludwig 1577 kurze Zeit gefangengesetzt, unter Johann Casimir 1578/84 erneut mit dem Kanzleramt betraut und war anschließend bis zu seinem Tod Geheimer Rat. E. gilt als Vorkämpfer der Calvinisierung der Pfalz sowie als Mitinitiator der pfälzischen Unionspolitik. LITERATUR: Ekkehart Fabian: E., C. v. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 342 f. Ehinger, Elias, evang. Theologe, * 7.9. 1573 Christgarten bei Nördlingen, t 28.11. 1653 Regensburg. E. studierte Theologie und Philologie in Wittenberg und Tübingen, wurde 1597 Prediger in Albertsberg (Niederösterreich), dann in Kefermarkt (Oberösterreich) und kam, nachdem er von dort vertrieben worden war, 1605 als Rektor des Gymnasiums nach Rothenburg/Tauber. Seit 1617 Rektor des Gymnasiums und Bibliothekar in Augsburg, wurde er im Zuge der Gegenreformation 1629 auch von dort verjagt, war dann Rektor in Schulpforta und kehrte 1632 nach Augsburg zurück, nachdem der evang. Bevölkerung nach der Eroberung der Stadt durch Gustav Adolf wieder freie Religionsausübung gestattet worden war. Die Inbesitznahme Augsburgs durch die Kaiserlichen 1635 sowie die Übergabe des Gymnasiums und der Bücherei an die Jesuiten zwangen E. erneut zum Verlassen der Stadt. Er ging nach Regensburg, wo er sich als Rektor des Gymnasiums niederließ. E. veröffentlichte eine Reihe von theologischen, philosophischen und astrologischen Schriften, u.a. Das alte und neue Papstthum (1608). WEITERE WERKE: Kometen Historia. Augsburg 1619. Oratio de anno iubilaeo Augustanae confessionis. Leipzig 1630. - Phoenomena et miracula solis breviter descripta. Augsburg 1641. - Oratio de anno seculari ecclesiae Ratisbonensis MDCXLII. Nürnberg 1642. LITERATUR: VD 16, E 626f. - VD 17. - Halm: E., E. In: ADB, Bd. 5, 1877, S. 697 f. Ehlen, Nikolaus, Pädagoge, kath. „Siedlervater", * 9. 12. 1886 Graach/Mosel, t 18. 10. 1965 Velbert. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg lebte E. seit 1919 als Studienrat in Velbert. 1925 wandte er sich dem Siedlungsbau zu mit dem Ziel, insbesondere sozial schwachen Familien zu Eigenheimen zu verhelfen. 1934-45 entstand bei Velbert die Siedlung „Langenhorst". 1946 gründete er den Ring Deutscher Siedler. Im Rahmen des Bochumer Katholikentags und auf der Grundlage einer ersten Spendensammlung, des sog. „Stundenlohnopfers", entstanden seit 1949 das „Katholikentagsdorf' in Bochum-Harpen, dann weitere Siedlungen, u.a. in Kiel (1950), Fulda (1955) und Köln (1956). Der von ihm in einem Buchtitel geprägte Begriff Das familiengerechte Heim ( 3 1954) wurde später in den Entwurf des ersten deutschen Wohnungsbaugesetzes übernommen. LITERATUR: Barbara und Gerd Wolandt: N. E. Ein Leben für den Nächsten. Velbert 1986. - Karl-Heinz Nienhaus: E., N. In: LThK3, Bd. 3, 1995, Sp. 504 f. - Rolf Brüne: Das familiengerechte Heim. N. E. (1886-1965). Frankfurt/Main 2002. Ehlers, Hermann (Ludwig), Jurist, Politiker, * 1. 10. 1904 Schöneberg (heute zu Berlin), t 29. 10.1954 Oldenburg. Der Sohn eines Postbeamten wurde bereits während der Schulzeit als Mitglied des Bibelkreises höherer Schüler in der evang. Jugendbewegung tätig. Während des Studiums der Rechts- und Staatswissenschaften in Berlin und Bonn kam E. im national-konservativen „Verein Deutscher Studenten" erstmals mit der Politik in Berührung. Nach der Promotion 1929 (Wesen und Wirkungen eines Reichslandes Preußen) arbeitete er im Berliner Kommunaldienst. Im Kirchenkampf stand E. auf der Seite der Bekennenden Kirche, wurde rechtskundiges Mitglied des Altpreußischen Bruderrats und juristischer Chef der Kirchenverwaltung. Diese

Ehrenberg Tätigkeiten, verbunden mit seiner beharrlichen Weigerung, der NSDAP beizutreten, führten nach vorübergehender Haft 1939 zur Entlassung aus dem Reichsdienst. Während des Zweiten Weltkriegs war E. als Leutnant bei der Flugabwehr im Einsatz. Nach 1945 wirkte er als juristischer Oberkirchenrat in Oldenburg, war Synodaler der Evangelischen Kirche in Deutschland und nahm 1949 an der Amsterdamer Weltkirchenkonferenz teil. Sein Bestreben, christlichen Grundsätzen im öffentlichen Leben Geltung zu verschaffen, ließ ihn 1946 in der CDU aktiv werden, im selben Jahr wurde er Ratsherr in Oldenburg. E. war 1949-54 Mitglied des Bundestags, 1950-54 Bundestagspräsident. 1952 wurde E. Vorsitzender des CDU-Landesverbandes Oldenburg und gründete den Evangelischen Arbeitskreis der CDU. Solchermaßen als Exponent des evangelischen Flügels seiner Partei ausgewiesen, wurde er 2. Bundesvorsitzender der CDU und galt seitdem als möglicher Nachfolger Adenauers. Reden und Aufsätze E.s erschienen unter dem Titel Um dem Vaterland zu dienen postum 1955 (hrsg. von F. Schramm). WEITERES WERK: Ausgewählte Reden, Aufsätze und Briefe 1950-1954. Hrsg. v. Karl Dietrich Erdmann. Boppard/Rhein 1991. LITERATUR: Karl Lohmann: E„ H. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 347. - Andreas Meier: H. E. Leben in Kirche und Politik. Bonn 1991. - Ders.: E„ H. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 1102.

Münster tätig. E. gehörte dem Vorstand des Arbeitskreises für Haus- und Jugendmusik und dem Verband der Gemischten Chöre Deutschlands an, setzte sich für die Erneuerung der Blechbläserkunst ein und veröffentlichte u. a. Die Chorführung (2 Bde., 1949). WEITERE WERKE: Das Schicksal der deutschen Reformationsmusik in der Geschichte der musikalischen Praxis und Forschung. Göttingen 1936. - Erbe und Auftrag musikalischer Erneuerung. Entromantisierung der Singebewegung. Kassel 1950. - Johannes Kuhlo. Stuttgart 1951. - Chorische Stimmbildung. Kassel 1953. - Das Chorwesen in der Kulturkrise. Regensburg 1953. - Gegenwärtige Aufgaben der Singbewegung. Kassel 1953. - Der Bläserchor. Besinnung und Aufgabe. Kassel 1969. - Voce et Tuba. Gesammelte Reden und Aufsätze. Kassel 1976. - Verlängerte Rufe. Die Entstehung der Posaunenchöre im Spannungsfeld musikalischer Leitideen. Neukirchen 1977. LITERATUR: Gerhard Mittring/Gerhard Roding (Hrsg.): Festschrift W. E. Darmstadt 1964 (mit Werkverzeichnis). Wolfgang Schnabel: Drei große Förderer der evangelischen Posaunenchorbewegung: Johannes Kuhlo, Adolf Müller, W. E. Bochum 1994. - Hans Heinrich Eggebrecht/Pamela M. Potter: E., W. In: NGroveD, Bd. 8, 2 2001, S. 17f. E., W. In: MGG 2 P, Bd. 6, 2001, Sp. 132f. - Heiko Bockstiegel: E„ W. In: BBKL, Bd. 20, 2002, Sp. 444-450.

E h l e r s , Rudolph (Wilhelm), evang. Theologe, * 30.3.1834 Hamburg, t 7.8.1908 Frankfurt/Main. Nach dem Studium der Theologie und Philosophie in Heidelberg, Berlin und Göttingen war E. seit 1859 Pfarrer der Gemeinde Stolberg bei Aachen. 1864 wurde er Pfarrer der deutschen evangelisch-reformierten Gemeinde Frankfurt/Main, 1878 Konsistorialrat, 1899 Oberkonsistorialrat im neuen, von Lutheranern und Reformierten gleichermaßen besetzten Konsistorium der Frankfurter Landeskirche. E. war 1884 Mitbegründer und Vizepräsident des Allgemeinen Evangelisch-Protestantischen Missionsvereins (später deutsche Ostasienmission) und Leiter zahlreicher paritätischer Wohlfahrtseinrichtungen. Zusammen mit Heinrich —» Bassermann gab er 1879-91 die „Zeitschrift für praktische Theologie" heraus, war Mitarbeiter der „Christlichen Welt" und veröffentlichte 1905 die Schrift KonfirmandenUnterricht für Konfirmierte, die ins Englische und ins Japanische übersetzt wurde. WEITERE WERKE: Evangelische Predigten. Frankfurt/Main 1873. - Das alte Gesetz und die neue Zeit. Die Zehn Gebote für die Gegenwart ausgelegt. Hamburg 1877. - Bilder aus dem Leben des Apostels Paulus. Frankfurt/Main 1886. Aus festlichen Stunden. Framkfurt/Main 1895. - Richard Rothe. Leipzig 1906. - Als die Sterbenden, und siehe, wir leben. Nachgelassene Predigten. Frankfurt/Main 1909. LITERATUR: R. E., Lebensbild eines evangelischen Theologen, aus seinen Briefen. Frankfurt/Main 1912. - Wilhelm Lueken: E., R. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 348 f. - Heyo E. Hamer: E., R. W. In. RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 1102f.

E h r e n b e r g , Friedrich, reformierter Theologe, * 6.12. 1776 Elberfeld (heute zu Wuppertal), f 9. 12.1852 Berlin. E., Sohn eines Kaufmanns und Uhrmachers, wurde nach dem Studium 1798 Prediger in Plettenberg, 1803 in Iserlohn, 1807 Hof- und Oberprediger in Berlin und trat 1817 als Vertrauter Friedrich Wilhelms III. die Nachfolge von Friedrich Samuel Gottfried Sack im Kultusministerium an. Seit 1822 Oberhofprediger, wurde er 1834 Wirklicher Oberkonsistorialrat und Vortragender Rat, bald darauf Domherr von Brandenburg. 1850 ernannte ihn Friedrich Wilhelm IV. zum Ehrenmitglied des Evangelischen Oberkirchenrats in Berlin. E. veröffentlichte eine Reihe von Erbauungsschriften (u.a. Andachtsbuch für Gebildete aus dem weiblichen Geschlecht, 1816), ferner Werke zur Philosophie und Moraltheologie. Sein Entwurf einer Kirchenordnung, der 1818 den Synoden zur Diskussion übergeben wurde, ist als erste derartige Initiative im Zusammenhang mit der Gründung der unierten Kirche in Preußen anzusehen. WEITERE WERKE: Geist der reinen Sittlichkeit in Beziehung auf die Veredelung der menschlichen Natur. Lemgo 1802. Reden an Gebildete aus dem weiblichen Geschlechte. 2 Bde., Elberfeld 1804. - Praktische Lebensweisheit. Ein Handbuch für Aufgeklärte. 2 Bde., Leipzig 1805/06. - Der Charakter und die Bestimmung des Mannes. Elberfeld 1808, 2 1822. Weiblicher Sinn und weibliches Leben. 2 Bde., Berlin 1809, 4 1862. - Das Volk und seine Fürsten, Volkswesen und Volkssinn. Leipzig 1815. LITERATUR: Walter Hollweg: E„ F. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 350f. - Westfälisches Autorenlexikon 1750-1800. Hrsg. und bearb. v. Walter Gödden/Iris Nölle-Hornkamp. Paderborn 1993, S. 114f. (Lit.). - Martin Friedrich: E„ F. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 1113 f.

E h m a n n , Wilhelm (Christoph Ernst), Musikwissenschaftler, Kirchenmusiker, * 5. 12. 1904 Freistatt bei Hannover, t 16.4. 1989 Freiburg/Breisgau. E. studierte Musikwissenschaft in Freiburg und Leipzig, wurde 1934 in Freiburg mit der Dissertation Adam von Fulda als Vertreter der ersten deutschen KomponistenGeneration promoviert, habilitierte sich 1937 mit der Arbeit Der Thibaut-Behaghel-Kreis und erhielt 1939 eine Dozentur. 1940-45 lehrte er als Prof. in Innsbruck. 1928-37 war er Kantor an der Christuskirche in Freiburg, später Lehrer am Städtischen Musikseminar. 1948 ging E. als Landeskirchenmusikwart und Direktor der Westfälischen Landeskirchenmusikschule nach Herford und war 1949-54 als Lehrbeauftragter für evang. Kirchenmusik an der Univ.

E h r e n b e r g , (Philipp) Hans, Philosoph, evang. Theologe, * 4.6. 1883 Altona (heute zu Hamburg), f 31. 8.1958 Heidelberg. Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften und Philosophie in Göttingen, Berlin, Heidelberg und München wurde E., Sohn eines jüdischen Bankiers, 1906 an der Univ. München zum Dr. rer. pol. (Die Eisenhüttentechnik und der deutsche Hüttenarbeiter bis 1850), 1909 an der Univ. Heidelberg zum Dr. phil. (Kants mathematische Grundsätze der reinen Naturwissenschaft, als Buch erschienen unter dem

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Ehrenberg Titel Kritik der Psychologie als Wissenschaft, nach den systematischen Prinzipien der Erkenntnislehre Kants, 1910) p r o m o v i e r t und habilitierte sich 1910 (Kritik der Psychologie als Wissenschaft, als Dialektik der inneren Erfahrung). 1909 k o n v e r t i e r t e er z u m C h r i s t e n t u m . 1918 w u r d e er a. o . P r o f . f ü r P h i l o s o p h i e an der U n i v . H e i d e l b e r g , studierte 1920-23 T h e o l o g i e an der U n i v . M ü n s t e r , w u r d e 1924 ordiniert und war seit 1925 P f a r r e r in B o c h u m . Z u r Zeit d e r W e i m a r e r R e p u b l i k w a r E., der d e n p h i l o s o p h i s c h e n I d e a l i s m u s kritisierte und e i n e Ö f f n u n g f ü r e i n e P h i l o s o p h i e des D i a l o g s f o r d e r t e , ein einflußreicher religiöser Sozialist. 1933 Schloß er sich der B e k e n n e n d e n K i r c h e an. In seinen 72 Leitsätzen zur judenchristlichen Frage (1933) lehnte er die von d e n D e u t s c h e n Christen g e p l a n t e E i n r i c h t u n g j u d e n c h r i s t l i c h e r G e m e i n d e n a b . I m selben J a h r w u r d e E. aus d e m Heid e l b e r g e r L e h r a m t entlassen, k o n n t e sich a b e r bis 1937 in s e i n e m B o c h u m e r P f a r r a m t halten. N a c h der P o g r o m n a c h t 1938 f ü r vier M o n a t e in H a f t i m K o n z e n t r a t i o n s l a g e r S a c h s e n h a u s e n , e m i g r i e r t e E. 1939 n a c h G r o ß b r i t a n n i e n , w o er sich im World C o u n c i l of C h u r c h e s e n g a g i e r t e u n d 1943-45 a m P h i l o s o p h i c a l Institute in L o n d o n lehrte. 1947 k e h r t e er n a c h D e u t s c h l a n d z u r ü c k und w a r bis 1954 v o r w i e g e n d in der w e s t f ä l i s c h e n Volksmission tätig. E. v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Tragödie und Kreuz (2 Bde., 1920), Evangelisches Laienbtichlein (3 Tie., 1922), Antike Geschichtsmythen (1923), Kirche und Sozialdemokratie (1926), An Autobiography by a German Pastor ( 1 9 4 3 ) und Heimkehr nach Deutschland (1949). WEITERE WERKE: D i e P a r t e i u n g d e r P h i l o s o p h i e . S t u d i e n w i d e r H e g e l und K a n t i a n e r . L e i p z i g 1911. - Disputation. 3 B ü c h e r v o m d e u t s c h e n I d e a l i s m u s . M ü n c h e n 1923-25. Vom M e n s c h e n , biblisch und aktuell. G l a d b e c k 1948. - In der S c h u l e Pascals. H e i d e l b e r g 1954. LITERATUR: W e r n e r L i c h a r z / M a n f r e d Keller (Hrsg.): F r a n z R o s e n z w e i g und H. E. B e r i c h t einer B e z i e h u n g . F r a n k f u r t / M a i n 1986. - Jenseits all unseres W i s s e n s w o h n t Gott. H . E. und R u d o l f E h r e n b e r g zur E r i n n e r u n g . H r s g . v. R u d o l f H e r meier. M o e r s 1987. - G ü n t e r B r a k e l m a n n : H. E. Ein j u d e n c h r i s t l i c h e s S c h i c k s a l in D e u t s c h l a n d . 2 B d e . , Waltrop 1997-99. - Jörg T h i e r f e l d e r : E., P. H . In: R G G 4 , B d . 2, 1999, S p . 1114. - Peter N o s s : E., P. H. In: B B K L , B d . 19, 2 0 0 1 , Sp. 2 0 1 - 2 1 9 .

Ehrenberg,

P h i l i p p A d o l f von, B i s c h o f von W ü r z b u r g , * 2 3 . 9 . 1 5 8 3 E h r e n b e r g bei H e i n s h e i m / N e c k a r , t 1 6 . 7 . 1631 W ü r z b u r g . G e g e n d i e A b s i c h t des f r ü h v e r s t o r b e n e n luth. Vaters w u r d e E. von s e i n e m O n k e l und V o r m u n d Fürstbischof Julius E c h t e r von M e s p e l b r u n n katholisch e r z o g e n . 1590-99 bes u c h t e er S c h u l e n in W ü r z b u r g , P o n t - à - M o u s s o n , D o u a i und Paris. N a c h der R e s i g n a t i o n seines älteren B r u d e r s P e t e r trat er in dessen P f r ü n d e n ein und w u r d e 1600 D o m i z e l l a r in W ü r z b u r g und B a m b e r g . N a c h Kavaliers- und S t u d i e n r e i s e n , d i e ihn n a c h R o m , S a l a m a n c a , Valladolid und w i e d e r u m Paris f ü h r t e n , e m p f i n g E. 1607 in W ü r z b u r g d i e n i e d e r e n Weihen u n d w u r d e S u b d i a k o n . D e r E r n e n n u n g z u m D o m k a p i tular 1609 und z u m D o m d e k a n 1619 f o l g t e 1623 die Wahl z u m B i s c h o f von W ü r z b u r g . Bei E.s A m t s ü b e r n a h m e w a r das Bistum durch Einwirkungen des Dreißigjährigen Kriegs hoch v e r s c h u l d e t und m u ß t e beträchtliche militärische A u f w e n d u n g e n e r b r i n g e n . I m Verlauf seiner A m t s z e i t b e m ü h t e sich E . s o w o h l u m territoriale A b r u n d u n g als auch k o n f e s sionelle Vereinheitlichung des H o c h s t i f t s - e t w a 2 0 0 D ö r f e r w u r d e n unter E. rekatholisiert. U n t r e n n b a r mit E.s E p i s k o pat v e r b u n d e n ist die s c h w e r e H e x e n v e r f o l g u n g im B i s t u m W ü r z b u r g , d i e 1626-29 ihren H ö h e p u n k t erreichte und d e n A u s d r u c k „ w i r z b u r g i s c h w e r c k " f ü r ein s c h a r f e s Vorgehen g e g e n H e x e n im R e i c h geläufig m a c h t e . LITERATUR: W a l t h e r M ö l l e r : D e r W e r d e g a n g B i s c h o f P. A . s und seiner B r ü d e r . In: A r c h i v des H i s t o r i s c h e n Vereins von

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U n t e r f r a n k e n und A s c h a f f e n b u r g 6 8 (1929). - O t t o Dürr: P. A . v. E. B i s c h o f von W ü r z b u r g . 1623-1631. Diss. W ü r z b u r g 1935. - A l f r e d W e n d e h o r s t : D a s B i s t u m W ü r z b u r g . Ein U b e r b l i c k von d e n A n f a n g e n bis zur Säkularisation. In: F r e i b u r g e r D i ö z e s a n - A r c h i v 86 (1966) S. 7 3 f. - H e l m u t Flac h e n e c k e r : Ε., P. A . v. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 4 4 8 - 1 6 4 8 ) , 1996, S. 147 f. - H a n s - W o l f g a n g B e r g e r h a u s e n : P. A . v. E. In: N D B , Bd. 2 0 , 2 0 0 1 , S. 387 f. - R o n n y B a i e r : Ε., P. A. v. In: B B K L , B d . 2 4 , 2 0 0 5 , Sp. 5 4 5 - 5 4 9 .

Ehrenfeuchter,

Friedrich ( A u g u s t E d u a r d ) , e v a n g . T h e o loge, * 1 5 . 1 2 . 1 8 1 4 L e o p o l d s h a f e n ( B a d e n ) , t 2 0 . 3 . 1878 Göttingen. E., S o h n eines H a u p t l e h r e r s , studierte seit 1831 in Heidelberg Philologie, G e s c h i c h t e , P h i l o s o p h i e und T h e o l o g i e , war 1835-39 als R e l i g i o n s l e h r e r a m L y z e u m in M a n n h e i m tätig und w u r d e 1841 Vikar in W e i n h e i m , später H o f - und Stadtvikar in Karlsruhe. 1845 g i n g er als a. o. Prof. der T h e o logie n a c h G ö t t i n g e n , w u r d e gleichzeitig Universitätsprediger und M i t d i r e k t o r des H o m i l e t i s c h e n S e m i n a r s und erhielt 1849 e i n e o r d e n t l i c h e P r o f e s s u r . 1855 w u r d e er K o n sistorialrat, 1856 A b t von B u r s f e l d e , 1859 O b e r k o n s i s t o r i a l rat und Mitglied d e s h a n n o v e r s c h e n Staatsrats f ü r geistlic h e und U n t e r r i c h t s a n g e l e g e n h e i t e n . E. vermittelte in d e n A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n der G ö t t i n g e r T h e o l o g i s c h e n F a k u l t ä t mit der n e u l u t h e r i s c h e n Partei in d e r h a n n o v e r s c h e n L a n d e s k i r c h e ( 1 8 5 3 ff.) s o w i e im h a n n o v e r s c h e n K a t e c h i s m u s s t r e i t ( 1 8 6 2 ff.) und arbeitete bei der N e u f a s s u n g der h a n n o v e r s c h e n K i r c h e n v e r f a s s u n g ( 1 8 6 3 ff.) mit. Er v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Theorie des christlichen Kultus ( 1 8 4 0 ) und Entwicklungsgeschichte der Menschheit ( 1845). In s e i n e m F r a g m e n t g e b l i e b e n e n H a u p t w e r k Die praktische Theologie (Bd. 1, 1859) g a b er e i n e w i s s e n s c h a f t l i c h e B e g r ü n d u n g d e r M i s sion. WEITERES WERK: Z e u g n i s s e aus d e m a k a d e m i s c h e n G o t t e s dienst zu G ö t t i n g e n . 2 B d e . , G ö t t i n g e n 1849-52. LITERATUR: O l a v G u t t o r m M y k l e b u s t : T h e study of missions in theological e d u c a t i o n . B d . 1. O s l o 1955, S. 89-93. P h i l i p p M e y e r : E., F. A . E. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 353. C h r i s t o f f e r H. G r u n d m a n n : E., F. Α. Ε . In: R G G 4 , B d . 2, 1999, S p . 1114.

Ehrenfried,

M a t t h i a s , B i s c h o f von W ü r z b u r g , * 3 . 8 . 1871 A b s b e r g ( M i t t e l f r a n k e n ) , t 3 0 . 5 . 1948 R i m p a r bei W ü r z b u r g . E., S o h n eines L a n d w i r t s , studierte P h i l o s o p h i e und T h e o logie an d e r G r e g o r i a n a in R o m , w u r d e 1898 z u m Priester g e w e i h t , w a r kurze Zeit als K a p l a n tätig und lehrte 1900-24 an der P h i l o s o p h i s c h - T h e o l o g i s c h e n H o c h s c h u l e in Eichstätt z u n ä c h s t D o g m a t i k , später A p o l o g e t i k , n e u t e s t a m e n t l i c h e E x e g e s e und H o m i l e t i k . 1912 ü b e r n a h m er d i e Schriftleit u n g der „Christlichen S c h u l e " und der „Blätter f ü r den katholischen K l e r u s " . 1924 w u r d e E. z u m B i s c h o f von W ü r z burg g e w ä h l t . 1930 hielt er e i n e D i ö z e s a n s y n o d e ab, später g r ü n d e t e er das M a r i a n u m in W ü r z b u r g , d a s K i l i a n e u m in M i l t e n b e r g und d a s E x e r z i t i e n h e i m „ H i m m e l s p f o r t e " . LITERATUR: T h e o d o r K r a m e r : E., M . In: N D B , B d . 4, 1959, S. 354. - Ders.: E., M . In: B d . 6. L e b e n s l ä u f e aus F r a n k e n . Hrsg. v. A n t o n C h r o u s t . W ü r z b u r g 1960, S. 144-157. - M a x D o m a r u s : B i s c h o f M . E. und das Dritte Reich. W ü r z b u r g 1975, 5 1 9 9 8 . - B u r k h a r d B a d u r a : B i s c h o f M . E. in d e r A u s e i n a n d e r s e t z u n g z w i s c h e n K i r c h e und Staat w ä h r e n d der Zeit d e s Dritten R e i c h e s . D i p l o m a r b e i t W ü r z b u r g 1984. - K l a u s Wittstadt: E., M . In: L T h K 3 , Bd. 3, 1995, S p . 5 1 0 f . - Ders.: E., M . In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 9 4 5 - 2 0 0 1 ) , 2 0 0 2 , S. 5 8 3 - 5 8 5 .

Ehrenpreis,

A n d r e a s , B i s c h o f d e r hutterischen T ä u f e r , * 1589 Illingen ( W ü r t t e m b e r g ) , t 1.8. 1662 Sabatisch (Slowakei). N a c h einer A u s b i l d u n g z u m M ü l l e r g i n g E. 1621 als Prediger n a c h N e u m ü h l ( M ä h r e n ) und w u r d e bald darauf in S a b a -

Ehrler tisch ordiniert. D o r t s a m m e l t e n sich in d e n f o l g e n d e n J a h r e n zahlreiche E x i l - H u t t e r e r , d e n e n er von 1639 bis zu s e i n e m Tod als B i s c h o f vorstand. Sein „ S e n d b r i e f " , der h u t t e r i s c h e S e l b s t a u f f a s s u n g e n bündelt, und sein Auszug etliche der Gemeindeordnungen (1640) verdeutlichen die zentrale B e d e u tung der G ü t e r g e m e i n s c h a f t und d e r G e m e i n d e d i s z i p l i n in E.s D e n k e n . LITERATUR: C a l v i n W . H a r r i s o n : Α. E. and H u t t e r i t e faith a n d practice. K i t c h e n e r 1997. - D a n i e l H e i n z : E., A . In: B B K L , Bd. 16, 1999, S p . 4 3 4 - 4 3 7 . E h r h a r d , A l b e r t (Josef M a r i a ) , kath. T h e o l o g e , K i r c h e n historiker, * 1 4 . 3 . 1862 H e r b i t z h e i m (Elsaß), t 2 3 . 9 . 1 9 4 0 Bonn. E., S o h n eines L e h r e r s , w a r Z ö g l i n g d e s P r i e s t e r s e m i n a r s in S t r a ß b u r g , w u r d e 1884 z u m Priester g e w e i h t und n a c h Studien in M ü n s t e r u n d W ü r z b u r g 1888 z u m Dr. theol. prom o v i e r t (Die Cyrill von Alexandrien zugeschriebene Schrift „Peri tes tou Kuriou enanthropeseos": ein Werk Theodorets von Cyrus). Seit 1888 Prof. der D o g m a t i k a m S t r a ß b u r g e r S e m i n a r , w u r d e er 1892 o. P r o f . der K i r c h e n g e s c h i c h t e an der U n i v . W ü r z b u r g , 1898 in W i e n , 1902 in Freiburg / B r e i s gau, 1903 in Straßburg. 1920-27 lehrte er K i r c h e n g e s c h i c h t e an der U n i v . B o n n . E.s I n t e r e s s e galt v o r w i e g e n d d e m griec h i s c h e n O s t e n in f r ü h c h r i s t l i c h e r und b y z a n t i n i s c h e r Zeit. Von s e i n e m u n v o l l e n d e t e n W e r k Überlieferung und Bestand der hagiographischen und homiletischen Literatur der griechischen Kirche, d a s zu e i n e m S t a n d a r d w e r k d e r griechischen H a g i o g r a p h i e w u r d e , e r s c h i e n e n 1936-52 drei B ä n d e des 1. Teils. O b g l e i c h E. sich nicht von der K i r c h e a b w a n d t e , warf m a n i h m w e g e n seiner Schrift Der Katholizismus und das 20. Jahrhundert im Lichte der kirchlichen Entwicklung der Neuzeit ( 1 9 0 1 , l 2 1 9 0 2 ) M o d e r n i s m u s vor. S e i n e Kritik der E n z y k l i k a Pascendi dominici g regis (1907) trug i h m d e n v o r ü b e r g e h e n d e n Verlust d e r P r ä l a t e n w ü r d e ( 1 9 0 8 - 2 2 ) ein. WEITERE WERKE: D i e altchristliche Literatur und ihre Erf o r s c h u n g seit 1880. 2 Tie., F r e i b u r g / B r e i s g a u 1894-1900. N a c h d r . H i l d e s h e i m 1982. - L i b e r a l e r K a t h o l i z i s m u s ? Ein W o r t an m e i n e Kritiker. S t u t t g a r t / W i e n 1 - 5 1902. - K a t h o lisches C h r i s t e n t u m und m o d e r n e Kultur. M a i n z / M ü n c h e n 1906, 2 1 9 0 7 . - D i e K i r c h e der M ä r t y r e r . Ihre A u f g a b e n und ihre L e i s t u n g e n . M ü n c h e n 1932. - U r k i r c h e und F r ü h k a t h o lizismus. B o n n 1935. LITERATUR: A l o i s D e m p f : A . E . D e r M a n n u n d sein W e r k in d e r G e i s t e s g e s c h i c h t e um d i e J a h r h u n d e r t w e n d e . K o l m a r [1944], - W i l h e l m H e n g s t e n b e r g : E „ A . In: N D B , B d . 4, 1959, S. 357. - F r i e d h e l m W i n k e l m a n n : A. E. und d i e Erforschung der griechisch-byzantinischen Hagiographie. Berlin 1971. - G e o r g S c h ö l l g e n : E „ A . J. M . In: L T h K 3 , B d . 3, 1995, Sp. 5 1 3 . - M a r t i n L e i t g ö b : G e m ä ß i g t - f o r t s c h r i t t l i c h . K i r c h e n g e s c h i c h t e als historische T h e o l o g i e bei A . E. Dipl.A r b . W i e n 1997. - A n t o n L a n d e r s d o r f e r : E., A . J. M . In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 1114 f. E h r h a r d t , S i g i s m u n d Justus, e v a n g . T h e o l o g e , * 1733 G e m ü n d e n bei W ü r z b u r g , f 6 . 6 . 1793 B e s c h i n e bei Wohlau. E. v e r f a ß t e n a c h s e i n e m T h e o l o g i e s t u d i u m in E r l a n g e n , J e n a und H a l l e eine A b h a n d l u n g ü b e r d e n D r u c k d e r W ü r z b u r ger F ü r s t b i s c h ö f e auf die Protestanten, v o r a l l e m nach 1763, d i e seine Flucht aus der D i ö z e s e W ü r z b u r g zur F o l g e hatte. Er ging n a c h S a c h s e n , d a n n n a c h H a l l e und Berlin, w o er mit Privatunterricht seinen L e b e n s u n t e r h a l t verdiente. Seit 1768 war er D i a k o n in S t e i n a u / O d e r , 1774-93 P f a r r e r in B e schine i m Kreis W o h l a u (Schlesien). E. v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. e i n e Presbyterologie des evangelischen Schlesiens (4 B d e . , 1780-90) s o w i e Diplomatische Beiträge zur Erläuterung der alten niederschlesischen Rechte und Geschichte (1773). WEITERE WERKE: Altes u n d n e u e s Küstrin. G l o g a u 1769. - H i s t o r i s c h e E r z e h l u n g von d e m B e t r a g e n d e r e r . . .

F ü r s t e n u n d B i s c h ö f f e zu W ü r z b u r g g e g e n d i e e v a n g e l i s c h lutherische R e l i g i o n . L e i p z i g 1762. - A b h a n d l u n g v o m verderbten R e l i g i o n s - Z u s t a n d in Schlesien vor der evangelis c h e n K i r c h e n - R e f o r m a t i o n . A l s e i n e E i n l e i t u n g zur schlesischen Presbyterologie. B r e s l a u 1778. LITERATUR: S u s a n n e G r ä ß e l / H e l m u t Weiß: E., S. J. G e b . 1733 in G e m ü n d e n . In: B i o - b i b l i o g r a p h i s c h e s H a n d b u c h zur S p r a c h w i s s e n s c h a f t des 18. J a h r h u n d e r t s . H r s g . v. H e r b e r t E. Brekle. B d . 2. T ü b i n g e n 1993, S. 3 4 0 f . E h r l e , Franz, Jesuit, T h e o l o g e , K a r d i n a l , * 17. 10. 1845 Isny, t 3 1 . 3 . 1934 R o m . E., S o h n eines A m t s a r z t e s , trat 1861 in d i e G e s e l l s c h a f t Jesu ein, ging n a c h E n g l a n d , w o er 1876 in Ditton Hall d i e P r i e s t e r w e i h e e m p f i n g , u n d ließ sich 1880 in R o m nieder. Dort b e s c h ä f t i g t e er sich v o r w i e g e n d mit mittelalterlicher S c h o l a s t i k und w u r d e e i n e A u t o r i t ä t auf d e m G e b i e t der P a l ä o g r a p h i e s o w i e der E r h a l t u n g u n d R e p r o d u k t i o n alter H a n d s c h r i f t e n . 1890 v e r ö f f e n t l i c h t e E. e i n e Historia bibliothecae Romanorum pontificum (nur Bd. 1 e r s c h i e n e n ) und w u r d e a u ß e r o r d e n t l i c h e s M i t g l i e d d e s C o n g r e s s o d e r Vaticana. E r spielte e i n e m a ß g e b l i c h e R o l l e bei den Verhandlungen ü b e r d e n E r w e r b d e r B i b l i o t h e c a B o r g h e s e , g a b m i t H e i n r i c h S u s o —> D e n i f l e d a s „ A r c h i v f ü r Literatur- und Kirc h e n g e s c h i c h t e des M i t t e l a l t e r s " (7 B d e . , 1885-1900) h e r a u s und w a r 1 8 9 5 - 1 9 1 4 P r ä f e k t der Vatikanischen B i b l i o t h e k . 1917 w u r d e er Schriftleiter d e r „ S t i m m e n der Z e i t " und lehrte seit 1918 P a l ä o g r a p h i e a m P ä p s t l i c h e n Bibelinstitut s o w i e G e s c h i c h t e der S c h o l a s t i k an d e r G r e g o r i a n a in R o m . 1922 z u m K a r d i n a l e r n a n n t , w a r er seit 1929 B i b l i o t h e k a r und A r c h i v a r d e r r ö m i s c h e n Kirche. WEITERES WERK: D i e Scholastik und ihre A u f g a b e n in unserer Zeit. F r e i b u r g / B r e i s g a u 2 1 9 3 3 . LITERATUR: W a l t h e r H o l t z m a n n : E „ F. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 3 6 0 f. - M a n f r e d Weitlauff: E „ F. In: T R E , Bd. 9, 1982, S. 3 6 6 - 3 6 9 . - Peter Walter: E „ F. In: L T h K 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 5 1 3 f. E h r l e , G e r t r u d Elisabeth, P s y c h o l o g i n , * 2 9 . 4 . 1 8 9 7 Ravensburg, f 11.6.1985 Köln. E. w u r d e 1929 in M ü n s t e r mit d e r Arbeit Aus dem Werteleben des Kleinkindes. Beobachtungen und Experimente zum Dr. phil. p r o m o v i e r t . 1952-79 w a r sie Präsidentin d e s K a t h o lischen D e u t s c h e n F r a u e n b u n d e s und 1960-70 des D e u t s c h e n F r a u e n r a t s . 1965 n a h m sie als L a i e n a u d i t o r i n a m Z w e i t e n Vatikanischen Konzil teil. E. g a b Leben spricht zu Leben. Wirklichkeitsbilder aus dem Leben der Frau ( 1 9 3 7 ) und Licht über dem Abgrund. Aufzeichnungen und Erlebnisse christlicher Frauen 1933-45 ( 1 9 5 1 ) heraus. 3 LITERATUR: U r s u l a H a n s e n : E „ G . E. In: L T h K , Bd. 3, 1995, Sp. 514. E h r l e r , J o s e p h G e o r g von, B i s c h o f von S p e y e r , * 8 . 4 . 1833 M i l t e n b e r g , t 1 8 . 3 . 1 9 0 5 S p e y e r . E. studierte in W ü r z b u r g T h e o l o g i e und P h i l o s o p h i e , w u r d e 1856 z u m Priester g e w e i h t und w a r 1858-61 K a p l a n in der D i a s p o r a W o l f m a n n s h a u s e n , a n s c h l i e ß e n d in H a m m e l b u r g , seit 1863 K u r p r e d i g e r in B a d K i s s i n g e n , 1867-78 D o m p r e d i g e r in M ü n c h e n . 1878 w u r d e er B i s c h o f von S p e y e r , 1883 R e i c h s r a t der K r o n e B a y e r n s . E. b e m ü h t e sich u m d i e R e o r g a n i s a t i o n seiner D i ö z e s e , d i e R e v i s i o n des D i ö z e s a n k a t e c h i s m u s s o w i e u m die E r h a l t u n g und V e r s c h ö n e r u n g d e s S p e y e r e r D o m e s . Er v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Predigten unter d e m Titel Die acht Seligpreisungen (1906). LITERATUR: J a k o b B a u m a n n : J. G . v. E., B i s c h o f von S p e y e r . Ein L e b e n s b i l d . F r e i b u r g / B r e i s g a u u . a . 1911. - Erwin G a t z : E., J. G . v. In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 165-167. - L u d w i g L i t z e n b u r g e r : B a y e r i s c h e r Kult u r k a m p f und K o n k o r d a t . Z u r P r o m o t i o n J. G . E.s z u m Bischof von S p e y e r 1878. In: A r c h i v f ü r m i t t e l r h e i n i s c h e Kirc h e n g e s c h i c h t e 4 3 (1991) S. 2 8 5 - 3 0 1 . - Karl H e i n z D e b u s :

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Ehrlich J. G. ν. E. Bischof von Speyer (1878-1905). In: Lebensbilder der Bischöfe von Speyer seit der Wiedererrichtung des Bistums Speyer 1817/21. Hrsg. v. Hans Ammerich. Speyer 1992, S. 193-223. Ehrlich, Johann Nepomuk, Piarist, Theologe, Philosoph, * 21. 1. 1810 Wien, t 23. 10.1864 Prag. Der aus einer armen Wiener Bürgerfamilie stammende E. studierte Theologie und Philosophie in Krems und in Wien, trat 1827 in den Piaristenorden ein und wurde 1836 Prof. der Physik, später auch der Philosophie in Krems. 1850 ging er als Prof. der Moraltheologie nach Graz, 1852 nach Prag und lehrte seit 1857 an der neugegründeten Lehrkanzel für Fundamentaltheologie. E. gehörte zum Kreis der „Güntherianer" und beschäftigte sich vorwiegend mit der Sozialethik in der Moraltheologie. Neben seinem Hauptwerk FundamentalTheologie (2 Bde., 1859-62), dem ersten deutschsprachigen Werk mit diesem Titel, veröffentlichte er u. a. Metaphysik als rationale Ontologie (1841), Randglossen zu Julius F rebels System der sozialen Politik (1849) und Uber das christliche Prinzip der Gesellschaft (1856). WEITERE WERKE: Lehre von der Bestimmung des Menschen als rationale Teleologie. 2 Tie., Wien 1842-45. Die neuesten Vorschläge zur Reform der filosofischen Ethik und empirischen Psychologie in vier Aforismen besprochen. Bonn 1847. - Apologetische Ergänzungen zur Fundamentaltheologie. 2 Tie., Wien 1863/64. LITERATUR: Johannes Fischi: E., J. Ν. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 363 f. - Clemens Engling: Die Bedeutung der Theologie für philosophische Theoriebildung und gesellschaftliche Praxis. Historisch-systematische Untersuchungen. Zum Werk J. N. E.s (1810-1864). Göttingen 1977. - Max Seckler: E„ J. M. In: LThK3, Bd. 3, 1995, Sp. 514. - Franz-Josef Niemann: E„ J. N. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 1115. E h r m a n n , Daniel, Rabbiner, * 1817 Muttersdorf (Böhmen), f 15. 1 1. 1882 Brünn. E. betrieb in Prag klassische und jüdisch-wissenschaftliche Studien und wirkte als Rabbiner in Kuttenplan und Hohenems. 1852 siedelte er nach Böhmisch-Leipa über, legte 1862 sein Amt nieder und ging nach Prag, wo er die Zeitschrift „Abendland" herausgab. 1867 wurde er Religionsprofessor in Brünn. E. veröffentlichte u. a. Gebete für jüdische Frauen (1842). WEITERE WERKE: Aus Palästina und Babylon: Eine Sammlung von Sagen, Legenden, Allegorien. Wien 2 1882. - Geschichte der Israeliten von den urältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Wien 5 1887. - Sagen und Legenden aus Talmud und Midrasch. Wiesbaden 2004. E h s e s , Stephan, kath. Theologe, * 9. 12. 1855 Zeltingen/ Mosel, t 19. 1.1926 Rom. Nach dem Studium der Philosophie, Geschichte und Theologie in Würzburg wurde E., Sohn eines Winzers, 1880 zum Dr. phil. promoviert und empfing 1883 in Eichstätt die Priesterweihe. Anschließend wurde er Kaplan am deutschen Campo Santo in Rom, 1885 in Ehrenbreitstein, 1887 in Koblenz, danach Pfarrer in Karweiler. Seit 1891 war er Sekretär des Historischen Instituts der Görres-Gesellschaft in Rom, seit 1895 dessen Leiter. 1920 wurde er Rektor des Waisenhauses in Boppard. E. veröffentlichte u. a. Römische Dokumente zur Geschichte der Ehescheidung Heinrichs VIII. (1893) und Nuntiaturberichte aus Deutschland 1585-1590 (2 Bde., 1895-99). Als sein Hauptwerk gilt die Herausgabe von vier Bänden Akten im Rahmen des Concilium Tridentinum (1904-24). WEITERE WERKE: Geschichte der Packschen Händel. Freiburg/Breisgau 1881. - Landgraf Philipp von Hessen und Otto von Pack. Freiburg/Breisgau 1886.

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LITERATUR: Robert Haaß: E., S. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 366. - Remigius Bäumer: Die Erforschung des Konzils von Trient und der Campo Santo. In: Erwin Gatz (Hrsg.): Hundert Jahre Deutsches Priesterkolleg beim Campo Santo Teutonico 1876-1976. Freiburg /Breisgau 1977, S. 139-159. - Erwin Gatz: E., S. In: LThK s , Bd. 3, 1995, Sp. 515. Eibach, Ludwig (Wilhelm), evang. Theologe, * 23.12.1810 Diez/Lahn, t 6. 11.1868 Wiesbaden. E., Sohn eines Lehrers, der die Lateinschule in Diez gründete, studierte in Bonn Theologie, besuchte das Theologische Seminar in Herborn und war 1835-44 Pfarrer in Erbach, Werheim und Idstein, danach in Wiesbaden, wo er 1856 Dekan und 1860 herzoglich nassauischer Kirchenrat wurde. 1862-66 gehörte er der Evangelisch-Theologischen Prüfungskommission an und wurde nach seinem Eintritt in preuß. Dienste kgl. preuß. Konsistorialrat. E. machte sich um die Innere Mission verdient. 1850 gründete er den Verein für die evang. Kirche in Nassau, den er bis zu seinem Tod leitete, 1853 das Evangelische Rettungshaus in Wiesbaden und hatte 1857 Anteil an der Entstehung des Paulinenstifts. Ferner entwarf E. eine Kirchen- und Synodalordnung für die Nassauische Kirche. Eibenschütz, Jonathan, jüdischer Theologe, * 1690 Krakau, t 18.9.1764 Altona (heute zu Hamburg). Der Sohn eines Oberrabbiners studierte an den Talmudhochschulen in Proßnitz und Holleschau (Mähren) und war 1708-11 Rabbiner in Jungbunzlau, seit 1714 Prediger in Prag und seit 1734 Mitglied des Prager jüdischen Gerichtshofs. E. wurde 1741 als Gerichtsvorsitzender und Oberrabbiner nach Metz berufen und übernahm 1751 das Amt des Vorsitzenden des jüdischen Gerichts in Altona. Im Altonaer Rabbinerstreit wurde ihm der Vorwurf gemacht, Anhänger der Sabbatianer zu sein. E. konnte sich jedoch nach jahrelangen Auseinandersetzungen durchsetzen und übte bis zu seinem Tod das Amt des Oberrabbiners aus. Er zählte zu den bedeutendsten jüdischen Gelehrten seiner Zeit und verfaßte zahlreiche juristische und theologische Werke. Eichele, Erich, evang. Theologe, Landesbischof von Württemberg, * 26.2. 1904 Stuttgart, t Π . 6 . 1985 Stuttgart. E. besuchte die Seminare Schöntal und Urach, studierte an der Univ. Tübingen und wurde 1927 promoviert (Die religiöse Entwicklung im Kindesalter). Seit 1926 ordiniert, ging er nach zweijähriger Vikarszeit in Göttelfingen 1929 zu einem Studienaufenthalt nach Hartford (Connecticut, USA). Nach der Rückkehr war E. kurzzeitig Stadtpfarrverweser in Schwenningen und Kirchheim/Teck, seit 1931 Repetent am Tübinger Stift. 1934 wurde er dritter Stadtpfarrer an der Stuttgarter Stiftskirche, Mitglied des Oberkirchenrats als Referent für den evang. Religionsunterricht, 1936 Kirchenrat, 1944 Oberkirchenrat. Im Kirchenkampf des „Dritten Reiches" war E. ein enger Mitarbeiter des Bischofs Theophil —»Wurm. 1951 wurde er Prälat des Ulmer Sprengeis. Auslandsreisen führten ihn vor allem nach Österreich und in die lateinamerikanischen Länder, wo er sich als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (1966-69) mit den Fragen der Diaspora und Ökumene befaßte. Als Nachfolger von Martin —» Haug war E. 1962-69 evang. Landesbischof in Württemberg. Eichhorn, (Karl) Albert (August Ludwig), evang. Theologe, Kirchenhistoriker, * 1.10. 1856 Garlstorf (Kr. Lüneburg), t 3.8. 1926 Braunschweig. Nach Abschluß des Studiums an den Universitäten Leipzig, Erlangen und Göttingen 1875-78 warE., Sohn eines Pfarrers, bis 1884 im Kirchendienst tätig und habilitierte sich 1886 in Halle für Kirchengeschichte (Athanasia de vita ascetica

Eichhorn testimonia collecta). Im selben Jahr wurde er Privatdozent und 1888 a. o.Prof. in Halle, 1901-13 in Kiel. E. gehörte zu den Begründern der Religionsgeschichtlichen Schule, veröffentlichte u.a. Das Abendmahl im Neuen Testament (1898) und übte maßlichen Einfluß auf William —> Wrede, Hermann —>Gunkel, Otto —> Baumgarten und Wilhelm —>Heitmüller aus. LITERATUR: Hugo Gressmann: A. E. und die religionsgeschichtliche Schule. Göttingen 1914. - Ernst Barnikol : E., A. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 379. - Gerd Lüdemann/Martin Schröder: Die Religionsgeschichtliche Schule in Göttingen. Göttingen 1987. - Christian Frevel: E., K. A. L. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 1118.

luth. Landeskirche scheiterten; er wurde wegen seines Eintretens für die kirchliche Orthodoxie angefeindet und mußte nach Ausbruch der Märzrevolution 1848 zurücktreten. E. war der Schwiegersohn Friedrich Samuel Gottfried —» Sacks und mit —> Schleiermacher befreundet. 1850 gehörte er dem Erfurter Staatenhaus an. LITERATUR: Stephan Skalweit, E., F. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 376 f. - Martin Friedrich: Die preußische Landeskirche im Vormärz. Evangelische Kirchenpolitik unter dem Ministerium E. (1840-1848). Waltrop 1994. - Ders.: E„ F. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. I l l 8 f . - Ders.: E„ J. A. F. In: BBKL, Bd. 20, 2002, Sp. 450-453.

Eichhorn, Ambrosius, Benediktiner, Historiker, * 6.9. 1758 Wittlekofen, t 21.3.1820 St. Paul (Kärnten). E. lebte seit 1776 im Kloster St. Blasien und wurde 1783 zum Priester geweiht. Er war Bibliothekar und Archivar in St. Blasien, Mitarbeiter an der Germania Sacra und bis zur Auflösung der Propstei Prior von Oberried. 1807 ging E. nach St. Paul, wo er seit 1818 als Präfekt und Archivar tätig war. 1807-17 unterrichtete er als Gymnasiallehrer in Klagenfurt. E. beschäftigte sich mit Kärntner Landesgeschichte und veröffentlichte 1820/21 die diplomatischen Annalen des Herzogtums. 1805 erschien seine Kurzgefaßte Geschichte der Propstei Oberried und des Thaies St. Wilhelm. LITERATUR: Hugo Ott: Studien zur Geschichte des Klosters St. Blasien im hohen und späten Mittelalter. Stuttgart 1963. St. Blasien. Festschrift aus Anlaß des 200jährigen Bestehens der Kloster- und Pfarrkirche. Hrsg. v. Heinrich Heidegger. München 1983. - E„ A. In: ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 232. Karl Frank: E„ A. In: LThK3, Bd. 3, 1995, Sp. 517.

Eichhorn, Joachim, Abt von Einsiedeln, * 1518 Wil (Kt. St. Gallen), t 13.6.1569 Einsiedeln. E. trat als einer der ersten Novizen nach der durch die Reformation ausgelösten Krise 1535 in das Benediktinerkloster Einsiedeln ein, empfing 1541 die Priesterweihe und wurde 1544 als der jüngste von vier Mönchen zum Abt gewählt. Er wird bereits von seinem ersten Biographen im 17. Jh. mit dem Ehrentitel „zweiter Stifter" von Einsiedeln belegt, denn er veranlaßte die innere Reform des Klosters, stellte die klösterliche Zucht wieder her, zahlte bis 1549 die Schulden ab und ließ 1563 die Pfarrkirche von Einsiedeln sowie das Kloster Fahr bauen. 1562 vertrat E. die kath. Orte der Eidgenossenschaft mit dem Laien Melchior —>Lussy auf dem Konzil von Trient (1562) und verfaßte dort einen Tractatus de purgatorio.

Eichhorn, Anton, kath. Theologe, Historiker, * 9.5.1809 Pissau (Kr. Rössel, Ostpreußen), t 27.2.1869 Frauenburg. Nach dem Studium am Lyzeum Hosianum in Braunsberg wurde Ε. 1832 zum Priester geweiht, studierte nach kurzer seelsorgerischer Tätigkeit Philologie und Geschichte an der Univ. Berlin und wurde 1835 promoviert. Seit 1836 Religionslehrer in Braunsberg, wurde er 1838 am Lyzeum Prof. der Exegese, 1844 Prof. der Kirchengeschichte. E. gehörte 1848-50 dem Frankfurter und dem Erfurter Parlament an. 1851 wurde er Domherr in Frauenburg und war 1865-67 Generalvikar, seit 1866 Domdekan. Seine wissenschaftliche Arbeit galt besonders der ermländrschen Kirchengeschichte. Er war Mitbegründer des „Historischen Vereins von Ermland" (1856) und Herausgeber der „Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde Ermlands". Zu seinen Werken zählt Stanislaus Hosius (2 Bde., 1854/55). WEITERE WERKE: Handbuch der christkatholischen Religionslehre für Schule und Haus. Königsberg 1842. Elbing 1844. LITERATUR: Brigitte Poschmann: E., A. In: Gatz, Bischöfe (1785/1803-1945), 1983, S. 167 f. Eichhorn, (Johann Albrecht) Friedrich, Staatsmann, * 2.3. 1779 Wertheim/Main, t 16.1.1856 Berlin. Nach dem Studium der Rechtswissenschaft 1796-99 in Göttingen war E., Sohn eines gräflich Löwensteinschen Hofkammerrats, als Hofmeister in Kleve tätig, trat dort 1800 als Auskultator in den Staatsdienst ein und wurde 1810 Kammergerichtsrat, im folgenden Jahr zugleich Syndikus der neugegründeten Univ. Berlin. Nach der Ära der Befreiungskriege, in der er hohe Staatsämter innegehabt hatte, wurde E. Geheimer Legationsrat im Ministerium der Auswärtigen Angelegenheiten und 1817 Mitglied des Staatsrats in Berlin. Er machte sich verdient bei politischen Verhandlungen über den Aufbau des Deutschen Zollvereins, war seit 1831 Direktor im Ministerium der Auswärtigen Angelegenheiten und wurde 1840 als Nachfolger Altensteins preuß. Kultusminister. Seine Bemühungen um einen synodalen Umbau der

LITERATUR: Raimund Tschudi: Das Kloster Einsiedeln unter den Äbten Ludwig II. Blarer und J. E. 1526-69. Einsiedeln 1946. - Willy Keller: E„ J. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 380. Karl Suso Frank: E., J. In: LThK3, Bd. 3, 1995, Sp. 517. Eichhorn, Johann Gottfried, evang. Theologe, Orientalist, * 16.10.1752 Dörrenzimmern (heute zu Ingelfingen), t 25.6.1827 Göttingen. E., Sohn eines Pfarrers, studierte 1770-74 Theologie, Philologie und orientalische Sprachen an der Univ. Göttingen. 1774 wurde er Rektor des Gymnasiums Ohrdruf, im folgenden Jahr Prof. der orientalischen Sprachen an der Univ. Jena und 1788 Prof. der Philosophie an der Univ. Göttingen. Er förderte die historisch-kritische Bibelwissenschaft der Aufklärungszeit und wandte als erster in der Erforschung des Alten und des Neuen Testaments den von Christian Gottlob Heyne entwickelten Begriff des Mythos an. E. veröffentlichte Schriften zur orientalischen Philologie, Geschichte, Philosophie und Religionswissenschaft. Zu seinen Werken zählen eine Historisch-kritische Einleitung ins Alte Testament, (3 Bde., 1780-83, 3 1803; 5 Bde., 4 1823/24) und eine Einleitung in das Neue Testament (5 Bde., 1804-27). E. war der Vater von Karl Friedrich —» E. WERKE: Commentarius in Apocalypsin Johannis. 2 Bde., Göttingen 1791. - Einleitung in die apokryphischen Schriften des Alten Testaments. Leipzig 1795 - Die hebräischen Propheten. 3 Bde., Göttingen 1816-19. LITERATUR: Kurt Galling: E., J. G. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 377 f. - Otto Kaiser: E. und Kant. In: Das ferne und das nahe Wort. Festschrift Leonhard Rost. Hrsg. v. Fritz Maass. Berlin 1967. - Eberhard Sehmsdorf: Die Prophetenauslegung bei J. G. E. Göttingen 1971. - Hans-Jürgen Zobel: E., J. G. In: TRE, Bd. 9, 1982, S. 369-371. - Rudolf Smend: Johann David Michaelis und J. G. E. - zwei Orientalisten am Rande der Theologie. In: Bernd Moeller (Hrsg.): Theologie in Göttingen. Göttingen 1987, S. 58-81. - Ders.: Deutsche Alttestamentler in drei Jahrhunderten. Göttingen 1989, S. 25-37. - Otto Kaiser: E., J. G. In: LThK1, Bd. 3, 1995, Sp. 517. - Christian Frevel: E., J. G. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 1119.

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Eichhorn Eichhorn,

Johann Konrad, evang. Theologe, Naturf o r s c h e r , * 2 . 6 . 1 7 1 8 D a n z i g , t 1 7 . 9 . 1790 D a n z i g . N a c h d e m S t u d i u m der T h e o l o g i e an der U n i v . J e n a 1741-46 w u r d e E. 1752 P a s t o r in O s t e r w i c k , 1754 D i a k o n u s und 1761 Pastor an St. Katharinen in D a n z i g . Seit d e n s e c h z i g e r J a h r e n b e s c h ä f t i g t e er sich mit m i k r o s k o p i s c h e n U n t e r s u c h u n g e n der M i k r o o r g a n i s m e n des D a n z i g e r S t a d t g r a b e n s und u m l i e g e n d e r G e w ä s s e r . E. gilt als wichtigster Vorläufer d e s M i k r o biologen Christian G o t t f r i e d E h r e n b e r g . S e i n e Beyträge zur Naturgeschichte der kleinsten Wasserthiere, die mit keinem bloßen Auge gesehen werden ( 1 7 7 5 ) enthalten n e b e n A n w e i s u n g e n zur B e h a n d l u n g der S a m m e l o b j e k t e a u s f ü h r l i c h e E i n z e l b e s c h r e i b u n g e n mit h a n d g e z e i c h n e t e n A b b i l d u n g e n . WEITERE WERKE: B e y t r ä g e zur N a t u r g e s c h i c h t e der kleinsten W a s s e r t h i e r e in den G e w ä s s e r n in und u m D a n z i g . B e r lin 1781.

Eichhorn,

Karl Friedrich, R e c h t s h i s t o r i k e r , K i r c h e n rechtler, * 20. 11. 1781 J e n a , t 4 . 7 . 1 8 5 4 K ö l n . D e r S o h n J o h a n n G o t t f r i e d - > E . s studierte seit 1797 an der U n i v . G ö t t i n g e n R e c h t s w i s s e n s c h a f t und G e s c h i c h t e , w u r d e 1801 p r o m o v i e r t , habilitierte sich 1803 und w a r 1805 a. o . P r o f . in F r a n k f u r t / O d e r . 1811 f o l g t e er e i n e m R u f auf d e n L e h r s t u h l f ü r d e u t s c h e s R e c h t a n der U n i v . Berlin, n a h m 1 8 1 3 / 1 4 an d e n B e f r e i u n g s k r i e g e n teil und g r ü n d e t e 1815 d i e „ Z e i t s c h r i f t f ü r g e s c h i c h t l i c h e R e c h t s w i s s e n s c h a f t " , deren M i t h e r a u s g e b e r Carl von S a v i g n y war. 1816-29 w a r E. O r d i n a r i u s f ü r d e u t s c h e s und k a n o n i s c h e s R e c h t an der U n i v . G ö t t i n g e n . 1831-33 e r s c h i e n e n s e i n e Grundsätze des Kirchenrechts der Katholischen und Evangelischen Religionspartei in Deutschland (2 Bde.). D i e s e s Werk stellt n e b e n d e m z u n ä c h s t e i n f l u ß r e i c h e r e n L e h r b u c h von A e m i l i u s L u d wig —»Richter d e n N e u b e g i n n d e s K i r c h e n r e c h t s i m 19. Jh. im S i n n e der H i s t o r i s c h e n R e c h t s s c h u l e dar. 1832 kehrte E. an die U n i v . Berlin z u r ü c k an und w a n d t e sich in d e n f o l g e n d e n J a h r e n als M i t g l i e d d e s p r e u ß . G e h e i m e n O b e r t r i b u nals, des Staatsrats (seit 1838), der G e s e t z g e b u n g s k o m m i s sion (seit 1842) und d e s O b e r z e n s u r g e r i c h t s ( 1 8 4 3 / 4 4 ) g a n z der V e r w a l t u n g s a r b e i t zu. A l s E.s H a u p t w e r k gilt Deutsche Staats- und Rechtsgeschichte (4 Bde., 1808-23, 5 1 8 4 3 - 4 5 ) , d u r c h d a s er einer der B e g r ü n d e r der d e u t s c h e n R e c h t s g e schichte w u r d e . S e i n e Einleitung in das deutsche Privatrecht (1823, 5 1 8 4 5 ) b e h a n d e l t d a s g e l t e n d e Recht. LITERATUR: Karl Jelusic: D i e historische M e t h o d e K. F. E.s. B a d e n u . a . 1936. N a c h d r . 1978. - Karl S i e g f r i e d B a d e r : E „ K. F. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 3 7 8 f. - B. K o e h ler: E „ K. F. In: H R G , Bd. 1, 1971, S. 8 5 8 - 8 6 0 . - Ralf C o n r a d i : Κ. F. E. als Staatsrechtslehrer. F r a n k f u r t / M a i n u . a . 1987. - Karl M i c h a e l i s : C. F. E. ( 1 7 8 1 - 1 8 5 4 ) . Ein R e c h t s h i s t o r i k e r z w i s c h e n R e v o l u t i o n u n d R e s t a u r a t i o n . In: Fritz L o o s (Hrsg.): R e c h t s w i s s e n s c h a f t in G ö t t i n g e n . Göttinger Juristen aus 2 5 0 J a h r e n . G ö t t i n g e n 1987, S. 166-189.Jan S c h r ö d e r : E., K. F. In: G e r d K l e i n h e y e r / J a n S c h r ö d e r (Hrsg.): D e u t s c h e u n d E u r o p ä i s c h e Juristen aus n e u n Jahrh u n d e r t e n . 4., n e u b e a r b . u n d erw. Aufl., H e i d e l b e r g 1996, S. 119-122. - Heinrich d e Wall: E., K . F. In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 1119.

Eichhorn,

Rudolf, Augustiner-Chorherr, Theologe, * 29. 11. 1853 K l e i n p o p p e n ( N i e d e r ö s t e r r e i c h ) , t 7 . 2 . 1925 Wien. I m C h o r h e r r e n s t i f t K l o s t e r n e u b u r g erhielt E. 1879 d i e Pries t e r w e i h e und w u r d e 1881 R e l i g i o n s l e h r e r und S e e l s o r g e r in Floridsdorf. S e i n e r e f o r m e r i s c h e B e t ä t i g u n g i m christlichsozialen Sinn eines Karl von —»Vogelsang brachte ihn in Konflikt mit seinen vorgesetzten Stellen, d e r Polizei und der b ü r g e r l i c h e n Presse. S e i n e S t u d i e Floridsdorf und Umgebung z e i c h n e t e ein Bild der sozialen P r o b l e m e seiner e n g sten U m g e b u n g . 1883-88 g a b E. d a s „ K o r r e s p o n d e n z b l a t t f ü r d e n Klerus in Ö s t e r r e i c h " , später das W o c h e n b l a t t „ D e r

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A r b e i t e r " heraus. W ä h r e n d seiner T ä t i g k e i t als A b g e o r d n e t e r des R e i c h r a t s ( 1 8 8 8 - 9 0 ) s u c h t e E., in e n g e r Z u s a m m e n a r b e i t mit der christlichsozialen Partei d a s E l e n d der A r b e i t e r s c h a f t zu m i l d e r n . A n s c h l i e ß e n d w i d m e t e er sich w i e d e r v e r m e h r t s e e l s o r g e r i s c h e n A u f g a b e n , g r ü n d e t e 1896 d e n E r e m i t e n v e r ein, e i n e Alters- und I n v a l i d e n v e r s i c h e r u n g f ü r Geistliche, und w a r seit 1921 I n s p e k t o r d e r S t i f t s h ä u s e r in J e d l e s e e . LITERATUR: R u d o l f K u p p e : P f a r r e r E. zur A r b e i t e r f r a g e . E i n e A u s l e s e aus d e n S c h r i f t e n . W i e n 1925. - Ö B L , B d . 1, 1957, S. 2 3 2 f. - F r a n z Loidl: G e s c h i c h t e d e s E r z b i s t u m s W i e n . W i e n / M ü n c h e n 1983, S. 291 f.

Eichmann,

E d u a r d , kath. T h e o l o g e , Kirchenrechtler, * 1 4 . 2 . 1 8 7 0 H a g e n b a c h (Pfalz), t 2 6 . 4 . 1946 M ü n c h e n . N a c h d e m S t u d i u m der T h e o l o g i e und R e c h t s w i s s e n s c h a f t e m p f i n g E., S o h n e i n e s L a n d w i r t s , 1895 in W ü r z b u r g d i e P r i e s t e r w e i h e und g i n g n a c h d r e i j ä h r i g e r Tätigkeit als Kaplan z u m J u r a s t u d i u m n a c h M ü n c h e n , w o er 1904 z u m D r . j u r . p r o m o v i e r t w u r d e . 1905 f o l g t e er d e m R u f als a. o. Prof. des K i r c h e n r e c h t s an d i e D e u t s c h e U n i v . in Prag, 1909 w u r d e er o . P r o f . und im selben J a h r von Prag a u s an d e r U n i v . Freiburg z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t . 1913 ging E. an d i e U n i v . W i e n und lehrte 1918-37 an der U n i v . M ü n c h e n ( 1 9 2 9 / 3 0 R e k t o r ) , w o er n a c h d e m Krieg bei der N e u e r ö f f n u n g der 1939 a u f g e l ö s t e n T h e o l o g i s c h e n F a k u l t ä t v e r t r e t u n g s w e i s e den k i r c h e n r e c h t l i c h e n L e h r s t u h l verwaltete. Er v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. ein Lehrbuch des Kirchenrechts auf Grund des Codex Iuris Canonici (3 B d e , 1923, z u n ä c h s t von s e i n e m S c h ü l e r K l a u s —> M ö r s d o r f , zuletzt in 13. Aufl. von W i n f r e d A y m a n s f o r t g e f ü h r t ) , d a s z u m Stand a r d w e r k der d e u t s c h s p r a c h i g e n K a n o n i s t i k w u r d e , und Die Kaiserkrönung im Abendland (2 Bde., 1942). WEITERE WERKE: A c h t u n d B a n n im R e i c h s r e c h t d e s Mittelalters. P a d e r b o r n 1909. - D i e r ö m i s c h e n E i d e der d e u t s c h e n K ö n i g e . In: Z e i t s c h r i f t der S a v i g n y - S t i f t u n g f ü r R e c h t s g e s c h i c h t e , K a n o n i s t i s c h e Abt. 6 ( 1 9 1 6 ) S. 141-205. LITERATUR: F e s t s c h r i f t E. E. z u m 70. G e b u r t s t a g . D a r g e bracht von seinen F r e u n d e n und S c h ü l e r n . Hrsg. v. M a r tin G r a b m a n n und Karl H o f m a n n . P a d e r b o r n 1940. - K l a u s M ö r s d o r f : E., E. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 383. - Alf r e d K o l a s k a : E. E. A l s K a n o n i s t in P r a g und W i e n z u m B e g r ü n d e r der „ M ü n c h e n e r K a n o n i s t i s c h e n S c h u l e " . W i e n 1983. - Viktor Carl: E. E. In: Ders.: B e r ü h m t e P f ä l z e r im A u s l a n d . O t t e r b a c h - K a i s e r s l a u t e r n 1992, S. 79-80. - W i n f r i e d A y m a n s : E., E. In: L T h K 3 , Bd. 3, 1995, S p . 5 1 7 f. H e i n r i c h de Wall: E., E. In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, S p . 1120.

Eichmann, Eichrodt,

Jodocus ->

Jodocus

Eichmann

Walther, e v a n g . T h e o l o g e , * 1 . 8 . 1 8 9 0 G e r n s b a c h ( B a d e n ) , t 2 0 . 5 . 1978 B a s e l . E. b e s u c h t e die T h e o l o g i s c h e S c h u l e in B e t h e l , studierte an d e n Universitäten G r e i f s w a l d und H e i d e l b e r g T h e o l o g i e , w u r d e 1915 z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t {Die Priesterschrift in der Genesis) und k a m im selben J a h r als R e p e t e n t f ü r Altes T e s t a m e n t an d i e T h e o l o g i s c h e S c h u l e in Bethel. Seit 1918 P r i v a t d o z e n t f ü r Altes T e s t a m e n t und R e l i g i o n s g e s c h i c h t e an der U n i v . E r l a n g e n , w u r d e er 1922 a . o . P r o f . und lehrte von 1934 bis zu seiner E m e r i t i e r u n g 1961 als O r d i n a r i u s dieser F ä c h e r in B a s e l ; 1953 w a r er R e k t o r . E. v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . e i n e Theologie des Alten Testaments (3 B d e . , 1933-39; Bd. 1, x 1968; Bd. 2-3, 7 1 9 7 4 ; engl. 1971-74) und Der Prophet Hesekiel (2 B d e . , 1959-66, engl. 1970). WEITERES WERK: R e l i g i o n s g e s c h i c h t e Israels. In: Historia M u n d i 2 ( 1 9 5 3 ) S. 3 3 7 - 4 4 8 . A u c h B e r n / M ü n c h e n 1969. LITERATUR: H a n s Stoebe: Wort, G e b e t , G l a u b e . B e i t r ä g e zur T h e o l o g i e d e s Alten T e s t a m e n t s . W . E. z u m 80. G e b u r t s t a g . Z ü r i c h 1970. - M a g n e Saeb0: E., W . In: T R E , B d . 9, 1982, S. 3 7 1 - 3 7 3 . - E r n s t Jenni: E., W . In: L T h K 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 518. - Ders.: E., W . In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 1120.

Einhorn E i d , B i s c h o f von Meißen, a u c h E i k o , t 1015. A u s e i n e m e d e l f r e i e n G e s c h l e c h t w a h r s c h e i n l i c h des östlic h e n S a c h s e n s s t a m m e n d , erhielt E. s e i n e geistliche A u s b i l d u n g in M a g d e b u r g und w a r dort M i t g l i e d des D o m k a p i tels. 9 9 2 w u r d e er B i s c h o f von M e i ß e n , b e m ü h t e sich vor a l l e m u m die A u s b r e i t u n g d e s C h r i s t e n t u m s i n n e r h a l b seiner D i ö z e s e und w a r als, w e n n a u c h e r f o l g l o s e r , Vermittler K ö n i g —» H e i n r i c h s II. z w i s c h e n D e u t s c h e n und P o l e n in d e n P o l e n k r i e g e n tätig. LITERATUR: Walter Schlesinger: E. In. N D B , B d . 4, 1959, S. 388. E i e r m a n n , E g o n , A r c h i t e k t , * 2 9 . 9 . 1904 N e u e n d o r f bei Berlin, t 1 9 . 7 . 1 9 7 0 B a d e n - B a d e n . Sein S t u d i u m an d e r T H Berlin, u. a. bei H a n s P o e l z i g , Schloß E. 1927 ab, lebte seit 1930 als selbständiger A r c h i tekt in Berlin und w a r 1947-70 o . P r o f . an der T H Karlsruhe. E r galt als Vertreter des N e u e n B a u e n s und w u r d e in d e n d r e i ß i g e r J a h r e n v o m I n t e r n a t i o n a l S t y l e der a m e r i k a n i schen A r c h i t e k t u r beeinflußt. E.s B e d e u t u n g liegt b e s o n d e r s in der E n t w i c k l u n g von Industrie- und V e r w a l t u n g s b a u t e n s o w i e in der K i r c h e n a r c h i t e k t u r . Z u s a m m e n mit H a n s S c h a roun gilt E. als einer der profiliertesten A r c h i t e k t e n N a c h k r i e g s d e u t s c h l a n d s . Z u seinen b e k a n n t e s t e n K i r c h e n b a u t e n zählen die M a t t h ä u s k i r c h e in P f o r z h e i m ( 1 9 5 2 - 5 6 ) und d i e K a i s e r - W i l h e l m - G e d ä c h t n i s k i r c h e in Berlin ( W i e d e r a u f b a u 1957-63). LITERATUR: Wulf S c h i r m e r (Hrsg.): Ε. E. 1904-1970. B a u ten und P r o j e k t e . Stuttgart 1984, 2 1 9 8 8 . - Gilbert L u p f e r : E „ E. In: R G G 4 , B d . 2, 1999, S p . 1130. E i g i l , a u c h Egil, Aegil, A b t von Fulda, * u m 750, t 1 5 . 6 . 8 2 2 Fulda. Aus einem bayerischen Adelsgeschlecht stammend sowie v e r w a n d t mit d e m Hl. —> S t u r m i , d e m G r ü n d e r und ersten A b t des Klosters Fulda, k a m E. 7 5 8 zur E r z i e h u n g in d a s Kloster F u l d a und w u r d e dort M ö n c h , Priester und Lehrer. N a c h A b s e t z u n g d e s A b t e s —»Ratger w a r er 8 1 8 - 2 2 vierter A b t d e s Klosters, b e w i r k t e e i n e K l o s t e r r e f o r m im S i n n e - > B e n e d i k t s von A n i a n e , w e i h t e 819 d i e a c h t z e h n J a h r e zuvor b e g o n n e n e K l o s t e r k i r c h e ( R a t g a r - B a s i l i k a ) und ließ d i e M i c h a e l s k i r c h e (820) errichten. B e k a n n t w u r d e E. vor a l l e m d u r c h seine Vita Sturmi, d i e v e r m u t l i c h in den letzten J a h r e n des 8. Jh. g e s c h r i e b e n w u r d e und als historische Q u e l l e von B e d e u t u n g ist. LITERATUR: W o l f g a n g Heßler: E. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 391. - R u d o l f S c h i e f f e r : Ε. v. B. In: V L 2 , B d . 2, 1980, Sp. 3 9 8 - 4 0 0 . - Fidel R ä d l e : E. In: L e x M A , B d . 3, 1986, Sp. 1725 f. E i n h a r d , a u c h Einhart, G e s c h i c h t s s c h r e i b e r , Gelehrter, * um 770 Maingau, f 14.3.840 Seligenstadt/Main. N a c h E r z i e h u n g s - und S t u d i e n j a h r e n im Kloster F u l d a g i n g der o s t f r ä n k i s c h e A d l i g e u m 7 9 4 zur weiteren A u s b i l d u n g an d e n H o f Karls d e s G r o ß e n , w o er N a c h f o l g e r seines e h e m a ligen L e h r e r s —> A l k u i n an der H o f s c h u l e w u r d e . E r g e w a n n d u r c h seine K e n n t n i s s e in der B a u k u n s t , M a l e r e i , Literatur und in k u n s t g e w e r b l i c h e n A r b e i t e n d a s Vertrauen Karls d e s G r o ß e n , d e r i h m die O b e r a u f s i c h t ü b e r d i e kgl. B a u t e n in A a c h e n und die zur A a c h e n e r P f a l z g e h ö r e n d e n k u n s t h a n d w e r k l i c h e n Werkstätten ü b e r a n t w o r t e t e . E. d i e n t e Karl a u c h als politischer B e r a t e r und brachte als G e s a n d t e r 8 0 6 P a p s t L e o III. d e n R e i c h s t e i l u n g s p l a n zur Z u s t i m m u n g nach R o m . A l s S p r e c h e r der A r i s t o k r a t i e richtete E. 813 an Karl die Bitte, L u d w i g z u m K a i s e r zu designieren, und blieb n a c h d e s s e n R e g i e r u n g s a n t r i t t in s e i n e m A m t ; als G u n s t b e w e i s übertrug L u d w i g i h m 1815 sieben Klöster s o w i e m e h r e r e Fiskalgüter. 8 1 7 - 2 2 w a r E. a u c h R a t g e b e r L o t h a r s I. und an d e r A b f a s s u n g politischer S c h r i f t s t ü c k e beteiligt. N a c h d e m vergeblichen Versuch, L u d w i g f ü r e i n e R e i c h s r e f o r m zu

g e w i n n e n , und w e g e n Streitigkeiten und Intrigen z w i s c h e n L u d w i g und seinen S ö h n e n verließ E. 8 3 0 d i e A a c h e n e r P f a l z und zog sich in d a s von i h m auf E i g e n b e s i t z g e g r ü n d e t e Kloster Seligenstadt z u r ü c k , w o h i n er d i e aus R o m s t a m m e n d e n R e l i q u i e n der Heiligen M a r c e l l i n u s und P e t r u s (827) hatte ü b e r f ü h r e n lassen. E. schrieb v e r s c h i e d e n e lateinische W e r k e , historisch und b i o g r a p h i s c h a u f s c h l u ß r e i c h e B r i e f e s o w i e 8 2 5 / 2 6 sein H a u p t w e r k Vita Karoli Magni. In Stil und D i s p o s i t i o n S u e t o n s Vitae Caesarum f o l g e n d , v e r f a ß t e er in a n t i k i s i e r e n d e m Latein e i n e a n s c h a u l i c h e B i o g r a p h i e Karls d e s G r o ß e n , d i e d u r c h T r a d i e r u n g in ü b e r achtzig historiog r a p h i s c h e n H a n d s c h r i f t e n d e s 9. bis 15. Jh. eines d e r bed e u t e n d s t e n u n d m e i s t g e l e s e n e n Z e u g n i s s e d e s Mittelalters ist. LITERATUR: Josef Fleckenstein: E. In: L e x M A , B d . 3, 1986, S p . 1737-1739. - I m m o Eberl: E. In: V L 2 , B d . 2 , 1980, S p . 4 2 0 - 4 2 5 . - R a y m u n d K o t t j e : E. In: L T h K 3 , Bd. 3, 1995, S p . 5 4 3 f. - H e r m a n n S c h e f e r s (Hrsg.): E. Studien zu Leb e n und Werk. D a r m s t a d t 1997. - W i l f r i e d H a r t m a n n : E. In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 1160. E i n h o r n , Alexander, auch Koppersmidt, Koppersmet, e v a n g . T h e o l o g e , * L e m g o , t 1575 M i t a u . E., d e s s e n Vater P a s t o r in G r e n z h o f und M i t a u w a r und 1636 k u r l ä n d i s c h e r S u p e r i n t e n d e n t w u r d e , w a r 1547 in Rostock immatrikuliert, 1561-66 als P a s t o r in W o l m a r (Livland) tätig und w u r d e 1566 von d e m k u r l ä n d i s c h e n H e r z o g G o t t h a r d Kettler als P a s t o r u n d H o f p r e d i g e r nach M i t a u ber u f e n . In d e m in d e n J a h r z e h n t e n z u v o r e v a n g . g e w o r d e n e n K u r l a n d sollte e i n e rechtliche und a d m i n i s t r a t i v e N e u s t r u k turierung d e s K i r c h e n w e s e n s betrieben w e r d e n . E. betätigte sich a u c h als Visitator bei der v o m L a n d t a g 1567 beschlossenen R e k o n s t r u k t i o n von alten und d e m B a u von neuen K i r c h e n , S c h u l e n und A r m e n h ä u s e r n . 1570, i n z w i s c h e n Sup e r i n t e n d e n t , v e r f a ß t e er die 1572 g e d r u c k t e n A b h a n d l u n g e n Kirchenreformation und Kirchenordnung, die ausführlichsten W e r k e der K i r c h e n g e s e t z g e b u n g d e s B a l t i k u m s in der R e f o r m a t i o n s z e i t (bei E m i l - > S e h l i n g [Hrsg.]: D i e evang e l i s c h e n K i r c h e n o r d n u n g e n des X V I . J a h r h u n d e r t s . B d . 5. L e i p z i g 1913 [ N e u d r . 1970], S. 4 9 - 1 1 0 ) . LITERATUR: E b e r h a r d Treulieb: E., A. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 397. E i n h o r n , D a v i d , R a b b i n e r , * 1 0 . 1 1 . 1809 D i e s p e c k ( M i t t e l f r a n k e n ) , t 2. 1 1 . 1 8 7 9 N e w York. E. w a r S c h ü l e r der R a b b i n e r Wolf H a m b u r g e r und J o s u a M o s e s F a l k e n a u an der T a l m u d s c h u l e F ü r t h , erhielt d a s R a b b i n e r d i p l o m und studierte d a n n an d e n U n i v e r s i t ä t e n Erlangen, W ü r z b u r g und M ü n c h e n P h i l o s o p h i e . 1840 w u r d e er R a b b i n e r in W a l l h a u s e n ( B a y e r n ) , 1842 Distriktrabbiner in B i r k e n f e l d , 1847 in M e c k l e n b u r g - S c h w e r i n u n d ging 1849 an d i e R e f o r m s y n a g o g e Pest. D o r t v e r ö f f e n t l i c h t e er 1854, n a c h S c h l i e ß u n g d e r S y n a g o g e auf V e r a n l a s s u n g der Kult u s g e m e i n d e , sein H a u p t w e r k Das Prinzip des Mosaismus, dessen Verhältnis zum Heidentum und rabbinischen Judentum. N a c h seiner E m i g r a t i o n nach A m e r i k a arbeitete E. in d e n G e m e i n d e n B a l t i m o r e ( 1 8 5 5 ) , P h i l a d e l p h i a (1861) und N e w York (1866), trat als Vertreter d e r religiösen R e f o r m h e r v o r u n d w a r in seinen späten S c h r i f t e n ein G e g n e r der Radikalen. WEITERE WERKE: Selected s e r m o n s a n d addresses. Hrsg. v. K a u f m a n n K o h l e r . N e w York 1911. - X e n o p h a n e s . Ein Beitrag zur Kritik d e r G r u n d l a g e n der bisherigen Philosop h i e g e s c h i c h t e . W i e n 1917. - B e g r ü n d u n g d e r G e s c h i c h t e der P h i l o s o p h i e als W i s s e n s c h a f t . U n t e r b e s o n d e r e r B e z u g n a h m e auf R u d o l f E u c k e n s I d e e n zur P h i l o s o p h i e g e s c h i c h t e . E i n e e r k e n n t n i s t h e o r e t i s c h e U n t e r s u c h u n g . W i e n u . a . 1919.

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Einicke E i n i c k e , G e o r g Friedrich, K a n t o r , K o m p o n i s t , * 1710 Hohlstedt, t 1770. E. studierte seit 1732 in L e i p z i g , w a r 1746-57 K a n t o r und M u s i k d i r e k t o r in F r a n k e n h a u s e n und übte d a n a c h d i e gleic h e Tätigkeit bis zu s e i n e m Tod n e b e n d e m O r g e l m e i s t e r C h r i s t o p h G o t t l i e b S c h r ö t e r in N o r d h a u s e n aus. M u s i k a l i s c h beeinflußt von d e m d ä n i s c h e n K a p e l l m e i s t e r J o h a n n A d o l p h S c h e i b e und —>Bach, k o m p o n i e r t e er m e h r e r e K i r c h e n k a n taten, K o n z e r t e u n d S y m p h o n i e n . E i n i g , Peter, kath. T h e o l o g e , * 2 5 . 5 . 1852 Trier, t 2 1 . 7 . 1908 Trier. E. w u r d e 1877 z u m Priester g e w e i h t , lehrte seit 1886 als Prof. a m P r i e s t e r s e m i n a r in Trier und w u r d e 1902 D o m k a pitular. 1888 w a r er M i t b e g r ü n d e r der t h e o l o g i s c h e n Zeits c h r i f t „ P a s t o r b o n u s " . D i e a p o l o g e t i s c h e T e n d e n z , die sich in s e i n e m H a u p t w e r k lnstitutiones theologiae dogmaticae (6 Tie., 1896-1901) feststellen läßt, f a n d a u c h in der A u s e i n a n d e r s e t z u n g mit Willibald - » B e y s c h l a g u n d d e m E v a n g e l i s c h e n B u n d ( 1 8 9 3 / 9 4 ) ihren N i e d e r s c h l a g . LITERATUR: W o l f g a n g M ü l l e r : E „ P. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 398. - M a r t i n P e r s c h : E „ P. In: B B K L , B d . 15, 1999, Sp. 5 1 4 - 5 1 6 . E i n s i e d e l L u d w i g von S a c h s e n ( T a u f n a m e u n b e k a n n t ) , K a p u z i n e r , T h e o l o g e , * u m 1554 D r e s d e n (?), t 4. 8 . 1 6 0 8 Augsburg. A l s J u r a s t u d e n t in B o l o g n a k o n v e r t i e r t e E., S o h n eines k u r s ä c h s i s c h e n K a n z l e r s , z u m K a t h o l i z i s m u s und studierte seit 1580 unter d e m O r d e n s n a m e n L u d w i g in d e r g e n u e sischen K a p u z i n e r p r o v i n z , seit 1584 in L u z e r n P h i l o s o p h i e u n d T h e o l o g i e . Im D i e n s t e der G e g e n r e f o r m a t i o n , a u s g e stattet mit Predigt-, B e i c h t - und R e k o n z i l i a t i o n s v o l l m a c h ten (1586), w a r er in A p p e n z e l l als G r ü n d e r u n d G u a r d i a n d e s K a p u z i n e r k l o s t e r s ( 1 5 8 8 - 9 0 ) s o w i e 1591-96 in B a d e n als K l o s t e r o b e r e r tätig. Hinzu k a m e n a u s g e d e h n t e P r e d i g t r e i s e n in der S c h w e i z und in S ü d d e u t s c h l a n d mit d e m Ziel d e r R e katholisierung. 1595 w a r E. auf Initiative der E r z h e r z o g i n A n n a K a t h a r i n a G u a r d i a n und N o v i z e n m e i s t e r in I n n s b r u c k , seit B e g i n n des 17. Jh. w i e d e r als G e g e n r e f o r m a t o r tätig, z u n ä c h s t in Graz, seit 1601 in A u g s b u r g , w o er z u s a m m e n mit d e n F u g g e r n das K a p u z i n e r k l o s t e r g r ü n d e t e . LITERATUR: B o n a v e n t u r a von M e h r : E., L. v. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 4 0 3 . E i n s i e d e l , Heinrich H i l d e b r a n d v o n , P h i l a n t h r o p , * 2 9 . 9 . 1497, t 6. 1 2 . 1 5 5 7 . E., S o h n eines s ä c h s i s c h e n Rats, G e s a n d t e n u n d Statthalters, studierte z u s a m m e n mit s e i n e m S t i e f b r u d e r und V o r m u n d H a u g o l d seit 1511 in L e i p z i g , b e g e g n e t e 1522 —» L u t h e r in B o r n a , später bei s e i n e m F r e u n d G e o r g —»Spalatin in A l tenburg und b e s u c h t e ihn in d e r f o l g e n d e n Zeit in Wittenberg. N a c h der Teilung des F a m i l i e n b e s i t z e s 1535 w u r d e E. Besitzer d e r B u r g G n a n d s t e i n und vor allem w e g e n seines sozialen E n g a g e m e n t s b e k a n n t . 1555 b e g r ü n d e t e er e i n e U n t e r s t ü t z u n g s k a s s e f ü r d i e H i n t e r b l i e b e n e n seiner P f a r r e r , b e m ü h t e sich u m d i e A b s c h a f f u n g d e r F r o n d i e n s t e , hierbei L u t h e r , Spalatin und —> M e l a n c h t h o n vergeblich u m U n terstützung bittend, und erließ t e s t a m e n t a r i s c h bis ins 20. Jh. per Z i n s w i r k e n d e G e l d s t i f t u n g e n f ü r s e i n e D o r f b e w o h n e r . LITERATUR: Elisabeth Werl: E. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 4 0 2 . E i n s l i n , M i c h a e l , B e n e d i k t i n e r , A b t von A n d e c h s , * 1580 Kempten, t 2 3 . 8 . 1 6 4 0 Andechs. M i t s e c h z e h n J a h r e n trat E., S o h n eines Sekretärs d e s H o c h s t i f t s K e m p t e n , in d a s Kloster A n d e c h s ein, studierte 1599-1603 in Ingolstadt und w u r d e 1604 Priester, 1608 A b t von A n d e c h s . E r arbeitete an d e r R e k a t h o l i s i e r u n g der O b e r pfalz, f ö r d e r t e d i e A n d e c h s e r Wallfahrt, betrieb innerklösterliche R e f o r m e n und g r ü n d e t e die D r e i - H o s t i e n - B r u d e r s c h a f t .

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Seit 1619 w a r er A s s i s t e n s und F ö r d e r e r der B e n e d i k t i n e r Universität S a l z b u r g . D a er sich d e m staatskirchlichen R e g i m e B a y e r n s u n t e r w a r f und e i n e b a y e r i s c h e b z w . (seit 1631) e i n e d e u t s c h e B e n e d i k t i n e r k o n g r e g a t i o n zu errichten versuchte, geriet er in Streit mit s e i n e m Bischof Heinrich von —> K n ö r i n g e n und w u r d e 1631 z e i t w e i s e inhaftiert sow i e suspendiert. LITERATUR: H e r m a n n T ü c h l e : E., M . In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 4 0 4 . - S t e p h a n H a e r i n g : E., M . In: L T h K \ B d . 3, 1995, S p . 5 5 9 f. E i p p e r , C h r i s t o p h e r , Presbyterianer, M i s s i o n a r , * 2 0 . 8 . 1813 E ß l i n g e n , f 3 . 9 . 1894 C h a r l e y o n g ( A u s t r a lien). E. erhielt seine t h e o l o g i s c h e A u s b i l d u n g a m Missionsinstitut Basel, w o er K o n t a k t e zur C h u r c h M i s s i o n a r y Society k n ü p f t e . 1837 k o n n t e er f ü r die m i s s i o n a r i s c h e A r b e i t mit d e n australischen A b o r i g i n e s g e w o n n e n w e r d e n . 1838-43 w a r er P f a r r e r in d e r d e u t s c h e n M i s s i o n in N u n d a h (Brisbane), 1844-46 in B r a i d w o o d und 1847-50 in P a t e r s o n . Dan a c h unterrichtete E. als Lehrer. Er blieb f ü r d e n R e s t seines L e b e n s in Australien. LITERATUR: Stewart Gill: E., Ch. In: R G G 4 , B d . 2, 1999, S p . 1178. E i s e l i n , W i l h e l m , P r ä m o n s t r a t e n s e r , * 1564 M i n d e l h e i m , t 2 8 . 3 . 1588 R o t (Kr. B i b e r a c h ) . E., d e r bereits in j u n g e n J a h r e n s e i n e E l t e r n verloren hatte, b e s u c h t e in M e m m i n g e n d i e S c h u l e und trat 1581 in d a s Kloster R o t ein. N a c h s e i n e m f r ü h e n Tod w u r d e E. i m Volk als S e l i g e r verehrt. LITERATUR: Josef R e b h o l z : L e b e n d e s gottseligen J ü n g lings W . E. a u s d e m O r d e n der P r ä m o n s t r a t e n s e r . M ü n c h e n 1914. - L u d g e r Horstkötter: E., W . In: L T h K 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 5 6 2 f. E i s e n v o n S c h w a r z e n b e r g , Johann Georg, evang. T h e o l o g e , Schriftsteller, * 19. 1. 1717 P o l s i n g e n bei A n s bach, t 1 5 . 2 . 1779. D e r S o h n eines P r e d i g e r s erhielt U n t e r r i c h t bei J o h a n n A l e x a n d e r Döderlein, studierte 1737-40 in J e n a , arbeitete z u n ä c h s t als H a u s l e h r e r in L i v l a n d und w a r seit 1745 Prediger in T o r m a und L o h h u s u . E. v. S. b e s c h ä f t i g t e sich a u c h mit M e d i z i n ( B l a t t e r n i m p f u n g ) , C h e m i e und Ö k o n o m i e , verk a u f t e u . a . e i n e „Tinctura d u l c í s " und w a r e n t s c h i e d e n e r G e g n e r der L e i b e i g e n s c h a f t . 1775 g i n g er als Prof. der Ö k o n o m i e n a c h M i t a u , w a r gleichzeitig I n s p e k t o r d e r fürstlichen G ä r t e n und der L a n d w i r t s c h a f t und ü b e r n a h m später in Jarop o l z bei M o s k a u w i e d e r u m die V e r w a l t u n g einer L a n d w i r t s c h a f t . E. v. S. v e r ö f f e n t l i c h t e m e h r e r e A b h a n d l u n g e n ü b e r B l a t t e r n i m p f u n g , L e i b e i g e n s c h a f t und K ü c h e n k r ä u t e r , u . a . Die Kunst, alle Küchenkräuter und Wurzeln zu trocknen und in Kartuse zu verpacken (1772). WEITERE WERKE: Unterricht von d e r a l l g e m e i n e n Kräuterund W u r z e l t r o c k n u n g . R i g a 1774. - C h r i s t e n t h u m nach d e r g e s u n d e n V e r n u n f t der Bibel. R i g a 1777. E i s e n b e r g , N i k o l a u s , auch E y s e n b e r g , Y s e n b e r g k , M a l e r , * u m 1420, t u m 1490. E. wird e r s t m a l s als „ m a g i s t e r o p e r i " eines 1446 b e m a l ten, j e d o c h nicht erhaltenen S c h r e i n s im F r a n z i s k a n e r k l o ster Zeitz e r w ä h n t . 1452 verzierte er die K i r c h e n g l o c k e von St. Nicolai in Leipzig, w o er 1452-82 lebte. Von seiner u m 1452 e n t w i c k e l t e n A r b e i t s w e i s e der Verzierung von Kirc h e n g l o c k e n mit e i n g e r i s s e n e n U m r i ß d a r s t e l l u n g e n blieben zwei datierte und signierte G l o c k e n erhalten, d i e 1460 ents t a n d e n e G l o c k e der K i r c h e zu Elstertrebnitz s o w i e d i e 1477 g e s c h a f f e n e G l o c k e „ G l o r i o s a " der L e i p z i g e r T h o m a s k i r c h e . B e e i n f l u ß t w u r d e E. v e r m u t l i c h von der r h e i n i s c h - w e s t f ä l i -

Eisenhuth sehen M a l e r s c h u l e d e s f r ü h e n 15. Jh., zwei K r e u z i g u n g s gemälde der Leipziger Nicolaikirche werden ihm zugeschrieben. E i s e n b u r g e r , Otto, K a p e l l m e i s t e r , K a n t o r , * 2 5 . 8 . 1908 Bistritz, t 2 4 . 6 . 1 9 8 9 B a d K i s s i n g e n . W ä h r e n d d e s S t u d i u m s a m K i r c h e n m u s i k a l i s c h e n Institut in L e i p z i g w a r e n Kurt T h o m a s , Karl - » S t r a u b e u n d F r a n z i s k a M a r t i e n s s e n seine Lehrer. 1935 w u r d e E. M u s i k d i r e k t o r der M u s i k v e r e i n e in S c h ä ß b u r g , im f o l g e n d e n J a h r g i n g er in gleicher F u n k t i o n n a c h H e r m a n n s t a d t . S p ä t e r w a r er K a pellmeister der W i e n e r S ä n g e r k n a b e n , O p e r n k a p e l l m e i s t e r in G r a z , D e n H a a g , M a g d e b u r g u n d D r e s d e n s o w i e G e n e r a l m u s i k d i r e k t o r in K l a g e n f u r t und L ü b e c k . 1961 w u r d e E . Stadt- und B e z i r k s k a n t o r in B a d K i s s i n g e n . E i s e n g r e i n , M a r t i n , a u c h E y s e n g r i n , E y s e n g r e i n , kath. T h e o l o g e , * 28. 1 2 . 1 5 3 5 Stuttgart, f 4 . 5 . 1 5 7 8 Ingolstadt. E., S o h n eines B ü r g e r m e i s t e r s in Stuttgart, studierte an den U n i v e r s i t ä t e n T ü b i n g e n , Ingolstadt u n d W i e n u n d w u r d e dort 1555 Prof. der B e r e d s a m k e i t und 1557 Prof. der N a t u r p h i l o sophie. 1558 k o n v e r t i e r t e er z u m K a t h o l i z i s m u s , w u r d e 1560 Priester u n d D o m p r e d i g e r in Wien und f o l g t e 1562 e i n e m R u f als Prof. der T h e o l o g i e an die U n i v . Ingolstadt; er w a r m e h r m a l s deren Rektor, seit 1570 d e r e n S u p e r i n t e n d e n t und g r ü n d e t e d i e dortige U n i v e r s i t ä t s b i b l i o t h e k . 1571 erhielt er als erster Propst von Altötting d i e b i s c h ö f l i c h e n Insignien. E . f ü h r t e zahlreiche k i r c h e n p o l i t i s c h e A u f t r ä g e H e r z o g —» Albrechts V . von B a y e r n aus, u . a . trat er 1 5 6 3 / 6 4 in W i e n f ü r L a i e n k e l c h und Priesterehe ein. Als kaiserlicher H o f p r e diger in W i e n ( 1 5 6 8 / 6 9 ) w a r er f ü r s e i n e v o l k s t ü m l i c h e n Predigten b e k a n n t . E. hatte w e s e n t l i c h e n Anteil an der kath. R e s t a u r a t i o n in B a y e r n . Er v e r ö f f e n t l i c h t e m e h r e r e theologis c h e S c h r i f t e n und G e b e t b ü c h e r , u. a. Aurea postilla evangelica dominicorum etfestorum totius anni 1573 s o w i e Postilla catholica (1576). WEITERE WERKE: P u r g a t o r i u m . Sex c o n c i o n i b u s q u i b u s e t i a m o r a t i o n e s pro d e f u n e t i s , luctus m o r t u o r u m , et f u n e b r i u m c a e r e m o n i a r u m explicatio c o n t i n e t u r , a s s e r t u m . Ingolstadt 1566. - C o n c i l i u m der Heiligen Väter bis g e g e n w ä r t i g e Zeit. I n g o l s t a d t 1567. - B e i c h t b u c h . Ingolstadt 1579. - U n ser liebe F r a w zu Alten Otting. I n g o l s t a d t 1625. LITERATUR: V D 16, E 7 7 5 - 8 3 0 . - V D 17. - L u z i a n Pfleger: M . E. u n d d i e Universität Ingolstadt. ( 1 5 6 2 - 1 5 7 8 ) . M ü n c h e n 1905. - Ders.: M . E. ( 1 5 3 5 - 1 5 7 8 ) . Ein L e b e n s bild aus d e r k a t h o l i s c h e n R e s t a u r a t i o n in B a y e r n . F r e i b u r g / B r e i s g a u 1908. - H e r m a n n T ü c h l e : E., M . In: N D B , B d . 4, 1959, S. 4 1 2 f. - Heribert S m o l i n s k y : E., M . In: L T h K 3 , B d . 3, 1995, S p . 563. - M a x i m i l i a n L a n z i n n e r : E., M . In: L M U , B d . 1, 1998, S. 94 f.

Eisenhofer,

L u d w i g (Karl A u g u s t ) , kath. T h e o l o g e , * 1.4. 1871 M ü n c h e n , t 2 9 . 3 . 1941 Eichstätt. E., S o h n eines königlichen O f f i z i a n t e n , studierte P h i l o s o p h i e in Freising ( 1 8 9 0 / 9 1 ) , T h e o l o g i e in M ü n c h e n ( 1 8 9 1 - 9 4 ) und w u r d e 1895 z u m Priester g e w e i h t u n d n a c h kurzer seelsorgerischer Tätigkeit 1897 z u m Dr. theol. p r o m o viert. E r erhielt 1898 e i n e P r o f e s s u r f ü r Patrologie, Liturgik und K i r c h e n g e s c h i c h t e (seit 1900) an d e r B i s c h ö f l i c h e n P h i l o s o p h i s c h - T h e o l o g i s c h e n H o c h s c h u l e in Eichstätt. Sein H a u p t w e r k Handbuch der katholischen Liturgik (2 B d e . , 1912, z u n ä c h s t d i e 2. A u f l a g e des g l e i c h n a m i g e n W e r k e s von Valentin —»Thalhofer, 1 9 3 2 / 3 3 als e i g e n s t ä n d i g e N e u b e a r b e i t u n g , 2 1941 ) gilt seit d e r L i t u r g i e r e f o r m des Z w e i t e n Vatikanischen K o n z i l s als b e d e u t e n d s t e Q u e l l e d e r v o r k o n ziliaren Liturgie. WEITERE WERKE: P r o c o p i u s von G a z a . E i n e literarhistorische Studie. F r e i b u r g / B r e i s g a u 1897. - D a s b i s c h ö f l i c h e Rationale. S e i n e E n t s t e h u n g und E n t w i c k l u n g . M ü n c h e n 1904. - Z u r E r i n n e r u n g an den 31. A u g u s t 1919 i m Kloster

St. M a r i a Stern in A u g s b u r g . Eichstätt 1919. - G r u n d r i s s d e r Liturgik des r ö m i s c h e n Ritus. B e a r b . v. J o s e p h L e c h n e r . Freiburg/Breisgau 61953. LITERATUR: R u d o l f G r a b e r : E., L. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 4 1 4 f . - T h e o d o r M a a s - E w e r d : E., L. In: L T h K ' , Bd. 3, 1995, Sp. 5 6 3 f.

Eisenhuet, T h o m a s , T a u f n a m e : Tobias, A u g u s t i n e r c h o r h e r r , T h e o l o g e , K o m p o n i s t , * 2 3 . 5 . 1644 A u g s b u r g , t 4 . 1 1 . 1702 K e m p t e n . M u s i k a l i s c h ausgebildet, w u r d e E., S o h n eines B i e r b r a u e r s und Gastwirts, 1664 N o v i z e im A u g s b u r g e r C h o r h e r r e n s t i f t St. G e o r g , e m p f i n g die h ö h e r e n W e i h e n , w u r d e C h o r d i r i g e n t und O r g a n i s t und g i n g 1677 als S t i f t s k a p e l l m e i s t e r d e r Fürstabtei n a c h K e m p t e n , w o er bis zu s e i n e m L e b e n s e n d e blieb. E., d e r a u c h als M u s i k t h e o r e t i k e r tätig war, k o m p o nierte u. a. Harmonía sacra per triginta concentus músicos à 2.3.4.5.6.7 voeibus distributa (1674). WEITERE WERKE: M u s i c a l i s c h e s F u n d a m e n t : so a u s denen b e r ü h m b t - und b e w e r t h i s t e n A u t h o r i b u s eines T h a i l s z u s a m e n getragen, a n d e r n T h a i l s aber mit V e r m e i d u n g aller v e r d r u ß l i c h e n Weitläuffigkeit [ . . . ] . K e m p t e n 1682. S. Venantius M a r t y r Christi. K e m p t e n 1694. LITERATUR: C h r i s t i a n e E n g e l b r e c h t : E., T . In: N D B , B d . 4, 1959, S. 4 1 6 . - N i c o l e S c h w i n d t : Z u r G a t t u n g d e s Geistlic h e n K o n z e r t s in d e n K o m p o s i t i o n e n d e s K e m p t e n e r Stiftsk a p e l l m e i s t e r s T . E. In: M u s i k in B a y e r n , H e f t 57, 1999, S. 23-69. - G e o r g e J. B u e l o w : E., T . In: N G r o v e D , Bd. 8, 2 2 0 0 1 , S. 36. - Peter T e n h a e f : E., T . In: M G G 2 P , B d . 6, 2 0 0 1 , Sp. 181-183. Eisenhut, J o h a n n S i m o n , Sektierer, * 3 0 . 6 . 1 7 8 1 M a r k t einersheim (Mittelfranken), t 9 . 3 . 1 8 4 2 Markteinersheim. W i e sein Vater von B e r u f S c h u h m a c h e r , b e f a ß t e sich E. z u n ä c h s t in seiner H e i m a t und z w i s c h e n 1817-23 in W ü r z burg mit t h e o s o p h i s c h e n und religiösen S p e k u l a t i o n e n . E r stand der f r ä n k i s c h e n chiliastischen B e w e g u n g und d e m P ö s c h l i a n i s m u s nahe, stellte sich als „ P r o p h e t und Inspirierter" d a r und bereicherte sein religiöses G e d a n k e n g u t mit d e r Handhabung alchemistischer Künste. LITERATUR: Walter M i c h a e l B r o d : S. E., ein u n b e k a n n ter P r o p h e t der chiliastischen B e w e g u n g in F r a n k e n . In: M a i n f r ä n k i s c h e s J a h r b u c h f ü r G e s c h i c h t e und K u n s t 4 ( 1 9 5 2 ) S. 244. - Ders.: E., S. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 4 1 6 . Eisenhuth,

H e i n z Erich, e v a n g . T h e o l o g e , * 8 . 5 . 1 9 0 3 Frankfurt/Main, t 26.7.1983 Pferdsdorf/Werra. N a c h d e m S t u d i u m der e v a n g . T h e o l o g i e in R o s t o c k , T ü b i n g e n und Berlin m a c h t e E . in H e r b o r n d a s 1. t h e o l o g i s c h e E x a m e n . A n s c h l i e ß e n d p r o m o v i e r t e er 1927 in Berlin z u m Lic. theol. ( K r i t i s c h e Darstellung der Entwicklung des Problems der Claubensgewißheit bei Karl Heim) und 1929 in F r a n k f u r t z u m D r . phil. ( P h i l o s o p h i s c h e Studien zum Begriff des Irrationalen im Zusammenhang mit der gegenwärtigen Theologie). 1931 habilitierte er sich in L e i p z i g zur System a t i s c h e n T h e o l o g i e ( D e r Begriff des Irrationalen als philosophisches Problem). Seit 1931 P r i v a t d o z e n t , w u r d e E. 1936 k o m m i s s a r i s c h e r und 1937 p l a n m ä ß i g e r o. Prof. f ü r S y s t e m a t i s c h e T h e o l o g i e in J e n a , 1938 D e k a n der dortigen T h e o l o g i s c h e n F a k u l t ä t . N a c h seiner T e i l n a h m e a m Z w e i ten Weltkrieg w u r d e E. 1945 a u s d e m U n i v e r s i t ä t s d i e n s t entlassen, weil er N S D A P - M i t g l i e d g e w e s e n war. E r blieb z u n ä c h s t als P f a r r e r in Jena, w u r d e 1952 S u p e r i n t e n d e n t in E i s e n a c h und später L e h r b e a u f t r a g t e r in L e i p z i g , b e v o r er 1966 in den R u h e s t a n d trat. E. w a r seit 1933 M i t g l i e d d e r deutsch-christlichen G l a u b e n s b e w e g u n g , in der er sich prog r a m m a t i s c h u n d als R e f e r e n t engagierte. E r w i r k t e a u c h an der Arbeit des „Instituts zur E r f o r s c h u n g und B e s e i t i g u n g d e s j ü d i s c h e n E i n f l u s s e s auf d a s d e u t s c h e kirchliche L e b e n "

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Eisenmann (Eisenach) mit, das er 1943 kommissarisch leitete. Ursprünglich von Heidegger geprägt, wandte sich E. nach 1933 zunehmend einem nationalsozialistisch orientierten Denken zu. Er unterzeichnete die Theologen-Erklärung von 1934 mit ihrem Bekenntnis zur NS-Weltanschauung und machte 1938 Vorschläge für eine theologische Studienreform im Geist völkischer Ideologie. Diese bestimmt auch Werke wie Kreuz und Ehre (1935) und Volksgeschichte und Heilsgeschichte (1938). LITERATUR: Theologische Fakultäten im Nationalsozialismus. Hrsg. v. Leonore Siegele-Wenschkewitz/Carsten Nicolaisen. Göttingen 1993. - Kurt Meier: Die Theologischen Fakultäten im Dritten Reich. Berlin/New York 1996. - Matthias Wolfes: E„ H. E. In: BBKL, Bd. 16, 1999, Sp. 437-451. E i s e n m a n n , Joseph Anton, kath. Theologe, Geograph, * 17. 10. 1775 Oberlauda, t 10.5.1842. Der Sohn eines Dorfschullehrers studierte an der Univ. Würzburg Theologie und Philosophie, empfing 1800 die Priesterweihe und arbeitete als Erzieher, bevor er Kaplan in Seibach wurde. 1802 erhielt er einen Ruf als o.Prof. der katholisch-theologischen Fakultäten, die der König von Preußen an den Universitäten Königsberg und Frankfurt/ Oder plante. Während der mehrjährigen Vorbereitungszeit wurde Napoleon Kaiser, und die Pläne konnten nicht realisiert werden. E. ging 1805 als Gymnasialprofessor für Philosophie nach Miltenberg, 1808 als Prof. der Geschichte, Länderkunde und deutschen Literatur an das Kadetteninstitut München und wurde 1823 Mitglied des Domkapitels in Bamberg. Er verfaßte zahlreiche historische und geographische Schriften, die zum Teil auch als Unterrichtsmaterial verwendet wurden, u. a. ein Lehrbuch der allgemeinen Geographie, (2 Tie., 1818-27). Eisenmenger, Johann Andreas, Hebraist, * 1654 Mannheim, t 20.12. 1704 Mannheim. Der Sohn eines kurpfälzischen Steuereinnehmers studierte in Heidelberg Hebräisch, erhielt von Kurfürst Karl Ludwig ein Stipendium für Holland (1680/81) und England, war seit 1686 Dozent und setzte 1693 seine Studien in Frankfurt/ Main fort. Zunächst als Archivar tätig, war er seit 1700 Prof. der orientalischen Sprachen in Heidelberg. E. wurde mit seinem zweibändigen, 1700 im Selbstverlag erschienenen Werk Entdecktes Judentum (2 Bde.) zu einem der Begründer des neuzeitlichen „wissenschaftlichen" Antisemitismus. Die erste Ausgabe des Buches wurde nach jüdischen Protesten von der kaiserlichen Regierung Leopolds I. beschlagnahmt. 1711 erschien eine Neuausgabe nach Genehmigung durch den preuß. König Friedrich I., 1732-34 eine englische Bearbeitung. Zur verheerenden Wirkung trug die von Franz —»Delitzsch bekämpfte Popularisierung der Gedanken E.s in August —»Rohlings Der Talmudjude (1871) bei. LITERATUR: Hans Joachim Schoeps: E., J. A. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 419. - Heinz Schreckenberg: Die christlichen Adversus-Judaeos-Texte und ihr literarisches und historisches Umfeld (13.-20. Jh.). Frankfurt/Main u.a. 1994, S. 693-699 (Lit.). - Ursula Ragacs: E., J. A. In: LThK\ Bd. 3, 1995, Sp. 564. - Martin Friedrich: E„ J. A. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 1180. Eising, Hermann, kath. Theologe, * 4.2. 1908 Coesfeld, t 9.8.1981 Münster. 1932 zum Priester geweiht, arbeitete E. 1933-38 als Kaplan und Sekretär des Grafen Clemens August von Galen. 1939-47 war er Kaplan in Berlin. 1940 wurde er in Münster promoviert (Formgeschichtliche Untersuchung zur Jakobserzählung der Genesis), wo er nach seiner Habilitation 1949 zunächst als Privatdozent und seit 1955 als o.Prof. für Exe-

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gese (Altes Testament) lehrte. 1959-70 war er Schriftleiter der „Theologischen Revue". LITERATUR: Peter Weimar: Ε., H. In: LThK\ Bd. 3, 1995, Sp. 564 f. Eisler, Robert, österr. Kulturhistoriker, * 27.4. 1882 Wien, t 17. 12. 1949 Oxted (Surrey, Großbritannien). Nach Abschluß seiner Studien an den Universitäten Wien, Rom und Athen unternahm E. Studienreisen in den Orient, hielt Gastvorlesungen an englischen Universitäten und wurde 1925 stellvertretender Sekretariatschef des Völkerbundinstituts für geistige Zusammenarbeit in Paris; 1926/27 war er Gastprofessor an der Sorbonne. 1938 emigrierte er nach Großbritannien, wurde Lecturer an der Oxford University und war in der österr. Exilbewegung tätig. E.s Forschungsgebiete waren Kunst- und Wirtschaftsgeschichte, vor allem jedoch die vergleichende Religionsgeschichte. Er veröffentlichte u. a. Weltenmantel und Himmelszelt. Religionsgeschichtliche Untersuchungen zur Urgeschichte des antiken Weltbildes (1910). E. war Urheber der Hypothese, Jesus habe der Bewegung der Zeloten angehört (Iesus basileus und basileusas, 2 Bde., 1929/30). Eisler, Tobias, evang. Theologe, * 2.4. 1683 Nürnberg, t 8.10. 1753 Helmstedt. Nach dem Jurastudium in Halle und Altdorf wurde E. Kammersekretär und ging 1712 nach Nürnberg, um sich der pietistischen Erziehung von Kindern zu widmen. Angezogen von dem Theosophen Johann —»Tennhardt, wurde er zu dessen Biographen und zum Herausgeber seiner Werke. Vom theosophischen Gedankengut beeinflußt, verzichtete E. 1718 auf das Nürnberger Bürgerrecht, durchwanderte Deutschland und errichtete 1735 in Helmstedt, wo er seit 1719 lebte, eine Armenkinderschule. Er verfaßte pietistische Erbauungsliteratur sowie theologische Lehrwerke, u.a. Auserlesene Sprüche und Gebetbiichlein auf die Feste (1732). WEITERE WERKE: Bedenken von der Kinderlehre oder Catechisation. o. O. 1728. - Christliche Schul-Ordnung, aus Heiliger Schrift gezogen und der lernenden . . . Jugend angewiesen. Helmstedt 1733. Eißfeldt, Otto, evang. Theologe, * 1.9. 1887 Northeim, t 23.4.1973 Halle/Saale. E., Sohn eines Juristen, studierte Theologie und Orientalistik in Göttingen und Berlin. 1907-12 war er Studienleiter des Johanneum und 1912-22 Frühprediger an der Berliner Jerusalems- und Neuen Kirche. 1911 in Berlin zum Lic. theol. promoviert, habilitierte er sich dort 1913 mit der Arbeit Der Maschal im Alten Testament. 1916 erwarb er in Göttingen den Grad eines Dr. phil. (Erstlinge und Zehn ten im Alten Testament, ein Beitrag zur Geschichte des israelitischjüdischen Kultus), wurde 1918 zum Titularprofessor in Berlin ernannt und folgte 1922 einem Ruf auf den Lehrstuhl für Altes Testament und Semitische Religionsgeschichte an der Univ. Halle/Saale, den er bis zu seiner Emeritierung innehatte und dann noch bis 1959 weiter vertrat. 1929/30 und 1945-48 war er Rektor der Univ. Halle-Wittenberg, 1936-57 Konsistorialrat in Magdeburg. E., der als Schüler von Julius —» Wellhausen, Hermann —»Gunkel und Rudolf —»Smend vorwiegend literarkritisch arbeitete, war auf allen Gebieten der alttestamentlichen Bibelwissenschaft tätig. Neben seinem Hauptwerk Einleitung in das Alte Testament (1934, 3 1964) veröffentlichte er u.a. Arbeiten über die phönikische Religion. Zusammen mit Albrecht —» Alt war er Herausgeber der seit 1937 erschienen Biblia Hebraica (Rudolf —»Kittel). E. wurden zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen zuteil. Er war u. a. Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften (1948) und der Deutschen Akademie der Wissenschaften (1949); 1955 wurde er korrespondierendes und 1966 ordentliches auswärtiges Mitglied der Académie des

Ekkehard Inscriptions et Belles-Lettres (Paris), 1958 k o r r e s p o n d i e r e n des M i t g l i e d d e r British A c a d e m y ( L o n d o n ) und 1969 der K u n g l i g a H u m a n i s t i k a V e t e n s k a p s s a m f u n d e t (Lund). WEITERE WERKE: H e x a t e u c h - S y n o p s e . L e i p z i g 1922. N a c h d r . D a r m s t a d t 1962. - D i e K o m p o s i t i o n d e r S a m u e lisbücher. L e i p z i g 1931. - B a a l Z a p h o n , Z e u s K a s i o s und der D u r c h z u g der Israeliten d u r c h s M e e r . H a l l e 1932. - P h i lister und Phönizier. L e i p z i g 1936. - T e m p e l und K u l t e syrischer S t ä d t e in h e l l e n i s t i s c h - r ö m i s c h e r Zeit. L e i p z i g 1940. D i e ältesten Traditionen Israels. Berlin 1950. - El im ugaritischen P a n t h e o n . Berlin 1951. - D i e G e n e s i s d e r G e n e s i s . T ü b i n g e n 1958, 2 1 9 6 1 . - N e u e k e i l a l p h a b e t i s c h e T e x t e aus R a s S c h a m r a - U g a r i t . Berlin 1965. LITERATUR: H a n s - J ü r g e n Z o b e l : E „ O. In: T R E , Bd. 9, 1982, S. 4 8 2 - 4 8 6 . - R u d o l f S m e n d : E., O . In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 1181.

Eitel Friedrich, Graf von Hohenzollern-Sigmaringen, F ü r s t b i s c h o f von Osnabrück, Kardinal, * 2 6 . 9 . 1582 H o h e n z o l l e r n , t 1 9 . 9 . 1 6 2 5 Iburg bei O s n a b r ü c k . D e r S o h n des G r a f e n Karl II. erhielt seit 1595 bei d e n J e s u i ten in P o r r e n t r u y bei B e r n und in R o m ( u m 1 5 9 9 - 1 6 0 4 ) seine t h e o l o g i s c h e A u s b i l d u n g und k e h r t e als päpstlicher G e h e i m k ä m m e r e r (seit 1600) n a c h H a u s e z u r ü c k . Er b e s a ß g u t e K o n t a k t e z u m b a y e r i s c h e n s o w i e z u m kaiserlichen H o f , w a r als K ö l n e r D o m s c h o l a s t e r (1604), C h o r b i s c h o f (1610), D o m p r o p s t ( v o r 1612) s o w i e k u r k ö l n i s c h e r G r o ß h o f m e i s t e r ( 1 6 1 2 - 2 1 ) Verfechter d e r kath. R e s t a u r a t i o n in K ö l n und sicherte als inoffizieller päpstlicher V e r t r a u e n s m a n n die päpstliche U n t e r s t ü t z u n g d e r L i g a i m P f ä l z i s c h e n Krieg. 1621 z u m Kardinal e r n a n n t , w a r er 1622-24 stellvertretender Kard i n a l p r o t e k t o r in R o m , w u r d e 1623 B i s c h o f v o n O s n a b r ü c k (Amtsantritt 1624) und b e w i r k t e dort die E i n f ü h r u n g des G r e g o r i a n i s c h e n K a l e n d e r s , veranstaltete e i n e D i ö z e s a n s y n o d e ( 1 6 2 5 ) und betrieb d i e V e r w a l t u n g s r e f o r m d e s H o c h stifts. LITERATUR: T h e o d o r P e n n e r s : E. F. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 4 2 4 . - Alois S c h r ö e r : D i e K i r c h e in W e s t f a l e n im Z e i c h e n der E r n e u e r u n g ( 1 5 8 5 - 1 6 4 8 ) . Bd. 2. M ü n s t e r 1987, S. 55-65. - M i c h a e l F. F e l d k a m p : E. F., Graf v. H.-S. In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 4 4 8 - 1 6 4 8 ) , 1996, S. 1 4 9 f . E i t z e n , Paul von, luth. T h e o l o g e , * 25. 1.1521 H a m b u r g , t 2 5 . 2 . 1598 S c h l e s w i g . N a c h d e m S t u d i u m in W i t t e n b e r g bei —» L u t h e r u n d - > M e lanchthon w u r d e der aus einer a n g e s e h e n e n H a m b u r g e r B ü r g e r f a m i l i e s t a m m e n d e E. 1544 S c h u l r e k t o r in C ö l l n / S p r e e (Berlin), 1547 Prof. d e r L o g i k in R o s t o c k und 1548 Pastor und lector s e c u n d a r i u s a m D o m in H a m b u r g . Seit 1555 S u p e r i n t e n d e n t und lector primarius, w u r d e er i m f o l g e n d e n J a h r in W i t t e n b e r g z u m Dr. theol. p r o m o viert, w e c h s e l t e 1562 als S u p e r i n t e n d e n t n a c h S c h l e s w i g und w u r d e 1564 G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t d e s H e r z o g t u m s H o l s t e i n - G o t t o r p . E. b e m ü h t e sich i m S i n n e einer g e m ä ß i g ten O r t h o d o x i e um e i n e einheitliche L e h r m e i n u n g im deutschen L u t h e r t u m u n d übte e n t s c h e i d e n d e n E i n f l u ß auf d i e K i r c h e d e r H e r z o g t ü m e r S c h l e s w i g und Holstein aus ( u . a . A b l e h n u n g d e s K o n k o r d i e n b u c h e s , 1574 Verpflichtung d e r Geistlichen im O r d i n a t i o n s e i d auf die luth. B e k e n n t n i s s c h r i f ten o h n e K o n k o r d i e n f o r m e l ) . Er v e r ö f f e n t l i c h t e z a h l r e i c h e p h i l o s o p h i s c h e und t h e o l o g i s c h e S c h r i f t e n , d a r u n t e r Deutsche Postilla über die Sonntags- und Fest-Evangelia (1591). E. f a n d als F i g u r in S t e f a n H e y m s R o m a n Ahasver (1981) Eingang. WEITERE WERKE: E t h i c a e d o c t r i n a e libri II. W i t t e n b e r g 1571-77. - C a t e c h i s m i E x a m e n . S c h l e s w i g 1585. LITERATUR: V D 16, E 7 0 9 - 9 3 2 . - V D 17. - H e r m a n n Schüssler: v. E., P. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 4 2 6 f . - H e i n z Scheible: F., P. v. In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 1181.

E k b e r t von A n d e c h s - M e r a n i e n , B i s c h o f von Bamberg, * n a c h 1173, t 5 . 6 . 1 2 3 7 W i e n . E. w u r d e 1203 d u r c h das D o m k a p i t e l z u m D o m p r o p s t von B a m b e r g g e w ä h l t , v o n P a p s t I n n o z e n z III. trotz verschiedener F o r m f e h l e r z u m B i s c h o f g e w e i h t und mit d e m P a l l i u m b e l i e h e n . N a c h der E r m o r d u n g K ö n i g Philipps von S c h w a b e n ( 1 2 0 8 ) w u r d e n er und sein B r u d e r Heinrich d e r M i t w i s s e r s c h a f t verdächtigt, sie verfielen der R e i c h s a c h t und floh e n zu ihrem S c h w a g e r , K ö n i g A n d r e a s von U n g a r n . 1211 wurde E. nach Vermittlung durch den Papst und genauer U n t e r s u c h u n g von kirchlicher Seite w i e d e r in sein A m t eingesetzt, n a h m 1217 a m K r e u z z u g A n d r e a s ' von U n g a r n teil und g e h ö r t e (seit 1225) z u m B e r a t e r k r e i s Friedrichs II. Er trat als Vermittler z w i s c h e n Österreich und U n g a r n (1224) s o w i e z w i s c h e n Friedrich II. und Heinrich (VII.) ( 1 2 3 4 / 3 5 ) auf und w u r d e 1237 Reichsstatthalter von Osterreich und U n g a r n . U n t e r E. erhielt der von —> H e i n r i c h II. e r b a u t e B a m b e r g e r D o m seine heutige Gestalt. LITERATUR: G e o r g Herlitz: G e s c h i c h t e der H e r z ö g e von M e ran aus d e m H a u s e A n d e c h s . H a l l e 1909. - E r n s t H a u t u m : E. v. M . , B i s c h o f v. B a m b e r g . Diss. E r l a n g e n 1924. - R u dolf M . Kloos: E. v. A . In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 4 2 7 f. A l f r e d W e n d e h o r s t : E. v. A . - M . In: L e x M A , B d . 3, 1986, S p . 1762 f. - B e r n d Ulrich H u c k e r : E. In: L T h K \ B d . 3, 1995, Sp. 5 6 5 f. - S t e f a n Beulertz: Ε. ν. Α., Bischof von B a m b e r g . In: F r ä n k i s c h e L e b e n s b i l d e r . B d . 17. H r s g . v. Alf r e d W e n d e h o r s t . N e u s t a d t / A i s c h 1998, S. 9 - 2 2 . - H e l m u t F l a c h e n e c k e r : Ε. v. A . In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 1 9 8 - 1 4 4 8 ) , 2 0 0 1 , S. 37-39. E k b e r t von S c h ö n a u , B e n e d i k t i n e r , T h e o l o g e , * vor 1130, f 2 8 . 3 . 1 1 8 4 Kloster S c h ö n a u (Kr. St. G o a r s h a u s e n ) . D e r B r u d e r der M y s t i k e r i n —> Elisabeth von S c h ö n a u w a r v e r m u t l i c h bereits in j u n g e n J a h r e n K a n o n i k u s an St. C a s s i u s in B o n n und studierte g e m e i n s a m mit s e i n e m J u g e n d f r e u n d , d e m späteren K ö l n e r E r z b i s c h o f —> R a i n a l d von Dassel, in Paris ( 1 1 4 0 - 4 6 ) an der S c h u l e Petit P o n t bei M a g i s t e r A d a m d e B e l s h a m , e i n e m der ersten A r i s t o t e l e s - K o m m e n t a t o r e n . I m A n s c h l u ß an e i n e R o m w a l l f a h r t ( 1 1 5 5 ) , auf der er s e i n e P r i e s t e r w e i h e erhielt, trat E. auf D r ä n g e n seiner S c h w e s t e r Elisabeth als B e n e d i k t i n e r in d a s Kloster S c h ö n a u ein, w u r d e dort 1 1 6 5 / 6 6 zweiter A b t und verzichtete d a m i t auf e i n e Karriere als weltlicher Kleriker. E r w u r d e f ü r s e i n e S c h w e ster m a ß g e b e n d e r Berater, S e k r e t ä r und R e d a k t e u r ihrer Visionen, v e r f a ß t e kleine, z u m e i s t in d e r m y s t i s c h e n Tradition B e r n h a r d s von C l a i r v a u x und der Viktoriner s t e h e n d e A b h a n d l u n g e n u n d v e r ö f f e n t l i c h t e Contra Catharos, einen Traktat g e g e n die Katharer. LITERATUR: K u r t Köster: E. v. S. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 4 2 9 . - Ders.: E. v. S. In: V L 2 , B d . 2, 1980, S p . 4 3 7 - 4 4 0 . H e r m a n n H i n z : E. v. S. In: L e x M A , Bd. 3, 1986, Sp. 1763. G a b r i e l e L a u t e n s c h l ä g e r : E „ A b t v. S. In: L T h K \ B d . 3, 1995, Sp. 566. E k k e h a r d , B i s c h o f von Prag, t 8 . 8 . 1 0 2 3 P r a g ( ? ) . E., m ö g l i c h e r w e i s e ein B l u t s v e r w a n d t e r —> H e i n r i c h s II., w a r seit 9 9 5 A b t d e s Klosters N i e n b u r g / S a a l e ; Heinrich II. hielt sich dort 1004, einer E i n l a d u n g E.s f o l g e n d , zur Klosterw e i h e auf. 1017 w u r d e E. als N a c h f o l g e r T h i e d d e g s vierter B i s c h o f von P r a g und e m p f i n g von E r z b i s c h o f —> E r c h a n b a l d von M a i n z d i e B i s c h o f s w e i h e . Er b e h e r r s c h t e d i e s l a w i s c h e n S p r a c h e n und regelte den B i s c h o f s z e h n t e n neu, i n d e m er statt einer G a r b e n a b g a b e zwei S c h e f f e l Z w e i k o r n (Weizen und H a f e r ) entrichten ließ. LITERATUR: H a n n s L e o M i k o l e t z k y : E . In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 4 3 1 . E k k e h a r d , a u c h E g w a r d , B i s c h o f von Schleswig, t 1 3 . 2 . 1026 H i l d e s h e i m . E. lebte z u n ä c h s t w o h l als M ö n c h in Hirsau und wirkte später missionarisch in H o l s t e i n . E r w u r d e nach 9 6 8 B i s c h o f von

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Ekkehard O l d e n b u r g und vor 1000 B i s c h o f von S c h l e s w i g . Vor d e n W i r r e n in s e i n e m B i s t u m floh er nach H i l d e s h e i m , o h n e j e mals zurückzukehren. LITERATUR: E k k a r t Sauser: E. In: B B K L , B d . 16, 1999, Sp. 451 f. E k k e h a r d von A u r a , B e n e d i k t i n e r , G e s c h i c h t s s c h r e i b e r , t 2 0 . 2 . (?) nach 1125. E., e d e l f r e i e r H e r k u n f t , vielleicht aus der F a m i l i e der bayerischen A r i b o n e n s t a m m e n d , m a c h t e d i e K r e u z f a h r t W e l f s von B a y e r n 1101 n a c h Palästina mit und hielt sich auf der R ü c k r e i s e w ä h r e n d d e r K a r w o c h e 1102 in R o m auf. Er w u r d e v e r m u t l i c h 1 1 0 2 / 0 3 M ö n c h in T e g e r n s e e , b e f a n d sich 1 1 0 4 / 0 5 n a c h w e i s l i c h in der U m g e b u n g d e s a u f s t ä n d i s c h e n Heinrich V . und ist seit 1105 i m B a m b e r g e r Kloster M i c h e l s berg belegt. E. n a h m an der S y n o d e von N o r d h a u s e n ( 1 1 0 5 ) teil, g e h ö r t e 1106 der G e s a n d t s c h a f t H e i n r i c h s V . zur S y n o d e in G u a s t a l l a an u n d w u r d e 1108 von B i s c h o f - » O t t o von B a m b e r g z u m ersten A b t d e s erst 1113 g e w e i h t e n Klosters A u r a (bei B a d K i s s i n g e n ) e r n a n n t . Er setzte d i e bis 1099 reic h e n d e W e l t c h r o n i k d e s Priors —» Frutolf von M i c h e l s b e r g in m e h r e r e n F a s s u n g e n (bis 1125) u n d mit starker P a r t e i n a h m e f ü r das P a p s t t u m fort; d i e A b s c h n i t t e ü b e r H e i n r i c h V . gelten als w e s e n t l i c h e Q u e l l e n zu dessen L e b e n . E.s A u t o r e n s c h a f t an einer „ L a t e r n a m o n a c h o r u m " ist fraglich. LITERATUR: J o a c h i m L e u s c h n e r : E. v. A . In: N D B , B d . 4, 1959, S. 431 f. - I r e n e S c h m a l e - O t t : U n t e r s u c h u n g e n zu E. v. A . und zur K a i s e r c h r o n i k . In: Z e i t s c h r i f t f ü r bayerische L a n d e s g e s c h i c h t e 34 (1971) S. 4 0 3 - 4 6 1 . - Franz-Josef S c h m a l e : E . v. A . In: V L 2 , Bd. 2, 1980, Sp. 4 4 3 - 4 4 7 . - T h o m a s F r e n z : E . v. A . In: F r ä n k i s c h e L e b e n s b i l d e r . B d . 11. Hrsg. v. G e r h a r d P f e i f f e r / A l f r e d W e n d e h o r s t . N e u s t a d t / Aisch 1984, S. 1-10. - F r a n z - J o s e f S c h m a l e : E. v. A . In: L e x M A , B d . 3, 1986, S p . 1765 f. - Uta Goerlitz: G r u n d l e g e n d e Q u e l l e n d e s „ C h r o n i c o n urbis et e c c l e s i a e M a g u n t i n e n s i s " . Frutolf von M i c h e l s b e r g und E. v. A . In: H u m a n i s m u s und G e s c h i c h t s s c h r e i b u n g a m Mittelrhein. D a s „ C h r o nicon urbis et ecclesiae M a g u n t i n e n s i s " des H e r m a n n u s Piscator O S B . T ü b i n g e n 1999, S. 2 1 6 - 2 2 3 . E k k e h a r d I. von St. G a l l e n , Dichter, * u m 9 1 0 bei St. G a l l e n , t 1 4 . 1 . 9 7 3 St. G a l l e n . Der a u s e i n e r v o r n e h m e n T h u r g a u e r F a m i l i e s t a m m e n d e E., O n k e l —»Ekkehards II., —»Ekkehards III. und B u r c h h a r d s II., erhielt als S c h ü l e r von —»Gerald, der w i e d e r u m S c h ü l e r von —»Notker B a l b u l u s w a r , s e i n e E r z i e h u n g und A u s b i l d u n g im Kloster St. Gallen u n d w u r d e unter A b t —»Craloh z u m D e k a n ( 9 5 8 ) b e s t i m m t . O b g l e i c h er a u f g r u n d einer F u ß v e r l e t z u n g auf die A b t s w ü r d e verzichtete, g e h ö r t e er zu d e n b e d e u t e n d s t e n , von O t t o I. h o c h g e s c h ä t z t e n M ö n c h s p e r s ö n l i c h k e i t e n d e s Klosters in der ottonischen Zeit. Z u s a m m e n mit s e i n e m N e f f e n A b t B u r c h h a r d u n t e r n a h m er e i n e Pilgerreise n a c h R o m . E. schrieb etliche S e q u e n z e n , einen H y m n u s , A n t i p h o n e , e i n e Vita der Hl. —»Wiborada s o w i e e i n e Vita Waltharii manufortis. Sie w u r d e im 19. Jh. und wird gelegentlich noch h e u t e mit d e m lateinischen Held e n e p o s Waltharius gleichgesetzt; E n t s t e h u n g s z e i t und Verf a s s e r dieses E p o s sind j e d o c h in d e r F o r s c h u n g bislang u m stritten. LITERATUR: Karl S c h i c k e d a n z : Studien zur W a l t h e r s a g e . Diss. W ü r z b u r g 1949. - F r a n z B r u n h ö l z l : E. I. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 4 3 2 f. - A r t u r H a u g : Z u r E n t s t e h u n g und E n t w i c k l u n g der W a l t h e r s a g e . Diss. F r e i b u r g / B r e i s gau 1965. - Peter Stotz: E. I. v. St. G. In: V L 2 , B d . 2, 1980, Sp. 4 4 7 - 4 5 3 . - Ders.: E. I. In: L e x M A , B d . 3, 1986, Sp. 1766. E k k e h a r d I I . von St. Gallen, g e n a n n t Palatinus, Dichter, * um 920, t 2 3 . 4 . 9 9 0 Mainz. E. w u r d e n a c h d e n B e r i c h t e n - » E k k e h a r d s IV. in d e n Casus Sancii Galli von s e i n e m O n k e l —»Ekkehard I. und von

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—»Gerald unterrichtet und w a r s p ä t e r L e h r e r d e r H e r z o g i n H a d w i g von S c h w a b e n auf d e r B u r g H o h e n t w i e l . A u f g r u n d ihrer E m p f e h l u n g k a m er an d e n kaiserlichen H o f Ottos I., unterrichtete v e r m u t l i c h O t t o II. und w u r d e in M a i n z D o m propst. E. schrieb u. a. die S e q u e n z Summis conatibus nunc Deo nostro modulemur auf d e n Hl. D e s i d e r i u s . N a c h d e n Casus sancii Galli m a l t e er a u c h Initialen. E k k e h a r d I. und E. w a r e n das Vorbild f ü r J o s e p h Viktor von S c h e f f e l s R o m a n Ekkehard. LITERATUR: F r a n z B r u n h ö l z l : E. II. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 433. - Peter Stotz: E. II. v. St. G . In: V L 2 , Bd. 2, 1980, Sp. 4 5 3 - 4 5 5 . - Ders.: E. II. In: L e x M A , Bd. 3, 1986, Sp. 1766 f. E k k e h a r d I I I . von St. G a l l e n , Kleriker, t in den ersten J a h r z e h n t e n d e s 11. Jh. St. Gallen (?). D e r N e f f e - » E k k e h a r d s I. ist nur a u s d e n Casus Sancii Galli b e k a n n t . E r w a r D i a k o n , als er seinen Vetter —» E k k e h a r d II. auf die B u r g H o h e n t w i e l begleitete, w o er später d i e B u r g k a p l ä n e unterrichtete. Er wirkte v e r m u t l i c h dreißig J a h r e lang als D e k a n in St. G a l l e n . LITERATUR: F r a n z B r u n h ö l z l : E. III. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 4 3 3 . - Peter Stotz: E. II. In: L e x M A , B d . 3, 1986, S p . 1767. E k k e h a r d I V . von St. G a l l e n , Chronist, Dichter, * 9 8 0 / 9 0 , t 21. 10. n a c h 1056. D e r B r u d e r d e s A b t e s Y m m o s t a m m t e v e r m u t l i c h aus der G e g e n d von St. Gallen; d i e f r ü h e r b e z w e i f e l t e V e r w a n d t s c h a f t mit d e n dort a n s ä s s i g e n T r ä g e r n d e s N a m e n s E k k e h a r d und mit —»Notker d e m D e u t s c h e n wird h e u t e wieder a n g e n o m m e n . Er k a m f r ü h in d a s Kloster St. G a l len u n d w u r d e von N o t k e r d e m D e u t s c h e n unterrichtet, d e m er s e h r v e r b u n d e n war. N a c h d e m Tod N o t k e r s und d e s A b t e s B u r c h a r d II. (beide 1022 g e s t o r b e n ) g i n g er n a c h M a i n z , w o er unter E r z b i s c h o f —»Aribo an der D o m s c h u l e lehrte. A u s der M a i n z e r Zeit datiert seine F r e u n d s c h a f t mit d e m D i a k o n J o h a n n e s , d e m späteren A b t von St. M a x i m i n bei Trier und von L i m b u r g an der Hardt. E. k e h r t e aus u n b e k a n n t e n G r ü n d e n n a c h St. G a l l e n zurück, w a r dort als L e h r e r tätig und erlebte die unter A b t N o r t pert 1034 v o l l z o g e n e c l u n i a z e n s i s c h e R e f o r m . N e b e n seiner Lehrtätigkeit w a r er als D i c h t e r tätig; zu seinen f r ü h e n W e r k e n (vor 1025) zählen S c h u l ü b u n g e n , G e l e g e n h e i t s g e dichte ( E p i g r a m m e , E p i t a p h i e n ) s o w i e v e r m u t l i c h das L e h r g e d i c h t De lege dictamen ornandi. A u s d e n M a i n z e r J a h r e n s t a m m e n u. a. die Benedictiones super lectores per circulum anni; n a c h 1035 entstand seine F o r t s e t z u n g der von A b t - » R a t p e r t b e g o n n e n e n H a u s c h r o n i k , d e r Casus Sancii Galli. D a s c h r o n i k a l i s c h e Werk, das d e n Z e i t r a u m 8 9 0 - 9 7 5 u m f a ß t , blieb u n v o l l e n d e t . E. ließ d e m e h e r t r o c k e n e n B e r i c h t seines V o r g ä n g e r s e i n e b i o g r a p h i s c h - a n e k d o t e n h a f t e , j e d o c h o f t unzuverlässige C h r o n i k f o l g e n , d i e J o s e p h Viktor von S c h e f f e l in s e i n e m Zeitbild Ekkehart a u f g r i f f . Von E. s t a m m e n f e r n e r lateinische Versionen zu R a t p e r t s v e r l o r e n e m a l t h o c h d e u t s c h e n Galluslied. Literaturgeschichtlich b e d e u t s a m ist d i e E i n f ü h r u n g des leoninischen Verses d u r c h E., eines b i n n e n gereimten Hexameters. LITERATUR: F r a n z B r u n h ö l z l : E. IV. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 4 3 3 f. - H a n s F. H a e f e l e : E. IV. In: VL 2 , Bd. 2, 1980, Sp. 4 5 5 - 4 6 5 . - Ders.: E. I V . In: L e x M A , B d . 3, 1986, Sp. 1767 f. - Walter B e r s c h i n : E. I V . In: L T h K 3 , B d . 3, 1995, Sp. 567. E l b e l , B e n j a m i n , a u c h Eibl, F r a n z i s k a n e r , T h e o l o g e , * 1 6 . 3 . 1 6 9 0 F r i e d b e r g ( B a y e r n ) , f 4 . 6 . 1756 S ö f l i n g e n bei U l m . N a c h s e i n e m Eintritt in den F r a n z i s k a n e r o r d e n 1708 war E., S o h n eines Schreiners, L e k t o r d e r T h e o l o g i e in d e n zur Straßburger Provinz gehörenden Klöstern Salzburg (1714

Eiert und 1727), A u g s b u r g ( 1 7 1 5 ) , E g e r ( 1 7 1 8 ) und P a s s a u (1720). 1735-38 amtierte er als Provinzial in S t r a ß b u r g und w a r 1735 G e n e r a l v i s i t a t o r der s ä c h s i s c h e n s o w i e 1739 der kölnischen Provinz. Seit 1742 G e n e r a l k o m m i s s ä r d e r d e u t s c h - b e l g i s c h e n N a t i o n im O r d e n , hatte er 1747 d e n Vorsitz der N a t i o n a l k o n g r e g a t i o n in D e t t e l b a c h inne und w u r d e 1748 B e i c h t v a t e r der Klarissen (Söflingen). E. stand der s y s t e m a t i s c h e n M o r a l k a s u i s t i k n a h e und v e r ö f f e n t l i c h te u. a. Theologia moralis decalogalis et sacramentalis per modum conferentiarum casibus practicis illustrata ( 1 7 3 0 ff., neu hrsg. von I r e n a e u s B i e r b a u m , 3 Bde., 1891 f.). WEITERE WERKE: Veritas t u m in se, t u m in o r d i n e ad p r o p o sitiones. A u g u s t a e 1717. - C o n f e r e n t i a e t h e o l o g i c o - m o r a l e s seu c a s u s c o n s c i e n t i a e , d e s a c r a m e n t i s in g e n e r e , nec non d e b a p t i s m o , c o n f i r m a t i o n e , et e x t r e m a u n c t i o n e in specie. P a s s a u 1727. - T h e o l o g i a m o r a l i s S a c r a m e n t a l i s tripartita. Augsburg 1728/29. LITERATUR: W i l h e l m Forster O F M : E., B. In: N D B , B d . 4, 1959, S, 4 3 4 . - S t e p h a n F e l d h a u s : E., B. In: L T h K 3 , B d . 3, 1995, Sp. 579.

Elbogen,

Ismar, j ü d i s c h e r T h e o l o g e , Historiker, * 1.9. 1874 S c h i l d b e r g (Posen), t 1 . 8 . 1 9 4 3 N e w York. E. studierte seit 1893 a m J ü d i s c h - T h e o l o g i s c h e n S e m i n a r s o w i e an der U n i v . B r e s l a u , w u r d e 1898 p r o m o v i e r t ( D e r Tractatus de intellectus emendatione und seine Stellung in der Philosophie Spinozas) u n d lehrte 1899-1902 als D o z e n t f ü r j ü d i s c h e G e s c h i c h t e und B i b e l e x e g e s e a m C o l l e g i o R a b binico Italiano in F l o r e n z . 1902 k e h r t e er n a c h D e u t s c h l a n d zurück, g i n g an die Berliner H o c h s c h u l e f ü r d i e W i s s e n s c h a f t des J u d e n t u m s und trat dort, seit 1919 Prof., als L e h r e r , F o r scher und O r g a n i s a t o r (bis 1938) hervor. Er arbeitete a m Jüdischen Lexikon (5 Bde., 1927-30), an der Encyclopaedia Judaica ( 1 9 2 8 - 3 4 ) und seit 1934 an d e r „ G e r m a n i a J u d a i c a " mit und w a r M i t h e r a u s g e b e r d e r von i h m g e g r ü n d e t e n „Zeitschrift f ü r d i e G e s c h i c h t e d e r J u d e n in D e u t s c h l a n d " . N a c h seiner E m i g r a t i o n 1938 in d i e U S A lehrte er bis zu sein e m T o d a m N e w Yorker H e b r e w U n i o n C o l l e g e . E. v e r ö f fentlichte m e h r e r e W e r k e ü b e r die j ü d i s c h e G e s c h i c h t e . Sein H a u p t w e r k ist Der jüdische Gottesdienst in seiner geschichtlichen Entwicklung (1913). WEITERE WERKE: D i e R e l i g i o n s a n s c h a u u n g e n der P h a r i s ä e r mit b e s o n d e r e r B e r ü c k s i c h t i g u n g der B e g r i f f e G o t t und M e n s c h . Berlin 1904. - G e s c h i c h t e der J u d e n in D e u t s c h land. Berlin 1935. LITERATUR: U r s u l a R a g a c s : E., I. In: L T h K \ Bd. 3, 1995, Sp. 5 7 9 f. - Y e h o y a d a A m i r : E., I. In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 1191.

Eleazar ben Judah

von W o r m s , Dichter, * u m 1165 M a i n z , t u m 1230 W o r m s . E. lebte u r s p r ü n g l i c h in M a i n z , m u ß t e d i e Stadt aber i m Z u g e der dortigen J u d e n v e r f o l g u n g u m 1188 verlassen und g i n g nach W o r m s . E r w a r ein S c h ü l e r d e s R a b b i J e h u d a ben S a m u e l a u s R e g e n s b u r g . Als w i c h t i g e r Vertreter d e s ash k e n a s i s c h e n C h a s s i d i s m u s im K a l o n y m u s k r e i s markiert E. einen H ö h e p u n k t der j ü d . M y s t i k d e s Mittelalters. N e b e n G e b e t s k o m m e n t a r e n v e r f a ß t e er e i n e n Text zur E t h i k ( S e f e r ha-Rokqeach) s o w i e d a s e s o t e r i s c h - m y s t i s c h e Sodej Rasaja (nach 1217), d a s nach d e m Tod ben S a m u e l s u n d der Erm o r d u n g v o n E.s F a m i l i e entstand. LITERATUR: R u t h Wolf: E l e a z a r , r a b b i j n van W o r m s . G r a v e n h a g e 1971. - J o s e p h D a n : E. b. J. In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 1192.

Eleonore,

Fürstin Reuß zu Köstritz, g e b . Gräfin zu S t o l b e r g - W e r n i g e r o d e , Schriftstellerin, * 2 0 . 2 . 1835 Gedern (Oberhessen), t 1 8 . 9 . 1 9 0 3 Ilsenburg/Harz. N a c h d e m f r ü h e n Tod d e s Vaters w u r d e E. i m g r o ß v ä t e r lichen H a u s in W e r n i g e r o d e im pietistischen S i n n e e r z o -

gen. Von tiefer F r ö m m i g k e i t erfüllt, w i d m e t e sie sich zeitlebens d e n A r m e n . Als Schriftstellerin v e r f a ß t e sie Prosas c h r i f t e n w i e d i e L e b e n s b i l d e r von Friederike, Gräfin von Reden ( 1888, 2 1 8 9 7 ) und Adolf von Thadden-Trieglaff ( 1890, 2 1 8 9 4 ) und religiöse E r b a u u n g s l y r i k , d i e d e m G e d a n k e n gut der E r w e c k u n g s b e w e g u n g ihrer Zeit verpflichtet w a r (Die sieben Sendschreiben, 1872). B e s o n d e r s w ä h r e n d ihrer g l ü c k l i c h e n E h e j a h r e mit H e i n r i c h L X X I V Fürst R e u ß zu Köstritz ( g e s t o r b e n 1886) trugen ihre literarischen B e m ü h u n g e n reiche Frucht. Von ihr s t a m m t d e r C h o r a l Das Jahr geht still zu Ende. E l e r s , Heinrich Julius, B u c h h ä n d l e r , * 2 8 . 6 . 1667 B a r d o w i c k bei L ü n e b u r g , t 1 3 . 9 . 1728 H a l l e / S a a l e . E. m a c h t e w ä h r e n d d e s T h e o l o g i e s t u d i u m s in L e i p z i g (1689) die B e k a n n t s c h a f t A u g u s t H e r m a n n —»Franckes. A n dessen Seite w a r er in d i e pietistischen Streitigkeiten in Leipzig ( 1 6 8 9 / 9 0 ) und E r f u r t (1690) v e r w i c k e l t . Seit 1690 Inform a t o r in A r n s t a d t , w u r d e er w e g e n K o n v e n t i k e l g r ü n d u n g e n und z u m Teil radikalpietistischer A n s i c h t e n 1694 inhaftiert und d a n n a u s g e w i e s e n . 1694-96 lebte E. als I n f o r m a t o r in M u s k a u . 1697 w u r d e er P r a e c e p t o r an F r a n c k e s W a i s e n h a u s in Halle, sagte sich von d e n radikalen A u f f a s s u n g e n los und ü b e r n a h m 1698 d i e L e i t u n g der B u c h h a n d l u n g und der D r u c k e r e i d e s W a i s e n h a u s e s , d e r e n A u s b a u er betrieb. E. e r ö f f n e t e 1702 in Berlin e i n e B u c h h a n d l u n g , d e r e n Reing e w i n n d e m U n t e r n e h m e n in H a l l e z u g u t e k a m . LITERATUR: J o a c h i m B ö h m e : H. J. E. Ein F r e u n d und M i t a r beiter A u g u s t H e r m a n n F r a n c k e s . Diss. Berlin 1956. - Ders.: H. J. E. und d i e w i r t s c h a f t l i c h e n P r o j e k t e d e s Hallischen P i e t i s m u s . In: J a h r b u c h f ü r d i e G e s c h i c h t e Mittel- und Ostd e u t s c h l a n d s 8 (1959) S. 121-186. - M a r t i n Brecht: A u g u s t H e r m a n n F r a n c k e und d e r H a l l i s c h e P i e t i s m u s . In: D e r s . (Hrsg.): D e r P i e t i s m u s v o m 17. bis z u m f r ü h e n 18. J a h r h u n dert. G ö t t i n g e n 1993, S. 4 8 4 f. - U d o Sträter: E., H. J. In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 1197.

Eiert, W e r n e r ( A u g u s t Friedrich I m m a n u e l ) , luth. T h e o l o g e , * 1 9 . 8 . 1885 H e l d r u n g e n ( P r o v . S a c h s e n ) , t 21. 11. 1954 E r l a n g e n . D e r einer altlutherischen F a m i l i e e n t s t a m m e n d e E. studierte an den U n i v e r s i t ä t e n B r e s l a u , E r l a n g e n und L e i p z i g T h e o logie, G e s c h i c h t e , d e u t s c h e Literaturgeschichte, P s y c h o l o g i e s o w i e J u r a und w u r d e z u m Dr. theol. u n d Dr. phil. p r o m o viert. E r w a r altlutherischer P f a r r e r in S e e f e l d ( P o m m e r n ) , F e l d p r e d i g e r im Ersten Weltkrieg und seit 1919 D i r e k t o r d e s T h e o l o g i s c h e n S e m i n a r s d e r altlutherischen K i r c h e in Breslau. 1923 f o l g t e er e i n e m R u f auf e i n e P r o f e s s u r f ü r K i r c h e n g e s c h i c h t e , D o g m e n g e s c h i c h t e und S y m b o l i k (später system a t i s c h e u n d historische T h e o l o g i e ) an der U n i v . E r l a n g e n , d e r e n R e k t o r er 1 9 2 7 / 2 8 war. E. w a r einer d e r profiliertesten luth. T h e o l o g e n d e s 20. J a h r h u n d e r t s . In w e i t a u s h o lenden g e s c h i c h t s a n a l y t i s c h e n E n t w ü r f e n suchte er, z u m a l in O p p o s i t i o n zu E r n s t —»Troeltsch, d i e B e d e u t u n g d e s Luthert u m s f ü r die K u l t u r e n t w i c k l u n g d e r N e u z e i t a u f z u w e i s e n u n d f ü r die G e g e n w a r t neu zu b e s t i m m e n . Dabei setzte er sich 1 9 3 3 / 3 4 , u . a . w e g e n seiner Stellung zur G e l t u n g d e s Arierp a r a g r a p h e n in d e r K i r c h e ( „ A n s b a c h e r R a t s c h l a g " ) , d e m Vorwurf ü b e r g r o ß e r N ä h e zu nationalsozialistischen Position e n aus. Sein wichtigstes W e r k ist Morphologie des Luthertums (2 Bde., 1 9 3 1 / 3 2 , 3 1 9 6 5 ) . WEITERE WERKE: D e r K a m p f u m d a s C h r i s t e n t u m . G e schichte der Beziehungen zwischen dem allgemeinen Denk e n seit S c h l e i e r m a c h e r und H e g e l u n d d e m evangelis c h e n C h r i s t e n t u m . M ü n c h e n 1921. - L e h r e d e s L u t h e r t u m s im Abriß. M ü n c h e n 1924. E r l a n g e n 3 1978. - D e r christlic h e G l a u b e . G r u n d l i n i e n d e r lutherischen D o g m a t i k . Berlin 1940. H a m b u r g 5 1 9 6 0 . - D a s christliche E t h o s . G r u n d l i n i e n der lutherischen Ethik. T ü b i n g e n 1949. H a m b u r g 2 1 9 6 1 . D e r A u s g a n g d e r altchristlichen C h r i s t o l o g i e . Berlin 1957.

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Elgard LITERATUR: Gedenkschrift für D. W. E. Berlin 1955. - Ernst Kinder: E„ W. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 438 f. - Albrecht Peters: E., W. In: TRE, Bd. 9, 1982, S. 493-497. - Karlmann Beyschlag: W. E. in memoriam. In: Lutherische Kirche in der Welt 39 (1992) S. 29-58. - Ders.: Die Erlanger Theologie. Erlangen 1993. - Burkhard Neumann: E., W. In: LThK3, Bd. 3, 1995, Sp. 568. - Thomas Kaufmann: W. E. als Kirchenhistoriker. In: Zeitschrift für Theologie und Kirche 93 (1996) S. 191-242. - Michael Roth: Zwischen Erlösungshoffnung und Schicksalserfahrung. Das Grundanliegen der Theologie E. W.s. Aachen/Mainz 1997. - Berndt Hamm: W. E. als Kriegstheologe. In: Kirchliche Zeitgeschichte 11 (1998) S. 206-254. - Thomas Kaufmann: Gegenwartsdeutung und Geschichtsrekonstruktion im kirchenhistorischen Werk W. E.s. In: Alteuropa oder Frühe Moderne? Hrsg. v. Luise Schorn-Schütte. Berlin 1999, S„ 55-85. E., W. A. F. I. In: RGG4, Bd. 2, 1999, Sp. 1198. - Notger Slenczka: Selbstkonstitution und Gotteserfahrung. W. E.s Deutung der neuzeitlichen Subjektivität im Kontext der Erlanger Theologie. Göttingen 1999. - Jörg Kailus: Gesetz und Evangelium in Luthers Großem Galaterkommentar sowie bei W. E. und Paul Althaus. Münster 2004. - Mit den Menschen verhandeln über den Sachgehalt des Evangeliums. Die Bedeutung der Theologie W. E.s für die Gegenwart. Hrsg. v. Rudolf Keller u.a. Erlangen 2004. Elgard, Nikolaus, auch Elgardus, kath. Theologe, * 1547 Elcherait bei Arlon (Belgien), t 20.8.1587 Erfurt. E. studierte Philosophie in Löwen, Theologie in Trier und wurde von Erzbischof Jakob III. zu —»Eitz zum Studienabschluß an das Germanicum nach Rom geschickt, wo er bald an den Beratungen über die Neugestaltung des Kollegs teilnahm. Zum Kanonikus von St. Moritz bei Augsburg ernannt, visitierte er 1573 das Bistum Augsburg unter Kardinal Otto —»Truchseß von Waldburg, im folgenden Jahr im Auftrag Papst Gregors XIII. Franken, Fulda sowie das Eichsfeld. 1574/75 bereiste er mit der Aufgabe, kath. Reformen durchzuführen und Jesuitenkollegien einzurichten, als selbständiger päpstlicher Gesandter das Eichsfeld, Fulda, Bamberg, Würzburg, Halberstadt und Magdeburg. 1578 wurde er zum Weihbischof von Erfurt bestellt. LITERATUR: VD 16, E 942. - Lorenz Drehmann: Der Weihbischof N. E. Eine Gestalt der Gegenreformation. Leipzig 1958. - Anton Ph. Bruck: E., N. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 439. - Christian Grebner: Kaspar Gropper (1514 bis 1594) und N. E. (ca. 1538 bis 1587). Biographie und Reformtätigkeit. Ein Beitrag zur Kirchenreform in Franken und im Rheinland in den Jahren 1573 bis 1576. Münster 1982. Ders.: Der Mainzer Weihbischof N. E. (um 1538-1587). Ein Vertreter der katholischen Kirchenreform des 16. Jahrhunderts. In: Weihbischöfe und Stifte. Hrsg. v. Friedhelm Jürgensmeier. Frankfurt/Main 1995, S. 122-129. - Friedhelm Jürgensmeier: E., N. In: Gatz, Bischöfe (1448-1648), 1996, S. 150 f. Elger, Graf zu Hohnstein, auch Hohenstein, Dominikaner, * um 1180 Grafschaft Hohenstein (?), t 14.10.1242 Frankfurt/Main. E. war Kanonikus in Magdeburg und Propst in Goslar, als Prediger und Organisator bekannt und lernte in Paris —»Jordan von Sachsen kennen, auf dessen Anregung hin er 1228/29 in den Dominikanerorden eintrat. Von seiner Kongregation in die Heimat entsandt, begründete er das Dominikanerkloster in Erfurt, das zu einem der Hauptkonvente der sächsischen Ordensprovinz wurde, und stand ihm als Prior vor. 1236 erhielt er von Landgraf Heinrich Raspe von Thüringen in Eisenach eine Kirche und einen Bauplatz für ein Kloster, dessen erster Prior E. ebenfalls wurde. Als

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Beichtvater des Landgrafen übte er politischen Einfluß aus. LITERATUR: Paul-Gundolf Gieraths: H., E. Graf zu. In: NDB, Bd. 9, 1972, S. 509 f. Elieser ben Natan, Talmudgelehrter, * um 1090, t um 1170. E. studierte in Mainz, kehrte nach Reisen vor allem durch die slawischen Länder dorthin zurück und wurde Mitglied des rabbinischen Gerichts. Sein überliefertes Hauptwerk Sefer ha-Raban, auch unter dem Titel Eben ha-Eser geläufig, ist das erste vollständig erhaltene Buch der deutschen Juden. Es enthält halachische Abhandlungen und Responsen in talmudischer Folge, Kommentare zu Bräuchen, liturgische Stücke und Korrespondenzen und ist damit ein wichtiges Quellenwerk zur Lebensweise der Juden im 12. Jahrhundert. Eliland, Graf von Antdorf, Abt von Benediktbeuern, f nach 808. E. entstammte der legendären Überlieferung nach der Adelssippe der Huosi. Zusammen mit seinen Brüdern, den Grafen von Antdorf, Lantfried und Waldram, stiftete er neben Benediktbeuern (um 739/40) die Klöster Wessobrunn, Schlehdorf, Sandau, Kochel und Polling. Nach Lantfried und Waldram war E. der dritte Abt von Benediktbeuern. Er soll freundschaftliche Beziehungen zu Karl dem Großen unterhalten haben, der der Abtei eine Abschrift der Benediktinerregeln und die große Reliquie vom rechten Arm des hl. Benedikt, eine Bibel sowie zwei Bände Homilien überbringen ließ. Elisabeth, Herzogin von Braunschweig-Lüneburg, auch E. von Münden, * 24.8.1510 Berlin (?), t 25.5. 1558 Ilmenau (Thüringen). Die Tochter des Kurfürsten Joachim I. von Brandenburg und der Elisabeth von Dänemark heiratete 1825 den Herzog Erich I. von Braunschweig-Lüneburg (Calenberg). Seit 1538 trat E. für die Lehre —» Luthers ein und führte nach dem Tod ihres Mannes 1540 als Vormund ihres noch unmündigen Sohnes Erich II. mit Hilfe von Antonius —»Corvinus seit 1542 ihr Land der Reformation zu. Nach der Übernahme der Herrschaft durch Erich II. 1545 und dessen Übertritt zum kath. Glauben widersetzte sich E. Erichs Rekatholisierungspolitik und geriet in Konflikt mit ihrem Sohn. Aus Münden vertrieben, lebte sie in Hannover und seit 1555 mit ihrem zweiten Mann, einem Grafen von Henneberg, in Ilmenau. Neben ihrem politischen Wirken entfaltete E. eine religiöse, karitative und schriftstellerische Tätigkeit; sie schrieb Erbauungsliteratur für Eheleute, Witwen und Verfolgte, Lieder sowie ein Regierungshandbuch für meinen Sohn Erich (1545, hrsg. von Paul -»Tschackert, 1898). WEITERE WERKE: Mandat, in ihrem Fürstenthumb Gottes Wort aufzurichten. o.O. 1542. - Ein christlicher Sendbrief an alle Untertanen. Hannover 1545. - Etliche schöne Gebet und Trostsprüche durch eine hohe fürstliche Person aus der heiligen Schrift gezogen. Königsberg 1551. - Eine Anzeigung und Trost aus Goettlicher Schrift gezigen, wo von Witwen gehandelt wird. o.O. 1556. - Der Widwen Handbüchlein. Leipzig 1598. - E. von Braunschweig-Lüneburg und Albrecht von Preußen. Ein Fürstenbriefwechsel der Reformationszeit. Hrsg. v. Ingeborg Mengel. Göttingen u.a. 1954. LITERATUR: VD 16, E 1012. - Paul Tschackert: E. von Münden (gest. 1558), ihr Lebensgang und ihre Werke. Berlin 1899. - Adolf Brenneke: Die politischen Einflüsse auf das Reformationswerk der Herzogin E. im Fürstentum Calenberg-Göttingen. In: Zeitschrift der Gesellschaft für niedersächsische Kirchengeschichte 1 (1924) S. 104-145. - Ingeborg Klettke-Mengel: E. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 443 f. Inge Mager: E. von Braunschweig - Sidonie von Sachsen. Zwei Frauenschicksale im Kontext der Reformation

Elisabeth von C a l e n b e r g - G ö t t i n g e n . In: 4 5 0 J a h r e R e f o r m a t i o n i m C a lenberger L a n d . F e s t s c h r i f t z u m J u b i l ä u m im J a h r 1992. Hrsg. vom Evangelisch-lutherischen Kirchenkreis LaatzenPattensen. L a a t z e n 1992, S. 23-52. - R o l a n d H. B a i n t o n : F r a u e n der R e f o r m a t i o n . G ü t e r s l o h 3 1 9 9 6 , S. 134-160. M a r t i n H . J u n g : E . v. B.-L. In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 1221.

Elisabeth, Pfalzgräfin bei R h e i n , Fürstäbtissin v o n Herford, * 26. 11. 1618 H e i d e l b e r g , t 8 . 2 . 1680 H e r f o r d . D i e älteste T o c h t e r Friedrichs V . von der P f a l z , d e s s o g e n a n n t e n „ W i n t e r k ö n i g s " , lebte 1627-50 im Exil in den N i e d e r l a n d e n und w u r d e zu einer der gebildetsten Frauen ihrer Zeit e r z o g e n . Seit 1539 stand sie mit A n n a M a r i a von —» S c h u r m a n n in K o n t a k t . 1640 w u r d e sie Schülerin von R e n é D e s c a r t e s , der ihr 1644 seine Principia philosophiae w i d m e t e . Seit 1650 hielt sich E. u. a. in H e i d e l b e r g und K a s sel auf, lernte d i e W e r k e d e s r e f o r m i e r t e n T h e o l o g e n J o h a n nes —>Coccejus k e n n e n und studierte d i e Bibel. N a c h d e m sie m e h r f a c h Heiraten, u. a. mit K ö n i g W l a d i s l a w I V . von P o l e n , a u s g e s c h l a g e n hatte, w u r d e sie auf B e t r e i b e n ihres Vetters, des K u r f ü r s t e n Friedrich W i l h e l m von B r a n d e n b u r g , 1661 zur K o a d j u t o r i n d e r Äbtissin der luth. Freien R e i c h s abtei H e r f o r d g e w ä h l t und 1667 als d e r e n N a c h f o l g e r i n inthronisiert. U n t e r der toleranten R e g i e r u n g E.s, die den in H o l l a n d v e r f o l g t e n L a b a d i s t e n Z u f l u c h t g e w ä h r t e und d i e Q u ä k e r William P e n n u n d R o b e r t B a r c l a y als G ä s t e bei sich a u f n a h m , w u r d e H e r f o r d zu e i n e m kulturellen Z e n t r u m im D e u t s c h e n R e i c h . In d e n letzten L e b e n s j a h r e n stand sie u. a. mit G o t t f r i e d W i l h e l m —> L e i b n i z in B r i e f w e c h s e l . LITERATUR: R e n é Descartes: Lettres sur la m o r a l e , corres p o n d a n c e a v e c la p r i n c e s s e E., C h a n u t et la reine C h r i stine. P a r i s 1935. N e u a u s g . Paris 1955. - M a r g u e r i t e N e e l : D e s c a r t e s et la p r i n c e s s e E. Paris 1946. - Peter F u c h s : E. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 4 4 7 f. - B u r k h a r d N e u m a n n : Ε. ν. H . In: L T h K \ B d . 3, 1995, Sp. 6 0 1 . - J o h a n n e s Wallm a n n : L a b a d i s m u s u n d P i e t i s m u s . In: Ders. (Hrsg.): T h e o logie und F r ö m m i g k e i t i m Zeitalter des B a r o c k . T ü b i n g e n 1995, S. 171-96. - Veronika A l b r e c h t - B i r k n e r : E. v. H. In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 1221 f. Elisabeth,

Prinzessin von Hessen und bei Rhein, * 1 8 . 6 . 1815 Berlin, t 2 1 . 3 . 1 8 8 5 D a r m s t a d t . E., d i e d e m preuß. K ö n i g s h a u s e n t s t a m m t e , zeigte schon f r ü h e i n e a u s g e p r ä g t e H i l f s b e r e i t s c h a f t f ü r A r m e und K r a n k e . N a c h ihrer Heirat mit Prinz Karl von H e s s e n und bei R h e i n 1836 w i d m e t e sie sich karitativen T ä t i g k e i t e n und g r ü n d e t e e i n e R e i h e von W o h l f a h r t s e i n r i c h t u n g e n . D e r e n b e d e u t e n d ste w a r d a s 1858 g e g r ü n d e t e D i a k o n i s s e n m u t t e r h a u s Elisab e t h e n s t i f t in D a r m s t a d t . E. b e g r ü n d e t e die I n n e r e M i s s i o n und d i e w e i b l i c h e D i a k o n i e in H e s s e n . LITERATUR: L u d w i g C l e m m : E . In: N D B , B d . 4, 1959, S. 4 4 4 f.

