Nach einer Einführung befassen sich die Autoren mit der Designgeschichte – von den Wurzeln der Produktgestaltung bei Leo
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German Pages 264 Year 2002
DESIGNWISSEN Entstehung - Umsetzung - Perspektiven
Die Autoren
Frank Haase
Rudi Biller
Die Autoren Frank Haase und Rudi Biller studierten Industrial Design an der U-GH Wuppertal. Im Jahr 1993 gründeten sie das Studio TAURUS design.
Heute betreut die TAURUS design oHG vom westfälischen Iserlohn und von Berlin aus unterschiedlichste Unternehmen, darunter zahlreiche international operierende Marktführer, in allen Fragen des Unternehmensauftritts - vom
Produktdesign über den Auftritt in den digitalen Medien bis zum Branding. Die engagierten Gestalter führten mehrere Designausstellungen durch.
Beispiele ihrer Designleistungen wurden in Ausstellungen in Essen, München, Bayreuth, Seoul, Singapur, Kuala Lumpur, Tokio und Nagasaki
aufgenommen. In ihrer fast zehnjährigen Berufstätigkeit wurden Biller und Haase mehrfach
national und international prämiert. Sie sind Preisträger zahlreicher aner kannter Auszeichnungen und erhielten beispielsweise mehrfach die
Auszeichnung „Roter Punkt - Auszeichnung für Hohe Designqualität“ sowie
veschiedene Länder- und Innovationspreise. Neben ihrer Tätigkeit als Gesellschafter und Geschäftsführer der TAURUS design oHG sind die beiden diplomierten Designer als Referenten, Juroren
und Fachbuchautoren tätig. Ebenfalls im Verlag Wissenschaft & Praxis veröffentlichten Rudi Biller und
Frank Haase bereits ihr Fachbuch „WERBUNG kompakt - Grundwissen Konzepte Umsetzung“. Dieses Buch ist mittlerweile in zweiter Auflage erschienenen und vermittelt ein umfangreiches Werbefachwissen.
DESIGNWISSEN Entstehung - Umsetzung - Perspektiven
1. Auflage
Verlag Wissenschaft & Praxis
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme
Haase, Frank : Designwissen : Entstehung - Umsetzung - Perspektiven / Frank Haase ; Rudi Biller Sternenfels : Verl. Wiss, und Praxis, 2002 ISBN 3-89673-159-9 Einbandgestaltung: Kenji Miyamoto, www.taurus-design.de
ISBN 3-89673-159-9
© Verlag Wissenschaft & Praxis Dr. Brauner GmbH 2002 D-75447 Sternenfels, Nußbaumweg 6 Tel. 07045/930093 Fax 07045/930094
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Inhaltsverzeichnis
Vorwort
6
Einleitung
8
Zur Geschichte des Designs
16
Leonardo da Vinci, der erste Designer
18
Die Designgeschichte in Europa
28
Der Werkbund
34
Das Bauhaus
40
Die Hochschule für Gestaltung Ulm
54
Das deutsche Design von 1950 bis heute
58
Die Designwettbewerbe
66
Der red dot award
72
Der IF Industrie Forum Design Hannover
74
Weitere Designwettbewerbe
78
Die Lehrstätten
82
Universitäten, Hochschulen und Gesamthochschulen
83
Fachhochschulen
95
Das Design Zentrum Nordrhein Westfalen
120
Produktanalysen
126
Elektrische Zahnbürste Oral-B 3D Excel
130
Kaffee/Tee- und Tafelservice Form Basic
134
Elektrischer Vertikutierer UV 32 EV
138
Flügelleuchtenfamilie SPZFP
144
Schalterprogramm Standard 55; E2; Event; Esprit
150
Kugelschreiber SPIRIT
156
Druckluftzangen der MS-Serie
160
Sanitärarmatur Meta
166
Türbeschlagserie Modell 132
186
Dunstabzugshaube Modelle Solo/Siento
196
Abschirmkabinen für die Kernspintomografie
206
Technische Gläser operator glass® und power glass®
216
Laborschüttler Stone Shaker
222
Spiegelschrank Aspect
226
Designschnorrer
232
Verzeichnis der Hochschulen, Gesamthochschulen und Universitäten
242
Verzeichnis der Fachhochschulen
244
Verzeichnis der Designzentren, Institutionen und Museen
246
Personenverzeichnis
248
Glossar
260
Danksagung
262
Vorwort
Adolf Gottwald ehem. Abteilungsleiter Produktdesign Friedrich Grohe AG & Co. KG
Design schafft heute die Voraussetzung für eine weltweite Verflechtung von
Lebensstilen. Doch ohne professionelle, kreative Gestaltung, gleich Design, lassen sich Sinn, Verlässlichkeit und Qualität eines Produktes in einer welt
weit technologiereichen Zeit nicht mehr vermitteln. Die digitale und elektronische Entwicklung wird sich weiterhin dynamisieren.
Es ist ein Irrtum zu glauben, sie fördere die zwischenmenschliche Kommuni kation. Desto größer ist die Verantwortung der Designer, Produkte zu gestalten, die
vermehrt dem Reich der Sinne zugewandt sind und mehr seelisch kultivier te, emotionale Inhalte besitzen, ohne die rationalen Ziele aus den Augen zu verlieren.
Mit dem Produkt vermittelt das Unternehmen eine Kulturbotschaft nach
außen. Produktdesign ist deshalb unverzichtbarer Bestandteil der Corporate Identity und daher ein wichtiger Baustein in der Unternehmensstrategie.
Ein Produkt muss über Länder, Sprachen und Religionen hinweg selbster klärend seinen praktischen und ästhetischen Nutzen sinnvoll vermitteln. Im weiteren Sinn zeichnet sich gutes Design durch eine neuzeitliche, inno
vative Struktur mit eigenständigem Profil aus, welches Ressourcen scho nend ein Optimum an Gebrauchsqualität aufweist.
Überzeugend und langlebig ist die Designresistenz über Jahre, die nicht irre
führenden, modischen Attributen zum Opfer fällt.
Zusammengefasst lauten meine wichtigsten fünf Design-Statements wie folgt zum Thema Zukunftspotential innovatives Design:
1. Design ist global als multikultureller Beitrag zu verstehen.
2. Design hat künftig eine Qualitätsdimension in der geistigen und sinnlichen
Stimulanz.
3. Design soll den unaufhaltsamen Fortschritt erklärbar, erfahrbar und mit
menschlichem Appeal vermittelbar gestalten.
4. Design-Poesie ist kein naives Relikt, sondern Katalysator unverzichtbarer Denkstrukturen.
5. Design-Ästhetik ist die Erfahrung vom Schönen um uns. Design-Ethik ist die Erfahrung vom Schönen in uns. Letzteres besonders zu pflegen heißt,
zusätzliche Wertorientierung nach innen zu erfahren, die einen hohen Erfüllungsgrad philosophischen Daseins beinhaltet. Die Autoren Biller und Haase kenne ich langjährig aus meiner früheren
Tätigkeit als Abteilungsleiter Produktdesign der Firma Friedrich GROHE AG und Co. KG. Beiden Herren bestätige ich über mehrere Jahre eine hervorragende Zusammenarbeit mit dem Hause GROHE. Sie gestalteten Produkte für das vielfältige und anspruchsvolle Programm, die aufgrund ihrer überzeugenden
Designleistung heute einen erfolgreichen Marktwert besitzen.