Elisabeth,

L a n d g r ä f i n von Thüringen, * 1207 U n g a r n , t 16. / 17. 11. 1231 M a r b u r g . E., T o c h t e r K ö n i g A n d r e a s ' II. von U n g a r n und seiner G e m a h l i n G e r t r u d a u s d e m H o c h a d e l s g e s c h l e c h t der A n d e c h s - M e r a n i e r , w u r d e 1211 im Z u s a m m e n h a n g einer p r o s t a u f i s c h e n F ü r s t e n k o a l i t i o n g e g e n d e n w e i f i s c h e n Kaiser O t t o I V . mit d e m ältesten S o h n L a n d g r a f H e r m a n n s I. von T h ü r i n g e n , L u d w i g , verlobt. A u s ihrer 1221 mit L u d w i g I V . g e s c h l o s s e n e n E h e g i n g e n drei K i n d e r hervor: Herm a n n ( 1 2 2 2 - 1 2 4 1 ; 1238 L a n d g r a f von T h ü r i n g e n ) , S o p h i e von B r a b a n t ( 1 2 2 4 - 1 2 8 4 ) u n d —> G e r t r u d von A l t e n b e r g ( 1 2 2 7 - 1 2 9 7 ) . Bereits als L a n d g r ä f i n w a n d t e sich E. d e n Zielen der von B e l g i e n und d e n R h e i n l a n d e n a u s g e h e n d e n religiösen F r a u e n b e w e g u n g ( B e g i n e n ) zu und Schloß sich den 1224 n a c h T h ü r i n g e n g e l a n g t e n F r a n z i s k a n e r n an. Von ihrem M a n n n a c h d r ü c k l i c h unterstützt, s u c h t e sie, o f t i m Konflikt mit ihrer h ö f i s c h e n U m w e l t und ihren f ü r s t l i c h e n

Pflichten, d a s Ideal r a d i k a l e r C h r i s t u s n a c h f o l g e in Selbstern i e d r i g u n g , D e m u t , N ä c h s t e n l i e b e und H i n w e n d u n g zu den A r m e n zu v e r w i r k l i c h e n . W ä h r e n d der g r o ß e n H u n g e r s n o t 1226 versorgte sie d i e n o t l e i d e n d e B e v ö l k e r u n g in spekt a k u l ä r e r W e i s e aus d e n landgräflichen K o r n k a m m e r n . Im S t r e b e n n a c h h ö c h s t e r V o l l k o m m e n h e i t vertraute sie sich n o c h zu Lebzeiten ihres M a n n e s 1226 als B e i c h t v a t e r u n d S e e l e n f ü h r e r d e m K r e u z z u g s p r e d i g e r u n d späteren Ketzerv e r f o l g e r —> K o n r a d von M a r b u r g an, d e r g l e i c h f a l l s d e r religiösen A r m u t s b e w e g u n g n a h e s t a n d . Als L u d w i g IV. a m 1 1 . 9 . 1227 auf d e m K r e u z z u g starb und E. v o m landgräflic h e n H o f vertrieben und ihrer W i t w e n g ü t e r beraubt w u r d e , sorgte K o n r a d in p ä p s t l i c h e m A u f t r a g f ü r ihre finanzielle A b findung und v e r a n l a ß t e ihre Ü b e r s i e d l u n g in d a s landgräflic h e M a r b u r g . Hier errichtete E. 1228 unter seiner L e i t u n g ein d e m hl. F r a n z i s k u s g e w e i h t e s Hospital, in d e m sie im D i e n s t an d e n A r m e n u n d K r a n k e n w i r k t e und o h n e A n b i n d u n g an einen O r d e n ein L e b e n im geistlichen Stand als „ S c h w e s t e r der W e l t " in F ü r s o r g e f ü r d i e E l e n d e n und A u s s ä t z i g e n in freiwilliger Armut, Handarbeit zum Lebensunterhalt, Askese und K o n t e m p l a t i o n f ü h r t e . Bereits zu ihren L e b z e i t e n i m R u f der Heiligkeit stehend und als „ M u t t e r der A r m e n " verehrt, setzte s o f o r t n a c h ihrem f r ü h e n Tod e i n e rasch a u s g r e i f e n d e , von K o n r a d von M a r b u r g gezielt f ü r seinen K e t z e r k a m p f eingesetzte volksf r o m m e H e i l i g e n v e r e h r u n g ein. E. w a r d i e erste A n g e h ö r i g e d e s e u r o p ä i s c h e n H o c h a d e l s , die sich d e n von vielen F r a u e n ihrer Zeit g e t r a g e n e n n e u e n religiösen B e w e g u n g e n a n s c h l o ß und d e r e n A r m u t s i d e a l in e i g e n e r P e r s o n verwirklichte. Als k ö n i g l i c h e Heilige, d i e w i e k e i n e a n d e r e d e n n e u e n H e i l i g e n typ des 13. Jh. v e r k ö r p e r t e , w u r d e sie d a n k des Z u s a m m e n w i r k e n s d e r t h ü r i n g i s c h e n L a n d g r a f e n , des D e u t s c h e n Ord e n s , d e m d i e L a n d g r a f e n 1234 das M a r b u r g e r Hospital m i t d e m E l i s a b e t h - G r a b ü b e r t r a g e n hatten, K a i s e r Friedrichs II. und d e r K u r i e a m 2 7 . 5 . 1 2 3 5 von Papst G r e g o r IX. heil i g g e s p r o c h e n . W ä h r e n d M a r b u r g , w o der D e u t s c h e O r d e n über i h r e m G r a b e i n e g r o ß e Wallfahrts- und O r d e n s k i r c h e errichtete, b i n n e n K ü r z e zu e i n e m der g r o ß e n m i t t e l e u r o p ä ischen Pilgerziele aufstieg, w u r d e der H e i l i g e n k u l t E.s von ihrer w e i t g e s p a n n t e n F a m i l i e , v o m D e u t s c h e n O r d e n , dessen z w e i t e Patronin sie z e i t w e i s e war, und vor a l l e m von den Bettelorden und den ihnen n a h e s t e h e n d e n F r a u e n k r e i sen in weiten Teilen E u r o p a s propagiert. N o c h im 13. Jh. stieg E. zu einer der beliebtesten w e i b l i c h e n Heiligen auf; im 1 4 . / 1 5 . Jh. n a h m ihr K u l t d u r c h ihre Verehrung als Patronin zahlreicher städtischer und O r d e n s h o s p i t ä l e r noch weiter zu. N a c h R ü c k s c h l ä g e n i n f o l g e der R e f o r m a t i o n setzte i m 19. Jh. e i n e W i e d e r b e l e b u n g ihrer H e i l i g e n v e r e h r u n g z . T . mit stark v o l k s t ü m l i c h e n Z ü g e n ( R o s e n w u n d e r ) ein. LITERATUR: Ortrud R e b e r : D i e G e s t a l t u n g des K u l t e s w e i b licher Heiliger im Spätmittelalter. Diss. W ü r z b u r g 1963. S a n k t E. Fürstin - Dienerin - Heilige. S i g m a r i n g e n 1981. E r i k a D i n k l e r - v o n S c h u b e r t : E. v. T . In: T R E , B d . 9, 1982, S. 5 1 3 - 5 2 0 . - K a s p a r E l m : E. v. T . Persönlichkeit, Werk u n d W i r k u n g ( M a r b u r g e r Universitätsreden 3). M a r b u r g 1982. - M a t t h i a s W e r n e r : E. v. T . In: L e x M A , Bd. 3, 1986, Sp. 1838-1842. - Ders.: M a t e r H a s s i a e - Flos U n g a riae - Gloria Teutoniae. Politik und H e i l i g e n v e r e h r u n g i m N a c h l e b e n d e r hl. E. v. T . In: Politik und H e i l i g e n v e r e h r u n g im H o c h m i t t e l a l t e r . Hrsg. v. Jürgen P e t e r s o h n . S i g m a r i n g e n 1994, S. 4 4 9 - 5 4 0 . - M a t t h i a s W e b e r : E. v. T . In: L T h K 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 6 0 2 f. - N o r b e r t O h l e r : E . v. T . In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 1222 f. Matthias Werner

Elisabeth

von R e u t e , eigentl. E l i s a b e t h - M a r i a A c h l e r , M y s t i k e r i n , * 2 5 . 1 1 . 1386 R e u t e bei W a l d s e e ( W ü r t t e m berg), t 2 5 . 1 1 . 1420 R e u t e bei W a l d s e e ( W ü r t t e m b e r g ) . D i e T o c h t e r eines L e i n w e b e r s stand f r ü h unter d e m E i n f l u ß d e s A u g u s t i n e r c h o r h e r r e n K o n r a d K ü g e l i n und w u r d e Tertiarin des F r a n z i s k a n e r o r d e n s . Sie lebte seit 1403 in der

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Elisabeth K l a u s e R e u t e , hatte Visionen und trug die S t i g m a t a . E., d i e „ g u t e B e t h " g e n a n n t , w a r die Erzieherin d e r —> U r s u l a Haider, der späteren Äbtissin d e s F r a n z i s k a n e r o r d e n s in Villingen. 1421 schrieb Kiigelin ihre Vita, eines der letzten Z e u g n i s s e mittelalterlicher M y s t i k . 1766 w u r d e E . seligg e s p r o c h e n . Ihre Verehrung d a u e r t in O b e r s c h w a b e n bis in d i e G e g e n w a r t an. In ihrer G r a b s t ä t t e , der W a l l f a h r t s k i r c h e in R e u t e , befinden sich F r e s k e n zu i h r e m L e b e n . LITERATUR: W e r n e r W i l l i a m s - K r a p p : F r a u e n m y s t i k und Ord e n s r e f o r m im 15. J a h r h u n d e r t s . In: Literarische Interessenbildung im Mittelalter. H r s g . v. J o a c h i m Heinzle. Stuttgart 1993, S. 3 0 1 - 3 1 3 . - S i e g f r i e d R i n g l e r : E. v. R. In: L T h K \ B d . 3, 1995, Sp. 601 f. E l i s a b e t h von S c h ö n a u , B e n e d i k t i n e r i n , M y s t i k e r i n , * u m 1129, t 1 8 . 6 . 1 1 6 4 Kloster S c h ö n a u (Kr. St. G o a r s hausen). A u s a d l i g e m r h e i n i s c h e n G e s c h l e c h t s t a m m e n d , trat E. mit zwölf J a h r e n in d a s D o p p e l k l o s t e r S c h ö n a u ein und legte dort 1147 die P r o f e ß a b . Von 1157 bis zu ihrem T o d stand sie als M e i s t e r i n der F r a u e n g e m e i n s c h a f t vor. E i n e s c h w e r e k ö r p e r liche und seelische Krise löste 1152 bei E. e i n e R e i h e von Visionen und E k s t a s e n aus, die von d a an i m m e r w i e d e r k e h r ten. U n t e r d e r geistigen F ü h r u n g ihres B r u d e r s - » Ekbert, d e r 1155 e b e n f a l l s in das Kloster S c h ö n a u eintrat, n a h m e n E.s Visionen z u n e h m e n d d e n C h a r a k t e r von A n t w o r t e n auf allg e m e i n e und kirchlich-religiöse Z e i t f r a g e n an. Sie w u r d e n von E k b e r t schriftlich niedergelegt. Vor a l l e m ihre p h a n t a stischen O f f e n b a r u n g e n ü b e r die hl. Ursula und d i e 11 0 0 0 J u n g f r a u e n ( R e v e l a t i o n e s de sacro exercitu virginum Coloniensium, 1156/57) entfalteten eine große Breitenwirkung im mittelalterlichen E u r o p a . N a c h i h r e m Tod w u r d e E. in S c h ö n a u als H e i l i g e verehrt u n d 1584 in das M a r t y r i u m R o m a n u m a u f g e n o m m e n . A l l e r d i n g s f a n d e n ihre Visionen nie offizielle A n e r k e n n u n g d u r c h d i e Kirche. AUSGABEN: D i e Visionen der heiligen E . v. S. Hrsg. v. Friedrich W i l h e l m Emil R o t h . B r ü n n 1884, 2 1 8 8 6 (Lit.). D a s G e b e t b u c h d e r heiligen E. v. S. Hrsg. v. Friedrich Wilh e l m Emil Roth. A u g s b u r g 1886. LITERATUR: G e r t r u d J a r o n L e w i s : B i b l i o g r a p h i e zur d e u t s c h e n F r a u e n m y s t i k des Mittelalters. Berlin 1989, S. 146-158. - Kurt Köster: E. v. S. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 4 5 2 f. - S c h ö n a u e r E l i s a b e t h - J u b i l ä u m 1965. F e s t s c h r i f t anläßlich d e s 800jährigen T o d e s t a g e s . Kloster S c h ö n a u 1965. - K u r t Köster: E. v. S. In: V L 2 , Bd. 2, 1980, Sp. 4 8 8 - 4 9 4 . - P e t e r D i n z e l b a c h e r : E. v. S. In: L e x M A , B d . 3, 1986, S p . 1842. f. - Ders.: D i e O f f e n b a r u n g e n d e r hl. E. v. S. Bilderwelt, E r l e b n i s w e i s e u n d Z e i t t y p i s c h e s . In: Studien und M i t t e i l u n g e n zur G e s c h i c h t e d e s B e n e d i k t i n e r o r d e n s 9 7 ( 1 9 8 6 ) S. 4 6 2 - 4 8 2 . - A n n e L. Clark: E. of S. A t w e l f t h - c e n t u r y visionary. P h i l a d e l p h i a 1992. - K u r t R u h : G e s c h i c h t e d e r a b e n d l ä n d i s c h e n M y s t i k . B d . 2, M ü n c h e n 1993, S. 6 3 - 8 0 . - G a b r i e l e L a u t e n s c h l ä g e r : E. v. S. In: L T h K \ Bd. 3, 1995, S p . 602. - M a r i e - L u i s e E h r e n s c h w e n d t ner: E. v. S. In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 1222. E i l e n b o g , N i k o l a u s , auch C u b i t u s , C u b i t e n s i s , B e n e d i k tiner, H u m a n i s t , * 1 8 . 3 . 1481 B i b e r a c h ( W ü r t t e m b e r g ) , t 6 . 6 . 1 5 4 3 Ottobeuren. E. trat n a c h d e m P h i l o s o p h i e - und M e d i z i n s t u d i u m an d e n U n i v e r s i t ä t e n H e i d e l b e r g ( 1 4 9 7 ) , K r a k a u ( 1 5 0 1 ) und M o n t pellier ( 1 5 0 2 / 0 3 ) 1504 in d e n B e n e d i k t i n e r o r d e n ein und w u r d e 1506 z u m Priester g e w e i h t . Er hatte im Kloster O t t o b e u r e n v e r s c h i e d e n e Ä m t e r inne (Prior, Ö k o n o m , N o v i z e n meister), leitete seit 1509 die K l o s t e r d r u c k e r e i und g r ü n d e t e 1543 die nur kurz b e s t e h e n d e U n i v . der s c h w ä b i s c h e n B e n e diktinerabteien. E., ü b e r z e u g t e r H u m a n i s t , f ü h r t e mit zahlr e i c h e n G e l e h r t e n einen a u s f ü h r l i c h e n B r i e f w e c h s e l , u. a. mit —»Erasmus von R o t t e r d a m , C o n r a d —»Peutinger, J o h a n n e s

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—»Reuchlin, J o h a n n e s —>Eck, J a k o b —»Locher, w a r ents c h i e d e n e r G e g n e r d e r R e f o r m a t i o n und p o l e m i s i e r t e g e g e n —»Zwingli und J o h a n n e s —> O e k o l a m p a d . WERKE: P a s s i o Septem f r a t r u m filiorum S. F o e l i d t a t i s . Translatio S. A l e x a n d r i . P a s s i o S. T h e o d o r i M a r t y r i s . O t t o b e u r e n 1511. - B r i e f w e c h s e l . H r s g . v. A n d r e a s B i g e l m a i r und Friedrich Z o e p f l . M ü n s t e r 1938. LITERATUR: V D 16, E 1015-1017. - L u d w i g Geiger: N . E „ ein H u m a n i s t und T h e o l o g e d e s 16. J a h r h u n d e r t s . W i e n 1870. - Karl S c h o t t e n l o h e r : D e r B e n e d i k t i n e r und H u m a nist N . E. in O t t o b e u r e n und sein B r i e f w e c h s e l ( 1 5 0 4 - 1 5 4 3 ) . In: Z e i t s c h r i f t f ü r b a y e r i s c h e L a n d e s g e s c h i c h t e 11 ( 1 9 3 8 ) S. 4 6 8 ff. - A n d r e a s B i g e l m a i r : N. E. In: L e b e n s b i l d e r a u s d e m B a y e r i s c h e n S c h w a b e n . B d . 5. H r s g . v. G ö t z Frh. von Pölnitz. M ü n c h e n 1956, S. 112-139. - Friedrich Z o e p f l : E., N . In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 4 5 4 . - H e r i b e r t S m o l i n s k y : E., N . In: L T h K \ Bd. 3, 1995, S p . 6 0 6 f. E l l e n h a r d , B i s c h o f von Freising, t 1 1 . 3 . 1078. E. e n t s t a m m t e v e r m u t l i c h e i n e m sich später „von T i r o l " n e n n e n d e n G r a f e n h a u s und e m p f i n g 1025 d i e B i s c h o f s w e i h e . E r f ü h r t e i m Stift St. A n d r ä in Freising K a n o n i k e r ein u n d dotierte d a s Stift mit G ü t e r n , P a r a m e n t e n u n d H a n d s c h r i f ten. E i n i g e H a n d s c h r i f t e n e n t s t a n d e n n a c h w e i s l i c h auf s e i n e V e r a n l a s s u n g hin oder w u r d e n von i h m f ü r die F r e i s i n g e r B i b l i o t h e k e r w o r b e n . E. w a r i m Investiturstreit A n h ä n g e r H e i n r i c h s IV., g e h ö r t e zu d e n 2 6 B i s c h ö f e n , die den A b sagebrief ( 1 0 7 6 ) an P a p s t G r e g o r VII. u n t e r z e i c h n e t e n und w u r d e von H e i n r i c h I V . mit B e s i t z u n g e n in N i e d e r ö s t e r r e i c h beschenkt. LITERATUR: T h e o d o r Bitterauf: D i e Traditionen des H o c h stifts Freising. Bd. 2. M ü n c h e n 1909, S. 3 1 2 - 3 2 3 . - J o h a n n a A u t e n r i e t h : E. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 4 5 4 f. - W i l h e l m S t ö r m e r : E. In: L e x M A , B d . 3, 1986, Sp. 1847. E l l e r , Elias, F a b r i k a n t , G r ü n d e r d e r R o n s d o r f e r Sekte, * 3 0 . 6 . 1690 E l b e r f e l d (heute zu W u p p e r t a l ) , t 1 6 . 5 . 1 7 5 0 R o n s d o r f ( h e u t e zu W u p p e r t a l ) . E., Sohn eines K a u f m a n n s , e r l e r n t e z u n ä c h s t die Florettb a n d w i r k e r e i und w u r d e d a n n W e r k m e i s t e r der Florettbandf a b r i k B o l k h a u s in E l b e r f e l d , später durch E i n h e i r a t d e r e n M i t i n h a b e r . Er rief in E l b e r f e l d d i e p i e t i s t i s c h - t h e o s o p h i s c h e G e m e i n d e „ P h i l a d e l p h i s c h e S o c i e t ä t " ins L e b e n . Ihr g e h ö r t e a u c h E.s z w e i t e Frau A n n a v o m —» B ü c h e l an, die in T r a n c e v e r k ü n d e t e , d a ß d a s E h e p a a r E. a u s e r w ä h l t sei, d a s n e u e R e i c h Z i o n s zu g r ü n d e n und Eltern d e s w i e d e r g e b o r e n e n M e s s i a s zu w e r d e n . N a c h d e m Tod seines S o h n e s , des ang e k ü n d i g t e n M e s s i a s , und Konflikten mit der r e f o r m i e r t e n G e m e i n d e ging E. 1737 mit z u n ä c h s t f ü n f z i g E l b e r f e l d e r Familien n a c h R o n s d o r f und errichtete e i n e F l o r e t t b a n d f a b r i k s o w i e e i n e S i e d l u n g , d i e 1745 v o m p f ä l z i s c h e n K u r f ü r s t e n S t a d t r e c h t e erhielt. E. herrschte seit 1747 diktatorisch als B ü r g e r m e i s t e r , brachte der G e m e i n d e j e d o c h wirtschaftlic h e n A u f s c h w u n g . Erst n a c h E.s T o d trennte sich seine zionistische G e m e i n d e von der r e f o r m i e r t e n Kirche. LITERATUR: Karl W u l f r a t h : B ä n d e r a u s R o n s d o r f . 150 J a h r e J. H. v o m B a u r S o h n . W u p p e r t a l - R o n s d o r f 1955. - G e r h a r t W e r n e r : E., E. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 4 5 5 f. - E d m u n d Strunz: E. E. - S t a d t g r ü n d e r von R o n s d o r f . In: W u p p e r t a ler B i o g r a p h i e n . 2. Folge. W u p p e r t a l 1960, S. 2 4 - 4 4 . - Joh a n n F. G . G o e t e r s : D e r r e f o r m i e r t e P i e t i s m u s . In: M a r t i n B r e c h t u. a. (Hrsg.): G e s c h i c h t e d e s P i e t i s m u s . Bd. 2. Götting e n 1995, S. 4 1 1 - 4 1 9 . E l l i n g e r , A b t von T e g e r n s e e , * u m 9 7 5 / 8 0 , t 1 3 . 5 . 1056 Tegernsee (Oberbayern). A u s e i n e m B r i e f w e c h s e l mit s e i n e m L e h r e r —»Froumund wird ersichtlich, d a ß E. s e h r j u n g bereits M ö n c h in T e g e r n s e e (997) war. E r hielt sich zur weiteren A u s b i l d u n g in A u g s b u r g auf, w o er sich d e m K o p i e r e n mittelalterlicher A u t o ren w i d m e t e , und w a r 1012-16 in W ü r z b u r g ansässig. Z u m

Eisner B e s u c h K a i s e r —> H e i n r i c h s II. in B a m b e r g schrieb er zwei B e g r ü ß u n g s g e d i c h t e und w u r d e 1017 A b t von T e g e r n s e e . 1026 v e r m u t l i c h auf B e t r e i b e n d e s b e n a c h b a r t e n b a y e r i s c h e n A d e l s abgesetzt, w u r d e E. 1031 neuerlich als A b t bestätigt und mit d e r W i e d e r e r r i c h t u n g B e n e d i k t b e u e r n s betraut. Er w a r ein e r f o l g r e i c h e r Verwalter seines Klosters, legte u. a. ein S a l b u c h an und initiierte d e n T e g e r n s e e r R e f o r m k r e i s inn e r h a l b der K l o s t e r r e f o r m von G o r z e - C l u n y . E. lebte, 1041 auf B e t r e i b e n des F r e i s i n g e r B i s c h o f s w i e d e r u m a b g e s e t z t , bis zu s e i n e m Tod im Kloster T e g e r n s e e und w a r V e r f a s s e r einiger G e d i c h t e u n d B r i e f e . LITERATUR: B e r n h a r d S c h m e i d l e r : A b t E. von T e g e r n s e e . 1017-1026 und 1031-1041. U n t e r s u c h u n g e n zu seinen Brief e n u n d G e d i c h t e n i m c l m 19412 und zu den von i h m g e s c h r i e b e n e n H a n d s c h r i f t e n . M ü n c h e n 1938. N e u d r . A a len 1974. - Josef H e m m e r l e : E. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 4 5 7 . - F r a n z U n t e r k i r c h e r : Ε. v. T. In: V L 2 , Bd. 2, 1980, Sp. 5 0 4 - 5 0 8 . - A l o i s S c h m i d : E. In: L e x M A , B d . 3, 1986, Sp. 1848 f. E l l r o d , G e r m a n A u g u s t , a u c h Ellrodt, e v a n g . T h e o l o g e , Schriftsteller, * 2 2 . 9 . 1 7 0 9 B a y r e u t h , t 5 . 7 . 1760 B a y reuth. E. studierte in E r l a n g e n P h i l o s o p h i e , M a t h e m a t i k s o w i e T h e o l o g i e und w u r d e 1731 P r o f . d e r B e r e d s a m k e i t , Dichtkunst und P h y s i k a m G y m n a s i u m illustre in B a y r e u t h , 1740 Konsistorialrat. N a c h z w e i j ä h r i g e r L e h r t ä t i g k e i t als Prof. der T h e o l o g i e und P o e s i e an der A k a d e m i e B a y r e u t h w e c h s e l t e er, als die zur U n i v . e r h o b e n e A k a d e m i e n a c h Erlangen verlegt w u r d e , dort auf e i n e P r o f e s s u r f ü r K i r c h e n g e s c h i c h t e und w u r d e S u p e r i n t e n d e n t in E r l a n g e n . 1747 erhielt E . d a s A m t d e s O b e r h o f p r e d i g e r s in B a y r e u t h und w u r d e im f o l g e n d e n J a h r G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t , 1758 G y m n a s i a l d i r e k t o r . Er v e r ö f f e n t l i c h t e zahlreiche S c h r i f t e n zur klassischen P h i l o l o gie, d a r u n t e r De studio eloquentiae, nostra aetate florescente (1731). WEITERES WERK: B r a n d e n b u r g i s c h - B a y r e u t h i s c h e s sang- und G e b e t b u c h . B a y r e u t h 1750.

Ge-

Elmenhorst,

H i n r i c h , auch H e n r i c h , H e i n r i c h E., luth. T h e o l o g e , Dichter, Librettist, * 1 9 . 1 0 . 1 6 3 2 P a r c h i m (Mecklenburg), t 2 1 . 5 . 1 7 0 4 Hamburg. E. studierte seit 1650 in Jena, W i t t e n b e r g und L e i p z i g T h e o l o g i e , w u r d e d u r c h die luth. O r t h o d o x i e s o w i e d a s r e g e M u s i k l e b e n g e p r ä g t und wirkte seit 1660 als D i a k o n an St. Katharinen in H a m b u r g . 1673 w u r d e er A r c h i d i a kon, 1696 a u c h S e e l s o r g e r a m St.-Hiob-Spital. Als P r e d i g e r (Leidens- und Liebesmaß, 1682) trat E. d e n k u n s t f e i n d l i c h e n T e n d e n z e n d e s P i e t i s m u s e n t g e g e n und beteiligte sich an der G r ü n d u n g d e r H a m b u r g e r O p e r (1678), der ersten „ s t e h e n d e n " d e u t s c h e n O p e r . E. schrieb zahlreiche Libretti, d a r u n ter das Singspiel Orontes ( 1 6 7 8 ) und d i e geistliche O p e r Charitine (1681) und ü b e r 100 Lieder, d i e z u m g r ö ß t e n Teil J o h a n n W o l f g a n g F r a n c k vertonte. E . erreichte d i e W i e d e r e r ö f f n u n g d e r O p e r nach der v o r ü b e r g e h e n d e n S c h l i e ß u n g auf B e t r e i b e n pietistisch g e s i n n t e r Kreise, d a r u n t e r d e s P f a r rers A n t o n Reiser. WEITERE WERKE: G e i s t l i c h e Lieder. L ü n e b u r g 1700. Hrsg. v. Josef K r o m o l i c k i und W i l h e l m K r a b b e . L e i p z i g 1911. Neuaufl., hrsg. und kritisch revidiert von H a n s J o a c h i m M o ser. W i e s b a d e n / G r a z 1961. LITERATUR: V D 17. - R i c h a r d Klages: J o h a n n W o l f g a n g F r a n c k . Diss. H a m b u r g 1937. - H e l l m u t h Christian Wolff: D i e B a r o c k o p e r in H a m b u r g . W o l f e n b ü t t e l 1957. - K ä t e L o r e n z e n : E., H. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 4 6 1 . - A n e t t e G u s e : Z u einer P o e t o l o g i e der L i e b e in d e n T e x t b ü c h e r n der H a m b u r g e r O p e r ( 1 6 7 8 - 1 7 3 8 ) . E i n e F a l l s t u d i e zu H. E., Christian Friedrich H u n o l d und B a r t h o l d F e i n d . Diss. U n i v . K i n g s t o n .

N a c h d r . A n n A r b o r , M i c h i g a n 1999. - G e o r g e J. B u e l o w : E., H. In: N G r o v e D , Bd. 8, 2 2001, S. 157 f. - C h r i s t o p h Hust: E., H . In: M G G 2 P , Bd. 6, 2 0 0 1 , Sp. 2 8 1 - 2 8 3 .

Elsbeth von Oye, Dominikanerin, Mystikerin, * um 1290, t u m 1340. E. trat als S e c h s j ä h r i g e in d a s D o m i n i k a n e r i n n e n k l o s t e r O e t e n b a c h bei Z ü r i c h ein und blieb d o r t bis an ihr L e b e n s e n d e . E r h a l t e n ist ein A u t o g r a p h , in d e m sie ihre blutigen S e l b s t k a s t e i u n g e n und G e s p r ä c h e mit h i m m l i s c h e n P e r s o n e n schildert. E.s m y s t i s c h e Vorstellungen w a r e n g e p r ä g t v o m Blut- und W u n d e r g l a u b e n ; sie s u c h t e sie mit t h e o l o g i s c h e n S p e k u l a t i o n e n u n d d e m W o r t s c h a t z des zeitweilig i m Kloster p r e d i g e n d e n M e i s t e r —> E c k h a r t zu u n t e r m a u e r n . LITERATUR: P e t e r O c h s e n b e i n : D i e O f f e n b a r u n g e n E.s v. O. als D o k u m e n t leidensfixierter M y s t i k . In: A b e n d l ä n d i s c h e M y s t i k im Mittelalter. S y m p o s i o n Kloster E n g e l b e r g 1984. H r s g . v. Kurt R u h . Stuttgart 1986, S. 4 2 3 - 4 4 2 . - U t a S t ö r m e r - C a y s a : E n t r ü c k t e Welten. E i n f ü h r u n g in d i e mittelalterliche M y s t i k . L e i p z i g 1998, S. 152-155. - U w e Weig a n d : E. v. O . In: B B K L , B d . 2 1 , 2 0 0 3 , S p . 3 5 8 - 3 6 4 . E l s b e t h Stagel, D o m i n i k a n e r i n , M y s t i k e r i n , * u m 1300 Z ü r i c h , t u m 1360 T ö s s bei W i n t e r t h u r . D i e aus e i n e m v o r n e h m e n Z ü r c h e r B ü r g e r g e s c h l e c h t stamm e n d e T o c h t e r eines R a t s h e r r n trat in f r ü h e r J u g e n d in d a s D o m i n i k a n e r i n n e n k l o s t e r T ö s s bei W i n t e r t h u r ein, in d e m sie bis zu ihrem T o d lebte. E. gilt als A u t o r i n einer S a m m lung von geistlichen L e b e n s b e s c h r e i b u n g e n , G n a d e n e r l e b nissen und Visionsberichten ihrer M i t s c h w e s t e r n , d e s Tösser Schwesternbuchs, d a s noch im 17. Jh. a b g e s c h r i e b e n und h a n d s c h r i f t l i c h verbreitet w u r d e , s o w i e als „ H a g i o g r a p h i n " ihres S e e l s o r g e r s —> H e i n r i c h S e u s e . S i e soll i n s g e h e i m sein spirituelles L e b e n a u f g e z e i c h n e t und so d i e unter s e i n e m N a m e n l a u f e n d e Vita Seuses g e s c h a f f e n und z u d e m e i n e A u s w a h l a u s den an sie u n d ihre M i t s c h w e s t e r n gerichteten S e e l s o r g e b r i e f e n z u s a m m e n g e s t e l l t haben, auf die Seuses Brießüchlein z u r ü c k g e h t . W i e weit E. an d e r A b f a s s u n g beteiligt w a r , ist umstritten. LITERATUR: Walter M u s c h g : D i e M y s t i k in der S c h w e i z . 1200-1500. F r a u e n f e l d u . a . 1935. - Brigitta Stoll: D i e t h e o l o g i s c h e n D e n k f i g u r e n bei E. S. und ihren M i t s c h w e stern. In: D e n k m o d e l l e von F r a u e n im Mittelalter. Hrsg. v. B é a t r i c e A c k l i n Z i m m e r m a n n . Freiburg ( S c h w e i z ) 1994, S. 149-172. - A l o i s M . H a a s : S., E. In: V L 2 , B d . 9, 1995, S p . 2 1 9 - 2 2 5 . - H e r b e r t B a c k e s : S., E. In: L e x M A , Bd. 8, 1997, Sp. 3 8 f. - Peter D i n z e l b a c h e r : S., E. In: L T h K 3 , Bd. 9, 2 0 0 0 , Sp. 9 1 8 f. E i s n e r , B a r t h o l o m ä u s , luth. T h e o l o g e , Orientalist, * 1596 Erfurt, t 1 6 . 1 . 1 6 6 2 Erfurt. N a c h A b s c h l u ß seiner S t u d i e n (seit 1613) reiste E. m e h rere J a h r e d u r c h N o r d d e u t s c h l a n d , N o r w e g e n , D ä n e m a r k , H o l l a n d u n d E n g l a n d und w u r d e 1624 D i a k o n . Seit 1642 S e n i o r ministerii und Prof. der orientalischen S p r a c h e n in E r f u r t , w a r er 1645 s o w i e 1 6 4 8 / 4 9 R e k t o r und M i t a r b e i ter a m W e i m a r s c h e n B i b e l w e r k . E. v e r f a ß t e d i e p o p u l ä r e D o g m a t i k Der allersicherste Himmelsweg oder gründlicher Bericht von allen orthodoxen Artikeln der seligmachenden evangelischen Religion. LITERATUR: V D 17. - W a g e n m a n n : E „ B . In: A D B , B d . 6, 1878, S. 67. E i s n e r , J a k o b , r e f o r m i e r t e r T h e o l o g e , * M ä r z 1692 Saalfeld, t 8. 10. 1750 Berlin. D e r S o h n eines w o h l h a b e n d e n B ü r g e r s studierte in K ö n i g s berg orientalische S p r a c h e n . 1715-17 w a r er K o n r e k t o r an der r e f o r m i e r t e n S c h u l e in K ö n i g s b e r g s o w i e H a u s k a p l a n bei Graf A l e x a n d e r D o h n a zu Schlobitten. Er u n t e r n a h m seit 1715 e i n e S t u d i e n r e i s e n a c h D a n z i g , Berlin, K l e v e und

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Eltester Holland. 1720 wurde E. Prof. für Theologie und orientalische Sprachen am Gymnasium zu Lingen sowie Prediger der dortigen Reformierten. Aufgrund der von ihm herausgegebenen Observationes wurde er 1728 von der Univ. Utrecht zum Dr. theol. promoviert. Seit 1730 war Gymnasialrektor und -professor in Berlin und erhielt eine Stelle als Prediger. Später wurde er Konsistorialrat und Gymnasialinspektor. E. war Mitglied des reformierten Kirchendirektoriums von Berlin und seit 1742 Direktor der Klasse der schönen Wissenschaften an der Akademie der Wissenschaften. Er hinterließ Predigten und ein Werk über den zeitgenössischen Zustand der griechisch-orthodoxen Kirche. Eltester, Walther, evang. Theologe, * 18.4. 1899 Hohenlandin (Kr. Angermünde), t 4. 12. 1976 Tübingen. E. studierte an den Universitäten Jena und Berlin und war 1924-31 wissenschaftlicher Hilfsarbeiter der Preußischen Akademie der Wissenschaften, 1931-40 wissenschaftlicher Beamter sowie Prof. bei der Kirchenväterkommission. 1940-45 Dozent für Kirchengeschichte an der Univ. Berlin, wurde er dort 1945 a. o., 1947 o. Prof., ging 1949 als o. Prof. des Neuen Testaments und der alten Kirchengeschichte an die Univ. Marburg und lehrte seit 1955 in Tübingen Kirchengeschichte. E. war Mitherausgeber der „Zeitschrift für die Neutestamentliche Wissenschaft" und veröffentlichte Schriften zur Geschichte der altchristlichen Literatur (Aufsatzsammlung: Christentum und Gnosis, 1969). Eitz, Jakob III. zu, Kurfürst und Erzbischof von Trier, * 1510 Burg Eitz bei Cochem/Mosel, t 4.6.1581 Trier. E. war seit 1523 Domizellar am Dom zu Trier, studierte seit 1532 in Heidelberg, seit 1534 in Löwen und seit 1536 in Freiburg/Breisgau und wurde 1535 Domkapitular, 1547 Domdekan, 1550 Priester. 1559 verhinderte er einen Reformationsversuch des Kaspar —> Olevianus in der Stadt Trier. 1567 wurde E. zum Erzbischof von Trier gewählt und durchlief als einer der ersten deutschen Bischöfe den von Rom angeordneten Informationsprozeß. 1569 erfolgte in Koblenz seine Weihe zum Bischof. E. ließ eine Visitation der Diözese durchführen und dotierte 1570 das Trierer Jesuitengymnasium. E. erwarb 1576 die Fürstabtei Prüm. Er engagierte sich in der Rechtspflege und sorgte für Reformen in der Verwaltung. LITERATUR: Victor Conzemius: E., J. v. In: Rheinische Lebensbilder. Bd. 2, 1966, S. 93-108. - Ders.: J. III. In: NDB, Bd. 10, 1974, S. 316 f. - Wolfgang Seibrich: E„ J. v. In: Gatz, Bischöfe (1448-1648), 1996, 151-154. Eitz, Philipp Karl Frh. von, Erzbischof von Mainz, * 26. 10. 1665 Eitz bei Cochem/Mosel, t 21.3. 1743 Mainz. Der einem moselländischen Adelsgeschlecht entstammende E. studierte 1679-82 an der Univ. Trier, die ihm den Grad eines Magisters verlieh, und 1684-86 am Germanicum in Rom. Nach der Aufnahme in die Domkapitel von Mainz (1694) und Trier (1700) war er Regierungspräsident in Mainz. 1710 wurde er dort Domkantor und versah bis 1729 das Domarchidiakonat an St. Peter in Trier. Im Juni 1732 wurde E. zum Erzbischof und Kurfürsten von Mainz gewählt. Seine Amtszeit wurde von tiefgreifenden Konflikten überschattet, so dem Polnischen Thronfolgekrieg, der nicht zuletzt am Mittel- und Oberrhein ausgefochten wurde, einer Auseinandersetzung mit Hessen-Kassel um das sog. Freigericht bei Alzenau sowie vom Beginn des Österreichischen Erbfolgekriegs. Während des Interregnums 1740-42 rückte E. in den Mittelpunkt der Reichspolitik. Obgleich den Habsburgern loyal ergeben, mußte E. dem Druck der französischen Krone nachgeben und die Wahl des bayerischen Kurfürsten Karl Albrecht zum römisch-deutschen Kaiser mittragen. Bei Amtsantritt bereits 66jährig und von den genannten Konflikten beansprucht, konnte E. tiefgreifendere Reformen in

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der Verwaltung des Erzstiftes und der Mainzer Regierungsbehörden nicht durchsetzen. LITERATUR: Friedrich Wilhelm Emil Roth: Geschichte der Herren und Grafen zu Eitz, unter besonderer Berücksichtigung der Linie vom Goldenen Löwen zu Eitz. 2 Bde., Mainz 1889/90, S. 300-339. - Maria Kainrath: Die geistlichen Reichsfürsten im österreichischen Erbfolgestreit 1740-1746. Diss. Wien 1950, S. 40-44, 104-107. - Friedhelm Jürgensmeier: E. zu K., P. K. Reichsfrh. v. In: Gatz, Bischöfe (1648-1803), 1990, S. 91-93. - Heinz Durchardt: P. K. In: NDB, Bd. 20, 2001, S. 381 f. Elvenich, Peter Joseph, kath. Theologe, Philosoph, * 29.1.1796 Embken bei Zülpich (Bez. Aachen), t 16.6.1886 Breslau. Nach Abschluß des Theologie- und Philosophiestudiums an den Universitäten Münster und Bonn mit der Promotion (1812, De Fichtii idealismo, Neuausg. 1832) wurde E. 1821 in Koblenz Gymnasiallehrer und 1823 Privatdozent an der Univ. Bonn. 1826 erfolgte dort seine Berufung zum a. o. Prof. der Philosophie. 1829-43 war er o. Prof. in Breslau, leitete 1830-38 das Matthiasgymnasium und 1839-72 die Universitätsbibliothek. E. wurde als Verteidiger des Hermesianismus bekannt. Nach der Verurteilung der Schriften von Georg —» Hermes reiste er 1837 mit Johann Wilhelm Josef —» Braun nach Rom, wo er sich vergeblich um die Revision der päpstlichen Dekrete bemühte. Nach dem Vatikanischen Konzil von 1870 Schloß er sich den Altkatholiken an. E. veröffentlichte u.a. Die Moralphilosophie (2 Bde., 1830-33) und und Acta Hermesiana (1836, 2 1937). WEITERE W E R K E : V e r t e i d i g u n g s s c h r i f t . B r e s l a u

1839.

-

Der Hermesianismus und Johannes Perrone, sein römischer Gegner. Breslau 1844. - Die Beweise für das Dasein Gottes nach Cartesius. Breslau 1868. LITERATUR: Herman H. Schwedt: Das römische Urteil über Georg Hermes (1775-1831). Freiburg/Breisgau u.a. 1980. Ders.: E., P. J. In: LThK\ Bd. 3, 1995, Sp. 614. E m a n u e l , Isidor (Markus), kath. Theologe, Bischof von Speyer, * 7.10. 1905 Merzalben (Pfalz), t 30. 11.1991 Zweibrücken. E. war das jüngste von elf Kindern eines Druckereiarbeiters und studierte an der päpstlichen Univ. in Rom Theologie und Philosophie. 1927 wurde er zum Dr. phil. und nach der Priesterweihe 1930 im selben Jahr auch zum Dr. theol. promoviert. 1931 kehrte E. nach Deutschland zurück, wo er 1933 Dozent für Moraltheologie und Subregens am neueröffneten Priesterseminar in Maria Rosenberg wurde. Nach einer kurzen Tätigkeit als Arbeiterpfarrer war er 1941-50 Rektor des dortigen Diözesanexerzitienwerkes. 1950 kam er als Domkapitular nach Speyer und war 1952-68 Bischof. E.s Sorge galt der religiösen Erneuerung nach dem Krieg, der Aussöhnung zwischen Deutschland und Frankreich wie auch der umfassenden Renovierung des Speyerer Doms und dem Wiederaufbau zahlreicher zerstörter kirchlicher Stätten. WERKE: Psalter meiner frühen Jahre. Speyer 1967, 3 1973. Sieben Jahre im roten Talar. Römische Erinnerungen eines Germanikers. Speyer 1970. - Meine Bischofsjahre. Speyer 1974. - Aus meinem Dienst am Wort Gottes. Speyer 1984. LITERATUR: Ferdinand Schlickel: I. M. E. Bischof von Speyer (1953-1968). In: Lebensbilder der Bischöfe von Speyer seit der Wiedererrichtung des Bistums Speyer 1817/21. Hrsg. v. Hans Ammerich. Speyer 1992, S. 307-337. - Klaus Ganzer: E., I. In: LThK\ Bd. 3, 1995, Sp. 618 f. - Hans Ammerich: E., I. M. In; Gatz, Bischöfe (1945-2001), 2002, S. 519-521. Embricho, auch Embrico, Imbricon, Bischof von Würzburg, t 10. oder 11.11.1146 Aquileja. Aus edelfreiem, vermutlich rheinfränkischem Geschlecht stammend, wurde E. 1117 Propst am Marienstift in Erfurt,

Emser 1125 Kanzleivorstand König Lothars von Süpplingenburg und 1127 vermutlich auf Intervention des Königs zum Bischof von Würzburg gewählt. Als erster Inhaber dieses Amtes führte er auf Münzen den Titel „dux". Er errichtete das Würzburger Schottenkloster St. Jakob und ließ die erste steinerne Mainbrücke in Würzburg erbauen. Im Reich war er ein einflußreicher Berater König Konrads III. und nahm an vielen Reichstagen teil. 1145 reiste E. als Gesandter des Königs nach Byzanz, um die Hochzeit von dessen Schwägerin Bertha von Sulzbach mit Kaiser Manuel I. vorzubereiten. Auf der Heimreise ereilte ihn der Tod. Für die Literaturgeschichte erlangte er Bedeutung durch seine in zweisilbig gereimten leoninischen Versen abgefaßte Confessio Imbriconis episcopi Wirceburgensis, die gegen Ende seines Lebens entstand. LITERATUR: Alfred Wendehorst: E. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 474. - Peter Johanek: Die Frühzeit der Siegelurkunde im Bistum Würzburg. Würzburg 1967, bes. S. 198-217. - Alfred Wendehorst: E. In: Fränkische Lebensbilder. Bd. 2. Hrsg. v. Gerhard Pfeiffer. Würzburg 1968, S. 1-7. - Ders.: E. von Würzburg. In: VL 2 , Bd. 2, 1980, Sp. 517f. - Ders.: E. In: LexMA, Bd. 3, 1986, Sp. 1878. - Günther Wölfing: Die Urkunde des Bischofs E. von Würzburg für das Kloster Veßra vom 20. Oktober 1144. In: Jahrbuch des HennebergischFränkischen Geschichtsvereins 8 (1993) S. 59-93. - Lorenz Fries: Chronik der Bischöfe von Würzburg. 742-1495. Hrsg. v. Ulrich Wagner. Bd. 2: Von E. bis Albrecht III. von Hessberg. Würzburg 1993. - Alfred Wendehorst: E. In: L T h K \ Bd. 3, 1995, Sp. 622. E m i c h o , Bischof von Freising, * um 1245, t 23.7. 1311 Wien. E. war 1266 Propst des Stiftes St. Andrä in Freising und kandidierte 1279 erstmals für das Amt des Bischofs, in das er 1283 gewählt wurde. Aufgrund seiner verwandtschaftlichen Beziehungen zu den Grafen von Tirol und Görz und damit auch zu König Albrecht I. besaß er großen Einfluß in seiner Stellung als Reichsfürst. 1290, 1293 und 1297 vermittelte er in Streitigkeiten zwischen Österreich und Salzburg, unterstützte König Albrecht u.a. 1286 gegen Ungarn und nahm 1298 am Reichstag von Nürnberg teil. Seine territorialen Erwerbungen (u.a. Grafschaft Werdenfels 1294, Vogtei des Freisinger Domkapitels um 1300, Käufe in Niederösterreich und Krain) brachten ihn in Gegensatz zu den Wittelsbachern, die als Nachbarn den Ausbau seines Gebietes begrenzten. LITERATUR: Ernst Klebel: E. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 478. - Manfred Heim: E„ Wildgraf. In: Gatz, Bischöfe ( 1 1 9 8 - 1 4 4 8 ) , 2 0 0 1 , S. 193 ff.

E m m e r a m , auch Haimrham, * Aquitanien, f um 680 Helfendorf (Oberbayern). Einzige Quelle für das Leben E.s ist die Vita et passio Sancii Haimhrammi Martyris des Bischofs —>Arbeo von Freising (neu hrsg. von Bernhard Bischoff, 1953). Danach soll E. Bischof in Poitiers gewesen sein, bevor er nach 649 als Wanderprediger nach Bayern kam. Ob er von Herzog Theodo gezielt ins Land gerufen wurde oder, seines Amtes enthoben, auf dem Weg in die Verbannung war, ist ungeklärt. Es ist anzunehmen, daß sich E. in Regensburg neben der Seelsorge auch der bayerischen Kirchenorganisation widmete. Nach dreijähriger Tätigkeit soll E. eine Pilgerreise nach Rom geplant haben. Dazu kam es nicht; er wurde in Helfendorf bei Bad Aibling auf grausame Weise ermordet. Man geht heute davon aus, daß er das Opfer einer Hofintrige wurde. Die erste Grablege E.s war Aschheim; von hier aus wurde der Leichnam nach Regensburg gebracht und im Gefolge Theodos beigesetzt. Bischof —» Gaubald sprach E. um 740 heilig, und schon bald setzte eine starke liturgische Verehrung E.s

in Regensburg und in der Diözese München und Freising ein. LITERATUR: Ernst Klebel: E. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 482. Karl Bosl: Der „Adelsheilige" - Idealtypus und Wirklichkeit, Gesellschaft und Kultur im merowingischen zeitlichen Bayern des 7. und 8. Jahrhunderts. Gesellschaftsgeschichtliche Beiträge zu den Viten der bayerischen Stammesheiligen E., Rupert, Korbinian. In: Speculum Historiale. Hrsg. v. Clemens Bauer u.a. Freiburg 1965, S. 167-187. - Karl Babl: E. von Regensburg. Legende und Kult. Kallmünz 1973. Christine Rädlinger-Prömper/Susanne Stolz: E. In: LexMA, Bd. 3, 1986, Sp. 1888 f. - Lothar Kolmer: Die Hinrichtung des Hl. E. In: Studien und Quellen zur Geschichte Regensburgs. Regensburg 1987, S. 9-31. - Marianne Popp: Der heilige Bischof E. (2. Hälfte des 7. Jahrhunderts). In: Lebensbilder aus der Geschichte des Bistums Regensburg. Hrsg. v. Georg Schwaiger. 1. Teil. Regensburg 1989, S. 25-37. Alois Schmid: E. In: LThK 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 628 f. - Martina Hartmann: E. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 1258. E m m e r i c k , Anna Katharina, auch Emmerich, Augustinerin, * 8.9.1774 Flamschen (heute zu Coesfeld), t 9.2.1824 Dülmen (Westfalen). Zunächst in der Landarbeit, 1789-99 als Näherin und anschließend als Haushaltshilfe tätig, trat E., Tochter eines Webers und Kötters, 1802 in das Augustinerinnenkloster Agnetenberg in Dülmen ein. Nach der Aufhebung des Klosters 1811 wurde sie in die Wohnung des Abbé Lambert aufgenommen. Ihre 1813 bekanntgewordenen Wundmale (Christi) wurden in einer kirchlichen Untersuchung nachgewiesen, ihre Visionen vom Leben und Leiden Christi und Mariens zunächst nur bruchstückhaft wiedergegeben, seit 1818 von Clemens Brentano aufgezeichnet und literarisch verarbeitet (Das bittere Leiden unseres Herrn Jesu Christi, 1833; Leben der heiligen Jungfrau Maria, 1852). E. starb im Ruf der Heiligkeit. 1975 wurden ihre Gebeine in die Krypta der Heilig-Kreuz-Kirche in Dülmen umgebettet. 2004 wurde E. von Papst Paul Johannes II. seliggesprochen. LITERATUR: Winfried Hümpfner: E., A. K. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 483 f. - Clemens Engling u. a. (Hrsg.): A. K. E. Die Mystikerin des Münsterlandes. Dülmen 1991 (Lit.). E m s e r , Hieronymus, kath. Theologe, * 28.3.1478 Weidenstetten bei Ulm, t 8.11.1527 Dresden. Der aus vornehmem Geschlecht stammende E. war der heftigste literarische Gegner —» Luthers in der Frühzeit der Reformation. Nach dem Theologiestudium in Tübingen und Basel, wo er 1499 den Magister artium erwarb und zum Priester geweiht wurde, begleitete E. den Ablaßprediger Kardinal Raimund Peraudi auf seinen Reisen durch Deutschland. 1504 hielt er humanistische Vorlesungen in Erfurt, wo sich vermutlich auch Luther unter seinen Zuhörern befand. Zum Wintersemester 1504/05 wechselte E. nach Leipzig, wurde zum Baccalaureus der Theologie sowie zum Lizentiaten des kanonischen Rechts promoviert und nahm bald eine Stellung als Geheimsekretär und Hofkaplan des Herzogs —> Georg von Sachsen an. Hier kam E. in eine Atmosphäre humanistischer Kirchenkritik und Kirchenreform. Nach sechs Jahren verließ er den Dienst beim Herzog, mit dem er gleichwohl in Kontakt blieb. Als Begleiter Johannes —» Ecks nahm E. 1519 an der Leipziger Disputation teil und wurde zum erbitterten Gegner Luthers. In der Folgezeit tauschten die beiden Kontrahenten zahlreiche Streitschriften aus, die sich an polemischer Schärfe gegenseitig überboten. 1524 veröffentlichte E. eine umfangreiche Kritik der Bibelübersetzung Luthers. 1527 erschien seine im Auftrag des Herzogs von Sachsen entstandene Neuübertragung der Vulgata, die auf Luthers Arbeit basiert, diese jedoch im katholisch-dogmatischen Sinne verändert. Obgleich E. die Wertschätzung berühmter Zeitgenossen besaß, wie u. a. Briefe von Willibald und Charitas

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Endemann —» P i r c k h e i m e r an ihn belegen, blieb seine N a c h w i r k u n g begrenzt. LITERATUR: V D 16, E 1081-1140. - Heinrich G r i m m : E., H. In; N D B , B d . 4, 1959, S. 4 8 8 f. - Josef Steinruck: E., H. In: T R E , Bd. 9, 1982, S. 5 7 6 - 5 8 0 . - Heribert S m o l i n s k y : A u g u stin von Alveldt und H. E. M ü n s t e r 1983. - H e r m a n n Gelhaus: Der Streit u m L u t h e r s B i b e l v e r d e u t s c h u n g im 16. und 17. Jahrhundert. 2 Bde., T ü b i n g e n 1 9 8 9 / 9 0 . - Heribert S m o linsky: E., H. In: LThK 3 , B d . 3, 1995, Sp. 637. - H e l l m u t Z s c h o c h : E., H. In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 1271.

Endemann,

Samuel, reformierter Theologe, * 18.3.1727 Carlsdorf (heute zu H o f g e i s m a r , Hessen), t 3 1 . 5 . 1 7 8 9 Hanau. E. war Schüler von Daniel —> W y t t e n b a c h in M a r b u r g , später Prediger in Jesberg und seit 1753 G y m n a s i a l p r o f e s s o r , K o n sistorialrat, Kirchen- und Schulinspektor in Hanau. 1782 erhielt er e i n e P r o f e s s u r f ü r T h e o l o g i e in M a r b u r g . Obgleich E. Enkelschüler Christian —» Wolffs war, wird dessen Einfluß auf E.s T h e o l o g i e eher gering veranschlagt. G e m ä ß i g t positiv in seiner Ansicht, suchte E. zwischen verschiedenen R i c h t u n g e n zu vermitteln. B e s o n d e r s deutlich wird dies in seiner 1783 veröffentlichten Sciagraphia theologiae polemicae, die sich der kritisch-historischen N e o l o g i e e b e n s o w i e d e m reinen R a t i o n a l i s m u s Kants verschließt: D i e V e r n u n f t ist im K a m p f mit Päpstlichen und Sektierern h e r v o r r a g e n d e Dienerin der Schrift, aber in keiner Weise G l a u b e n s n o r m . LITERATUR: W a g e n m a n n : E., S. In: A D B , B d . 6, 1878, S. 105. E n d e r s , (Ernst) L u d w i g , luth. T h e o l o g e , * 27. 1 2 . 1 8 3 3 F r a n k f u r t / M a i n , t 13.7. 1906 F r a n k f u r t / M a i n . Der Sohn eines S c h n e i d e r m e i s t e r s studierte in Heidelberg, Erlangen und T ü b i n g e n T h e o l o g i e , w u r d e 1850 Prediger am Versorgungshaus in F r a n k f u r t und lehrte später an verschied e n e n Schulen d e r Stadt. 1863 w u r d e E. Pfarrer der Erlöserg e m e i n d e in F r a n k f u r t - O b e r r a d , in d e r Folgezeit war er auch Konsistorialrat und Mitglied der Kirchenleitung d e r d a m a l s selbständigen F r a n k f u r t e r L a n d e s k i r c h e s o w i e Kreisschulinspektor. Seine u m f a s s e n d e n K e n n t n i s s e d e r R e f o r m a t i o n s geschichte brachte E. in m e h r e r e A u s g a b e n von —»Luthers Schriften und Briefen ein, die sich durch ihre breite Quellenbasis und einen reichhaltigen kritischen A p p a r a t auszeichnen (Erlanger Luther-Ausgabe, 2. A u f l a g e , B d . 1-24, 1862-65; M. Luthers Briefwechsel, B d . 1-11, 1884-1907, fortgesetzt von Gustav —»Kawerau u.a.). LITERATUR: R e i n h o l d Jauernig: N D B , B d . 4, 1959, S. 4 9 5 f. E n d r e s , Johann N e p o m u k , T h e o l o g e , Kanonist, * 1731 W ü r z b u r g (?), t 4 . 5 . 1791. E. studierte in W ü r z b u r g und R o m , b e v o r er z u m D o k t o r der T h e o l o g i e und der R e c h t e p r o m o v i e r t wurde. Seit 1760 o. Prof. f ü r Kirchenrecht in W ü r z b u r g , w u r d e er auch Geistlicher R a t und K a n o n i k u s am Kollegiatstift zu H a u g . E r veröffentlichte u. a. De diverso juris germanici ad civile romanum et canonicum commune habitu ( 1771 ) und De liberiate ecclesiarum Germaniae concordatis vindicata (1775). E. b e m ü h t e sich in seinen Schriften, die Selbständigkeit d e r deutschen Kirche kritisch zu erweisen, auch g e g e n ü b e r d e r r ö m i s c h e n Kurie. LITERATUR: von Schulte: E., J. N. In: A D B , B d . 6, 1877, S. 110. E n d r e s , Joseph A n t o n , kath. T h e o l o g e , * 1 2 . 5 . 1863 Untermeitingen, t 1 9 . 1 . 1 9 2 4 R e g e n s b u r g . E. studierte Philosophie und T h e o l o g i e in M ü n c h e n und wirkte einige Zeit als Seelsorger in d e r A u g s b u r g e r Diözese, bis er 1890 als Prof. der Philosophie an das L y z e u m in Reg e n s b u r g b e r u f e n wurde. N e b e n einer g r u n d l e g e n d e n Geschichte der mittelalterlichen Philosophie im christlichen Abendlande (1908) veröffentlichte E. verschiedene Arbeiten

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über die Geistesgeschichte des Mittelalters, über die Scholastik, aber auch über lokal- und kunstgeschichtliche T h e m e n . WEITERE WERKE: Des A l e x a n d e r von Haies L e b e n und psyc h o l o g i s c h e Lehre. M ü n c h e n 1888. - Das St. J a k o b s p o r tal in R e g e n s b u r g und H o n o r i u s A u g u s t o d u n e n s i s . K e m p t e n 1903. - Einleitung in die Philosophie. K e m p t e n u. a. 1920. Beiträge zur Kunst- und Kulturgeschichte des mittelalterlichen R e g e n s b u r g . R e g e n s b u r g 1924.

Enen,

J o h a n n e s , eigentl. J o h a n n e s Sculteti, Schultheiß, Weihbischof von Trier, * u m 1480 E n e n ( L u x e m b u r g ) , t 3 1 . 7 . 1 5 1 9 Trier. E. studierte in Trier, w u r d e 1498 M a g i s t e r artium und war 1502 Dekan der Artistenfakultät, 1512 R e k t o r und D o m prediger. N a c h seiner P r o m o t i o n z u m Dr. theol. w u r d e er 1517 z u m Titularbischof geweiht und w a r bis zu sein e m f r ü h e n Tod Weihbischof unter Erzbischof Richard von —> G r e i f f e n c l a u und Dekan der T h e o l o g i s c h e n Fakultät. E. veröffentlichte Medulla gestorum Treverensium (1514, neu hrsg. von J. A. Schmitz, 1845), eine k u r z g e f a ß t e G e s c h i c h t e der Stadt Trier und ihrer Kirchen, erstmals in deutscher Sprache. LITERATUR: H e r m a n n Ries: E., J. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 4 9 8 f. - W o l f g a n g Seibrich: E., J. In: Gatz, B i s c h ö f e (1448-1648), 1996, S. 156.

Engel,

A n d r e a s , a u c h A. A n g e l u s , luth. T h e o l o g e , * 1 6 . 1 1 . 1561 Strausberg (Mittelmark), t 9. 8. 1598 Strausberg. E. studierte seit 1573 in F r a n k f u r t / O d e r und w u r d e 1582 Konrektor, 1584 Rektor in Strausberg. 1586 war er K o n rektor in B r a n d e n b u r g - N e u s t a d t , lebte in Holstein und war 1 5 9 1 / 9 2 am Grauen Kloster in Berlin tätig, bis er als P f a r rer und Superintendent in seine Heimatstadt zurückkehrte, w o er 1598 d e r Pest erlag. B e d e u t u n g erlangte E. insbesondere durch seine in deutscher S p r a c h e a b g e f a ß t e n Annales Marchiae Brandenburgicae (1598), die die G e s c h i c h t e B r a n d e n b u r g s v o m Jahr 4 1 6 n. Chr. bis 1596 behandeln und sich durch ihre Ausstattung mit Holzschnitten, einer L a n d k a r t e und S t a m m t a f e l n , besonders aber durch die E i n a r b e i t u n g von Zeitereignissen und später v e r l o r e n g e g a n g e n e r Q u e l l e n w e r k e auszeichnen. WEITERE WERKE: Oratio d e inclyta B r e n n o p o l i M a r c h i a . Berlin 1588. - R e r u m M a r c h i c a r u m B r e v i a r u m . Wittenberg 1593, Leipzig 1616. LITERATUR: V D 16, E 1181-1193. - J o h a n n e s Schultze: E., A. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 499. E n g e l , (Maria) Emilie, O r d e n s f r a u , Provinzoberin, P ä d a g o g i n , * 6 . 2 . 1893 H u s t e n / D r o l s h a g e n (Sauerland), t 2 0 . 1 1 . 1956 K o b l e n z - M e t t e r n i c h . D i e Tochter eines L a n d w i r t s w u r d e von den M a r i e n s c h w e stern in Vallendar-Schönstatt ausgebildet und m a c h t e 1914 in A r n s b e r g ihr E x a m e n als Lehrerin. Sie unterrichtete dann in G r i m l i n g h a u s e n und in B ö r n i n g - S o d i n g e n . Seit 1926 M a rienschwester in Schönstatt, g e h ö r t e sie 1926-50 d e m G e n e ralrat an; 1929-35 war sie N o v i z e n - und Terziatsmeisterin und d a n a c h Provinzoberin d e r Westprovinz. Weil E., die an T u b e r k u l o s e erkrankt war, sich zeitlebens f ü r sozial b e n a c h teiligte K i n d e r einsetzte, w u r d e 1999 ein P r o z e ß zu ihrer Seligsprechung eingeleitet. WERKE: E. E.: Zeugnisse, Briefe, T a g e b u c h n o t i z e n . Hrsg. v. Margareta Wolff. Valendar-Schönstatt 2000. LITERATUR: R. von S c h o e n e b e c k : S c h w e s t e r M . E. E. Schönstatt 2000. - M a r g a r e t a Wolff: Mein Ja bleibt. E. E. Vallendar-Schönstatt 2003. - M a n f r e d Berger: E., M . E. In: B B K L , B d . 23, 2004, Sp. 315-318.

Engelbert E n g e l , Heinrich, evang. Theologe, Journalist, * 15.12. 1834 Holzheim bei Gießen, t 6 . 9 . 1 9 1 1 Berlin. Der Bauernsohn besuchte nach dem Theologiestudium das Predigerseminar in Friedberg (Hessen) und wurde Diakonus in Erbach (Odenwald), 1864 Pastor in Gelnhaar (Oberhessen). Er gründete den „Hessischen Volksfreund", dessen packender, volkstümlicher Stil die Herausgeber des „Reichsboten" 1873 dazu bewog, E. die Schriftleitung des neuen Blattes zu übertragen. E. sah seine Aufgabe hier vor allem in der Förderung evangelisch-christlichen Volkslebens in allen seinen Erscheinungen. Aus seiner konservativen Grundeinstellung resultierte eine scharfe Opposition zur damaligen Sozialdemokratie, aber auch zum kirchlich-theologischen Liberalismus. Während E.s insgesamt achtundreißigjähriger Leitung wurde der „Reichsbote" zum führenden Organ im konservativen Mittelstand und in frommen Pastorenkreisen. WERKE: Memoiren des armen Teufels. Göppingen 1860. Die größten Geister über die höchsten Fragen. Leipzig 2 1898. Konstanz 3 1903. LITERATUR: Hermann Strathmann: E., H. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 502. - Konrad Fuchs: E., H. In: BBKL, Bd. 23, 2 0 0 4 , Sp. 315.

E n g e l , Ludwig, Benediktiner, Theologe, * um 1634 Schloß Wagrein bei Vöcklabruck (Oberösterreich), t 2 2 . 4 . 1674 Grillenberg (Niederösterreich). E. trat 1654 in das Benediktinerkloster Melk ein, studierte später in Salzburg Rechtswissenschaften und wurde 1657 promoviert. 1660 erhielt er eine Professur für kanonisches Recht an der Salzburger Univ., deren Prokanzler er 1669 wurde. 1674 als Kandidat für die Nachfolge des Abtes, der von seinem Amt zurücktreten wollte, nach Melk berufen, starb E. unerwartet im nahen Grillenberg. Unter seinen Schriften ragt das dreibändige Collegium universi juris canonici juxta triplex juris objectum, personas, res et act iones partitum heraus (1671-74), das in mehrfachen Auflagen über hundert Jahre als Lehrbuch des Kirchenrechts in Gebrauch blieb. WEITERE WERKE: Manuale parochorum. Salzburg 1661. Forum competens. Salzburg 1663. LITERATUR: Hans Paarhammer: E., L. In: LThK 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 655. E n g e l b e r g , Burkhard, auch Engelberger, Architekt, * um 1 4 4 5 / 5 0 wahrscheinlich Hornberg (Ortenaukreis), t 11.2. 1512 Augsburg. 1477 wurde E. Baumeister des Reichsstiftes St. Ulrich und Afra in Augsburg, in dessen Kirche das Mittelschiff mit dem reichgeschmückten Nordportal und der Simpertusempore nach seinen Plänen gebaut wurde. Seit 1495 Werkmeister der Stadt, wurde er 1506 Augsburger Stadtbaumeister. Neben der Stiftskirche erarbeitete E. einen Entwurf für das Katharinenkloster und war am Dombau (u. a. Nordflügel des Kreuzgangs) beteiligt. Auch an vielen anderen Orten wurde E. als Berater hinzugezogen; er wirkte u. a. an der Kilianskirche in Heilbronn, an der Nördlinger Kirche St. Georg und am Berner Münster mit. Der von E. 1499 entworfene Turm der Stadtkirche zu Bozen wurde 1502-19 durch seinen Schüler Hans Lutz ausgeführt. Zu E.s bedeutendsten Leistungen zählt die Sicherung des 1492 einsturzgefährdeten Turmes des Ulmer Münsters. Sein Grabstein in St. Ulrich und Afra rühmt E. als des „Pfarrturms zu Ulm und andrer schadhafter Gezarcke grossen Widerbringer". LITERATUR: Norbert Lieb: B. E. In: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben. Bd. 3. Hrsg. v. Götz Frh. von Pölnitz. München 1954, S. 117-152. - Hans Koepf: E., B. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 507 f. - Franz Bischoff: E., B. In: LexMA, Bd. 3, 1986, Sp. 1916. - Ders.: B. E. „der vilkunstreiche Architector und der Statt Augspurg Wercke Meister". B. E. und die süddeutsche Architektur um 1500. An-

merkungen zur sozialen Stellung und Arbeitsweise spätgotischer Steinmetzen und Werkmeister. Augsburg 1999. Ders.: E., B. In: A KL, Bd. 34, 2002, S. 19-21. E n g e l b e r t I. von Berg, Erzbischof von Köln, * um 1185, t 7 . 1 1 . 1225 am Gevelsberg bei Schwelm (Westfalen). Als nachgeborener Sohn des Grafen Engelbert von Berg für die geistliche Laufbahn bestimmt, wurde E. 1198 Propst von St. Georg in Köln, 1199 Dompropst und später u. a. Propst von St. Severin in Köln und St. Maria in Aachen. Wegen seiner Parteinahme für Erzbischof —» Adolf von Köln und Philipp von Schwaben vom Papst exkommuniziert, unterwarf sich E. diesem 1208, nahm am Kreuzzug gegen die Albigenser teil und wurde 1216 zum Erzbischof von Köln gewählt. Er ging erfolgreich an die Neuordnung des im Thronstreit seit 1198 verwüsteten Erzbistums, sicherte seine Führungsrolle gegenüber Limburg und Kleve und erweiterte die Kölner Territorialherrschaft vor allem nach Süden hin. Seit 1220 war E. Reichsverweser und Vormund Heinrichs (VII.), den er 1222 in Aachen zum König krönte. E.s Bestreben, die profranzösische Politik der Staufer durch eine Annäherung an England zu ersetzen, scheiterte. E.s ausgeprägte Machtpolitik, über der er gleichwohl seine geistlichen Pflichten nicht vernachlässigte, führte zum Streit mit seinem Verwandten Friedrich von Isenberg, der ihn ermordete. E. gilt als Heiliger, sein Todestag wird seit 1618 im Erzbistum Köln gefeiert. LITERATUR: Erich Wisplinghoff: E. I. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 508 f. - Heinz Wolter: E. I. v. B. In: LexMA, Bd. 3, 1986, Sp. 1917 f. - Josef Lothmann: Erzbischof E. I. v. Köln (1216-25). Köln 1993. - Manfred Graten: E. I. In: LThK 5 , Bd. 3, 1995, Sp. 6 5 6 f . - Wilhelm Janssen: E. v. B. In: Gatz, Bischöfe (1198-1448), 2001, S. 271. E n g e l b e r t I I . von Falkenburg, Erzbischof von Köln, * um 1220, t 20. 10.1274 Bonn. E. war päpstlicher Kapellan, seit 1253 Archidiakon von Lüttich und seit 1257 Dompropst von Köln. 1261 wurde er vom Kölner Domkapitel einstimmig zum Erzbischof von Köln gewählt. E.s Bestreben, seine Herrschaft Uber die Stadt zu erweitern, führte zu erbitterten Kämpfen mit den städtischen Patriziern, in deren Verlauf er 1263 und 1267-71 in die Gefangenschaft der Bürger bzw. des mit der Stadt verbündeten Grafen Wilhelm von Jülich geriet. Auch die Unterstützung des Papstes, der Köln in dieser Zeit mit dem Interdikt belegte, konnte an dem Ausgang des Streits nichts ändern. —»Albertus Magnus vermittelte 1271 die Versöhnung. Im Interregnum stand E. auf der Seite Richards von Cornwall. 1273 beteiligte sich E. an der Wahl Rudolfs von Habsburg, den er im Oktober desselben Jahres in Aachen zum deutschen König krönte. In Bonn gründete E. ein Minoritenkloster. LITERATUR: Erich Wisplinghoff: E. II. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 509. - Klaus Militzer: E. II. v. F. In: LexMA, Bd. 3, 1986, Sp. 1918. - Manfred Groten: E. II. In: LThK\ Bd. 3, 1995, Sp. 657. - Wilhelm Janssen: E. v. V. In: Gatz, Bischöfe (1198-1448), 2001, S. 274. E n g e l b e r t von Admont, auch Engelbertus Admontensis, Engelbrecht Poetsch, Benediktiner, * um 1250, t 1331 Admont. Der vermutlich einer angesehenen Familie aus der Steiermark entstammende E. trat 1267 in das Benediktinerkloster Admont ein. Seine dort begonnenen philosophischen und theologischen Studien setzte er an der Prager Domschule und 1276-85 in Padua fort (zunächst an der Univ. bei Wilhelm von Brescia und seit 1281 am Dominikanerkloster), wo er sich mit den aristotelischen Schriften beschäftigte. 1297 wurde er zum Abt von Admont gewählt und resi-

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Engelbert g n i e r t e 1327. E. schrieb t h e o l o g i s c h e , n a t u r p h i l o s o p h i s c h e , m o r a l p h i l o s o p h i s c h e (u. a. Speculum virtutum moralium) und staatstheoretische (De regimine principum, u m 1310) W e r k e im Geist d e s z e i t g e n ö s s i s c h e n T h o m i s m u s s o w i e einen Traktat De musica. In d e m Traktat De ortu, progressu et fine regnorum et praecipue regni seu imperii Romani ( u m 1312, g e d r u c k t 1553) f o r d e r t er ein v o m P a p s t t u m u n a b h ä n g i g e s , g l e i c h b e r e c h t i g t e s K a i s e r t u m . U n t e r B e z u g auf d i e w i c h t i g sten klassischen, patristischen u n d mittelalterlichen A u t o ritäten verteidigte E . d a s D o g m a v o n der T r a n s s u b s t a n t i a t i o n g e g e n die I m p a n a t i o n s l e h r e des J o h a n n e s von Paris. LITERATUR: S a b i n e K r ü g e r : E . v. A . In: N D B , B d . 4, 1959, S. 5 0 9 f. - G e o r g e B i n g h a m F o w l e r : Intellectual interests of E. of A. N e w York 1947. - Ders.: A m e d i e val thinker c o n f r o n t s m o d e r n perplexities. E. A b b o t of A . O S B . (c. 1250-1331). In: A m e r i c a n B e n e d i c t i n e R e v i e w 2 3 4 ( 1 9 7 2 ) S. 2 2 6 - 2 4 8 . - Marlies H a m m : E. v. A . In: V L 2 , B d . 2, 1980, Sp. 5 3 5 - 5 4 9 . - Dies.: E. v. A. als Staatstheoretiker. Diss. W i i r z b u r g 1973. - H e l g a Z i n s m e y e r : Ε. v. Α . In: L e x M A , B d . 3, 1986, S p . 1 9 1 9 f . - A n d r e a s S p e e r : E. In: L T h K \ B d . 3, 1995, Sp. 6 5 6 . - W i l h e l m B a u m : E. und der p a d o v a n i s c h e Aristotelismus. In: M e d i o e v o 2 2 ( 1 9 9 6 ) S. 4 6 3 - 4 7 8 . - Pia E r n s t b r u n n e r . D e r M u s i k t r a k t a t d e s E . v. A . (ca. 1250-1331). T u t z i n g 1998. - W i l h e l m B a u m : E. In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 1290. - Karl Ubi: Ε. ν. Α . Ein G e l e h r t e r i m S p a n n u n g s f e l d von Aristoteles und christlicher Ü b e r l i e f e r u n g . W i e n / M ü n c h e n 2 0 0 0 . - A n d r e w H u g h e s : Ε. ν. A . In: N G r o v e D , B d . 8, 2 2 0 0 1 , S. 2 0 6 . - Pia E r n s t b r u n n e r : Ε. ν. A. In: M G G 2 P , Bd. 6 , 2 0 0 1 , Sp. 3 4 4 - 3 4 6 .

E n g e l b r e c h t , H a n s , a u c h J o h a n n , J o h a n n e s E., M y s t i k e r , B u ß p r e d i g e r , * 8. / 1 1 . 4 . 1 5 9 9 B r a u n s c h w e i g , t 2 0 . 2 . 1642 Braunschweig. D e r S o h n eines S c h n e i d e r s e r l e r n t e in B r a u n s c h w e i g d a s T u c h m a c h e r h a n d w e r k , e r k r a n k t e 1622 s c h w e r und f ü h l t e sich, w ä h r e n d seine A n g e h ö r i g e n ihn bereits tot glaubten, in Visionen z u m B u ß p r e d i g e r b e r u f e n . A l s sein B u ß r u f sich a u c h g e g e n die Geistlichkeit d e r Stadt richtete, w u r d e er v o m A b e n d m a h l a u s g e s c h l o s s e n . In der F o l g e z e i t zog er als W a n d e r p r e d i g e r durch N o r d d e u t s c h l a n d . W u n d e r b a r e B e g e b e n h e i t e n und Visionen brachten i h m regen Z u l a u f , d o c h f a n d er a u c h kirchlichen W i d e r s t a n d , o b w o h l er die K i r c h e als O r g a n i s a t i o n nie b e k ä m p f t e . E i n e g e s a m m e l t e A u s g a b e seiner S c h r i f t e n erschien 1686 unter d e m Titel Der Teutsche Swedenburg (21783).

E n g e l b e r t , Kurt, kath. T h e o l o g e , A r c h i v a r , * 1 7 . 7 . 1886 W a n s e n (Schlesien), t 1 2 . 9 . 1967 H i l d e s h e i m . E. studierte in B r e s l a u T h e o l o g i e und P h i l o s o p h i e (Prom o t i o n 1923, Kaspar von Logau, Bischof von Breslau []562-1574]), w u r d e z u m Priester g e w e i h t und k a m 1918 an d a s G e n e r a l v i k a r i a t in B r e s l a u . 1937 ü b e r n a h m er die R e d a k t i o n d e s A r c h i v s f ü r s c h l e s i s c h e K i r c h e n g e s c h i c h t e und w u r d e 1940 D i r e k t o r d e s D i ö z e s a n a r c h i v s , des D i ö z e s a n m u s e u m s und der D o m b i b l i o t h e k in B r e s l a u . 1946 g i n g er nach H a n n o v e r , w u r d e Offizial in H i l d e s h e i m , g r ü n d e t e 1951 einen A r b e i t s k r e i s f ü r o s t d e u t s c h e Kultur- und K i r c h e n g e s c h i c h t e und w u r d e 1958 Leiter d e s Instituts f ü r ostdeutsche K i r c h e n - und K u l t u r g e s c h i c h t e . In seinen P u b l i k a t i o n e n b e s c h ä f t i g t e sich E. mit d e r a l l g e m e i n e n und der K i r c h e n g e s c h i c h t e Schlesiens.

WEITERES WERK: F i d e s salvifica I n f a n t u m vel statim post b a p t i s m u m vel e t i a m sine ilio . . . o c c u m b e n t i u m . Berlin 1745.

WEITERE WERKE: G e s c h i c h t e der Pfarrei St. M a u r i t i u s in B r e s l a u . B r e s l a u 1935. - G e s c h i c h t e der Pfarrei St. M i c h a e l in B r e s l a u . H i l d e s h e i m 2 1 9 4 9 . E n g e l b r e c h t , A u g u s t , österr. P h i l o l o g e , * 1 4 . 3 . 1 8 6 1 W i e n , t 1 4 . 4 . 1925 Wien. E. studierte an d e r U n i v . Wien klassische P h i l o l o g i e und w u r d e 1882 p r o m o v i e r t . N a c h weiteren S t u d i e n in B o n n w u r d e er 1886 P r o f . a m G y m n a s i u m der T h e r e s i a n i s c h e n A k a d e m i e , w o er n e b e n seiner L e h r t ä t i g k e i t die a r c h ä o l o g i s c h e S a m m l u n g d e r Anstalt o r d n e t e u n d katalogisierte. 1899 w u r d e er z u m k o r r e s p o n d i e r e n d e n M i t g l i e d d e r Österr e i c h i s c h e n A k a d e m i e der W i s s e n s c h a f t e n s o w i e z u m H a u p t g e s c h ä f t s t r ä g e r der dortigen K i r c h e n v ä t e r k o m m i s s i o n ernannt. U n t e r seiner R e d a k t i o n e r s c h i e n e n in d e r Folgezeit 2 6 B ä n d e des Corpus scriptorum ecclesiasticorum Latinorum, drei B ä n d e g a b er selbst h e r a u s (u. a. Claudiani Mame rti opera, C S E L X I , 1885). 1901 w u r d e E. a. o . P r o f . an der Universität; 1908 trat er a u s g e s u n d h e i t l i c h e n G r ü n d e n in d e n R u h e s t a n d , gleichzeitig erhielt er den Titel eines o. Professors. LITERATUR: Ö B L , Bd. 1, 1957, S. 2 5 1 .

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WERKE: E i n e W a h r h a f t i g e G e s c h i e h t und G e s i c h t v o m H i m mel und d e r Hellen, o. O . 1625 u. ö. - Göttlich und h i m m lisch M a n d a t . B r e m e n 1625. - A n t w o r t , w i e m a n G o t t im N e u e n T e s t a m e n t f r a g e n soll. o . O . 1641. LITERATUR: Horst Reiler: E., H. in: N D B , B d . 4, 1959, S. 511. - G e r t r a u d Z a e p e r n i c k : E., H. In: R G G 4 , B d . 2, 1999, S p . 1290. E n g e l h a r d , J o h a n n K o n r a d , Journalist, * 1 2 . 2 . 1 7 4 3 B a i e r s d o r f , t 2 2 . 5 . 1797 B a y r e u t h . E. studierte an der U n i v . E r l a n g e n T h e o l o g i e und übern a h m 1765 die R e d a k t i o n der „ B a i r e u t h i s c h e n Politischen Z e i t u n g " , d i e er bis zu s e i n e m T o d innehatte. N e b e n einer Vielzahl von Artikeln f ü r dieses Blatt schrieb er e i n i g e G e dichte und A u f s ä t z e f ü r a n d e r e J o u r n a l e und übersetzte d a s Leben des Abts Lorenz Ricci, letzten Generals der Jesuiten a u s d e m Italienischen (1775).

E n g e l h a r d t , ( G u s t a v ) M o r i t z ( K o n s t a n t i n ) Frh. von, luth. T h e o l o g e , Kirchenhistoriker, * 2 6 . 6 . 1828 D o r p a t , t 2 3 . 1 1 . 1881 D o r p a t . E. studierte z u n ä c h s t in seiner H e i m a t s t a d t T h e o l o g i e , w o ihn d e r o r t h o d o x e L u t h e r a n e r Friedrich A d o l f —»Philippi nachhaltig beeinflußte, d a n n an d e n Universitäten E r l a n g e n , B o n n , Berlin und D r e s d e n und habilitierte sich 1853 in D o r pat f ü r K i r c h e n g e s c h i c h t e . 1858 w u r d e E. o . P r o f . der Kirc h e n g e s c h i c h t e in D o r p a t . Sein b e s o n d e r e s Interesse galt der D o g m e n g e s c h i c h t e und d e r E n t w i c k l u n g der ältesten K i r c h e . Dabei g e w a n n e n d i e A u f f a s s u n g e n A l b r e c h t —> Ritschis ü b e r d i e E n t s t e h u n g d e r altkatholischen K i r c h e E i n f l u ß auf ihn. Z u seinen S c h ü l e r n zählte A d o l f von —> H a r n a c k . E. v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Das Christentum Justins des Märtyrers. Eine Untersuchung über die Anfänge der katholischen Glaubenslehre (1878). WEITERE WERKE: Valentin E r n s t L ö s c h e r nach s e i n e m L e ben und W i r k e n . D o r p a t 1853. Stuttgart 2 1 8 5 6 . - S c h e n k e l und Strauß. Z w e i Z e u g e n d e r Wahrheit. E r l a n g e n 1864. LITERATUR: Heinrich S e e s e m a n n : E., G . M . K. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 5 1 3 . - S t e p h a n Bitter: E., M . Frh. v. In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 1290 f. E n g e l h a r d t , ( J o h a n n G e o r g ) Veit, luth. T h e o l o g e , * 12.11.1791 Neustadt/Aisch, t 1 3 . 9 . 1 8 5 5 Erlangen. N a c h d e m T h e o l o g i e - und P h i l o s o p h i e s t u d i u m in E r l a n g e n w a r E., S o h n eines Seilermeisters, als D i a k o n in der praktis c h e n S e e l s o r g e und als L e h r e r a m G y m n a s i u m tätig. 1820 p r o m o v i e r t und habilitiert, w u r d e er 1821 a . o . , 1822 o . P r o f . der T h e o l o g i e in E r l a n g e n und g r ü n d e t e 1826 d a s K i r c h e n historische S e m i n a r der Universität. E. v e r ö f f e n t l i c h t e m e h rere A b h a n d l u n g e n zur K i r c h e n - und D o g m e n g e s c h i c h t e sow i e zu F r a g e n d e r M y s t i k und Patristik; sie v e r b i n d e n e i n e positivistische G r u n d h a l t u n g mit d e n A n f ä n g e n des E r l a n ger K o n f e s s i o n a l i s m u s . N e b e n s e i n e m W i r k e n als T h e o l o g e

Engesser b e s c h ä f t i g t e sich E. mit Literatur und b e h e r r s c h t e m e h r e r e S p r a c h e n . E i n e e n g e F r e u n d s c h a f t v e r b a n d ihn mit d e m D i c h t e r A u g u s t von Platen. E r v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. ein Handbuch der Kirchengeschichte (4 B d e . 1 8 3 3 / 34) und e i n e Dogmengeschichte (2 B d e . , 1839).

d e n —» W i c h i n g z u m B i s c h o f , g e g e n den sich E. j e d o c h behaupten konnte. LITERATUR: E. In: A u g u s t Leidl: D i e B i s c h ö f e von P a s s a u 7 3 9 - 1 9 6 8 . P a s s a u 2 1 9 7 8 , S. 18.

WEITERE WERKE: Dissertatici de D i o n y s i o plotinizante. Erlangen 1820. - D e origine s c r i p t o r u m A r e o p a g i t i c o r u m . Erlangen 1823. - Literarischer L e i t f a d e n zu Vorlesungen ü b e r d i e Patristik. E r l a n g e n 1823.

E n g e l s , ( J o h a n n ) C a s p a r , Industrieller, * 2 8 . 2 . 1 7 5 3 U n t e r b a r m e n , t 2 0 . 7 . 1821 U n t e r b a r m e n . E . ' Vater w a r G a r n b l e i c h e r und B a n d w i r k e r in U n t e r b a r m e n und b e g r ü n d e t e d i e dortige m e c h a n i s c h e S p i t z e n f a b r i k a t i o n . G e m e i n s a m mit s e i n e m B r u d e r B e n j a m i n betrieb E. in seiner F i r m a zugleich G r o ß h a n d e l und d e n I m p o r t von italienischer S e i d e und f ü h r t e d a s G e s c h ä f t d a n k u n t e r n e h m e r i s c h e n G e s c h i c k s gut d u r c h d i e politischen und w i r t s c h a f t l i c h e n Krisen des b e g i n n e n d e n 19. J a h r h u n d e r t s . In s e i n e m G u t „ a m Siepk e n " b e s a ß E. a u c h e i n e Z i e g e l e i . E. e r w a r b sich Verdienste d u r c h sein soziales E n g a g e m e n t in v e r s c h i e d e n e n W o h l f a h r t s e i n r i c h t u n g e n und seinen D i e n s t in kirchlichen Organisationen. U m die kirchliche A r m e n p f l e g e g e g e n ü b e r den S ä k u l a r i s i e r u n g s b e s t r e b u n g e n der f r a n z ö s i s c h e n R e g i e r u n g seit 1807 zu verteidigen, setzte sich der d e r r e f o r m i e r t e n Kirc h e a n g e h ö r e n d e E . seit 1817 f ü r e i n e Z u s a m m e n a r b e i t der luth, u n d r e f o r m i e r t e n B e k e n n t n i s s e ein u n d w a r wesentlich an d e r G r ü n d u n g der „ v e r e i n i g t - e v a n g e l i s c h e n " G e m e i n d e in U n t e r b a r m e n beteiligt. E . w a r der Vater d e s Industriellen Friedrich - > E .

LITERATUR: H e r m a n n J o r d a n : J. G . V . E. 1791-1855. Erlang e n 1920. - Ders.: E., J. G. V . In: L e b e n s l ä u f e aus F r a n k e n . B d . 3. Hrsg. v. A n t o n C h r o u s t . W ü r z b u r g 1927, S. 130-136.

Engelhart,

L e o p o l d , österr. kath. T h e o l o g e , * 1 5 . 1 1 . 1 8 9 2 Wien, t 4 . 8 . 1950 W i e n . N a c h d e m T h e o l o g i e s t u d i u m an der U n i v . W i e n w u r d e E. 1917 z u m Priester g e w e i h t und w a r 1919-26 D i ö z e s a n p r ä s e s der österr. kath. G e s e l l e n v e r e i n e , seit 1924 D o m k u r a t , 1927 D o m p r e d i g e r , 1926-36 D i r e k t o r des E x e r z i t i e n w e r k s d e r E r z d i ö z e s e Wien. 1931-36 w i r k t e er als Vizekustos von St. S t e p h a n , 1933 als R e f e r e n t f ü r d i e religiöse Vorbereitung d e s K a t h o l i k e n t a g s , g e h ö r t e 1934-38 d e m B u n d e s k u l turrat an und amtierte als G e n e r a l s e k r e t ä r der K a t h o l i s c h e n A k t i o n . 1938 w u r d e E. P f a r r e r in N e u - O t t a k r i n g . M i t d e r Instituierung d e r G e m e i n s c h a f t der D i e n e r i n n e n Christi d e s K ö n i g s (1926) gilt E. als B e g r ü n d e r d e s B e r u f s d e r Seelsorgehelferin.

Engelhus,

Dietrich

—»Dietrich

Engelhus

Engelland,

Hans, evang. Theologe, * 2 3 . 6 . 1 9 0 3 Föhrd e n / R e n d s b u r g , f 4 . 1 1 . 1 9 7 0 Kiel. D e r S o h n eines L a n d w i r t s studierte e v a n g . T h e o l o g i e in T ü b i n g e n ( 1 9 2 3 - 2 7 ) , G ö t t i n g e n ( 1 9 2 5 ) u n d Berlin ( 1 9 2 5 / 2 6 ) , u . a . bei Karl B a r t h . 1928 ging e r a i s Assistent Karl —> H e i m s n a c h T ü b i n g e n , w o er 1930 z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t w u r d e ( D i e Frage der Gotterkenntnis bei Melanchthon). E. lehrte als D o z e n t f ü r S y s t e m a t i s c h e T h e o logie in T ü b i n g e n und Kiel, w o er sich 1933 habilitierte (Die Gewissheit um Gott und der neuere Biblizismus). Die Nationalsozialisten e n t z o g e n E. 1935 die L e h r e r l a u b n i s , obw o h l er seine A u f f a s s u n g e n als „christlichen N a t i o n a l s o z i a l i s m u s " b e z e i c h n e t e . 1 9 3 5 / 3 6 w a r E. Vikar in Preetz und Kiel, w o er 1936 ordiniert w u r d e , u n d 1 9 3 6 / 3 7 D o z e n t und I n s p e k t o r an der „ A p o l o g e t i s c h e n C e n t r a l e " in BerlinS p a n d a u . 1938 w u r d e er P a s t o r und Vorsteher a m Elisabethstift in O l d e n b u r g . 1940-45 n a h m er a m Z w e i t e n Weltkrieg teil. Seit 1948 w a r er D o z e n t u n d seit 1950 Prof. f ü r System a t i s c h e T h e o l o g i e an der Kirchlichen H o c h s c h u l e in H a m burg, 1949-52 a u c h L e h r b e a u f t r a g e r a m P ä d a g o g i s c h e n Institut. 1954 w u r d e er H o n o r a r p r o f e s s o r , a u ß e r d e m R e k t o r d e s A m a l i e - S i e v e k i n g - H a u s e s , 1962 H a u p t p a s t o r an St. Jacobi in H a m b u r g und 1963 o . P r o f . f ü r S y s t e m a t i s c h e T h e o l o g i e in Kiel. E. galt als —» M e l a n c h t h o n - E x p e r t e , w a r M i t h e r a u s g e b e r d e s Biblisch-theologischen Handwörterbuchs zur Lutherbibel u n d v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Melanchthon. Glauben und Handeln ( 1931 ), Gott und Mensch bei Calvin ( 1934) und Drei Wege zu Gott? Der völkische Glaube, der katholische Glaube, der biblisch-reformierte Glaube (1938). LITERATUR: K l a u s p e t e r R e u m a n n : K i r c h e n k a m p f in S c h l e s w i g - H o l s t e i n 1933 bis 1945. In: K i r c h e z w i s c h e n S e l b s t b e h a u p t u n g und F r e m d b e s t i m m u n g . Hrsg. v. K l a u s B l a s c h k e u. a. N e u m ü n s t e r 1998, S. 111-450. - R a i n e r H e r i n g : E., H . In: B B K L , Bd. 16, 1999, S p . 4 5 4 - 4 5 9 .

Engelmar,

B i s c h o f von Passau, 9. Jh. Wohl als N a c h f o l g e r —»Ermenrichs w u r d e E. 8 7 5 B i s c h o f von P a s s a u . Er erhielt Privilegien f ü r H o c h s t i f t und Stadt d u r c h Karl d e n D i c k e n , e r w i r k t e I m m u n i t ä t und K ö n i g s schutz f ü r d e n D o m s t i f t b e s i t z P a s s a u s , b e s o n d e r s d i e St. Step h a n s k i r c h e . W ä h r e n d E.s A m t s z e i t e r n a n n t e K a i s e r A r n u l f

LITERATUR: H e r m a n n B o l l n o w : E., C . In: N D B , B d . 4, 1959, S. 5 2 7 f. E n g e l s , Friedrich, Industrieller, * 12. 5 . 1 7 9 6 B a r m e n (heute zu W u p p e r t a l ) , f 2 0 . 3 . 1860 B a r m e n . N a c h einer K a u f m a n n s l e h r e in F r a n k f u r t w a r E. z u n ä c h s t in d e m von s e i n e m Vater C a s p a r —»E. g e g r ü n d e t e n G e s c h ä f t tätig, trennte sich 1837 von seinen B r ü d e r n und trat in d i e F i r m a d e r B r ü d e r E r m e n in M a n c h e s t e r ein, d i e unter d e m N a m e n E r m e n u n d E n g e l s e i n e N i e d e r l a s s u n g ihrer B a u m w o l l s p i n n e r e i in B a r m e n e r ö f f n e t e n . S c h o n bald k o n n t e E. a u c h in E n g e l s k i r c h e n e i n e Spinnerei errichten und verhalf d i e s e m d a m a l s g e w e r b l i c h u n t e r e n t w i c k e l t e m G e b i e t zu ein e m sichtlichen A u f s c h w u n g . G e m ä ß der W u p p e r t a l e r und der b e s o n d e r e n Familientradition ü b e r n a h m E., der als weltg e w a n d t e r K a u f m a n n und gleichzeitig strenger Pietist geschildert wird, in der U n t e r b a r m e r unierten G e m e i n d e m e h r f a c h K i r c h e n ä m t e r und w a r 1835 und 1849 K i r c h e n m e i s t e r . E r w a r der Vater des Sozialisten Friedrich E. LITERATUR: W o l f g a n g K ö l l m a n n : E „ F. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 5 2 0 f. E n g e r t , T h a d d ä u s H y a z i n t h , kath., später e v a n g . T h e o loge, * 10. 8. 1875 O c h s e n f u r t ( B a y e r n ) , f 2 6 . 1 . 1 9 4 5 Gräfenroda (Thüringen). E. studierte in W ü r z b u r g , M ü n c h e n , Berlin und J e n a T h e o l o gie, w u r d e 1899 z u m Priester g e w e i h t , 1901 p r o m o v i e r t und w a r B e n e f i z i a t in O c h s e n f u r t s o w i e an v e r s c h i e d e n e n Orten als Seelsorger tätig. S e i n e historisch-kritischen Schriften z u m A l t e n T e s t a m e n t brachten ihn in Konflikt mit d e r Kirche, und er w u r d e 1907 e x k o m m u n i z i e r t . N a c h z w e i j ä h r i ger L e i t u n g d e r m o d e r n i s t i s c h e n Z e i t s c h r i f t „ D a s Z w a n z i g ste J a h r h u n d e r t " trat E . z u m P r o t e s t a n t i s m u s über, studierte e v a n g . T h e o l o g i e und w a r seit 1913 P f a r r e r in G r ä f e n r o d a . Er v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Modernistische Vorträge ( 1 9 1 0 , 2 1 9 1 4 ) . WEITERE WERKE: D i e S ü n d e n der P ä p s t e im Spiegel der G e s c h i c h t e . L e i p z i g 1910. - Jesus im B a n n e d e s M o d e r n i steneides. Berlin 1912. - W e g e zur d e u t s c h e n Kirche. T ü b i n g e n 1919. LITERATUR: Karl H a u s b e r g e r : T . E. ( 1 8 7 5 - 1 9 4 5 ) . L e b e n und S t r e b e n eines d e u t s c h e n „ M o d e r n i s t e n " . R e g e n s b u r g 1996.

Engesser,

L u k a s , Architekt, * 18. 10. 1820 Villingen, t 3 1 . 1 . 1 8 8 0 Freiburg/Breisgau. E. w a r a m P o l y t e c h n i k u m in K a r l s r u h e u . a . S c h ü l e r von Friedrich E i s e n l o h r , vertiefte seine S t u d i e n auf einer R e i s e

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Engilbert d u r c h Italien und w u r d e n a c h seiner R ü c k k e h r 1855 mit d e n E i s e n b a h n h o c h b a u t e n auf d e r S t r e c k e B a s e l - W a l d s h u t b e a u f tragt. Seit 1857 b a d i s c h e r B e z i r k s b a u m e i s t e r , w u r d e er 1863 e r z b i s c h ö f l i c h e r B a u m e i s t e r in F r e i b u r g / B r e i s g a u und w i d m e t e sich vor a l l e m d e m K i r c h e n b a u . E. schuf u. a. die Kirc h e n in St. G e o r g bei Freiburg, M a h l b e r g und L ö r r a c h , d i e in e i n e m n e u r o m a n i s c h e n Baustil g e h a l t e n sind. B e k a n n t w u r d e er a u c h durch seine R e s t a u r i e r u n g s a r b e i t e n a m M ü n s t e r in B r e i s a c h und an der K i r c h e St. M a r t i n in Freiburg. E n g i l b e r t , B i s c h o f von Passau, t 1065. Der e h e m a l i g e H o f k a p l a n der Kaiserin A g n e s ü b t e seit 1045 sein B i s c h o f s a m t in P a s s a u aus u n d e r l a n g t e m e h r e r e G n a d e n b r i e f e und Privilegien f ü r d a s H o c h s t i f t . 1051 w a r e n Kaiser Heinrich III. und P a p s t —»Leo I X . a m bischöflichen H o f a n w e s e n d ; aus d i e s e m A n l a ß erhielt er B e s i t z b e s t ä t i g u n g e n u. a. f ü r K r e m s m ü n s t e r u n d M a t t s e e . E. f ö r d e r t e d a s Klosterw e s e n und errichtete in P a s s a u n e b e n d e r D o m p f a r r e i e i n e zweite Pfarrei. E n g i l m a r von N i e d e r h a r t h a u s e n , B i s c h o f von Parenzo, t nach 1040 P a r e n z o (Istrien). E. s t a m m t e aus einer w o h l h a b e n d e n Familie, wie d u r c h seine zahlreichen S c h e n k u n g e n n a c h g e w i e s e n w e r d e n kann. 1006 verließ er N i e d e r h a r t h a u s e n und w u r d e A r c h i p r e s b y t e r d e r R e g e n s b u r g e r Kirche, b e v o r er in das Kloster St. E m m e r a m eintrat. Von vor 1030 bis ca. 1040 w a r er B i s c h o f im S u f f r a g a n b i s t u m P a r e n z o . In dieser E i g e n s c h a f t n a h m er 1037 d i e K i r c h w e i h e d e s wiedererrichteten N i e d e r a l t a i c h vor. A u f E., der K o n t a k t e zu —» A r n o l d von St. E m m e r a m unterhielt, g e h e n zahlreiche S t i f t u n g e n z u r ü c k . LITERATUR: R o m u a l d B a u e r r e i ß : Ü b e r d e n M ö n c h Ε. v. N., später B i s c h o f v. P. und sein B e n e d i k t i o n a l e . In: Z e i t s c h r i f t f ü r b a y e r i s c h e L a n d e s g e s c h i c h t e 3 5 ( 1 9 7 2 ) S. 31-39. E n g l e r , M i c h a e l d.J., O r g e l b a u e r , * 6 . 9 . 1688 Breslau, t 15. 1. 1760 B r e s l a u . I m O r g e l b a u v e r m u t l i c h von s e i n e m Vater, d e m I n s t r u m e n ten- und O r g e l b a u e r M i c h a e l E. d. Ä., ausgebildet, errichtete E. 1 7 2 0 / 2 1 in d e r P r o p s t e i k i r c h e zu O e l s seine erste Orgel. Es f o l g t e n Orgeln u. a. in d e r K i r c h e St. H i e r o n y m u s in B r e s l a u , w o E. seit 1723 das B ü r g e r r e c h t besaß, in d e r P r o p steikirche in O l m ü t z ( 1 7 4 5 ) s o w i e in St. Elisabeth in Breslau, d u r c h d i e E. zu e i n e m d e r b e d e u t e n d s t e n O r g e l b a u e r S c h l e s i e n s w u r d e . Sein S o h n G o t t l i e b B e n j a m i n und sein E n k e l J o h a n n Gottlieb B e n j a m i n setzten d i e O r g e l b a u e r t r a dition der F a m i l i e fort. E.s Orgeln z e i c h n e n sich d u r c h einen b e s t i m m t e n Ü b e r f l u ß in den G r u n d r e g i s t e r n aus, w ä h r e n d es an Z u n g e n r e g i s t e r n und S o l o a l i q u o t e n e h e r m a n g e l t . F ü r d e n O r g e l b a u d e s d e u t s c h s p r a c h i g e n südöstlichen R a u m e s w u r d e n E.s Orgeln typisch. LITERATUR: L u d w i g B u r g e m e i s t e r : D e r O r g e l b a u in Schlesien. S t r a ß b u r g 1925. 2., erw. Aufl., b e a r b . v. H e r m a n n J. B u s c h u . a . F r a n k f u r t / M a i n 1973. - H a n s Klotz: Ε., M . In: N D B , B d . 4, 1959, S. 5 3 3 f. - R u d o l f Walter: D i e s c h l e s i s c h e O r g e l b a u e r - F a m i l i e E n g l e r . In: O r g a n a A u s t r i a c a 4 ( 1 9 8 8 ) S. 155-182. - Ders.: E . In: N G r o v e D , B d . 8 , 2 2 0 0 1 , S. 2 4 1 . Ders.: E „ M . d . J . In: M G G 2 P , B d . 6, 2 0 0 1 , Sp. 3 5 9 f . E n g l e r t , Sebastian (Maria), L e h r e r , kath. T h e o l o g e , * 1 3 . 7 . 1854 A s c h a f f e n b u r g , t 6 . 6 . 1 9 3 3 Eichstätt. E. studierte an der U n i v . W ü r z b u r g , w o er 1883 z u m D r . phil. p r o m o v i e r t w u r d e . Seit 1880 w a r er G y m n a s i a l l e h r e r in D i l l i n g e n / D o n a u , unterrichtete 1894-1903 in Eichstätt und w u r d e später R e k t o r . 1924 e m p f i n g er d i e P r i e s t e r w e i h e und war D o m p f a r r e r in Eichstätt. N e b e n U n t e r r i c h t s b ü c h e r n und E r b a u u n g s s c h r i f t e n v e r f a ß t e E. historische D i c h t u n g e n und S c h r i f t e n , d a r u n t e r d a s R i t t e r m ä r c h e n Heinrichs Buch oder Der Junker und der treue Heinrich (1892) n a c h einer Dillinger H a n d s c h r i f t .

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WEITERE WERKE: D e r M ä s s i n g e r B a u e r n h a u f e und d i e H a l tung der b e d r o h t e n Fürsten. B e i t r a g zur G e s c h i c h t e d e s B a u e r n k r i e g e s 1525. Eichstätt 1895. E n g l e r t , S e b a s t i a n , eigentl. A n t o n F r a n z E., K a p u z i n e r , M i s s i o n a r , S p r a c h f o r s c h e r , * 17. 1 1 . 1 8 8 8 Dillingen, t 8 . 1 . 1969 N e w O r l e a n s . N a c h d e m T h e o l o g i e s t u d i u m in Dillingen trat E. in d e n Kap u z i n e r o r d e n ein, w u r d e 1912 z u m Priester g e w e i h t und war S e e l s o r g e r in Altötting. D e n Ersten Weltkrieg erlebte er als F e l d g e i s t l i c h e r an der F r o n t , w u r d e K a p l a n an St. Josef in M ü n c h e n und g i n g 1923 als M i s s i o n a r zu den I n d i a n e r n im s ü d c h i l e n i s c h e n A r a u k a n i e n . E. e r l e r n t e d i e M a p u c h e S p r a c h e , ü b e r d i e er e i n e R e i h e vielbeachteter A u f s ä t z e v e r f a ß t e und V o r l e s u n g e n an der U n i v . S a n t i a g o d e C h i l e hielt. Seit 1927 leitete er im M i s s i o n s s p r e n g e l Villarica sieb e n S c h u l e n mit m e h r e r e n h u n d e r t S c h ü l e r n . 1935 übersiedelte E. auf die Osterinsel, m i s s i o n i e r t e die n o c h priesterlosen K a n a k e n , leistete a u c h materielle E n t w i c k l u n g s h i l f e b e i m S t r a ß e n b a u und in der L a n d w i r t s c h a f t und setzte s e i n e S p r a c h s t u d i e n mit der E r f o r s c h u n g der R a p a - N u i - S p r a c h e fort. E r schuf ein L e x i k o n m i t 7 0 0 0 W ö r t e r n und einer daz u g e h ö r i g e n G r a m m a t i k , b e s c h r i e b d i e Kult- und K u n s t g e g e n s t ä n d e d e r e i n z e l n e n F a m i l i e n und katalogisierte die m e h r als 6 0 0 rätselhaften Steinfiguren d e r Insel. E. w u r d e auf der Osterinsel b e g r a b e n , n a c h d e m er w ä h r e n d einer Vortragsreise d u r c h N o r d a m e r i k a g e s t o r b e n war. WERKE: Island at the c e n t r e of the world. N e w light on E a s t e r Island. Übers, und hrsg. v. W i l l i a m M u l l o y . L o n d o n 1972. - L a tierra d e Hotu M a t u ' a . Historia y etnologia d e la Isla d e P a s c u a . S a n t i a g o d e C h i l e 1974. - L e y e n d a s d e Isla d e P a s c u a . T e x t o s bilingües. S a n t i a g o d e C h i l e 1980. D a s erste christliche J a h r h u n d e r t d e r Osterinsel ( 1864-1964). N e u hrsg. v. Karl K o h u t . F r a n k f u r t / M a i n 1996 (mit einer L e b e n s s k i z z e S. E.s von L u d w i g B. Riedl). LITERATUR: Alois J. Weichslgartner: D e r u n g e k r ö n t e K ö n i g der Osterinsel. Ein L e b e n s b i l d d e s K a p u z i n e r p a t e r s S. E. In: J a h r b u c h des Historischen Vereins Dillingen an der D o nau 7 2 ( 1 9 7 0 ) S. 154-162. - Ders.: E „ S. In: L e b e n s bilder a u s d e m B a y e r i s c h e n S c h w a b e n . B d . 12. H r s g . v. A d o l f L a y e r . W e i ß e n h o r n 1980, S. 3 5 1 - 3 6 7 . - M a t t h i a s B u s c h k ü h l (Bearb.): M i s s i o n s g e s c h i c h t e der Osterinsel. Pater S. E. O . F . M . C a p . ( 1 8 8 8 - 1 9 6 9 ) z u m 100. G e b u r t s t a g . Eichstätt 1988 ( A u s s t e l l u n g s k a t a l o g ) . E n g l i s c h , Johannes, auch Anglicus, genannt Leymen H a n s ; a u c h J o h a n n e s P y x o c o m i s t o n , L i e d e r d i c h t e r , * 1502 B u c h s w e i l e r (Elsaß), t 3 1 . 7 . 1577 Straßburg. A u s seiner Vaterstadt m u ß t e E . im Streit u m d i e R e f o r m a t i o n fliehen u n d k a m n a c h S t r a ß b u r g zu M a t t h ä u s —> Zell. 1536 ist E. als H e l f e r a m S t r a ß b u r g e r M ü n s t e r b e z e u g t . E r unterz e i c h n e t e d i e W i t t e n b e r g e r K o n k o r d i e . S e i n e T ä t i g k e i t als P r e d i g e r im M ü n s t e r m u ß t e E. w ä h r e n d des A u g s b u r g e r Int e r i m s 1548-51 u n t e r b r e c h e n und wirkte in d i e s e r Zeit an der „ n e u e n K i r c h e " . Seit 1563 w a r er „ F r e i p r e d i g e r " . E. w u r d e als D i c h t e r einiger K i r c h e n l i e d e r b e k a n n t , die e r s t m a l s i m S t r a ß b u r g e r G e s a n g b u c h von 1530 e r s c h i e n e n , d a r u n t e r der Lobgesang Simeonis, a u s d e m F r i e d r i c h —> Spitta das D a n k lied Im Frieden dein, o Herre mein, laß ziehn mich meine Straßen s c h u f . E n h u e b e r , J o h a n n Baptist, B e n e d i k t i n e r , T h e o l o g e , * 14.9. 1736 N a b b u r g ( O b e r p f a l z ) , t 2 9 . 5 . 1 8 0 0 R e g e n s burg. E., S o h n eines O r g a n i s t e n , trat 1754 in d a s B e n e d i k t i n e r kloster St. E m m e r a m in R e g e n s b u r g ein, w u r d e 1760 z u m Priester g e w e i h t und w a r Prof. d e r P h i l o s o p h i e und T h e o logie in d i e s e m Kloster. 1773 s c h l u g er d i e A b t s w ü r d e von E n s d o r f aus, w u r d e 1775 Prior in St. E m m e r a m und lehrte seit 1781 als P r o f . der D o g m a t i k in Ingolstadt. Seit 1785

Ensinger P r o p s t in H o h e n g e b r a c h i n g , k e h r t e E. später n a c h St. E m m e r a m zurück, w o er als G r o ß ö k o n o m tätig w a r u n d sich weiterhin w i s s e n s c h a f t l i c h e n S t u d i e n w i d m e t e . Er arbeitete an der —>Alkuin-Ausgabe von F r o b e n i u s —»Forster mit und bereitete e i n e e i g e n e Edition des —»Hrabanus M a u r u s vor, d i e j e d o c h nicht z u s t a n d e k a m . WERKE: C o n c i l i o r u m R a t i s b o n e n s i u m brevis recensio. R e g e n s b u r g 1768. - Dissertatio critica de patria, aetate et episcopatu S. Erhardi. R e g e n s b u r g 1770. LITERATUR: W e s t e r m a c h e r ; E., J. B. In: A D B , Bd. 6, 1878, S. 147. - M a n f r e d Kindler: J. B. E. ( 1 7 3 6 - 1 8 0 0 ) . In: L e b e n s bilder a u s der G e s c h i c h t e d e s B i s t u m s R e g e n s b u r g . H r s g . v. G e o r g S c h w a i g e r . 1. Teil. R e g e n s b u r g 1989, S. 4 4 0 - 4 4 9 . H a n s S c h l e m m e r : In N a b b u r g g e b o r e n - in St. E m m e r a m g e s t o r b e n . Z u m G e d e n k e n an d i e Ä b t e E r a s m u s ( t 1517) und A m b r o s i u s ( t 1535) M ü n z e r s o w i e an P a t e r J. B. E. ( t 1800). In: R e g e n s b u r g e r B i s t u m s b l a t t 6 9 ( 2 0 0 0 ) 3, S. 32.

Enk von der Burg,

Michael (Leopold), Benediktiner, Schriftsteller, * 1 8 . 1 . 1 7 8 8 W i e n , t 1 1 . 6 . 1843 bei M e l k (Niederösterreich). N a c h d e m P h i l o s o p h i e - und T h e o l o g i e s t u d i u m in W i e n trat E. v. d. B., S o h n eines B a u a u f s e h e r s und M a u t b e a m t e n , 1810, e i n e m G e l ü b d e der M u t t e r f o l g e n d und g e g e n s e i n e i n n e r e N e i g u n g , in das B e n e d i k t i n e r s t i f t M e l k ein und w u r d e später L e h r e r a m dortigen S t i f t s g y m n a s i u m . Literaturhistor i s c h e B e d e u t u n g e r l a n g t e er als L e h r e r und B e r a t e r d e s Dichters Friedrich H a l m , d e n er m a ß g e b l i c h beeinflußte, und d u r c h seine K o n t a k t e u. a. mit Grillparzer, L e n a u und E d u a r d von B a u e r n f e l d . E. v. d. B.s e i g e n e schriftstellerische Prod u k t i o n u m f a ß t ästhetische und literaturtheoretische S c h r i f ten (Melpomene oder über das tragische Interesse, 1827), R e z e n s i o n e n und Kritiken, A b h a n d l u n g e n (u. a. Briefe über Goethe's Faust, 1834), L e h r g e d i c h t e , (pessimistische) phil o s o p h i s c h e E r z ä h l u n g e n und R o m a n e (Dorats Tod, 1833). Z e i t l e b e n s s c h w e r m ü t i g und innerlich zerrissen, s u c h t e er 1843 d e n Freitod in der D o n a u . WEITERE WERKE: D i e B l u m e n . Wien 1822. - Ü b e r den U m g a n g m i t uns selbst. W i e n 1829. - H e r m e s und S o p h r o s y n e . W i e n 1838. - Ü b e r d i e F r e u n d s c h a f t . W i e n 1840. LITERATUR: Kurt Vanesa: Ε. v. d. B, M . L. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 5 3 5 f.

Ennen,

L e o n h a r d , kath. T h e o l o g e , Historiker, * 5 . 3 . 1820 S c h l e i d e n / E i f e l , t 1 4 . 6 . 1880 K ö l n . E. studierte T h e o l o g i e und P h i l o s o p h i e in M ü n s t e r und B o n n und w u r d e n a c h d e r P r i e s t e r w e i h e Vikar u n d Leiter d e r h ö h e r e n S t a d t s c h u l e in K ö n i g s w i n t e r . 1857 w u r d e er erster h a u p t a m t l i c h e r S t a d t a r c h i v a r und S t a d t b i b l i o t h e k a r in K ö l n . Von i h m s t a m m t u. a. der Katalog der Inkunabeln in der Stadtbibliothek zu Köln. Abt. I (1865), der als eines der f r ü h e s t e n derartigen W e r k e B e a c h t u n g verdient. Z u E.s historischen W e r k e n zählt e i n e Geschichte der Stadt Köln (5 Bde., 1862-79).

Enoch,

S a m u e l , R a b b i n e r , * 8. 10. 1814 H a m b u r g , t 3 1 . 1 2 . 1876 Fulda. E. studierte an d e n Universitäten W ü r z b u r g und E r l a n g e n , w u r d e i m Alter von n u r 18 J a h r e n z u m D r . phil p r o m o v i e r t und setzte s e i n e bereits in W ü r z b u r g betriebenen talmudischen S t u d i e n a n s c h l i e ß e n d in H i l d e s h e i m bei L e v i B o d e n h e i m e r u n d in Kassel bei Philipp R o m a n n fort. In A l t o n a g r ü n d e t e er e i n e R e a l s c h u l e , die er bis 1855 leitete, w u r d e d a n n P r o v i n z i a l r a b b i n e r in F u l d a und wirkte dort bis zu sein e m Tod. E. b e g r ü n d e t e d i e erste o r t h o d o x e j ü d i s c h e W o c h e n z e i t u n g „ D e r treue Z i o n s w ä c h t e r " , die z u s a m m e n mit einer wissenschaftlich-belletristischen B e i l a g e in h e b r ä i s c h e r S p r a c h e „ S c h o m e r Z i j o n h a - n e e m a n " 1845-55 in A l t o n a er-

schien. A u c h die Berliner Z e i t s c h r i f t „ D i e j ü d i s c h e P r e s s e " v e r d a n k t e E . als M i t b e g r ü n d e r und M i t h e r a u s g e b e r ihre Entstehung. LITERATUR: K e l c h n e r : E., S. In: A D B , B d . 6, 1878, S. 152.

Enomiya-Lassalle,

H u g o M a k i b i , eigentl. H u g o Lassalle, Jesuit, M i s s i o n a r , R e l i g i o n s w i s s e n s c h a f t l e r , * 1 1 . 1 1 . 1 8 9 8 E x t e r n b r o c k bei N i e h e i m (Westfalen), t 7 . 7 . 1 9 9 0 Münster. N a c h der T e i l n a h m e a m Ersten Weltkrieg trat E.-L. in d i e G e s e l l s c h a f t Jesu ein, studierte T h e o l o g i e und P h i l o s o p h i e und k a m 1929 als M i s s i o n a r n a c h J a p a n . N e b e n seinen Tätigkeiten als H o c h s c h u l l e h r e r und N o v i z e n m e i s t e r e n g a g i e r t e er sich dort als Sozialarbeiter in d e n A r m e n v i e r t e l n von T o k i o . Seit 1940 lebte er in H i r o s h i m a , w u r d e 1945 b e i m A b w u r f der A t o m b o m b e s c h w e r verletzt und regte n a c h d e m Krieg d e n Bau der dortigen W e l t f r i e d e n s k i r c h e an, der w e i t g e h e n d d u r c h von i h m g e s a m m e l t e S p e n d e n finanziert w u r d e . 1948 erhielt E.-L. d i e j a p a n i s c h e S t a a t s b ü r g e r s c h a f t und n a h m den N a m e n M a k i b i E . an. Bis 1978 lehrte er R e l i g i o n s p h i l o s o p h i e an d e n U n i v e r s i t ä t e n von H i r o s h i m a und Tokio, w o er das erste christliche M e d i t a t i o n s z e n t r u m J a p a n s a u f b a u t e . Z a h l r e i c h e V e r ö f f e n t l i c h u n g e n b e s c h ä f t i g e n sich u. a. mit der Praxis der Z e n - M e d i t a t i o n , die E.-L., selbst Z e n - M e i s t e r , auf d a s C h r i s t e n t u m zu ü b e r t r a g e n suchte (u. a. Zen, Weg zur Erleuchtung., 1960; Zen-Buddhismus, 1966, 3 1 9 8 6 unter d e m Titel Zen und christliche Mystik). WEITERES WERK: D a s G l ü c k i m e i g e n e n H e r z e n finden. G e d a n k e n über M e d i t a t i o n f ü r h e u t e und m o r g e n . H r s g . v. C h r i s t i a n e Eschricht. A a c h e n 1993. LITERATUR: A n d r e a s - P a z i f i k u s A l k o f e r : E.-L., H. M . In: L T h K \ B d . 3, 1995, Sp. 6 7 8 . - U r s u l a B a a t z : H. M . E.-L. Ein L e b e n z w i s c h e n d e n Welten. Z ü r i c h / D ü s s e l d o r f 1998. R o l a n d R o p e r s : G e b u r t s s t u n d e des n e u e n M e n s c h e n . H. M . E.-L. z u m 100. G e b u r t s t a g . P e t e r s b e r g 1998. - M i c h a e l Ihsen: E.-L., H . M . In: B B K L , Bd. 18, 2 0 0 1 , S p . 3 7 5 - 3 9 1 .

Ensinger,

auch E n s i n g e n , Ä n s i n g e r , A n s i n g e r , E i n s i n g e r , E n t z i n g e r , F a m i l i e von K i r c h e n b a u m e i s t e r n . M a t t h ä u s E „ * um 1395 U l m ( ? ) , t 1463 U l m . M o r i t z E., a u c h M a u r i t z , M e i s t e r M a u r i t z , * u m 1 4 3 0 / 3 5 (?) B e r n , t vor 1 7 . 2 . 1 4 8 3 B e r n . Ulrich von E., * u m 1350 E n s i n g e n (heute zu U l m ) o d e r O b e r e n s i n g e n ( h e u t e zu N ü r t i n g e n ) , f 1 0 . 2 . 1 4 1 9 S t r a ß b u r g . V i n c e n z E., * u m 1 4 2 2 / 2 3 B e r n , t n a c h 1493 K o n s t a n z (?). Ulrich von E . w u r d e 1392 als N a c h f o l g e r d e s W e r k m e i s t e r s H e i n r i c h d. J. von d e r Stadt U l m mit d e r W e i t e r f ü h r u n g d e s M ü n s t e r b a u s b e a u f t r a g t . D u r c h die von i h m d u r c h g e f ü h r t e G r u n d r i ß ä n d e r u n g und sein g r o ß a r t i g e s T u r m p r o j e k t w u r d e er z u m b e d e u t e n d s t e n d e r U l m e r M ü n s t e r b a u m e i s t e r , obgleich der T u r m Torso blieb (er w u r d e erst 1890 vollendet). 1399 ü b e r n a h m U . als B a u m e i s t e r d e s S t r a ß b u r g e r M ü n s t e r s sein zweites g r o ß e s T u r m p r o j e k t ; er f ü h r t e d e s s e n N o r d t u r m bis z u m A n s a t z d e s H e l m e s aus. 1400 w a r er a u c h B a u m e i ster der F r a u e n k i r c h e in E s s l i n g e n ( E n t w u r f d e s W e s t t u r m s ) . A l l e d i e s e B a u t e n w u r d e n n a c h U.s Tod n a c h veränderten oder n e u e n P l ä n e n f o r t g e f ü h r t . 1414 w a r U. als G u t a c h t e r f ü r den M ü n s t e r b a u in Basel tätig und leitete v e r m u t l i c h a u c h d e n W i e d e r a u f b a u des M a r i a - M a g d a l e n e n - K l o s t e r s in P f o r z h e i m seit 1409. M a t t h ä u s E . arbeitete z u n ä c h s t bei s e i n e m Vater Ulrich v. E. a m S t r a ß b u r g e r M ü n s t e r und ging nach d e s s e n T o d 1420 n a c h B e r n , w o er P l a n u n g und B a u d e s dortigen M ü n s t e r s ü b e r n a h m . Seit e t w a 1430 f ü h r t e er d e n von s e i n e m Vater b e g o n n e n e n B a u der F r a u e n k i r c h e in E s s l i n g e n fort. 1436 w u r d e er mit e i n e m E n t w u r f f ü r d i e K i r c h e N o t r e - D a m e in Ripaille b e a u f t r a g t und 1445 als G u t a c h t e r und zur Ü b e r n a h m e einiger B a u a r b e i t e n n a c h Freiburg ( S c h w e i z ) berufen. Seit 1446 leitete er d e n U l m e r M ü n s t e r b a u , an d e m sein j ü n g e r e r S o h n , M o r i t z , seit 1449 als G e s e l l e b e z e u g t ist.

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Entfelder N a c h d e m T o d seines Vaters trat M o r i t z die N a c h f o l g e an und w u r d e z u n ä c h s t auf zehn Jahre, d a n n auf L e b e n s z e i t angestellt. Er w ö l b t e im U l m e r M ü n s t e r d a s Mittelschiff ein und setzte d e n T u r m b a u fort. Bei der K i r c h e St. G e o r g in N ö r d l i n g e n und bei d e r L i e b f r a u e n k i r c h e in M ü n c h e n w u r d e er als G u t a c h t e r h e r a n g e z o g e n . 1478 ging M . nach K o n s t a n z zu s e i n e m älteren B r u d e r V i n c e n z , der dort B a u m e i s t e r d e s M ü n s t e r s war, u n d w u r d e 1481 W e r k m e i s t e r der Stadt B e r n zur V o l l e n d u n g d e s dortigen M ü n s t e r s . V i n c e n z wird e r s t m a l s 1448 als Vertreter seines Vaters bei der L e i t u n g des B e r n e r M ü n s t e r b a u s e r w ä h n t . A u c h in U l m und S t r a ß b u r g w a r er tätig u n d ü b e r n a h m n o c h vor v o r 1459 d a s K o n s t a n z e r A m t . D a n e b e n w i r k t e er 1460 a m B a u d e r K i r c h e St. M a r t i n in C o l m a r , 1470 a u c h a m B a s l e r M ü n s t e r (südlicher T u r m und kleiner K r e u z g a n g ) mit. M i t g l i e d e r d e r F a m i l i e E. w a r e n d a m i t an allen wichtigen gotischen Kirchenbauten Süddeutschlands maßgebend beteiligt. LITERATUR: M a x H a s a k : D a s M ü n s t e r U n s e r e r L i e b e n Frau zu S t r a ß b u r g i m Elsaß. Berlin 1927. - R o s w i t h a B e y e r : E „ M a t t h ä u s . In: N D B , B d . 4, 1959, S. 5 3 8 f. - Dies.: E., M o r i t z . In: E b d . , S. 539. - L u c M o j o n : D e r M ü n s t e r b a u meister M a t t h ä u s E. B e r n 1983. - G ü n t h e r B i n d i n g : E . In: L e x M A , B d . 3, 1986, S p . 2 0 2 3 . - R o l a n d R e c h t (Hrsg.): L e s bâtisseurs des cathédrales g o t i q u e s . S t r a ß b u r g 1989. - G l a n z der K a t h e d r a l e . 9 0 0 J a h r e K o n s t a n z e r M ü n s t e r . K o n s t a n z 1989. - R e i n h a r d W o r t m a n n : D a s U l m e r M ü n s t e r . Stuttgart 3 1 9 9 0 . - Ulrich K n a p p : D i e E s s l i n g e r F r a u e n k i r c h e . Essling e n 1998. - F r a n z B i s c h o f f : v. E „ Ulrich. In: A K L , Bd. 3 4 , 2 0 0 2 , S. 1 6 7 f . - Ders.: E „ M a t t h ä u s . In: Ebd., S. 168. Ders.: E., M o r i t z . In: E b d . , S. 169 f. - Ders.: E „ Vincenz. In: Ebd., S. 170. E n t f e l d e r , Christian, T ä u f e r , f n a c h 1547. E. w a r S c h ü l e r von H a n s —»Denck und 1526-28 P r e d i g e r einer T ä u f e r g e m e i n d e in E i b e n s c h ü t z ( B ö h m e n ) . A l s B ö h m e n unter österr. H e r r s c h a f t k a m , w u r d e er zur A u s w a n d e r u n g g e z w u n g e n und ging 1529 n a c h S t r a ß b u r g , w o er K o n t a k t zu J o h a n n e s —>Bünderlin und K a s p a r von —> S c h w e n c k f e l d hatte. Dort erschien 1530 u . a . Von warer Cotseligkait, wie der mensch allhie inn diser zeyt darzu kommen mag, in d e r E. seine stark m y s t i s c h b e s t i m m t e und z u m S p i r i t u a l i s m u s n e i g e n d e T h e o l o g i e entfaltet. S p ä t e s t e n s 1536 w u r d e er B e rater —> A l b r e c h t s d. Ä . von P r e u ß e n in K ö n i g s b e r g . WEITERE WERKE: Von den m a n i g f a l t i g e n im g l a u b e n zers p a l t u n g e n , d i e s e j a r e n t s t a n d e n . A u g s b u r g 1530. - Von G o t t e s u n n d Christi Jesu unnseres H e r r e n e r k ä n d t n u ß , ain b e d a c h t , A l l e n Schülern d e s heiligen g a y s t s weiter zu bed e n c k e n a u f g e z a i c h n e t , mit f r e y e m urthayl. A u g s b u r g 1533. LITERATUR: V D 16, E 1361-1368. - Peter P o s c h a r s k y : E., C. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 540. - W e r n e r O . P a c k u l l : M y s t i c i s m and the early South G e r m a n - A u s t r i a n A n a b a p tist M o v e m e n t 1525-1531. Scottdale, P e n n s y l v a n i a 1977, S. 163-175. - A d o l f L a u b e (Hrsg.): F l u g s c h r i f t e n v o m B a u e r n k r i e g z u m T ä u f e r r e i c h , 1526-1535, Bd. 2. Berlin 1992, S. 9 3 4 - 8 3 . - Volker L e p p i n : E., C. In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 1321 f.

E n t r e s , J o s e p h Otto, B i l d h a u e r , * 1 3 . 3 . 1804 Fürth, t 1 4 . 5 . 1870 M ü n c h e n . E. studierte seit 1820 an der M ü n c h n e r K u n s t a k a d e m i e , w o ihn sein L e h r e r K o n r a d E b e r h a r d e n t s c h e i d e n d beeinflußte. E r schuf z a h l r e i c h e H o l z p l a s t i k e n i m mittelalterlichen Stil f ü r K i r c h e n und G r a b d e n k m ä l e r , w o b e i er sich als einer d e r ersten von der d a m a l s h e r r s c h e n d e n a n t i k i s i e r e n d e n R i c h tung a b w a n d t e . Z u seinen W e r k e n zählen ein A b e n d m a h l und e i n e M a d o n n e n s t a t u e t t e f ü r d e n D o m s o w i e d i e S k u l p -

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tierung d e r T ü r f l ü g e l an d e r K i r c h e St. P e t e r in M ü n c h e n . E r w a r a u c h S a m m l e r mittelalterlicher K u n s t s c h ä t z e . LITERATUR: S u s a n n a Partsch: E., J. O . In: A K L , B d . 34, 2 0 0 2 , S. 180. E p p , F r a n z X a v e r , Jesuit, N a t u r w i s s e n s c h a f t l e r , * 8 . 1 2 . 1733 S c h o n g a u , t 2 5 . 1 2 . 1789 M ü n c h e n . Z u n ä c h s t S e m i n a r i s t in M ü n c h e n , legte E. 1753 die P r o f e ß ab. N a c h seiner P r o m o t i o n z u m Dr. phil. et theol. w u r d e er L e h r e r f ü r M a t h e m a t i k und P h y s i k a m M ü n c h n e r L y z e u m . E r lehrte als N a c h f o l g e r I l d e p h o n s K e n n e d y s b e s o n d e r s E x p e r i m e n t a l p h y s i k . M i t i h m hielt e r s t m a l s ein L e h r e r P h y s i k v o r l e s u n g e n in d e u t s c h e r S p r a c h e . S p ä t e r w a r e r a u c h L e h rer f ü r T h e o l o g i e in D i l l i n g e n . 1774 w u r d e E. Mitglied der B a y e r i s c h e n A k a d e m i e d e r W i s s e n s c h a f t e n , 1783 S t a d t p f a r rer in M ü n c h e n und k u r f ü r s t l i c h e r Wirklicher G e h e i m r a t . E. b e s c h ä f t i g t e sich mit M e t e o r o l o g i e , Elektrizität und M a g n e tismus, b e m ü h t e sich u m die E i n r i c h t u n g von Vergleichsg r u n d l a g e n f ü r e i n e einheitliche W e t t e r b e o b a c h t u n g in g a n z B a y e r n und f ü h r t e in B a y e r n die B e n u t z u n g von Blitzableitern ein. Er v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Abhandlung von dem Magnetismus der natürlichen Elektricität ( 1 7 7 7 ) und Ueber die Wetterbeobachtung (1780). E p p e n s t e i n , S i m o n , R a b b i n e r , H i s t o r i k e r , * 25. 8 . 1 8 6 4 K r o t o s c h i n , t 19. 11. 1920 Berlin (?). E. b e s u c h t e das R a b b i n e r s e m i n a r in Berlin und w i r k t e 1889-1911 als R a b b i n e r in B r i e s e n in W e s t p r e u ß e n . 1911 w u r d e er als N a c h f o l g e r von A b r a h a m —»Berliner an d a s R a b b i n e r s e m i n a r in Berlin b e r u f e n , w o er bis zu s e i n e m T o d j ü d i s c h e G e s c h i c h t e lehrte. Als W i s s e n s c h a f t l e r m a c h t e er sich d u r c h b a h n b r e c h e n d e F o r s c h u n g e n zur G e s c h i c h t e der g a o n ä i s c h e n und n a c h g a o n ä i s c h e n Zeit e b e n s o verdient w i e d u r c h seine A r b e i t e n auf d e m G e b i e t d e r j ü d i s c h e n S c h r i f t e r k l ä r u n g und d e r hebräischen S p r a c h w i s s e n s c h a f t im M i t telalter. S e i n e k o m m e n t i e r t e B e a r b e i t u n g des f ü n f t e n B a n d e s der Geschichte der Juden von Heinrich —» G r a e t z erschien 1909. E p p i c h , J o s e f , kath. T h e o l o g e , Politiker, * 2 0 . 2 . 1874 M a l g e r n bei G o t t s c h e e (Krain), t 2 . 6 . 1942 M i t t e r d o r f bei Gottschee. N a c h d e m T h e o l o g i e s t u d i u m in L a i b a c h und der Priesterw e i h e 1897 w u r d e E. K a p l a n in D ö b e r i t s c h und G o t t s c h e e , 1902 P f a r r e r in M i t t e r d o r f . D o r t g r ü n d e t e er 1904 m i t d e m „ G o t t s c h e e r B o t e n " , der später als „ G o t t s c h e e r Z e i t u n g " w e i t e r g e f ü h r t w u r d e , d a s erste H e i m a t b l a t t der d e u t s c h e n Sprachinsel in Krain. A u c h als O b m a n n d e r B a u e r n p a r tei u n d A b g e o r d n e t e r d e r L a i b a c h e r G e b i e t s v e r s a m m l u n g b e m ü h t e sich E . u m d i e E r h a l t u n g des D e u t s c h t u m s . D a n e b e n w a r er im l a n d w i r t s c h a f t l i c h e n G e n o s s e n s c h a f t s w e sen tätig. In den P a r t i s a n e n k ä m p f e n des Z w e i t e n Weltkriegs z w i s c h e n Italienern und S l o w e n e n f a n d er den Tod. E p p i n g , J o s e p h , Jesuit, A s t r o n o m , A s s y r i o l o g e , * 1 . 1 2 . 1 8 3 5 B e v e r g e r n (Westfalen), t 22. 8 . 1 8 9 4 E x a e t e n (Niederlande). E., S o h n eines G l a s e r s , studierte in M ü n s t e r M a t h e m a t i k und w u r d e , seit 1859 M i t g l i e d der G e s e l l s c h a f t Jesu, 1863 Prof. der M a t h e m a t i k in M a r i a L a a c h . 1867-71 studierte er T h e o l o g i e , e m p f i n g die P r i e s t e r w e i h e und ging 1872 mit a n d e r e n d e u t s c h e n Jesuiten n a c h E c u a d o r , w o er a m von G a r c í a M o r e n o g e g r ü n d e t e n P o l y t e c h n i k u m in Q u i t o M a t h e m a t i k lehrte. 1876 k e h r t e E. n a c h E u r o p a z u r ü c k und wirkte als L e h r e r f ü r M a t h e m a t i k und A s t r o n o m i e in Blij e n b e c k und E x a e t e n in d e n N i e d e r l a n d e n . E. e n t s c h l ü s s e l t e z u s a m m e n mit J o h a n n N e p o m u k S t r a ß m a i e r d i e assyrischbabylonischen Mondtafeln. Seine Ergebnisse, veröffentlicht in der S c h r i f t Astronomisches aus Babylon oder das Wissen der Chaldäer Uber den gestirnten Himmel ( 1 8 8 9 ) , bildeten

Erasmus von Rotterdam die Grundlage für die späteren Forschungen Franz Xaver —> Kuglers. WEITERES WERK: Der Kreislauf im Kosmos. Freiburg/ Breisgau 1882. LITERATUR: A d a m Falkenstein: E., J. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 5 5 0 . - Otto Neugebauer: L e scienze esatte nell'Antichità. In appendice sulla decifrazione delle tavolette astronomiche dei Caldei di J. E. Mailand 1974.

Eppinger,

Elisabeth, Gründerin der Niederbronner Schwestern, * 9 . 9 . 1 8 1 4 Niederbronn (Elsaß), t 3 1 . 7 . 1 8 6 7 Niederbronn. E. machte als junge Frau zunächst durch Visionen und Prophezeiungen von sich reden, bevor sie sich in ein Kloster zurückzog. In ihrem Heimatort Niederbronn gründete sie 1849 eine Kongregation der „Schwestern v o m Allerheiligsten Heiland", der sie als erste Generaloberin vorstand. 1866 erfolgte die Bestätigung der Ordensgründung durch Papst Pius IX. D i e Niederbronner Schwestern hatten sich damals bereits durch ihr soziales Engagement einen N a m e n gemacht und sich u. a. im Cholerajahr 1854 bewährt. Für E. wurde später der offizielle Prozeß der Seligsprechung eingeleitet. LITERATUR: V i e d e m è r e A l p h o n s e - M a r i e : E . E . ,

1814-1867,

essai biographique. Colmar 1948. - Jutta Spornitz: An den Quellen des Erlösers: Mutter A l f o n s Maria E. und die Schwestern v o m Göttlichen Erlöser. Paris 1991. - Karl Frank: E., E. In: LThK', Bd. 3, 1995, Sp. 7 3 4 f. - Ekkart S a u s e r : E . , E . I n : B B K L , B d . 17, 2 0 0 0 , S p . 3 4 0 f .

Epstein,

Naphtali, Hebraist, Politiker, * 11.8. 1782 Karlsruhe, t 14. 10. 1852 Karlsruhe. Einer alten Rabbinerfamilie entstammend, wurde E. in Bruchsal von seinem Vater, dem dortigen Rabbiner, in der hebräischen Sprache und Literatur unterwiesen, erhielt aber auch von Geistlichen des Fürstbischofs von Speyer Unterricht. Als erster Jude Badens besuchte er die Univ. Heidelberg und widmete sich fortan der Wahrung religiöser und rechtlicher Interessen der Juden in Baden. Bei der Bildung des „Oberrats" der Israeliten, einer Behörde, die unter staatlicher Leitung die religiösen Angelegenheiten der Juden in Baden zu regeln hatte, wurde E. zum Sekretär und später zum Referenten für jüdische Religionssachen ernannt. Er setzte sich für die Rechtsgleichheit der Juden mit den Christen und für das jüdische Bildungswesen ein. D i e jüdischen Schulen Badens wurden für andere Staaten vorbildlich.

Erasmus von Rotterdam,

Desiderius, Humanist, * zwischen 1466 und 1469 bei Rotterdam, f in der Nacht zum 1 2 . 7 . 1536 Basel. Der N a m e Roterodamus ersetzte den Familiennamen; D e siderius war der Humanistenname. Die Herkunft des E. ist unklar; er stammte aus der Verbindung eines niederen Klerikers mit der Arzttochter Margareta Rogers aus Gouda. Die fünfzehnjährige Schulzeit dauerte ungewöhnlich lange: auf Gouda folgte die D o m s c h u l e von Utrecht, dann die Kapitelschule der Brüder v o m Gemeinsamen Leben in D e v e n ter. 1487 trat E. mit seinem älteren Bruder Pieter in das Augustiner-Chorherrenstift Steyn bei Gouda ein. Im Kloster traf er auf einen humanistischen Kreis von Brüdern, die klassische Sprachstudien neben d e m Bildungsprogramm des Ordens betrieben. Seit der Priesterweihe 1492, erstes belegtes Ereignis seines Lebens, suchte er d e m Kloster zu entkommen. Seine Hoffnung war eine Bildungsreise nach Italien: Der erste Versuch 1 4 9 3 / 9 4 als Sekretär des B i s c h o f s von Cambrai, Heinrich van Bergen, mißlang; er begleitete ihn auf Reisen, doch die Italienreise zerschlug sich. Schließlich erhielt E. 1495 ein Stipendium für ein Studium. Er studierte in Paris Theologie, um das Doktorat zu erwerben. Vorausgesetzt war das vierjährige Artesstudium, danach ein achtjähriges Studium der Theologie. E. blieb im

Zeitrahmen und wurde 1506 in Turin zum Doktor der Theologie promoviert. Während seiner Zeit beim Bischof von Cambrai entwarf E. die Antibarbari g e g e n die Sprachbarbaren, ein Werk, das 25 Jahre später teilweise herauskam: Im Gespräch zwischen Freunden werden die humanistischen Ideen von der Perfektibilität der M e n s c h e n durch Bildung und Erziehung entwickelt. Die humane Bildung sei auf natürliche Weise in der Antike geoffenbart und durch die christliche Offenbarung vollendet worden. Barbarischer Bildungsfeind ist nicht der rohe Ungebildete, sondern der tyrannische Verbildete in Mönchsorden und Schulen. E. artikulierte als sein zentrales Problem die Suche nach dem christlichen Humanismus. Sein Studium in Paris begann am C o l l è g e Montaigue, ein e m Ort strengster Disziplin. Er fand Anschluß an den Pariser Humanistenkreis, doch blieb er dort nur einer unter vielen „jungen" Humanisten. Als Privatlehrer entwarf er etliche Lehrtexte, w i e De conscribendis epistolis und De copia verborum, die erst später veröffentlicht wurden. Sein Lateinschüler Lord Mountjoy, William Blount, lud ihn 1499 nach England ein. Der halbjährige Englandaufenthalt bis Februar 1500 mit Perspektive einer Italienreise - wurde kurzfristig zur Enttäuschung, langfristig die Lebenswende: Er fand Anerkennung und wurde in die hohe Gesellschaft eingeführt. In Oxford fand er a n g e m e s s e n e Gesprächspartner, so in John Colet, der ihn zu den Disputatiunculae de tedio, pavore, tristitia Jesu und der Concio de puero Jesu anregte. E. überzeugte sich von der Bedeutung des Griechischen und wendete sich der antiken paganen w i e christlichen Literatur zu. Es wurde ihm die Bedeutung der alten Vätertheologie klar, besonders die von Hieronymus und Orígenes, und damit seine eigene Rolle als Sprachgelehrter in der Theologie. Zurückgekehrt in seine kargen Pariser Verhältnisse, gab E. 1500 dort sein erstes Buch, die Adagia, heraus. D i e s e S a m m lung lateinischer Sprüche zur Pflege eines eleganten Stils ergänzte er in weiteren Ausgaben um griechische Weisheiten, bis 1536 die letzte A u s g a b e 3 2 6 0 kommentierte Redewendungen enthielt. Verschiedentlich hielt er sich in den Niederlanden auf und fand in Theodor Maertens in Antwerpen (dann L ö w e n ) einen Drucker, der 1503 seine Lucubrationes, Ergebnisse seiner Nachtwachen, verlegte. Darin befand sich das Enchiridion militis christianae (Handbüchlein eines christlichen Ritters), welches erst die gesonderte Ausgabe 1518 bei Froben in Basel zu dem - von - » Luther w i e von Ignatius von Loyola - gelobten und verdammten Hauptwerk humanistischer Christus-Frömmigkeit machte. Im Jahr 1504 fand E. im Kloster Pare bei L ö w e n das Manuskript der Annotationes in Novum Testamentum seines Vorbildes Lorenzo Valla, worin der Vulgatatext am klassischen Latein wie am griechischen Urbild geprüft wurde. Die philologische Bibelkritik inspirierte E. zu der ein Jahrzehnt später edierten kritischen Neuausgabe des Neuen Testaments. In England lebte E. nach seinem halbjährigen Besuch 1 4 9 9 / 1 5 0 0 erstmals etwa ein Jahr 1505 bis 1506, dann nach d e m Studienaufenthalt in Italien 1509 bis 1514, endlich mehrmals kurzzeitig 1515 bis 1518 in London, an den Universitäten und kirchlichen Zentren, so Canterbury. E. verdankte England viel, vor allem M ä z e n e und Freunde, w i e den kgl. Erzieher Lord Mountjoy, den Dean of St. Paul's, John Colet, den Erzbischof von Canterbury, William Warham, und den Protagonisten des „zivilen" Humanismus Thomas More, mit d e m er griechische Literaturstudien (LukianÜbersetzungen) betrieb, aus denen das Lob der Torheit und die Utopia entstanden. D i e Studienreise nach Italien ergab sich 1506. E. hielt sich in Turin (Promotion), Padua, Bologna, Neapel und Florenz auf. In Venedig edierte er bei Aldus Manutius die um griechische Sprüche erweiterten Adagia. Nach R o m kam er w e g e n

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Erasmus von Rotterdam der Kriegszüge Papst Julius' II. spät, wo er die Gunst der Kardinäle Grimani, Riario und des späteren Papstes Leo X., Giovanni de' Medici, gewann. Sein Interesse galt weniger der antiken Kunstüberlieferung als alten, unedierten M a n u skripten. Als ihn 1509 aus England die Nachricht erreichte, der alte König liege im Sterben, eilte er dorthin, in Erwartung des „goldenen Zeitalters der Gelehrsamkeit". Die folgenden englischen Jahre wurden eine Zeit intensiver Studien, besonders an den griechisch-lateinischen Bibeltexten. Man hörte nichts von ihm, außer, er habe im S o m m e r 1511 sein Lob der Torheit selbst in Paris zum Druck gegeben. Die H o f f n u n g e n auf Heinrich VIII. wurden enttäuscht. Auch fand E. in England keine unabhängige Stellung als Gelehrter und auch keine leistungsfähige Druckerei. Als E. 1514 wieder auf den Kontinent übersiedelte, suchte er einen Platz bei Gönnern, auch in Löwen, wo sein Drucker Maertens saß. In dieser Übergangssituation erreichte ihn der Rückruf seines Priors ins Kloster, den er mit einem beeindruckenden Lebensbekenntnis ablehnte. Mitte August 1514 war er auf dem Weg rheinaufwärts, blieb in Basel und begann mit Frohen sofort ein umfangreiches Druckprogramm: Eine Adagia-Ausgabe, neue Plutarch-Übersetzungen und Seneca-Texte, vor allem die Editionen der HieronymusBriefe und des Neuen Testaments. Auf seinen Reisen durch das Rheinland seit 1514 zeigte sich, wie berühmt E. bereits war. Er wurde als Licht der Bildung gefeiert, welches nun auch in Deutschland aufscheine. In Mainz und Frankfurt traf er —»Reuchlin und —»Hutten. N a c h d e m er fast Engländer geworden war, werde er nun Deutscher, so fand E. selbst. Die Jahre seines frühen R u h m e s von 1515 bis 1518 waren außerordentlich unruhig; kein Angebot entsprach seinen Ansprüchen an Unabhängigkeit. Jean le Sauvage, Kanzler von Brabant, verschaffte ihm 1516 den Titel eines Ratgebers beim j u n g e n Karl (V.). E. verfaßte dazu die Erziehungslehre f ü r Prinzen, Institutio Principis Christiani, doch mochte er nicht mit dem zum König gewählten Karl nach Spanien übersiedeln. Unglücklich verliefen seine B e m ü h u n g e n , sich in L ö w e n niederzulassen. Wegen Luther kam er zunehmend in Konflikte mit der dortigen Theologischen Fakultät. E. mißbilligte zwar Luthers Heftigkeit entschieden und seine Thesen zum Teil, doch das Reformanliegen verteidigte er voll, verfaßte kirchenkritische Gelegenheitsschriften in seinem Sinn und plädierte für die Reintegration des Wittenbergers. Er engagierte sich in der „Causa Lutheri" stark und entwarf einen Plan, u m zwischen Kurie und Luther durch ein Gelehrtengericht zu vermitteln. Auf d e m Kölner Fürstentag im Oktober 1520 bestärkte er persönlich den sächsischen Kurfürsten, Luther zu schützen. Der Lutherstreit war aber so weit fortgeschritten, daß E. kaum Vermittlungsmöglichkeiten mehr sah. Der Antilutherpartei in Löwen genügte seine Haltung nicht. Seine Schriften sollten geprüft werden. Egmondanus und andere predigten öffentlich gegen ihn. Man suchte ihn in Stellung gegen Luther zu bringen. Das aber traf E.' Nerv, sein Bestehen auf geistiger Unabhängigkeit. Im Herbst 1521 siedelte er fast fluchtartig nach Basel über. Doch vermochte ihn dort auch das Haus Froben-Amerbach nicht vor den reformatorischen Auseinandersetzungen zu schützen. Nach 1520 gab E. zwar noch schriftliche Ratschläge, trat aber persönlich weder auf den Reichstagen zu W o r m s 1521 und Augsburg 1530 noch auf der Versammlung der Eidgenossen in Baden 1526 auf. In Basel 1521 wurde E. zu einer Art Privatgelehrten des Druckhauses Froben. Er reiste kaum mehr; sein Leben bestand aus Schreiben und Edieren der zahlreichen begonnenen und entworfenen Unternehmen: Der humanistischen Bildungswerke, der Klassikerausgaben und -Übersetzungen, etwa von Plutarch, Seneca, Terenz, besonders aber der Väterausgaben. Die Ausgaben des Neuen Testaments beanspruch-

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ten viel Kraft. Seine Paraphrasen der Evangelien widmete er den vier Regenten: Karl V., Franz I., Heinrich VIII. und Ferdinand. Die Kontroversschriften nahmen in den zwanziger Jahren derart zu, daß E. fürchtete, er könne kaum noch etwas A u f b a u e n d e s schreiben. Durch einen immensen Briefwechsel und ein eigenes Botensystem korrespondierte er mit der Außenwelt. Mit seinem sechsjährigen „Exil" von 1529 bis 1535 im kath. Freiburg wich E. den religionspolitischen Wirren aus, die ein ruhiges Studieren unmöglich machten, und protestierte gegen Basels Übergang zur Reformation. Doch kehrte er im S o m m e r 1535 dorthin zurück und lebte bis zu seinem Tod in der Obhut der Froben. Das letzte Werk, das er z u m Druck bringen konnte, war seine große Predigtlehre Ecclesiastes sive de ratione concionandi. Seit seiner Niederlassung in Basel beschäftigten E. Entwürfe f ü r seine Gesammelten Werke. Ausgereift war der Plan im Index Lucubrationum 1530. Seine neun „Ordines" wurden maßgebend für die Basler Ausgabe durch Froben-AmerbachEpiscopius 1538-40, die Leidener A u s g a b e durch Jean Le Clerc 1703-06 und die seit 1969 im Erscheinen begriffene Amsterdamer Gesamtausgabe. Die neun Klassen wurden nach formalen und inhaltlichen Gesichtspunkten konzipiert, so daß sie in etwa gleichstarke Bände paßten. Das von P. S. Allen besorgte Opus Epistolarum, Oxford 1900-47, wurde zur Grundlage der neueren Erasmusforschung (ehemals O r d o 3). Die von E. als seine „propria res" bezeichneten Ordines 1 und 2 „ad institutionem literarum" betreffen das humanistische Bildungsthema direkt. Neben den Adagia und Leitfäden zum eleganten Gebrauch der alten Sprachen stehen die Colloquia familiaria. Diese vertrauten Gespräche in gutem Latein sind eine Sammlung moralischer Gespräche zu zivilisatorischen Lebenssituationen von Ehe, Zölibat, Kindheit, Alter, Tod, gesprochen von Charakteren wie Abt, Dirne, Söldner, Wallfahrer. Nach der unautorisierten Ausgabe von Froben 1518 besorgte E. selbst fünf eigene Ausgaben mit weiteren Gesprächen. Die Klassen 4 und 5 „ad moraliam et pietatem" enthalten seine literarischen Hauptwerke zur politischen Ethik und christlichen Lebensphilosophie: Moriae encomium (Lob der Torheit), Querela pacis (Friedensklage), Enchiridion, Institutio principimi (Fürstenlehre), De bello Turcico (Türkenkrieg), aber auch die A u f r u f e zur Bibellesung f ü r alle Christen im Kommentar zu Psalm 1 : Beatus vir, und der Paraclesis (Ermahnung). Alle diese Texte wurden umgehend volkssprachlich in den Reformdiskurs der Zeit eingebracht. Die Klassen 6, 7 und 9 enthalten Beiträge zur Erschließung der Bibel und der Kirchenväter. Seine Annotationes in NT wie seine Bibelparaphrasen sind heute kaum mehr bekannt. Die lateinischen Kirchenväterausgaben sind nicht in die Omnia Opera a u f g e n o m m e n und noch in den alten FrobenAusgaben zu benutzen: Hieronymus (1516), Cyprian (1520), Arnobius (1522), Hilarius (1523), Ambrosius (1527), Augustinus ( 1 5 2 8 / 2 9 ) . Die Erasmus-Übersetzungen von Orígenes, Chrysostomus und Irenaus wurden als eigene Werke aufgenommen. In den achten Ordo sind die kontroversen Apologien und Streitschriften gestellt: Sie enthalten Auseinandersetzungen mit den Reformatoren wie mit den traditionalistischen Theologen der Universitäten Paris, Köln, Löwen sowie denen Spanrens. Unter diese von E. geringgeachteten Apologien rechnete er nicht die humanistischen Streitschriften, so den Ciceronianus gegen die Sprachpuristen, die er unter die M o ralia stellte. Hierzu zählen aber besonders die Kontroversen mit Luther um den freien Willen. WERKAUSGABEN: Neben den drei genannten Ausgaben der „Omnia O p e r a " sowie d e m „Opus epistolarum" von Allen sind zu nennen: Erasmi opuscula. A Supplement. Hrsg. v.

Erbach Wallace Κ. Ferguson. Den Haag 1933. - The Poems. Hrsg. v. Cornells Reedijk. Leiden 1956. LITERATUR: Bibliographien: Ferdinand van der Haeghen: Bibliotheca Erasmiana. Gent 1893. Neudr. 1972. Jean-Claude Margolin: Quatorze années de bibliographie érasmienne (1936-1949). Paris 1969. - Jean-Claude Margolin: Douze années de bibliographie érasmienne (1950-1961). Paris 1963. - Ders.: Neuf années de bibliographie érasmienne (1962-1970). Paris 1977. - Erasmusdrucke des 16. Jh. in bayerischen Bibliotheken. Hrsg. ν. Irmgard Bezzel. Stuttgart 1979. - VD 16, E 1859-3666. - Laufende Berichterstattung: Archiv für Reformationsgeschichte. Beiheft Literaturbericht. Gütersloh 1972 ff. - Biographien: Johan Huizinga: E. Dt. von Werner Kaegi. Basel 1926. Reinbek bei Hamburg 1993. - Karl August Meissinger: E. von Rotterdam. Berlin 1942, 2 1948. - Richard Newald: E. Roterodamus. Freiburg/Breisgau 1947. - Andreas Flitner: E. im Urteil seiner Nachwelt. Tübingen 1952. - Margaret PhilipsMann: E. and the Northern Renaissance. 1965. Woodbridge 2 1981. - Cornells Augustijn: E. von Rotterdam. München 1986. - James D. Tracy: E. of the Low Countries. Berkely, Kalifornien 1996. Heinz Holeczek E r a s t u s , Thomas, eigentl. Lüber, Humanist, Mediziner, Philosoph, * 7.9. 1524 Baden (Aargau), t 31. 12. 1583 Basel. Der aus einer Handwerkerfamilie stammende E. studierte 1542-44 Theologie in Basel und bis 1552 Medizin in Bologna. Rasch erwarb er sich den Ruf eines der besten deutschen Ärzte seiner Zeit und wurde bekannt als Gegner des —» Paracelsus. 1558 als Prof. der Medizin nach Heidelberg berufen und nach einem Jahr zum Rektor gewählt, bestimmte E. die Umgestaltung der Univ. wesentlich mit. Als Mitglied des Kirchenrats (1559-64) hatte er großen Anteil an der Einführung der reformierten Lehre in der bis dahin luth. Kurpfalz, bekämpfte jedoch das Bemühen Kaspar —» Olevianus' und seiner Anhänger, eine Kirchenzucht nach Genfer Vorbild einzuführen. 1580 mußte er der Lutheranisierung der Univ. weichen und war bis zu seinem Tod Prof. der Ethik in Basel. Seine Explicatio gravissimae quaestionis (postum erschienen 1589) war Grundlage zur Rechtfertigung des staatskirchlichen Systems, des sogenannten Erastianismus, in England und Schottland. WEITERE WERKE: De causa morborum continente. Basel 1572. - Disputationum de medicina nova Philippi Paracelsi Pars I-IV. Basel 1572/73. - De occultis pharmacorum potestatibus. Basel 1574. Frankfurt 1611. - De putredine liber. Basel 1580. Leipzig 1590. - Varia opuscula medica. Frankfurt 1590. LITERATUR: VD 16, E 3668-3698. - VD 17. - Ruth WeselRoth: T. E. Ein Beitrag zur Geschichte der reformierten Kirche und zur Lehre von der Staatssouveränität. Lahr/Baden 1954. - Dies.: E., T. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 560. - Wilhelm Kühlmann/Joachim Teile: Humanismus und Medizin an der Universität Heidelberg. In: Wilhelm Doerr (Hrsg.): Semper Apertus. Berlin 1985, S. 255-289. - Ernst Walter Zeeden: E., T. In: LThK\ Bd. 3, 1995, Sp. 737. - Gustav Adolf Benrath: E., T. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 1384. E r b , Alfons, kath. Funktionär, * 4. 11. 1907 Essen, t 24.12. 1983 Freiburg/Breisgau. E. arbeitete seit 1933 in der Pressestelle des deutschen Caritasverbandes, gehörte von Anfang an - u. a. als Vizepräsident - der Pax-Christi-Bewegung an und trug als Mitglied des Arbeitskreises für internationale Fragen im Zentralkomitee der deutschen Katholiken wesentlich zur Gründung des Hilfswerkes „Misereor" bei. E. war außerdem Begründer, langjähriger Geschäftsführer und späterer Ehrenpräsident des Maximilian-Kolbe-Werkes, das bedürftige polnische Konzentrationslager-Opfer und deren Angehörige unterstützt.

E r b , Anselm, Benediktiner, Theologe, * 29. I. 1688 Ravensburg, f 21.5.1767 Ottobeuren. Seit 1712 Lizentiat der Theologie und der Rechte, lehrte E. 1720/21 an der Univ. Salzburg Philosophie. Nach der Promotion zum Dr. jur. wurde er 1725 Prof. des Kirchenrechts in Freising und Fulda, 1740 als Nachfolger von Rupert Ness Abt von Ottobeuren. Die Pläne Simpert —»Kraemers für den Kirchenneubau ließ er 1744 durch Joseph Effner und endgültig 1748 von Johann Michael Fischer überarbeiten, 1766 konnte er die Vollendung und Einweihung der Kirche noch erleben. E. machte sich auch um die Musikpflege im Kloster verdient, Künstlern wie dem Komponisten Benedikt Kraus und dem Orgelbauer Karl Joseph ->Riepp schuf er den Rahmen für ihre Tätigkeit. WERKE: Disputatio de causa efficiente creata entis rationis. Salzburg 1721. - Forum sacrum casuum reservatorum. Freising 1726. - Mutua perseum inter et andromedam pietas. Ottobeuern 1749. E r b , Jörg, evang. Pädagoge, Schriftsteller, * 20.10. 1899 Kürzell (Lahr), t 12.5.1975 Freiburg. Der Sohn eines Landwirts war bis 1964 als Lehrer tätig. Er gehörte dem evang. Bund Deutscher Jugendvereine an, dessen Hauptorgan „Unser Bund" er 1922-33 herausgab. 1931 Schloß sich E. der Evangelischen Michaelsbruderschaft an. Er veröffentlichte u. a. Sammlungen von Kindergebeten (Die Himmelstür, 1930) und Kinderliedern (Gottes Lob, 1952) sowie das illustrierte Religionsbuch Schild des Glaubens. Geschichten der Bibel Alten und Neuen Testaments (1941), das mehr als sechzig Auflagen erlebte. E. verfaßte auch biographisch-kirchenhistorische Arbeiten (Die Wolke der Zeugen, 1951-63) und autobiographisch-missionarische Werke wie Ich bleibe dabei (1966) und Es reut mich nicht (1968). 1938-41 und 1949-63 war er Herausgeber des „Neu werk-B oten". LITERATUR: J. E. Kassel-Lahr 1969. - Gottfried Adam: J. E. als Autor religiöser Literatur. In: Bildungsverantwortung wahrnehmen. Würzburg 1999, S. 183-200. - Gerhard Ringshausen: E., J. In: BBKL, Bd. 21, 2003, Sp. 373-376. E r b , Matthias, auch Erbe, Reformator, * 1494 Ettlingen (Baden), t 13.5. 1571 Rappoltsweiler (Elsaß). In der Schule des Chorherrn Heinrich Wölflin in Bern humanistisch gebildet, wandte sich E. 1520 der Reformation zu. 1531 war er Feldprediger der bernischen Truppen im Krieg gegen die kath. Kantone. Kurz danach wurde er Hofprediger des Markgrafen Bernhard III. an der Stiftskirche in Baden-Baden. Nach dem Tod des Markgrafen von dort vertrieben, kam E. 1536 als Schulmeister nach Gengenbach. Graf Georg, Bruder —» Ulrichs von Württemberg, beauftragte ihn 1538 mit der Reformierung der württembergischen Besitzungen Reichenweier und Horburg bei Kolmar. Infolge des Augsburger Interims war E. 1549-52 ohne Amt. Als er nach Georgs Tod 1558 gegen die von Herzog -^Christoph von Württemberg eingeführte luth. Kirchenordnung protestierte, wurde er 1560 mit einem Ruhegehalt entlassen und lebte fortan in Rappoltsweiler. LITERATUR: VD 16, E 3699-3702. - Heinrich Rocholl: M. E., ein elsässischer Glaubenszeuge aus der Reformationszeit. Straßburg 1900. - Franz Brendle: E., M. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 1385. E r b a c h , Christian, Musiker, Komponist, * um 1570 Gau-Algesheim (Rheinhessen), begraben 14.6.1635 Augsburg. Seit etwa 1596 war E. in Augsburg Organist der Kapelle Markus Fuggers d. J., ein Amt, das er bis zu dessen Tod 1614 innehatte. 1602 wurde er dazu Stiftsorganist an St. Moritz, Organist der Reichsstadt Augsburg und Haupt der Stadtpfeifer. Seit 1625 Domorganist, führte E. die Chorpraxis nach

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Erbermann v e n e z i a n i s c h e m Vorbild ein, d e m er a u c h in e i g e n e n Org e l w e r k e n folgte, v e r b u n d e n mit e i n h e i m i s c h e r Koloristik und d e n n e u e n F o r m e n d e r Toccata o d e r d e s Ricercars. Er k o m p o n i e r t e z a h l r e i c h e M o t e t t e n u n d m e h r s t i m m i g e deutsche L i e d e r und w a r als L e h r e r f ü r T a s t e n i n s t r u m e n t e weit über S ü d d e u t s c h l a n d h i n a u s s c h u l e b i l d e n d . WERKE: M o d i sacri. A u g s b u r g 1600. - C a n z o n a . (La paglia). H r s g . v. A d a m G o t t r o n . Kassel 1959. - A c h t K a n z o nen. H r s g . v. A l f r e d R e i c h l i n g . Berlin 1965. - R e g i n a coeli. H r s g . v. J o s e p h H e r o l d . A u g s b u r g 1969. - A c h t M o t e t t e n . H r s g . v. W i l l i a m K. H a l d e m a n . W o l f e n b ü t t e l 1974. - R i c e r c a r secundi toni. B e a r b . v. Peter R e i c h e r t . C r a n s - M o n t a n a 1996. LITERATUR: E r n s t Fritz S c h m i d : E., C. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 5 6 4 f. - W i l l i a m E. Hettrick: E., C. In: N G r o v e D , B d . 8, 2 2 0 0 1 , S. 2 8 3 f . - C h r i s t o p h H u s t / ( E r n s t Fritz S c h m i d ) : E., C. d . Ä . In: M G G 2 P , B d . 6, 2 0 0 1 , Sp. 4 0 2 - 4 0 6 . E r b e r m a n n , Vitus, a u c h E b e r m a n n , Jesuit, T h e o l o g e , * 2 5 . 5 . 1 5 9 7 Rentweinsdorf (Unterfranken), t 8 . 4 . 1 6 7 5 Mainz. A l s S t u d e n t 1620 z u m K a t h o l i z i s m u s konvertiert und in d i e G e s e l l s c h a f t Jesu eingetreten, lehrte E. als Prof. P h i l o s o p h i e , scholastische T h e o l o g i e , M o r a l und K o n t r o v e r s t h e o l o g i e in WUrzburg, M a i n z und Fulda, w o er Leiter des p ä p s t l i c h e n S e m i n a r s war. In zahlreichen Streitschriften setzte er sich mit f ü h r e n d e n P r o t e s t a n t e n der Zeit, d a r u n t e r G e o r g —»Calixt, H e r m a n n C o n r i n g , J o h a n n e s —>Musaeus und A n d r e a s Wig a n d , a u s e i n a n d e r . S o verteidigte er in Justa expostulatio cum protestantium theologis (3 Bde., 1662-68) das P a p s t t u m und kritisierte p r o t e s t a n t i s c h e B i b e l ü b e r s e t z u n g e n , zuletzt in Lutherische Schriftfolter (1672). WERKE: A n a t o m i a Calixtina. M a i n z 1644. - Interrogationes a p o l o g e t i c a e . W ü r z b u r g 1654. - A n t i m u s a e u s . 2 Bde., W ü r z b u r g 1659-61. - N e r v i sine m o l e . W ü r z b u r g 1661. LITERATUR: V D 17. - R o b e r t H a ß : E., V . In: N D B , B d . 4, 1959, S. 565. - T h o m a s Dietrich: E., V . In: L T h K 3 , B d . 3, 1995, Sp. 7 4 2 . - H a n s Peterse: E., V . In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 1392. E r b k a m , W i l h e l m Heinrich, e v a n g . T h e o l o g e , * 7 . 8 . 1 8 1 0 G l o g a u (Schlesien), t 1.9. 1884 K ö n i g s b e r g . E. studierte in B o n n und Berlin T h e o l o g i e . 1838 in B e r lin habilitiert, w u r d e er in K ö n i g s b e r g 1847 a. o., 1855 o. Prof. d e r K i r c h e n g e s c h i c h t e und 1857 Konsistorialrat. Kirc h e n p o l i t i s c h griff er in den K a m p f u m E r n s t W i l h e l m —> H e n g s t e n b e r g als H e r a u s g e b e r der „ E v a n g e l i s c h e n Kirc h e n z e i t u n g " zu d e s s e n G u n s t e n g e g e n d i e „ L i c h t f r e u n d e " ein, d i e B i b e l g l ä u b i g k e i t und B e k e n n t n i s t r e u e als „ o r t h o d o x e F i n s t e r n i s " b e k ä m p f t e n , u n d v e r f a ß t e d a z u Beleuchtung der Erklärung von 1845 (1845). N e b e n vielen b i o g r a p h i s c h e n B e i t r ä g e n zur preuß. K i r c h e n g e s c h i c h t e v e r ö f f e n t l i c h t e E. e i n e Geschichte der protestantischen Sekten im Zeitalter der Reformation (1848) s o w i e Melanchthons Verhältnis zu Herzog Albrecht und zur Königsberger Universität (1860). LITERATUR: D . E r d m a n n : E., W . H . In: R E 3 , B d . 5, 1898, S. 4 4 8 - 4 5 0 . - E. C h r . Achelis: E., W . H . In: A D B , B d . 4 8 , 1904, S. 3 8 8 f. E r c h a n b a l d , B i s c h o f von Eichstätt, t 1 9 . 9 . 9 1 2 Eichstätt (?). N a h e v e r w a n d t mit d e m H a u s d e r K a r o l i n g e r , n a h m E., Bischof von Eichstätt 8 8 2 - 9 1 2 , als D i p l o m a t an d e n R e i c h s v e r s a m m l u n g e n z w i s c h e n 8 8 9 ( F o r c h h e i m ) und 9 1 2 ( U l m ) teil. Er w a r einflußreichster B e r a t e r von L u d w i g d e m Kind und hatte Anteil a m R e i c h s r e g i m e n t . E. v e r a n l a ß t e d i e A b schrift von H a n d s c h r i f t e n und die erste d e u t s c h e L e g e n d e n s a m m l u n g . U n t e r i h m e n t s t a n d v e r m u t l i c h d u r c h G e r a l d in Eichstätt d a s Waltharilied, d a s i h m g e w i d m e t w u r d e . Bei seinen e n g e n V e r b i n d u n g e n z u m H e r r s c h e r h a u s g e l a n g E. d i e

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Vergrößerung des Hochstiftes durch Schenkungen sowie die E r l a n g u n g d e s M a u e r - und Stadtrechts f ü r Eichstätt 908. LITERATUR: Karl Ried: E. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 5 6 5 f. A l f r e d W e n d e h o r s t : E. In: L e x M A , Bd. 3, 1986, Sp. 2121 f. E r c h a n b a l d , E r z b i s c h o f von Mainz, t 1 7 . 8 . 1 0 2 1 M a i n z . E. z e i c h n e t e sich d u r c h seine T r e u e z u m d e u t s c h e n K ö n i g , vor a l l e m zu —> Heinrich II., aus. Seit 9 9 7 A b t von Fulda, unterstützte er H e i n r i c h s U m r i t t 1002 e b e n s o w i e als E r z b i schof von M a i n z (seit April 1011) dessen E i n g r i f f e in F u l d a 1013 bei der A b s e t z u n g des A b t e s B r a n t h o h oder H e i n r i c h s F e l d z u g g e g e n O t t o von H a m m e r s t e i n 1018-20. LITERATUR: H a n s Jürgen R i e c k e n b e r g : E . In: N D B , B d . 4, 1959, S. 5 6 6 . - A l o i s Gerlich: E. In: L e x M A , B d . 3, 1986, Sp. 2 1 2 2 . E r c h a n b a l d , B i s c h o f von Straßburg, * u m 937, t 1 2 . 7 . (oder 1 0 . 1 0 . ) 991. D e r aus h o c h a d l i g e r H e r k u n f t s t a m m e n d e E. w u r d e 9 6 3 z u m Priester g e w e i h t u n d 9 6 5 in sein B i s c h o f s a m t eingesetzt. Als G ü n s t l i n g O t t o s I. und Ottos II., den er 9 8 2 nach Italien begleitete, e r w a r b E. f ü r seine D i ö z e s e I m m u n i t ä t s p r i v i l e g i e n , Z o l l b e f r e i u n g und d a s M ü n z r e c h t . S e i n e M i t w i r k u n g bei der W e i h e a u s w ä r t i g e r B i s c h ö f e s o w i e zahlreicher A l t ä r e u n d K a p e l l e n b e z e u g t seine h e r a u s r a g e n d e Stellung im R e i c h s klerus. E. s a m m e l t e b e d e u t e n d e H a n d s c h r i f t e n und f ö r d e r t e die Wissenschaft. Das eigene Œuvre umfaßt neben Gelegenheitsgedichten d i e poetische F o r t s e t z u n g eines S t r a ß b u r g e r B i s c h o f s v e r z e i c h n i s s e s und d i e Ü b e r a r b e i t u n g der P a s s i o d e s Hl. T r u d b e r t s o w i e e i n e nicht erhaltene, Suspirium genannte Trostschrift. LITERATUR: Paul W e n t z c k e : E. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 5 6 7 . - H a r a l d Z i m m e r m a n n : E. In: L e x M A , B d . 3, 1986, Sp. 2 1 2 2 f. E r c h a n b e r t , Bischof von Freising, t 1 . 8 . 8 5 4 . E. s t a m m t e aus d e m w e s t b a y e r i s c h e n A d e l d e r H u o s i und w a r m ö g l i c h e r w e i s e ein N e f f e von —> Hitto, s e i n e m V o r g ä n g e r als B i s c h o f . E r w u r d e w a h r s c h e i n l i c h im D o m k l e rus von Freising ausgebildet. E s gibt H i n w e i s e auf d a s U m f e l d der k a r o l i n g i s c h e n H o f k a p e l l e . 8 3 5 oder 836 e r f o l g t e E.s Wahl z u m B i s c h o f von Freising. 843 ist seine A n w e senheit bei d e m Vertrag von Verdun n a c h w e i s b a r . D a m a l s e r w a r b er a u c h B e s i t z in B a y e r n . Von K ö n i g L u d w i g d e m D e u t s c h e n erhielt er spätestens 8 4 4 d i e w o h l h a b e n d e Abtei K e m p t e n . E . f ö r d e r t e d i e Freisinger B i b l i o t h e k und betrieb zahlreiche R e c h t s g e s c h ä f t e , von d e n e n viele e r h a l t e n e Trad i t i o n s u r k u n d e n Z e u g n i s a b l e g e n . M a n verehrte ihn w e g e n seines E n g a g e m e n t s als Seligen. LITERATUR: F r a n z B r u n h ö l z l : E. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 566. - F r a n z Josef W o r s t b r o c k : E r k a n b e r t v. F. In: V L 2 , B d . 2, 1980, Sp. 5 8 8 - 5 9 0 . - W i l h e l m S t ö r m e r : E. In: L e x M A , B d . 3, 1986, Sp. 2 1 2 3 . E r d m a n n , D a v i d Christian Friedrich, e v a n g . T h e o l o g e , * 2 8 . 7 . 1 8 2 1 Güstebiese (Neumark), t 1 1 . 3 . 1 9 0 5 Dresden. N a c h der P r o m o t i o n 1851 w u r d e E . D i v i s i o n s p f a r r e r , 1853 in Berlin Privatdozent, 1856 o. Prof. d e s N e u e n T e s t a m e n t s und d e r K i r c h e n g e s c h i c h t e in K ö n i g s b e r g , 1864 G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t von Schlesien und ein J a h r später zugleich o r d e n t l i c h e r H o n o r a r p r o f e s s o r in B r e s l a u . 1 8 7 8 - 1 9 0 0 leitete E. d e n schlesischen H a u p t v e r e i n der G u s t a v - A d o l f - S t i f t u n g und g r ü n d e t e 1882 d e n Verein f ü r d i e G e s c h i c h t e der e v a n g . K i r c h e Schlesiens, d e s s e n Vorsitzender er bis zu s e i n e m Eintritt in d e n R u h e s t a n d 1900 war. In Schlesien m a c h t e E. d i e G e n e r a l k i r c h e n v i s i t a t i o n w i e d e r zur festen E i n r i c h t u n g und f ö r d e r t e das e v a n g . V e r e i n s w e s e n . Z u seinen W e r k e n , darunter Luther und die Hohenzollern ( 1 8 8 3 ) , zählen A u f s ä t z e zur K i r c h e n g e s c h i c h t e O s t p r e u ß e n s , Schlesiens und P o l e n s , aber auch populäre Schriften.

Erhard WEITERE WERKE: Lieben und Leiden der ersten Christen. Berlin 1854. - Die R e f o r m a t i o n und ihre Märtyrer in Italien. Berlin 1855. - D e r Brief des J a k o b u s erkärt. Berlin 1881. Luther und seine Beziehungen zu Schlesien, insbesondere zu Breslau. H a l l e / S a a l e 1887.

te ferner eine Anleitung für angehende Bibliothekare und Liebhaber von Büchern (1786). WEITERES WERK: K u r z g e f a ß t e gelehrte Geschichte der christlichen Religion. Augsburg 1784.

Erfurth, Erdmann,

Johann Eduard, Philosoph, * 1 3 . 6 . 1 8 0 5 Wolmar (Livland), t 1 2 . 6 . 1 8 9 2 H a l l e / S a a l e . Nach d e m Studium der T h e o l o g i e und Philosophie in Dorpat und Berlin war E., Sohn eines Pfarrers, 1829-32 in seinem Geburtsort Pfarrer und ging dann nach Berlin zurück, w o er sich 1834 f ü r Philosophie habilitierte. 1836 folgte er einem Ruf nach Halle und wurde 1839 o . P r o f e s s o r . Er gilt als einer der wichtigsten Althegelianer, die im Gegensatz zu den Junghegelianern f ü r die theistisch-orthodoxe Auslegung der Religionsphilosophie —» Hegels eintraten. E. arbeitete auch über Spinoza und —> Leibniz, dessen philosophische Schriften ( O p e r a philosophica, 2 Bde., 1839, Nachdr. 1959) er herausgab. Dabei veröffentlichte er erstmals das der Leibnizforschung wichtige Impulse g e b e n d e f r a n z ö s i s c h e Original der Monadologie. E.s H a u p t w e r k e sind Versuch einer wissenschaftlichen Darstellung der Geschichte der neuern Philosophie (6 Bde., 1834-53; Nachdr. in 7 B ä n d e n , 1 9 3 2 / 3 3 , 2 1977), Crundriß der Logik und Metaphysik. Für Vorlesungen (1841, 4 1864), Psychologische Briefe (1851, 4 1868, 7 1896) und Crundriß der Geschichte der Philosophie (2 Bde., 1866; 4. Aufl., hrsg. v. B e n n o E r d m a n n , 1896; neu bearbeitet und bis in die Gegenwart fortgeführt von Ferdinand C l e m e n s , 1930). WEITERE WERKE: Vorlesungen über Glauben und Wissen. Berlin 1837. - Natur oder S c h ö p f u n g . Eine Frage an die Naturphilosophie und Religionsphilosophie. Leipzig 1840. LITERATUR: B e n n o E r d m a n n : J. E. E. In: Philosophische M o n a t s h e f t e 29 (1893) S. 2 1 9 - 2 2 7 (Bibliogr.). - H e r m a n n Glockner: J. H. E. Stuttgart 1932. - Karl Larenz: Hegelianismus und preußische Staatsidee. Die Staatsphilosophie J. E. E.s und das Hegelbild des 19. Jahrhunderts. H a m b u r g 1940. - Hans J o a c h i m Schoeps: E „ J. E. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 5 6 9 f. - H e r m a n n Lübbe (Hrsg.): Die Hegeische Rechte. Stuttgart 1962. - Stephan Bitter; J. E. E. Kirchliche Predigt und philosophische Spekulation in der Entwicklung eines theologischen Hegelianers. R h e i n b a c h - M e r z b a c h 1994. - Gabriel Jüssen: E., J. E. In: LThK 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 751. - Stephan Bitter: E „ J. E. In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 1399.