Die Herren Biller und Haase gehen unkonventionelle Gestaltungswege, geben den Produkten innovative Impulse und verleihen ihnen eine besonde
re Erlebnisqualität. Der Bitte um das Vorwort bin ich gern gefolgt und wünsche diesem Designwerk, aus Erfahrung geschöpft, gewissenhaft recherchiert, für Starter
und Insider wie geschaffen, einen erfolgreichen Durchbruch. Adolf Gottwald
Einleitung
Wozu dieses Buch? Welche Aufgaben und Ziele verfolgt es? Diese Fragen zu beantworten, fällt uns sehr leicht. Seit Anfang 1993 beraten und betreuen wir Unternehmen aus unterschiedlichsten Wirtschaftsbereichen. Zu Beginn waren es kleine mittelständische Betriebe und wir waren ausschließlich auf Aufträge im Produktdesign ausgerichtet. Direkt nach dem Studium Industrial-
Design an der Bergischen Universität Gesamthochschule Wuppertal, noch
vor dem
Erhalt unserer Diplome, wagten wir den Schritt in die
Selbstständigkeit. Ohne Referenzen, ohne Designauszeichnungen in den bedeutenden Designwettbewerben erhalten zu haben, gerieten wir zunächst
überwiegend an Unternehmerpersönlichkeiten, denen das Wort Design lediglich als Begriff, nicht aber als Strategie und Investition in die eigene
Zukunft bekannt war. Die Bedeutung von Design wurde häufig als sehr
gering eingeschätzt. Entsprechend gering war auch die Bereitschaft, unsere
Beratungsleistung
und
unsere
Entwurfs-
beziehungsweise
unsere
Entwicklungsarbeit angemessen zu bezahlen.
Natürlich war zu diesem Zeitpunkt unsere Erfahrung auch gering und die
Argumentationen für oder gegen eine bestimmte formale Gestaltung hatte zu jener Zeit nicht die Treffsicherheit, wie es heute bei uns üblich ist. Dennoch achteten wir von Beginn unserer Berufstätigkeit an darauf, die Dinge, die wir
gestalteten und die wir präsentierten, nicht einfach als schön, als andersartig oder „bestimmt gut verkäuflich“ zu beschreiben. Wir gaben uns Mühe, mit
sachlichen Argumenten, mit Notwendigkeiten, mit technischer Raffinesse oder mit werkstoffgerechter Materialverwendung die Qualität unserer
Designprojekte und Auftragsarbeiten verbal zu untermauern. Dabei kam uns
schon damals zugute, dass wir schon bei der Existenzgründung zu zweit
waren. Jeder von uns war von Anbeginn in allen Geschäftsbereichen tätig. Wir hät ten uns die geschäftlichen Tätigkeiten auch aufteilen können, so dass einer der Teilhaber beispielsweise für die Akquisition, der andere für die Art
Direction zuständig gewesen wäre. Wir aber teilten alle Aufgabengebiete, was einen entscheidenden Vorteil hatte. Dadurch war jeder von uns in der
glücklichen Lage, zu jeder seiner Tätigkeiten eine zweite Meinung einholen
zu können. Egal, ob es sich um ein Telefonat zur Neukundengewinnung oder um einen Entwurf handelte, wir haben es gemeinsam besprochen und uns gemeinsam die für ein erfolgreiches Geschäft so wichtige Frage gestellt, was
wir hätten besser machen können.
Besonders in der Ideenfindung, die jeder Entwurfsarbeit oder jeder Konzeptentwicklung unwillkürlich vorausgeht, haben wir durch diese Arbeitsweise gewonnen. In diesem Arbeitsbereich, in dem Kreativität das größte Potential darstellt, ist die Arbeit im Team besonders wichtig. Hier
arbeiten zwei Kreative nicht nur doppelt effizient, sondern gleich vierfach. Ideen werden ausgetauscht, Anregungen werden gegenseitig gegeben, die wiederum neue Ideen und Aspekte eröffnen. „Ideen durch Wissen, Wissen durch Kommunikation“
Gemeinsam mit Kunden werden erfolgreiche Markteinführungen oder Designauszeichnungen gefeiert.
Jede Skizze, jeder Gedanke, jeder formale Ansatz wurde gemeinsam
besprochen und musste daher zwangsläufig von uns in Worte gefasst und
argumentativ belegt werden. Dieses Vorgehen wird zwar schon während des Studiums trainiert, aber bei weitem nicht in der in der freien Wirtschaft not wendigen Präzision. Erst wenn es darum geht, für die Designdienstleistung
auch Geld zu verlangen, zeigt sich die Notwendigkeit einer guten argumen
tativen Basis, mit der man die Qualität und die These des voraussichtlichen Erfolgs einer Produktentwicklung oder einer Idee unterstreichen kann. Durch die ständige Besprechung der in unserem Studio entstandenen Entwürfe
wurden unsere Augen und unser ästhetisches sowie technisches Feingefühl
geschult. Es ist kaum vorstellbar, wie sehr sich der Blick für die Welt und für die Gegenstände in ihr ändert, wenn man sich mit der Dinglichkeit der Welt so
eng und konzentriert befasst. Analogien zwischen Natur und Technik,
Zusammenhänge zwischen Form und Funktion, die Aussagekräfte von
Funktion, Struktur und Konstruktion werden deutlich. Die Welt wird dadurch interessanter,
erklärbarer,
deutlicher.
Man
gelangt
in
die
Lage,
gewissermaßen unsaubere von sauberen Konstruktionen, eindeutige von missverständlichen Produktaussagen, semantisch sinngerechte von unsinni gen strukturellen Ordnungen zu unterscheiden. Durch diese Fähigkeiten
offenbaren sich viele Produkte als unliebsam und scheinbar in großer Eile konzipiert und entworfen, als betrügerisch in ihrem Versprechen, falsche
Materialien vorzutäuschen oder als irritierend und abschreckend, wenn ihre Optik ein anderes haptisches Erlebnis verspricht als es bei der Berührung oder Handhabung tatsächlich erfahrbar wird. Diese Produkte verärgern den
Verbraucher und verschrecken ihn. Die Unternehmen, die solche Produkte auf den Markt bringen, gehen ein hohes Risiko ein.
Zweifelsohne stellen die meisten Konsumenten nicht fest, warum sie bei der Benutzung des einen oder anderen Gegenstands ein Gefühl der Unzufriedenheit verspüren. Vielleicht ist es sogar ein leichter, fader
Geschmack des Betruges am Verbraucher. Nur die wenigsten Menschen beherrschen
die
Methoden
der
Designanalyse
und
können
ihre
Unzufriedenheit mit Worten auf den Punkt bringen. Auch ihnen kann dieses Buch helfen, die Welt der Dinge neu kennenzulernen und neu bewerten zu
können. Dieses Buch bietet daher nicht nur theoretisches Grundwissen an, sondern zeigt an zahlreichen beispielhaften Produktanalysen, welche
Feinheiten ein Produkt auszeichnen und was ein qualitativ hochwertiges Produkt ausmacht. Qualitativ hochwertig ist hier nicht gleichzusetzen mit
teuer, denn es geht lediglich darum, etwas konsequent zu durchdenken und mit der notwendigen Ernsthaftigkeit zu entwickeln.
Ein gutes Produkt auf den Markt zu bringen, ist für den Hersteller keine Frage der monetären Investition, sondern der Philosophie. Was mag man den
Käufern, von denen der Herstellerbetrieb lebt, zumuten oder anbieten?
Natürlich müssen Menschen, die einem Produkt seine innere und äußere Gestalt verleihen, bezahlt werden. Natürlich müssen Fachkenntnis und
Hardware erworben werden. Dennoch lassen sich durch geschickte, ausge klügelte Konstruktion, durch material- und fertigungstechnisch optimierte
Bauweisen und Formen in der Produktion, durch verminderte Retouren und
durch die daraus entstehenden langfristigen Kundenbindungen auch eine Menge Vorteile ziehen. Der Verbraucher dankt dem Hersteller ein ehrliches, zuverlässiges und eindeutiges Produkt. Auch, wenn er die Designanalyse
nicht beherrscht und nicht in präzise Worte fassen kann, was er da spürt. Das unterbewusste Empfinden von Produktqualitäten ist Herstellern großer
Marken längst bekannt. Neue Berufsgruppen wurden gebildet, neue Ausbildungsschwerpunkte und Studien werden angeboten. Hersteller von
Automobilen beschäftigen heute Akustikdesigner. Ihr Arbeitsgebiet ist nicht etwa die Verminderung der Motorengeräusche oder des Abrollgeräusches der Räder. Sie beschäftigen sich mit dem Klang, der entsteht, wenn eine Tür
zugeschlagen wird oder mit dem sanften Klicken von Tast- oder Wippschaltern am Armaturenbrett. Drücken diese Geräusche Zuverlässigkeit
und hohe Qualität in der Verarbeitung aus?