Erdmann,

Martin, evang. T h e o l o g e , Landesbischof von Braunschweig, * 2 3 . 7 . 1896 Ingeleben (Kr. Helmstedt), t 1 · 9 . 1 9 7 7 Braunschweig. Nach seinem Studium 1914-21 in Halle und Göttingen wirkte E. als Pfarrer im Braunschweigischen, zuletzt in Lelm bei Königslutter. Als Mitglied des Bruderrats der Bekennenden Kirche im Kirchenkampf des „Dritten R e i c h e s " hervorgetreten, wurde er 1945 zum Landeskirchenpräsidenten gewählt und w a r 1947-65 Bischof der Braunschweigischen Evangelisch-Lutherischen Landeskirche, seit Juni 1959 Mitglied des Zentralausschusses des Weltrats der Kirchen s o w i e des Vereins für ärztliche Mission in T ü b i n g e n .

Erdt,

Paulin, Pseud. Vindanus, Lupinaus de la Vinde, Franziskaner, Theologe, * 7 . 6 . 1737 W e r t a c h / A l l g ä u , t 16. 12. 1800 F r e i b u r g / B r e i s g a u . Seit 1756 Franziskaner, w a r E. in Freiburg Vikar und mehrere Jahre Prof. der Theologie. Er verfaßte, zum Teil a n o n y m oder unter P s e u d o n y m , zahlreiche populärwissenschaftliche Werke meist pastoraltheologischen und erbaulichen C h a rakters. Dabei ging es E. vor allem u m die Verteidigung der natürlichen und christlichen Religion und Moral gegen A u f k l ä r e r , Illuminaten und Freidenker. Er veröffentlich-

Paul, evang. T h e o l o g e , * 9. 8 . 1 8 7 3 H o m b u r g v . d . H., t 3 0 . 9 . 1 9 4 4 Bensberg bei Köln. Nach dem Theologiestudium in Berlin war E., Sohn eines Schulrektors und Kreisschulinspektors, seit 1900 Pfarrer in Aschersleben, bis er 1907 die Leitung des E l b e r f e l d - B a r m e r Zufluchthauses übernahm. Er gründete und leitete das Bergische Diakonissen-Mutterhaus mit Anstalten in Aprath, Wuppertal-Elberfeld, Bensberg und Kürten (bis 1935). Neben der Diakonisseneinrichtung schuf E. 1910 eine evang. soziale Frauenschule. 1922-31 war er z u d e m Dozent in B o n n . In Soziologie und Kirche (1937) legte E. sein Konzept einer dienenden Volkskirche, einer „reformatorischen G e m e i n d e k i r c h e von unten" dar. WEITERES WERK: Beiträge zur Gesichte der weiblichen nachgehenden Fürsorge im Wuppertal 1844-1919. Elberfeld 1920. LITERATUR: Ernst Barnikol: E., P. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 5 7 6 f. E r h a r d , Bischof von Regensburg, * Südfrankreich, t nach 717 Regensburg (?). G e n a u e A n g a b e n über E.s Leben sind spärlich und durch Legenden verzerrt. Er s t a m m t e angeblich aus narbonnischem Adel und verließ Südfrankreich wohl unter dem Druck der Araber. Als Missionsbischof gründete er möglicherweise mehrere Klöster im Elsaß und errichtete nach neueren Erkenntnissen auch eine Kirche bei M o y e n m o u t i e r . Nach der Überlieferung soll er Odilia, die Tochter des elsässischen Herzogs, getauft haben. U m 6 8 0 / 6 9 0 kam er nach Regensburg, w o er bis etwa 717 als Bischof unter dem Agilolfingerherzog T h e o d o wirkte. Die E r h e b u n g seiner G e b e i n e erfolgte 1052 durch Papst —»Leo IX. E. w u r d e als Patron des Viehs, der Schuhmacher, S c h m i e d e und B ä c k e r verehrt. LITERATUR: Gisela Koschwitz: Der heilige Bischof E. v. Regensburg: Legende, Kult, Ikonographie. In: Studien und Mitteilungen zur Geschichte der Benediktiner-Ordens und seiner Z w e i g e 86 (1975) S. 481-644. - Paul Mai: D e r heilige E. Bischof von Regensburg (Erste Hälfte des 8. Jahrhunderts). In: Lebensbilder aus der Geschichte des Bistums Regensburg. Hrsg. v. Georg Schwaiger. 1. Teil. Regensburg 1989, S. 38-52. - H e l m u t Flachenecker: E. In: LThK 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 763 f. E r h a r d , Johann Ulrich, Dichter, * 1647 Roseck, t 1 5 . 8 . 1 7 1 8 Stuttgart. A u f g e w a c h s e n in Wildberg im Schwarzwald, studierte E. in Tübingen die Artes und Schloß das Studium 1671 als Magister ab. Seit 1676 Klosterpräzeptor in Hirsau, w u r d e er 1679 Pastor in Maichingen und 1689 in Gerlingen. U m 1696 zum H o f p o e t e n ernannt, war E. seit 1700 Gymnasialprofessor f ü r Latein und Poesie in Stuttgart. E. schrieb zunächst vor allem lateinische Lyrik (u. a. Rosetum Parnassium, 3 Bde., 1674-78). Unter E.s späteren Werken ragt die deutschsprachige S a m m l u n g Neu vermehrte im Frühling, Sommer, Herbst und Winter singende himmlische Nachtigall (1706) hervor, o f f e n b a r als protestantisches Gegenstück zur Trutznachtigall von Friedrich von —>Spee von Langenfeld konzipiert. —»Herder n a h m ein lateinisches Gedicht E.s in die Stimmen der Völker in Liedern auf. E r h a r d , Kaspar, Benediktiner, Theologe, * 3 . 1 . 1685 Stadel bei L a n d s b e r g / L e c h , t 2 9 . 5 . 1 7 2 9 Hohengebraching (Oberpfalz). E., Bruder T h o m a s Aquin —>E.s, besuchte G y m n a s i e n in Landsberg und M ü n c h e n . Seit 1702 lebte er im Kloster

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Erhard St. E m m e r a m , w o er 1704 d i e P r o f e ß ablegte. Er studierte P h i l o s o p h i e in B e n e d i k t b e u e r n ( 1 7 0 6 / 0 7 ) , anschließend T h e o l o g i e in W e i h e n s t e p h a n ( 1 7 0 7 - 0 9 ) und an d e r Univ. Salzburg. N a c h der P r i e s t e r w e i h e w u r d e er K o o p e rator zu St. R u p e r t in R e g e n s b u r g . E. lehrte als Prof. f ü r P h y s i k an v e r s c h i e d e n e n O r d e n s s c h u l e n , d a r u n t e r in St. E m m e r a m , seit 1716 in O b e r a l t a i c h u n d seit 1718 in M i c h e l f e l d . 1719 w u r d e er S u b p r i o r und Prof. f ü r T h e o l o g i e , 1725 Prior in St. E m m e r a m , 1729 Propst in H o h e n g e b r a c h i n g . E. schrieb m e h r e r e h ä u f i g a u f g e l e g t e E r b a u u n g s b i i c h e r , darunter ein Christliches Handbüchlein (1727). H i n z u k a m e n physikalische und theologische Abhandlungen. LITERATUR: W i l h e l m Fink: B e i t r ä g e zur G e s c h i c h t e d e r b a y e r i s c h e n B e n e d i k t i n e r k o n g r e g a t i o n . M ü n c h e n 1934. E r h a r d , Thomas Aquin, Benediktiner, Theologe, * 9 . 1 1 . 1 6 7 5 Stadel bei L a n d s b e r g / L e c h , t 8 . 1 . 1 7 4 3 Vilgertshofen. N a c h d e m S t u d i u m in Dillingen, L a n d s b e r g und M ü n c h e n trat E., B r u d e r K a s p a r —>E.s, 1695 in d a s B e n e d i k t i n e r k l o ster W e s s o b r u n n ein. Seit der P r i e s t e r w e i h e 1702 w a r er in der S e e l s o r g e tätig u n d betreute die W a l l f a h r t s k i r c h e Vilg e r t s h o f e n . S c h o n w ä h r e n d seines S t u d i u m s s a m m e l t e E. zur F ö r d e r u n g d e s geistlichen L e b e n s Zitate, d i e er in s e i n e m Werk Ars memoriae (3 B d e . , 1715) vorlegte. 1723 b r a c h t e er e i n e B i b e l ü b e r s e t z u n g mit e x e g e t i s c h e n A n m e r k u n g e n h e r a u s ( 7 1772), 1736 einen a u s f ü h r l i c h e n B i b e l k o m m e n t a r . Sein L e b e n s w e r k w u r d e d i e Wessobrunner Bibelkonkordanz (2 B d e . , 1751), d i e A b t B e d a von S c h a l l h a m m e r n a c h E.s Tod a b s c h l i e ß e n ließ. WEITERE WERKE: C l a v i s aurea. A u g s b u r g 1716. - C o n c o r d a n t i a e n o v a e in s a c r a m r e g u l a m . . . Benedicti. A u g s b u r g 1723. - I s a g o g e . . . in universa Biblia sacra v u l g a t a e editionis. A u g s b u r g u . a . 1735. LITERATUR: Josef H e m m e r l e : E., T . A . In: N D B , B d . 4, 1959, S. 579.

Erhardt,

J a k o b , e v a n g . M i s s i o n a r , * 1 7 . 4 . 1823 B ö n n i g h e i m ( W ü r t t e m b e r g ) , t 1 4 . 8 . 1 9 0 1 Stuttgart. In Basel 1841-46 als M i s s i o n a r ausgebildet, ging E . 1843 im A u f t r a g d e r L o n d o n e r C h u r c h M i s s i o n a r y Society nach O s t a f r i k a . S e i n e linguistischen Studien verwertete er nach der R ü c k k e h r 1855 in s e i n e m 1857 e r s c h i e n e n e n e n g l i s c h e n W ö r t e r b u c h der M a s s a i - S p r a c h e . A u f g r u n d seiner E r k u n d u n g e n e n t w a r f E . mit J o h a n n e s —» R e b m a n n die erste K a r t e von Ost- und Z e n t r a l a f r i k a u n d schrieb d i e E r l ä u t e r u n g e n d a z u . 1855 in E n g l a n d und 1856 von A u g u s t P e t e r m a n n in d e s s e n „ M i t t e i l u n g e n " publiziert, g a b e n Z w e i f e l an der K a r t e d e n A n s t o ß zu E x p e d i t i o n e n unter B u r t o n und S p e k e s o w i e d e r e n E n t d e c k u n g e n des T a n g a n y i k a - w i e des Victoriasees. F ü r E. e r ö f f n e t e sich i m südlichen Indien ein n e u e s M i s s i o n s f e l d , w o er 1860-91 tätig war. E r h a r t , Jörg, K a p u z i n e r , * v o r 25. 1 1 . 1 6 9 6 K r e u z e g g bei P f r o n t e n , f 7. 1 0 . 1 7 6 2 Frascati. N a c h einer B ä c k e r l e h r e in I m m e n s t a d t übte E. in R o m seinen Beruf aus u n d w i d m e t e sich d a n e b e n d e r M e d i t a t i o n u n d d e r M i s s i o n i e r u n g seiner L a n d s l e u t e . A l s Fra G i o r g i o d ' A u g u s t a trat er 1724 in den K a p u z i n e r o r d e n ein, legte zwei J a h r e später das G e l ü b d e a b und versah bis 1740 in v e r s c h i e d e nen italienischen K l ö s t e r n niedere A r b e i t e n . A l s P f l e g e r d e s k r a n k e n O r d e n s p a t e r s G r e g o r von R o m e r w a r b er sich in d e n f o l g e n d e n f ü n f z e h n Jahren d e n R u f der Heiligkeit und w u r d e ein b e g e h r t e r T a u f p a t e des r ö m i s c h e n A d e l s . D e r Sel i g s p r e c h u n g s p r o z e ß ist eingeleitet. In P e t e r —> Dörflers Die Gesellen der Jungfer Michline (1953) ist E . literarisch verewigt. LITERATUR: H i l d e b r a n d Dussler: B r u d e r J. E. von P f r o n t e n . In: L e b e n s b i l d e r a u s d e m B a y e r i s c h e n S c h w a b e n . Bd. 11. H r s g . v. A d o l f Layer. W e i ß e n h o r n 1976, S. 125-139.

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E r i c h , M a r k g r a f von B r a n d e n b u r g , E r z b i s c h o f von Magdeburg, * u m 1245, f 21. 12. 1295. S c h o n f r ü h f ü r d e n geistlichen S t a n d b e s t i m m t , sollte E., S o h n des M a r k g r a f e n J o h a n n I. von B r a n d e n b u r g , die P o sition B r a n d e n b u r g s g e g e n ü b e r d e m Erzstift M a g d e b u r g stärken. 1264-73 als Halberstädter D o m h e r r und seit 1267 als P r o p s t des dortigen Stifts St. B o n i f a z e r w ä h n t , wird E . 1277 als kgl., 1283 als päpstlicher Kaplan und D o m h e r r von K ö l n g e n a n n t . N a c h e i n e m v e r g e b l i c h e n Versuch 1264, D o m h e r r von M a g d e b u r g zu w e r d e n , g e l a n g i h m dies 1270. D a g e g e n scheiterte a m W i d e r s t a n d der B ü r g e r s c h a f t E.s Wahl z u m M a g d e b u r g e r E r z b i s c h o f 1277, g e g e n d i e er sich erst 1282 d u r c h s e t z t e . D e r j a h r z e h n t e l a n g e K a m p f z w i s c h e n d e n beid e n i m A u f b a u befindlichen Territorien f ö r d e r t e o f f e n b a r ein e n A u s g l e i c h z w i s c h e n B r a n d e n b u r g und M a g d e b u r g . E. w a n d t e sich der A u f r e c h t e r h a l t u n g des L a n d f r i e d e n s zu und belagerte d i e z u m R a u b n e s t g e w o r d e n e F e s t e H a r l i n g e r b e r g . Bei diesen K ä m p f e n k o n n t e er sich auf die Stadt M a g d e b u r g und auf m a r k g r ä f l i c h e V e r w a n d t e als B u n d e s g e n o s s e n stützen. Als G e g e n g a b e n m u ß t e er den M a r k g r a f e n d i e M a g d e b u r g e r R e c h t e im L a n d L e b u s und der B ü r g e r s c h a f t d e n S c h ö p p e n s t u h l 1295 f a s t g a n z überlassen. LITERATUR: B e r e n t S c h w i n e k ö p e r : E „ M . v. B. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 586. - M i c h a e l Scholz: E., M . v. B. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 1 9 8 - 1 4 4 8 ) , 2 0 0 1 , S. 388.

Erichson,

L u d w i g A l f r e d , e v a n g . T h e o l o g e , * 1843 M ü n s t e r ( O b e r e l s a ß ) , t M a i 1901 Straßburg. E. studierte 1862-65 in S t r a ß b u r g T h e o l o g i e . 1867 w u r d e er P f a r r v e r w e s e r in K a y s e r s b e r g (Oberelsaß), 1870 P f a r r e r in H ü r t i g h e i m ( U n t e r e l s a ß ) u n d 1873 Direktor des C o l l e g i u m W i l h e l m i t a n u m in Stuttgart. Er w a r Vikar, später P r e d i g e r an der S t r a ß b u r g e r T h o m a s k i r c h e . D e r liberale R e f o r m a t i o n s historiker E. ü b e r n a h m als N a c h f o l g e r von E d u a r d —> R e u ß d i e H e r a u s g a b e d e r letzten B ä n d e von C a l v i n s W e r k e n , d i e i m Corpus Reformatorum erschienen (1863-1900). LITERATUR: Friedrich W . B a u t z : E., L. A . In: B B K L , B d . 1, 1990, S p . 1534 f.

Erkanbert,

a u c h E r c u m b e r t , H e r k u m b e r t , B i s c h o f von Minden, t 7 . 6 . 8 3 0 M i n d e n . E. w a r w o h l aus d e m G o l l a c h g a u ( W ü r z b u r g ) gebürtig u n d lebte u r s p r ü n g l i c h unter A b t B a u g u l f als M ö n c h i m Kloster F u l d a . Seit 7 8 5 missionierte er im W e s e r g e b i e t , b e v o r er u m 7 9 0 z u m B i s c h o f g e w e i h t w u r d e . N a c h M i n d e n k a m er n a c h 8 0 3 / 0 4 , als ihn Karl d e r G r o ß e in d e m neu etablierten B i s t u m als M i s s i o n s b i s c h o f einsetzte. LITERATUR: H e l m u t h K l u g e r : E. In: L T h K \ B d . 3, 1995, Sp. 7 6 7 f. - E k k a r t Sauser: E . In: B B K L , B d . 17, 2 0 0 0 , Sp. 346.

Erlemann,

G u s t a v , kath. K i r c h e n m u s i k e r , K o m p o n i s t , * 2 9 . 3 . 1 8 7 6 N e u w i e d , t 5. 1 0 . 1 9 3 6 Trier. E. b e s u c h t e d a s L e h r e r s e m i n a r in B o p p a r d und erhielt seit 1891 e i n e A u s b i l d u n g a m A k a d e m i s c h e n Institut f ü r Kirc h e n m u s i k und an der A k a d e m i e der K ü n s t e in Berlin, an der er als M e i s t e r s c h ü l e r von M a x B r u c h studierte. Z u n ä c h s t als K l a v i e r l e h r e r in Berlin tätig, g i n g er 1903 n a c h Trier. E. b e g r ü n d e t e dort d i e „ K i r c h e n m u s i k s c h u l e E r l e m a n n " , d i e 1926 staatlich a n e r k a n n t w u r d e . Er k o m p o n i e r t e L i e d e r und S t ü c k e f ü r Klavier, Orgel, C h o r und O r c h e s t e r , d a r u n t e r d i e Römische Suite für Orchester ( 1 9 2 1 ) und d i e s y m p h o n i s c h e D i c h t u n g Das Lied vom Leben (1921). Im kirchlichen R a h m e n sprach sich E. f ü r ein einheitliches kath. G e s a n g b u c h a u s (Die Einheit im katholischen deutschen Kirchenlied, 1911). LITERATUR: M a r t i n P e r s c h : D a s Trierer D i ö z e s a n g e s a n g buch von 1846 bis 1975. Ein Beitrag zur G e s c h i c h t e der Trierer Bistumsliturgie. Trier 1987. - M a r t i n P e r s c h : E., G. In: B B K L , B d . 15, 1999, Sp. 5 2 6 - 5 2 8 .

Erminold E r l e r , Adalbert, Jurist, Rechtshistoriker, Kirchenrechtler, * 1.1. 1904 Kiel, t 19.4. 1992 Frankfurt/Main. E., Sohn eines Marineoffiziers und späteren Admirals, studierte Rechtswissenschaften in Heidelberg und Berlin, wurde 1928 in Greifswald promoviert (Die rechtliche Stellung der Evangelischen Kirche in den ¡918 abgetretenen östlichen Gebieten, gedruckt 1929) und war seit 1930 im preuß. Justizdienst tätig. 1939 habilitierte er sich an der Univ. Frankf u r t / M a i n mit der Arbeit Bürgerrecht und Steuerpflicht im mittelalterlichen Städtewesen ( 2 1963), war dort Privatdozent, ging 1941 als a. o.Prof. nach Straßburg, wurde 1946 o.Prof. in Mainz und lehrte 1950-72 wieder an der Univ. Frankfurt. E. arbeitete vor allem auf den Gebieten Deutsche Rechtsgeschichte, Kirchenrecht und Zivilrecht. Er veröffentlichte bedeutende Arbeiten und Editionen zur mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Rechtsgeschichte sowie Studien zum Kirchenrecht und zur kirchlichen Rechtsgeschichte. Zu seinen Werken gehören u. a. Das napoleonische Konkordat im Elsaß (1948), Kirchenrecht (1949, 5 1983) und Ältere Ansätze zur Überwindung der Sklaverei (1978). Er gab Die älteren Urteile des Ingelheimer Oberhofes (4 Bde., 1952-63) und Der Oberhof zu Neustadt an der Weinstraße (2 Bde., 1968-71) heraus und war Mitherausgeber des Handwörterbuchs zur deutschen Rechtsgeschichte (5 Bde., 1964-98) sowie der Untersuchungen zur deutschen Staats- und Rechtsgeschichte (Neue Folge, 1962 ff.). LITERATUR: Dieter Werkmüller: E., A. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 1429. E r l e r , Franz Christoph, österr. Bildhauer, * 5.10. 1829 Kitzbühel (Tirol), t 6. 1. 1911 Wien. Der Sohn eines Müllers lernte bei einem Bildschnitzer in Kufstein, bis ihn 1853 die Wiener Akademie der bildenden Künste aufnahm. Gefördert von Joseph Führich, erhielt E. 1861 den Auftrag, einen Kreuzweg und andere Figuren für die Altlerchenfelder Kirche in Wien zu gestalten. 1866 übertrug ihm Heinrich Ferstel einen großen Teil der figuralen Ausschmückung der Votivkirche, zwölf Apostel aus Stein, Reliefs und weitere Plastiken. Danach erhielt E. zahlreiche Aufträge und wurde einer der meistbeschäftigten Bildhauer und Restauratoren der Ringstraßenzeit. Er schuf u. a. für den Stephansdom in Wien Statuen, Nischen, Portale und den Herz-Jesu-Altar, dazu eine Pietà, und für die Freisinger Kapelle in der Stiftskirche von Klosterneuburg 24 Statuen. E. lieferte Skulpturen auch nach Salzburg, Laibach, Sarajevo und Ungarn. Zu seinen letzten Werken gehören 16 Statuen für Maria am Gestade in Wien (1903). LITERATUR: ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 264. E r l u n g , Bischof von Würzburg, * um 1 0 4 5 / 5 0 Ostfranken, t 30.(28.7)12. 1121 Würzburg. E., Neffe des —» Meinhard von Bamberg, wurde von diesem zum Kleriker ausgebildet und kam an den kaiserlichen Hof. Etwa seit 1095 verfaßte er einen Großteil der Briefe Heinrichs IV. und war 1103-05 dessen Kanzler. 1105 zum Bischof von Würzburg gewählt, setzte ihn Heinrich V. im Juli desselben Jahres zunächst wieder ab. Dennoch trat E. auf dessen Seite über, wurde 1106 erneut inthronisiert und hatte das Bischofsamt bis zum Tod inne. Er nahm 1110/11 am Romzug Heinrichs V. und am 7 . 8 . 1111 an der Beisetzung Heinrichs IV. in Speyer teil. E. gilt als Verfasser zweier anonymer Werke. Im Carmen de bello Saxonico (kurz nach 1075) schildert er voller Bewunderung für den König den Sieg Heinrichs IV. über die Sachsen (1075). Die Vita Heinrici IV. (1106) ist eine biographisch gestaltete Totenklage, in der E. Tugenden und Schicksal des Herrschers einfühlsam beschreibt. LITERATUR: Alfred Wendehorst: E. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 596 f. - Franz-Josef Schmale: E. v. W. In: VL 2 , Bd. 2, 1980, Sp. 602-605. - Ders.: E. In: LexMA, Bd. 3, 1986,

Sp. 2155. - Stefan Beulertz: Bischof E. von Würzburg. In: Fränkische Lebensbilder. Bd. 16. Hrsg. v. Alfred Wendehorst. Neustadt/Aisch 1996, S. 13-26. E r m e c k e , Gustav Peter, kath. Moraltheologe, * 2 8 . 2 . 1 9 0 7 Hörde (heute zu Dortmund), t 17.2. 1987 Witten. E. studierte seit 1926 Romanistik und Anglistik, seit 1927 auch Jura und wurde 1929 in Bonn 1929 zum Dr. phil. promoviert. 1932 begann er in Paderborn das Studium der Theologie, wurde 1933 in Münster zum Dr. jur. promoviert und empfing 1936 die Priesterweihe. Nach einer Tätigkeit in der Seelsorge erhielt E. 1939 eine Stelle als Studienpräfekt. 1940 in Münster auch zum Dr. theol. promoviert (Die natürlichen Seinsgrundlagen der christlichen Ethik), wurde er im folgenden Jahr Geheimsekretär im Rang eines Erzbischöflichen Kaplans unter dem Erzbischof von Paderborn, Lorenz - » Jaeger. 1945-65 lehrte E. als Prof. fur Moraltheologie und Sozialethik an der Akademie in Paderborn, anschließend bis 1975 als o.Prof. an der Univ. Bochum. E. war Synodalrichter, Ehrendomherr, Mitglied der Päpstlichen Römischen Theologischen Akademie, Peritus der Päpstlichen Kongregation für die Glaubenslehre und Päpstlicher Ehrenprälat. Er veröffentlichte u. a. Zur ethischen Begründung der Todesstrafe heute (1959) und Katholische Moraltheologie (3 Bde., 1959-61). WEITERE WERKE: Christliche Politik, Utopie oder Aufgabe? Köln 1966. - Sozialethik und Gesellschaftspolitik. Wien 1975. - Beiträge zur Christlichen Gesellschaftslehre. Hrsg. v. Rudolf Padberg/Monika Pankoke-Schenk. Paderborn 1977. - Subsidiarität und Demokratie. Düsseldorf 1981. LITERATUR: Dem Frieden verpflichtet. Konzeptionen und Entwicklungen der katholischen Friedensethik seit dem Zweiten Weltkrieg. G. E. zum 75. Geburtstag. Hrsg. v. ErnstJosef Nagel/Harald Oberhem. Mainz 1982. - Johannes Reiter: E., G. In: L T h K \ Bd. 3, 1995, Sp. 814. - Frank Sobiech: E., G. P. In: BBKL, Bd. 20, 2002, Sp. 464-469. E r m e n r i c h von Ellwangen, auch Ermenerich, Hermanrich, Hermenrich, Benediktiner, Bischof von Passau, * um 814, t 2 6 . 1 2 . 8 7 4 Passau. Nach frühem Eintritt ins Benediktinerkloster Ellwangen war E. etwa 822-26 Schüler des - ^ R u d o l f von Fulda. Um 833 wurde er in die Hofkapelle Ludwigs des Deutschen in Regensburg aufgenommen, kehrte aber etwa 839 nach Ellwangen zurück. Um 846-49 studierte und lehrte E. unter —»Walahfrid Strabo auf der Reichenau und ging nach dessen Tod zu Grimald, dem Abt von St. Gallen. 866 wurde er Bischof von Passau. Als Verfechter der karolingischen Missionspolitik suchte er 8 6 7 / 6 8 das Gebiet des Bulgarenfürsten Boris der deutschen Donaumission einzugliedern, doch päpstliche Missionare waren ihm zuvorgekommen. Ebenso erfolglos kämpfte er gegen den Slawenapostel Methodios in Mähren, hat aber dessen Gefangenschaft 870-73 veranlaßt. E. hinterließ zwei hagiographische Werke, Vita Sualonis (839-42) und Vita Hariolfi (vor 849), sowie eine Epistola ad Grimaldum (850/55). LITERATUR: Viktor Burr: Ε. ν. E. Ellwangen 1956. - Josef Oswald: E. ν. E. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 601 f. - Wilhelm Forke: Studien zu E. v. E. Stuttgart 1969. - Franz Josef Worstbrock: E. v. E. In: VL 2 , Bd. 2, 1980, Sp. 606-611. Heinz Löwe: E. von Passau, Gegner des Methodius. Versuch eines Persönlichkeitsbildes. In: Mitteilungen der Gesells c h a f t f ü r Salzburger Landeskunde 126 (1986) S. 221-241. Egon Boshof: E. In: LThK 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 815. E r m i n o l d , Abt von Prüfening, t 6 . 1 . 1121 Prüfening. Früh dem Benediktinerkloster Hirsau anvertraut, wurde der aus einem edelfreien schwäbischen Geschlecht stammende E. dort auf Wunsch Kaiser Heinrichs V. Abt. 1114 be-

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Erminold-Meister a u f t r a g t e ihn B i s c h o f —»Otto von B a m b e r g mit d e r L e i tung des von d i e s e m n a h e R e g e n s b u r g g e g r ü n d e t e n Klosters P r ü f e n i n g , des ersten H i r s a u e r Klosters in A l t b a y e r n . S e i n e u n b e u g s a m e D u r c h s e t z u n g der R e f o r m b e w e g u n g von C l u n y („Hirsauer K l o s t e r r e f o r m " ) stieß auf erbitterten Wid e r s t a n d . E. w u r d e von e i n e m M ö n c h derart verprügelt, d a ß er tags darauf verstarb. 1283 f a n d seine S e l i g s p r e c h u n g und B e i s e t z u n g in e i n e m H o c h g r a b statt, dessen S c h ö p f e r als —> E r m i n o l d - M e i s t e r b e k a n n t ist. LITERATUR: Philipp J a f f é : Vita E. A b b a t i s P r u v e n i n g e n sis. In: M o n u m e n t a G e r m a n i a e Histórica. Abt. Scriptores. 5: Scriptores in folio. H r s g . v. G e o r g i u s H e i n r i c u s Pertz. B d . 5,12, H a n n o v e r 1856. N a c h d r . 1995, S. 4 8 0 - 5 0 0 . J ü r g e n S y d o w : E. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 6 0 2 . - R i c h a r d Korherr: E. v. P r ü f e n i n g . Vor 8 5 0 J a h r e n starb der erste A b t d e s Klosters P r ü f e n i n g . In: R e g e n s b u r g e r B i s t u m s b l a t t 4 0 ( 1 9 7 1 ) 7, S. l O f . - E „ A b t von P r ü f e n i n g . In: Friedrich K n o p p (Hrsg.): D i e R e i c h s a b t e i L o r s c h . F e s t s c h r i f t z u m G e d e n k e n an ihre S t i f t u n g 7 6 4 . D a r m s t a d t 1973, S. 3 5 7 - 3 5 9 . A l o i s S c h m i d : E. In: L e x M A , B d . 3, 1986, Sp. 2 1 5 8 . - Stephan H a e r i n g : E. In: L T h K 3 , B d . 3, 1995, S p . 8 1 6 f. E r m i n o l d - M e i s t e r , B i l d h a u e r , 2. H ä l f t e 13. Jh. Ü b e r die P e r s o n des E. sind k e i n e b i o g r a p h i s c h e n F a k t e n b e k a n n t . N a c h n e u e r e n F o r s c h u n g e n w a r er m ö g l i c h e r w e i s e mit d e m D o m b a u m e i s t e r L u d w i g identisch, der u m 1280 n a c h R e g e n s b u r g b e r u f e n w u r d e . H a u p t w e r k des E. ist d a s Hochgrab des Abtes E r m i n o l d in St. G e o r g ( R e g e n s b u r g P r ü f e n i n g ) . D a s G r a b ist n a c h o b e r r h e i n i s c h e n Vorbildern gestaltet. LITERATUR: A c h i m H u b e l : D e r E . u n d d i e d e u t s c h e S k u l p tur d e s 13. J a h r h u n d e r t s . In: B e i t r ä g e zur G e s c h i c h t e d e s B i s t u m s R e g e n s b u r g 8 ( 1 9 7 4 ) S. 5 3 - 2 4 1 . - Adolf Reinle: E. In: L e x M A , Bd. 3, 1986, Sp. 2 1 5 8 f. - A c h i m H u b e l : D e r E. Ü b e r l e g u n g e n zu P e r s o n und Werk. In: R e g e n s b u r g e r A l m a n a c h 2 6 ( 1 9 9 3 ) S. 197-207. E r n e s t i , J o h a n n A u g u s t , e v a n g . T h e o l o g e , Philologe, P ä d a g o g e , * 4 . 8 . 1707 T e n n s t e d t ( T h ü r i n g e n ) , f 1 1 . 9 . 1 7 8 1 Leipzig. E. w a r Z ö g l i n g der F ü r s t e n s c h u l e P f o r t a und studierte seit 1726 in W i t t e n b e r g und L e i p z i g Philologie, P h i l o s o p h i e , T h e o l o g i e und M a t h e m a t i k . 1730 w u r d e er M a g i s t e r , 1731 K o n r e k t o r d e r T h o m a s s c h u l e zu L e i p z i g (und d a m i t Vorgesetzter von J o h a n n Sebastian —»Bach) und 1734 als N a c h f o l ger von J o h a n n M a t t h i a s G e s n e r d e r e n R e k t o r . Er v e r f a ß t e ein u m f a n g r e i c h e s gelehrtes Werk, d a r u n t e r neben verschied e n e n S c h u l o r d n u n g e n die sich an Christian —> Wolff orientierenden initia doctrinae solidioris ( 1 7 3 6 , s 1750) und w a r 1736-38 A n t i p o d e B a c h s in e i n e m l a n g w i e r i g e n K o m p e t e n z streit. Z u g l e i c h seit 1742 a. o . P r o f . der klassischen Literatur an der U n i v . L e i p z i g , w u r d e er 1756 o . P r o f . der B e r e d s a m k e i t und 1759 auch der T h e o l o g i e . 1762 legte er d a s R e k t o r e n a m t nieder. Als G u t a c h t e r der Z e n s u r b e w i r k t e er ein Verbot der Leiden des jungen Werther von G o e t h e . M i t G e s n e r gilt E. als R e f o r m a t o r der h u m a n i s t i s c h e n B i l d u n g , w o b e i i h m ein auf d i e Inhalte gerichtetes S t u d i u m d e r lateinischen Literatur als B i l d u n g s z i e l v o r s c h w e b t e ; er e r w a r b sich d e n E h r e n n a m e n „ G e r m a n o r u m C i c e r o " . In der T h e o logie b e g r ü n d e t e E. mit seiner A n w e i s u n g f ü r d e n A u s l e g e r d e s N e u e n T e s t a m e n t s (Institutio interpretis Novi Testamenti, 1761, 5 1 8 0 9 ) eine F o r m der philologisch-historischen E x e gese, die alle d o g m a t i s c h e n A n e i g n u n g s k a t e g o r i e n als G e g e n s t ä n d e einer e i g e n s t ä n d i g e n D o g m e n g e s c h i c h t e z u w i e s . E. trat a u c h als K o m m e n t a t o r klassischer A u t o r e n hervor. WEITERES WERK: O p u s c u l a oratoria, orationes, p r o l u s i o n e s et elogia. L e i p z i g 1762, 2 1767. LITERATUR: K o n r a d Feiereis: D i e U m p r ä g u n g der natürlic h e n T h e o l o g i e in R e l i g i o n s p h i l o s o p h i e . L e i p z i g 1965,

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S. 34-39. - M a r t i n Petzoldt: Z w i s c h e n O r t h o d o x i e , Pietism u s und A u f k l ä r u n g . In: J o h a n n Sebastian B a c h und d i e A u f k l ä r u n g . Hrsg. v. R e i n h a r d S z e s k u s . L e i p z i g / W i e s b a d e n 1982, S. 6 6 - 1 0 8 . - F r i e d r i c h - C h r i s t o p h ligner: E., J. A . In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 1461 f. E r n e s t i , J o h a n n Friedrich C h r i s t o p h , e v a n g . T h e o l o g e , * 2 3 . 2 . 1 7 0 5 T e n n s t e d t ( T h ü r i n g e n ) , t 2 4 . 2 . 1758 A r n s t a d t . E. studierte in W i t t e n b e r g und L e i p z i g T h e o l o g i e . 1730 b e a u f t r a g t e ihn Prinz W i l h e l m von S c h w a r z b u r g mit d e r A u f s i c h t ü b e r s e i n e B i b l i o t h e k . D a n a c h w a r er P f a r r s u b stitut in A l k e r s l e b e n und n e u n J a h r e I n s p e k t o r in G e h r e n . 1744 w u r d e E. A r c h i d i a k o n und 1747 S u p e r i n t e n d e n t von A r n s t a d t , w o er a m L y z e u m R e l i g i o n s u n t e r r i c h t erteilte. Er v e r f a ß t e m e h r e r e A u s l e g u n g e n z u m A l t e n und N e u e n Testament, d o c h b e s c h ä f t i g t e ihn vor a l l e m die kritische U n t e r s u c h u n g s ä m t l i c h e r Lesarten d e s h e b r ä i s c h e n Bibeltextes. LITERATUR: A n e m ü l l e r : E., J. F. C . In: A D B , B d . 6, 1878, S. 2 3 5 . E r n e s t i , (Heinrich Friedrich T h e o d o r ) L u d w i g , e v a n g . Theologe, * 2 7 . 5 . 1 8 1 4 Braunschweig, t 17.8.1880 Wolfenbüttel. N a c h s e i n e m S t u d i u m in G ö t t i n g e n w a r E. H i l f s p r e d i g e r in B r a u n s c h w e i g und seit 1838 D i a k o n . 1843 w u r d e er Sup e r i n t e n d e n t von W o l f e n b ü t t e l , 1850 Konsistorialrat, 1858 G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t , 1877 Vizepräsident d e s L a n d e s k o n sistoriums. S c h o n seit 1852 A b g e s a n d t e r bei d e r E i s e n a c h e r K i r c h e n k o n f e r e n z , w a r er 1874-80 d e r e n Präsident und hatte e n t s c h e i d e n d e n Anteil an d e r E i n f ü h r u n g d e r s y n o d a l e n Kirc h e n o r d n u n g in B r a u n s c h w e i g . E.s E r l ä u t e r u n g des Klein e n K a t e c h i s m u s M a r t i n —»Luthers w u r d e e r s t m a l s 1858 als ö f f e n t l i c h e s L e h r b u c h e i n g e f ü h r t . Z u seinen W e r k e n zählt f e r n e r Vom Ursprung der Sünde nach paulinischem Lehrgehalte (2 B d e . , 1855-62). WEITERES WERK: E t h i k des A p o s t e l s Paulus. B r a u n s c h w e i g 1868, 3 1 8 8 0 . LITERATUR: J o h a n n e s Beste: E., H . F. T . L. In: A D B , B d . 48, 1904, S. 3 9 7 - 3 9 9 . E r n s t d e r B e k e n n e r , H e r z o g von Braunschweig-LiineburgCelle, * 2 6 . 6 . 1 4 9 7 U e l z e n , t 1 1 . 1 . 1 5 4 6 Celle. E., S o h n H e r z o g H e i n r i c h s d e s Mittleren von B r a u n s c h w e i g L ü n e b u r g , studierte 1512-18 in Wittenberg, w o er a u c h —> L u t h e r hörte. N a c h d r e i j ä h r i g e m A u f e n t h a l t a m f r a n z ö s i schen H o f ü b e r n a h m er 1521 d i e M i t r e g e n t s c h a f t und w u r d e n a c h d e r R e s i g n a t i o n d e s Vaters und d e m Verzicht seiner B r ü d e r 1539 A l l e i n h e r r s c h e r in s e i n e m Territorium. E r konsolidierte das d u r c h d i e H i l d e s h e i m e r S t i f t s f e h d e ( 1 5 1 4 - 1 9 ) zerrüttete L a n d , f ü h r t e seit 1525 die R e f o r m a t i o n ein und b e g a n n n a c h der T e i l n a h m e a m R e i c h s t a g zu S p e y e r 1526 mit d e r S ä k u l a r i s i e r u n g der Klöster. M i t L u t h e r b e s p r a c h er 1527 d i e O r g a n i s a t i o n d e s neuen K i r c h e n w e s e n s und berief 1530 U r b a n u s —»Rhegius als ersten G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n ten n a c h Celle. I m selben J a h r u n t e r z e i c h n e t e er die C o n f e s sio A u g u s t a n a , w o f ü r er im 18. Jh. seinen B e i n a m e n erhielt. E r w a r Mitglied des S c h m a l k a l d i s c h e n B u n d e s , der d u r c h ihn s e i n e erste feste B a s t i o n in N o r d d e u t s c h l a n d f a n d . M i t d e m 1535 g e g r ü n d e t e n H o f g e r i c h t f ü h r t e er e r s t m a l s das r ö m i s c h e R e c h t in s e i n e m L a n d ein. LITERATUR: Emil S e h l i n g (Hrsg.): D i e e v a n g e l i s c h e n Kirc h e n o r d n u n g e n d e s X V I . J a h r h u n d e r t s . Bd. 6.1.1. T ü b i n g e n 1955, S. 4 8 3 - 5 3 2 . - K l a u s F r i e d l a n d : E. d. B. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 608. - H a n s P a t z e (Hrsg.): G e s c h i c h t e N i e d e r s a c h s e n s . Bd. 3.2. H i l d e s h e i m 1983, S. 29-33. - H a n s Jürgen Vogtherr: H e r z o g E. d. B. und seine Zeit. U e l z e n 1998.

Ernst E r n s t A u g u s t , Herzog von Braunschweig und Lüneburg, Kurfürst von Hannover, Bischof von Osnabrück, * 30.11. 1629 Herzberg/Harz, t 2.2. 1698 Herrenhausen (heute zu Hannover). Seit 1646 Koadjutor des Erzstifts Magdeburg, wurde E. A. nach dessen Säkularisation infolge des Westfälischen Friedens mit der Option auf das alternierend katholisch und protestantisch regierte Bistum Osnabrück entschädigt, wo er 1661 evang. Bischof wurde. Nach dem Tod seines kinderlosen Bruders Johann Friedrich übernahm er 1679 dessen Herzogtum Calenberg, setzte durch einen Vertrag mit seinem Bruder Georg Wilhelm 1682 die Primogenitur im Weifenhaus durch und erlangte 1692 gegen starke Widerstände die Kurwürde für Hannover. Durch seine Ehe mit der StuartEnkelin Sophie von der Pfalz erwarb er seinem Haus die Anwartschaft auf die englische Krone. E. war der Vater des Osnabrücker Bischofs —» Ernst August II.. LITERATUR: Georg Schnath: E. A. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 6 0 8 f. E r n s t , Herzog von Bayern, Kurfürst und Erzbischof von Köln, * 17.12. 1554 München, f 17.2. 1612 Arnsberg. Als Zwölfjähriger wurde E., Sohn —> Albrechts V. von Bayern, Bischof von Freising, 1573, mit päpstlicher Dispens, auch Bischof von Hildesheim. In Köln 1577 zum Priester geweiht, wurde er 1581 ferner Fürstbischof von Lüttich und Administrator der Abtei Stablo-Malmedy. Nach Absetzung des Gebhard -»Truchseß von Waldburg wurde E. 1583 zu dessen Nachfolger als Kölner Erzbischof gewählt, konnte das Kurfürstentum jedoch erst mit Hilfe von bayerischen und spanisch-niederländischen Truppen in Besitz nehmen. Seit 1585 auch noch Bischof von Münster, war er ein entschiedener Vertreter der Gegenreformation in West- und Nordwestdeutschland. Der nie zum Bischof Geweihte förderte in seinen Diözesen die Niederlassungen der Jesuiten und setzte sich trotz seiner Pfründenkumulation für die Durchsetzung der Beschlüsse des Konzils von Trient ein. Wegen seines umstrittenen Lebenswandels mußte E. 1595-1611 sein kirchliches Amt dem Neffen —» Ferdinand von Bayern überlassen und zog sich mit seiner Mätresse Gertrud von Plettenberg nach Arnsberg zurück. LITERATUR:

Max

Braubach:

E . In: N D B ,

Bd. 4,

1959,

S. 614 f. - Thomas Lederer; Der Kölner Kurfürst Herzog E. von Bayern (1554-1612) und sein Rat Johann Grasse (um 1560-1618) als Alchemiker der frühen Neuzeit. Diss. Heidelberg 1992. - Franz Bosbach: E. In: LThK\ Bd. 3, 1995, Sp. 818f. - Ders.: E. In: Gatz, Bischöfe (1448-1648), 1996, S. 163-171. - Birgit E. Klein: Wohltat und Hochverrat. Kurfürst Ernst von Köln, Juda bar Chajjim und die Juden im Alten Reich. Hildesheim 2003. E r n s t , Herzog von Sachsen, Erzbischof von Magdeburg, Administrator von Halberstadt, * 26.6.1464, t 3.8. 1513 Halle/Saale. Mit elf Jahren wurde E. zum Erzbischof von Magdeburg postuliert. Gestützt auf kursächsische Räte, trat er die Regierung im Oktober 1476 an, empfing die geistlichen Weihen wegen seiner Minderjährigkeit hingegen schrittweise. Nachdem ihm sein Vater Ernst von Sachsen 1479 auch das Bistum Halberstadt verschafft hatte, wurde E. 1489 zum Erzbischof geweiht. Dieser Erwerb wichtiger Pfründen sollte den Wettinern bei der Ausdehnung ihres Machtbereichs nach Mitteldeutschland dienen. Während die Städte Halle und Halberstadt schon seit 1478 abhängig waren, mußte Magdeburg die Landeshoheit des Erzbischofs 1486 anerkennen. E. entfaltete eine rege Bautätigkeit, darunter die als Zwingburg gegen Halle errichtete Moritzburg, und stattete die Kirchen mit bedeutenden Kunstwerken aus. Seine bereits 1495 fertiggestellte Grabtumba im Magdeburger Dom gilt als eines der

wichtigsten Werke der Vischer-Werkstatt in Norddeutschland. LITERATUR: Berent Schwineköper: E. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 615 f. - Josef Pilvousek: E., H. zu S. In: Gatz, Bischöfe (1448-1648), 1996, S. 171.

Ernst August II., Herzog von Braunschweig-Lüneburg, evang. Bischof von Osnabrück, * 17.9. 1674 Osnabrück, t 14.8. 1728 Osnabrück. Aufgewachsen am Hof seiner Mutter Sophie von der Pfalz, wurde Ε. Α., Sohn des Kurfürsten —» Ernst August von Hannover, 1716 evang. Bischof von Osnabrück, eine Folge der im Westfälischen Frieden 1648 festgelegten Alternation. Seine Regierung war von Konflikten mit den kath. Domherren ausgefüllt. Seine Versuche mißlangen, die Zinsen der Landesschulden an das Domkapitel von sechs auf reichsrechtliche fünf Prozent zu senken oder die Jesuiten auszuweisen. Erfolgreicher war seine 1722 eingeführte Eigentumsordnung, die das Verhältnis zwischen Gutsherren und bäuerlichen Hintersassen regelte und die 150 Jahre Bestand hatte. Gemäß merkantilistischer Anschauung förderte Ε. A. die heimische Kohlen-, Erz- und Salzgewinnung. Der aufgeklärte Absolutist blieb ehelos. LITERATUR: Heinrich Schmidt: Ε. Α. II. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 617 f. Ernst, Herzog von Bayern, Administrator von Passau und Salzburg, * 13.6.1500 München, t 7. 12.1560 Glatz. Erzogen von Johannes Aventinus in Burghausen, München und Landshut, machte E., Sohn Herzog Albrechts IV. von Bayern, eine Bildungsreise nach Italien, Frankreich und Sachsen, bis er sein Studium 1515 in Ingolstadt aufnahm. Schon 1516 übernahm er, der bereits Koadjutor des Bischofs von Passau war, nach dem Tod seines Vorgängers die Administration des Bistums. Anfänglich dem Luthertum nicht abgeneigt, erwies er sich bald als aktiver Gegenreformator und ließ 1527 den evangelisch gewordenen Kaplan Leonhard —> Käser auf dem Scheiterhaufen hinrichten. 1540 trat E. die Nachfolge des Erzbischofs Matthäus —» Lang als Administrator von Salzburg an, mußte aber 1554 auf das Erzstift verzichten, weil er den Empfang der höheren Weihen ablehnte, und zog sich in seine 1549 erworbene Grafschaft Glatz zurück, wo er sich mit Mathematik und Astrologie beschäftigte. Zu Beginn seines Wirkens in Salzburg konnte er —> Paracelsus veranlassen, sich in der Stadt niederzulassen. LITERATUR: Karl August Muffat: Die Ansprüche des Herzogs E., Administrators des Hochstiftes Passau, auf einen dritten Theil u. an die Mitregierung des Herzogthumes Bayern. München 1865. - Historie eines edeln Fürsten Herzog E. von Bayern und von Österreich. Hrsg. v. Severin Rüttgers. Leipzig 1913. - Dieter Albrecht: E. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 619. - August Leidl: Kleine Passauer Bistumsgeschichte. Passau 2 1989, S. 38-40. - Felix F. Strauss: Herzog Ε. v. Bayern und der Gasteiner Bergbau um die Mitte des 16. Jahrhunderts. Wien 1991. - August Leidl/Franz Ortner: E„ Herzog v. B. In: Gatz, Bischöfe (1448-1648), 1996, S. 160-163. E r n s t von Pardubitz, Erzbischof von Prag, * um 1305 Hostinné oder Starà (heute Staré Hrady bei Jaromër), f 30.6.1364 Raudnitz/Elbe. Aus ritterlichem Geschlecht der Malowetz von Pardubitz in Ostböhmen stammend, studierte E. in Bologna und Padua Kirchenrecht. 1326 wurde er Prager Domherr, 1338 Domdekan. Seit 1343 Bischof von Prag, wurde er 1344 zum ersten Erzbischof der neuen Metropole gewählt und legte im selben Jahr den Grundstein zur Prager Kathedrale. E. war 1348 Mitbegründer und Förderer der Prager Univ. sowie zahlreicher Klöster, Schulen, Hospitäler und weiterer Stiftungen. Um die Kirchenreform in Böhmen voranzutreiben,

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Ernst hielt er 1349 eine Provinzialsynode ab. Als enger Vertrauter von Kaiser Karl IV. beriet er diesen in Fragen der Verwaltung und Diplomatie. E. wurde in der von ihm gestifteten Chorherrenkirche zu Glatz beigesetzt. L I T E R A T U R : Jaroslav Pole: E. v. P. In: Lebensbilder zur Geschichte der böhmischen Länder. Bd. 3. Karl IV. und sein Kreis. Hrsg. v. Ferdinand Seibt. München/Wien 1978, S. 25-42. - Peter Hilsch: E. v. P. In: LexMA, Bd. 3, 1986, Sp. 2179. - Zdeñka Hledíková: E. v. P. In: Gatz, Bischöfe (1198-1448), 2001, S. 587-589. E r n s t I. der Fromme, Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg, * 25.12.1601 Altenburg, t 26.3. 1675 Gotha. Der Sohn Herzog Johann Wilhelms von Weimar und der Dorothea Maria von Anhalt-Kothen wurde nach dem frühen Tod des Vaters (1605) u.a. durch den Reformpädagogen Wolfgang - » R a t k e erzogen. 1618 wurde das Herzogtum Weimar von E. und seinen sieben Brüdern in gemeinsame Verwaltung übernommen. 1631/32 beteiligte er sich an den Feldzügen Gustav Adolfs in Deutschland (u. a. Schlacht am Lech, Schlacht bei Lützen). Im Auftrag seines Bruders Bernhard übernahm er die Verwaltung des aus den Bistümern Würzburg und Bamberg gebildeten Herzogtums Franken (1633), das sein Bruder nach der Schlacht bei Nördlingen (1634) jedoch wieder verlor. Im Gegensatz zu Bernhard trat E. dem Prager Frieden (1635) bei. 1636 heiratete er Elisabeth Sophie, die Tochter des Herzogs Johann Philipp von Altenburg. 1640 wurde zwischen den noch lebenden Brüdern das Herzogtum Weimar geteilt. E. erhielt das Herzogtum Sachsen-Gotha als selbständige Herrschaft. Durch weitere Gebietserwerbungen vereinigte E. an seinem Lebensende etwa zwei Drittel des ernestinischen Thüringen in seiner Hand (wichtig vor allem der Anfall von drei Vierteln von Sachsen-Altenburg im Jahr 1672). In der Außenpolitik, die schon aufgrund der Schwäche des kleinen Landes nur geringen Spielraum bot, folgte E. einer reichs- bzw. kaisertreuen Orientierung (z.B. durch die Stellung erheblicher Militärkontingente in den Reichskriegen gegen Türken und Franzosen). Das Verdienst und die Bedeutung der Regierung E.s liegt jedoch auf dem Gebiet der inneren Politik, die ganz im Zeichen des Wiederaufbaus seines vom Krieg verwüsteten Landes stand. Das Besondere in E.s Vorgehen liegt in der Dominanz von Handlungen, die in der überkommenen patrimonialen Regierungsweise wurzeln, bei gleichzeitiger Verbindung mit Elementen des aufkommenden Absolutismus. Die Regierung E.s ist in ihrem Charakter und ihrem Ergebnis nicht denkbar ohne das Mitwirken hoher Beamter, z.B. Ernst Ludwig Avemanns, Hiob —»Ludolfs und vor allem Veit Ludwig von —•> Seckendorffs, dessen „Teutscher Fürstenstaat" in vielerlei Hinsicht ein Abbild der Wirklichkeit in E.s Landen darstellt. Charakteristisch an E.s Politik ist der bei keinem zeitgenössischen Herrscher in gleicher Intensität zu verfolgende Versuch, das Alltagsleben des Volkes nach den Normen der luth. Lehr- und Moralvorstellungen zu gestalten. Dem diente einerseits ein intensives Unterrichten und Examinieren (Schulmethodus von 1642 mit z.T. zukunftsweisenden Bestimmungen, z.B. Einführung des Realienunterrichtes), das auch die Erwachsenen erfaßte, andererseits erfolgte der Aufbau eines Kontrollapparates (Disziplinarinspektoren, Rügegerichte), der die Lebensführung jedes einzelnen Einwohners zu überwachen hatte. Entspricht dies auch dem allgemeinen Trend der Epoche zur Sozialdisziplinierung der Untertanen, so sind doch Form und Geist jener Maßnahmen in ihrer massiv religiösen Begründung noch stark dem konfessionellen Zeitalter verpflichtet. Andererseits weisen manche Züge der von E. verfolgten Ziele auf spätere Versuche des Pietismus, das Alltagsleben religiös zu durchdringen. In seiner Haltung zu den zahlreichen innerprotestantischen Lehrstreitigkeiten des 17. Jh. griff E. einer

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späteren Entwicklung vor, indem er diese von seinem Land fernzuhalten suchte (Nähe zu dem Helmstedter Theologen Georg ->Calixt). Bedeutung besitzt E. auch als Kulturmäzen (Gründung der Gothaer Bibliothek) und Förderer der Wissenschaften, z.B. durch sein Wirken als einer der Nutriatoren der Jenaer Universität, an der er moderne Disziplinen zu fördern versuchte (z.B. vergeblicher Versuch der Berufung Samuel Pufendorfs). Im Gegensatz zu der sich innerhalb der Territorialstaaten in der zweiten Hälfte des 17. Jh. immer stärker durchsetzenden Primogenitur verfügte E. die Aufteilung des Landes unter seinen sieben Söhnen. L I T E R A T U R : August Beck: E. der Fromme. 2 Bde., Weimar 1865. - Woldemar Böhne: Die pädagogischen Bestrebungen E. des Frommen von Gotha. Gotha 1888. - Geschichte Thüringens. Hrsg. v. Hans Patze/Walter Schlesinger. Bd. 5, Teilband 1, Köln 1982, S. 209-244 und Bd. 5, Teil 1, Teilband 2, Köln 1984, S. 799-802 (Lit.). Detlef Döring E r n s t von Zwiefalten, Benediktiner, Abt, t 1148. Der aus der Familie der Edlen von Steußlingen stammende E. lebte als Benediktiner in Kloster Zwiefalten, dem er seit 1121 als Abt vorstand. Er scheint das Amt 1146 niedergelegt zu haben. Im folgenden Jahr ist er im Gefolge von Bischof —> Otto von Freising als Teilnehmer des zweiten Kreuzzugs nachgewiesen, während dem er starb. E. wurde später als Heiliger verehrt. LITERATUR: Karl Brehm: Abt E. v. Z. In: Schwäbisches Archiv 29 (1911)S. 97-100, 113-119, 129-135, 1 9 1 . - K a r l Frank: E. v. Z. In: LThK 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 820. Ernst, Bernhard, Glockengießer, * um 1596/97 Warth (Kr. Dingolfing), t April 1682 München. Seit 1665 Inhaber eines Privilegs des Freisinger Bischofs, belieferte E. vor allem das Gebiet der heutigen Diözese München-Freising. 1913 waren noch 239 Glocken aus den Jahren 1625-70 nachweisbar, darunter Geläute für die ehemalige Jesuitenkirche in Landshut (1639-43), die Stadtpfarrkirchen Rosenheim (1641) und Erding (1651) sowie einzelne Glocken in Münchner Kirchen. Charakteristikum war neben der Schlichtheit der Glocken die Einfassung der Schulterinschrift durch zahlreiche Stege mit bisweilen nachgotischen Friesen, später von Engelsköpfen und Fruchtgehängen abgelöst. E.s Geschützproduktion war vermutlich noch umfangreicher. Joseph Anton Ernst: E., B. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 626f. - Catrin Ritter: E„ B. In: AKL, Bd. 34, 2002, S. 442. LITERATUR:

Ernst, Christoph Friedrich Wilhelm, reformierter Theologe, * 18. 12.1765 Jesberg (Treysa), t 24.1.1855 Kassel. E. wurde 1795 Hofprediger in Kassel, 1813 Metropolitan und Konsistorialrat, 1837 Superintendent und 1845 Generalsuperintendent der reformierten Kirche in Niederhessen. Als rationalistischer Theologe war er ein Gegner der Erweckungsbewegung. Als beliebter Prediger veröffentlichte er zahlreiche seiner Predigten. Seine Überzeugungen eines christlichen Greises erschienen 1845 anonym. Ernst, Jakob Daniel, Pseud. Johann Damian Ehrenhold, evang. Theologe, Historiker, * 3. oder 23.12.1640 Roc hl i tz bei Meißen, t 13. oder 15. 12. 1707 Altenburg. E. Schloß das Studium der Theologie und Geschichte in Leipzig 1661/62 als Magister ab. 1663 wurde er Pfarrer in Kriebitzsch, 1678 Gymnasialrektor in Altenburg und übernahm seit 1681 erneut geistliche Ämter, bis er 1705 zum Konsistorialassessor und Stiftsprediger in Altenburg ernannt wurde. E. trat vor allem mit der Kompilation umfangreicher, zum Teil mehrbändiger Exempelsammlungen hervor. Diese Exempel zur Belehrung und Unterhaltung waren Historienkompilationen und Chroniken des 16. und 17. Jh. sowie bekannten protestantischen Sammlungen entnommen. Zahlrei-

Ertle che Q u e l l e n a n g a b e n b e z e u g e n E . s g r o ß e B e l e s e n h e i t . Ü b e r N u t z e n und A n w e n d u n g seiner W e r k e ä u ß e r t e er sich in d e r Anweisung, wie die drei Theile seines Historischen BilderHauses [...] nützlich anzuwenden (2 Tie., 1685). Vermutlich dienten sie nicht zuletzt als H a n d b ü c h e r f ü r P r e d i g e r . LITERATUR: V D 17. E r n s t , L e o p o l d , österr. Architekt, * 14. 10. 1808 Wien, t 1 7 . 1 0 . 1862 W i e n . E. studierte seit 1822 an der W i e n e r A k a d e m i e der bildenden K ü n s t e und e r w a r b sich n a c h e i n e m I t a l i e n a u f e n t h a l t 1831-33 einen h e r v o r r a g e n d e n R u f als Architekt. E i n e s seiner H a u p t w e r k e ist der U m - und N e u b a u des S c h l o s s e s G r a f e n e g g in N i e d e r ö s t e r r e i c h ( 1 8 4 0 - 7 3 ) . N a c h 1841 errichtete E. die K a p e l l e des G r a f e n S t r a c h w i t z in M ä h r e n . In W i e n w a r er e r s t m a l s 1 8 4 5 / 4 6 tätig, als er d i e D e k o r a t i o n der drei g r o ß e n S ä l e im N i e d e r ö s t e r r e i c h i s c h e n L a n d h a u s übern a h m . 1852 erhielt er d e n A u f t r a g z u m U m b a u der L i e c h t e n s t e i n k a p e l l e im S t e p h a n s d o m , d e s s e n R e s t a u r i e r u n g er bis zu s e i n e m Tod leitete; s c h o n 1853 w u r d e er z u m D o m b a u meister e r n a n n t . E., der seine B a u t e n im g o t i s i e r e n d e n Stil a u s f ü h r t e , w a r M i t h e r a u s g e b e r der Baudenkmale des Mittelalters im Erzherzogtum Österreich (4 H e f t e , 1846-48) und M i t b e g r ü n d e r d e s Vereins zur E r h a l t u n g der B a u d e n k m a l e in Wien. 1855 e r s c h i e n e n seine Architektonischen Erörterungen. LITERATUR: Ö B L , Bd. 1, 1957, S. 265. E r t h a l , F r a n z L u d w i g Frh. von, Fürstbischof von W ü r z burg und B a m b e r g , * 1 6 . 9 . 1 7 3 0 L o h r / M a i n , | 1 4 . 2 . 1 7 9 5 Würzburg. Der B r u d e r d e s M a i n z e r E r z b i s c h o f s Friedrich Karl von —>E. erhielt 1740 D o m i c e l l a r p r ä b e n d e n in W ü r z b u r g und B a m b e r g . E r studierte P h i l o s o p h i e , R e c h t s w i s s e n s c h a f t und T h e o l o g i e in M a i n z , W ü r z b u r g und R o m . 1757 w u r d e er D o m k a p i t u l a r in B a m b e r g , 1763 in W ü r z b u r g , dort zugleich auch Präsident der weltlichen R e g i e r u n g , 1767 kaiserlicher G e h e i m r a t u n d M i t g l i e d d e r K o m m i s s i o n zur Visitation d e s R e i c h s k a m m e r g e r i c h t s in Wetzlar und 1775 K o n k o m m i s s a r b e i m I m m e r w ä h r e n d e n R e i c h s t a g in R e g e n s b u r g . I m M ä r z 1779 e r f o l g t e d i e W e i h e z u m Fürstbischof von W ü r z b u r g , im April d e s s e l b e n J a h r e s von B a m b e r g , d a n a c h seine Priesterw e i h e . E. verstand sich als erster Diener seines Staates, sanierte d e s s e n F i n a n z e n g r u n d l e g e n d , f ü h r t e r e g e l m ä ß i g e Visitationen d u r c h und b e m ü h t e sich u m kulturellen und wirtschaftlichen Aufschwung. Im Hochstift Bamberg förderte er den A u f b a u von L e i n w a n d m a n u f a k t u r e n , A l a u n - , Vitriolund S c h w e f e l h ü t t e n und einer S p i e g e l f a b r i k in F o r c h h e i m , im H o c h s t i f t W ü r z b u r g d e n W e i n a n b a u . Er g r ü n d e t e 1791 das S c h u l l e h r e r s e m i n a r in B a m b e r g , errichtete S o n n t a g s - , Industrie- und Z e i c h e n s c h u l e n , f ö r d e r t e d i e s c h u l i s c h e Bild u n g von M ä d c h e n und b a u t e die U n i v . W ü r z b u r g aus. D i e A r m e n - u n d K r a n k e n p f l e g e unter seiner R e g i e r u n g f a n d einen H ö h e p u n k t im N e u b a u des A l l g e m e i n e n K r a n k e n h a u s e s in B a m b e r g . E. v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Predigten dem Landvolk vorgetragen (1797). WEITERES WERK: Ü b e r den h e r r s c h e n d e n Geist d i e s e r Zeiten und ü b e r d a s Verhalten des r e c h t s c h a f f e n e n Christen bey d e m s e l b e n . B a m b e r g 1793. LITERATUR: N i k o l a u s K o n r a d : F. L. v. E. Fürstbischof von W ü r z b u r g und B a m b e r g ( 1 7 7 9 - 1 7 9 5 ) . Ein O r g a n i s a t o r d e r Volksschule der A u f k l ä r u n g . D ü s s e l d o r f 1932. - J o h a n n e s Kist: E „ F. L. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 371 f. - H i l d e g u n d e Flurschütz: D i e V e r w a l t u n g des H o c h s t i f t s W ü r z b u r g unter F. L. v. E. ( 1 7 7 9 - 1 7 9 5 ) . W ü r z b u r g 1965. - M i c h a e l R e n ner: F. L. In: F r ä n k i s c h e L e b e n s b i l d e r . Bd. 1. Hrsg. v. G e r hard P f e i f f e r . N e u s t a d t / A i s c h 1967, S. 2 8 6 - 3 1 2 . - A u f k l ä r e r auf d e m B i s c h o f s s t u h l . Ein Portrait F. L. v. E.s. N ü r n b e r g 1980. - W e r n e r Loibl: F. L. v. E. ( 1 7 3 0 - 1 7 9 5 ) . L o h r 1980 ( A u s s t e l l u n g s k a t a l o g ) . - E g o n J o h a n n e s Greipl: E., F. L. v.

In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 6 4 8 - 1 8 0 3 ) , 1990, S. 93-95. - G ü n t e r Christ: D a s H o c h s t i f t B a m b e r g und d i e A u f k l ä r u n g . In: Katholische A u f k l ä r u n g - A u f k l ä r u n g im katholischen D e u t s c h land. Hrsg. v. H a r m Klueting. H a m b u r g 1993, S. 3 6 9 - 4 0 9 . R e n a t e B a u m g ä r t e l - F l e i s c h m a n n (Hrsg.): F. L. v. E., Fürstbischof v o n B a m b e r g u n d W ü r z b u r g . 1779-1795. B a m b e r g 1995. - W o l f g a n g Weiss: E „ F. L. In: L T h K 3 , B d . 3, 1995, S p . 8 3 6 f. - O t m a r und E r n a Z e h n t e r : D i e R e f o r m d e s nied e r e n S c h u l w e s e n s , d i e E i n f ü h r u n g und E n t w i c k l u n g des Industrieunterrichts unter F ü r s t b i s c h o f F. L. v. E . ( 1 7 7 9 - 1 7 9 5 ) . W ü r z b u r g 1998. - Rolf Decot: E „ F. L. In: R G G 4 , Bd. 2, 1999, S p . 1473. E r t h a l , Friedrich Karl J o s e p h Frh. von, K u r f ü r s t und E r z b i s c h o f von M a i n z , * 3 . 1 . 1719 M a i n z , f 2 5 . 7 . 1 8 0 2 Aschaffenburg. E. war der B r u d e r von F r a n z L u d w i g von —>E. V e r w a n d t s c h a f t l i c h e B e z i e h u n g e n im rheinischen und f r ä n k i s c h e n A d e l v e r s c h a f f t e n ihm, der in M a i n z , W ü r z b u r g und W i e n studiert hatte, z a h l r e i c h e D o m p r ä b e n d e n . Seit 1731 D i g n i t ä r der M a i n z e r Kirche, w u r d e er 1758 Präsident des kurfürstlichen R e g i e r u n g s r a t s . Als R e k t o r d e r M a i n z e r U n i v . w a r er seit 1764 u m e i n e V e r b e s s e r u n g d e r p h i l o s o p h i s c h e n und theologischen Studien bemüht. Nach diplomatischen Missionen w u r d e er 1774 z u m E r z b i s c h o f von M a i n z und Bischof von W o r m s g e w ä h l t . D a s Verbot d e s J e s u i t e n o r d e n s e r m ö g l i c h t e i h m s o w o h l an der U n i v . w i e a u c h im D o m k a pitel d u r c h g r e i f e n d e R e f o r m e n i m S i n n e der A u f k l ä r u n g . Im E i n k l a n g mit a n d e r e n rheinischen K i r c h e n f ü r s t e n setzte er sich f ü r e i n e g r ö ß e r e U n a b h ä n g i g k e i t von R o m ein; so w a r er an d e r E m s e r P u n k t a t i o n 1786 beteiligt. D i e V e r h a n d lungen u m die Wahl d e s W e i h b i s c h o f s Carl T h e o d o r von - » D a l b e r g und der W i d e r s t a n d d e r B i s c h ö f e der M a i n z e r K i r c h e n p r o v i n z z w a n g e n E. bei seinen k i r c h e n r e c h t l i c h e n B e s t r e b u n g e n zu K o m p r o m i s s e n . A u c h seine B e m ü h u n g e n u m die S t ä r k u n g seiner Position als R e i c h s k a n z l e r und um e i n e ö s t e r r e i c h i s c h - p r e u ß i s c h e Koalition g e g e n die f r a n z ö s i schen R e v o l u t i o n s h e e r e scheiterten. D i e B e s e t z u n g der linksr h e i n i s c h e n G e b i e t e d e s E r z b i s t u m s z w a n g E. 1792, in s e i n e r e c h t s r h e i n i s c h e R e s i d e n z in A s c h a f f e n b u r g a u s z u w e i c h e n . LITERATUR: Liselotte Vezin: D i e Politik d e s M a i n z e r K u r f ü r s t e n F. K. v. E. v o m B e g i n n der f r a n z ö s i s c h e n Revolution bis z u m Falle von M a i n z ( 1 7 8 9 - 1 7 9 2 ) . Diss. B o n n 1932. - Heribert R a a b : F. K. In: N D B , B d . 5, 1961, S. 5 1 7 f. - Karl O t m a r von Aretin: F. K. Frh. v. E. Der letzte K u r f ü r s t - E r z b i s c h o f von M a i n z . In: M a i n z - „Centralort des R e i c h e s " . Hrsg. v. C h r i s t o p h J a m m e und O t t o P ö g g e ler. Stuttgart 1986, S. 7 7 - 9 4 . - F r i e d h e l m J ü r g e n s m e i e r : E „ F. K. J. R e i c h s f r e i h e r r v. In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 6 4 8 - 1 8 0 3 ) , 1990, S. 95-98. - F r i e d h e l m J ü r g e n s m e i e r : E., F. K. J. In: L T h K 3 , Bd. 3, 1995, S p . 836. - H e r i b e r t Klein: F. C . J. v. E. In: Ders.: D e u t s c h e S c h i c k s a l e . H e r n e 1998, S. 4 2 - 5 2 . H a n s - B e r n d Spies: F. C. J. F r e i h e r r v. E. 1719-1802. Erzbischof von M a i n z u n d K u r f ü r s t d e s R e i c h e s ( 1 7 7 4 - 1 8 0 2 ) . Aschaffenburg 2002.

E r t l e , S e b a s t i a n , B i l d h a u e r , S t e i n m e t z , * u m 1570 v e r m u t l i c h Ü b e r l i n g e n ( B a d e n ) , t um 1612. Seit e t w a 1585 S c h ü l e r von H a n s M o r i n c k , d e m H a u p t m e i ster d e s s c h w ä b i s c h e n M a n i e r i s m u s , k a m E. v e r m u t l i c h in j u n g e n J a h r e n n a c h M a g d e b u r g . D o r t und in d e r U m g e b u n g ist sein W i r k e n von 1 5 9 5 / 9 7 bis 1612 d u r c h I n s c h r i f t e n und S t e i n m e t z z e i c h e n n a c h w e i s b a r . N o c h als G e s e l l e von C h r i stof K a p u p arbeitete er 1595-97 an d e s s e n A l a b a s t e r k a n z e l d e s M a g d e b u r g e r D o m s . E.s Tätigkeit richtete sich insbes o n d e r e auf d a s m o n u m e n t a l e Steinepitaph als K e r n p u n k t der manieristischen Plastik im N o r d e n . Z u seinen W e r k e n z ä h l e n E p i t a p h i e n ( 1 6 0 1 - 1 2 ) im M a g d e b u r g e r und im Hai-

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Ertlin berstädter D o m ( 1 6 0 5 ) , d a s D o m h e r r e n d e n k m a l in A t h e n s leben bei C a l b e ( 1 6 0 2 ) s o w i e d a s O r g e l g e h ä u s e im D o m zu M a g d e b u r g ( 1 6 0 4 / 0 5 ) , das bis auf w e n i g e figürliche R e s t e 1830 a b g e b r o c h e n w u r d e . E r t l i n , J o h a n n , a u c h Oertlein, kath. T h e o l o g e , * u m 1545 Sulzdorf (Kr. D o n a u w ö r t h ) , t 2 5 . 3 . 1 6 0 7 B a m b e r g . N a c h der P r o m o t i o n z u m M a g i s t e r a r t i u m in Dillingen w a r E. z u n ä c h s t H o f m e i s t e r in Eichstätt und seit 1567 P r e d i g e r in Jettingen. In Eichstätt z u m Priester g e w e i h t , w u r d e er bischöflicher K a p l a n , D o m p r e d i g e r s o w i e Prof. und Schloß seine Studien mit d e r P r o m o t i o n z u m Dr. theol. in Ingolstadt ab. Seit 1576 C h o r h e r r und P f a r r e r zu St. M a r t i n in F o r c h h e i m , w u r d e er 1580 W e i h b i s c h o f von B a m b e r g unter B i s c h o f M a r t i n von E y b . U n t e r vier F ü r s t b i s c h ö f e n reformierte E., a u c h P f a r r e r von St. M a r t i n und K a n o n i k u s an St. S t e p h a n in B a m b e r g , die D i ö z e s e und d a s P r i e s t e r s e m i nar, b e m ü h t e sich u m die U m s e t z u n g der Vorschriften d e s T r i d e n t i n u m s und bearbeitete die 1587 g e d r u c k t e Agenda Bambergensis. Als e i n e s seiner H a u p t w e r k e gilt Epitome postillae Feuchthianae de sanctis (3 B d e . , 1582-90). WEITERE WERKE: D e s a c r a m e n t o eucharistiae. D i s p u t a t i o T h e o l o g i c a . I n g o l s t a d t 1575. - Ein christliche Predigt von der B r o t b r e c h u n g Christi zu E m a u s . Ingolstadt 1583. LITERATUR: V D 16, E 3 8 7 5 - 3 8 8 4 . - J o s e p h M e t z n e r : E r n s t von M e n g e r s d o r f , F ü r s t b i s c h o f von B a m b e r g , die W e i h b i s c h ö f e D o k t o r J a k o b F e u c h t und D o k t o r J. E. B i o g r a p h i sche S k i z z e n . B a m b e r g 1886. - J o h a n n e s Kist: E., J. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 635. - E g o n J o h a n n e s Greipl: E., J. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 4 4 8 - 1 6 4 8 ) , 1996, S. 171.

Erythropilus,

R u p e r t , eigentl. R o t h h u t h , e v a n g . T h e o loge, * 1556 S c h m a l l e n b e r g ( S a u e r l a n d ) , t 7. 10. 1626 Hannover. D e r S o h n eines T u c h m a c h e r s studierte in L e i p z i g u n d Wittenberg T h e o l o g i e . Seit 1584 M a g i s t e r , w u r d e er 1585 K o n r e k t o r und 1586 Prediger. 1590 ü b e r n a h m er d i e Pfarrei zu St. G e o r g in H a n n o v e r . Der S e n i o r der h a n n o v e r s c h e n Geistlichkeit v e r f a ß t e m e h r e r e t h e o l o g i s c h e und p h i l o s o p h i s c h e S c h r i f t e n . In e i n e m seiner in d e u t s c h e r S p r a c h e a b g e f a ß t e n W e r k e b e s c h ä f t i g t e sich E. mit d e m Vorrücken der T ü r k e n u n d der B e d r ä n g n i s f ü r D e u t s c h l a n d ( W e c k g l o c k darinnen die schlaffende Teutschen wider die wachen Tiircken auffgeweckt werden [...]. 1595). LITERATUR: V D 16, R 3 3 1 2 - 3 3 2 0 . - V D 17.

Erzberger,

J a k o b , s c h w e i z e r , a d v e n t i s t i s c h e r Prediger, * 2 3 . 3 . 1843 Seltisberg (Kt. B a s e l - L a n d s c h a f t ) , t 1 3 . 7 . 1920 Sissach (Kt. B a s e l - L a n d s c h a f t ) . E. s t a m m t e aus einer n a c h d e m f r ü h e n Tod d e s Vaters vera r m t e n F a m i l i e . E r arbeitete als P f ö r t n e r im K a n t o n s s p i t a l Liestal und w a r S c h ü l e r an der P i l g e r m i s s i o n von St. C h r i s c h o n a (Basel). A l s f a h r e n d e r P r e d i g e r u n d M i s s i o n a r im J u r a traf er in T r a m e l a n den A d v e n t i s t e n M i c h a e l C z e c h o wski u n d seine G e m e i n d e , in d e r e n G l a u b e n er sich 1868 t a u f e n ließ. 1869 b e s u c h t e er s e i n e G l a u b e n s b r ü d e r in M i c h i g a n ( U S A ) , w o er 1870 ordiniert w u r d e . F o r t a n w i d m e t e er sich d e r Verbreitung d e r A d v e n t i s t e n in E u r o p a u n d betreute seit 1875 die A d v e n t i s t e n bei W u p p e r t a l . 1906 k e h r t e er in die S c h w e i z z u r ü c k ; er lebte in G e l t e r k i n d e n (Liestal) und seit 1909 in Sissach. LITERATUR: Karl W a b e r : Streiflichter aus der G e s c h i c h t e d e r S i e b e n t e n - T a g s - A d v e n t i s t e n in der S c h w e i z . Z ü r i c h 1995. D a n i e l Heinz: E „ J. In: B B K L , B d . 16, 1999, Sp. 4 6 4 - 4 6 7 .

Esch,

L u d w i g , Jesuit, T h e o l o g e , * 1 . 4 . 1 8 8 3 Köln, t 8 . 4 . 1 9 5 6 St. A n d r ä ( K ä r n t e n ) . E. trat 1902 in d i e G e s e l l s c h a f t Jesu ein und w u r d e 1914 z u m Priester g e w e i h t . I m Ersten Weltkrieg D i v i s i o n s p f a r rer, b e e n d e t e er n a c h d e m Krieg s e i n e t h e o l o g i s c h e n Studien und w i d m e t e sich d e r A r b e i t mit der kath. a k a d e m i -

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s c h e n J u g e n d . Als M i t b e g r ü n d e r , G e n e r a l s e k r e t ä r und seit 1933 B u n d e s f ü h r e r von „ N e u d e u t s c h l a n d " trug er wesentlich zur v e r ä n d e r t e n E i n s t e l l u n g des d e u t s c h e n Katholizism u s zur m o d e r n e n g e s e l l s c h a f t l i c h e n E n t w i c k l u n g bei. W e g e n d e s Verbots der O r g a n i s a t i o n w a r E. seit 1939 i m U n tergrund tätig. N a c h 1945 arbeitete er als J u g e n d s e e l s o r g e r a m W i e d e r a u f b a u des B u n d e s mit. Z u seinen S c h r i f t e n zählt Maria und die Jugend (1924). WEITERE WERKE: N e u d e u t s c h l a n d . Sein W e r d e n u n d W a c h sen. S a a r b r ü c k e n 1927. - N e u e L e b e n s g e s t a l t u n g in Christus. W ü r z b u r g 1 9 5 2 , 6 1 9 5 8 . - Jesus Christus, L e h r e r und Meister. Würzburg 21956. LITERATUR: J o l á n G l o ß n e r - G i t s c h n e r : E., L. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 641. - J o a c h i m M a u e r : E., L. In: L T h K \ B d . 3, 1995, Sp. 8 5 8 f. - R e i n h a r d Richter: N a t i o n a l e s D e n k e n im K a t h o l i z i s m u s der W e i m a r e r R e p u b l i k . M ü n s t e r 2 0 0 0 , S. 1 9 4 - 2 0 1 . - G u n n a r A n g e r : E., L. In: B B K L , Bd. 2 3 , 2 0 0 4 , Sp. 3 1 9 - 3 2 5 .

Eschelbacher,

M a x , R a b b i n e r , * 1 4 . 1 . 1880 B r u c h s a l (Baden), t 2 0 . 4 . 1964 L o n d o n . D e r S o h n eines R a b b i n e r s studierte in Berlin, legte das R a b b i n e r e x a m e n a b und w a r 1906-11 R a b b i n e r in B r u c h s a l und Freiburg. Als N a c h f o l g e r von L e o —>Baeck w u r d e er 1913 R a b b i n e r der j ü d i s c h e n G e m e i n d e in D ü s s e l d o r f . 1929 trat E. d e m A u s s c h u ß zur V e r g r ö ß e r u n g d e r „ J e w i s h A g e n c y " und d e m Rat d e s P r e u ß i s c h e n L a n d e s v e r b a n d e s J ü d i s c h e r G e m e i n d e n bei. Vor 1933 w a r er S a c h v e r s t ä n d i g e r in d e n T a l m u d p r o z e s s e n g e g e n Julius Streicher in N ü r n b e r g . Im N o v e m b e r 1938 w u r d e E. inhaftiert und a n s c h l i e ß e n d n a c h G r o ß b r i t a n n i e n a u s g e w i e s e n . N e b e n zahlreichen B e i t r ä g e n in j ü d i s c h e n Z e i t u n g e n und Z e i t s c h r i f t e n ü b e r F r a g e n d e s R e c h t s i m T a l m u d und d e r j ü d i s c h e n Tradition v e r ö f f e n t lichte er u . a . Willenserklärung in der Halacha (1925).

Eschweiler,

Karl, kath. T h e o l o g e , * 5 . 9 . 1 8 8 6 E u s k i r c h e n (Rheinland), t 3 0 . 9 . 1 9 3 6 Braunsberg (Ostpreußen). E. b e e n d e t e sein S t u d i u m der kath. T h e o l o g i e in M ü n c h e n 1909 mit der P r o m o t i o n ( D i e ästhetischen Elemente in der Religionsphilosophie des hl. Augustin). 1910 w u r d e er z u m Priester g e w e i h t . Seit 1922 lehrte er als P r i v a t d o z e n t , seit 1928 als a. o . P r o f . in B o n n . 1928 w u r d e er o . P r o f . f ü r Sys t e m a t i s c h e T h e o l o g i e an d e r P h i l o s o p h i s c h - T h e o l o g i s c h e n A k a d e m i e in B r a u n s b e r g . Seit 1933 M i t g l i e d der N S D A P , w u r d e E. 1934 w e g e n seines Eintretens f ü r den N a t i o n a l s o z i a l i s m u s e i n e Z e i t l a n g s u s p e n d i e r t und m u ß t e seine Tätigkeit später aus g e s u n d h e i t l i c h e n G r ü n d e n a u f g e b e n . E.s geg e n rationalistische T e n d e n z e n in d e r T h e o l o g i e gerichtetes B u c h Die zwei Wege der neueren Theologie (1926) löste h e f t i g e D e b a t t e n aus. Z u seinen V e r ö f f e n t l i c h u n g e n zählen f e r n e r Die Philosophie der spanischen Scholastik auf den deutschen Universitäten des ¡7. Jahrhunderts ( 1 9 2 8 ) und Johann Adam Möhlers Kirchenbegriff (1930). LITERATUR: J o a c h i m D r u m m : E:, K . In: L T h K 5 , B d . 3, 1995, Sp. 881. - D a v i d B e r g e r : E., K. In: B B K L , B d . 17, 2 0 0 0 , Sp. 3 5 4 f. - R o b e r t A n t h o n y Krieg: Catholic t h e o l o g i a n s in N a z i G e r m a n y . N e w York u . a . 2 0 0 4 .

Eseler,

Nikolaus

Espenberger,

Nikolaus

Eseler

J o h a n n N e p o m u k , kath. T h e o l o g e , Philosoph, * 1.2. 1876 N e u s t i f t bei P a s s a u , t 1 4 . 8 . 1 9 5 4 Freising. D e r S o h n e i n e s S c h r e i n e r m e i s t e r s studierte T h e o l o g i e und P h i l o s o p h i e an der U n i v . M ü n c h e n und w a r n a c h d e r Pries t e r w e i h e 1899 z u n ä c h s t S t a d t p f a r r k o o p e r a t o r in V i l s h o f e n . 1901 w u r d e E. z u m Dr. phil. (Die Philosophie des Petrus Lombardas und ihre Stellung im zwölften Jahrhundert) und 1905 z u m Dr. theol. (Die Elemente der Erbsünde nach Augustin und der Frühscholastik) p r o m o v i e r t . 1904-14 w a r er B e nefiziai an St. Peter, 1906 U n i v e r s i t ä t s p r e d i g e r in M ü n c h e n .

Eticho Seit 1905 P r i v a t d o z e n t f ü r A p o l o g e t i k an d e r dortigen Univ., erhielt er 1912 einen L e h r a u f t r a g f ü r P r o p ä d e u t i k der Philos o p h i e und w u r d e gleichzeitig a. o. P r o f e s s o r . Als N a c h f o l g e r Sebastian H u b e r s w u r d e E . 1914 a . o . , 1923 o . P r o f . der P h i l o s o p h i e a m L y z e u m in Freising, d e m er 1933 als P r o r e k t o r und 1934 als R e k t o r vorstand. Er v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Grund und Gewißheit des übernatürlichen Glaubens in der Hochund Spätscholastik (1915). E ß , Karl van, B e n e d i k t i n e r , T h e o l o g e , * 2 5 . 9 . 1770 W a r b u r g , f 2 1 . 1 0 . 1 8 2 4 H u y s b u r g bei Halberstadt. E. w u r d e bei den D o m i n i k a n e r n in W a r b u r g und seit 1788 in der B e n e d i k t i n e r a b t e i H u y s b u r g a u s g e b i l d e t , 1794 dort z u m Priester g e w e i h t , 1801 Prior und nach der Säkularisation 1804 S t a d t p f a r r e r . Seit 1811 wirkte er zugleich als bischöflicher K o m m i s s a r f ü r d i e kath. Kirchen u m M a g d e burg, H a l b e r s t a d t und H e l m s t e d t . E. w u r d e als M i t a r b e i t e r an d e r B i b e l ü b e r s e t z u n g seines Vetters L e a n d e r van - > E . ( 1 8 0 7 ) b e k a n n t . A l s w ä h r e n d der f r a n z ö s i s c h e n H e r r s c h a f t d i e B i n d u n g e n zu R o m g e l o c k e r t w a r e n , b e m ü h t e er sich verstärkt, d i e d e u t s c h e S p r a c h e in Liturgie u n d K i r c h e n g e sang e i n z u f ü h r e n ; in d i e A u f l a g e des O s n a b r ü c k e r G e s a n g b u c h e s 1813 n a h m er e i n e R e i h e von e v a n g . L i e d e r n auf. N a c h d e m Sturz N a p o l e o n s u n t e r w a r f er sich w i e d e r d e m Papst. D i e A u s f ä l l e g e g e n d i e P r o t e s t a n t e n in d e m anläßlich des R e f o r m a t i o n s j u b i l ä u m s 1817 e r s c h i e n e n e n Entwurf einer kurzen Geschichte der Religion vom Anfang der Welt bis auf unsere Zeit erregten A u f s e h e n und Kritik u n d g a b e n A n l a ß zu m e h r e r e n G e g e n s c h r i f t e n . WEITERE WERKE: K u r z e G e s c h i c h t e der e h e m a l i g e n B e n e dictineratei H u y s b u r g . H a l b e r s t a d t 1810. - D a r s t e l l u n g d e s katholisch-christlichen R e l i g i o n s u n t e r r i c h t s in F r a g e n und A n t w o r t e n f ü r S c h u l e n . H a l b e r s t a d t 1822. LITERATUR: R e u s c h : E „ K. v. In: A D B , B d . 6, 1878, S. 3 7 7 f. - B r ü c k : E . In: W e t z e r / W e l t e , B d . 4, 1886, Sp. 9 0 8 f. - M a l l e t / E b . Nestle: E. In: R E 5 , B d . 5, 1898, S. 5 2 3 . E ß , L e a n d e r van, eigentl. J o h a n n Heinrich E., B e n e d i k tiner, T h e o l o g e , * 1 5 . 2 . 1772 W a r b u r g , t 1 3 . 1 0 . 1847 Affolterbach. E., S o h n eines K a u f m a n n s , w u r d e 1790 N o v i z e in d e r B e n e diktinerabtei M a r i e n m ü n s t e r bei P a d e r b o r n , 1796 z u m Priester g e w e i h t u n d nach der S ä k u l a r i s a t i o n des Klosters 1802 P f a r r e r in S c h w a l e n b e r g (Lippe). Seit 1812 a . o . P r o f . d e r T h e o l o g i e in M a r b u r g , w u r d e er 1818 p r o m o v i e r t , legte 1822 alle Ä m t e r nieder und privatisierte u . a . in D a r m s t a d t und A l zey. S e i n e vielfach u n g e n a u e B i b e l ü b e r s e t z u n g , d i e er mit s e i n e m Vetter Karl van —>E. 1807 a u s d e m G r u n d t e x t d e s N e u e n T e s t a m e n t s erarbeitet hatte, e r f u h r d u r c h d i e e n g l i s c h e B i b e l g e s e l l s c h a f t , d e r e n A g e n t E. war, e i n e w e i t e Verbreitung ( m 1 8 4 2 ) . 1822-36 f o l g t e n Ü b e r s e t z u n g e n d e s Alten Testaments. 1840 b e s o r g t e E. z u s a m m e n mit Heinrich J o s e p h —> W e t z e r e i n e G e s a m t a u s g a b e d e r Bibel in drei Teilen. WERKE: A u s z ü g e aus d e n heiligen V ä t e r n und a n d e r e n L e h rern d e r k a t h o l i s c h e n K i r c h e ü b e r das n o t w e n d i g e und nützliche B i b e l l e s e n . B i e l e f e l d 1808. S u l z b a c h 2 1 8 1 6 . - Ihr Priester, g e b e t und erkläret d e m Volke die B i b e l ! D a s will und gebietet d i e k a t h o l i s c h e K i r c h e . D a r m s t a d t 1825. LITERATUR: H e r m a n n K n a u s : E., L. v. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 656. - W i l h e l m G u n d e r t : G e s c h i c h t e der deutschen B i b e l g e s e l l s c h a f t e n im 19. J a h r h u n d e r t . B i e l e f e l d 1987, S. 82-95. - M i c h a e l R o t h : E., L. v. In: R G G 4 , B d . 2, 1999, Sp. 1589. E s s e r , Kajetan, Franziskaner, Kirchenhistoriker, * 2 8 . 2 . 1913 H a m m , t 1 0 . 7 . 1978 M ö n c h e n g l a d b a c h . E. Schloß sich 1933 d e n F r a n z i s k a n e r n an und lehrte n a c h seiner P r o m o t i o n z u m D r . phil. ( D a s Testament des heiligen Franziskus von Assisi) 1945-68 als L e k t o r in M ö n c h e n g l a d bach. 1968-78 w a r er Prof. in G r o t t a f e r r a t a und R o m . E.

leitete d i e historische K o m m i s s i o n seines O r d e n s und g a b a b 1976 d i e Opuscula d e s F r a n z i s k u s heraus. LITERATUR: Gisela F l e c k e n s t e i n : E., K. In: L T h K 3 , B d . 3, 1995, Sp. 893. - K. E. O F M . L e b e n und W i r k e n . Hrsg. v o m P r o v i n z i a l a t der F r a n z i s k a n e r . D ü s s e l d o r f 1998.

Esser, T h o m a s , T a u f n a m e : H e r m a n n J o s e f , D o m i n i k a n e r , T h e o l o g e , * 7 . 4 . 1850 A a c h e n , t 1 3 . 3 . 1 9 2 6 R o m . N a c h d e m T h e o l o g i e s t u d i u m in B o n n , W ü r z b u r g und im K ö l n e r S e m i n a r w a r E., S o h n e i n e s F a r b m ü h l e n f a c h m a n n s , K a p l a n in E u s k i r c h e n und w u r d e w ä h r e n d d e s K u l t u r k a m p f e s m e h r m a l s zu H a f t s t r a f e n verurteilt und a u s g e w i e s e n . In R o m z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t , trat er 1878 in G r a z in d e n D o m i n i k a n e r o r d e n ein. Z u n ä c h s t lehrte E. im Orden, 1887-91 a m M a y n o o t h C o l l e g e in Irland und 1891-94 in F r e i b u r g ( S c h w e i z ) K i r c h e n r e c h t . 1894 g i n g er an d i e St. T h o m a s h o c h s c h u l e n a c h R o m und w u r d e Mitglied m e h rerer K o n g r e g a t i o n e n s o w i e der K o m m i s s i o n zur K o d i f i k a tion d e s K i r c h e n r e c h t s . E. war 1900-17 S e k r e t ä r der I n d e x K o n g r e g a t i o n und bearbeitete d e n Index librorum prohibitorum ( 1 9 0 0 , 6 1 9 1 7 ) neu. N a c h A u f h e b u n g der I n d e x k o n gregation 1917 d u r c h B e n e d i k t X V . w u r d e E. z u m Titularbischof von S i n i d e e r n a n n t . LITERATUR: A n g e l u s Walz: E., T . In: N D B , B d . 4, 1959, S. 658. - S t e p h a n H a e r i n g : E „ T. In: L T h K 3 , Bd. 3, 1995, S p . 893.

Esser,

W i l h e l m , kath. T h e o l o g e , P h i l o s o p h , * 2 1 . 2 . 1 7 9 8 D ü r e n , t 6 . 1 0 . 1854 D ü r e n . E. studierte seit 1814 T h e o l o g i e , P h i l o s o p h i e u n d P h i l o l o g i e in K ö l n u n d w e c h s e l t e 1816 an die U n i v . M ü n s t e r , u m sein S t u d i u m bei G e o r g —» H e r m e s f o r t z u s e t z e n . A l s H e r m e s ein e n R u f an die n e u g e g r ü n d e t e U n i v . B o n n a n n a h m , f o l g t e ihm E., d e r 1821 z u m Dr. phil. p r o m o v i e r t w u r d e und als P r i v a t d o z e n t tätig war. 1823 w u r d e E. a. o. P r o f . d e r Philosop h i e an der als R e s t der U n i v . v e r b l i e b e n e n kath. A k a d e m i e in M ü n s t e r , 1826 o . P r o f . d e r P h i l o s o p h i e und Philologie. Er v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . ein System der Logik ( 1 8 2 3 , 2 1 8 3 0 ) . WEITERE WERKE: M o r a l p h i l o s o p h i e . M ü n s t e r 1827. - Psyc h o l o g i e . 2 Tie., M ü n s t e r 1854. E s t e r b a u e r , Balthasar, B i l d h a u e r , * um 1672 M e t t e n bach (?), f 1728. E. w u r d e als S o h n eines S c h r e i n e r m e i s t e r s g e b o r e n . E s sind k e i n e sicheren F a k t e n ü b e r s e i n e A u s b i l d u n g b e k a n n t . Seit 1 6 9 8 / 1 7 0 0 w a r er ü b e r w i e g e n d in W ü r z b u r g tätig, w o er 1701 z u m D o m b i l d h a u e r e r n a n n t w u r d e . E. v e r b a n d e n w o h l F r e u n d s c h a f t e n mit d e n o r t s a n s ä s s i g e n B a l t h a sar —»Neumann, J o h a n n und C h r i s t o p h —>Dientzenhofer. A u c h in seiner Arbeit k o o p e r i e r t e er e n g mit a n d e r e n W ü r z b u r g e r K ü n s t l e r n . E. hinterließ ein u m f a n g r e i c h e s Werk, meist in H o l z und Stein, von S k u l p t u r e n und k o m p l e t t e n A l t a r e n s e m b l e s in A n l e h n u n g an d e n r ö m i s c h e n H o c h b a rock. In W ü r z b u r g gestaltete E. u . a . d e n H o c h a l t a r i m D o m ( 1 7 0 0 / 0 1 ) und m e h r e r e A l t ä r e in der U n i v e r s i t ä t s k i r c h e ( 1 7 0 0 - 0 3 ) . Er arbeitete a u c h f ü r B r o n n b a c h , H e i l i g e n k r e u z und R a n d e r s a c k e r . LITERATUR: Uta H e n g e l h a u p t : B. E. In: A K L , Bd. 35, 2 0 0 3 , S. 191 f. E t i c h o , B i s c h o f von Augsburg, t 2 4 . 6 . 9 8 8 A u g s b u r g . M a n hat verschiedentlich e i n e A b s t a m m u n g E.s aus weifischer F a m i l i e v e r m u t e t , d i e sich j e d o c h nicht sicher nachweisen läßt. E r w a r wohl z u n ä c h s t D o m k l e r i k e r in H i l d e s h e i m und g e h ö r t e der kgl. K a p e l l e an. 9 8 2 w u r d e er Bischof von A u g s b u r g . Dies läßt sich d u r c h e i n e U r k u n d e zur U b e r t r a g u n g von Südtiroler G ü t e r n an d e n B i s c h o f von S ä b e n b e l e g e n , w ä h r e n d sonstige H i n w e i s e auf E.s A m t s z e i t sehr spärlich sind.

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Ett E t t , ( J o h a n n ) C a s p a r , K o m p o n i s t , M u s i k e r , * 5. 1 . 1 7 8 8 E r e s i n g / A m m e r s e e , t 1 6 . 5 . 1847 M ü n c h e n . Der S o h n eines S c h ä f f l e r s k a m mit n e u n J a h r e n als C h o r k n a b e in d a s S t u d i e n s e m i n a r der B e n e d i k t i n e r n a c h A n d e c h s und f a n d n a c h g r u n d l e g e n d e r m u s i k a l i s c h e r A u s b i l d u n g A u f n a h m e in das S e m i n a r i u m G r e g o r i a n u m in M ü n c h e n , w o er u . a . von Josef —»Schlett i m Orgelspiel u n d von J o s e p h G r ä t z im K o m p o n i e r e n unterrichtet w u r d e ; f e r n e r w i d m e t e er sich d e m S t u d i u m der alten S p r a c h e n und der Literaturg e s c h i c h t e . A n s c h l i e ß e n d bestritt E. seinen L e b e n s u n t e r h a l t d u r c h M u s i k u n t e r r i c h t , w i r k t e von 1816 bis zu s e i n e m T o d als Organist an St. M i c h a e l und e r w a r b sich g r o ß e Verdienste u m d i e E r n e u e r u n g der kath. K i r c h e n m u s i k mittels d e r W i e d e r b e l e b u n g der V o k a l p o l y p h o n i e des 16. J a h r h u n d e r t s . Er k o m p o n i e r t e M e s s e n u n d M o t e t t e n s o w i e M u s i k f ü r d e n g r i e c h i s c h - o r t h o d o x e n und d e n j ü d i s c h e n K u l t u s . LITERATUR: F e r d i n a n d Bierling: C. E. 1788-1847. H o f o r ganist bei St. M i c h a e l in M ü n c h e n . L e b e n s b i l d . Verzeichnis seiner C o m p o s i t i o n e n . E l l b a c h b. T ö l z 1906. - Hella G e n s b a u r : E., C. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 6 6 4 f . - R o b e r t M ü n s t e r : „ W a h r s c h e i n l i c h , m a n singt hier besser als in R o m " . D e r K i r c h e n m u s i k - K o m p o n i s t C. E. In: D a s L a n d ist gut, lieblich a n z u s e h e n . H r s g . v. A d e l h e i d W a g n e r - J ü d e . M ü n c h e n 1992, S. 135-142. - W o l f g a n g W a g n e r : D a s Werk von C . E. Diss. S a l z b u r g 1995. - Paul E d w a r d M o r r i s o n : C . E. at St. M i c h a e l ' s in M u n i c h . A study and analysis of his w o r k a n d influence on the origins of the R e n a i s s a n c e m u s i c revival. Diss. N o r t h w e s t e r n Univ. 1997. A n n A r b o r , M i c h i g a n 1997. - Ders.: E., C. In: N G r o v e D , Bd. 8, 2 2 0 0 1 , S. 4 1 2 f. - F r a n z H a u k : E., C. In: M G G 2 P , B d . 6, 2 0 0 1 , Sp. 5 4 9 - 5 5 1 . E t t l i n g e r , J a k o b ( A a r o n ) , R a b b i n e r , * 1 7 . 3 . 1798 Karlsruhe, t 7 . 1 2 . 1 8 7 1 A l t o n a ( h e u t e zu H a m b u r g ) . E., der seinen ersten T a l m u d u n t e r r i c h t bei s e i n e m Vater erhielt, studierte an der U n i v . W ü r z b u r g und b e s u c h t e zugleich e i n e T a l m u d s c h u l e , b e v o r er 1826 R a b b i n e r in M a n n h e i m und K r e i s r a b b i n e r in L a d e n b u r g u n d Ingolstadt w u r d e . Als O b e r r a b b i n e r in A l t o n a (seit 1836) w a r er Vorsitzender d e s staatlich a n e r k a n n t e n j ü d i s c h e n G e r i c h t s h o f s und v e r ö f f e n t lichte zahlreiche S c h r i f t e n , u . a . Bikkure Jaakob. Halachische Abhandlungen zu den Vorschriften der Laubhütte und des Feststraußes (1836). 1845 g r ü n d e t e E. die W o c h e n s c h r i f t „ D e r treue Z i o n s w ä c h t e r " als O r g a n zur W a h r u n g der Interessen d e s g e s e t z e s t r e u e n J u d e n t u m s . WEITERES WERK: R e d e g e h a l t e n zur E i n w e i h u n g s f e i e r d e r n e u e n S y n a g o g e zu I n g e n h e i m im k ö n i g l i c h b a i e r i s c h e n R h e i n k r e i s e . M a n n h e i m 1833. LITERATUR: A r n o Herzig: D i e J u d e n in H a m b u r g 1780-1860. In: D e r s . / S a s k i a R o h d e (Hrsg.): D i e J u d e n in H a m b u r g 1590-1980. W i s s e n s c h a f t l i c h e B e i t r ä g e d e r Universität H a m b u r g zur A u s s t e l l u n g „Vierhundert J a h r e J u d e n in H a m b u r g " . H a m b u r g 1991, S. 6 1 - 7 5 . - J e a n e t t e Strauss A l m s t a d / M a t thias W o l f e s : E., J. A . In: B B K L , B d . 20, 2 0 0 2 , S p . 4 6 9 - 4 7 2 .

Etzen, Hermann -» H e r m a n n Etzen E u b e l , K o n r a d , M i n o r i t , Kirchenhistoriker, * 19. 1. 1842 S i n n i n g bei N e u b u r g / D o n a u , t 5 . 2 . 1923 W ü r z b u r g . E., S o h n eines G ä r t n e r s , trat 1864 in den M i n o r i t e n o r d e n in W ü r z b u r g ein, w u r d e 1868 z u m Priester g e w e i h t und war a n s c h l i e ß e n d in v e r s c h i e d e n e n K l ö s t e r n seelsorgerisch tätig. Seit 1882 w i d m e t e er sich historischen F o r s c h u n g e n , i n s b e s o n d e r e der L o k a l g e s c h i c h t e . Als d e u t s c h e r Pönitentiar an St. Peter in R o m (seit 1887) k o n n t e er d i e dortig e n A r c h i v b e s t ä n d e nutzen. 1898 ü b e r n a h m E. d a s A m t d e s Generaldefinitors des Franziskanerordens. Er veröffentlichte d a s w i c h t i g e B i s c h o f s v e r z e i c h n i s Hierarchia catholica medii aevi (2 B d e . , 1898-1910).

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WEITERE WERKE: D i e F r a n z i s k a n e r k i r c h e in W ü r z burg. W ü r z b u r g 1882. - G e s c h i c h t e d e r o b e r d e u t s c h e n (Straßburger) M i n o r i t e n - P r o v i n z . W ü r z b u r g 1886. - D i e A v i g n o n e s i s c h e O b e d i e n z d e r M e n d i k a n t e n - O r d e n s o w i e der O r d e n der M e r c e d a r i e r und Trinitarier zur Zeit des grossen S c h i s m a s . P a d e r b o r n 1900. - G e s c h i c h t e der kölnischen M i n o r i t e n - O r d e n s p r o v i n z . K ö l n 1906. LITERATUR: A l e x a n d e r B ü c h n e r : E., K. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 6 6 9 . - M e i n r a d Sehi: K. E., F r a n z i s k a n e r - M i n o r i t . In: F r ä n k i s c h e L e b e n s b i l d e r . B d . 9. H r s g . v. G e r h a r d P f e i f f e r / A l f r e d W e n d e h o r s t . N e u s t a d t / A i s c h 1980, S. 2 3 7 - 2 5 6 . Eric S t e i n h a u e r : E., K . In: B B K L , B d . 1 8 , 2 0 0 1 , Sp. 3 9 2 - 4 0 0 . E u c h , J o h a n n e s T h e o d o r J o s e p h von, kath. B i s c h o f in D ä n e m a r k , * 21. 1 . 1 8 3 4 M e p p e n , t 1 7 . 3 . 1 9 2 2 K o p e n hagen. D e r S o h n eines S c h n a p s b r e n n e r s studierte kath. T h e o l o g i e in M ü n s t e r und M a i n z . 1855-59 w a r er H a u s l e h r e r b e i m G r a f e n Stolberg in W e s t h e i m . 1860 z u m Priester g e w e i h t , w u r d e er Vikar in K o p e n h a g e n und 1864 P f a r r e r in Fredericia. 1869 g r ü n d e t e E. d i e M i s s i o n e n in R a n d e r s und O d e n s e . 1883 w u r d e er D o m k a p i t u l a r in O s n a b r ü c k , 1884 A p o s t o l i s c h e r P r ä f e k t f ü r D ä n e m a r k und 1892 A p o s t o l i s c h e r Vikar f ü r D ä n e m a r k u n d Island s o w i e Titularbischof von A n a s t a s i o p o lis. E., d e r erste kath. Bischof in D ä n e m a r k n a c h d e r R e f o r m a t i o n , ließ kath. M i s s i o n e n , S c h u l e n u n d H o s p i t ä l e r errichten, b e m ü h t e sich, kath. O r d e n in das L a n d zu ziehen, und v e r v i e l f a c h t e die Z a h l der K a t h o l i k e n und kath. P f a r r e i e n in D ä n e m a r k . 1917 w u r d e er z u m Päpstlichen T h r o n a s s i s t e n t e n und 1924 z u m K o m m a n d e u r d e s D a n e b r o g - O r d e n s e r n a n n t . LITERATUR: H e l m u t H o l z a p f e l : E., J. T h . J. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 6 6 9 f. - W o l f g a n g S e e g r ü n : E „ J. T h . J. In: L T h K \ B d . 3, 1995, Sp. 944. E u c k e n , R u d o l f (Christoph), P h i l o s o p h , * 5 . 1 . 1 8 4 6 Aurich (Ostfriesland), t 1 5 . 9 . 1 9 2 6 Jena. D e r S o h n eines P o s t m e i s t e r s studierte seit 1863 P h i l o s o p h i e und klassische P h i l o l o g i e bei R u d o l f H e r m a n n L o t z e u n d G u s t a v T e i c h m ü l l e r in G ö t t i n g e n u n d Berlin, w u r d e 1866 p r o m o v i e r t und w a r seit 1867 G y m n a s i a l l e h r e r in H u s u m , Berlin und F r a n k f u r t / M a i n . 1871 w u r d e er O r d i n a r i u s f ü r P h i l o s o p h i e und P ä d a g o g i k in Basel und ging 1874 n a c h J e n a , w o er bis zu seiner E m e r i t i e r u n g 1920 in h o h e m A n s e h e n wirkte. F ü r seine zahlreichen S c h r i f t e n zur Philosop h i e der idealen W e l t a n s c h a u u n g w u r d e E. 1908 mit d e m N o b e l p r e i s f ü r Literatur a u s g e z e i c h n e t . Er vertrat einen sozialethisch v e r s t a n d e n e n , n e u f i c h t e a n i s c h e n „ n e u e n Idealism u s " , den er „ s c h ö p f e r i s c h e n A k t i v i s m u s " n a n n t e , und forderte ein auf substantielle Einheit ausgerichtetes, ethisch verwurzeltes G e i s t e s l e b e n , d e s s e n a b s o l u t e F o r m er im Göttlic h e n sah (vor a l l e m in d e n Grundlinien einer neuen Lebensanschauung, 1907; 2. veränderte A u f l . 1913). A u f s e i n e A n r e g u n g hin w u r d e 1918 die L u t h e r - G e s e l l s c h a f t g e g r ü n d e t , d e r e n erster P r ä s i d e n t er war. Z u seinen V e r ö f f e n t l i c h u n g e n zählen u. a. Geschichte und Kritik der Grundbegriffe der Gegenwart (1878; ab 3. Aufl., 1904, u n t e r d e m Titel Geistige f Strömungen der Gegenwart, '1928), Geschichte der philosophischen Terminologie ( 1 8 7 9 , N e u d r . 1960) und Mensch und Welt (1918). S e i n e Lebenserinnerungen e r s c h i e n e n 1921 (21922). WEITERE WERKE: D e r W a h r h e i t s g e h a l t der Religion. L e i p zig 1901. Berlin "1920. - D e r Sinn und Wert d e s L e b e n s . L e i p z i g 1908, 2 1 9 1 0 . - E r k e n n e n und L e b e n . L e i p z i g 1912. Berlin 1923. LITERATUR: William R a l p h B o y c e G i b s o n : R. E . ' s Philosophy of L i f e . L o n d o n 1906. - E m i l e B o u t r o u x : R. E.s K a m p f u m einen n e u e n I d e a l i s m u s . L e i p z i g 1911. - Fritz M e d i c u s : R. E. z u m G e d ä c h t n i s . In: K a n t - S t u d i e n 31 ( 1 9 2 6 ) S. 4 4 5 - 4 5 4 . - Erich B e c h e r : E. und seine P h i l o s o p h i e . L e i p zig 1927. - M a x W u n d t : R. E. L a n g e n s a l z a 1927. - T h o -

Evers mas Raeber: E. R. In: N D B 4, 1959, S. 670-672. - Reinhold Haskamp: Spekulativer und phänomenologischer Personalismus. Einflüsse Johann Gottlob Fichtes und R. E.s auf Max Webers Philosophie der Person. Freiburg/Breisgau 1966. U w e Dathe: Gottlob Frege und R. E. - Gesprächspartner in der Herausbildungsphase der modernen Logik. In: History and Philosophy of Logic 16 (1995) S. 245-255.

Eugster-Züst,

Howard, schweizer, reformierter Theologe, Politiker, * 14. 11. 1861 N e w York, f 1 8 . 4 . 1 9 3 2 Speicher (Kt. Appenzell Außerrhoden). In den U S A aufgewachsen, studierte E.-Z. Theologie in Bern, Basel, Neuenburg und Berlin und wurde 1887 ordiniert. 1887-1908 Pfarrer in Hundwil, setzte er sich für die appenzellischen Weber ein, wurde 1900 Kantonsrat und gründete den Appenzeller Weberverband, dem er seit 1908 als Präsident vorstand. E.-Z. leitete 1903-13 den Schweizer Textilarbeiterverband, wurde 1908 in den Nationalrat gewählt und war seit 1913 Mitglied des Regierungsrats. Er war einer der bedeutendsten schweizer. Vertreter des religiösen Sozialismus und ein Vorkämpfer der Gewerkschaftsbewegung. LITERATUR: Thomas K. Kuhn: E.-Z., H. In: BBKL, Bd. 16, 1999, Sp. 468-470.

Euphemia,

Äbtissin von Altomünster, t um 1180 Altomünster. E. war die Tochter des Grafen Berthold II. von Andechs und Schwester der Mechthild von Dießen und der Agnes von Admont. Als Äbtissin des Klosters Altomünster widmete sie sich besonders der Erweiterung der Klostergüter. E. stand zeitweise im Ruf einer Heiligen. LITERATUR: Ekkart Sauser: E. In: BBKL, Bd. 16, 1999, Sp. 470.

Euringer,

Sebastian, kath. Exeget, Orientalist, Liturgiker, * 2 0 . 1 . 1865 Augsburg, t 10.7. 1943 Dillingen. E. studierte u. a. in München, Oxford und Jerusalem, empfing 1887 die Priesterweihe und wurde 1890 promoviert (Der Masorahtext des Koheleth). Nach der Habilitation 1900 (Die Auffassung des Hohenliedes bei den Abessiniern) wurde er im selben Jahr a. o. und 1910 o.Prof. für Altes Testament in Dillingen, w o er bis 1924 lehrte. E. wurde zum Prälaten ernannt. Er beschäftigte sich besonders mit äthiopischen Eucharistiegebeten (Anaphoren) und dem Text des Hohenlieds. E. veröffentlichte Die Kunstform der althebräischen Poesie (1912), Die Chronologie der biblischen Urgeschichte (1913) und Der Streit um das Deuteronomium (1911). LITERATUR: Georg Graf: Prälat Dr. S. E. In: Dillingen und Schwaben. Dillingen 1949, S. 66-77. - Jürgen Barsch: E., S. In: LThK 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 993.

Evelt,

Julius Hermann Franz, kath. Theologe, Kirchenhistoriker, * 2 5 . 7 . 1823 Dorsten, t 1 - 4 . 1 8 7 9 Paderborn. Der Sohn eines Gerichtsdirektors studierte seit 1840 Theologie in Münster, Bonn und Freiburg, wo er 1847 zum Dr. theol. promoviert wurde (De vita, morte et resurrectione). Im selben Jahr zum Priester geweiht, wurde er Vikar in Dorsten und 1849 Kaplan und Religionslehrer in Duisburg. Seit 1851 lehrte er als Prof. für Kirchengeschichte und Patrologie, Theologische Enzyklopädie und Apologetik am Seminarium Theodorianum in Paderborn. 1868 übernahm er auch das Amt des Präfekten im Kolleg, das 1873 im Zuge des Kulturkampfs geschlossen wurde. E., der sich daraufhin in ein Priesterseminar zurückzog, galt als Experte für die Kirchengeschichte Westfalens und Paderborns. Er schrieb u. a. Das Mönchtum in seiner inneren Entwicklung und seiner kirchlichen Wirksamkeit bis auf den hl. Benedikt von Nur-

sia (1863), Die alte Schule von Paderborn (1865) und Die Weihbischöfe von Paderborn (1869). LITERATUR: Hubertus R. Drobner: E., J. H. F. In: BBKL, Bd. 23, 2004, Sp. 344-348.

Evenius,

Sigismund, eigentl. Eue, evang. Theologe, Pädagoge, * um 1585 Nauen bei Potsdam, begraben 17.9. 1639 Weimar. Der Sohn eines Tuchmachers studierte die Artes sowie Theologie in Wittenberg, wurde 1611 Adjunkt der Artistischen Fakultät und ging 1613 als Rektor an das städtische Gymnasium nach Halle/Saale. Seit 1622 war er in gleicher Funktion in Magdeburg, 1631 als Rektor und Prof. der Theologie in Reval, 1632 als Rektor in Halberstadt und 1633 in Regensburg tätig. 1634 folgte er einem Ruf Herzog —» Emsts des Frommen als Kirchen- und Schulrat nach Weimar. Dort initiierte E. das Weimarische Bibelwerk. Er war Berater des Herzogs im Bereich des Schulwesens und des Religionsunterrichts. E. veröffentlichte philosophische, pädagogische und theologische Werke sowie Streitschriften, darunter die an Wolfgang —>Ratke orientierte Christliche, Gottselige Bilder Schule [,..¡ (1636, frz. 1666, italien. 1673). Er war an der Erarbeitung der „Ernestinischen Bibel" beteiligt. E.s Ideen fanden Eingang in die Gothaer Schulreform 1642. WEITERE WERKE: De pilis et unguibus. Wittenberg 1612. Tyrannidis pontificiae secularis apologetica demonstratio. Halle 1619. - De scriptis ethnicorum in scholis christianorum tolerandis oratio. Halle 1630. - Christlich-gottseelige Katechismusschule. Erfurt 1636. LITERATUR: V D 17. - Herbert von Hintzenstern: Die „Bilderschule" des S. E. In: Ders. (Hrsg.): Domine dirige me in verbo tuo. Festschrift zum 70. Geburtstag von Landesbischof D. Moritz Mitzenheim. Berlin 1961, S. 210-222. Gerhard Ringshausen: Von der Buchillustration zum Unterrichtsmedium. Weinheim 1976, S. 58-78. - Walter Troxler: E., S. In: BBKL, Bd. 15, 1999, Sp. 543-545.

Everling,

Otto, evang. Theologe, Politiker, * 3 1 . 3 . 1864 Eschweiler bei Aachen, t 27. 12.1945 Berlin. Der Sohn eines Kaufmanns studierte Theologie und Philosophie an den Universitäten Jena, Berlin, Bonn und Straßburg, wurde 1888 in Jena promoviert und war seit dem folgenden Jahr als Pfarrer in St. Goar und Krefeld tätig. 1906-22 amtierte E. als Bundesdirektor und Vorsitzender des Evangelischen Bundes, wandte sich ganz der Sozialpolitik zu und gehörte 1907-12 sowie 1920-24 dem Deutschen Reichstag an, zunächst als Mitglied der Nationalliberalen, später der Deutschen Volkspartei. 1923 gründete er das „Schutzkartell deutscher Geistesarbeiter", dem er als Präsident vorstand. Seit 1927 war E. Vorsitzender des Reichsausschusses der deutschen Mittelschicht. Er veröffentlichte u. a. Von deutscher Geistesarbeit und deutscher Wirtschaft (1925). LITERATUR: Walter Fleischmann-Bisten: Der Evangelische Bund in der Weimarer Republik und im sogenannten Dritten Reich. Frankfurt/Main u.a. 1989, S. 92-95. E v e r s , Ernst (Eduard), evang. Theologe, Publizist, Schriftsteller, * 1 5 . 8 . 1 8 4 4 Kaköhl bei Plön, t 23. 10. 1921 Malente (Schleswig-Holstein). Der Sohn eines Wagenbauers studierte 1865-69 Theologie an den Universitäten Kiel und Berlin. Er wurde Pastor in Tetenbüll/Nordsee und war als Redakteur der „FamilienBibliothek" sowie des von ihm begründeten Blattes „Das Immergrün. Ein Unterhaltungsblatt zur Förderung christlichen deutschen Familienlebens" (1884 ff.) tätig. Als Inspektor der Stadtmission in Berlin (1888) leitete E. auch deren Buchhandlung, war Redakteur des „Sonntagsfreundes", der „Blätter aus der Stadtmission", des „Martha-Kalenders" und gab den Kalender „Der deutsche Volksbote" heraus. Seit

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Ewald seiner Versetzung in den Ruhestand 1904 widmete sich E. der Schriftstellerei und veröffentlichte zahlreiche Erbauungsschriften, vor allem Erzählungen, darunter Die Familie des Bürgermeisters (1905). E w a l d , (Georg) Heinrich (August) von, evang. Theologe, Orientalist, Politiker, * 16. 11. 1803 Göttingen, t 4.5. 1875 Göttingen. Der Sohn eines Tuchmachers studierte seit 1820 Theologie, klassische Philologie und orientalische Sprachen in seiner Heimatstadt - vor allem bei Johann Gottfried —> Eichhorn - , wurde 1823 zum Dr. phil. promoviert (Die Komposition der Genesis kritisch untersucht) und war seit 1824 Repetent an der Theologischen Fakultät. 1827 wurde er a. o., 1831 o. Prof. an der Philosophischen Fakultät, 1835 Nominalprofessor der orientalischen Sprachen. Zum Kreis der Göttinger Sieben gehörend, wurde E. 1837 seines Amtes enthoben, folgte 1838 einem Ruf als o.Prof. der Philosophie nach Tübingen, wo er seit 1841 an der Theologischen Fakultät wirkte. 1848 kehrte er nach Göttingen zurück und lehrte orientalische Sprachen und alttestamentliche Theologie. Wegen seiner Weigerung, den Eid auf den König von Preußen zu leisten, verlor er 1867 sein Amt zum zweiten Mal. E. war 1863 Mitbegründer des Deutschen Protestantenvereins und gehörte seit 1869 als Mitglied der Weifenpartei dem Deutschen Reichstag an. E. gilt als einer der bedeutendsten Orientalisten seiner Zeit und wurde mit seinen Arbeiten zur hebräischen Grammatik, darunter Kritische Grammatik der hebräischen Sprache (1827, ab der 5. Auflage unter dem Titel Ausführliches Lehrbuch der hebräischen Sprache des Alten Bundes, K1870), der eigentliche Begründer der semitischen Sprachwissenschaft. Er schrieb epochemachende Werke zur Exegese des Alten Testaments (u.a. Die poetischen Bücher des Alten Bundes, 4 Bde., 1835-39; 2. und 3. Auflage unter dem Titel Die Dichter des Alten Bundes, 3 Bde. in 4 Teilen, 1866/67; Die Propheten des Alten Bundes, 2 Bde., 1840/41, 3 Bde., 2 1867/68). E. verfaßte die erste kritische Gesamtdarstellung der Geschichte des jüdischen Volkes (Geschichte des Volkes Israel bis Christus, 6 Bde., 1843-58; 7 Bde. und 2 Supplementbände, 3 1864-69). WEITERE WERKE: Grammatica critica linguae arabicae. 2 Bde., Leipzig 1831-33. - Die drei ersten Evangelien. Göttingen 1850, 2 1871. - Die johanneischen Schriften. 2 Bde., Göttingen 1861/62. - Lob des Königs und des Volkes. Stuttgart 1868, Ί 8 6 9 . - Worte an Graf von Bismarck und an das deutsche Volk. Wien 1870. - Die Lehre der Bibel von Gott oder Theologie des Alten und Neuen Bundes. 4 Bde., Leipzig 1871-76. LITERATUR: Jürgen Ebach: E., G. H. A. In: TRE, Bd. 10, 1982, S. 694-696. - Lothar Perlitt: H. E. Der Gelehrte in der Politik. In: Ders.: Allein mit dem Wort. Göttingen 1995, S. 263-312. - Rudolf Smend: E., G. H. A. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 1759. E w a l d , Johann Ludwig, reformierter Theologe, Pädagoge, Schriftsteller, * 16.9.1748 Dreieichenhain (IsenburgBirstein), t 19.3. 1822 Karlsruhe. Nach dem Theologiestudium an den Universitäten Marburg und Göttingen war E„ Sohn eines fürstlich Isenburgschen Amtskellers, 1768-70 Hauslehrer und Erzieher. 1773 wurde er Pfarrer in Offenbach, 1781 Hofprediger und Generalsuperintendent in Detmold und reformierte das dortige Bildungswesen. Seit 1796 zweiter Pfarrer an St. Stephani in Bremen, ging E. 1805 als Prof. der Moral- und Pastoraltheologie nach Heidelberg und wurde 1807 Ministerial- und Kirchenrat in Karlsruhe, wo er bis 1822 wirkte, bis 1821 als Mitglied der Generalsynode. Er gehörte dort zum Kreis um Johann Heinrich —» Jung-Stilling und förderte die Badische Union. Beeinflußt von Jakob —> Heß, Johann Caspar

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—»Lavater und Philipp Matthäus —>Hahn, war E. supranaturalistischer Biblizist. In seinen pädagogischen Schriften verband er die theologischen Positionen des Pietismus mit den Ideen Johann Heinrich —> Pestalozzis. 1783 erschien seine Schrift Die Erziehung des Menschengeschlechts nach der Bibel, 1808 das religiöse Drama Mehala, die Jephtaidin. WEITERES WERK: Ideen über die nöthige Organisation der Israeliten in christlichen Staaten. Karlsruhe 1816. LITERATUR: Wilhelm H. Neuser: E. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 693 f. - Johann Anselm Steiger: J. L. E. Göttingen 1996. Hans-Martin Kirn: Deutsche Spätaufklärung und Pietismus. Göttingen 1998. - Karl Dienst: E„ J. L. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 1759. - Johann Anselm Steiger: E„ J. L. In: LThK3, Bd. 11, 2001, Sp. 72. E w a l d , Paul (Hermann August), evang. Theologe, * 13.1.1857 Leipzig, t 26.5.1911 Erlangen. Das Studium der Theologie absolvierte E., Sohn eines Kaufmanns, seit 1875 an den Universitäten Leipzig und Erlangen. 1881 wurde er in Leipzig zum Dr. phil. (Der Einfluß der stoisch-ciceronianischen Moral auf die Darstellung der Ethik bei Ambrosius), im folgenden Jahr auch zum Lizentiaten der Theologie promoviert und habilitierte sich 1883 für Dogmatik und neutestamentliche Exegese. Seit 1887 a. o. Prof., folgte E. 1890 einem Ruf als Ordinarius für neutestamentliche Theologie nach Wien und ging 1895 als Prof. der Dogmatik und neutestamentlichen Exegese nach Erlangen, wo er 1909 den neutestamentlichen Lehrstuhl übernahm. Zu seinen Werken zählen u. a. zwei Bände über die Gefangenschaftsbriefe des Apostels Paulus sowie die Abhandlung Hauptprobleme der Evangelienfrage ( 1893). WEITERE WERKE: Über das Verhältnis der systematischen Theologie zur Schriftwissenschaft. Erlangen 1895. - Die Briefe des Paulus an die Epheser, Kolosser und Philemon. Leipzig 1905. - Die christliche Glaubensgewissheit als Grundlage einer Weltanschauung. Rede beim Antritte des Prorektorates der Königlich Bayerischen FriedrichAlexanders-Universität Erlangen am 3. November 1906. Erlangen 1906. - Der Brief des Paulus an die Philipper. Leipzig 2 1908. LITERATUR: Karl Schornbaum: E., P. H. A. In: Lebensläufe aus Franken. Bd. 1. Hrsg. v. Anton Chroust. München/Leipzig 1919, S. 87 f. - Hermann Strathmann: E., P. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 697. Exeler, Adolf, kath. Theologe, * 15.2.1926 Eschendorf (Kr. Steinfurt), f 26.7. 1983 Bozen. E. war Prof. und Direktor des Seminars für Pastoraltheologie und Religionspädagogik an der Univ. Münster. 1975 berief ihn Papst Paul VI. als einziges deutsches Mitglied in den neugegründeten Internationalen Katechetischen Rat. E. veröffentlichte das vielbeachtete Buch Muß die Kirche die Jugend verlieren? (1981). WEITERE WERKE: Frohbotschaft vom christlichen Leben. Freiburg/Breisgau 1959. - Wesen und Aufgabe der Katechese. Freiburg/Breisgau 1966. - In Gottes Freiheit leben. Die zehn Gebote. Freiburg/Breisgau 1982. - Religiöse Erziehung als Hilfe zur Menschwerdung. München 1982. Jungen Menschen leben helfen. Die alten und die neuen Werte. Freiburg/Breisgau 1984. LITERATUR: Schritte zu befreitem Leben. Erinnerungen an A. E. Hrsg. v. Jan Heiner Schneider. Münster 1984. - Erich Feifei: A. E. In: Klassiker der Religionspädagogik. Hrsg. v. Henning Schröer/Dietrich Zilleßen. Frankfurt/Main 1989, S. 291-303. Exter, Johann von, luth. Theologe, t 8.2. 1599 Detmold. E. war Sohn eines luth. Pastors und stammte aus einer lippischen Bastardlinie des Grafenhauses. Er war 1555-60 Schüler —> Melanchthons in Wittenberg, wo er den Magi-

Eyschen stergrad e r w a r b , und w u r d e 1560 in D e t m o l d ordiniert. A n schließend w a r er dort P f a r r e r der luth. G e m e i n d e . 1566 w u r d e E. S u p e r i n t e n d e n t d e r G r a f s c h a f t L i p p e . D a n e b e n unterrichtete er bis 1567 d e n j u n g e n G r a f e n S i m o n IV. A u f E. g e h t die luth. K i r c h e n o r d n u n g f ü r d i e G r a f s c h a f t e n L i p p e , S p i e g e l b e r g und P y r m o n t von 1571 z u r ü c k . LITERATUR: H e i n z Schilling: K o n f e s s i o n s k o n f l i k t und Staatsbildung. E i n e Fallstudie ü b e r d a s Verhältnis von rel i g i ö s e m und s o z i a l e m W a n d e l in der Frühzeit a m Beispiel der G r a f s c h a f t L i p p e . Gütersloh 1981. - Erich W e n n e k e r : E „ J. v. In: B B K L , Bd. 19, 2 0 0 1 , Sp. 3 3 2 - 3 3 4 .

Eyb,

A l b r e c h t von - »

Albrecht

von E y b

E y b , Gabriel von, B i s c h o f von Eichstätt, * 2 9 . 9 . 1 4 5 5 A r b e r g bei F e u c h t w a n g e n , t 1 . 1 2 . 1 5 3 5 Eichstätt. E. studierte an den U n i v e r s i t ä t e n E r f u r t , Ingolstadt und P a via, k e h r t e n a c h der P r o m o t i o n 1485 n a c h D e u t s c h l a n d zurück, w u r d e D o m k u s t o s in B a m b e r g u n d w a r 1487-97 a n s b a c h i s c h e r Rat. Seit 1497 Bischof von Eichstätt, galt er als einer der gebildetsten B i s c h ö f e seiner Zeit und v e r k e h r t e u . a . mit B e r n h a r d —» A d e l m a n n von A d e l m a n n s f e l d e n , Kilian —>Leib von R e b d o r f und G e o r g T r u c h s e ß von Wetzhausen. 1518 regte er die Obelisci d e s J o h a n n e s - > E c k zu —> L u t h e r s T h e s e n an, v e r ö f f e n t l i c h t e als erster d e u t s c h e r Bischof d i e B u l l e Exsurge Domine, verlor i n f o l g e der R e f o r m a tion d i e A n s b a c h e r und N ü r n b e r g e r G e b i e t e und w a r 1535 a m A b s c h l u ß des „ D o n a u w ö r t h e r B u n d e s " beteiligt. E. sicherte d i e U n a b h ä n g i g k e i t des H o c h s t i f t s g e g e n ü b e r B a y e r n , i n d e m er e r f o l g r e i c h d i e E i n s e t z u n g e i n e s w i t t e l s b a c h i s c h e n P r i n z e n als K o a d j u t o r verhinderte. S e i n e s p a r s a m e Verwaltung e r m ö g l i c h t e ihm e i n e reiche Bautätigkeit u n d d i e Verg a b e von A u f t r ä g e n u. a. an H a n s Peuerlin, H a n s —> H o l b e i n d. Ä., L u c a s —>Cranach und L o y H e r i n g s . LITERATUR: T h e o d o r N e u h o f e r : G. v. E. F ü r s t b i s c h o f von Eichstätt. 1455-1535. Ein L e b e n s b i l d aus der W e n d e v o m Mittelalter zur N e u z e i t . Eichstätt 1934. - Ders.: G . In: N D B , B d . 6, 1964, S. 9 f . - E b e r h a r d Frh. von E y b / A l f r e d W e n d e h o r s t : G. v. E. In: F r ä n k i s c h e L e b e n s b i l d e r . Bd. 12. H r s g . v. G e r h a r d P f e i f f e r / A l f r e d W e n d e h o r s t . N e u s t a d t / A i s c h 1986, S. 4 2 - 5 5 . - Konstantin M a y e r : E. In: L T h K \ B d . 3, 1995, S p . 1139. - A l o i s S c h m i d : E., G . v. In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 4 4 8 - 1 6 4 8 ) , 1996, S. 1 7 1 - 1 7 3 . - J o s e f Seeger: D e r f ü r s t b i s c h ö f l i c h e H o f s t a a t zu Eichstätt unter d e n B i s c h ö f e n G . v. E. und E b e r h a r d II. von H i r n h e i m . In: S a m m e l b l a t t d e s H i s t o r i s c h e n Vereins Eichstätt 8 8 / 8 9 ( 1 9 9 5 / 9 6 ) S. 9 9 - 1 1 3 .

Eybel,

J o s e p h Valentin, P s e u d . R e i n e r M e i s e l , österr. Publizist, B e a m t e r , * 3 . 3 . 1741 Wien, f 3 0 . 6 . 1 8 0 5 Linz. F ü r d e n geistlichen S t a n d b e s t i m m t , absolvierte E., S o h n eines K a u f m a n n s , die J e s u i t e n s c h u l e in W i e n , e n t s c h i e d sich d a n n j e d o c h f ü r eine B e a m t e n l a u f b a h n und w a r seit 1765 als R e g i e r u n g s a d j u n k t in G r a z tätig. Später studierte er K i r c h e n r e c h t in W i e n , lehrte dieses F a c h seit 1773 als a. o . P r o f . , seit 1777 als N a c h f o l g e r seines L e h r e r s Paul J o seph von —> R i e g g e r an der W i e n e r Universität. E. w a r ein A n h ä n g e r d e s J o s e p h i n i s m u s , d e s s e n k i r c h e n r e c h t l i c h e G r u n d s ä t z e er in seiner Introducilo in jus ecclesiasticum catholicorum (4 Bde., 1777-79) vertrat. 1779 verlor E. d e s w e g e n seinen Lehrstuhl und siedelte als L a n d r a t n a c h L i n z über. W e g e n seiner p o l e m i s c h e n S c h r i f t e n g e g e n die kirchliche L e h r e ( W a s ist der Papst?, 1782, a n o n y m ) zeitweilig e x k o m m u n i z i e r t , g i n g er 1787 als G u b e r n i a l r a t n a c h Innsbruck. 1797 k e h r t e E. n a c h L i n z z u r ü c k , w o er S c h r i f t e n zur Volksaufklärung herausgab. WEITERE WERKE: Was ist ein B i s c h o f ? W i e n 1782 ( a n o n y m ) . - Was ist der A b l a ß ? W i e n 1782. - W a s enthalten die U r k u n d e n d e s christlichen A l t e r t u m s von d e r O h r e n beichte? W i e n 1784. - D i e Heiligen n a c h d e n V o l k s b e g r i f f e n . 4 B d e . , L e i p z i g 1791.

LITERATUR: G u s t a v Gugitz: E., J. S. V . In: N D B , B d . 4, 1959, S. 7 0 7 f. - M a n f r e d B r a n d l : D e r K a n o n i s t J. V. E. Steyr 1976. - Ders.: E „ J. V . In: L T h K \ B d . 3, 1995, Sp. 1139. E y l e r t , R u l e m a n n Friedrich, e v a n g . T h e o l o g e , B i s c h o f , * 3 . 4 . 1770 H a m m , t 3 . 2 . 1852 P o t s d a m . E., S o h n eines Prof. der T h e o l o g i e und r e f o r m i e r t e n P f a r rers, a b s o l v i e r t e bis 1792 d a s S t u d i u m d e r T h e o l o g i e und P h i l o s o p h i e an d e r U n i v . Halle, w u r d e z u m Dr. theol. und z u m Dr. phil. p r o m o v i e r t und w a r seit 1794 P r e d i g e r und N a c h f o l g e r seines Vaters in seiner H e i m a t s t a d t . 1806 erhielt E. auf E m p f e h l u n g d e s R e i c h s f r e i h e r r n v o m und z u m Stein e i n e A n s t e l l u n g als H o f - und G a r n i s o n s p r e d i g e r in P o t s d a m . 1818 w u r d e E. e h r e n h a l b e r z u m B i s c h o f e r n a n n t und w a r zugleich M i t g l i e d d e s preuß. Staatsrats s o w i e d e s M i n i s t e r i u m s der geistlichen und U n t e r r i c h t s a n g e l e g e n h e i t e n . A l s kirchenpolitischer B e r a t e r stand er Friedrich W i l h e l m III. u . a . i m A g e n d e n s t r e i t und in der U n i o n s f r a g e zur Seite. E. v e r ö f fentlichte Betrachtungen über die lehrreichen und trostvollen Wahrheiten des Christentums bei der letzten Trennung 4 von den Unsrigen ( 1 8 0 3 , 1 8 3 4 ) und Charakterzüge und historische Fragmente aus dem Leben Friedrich Wilhelms III. (1846). WEITERE WERKE: H o m i l i e n Uber d i e P a r a b e l n Jesu. H a l l e / S a a l e 1 8 0 6 , 2 1 8 1 9 . - Predigten ü b e r B e d ü r f n i s s e unsers Herz e n s und Verhältnisse unsers L e b e n s . H a l l e / S a a l e 1813. Ü b e r d e n Wert und d i e W i r k u n g der f ü r d i e e v a n g e l i s c h e K i r c h e in d e n k ö n i g l i c h p r e u ß i s c h e n Staaten b e s t i m m t e n Liturgie und A g e n d e . P o t s d a m 1830. - D a s g u t e Werk der U n i o n . P o t s d a m 1845. LITERATUR: A n n e l i e s R o s e e n : Z u r T h e o l o g i e u n d K i r c h e n politik a m p r e u ß i s c h e n Hof ( 1 7 8 6 - 1 8 5 0 ) . Diss. G ö t t i n g e n 1957, S. 119-239. - Erich B e y r e u t h e r : E., R. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 7 0 9 f. - M a r t i n Friedrich: E „ R . F. In: B B K L , Bd. 15, 1999, Sp. 5 4 5 - 5 4 7 . - Ders.: D i e p r e u ß i s c h e L a n d e s k i r c h e i m Vormärz. E v a n g e l i s c h e Kirchenpolitik unter d e m M i n i s t e r i u m E. ( 1 8 4 0 - 1 8 4 8 ) . W a l t r o p 1994. - Ders.: E „ R . F. In: R G G 4 , B d . 2, 1999, S p . 1843. - J. F. G e r h a r d G o e t e r s : R. F. E. In: W e s t f ä l i s c h e L e b e n s b i l d e r . Hrsg. v. R o b e r t Stupperich. B d . 16. M ü n s t e r 2 0 0 0 , S. 133-157. E y r i c h , Johann Leonhard, evang. Theologe, Bienenzüchter, * 4. 12. 1731 G o l l a c h o s t h e i m (Kr. U f f e n h e i m ) , t 1.9. 1784 E z e l h e i m (Kr. S c h e i n f e l d ) . E., S o h n eines L e h r e r s , studierte 1751-54 T h e o l o g i e an der U n i v . H a l l e und w u r d e Vikar, 1757 P f a r r e r in E z e l h e i m . D a n e b e n w i d m e t e er sich intensiv der B i e n e n z u c h t , f ü h r t e die M a g a z i n - B i e n e n w o h n u n g in SUddeutschland ein, d i e den Ü b e r g a n g z u m m o d e r n e n B i e n e n k a s t e n mit b e w e g l i c h e m W a b e n r a h m e n bildete, u n d g r ü n d e t e 1767 d i e „ F r ä n k i s c h p h y s i c a l i s c h - ö c o n o m i s c h e B i e n e n g e s e l l s c h a f t " , d i e er als Sekretär leitete. E. v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Vernunft- und erfahrungsmäßiger Entwurf der vollkommensten Bienenpflege für alle Landesgegenden (1768, 4 1 7 7 4 ) . WEITERES WERK: B e i t r a g und Unterricht zur V e r b e s s e r u n g der K l o t z b e u t e n - B i e n e n z u c h t . N ü r n b e r g 1774. LITERATUR: J o h a n n e s B i s c h o f f : E „ J. L. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 711.

Eyschen,

G e o r g v o n , kath. T h e o l o g e , * 1 9 . 2 . 1 5 9 2 A r l o n , t 1 9 . 2 . 1 6 6 4 Köln. N a c h d e m T h e o l o g i e s t u d i u m in L ö w e n , Trier und Köln w u r d e E. P f a r r e r und K a n o n i k u s , 1636 D o m h e r r in K ö l n und f u n g i e r t e d a r ü b e r h i n a u s als R a t d e s H e r z o g s F r a n z von L o t h r i n g e n , Fürstbischof von Verdun. Als G e g n e r R i c h e l i e u s w a r E. d a r u m b e m ü h t , d e m D e u t s c h e n R e i c h Verdun als Leh e n zu erhalten. Er w u r d e von Kaiser F e r d i n a n d III. g e a d e l t und erhielt v o m K u r f ü r s t e n von M a i n z e i n e S t i f t s p r ä b e n d e s o w i e das K a n o n i k a t in Seligenstadt. LITERATUR: V D 17. - Schoetter: E „ G . v. In: A D B , Bd. 6, 1878, S. 4 6 3 f .

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Eyß E y ß , Johann Matthias von, kath. Theologe, * 23.7.1669 Vallendar/Rhein, t 25.11. 1729 Trier. Der einer alten kurtrierischen Beamtenfamilie entstammende E., Sohn eines Bürgermeisters und Schultheißen, studierte seit 1687 an den Universitäten Köln und Löwen, wurde wahrscheinlich zum Dr. jur. can. promoviert und begab sich dann auf Studienreisen durch Europa. 1703 in Trier zum Priester geweiht, war er einige Jahre als kurfürstlicher Archivar und Registrator tätig, bevor er Geistlicher Rat und Geheimsekretär des Erzbischofs Johann Hugo von -»Orsbeck wurde. Seit 1711 Weihbischof in Trier und Titularbischof von Rosmen, war E. seit 1717 Extrakanoniker an St. Simeon in Trier, 1727 am Stift Pfalzel bei Trier. Er gilt als Vorkämpfer gegen den Jansenismus und konnte den Kardinal-Erzbischof von Paris, Louis-Antoine de Noailles, dazu bringen, die gegen die Jansenisten gerichtete Bulle „Unigenitus" anzunehmen und zu veröffentlichen. W E R K E : Veritas Catholica circa constitutionem Unigenitus . . . pro instructione piorum fidelium. Augustae Trevirorum 1718, Luxemburg 2 1719. Kurt Becker: E . , J. M . v. In: NDB, Bd. 4 , 1 9 5 9 , S. 713. - Wolfgang Seibrich: E„ J. M. v. In: Gatz, Bischöfe LITERATUR:

(1648-1803),

1990, S.

101 f.

E y t h , Eduard, evang. Theologe, Dichter, Übersetzer, * 2.7.1809 Heilbronn, t 28.4.1884 Neu-Ulm. Der Sohn eines Lehrers studierte 1827-31 Theologie und klassische Philologie in Tübingen, wurde promoviert und

398

war danach kurze Zeit als Pfarrvikar in seiner Heimatstadt tätig. Im Anschluß an eine Bildungsreise durch Norddeutschland und die Schweiz wurde E. 1835 Oberpräzeptor in Kirchheim/Teck, 1841 Prof. der Geschichte am Theologischen Seminar in Schönthal, 1865 dessen Direktor und war 1868-77 Direktor des Seminars Blaubeuren. Er beschäftigte sich insbesondere mit der Edition griechischer Klassiker und gab u. a. Sophokles' Oedipus auf Kolonos ( 3 1875) heraus. Er veröffentlichte auch selbst Gedichte. E. war der Vater von Max von E. E z z o von Bamberg, Dichter, t nach 1064. Der Bamberger Chorherr schrieb um 1060 im Auftrag des Bischofs —»Gunther, im Zusammenhang mit der Einführung einer strengen Klosterregel für die Domgeistlichen um 1060 oder mit der Einweihung von St. Gangolf 1063, den nach ihm Ezzolied benannten, in zwei Fassungen erhaltenen, ältesten frühmittelhochdeutschen Hymnus, der die Heilsgeschichte darstellt. Die um 1130/40 verfaßte Vita Altmanni erwähnt die Cantilena de miraculis Christi eines E.; es läßt sich vermuten, der Heilsgesang sei auf der von Bischof Gunther angeführten Pilgerfahrt nach Jerusalem 1064/65 gesungen worden. Günther Schweikle: E.s Gesang und Memento Mori. Diss. Tübingen 1955. - Hugo Kuhn: Ε. v. Β. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 716. - Günther Schweikle: E. In: VL2, Bd. 2, 1980, Sp. 670-680. LITERATUR:

F Faber,

Ä g i d i u s , e v a n g . T h e o l o g e , * u m 1490 K r e m n i t z ( U n g a r n ) , t k u r z vor d e m 6 . 4 . 1558 B o i z e n b u r g ( M e c k l e n burg). F. studierte in B u d a , b e v o r er v o r der I n v a s i o n der T ü r k e n floh und ü b e r A u g s b u r g n a c h W i t t e n b e r g k a m , w o er 1530 als M a g i s t e r in der Matrikel d e r U n i v . erscheint. D u r c h e i n e E m p f e h l u n g —> L u t h e r s w u r d e er im f o l g e n d e n J a h r P r e d i g e r in S c h w e r i n ; als H o f p r e d i g e r H e r z o g —»Heinrichs V . (seit 1534) visitierte er 1535 d a s L a n d . 1538 dispensiert, k a m F. 1540 an d e n Liegnitzer H o f H e r z o g Friedrichs II. 1543 w u r d e er P f a r r e r in D e s s a u , 1 5 4 8 / 4 9 an der M a r i e n k i r c h e in L i e g n i t z , zuletzt 1553 in B o i z e n b u r g . F. trat mit u n b e u g s a m e r S t r e n g e f ü r e i n e v o m A b e r g l a u b e n gereinigte K i r c h e ein und v e r ö f f e n t l i c h t e zwei j e w e i l s von L u t h e r eingeleitete S c h r i f t e n , d a r u n t e r Von dem falschen blut und Abgott jm Thum zu Schwerin (1533). LITERATUR: V D 16, F 1-3. - E r n s t Kähler: F., A . In: N D B , B d . 4, 1959, S. 718.

Faber,

Basilius, P ä d a g o g e , * u m 1520 S o r a u , t u m 1575 Erfurt. F. studierte seit 1538 bei Philipp - » M e l a n c h t h o n an d e r U n i v . Wittenberg, w i r k t e später als L e h r e r und R e k t o r in N o r d h a u s e n , Tennstedt, M a g d e b u r g und seit 1560 in Q u e d linburg. Als G e g n e r d e s „ C o r p u s d o c t r i n a e P h i l i p p i c u m " entlassen, w a r er 1571-75 R e k t o r d e s R a i s g y m n a s i u m s in Erfurt, w o er d e n G e s c h i c h t s u n t e r r i c h t e i n f ü h r t e . F. ü b e r s e t z t e —> L u t h e r s lateinischen G e n e s i s - K o m m e n t a r ins D e u t s c h e , w a r M i t a r b e i t e r der M a g d e b u r g e r C e n t u r i e n und v e r f a ß t e weitverbreitete und mehrmals wiederaufgelegte Schulschriften, d a r u n t e r den Thesaurus eruditionis scholasticae (1571). LITERATUR: V D 16, F 5 - 4 7 . - V D 17. - Schrödl: F., B. In: W e t z e r / W e l t e , B d . 4, 1886, Sp. 1165 f.

Faber,

Ernst, evang. Theologe, Missionar, Sinologe, * 2 5 . 4 . 1839 C o b u r g , t 2 6 . 9 . 1 8 9 9 Tsingtau ( C h i n a ) . W i e sein Vater von Beruf B l e c h s c h m i e d , trat F. 1858 in das S e m i n a r d e r R h e i n i s c h e n M i s s i o n s g e s e l l s c h a f t in B a r m e n ein und studierte 1863 bei J o h a n n T o b i a s —»Beck an der U n i v . T ü b i n g e n . 1864 n a c h C h i n a entsandt, ließ er sich z u n ä c h s t in der N ä h e d e r B o c c a Tigris nieder und m i s s i o nierte in der Volkssprache. Seit 1876 w a r er aus G e s u n d h e i t s g r ü n d e n ü b e r w i e g e n d schriftstellerisch tätig; er v e r ö f fentlichte k u r z e T r a k t a t e u. a. ü b e r d a s G e b e t , d i e N a t u r d e s M e n s c h e n und d a s w a h r e G l ü c k s o w i e 1877 einen weitverbreiteten, an c h i n e s i s c h e n W e r t e n und B e g r i f f e n orientierten K o m m e n t a r d e s M a r k u s e v a n g e l i u m s . F. e i g n e t e sich u m f a s s e n d e K e n n t n i s s e der c h i n e s i s c h e n Literatur und K u l tur an und v e r s u c h t e vor a l l e m , die gebildeten S c h i c h t e n C h i n a s f ü r d a s C h r i s t e n t u m zu g e w i n n e n . N a c h einer vehem e n t e n P e r s o n a l d i s k u s s i o n mit der h e i m i s c h e n M i s s i o n s g e sellschaft trat er g e m e i n s a m mit drei weiteren M i s s i o n a r e n 1881 a u s und lebte als Schriftsteller in K a n t o n und H o n g k o n g ; seit 1885 w u r d e er v o m A l l g e m e i n e n e v a n g e l i s c h protestantischen M i s s o n s v e r e i n unterstützt. F. g r ü n d e t e 1890 d i e d e u t s c h - e v a n g e l i s c h e G e m e i n d e in S h a n g h a i und 1898 d i e M i s s i o n s s t a t i o n in Tsingtau. Er schrieb u . a . China in historischer Beleuchtung (1895). LITERATUR: G e r h a r d R o s e n k r a n z : F., E. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 7 1 8 f. - R a i n e r A x m a n n : L e b e n s a b r i ß d e s E. F. In; J a h r b u c h der C o b u r g e r L a n d e s s t i f t u n g 3 4 ( 1 9 8 9 )

S. 3 9 3 - 4 2 2 . - Yi H u a n g ; E. F.s Beitrag zur B i l d u n g s r e f o r m in C h i n a a m E n d e des 19. J a h r h u n d e r t s . In: E b d . 37 (1992) S. 165-184.

Faber,

H e r m a n n , e v a n g . T h e o l o g e , * 1 4 . 2 . 1 8 8 8 Stuttgart, t 14.4.1979 Tübingen. F. studierte T h e o l o g i e und P h i l o s o p h i e an d e n Universitäten T ü b i n g e n und Berlin, w u r d e 1914 R e p e t e n t a m Stift in T ü b i n g e n u n d habilitierte sich 1921 an d e r dortigen Universität. Seit d e m f o l g e n d e n J a h r P r i v a t d o z e n t an der U n i v . M a r b u r g , w u r d e er dort 1923 a. o . P r o f . der S y s t e m a t i s c h e n T h e o l o g i e und f o l g t e noch im selben J a h r e i n e m R u f als o. P r o f . der P r a k t i s c h e n T h e o l o g i e und d e r E t h i k an d i e U n i v . T ü b i n g e n . 1946 ü b e r n a h m er d i e L e i t u n g des E v a n g e l i s c h e n H i l f s w e r k s und 1947 z u s ä t z l i c h d i e d e r I n n e r e n M i s s i o n in S ü d - W ü r t t e m b e r g . F., der 1956 emeritiert w u r d e , w a r Mith e r a u s g e b e r der 2. A u f l a g e von Religion in Geschichte und Gegenwart; er schrieb u. a. Religiöser Glaube und politische Parteibildung (1931). WEITERES WERK; D a s W e s e n d e r R e l i g i o n s p s y c h o l o g i e und ihre B e d e u t u n g f ü r die D o g m a t i k . E i n e prinzipielle Unters u c h u n g zur s y s t e m a t i s c h e n T h e o l o g i e . T ü b i n g e n 1913. LITERATUR; H a r t m u t Z w e i g l e : F., H . In: R G G 4 , B d . 3, 2 0 0 0 , S p . 1. F a b e r , J o h a n n L u d w i g , Dichter, D r a m a t i k e r , * 1635 N ü r n b e r g , t 26. 11. 1678 O e t t i n g e n . F. studierte an d e n Universitäten A l t d o r f , T ü b i n g e n u n d Heidelberg. 1657 w u r d e er K o n r e k t o r und 1664 R e k t o r a m Fürstlichen G y m n a s i u m in O e t t i n g e n . Seit 1664 w a r er als F e r r a n d o I. M i t g l i e d des P e g n e s i s c h e n Hirten- und B l u m e n ordens. 1666 k a m F. als R e k t o r n a c h H e r s b r u c k , w u r d e 1669 von S i g m u n d von B i r k e n z u m D i c h t e r g e k r ö n t und im f o l g e n d e n J a h r als L e h r e r an d a s E g i d i e n - G y m n a s i u m in N ü r n b e r g b e r u f e n . N e b e n Hirtenliedern und pastoralen H o c h z e i t s g e d i c h t e n , d i e er unter s e i n e m S c h ä f e r n a m e n verö f f e n t l i c h t e , übersetzte er W e r k e J a k o b —» B a l d e s ; er schrieb K i r c h e n l i e d e r und geistliche S i n g s p i e l e ( u . a . Herodes der Kindermörder, in einem Singspiel vorgestellt, 1675). WEITERE WERKE; F e y e r l i c h e s V e r m ä h l u n g s - F e s t deß w o h l e d e l - f ü r t r e f f l i c h e n D a f n i s und seiner an G e b l ü t und G e m ü t h g l e i c h e d l e n D a f n e , o. O . [1650]. - A b r a h a m D e r G r o s - g l a u b i g e und Isaac d e r W u n d e r - g e h o r s a m e , o. O. 1675. - M u s i k a l i s c h e s M i s c h - S p i e l : O d e r D e m o k r i t u s und Herklitus. o . O . 1676.

Faber,

Johannes (Augustanus), Dominikaner, Theologe, * u m 1470 A u g s b u r g , t 1530 S a l z b u r g ( ? ) . N a c h d e m S t u d i u m d e r T h e o l o g i e in Italien ( P r o m o t i o n z u m Dr. theol. in P a d u a ) w u r d e F. M i t g l i e d der T h e o l o g i schen F a k u l t ä t d e r U n i v . F r e i b u r g / B r e i s g a u . Seit 1507 Prior d e s D o m i n i k a n e r k l o s t e r s in A u g s b u r g , ließ er 1512-15 d i e n e u e K l o s t e r k i r c h e e r b a u e n . 1511-24 w a r er zugleich G e n e ralvikar der o b e r d e u t s c h e n K o n g e g a t i o n der D o m i n i k a n e r K o n v e n t u a l e n . 1515 disputierte F. ö f f e n t l i c h ü b e r Prädestination, A b l a ß , W u c h e r und a n d e r e t h e o l o g i s c h e F r a g e n an der U n i v . B o l o g n a und w u r d e k u r z n a c h seiner R ü c k k e h r z u m kaiserlichen Rat e r n a n n t . F. w a n d t e sich z e i t w e i s e d e n H u m a n i s t e n zu, w a r m i t —»Erasmus von R o t t e r d a m b e f r e u n d e t u n d n a h m in einer a n o n y m e n S c h r i f t —» L u t h e r in S c h u t z ( J u dicium in causa Lutheri, 1521). A u f d e m W o r m s e r R e i c h s t a g erregte er als P r e d i g e r A u f s e h e n . Seither distanzierte er sich

399

Faber von d e n H u m a n i s t e n und der R e f o r m a t i o n und verließ A u g s burg 1524 z u n ä c h s t v o r ü b e r g e h e n d , n a c h d e r A u s w e i s u n g im folgenden Jahr endgültig. WEITERE WERKE: Oratio f u n e b r i s in d e p o s i t i o n e C a e s a r i s M a x i m i l i a n i . o. O . 1519. - R a t h s c h l a g eins der von hertzen b e g e r d t d a s g n u g b e s e h e des R ö m i s c h e n stuls wirdickeit, vnd d a r zu d e s C h r i s t e n l i c h e n stands f r i d . B a s e l 1521. LITERATUR: V D 16, F 83-92. - T h o m a s A q u i n a s Dillis: J. F. In: L e b e n s b i l d e r aus d e m B a y e r i s c h e n S c h w a b e n . Bd. 5. H r s g . v. G ö t z Frh. von Pölnitz. M ü n c h e n 1956, S. 9 3 - 1 1 1 . Paul G u n d o l f Gieraths: F., J. A. In: N D B , B d . 4 1959, S. 721. - Peter Walter: F., J. In: L T h K \ B d . 3, 1995, S p . 1145.

Faber,

M a t t h i a s , Jesuit, T h e o l o g e , * 2 4 . 2 . 1 5 8 6 A l t o m ü n s t e r ( O b e r b a y e r n ) , t 2 6 . 4 . 1653 T y r n a u . F. w u r d e n a c h A b s c h l u ß seiner Studien in Dillingen, Ingolstadt u n d a m C o l l e g i u m G e r m a n i c u m in R o m ( 1 6 0 7 - 1 1 ) P f a r r e r i m n i e d e r b a y e r i s c h e n Pitzling, 1619 in W e m d i n g und 1629 in N e u m a r k t ( O b e r p f a l z ) s o w i e Visitator d e s Eichstätter Teils der O b e r p f a l z . 1633 floh er vor d e n S c h w e d e n nach Ingolstadt, lehnte aber ein A n g e b o t als U n i v e r s i t ä t s l e h r e r ab und k e h r t e n a c h N e u m a r k t z u r ü c k . F. trat 1637 in W i e n in d i e G e s e l l s c h a f t Jesu ein und lebte später in T y r n a u . E r b e f a ß t e sich ü b e r w i e g e n d mit H o m i l e t i k und v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. ein Concionum opus tripartitimi (3 Bde., 1631-34), d a s bis ins 19. Jh. N e u a u f l a g e n e r f u h r . WEITERE WERKE: A u c t a r i u m operis c o n c i o n u m tripartiti: A d i e c t u m A b e i u s d e m O p e r i s auetore. K r a k a u 1648. - C o n d o n e s f ú n e b r e s et nuptiales. Köln 1664. LITERATUR: V D 17. - Streber: F., M . In: W e t z e r / W e l t e , Bd. 4, 1886, Sp. 1175 f. F a b e r , Petrus, eigentl. Pierre Favre, L e f è v r e , Jesuit, * 1 3 . 4 . 1506 Villaret ( S a v o y e n ) , t 1.8. 1546 R o m . F., S o h n eines B a u e r n , studierte in Paris T h e o l o g i e , w o er B e k a n n t s c h a f t mit F r a n z X a v i e r m a c h t e ; b e i d e schlossen sich d e m z u n ä c h s t kleinen Kreis u m Ignatius von L o y o l a an. Seit 1530 M a g i s t e r artium und 1534 z u m Priester g e w e i h t , g e h ö r t e er 1534 zu d e n B e g r ü n d e r n d e s J e s u i t e n o r d e n s . 1536 in Venedig, 1537 bei P a p s t Paul III. in R o m , hielt er theologis c h e Vorlesungen und begleitete Ignatius 1539 n a c h P a r m a und P i a c e n z a , w o sie als P r e d i g e r - u n d E x e r z i t i e n m e i s t e r w i r k t e n . 1540 g i n g F. mit d e m s p a n i s c h e n D i p l o m a t e n Ortiz n a c h D e u t s c h l a n d , n a h m als ein Vertreter der G e g e n r e f o r mation an d e n R e l i g i o n s g e s p r ä c h e n in W o r m s (1541) und R e g e n s b u r g ( 1 5 4 2 ) teil und reiste weiter n a c h S p e y e r und M a i n z ( 1 5 4 2 ) , w o P e t r u s —»Canisius bei i h m die Exerzitien a b s o l v i e r t e (1543). 1544 g r ü n d e t e F. in K ö l n die erste deuts c h e N i e d e r l a s s u n g des J e s u i t e n o r d e n s . A u f W u n s c h H e r z o g W i l h e l m s I V . w a r er 1542-45 z u s a m m e n mit C l a u d i u s J a i u s a u c h in B a y e r n tätig. F. starb auf einer R e i s e n a c h S p a n i e n . LITERATUR: W i l l i a m Valentine B a n g e r t : T o the other towns. A life of P. F., first c o m p a n i o n of St. Ignatius. W e s t m i n s t e r , M a r y l a n d 1959. - J e a n n e D a n e m a r i e : L e b. P. F., p r e m i e r j e s u i t e f r a n ç a i s . Paris 1960. - M a r y Purcell: T h e q u i e t c o m panion: P. F. D u b l i n 1970. - Christian Willm R a s c h : F., P. In: R G G 4 , B d . 3, 2 0 0 0 , Sp. 2. F a b e r , W e n z e l , A s t r o l o g e , M e d i z i n e r , * B u d w e i s , t 1520 Budweis. Seit 1475 an der U n i v . L e i p z i g immatrikuliert, w u r d e F. d o r t 1479 M a g i s t e r artium, 1488 B a c c a l a u r e u s und 1497 D o k t o r der M e d i z i n . 1 4 8 8 / 8 9 w a r er R e k t o r der U n i v . Leipzig, 1489 D e k a n der M e d i z i n i s c h e n Fakultät. 1499 erscheint er als A r z t in B r ü x . 1505 w u r d e er S t a d t p f a r r e r in B u d w e i s . F. g a b 1482-98 f a s t j ä h r l i c h ein d e u t s c h s p r a c h i g e s P r o g n o s t i k o n , 1489-1501 r e g e l m ä ß i g d e u t s c h e A l m a n a c h e als K a l e n d e r E i n b l a t t d r u c k e heraus, in d e n e n er n e b e n M o n d t a f e l n praktis c h e A l l t a g s r a t s c h l ä g e v e r ö f f e n t l i c h t e . Als A s t r o l o g e g e n o ß

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er w ä h r e n d seiner L e i p z i g e r Z e i t n a h e z u e i n e M o n o p o l s t e l lung. A u s e i n e m 1488 ö f f e n t l i c h a u s g e t r a g e n e n Streit mit s e i n e m K o n k u r r e n t e n Paul E c k g i n g er als S i e g e r hervor. F. e d i e r t e und k o m m e n t i e r t e W e r k e d e s J o h a n n e s von S a c r o b o s c o , d a r u n t e r Opus sphaericum Joannis de Sacrobusto (1500). LITERATUR: W o l f r a m S c h m i t t : F., W . , v o n B u d w e i s . In: V L 2 , B d . 2, 1980, S p . 681. - J o a c h i m Teile: F., W . In: L e x M A , Bd. 4, 1989, Sp. 211.

Faber de Bouma, Gellius, a u c h Jelle Smit, r e f o r m i e r t e r T h e o l o g e , * u m 1490 L e e u w a r d e n ( H o l l a n d ) , t 2 . 6 . 1 5 6 4 Emden. D e r S o h n eines K a u f m a n n s lebte z u n ä c h s t als kath. Priester in J e l s u m , ging d a n n aber zur R e f o r m a t i o n über. Er flüchtete n a c h O s t f r i e s l a n d , w u r d e 1536 r e f o r m i e r t e r P a s t o r in N o r d e n und 1537 in E m d e n . D a n e b e n betätigte sich F. publizistisch; 1552 v e r ö f f e n t l i c h t e er ein P a m p h l e t g e g e n die T ä u f e r u n d 1554 den sog. E m d e r K a t e c h i s m u s , sein wichtigstes Werk. LITERATUR: Walter H o l l w e g : F. d. B., G . In: N D B , B d . 4, 1959, S. 7 1 9 f. F a b r i , Felix, a u c h Faber, Felix von U l m , eigentl. F. S c h m i d , D o m i n i k a n e r , T h e o l o g e , Schriftsteller, * u m 1 4 3 8 / 3 9 Z ü r i c h , t 1502 U l m . F. trat 1452 in d e n B a s l e r P r e d i g e r k o n v e n t ein und absolvierte d a s N o v i z i a t s o w i e die t h e o l o g i s c h e n Studien g e m e i n s a m mit J a k o b —»Sprenger in Basel und P f o r z h e i m . Seit 1 4 7 7 / 7 8 w a r er L e s e m e i s t e r und G e n e r a l p r e d i g e r i m D o m i n i k a n e r k l o s t e r U l m , in d e m er bis zu s e i n e m Tod lebte. F. u n t e r n a h m zahlreiche Reisen, u. a. n a c h C o l m a r , A a c h e n , K o n s t a n z , N ü r n b e r g , Venedig, R o m und Palästina. Vor allem die beiden P i l g e r f a h r t e n ( 1 4 8 0 u n d 1 4 8 3 / 8 4 ) ins Heilige L a n d , auf d e n Sinai, n a c h K a i r o und n a c h A l e x a n d r i a fand e n literarischen N i e d e r s c h l a g in R e i s e b e s c h r e i b u n g e n , so in s e i n e m H a u p t w e r k , d e m lateinischen Evagatorium, das seit 1484 zeitgleich mit einer d e u t s c h e n K u r z f a s s u n g d e s W e r k s e n t s t a n d (Die Pilgerfahrt des Bruders F. F. ins Heilige Land Anno 1483, 1556, N a c h d r . 1964). F. g a b 1482 e r s t m a l s d i e S c h r i f t e n —> H e i n r i c h S e u s e s i m D r u c k heraus. In seiner Descriptio Theutoniae, Sueviae et civitatis Ulmensis (zwei F a s s u n g e n von 1 4 8 8 / 8 9 und 1493-97) k o m m t seine proösterreichische Haltung zum Ausdruck. WEITERE WERKE: Eigentlich B e s c h r e i b u n g der Hin u n n d W i d e r Farth zu d e m H e y l i g e n L a n d t g e n J e r u s a l e m , und f u r t e r d u r c h d i e g r o s s e W ü s t e n zu d e m Heiligen B e r g e H o reb und Sinay. U l m 1557. - Fratris Felicis F. E v a g a t o r i u m in T e r r a e S a n c t a e , A r a b i a e et E g y p t i p e r e g r i n a t i o n e m . Hrsg. v. C . D. Hassler. 3 B d e . , S t u t t g a r t / T ü b i n g e n 1843-49. Fratris F. F. tractatus d e civitate U l m e n s i . D e eius origine, ordine, r e g i m i n e , d e c i v i b u s eius et statu. Hrsg. v. G u s t a v V e e s e n m e y e r . Stuttgart 1889. - B r u d e r F. F.s G e r e i m t e s Pilg e r b ü c h l e i n . H r s g . v. A n t o n Birlinger. M ü n c h e n 1864. - D i e Sionpilger. H r s g . v. W i e l a n d Carls. Berlin 1999. LITERATUR: V D 16, F 136-137. - T h e w a n d e r i n g s of F. F. Hrsg.: Library of the P a l e s t i n e P i l g r i m s ' Text Society. L o n d o n 1887. N a c h d r . N e w York 1971. - O n c e to Sinai. T h e f u r ther p i l g r i m a g e of Friar F. F. L o n d o n 1957. - Paul G u n d o l f Gieraths: F., F. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 7 2 6 f. - M a x H a u s s ier: F. F. aus U l m und seine Stellung z u m geistigen L e b e n seiner Zeit. L e i p z i g u . a . 1914. N a c h d r . H i l d e s h e i m 1974. H e r b e r t Feilke: F. F. E v a g a t o r i u m ü b e r seine R e i s e in d a s Heilige L a n d . E i n e U n t e r s u c h u n g ü b e r d i e Pilgerliteratur d e s a u s g e h e n d e n Mittelalters. F r a n k f u r t / M a i n u . a . 1976. - Kurt H a n n e m a n n : F., F. In: V L 2 , B d . 2, 1980, Sp. 6 8 2 - 6 8 9 . - K. S c h n e i d e r : F. F. als Prediger. In: F e s t s c h r i f t Walter H a u g und B u r g h a r t W a c h i n g e r . H r s g . v. J o h a n n e s J a n o t a u. a. T ü b i n gen 1992, S. 4 5 7 - 4 6 8 . - Isnard W i l h e l m Frank: F., F. In: L T h K \ B d . 3, 1995, Sp. 1147.

Fabricius F a b r i , Friedrich ( G o t t h a r d t Karl Ernst), e v a n g . T h e o l o g e , * 12.6.1824 Schweinfurt, t 18.7.1891 Würzburg. F., S o h n eines D e k a n s , w u r d e n a c h d e m S t u d i u m in Erlangen und Berlin ( 1 8 4 1 - 4 5 ) Vikar und R e l i g i o n s l e h r e r in W ü r z b u r g ( 1 8 4 8 ) und 1851 P f a r r e r in B o n n l a n d bei W ü r z burg. 1857-84 w a r er I n s p e k t o r der R h e i n i s c h e n M i s s i o n s g e s e l l s c h a f t in B a r m e n , deren Einheit er in einer Zeit der k o n f e s s i o n e l l e n K o n f l i k t e wiederherstellte. F. verpflichtete d i e M i s s i o n s g e s e l l s c h a f t zur R e s p e k t i e r u n g der v e r s c h i e d e nen e v a n g . K o n f e s s i o n e n , s t i m m t e d i e A u s b i l d u n g in B a r m e n auf d i e j e n i g e in der S c h w e i z ab, e r ö f f n e t e e i n e Vorschule, d u r c h die d a s S t u d i u m auf sechs J a h r e a u s g e d e h n t w u r d e , und f ü h r t e den a l t p h i l o l o g i s c h e n Unterricht ein. Er e n g a g i e r t e sich f ü r e i n e nationale Kolonialpolitik ( B e d a r f Deutschland der Kolonien?, 1879) und trat im K u l t u r k a m p f f ü r e i n e staatsfreie K i r c h e ein. 1884 ließ sich F. in G o d e s b e r g nieder und w u r d e 1889 H o n o r a r p r o f e s s o r an der T h e o l o g i schen F a k u l t ä t in B o n n . WEITERE WERKE: D i e politische B e w e g u n g in D e u t s c h land u n d d i e Geistlichkeit. Ein S e n d s c h r e i b e n an H e r r n Dr. E i s e n m a n n . W ü r z b u r g 1848. - D i e materiellen N o t h s t ä n d e der protestantischen K i r c h e B a y e r n s und d e r e n m ö g l i c h e A b h ü l f e . N ü r n b e r g 1848. - Staat und K i r c h e . B e t r a c h t u n g e n zur L a g e D e u t s c h l a n d s in der G e g e n w a r t . G o t h a 1872. F ü n f Jahre d e u t s c h e r Kolonialpolitik. R ü c k - u n d A u s b l i c k e . G o t h a 1889. LITERATUR: Martin S c h m i d t : F., F. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 7 2 7 f. - H a n s Beyer: F. F. ü b e r Nationalstaat und kirchliche E i g e n s t ä n d i g k e i t , M i s s i o n u n d I m p e r i a l i s m u s . In: Z e i t s c h r i f t f ü r b a y e r i s c h e K i r c h e n g e s c h i c h t e 3 0 ( 1 9 6 1 ) S. 70-97. - W o l f g a n g R. S c h m i d t : M i s s i o n , K i r c h e und R e i c h G o t t e s bei F. F. W u p p e r t a l u . a . 1965. - K l a u s J. B a d e : F. F. und der I m p e r i a l i s m u s in d e r B i s m a r c k z e i t . R e v o l u t i o n , D e pression, E x p a n s i o n . F r e i b u r g / B r e i s g a u 1975. - Ders.: F. F. In: F r ä n k i s c h e L e b e n s b i l d e r . Bd. 4. H r s g . v. G e r h a r d P f e i f fer. W ü r z b u r g 1975, S. 2 6 3 - 2 8 9 . - R o b e r t S t u p p e r i c h : D i e „Fabrischen Träume". Zur Beurteilung des Missionsmannes und Politikers F. F. In: W e s t f ä l i s c h e Z e i t s c h r i f t 128 ( 1 9 7 8 ) S. 161-180. - Gert M ü l l e r : Ein politischer T h e o l o g e : F. F. K i r c h e n p o l i t i k e r und „Vater d e r d e u t s c h e n K o l o n i a l b e w e g u n g " . N ü r n b e r g 1988. - Horst G r ü n d e r : F., F. G . In: R G G 4 , B d . 3, 2 0 0 0 , Sp. 3. F a b r i , J o h a n n , a u c h Faber, eigentl. H e i g e r l e i n , kath. T h e o l o g e , B i s c h o f von W i e n , H u m a n i s t , * 1478 L e u t k i r c h / A l l g ä u , t 2 1 . 8 . 1541 W i e n . N a c h A b s c h l u ß der 1505 b e g o n n e n e n j u r i s t i s c h e n u n d theologischen S t u d i e n an d e n Universitäten T ü b i n g e n und Freiburg w u r d e F., S o h n eines S c h m i e d s , 1513 Offizial in B a sel, im f o l g e n d e n J a h r P f a r r e r in L e u t k i r c h , 1516 in L i n d a u . In s e i n e m B e s t r e b e n , k i r c h l i c h e M i ß s t ä n d e zu beseitigen, z u n ä c h s t an —> Z w i n g i i s Seite, w a n d t e er sich als G e n e r a l vikar in K o n s t a n z ( 1 5 1 7 - 2 2 ) und päpstlicher P r o t o n o t a r gegen die L e h r e der R e f o r m a t i o n . Er w u r d e R a t E r z h e r z o g F e r d i n a n d s und 1528 K o a d j u t o r d e s B i s t u m s W i e n e r N e u stadt. F. n a h m an d e n R e l i g i o n s g e s p r ä c h e n in Z ü r i c h ( 1 5 2 3 ) und B a d e n ( 1 5 2 6 ) s o w i e an den R e i c h s t a g e n von S p e y e r ( 1 5 2 9 ) und A u g s b u r g (1530; dort einer der M i t v e r f a s s e r der C o n f u t a t i o ) teil. 1530 w u r d e er B i s c h o f von W i e n und D o m d e c h a n t in B r e s l a u , 1538 zusätzlich A d m i n i s t r a t o r d e s B i s t u m s W i e n e r N e u s t a d t , 1539 D o m p r o p s t in Basel. B i s e t w a 1526 u m einen A u s g l e i c h z w i s c h e n d e n K o n f e s s i o nen b e m ü h t , b e k ä m p f t e er später v e h e m e n t j e g l i c h e A b s p a l tung von der Alten K i r c h e und ließ K e t z e r - u. a. B a l t h a s a r —> H u b m a i e r - hinrichten, setzte sich aber, a u c h bei der K u rie, f ü r R e f o r m e n ein und sorgte in s e i n e m E i n f l u ß b e r e i c h d u r c h G r ü n d u n g eines K n a b e n s e m i n a r s und d e s „ C o l l e g i u m trilingue" f ü r h u m a n i s t i s c h e E r z i e h u n g . F. v e r f a ß t e h u m a n i stische ( u . a . Declamationes, 1 5 2 8 f f . ) und k o n t r o v e r s t h e o l o gische Schriften.