Das Auto ist eine unter dem Gesichtspunkt des Designs sehr interessante Erscheinung. Das Auto ist mit Abstand das teuerste industriell gefertigte
Produkt, welches von ganz normalen Menschen gekauft wird und zum
Allgemeingut geworden ist. Dadurch eröffnen sich zwei interessante Faktoren, die das Automobil zum interessantesten Designgegenstand wer
den lassen, den es zurzeit gibt. Die enorme Komplexität dieses Produktes
bedingt die Notwendigkeit der formalen Gestaltung unendlich vieler Einzelteile, die mit dem Ganzen in Wechselwirkung stehen und harmonieren
müssen. Zusätzlich muss die Summe der Einzelteile, die dieses harmonische Ganze bilden, das Gesicht der Marke unterstützen und widerspiegeln, eben
so aber auch den Zeitgeist treffen und trotzdem über mehrere Jahre aktuell bleiben. Daher ist der Aufwand der Designentwicklung bei einem Auto sehr
hoch. Autokauf ist eine emotionale Angelegenheit und wird mit allen Sinnen
erfahren. Die Investition ist sehr hoch, die Kaufentscheidung erfolgt in der Regel nicht „über Nacht“, sondern wird lange Zeit vorbereitet. Vom Rücklicht
über die Felgen bis zum Schalter für die Klimaanlage wird alles in einem mar
kengerechten Coordinated Design entworfen. Platzprobleme und technische Anforderungen erhöhen die Komplexität zusätzlich.
Auf der anderen Seite wird ein Auto, wenn es erst einmal die Entstehungs
phase bis zum Prototypen durchlaufen hat, in sehr großen Stückzahlen pro duziert. Das gibt zusätzliche Designfreiheit, weil die Kosten für die
Werkzeuge durch die hohen Produktionszahlen amortisiert werden können.
Betrachtet man die Vielzahl der von Menschen erzeugten Produkte auf einer
vertikalen Achse, so müssen am unteren Ende der Achse niederkomplexe Gegenstände genauso mit weniger Designaufmerksamkeit auskommen wie
hochkomplexe Gegenstände am oberen Ende der vertikalen Achse. Um dies mit Beispielen zu belegen: Viele elektrische Kaffeemaschinen weisen auch
heute noch
einen elektrischen An-/Ausschalter auf,
der auch
im
Elektrofachhandel oder im Baumarkt als Wippschalter für universelle Anwen dungen erstanden werden kann. Mehrere Hersteller greifen auf den gleichen
Schalter zurück und setzen ihn in ihren sonst sehr unterschiedlichen Kaffeemaschinen ein. Durch die hohe Stückzahl in der Schalterproduktion ist der Kaufpreis auf ein akzeptables Maß gesunken. Für viele Hersteller von
Kaffeemaschinen wäre es in dem Preissegment, in dem sie ihre Produkte positionieren, nicht realisierbar, einen spezifischen und auf die Form der
Kaffeemaschine abgestimmten Schalter zu entwickeln.
Neben den
Entwicklungskosten schlagen Kosten für die Werkzeuge und für die sicher
heitstechnische Abnahme zu Buche. Zeitgleich verringert sich die Stückzahl,
so dass eine Schere entsteht, die eine Amortisation schwieriger macht. Am oberen Ende unserer vertikalen Komplexitätsskala stehen vielleicht
Schiffe, Züge und Flugzeuge. Wer immer sich derartige Konstruktionen aus der Nähe betrachtet hat, wird festgestellt haben, das auch bei ihrer
Gestaltung vermehrt auf Standardteile zurückgegriffen wird und die Verarbeitung der einzelnen Bauteile oder ihre Anbindung untereinander
sowie die Qualität in Oberfläche und Lack an einem Auto nicht akzeptiert würde. Der Grund hierfür ist ebenfalls in den zu geringen Stückzahlen zu
finden, in denen Züge, Schiffe oder Flugzeuge gebaut werden und die eine formal angepasste Entwicklung aller sichtbaren Bauteile unmöglich macht.
Der Zusammenhang zwischen Produktionszahlen und ökonomisch beding
ten Designkompromissen lässt sich am Beispiel von Motorrädern mit Bei
wagen eindrucksvoll erkennen. Während es sich bei den Zugmaschinen um lediglich geringfügig umgebaute und in der Spur auf die physikalischen
Anforderungen des Gespannfahrens abgestimmte Serienmaschinen handelt, die in großen Stückzahlen produziert werden, können die Beiwagen nur in
geringen Stückzahlen auf dem Markt verkauft werden. Im Gegensatz zu den
Motorrädern weisen diese daher auch zahlreiche Designkompromisse auf, etwa im Einsatz von bekannten PKW-Rückleuchteneinheiten am Beiwagen. Unser Bildbeispiel zeigt ein Gespann der Marke Orion. Die Maschine ist eine Honda, der Beiwagen verfügt über eine Rückleuchteneinheit der Marke
Peugeot und einen Frontscheinwerfer von Volvo, um die dann die Form die ser Teilbereiche des Beiwagens regelrecht modelliert wurde. Bei einer PKW-
Entwicklung aber verbinden sich die hohen Stückzahlen mit den hohen Verkaufspreisen und dem sensibilisierten Betrachten des potentiellen
Designkompromiss aufgrund geringer Stückzahlen: Dieses ORION-Gespann verwendet eine Rückleuchten einheit von Peugeot.
Coordinated Design zur Verkleidung der Serienmaschine, Beiwagenfront an die Volvo-Scheinwerfereinheit angepasst.
Käufers. Eine ideale Konfiguration, um konsequente Designarbeit wirtschaft lich zu rechtfertigen. Inkonsequentes Design zu erkennen, ist eines der Ziele dieses Buches. Aber
nicht nur produktbewussten Konsumenten, die sich einen Kauf gut überlegen und anschließend bewusste Freude an dem erstandenen Produkt genießen wollen, kann die Designanalyse helfen. Vor allem wendet sich dieses Buch
an alle Designschaffenden, angestellt wie freiberuflich, an Studenten, die ihre
Sinne für die ihnen bevorstehenden Aufgaben schärfen wollen sowie auch an Bildhauer und Künstler, die sich formal ausdrücken möchten. Nicht zu ver gessen sind natürlich alle Unternehmer, die sich mit gut gestalteten
Produkten profilieren, durch gutes Design Märkte erobern, ihre Umsätze stei gern und zeitgleich Produktionskosten senken wollen.
Der Designer vollbringt in dieser Hinsicht ein kleines Wunder, indem er einem Produkt nicht nur ein unverwechselbares Aussehen verleiht, sondern siche rer und eindeutiger gestaltet, Rücksicht auf Materialien und vorhandene
Produktionsanlagen nimmt, die Konstruktion verfeinert und durch die Kombination dieser Aspekte Umsätze mit dem Produkt steigert und zeitgleich die Produktionskosten senkt. Häufig entstehen durch die Zusammenarbeit
eines Herstellers mit einem externen Designstudio auch völlig neue Ideen zu Produktfunktionen oder neuartige Produkte, wenn das Designstudio eine ausführliche Designanalyse durchführt und einen freien Blick auf Produkt und
Umfeld außerhalb der eigenen Betriebsblindheit eröffnet. Nur so können
wertfrei und ohne Hemmung die Konstruktion, Sinn und Zweck eines Produktes sowie seine Funktionen hinterfragt und neu definiert werden. Außerdem werden Marke und Image auf dem Markt durch eine kontinuierli
che und hochwertige Designleistung etabliert und gefestigt.
Es verwundert daher nicht, dass nur wenige der sich als Designer bezeich nenden Mitmenschen diese Verschmelzung aus Handwerk, Ingenieurs wissen und Kunst wirklich beherrschen und dass der Designmarkt mit
schwarzen Schafen und Möchtegerndesignern durchsetzt ist. Um die
benötigten Fähigkeiten für erfolgreiche Designentwicklungen aber vereint zu erlangen, ist eine ständige Bereitschaft zur Designanalyse nicht nur der eige
nen Entwürfe, sondern auch aller Gegenstände des täglichen Lebens not
wendig. Der Designer muss sozusagen 24 Stunden am Tag im Dienst sein. Dieses Buch bietet dazu die Basis. Neben den theoretischen Grundlagen
und einem Einblick in die Geschichte des Designs von der ersten Erwähnung
bis in die Gegenwart zeigt es exemplarische Designanalysen. Die bespro
chenen Gegenstände sind zum einen Teil Produkte, die in Designwettbewer
ben durch internationale Jurys ausgezeichnet wurden, zum anderen aber auch Produkte, die uns im privaten Haushalt oder im Studio positiv oder
negativ auffielen. Es handelt sich also um eine subjektive Auswahl, die aber Ihre Sinne und Ihren Blick für die Dinge schärfen und schulen wird.