WEITERE WERKE: O p e r a o m n i a . 3 B d e . K ö l n 1537-41. O p u s c u l a . Hrsg. v. J o h a n n e s C o c h l e u s . L e i p z i g 1537. - Disp u t a d o d e d y s e n t e r i a . T ü b i n g e n 1613. LITERATUR: V D 16, F 187-246. - Wenzel Feierfeil: D i e T ü r k e n p r e d i g t e n des W i e n e r B i s c h o f s J. F. (H.) a u s d e m J a h r e 1532. T e p l i t z - S c h ö n a u 1907. - H e r m a n n TUchle: F., J „ B i s c h o f von Wien. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 7 2 8 f. - C h r i stian R a d e y : Dr. J. F., B i s c h o f von W i e n ( 1 5 3 0 - 1 5 4 1 ) , W e g bereiter der k a t h o l i s c h e n R e f o r m , R a t K ö n i g F e r d i n a n d s . Diss. W i e n 1976. - Jürgen S t o h l m a n n : F., J. In: V L 2 , B d . 2, 1980, Sp. 6 9 1 - 6 9 8 . - H e r b e r t I m m e n k ö t t e r : F., J. In: T R E , Bd. 10, 1982, S. 7 8 4 - 7 8 8 . - C h r i s t o p h Dittrich: D i e vortrid e n t i n i s c h e k a t h o l i s c h e K o n t r o v e r s t h e o l o g i e und d i e T ä u f e r : C o c h l ä u s - E c k - F. F r a n k f u r t a. M . 1991. - H e r b e r t I m m e n k ö t t e r : F., J. In: L T h K \ Bd. 3, 1995, Sp. 1148. - E m i dio C a m p i : F., J: In: R G G 4 , B d . 3, 2 0 0 0 , Sp. 3 f. - J o h a n n Weißensteiner: F., J. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 4 4 8 - 1 6 4 8 ) , 1996, S. 175-177. F a b r i , J o h a n n e s , D o m i n i k a n e r , T h e o l o g e , * 1504 Heilbronn, t 2 7 . 2 . 1558 A u g s b u r g . F. trat 1520 in W i m p f e n in d e n D o m i n i k a n e r o r d e n ein, w a r 1534 f ü r k u r z e Zeit P r e d i g e r in A u g s b u r g und setzte d a n a c h s e i n e Studien in K ö l n fort. N a c h W i m p f e n z u r ü c k g e k e h r t , b e m ü h t e er sich, die von E r h a r d —» S c h n e p f e i n g e f ü h r t e R e f o r m a t i o n z u r ü c k z u s c h l a g e n , m u ß t e d e s h a l b d i e Stadt verlassen und lebte 1539-45 in C o l m a r . 1545-47 Prior in Schlettstadt, w u r d e er 1547 D o m p r e d i g e r in A u g s b u r g , w o er in der w e i t g e h e n d e v a n g e l i s c h g e w o r d e n e n Stadt h e f t i g e K o n f r o n t a t i o n e n auslöste. 1552 w u r d e er an der U n i v . I n g o l s t a d t z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t . Z u seinen W e r k e n zählt ein Kat e c h i s m u s (1551). WEITERE WERKE: Johel der P r o p h e t [ . . . ] . Dillingen [um 1550], - P r e c a t i o n e s C h r i s t i a n a d e v o t i o n e et pietate p l e n a e [ . . . ] . Dillingen 1573. LITERATUR: E n g e l b e r t M a x i m i l i a n B u x b a u m : D e r A u g s b u r g e r D o m p r e d i g e r J. F. O P von H e i l b r o n n . In: J a h r b u c h d e s Vereins f ü r A u g s b u r g e r B i s t u m s - G e s c h i c h t e 2 (1968) S. 4 7 - 6 1 . - H e r b e r t I m m e n k ö t t e r : F., J. In: L T h K \ Bd. 3, 1995, Sp. 1148. F a b r i c i u s , A n d r e a s , kath. T h e o l o g e , * Lüttich (?), t 1581 Altötting. F. w a r Prof. d e r P h i l o s o p h i e an der U n i v . L ö w e n und lebte später als G e s c h ä f t s t r ä g e r H e r z o g —> A l b r e c h t s V . von B a y e r n u n d des K a r d i n a l s O t t o - » T r u c h s e ß von W a l d b u r g in R o m . In seinen letzten L e b e n s j a h r e n w a r er geistlicher R a t A l b r e c h t s und E r z i e h e r d e s P r i n z e n E r n s t von B a y e r n , d e s späteren E r z b i s c h o f s von Köln. F. v e r ö f f e n t l i c h t e p o l e m i s c h e S c h r i f t e n g e g e n die R e f o r m a t i o n s o w i e d a s D r a m a Samson, d a s von O r l a n d o di —> L a s s o vertont und 1568 anläßlich der H o c h z e i t H e r z o g W i l h e l m s V. von B a y e r n mit R e n a t a von L o t h r i n g e n a u f g e f ü h r t w u r d e . F. starb als P r o p s t d e s Kollegiatstifts von Altötting. WEITERE WERKE: C a t e c h i s m u s R o m a n u s ex d e c r e t o C o n cilii Tridentini. A n t w e r p e n 1591. - R ö m i s c h . K a y s . M a j . W e y l a n d Caroli V . . . . und der Cathol. F ü r s t e n . . . A n t w o r t auf die Articul A u g s p u r g i s c h e r C o n f e s s i o n . M a i n z 1598. Brill auff den E v a n g e l i s c h e n A u g a p f f e l . Leipzig 1629. LITERATUR: V D 16, L 941. - V D 17. - Heinrich Kellner: A . F. In: A D B , Bd. 6, 1877, S. 5 0 3 f. - Streber: F., A . In: W e t z e r / W e l t e , Bd. 4, 1886, Sp. 1 1 9 0 f . F a b r i c i u s , David, Astronom, evang. Pfarrer, * 9 . 3 . 1 5 6 4 E s e n s ( O s t f r i e s l a n d ) , t 7 . 5 . 1 6 1 7 Osteel bei A u r i c h . F., S o h n eines S c h m i e d s , studierte T h e o l o g i e v e r m u t l i c h in H e l m s t e d t s o w i e A s t r o n o m i e und M a t h e m a t i k bei Heinrich L a m p a d i u s in B r a u n s c h w e i g . 1584 w u r d e er P r e d i g e r in R e s t e r h a f e und 1603 P f a r r e r in Osteel. Unterstützt von s e i n e m

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Fabricius L a n d e s h e r r n E n n o III. f ü h r t e er mit z u m Teil selbstgefertigten Q u a d r a n t e n u n d S e x t a n t e n a s t r o n o m i s c h e u n d m e t e o r o l o g i s c h e B e o b a c h t u n g e n u n d B e r e c h n u n g e n durch. 1596 entd e c k t e er den L i c h t w e c h s e l eines S t e r n s dritter G r ö ß e i m Sternbild C e t u s . F. k o r r e s p o n d i e r t e mit zahlreichen G e l e h r ten, d a r u n t e r 1601-09 mit Kepler, d e r ihm n a c h T y c h o B r a hes Tod 1601 den ersten R a n g unter d e n b e o b a c h t e n d e n A s t r o n o m e n zuwies. Er schuf d i e erste Karte O s t f r i e s l a n d s (1589). F. v e r ö f f e n t l i c h t e a s t r o l o g i s c h e und m e t e o r o l o g i s c h e Prognostika sowie astronomische Beobachtungen, darunter d e n Kurtzen und Gründlichen Bericht von Erscheinung und Bedeutung deß großen newen Wunder Sterns [...] (1605). F. w u r d e von e i n e m O s t e e l e r G e m e i n d e m i t g l i e d , d e m er ö f f e n t lich e i n e n D i e b s t a h l v o r g e w o r f e n hatte, e r m o r d e t . LITERATUR: V D 17. - W i l h e l m Olbers: Materialien zu einer L e b e n s b e s c h r e i b u n g der beiden A s t r o n o m e n , D. und J o h a n nes Fabricius ( A u s d e n O l b e r s ' s c h e n mir hinterlassenen Papieren g e z o g e n ) . In: A s t r o n o m i s c h e N a c h r i c h t e n 31 ( 1 8 5 1 ) S. 129-142. - G e r h a r d B e r t h o l d : D e r M a g i s t e r J o h a n n e s F. u n d die S o n n e n f l e c k e n nebst e i n e m E x c u r s e ü b e r D. F. Leipzig 1894. - F r i d a W e y m a n n . S ö h n e O s t f r i e s l a n d s 2. D. F. und sein C a l e n d a r i u m H i s t o r i c u m . In: O s t f r i e s l a n d . Ein Kalender f ü r j e d e r m a n n 16 (1929) S. 141-145. - Willy Jahn: F., D. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 731 f. - Diedrich W a t t e n b e r g : D. F. Der A s t r o n o m O s t f r i e s l a n d s . B e r l i n - T r e p t o w 1964. F r a n z Terveer: D . und J o h a n n F. - zwei b e d e u t e n d e N a t u r f o r s c h e r in O s t f r i e s l a n d . In: U n s e r O s t f r i e s l a n d ( 1 9 9 6 ) 1.

F a b r i c i u s , Johann, evang. Theologe, * 11.2.1644 A l t d o r f , t 29. 1. 1729 H e l m s t e d t . F., dessen Vater Prof. der T h e o l o g i e in A l t d o r f , später P a s t o r an St. M a r i e n in N ü r n b e r g war, studierte T h e o l o g i e an d e n U n i v . H e l m s t e d t ( 1 6 6 3 - 6 5 ) und A l t d o r f , bereiste D e u t s c h land, d i e N i e d e r l a n d e , U n g a r n , Italien und F r a n k r e i c h , war kurzzeitig P r e d i g e r in Venedig und w u r d e 1677 Prof. der T h e o l o g i e in A l t d o r f . 1690 an d e r U n i v . J e n a z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t , f o l g t e er 1697 e i n e m R u f der U n i v . H e l m s t e d t , w o er in V e r b i n d u n g zu —> M o l a n u s und —> L e i b n i z trat. F. w u r d e 1701 N a c h f o l g e r von Friedrich Ulrich —»Calixt als A b t in K ö n i g s l u t t e r u n d 1703 M i t g l i e d der B e r l i n e r A k a d e m i e der W i s s e n s c h a f t e n . A u f W u n s c h H e r z o g A n t o n Ulrichs von B r a u n s c h w e i g - W o l f e n b ü t t e l erarbeitete er 1706 ein G u t a c h t e n zur K o n v e r s i o n der Prinzessin Elisabeth C h r i s t i n e von W o l f e n b ü t t e l , der B r a u t d e s späteren Kaisers Karl VI. M i t seiner E r k l ä r u n g , die K o n f e s s i o n e n seien in ihren F u n d a m e n t e n eins, und d e m Ubertritt z u m K a t h o l i z i s m u s sei nichts e n t g e g e n z u h a l t e n , brachte er die ö f f e n t l i c h e M e i n u n g im P r o t e s t a n t i s m u s g e g e n sich auf und m u ß t e 1709 z u r ü c k treten. A l s sein H a u p t w e r k gilt die K o n f e s s i o n s g e s c h i c h t e Consideratio variarum controversiarum [...] (1704). WEITERE WERKE: A n n o t a t i o n e s in concilii G a n g r e n s i s cán o n e s X X . Altdorf 1695. - A m o e n i t a t e s t h e o l o g i c a e varii et selecti a r g u m e n t i . H e l m s t e d t 1699. LITERATUR: V D 17. - H e r m a n n Schüssler: F., J. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 7 3 5 f. - H a n s Otte: F., J. In: R G G 4 , B d . 3, 2 0 0 0 , S p . 4.

F a b r i c i u s , J a c o b , eigentl. S c h m i d t , e v a n g . T h e o l o g e , * 1 9 . 7 . 1593 Köslin ( P o m m e r n ) , f 11.8. 1654 Stettin. Seit 1620 H o f p r e d i g e r des p o m m e r s c h e n H e r z o g s B o g i slaw X I V . , w u r d e F. 1626 an der U n i v . G r e i f s w a l d z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t und v o m H e r z o g 1631, d e m W u n s c h des schwedischen Königs entsprechend, vom Hofpredigera m t dispensiert und G u s t a v A d o l f als F e l d p r e d i g e r und B e i c h t v a t e r b e i g e g e b e n . N a c h dessen Tod 1632 k e h r t e er an den h e r z o g l i c h e n Hof in Stettin z u r ü c k u n d w u r d e 1634 G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t f ü r H i n t e r p o m m e r n . 1642 w u r d e er z u g l e i c h P a s t o r an St. M a r i e n in Stettin und erhielt d i e erste t h e o l o g i s c h e P r o f e s s u r a m G y m n a s i u m der Stadt. O b d a s Lied Verzage nicht du Häuflein klein von i h m s t a m m t , ist nicht g a n z geklärt.

F a b r i c i u s , J o h a n n Albert, Polyhistor, * 11. 1 1 . 1 6 6 8 L e i p z i g , t 3 0 . 4 . 1736 H a m b u r g . D e r S o h n von W e r n e r —>F. studierte seit 1686 T h e o l o g i e , P h i l o l o g i e u n d M e d i z i n an d e r U n i v . L e i p z i g ( M a g i s t e r artium 1688). 1694 w u r d e er F a m u l u s u n d B i b l i o t h e k a r J o h a n n Friedrich - » M a y e r s , d e s H a u p t p a s t o r s an der H a m b u r g e r K i r c h e St. Jacobi und P r o f e s s o r s in Kiel. 1699 an der U n i v . Kiel z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t , w u r d e er P r o f . der M o r a l und E l o q u e n z a m A k a d e m i s c h e n G y m n a s i u m in H a m b u r g . 1708-11 ü b e r n a h m F. zusätzlich das R e k t o r a t der H a m b u r ger L a t e i n s c h u l e J o h a n n e u m . Z u seiner Zeit ein international a n e r k a n n t e r Gelehrter, veranstaltete er vierzig Jahre lang w ö c h e n t l i c h e G e l e h r t e n z i r k e l in H a m b u r g , d i e p ä d a g o g i s c h e , literarische und patriotische ( u . a . „ D e r Patriot", 1724-26) Z i e l e v e r f o l g t e n und d e n e n n a m h a f t e P e r s ö n l i c h k e i t e n a u s Politik, W i r t s c h a f t , K u l t u r und W i s s e n s c h a f t a n g e h ö r t e n . F., H a u p t d e r n o r d d e u t s c h e n F r ü h a u f k l ä r u n g , publizierte u . a . Ü b e r s e t z u n g e n p h y s i k o t h e o l o g i s c h e r S c h r i f t e n und b e f a ß t e sich in seinen A r b e i t e n mit W i s s e n s c h a f t s g e s c h i c h t e , Philologie (Bibliotheca Graeca, 14 B d e . , 1705-07), T h e o l o g i e und P h i l o s o p h i e . LITERATUR: V D 17. - H e r m a n n S a m u e l R e i m a r u s : D e Vita et Scriptis J. A . Fabricii C o m m e n t a r i u s . H a m b u r g 1737. Kurt Detlev Möller: J. A. F. In: Z e i t s c h r i f t des Vereins f ü r H a m b u r g i s c h e G e s c h i c h t e 36 (1937) S. 1-64. - W o l f g a n g Philipp: D a s W e r d e n d e r A u f k l ä r u n g in t h e o l o g i e g e s c h i c h t licher Sicht. G ö t t i n g e n 1957. - Heinrich R e i n c k e : F., J. A . In: N D B , B d . 4, 1959, S. 7 3 2 f. - U d o Krolzik: S ä k u l a r i s i e r u n g der N a t u r . P r o v i d e n t i a - D e i - L e h r e und N a t u r v e r s t ä n d n i s der F r ü h a u f k l ä r u n g . N e u k i r c h e n - V l u y n 1988. - R o l a n d K a n y : F., J. A . In: L T h K 3 , B d . 3, 1995, Sp. 1149. - U d o Krolzik: F., J. A . In: R G G 4 , B d . 3, 2 0 0 0 , S p . 4.

LITERATUR: V D 17. - H e r m a n n K e l l e n b e n z : F., J. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 735. F a b r i c i u s Montanus, Johann, schweizer, evang. Theologe, * Herbst 1527 B e r g h e i m (Oberelsaß), t 5 . 9 . 1566 Chur. F., S o h n eines M e t z g e r s , der später als S p i t a l s m e i s t e r tätig war, w u r d e unter der A u f s i c h t seines O n k e l s L e o —> Jud in Z ü r i c h , Basel und S t r a ß b u r g a u s g e b i l d e t u n d studierte später an der U n i v . M a r b u r g u. a. bei A n d r e a s Hyperius. D u r c h seinen F r e u n d und L e h r e r Petrus L o t i c h i u s S e c u n d u s n e b e n der D i c h t u n g a u c h zur N a t u r b e t r a c h t u n g angeregt, b a u t e er d i e s e N e i g u n g später unter K o n r a d G e s n e r w e i ter aus. F. kehrte n a c h Z ü r i c h zurück, trat in d e n K i r c h e n und S c h u l d i e n s t ein und erhielt d a s B ü r g e r r e c h t . 1557 übern a h m er - vermittelt d u r c h H e i n r i c h —» B u l l i n g e r - d i e Predigerstelle an der r e f o r m i e r t e n G e m e i n d e St. M a r i e n , d e r H a u p t k i r c h e C h u r s , d e r e n B e s t a n d er in den f o l g e n d e n J a h ren g e g e n d i e B e s t r e b u n g e n der G e g e n r e f o r m a t i o n sicherte. F. u n t e r n a h m B e r g w a n d e r u n g e n und s a m m e l t e Pflanzen f ü r G e s n e r . Er v e r ö f f e n t l i c h t e G e d i c h t e s o w i e a u t o b i o g r a p h i s c h e und t h e o l o g i s c h e S c h r i f t e n , d a r u n t e r De Providentia divina liber (1563). LITERATUR: C o n r a d i n B o n o r a n d : F. M . , J. In: N D B , B d . 4, 1959, S. 7 3 7 f.

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F a b r i c i u s , Johann Jacob, auch Justus Kläger vom Creuzberg in C u r l a n d , e v a n g . T h e o l o g e , * 1618 oder 1620 L e n nep, t 4 . 3 . 1 6 7 3 A m s t e r d a m . F. studierte seit 1637 M a t h e m a t i k , d a s H e b r ä i s c h e und T h e o logie an der U n i v . R o s t o c k und lehrte n a c h der P r o m o t i o n z u m M a g i s t e r M a t h e m a t i k und orientalische S p r a c h e n ; zu seinen S c h ü l e r n zählte H e i n r i c h —> M ü l l e r . Seit 1644 Prediger in S c h w e l m , geriet er m e h r m a l s in Verdacht, einer Irr-

Fabronius lehre anzuhängen, mußte Schwelm 1653 verlassen und übernahm im folgenden Jahr die Pfarrei Zwolle. 1660/61 folgte F. einer Berufung in das Herzogtum Sulzbach, um in einem Kreis ausgesuchter Hebraisten an einer Neuübersetzung des hebräischen Psalters zu arbeiten. Seine geistliche Autobiographie Abermahlige Bezeugung und Bestätigung der göttlichen Warheit (1669) wurde mittelbar noch von Gotthilf Heinrich von Schubert rezipiert.

LITERATUR: V D 17. - Kurt Gudewill: F., P. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 738. - Roland Wohlfarth: Die Liederhandschrift des P. F. Königliche Bibliothek Kopenhagen, Thott. 4° 841. Eine Studentenliederhandschrift aus dem frühen 17. Jahrhundert und ihr Umfeld. Münster 1989. - Wolfgang Boetticher: F., P. In: NGroveD, Bd. 8, 2 2001, S. 494. - Andreas Waczkat: F., P. In: MGG 2 P, Bd. 6, 2001, Sp. 637-639.

LITERATUR: V D

Fabricius,

17.

Fabricius,

Johann Ludwig, evang. Theologe, * 2 9 . 7 . 1 6 3 2 Schaffhausen, t 1 . 2 . 1 6 9 6 Frankfurt/Main. F. studierte in Köln und in den Niederlanden die Artes, kam als Begleiter eines jungen Adligen nach Paris und folgte einer Berufung nach Heidelberg. 1657 wurde er dort a. o. Prof. der Philosophie und Lehrer am Sapienz-Collegium. Von Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz mit der Erziehung seines unehelichen Sohns, eines Barons von Rothschild, betraut, bereiste er mit diesem Frankreich, England und die Niederlande und kehrte nach seiner Promotion zum Dr. theol. als o. Prof. der systematischen Theologie 1660 nach Heidelberg zurück. F. war erstmals 1664 Rektor, Ubernahm diplomatische Missionen (u.a. 1666 in die Schweiz) und floh 1672 vor den Franzosen aus der Stadt. Nach dem Tod des Kurfürsten 1680 konnte er seine einflußreiche Stellung nicht halten und zog sich nach Frankfurt zurück. F. schrieb u.a. De ludis scenicis dialexís casuística (1699). LITERATUR: V D 17. - Wilhelm Gaß: F., J. L. In: A D B , Bd. 6, 1877, S. 516-518.

Fabricius,

Johann Philipp, evang. Missionar, * 2 2 . 1 . 1711 Kleeberg/Wetterau, t 23. 1. 1791 Madras (Indien). F., Sohn eines hessischen Amtmanns, studierte seit 1728 Rechtswissenschaft an der Univ. Gießen, hörte daneben auch Theologie und war nach dem Studienabschluß Hauslehrer in der Familie seines Bruders. 1736 ging er nach Halle, dem damaligen Zentrum der luth. Missionsbewegung, lehrte an der Lateinschule des dortigen Waisenhauses und vollendete seine theologischen Studien. 1739 wurde er ordiniert, erhielt von der dänischen Mission ein Gehalt zugeteilt und schiffte sich nach Indien ein. F. landete 1740 in Gudalur im heutigen Tamil Nadu, reiste weiter nach Tranquebar, erlernte Portugiesisch und Tamil. 1742 nach Madras versetzt, baute er die dortige Mission wieder auf und hielt sie u. a. während der französischen Besatzung aufrecht. F. übersetzte die gesamte Bibel sowie katechetische und homiletische Werke in Tamil und gab u.a. eine malabarische Grammatik (1778) und ein tamil-englisches Wörterbuch (1779-86) heraus. LITERATUR: Arno Lehmann: F., J. P. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 740. - Hans-Werner Gensichen: F., J. P. In: LThK 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 1149. - Christoffer Hinrich Grundmann: F., J. P. In: RGG 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 4 f.

Fabricius,

Petrus, eigentl. Schmidt, evang. Theologe, Musiker, * 1587 Tondern, t 1651 Warnitz (Nordschleswig). F., Sohn eines Kaufmanns, studierte seit 1603 an der Univ. Rostock zunächst Mathematik, später Theologie und scheint dort mit Joachim Burmeister in Verbindung gestanden zu haben, der in seine Musica poetica (1606) ein Lobgedicht von ihm aufnahm. 1608 zum Magister promoviert, wurde er 1610 Adjunkt, 1613 Pastor in Bülderup und 1617 in Warnitz, wo er neben dem Pfarramt astronomische Studien trieb. Das gemeinsam mit Peter Lauremberg, de facto jedoch fast ausschließlich von F. 1605-08 aufgezeichnete und bearbeitete Lieder- und Lautenbuch (Manuskript in der Kgl. Bibliothek Kopenhagen) enthält neben Studenten-, Kirchen- und Volksliedern Tänze, Gedichte und Rätselsprüche.

Theodor, evang. Theologe, * 2 . 2 . 1501 Anholt bei Bocholt (Westfalen), t 15.9. 1570 Zerbst. F. studierte in Köln und 1522-27 an der Univ. Wittenberg, predigte nach seiner Rückkehr nach Köln evangelisch und bemühte sich vergeblich um die Entlassung Adolf -»Ciarenbachs und Peter -»Fliestedens aus der Haft. Daraufhin vorübergehend selbst inhaftiert, gelang ihm 1529 die Befreiung von Johann —»Klopriß sowie anschließend die Flucht in den Schutz des Landgrafen —» Philipp von Hessen. F. wurde 1531 Diakon in Kassel, später Pfarrer in Allendorf/Werra, jedoch nach einer Predigt gegen die Doppelehe Philipps 1540 des Amts enthoben und inhaftiert. Nach der Entlassung 1543 ging er nach Wittenberg und wurde auf —» Luthers Empfehlung Pfarrer und Superintendent in Zerbst. Um 1551 bemühte sich F. auf einer Reise nach Wittenberg und Marburg vergeblich um einen Ausgleich zwischen Matthias —»Flacius und Philipp —» Melanchthon. F. veröffentlichte u. a. Institution.es grammaticae in linguam sanctam (1528). LITERATUR: Franz Münnich: T. F. Lebensbeschreibung des ersten anhaltinischen Superintendenten, unter Hinzufügung einer deutschen Übersetzung. In: Zerbster Jahrbuch 16 ( 1 9 3 1 / 3 2 ) S. 37-94. - Ders.: F., T. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 738.

Fabricius,

Werner, Musiker, Komponist, * 1 0 . 4 . 1 6 3 3 Itzehoe, t 9. 1.1679 Leipzig. Aufgewachsen in Flensburg, erhielt F. seine musikalische Ausbildung bei Thomas —»Seile an der Hamburger Kantorei und war Orgelschüler Heinrich Scheidemanns. Später studierte er an der Univ. Leipzig Philosophie, Rechtswissenschaft und Mathematik und übte seit Erwerb der Dignitas notariatus neben seinen musikalischen Ämtern eine öffentliche Advokatur aus. F. wurde 1656 Organist und Musikdirektor an der Leipziger Universitätskirche St. Pauli und war seit 1658 daneben Organist an der Nicolai-Kirche. Er war u. a. mit Ernst Christoph —» Homburg und Heinrich —» Schütz befreundet. F. veröffentlichte u. a. Unterricht, wie man ein neu Orgelwerk [...] examiniren und [...] probiren soll [...] (1756). Er war der Vater von Johann Albert —»F. LITERATUR: Hans-Joachim Buch: Die Tänze, Lieder und Konzertstücke des W. F. Bonn 1961. - Roland Jackson: F., W. In: NGroveD, Bd. 8, 2 2001, S. 494 f. - Michael Märker: F., W. In: MGG 2 P, Bd. 6, 2001, Sp. 639-642.

Fabronius,

Hermann, auch Faber, Fabricius, Pseud. Erasmus Sabinus Hofnerus, Mosemann, Harminius de Mosa, evang. Theologe, Dichter, * 2 1 . 7 . 1570 Gemünden (Oberhessen), f 2 4 . 4 . 1634 Rotenburg. F. studierte 1589-94 Rechtswissenschaften in Marburg und Graz, betrieb daneben humanistische Studien und wurde 1594 in Graz zum Poeten gekrönt. Anschließend wandte er sich der Theologie zu, studierte an den Universitäten Wittenberg und Marburg und wurde 1598 Konrektor am Kasseler Pädagogium. 1601 erhielt er die Pfarrei Lichtenau, 1605 die Neustädter Gemeinde in Kassel, begleitete 1613 Landgraf —»Moritz während dessen Reise nach Berlin als Hofprediger und wurde 1623 Superintendent in Rotenburg. F. veröffentlichte zahlreiche theologische und historische Schrif-

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Fäh ten - d a r u n t e r Geographia histórica oder Neue summarische Welt-Historie [...] (1612) - und hinterließ im M a n u s k r i p t G e d i c h t e , D r a m e n und E r z ä h l u n g e n . LITERATUR: V D 16, F 4 9 9 . - V D 17. - H e i n r i c h H e p p e : F., H. In: A D B , B d . 6, 1877, S. 528. F ä h , A d o l f , schweizer, kath. T h e o l o g e , B i b l i o t h e k a r , Kunsthistoriker, * 2 8 . 3 . 1858 R a g a z , t 10. 1 2 . 1 9 3 2 . F. studierte T h e o l o g i e und K u n s t g e s c h i c h t e in St. G a l l e n , F r e i b u r g ( S c h w e i z ) und M ü n c h e n , w u r d e n a c h der Priesterw e i h e 1882 K a p l a n in W a l d k i r c h , 1885 P f a r r e r in S p e i c h e r u n d w a r seit 1892 S t i f t s b i b l i o t h e k a r in St. G a l l e n s o w i e p ä p s t l i c h e r H a u s p r ä l a t . E r betätigte sich sozial-karitativ und war 1903-10 D i ö z e s a n p r ä s e s der J ü n g l i n g s k o n g r e g a t i o n . F. lehrte K u n s t g e s c h i c h t e an der H a n d e l s h o c h s c h u l e St. G a l len, redigierte das Vereinsorgan der J ü n g l i n g s k o n g r e g a t i o n „ Z u k u n f t " u n d w a r M i t a r b e i t e r s c h w e i z e r , und a u s l ä n d i s c h e r Periodika, d a r u n t e r der M ü n c h e n e r „Zeitschrift f ü r Christlic h e K u n s t " ; 1911 g r ü n d e t e er das Textilien- u n d S p i t z e n m u s e u m des K o l l e g i u m s St. A n t o n in A p p e n z e l l . N e b e n Arbeiten z u m B e s t a n d der St. Galler Stiftsbibliothek v e r f a ß t e er S t u d i e n zur K u n s t g e s c h i c h t e ( v o r a l l e m Textilkunst) und B i o g r a p h i e n ; 1887-97 e r s c h i e n ein Grundriß der Geschichte der Bildenden Künste. F ä h , J a k o b , Jesuit, T h e o l o g e , M i s s i o n a r , * 1 7 . 6 . 1 8 4 2 A m d e n (Kt. St. G a l l e n ) , t 1 5 . 7 . 1 9 0 2 R i o G r a n d e d o Sul (Brasilien). F. trat 1859 in M ü n s t e r ( W e s t f a l e n ) in die G e s e l l s c h a f t Jesu ein und w u r d e n a c h A b s c h l u ß der O r d e n s s t u d i e n in M a r i a L a a c h L e h r e r a m J e s u i t e n k o l l e g Stella M a t u t i n a in Feldkirch. W ä h r e n d d e s D e u t s c h - F r a n z ö s i s c h e n Kriegs 1 8 7 0 / 7 1 K r a n k e n p f l e g e r , studierte er d a n a c h T h e o l o g i e in Ditton Hall und Portico. 1877 w u r d e er Prof., im f o l g e n d e n J a h r O r d e n s p r ä f e k t . F. w a r 1882-85 R e k t o r d e r Stella M a t u t i n a , 1885-89 H e r a u s g e b e r d e r „ S t i m m e n aus M a r i a - L a a c h " und lebte anschließend in Berlin. 1891 ging er als R e g e n s d e s Priesters e m i n a r s von P o r t o A l e g r e n a c h Brasilien, w o er seit 1900 S u p e r i o r der d e u t s c h e n J e s u i t e n m i s s i o n a m R i o G r a n d e d o Sul war. F. schrieb b i o g r a p h i s c h e S k i z z e n , d a r u n t e r Georg Arbogast Freiherr von und zu Frankenstein ( 1886).

Fährmann,

(Ernst) Hans, M u s i k e r , K o m p o n i s t , M u s i k p ä d a g o g e , * 17. 12. 1860 B e i c h a bei L o m m a t z s c h , t 2 8 . 6 . 1940 D r e s d e n . F. w a r n a c h d e m B e s u c h d e s L e h r e r s e m i n a r s D r e s d e n - F r i e d richstadt ( 1 8 7 4 - 8 0 ) k u r z e Zeit in s e i n e m B e r u f tätig, w a n d t e sich 1882 der M u s i k zu und studierte bei H e r m a n n S c h o l z , Carl A u g u s t Fischer und J e a n L o u i s N i c o d é . 1889 u n t e r n a h m er als O r g e l v i r t u o s e e i n e T o u r n e e d u r c h die S c h w e i z , w u r d e 1890 K a n t o r und Organist an der D r e s d n e r J o h a n n e s k i r c h e und w a r seit 1892 d a n e b e n D o z e n t f ü r virtuoses Orgelspiel a m D r e s d n e r K o n s e r v a t o r i u m . F. w u r d e 1913 Kgl. M u s i k direktor, 1917 Prof., g a b 1926 seine K a n t o r e n - und O r g a n i stenstelle auf und w i d m e t e sich d e r L e h r e . 1932 ü b e r n a h m er zusätzlich d i e L e i t u n g des Instituts f ü r K i r c h e n m u s i k a m K o n s e r v a t o r i u m . F. k o m p o n i e r t e Orgel-, Klavier- und C h o r w e r k e s o w i e L i e d e r und K a m m e r m u s i k , u . a . 14 O r g e l s o n a ten, d i e e i n e g e w i s s e V e r w a n d t s c h a f t zu den W e r k e n M a x ->Regers aufweisen. LITERATUR: J o h a n n H e n n i n g s : H. F. E i n e Studie. H a m b u r g 1912. - L i n d a M a r i a K o l d a u : F., H. In: M G G 2 P , Bd. 6, 2 0 0 1 , Sp. 6 6 0 f. F ä r b e r , Karl, kath. Publizist, * 1 8 . 4 . 1888 R ö h l i n g e n ( E l l w a n g e n ) , t 5 . 4 . 1979 Freiburg. D e r S o h n eines Schreiners studierte kath. T h e o l o g i e , Philosophie und K u n s t g e s c h i c h t e in T ü b i n g e n ( 1 9 0 7 - 1 1 ) , R o t tenburg ( 1 9 1 1 / 1 2 ) und M ü n c h e n ( 1 9 1 2 - 1 4 ) . N a c h der Teiln a h m e a m Ersten Weltkrieg w a r er 1919-22 R e d a k t e u r und 1923-25 C h e f r e d a k t e u r der „ A u g s b u r g e r P o s t z e i t u n g " . Seit

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1925 C h e f r e d a k t e u r der „ F r e i b u r g e r T a g e s p o s t " , w u r d e er 1936 von d e n N a t i o n a l s o z i a l i s t e n abgesetzt. 1944 w u r d e er im Z u s a m m e n h a n g mit der V e r s c h w ö r u n g d e s 20. Juli inhaftiert. 1945-61 w a r F. C h e f r e d a k t e u r d e s „ F r e i b u r g e r Katholischen Kirchenblatts". 1949 g r ü n d e t e er d i e W o c h e n z e i t schrift „ D e r christliche S o n n t a g " (seit 1967 „Christ in d e r G e g e n w a r t " ) , die er 1949-74 als C h e f r e d a k t e u r und d a n a c h als H e r a u s g e b e r prägte. Er v e r ö f f e n t l i c h t e Heilige sind anders (1958) und d a s m e h r b ä n d i g e Brevier zum inneren Leben (1955-67). LITERATUR: D e r G l a u b e in der Zeit. K. F. z u m 70. Geburtstag. Hrsg. v. O s k a r Köhler. Freiburg 1958. - M a n f r e d Plate: K. F., Publizist in d e r W a h r h a f t i g k e i t d e s G l a u b e n s . In: G r o ß e Gestalten des G l a u b e n s . Hrsg. v. B r u n o M o s e r . M ü n c h e n 1982, S. 4 9 4 - 5 0 2 . - C l e m e n s Siebler: F., K. In: B a d i s c h e B i o g r a p h i e n , N . F . , Bd. 3, 1990, S. 77-79. - M a n f r e d Plate: F., K. In: L T h K 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 1181 f. F a g i u s , Paul, eigentl. B u c h ( e ) l i n , B ü c h ( e ) l i n , B ü c h l e i n , e v a n g . T h e o l o g e , Hebraist, * 1504 R h e i n z a b e r n (Pfalz), t 1 3 . 1 1 . 1549 C a m b r i d g e ( G r o ß b r i t a n n i e n ) . F., S o h n eines L e h r e r s und R a t s s c h r e i b e r s , w u r d e 1515 in H e i d e l b e r g i m m a t r i k u l i e r t und n a h m 1518 an der D i s p u t a tion L u t h e r s in H e i d e l b e r g teil. 1522 H e b r ä i s c h - S c h ü l e r W o l f g a n g —»Capitos in S t r a ß b u r g , w u r d e er 1527 L e h r e r an der L a t e i n s c h u l e in Isny / A l l g ä u , k e h r t e 1535 z u m T h e o l o g i e s t u d i u m n a c h S t r a ß b u r g z u r ü c k und w a r 1537-43 P r e d i g e r in Isny. F. setzte hier seine H e b r ä i s c h s t u d i e n bei Elias Levita f o r t und richtete mit H i l f e eines R a t s h e r r n e i n e h e b r ä i s c h e D r u c k e r e i ein, d i e seine und L e v i t a s S c h r i f t e n druckte. N a c h J o h a n n e s —>Zwicks Tod 1 5 4 3 / 4 4 P f a r r e r in K o n s t a n z , f o l g t e er 1544 der B e r u f u n g z u m N a c h f o l g e r C a p i t o s als P r e d i g e r und Prof. d e s Alten T e s t a m e n t s in Straßburg. 1546 b e d i e n t e sich K u r f ü r s t Friedrich II. seiner als B e r a t e r bei der Univ e r s i t ä t s r e f o r m in H e i d e l b e r g . Als e n t s c h i e d e n e r G e g n e r d e s A u g s b u r g e r I n t e r i m s w u r d e er 1548 g e m e i n s a m mit M a r t i n —>Bucer b e u r l a u b t und g i n g als Prof. der h e b r ä i s c h e n Philologie und der alttestamentlichen E x e g e s e nach C a m b r i d g e . LITERATUR: V D 16, F 5 5 1 - 5 5 4 . - R i c h a r d R a u b e n h e i m e r : P. F. aus R h e i n z a b e r n . Sein L e b e n und W i r k e n als R e f o r m a t o r u n d Gelehrter. S p e y e r 1957. - G e o r g B i u n d o : F., P. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 744. - H e i n z Scheible: F., P. In: R G G 4 , B d . 3, 2 0 0 0 , Sp. 6 f.

Fahrmann,

A n d r e a s J o s e p h , kath. T h e o l o g e , W e i h bischof von W ü r z b u r g , * 8 . 1 1 . 1 7 4 2 Zell bei W ü r z b u r g , t 6 . 2 . 1802 W ü r z b u r g . F., S o h n eines W i n z e r s , studierte 1759-65 an d e r U n i v . und a m K l e r i k e r s e m i n a r W ü r z b u r g und e m p f i n g 1765 d i e Priesterweihe. Seit 1767 Lizenziat, w u r d e er 1773 z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t . 1766-70 w a r er H o f m e i s t e r bei e i n e m G e h e i m rat, seit 1771 „ O e c o n o m u s und H o f m e i s t e r der a d e l i g e n Jug e n d " a m f ü r s t b i s c h ö f l i c h e n S e m i n a r und 1773-79 P r o f . f ü r M o r a l t h e o l o g i e in W ü r z b u r g . 1779 w u r d e er P r e d i g e r und C h o r h e r r , 1786 K u s t o s a m Stift H a u g - W ü r z b u r g , 1780 Geh e i m e r Rat und 1786 R e g e n s d e s K l e r i k a l s e m i n a r s . G e g e n die T h e s e n von Carl Friedrich —»Bahrdt b e z o g F. 1788 in e i n e m G u t a c h t e n Stellung ( T h e o l o g i s c h e s Gutachten über die Bahrdtsche Ubersetzung des Neuen Testaments). 1789 w u r d e er z u m W e i h b i s c h o f der D i ö z e s e W ü r z b u r g und 1790 z u m Titularbischof von A l m i r a e r n a n n t und w a r D i r e k t o r d e r geistlichen R e g i e r u n g . LITERATUR: E g o n J o h a n n e s Greipl: F., A . J. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 6 4 8 - 1 8 0 3 ) , 1990, S. 102.

Fahrner,

I g n a z , kath. T h e o l o g e , * 2 7 . 8 . 1865 Richtolsh e i m (Elsaß), ! 5 . 1 0 . 1 9 4 1 R a p p o l t s w e i l e r . F. studierte 1887-92 a m S t r a ß b u r g e r P r i e s t e r s e m i n a r Philos o p h i e und T h e o l o g i e , w u r d e K a p l a n im o b e r e l s ä s s i s c h e n M a r k i r c h und k a m 1897 als Vikar an d a s S t r a ß b u r g e r

Faulhaber M ü n s t e r . 1900-02 studierte er T h e o l o g i e und k a n o n i s c h e s R e c h t an der U n i v . M ü n c h e n , lehrte nach d e r P r o m o tion M o r a l t h e o l o g i e a m P r i e s t e r s e m i n a r in S t r a ß b u r g und w u r d e 1903 a. o . P r o f . d e s k a n o n i s c h e n R e c h t s an der dort neuerrichteten K a t h o l i s c h - t h e o l o g i s c h e n Fakultät. Seit 1905 O r d i n a r i u s d e r M o r a l t h e o l o g i e , w u r d e er 1911 G e neralvikar des B i s t u m s Straßburg. F. w a r H e r a u s g e b e r d e s „ S t r a ß b u r g e r D i ö z e s a n b l a t t s " ; er schrieb u. a. Eigentumsund Nutznießerrecht am Munster zu Straßburg unter besonderer Berücksichtigung der astronomischen Uhr (1911). LITERATUR: E r w i n Gatz: F., I. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 176. F a l k , (Paul L u d w i g ) A d a l b e r t v o n , Politiker, Jurist, * 1 0 . 8 . 1827 M e t s c h k a u (Kr. Striegau, S c h l e s i e n ) , t 7 . 7 . 1900 H a m m . F., S o h n eines Pfarrers, trat n a c h A b s c h l u ß d e s Jurastudiu m s an der U n i v . B r e s l a u ( 1 8 4 4 - 4 7 ) in d e n Staatsdienst ein und w a r seit 1861 S t a a t s a n w a l t b e i m Berliner K a m m e r gericht s o w i e M i t a r b e i t e r des J u s t i z m i n i s t e r i u m s , seit 1862 A p p e l l a t i o n s g e r i c h t s r a t in G l o g a u . 1868 w u r d e er G e h e i m e r Justizrat und Vortragender R a t im J u s t i z m i n i s t e r i u m , 1871 B e v o l l m ä c h t i g t e r z u m B u n d e s r a t u n d wirkte an d e n großen gesetzgeberischen Arbeiten der Reichsgründungszeit mit. Von 1872 an p r e u ß . K u l t u s m i n i s t e r , w a r er der eigentliche S c h ö p f e r d e r K u l t u r k a m p f g e s e t z g e b u n g , d i e er staatsrechtlich, nicht parteipolitisch verstand. F. setzte die staatliche S c h u l a u f s i c h t und d i e Z i v i l e h e d u r c h , v e r b e s s e r t e die B e s o l d u n g der L e h r e r und b e m ü h t e sich b e s o n d e r s u m d i e Volksschulen. N a c h s e i n e m R ü c k t r i t t 1879 behielt er sein R e i c h s t a g s m a n d a t (seit 1873) und w u r d e M i t g l i e d des preuß. A b g e o r d n e t e n h a u s e s . Seit 1882 w a r er P r ä s i d e n t des O b e r landesgerichts H a m m . Seine Reden aus den Jahren 1872-79 (3 Tie.) e r s c h i e n e n 1880. LITERATUR: Erich Foerster: A . F. Sein L e b e n und W i r k e n als P r e u ß i s c h e r K u l t u s m i n i s t e r . G o t h a 1927. - G e r h a r d Besier: K u l t u r k a m p f . In: T R E , B d . 20, 1990, S. 2 0 9 - 2 3 0 . F a l k , Franz, kath. T h e o l o g e , Historiker, * 1 2 . 1 . 1 8 4 0 M a i n z , t 2 2 . 9 . 1 9 0 9 K l e i n - W i n t e r n h e i m bei M a i n z . F., S o h n e i n e s M e t z g e r m e i s t e r s , studierte T h e o l o g i e an d e n U n i v e r s i t ä t e n M a i n z und L ö w e n , w u r d e 1862 z u m Priester g e w e i h t , w a r in L o r s c h , M a i n z und W o r m s tätig und k a m 1874 als P f a r r e r n a c h M o m b a c h , 1887 n a c h KleinW i n t e r n h e i m . 1897 w u r d e er D i ö z e s a n a r c h i v a r u n d Prof., 1908 z u m p ä p s t l i c h e n H a u s p r ä l a t e n e r n a n n t . Er v e r f a ß t e zahlreiche k a t e c h e t i s c h e S c h r i f t e n ( u . a . Himmelsbrot, 1875, 12 1900); seine w i s s e n s c h a f t l i c h e B e d e u t u n g beruht j e d o c h auf seinen F o r s c h u n g e n zur M a i n z e r und m i t t e l r h e i n i s c h e n K i r c h e n g e s c h i c h t e . N e b e n M o n o g r a p h i e n v e r ö f f e n t l i c h t e F. e i n e S a m m l u n g seiner A u f s ä t z e (Falkiana, 1902). LITERATUR: A n t o n B r ü c k : F., F. In: N D B , B d . 5, 1961, S. 7. F a l k , J o h a n n e s (Daniel), P s e u d . J o h a n n e s von d e r O s t s e e , P h i l a n t h r o p , Schriftsteller, * 26. 10. 1768 D a n z i g , t 1 4 . 2 . 1826 W e i m a r . F. e r l e r n t e d e n väterlichen B e r u f eines P e r ü c k e n m a c h e r s , studierte j e d o c h seit 1791 mit e i n e m S t i p e n d i u m des D a n ziger R a t s in H a l l e T h e o l o g i e , später P h i l o l o g i e . 1797 ließ er sich in W e i m a r nieder, stand in V e r b i n d u n g mit G o e the, —» H e r d e r und W i e l a n d u n d v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. d a s Taschenbuch für Freunde des Scherzes und der Satire (7 B d e . , 1797-1803). 1813 g r ü n d e t e er „ D i e G e s e l l s c h a f t der F r e u n d e in d e r N o t " und finanzierte mit S p e n d e n g e l d e r n S a a t g u t sow i e S c h u l - und L e h r g e l d f ü r mittellose M e n s c h e n . 1823-25 errichtete er mit 2 0 0 K i n d e r n das W a i s e n h a u s „ L u t h e r h o f ' . F. gilt als ein Vorläufer d e r I n n e r e n M i s s i o n . D e r N a c h w e l t w u r d e er als D i c h t e r d e s weitverbreiteten W e i h n a c h t s l i e d s

O du fröhliche b e k a n n t . Sein Geheimes Tagebuch oder mein Üben vor Gott (2 B d e . ) erschien 1898-1900. LITERATUR: Friedrich W i l h e l m B a u t z : F., J. D . In: B B K L , B d . 1, 1990, Sp. 1593-1597. F a l k , J o s e p h , a u c h F a l c k , Jesuit, M a t h e m a t i k e r , * 2 . 5 . 1680 Freiburg ( S c h w e i z ) , t 1 9 . 4 . 1 7 3 7 M ü n c h e n . F. studierte in Freiburg ( S c h w e i z ) , Lyon, Paris und R o m , w o er 1702 in den J e s u i t e n o r d e n eintrat. 1707-13 w a r er Prof. f ü r M a t h e m a t i k u n d P h i l o s o p h i e in F r e i b u r g / B r e i s g a u , seit 1714 Prof. f ü r M a t h e m a t i k in Ingolstadt. Z u seinen Veröffentlic h u n g e n zählen p h y s i k a l i s c h e A r b e i t e n ( u . a . Tractatus de liquidarmi gravitate et aequilibrio, 1713) u n d e i n e B e r e c h n u n g d e s O s t e r f e s t e s ( C h r i s t i a n u m pascha, 1740). LITERATUR: J o h a n n e s B u c e j / W i n f r i e d M ü l l e r : F., J. In: L M U , Bd. 1, 1998, S. 109. F a l k , Peter Alois, s c h w e i z e r . K a t h o l i k e n f ü h r e r , * 1 8 . 7 . 1767 Kt. St. G a l l e n , t 1 1 . 8 . 1 8 5 1 Kt. St. Gallen. Z u n ä c h s t in D i e n s t e n d e s Fürstabtes von St. G a l l e n , w u r d e F. 1798 M i t g l i e d d e s H e l v e t i s c h e n S e n a t s und 1800 Unterstatthalter in L u z e r n . N a c h der A b s e t z u n g d u r c h die Föderalisten ( 1 7 9 2 ) w i r k t e er als A p p e l l a t i o n s r i c h t e r und Ratsschreiber d e s Kleinen S e n a t s von St. Gallen, 1808-51 als R e g i e rungsrat. F. g e h ö r t e zu d e n W o r t f ü h r e r n d e r K a t h o l i k e n , d i e 1814 b e i m W i e n e r K o n g r e ß d i e W i e d e r h e r s t e l l u n g d e s Stiftes St. G a l l e n betrieben; s e i n e Schrift Das Stift St. Gallen im neuerstandenen Kanton St. Gallen erschien a n o n y m . 1817 b e a n t r a g t e F. die E r r i c h t u n g eines B i s t u m s St. Gallen. A l s b e i d e Z i e l e verfehlt w u r d e n , s u c h t e er 1831 d u r c h einen G e s e t z e n t w u r f die R e c h t e d e s Staates in kirchlichen D i n g e n e i n z u g r e n z e n und d e n K a t h o l i k e n g r ö ß e r e B e w e g u n g s f r e i heit zu v e r s c h a f f e n . A u c h dieser Versuch blieb 1835 in einer V o l k s a b s t i m m u n g o h n e M e h r h e i t . D a r a u f h i n g r ü n d e t e F. d i e K o n s e r v a t i v e Partei im K a n t o n St. Gallen.

Falkenberg, Johannes

Johannes Falkenberg

F a r n e r , Oskar, schweizer, reformierter Theologe, * 2 2 . 9 . 1 8 8 4 S t a m m h e i m (Kt. Z ü r i c h ) , t 1 6 . 7 . 1 9 5 8 Zürich. N a c h d e m T h e o l o g i e s t u d i u m in B a s e l , M a r b u r g , Berlin und Z ü r i c h w u r d e F. 1908 als N a c h f o l g e r seines Vaters z u m P f a r rer in S t a m m h e i m g e w ä h l t . 1931 ü b e r n a h m er d i e Pfarrei in Zollikon, 1937-50 d i e d e s G r o ß m ü n s t e r s in Z ü r i c h . Von 1947 bis 1950 w a r er P r ä s i d e n t d e s Z ü r c h e r Kirchenrats. S c h o n f r ü h b e g a n n er, sich mit P e r s o n und Werk Ulrich - > Z w i n g i i s w i s s e n s c h a f t l i c h zu b e s c h ä f t i g e n , und w u r d e i m L a u f sein e s L e b e n s zu e i n e m der f ü h r e n d e n Z w i n g l i - F o r s c h e r seiner G e n e r a t i o n . Seit 1920 wirkte er m a ß g e b l i c h an d e r kritischen Z w i n g l i - A u s g a b e mit. F. w a r m e h r f a c h e r E h r e n d o k t o r u n d seit 1939 T i t u l a r p r o f e s s o r d e r K i r c h e n g e s c h i c h t e an der U n i v . Z ü r i c h . Sein H a u p t w e r k ist d i e v i e r b ä n d i g e B i o g r a p h i e Huldrych Zwingli (seit 1943), deren letzter B a n d pos t u m 1960 e r s c h i e n e n ist. F a s s b i n d , T h o m a s , s c h w e i z e r , kath. T h e o l o g e , Historiker, * 1755 S c h w y z , t 3 1 . 1 . 1824 S c h w y z . Seit 1803 P f a r r e r in s e i n e m H e i m a t o r t , w u r d e F. 1811 päpstlicher P r o t o n o t a r und 1812 K ä m m e r e r des Vierwaldstätterkapitels. N e b e n einer u n g e d r u c k t g e b l i e b e n e n R e l i g i o n s g e s c h i c h t e des K a n t o n s S c h w y z schrieb er e i n e p o s t u m von e i n e m seiner S c h ü l e r h e r a u s g e g e b e n e Geschichte des Cantons Schwyz (5 B d e . , 1832-38). LITERATUR: M e y e r von K n o n a u : F.,T. In: A D B , Bd. 6, 1877, S. 5 8 0 . F a u l h a b e r , Elias M a t t h ä u s , e v a n g . T h e o l o g e , M a t h e matiker, * 2 . 9 . 1 7 4 2 U l m , t 2 8 . 5 . 1794 U l m . F. w u r d e nach d e m S t u d i u m 1767 P r o f . d e r M a t h e m a t i k a m G y m n a s i u m s e i n e r H e i m a t s t a d t und k a m 1769 als P f a r rer n a c h J u n g i n g e n . 1773 w u r d e er D i a k o n an d e r U l m e r

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Faulhaber D r e i f a l t i g k e i t s k i r c h e , 1776 P r e d i g e r a m dortigen M ü n s t e r und 1779 Prof. der T h e o l o g i e , S c h o l a r c h und Eherichter. F. w u r d e als Freigeist verdächtigt. Er b e f a ß t e sich auch mit M a t h e m a t i k und P h y s i k und schrieb u. a. De oppositis mathematicorum quantis (1768).

Faulhaber,

M i c h a e l von, kath. T h e o l o g e , E r z b i s c h o f von M ü n c h e n und Freising, K a r d i n a l , * 5 . 3 . 1869 H e i d e n f e l d ( U n t e r f r a n k e n ) , t 1 2 . 6 . 1952 M ü n c h e n . D e r S o h n eines B ä c k e r s w a r n a c h der P r i e s t e r w e i h e 1892 v o r ü b e r g e h e n d als S e e l s o r g e r tätig, studierte a n s c h l i e ß e n d in R o m und w u r d e K a p l a n und Vizerektor der A n i m a . 1899 habilitierte er sich in W ü r z b u r g , u n t e r n a h m S t u d i e n r e i s e n n a c h F r a n k r e i c h , G r o ß b r i t a n n i e n und S p a n i e n und w u r d e 1903 o . P r o f . der alttestamentlichen E x e g e s e an d e r U n i v . S t r a ß b u r g . Seit 1911 B i s c h o f von S p e y e r , w u r d e F. 1913 in den b a y e r i s c h e n P e r s o n e n a d e l e r h o b e n , 1917 z u m Erzbischof der D i ö z e s e M ü n c h e n - F r e i s i n g und 1921 z u m Kardinal e r n a n n t . Von B e d e u t u n g w a r e n i m ö f f e n t l i c h e n B e reich zuerst seine Tätigkeit als F e l d p r o p s t i m Ersten Weltkrieg mit z u m Teil umstrittenen K r i e g s p r e d i g t e n . 1923 unt e r n a h m er e i n e C a r i t a s - R e i s e in die U S A , u m S p e n d e n zur A b w e n d u n g einer H u n g e r s n o t in D e u t s c h l a n d zu s a m meln. Er b e f a ß t e sich als W i s s e n s c h a f t l e r mit d e r K a t e n e n P r o b l e m a t i k in d e n W e r k e n d e r K i r c h e n v ä t e r und mit biblischer Poesie, als P r a k t i k e r mit der E i n r i c h t u n g zahlreicher n e u e r Bildungsstätten und -Veranstaltungen, d a r u n t e r d e m K n a b e n s e m i n a r in T r a u n s t e i n , d e m S p ä t b e r u f e n e n s e m i n a r in Fürstenried s o w i e k a t e c h e t i s c h e n und h o m i l e t i s c h e n Fortbild u n g s k u r s e n . A l s ü b e r z e u g t e r M o n a r c h i s t lehnte er d i e R e publik e n t s c h i e d e n ab, w a n d t e sich g e g e n e i n e T r e n n u n g von K i r c h e und Staat, w a r a m bis h e u t e g ü l t i g e n K o n k o r d a t zwischen der K i r c h e und d e m b a y e r i s c h e n Staat 1924 entscheid e n d beteiligt und f ö r d e r t e d i e K o n f e s s i o n s s c h u l e n . Sein Verhältnis z u m N a t i o n a l s o z i a l i s m u s w a r z u n ä c h s t b e s t i m m t von d e r B e r e i t s c h a f t zur U n t e r o r d n u n g unter die S t a a t s m a c h t s o w i e d e m Versuch, kath. Interessen b e s t m ö g l i c h zu w a h ren. Er vertraute längere Zeit auf d a s R e i c h s k o n k o r d a t von 1933, w a n d t e sich j e d o c h schon f r ü h g e g e n d e n A n t i s e m i t i s m u s und C h a u v i n i s m u s d e r Nationalsozialisten (Judentum, Christentum, Germanentum. Adventspredigten, 1934) und w a r M i t v e r f a s s e r der päpstlichen E n z y k l i k a Mit brennender Sorge (1937). F. b e g r ü ß t e Hitlers A u ß e n p o l i t i k 1938 und w a n d t e sich erst 1942 a u c h g e g e n d e n Staatsterror, die nationalsozialistische S t r a f r e c h t s p r a x i s und d i e Verletzung der M e n s c h e n r e c h t e . D e r Versuch d e s W i d e r s t a n d s k r e i s e s u m Carl Friedrich G o e r d e l e r , ihn zur M i t a r b e i t zu b e w e g e n , scheiterte. I m N a c h k r i e g s d e u t s c h l a n d trat F. g e g e n d i e a m e r i k a n i s c h e n E n t n a z i f i z i e r u n g s m a ß n a h m e n und d i e S c h u l p o litik d e r B e s a t z u n g s m ä c h t e auf. B e s o n d e r s d e r S e e l s o r g e zug e w a n d t , ließ er ü b e r 100 K i r c h e n neu errichten und f ö r d e r t e O r d e n und L a i e n v e r e i n e . WEITERE WERKE: W a f f e n d e s Lichtes. G e s a m m e l t e Kriegsreden. F r e i b u r g / B r e i s g a u 1915. - Z e i t f r a g e n und Zeita u f g a b e n . G e s a m m e l t e R e d e n . Freiburg / B r e i s g a u 1919, 7 1 9 2 3 . - D e u t s c h e s E h r g e f ü h l und katholisches G e w i s s e n . M ü n c h e n 1925. - R u f e n d e S t i m m e n in d e r W ü s t e der G e g e n wart. G e s a m m e l t e R e d e n , P r e d i g t e n , H i r t e n b r i e f e . F r e i b u r g / B r e i s g a u 1931. - Z e i t r u f e - G o t t e s r u f e . G e s a m m e l t e P r e d i g ten. F r e i b u r g / B r e i s g a u 1932. - J u d e n t u m - C h r i s t e n t u m G e r m a n e n t u m . A d v e n t s p r e d i g t e n , g e h a l t e n in St. M i c h a e l zu M ü n c h e n . M ü n c h e n 1934. LITERATUR: M i c h a e l S c h m a u s : F., M . v. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 31 f. - H u g o L a n g : F., M . v. In: L e b e n s l ä u f e aus F r a n k e n . B d . 6. W ü r z b u r g 1969, S. 158-170. - A k ten Kardinal M . v. F. 1917-1945. Hrsg. v. L u d w i g Volk u n d H e i n z Hürten. 3 B d e . M a i n z / P a d e r b o r n 1975-2002 (mit L e b e n s b i l d ) . - O t t o G r i t s c h n e d e r : Kardinal M . v. F. zwischen W i d e r s t a n d und A n p a s s u n g . M ü n c h e n 1980. - G e o r g S c h w a i g e r : F., M . v. In: T R E , Bd. 10, 1982, S. 61-63. -

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J o h a n n Klier: Von der K r i e g s p r e d i g t z u m F r i e d e n s a p p e l l . E r z b i s c h o f M . v. F. und der E r s t e Weltkrieg. Ein B e i t r a g zur G e s c h i c h t e der d e u t s c h e n k a t h o l i s c h e n Militärseelsorge. M ü n c h e n 1991. - Walter Ziegler: F., M . In: L T h K 3 , B d . 3, 1995, Sp. 1197. - M a n f r e d Weitlauff: F., M . v. In: R G G 4 , B d . 3, 2 0 0 0 , Sp. 4 9 f. - T h o m a s F o r s t n e r / S u s a n n e K o r n a c k e r / P e t e r Pfister (Hrsg.): K a r d i n a l M . v. F. 1869-1952. M ü n c h e n 2 0 0 2 ( A u s s t e l l u n g s k a t a l o g ) . - Peter Pfister (Hrsg): M . K a r d i n a l v. F. ( 1 8 6 9 - 1 9 5 2 ) . B e i t r ä g e z u m 50. T o d e s t a g und zur Ö f f n u n g d e s K a r d i n a l - F a u l h a b e r - A r c h i v s . R e g e n s burg 2 0 0 2 . - L u d w i g Volk: F., M . v. ( 1 8 6 9 - 1 9 5 2 ) . In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 9 4 5 - 2 0 0 1 ) , 2 0 0 2 , S. 3 7 7 - 3 8 2 . - K l a u s Fitschen: F., M . v. In: B B K L , B d . 24, 2 0 0 5 , S p . 6 0 2 - 6 1 5 . F a u s e l , H e i n r i c h , e v a n g . T h e o l o g e , * 15. 1 1 . 1 9 0 0 Reutlingen, f 5 . 2 . 1 9 6 7 Tübingen. N a c h kurzer K r i e g s t e i l n a h m e und d e m S t u d i u m der T h e o l o g i e in T ü b i n g e n und M a r b u r g w a r F. 1927-46 S t a d t p f a r r e r in H e i m s h e i m und seither bis 1963 E p h o r u s des E v a n g e l i s c h e n S e m i n a r s in M a u l b r o n n . W ä h r e n d des „Dritten R e i c h e s " g e h ö r t e er zu den profiliertesten Vertretern der B e k e n n e n d e n K i r c h e in W ü r t t e m b e r g . F. g e h ö r t e zur J u n g r e f o r m a t o rischen B e w e g u n g und w a r L e i t u n g s m i t g l i e d der K i r c h l i c h T h e o l o g i s c h e n Sozietät. 1957 erhielt er einen L e h r a u f t r a g f ü r w ü r t t e m b e r g i s c h e K i r c h e n g e s c h i c h t e an d e r U n i v . T ü b i n g e n . 1963 w u r d e er H o n o r a r p r o f e s s o r in T ü b i n g e n . F. v e r ö f f e n t lichte u . a . D. Martin Luther. Der Reformator im Kampf um Evangelium und Kirche. Sein Werden und Wirken im Spiegel eigener Zeugnisse ( 2 1 9 5 5 ) und Luther heute (1957). WEITERE WERKE: L u t h e r und d i e d e u t s c h e N a t i o n . M ü n c h e n 1935. - M a u l b r o n n . 1147 - 1556 - 1956. Kloster und K l o s t e r s c h u l e . Stuttgart 1956. LITERATUR: J o a c h i m B o t z e n h a r d t : F., H . In: R G G 4 , B d . 3, 2 0 0 0 , S p . 51. - M a t t h i a s W o l f e s : F., H. In: B B K L , Bd. 2 0 , 2002, Sp. 475-479.

Faust,

J o h a n n e s , a u c h D o k t o r Faust, Sabellicus, G e o r g Faust, M e d i z i n e r , T h e o l o g e , A s t r o l o g e , * u m 1480 Knittlingen bei M a u l b r o n n , t 1 5 4 0 / 4 1 S t a u f e n / B r e i s g a u . F. ist d a s historische Vorbild f ü r d i e F a u s t - S a g e und - D i c h t u n g . A l s a u ß e r e h e l i c h e s K i n d e i n e s G r o ß b a u e r n und seiner M a g d trug er den T a u f n a m e n d e s Vaters und d e n F a m i l i e n n a m e n der Mutter, b e s u c h t e v e r m u t l i c h die h ö h e r e S c h u l e in Knittlingen, e r l e b t e a b e n t e u e r l i c h e W a n d e r j a h r e als f a h r e n d e r S c h o l a r und w a n d t e sich d e r H o c h s c h u l l a u f b a h n zu. N a c h w e i s l i c h hielt er sich an d e n U n i v e r s i t ä t e n H e i d e l berg, E r f u r t und Wittenberg, m ö g l i c h e r w e i s e a u c h in K r a k a u und L e i p z i g auf. Er e r w a r b m e d i z i n i s c h e und t h e o l o g i s c h e a k a d e m i s c h e G r a d e , lehrte u . a . in E r f u r t und zog als w a n d e r n d e r Arzt, W a h r s a g e r , A s t r o l o g e u n d M a g i e r u m h e r . F. hatte z u n ä c h s t viel Z u l a u f , w u r d e aber von gelehrten H u m a nisten ü b e r w i e g e n d a b g e l e h n t (—> L u t h e r bezichtigte ihn der T e u f e l s b ü n d e l e i ) ; in A d e l s k r e i s e n w a r er - vor allem w e g e n seiner astrologisch-hellseherischen Fähigkeiten - geschätzt. So sagte er u. a. 1534 die B e f r e i u n g der Stadt M ü n s t e r d u r c h B i s c h o f F r a n z von —> W a l d e c k und 1536 den A u s g a n g d e s K r i e g s z w i s c h e n K a i s e r Karl V. und K ö n i g F r a n z I. voraus. F . s Schriften sind n u r n o c h in w e n i g e n F r a g m e n t e n (Magia naturalis et innaturalis, 1612) überliefert; seinen N a c h l a ß ü b e r n a h m d e r g e h e i m w i s s e n s c h a f t l i c h interessierte A n t o n Graf von S t a u f e n . WEITERE WERKE: D e r Schlüssel von d e m Z w a n g e der H ö l l e n oder d i e B e s c h w ö r u n g e n und P r o z e s s e d e s D o c tor J o h a n n i s F a u s t a e , von d e r ö f t e r s practicirten göttlic h e n Z a u b e r - K u n s t ex Originalibus. F r a n k f u r t / M a i n 1609. N a c h d r . M ü n c h e n 1993. - Praxis c a b a l l e a l b e et nigre d o c t o r J o h a n n i Faustii (= C a b b a l i s t i s c h - m a g i s c h e r B ü c h e r s c h a t z . E i n e S a m m l u n g seltenster o k k u l t e r O r i g i n a l e als Privatd r u c k e f ü r L o g e n - A r c h i v e usw., Bd. 1). M ü n c h e n 1875, a u c h 1926.

Feddersen LITERATUR:

YD

16, F

642-657.

-

Georg

Rudolf

Wid-

mann: Das ärgerliche Ende des viel-berüchtigten ErzSchwarzkünstlers D. Johannis Fausti. Nürnberg 1674. - Karl Simrock: Dr. J. F. Frankfurt/Main 1846. - Hans Henning: Faust als historische Gestalt. In: Goethe. Neue Folge des J a h r b u c h s der G o e t h e - G e s e l l s c h a f t 2 1 ( 1 9 5 9 ) S. 1 0 7 - 1 3 9 .

-

Alfred Zastrau: F., J. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 34 f. - Henry Birven: Der historische Doktor F. Maske und Antlitz. Gelnhausen 1963. - Wilhelm Pültz: Historie und Dichtung vom Dr. J. F. Augsburg 1968. - Frank Baron: War Dr. Faustus in Kreuznach? Realität und Fiktion im F.-Bild des Abtes Johannes Trithemius. Alzey 2003. F e c h e n b a c h , Georg Karl (Ignaz Johann Nepomuk) von, Fürstbischof von Würzburg, * 2 0 . 2 . 1749 Mainz, t 9 . 4 . 1808 Bamberg. F., Vetter von Georg Adam —»F. zu Laudenbach, war der Sohn des Christoph Hartmann von F., kurmainzischen Kammerherrn, Regierungsrats und Oberamtmanns zu Miltenberg und Steinheim, und der Sophie Leopoldine von Buseck, Schwester des Christoph Franz von Buseck, des letzten Fürstbischofs von Bamberg. Er studierte Rechtswissenschaften und Theologie und wurde 1768 zum Dr. jur. utr., 1769 in Rom zum Dr. theol. promoviert. Seit 1758 Domizellar in Würzburg, seit 1761 auch in Mainz, wurde er 1763 Domherr, 1777 Domkapitular und 1779 Domdechant in Trier, 1780 Domkapitular in Mainz, 1785 Kanonikus in Komburg, 1787 Rektor der Würzburger Univ. und Leiter der würzburgischen Schulkommission. Mit kaiserlicher Unterstützung wurde F. 1795 zum letzten Fürstbischof von Würzburg gewählt. In den politischen und militärischen Auseinandersetzungen der Zeit mußte er 1796 und 1800 aus seinem Bistum fliehen. Er dankte noch vor dem Reichsdeputationshauptschluß 1802 ab, überließ Würzburg gegen finanzielle Entschädigung dem Königreich Bayern und zog sich erst nach Werneck, später nach Veitshöchheim zurück. WERKE: Die Nichtaufnahme ausgewanderter Franzosen betreffend. Würzburg 1796. - Verordnung die gegenwärtige Hornviehseuche betreffend. Würzburg 1796. - Die Vermögens-Confiscation der Deserteurs betr. Veitshöchheim 1797. - Verordnung, die von den Bewohnern der fürstlichen Residenzstadt Würzburg zuleistenden Kriegssteuer-Beyträge betreffend. Veitshöchheim 1798. LITERATUR: Leo Günther: F., G. K. v. In: Lebensläufe aus Franken. Bd. 4. Hrsg. v. Anton Chroust. Würzburg 1930, S. 133-141. - Alexander Seuffert: Die böhmische Fluchtreise des Fürstbischofs G. K. v. F. zu Würzburg mit seinem geheimen Referendar und Kabinettsekretär Johann Michael Seuffert vom 18. Juli 1796 bis 23. August 1796. In: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst 17 (1965) S. 54-93. - Erik Soder: F. zu Laudenbach, G. K. I. Frh. v. In: Gatz, Bischöfe ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 181 f. - Winfried Romberg: G. K. v. F. Der letzte Herzog von Franken. In: Frankenland 4 9 (1997) 5, S. 314-321.

Fechenbach zu Laudenbach,

Georg Adam Reichsfreiherr von, kath. Theologe, * 15. 12. 1707 Laudenbach, t 18.7. 1772 Mainz. Ursprünglich Würzburger Offizier, begann F. zu L. 1734 eine klerikale Laufbahn mit dem Empfang der Tonsur. 1738 wurde er Domizellar, im folgenden Jahr Domkapitular in Mainz. 1740 Schloß er das Theologiestudium in Mainz ab. 1743 zum Stiftsherrn von Mariagreden in Mainz ernannt, war er dort seit 1744 Kapitular. 1743 wurde er Domherr, 1755 Domkapitular in Würzburg. 1758 verzichtete er zugunsten seines jugendlichen Vetters Georg Karl von —>F. auf die Pfründe, wurde 1760 abermals Würzburger Domherr und verzichtete 1761 erneut. F. war Kanoniker am Mainzer Stift St. Peter und kurmainzischer Geheimer Rat. Als Generalvikar des Erzbischofs Johann Friedrich Karl von —> Ostein

verteidigte er gegen die aufgeklärten Schulreformer dessen Recht auf die Ernennung der Lehrer. Seit 1763 war F. Domdekan in Mainz. LITERATUR: Friedhelm Jürgensmeier: F. z. L „ G. A. Reichsfreiherr v. In: Gatz, Bischöfe (1648-1803), 1990, S. 102 f.

Fechenbach zu Laudenbach,

Johann Philipp (Karl Anton) Reichsfreiherr von, kath. Theologe, * 5 . 6 . 1708 Würzburg, t 26. 12.1779 Regensburg. Mit zwölf Jahren Domizellar des Würzburger Domkapitels, wurde F. zu L. 1731 zum Priester geweiht. 1740 wurde er Domkapitular in Würzburg und Kapitular des Ritterstifts Wimpfen, im folgenden Jahr Konsistorialpräsident und zweiter Präsident des fürstbischöflichen Hofrats, dem die Leitung der zentralen Verwaltungsaufgaben unterstand. 1746 wurde F. zu L. Propst des Kollegiatstifts Landshut, 1748 Cellarius und Kustos in Würzburg. Seit 1751 war er würzburgischer Gesandter auf dem Regensburger Reichstag, auf dem er später u.a. auch Salzburg, Bamberg und Fulda vertrat. 1766 wurde F. zu L. Stiftspropst von Altötting, im folgenden Jahr Titularbischof von Tenera. LITERATUR: Stephan M. Janker: F. z. L., J. P. K. A. Reichsfreiherr v. In: Gatz, Bischöfe (1648-1803), 1990, S. 103 f. F e c h t , Johannes, luth. Theologe, * 25. 12. 1636 Sulzburg/ Breisgau, t 5 . 5 . 1 7 1 6 Rostock. F., dessen Vater Superintendent der Markgrafschaft Hochberg war, studierte 1655-61 in Straßburg vor allem bei Johann Conrad —» Dannhauer Theologie, daneben Philologie, Philosophie, semitische Sprachen und Geschichte. Danach vervollkommnete er seine Kenntnisse an mehreren deutschen Universitäten, u.a. in Heidelberg, Gießen und Wittenberg. Seit 1669 war er Hofprediger und Prof. der Theologie in Durlach, seit 1688 auch Superintendent der Markgrafschaft Baden-Durlach. 1690 wurde F. auf Empfehlung Philipp Jakob —»Speners Prof. der Theologie und Superintendent in Rostock. Als Vermittler in theologischen Streitfragen, Förderer des Schulwesens, der Bibelverbreitung und der Eigenständigkeit kirchlicher Institutionen machte er sich um die mecklenburgische Kirche verdient. Seine praktische Tätigkeit gründete auf lutherisch-orthodoxen Überzeugungen, die sich etwa in der Schrift Der theologischen Fakultät zu Rostock Beantwortung der Frage: Ob die Pietisterey eine Fabel sey (1715) vor allem gegen die schwärmerischen Varianten des Pietismus richteten. WEITERES WERK: Compendium universam theologiam theticam et polemicam complexum. 1740. LITERATUR: Eberhard H. Pältz: F., J. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 38 f. - Thomas Kaufmann: F., J. In: RGG 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 54. F e c k e s , Carl, kath. Theologe, * 3 0 . 7 . 1 8 8 4 Krefeld, t 8.3. 1958 Königswinter. F. empfing 1918 in Köln die Priesterweihe. Er wurde in Rom zum Dr. phil. und 1923 in Freiburg zum Dr. theol. (Die nominalistische Rechtfertigungslehre nach Gabriel Biel) promoviert. 1924-29 lehrte er als Dozent, danach als Prof. an der Albertus-Magnus-Akademie in Köln. F. gehörte 1951 zu den Gründern der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Mariologie. Er war Mitherausgeber der Werke des —> Albertus Magnus und seit 1953 der Neuedition von —> Scheebens Christologie. F. gehörte der Marianischen Akademie an. LITERATUR: Franz Courth: F., C. In: LThK 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 1203.

Feddersen, Jakob Friedrich, auch Fedderson, evang. Theologe, Schriftsteller, * 3 1 . 7 . 1736 Schleswig, t 3 1 . 1 2 . 1788 Altona (heute zu Hamburg). F. brach eine Kaufmannslehre ab, studierte 1755-58 in Jena Theologie und unterrichtete zwei Jahre als Hauslehrer in seiner Vaterstadt. 1760 wurde er Kabinettsprediger des Her-

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Feder z o g s von H o l s t e i n - A u g u s t e n b u r g , 1765 P r e d i g e r in B a l l e n stedt, B e r n b u r g , H a r z g e r o d e s o w i e a m H o f d e r Fürstin von A n h a l t - B e r n b u r g , 1769 an der M a g d e b u r g e r J o h a n n i s k i r che, 1777 an der D o m k i r c h e in B r a u n s c h w e i g . Seit 1788 als Propst und Konsistorialrat f ü r d i e K i r c h e n und S c h u l e n in A l t o n a verantwortlich, unterrichtete er d a n e b e n Religion a m d o r t i g e n C h r i s t i a n e u m und b e t r e u t e d i e e v a n g . P f a r r g e m e i n d e . F. s c h r i e b zahlreiche Traktate, L i e d e r und E r b a u u n g s s c h r i f t e n (u. a. Die Gemlithsruhe auf dem Sterbebette, als das würdigste Lob, welches dem aufgelösten Christen in die Gruft nachschallet [...] 1757), religiöse Kinderliteratur s o w i e T r a u e r s p i e l e und d i e A b h a n d l u n g Beredsamkeit und Dichtkunst sind die vertrautesten Freundinnen der Gottesgelahrtheit [...] (1758). LITERATUR: J a k o b F r a n c k : F., J. F. In: A D B , B d . 6, 1877, S. 5 9 4 f.

Feder,

A l f r e d , Jesuit, T h e o l o g e , * 1 2 . 8 . 1872 E u p e n , t 5 . 7 . 1 9 2 7 Valkenburg ( N i e d e r l a n d e ) . D e r Patristiker lehrte seit 1911 als Prof. f ü r D o g m e n g e schichte und g e s c h i c h t l i c h e M e t h o d e n l e h r e a m Sitz der nied e r l ä n d i s c h e n J e s u i t e n p r o v i n z in V a l k e n b u r g - H o u t h e m . Er übersetzte S c h r i f t e n d e s O r d e n s g r ü n d e r s I g n a t i u s von L o y o l a ins D e u t s c h e und v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Studien zu Hilarius von Poitiers (3 B d e . , 1910 ff.) u n d ein m e h r f a c h a u f g e l e g t e s Lehrbuch zur geschichtlichen Methode (1919).

Feder,

J o h a n n M i c h a e l , kath. T h e o l o g e , B i b l i o t h e k a r , Orientalist, * 2 5 . 5 . 1753 Oellingen ( U n t e r f r a n k e n ) , t 6 . 7 . 1824 W ü r z b u r g . F. studierte in W ü r z b u r g T h e o l o g i e , e r w a r b 1777 d e n G r a d eines Lizentiaten, w u r d e im selben J a h r z u m Priester g e w e i h t , w a r seelsorgerisch tätig u n d erhielt 1785 e i n e a u ß e r o r d e n t l i c h e P r o f e s s u r f ü r orientalische S p r a c h e n . 1786 z u m D r . theol. p r o m o v i e r t , leitete er seit 1791 d i e U n i v e r sitätsbibliothek, w a r seit 1795 o . P r o f . der M o r a l t h e o l o g i e und Patristik, ü b t e d a s A m t eines Z e n s u r r a t s aus und w u r d e 1798 Geistlicher Rat. N a c h der R e o r g a n i s a t i o n der U n i v . 1 8 0 3 / 0 4 d u r c h die n u n m e h r k u r f ü r s t l i c h b a y e r i s c h e R e g i e r u n g verlor F. d i e P r o f e s s u r , blieb aber bis zu seiner P e n s i o n i e r u n g 1811 O b e r b i b l i o t h e k a r . N e b e n F a c h v e r ö f f e n t l i c h u n gen g a b er als der A u f k l ä r u n g u n d d e m R a t i o n a l i s m u s verpflichteter T h e o l o g e die „ W ü r z b u r g e r G e l e h r t e n A n z e i g e n " , das „ M a g a z i n zur B e f ö r d e r u n g des S c h u l w e s e n s im katholischen D e u t s c h l a n d " (3 B d e . , 1791-97) s o w i e das „Praktischt h e o l o g i s c h e M a g a z i n f ü r k a t h o l i s c h e G e i s t l i c h e " (3 B d e . , 1798-1800) heraus. WEITERES WERK: Übers.: D e s seligen T h e o d o r e t s , K i r c h e n vaters und B i s c h o f e s zu C y r u s Z e h n R e d e n von der Göttlichen Fürsicht. W ü r z b u r g 1788. LITERATUR: Karl-Josef L e s c h : J. M . F., ein Prediger d e r A u f k l ä r u n g s z e i t . In: W ü r z b u r g e r D i ö z e s a n g e s c h i c h t s b l ä t t e r 41 ( 1 9 7 9 ) S. 169-182. - K l a u s Wittstadt: F., J. M . In: L T h K 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 1203.

Federer,

Heinrich, s c h w e i z e r , kath. T h e o l o g e , S c h r i f t steller, * 6 . 1 0 . 1 8 6 6 B r i e n z (Kt. B e r n ) , t 2 9 . 4 . 1 9 2 8 Zürich. F., d e s s e n Vater als Z e i c h e n l e h r e r an den S c h n i t z l e r s c h u len in B r i e n z und S a c h s e i n , d a n n als V o l k s s c h u l l e h r e r tätig war, studierte in Eichstätt, L u z e r n und F r e i b u r g ( S c h w e i z ) T h e o l o g i e , w u r d e 1893 in St. Gallen z u m Priester g e w e i h t und ü b e r n a h m die K a p l a n s t e l l e in J o n s c h w i l (Kt. St. G a l len), d i e er 1899 a u s K r a n k h e i t s g r ü n d e n a u f g e b e n m u ß t e . Er w u r d e R e d a k t e u r u n d bald f ü h r e n d e r Leitartikler d e r „ Z ü r c h e r N a c h r i c h t e n " . 1902 unter der A n k l a g e sexuellen M i ß b r a u c h s M i n d e r j ä h r i g e r v e r h a f t e t , w u r d e er später j e d o c h aus M a n g e l an B e w e i s e n f r e i g e s p r o c h e n . T r o t z d e m verlor er s e i n e Stelle und m u ß t e e i n i g e J a h r e als f r e i e r G e l e g e n h e i t s j o u r n a l i s t arbeiten, bis er 1911 d i e Lachweiler Geschichten

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und den R o m a n Berge und Menschen v e r ö f f e n t l i c h t e . F. thematisierte in N o v e l l e n , e r z ä h l e r i s c h e n S k i z z e n und R o m a n e n s e i n e e i g e n e L e b e n s g e s c h i c h t e , R e i s e e r l e b n i s s e in Italien sow i e die Welt d e r s c h w e i z e r . B e r g b a u e r n (u. a. Das Mätteliseppi, 1916; Papst und Kaiser im Dorf, 1924). LITERATUR: Sigisbert Frick: H. F.: L e b e n und D i c h t u n g . L u z e r n 1960. - Karl F e h r : F., H . In: N D B , B d . 5, 1961, S. 4 2 f. - Sigisbert Frick: H. F.: A u s s e i n e m L e b e n und Werk. L u z e r n 1966. - A g n e s A r e g g e r : H . F. ( 1 8 6 6 - 1 9 2 8 ) . In: G r e n z f a l l Literatur. J o s e p h Bättig. F r e i b u r g ( S c h w e i z ) 1993, S. 5 4 - 7 4 . F e d e r s p i e l , J o h a n n A n t o n Frh. von, Fürstbischof von C h u r , * 23. 1 0 . 1 7 0 8 S c h l o ß F ü r s t e n b u r g (Tirol), t 2 7 . 2 . 1 7 7 7 Chur. F., N e f f e Ulrich von - > F . s , studierte seit 1724 in I n n s b r u c k , seit 1726 in Dillingen, 1727-31 a m C o l l e g i u m G e r m a n i c u m in R o m und e m p f i n g 1731 d i e P r i e s t e r w e i h e . Seit 1724 D o mizellar, w u r d e er 1739 D o m k a n t o r und 1743 D o m d e k a n in C h u r . 1755 w u r d e F. z u m B i s c h o f g e w ä h l t und 1757 mit den R e g a l i e n versehen. Er v e r b e s s e r t e die B e z i e h u n g e n d e s B i s t u m s zur Stadt C h u r , verteidigte d i e bischöfliche I m m u n i t ä t und Jurisdiktion und w e h r t e die E i n f ü h r u n g eines n e u e n K a t e c h i s m u s s o w i e die S o n d e r b e s t e u e r u n g d e s K l e r u s ab. F. galt als F ö r d e r e r d e r H e r z - J e s u - V e r e h r u n g , g r ü n d e t e 1757 an d e r D o m k i r c h e in C h u r e i n e J o h a n n e s - N e p o m u k B r u d e r s c h a f t und g a b 1762 einen K a t e c h i s m u s in d e u t s c h e r und lateinischer S p r a c h e heraus. LITERATUR: Pierre L o u i s Surchat: F., J. A . Frh. v. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 6 4 8 - 1 8 0 3 ) , 1990, S. 104 f. F e d e r s p i e l , Ulrich Frh. von, Fürstbischof von C h u r , * 7 . 5 . 1657 D o m a t / E m s ( G r a u b ü n d e n ) , t 11. 10. 1728 Chur. F., S o h n eines A m t m a n n s , studierte in Dillingen T h e o l o g i e und w u r d e 1682 z u m Priester g e w e i h t , 1684 D o m h e r r in C h u r und bischöflicher K a n z l e r . S e i n e Wahl z u m N a c h f o l g e r seines O n k e l s B i s c h o f Ulrich d e —»Mont 1682 w u r d e a u f g r u n d kirchen- und staatspolitischer A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n v o m H e i l i g e n Stuhl z u n ä c h s t kassiert, j e d o c h 1692 von Inn o z e n z XII. bestätigt. 1695 erhielt F. von K a i s e r L e o p o l d I. d i e R e g a l i e n . W i e s e i n e Vorgänger v e r s u c h t e F. die Politik d e s A n s c h l u s s e s an Österreich d u r c h V e r k ä u f e und Z u s a m m e n s c h l ü s s e f o r t z u f ü h r e n und w a r in die k o n f e s s i o n e l l e n S p a n n u n g e n in G r a u b ü n d e n verwickelt. LITERATUR: Felix M a i s s e n : D i e B i s c h o f s w a h l U.s VII. ν. F. 1692. In: B ü n d n e r M o n a t s b l a t t (1959) S. 180-208. - P i e r r e L o u i s Surchat: F., U. Frh. v. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 6 4 8 - 1 8 0 3 ) , 1990, S. 105 f.

Feer,

Jakob Emanuel, schweizer, reformierter Theologe, Politiker, S c h u l m a n n , * 2 8 . 2 . 1754 B r u g g , t 2 3 . 6 . 1 8 3 3 Aarau. D e r S o h n eines K n o p f m a c h e r s studierte seit 1768 T h e o l o g i e in B e r n und w u r d e 1773 p r o m o v i e r t s o w i e 1777 z u m Verbi Divini M i n i s t e r ordiniert. A n s c h l i e ß e n d als H o f m e i s t e r B e r ner Patrizier auf Studienreisen d u r c h D e u t s c h l a n d , n a h m er 1780 d i e Pfarrstelle in N i d a u an und w u r d e 1785 S t a d t p f a r rer von B r u g g . A l s e n t s c h i e d e n e r V e r f e c h t e r eines v e r g r ö ß e r ten und vereinten K a n t o n s A a r g a u w u r d e er 1798 z u m R e gierungsstatthalter, Polizei- und K r i e g s k o m m i s s ä r e r n a n n t , 1801 j e d o c h durch den Staatsstreich d e r B e r n e r A r i s t o k r a tie e n t m a c h t e t . N a c h d e r e n d g ü l t i g e n F i x i e r u n g d e s n e u e n K a n t o n s A a r g a u w i d m e t e er sich d e m S c h u l w e s e n u. a. als M i t g l i e d d e s k a n t o n a l e n Schulrats, P r ä s i d e n t u n d Vizepräsident der K a n t o n s s c h u l d i r e k t i o n s o w i e als R e k t o r und Prof. f ü r G e s c h i c h t e , G e o g r a p h i e , Latein, F r a n z ö s i s c h und Italienisch an der A a r g a u i s c h e n K a n t o n s s c h u l e . 1815-31 w a r er M i t g l i e d d e s G r o ß e n R a t s d e s K a n t o n s , 1826-31 d e s aargauischen Appellationsgerichts.

Feilmoser Feer,

Ludwig, schweizer. Theologe, Chronist, * um 1460 Luzern, t 6 . 9 . 1 5 0 3 Luzern. Der Sprößling eines Luzerner Patrizier- und Schultheißengeschlechts wird 1462 als Inhaber einer Anwartschaft auf eine Chorherrenstelle in Beromünster erwähnt. Nach der Resignation derselben trat er angeblich in die Klosterschule St. Gallen ein. 1480-83 wirkte F. als Pfarrer in Ettiswil und absolvierte gleichzeitig ein Studium an der Univ. Paris. Seit 1485 in Luzern ansässig, übernahm er verschiedene Amtsstellen in Gericht und Verwaltung und wurde 1491 in den Großen Rat a u f g e n o m m e n . Aus seiner Zeit als Stadtschreiber (1493-1503) ist das Manuskript einer Chronik der Stadt Luzern erhalten, das die Jahre 1462 und 1490-99 umfaßt (Etiliche chronickwiirdige sachen durch Ludwig Feeren der zytt stattschrybern zu Lucern beschriben anno 1499). LITERATUR: Eduard Albert Feer: Die Familie Feer in Luzern und im Aargau, 1331-1934. Aarau 1934. - Anton Gössi: F., L. In: VL 2 , Bd. 2, 1980, Sp. 713 f.

Fehringer,

Eduard, kath. Theologe, * 2 . 9 . 1873 Nußloch bei Heidelberg, t 7 . 2 . 1 9 3 4 Freiburg/Breisgau. F. wurde 1899 in St. P e t e r / S c h w a r z w a l d zum Priester geweiht, war bis 1903 an mehreren Orten als Vikar tätig und betreute bis 1907 die Pfarrgemeinden Pfaffenweiler, Stahringen, Honstetten und Weier. Er war Spiritual in Gengenbach, Direktor in Weiterdingen und Kaplaneiverweser auf d e m Lindenberg. 1917-29 hatte er Pfarrstellen in Gurtweil, H e m m e n h o f e n und Ebersweier inne. F. verfaßte Traktate, Gebetbücher und religiöse Schriften, die zum Teil zahlreiche Auflagen erlebten (u.a. Leben und Beten des braven Schülers, 1925).

Fehrmann,

Paul (Gustav Emil), Musikdirektor, * 12.10. 1859 Dresden, t 2 7 . 6 . 1938 St. Gallen. F. studierte am Konservatorium Dresden, wurde 1878 Korrepetitor und Kapellmeister in Görlitz, ging 1883 als Kapellmeister des Stadttheaters nach St. Gallen und arbeitete 1885-1931 als Organist, Chorleiter und Gesanglehrer. 1899 wurde er eingebürgert. F. war Mitbegründer und musikalischer Bearbeiter des Schweizerischen Kirchengesangbuches. Er komponierte eine große Zahl von kirchlichen und weltlichen Liedern und Chören.

Feichter,

Michael, kath. Theologe, * 2 7 . 8 . 1766 Mühlen bei Taufers /Pustertal, t 8 . 1 . 1832 Innsbruck. F. studierte in Brixen, empfing 1790 die Priesterweihe und wurde Prof. des Bibelstudiums und der orientalischen Sprachen am Priesterseminar in Brixen, dessen Subregens er später war. Mit A u f h e b u n g der Theologischen Lehranstalt durch die bayerische Regierung 1807 mußte er seine Lehrtätigkeit unterbrechen, konnte jedoch 1823 wieder an das Priesterseminar zurückkehren und wurde 1827 dessen Regens. F. veröffentlichte u. a. eine Historia evangelica ex verbis sanctissimis evangelistarum concinnata et in ordinem redacta (1802). LITERATUR: Josef Innerhofer: Die Kirche in Südtirol. Gestern und heute. Bozen 1982, S. 173. - Josef Gelmi: Geschichte der Kirche in Tirol. Innsbruck u . a . 2001, S. 290. F e i c h t m a y r , Franz Xaver d. Ä., auch Feichtmei(e)r, Feichtmey(e)r, Feuchtmay(e)r, Stukkateur, * 10.12. 1705 Haid (heute zu Wessobrunn, Oberbayern), t vor 2 1 . 8 . 1763 Augsburg. Seit A n f a n g der zwanziger Jahre in Augsburg, wird F. 1727-64 als Hausbesitzer genannt. Neben seinem Bruder Johann Michael —>F. gilt er als der bedeutendste Stukkator seiner Zeit und Region. Anfangs noch im Bandlwerk, zuletzt im Stil des hohen Rokoko, führte F. Stuckarbeiten in Kirchen in Schwaben, Oberbayern, Tirol sowie Mittelund Mainfranken aus, u . a . in D i e ß e n / A m m e r s e e ( 1 7 3 8 / 3 9 )

und R o t t / I n n (1759-63). Vereinzelt schuf er auch Altäre und Kanzeln in Stuckmarmor. LITERATUR: Norbert Lieb: F., F. X. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 52 f. - Eva Christina Vollmer: Zur Stuckdekoration der Wallfahrtskirche Maria Steinbach an der Iiier. In: Ars Barvarica 9 (1978) S. 41-50. - Ralf Scharnagl: Der Wessobrunner Stukkateur Johann Michael II. M ü n s t e r / H a m b u r g 1993. Petra Grove: F., F. X. d . Ä . In: A KL, Bd. 39, 2003, S. 5 1 6 f . F e i c h t m a y r , Johann Michael (II.), auch Feuchtmayer, Stukkateur, Bildhauer, Ornamentstecher, getauft 5 . 8 . 1 7 0 9 oder 2 5 . 9 . 1 7 1 0 Haid (heute zu Wessobrunn, Oberbayern), t 4 . 6 . 1772 Augsburg. F. war 1722-25 Lehrknabe bei d e m Maurer Johann Paulus und leistete Zuarbeit bei der Stuckierung der ehemaligen Augsburger Dominikanerkirche. Seine eigentliche Ausbildung sowie den Weg zu eigenständiger künstlerischer Entwicklung fand er vermutlich in Oberschwaben und Österreich. F. gilt als einer der bedeutendsten Stukkatoren und Altarbauer des süddeutschen Rokoko, der bei seinen umfangreichen Aufträgen zahlreiche Mitarbeiter beschäftigte. Er schuf Stuckdekorationen in den ehemaligen Abteikirchen Amorbach (1744-47), Zwiefalten (1747-58) und Ottobeuren (um 1760 ff.) sowie in der Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen (1764 ff., zusammen mit Johann Georg Üblhör). Die Dekoration im Treppenhaus, in der Kirche und in den Festräumen von Schloß Bruchsal entstand 1751-56 (im Zweiten Weltkrieg zerstört; rekonstruiert). LITERATUR: Norbert Lieb: F., F. X. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 54. - Ralf Scharnagl: Der Wessobrunner Stukkateur J. M. II. F. M ü n s t e r / H a m b u r g 1993. - Ders.: F., J. M. (II). In: A K L , Bd. 37, 2003, S. 519 f.

Feigerle,

Ignaz, kath. Theologe, Bischof von St. Pölten, * 7 . 4 . 1795 Biskupstwo bei Olmütz, f 2 7 . 9 . 1 8 6 3 Ochsenburg (Niederösterreich). Der Sohn eines Zeugmachers studierte in Olmütz und Wien Theologie, empfing 1818 die Priesterweihe und wirkte als Seelsorger in Mähren und Wien. 1823 wurde er Prof. der Pastoraltheologie am Olmützer Lyzeum und 1828 erster Rektor der dortigen neugegründeten Universität. 1830 an die Wiener Univ. berufen, war er daneben Hofkaplan, Hof- und Burgpfarrer, Spiritual am Bildungsinstitut für Weltpriester Augustineum sowie Beichtvater des Kaisers. Seit 1847 hatte er das Rektorat der Univ. inne. 1851 wurde F. Bischof von St. Pölten. Er veröffentlichte mehrere Predigtsammlungen und eine Biographie über T h o m a s von Aquin. LITERATUR: Friedrich Schragl: F., I. In: Gatz, Bischöfe ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 182-184.

Feilmoser,

Andreas Benedikt, Benediktiner, Theologe, * 8 . 4 . 1777 H o p f g a r t e n / B r i x e n t a l (Tirol), t 2 0 . 7 . 1831 Tübingen. F. studierte in Innsbruck Philosophie, trat 1796 in das Benediktinerstift Fiecht bei Schwaz (Tirol) ein und studierte in St. Georgen bei Villingen Theologie. Seit 1800 Lehrer f ü r Exegese des Alten und Neuen Testaments in Fiecht, wurde er im folgenden Jahr zum Priester geweiht und zum Novizenmeister ernannt. Nach 1803 aufklärerischer Gesinnung beschuldigt, verlor er 1806 sein Lehramt und wurde als Hilfspriester nach Achenthai versetzt, aber noch im gleichen Jahr unter der nunmehr bayerischen Herrschaft als Prof. der orientalischen Sprachen und der Einleitung in das Alte Testament, später auch der neutestamentlichen Exegese an die Univ. Innsbruck berufen. 1808 wurde er zum Dr. theol. promoviert, 1811 zum königlich bayerischen Rat ernannt. 1820-31 war er Prof. der Exegese des Neuen Testaments an der Univ.

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Feine Tübingen. F.s der Aufklärung verpflichtetes Hauptwerk ist eine Einleitung in die Bücher des Neuen Bundes für die öffentlichen Vorlesungen (1810). LITERATUR: Abraham Peter Kustermann: F., A. In: LThK 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 1210f. F e i n e , Hans Erich Alfred, Jurist, * 2 1 . 3 . 1890 Göttingen, t 6 . 3 . 1 9 6 5 Tübingen. Der Sohn Paul —»F.s studierte in Breslau, Freiburg/Breisgau, Berlin und Halle Rechtswissenschaft und wurde 1913 promoviert. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg wurde er 1918 Assistent am Kirchenrechtlichen Institut der Univ. Berlin unter Ulrich —> Stutz. 1920 in Breslau habilitiert, nahm er 1922 einen Ruf als Ordinarius für deutsche Rechtsgeschichte, bürgerliches Recht, Handels- und Kirchenrecht nach Rostock an. Seit 1931 lehrte er - mit einer Unterbrechung 1945-55 - Rechtsgeschichte und Kirchenrecht in Tübingen. F. veröffentlichte u.a. Die Besetzung der Reichsbistümer vom Westphälischen Frieden bis zur Säkularisation 1648-1803 (1921) und Das Werden des deutschen Staates seit dem Ausgang des Heiligen Römischen Reiches 1800-1933 (1936). Seine Kirchliche Rechtsgeschichte (Bd. 1: Die katholische Kirche, 1950, 5 1972) fand als Lehrbuch weite Verbreitung. WEITERE WERKE: Nationalsozialistischer Staatsumbau und deutsche Geschichte. Stuttgart 1933. - Deutsche Verfassungsgeschichte der Neuzeit. Tübingen 1937, 2 1940. - Reich und Kirche. Ausgewählte Abhandlungen zur deutschen und kirchlichen Rechtsgeschichte. Aalen 1966. - Territorium und Gericht. Studien zur süddeutschen Rechtsgeschichte. Aalen 1978. LITERATUR: M a r t i n H e c k e l :

H. E. F.

1890-1965.

In:

Fer-

dinand Elsener (Hrsg.): Lebensbilder zur Geschichte der Tübinger Juristenfakultät. Tübingen 1977, S. 189-213. Knut-Wolfgang Nörr: F., H. E. In: RGG 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 6 0 . F e i n e , Paul, evang. Theologe, * 9 . 9 . 1859 Golmsdorf bei Jena, t 3 1 . 8 . 1933 Halle/Saale. Nach dem Studium der klassischen Philologie in Jena und Berlin (Dr. phil. 1883, De Aristarcho Pindari interprete) unterrichtete F., Sohn eines Schulrektors, als Gymnasiallehrer in Jena, war Erzieher in Neuwied/Rhein und ging 1889 als Lehrer nach Göttingen. Er widmete sich theologischphilologischen Forschungen, wurde Lizentiat der Theologie und habilitierte sich 1893 (Der Jakobusbrief nach Lehranschauungen und Entstehungsverhältnissen). Im folgenden Jahr als o.Prof. nach Wien berufen, lehrte er seit 1907 in Breslau und von 1910 bis zu seiner Emeritierung 1927 in Halle/Saale. F.s wissenschaftliche Lebensarbeit galt dem Neuen Testament. Gegen die historisch-kritischen und religionsgeschichtlichen Tendenzen seiner Zeit bekräftigte er in seinem Hauptwerk Theologie des Neuen Testaments (1912, 14 1965) den Offenbarungscharakter der Evangelien und urchristlichen Zeugnisse. F. war der Vater von Hans Erich Alfred - > F . WEITERE WERKE: Das gesetzfreie Evangelium des Paulus nach seinem Werdegange dargestellt. Leipzig 1899. - Eine vorkanonische Untersuchung des Lukas in Evangelium und Apostelgeschichte. Gotha 1891. - Jesus Christus und Paulus. Leipzig 1902. - Der Römerbrief. Eine exegetische Studie. Göttingen 1903. - Paulus als Theologe. Groß Lichterfelde/ Berlin 1906. - [Selbstbiographie]. In: Die Religionswissenschaft der Gegenwart in Selbstdarstellungen, Bd. 5. Hrsg. von Erich Stange. Leipzig 1929, S. 39-84. LITERATUR: Hermann Strathmann: F., P. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 61.

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F e i n e r , Johannes, schweizer, kath. Theologe, * 7 . 6 . 1909 Zürich, t 3 0 . 1 1 . 1 9 8 5 Zürich. Nach dem Studium der Philosophie und Theologie an der Gregoriana in Rom war F. zwei Jahre als Mittelschullehrer, 1938-62 als Prof. der Dogmatik und Fundamentaltheologie am Priesterseminar St. Luzi in Chur tätig. Gleichzeitig leitete er theologische Kurse für kath. Laien, nahm als Konsultor des römischen Sekretariats für die Einheit der Christen am Zweiten Vatikanischen Konzil teil und wirkte an der Konzeption des Sammelwerks Fragen der Theologie heute (1957) mit. F. beschäftigte sich mit Problemen der Ökumene, der Religionsfreiheit und der nichtchristlichen Religionen, war an der Herausgabe mehrerer religionswissenschaftlicher Werke beteiligt und stand 1966-71 der Paulus-Akademie in Zürich vor. In seinen letzten Lebensjahren widmete er sich verstärkt der Ausbildung von Katecheten und Laien. LITERATUR: Josef Trütsch: F., J. In: LThK 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 1213 f. F e i n l e r , Gottfried, evang. Theologe, Lyriker, * 5. 12. 1650 Gleina bei Naumburg, t 5 . 6 . 1 7 2 1 Wiehe/Unstrut. Der Sohn des Pastors und Erbauungsschriftstellers Johann F. entdeckte früh seine Neigung zur Dichtkunst. Seit 1669 studierte er in Leipzig, von 1672 an in Jena Theologie, wurde 1676 Diakon in Wiehe sowie Pastor in Garnbach und wirkte dort bis zu seinem Tod. Seine erste Veröffentlichung Poetisches Lust-Gärtgin (1677) ist eine Sammlung von Gedichten barocker Autoren. F. behandelte meist allgemeine religiöse Themen, u. a. in Wohlgeplagter und unverzagter Tobias ( 1702) und Poetische Betrachtung der IV. letzten Dinge (1692). Er forderte, wie die Mitglieder der Fruchtbringenden Gesellschaft, die Übersetzung literarischer Werke in die Muttersprache. LITERATUR: V D

17.

F e l b i g e r , Johann Ignatz von, Augustiner-Chorherr, Pädagoge, * 6 . 1 . 1724 Glogau (Schlesien), t 1 7 . 5 . 1 7 8 8 Preßburg. Der Sohn eines kaiserlichen Postmeisters Schloß das Studium 1744 in Breslau ab, unterrichtete zwei Jahre als Hauslehrer und trat 1746 in das Augustiner-Chorherrenstift Sagan ein, dessen Erzpriester und Abt er seit 1758 war. Nach 1760 widmete er sich der Reform des kath. Schulwesens. Nach dem Vorbild des evangelisch-pietistischen Schulsystems Julius Heckers führte F. 1765 ein von Friedrich dem Großen gebilligtes Generallandschulregiment für die römisch-katholischen Schulen des Herzogtums Schlesien und der Grafschaft Glatz ein. Durch einheitliche Lehrpläne, Lehrsysteme und die Lehrerausbildung am neuerrichteten Lehrerseminar Breslau wurde gleichzeitig die Eingliederung jener Landesteile in den preuß. Staat gefördert. 1773 wurde F. von Maria Theresia nach Wien berufen, um das österr. Schulwesen zu reformieren (Allgemeiner Schulplan für die deutschen Schulen in den k.u. k. Erblanden, 1774; Methodenbuch [...], 1774; Die wahre Sagansche Lehrart [...], 1774). 1776 trat er als Abt zurück und wurde österr. Untertan. Seit 1777 richtete er die Normalschule in St. Anna bei Wien als Musterschule ein und widmete sich nach 1782 von Preßburg aus dem ungarischen Schulwesen. F. gilt als Bahnbrecher aufklärerischer Volkserziehungsbestrebungen im 18. Jahrhundert. LITERATUR: Herbert Schönebaum; F., J. I. v. In; N D B , Bd. 5, 1961, S. 65 f. - Ulrich Krämer; J. I. v. F. Leben und Werk. Freiburg/Breisgau u.a. 1966 (Bibliogr.). - Friedrich Wilhelm Bautz: F., J. I. v. In: BBKL, Bd. 2, 1990, Sp. 5-7. Fritz März: F., J. I. In: LThK 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 1214. Vinzenz Pfnür; F., J. I. v. In: RGG 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 6 0 f .

Felix Felden,

Emil (Jakob), e v a n g . T h e o l o g e , * 7 . 5 . 1874 M o n t i g n y bei M e t z , t 4 . 1 2 . 1 9 5 9 B r e m e n . F. studierte 1893-97 in S t r a ß b u r g T h e o l o g i e , P h i l o s o p h i e und N a t i o n a l ö k o n o m i e . Seit 1899 betreute er d i e e l s ä s s i s c h e P f a r r g e m e i n d e D e h l i n g e n . 1904 ü b e r n a h m er die Schriftleitung d e s „ E l s ä s s e r T a g e b l a t t s " in C o l m a r u n d ging 1907 n a c h k u r z z e i t i g e m P r e d i g e r a m t in M a i n z als P f a r r e r an St. M a r t i n i nach B r e m e n . E r w u r d e f ü r d i e S P D in d i e B r e m e r B ü r g e r s c h a f t und in den R e i c h s t a g g e w ä h l t , d e m er bis 1924 angehörte. 1933 m u ß t e F. sein P f a r r a m t a u f g e b e n , hielt sich in der Folgezeit auf der ständigen F l u c h t v o r d e r G e s t a p o im E l s a ß und in L o t h r i n g e n auf und k e h r t e n a c h d e m E n d e d e s Z w e i t e n Weltkriegs n a c h B r e m e n z u r ü c k . Er v e r ö f f e n t l i c h te u. a. N o v e l l e n und R o m a n e , Jugendliteratur, B i o g r a p h i e n , Volksstücke, d a r u n t e r Alles oder Nichts! Kanzelreden über H. Ibsens Schauspiele (1911) und Menschen von Morgen. Ein Roman aus zukünftigen Tagen (1918). F. w a r m i t A l b e r t —> S c h w e i t z e r b e f r e u n d e t . LITERATUR: „ M i t G o t t d e m H e r r n z u m K r i e g ? " B r e m e r P a s t o r e n f ü r d e n F r i e d e n v o m Kaiserreich bis zur Ä r a A d e n a u e r . Hrsg. im A u f t r a g E v a n g e l i s c h e r K i r c h e n im L a n d e B r e m e n von H e l m u t D o n a t und R e i n h a r d J u n g . B r e m e n 1988. - H e l m u t D o n a t : E. F., ein L e b e n f ü r F r i e d e n , Freiheit und soziale G e r e c h t i g k e i t . In: „ N i e d e r d i e W a f f e n d i e H ä n d e gereicht!". H r s g . v. H e l m u t D o n a t . B r e m e n 1989, S. 109-114. - M . d . R . , 3 1 9 9 4 , S. 128. - Horst K a l t h o f f : F., E. In: B B K L , Bd. 22, 2 0 0 3 , S p . 3 1 6 - 3 1 9 . F e l d e r , F r a n z Karl, kath. T h e o l o g e , * 6. 1 0 . 1 7 6 6 M e e r s b u r g / B o d e n s e e , t 1.6. 1818 W a l t e r s h o f e n . N a c h d e m S t u d i u m d e r T h e o l o g i e in D i l l i n g e n e m p f i n g F. 1789 die Priesterweihe. 1790 w u r d e er K o o p e r a t o r in M e e r s b u r g , 1791 R e p e t e n t a m P r i e s t e r s e m i n a r und übern a h m 1794 d i e Pfarrei W a l t e r s h o f e n , d i e er, u n t e r b r o c h e n von einer e i n j ä h r i g e n T ä t i g k e i t als bischöflicher K o m m i s sar in M e e r s b u r g , bis zu s e i n e m Tod betreute. F. redigierte drei p a s t o r a l t h e o l o g i s c h e Z e i t s c h r i f t e n , d a r u n t e r d i e von i h m g e g r ü n d e t e „Literaturzeitung f ü r k a t h o l i s c h e R e l i g i o n s l e h rer", und g a b d e n ersten B a n d d e s Gelehrten-Lexikons der katholischen Geistlichkeit Deutschlands und der Schweiz ( 1 8 1 7 ) heraus. WEITERE WERKE: F e s t p r e d i g t e n bey v e r s c h i e d e n e n A n l ä s sen. U l m 1805. - D i e F e i e r d e s f ü n f z i g j ä h r i g e n P r i e s t e r t h u m s zu E n g e r t s h o f e n . L a n d s h u t 1809. - D e r Priester als D i e n e r des Staates. M ü n c h e n 1816. LITERATUR: A u g u s t H a g e n : F. K . F., 1766-1818, und seine Literaturzeitung f ü r k a t h o l i s c h e Religionslehrer. In: T ü b i n g e r t h e o l o g i s c h e Q u a r t a l s c h r i f t 128 ( 1 9 4 8 ) S. 2 8 - 7 0 , 161-200, 3 2 4 - 3 4 2 .

Felder,

Hilarin, K a p u z i n e r , T h e o l o g e , * 2 0 . 7 . 1867 Flühli (Kt. L u z e r n ) , t 27. 11. 1951 F r e i b u r g ( S c h w e i z ) . F. trat 1886 in d e n K a p u z i n e r o r d e n ein, studierte T h e o l o g i e in Freiburg ( S c h w e i z ) u n d lehrte dort später als Prof. der T h e o l o g i e . D a n e b e n f ü h r t e er Visitationen von Klöstern, Sem i n a r i e n u n d Ritterorden d u r c h . Als A p o l o g e t , D o g m a t i k e r und K i r c h e n h i s t o r i k e r schuf F. ein u m f a n g r e i c h e s Werk. D i e Geschichte der wissenschaftlichen Studien im Franziskanerorden bis um die Mitte des 13. Jahrhunderts (1904) u n d Die Ideale des heiligen Franziskus von Assisi ( 1 9 2 3 ) w u r d e n in m e h r e r e S p r a c h e n übersetzt. LITERATUR: O k t a v i a n S c h m u c k i : F., H. In: L T h K 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 1214. F e l d m a n n , ( J o h a n n ) F r a n z ( X a v e r ) , kath. T h e o l o g e , * 1 7 . 5 . 1866 H ü s t e n (Westfalen), f 9 . 2 . 1944 B o n n . D e r S o h n eines S c h n e i d e r m e i s t e r s studierte in B o n n , P a d e r b o r n u n d W ü r z b u r g T h e o l o g i e , w u r d e 1891 z u m Priester g e w e i h t und w i d m e t e sich s e e l s o r g e r i s c h e n A u f g a b e n . 1893 g i n g er z u m S t u d i u m d e r orientalischen P h i l o l o g i e n a c h B e r lin und w u r d e 1896 in Freiburg p r o m o v i e r t . A n s c h l i e ß e n d

w a r er R e p e t e n t a m P r i e s t e r s e m i n a r und D o z e n t f ü r semitis c h e S p r a c h e n an der A k a d e m i e zu P a d e r b o r n , seit 1901 Prof. der A p o l o g e t i k und orientalischen P h i l o l o g i e . 1903 als a. o. Prof. d e r alttestamentlichen T h e o l o g i e und E x e g e s e n a c h B o n n b e r u f e n , lehrte er dort, später als O r d i n a r i u s , bis zu seiner E m e r i t i e r u n g 1934. Sein F o r s c h u n g s i n t e r e s s e galt vor allem d e m W e i s h e i t s b u c h und d e m P r o p h e t e n J e s a j a . F. w a r M i t h e r a u s g e b e r d e s K o m m e n t a r w e r k s Bonner Altes Testament ( 1 9 2 3 ff.). 1928 w u r d e er z u m P ä p s t l i c h e n H a u s prälaten e r n a n n t . LITERATUR: Josef Steinberg: F., J. F. X . In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 69. F e l d m a n n , J o s e p h , kath. T h e o l o g e , * 2 3 . 2 . 1 8 7 8 O l p e ( N o r d r h e i n - W e s t f a l e n ) , t 2 9 . 7 . 1927 P a d e r b o r n . F. studierte in P a d e r b o r n , R o m u n d Berlin, w u r d e in R o m 1902 z u m Dr. phil., 1906 z u m Dr. theol., 1911 in Breslau n o c h m a l s z u m D r . theol. p r o m o v i e r t und w a r dan a c h erst als R e p e t e n t a m P a d e r b o r n e r K o n v i k t , d a n n als P f a r r v i k a r G r o n i n g e n (Prov. S a c h s e n ) und schließlich als R e l i g i o n s l e h r e r im w e s t f ä l i s c h e n H ö r d e tätig. Seit 1914 lehrte er P h i l o s o p h i e und e n z y k l o p ä d i s c h e T h e o l o g i e an der P h i l o s o p h i s c h - T h e o l o g i s c h e n A k a d e m i e P a d e r b o r n , an der er 1917 ο. P r o f . der P h i l o s o p h i e w u r d e . Er w a r M i t h e r a u s g e ber der Z e i t s c h r i f t „ T h e o l o g i e und G l a u b e " s o w i e von Ferdinand S c h ö n i n g h s S a m m l u n g p h i l o s o p h i s c h e r L e s e s t o f f e . F. s c h r i e b u . a . Die moderne Religionspsychologie (1921), Thomas von Aquin und die Philosophie der Gegenwart (1924) und Okkulte Philosophie (1927).

Felgenhauer,

P a u l , luth. T h e o l o g e , * 1 6 . 1 1 . 1 5 9 3 P u s c h w i t z (Kr. Saaz, B ö h m e n ) , t nach 1677 B r e m e n (?). F., S o h n eines Pfarrers, studierte in W i t t e n b e r g T h e o l o g i e , w o er an d e r S c h l o ß k i r c h e D i a k o n u s w u r d e . E r kehrte j e d o c h bald n a c h B ö h m e n z u r ü c k und v e r ö f f e n t l i c h t e 1619 die e s c h a t o l o g i s c h e U n t e r g a n g s p r o p h e t i e Rechte Cronologia. I m Z u g d e r G e g e n r e f o r m a t i o n nach 1620 aus B ö h m e n vertrieben, hielt er sich in den N i e d e r l a n d e n auf und brachte m e h r e r e chiliastische und m y s t i s c h e S c h r i f t e n heraus, d e r e n pantheistische Tendenzen Mittelpunkt theologischer Polemiken w u r d e n und ihm z u g l e i c h e i n e w a c h s e n d e A n h ä n g e r s c h a f t v e r s c h a f f t e n . 1638-54 lebte F. als Heiler in B e d e r k e s a bei B r e m e n . W e g e n a n g e b l i c h e r G e m e i n d e g r ü n d u n g und Sak r a m e n t s s p e n d u n g a u s g e w i e s e n , k e h r t e er v e r m u t l i c h nach H o l l a n d z u r ü c k , w u r d e 1657 in S u l i n g e n verhaftet und w a h r scheinlich 1659 n a c h H a m b u r g entlassen. 1677 hielt er sich in B r e m e n auf. LITERATUR: V D 17. - Ernst G e o r g Wolters: P. F.s L e b e n und Wirken. In: J a h r b u c h der G e s e l l s c h a f t f ü r n i e d e r s ä c h s i s c h e K i r c h e n g e s c h i c h t e 5 4 ( 1 9 5 6 ) S. 6 3 - 8 4 und 5 5 (1957) S. 54-94. - Peter P o s c h a r s k y : F., P. In: N D B , B d . 5, 1961, S. 6 9 f. - F r a n z M a c h i l e k : F., P. In: L T h K 3 , B d . 3, 1995, S p . 1215. - G e r t r a u d Z a e p e r n i c k : F., P. In: R G G 4 , B d . 3, 2 0 0 0 , Sp. 63.

Felix

Hemmerli, auch Hemmerlin, Hämerli, Hemerli, latinisiert M a l l e o l u s , T h e o l o g e , F r ü h h u m a n i s t , * u m 1 1 . 9 . 1388 oder 1389 Z ü r i c h , t 1 4 5 8 / 5 9 w a h r s c h e i n l i c h Luzern. F. s t a m m t e aus einer reichen Z ü r c h e r B ü r g e r f a m i l i e , studierte in E r f u r t und B o l o g n a k a n o n i s c h e s R e c h t und w u r d e 1424 z u m Dr. j u r . can. p r o m o v i e r t . S e i n e P r o m o t i o n s u r k u n d e ist d a s älteste e r h a l t e n e B o l o g n e s e r D i p l o m . In Zürich b e s a ß F. seit 1412 e i n e C h o r h e r r e n p f r ü n d e . 1421-52 Stiftsp r o p s t an St. U r s u s in S o l o t h u r n , w u r d e er 1428 K a n t o r in Z ü r i c h , 1429 K a n o n i k u s in Z o f i n g e n . F. n a h m an d e n K o n zilen von K o n s t a n z u n d Basel teil und b e m ü h t e sich um innerkirchliche R e f o r m e n . In satirisch s c h a r f e n und leidens c h a f t l i c h k ä m p f e r i s c h e n S c h r i f t e n w a n d t e er sich u. a. g e g e n M i ß s t ä n d e in der Kirche, d i e Sittenlosigkeit d e s K l e r u s und

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Felke die Bettelmönche. Als er 1439 eine Anklageschrift gegen das Stift Zürich veröffentlichte, wurde ein Mordanschlag auf ihn verübt. Feinde machte er sich auch dadurch, daß er die Herrschaft Österreichs und des Adels in Zürich unterstützte. Nachdem seine Heimatstadt 1450 wieder zu den Eidgenossen übergetreten war, wurde F. 1454 verhaftet und in Gewahrsam des Bischofs von Konstanz gebracht. Er wurde zu lebenslanger Haft verurteilt, die er im Franziskanerkloster Luzern verbrachte. Der konservative Reformer hat fast vierzig Schriften veröffentlicht; als sein Hauptwerk gilt der Liber de nobilitate (gedruckt 1490), eine Streitschrift zur Verherrlichung des Adels. WEITERES WERK: Opuscula et tractatus. Hrsg. v. Sebastian Brant. Basel 1497. LITERATUR: Katharina Colberg: H., F. In: VL 2 , Bd. 3, 1981, Sp. 989-1001. - Pascale Bourgain: H„ F. In: LexMA, Bd. 4, 1989, Sp. 2128-2130. - Hans-Jörg Gliomen: H., F. In: LThK\ Bd. 4, 1995, Sp. 1418f. - Martin H. Jung: H„ F. In: RGG 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 1622 f. Felke, Erdmann Leopold Stephanus Emanuel, evang. Theologe, Naturheilkundiger, * 17.2. 1856 Kläden bei Stendal, t 16.8. 1926 Sobernheim/Nahe. Der Lehrerssohn kam bereits im Elternhaus mit Homöopathie und Naturheilkunde in Berührung. Während des Theologiestudiums in Berlin bildete er sich auf diesem Gebiet autodidaktisch weiter. Als Hilfspfarrer und Pfarrer in Münster, Cronenberg bei Barmen und Repelen bei Krefeld hatte er erste Behandlungserfolge und gab schließlich 1912 sein Pfarramt auf. 1915 siedelte er nach Sobernheim/Nahe über und errichtete dort eine eigene Kuranstalt. Seine diagnostischen und therapeutischen Bemühungen verschafften ihm national und international wachsende Anerkennung. F. wandte neben Kneipp-Methoden viele weitere Therapien und Medikamente an. Der vorwiegenden Verordnung von Lehmpackungen und -Umschlägen verdankte er den Beinamen „Lehmpastor". Seine Verfahren stützte er auf eine von der Schulmedizin heftig kritisierte Augendiagnostik. Fell, Georg, Jesuit, Theologe, Schriftsteller, * 21.12. 1859 Dintesheim bei Bingen, t 26.4.1924 Sitten (Kt. Wallis). F. trat 1879 in die Gesellschaft Jesu ein und studierte am Seminar in Dieburg, später in Speyer und Mainz. 1900 wurde er von Kardinal Ferrari als Dombeichtvater für fremdsprachige Ausländer nach Mailand berufen, wo er kirchliche Standesvereine für deutsche Katholiken und ein Zentralhaus der deutschen Seelsorge gründete. 1915 nach Deutschland zurückgekehrt, arbeitete er als Militärseelsorger, danach als Spiritual am Klerikalseminar Regensburg und ging 1920 als Prof. ans Priesterseminar Sitten. F. verfaßte u. a. pädagogische Schriften und Traktate sowie Mailand in seinen Kunstschätzen und Heiligtümern (1913). Fell, Winand, kath. Theologe, * 13. 12. 1837 Aachen, t 5.7.1908 Münster. F. studierte 1857-60 in Münster und Bonn Theologie und orientalische Sprachen, wurde 1861 in Köln zum Priester geweiht und wirkte als Kaplan an der dortigen Pfarrkirche St. Ursula. 1869 setzte er das Studium der Orientalistik in Berlin und Leipzig fort und Schloß es 1871 mit der Promotion (Cánones apostolorum Aethiopice) ab. Seit 1873 unterrichtete F. am Kölner Marcellen-Gymnasium, bis er 1886 als Ordinarius für alttestamentliche Exegese nach Münster berufen wurde. F.s Forschungsinteresse galt vor allem der Geschichte und Philologie des Orients. Er veröffentlichte Erläuterungen zu einem Koran-Kommentar (Indices ad Beidhawii commentarium in Coranum, 1878) sowie ein Lehrbuch der allgemeinen Einleitung in das Alte Testament (1906).

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Feller, Joachim, auch Franciscus Dermasius Cholander, Polyhistor, Lyriker, * 30. 11.1638 Zwickau, t 6.4.1691 Leipzig. Das poetische Talent F.s, des Sohns eines Tuchmachers, wurde früh entdeckt. Er studierte in Leipzig, wo er 1660 den Magistergrad erwarb und zum Poeta laureatus gekrönt wurde. Seit 1667 Collega tertius an der dortigen Nikolaischule, wurde er 1671 zum Lizentiaten der Theologie promoviert und war 1674 Dekan der Philosophischen Fakultät, später mehrmals Rektor der Universität. Seit 1676 leitete er die Universitätsbibliothek. Mit anderen gründete F. die „Acta eruditorum". Er veröffentlichte Abhandlungen zu verschiedenen Themen sowie Gedichtbände und eine Sammlung geistlicher Lieder. Das Gebetbuch Drey Fächer [...] Leit-Stern der Reisenden [...] (3 Tie., 1688) belegt F.s Hinwendung zum Pietismus, dessen Name auf ihn zurückgeht. WEITERES WERK: Devotus studiosus oder Der andächtige Student, [...] Aus geistreicher Theologen Schrifften und Gebet-Büchern, auf Begehren zusammengetragen und mit XXX neuen geistlichen Liedern neben neuen Melodien durch und durch vergesellschaftet [...]. Leipzig 1682, 4 1718. LITERATUR: Kurt Müller: F., J. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 73. - Michael Märker: F., J. In: MGG 2 P, Bd. 6, 2001, Sp. 931 f. Feilerer, Karl Gustav, Musikwissenschaftler, * 7.7. 1902 Freising, t 7.1. 1984 Köln. Nach dem Besuch der Regensburger Kirchenmusikschule studierte F. Komposition bei Heinrich Kaspar Schmid und Joseph Haas sowie Musikwissenschaft in München und Berlin und wurde 1926 mit der Dissertation Beiträge zur Musikgeschichte Freisings promoviert. 1927 habilitierte er sich an der Univ. Münster und wurde 1929 Direktor des dortigen Musikwissenschaftlichen Seminars. Im selben Jahr ging er als a. o.Prof. an die Univ. Freiburg (Schweiz), wurde 1934 o. Prof. und Direktor des Musikwissenschaftlichen Seminars sowie der Gregorianischen Akademie und wechselte 1939 als o.Prof. und Institutsdirektor nach Köln. Dort lehrte er bis zu seiner Emeritierung 1970 vor allem Geschichte der Kirchenmusik und Gregorianik. Neben Monographien etwa über Pal es trina (1930, 2., völlig umgearb. Aufl. I960), Puccini (1937) und Grieg (1942) veröffentlichte F. u.a. Geschichte der katholischen Kirchenmusik (1938), Einführung in die Musikwissenschaft (1942, 2 1953), Soziologie der Kirchenmusik (1963) und Klang und Struktur in der abendländischen Musik ( 1967). Er gab eine Geschichte der katholischen Kirchenmusik (2 Bde., 1972-76), das „Kirchenmusikalische Jahrbuch", die „Kölner Beiträge zur Musikforschung", die Zeitschrift „Das Musikwerk" und das biographische Sammelwerk Rheinische Musiker (9 Folgen, 1972-81) heraus. WEITERE WERKE: Orgel und Orgelmusik. Ihre Geschichte. Augsburg 1929. - Der Palestrinastil und seine Bedeutung in der vokalen Kirchenmusik des achtzehnten Jahrhunderts. Augsburg 1929. Nachdr. Walluf bei Wiesbaden 1972. Beiträge zur Choralbegleitung und Choralverarbeitung in der Orgelmusik des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Leipzig/ Straßburg 1932. Baden-Baden 2 1980. - Der Gregorianische Choral im Wandel der Jahrhunderte. Regensburg 1936. Deutsche Gregorianik im Frankenreich. Regensburg 1941. Georg Friedrich Händel. Leben und Werk. Hamburg 1953. Mozarts Kirchenmusik. Salzburg/Freilassing 1955. - Bearbeitung und Elektronik als musikalisches Problem im Urheberrecht. Berlin/Frankfurt 1965. - Der Stilwandel in der abendländischen Musik um 1600. Opladen 1972. - Max Bruch. 1838-1920. Köln 1974. - Der Akademismus in der deutschen Musik des 19. Jahrhunderts. Opladen 1976. Der Futurismus in der italienischen Musik. Brüssel 1977. Palestrina-Studien. Baden-Baden 1982. - Studien zur Musik des 19. Jahrhunderts. 4 Bde., Regensburg 1984-89.

Feneberg LITERATUR: Festschrift Κ. G. F. zum 60. Geburtstag am 7. Juli 1962. Hrsg. v. Heinrich Hiischen. Regensburg 1962. Musicae scientiae collectanea. Festschrift K. G. F. zum siebzigsten Geburtstag am 7. Juli 1972. Hrsg. v. Heinrich Hüschen. Köln 1973. - Akademische Gedenkfeier des Musikwissenschaftlichen Instituts der Universität zu Köln für Prof. Dr. phil. h.c. K. G. F., 1902-1984, am 2. Juni 1984. Hrsg. v. Artur Greive. Köln 1985. - Pamela M. Potter: F., K. G. In: NGroveD, Bd. 8, 2 2001, S. 659 f. - Dieter Gutknecht: F., K. G. In: MGG 2 P, Bd. 6, 2001, Sp. 932-937.

Fellöcker,

Siegmund, Benediktiner, Theologe, Naturwissenschaftler, * 1 9 . 2 . 1 8 1 6 Neuhofen/Krems (Oberösterreich), t 5 . 9 . 1 8 8 7 Kremsmünster (Oberösterreich). F. hielt sich 1834 zum Studium der Philosophie und der Rechtswissenschaften in Wien auf, trat 1835 in das Benediktinerstift Kremsmünster ein und studierte Theologie, Mathematik und Naturwissenschaften in Linz. Nach der Priesterweihe 1840 war er in Kremsmünster Adjunkt an der Sternwarte und Katechet an der Normalschule, bis er 1853 Prof. der Mathematik, Mineralogie und Physik am Stiftsgymnasium wurde. 1870-76 war er Pfarrer in Weißkirchen, danach Prior, Stiftsrentmeister und Schulrat in Kremsmünster. F. veröffentlichte astrologische, mathematische und mineralogische Werke, darunter ein mehrmals aufgelegtes Lehrbuch der Mineralogie (1853, 3 1864), sowie katechetische Schriften, Lokalhistorisches und Folkloristisches. WEITERE WERKE: Weihnachtskränze aus Dichtungen aller christlichen Jahrhunderte. Münster 1848. - Geschichte der Sternwarte der Benediktiner-Abtei Kremsmünster. Linz 1864. Nachdr. Kremsmünster 2002. - Die chemischen Formen der Mineralien in geometrischen Figuren dargestellt. Linz 1879. F e i n e r , Ignaz Andreas Anton, auch Ignaz Anton Adam F., kath. Theologe, Schriftsteller, * 1 7 . 8 . 1 7 5 4 Freiburg/ Breisgau, t 5 . 4 . 1 8 2 5 Merzhausen bei Freiburg/Breisgau. F. trat 1770 in die Gesellschaft Jesu ein, wurde nach der Aufhebung des Ordens 1776 zum Priester geweiht, 1777 Prof. der Rhetorik am akademischen Gymnasium in Freiburg/Breisgau, 1812 dessen Präfekt und war 1814-25 Pfarrer in Merzhausen. F. übersetzte u.a. den römischen Katechismus, die Gregorianischen Pastoralvorschriften sowie Cicerón's vermischte Briefe (8 Bde., 1782). Er veröffentlichte zahlreiche Gelegenheitsgedichte im anakreontischen Stil und verfaßte als polemischer Gegner der Französischen Revolution die Kampfschrift Beherzigungen für Deutsche. Gewidmet seinen Mitbürgern in Deutschland, von einem Deutschen (1793). F e i t e n , Joseph, kath. Theologe, * 9 . 2 . 1 8 5 1 Düren, t 11.12. 1929 Bonn. F. studierte Theologie in Bonn, Münster, Löwen und Würzburg, wo er 1876 promoviert wurde. 1877-86 war er Dozent am St. Cuthbert's College im englischen Ushaw-Durham. Danach Kaplan in Süchteln, wurde er 1888 a. o.Prof. und 1902 o.Prof. der neutestamentlichen Exegese in Bonn. F. war apostolischer Protonotar und Vorsitzender des Borromäus-Vereins. Er befaßte sich vor allem mit der Apostelgeschichte und veröffentlichte u. a. Neutestamentliche Zeitgeschichte oder Judentum und Heidentum zur Zeit Christi und der Apostel (2 Bde., 1910, 3 1925). F e n d t , Leonhard, kath., später evang. Theologe, * 2 . 6 . 1881 Baiershofen (Bayern), f 9. 1. 1957 Augsburg. F. studierte in Dillingen Theologie und empfing 1905 die Priesterweihe. 1910 in Straßburg promoviert (Die Theologie des Nestorius), wurde er 1911 Subregens des Priesterseminars in Dillingen und war 1915-17 a.o.Prof. der Dogmatik. 1918 trat er zum evang. Glauben über, erhielt eine Pfarrstelle in Gommern bei Magdeburg und betreute 1925-31

Pfarrgemeinden in Magdeburg und Berlin, wo er ein angesehener Prediger wurde. Seit 1931 lehrte er als Privatdozent an der Univ. Berlin Praktische Theologie, 1934-45 als Ordinarius. Nach einer Tätigkeit als Lehrstuhlvertreter an der Univ. Erlangen wurde er 1949 theologischer Lehrer in der Missionsschule in Bad Liebenzell. F. veröffentlichte u.a. Gnostische Mysterien. Ein Beitrag zur Geschichte des christlichen Gottesdienstes (1922, Nachdr. 1980), Erfüllung. Büchlein vom hochgemuten Luthertum (1923, 2 1930), Grundriß der praktischen Theologie für Studenten und Kandidaten (3 Bde., 1 9 3 8 / 3 9 , 2 1 9 4 9 ) und Homiletik (1949; 2 1970, bearb. von Bernhard Klaus). WEITERE WERKE: Die religiösen Kräfte des katholischen Dogmas. München 1921. - Der lutherische Gottesdienst des 16. Jahrhunderts. Sein Werden und sein Wachsen. München 1923. - Der Wille der Reformation im Augsburgischen Bekenntnis. Leipzig 1929. 2. Aufl., bearb. v. Bernhard Klaus, 1966. - Die Alten Perikopen. Tübingen 1931. - Die Stellung der praktischen Theologie im System der theologischen Wissenschaft. Göttingen 1932. - Katechetik. Berlin 1935, 2 1951. - Die Neuen Perikopen. Tübingen 1941. - Einführung in die Liturgiewissensehaft. Berlin 1958. LITERATUR: Karl Gerhard Steck: Der Beitrag L. F.s zur Konfessionskunde. In: Joachim Lell (Hrsg.): Erneuerung der Einen Kirche. Göttingen 1966, S. 56 ff. - Karl-Friedrich Wiggermann: L. F., Leben und Werk. Diss. Erlangen 1981. Bernhard Klaus: F., L. In: TRE, Bd. 11, 1983, S. 78-81. Norbert Trippen: F., L. In: LThK 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 1230. Rudolf Roosen: L. F. In: Geschichte der Praktischen Theologie. Hrsg. von Christian Grethlein und Michael MeyerBlanck. Leipzig 1999, S. 331-387. - Karl Friedrich Wiggermann: F., L. In: RGG 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 76.

Feneberg,

Johann Michael (Nathaniel), auch Föneberg, Veneberg, kath. Theologe, * 7. / 8. 11.1751 Marktoberdorf/ Allgäu, t 12.10. 1812 Vöhringen bei Ulm. Der Sohn eines Gastwirts war 1770 Jesuitennovize in Landsberg/Lech, Schloß seine Studien nach der Aufhebung des Ordens in Ingolstadt und Regensburg ab, wurde 1775 zum Priester geweiht und war als Gymnasialprofessor in Regensburg tätig. Seit 1778 Benefiziat in seiner Heimat, unterhielt er bis 1785 ein Knabenpensionat für Bauernsöhne. Zwischenzeitlich als Prof. der Rhetorik und Poesie an das Gymnasium in Dillingen berufen, wurde er 1793 Pfarrer in Seeg bei Füssen, 1805 in Vöhringen. Seit den Landsberger Studientagen mit dem Theologen Johann Michael —» Sailer befreundet, gehörte F. zu den führenden Theologen der Allgäuer Erweckungsbewegung. Er schrieb geistliche Gedichte und Lieder (Sammlung erbaulicher Lieder [...I, 1807) sowie religiöse Erzählungen (Blumen und DörnenStücke [.../, o. J.). WEITERE WERKE: Fragen für Kinder über Begebenheiten aus der evangelischen Geschichte zur Weckung des Nachdenkens über dieselben. Oeningen 1788. - Das Bild des guten Kindes, zugleich ein Bild des wahren Christen. Dettingen 1789. LITERATUR: Friedrich Wilhelm Bodemann: Leben J. M. F.'s. Bielefeld 1856. - Hildebrand G. Dussler: J. M. F. und die Allgäuer Erweckungsbewegung. Ein kirchengeschichtlicher Beitrag aus den Quellen zur Heimatkunde des Allgäus. Kempten 1959. - Ders.: F., J. M. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 77. - Ders.: Der Nachlaß des Pfarrers J. M. F. In: Zeitschrift für bayerische Kirchengeschichte 35 (1966) S. 62-77. - Manfred Heim: F., J. M. In: LThK 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 1230f. - Peter Rummel: J. M. F. Eine prägende Gestalt der Allgäuer Erweckungsbewegung. In: Zeitschrift für bayerische Kirchengeschichte 64 (1995) S. 70-84. - Horst Weigelt: F., J. M. In: RGG 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 76.

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Ferber F e r b e r , Mauritius, Bischof von Ermland, * 1471 Danzig, t 1 . 7 . 1 5 3 7 Heilsberg (Ostpreußen). Der jüngere Bruder eines Bürgermeisters von Danzig ging 1499 nach R o m , um die Heirat mit einer reichen Kaufmannstochter gegen den Willen ihrer Familie durchzusetzen. D i e Ehe kam nicht zustande, F. blieb in R o m und trat in die Dienste eines Kardinals. Er erwarb zahlreiche Pfründen ( D o m herrenstellen in Frauenburg, Lübeck, Trier, Dorpat und Reval s o w i e Pfarreien in Danzig und Mühlbanz bei Dirschau). Nach d e m Jurastudium in R o m und der Promotion 1515 in Siena kehrte er nach Preußen zurück, wurde Kustos des Domkapitels in Frauenburg und 1523 B i s c h o f von Ermland Obgleich F. die Notwendigkeit kirchlicher Reformen zugab, setzte er der Reformation energischen Widerstand entgegen und verhinderte im Krakauer Frieden von 1525 die A u f h e bung seines Bistums, dessen Wiederaufbau nach d e m Reiterkrieg er durch sparsame und sorgfältige Verwaltung förderte. LITERATUR: V D 16, L 3 4 1 4 , 3 4 1 7 , 3 4 2 5 , 3 4 3 1 , 3 4 3 5 , 3 4 3 6 , 3 4 4 2 . - A n n e l i e s e Triller: F., M. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 80. - Hans-Jürgen Karp: F., M. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 4 4 8 - 1 6 4 8 ) , 1996, S. 179-181. F e r b e r , Nikolaus, auch Herborn, Stagefyr, Franziskaner, Theologe, * um 1483 Herborn, t 1 5 . 4 . 1535 Toulouse. F. trat in den Franziskanerorden ein und studierte seit 1512 Theologie in Köln. U m 1520 wurde er Guardian in Marburg und widersetzte sich dort der Reformation durch den Landgrafen —>Philipp von Hessen und dessen Reformator, seinen Ordensbruder Franz —> Lambert von Avignon. Nach intensiven Auseinandersetzungen auf der Homberger S y n o d e 1526 und der Veröffentlichung scharfer Streitschriften 1527 aus der Landgrafschaft ausgewiesen, wurde F. Guardian in Brühl und Domprediger in Köln. Seit 1529 Provinzial der Kölner Ordensprovinz, wurde er 1532 Generalkommissar und 1533 Generalvikar der ultramontanen Ordensprovinzen. F. verfaßte etwa 25 Schriften, die heute teilweise verschollen sind. Sein Hauptwerk ist die apologetische Schrift Locorum communium adversus huius temporis haereses enchiridion (1529). LITERATUR: V D 16, F 7 3 5 - 7 5 3 . - Sophronius Ciasen: F., N. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 8 0 f . - Peter Fabisch: F., N. In: L T h K \ Bd. 3, 1995, Sp. 1232.

Ferdinand,

Herzog von Bayern, Kurfürst und Erzbischof von Köln, * 1. 1 0 . 1 5 7 7 München, t 1 3 . 9 . 1 6 5 0 Arnsberg. Für den geistlichen Stand bestimmt und von Jesuiten erzogen, erhielt der Sohn Herzog Wilhelms V . von Bayern Dompfründen in Mainz, Trier, Salzburg, Würzburg, Passau, Straßburg und Köln. Nach d e m Studium in Ingolstadt weilte er 1 5 9 2 / 9 3 in R o m bei Papst Clemens VIII., der ihm mehrere Abteien überließ und ihn 1595 z u m Koadjutor in Köln, 1601 in Lüttich, 1611 in Hildesheim und Münster ernannte. Nach d e m Tod seines Oheims - > Ernst wurde F. 1612 Erzbischof von Köln; seit 1618 war er auch Bischof von Paderborn. Er trieb die Gegenreformation in seinen Ländern durch Visitationen, Synoden, Unterstützung der Seelsorgeorden und Gründung eines Kirchenrats zur Durchführung des Tridentinums voran. D i e schweren Hexenverfolgungen während seiner Zeit wurden von ihm gefördert. Mit der A n nahme seines N e f f e n —» Maximilian Heinrich als Koadjutor in Köln 1642, Hildesheim 1643 und Lüttich 1649 war der Bestand einer zweiten Herrschaftslinie des Hauses Wittelsbach im Nordwesten des Reiches ( 1 5 8 3 - 1 7 6 1 ) gesichert. LITERATUR: V D 17. - Karl Schafmeister: Herzog F. von Bayern, Erzbischof von Köln, als Fürstbischof von Münster ( 1 6 1 2 bis 1650). Diss. Münster 1912. - August Franzen: Der Wiederaufbau des kirchlichen Lebens im Erzbistum Köln unter Ferdinand von Bayern. Münster 1941. - Edith Ennen: Kurfürst F. von Köln. In: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 163 (1961) S. 5-40. - August Franzen:

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F. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 90. - Joachim F. Foerster: Kurfürst Ferdinand von Köln. D i e Politik seiner Stifter in den Jahren 1634-1650. Münster 1976. - Erwin Gatz: F. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 6 4 8 - 1 8 0 3 ) , 1990, S. 107-111. - Hansgeorg Molitor: F. v. B. In: LThK 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 1233 f.

Ferrara,

Gabriele von, eigentl. Camillo von F., Barmherziger Bruder, Chirurg, * um 1543 Mailand, t 15. 1 . 1 6 2 7 Wien. F. erlernte die chirurgischen Verfahren s o w i e die Destillationskunst und praktizierte in Mailand, w o er 1591 in den Orden der Barmherzigen Brüder eintrat. 1597 erschien Nova selva di cirurgia. 1598-1605 lebte er in R o m , zuletzt als Prior des dortigen Klosters. 1605 wurde F. Generalvikar seines Ordens für Deutschland. Als einer der besten Ärzte seiner Zeit gewann er Zugang zum H o f Kaiser Ferdinands II., war 1620 Feldchirurg der kaiserlichen Truppen und behandelte u.a. 1624 Papst Urban VIII. F. gründete im Deutschen Reich, in Polen und Italien 2 2 Ordensspitäler. WEITERES WERK: S y l v a chirurgiae. Frankfurt 1625. LITERATUR: V D 17. - Ludwig Brandl: Der Chirurg G. Graf v. F. Erster Generalkommissar des Ordens der Barmherzigen Brüder für Germanien. Wien 1957. - L u d w i g Brandl: F., G. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 9 9 f. F e r u s , Johannes, eigentl. Wild, Franziskaner, T h e o l o g e , * 2 4 . 6 . 1 4 9 5 Burgau bei Günzburg, t 8 . 9 . 1554 Mainz. F. studierte wahrscheinlich in Heidelberg und trat um 1515 in ein Kloster der Franziskaner-Observanz ein. 1523-28 war er Lektor im Tübinger Konvent, danach in Mainz. Hier wirkte er seit 1539 als Domprediger und war zuletzt auch Guardian. F. entfaltete eine ausgedehnte und erfolgreiche publizistische Tätigkeit, die überwiegend Predigten und Bibelkommentare betraf; allein die 1 5 5 2 / 5 3 erschienene Evangelienpostille Postili über die Evangelien ... enthielt j e zehn Predigten zu j e d e m Sonntagsevangelium. Insgesamt auf die Verteidigung der kath. Kirche g e g e n die Protestanten ausgerichtet, äußerte er sich doch auch reformatorisch und kirchenkritisch und geriet dadurch ins Blickfeld der Inqusition, die seit 1554 in Spanien einzelne und unter Papst Sixtus V. ( 1 5 8 5 - 9 0 ) sämtliche Schriften F.' auf den Index setzte (bis 1900). LITERATUR: V D 16, W 2 9 2 7 - 3 0 6 2 . - V D 17. - Hermann Tüchle: F., J. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 101 f. - Thomas Berger: J. W. ( 1 4 9 5 - 1 5 5 4 ) . In: Katholische T h e o l o g e n der Reformationszeit 6. Hrsg. v. Heribert Smolinsky und Peter Walter. Münster 2 0 0 4 , S. 110-131.

Fesl,

Michael Joseph, kath. Theologe, Philosoph, * 2 9 . 9 . 1788 Prag, t 1864 Wien. F. studierte T h e o l o g i e und wurde 1811 zum Priester geweiht. Seit 1816 war er Vizerektor und Prof. der Kirchengeschichte und des Kirchenrechts am Priesterseminar in Leitmeritz (Böhmen). Wegen des von ihm gegründeten und nach den Grundsätzen Bernard —> Bolzanos geführten „Christenbundes" wurde er 1820 des Amtes enthoben. F. wurde 1820-24 im Wiener Servitenkloster, danach bis 1832 in Graz in Haft gehalten. In anonymen Rezensionen und Artikeln setzte er sich für B o l z a n o ein und gab dessen Hauptwerke heraus. F. veröffentlichte u.a. Nachrichten und Betrachtungen über die ungarische Nationalsynode 1822 ( 1 8 2 4 ) und Religionsbekenntnisse zweier vernünftiger Freunde (1835). LITERATUR: Klaus-Gunther Wesseling: F., M. J. In: B B K L , Bd. 20, 2 0 0 2 , Sp. 4 9 4 - 4 9 9 . F e ß l e r , Ignaz Aurelius, kath., später evang. Theologe, Orientalist, Schriftsteller, * 1 8 . 5 . 1 7 5 6 Zurndorf/Leitha, t 1 5 . 1 2 . 1839 St. Petersburg. F., dessen Vater Soldat, dann Wirt war und zuletzt in bischöflichen Diensten in Raab stand, trat 1773 in den Kapuzinerorden ein und wurde 1779 zum Priester geweiht. Eine

Feuerbach öffentliche Anzeige heimlich betriebener Klostergefängnisse brachte ihn in Konflikt mit seinem Orden. Er studierte in Wien Theologie, wurde 1783 promoviert und ging 1784 als Prof. der Orientalistik nach Lemberg. 1787 aus dem Kapuzinerorden entlassen, arbeitete er 1788-96 als Bibliothekar im schlesischen Carolath. 1791 zum evang. Glauben übergetreten, wurde F. 1798 preuß. Staatsbeamter in Berlin, wo er als Erzähler, Publizist und Reformer der preuß. Freimaurerei tätig war. Jean Paul, —>Fichte, —»Schelling und die Brüder Schlegel zählten zu seinen Bekannten. 1809 ging F. als Prof. der Orientalistik nach St. Petersburg, wurde 1819 Bischof der deutschen Gemeinde in Rußland und war zuletzt Superintendent in St. Petersburg. Er schrieb zahlreiche historische Romane (u. a. Marc-Aurel, 4 Bde., 1790-92). Seine Autobiographie erschien 1824 unter dem Titel Dr. Fessiers Rückblicke auf seine siebzigjährige Pilgerschaft (21851). WEITERES WERK: F.'S sämmtliche Schriften über Freymaurerey. 3 Bde., Berlin/Dresden/Freiberg 1801-07. Bd. 1, Freiberg 2 1805. - Ansichten von Religion und Kirchenthum. 3 Bde., Berlin 1805. - Die Geschichte der Ungarn und deren Landsassen. 10 Tie., Leipzig 1815-25. 2., verm. und verb. Aufl., bearb. v. Ernst Klein, Leipzig 1867-83. LITERATUR: Gustav Gugitz: F., I. A. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 103 f. - Peter F. Barton: I. A. F. Wien 1969. - Peter F. Barton: I. F. Vom katholischen Frühaufklärer zum Protestanten. In: Michael Benedikt u. a. (Hrsg.): Verdrängter Humanismus - verzögerte Aufklärung. Österreichische Philosophie zur Zeit der Revolution und Restauration (1750-1820). Wien 1992, S. 368-384 (Lit.). - Ders.: F., I. A. In: L T h K \ Bd. 3, 1995, Sp. 1249. - Hans-Christian Diedrich: F., I. A. In: RGG 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 85. - Erik Amburger: Pastoren der evangelischen Kirchen Rußlands. Vom Ende des 16. Jahrhunderts bis 1937. Lüneburg 1998.

Kontroversschriften und Postillen vehement für Anliegen der Gegenreformation ein. WERKE: Kleines christliches und catholisches Betbüchlin. Dillingen 1576. - Christlicher Bericht, wie ein . . . Christ auf die 37 Hauptartikel des wahren christlichen Glaubens antworten solle. Köln 1584. - Epitome postillae Feuchthianae maioris de tempore (de Sanctis). Ingolstadt 1598. - Christliche Walfahrt. Dillingen 1619. LITERATUR: VD 16, F 819-870. - VD 17. - Joseph Metzner: Ernst von Mengersdorf, Fürstbischof von Bamberg, die Weihbischöfe Doktor J. F. und Doktor Johann Ertlin. Biographische Skizzen. Bamberg 1886. - Johannes Kist: F., J. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 105. - Erhard Schmidt: Das Wirken des Bamberger Weihbischofs J. F. und das Vermächtnis seiner Kinderpostill für unsere Zeit. Diss. Regensburg 1971. Egon Johannes Greipl: F., J. In: Gatz, Bischöfe (1448-1648), 1996, S. 181. - Andreas Edel: F., J. In: LMU, Bd. 1, 1998, S. 116.

F e ß l e r , Josef, österr. kath. Theologe, Bischof von St. Pölten, * 2. 12. 1813 Lochau bei Bregenz, t 25.4. 1872 St. Pölten. F. studierte in Salzburg, Innsbruck und Brixen, wurde dort 1837 zum Priester geweiht und 1838 Supplent für Kirchengeschichte und Kirchenrecht am Theologischen Seminar. Nach der Promotion in Wien lehrte er seit 1842 in Brixen als Prof. und war von 1852 an Prof. der Kirchengeschichte, seit 1856 auch des Kirchenrechts an der Univ. Wien. Seit 1862 Weihbischof und Generalvikar von Vorarlberg, wurde er 1864 Bischof von St. Pölten. F. war Generalsekretär des Vatikanischen Konzils 1869/70 und Unterhändler bei den Konkordatsverhandlungen Österreich-Ungarns mit Rom. Er veröffentlichte u. a. das Handbuch ¡nstitutiones patrologiae (2 Bde., 1850/51) sowie Studien Uber das österreichische Konkordat (1856), Die Revision des Konkordates (1861) und Die wahre und die falsche Unfehlbarkeit. Zur Abwehr gegen Herrn v. Schulte ( K , I871). LITERATUR: Anton Erdinger: Dr. J. F. Brixen 1874 (Bibliogr.). - ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 305. - Friedrich Schragl: F., J. In: Gatz, Bischöfe (1785/1803-1945), 1983, S. 184-187. - Ders.: F., J. In: LThK 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 1249 f. - Franz Xaver Bischof: F., J. In: RGG 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 85.

F e u e r b a c h , Ludwig (Andreas), Philosoph, * 28.7. 1804 Landshut, t 13.9.1872 Rechenberg bei Nürnberg. Der Sohn des bayerischen Rechtsgelehrten Paul Johann Anselm F. studierte Philosophie und Theologie in Erlangen, in Heidelberg bei dem spekulativen Theologen Karl —»Daub und in Berlin bei —¥ Hegel. Er wurde in Erlangen mit einer Dissertation De infinítate, unitale, atque communitate rationis (1828) promoviert und habilitierte sich im gleichen Jahr mit einer überarbeiteten Fassung dieser Schrift, die einen rationalistisch-mystischen Entwurf einer universalen Vernunftphilosophie versucht, in Erlangen für das Fach Philosophie. Von 1829 bis 1837 hielt er Vorlesungen zur Logik und Metaphysik sowie zur Geschichte der Philosophie. Einige Studien gab er selbst heraus, so die Geschichte der neueren Philosophie von Bacon bis Spinoza (1833), Darstellung, Entwicklung und Kritik der Leibnizschen Philosophie (1838), Pierre Bayle (1838) und Zur Kritik der hegelschen Philosophie (1839). Die Vorlesungsmanuskripte wurden von Erich Thies herausgegeben (1974, 1975). Die Philosophiegeschichtsschreibung akzentuiert identitätsphilosophische und lebensweltliche Aspekte der behandelten Autoren. Im Jahr 1830 erschien anonym die vielbeachtete kritische Schrift Gedanken über Tod und Unsterblichkeit, die F. der Möglichkeit beraubte, je in Bayern zum beamteten Prof. ernannt zu werden. In dieser den Geist einer säkularen Mystik atmenden und in flammendem Stil geschriebenen Schrift bestreitet F. die individuelle Auferstehung und bezeichnet den christlichen Jenseitsglauben als Hindernis, die Unendlichkeit des Lebens und der Sinnlichkeit im Augenblick zu erfahren. Ohne Aussicht auf eine feste Anstellung in Erlangen und des Unterrichtens müde, zog er nach seiner Verheiratung mit Berta Low 1837 nach Schloß Bruckberg bei Ansbach, wo seine literarisch produktivste Zeit begann. 1841 erschien Das Wesen des Christentums, 1843 die Reformschrift Grundsätze der Philosophie der Zukunft. Es sind

F e u c h t , Jakob, kath. Theologe, * 1540 Pfullendorf bei Überlingen, t 26.4. 1580 Bamberg. Nach der Priesterweihe 1563 und einem kurzen Studienaufenthalt in Ingolstadt übernahm F. die Pfarrei Altdorf in der Diözese Eichstätt. 1567 setzte er sein Studium in Ingolstadt fort und war daneben Kooperator, seit 1570 Pfarrer der Kirche zu Unserer Lieben Frau. F. erwarb den Grad eines Magister artium, wurde Lizentiat der Theologie und war 1571 Rektor der Universität. Ein Jahr später wurde er Weihbischof von Bamberg. Der spätere kaiserliche Rat und Kanoniker an St. Stephan in Bamberg trat als Prediger und Verfasser von

F e u c h t w a n g , David, Rabbiner, Orientalist, * 27.11.1864 Nikolsburg (Mikulov), t 5.7. 1936 Wien. Der aus einer jüdischen Gelehrtenfamilie stammende F. studierte in Wien Orientalistik und Philosophie, in Berlin Assyriologie sowie das Arabische und absolvierte dort das Rabbinerseminar. Seit 1892 Rabbiner in seiner Heimatstadt, war er 1902-33 Prediger, Inspektor des Religionsunterrichts an Wiener Mittelschulen und stellvertretender Oberrabbiner, seit 1933 Oberrabbiner von Wien. F. gab die Zeitschrift „Freie Jüdische Lehrerstimmen" heraus, war Mitarbeiter der „Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums" sowie der „Monumenta Judaica". Er veröffentlichte u.a. Kanzelreden IUI (3 Bde., 1900-05) und Assyriologische Studien (1897/98).

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Feuerborn im wesentlichen diese beiden Publikationen, die F.s Einfluß auf seine Z e i t g e n o s s e n und in der europäischen Ideengeschichte bis heute b e s t i m m e n . Im Wesen des Christentums leitet er den G l a u b e n an Gott und das Jenseits aus einer k r a n k h a f t e n Projektion des M e n s c h e n ab und verlangt, die Inhalte des C h r i s t e n t u m s in ihrer nicht-verkehrten F o r m im Diesseits zu verwirklichen. Nicht m e h r nur negativ g e g e n das Christentum, s o n d e r n g e g e n Spekulation und M e t a p h y sik insgesamt und positiv e i n e neue P h i l o s o p h i e des Ich-undDu f o r d e r n d sind d i e als A u f r u f geschriebenen Grundsätze der Philosophie der Zukunft, d e n e n sich die Thesen zur Reformation der Philosophie von 1842 (aus d e m N a c h l a ß ) an die Seite stellen: D i e G r u n d s ä t z e legen in der Kritik der bisherigen Philosophie, vor allem seines Lehrers Hegel, die F o r d e r u n g nach einer neuen Philosophie aus: „Die w a h r e Dialektik ist nicht der M o n o l o g des e i n s a m e n D e n k e r s mit sich selbst, sie ist ein D i a l o g zwischen Ich und D u " (Paragraph 6 2 der Grundsätze). „Wir waren m o m e n t a n alle Feuerbachianer", schrieb Friedrich Engels im R ü c k b l i c k 1888. Auf die E n t w i c k l u n g eines a n t h r o p o l o g i s c h e n H u m a n i s m u s b e i m j u n g e n Marx wirkten vor allem die Grundsätze, auf Gottfried Keller die lebensweltliche Destruktion von Jenseilsglaube und christlicher D o g m a t i k . F. w u r d e zu e i n e m der bekanntesten kritischen Intellektuellen seiner Zeit und hatte wesentlichen Anteil an der E n t w i c k l u n g eines nicht m e h r christlich b e s t i m m t e n gebildeten B ü r g e r t u m s in Deutschland. Er entzog sich j e d o c h den E i n l a d u n g e n von A r n o l d R u g e und M a r x zu einer politischen Kritik d e r G e g e n w a r t s z u s t ä n d e , f ü r die ihm die Zeit nicht reif schien. Im Jahr 1848 hielt er auf E i n l a d u n g von Heidelberger Studenten öffentlich die Vorlesungen über das Wesen der Religion, in denen das Religionsverhalten auf Furcht und Angst vor d e r u n b e k a n n t e n N a t u r z u r ü c k g e f ü h r t wird. Sich v o m politischen A k t i o n i s m u s des Jahres 1848 distanzierend, sah er seine A u f g a b e in der langfristig angelegten theoretischen A u f k l ä r u n g , die dann erst ihrerseits d u r c h eine breitere Basis von politischer Brisanz wird. N a c h d e m durch den Konkurs seines S c h w a g e r s L o w , des Besitzers der B r u c k b e r g e r P r o z e l l a n m a n u f a k t u r , n o t w e n d i g g e w o r d e n e n U m z u g lebte F. von 1860 bis zu seinem Tod auf d e m R e c h e n b e r g bei N ü r n b e r g , w o er seine letzten Jahre in großer A r m u t verbrachte. Von 1852 bis 1857 schrieb er an der u m f a n g r e i c h e n T h e o g o n i e aus den Quellen des klassischen, hebräischen und christlichen Altertums (1857), die er als sein H a u p t w e r k ansah und in d e r er versuchte, mit i m m e r neuen Zitaten die T h e s e zu belegen, d a ß Gott und die H o f f n u n g auf das Jenseits S c h ö p f u n g e n des M e n s c h e n seien. WEITERE WERKE: S ä m t l i c h e Werke. 10 Bde., Leipzig 1846-66. - S ä m t l i c h e Werke. Hrsg. v. W i l h e l m B o l i n / F r i e d rich Jodl. Stuttgart 1903-11. N e u a u f l a g e Stuttgart 1959-64 mit 3 E r g ä n z u n g s b ä n d e n hrsg. v. H a n s - M a r t i n Sass. - W e r k e in 6 B ä n d e n . Hrsg. v. Erich Thies. F r a n k f u r t 1975 ff. Von der historisch-kritischen A u s g a b e , L u d w i g F e u e r b a c h : G e s a m m e l t e Werke. Hrsg. v. W e r n e r S c h u f f e n h a u e r . B e r lin, sind seit 1969 die Bde. 1-12 s o w i e 17 und 19 erschienen, ebenfalls in elektronischer F o r m auf Diskette oder C D R O M , hrsg. v. M . N e u m a n n und S. T. Stoler, G e o r g e t o w n University Washington D C : C e n t e r f o r Text and T e c h n o l o g y . LITERATUR: S i m o n R a w i d o w i t z : L . F . Berlin 1931. Reprint 1964. - H a n s - M a r t i n Sass: L. F. R e i n b e k bei H a m b u r g 1972, 4 1 9 9 4 . - Erich Thies (Hrsg.): L . F . W e g e der F o r s c h u n g . D a r m s t a d t 1978. - M a r x W . Wartofsky: L . F . C a m b r i d g e 1977. - F r a n c e s c o T o m a s o n i : L. F. und die n i c h t m e n s c h l i c h e Natur. Stuttgart 1990. - Hans J. B r a u n / H a n s - M a r t i n S a s s / W e r n e r S c h u f f e n h a u e r / F r a n c e s c o T o m a s o n i (Hrsg.): L . F . und die P h i l o s o p h i e der Z u k u n f t . Berlin 1990. - H a n s J. Braun (Hrsg.): Solidarität oder E g o i s m u s . Studien zu einer Ethik bei und nach F. Berlin 1994. Hans-Martin Sass

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F e u e r b o r n , Justus, auch F e u r b o r n , luth. T h e o l o g e , * 1 3 . 1 1 . 1 5 8 7 H e r f o r d , I 6 . 2 . 1656 G i e ß e n . Der Sohn eines A m t m a n n s d e r Stifter H e r f o r d und Gerresheim studierte in G i e ß e n T h e o l o g i e (1614 Magister), w u r d e 1616 p r o m o v i e r t und war seit 1617 a. o . P r o f . , Prediger und E p h o r u s der Stipendiaten. Seit 1618 o . P r o f . , erhielt er 1627 an d e r 1624 nach M a r b u r g verlegten Fakultät das A m t des ersten T h e o l o g e n . In dieser Funktion w u r d e er auch erster R e k t o r nach der Restitution d e r G i e ß e n e r Univ. 1650. 1628 wirkte er bei der Generalvisitation G e o r g s II. mit. 1650 w u r d e F. Superintendent der M a r b u r g e r Ä m t e r . I m Streit mit den T ü b i n g e r T h e o l o g e n über die Christologie vertrat er die G i e ß e n e r d o g m a t i s c h e Schule, deren Vorstellung v o m G o t t m e n s c h e n Christus sich in der O r t h o d o x i e d e r Zeit weitgehend durchsetzte. F.s Opera theologica [...] (3 Tie.) erschienen 1671. F. war mit einer Tochter Balthasar I. —» M e n t z e r s verheiratet; Peter —» H a b e r k o r n war sein Schwiegersohn. LITERATUR: V D 17. - H e r m a n n Schüssler: F., J. In: N D B , B d . 5, 1961, S. 115. - M a r k u s Wriedt: F., J. In: R G G 4 , B d . 3, 2000, Sp. 109. F e u e r l e i n , Jakob Wilhelm, evang. Theologe, * 2 4 . 3 . 1 6 8 9 N ü r n b e r g , t 1 0 . 3 . 1 7 6 6 Göttingen. Der S o h n J o h a n n Konrad —>F.s studierte in Altdorf und J e n a T h e o l o g i e und kehrte 1713 als Inspektor der A l u m nen nach Altdorf zurück, w o er 1715 Prof. d e r L o g i k und M e t a p h y s i k und 1723 Rektor der Univ. wurde. 1730 erhielt er einen Lehrstuhl f ü r orientalische Sprachen und eine theologische P r o f e s s u r . Ein Jahr nach seinem zweiten Rektorat 1736 w u r d e er P r o f e s s o r primarius d e r T h e o l o g i e an d e r neuen Univ. Göttingen. F. veröffentlichte neben R e d e n philosophische, theologische und kirchengeschichtliche Schriften in lateinischer Sprache. 1752 erschien seine Bibliotheca symbolica evangelica Lutherana. WEITERE WERKE: M e d i c i n a intellectus sine logica. Altdorf 1715. - D e eruditis sine praeceptore. Altdorf 1716. - D i e H ö c h s t - n o t h w e n d i g e Sorge Eines R e g e n t e n u m die w a h r e Religion seiner Unterthanen. Altdorf 1720. - C u r s u s philosophiae eclecticae: h. e. historia philosophica, arithmetica, geometria, physica. Altdorf u . a . 1727. - Dissertatio historicophilosophica D e X e n o p h a n e . Altdorf 1729. - Observationes variae in A u g u s t a n a e c o n f e s s i o n i s singulos artículos. Göttingen 1742. LITERATUR: V D 17. - Jörg Baur: D i e A n f ä n g e der T h e o logie an d e r ,wohl a n g e o r d n e t e n e v a n g e l i s c h e n Universität' Göttingen. In: Jürgen von Stackelberg (Hrsg.): Z u r geistigen Situation d e r Zeit d e r Göttinger Universitätsgründung 1737. Göttingen 1988, S. 9-56, bes. 42-54. - Matthias Wolfes: F., J. W . In: B B K L , Bd. 19, 2001, Sp. 377-382. F e u e r l e i n , J o h a n n K o n r a d , evang. T h e o l o g e , * 5. 1 . 1 6 5 6 E s c h e n a u , t 3 . 3 . 1718 Nördlingen. F. studierte 1674-78 in Altdorf T h e o l o g i e , e r w a r b den M a g i stergrad und setzte seine Studien bis 1680 in J e n a fort. N a c h Studienreisen durch D e u t s c h l a n d , E n g l a n d und Holland w u r d e er 1683 Diakonus, später Prediger an verschiedenen Kirchen, Antistes und 1697 I n s p e k t o r des G y m n a s i u m s in N ü r n b e r g . Seit 1709 war er Pastor, Superintendent, Konsistorialassessor s o w i e I n s p e k t o r der d e u t s c h e n und lateinischen Schulen in N ö r d l i n g e n . F. übersetzte aus d e m Englischen und v e r f a ß t e zahlreiche theologische S c h r i f t e n und Erb a u u n g s b ü c h e r , darunter Fastenpredigten (4 Tie., 1686-90). P o s t u m erschien ein Lebenslauf [...] von ihm selbst aufgesetzt (1718). F. war d e r Vater von J a k o b Wilhelm —>F. WEITERES WERK: D i e W a c h s a m e Bereitschafft. Z u r seligen Ewigkeit. N ü r n b e r g 1701. LITERATUR: V D 17. - Matthias Wolfes: F., J. K. In: B B K L , B d . 19, 2 0 0 1 , Sp. 383-385.

Fezer Feuling,

Daniel, B e n e d i k t i n e r , T h e o l o g e , * 2 5 . 8 . 1 8 8 2 L o b e n f e l d ( B a d e n ) , t 1 7 . 1 1 . 1947 Tuttlingen ( B a d e n Württemberg). N a c h d e m Eintritt in das B e n e d i k t i n e r s t i f t St. P e t e r in Salzburg studierte F. 1903-05 P h i l o s o p h i e in M a r i a L a a c h und setzte s e i n e Studien n a c h der P r i e s t e r w e i h e 1908 in R o m und B i r m i n g h a m fort. 1919-22 L e k t o r der T h e o l o g i e in B e u ren, hielt er sich 1 9 2 3 / 2 4 z u m S t u d i u m der P h i l o s o p h i e in M ü n c h e n auf, habilitierte sich im f o l g e n d e n J a h r in Salzburg und w u r d e 1929 a. o . P r o f . , 1933 o . P r o f . der F u n d a m e n t a l t h e o l o g i e und P h i l o s o p h i e . F. schrieb u. a. Glaubensgewißheit und Glaubenszweifel (1920), Das Wesen des Katholizismus (1920) s o w i e Einführung in die Liturgie der Karwoche (1921). LITERATUR: Fritz Feuling: D. F. O S B . In: B e n e d i k t i n i s c h e M o n a t s s c h r i f t 33 (1957) S. 3 9 1 - 3 9 3 . - J o h a n n e s S c h a b e r : F., D. In: B B K L , B d . 14, 1998, Sp. 9 6 9 - 9 7 6 .

Feurich,

Walter, e v a n g . T h e o l o g e , * 4 . 1 0 . 1922 D r e s d e n , t 4 . 2 . 1981 D r e s d e n . F. studierte 1940-44 in L e i p z i g T h e o l o g i e und P h i l o s o p h i e . 1945 w a r er P f a r r v i k a r , 1946-71 P f a r r e r in D r e s d e n . 1947-51 als P r e s s e b e a u f t r a g t e r d e s L a n d e s k i r c h e n a m t s tätig, hatte er 1961-81 den Vorsitz der K i r c h l i c h e n B r u d e r s c h a f t S a c h s e n s inne, arbeitete seit 1961 in der Christlichen F r i e d e n s k o n f e r e n z und d e m Friedensrat d e r D D R mit und stand 1964 ein e m A u s s c h u ß zur K o o r d i n i e r u n g kirchlicher G r u p p i e r u n g e n in der D D R vor. F. w a r 1965 M i t h e r a u s g e b e r u n d 1967 neb e n a m t l i c h e r R e d a k t e u r der Z e i t s c h r i f t „ G l a u b e u n d G e w i s sen", 1973 M i t h e r a u s g e b e r der M o n a t s s c h r i f t „ S t a n d p u n k t " . Z u l e t z t wirkte er als A l t e r s v i k a r i m K i r c h e n k r e i s D r e s d e n . LITERATUR: A n n e l i e s e Feurich: Vom R h e i n an die Elbe. M e i n e J a h r e an der Seite eines D r e s d n e r G e m e i n d e p f a r r e r s . D r e s d e n 2 0 0 3 . - J. Jürgen Seidel: F., W . In: B B K L , B d . 2 3 , 2 0 0 4 , Sp. 3 7 5 - 3 7 7 .

Feurstein,

Heinrich (Karl J o s e f ) , kath. T h e o l o g e , * 1 1 . 4 . 1877 F r e i b u r g / B r e i s g a u , t 2. 8 . 1 9 4 2 K o n z e n t r a tionslager D a c h a u . F., S o h n eines G o l d s c h m i e d s , studierte in F r e i b u r g / B r e i s g a u T h e o l o g i e und w a r nach d e r P r i e s t e r w e i h e 1899 in T i e n g e n / H o c h r h e i n und K a r l s r u h e als Vikar tätig. U n t e r d e m E i n f l u ß der p ä p s t l i c h e n S o z i a l e n z y k l i k a Rerum novarum studierte er 1901-04 V o l k s w i r t s c h a f t . N a c h der P r o m o t i o n mit einer A r beit ü b e r Lohn und Haushalt der Uhrenfabrikarbeiter des badischen Schwarzwaldes (1905) w u r d e er 1906 P f a r r e r in D o n a u e s c h i n g e n . F., der n e b e n a m t l i c h d i e f ü r s t e n b e r g i s c h e G e m ä l d e g a l e r i e leitete, w u r d e ein F a c h m a n n f ü r die region a l e K i r c h e n - und K u n s t g e s c h i c h t e ( M a t t h i a s Grunewald, 1930). N a c h 1933 p r e d i g t e er w i e d e r h o l t g e g e n den Terror des nationalsozialistischen R e g i m e s . 1942 w u r d e F. v e r h a f tet und erst n a c h K o n s t a n z , d a n n in das K o n z e n t r a t i o n s l a g e r D a c h a u v e r b r a c h t , w o er nach w e n i g e n W o c h e n starb. LITERATUR: W o l f g a n g M ü l l e r : F., H . In: N D B , B d . 5, 1961, S. 1 1 6 f .

Feustking,

Friedrich Christian, luth. T h e o l o g e , Schriftsteller, * 1678 Stellau bei Itzehoe, t 3 . 2 . 1 7 3 9 Tolk (Schleswig). F., S o h n eines Pfarrers und B r u d e r von J o h a n n Heinrich —»F., studierte in W i t t e n b e r g T h e o l o g i e und ließ sich 1702 als Privatlehrer und D r a m a t i k e r in H a m b u r g nieder. Später w u r d e er P f a r r e r in Tolk. F. v e r ö f f e n t l i c h t e G e d i c h t e , einen Geschichtskalender vom Leben Philippi Melanchthonis ( 1 6 9 8 ) und zahlreiche Opernlibretti, d a r u n t e r die von G e o r g Friedrich —> H ä n d e l vertonte O p e r Nero (1705). LITERATUR: V D 17.

Feustking,

J o h a n n H e i n r i c h , luth. T h e o l o g e , * 7 . 3 . 1672 Stellau bei Itzehoe, t 2 3 . 3 . 1713 G o t h a . D e r B r u d e r Friedrich Christian - > F . s studierte in R o s t o c k und Wittenberg T h e o l o g i e und w u r d e 1698 p r o m o v i e r t . Seit 1697 S u p e r i n t e n d e n t in J e s s e n , wirkte er später in K e m berg und k a m 1706 als H o f p r e d i g e r und K i r c h e n r a t n a c h Zerbst. 1709 als Prof. d e r T h e o l o g i e nach W i t t e n b e r g beruf e n , amtierte er seit 1712 als O b e r k o n s i s t o r i a l r a t in G o t h a . Als o r t h o d o x e r L u t h e r a n e r v e r ö f f e n t l i c h t e er u. a. zahlreiche p o l e m i s c h e S c h r i f t e n g e g e n S c h w ä r m e r und Pietisten w i e Gynaeceum haeretico fanaticum oder Historie und Beschreibung der falschen Prophetinnen, Quäkerinnen, Schwärmerinnen und andern sectirischen und begeisterten WeibesPersonen [...] (1704) und Bericht von den neuen Propheten. Darinnen der Ursprung und irrige Lehren der Himmlischen Propheten [...] und anderer Schwärmer gründlich erzehlet [...] wird (1721). I m J a h r 1707 publizierte er e i n e w i c h t i g e A u s g a b e der L i e d e r Paul —> G e r h a r d t s . LITERATUR: V D 17. - A u g u s t B e c k : F., J. H. In: A D B , Bd. 6, 1877, S. 755. F e y , Klara, auch C l a r a F., O r d e n s s t i f t e r i n , * 1 1 . 4 . 1 8 1 5 Aachen, t 8 . 5 . 1 8 9 4 Simpelveld (Niederlande). Als Schülerin der A a c h e n e r T ö c h t e r s c h u l e w u r d e d i e Fab r i k a n t e n t o c h t e r von ihrer Lehrerin L u i s e —> H e n s e l religiös u n d sozial a n g e r e g t . N a c h der Schulzeit erst karitativ tätig, g r ü n d e t e sie 1837 mit e i n i g e n H e l f e r i n n e n e i n e A r m e n s c h u l e f ü r v e r w a h r l o s t e M ä d c h e n , d e r sie sich seit 1844 ausschließlich w i d m e t e . 1848 rief F. zur E r z i e h u n g und religiösen U n terweisung armer, verlassener Mädchen die Kongregation der S c h w e s t e r n v o m a r m e n K i n d e Jesu ins L e b e n , d e r e n G e n e r a l o b e r i n sie zeitlebens blieb. D i e d e u t s c h e n N i e d e r lassungen und mit ihnen d a s M u t t e r h a u s in A a c h e n w u r d e n w ä h r e n d d e s K u l t u r k a m p f e s a u f g e l ö s t . F. siedelte 1878 in d a s n i e d e r l ä n d i s c h e S i m p e l v e l d über. 1916 w u r d e der b i s c h ö f l i c h e und 1958 der A p o s t o l i s c h e S e l i g s p r e c h u n g s p r o z e ß e r ö f f n e t . P o s t u m e r s c h i e n e n religiöse und p ä d a g o g i s c h e S c h r i f t e n , u. a. Die Übung der Mutter Klara Fey ( 1 9 1 3 , 15 1951) und Betrachtungen (3 B d e . , 1927). LITERATUR: J o s e p h B r o s c h : F., K . In: N D B , B d . 5, 1961, S. 118. - Elisabeth F i s c h e r - H o l z : C . F. In: A n r u f und A n t wort. B e d e u t e n d e F r a u e n aus d e m R a u m d e r E u r e g i o M a a s R h e i n . Bd. 2. Hrsg. v. Elisabeth F i s c h e r - H o l z . A a c h e n 1991, S. 19-33. - W o l f g a n g S c h a f f e r : C . F. In: Christen z w i s c h e n N i e d e r r h e i n u n d Eifel. L e b e n s b i l d e r aus zwei J a h r h u n d e r ten. H r s g . v. Karl S c h e i n . B d . 1. A a c h e n / M ö n c h e n g l a d b a c h 1993, S. 8 3 - 1 0 1 , 207. - M a n f r e d Eder: F., K. In: R G G 4 , Bd. 3, 2 0 0 0 , Sp. 109.

Feyerabend,

Maurus, Benediktiner, Theologe, * 7. 10. 1754 S c h w a b m ü n c h e n , t 8 . 3 . 1818 O t t o b e u r e n bei Memmingen. F. trat 1771 in d a s B e n e d i k t i n e r k l o s t e r O t t o b e u r e n ein und w u r d e 1778 z u m Priester g e w e i h t . Seit 1802 Prior, w a r er n a c h der A u f h e b u n g des Klosters S u p e r i o r d e r dort verblieb e n e n K l o s t e r b r ü d e r . F. v e r f a ß t e lokalhistorische und theol o g i s c h e S c h r i f t e n . Er v e r ö f f e n t l i c h t e d i e Jahrbücher des Reichsstifts Ottobeuren (4 Bde., 1784) und g a b d i e von ihm übersetzten B r i e f e P a p s t G r e g o r s I. und Sämtliche echte Werke (4 Bde., 1818-20) d e s C y p r i a n von K a r t h a g o heraus. LITERATUR: A e g i d i u s Kolb: P. M . F. O S B . 1754-1818. In: L e b e n s b i l d e r aus d e m B a y e r i s c h e n S c h w a b e n . B d . 14. Hrsg. v. W o l f g a n g H a b e r l . W e i ß e n h o r n 1993, S. 199-210. - Ulrich Faust: F., M . In: L T h K \ B d . 3, 1995, Sp. 1268 f.

Fezer,

Karl, e v a n g . T h e o l o g e , * 1 8 . 4 . 1891 G e i s l i n g e n , f 1 3 . 1 . 1960 Stuttgart. F., S o h n eines M e t z g e r s und G a s t w i r t s , b e s u c h t e 1905-09 die T h e o l o g i s c h e n S e m i n a r e in M a u l b r o n n und B l a u b e u ren und studierte 1909-13 T h e o l o g i e in T ü b i n g e n . Seit 1914

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Fiala war er Vikar in Echterdingen, 1919-26 Pfarrer in Stuttgart und Tübingen. 1924 in Tübingen zum Dr. theol. promoviert, habilitierte er sich dort 1926; 1926 wurde er beamteter a. o.Prof., 1930 persönlicher Ordinarius für Praktische Theologie. 1930-56 war er Ephorus des Evangelischen Stifts. 1933 wurde F. Mitglied der NSDAP. Von Mai bis November 1933 war er auch Mitglied der Deutschen Christen und zeitweise Berater des Reichsbischofs Ludwig Müller sowie kommissarischer Reichsführer der Deutschen Christlichen Studentenvereinigung. 1933-35 hatte er das Amt des Rektors der Univ. Tübingen inne. 1945 von der französischen Besatzungsmacht vorübergehend inhaftiert und entlassen, wurde F. 1950 im Entnazifizierungsverfahren als „Entlasteter" eingestuft. 1959 erfolgte seine Emeritierung. Er veröffentlichte u.a. Das Wort Gottes und die Predigt (1925) und Der Herr und seine Gemeinde (1927). LITERATUR: Hans Martin Müller: K. F. In: Wir konnten uns nicht entziehen. 30 Porträts zu Kirche und Nationalsozialismus in Württemberg. Hrsg. v. Rainer Lächele/Jörg Thierfelder. Stuttgart 1998, S. 251-264. - Carsten Nicolaisen: F., K. In: RGG 4 , Bd. 3, 2001, Sp. 110. Fiala, Friedrich (Xaver Odo), kath. Theologe, Bischof von Basel, * 21.7. 1817 Nidau (Kt. Bern), t 24.5.1888 Solothurn. Der Sohn eines Apothekers studierte in Solothurn, Freiburg/ Breisgau und Tübingen Theologie. Nach der Priesterweihe 1841 war er Sekundarlehrer in Laufen, 1844-57 Pfarrer in Herbetswil und im Anschluß daran bis 1871 Direktor des Lehrerseminars in Solothurn. 1861-85 lehrte er als Prof. der Kirchengeschichte und des Kirchenrechts an der Solothurner Theologischen Lehranstalt und war 1871-85 Dompropst, 1873-85 Generalvikar für den Kanton Solothurn, 1885-87 Bischof von Basel. F. veröffentlichte u.a. Geschichtliches über die Schule von Solothurn (5 Bde., 1875-81). LITERATUR: Ludwig Rochus Schmidlin: Dr. F. X. O. F., Bischof von Basel, Solothurn, 1890. - M. Gisi: F., F. In: ADB, Bd. 48, 1904, S. 534-539. - Marco Jorio: F., F. X. O. In: Gatz, Bischöfe (1785/1803-1945), 1983, S. 187-190. Fichte, Johann Gottlieb, Philosoph, * 19.5.1762 Rammenau (Oberlausitz), t 29. 1. 1814 Berlin. F.s außergewöhnliche intellektuelle Kraft ist zweimal entdeckt worden, und diese Entdeckungen haben seinen Lebensweg förderlich verändert. Aus einer Bandmacherfamilie stammend, verließ das älteste Kind einer großen Geschwisterschar das dörfliche Milieu mit acht Jahren, als nach einer glückhaften Begegnung ein adliger Förderer den Knaben in seine Obhut nahm. F. erhielt eine gelehrte Erziehung im Pfarrhaus von Niederau, auf der Lateinschule in Meißen und 1774-80 auf der Fürstenschule in Pforte bei Naumburg (Schulpforta). Sein Studium der Theologie und Jurisprudenz in Jena, Wittenberg und Leipzig führte zu keinem erfolgreichen Abschluß. Etwa seit 1784 war F. für ein Jahrzehnt Hauslehrer in Leipzig, Zürich, Warschau und nahe Danzig. Die Begegnung mit Immanuel —»Kant brachte die zweite Wende in F.s Lebenslauf. Die Lektüre der kritischen Schriften Kants 1790 wirkte wie ein Bekehrungserlebnis und ließ F. von einer deterministischen zu einer freiheitlichen Grundüberzeugung übergehen. Er wurde ein begeisterter Verfechter der Transzendentalphilosophie und kritischen Freiheitslehre. Bei einem Besuch 1791 in Königsberg legte F. seine Schrift Versuch einer Critik aller Offenbarung Kant zur Begutachtung vor. Kant gab eine Druckempfehlung an seinen Verleger. Und so wurde F. zum zweitenmal entdeckt, diesmal vom literarischen Publikum. Als das Buch nämlich zur Ostermesse 1792 teilweise anonym erschien, wurde zunächst Kant, dessen religionsphilosophische Schrift

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erwartet wurde, als Autor vermutet. Indem Kant diese Vermutung in einer öffentlichen Erklärung korrigierte, wurde F. schlagartig berühmt. F. heiratete in Zürich am 22.10. 1793 Marie Johanne Rahn (1755-1819), mit der er Ende 1792 von Danzig aus die Verlobung erneuert hatte. Dem Ehepaar Fichte wurde 1796 ein Sohn geboren, der spätere Philosoph Immanuel Hartmann (Hermann) F. (1796-1879). Im Frühjahr 1794 wurde F. Nachfolger des Kantianers Karl Leonhard Reinhold in der Philosophieprofessur an der Univ. Jena. Das folgende Jahrfünft bis zum Frühjahr 1799 stand im Zeichen beispiellosen universitären Lehrerfolgs und größter literarischer Produktivität. F. wurde zum Wortführer der von Kant inaugurierten kritischen Philosophie in Deutschland. Seine „Wissenschaftslehre", durch die alle Wissenschaft aus einem Grundpunkt erhellt und die Philosophie in den Rang einer evidenten Wissenschaft erhoben werden sollte, stellte er in der Programmschrift Über den Begriff der Wissenschaftslehre (1794) und in der ausgearbeiteten Fassung Grundlage der gesammten Wissenschaftslehre (1794/95) dar. Den Grundgedanken der produktiven IchEvidenz, der heftige Diskussionen auslöste, zog F. in die Rechtslehre (Grundlage des Naturrechts, 1796) und in die Ethik (Das System der Sittenlehre, 1798) aus, wobei er die Prinzipien der wechselseitigen personalen Anerkennung und der moralischen Selbstgesetzgebung ins Zentrum stellte. Als Mitherausgeber der Zeitschrift „Philosophisches Journal einer Gesellschaft Teutscher Gelehrten" veröffentlichte F. 1798 den Aufsatz Ueber den Grund unseres Glaubens an eine göttliche Weltregierung zur korrigierenden Begleitung des Aufsatzes Entwickelung des Begriffs der Religion von Friedrich Karl Forberg. Dieses Zeitschriftenheft wurde im November 1798 von der kursächsischen Regierung wegen Atheismus mit einem Konfiskationsedikt belegt. Gegen diesen Angriff auf seine philosophische und rechtliche Position ging F. seinerseits offensiv vor. Mit seiner Flugschrift Appellation an das Publikum, für deren weite Verbreitung er sorgte und der er andere Verteidigungsschriften folgen ließ, trug er mit Jahresbeginn 1799 den Streit um den Atheismusvorwurf in die literarische Öffentlichkeit, die mit großer Heftigkeit diesen Fall behandelte. F. bestritt mit seinem aus dem Prinzip des reinen Moralismus entwickelten Gottesbegriff die traditionellen Prädikate der Persönlichkeit und Substantialität Gottes und lehrte eine akosmistische Wirklichkeitssicht statt der Schöpfungskosmologie. Kant, —»Jacobi und Reinhold erklärten öffentlich ihre Distanz. Die ministeriellen Untersuchungen des Weimarer Hofes führten Ende März 1799 zur Entlassung F.s aus seiner Jenaer Professur. Durch Vermittlung Friedrich Schlegels siedelte F. nach Berlin über, wo er seit Sommer 1799 als Privatgelehrter lebte. Hier setzte er zunächst seine vielfältige, überwiegend populär ausgerichtete Publikationstätigkeit fort (Die Bestimmung des Menschen, Der geschloßne Handelsstaat, beide 1800; Sonnenklarer Bericht, Friedrich Nicolai's Leben und sonderbare Meinungen, beide 1801). Sein Engagement für eine Reform des Berliner Freimaurertums scheiterte in Jahresfrist (1799/1800). Die Auseinandersetzungen mit den Frühromantikern um eine Zeitschriftengründung und der Bruch mit -»Schelling 1801/02 beeinträchtigten F.s Beziehung zur literarischen Öffentlichkeit nachhaltig. Die Ergebnisse seines vertieften philosophischen Denkens trug F. nur mündlich vor. Zahlreiche Vorlesungen über die Wissenschaftslehre und andere philosophische Disziplinen (Rechtslehre, Sittenlehre, Gotteslehre, nicht aber Naturlehre) wurden und werden der wissenschaftlichen Öffentlichkeit erst aus dem Nachlaß bekannt. F.s Privatgelehrtendasein endete mit dem Sommersemester 1805, als er Prof. für Philosophie an der damals preuß. Univ. Erlangen wurde. Er veröffentlichte 1806 drei po-

Fidelis p u l ä r e Vorlesungsreihen ( U e b e r das Wesen des Gelehrten, Die Grundzüge des gegenwärtigen Zeitalters und Die Anweisung zum seeligen Leben). D i e hier sich n u r a n d e u t e n d e H o c h s c h ä t z u n g des C h r i s t e n t u m s als d e s historischen P r i n zips der F r e i h e i t s e n t w i c k l u n g hat F. erst 1813 in privaten Aufzeichnungen ausdrücklich formuliert. N a c h d e r militärischen N i e d e r l a g e P r e u ß e n s g e g e n F r a n k reich beteiligte sich F. n a c h d r ü c k l i c h an d e n p r e u ß . R e f o r m b e m ü h u n g e n . G r o ß e W i r k u n g hatte er als F r e i h e i t s r u f e r mit seinen Reden an die deutsche Nation ( 1 8 0 8 ) , in d e n e n er e i n e E r n e u e r u n g d e s p o l i t i s c h - g e s e l l s c h a f t l i c h e n L e b e n s im S i n n e nationaler Freiheit p r o p a g i e r t e . F. w u r d e 1808 M i t glied der B a y e r i s c h e n A k a d e m i e d e r W i s s e n s c h a f t e n . A n der 1810 neu g e g r ü n d e t e n Berliner Universität, auf deren O r g a n i s a t i o n er d u r c h e i n e D e n k s c h r i f t E i n f l u ß zu n e h m e n versucht hatte, erhielt F. d i e P r o f e s s u r f ü r P h i l o s o phie, f ü r die er literarisch e i n e w i s s e n s c h a f t l i c h e S t a n d o r t b e s t i m m u n g v o r n a h m ( D i e Wissenschaftslehre in ihrem allgemeinen Umrisse, 1810). Z u n ä c h s t D e k a n der P h i l o s o p h i s c h e n Fakultät, w u r d e er 1811 erster g e w ä h l t e r R e k t o r der B e r l i n e r Universität, legte a b e r 1812 dieses A m t vorzeitig nieder, weil er f ü r s e i n e D i s z i p l i n a r m a ß n a h m e n gegen studentische Händel keine Mehrheit fand (Gegnerschaft —> S c h l e i e r m a c h e r s ) . F. starb a m 2 9 . 1 . 1814 an e i n e m N e r venfieber. F. hat k e i n e S c h u l e gebildet. Sein p h i l o s o p h i s c h e s W e r k ist F r a g m e n t . Die v o l l s t ä n d i g e E r s c h l i e ß u n g seines N a c h l a s s e s wird w o h l seine späte b e j a h e n d e Z u w e n d u n g z u m C h r i s t e n t u m heller ins Licht stellen. WERKE: G e s a m t a u s g a b e der B a y e r i s c h e n A k a d e m i e der W i s s e n s c h a f t e n . Hrsg. v. R e i n h a r d L a u t h / H a n s J a c o b / H a n s G l i w i t z k y / E r i c h F u c h s . B i s h e r 3 3 B d e . in 4 R e i h e n . Stuttgart-Bad C a n n s t a t t 1962 ff. LITERATUR: H a n s M i c h a e l B a u m g a r t n e r / W i l h e l m G ( u s t a v ) J a c o b s : J. G. F.-Bibliographie. Stuttgart-Bad C a n n s t a t t 1968. - S a b i n e D o y é : J. G. F . - B i b l i o g r a p h i e ( 1968-1992 / 93). F . - S t u d i e n - S u p p l e m e n t a 3. A m s t e r d a m / A t l a n t a 1993. - D i r k S c h m i d : R e l i g i o n u n d C h r i s t e n t u m in F.s S p ä t p h i l o s o p h i e 1810-1813. Berlin 1995. - E m i l i o Brito: J. G . F. et la transf o r m a t i o n du c h r i s t i a n i s m e . L e u v e n 2 0 0 4 . Günter Meckenstock F i c h t n e r , J o h a n n e s , e v a n g . T h e o l o g e , * 1 4 . 7 . 1902 R e i c h e n b a c h (Oberlausitz), t 1.7. 1962 S p e y e r . D a s S t u d i u m der T h e o l o g i e an d e n U n i v e r s i t ä t e n B r e s l a u und T ü b i n g e n s c h l o ß F. 1929 in B r e s l a u als Lizentiat ab. Seit 1930 P r i v a t d o z e n t , lehrte er 1939-49 als a. o . P r o f . an der U n i v . G r e i f s w a l d , w o er a u c h als S t u d e n t e n - u n d stellvertretender S t a n d o r t p f a r r e r tätig war. 1949 w u r d e F. P r o f . des Alten T e s t a m e n t s an d e r K i r c h l i c h e n H o c h s c h u l e Bethel und w a r 1954 zugleich D o z e n t an der P ä d a g o g i s c h e n A k a d e m i e B i e l e f e l d . E r v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Die etymologische Ätiologie in der Namengebung der geschichtlichen Bücher des Λ7" (1956). F i c k e r , Gerhard, evang. Theologe, * 3 . 2 . 1 8 6 5 Thonberg ( h e u t e zu Leipzig), t 1 1 . 4 . 1934 Kiel. N a c h d e m B e s u c h der F ü r s t e n s c h u l e in G r i m m a studierte der S o h n eines P a s t o r s T h e o l o g i e an der U n i v . L e i p z i g . 1 8 8 9 / 9 0 w a r er Stipendiat d e s D e u t s c h e n A r c h ä o l o g i s c h e n Instituts, 1892 H i l f s g e i s t l i c h e r und P f a r r e r in S o h l a n d / S p r e e und habilitierte sich im f o l g e n d e n J a h r an der U n i v . H a l l e f ü r K i r c h e n g e s c h i c h t e . N a c h einer Studienreise d u r c h Italien, A f r i k a , F r a n k r e i c h und S p a n i e n w u r d e F. 1903 a . o . P r o f . der T h e o l o g i e in Halle, 1906 o . P r o f . an der U n i v . Kiel. Er v e r f a ß t e u. a. Das ausgehende Mittelalter und sein Verhältnis zur Reformation ( 1 9 0 3 ) und bearbeitete z u s a m m e n mit Heinrich H e r m e l i n k in d e m T ü b i n g e r H a n d b u c h d e r Kirc h e n g e s c h i c h t e d e n B a n d Das Mittelalter (21929).

F i c k e r , J o h a n n e s (Paul), e v a n g . T h e o l o g e , A r c h ä o l o g e , * 1 2 . 1 1 . 1 8 6 1 L e i p z i g , f 1 9 . 6 . 1944 H a l l e / S a a l e . D e r B r u d e r G e r h a r d - > F.s studierte seit 1880 T h e o l o g i e und K u n s t g e s c h i c h t e in Leipzig, w u r d e 1884 M i t g l i e d d e s Predig e r k o l l e g i u m s , 1886 z u m Dr. phil. p r o m o v i e r t u n d reiste bis 1889 als Stipendiat d e s D e u t s c h e n A r c h ä o l o g i s c h e n Instituts in R o m d u r c h Italien, S p a n i e n und N o r d a f r i k a . 1890 habilitierte er sich in H a l l e und w u r d e 1892 a . o . , 1900 o . P r o f . der K i r c h e n g e s c h i c h t e an der U n i v . S t r a ß b u r g , 1912 d e r e n R e k t o r . 1919 g i n g er als p e r s ö n l i c h e r O r d i n a r i u s u n d G e h e i m e r Konsistorialrat n a c h H a l l e und hatte 1923-29 den kirc h e n g e s c h i c h t l i c h e n Lehrstuhl inne. F., d e r sich u m die Hera u s g a b e von Q u e l l e n zur R e f o r m a t i o n s g e s c h i c h t e b e m ü h t e , w u r d e b e r ü h m t als E n t d e c k e r und E d i t o r der f r ü h e n Vorles u n g e n —> L u t h e r s ü b e r d e n R ö m e r - und d e n H e b r ä e r b r i e f . Er v e r f a ß t e zahlreiche r e f o r m a t i o n s - und k u n s t g e s c h i c h t l i c h e Werke. LITERATUR: O s k a r T h u l i n : J. F.-Bibliographie. H a l l e / S a a l e 1936. - Ders.: N a c h t r ä g e zur J. F . - B i b l i o g r a p h i e . H a l l e 1937. - E r n s t Wolf: In m e m o r i a m J. F. In: T h e o l o g i s c h e L i t e r a t u r z e i t u n g 6 9 ( 1 9 4 4 ) S. 189-191, d a z u a u c h e b d . 6 5 (1940) S. 3 3 8 - 3 4 4 . - E r n s t Wolf: F., J. In: R G G 3 , B d . 2, 1958, Sp. 935. F i c k l e r , J o h a n n Baptist, a u c h Fikler, Jurist, * 2 4 . 5 . 1 5 3 3 B a c k n a n g ( W ü r t t e m b e r g ) , t 1610 M ü n c h e n . D e r S o h n eines T u c h h ä n d l e r s und R a t s h e r r n studierte 1551-55 R e c h t s w i s s e n s c h a f t e n an der U n i v . Ingolstadt und w u r d e dort F a m u l u s des italienischen K a n o n i s t e n F r a n c e s c o Zoanetti, 1555 P r i v a t s e k r e t ä r des B a s l e r D o m p r o p s t e s A m brosius von —» G u m p p e n b e r g . Seit 1559 in S a l z b u r g e r D i e n sten stehend, n a h m F. 1562-64 a m Konzil von Trient teil, w o er seine Acta Concilii Tridentini v e r f a ß t e . 1565 w u r d e er in B o l o g n a z u m Dr. j u r . utr. p r o m o v i e r t . F. w a r a u c h S a l z b u r g e r R e i c h s t a g s g e s a n d t e r , w e c h s e l t e 1588 in bayeris c h e D i e n s t e ü b e r und unterrichtete den späteren H e r z o g - » M a x i m i l i a n I. von B a y e r n in G e s c h i c h t e und Jurisprud e n z . 1591 z u m H o f r a t e r n a n n t , w i d m e t e sich F. seit 1599 der h e r z o g l i c h e n M ü n z s a m m l u n g s o w i e der K u n s t k a m m e r . Er w u r d e 1 6 0 6 / 0 7 in d e n Geistlichen Rat b e r u f e n und bekleidete die W ü r d e eines kaiserlichen H o f p f a l z g r a f e n . F. v e r f a ß t e z a h l r e i c h e j u r i s t i s c h e und t h e o l o g i s c h e Traktate. WEITERE WERKE: T h e o l o g i a ivridica, sev ivs civile theolog i c v m . Dillingen 1575. - Tractatus d e iure m a g i s t r a t u u m in s u b d i t o s et officio s u b d i t o r u m erga magistratus. I n g o l s t a d t 1578. - S p o n g i a c o n t r a p r a e d i c a n t i u m W i r t e m b e r g e n s i u m aspergines. Ingolstadt 1585. - R i c h t s c h n u r rechter L e h r . Darbey d e r g e m e i n e M a n n . . . klar und lauter e r k e n n e n k a n n , w e l c h e s d e r r e c h t e G l a u b u n d R e l i g i o n der, oder die m a n n E v a n g e l , od. L u t h e r nennt. M ü n c h e n 1597. - K l a g s c h r i f f t ü b e r den h o c h s c h ä d l i c h e n Verlust d e r C h r i s t e n h e i t von d e m L a i d i g e n T ü r c k e n . Vorrede v. 1595. M ü n c h e n 1615 [i.e. 1595], LITERATUR: Friedrich M e r z b a c h e r : F., J. B. In: N D B , B d . 5, 1961, S. 136. - Josef Steinruck: J. B . F. Ein Laie im D i e n s t e der G e g e n r e f o r m a t i o n . Diss. W ü r z b u r g 1963. F i d e l i s von S i g m a r i n g e n , eigentl. M a r k u s R o y , K a p u z i n e r , * 1578 S i g m a r i n g e n , t 2 4 . 4 . 1622 S e e w i e s (Kt. G r a u bünden). D e r S o h n eines S c h u l t h e i ß e n studierte seit 1598 P h i l o s o p h i e und R e c h t s w i s s e n s c h a f t e n an der U n i v . F r e i b u r g / B r e i s g a u und e r w a r b 1603 d e n G r a d e i n e s M a g i s t e r artium. Als H o f meister begleitete er 1604-11 j u n g e A d l i g e auf Studienreisen n a c h F r a n k r e i c h , S p a n i e n und Italien. 1611 z u m Dr. j u r . utr. p r o m o v i e r t , w u r d e er Gerichtsrat bei der vorderösterreichischen R e g i e r u n g in E n s i s h e i m . N o c h im selben J a h r b e g a n n F. das S t u d i u m d e r T h e o l o g i e , e m p f i n g d i e P r i e s t e r w e i h e und trat in d e n K a p u z i n e r o r d e n ein. E r w a r 1617 P r e d i g e r in A l t d o r f , 1 6 1 8 / 1 9 in R h e i n f e l d e n , a n s c h l i e ß e n d in Freiburg

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Fiebig ( S c h w e i z ) und Feldkirch. Seit Ende 1621, nach d e m Einfall der Österreicher, leitete F. die zur Rekatholisierung des reformierten Prättigau gegründete Mission. B e i einer Predigt in der Kirche in S e e w i e s wurde er von reformierten Bauern erschlagen, wodurch einerseits ein allgemeiner Aufstand des Prättigaus gegen die habsburgische Besatzung ausgelöst, andererseits der Märtyrerkult des F. begründet wurde. 1746 erfolgte F.' Heiligsprechung. LITERATUR: V D 17. - Bonaventura von Mehr: F. v. S. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 137 f. - Otto H. Becker u. a.: St. F. v. S. Leben - Wirken - Verehrung. In: Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte 32 ( 1 9 9 6 ) S. 3-165. - Oktavian Schmucki: F. v. S. In: RGG 4 , Bd. 3, 2 0 0 0 , Sp. 113. - Matthias Ilg: Der Kult des Kapuzinermärtyrers F. v. S. als Ausdruck katholischer Kriegserfahrungen im Dreißigjährigen Krieg. In: Matthias A s c h e u.a. (Hrsg.): Das Strafgericht Gottes. Kriegserfahrungen und Religion im Hl. Römischen Reich Deutscher Nation im Zeitalter des Dreißigjährigen Krieges. Münster 2 0 0 1 , S. 2 9 1 - 4 3 9 . F i e b i g , Paul (Wilhelm Julius), luth. T h e o l o g e , Talmudist, * 3 . 2 . 1 8 7 6 H a l l e / S a a l e , t l l . l 1. 1949 K a l b e / M i l d e (Altmark). Im Anschluß an das Studium der T h e o l o g i e in Berlin und Halle bei Martin —» Kahler und Emil —» Kautzsch wurde F., dessen Vater Prokurist, dann gerichtlicher Bücherrevisor war, 1902 stellvertretender Direktor am Institutum Judaicum Delitzschianum in Leipzig, w o er mit Israel Issar Kahan zusammenarbeitete. 1903 übersiedelte F. als Studieninspektor an das Predigerseminar nach Wittenberg, wurde im folgenden Jahr Oberlehrer am Gymnasium Ernestinum in Gotha und wirkte seit 1919 als Pfarrer an der Petrikirche in Leipzig. 1924 habilitierte er sich für N e u e s Testament; 1930 wurde er a. o., 1939 api. Prof. in Leipzig. Er bemühte sich insbesondere um das Verständnis der historischen Überlieferungen von Jesus, wobei er die in der Literaturwissenschaft entwickelte vergleichende Methode auf die Texte des Neuen Testaments, des Talmuds s o w i e des Midrasch anwendete. F. veröffentlichte u. a. Die Umwelt des Neuen Testaments (1926), Rabbinische Formgeschichte und Geschichtlichkeit Jesu ( 1931 ) und Neues Testament und Nationalsozialismus (1935). LITERATUR: Hans Peter Rüger: F., P. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 139. F i e d l e r , Eberhard, Jurist, Kirchenpolitiker, * 19. 1 . 1 8 9 8 Köstritz, t 2 9 . 5 . 1947 Ronneburg. F. arbeitete nach d e m Jura-Studium als Rechtsanwalt am Reichsgericht Leipzig. Er trat 1933 der Jungreformatorischen B e w e g u n g bei und war seit 1934 zusammen mit Wilhelm —»Flor der wichtigste Rechtsberater der Bekennenden Kirche, nahm an den Bekenntnissynoden teil und wurde Mitglied des Reichsbruderrats, Mitglied der vorläufigen Kirchenleitung und Leiter der Kirchenkanzlei. D i e juristische Konzeption und Ausgestaltung der Bekennenden Kirche geht maßgeblich auf ihn zurück. 1936 legte er aus Gesundheitsgründen seine Ämter nieder. 1945 wurde er Oberlandesgerichtsrat in Gera. F. veröffentlichte Kirche und Staat (1935). LITERATUR: Siegfried Hermle: F., E. In: RGG 4 , Bd. 3, 2 0 0 1 , Sp. 115. F i e d l e r , Johann Kuno, Pseud. Friedrich Kuhn, Franziskus Kilian, evang. T h e o l o g e , * 3 . 2 . 1895 Schwiebus (Brandenburg), t 1 3 . 8 . 1973 Tessin. Zunächst Buchhändler in Leipzig, studierte F. dort 1913-16 Theologie, nahm am Ersten Weltkrieg teil, wurde 1916 zum Dr. phil. promoviert und war 1917-21 Pfarrer in Planitz, bevor er w e g e n seiner anonym veröffentlichten polemischen Schrift Luthertum oder Christentum ( 1 9 2 0 ) sein A m t verlor. 1921-25 war er Volksschullehrer in Planitz, 1925-32

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Studienrat in Neustadt/Orla und Altenburg und wurde nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten entlassen. U n ter Pseudonym schrieb F. für die „Sonntagszeitung". 1936 wurde er von der Gestapo verhaftet, konnte jedoch in die S c h w e i z fliehen, w o er bis 1955 als Pastor in St. Antonien (Kt. Graubünden) wirkte. F. veröffentlichte eine Reihe von philosophisch-theologischen Werken, u.a. Glaube, Gnade und Erlösung nach Jesus dem Synoptiker (1939). Er stand im Briefwechsel mit Thomas Mann. F i l l j u n g , Katharina, Dominikanerin, * 13.4. 1848 Büdingen, t 4 . 8 . 1 9 1 5 Büdingen. A u s ärmlichen Verhältnissen stammend, gehörte F. früh d e m weltlichen III. Orden des hl. Dominikus an. Nach der Heilung von einer schweren Krankheit im Alter von 25 Jahren erlebte sie Ekstasen und empfing Visionen. 1882 und 1887 wurde sie v o m Hl. Offizium in R o m geprüft. 1884 gründete F. in Büdingen ein Waisenhaus. S i e war Verfolgungen ausgesetzt und wurde ins Gefängnis s o w i e in Irrenhäuser verbracht. Später setzte sich der Statthalter Fürst Hohenlohe für F. ein. Eine gerichtliche und ärztliche Untersuchung kam zu d e m Ergebnis, daß ihre Zustände nicht auf Täuschung beruhten. LITERATUR: Gundolf Gieraths OP: F., K. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 147. F i l t s c h , Eugen, evang. T h e o l o g e , Literaturwissenschaftler, * 2 5 . 4 . 1856 Hermannstadt, t 1919. F. studierte seit 1874 Theologie, Germanistik, Philosophie und Pädagogik an der Univ. Leipzig, wurde promoviert und kehrte 1878 nach Siebenbürgen zurück. Er wirkte als Lehrer in Reußmarkt, seit 1882 in seiner Heimatstadt, w o er zudem als Prediger tätig war. 1892 wurde F. evang. Pfarrer in Bukarest. Er verfaßte eine Reihe von literaturwissenschaftlichen Schriften, u.a. Goethes religiöse Entwicklung ( 1 8 9 4 ) und eine Geschichte des deutschen Theaters in Siebenbürgen. F i l z e r , Johannes, österr. kath. T h e o l o g e , * 1 . 1 . 1 8 7 4 Kitzbühel, t 1 3 . 7 . 1 9 6 2 Salzburg. F. studierte an der Univ. Salzburg, empfing 1896 die Priesterweihe und war seit 1898 Hofkaplan des Erzbischofs in Salzburg. 1908 zum Dr. theol. promoviert, lehrte er 1912-24 als Prof. der T h e o l o g i e an der Univ. und wurde anschließend Domkapitular und Dompfarrer, 1927 Weihbischof von Salzburg. F. war als Redakteur der „Katholischen Kirchenzeitung" tätig. LITERATUR: Hans Spatzenegger: F., J. Bapt. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 9 4 5 - 2 0 0 1 ) , 2 0 0 2 , S. 4 9 3 . F i n c k , Heinrich, Komponist, * 1444 ( 1 4 4 5 ? ) Bamberg, t 9 . 6 . 1 5 2 7 Wien. F. lebte 1460-70 wahrscheinlich am polnischen Hof in Warschau und Krakau, war Mitglied der Krakauer Hofkapelle, wurde 1482 an der Univ. Leipzig immatrikuliert und war danach vermutlich wieder am polnischen Hof tätig. 1510 erhielt er eine Anstellung als Kapellmeister der herzoglichen Kapelle in Stuttgart und war nach deren Auflösung 1514 kurze Zeit Komponist der Hofkapelle Maximilians I., seit 1519 (?) des Salzburger Domkapitels. A m Aufbau einer Kantorei im Wiener Schottenkloster beteiligt, wird F. 1527 in den Kapellakten als Kapellmeister der Hofkapelle Ferdinands I. genannt. Von seinen Kompositionen sind u.a. vier Messen, ein Magnifikat, ein Introitus, H y m n e n und deutsche Lieder erhalten. WERKE: Eine Sammlung ausgewählter Kompositionen zu vier und fünf Stimmen, bestehend in deutschen geistlichen und weltlichen Liedern, H y m n e n und Motetten. Berlin 1879. Nachdr. N e w York 1966. - Sacrorum hymnorum liber primus. Hrsg. v. Rudolf Gerber. Wolfenbüttel 1930. - Missa in summis. Hrsg. v. Karl Hasse. Wolfenbüttel 2 1955.

Firmian LITERATUR: L o t h a r H o f f m a n n - E r b r e c h t : F., H . In: N D B , B d . 5, 1961, S. 149 f. - Ders.: H . F. - m u s i c u s excellentissim u s . 1445-1527. K ö l n 1982. - L o t h a r H o f f m a n n - E r b r e c h t : F., H . In: N G r o v e D , B d . 8, 2 2001, S. 8 2 1 - 8 2 3 . - J ü r g e n H e i d r i c h : F., H . In: M G G 2 P , Bd. 6, 2 0 0 1 , S p . 1172-1178. L o t h a r H o f f m a n n - E r b r e c h t : Z w e i bisher u n b e k a n n t e K o m p o sitionen von H. F. In: N e u e s m u s i k w i s s e n s c h a f t l i c h e s Jahrbuch 10 ( 2 0 0 1 ) S. 9 - 1 4 . F i n g e r l o s , M a t t h ä u s , österr. kath. T h e o l o g e , * 6 . 9 . 1748 Fiatschach (Salzburg), t 11. 12. 1817 Salzburg. N a c h d e m P h i l o s o p h i e s t u d i u m in Salzburg trat F., S o h n eines L a n d w i r t s , 1772 in die D i e n s t e des S a l z b u r g e r E r z b i s c h o f s H i e r o n y m u s von —> C o l l o r e d o - W a l d s e e u n d w a r seit 1781 R e g e n s d e s e r z b i s c h ö f l i c h e n P r i e s t e r s e m i n a r s . 1801 w u r d e er S t a d t p f a r r e r in der E n k l a v e M ü h l d o r f , 1803 b a y e r i s c h e r U n t e r t a n , 1804 R e g e n s d e s G e o r g i a n u m s in L a n d s h u t , w o er seit 1806 Prof. der P a s t o r a l t h e o l o g i e war. Als A n h ä n g e r der A u f k l ä r u n g geriet F. in Konflikt mit d e r a u f k o m m e n d e n „ L a n d s h u t e r R o m a n t i k " u m J o h a n n M i c h a e l —> Sailer. WERKE: W o z u sind G e i s t l i c h e d a ? S a l z b u r g 1800. - Versuch e i n e r Pastorallehre, d a s ist einer D a r s t e l l u n g der S t a n despflichten d e s G e i s t l i c h e n . M ü n c h e n 1805. - Ü b e r d a s B e d ü r f n i ß einer R e f o r m a t i o n d e s Priester-Standes. R o m 1811. LITERATUR: Josef G r ö t s c h : D i e Versetzung d e s Salzburger P r i e s t e r h a u s r e g e n s F. n a c h M ü h l d o r f . In: M i t t e i l u n g e n der G e s e l l s c h a f t f ü r S a l z b u r g e r L a n d e s k u n d e 9 7 ( 1 9 5 7 ) S. 51-60. - H e i n z M a r q u a r t : M . F. 1748-1817. L e b e n und W i r k e n eines P a s t o r a l t h e o l o g e n u n d S e m i n a r r e g e n t e n in d e r A u f k l ä r u n g s z e i t . Diss. M ü n c h e n 1977. - L u d w i g H a m m e r m a y e r : F., M . In: L M U , B d . 1, 1998, S. 118 f. F i n k , Karl A u g u s t , kath. T h e o l o g e , K i r c h e n h i s t o r i k e r , * 1 0 . 5 . 1904 K o n s t a n z , t 4 . 4 . 1983 R o t t w e i l . F. studierte in Freiburg und M ü n s t e r kath. T h e o l o g i e , e m p fing 1928 d i e P r i e s t e r w e i h e und w u r d e 1929 in Freiburg z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t ( D i e Stellung des Konstanzer Bistums zum päpstlichen Stuhl im Zeitalter des avignonesischen Exils). 1930 g i n g er als Stipendiat an d a s D e u t s c h e H i s t o r i s c h e Institut in R o m . F. arbeitete a m Repertorium Germanicum mit, w o er die B ä n d e z u m Pontifikat M a r tins V . h e r a u s g a b (erschienen 1943, 1957, 1958), und habilitierte sich 1935 in F r e i b u r g ( M a r t i n V. und Aragon). 1937 w u r d e er a. o. Prof. f ü r K i r c h e n g e s c h i c h t e in B r a u n s b e r g , 1940 V e r t r e t u n g s p r o f e s s o r und 1945 o . P r o f . in T ü b i n g e n . F., der sich v o r a l l e m mit der K i r c h e n g e s c h i c h t e d e s 15. Jh. b e s c h ä f t i g t e , w a r seit 1941 M i t h e r a u s g e b e r d e r „ T h e o l o g i schen Q u a r t a l s c h r i f t " und seit 1950 der „ Z e i t s c h r i f t f ü r Kirchengeschichte". WEITERES WERK: P a p s t t u m und K i r c h e im a b e n d l ä n d i s c h e n Mittelalter. M ü n c h e n 1981. LITERATUR: R u d o l f R e i n h a r d t : Dr. K. A . F. In: Z e i t s c h r i f t f ü r K i r c h e n g e s c h i c h t e 9 4 ( 1 9 8 3 ) S. 2 5 1 - 2 5 5 . - R u d o l f R e i n hardt: F., K . A . In: B B K L , B d . 14, 1998, Sp. 9 9 0 - 9 9 4 . K l a u s G a n z e r : F., K. A . In: L T h K \ B d . 11, 2 0 0 1 , Sp. 7 5 f. F i n k , Wilhelm, Taufname: Rupert, Benediktiner, Theologe, Historiker, Philologe, * 9 . 5 . 1 8 8 9 R o t t e n b u r g / Laaber, t 1 3 . 2 . 1 9 6 5 Metten. N a c h der P r i e s t e r w e i h e studierte F. 1913-17 P h i l o s o p h i e , T h e o l o g i e und K l a s s i s c h e P h i l o l o g i e an d e n U n i v e r s i t ä t e n I n n s b r u c k , W ü r z b u r g und M ü n c h e n . Er unterrichtete bis 1953 als G y m n a s i a l l e h r e r in M e t t e n , w o er seit 1922 A r c h i var und 1927-57 B i b l i o t h e k a r war. F. betätigte sich als Sekretär und D e k a n der H i s t o r i s c h e n S e k t i o n der B a y e r i s c h e n B e n e d i k t i n e r - A k a d e m i e ( 1 9 3 1 - 5 3 ) und w u r d e 1946 H e i m a t pfleger des L a n d k r e i s e s D e g g e n d o r f . S e i n e m e h r als 2 0 0 Titel u m f a s s e n d e Werkliste v e r z e i c h n e t v o r w i e g e n d S c h r i f -

ten ü b e r das Kloster M e t t e n und d i e K u l t u r g e s c h i c h t e d e s B a y e r i s c h e n Waldes, d a r u n t e r Entwicklungsgeschichte der Benediktinerabtei Metten (3 Bde., 1926-30). WEITERE WERKE: D i e B e n e d i k t i n e r a b t e i M e t t e n und ihre B e z i e h u n g e n zur Kunst. W i e n 1922. - B e i t r ä g e zur G e s c h i c h t e der b a y e r i s c h e n B e n e d i k t i n e r k o n g r e g a t i o n . E i n e Jub i l ä u m s s c h r i f t . M ü n c h e n 1934. - D e g g e n d o r f an der D o n a u . M ü n c h e n 1936. - A u s d e m L e b e n eines alten G ä u p f a r r e r s . In: A l t b a i r i s c h e r Volks- und H e i m a t k a l e n d e r 1998, S. 84-87. LITERATUR: P. W i l h e l m F i n k O S B . Sein S c h r i f t t u m . In: Ostbairische G r e n z m a r k e n 8 ( 1 9 6 6 ) S. 3 2 1 - 3 2 9 . - R u p e r t Sigi: „ O h ! u n a figura c o l o s s a l e ! " . Z u m G e b u r t s t a g von P. W . F. In: S t r a u b i n g e r K a l e n d e r 3 9 3 (1989) S. 80-86. F i n s l e r , (Diethelm) Georg, schweizer, reformierter Theologe, * 24. 1 2 . 1 8 1 9 W i p k i n g e n (Kt. Z ü r i c h ) , t 1.4. 1899 Wipkingen. F., S o h n eines Pfarrers und D e k a n s , studierte an d e r U n i v . Z ü r i c h T h e o l o g i e , w u r d e 1842 in B o n n ordiniert, 1844 Vikar in Z ü r i c h , 1849 P f a r r e r in B e r g a m Irchel, 1867 in W i p k i n gen, 1871 a m G r o ß m ü n s t e r in Zürich. Seit 1856 w a r er Kirchenrat, seit 1868 M i t g l i e d des Verfassungsrats, 1873-96 d e s K a n t o n s r a t s u n d übte i n s b e s o n d e r e als Antistes der Z ü r c h e r K i r c h e 1866-95 g r o ß e n politischen und kirchlichen E i n f l u ß aus. F. setzte sich f ü r e i n e o f f e n e L a n d e s k i r c h e s o w i e f ü r ein neues, auf p r e s b y t e r i a l - s y n o d a l e r u n d d e m o k r a t i s c h e r G r u n d l a g e b a s i e r e n d e s K i r c h e n g e s e t z ein. Er w a r an d e r Einrichtung der E v a n g e l i s c h e n K i r c h e n k o n f e r e n z der S c h w e i z beteiligt. Seit 1860 g e h ö r t e er zu d e n H e r a u s g e b e r n des „Kirchenblatts f ü r d i e r e f o r m i e r t e S c h w e i z " . LITERATUR: Kurt G u g g i s b e r g : F., D . G . In: N D B , B d . 5, 1961, S. 164 f. - Friedrich W . B a u t z : F., D . G . In: B B K L , Bd. 2, 1990, Sp. 3 4 f. F i n s l e r , G e o r g , schweizer, r e f o r m i e r t e r T h e o l o g e , * 1860 Z ü r i c h , t 18. 11. 1920 Basel. F. w a r als P f a r r e r in H o m b r e c h t i k o n (Kt. Z ü r i c h ) tätig, bevor er e i n e Stelle als R e l i g i o n s l e h r e r a m B a s l e r G y m n a s i u m a n n a h m . E r w u r d e als —»Zwingli-Forscher und M i t h e r a u s g e b e r d e r kritischen Z w i n g l i - A u s g a b e b e k a n n t . Z u F.s Werk e n zählt u. a. e i n e Zwingli-Bibliographie. Verzeichnis der gedruckten Schriften von und über Ulrich Zwingli (1897). F i r m i a n , L e o p o l d A n t o n (Eleutherius) Graf von, B i s c h o f von L a v a n t , S e c k a u und L a i b a c h , E r z b i s c h o f von Salzburg, * 2 7 . 5 . 1679 M ü n c h e n , t 22. 1 0 . 1 7 4 4 S a l z b u r g . D e r a u s Tiroler A d e l s t a m m e n d e S o h n eines kaiserlichen G e s a n d t e n a m b a y e r i s c h e n H o f k a m als E d e l k n a b e nach Salzb u r g und w u r d e 1694 D o m i z e l l a r . Er studierte in I n n s b r u c k und S a l z b u r g s o w i e a m K o l l e g i u m St. A p o l l i n a r i s in R o m . 1707 e m p f i n g F. die P r i e s t e r w e i h e , w a r seit 1713 D o m d e k a n in S a l z b u r g und w u r d e 1718 B i s c h o f von L a v a n t , 1724 von S e c k a u , 1727 von L a i b a c h . N o c h im selben J a h r z u m E r z b i s c h o f von Salzburg postuliert, setzte er sich m i t H i l f e der Jesuiten b e s o n d e r s f ü r die G r ü n d u n g von M i s s i o n s und S e e l s o r g e s t a t i o n e n zur W a h r u n g d e s kath. G l a u b e n s ein. 1731 erließ er ein E m i g r a t i o n s e d i k t , das die Vertreibung von e t w a 2 7 0 0 0 Protestanten aus d e m S a l z b u r g i s c h e n nach S ü d d e u t s c h l a n d , O s t p r e u ß e n , H o l l a n d und N o r d a m e r i k a zur F o l g e hatte - ein Vorgang, der weites A u f s e h e n erregte. 1736 errichtete F. S c h l o ß L e o p o l d s k r o n als F i d e i k o m m i ß b e s i t z seiner F a m i l i e . LITERATUR: V D 17. - G e r t r a u d S c h w a r z - O b e r h u m m e r : D i e A u s w a n d e r u n g d e r G a s t e i n e r P r o t e s t a n t e n unter E r z b i s c h o f L. A. v. F. Salzburg 1954. - Karl K l a m m i n g e r : L. II. A . E. Frh. v. F. ( 1 7 2 4 - 1 7 2 7 ) . In: Karl A m o n (Hrsg.): D i e B i s c h ö f e von G r a z - S e c k a u 1218-1968. G r a z 1969, S. 3 3 6 - 3 3 9 . - Reinh a r d R. H e i n i s c h : L . A . In: N D B , Bd. 14, 1985, S. 2 9 5 f. Friedrich W i l h e l m B a u t z : F., L. A. v. In: B B K L , Bd. 2,

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Firmian 1990, S p . 3 6 - 3 8 . - F r a n z Ortner: F., L. A . E . Graf v. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 6 4 8 - 1 8 0 3 ) , 1990, S. 111-113. - Peter H u s t y : Zeit & M a ß . S o n n e n u h r e n u n d w i s s e n s c h a f t l i c h e Geräte. Z u m 2 5 0 . T o d e s j a h r des S a l z b u r g e r E r z b i s c h o f s L. A . Frh. v. F. ( 1 7 2 7 - 1 7 4 4 ) . S a l z b u r g 1994. F i r m i a n , L e o p o l d Ernst Graf v o n , B i s c h o f von S e c k a u , F ü r s t b i s c h o f von P a s s a u , Kardinal, * 2 2 . 9 . 1708 Trient, t 1 3 . 3 . 1783 Passau. Der S o h n eines kaiserlichen K ä m m e r e r s , B r u d e r v o n Virgilius A u g u s t i n M a r i a von - > F. und N e f f e von L e o p o l d A n t o n von - > F . studierte 1724-26 P h i l o s o p h i e in G r a z , anschließ e n d bis 1729 T h e o l o g i e a m C o l l e g i u m G e r m a n i c u m in R o m und Schloß d a s k i r c h e n r e c h t l i c h e S t u d i u m in S a l z b u r g ab. Seit 1723 D o m i z e l l a r in Trient und P a s s a u , seit 1728 auch in Salzburg, w u r d e F. im f o l g e n d e n J a h r z u m Priester g e w e i h t . Seit 1730 w a r er K o n s i s t o r i a l p r ä s i d e n t in S a l z b u r g und D o m propst in Trient. Als B i s c h o f von S e c k a u (seit 1739) w i d m e t e sich F. vor a l l e m der R e f o r m seines B i s t u m s und ü b e r n a h m 1748 das A m t d e s A d m i n i s t r a t o r s von Trient. 1763 w u r d e er von M a r i a T h e r e s i a z u m N a c h f o l g e r seines Vetters J o s e p h M a r i a von —»Thun u n d H o h e n s t e i n f ü r das B i s t u m Passau postuliert, wirkte dort bis 1783 als B i s c h o f und w u r d e 1772 in das K a r d i n a l s k o l l e g i u m b e r u f e n . F. f ö r d e r t e d i e w i s s e n s c h a f t l i c h e A u s b i l d u n g d e s Klerus s o w i e die Volksmission und b e g r ü n d e t e die f ü r s t b i s c h ö f l i c h e A k a d e m i e . LITERATUR: Karl K l a m m i n g e r : L. III. E. Graf F. ( 1 7 3 9 bis 1763). In: Karl A m o n (Hrsg.): D i e B i s c h ö f e von G r a z S e c k a u 1218-1968. G r a z 1969, S. 3 4 6 - 3 6 1 . - A u g u s t Leidl: L. E. Kardinal v. F. ( 1 7 0 8 - 1 7 8 3 ) . Ein K i r c h e n f ü r s t an d e r W e n d e v o m B a r o c k zur A u f k l ä r u n g . In: O s t b a i r i s c h e G r e n z m a r k e n 13 (1971) S. 5 - 2 6 . - Ders.: L . E. In: N D B , B d . 14, 1985, S. 2 9 3 f. - Ders.: D i e Wahl des G r a f e n L. E. v. F. z u m letzten Fürstbischof des G r o ß b i s t u m s P a s s a u . In: E c c l e s i a p e r e g r i n a n s ( 1 9 8 6 ) S. 2 4 7 - 2 5 6 . - Ders.: F., L. E. Graf v. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 6 4 8 - 1 8 0 3 ) , 1990, S. 113-117. F i r m i a n , L e o p o l d M a x i m i l i a n Graf v o n , E r z b i s c h o f von W i e n , * 1 1 . 1 0 . 1766 Trient, t 2 9 . 1 1 . 1 8 3 1 Wien. D e r e i n e m Tiroler G r a f e n g e s c h l e c h t e n t s t a m m e n d e F. w u r d e 1783 K a n o n i k e r von P a s s a u u n d S a l z b u r g , 1792 z u m Priester g e w e i h t u n d amtierte 1 7 9 7 - 1 8 0 0 als W e i h b i s c h o f von P a s sau. A n s c h l i e ß e n d w a r er B i s c h o f von L a v a n t und 1818-22 A p o s t o l i s c h e r A d m i n i s t r a t o r von Salzburg. 1822 w u r d e F. F ü r s t e r z b i s c h o f von W i e n . 1829 rief er die L e o p o l d i n e r s t i f tung z u m Z w e c k der materiellen H i l f e l e i s t u n g f ü r die kath. Kirche N o r d a m e r i k a s s o w i e zur U n t e r s t ü t z u n g des dortigen D e u t s c h t u m s ins L e b e n . LITERATUR: E r w i n Gatz: F., L . M . In: Gatz, ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 191 f.

Bischöfe

F i r m i a n , Virgilius A u g u s t i n M a r i a Graf von, F ü r s t b i s c h o f von L a v a n t , * 16.2. 1714 Trient, t 4. 8. 1788 P a s s a u . D e r B r u d e r von L e o p o l d Ernst von —>F. w u r d e 1728 D o mizellar in Salzburg, im f o l g e n d e n J a h r in P a s s a u . Er studierte in I n n s b r u c k , S a l z b u r g u n d R o m T h e o l o g i e und w u r d e 1729 z u m Priester g e w e i h t . A n s c h l i e ß e n d P r o p s t v o n M a r i a S c h n e e in S a l z b u r g und H o f p r ä s i d e n t , w u r d e F. 1744 von s e i n e m O n k e l L e o p o l d A n t o n von —>F. z u m F ü r s t b i s c h o f von L a v a n t k o n f i r m i e r t u n d z u m s a l z b u r g i s c h e n G e h e i m rat e r n a n n t u n d w a r gleichzeitig S a l z b u r g e r G e n e r a l v i k a r f ü r O b e r - und U n t e r k ä r n t e n . W e g e n s c h w e r w i e g e n d e r wirts c h a f t l i c h e r P r o b l e m e in s e i n e m B i s t u m resignierte er 1753 und w u r d e in S a l z b u r g z u m D o m p r o p s t postuliert. 1755 erh o b ihn d e r K a i s e r z u m R e i c h s f ü r s t e n . LITERATUR: F r a n c e M . Dolinar: F., V . A . M . R e i c h s f r e i herr v. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 6 4 8 - 1 8 0 3 ) , 1990, S. 117 f.

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F i s c h a r t , J o h a n n (Baptist Friedrich), eigentl. Fischer, g e n a n n t M e n t z e r , D i c h t e r , Übersetzer, * u m 1546 Straßburg, t 1 5 9 0 / 9 1 F o r b a c h (Lothringen). D e r S o h n eines w o h l h a b e n d e n M a i n z e r G e w ü r z k a u f m a n n s u n t e r n a h m n a c h einer g r ü n d l i c h e n S c h u l b i l d u n g ( B e s u c h d e s S t r a ß b u r g e r G y m n a s i u m J o h a n n e s —> S t u r m s , d a n a c h Privatunterricht bei C a s p a r Scheidt in W o r m s ) R e i s e n n a c h F l a n d e r n , F r a n k r e i c h , Italien und E n g l a n d . Er studierte in Paris, S t r a ß b u r g , Siena und B a s e l , w o er 1574 z u m Dr. jur. utr. prom o v i e r t w u r d e . Seit 1576 w a r F. M i t a r b e i t e r in d e r D r u c k e rei seines S c h w a g e r s B e r n h a r d Jobin in Straßburg. Streitbar und w o r t g e w a l t i g v e r ö f f e n t l i c h t e er als f r e i e r S c h r i f t steller, größtenteils unter P s e u d o n y m , zahlreiche v o r w i e g e n d k o n f e s s i o n e l l - p o l i t i s c h e satirische S c h r i f t e n , u. a. Das Jesuiterhüterlein ( 1580) g e g e n d i e Jesuiten u n d g e g e n a n d e r e O r d e n (Der Barfuesser Secten vnd Kuttenstreit, 1570; Von S. Dominici, des Predigermuenchs, vnd S. Francisci, Barfuesser, artlichem Leben vnd grossen Grewln, 1571). Zu sein e n W e r k e n m o r a l d i d a k t i s c h e r A u s r i c h t u n g g e h ö r e n ein Philosophisch Ehzuchtbüchlein ( 1 5 7 8 ) und e i n e Ermattung zu Christlicher Kinderzucht (1578). Er übersetzte Jean B o d i n s H e x e n s c h r i f t und d e n f r a n z ö s i s c h e n A m a d i s r o m a n . 1580-83 praktizierte F. als A d v o k a t a m R e i c h s k a m m e r g e r i c h t in S p e y e r und w a r d a n a c h A m t m a n n in F o r b a c h . Z u seinen bek a n n t e s t e n M o r a l s a t i r e n in Vers und P r o s a zählt Das Gliickhafft Schiff von Zürich (1576), d a s d e r b ü r g e r l i c h e n T ü c h tigkeit ein D e n k m a l setzte. D i e Affentheuerlich Naupengeheurliche Geschichtsklitterung [...] ( 1 5 7 5 , erw. 1582 und 1590, N e u a u s g . 1997), e i n e p a r a p h r a s i e r e n d e Ü b e r s e t z u n g und F o r t s e t z u n g von F r a n ç o i s R a b e l a i s ' Gargantua, gilt als F.s H a u p t w e r k , d a s ihn als M e i s t e r satirischer S p r a c h - und D a r s t e l l u n g s k u n s t auszeichnet. AUSGABEN: J. F.s s ä m m t l i c h e D i c h t u n g e n . Hrsg. v. H e i n rich Kurz. 3 Bde., L e i p z i g 1 8 6 6 / 6 7 . - J. F.s Werke. E i n e A u s w a h l . Hrsg. v. A d o l f H a u f f e n . 3 B d e . , Stuttgart 1895. LITERATUR: Adolf H a u f f e n : J. F. ein Literaturbild a u s der Zeit d e r G e g e n r e f o r m a t i o n . 2 B d e . , Berlin 1 9 2 1 / 2 2 . - H u g o S o m m e r h a i d e r : J. F.s Werk. E i n e E i n f ü h r u n g . Berlin 1960. Walter E. Spengler: J. F. g e n . M e t z n e r . S t u d i e n zur S p r a c h e und Literatur d e s a u s g e h e n d e n 16. J a h r h u n d e r t s . G ö p p i n g e n 1969. - Dieter Seitz: J. F.s G e s c h i c h t s k l i t t e r u n g . U n t e r s u c h u n g e n zur P r o s a s t r u k t u r und z u m g r o b i a n i s c h e n M o t i v k o m p l e x . F r a n k f u r t / M a i n 1974. - Pia H o l e n s t e i n : D e r E h e diskurs d e r R e n a i s s a n c e in F.s G e s c h i c h t s k l i t t e r u n g . B e r n u . a . 1991. - W i l h e l m K ü h l m a n n : J. F. In: D e u t s c h e Dichter der f r ü h e n N e u z e i t ( 1 4 5 0 - 1 6 0 0 ) . Ihr L e b e n u n d Werk. Hrsg. v. S t e p h a n Füssel. Berlin 1993, S. 5 8 9 - 6 1 2 . - D i e t e r Breuer: F., J. In: L T h K \ B d . 3, 1995, Sp. 1307. - H a n s - J ü r g e n B a chorski: F., J. B. F. R G G 4 , Bd. 3, 2 0 0 0 , Sp. 147 f. F i s c h e r , A l b e r t Friedrich W i l h e l m , e v a n g . T h e o l o g e , H y m n o l o g e , * 1 8 . 4 . 1 8 2 9 Ziesar, t 2 7 . 4 . 1 8 9 6 L e m s d o r f bei G r o ß o t t e r s l e b e n . N a c h d e m S t u d i u m der T h e o l o g i e in M a g d e b u r g w a r F. P f a r r e r in G ü t e r s l o h und Q u e d l i n b u r g , später O b e r p f a r r e r und S u p e r i n t e n d e n t in G r o ß o t t e r s l e b e n . 1 8 7 8 / 7 9 erschien sein Kirchenliederlexikon (2 Bde.). F. b e g r ü n d e t e 1883 d i e „Blätter f ü r H y m n o l o g i e " . Sein Werk Das deutsche evangelische Kirchenlied des 17. Jahrhunderts k o n n t e F. nicht m e h r a b s c h l i e ß e n ; es w u r d e n a c h s e i n e m Tod von W i l h e l m T ü m p e l f o r t g e f ü h r t (5 B d e . , 1902-11). F i s c h e r , A n t o n i u s , eigentl. A n t o n H u b e r t F., E r z b i s c h o f von K ö l n , Kardinal, * 3 0 . 5 . 1 8 4 0 Jülich, t 3 0 . 7 . 1912 B a d Neuenahr. N a c h d e m T h e o l o g i e - und P h i l o s o p h i e s t u d i u m an d e n Universitäten B o n n und M ü n s t e r w u r d e F., S o h n eines H a u p t l e h rers, 1863 in Köln z u m Priester g e w e i h t , w i r k t e seit d e m f o l g e n d e n J a h r als R e l i g i o n s l e h r e r a m E s s e n e r G y m n a s i u m und w u r d e 1888 D o m k a p i t u l a r b e i m K ö l n e r M e t r o p o l i t a n k a p i t e l .

Fischer Seit 1889 Titularbischof von Juliopolis und W e i h b i s c h o f von K ö l n , w u r d e F. 1902 E r z b i s c h o f , 1903 Kardinal. Er b e m ü h t e sich u m d i e F ö r d e r u n g d e s kath. Vereinslebens s o w i e u m k o n f e s s i o n e l l e n F r i e d e n und trat im G e w e r k s c h a f t s s t r e i t f ü r d i e christlichen G e w e r k s c h a f t e n ein. LITERATUR: R o b e r t H a a ß : F., A . H. In: N D B , B d . 5, 1961, S. 179. - E d u a r d Hegel: F., A . In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 192-194. - E r w i n Gatz: F., A . In: L T h K \ B d . 3, 1995, Sp. 1307.

Fischer,

A u g u s t ( L u d w i g Gottlieb), P a t e r A u g u s t i n , kath. T h e o l o g e , D i p l o m a t , * 2 2 . 6 . 1825 L u d w i g s b u r g , t 1 8 . 1 2 . 1887 San C o s m e ( M e x i k o ) . D e r S o h n eines M e t z g e r m e i s t e r s brach e i n e h a n d w e r k l i c h e L e h r e a b und w a n d e r t e 1840 n a c h N o r d a m e r i k a aus, w o er als M e t z g e r b u r s c h e , G o l d g r ä b e r und schließlich als N o tariatsgehilfe tätig war. Z u n ä c h s t Protestant, w u r d e er von J e s u i t e n m i s s i o n a r e n z u m Übertritt zur kath. Kirche a n g e r e g t und später z u m Geistlichen ausgebildet. Er ging n a c h M e xiko, w a r k u r z e Zeit als P f a r r e r in Parras tätig und w u r d e S e k r e t ä r d e s B i s c h o f s von D u r a n g o , j e d o c h w e g e n seines Leb e n s w a n d e l s bald entlassen. Seit 1864 stand F. in den D i e n sten Kaiser M a x i m i l i a n s , der ihn im f o l g e n d e n J a h r zu K o n k o r d a t s v e r h a n d l u n g e n nach R o m schickte. 1866 nach M e xiko zurückgekehrt und vom Kaiser zum Kabinettssekretär und B e i c h t v a t e r e r n a n n t , k o n n t e F. seinen E i n f l u ß auf M a ximilian verstärken, b e w o g ihn, im L a n d zu bleiben, und versuchte, i h m die Stadt und R e g i e r u n g zu erhalten. 1867 von A u f s t ä n d i s c h e n g e f a n g e n g e n o m m e n , z u m Tod verurteilt, d a n n j e d o c h des L a n d e s v e r w i e s e n , lebte F. seit 1868 in Stuttgart, T ü b i n g e n , U l m und Paris. 1878 ging er w i e d e r nach M e x i k o u n d w a r zuletzt P f a r r e r von San C o s m e .

Fischer,

Balthasar, kath. T h e o l o g e , L i t u r g i e w i s s e n s c h a f t ler, * 3 . 9 . 1912 Bitburg, t 2 7 . 6 . 2 0 0 1 Trier. D e r S o h n eines L e h r e r s trat 1931 in d a s P r i e s t e r s e m i n a r in Trier ein und ging z u m S t u d i u m nach I n n s b r u c k , w o er 1936 z u m Priester g e w e i h t und 1937 z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t w u r d e (Der Niedere Klerus bei Gregor dem Großen. Ein Beitrag zur Geschichte der Ordines Minores). N a c h z w e i j ä h r i ger T ä t i g k e i t als K a p l a n in N e u n k i r c h e n und e i n e m Stud i u m an der B e n e d i k t i n e r a k a d e m i e in M a r i a L a a c h w u r d e er 1940 R e k t o r in N o n n e n w e r t h , 1942 K a p l a n in R e m a g e n und 1944 H a u s g e i s t l i c h e r auf e i n e m G u t bei Z e m m e r . Seit 1945 D o z e n t in Trier, habilitierte sich F. 1946 in B o n n ( D a s Psalmenverständnis der Alten Kirche bis Orígenes). 1947-80 w a r er Prof. f ü r L i t u r g i e w i s s e n s c h a f t in Trier, z w i s c h e n z e i t lich 1957-71 G a s t p r o f e s s o r in B r ü s s e l und 1985 an d e r University of N o t r e D a m e ( U S A ) . Seit 1947 M i t h e r a u s g e ber der „Trierer T h e o l o g i s c h e n Z e i t s c h r i f t " , w a r er 1953-69 Schriftleiter d e s „ L i t u r g i s c h e n J a h r b u c h s " , 1964-68 R e l a t o r des R a t s f ü r die A u s f ü h r u n g der Liturgiekonstitution und 1967 M i t b e g r ü n d e r der Societas Liturgica, d e r er 1975-77 als Präsident vorstand. 1975 w u r d e F. K o n s u l t o r der K o n g r e g a t i o n f ü r d i e S a k r a m e n t e und G o t t e s d i e n s t e ; 1976-99 w a r er 2. Vorsitzender d e s D e u t s c h e n Liturgischen Instituts. D a s Z w e i t e V a t i k a n u m begleitete er als L i t u r g i e e x p e r t e und Peritus d e s Trierer B i s c h o f s M a t t h i a s —> Wehr. F. v e r ö f f e n t lichte u. a. Was nicht im Katechismus stand. Fünfzig Christenlehren über die Liturgie der Kirche ( 1 9 5 2 ) u n d arbeitete an liturgischen Richtlinien zur K i n d s t a u f e mit (Ordo baptismi parvulorum, 1969; Feier der Kindertaufe, 1971). 1966 w u r d e er z u m Päpstlicher H a u s p r ä l a t e n e r n a n n t . WEITERE WERKE: Volk G o t t e s u m den Altar. D i e S t i m m e der G l ä u b i g e n bei der e u c h a r i s t i s c h e n Feier. Trier 4 1 9 8 4 . F r ö m m i g k e i t d e r Kirche. G e s a m m e l t e Studien zur christlic h e n Spiritualität. B o n n 2 0 0 0 .

LITERATUR: B. F. 1912-1992. Hrsg. D e u t s c h e s L i t u r g i s c h e s Institut. Trier 1992. - A n d r e a s H e i n z : B. F. z u m G e d e n k e n . In: Liturgisches J a h r b u c h 51 ( 2 0 0 1 ) S. 121-137. - A n d r e a s H e i n z : F., B . In: L T h K 3 , Bd. 11, 2 0 0 1 , Sp. 76. - G r e g o r B r a n d : F., B . In: B B K L , Bd. 22, 2 0 0 3 , S p . 3 2 4 - 3 3 7 .

Fischer,

B e r n h a r d , R a b b i n e r , Schriftsteller, * 12. 1. 1821 Budikau (Böhmen), t 1 7 . 6 . 1 9 0 6 Leipzig. F. b e s u c h t e z u n ä c h s t d a s Piaristenkolleg in P r a g und w a r ans c h l i e ß e n d P r i v a t l e h r e r und 1857-62 R a b b i n e r in verschieden e n b ö h m i s c h e n G e m e i n d e n . Seit 1863 in L e i p z i g ansässig, w a r er schriftstellerisch tätig und g a b d i e h e b r ä i s c h e illustrierte M o n a t s s c h r i f t „ B i k o r e t h h a - i t i m " heraus. S e i n e z a h l r e i c h e n S c h r i f t e n b e s c h ä f t i g e n sich v o r w i e g e n d mit religiösen T h e m e n , u. a. Bibel und Talmud in ihrer Bedeutung für Philosophie und Kultur (1881).

Fischer,

Christian Gabriel, e v a n g . T h e o l o g e , P h y s i k e r , P h i l o s o p h , * 8 . 1 0 . 1 6 8 6 K ö n i g s b e r g , t 1 5 . 1 2 . 1751 Königsberg. F. studierte seit 1703 T h e o l o g i e u n d o r i e n t a l i s c h e S p r a c h e n in K ö n i g s b e r g , w u r d e 1710 in J e n a M a g i s t e r d e r Philosop h i e u n d b e e n d e t e seine S t u d i e n in R o s t o c k . Seit 1711 hielt er in K ö n i g s b e r g Vorlesungen ü b e r T h e o l o g i e , p h i l o l o g i s c h e und p h i l o s o p h i s c h e T h e m e n s o w i e Uber N a t u r w i s s e n s c h a f ten. 1715 w u r d e er z u m a. o . P r o f . der Physik e r n a n n t . F. w a r ein S c h ü l e r Christian —» W o l f f s , dessen S c h r i f t e n er verteidigte ( Q u a e s t i o philosophica an spiritus sint in loco?, 1723). M i t d e m a u f k o m m e n d e n P i e t i s m u s in Konflikt geraten, w u r d e er 1725 a u s K ö n i g s b e r g und d e m L a n d a u s g e wiesen. F. hielt e i n i g e Zeit Vorlesungen in D a n z i g und unt e r n a h m R e i s e n n a c h Italien, F r a n k r e i c h und E n g l a n d . 1736 k e h r t e er nach K ö n i g s b e r g z u r ü c k und lebte seitdem z u r ü c k g e z o g e n . F. v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Mutmaßung von dem aufgehenden Monde (1717), Demonstratio solida de obligatione hominis ad religionem et naturalem et revelatam ( 1 7 3 6 ) und Vernünftige Gedanken von der Natur, was sie sei (1743). WEITERE WERKE: A u s f ü h r l i c h e H i s t o r i e d e s U n t e r i r d i s c h e n P r e u s s e n s , oder R e c e n s i o n der P r e u s s i s c h e n E r d e n , S ä f f t e n , S t e i n e n , M e t a l l e n und Antiquitäten. Erste G r u n d l e g u n g zu einer a u s f ü h r l i c h e n Historie d e s unterirdischen P r e u s s e n s . K ö n i g s b e r g 1714. LITERATUR: V D 17. - A u g u s t Kurz: Ü b e r C . G . F.s V e r n ü n f tige G e d a n k e n von der N a t u r . H a l l e / S a a l e 1908.

Fischer,

C h r i s t o p h , a u c h Vischer, e v a n g . T h e o l o g e , K i r c h e n l i e d d i c h t e r , * 20. 1 . 1 5 1 8 St. J o a c h i m s t h a l ( B ö h m e n ) , t 16. 10. 1597 Celle. F. b e g a n n 1537 ein T h e o l o g i e s t u d i u m in Wittenberg, w o er 1540 d e n B a c c a l a u r e u s und 1543 d e n M a g i s t e r g r a d e r w a r b . —»Luther und —>Melanchthon e m p f a h l e n ihn n a c h seiner O r d i n a t i o n 1544 f ü r e i n e Stelle als Propst u n d Prediger an der L i e b f r a u e n k i r c h e in J ü t e r b o g . 1552 g i n g F., w i e d e r u m mit M e l a n c h t h o n s U n t e r s t ü t z u n g , als S u p e r i n t e n d e n t und P f a r r e r an das Stift in S c h m a l k a l d e n . Später w a r er S u p e r intendent in M e i n i n g e n und H a u p t p a s t o r an d e r Martinik i r c h e in Halberstadt, b e v o r er 1583 als H o f p r e d i g e r und G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t n a c h C e l l e ging. F. stand d e n „ G n e s i o l u t h e r a n e r n " n a h e , w a r ein reger Visitator, der K i r c h e n - und G e n e r a l v i s i t a t i o n e n d u r c h f ü h r t e , s o w i e ein p r o d u k t i v e r A u tor e r b a u l i c h e r und e x e g e t i s c h e r S c h r i f t e n . Von i h m s t a m m t d a s K i r c h e n l i e d Wir danken dir, Herr Jesu Christ, daß du für uns gestorben bist. LITERATUR: G e o r g A r n d t : C . F. und s e i n e T ä t i g k e i t als G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t im T h ü r i n g e r L a n d e . In: B e i t r ä g e zur t h ü r i n g i s c h e n und s ä c h s i s c h e n G e s c h i c h t e : F e s t s c h r i f t f ü r O t t o D o b e n e c k e r . Hrsg. v. A l e x a n d e r Cartellieri. J e n a 1929, S. 2 9 5 - 3 2 6 . - E r n s t K o c h : F., C . In: R G G 4 , B d . 3, 2 0 0 1 , S p . 148.

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Fischer F i s c h e r , Cyrill, eigentl. Johann F., österr. Franziskaner, Theologe, Publizist, * 12.7.1892 Schwarzenberg (Oberösterreich), t 11.5.1945 St. Barbara (Kalifornien, USA). F. trat 1910 in das Franziskanerkloster in Pupping bei Eferding ein, wurde 1918 zum Priester geweiht und war 1920-23 Aushilfspater in Enns-St. Valentin. Er studierte an der Univ. Innsbruck Soziologie und Ubersiedelte 1924 nach Wien, wo er in der kath. Schul- und Erziehungsorganisation tätig war. Seit 1934 arbeitete F. an Dietrich von Hildebrands „Christlichem Ständestaat" mit. Als Gegner der Nationalsozialisten emigrierte er nach Ungarn, später über Italien, die Schweiz und Frankreich in die USA, wo er den Namen Frank Shields annahm. Er verkehrte dort mit legitimistischen und konservativ-bürgerlichen Emigrantengruppen. F. veröffentlichte u.a. Die Hakenkreuzler (1932). WEITERE WERKE: Heilandsfeinde als Kinderfreunde. Werl 1928. - Der Nazispiegel. Wien 1932. - Katholische Kindererziehung. München [1931]. - Das Tagebuch der nationalen Revolution. Wien 1933. - Wie sieht der Katholik das jüdische Volk? Wien 1935. LITERATUR: Ö B L , B d . 1, 1 9 5 7 , S . 3 2 0 .

F i s c h e r , Engelbert Lorenz, kath. Theologe, * 12. 10.1845 Aschaffenburg, t 17. 1. 1923 WUrzburg. Nach dem Studium an der Univ. Würzburg, das er 1875 mit der Promotion zum Dr. phil. abschloß (Über das Gesetz der Entwicklung auf psychisch-ethischem Gebiete. Auf naturwissenschaftlicher Grundlage mit Rücksicht auf Ch. Darwin, Herbert Spencer und Th. Buckle), war F. als Stadtkaplan und Subregens im Seminar, später als Pfarrer in Oberdürrbach tätig. 1893 wurde er Stadtpfarrer und Päpstlicher Hausprälat in Würzburg. Unter dem Einfluß von -> Leibniz stehend, verfaßte er zahlreiche theologische und philosophische Arbeiten im Sinne der Neuscholastik. Zu seinen Veröffentlichungen zählen Heidentum und Offenbarung (1878), Die modernen Ersatzversuche für das aufgegebene Christentum. Ein Beitrag zur Religionsphilosophie und Apologetik (1903) und Erinnerungen und Grundsätze aus meinem Leben (1904). WEITERE WERKE: Das Problem des Übels und die Theodicee. Mainz 1883. - Der Triumph der christlichen Philosophie gegenüber der antichristlichen Weltanschauung am Ende des 19. Jahrhunderts. Mainz 1900. - Friedrich Nietzsche. Der .Antichrist' in der neuesten Philosophie. Mainz 1901, 2 1906. F i s c h e r , Hermann, kath. Missionar, Publizist, * 13.9.1867 Bedingrade bei Essen-Frintrop, t 10.10.1945 Haan bei Düsseldorf. F., Sohn eines Arbeiters, trat 1886 in die Missionsgesellschaft des Göttlichen Wortes (SVD) in Steyl (Niederlande) ein, studierte später Philosophie und Theologie in Mödling bei Wien und wurde 1897 zum Priester geweiht. 1898/99 setzte er seine Ausbildung in Mathematik und Naturwissenschaften an der Univ. Berlin fort und unterrichtete als Gymnasiallehrer an verschiedenen Studienanstalten seines Ordens. 1910-22 und 1934-41 war F. Schriftleiter der illustrierten kath. Monatsschrift „Stadt Gottes", gab 1929-41 das „Katholische Jahrbuch" heraus und veröffentlichte eine Reihe von Biographien sowie aszetische und pädagogische Werke. 1920-32 gehörte er dem Generalrat der Gesellschaft des Göttlichen Wortes an und lebte seit 1929 in Rom. WERKE: Jesu letzter Wille. Steyl 1906. - Mit Herz und Hand fürs Heidenland. Steyl 1915. - Beispielsammlung aus der Heidenmission. 3 Bde., Steyl 1919. - Licht Christi. Leben Jesu in 370 Schriftenlesungen mit Erwägungen zur kurzen täglichen religiösen Lesung oder Betrachtung. 2 Bde., Klo-

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sterneuburg 1935/36. - Ich gehe zum Vater. Ein Buch über unsere Himmelshoffnung Steyl 1940. LITERATUR: Heinrich Kroes: F., H. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 188 f. F i s c h e r , Johann, evang. Theologe, * 13.12.1636 Lübeck, t 17.5. 1705 Magdeburg. Der Sohn eines Tuchhändlers wurde nach dem Studium an den Universitäten Rostock und Altdorf Pfarrer in Hamburg, 1667 Superintendent in Sulzbach (Oberpfalz). 1673 folgte er einem Ruf Karls XI. von Schweden nach Riga, wo er sich, seit 1678 als Generalsuperintendent von Livland, um die Reform der luth. Landeskirche verdient machte. Dazu zählten die Übersetzung der Bibel und geistlicher Schriften ins Lettische und Estnische sowie der Aufbau des bäuerlichen Volksschulwesens. 1677 gab er die erste pietistische Lutherbibel und 1678 die erste illustrierte Ausgabe von Johann —»Arndts Wahrem Christentum heraus. 1690 wurde F. bei der Wiedereröffnung der Univ. Dorpat Prokanzler, konnte seine Stellung jedoch als Gegner der zentralistischen Tendenzen des schwedischen Absolutismus in den baltischen Provinzen nicht halten, kehrte 1699 nach Deutschland zurück und wirkte in Hamburg und Halle, seit 1700 als Generalsuperintendent und Konsistorialrat in Magdeburg. LITERATUR: Georg von Rauch: F., J. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 189. - Johannes Wallmann: F., J. In: RGG 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 148. F i s c h e r , Johann, kath. Theologe, * 26.6. 1881 Lechbruck bei Füssen, f 2.3.1956 Lindau/Bodensee. F. studierte Philosophie und Theologie in Dillingen, war nach der Priesterweihe (1905) seelsorgerisch tätig und widmete sich dann alttestamentlichen sowie orientalischen Studien an den Universitäten München und Berlin. Seit 1920 Privatdozent und Universitätsprediger in München, wurde er 1925 a. o.Prof. der alttestamentlichen Exegese an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Bamberg, 1934 o. Prof. an der Katholischen Akademie in Braunsberg (Ostpreußen) und lehrte von 1943-48 an der Univ. Würzburg. F. veröffentlichte zahlreiche theologische Schriften, darunter einen Jesaja-Kommentar (Das Buch Isaias, 2 Bde., 1937-39). WEITERE WERKE: Isaias 40-55 und die Perikopen vom Gottesknecht. Münster (Westfalen) 1916. - In welcher Schrift lag das Buch Isaias den LXX vor? Gießen 1930. F i s c h e r , Johann Nepomuk (Georg Michael), Jesuit, Naturforscher, Astronom, * 5.3. 1749 Miesbach, t 21.2. 1805 Würzburg. F., Sohn eines kurfürstlichen Vogteirichters, Bräuverwalters und Bürgermeisters, trat 1766 in die Gesellschaft Jesu ein. Er wirkte zeitweise als Regens im Kolleg zu Neuburg/Donau. 1779 gewann er die Preisfrage der Göttinger Sozietät über die Lichtbeugung. 1779-81 war F. a. o. Prof. für Mathematik und Astronomie an der Univ. Ingolstadt, 1781-86 Astronom an der Sternwarte in Mannheim, 1786-99 Mitarbeiter Wilhelm Herschels an der Sternwarte in Greenwich. 1803 wurde er Prof. für Mathematik an der Univ. Würzburg. F. veröffentlichte u.a. De theoria et praxi astronomiae (1772). WEITERE WERKE: Theorie des Schielens. Ingolstadt 1781. Beweiß, daß das Glockenläuten bey Gewittern mehr schädlich als nützlich sey. München 1784. - Entwurf zu einer Gymnastik oder Anleitung zu Leibesübungen für die Jugend. Stadtamhof 1800. - Mit Franz Anton von Spaun: Versuch das Studium der Mathematik [...] zu erleichtern. Bamberg 1805. LITERATUR: Wolfgang Hernschier: Ich wollte, ich wäre ein guter Schuhflicker . . . Das unglückliche Leben des bayerischen Astronomen J. N. F. (1749-1805). Eine dokumentarische Biographie. Bassum 1997. - Andreas Kraus: F., J. N. In: LMU, Bd. 1, 1998, S. 120.

Fixlmillner Fischer,

J o s e p h , Jesuit, G e o g r a p h i e - und K a r t o g r a p h i e historiker, * 1 9 . 3 . 1858 Q u a d r a t h bei Köln, t 26. 1 0 . 1 9 4 4 Schloß Wolfegg (Württemberg). D e r S o h n eines D e k o r a t i o n s m a l e r s studierte 1878-81 an d e n U n i v e r s i t ä t e n M ü n s t e r , M ü n c h e n und I n n s b r u c k P h i l o s o p h i e und T h e o l o g i e , trat 1881 in E x a t e n ( N i e d e r l a n d e ) in d i e G e s e l l s c h a f t Jesu ein und b e g a b sich zu weiteren Studien n a c h Ditton Hall ( G r o ß b r i t a n n i e n ) . N a c h der Priesterw e i h e 1891 w a r er bis 1934 L e h r e r f ü r G e s c h i c h t e und G e o g r a p h i e a m G y m n a s i u m Stella M a t u t i n a in F e l d k i r c h . Seit 1894 b e s c h ä f t i g t e sich F. in seinen w i s s e n s c h a f t l i c h e n Fors c h u n g e n intensiv mit P t o l e m ä u s und v e r ö f f e n t l i c h t e die Erg e b n i s s e seiner k a r t o g r a p h i s c h e n S t u d i e n r e i s e n n a c h Italien, F r a n k r e i c h und E n g l a n d ( 1 9 0 3 / 0 4 und 1 9 0 9 / 1 0 ) in s e i n e m W e r k Claudii Ptolemaei geographiae codex Urbinas Graecus 82 (4 Bde., 1932).

Fischer,

Karl Philipp, P h i l o s o p h , * 5 . 3 . 1 8 0 7 H e r r e n b e r g (Württemberg), t 2 5 . 2 . 1 8 8 5 Winnenthal (Württemberg). Z u n ä c h s t A p o t h e k e r l e h r l i n g , studierte F., S o h n eines A m t s substituten, 1825-31 T h e o l o g i e und P h i l o s o p h i e an den U n i versitäten T ü b i n g e n und M ü n c h e n . Seit 1834 P r i v a t d o z e n t in T ü b i n g e n (Habilitationsschrift: Die Freiheit des menschlichen Willens im Fortschritte ihrer Momente), w u r d e er g e f ö r d e r t von F e r d i n a n d Christian —» B a u r - 1837 a. o. Prof. der praktischen P h i l o s o p h i e u n d lehrte 1841-77 als o . P r o f . an der U n i v . E r l a n g e n L o g i k , M e t a p h y s i k und R e l i g i o n s p h i l o s o p h i e . Seit 1879 lebte er n e r v e n k r a n k in der Anstalt W i n n e n t h a l . A u s g e h e n d von der P h i l o s o p h i e —> H e g e l s , bild e t e F. unter d e m E i n f l ü s s e n von Schelling und - » B a a d e r seine t h e o l o g i s c h m o t i v i e r t e R e l i g i o n s p h i l o s o p h i e w e i t e r und e n t w i c k e l t e sich zu e i n e m s p e k u l a t i v e n T h e i s t e n . Er v e r ö f fentlichte u. a. Die Idee der Gottheit. Ein Versuch, den Theismus spekulativ zu begründen und zu entwickeln ( 1 8 3 9 ) und Grundzüge des Systems der Philosophie oder Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften (4 Bde., 1848-54). WEITERE WERKE: D i e Freiheit des m e n s c h l i c h e n Willens im Fortschritte ihrer M o m e n t e . T ü b i n g e n 1833. - D i e s p e k u l a tive D o g m a t i k von D a v i d Friedrich S t r a u ß . 2 Bde., T ü b i n g e n 1841/42. LITERATUR: Willi S c h a c k : K. P. F.s G o t t e s l e h r e mit bes o n d e r e r B e r ü c k s i c h t i g u n g seiner W i d e r l e g u n g d e s H e g e l schen P a n t h e i s m u s und seiner V e r b i n d u n g von T r a n s z e n d e n z und I m m a n e n z Gottes. W i t t e n b e r g 1911. - J o h a n n M i c h a e l W i s c h n a t h : F., K. In: R G G 4 , Bd. 3, 2 0 0 0 , Sp. 149.

Fischer,

M a r t i n , e v a n g . T h e o l o g e , * 9. 8 . 1 9 1 1 M a g d e burg, t 3 . 3 . 1 9 8 2 Berlin. F. studierte in G r e i f s w a l d , Berlin und Halle. N a c h d e m theologischen S t a a t s e x a m e n 1934 w a r er illegal Vikar, d a n n P a stor der B e k e n n e n d e n Kirche. 1935 w u r d e er R e i s e s e k r e t ä r der D e u t s c h e n Christlichen S t u d e n t e n v e r e i n i g u n g , 1936 L e i ter d e s T h e o l o g i e s t u d e n t e n a m t e s der B e k e n n e n d e n Kirche. F. g e h ö r t e zu d e n B e g r ü n d e r n d e r Kirchlichen H o c h s c h u l e in Berlin, an der er seit d e m H e r b s t 1945 D o z e n t f ü r p r a k t i s c h e T h e o l o g i e und 1950-70 o . P r o f . war. 1970-75 Präsident d e r K i r c h e n k a n z l e i d e r E v a n g e l i s c h e n K i r c h e der U n i o n , g e h ö r t e er 1967-79 der K i r c h e n l e i t u n g d e r E v a n g e l i s c h e n K i r c h e Berlin (West) an. F. w a r 1960-70 H e r a u s g e b e r und S c h r i f t leiter d e r „ G ö t t i n g e r P r e d i g t m e d i t a t i o n e n " , bis 1982 M i t h e r a u s g e b e r von „ P a s t o r a l t h e o l o g i e . W i s s e n s c h a f t u n d P r a x i s " und seit 1968 im H e r a u s g e b e r k r e i s der „ E v a n g e l i s c h e n K o m mentare". LITERATUR: W o l f g a n g E r k / Y o r i c k Spiegel (Hrsg.): T h e o l o g i e und K i r c h e n l e i t u n g . M . F. z u m 65. G e b u r t s t a g g e w i d m e t . M ü n c h e n 1976. - Peter C. B l o t h : F., M . In: R G G 4 , B d . 3, 2 0 0 0 , Sp. 149.

Fischer,

M a x (Gustav Theodor Alexander), evang. Theologe, * 29. 1 0 . 1 8 4 7 G r o ß l ä s w i t z bei Liegnitz (Schlesien), t 1 7 . 1 2 . 1915 Berlin. F., S o h n eines Lehrers, w i r k t e n a c h der t h e o l o g i s c h e n A u s b i l d u n g als P f a r r e r in v e r s c h i e d e n e n schlesischen G e m e i n d e n , 1893-1913 an St. M a r k u s in Berlin. Er w a r M i t h e r a u s g e b e r der „Protestantischen K i r c h e n z e i t u n g " und d e r Verhandlungen des fünften Weltkongresses für freies Christentum und religiösen Fortschritt (1910). Von —> S c h l e i e r m a c h e r beeinflußt, vertrat F. e i n e idealistische T h e o l o g i e , die ihn z u m kirchlichen L i b e r a l i s m u s f ü h r t e . WEITERE WERKE: S c h l e i e r m a c h e r . Z u m h u n d e r t j ä h r i g e n G e d ä c h t n i s d e r R e d e n ü b e r d i e Religion an die G e b i l d e t e n unter ihren Verächtern. Berlin 1899. - D i e W a h r h a f t i g k e i t in der Kirche. Berlin 1900. LITERATUR: Walter Delius: F., M . G. T. A . In: N D B , B d . 5, 1961, S. 201. F i s c h e r - D i e s k a u , Klaus, K o m p o n i s t , Chorleiter, * 2 . 1 . 1 9 2 1 Berlin, t 19. 12. 1994 Berlin. F.-D. studierte in Berlin Dirigieren u n d K i r c h e n m u s i k . In d e n f ü n f z i g e r Jahren w a r er A u f n a h m e l e i t e r bei d e r D e u t schen G r a m m o p h o n . D e r S c h ü l e r H u g o —»Distlers setzte 1953 s e i n e m L e h r e r mit der G r ü n d u n g des „ H u g o - D i s t l e r C h o r e s " ein D e n k m a l ; er leitete d e n C h o r bis 1989 m i t g r o ß e m E r f o l g und m a c h t e ihn mit z e i t g e n ö s s i s c h e r M u sik, a u c h aus e i g e n e r Feder, und mit W e r k e n von Heinrich —»Schütz weithin b e k a n n t . 1963-85 w a r F.-D. K a n t o r an der D r e i f a l t i g k e i t s k i r c h e in B e r l i n - L a n k w i t z . E r erhielt d e n Titel K i r c h e n m u s i k d i r e k t o r . Sein k o m p o s i t o r i s c h e s S c h a f f e n u m f a ß t K a n t a t e n , Volksstücke, S y m p h o n i e n , S o l o k o n z e r t e und K a m m e r m u s i k . F . - D . g e h ö r t e zu den B e g r ü n d e r n der E u r o p ä i s c h e n Föderation J u n g e r C h ö r e . LITERATUR: „ W e r d i e M u s i k sich e r k i e s t , . . . " F e s t s c h r i f t f ü r K. F.-D., G r ü n d e r und L e i t e r d e s H u g o - D i s t l e r - C h o r e s , Berlin. Hrsg. v. B e r n h a r d J a h n t z / W o l f g a n g P f i s t e r / F r i t z Tang e r m a n n . Berlin 1989 (mit W e r k v e r z e i c h n i s ) .

Fitterer,

J o s e p h , Jesuit, T h e o l o g e , * 18. 11. 1695 L a u f e n bei S a l z b u r g , t 1 3 . 7 . 1780 N e u b u r g / D o n a u . F. trat 1712 in d i e G e s e l l s c h a f t Jesu ein. Seit 1734 w a r er Prof. f ü r M e t a p h y s i k an der U n i v . Ingolstadt, 1738-41 an der U n i v . F r e i b u r g / B r e i s g a u . 1742 k e h r t e er als Prof. f ü r M o r a l t h e o l o g i e an die U n i v . Ingolstadt z u r ü c k . Weitere O r t e seines W i r k e n s w a r e n I n n s b r u c k und N e u b u r g / D o n a u . F. v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Gespräch von den vornehmsten Religionsstreitigkeiten ( 1742) und Gründliche Vertheidigung der christlichen Lehre (1763). WEITERES WERK: N e u e G l a u b e n s - G e s p r ä c h von den Religions-Streitigkeiten u n s e r e r zeiten, als ein C o n t r o v e r s C a t e c h i s m u s und cathol. H a u s b u c h . A u g s b u r g / F r e i b u r g 1750. LITERATUR: Ulrich N e u m a n n : F., J. In: L M U , B d . 1, 1998, S. 122 f.

Fixlmillner,

Placidus, eigentl. J o s e p h , B e n e d i k t i n e r , A s t r o n o m , * 2 8 . 5 . 1 7 2 1 A c h l e i t h e n bei K r e m s m ü n s t e r ( O b e r ö s t e r r e i c h ) , t 27. 8 . 1 7 9 1 K r e m s m ü n s t e r ( O b e r ö s t e r reich). F. Schloß d a s S t u d i u m in S a l z b u r g mit der P r o m o t i o n z u m D r . phil. ab, trat F. 1737 in d a s B e n e d i k t i n e r s t i f t K r e m s m ü n s t e r ein und w u r d e nach weiteren t h e o l o g i s c h e n S t u d i e n in S a l z b u r g z u m D r . theol. p r o m o v i e r t . Seit 1745 w a r er Priester und Prof. an d e r R i t t e r a k a d e m i e seines Klosters und 1748 D e k a n der dortigen h ö h e r e n S c h u l e n , 1756 R e g e n s d e r A d e l i g e n A k a d e m i e . F. w i d m e t e sich seit 1761 a s t r o n o m i s c h e n S t u d i e n und w u r d e im f o l g e n d e n J a h r Astron o m an der S t i f t s s t e r n w a r t e , d i e bald als e i n e d e r a m besten ausgestatteten ihrer Zeit galt. E r b e s t i m m t e u. a. die g e n a u e

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Flacius g e o g r a p h i s c h e L a g e von K r e m s m ü n s t e r und L i n z s o w i e d i e P o s i t i o n e n e i n z e l n e r F i x s t e r n e und b e r e c h n e t e nach einer von i h m e n t w i c k e l t e n M e t h o d e d i e S o n n e n p a r a l l a x e . LITERATUR: A n s g a r R a b e n a l t : F., P. In: N D B , B d . 5, 1961, S. 219. F l a c i u s , M a t t h i a s , g e n a n n t Illyricus, eigentl. V l a c i c h , a u c h Vlacic, F r a n c o w i t z , F r a n k o v i c , P s e u d . P u b l i u s A e q u i l l o s , C a r o l u s Azarias, T h e o d o r H e n e t u s , Christian L a n t e r w a r , luth. T h e o l o g e , Historiker, * 3 . 3 . 1520 Labin (Istrien; italienisch: A l b o n a ) , t 1 1 . 3 . 1 5 7 5 F r a n k f u r t / M a i n . A u s a r m e n Verhältnissen s t a m m e n d , w u r d e F. in Venedig von d e m H u m a n i s t e n J o h a n n e s B a p t i s t a E g n a t i u s ausgebildet. S e i n e A b s i c h t , M ö n c h zu w e r d e n , g a b er auf und ging zu t h e o l o g i s c h e n S t u d i e n nach A u g s b u r g , B a s e l , T ü b i n g e n und Wittenberg. Dort Schloß er sich der R e f o r m a t i o n an und w u r d e von —> L u t h e r g e f ö r d e r t . 1544 erhielt er e i n e P r o f e s sur f ü r h e b r ä i s c h e S p r a c h e , d i e er j e d o c h 1548 a u s Protest g e g e n d a s A u g s b u r g e r Interim a u f g a b . In den f o l g e n d e n J a h ren hielt er sich in M a g d e b u r g a u f , von w o aus er mit leid e n s c h a f t l i c h e n K a m p f s c h r i f t e n g e g e n alle interimistischen T e n d e n z e n agitierte ( A d i a p h o r i s t i s c h e r Streit). 1557 w u r d e F. als P r o f . des N e u e n T e s t a m e n t s an d i e Univ. J e n a b e r u f e n , m u ß t e d i e s e j e d o c h 1561 im Verlauf d e s Synergistenstreits w i e d e r verlassen. M e h r f a c h a u s g e w i e s e n , erhielt er zuletzt in F r a n k f u r t / M a i n A s y l . Als k o m p r o m i ß l o s e r V e r f e c h t e r eines o r t h o d o x e n L u t h e r t u m s ( „ G n e s i o l u t h e r a n e r " ) lehnte F. j e d e F o r t e n t w i c k l u n g der L e h r e n a c h d e m Tod d e s R e f o r m a t o r s a b und b e k ä m p f t e d i e V e r m i t t l u n g s t h e o l o g i e Philipp —>Mel a n c h t h o n s . F.' u m f a n g r e i c h e s Werk u m f a ß t n e b e n einer Vielzahl von K a m p f - u n d Streitschriften h i s t o r i o g r a p h i s c h e W e r k e , mit d e n e n er z u m B e g r ü n d e r d e r k o n f e s s i o n e l l e n G e schichtsschreibung des Luthertums wurde. Seine umfassend a n g e l e g t e und materialreiche, n a c h „ C e n t u r i e n " ( J a h r h u n d e r ten) eingeteilte K i r c h e n g e s c h i c h t e (Ecclesiastica Historia, Bd. 1-3, M a g d e b u r g 1559; Bd. 4 - 1 3 , Basel 1560-74) w a r das W e r k einer g a n z e n G r u p p e von M i t a r b e i t e r n ( M a g d e burger Centurien). M i t d e r Clavis Scripturae Sacrae (1567) schuf er die G r u n d l a g e n einer biblischen H e r m e n e u t i k . WEITERE WERKE: W i d e r d e n S c h n ö d e n T e u f f e i der sich j e t z t a b e r m a l s in einen E n g e l d e s Liechtes verkleidet hat. o. O. 1549. - A n t i d o t u m auff O s i a n d r i g i f f t i g e s S c h m e c k bier. M a g d e b u r g [1552]. - Von d e m C o n c i l i o zu Trient. R e g e n s b u r g 1563. - D e m y s t i c a s a c r a m e n t a l i q u e seu e x t e r n a praesentia et m a n d u c a t i o n e c o r p o r i s et s a n g u i n i s Christi in sacra c o e n a o. O . 1574. LITERATUR: V D 16, F 1244-1574. - V D 17. - G ü n t e r M o l d a e n k e : S c h r i f t v e r s t ä n d n i s und S c h r i f t d e u t u n g im Zeitalter der R e f o r m a t i o n . B d . 1: M . F. I. Stuttgart 1936. Lauri H a i k o l a : G e s e t z und E v a n g e l i u m bei M . F. I. L u n d 1952. - G ü n t e r M o l d a e n k e : F., M . In: N D B , B d . 5, 1961, S. 2 2 0 - 2 2 2 . - L u t z G e l d s e t z e r : M . F. I. und seine H e r m e neutik. D ü s s e l d o r f 1969. - Jörg B a u r : F. - R a d i k a l e T h e o logie. In: Z e i t s c h r i f t f ü r T h e o l o g i e und K i r c h e 7 2 (1975) S. 3 6 5 - 3 8 0 . - Oliver K. O l s o n : F., M . In: T R E , B d . 11, 1983, S. 2 0 6 - 2 1 6 . - M . F. I. L e b e n und Werk. H r s g . v. J o s i p M a t e s i c . M ü n c h e n 1993. - Peter F. Barton: F., M . In: L T h K \ Bd. 3, 1995, Sp. 1 3 1 2 f . - O l i v e r K . O l s o n : F., M . In: R G G 4 , Bd. 3, 2 0 0 0 , Sp. 151 f. - M a r t i n a H a r t m a n n : H u m a n i s m u s u n d Kirchenkritik. M . F. I. als E r f o r s c h e r d e s Mittelalters. Stuttgart 2 0 0 1 . - O l i v e r K. O i s o n : M . F. and the survival of L u t h e r ' s r e f o r m . W i e s b a d e n 2 0 0 2 . - T h o m a s K a u f m a n n : D a s E n d e der R e f o r m a t i o n . M a g d e b u r g s „Herrgotts K a n z l e i " (1548-1551/52). Tübingen 2003. F i a d , J o h a n n M a r t i n , e v a n g . M i s s i o n a r , * 17. 1. 1831 U n d i n g e n ( W ü r t t e m b e r g ) , t 1.4. 1915 K o r n t a l bei Stuttgart. U r s p r ü n g l i c h Sattler, w u r d e F. 1850 in d i e A u s b i l d u n g s s t ä t t e der P i l g e r m i s s i o n auf St. C h r i s c h o n a bei B a s e l a u f g e n o m -

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m e n . Seit 1855 in Ä t h i o p i e n m i s s i o n a r i s c h tätig, g r ü n d e t e er e i n e M i s s i o n unter d e n F a l a s c h a s . 1863 w u r d e F. z u s a m m e n m i t seinen M i t a r b e i t e r n v e r h a f t e t und vier J a h r e in G e f a n g e n s c h a f t gehalten. W i e d e r in seiner H e i m a t , leitete er ü b e r 4 0 J a h r e lang die von E i n g e b o r e n e n f o r t g e f ü h r t e M i s sion. F.s E r f a h r u n g e n sind in seinen B e r i c h t e n f e s t g e h a l t e n . 1880-85 übersetzte er d i e Bibel in d i e a m h a r i s c h e S p r a c h e . F.s S o h n Friedrich n a h m 1922 die M i s s i o n s a r b e i t seines Vaters in Ä t h i o p i e n w i e d e r auf. LITERATUR: Julius Fiad: J. M . F. Ein L e b e n f ü r Ä t h i o p i e n . G i e ß e n 1968. F l a t t , J o h a n n Friedrich, e v a n g . T h e o l o g e , * 2 0 . 2 . 1 7 5 9 T ü b i n g e n , t 24. 11.1821 T ü b i n g e n . F., S o h n eines T h e o l o g e n , studierte in T ü b i n g e n Philosophie, T h e o l o g i e und M a t h e m a t i k , u n t e r n a h m 1 7 8 4 / 8 5 e i n e B i l d u n g s r e i s e nach G ö t t i n g e n und kehrte 1785 als a. o . P r o f . der P h i l o s o p h i e nach T ü b i n g e n zurück, w o er 1792 a. o., 1798 o . P r o f . der T h e o l o g i e w u r d e . F. g e h ö r t e z u s a m m e n mit s e i n e m B r u d e r Karl Christian —> F. und Friedrich G o t t lieb —> S ü s k i n d zur s o g e n a n n t e n „Älteren T ü b i n g e r S c h u l e " u m G o t t l o b Christian —>Storr und vertrat einen biblisch b e g r ü n d e t e n rationalen S u p r a n a t u r a l i s m u s . F. b e s c h ä f t i g t e sich vor a l l e m mit der P h i l o s o p h i e I m m a n u e l —> Kants, ü b e r d e n er als erster in T ü b i n g e n Vorlesungen hielt, s o w i e mit E t h i k und biblischer E x e g e s e . F. v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Briefe über den moralischen Erkenntnisgrund der Religion überhaupt und besonders in Beziehung auf die Kantische Philosophie ( 1 7 8 9 ) und Observationes quaedam ad comparandam Kantianam disciplinant cum Christiana doctrina pertinentes (1792). 1796 b e g r ü n d e t e er das „ M a g a z i n f ü r christliche D o g m a t i k und M o r a l " , das er bis 1802 h e r a u s g a b . WEITERE WERKE: V e r m i s c h t e Versuche theologisch-krit i s c h - p h i l o s o p h i s c h e n Inhalts. L e i p z i g 1795. - Vorlesungen ü b e r christliche M o r a l . Hrsg. v. J o h a n n Christian Friedrich Steudel. T ü b i n g e n 1823. - O p u s c u l a a c a d é m i c a . G e s a m m e l t von C. F. S ü s s k i n d . T ü b i n g e n 1826. LITERATUR: H e i n r i c h D ö r i n g : D i e gelehrten T h e o l o g e n D e u t s c h l a n d s im 18. und 19. J a h r h u n d e r t . B d . 1. N e u stadt a . d . O . 1831, S. 4 0 8 - 4 1 1 (Bibliogr.). - W i l h e l m G a s s : G e s c h i c h t e der christlichen Ethik. B d . 2,2. Berlin 1887, S. 134-138. - E b e r h a r d H . Pältz: F., J. F. In: N D B 5, 1961, S. 2 2 3 - 2 2 4 . - W e r n e r R a u p p : F., J. F. In: R G G 4 , Bd. 3, 2 0 0 0 , S p . 152 f. F l a t t , Karl Christian, e v a n g . T h e o l o g e , * 18. 8 . 1 7 7 2 Stuttgart, t 2 0 . 11. 1843 Stuttgart. D e r B r u d e r J o h a n n Friedrich - > F . s studierte P h i l o s o p h i e und T h e o l o g i e in T ü b i n g e n und G ö t t i n g e n . 1804 w u r d e er a. o. Prof. der D o g m a t i k an der Univ. T ü b i n g e n und trat i m f o l g e n d e n J a h r als o. Prof. die N a c h f o l g e von Friedrich G o t t lieb —> S ü s k i n d an. In seinen Philosophisch-exegetischen Untersuchungen über die Lehre von der Versöhnung des Menschen mit Gott (2 B d e . , 1 7 9 7 / 9 8 ) setzte sich F. mit der K a n t s c h e n P h i l o s o p h i e a u s e i n a n d e r und versuchte, die n e u t e s t a m e n t l i c h e und d i e k a n t i s c h e V e r s ö h n u n g s l e h r e miteina n d e r in E i n k l a n g zu bringen. Als t h e o l o g i s c h - k o n s e r v a t i v e r A n h ä n g e r d e r supranaturalistischen T h e o l o g i e d e r „ Ä l t e r e n T ü b i n g e r S c h u l e " G o t t l o b Christian —»Storrs b e k ä m p f t e F. d i e P h i l o s o p h i e G e o r g Friedrich W i l h e l m —> H e g e l s und d i e T h e o l o g i e F e r d i n a n d Christian —>Baurs. F. w a r G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t in U l m . LITERATUR: E b e r h a r d H e r m a n n Pältz: F., K. C . In: N D B , B d . 5, 1961, S. 2 2 4 f . - W e r n e r R a u p p : F., K. C. In: R G G 4 , B d . 3, 2 0 0 0 , Sp. 153. F l a t t i c h , J o h a n n Friedrich, e v a n g . T h e o l o g e , P ä d a g o g e , * 3 . 1 0 . 1713 B e i h i n g e n ( h e u t e zu Freiberg a m N e c k a r ) , t 1.6. 1797 M ü n c h i n g e n ( W ü r t t e m b e r g ) . D e r S o h n eines w ü r t t e m b e r g i s c h e n A m t m a n n s b e s u c h t e d i e K l o s t e r s c h u l e in D e n k e n d o r f , an der J o h a n n A l b r e c h t

Flesch —» B e n g e l g r o ß e n E i n f l u ß auf ihn a u s ü b t e . N a c h theologischen Studien in T ü b i n g e n w u r d e F. 1735 M a g i s t e r und hatte von 1738 an v e r s c h i e d e n e w ü r t t e m b e r g i s c h e Pfarrstellen inne, zuletzt 1760-97 in M ü n c h i n g e n bei L e o n b e r g . F., der d e n P h i l a n t h r o p i s t e n n a h e s t a n d , erlangte vor a l l e m d u r c h sein p ä d a g o g i s c h e s W i r k e n B e d e u t u n g . A n seinen späteren W i r k u n g s s t ä t t e n n a h m er im L a u f der J a h r z e h n t e rund 3 0 0 s c h w e r e r z i e h b a r e K i n d e r und J u g e n d l i c h e bei sich auf und ließ ihnen e i n e h u m a n i s t i s c h f u n d i e r t e B i l d u n g a n g e deihen. F.s Regeln der Lebensklugkeit im Volkston ( 1 8 2 5 ) f a n d e n w e i t e Verbreitung. LITERATUR: Karl Friedrich L e d d e r h o s e : L e b e n und S c h r i f t e n des J. F. F. Stuttgart 1926. - Willy Friedrich: D i e P ä d a g o g i k J. F. F.s i m L i c h t e ihrer Zeit und d e r m o d e r n e n A n s c h a u ung. L a n g e n s a l z a 1908. - G e o r g S c h w a r z : J. F. F. T a g e und S t u n d e n aus d e m L e b e n eines leutseligen, gottfröhlichen M e n s c h e n f r e u n d e s . Berlin 1953. - E b e r h a r d H e r m a n n Pältz: F., J. F. In: N D B , B d . 5, 1961, S. 2 2 5 . - W e r n e r R a u p p : F., J. F. In: L T h K \ Bd. 3, 1995, Sp. 1315. - Karl Dienst: F., J. F. In: R G G 4 , Bd. 3, 2 0 0 0 , Sp. 153. F l e c k e i e s , Eleasar (Elieser) ben D a v i d , R a b b i n e r , Schriftsteller, * 26. 8 . 1 7 5 4 P r a g , t 2 7 . 4 . 1 8 2 6 Prag. F. s t a m m t e a u s einer a n g e s e h e n e n G e l e h r t e n f a m i l i e und bes u c h t e d i e T a l m u d s c h u l e n von M e i r Fischeis und E z e c h i e l —»Landau. 1779 w u r d e er als R a b b i n e r in d i e m ä h r i s c h e n G e m e i n d e n K o j e t e i n und T o b i t s c h a u b e r u f e n . Drei J a h r e später k e h r t e F. n a c h P r a g z u r ü c k und w u r d e z u m R a b binatsassessor, später z u m R a b b i n e r in d e m von J o a c h i m von P o p p e r und Israel Frankel gestifteten Bet h a - M i d r a s c h g e w ä h l t . F e r n e r leitete er in P r a g e i n e T a l m u d s c h u l e . F. w a r e i n e ü b e r P r a g h i n a u s a n e r k a n n t e Autorität in F r a g e n d e r j ü d i s c h e n R e l i g i o n . Er v e r f a ß t e zahlreiche W e r k e , h a u p t s ä c h lich t a l m u d i s c h e N o v e l l e n und R e s p o n s e n . S e i n e Predigten erschienen als v i e r b ä n d i g e s W e r k unter d e m Titel Olat Chodesch ( 1 7 8 5 - 1 8 0 0 ) . F l e c k e n s t e i n , Heinz, kath. T h e o l o g e , * 2 1 . 3 . 1907 O e v e n t r o p , t 8 . 2 . 1995 W ü r z b u r g . F. studierte kath. T h e o l o g i e , e m p f i n g 1933 d i e P r i e s t e r w e i h e und w u r d e 1934 p r o m o v i e r t ( D i e theologische Lehre von der materiellen Welt beim heiligen Albert dem Großen). Nach der Habilitation 1938 ( P e r s ö n l i c h k e i t und Organminderwertigkeiten. Ein Beitrag zur moral- und pastoral-theologischen Erkenntnis) lehrte er als D o z e n t f ü r M o r a l t h e o l o g i e u n d H o miletik in W ü r z b u r g . W ä h r e n d d e s Z w e i t e n Weltkriegs w a r F. P f a r r e r in V e i t s h ö c h h e i m . 1945 w u r d e er a. o . P r o f . f ü r M o r a l t h e o l o g i e in R e g e n s b u r g , w o er 1946-52 a u c h H o c h s c h u l r e k t o r war. 1953-72 wirkte er als Prof. f ü r M o r a l t h e o logie und H o m i l e t i k in W ü r z b u r g ; 1 9 5 6 / 5 7 und 1 9 6 7 / 6 8 w a r er R e k t o r d e r Universität. 1953-62 g a b er die Z e i t s c h r i f t „ S e e l e " mit heraus. F. profilierte sich als Vertreter der Pastoralmedizin u n d arbeitete m e h r f a c h an d e n Richtlinien d e r D e u t s c h e n B i s c h o f s k o n f e r e n z mit, u. a. zur S e x u a l p ä d a g o g i k und zur L a i e n a r b e i t . Z u seinen P u b l i k a t i o n e n zählen Gedanken und Anregungen zur geschlechtlichen Erziehung (1949), Aufgaben und Möglichkeiten einer sogenannten Pastoralmedizin ( 1 9 5 7 ) und Grundprobleme des Menschseins (1970). LITERATUR: F u n k t i o n und Struktur christlicher G e m e i n d e [Festschrift]. H r s g . v. Heinrich P o m p e y . W ü r z b u r g 1971. Heinrich P o m p e y / K o n r a d B a u m g a r t n e r : F., H . In: L T h K 3 , Bd. 11, 2 0 0 1 , Sp. 77. F l e i s c h , Paul A l w i n Gottlieb, auch P. A. G o t t f r i e d F., evang. Theologe, * 1 1 . 2 . 1 8 7 8 Hamburg, t 1 1 . 3 . 1 9 6 2 Loccum (Niedersachsen). N a c h d e m B e s u c h d a s J o h a n n e u m s in H a m b u r g studierte F. in G r e i f s w a l d , E r l a n g e n und G ö t t i n g e n T h e o l o g i e . N a c h d e m B e s u c h des P r e d i g e r s e m i n a r s in L o c c u m w u r d e er 1904 dort P a s t o r und bekleidete a n s c h l i e ß e n d m e h r e r e Kirc h e n ä m t e r , u. a. d a s eines K o n v e n t u a l - S t u d i e n d i r e k t o r s i m

Kloster L o c c u m . Seit 1922 M i t g l i e d d e r V e r f a s s u n g g e b e n d e n K i r c h e n v e r s a m m l u n g , w u r d e F. 1924 O b e r l a n d e s k i r c h e n r a t i m L a n d e s k i r c h e n a m t H a n n o v e r . 1933 als d e s s e n Geistlic h e r V i z e p r ä s i d e n t z w a n g s w e i s e in d e n R u h e s t a n d versetzt, w u r d e er 1937 a u f g r u n d e i n e s Urteils d e s O b e r l a n d e s g e r i c h t s Celle w i e d e r eingesetzt. 1936-47 w a r er stellvertretender Vorsitzender des Rats d e r E v a n g e l i s c h - L u t h e r i s c h e n K i r c h e D e u t s c h l a n d s . F. v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Die moderne Gemeinschaftsbewegung in Deutschland (1903; 3. Aufl. in 3 B ä n d e n 1912-57). WEITERES WERK: D i e H e i l i g u n g s b e w e g u n g . H r s g . v. Jörg O h l e m a c h e r . G i e ß e n u. a. 2 0 0 3 . F l e i s c h e r , Heinrich L e b e r e c h t , Orientalist, * 2 1 . 2 . 1 8 0 1 Bad Schandau/Elbe, t 1 0 . 2 . 1 8 8 8 Leipzig. F. w u r d e nach d e m S t u d i u m d e r T h e o l o g i e , der klassischen P h i l o l o g i e und der orientalischen S p r a c h e n in L e i p z i g 1824 p r o m o v i e r t . A n s c h l i e ß e n d studierte er m e h r e r e J a h r e in Paris als S c h ü l e r des Silvestre d e Sacy d a s A r a b i s c h e , P e r s i s c h e und T ü r k i s c h e . 1828 k e h r t e F. n a c h D e u t s c h l a n d z u r ü c k und w a r in L e i p z i g und D r e s d e n als L e h r e r und W i s s e n s c h a f t l e r tätig. 1835 w u r d e er als o. Prof. der orientalischen S p r a c h e n an die U n i v . Leipzig b e r u f e n . Z u n ä c h s t der T h e o l o g i s c h e n F a k u l t ä t z u g e h ö r i g , w u r d e sein Lehrstuhl 1840 in die Philos o p h i s c h e F a k u l t ä t u m g e s e t z t . F. gilt als d e r B e g r ü n d e r der Arabistik in D e u t s c h l a n d . Sein w i s s e n s c h a f t l i c h e s S c h a f f e n z e i c h n e t sich d u r c h eine streng rationale Textinterpretation aus. Er g a b Beidhawii Commentarius in Coranum (2 Bde., 1846-48) h e r a u s . F. w a r M i t b e g r ü n d e r der D e u t s c h e n M o r g e n l ä n d i s c h e n G e s e l l s c h a f t , M i t g l i e d zahlreicher A k a d e m i e n der W i s s e n s c h a f t e n s o w i e T r ä g e r d e s O r d e n s P o u r le mérite. F l e r s h e i m , Philipp von, B i s c h o f von S p e y e r , * u m 1481, t 1 4 . 8 . 1 5 5 2 Z a b e r n (Elsaß). F., S o h n eines k u r p f ä l z i s c h e n A m t m a n n s , w u r d e schon f r ü h f ü r d e n geistlichen Stand b e s t i m m t und m i t zahlreichen P f r ü n d e n bedacht. Seit 1503 w a r er D o m h e r r in W o r m s und S p e y e r . N a c h S t u d i e n in H e i d e l b e r g , Paris und L ö w e n w u r d e er 1507 Lizentiat, 1517 D o k t o r beider R e c h t e . F. trat vor allem d u r c h seine politische T ä t i g k e i t hervor. K a i s e r M a x i m i lian schätzte seinen Rat. N a c h seiner erst im dritten A n l a u f e r f o l g r e i c h e n Wahl z u m Bischof von S p e y e r 1529 sah sich F. mit zahlreichen P r o b l e m e n k o n f r o n t i e r t . D i e S c h u l d e n last d e s B i s t u m s v e r m o c h t e er d u r c h Sparpolitik zu s e n k e n ; bei der D i s z i p l i n i e r u n g d e s Klerus und der E i n d ä m m u n g der R e f o r m a t i o n hatte er d a g e g e n nur geringen E r f o l g . Er w a r B e r a t e r Kaiser Karls V . und K ö n i g F e r d i n a n d s I. und n a h m an d e n R e l i g i o n s g e s p r ä c h e n in H a g e n a u , W o r m s ( 1 5 4 0 ) und R e g e n s b u r g (1541) teil. 1552 floh F. vor d e m E i n f a l l d e s b r a n d e n b u r g i s c h e n M a r k g r a f e n A l b r e c h t A l c i b i a d e s 1552 ins Elsaß. LITERATUR: H a n s A m m e r i c h : F., P. Frh. v. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 4 4 8 - 1 6 4 8 ) , 1996, 185 f. - Ders. P. In: N D B , B d . 2 0 , 2 0 0 1 , S. 386. F l e s c h , M a r i a R o s a , T a u f n a m e : M a r g a r e t e , Stifterin der F r a n z i k a n e r i n n e n von W a l d b r e i t b a c h , * 2 4 . 2 . 1826 S c h ö n s t a t t bei V a l l e n d a r / R h e i n , t 2 5 . 3 . 1906 Waldbreitb a c h bei N e u w i e d . Seit ihrem sechsten L e b e n s j a h r H a l b w a i s e , w a r F., T o c h t e r eines M ü l l e r m e i s t e r s , f r ü h in d e r H a u s - und L a n d w i r t s c h a f t s o w i e in d e r K r a n k e n p f l e g e tätig. 1850 zog sie m i t ihrer j ü n g e r e n , kranken S c h w e s t e r nach W a l d b r e i t b a c h und erteilte neben ihrer bisherigen A r b e i t H a n d a r b e i t s u n t e r r i c h t in den S c h u l e n der U m g e b u n g . 1863 g r ü n d e t e sie in der K r e u z k a pelle bei W a l d b r e i t b a c h d i e G e n o s s e n s c h a f t der F r a n z i s k a nerinnen d e r allerseligsten J u n g f r a u M a r i a von d e n E n g e l n , d i e v o r w i e g e n d im E r z i e h u n g s - und U n t e r r i c h t s w e s e n u n d der Alten- und K r a n k e n p f l e g e karitativ wirkte. 1863-78 w a r F. G e n e r a l o b e r i n d e r G e n o s s e n s c h a f t , d e r sie e i n e R e g e l und

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Fliedner eigene Konstitutionen gab, die 1869 bischöflich und nach F.s Tod 1929 päpstlich bestätigt wurden. 1957 erfolgte in Trier die Eröffnung des Seligsprechungsprozesses. LITERATUR: Wilhelm Forster: F., M. R. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 243. Fliedner, Friederike, geb. Münster, Erzieherin, * 25. 1. 1800 Braunfels, t 22.4.1842 Kaiserswerth (heute zu Düsseldorf). Die Tochter eines Lehrers und späteren Gutsverwalters arbeitete seit 1826 als Erzieherin im Kinderwerk Düsseltal. 1828 heiratete sie Theodor —> F. und unterstützte ihn in den folgenden Jahren bei der Seelsorge unter Häftlingen, bei der Gründung von Lehrerinnenseminaren und bei der Diakonissenausbildung in Kaiserswerth. 1837 wurde sie Vorsteherin der Diakonissenanstalt ihres Mannes. F. starb an den Folgen einer zu frühen Entbindung. LITERATUR: Anna Sticker: F. F. und die Anfänge der Frauendiakonie: Ein Quellenbuch. Neukirchen-Vluyn 2 1963. - Johannes Degen: F., F. und T. In: TRE, Bd. 11, 1983, S. 214f. — Anna Sticker: Theodor und F. F. Wuppertal 1989. - Peter Zimmerling: Starke fromme Frauen. Gießen 1996, S. 78-89. - Heide-Marie Lauterer: F., F. In: RGG 4 , Bd. 3, 2001, Sp. 161 f. Fliedner, Fritz, evang. Theologe, * 10.6. 1845 Kaiserswerth (heute zu Düsseldorf), t 25.4.1901 Madrid. Der Sohn von Theodor —> F. studierte in Halle und Tübingen Theologie, u.a. bei August —»Tholuck und Johann Tobias —»Beck. Am Preußisch-Österreichischen Krieg 1866 nahm er als Felddiakon teil. Ostern 1869 reiste er nach Spanien und fand Kontakt mit Ruet und Carrasco, den Führern der evang. Bewegung des Landes. Im folgenden Jahr ging F. im Auftrag des Berliner Evangelisationskomitees für Spanien nach Madrid, um die spanische evang. Bewegung und Kirchenbildung zu unterstützen. Er rief in Kastilien, Andalusien und Asturien zahlreiche evang. Gemeinden ins Leben und Schloß sie 1899 zur Iglesia Evangélica Española zusammen. Er gründete zahlreiche evang. Schulen, drei Waisenhäuser und ein Krankenhaus. Durch die Einrichtung von Buchhandlungen in Madrid und Barcelona sowie von ihm geschriebene Schulbücher für Volksschulen trug F. wesentlich zur Verbreitung evang. Schrifttums in Spanien bei. F.s autobiographisches Werk Aus meinem Leben. Erinnerungen und Erfahrungen (2 Bde.) erschien 1901/02. LITERATUR: Robert Frick: F., F. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 244 f. Fliedner, (Georg Heinrich) Theodor, evang. Theologe, * 21. 1. 1800 Eppstein/Taunus, t 4. 10.1864 Kaiserswerth (heute zu Düsseldorf). F., Sohn eines Pfarrers, studierte in Gießen und Göttingen Theologie und besuchte anschließend das Theologische Seminar Herborn. Nach zweijähriger Tätigkeit als Hauslehrer war er 1822-49 Pfarrer in Kaiserswerth. Auf Kollektenreisen nach Holland und England lernte er bei den Mennoniten das Amt der Diakonisse kennen. Angeregt durch das Wirken Elizabeth Frys in England, übernahm er im Zusammenhang mit der Gründung der Rheinisch-westfälischen Gefängnisgesellschaft 1826 die Verantwortung für Strafgefangene und -entlassene. Gemeinsam mit seiner Frau Friederike —»F., mit der er seit 1828 verheiratet war, begann F. 1833 in Kaiserswerth mit der Seelsorge in Gefängnissen. 1835 richtete er eine Kleinkinderschule in Düsseldorf ein, 1836 eine zweite in Kaiserswerth, an die später eine Schule für Kleinkinderlehrerinnen angeschlossen wurde. F.s 1836 zusammen mit einem Krankenhaus gegründetes Diakonissenmutterhaus wurde Vorbild für weitere ähnliche Ausbildungs-, Wohnund Wirkungsstätten von Diakonissen in Deutschland und im Ausland. 1844 gründete er die Pastoralgehilfenanstalt

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Duisburg, aus der später die Diakonenanstalt in Selbeck (Mülheim/Ruhr) hervorging. 1849 brachte F. Diakonissen in die USA und gründete das Mutterhaus in Pittsburgh. Er gehört neben Johann Hinrich —> Wichern zu den bedeutendsten Anregern der Diakonie, insbesondere des weiblichen Diakonats. F. war der Vater von Fritz F. LITERATUR: Martin Gerhardt: T. F. Ein Lebensbild. 2 Bde., Düsseldorf-Kaiserswerth 1933-37. - Emil Schick: T. F., der Begründer der evangelischen Diakonie. Basel 1948. - Anna Sticker: T. F. der Diakonissenvater. Düsseldorf 1950. Robert Frick: F., T. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 245 f. Anna Sticker: T. und Friederike F. Von den Anfängen der Frauendiakonie. Neukirchen-Vluyn 1965. - Dies.: T. F. (1800-1864). In: Rheinische Lebensbilder. Bd. 5. Bonn 1973, S. 75-93. - Johannes Degen: F., Friederike und T. In: TRE, Bd. 10, 1982, S. 214 f. - Johannes Madey: F., T. In: LThK3, Bd. 3, 1995, Sp. 1321. - Theodor Strohm: F., T. In: RGG 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 159 f. Flierl, Johann, evang. Missionar, * 16.4.1858 Buchhof (Oberpfalz), t 30.9.1947 Neuendettelsau (Mittelfranken). F., Sohn eines Gütlers, kam 1886 als erster evang. Missionar nach Papua-Neuguinea, das damalige Kaiser-WilhelmsLand, und gründete die Neuendettelsauer Mission, der er bis zu seinem 72. Lebensjahr vorstand. Ausgehend von der Missionsstation Simbang, entwickelte sich unter F.s Leitung ein weitverzweigtes Netz von 18 Hauptstationen und einer Vielzahl von Schul- und Außenposten. 25 000 Papuas schlossen sich damals dem Christentum an; weitere 100000 standen unter dem Einfluß der Neuendettelsauer Mission, die die Keimzelle der nach F.s Tod gegründeten Papuanischen Kirche bildete. Er verfaßte zahlreiche Missionsschriften, einige in englischer Sprache. 1936 erschien sein autobiographisches Werk Als erster Missionar in Neuguinea. WERKE: Dreißig Jahre Missionsarbeit in Wüsten und Wildnissen. Neuendettelsau 1910. - Wie ich Missionar wurde und meinen Weg nach Australien und Deutsch-Neuguinea fand. Neuendettelsau 1910. - Was Gott auf Neuguinea in mehr als vier Jahrzehnten getan hat und was Gott von den Christen in der Heimat erwartet. Zugleich ein Rückblick auf mein Leben. Neuendettelsau 1928. - Gottes Wort in den Urwäldern von Neuguinea. Neuendettelsau 1929. - Christ in New Guinea. Former cannibals become Evangelists by the marvellous grace of God. Tanunda 1932. LITERATUR: Georg Pilhofer: J. F., der Bahnbrecher des Evangeliums unter den Papua. Neuendetteslau 1953. - Ders.: F., J. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 246 f. Fließer, Josephus Calasanctius, österr. kath. Theologe, Bischof von Linz, * 28.7. 1896 Perg (Oberösterreich), t 12.6. 1960 Linz. F. studierte Theologie und wurde 1919 in Linz zum Priester geweiht. Zunächst Kooperator, wirkte er 1925-28 als Kaplan der Deutschen Nationalkirche Santa Maria dell'Anima in Rom. Gleichzeitig studierte er an der Päpstlichen Hochschule Apollinare kanonisches Recht und wurde 1928 promoviert. Nach seiner Rückkehr nach Österreich war er Seelsorger und Religionslehrer in Linz, ehe er 1932 als Prof. für kanonisches Recht und für Kunstgeschichte an die Philosophisch-Theologische Diözesanlehranstalt in Linz berufen wurde. Seit 1933 war er außerdem in der Verwaltung des Bischöflichen Ordinariats, u. a. als Sekretär des Bischofs und Richter des kirchlichen Gerichts, tätig. 1937 zum Bischöflichen Geistlichen Rat ernannt, wurde F. 1941 zum Weihbischof von Linz gewählt, 1946 erfolgte die Ernennung zum regierenden Diözesanbischof. F. veröffentlichte zahlreiche Studien und Aufsätze, insbesondere zur Geschichte der sakralen Kunst Oberösterreichs.

Florentini WERKE: ES lebe unser P a p s t k ö n i g Pius X I . L i n z 1929. D i e L i n z e r S t a d t p f a r r k i r c h e ( 1 2 8 6 - 1 9 3 6 ) . L i n z 1936. - D e r heilige K r e u z w e g . G e b e t e . L i n z 1946. LITERATUR: A n t o n N a d e r e r : Dr. Josef Cl. Fließer, B i s c h o f von Linz. Diss, theol. W i e n 1972. - A n t o n N a d e r e r : B i s c h o f F. und der N a t i o n a l s o z i a l i s m u s . In: B i s t u m L i n z im Dritten R e i c h . H r s g . v. R u d o l f Z i n n h o b l e r . L i n z 1979, S. 7 4 - 1 0 7 . R u d o l f Z i n n h o b l e r : J o s e p h u s C. F. ( 1 8 9 6 - 1 9 6 0 ) . B i s c h o f in s c h w e r e r Zeit. In; O b e r ö s t e r r e i c h e r . L e b e n s b i l d e r zur G e schichte O b e r ö s t e r r e i c h s . Bd. 1. H r s g . v. A l o i s Z a u n e r und Heribert S l a p n i c k a . L i n z 1981, S. 2 0 0 - 2 1 3 . - Ders.: F., J. C . In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 197-198. Ders.: F., J. C. In: L T h K 3 , B d . 3, 1995, Sp. 1321 f. Ders.: F., J. C. In: In; G a t z , B i s c h ö f e ( 1 9 4 5 - 2 0 0 1 ) , 2 0 0 2 , S. 3 2 8 - 3 3 0 . F l i e s t e d e n , Peter, * n a c h 1500 F l i e s t e d e n bei K ö l n , t 2 8 . 9 . 1 5 2 9 M e l a t e n bei Köln. F. studierte in K ö l n und Schloß sich der luth. L e h r e an. Als er im D e z e m b e r 1527 im K ö l n e r D o m d e m o n s t r a t i v den G o t t e s dienst störte, i n d e m er w ä h r e n d der Elevation der H o s t i e d a s H a u p t b e d e c k t e und a u s s p u c k t e , w u r d e er w e g e n B l a s p h e m i e v e r h a f t e t und vor d e m I n q u i s i t i o n s g e r i c h t als Ketzer a n g e klagt. N a c h s c h a r f e n A n g r i f f e n auf die kath. L e h r e u n d seiner trotz Folter s t a n d h a f t e n W e i g e r u n g zu w i d e r r u f e n war er m e h r e r e M o n a t e g e m e i n s a m mit A d o l f —» C i a r e n b a c h i n h a f tiert, w u r d e z u m Tod verurteilt und mit i h m vor d e n Toren K ö l n s verbrannt. LITERATUR: Karl K r a f f t : D e r M ä r t y r e r P. F. In: T h e o l o g i s c h e A r b e i t e n aus d e m r h e i n i s c h - w i s s e n s c h a f t l i c h e n P r e d i g e r v e r e i n 12 (1892) S. 1-40. - W i l h e l m R a h e : F., P. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 247. - J o h a n n Friedrich G o e t e r s : F., P. In: LThK 3 , Bd. 3, 1995, S p . 1322. - H e l l m u t Z s c h o c h : F., P. In: R G G 4 , Bd. 3, 2 0 0 0 , S p . 162. F ü r , A l o i s ( C ä s a r Kasimir), P s e u d . K a s i m i r A n g e d a i r e r , österr. kath. T h e o l o g e , Schriftsteller, * 7. 10. 1805 A n g e dair ( h e u t e zu L a n d e c k , Tirol), t 7 . 3 . 1859 R o m . F., S o h n e i n e s K a u f - und H a n d e l s m a n n s , e n t s c h l o ß sich 1829 sich z u m Priesterberuf und w u r d e n a c h d e m S t u d i u m d e r T h e o l o g i e in W i e n und a m P r i e s t e r s e m i n a r B r i x e n 1833 z u m Priester g e w e i h t . 1835 erhielt er e i n e P r o f e s s u r f ü r klassische P h i l o l o g i e an der U n i v . I n n s b r u c k . 1848 vertrat er das Oberinntal in der F r a n k f u r t e r N a t i o n a l v e r s a m m l u n g und k ä m p f t e e r f o l g r e i c h f ü r d e n weiteren Verbleib Südtirols im D e u t s c h e n B u n d . K u r z e Zeit a m U n t e r r i c h t s m i n i s t e r i u m in W i e n tätig, w u r d e F. 1853 als Prediger, später als R e k t o r an d e r d e u t s c h e n N a t i o n a l k i r c h e S. M a r i a d e l l ' A n i m a in R o m eingesetzt, d i e er zu e i n e m S t u d i e n k o n v i k t f ü r Priester aus allen d e u t s c h s p r a c h i g e n D i ö z e s e n reorganisierte. Seit 1858 w a r er päpstlicher H a u s p r ä l a t und A u d i t o r d e r Sacra R o t a R o m a n a . F. v e r f a ß t e e i n i g e historische D r a m e n und E r z ä h l u n g e n . G r o ß e Popularität erlangten seine Bilder aus den Kriegszeiten Tirols ( 1 8 4 6 ) , in d e n e n er a n h a n d von A u g e n z e u g e n b e r i c h t e n d i e E r e i g n i s s e des Tiroler Freiheitsk a m p f e s von 1809 schildert. LITERATUR: Ö B L , B d . 1, 1957, S. 330. - N i k o l a u s Grass: Ö s t e r r e i c h i s c h e H i s t o r i k e r - B i o g r a p h i e n . B e i t r ä g e zur G e schichte der historischen F o r s c h u n g in Österreich. 1. Folge, I n n s b r u c k 1957, S. 8 6 - 1 0 8 . - O s w a l d von G s c h l i e ß e r : F., A . In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 249. F l o r , (Karl) W i l h e l m , P s e u d . M . Richter, Jurist, K i r c h e n politiker, * 2 3 . 5 . 1882 O l d e n b u r g , t 2 6 . 1 1 . 1938 L e i p z i g . F. studierte in M ü n c h e n , L e i p z i g und Berlin Jura, w a r A m t s - und L a n d e s r i c h t e r in O l d e n b u r g und k a m 1931 an das R e i c h s g e r i c h t in L e i p z i g , w o er 1933 z u m R e i c h s g e richtsrat e r n a n n t w u r d e . I m N e b e n a m t w a r er 1925-33 im e v a n g e l i s c h - l u t h e r i s c h e n O b e r k i r c h e n r a t in O l d e n b u r g tätig.

N a c h 1933 leistete F. in den A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n zwischen den „Deutschen Christen" um Reichsbischof Ludwig —> M ü l l e r u n d d e n g e g e n ihn o p p o n i e r e n d e n e v a n g . B e k e n n t n i s g e m e i n s c h a f t e n und L a n d e s k i r c h e n d e n letzteren engagierten j u r i s t i s c h e n B e i s t a n d . 1934 w u r d e er in die erste Vorläufige K i r c h e n l e i t u n g b e r u f e n . G e g e n die Gleichschaltungspolitik d e r nationalsozialistischen R e g i e r u n g gerichtet, vertrat er d e n S t a n d p u n k t des s o g e n a n n t e n „ B e k e n n t nisrechts", w o n a c h „die K i r c h e u n b e s c h a d e t des staatlichen A u f s i c h t s r e c h t s in S a c h e n ihrer L e h r e und O r d n u n g selber zu urteilen und zu e n t s c h e i d e n b e r u f e n sei". M i t zahlreichen R e c h t s g u t a c h t e n und Artikeln unterstützte er d i e B e k e n n e n d e Kirche, in der er selbst leitende F u n k t i o n e n ü b e r n a h m , seit 1937 d i e des P r ä s i d e n t e n der s ä c h s i s c h e n B e k e n n t n i s s y n o d e . F. v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Kirche und Recht ( 1 9 3 4 ) und Um unsere Kirche ( 1 9 3 7 , unter P e u d o n y m ) . LITERATUR: H . Schieckel: W . F. 1882-1938. In: N i e d e r s ä c h sische L e b e n s b i l d e r , B d . 6, 1969, S. 173-188. - R e i n h a r d Rittner: F. W . In: R G G 4 , B d . 3, 2 0 0 0 , Sp. 163. F l o r e n c o u r t , F r a n z C h a s s o t von, Journalist, * 4 . 7 . 1803 B r a u n s c h w e i g , t 9. / 1 0 . 9 . 1886 P a d e r b o r n . F. studierte in M a r b u r g J u r a und S t a a t s w i s s e n s c h a f t , engagierte sich in d e r B u r s c h e n s c h a f t s b e w e g u n g und w u r d e 1834 im R a h m e n der s o g e n a n n t e n D e m a g o g e n v e r f o l g u n g in Kiel inhaftiert. 1838 k a m er d u r c h d i e V e r m i t t l u n g d e s liberalr e v o l u t i o n ä r e n D o z e n t e n L u d o l f W i e n b a r g in d i e R e d a k t i o n der „Literarischen und kritischen Blätter der B ö r s e n h a l l e " und w a r f ü r v e r s c h i e d e n e Z e i t u n g e n j o u r n a l i s t i s c h tätig. In d e n revolutionären V o r g ä n g e n der J a h r e 1 8 4 8 / 4 9 ergriff F., der mit Karl M a r x v e r s c h w ä g e r t war, f ü r d i e e x t r e m e R e c h t e Partei. 1851 trat er z u m K a t h o l i z i s m u s ü b e r und setzte sich u. a. in W i e n und K ö l n publizistisch f ü r die kath. B e w e g u n g ein, b e k ä m p f t e j e d o c h z u s a m m e n mit d e n Altkatholik e n d a s V a t i k a n u m . Seit 1858 lebte er als B e a m t e r in P a d e r born. F. v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Zur preußischen Verfassungsfrage ( 1 8 4 7 ) und Meine Bekehrung zur christlichen Lehre und christlichen Kirche (1852). WEITERE WERKE: Politische, kirchliche und literarische Z u s t ä n d e in D e u t s c h l a n d . Ein j o u r n a l i s t i s c h e r B e i t r a g zu den J a h r e n 1838 und 1839. L e i p z i g 1840. - K a t h o l i s c h e B r i e f e . W i e n 1871. - Ü b e r d i e Stellung und d i e M a s s n a h m e n der S t a a t s r e g i e r u n g g e g e n d e n U l t r a m o n t a n i s m u s . B o n n 1872. LITERATUR: J o h a n n Saß: F., F. C. In: A D B , Bd. 4 8 , 1971, S. 5 9 4 - 6 0 0 . F l o r e n t i n i , T h e o d o s i u s , T a u f n a m e : A n t o n Crispin, schweizer. Kapuziner, Theologe, Sozialreformer, * 2 3 . 5 . 1808 M ü n s t e r (Kt. G r a u b ü n d e n ) , f 1 5 . 2 . 1865 H e i d e n (Kt. A p p e n z e l l ) . F., S o h n e i n e s B e r g b a u e r n , trat 1825 in d e n K a p u z i n e r o r d e n ein, absolvierte sein p h i l o s o p h i s c h - t h e o l o g i s c h e s S t u d i u m , e m p f i n g 1830 d i e P r i e s t e r w e i h e und w u r d e 1831 N o v i z e n meister in S o l o t h u r n . 1832-38 w a r er N o v i z e n m e i s t e r u n d L e k t o r f ü r P h i l o s o p h i e und T h e o l o g i e , 1838-41 G u a r d i a n in B a d e n , w o er d a s P r o g r a m m einer F r a u e n k o n g r e g a t i o n f ü r S c h u l e und C a r i t a s e n t w i c k e l t e . Bei der A a r g a u e r Volkserheb u n g 1841 w u r d e er als „ A u f w i e g l e r " verurteilt, k o n n t e a b e r fliehen. 1845-58 w a r F. H o f p f a r r e r in C h u r , 1857-60 Definitor der S c h w e i z e r i s c h e n K a p u z i n e r p r o v i n z ; 1860 w u r d e er G e n e r a l v i k a r d e s C h u r e r B i s c h o f s , seines Vetters N i k o l a u s F r a n z F. F. setzte sich f ü r e i n e V e r b e s s e r u n g d e r Schulbild u n g und der L e b e n s v e r h ä l t n i s s e der a r m e n B e v ö l k e r u n g ein. 1844 und 1856 g r ü n d e t e er z w e i S c h w e s t e r n k o n g r e g a t i o n e n . Er rief Industriebetriebe unter klösterlicher Leitung ins L e b e n , u . a . e i n e B a u m w o l l f a b r i k in B ö h m e n und e i n e P a p i e r f a b r i k im K a n t o n St. Gallen, die j e d o c h finanziell scheiterten. F. w a r a u c h als E r b a u u n g s s c h r i f t s t e l l e r tätig ( u . a . Leben der Heiligen Gottes, 4 B d e . , 1712-24).

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Florenz LITERATUR: Veit G a d i e n t : D e r Caritasapostel T . F. L u z e r n 1944, 2 1 9 4 6 . - Josef Z i m m e r m a n n : F., T. In: N D B , B d . 5, 1961, S. 253. - A d e l h e l m Bunter: D i e industriellen U n t e r n e h m u n g e n von P. T . F. ( 1 8 0 8 - 1 8 6 5 ) . Freiburg 1962. - W u nibald G r ü n i n g e r : M u t z u m Wagnis. P. T . F. als R e f o r m e r in S c h u l e , Karitas und Sozialpolitik. Z ü r i c h 1965. - T . F. und sein Werk. Z u m 100. Todestag. I n g e n b o h l 1965. - A d e l h e l m Bunter: P. T . F. 1808-1865. In: S c h w e i z e r P i o n i e r e d e r W i r t s c h a f t u n d Technik. B d . 17. Z ü r i c h 1966, S. 9-36. - Victor C o n z e m i u s : F., T . In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 199 f. - H u b e r t M o c k e n h a u p t : F., Α . K. In: L T h K 3 , B d . 3, 1995, Sp. 1324. F l o r e n z von W e v e l i n g h o v e n , B i s c h o f von Münster und Utrecht, a u c h F l o r e n t i n u s , Floris, t 4 . 4 . 1393 S c h l o ß Hard e n b e r g bei Utrecht. F. k a m j u n g in das K ö l n e r D o m k a p i t e l und w a r seit 1356 d e s s e n S u b d e k a n , seit 1360 päpstlicher N u n t i u s und Kollektor f ü r d i e D i ö z e s e K ö l n . 1364 w u r d e er B i s c h o f von M ü n s t e r , 1379 B i s c h o f von Utrecht. In beiden D i ö z e s e n g e l a n g es F., an den A d e l v e r l o r e n e bischöfliche Herrs c h a f t s r e c h t e z u r ü c k z u g e w i n n e n , zu e i n e m A u s g l e i c h mit d e n S t ä n d e n zu k o m m e n und d e n L a n d f r i e d e n w i e d e r h e r z u stellen. U n t e r s e i n e m U t r e c h t e r E p i s k o p a t e n t s t a n d die von d e m P r e d i g e r G e r t G r o o t e a n g e r e g t e Vereinigung d e r B r ü d e r vom Gemeinsamen Leben. Auf F.' Anregung verfaßten —»Johannes von H i l d e s h e i m d i e L e g e n d e d e r Heiligen Drei K ö n i g e und ein u n b e k a n n t e r A u t o r d i e älteste e r h a l t e n e C h r o n i k der B i s c h ö f e von M ü n s t e r . LITERATUR: H e i n r i c h N e u : F. v. W . In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 2 5 3 f. - K a t h a r i n a C o l b e r g : F. v. W . In: V L 2 , Bd. 2, 1980, Sp. 7 5 1 - 7 5 3 . - A l o i s S c h r ö e r / J a n van H e r w a a r d e n : F. v. W . In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 1 9 8 - 1 4 4 8 ) , 2 0 0 1 , S. 831 f. F l o ß , ( J o s e p h ) Heinrich, kath. T h e o l o g e , * 2 9 . 7 . 1 8 1 9 W o r m e r s d o r f bei R h e i n b a c h , t 4 . 5 . 1881 B o n n . Der aus einer b ä u e r l i c h e n F a m i l i e s t a m m e n d e F. studierte an der U n i v . B o n n und w u r d e 1841 z u m Dr. phil. p r o m o v i e r t . 1842 z u m Priester g e w e i h t , k a m er als K a p l a n zu A n t o n J o s e p h - > B i n t e r i m nach Bilk bei D ü s s e l d o r f , der sein Intere s s e f ü r K i r c h e n g e s c h i c h t e w e c k t e . 1846 w u r d e F. R e p e t e n t a m T h e o l o g i s c h e n K o n v i k t in B o n n und e r w a r b im selben J a h r d e n t h e o l o g i s c h e n Doktortitel. 1847 habilitierte er sich an der U n i v . B o n n und w u r d e dort 1854 a. o. P r o f . d e r Kirc h e n g e s c h i c h t e und des N e u e n T e s t a m e n t s , 1858 o. P r o f . d e r M o r a l t h e o l o g i e . In d e n s e c h z i g e r J a h r e n w a r F. V o r k ä m p f e r der G l e i c h b e r e c h t i g u n g der Katholiken an d e n preuß. U n i versitäten. N a c h d e m Ersten Vatikanischen K o n z i l 1 8 6 9 / 7 0 hielt er sich als einziger O r d i n a r i u s der T h e o l o g i s c h e n Fakultät von d e r A l t k a t h o l i s c h e n Kirche f e r n u n d b e w a h r t e die F a k u l t ä t d a d u r c h vor der d r o h e n d e n S c h l i e ß u n g , d a ß er zus a m m e n mit zwei a. o. P r o f e s s o r e n die g e s a m t e L e h r e übernahm. WERKE: M a c a r i i A e g y p t i i epistolae, H o m i l i a r u m L o c i , Preces A d F i d e m Vaticani, V i n d o b o n e n s i u m , B e r o l i n e n s i s , Alio r u m C o d i c u m m K ö l n u. a. 1850. - D i e P a p s t w a h l unter d e n O t l o n e n . F r e i b u r g / B r e i s g a u 1860. LITERATUR: H e i n r i c h Schrörs: J. H. F. In: A n n a l e n d e s H i s t o r i s c h e n Vereins f ü r den N i e d e r r h e i n 117 ( 1 9 3 0 ) S. 1-150. - R o b e r t H a a ß : F., J. H. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 2 5 5 . - N o r b e r t T r i p p e n : F., H . J. In: L T h K 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 1332 f. F l ü g e l , Otto, e v a n g . T h e o l o g e , P h i l o s o p h , * 1 6 . 6 . 1842 L ü t z e n bei L e i p z i g , t 9 . 7 . 1914 D ö l a u bei H a l l e / S a a l e . W ä h r e n d d e s S t u d i u m s d e r T h e o l o g i e , d e r P h i l o s o p h i e und der N a t u r w i s s e n s c h a f t e n an der U n i v . H a l l e stieß F., S o h n eines Lehrers und B ü r g e r m e i s t e r s , auf die P h i l o s o p h i e und P s y c h o l o g i e J o h a n n Friedrich H e r b a r t s , d i e starken E i n f l u ß auf ihn a u s ü b t e . E r arbeitete als G y m n a s i a l l e h r e r , w u r d e

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1869 D i a k o n in L a u c h a / U n s t r u t und w a r 1 8 7 1 - 1 9 0 8 L a n d p f a r r e r in der N ä h e von Halle. D a n a c h lebte F. als p h i l o s o p h i s c h e r Schriftsteller in D ö l a u . Er b e k ä m p f t e die atheistischen, materialistischen und m o n i s t i s c h e n S t r ö m u n g e n seiner Zeit. Seit 1872 w a r F. z u s a m m e n m i t s e i n e m S c h w i e g e r v a t e r Friedrich Heinrich T h e o d o r Allihn H e r a u s g e b e r der „Zeitschrift f ü r e x a k t e P h i l o s o p h i e " , d i e 1894 in „Zeitschrift f ü r P h i l o s o p h i e und P ä d a g o g i k " u m b e n a n n t w u r d e . E r verö f f e n t l i c h t e u . a . Die Probleme der Philosophie und ihre Lösungen ( 1 8 7 6 , 4 1 9 0 6 ) , Das Ich und die sittlichen Ideen im Leben der Völker (1885, 5 1 9 1 2 ) , Die Sittenlehre Jesu (1887, 4 1 8 9 7 ) und Monismus und Theologie (1908,41914). WEITERE WERKE: D i e s p e k u l a t i v e T h e o l o g i e d e r G e g e n wart kritisch beleuchtet. K o t h e n 1 8 8 1 , 2 1 8 8 8 . - A . R i t s c h l ' s p h i l o s o p h i s c h e A n s i c h t e n . L a n g e n s a l z a 1886, 3 1 8 9 5 . - Z u r P h i l o s o p h i e d e s C h r i s t e n t u m s . L a n g e n s a l z a 1899. LITERATUR: Karl H e m p r i c h : O. F.s L e b e n und S c h r i f t e n . L a n g e n s a l z a 1908. - Walter A s m u s : F., O. In: N D B , B d . 5, 1961, S. 2 6 1 . F l u r h e y m , C h r i s t o p h e r u s , kath. T h e o l o g e , 16. Jh. D e r a u s K i t z i n g e n / M a i n s t a m m e n d e F. studierte seit 1515 an der Univ. L e i p z i g und Schloß die A u s b i l d u n g 1518 als B a c c a l a u r e u s ab. A n s c h l i e ß e n d ü b e r n a h m er das R e k t o r a t der L a t e i n s c h u l e in J e n a und ging 1522 als „lateinischer S c h u l m e i s t e r " n a c h Kitzingen. 1526 in Leipzig z u m M a g i s t e r ernannt, erhielt er 1527 in M e r s e b u r g die P r i e s t e r w e i h e und lebte d a n n v e r m u t l i c h einige J a h r e in L e i p z i g . 1 5 2 8 / 2 9 vera n t w o r t e t e er d i e Ü b e r s e t z u n g und H e r a u s g a b e eines M i s s a l e i m A u f t r a g des G r a f e n E r n s t II. von M a n s f e l d - H e l d r u n g e n ( N a c h d r u c k e 1563 in A u g s b u r g und 1571 in Dillingen). D i e ses W e r k , das als ältestes vollständiges d e u t s c h e s M e ß b u c h gilt, g e h t auf d i e Ü b e r s e t z u n g d e s N e u e n T e s t a m e n t s d u r c h H i e r o n y m u s —» E m s e r und das P l e n a r i u m von A d a m —» Petri zurück. F l u s s e r , D a v i d (Gustav), Religionshistoriker, * 1 7 . 9 . 1917 Wien, t 1 7 . 9 . 2 0 0 0 Jerusalem. F. b e s u c h t e ein G y m n a s i u m in N o r d b ö h m e n und studierte seit 1936 in P r a g K l a s s i s c h e Philologie. D u r c h d a s nationalsozialische R e g i m e z u m S t u d i e n a b b r u c h g e z w u n g e n , war er L a n d a r b e i t e r in B ö h m e n tätig. 1939 e m i g r i e r t e er n a c h Palästina, w ä h r e n d seine E l t e r n in d a s K o n z e n t r a t i o n s l a g e r T h e r e s i e n s t a d t deportiert w u r d e n , das sie überlebten. N a c h d e m Z w e i t e n Weltkrieg kehrte F. 1947 nach P r a g zurück, w o er als D o z e n t f ü r H e b r ä i s c h an der U n i v . lehrte. 1950-55 studierte er K l a s s i s c h e P h i l o l o g i e und G e s c h i c h t e in J e r u salem und w u r d e mit einer A r b e i t zur hebräischen Ü b e r s e t z u n g d e s A l e x a n d e r r o m a n s p r o m o v i e r t . 1956 w u r d e er L e k tor, 1962 A s s o c i a t e P r o f . und 1970 Prof. f ü r G e s c h i c h t e d e s zweiten T e m p e l s und d e s f r ü h e n C h r i s t e n t u m s in J e r u s a l e m . G a s t p r o f e s s u r e n hatte F. u. a. in H a r v a r d , Berlin, Paris, A m s t e r d a m und W i e n inne. Seit 1974 war er M i t h e r a u s g e b e r der Compendia Rerum Judaicarum ad Novum Testamentum. F. etablierte sich als J e s u s - E x p e r t e , d e r sensibel z w i s c h e n j ü d i s c h e n und christlichen P e r s p e k t i v e n vermittelte. S e i n e B i o g r a p h i e Jesus in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten (1968) e r l e b t e zahlreiche N e u a u f l a g e n . A u ß e r d e m v e r ö f f e n t lichte er Judaism and the Origins of Christianity (1988). 1980 erhielt F. d e n Israel-Preis. WEITERE WERKE: D a s e s s e n i s c h e A b e n t e u e r : D i e j ü d i s c h e G e m e i n d e v o m Toten M e e r . A u f f ä l l i g k e i t e n bei J e s u s , P a u lus, D i d a c h e und M a r t i n B u b e r . W i n t e r t h u r 1994. - Jesus. J e r u s a l e m 1997. - Jesus - Q u m r a n - U r c h r i s t e n t u m . N e u k i r c h e n - V l u y n 1999. LITERATUR: T h e N e w T e s t a m e n t a n d Christian J e w i s h dialogue: Studies in H o n o r of D. F. H r s g . v. M a l c o l m L o w e . Jer u s a l e m 1990. - M e s s i a h a n d C h r i s t o s : Studies in the J e w i s h origins of Christianity, P r e s e n t e d to D. F. on t h e O c c a s i o n

Förster of His Seventy-Fifth Birthday. Hrsg. v. Ithamar Gruenwald. Tübingen 1992. - Clemens Thoma: F., D. In: LThK 3 , Bd. 11, 2001, Sp. 78 f. F o c k , Otto, evang. Theologe, Politiker, * 29.4. 1819 Schwarbe (Rügen), t 24.10. 1872 Stralsund. Weil die Univ. Berlin ihm nach dem Theologiestudium wegen seiner liberalen Haltung die Promotion verweigerte, wich F. nach Greifswald aus, wo er aus ähnlichem Grund auf die Habilitation verzichten mußte. An der Univ. Kiel konnte er sich schließlich 1843 habilitieren und bis 1848 als Privatdozent hauptsächlich Dogmengeschichte und neuere Theologie vortragen. Mit seinen Vorlesungen verband F. eine rege schriftstellerische Tätigkeit für Zeitschriften, Monatsblätter und Jahrbücher. 1847 erschien seine Schrift Der Socianismus nach seiner Stellung in der Gesamtentwicklung des christlichen Geistes (Neudr. 1970). Die Erhebung Schleswig-Holsteins beendete 1848 F.s akademische Laufbahn; er wurde leitender Redakteur der „Norddeutschen Freien Presse", 1850 Abgeordneter in der SchleswigHolsteinischen Landesversammlung. Er veröffentlichte u. a. Riigensch-pommersche Geschichten aus sieben Jahrhunderten (6 Bde, 1861-72, Nachdr. 1992/93) und SchleswigHolsteinische Erinnerungen (1863). LITERATUR: Adolf Häckermann: F., O. H. F. In: ADB, Bd. 7, 1968, S. 142-145. - Dietrich Korth: O. F. In: Pommern 12 (1974) 3, S. 38 f. - Herbert Ewe: O. F. In: Ders.: Bedeutende Persönlichkeiten Vorpommerns. Weimar 2001, S. 41-46. F ö h r , Ernst Gottlieb, kath. Theologe, Politiker, * 1 5 . 4 . 1 8 9 2 Sigmaringen, t 1 9 . 1 . 1 9 7 6 Freiburg/Breisgau. F. studierte 1910-13 Theologie an der Univ. Freiburg, 1913/14 Philosophie an der Gregoriana in Rom und wurde 1915 zum Priester geweiht. Nach dem Ersten Weltkrieg studierte er Nationalökonomie an der Univ. Freiburg, wurde 1920 promoviert (Die sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse der Waldarbeiter im badischen Schwarzwald unter besonderer Berücksichtigung der durch Krieg und Revolution gewordenen Verhältnisse) und war 1920-33 Diözesanpräses des kath. Volksvereins. 1928 wurde er Mitglied des badischen Landtags, 1928 des Deutschen Reichstags, 1931 Vorsitzender der badischen Zentrumspartei und der Landtagsfraktion. 1933 zog sich F. aus dem politischen Leben zurück und war zunächst Pfarrer in Sölden, seit 1939 in Offenburg, seit 1943 in Freiburg. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er in der Katholischen Bewegung Badens tätig, wurde 1958 Generalvikar der Erzdiözese Freiburg und bemühte sich um Strukturveränderungen in der kirchlichen Verwaltung. F. veröffentlichte u. a. eine Geschichte des Badischen Konkordats (1958). WEITERES WERK: Naturwissenschaftliche Weltsicht und christlicher Glaube. Freiburg 1974. LITERATUR: Karl-Heinz Braun: F., E. In: Gatz, Bischöfe (1945-2001), 2002, S. 225. F ö r n e r , Christian, Orgelbauer, * 1610 Löbejün bei K ö n n e r n / S a a l e oder Wettin, t 1678 Wettin bei Halle/ Saale. F., Sohn eines Zimmermanns, der auch Bügermeister in Wettin war, ging bei seinem Schwager Johann Wilhelm Stegmann, der Orgelbauer und Bürgermeister in Wettin war, in die Lehre. Bekannt wurde er durch den Bau der Orgel im Dom von Halle (1667), wo Georg Friedrich —>Händel 1702/03 Organist war. 1673-75 entstanden die Orgeln in St. Ulrich in Halle (in F.s Auftrag von Ludwig Compenius ausgeführt), 1675 in Weißenfels, Augustusburg (Schloßkirche) sowie in Fischbeck/Weser. F., der vermutlich Kontakt zu Otto von Guericke hatte, erfand eine „Wind-

waage", die den Winddruck der Orgel mit Hilfe einer Wassersäule mißt. LITERATUR: Hans Klotz: F., C. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 269 f. - Ders./Felix Friedrich: F., C. In: NGroveD, Bd. 9, 2 200I, S. 99. F ö r n e r , Friedrich, auch Forner, kath. Theologe, Weihbischof von Bamberg, * 1568 Weismain (Kr. Lichtenfels), t 5.12. 1630 Bamberg. F. studierte seit 1588 Theologie an der Univ. Würzburg, wurde 1593 in Bamberg zum Diakon geweiht und hielt sich 1593-98 am Collegium Germanicum in Rom auf, wo er seit 1594 Prediger der Schweizergarde war und 1596 zum Priester geweiht und promoviert wurde. Nach Bamberg zurückgekehrt, wurde er von Fürstbischof Neidhart von - » T h ü n g e n zunächst zum Kanoniker von St. Stephan, 1603 vom Domkapitel zum Domprediger ernannt. F. war um die Ausbreitung, Erhaltung sowie Vertiefung des Katholizismus in der Bamberger Diözese bemüht, vor allem nach dem Tod des Fürstbischofs Johann Philipp von —> Gebsattel und der Absetzung des Weihbischofs Johann Schöner (1610). Während der Amtszeit des Fürstbischofs Johann Gottfried von —»Aschhausen (1609-22) wurde er 1610 Generalvikar, 1612 Weihbischof. In zahlreichen Publikationen propagierte er Wunder- und Hexenglauben. WERKE: Beneficia miraculosa tarn vetera quam recentia virginis Deiparae Weyerensis. Köln 1620. - Rex Hebronensis. Ingolstadt 1630. LITERATUR: V D 17. - Friedrich Merzbacher: F., F. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 270. - Lothar Bauer: Die Bamberger Weihbischöfe Johann Schöner und F. F. Beiträge zur Gegenreformation in Bamberg. Diss. Erlangen-Nürnberg 1965. - Ders.: F. F. 1568-1630. In: Fränkische Lebensbilder. Bd. 1. Hrsg. v. Gerhard Pfeiffer. Würzburg 1967, S. 182-209. - Ders.: Der Bamberger Weihbischof F. F. und seine Brüder. In: Weismain 2 (1996) S. 323-330. - Egon Johannes Greipl: F., F. In: Gatz, Bischöfe (1448-1648), 1996, S. 188f. F ö r s t e m a n n , Karl Eduard, evang. Theologe, Bibliothekar, * 1 2 . 8 . 1 8 0 3 Nordhausen, t 2 3 . 1 . 1 8 4 7 . F. studierte an der Univ. Halle Theologie, wurde 1824 Amanuensis an der Universitätsbibliothek Halle und war nach dem Studium als Hauslehrer, 1828-30 als Gehilfe an der Kgl. Bibliothek in Berlin tätig. Er wurde 1832 in Halle promoviert und im selben Jahr Sekretär an der Universitätsbibliothek sowie des Thüringisch-Sächsischen Vereins. Seit 1835 Kustos der von Ponickauschen Sammlung, erhielt F. 1844 den Titel Bibliothekar und wurde später zum Prof. ernannt. Er veröffentlichte u.a. ein Neues Urkundenbuch zur Geschichte der evangelischen Kirchenreformation (1842). LITERATUR: Ernst Wilhelm Förstemann: F., K. E. In: ADB, Bd. 7, 1878, S. 161 f. F ö r s t e r , Erich, evang. Theologe, * 4. 11. 1865 Greifswald, t 12.10. 1945 Frankfurt/Main. Nach dem Theologie- und Geschichtsstudium an den Universitäten Marburg und Berlin wurde F. 1893 Pfarrer in Hirschberg (Schlesien), 1895 in der deutsch-reformierten Gemeinde in Frankfurt/Main. Er habilitierte sich 1907 an der Univ. Frankfurt für Kirchengeschichte und war 1915-34 ordentlicher Honorarprofessor. F., Schüler Adolf von - » H a r n a c k s , war Mitarbeiter an Martin —» Rades „Christlicher Welt", trat als Historiker durch das Werk Die Entstehung der Preußischen Landeskirche unter der Regierung König Friedrich Wilhelm III. (2 Bde., 1905-07) hervor und nahm 1915-25 als Konsistorialrat an der Leitung des Frankfurter Kirchenwesens teil. In zahlreichen Veröffentlichungen untersuchte er das Verhältnis von Kirche und Staat. Nach 1933 Schloß sich F. der „Bekennenden Kirche" an. Seine Lebenserinnerungen erschienen 1996.

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Förster WEITERES WERK: „Liebes Sabinchen . . E . F. schreibt an seine Tochter. Briefe aus den Jahren 1921 bis 1945. Karlsruhe-Rüppurr 1998. LITERATUR: Karl Gerhard Steck: F., E. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 277 f. - Dieter Stoodt: Martin Buber - E. F. - Paul Tillich: Evangelische Theologie und Religionsphilosophie an der Universität Frankfurt a.M. 1914 bis 1933. Frankfurt/ Main u.a. 1990. - Matthias Wolfes: F., E. In: BBKL, Bd. 16, 1999, Sp. 497-526. - Ders.: F., E. In: RGG 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 175. F ö r s t e r , Friedrich Wilhelm, Philosoph, Pädagoge, Journalist, * 2.6. 1869 Berlin, t 9. 1. 1966 Kilchberg bei Zürich. F. Schloß das Studium der Philosophie an den Universitäten Freiburg/Breisgau und Berlin 1893 mit der Promotion ab (Der Entwicklungsgang der Kantischen Ethik bis zur Kritik der reinen Vernunft). 1895 wurde er als Redakteur der von seinem Vater gegründeten Zeitschrift „Ethische Kultur" wegen Majestätsbeleidigung verurteilt. Nach der Habilitation für Ethik und Pädagogik 1898 (Willensfreiheit und sittliche Verantwortlichkeit. Eine sozialpsychologische Untersuchung) war F. seit 1901 Privatdozent in Zürich, ging 1912 als Prof. nach Wien und lehrte 1914-20 in München Ethik und Sozialwissenschaften. Während des Ersten Weltkriegs wandte er sich gegen die Kriegspolitik Deutschlands, dem er die Schuld am Krieg vorwarf, und mußte seine Lehrtätigkeit aufgeben. F. emigrierte nach Aufenthalten in der Schweiz (1922-26), in Paris (1926-36) und in den französischen Alpen (1936-40) 1940 in die USA. 1963 kehrte er in die Schweiz zurück. F. setzte sich als überzeugter Pazifist und politischer Ethiker vor allem für eine Charakter-, Sexualund politische Erziehung ein. Er veröffentlichte u. a. Schule und Charakter. Beiträge zur Pädagogik des Gehorsams und zur Reform der Schuldisziplin (1907, 15 1953), Sexualethik und Sexualpädagogik (1907, 6 1952), Angewandte politische Ethik (2 Bde., 1922-24) und Politische Erziehung (1959, 2 1964). WEITERE WERKE: Technik und Ethik. Leipzig 1905. - Christentum und Klassenkampf. Leipzig 1908, 4 1919. - Autorität und Freiheit. Betrachtungen zum Kulturproblem der Kirche. Kempten 1910, 21 1922. - Schuld und Sühne. München 1911. 4., veränderte Aufl., Trier 1961. - Alte und neue Erziehung. Luzern 1936. LITERATUR: Alfred Dedo Müller (Hrsg.): F. W. F. Seine Lebensarbeit in Beiträgen seiner Freunde. Schlüchtern 1921. Ludwig Pilger: F. W. F. als Ethiker, Politiker und Pädagoge. München 1922. - Alfred Dedo Müller (Hrsg.): F. W. F. und die wirkliche Welt. Zürich 1928. - Hermann Görgen: Beiträge zur Geschichte der ethischen Bewegung und ihrer Bedeutung für die Entwicklung der philosophischen und pädagogischen Ansichten F. W. F.s bis zum Jahre 1904. Bonn 1933. - Josef Antz/Franz Pöggeler (Hrsg.): F. W. F. und seine Bedeutung für die Pädagogik der Gegenwart. Ratingen 1955. - Heinrich Lutz: Deutscher Krieg und Weltgewissen. F. W. F.s politische Publizistik und die Zensurstelle des bayerischen Kriegsministeriums. In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 25 (1962) S. 470-549. - Herbert Burger: Politik und Ethik bei F. W. F. Bonn 1969. BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 307 f. - Max Pascal: Pädagogische und politische Kritik im Lebenswerk F. W. F.s (1869-1966). Stuttgart 1999. - Maria Hoschek: F. W. F. (1869-1966). Mit besonderer Berücksichtigung seiner Beziehungen zu Österreich. Frankfurt/Main u.a. 2002. F ö r s t e r , Heinrich, Fürstbischof von Breslau, * 24. 11. 1799 Glogau, t 20.10. 1881 Schloß Johannesberg (Österr. Schlesien). F. studierte 1821-24 in Breslau, erhielt im folgenden Jahr die Priesterweihe und war zunächst als Kaplan in Liegnitz,

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1828-37 als Pfarrer in Landeshut und seit 1837 als Domprediger und Domherr von Breslau tätig. In seinen Predigten bezog er Stellung zu religiösen und politischen Themen, u.a. zum Deutschkatholizismus Johannes —>Ronges sowie zur Revolution 1848. F. wurde 1848 in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt und nahm im Auftrag seines Vorgängers Melchior von —> Diepenbrock an der Würzburger Bischofskonferenz (1848) teil. 1853 zum Bischof geweiht, führte F. die Erneuerung der Breslauer Diözese durch Hirtenbriefe, Klerusversammlungen sowie Kirchenbauten fort. Während des Kulturkampfes 1875 vom staatlichen Gerichtshof für kirchliche Angelegenheiten abgesetzt, leitete er die Diözese von dem in Österreich gelegenen Schloß Johannesberg aus. F. veröffentlichte u.a. Der Ruf der Kirche in der Gegenwart. Zeitpredigten auf die Sonntage des Kirchenjahres (2 Bde., 1848, 7 1915). LITERATUR: Bernhard Stasiewski: F., H. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 278 f. - Erwin Gatz: F., H. In: Gatz, Bischöfe (1785/1803-1945), 1983, S. 200-203. - Werner Marschall: F., H. In: LThK\ Bd. 3, 1995, Sp. 1362. F ö r t s c h , Paul Jakob, luth. Theologe, * 17. 11. 1722 Großenhain (Sachsen), t 30.11.1801 Harburg (heute zu Hamburg). F. studierte seit 1742 in Leipzig, erlangte 1747 den Magistergrad und war seit 1748 Katechet an St. Peter. 1751 wurde er erster Universitätsprediger in Göttingen, 1758 promoviert, 1761 o.Professor. Seit 1764 Superintendent und Pastor an St. Johannis, war er von 1766 an Generalsuperintendent von Göttingen, 1773-1801 von Harburg. F. veröffentlichte u.a. Nachricht von einem zu Christo bekehrten jüdischen Schulmeister (1771). LITERATUR: Konrad Hammann: Universitätsgottesdienst und Aufklärungspredigt. Die Göttinger Universitätskirche im 18. Jahrhundert. Tübingen 2000, S. 251-261. F o h r e r , Georg, evang. Theologe, * 6.9.1915 Krefeld, t 4.12.2002 Jerusalem. F. studierte 1934-38 Theologie und Vergleichende Religionswissenschaft in Marburg und Bonn. 1939 zum Dr. phil. (Der heilige Weg. Eine religionswissenschaftliche Untersuchung) und 1944 zum Dr. theol. (Die symbolischen Handlungen der alttestamentlichen Propheten) promoviert, habilitierte er sich 1949, war an der Univ. Marburg als Dozent tätig und wurde 1954 zum api. Prof. ernannt. Seit 1954 lehrte er an der Univ. Wien und folgte 1962 einem Ruf auf den Lehrstuhl für Altes Testament an der Univ. Erlangen, den er bis zu seiner Emeritierung 1979 innehatte. Im selben Jahr konvertierte F. zum Judentum. Er veröffentlichte u. a. Glaube und Welt im Alten Testament. Das Alte Testament und Gegenwartsfragen (1948), Einleitung in das Alte Testament (1965) und Geschichte der israelitischen Religion ( 1969). Er war Herausgeber bzw. Mitherausgeber der „Zürcher Bibelkommentare", der Theologischen Realenzyklopädie und der „Zeitschrift für alttestamentliche Wissenschaft". Folchart, auch Folchard, Benediktiner, Kalligraph, Miniaturist, 9. Jh. F., Benediktinermönch in St. Gallen, wird 855-898 urkundlich erwähnt und hinterließ den Folchart-Psalter, eines der schönsten Bücher der karolingischen Renaissance. Die 358 Seiten umfassende Handschrift entstand in den Jahren zwischen der Kanonisation —> Otmars (864) und der Abtswahl —> Hartmuts (872). Der Folchart-Psalter ist neben dem anonymen Psalterium aureum das Hauptwerk des St. Gallener Skriptoriums und wurde wegen des prachtvollen Stils der Verzierung, insbesondere der 150 Initialen, berühmt. Die Ornamentik F.s besitzt die Merkmale der St. Gallener und der Reichenauer Schule. LITERATUR: Johannes Duft: F. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 285 f.