15
Zur Geschichte des Designs
Der italienische Universalgelehrte Leonardo da Vinci wird häufig als der erste Designer bezeichnet. Die Gründe hierfür mögen in der interdisziplinären Arbeitsweise dieses Mannes ebenso liegen wie in den enormen handwerkli
chen Fähigkeiten, mit denen da Vinci seine Ideen und Konstruktionen dar stellte. Vor allem mag aber auch seine Verbindung aus künstlerischen
Kenntnissen und Fähigkeiten mit technischem Verständnis, der Suche nach
neuen Lösungen und der daraus entstehenden Möglichkeit, Innovationen zu schaffen, für die Bezeichnung da Vincis als erster Designer ausschlagge bend sein. Er befasste sich mit Fragen der Anatomie, mit Mechanik und Optik
und gilt als Verfasser eines Vorläufers einer elementaren Maschinenkunde.
Der Begriff „Design“ wird allerdings erstmalig im Oxford English Dictionary von 1588 erwähnt und beschreibt Design als „ein von einem Menschen
erdachter Plan oder ein Schema von etwas, das realisiert werden soll“ bezie hungsweise als „ein erster zeichnerischer Entwurf für ein Kunstwerk (...) oder ein Objekt der angewandten Kunst, der für die Ausführung eines Werkes ver
bindlich sein soll“.
Heute ist Design eine Dienstleistung, deren Gestaltungsarbeit sich an ästhe
tischen, technisch-funktionalen und marktwirtschaftlichen Aspekten orien tiert. Die Designqualität eines Produktes wird unter anderem an der materi
algerechten Formgebung, an der Sicherheit, an der Gebrauchstauglichkeit,
an der ökologischen Verträglichkeit, am Nutzen für den Verbraucher sowie an seinem Selbsterklärungswert gemessen und ist weitgehend objektiv, das
persönliche Gefallen bleibt subjektiv. Ähnlich dem Sachverhalt, dass alle Musikexperten die Musik Mozarts als raffinierter, wegweisender und vielfälti
ger einstufen als die Beethovens, auch wenn dem einen oder anderen Musikwissenschaftler die Symphonien Beethovens persönlich besser gefal
len mögen, ist die Qualität guten Designs objektiv erfassbar und von subjek tiven Geschmacksverständnissen zu lösen. Das Auge und den Verstand für die objektiven Qualitäten von Design zu
schärfen und dadurch das Verstehen zu ermöglichen, ist eines der Ziele die ses Buches. Dadurch wird es dem Leser möglich, sich aktiv und fachkundig an Diskussionen über Design, über Architektur oder über andere Bereiche
der angewandten Kunst zu beteiligen und letztendlich sein eigenes Lebensumfeld bewusst und somit auch befriedigend einzurichten. Hilfreich
zur Bewertung unserer Lebenswelt ist eine zumindest grobe Kenntnis der
Entstehungsgeschichte des Designerberufs, die in den folgenden Kapiteln
mit einem Schwerpunkt auf der deutschen Designgeschichte bis in die Gegenwart vermittelt werden soll.
Leonardo da Vinci, der erste Designer
Leonardo da Vinci bezeichnen wir gerne als den geistigen Vater aller
Gestalter. Aus diesem Grund hängen in unserem Studio auch zwei Drucke, sein Selbstbildnis (Autoritratto), das um 1512 als Rötelzeichnung entstand
und sich heute in der Biblioteca Reale in Turin befindet, und der Kanon
menschlicher Proportionen (Schema delle proporzioni del corpo umano), eine Federzeichnung, die heute in der Accademia in Venedig aufbewahrt
wird. Die zuletzt genannte Zeichnung gehört wohl neben der Mona Lisa und dem Abendmahl zu den bekanntesten Werken Leonardo da Vincis und wird
häufig in wissenschaftlichen Magazinen oder auch Medizinjournalen als
Hintergrundbild oder in den Trailern entsprechender TV-Magazine einge setzt. In der Bundesrepublik Deutschland befindet sich die Abbildung, die die
menschlichen Proportionen mathematisch-geometrisch erfasst, auch auf den
elektronischen Speicherkarten zahlreicher Krankenkassen. Ausdruck der Achtung und des Respekts: Leonardo da Vinci’s „Autoritratto“ und das „Schema delle proporzioni del corpo umano“ im Studio TAURUS.
Die Federzeichnung „Schema delle proporzioni del corpo umano“ mag einen
der Gründe liefern, warum nicht nur von uns, sondern auch von vielen wei teren Designern gerade Leonardo da Vinci als Urahn der gestalterischen
Zunft angesehen wird. Er stellt hier den Menschen, seinen Körper und seine
Bewegungsmöglichkeiten in den Vordergrund, erfasst die Bewegungs
möglichkeiten mit mathematisch-geometrischen Mitteln und offenbart zugleich eine systematische Arbeitsweise, schließlich ist die Zeichnung Teil
einer künstlerisch-wissenschaftlichen Abhandlung über den Menschen und
seine Bewegungen. Die strenge, systematische und ergebnisorientierte Arbeitsweise dieses Universalgelehrten machte da Vinci auch zum ersten Menschen, der die Krümmung der Wirbelsäule, die Neigung des Kreuzbeins
und die Wölbungen der Rippen korrekt zeichnete. Auch bezüglich der genau en Position des Beckens ist da Vinci der erste, der die natürlichen
Gegebenheiten einwandfrei und originalgetreu auf Zeichnungen widergab.
Wissenschaftlich wird die genaue Position des Beckenknochens erst viel später erfasst und allgemeines Lehrgut. Da Vinci verfolgt und lebt hier eine
Arbeitsweise, die zum Grundverständnis der Designer gehören sollte und
doch einigen unserer Kollegen heute gut zu Gesicht stünde. Er erforschte die
Natur, untersuchte die menschlichen Proportionen und die Möglichkeiten des menschlichen Körpers, um einerseits seine Kenntnisse vom Aufbau des menschlichen Körpers und der Dinge im Rahmen seines künstlerischen
Schaffens in die Zeichnungen und Gemälde, andererseits dieselben Kenntnisse in die Erfindung, die Gestaltung und die Konstruktion seiner Maschinen einfließen zu lassen. Immer ist der Mensch der Mittelpunkt, ste
hen die Funktionstüchtigkeit und die Gebrauchstauglichkeit im Focus seines Schaffens. Keine Frage, Leonardo da Vinci hätte in seiner Zeit zahlreiche Innovations- und Designpreise „abgeräumt“. Sich an seiner Arbeitsweise zu
orientieren und sich an seine Konsequenz und Zielstrebigkeit zu erinnern, ist für jeden Designschaffenden - auch und gerade in der heutigen Zeit - eine nützliche Hilfe. Um uns des Wirkens dieses Mannes bewusst zu werden, pil
gern TAURUS Designer in die Toskana und besuchen dort unter anderem das Da-Vinci-Museum in Vinci. Hier können an vielen Zeichnungen und
Modellen der Erfindungsreichtum und die Ergonomie der zahlreichen Erfindungen erspürt werden. Vielen Designern der heutigen Zeit geht die uni
verselle Ausrichtung verloren. Sie sind nicht intersdisziplinär ausgerichtet. Materialkenntnisse und Wissen über die Grundlagen der Fertigung reichen
nicht aus, um ein erfolgreiches Produkt zu gestalten. Darüber hinaus hat man
bei vielen Gebrauchsgegenständen nicht das Gefühl, dass sie für den tägli
chen Einsatz und für den Gebrauch durch den Menschen erdacht wurden. Einen Eindruck, den auch Leonardo da Vinci schon von den Gebrauchs gegenständen seiner Zeit erlangte und den er für die Konstruktion und den
Bau wirklich benutzerorientierter Geräte einsetzte. Etwas mehr Bescheiden heit in der sonst vor Selbstsicherheit strotzenden selbsterklärten Elite der Designer könnte eventuell zu besseren Arbeitsergebnissen führen. Eine
intensive Auseinandersetzung mit dem Leben und Wirken Leonardo da Vincis kann hier wohltuende Ernüchterung bewirken.