Formey F o l m a r von Triefenstein, Augustinerchorherr, t 13.4. 1181. F. erhielt um 1146 von Bischof —»Eberhard II. von Bamberg die Priesterweihe und wurde um 1147 Propst des AugustinerChorherrenstiftes Triefenstein bei Würzburg. Er begann 1162/63 einen grundsätzlichen Streit über das Abendmahl und die Christologie mit den Brüdern —> Gerhoh und —> Arno von Reichersberg, indem er lehrte, Christus sei, da sein Leib seit der Himmelfahrt im Himmel sei, nicht „corporaliter" im Sakrament. In seiner Schrift De carne et anima verbi Dei (1162/63) kritisierte er auch die christologischen Anschauungen Gerhohs von Reichersberg. 1164 mußte F. vor dem Bischof von Würzburg seine Abendmahlslehre widerrufen, blieb jedoch bei seiner adoptianischen Christologie. LITERATUR: Ludwig Ott: Untersuchungen zur theologischen Briefliteratur der Frühscholastik. Münster 1937, S. 95 ff. Peter Classen: F. v. T. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 287 f. F o n c k , Leopold Christian, Jesuit, Theologe, * 14. 1. 1865 Wissen bei Weeze/Niederrhein, t 19.10. 1930 Wien. Der Sohn eines Rentmeisters studierte 1883-90 Philosophie und Theologie am Germanicum in Rom, wurde 1889 zum Priester geweiht und war 1890-92 als Spiritual und Seelsorger in Telgte (Westfalen) tätig. Er trat 1892 in die Gesellschaft Jesu ein und betrieb in den folgenden Jahren in England sowie an den Universitäten München und Berlin biblische und orientalische Studien. 1901-07 war er Prof. der neutestamentlichen Exegese in Innsbruck, lehrte seit 1908 an der Gregoriana in Rom, leitete das 1909 von ihm gegründete päpstliche Bibelinstitut und wurde von Papst Pius X. zum Konsultor der päpstlichen Bibelkommission ernannt. 1911-13 verbrachte F., mit dem Aufbau einer Dépendance des Bibelinstituts beschäftigt, in Palästina und war während des Ersten Weltkriegs in der Schweiz. 1919-29 Prof. der Exegese und Geschichte des Neuen Testaments am Bibelinstitut, kam er 1929 als Akademikerseelsorger nach Prag und im folgenden Jahr als Seelsorger nach Wien. F. war einer der Repräsentanten der konservativen kath. Bibelwissenschaft und hinterließ ein umfangreiches Schrifttum. Er veröffentlichte u.a. Moderne Bibelfragen (1917). LITERATUR: Rudolf Till: F., J. C. L. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 289. F o n t a n u s , Johann, reformierter Theologe, * 1545 Zoller (Jülich), t 1615. F. studierte Theologie an der Univ. Heidelberg, wurde Prediger in Nienhausen/Pfalz und erhielt 1567 eine theologische Professur in Heidelberg. 1577 wurde er Hofprediger des Pfalzgrafen Johann Casimir, nahm im folgenden Jahr eine Predigerstelle in Arnheim an und wirkte im Sinne der Reformation in den Niederlanden. F. war Gegner des Arminianismus, verteidigte auf der Synode von Kleve (1610) den Heidelberger Katechismus und beteiligte sich an der Planung einer neuen Bibelübersetzung. 1612 versuchte er, die Einberufung einer nationalen Synode bei den Nationalstaaten zu erreichen, und war 1615 Leiter der contra-remonstrantischen Zusammenkunft. LITERATUR: Jacob Cornells van Slee: F., J. In: ADB, Bd. 7, 1878, S. 153. F o r c h h a m m e r , Theophil (Traugott), Musiker, Komponist, * 29.7.1847 Schiers (Kt. Graubünden), t 1.8. 1923 Magdeburg. Seit 1866 Schüler des Stuttgarter Konservatoriums, wurde F., Sohn eines Pfarrers, insbesondere von Immanuel Faißt im Orgelspiel und in Komposition unterrichtet. 1867 erhielt er eine Organistenstelle in Thalwil bei Zürich. Er war seit 1869 Organist und Schulgesanglehrer in Ölten und ging 1871 als

Marienorganist nach Wismar (Bekanntschaft mit —> Liszt), 1878 als Dirigent, Kirchen- und Schulmusiker nach Quedlinburg. Von 1886 an als Nachfolger August Gottfried Ritters Domorganist in Magdeburg, wurde F. 1885 zum Musikdirektor und 1905 zum Prof. ernannt. Als Komponist in der Tradition —> Bachs stehend, schrieb er rund 1800 zum Teil gedruckte Choralvorspiele sowie das Oratorium Königin Luise. LITERATUR: Peter Schmidt: T. F., ein unbekannter Meister des 19. Jahrhunderts. Beitrag zur Geschichte der liturgischen Orgelmusik. Diss. Kiel 1936. - Hans Peter Schanzelin: F., T. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 295. - Beat A. Föllmi: F., T. In: MGG2P, Bd. 6, 2001, Sp. 1450-1452. F o r c k , Gottfried, Bischof der evang. Kirche in BerlinBrandenburg, * 6.10. 1923 Ilmenau (Thüringen), t 24.12. 1996 Rheinsberg. F., Sohn eines Superintendenten, besuchte nach der Rückkehr aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft 1947-49 die Theologische Schule in Bethel, studierte 1949-51 evang. Theologie an der Univ. Heidelberg und wurde 1956 mit der Arbeit Die Königsherrschaft Jesu Christi bei Luther promoviert. 1952-54 war er Assistent an der Kirchlichen Hochschule in Berlin, 1954-59 Studentenpfarrer an der Ostberliner Humboldt-Universität, 1959-63 Pfarrer in Lauterwerk und 1963-72 Leiter des Predigerseminars in Brandenburg/Havel. 1973-81 wirkte er als Generalsuperintendent im Kirchensprengel Cottbus. 1981-91 Bischof von BerlinBrandenburg, gehörte F. 1989 beim Ende der DDR zu den wichtigsten Akteuren auf Seiten der evang. Kirche. LITERATUR: Gerhard Besier: Zum Tod von Altbischof G. F. In: Jahrbuch für Berlin-Brandenburgische Kirchengeschichte 61 (1997) S. 225. Forer, Lorenz, Pseud. Thomas Vitus, Jesuit, Theologe, * 20.8. 1580 Luzern, t 7.1.1659 Regensburg. Der Sohn eines Apothekers trat zwanzigjährig in die Gesellschaft Jesu ein und war Schüler Jakob —» Gretsers, Paul —> Laymanns sowie Adam —> Tanners. 1615-19 lehrte er Philosophie in Ingolstadt, danach Moraltheologie und Kontroverstheologie in Dillingen. Er war zeitweise Kanzler der Univ. Dillingen, Rektor in Luzern sowie mehrere Jahre Beichtvater und Berater des Augsburger Fürstbischofs Heinrich von —> Knöringen, dem er 1632-34 auf der Flucht vor den Schweden nach Tirol folgte. F. verfaßte zahlreiche wortgewaltige polemische Schriften. WEITERE WERKE: Wer hatt das Kalb ins Aug geschlagen? D.i. . . . Frag, . . . ob der Augspurgischen Confession verwandte Prediger oder aber die Jesuiten den Religion Friden im H. Rom. Reich umbstürtzen. Dillingen 1629. - Nichts ist gut für die Augen, d. i. vielfeltige offenbare Unwarheiten, unlaugbare Verfälschungen und ungeschickte Bacchantereyen. Dillingen 1631. - Bilder-Schutz. Luzern 1650. Glaubens-Schlüssel zur wahren Kirchen, d. i. Kurtzer Unterricht, wie einer, der sein ewige Seeligkeit lieb hat, . . . sich habe zu verhalten. Ingolstadt 1653. LITERATUR: VD 17. - Silveer de Smet: F., L. In: LThK3, Bd. 3, 1995, Sp. 1349. - Martin Mulsow: F., L. In: LMU, Bd. 1, 1998, S. 126f. F o r m e y , Johann Heinrich Samuel, reformierter Theologe, Philosoph, Schriftsteller, * 31.5.1711 Berlin, t 8.3. 1797 Berlin. Nach theologischen und philosophischen Studien wurde F., der aus einer hugenottischen Familie in Berlin stammte, reformierter Prediger in Brandenburg, wechselte 1737 als Lehrer an das Französische Gymnasium in Berlin und wurde 1739 Philosophielehrer. Bei der Reorganisation der Berliner Akademie als Historiograph herangezogen, wurde er dort

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Formstecher 1748 Sekretär, übernahm 1778 noch das Sekretariatsamt bei der Prinzessin Henriette Marie und war seit 1788 Direktor der Philosophischen Klasse der Akademie. Er hatte den Titel eines preuß. Geheimen Rats. F. war ein Anhänger der Philosophie von —> Leibniz und —> Wolff, neigte sich aber auch zum englischen Empirismus. Er repräsentierte die eklektische Richtung der Berliner Akademie. F. veröffentlichte u. a. La belle Wolfienne (6 Bde., 1741-53), Choix des mémoires et abrégé de l'histoire de l'Académie de Berlin (4 Bde., 1761), Anti-Emile (1763, dt. 1763) und Emile chrétien (4 Bde., 1764). WEITERE WERKE: L e p h i l o s o p h i e Chretien. 4 B d e . , L e i d e n

1750-56. Dt.: Der christliche Philosoph. 4 Bde., Frankfurt/ Main 1753-57. - Grundsätze der Sittenlehre. 2 Bde., Berlin 1762. LITERATUR: Erich Wenneker: F., J. H. S. In: BBKL, Bd. 19, 2001, Sp. 419-427. F o r m s t e c h e r , Salomon, jüdischer Theologe, Philosoph, * 26.(27.7)7. 1808 Offenbach/Main, t 24.4. 1889 Offenbach/Main. F. studierte Philosophie, evang. Theologie und Philologie in Gießen, hörte auch naturwissenschaftliche Vorlesungen und wurde 1831 zum Dr. phil. promoviert. Seit 1832 war er Prediger und Religionslehrer, seit 1842 großherzoglicher Rabbiner in Offenbach. F. beteiligte sich führend an der jüdischen Reformbewegung, trat u. a. für eine radikale Reform des jüdischen Religionsgesetzes ein und nahm an den Rabbinerversammlungen in Braunschweig, Frankfurt/Main, Breslau und Kassel (1844-46) teil. Er war Mitherausgeber der Familienzeitschrift „Freitagabend" und der „Israelitischen Wochenschrift". Sein religionsphilosophisches Hauptwerk Religion des Geistes. Eine wissenschaftliche Darstellung des Judenthums nach seinem Charakter, Entwicklungsgange und Berufe in der Menschheit, das in selbständiger Auseinandersetzung mit dem Frühwerk —»Schellings entstand, erschien 1841. WEITERES WERK: Mosaische Religionslehre, für die israelitische Religionsschule dargestellt. Gießen 1860. LITERATUR: Bettina Kratz-Ritter: S. F. Ein deutscher Reformrabbiner. Hildesheim u.a. 1991. - Lexikon deutschjüdischer Autoren. Redaktionelle Leitung: Renate Heuer. Bd. 7. München 1999, S. 187-192. Forster, Frobenius, Taufname: Johann Michael, Benediktiner, Fürstabt von St. Emmeram, * 30.8.1709 Königsfeld/ Ilm, t 11.10. 1791 Regensburg. Nach Studien in Ingolstadt und Freising trat F., Sohn eines Gast- und Landwirts, 1727 in das Benediktinerstift St. Emmeram in Regensburg ein und wurde 1733 zum Priester geweiht. Er lehrte dort sowie an der Univ. Salzburg zwischen 1735 und 1750 Philosophie und wurde 1750 Prior und Bibliothekar (bis 1760). Seit 1762 war er Fürstabt von St. Emmeram, das unter seiner Führung neben Salzburg und St. Blasien zu einem der bedeutendsten benediktinischen Geisteszentren im deutschsprachigen Raum des 18. Jh. wurde. F. gehörte 1752 zu den Begründern der „Societas Litteraria Germano-Benedictina" und wurde 1759 Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Er edierte die Werke Alkuins (4 Bde., 1777). WEITERE WERKE: De scripturae sacrae vulgata editione eiusque authentica. Salzburg 1748. - Brevis discursus de philosophia in genere. Adjectae sunt nonnullae conclusiones logicae et ontologicae. Diss. Regensburg 1748. - Proprium sanctorum monasteri! S. Emmerami E. M. Ratisbonae. Regensburg 1777. LITERATUR: Joseph Anton Endres: F. F., Fürstabt von St. Emmeran in Regensburg. Ein Beitrag zur Litteratur- und

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Ordensgeschichte des 18. Jahrhunderts. Freiburg/Breisgau 1900. - Ludwig Hammermayer: F., F. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 302 f. - Andreas Kraus: F. F., Fürstabt von St. Emmeram in Regensburg. In: Bayerische Kirchenfürsten. Hrsg. v. Ludwig Schrott. München 1964, S. 248-258. - Egon Johannes Greipl: F. F. (1709-1791). Fürstabt von St. Emmeram zu Regensburg. In: Lebensbilder aus der Geschichte des Bistums Regensburg. Hrsg. v. Georg Schwaiger. 1. Teil. Regensburg 1989, S. 385-391. - Ulrich Faust: F., F. In: LThK\ Bd. 3, 1995, Sp. 1361 f. - Manfred Knedlik: F., F. In; BBKL, Bd. 20, 2002, Sp. 521-525. - Sandra Wilde: F. F., der gemäßigte katholische Aufklärer. In: „In den Klöstern gediehen die größesten Männer". Regensburg 2003, S. 24 f. F o r s t e r , Johann, auch Förster, Forsthemius, Vorster, Vorstehmius, luth. Theologe, * 10.7.1496 Augsburg, t 8.12. 1556 Wittenberg. F. studierte seit 1515 an der Univ. Ingolstadt, erwarb 1520 den Magistergrad und lernte als Schüler Johannes —>Reuchlins Hebräisch. 1521 ging er nach Leipzig, wurde Schüler des Gräzisten Petrus Mosellanus und war auf dessen Empfehlung hin seit 1522 in Zwickau als Hebräischlehrer tätig. Seit 1530 studierte F. in Wittenberg als Schüler —»Luthers, half bei dessen Bibelübersetzung mit und war seit 1535 in Augsburg als Prediger tätig. 1539 wurde er als Prof. des Hebräischen nach Tübingen berufen, jedoch wegen seines streitbaren Luthertums bald wieder entlassen. 1542 wurde er Verwalter der Propstei von St. Lorenz in Nürnberg und wirkte als Reformator in Regensburg. 1543-46 führte er in der Grafschaft Henneberg-Schleusingen die Reformation ein. 1548 wurde F. Superintendent im Hochstift Merseburg und 1549 Prof. für Hebräisch und Schloßprediger in Wittenberg. 1557, ein Jahr nach seinem Tod, erschien in Basel sein berühmtes Lebenswerk, ein groß angelegtes hebräischlateinisches Lexikon, das Dictionarium Hebraicum novum. WEITERE WERKE: Oratio de illustrissima principe Sibylla coniuge illustrissimi Ducis Saxoniae Johannis Friderici . . . Wittenberg 1554. - Libri tres consultationum ac disputationum iuridicarum . . . Frankfurt 1604. - Commentarius in Esaiam succinctus et perspicuus. Wittenberg 1699. LITERATUR: VD 16, F 1901-1903. - Wilhelm Germann: Doktor J. F., der Hennebergische Reformator, ein Mitarbeiter und Mitstreiter D. Martin Luthers. Wasungen 1894. Reinhold Jauernig: F., J. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 304. Hans Roser: J. F. Schüler von Johann Eck. In: Altbayern und Luther. München 1996, S. 211-214. - Heinz Scheible: F., J. In: RGG 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 197. F o r s t e r , Karl, Musiker, * 1.8.1904 Großklenau bei Tirschenreuth (Oberpfalz), t 13.8.1963 Tirschenreuth. Der aus einem alten Bauerngeschlecht stammende F. studierte 1923-28 an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Regensburg, 1929-31 kath. Kirchenmusik an der Akademie der Tonkunst in München und belegte gleichzeitig das Fach Musikwissenschaft an der Universität; zu seinen Lehrern dort gehörte Gustav Friedrich Schmidt. 1933 mit der Dissertation Über das Leben und die kirchenmusikalischen Werke des Giuseppe Antonio Bernarbei 1649-1732, Vicebzw. Hofkapellmeister in München promoviert, unterrichtete F. vorübergehend an der Kirchenmusikschule Regensburg. 1934 wurde er Domkapellmeister an der St. Hedwigskathedrale in Berlin. Unter seiner Leitung entwickelte sich der Chor zu einem der führenden Chöre Deutschlands und genoß internationales Ansehen. 1952 wurde F. Honorarprofessor für Musikwissenschaft an der TU Berlin, 1954 Musikdirektor an der dortigen Freien Universität. Er komponierte Messen und Motetten. 1950 wurde F. zum Monsignore, 1961 zum Päpstlichen Hausprälaten ernannt.

Frankel Forster,

Karl, kath. T h e o l o g e , * 27. 1. 1928 Amberg, t 2 3 . 1 1 . 1981 Augsburg. Das Studium der Philosophie und T h e o l o g i e Schloß F. 1952 mit der Promotion zum Dr. theol. ab und war nach der Priesterweihe 1953 in der Seelsorge, 1955-57 am GrabmannInstitut zur Erforschung der Mittelalterlichen Theologie und Philosophie in München tätig. A l s Gründungsdirektor der Katholischen A k a d e m i e in Bayern machte er diese Institution zu einer der führenden in der Bundesrepublik Deutschland. 1966 wurde F. Sekretär der Deutschen B i s c h o f s k o n ferenz und übernahm 1971 an der Univ. Augsburg einen Lehrstuhl für Pastoraltheologie. Er veröffentlichte zahlreiche Beiträge zu sozialwissenschaftlichen und kirchenpolitischen Fragen. WERKE: Mit Karl Fröhlich und Georg Waldmann: Zeichen und Botschaft. D i e Eucharistie in der Verkündigung unserer Tage. München 1961. - Hrsg.: Christus und die Heiligen im künstlerischen Ausdruck der Gegenwart. Würzburg 1963. Vergebung, Versöhnung, Friede. Donauwörth 1976. - Mit Gerhard Schmidtchen: Glaube und Dritte Welt. Ergebnisse einer Repräsentativumfrage über weltkirchliche Aufgaben und die M o t i v e deutscher Katholiken. München 1982. Hrsg.: Das Wort verkünden. Würzburg 1984. - Zum Fall Küng. Fragen und Antworten. Donauwörth 1980. - Anton Rauscher: K. F. In: Zeitgeschichte in Lebensbildern. Hrsg. von lürgen Aretz u.a., Bd. 6. Mainz 1984, S. 2 3 1 - 2 4 9 . Franz Henrich: F., L. In: L T h K \ Bd. 11, 2 0 0 1 , Sp. 79. [Red.] Forster, Karl. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 9 4 5 - 2 0 0 1 ) , 2 0 0 2 , S. 138 f.

Forstner,

Carl August, österr. kath. Theologe, Schriftsteller, * 2 5 . 3 . 1843 Wien, | 2 4 . 8 . 1 9 1 5 Wien. F. trat in die Gesellschaft Jesu ein, verließ sie jedoch wieder, wurde 1868 zum Priester geweiht und Schloß sich der von Johannes - > R o n g e initiierten kirchlichen R e f o r m b e w e gung, dem sogenannten „Deutschkatholizismus", an. Er war kurzzeitig als Seelsorger tätig, widmete sich dann der literarischen Arbeit und lebte seit 1879 in Wien. F. redigierte seit 1871 die kirchenpolitische Zeitschrift „Der Morgenstern" und verfaßte neben kirchengeschichtlichen Schriften belletristische Werke, u.a. Im Glänze des Abendgoldes (1905).

Forwerk,

Ludwig, kath. Theologe, Bischof von Prag, * 2 9 . 8 . 1816 Dresden, t 8. 1. 1875. F. studierte seit 1831 in Prag, wurde 1839 z u m Priester geweiht und war als Seelsorger in Dresden und Hubertusberg tätig. 1845 wurde er in Dresden Hofprediger-Supplent und war als geistlicher Erzieher der Kinder des Prinzen Johann tätig. 1854 wurde F. apostolischer Vikar Sachsens s o w i e Domdechant von Bautzen und wurde im selben Jahr zum Bischof von Prag geweiht. Er nahm am Vatikanischen Konzil 1870 teil und stimmte g e g e n das D o g m a der päpstlichen Unfehlbarkeit, beugte sich jedoch später dem Beschluß des Konzils. WERKE: Geschichte und Beschreibung der königlichen katholischen Hof- und Pfarrkirche zu Dresden. Dresden 1851. LITERATUR: Siegfried Seifert: F., L. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 205.

Fränkel,

Bärmann Samuel Elie Isachar, jüdischer Theologe, Schriftsteller, * Mitte 17. Jh. Wien, t 3 0 . 9 . 1708 Fürth. A l s die Juden aus Wien vertrieben wurden, kam F. 1671 nach Fürth, w o er in das Vorstandskollegium der jüdischen G e m e i n d e berufen wurde. Seit 1686 Rabbinatsassessor in Fürth, war er seit 1693 Oberrabbiner von Schnaittach und des Fürstentums Ansbach. F. stiftete eine Klaussynagoge in Fürth und errichtete später ein größeres Lehrhaus. Sein Werk Mateh Jisachar (1792) enthält eine Reihe von talmudischen N o v e l l e n und Draschoth.

Fränkel,

David (ben Naftali Hirsch), jüdischer T h e o l o g e , * 1707 Berlin, t 4 . 4 . 1 7 6 2 Berlin. F. war Juwelenhändler in Berlin und Hamburg. U m 1737 als Landesrabbiner nach Dessau gerufen, beschäftigte er sich mit dem palästinensischen Talmud, schrieb Gedichte und veröffentlichte 1743 den ersten Teil seines Kommentars z u m Talmud Korban ha-edah. Im selben Jahr wurde er zum Oberlandesrabbiner in Berlin ernannt und bekleidete dieses A m t bis zu seinem Tod. Zu seinen Schülern zählte M o s e s —»Mendelssohn, der ihm von Dessau nach Berlin folgte und seine Predigt anläßlich der S i e g e Preußens im Siebenjährigen Krieg ins Deutsche übersetzte. LITERATUR: N. Brüll: F., D. In: A D B , Bd. 7, 1878, S. 2 6 9 f .

Fränkel,

Elkan, Hofjude, * um 1655 Wien, f 1720 Wülzburg bei Weißenburg.

Der Sohn eines Rabbiners übersiedelte 1670 mit seinem Vater nach Fürth und stand 1677 unter dem Schutz der D o m propstei in Bamberg. 1686 wird er erstmals in den Fürther Judentabellen genannt, w o er für die Ansbachischen gegen die Interessen der Bamberger Dompropstei Partei nahm. 1703 trat er als Hofjude und Günstling in die Dienste des Markgrafen Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach und wurde 1710 Obervorsteher der Fürther und Ansbachischen Judengemeinde. Nach e i n e m rechtswidrigen Prozeß wurde er 1712 zur öffentlichen Prügelstrafe und zu e w i g e m Kerker auf der Wülzburg verurteilt. LITERATUR: Rotraud Ries: Bilder und Konstruktionen über einen Grenzgänger. Der Prozeß g e g e n den Ansbacher Hofjuden E. F. 1712. In: Minderheiten, Obrigkeit und Gesellschaft in der Frühen Neuzeit. Hrsg. v. Mark Häberlein. St. Katharinen 2 0 0 1 , S. 3 1 7 - 3 3 8 .

Fränkel,

Hans-Joachim, evang. Theologe, Bischof der Evangelischen Kirche der schlesischen Oberlausitz, * 3 1 . 8 . 1 9 0 9 Liegnitz, t 2 1 . 1 2 . 1996 Marburg. F. studierte 1928-32 in Breslau und Tübingen T h e o l o g i e und war Vikar in verschiedenen Gemeinden der Bekennenden Kirche. 1936 ordiniert, leistete er Pfarrdienst in den Gemeinden Pirschen, Kaltwasser, Seidenberg (Kirchenprovinz Schlesien) und war nach d e m Wehrdienst ( 1 9 4 0 - 4 3 ) bis 1945 Pfarrer in Breslau. 1945 wurde er Mitglied der neuen bekenntnisgebundenen Kirchenleitung in Breslau, betreute 1 9 4 6 / 4 7 die schlesischen Pfarrer in der Britischen Besatzungszone und war 1947-49 Kirchenrat im Konsistorium Görlitz. 1952 wurde F. zum Oberkonsistorialrat ernannt; 1964-79 war er Bischof. LITERATUR: J. Jürgen Seidel: F., H.-J. In: B B K L , Bd. 23, 2 0 0 4 , Sp. 3 9 6 - 3 9 8 .

Fränkel,

Levi Saul, auch Schaulsohn F., jüdischer Theologe, * 1761 Frankfurt/Main (?), f 29. / 3 0 . 11. 1815 Frankfurt/Main.

F. war Rabbiner in Dubjenka (Polen), bevor er 1800 Adjunkt des Breslauer Bet Din s o w i e Oberlandesrabbiner von Schlesien mit Ausnahme von Breslau wurde. Beeinflußt von den Aufklärungsideen der Französischen Revolution, nahm er 1807 in Paris an der Tagung des Synhedrions teil. Vorher prophezeite er seinen Glaubensbrüdern in einem offenen Brief den Zusammenschluß des jüdischen und christlichen Glaubens. 1809 legte F. sein A m t als Oberlandesrabbiner ab und trat zum kath. Glauben über. N a c h einem Wanderleben wurde er g e g e n Ende seines Lebens im jüdischen Krankenhaus in Frankfurt/Main aufgenommen, w o er zum jüdischen Glauben zurückkehrte. F. gab 1806 Or Enajim des S a l o m o ben Abraham Peniel heraus.

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Fräßle F r ä ß l e , ( M a r t i n ) J o s e p h , Herz-Jesu-Priester, M i s s i o n a r , * 2 6 . 1 . 1878 F r e i b u r g / B r e i s g a u , t 13. 1 . 1 9 2 9 F r e i b u r g / Breisgau. F., S o h n eines R e b m a n n s , trat 1900 in die G e s e l l s c h a f t der H e r z - J e s u - P r i e s t e r ein und studierte in L u x e m b u r g , R o m und L ö w e n . N a c h d e r P r i e s t e r w e i h e ging er 1905 als M i s s i o n a r in den d a m a l i g e n B e l g i s c h e n K o n g o . S c h w e r e r k r a n k t , k e h r t e F. 1920 n a c h D e u t s c h l a n d z u r ü c k und w a r als M i s s i o n s p r e diger u n d Schriftsteller tätig. Er f o r d e r t e u. a. in s e i n e m Werk Negerpsyche im Urwald am Lohali. Beobachtungen und Erfahrungen ( 1 9 2 6 ) R ü c k s i c h t n a h m e auf Sitten und B r ä u c h e der E i n g e b o r e n e n . LITERATUR: W o l f g a n g Müller: F., M . J. In: N D B , B d . 5, 1961, S. 313.

Franciscus

Salesius a M a t r e D o l o r o s a , eigentl. (Franciscus) E u s t a c h i u s F o d e r i , K a r m e l i t e r , * 1 3 . 9 . 1732 (?) M ü n c h e n , t 2 5 . 6 . 1 7 8 7 Berg K a r m e l . F., S o h n eines J ä g e r s und späteren Wirts, trat 1753 in M ü n c h e n d e n u n b e s c h u h t e n K a r m e l i t e r n bei, erhielt seine t h e o l o g i s c h e A u s b i l d u n g in M ü n c h e n und w u r d e an d a s M i s s i o n s h a u s des O r d e n s n a c h R o m entsandt. F ü r d i e M i s sion im indischen M a l a b a r b e s t i m m t , e r w a r b er sich bald a u ß e r o r d e n t l i c h e S p r a c h k e n n t n i s s e d e s M a l a b a r i s c h e n und w u r d e z u m ständigen Visitator in M a l a b a r e r n a n n t . 1774 von P a p s t C l e m e n s X I V . z u m A p o s t o l i s c h e n Vikar von M a labar eingesetzt, m u ß t e er bald darauf a u f g r u n d von K o n flikten in der M i s s i o n und w e g e n u n g e s c h i c k t e n Taktierens b e i m B e m ü h e n u m d i e E i n i g u n g der kath. und der j a k o b i t i s c h e n T h o m a s c h r i s t e n a b d a n k e n . F. lebte in B o m b a y , später in B a g d a d , zuletzt auf d e m B e r g K a r m e l . Er s c h r i e b u. a. ein Vocabularium missionarium ( 1 7 8 5 ) , das a u s z u g s w e i s e 1829 im D r u c k erschien. LITERATUR: Josef Glazik: F. S. In: N D B , B d . 5, S. 315.

1961,

F r a n c k , C a s p a r , a u c h F r a n c k h , F r a n k u s , kath. T h e o l o g e , * 2 . 1 1 . 1543 O r t r a n d bei M e i ß e n , t 1 2 . 3 . 1584 Ingolstadt. F., d e s s e n Vater als S c h u l l e h r e r in M e i ß e n , seit 1546 als P r e d i g e r in J o a c h i m s t h a l tätig war, studierte seit 1561 an der U n i v . Wittenberg, e r w a r b 1564 an der A r t i s t e n f a k u l t ä t den M a g i s t e r g r a d und w a r seit 1565 P r e d i g e r im o b e r b a y e r i s c h e n H a a g . U n t e r d e m E i n f l u ß M a r t i n —> E i s e n g r e i n s trat er 1568 z u m K a t h o l i z i s m u s über, ließ sich z u m Priester w e i h e n und p r e d i g t e in H a a g und K r a i b u r g , bis er 1572 als P f a r r e r von St. M o r i t z nach I n g o l s t a d t b e r u f e n w u r d e . A u f einer R e i s e n a c h R o m in S i e n a z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t , w u r d e er 1578 Prof. der E x e g e s e an der U n i v . Ingolstadt. F. w a r mit d e m polnischen K a r d i n a l Stanislaus H o s i u s b e f r e u n d e t . Er schrieb u . a . Von dem ordentlichen Beruff der Priester und Prediger (1571). WEITERE WERKE: Vom O b a d i a d e m t r e w e n K n e c h t Gottes, und P r o p h e t e n Vatter, K ö n i g s A h a b s H o f f m e y s t e r . N ü r n b e r g [1567]. - Passion, das L e y d e n unnd Sterben unsers Herren Jesu Christi ausgelegt. Ingolstadt 1577. - R e t t u n g U n n d E r k l ä r u n g d e ß h e y l i g e n a l l g e m e i n e n T r i d e n t i s c h e n Concilii. I n g o l s t a d t 1583. LITERATUR: V D 16, F 2 0 2 1 - 2 0 3 4 . - V D 17. - B r u n A p p e l : F., C . In: L T h K 3 , B d . 4, 1995, Sp. 1 f. - Beatrix S c h ö n e w a l d : F., C. In: L M U , B d . 1, 1998, S. 1 2 9 f . F r a n c k , J o h a n n , a u c h F r a n k , F r a n c k e , Jurist, L i e d e r dichter, * 1.6. 1618 G u b e n , t 18.6. 1677 G u b e n . Vom J u r a s t u d i u m in K ö n i g s b e r g (seit 1638) k e h r t e F., S o h n eines R a t s h e r r n , 1640 n a c h G u b e n z u r ü c k . Er w u r d e 1645 A n w a l t , 1648 Ratsherr, 1661 B ü r g e r m e i s t e r seiner H e i m a t stadt, 1670 L a n d ä l t e s t e r der Niederlausitz. F. schrieb weltliche P o e s i e s o w i e geistliche L i e d e r (Vater-unsers-Harffe,

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1646), d i e u . a . von J o h a n n —»Crüger vertont und sogleich h o c h g e s c h ä t z t w u r d e n . Seit s e i n e r S t u d i e n z e i t w a r er mit S i m o n D a c h , w a h r s c h e i n l i c h a u c h mit Paul —> G e r h a r d t bef r e u n d e t . 1674 erschien d i e S a m m l u n g Geistliches Sion [...] Wie auch sein Irdischer Helicon [...]. Von F.s L i e d e r n g e h ö r e n e i n i g e (u. a. Jesu meine Freude u n d Schmücke dich, o liebe Seele) z u m K e r n b e s t a n d der e v a n g . K i r c h e n m u s i k . AUSGABE: G e i s t l i c h e L i e d e r . Hrsg. v. Julius L e o p o l d Pasig. G r i m m a 1846. LITERATUR: V D 17. - K ä t e L o r e n z e n : F., J. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 3 1 7 . - A l e x a n d e r V ö l k e r : J. F. 1618-1677. In: M u sik und K i r c h e 4 7 ( 1 9 7 7 ) S. 157-163. - M a r t i n Petzoldt: J. S. B a c h s B e a r b e i t u n g d e s L i e d e s ,Jesu, m e i n e F r e u d e ' von J. F. In: M u s i k und K i r c h e 5 5 (1985) S. 2 1 3 - 2 2 5 . - T r a u t e M a s s M a r s h a l l : F., J. In: N G r o v e D , B d . 9 , 2 2 0 0 1 , S. 185. - M a r k u s R a t h e y : F., J. In: M G G 2 P , Bd. 6, 2 0 0 1 , Sp. 1618 f. F r a n c k , M e l c h i o r , K a p e l l m e i s t e r , K o m p o n i s t , * u m 1580 Zittau, t 1.6. 1639 C o b u r g . In A u g s b u r g K o m p o s i t i o n s s c h ü l e r H a n s L e o —» H ä ß l e r s , k a m F., S o h n eines M a l e r s , v e r m u t l i c h 1601 mit i h m nach N ü r n b e r g , w u r d e 1602 S c h u l d i e n e r bei St. E g i d i e n und w a r seit 1603, vielleicht a u c h s c h o n seit 1602, S ä c h s i s c h C o b u r g i s c h e r K a p e l l m e i s t e r in C o b u r g . A l s u n g e w ö h n l i c h p r o d u k t i v e r K o m p o n i s t schuf er n e b e n weltlichen L i e d e r n und I n s t r u m e n t a l w e r k e n ein u m f a n g r e i c h e s k i r c h e n m u s i k a lisches W e r k , d a r u n t e r Geistliche Gesänge und Melodeyen (1608). A u f ihn g e h e n nicht w e n i g e verbreitete C h o r a l m e l o dien zurück, u. a. zu Jerusalem, du hochgebaute Stadt. LITERATUR: R o b e r t Eitner: M . F. In: M o n a t s h e f t e f ü r M u s i k G e s c h i c h t e 17 (1885). - A l o y s Obrist: M . F. Ein B e i t r a g zur G e s c h i c h t e der weltlichen C o m p o s i t i o n in D e u t s c h l a n d in d e r Zeit v o r d e m 3 0 - j ä h r i g e n Krieg. Diss. Berlin 1892. W o l f g a n g R o g g e : S t u d i e n zu d e n Q u o d l i b e t s von M . F. und ihrer Vorgeschichte. Diss. Kiel 1960. - Kurt G u d e w i l l : F., M . In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 3 1 9 f . - C l a r e n c e T h e o d o r e A u f d e m b e r g e : Vollständiges W e r k - V e r z e i c h n i s d e r K o m p o s i t i o nen von M . F. In: J a h r b u c h d e r C o b u r g e r L a n d e s s t i f t u n g 2 0 (1975). - M . K r u m b i e g e l : D i e geistlichen K o n z e r t e M . F.s. Diss. 1994. - Ulrike H a r n i s c h : F., M . In: R G G 4 , B d . 3, 2 0 0 0 , Sp. 2 0 8 . - J o h n H. B a r o n : F., M . In: N G r o v e D , B d . 9, 2 2 0 0 1 , S. 187-189. - M a r k u s R a t h e y : F., M . In: M G G 2 P , B d . 6, 2 0 0 1 , Sp. 1623-1633.

F r a n c k , M i c h a e l , Liederdichter, K o m p o n i s t , * 1 6 . 3 . 1 6 0 9 Schleusingen (Thüringen), t 2 4 . 9 . 1 6 6 7 Coburg. F. w u r d e z u m H a n d w e r k e r b e s t i m m t , v e r a r m t e als B ä c k e r meister in S c h l e u s i n g e n und w a n d e r t e 1640 n a c h C o b u r g aus, w o er sich n e b e n der h a n d w e r k l i c h e n E r w e r b s t ä t i g keit als A u t o d i d a k t w i s s e n s c h a f t l i c h e n S t u d i e n , der D i c h tung und d e r K o m p o s i t i o n w i d m e t e . Seit 1644 w a r er L e h rer an der C o b u r g e r S t a d t s c h u l e . F. w u r d e 1659 z u m D i c h t e r g e k r ö n t und später von J o h a n n —> Rist als „ S t a u r o p h i l u s " in den Elbschwanorden aufgenommen. Er veröffentlichte u.a. d a s a u t o b i o g r a p h i s c h e A n g a b e n e n t h a l t e n d e Werk Das alte sichere und in Sünden schlaffende Teutschland (1651). Z u seinen geistlichen L i e d e r n zählt d a s noch in heutigen G e s a n g b ü c h e r n e n t h a l t e n e Ach wie flüchtig, ach wie nichtig, zu d e m J o h a n n Sebastian —> B a c h e i n e K a n t a t e schrieb. LITERATUR: V D 17. - M . R . W a d e : F., M . In: N G r o v e D , B d . 9, 2 2001, S. 189 f. - M a r k u s R a t h e y : F., M . In: M G G 2 P , B d . 6, 2 0 0 1 , Sp. 1633-1635.

F r a n c k , Salomo, auch Francke, Franc, Franke, Pseud. C l e a n d e r , L i e d e r - und K a n t a t e n d i c h t e r , * 6 . 3 . 1 6 5 9 W e i m a r , t 11-7. 1725 W e i m a r . F., S o h n e i n e s w e i m a r i s c h e n G e r i c h t s - und K a m m e r s e k r e tärs, d e r a u c h als M u s i k e r tätig war, studierte R e c h t s w i s s e n -

Francke schaft und vermutlich Theologie an der Univ. Jena, wurde 1689 Regierungs- und Konsistorialsekretär in Arnstadt, 1697 Regierungs- und Konsistorialsekretär in Jena und kehrte 1702 als Oberkonsistorialsekretär nach Weimar zurück, wo er zugleich die herzogliche Bibliothek und das Münzkabinett verwaltete. F. war als „Der Treumeinende" Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft und dichtete als Hofpoet zahlreiche geistliche Lieder. U.a. veröffentlichte er 1715 drei Jahrgänge Kantaten, von denen einige von Johann Sebastian —> Bach vertont wurden. WEITERE WERKE: Geistliche Poesie. Weimar 1685. - Evangelische Seelen-Lust über die Sonn- und Festtage durchs ganze Jahr. o.O. 1694. - Geist- und Weltliche Poesien. 2 Tie., Jena 1711-16. - Evangelische Sonn- und FesttagsAndachten. Weimar/Jena 1717. - Heliconische EhrenLiebes- und Trauer-Fackeln. Weimar/Jena 1718. LITERATUR: VD 17. - Johann Karl Schauer (Hrsg.): S. F.s geistliche Lieder in einer zeitgemäßen Auswahl. Treu nach dem Urtexte wiedergegeben und mit Anmerkungen, wie mit einer Lebensbeschreibung und Charakteristik des Dichters begleitet. Halle 1855. - Lothar Hoffmann-Erbrecht: Bachs Weimarer Textdichter S. F. In: J. S. Bach in Thüringen. Weimar 1950, S. 120-134. - Anneliese Bach: S. F. als Verfasser geistlicher Dichtungen. Ebd., S. 135-139. - Lothar Hoffmann-Erbrecht: F., S. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 320. Ferdinand Zander: Die Dichter der Kantatentexte J. S. Bachs. In: Bach-Jahrbuch 54 (1968) S. 9-64. - Harald Streck: Die Verskunst in den poetischen Dichtungen zu den Kantaten J. S. Bachs. Hamburg 1971. - Joshua Rifkin/Konrad Küster: F., S. In: NGroveD, Bd. 9, 2 2001, S. 190. - (Alfred Dürr): F., S. In: MGG 2 P, Bd. 6, 2001, Sp. 1635-1637. F r a n c k , Sebastian, Theologe, Schriftsteller, Drucker, * um 1500 Donauwörth, t 1542 oder 1543 Basel. Aus einer Weberfamilie stammend, studierte F. in Ingolstadt (seit 1515) und am Ordensstudium der Dominikaner in Heidelberg (seit 1518), geriet unter den Einfluß der luth. Reformation und war zunächst in der Umgebung Augsburgs, dann Nürnbergs in geistlichen Ämtern tätig. Wohl durch seine Heirat (1527) mit Ottilie Behaim, der Schwester der „gottlosen Maler", kam er in Kontakt mit täuferischen und spiritualistischen Kreisen, gab sein geistliches Amt auf und lebte von seiner schriftstellerischen Tätigkeit, zuerst in Nürnberg (1528), dann in Straßburg (1531). Dort geriet er nach Publikation seiner Geschichtbibel (1531) wegen seiner radikalen Kritik an Kaiser und Adel in Konflikt mit der Obrigkeit, wurde eingekerkert, dann ausgewiesen. Nachdem er sich in Eßlingen mit Seifensieden durchgebracht hatte, zog er 1534 nach Ulm, wo er als Buchdrucker wirkte. Als Dissident war er weiter den Angriffen der Straßburger und Wittenberger Reformatoren ausgesetzt, die im Ulmer Münsterpfarrer Martin —>Frecht einen einflußreichen Helfer fanden. F. mußte schließlich 1539 nach Basel fliehen. Dort kam er als Drucker zu Wohlstand, starb jedoch schon bald an der Pest. F. war stark vom Humanismus bestimmt (Kronbüchlein, 1534, mit Übersetzungen aus —» Erasmus von Rotterdam und Agrippa von Nettesheim). Theologisch knüpfte er an den frühen —»Luther an. Von Luthers Reformation sind die frühen Schriften beeinflußt, doch entwickelte sich F. bald, u. a. von Hans —> Denck beeinflußt, zu einem ihrer schärfsten Kritiker im Namen einer Geisttheologie, die dem Sola-scriptura-Prinzip das lebendige Wort entgegensetzte. F. lehnte ein evang. Lehramt ebenso ab wie Tendenzen zur Kirchenbildung. Er wollte für eine unsichtbare Gemeinde weit verstreuter Gläubiger schreiben, die das Wirken des Geistes in ihrem Innern spüren und sich dadurch über Grenzen von Raum und Zeit verständigen. F. wollte nicht lehren, sondern „Zeuge" des lebendigen Gottesworts sein, in des-

sen Zeugnis sich andere wiedererkennen können, so wie er sich im Zeugnis anderer wiedererkannte. Mit seinem Verständnis vom Glauben als reiner Innerlichkeit und seiner Ablehnung menschlichen Wissens als eitle Anmaßung (Kronbüchlein) stellte sich F. in die Tradition der Mystik (—» Johannes Tauler, lateinische Paraphrase der Theologia deutsch). Adäquate Form des Sprechens ist ihm das Paradox, dessen Unauflösbarkeit eine Bewegung auslösen soll, die das Ich „in den Geist treibt" (Paradoxa, 1534). Diese Bewegung kann durch Konfrontation einander widersprechender Zitate oder Paraphrasen von Bibelstellen oder fremder Autoren ausgelöst werden (Culdin Arch, 1538; Verbütschiert Buch, 1539), ein Verfahren, das F. auch in seinen übrigen, stets seiner theologischen Absicht dienenden Schriften, den historischen (Geschichtbibel, 1531, 1534; Weltbuch, 1534; Germaniae Chronicon, 1538) wie den politischen (Kriegbüchlein des frides, 1539), anwandte. Die Ablehnung dogmatischer Verfestigung schließt die Forderung religiöser Toleranz, selbst gegenüber Heiden und Muslimen, ein (Brief an Johannes —> Campanus, 1531). Trotz radikaler Kritik kirchlicher und staatlicher Institutionen („Vorrede vom Adler", Geschichtbibel, 1531; 1534 abgemildert) blieb F. in Distanz zu revolutionären Bewegungen wie Bauernkrieg und Täufertum. In seinen Spruchwörtern (1541) suchte er, in der Nachfolge des Erasmus, eine ursprüngliche, nicht durch den toten Buchstaben der Gelehrsamkeit pervertierte, auf den Geist Gottes zurückgehende Weisheit der Völker zu sammeln. F. vermittelte gelehrtes Wissen in die Volkssprache. Als Schriftsteller ist er nahezu nur in fremden Texten präsent, in deren Zusammenstellung, Übersetzungen, Paraphrasen, auch kurzen kommentierenden Zusätzen. Längere Wirkung hatten seine historisch-geographischen Kompilationen, in den Niederlanden auch sein kirchenkritischer Spiritualismus. WERKE: Sämtliche Werke. Hrsg. v. Peter K. Knauer. Bern u.a. 1992 ff. LITERATUR: Klaus Kaczerowski: S. F. Bibliographie. Wiesbaden 1976. - VD 16, F 2064-2175. - Alfred Hegler: Geist und Schrift bei S. F. Freiburg 1892. - Ders.: Beiträge zur Geschichte der Mystik in der Reformationszeit. Berlin 1906. - Eberhard Teufel: Landräumig. Neustadt/Aisch 1954. - Horst Weigelt: S. F. und die lutherische Reformation. Gütersloh 1972. - Siegfried Wollgast: Der deutsche Pantheismus im 16. Jahrhundert. Berlin 1972. - Christoph Dejung: Wahrheit und Häresie. Zürich 1979. - Wilhelm Kühlmann: Staatsgefährdende Allegorese. In: Literaturwissenschaftliches Jahrbuch N.F. 24 (1983) S. 51-76. - André Séguenny: S. F. In: TRE, Bd. 11, 1983, S. 307-312. - JanDirk Müller: Buchstabe, Geist, Subjekt. In: Modern Language Notes 106 (1991) S. 648-674. - Peter Klaus Knauer: Der Buchstabe lebt. Schreibstrategien bei S. F. Bern u.a. 1993. - Jan-Dirk Müller (Hrsg.): S. F. (1499-1542). Wolfenbüttel 1993 (Lit.). - Bruno Quast: S. F.s „Kriegsbüchlin des Frides". Studien zum radikalreformatorischen Spiritualismus. Tübingen u.a. 1993. - Patrick Hayden-Roy: The inner and the outer world. A biography of S. F. New York 1994. - Siegfried Wolgast: Zu S. F.s philosophischen Auffassungen. In: Daphnis 25 (1996) S. 221-305. - Peter G. Bietenholz: How S. F. taught Erasmus to speak with his radical voice. In: Bibliothèque d'Humanisme et Renaissance 62 (2000) S. 233-248. - Ralph Hafner: Kompositionsprinzip und literarischer Sinngehalt von S. F.s Florilegium „Die guldin Arch" (1538). In: Euphorion 97 (2003) S. 349-378. Jan-Dirk Müller F r a n c k e , August Hermann, evang. Theologe, * 12. oder 22.3. 1663 Lübeck, f 8.6. 1727 Halle/Saale. Als Sohn des Juristen Johannes F. (1625-1670) und der Bürgermeisterstochter Anna F. geb. Gloxin (1635-1709) ge-

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Francke boren und früh zum Theologiestudium bestimmt, erlebte F. im Elternhaus eine religiöse Atmosphäre, die durch die „pietistische" Frömmigkeit im Sinne der Vier Bücher vom Wahren Christentum Johann —> Arndts ebenso bestimmt war wie vom Geist der im deutschen Luthertum damals weitverbreiteten, auf Heiligung des Lebens und Bewährung des Glaubens drängenden englischen Erbauungsliteratur. Seit 1666 lebte die Familie in Gotha, wohin der Vater als Hof- und Justizrat berufen worden war. Damit wuchs F. im U m f e l d der Bestrebungen zur Kirchen- und Schulreform auf, die Herzog —> Ernst („der F r o m m e " ) von Sachsen-Gotha in seinem Territorium betrieb. F. begann sein Studium im benachbarten Erfurt. Sein Onkel Anton Heinrich Gloxin verschaffte ihm 1679 das reich dotierte Schabbelsche Familienstipendium, dessen Inhaber f ü r die Ü b e r n a h m e universitärer und kirchenleitender Ämter qualifiziert werden sollten. F. ging nach Kiel, wo Christian - > K o r t h o l t , ein vertrauter Briefpartner Philipp Jakob - » S p e n e r s , sein bevorzugter Lehrer war. Zugleich befaßte er sich mit der Polyhistorie, wie sie in Kiel von Daniel Morhof vertreten wurde. Nach einem kurzen Aufenthalt in Hamburg, w o er bei d e m als Hebraisten bekannten Pfarrer Esdras —»Edzard die hebräische Sprache studierte (1682), und einer längeren Zwangspause im heimatlichen Gotha (1682-84) konnte F. 1684 seine Studien in Leipzig fortsetzen, wo er im Haus des Professors A d a m —> Rechenberg, eines Schwiegersohns Speners, wohnte. 1685 erwarb er den Magistergrad mit einer Dissertation zur hebräischen Grammatik. F. wurde Mitbegründer des „Collegium Philobiblicum" (Juli 1686), einer philologisch-exegetischen Arbeitsgemeinschaft junger M a gister, die sich d e m gründlichen Studium biblischer Texte in den Ursprachen Hebräisch und Griechisch widmeten und damit gegenüber dem eher dogmatisch-kontroverstheologisch orientierten Studiengang die Wendung zu einer biblischen Theologie begannen. In diesem Collegium begegnete F. erstmals Spener (April 1687), der von nun an sein väterlicher Freund und Gönner wurde. Unter d e m Einfluß Speners öffnete sich das Collegium einer stärker erbaulichen Interpretation der Bibeltexte. Im Herbst 1687 reiste F. nach Lüneburg, w o er bei d e m Superintendenten Caspar Hermann —» Sandhagen exegetische Studien treiben sollte. Dort erfuhr er die entscheidende Wende seines Lebens. Bei der Vorbereitung einer Gastpredigt geriet F. in eine Glaubenskrise, die ihn am Sinn seines bisherigen Studiums zweifeln ließ und an den Rand des Atheismus führte. Die plötzliche Befreiung aus diesen Zweifeln und die Gewinnung fester Glaubensgewißheit wertete F. als unmittelbares Eingreifen Gottes. Die Folgen dieses „Bekehrungserlebnisses" beschränkten sich nicht auf die Sphäre der Innerlichkeit religiösen Lebens, sondern führten F. zur Abkehr vom Ideal barocker Gelehrsamkeit und setzten j e n e ungeheure Energie sozialer und pädagogischer Leistungen frei, die ihn zu einem der bedeutendsten R e f o r m e r des beginnenden 18. Jh. werden ließ. Nach einem Aufenthalt in Hamburg (1688), w o er im U m kreis des pietistischen Pfarrers Johannes —>Winckler Erfahrungen mit der Katechisation von Kleinkindern sammelte, kehrte F. A n f a n g 1689 nach Leipzig zurück. Seine Vorlesungen über biblische Bücher, zunehmend erbaulich ausgerichtet, zogen Hörer über den Kreis der Studenten hinaus an. In der Stadt bildeten sich pietistische Konventikel. Darüber entstanden Streitigkeiten mit der orthodoxen Theologenschaft, die „Leipziger pietistischen Unruhen", in denen sich der Aufklärer Christian - » T h o m a s i u s als juristischer Berater F.s auf die Seite der Pietisten stellte. Die Unruhen endeten mit d e m Verbot der Konventikel und mit Ausweisungen aus der Stadt. F., der sich zu dieser Zeit schon nicht mehr in Leipzig aufhielt, trat 1690 eine Predigerstelle an der Augustiner-

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kirche in Erfurt an, w o sein Studienfreund Joachim Justus —> Breithaupt inzwischen als Senior der Lutherischen Geistlichkeit amtierte. Beide gerieten durch ihre Amtsführung in Streitigkeiten, die in Erfurt seit längerer Zeit um die Frage pietistischer R e f o r m e n des Gemeindelebens schwelten, und wurden von der orthodoxen Pfarrerschaft erbittert bekämpft. Im September 1691 wurde F. aus d e m Dienst entlassen und aus Erfurt ausgewiesen. In dieser Situation erwirkte Spener, seit 1691 Propst und Konsistorialrat in Berlin, f ü r F. ebenso wie f ü r Breithaupt B e r u f u n g e n an die gerade entstehende Friedrichs-Universität zu Halle. F. wurde zum Pfarrer an der verwahrlosten St.-Georgen-Gemeinde in der Halleschen Vorstadt Glaucha und zugleich zum Prof. f ü r die griechische und die orientalische Sprache an der Univ. ernannt. A m 7 . 1 . 1 6 9 2 traf er in Halle ein. Zwei Jahre später, am 4 . 6 . 1694, heiratete er Anna Magdalena von W u r m (1670-1734). Auch in Halle erhob sich zunächst heftiger Widerstand gegen die pietistischen Theologen. Die lutherisch-orthodoxe Stadtgeistlichkeit Halles stand in heftiger Opposition zur auf Ausgleich zwischen Calvinisten und Lutheranern gerichteten brandenburgischen Kirchenpolitik. Als Gegner der Universitätsgründung, die sie als Instrument dieser Politik interpretierte, entfachte die Pfarrerschaft eine heftige Polemik gegen die neuberufenen Professoren, wobei ihr die pietistischen Streitigkeiten in Leipzig und Erfurt sowie eine anfängliche Sympathie F.s für enthusiastische F o r m e n des Pietismus die Argumente lieferten. F. konnte jedoch seine Position durch die Unterstützung des brandenburgisch-preußischen Herrscherhauses behaupten. Seinerseits die orthodoxe Pfarrerschaft Halles heftig angreifend, setzte sich F. in zwei Untersuchungsverfahren (1692 und 1 6 9 9 / 1 7 0 0 ) durch. Seine B e r u f u n g in die Hallesche St.-Ulrichs-Gemeinde 1715 dokumentierte den Sieg. Als Universitätslehrer zunächst Angehöriger der Philosophischen Fakultät, wurde F. 1698 zum Prof. der Theologie ernannt. Er strebte nach Realisierung einer bibelbezogenen und praxisorientierten Theologenausbildung, wie sie Spener in seinen Pia Desideria (1675) konzipiert hatte. F. verfaßte eine Reihe von Schriften zur Einführung in das Theologiestudium. Neben seine exegetischen und hermeneutischen Vorlesungen traten als Besonderheit die auf die Lebensführung und die künftige pfarramtliche Praxis der Studenten ausgerichteten „paränetischen" Vorlesungen (7 Bde., 1726-36; 12 Bde. handschriftlich im Archiv der Franckeschen Stiftungen). Sein Lebenswerk schuf F. als Begründer der später so genannten „Franckeschen Stiftungen". Ausgehend von der Sorge für verwahrloste Kinder seiner Gemeinde, gründete F. eine Armenschule und ein Waisenhaus (1695), aus denen im Verlauf der folgenden Jahrzehnte eine umfassende Schulstadt mit Schulen f ü r Kinder aller Stände entstand. Mit einer auf „Gottseligkeit und christliche Klugheit" abzielenden Konzeption, in die er Ansätze der Reformpädagogik (Wolfgang —»Ratke, Johann A m o s —»Comenius) a u f n a h m , verfolgte F. das Ziel einer Gesellschaftsreform im christlichen Sinne. Die Schulen gewannen schnell internationales Ansehen und zogen Schüler aus vielen Ländern Europas nach Halle. Indem er die Versorgung armer Studenten durch „Freitische" mit Lehrtätigkeit in den Anstaltsschulen verband, schuf F. eine praxisbezogene pädagogische Ausbildung, die in der Errichtung spezieller Lehrerseminare ihre Institutionalisierung fand und am A n f a n g der geordneten Lehrerausbildung in Deutschland stand (1699: Seminarium Praeceptorum; 1707: Seminarium Selectum Praeceptorum). Durch die Einbeziehung von Medizinstudenten in die Krankenversorgung der Stiftungen realisierten F. und die ihm freundschaftlich ver-

Franckenberg b u n d e n e n M e d i z i n e r G e o r g Ernst Stahl und Friedrich H o f f m a n n eine f r ü h e F o r m von „Unterricht am K r a n k e n b e t t " . M i t der Errichtung eines eigenen Waisen- und Schulhauses ( 1 6 9 8 - 1 7 0 0 ) , das auf den E r f a h r u n g e n der vorbildlichen niederländischen Waisenpflege basierte, begann eine über 50 Jahre sich e r s t r e c k e n d e rege Bautätigkeit zur D e c k u n g des stets steigenden R a u m b e d a r f s der Anstalten. Z u n ä c h s t w u r d e n diese d u r c h S p e n d e n aus d e m Kreis pietistischer Freunde getragen, die durch gezielte Publizistik e i n g e w o r b e n w u r d e n (Fußstapfen des noch lebenden und waltenden liebreichen und getreuen Gottes, 1701 ff.). D u r c h kurfürstliches Privileg (1698) erhielten sie dann eigene e r w e r b e n d e Betriebe ( W a i s e n h a u s - B u c h d r u c k e r e i und Verlag; A p o t h e k e ) , die zeitweise beträchtliche E i n k ü n f t e erwirtschaften konnten. F. gelang es, eine R e i h e hochqualifizierter, sich selbstlos einsetzender Mitarbeiter f ü r seine Anstalten zu g e w i n nen. Wichtigster V e r b i n d u n g s m a n n z u m Berliner Hof w u r d e nach Speners Tod (1705) der Freiherr Carl Hildebrand von —> Canstein, der zur Intensivierung der Bibelverbreitung mit F. g e m e i n s a m 1710 die später s o g e n a n n t e „von Cansteinsche Bibelanstalt" g r ü n d e t e . Uber die Arbeit in H a l l e hinaus w u r d e n F.s Anstalten ein Z e n t r u m d e r pietistischen B e w e g u n g . In g r o ß a n g e l e g t e n „ P r o j e k t e n " ( P r o j e c t zu einem Seminario Universali, 1701) verstand F. selbst sein U n t e r n e h m e n schon bald nach den ersten A n f ä n g e n als A u s g a n g s p u n k t einer überregionalen, j a weltweiten „ G e n e r a l r e f o r m a t i o n " (Großer Aufsatz, 1704). F.s U n t e r n e h m u n g e n weiteten sich auf Skandinavien, das B a l t i k u m , besonders a u c h auf Ost- und S ü d o s t e u r o p a aus; e n g e B e z i e h u n g e n bestanden nach E n g l a n d (besonders zur „Society f o r P r o m o t i n g Christian K n o w l e d g e " ) . H a l l e w u r d e Mittelpunkt eines w e i t g e s p a n n t e n K o m m u n i k a t i o n s n e t z e s und Z e n t r u m von Ü b e r s e t z u n g e n d e r Bibel und pietistischer Literatur in zahlreiche e u r o p ä i s c h e und a u ß e r e u r o p ä i s c h e Sprachen. Weltweite D i m e n s i o n e n g e w a n n d e r hallische Pietismus durch seine Beteiligung an den dänischen B e s t r e b u n gen zur Mission in den indischen Kolonialgebieten, aus denen die D ä n i s c h - H a l l i s c h e Mission hervorging (seit 1706), und durch die B e t r e u u n g d e u t s c h e r Lutheraner in N o r d a m e rika (Georgia, Pennsylvania). In F.s N a c h f o l g e teilten sich sein S c h w i e g e r s o h n J o h a n n Anastasius —> F r e y l i n g h a u s e n und sein einziger Sohn Gotthilf A u g u s t - > F . WEITERE WERKE: Sammlungen: O e f f e n t l i c h e s Z e u g n i ß v o m W e r c k / W o r t und Dienst Gottes. 3 Tie., Halle 1 7 0 2 / 0 3 . Sonn- Fest- und Aposteltagspredigten. 3 Tie., H a l l e 1704. Predigten und Tractätlein. 4 Tie., Halle 1724 ff. - Neuere Ausgaben: W e r k e in A u s w a h l . Hrsg. v. Erhard P e s c h k e . Berlin [1969]. - Schriften und Predigten. Hrsg. v. Erhard P e s c h k e . B e r l i n / N e w York 1981 ff. ( 1 0 Bde. geplant, davon 4 erschienen). LITERATUR: A. H. F. 1663-1727. Bibliographie seiner Schriften. B e a r b . v. Paul R a a b e und A l m u t Pfeiffer. Halle u . a . 2001. - G u s t a v K r a m e r : A. H. F. Ein L e b e n s b i l d . 2 Bde., H a l l e / S a a l e 1880-82. - Erich Beyreuther: A. H. F. 166.3-1727. Z e u g e des lebendigen Gottes. Stuttgart 1956 (Neudr. M a r b u r g 1987). - Ders.: A. H. F. und die A n f ä n g e der ö k u m e n i s c h e n B e w e g u n g . H a m b u r g - B e r g s t e d t 1957. Erhard Peschke: Studien zur T h e o l o g i e A. H. F.s. 2 Bde., Berlin 1964-66. - Ders.: B e k e h r u n g und R e f o r m . A n s a t z und Wurzeln der T h e o l o g i e A. H. F.s. Bielefeld 1975. - Friedrich d e B o o r : F., A. H. In: T R E , B d . 10, 1982, S. 312-320. Erhard Peschke: D i e f r ü h e n K a t e c h i s m u s p r e d i g t e n A. H. F.s 1693-1695. G ö t t i n g e n 1992. - J o h a n n e s W a l l m a n n : A. H. F. und der hallische Pietismus. In: Ders.: Der Pietismus. Göttingen 1990, S. 59-79. - Martin Brecht: A. H. F. und d e r Hallische Pietismus. In: G e s c h i c h t e des Pietismus. Hrsg. v. Martin Brecht. B d . 1. G ö t t i n g e n 1993, S. 4.39-539. Udo Sträter

Francke,

Georg Samuel, evang. Theologe, * 7 . 9 . 1 7 6 3 Hörnerkirchen (Grafschaft Ranzau), t 2 8 . 3 . 1 8 4 0 . N a c h d e r A u s b i l d u n g in H a m b u r g w u r d e F. Collaborator und Rektor in H u s u m , 1806 H a u p t p a s t o r in S o n d e r b u r g und w a r seit 1810 Prof. der historischen T h e o l o g i e an der Univ. s o w i e Kirchenrat in Kiel. Er veröffentlichte populärphilos o p h i s c h e und theologische Schriften, darunter den Entwurf einer Apologetik der christlichen Religion gegen ihre deistischen Gegner (1817). LITERATUR: Möller: F., G. S. In: A D B , B d . 7, 1878, S. 236.

Francke,

Gotthilf August, e v a n g . T h e o l o g e , * 2 1 . 3 . 1 6 9 6 G l a u c h a (heute zu H a l l e / S a a l e ) , t 2 . 9 . 1769 Glaucha. F. war d e r S o h n A u g u s t H e r m a n n —>F.s, an dessen Pae d a g o g i u m R e g i u m er 1709-14 Schüler und 1716-19 als T h e o l o g i e s t u d e n t (seit 1714) I n f o r m a t o r war. 1 7 1 9 / 2 0 studierte er in J e n a ( u . a . bei J o h a n n F r a n z —>Buddeus). 1720 w u r d e er Z u c h t h a u s p r e d i g e r in Halle, 1723 A d j u n k t an d e r dortigen M a r i e n k i r c h e und an d e r T h e o l o g i s c h e n Fakultät, 1726 a. o . P r o f . und 1727 g e m e i n s a m mit J o h a n n A n a s t a s i u s —»Freylinghausen N a c h f o l g e r seines Vaters in der Leitung des W a i s e n h a u s e s und des P a e d a g o g i u m R e g i u m , zugleich o . P r o f . der T h e o l o g i e . Seit 1730 war er I n s p e k t o r des Saalkreises, seit 1738 D i a c o n u s und seit 1740 A r c h i d a c o n u s an d e r M a r i e n k i r c h e in Halle. 1739 w u r d e er z u m Dr. theol. promoviert. F. unterstützte die luth. K i r c h e in Pennsylvanien sow i e die B e t r e u u n g und E r w e i t e r u n g d e r Missionsarbeit in Indien. D u r c h den preuß. K ö n i g Friedrich Wilhelm I. gefördert, erlebte F. die g r ö ß t e Entfaltung, j e d o c h auch den b e g i n n e n den N i e d e r g a n g des hallischen Anstaltspietismus. W ä h r e n d d e r Notzeiten unter Friedrich II. löste er einen großen Teil d e r S t i f t u n g s r ü c k l a g e n auf und unterstützte T a u s e n d e von S c h ü l e r n und Kranken. 1767 w u r d e F. z u m Konsistorialrat e r n a n n t . Er g a b die Schriften seines Vaters heraus. LITERATUR: U d o Sträter: G. A. F., d e r Sohn und Erbe. In: R e f o r m a t i o n und Neuzeit. 3 0 0 Jahre T h e o l o g i e in Halle. Hrsg. v. U d o Schnelle. B e r l i n / N e w York 1994, S. 2 1 1 - 2 3 2 . Ders.: F., G. A. In: R G G 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 212.

Francke,

Gregor(ius), auch Francus, e v a n g . T h e o l o g e , * 1 0 . 1 2 . 1 5 8 5 T a u c h a bei Leipzig, t 2 . 1 . 1 6 5 1 F r a n k f u r t / Oder. N a c h der E r l a n g u n g des theologischen M a g i s t e r g r a d e s an d e r Univ. Leipzig 1606 und einer Erziehertätigkeit in Berlin setzte F. 1608 seine Studien an d e r Univ. Wittenberg fort und w u r d e anschließend in Berlin erneut Erzieher. 1615 f o l g t e er einer B e r u f u n g als Prof. der griechischen S p r a c h e an die Univ. F r a n k f u r t / O d e r und w u r d e dort später auch D o k t o r und Prof. der Theologie. N e b e n praktisch-theologischen und d o g m a t i s c h e n Disputationen schrieb F. ein W ö r t e r b u c h d e r hebräischen E i g e n n a m e n des Alten und N e u e n Testaments (Lexicon sanctum [...] cui adjuncta est onomatoseepsia, 1634). LITERATUR: V D 17. - Gustav M o r i t z Redslob: F., G. In: A D B , Bd. 7, 1878, S. 236.

Franckenberg,

A b r a h a m von, auch F r a n k e n b e r g , Pseud. A m a n d u s v. Friedleben, Schriftsteller, * 2 4 . 6 . 1593 S c h l o ß L u d w i g s d o r f bei Oels (Niederschlesien), t 2 6 . 6 . 1 6 5 2 Schloß Ludwigsdorf. N a c h A b s c h l u ß seiner Universitätsstudien in Leipzig, Wittenberg und Jena zog sich F., Sohn eines münsterbergischen L a n d h o f g e r i c h t s a s s e s s o r s , unter d e m A n s p r u c h , ein mystisch-asketisches L e b e n zu f ü h r e n , auf das väterliche S c h l o ß zurück. Später verließ er L u d w i g s d o r f w e g e n d e r Kriegswirren und seiner Konflikte mit der luth. A m t s k i r c h e und lebte 1641-49 in D a n z i g als Lehrer im Haus Martin du Prés s o w i e bei J o h a n n e s Hevelius. Seit seiner R ü c k k e h r

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Franco nach L u d w i g s d o r f v e r k e h r t e er vor a l l e m mit —> A n g e l u s Silesius, f e r n e r u . a . mit J o h a n n T h e o d o r von —>Tschesch und Daniel von C z e p k o und R e i g e r s f e l d ; brieflicher K o n takt v e r b a n d ihn mit G e l e h r t e n aus g a n z E u r o p a . F. vertrat in A b g r e n z u n g zur luth. O r t h o d o x i e ein F r ö m m i g k e i t und W e i s h e i t v e r e i n i g e n d e s , m y s t i s c h e und n a t u r p h i l o s o p h i s c h e E l e m e n t e verarbeitendes Ideal u n d unterstützte die D r u c k l e g u n g von S c h r i f t e n des i h m v e r b u n d e n e n J a c o b —» B ö h m e . Z u F.s H a u p t w e r k e n zählen Mir nach! ( 1 6 3 7 / 3 9 , g e d r u c k t 1675), Via veterum sapientum ( 1 6 3 7 / 3 9 , g e d r u c k t 1675) und Oculus sidereus ( g e d r u c k t 1644). E r schrieb f e r n e r L i e d e r (Beth-Gesänglin, g e d r u c k t 1633). In A r b e i t e n w i e Jordansteine (1636, g e d r u c k t 1684) setzte er sich mit d e m orthod o x e n L u t h e r t u m a u s e i n a n d e r . F., der in B ö h m e s T h e o s o p h i e eine H a u p t s ä u l e d e s „ w a h r e n C h r i s t e n t u m s " e r k a n n t e , v e r f a ß t e a u c h e i n e B ö h m e - B i o g r a p h i e ( Z w e i t f a s s u n g 1651). WEITERES WERK: B r i e f w e c h s e l . Hrsg. u n d eingeleitet von J o a c h i m Teile. S t u t t g a r t - B a d C a n s t a t t 1995. LITERATUR: V D 17. - J á n o s B r u c k n e r : A . v. F. A bibliographical c a t a l o g u e with a short-list of his library. W i e s b a d e n 1988. - P e t e r P o s c h a r s k y : F., A . In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 3 4 8 f. - T h e o d o o r C o r n e l l s van S t o c k u m : Z w i s c h e n Jac o b B ö h m e u n d J o h a n n Scheffler: Α . ν. F. ( 1 5 9 3 - 1 6 5 2 ) und D a n i e l C z e p k o von R e i g e r s f e l d ( 1 6 0 5 - 1 6 6 0 ) . A m s t e r d a m 1967. - Will-Erich P e u c k e r t : D a s R o s e n k r e u t z (= P a n s o p h i e 3), Berlin 2 1 9 7 3 , S. 2 1 7 - 3 1 8 . - G e r h a r d R u h b a c h : F., A . In: L T h K \ Bd. 4, 1995, S p . 7. - J o a c h i m Teile: F., A. In: R G G 4 , B d . 3, 2 0 0 0 , Sp. 2 1 2 f. F r a n c o von Lüttich, Scholaster, t n a c h 1083. F. wird e r s t m a l s 1047 als Lehrer, d a n n 1066, 1068 und 1078 als Leiter der D o m s c h u l e in Lüttich g e n a n n t , 1057 als K a n z ler von Lüttich e r w ä h n t . Zu seinen S c h ü l e r n zählte u. a. C o s m a s von Prag. Sein s e c h s B ü c h e r u m f a s s e n d e s W e r k De quadratura circuii ist laut Sigebert von G e m b l o u x d e m K ö l n e r E r z b i s c h o f —> H e r m a n n II. g e w i d m e t und d a h e r v o r d e s s e n Tod 1056 e n t s t a n d e n . LITERATUR: H a n s Jürgen R i e c k e n b e r g : F. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 332.

Frank,

Christian, kath. T h e o l o g e , Volks- und L a n d e s kundler, * 2 8 . 5 . 1867 G ü n z b u r g , t 8 . 7 . 1942 K a u f b e u r e n . F. w a r d e r S o h n eines G l a s e r m e i s t e r s , der f r ü h starb. Er studierte P h i l o s o p h i e u n d T h e o l o g i e in Dillingen und M ü n c h e n , hörte aber a u c h Vorlesungen in S o z i o l o g i e und K u l t u r g e schichte. N a c h der P r i e s t e r w e i h e 1891 w u r d e er K a p l a n in K e t t e r s h a u s e n , d a n n Vikar in N i e d e r r a u n a u und 1894 H a u s geistlicher an den Heilanstalten K a u f b e u r e n und Irsee. 1899 g r ü n d e t e F. in K a u f b e u r e n d e n Verein „ H e i m a t " zur P f l e g e regionaler „ K u n d e , K u n s t u n d Sitte". Er betrieb d e n A u f bau eines H e i m a t a r c h i v s und einer regionalhistorischen Bibliothek und organisierte A u s s t e l l u n g e n mit l a n d e s k u n d l i c h e m H i n t e r g r u n d . Seit 1899 g a b er die Z e i t s c h r i f t „ D e u t sche G a u e " heraus. E r g e h ö r t e zu d e n G r ü n d u n g s m i t g l i e d e r n d e s „ D e u t s c h e n B u n d e s H e i m a t s c h u t z " ( D r e s d e n ) . Bei seinen a r c h ä o l o g i s c h e n E x k u r s i o n e n e n t d e c k t e F. d e n nördlichen Teil der Via C l a u d i a s o w i e f r ä n k i s c h e K ö n i g s h ö f e . Er wurde korrespondierendes Mitglied des Archäologischen Instituts in F r a n k f u r t / M a i n . LITERATUR: H a n s M o s e r : F., C . In: N D B , B d . 5, 1961, S. 340. - G e o r g S i m n a c h e r : C. F. 1867-1942. Priester, Kulturhistoriker, H e i m a t f o r s c h e r . In: L e b e n s b i l d e r a u s d e m B a y e r i s c h e n S c h w a b e n . B d . 13. Hrsg. v. Josef Bellot. W e i ß e n h o r n 1986, S. 3 0 9 - 3 3 2 .

Frank,

Christoph, evang. Theologe, * 2 6 . 1 0 . 1 6 2 4 Nürnberg, t 1 1 . 2 . 1704. F. studierte an d e n Universitäten A l t d o r f , Rinteln und H e l m stedt. 1665 w u r d e er Prof. der L o g i k und M e t a p h y s i k an der n e u g e g r ü n d e t e n U n i v . Kiel, 1666 a. o . P r o f . der T h e o l o -

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gie, n a c h P e t e r —»Musäus' Tod O r d i n a r i u s , später P r o f e s sor Primarius. Zuletzt w a r er P r o k a n z l e r der Univ., Vorstand der Universitätsbibliothek und s c h l e s w i g - h o l s t e i n i s c h e r Kirchenrat. Er v e r f a ß t e d o g m a t i s c h e S c h r i f t e n , d a r u n t e r e i n e p o s t u m e r s c h i e n e n e Brevis et liquida demonstratio deitatis Christi (1705). WEITERE WERKE: D e libero arbitrio v i r i b u s q u e h u m a n i s in statu post l a p s u m [ . . . ] . Kiel 1683. - Exercitationes AntiL i m b o r c h i a n a e , d e p r a e c i p u i s inter L u t h e r a n o s et R e m o n strantes sive A r m i n i a n o s c o n t r o v e r s i i s [ . . . ] . Kiel 1694. LITERATUR: V D 17. - M ö l l e r : F. In: A D B , Bd. 7, 1878, S. 2 4 8 f.

Frank,

Franz Hermann Reinhold von, evang. Theologe, * 2 5 . 3 . 1827 A l t e n b u r g , t 7 . 2 . 1 8 9 4 E r l a n g e n . F., S o h n eines g e m ä ß i g t rationalistischen Pfarrers, studierte seit 1845 T h e o l o g i e an d e r U n i v . L e i p z i g , u. a. bei A d o l f von —»Harleß, w u r d e 1850 z u m Dr. phil., im f o l g e n d e n J a h r z u m Lizentiaten der T h e o l o g i e p r o m o v i e r t und b e f a ß t e sich v o r a l l e m mit d e m S t u d i u m der n e u e r e n P h i l o s o p h i e s o w i e d e r altlutherischen D o g m a t i k . Seit 1851 S u b r e k t o r der G e l e h r t e n s c h u l e in R a t z e b u r g , w e c h s e l t e er 1853 als R e l i g i o n s l e h rer an d a s G y m n a s i u m in A l t e n b u r g , w o er - w i e in Ratz e b u r g - a u c h klassische u n d d e u t s c h e P h i l o l o g i e lehrte. F. w u r d e 1857 a . o . , 1858 o . P r o f . der K i r c h e n g e s c h i c h t e und der s y s t e m a t i s c h e n T h e o l o g i e an der U n i v . E r l a n g e n . E r gilt als der e i g e n t l i c h e S y s t e m a t i k e r d e r s o g e n a n n t e n E r l a n g e r S c h u l e und e n t w i c k e l t e ein dreigliedriges S y s t e m d e r E r f a h r u n g s t h e o l o g i e , d a s er in d e n B ä n d e n System der christlichen Gewißheit (2 Bde., 1 8 7 0 / 7 1 , 2 1 8 8 1 - 8 4 ) , System der christlichen Wahrheit (2 B d e . , 1878-80, 3 1 8 9 3 / 9 4 ) und System der christlichen Sittlichkeit (2 B d e . , 1884-87) darlegte. F. trat als G e g n e r der U n i o n d e r e v a n g . K i r c h e auf und b e k ä m p f t e d i e T h e o l o g i e A l b r e c h t —> Ritschis. 1890 g r ü n d e t e er die „ N e u e kirchliche Z e i t s c h r i f t " . F. v e r ö f f e n t l i c h t e f e r n e r Altenburger Schulreden (1856) und Die Theologie der Concordienformel (4 B d e . , 1858-65). WEITERE WERKE: V a d e m e c u m f ü r a n g e h e n d e T h e o l o g e n . L e i p z i g 1892. - D o g m a t i s c h e S t u d i e n . E r l a n g e n u. a. 1892. G e s c h i c h t e und Kritik d e r n e u e r e n T h e o l o g i e . L e i p z i g 1908. LITERATUR: Wolf g a n g C o n r a d i : D i e F u n k t i o n des K i r c h e n b e g r i f f e s bei F. H. R. v. F. Diss. H a m b u r g 1973. - Helm u t E d e l m a n n : S u b j e k t i v i t ä t und E r f a h r u n g . D e r A n s a t z d e r t h e o l o g i s c h e n S y s t e m b i l d u n g von F. H. R. v. F. im Z u s a m m e n h a n g des „ E r l a n g e r K r e i s e s " . Diss. M ü n c h e n 1981. Ders.: F., F. H. R. In: T R E , B d . 10, 1982, S. 3 2 2 - 3 2 4 . - Karlm a n n B e y s c h l a g : D i e E r l a n g e r T h e o l o g i e . E r l a n g e n 1993, S. 9 8 - 1 0 5 . - Falk W a g n e r : L u t h e r i s c h e E r f a h r u n g s t h e o l o g i e . F. H . R . v. R . ( 1 8 2 7 - 1 8 9 4 ) . In: P r o f i l e d e s neuzeitlichen P r o t e s t a n t i s m u s . B d . 2.2. Hrsg. v. Friedrich W i l h e l m G r a f . G ü t e r s l o h , 1993, S. 2 0 5 - 2 3 0 . - Ulrich K ö p f : F., F. H . R. In: L T h K \ B d . 4, 1995, Sp. 5. - Friedrich W i l h e l m Graf: F., F. H . R. In: R G G 4 , Bd. 3, 2 0 0 0 , Sp. 2 1 3 f.

Frank,

F r a n z Philipp, K a n o n i s t , * 2 9 . 9 . 1749 A s c h a f f e n burg, t 2 2 . 4 . 1 8 1 0 A s c h a f f e n b u r g . F. studierte in A s c h a f f e n b u r g , M a i n z und Trier. Seit 1777 Prof. des geistlichen R e c h t s an der U n i v . und P r ä b e n d a r a m Stift U n s e r e r L i e b e n Frau in E r f u r t , leitete er seit d e m f o l g e n d e n J a h r d a s dortige S c h u l w e s e n und w a r Beisitzer d e s S y n o d a l e x a m e n s . 1779 w u r d e er z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t (Synopsis juris ecclesiastici publici et privati). 1781 f o l g t e F. e i n e m R u f als O r d i n a r i u s f ü r geistliches R e c h t an d i e U n i v . M a i n z und w u r d e Stiftsherr an St. Peter. Er publizierte u. a. De combinatione primatus Petri cum episcopatu uno in ecclesia (1784). LITERATUR: von Schulte: F., F. P. In: A D B , B d . 7, 1878, S. 2 4 9 .

Frankel Frank,

G u s t a v ( W i l h e l m ) , e v a n g . T h e o l o g e , * 2 5 . 9 . 1832 S c h l e i z ( T h ü r i n g e n ) , t 24. 9. 1904 H i n t e r b r ü h l (Niederösterreich). F. w u r d e als S t u d e n t an der U n i v . J e n a b e s o n d e r s von Karl —> H a s e , mit d e m er später b e f r e u n d e t war, beeinflußt, habilitierte sich 1859 und w u r d e 1864 a. o. P r o f e s s o r . 1867 f o l g t e er e i n e m R u f als o. Prof. der s y s t e m a t i s c h e n T h e o l o g i e an die U n i v . W i e n und w u r d e im selben J a h r M i t g l i e d des österr. e v a n g . O b e r k i r c h e n r a t s . F. b e f a ß t e sich n e b e n p h i l o s o p h i schen vor a l l e m mit d o g m e n h i s t o r i s c h e n F r a g e n . A l s sein H a u p t w e r k gilt e i n e Geschichte der protestantischen Theologie (4 T i e . , 1862-1905).

Frank,

Ignaz, auch F r a n c k , Jesuit, T h e o l o g e , * 10. 8. 1725 O f f e n b u r g , t 2 5 . 1 . 1795 M ü n c h e n . F. w a r M i t g l i e d der G e s e l l s c h a f t Jesu und g e w a n n als H o f pfarrer, B e i c h t v a t e r und G e i s t l i c h e r R a t d e s K u r f ü r s t e n Karl T h e o d o r n a c h d e s s e n R e g i e r u n g s ü b e r n a h m e in B a y e r n 1777 w e i t r e i c h e n d e n politischen Einfluß. E r f ü h r t e d e n K a m p f geg e n d i e A u f k l ä r u n g an u n d s u c h t e d i e z u n ä c h s t reichlich fließende finanzielle U n t e r s t ü t z u n g Karl T h e o d o r s f ü r d i e B a y e r i s c h e A k a d e m i e d e r W i s s e n s c h a f t e n zu s c h m ä l e r n . F. stand d e m Inquisitionsgericht ü b e r d e n I l l u m i n a t e n o r d e n vor. E r hatte v e r m u t l i c h Anteil an v e r s c h i e d e n e n p o l e m i s c h e n S c h r i f t e n , v e r ö f f e n t l i c h t e j e d o c h einzig e i n e Trauerrede auf den tödtlichen Hintritt der [...] Herzogin in Ober- und Niederbayern (1790). LITERATUR: Karl T h e o d o r von Heigel: F., I. In: A D B , B d . 7, 1878, S. 2 5 2 f.

Frank,

J a k u b L e j b o w i c z , a u c h J a c o b L e i b F., j ü d i s c h e r S e k t e n f ü h r e r , * 1726 K o r ó l ó w k a (Galizien), t 1 0 . 1 2 . 1791 Offenbach/Main. A u s ä r m l i c h e n Verhältnissen s t a m m e n d , k a m F. auf R e i s e n nach B u k a r e s t und Saloniki mit d e m türkischen S a b b a t i a n i s m u s und der K a b b a l a in V e r b i n d u n g , k e h r t e 1755 nach Polen z u r ü c k und e r n a n n t e sich z u m M e s s i a s und N a c h f o l ger Sabbatai Z w i s . 1756 der H ä r e s i e a n g e k l a g t u n d mit B a n n belegt, n a h m er n a c h 1758 unter kgl. S c h u t z seine ö f f e n t liche Tätigkeit w i e d e r auf. 1757 und 1759 f a n d e n D i s p u t e z w i s c h e n T a l m u d i s t e n u n d F r a n k i s t e n statt, die z u g u n s t e n der A n h ä n g e r F.s e n d e t e n . F. trat 1759 mit 7 0 0 0 A n h ä n g e r n z u m (kath.) C h r i s t e n t u m über, w u r d e j e d o c h , weil er sich w e i t e r als M e s s i a s verehren ließ, v e r h a f t e t und in T s c h e n s t o c h a u interniert. N a c h seiner F r e i l a s s u n g 1772 k a m er über B r ü n n n a c h O f f e n b a c h , w o er sich als B a r o n von F. mit g r o ß e r H o f h a l t u n g niederließ. N a c h d e m T o d s e i n e r T o c h t e r E v a , d i e die F r a n k i s t e n n a c h d e m Tod d e s Vaters a n f ü h r t e , verlor die Sekte an Einfluß. LITERATUR: J o h a n n M a i e r : F, J . / F r a n k i s t i s c h e B e w e g u n g . In: T R E , B d . 10, 1982, S. 3 2 4 - 3 3 0 . - K l a u s S a m u e l D a v i d o w i c z : F., J: In: L T h K 3 , Bd. 4, 1995, Sp. 5 f.

Frank,

J o h a n n G e o r g , e v a n g . T h e o l o g e , * 11.2. 1705 R o d a l b e n (Pfalz), t 20. 1 . 1 7 8 4 H o h n s t e d t bei C a l e n b e r g . F. w u r d e mit Studien zur biblischen C h r o n o l o g i e b e k a n n t (u. a. Novum systema chronologiae fundamentalis, 1778), d i e zu seiner Zeit b e s o n d e r s bei J o h a n n C h r i s t o p h Gatterer auf Z u s t i m m u n g stießen. Sein n e u a u f g e s t e l l t e s a s t r o n o m i s c h c h r o n o l o g i s c h e s S y s t e m basierte auf einer n e u n u n d v i e r z i g j ä h r i g e n D a u e r d e s a l t t e s t a m e n t l i c h e n J o b e l - Z y k l u s . F. starb als S u p e r i n t e n d e n t im F ü r s t e n t u m C a l e n b e r g . WERKE: P o e t i s c h e K i n d e r - T h e o l o g i e : darin der K e r n der H. S c h r i f t in 100. Strophen in Gestalt e i n e s G l a u b e n s b e k ä n n t nisses kürzlich verf. w o r d e n . M i t einer Vorrede von J a c o b W i l h e l m Feuerlein. G ö t t i n g e n 1745, N e u a u s g a b e G ö t t i n g e n 1774. - A s t r o n o m i s c h e G r u n d r e c h n u n g d e r B i b l i s c h e n G e schichte G o t t e s und d e r alten V ö l k e r . D e s s a u , L e i p z i g 1783. LITERATUR: G u s t a v M o r i t z R e d s l o b : F., J. G . In: A D B , B d . 7, 1878, S. 2 5 3 f.

Frank,

W i l h e l m , kath. T h e o l o g e , * 1 6 . 6 . 1858 Z ü l k o w i t z ( O b e r s c h l e s i e n ) , f 2 3 . 8 . 1911 B r e s l a u . F. studierte an der U n i v . B r e s l a u und w u r d e 1883 z u m Priester g e w e i h t . 1 8 8 3 / 8 4 w a r er Kaplan in P e t e r w i z bei Frankenstein, a n s c h l i e ß e n d bis 1887 in Ratibor, k a m 1888 als K u r a t an d i e S t . - M i c h a e l s - K i r c h e in Berlin und w u r d e i m f o l g e n d e n J a h r P f a r r e r der S t . - P i u s - G e m e i n d e . 1899 e r f o l g t e s e i n e E r n e n n u n g z u m Erzpriester, 1900 z u m Geistlichen Rat. F. w a r Vorsitzender d e s K a t h o l i s c h e n A r b e i t e r v e r e i n s in Berlin und g e h ö r t e als M i t g l i e d der Z e n t r u m s p a r t e i seit 1893 d e m R e i c h s t a g an. E r v e r a n l a ß t e die E r r i c h t u n g von kirchlichen B a u t e n , g r ü n d e t e Vereine u n d v e r ö f f e n t l i c h t e Reiseb e s c h r e i b u n g e n , d a r u n t e r Kreuz und quer durchs Mittelmeer (1906, 2 1 9 0 9 ) . LITERATUR: G u n n a r A n g e r : F., W . In: B B K L , Bd. 22, 2 0 0 3 , Sp. 432-350.

Franke,

(August) Hermann, evang. Missionar, Sprachforscher, * 5 . 1 1 . 1 8 7 0 G n a d e n f r e i (Schlesien), t 1 6 . 2 . 1 9 3 0 Berlin. D e r der H e r r n h u t e r B r ü d e r g e m e i n e a n g e h ö r e n d e F., S o h n ein e s K a u f m a n n s und I n h a b e r s einer Färberei, w u r d e in N i e s k y (Oberlausitz) z u m L e h r e r und M i s s i o n a r a u s g e b i l d e t . A n s c h l i e ß e n d L e h r e r i m s ä c h s i s c h e n K l e i n w e l k a , e r l e r n t e er d a s dort n o c h g e s p r o c h e n e W e n d i s c h s o w i e Sanskrit und Altnordisch. N a c h weiteren Studien in Fairfield bei M a n c h e s t e r w a r F. 1 8 9 6 - 1 9 1 0 als M i s s i o n a r in L e h , K h a l a t s e und K y e l a n g i m westlichen H i m a l a j a tätig. Er ü b e r s e t z t e die Bibel ins klassis c h e Tibetisch, d a s M a r k u s e v a n g e l i u m in m e h r e r e r e g i o n a l e S p r a c h e n und g a b seit 1904 die erste tibetische Z e i t u n g heraus. D a n e b e n u n t e r n a h m er a r c h ä o l o g i s c h e F o r s c h u n g s r e i s e n im H i m a l a j a ( A n t i q u i t i e s of Indian Tibet, 1914) und geriet im Ersten Weltkrieg in i n d i s c h e G e f a n g e n s c h a f t . N a c h seiner R ü c k k e h r w a r er D o l m e t s c h e r auf d e m e u r o p ä i s c h e n Kriegss c h a u p l a t z und ließ sich n a c h e r n e u t e r G e f a n g e n s c h a f t 1919 in G n a d e n b e r g nieder. 1922 habilitierte sich F. an d e r U n i v . Berlin f ü r Tibetisch u n d w u r d e 1925 a. o. P r o f e s s o r . LITERATUR: H a n s - W . J a n n a s c h : F., A. H . In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 3 4 5 f.

Franke,

Paul, a u c h F r a n c k e , B a u m e i s t e r , * 1 5 3 7 / 3 8 W e i m a r ( ? ) , t 10. 11. 1615 W o l f e n b ü t t e l . F. w a r 1564-76 B a u s c h r e i b e r b e i m S c h l o ß b a u in H e s s e n / B r a u n s c h w e i g , wurde nach dem Tod des Bauverwalters C o r d t M e n t e 1 5 7 5 / 7 6 von H e r z o g —» Julius von B r a u n s c h w e i g - L ü n e b u r g mit d e r A u s f ü h r u n g der E r w e i t e r u n g s - und N e u g e s t a l t u n g s p l ä n e von W o l f e n b ü t t e l betraut und 1581 z u m B a u v e r w a l t e r bestellt. B i s zu s e i n e m L e b e n s e n d e b e a u f s i c h t i g t e und organisierte F. a n s c h l i e ß e n d d a s h e r z o g l i c h e B a u w e s e n . U n t e r Julius w a r er ü b e r w i e g e n d mit B e f e s t i g u n g s - und W a s s e r b a u t e n befaßt, unter dessen N a c h f o l g e r H e r z o g H e i n r i c h Julius mit p r o f a n e n und sakralen kunstvollen B a u t e n . K ü n s t l e r i s c h beeinflußt d u r c h den z e i t w e i s e in W o l f e n b ü t t e l l e b e n d e n n i e d e r l ä n d i s c h e n B a u meister J o h a n n V r e d e m a n n d e Vries, schuf F. mit der 1604 b e g o n n e n e n W o l f e n b ü t t e l e r M a r i e n k i r c h e d a s erste b e d e u t e n d e W e r k d e s e v a n g . K i r c h e n b a u s i m 17. J a h r h u n d e r t . F r a n k e l , Z a c h a r i a s , j ü d i s c h e r T h e o l o g e , 51 3 0 . 9 . 1 8 0 1 P r a g , t 1 3 . 2 . 1875 Breslau. F., d e s s e n Vorfahren der R a b b i n e r f a m i l i e Spira a n g e h ö r t e n , b e s u c h t e d i e J e s c h i w a h in P r a g und w u r d e 1830 in Pest promoviert. 1831 z u m Kreisrabbiner von L e i t m e r i t z e r n a n n t , w a r er der erste b ö h m i s c h e R a b b i n e r mit einer neuzeitlichen h ö h e r e n B i l d u n g und wirkte vor a l l e m f ü r d i e H e b u n g d e s K u l t u s s o w i e d i e A u s b i l d u n g der J u g e n d . Seit 1836 O b e r r a b b i n e r in D r e s d e n , b e m ü h t e sich F. u m d i e V e r b e s s e r u n g der R e c h t e der S a c h s e n j ü d i s c h e n G l a u b e n s . 1845 trat er demonstrativ a u s der R a b b i n e r v e r s a m m l u n g in F r a n k f u r t / M a i n aus, d a er d i e G o t t e s d i e n s t e w e i t e r in h e b r ä i s c h e r S p r a c h e

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Frankenberg von Ludwigsdorf abhalten wollte. 1844-46 g a b er die „Zeitschrift f ü r die religiösen Interessen des J u d e n t u m s " heraus, g r ü n d e t e 1851 d i e „ M o n a t s s c h r i f t f ü r G e s c h i c h t e und W i s s e n s c h a f t d e s J u d e n t u m s " und w a r seit 1854 D i r e k t o r d e s J ü d i s c h - T h e o l o g i schen S e m i n a r s in B r e s l a u . F. n a h m e i n e v e r m i t t e l n d e P o sition z w i s c h e n k o n s e r v a t i v e n und liberalen J u d e n ein. Er v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Vorstudien zur Septuaginta (1841). LITERATUR: A n d r e a s B r ä m e r : R a b b i n e r Ζ. A . W i s s e n s c h a f t d e s J u d e n t u m s und k o n s e r v a t i v e R e f o r m im 19. J a h r h u n d e r t . H i l d e s h e i m u . a . 2 0 0 0 . - Ders.: F., Z. In: R G G 4 , B d . 3, 2 0 0 0 , Sp. 2 1 4 . - J e a n e t t e S. A l m s t a d / M a t t h i a s W o l f e s : F., Z. In: Β Β K L , B d . 19, 2001, S p . 4 3 0 - 4 4 5 .

F r a n k e n b e r g von Ludwigsdorf, Johann Heinrich ( F e r d i n a n d J o s e p h J o h a n n N e p o m u k ) Graf von, Kardinal, E r z b i s c h o f von M e c h e l n , * 1 8 . 9 . 1 7 2 6 G l o g a u , t 1 2 . 6 . 1804 B r e d a . F. v. L., S o h n eines k u r k ö l n i s c h e n K o m i t i a l g e s a n d t e n , studierte P h i l o s o p h i e an der U n i v . B r e s l a u und T h e o l o g i e in R o m . 1750 w u r d e er K o a d j u t o r d e s E r z b i s c h o f s von G ö r z , 1754 S t i f t s d e k a n in Prag. Seit d e m f o l g e n d e n J a h r D e k a n in B u n z l a u , w a r er von 1759 an E r z b i s c h o f von M e c h e l n und P r i m a s der österr. N i e d e r l a n d e ; 1778 e r n a n n t e ihn P a p s t Pius VI. z u m Kardinal. A l s G e g n e r der kirchlichen R e f o r m p l ä n e K a i s e r J o s e p h s II. protestierte F. v. L. g e g e n die Errichtung d e s staatlichen G e n e r a l s e m i n a r s in L ö w e n als einzig a n e r k a n n t e r A u s b i l d u n g s s t ä t t e f ü r d e n b e l g i s c h e n kath. Klerus; in k a i s e r l i c h e m A u f t r a g p r ü f t e er die L e h r e a m Seminar u n d erklärte sie ö f f e n t l i c h f ü r nicht o r t h o d o x . F. v. L. w i d e r s e t z t e sich d e r F r a n z ö s i s c h e n R e v o l u t i o n , w u r d e 1797 d e s L a n d e s v e r w i e s e n u n d lebte bis zur A u s w e i s u n g aus P r e u ß e n in E m m e r i c h und B o r k e n , später im h o l l ä n d i s c h e n B r e d a . N a c h d e m K o n k o r d a t z w i s c h e n P i u s VII. und N a p o leon verzichtete er auf d a s E r z b i s t u m . LITERATUR: H e i n r i c h B e n e d i k t : F., J. H. F. J. J. N . v. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 3 4 9 f .

D e r F r a n k f u r t e r , Verfasser d e r „ T h e o l o g i a D e u t s c h " , 15.Jh. D e r Verfasser der u m 1400 e n t s t a n d e n e n Theologia Deutsch s t a m m t e n a c h I n f o r m a t i o n e n aus d e m P r o l o g d e r s o g e n a n n ten B r o m b a c h e r H a n d s c h r i f t aus d e m Kreis d e r G o t t e s f r e u n d e u n d war als D e u t s c h e r H e r r Priester und K u s t o s im D e u t s c h h e r r e n h a u s in F r a n k f u r t / M a i n b z w . in der Ord e n s n i e d e r l a s s u n g S a c h s e n h a u s e n . Z u n ä c h s t nur als „ D e r F r a n k f u r t e r ( F r a n c k f o r t e r ) " b e k a n n t , n a n n t e erst —> L u t h e r d e n Traktat Theologia Deutsch. F. verurteilte darin Freigeister und ä u ß e r t e sich u . a . z u m göttlichen Willen s o w i e z u m m e n s c h l i c h e n E i g e n w i l l e n in f ü r ein v o l k s s p r a c h l i c h e s W e r k seiner Zeit t h e o l o g i s c h a n s p r u c h s v o l l e n A r g u m e n t e n . D i e W i r k u n g s g e s c h i c h t e g e h t v o r a l l e m auf d i e von L u t h e r b e s o r g t e n A u s g a b e n von 1516 und 1518 z u r ü c k . Seit 1521 f o l g t e n Ü b e r s e t z u n g e n in zahlreiche S p r a c h e n . D i e Theologia Deutsch gilt n e b e n d e n S c h r i f t e n M e i s t e r —» E c k h a r t s als d a s wichtigste t h e o l o g i s c h e O r i g i n a l w e r k d e u t s c h e r S p r a c h e d e s Mittelalters. LITERATUR: B e r n d M o e l l e r : F. In: N D B , B d . 5, 1961, S. 3 5 0 f. - R u d o l f H a u b s t : W e l c h e r „ F r a n k f u r t e r " schrieb d i e „ T h e o l o g i a d e u t s c h " ? In: T h e o l o g i e und P h i l o s o p h i e 4 8 (1973) S. 2 1 8 - 2 3 9 . - Alois M . Haas: D i e „ T h e o l o gia d e u t s c h " . In: F r e i b u r g e r Z e i t s c h r i f t f ü r P h i l o s o p h i e und T h e o l o g i e 2 5 (1979) S. 3 0 4 - 3 5 0 . - W o l f g a n g von Hinten: D. F. In: V L 2 , Bd. 2, 1980, Sp. 8 0 2 - 8 0 8 . - H e n r i k Otto: Die H e r k u n f t der Vorlage zu L u t h e r s E d i t i o n der T h e o l o g i a D e u t s c h . In: Z e i t s c h r i f t f ü r d e u t s c h e s A l t e r t u m und deutsche Literatur 128 (1999) S. 4 3 4 - 4 4 3 . - H a n s S c h n e i d e r : Z u r H e r k u n f t einer Vorlage f ü r L u t h e r s Edition der „ T h e o logia D e u t s c h " . In: E b d . 13.3 (2004) S. 80-93.

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F r a n k f u r t e r , Naftali, jüdischer Theologe, * 1 3 . 2 . 1 8 1 0 Oberdorf (Württemberg), t 13.4.1866 Hamburg. D e r S o h n eines R a b b i n e r s studierte seit 1830 an d e n Universitäten H e i d e l b e r g u n d T ü b i n g e n und w u r d e 1833 p r o m o viert. N a c h e i n i g e n J a h r e n als H a u s l e h r e r und R a b b i n a t s v o r stand in L e h r e n s t e i n s f e l d g i n g er als R a b b i n e r n a c h B r a u n s b a c h und g a b g e m e i n s a m mit B e r t h o l d A u e r b a c h d i e Lief e r u n g e n 4 und 5 der Gallerie der ausgezeichnetsten Israeliten aller Jahrhunderte ( 1 8 3 6 - 3 8 ) heraus. Seit 1840 Prediger d e r H a m b u r g e r T e m p e l g e m e i n d e , n a h m er 1844 an der B r a u n s c h w e i g e r R a b b i n e r v e r s a m m l u n g u n d 1848 an d e r H a m b u r g e r konstituierenden V e r s a m m l u n g teil. F. b e f a ß t e sich b e s o n d e r s mit d e m Unterrichts- und E r z i e h u n g s w e s e n . E r schrieb u. a. Stillstand und Fortschritt, zur Würdigung der Parteien im heutigen Judentume (1841). F r a n k l , Pinkas Fritz, j ü d i s c h e r T h e o l o g e , * 2 8 . 2 . 1848 U n g a r i s c h - B r o d ( M ä h r e n ) , t 2 2 . 8 . 1887 J o h a n n i s b a d (Böhmen). N a c h d e m S t u d i u m a m J ü d i s c h - T h e o l o g i s c h e n S e m i n a r in B r e s l a u w u r d e F. 1875 S e k r e t ä r bei der israelitischen Allia n z in W i e n , w o er sich mit S t u d i e n z u m K a r ä e r t u m b e f a ß t e . Seit 1877 als N a c h f o l g e r A b r a h a m - > G e i g e r s R a b b i n e r d e r j ü d i s c h e n G e m e i n d e in Berlin, lehrte er seit 1882 mittelalterliche j ü d i s c h e Literatur u n d H o m i l e t i k an der H o c h s c h u l e f ü r d i e W i s s e n s c h a f t des J u d e n t u m s . 1882-86 g a b F. g e m e i n s a m m i t Heinrich - > G r a e t z die von Z a c h a r i a s —> Frankel b e g r ü n d e t e „ M o n a t s s c h r i f t f ü r G e s c h i c h t e und W i s s e n s c h a f t d e s J u d e n t u m s " heraus. Er v e r f a ß t e u. a. Beiträge zur Literaturgeschichte der Karäer ( 1887) und v e r ö f f e n t l i c h t e liturgische Gedichte. LITERATUR: Adolf Brüll: F., P. In: A D B , Bd. 4 8 , S. 7 1 2 .

1904,

F r a n k l - G r i i n , A d o l f , österr. j ü d i s c h e r T h e o l o g e , * 2 1 . 1 . 1847 U n g a r i s c h - B r o d ( M ä h r e n ) , t 1 6 . 2 . 1 9 1 6 Wien. F.-G. studierte a m J ü d i s c h - T h e o l o g i s c h e n S e m i n a r in Breslau s o w i e an den U n i v e r s i t ä t e n Breslau und Jena. N a c h d e r P r o m o t i o n 1877 w u r d e er R a b b i n e r d e r j ü d i s c h e n G e m e i n d e in K r e m s i e r (bis 1911) und lebte d a n a c h in W i e n . N e b e n t h e o l o g i s c h e n und zeitgeschichtlichen S t u d i e n s o w i e R e d e n v e r ö f f e n t l i c h t e F. e i n e Geschichte der Juden in Kremsier und den Nachbargemeinden (3 B d e . , 1896-1901). LITERATUR: Ö B L , Bd. 1, 1957, S. 346. F r a n z L u d w i g , P f a l z g r a f von N e u b u r g , K u r f ü r s t und E r z b i s c h o f von Trier u n d M a i n z —> N e u b u r g , F r a n z L u d wig F r a n z von L a u t e r n , M i n o r i t , * K a i s e r s l a u t e r n (?), t u m 1326 R e g e n s b u r g . F. w a r M i t g l i e d d e s M i n o r i t e n k o n v e n t s in S p e y e r , später d e r B e n e d i k t i n e r a b t e i in A v i g n o n . Von s e i n e m K u s t o s w e g e n sektiererischer N e i g u n g e n bei der K u r i e der H ä r e s i e angeklagt, s u c h t e er Z u f l u c h t bei B i s c h o f E m c h i d o von S p e y e r , w u r d e von i h m ausgeliefert, k o n n t e j e d o c h fliehen. In s e i n e m P r o z e ß g i n g es u m d i e z e i t g e n ö s s i s c h e A u s e i n a n d e r s e t z u n g ü b e r B e t t e l m ö n c h e und d i e A r m u t s f r a g e ; zu seiner A n k l a g e f ü h r t e s e i n e „ O f f e n b a r u n g " ( S e d e cito), die in der Klages c h r i f t d e s K u s t o s M e n g o t u s überliefert ist. LITERATUR: Friedrich B o c k : F. v. L. In: N D B , B d . 5, 1961, S. 372. F r a n z von Retz, D o m i n i k a n e r , T h e o l o g e , * u m 1343 R e t z (Niederösterreich), t 8 . 9 . 1427. In s e i n e m H e i m a t o r t trat d e r a u s einer reichen R e t z e r G u t s b e s i t z e r f a m i l i e s t a m m e n d e F. in d e n D o m i n i k a n e r o r d e n ein, studierte u m 1365-71 an der U n i v . W i e n und w u r d e bei der G r ü n d u n g d e r T h e o l o g i s c h e n F a k u l t ä t d u r c h H e r z o g Alb r e c h t III. von Osterreich z u m D o z e n t e n b e r u f e n . G e m e i n s a m u . a . mit —»Heinrich von L a n g e n s t e i n und —>Heinrich

Franzelin Totting von O y t a b a u t e er die F a k u l t ä t auf, lehrte z u n ä c h s t als Sententiarius und n a c h d e r P r o m o t i o n z u m M a g i s t e r als M a g i s t e r actu regens. Z u seinen S c h ü l e r n zählte - » J o h a n n e s N i d e r . F. w a r 1 3 9 9 - 1 4 1 6 m e h r m a l s D e k a n , d a r ü b e r h i n a u s V e r h a n d l u n g s f ü h r e r der U n i v . g e g e n ü b e r d e n L a n d e s f ü r s t e n , vertrat 1409 die U n i v . auf d e m Konzil in Pisa und w a r an der Vorbereitung d e s K o n s t a n z e r K o n z i l s beteiligt. In s e i n e m K o n v e n t in R e t z w i r k t e er f ü r R e f o r m e n im S i n n e R a i m u n d s von C a p u a und w a r Provinzial-, z e i t w e i s e G e n e r a l v i k a r von Österreich und U n g a r n . F. v e r f a ß t e u . a . ein Defensorium inviolatae virginitatis beatae Mariae. LITERATUR: G u n d o l f Gieraths: F. v. R. In: N D B , B d . 5, 1961, S. 372. - Klaus G r u b m ü l l e r : F. v. R. In: V L 2 , B d . 2, 1980, Sp. 8 3 4 - 8 3 7 . - G e o r g K r e u z e r : F. v. R. In: L T h K 3 , B d . 4, 1995, Sp. 51 f.

Franz,

A d o l p h , kath. T h e o l o g e , Politiker, * 21. 12. 1842 L a n g e n b i e l a u bei R e i c h e n b a c h , t 6. 11. 1916 B a d e n - B a d e n . F., S o h n eines F a b r i k a n t e n , studierte in Breslau und M ü n s t e r , e m p f i n g 1867 d i e P r i e s t e r w e i h e und w a r K a p l a n in Sprottau, 1871-73 R e p e t e n t a m T h e o l o g i s c h e n K o n v i k t in B r e s lau. Seit 1872 redigierte er d i e „ S c h l e s i s c h e V o l k s z e i t u n g " , 1873-77 d a s „ S c h l e s i s c h e K i r c h e n b l a t t " und 1878-81 d i e Z e i t s c h r i f t „ G e r m a n i a " . F. w a r 1872-85 M i t g l i e d d e s p r e u ß . A b g e o r d n e t e n h a u s e s , 1876-92 d e s R e i c h s t a g s . A m K u l t u r k a m p f n a h m er an e x p o n i e r t e r Stelle teil u n d w u r d e in dies e m Z u s a m m e n h a n g zu G e l d - und G e f ä n g n i s s t r a f e n verurteilt. 1882 v o m Fürstbischof in d a s B r e s l a u e r D o m k a p i tel b e r u f e n , leitete F. nach dessen Tod die R e o r g a n i s a t i o n der Diözese, w a r kirchenpolitischer Berater K a r d i n a l G e o r g —» K o p p s u n d w u r d e päpstlicher H a u s p r ä l a t s o w i e A p o stolischer P r o t o n o t a r . Seit 1893 w i e d e r ü b e r w i e g e n d wiss e n s c h a f t l i c h tätig, publizierte er k i r c h e n g e s c h i c h t l i c h e und - p o l i t i s c h e s o w i e liturgische Studien ( u . a . Die Messe im deutschen Mittelalter, 1902). 1907 w a r er Prof. der Liturg i e in M ü n c h e n . WEITERE WERKE: M . A u r e l i u s C a s s i o d o r u s S e n a t o r . B r e s lau 1872. - J o h a n n e s B a p t i s t a Baltzer. Ein B e i t r a g zur n e u e sten G e s c h i c h t e der D i ö z e s e B r e s l a u . B r e s l a u 1873. - D i e g e m i s c h t e n E h e n in Schlesien. Breslau 1878. - Drei d e u t s c h e M i n o r i t e n p r e d i g e r aus d e m 13. und 14. J a h r h u n d e r t . Freib u r g / B r e i s g a u 1907. - D i e kirchlichen B e n e d i k t i o n e n im Mittelalter. 2 B d e . , F r e i b u r g / B r e i s g a u 1909. N a c h d r . G r a z 1960. - D a s R i t u a l e des B i s c h o f s H e i n r i c h I. von B r e s l a u . F r e i b u r g / B r e i s g a u 1912. LITERATUR: A . D . In: A u g u s t i n u s - B l a t t 2 0 (1916) 11, S. 4 6 f. - Josef J u n g n i t z : Prälat A . F. B r e s l a u 1917. - B e r n hard S t a s i e w s k i : F., A . In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 3 7 3 f. T h e o d o r M a a s - E w e r d : F., A . In: L T h K 3 , Bd. 4, 1995, Sp. 2 8 f.

Franz,

Gottfried, evang. Theologe, * 2 9 . 9 . 1 8 0 3 Eutingen (Nassau), t 1 0 . 6 . 1873 W i e n . F. studierte seit 1824 P h i l o s o p h i e und T h e o l o g i e in Göttingen und T ü b i n g e n , b e s u c h t e d a s P r e d i g e r s e m i n a r in H e r b o r n und w a r 1827 K a n d i d a t i m N a s s a u i s c h e n . 1829 k a m er als P f a r r e r an d i e e v a n g . G e m e i n d e H e l v e t i s c h e n B e k e n n t n i s s e s ( H . B . ) in W i e n und w a r 1835-67 G e i s t l i c h e r R a t d e s k . k . e v a n g . K o n s i s t o r i u m s H . B . in W i e n . 1838 w u r d e F. N i e d e r ö s t e r r e i c h i s c h e r S u p e r i n t e n d e n t , 1867 a u ß e r o r d e n t l i c h e s M i t g l i e d d e s E v a n g . O b e r k i r c h e n r a t s . Er beteiligte sich 1848 an der S c h a f f u n g der e v a n g . K i r c h e n v e r f a s s u n g Österreichs. Z e i t w e i s e w a r er P r ä s i d e n t d e r S u p e r i n l e n d e n t e n und V e r t r a u e n s m ä n n e r k o n f e r e n z , 1864 Präsident d e r ersten e v a n g . G e n e r a l s y n o d e H. B. und hatte starken Anteil an der E r h e b u n g der W i e n e r T h e o l o g i s c h e n L e h r a n s t a l t zur E v a n g e l i s c h - T h e o l o g i s c h e n Fakultät. LITERATUR: G u s t a v T r a u t e n b e r g e r : Z u m A n d e n k e n an d e n S u p e r i n t e n d e n t e n D r . G o t t f r i e d Franz. B r ü n n 1873. G . F r a n k : F., G . In: A D B , B d . 7, 1878, S. 316.

Franz,

Ignaz, kath. T h e o l o g e , Dichter, * 12. 1 0 . 1 7 1 9 P r o t z a n (Schlesien), f 1 9 . 8 . 1790 B r e s l a u . F. studierte P h i l o s o p h i e und T h e o l o g i e an der U n i v . Breslau und w u r d e n a c h der P r i e s t e r w e i h e 1742 K a p l a n in G r o ß - G l o g a u , 1753 E r z p r i e s t e r in S c h l a w a , 1766 R e k t o r d e s A l u m n a t s in B r e s l a u s o w i e A s s e s s o r d e s A p o s t o l i schen Vikariats in geistlichen S a c h e n . Er v e r f a ß t e e i n e R e i h e von G e s a n g - und G e b e t b ü c h e r n (u. a. Allgemeines und vollständiges Catholisches Gesangbuch [...], 1774), die m i t ihren z e i t g e m ä ß e n , e i n f a c h e n Texten und M e l o d i e n in stark l e h r h a f t e r Intention g r u n d l e g e n d f ü r den gottesdienstlichen G e b r a u c h d e s d e u t s c h e n kath. K i r c h e n l i e d e s in Schlesien w u r d e n . 1768 übertrug F. das Te Deum in d i e g e r e i m t e Fassung, d i e als Großer Gott, wir loben dich n o c h h e u t e in den G e s a n g - u n d L i e d e r b ü c h e r n enthalten ist. WEITERE WERKE: D i e C h r i s t l i c h - k a t h o l i s c h e L e h r e in Lied e r n . S a g a n 1768. - G e i s t l i c h e R e d e n an d e n F e y e r t a g e n d u r c h d a s Jahr. Breslau 1783. - F a s t e n p r e d i g t e n auf f ü n f Jahre. B r e s l a u 1785. LITERATUR: Walter D ü r i g : D a s Lied „ G r o ß e r G o t t w i r loben D i c h " u n d sein D i c h t e r , der schlesische P f a r r e r u n d R e g e n s I. F. In: A r c h i v f ü r s c h l e s i s c h e K i r c h e n g e s c h i c h t e 38 (1980) S. 175-194. - (Walther L i p p h a r d t ) : F., I. In: M G G 2 P , Bd. 7, 2 0 0 2 , Sp. 2 4 f. F r a n z , J o s e p h , Jesuit, N a t u r f o r s c h e r , * 2 3 . 2 . 1704 L i n z , t 12.4.1776 Wien. Seit 1719 Jesuit, w u r d e F. 1734 Prof. der M a t h e m a t i k , E x p e r i m e n t a l p h y s i k und A s t r o n o m i e in W i e n und errichtete dort d a s O b s e r v a t o r i u m d e r Universität. E r w a r P h i l o s o p h i e l e h r e r J o s e p h s II., reiste 1740 nach K o n s t a n t i n o p e l und ü b e r n a h m später die L e i t u n g d e s von M a r i a T h e r e s i a zur A u s b i l d u n g der D i p l o m a t e n errichteten Orientalischen Kollegs. In seinen S t u d i e n b e f a ß t e sich F. m i t der G e s e t z m ä ß i g k e i t der M o n d finsternis, d e r B a h n e n des M o n d s und d e s M e r k u r s s o w i e der Elektrizität ( D i s s e r t a t i o de natura electri, 1751). WEITERE WERKE: O b s e r v a t i o n e s c o m e t a e a b e o f a c t a e . o. O. 1743. - L u s u s f o l i o r u m g e o g r a p h i c u s . o. O . 1759. LITERATUR: H e i n r i c h Kellner: F., J. In: A D B , B d . 7, 1878, S. 3 1 8 f.

Franz,

W o l f g a n g , luth. T h e o l o g e , * O k t o b e r 1564 P l a u e n , t 2 6 . 1 0 . 1628 W i t t e n b e r g . F. studierte an d e n Universitäten F r a n k f u r t / O d e r und Wittenberg, e r w a r b 1587 d e n M a g i s t e r g r a d und w u r d e 1591 z u m Lic. theol. p r o m o v i e r t . Seit 1598 w a r er in W i t t e n b e r g Prof. der G e s c h i c h t e . Seit 1601 Propst in K e m b e r g , w e c h s e l t e er 1605 als Prof. in d i e T h e o l o g i s c h e F a k u l t ä t und w u r d e P r o p s t an d e r S c h l o ß k i r c h e . F., ein Vertreter d e r luth. Ort h o d o x i e , v e r ö f f e n t l i c h t e Streitschriften g e g e n K a t h o l i k e n , Calvinisten und S o z i n i a n e r , f e r n e r e x e g e t i s c h e W e r k e (Tractatum ... de interpretatione Sacrarum Scripturarum, 1619) und e i n e ( s c h ö p f u n g s t h e o l o g i s c h motivierte) A n l e i t u n g zur E i n b e z i e h u n g d e r Tiere in Predigten ( A n i m a l i u m historia sacra, 1612). LITERATUR: V D 16, F 2 4 6 8 . - V D 17. - K e n n e t h A p p o l d : F., W . In: R G G 4 , B d . 3, 2 0 0 0 , Sp. 2 4 6 .

Franzelin,

J o h a n n Baptist, Jesuit, T h e o l o g e , K a r d i n a l , * 1 5 . 4 . 1 8 1 6 A l d e i n (Südtirol), t 1 1 . 1 2 . 1886 R o m . Seit 1834 M i t g l i e d d e r G e s e l l s c h a f t Jesu, studierte F. Philosophie, lehrte e i n i g e J a h r e in T a r n o p o l und L e m b e r g und k a m 1845 z u m T h e o l o g i e s t u d i u m an d a s C o l l e g i u m Rom a n u m . W ä h r e n d des A u f s t a n d e s g e g e n d i e Jesuiten 1848 n a c h E n g l a n d und L ö w e n e n t s a n d t , b e e n d e t e er dort s e i n e t h e o l o g i s c h e n Studien, lehrte a n s c h l i e ß e n d im f r a n z ö s i s c h e n Vals orientalische S p r a c h e n und w u r d e z u m Priester g e w e i h t . N a c h R o m z u r ü c k g e k e h r t , unterrichtete er seit 1850 a m Collegium R o m a n u m orientalische S p r a c h e n und w a r 1857-76 L e h r s t u h l i n h a b e r d e r D o g m a t i k s o w i e K o n s u l t o r verschiedener K o n g r e g a t i o n e n . F. hatte als päpstlicher T h e o l o g e Anteil

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Franzen an der Vorbereitung und D u r c h f ü h r u n g d e s Ersten Vatikanischen K o n z i l s , v e r f a ß t e d e n ( w e i t g e h e n d ü b e r n o m m e n e n ) E n t w u r f der Konstitution De fide catholica und w u r d e 1876 z u m Kardinal e r n a n n t . Er schrieb u . a . einen Tractatus de verbo incarnato ( 1 8 7 0 , 5 1 9 0 3 ) . LITERATUR: P e t e r Walter: J. B . F. B o z e n 1987 (Bibliogr.). Ders.: F., J. B. In: L T h K \ B d . 4, 1995, Sp. 29.

Franzen,

A u g u s t , kath. T h e o l o g e , K i r c h e n h i s t o r i k e r , * 1 2 . 2 . 1912 B a r m e n ( h e u t e zu W u p p e r t a l ) , f 3 0 . 3 . 1972 Frei bürg. N a c h d e m S t u d i u m der kath. T h e o l o g i e w u r d e der S o h n eines B ä c k e r m e i s t e r s 1937 z u m Priester g e w e i h t u n d 1939 in B o n n z u m D r . theol. p r o m o v i e r t ( D e r Wiederauföau des kirchlichen Lebens im Erzbistum Köln unter Ferdinand von Bayern, Erzbischof von Köln 1612-1650). Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete F. als R e p e t e n t a m E r z b i s c h ö f l i c h e n K o n v i k t in B o n n , seit 1949 als O b e r a s s i s t e n t an der dortig e n Univ., w o er sich 1951 habilitierte ( D i e Kölner Archidiakonate in vor- und nachtridentinischer Zeit). 1960 w u r d e er Prof. f ü r K i r c h e n g e s c h i c h t e und religiöse V o l k s k u n d e in Freiburg. Seit 1940 w a r F. Vorstandsmitglied und seit 1966 Vorsitzender der G e s e l l s c h a f t zur H e r a u s g a b e d e s C o r p u s C a t h o l i c o r u m . A u ß e r d e m g e h ö r t e er d e m Vorstand d e s Freib u r g e r K i r c h e n g e s c h i c h t l i c h e n Vereins an und w a r 1964-72 Vorsitzender d e s S t u d e n t e n w e r k s Freiburg. F. b e s c h ä f t i g t e sich vor a l l e m mit d e r G e s c h i c h t e der R e f o r m a t i o n und d e r k a t h o l i s c h e n R e f o r m im E r z b i s t u m K ö l n . E r v e r f a ß t e e i n e weitverbreitete Kleine Kirchengeschichte (1965, zahlreiche N e u a u f l a g e n ) und e i n e Papstgeschichte (1974). LITERATUR: Von K o n s t a n z nach Trient: B e i t r ä g e zur G e schichte der K i r c h e von den R e f o r m k o n z i l i e n bis z u m Trid e n t i n u m . F e s t g a b e f ü r A. F. H r s g . v. R e m i g i u s B ä u m e r . M ü n c h e n u . a . 1972. - R e m i g i u s B ä u m e r : F., A . In: Badische B i o g r a p h i e n , N. F., Bd. 2, 1978, S. 92 f. - Ders.: F., A . In: L T h K \ B d . 4, 1995, Sp. 29.

Fraunberg,

Josef M a r i a J o h a n n N e p o m u k von und zu, B i s c h o f von A u g s b u r g , E r z b i s c h o f von B a m b e r g , * 1 4 . 1 0 . 1 7 6 8 F r a u n b e r g bei E r d i n g , t 1 7 . 1 . 1 8 4 2 B a m berg. Z u n ä c h s t R e g e n s b u r g e r D o m h e r r , w a r F. 1798-1801 P f a r r e r und E r z d e k a n im o b e r p f ä l z i s c h e n C h a m u n d trat 1801 in d e n b a y e r i s c h e n S c h u l d i e n s t ein. 1802-07 wirkte er als G e n e r a l S c h u l - und S t u d i e n d i r e k t o r unter M a x i m i l i a n J o s e p h von M o n t g e l a s , initiierte die E i n f ü h r u n g der a l l g e m e i n e n S c h u l pflicht ( 1 8 0 2 ) und d a s erste L e h r e r b i l d u n g s g e s e t z (1803), reorganisierte d i e S c h u l a u f s i c h t , rief Industrie- und Feiertagsschulen ins L e b e n und gilt als B e g r ü n d e r der b a y e r i s c h e n Volks- und B e r u f s s c h u l e n . F. w u r d e 1819 B i s c h o f von A u g s b u r g und 1824 E r z b i s c h o f von B a m b e r g ; er w a r R e i c h s r a t der K r o n e B a y e r n . LITERATUR: Josef U r b a n : F., J. M . J. N. Frh. v. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 2 0 6 - 2 0 8 .

Fraunberg,

Vitus (Veit) von, B i s c h o f von R e g e n s b u r g , t 21. 1. 1567 S c h l o ß W ö r t h . F. s t a m m t e aus einer F a m i l i e n i e d e r b a y e r i s c h e r L a n d s a s s e n . Sein Vater w a r der h e r z o g l i c h e V i z e d o m W i l h e l m von F. auf P o x a u . F. w u r d e 1536 D o m h e r r in Freising, 1547 in A u g s b u r g , 1548 in R e g e n s b u r g , 1553 in P a s s a u und 1554 in S a l z b u r g . Seit 1553 w a r er D o m p r o p s t in Freising, seit 1561 in P a s s a u . 1563 z u m B i s c h o f von R e g e n s b u r g g e w ä h l t , erhielt er 1564 die B i s c h o f s w e i h e . F. m u ß t e sich b e s o n d e r s mit R e f o r m a t i o n s p r o b l e m e n , d e m päpstlichen Z u g e s t ä n d n i s d e s L a i e n k e l c h s und d e m Vordringen d e s C a l v i n i s m u s in d e r Oberpfalz, auseinandersetzen. LITERATUR: Karl H a u s b e r g e r : G e s c h i c h t e des B i s t u m s R e g e n s b u r g , Bd. 1. R e g e n s b u r g 1989, S. 321 f. - Ders.: F., V . v. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 4 4 8 - 1 6 4 8 ) , 1996, S. 195.

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F r e c h t , M a r t i n , a u c h Frächt, Frech(t)us, Phrecht, luth. T h e o l o g e , R e f o r m a t o r , * 1494 U l m , f 1 4 . 9 . 1556 T ü b i n gen. D e r H a n d w e r k e r s o h n studierte seit 1514 in H e i d e l b e r g d i e Artes und T h e o l o g i e , b e f r e u n d e t e sich u . a . mit J o h a n n e s —> O e k o l a m p a d und M a r t i n - » B u c e r , n a h m an der Heidelberger Disputation —> L u t h e r s teil und stand im A b e n d m a h l s streit auf der Seite B u c e r s und O e k o l a m p a d s . Seit 1517 M a g i s t e r und D o z e n t , 1524 und 1 5 2 5 / 2 6 D e k a n d e r A r tistenfakultät, w u r d e F. 1529 z u m Lic. theol. p r o m o v i e r t . 1529-31 w a r er t h e o l o g i s c h e r L e k t o r , 1 5 3 0 / 3 1 R e k t o r der Universität und spielte in d e r H e i d e l b e r g e r R e f o r m a t i o n s b e w e g u n g e i n e w i c h t i g e Rolle. Seit 1531 in U l m , w u r d e F. 1533 als N a c h f o l g e r K o n r a d —»Sams Vorsteher der Ulm e r Kirche, d i e er s o w o h l g e g e n s c h r o f f e n Z w i n g l i a n i s m u s als a u c h g e g e n T ä u f e r s o w i e spiritualistische E i n z e l g ä n g e r w i e S e b a s t i a n —»Franck und K a s p a r von —»Schwenckfeld a b z u s c h i r m e n suchte. E s g e l a n g F., d i e von i h m mitunterz e i c h n e t e W i t t e n b e r g e r K o n k o r d i e a u c h in U l m d u r c h z u s e t zen. E r n a h m an m e h r e r e n S c h m a l k a l d i s c h e n B u n d e s t a g e n und an d e n R e l i g i o n s g e s p r ä c h e n in H a g e n a u , W o r m s und R e g e n s b u r g ( 1 5 4 0 / 4 1 u n d 1 5 4 5 / 4 6 ) teil, stellte sich ents c h i e d e n g e g e n d a s A u g s b u r g e r Interim und d i e A n n ä h e r u n g an kath. L e h r e n , w u r d e d e s w e g e n 1548 v e r h a f t e t und verbrachte m e h r e r e M o n a t e unter d e m ü t i g e n d e n H a f t b e d i n g u n g e n in der F e s t u n g K i r c h h e i m / T e c k . N a c h seiner Entlass u n g aus U l m v e r b a n n t , hielt sich F. 1 5 4 9 / 5 0 als E x u l a n t in N ü r n b e r g u n d B l a u b e u r e n auf. 1550 w u r d e er Vorsteher d e s T ü b i n g e r Stifts und erhielt 1552 e i n e P r o f e s s u r an der Universität. 1 5 5 5 / 5 6 w a r er d e r e n R e k t o r u n d w i r k t e an der N e u g e s t a l t u n g der K i r c h e W ü r t t e m b e r g s mit. F. hinterließ e i n e u m f a n g r e i c h e K o r r e s p o n d e n z , T a g e b ü c h e r u n d A u f z e i c h n u n g e n s o w i e g r o ß e P r e d i g t s a m m l u n g e n ; von sein e n W e r k e n g e l a n g t e nur d i e Q u e l l e n e d i t i o n Witichindi Saxonis Rerum ... z u m D r u c k (1532). LITERATUR: V D 17. - G u s t a v B o s s e r t u . a . : B r i e f e M . F.s., d e s U l m e r R e f o r m a t o r s , an seine Gattin aus d e n J a h r e n 1548 und 1549. In: W ü r t t e m b e r g i s c h e V i e r t e l j a h r s h e f t e f ü r L a n d e s g e s c h i c h t e 4 ( 1 8 8 1 ) S. 2 5 2 - 2 5 5 . - R o b e r t Stupperich: F., M . In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 384. - W e r n e r - U l r i c h Deetj e n : Licentiat M . F., P r o f e s s o r u n d P r ä d i k a n t ( 1 4 9 4 - 1 5 5 6 ) . In: D i e E i n f ü h r u n g d e r R e f o r m a t i o n in U l m . Hrsg. v. H a n s E u g e n S p e c k e r und G e r h a r d Weig. U l m 1981, S. 2 6 9 - 3 2 1 . Ders.: F., M . In: T R E , Bd. 10, 1982, S. 4 8 2 - 4 8 4 . - B a r b a r a H e n z e : F., M . In: L T h K \ Bd. 4, 1995, Sp. 8 4 f . - H e r m a n n E h m e r : F., M . In: R G G 4 , B d . 3, 2 0 0 0 , Sp. 2 8 9 .

Frede,

H e r m a n n Josef, kath. T h e o l o g e , * 1 2 . 9 . 1 9 2 2 E l b e r f e l d ( h e u t e zu W u p p e r t a l ) , t 2 9 . 5 . 1998 T u t t l i n g e n . N a c h der T e i l n a h m e a m Z w e i t e n Weltkrieg erhielt F. i m e r z b i s c h ö f l i c h e n P r i e s t e r s e m i n a r in K ö l n seine t h e o l o g i s c h e A u s b i l d u n g . 1951 z u m Priester g e w e i h t , w a r er z u n ä c h s t Kaplan in L e v e r k u s e n - W i e s d o r f u n d studierte seit 1953 T h e o logie in B o n n , w o er 1958 z u m D r . theol. p r o m o v i e r t w u r d e (Untersuchungen zur Geschichte der lateinischen Ubersetzung des Epheserbriefes). A n s c h l i e ß e n d g i n g F. an d a s Vetus-Latina-Institut in B e u r e n , d a s er seit 1972 leitete. Er wirkte an m e h r e r e n E d i t i o n e n d e s Instituts mit, so an d e n P a u l u s b r i e f e n und d e n G e f a n g e n s c h a f t s b r i e f e n der Vulgata. 1981 erhielt er in T ü b i n g e n e i n e H o n o r a r p r o f e s s u r f ü r N e u t e s t a m e n t l i c h e T e x t g e s c h i c h t e . Er w a r M i t h e r a u s g e b e r der Biblia sacra iuxta vulgatam versionem der D e u t s c h e n Bib e l g e s e l l s c h a f t und M i t g l i e d im Beirat der A s s o c i a t i o n Int e r n a t i o n a l e d ' E t u d e s Patristiques. F., der sich auch f ü r Waisen und sozial benachteiligte J u g e n d l i c h e e n g a g i e r t e , w u r d e 1993 P ä p s t l i c h e r Ehrenprälat. LITERATUR: P h i l o l o g i a sacra: B i b l i s c h e und patristische Studien f ü r H . J. F. u n d Walter T h i e l e zu ihrem siebzigsten G e -

Freisen burtstag. Hrsg. v. Roger Gryson. Freiburg 1993. - Christoph Schmitt: F., H. J. In: BBKL, Bd. 18, 2001, Sp. 467-470. Klaus Wachtel: F., H. J. In: LThK\ Bd. 11, 2001, Sp. 80. F r e d e r , Johannes, auch Freter, Frether, Fretther, luth. Theologe, * 29.8.1510 Köslin (Pommern), t 25.1. 1562 Wismar. Seit 1524 in Wittenberg immatrikuliert, wurde F. 1533 Magister und Dozent. Später wechselte er nach Hamburg und war 1537 Konrektor der Johannisschule, 1539 Prediger, seit 1540 Pastor am Dom. Daß er dort die Ordination von dem noch kath. Kapitel nicht erhalten hatte, wurde für seinen weiteren Lebensweg bedeutsam. Sowohl in Stralsund als auch in Greifswald (seit 1549) und auf Rügen (seit 1550), wohin er jeweils als Superintendent berufen wurde, sorgte die fehlende Ordination als kirchenpolitischer Streitpunkt für heftige Auseinandersetzungen grundsätzlicher Art. Schließlich ließ sich F. in Kopenhagen ordinieren, worauf er seine Professur und 1556 das Rügener Superintendentenamt verlor. Seit 1556 Superintendent in Wismar, war F. 1557-59 Visitator in Mecklenburg. Er übersetzte —> Luthers Werke und schrieb niederdeutsche Kirchenlieder. LITERATUR: VD 16, F 2500-2516. - Ernst Kähler: F., J. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 387 f. - Heinz Scheible: F., J. In: RGG 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 289 f. Frei, Hans Wilhelm, kath. Theologe, * 29.4. 1922 Breslau, t 12.9. 1988 New Haven (Connecticut, USA). F., Sohn eines Mediziners aus einer Familie säkularisierter Juden, emigrierte 1935 nach England und 1938 in die USA, wo er 1942 bzw. 1945 Studien am North Carolina State College und an der Universität Yale abschloß. Anschließend war er als „Minister" an der First Baptist Church in North Stratford (New Hampshire) tätig. 1947 kehrte er zum TheologieStudium an die Universität Yale zurück. 1950 wurde F. Assistant Professor für Religionskunde am Wabash College (Indiana) und 1953 assoziierter Prof. für Theologie am Episcopal Theological Seminary of the Southwest, 1954 vorübergehend Visiting Lecturer an der Southern Methodist University. Nach der Promotion 1956 an der Universität Yale kehrte er als Prof. für Theologie an das Episcopal Theological Seminary zurück. Im folgenden Jahr wurde er Assistant Prof. an der Universität Yale. 1959/60 folgte im Rahmen einer Morse Fellowship und eines Fulbright Awards ein Forschungsaufenthalt an der Univ. Göttingen. Seit 1963 war F. Associate Prof., 1974-88 Prof. für Religionskunde an der Universität Yale. 1970/71 war F. daneben Acting Master am Silliman College, 1972-80 Master am Ezra Stiles College und 1975/76 Chairman des Council of Masters von Yale. 1983-86 leitete er das Department of Religious Studies an der Yale Divinity School. F. beschäftigte sich vor allem mit Karl —>Barth und verfaßte u.a. The eclipse of Biblical narrative (1974) und Types of Christian theology (1992). WEITERES WERK: Theology and Narrative: Selected Essays. Hrsg. v. George Hunsinger/William C. Placher. New York 1993. LITERATUR: David E. Demson: H. F. and Karl Barth. Different Ways of Reading Scripture. Grand Rapids 1997. George Hunsinger: F., H. W. In: RGG 4 , Bd. 3, 2001, Sp. 292 f. Freifeldt, Conrad (Raimund), evang. Theologe, * 25.3. 1847 Dorpat, t 31.5.1923 Leningrad. Als Sohn eines Lehrers aus bescheidenen Verhältnissen stammend, Schloß F. an der Univ. Dorpat 1870 die theologischen Studien ab, um anschließend als Rektor eines deutschen Privatgymnasiums in St. Petersburg zu wirken. Seit 1875 Pfarrer in Dorpat, kehrte er 1877 nach St. Petersburg zurück, zunächst an die estnische Johannisgemeinde,

dann an die deutsch-evangelische Gemeinde zu St. Annen, an der er bis zu seinem Lebensende wirkte. Er hatte diplomatische Kontakte bis in höchste zaristische Kreise. Seit 1887 Mitglied, seit 1902 Präses des Generalkonsistoriums der evangelisch-lutherischen Kirche Rußlands, war er auch nach der Revolution 1917 in führender Position tätig. F. wurde 1920 als Bischof erster Vorsitzender des Bischofsrats einer dem Rätesystem angepaßten evang. Kirche. Ihm ist es zu verdanken, daß die Einheitlichkeit und Selbstverwaltung der luth. Kirche Rußlands bis in die dreißiger Jahre hinein erhalten blieb. LITERATUR: Fairy von Lilienfeld: F., C. R. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 396 f. F r e i m a n n , Jakob, jüdischer Theologe, Schriftsteller, * 8. 10. 1866 Krakau, t 23. 12. 1937 Spindlermühle. Nach dem Besuch des Rabbinerseminars in Berlin kam F. als Rabbiner 1893 nach Holleschau (Mähren), 1913 als Oberrabbiner nach Posen. Unter den deutschen Rabbinern war er an führender Stelle tätig und galt als bester Kenner mittelalterlicher hebräischer Literatur. Seit 1928 wirkte F. im Vorsitz des Rabbinatskollegiums Berlin und war auch Lehrer am Rabbinerseminar. F. gab mittelalterliche hebräische Kommentare heraus und veröffentlichte verschiedene Beiträge zur Geschichte der Juden. F r e i n a d e m e t z , Joseph, kath. Missionar, * 15.4. 1852 Abtei (Südtirol), t 28.1.1908 Taikia (Prov. Schantung). Aus bäuerlicher Familie stammend, empfing F. nach dem Studium in Brixen 1875 die Priesterweihe und wurde Kaplan im Gadertal (Südtirol). 1878 trat er in die Missionsgesellschaft des Göttlichen Wortes ein, die ihn 1879 zusammen mit Johann Baptist von —>Anzer als erste Missionare nach China sandte. In Südschantung wirkte er fast 30 Jahre lang in der China-Mission mit. Bei seiner Ankunft 1879 gab es dort 158 Christen, bei seinem Tod war die Gemeinde auf rund 4 6 0 0 0 Mitglieder angewachsen. F., der die chinesische Sprache in Wort und Schrift beherrschte, legte großen Wert auf die Ausbildung eines einheimischen Klerus. Er fand den Tod bei der Pflege von Typhuskranken. 1951 wurde sein Seligsprechungsprozeß eingeleitet. LITERATUR: Johannes Baur: Pater J. F. SVD, ein heiligmäßiger Chinamissionar. Kaldenkirchen 4 1956. - Heinrich Kroes: F., J. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 398 f. - Karl Josef Rivinus: F., J. In LThK\ Bd. 4, 1995, Sp. 118. Freisen, Joseph, kath. Theologe, Jurist, * 14.9.1853 Warstein (Westfalen), t 5.2. 1932 Würzburg. Der Sohn eines Landwirts studierte in Münster, Tübingen, München und Eichstätt Theologie und Rechtswissenschaften. 1878 empfing F. die Priesterweihe und wurde 1881 zum Dr. jur. utr., 1884 zum Dr. theol. promoviert. 1885 habilitierte er sich für Kirchenrecht in Freiburg/Breisgau, verzichtete jedoch auf die Dozentenstelle. Zunächst als Kooperator in Hoinkhausen tätig, war er seit 1892 Prof. für Kirchenrecht in Paderborn. 1905 wechselte er nach erneuter Habilitation als Privatdozent an die Juristische Fakultät Würzburg, wo ihm 1910 eine Honorarprofessur verliehen wurde. F. beschäftigte sich vor allem mit der Geschichte des kanonischen Eherechts, dem deutschen Staatskirchenrecht und der Geschichte Paderborns. Er veröffentlichte u. a. Staat und katholische Kirche in den deutschen Bundesstaaten (2 Bde., 1906, Neudr. 1964), Verfassungsgeschichte der katholischen Kirche Deutschlands in der Neuzeit (1916) und Das Eheschließungsrecht in Spanien, Großbritannien, Irland und Skandinavien (2 Bde., 1918/19). In der zweiten Auflage seiner Geschichte des kanonischen Eherechts bis zum Verfall der Glossenliteratur (1893, erste Aufl. 1888) widerrief F. die Kopulatheorie.

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Freitag WEITERE

WERKE:

Die

Katholischen

Ritualbuecher

der

Nordischen Kirche und ihre Bedeutung für die germanische Rechtsgeschichte. Heidelberg 1909. - Das MilitärKirchenrecht in Heer und Marine des Deutschen Reiches. Nebst Darstellung des außerdeutschen Militärkirchenwesens. Paderborn 1913. LITERATUR: Klaus Mörsdorf: F., J. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 399. - Joseph Weier: F., J. In: LThK 3 , Bd. 4, 1995, Sp. 119. - Richard Puza: F., J. In: RGG 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 334. Freitag, Anton, kath. Missionswissenschaftler, * 4.1.1882 Altenbeken (Paderborn), t 3.4.1968 Steyl. Der Sohn eines Weichenstellers studierte seit 1901 Philosophie in Mödling bei Wien, nach dem Eintritt in die Gesellschaft des Göttlichen Wortes auch Theologie. 1908 zum Priester geweiht, wechselte F. 1910 an die Univ. Münster und wurde 1915 promoviert (Historisch-kritische Untersuchung Uber den Vorkämpfer der indianischen Freiheit Don Fray Bartolomé de Las Casas). 1920-24 war er Schriftleiter der von ihm begründeten Zeitschrift „Der Jesusknabe", 1922-26 Dozent für Missionswissenschaft an der Bischöflichen Akademie in Paderborn und 1924-28 Generalsekretär des Katholischen Akademischen Missionsbunds in Deutschland, dessen Organ „Akademische Missionsblätter" er herausgab. 1938 ging F. als Dozent für Missionswissenschaft an das Priesterseminar Roermond (Niederlande), wo er bis 1952 lehrte. F. veröffentlichte u.a. eine Katholische Missionskunde im Crundriß (1926), Das Missionswerk von heute. Ein Uberblick (1928) und Mission und Missionswissenschaft (1962). Sein Missionsspiel Mata Hari. Das Opfer der Zauberpriesterin erschien 1918. LITERATUR: Kurt Piskaty: F., A. In: LThK 3 , Bd. 4, 1995, Sp. 121 f. - Gunnar Anger: F., A. In: BBKL, Bd. 23, 2004, Sp. 416-423.

F r e n s d o r f f , Salomon, jüdischer Theologe, Pädagoge, Orientalist, * 24.2. 1803 Hamburg, t 23.3. 1880 Hannover. Der Sohn eines Rabbiners studierte 1830-34 in Bonn Philosophie, Philologie und Naturwissenschaften. 1834 kam F. als Rabbinatskandidat nach Frankfurt/Main, wurde 1837 Oberlehrer an der jüdischen Religionsschule in Hannover und war von 1848 bis zu seinem Tod Oberlehrer an der dortigen Bildungsanstalt für jüdische Lehrer. 1846 wurde er an der Univ. Kiel mit einer philosophischen Arbeit promoviert. F. machte sich vorwiegend als Massoraforscher einen Namen. LITERATUR:

Siegfried:

F.,

S.

In:

ADB,

Bd.

7,

1878,

S. 737-739.

Frentzel, Michael, auch Michael F., Brancl, Frencel, evang. Theologe, * 2.2.1628 Pietzschwitz bei Bautzen, t 29.6. 1706 Großpostwitz (Oberlausitz). Die Studien der alten Sprachen und der Theologie Schloß F., dessen Vater Erbrichter von Pietzschwitz und Schosser des Domstifts Bautzen war, 1651 an der Univ. Leipzig ab (Dissertatio de Baptismo). Nach seiner Ordination als Prediger war er zunächst in Kosel (Oberlausitz) tätig und wurde 1662 Pfarrer in Großpostwitz, wo er bis zu seinem Tod blieb. F. gilt als Wegbereiter der obersorbischen Schriftsprache und bekannte sich als erster Sorbe zu gemeinsamen slawischen Wurzeln. Der Übersetzer des Matthäus- und Markus-Evangeliums und Herausgeber einer Gesamtausgabe des Neuen Testaments in sorbischer Schriftsprache war zeit seines Lebens um die Hebung der sorbischen Volksbildung bemüht. WEITERE WERKE: Postwitzscher Taufstein. Bautzen 1687. Gedächtnis der Wunder Gottes. Zittau 1697. LITERATUR: VD 17. - Frido Mètâk: F., M. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 403 f.

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F r e s e n i u s , Johann Philipp, evang. Theologe, * 22.10.1705 Niederwiesen bei Kreuznach, t 4.7.1761 Frankfurt/Main. Der Pfarrerssohn wurde nach dem Studium in Straßburg 1727 Nachfolger seines Vaters und 1734 Burgprediger in Gießen. Seit 1736 Hofdiakonus in Darmstadt, gründete F. dort eine Proselytenanstalt, in der Juden für den evang. Glauben gewonnen werden sollten. Als a. o.Prof. kehrte er 1742 nach Gießen zurück und wechselte ein Jahr später nach Frankfurt/Main, wo er bis zu seinem Tod blieb. 1748 wurde F. Hauptprediger und Konsistorialrat an der Barfüßerkirche; er war Anhänger einer gemäßigten Orthodoxie. F. taufte Goethe, hatte zuvor dessen Eltern getraut und wurde von ihm als „guter Kanzelredner" bezeichnet. LITERATUR: Gerhard Johannes Raisig: Theologie und Frömmigkeit bei J. P. F. Eine Studie zur Theorie und Lebenspraxis im Pietismus der frühen Aufklärung. Bern, Frankfurt/Main 1975. - Klaus von Orde: F., J. P. In: RGG 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 345. F r e u d e n b e r g , Adolf, evang. Theologe, * 4.4. 1894 Weinheim, t 7. 1. 1977 Bad Vilbel. F. studierte 1919-22 Rechtswissenschaft in Freiburg, wo er zum Dr. jur. promoviert wurde (Die völkerrechtliche Stellung der Freien Stadt Danzig unter Hervorhebung ihres Verhältnisses zum Völkerbund), und trat anschließend in den Auswärtigen Dienst ein. 1935 wurde er wegen seiner jüdischen Ehefrau entlassen. 1935-38 studierte er in Bethel, Berlin und Basel Theologie, war 1939 Koordinator der ökumenischen Flüchtlingshilfe in London und 1939-45 Sekretär des Flüchtlingsdienstes des Ökumenischen Rats der Kirchen (ORK) in Genf. 1943 zählte er zu den Autoren eines vom Jüdischen Weltkongreß und dem ORK publizierten Memorandums, das die Alliierten und den Vatikan über den Holocaust aufklären sollte. Nach dem Krieg lebte F. 1947-59 als Pfarrer in Bad Vilbel. Er war 1949 Mitbegründer und 1950-65 Vorstandsmitglied des Deutschen Koordinierungsrats der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit, 1952-66 Vorsitzender des hessisch-nassauischen Verbands des Evang. Arbeitskreises Kirche und Israel sowie 1961 Mitbegründer der Arbeitsgemeinschaft Juden und Christen beim Evang. Kirchentag. F. bemühte sich zeitlebens um die Verbesserung des Verhältnisses von Juden und Christen. 1945 forderte er die Evangelische Kirche in Deutschland auf, sich zur Mitschuld am Holocaust zu bekennen. LITERATUR: Konrad Raiser: Juden, Christen und die Ökumene: A. F. 1894-1994, ein bemerkenswertes Leben. Frankfurt/Main 1994. - Hartmut Ludwig: F., A. In: RGG 4 , Bd. 3, 2001, Sp. 350. F r e u d e n s p r u n g , Sebastian, kath. Theologe, Historiker, Lehrer, * 14.1. 1796 Straubing, f 14.7. 1866 Straubing. Der Sohn eines Chorregenten studierte 1814-18 Jura und Theologie in Landshut. Nach der Priesterweihe wurde er 1818 Oberprogymnasiallehrer in München. Später war er als Prof. an Gymnasien in Würzburg, Neuburg/Donau und München, 1834-57 am Lyzeum in Freising tätig, dessen Rektor er 1838 wurde. 1849 wurde er Mitglied der Abgeordnetenkammer. F. schrieb eine Geschichte des Königreiches Bayern (1856). F r e u d e n t h a l , Max, Rabbiner, * 12.6. 1868 Neuhaus/ Saale, t 11.7. 1937 München. F., Sohn eines Volksschullehrers, wuchs in der Pfalz auf. Seit 1886 besuchte er das Jüdisch-Theologische Seminar in Breslau und studierte an der dortigen Univ. Geschichte und Philosophie; 1890 wurde er in Greifswald zum Dr. phil. promoviert (Die Erkenntnislehre Philos von Alexandria). Seine theologischen Studien setzte er unter dem Rabbiner Ferdinand Rosenthal fort. 1893 wurde F. Rabbiner in Dessau;

Frey er übte auch das Amt des Landesrabbiners von Anhalt aus. Seit 1900 wirkte er als Rabbiner in Danzig, 1907-35 in der israelitischen Kultusgemeinde von Nürnberg, wo er die Jakob Herz-Loge gründete. F. war Mitbegründer der „Vereinigung für das liberale Judentum in Deutschland", Präsidiumsmitglied des Verbands bayerischer israelitischer Gemeinden und seit 1922 Vorsitzender der bayerischen Rabbinerkonferenz. Er veröffentlichte u.a. Die israelitische Kultusgemeinde Nürnberg 1874-1924 (1925). LITERATUR: Arnd Müller: Geschichte der Juden in Nürnberg 1146-1945. Nürnberg 1968. - Jeanette S. Almstad/Matthias Wolfes: F., M. In: BBKL, Bd. 19, 2001, Sp. 448-452. F r e u n d o r f e r , Joseph, auch Josef F., kath. Theologe, Bischof von Augsburg, * 31.8.1894 Bischofsmais/Bayerischer Wald, t 11.4. 1963 Augsburg. F. studierte Theologie in Passau, München und am Päpstlichen Bibelinstitut in Rom. 1920 zum Priester geweiht, wurde er 1926 promoviert; zwei Jahre später habilitierte er sich. 1928-30 war er als Privatdozent für neutestamentliche Exegese an der Univ. München tätig, bevor er 1930 als Prof. an die Philosophisch-Theologische Hochschule Passau wechselte, deren Rektor er seit 1947 war. 1949 zum Päpstlichen Hausprälaten ernannt, wurde F. im selben Jahr Bischof von Augsburg. Er unterstützte vor allem den Ausbau des sozialen Wohnbaus. Seit 1930 war F. Herausgeber der „Biblischen Zeitschrift". Er veröffentlichte u.a. Erbsünde und Erbtod beim Apostel Paulus (1929). WEITERE WERKE: Das ewige Evangelium des Kreuzes. Krailling 1939. - Vorsehung, Leid und Krieg. Biblische Gedanken. Würzburg 1940. - Jesus Christus unsere religiöse Wirklichkeit. Passau [1944], - Hirtenwort zum Ulrichsjahr 1955. Augsburg 1955. LITERATUR: Engelbert M. Buxbaum: Bischof Dr. J. F. (1894-1963). In: Ostbairische Grenzmarken 25 (1983) S. 31-59. - Georg Schmuttermayr: F., J. In: LThK 3 , Bd. 4, 1995, Sp. 132. - Peter Rummel: F., J. In: Gatz, Bischöfe (1945-2001), 2002, S. 54-56. - Engelbert M. Buxbaum: Dr. J. F. - Bischof von Augsburg. Leben und Wirken. Vom niederbayerischen Waldlerbuben zum Hochschulprofessor und regierenden Bischof. Regensburg 2004.

Frey, Franz Andreas, kath. Theologe, * 20.7.1763 Bamberg, t 24.6. 1820 Bamberg. Nach dem Studium der Theologie empfing F., Sohn eines fürstbischöflichen Marstallbediensteten, 1787 die Priesterweihe und wurde 1788 zum Lic. theol. und 1798 zum Dr. jur. utr. promoviert. Zunächst als Hofmeister zweier Grafen von Horneck tätig, studierte er gleichzeitig in Bamberg und Würzburg Jura, um sich für das kirchenrechtliche Lehramt vorzubereiten. Seit 1795 hielt er Vorlesungen an der Univ. Bamberg, bis diese 1803 aufgelöst wurde. Danach setzte er seine Lehrtätigkeit für Kirchenrecht, Kirchengeschichte und Dogmatik am dortigen Lyzeum fort. Wegen seines umfangreichen Wissens war er auch ein begehrter Mitarbeiter der Bistumsverwaltung; er wirkte u.a. bei der Vorbereitung des bayerischen Konkordats 1817 mit. F. veröffentlichte u. a. Allgemeines Religions-, Kirchen- und Kirchenstaatsrecht, aus Grundbegriffen entwickelt (1809, 2 1822) und Kritischer Commentar über das Kirchenrecht... für Katholiken und Protestanten (5 Bde., 1812-33). WEITERES WERK: Bemerkungen zu der Schrift. Ideen zu der Organisation der deutschen Kirche. Ein Beitrag zum künftigen Konkordate. Frankfurt/Main 1814. Bamberg 1815. LITERATUR: Wilhelm Heß: F., F. A. In: Lebensläufe aus Franken. Bd. 2. Hrsg. v. Anton Chroust. Würzburg 1922, S. 119-133. - Fridolin Dreßler: F., F. A. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 417. - Euchar-Franz Schuler: Die Bamberger Kirche im Ringen um eine freie Kirche im freien Staat. Das Werden und Wirken des Bamberger Kirchenrechtlers und Kirchenpolitikers F. A. F. (1763-1820) in den Auseinandersetzungen mit dem Josephinistischen Staatskirchentum. Bamberg 1979.

F r e u n d t , Leopold, auch Freund, Frynd, Orgelbauer, * um 1640 Passau, t 1727 Passau. Der aus einer angesehenen Passauer Orgelbauerfamilie stammende F. erlernte in der Familienwerkstatt sein Handwerk. 1678 übernahm er den florierenden Betrieb und leitete ihn bis zu seinem Tod. Vom Stil her dem Hochbarock verpflichtet, zählt die 1687 fertiggestellte Domorgel von Passau zu F.s Meisterwerken. LITERATUR: Oskar Eberstaller: Orgeln und Orgelbauer in Österreich. Graz/Köln 1955. - Rudolf Quoika: F., L. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 412f.

Frey, Johann Ludwig, schweizer, reformierter Theologe, * 16.11.1682 Basel, t 28.2. 1759 Basel. F., Sohn eines Kaufmanns und Ratsherrn, studierte in seiner Vaterstadt Theologie und Orientalistik; 1699 erwarb er den Grad eines Magisters. In Zürich, Genf und Paris setzte er insbesondere seine orientalischen Studien fort, bevor er 1705 nach Basel zurückkehrte. Im folgenden Jahr habilitierte er sich dort für Katechetik und Orientalistik, wurde 1711 o.Prof. der Geschichte und a. o.Prof. der Theologie; 1737 übernahm er den Lehrstuhl für alttestamentliche Wissenschaft, den er bis zu seinem Tod innehatte. Als Schüler von Samuel —> Werenfels war F. ein Vertreter der „Vernünftigen Orthodoxie". Im Andenken an seinen Freund Johannes —»Grynaeus gründete er 1747 das Frey-Grynaeische Institut zur Förderung des theologischen Studiums. LITERATUR: Ernst Staehelin: F., J: L. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 419. - Andreas Urs Sommer: F., J. L. In: RGG 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 356 f.

Frey, Bernhard, Jesuit, Theologe, * 30.11. 1609 oder 1610 Oberstdorf, t 22.10. 1685 München. F. trat 1626 in die Gesellschaft Jesu ein, studierte Philosophie und Theologie, war zunächst als Prof. in Ingolstadt tätig und wurde 1646 Rektor des Kollegs in Luzern. Seit 1652 Prediger in Sulzbach, bewirkte er 1656 die Konversion des Pfalzgrafen Christian August zum kath. Glauben und war dessen Hofbeichtvater und Berater. Er verfaßte zahlreiche Gutachten in kirchenrechtlichen Angelegenheiten. WERKE: Causa efficiens, speculative operans. o. O. 1639. Controversiae phys. de anima corporis naturalis in communi. Ingolstadt 1644. - Controversiae philos, de quatuor gradibus entis, esse, vivere, sentire, intelligere. Ingolstadt 1644. LITERATUR: VD 17. - Kurt Eberhard: Pater B. F. aus Oberstdorf. Ein einflußreicher Moraltheologe und Hofbeichtvater der Wittelsbacher. Kempten 1987. - Michael Schaich: F., B. In: LMU, Bd. 1, 1998, S. 130-132.

Frey, Johann Michael, kath. Theologe, Historiker, * 21.9.1788 Schweighofen, t 8.1.1854. F. stammte aus einer Bauernfamilie und studierte in Straßburg Philosophie und Theologie; 1812 wurde er dort zum Priester geweiht. Danach war er als Kaplan, später als Pfarrer in verschiedenen Orten im Elsaß tätig, bevor er 1822 zum Distriktschulinspektor für die kath. Volksschulen des Bezirksamtes Germersheim ernannt wurde. 1826 übernahm er die Pfarrei Hatzenbühl, in der er bis zu seinem Tod seelsorgerisch wirkte. F. gehört zu den bedeutenden pfälzischen Geschichtsschreibern des 19. Jahrhunderts. Er veröffentlichte u. a. einen Versuch einer geographisch-historischstatistischen Beschreibung des königlich baierischen Rheinkreises (4 Bde., 1836/37). LITERATUR: Johannes Mayerhofer: J. M. F. In: Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz 19 (1895) S. 170-176.

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Freyberg-Allmendingen Freyberg-Allmendingen,

J o h a n n C h r i s t o p h Reichsritter (seit 1644 R e i c h s f r e i h e r r ) v o n , B i s c h o f von A u g s b u r g , * 2 8 . 9 . 1 6 1 6 A l t h e i m / K o n s t a n z , t 1.4. 1690 S c h l o ß Dillingen. F.-A. studierte seit 1626 in Dillingen und seit 1635 in Ingolstadt. 1629 w u r d e er D o m i z e l l a r der Propstei E l l w a n g e n , 1630 d e s D o m k a p i t e l s von A u g s b u r g . 1642 erhielt er d i e P r i e s t e r w e i h e . N a c h d e m F.-A. 1644 R e i c h s f r e i h e r r g e w o r d e n war, b e t r a u t e m a n ihn 1646 mit der P r ä s i d e n t s c h a f t d e s H o f r a t s d e r Dillinger H o c h s t i f t - R e g i e r u n g . Seit 1655 D e kan, w a r er 1660-74 F ü r s t p r o p s t von Ell w a n g e n , 1661-66 a u c h A d m i n i s t r a t o r u n d seit 1666 Fürstbischof von A u g s burg. 1667 z u m B i s c h o f g e w e i h t , setzte sich F.-A. f ü r d i e U m s e t z u n g d e r K o n z i l s d e k r e t e von Trient ein. Er betrieb liturgische R e f o r m e n , ging g e g e n den P r i e s t e r m a n g e l vor und f ü h r t e e i n e Generalvisitation aller P f a r r e i e n in s e i n e m Bist u m d u r c h . Er ließ den D o m von A u g s b u r g b a r o c k i s i e r e n . LITERATUR: V D 17. - Peter R u m m e l : F.-A., J. C. Reichsritter v. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 6 4 8 - 1 8 0 3 ) , 1990, S. 127-129. Walter A n s b a c h e r : D a s B i s t u m A u g s b u r g in b a r o c k e m A u f bruch. Kirchliche E r n e u e r u n g unter Fürstbischof J. C. v. F. (1665-1690). Augsburg 2001.

Freylinghausen,

G o t t l o b Anastasius, e v a n g . T h e o l o g e , * 12. 10. 1719 Halle, t 18.2. 1785 Halle. Der S o h n J o h a n n A n a s t a s i u s —>F.s w u r d e i m elterlichen H a u s e unterrichtet und g i n g als S e c h z e h n j ä h r i g e r an d i e U n i v . Halle, w o er sich vor a l l e m g r ü n d l i c h e philologische K e n n t n i s s e e r w a r b . N a c h d e m A b s c h l u ß seiner Studien unterrichtete er z u n ä c h s t an einer L a t e i n s c h u l e , später an d e r U n i v . Halle. 1753 w u r d e er a. o . P r o f . , 1771 o . P r o f . der T h e o l o g i e . I m selben J a h r e r f o l g t e seine P r o m o t i o n sow i e s e i n e E r n e n n u n g z u m D i r e k t o r des W a i s e n h a u s e s und P ä d a g o g i u m s . U n t e r F.s L e i t u n g verlor d i e s e r e n o m m i e r t e Institution j e d o c h erheblich an B e d e u t u n g , so d a ß a u c h d i e S c h ü l e r z a h l e n u n d die S p e n d e n b e r e i t s c h a f t a b n a h m e n . LITERATUR: U d o Sträter: F., J. A . In: R G G 4 , B d . 3, 2 0 0 0 , Sp. 357.

Freylinghausen,

Johann Anastasius, evang. Theologe, L i e d e r d i c h t e r , K o m p o n i s t , * 2. 12. 1670 G a n d e r s h e i m , t 1 2 . 2 . 1739 Halle. N a c h d e m S t u d i u m der T h e o l o g i e in Jena, d a s ihn in B e r ü h r u n g mit d e m P i e t i s m u s brachte, w u r d e F., S o h n eines K a u f m a n n s , H a u s l e h r e r in E r f u r t . Dort m a c h t e er d i e B e k a n n t s c h a f t von A u g u s t H e r m a n n —> F r a n c k e , d e s s e n langjähriger M i t a r b e i t e r und S c h w i e g e r s o h n F. w u r d e . Seit 1696 half er i h m 2 0 J a h r e lang unentgeltlich z u n ä c h s t als P f a r r a d j u n k t in G l a u c h a , d a n n bei der B e t r e u u n g u n d Org a n i s a t i o n des W a i s e n h a u s e s und P ä d a g o g i u m s , d e s s e n M i t initiator er war, in Halle. 1727, n a c h F r a n c k e s Tod, w u r d e er O b e r p f a r r e r von St. Ulrich und g e m e i n s a m mit F r a n c k e s S o h n Gotthilf A u g u s t —> F r a n c k e N a c h f o l g e r als D i r e k t o r beider A n s t a l t e n in Halle. F. w u r d e v o r a l l e m als H e r a u s g e ber z w e i e r S a m m l u n g e n pietistischer K i r c h e n l i e d e r b e k a n n t {Geistreiches Gesangbuch, 1704; Neues Geistreiches Gesangbuch, 1714), d i e w e i t e Verbreitung f a n d e n und auch eig e n e L i e d k o m p o s i t i o n e n enthielten. D i e u m f a n g r e i c h e n Lied e r s a m m l u n g e n trugen zur pietistischen D u r c h d r i n g u n g d e s L u t h e r t u m s im 18. J a h r h u n d e r t m a ß g e b l i c h bei. F. v e r ö f f e n t lichte f e r n e r e i n e Grundlegung der Theologie (1703). Er w a r der Vater von G o t t l o b A n a s t a s i u s —> F. WEITERE WERKE: C o m p e n d i u m oder k u r z e r B e g i f f d e r g a n z e n christlichen L e h r e [ . . . ] . H a l l e 1705. - Hrsg.: Einige, T h e i l s neue, theils nicht überall b e k a n t e M e l o d e y e n . U m 1710. - F.s L i e d e r . H r s g . v. L u d w i g Grote. H a l l e 1855. LITERATUR: V D 17. - C h r i s t i a n e E n g e l b r e c h t : F., J. A. In: N D B , B d . 5, 1961, S. 4 2 2 f. - D i a n n e M a r i e M a c M u l l e n : T h e Geistreiches G e s a n g b u c h of J. A . F. 1670-1739. A G e r m a n pietist h y m n a l . 2 B d e . , Diss. A n n A r b o r , M i c h i g a n

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1987. - D i e t e r B r e u e r : F., J. A: In: L T h K 3 , B d . 4, 1995, S p . 135. - „ G e i s t - r e i c h e r " G e s a n g . Halle und d a s pietistis c h e Lied. Hrsg. v. G u d r u n B u s c h . T ü b i n g e n 1997. - U d o Sträter: F., J. A . In: R G G 4 , B d . 3, 2 0 0 0 , S p . 357. - Walter B l a n k e n b u r g / D o r o t h e a S c h r ö d e r : F., J. A . In: N G r o v e D , B d . 9, 2 2 0 0 1 , S. 2 5 6 f. - R a i n e r B a y r e u t h e r : F., J. A . In: M G G 2 P , Bd. 7, 2 0 0 2 , Sp. 9 8 - 1 0 1 .

Freysleben,

Johannes, auch Eleutherobius, evang. Theologe, * 1490 M a r k t r e d w i t z ( O b e r f r a n k e n ) , t u m 1550 W i l c h e n r e u t h bei N e u s t a d t / W a l d n a a b . F., S o h n eines N o t a r s , studierte die A r t e s in L e i p z i g und w u r d e 1519 K a p l a n in E l b o g e n . Dort w a r er an d e r A b f a s s u n g einer der ersten e v a n g . K i r c h e n o r d n u n g e n beteiligt, in der u. a. die d e u t s c h e S p r a c h e bei d e r T a u f e e i n g e f ü h r t w u r d e (1522). I m selben J a h r w u r d e er P r e d i g e r in W e i d e n , von w o er j e d o c h 1524 als e v a n g . a u s g e w i e s e n w u r d e . In d e n f o l g e n d e n J a h r z e h n t e n bis zu s e i n e m Tod ist er an zahlreichen O r t e n im s ä c h s i s c h - t h ü r i n g i s c h e n , f r ä n k i s c h e n u n d b a y e r i s c h e n R a u m als P r e d i g e r und P f a r r e r bezeugt. WERKE: D a s S a l v e R e g i n a nach d e m richtscheyt, d a s d a hayst G r a p h i t h e o p n e u s t o s e r m e s s e n und abgericht. R e g e n s burg 1523. LITERATUR: V D 16, F 2 6 3 1 - 2 6 3 2 . - O t t o C l e m e n : E i n e unb e k a n n t e S c h r i f t von F., d e m B e g r ü n d e r d e r R e f o r m a t i o n in der O b e r p f a l z . In: Z e i t s c h r i f t f ü r b a y e r i s c h e K i r c h e n g e s c h i c h t e 16 ( 1 9 4 1 ) S. 4 8 - 5 2 . - M a t t h i a s S i m o n : D e r L e b e n s g a n g d e s ersten e v a n g e l i s c h e n P r e d i g e r s in der O b e r p f a l z , J. F. In: E b d . 2 9 (1960) S. 25-32. - Ders.: F., J. In: N D B , B d . 5, 1961, S. 396.

Freytag,

Walter, e v a n g . T h e o l o g e , * 2 8 . 5 . 1899 N e u d i e tendorf bei E r f u r t , t 24. 1 0 . 1 9 5 9 H e i d e l b e r g . F. studierte in T ü b i n g e n , M a r b u r g und Halle T h e o l o g i e und w u r d e 1925 in H a m b u r g z u m Dr. phil. p r o m o v i e r t (Die Grundformen religiöser Beeinflussung und Erziehung in Thohicks ,Sündenbuch'). Seit 1928 Direktor d e r D e u t s c h e n E v a n g e l i s c h e n M i s s i o n s h i l f e in Berlin, m a c h t e er sich bald als M i s s i o n s w i s s e n s c h a f t l e r einen N a m e n . Sein b e s o n deres Interesse galt den n e u e n K i r c h e n im F e r n e n O s t e n ( u . a . Kirchen im neuen Asien, 1958). Seit 1929 als D o z e n t f ü r M i s s i o n s w i s s e n s c h a f t in H a m b u r g und Kiel tätig, w u r d e F. im selben J a h r a u c h M i s s i o n s d i r e k t o r der h a n s e s t ä d t i s c h e n K i r c h e n . 1943 erhielt er aus politischen G r ü n d e n L e h r v e r b o t . 1953 w u r d e er auf einen L e h r s t u h l f ü r M i s s i o n s w i s s e n s c h a f t und ö k u m e n i s c h e B e z i e h u n g e n der K i r c h e n an d e r U n i v . H a m b u r g b e r u f e n und g r ü n d e t e 1954 dort die M i s s i o n s a k a d e m i e . F. w a r an der Vereinigung von I n t e r n a t i o n a l e m M i s sionsrat und Ö k u m e n i s c h e m R a t der K i r c h e n beteiligt und auf zahlreichen R e i s e n d u r c h d i e g a n z e Welt i m D i e n s t der internationalen M i s s i o n s a r b e i t d e r protestantischen K i r c h e n tätig. WEITERE WERKE: D i e j u n g e C h r i s t e n h e i t i m U m b r u c h d e s O s t e n s . Vom G e h o r s a m des G l a u b e n s unter den V ö l k e r n . Berlin 1938. - R e d e n und A u f s ä t z e . 2 B d e . , M ü n c h e n 1961. LITERATUR: Basileia. W . F. z u m 60. G e b u r t s t a g . Hrsg. von J a n H e r m e l i n k u n d H a n s J o c h e n M a r g u l i . Stuttgart 1959 (Bibliogr.). - J o h a n n e s Triebel: B e k e h r u n g als Ziel der m i s s i o narischen V e r k ü n d i g u n g . Die T h e o l o g i e F.s u n d d a s ö k u m e n i s c h e G e s p r ä c h . E r l a n g e n 1976. - H a n s W e r n e r G e n s i chen: W . F. In: M i s s i o n L e g a c i e s . Hrsg. v. G e r a l d H. A n d e r s o n u . a . N e w York 1994, S. 4 3 5 - 4 4 4 . - G e o r g H i n t z e n : F., W . In: L T h K 3 , B d . 4, 1995, S p . 135 f. - T h e o d o r A h r e n s : F., W . In: R G G 4 , B d . 3, 2 0 0 0 , S p . 3 5 7 f.

Frick,

(Friedrich Emil H e i n r i c h ) C o n s t a n t i n , e v a n g . T h e o loge, * 5 . 3 . 1877 M a g d e b u r g , f 1 9 . 2 . 1 9 4 9 B r e m e n . F., S o h n eines Pastors, studierte an d e n U n i v e r s i t ä t e n H a l l e und G r e i f s w a l d T h e o l o g i e und w u r d e 1902 ordiniert. N a c h

Friderich e i n e m A u s b i l d u n g s j a h r a m D o m k a n d i d a t e n s t i f t in Berlin erhielt er 1903 sein erstes A m t als Vereinsgeistlicher der I n n e ren M i s s i o n in G o d e s b e r g und übersiedelte 1905 n a c h B r e m e n , w o er bis 1916 I n s p e k t o r der Inneren M i s s i o n war. D a n a c h w i r k t e F. als P a s t o r an der d o r t i g e n L i e b f r a u e n k i r che, zugleich als Vorsteher d e r e v a n g . D i a k o n i s s e n a n s t a l t und w u r d e 1934 unter B e i b e h a l t u n g seiner Ä m t e r in B r e m e n z u m P r ä s i d e n t e n d e s Z e n t r a l a u s s c h u s s e s f ü r die I n n e r e M i s s i o n b e r u f e n , d e n er bis 1946 leitete. F. trug w e s e n t l i c h zur E n t s t e h u n g der „ D e u t s c h e n Liga der freien W o h l f a h r t s p f l e g e " ( 1 9 2 5 ) bei. LITERATUR: G e o r g Bessell: P a s t o r C. F. Ein L e b e n s b i l d . B r e m e n 1957. - Ders.: F., F. E. H. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 4 3 0 f. F r i c k , H e i n r i c h , e v a n g . T h e o l o g e , * 2. 11. 1893 D a r m stadt, t 3 1 . 1 2 . 1952 M a r b u r g / L a h n . F. studierte an d e n U n i v e r s i t ä t e n G i e ß e n und T ü b i n g e n T h e o l o g i e , w u r d e 1918 p r o m o v i e r t , w a r 1917-19 P f a r r assistent an der D a r m s t ä d t e r P a u l u s k i r c h e u n d habilitierte sich dort 1919 f ü r a l l g e m e i n e R e l i g i o n s w i s s e n s c h a f t und M i s s i o n s k u n d e . Er w a r P r i v a t d o z e n t in D a r m s t a d t , seit 1921 an der U n i v . G i e ß e n , w o er 1924 a. o. und n o c h im selben J a h r o. Prof. f ü r p r a k t i s c h e T h e o l o g i e w u r d e . Seit 1926 o. Prof. f ü r s y s t e m a t i s c h e T h e o l o g i e und a l l g e m e i n e Relig i o n s g e s c h i c h t e , siedelte F. 1929 als Prof. der s y s t e m a t i schen T h e o l o g i e und R e l i g i o n s w i s s e n s c h a f t a n d i e U n i v . M a r b u r g über. Z u seinen W e r k e n zählt die 1928 e r s c h i e n e n e A b h a n d l u n g Vergleichende Religionswissenschaft. LITERATUR: R e i n h a r d N e u b a u e r : H. F. In: I n g e b o r g S c h n a c k (Hrsg.): M a r b u r g e r G e l e h r t e in d e r ersten H ä l f t e d e s 20. J a h r hunderts. M a r b u r g 1977, S. 75-90. F r i c k , Karl, Jesuit, P h i l o s o p h , * 4. 1 1 . 1 8 5 6 L e v i s (Vorarlberg), t 1.7. 1931 F e l d k i r c h (Vorarlberg). F. trat 1872 in G o r h e i m in die G e s e l l s c h a f t Jesu ein, setzte das N o v i z i a t in E x a t e n fort u n d a b s o l v i e r t e d i e O r d e n s s t u dien der P h i l o s o p h i e in W i j n a n d s r a d e u n d B l y e n b e c k , die d e r T h e o l o g i e in Ditton Hall ( G r o ß b r i t a n n i e n ) . Seit 1879 n a h m er v e r s c h i e d e n e A u f g a b e n i n n e r h a l b seines O r d e n s w a h r , wirkte 1890-1904 als Prof. der P h i l o s o p h i e , 1897-1903 als R e k t o r des I g n a t i u s k o l l e g s in Valkenburg u n d a m t i e r t e s e c h s J a h r e lang als O b e r e r in L u x e m b u r g s o w i e als D i r e k t o r d e r kath. M i s s i o n e n . 1909 zog sich F. aus K r a n k h e i t s g r ü n d e n nach Feldkirch zurück, w a r d a n n bis 1918 schriftstellerisch in Valkenburg tätig u n d lehrte bis 1928 als Prof. der P h i l o s o p h i e in Valkenburg, Feldkirch und Pullach. Z u seinen V e r ö f f e n t l i c h u n g e n zählen Logica ( 1 8 9 3 , 7 1 9 3 1 ) u n d Ontologia sive Metaphysica generalis ( 1 8 9 4 , 7 1 9 3 4 ) . F r i c k e r , Johann Ludwig, evang. Theologe, Musiktheoretiker, * 1 4 . 6 . 1 7 2 9 Stuttgart, t 1 3 . 9 . 1766 D e t t i n g e n unter Urach. D e r S o h n eines B a r b i e r s w u r d e 1747 in das T ü b i n g e r Stift a u f g e n o m m e n , w o er sich z u n ä c h s t p h i l o s o p h i s c h e n und nat u r w i s s e n s c h a f t l i c h e n S t u d i e n w i d m e t e und 1749-52 T h e o l o g i e studierte. Er Schloß sich der pietistischen E r w e c k u n g s b e w e g u n g u m J o h a n n A l b r e c h t —> B e n g e l u n d Friedrich C h r i stoph —»Oetinger a n . 1752 v e r ö f f e n t l i c h t e er e i n e Brevissima theoriae musicae analysis. D u r c h O e t i n g e r , der ihn in das S t u d i u m d e r M a t h e m a t i k und P h y s i k e i n f ü h r t e , k a m er als M i t a r b e i t e r an e i n e r P l a n e t e n m a s c h i n e bis an den W i e ner H o f . F. u n t e r n a h m n a t u r w i s s e n s c h a f t l i c h e S t u d i e n r e i sen n a c h M ä h r e n und U n g a r n , w o er seine a s t r o n o m i s c h e n K e n n t n i s s e erweiterte. D a n a c h w a r er H o f m e i s t e r in Stuttgart und seit 1755 bei e i n e r m e n n o n i t i s c h e n K a u f m a n n s f a m i l i e in A m s t e r d a m , d e r e n S o h n er f ü r ein J a h r nach L o n d o n begleitete. N a c h seiner R ü c k k e h r trat F. mit d e m n i e d e r r h e i n i s c h e n Kreis u m G e r h a r d —»Tersteegen u n d S a m u e l —»Collenbusch in B r i e f v e r k e h r . 1761 w u r d e er A m t s v e r w e s e r in K i r c h h e i m

unter T e c k , d a n n V i k a r in U h i n g e n , 1762 z u n ä c h s t Helfer, zwei J a h r e später P f a r r e r in Dettingen unter U r a c h . F. v e r f a ß t e e r b a u l i c h e , t h e o s o p h i s c h - s p e k u l a t i v e und e t h i s c h e W e r k e , d a r u n t e r Weisheit im Staube ( 1 8 2 0 , N a c h d r . 1963), s c h r i e b geistliche L i e d e r und b e s c h ä f t i g t e sich u. a. mit den S c h w i n g u n g s v e r h ä l t n i s s e n der Intervalle. E r erkannte, d a ß sich alle m u s i k a l i s c h g e b r ä u c h l i c h e n Werte auf die ersten drei P r i m z a h l e n z u r ü c k f ü h r e n lassen. WEITERES WERK: U n v o l l s t ä n d i g e j e d o c h b r a u c h b a r e U e b e r bleibsel aus den hinterlassenen H a n d s c h r i f t e n , o. O. 1775. LITERATUR: Walter L u d w i g : F., J. L. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 4 3 4 f. - R e i n h a r d B r e y m e y e r : Z u Friedrich C h r i s t o p h Oetingers emblematischer Musiktheorie. Oetingers wiederg e f u n d e n e Schrift „ D i e E u l e r i s c h e und F r i c k e r i s c h e Philosop h i e ü b e r d i e M u s i k " . In: Friedrich C h r i s t o p h O e t i n g e r : D i e L e h r t a f e l d e r Prinzessin A n t o n i a . Teil 2. B e r l i n / N e w York 1977. - M a r t i n H . J u n g : F., J. L. In: R G G 4 , B d . 3, 2 0 0 0 , S p . 358. - H e r b e r t H e n c k : Vom M o n o c h o r d zur vierten Dim e n s i o n . J. L . F.s irdische und h i m m l i s c h e M u s i k . In: N e u e Z e i t s c h r i f t f ü r M u s i k 162 ( 2 0 0 1 ) S. 4 8 - 5 1 . - H e r b e r t H e n c k : F., J. L. In: M G G 2 P , B d . 7, 2 0 0 2 , Sp. 110-113. F r i d e l i , X a v e r E r n b e r t , a u c h Fridelli, Friedel, Jesuit, M i s s i o n a r , * 1 1 . 3 . 1 6 7 3 Linz, f 4 . 6 . 1743 P e k i n g . F. trat 1688 in d i e G e s e l l s c h a f t Jesu ein, m a c h t e die C h i n a M i s s i o n zu seiner L e b e n s a u f g a b e und reiste 1704 n a c h T s c h e n k i a n g , w o er C h i n e s i s c h lernte. S e i n e u m f a s s e n d e n m a t h e m a t i s c h e n K e n n t n i s s e hatten bald seine B e r u f u n g in d a s „ M a t h e m a t i s c h e G e r i c h t " a m kaiserlichen H o f in P e k i n g zur Folge, w o er 1708 mit a n d e r e n J e s u i t e n p a t r e s den A u f trag erhielt, d a s c h i n e s i s c h e Reich zu v e r m e s s e n , u m e i n e n e u e R e i c h s k a r t e d e s L a n d e s herzustellen. 1717 w a r e n d i e K a r t e n a u f n a h m e n a b g e s c h l o s s e n , im f o l g e n d e n J a h r erhielt der K a i s e r d e n n e u e n C h i n a - A t l a s in 120 Blättern, d e r 1737 als Nouvel Atlas de la Chine, de la Tartaric chinoise et Tibet in D e n H a a g erschien und 1747-56 in d e u t s c h e r Ü b e r s e t z u n g v e r ö f f e n t l i c h t w u r d e . F.s m i s s i o n a r i s c h e s W i r k e n fiel in d i e Zeit der C h r i s t e n v e r f o l g u n g e n unter K a i s e r Yum T s c h i n g ; er k o n n t e j e d o c h d i e A u f g a b e n seiner M i s s i o n s b r ü d e r d u r c h s e i n e w i s s e n s c h a f t l i c h e Tätigkeit a m Kaiserhof erleichtern. 1720 g r ü n d e t e F. e i n e Schule, i m f o l g e n d e n J a h r die J o s e p h s k i r c h e in P e k i n g und w i r k t e e i n i g e J a h r e als R e k t o r d e s dortigen p o r t u g i e s i s c h e n J e s u i t e n k o l l e g s . LITERATUR: V D 17. - A l f r e d Zerlik: F., X . E. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 4 3 6 . F r i d e r i c h , M a t t h e u s , luth. T h e o l o g e , Schriftsteller, * u m 1510 Görlitz, t 1559 S c h ö n b e r g bei Görlitz. D e r S o h n eines M e t z g e r s studierte an d e r U n i v . L e i p z i g und w a r seit spätestens 1545 P f a r r e r in G ö r e n z , von e t w a 1556 an in S c h ö n b e r g bei Görlitz. F. w a r a u c h schriftstellerisch tätig; überliefert sind der in d e u t s c h e r Prosa v e r f a ß t e und in der z w e i t e n H ä l f t e d e s 16. Jh. ü b e r d a s g e s a m t e d e u t s c h e S p r a c h g e b i e t verbreitete Traktat Wider den Sauffteuffel [...], sein Sendbrieff An die vollen Brilder in Deutschem Lande (1555) u n d z w e i geistliche L i e d e r als m e h r f a c h a u f g e l e g t e r Flugblattdruck. LITERATUR: V D 16, F 2 7 5 4 - 2 7 7 9 . - Heinrich G r i m m : F., M . In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 4 3 7 . F r i d e r i c h , M e l c h i o r , a u c h Friedrich, Jesuit, T h e o l o g e , * 9. 12. 1654 L a n d s b e r g , t 2 8 . 7 . 1709. F. trat 1671 in d i e G e s e l l s c h a f t Jesu ein und w u r d e 1687 Prof. d e r Ethik an d e r U n i v . Ingolstadt, w o er seit 1700 Kirc h e n r e c h t lehrte. 1 6 9 3 - 1 7 0 0 w a r er Prof. d e s K i r c h e n r e c h t s an der U n i v . Dillingen. Z u seinen W e r k e n zählen u . a . Quaestiones canonicae de decimis (1709). WEITERES WERK: F o r u m c o m p e t e n s q u a e s t i o n i b u s ex universo iure selectis . . . I n g o l s t a d t 1709. LITERATUR: V D 1 7 . - M a r t i n Schütz: F . , M . In: L M U , Bd. 1, 1998, S. 132.

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Friderici F r i d e r i c i , D a n i e l , a u c h Friederich, Friedrich, K o m p o n i s t , M u s i k t h e o r e t i k e r , * 1584 K l e i n - E i c h s t e d t bei Q u e r f u r t , t 2 3 . 9 . 1 6 3 8 Rostock. D e r a u s ä r m l i c h e n Verhältnissen s t a m m e n d e F. w a r K u r r e n d e n s c h ü l e r in Q u e r f u r t , b e v o r er d i e S c h u l e n von Eisleben und G e r b s t e d t besuchte. S e i n e weitere m u s i k a l i s c h e A u s b i l d u n g erhielt F. bei d e m M a g d e b u r g e r K a n t o r Friedrich W e i ß e n s e e , später in M e i ß e n , an d e r S c h o l a M a r t i n a in B r a u n s c h w e i g s o w i e in W e s t f a l e n und d e n N i e d e r l a n d e n . 1612 b e g a n n er ein S t u d i u m an d e r U n i v . R o s t o c k , w o 1614 seine ersten K o m p o s i t i o n e n Sertum musicale I (II, 1619) i m D r u c k e r s c h i e n e n , m e h r s t i m m i g e geistliche G e s ä n g e nach P s a l m t e x t e n , d e n e n n o c h im selben J a h r e i n e S a m m l u n g weltlicher L i e d e r ( S e r v a musicalis) folgte. Später k a m e n zahlreiche ä h n l i c h e S a m m l u n g e n heraus, d i e C h o r m u s i k f ü r Kirche und S c h u l e n a c h O r l a n d o di —> L a s s o s Vorbild enthielten. 1614-18 wirkte F. als Leiter d e s C h o r u s m u s i c u s u n d K a n t o r an d e r O l d e n b u r g e r L a t e i n s c h u l e ; a n s c h l i e ß e n d w u r d e er K a n t o r an d e r Rats- und U n i v e r s i t ä t s k i r c h e St. M a rien s o w i e L e h r e r der G r o ß e n S t a d t s c h u l e in R o s t o c k , w o er sein S t u d i u m fortsetzte, d a s er 1619 als M a g i s t e r a b s c h l o ß . 1623 w u r d e F. K a p e l l m e i s t e r aller R o s t o c k e r K i r c h e n . WEITERE WERKE: Viridarium m u s i c u m s a c r u m . R o s t o c k 1625. - D i e M u s i c a figuralis des M a g i s t e r D. F. Hrsg. v. E r n s t L a n g e l ü t j e . R o s t o c k 1649. N a c h d r . Berlin 1901. LITERATUR: W o l f g a n g Voll: D . F. Sein L e b e n und seine geistlichen W e r k e . Diss. R o s t o c k 1933. - H a n s Heinrich E g g e b r e c h t : F., D . In: N D B , B d . 5, 1961, S. 4 3 7 f. - M a r tin R u h n k e / D o r o t h e a S c h r ö d e r : F., D. In: N G r o v e D , B d . 9, 2 2 0 0 1 , S. 2 6 5 - 2 6 7 . - A n d r e a s W a c z k a t : F., D . In: M G G 2 P , B d . 7, 2 0 0 2 , Sp. 120-122. F r i d e r i c u s Gerhart, B e n e d i k t i n e r , M a t h e m a t i k e r , t 1463. Der St. E m m e r a m e r B e n e d i k t i n e r m ö n c h v e r f a ß t e in R e g e n s b u r g mit s e i n e m Algorismus Ratisbonensis das erste k a u f m ä n n i s c h e R e c h e n b u c h auf d e u t s c h e m B o d e n , d a s er vor a l l e m aus Texten des J o h a n n e s S a c r o b o s o und J o h a n n e s d e Lineriis z u s a m m e n s t e l l t e und d e m er e i n e u m f a n g r e i c h e A u f g a b e n s a m m l u n g („Practica") aus d e m W i r k u n g s b e r e i c h d e s K a u f m a n n s , M ü n z m e i s t e r s u . a . a n f ü g t e . Ein weiteres I n t e r e s s e n f e l d von F. w a r d i e G e o g r a p h i e . Seit 1445 entstanden z a h l r e i c h e A b s c h r i f t e n F.' von Werken ü b e r M a t h e matik, A s t r o n o m i e und G e o g r a p h i e . LITERATUR: Kurt Vogel: D i e Practica des A l g o r i s m u s Ratisbonensis. M ü n c h e n 1954. - H e l m u t Walter: G., Friedrich. In: V L 2 , B d . 2, 1980, Sp. 1245. - W a r r e n van E g m o n d : G „ F. In: L e x M A , B d . 4, 1989, S p . 1320. F r i d i , M a r c u s , kath. T h e o l o g e , Schriftsteller, * 1675 B u r g s t a l l / M e r i n g , t 20. 11. 1754 B u r g s t a l l / M e r i n g . D e r B a u e r n s o h n studierte in Dillingen und Ingolstadt kirchliches und weltliches R e c h t s o w i e T h e o l o g i e . Z u m Priester g e w e i h t , ü b e r n a h m F. 1711 die Pfarrstelle M o o r e n wies bei F ü r s t e n f e l d b r u c k , d e r e n K i r c h e er e r b a u t e u n d teilweise selbst finanzierte. 1744-53 w a r er B a u h e r r u n d R e g e n s d e s P r i e s t e r s e m i n a r s in P f a f f e n h o f e n bei M i n d e l h e i m . S e i n e letzten L e b e n s j a h r e v e r b r a c h t e er in seiner H e i m a t . F. v e r f a ß t e n e b e n einigen Predigt- und E r b a u u n g s s c h r i f t e n e i n e B i o g r a p h i e M a r y —> W a r d s unter d e m Titel Englische Tugerid-Schul (2 Tie., 1732). WEITERE WERKE: Jesu Christi U n s e r s L i e b e n Herrn R u h e . A u g s b u r g 1732. - B e s t e B r u d e r s c h a f f t . A u g s b u r g 1732. D e r Hl. A n t o n i u s von P a d u a . A u g s b u r g 1735. - G r o ß e Klag ohn alle K l a g . A u g s b u r g 1741. - Allerreichster Erbteil a r m e r M e n s c h e n . M i n d e l h e i m 1753. LITERATUR: H a n s P ö r n b a c h e r : E n g l i s h virtue in B a v a r i a n B a r o q u e literature. M a r y W a r d and her b i o g r a p h e r M . F. In: S t u d i e s in s e v e n t e e n t h century E n g l i s h literature, history and bibliography. A m s t e r d a m 1984, S. 149-156. - M a t h i l d e Köhler: M a r i a Ward. M ü n c h e n 1984.

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F r i d o l i n , S t e p h a n , F r a n z i s k a n e r , * u m 1430 W i n n e n d e n ( W ü r t t e m b e r g ) , f 1 7 . 8 . 1498 N ü r n b e r g . D e r in d e n F r a n z i s k a n e r o r d e n e i n g e t r e t e n e F. ist seit 1460 als Prediger, seit 1475 als K o n v e n t s p r e d i g e r in B a m b e r g n a c h w e i s b a r . 1 4 7 7 / 7 8 w a r er in M a i n z tätig, u n t e r n a h m 1479 e i n e Reise nach R o m , w ä h r e n d d e r er von S e e r ä u b e r n n a c h K o r s i k a v e r s c h l e p p t w u r d e , und k a m 1480 n a c h N ü r n berg. Hier w a r er, a b g e s e h e n von e i n e m A u f e n t h a l t in B a s e l 1487-89, bis zu s e i n e m T o d P r e d i g e r bei d e n Klarissen. In seinen religiösen S c h r i f t e n , d i e g r ö ß t e n t e i l s a n o n y m erschienen, b e f a ß t e sich F., d e r K o n t a k t e zu d e n N ü r n b e r g e r H u m a nisten pflegte, mit der religiösen U n t e r w e i s u n g und der geistlichen F ü h r u n g der F r a u e n von St. Klara. B e r ü h m t w u r d e seine S c h r i f t Der Schatzbehalter oder schrein der wahren reichtuemer des heils und der ewigen Seligkeit (1491), e i n e A r t L e b e n s - und L e i d e n s g e s c h i c h t e Jesu, die M i c h a e l Wolg e m u t mit 9 6 H o l z s c h n i t t e n versah. WEITERE WERKE: G a r ein s t h o n e [!] n u c z l i c h e L e e r eing e s c h l o s s e n gaystlichen p e r s o n e n , g e n a n d t d e r gaystlich M a y e n . L a n d s h u t 1533. - D e r Geistlich H e r p s t . A u ß g e l e g t auff das i n w e n d i g leiden vnsers aller liebsten H e r r e n Jesu Christi. Dillingen [1575]. - Mittelalterliche d e u t s c h e Predigten d e s F r a n z i s k a n e r s P. S. F. Hrsg. v. Ulrich S c h m i d t . M ü n c h e n 1913. LITERATUR: V D 16, F 2 7 8 9 - 2 7 9 6 . - Ulrich S c h m i d t : P. S. F. Ein F r a n z i s k a n e r p r e d i g e r d e s a u s g e h e n d e n Mittelalters. M ü n c h e n 1911. - H e r m a n n T ü c h l e : F., S. In: N D B , B d . 5, 1961, S. 4 4 0 . - Dietrich S c h m i d t k e : F., S. In: VL 2 , B d . 2, 1980, Sp. 9 1 8 - 9 2 2 . - N i k o l a u s H e n k e l : Ein Z e u g n i s z u m „ S c h a t z b e h a l t e r " d e s S. F. in der d e u t s c h e n Weltchronik H a r t m a n n S c h e d e l s . In: P i r c k h e i m e r J a h r b u c h 9 (1994) S. 165. - Petra Seegets: P a s s i o n s t h e o l o g i e und P a s s i o n s f r ö m m i g k e i t im a u s g e h e n d e n Mittelalter. D e r N ü r n b e r g e r F r a n z i s k a n e r S. F. (gest. 1498) z w i s c h e n Kloster und Stadt. T ü b i n g e n 1998. - J o h a n n e s S c h l a g e t e r : S., F. In: L T h K \ B d . 9, 2 0 0 0 , Sp. 963. F r i e d , J a k o b , österr. kath. T h e o l o g e , * 2 5 . 7 . 1885 Eibesthal (Niederösterreich), f 1 8 . 5 . 1967 W i e n . F. studierte an d e r U n i v . W i e n T h e o l o g i e , w u r d e 1909 z u m Priester g e w e i h t und w a r seelsorgerisch tätig. 1914-38 w i r k t e er in d e r Zentralstelle des kath. V o l k s b u n d e s f ü r Österreich, w o er l a n g e Zeit die Stelle d e s G e n e r a l d i r e k t o r s i n n e h a t t e und d i e K a t h o l i k e n t a g e in Ö s t e r r e i c h organisierte. F. arbeitete seit 1915 f ü h r e n d in der kath. J u g e n d b e w e g u n g und w a r n a c h d e m Ersten Weltkrieg Vorsitzender d e r kath. U n i o n . Seit 1925 päpstlicher G e h e i m k ä m m e r e r , w u r d e er 1934 z u m p ä p s t l i c h e n H a u s p r ä l a t e n und noch im selben J a h r z u m D o m kapitular von St. S t e p h a n in W i e n e r n a n n t . 1948 v e r ö f f e n t lichte F. sein W e r k Nationalsozialismus und katholische Kirche in Osterreich. F r i e d b e r g , E m i l (Albrecht) v o n , Jurist, * 20. 1 2 . 1 8 3 7 Könitz (Westpreußen), t 7 . 9 . 1 9 1 0 Leipzig. D e r S o h n eines L a n d - und Stadtrichters studierte seit 1856 R e c h t s w i s s e n s c h a f t e n an d e n Universitäten Berlin und Heidelberg, w u r d e 1861 in Berlin p r o m o v i e r t und habilitierte sich dort i m f o l g e n d e n J a h r f ü r K i r c h e n r e c h t . Seit 1865 a. o . P r o f . in Halle, g i n g F. 1868 als o . P r o f . n a c h F r e i b u r g / B r e i s g a u und f o l g t e 1869 e i n e m R u f nach L e i p z i g , w o er Kirchen-, H a n d e l s - u n d D e u t s c h e s R e c h t s o w i e Staats- und V ö l k e r r e c h t lehrte. D e r H e g e i s c h e n Staatsidee verpflichtet, w a r er ein e n t s c h i e d e n e r V e r f e c h t e r der R e c h t e d e s Staates g e g e n ü b e r d e r Kirche; d u r c h seine S c h r i f t e n b e e i n f l u ß t e er den K u l t u r k a m p f und i n s b e s o n d e r e d i e K i r c h e n g e s e t z e von 1872. F. v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Die preußischen Gesetze über die Stellung der Kirche im Staat (1873). S e i n e A u s g a b e d e s Corpus Iuris Canonici (2 B d e . , 1879-81), d i e e r s t e m o d e r n e historisch-kritische Edition, ist bis h e u t e trotz ihrer M ä n g e l unentbehrlich.

Friedrich LITERATUR: Adalbert Erler: F., E. M. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 443 f. - Christoph Link: E. F. (1837-1910). Kirchenrechtler der historischen Rechtsschule, „Staatskanonist" und Mitstreiter im „Kulturkampf. In; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft. Hrsg. v. Helmut Heinrichs u.a. München 1993, S. 283-300. - Johannes Martetschläger: F., E. A. In: L T h K \ Bd. 4, 1995, Sp. 136 f. - Christoph Link: F., E. In: RGG 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 358 f. F r i e d h o f e n , Peter, Ordensgründer, * 2 5 . 2 . 1 8 1 9 Weitersburg (Kr. Neuwied), t 21. 12. 1860 Koblenz. Der Sohn eines Landwirts und Kaminkehrers verlor früh seinen Vater und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Er erlernte denselben Beruf wie sein Vater, war seit 1834 Kaminkehrer in Vallendar/Rhein und Schloß bereits während seiner Gesellenjahre an vielen Orten der Trierer Diözesen die Jugend zu Aloysiusgemeinschaften zusammen. 1850 gründete F. in Weitersburg eine Genossenschaft von Laienbrüdern zur Haus- und Hospitalpflege männlicher Kranker; 1851 verlegte er sein Werk nach Koblenz. Im folgenden Jahr legte F. die Gelübde ab. Seit 1853 breitete sich die Kongregation aus, für die ihm der damalige Trierer Bischof die Augustinusregel und die Statuten der Alexianer vorschrieb. Die Kongregation, die erst nach F.s Tod eigene Ideale in den Statuten verwirklichen konnte, erhielt 1905 die päpstliche Bestätigung und darf seit 1946 den Namen „Barmherzige Brüder von Maria H i l f führen. LITERATUR: Johannes Simmert: F., P. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 451. F r i e d h o f f , Franz, kath. Theologe, * 2 2 . 3 . 1821 Appelhülsen (Westfalen), t 2 8 . 3 . 1 8 7 8 Münster. F. wurde nach dem Studium der kath. Theologie 1848 Privatdozent und 1859 a. o. Prof. für Dogmatik und Moraltheologie an der Univ. Münster (bis 1874). Er trat für das Dogma von der päpstlichen Unfehlbarkeit ein und publizierte umfassende Handbücher, u. a. Grundriss der Katholischen Apologetik (1854), Allgemeine Moral-Theologie (1860), Spezielle Moral-Theologie (1865) und Katholische Dogmatik ( 2 1871). LITERATUR: Stefan Feldhaus: F., F. In: LThK 3 , Bd. 4, 1995, Sp. 146. F r i e d m a n n , Meir, genannt Isch Shalom, jüdischer Theologe, * 1.5. 1831 Kraszna bei Kaschau, t 23. 11. 1908 Wien. Der Sohn eines Schankpächters wirkte nach seiner theologischen Ausbildung (u.a. an der Jeschiwah in Ungvár) als Prediger und Talmudlehrer in Miskolcz, bevor er 1858 nach Wien kam, w o er zunächst als Privatgelehrter tätig war. 1864 wurde er Lektor am neuerrichteten Wiener Beth ha-Midrasch, 1893 Lektor für jüdische Literatur an der Israelitisch-Theologischen Lehranstalt in Wien. F. war 1881-86 Mitherausgeber der Monatsschrift „Beth Talmud" und bearbeitete als Kommentator des jüdischen Schrifttums vorwiegend alte jüdische Midraschim. Er veröffentlichte u. a. Das Festbuch Haggadah nach den Quellen (1895). F r i e d r i c h I., Späth von Faimingen, Bischof von Augsburg, t 14.3. 1331 Dillingen (?). F. stammte aus einem edelfreien Geschlecht (Besitzungen an Donau und Brenz) mit mehreren Familienmitgliedern im hohen Klerus. Er wurde um 1291 Domherr in Augsburg und studierte seit demselben Jahr in Bologna, wo er 1295 Prokurator der Univ. wurde. 1299 Domherr in Würzburg, war er dort auch Dompfarrer, Pönitentiar und 1303-09 Dekan. 1309 empfing F. in Donauwörth die Priesterweihe und folgte Degenhard von Hellenstein als Bischof von Augsburg nach. 1310 nahm er an der Provinzialsynode in Mainz teil. Im Zusammenhang mit der Königs wähl von 1314 Schloß sich F. aus territorialen Erwägungen zunächst der Habsburgerpartei an, um an die Vogtei Füssen zu gelangen. Er erwirkte

von Leopold I. und Friedrich dem Schönen Schutz für seine Gebiete. Letzterer bestätigte nach der Wahl von 1314 die Zusicherungen und überließ F. tatsächlich die Vogtei. Erst 1322 wechselte F. auf die Seite Ludwigs IV., der sich bei Mühldorf militärisch durchgesetzt hatte. Später scheint F. während der Auseinandersetzungen zwischen Ludwig und Papst Johannes XXII. eine eher neutrale Position eingenommen zu haben. Als Bischof erweiterte er den Grundbesitz des Bistums und gestand dem Domkapitel zahlreiche neue Privilegien zu. Er förderte besonders die Klöster und soll um 1310 in Dillingen ein Dominikanerinnenkloster gegründet haben. LITERATUR: Manfred Weitlauff: F. S. v. F. In: Gatz, Bischöfe (1198-1448), 2001, S. 15-18. F r i e d r i c h , Graf von Zollern, Bischof von Augsburg, * 1451, t 8 . 3 . 1505 Dillingen. In jungen Jahren wurde F. für den geistlichen Stand bestimmt. 1 4 6 7 / 6 8 bezog er ein Kanonikat am Straßburger Münster, weitere Pfründen erhielt er am Konstanzer Dom, in Offenburg und im oberösterreichischen Rußbach. 1 4 6 8 / 6 9 studierte er in Erfurt und Freiburg/Breisgau, w o er Johannes —> Geiler von Kaysersberg kennenlernte, der seine Entwicklung stark beeinflußte. 1486 wurde F. einstimmig zum Bischof von Augsburg gewählt. Er ließ liturgische Bücher drucken (Obsequíale, 1487), förderte die Reformbestrebungen des Benediktinerordens, errichtete 1490 eine Pönitentiarie und gründete 1498 in Dillingen ein Kollegiatstift; besonders dort und in Füssen entfaltete F. eine rege Bautätigkeit. Zur Sicherung des Hochstifts war er bereits 1488 dem Schwäbischen Bund beigetreten. LITERATUR: Friedrich Zoepfl: Das Bistum Augsburg und seine Bischöfe im Mittelalter. München/Augsburg 1955, S. 482-535. - Ders.: F., Graf v. Z. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 490. - Johannes Janota: F., Graf v. Z. In: VL 2 , Bd. 2, 1980, Sp. 966-968. - Peter Rummel: F., Graf v. Hohenzollern. In: Gatz, Bischöfe (1448-1648), 1996, S. 198-2 00. F r i e d r i c h I., Erzbischof von Bremen-Hamburg, t 2 9 . 1 . 1 1 2 3 , begraben in Bremen. F. stammte wahrscheinlich aus dem Herrengeschlecht von der Lühe. Er wurde 1104 Erzbischof von Bremen-Hamburg, erhielt jedoch nie das Pallium. Während seiner Amtszeit bemühte er sich um territoriale Zugewinne durch die Entwässerung der Elb- und Wesermarschen, was er durch Ansiedelung von Holländern erreichen wollte. F. begann damit möglicherweise um 1113; das Projekt wurde von seinen Nachfolgern weitergeführt. LITERATUR: Erich Weise: F. I. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 503. - Adolf Hofmeister: F. I. In: LexMA, Bd. 4, 1989, Sp. 962. F r i e d r i c h II., Herzog von Schleswig-Holstein, Erzbischof von Bremen, Friedrich III. als König von Dänemark, * 18.3. 1609 Haderslevhus, f 9 . 2 . 1 6 7 0 Kopenhagen. Im Rahmen der Territorialpolitik, seines Vaters Christian IV. von Dänemark wurde F. Koadjutor in den säkularisierten Bistümern Bremen (1621), Verden (1622) und Halberstadt (1624). Die Niederlage im Niedersächsisch-Dänischen Krieg brachte die Expansionsbestrebungen zum Stillstand. 1634 wurde F. mit Unterstützung Schwedens Erzbischof in Bremen und 1635 Bischof in Verden; beide Stifte verlor er jedoch 1645 im Frieden von Brömsebro an Schweden. 1647 wurde er kgl. Statthalter in Schleswig-Holstein und nach dem Tod seines Bruders Christian und seines Vaters 1648 gegen erhebliche Widerstände zum König von Dänemark gewählt. Der von ihm angezettelte Krieg von 1657 endete

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Friedrich im verlustreichen Frieden von Roskilde. 1660 setzte F. die Erblichkeit des Königtums und im „Königsgesetz" von 1665 den Absolutismus durch. LITERATUR: Hermann Kellenbenz: Friedrich II., In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 5 0 3 f. F r i e d r i c h , Landgraf von Hessen-Darmstadt, Bischof von Breslau, Kardinal, * 2 8 . 2 . 1616 Homburg, t 1 9 . 2 . 1 6 8 2 Breslau. A l s jüngster Sohn des regierenden Landgrafen L u d w i g V. von Hessen-Darmstadt studierte F. in Marburg s o w i e Siena und weilte seit 1635 in Rom, w o er 1637 zum Katholizismus konvertierte. Als Admiral der Malteserflotte errang er 1640 den Sieg bei Goletta. Nach Kriegsdienst in den Niederlanden wurde er 1648 Großprior der Johanniter in Oberund Niederdeutschland. Nach der Ernennung zum Kardinal ( 1 6 5 2 ) ging er als kaiserlicher Vertrauensmann wieder nach R o m und verschaffte sich seit 1666 als Kardinalprotektor von Aragonien, Deutschland und S a v o y e n s o w i e Gesandter Kaiser Leopolds I. das Vertrauen der Päpste Alexander VII. und Clemens IX. Seit 1671 Fürstbischof von Breslau, verließ er R o m 1674 nach Auseinandersetzungen mit Clemens X. und begab sich 1676 endgültig in sein Bistum, w o er glanzvoll Hof hielt, nachdem der Kaiser ihn kurz zuvor noch zum Landeshauptmann von Ober- und Niederschlesien ernannt hatte. LITERATUR: V D 17. - Friedrich Noack: Kardinal F. v. H„ Großprior in Heitersheim. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 8 0 ( 1 9 2 8 ) S. 3 4 1 - 3 8 6 . - Anton Ph. Brück: F. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 504. - Regina Elisabeth Schwerdtfeger: F. v. H.-D. Ein Beitrag zu seinem Persönlichkeitsbild anhand der Quellen im Vatikanischen Archiv. In: Archiv für schlesische Kirchengeschichte 41 ( 1 9 8 3 ) S. 165-240. - Jan K o p i e c / Erwin Gatz: F., L. v. H. in Darmstadt. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 6 4 8 - 1 8 0 3 ) , 1990, S. 131-133. - Ulrich Köchli: F. v. H.-D. In: B B K L , Bd. 23, 2 0 0 4 , Sp. 4 2 4 - 4 3 3 . F r i e d r i c h , Herzog von Sachsen, Hochmeister des Deutschen Ordens, * 26. 10. 1473 Meißen, t 14. 12. 1510 Rochlitz. Der Bruder Herzog —» Georgs von Sachsen wurde nach d e m Studium an der Univ. Siena z u m Geistlichen bestimmt und 1498 in den Deutschen Orden aufgenommen, der ihn sogleich zum Hochmeister wählte. Durch seine Verweigerung der im Thorner Frieden 1466 vereinbarten Leistung eines persönlichen Treueides gegenüber d e m polnischen König gelang F. die Lösung des Ordensstaates aus der polnischen Oberhoheit ohne kriegerische Auseinandersetzung. Er bemühte sich um eine Verstärkung der Bindungen zum Reich und bereitete die Umwandlung in ein weltliches Fürstentum vor. Seit 1504 war F. Koadjutor des Erzbischofs von Magdeburg. LITERATUR: V D 16, F 2 8 3 1 - 2 8 3 2 . - Kurt Forstreuter: F. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 526. F r i e d r i c h von Haseldorf, Bischof von Karelien und Dorpat, * um 1220, t 4 . 1 2 . bald nach 1284. F. stammte aus einem Rittergeschlecht und stand um 1252 selbst als Ritter im Dienst der Grafen von Holstein. 1255 wurde er Kleriker und spätestens 1258 Kanonikus in Hamburg. 1267 zum Bischof von Karelien geweiht, konnte F. unter der Herrschaft Alexander N e w s k i j s in seinem Bistum kaum tätig sein. 1268 wurde er auch Bischof von Dorpat. Er residierte in Livland und zog 1270 von dort in die Schlacht bei Karusen, 1 2 8 1 / 8 2 auf den Feldzug nach Doblen. Bereits vor seiner Zeit als B i s c h o f schenkte F. der Kirche großzügig Land und förderte später besonders die Kaufleute. LITERATUR: Paul Johansen: F. v. H. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 5 1 0 f. - Bernhart Jähnig: F. v. H. In: B i s c h ö f e des Heiligen Römischen Reiches, 1198-1448. Hrsg. v. Erwin Gatz. Berlin 2 0 0 1 , S. 146 f.

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F r i e d r i c h I. von Schwarzenburg, Erzbischof von Köln, * um 1070, t 25. 10. 1131 Burg Wolkenburg. Der Sohn des bayerischen Grafen Berthold von Schwarzenburg war Kanoniker in Bamberg und Speyer, ehe ihn Kaiser Heinrich IV. 1100 zum Erzbischof von Köln erhob. A l s Verfechter der Metropolitanrechte und Reformer entwickelte sich sein Verhältnis zu Päpsten, Königen und der Stadt Köln ausgesprochen wechselhaft, zeitweise war er suspendiert. Anläßlich der Kaiserkrönung 1111 soll F. in den römischen Straßenkämpfen die Entscheidung zugunsten Heinrichs V. herbeigeführt haben. 1114 hingegen entfachte er den A u f stand des Niederrheins g e g e n den Kaiser und blieb bis 1120 auf Seiten seiner Gegner. Bei der Königs wähl 1125 trat er für die Wahl Lothars III. von Süpplingenburg ein. F. baute im Süden des Erzstiftes die Burgen Rolandseck und Wolkenburg, in Westfalen die Burg Volmarstein, außerhalb der D i ö z e s e stieß er mit dem Erwerb der Burg Padberg bis an die Weser vor. 1125 übertrug ihm der Pfalzgraf das Kloster Maria Laach. D e n neuen Orden zugewandt, förderte er vor allem die Abtei Siegburg und verbreitete deren Ordnung. 1122 stiftete F. in Altenkamp die erste Zisterzienserabtei in Deutschland und beteiligte sich an der Gründung der Prämonstratenserabtei Knechtsteden. Unter F. hat das Erzstift Köln erstmals seit —> A n n o II. wieder eine Rolle in der Reichspolitik gespielt. LITERATUR: Erich Wisplingshoff: F. I. Erzbischof von Köln ( 1 1 0 0 - 1 1 3 1 ) . Diss. Bonn 1951. - Erich Wisplinghoff: F. I. v. S. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 511. - Heinz Wolter: F. I. In: L e x M A , Bd. 4, 1989, Sp. 963. - Wilhelm Janssen: F. I. In: LThK 3 , Bd. 4, 1995, Sp. 150. F r i e d r i c h I I . , Erzbischof von Köln, * um 1120, t 1 5 . 1 2 . 1 1 5 8 Pavia. F. war ein Sohn von Graf Adolf II. von Berg und Bruder von Bruno III. von Köln. Er wurde um 1135 Propst von St. Georg in Köln und 1150 Elekt von Utrecht. 1156 wurde er mit Zustimmung Kaiser Friedrichs I. zum Erzbischof von Köln gewählt. F. unterstützte den Kaiser politisch und nahm an dessen zweitem Italien-Feldzug teil, auf dem er starb. LITERATUR: Heinz Wolter: Erzbischof F. II. v. K. ( 1 1 5 6 - 1 1 5 8 ) . In: Jahrbuch des Kölner Geschichtsvereins 4 6 (1975) S. 1-50. - Heinz Wolter: F. II. In: L e x M A , Bd. 4, 1989, Sp. 963. F r i e d r i c h I I I . , Graf von Saarwerden, Kurfürst und Erzbischof von Köln, * 1348, t 9 . 4 . 1414 Bonn. F. studierte in Bologna, war Domherr und Stiftspropst an Mariengraden in Köln und wurde mit der Unterstützung seines Oheims —> Kuno, des Erzbischofs von Trier, 1370 zum Kölner Erzbischof gewählt. Schwierigkeiten mit der Stadt Köln verzögerten seine Inthronisierung bis Mitte 1372. F. unterhielt gute Beziehungen zu Kaiser Karl IV., dessen Sohn Wenzel er 1376 in Aachen die Königskrone aufsetzte; als sich dessen Unfähigkeit herausstellte, beteiligte sich F. seit 1394 an Plänen zu seiner Absetzung und krönte 1401 Ruprecht I. im Kölner D o m z u m Gegenkönig. Nach dessen Tod (1410) stimmte F. mit der Mehrheit der Kurfürsten zunächst für Jobst von Mähren als neuen König. Nach dessen frühem Tod fand Sigismund, der Bruder Wenzels, seine Anerkennung. Im Erzbistum sorgte F. für die Sanierung der zerrütteten Finanzen, ließ auf einer Reihe von Synoden wichtige Reformen verabschieden und bemühte sich um die Hebung des Klerus. LITERATUR: Robert Haaß: F. III. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 511 f. - Bernhard Neidinger: F. III. von Saarwerden. In: L e x M A , Bd. 4, 1989, Sp. 9 6 3 f. - Wilhelm Janssen: F. v. S. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 1 9 8 - 1 4 4 8 ) , 2 0 0 1 , S. 2 8 3 - 2 8 5 .

Friedrich F r i e d r i c h IV., Graf von Wied, Kurfürst und Erzbischof von Köln —> W i e d , Friedrich Graf von F r i e d r i c h I., Graf von Wettin, Erzbischof von Magdeburg, 15. 1.1152 begraben in Magdeburg. F. ist 1121 als Domherr in Magdeburg, seit 1129 als Propst des Stifts Bibra und seit 1140 als Kustos nachzuweisen. Im Mai 1142 wurde er zum Erzbischof erwählt, 1143 erhielt er das Pallium. 1144 ließ er sich von Konrad III. Jerichow und eine Reihe anderer Güter bestätigen, die er von den Erben der Grafen von Stade im Tausch für das Erzstift Magdeburg erworben hatte. 1147 beteiligte sich F. am Kreuzzug gegen die Wenden. Dessen Verlauf war wenig glücklich, hatte jedoch zur Folge, daß die Domkapitel der Suffraganbistümer Havelberg und Brandenburg an ihre Bischofssitze zurückkehren konnten. LITERATUR: Berent Schwineköper: F. I. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 515 f. - Bernd Schneidmüller: F. I. v. Magdeburg. In: LThK\ Bd. 4, 1995, Sp. 151. F r i e d r i c h III., Graf von Beichlingen, Erzbischof von Magdeburg, f 11.11. 1464 Calbe/Saale. Bereits als Hofmeister unter Erzbischof Günther erwarb sich F. Verdienste um die Verwaltung des Erzstifts Magdeburg. Obgleich ihm als Laien eine fundierte theologische Ausbildung fehlte, erwählte ihn das Domkapitel 1445 zum Nachfolger Günthers. In kurzer Zeit erwarb er die erforderlichen Weihen, bemühte sich um die Reorganisation von Verwaltung und Finanzen und führte die Reformierung der Klöster seiner Diözese gegen den Widerstand besonders der Bettelorden durch. Als Mann eines friedlichen Ausgleichs unterhielt er gute Beziehungen zu den Nachbarn des Erzbistums, lediglich mit Braunschweig-Lüneburg kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen. LITERATUR: Berent Schwineköper: F. III. In: NDB, Bd. 5, 1 9 6 1 , S. 5 1 6 . Friedrich, Erzbischof von Mainz, t 25.10.954 Mainz. Der Hildesheimer Domherr wurde 937 als Nachfolger Hildeberts zum Erzbischof von Mainz ernannt, sein erster Eintritt in die Reichspolitik war der gescheiterte Vermittlungsversuch zwischen dem Frankenherzog Eberhard und Otto I. F. schlug sich auf die Seite der Empörer, geriet nach der Schlacht von Andernach in Haft, kehrte jedoch 940 in sein Amt zurück. 951 verhandelte er an der Spitze einer kgl. Gesandtschaft in Rom über die Kaiserkrönung; nach erneuten Spannungen mit Otto entzog dieser ihm wegen seiner Verbindungen zu den Abweichlern um Liudolf von Schwaben 953 in Fritzlar die Würde des Erzkapellans und das damit verbundene Erzkanzleramt. Auf dem Reichstag von Langenzenn 954 söhnte sich F. mit Otto aus. Mit seinem Gegensatz zur ottonischen Kirchen- und Reichspolitik verschaffte sich F. starken Rückhalt in Rom, forderte von dort mit Erfolg die Stellung eines apostolischen Vikars und Legaten für Germanien. LITERATUR: Walter Norden: Erzbischof F. v. Mainz und Otto der Große. Zur Entwicklung des deutschen Staatsgedankens in der Ottonenzeit. Berlin 1912. Nachdr. Vaduz 1965. - Peter Herde: F. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 516 f. - Heinrich Büttner: Die Mainzer Erzbischöfe F. und Wilhelm und das Papsttum des 10. Jahrhunderts. In: Festschrift Johannes Bärmann. Wiesbaden 1966, S. 1-26. - Ludwig Falck: Mainz im frühen und hohen Mittelalter. Düsseldorf 1972, S. 56-63, 73 ff., 89, 112, 149. - Alois Gerlich: F. In: LexMA, Bd. 4, 1989, Sp. 964f. - Wolfgang Georgi: F. I. v. Mainz. In: LThK', Bd. 4, 1995, Sp. 151.

F r i e d r i c h II. der Weise, Kurfürst von der Pfalz, * 9.12. 1482 Burg Winzingen bei Neustadt/Weinstraße, t 26.2. 1556 Alzey. Seine Erziehung erhielt der vierte Sohn des Kurfürsten Philipp des Aufrichtigen durch Johann —»Reuchlin und verbrachte einen Großteil seiner Jugend am burgundischen Herzogshof in den Niederlanden. 1529 und 1532 führte F. das Reichsheer gegen die Türken, war 1531 für die Königswahl Ferdinands tätig und präsidierte neben Granvelle dem kaiserlichen Religionsgespräch auf dem Regensburger Reichstag von 1541. 1544 trat er die Nachfolge seines kinderlosen Bruders, des Kurfürsten Ludwig V., an, führte mit einigem Zögern die luth. Reformation ein und erließ 1546 eine evang. Kirchenordnung. Nach seiner Niederlage im Schmalkaldischen Krieg 1547 bemühte sich F. um eine politisch neutrale Haltung. F r i e d r i c h III. der Fromme, Kurfürst von der Pfalz, * 14.2. 1515 Simmern, t 26. 10. 1576 Heidelberg. Der Sohn Johanns II. von Pfalz-Simmern wurde am Hof des Bischofs von Lüttich und Kaiser Karls V. streng kath. erzogen, trat jedoch nach seiner Heirat mit der protestantischen Maria von Brandenburg 1537 zum Luthertum über. 1557 übernahm F. die Regierung in Simmern, 1559 nach dem Tod Otto Heinrichs auch in der Kurpfalz, wo er seit einem Religionsgespräch in Heidelberg 1560 durch ein vermittelndes Gutachten —> Melanchthons den Calvinismus einführte. 1561/62 wurde in seinem Auftrag der Heidelberger Katechismus erarbeitet, der zusammen mit der Kirchenordnung von 1564 die Grundlage für die Festigung des Calvinismus in der Kurpfalz schuf. 1571 veranlaßte F. das Frankenthaler Religionsgespräch und versuchte, die protestantischen Reichsstände zu einem gegen das Haus Habsburg gerichteten Bündnis zu vereinen. Unter seiner Schirmherrschaft entwickelte sich die Univ. Heidelberg zu einer Lehrstätte europäischen Ranges. Friedrich, Kardinal, Erzbischof von Ravenna, t 1004. Der aus einem sächsischen Geschlecht stammende F. ist wiederholt in der engeren Umgebung Ottos III. als dessen Vertrauter nachzuweisen. Er scheiterte 1001 als päpstlicher Legat auf der Synode in Pöhlde, als er sich bemühte, den Streit um Gandersheim zu beenden. Noch im selben Jahr wurde er Erzbischof von Ravenna und stand hoch in der Gunst des Kaisers. Nach Ottos Tod war F. weiterhin ein treuer Anhänger des Reiches und gehörte zu denjenigen, die sich für die Fortsetzung der deutschen Herrschaft in Italien einsetzten. LITERATUR: Hans Jürgen Rieckenberg: F. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 566 f. F r i e d r i c h von Parsberg, Bischof von Regensburg, * um 1385, t November 1449. F. stammte aus einer oberpfälzischen Adelsfamilie. Sein Vater war Pfleger in Hemau und verschaffte F. bereits 1394 Domkanonikate in Eichstätt, Regensburg und Passau. Nach dem Jurastudium wurde er zum Lie. deer, promoviert. Seit 1416 war F. Domscholaster in Regensburg, seit 1420 Domdekan in Eichstätt. 1428 wurde er von Papst Martin V. zum Collector Apostolicae Camerae für die Kirchenprovinz Salzburg ernannt. Hinzu kamen als weitere Pfründe 1430 ein Domdekanat und 1436 eine Dompropstei in Regensburg. Auf dem Konzil von Basel beriet er Herzog Wilhelm III. von Bayern-München. F. war an Kompromißverhandlungen mit den Hussiten beteiligt. 1437 wurde er Bischof von Regensburg. F. entwickelte ein unberechenbares Finanzgebaren sowie einen willkürlichen Umgang mit Kanonikern und ihren Ämtern, die er ihnen teilweise nach Gutdünken entzog. Zuletzt kam es vor der Kurie zu einem Prozeß gegen den Bischof, der jedoch kurz nach Prozeßbeginn starb. Zu

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Friedrich der positiven Bilanz seiner Amtszeit zählen die verstärkte Durchführung von Visitationen und Disziplinarmaßnahmen in Klöstern. LITERATUR: Karl Hausberger: Geschichte des Bistums Regensburg. Bd. 1. Regensburg 1989, S. 2 1 0 - 2 1 2 . - Ders.: P., F. v. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 4 4 8 - 1 6 4 8 ) , 1996, S. 5 1 7 f . F r i e d r i c h I I I . der Weise, Kurfürst von Sachsen, * 17.1. 1463 Torgau, t 5 . 5 . 1 5 2 5 Lochau bei Torgau. Nach d e m Tod seines Vaters, des Kurfürsten Ernst, übernahm F. 1486 die Kurwürde und regierte das Land, außer den Kurländern, gemeinsam mit seinem Bruder —> Johann dem Beständigen. 1500 wurde er als Repräsentant der Reformbemühungen —» Bertholds von Henneberg an die Spitze des Reichsregiments berufen; 1519 lehnte er die Wahl zum König ab. 1502 gründete er, selbst humanistisch gebildet, die Univ. Wittenberg, die durch Luther zu einer Keimzelle der Reformation wurde. Für Luther erwirkte er 1518 das Verhör durch Cajetan in Augsburg, 1521 freies Geleit zum Reichstag in Worms und ließ ihn auf der Wartburg in Sicherheit bringen. Als Mäzen beschäftigte F. bedeutende Künstler an seinem Hof, darunter Albrecht —> Dürer und Lucas - » C r a n a c h d . Ä . Er begünstigte auch die Klosterreform und unterstützte die Wittenberger Reliquiensammlung. F., der selbst nie offiziell mit der katholischen Kirche gebrochen hatte, nahm auf dem Totenbett das Abendmahl unter beiderlei Gestalt. Er stand u. a. mit —> Erasmus von Rotterdam und Johannes Aventinus im Briefwechsel. F. blieb unvermählt, jedoch nicht kinderlos. LITERATUR: Karl Heinz Blaschke: Kurfürst F. d. W. von Sachsen und die Luthersache. In: Fritz Reuter (Hrsg.): Der Reichstag zu Worms von 1521. W o r m s 2 1 9 8 1 , S. 3 1 6 - 3 3 5 . Ingetraut Ludolphy: F. d. W. In: TRE, Bd. 11, 1983, S. 6 6 6 - 6 6 9 . - Dies.: F. d. W., Kurfürst von Sachsen 1463-1525. Göttingen 1984. - Peter Schmid: Kurfürst F. d. W. als Reichspolitiker. In: Heinz A n g e r m e i e r / E r i c h Meuthen (Hrsg.): Fortschritte in der Geschichtswissenschaft durch Reichstagsaktenforschung. Göttingen 1988, S. 4 7 - 6 4 . - Ernst Walter Zeeden: F. III. In: LThK 3 , Bd. 4, 1995, Sp. 154 f. - Günther Wartenberg: F. (III.). In: RGG 4 , Bd. 3, 2 0 0 0 , Sp. 380. F r i e d r i c h von Blankenheim, Bischof von Straßburg und Utrecht, * um 1355 Kasselburg, t 9 . 1 0 . 1423 Burg Ter Horst. Der aus einem Eifeler Adelsgeschlecht stammende F. erhielt bereits in jungen Jahren ein Kanonikat am D o m in Straßburg, studierte in Paris und wurde, seit 1375 Bischof von Straßburg, 1384 mit der Landgrafschaft im Elsaß belehnt. Mit einer Liga oberrheinischer Grafen und Herren, die sich seit 1392 g e g e n Straßburg wandte, versuchte F. die Stadt mit militärischen Mitteln niederzuwerfen, was ihm jedoch mißglückte. Er ließ sich nun zum Bischof von Utrecht wählen, w o er bald die weltliche und kirchliche Macht des B i s c h o f s durch Neuordnung der Finanzen und der Gerichtsbarkeit s o w i e durch Errichtung von Pfarrkirchen und Klosterreformierung erheblich erweiterte. Seit 1399 Koadjutor des Erzbischofs von Trier, blieb er jedoch nach Freiwerden dieses Stuhls 1418 in Utrecht. LITERATUR: Heinrich Neu: F. v. B. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 592. - Francis Rapp, Jan van Herwaarden, Markus Ries: F. v. B. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 1 9 8 - 1 4 4 8 ) , 2 0 0 1 , S. 8 3 2 f . F r i e d r i c h , Markgraf von Baden, Bischof von Utrecht, * 1458, t 24. 11. 1517 Lier (Brabant). Als dritter Sohn Markgraf Karls I. von Baden für den geistlichen Stand bestimmt, erhielt F. Kanonikate in den Domkapiteln in Utrecht und Köln s o w i e das A m t des Thesaurars in Köln. 1493 wurde er von König Maximilian zum Koadjutor von Utrecht ernannt, dessen Kapitel ihn 1496 zum Bischof

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wählte. F. vertrat zunächst die politischen Interessen Habsburgs, bis er 1514 versuchte, das Bistum Utrecht mit d e m Bistum Metz zu vertauschen, wobei er v o m französischen König unterstützt wurde. Dadurch hatte er das habsburgische Vertrauen verloren und wurde von Karl V. zur A u f g a b e des Bistums Utrecht genötigt. LITERATUR: Heinrich Neu: F. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 5 9 2 f. - Peter Berbée: F., Markgraf v. B. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 4 4 8 - 1 6 4 8 ) , 1996, S. 201 f. F r i e d r i c h von Braunschweig, Franziskaner, f nach 1392. F., ursprünglich wohl Franziskanerminorit, lebte in Hildesheim, Weißenburg und Speyer, w o er unter dem Namen Johannes wirkte. Er verbreitete chiliastische Lehren, die nicht ohne Anhänger im hohen Klerus blieben. F. predigte die zukünftige Erscheinung eines Messias, der aus dem Kreis der Minoriten hervorgehen und als Papst und Kaiser regieren werde. Offenbar fehlte ihm jedoch eine starke Protektion; 1392 wurde er in Speyer zu ewiger Kerkerhaft verurteilt. LITERATUR: Norbert Martin: F. v. B. In: L e x M A , Bd. 4, 1989, Sp. 966. F r i e d r i c h von Mariengaarde, Prämonstratenser, Abt, * Hallum (Friesland), t 3 . 3 . 1175 Mariengaarde. Nach dem Studium, das er vermutlich in Münster absolvierte, war F. Lehrer und Pfarrer in Hallum. In Marienweerd Schloß er sich den Prämonstratensern an, sammelte einige Nonnen und M ö n c h e um sich und gründete 1164 Kloster Mariengaarde, d e m er als erster Abt vorstand. M ö n c h e und Nonnen lebten dort zunächst zusammen, bis in Bethlehem ein Nonnenhaus gegründet wurde, das F. als Rektor leitete. Nach seinem Tod berichtete man von Wundern an seinem Grab, das sich zur einer Wallfahrtsstätte entwickelte. F. wurde 1728 kanonisiert. Seine Reliquien befinden sich seit 1938 in L e f f e (Dinant). LITERATUR: Ludger Horstkötter: F. v. M. In: LThK 3 , Bd. 4, 1995, Sp. 151 f. F r i e d r i c h von Regensburg, Laienmönch, * nach 1250 Regensburg, t 29. 11. 1329 Regensburg. F. lebte als Schreiner und Laienbruder bei den AugustinerEremiten in Regensburg. N o c h zu Lebzeiten wurde er wegen seiner offenbar besonderen Frömmigkeit verehrt. Nach seinem Tod verbreiteten sich Legenden über F., u.a. von Engels-Erscheinungen, weshalb sein Grab zunehmend eine Stätte der Wallfahrt wurde. 1909 wurde F. selig gesprochen. LITERATUR: Adolar Zumkeller: F. v. R. In: LThK 3 , Bd. 4, 1995, Sp. 154. F r i e d r i c h Reiser, Waldenser, Prediger, * um 1401 wahrscheinlich Taiting bei Donauwörth, f 6 . 3 . 1458 Straßburg. Der von Hans von Plauen in Nürnberg ausgebildete und von Peter Payne beeinflußte F. wirkte als Waldenserprediger in Süddeutschland, Österreich und der S c h w e i z . U m 1430 lernte er in B ö h m e n die hussitischen Lehren kennen. 1431 / 3 2 wurde F. von dem Bischof der Taboriten, Nikolaus von Pelhrimov, zum Priester und 1433 in Basel auch zum Bischof geweiht. Seit 1434 wieder in Deutschland, setzte F. seine Bemühungen um eine Vereinigung der Waldenser mit den Hussiten fort und widmete sich darüber hinaus der Festigung der organisatorischen Grundlagen des Waldensertums. A l s Glaubensgrundlage verteilte er handgeschriebene Bibeln. Seit 1457 lebte F. in Straßburg, w o er im folgenden Jahr verhaftet, gefoltert und als Ketzer hingerichtet wurde. Die Reformatio Sigismundi, die ihm früher gelegentlich zugeschrieben wurde, stammt nicht von F. LITERATUR: Eduard Gebele: F. R. In: Lebensbilder aus d e m Bayerischen Schwaben. Bd. 1. Hrsg. v. Götz Frh. von Pölnitz. München 1952, S. 113-130. - Valdo Vinay: F. R. und die waldensische Diaspora deutscher Sprache im

Fries XV. Jahrhundert. In: Wolfgang Erk (Hrsg.): Waldenser. Geschichte und Gegenwart. Frankfurt/Main 1971, S. 25-47. Amedeo Molnár: Die Waldenser. Freiburg/Breisgau 1993. Kathrin Utz Tremp: R„ F. In: LexMA, Bd. 7, 1995, Sp. 683. - Peter Segl: R., F. In: LThK 3 , Bd. 8, 1999, Sp. 1023 f. - Amelie Fößel: R., F. In: NDB, Bd. 21, 2003, S. 389. - Peter Hilsch: R„ F. In: RGG 4 , Bd. 7,2004, Sp. 256. F r i e d r i c h Sunder, Theologe, Schriftsteller, * um 1245, t 1328. F. ist ab 1287 als Geistlicher nachgewiesen. Er war Kaplan im Dominikanerinnen-Kloster Engeltal, wo er sich mit Gertrud anfreundete. Mit mystischer Tendenz schilderte F. in seinem autobiographischen Gnaden-Leben religiöse Erfahrungen, Visionen und Offenbarungen, die sein inneres Leben bestimmten. LITERATUR: Siegfried Ringler: S„ F. In: VL 2 , Bd. 9, 1995, Sp. 532-536. - Peter Dinzelbacher: S., F. In: LexMA, Bd. 8, 1997, Sp. 323. - Ralph Frenken: F. S. (1254-1328). In: „Da fing ich an zu erinnern . . . " Die Psychohistorie der Eltern-Kind-Beziehung in den frühesten deutschen Autobiographien ( 1 2 0 0 - 1 7 0 0 ) . G i e ß e n 2003, S. 4 6 - 5 6 .

Friedrich, Gerhard, evang. Theologe, * 20.8.1908 Jodszen (Ostpreußen), t 18.1.1986 Kiel. F. studierte in Marburg, Tübingen und Königsberg Theologie und war am Aufbau des Predigerseminars der Bekennenden Kirche in Ostpreußen beteiligt. 1945 leitete er die theologische Kriegsgefangenen-Schule in Norton Camp. 1947 wurde er Dozent in Bethel, 1953 a. o. Prof. in Kiel und 1954 o. Prof. in Erlangen, wo er 1964-66 auch Rektor war. 1968 kehrte er als o.Prof. nach Kiel zurück. Seit 1948 gab F. als Nachfolger Gerhard —> Kittels das Theologische Wörterbuch zum Neuen Testament heraus und war seit 1955 Mitherausgeber von „Kerygma und Dogma". LITERATUR: Das Wort und die Wörter: Festschrift G. F. zum 65. Geburtstag. Hrsg. v. Horst Balz. Stuttgart u.a. 1973. Jürgen Becker: F., G. In: LThK 3 , Bd. 4, 1995, Sp. 155 f. Friedrich, Johann, kath. und altkath. Theologe, * 5.5. 1836 Poxdorf (Oberfranken), t 19.8. 1917 München. F., Sohn eines Lehrers, studierte seit 1854 in Bamberg und München, wurde 1859 zum Priester geweiht und war zunächst als Kaplan in Markt Scheinfeld tätig. Noch im selben Jahr kam er als Assistent Johann Joseph Ignaz von —>Döllingers nach München, wurde 1861 zum Dr. theol. promoviert und habilitierte sich 1862 für Kirchengeschichte. Seit 1865 a.o.Prof. der Kirchengeschichte, war F. 1869/70 als theologischer Berater des Kardinals Gustav Adolf zu —> Hohenlohe-Schillingsfürst beim Vatikanischen Konzil in Rom und wurde 1871 wegen seiner Verweigerung der geforderten Unterwerfung der Theologischen Fakultät unter die Beschlüsse des Konzils zusammen mit Döllinger exkommuniziert. 1872 dennoch von König Ludwig II. von Bayern zum Prof. ernannt, nahm F. großen Anteil an der altkatholischen Bewegung und war 1874/75 an der Gründung der Altkatholischen Theologischen Fakultät in Bern beteiligt. Wegen seiner kirchenpolitischen Haltung wurde er 1882 aus der Theologischen in die Philosophische Fakultät der Univ. MUnchen versetzt. F. veröffentlichte u. a. eine Geschichte des Vaticanischen Concils (3 Bde., 1877-87) und die grundlegende Biographie Döllingers (3 Bde., 1899-1901). WEITERES WERK: Das wahre Zeitalter des heiligen Rupert, Apostels der Bayern: oder war der heilige Rupert ein Ketzer? Bamberg 1866. LITERATUR: Werner Küppers: F., J. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 601. - Ewald Kessler: J. F. (1836-1917). Ein Beitrag zur Geschichte des Altkatholizismus. Diss. München 1975. Burkhard Neumann: F., J. In: LThK 3 , Bd. 4, 1995, Sp. 156.

Friedrich, Leonhard, auch Friederich, kath. Theologe, Politiker, * 7. 11. 1788 Langerringen bei Schwabmünchen, t 14.6. 1862 Bamberg. Nach dem Studium der Theologie, das er mit der Promotion abschloß, wurde F. 1811 zum Priester geweiht und war als Kaplan in Donauwörth und Langerringen tätig. Seit 1816 Pfarrvikar in Mödingen, übernahm er 1821 eine Pfarrstelle in Staufen bei Lauingen und wurde 1827 Stadtpfarrer in Gundelfingen sowie Distriktsschulinspektor im Landgericht Lauingen. Seit 1837 war er Dekan des Landkapitels Lauingen. 1846-62 amtierte F. als Dompropst in Bamberg, zugleich als Vorstand des Metropolitangerichts und wurde später Direktor des Geistlichen Rats. 1837-46 war er Mitglied der bayerischen Abgeordnetenkammer, 1845/46 deren Vizepräsident und gehörte 1848/49 der Frankfurter Nationalversammlung an. Frieling, Rudolf, Erzoberlenker der Christengemeinschaft, * 23.3.1901 Leipzig, t 7.1.1986 Stuttgart. Der Enkel des Kirchenrechtlers Rudolph —>Sohm studierte an den Universitäten Rostock, Marburg und Leipzig Theologie und wurde 1924 zum Dr. phil. promoviert (Die kirchlichen Zustände der Ephorie Chemnitz von 1540 bis 1671 nach den Visitationsakten). 1922 Schloß sich F. der u. a. von Rudolf Steiner und Friedrich —» Rittelmeyer neugegründeten Christengemeinschaft an und wirkte bis 1927 als Pfarrer dieser Religionsgemeinschaft in Leipzig, Mannheim und Nürnberg. Anschließend bis zu seinem Berufsverbot durch die Gestapo 1941 war er in gleicher Funktion in Wien tätig, seit 1929 als Lenker. Nach der Teilnahme am Zweiten Weltkrieg hatte er seit 1945 ein Pfarramt in Marburg inne, wurde 1949 zum Oberlenker ernannt und wirkte 1949-55 im Dienst der Christengemeinschaft in New York. Danach in Stuttgart ansässig, wurde F. 1960 zum Erzoberlenker und damit zum geistlichen Vorstand geweiht. Fries, Heinrich, kath. Theologe, * 31.12.1911 Mannheim, t 19.11.1998 München. F. studierte in Tübingen Theologie, empfing 1936 die Priesterweihe, war seelsorgerisch in Stuttgart tätig und wurde 1942 mit einer Dissertation über Kardinal John Henry Newman zum Dr. theol. promoviert. 1945 habilitierte er sich in Tübingen mit der Arbeit Die katholische Religionsphilosophie der Gegenwart, wurde dort 1946 Dozent für Religionsphilosophie und Fundamentaltheologie, 1950 Prof. der Fundamentaltheologie und lehrte 1958-79 in München, wo er seit 1963 zusätzlich Direktor des Instituts für Ökumenische Theologie war. F. gehörte zu den führenden kath. Theologen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er verfaßte zahlreiche Werke auf dem Gebiet der Fundamentaltheologie und der ökumenischen Theologie. Er war Herausgeber des Handbuchs theologischer Grundbegriffe (2 Bde., 1962, 2 1970), mehrerer Reihen („Beiträge zur ökumenischen Theologie", „Wegbereiter heutiger Theologie", „Newman Studien", „Quaestiones Disputatae") und Zeitschriften („Theologische Quartalschrift", Schriftleitung 1954-58; „Catholica. Vierteljahresschrift für Ökumenische Theologie", seit 1958; „Ökumenische Rundschau", seit 1969). Zu seinen Werken gehören Ist der Glaube ein Verrat am Menschen? Eine Begegnung mit Karl Jaspers (1950), Bultmann, Barth und die katholische Theologie (1955), Glaube - Wissen (1960), Das Gespräch mit den evangelischen Christen (1961), Herausgeforderter Glaube (1968), Wegbereiter und Wege. Ökumenische Verantwortung (1968), Verstehender Glaube (1978), Dienst am Glauben (1981), Einigung der Kirchen - reale Möglichkeit (1983, erw. 1985, mit Karl —> Rahner) und Fundamentaltheologie (1985, 2 1986).

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Friesenegger LITERATUR: P e t e r N e u n e r : H . F. Ein L e b e n im D i e n s t d e r Ö k u m e n e . W e i ß e n h o r n 1999. - Ders.: F., H. In: R G G 4 , B d . 3, 2 0 0 0 , Sp. 381. - Ders.: F., H . In: L T h K \ B d . 11, 2 0 0 1 , Sp. 80 f. - Ders.: F., H . In: T R E , Bd. 11, 2 0 0 1 , S. 80.

Friesenegger,

M a u r u s , C h r o n i s t , * 1590 D i e ß e n / A m m e r see, t 1 1 . 5 . 1655 A n d e c h s . D e r S o h n eines B ä c k e r s legte im Kloster A n d e c h s die P r o f e ß a b und w a r dort z u n ä c h s t N o v i z e n m e i s t e r s o w i e Vikar in E g ling. Später w u r d e F. Prior und 1640 z u m A b t g e w ä h l t . Sein Tagebuch von Egling und Heiligenberg vom Jahre !627-48 ist e i n e w i c h t i g e Q u e l l e zur G e s c h i c h t e d e s D r e i ß i g j ä h r i g e n Kriegs. D a n e b e n v e r ö f f e n t l i c h t e er e i n e R e i h e von lateinischen S c h r i f t e n , u. a. ein Werk ü b e r b e d e u t e n d e A n d e c h s e r Mönche. WEITERES WERK: T a g e b u c h a u s d e m 3 0 j ä h r i g e n Krieg. Hrsg. v. Willibald M a t h ä s e r . M ü n c h e n 1996. LITERATUR: V D 17. - H e r m a n n H ö r g e r : D i e K r i e g s j a h r e 1632 bis 1634 im T a g e b u c h d e s P. M . F., n a c h m a l i g e n A b tes von A n d e c h s ( 1 6 4 0 - 1 6 5 5 ) . In: Z e i t s c h r i f t f ü r B a y e r i s c h e L a n d e s g e s c h i c h t e 3 4 (1971) S. 8 6 6 - 8 7 6 .

Friesner,

A n d r e a s , auch Frißner, Frisner, Frisener, kath. T h e o l o g e , * u m 1448 W u n s i e d e l , t 1504 R o m . F. studierte seit 1445 die A r t e s an der U n i v . Leipzig, w u r d e 1467 B a c c a l a u r e u s u n d e r l a n g t e 1470 d e n M a g i s t e r g r a d . 1473-78 w a r er als K o r r e k t o r bei d e m B u c h d r u c k e r Johann S e n s e n s c h m i d t in N ü r n b e r g tätig und setzte nach seiner R ü c k k e h r n a c h L e i p z i g 1478 sein S t u d i u m in d e r T h e o l o g i s c h e n F a k u l t ä t fort. Er w u r d e 1480 C u r s o r , 1482 S e n t e n tiarius und im selben J a h r R e c t o r m a g n i f i c u s . 1485 w u r d e er Schlüsselträger der Univ., 1487 E x e c u t o r s t a t u o r u m B a v a r o r u m u n d 1499 z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t . D a n a c h g i n g F. nach R o m u n d w a r P r o t o n o t a r und B e i c h t v a t e r P a p s t A l e x anders VI. F r i e ß , G o t t f r i e d , österr. B e n e d i k t i n e r , Historiker, Bibliothekar, * 1 . 1 0 . 1 8 3 6 W a i d h o f e n / Y b b s ( N i e d e r ö s t e r r e i c h ) , t 18. 1. 1904 Seitenstetten (Niederösterreich). F. trat 1857 in d a s B e n e d i k t i n e r s t i f t Seitenstetten ein, studierte 1862-67 G e s c h i c h t e und G e o g r a p h i e an d e r U n i v . W i e n und w u r d e 1866 G y m n a s i a l l e h r e r a m S t i f t s g y m n a s i u m Seitenstetten. Seit 1874 Stiftsbibliothekar, w u r d e er 1879 S t i f t s a r c h i v a r und b e f a n d sich 1 8 7 5 / 7 6 in R o m , w o er an der Edition d e r R e g e s t e n Papst C l e m e n s ' V . mitarbeitete. F. e r f o r s c h t e vor allem d i e L a n d e s - u n d L o k a l g e s c h i c h t e d e s westlichen N i e d e r ö s t e r r e i c h s o w i e die D y n a s t e n - und Ord e n s g e s c h i c h t e . E r v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. e i n e Geschichte der Stadt Waidhofen an der Ybbs (1867). LITERATUR: Ö B L , Bd. 1, 1957, S. 368.

Frind,

A n t o n L u d w i g , kath. T h e o l o g e , B i s c h o f von Leitmeritz, * 9. 1 0 . 1 8 2 3 H a i n s p a c h ( B ö h m e n ) , t 28. 1 0 . 1 8 8 1 Leitmeritz. F. studierte in Prag, e m p f i n g 1847 d i e P r i e s t e r w e i h e und w u r d e 1851 K a t e c h e t und L e h r e r , 1859 Direktor a m G y m n a s i u m in L e i t m e r i t z , später in E g e r . Seit 1869 w a r er D o m kapitular in P r a g , von 1877 an B i s c h o f von Leitmeritz. F. war als K i r c h e n h i s t o r i k e r tätig und v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. e i n e Kurze Geschichte der Bischöfe von Leitmeritz (1867).

Frind,

W e n z e l A n t o n , kath. T h e o l o g e , W e i h b i s c h o f von P r a g , * 26. 1. 1843 H a i n s p a c h ( B ö h m e n ) , t 2. 8. 1932 Warnsdorf. D e r N e f f e A n t o n L u d w i g —>F.s studierte an der T h e o l o g i schen D i ö z e s a n l e h r a n s t a l t in Leitmeritz s o w i e an der T h e o logischen Fakultät d e r U n i v . Wien, w u r d e z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t und habilitierte sich an d e r D e u t s c h e n U n i v . in Prag f ü r M o r a l t h e o l o g i e . N o c h in d e n a c h t z i g e r J a h r e n w u r d e er o . P r o f . , d a n n M i t g l i e d des M e t r o p o l i t a n k a p i t e l s der E r z d i ö z e s e P r a g und 1901 W e i h b i s c h o f von Prag. F.

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setzte sich b e s o n d e r s f ü r d i e d e u t s c h - b ö h m i s c h e n Katholiken ein und v e r ö f f e n t l i c h t e 1899 sein H a u p t w e r k Das sprachliche und sprachlich nationale Recht in polyglotten Staaten und Ländern mit besonderer Rücksicht auf Österreich und Böhmen vom sittlichen Standpunkt aus beleuchtet. LITERATUR: R o b e r t A . K a n n : F., W . A . In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 615. F r i n g s , J o s e p h , kath. T h e o l o g e , E r z b i s c h o f von K ö l n , Kardinal, * 6 . 2 . 1887 N e u s s / R h e i n , t 17. 1 2 . 1 9 7 8 K ö l n . F. studierte seit 1905 T h e o l o g i e an d e n U n i v e r s i t ä t e n Innsb r u c k , Freiburg und B o n n s o w i e a m P ä p s t l i c h e n Bibelinstitut in R o m , w u r d e 1910 z u m Priester g e w e i h t u n d w a r 1915-22 P f a r r e k t o r in K ö l n - F ü h l i n g e n . N a c h d e r P r o m o tion z u m Dr. theol. in F r e i b u r g / B r e i s g a u 1924-37 P f a r r e r an St. Josef in K ö l n - B r a u n s f e l d , w u r d e er a n s c h l i e ß e n d R e g e n s a m P r i e s t e r s e m i n a r B e n s b e r g , 1942 E r z b i s c h o f von Köln, 1946 Kardinal. Als Vorsitzender der D e u t s c h e n B i s c h o f s k o n f e r e n z 1945-65 w a r er in d e n ersten J a h r z e h n t e n n a c h d e m Z w e i t e n Weltkrieg W o r t f ü h r e r d e s d e u t s c h e n Katholiz i s m u s , n a h m E i n f l u ß auf die Politik ( G r ü n d u n g d e s L a n d e s N o r d r h e i n - W e s t f a l e n , f r e u n d s c h a f t l i c h e B e z i e h u n g zu K o n rad A d e n a u e r ) , rief b e d e u t e n d e kath. E i n r i c h t u n g e n ins Leben ( u . a . 1959 d a s H i l f s w e r k „ M i s e r e o r " , 1961 „ A d v e n i a t " ) und g a b w i c h t i g e kulturelle I m p u l s e , z u m Beispiel im Kirc h e n b a u . A l s T e i l n e h m e r d e s Z w e i t e n Vatikanischen K o n zils, dessen P r ä s i d i u m er a n g e h ö r t e , w a r er an p r o g r e s s i v e n E n t s c h e i d u n g e n beteiligt. F . ' E r i n n e r u n g e n e r s c h i e n e n unter d e m Titel Für die Menschen bestellt (1973). WEITERE WERKE: D i e Einheit d e r M e s s i a s i d e e in den E v a n gelien. Ein B e i t r a g zur T h e o l o g i e d e s N e u e n T e s t a m e n t e s . M a i n z 1917. - Z w e i H i r t e n w o r t e d e s K ö l n e r E r z b i s c h o f s Josef Kardinal Frings. Ü b e r s e i n e R e i s e n nach R o m und L o n d o n im J a h r 1946. K ö l n 1946. - D a s Konzil u n d d i e m o d e r n e G e d a n k e n w e l t . K ö l n 1962. LITERATUR: E d u a r d Hegel: F., J. In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 2 1 0 - 2 1 3 . - N o r b e r t Trippen: J. Kardinal F. ( 1 8 8 7 - 1 9 7 8 ) . In: Z e i t g e s c h i c h t e in L e b e n s bilder, Bd. 7. Hrsg. von J ü r g e n A r e t z u.a., M a i n z 1994, S. 143-160, S. 2 9 9 f . - N o r b e r t T r i p p e n : F., J. In: L T h K 3 , B d . 4, 1995, Sp. 159. - E d u a r d H e g e l : F., J. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 9 4 5 - 2 0 0 1 ) , 2 0 0 2 , S. 2 8 7 - 2 9 0 . - N o r b e r t Trippen: J. Kardinal F. ( 1 8 8 7 - 1 9 7 8 ) . Bd. 1, 2., d u r c h g e s e h e n e Aufl., P a d e r b o r n 2 0 0 3 ; Bd. 2, 2 0 0 5 .

Frint,

J a k o b , kath. T h e o l o g e , B i s c h o f von St. Pölten, * 4 . 1 2 . 1766 B ö h m i s c h - K a m e n i t z , t 1 1 . 1 0 . 1834 St. Pölten. 1795 z u m Priester g e w e i h t , w u r d e F. 1801 H o f k a p l a n in W i e n , 1804 z u d e m Prof. der R e l i g i o n s w i s s e n s c h a f t an d e r dortigen Universität. 1808 ü b e r n a h m er e i n e Pfarrstelle in L a a , kehrte 1810 als H o f - und B u r g p f a r r e r nach W i e n z u r ü c k und leitete seit 1816 d a s h ö h e r e B i l d u n g s i n s t i t u t St. A u g u s t i n ( F r i n t a n e u m ) f ü r Weltpriester. 1827 w u r d e F. B i s c h o f von St. Pölten und g r ü n d e t e 1829 e i n e I n d u s t r i e s c h u l e f ü r a r m e Mädchen. LITERATUR: L e o p o l d S c h m u t z e r : A b t und B i s c h o f Dr. J. F. Diss. I n n s b r u c k 1925. - E d u a r d H o s p : Z w i s c h e n A u f k l ä r u n g und k a t h o l i s c h e r R e f o r m . J. F. W i e n / M ü n c h e n 1962. - Friedrich S c h r a g l : F. J. In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 2 1 3 - 2 1 6 . - Ders.: F., J. In: L T h K 3 , B d . 4, 1995, Sp. 1 5 9 f . - E k k a r t Sauser: F., J. In: B B K L , B d . 22, 2 0 0 3 , S p . 3 7 6 - 3 7 8 .

Frisius,

J o h a n n e s , eigentl. Fries, a u c h Friess, Hans, schweizer, reformierter Theologe, Pädagoge, Lexikograph, * 1505 G r e i f e n s e e (Kt. Z ü r i c h ) , t 2 8 . 1 . 1565 Z ü r i c h . W a h r s c h e i n l i c h von H u l d r y c h —» Z w i n g l i als Stipendiat e m p f o h l e n , b e s u c h t e F. 1527-31 d i e M ü n s t e r s c h u l e in Z ü r i c h und studierte 1533-35 P h i l o l o g i e und M u s i k an d e r U n i v .

Fritz Paris. 1536 ü b e r n a h m er an der L a t e i n s c h u l e in B a s e l , 1537 a m Z ü r c h e r F r a u e n m ü n s t e r und 1547-63 a m G r o ß m ü n s t e r in Z ü r i c h d a s A m t d e s M a g i s t e r s in beiden alten S p r a c h e n und der M u s i k . 1538 erhielt F. d a s B ü r g e r r e c h t in Z ü r i c h . 1545 reiste er n a c h Italien, wirkte seit 1547 in Z ü r i c h als R e o r g a nisator des S c h u l m u s i k u n t e r r i c h t s u n d w u r d e v o m Stadtrat 1557 z u m C h o r h e r r n g e w ä h l t . F. stand in K o n t a k t mit J o a c h i m von —> Watt. Heinrich - » B u l l i n g e r und K o n r a d G e s ner. M i t seiner Brevis musicae isagoge (1552) legte er e i n e v e r s t ä n d l i c h e D a r s t e l l u n g der G r u n d l a g e n der L e h r e von d e r „ M u s i c a p l a n a " und von der „ M u s i c a m e n s u r a l i s " vor. Z u d e m edierte und k o m m e n t i e r t e F. antike A u t o r e n , w a r an der Z ü r c h e r B i b e l ü b e r s e t z u n g beteiligt u n d leistete B e d e u tendes auf d e m G e b i e t der L e x i k o g r a p h i e . 1556 erschien sein als der „ G r o ß e F r i e s " b e k a n n t g e w o r d e n e s Dictionarium Latinogermanicum nach d e m Vorbild der f r a n z ö s i s c h e n bilingualen W ö r t e r b ü c h e r d e s R o b e r t u s S t e p h a n u s ; weitere Wörterbücher folgten. LITERATUR: V D 16, F 3 0 0 0 - 3 0 1 1 . - C l e m e n t A . Miller: F., J. In; N G r o v e D , B d . 9 , 2 2 0 0 l , S. 278. - T h o m a s S c h m i d t B e s t e / ( H e i n r i c h H ü s c h e n ) : F., J. In: M G G 2 P , Bd. 7, 2 0 0 2 , Sp. 159-161. F r i t s c h , A h a s v é r u s , Dichter, R e c h t s g e l e h r t e r , H o f k a n z ler, * 16. 1 2 . 1 6 2 9 M ü c h e l n bei M e r s e b u r g , t 2 4 . 8 . 1 7 0 1 Rudolstadt. F. studierte seit 1650 an der U n i v . J e n a T h e o l o g i e und R e c h t s w i s s e n s c h a f t e n , u n t e r b r o c h e n von einer z w e i j ä h r i gen Tätigkeit als H a u s l e h r e r in Halle, und w u r d e 1657 H o f m e i s t e r d e s G r a f e n A l b r e c h t A n t o n von S c h w a r z b u r g R u d o l s t a d t . Seit 1661 H o f - und Justizrat in R u d o l s t a d t , hielt er n a c h der P r o m o t i o n z u m Dr. j u r . 1662 seit 1664 j u r i stische Vorlesungen in S c h w a r z b u r g und w u r d e 1667 A r c h i var. 1669 erhielt F. d i e W ü r d e eines kaiserlichen P f a l z g r a f e n und w u r d e 1679 K a n z l e i d i r e k t o r und K o n s i s t o r i a l p r ä s i d e n t , 1687 K a n z l e r . Z u s e i n e m u m f a n g r e i c h e n Werk g e h ö r e n j u ristische W e r k e , S t a n d e s e t h i k e n und von P i e t i s m u s Philipp J a k o b —> S p e n e r s b e e i n f l u ß t e E r b a u u n g s s c h r i f t e n s o w i e zahlreiche K i r c h e n l i e d e r . F. w a r einer der ersten d e u t s c h e n G e lehrten, d i e sich mit d e r P r e s s e b e f a ß t e n ; in Discursus de novellarmi, quas vocant Newe Zeitungen, hodierno usu et abusu ( 1 6 7 6 ) legte er das R e c h t d e s Staates dar, d a s Volk d u r c h Ü b e r w a c h u n g der P r e s s e zu schützen. LITERATUR: H a n s R e n k e r : A h a s v e r F., ein pietistischer P ä d a g o g v o r F r a n c k e und ein Vorläufer F r a n c k e s . P a d e r b o r n 1916. - Detlef Ignasiak: H o h e r S t a a t s b e a m t e r und kritischer Schriftsteller. D e r L e b e n s w e g d e s R u d o l s t ä d t e r K a n z lers A . F. In: Kleinstaaten und K u l t u r in T h ü r i n g e n v o m 16. bis 20. J a h r h u n d e r t . H r s g . v. J ü r g e n J o h n . J e n a 1994, S. 139-159. - Walter B a r t o n (Hrsg.): A h a s v e r F. und s e i n e Streitschrift g e g e n die Z e i t u n g s - S u c h t seiner Zeit. J e n a 1999. F r i t s c h , T h o m a s , a u c h Fritschius, T h e o l o g e , K o m p o n i s t , * 2 5 . 8 . 1563 Görlitz, t v o r 1620 B r e s l a u . D e r S o h n eines M e d i z i n e r s hat w a h r s c h e i n l i c h in e i n e m b ö h m i s c h e n Kloster die G e l ü b d e a b g e l e g t . A u s s e i n e m H a u p t w e r k , d e m 1620 e r s c h i e n e n e n Novum et insigne opus musicum (15 lateinische und 4 d e u t s c h e Lieder, d i e n a c h d e m K i r c h e n j a h r g e o r d n e t sind), erfährt m a n , d a ß er magister, p r o f e s s u s und K r e u z h e r r mit d e m roten Stern zu St. M a t thias in B r e s l a u war. Zu den vor 1600 e n t s t a n d e n e n W e r ken F.s gehört v e r m u t l i c h die s e c h s s t i m m i g e M e s s e Jubilate Deo. Als Z e i c h e n seiner d a m a l i g e n Beliebtheit gilt d i e A u f n a h m e d e s kath. K o m p o n i s t e n in e i n e R e i h e von S a m m lungen evang. Kirchenmusiker. LITERATUR: Fritz F e l d m a n n : F., T . In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 629. - M i r o s t a w P e r z / R u d o l f Walter: F., T . In: N G r o v e D , B d . 9 , 2 2 0 0 1 , S. 2 7 9 f. - (Fritz F e l d m a n n ) : F., T. In: M G G 2 P , B d . 7, 2 0 0 2 , Sp. 163 f.

F r i t s c h e l , G o t t f r i e d ( L e o n h a r d W i l h e l m ) , luth. T h e o l o g e , * 9 . 1 2 . 1836 N ü r n b e r g , t 1 3 . 7 . 1889 M e n d o t a (Illinois, USA). F., I n h a b e r eines B u c h - und P a p i e r g e s c h ä f t s , trat z u s a m m e n mit s e i n e m B r u d e r S i g m u n d —>F. in d a s von Wilh e l m —»Löhe in N ü r n b e r g g e g r ü n d e t e , d a n n n a c h N e u e n dettelsau verlegte M i s s i o n s s e m i n a r ein u n d studierte an der U n i v . E r l a n g e n . 1857 f o l g t e er s e i n e m B r u d e r n a c h D u b u q u e (Iowa, U S A ) , u m a m d o r t i g e n W a r t b u r g - S e m i n a r als zweiter L e h r e r zu unterrichten. F. lehrte N e u e s T e s t a m e n t , K i r c h e n g e s c h i c h t e s o w i e K o n f e s s i o n s k u n d e und w i d m e t e sich einer u m f a n g r e i c h e n Missionstätigkeit. WERKE: G e s c h i c h t e der christlichen M i s s i o n e n unter d e n Ind i a n e r n N o r d a m e r i k a s im 17. und 18. J a h r h u n d e r t : nebst einer B e s c h r e i b u n g der R e l i g i o n der Indianer. N ü r n b e r g 1870. LITERATUR: Julius B o d e n s i e c k : F., G . In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 6 2 9 . F r i t s c h e l , ( K o n r a d ) S i g m u n d , luth. T h e o l o g e , * 3. 12. 1833 N ü r n b e r g , t 2 6 . 4 . 1900 D u b u q u e ( I o w a , USA). N a c h einer t h e o l o g i s c h e n A u s b i l d u n g an d e m von W i l h e l m —»Löhe g e g r ü n d e t e n M i s s i o n s s e m i n a r w u r d e F., B r u d e r von G o t t f r i e d —» F., 1854 von L ö h e in d i e U S A g e s c h i c k t , u m in D u b u q u e (Iowa) an d e m n e u g e g r ü n d e t e n W a r t b u r g - S e m i n a r als L e h r e r zu wirken. Z u s a m m e n mit s e i n e m B r u d e r , d e r i h m 1857 dorthin folgte, w i d m e t e sich F. n e b e n seiner Lehrtätigkeit einer m i s s i o n a r i s c h e n A r b e i t und g r ü n d e t e z a h l r e i c h e K i r c h e n g e m e i n d e n . Sie g a b e n w ö c h e n t l i c h d a s „ K i r c h e n blatt" h e r a u s und g r ü n d e t e n 1875 d i e m o n a t l i c h e r s c h e i n e n d e „Kirchliche Zeitschrift". LITERATUR: Julius B o d e n s i e c k : F., K. S. In: N D B , B d . 5, 1961, S. 6 2 9 f. F r i t z , Karl, E r z b i s c h o f von F r e i b u r g / B r e i s g a u , * 2 0 . 8 . 1864 A d e l h a u s e n ( B a d e n ) , t 7 . 1 2 . 1931 F r e i b u r g / Breisgau. D e r aus bäuerlichen Verhältnissen s t a m m e n d e F. studierte in Freiburg T h e o l o g i e , w u r d e 1888 z u m Priester g e w e i h t und ü b e r n a h m nach seinen V i k a r s j a h r e n 1896 e i n e Pfarrstelle in B e r n a u / S c h w a r z w a l d , w o er sich u m den A u f b a u eines kath. A r b e i t e r v e r e i n s b e m ü h t e . Seit 1899 w a r er als K o l l e g i a l m i t glied d e s K a t h o l i s c h e n O b e r s t i f t u n g s r a t s in K a r l s r u h e in der V e r m ö g e n s v e r w a l t u n g tätig und ging 1911 als K a n z l e i d i r e k tor in das O r d i n a r i a t n a c h Freiburg. F. w u r d e 1916 D o m k a p i tular, 1918 G e n e r a l v i k a r und 1920 z u m E r z b i s c h o f g e w ä h l t . LITERATUR: W o l f g a n g Müller: F., C. In: N D B , B d . 5, 1961, S. 631 f. - R e m i g i u s B ä u m e r : F., K. In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 2 1 7 - 2 1 9 . F r i t z , S a m u e l , Jesuit, M i s s i o n a r , F o r s c h u n g s r e i s e n d e r , * 9 . 4 . 1654 T r a u t e n a u ( B ö h m e n ) , f 2 8 . 3 . 1 7 2 5 J é v e r o s (Peru). F. trat 1673 in B r ü n n in d i e G e s e l l s c h a f t Jesu ein, absolvierte d a s S t u d i u m an der P r a g e r K a r l s - U n i v e r s i t ä t und w a r seit 1674 M a g i s t e r d e r P h i l o s o p h i e . 1684 w u r d e er als M i s s i o n a r n a c h Q u i t o und zwei J a h r e später in d i e spanis c h e n K o l o n i e n a m o b e r e n A m a z o n a s zu d e n O m a g u a - und Y u r i m a g u a - I n d i a n e r n e n t s a n d t , w o er n e b e n seiner missionarischen T ä t i g k e i t als K u l t u r p i o n i e r und S i e d l u n g s g r ü n d e r wirkte. 1689-91 u n t e r n a h m F. e i n e A m a z o n a s r e i s e n a c h P a r á u n d w u r d e dort von d e n P o r t u g i e s e n a c h t z e h n M o n a t e als v e r m e i n t l i c h e r Spion f e s t g e h a l t e n . Er kehrte zu seinen M i s sionsstationen zurück, die schließlich von d e n Portugiesen erobert und zerstört w u r d e n . Seit 1714 w a r F. P f a r r e r in J é v e r o s . In s e i n e m 1689-93 g e f ü h r t e n T a g e b u c h b e s c h r i e b er d i e Stationen seiner A m a z o n a s b e f a h r u n g , d i e politischen Verhältnisse in d i e s e m G e b i e t und d i e M e t h o d e n d e r jesuitis c h e n M i s s i o n . F. strebte ein e i n h e i m i s c h e s B i l d u n g s s y s t e m an und wirkte an der E i n f ü h r u n g des K a t h o l i z i s m u s entlang des F l u s s e s S o l i m ö e s mit. 1689-91 e n t w a r f er erstmals

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Fritze eine genaue Karte des Amazonas. Ferner verfaßte F. eine Reihe von geographischen, ethnographischen und linguistischen Werken. LITERATUR: VD 17. - Josef und Renée Gicklhorn: Im Kampf um den Amazonenstrom. Das Forscherschicksal von P. S. F. Prag 1943. - Renée Gicklhorn: F., S. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 632 f. - Eduardo Hoornert: F., S. In: RGG4, Bd. 3, 2000, Sp. 384 f. - Gerhard Holzer: F., S. In: BBKL, Bd. 19, 2001, Sp. 478-480. Fritze, Johann, luth. Theologe, * vor 1490 Lübeck, t 14.2. 1544 Hamburg. F., Sohn eines Klerikers, studierte seit 1505 an der Univ. Rostock Theologie, erlangte 1510 den Magistergrad und trat seit 1523 als Predigtkaplan an St. Marien in Lübeck in öffentlicher Predigt als erster geistlicher Repräsentant der Reformation hervor. 1526 nahm er die Berufung als Hauptpastor an St. Jacobi in Hamburg an, wurde dort neben Stephan —»Kempe und Johann —»Zegenhagen zu einem der Vorkämpfer in der theologischen Auseinandersetzung um die neue Lehre und war durch seine Teilnahme an den Disputationen 1527 und 1528 sowie durch seine Predigten maßgeblich an der Durchsetzung des Luthertums beteiligt. LITERATUR: Heinrich Reincke: F., J. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 634. Fritzen, (Johann) Adolf (Wilhelm), Bischof von Straßburg, * 10.8. 1838 Kleve, t 7.9. 1919 Straßburg. Der Sohn eines Architekten studierte in Tübingen und Münster Theologie und widmete sich nach der Priesterweihe 1862 auch historischen und philosophischen Studien an den Universitäten Berlin und Bonn, die er mit der Promotion zum Dr. phil. abschloß. Seit 1865 Gymnasiallehrer in Gaesdonk, wurde F. 1874 Erzieher des späteren sächsischen Königs Friedrich August III. sowie des Prinzen —»Max in Dresden und ging 1887 als Studiendirektor nach Montigny bei Metz. Als Bischof von Straßburg (1891-1919) setzte er sich insbesondere für die Errichtung einer kath. Fakultät an der Straßburger Univ. ein. LITERATUR: Wolfgang Müller: F., J. A. W. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 635. - Erwin Gatz: F., A. In: Gatz, Bischöfe (1785/1803-1945), 1983, S. 219-221. - Ferdinand Reibel: F., A. In: LThK3, Bd. 4, 1995, Sp. 161 f. F r i t z h a n s , Johann, auch Fritzehans, zunächst Franziskaner, später luth. Theologe, * Fraunreuth (Thüringen), t 1540 Magdeburg. F. verteidigte 1520 als Leipziger Franziskaner seinen Ordensbruder Seiler gegen —» Karlstadt und setzte sich für seinen Lehrer Augustin von —>Alveldt literarisch ein. Nach seiner Versetzung in den Magdeburger Konvent Schloß er sich jedoch 1523 der reformatorischen Bewegung an, verließ das Kloster und ging nach Wittenberg. Im folgenden Jahr nach Magdeburg zurückgekehrt, wurde F. luth. Pfarrer an der Heilig-Geist-Kirche, war maßgeblich an der Einführung der Reformation in Magdeburg beteiligt und verfaßte mehrere Streitschriften gegen die Verteidiger der alten Kirche. LITERATUR: V D

16, F 3 0 3 2 - 3 0 4 7 . - E r n s t Kähler: F., J.

In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 635. - Barbara Henze: F., J. In: LThK3, Bd. 4, 1995, Sp. 162. - Bernd Moeller/Karl Stackmann: Städtische Predigt in der Frühzeit der Reformation. G ö t t i n g e n 1 9 9 6 , S. 7 5 - 7 9 u . ö .

Fritzsche, Karl Friedrich August, evang. Theologe, * 16. 12. 1801 Steinbach bei Borna, t 6. 12. 1846 Gießen. Der Sohn eines Pastors und späteren Theologieprofessors studierte nach dem Besuch der Leipziger Thomasschule seit 1820 an der dortigen Univ. und habilitierte sich 1823 an der Philosophischen Fakultät. Seit 1825 a. o.Prof., folgte er im folgenden Jahr einem Ruf als o. Prof. der Theologie

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an die Univ. Rostock und siedelte 1841 in gleicher Funktion nach Gießen über. Als Schüler des Philologen Gottfried Hermann wandte F. insbesondere dessen grammatische und philologische Methode auf das Neue Testament an. Er veröffentlichte u. a. eine Grammatik des neutestamentlichen Sprachidioms (1822). F. war der Bruder von Otto Fridolin —>F. LITERATUR: Weißenbach: F., K. F. A. In: ADB, Bd. 8, 1878, S. 121 f. - O. F. Fritzsche: F., Christian Friedrich und F., K. F. A. In: RE3, Bd. 6, 1899, S. 289-291. Fritzsche, Otto Fridolin, evang. Theologe, * 23.9.1812 Dobrilugk (Niederlausitz), t 9.3. 1896 Zürich. Der Bruder Karl Friedrich August —>F.s studierte seit 1831 Theologie an der Univ. Halle, wo er sich 1836 habilitierte. Im folgenden Jahr ging er als a. o. Prof. der Theologie an die Univ. Zürich und wurde 1842 Titularprofessor, 1860 o. Prof. der Theologie. Sein wissenschaftliches Interesse galt insbesondere der Bibelexegese und der Kirchengeschichte. F. veröffentlichte u. a. ein Kurzgefaßtes exegetisches Handbuch zu den Apokryphen des Alten Testaments (6 Bde., 1851 -60). LITERATUR: E. Victor Ryssel: F., O. F. In: RE3, Bd. 6, 1899, S. 291-293. - Ders.: F., O. F. In: ADB, Bd. 49, 1904, S. 160 f. F r o b ö s s , Georg, luth. Theologe, * 22.4.1854 Breslau, t 26.3.1917 Breslau. Nach theologischen Studien, die er 1872-75 an den Universitäten Leipzig und Erlangen absolvierte, wurde F. 1878 Hilfsprediger in Breslau. 1880 erhielt er eine Stelle als Pastor in Altkranz bei Glogau und wechselte 1886 nach Schwirz bei Namslau. Seit 1896 gehörte F. dem Oberkirchenkollegium an, dessen Direktion er 1906 übernahm. Er setzte sich in seinen Schriften vor allem mit dem Entstehen der luth. Freikirchen auseinander (Die evangelisch-lutherischen Freikirchen in Deutschland, 1902) und förderte die Wiedervereinigung der Immanuelsynode mit der altlutherischen Kirche. LITERATUR: Gerhard Sprengler: F., G. In: RGG3, Bd. 2, 1958, Sp. 1155. F r ö b e s , Joseph, Jesuit, Philosoph, Psychologe, * 26.8. 1866 Betzdorf (Rheinland), t 24.3.1947 Köln. F., Sohn eines Lokomotivführers, trat 1882 in die Gesellschaft Jesu ein und studierte in Valkenburg (Niederlande) Philosophie und Theologie. Später widmete er sich dem Studium der Psychologie. Nach einer Tätigkeit als Gymnasiallehrer (1890-94) erhielt F. 1899 eine Professur für Philosophie am Ignatius-Kolleg in Valkenburg, wo er sich auf das Gebiet der experimentellen Psychologie spezialisierte. Er bemühte sich um eine Synthese zwischen aristotelischscholastischer Philosophie und experimentell fundierter Wissenschaft. F. veröffentlichte u. a. ein Lehrbuch der experimentellen Psychologie (2 Bde., 1916-20, 3 1923-29). WEITERE WERKE: Psychologia speculativa. 2 Bde., Freiburg/Breisgau 1927. - Cursus brevior psychologiae. Paris 1933. - Compendium psychologiae experimentalis. Rom 1937, 2 1948. - Tractatus logicae formalis. Rom 1940. LITERATUR: Leonhard Gilen SJ: F., J. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 646. F r ö h l i c h , Cyprian, eigentl. Franz Xaver F., Pseud. Br. Marianus, Kapuziner, * 20.3.1853 Eggolsheim (Oberfranken), t 6.2. 1931 München. F., Sohn eines Lehrers, studierte in München zunächst Mathematik an der TH, später Theologie. Er empfing 1877 die Priesterweihe und trat in den Kapuzinerorden ein. 1899 rief er mit der Unterstützung des Dritten Ordens das Seraphische Liebeswerk zur Rettung der in Glaube oder Sitte gefährdeten Kinder ins Leben, das er von Altötting aus weiter ausbaute. Dem 1893 dort eröffneten Exerzitienhaus folgten weitere in Bayern. F. gehörte zu den Gründern des Deutschen

Fröschl von Marzoll Caritasverbandes sowie der Zeitschrift „Caritas". Er rief den Mädchenschutzverein, den Vorläufer der kath. Bahnhofsmission, ins Leben. Seit 1921 wirkte er vor allem in der Slowakei und in Rußland. 1914 erschien sein Buch 25 Jahre im Dienste des göttlichen Kinderfreundes. WEITERE WERKE: Kleiner Ablaß-Kalender auf das Jahr 1894 für Ordens- und Bruderschafts-Mitglieder. Regensburg 1894. - Raphael. Ein Führer durch die heiligen Exerzitien und das Leben. Passau 1927. - Das Vaterunser. Ein Gottgebet - ein Brotgebet - ein Trostgebet. Predigt über das Gebet des Herrn. Altötting [1928], LITERATUR: Franz Xaver Hoedl: F., C. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 648. - Mamert Herbinger: Pater C. F. Gründer des ersten Seraphischen Liebeswerkes. In: Walter Ludin: Leben wie Franz von Assisi. Kurzbiographien von wegweisenden Franziskanern und Kapuzinern aus dem deutschsprachigen Raum. Freiburg/Schweiz 1988. - S. M. Lucia Aigner: 100 Jahre Liebfrauenhaus Herzogenaurach. 1899-1999. „Bei allem Guten bin ich dabei!", Leitsatz Pater C. F. Herzogenaurach 1999. - Manfred Eder: F., C. In: LThK3, Bd. 11, 2001, Sp. 81. Fröhlich, Samuel Heinrich, schweizer, evang. Theologe, * 4.7. 1803 Brugg (Kt. Aargau), t 15. 1.1857 Straßburg. Nach dem Theologiestudium in Basel erhielt F., Sohn eines Kirchensigristen, 1827 eine Stelle im aargauischen Ministerium. 1828 wurde er nach einer kurzen Tätigkeit als Hauslehrer in Feuerthalen Vikar in Leutwil, wo er durch seine Erweckungspredigten Aufsehen erregte. Als F. in Leutwil die erste „Gemeinschaft der Taufgesinnten" gründete, wurde er 1830 aus dem kirchlichen Dienst ausgeschlossen. Die Bewegung der „Fröhlichianer", deren Mittelpunkt seit 1833 Hauptwyl (Kt. St. Gallen) war, breitete sich in der Schweiz rasch aus; bald kam es zu Gründungen von Gemeinschaften in Ungarn unter dem Namen „Nazarener". 1843 nach Straßburg übergesiedelt, gewann F. zahlreiche Anhänger in Elsaß-Lothringen; 1850 rief er auch in den USA Gemeinden ins Leben („Apostolic Christian Church"). Er veröffentlichte u. a. Die Errettung des Menschen durch das Bad der Wiedergeburt (1847). LITERATUR: Oswald Eggenberger: F., S. H. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 647. Frölich, Wolfgang, Taufname: Johannes Nepomuk, Benediktiner, Theologe, * 27.5. 1748 Sünching, f 22.8. 1810 Raab. F., Sohn eines Baders, trat 1765 in das BenediktinerReichsstift St. Emmeram in Regensburg ein, wo er seit 1773 Theologie lehrte. 1781 folgte er einem Ruf als Prof. der Theologie an die Univ. Ingolstadt. Als Verfechter orthodoxer Auffassungen führte er mit Johann Michael -* Sailer eine heftige Kontroverse über die Theologie Benedikt —> Stattlers. 1790 legte F. seine Professur nieder und hielt sich 1791-97 in Rom auf. Zurückgekehrt, lehrte er bis zur Säkularisation erneut Theologie in St. Emmeram. F. veröffentlichte u.a. Philosophische Gedanken über die Körper- und Geisternatur (1785). WEITERE WERKE: Die Religion aus der Philosophie. Oder Nothwendigkeit der Religion aus dem Daseyn Gottes und einer geistigen unsterblichen Seele erwiesen in einem philosophischen Gespräche. Augsburg 1784. - Quis est Petrus seu qualis Petri Primatus? Liber theologico-canonico catholicus. Regensburg 1790. - Das neue Erd- und Himmelsgebäude. Augsburg 1802. LITERATUR: Würdigung der Schrift des Herrn W. F., als Gegenstück zu der Schrift: Neue Erde und neuer Himmel, o. O. 1802. - Winfried Müller: F., W. In: LMU, Bd. 1, 1998, S. 133 f.

Fröreisen, Isaak, evang. Theologe, * 27. 1. 1590 Straßburg, t 10.6.1632 Straßburg. Der Sohn eines Schusters war als Prediger tätig, bis er 1620 eine Professur in Straßburg erhielt. Er wurde durch seine zahlreichen polemischen Schriften bekannt, in denen er gegen Weigelianer, Calvinisten sowie gegen den Katholizismus argumentierte. Sein gegen Bellarmin und die Gegenreformation gerichtetes dreibändiges Werk Scrutinium panopliae Bellarminianae erschien 1622-24. LITERATUR: VD 17. - Martin Schmidt: F., I. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 654. Fröreisen, Johann Leonhard, evang. Theologe, * 9.5. 1694 Breuschwickersheim bei Straßburg, f 13.1. 1761 Straßburg. Im Franckeschen Waisenhaus in Halle erzogen, studierte F., Sohn eines Pfarrers, in Straßburg, Gießen und Jena Theologie. Er unterrichtete am Wilhelmsgymnasium in Straßburg, bis er 1724 eine Professur der Theologie an der dortigen Univ. erhielt. 1731 übernahm er die Präsidentschaft des Kirchenkonvents. Während der Blütezeit des Pietismus in Straßburg betätigte sich F. als vehementer Verfechter der luth. Orthodoxie. Sein Hauptgegner unter den Pietisten war Nikolaus Ludwig von —> Zinzendorf. Von F.s Werken erregte besonders die Schrift De misero ecclesiae Augustanae Confessionis permultis in locis statu (1743) Aufsehen. LITERATUR: VD 17. - Martin Schmidt: F., J. L. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 654. Fröschel, Sebastian, luth. Theologe, * 24.2. 1497 Amberg (Oberpfalz), t 20. 12.1570 Wittenberg. F. begann 1514 mit dem Studium in Leipzig und wurde 1519 zum Magister artium promoviert. 1521 zum Priester geweiht, wandte er sich bald den Lehren —»Luthers zu und ging 1522 nach Wittenberg. Als er 1523 bei einem Aufenthalt in Leipzig eine reformationsfreundliche Predigt hielt, wurde er von Herzog Georg des Landes verwiesen. Über Halle/Saale 1525 nach Wittenberg zurückgekehrt, erhielt F. dort 1528 die Stelle des Diakons an der Stadtkirche. In dieser Position wirkte er bis an sein Lebensende als Seelsorger und Prediger. Als solcher stand er den Wittenberger Reformatoren nahe. WEITERE WERKE: Von den heiligen Engeln, vom Teuffei Und des Menschen Seele. Drey Sermon. Wittenberg 1563. Catechismus Wie der in der Kirchen zu Witteberg nu viel jar, auch bey leben D. Martini Lutheri ist gepredigt worden. Wittenberg 1560. - Vom Priesterthumb der rechten, warhafftigen christlichen Kirchen. Wittenberg 1565. - Vom Königreich Christi. Wittenberg 1566. LITERATUR: VD 16, F 3088-3098. - VD 17. - Oscar Germann: S. F., sein Leben und seine Schriften. Leipzig 1899. Maximilian Weigel: Die Beziehungen des Diakonus M. S. F. in Wittenberg zu seiner Vaterstadt Amberg. In: Zeitschrift für bayerische Kirchengeschichte 14 (1939) 1, S. 1-13. - Hans Roser: S. F. Enger Mitarbeiter Luthers. In: Ders.: Altbayern und Luther. Portraits. München 1996, S. 180-182. Fröschl von Marzoll, Wiguläus, Rat, Bischof von Passau, * 4.4.1445 Waldberg/Marzoll, t 6. 11. 1517 Passau. Der Sohn eines wohlhabenden Siedherrn aus der Gegend von Reichenhall studierte seit 1462 in Wien Jura und erhielt 1467 in Rom die Tonsur. Um 1478 wurde er Domherr in Passau. Als Offizial war er 1480-85 für das Gebiet unter der Enns, 1486-90 für die Region ob der Enns zuständig. Um 1480 erhielt F. die wohlhabende Pfarrei Krems. 1490 wurde er zum Domdekan ernannt. 1493 machte ihn Herzog Georg der Reiche zum Rat. 1500 wurde F. Bischof von Passau. Nach seinem Amtsantritt erhielt er 1501 zahlreiche Privilegien von Kaiser Maximilian I. 1503 veranstaltete F.

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Frohschammer in Passau eine Diözesansynode zur Reform des Klerus. Er hielt Landtage ab (1502, 1505, 1507, 1509, 1510) und Schloß mit dem Kaiser und den Königen von Ungarn, Böhmen und Polen ein Schutzbündnis gegen die Türken. 1507 wurde er Präsident des Reichskammergerichts. F. reformierte die Verwaltung des Hochstifts und betrieb die Vereinheitlichung der Liturgie im Bistum. LITERATUR: August Leidl: Die Bischöfe von Passau 739-1968. Passau 2 1978, S. 34. - Ders.: F. v. M., W. In: Gatz, Bischöfe (1448-1648), 1996, S. 202 f. F r o h s c h a m m e r , Jakob, kath. Theologe, Philosoph, * 6 . 1 . 1 8 2 1 Illkofen (heute zu Barbing, Kr. Regensburg), t 14.6. 1893 Bad Kreuth. F., Sohn eines Bauern, studierte seit 1841 in München Philosophie und Theologie; 1847 wurde er promoviert und zum Priester geweiht. Nach kurzer seelsorgerischer Tätigkeit im Bayerischen Wald habilitierte er sich 1850 an der Theologischen Fakultät der Univ. München (Ueber die Differenz zwischen der katholischen und der pelagianischen Lehre von der Willensfreiheit) und lehrte Religionsphilosophie und Pädagogik. 1854 wurde er api. Professor. Nach der Veröffentlichung seiner nach Beschäftigung mit Werken der modernen Naturwissenschaften entstandenen Arbeit Über den Ursprung der menschlichen Seelen. Rechtfertigung des Generatianismus (1854), in der er die traditionelle theologische Vorstellung des Kreatianismus über das Entstehen der menschlichen Geistseele in Frage stellte, wurde den Studenten sowie allen Katholiken der Besuch seiner Vorlesungen untersagt. Nur infolge der Intervention König Maximilians II. konnte F. seit 1855 seine Lehrtätigkeit als Prof. an der Philosophischen Fakultät fortführen. 1857 wurden seine Schriften indiziert. F. wurde 1863 von allem priesterlichen Handeln suspendiert und 1871 exkommuniziert, nachdem er die Beschlüsse des Ersten Vatikanischen Konzils energisch bekämpft hatte. Dem Dogmatismus der kath. Kirche setzte F. die Forderung nach Gewissensfreiheit und Freiheit der Wissenschaft entgegen (u. a. Über die Freiheit der Wissenschaft, 1861). In seinem umfangreichen wissenschaftlichen Werk versuchte er eine spätidealistische Synthese von Philosophie und Theologie. In seiner Einleitung in die Philosophie und Grundriß der Metaphysik. Zur Reform der Philosophie (1858) kritisierte F. die Philosophie des Mittelalters, vor allem die Erkenntnistheorie des Thomas von Aquin und die von den Neuscholastikern vertretene Vorstellung von der Philosophie als der ancilla theologiae. In F.s philosophischem System ist die Phantasie Grundprinzip von Erkenntnis und Wirklichkeit (Die Phantasie als Grundprinzip des Weltprozesses, 1877; Über die Genesis der Menschheit und deren geistige Entwicklung in Religion, Sittlichkeit und Sprache, 1883). 1892 erschien sein System der Philosophie im Umriß. 1862 gründete F. die philosophische Zeitschrift „Athenäum", die 1864 auf den Index gesetzt wurde. WEITERE WERKE: Über das Recht der neuern Philosophie gegenüber der Scholastik. München 1863. - Das Christentum und die moderne Naturwissenschaft. Wien 1868. LITERATUR: Bernhard Münz (Hrsg.): Briefe von und Uber J. F. Leipzig 1897. - Albert Attensperger (Hrsg.): J. F.s philosophisches System im Grundriß. Nach F.s Vorlesungen. Zweibrücken 1899. - Günther Fried: Phantasie, Wahrheit und Erkenntnis. Ein Kapitel aus der Philosophie J. F.s. München 1929. - Edith Selow: F., J. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 654 f. - Walter Simonis: J. F. (1821-1893). In: Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Emerich Coreth, Walter M. Neidl und Georg Pfligersdorffer. Bd. 1. Graz u.a. 1987, S. 341-364. Edmund Runggaldier: J. F.s Einsatz für die Freiheit der philosophischen Forschung. In: Zeitschrift für Katholische Theologie 110 (1988) S. 443-454. - Raimund Lachner: J. F. (1821-1893). Leben und Werk. St. Ottilien 1990. - Ders.:

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Zwischen Rationalismus und Traditionalismus. Offenbarung und Vernunft bei J. F. Münster 1995. - Ders.: F., J. In: LThK', Bd. 4, 1995, Sp. 164. - Ders.: F., J. In: BBKL, Bd. 14, 1998, Sp. 998-1006. - Klaus Unterburger: F., J. In: RGG 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 386. F r o m m e l , Emil (Wilhelm), evang. Theologe, Schriftsteller, * 5. I. 1828 Karlsruhe, f 9. 11. 1896 Plön (Holstein). Beeinflußt von der Erweckungsbewegung studierte F., Bruder Max —> F.s, 1846-50 in Halle, Erlangen und Heidelberg Theologie und erhielt 1854 eine Stelle als Hof- und Stadtvikar in Karlsruhe; 1859 wurde er dort Stadtpfarrer. Seit 1865 Pfarrer in Barmen, seit 1867 Garnisonspfarrer in Berlin und im Deutsch-Französischen Krieg in gleicher Stellung in Straßburg, wurde F. 1872 von Wilhelm I. zum Hofprediger berufen. Seit 1889 war er Konsistorialrat, seit 1896 Oberkonsistorialrat. F., der als Vertreter der Vermittlungstheologie galt, wurde auch als Volksschriftsteller bekannt; er veröffentlichte u. a. Erzählungen (Heinerle von Lindelbronn, 1859), Fabeln und Jugendbücher wie O Straßburg, du wunderschöne Stadt (1872). F. war der Onkel von Otto -> F. WERKE: Gesammelte Schriften. 11 Bde., Berlin 1873-97. LITERATUR: Otto Frommel: E. F. Bürger zweier Welten. Gießen 1938. - Erich Beyreuther: F., E. W. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 660. - Reinhard Schmidt-Rost: F., E. In: RGG 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 387 f. F r o m m e l , Max, evang. Theologe, * 1 5 . 3 . 1 8 3 0 Karlsruhe, t 5 . 1 . 1890 Celle. F. studierte wie sein älterer Bruder Emil —»F. Theologie. Als Student in Leipzig und Erlangen wurde er besonders durch Adolf von —>Harleß, Johann von —»Hofmann und Gottfried —»Thomasius beeinflußt. 1852 trat er aus der unierten Landeskirche Badens aus und Schloß sich den preuß. Altlutheranern an. F. ging 1853 als Hilfsprediger nach Liegnitz und 1854 nach Rheinswalde bei Sorau; 1858 erhielt er eine Pfarrstelle in Ispringen bei Pforzheim. Mit seiner Gemeinde löste er sich 1865 vom Breslauer Oberkirchenkollegium ab und begründete die „badisch-lutherische Kirchengemeinde". 1880 wurde er Generalsuperintendent und Konsistorialrat der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers in Celle. F. veröffentlichte Predigten und Erbauungsschriften, darunter Hauspostille (1886, 3 1891), Einwärts, aufwärts, vorwärts! Pilgergedanken und Lebenserfahrungen (1886, 7 1897) und Pilgerpostille (1890, 2 1893). WEITERE WERKE: Kirche der Zukunft oder Zukunft der Kirche. Hannover 1869. - Zeitpredigten. Heidelberg 1873. Der Kampf der deutschen Freikirche in der Gegenwart und seine Bedeutung für die Zukunft. Frankfrut/Main 1877. Charakterbilder zur Charakterbildung. Altes und Neues. Bremen 1881, 4 1895. - Herzpostille. Bremen 1882, 4 1890. LITERATUR: Erich Beyreuther: F., M. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 660 f. - Karl-Heinz Fix: F., M. In: RGG 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 388. F r o m m e l , Otto, evang. Theologe, Schriftsteller, * 14.5. 1871 Heidelberg, t 3 1 . 7 . 1 9 5 1 Heidelberg. Nach dem Studium der Theologie, Geschichte und Musikwissenschaft in Erlangen, Heidelberg und Berlin war F. seit 1895 Hilfsprediger in Leipzig. 1879 promoviert, wurde er Hofvikar und 1906 Hofprediger in Karlsruhe. 1907 wechselte er als Stadtpfarrer und Lehrer an das Praktisch-Theologische Seminar nach Heidelberg, wo er sich 1912 habilitierte und eine außerordentliche Professur der Theologie erhielt. 1928 erfolgte seine Ernennung zum Kirchenrat. F., der 1937 in den Ruhestand trat, veröffentlichte neben homiletischen Schriften Gedichte, Erzählungen (Gottholds große

Frowin Tat, 1939), Novellen und Romane sowie eine Biographie seines Onkels Emil —»F. LITERATUR: Matthias Wolfes: F., O. In: BBKL, Bd. 16, 1999, Sp. 538-542. F r o n i u s , Marcus, luth. Theologe, Pädagoge, * 1639 Kronstadt (Siebenbürgen), t 14.4. 1713 Kronstadt. F., Sohn eines Ratsherrn, studierte 1680-86 in Wittenberg als Schüler Abraham —»Calovs und Johann - » Deutschmanns. 1682 erwarb er den Magistergrad. Seit 1684 war er Pfarrer in Landgemeinden. In seine Heimatstadt zurückgekehrt, war er zunächst als Privatlehrer, 1690/91 als Lektor am Gymnasium und 1691-94 als Prediger tätig. Seit 1695 Pfarrer in Heldsdorf, wechselte F. 1701 nach Rosenau und wurde 1703 zum Stadtpfarrer von Kronstadt gewählt. 1706-13 wirkte er als Dechant des Burzenländer Kapitels. F., einer der einflußreichsten siebenbürgisch-sächsischen Theologen seiner Zeit, regte in seinen Schriften zur Reform der Pfarrerausbildung und des Schulunterrichts {Consilium de schola, 1704/05) im Sinne Johann Amos —>Comenius' an. F. verteidigte die luth. Orthodoxie, war aber dennoch für den Pietismus und die beginnende Aufklärung offen und nahm Anregungen Philipp Jakob —»Speners in seine pädagogische Kritik auf. Er bemühte sich auch um eine Neuordnung der Katechisation. F. veröffentlichte u. a. Von der zum Himmel führenden heimlichen und verborgenen Weisheit (1704), Exul Psyche patriam quaerens (1705) und Catechismus Lutheri, commentatione illustratus (1706). LITERATUR: Julius Groß (Hrsg.): M. F. Leben und Schriften. Kronstadt 1925. - Paul Philippi: F., M. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 661 f. - Hermann Pitters: F., M. In: RGG 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 398. F r o s c h , Johannes, auch Rana, luth. Theologe, * um 1490 Bamberg, t Herbst 1533 Nürnberg. F., der vor 1504 in Bamberg in den Karmeliterorden eingetreten war, studierte an mehreren Universitäten Artes und Theologie, wurde in Erfurt zum Magister promoviert, erwarb in Toulouse das Bakkalaureat und wurde 1516 in Wittenberg Lizentiat der Theologie. 1517 ging er als Prior des Karmeliterklosters nach Augsburg. Im folgenden Jahr Schloß er sich —»Luther an und wurde 1518 in Wittenberg zum Dr. theol. promoviert. Als einer der frühesten Anhänger der luth. Reformation nahm F. 1522 die Stelle eines Predigers an St. Anna in Augsburg an und legte im folgenden Jahr das Priorat nieder. Als vom Rat angestellter Prädikant führte er in seiner Kirche 1525 den evang. Gottesdienst ein. Nach Streitigkeiten unter den Predigern 1531 entlassen, ging er nach Nürnberg, wo er zunächst an der Jakobskirche und zuletzt 1533 an St. Sebald predigte. F. ist auch als Liederdichter hervorgetreten. WERKE: Hic continentur: Apollo ad suumipsius ac Musarum chorum: De duodecim mensibus anni De Apollinis et musarum discessu; Asclepiadeium obiter adjectum. o. O. 1529. LITERATUR: Matthias Simon: Johann F. In: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben. Bd. 2. Hrsg. v. Götz Frh. von Pölnitz. München 1953, S. 181-196. - Ders.: F., J. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 663 f. - Beat A. Föllmi: F., J. In: MGG 2 P, Bd. 7, 2002, Sp. 205. Frotz, Augustinus, kath. Theologe, * 25.5.1903 Wuppertal, t 12. 11. 1994 Bergisch Gladbach. Nach einer kaufmännischen Lehre studierte F. Theologie und Philosophie, zunächst in Bonn, später in Rom, wo er mit der Promotion abschloß. 1930 zum Priester geweiht, wurde er 1934 Domvikar und Diözesanjugendseelsorger im Erzbistum Köln, 1944 Regens des Kölner Priesterseminars. Nach dem Zweiten Weltkrieg war F. bis 1988 Geistlicher Beirat des Katholischen Deutschen Frauenbundes; 1962 ernannte ihn Papst Johannes XXIII. zum Kölner Weihbischof und Titularbischof von Corada. F. gilt in der kath. Kirche als „Vater der

Diakonie", da er sich schon früh für die Wiedereinführung des ständigen Diakonats für verheiratete Männer einsetzte und 1968 weltweit die ersten Diakone weihte. Er veröffentlichte u. a. Erbe und Auftrag. Grunderfahrung eines Christen 1933 bis 1945 (1984) und Auf dem Weg zum Ständigen Diakonat. Ein Erfahrungsbericht aus 31 Jahren von ¡963-1994 (1995). WEITERE WERKE: Die Frau in der Kirche des Aufbruchs. Köln 1965. - Ein Buch der Dankbarkeit in Erinnerung an die Vielen, die meinen Weg zum Priestertum und zum Bischofsamt begleitet haben. Köln 1990. LITERATUR: Ekkart Sauser: F., A. In: BBKL, Bd. 14, 1998, Sp. 1009-1012. - Ulrich Heibach: F., A. In: Gatz, Bischöfe (1945-2001), 2002, S. 299 f. F r o u m u n d vom Tegernsee, Benediktiner, * um 960, t zwischen 1006 und 1012. F. trat vermutlich in jungen Jahren in das Tegernseer Benediktinerkloster ein; später studierte er im Pantaleonkloster in Köln, wo er auch mit Kopierarbeiten beschäftigt war. Zwischen 993 und 995 wurde er mit einer Gruppe von Mönchen von Abt —»Gozpert von Tegernsee zum Wiederaufbau des Tochterklosters nach Feuchtwangen berufen. Danach war F. hauptsächlich in Tegernsee als Schreiber tätig und zeigte großes Interesse an lateinischen Autoren; ferner führte er die Korrespondenz dreier Tegernseer Äbte. F., der 1005 zum Priester geweiht wurde, ist besonders durch die von ihm überlieferte sogenannte lateinische TegernseerBriefsammlung bekannt, die neben 77 von ihm redigierten auch 16 von ihm selbst verfaßte Briefe sowie 40 Gedichte enthält (kritische Ausgabe von K. Strecker: Die Tegernseer Briefsammlung, 1925). Entgegen früheren Vermutungen ist F. nicht der Verfasser des Ruodlieb. LITERATUR: Johann Kempf: F. v. T. München 1900. - Bernhard Schmeidler: Über die Tegernseer Briefsammlung (F.) In: Neues Archiv 46 (1926) S. 395-429. - Karl Langosch: F. v. T. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 665 f. - Christine E. Ineicher-Eder: F. v. T. In: VL 2 , Bd. 2, 1980, Sp. 978-982. Günter Bernt: F. In: LexMA, Bd. 4, 1989, Sp. 994 f. Gundrun Sporbeck: F. v. T. (um 960-1006/12) als Literat und Lehrer. In: Anton von Euw/Peter Schreiner (Hrsg.): Kaiserin Theophanu. Begegnung des Ostens und Westens um die Wende des ersten Jahrtausends. Bd. 1. Köln 1991, S. 396-429. - Ursula Rombach: F. In: L T h K \ Bd. 4, 1995, Sp. 176. - Rolf Bergmann: F. v. T. und die Sprachschichten in Köln. Zur Diskussion der 2. Lautverschiebung. In: Judith Schwerdt (Hrsg.): Die Kontroverse um die 2. Lautverschiebung. Frankfurt/Main u.a. 2002, S. 203-222. F r o w i n von Engelberg, Benediktiner, Theologe, t 27.3. 1178 Engelberg (Kt. Unterwaiden). Der wahrscheinlich im Elsaß oder in Süddeutschland geborene F. war zunächst Mönch im Benediktinerkloster St. Blasien im Schwarzwald, wo er die Anlage von Klosterannalen veranlaßte. 1147 kam er als Abt in das 1120 gegründete Kloster Engelberg, führte dort eine Klosterreform durch und baute eine Klosterschule sowie eine Bibliothek auf. Vor allem die Mal- und Schreibschule des Klosters erlebte unter seiner Leitung eine Blüte. F. verfaßte theologische und philosophische Schriften, darunter eine Explanatio dominicae orationis, eine Deutung der sieben Bitten des Vaterunsers. LITERATUR: Gottwald OSB: F. In: Wetzer/Welte, Bd. 4, 1886, Sp. 2065f. - O. Bauer: F. v. E.: De laude liberi arbitrii. In: Recherches de Théologie ancienne et médiévale 15 (1948) S. 27-75 und S. 269-303. - Paul Kläui: F. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 666 f. - Gallus Heer, Sigisbert Beck: F. v. E. In: VL 2 , Bd. 2, 1980, Sp. 982-984.

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Frühwirth Friihwirth,

Andreas, österr. Dominikaner, Kardinal, * 2 1 . 8 . 1 8 4 5 St. Anna am A i g e n (Steiermark), t 9 . 2 . 1933 Rom. Der Sohn eines Bauern trat 1863 in den Dominikanerorden ein, empfing 1868 die Priesterweihe, bestand 1870 in R o m das Lektorexamen an der Hochschule St. Thomas und lehrte 1871-76 am Ordenshaus in Graz Theologie. 1876-80 war er Prior in Wien, 1880-84 Provinzial der österreichischungarischen Ordensprovinz und seit 1891 Generalmagister des gesamten Ordens. Er wurde Konsultor des hl. Offiziums und 1908 durch Pius X. zum Apostolischen Visitator in Österreich s o w i e zum Titularerzbischof von Heraklea erhoben und war Nuntius in München. Seit 1915 Kardinal, siedelte er 1917 nach R o m über, wurde 1925 Großpönitentiar und war 1927-33 Kanzler der R ö m i s c h e n Kirche. F. setzte sich für die Förderung der Geschichte seines Ordens ein und erwarb sich besondere Verdienste um die Herausgabe der Werke des Thomas von Aquin und des —»Albertus Magnus. LITERATUR: Ö B L , Bd. 1, 1957, S. 375 f. - Angelus Walz: F., A. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 6 6 9 f . - Isnard Wilhelm Frank: F., A. In: LThK 3 , Bd. 4, 1995, Sp. 211. F r u t o l f von Michelsberg, Benediktiner, Chronist, t 1 7 . 1 . 1 1 0 3 Kloster Michelsberg bei Bamberg. F. war wahrscheinlich Prior des Klosters Michelsberg in Bamberg, möglicherweise auch Magister. Er verfaßte ein Breviarium de musica und einen dazugehörigen Tonarius, eine Untersuchung über die Ordnung der gregorianischen Gesänge nach Tönen der Kirchenmusik. Sein Hauptwerk ist eine Weltchronik von der Erschaffung der Welt bis zum Jahr 1101, die in verschiedenen mittelalterlichen Quellen Erwähnung fand, jedoch als verloren galt, bis Harry Bresslau sie in einer Jenenser Handschrift wiederentdeckte. D i e Chronica wurde fortgesetzt von —> Ekkehard von Aura (bis 1125) und von ->Burchard von Ursberg (bis 1129). Zu F.s Schriften, die die Musik betreffen, gehören Breviarium de musica und Tonarius (vor 1103). Es ist ungewiß, ob F. der Verfasser eines Liber de divinis officiis und einer Rythmimachia ist. LITERATUR: Irene Schmale-Ott: F. v. M. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 671 f. - Franz-Josef Schmale: F. v. M . In: VL 2 , Bd. 2, 1980, Sp. 9 9 3 - 9 9 8 . - Ders.: F. v. M. In: L e x M A , Bd. 4, 1989, Sp. 1002 f. - Irene Schmale-Ott: F. In: L T h K \ Bd. 4, 1995, Sp. 2 1 3 . - Michel Huglo: Frutolfus of M. In: N G r o v e D , Bd. 9, 2 2 0 0 1 , S. 302. - Alexander Rausch: F. v. M. In: M G G 2 P , Bd. 7, 2 0 0 2 , Sp. 2 1 0 - 2 1 2 . F u c h s , Adalbert, Benediktiner, T h e o l o g e , * 1 2 . 9 . 1 8 6 8 Landschau (Mähren), t 15. 1 1 . 1 9 3 0 Göttweig (Niederösterreich). F. trat 1887 in das Benediktinerstift Göttweig ein, wurde 1892 z u m Priester geweiht und war zunächst als Seelsorger tätig. Seit 1893 außerordentliches Mitglied des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, wurde er 1894 Prof. der Kirchengeschichte an der Theologischen Lehranstalt des Stiftes Göttweig; gleichzeitig war er Stiftsarchivar und Pfarrverweser in Brunnkirchen. 1903 z u m Dr. phil. promoviert, wurde F. 1923 Abt des Stiftes Göttweig und korrespondierendes Mitglied der Österreichischen A k a d e m i e der Wissenschaften. Er veröffentlichte u.a. Urkunden und Regesten zur Geschichte des Benediktinerstiftes Göttweig von ¡048-1500 (1901 / 0 2 ) , bearbeitete den fünften Band der Necrologia der Monumenta Germaniae Histórica ( 1 9 1 3 ) und edierte die Briefe an den Feldmarschall Raimund Montecuccoli 1 6 5 9 / 6 0 (1910).

Fuchs,

Alois, schweizer, kath. Theologe, * 1795 S c h w y z , t 2 8 . 2 . 1855 S c h w y z . F. studierte in Landshut, war seit 1818 teils im Kanton, teils in der Stadt St. Gallen in geistlichen Ämtern tätig und wurde

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anschließend Spitalspfarrer und Prof. in Rapperswyl. 1832 erregte er mit einer Predigt zum Thema Ohne Christus kein Heil für die Menschheit in Kirche und Staat Aufsehen, in der er die Umwandlung der kath. Kirche in eine Republik mit Freiheit und Gleichheit aller Christen forderte, und wurde daraufhin 1833 von allen priesterlichen Ämtern suspendiert. 1834 wurde er Vorsitzender der helvetischen Gesellschaft und Stiftsbibliothekar in St. Gallen. Ein förmlicher Widerruf 1842 führte zur Aussöhnung mit der päpstlichen Kurie. WEITERES WERK: Der große Abfall v o m Vaterlande und die Rückkehr zu ihm. Ein vaterländisches Wort an die Urkantone und an alle Eidgenossen. Rapperswil 1832. LITERATUR: Meyer von Knonau: F., A. In: A D B , Bd. 8, 1878, S. 159-162. F u c h s , Bernhard, kath. T h e o l o g e , * 2 3 . 1 . 1814 Elchingen, t 6 . 5 . 1 8 5 2 München. F. wurde 1840 Studienlehrer in Kaufbeuren, 1844 Domprediger in München und 1845 Prof. der Moraltheologie an der dortigen Universität, w o er eine heilsgeschichtliche Fundierung der Moraltheologie vertrat. Er veröffentlichte u. a. Die Bedeutung des heiligen Meßopfers ( 1843), Institutiones theologiae christianae moralis ( 1 8 4 8 ) und System der christlichen Sittenlehre (1853). WEITERES WERK: Predigt über die Bedeutung der Fronleichnamsfeier. Kaufbeuren 1839. LITERATUR: Stephan Feldhaus: F., B. In: LThK 3 , Bd. 4, 1995, Sp. 214.

Fuchs,

Christoph, Fürstbischof von Brixen, t 9. 12. 1542. Der einem Tiroler Adelsgeschlecht entstammende F. diente Maximilian I. und später Karl V. und Ferdinand I. als fürstlicher Rat und Statthalter in Innsbruck. Nach dem Tod seiner Gattin strebte der kinderlose F. eine Laufbahn als kirchlicher Würdenträger an; 1536 wurde er Domherr in Brixen, 1539 Domdechant und im selben Jahr zum Fürstbischof von Brixen erhoben. Gleichzeitig hatte er das A m t eines Statthalters für Tirol, Vorarlberg und die angrenzenden Besitzungen inne, nahm 1541 am Reichstag zu Regensburg und am Innsbrucker Landtag teil und fungierte 1542 als Prinzipalkommissar. LITERATUR: Josef Gelmi: F. v. Fuchsberg, C. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 4 4 8 - 1 6 4 8 ) , 1996, S. 2 0 6 . F u c h s , Emil, evang. T h e o l o g e , * 1 3 . 5 . 1 8 7 4 Beerfelden (Hessen), t 1 3 . 2 . 1 9 7 1 Berlin. F. studierte T h e o l o g i e an der Univ. Gießen, besuchte 1 8 9 8 / 9 9 das Predigerseminar in Friedberg (Hessen) und wurde 1900 Pfarrassistent in Lampertheim. 1 9 0 2 / 0 3 war er Vikar der deutschen evang. G e m e i n d e in Manchester, kehrte nach Gießen zurück und wurde 1905 Pfarrer in Rüsselsheim, 1918 in Eisenach. Er war zeitweise führendes Mitglied der deutschen Quäkergemeinde, wurde 1921 Mitglied der SPD, gehörte d e m „Bund der Religiösen Sozialisten" an und war seit 1931 Prof. der Religionswissenschaft an der Pädagogischen A k a d e m i e in Kiel. 1933 wurde F. entlassen, verhaftet und 1935 zu einem Monat Gefängnis verurteilt. 1943 ging er nach Vorarlberg. 1949-58 war er Prof. der Systematischen T h e o l o g i e und Religionssoziologie an der Univ. Leipzig und wurde 1954 zum Ehrenmitglied der D D R - C D U ernannt. Der um Vermittlung von christlichem Glauben und marxistischer Weltanschauung bemühte F. veröffentlichte u. a. Christlicher Glaube (2 Bde., 1958-60). Seine Autobiographie Mein Leben (2 Bde.) erschien 1957-59. WEITERE WERKE: Christentum und Sozialismus. Offenbach 1948. - Die Botschaft der Bibel. Bad Pyrmont 1954. - Christliche und marxistische Ethik. 2 Bde., Hamburg 1957-59. LITERATUR: Ruf und Antwort. Festgabe fur E. F. zum 90. Geburtstag, Leipzig 1964. - Matthias Wolfes: F., E. In: RGG 4 , Bd. 3, 2 0 0 0 , Sp. 4 0 5 f. - Claus Bernet: F., E. In: B B K L , Bd. 20, 2 0 0 2 , Sp. 5 5 1 - 5 9 8 .

Fürstenberg Fuchs,

E r n s t , e v a n g . T h e o l o g e , * 11.6. 1903 H e i l b r o n n , t 1 5 . 3 . 1 9 8 3 L a n g e n a u bei U l m . F. studierte e v a n g . T h e o l o g i e in T ü b i n g e n , M a r b u r g und B o n n , w u r d e 1932 P r i v a t d o z e n t f ü r N e u e s T e s t a m e n t an d e r U n i v . B o n n und ü b e r n a h m n a c h d e m E n t z u g der Venia leg e n d i (1933) als P f a r r e r der B e k e n n e n d e n K i r c h e e i n e P f a r r stelle in W i n z e r h a u s e n (Kr. M a r b a c h ) . D u r c h die G e s t a p o vertrieben, w i c h er 1938 nach O b e r a s p a c h (Kr. S c h w ä b i s c h Hall) aus. 1946 w u r d e er D o z e n t f ü r N e u e s T e s t a m e n t an der U n i v . M a r b u r g , 1949 D o z e n t und 1953 a u ß e r p l a n m ä ß i g e r Prof. in T ü b i n g e n und 1955 Prof. an der K i r c h l i c h e n H o c h schule Berlin. 1961 f o l g t e er e i n e m R u f auf den Lehrstuhl f ü r N e u e s T e s t a m e n t an der U n i v . M a r b u r g . Als S c h ü l e r von R u d o l f —>Bultmann beteiligte sich F. mit g e w i c h t i g e n B e i t r ä g e n an der von B u l t m a n n , Karl —>Barth und a n d e ren g e f ü h r t e n D e b a t t e ü b e r H e r m e n e u t i k . D i e T h e m e n d e r E n t m y t h o l o g i s i e r u n g und d e r E r f o r s c h u n g des historischen Jesus stellte er in d e n Z u s a m m e n h a n g d e s neuzeitlichen S p r a c h p r o b l e m s hinein. F. v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Hermeneutik ( 1 9 5 4 , 4 1 9 7 0 ) , Zur Frage nach dem historischen Jesus (1960, 2 1965), Glaube und Erfahrung (1965), Marburger Hermeneutik ( 1 9 6 8 ) und Jesus. Wort und Tat (1971). WEITERE WERKE: G e s a m m e l t e A u f s ä t z e . 3 Bde., T ü b i n g e n 1959-65. - E. F. L e s e b u c h . T ü b i n g e n 2 0 0 3 . LITERATUR: F e s t s c h r i f t f ü r E. F. H r s g . v. G e r h a r d E b e l i n g u . a . T ü b i n g e n 1973 (Bibliogr.). - H a n s Dieter Betz: F., E. In: R G G 4 , Bd. 3, 2 0 0 0 , S p . 4 0 6 . F u c h s , Felix H e i n r i c h C h r i s t o p h e r , schweizer, kath. T h e o loge, * 1 7 . 8 . 1795 R a p p e r s w y l , t 9 . 1 2 . 1 8 4 6 L u z e r n . D e r S o h n eines K u n s t m a l e r s studierte u n t e r J o h a n n M i c h a e l - » Sailer in L a n d s h u t , w a r d a n n S e e l s o r g e r u n d reiste 1825 nach Italien. Z u r ü c k g e k e h r t , n a h m er e i n e Pfarrstelle in R a p p e r s w y l an, w u r d e später als Prof. der T h e o l o g i e n a c h L u zern b e r u f e n u n d w a r seit 1837 C h o r h e r r von St. L e o d e g a r in L u z e r n . F. e n g a g i e r t e sich f ü r d i e Jesuiten und ü b e r g a b ihnen seinen e i g e n e n L e h r s t u h l . S e i n e F ä h i g k e i t e n als h e r v o r r a g e n d e r R e d n e r stellte er mit Der Eidgenossen Gesinnung und Tat ( 1 8 4 6 ) unter B e w e i s .

Fuchs,

Gottlieb, e v a n g . T h e o l o g e , Dichter, * 12. oder 1 0 . 4 . 1722 L i p p e r s d o r f / E r z g e b i r g e o d e r O b e r s a i d a bei Freiberg ( S a c h s e n ) , t 1 6 . 4 . 1799 M e i ß e n . F. b e s u c h t e mit 18 J a h r e n d i e F r e i b e r g e r Stadtschule, nachd e m er sich v o r h e r mit l a n d w i r t s c h a f t l i c h e r Arbeit seinen L e b e n s u n t e r h a l t verdient hatte. 1745 g i n g er nach L e i p z i g . M i t s e i n e m G e d i c h t Der Dichter auf der Reise nach Leipzig fiel er G o t t s c h e d auf und k o n n t e H a g e d o r n als G ö n n e r gew i n n e n . 1745-50 studierte F. T h e o l o g i e in L e i p z i g , w a r bis 1751 H a u s l e h r e r in D r e s d e n und w u r d e im selben J a h r D i a kon in Z e h r e n bei M e i ß e n , 1769 P a s t o r in T a u b e n h e i m . E r schrieb geistliche Lyrik (Lieder zur Hausandacht, 1758) und m o r a l i s i e r e n d e Predigtliteratur (u. a. Eine Aerndte-Predigt, 1763), w u r d e aber v o r allem d u r c h G e d i c h t e b e k a n n t , von d e n e n m a n c h e auch vertont w u r d e n . S e i n e A u t o b i o g r a p h i e erschien unter d e m Titel Mein Lebenslauf (1798).

Fuchs von Dornheim,

J o h a n n G e o r g , B i s c h o f von Bamberg, * 23.4.1586 Wiesentheid/Unterfranken, t 1 9 . 3 . 1633 Spital a m P y h r n (Oberösterreich). F. v. D . s t a m m t e aus e i n e m f r ä n k i s c h e n A d e l s g e s c h l e c h t , studierte in W ü r z b u r g und g e h ö r t e den D o m k a p i t e l n von B a m b e r g und von W ü r z b u r g an. Seit 1619 D o m d e k a n in B a m b e r g , w u r d e er 1623 als N a c h f o l g e r J o h a n n G o t t f r i e d v o n —> A s c h h a u s e n s z u m B i s c h o f g e w ä h l t . F. v. D . rief 1 6 2 6 / 2 7 die K a p u z i n e r nach B a m b e r g , rekatholisierte d i e o b e r p f ä l z i s c h e n P f a r r e i e n seines B i s t u m s u n d f ü h r t e nach 1629 als Präsident der K o m m i s s i o n f ü r d e n f r ä n k i schen R e i c h s k r e i s d a s R e s t i t u t i o n s e d i k t d u r c h . 1632 flüchtete F. v. D. mit d e m D o m k a p i t e l v o r d e n S c h w e d e n n a c h K ä r n ten und v e r s u c h t e , nach der R ü c k e r o b e r u n g seines B i s t u m s

d u r c h kaiserliche T r u p p e n von dort aus zu regieren. Ein J a h r später erlag er e i n e m S c h l a g a n f a l l . U n t e r s e i n e m R e g i m e erreichten die H e x e n v e r b r e n n u n g e n in B a m b e r g E n d e der z w a n z i g e r J a h r e ihren H ö h e p u n k t . LITERATUR: A l f r e d W e n d e h o r s t : J. G . In: N D B , Bd. 10, 1974, S. 4 6 8 . - E g o n J o h a n n e s Greipl: F. v. D., J. G . In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 4 4 8 - 1 6 4 8 ) , 1996, S. 2 0 5 f.

Fuchs von Walburg,

J a k o b d. Ä., D o m h e r r , f 1539. F. w u r d e 1501 D o m h e r r in B a m b e r g , 1503 D o m i z e l l a r und 1517 D o m k a p i t u l a r in W ü r z b u r g . Er w a r H u m a n i s t und R e p r ä s e n t a n t einer h u m a n i s t i s c h - r e f o r m a t o r i s c h e n Ges i n n u n g s g e m e i n s c h a f t in W ü r z b u r g und trat 1523 in einer m e h r f a c h n a c h g e d r u c k t e n F l u g s c h r i f t ( B e r i c h t vnd Grundt der heyligen Schrijft, das sich die Geystlichen on Siind in Eelichen standi geben mögen vnd sollen) f ü r die P r i e s t e r e h e und d i e A b s c h a f f u n g d e s Zölibats ein. 1528 resignierte er s e i n e P f r ü n d e n und w u r d e e v a n g e l i s c h . F. ging n a c h A r n s c h w a n g , w o er zuletzt heiratete.

Führich,

M a x , Jesuit, T h e o l o g e , * 2 9 . 1 2 . 1869 W i e n , t 2 5 . 5 . 1 9 3 4 Klagenfurt. F. studierte Jura an der U n i v . W i e n , w u r d e z u m Dr. j u r . prom o v i e r t , w a r als K o n z i p i e n t in W i e n und S a r a j e v o tätig und ging a n s c h l i e ß e n d z u m S t u d i u m der T h e o l o g i e n a c h Innsbruck. 1897 e m p f i n g er d i e P r i e s t e r w e i h e , trat in die G e sellschaft Jesu ein, w a r als R e p e t i t o r a m C o l l e g i u m G e r m a n i c u m in R o m tätig u n d w u r d e z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t . F. w a r Prof. d e s K i r c h e n r e c h t s an der T h e o l o g i s c h e n Fakultät der U n i v . I n n s b r u c k , Schriftleiter d e r „Zeitschrift f ü r k a t h o l i s c h e T h e o l o g i e " und 1920-34 Prof. der Pastoral- und M o r a l t h e o l o g i e a m P r i e s t e r s e m i n a r in K l a g e n f u r t . I m D i ö z e s a n g e r i c h t wirkte er als J u d e x und E x a m i n a t o r s y n o d a l i s und w a r als S t r a f h a u s s e e l s o r g e r in I n n s b r u c k tätig. F. v e r ö f f e n t lichte u . a . Was ist ein Recht? Das Wesen des Rechts im subjektiven Sinn (1908).

Füllkrug,

G e r h a r d , e v a n g . T h e o l o g e , * 6 . 7 . 1870 K r o t o schin (Posen), f 1 1 . 1 1 . 1948 N e i n s t e d t / H a r z . F., S o h n eines Pfarrers, studierte T h e o l o g i e in T ü b i n g e n , Berlin, E r l a n g e n und Halle, w u r d e 1897 in P o s e n ordiniert, 1899 in J e n a z u m Lizentiaten der T h e o l o g i e p r o m o viert und w a r seit 1900 P f a r r e r in B e n t s c h e n . 1 9 1 5 / 1 6 als P f a r r e r an der Martini- und A u f e r s t e h u n g s k i r c h e in Kassel tätig, w u r d e er 1916 g e s c h ä f t s f ü h r e n d e r D i r e k t o r d e s C e n t r a i - A u s s c h u s s e s f ü r I n n e r e M i s s i o n in B e r l i n - D a h l e m . F. arbeitete im B e r e i c h d e r Volksmission und w a r Leiter d e s K o m i t e e s S e e m a n n s m i s s i o n . Er w u r d e 1923 G e s c h ä f t s f ü h rer d e s n e u g e g r ü n d e t e n I n t e r n a t i o n a l e n V e r b a n d e s f ü r I n n e r e M i s s i o n und D i a k o n i e und w a r G e s c h ä f t s f ü h r e r d e s D e u t s c h e n E v a n g e l i s c h e n V e r b a n d e s f ü r Volksmission. F. leitete die R e d a k t i o n der Z e i t s c h r i f t „ D i e I n n e r e M i s s i o n " und verö f f e n t l i c h t e u. a. Jesus in der Kleinstadt. Sonntagspredigten (1912). LITERATUR: H e i n z W a g n e r : F., G . In: N D B , B d . 5, 1961, S. 689. - Friedrich W . B a u t z : F., G . In: B B K L , B d . 2, 1990, S p . 149 f. F ü r s t e n b e r g , Dietrich von, B i s c h o f von P a d e r b o r n , * 7. 10. 1546 W a t e r l a p p e / R u h r , t 4. 12. 1618 N e u h a u s bei Paderborn. Seit 1577 D o m p r o p s t von P a d e r b o r n , w u r d e d e r S o h n eines k u r k ö l n i s c h e n B e a m t e n 1585 von d e r kath. M a j o r i t ä t d e s D o m k a p i t e l s z u m B i s c h o f g e w ä h l t und e m p f i n g 1598 d i e B i s c h o f s w e i h e . F. setzte sich f ü r d i e R e k a t h o l i s i e r u n g seines S t i f t e s ein u n d b e g e g n e t e d e n a u f s t ä n d i s c h e n T e n d e n z e n , d i e sich m i t d e m R i n g e n u m d i e E r h a l t u n g d e r luth. K o n f e s s i o n v e r m e n g t e n , mit ä u ß e r s t e r H ä r t e ; 1604 ließ er d e n B ü r g e r meister der ü b e r w i e g e n d luth. Stadt P a d e r b o r n , Liborius Wichart, hinrichten. D i e E r r i c h t u n g einer kath. D r u c k e r e i

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Fürstenberg 1597, die N e u o r d n u n g d e s S c h u l w e s e n s mit H i l f e der J e s u i ten, die 1614 e i n e e i g e n e U n i v . g r ü n d e t e n , und das allmählic h e D u r c h s e t z e n seiner 1602 erlassenen A g e n d e f ü h r t e n zur F e s t i g u n g des K a t h o l i z i s m u s im B i s t u m , das F. a u c h finanziell konsolidierte. LITERATUR: V D 17. - K l e m e n s H a n s e l m a n n : D. In: N D B , B d . 3, 1957, S. 6 8 4 f. - R u d o l f i n e von O e r : F., D . ( T h e o d o r ) v. In: L T h K 3 , B d . 4, 1995, Sp. 247. - Karl H e n g s t : F., D. v. In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 4 4 8 - 1 6 4 8 ) , 1996, S. 2 0 7 - 2 0 9 .

Fürstenberg,

F e r d i n a n d von, P s e u d . F e r d i n a n d A r c h o n tor, F ü r s t b i s c h o f v o n P a d e r b o r n u n d M ü n s t e r , * 21. 10. 1626 S c h l o ß Bilstein ( S a u e r l a n d ) , t 2 6 . 6 . 1683 S c h l o ß N e u h a u s bei P a d e r b o r n . W ä h r e n d des S t u d i u m s der P h i l o s o p h i e , T h e o l o g i e und der R e c h t s w i s s e n s c h a f t e n in P a d e r b o r n , M ü n s t e r und K ö l n w u r d e F. mit d e m A p o s t o l i s c h e n N u n t i u s F a b i o C h i g i bekannt. D e r spätere p ä p s t l i c h e Staatssekretär und K u r i e n k a r dinal holte F. 1652 n a c h R o m u n d e r n a n n t e ihn, n a c h d e m er selbst P a p s t g e w o r d e n w a r ( A l e x a n d e r VII.), 1655 z u m päpstlichen G e h e i m k ä m m e r e r . In R o m z u m Priester g e w e i h t , w u r d e F. 1661 Fürstbischof von P a d e r b o r n . Er f ö r d e r t e d i e P r i e s t e r a u s b i l d u n g , Klöster, d a s S c h u l w e s e n , d i e Volksmission s o w i e K u n s t und W i s s e n s c h a f t . 1678 w u r d e er zusätzlich n o c h Fürstbischof von M ü n s t e r . U n t e r seiner L e i t u n g w u r d e n z a h l r e i c h e K i r c h e n restauriert und erbaut. E r unterstützte die M i s s i o n in C h i n a , J a p a n , N o r d d e u t s c h l a n d und N o r d e u r o p a . F. v e r ö f f e n t l i c h t e n e b e n Monumenta Paderbornensia [...] (1669) Poemata [...] ( 1 6 6 2 ) und Votiva epigrammata [...] (1676). LITERATUR: V D 17. - H e l m u t L a h r k a m p : F. v. F. in seiner B e d e u t u n g f ü r d i e z e i t g e n ö s s i s c h e G e s c h i c h t s f o r s c h u n g . In: W e s t f ä l i s c h e Z e i t s c h r i f t 1 0 1 / 1 0 2 (1953) S. 3 0 1 - 4 0 0 . K l e m e n s H o n s e l m a n n : F. v. F. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 93 f. - Karl H e n g s t : F., F. R e i c h s g r a f v. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 6 4 8 - 1 8 0 3 ) , 1990, S. 136-138. - R u d o l f i n e von Oer: F., F. v. In: L T h K 3 , Bd. 4, 1995, S p . 2 4 8 . - Jörg Ernesti: F., F. v. In: B B K L , B d . 23, 2 0 0 4 , Sp. 4 5 5 - 4 5 8 . F ü r s t e n b e r g , F r a n z (Friedrich W i l h e l m M a r i a ) Frh. von, S t a a t s m a n n , Kirchenpolitiker, * 7 . 8 . 1729 H e r d r i n g e n bei Arnsberg, t 1 6 . 9 . 1 8 1 0 Münster. F. studierte in K ö l n , W ü r z b u r g und S a l z b u r g die R e c h t e . N a c h k u r z e m A u f e n t h a l t in R o m w u r d e er 1 7 4 9 / 5 0 M i t glied i m D o m k a p i t e l in M ü n s t e r und P a d e r b o r n , 1756 D o m herr, 1763 M i n i s t e r u n d 1780 G e n e r a l v i k a r d e s E r z b i s c h o f s von K ö l n i m B i s t u m M ü n s t e r . Er o r d n e t e in seiner A m t s zeit d i e Verwaltung d e s F ü r s t b i s t u m s und s u c h t e es aus der P e r s o n a l u n i o n mit K ö l n zu lösen. E r reorganisierte d a s Steuer-, Polizei- und M e d i z i n a l w e s e n , f ö r d e r t e B a u , H a n d e l und L a n d w i r t s c h a f t und f ü h r t e i m S c h u l w e s e n fortschrittlic h e U n t e r r i c h t s m e t h o d e n ein ( S c h u l o r d n u n g e n 1768, 1770, 1776). 1773 g r ü n d e t e F. d i e Univ., 1776 d a s P r i e s t e r s e m i nar, 1783 d i e N o r m a l s c h u l e M ü n s t e r . N a c h d e r Wahl von E r z h e r z o g —»Maximilian F r a n z z u m K o a d j u t o r 1780 bat er u m seine E n t l a s s u n g ; er blieb bis 1805 n o c h als K u r a t o r d e r Univ., bis 1807 als G e n e r a l v i k a r tätig. D e r um ihn und d i e Fürstin —»Gallitzin sich s a m m e l n d e „ K r e i s von M ü n s t e r " w u r d e f ü r d i e kath. E r n e u e r u n g s b e w e g u n g in W e s t f a l e n b e d e u t s a m ; F. stand in K o n t a k t mit Friedrich Heinrich —>Jacobi, Friedrich L e o p o l d G r a f zu —> S t o l b e r g - S t o l b e r g und J o h a n n G e o r g —> H a m a n n . B r i e f e und A u f z e i c h n u n g e n von M i t g l i e d e r n dieses Kreises w u r d e n 1962-64 in zwei B ä n d e n unter d e m Titel Der Kreis von Münster von S i e g f r i e d Sudhof herausgegeben. LITERATUR: A l w i n H a n s c h m i d t : F. v. F. als S t a a t s m a n n . M ü n s t e r 1969. - E d u a r d Hegel: F., F. F. W . Frh. v. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 223. - R u d o l f i n e von Oer: F., F. F. W . v. In: L T h K 3 , B d . 4, 1995, Sp. 248. - J ü r g e n K a m p m a n n : F., F. F. W . In: R G G 4 , B d . 3, 2 0 0 0 , S p . 443.

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F ü r s t e n b e r g , F r a n z E g o n Graf von, Fürstbischof von Straßburg, * 1 6 . 4 . 1626 H e i l i g e n b e r g , t 1.4. 1682 K ö l n . F., B r u d e r von W i l h e l m E g o n Graf von —>F., erhielt seine ersten D o m h e r r e n p f r ü n d e n 1634 in K ö l n , später weitere in Straßburg, Lüttich und S p e y e r und k a m als B e g l e i t e r d e s K o a d j u t o r s —> M a x i m i l i a n Heinrich v o n B a y e r n n a c h K ö l n . N a c h d e m dieser 1650 d i e R e g i e r u n g s g e s c h ä f t e als K u r f ü r s t von K ö l n s o w i e als B i s c h o f von Lüttich und H i l d e s h e i m ü b e r n o m m e n hatte, w u r d e F. als erster Minister, O b r i s t h o f meister und B e r a t e r der e i g e n t l i c h e Leiter der kurfürstlic h e n Politik. Im kölnischen D o m k a p i t e l w a r er seit 1655 D e c h a n t , seit 1663 D o m p r o p s t . F. w u r d e von s e i n e m B r u der W i l h e l m E g o n als P a r t e i g ä n g e r F r a n k r e i c h s g e w o n n e n , wirkte a m A b s c h l u ß d e s R h e i n b u n d e s mit und erhielt d u r c h einen g e h e i m e n K o n t r a k t mit L u d w i g X I V . d a s B i s t u m M e t z und d i e Fürstabtei Stablo. Als f r a n z ö s i s c h e r K a n d i d a t 1663 z u m F ü r s t b i s c h o f von S t r a ß b u r g g e w ä h l t , g a b er M e t z an seinen B r u d e r ab, behielt j e d o c h die Stellung a m H o f M a x H e i n r i c h s . Als dieser kaiserlicher P a r t e i g ä n g e r w u r d e , floh F. 1673 n a c h F r a n k r e i c h . N a c h A b s c h l u ß d e s F r i e d e n s v e r t r a g s von N i m w e g e n k e h r t e er in s e i n e Ä m t e r zurück, g e w a n n j e d o c h keinen E i n f l u ß m e h r auf die K ö l n e r Politik. LITERATUR: V D 17. - M a x B r a u b a c h : F., F. Graf v. In: N D B , B d . 5, 1961, S. 3 6 8 f. - L o u i s Châtellier: F., F. E. R e i c h s g r a f v. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 6 4 8 - 1 8 0 3 ) , 1990, S. 138-140. - Peter T h a d d ä u s L a n g : F., F. E. v. In: L T h K \ B d . 4, 1995, Sp. 2 4 6 . - E s t e b a n M a u e r e r : S ü d w e s t d e u t s c h e r R e i c h s a d e l im 17. und 18. J a h r h u n d e r t . G e l d , R e p u t a t i o n , Karriere: D a s H a u s F ü r s t e n b e r g . G ö t t i n g e n 2 0 0 1 . F ü r s t e n b e r g , F r a n z E g o n von, B i s c h o f von H i l d e s h e i m und P a d e r b o r n , * 1 0 . 5 . 1 7 3 7 S c h l o ß H e r d r i n g e n bei N e h e i m (Westfalen), t 1 1 . 8 . 1825 H i l d e s h e i m . F. studierte in Köln und w u r d e n a c h A u s l a n d s r e i s e n D o m p r o p s t in H i l d e s h e i m s o w i e D o m k a p i t u l a r in M ü n s t e r und Halberstadt. Seit 1786 K o a d j u t o r in P a d e r b o r n und Hildesh e i m , w u r d e er 1788 B i s c h o f in H i l d e s h e i m , im f o l g e n d e n J a h r a u c h in P a d e r b o r n s o w i e Leiter d e r N o r d i s c h e n M i s sion. F. E . f ö r d e r t e vor a l l e m d a s B i l d u n g s w e s e n , f e r n e r d a s L a n d e s h o s p i t a l und n a h m w ä h r e n d der F r a n z ö s i s c h e n R e volution z a h l r e i c h e E m i g r a n t e n , v o r allem Geistliche, auf. Militärisch u n b e w e h r t , s u c h t e er 1795 preuß. Schutz, verlor 1 8 0 2 / 0 3 die S e l b s t ä n d i g k e i t seiner L ä n d e r und m u ß t e 1818 die S u s p e n d i e r u n g der U n i v . P a d e r b o r n h i n n e h m e n , erreichte a b e r in Berlin d e n Erhalt des B i s t u m s P a d e r b o r n und erlebte die N e u u m s c h r e i b u n g d e r B i s t ü m e r d u r c h p ä p s t l i c h e Bullen 1821 und 1824, d o c h starb er vor der Ü b e r n a h m e d e r neuerworbenen Gebiete. LITERATUR: K l e m e n s H o n s e l m a n n : F., F. E: v. In: N D B , B d . 5, 1961, S. 3 0 5 f. - Karl H e n g s t : F.,F. E. Frh. v. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 2 2 1 - 2 2 3 . - R u d o l f i n e von O e r : F., F. E. v. In: L T h K \ Bd. 4, 1995, Sp. 2 4 8 f.

Fürstenberg,

Wilhelm von, Meister des Deutschen O r d e n s , * u m 1500, t Juni 1568 L j u b i n . F. trat 1530 in d e n D e u t s c h e n O r d e n ein u n d w a r H a u s k o m tur von A s c h e r a d e n . 1550 w u r d e er K o m t u r von D ü n a b u r g , 1553 von Fellin und w a r seit 1556 K o a d j u t o r von H e i n r i c h von G a l e n . F. leitete 1556 die K o a d j u t o r f e h d e g e g e n d e n E r z b i s c h o f von R i g a und w a r seit 1557 N a c h f o l g e r von Galens. Als ihm 1558 sein G e g e n s p i e l e r G o t t h a r d Kettler als K o a d j u t o r b e i g e g e b e n w u r d e , d a n k t e F. n o c h i m selben J a h r a b und erhielt die F e s t e Fellin. Als d i e s e von d e n R u s s e n erobert w u r d e , geriet F. in G e f a n g e n s c h a f t . LITERATUR: V D 16, F 3 3 2 5 - 3 3 3 1 . F ü r s t e n b e r g , W i l h e l m E g o n G r a f von, B i s c h o f von Straßburg, Kardinal, * 2. 1 2 . 1 6 2 9 S c h l o ß H e i l i g e n b e r g , t 1 0 . 4 . 1 7 0 4 St. G e r m a i n d e s Prés bei Paris. F., B r u d e r von F r a n z E g o n Graf von —»F., begleitete 1638 —> M a x i m i l i a n H e i n r i c h von B a y e r n an den H o f

Fulda —> Ferdinands von Bayern in Köln, besuchte dort das Jesuitengymnasium, studierte 1643-45 in Löwen und wurde 1646-48 in Rom ausgebildet. Seit 1649 Subdiakon, wurde er 1650 Kapitular im Kölner und im Straßburger Domstift, 1656 Domkapitular in Hildesheim, 1660 in Lüttich. F. war seit 1653 mehrmals in diplomatischer Eigenschaft für Maximilian Heinrich tätig und nach der Gründung des Rheinbundes 1658 Agent der französischen Interessen. 1674 wurde er während des Kölner Friedenskongresses gefangengesetzt und in die Wiener Neustadt gebracht. Erst seit dem Frieden von Nimwegen 1679 durfte er sich wieder politisch betätigen, tauschte das Bistum Metz gegen zwei französische Abteien ein und wurde 1682 Abt von Stablo und Malmedy sowie im selben Jahr Bischof von Straßburg. Seit 1686 Kardinal, wurde F. 1688 unter dem Einfluß Frankreichs zum Kurfürsten von Köln gewählt, jedoch vom Papst nicht bestätigt. LITERATUR: VD 17. - Max Braubach: W. v. F. (1629-1704) und die französische Politik im Zeitalter Ludwig XIV. Bonn 1972. - Louis Châtellier: F., W. E. Reichsgraf v. In: Gatz, Bischöfe (1648-1803), 1990, S. 141-143. - Peter Thaddäus Lang: F., W. E. v. In: LThK3, Bd. 4, 1995, Sp. 246 f. - Esteban Mauerer: Südwestdeutscher Reichsadel im 17. und 18. Jahrhundert. Geld, Reputation, Karriere: Das Haus Fürstenberg. Göttingen 2001. Füssli, Johann Konrad, reformierter Theologe, Historiker, * 4.5. 1704 Oberwetz, t 27.7.1775 Veltheim (Schweiz). F. besuchte das Jesuitenkollegium in Wetzlar, ging nach Zürich und wirkte seit 1742 als Pfarrer in Veltheim. 1740 gab er gegen Joseph —> Biner Anmerkungen des satyrischen Gedichtes desselben gegen die Glaubensverbesserer heraus, 1766 Beleuchtung einiger Artikel, die sich gegen kirchliche und kirchengeschichtliche Aufsätze der französischen Enzyklopädie richtet. Sein letztes Werk war die Staats- und Erdbeschreibung der schweizerischen Eidgenossenschaft (4 Bde., 1770-72). LITERATUR: Meyer von Knonau: F., J. K. In: ADB, Bd. 8, 1878, S. 256-258. Fugger, Anton Ignaz Joseph, Bischof von Regensburg, * 3. 11. 1711 Innsbruck, t 15.2. 1787 Regensburg. Nach dem Studium der Philosophie und der Rechtswissenschaften in Innsbruck empfing F., Sohn eines österr. Regierungsrats, 1734 die Priesterweihe und wurde 1738 Domherr in Ellwangen, 1750 in Köln, 1756 Propst in Ellwangen, 1769 Bischof von Regensburg. Er stiftete den Hochaltar im Dom und stellte sein Vermögen den Armen zur Verfügung. F. war Gönner Johann Joseph -» Gassners, den er zum Hofkaplan machte. LITERATUR: Johann Gruber: A. I. v. F. Fürstbischof von Regensburg (1769-1787). In: Lebensbilder aus der Geschichte des Bistums Regensburg. Hrsg. v. Georg Schwaiger. 1. Teil. Regensburg 1989, S. 404-412. - Karl Hausberger: F.-Glött von Kirchberg und Weißenhorn, A. I. Reichsgraf. In: Gatz, Bischöfe (1648-1803), 1990, S. 134-136. Fugger, Jakob Graf, Bischof von Konstanz, * 18.10. 1567, t 24. 1.1626 Meersburg. F. studierte an der Univ. Ingolstadt und vervollkommnete seine Ausbildung in Italien, vor allem in Rom, und seit 1590 im spanischen Alcalá. Er war Kanoniker in Konstanz und in Regensburg, empfing 1592 die Priesterweihe und wurde Dompropst in Konstanz. 1599/1600 Administrator des Bistums, wurde er 1604 Nachfolger des Bischofs Johann Georg von Hallweil. F. förderte die Jesuiten sowie die Kapuziner und trug zur Festigung des kath. Glaubens in der Diözese bei, indem er mit der Einrichtung eines Kommissariats in Luzern das Verhältnis zu den zum Bistum Konstanz gehörenden Kantonen der Schweiz verbesserte.

LITERATUR: VD 17. - Konstantin Holl: Fürstbischof J. F. von Konstanz (1604-1626) und die katholische Reform der Diözese im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts. Freiburg/ Breisgau 1898. - Hans Jürgen Rieckenberg: F., J. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 719f. - Rudolf Reinhardt: F., J. In: Gatz, Bischöfe (1448-1648), 1996, S. 209-211. - Götz Frh. von Pölnitz: Die Fugger. Tübingen f'1999. Fugger von Kirchberg und Weißenhorn, Sigmund Friedrich Graf, Bischof von Regensburg, * 24.9. 1542 Augsburg, t 5. 11. 1600 Regensburg (?). F. entstammte der Raymund-Linie der Augsburger Patrizierfamilie. Als junger Mann besaß er Pfründen als Domherr in Salzburg, Passau und Regensburg. 1580-89 war er Domdekan in Salzburg, 1596-98 in Passau. 1597 wurde er Dompropst in Regensburg. 1598 zum Bischof von Regensburg gewählt, übernahm er ein verschuldetes Hochstift, das er nur kurze Zeit regierte. LITERATUR: Wolfgang Zorn: F., S. v. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 720f. - Karl Hausberger: F. v. K. u. W., S. F. Graf. In: Gatz, Bischöfe (1448-1648), 1996, S. 211 f. Fühl, Klemens, Augustiner-Eremit, Ordensgeneral, * 18.6.1874 Aidhausen, t 31.3.1935 La Paz (Bolivien). F. Schloß sich 1893 in Münnerstadt den Augustiner-Eremiten an und empfing die Priesterweihe. Seit 1920 war er Provinzial der deutschen Ordensprovinz, seit 1929 Kommissär der deutschen Augustiner in den USA und seit 1931 Ordensgeneral. 1965 wurde der Prozeß zu F.s Seligsprechung eingeleitet. LITERATUR: Adolar Zumkeller: F., K. In: LThK', Bd. 4, 1995, Sp. 215 f. - Gebhard Maulhardt: P. K. F., Vater des Studienseminars. In: 75 Jahre Studienseminar St. Augustin. Weiden/Opf. 2003, S. 61-79. Fuhrmann, August, Mystiker, * 1591 Ohlau, t 1648 Brieg. F. studierte in Frankfurt, wurde nach einem Jahr Diakonat in Strehlen 1618 Pfarrer in Rankau bei Nimptsch und hielt sich während der Pest 1634 in Brieg auf, wo er als Diakonus an der Stiftskirche bis an sein Lebensende blieb. Er stand in Verbindung mit Johann Theodor —>Tschesch und Abraham von Franckenberg. F. veröffentlichte u.a. Rettung der alten, wahren, christlichen katholischen Religion samt vorgedrucktem Sendschreiben an die Herrn políticos im Papstthum ausgesandt von Theophilo Trabuthio (1679 und 1689). LITERATUR: V D 17.