Leonardo da Vinci wurde am 15. April des Jahres 1452, angeblich um drei
Uhr morgens, geboren. Er ist der uneheliche Sohn des Notars Piero di
Antonio, dessen Vorfahren seit dem 13. Jahrhundert wichtige offizielle
Aufgaben in Vinci wahrnahmen, und der Bäuerin Caterina. Obgleich unehe lich und damit gegen die kirchlichen Konventionen geboren, wird der kleine
Leonardo in der Kirche Santa Croce getauft. Mit fünf Jahren wird er seiner Mutter weggenommen und von einer kinderlosen Stiefmutter aufgezogen. Bis zu seinem siebzehnten Lebensjahr lebt er in einem schmucklosen roten Haus an einem Hang in Vinci, das bis heute besichtigt werden kann. Danach
zieht er mit seinem Vater nach Florenz, wo dieser aus beruflichen Gründen ein Haus an der Piazza San Firenze mietet. Leonardo beginnt eine Ausbildung als Maler im Atelier des Bildhauers und Malers Andrea di Francesco di Cione, besser bekannt unter dem Namen Verrocchio. Die
Ausbildung zum Maler ist allerdings nicht mit heutigen Ausbildungen zu ver
gleichen. Die Lehrzeit beträgt in der Regel sechs bis sieben Jahre und die Florenz: Hier wurde Leonardo da Vinci von Verrocchio zum Maler ausgebildet.
Ausbildung entwickelt sich zu einer Geduldsprobe. Der Schüler verbringt im ersten Lehrjahr noch keine Zeit mit der Malerei, sondern ist lediglich mit
arbeitsvorbereitenden Aufgaben betreut. Dazu gehören das Zerkleinern der
Pigmente und das Anrühren der Farben sowie das Reinigen der
Malutensilien. Das Atelier von Verrocchio verfügt über eine gute Reputation und gehört zu den beiden angesehensten Ateliers in Florenz. Man darf aller
dings nicht vergessen, dass zu dieser Zeit im Malerberuf ein Handwerk gese hen wurde und weder ein Kunstmarkt noch die heute im Kunstmarkt zu
erwirtschaftenden Preise für Kunstwerke existierten. Künstlerische Freiheit war selten gefragt, im Gegensatz dazu stand die Anfertigung von
Auftragsarbeiten an der Tagesordnung. Zu den Gefährten Leonardos bei Verrocchio gehörten der 23-jährige Sandro Filipepi, genannt Botticelli, der
20-jährige Pietro Vannucci, genannt Perugino, der 14-jährige Lorenzo di Credi und der 21-jährige Domenico Ghirlandaio. Verrocchio ist der Bildhauerei und
der Metallarbeit eher zugeneigt als der Malerei und daher froh, in Leonardo bald einen talentierten Schüler zu erkennen, der ihn an der Staffelei vertre ten kann. Bei seinem Gemälde „Taufe Christi“ wird eine Engelfigur erstmals
Leonardo zugeschrieben. Die Figur soll Verrocchio derart gefallen haben,
dass er Leonardo zunehmend an wichtige Arbeiten setzte. Im Jahr 1472, als Zwanzigjähriger, wird da Vinci in die Malerzunft San Luca aufgenommen. Ab jetzt hat er die Möglichkeit, sich selbstständig zu machen und sein eigenes Atelier zu eröffnen. Trotzdem bleibt er noch bei Verrocchio bis 1477. Dann,
allein und mittellos, verlässt er Verrocchio, ohne allerdings zu verleugnen, was er seinem Meister zu verdanken hat. Verrocchio war nicht nur ein ange
sehenes Maler- und Bildhaueratelier, sondern wurde auch wegen seines guten und kameradschaftlichen Betriebsklimas geschätzt. Innerhalb des ersten Jahres und nach langen Bemühungen erhält Leonardo seinen ersten
eigenen Auftrag, den Altar der Kapelle San Bernardo im Palazzo Vecchio in Florenz. Das wirtschaftliche Überleben scheint zunächst gesichert, die
Fertigstellung von Auftragsarbeiten erfüllt den unsteten und ständig nach
neuen Herausforderungen suchenden Geist allerdings nur mäßig. Vielmehr liegt ihm an der Konzeption, an der Neuschaffung der Werke. Sind die inno
vativen Elemente vollendet, verliert die Arbeit schnell für ihn an Reiz und die Auftraggeber müssen oft an die Terminvereinbarungen erinnern. Leonardo möchte diese Phase als Maler beenden und seiner Kindheit und Jugend den
Rücken zuwenden, um sich neuen Aufgaben stellen zu können. Aus diesem Grund geht er 1483 mit einem Empfehlungsschreiben seines Förderers
Lorenzo di Medici und einer als Geschenk gedachten silbernen Leier in Form
eines Pferdekopfes nach Mailand, um am Mailänder Hof andere Aufgaben als die der Malerei ausführen zu können. Von Ludovico Sforza wird er als
Bildhauer und Gießer berufen. In dieser neuen Schaffensperiode in Mailand möchte er als Ingenieur tätig
werden. Er empfiehlt sich dem Hause Sforza als Konstrukteur von
Kriegsgeräten, unter anderem von beschusssicheren transportablen
Brücken, gepanzerten Fahrzeugen und von Vorrichtungen zum Schleudern von Steinen und Bomben. Für Friedenszeiten empfiehlt er sich als
Konstrukteur und Architekt von Wasserleitungen, öffentlichen Plätzen und
Gebäuden, als Bildhauer von Skulpturen in Marmor, Bronze oder Ton sowie als Maler. Bei seinen Maschinenerfindungen denkt er bis in die Details und
entwickelt ein großes Interesse an Zahnrädern und deren Funktion. Zwar setzt er, wie in dieser Zeit üblich, häufig Laternenzahnräder und Zahnräder mit dreieckigen Zähnen ein, doch hinterfragt er die Funktionstauglichkeit und
erfasst als erster die Probleme der Reibung und des damit verbundenen Leistungsverlustes. In dieser Zeit lebt er ohne wirtschaftliche Probleme unter den rund 200 Bediensteten am Mailänder Hof. Die zahlreichen in dieser Zeit
entstandenen Kriegsmaschinen hält er in Feder- und Bleistiftzeichnungen
fest. Neben den Geräten für die sogenannte Kriegskunst erarbeitet er einen
mechanischen Grill, eine Presse, eine Art automatischen Wagen zur Beförderung von Personen und eine Viola, die bereits an eine Violine erinnert und erfindet das Fahrrad. Da er sich über die Unzulänglichkeiten der
Gebrauchsgegenstände ärgert, baut er eine Bohrmaschine, einen Lift und
eine Lötlampe. Bei allen seinen Anfertigungen ist die Liebe zum Detail und
die unbedingte Konzentration auf die Gebrauchstauglichkeit beachtenswert. Die Pest, die in den Jahren 1484 bis 1486 in Mailand wütet, übersteht
Leonardo unbeschadet. Obwohl er sich überwiegend der Ingenieurskunst widmet, entstehen um diese Zeit noch Gemälde. Das berühmteste davon
zeigt Cecilia Gallerani, die 17-jährige Mätresse seines Gönners Ludovico il Moro. Um den menschlichen Körper seiner Gemälde besser darstellen zu können sowie aus wissenschaftlichem Interesse, führt der Künstler an die dreißig Autopsien durch, die zur damaligen Zeit nicht zulässig und von der
Kirche verboten waren. Um an Leichname zu gelangen, soll er sogar
Friedhofsgärtner bestochen haben. Aufgrund der drohenden Strafen veröf
fentlicht er die gewonnen Kenntnisse nicht und nur wenige Menschen wis sen, was in der Kellern der Mailänder Festung vor sich geht. Die
Zeichnungen der anatomischen Gegebenheiten werden mit dem Silberstift festgehalten.