Fuhrmann, Matthias, österr. Pauliner, Historiker, * 1690 Wien, t 20. 10. 1773 Wien. F. trat in Hernais in den Orden der Pauliner ein, war als Seelsorger tätig und beschäftigte sich mit historischen Arbeiten. 1760 wurde F. Generaldefinitor, später General der österr. Ordensprovinz der Pauliner. Er veröffentlichte u.a. Alt- und Neu-Wien oder dieser Residenzstadt chronologische und historische Beschreibung (2 Bde., 1738/39). LITERATUR: Werner: F., M. In: ADB, Bd. 8, 1878, S. 189f. Fulda, Friedrich Karl, evang. Theologe, Sprachforscher, * 13.9. 1724 Wimpfen, t 11. 12.1788 Enzingen. F. studierte in Tübingen und Göttingen Theologie. 1748-50 war er Feldprediger bei einem holländischen Regiment, 1751 wurde er auf der Feste Hohenasperg Garnisonsprediger, 1758 Pfarrer in Mühlhausen/Enz, 1787 in Enzingen. F. war als Sprachforscher tätig und veröffentlichte u. a. Über die Hauptdialekte der deutschen Sprache (1773) und Grundregeln der deutschen Sprache (1778). 1784 erschien die Charte der Weltgeschichte [...] in Ì2 illuminirten Blättern. LITERATUR: M a t t h i a s W o l f e s : F., F. K . In: B B K L , B d . 19,

2001, Sp. 496-499.

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Fulda F u l d a , Fürchtegott Christian, evang. Theologe, * 29.9.1768 Otterwisch bei Leipzig, f 1854 Halle/Saale. Der Sohn eines Pfarrers studierte 1790-94 in Leipzig Theologie und Humaniora, war als Lehrer am Pädagogium in Halle tätig und wurde 1798 Pfarrer in Schochwitz/Mansfeld. 1806-10 war er Diakon in Halle, 1806-10 Superintendent, seit 1823 Archidiakon. F. veröffentlichte u. a. Trogalien zur Verdauung der Xenien (1797) und gab Neue Blumenlese teutscher Originalgedichte und Übersetzungen auf das Jahr 1793 (1793) heraus. F u l r a d , Abt von St. Denis, * um 700/710, t 16.7.784. Älteren Quellen gilt F. wegen seines großen Grundbesitzes und seiner Verdienste um die kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung des Gebietes als Elsässer, neuere Forschungen ordnen ihn der mittleren Mosel- und Saargegend zu. 750 wird er erstmals als Abt von St. Denis urkundlich erwähnt, im selben Jahr begab er sich als Gesandter mit -> Burchard von Würzburg nach Rom, wo er Papst Zacharias eine Denkschrift überreichte, nach der die Thronusurpation Pippins kirchlich sanktioniert wurde. 753 empfing er Papst Stephan II. als Pippins Repräsentant an der Reichsgrenze und geleitete ihn ins Hoflager. Auf F.s Veranlassung salbte der Papst in St. Denis Pippin und dessen Söhne, begründete damit das Königtum der „Karolinger" und gab ihm eine neue sakrale Legitimation. 756 nahm F. als Bevollmächtigter Pippins im Anschluß an den zweiten Vertrag von Pavia die Emilia und Pentapolis in fränkischen Besitz und überließ dann das Gebiet als Schenkung der Kirche, wodurch der Kirchenstaat geschaffen und der Papst zum Landesherrn erhoben wurde. F. gilt als der erste nichtfürstliche Deutsche, dessen staatsmännisches Wirken wenigstens in Umrissen überliefert ist. LITERATUR: Michael Tangl: Das Testament F.s von SaintDenis. In: Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde 32,1 (1906) S. 170-217. - Arno Duch: F. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 728 f. - Josef Fleckenstein: F. In: LexMA, Bd. 4, 1989, Sp. 1024 f. - Alain Stoclet: Autour de F. de Saint-Denis, (ν. 710-784). Genf 1993. - Wolfgang Haubrichs: F. von St. Denis und der Frühbesitz der Cella Salonnes in Lotharingien. Toponomastische und besitzgeschichtliche Überlegungen. In: Ders./Wolfgang Laufer/Reinhard Schneider (Hrsg.): Zwischen Saar und Mosel. Festschrift für Hans-Walter Herrmann. Saarbrücken 1995, S. 1-29. F u n c k e , Otto Julius, evang. Theologe, * 9.3. 1836 Wülfrath bei Elberfeld, t 26.12.1910 Bremen. F. studierte in Halle, Tübingen und Bonn Theologie und war zunächst Vikar bei seinem Großvater in Wülfrath und Hilfsprediger in Elberfeld, 1862-66 Pastor in Holpe und Redakteur des „Volksboten an der Sieg und an der Agger". 1868 wurde er Inspektor der Inneren Mission in Bremen, wo er 1872 die Friedensgemeinde gründete. F., vom niederrheinischen Pietismus geprägt, vertrat einen persönlichen Christusglauben und veröffentlichte neben Predigten und Traktaten Reisebilder und Heimatklänge (3 Bde., 1870-73), Vademekum für junge und alte Eheleute (1908) sowie Fußspuren des lebendigen Gottes in meinem Lebenswege (2 Bde., 1898/1900, 28 1952). LITERATUR: Hermann Strathmann: F. O. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 729f. - Arno Pagel: O. F., ein echter Mensch - ein ganzer Christ. Bad Liebenzell 4 1982. - Karl Dienst: F., O. J. In: RGG 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 412. F u n k , Franz Xaver von, kath. Theologe, * 12. 10.1840 Abtsgmünd bei Aalen, t 24.2. 1907 Tübingen. F. studierte in Tübingen Theologie und Philosophie, wurde 1864 zum Priester geweiht, war 1865/66 zu Studienzwecken in Paris und kam 1866 als Repetent an das Tübinger

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Wilhelmsstift. 1868/69 unterstützte er Carl Joseph von —>Hefele im vorbereitenden Ausschuß des Vatikanischen Konzils und wurde 1870 dessen Nachfolger als a. o.Prof. in Tübingen, den er freilich an kritischer Energie übertraf. Seit 1875 war er o. Prof. der Kirchengeschichte, Patrologie und christlichen Archäologie, 1892 Rektor der Universität. F. veröffentlichte u. a. ein Lehrbuch der Kirchengeschichte (3 Bde., 1886, fortgesetzt von Karl ->Bihlmeyer) und gab die Opera patrum apostolicorum (2 Bde., 1878-81) heraus. LITERATUR: Hermann Tüchle: F., F. X. In: Katholische Theologen Deutschlands im 19. Jahrhundert. Hrsg. v. Heinrich Fries und Georg Schwaiger. Bd. 3. München 1975, S. 276-299. - Werner Gross: F. X. F. - ein Kirchenhistoriker von Weltruf. In: Rottenburger Jahrbuch für Kirchengeschichte 10 (1991) S. 121-132. - Rudolf Bernhard: F., F. X. In: LThK 3 , Bd. 4, 1995, Sp. 238 f. - Karl Hausberger: F., F. X. In: RGG 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 436. F u n k , Johannes, auch Funck, evang. Theologe, * 24.2. 1518 Wöhrd bei Nürnberg, t 28. 10.1566 Königsberg. Der Sohn eines Fischers studierte in Wittenberg Theologie und erwarb 1539 den Magistergrad. Zunächst Visitator im Fürstentum Ansbach, wurde er Diakon in Regensburg und 1543 Pfarrer in Nürnberg. 1547 erfolgte F.s Entlassung im Zusammenhang des Interims. Auf Empfehlung Andreas —> Oslanders erhielt er eine Stelle als Pfarrverwalter in Königsberg und Hofprediger von Herzog —» Albrecht von Preußen. In den folgenden Jahren entwickelte sich F. zunehmend zum Anhänger Oslanders. Als Beichtvater des Herzogs von großem Einfluß, konnte er auch nach Oslanders Tod die Kontinuität von dessen Lehre durch Stellenbesetzungen sichern. Aufgrund starker Kritik an F. aus dem Reich und auf Initiative von Herzog —» Johann Albrecht von Mecklenburg kam es 1556 zu einer Synode in Riesenburg, bei der F. den Lehren Ossianders öffentlich abschwören mußte. Der alte Herzog hielt F. trotzdem die Treue und ernannte ihn im selben Jahr zum fürstlichen Rat. Am preuß. Hof freundete sich F. nach 1562 mit dem Hochstapler Scalich an, der wegen seines undurchsichtigen Finanzgebarens fliehen mußte. F. wurde aufgrund seiner Nähe zu Scalich des Landesverrats angeklagt und hingerichtet. Neben Predigten und Traktaten hinterließ er eine Weltgeschichte (Chronologia, 1545 und 1552) sowie Der Patriarchen Lehre und Glaube (1554). LITERATUR: VD 16, F 3376-3396. - VD 17. - Jürgen Lorz: F., J. In: TRE, Bd. 11, 1983, S. 752-754. F u n k , Philipp, kath. Theologe, Publizist, Historiker, * 26.1. 1884 Wasseralfingen, t 14.1.1937 Freiburg/Breisgau. F. Schloß das Studium an der Universität Tübingen 1908 mit der Promotion zum Dr. phil. ab (Jakob von Vitry. Untersuchung seines Lebens). 1907/08 war er vorübergehend Mitglied des Rottenburger Priesterseminars. Er wurde Hilfsbibliothekar an der Stettiner Stadtbibliothek und leitete seit 1909 das „Neue Jahrhundert", 1915/16 auch die „Freien deutschen Blätter". Sein Essay Von der Kirche des Geistes (1913) kam 1915 wegen modernistischer Tendenzen auf den Index. Im Ersten Weltkrieg gehörte F. der politischen Abteilung des Gouvernements Brüssel an, seit 1917 der des Gouvernements Bukarest. 1918 wurde er Redakteur der „München-Augsburger Abendzeitung" und des „Bayerischen Kuriers", war 1921-26 Lektor des Kösel Verlags, gab den „Literarischen Ratgeber für das katholische Deutschland" heraus und arbeitete am „Hochland" mit. 1925 mit der Arbeit Von der Aufklärung zur Romantik in München promoviert, ging er 1926 als Prof. der Geschichte nach Braunsberg, 1929 nach Frei bürg/Breisgau. F. gab seit 1929 das „Historische Jahrbuch der Görres-Gesellschaft" heraus. Seine

Fuss modernistische Haltung wandelte sich später zu einer kath. Laienspiritualität. WEITERES WERK: Ignatius von Loyola. Berlin 1913. - F . , P. In: Geistiges und künstlerisches München in Selbstbiographien. Hrsg. v. Wilhelm Zils. München 1913, S. 99 f. LITERATUR: Johannes Spoerl: P. F. zum Gedächntis. o. O. 1937. - August Hagen: P. F. 1884-1937. In: Ders.: Gestalten aus dem schwäbischen Katholizismus. Bd. 3. Stuttgart 1954, S. 244-283. - Oskar Köhler: F., P. In: LThK 3 , Bd. 4, 1995, Sp. 239. - Roland Engelhart: „Wir schlugen unter Kämpfen und Opfern dem Neuen Bresche". P. F. (1884-1937). Leben und Werk. Frankfurt/Main u.a. 1996. - Otto Weiß: F., P. In: BBKL, Bd. 15, 1999, Sp. 586-593. - Karl Hausberger: F., P. In: RGG 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 436 f. F u n k , Salomon, jüdischer Theologe, Talmudist, * 3.2. 1866 Szölgyen, t 31.5. 1928 Wien. F. studierte am Rabbinerseminar und an der Univ. Berlin, wurde in Leipzig promoviert und war 1894-1915 in der Gemeinde Boskowitz tätig. Er wurde von der Statthalterei Mähren zum Landesrabbiner-Stellvertreter ernannt und ging 1915 nach Wien. F. war Mitarbeiter der „Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums" sowie der Monumenta Judaica. Er erforschte den Talmud und gab Die Juden in Babylonien (1902-08) heraus. 1904 erschien Das Grundprinzip des biblischen Strafrechts nach Maimonides. F u r g e r , Franz, schweizer, kath. Theologe, * 22.2. 1935 Bern, t 5.2. 1997 Münster. F. studierte in Löwen, anschließend an der Gregoriana in Rom Philosophie und Theologie und wurde 1958 zum Dr. phil. und 1964 zum Dr. theol. promoviert. 1967-87 war er Prof. für Philosophische Ethik und Moraltheologie an der Theologischen Fakultät in Luzern, an der er das sozialethische Institut gründete, und 1987-97 Direktor des Instituts für Christliche Sozialwissenschaften an der Universität Münster. Als nebenamtlicher Militärgeistlicher beschäftigte er sich hauptsächlich mit Fragen der Friedenssicherung. Er war Präsident der Theologischen Kommission des „Fastenopfers der Schweizer Katholiken". F. veröffentlichte u.a. Politische Theologie erst heute? (1972), Christ und Gesellschaft (1978), Menschenrechte und katholische Soziallehre ( 1985, mit Cornelia Strobel-Nepple), Ethik der Lebensbereiche. Entscheidungshilfen (1985), Einführung in die Moraltheologie (1988, 2 1997), Politik oder Moral? Grundlagen

einer Ethik der Politik (1994) und Christliche Sozialethik in pluraler Gesellschaft (postum 1998). LITERATUR: Marianne Heimbach-Steins: Im memoriam F. F. In: Jahrbuch des Instituts für christliche Sozialwissenschaften 38 (1997), S. 13-19. - Marianne Heimbach-Steins: F., F. In: LThK 3 , Bd. 11, 2001, Sp. 81. Fuss, Karl (Adolph), evang. Theologe, Entomologe, * 29.10.1817 Hermannstadt, t 1.7. 1874 Neudorf. Der Bruder von Michael —>F. studierte 1835-38 in Berlin und Wien Philosophie, Theologie und Naturwissenschaften. 1846 wurde er Bibliothekar in Hermannstadt, 1861 Konrektor am evang. Gymnasium von Hermannstadt, 1865 Pfarrer in Holzhausen, 1866 Stadtpfarrer von Hermannstadt. F. stand dem von ihm mitbegründeten Siebenbürger Verein für Naturwissenschaften vor und widmete sich mit Erfolg dem Sammeln sowie dem Studium von Käfern Siebenbürgens. Er ist der eigentliche Begründer der Siebenbürger Entomologie. Zu seinen Werken zählen Die Käfer Siebenbürgens (1857/58) und Verzeichnis der Käfer Siebenbürgens nebst Angabe ihrer Fundorte (1869). WEITERE WERKE: Die Schwimmkäfer, Dytiscidae, Siebenbürgens. Kronstadt 1859. - Die Knopfkäfer, Silphales, Siebenbürgens. Kronstadt 1863. LITERATUR: Teutsch: F., K. Adolph. In: ADB, Bd. 8, 1878, S. 254 f. Fuss, Michael, evang. Theologe, Botaniker, * 5.10. 1814 Hermannstadt, t 17.4. 1883 Groß-Scheuern. Der Bruder von Karl - » F . studierte 1832-34 in Wien an der Protestantisch-Theologischen Lehranstalt, wurde 1834 Rektor der Volksschule in Groß-Scheuern und unterrichtete 1838-61 am Hermannstädter Gymnasium. Seit 1854 Konrektor, war er 1861-74 Pfarrer in Gierelsau, 1874-83 in GroßScheuern; seit 1870 amtierte er als Superintendentialvikar. Wie sein Bruder gehörte er zu den Begründern des Siebenbürger Vereins für Naturwissenschaften und sorgte sich um die Erforschung und literarische Zusammenstellung der Siebenbürger Flora. Er veröffentlichte u.a. Flora Transsilvaniae excursoria (1866). LITERATUR: Georg Daniel Teutsch: Denkrede auf M. F. Zur Eröffnung der 37. Generalversammlung des Vereins für siebenbürgische Landeskunde. In: Archiv für siebenbürgische Landeskunde, N.F. 19 (1884) (3). Auch Hermannstadt 1884. - Fr. Schuller: F., M. In: ADB, Bd. 49, 1904, S. 217-220.

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G G a b l e r , J o h a n n Philipp, e v a n g . T h e o l o g e , * 4 . 6 . 1753 F r a n k f u r t / M a i n , f 1 7 . 2 . 1826 J e n a . G . studierte 1772-78 T h e o l o g i e u . a . bei J o h a n n G o t t f r i e d —> E i c h h o r n u n d J o h a n n J a k o b —> G r i e s b a c h an der U n i v . Jena, w u r d e 1780 R e p e t e n t in G ö t t i n g e n , 1783 P r o f . a m A r c h i g y m n a s i u m in D o r t m u n d und 1785 o . P r o f . der T h e o logie an d e r U n i v . A l t d o r f . 1804 f o l g t e er der B e r u f u n g an d i e U n i v . Jena, w o er seit 1812 N a c h f o l g e r G r i e s b a c h s als L e h r s t u h l i n h a b e r war. G. w a r rationalistischer T h e o l o g e und an der E i n f ü h r u n g d e s M y t h o s b e g r i f f s in d i e B i b e l w i s s e n s c h a f t beteiligt. Er v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Neuer Versuch über die mosaische Schöpfungsgeschichte aus der höhern Kritik. Ein Nachtrag zum ersten Theile seiner Ausgabe der Eichhornschen Urgeschichte ( 1 7 9 5 ) s o w i e B e i t r ä g e in den von i h m h e r a u s g e g e b e n e n „ J o u r n a l e n " (18 Bde., 1788-1811). WEITERES WERK: D. J. P. G . ' s kleinere t h e o l o g i s c h e S c h r i f ten. Hrsg. von seinen S ö h n e n , T h e o d o r A u g u s t G a b l e r und J o h a n n G o t t f r i e d G a b l e r . U l m 1831. LITERATUR: E r n s t K u t s c h : G., J. P. In: N D B , B d . 6, 1964, S. 8. - O t t o M e r k : B i b l i s c h e T h e o l o g i e des N e u e n Testam e n t s in ihrer A n f a n g s z e i t . Ihre m e t h o d i s c h e n P r o b l e m e bei J. P. G . und G e o r g L o r e n z B a u e r und d e r e n N a c h w i r k u n g e n . M a r b u r g 1972. - H a n s - J ü r g e n D o h m e i e r : D i e G r u n d z ü g e der T h e o l o g i e J. P. G.s. Diss. M ü n s t e r 1976. - O t t o M e r k : G „ J. P. In: T R E , Bd. 12, 1984, S. 1-3. - Ders.: G „ J. P. In: L T h K 3 , B d . 4, 1995, S p . 2 5 5 . - L. T . S t u c k e n b r u c k : J. P. G . a n d the delineation of biblical theology. In: Scottish J o u r n a l of T h e o l o g y 52 ( 1 9 9 9 ) S. 139-157. - Walter S p a m : G., J. P. In: R G G 4 , Bd. 3, 2 0 0 0 , Sp. 4 4 6 f. - K a r l - W i l h e l m N i e b u h r / C h r i s t f r i e d B ö t t r i c h (Hrsg.): J. P. G. 1753-1826, z u m 250. G e b u r t s t a g . L e i p z i g 2 0 0 3 . G a b l e r , J o s e p h , O r g e l b a u e r , * 6 . 7 . 1700 O c h s e n h a u s e n ( W ü r t t e m b e r g ) , t 8. 1 1 . 1 7 7 1 B r e g e n z . Seit 1719 S c h r e i n e r g e s e l l e bei d e m M a i n z e r H o f z i m m e r m e i ster A n t o n Z i e g e n h o r n , heiratete G „ S o h n eines Z i m m e r m a n n s , 1729 d i e W i t w e d e s s e n f r ü h v e r s t o r b e n e n S o h n e s und N a c h f o l g e r s . Er k a m in K o n t a k t mit den O r g e l b a u e r n A n ton und J o h a n n O n i m u s , J o h a n n J a k o b —» D a h m , I g n a z Will und G e o r g Geissei, e i g n e t e sich bei letzterem, d e r in M a i n z in u n m i t t e l b a r e r N a c h b a r s c h a f t w o h n t e , K e n n t n i s s e im O r g e l b a u an u n d war 1729-33 in O c h s e n h a u s e n tätig. 1 7 3 7 - 5 0 errichtete G . die Orgel i m M ü n s t e r zu W e i n g a r t e n bei R a v e n s b u r g und arbeitete später u. a. in M e m m i n g e n , zuletzt in B r e g e n z . S e i n e Orgeln z e i c h n e n sich d u r c h eine R ü c k n a h m e der A l i q u o t e n z u g u n s t e n der s t r e i c h e r h a f t e n und prinzipalischen E l e m e n t e s o w i e d u r c h d i e künstlerisch b e d e u t e n d e n , der K i r c h e n a r c h i t e k t u r g e m ä ß e n P r o s p e k t e aus. LITERATUR: F r a n z B ä r n w i k : D i e g r o ß e Orgel im M ü n s t e r zu W e i n g a r t e n . Kassel 1922. R a v e n s b u r g / K a s s e l 4 1 9 4 8 . Paul S m e t s : D i e g r o ß e G a b l e r - O r g e l d e r Abtei W e i n g a r ten. M a i n z 1940. - Walter S u p p e r / H e r m a n n M e y e r : B a r o c k orgeln in O b e r s c h w a b e n . K a s s e l 1941. - A d a m G o t t r o n : J. G . in M a i n z . In: D e r B a r o c k , seine Orgeln u n d seine M u s i k in O b e r s c h w a b e n . Hrsg. v. Walter S u p p e r . B e r l i n / D a r m s t a d t 1952, S. 82 ff. - Walter S u p p e r : G., J. In: N D B , B d . 6, 1964, S. 8 f. - Friedrich J a k o b : D i e g r o ß e Orgel d e r Basilika zu W e i n g a r t e n . G e s c h i c h t e und R e s t a u r i e r u n g d e r G a b l e r - O r g e l . M ä n n e d o r f 1986. - H a n s K l o t z / A l f r e d Reichling: G., J. In: N G r o v e D , Bd. 9 , 2 2 0 0 1 , S. 378. - J o h a n n e s M a y r : G., J. In: M G G 2 P , B d . 7, 2 0 0 2 , Sp. 3 2 6 f.

G a b l e r , M a t t h i a s , Jesuit, T h e o l o g e , N a t u r f o r s c h e r , * 2 4 . 2 . 1 7 3 6 Spalt, t 30. 3 . 1 8 0 5 W e m d i n g . G., S o h n eines K u p f e r s c h m i e d s , trat 1754 in die G e s e l l s c h a f t Jesu ein, studierte an der U n i v . Ingolstadt, w u r d e dort 1770 Prof. der P h i l o s o p h i e und E x p e r i m e n t a l p h y s i k und lehrte seit 1775 auch Ö k o n o m i e u n d L a n d w i r t s c h a f t . E r b e s c h ä f t i g t e sich b e v o r z u g t mit F r a g e n der Elektrizität und d e s M a g n e t i s m u s und v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . e i n e Naturlehre (5 Bde., 1778-80). 1781 verlor er als e h e m a l i g e r Jesuit sein Lehra m t und w u r d e im f o l g e n d e n J a h r P f a r r e r in W e m d i n g . WEITERE WERKE: Positiones ex institutionibus philosophicis. I n g o l s t a d t 1772. - A b h a n d l u n g e n von d e n K r ä f t e n der K ö r p e r . Hrsg. v. Christian W i d e m a n n . Ingolstadt 1776. T h e o r i a m a g n e t i s . Ingolstadt 1781. LITERATUR: A n d r e a s K r a u s : G., M . In: L M U , B d . 1, 1998, S. 142. G a b r i e l Biel, T h e o l o g e , P h i l o s o p h , * u m 1 4 1 0 / 1 5 S p e y e r , t 7 . 1 2 . 1495 Einsiedel bei T ü b i n g e n . G . studierte seit 1432 H e i d e l b e r g , w o er 1438 M a g i s t e r artium w u r d e , 1 4 4 2 / 4 3 und 1451-53 in E r f u r t und seit 1453 in K ö l n . Seit 1457 D o m p r e d i g e r in M a i n z , m u ß t e er, d a er in der g r o ß e n S t i f t s f e h d e auf Seiten —> A d o l f s von N a s s a u stand, M a i n z 1462 v o r ü b e r g e h e n d verlassen. N a c h A u f e n t h a l t e n im R h e i n g a u erhielt G. 1464 ein B e n e f i z i a i an d e r N i k o l a u s kapelle in Eltville, w u r d e B r u d e r v o m g e m e i n s a m e n L e b e n und beteiligte sich 1466 an der G r ü n d u n g der O r d e n s n i e d e r l a s s u n g e n in M a r i e n t h a l bei G e i s h e i m und in K ö n i g s t e i n . G. gilt als das b e d e u t e n d s t e d e u t s c h e M i t g l i e d d i e s e r O r d e n s g e m e i n s c h a f t . Er w u r d e Propst der H ä u s e r in B u t z b a c h (1468) und U r a c h (1479). 1479-92 lehrte er (seit 1484 als Prof.) Philosophie und T h e o l o g i e an der U n i v . T ü b i n g e n , d e r e n R e k t o r er 1485 und 1489 war. D a n a c h lebte er bis zu s e i n e m Tod im B r u d e r h a u s auf d e m E i n s i e d e l bei T ü b i n g e n . G., „ u l t i m u s s c h o l a s t i c o r u m " g e n a n n t , w a r ein h e r a u s r a g e n d e r S y s t e m a tiker d e s p h i l o s o p h i s c h e n und t h e o l o g i s c h e n W i s s e n s seiner Zeit, der d e n N o m i n a l i s m u s mit d e m traditionellen scholastischen D e n k e n zu v e r b i n d e n suchte (vor a l l e m in Sacri Canonis missae expositio, 1488; N e u a u s g . , 4 B d e . , 1963-76) und im m o n a s t i s c h - s p i r i t u e l l e n Geist d e r D e v o t i o m o d e r n a lebte. A l s A n h ä n g e r d e s W i l h e l m von O c k h a m stellte er dessen L e h r e in e i n e m K o m m e n t a r zu d e n S e n t e n z e n d e s P e t r u s L o m b a r d u s m e t h o d i s c h dar. Dieses Collectorium circa IV libros sententiarum (1501 ; ein S u p p l e m e n t u m zu B u c h IV von G.s S c h ü l e r W e n d e l i n —» S t e i n b a c h erschien 1521; kritische A u s g a b e , bearb. v. W i l f r i e d W e r b e c k und U d o H o f m a n n , 4 B d e . , 1973-92), d a s u . a . auf M a r t i n - > L u t h e r wirkte, enthält n e b e n theoretischen a u c h praktische Ü b e r l e g u n g e n zur Ö k o n o m i e ( 1 5 1 6 g e s o n d e r t g e d r u c k t als De potestate et Militate monetarum). WEITERE WERKE: E p i t o m e et c o l l e c t o r i u m ex O c c a m o circa q u a t u o r s e n t e n t i a r u m libros. T ü b i n g e n 1501. B a s e l 1508. N a c h d r . F r a n k f u r t / M a i n 1965. - D e f e n s o r i u m o b o e d i e n t i a e a p o s t o l i c a e et alia d o c u m e n t a . Text und engl. Ü b e r s . H e i k o A . O b e r m a n u . a . C a m b r i d g e , M a s s . 1968. LITERATUR: V D 16, Β 5 3 7 5 - 5 4 1 5 . - E r w i n Iserloh: B „ G. In: N D B , B d . 2, 1955, S. 2 2 5 f. - H e i k o A . O b e r m a n : T h e H a r v e s t of M e d i e v a l T h e o l o g y . G . Β. a n d L a t e M e d i e v a l N o m i n a l i s m . C a m b r i d g e , M a s s . 1963. D u r h a m , North C a r o lina - 1 1983. Dt.: D e r H e r b s t der mittelalterlichen T h e o l o g i e .

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Gabriel Z ü r i c h 1965. - W i l h e l m Ernst: G o t t und M e n s c h a m Vora b e n d d e r R e f o r m a t i o n . E i n e U n t e r s u c h u n g zur M o r a l p h i l o s o p h i e und - t h e o l o g i e bei G . B. L e i p z i g 1972 (Lit.). - F r a n z J o s e p h B u r k h a r d : P h i l o s o p h i s c h e L e h r g e h a l t e in G . B . s S e n t e n z e n k o m m e n t a r unter b e s o n d e r e r B e r ü c k s i c h t i g u n g seiner E r k e n n t n i s l e h r e . M e i s e n h e i m / G l a n 1974. - Ulrich B u b e n h e i m e r : B „ G . In: V L 2 , Bd. 1, 1978, Sp. 8 5 3 - 8 5 8 . - Werner Dettloff: B „ G. In: T R E , B d . 6, 1980, S. 4 8 8 - 4 9 1 . M . S c h u l z e : B „ G . In: L e x M A , B d . 2, 1983, Sp. 127. J o h n Farthing: T h o m a s A q u i n a s and G . B. D u r h a m , N o r t h C a r o l i n a 1988. - F r a n z - J o s e f B u r k h a r d : B „ G . In: L T h K \ B d . 2, 1994, Sp. 4 3 7 . - Ulrich K ö p f / S ö n k e L o r e n z (Hrsg.): G. B. und d i e B r ü d e r v o m G e m e i n s a m e n L e b e n . T ü b i n g e n 1998. - W i l f r i e d W e r b e c k : B., G. In: R G G 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1558 f. - G e r h a r d Faix: G . Β. und d i e B r ü d e r v o m gem e i n s a m e n L e b e n . T ü b i n g e n 1999. - Detlef M e t z : G . B. und d i e M y s t i k . Stuttgart 2 0 0 1 . - G e r h a r d Faix: G . Β. und die B r ü d e r v o m G e m e i n s a m e n L e b e n in O b e r d e u t s c h l a n d . In: B l ä t t e r f ü r w ü r t t e m b e r g i s c h e K i r c h e n g e s c h i c h t e 102 ( 2 0 0 2 ) S. 3 5 - 4 4 . G a b r i e l , J o h a n n e s , österr. kath. T h e o l o g e , Orientalist, * 1 8 . 4 . 1896 W i e n , t 20. 1 1 . 1 9 6 4 . G. studierte an der U n i v . Wien, e m p f i n g 1918 die Priesterweihe, w u r d e 1920 p r o m o v i e r t und w a r R e l i g i o n s l e h rer. 1927 habilitierte er sich an der U n i v . W i e n u n d w u r d e 1934 a. o., 1936 o. Prof. der o r i e n t a l i s c h e n S p r a c h e n u n d d e r alttestamentlichen B i b e l w i s s e n s c h a f t ; 1 9 5 0 / 5 1 war er R e k tor der U n i v . W i e n . G . arbeitete an der „ K l o s t e r n e u b u r g e r B i b e l " mit und v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Ist das Alte Testament Gottes Wort? (1947). G a b r i e l , Luzius, schweizer, reformierter Theologe, * 1595 Flims, | 1 9 . 1 0 . 1 6 6 3 Ilanz (Kt. G r a u b ü n d e n ) . D e r S o h n S t e p h a n —»G.s ü b e r n a h m nach der A u s b i l d u n g z u m P r ä d i k a n t e n in Zürich u n d der A u f n a h m e in d i e B ü n d ner S y n o d e 1622 in der N a c h f o l g e seines Vaters die P f a r r stelle Ilanz, w e c h s e l t e kurzzeitig nach F l i m s und kehrte nach d e m T o d des Vaters n a c h Ilanz z u r ü c k . G . setzte d i e von Stephan G. b e g o n n e n e Ü b e r s e t z u n g d e s N e u e n T e s t a m e n t s in d a s S u r s e l v i s c h e fort. 1648 erschien in Basel Ilg Nief Testament da niess Senger Jesu Christ, Mess giu in Rumonsch de la Ligia Grischa, d a s bis ins 20. Jh. im B ü n d n e r O b e r l a n d und im m i t t e l b ü n d n e r i s c h e n S p r a c h g e b i e t h ä u f i g e Verwendung fand. LITERATUR: Erich W e n n e k e r : G., L. In: B B K L , B d . 2 0 0 1 , Sp. 5 1 5 - 5 1 7 .

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G a b r i e l , S t e p h a n , schweizer, r e f o r m i e r t e r T h e o l o g e , * u m 1570 F tan (Kt. G r a u b ü n d e n ) , f 6. 1 1 . 1 6 3 8 Ilanz (Kt. G r a u b ü n d e n ) . N a c h d e m T h e o l o g i e s t u d i u m in Z ü r i c h f a n d G . 1593 A u f n a h m e in d i e B ü n d n e r S y n o d e u n d w u r d e P f a r r e r in Flims, 1599 in Ilanz. Von J u g e n d an mit G e o r g —> J e n a t s c h b e f r e u n det, n a h m er r e g e n Anteil a m politischen G e s c h e h e n und w u r d e 1626 D e k a n des G r a u e n B u n d e s . E r v e r ö f f e n t l i c h t e t h e o l o g i s c h e S c h r i f t e n und w u r d e mit s e i n e m e r s t m a l s 1611 e r s c h i e n e n e n K a t e c h i s m u s Ilg vèr sulaz da pievel giuvan ( D e r w a h r e Trost der J u g e n d ) z u m B e g r ü n d e r d e r S c h r i f t s p r a c h e der Surselva, d e s S u r s e l v i s c h e n . G . w a r d e r Vater von L u z i u s —» G. LITERATUR: V D 17. - Erich W e n n e k e r : G., S. In: B B K L , B d . 19, 2 0 0 1 , S p . 5 1 7 - 5 2 1 . G a e c h t e r , Paul, Jesuit, T h e o l o g e , Orientalist, * 1.3. 1893 G o l d a c h bei R o r s c h a c h (Kt. St. G a l l e n ) , t 1 5 . 3 . 1983 Innsbruck. G. trat 1910 in die G e s e l l s c h a f t Jesu ein, studierte 1915-23 P h i l o s o p h i e und T h e o l o g i e in I n n s b r u c k und w u r d e 1922 z u m Priester g e w e i h t und z u m D r . theol. p r o m o v i e r t . 1923-28 setzte er seine t h e o l o g i s c h e n S t u d i e n in R o m und

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Palästina fort und w a r a n s c h l i e ß e n d D o z e n t der neutestam e n t l i c h e n E x e g e s e und d e r orientalischen S p r a c h e n an d e r U n i v . I n n s b r u c k . N a c h d e r S c h l i e ß u n g der T h e o l o g i s c h e n F a k u l t ä t 1938 e m i g r i e r t e G . nach I n d i e n , lehrte in P o o n a und K a n d y ( C e y l o n ) u n d w a r 1940-45 D o z e n t in S h a n g h a i . N a c h K r i e g s e n d e lehrte er bis 1963 e r n e u t an der w i e d e r e r ö f f n e ten T h e o l o g i s c h e n Fakultät d e r U n i v . I n n s b r u c k . G. v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Das Matthäus-Evangelium. Ein Kommentar (1964). WEITERE WERKE: M a r i a im E r d e n l e b e n . I n n s b r u c k 1953. Petrus und seine Zeit. I n n s b r u c k 1958. - D i e G e d ä c h t n i s k u l tur in Irland. I n n s b r u c k 1970. LITERATUR: K l e m e n s S t o c k : G., P. In: L T h K \ Bd. 4, 1995, Sp. 2 6 0 . G a e l l e , M e i n g o s u s , eigentl. J o h a n n e s G., B e n e d i k t i n e r , T h e o l o g e , Physiker, K o m p o n i s t , * 1 6 . 6 . 1752 B u c h bei Tettnang, t 4 . 2 . 1816 M a r i a Piain bei Salzburg. Seit 1769 N o v i z e im B e n e d i k t i n e r k l o s t e r W e i n g a r t e n , w u r d e G., S o h n eines L a n d m a n n s , n a c h d e m S t u d i u m an der B e nediktineruniversität S a l z b u r g z u m Dr. phil. und Dr. theol. p r o m o v i e r t und 1777 z u m Priester g e w e i h t . In d e n f o l g e n d e n J a h r e n w a r er in Kloster Weingarten u. a. L e h r e r der praktis c h e n P h i l o s o p h i e und M a t h e m a t i k , Vorstand des Physikalischen Kabinetts, Novizenmeister, Unterbibliothekar, Chorr e g e n t und K ü c h e n m e i s t e r , n a c h der S ä k u l a r i s i e r u n g seit 1804 P r o f . d e r K i r c h e n g e s c h i c h t e und der D o g m a t i k an d e r U n i v . S a l z b u r g u n d seit 1811 S u p e r i o r des Wallfahrtsorts M a r i a Plain. G . v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Beiträge zur Erweiterung und Vervollkommnung der Elektrizitäts-Lehre (12 Bde., 1813-16). Von seinen K o m p o s i t i o n e n , d a r u n t e r d i e k o m i s c h e O p e r Adam und Evas Erschaffung (1796), erschien k e i n e i m Druck. LITERATUR: Emil Karl B l ü m m l (Hrsg.): D i e L i e d e r h a n d s c h r i f t des W e i n g a r t n e r B e n e d i k t i n e r s P. M . G . W i e n 1912. R o b e r t L a c h : Sebastian Sailers „ S c h ö p f u n g " in d e r M u s i k . W i e n 1918. - L u d w i g Wilss: Z u r G e s c h i c h t e d e r M u s i k an d e n o b e r s c h w ä b i s c h e n K l ö s t e r n i m 18. J a h r h u n d e r t . Stuttgart 1925. - C o n s t a n t i n S c h n e i d e r : G e s c h i c h t e d e r M u s i k in Salzburg von d e r ältesten Zeit zur G e g e n w a r t . Salzburg 1935. N a c h d r . H i l d e s h e i m 1977. - Ulrich Siegele: G., M . In: N D B , B d . 6, 1964, S. 18. - E b e r h a r d Stiefel: G., M . In: N G r o v e D , B d . 9, 2 2 0 0 l , S. 4 0 9 . G ä n s b a c h e r , J o h a n n (Baptist Peter J o s e f ) , österr. K o m ponist, K a p e l l m e i s t e r , * 8 . 5 . 1778 Sterzing, t 1 3 . 7 . 1844 Wien. Von Kind an C h o r s ä n g e r , setzte G., S o h n e i n e s C h o r r e g e n ten und Lehrers, der a u c h als K i r c h e n k o m p o n i s t tätig war, n a c h A b s c h l u ß p h i l o s o p h i s c h e r und r e c h t s w i s s e n s c h a f t l i c h e r Studien an d e r U n i v . I n n s b r u c k 1801 d i e m u s i k a l i s c h e A u s b i l d u n g in W i e n fort. Er w a r 1 8 0 3 / 0 4 und 1810 S c h ü l e r G e o r g J o s e p h —> Voglers, bei d e m er d e n später mit i h m bef r e u n d e t e n Carl M a r i a von W e b e r k e n n e n l e r n t e , und w u r d e 1806 von J o h a n n G e o r g A l b r e c h t s b e r g e r unterrichtet. G., von W e b e r als d e r „ m u s i k a l i s c h e K ö r n e r " b e z e i c h n e t , hatte bereits 1796-99 mit einer S t u d e n t e n k o m p a n i e g e g e n N a p o l e o n g e k ä m p f t , w a r 1813 O f f i z i e r einer F r e i w i l l i g e n a b t e i l u n g i m Pustertal und stellte seit 1815 als O f f i z i e r d e s K a i s e r j ä g e r R e g i m e n t s d e s s e n M u s i k k a p e l l e auf. 1824 w u r d e G . D o m k a pellmeister von St. S t e p h a n in W i e n u n d k o m p o n i e r t e überw i e g e n d K i r c h e n m u s i k . E r schrieb e i n e i m M a n u s k r i p t erhalt e n e A u t o b i o g r a p h i e ( D e n k w ü r d i g k e i t e n aus meinem Leben, 2 Bde.). LITERATUR: Ö B L , Bd. 1, 1957, S. 3 8 8 f. - Walter S e n n : G., J. In: N D B , Bd. 6, 1964, S. 1 9 f . - E r n s t K n o f l a c h : Von G . bis P e m b a u e r . Tiroler M u s i k e r i m 19. J a h r h u n d e r t . In: Ö s t e r r e i c h i s c h e M u s i k z e i t s c h r i f t 2 5 ( 1 9 7 0 ) S. 6 9 9 - 7 0 4 . H e n r y H a u s n e r / H e r t a Otti: J. G . (8. M a i 1778, Sterzing -

Galen 13. Juli 1844, Wien). Datum aus seinem Leben und Schaffen. In: Internationale Stiftung Mozarteum. Mitteilungen 21 (1973), Heft 3 / 4 , S. 44-53. - Manfred Schneider: Studien zu den Messenkompositionen J. B. G.s (1778-1844). Diss. Innsbruck 1976. - Walter Senn/Joachim Veit: G., J. In: NGroveD, Bd. 9, 2 2001, S. 5 1 4 f . - Hildegard HerrmannSchneider/(Walter Senn): G., J. In: MGG 2 P, Bd. 7, 2002, Sp. 498-501. G ä r t n e r , Wilhelm, kath. Theologe, Publizist, * 4 . 5 . 1 8 1 1 Reichenberg (Böhmen), t 7 . 8 . 1 8 7 5 Engerau bei Preßburg. Nach dem Theologiestudium in Leitmeritz (Priesterweihe 1834) war G. Kaplan an verschiedenen Orten Böhmens, ließ sich 1844 in Wien nieder und war seit 1845 Festtagsprediger an der Wiener Universitätskirche. 1848 gab er die Wochenschrift „Der Sprecher für Staat und Kirche" heraus und trat für demokratische Reformen in Staat und Kirche ein. Von 1852 bis zur Entlassung des deutschsprachigen Lehrpersonals 1861 war er Prof. der deutschen Sprache und Literatur an der Univ. Pest, danach Landwirt und freier Schriftsteller. Zu seinem Freundeskreis zählten Friedrich Hebbel und Anton —»Günther. G. veröffentlichte Novellen und Dramen und beeinflußte mit seiner Studie Chounrad, Prälat von Göttweih, und das Nibelungenlied (1856) Hebbels NibelungenDichtung. WEITERE WERKE: Amadäus. Wien 1845. - Simson. Wien 1849. - Attila. Wien 1863. - Markgraf Rüdiger. Prag 1876. Neuausg. Frankfurt/Main 2001. LITERATUR: Hans Lechleitner: W. G. als dramatischer Dichter und sein Verhältnis zu Hebbel. Diss. Wien 1919. Georg Preiss: Hebbels Nibelungen und W. G. Diss. Wien 1924. - Wilhelm Gärtner: W. G. In: Erich Gierach (Hrsg.): Sudetendeutsche Lebensbilder. Bd. 2. Reichenberg 1930, S. 90-101. - Kurt Adel: W. G. und seine Faustdichtungen. In: Jahrbuch des Wiener Goethe-Vereins 74 (1970) S. 106-136. - Fritz Peter Knapp: Die altdeutsche Dichtung als Gegenstand literarhistorischer Forschung in Osterreich von Jacob Grimms Wiener Aufenthalt ( 1 8 1 4 / 1 5 ) bis zum Tode Franz Pfeiffers (1868). In: Die Österreichische Literatur. Ihr Profil im 19. Jahrhundert. Hrsg. v. Herbert Zeman. Graz 1982, S. 141-171. G a i s m a i r , Michael, auch Gaysmayr, Tiroler Bauernführer, * um 1491 Sterzing, t April 1532 Padua. G. war Schreiber des Landeshauptmanns von Tirol, des Fürstbischofs von Brixen sowie Zöllner in Klausen und führte im Bauernkrieg von 1525 die aufständischen Tiroler Bauern nach Graubünden. Angeregt von —> Zwingli, verfaßte er nach dem Scheitern des Aufstandes 1526 eine „Tiroler Landesordnung", die als neue Staats- und Gesellschaftsordnung die Errichtung einer christlichen, demokratischen und sozialen Republik Tirol vorsah. 1526 nahm er am Salzburger Aufstand teil, trat anschließend in venezianische Dienste und bemühte sich um ein Bündnis zwischen Venedig und den evang. Fürsten und Städten gegen Habsburg. G. wurde 1530 Zürcher Bürger mit Wohnsitz in Padua. Er wurde ein Opfer gedungener Mörder, die für ihre Tat von Österreich Kopfgeld und Leibrente kassierten. LITERATUR: Josef Macek: Der Tiroler Bauernkrieg und M. G. Berlin 1965. - Aldo Stella: La revoluzione contadina del 1525 e l'utopia di M. G. Padua 1975. - Jürgen Bucking: M. G. Reformer, Sozialrebell, Revolutionär. Stuttgart 1978. - Walter Klaassen: M. G. Leiden 1978. - Ders.: G., M. In: RGG 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 450. G a i ß e r , Hugo Athanasius, Taufname: Josef Anton, Benediktiner, Theologe, Musikhistoriker, * 1. 12. 1853 Aitrach bei Leutkirch (Württemberg), t 2 6 . 3 . 1919 Kloster Ettal (Oberbayern). G., Sohn eines Metzgers, wurde 1873 Benediktiner in Stift Beuren, siedelte mit sämtlichen Mitbrüdern 1875 nach Vol-

ders (Tirol) über und kam von dort in das neugegründete Kloster Maredsous bei Namur (Belgien). Seit 1899 Lehrer am Pontificio Collegio Atanasio in Rom, bereiste er 1905 die Diözesen der griechisch-unierten Kirche und wurde 1906 Rektor des Kollegs. Er pflegte den byzantinischen Kirchengesang in der Kirche S. Atanasio, widmete sich der Erforschung des griechischen Chorais und war Mitglied der päpstlichen Kommission zur Herausgabe der neuen vatikanischen Choralbücher (Editio Vaticana). 1912 wurde er Prior von Saint-André in Belgien und kehrte bei Beginn des Ersten Weltkriegs nach Deutschland zurück. G. schrieb u.a. Le Système musicale de l'Eglise grecque d'après la tradition (selbständig 1901). LITERATUR: Placide de Meester: Voyage de deux bénédictines aux monastères du Mont Athos. Paris/Tournai 1908. Bruno Stäblein: G., H. A. In: NDB, Bd. 6, 1964, S. 49 f. Nanna Schi0dt: G., H. In: NGroveD, Bd. 9 , 2 2 0 0 1 , S. 425 f. Christian Hannick: G., H. A. In: MGG 2 P, Bd. 7, 2002, Sp. 421. G a l e n , Christoph Bernhard von, Bischof von Münster, * 1 2 . 1 0 . 1 6 0 6 Haus Bisping bei Rinkerode (Westfalen), t 1 9 . 9 . 1 6 7 8 Ahaus. Nach der Erziehung durch Jesuiten studierte G. in Köln, Mainz, Löwen und Bordeaux Philosophie, Kirchen- und Staatsrecht, wurde Domherr und Thesaurar in Münster und nahm in diplomatischen Missionen für Erzbischof -»Ferdinand von Köln u.a. am Reichsdeputationstag in Frankfurt und an den Friedensverhandlungen in Münster teil. Nach Ferdinands Tod 1650 zum Bischof gewählt, widmete er sich, von Papst und Kaiser bestätigt, zunächst innenpolitischen und kirchlichen Aufgaben und zwang die Hauptstadt Münster in wiederholten Auseinandersetzungen 1661, ihr Streben nach der Reichsfreiheit aufzugeben. Seit 1662 auch Administrator der Fürstabtei Corvey, beanspruchte G. das Direktorium im westfälischen Reichskreis und kämpfte in dieser Funktion 1664 gegen die Türken und in wechselnden Allianzen 1665/66 und 1672-74 vor allem gegen die Niederlande, deren östliche Gebiete, Bentheim, Wildeshausen sowie die Herzogtümer Bremen und Verden er allerdings nur kurze Zeit behaupten konnte. Seinem Nachfolger Ferdinand von —»Fürstenberg hinterließ er große Schulden. LITERATUR: Hans Jürgen Rieckenberg: C. B. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 245 f. - Alois Schröer: C. B. v. G. und die katholische Reform im Bistum Münster. Münster 1974. - Wilhelm Kohl (Hrsg.): Akten und Urkunden zur Außenpolitik C. B.s v. G. (1650-1678). 3 Bde., Münster 1980-86. - Erwin Gatz: G., C. B. v. In: Gatz, Bischöfe (1648-1803), 1990, S. 144 f. - A l o i s Schröer: G„ C . B . v. In: LThK\ Bd. 4, 1995, Sp. 267. - Ders. (Hrsg.): Die Pastoralbriefe des Münsterer Fürstbischofs C. B. v. G. (1650-1678) in Verbindung mit den bischöflichen Lageberichten an den Papst und dem Testament des Bischofs. Münster 1998. - Jürgen Kampmann: G., C. Β. v. In: RGG 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 454. G a l e n , Clemens August Graf von, Kardinal, Bischof von Münster, * 16.3.1878 Burg Dinklage (Amtsbezirk Vechta), t 2 2 . 3 . 1 9 4 6 Münster. Aus westfälischem Uradel stammend, Großneffe Bischof von —»Kettelers, studierte G. in Innsbruck kath. Theologie, wurde 1904 in Münster zum Priester geweiht und war insgesamt 23 Jahre lang als Großstadtseelsorger in Berlin tätig, ehe er 1929 die Pfarrstelle von St. Lamberti in Münster übernahm. Er galt als streng rechtlich gesinnter, traditionsbestimmter, persönlich bescheidener und frommer, theologisch jedoch keineswegs herausragender Seelenhirte; seine Ernennung zum Nachfolger von Bischof —> Poggenburg am 5 . 9 . 1933 überraschte daher, obwohl er für Rom schon seit 1930 zum Kreis möglicher Bischofskandidaten zählte. Skepsis gegenüber der modernen Gesellschaftsordnung, wieder-

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Gall holt g e ä u ß e r t e Kritik a m W e i m a r e r P a r l a m e n t a r i s m u s und ein a u s g e p r ä g t e s N a t i o n a l b e w u ß t s e i n hatten G., w e n n a u c h zu U n r e c h t , d e n R u f e i n g e t r a g e n , ein D e u t s c h n a t i o n a l e r zu sein. J e d e n f a l l s d ü r f t e sein e n t s c h i e d e n e r K o n s e r v a t i v i s m u s d a z u beigetragen h a b e n , d a ß seiner Wahl z u m B i s c h o f von M ü n s t e r trotz e n t g e g e n s t e h e n d e r B e d e n k e n der örtlichen P a r t e i f ü h r u n g staatlicherseits k e i n e u n ü b e r w i n d l i c h e n Hind e r n i s s e in d e n W e g gelegt w u r d e n . A u f m e r k s a m w u r d e indes registriert, d a ß G . s c h o n bald in e r n s t e Konflikte mit den Nationalsozialisten geriet, d e n n ung e a c h t e t seiner n a t i o n a l k o n s e r v a t i v e n G r u n d h a l t u n g ließen der totalitäre E r f a s s u n g s a n s p r u c h und d i e sich h ä u f e n d e n R e c h t s b r ü c h e d e s R e g i m e s ihn z u m u n e r s c h r o c k e n e n Verteid i g e r kirchlicher Freiheit und a l l g e m e i n e r M e n s c h e n r e c h t e w e r d e n . D i e K o n f l i k t f e l d e r waren d a b e i d u r c h die M a c h t haber v o r g e g e b e n : d e r e n K a m p f g e g e n d a s kath. Verbands-, Presse- u n d S c h u l w e s e n ; die m a s s i v e P r o p a g i e r u n g einer rassistischen W e l t a n s c h a u u n g ; d i e V e r g ö t z u n g d e r N a t i o n ; d e r Terror von G e s t a p o und SS. Deutlich w i e kein zweiter Bischof erinnerte G . in u n z ä h l i g e n E i n g a b e n , Predigten und Hirtenbriefen an die d e m Staat durch d a s Sittengesetz g e z o g e n e n G r e n z e n , getreu s e i n e m W a h l s p r u c h „ N e c laudibus nec t i m o r e " . H i e r d u r c h w u r d e er weit ü b e r D e u t s c h l a n d hinaus b e k a n n t u n d i m V o l k s m u n d der „ L ö w e von M ü n s t e r " genannt. Seit M i t t e der dreißiger J a h r e f o r d e r t e G . ein o f f e n s i v e r e s Vorgehen d e s E p i s k o p a t s , k o n n t e sich g e g e n ü b e r d e m Vorsitz e n d e n der F u l d a e r B i s c h o f s k o n f e r e n z , Kardinal —> B e r t r a m , aber nicht d u r c h s e t z e n . I m S o m m e r 1941, unter d e m E i n d r u c k von K l o s t e r s t u r m , G e s t a p o w i l l k ü r und E u t h a n a s i e M o r d e n , e n t s c h l o ß er sich d a n n zur „ F l u c h t in d i e Ö f f e n t lichkeit". S e i n e drei Predigten v o m 13. und 2 0 . 7 . s o w i e 3 . 8 . 1 9 4 1 w u r d e n zu T a u s e n d e n illegal vervielfältigt, in a u s l ä n d i s c h e n R u n d f u n k s e n d u n g e n k o m m e n t i e r t u n d von d e n Alliierten als F l u g b l ä t t e r ü b e r D e u t s c h l a n d a b g e w o r f e n und f a n d e n so e i n e b e i s p i e l l o s e Verbreitung. R a c h e a k t e d e r nationalsozialistischen F ü h r u n g w u r d e n lediglich aus taktischen G r ü n d e n auf d i e Zeit n a c h d e m „ E n d s i e g " v e r s c h o b e n . G. selbst r e c h n e t e mit d e m M a r t y r i u m . A l s politische L o y a l i t ä t s a u f k ü n d i g u n g g e g e n ü b e r d e r „ r e c h t m ä ß i g e n staatlichen O b r i g k e i t " wollte er sein Verhalten indes nicht v e r s t a n d e n wissen: „ W i r C h r i s t e n m a c h e n k e i n e R e v o l u t i o n . " D u r c h N i e d e r l a g e u n d B e s e t z u n g D e u t s c h l a n d s tief g e t r o f f e n , verstand sich G . a u c h g e g e n ü b e r d e n Alliierten als A n w a l t d e r B e d r ü c k t e n und zu U n r e c h t Verfolgten. D a s trug ihm s c h r o f f e R e a k t i o n e n der britischen M i l i t ä r r e g i e r u n g ein. H i n g e g e n w a r die E r h e b u n g z u m Kardinal d u r c h Papst P i u s XII. a m 2 1 . 2 . 1946 e i n e w e l t w e i t b e a c h t e t e A u s z e i c h n u n g . D a ß G . n u r w e n i g e W o c h e n später völlig u n e r w a r t e t starb, trug nicht u n e r h e b l i c h z u m N a c h r u h m d e s „ L ö w e n von M ü n s t e r " bei. Sein W i r k e n ist d a m i t auf p r o v i d e n t i e l l e W e i s e m i t d e m J a h r z w ö l f t der nationalsozialistischen Herrs c h a f t v e r b u n d e n , in d e m er seinen eigentlichen „ L e b e n s a u f t r a g " (J. P o h l s c h n e i d e r ) f a n d . D a s 1956 eingeleitete K a n o n i s i e r u n g s v e r f a h r e n g e l a n g t e 2 0 0 5 mit d e r S e l i g s p r e c h u n g G . s zum Abschluß. WERKE: Die P e s t des L a i z i s m u s und ihre E r s c h e i n u n g s f o r m e n . E r w ä g u n g e n und B e s o r g n i s s e eines S e e l s o r g e r s ü b e r d i e religiös-sittliche L a g e der d e u t s c h e n K a t h o l i k e n . M ü n s t e r 1932. - B i s c h o f C . A . Graf v. G . A k t e n , B r i e f e und P r e d i g ten 1933-1946. B e a r b . v. Peter L ö f f l e r . 2 Bde., M a i n z 1988. Paderborn 21996. LITERATUR: M a x B i e r b a u m : N i c h t L o b , nicht Furcht. D a s L e b e n des K a r d i n a l s von G . nach u n v e r ö f f e n t l i c h t e n Briefen und D o k u m e n t e n . M ü n s t e r 9 1 9 8 4 . - R u d o l f M o r s e y : C . A . K a r d i n a l v. G. B i s c h ö f l i c h e s W i r k e n in der Zeit der H i t l e r - H e r r s c h a f t . M i t D o k u m e n t e n . D ü s s e l d o r f 1987. J o a c h i m K u r o p k a (unter Mitarbeit von M a r i a - A n n a Z u m holz): C. A . Graf v. G. Sein L e b e n u n d W i r k e n in Bil-

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d e r n und D o k u m e n t e n . C l o p p e n b u r g 1992. - Ders. (Hrsg.): C. A . Graf v. G . N e u e F o r s c h u n g e n z u m L e b e n und Wirk e n d e s B i s c h o f s von M ü n s t e r . M ü n s t e r 1992, 2 1 9 9 3 . D e r s . (Hrsg.): C . A . Graf v. G . M e n s c h e n r e c h t e - W i d e r stand - E u t h a n a s i e - N e u b e g i n n . M ü n s t e r 1998. - T h o m a s G r o ß b ö l t i n g : K a t h o l i s c h e B r e c h u n g e n d e s U m g a n g s mit der V e r g a n g e n h e i t . D e r „ L ö w e von M ü n s t e r " in d e r E r i n n e r u n g der N a c h k r i e g s z e i t . In: W e s t f ä l i s c h e F o r s c h u n g e n 51 ( 2 0 0 1 ) S. 3 0 9 - 3 3 7 . - E d u a r d H e g e l : G., K. A . G . v. In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 9 4 5 - 2 0 0 1 ) , 2 0 0 2 , S. 4 0 6 - 4 0 8 . - B e t h A . G r i e c h Polette: B i s h o p von G a l e n . G e r m a n C a t h o l i c i s m a n d National Socialism. N e w H ä v e n / L o n d o n 2 0 0 2 . - W i n f r i e d Süß: Kein guter Hirte? P r o b l e m e einer G . - B i o g r a p h i e . In: Historisches J a h r b u c h 123 ( 2 0 0 3 ) S. 5 1 1 - 5 2 6 . Ulrich von Hehl G a l l , J o s e p h A n t o n , kath. T h e o l o g e , B i s c h o f von L i n z , * 2 7 . 3 . 1748 Weil d e r Stadt ( W ü r t t e m b e r g ) , | 1 8 . 6 . 1 8 0 7 Linz. G . b e s u c h t e das P r i e s t e r s e m i n a r B r u c h s a l , w u r d e 1773 z u m Priester g e w e i h t u n d lernte auf e i n e r S t u d i e n r e i s e n a c h W i e n 1774 J o h a n n Ignatz —»Felbiger k e n n e n , der ihn als Relig i o n s l e h r e r in österr. R e g e l s c h u l e n einsetzte. Seit 1787 D o m s c h o l a s t e r d e s M e t r o p o l i t a n k a p i t e l s zu St. S t e p h a n in W i e n , w u r d e er im f o l g e n d e n J a h r B i s c h o f von Linz. Er galt als erklärter G e g n e r des K l o s t e r w e s e n s , schuf 1793 e i n e D i ö z e sanlehranstalt zur A u s b i l d u n g des klerikalen N a c h w u c h s e s und richtete in d e r 1804 von ihm e r w o r b e n e n , e h e m a l i g e n K o m t u r e i des D e u t s c h e n R i t t e r o r d e n s in H a r r a c h ein Pries t e r s e m i n a r ein. D a s religiöse L e b e n suchte er mit vielfältigen, z u m Teil s e l b s t v e r f a ß t e n Schriften zu vertiefen (u. a. Anleitung zur Kenntnis und Verehrung Gottes, 1793). WEITERES WERK: A n d a c h t s ü b u n g e n , G e b r ä u c h e u n d Z e r e m o n i e n unserer heiligen k a t h o l i s c h e n Kirche. W i e n 1799, 2 1824. LITERATUR: Heinrich F e r i h u m e r : K a i s e r L e o p o l d II. und der E p i s k o p a t d e r E r b l ä n d e r . D i e R o l l e d e s L i n z e r B i s c h o f s J. A . G. In: F e s t s c h r i f t Karl E d e r z u m 70. G e b u r t s t a g . Innsbruck 1959, S. 181-196. - Ders.: G „ J. A . In: N D B , B d . 6, 1964, S. 4 2 f. - R u d o l f Z i n n h o b l e r : G., J. A . In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 2 2 8 f. G a l l i c i u s , Philipp, schweizer, r e f o r m i e r t e r T h e o l o g e , * 4 . 2 . 1504 P u n t w i l bei T a u f e r s , t 7 . 6 . 1566 C h u r . Bereits als K a p l a n in C a m o g a s k 1524 w a n d t e sich G . der luth. L e h r e zu, vertrat auf d e m R e l i g i o n s g e s p r ä c h in Ilanz 1526 e r s t m a l s ö f f e n t l i c h die R e f o r m a t i o n und w u r d e d a r a u f hin aus C a m o g a s k a u s g e w i e s e n . 1529 w u r d e er r e f o r m i e r t e r P r ä d i k a n t in L a v i n , a n s c h l i e ß e n d P f a r r e r in L a n g w i e s , S c h a rons u n d M a l a n s , kehrte 1540 n a c h Lavin zurück und w a r 1542-44 L e h r e r an der N i k o l a i s c h u l e in C h u r . 1544-50 erneut in L a v i n tätig, w a r er d a n a c h P f a r r e r d e r R e g u l a k i r c h e in C h u r . G . predigte 1537 in S ü s d i e n e u e L e h r e , trat dort 1544 g e g e n d i e T ä u f e r auf und e n t w a r f 1552 die 1553 mit Heinrich Bullingers Z u s t i m m u n g a n g e n o m m e n e Confessio raetica. Er übersetzte u. a. e i n e n Teil der G e n e s i s s o w i e d a s Vaterunser ins R ä t o r o m a n i s c h e . LITERATUR: Kurt G u g g i s b e r g : G., P. In: N D B , B d . 6, 1964, S. 50. - Erich W e n n e k e r : G „ P. In: B B K L , B d . 15, 1999, Sp. 6 0 0 - 6 0 4 . G a l l i k e r , A n t o n , schweizer, kath. T h e o l o g e , * 1 1 . 1 1 . 1885 R ö m e r s w i l (Kt. L u z e r n ) , | 1 2 . 7 . 1960 B ü n z e n (Kt. A a r g a u ) . In d e r S e e l s o r g e mit d e m P r o b l e m d e s A l k o h o l i s m u s konfrontiert, w u r d e G . in d e r A b s t i n e n z l e r b e w e g u n g aktiv. A l s K a p l a n in O b e r w i l bei Z u g ( 1 9 1 8 - 2 8 ) l e r n t e er d e n D u r c h l a u f a p p a r a t n a c h B a u m a n n k e n n e n , mit d e m S ü ß m o s t in F ä s s e r n haltbar g e m a c h t w e r d e n k o n n t e . E r verbesserte d a s G e r ä t z u m s o g e n a n n t e n Z u g e r Trichter. M i t seinen p r o p a -

Gallus g a n d i s t i s c h e n Versuchen, bei der J u g e n d die so g e w o n n e n e n a l k o h o l f r e i e n G e t r ä n k e beliebt zu m a c h e n , w u r d e G . weithin als „ S ü ß m o s t - K a p l a n " b e k a n n t . G a l l i n e r , Julius, j ü d i s c h e r T h e o l o g e , * 2 . 2 . 1 8 7 2 Z i n t e n ( O s t p r e u ß e n ) , t 7 . 7 . 1 9 4 9 N e w York. N a c h d e m B e s u c h der j ü d i s c h e n L e h r e r b i l d u n g s a n s t a l t in Berlin w a r G . Volksschullehrer, K a n t o r und R e l i g i o n s l e h rer der j ü d i s c h e n G e m e i n d e in S c h w e r i n und w u r d e R a b biner in B e r l i n - C h a r l o t t e n b u r g . S p ä t e r studierte er an d e n Universitäten Berlin und H e i d e l b e r g (Dr. phil. 1901) und w u r d e 1912 Volksschulrektor und R a b b i n e r der S y n a g o g e in d e r B e r l i n e r F a s a n e n s t r a ß e . 1920 e r b l i n d e t e er völlig. G . w a r M i t g l i e d der städtischen S c h u l d e p u t a t i o n in Berlin, Inspektor f ü r den R e l i g i o n s u n t e r r i c h t an Berliner S c h u l e n und seit 1933 u . a . Leiter d e s K u l t u r d e z e r n a t s d e s preuß. L a n d e s v e r b a n d e s j ü d i s c h e r G e m e i n d e n . 1939 e m i g r i e r t e er n a c h G r o ß b r i t a n n i e n , 1945 in die U S A . G a l l i n g , Kurt, e v a n g . T h e o l o g e , Orientalist, * 8 . 1 . 1900 W i l h e l m s h a v e n , t 1 2 . 7 . 1987 T ü b i n g e n . G . studierte an d e n Universitäten Berlin und Jena, habilitierte sich 1925 an der U n i v . Berlin f ü r Altes T e s t a m e n t , ging 1928 nach Halle, w o er erst O b e r a s s i s t e n t , d a n n a. o. Prof. w u r d e und w a r k o m m i s s a r i s c h e r D i r e k t o r d e s D e u t s c h e n E v a n g e l i schen Palästina-Instituts in J e r u s a l e m . 1946 f o l g t e er e i n e m R u f als o. Prof. des A l t e n T e s t a m e n t s und der P a l ä s t i n a k u n d e an die U n i v . M a i n z , w e c h s e l t e 1955 an d i e U n i v . G ö t t i n g e n und ging 1962 als Prof. d e s A l t e n T e s t a m e n t s und der Biblischen A r c h ä o l o g i e an die U n i v . T ü b i n g e n . G . w a r H e r a u s g e b e r der 3. A u f l a g e d e s L e x i k o n s Religion in Geschichte und Gegenwart ( R G G , 6 B d e . , 1957-65) u n d v e r ö f f e n t l i c h t e zahlreiche w i s s e n s c h a f t l i c h e A r b e i t e n z u m A l t e n T e s t a m e n t und zur G e s c h i c h t e u n d A r c h ä o l o g i e Palästinas, u. a. Studien zur Geschichte Israels im persischen Zeitalter (1964). WEITERE WERKE: D i e E r w ä h l u n g s t r a d i t i o n e n Israels. G i e ß e n 1928. - D i e B ü c h e r der C h r o n i k , Esra, N e h e m i a . G ö t t i n g e n 1954. LITERATUR: Peter W e l t e n : B i b l i o g r a p h i e K. G . T ü b i n g e n 1970 ( N a c h t r ä g e in: Z e i t s c h r i f t d e s D e u t s c h e n PalästinaVereins 104 [1988] S. 193). - J a n Christian Gertz: G „ K. In: R G G 4 , Bd. 3, 2 0 0 0 , S p . 4 6 1 . G a l l i t z i n , ( A d e l h e i d ) A m a l i e Fürstin v o n , geb. Gräfin von S c h m e t t a u , * 2 8 . 8 . 1748 Berlin, t 2 7 . 4 . 1806 M ü n s t e r . Seit 1766 H o f d a m e der Prinzessin L o u i s e von P r e u ß e n , heiratete G . 1768 d e n späteren r u s s i s c h e n G e s a n d t e n in D e n H a a g , Fürst D m i t r i j G o l i c y n , und trat in d e n N i e d e r l a n d e n in V e r b i n d u n g mit den f r a n z ö s i s c h e n E n z y k l o p ä d i s t e n . N a c h d e m S c h e i t e r n ihrer E h e 1774 z u n ä c h s t auf d e m L a n d leb e n d , siedelte sie 1779 d u r c h V e r m i t t l u n g d e s b e f r e u n d e ten P h i l o s o p h e n F r a n s H e m s t e r h u i s zur E r z i e h u n g ihrer beiden K i n d e r n a c h M ü n s t e r über, w o sie in e n g e r V e r b i n d u n g mit d e m S c h u l r e f o r m e r und G e n e r a l v i k a r in M ü n s t e r , F r a n z von —> F ü r s t e n b e r g , E i n f l u ß auf den s o g e n a n n t e n „ K r e i s von M ü n s t e r " g e w a n n , einen stark p ä d a g o g i s c h orientierten Zirkel, in d e m sich o r t h o d o x e r K a t h o l i z i s m u s und e r b a u l i c h e M y s t i k in p r ä r o m a n t i s c h e r Weise v e r b a n d e n . Sie stand in K o n t a k t u. a. mit Friedrich Heinrich —» Jacobi, G o e t h e , M a t thias —» C l a u d i u s u n d Friedrich L e o p o l d G r a f zu —» StolbergStolberg, b e k a n n t e sich 1786 zur kath. K i r c h e und betreute n a c h der F r a n z ö s i s c h e n R e v o l u t i o n zahlreiche E m i g r a n t e n . 1800 f a n d in ihrer H a u s k a p e l l e in M ü n s t e r d i e a u f s e h e n e r r e g e n d e K o n v e r s i o n F. L . Stolbergs z u m K a t h o l i z i s m u s statt. In ihrem G a r t e n w a r 1788 J o h a n n G e o r g —> H a m a n n beerdigt worden. LITERATUR: S i e g f r i e d S u d h o f : G., A. Fürstin. In: N D B , B d . 6, 1961, S. 51-53. - W . L o o s e : A . v. G. In: W e s t f ä l i s c h e L e b e n s b i l d e r . B d . 12. M ü n s t e r 1979. - Friedrich W i l h e l m B a u t z : G „ A . A . v. In: B B K L , B d . 2, 1990, Sp. 170-172. -

M a t h i l d e K ö h l e r : A. v. G . P a d e r b o r n 1993, 2 1995. - R u d o l fine von O e r : G., A . v. In: L T h K 1 , Bd. 4, 1995, S p . 2 8 0 f. Petra S c h u l z (Hrsg.): A . Fürstin v. G . ( 1 7 4 8 - 1 8 0 6 ) . M ü n s t e r 1998 ( A u s s t e l l u n g s k a t a l o g ) . - Jürgen K a m p m a n n : G., A. Fürstin v. In: R G G 4 , Bd. 3, 2 0 0 0 , S p . 461 f. G a l l u s , J a c o b u s , a u c h Petelin, H a n d l , H ä n d l , H ä h n e l , C a r n i o l u s , österr. K o m p o n i s t , * 1 5 . 4 . / 3 1 . 7 . 1550 R e i f n i t z (Unterkrain), t 18.7. 1591 Prag. G . ' K o m p o s i t i o n e n lassen auf S t u d i e n a u f e n t h a l t e in Norditalien schließen. Er w a r S ä n g e r in M e l k , 1574 in d e r W i e n e r H o f k a p e l l e u n d w a n d e r t e bis 1578 über N i e d e r ö s t e r r e i c h , M ä h r e n und B ö h m e n bis n a c h Schlesien. 1580-85 Kapellmeister des B i s c h o f s von O l m ü t z , w i d m e t e er sich in P r a g der Edition seines Opus musicum (4 Bde., 3 7 4 K o m p o s i t i o nen, 1586-91) und w a r z e i t w e i s e K a n t o r d e r dortigen K i r c h e St. J o h a n n . LITERATUR: S t e f a n K u n z e : G., J. In: N D B , Bd. 6, 1964, S. 5 4 f . - D r a g o t i n C v e t k o : J. G . Sein L e b e n und Werk. M ü n c h e n 1972. - Wilson F. W o o d b r i d g e : I n d e x to the o p u s of J. H . G. In: S l o v e n s k a A k a d e m i j a Z n a n o s t i in U m e t n o s t i . L j u b l j a n a 1992, S. 2 0 7 - 2 8 8 . - Veronika G r e u e l : J. H. (G.). A l p h a b e t i s c h e s Verzeichnis seiner M o t e t t e n mit A n g a b e n der S t i m m e n z a h l , O r i g i n a l s c h l ü s s e l u n g , Finalis und F u n d s t e l l e in der G e s a m t a u s g a b e . In: J a h r b u c h A l t e M u s i k 2 (1993) S. 119-130. - E d o S k u l j / H a r t m u t K r o n e s : G „ J. In: M G G 2 P , Bd. 7, 2 0 0 2 , Sp. 4 7 2 - 4 8 0 . G a l l u s R u b i a c e n s i s , J o d o c u s , eigentl. Jost H a h n , a u c h Gallicus, G a l t z , Jost von R u f f a c h , H u m a n i s t , * u m 1459 R u f a c h (Elsaß), t 2 1 . 3 . 1 5 1 7 Speyer. D e r H a n d w e r k e r s o h n studierte Artes und T h e o l o g i e in B a sel u n d H e i d e l b e r g , leitete in H e i d e l b e r g d i e d e r Via mod e r n a verpflichtete N e u e B u r s e und w u r d e z u m Lizentiaten der T h e o l o g i e p r o m o v i e r t . E r w a r R e k t o r der Univ., hielt vor allem Vorlesungen über Aristoteles und stand in K o n takt u . a . mit J a k o b W i m p f e l i n g , J o h a n n von —»Dalberg und R u d o l f A g r i c o l a . 1493 ü b e r n a h m G . die Pfarrei N e c k a r steinach und w a r 1 4 9 8 - 1 5 0 6 D o m p r e d i g e r , 1505-17 K a n o n i k e r an St. G e r m a n und M a u r i t i u s in S p e y e r . Sein Schriftt u m u m f a ß t r e l i g i ö s - p ä d a g o g i s c h e , S y n o d a l - und S c h e r z r e den, von d e n e n letztere u . a . auf Sebastian B r a n t s Narrenschiff E i n f l u ß hatten; später e n t s t a n d e n g r i e c h i s c h e Studien s o w i e u . a . Eyn Ewangelisch Abc (1517). G. w a r d e r O n k e l K o n r a d —»Pellikans. LITERATUR: V D 16, G 318. - G e o r g B i u n d o : G . R., J. In: N D B , B d . 6, 1964, S. 55. - D i e t e r M e r t e n s : G . In: L T h K 3 , Bd. 4, 1995, Sp. 283. G a l l u s , N i c o l a u s , a u c h Gall, H a ( h ) n , e v a n g . T h e o l o g e , * 1516 K o t h e n , t 15.7. 1570 B a d L i e b e n z e l l ( W ü r t t e m berg). N a c h A b s c h l u ß seiner S t u d i e n bei —» L u t h e r und —»Melanc h t h o n an der U n i v . Wittenberg w a r G. R e k t o r in M a n s f e l d und w u r d e 1543 auf E m p f e h l u n g L u t h e r s D i a k o n in R e g e n s b u r g . N a c h d e m d i e Stadt das A u g s b u r g e r Interim angen o m m e n hatte, verließ er 1548 mit a n d e r e n P r e d i g e r n R e g e n s b u r g , w u r d e f ü r k u r z e Zeit S c h l o ß p r e d i g e r in Wittenberg, d a n n P f a r r e r in M a g d e b u r g und kehrte 1553 als P f a r rer und S u p e r i n t e n d e n t nach R e g e n s b u r g z u r ü c k . In M a g d e b u r g stand er M a t t h i a s Flacius n a h e , beteiligte sich an der publizistischen K a m p a g n e g e g e n das I n t e r i m und an der A b f a s s u n g der „ M a g d e b u r g e r C e n t u r i e n " und v e r f a ß t e u . a . e i n e S c h r i f t ü b e r den f r e i e n Willen. WERKE: E r k l e r u n g der R e l i g i o n s streite, zu n o t t ü r f f t i g e m Unterricht der K i r c h e n , und a b l e n u n g f a l s c h e r C a l u m n i e n . W i der die v e r f e l s c h e r der w a r e n A u g s p u r g i s c h e n C o n f e s s i o n . R e g e n s b u r g 1559. - C o n f u t a t i o n e s Etzlicher g e g e n w e r t i g e r S e c t e n u n d C o r r u p t e l e n . . . J e n a 1562. - N o r m a simul et praxis c o n s t i t u e n d a e religionis ac Ecclesiae, d i r i m e n d a r u m q u e

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Galura c o n t r o v e r s i a r u m , iam Pontifici et S y n o d o recepta ac usitata. R e g e n s b u r g 1563. LITERATUR: Y D 16, G 2 5 0 - 3 1 7 . - G ü n t e r M o l d a e n k e : G., Ν . In; N D B , Bd. 6, 1964, S. 5 5 f. - M a t t h i a s S i m o n : W o starben d i e R e g e n s b u r g e r P f a r r e r H i e r o n y m u s N o p p u s und N. G . ? In: Z e i t s c h r i f t f ü r b a y e r i s c h e K i r c h e n g e s c h i c h t e 33 ( 1 9 6 4 ) S. 175-179. - H a r t m u t Voit: Ν . G. und d a s Interim. E i n e a n o n y m e D r u c k s c h r i f t a u s d e m J a h r 1548. In: A r c h i v f ü r R e f o r m a t i o n s g e s c h i c h t e 6 5 ( 1 9 7 4 ) S. 277. - Ders.: N . G . ein B e i t r a g zur R e f o r m a t i o n s g e s c h i c h t e der n a c h l u t h e r i s c h e n Zeit. N ü r n b e r g 1977. - G e r h a r d S i m o n : G., N . In: T R E , B d . 12, 1984, S. 21 f. - B a r b a r a H e n z e : G., N . In: L T h K 3 , Bd. 4, 1995, Sp. 283. - R o b e r t K o l b : N. G . ' critique of Philip M e l a n c h t h o n ' s t e a c h i n g on the f r e e d o m of the will. In: A r c h i v f ü r R e f o r m a t i o n s g e s c h i c h t e 91 ( 2 0 0 0 ) S. 8 7 - 1 1 0 . H e i n z Scheible: G., N. In: R G G 4 , Bd. 3, 2 0 0 0 , S p . 4 6 2 . G a l u r a , B e r n ( h ) a r d , kath. T h e o l o g e , Fürstbischof von B r i x e n , * 2 1 . 8 . 1764 H e r b o l z h e i m / B r e i s g a u , t 1 7 . 5 . 1 8 5 6 Brixen. G. studierte a m F r e i b u r g e r G e n e r a l s e m i n a r T h e o l o g i e und hielt sich nach der P r o m o t i o n 1787 zu p ä d a g o g i s c h e n Studien a m G e n e r a l s e m i n a r in W i e n auf. 1788 z u m Priester geweiht, w a r er bis 1791 S t u d i e n p r ä f e k t , a n s c h l i e ß e n d bis 1805 M ü n s t e r p f a r r e r in Freiburg. 1805 w e c h s e l t e G. als geistlicher R e f e r e n t und R e g i e r u n g s r a t n a c h G ü n z b u r g , w a r 1810-15 P f a r r e r an St. M a r t i n in Freiburg, a n s c h l i e ß e n d G u b e r n i a l r a t s o w i e geistlicher R e f e r e n t in I n n s b r u c k und 1818-29 G e neralvikar von Vorarlberg, d a s d a m a l s der D i ö z e s e B r i x e n unterstellt war. Seit 1829 Fürstbischof von B r i x e n , b e m ü h t e sich G . b e s o n d e r s u m die K a t e c h e s e u n d f ö r d e r t e die T h e o logische Lehranstalt B r i x e n . Er v e r ö f f e n t l i c h t e z a h l r e i c h e W e r k e , u. a. ein Lehrbuch der christlichen Wohlgezogenheit (1823, 8 1 8 6 5 ) . WEITERE WERKE: G r u n d s ä t z e der sokratischen Katechis i r m e t h o d e . A u 1793. - D i e g a n z e c h r i s t k a t h o l i s c h e R e l i gion, in G e s p r ä c h e n eines Vaters mit s e i n e m S o h n e . 5 B d e . , A u 1796-99. - N e u e s t e T h e o l o g i e d e s C h r i s t e n t h u m e s . . . 6 B d e . , A u 1800-94. LITERATUR: Josef H e m l e i n : B. G.s Beitrag zur E r n e u e r u n g der K e r y g m a t i k . Freiburg 1952 (Bibliogr.). - L i n u s B o p p : G., B „ In: N D B , B d . 6, 1964, S. 57 f. - L e o n h a r d Hell: G., B . In: L T h K 3 , B d . 4, 1995, Sp. 2 8 3 f. G a m b s j ä g e r , F r a n z W i l h e l m A n t o n , Jurist, * 4 . 9 . 1753 Heidelberg, t 6 . 8 . 1 8 1 6 . Seit 1781 Prof. d e r Institutionen, des bürgerlichen und d e s K i r c h e n r e c h t s an der U n i v . seiner H e i m a t s t a d t , w u r d e G . 1805 z u m k u r f ü r s t l i c h b a d i s c h e n O b e r h o f g e r i c h t s r a t e r n a n n t . E r v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. ein Jus ecclesiasticum in usum praelectionum (2 Bde., 1815).

Gams,

Pius, T a u f n a m e : B o n i f a t i u s , B e n e d i k t i n e r , T h e o loge, Historiker, * 23. 1. 1816 M i t t e l b u c h bei B i b e r a c h (Württemberg), t 11.5.1892 München. G. studierte seit 1834 P h i l o s o p h i e u n d T h e o l o g i e in T ü b i n g e n , k a m 1838 in das S e m i n a r R o t t e n b u r g und w u r d e i m f o l g e n d e n J a h r z u m Priester g e w e i h t . A n v e r s c h i e d e n e n Orten als Seelsorger tätig, lehrte er 1847-55 als P r o f . d e r P h i l o s o p h i e u n d G e s c h i c h t e an der T h e o l o g i s c h e n H o c h schule in H i l d e s h e i m , rief d a s „ H i l d e s h e i m e r S o n n t a g s b l a t t " ins L e b e n und w a r M i t b e g r ü n d e r der „ T h e o l o g i s c h e n M o n a t s s c h r i f t " . 1855 trat er in d e n B e n e d i k t i n e r o r d e n ein und w u r d e N o v i z e n m e i s t e r , S u b p r i o r u n d Prior von St. B o n i f a z in M ü n c h e n . G . b e f a ß t e sich vor a l l e m mit kirchenhistorischen S t u d i e n ; d a n e b e n e n t s t a n d e n u m f a n g r e i c h e b i o g r a p h i sche und statistische A r b e i t e n . Als sein H a u p t w e r k gilt d i e Kirchengeschichte von Spanien (3 B d e . , 1862-69). WEITERE WERKE: J o h a n n e s der T ä u f e r im G e f ä n g n i ß e . T ü b i n g e n 1853. - G e s c h i c h t e der K i r c h e Christi im 19. Jahrhundert. 3 Bde., I n n s b r u c k 1854-58. - D e r P e t e r p f e n n i g als

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S t i f t u n g . R e g e n s b u r g 1866. - D a s J a h r d e s M a r t y r t o d e s der Apostel P e t r u s und Paulus. R e g e n s b u r g 1867. - Hrsg.: Series e p i s c o p o r u m e c c l e s i a e c a t h o l i c a e q u o t q u o t i n n o t u e r u n t a b e a t o Petro a p o s t o l o . 2 B d e . , R e g e n s b u r g 1873-86. - D e r B o n i f a c i u s v e r e i n in S ü d d e u t s c h l a n d 1850-1880. P a d e r b o r n

1880. LITERATUR: R o m u a l d B a u e r r e i ß : G., P. In: N D B , B d . 6, 1964, S. 5 8 f. - R u d o l f R e i n h a r d t : Z u r Vorgeschichte der M ö h l e r - B i o g r a p h i e von P. P. B. G . A u s d e m N a c h l a ß von S t e p h a n L ö s c h t · In: Z e i t s c h r i f t f ü r K i r c h e n g e s c h i c h t e 7 9 (1968) S. 3 8 5 - 3 9 0 . - Ulrich Faust: G., P. In: L T h K 3 , Bd. 4, 1995, S p . 286.

Gandershofer,

( G e o r g ) M a u r u s , B e n e d i k t i n e r , Bibliothekar, * 2 2 . 1 . 1 7 8 0 Pentling bei R e g e n s b u r g , t 28. 8. 1843 Regensburg. G., S o h n eines G a s t w i r t s , trat 1799 in d a s B e n e d i k t i n e r k l o ster M e t t e n ein, w o er seine t h e o l o g i s c h e A u s b i l d u n g bei T h a d d ä u s A n s e l m —» R i x n e r erhielt. 1803 w u r d e er z u m Priester g e w e i h t . N a c h der S ä k u l a r i s i e r u n g des Klosters w i r k t e er 1803-09 als G e s a n g s l e h r e r und S c h u l i n s p e k t o r in Straubing. 1 8 0 9 - 1 0 studierte er P h i l o s o p h i e an der U n i v . L a n d s hut. 1810-14 w a r er als K u s t o s an der d o r t i g e n U n i v e r sitätsbibliothek und 1814-20 als A d j u n k t an der k ö n i g l i c h e n H o f - und Z e n t r a l b i b l i o t h e k in M ü n c h e n tätig. 1822 übertrug m a n i h m d i e A u f s i c h t ü b e r die e r z b i s c h ö f l i c h e Registratur in Freising. A u f E m p f e h l u n g L o r e n z von —> W e s t e n r i e d e r s , d e m er 1830, ein J a h r nach d e s s e n T o d , d i e erste B i o g r a p h i e w i d m e t e (Erinnerungen an Lorenz von Westenrieder, 1830), w u r d e er 1828 M i t a r b e i t e r bei der Historischen K l a s s e der K u r b a y e r i s c h e n A k a d e m i e d e r W i s s e n s c h a f t e n ; seit 1829 arbeitete er an d e r E d i t i o n d e r n e u e r e n B ä n d e der Monumenta Boica mit. 1832 schied er aus d e m staatlichen B i b l i o t h e k s und A r c h i v d i e n s t aus und k e h r t e n a c h R e g e n s b u r g zurück. A l s M i t g l i e d und B i b l i o t h e k a r d e s Historischen Vereins f ü r d e n R e g e n k r e i s v e r f a ß t e er e i n e Vielzahl orts- und o r d e n s g e s c h i c h t l i c h e r A b h a n d l u n g e n u n d b e m ü h t e sich u m die Rettung d e r säkularisierten K l o s t e r b i b l i o t h e k e n . WEITERE WERKE: D e n k w ü r d i g k e i t e n der D o m k i r c h e in Freising. Freising 1824. - N a c h t r ä g e zu A . M . K o b o l t ' s L e x i kon b a y e r i s c h e r Gelehrter. L a n d s h u t 1825. - K u r z e c h r o n o l o g i s c h e G e s c h i c h t e der Stadt M o o s b u r g in B a y e r n . L a n d s hut 1827. - G e s c h i c h t e d e s Brigittenklosters A l t o m ü n s t e r in B a y e r n mit R ü c k b l i c k auf d i e G e s c h i c h t e des dortigen F l e c k e n s . M ü n c h e n 1830. LITERATUR: M a n f r e d K n e d l i k : G., M . In: B B K L , B d . 2 3 , 2004, Sp. 457-460.

Gangauf, T h e o d o r , T a u f n a m e : M i c h a e l , B e n e d i k t i n e r , T h e o l o g e , P h i l o s o p h , * 1 . 1 1 . 1809 B e r g e n bei N e u b u r g / D o n a u , t 1 5 . 9 . 1875 A u g s b u r g . Seit 1833 Priester, trat G., S o h n e i n e s S c h n e i d e r s , 1835 in A u g s b u r g in den B e n e d i k t i n e r o r d e n ein und w u r d e im f o l g e n d e n J a h r S t u d i e n p r ä f e k t , 1841 Direktor und Prof. der Philosophie a m L y z e u m in A u g s b u r g , 1851 A b t von St. S t e p h a n . 1853 reiste er g e m e i n s a m mit J o h a n n Baptist —»Baltzer zur Verteidigung der S c h r i f t e n A n t o n —» G ü n t h e r s n a c h R o m , u n t e r w a r f sich u n m i t t e l b a r nach der Verurteilung G ü n t h e r s 1857 schriftlich und unterließ d i e V e r ö f f e n t l i c h u n g e i g e n e r Studien. 1859 legte G . d i e A b t s w ü r d e nieder u n d w i d m e t e sich einer p ä d a g o g i s c h e n und literarischen Tätigkeit. E r verö f f e n t l i c h t e u. a. Metaphysische Psychologie des heiligen Augustinus (3 Tie., 1 8 4 4 - 4 7 , 2 1 8 5 2 / 5 3 , N a c h d r . 1968) und Des heiligen Augustinus spekulative Lehre von Gott dem Dreieinigen (1865). WEITERES WERK: Verhältnis z w i s c h e n G l a u b e n und W i s s e n nach den Prinzipien des K i r c h e n l e h r e r s A u g u s t i n u s . A u g s burg 1851. LITERATUR: Paul W e n z e l : D a s w i s s e n s c h a f t l i c h e A n l i e g e n d e s G ü n t h e r i a n i s m u s . E s s e n 1961. - O d i l o L e c h n e r : A b t

Garcaeus T. G . In: A u g u s t i n u s ( M a d r i d ) 13 ( 1 9 6 8 ) S. 2 4 9 - 2 5 6 . - Paul Wenzel: G., T. In: N D B , Bd. 6, 1964, S. 60. - A d s a n c t u m S t e p h a n u m 9 6 9 - 1 9 6 9 . A u g s b u r g 1969, S. 3 0 9 - 3 1 6 . - R o l a n d K a n y : G., T . In: L T h K \ Bd. 4, 1995, Sp. 2 8 8 .

Gangibauer,

Cölestin J o s e f , B e n e d i k t i n e r , Fürsterzbischof von W i e n , Kardinal, * 2 0 . 8 . 1817 T h a n s t e t t e n bei Steyr ( O b e r ö s t e r r e i c h ) , t 1 4 . 1 2 . 1889 W i e n . G. trat in K r e m s m ü n s t e r in d e n B e n e d i k t i n e r o r d e n ein und w u r d e 1843 z u m Priester g e w e i h t . A n s c h l i e ß e n d K a p l a n in N e u h o f e n / K r e m s , lehrte er 1846-75 a m S t i f t s g y m n a s i u m und w u r d e 1875 Prior, 1876 A b t d e s Klosters. 1881 von K a i ser F r a n z J o s e p h z u m E r z b i s c h o f von W i e n e r n a n n t , w u r d e G. 1884 Kardinal. E r f ö r d e r t e kath. H o c h s c h u l v e r b i n d u n gen und d e n kath. S c h u l v e r e i n , d e s s e n P r o t e k t o r er war, g r ü n d e t e den O t t a k r i n g e r K i r c h e n b a u v e r e i n , unterstützte die christlich-soziale B e w e g u n g und stellte selbst d a s W i e n e r Diözesanrituale zusammen. LITERATUR: F r a n z Loidl: C. J. Kardinal G . F ü r s t e r z b i s c h o f von W i e n ( 1 8 8 1 / 1 8 8 9 ) . In: B e i t r ä g e zur W i e n e r D i ö z e s a n g e s c h i c h t e . W i e n 1964, S. 17-22. - M a x i m i l i a n Liebm a n n : G., C. J. In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 231 f. - E k k a r t S a u s e r : G., C. J. In: Β Β K L , B d . 16, 1999, Sp. 5 4 9 - 5 5 1 .

Gans,

E d u a r d , Jurist, P h i l o s o p h , * 2 3 . 3 . 1 7 9 7 Berlin, t 5 . 5 . 1839 Berlin. G., S o h n e i n e s K a u f m a n n s u n d Bankiers, studierte 1816-19 an d e n Universitäten Berlin, G ö t t i n g e n und H e i d e l b e r g Jura, P h i l o s o p h i e und G e s c h i c h t e u . a . bei T h i b a u t und —>Hegel, erlangte j e d o c h als J u d e trotz B e r u f u n g auf das E m a n z i pationsedikt von 1812 („Lex G a n s " , 1822) k e i n e a k a d e m i sche A n s t e l l u n g . G e m e i n s a m mit L e o p o l d —>Zunz g r ü n d e t e er d e n „Verein f ü r C u l t u r und W i s s e n s c h a f t der J u d e n " , w a r 1821-23 dessen Präsident und trug mit Z u n z w e s e n t lich zur E n t s t e h u n g einer W i s s e n s c h a f t d e s J u d e n t u m s bei. N a c h s e i n e m Übertritt z u m C h r i s t e n t u m 1825 erhielt G . 1828 d a s erstrebte j u r i s t i s c h e O r d i n a r i a t an der U n i v . Berlin; zu seinen S c h ü l e r n zählte auch Karl M a r x . Als Vordenker des v o r m ä r z l i c h e n L i b e r a l i s m u s g a b er aus H e g e l s N a c h l a ß Grundlinien der Philosophie des Rechts ( 1 8 3 3 ) und Vorlesungen zur Geschichte ( 1 8 3 7 ) heraus. Sein H a u p t w e r k ist Das Erbrecht in weltgeschichtlicher Entwickelung. Eine Abhandlung der Universalrechtsgeschichte (4 B d e . , 1824-35). 1836 e r s c h i e n e n d i e a u t o b i o g r a p h i s c h e n Rückblicke auf Personen und Zustände ( N e u d r . 1993). LITERATUR: H a n n s G ü n t h e r R e i s s n e r : E . G. Ein L e b e n im V o r m ä r z . T ü b i n g e n 1965. - M a n f r e d Riedel: H e g e l und G . In: N a t u r und G e s c h i c h t e . Karl L ö w i t h z u m 70. G e b u r t s tag. H r s g . v. H e r m a n n B r a u n und M a n f r e d R i e d e l . Stuttgart u . a . 1967, S. 2 5 7 - 2 7 3 . - N o r b e r t W a s z e k (Hrsg.): E. G . (1797-1839). Hegelianer - Jude - Europäer. Texte und Dok u m e n t e . F r a n k f u r t / M a i n u . a . 1991. - Ders.: Freiheit und Verfassung. Von Hegel zu G . In: A r c h i v f ü r R e c h t s - und S o z i a l p h i l o s o p h i e 7 8 ( 1 9 9 2 ) S. 4 6 0 - 4 7 1 . - J o h a n n B r a u n : E. G . ( 1 7 9 7 - 1 8 3 9 ) . Ein h o m o politicus z w i s c h e n Hegel und S a v i g n y . In: D e u t s c h e Juristen j ü d i s c h e r H e r k u n f t . H r s g . v. H e l m u t H e i n r i c h s u . a . M ü n c h e n 1993, S. 4 5 - 5 7 . - M i c h a e l H. H o f f h e i m e r : E. G . and the H e g e l i a n p h i l o s o p h y of law. D o r d r e c h t u . a . 1995. - J o h a n n B r a u n : J u d e n t u m , Jurisprud e n z und P h i l o s o p h i e . B i l d e r aus d e m L e b e n d e s Juristen E. G . ( 1 7 9 7 - 1 8 3 9 ) . B a d e n - B a d e n 1997. - L e x i k o n d e u t s c h jüdischer Autoren. Redaktionelle Leitung: Renate Heuer. M ü n c h e n 2 0 0 0 , S. 3 0 6 - 3 1 4 . - E. G . ( 1 7 9 7 - 1 8 3 9 ) . Ein politischer P r o f e s s o r z w i s c h e n R e s t a u r a t i o n und Vormärz. H r s g . v. R e i n h a r d B l ä n k n e r . L e i p z i g 2 0 0 2 .

Gansler,

R u p e r t , B e n e d i k t i n e r , Schriftsteller, * u m 1658 I n n s b r u c k , f 3 . 6 . 1703 A u g s b u r g . G. trat in den B e n e d i k t i n e r o r d e n ein und wirkte als Seelsorger und L e k t o r der P h i l o s o p h i e i m A u g s b u r g e r Kloster

St. Ulrich und A f r a . S e i n e T r a k t a t e v e r ö f f e n t l i c h t e er in der S a m m l u n g Lugenschmid, Das ist: Unter dem Schein der Warheit verborgener, anjetzo aber entdeckter Welt-Betrug (1697), d i e in A n l e h n u n g an d e n Sprachstil - ^ A b r a h a m s a S a n c t a C l a r a d e m - m e i s t klerikalen - B e n u t z e r ein a b w e c h s lungsreiches E x e m p e l von geistlichen und m o r a l i s c h e n L e h ren, Satiren u n d E l e m e n t e n v e r s c h i e d e n e r W i s s e n s b e r e i c h e f ü r die P r e d i g t v o r b e r e i t u n g bot. WEITERE WERKE: O l y m p i a Victrix, O d e r Geistlicher Kampff-Platz Der Unüberwindlichen Tugend. Augsburg 1693. - O l y m p i a A c c u s a t a , D a s ist Vor d e m strengen Richter stuel G o t t e s U b e r die Z e h e n G e b o t t A n g e k l a g t e Seel. A u g s b u r g 1698. LITERATUR: V D 17. - J a k o b F r a n c k : G., R. In: A D B , B d . 8, 1878, S. 365.

Gapp,

J a k o b , M a r i a n i s t , T h e o l o g e , * 2 6 . 7 . 1897 Wattens (Tirol), t 1 3 . 8 . 1 9 4 3 Berlin. G., S o h n eines F a b r i k a r b e i t e r s , n a h m a m Ersten Weltkrieg teil und geriet in K r i e g s g e f a n g e n s c h a f t . 1920 trat er d e n M a rianisten in O b e r ö s t e r r e i c h bei. Er w a r u . a . als E r z i e h e r und Sakristan tätig, w u r d e 1930 z u m Priester g e w e i h t und arbeitete 1930-38 als Erzieher, R e l i g i o n s p r o f e s s o r und Spiritual in S c h u l e n d e r M a r i a n i s t e n in O b e r - und N i e d e r ö s t e r r e i c h sow i e in G r a z u n d Tirol. N a c h ö f f e n t l i c h e r Kritik an d e n Nationalsozialisten w a r G . g e z w u n g e n , aus Ö s t e r r e i c h zu fliehen und g e l a n g t e n a c h F r a n k r e i c h und S p a n i e n . 1942 an die N a tionalsozialisten verraten, w u r d e er in F r a n k r e i c h verhaftet, n a c h Berlin g e b r a c h t , z u m Tod verurteilt und hingerichtet. LITERATUR: B e n e d i c t a M a r i a K l e m p n e r : Priester v o r Hitlers T r i b u n a l e n . M ü n c h e n 1966, 3 1 9 9 6 , S. 9 2 - 1 1 0 . Ö s t e r r e i c h i s c h - d e u t s c h e O r d e n s p r o v i n z der M a r i a n i s t e n (Hrsg.): P. J. G . Ein M ä r t y r e r d e s G l a u b e n s . I n n s b r u c k 2 1 9 9 7 . - H e l m u t M o l l : G., J. In: L T h K 3 , Bd. 1 1 , 2 0 0 1 , S p . 86.

Garcaeus,

J o h a n n d. Ä „ a u c h Gartz, luth. T h e o l o g e , * A u g u s t 1502 P r i t z w a l k ( S p a n d a u ? ) , t 2 4 . 8 . 1558 N e u brandenburg. G . erscheint e r s t m a l s 1521 s o w i e e r n e u t - oder i m m e r n o c h 1530 in der Matrikel d e r U n i v . W i t t e n b e r g , ging später an d a s H a m b u r g e r J o h a n n e u m und w u r d e 1534 N a c h f o l g e r d e s J o h a n n e s —»Aepinus als P a s t o r an St. Petri. Als G e g n e r der L e h r e des A e p i n u s von d e r H ö l l e n f a h r t Christi w u r d e er 1551 v o m Senat seines A m t e s e n t h o b e n und m u ß t e H a m b u r g verlassen; i m f o l g e n d e n J a h r w u r d e er Prof. der T h e o l o g i e an der U n i v . G r e i f s w a l d , 1553 d e r e n R e k t o r . N o c h 1553 f o l g t e G . d e r B e r u f u n g z u m N a c h f o l g e r E r a s m u s —» A l b e r s als S u p e r i n t e n d e n t n a c h N e u b r a n d e n b u r g . Er w a r der Vater von J o h a n n —>G. d. J. LITERATUR: V D 16, G 4 2 6 . - Ernst Kahler: G., K. d . Ä . In: N D B , B d . 6, 1964, S. 7 0 f.

Garcaeus,

J o h a n n d . J . , luth. T h e o l o g e , * 1 3 . 1 2 . 1 5 3 0 Wittenberg, t 2 2 . 1 . 1574. A u f g e w a c h s e n in H a m b u r g , studierte der S o h n von J o h a n n —>G. d . Ä . T h e o l o g i e bei —>Melanchthon s o w i e M a t h e m a tik bei C a s p a r —»Peucer in W i t t e n b e r g . 1555 k a m er als M a g i s t e r an d i e U n i v . G r e i f s w a l d , w u r d e 1556 Prof. an der P h i l o s o p h i s c h e n Fakultät, 1560 deren D e k a n u n d w a r seit 1559 a u c h Prof. d e r T h e o l o g i e und P a s t o r an St. Jacobi. 1561 w u r d e er Pastor und S u p e r i n t e n d e n t in B r a n d e n b u r g , 1570 an der U n i v . W i t t e n b e r g z u m Dr. theol. p r o m o v i e r t . G. v e r ö f f e n t l i c h t e n e b e n t h e o l o g i s c h e n S c h r i f t e n A r b e i t e n zur M e t e o r o l o g i e , A s t r o n o m i e und A s t r o l o g i e , d a r u n t e r Methodus astrologiae (1570). LITERATUR: V D 16, G 4 2 7 - 4 7 1 . - C a r l G., J. G . d . J . In: A D B , B d . 8, 1878, S. 3 7 0 f .

Bertheau:

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Gardthausen Gardthausen, G u s t a v W a l d e m a r , P s e u d . Justus Ernst, e v a n g . T h e o l o g e , Schriftsteller, * 4 . 4 . 1807 K o p e n h a g e n , t 2 5 . 1 0 . 1872 Ulkebüll (Insel A l s e n ) . G. studierte T h e o l o g i e an d e n U n i v e r s i t ä t e n Kiel und B e r l i n und w u r d e 1844 D i a k o n in B a r m s t e d t in Holstein, 1848 M i t glied d e r s c h l e s w i g - h o l s t e i n i s c h e n L a n d e s v e r s a m m l u n g und schließlich P f a r r e r in Ulkebull. G . schrieb D r a m e n und politische Lyrik; 1869 erschien a n o n y m Ein bißchen Geschichte von einem Schleswig-Holsteiner. G a r o v i , Josef, schweizer. Komponist, * 7 . 3 . 1 9 0 8 Sachsein, t 17. 10. 1985 L o c a r n o . G. studierte an d e r O r g a n i s t e n s c h u l e L u z e r n , a m K o n s e r v a t o r i u m in N e u e n b u r g , an d e r A k a d e m i e der T o n k u n s t in M ü n c h e n ( K o m p o s i t i o n ) s o w i e in Paris (Orgel und Klavier) und bildete sich 1945 bei A r t h u r H o n e g g e r weiter. 1934-56 lehrte er a m K o l l e g i u m S a m e n u n d an d e r O r g a n i s t e n s c h u l e L u z e r n , die er 1948-56 leitete. Seit 1956 w a r er C h o r d i r i g e n t , O r g a n i s t und M u s i k l e h r e r an v e r s c h i e d e n e n Orten im Wallis, in L u z e r n und Z ü r i c h (bis 1972). E r k o m p o n i e r t e z u n ä c h s t ü b e r w i e g e n d K i r c h e n m u s i k , z u m Teil in Z w ö l f t o n t e c h n i k , später a u c h K a m m e r m u s i k , d a r u n t e r das Trio in honorem Sylvaniae (1984). LITERATUR: B e a t A . F ö l l m i : Z w ö l f t o n m u s i k in d e r Inners c h w e i z : Vom m u s i k a l i s c h e n D o p p e l l e b e n des k a t h o l i s c h e n K i r c h e n m u s i k e r s J. G. ( 1 9 0 8 - 1 9 8 5 ) . In: S c h w e i z e r M u s i k z e i tung 140 ( 2 0 0 0 ) S. 11-13. - B e a t A . F ö l l m i / A n g e l o G a r o v i : G., J. In: M G G 2 P , Bd. 7, 2 0 0 2 , Sp. 5 5 2 f.

Garve,

Karl B e r n h a r d , P s e u d . S e l l n o w , Carl O t t o Werning, Dichter, S c h u l m a n n , * 24. 1. 1763 J e i n s e n bei H a n n o ver, t 2 1 . 6 . 1841 H e r r n h u t . In Anstalten der B r ü d e r g e m e i n e (Zeist und N e u w i e d ) erz o g e n , studierte G. seit 1777 a m P ä d a g o g i u m in N i e s k y , seit 1780 a m T h e o l o g i s c h e n S e m i n a r in B a r b y . B e e i n f l u ß t von - > K l o p s t o c k , v e r ö f f e n t l i c h t e G . unter e i n e m P s e u d o n y m 1786 Lyrische Gedichte eines Herrnhuters. Von 1789 an lehrte er G e s c h i c h t e und P h i l o s o p h i e an d e m n a c h N i e s k y verlegten T h e o l o g i s c h e n S e m i n a r und schuf d e n an Idealismus und R o m a n t i k orientierten sog. „ I d e a l h e r r n h u t i a n i s m u s " . D i e L e i t u n g der Unität e n t f e r n t e ihn 1797 a u s d i e s e r Position und setzte ihn als A r c h i v a r in Zeist ein. Seit 1799 war er P r e d i g e r an zahlreichen O r t e n . G . gilt als einer der bed e u t e n d s t e n geistlichen L i e d e r d i c h t e r d e s späten P i e t i s m u s . S e i n e L i e d e r s a m m l u n g Christliche Gesänge (1825) w a r weit verbreitet. WEITERES WERK: B r ü d e r g e s ä n g e , der e v a n g e l i s c h e n B r ü d e r g e m e i n e g e w i d m e t . G n a d a u 1827. LITERATUR: G e r h a r d M e y e r : G., K. B. In: N D B , B d . 6, 1964, S. 7 8 . - B e r n d O b e r d o r f e r : G., K. B. In: R G G 4 , B d . 3, 2 0 0 0 , Sp. 471. G a ß , J o a c h i m Christian, e v a n g . T h e o l o g e , * 2 6 . 5 . 1766 L e o p o l d s h a g e n bei A n k l a m ( P o m m e r n ) , t 1 9 . 2 . 1 8 3 1 Breslau. G., S o h n eines Pfarrers, studierte 1785-89 T h e o l o g i e in H a l l e und w u r d e 1795 Feld- und G a r n i s o n s p r e d i g e r in Stettin. Seit 1803 mit Friedrich —> S c h l e i e r m a c h e r b e f r e u n d e t , k a m er über H a l l e 1806 n a c h Berlin und w u r d e 1807 P r e d i g e r an der M a r i e n k i r c h e . 1810 g i n g er als Konsistorialrat und M i t glied der K i r c h e n - und S c h u l d e p u t a t i o n der R e g i e r u n g nach B r e s l a u , ü b e r n a h m 1811 die L e i t u n g des S c h u l l e h r e r s e m i nars s o w i e die P r o f e s s u r f ü r s y s t e m a t i s c h e T h e o l o g i e an d e r dortigen U n i v . und g r ü n d e t e d a s H o m i l e t i s c h e S e m i n a r d e r T h e o l o g i s c h e n Fakultät. G. v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. Beiträge zur Verbreitung eines religiösen Sinnes in Predigten (2 B d e . , 1801-06). Er w a r d e r Vater von W i l h e l m —>G.

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WEITERE WERKE: Ü b e r d e n christlichen K u l t u s . B r e s l a u 1815. - S c h l e i e r m a c h e r s B r i e f w e c h s e l mit G. H r s g . v. Wilh e l m G a ß . Berlin 1852 (in d e r Vorrede: Biogr.). LITERATUR: M a r k u s S c h r ö d e r : G., J. In: R G G 4 , B d . 3, 2 0 0 0 , Sp. 4 7 2 . G a ß , J o s e p h , kath. T h e o l o g e , Historiker, * 2 4 . 5 . 1 8 6 7 M u t z i g (Elsaß), t 25. 12. 1951 Straßburg. N a c h A b s c h l u ß seiner S t u d i e n in S t r a ß b u r g , M ü n c h e n und W ü r z b u r g w u r d e G . 1892 z u m Priester g e w e i h t und war seit 1896 P r o f . der K i r c h e n g e s c h i c h t e , seit 1903 d e r elsässischen K i r c h e n g e s c h i c h t e s o w i e B i b l i o t h e k a r a m S t r a ß b u r g e r Priesterseminar. 1928 w u r d e er D o m k a p i t u l a r . G . w a r langjähriger Schriftleiter des S t r a ß b u r g e r D i ö z e s a n b l a t t s s o w i e d e r „ R e v u e c a t h o l i q u e d ' A l s a c e " und v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Studien zur elsässischen Kirchengeschichte (2 B d e . , 1924-26). G a ß , (Friedrich) W i l h e l m ( J o a c h i m H e i n r i c h ) , e v a n g . T h e o l o g e , * 2 8 . 1 1 . 1 8 1 3 Breslau, t 2 1 . 2 . 1 8 8 9 Heidelberg. D e r S o h n von J o a c h i m C h r i s t i a n —> G. studierte seit 1832 an d e n U n i v e r s i t ä t e n B r e s l a u , H a l l e u n d Berlin T h e o l o g i e , Philosophie und Philologie (Dr. phil. 1838, Lic. theol. 1839), habilitierte sich 1839 und w u r d e 1846 a. o. P r o f e s s o r . I m folg e n d e n J a h r k a m er als a. o. Prof. d e r T h e o l o g i e an die U n i v . G r e i f s w a l d und g a b 1852 d e n B r i e f w e c h s e l z w i s c h e n s e i n e m Vater und Friedrich —> S c h l e i e r m a c h e r heraus. 1861 f o l g t e er e i n e m R u f als o . P r o f . an die U n i v . G i e ß e n , 1868 n a c h Heidelberg. G. b e f a ß t e sich mit b y z a n t i n i s c h e r K i r c h e n g e schichte, g r i e c h i s c h e r M y s t i k , Ethik und D o g m a t i k . Als sein H a u p t w e r k gilt e i n e Geschichte der protestantischen Dogmatik in ihrem Zusammenhange mit der Theologie überhaupt (4 B d e . , 1854-67). WEITERE WERKE: S y m b o l i k der g r i e c h i s c h e n Kirche. Berlin 1872. - G e s c h i c h t e der christlichen Ethik. 3 B d e . , Berlin 1881-87. LITERATUR: M a r t i n S c h i a n : G., F. W . J. H. In: H e s s i s c h e B i o g r a p h i e n . Bd. 2. D a r m s t a d t 1927. - M a r k u s S c h r ö d e r : G., W . In: R G G 4 , B d . 3, 2 0 0 0 , Sp. 4 7 2 . G a s s e r , G r e g o r , eigentl. Josef G., Salvatorianer, T h e o loge, S o z i a l r e f o r m e r , * 5. 1 0 . 1 8 6 8 N a l s (Südtirol), t 2 7 . 5 . 1913 M e r a n . G . trat 1891 in d e n S a l v a t o r i a n e r o r d e n ein, studierte in R o m T h e o l o g i e , w u r d e 1895 p r o m o v i e r t und z u m Priester g e w e i h t und w a r seit 1896 G e n e r a l k o n s u l t o r seiner K o n g r e g a t i o n . Seit 1901 Seelsorger in W i e n - F a v o r i t e n , e n g a g i e r t e er sich in der G r o ß s t a d t s e e l s o r g e und f ö r d e r t e d i e kath. Presse; sein „Christliches J u g e n d k a r t e l l " w u r d e z u m Vorläufer d e s späteren „ R e i c h s b u n d e s d e r k a t h o l i s c h e n d e u t s c h e n J u g e n d Österreichs". G. rief 1909 d e n „Christlichen V o l k s b u n d " ins Leben, der sich der sozialen, ö k o n o m i s c h e n und staatsbürgerlichen Volksbildung w i d m e t e . LITERATUR: Eliseus M a r i a G a b e l s e d e r : P. G . G . Salvatorianer. E i n soziales Priesterleben d e r G e g e n w a r t . W i e n 1915. — J o h a n n e s Hollnsteiner: G., G . In: N D B , Bd. 6, 1964, S. 8 0 f . G a s s e r , V i n z e n z (Ferrerfius]), kath. T h e o l o g e , Fürstbischof von B r i x e n , * 30. 10. 1809 I n z i n g (Tirol), t 6 . 4 . 1879 B r i x e n . N a c h p h i l o l o g i s c h e n Studien an d e r U n i v . I n n s b r u c k studierte G . 1829-33 T h e o l o g i e in B r i x e n und w a r n a c h der P r i e s t e r w e i h e S e e l s o r g e r in m e h r e r e n Tiroler P f a r r e n . 1836-55 Prof. der Bibel Wissenschaft in B r i x e n , vertrat er 1848 e i n i g e B e z i r k e des Pustertals in der F r a n k f u r t e r Paulskirche, w u r d e 1855 D o m k a p i t u l a r und i m f o l g e n d e n J a h r F ü r s t b i s c h o f von B r i x e n . G. f ü h r t e im Tiroler L a n d t a g und im österr. H e r r e n h a u s d i e k o n s e r v a t i v e n F r a k t i o n e n . Er setzte sich f ü r d i e A u s b i l d u n g d e s t h e o l o g i s c h e n N a c h w u c h s e s und f ü r d i e K o l p i n g v e r e i n e ein. A u f d e m Ersten Vatikanischen Konzil trat er als Verteidiger der p ä p s t l i c h e n U n f e h l b a r k e i t

Gau auf. In B r i x e n g r ü n d e t e G . d a s n a c h ihm b e n a n n t e K n a b e n seminar Vincentinum. WERKE: P r a k t i s c h e s B i b e l s t u d i u m . N a c h d e n Vorträgen d e s seligen V. G . B r i x e n 2 1 9 1 9 . LITERATUR: J o h a n n Z o b l : V . G . F ü r s t b i s c h o f von B r i x e n in s e i n e m L e b e n und W i r k e n . B r i x e n 1883. - F r a n z Huter: G., V . In: N D B , Bd. 6, 1964, S. 82. - Josef G e l m i : G., V . In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 2 3 3 - 2 3 6 . Ders.: G., V . In: L T h K \ B d . 4, 1995, Sp. 298. - E k k a r t Sauser: G., V . In: B B K L , B d . 16, 1999, Sp. 5 5 2 - 5 5 4 .

Gassner,

H i e r o n y m u s J o s e p h , a u c h J e r o m e J o s e p h G., B e n e d i k t i n e r , T h e o l o g e , * 1 2 . 8 . 1901 G r o ß p r o l l i n g ( N i e d e r ö s t e r r e i c h ) , t 15. 8. 1976 B r u n e c k . G . trat in Seitenstetten in d e n B e n e d i k t i n e r o r d e n ein u n d studierte T h e o l o g i e und P h i l o s o p h i e a m B e n e d i k t i n e r k o l l e g San A n s e l m o in R o m (Dr. phil. 1925) s o w i e an d e r U n i v . Innsbruck ( D r . t h e o l . 1928). A n s c h l i e ß e n d lehrte er bis 1930 a m C o l l e g i o San A n s e l m o , d a n a c h a m G y m n a s i u m Seitenstetten und e m i g r i e r t e 1938 aus Protest g e g e n d e n „ A n s c h l u ß " Ö s t e r r e i c h s in die U S A . G . war bis 1941 Prof. der P h i l o s o p h i e an der St. J o h n ' s University in M i n n e s o t a , 1942-47 a m S e m i n a r der St. G r e g o r y ' s A b b e y ( O k l a h o m a ) u n d w u r d e 1942 f ü r d a s A u s t r i a n National C o m m i t t e e unter H a n s R o t t und G u i d o Z e r n a t t o n o m i n i e r t . 1947 k e h r t e er n a c h E u r o p a z u r ü c k u n d w a r Prof. der F u n d a m e n t a l t h e o l o g i e a m C o l l e g i o San A n s e l m o . G a ß n e r , J o h a n n J o s e p h , kath. T h e o l o g e , * 2 2 . 8 . 1727 B r a z (Vorarlberg), f 4 . 4 . 1779 P o n d o r f bei R e g e n s b u r g . G . studierte in P r a g und I n n s b r u c k und w a r n a c h d e r Priesterw e i h e 1750 S e e l s o r g e r in O b e r s c h w a b e n , später im B i s t u m R e g e n s b u r g . S e i n e letzten L e b e n s j a h r e v e r b r a c h t e er als D e kan in P o n d o r f . B e k a n n t w u r d e G . d u r c h seine in Klösterle, E l l w a n g e n , R e g e n s b u r g und S u l z b a c h ( O b e r p f a l z ) d u r c h g e f ü h r t e n Versuche, mittels E x o r z i s m u s K r a n k e zu heilen, w a s a u f g r u n d seiner s u g g e s t i v e n u n d h y p n o t i s c h e n F ä h i g keiten z u m Teil v o r ü b e r g e h e n d e E r f o l g e zeitigte. A n d e r veh e m e n t g e f ü h r t e n D i s k u s s i o n um seine M e t h o d e , d i e e i n e Flut v o n Streitschriften h e r v o r b r a c h t e , beteiligten sich zuletzt auch K u r f ü r s t M a x i m i l i a n III. J o s e p h von B a y e r n , Kaiser J o s e p h II. u n d Papst Pius VI. G. v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Weise, fromm und gesund zu leben [...] ( 1 7 7 4 , 1 2 1782). WEITERE WERKE: N ü t z l i c h e r Unterricht, w i d e r d e n T e u f e l zu streiten. K e m p t e n 1774, 1 2 1782. - A n t w o r t auf die A n m e r k u n g e n , w e l c h e in d e m M ü n c h n e r i s c h e n Intelligenzblat v o m 12. N o v e m b e r w i d e r s e i n e G r ü n d e und Weise zu e x o r ciren, w i e a u c h von der d e u t s c h e n C h r o n i k und a n d e r n Z e i tungsschreibern gemacht werden. Augsburg 31775. - Täglic h e E r m a h n u n g an alle C h r i s t g l a u b i g e . A u g s b u r g 1775. LITERATUR: J. A n t o n Z i m m e r m a n n : J. J. G., der b e r ü h m t e Exorzist. Sein L e b e n und w u n d e r s a m e s W i r k e n . K e m p t e n 1879. - J o s e p h H a n a u e r : D e r E x o r z i s t J. J. G . ( 1 7 2 7 - 1 7 7 9 ) . E i n e M o n o g r a p h i e . Diss. W ü r z b u r g 1950. - Ders.: G., J. J. In: N D B , Bd. 6, 1964, S. 84 f. - Ders.: D e r T e u f e l s b a n ner und W u n d e r h e i l e r J. J. G . In: B e i t r ä g e zur G e s c h i c h t e des B i s t u m s R e g e n s b u r g 19 ( 1 9 8 5 ) S. 3 0 3 - 5 4 7 . - S i e g f r i e d M ü l l e r : Drei „ W u n d e r h e i l e r " aus d e m Vorarlberger O b e r land. P f a r r e r J. J. G., Dr. J o h a n n Josef S c h o d e r , H e r m a n n D ö r n . Feldkirch 1986. - Josef H a n a u e r : J. J. G. ( 1 7 2 7 - 1 7 7 9 ) . T e u f e l s b a n n e r und W u n d e r h e i l e r . In: L e b e n s b i l d e r aus d e r G e s c h i c h t e des B i s t u m s R e g e n s b u r g . H r s g . v. G e o r g S c h w a i ger. 1. Teil. R e g e n s b u r g 1989, S. 4 3 0 - 4 3 9 . - W o l f g a n g B e h ringer: G., J. J. In: L T h K \ B d . 4, 1995, S p . 2 9 8 f. - Horst Weigelt: G „ J. J. In: R G G 4 , Bd. 3, 2 0 0 0 , S p . 4 7 3 .

Gast,

Johannes, auch Peregrinus, reformierter Theologe, Chronist, * u m 1500 B r e i s a c h , t 2 6 . 7 . 1552 Basel. G . bereiste D e u t s c h l a n d und lebte spätestens seit 1524 in B a sel. Er w a r S c h ü l e r J o h a n n e s —> O e k o l a m p a d s , K o r r e k t o r d e s

D r u c k e r s A d a m —> Petri, w u r d e 1528 D i a k o n an St. M a r t i n in Basel und b e k l e i d e t e d i e s e s A m t , mit k u r z e r U n t e r b r e c h u n g , bis an sein L e b e n s e n d e . G . übertrug Vorlesungen und Predigten O e k o l a m p a d s ins Lateinische, brachte sie z u m D r u c k und publizierte historische u n d z e i t g e n ö s s i s c h e W e r k e , darunter 1544 e i n e S a m m l u n g von Streitschriften g e g e n d i e T ä u f e r . B e k a n n t w u r d e n v o r allem sein in e i n e r A b s c h r i f t a u s d e m 17. Jh. e r h a l t e n e s Diarium d e r J a h r e 1528-52, d a s e i n e w i c h t i g e Q u e l l e zur G e s c h i c h t e B a s e l s darstellt, s o w i e e i n e E x e m p e l s a m m l u n g Convivales Sermones (3 B d e . , m e h r f a c h g e d r u c k t z w i s c h e n 1541 u n d 1566), d i e T e x t e aus allen E p o c h e n vereinigt. LITERATUR: V D 16, G 5 2 4 - 5 3 6 . - Paul B u r c k h a r d t : D i e schriftstellerische T ä t i g k e i t d e s J. G . In: B a s l e r Z e i t s c h r i f t f ü r G e s c h i c h t s - und A l t e r t u m s k u n d e 4 2 (1943) S. 139-192. H a n s - J ü r g e n R i e c k e n b e r g : G., J. In: N D B , B d . 6, 1964, S. 85.

Gatterer,

Alois, Jesuit, Physiker, C h e m i k e r , * 2 8 . 1 . 1 8 8 6 Reichraming (Oberösterreich), t 1 7 . 2 . 1 9 5 3 Innsbruck. Seit 1905 Jesuit, studierte G . P h i l o s o p h i e in P r e ß b u r g und b e g a n n 1912, i m J a h r seiner s c h w e r e n E r k r a n k u n g m i t b l e i b e n d e r körperlicher B e h i n d e r u n g , mit d e m T h e o l o g i e s t u d i u m in I n n s b r u c k . N a c h der P r i e s t e r w e i h e 1915 studierte er C h e m i e und P h y s i k an der U n i v . I n n s b r u c k (Prom o t i o n 1922) und lehrte d a n e b e n N a t u r w i s s e n s c h a f t e n a m P h i l o s o p h i s c h e n Institut d e r T h e o l o g i s c h e n F a k u l t ä t sow i e n a c h der Habilitation 1924 ( D a s Problem des statistischen Naturgesetzes) N a t u r p h i l o s o p h i e (bis 1926). Seit e i n e m S t u d i e n a u f e n t h a l t in O x f o r d 1928 w a n d t e er sich d e n e x a k t e n N a t u r w i s s e n s c h a f t e n , v o r a l l e m der c h e m i s c h e n S p e k t r a l a n a l y s e zu, g i n g 1931 n a c h R o m zur R e o r g a n i s a t i o n u n d Ü b e r f ü h r u n g der Vatikanischen S t e r n w a r t e nach Castel G a n d o l f o , richtete 1933 d e r e n A s t r o p h y s i k a l i s c h e s L a b o r ein und leitete es bis an sein L e b e n s e n d e . G . f ü h r t e n e u e M e t h o d e n und I n s t r u m e n t e ein, w a r Initiator und M i t h e r a u s g e b e r der Z e i t s c h r i f t „ S p e k t r o c h i m i c a A c t a " ( 1 9 3 9 ff.) und v e r ö f fentlichte S p e k t r a l a t l a n t e n , u. a. Atlas der Restlinien (3 Bde., 1937-49). WEITERE WERKE: Vom U r n e b e l z u m M e n s c h e n . I n n s b r u c k 1924. - D e r w i s s e n s c h a f t l i c h e O k k u l t i s m u s und sein Verhältnis zur P h i l o s o p h i e . I n n s b r u c k 1927. - Z u r quantitativen S p e k t r a l u n t e r s u c h u n g von G a s g e m i s c h e n . In: P h y s i k a l i s c h e Z e i t s c h r i f t 33 (1932) S. 6 4 - 7 3 . LITERATUR: F r a n z X a v e r M a y e r : A. G . In: Ö s t e r r e i c h i s c h e C h e m i k e r - Z e i t u n g 5 4 (1953) S. 128. - J o s e p h J u n k e s : G., A. In: N D B , Bd. 6, 1964, S. 88 f.

Gatterer,

M i c h a e l , Jesuit, T h e o l o g e , * 2 1 . 9 . 1862 O b e r rasen (Südtirol), t 6 . 6 . 1944 I n n s b r u c k . N a c h A b s c h l u ß seiner S t u d i e n in I n n s b r u c k s o w i e d e r Pries t e r w e i h e 1885 w a r G. in der S e e l s o r g e tätig, w u r d e 1888 p r o m o v i e r t und trat in die G e s e l l s c h a f t Jesu ein. 1893 habilitierte er sich in I n n s b r u c k f ü r H o m i l e t i k und Liturgik, w u r d e 1898 a. o . P r o f . und wirkte 1910-19 als S e e l s o r g e r s o w i e a k a d e m i s c h e r L e h r e r in B o s n i e n und K l a g e n f u r t . 1919-33 k e h r t e er als o. Prof. d e r P a s t o r a l t h e o l o g i e an die U n i v . Innsb r u c k zurück. G. gilt als erster a k a d e m i s c h e r Vertreter der M ü n c h n e r M e t h o d e der Katechetik ( K a t e c h e t i k und Methodik, 1910), w a r einer d e r V o r k ä m p f e r d e r f r ü h e n K i n d e r k o m m u n i o n und e n g a g i e r t e sich in der J u g e n d f ü r s o r g e . WEITERE WERKE: J u n g m a n n s T h e o r i e d e r geistlichen B e r e d s a m k e i t . I n n s b r u c k 1908. - Hrsg.: D a s R e l i g i o n s b u c h der Kirche. 5 Bde., I n n s b r u c k 1928-31. - K a t e c h e t i k . I n n s b r u c k 1909, 4 1 9 3 1 . LITERATUR: G o t t f r i e d Bitter: G., M . In: L T h K 5 , B d . 4, 1995, S p . 301. G a u , A n d r e a s , kath. T h e o l o g e , * 2 . 5 . 1 8 0 0 F l e r z h e i m ( h e u t e zu R h e i n b a c h ) , f 5 . 1 1 . 1 8 6 2 A a c h e n . N a c h A b s c h l u ß seines S t u d i u m s an der U n i v . B o n n 1823 L e h r e r a m G y m n a s i u m in Köln, w u r d e G . 1825 z u m Priester

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Gaubald g e w e i h t und w u r d e 1827 R e p e t e n t , 1831 S u b r e g e n s im dortigen P r i e s t e r s e m i n a r . A n d e r U n i v . W i i r z b u r g ( P r o m o t i o n 1832) Schloß er sich d e r S c h u l e G e o r g - > H e r m e s ' an, unterwarf sich j e d o c h 1842 der Verurteilung des H e r m e s i a n i s m u s d u r c h die Kurie. G . w u r d e 1850 K a n o n i k u s von A a c h e n und vertrat im preuß. L a n d t a g d a s G e b i e t B o n n - R h e i n b a c h . N e b e n liturgischen U n t e r r i c h t s w e r k e n v e r f a ß t e er u . a . Ascetische Vorträge (1851). LITERATUR: Heinrich R e u s c h : G., A . In: A D B , B d . 8, 1878, S. 4 1 4 . G a u b a l d , auch Gawibald, Geupald, Gaibald, Abt, Bischof von R e g e n s b u r g , t 2 3 . 1 2 . 7 6 1 R e g e n s b u r g . M i t W a h r s c h e i n l i c h k e i t wird a n g e n o m m e n , d a ß G. z u n ä c h s t A b t von St. E m m e r a m zu R e g e n s b u r g g e w e s e n ist. 7 3 9 weihte ihn —> B o n i f a t i u s z u m ersten B i s c h o f d e s B i s t u m s R e g e n s b u r g , d a s e b e n errichtet w o r d e n war. B e g r a b e n ist G . a m E i n g a n g der R a m w o l d k r y p t a zu St. E m m e r a m in R e g e n s burg; sein N a m e ist im T o t e n b u c h des S a l z b u r g e r St. Petersklosters von 7 8 4 erhalten. G a u g e r , J o s e p h , e v a n g . T h e o l o g e , Publizist, * 2 . 4 . 1 8 6 6 W i n n e n d e n ( W ü r t t e m b e r g ) , t 1.2. 1939 W u p p e r t a l . G. b e s u c h t e das L e h r e r s e m i n a r in E s s l i n g e n , w a r L e h r e r in Diirnau bei B a d Boll, studierte seit 1889 in T ü b i n g e n z u n ä c h s t R e c h t s w i s s e n s c h a f t , später T h e o l o g i e und w u r d e Vikar in M ä g e r k i n g e n auf der A l p und G r o ß h e p p a c h im R e m s t a l . Seit 1898 Z w e i t e r I n s p e k t o r der „ E v a n g e l i s c h e n G e m e i n s c h a f t " in E l b e r f e l d , betreute er vor a l l e m d e r e n Zeitschriften (u. a. „Licht + L e b e n " , 1906-34; „ G o t t h a r d - B r i e f e " , 1922-36), g e h ö r t e seit 1911 d e m Vorstand des G n a d a u e r Verb a n d e s an und w u r d e 1921 Vorsitzender des E v a n g e l i s c h e n S ä n g e r b u n d e s . Im selben J a h r w a r er M i t g l i e d d e r Verfass u n g g e b e n d e n V e r s a m m l u n g der E v a n g e l i s c h e n K i r c h e d e r a l t p r e u ß i s c h e n U n i o n . G., der sich a u c h n a c h 1933 ö f f e n t l i c h zu seinen christlich-konservativen I d e a l e n b e k a n n t e , w u r d e 1934 aus der B e r u f s l i s t e der Schriftleiter gestrichen und m u ß t e w e g e n seiner B e m ü h u n g e n u m E r h a l t u n g d e r Zeitschrift „Licht + L e b e n " H a u s d u r c h s u c h u n g e n und Verhaftungen e r d u l d e n . Im J a n u a r w u r d e er 1939 a u s der R e i c h s s c h r i f t t u m s k a m m e r a u s g e s c h l o s s e n . G. v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Vom Abendland ins Morgenland (3 B d e . , 1928). LITERATUR: S i e g f r i e d und J o a c h i m G a u g e r : J. G . Sein L e b e n und sein Werk. Kassel, Stuttgart 1950. - Karl Halaski: G., J. In: N D B , B d . 6, 1964, S. 9 7 f. G a u g i e r , Ernst, schweizer, a l t k a t h o l i s c h e r T h e o l o g e , * 3 1 . 5 . 1891 Ölten, t 20. 1. 1963 B e r n . G. studierte an d e n U n i v e r s i t ä t e n B e r n , Berlin und M a r burg und w a r 1916-24 altkatholischer P f a r r e r in Hellikon (Kt. Aargau). 1924 w u r d e er a. o., 1933 o. Prof. der neutestamentlichen W i s s e n s c h a f t , H o m i l e t i k und K a t e c h e t i k an d e r T h e o l o g i s c h e n F a k u l t ä t der Univ. B e r n . G . v e r ö f f e n t l i c h t e u . a . Die Verwandlung des Menschen bei Paulus (1930). G a u h e , J o h a n n Friedrich, e v a n g . T h e o l o g e , Historiker, * 1 5 . 3 . 1681 Waltersdorf bei L u c k a u , t 29. 12. 1755 Helbigsdorf. Seit 1700 S t u d e n t d e r T h e o l o g i e an der U n i v . Wittenberg, war G . H o f m e i s t e r , b e v o r er 1715 ein Pastorat in O b e r N e u s c h ö n b e r g ü b e r n a h m ; 1724 w e c h s e l t e er nach H e l b i g s d o r f . Er w a r M i t a r b e i t e r u . a . d e r „ U n s c h u l d i g e n N a c h richten", b e f a ß t e sich mit der K i r c h e n - und R e f o r m a t i o n s g e s c h i c h t e U n g a r n s und S i e b e n b ü r g e n s und v e r ö f f e n t l i c h t e Des Heiligen Römischen Reichs genealogisch-historisches Adelslexikon (Tl. 1, 1719, 2 1 7 4 0 ; Tl. 2, 1747). G a u m , Johann Ferdinand, evang. Theologe, * 1 5 . 1 0 . 1 7 3 8 H e r r e n b e r g ( W ü r t t e m b e r g ) , t 16. 11. 1814 C a l w . G. studierte 1757-62 T h e o l o g i e in T ü b i n g e n , w u r d e 1764 Vikar a m C o l l e g i u m A l u m n o r u m und in B e b e n h a u s e n und

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w a r 1766-68 Repetitor a m T ü b i n g e r Stift. D a n a c h Vikar an der Stuttgarter H a u p t k i r c h e , w u r d e er 1770 D e k a n in M a r k g r ö n i n g e n , 1777 zweiter und 1785 erster Prof. in Blaub e u r e n ; seit 1796 w a r er S t a d t p f a r r e r und S u p e r i n t e n d e n t in C a l w . G . v e r f a ß t e e i n e g r o ß e Z a h l meist a n o n y m e r S c h r i f t e n ( u . a . Neue Briefe für und wider das Mönchswesen, 4 Bde., 1 7 8 1 / 8 2 ) , in d e n e n er f ü r A u f k l ä r u n g der B e v ö l k e r u n g , religiöse T o l e r a n z u n d S t ä r k u n g d e r kaiserlichen M a c h t geg e n ü b e r der kath. K i r c h e und d e m P a p s t eintrat. G a u ß , Otto, kath. T h e o l o g e , K o m p o n i s t , * 2 9 . 1 2 . 1 8 7 7 D o r f m e r k i n g e n , t 1 2 . 2 . 1 9 7 0 Rottweil. N e b e n d e m T h e o l o g i e s t u d i u m an der U n i v . T ü b i n g e n 1897-1901 n a h m G . U n t e r r i c h t in K o m p o s i t i o n u n d Orgel bei Karl Emil K a u f f m a n n , w u r d e n a c h d e r P r i e s t e r w e i h e 1902 M u s i k r e p e t e n t a m W i l h e l m s t i f t in T ü b i n g e n u n d k a m 1910 als D o m p r ä b e n d a r n a c h R o t t e n b u r g . 1914 ü b e r n a h m er d i e Pfarrei T i g e r f e l d bei M ü n s i n g e n und w a r 1931-69 D i ö z e sanpräses des Allgemeinen Cäcilienvereins für das Bistum R o t t e n b u r g . G . k o m p o n i e r t e lateinische und d e u t s c h e M e s sen, M o t e t t e n und G r a d u a l i e n meist f ü r k l e i n e r e und mittlere g e m i s c h t e C h ö r e , g a b u. a. das Kompendium der katholischen Kirchenmusik (mit A n t o n M ö h l e r , 1 9 0 9 , 2 1 9 1 5 ) h e r a u s und e d i e r t e S a m m l u n g e n von Arbeiter-, G e s e l l e n - , H e l d e n und K r i e g s l i e d e r n . WEITERES WERK: O r g e l k o m p o s i t i o n e n aus alter und n e u e r e r Zeit. 3 B d e . , R e g e n s b u r g 1909. 4 B d e . , R e g e n s b u r g 3 1 9 1 0 . LITERATUR: Josef F. D o p p e l b a u e r : O r g e l m u s i k d e s 19. J a h r h u n d e r t s . A u s d e m S t a n d a r d w e r k von O . G . „ O r g e l k o m p o s i tionen a u s alter und n e u e r Z e i t " . 14 Bde., Altötting 1981-97. G e b b e l , Franz, Jurist, Journalist, * 2 5 . 7 . 1 8 3 5 K l a u s e n burg ( S i e b e n b ü r g e n ) , t 6 . 5 . 1877 H e r m a n n s t a d t (Siebenbürgen). G . reiste 1 8 5 4 / 5 5 n a c h Oberitalien, in d i e S c h w e i z , n a c h D e u t s c h l a n d und B e l g i e n und k a m später n a c h Wien, u m Jura zu studieren; er b e s c h ä f t i g t e sich a u c h mit Philologie, P h i l o s o p h i e u n d P ä d a g o g i k . 1862 k e h r t e er n a c h Sieb e n b ü r g e n zurück, w u r d e Assistent b e i m s i e b e n b ü r g i s c h s ä c h s i s c h e n N a t i o n a l k o m i t a t , im f o l g e n d e n J a h r A k t u a r d e s e v a n g . L a n d e s k o n s i s t o r i u m s , 1865 L a n d e s k i r c h e n s e k r e t ä r . G . v e r f a ß t e m e h r e r e L a n d e s k o n s i s t o r i a l v o r l a g e n u n d w a r an der N e u o r d n u n g der R e c h t s l a g e der e v a n g . K i r c h e A . B . in S i e b e n b ü r g e n beteiligt. 1869 w u r d e er z u m M i t g l i e d der H e r m a n n s t ä d t e r K r e i s - V e r s a m m l u n g g e w ä h l t . 1868-73 hatte G . die S c h r i f t l e i t u n g d e s „ S i e b e n b ü r g i s c h - d e u t s c h e n W o c h e n b l a t t s " inne und w a r d a n a c h b e i m „ S i e b e n b ü r g i s c h d e u t s c h e n T a g e b l a t t " tätig. LITERATUR: D i e F a h n e F. G.s. In: A u g u s t G m e i n e r / W i l h e l m B r u c k n e r (Hrsg.): A u s sechs J a h r z e h n t e n . H u n d e r t A u f s ä t z e a u s d e n s e c h z i g ersten J a h r g ä n g e n d e s S i e b e n b ü r g i s c h D e u t s c h e n Tageblattes. H e r m a n n s t a d t 1935, S. 15-18. - M a rie Klein: Z u m G e d ä c h t n i s F. G.s. In: E b d . , S. 194-201. G e b e n o von E b e r b a c h , Zisterzienser, t n a c h 1223. Seit 1213 w a r G . S u b p r i o r d e s Zisterzienserklosters E b e r b a c h i m R h e i n g a u , 1215-21 Prior. E r s u c h t e d i e Vorauss a g e d e r b a l d i g e n A n k u n f t d e s Antichrists zu w i d e r l e g e n und wollte v i e l m e h r d u r c h d i e U n t e r s u c h u n g der K i r c h e n g e s c h i c h t e b e w e i s e n , d a ß d i e G e g e n w a r t und der G l a u b e d u r c h d i e K e t z e r g e f ä h r d e t seien. Sein Speculum futurorum temporum oder Pentachronon ( 1 2 2 0 - 2 4 ) enthält A u s z ü g e a u s B ü c h e r n und B r i e f e n der —»Hildegard von B i n g e n . D i e s e A r b e i t blieb in e t w a 6 0 stark v o n e i n a n d e r a b w e i c h e n d e n H a n d s c h r i f t e n erhalten. G.s Ziel w a r es, d i e G e s c h i c h t e seiner Zeit zu e r f o r s c h e n und d a m i t W e g e zu R e f o r m e n a u f z u zeigen. LITERATUR: A r n o Borst: G . In: R G G \ B d . 2, 1958, Sp. 1209. - Ders.: G . v. E. In: N D B , B d . 6, 1964, S. 113.

G e b h a r d I., Bischof von Eichstätt —> Viktor II.

Gebhard G e b h a r d I I . , B i s c h o f von Konstanz, * 7 . 8 . 9 4 9 Bregenz, t 2 7 . 8 . 9 9 5 Konstanz. G . war S c h u l e r B i s c h o f - » K o n r a d s und D o m k l e r i k e r in K o n stanz und w u r d e 9 7 9 in M a i n z z u m B i s c h o f von K o n s t a n z g e w e i h t . E r w a r ein e n g e r Vertrauter Kaiser Ottos II., von d e m er als „ f a m i l i a r i s s i m u s et c o m p a t e r " b e z e i c h n e t w u r d e . G . g r ü n d e t e 9 8 3 a m nördlichen R h e i n u f e r bei K o n s t a n z das B e n e d i k t i n e r k l o s t e r P e t e r s h a u s e n , u m d e n B i s c h o f s s i t z zu stärken. H i e r z u holte er M ö n c h e aus E i n s i e d e l n u n d aus der M e i n r a d s z e l l e und stattete das Kloster a u s e i g e n e m Besitz aus. 9 8 9 reiste G . nach R o m und erhielt f ü r s e i n e S t i f t u n g e i n e R e i h e von wertvollen R e l i q u i e n und Privilegien. M i t d e r A b t e i R e i c h e n a u hatte er in s e i n e m letzten L e b e n s a b s c h n i t t Z w i s t i g k e i t e n b e z ü g l i c h d e r V e r w a l t u n g der S t i f t s g ü t e r a u s zutragen; sie w u r d e n erst nach s e i n e m Tod von O t t o III. beigelegt. LITERATUR: Karl S c h m i d : G . II., B i s c h o f von K o n s t a n z . In: N D B , Bd. 6, 1964, S. 114. - St. G e b h a r d t und sein Kloster P e t e r s h a u s e n . F e s t s c h r i f t zur 1000. W i e d e r k e h r d e r Inthronisation d e s B i s c h o f G. II. von K o n s t a n z . K o n s t a n z 1979. H e l m u t M a u r e r : G. II. In: L e x M A , B d . 4, 1989, Sp. 1162. Ders.: G . II. In: L T h K 3 , B d . 4, 1995, Sp. 324.

H ö l l e . G . III., O t l o h von St. E m m e r a m und d i e D i o n y s i u s f ä l s c h u n g . In: E b d . , S. 119-121. - Ders.: G . III. In: L e x M A , B d . 4, 1989, S p . 1162 f.

G e b h a r d III., Bischof von Konstanz, * um 1050,

LITERATUR: K u r t R e i n d e l : G. In: N D B , Bd. 6, 1964, S. 116. - Walter S t e i n b ö c k : E r z b i s c h o f G . v. S ( 1 0 6 0 - 1 0 8 8 ) . Ein B e i t r a g zur G e s c h i c h t e S a l z b u r g s im Investiturstreit. W i e n u . a . 1972. - T i l m a n n Struve: G . In: L e x M A , B d . 4, 1989, Sp. 1163. - H e i n z D o p s c h : G . In: L T h K 1 , B d . 4, 1995, Sp. 325. - E k k a r t S a u s e r : G . In: B B K L , Bd. 16, 1999, Sp. 5 5 4 - 5 5 7 .

t 1 2 . 1 1 . 1110 K o n s t a n z . Z u n ä c h s t P r o p s t von X a n t e n , w u r d e G . M ö n c h in Hirsau und 1084 v o m K a r d i n a l l e g a t e n O d o von O s t i a z u m B i s c h o f von K o n s t a n z g e w e i h t ; 1089 e r n a n n t e ihn P a p s t U r b a n II. z u m apostolischen L e g a t e n f ü r D e u t s c h l a n d . 1093 w u r d e G . und s e i n e m B r u d e r B e r t h o l d auf d e m U l m e r F ü r s t e n t a g d i e weltliche und geistliche F ü h r e r s c h a f t S c h w a b e n s z u e r k a n n t . 1094 hielt G . e i n e K o n s t a n z e r S y n o d e a b und m a c h t e seinen E i n f l u ß auf der päpstlichen S y n o d e von P i a c e n z a geltend. 1103-05 ü b e r n a h m A r n o l d von H e i l i g e n b e r g sein A m t als B i s c h o f . G . löste 1105 Heinrich V . v o m K i r c h e n b a n n und begleitete ihn n a c h S a c h s e n , u m die reichs- und kirchenpolitischen V e r h a n d l u n g e n zu f ü h r e n . D a d u r c h in Widerstreit mit der K u r i e geraten, w u r d e er 1107 von s e i n e m A m t suspendiert, j e d o c h v o m P a p s t begnadigt. LITERATUR: Karl S c h m i d : G. III., B i s c h o f von K o n s t a n z . In: N D B , Bd. 6, 1964, S. 1 1 4 f . - H e l m u t M a u r e r : G . III. In: L T h K \ Bd. 4, 1995, Sp. 325. - Ders.: G . (III.). In: L e x M A , Bd. 4, 1989, Sp. 1162. - B r u n o W . Häuptli: G . v. K. In: Β Β K L , Bd. 2 4 , 2 0 0 5 , Sp. 6 7 6 - 6 8 0 .

G e b h a r d III., Bischof von Regensburg, * um 1000, t 2. 12. 1060 R e g e n s b u r g . A l s H a l b b r u d e r von K a i s e r K o n r a d II. w u r d e er in den geistlichen Stand a u f g e n o m m e n und 1036 z u m B i s c h o f von Reg e n s b u r g e r n a n n t . Von e i n e m W i r k e n in seiner D i ö z e s e ist nichts b e k a n n t . G. beteiligte sich unter Heinrich III. 1044 a m u n g a r i s c h e n F e l d z u g und 1046 an d e s s e n R o m z u g . 1050 unt e r n a h m er einen B e u t e z u g nach U n g a r n und hatte Anteil an den F e l d z ü g e n H e r z o g Bretislavs von B ö h m e n und H e r z o g W e l f s von K ä r n t e n . D u r c h d i e A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n mit H e r z o g K o n r a d von B a y e r n scheiterten d i e von G. g e f ü h r ten V e r m i t t l u n g s v e r s u c h e z w i s c h e n U n g a r n und d e m Kaiser. 1055 n a h m er a m zweiten I t a l i e n f e l d z u g H e i n r i c h s III. teil, k e h r t e a b e r vorzeitig zurück, u m sich e i n e m K o m p l o t t gegen d e n K a i s e r a n z u s c h l i e ß e n , das jedoch a u f g e d e c k t w u r d e . G . w u r d e e i n g e k e r k e r t , aber n a c h e i n e m J a h r b e g n a d i g t u n d erhielt 1056 sein B i s t u m z u r ü c k . LITERATUR: Kurt R e i n d e l : G . III. In: N D B , Bd. 6, 1964, S. 115 f. - Paul M a i : G . In: D i c t i o n n a i r e d ' h i s t o i r e et d e g é o g r a p h i e ecclésiastiques. Bd. 20. Paris 1984, Sp. 2 1 7 - 2 2 4 . - F r a n z M ö g l e - H o f a c k e r ; Z w i s c h e n R e g n u m und S a c e r d o t i u m - Z w e i R e g e n s b u r g e r B i s c h ö f e an der Seite der Kaiser. In: Peter M o r s b a c h (Red.): R a t i s b o n a sacra. D a s B i s t u m R e g e n s b u r g im Mittelalter. M ü n c h e n u. a. 1989, S. 113-116. - A l o i s S c h m i d : A u f g l ü h e n d e m T h r o n in d e r

Gebhard,

E r z b i s c h o f von Salzburg, * u m 1030, t 1 5 . 6 . 1088 H o h e n w e r f e n / S a l z a c h (Salzburg). N a c h seiner P r i e s t e r w e i h e 1055 w a r G. in der H o f k a p e l l e K a i s e r H e i n r i c h s III. tätig. 1060 w u r d e er z u m E r z b i s c h o f von Salzburg g e w ä h l t und g r ü n d e t e n e b e n d e m B i s t u m G u r k (1072) d a s B e n e d i k t i n e r k l o s t e r A d m o n t (1074). N a c h d e m Heinrich IV. abgesetzt und g e b a n n t w o r d e n war, w a n d t e sich G . von i h m ab, n a h m 1076 a m F ü r s t e n t a g v o n Tribur teil u n d Schloß sich d e m G e g e n k ö n i g R u d o l f von R h e i n f e l d e n an. D a sich G . a b e r g e g e n Heinrich in s e i n e m E r z b i s t u m nicht d u r c h s e t z e n k o n n t e , m u ß t e er sich 1077-86 in S c h w a b e n u n d S a c h s e n a u f h a l t e n . Von dort aus setzte er sich politisch s o w i e literarisch zur W e h r und n a h m 1085 an d e r S y n o d e von Q u e d l i n b u r g teil, auf der H e i n r i c h und sein A n hang e r n e u t g e b a n n t w u r d e n . N o c h i m selben J a h r w u r d e G . auf der von Heinrich nach M a i n z b e r u f e n e n S y n o d e e x k o m muniziert, und sein B i s t u m ging an B e r t h o l d von M o o s b u r g . G e g e n ihn k o n n t e sich G . allerdings d u r c h s e t z e n und k e h r t e 1086 nach S a l z b u r g z u r ü c k .

Gebhard,

Graf von H e n n e b e r g , B i s c h o f von Wiirzburg, t 1 7 . 3 . 1159 W ü r z b u r g . N a c h s e i n e m S t u d i u m in F r a n k r e i c h w u r d e G . in einer u m k ä m p f t e n Wahl g e g e n d e n P r o p s t des N e u m ü n s t e r s , R u g ger, z u m B i s c h o f von W ü r z b u r g g e w ä h l t und 1122 von Kaiser Heinrich V . investiert. A l l e r d i n g s e r k a n n t e ihn Erzbischof —»Adalbert von M a i n z nicht an, als sich f ü r R u g g e r ein g r ö ß e r e r A n h a n g f a n d . 1127, n o c h i m m e r nicht g e w e i h t , resignierte G . 1131 k o n n t e er sich g e g e n den päpstlichen K a n d i d a t e n - » A l b e r o von M o n t r e u i l f ü r d e n Trierer Erzstuhl nicht d u r c h s e t z e n . 1150 e r n e u t z u m Bischof von W ü r z b u r g g e w ä h l t , e n g a g i e r t e sich G. in der R e i c h s p o l i t i k und setzte sich 1152 f ü r d i e Wahl von Friedrich B a r b a r o s s a z u m K ö n i g ein. In d e r Folgezeit hielt er sich häufig an dessen Hof auf und w a r 1156 G a s t g e b e r bei d e s s e n H o c h z e i t mit Beatrix von B u r g u n d in W ü r z b u r g . 1158 beteiligte sich G . a m F e l d z u g d e s Kaisers g e g e n M a i l a n d . LITERATUR: A l f r e d W e n d e h o r s t : G . In: N D B , B d . 6, 1964, S. 117. G e b h a r d von W i n d b e r g , P r ä m o n s t r a t e n s e r a b t , * Köln, t 6 . 5 . 1191 Abtei W i n d b e r g bei S t r a u b i n g . G . k a m aus d e m P r ä m o n s t r a t e n s e r s t i f t B e d b u r g bei K l e v e n a c h W i n d b e r g und w u r d e dort 1141 Propst. Seit 1146 erster A b t d e s Klosters, w u r d e n auf seine V e r a n l a s s u n g hin d i e rom a n i s c h e K i r c h e g e b a u t und z a h l r e i c h e biblische, liturgische und patristische H a n d s c h r i f t e n g e k a u f t o d e r a b g e s c h r i e b e n , die in e i n e m (noch e r h a l t e n e n ) K a t a l o g v e r z e i c h n e t w u r d e n . In die R e g i e r u n g s z e i t G . s , der a u c h die G r ü n d u n g s g e s c h i c h t e W i n d b e r g s a u f z e i c h n e n ließ, fällt d i e E n t s t e h u n g d e s Legendarium Windbergense. LITERATUR: H a n s J. R i e c k e n b e r g : G . v. W . In: N D B , Bd. 6, 1964, S. 1 1 7 f .

Gebhard,

J o h a n n , M a l e r , * 1.7. 1676 Velthurns ( S ü d tirol), t 1 3 . 2 . 1756 R e g e n s b u r g . G., S o h n eines S c h m i e d s , w a r S c h ü l e r von I n n o z e n z M e t z im Kloster S ä h e n , seit 1694 im Kloster P r ü f e n i n g , w o er d u r c h A b t O t t o K r a f f t g e f ö r d e r t w u r d e . U m 1700 b e s u c h t e er d i e N ü r n b e r g e r M a l e r a k a d e m i e und w a r 1731-33 mit

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Gebhard den B r ü d e r n —>Asam in St. E m m e r a m in R e g e n s b u r g tätig. Er schuf d i e zwei Altarblätter der S e i t e n a l t ä r e in d e r Kirc h e zu L e n g e n f e l d , die zwei Ö l g e m ä l d e Melchisedeks Opfer und Tochter Jephta's an d e n D e c k e n d e r S e i l e n k a p e l l e n der K l o s t e r k i r c h e in W a l d s a s s e n , d a s Altarblatt i m nördlic h e n Q u e r f l ü g e l der e h e m a l i g e n K l o s t e r k i r c h e zu P r ü f e n i n g , b e i d e H o c h a l t a r b l ä t t e r der K l o s t e r k i r c h e in E n s d o r f (1711), die Glorifikation d e r hl. M a r g a r e t e auf d e m H o c h a l t a r in der K i r c h e zu D e u s m a u e r (1733) und drei D e c k e n g e m ä l d e im historischen B i b l i o t h e k s s a a l d e s J e s u i t e n k o l l e g s in A m b e r g . G e m e i n s a m e A r b e i t von i h m und s e i n e m S o h n A n d r e a s G . ist d e r g r o ß e Z y k l u s von W a n d - u n d D e c k e n g e m ä l d e n in der K l o s t e r k i r c h e zu R e i c h e n b a c h mit S z e n e n aus der G e s c h i c h t e d e s Klosters ( 1 7 4 2 ff.). M i t s e i n e m S o h n O t t o —>G. betrieb G. in P r ü f e n i n g die e r f o l g r e i c h s t e M a l e r w e r k s t ä t t e der R e g i o n R e g e n s b u r g . LITERATUR: Christina G r i m m i n g e r : E i n e P r ü f e n i n g e r M a l e r werkstatt und ihr W i r k e n im B a y e r i s c h e n Wald. Zu L e b e n u n d W e r k d e r beiden B a r o c k m a l e r J. und O t t o G. In: D e r B a y e r w a l d 9 4 (2002) S. 2 - 1 6 .

Gebhard,

Otto, M a l e r , * 25. 1 1 . 1 7 0 3 R e g e n s b u r g , t 8 . 3 . 1773. D e r älteste S o h n J o h a n n —> G . s w u r d e von s e i n e m Vater ausgebildet, d u r c h w a n d e r t e v e r s c h i e d e n e Werkstätten, b e v o r er H o f m a l e r des R e g e n s b u r g e r F ü r s t b i s c h o f s w u r d e . M i t sein e m Vater betrieb er in P r ü f e n i n g e i n e d e r e r f o l g r e i c h s t e n M a l e r w e r k s t ä t t e n der R e g i o n . D e r an d e n W e r k e n C o s m a s D a m i a n —»Asams g e s c h u l t e G . gilt als der b e d e u t e n d s t e F r e s k a n t R e g e n s b u r g s . Vom i h m s t a m m e n B i l d e r in d e r Alten K a p e l l e , in St. R u p e r t und St. E m m e r a m und d i e D e k o ration d e r K l o s t e r k i r c h e z u m hl. K r e u z in R e g e n s b u r g ( u m 1751), d i e D e c k e n f r e s k e n im C h o r und L a n g h a u s der K i r c h e zu H o h e n s c h a m b a c h (1760), F r e s k e n in d e r K i r c h e zu Allersburg s o w i e d a s H o c h a l t a r b l a t t in St. H e d w i g zu S u l z b a c h (1765). LITERATUR: H a n s S c h l e m m e r : Ein u n b e k a n n t e s Ö l g e m ä l d e des A s a m s c h ü l e r s O . G. in der Basilika St. E m m e r a m . In: D i e O b e r p f a l z 7 5 ( 1 9 8 7 ) S. 4 3 - 4 5 . - C h r i s t i n a G r i m m i n ger: O . G . ( 1 7 0 3 - 1 7 7 3 ) . L e b e n und W e r k des P r ü f e n i n g e r B a r o c k m a l e r s . P a s s a u 2 0 0 0 . - Dies.: E i n e P r ü f e n i n g e r M a lerwerkstatt und ihr W i r k e n im B a y e r i s c h e n Wald. Z u L e b e n und Werk der beiden B a r o c k m a l e r J o h a n n und O. G. In: D e r B a y e r w a l d 9 4 (2002) S. 2 - 1 6 .

Gebhardi,

Gebhardt,

E d u a r d (Karl F r a n z ) von, M a l e r , * 1 3 . 6 . 1 8 3 8 St. J o h a n n e s (Estland), t 1 3 . 2 . 1925 D ü s s e l d o r f . G., S o h n eines Pfarrers, erhielt e i n e d r e i j ä h r i g e A u s b i l d u n g an d e r K u n s t a k a d e m i e St. P e t e r s b u r g , w e c h s e l t e 1858 n a c h Düsseldorf, unternahm Studienreisen nach Belgien, Holland, W i e n und M ü n c h e n und studierte v o r ü b e r g e h e n d an der A k a d e m i e in K a r l s r u h e . Seit 1860 w i e d e r in D ü s s e l d o r f , w u r d e er S c h ü l e r von W i l h e l m S o h n . 1873 w u r d e er P r o f . an d e r D ü s s e l d o r f e r A k a d e m i e . G . w i d m e t e sich in s e i n e m künstlerischen S c h a f f e n f a s t ausschließlich der christlichen M a l e r e i . D a b e i stellte er d i e n e u t e s t a m e n t l i c h e U b e r l i e f e r u n g bildlich in d e n K o n t e x t seiner baltischen H e i m a t , g a b F i g u r e n in d e r B e k l e i d u n g der R e f o r m a t i o n s z e i t w i e d e r und v e r w e n d e t e als H i n t e r g r u n d der S z e n e n m i t t e l d e u t s c h e L a n d s c h a f ten. Z u seinen wichtigsten A r b e i t e n zählen Das Abendmahl ( 1 8 7 0 ) , Die Kreuzigung ( 1 8 7 2 ) s o w i e W a n d b i l d e r zu neutes t a m e n t l i c h e n T h e m e n im Kloster L o c c u m ( 1 8 8 4 - 9 1 ) u n d in der Düsseldorfer Friedenskirche (1899-1906). LITERATUR: G . F. H a r t l a u b : G „ Κ . E. v. In: In: R G G \ Bd. 2, 1958, Sp. 1236. - Heinrich J. S c h m i d t : G., E. K. F. v. In: N D B , B d . 6, 1964, S. 119 f. - Erik T h o m s o n : E. v. G . Leben und Werk. A u s d e m N a c h l a ß bearbeitet und mit e i n e m N a c h w o r t v e r s e h e n von G ü n t e r K r ü g e r . L ü n e b u r g 1991.

Gebhardt, E r n s t H e i n r i c h , M e t h o d i s t e n p r e d i g e r , L i e d e r dichter, * 1 2 . 7 . 1832 L u d w i g s b u r g , t 9 . 6 . 1 8 9 9 L u d w i g s burg. G . w a r f ü n f J a h r e lang F a r m e r in C h i l e , b e v o r er 1856 n a c h D e u t s c h l a n d z u r ü c k k e h r t e . In L u d w i g s b u r g n a h m er e r s t m a l s in s e i n e m L e b e n an e i n e m G o t t e s d i e n s t der M e t h o d i s t e n g e m e i n d e teil. D a d u r c h stark b e e i n d r u c k t , b e g a n n er 1859 m i t d e m S t u d i u m a m Predigerinstitut d e r M e t h o d i s t e n k i r c h e in B r e m e n . 1860-99 w a r er als P r e d i g e r tätig. G . leitete die m e t h o d i s t i s c h e n W o c h e n s c h r i f t e n „ E v a n g e list" und „ K i n d e r f r e u n d " , rief die Z e i t s c h r i f t „ A b s t i n e n z " ins L e b e n , w a r M i t b e g r ü n d e r d e s „Christlichen S ä n g e r b u n d e s " (seit 1892 Präsident) und R e d a k t e u r der Z e i t s c h r i f t „ S ä n g e r g r u ß " und g a b ü b e r 3 0 m u s i k a l i s c h e W e r k e heraus. Er f ö r d e r t e d i e E v a n g e l i s a t i o n s - und H e i l i g u n g s b e w e g u n g , d i e 1875 in D e u t s c h l a n d a u f k a m . G . verbreitete d e n a m e rikanischen T y p d e s G o s p e l s o n g s , d e r in D e u t s c h l a n d als E r w e c k u n g s - und H e i l i g u n g s l i e d b e k a n n t w u r d e . LITERATUR: A u g u s t J o h a n n e s B u c h e r : Ein S ä n g e r d e s K r e u zes. B i l d e r a u s d e m L e b e n von E. G . Basel 1912. - Walter S c h u l z : G., Ε. H . In: N D B , B d . 6, 1964, S. 121.

B r a n d a n u s H e n r i c u s , Orientalist, e v a n g . T h e o logie, * 6 . 1 1 . 1657 B r a u n s c h w e i g , t 1 . 1 2 . 1 7 2 9 G r e i f s wald. G., S o h n eines P f a r r e r s , studierte seit 1676 in J e n a Philos o p h i e u n d T h e o l o g i e , w a r H a u s l e h r e r in H a m b u r g und erhielt dort von E s d r a s —»Edzard ersten Unterricht in orientalischen S p r a c h e n . Er setzte seine Studien in Kiel f o r t und w u r d e 1686 in G r e i f s w a l d z u m Prof. f ü r O r i e n t a l i s c h e Sprac h e n e r n a n n t . Seit 1699 a u c h M i t g l i e d d e r T h e o l o g i s c h e n F a k u l t ä t und 1702 z u m D r . theol. p r o m o v i e r t , hatte er dort seit 1704 e i n e o. P r o f e s s u r f ü r T h e o l o g i e inne und w a r zugleich P a s t o r an St. Jacobi. Seit 1691 b e f r e u n d e t mit P h i l i p p J a k o b —>Spener, w u r d e G . zu e i n e m w i c h t i g e n W e g b e r e i ter d e s P i e t i s m u s in G r e i f s w a l d , setzte sich in L e h r e und S c h r i f t e n f ü r d e s s e n Verbreitung ein und trug d a z u bei, d a ß g l e i c h g e s i n n t e P r o f e s s o r e n an d i e U n i v . G r e i f s w a l d k a m e n . In der Zeit der d ä n i s c h e n H e r r s c h a f t 1712 und 1716-21 w a r er G e n e r a l s u p e r i n t e n d e n t f ü r S c h w e d i s c h - P o m m e r n . WERKE: G r ü n d l i c h e E i n l e i t u n g in d i e 12 kleinen P r o p h e t e n . Hrsg. v. Julius Justus G e b h a r d i . B r a u n s c h w e i g 1737 (mit Werkverzeichnis).

Gebhardt, O s k a r ( L e o p o l d ) von, e v a n g . T h e o l o g e , B i b l i o t h e k a r , * 2 2 . 6 . 1844 W e s e n b e r g (Estland), t 9 . 5 . 1906 L e i p z i g . N a c h d e m S t u d i u m der T h e o l o g i e w a r G . seit 1875 an vers c h i e d e n e n U n i v e r s i t ä t s b i b l i o t h e k e n tätig. Seit 1884 Bibliot h e k a r an der Kgl. U n i v . Berlin, erhielt er 1889 den P r o f e s sorentitel und w u r d e D i r e k t o r der D r u c k s c h r i f t e n a b t e i l u n g . 1893 ging er n a c h L e i p z i g , ü b e r n a h m die L e i t u n g der U n i versitätsbibliothek und w u r d e H o n o r a r p r o f e s s o r d e s B u c h und S c h r i f t w e s e n s an der Universität, 1901 Direktor. G. w i d m e t e sich der N e u o r d n u n g der Universitätsbibliothek und d e r K a t a l o g i s i e r u n g d e s B e s t a n d e s . Seine S p e z i a l g e b i e t e w a r e n g r i e c h i s c h e H a n d s c h r i f t e n , d a s N e u e T e s t a m e n t und die altchristliche Literatur. M i t A d o l f von —»Harnack v e r ö f f e n t lichte er seit 1882 d i e S c h r i f t e n r e i h e „Texte u n d U n t e r s u c h u n g e n zur G e s c h i c h t e der altchristlichen Literatur". LITERATUR: H a n s L ü l f i n g : G., O . L. In: N D B , Bd. 6, 1964, S. 120.

LITERATUR: H . L a a g : G „ Β. H . In: R G G \ B d . 2, 1958, S p . 1236. - E r n s t Kähler: G., H . B. In: N D B , B d . Bd. 6, 1964, S. 118 f.

als D o m d e k a n v o m B a m g e w ä h l t . I m G e g e n s a t z zu —>Thüngen lehnte G . d i e

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Gebsattel,

J o h a n n P h i l i p p von, * 1555, f 2 6 . 6 . 1 6 0 9 . D e r S u b d i a k o n G . w u r d e 1599 berger D o m k a p i t e l z u m B i s c h o f s e i n e m Vorgänger Neithard von

B i s c h o f von B a m b e r g ,

Geier G e g e n r e f o r m a t i o n a b u n d stand im Konflikt mit Kardinal B e l l a r m i n und d e n Jesuiten. G . verstarb, b e v o r der inquisitorische P r o z e ß g e g e n ihn e r ö f f n e t w e r d e n k o n n t e . E r w a r ein ü b e r z e u g t e r A n h ä n g e r der R e n a i s s a n c e k u l t u r , g a b den B a u a u f t r a g zur bischöflichen N e u e n R e s i d e n z in B a m b e r g , erweiterte und m o d e r n i s i e r t e d i e F e s t u n g s a n l a g e n von F o r c h h e i m , stellte die G i e c h b u r g bei S c h e ß l i t z w i e d e r her und baute die Burg Gößweinstein um. LITERATUR: L o t h a r B a u e r : F ü r s t b i s c h o f J. P. v. G . ( 1 5 9 9 bis 1609) im Urteil d e r N a c h w e l t . In: B e r i c h t des H i s t o r i s c h e n Vereins zur P f l e g e der G e s c h i c h t e d e s e h e m a l i g e n Fürstb i s t u m s B a m b e r g 100 ( 1 9 6 4 ) S. 4 0 7 - 4 1 3 . - E g o n J o h a n nes G r e i p l : G „ J. P. In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 4 4 8 - 1 6 4 8 ) , 1996, S. 2 1 2 f. - Klaus G u t h : F r ü h e D r e i f a l t i g k e i t s v e r e h r u n g im alten B i s t u m B a m b e r g . K u l t r e g i e und K u l t k u m u l a t i o n d u r c h F ü r s t b i s c h o f J. P. v. G . ( 1 5 9 9 - 1 6 0 9 ) an d e n W a l l f a h r t s o r t e n S c h l ü s s e l a u und G ö ß w e i n s t e i n . In: B e r i c h t d e s H i s t o r i s c h e n Vereins B a m b e r g 137 (2001) S. 2 2 7 - 2 3 9 . G e b s a t t e l , L o t h a r A n s e l m Frh. von, E r z b i s c h o f von M ü n c h e n und Freising, * 20. 1. 1761 W ü r z b u r g , t l . i o . 1846 M ü h l d o r f / I n n ( B a y e r n ) . G., S o h n eines H o f m a r s c h a l l s , studierte T h e o l o g i e und P h i l o s o p h i e und w u r d e 1795 M i t g l i e d d e s W ü r z b u r g e r D o m k a pitels, 1796 D o m d e c h a n t und Statthalter. N a c h der Säkularisation trat er in den Dienst d e s nach W ü r z b u r g transferierten H e r z o g s F e r d i n a n d von T o s k a n a , d e r ihn 1806-10 an den kgl. H o f n a c h M ü n c h e n sandte. Als W ü r z b u r g 1814 e n d g ü l t i g an B a y e r n fiel, zog sich G . ins Privatleben z u r ü c k . 1818 z u m E r z b i s c h o f präkonisiert, erhielt er d i e B i s c h o f s w e i h e erst 1821, als der erste M ü n c h n e r E r z b i s c h o f . Er setzte sich f ü r d i e G r ü n d u n g klerikaler B i l d u n g s s t ä t t e n in seiner D i ö z e s e und f ü r die u n v e r ä u ß e r l i c h e n R e c h t e der K i r c h e ein. I h m g e l a n g es, d e n s c h w e r e n Konflikt z w i s c h e n d e r kath. K i r c h e und der b a y e r i s c h e n R e g i e r u n g unter K ö n i g M a x i m i l i a n I. Joseph auszugleichen. LITERATUR: B e n e d i c t P e u g e r : D i e göttliche E i n s e t z u n g d e r k a t h o l i s c h e n B i s c h ö f e . M ü n c h e n 1828. - Paul S i e w e c k : L. A . Frh. v. G., der erste E r z b i s c h o f von M ü n c h e n und Freising. M ü n c h e n 1955. - Ders.: G., L. A . Frh. v. In: N D B , B d . 6, 1964, S. 123. - G e o r g S c h w a i g e r : G., L. A . Frh. v. In: G a t z , B i s c h ö f e ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 2 3 6 f . - Karl H a u s b e r g e r : R e s t a u r a t i o n und religiöse E r n e u e r u n g . E r z b i schof L. A . Frh. v. G . In: D a s E r z b i s t u m M ü n c h e n und Freising im 19. und 20. J a h r h u n d e r t . Hrsg. v. G e o r g S c h w a i g e r . M ü n c h e n 1989, S. 4 4 - 7 9 . - M a n f r e d Eder: G., L. A. In: L T h K 3 , B d . 4, 1995, Sp. 329. G e b s a t t e l , M a r i e Freiin von, Politikerin, Schriftstellerin, * 5. 12. 1885 B a m b e r g , t 3. 11. 1958 Altötting. Nach dem französischen Sprachlehrer-Examen wurde G. 1912 L e h r e r i n in A u g s b u r g und arbeitete d a n a c h in N ü r n berg und W ü r z b u r g f ü n f J a h r e lang i m B e r e i c h der F ü r s o r g e . 1919-24 w a r sie M i t g l i e d d e s B a y e r i s c h e n L a n d t a g s als Vertreterin der B a y e r i s c h e n Volkspartei, a n s c h l i e ß e n d R e gierungsrätin im b a y e r i s c h e n S t a a t s m i n i s t e r i u m f ü r U n t e r richt und Kultus. S p ä t e r ging sie als O r d e n s s c h w e s t e r nach Altötting. G . v e r ö f f e n t l i c h t e G e d i c h t e und religiöse S c h r i f ten, u . a . Auf dem Wege ( 1 9 2 8 ) und Maria, Herrin des Heils (1952). WEITERE WERKE: V o l l k o m m e n e M a r i e n v e r e h r u n g . 3 B d e . , P a d e r b o r n 1934-36. - D i e g e h e i m n i s v o l l e R o s e . P a d e r b o r n 1936. - S c h u l e d e s e r z i e h e n d e n Unterrichts. P a d e r b o r n 1949. LITERATUR: M a n f r e d Berger: G., M . v. In: B B K L , Bd. 2 1 , 2 0 0 3 , Sp. 4 4 9 - 4 5 8 .

Gedicke,

L a m b e r t , auch L a m p e r t u s , e v a n g . T h e o l o g e , L i e d e r d i c h t e r , * 6 . 1 . 1 6 8 3 G a r d e l e g e n , t 2 1 . 2 . 1735 Berlin. G . studierte seit 1701 in H a l l e T h e o l o g i e und w a r d a n a c h L e h r e r an A u g u s t H e r m a n n —>Franckes W a i s e n h a u s . 1709

w u r d e er F e l d p r e d i g e r b e i m G a r d e r e g i m e n t in Berlin, m i t d e m er a m S p a n i s c h e n E r b f o l g e k r i e g t e i l n a h m . Seit 1713 F e l d p r e d i g e r b e i m R e g i m e n t von W a r t e n s l e b e n und G a r n i s o n s p r e d i g e r in Berlin, w u r d e er 1717 I n s p e k t o r s ä m t l i c h e r G a r n i s o n s - und F e l d p r e d i g e r mit d e m Titel eines F e l d p r o p stes. I m A u f t r a g von K ö n i g Friedrich W i l h e l m I. erarbeitete er d a s erste P r e u ß i s c h e M i l i t ä r g e s a n g b u c h . E r v e r ö f f e n t l i c h t e u. a. e i n e Vertheidigung der evangelisch-lutherischen Lehre (1724). LITERATUR: V D 17. - J o h a n n e s K u l