Neben dem Erkenntnisgewinn über die Lage und Beschaffenheit der äußeren Muskulatur, die wichtige Verständnisgrundlagen für die naturge
treue Darstellung des menschlichen Körpers liefert, geht es da Vinci auch darum, den Aufbau des Skeletts und die dadurch bedingten Bewegungs
möglichkeiten des Menschen zu studieren. Er ist der erste, der von der Funktionsweise des Herzens spricht und der Arterien und Venen zeichnet.
Durch die Arbeit mit Messern und Sägen kann er Schnittdarstellungen anfer tigen, die der modernen Wissenschaft vorweg genommen sind und die noch
Jahrhunderte unübertroffen bleiben.
Dass Leonardo da Vinci der Pest von 1484 bis 1486 entging, mag zwei mög
liche Ursachen haben. Ein oder zwei Jahre Jahre vor dem Pestausbruch ver schwindet Leonardo aus der Mailänder Szene und taucht erst Jahre später wieder auf. Unklar ist, ob er sich in seinen Elfenbeinturm zurückzog und
seine anatomischen Studien in dunklen Kellern betrieb, um der Verfolgung durch die Kirche zu entgehen, oder ob er eine Reise unternahm. Letztere Möglichkeit ist stark umstritten, widerspricht sie doch Leonardos Vorlieben für
den Verbleib an einem Ort und seiner Abneigung gegen lange anstrengende Reisen und Abenteuern mit ungewissem Ausgang. Dennoch gibt es Hinweise
auf eine Reise in den Orient, in das Taurusgebirge, die aber ebenso über detailliert beschriebene Schilderungen verfügen wie dass sie frei erfunden sein könnten. Menschen humanistischer Bildung reisten nicht selten mehr in
ihren Büchern als in der Realität. Es ist nicht ausgeschlossen, dass der Universalgelehrte die Reise in Form von Briefen vortäuschte, um in Ruhe arbeiten zu können und um möglichen Repressalien aufgrund seiner anato
mischen Untersuchungen und Autopsien zu entgehen. In dieser Zeit oder besser um diese Zeit herum entsteht der Entwurf eines
monumentalen Reiterstandbildes zu Ehren von Francesco Sforza, dem Vater
seines Gönners. Im Gegensatz zu den üblichen Reiterstandbildern sieht da Vinci einen Reiter auf einem aufsteigenden Pferd vor, dass sich auf seine Hinterbeine stützt und sich dynamisch in den Himmel streckt. Die Statue soll te aus Bronze gegossen werden und hätte bei einer vorgesehenen Höhe von
ca. 7,4 m eine Masse von sieben Tonnen aufgewiesen. Ein steigendes Pferd war die Innovation in der langen Kunstgeschichte der Reiterstandbilder. Die vorgesehene Größe und Monumentalität trug ihr übriges zur überragenden
Erscheinung schon allein des Maßstabmodells bei. Die Arbeit sollte jedoch aufgrund von Kriegswirren und des erhöhten Bedarfs an Bronze für Waffen
niemals ausgeführt werden. Erhalten geblieben sind der Menschheit Studien zur Gestalt des aufsteigenden Pferdes. Das Modell aus Terrakotta erleidet ein
unrühmliches Schicksal als Übungszielscheibe der baskischen
Armbrustschützen des französischen Königs. Ludwig der XII. bemächtigt sich der endgültigen Gussform, die bereits vollständig ausgearbeitet ist.
Danach verschwindet diese Spur und wir wissen nicht, was daraus gemacht
wurde. Vor der Zerstörung des Modells wurde dieses anlässlich der Hochzeit
Bianca Sforzas mit dem Kaiser Maximilian I. im Ehrenhof des herzoglichen
Palastes für die Öffentlichkeit ausgestellt. Dadurch wurde der Ruhm Leonardos auch außerhalb Italiens in Frankreich und im germanischen Reich
verbreitet. Die finanzielle Situation Leonardos scheint solide zu sein. Der im
Sterben liegende Ludovico vermacht ihm 1499 einen Weinberg und gutes Land. Der Meister unternimmt lange Spaziergänge auf dem Land und schöpft Kraft für neue, große Aufgaben. Nach der Besetzung Mailands durch die
Franzosen bietet Leonardo seine Talente als Ingenieur dem Grafen von
Ligny, Louis de Luxembourg, an. Im Jahre 1499, nachdem Ludovico il Moro den Franzosen ausgeliefert ist,
verlässt Leonardo Mailand und geht nach Venedig, das einen einfallsreichen Geist sucht, der in der Lage ist, die Stadt gegen einen befürchteten Angriff
der Türken sichern zu können. Leonardo empfiehlt nach ausführlichem
Studium der Wasserläufe, durch den Bau von Schleusen die Ebenen um die Lagunenstadt überschwemmen zu können. Er erfindet eine Art Unterseeboot
und einen Taucheranzug. Diese Projekte kommen zwar aufgrund mangeln
der Mittel nicht zur Verwirklichung, stellen aber in Zeichnungen bereits ein hohes Maß an systematischer Problemerfassung, technischer Innovations
fähigkeit und detaillierten Lösungsansätzen dar. Um Ostern des Jahres 1500
geht Leonardo da Vinci erneut nach Florenz. In Florenz arbeitet er zunächst in Ermangelung an Aufträgen wenig. Die poli tischen Verhältnisse haben sich geändert, das Haus de Medici ist nicht mehr
existent, sondern aus der Stadt verbannt worden. Vermutlich durch die Hilfe seines Vaters gelangt er zu neuer Arbeit auf dem Gebiet der Malerei, die ihn aber langweilt, obwohl oder gerade weil er sie bis zur Perfektion beherrscht. Lieber möchte er sich in Florenz als Ingenieur oder als Architekt feiern lassen,
was ihm aber nicht gelingt. Er widmet sich dem Studium der lateinischen Sprache, der Mathematik und der Anatomie. Im Frühjahr 1502 tritt er in die
Dienste des großen und nicht weniger brutalen Hauptmannsfürsten Cesare
Borgia. Dieser strebte nach der Herrschaft über ganz Italien. Aus einer Urkunde über das Beschäftigungsverhältnis, die erhalten geblieben ist,
wissen wir, dass Leonardo da Vinci mit der Überprüfung der Befestigungs anlagen, mit deren Reparatur und deren erforderlichen Modifizierungen
beauftragt wurde. Im Mai 1502 geht er nach Piombino und arbeitet dort an einem Plan zur Trockenlegung der Sümpfe, dann arbeitet er in Siena,
Orvieto, Pesaro und Rimini. Mit einem Passierschein darf er alle Festungen und Anlagen betreten, schließlich ist er Architekt und Generalingenieur für die
Verteidigungstechnik und Kriegskunst. In dieser Zeit durchreist er ganz
Mittelitalien und zeichnet alles auf, was ihm für seine Ingenieurstätigkeit
wichtig erscheint und was ihn interessiert. Er erforscht zeichnerisch ebenso die Bewegung und Entstehung von Wellen wie er in Cesena am 11. August
1502 einen Wagen zeichnet, der über ein Getriebe verfügt, das als Vorläufer
heutiger Getriebe bezeichnet werden kann.
Von 1502 bis 1506 wohnt Leonardo wieder in Florenz. Sein Plan, Florenz durch einen Kanal mit dem Meer zu verbinden und Florenz zu einem richti gen Seehafen zu machen, scheitert am drohenden Krieg zwischen Pisa und
Florenz. Am 18. Oktober 1502 erhält Leonardo einen Auftrag für ein Fresko für den großen Saal des Palazzo Vecchio. Er beginnt mit der „Schlacht von Anghiani“, von der uns mehrere Studien und Skizzen erhalten geblieben
sind. Aufgrund technischer
Probleme
mit der
Imprägnierung
und
Vorbereitung der Wand, bei der er ein neues Verfahren einsetzt, wird das
Gemälde letztendlich nicht fertiggestellt. In dieser Zeit, zwischen 1503 und 1505, beginnt er mit der „Mona Lisa“, einem Portrait, das so realitätsgetreu
gemalt ist, dass man mit bloßem Auge keinen Pinselstrich erkennt. Um der jungen Dame während der endlos langen Modellsitzungen das Stillhalten zu
erleichtern, sollen angeblich Komödianten, Sänger und Musikanten zur Vertreibung der Langeweile eingesetzt worden sein. Im Juli 1504 stirbt Ser
Piero, der Vater Leonardos. Er hinterlässt zehn Söhne und zwei Töchter,
lässt aber Leonardo bei seinem Vermächtnis leer ausgehen, was einen wei teren Hinweis darauf gibt, dass er ein uneheliches Kind ist, auch wenn er
getauft wurde.
Aufgrund des Scheiterns seiner Kanalpläne und der Pläne zur Umleitung von Flüssen und des katastrophalen Unfalls bei der Anfertigung des Gemäldes
„Schlacht von Anghiani“, bei dem die Farben aufgrund eines neuen Rezeptes zur Behandlung der Wand zu verschmieren begannen, geht Leonardo 1506
erneut nach Mailand. Wirtschaftlich ist er gut versorgt, er soll sogar einige teure Pferde gehalten haben. In Florenz ist allerdings aufgrund der beiden
geschilderten Vorfälle sein Ruf auf dem Nullpunkt, Freunde verlassen ihn und
Gönner wenden sich von ihm ab. Der Marschall von Frankreich, Charles
d’Amboise, empfängt ihn in Mailand allerdings großartig. Charles d’ Amboise ist der große Herr der italienischen Renaissance. Hier erhält Leonardo da Vinci neue Aufgaben, zu denen die Kanalisierung von
Flüssen und der Bau einer von Volieren umgebenen Stadt ebenso gehören wie der Entwurf und der Bau eines großen Reiterstandbilds zu Ehren von
Gian Giacomo Trivulzio. Aber erneut wird aus dem Reiterstandbild nichts, da
Mailand sich auf Feindseligkeiten an seinen Ostgrenzen vorbereitet. Leonardo arbeitet weiter an der „Mona Lisa“ und an „Leda mit dem Schwan“, vertieft sich aber auch zugleich in seine wissenschaftlichen Arbeiten. Seine
glückliche Mailänder Zeit endet 1511 mit dem Tod seines Freundes und Gönners Charles d’ Amboise. Dies und die Niederlagen der Franzosen
führen zum Umzug nach Rom, wo er in die Dienste des Guiliano de’ Medici tritt. Leonardo hat zu dieser Zeit Schüler, der gesamte Stab lebt fortan auf einem Lustschloss am Hang eines Hügels des Vatikans. Die Entlohnung ist gut. In Rom arbeiten zu dieser Zeit auch Künstler wie Bramante,
Michelangelo, Raphael und viele weitere junge Talente. Nach dem Tod Guiliano de Medicis im Jahr 1516 findet Leonardo in dem Nachfolger seines
wohl wichtigsten gekrönten Gönners Ludwig XII., Franz I., einen Förderer, der ihm einen ruhigen und sorglosen Lebensabend ermöglichen wird.
Im Gegensatz zu den vielen anderen, die ihn unterstützt haben, sieht Franz I.
in Leonardo nicht nur einen genialen Maler und Ingenieur, sondern er interessiert sich auch für seine Worte und Visionen. Leonardo erhält ein solides Altersgeld und ein kleines Schloss bei Amboise sowie völlige
Schaffens- und Forschungsfreiheit. Dabei ist Franz I. erst einundzwanzig Jahre alt, erkannte aber die enorme Vielseitigkeit da Vincis und verfügte selbst über eine breit gefächerte und humanistische Bildung. Hier in Amboise
altert das Universalgenie. Nach einem vermutlichen Herzanfall und aufgrund
seiner Rheumaerkrankung kann er nicht mehr malen. Sein rechter Arm ist gelähmt. Er vollbringt hier keine großen Werke mehr, obwohl er noch immer voller Ideen steckt. Das Frankreich Franz I. verlangt keine großen Werke. Da Vinci wird zwar vom König sehr geschätzt, das ist aber auch alles.
Zusammen mit Leonardo da Vinci leben auf dem Schloss nahe Amboise sein
Vertrauter Melzi sowie seine beiden Bediensteten Battista aus Mailand und
Mathurine, eine Französin aus dem Volk. Am 2. Mai 1519, nur einige Tage, nachdem er sein Testament aufgab, verstirbt Leonardo da Vinci. In seinem Testament bedachte er alle, die ihm geholfen haben, sogar Mathurine. Glaubt
man den Aufzeichnungen, soll König Franz I. lange Zeit geweint haben, als er vom Tod Leonardos erfuhr.
Was das Wirken und das Arbeiten von Leonardo da Vinci so einzigartig macht, ist das unaufhörliche Streben nach Perfektion, das Verlangen nach neuen Lösungsansätzen und das permanente Hinterfragen bekannter und
althergebrachter Lösungen. Erst denken - dann entwerfen! Erst durch das
Verstehen der Funktionsweisen und der Zusammenhänge, sowohl in techni scher als auch in geschichtlicher Hinsicht, wird es möglich, einen neuen Schritt in der Evolution der Technik zu erarbeiten. Zur Erfindung und
Konstruktion gehört nicht nur Geschmack, auch nicht nur Individualität, sondern profunde Sachkenntnis der Materialien und der gegenwärtigen
sowie der zukünftigen Technologien. Nur wer dieses erkannt hat, kann auch innovativ werden. Nur wer innovativ ist, ist auch ein guter Gestalter, denn nur
neue Varianten existenter Produkte zu entwickeln, ist reines Styling und hat mit der Grundauffassung von Design wenig zu tun. Zahlreiche Gestalter und Produktentwickler, denen entweder der notwendige Fleiß zur Aneignung
technischer und materialbezogener Kenntnisse oder denen die kreativen und
handwerklichen Fähigkeiten zur Darstellung von Entwürfen fehlen, schmücken sich mit der Scheinzierde des eigenen vereinfachten Stils. Die selbsterklärte unverwechselbare individuelle Note vieler Designer beruht
vielfach auf beschränkten Konstruktionsfähigkeiten,
auf begrenztem
Fachwissen oder auf mangelnden künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten.
Die Designgeschichte in Europa
Sowohl
dieses
als
auch
die
nachfolgenden
Kapitel
zum
Thema
Designgeschichte können natürlich keinen Anspruch darauf erheben, die Designgeschichte mit allen ihren Teilbereichen, Strömungen und Facetten
lückenlos darzustellen. Ziel ist vielmehr, dem Leser einen groben Überblick über die Entstehung des Designs, über die wichtigsten Ereignisse, Namen
und Hochschulen zu geben und so ein besseres Verständnis von Design zu ermöglichen. Wenn man unter Design die zweckoptimierte Gestaltung von Produkten versteht, so können die Anfänge des Designschaffens bis in das Altertum zurückverfolgt werden. Wie aber bereits beschrieben, kommt
Leonardo da Vinci die Ehre zu, von zahlreichen Gestaltern als der erste Designer bezeichnet zu werden, weil er, wie kein anderer zuvor, die Kunst
beherrschte, Ästhetik, Wissenschaft und Technik miteinander zu verbinden. Von wirklichem Industrial Design im heutigen Sinne kann jedoch erst seit
dem Anfang des 19. Jahrhunderts mit dem Aufkommen der Industrialisierung
in Europa gesprochen werden. Während die Kulturgemeinschaft bis dato im
Wesentlichen aus Handwerkern und Bauern bestand, entstand im Zuge der industriellen
Revolution eine neue Art der Arbeitsteilung, die das
Zusammenleben und die Wirtschaft ganz erheblich beeinflusste und verän
derte. Der Ausdruck industrielle Revolution mag das enorme Tempo dieses Wandels sowie seine universelle Relevanz für alle von Menschen geschaffe nen Strukturen spiegeln. Nicht nur das Sozialgefüge wurde außer Kraft
gesetzt, zumindest aber in erheblichen Teilbereichen unterhöhlt, auch neue
Berufe und Ausbildungen wurden innerhalb kürzester Zeit benötigt. Die
allgemein übliche Großfamilie wurde zerstört. Aus der bäuerlichen Gemeinschaft, in der mehrere Generationen unter einem Dach in wirtschaft
licher und sozialer Sicherheit lebten, verabschiedeten sich die Angehörigen der jüngeren Generation und versuchten, in den neu aufkommenden Industrien Bergbau und Stahlerzeugung ihr Geld zu verdienen. Das führte zu einer Verwaisung der landwirtschaftlich orientierten Regionen und zu einem Zerreißen der Familienverbände. Die in der aufkommenden Industrie
beschäftigten Arbeitnehmer arbeiteten zunächst ohne soziale Absicherungen
und fernab ihrer Familienangehörigen. Die Industrialisierung versprach nicht
nur faszinierende Konstrukte, die das Leben noch flexibler, schneller und
komfortabler gestalteten, wie beispielsweise das Dampfschiff oder die Eisenbahn,
sondern
verbreitete
auch
durch
die
neuen
sozialen
Problemstellungen Angst und das Gefühl der Entfremdung. Künstler haben
diese Urängste aufgegriffen und in der zeitgleich entstehenden Epoche der Romantik offenbart sich die Sehnsucht der Menschen in dieser Zeit nach
einer natürlichen Umwelt und geordneten Verhältnissen. Es ist die Zeit, in der romantische Naturdarstellungen zum Hauptmotiv der Maler avancieren und
in der die Märchen geschrieben und gesammelt werden. Van Gogh schuf in dieser Zeit sein Werk „Starry Night“, eine landschaftlich reizvolle Natur/Kulturlandschaft mit Zypressen, die aber durch das flammenartige Lodern
der Zypressen sowie durch die strudelartigen Wirbel um die Sterne das
Heraufziehen drohender Veränderungen und Gewalten prophezeit. In all die ser an Umbrüchen ungewohnten Ausmaßes reichen Zeit gilt es, neben den
zu lösenden sozialpolitischen Aufgaben auch neue Strukturen in der sich ver ändernden Wirtschaft zu schaffen. Vor allem die Arbeitsteilung ist ein Phänomen, das mit der industriellen Revolution einhergeht und neue
Berufsbilder entstehen
lässt. Jetzt gibt es neben den bekannten
Handwerksberufen und Bauern auch Menschen, die sich in der Industrie
ihren Lebensunterhalt mit einer fortdauernden monotonen Tätigkeit verdie nen. Welchen Sozialstatus erhalten sie? Wie sind diese Berufe zu nennen?
Der in der Produktion tätige Mensch hat im Gegensatz zum bekannten Handwerker keinen Einfluss mehr auf die Gestaltung oder auf die
Konstruktion der Gegenstände, die er herstellt. Es gibt Menschen, die ihr Leben lang ausschließlich Kohle abbauen, welche, die Stahl schmelzen,
andere, die den ganzen Tag Löcher bohren oder Bauteile zusägen. Andere
haben die Aufgabe, zu entscheiden, wie die Produkte konstruiert und produ
ziert werden. Hier schlägt die Geburtstunde des eigentlichen Industrial Designers, der evolutionär aus dem Ingenieurberuf hervorgegangen ist.
Im England der Mitte des 19. Jahrhunderts verwiesen einige Gestalter auf die
schwülstige Gestaltung der Möbel des Empirestils, die die Gestaltungsarmut der gebauten Räume verdecken sollten. Im Mittelalter wirkten Räume auch
dann eingerichtet, wenn sich in ihnen keine oder nur wenige Möbel befan den. Die Fenster, soweit vorhanden, waren klein, die Wände abgesetzt, die
Proportionen wohl durchdacht. Der umbaute Raum wurde mit Aufkommen
der Möbelstücke immer weiter in seiner formalen Bedeutung vernachlässigt. Im Mittelalter gab es ausschließlich Truhen. Die Truhen sind die Vorläufer der heutigen Schränke, die natürlich ihrerseits viel von der Sichtbarkeit der Wand nehmen und die Wand als primäres Gestaltungselement verdrängten. Die
Möbel legten in ihrer Bedeutung gleichermaßen zu, wie der umbaute Raum
an Bedeutung verlor, und wurden daher in zunehmenden Maße Träger von
Verzierungen und Ornamenten. In England wurde diese Entwicklung erst mals in Frage gestellt und einige Gestalter versuchten, die Möbel reduzierter
zu gestalten und dem Raum wieder teilweise zu seiner ursprünglichen Wichtigkeit zu verhelfen. In der Zeit zwischen 1790 und 1830 erreichte diese Entwicklung ihren Höhepunkt, bei der die Möbel und der Raum gleichwertig
und in Korrelation zueinander betrachtet wurden. Erst am Bauhaus in
Deutschland versuchte man später, die Möbel ebenfalls so reduziert zu gestalten, dass der Raum als solcher an Bedeutung gewann und zum primären Gestaltungsobjekt wurde.
Eine bekannte und wegweisende Persönlichkeit aus dem englischen Gestalterkreis war Henry Cole, der mit Publikationen im „Journal of Design“
versuchte, durch pädagogische Arbeit auf die Gestaltung der Gegenstände der Alltagswelt Einfluss zu nehmen. Er trat dafür ein, die Gegenstände so zu
entwerfen, dass sie ihren eigentlichen Bestimmungszweck optimal zu erfül len vermochten, wollte zu diesem Zweck aber den an den Gegenständen
dieser Zeit haftenden Zierrat minimieren und dafür klar verständliche und ein
fach zu
handhabende Produkte entwickeln.
Hier sind bereits die
Funktionstauglichkeit und der Selbsterklärungswert maßgebliche Kriterien zur Beurteilung guten Designs. Ein funktionierendes und sich selbst erklären
des Produkt verfügt in der Regel automatisch über einen hohen Gebrauchswert, der als weiteres wichtiges Designkriterium auch bei renom mierten Designwettbewerben Einzug gehalten hat. Cole regte auch an, in
London eine Weltausstellung zu veranstalten, auf der die Nationen dieser Welt ihre Produkte präsentieren konnten. Die Absicht von Cole war dabei, den Menschen durch die Möglichkeit von direkten Vergleichen auch die
Möglichkeit zur Beurteilung von Gegenständen für den alltäglichen Gebrauch geben zu können. Zu jener Zeit war eine Weltausstellung zweifelsohne eine interessante, faszinierende und sinnvolle Einrichtung, da sie den noch bei
weitem nicht weit reisenden Menschen in einer Zeit der großen Umbrüche und der großen nationalen Unterschiede eine Möglichkeit bot, den
Leistungsstand der Nationen dieser Welt zu bestaunen und unterschiedliche
Fähigkeiten und Interessen zu vergleichen. In der heutigen Zeit des Internets, der Globalisierung und der erschwinglichen Weltreisen, in der sich
jeder alles anschauen kann, was ihn interessiert, ist das Konzept der Weltausstellung zweifelsohne ebenso überholt wie die Durchführung soge
nannter Völkerschauen bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts, bei denen eingefangene Vertreter fremder Rassen in zoologischen Gärten ausgestellt
wurden. Die Weltausstellung in London fand dann tatsächlich im Jahre 1851 statt. Die Weltausstellung spiegelte bereits durch die Archtitektur den
Umbruch ihrer Zeit. Joseph Paxton erhielt den Auftrag zur Gestaltung und zur
Konstruktion des Pavillons, der als Kristallpalast in die Annalen der
Architekturgeschichte eingehen sollte. Die einzelnen Bauelemente für das
imposante und transparente Gebäude wurden allesamt dezentral gefertigt und nach London transportiert, wo die Bauteile in nur viereinhalb Monaten zu einer beeindruckenden Ausstellungshalle zusammengefügt wurden. Nach
einigen Jahren wurde das gesamte Gebäude demontiert und an anderer
Stelle neu errichtet. Eine Bauweise, die als absolut innovativ gelten musste und bis heute, man nehme als Beispiel die Hong Kong and Shanghai Bank von Sir Norman Foster, immer wieder praktiziert wird. Sie zeigt eindrucksvoll
die neu aufkommenden Arbeitsweisen, die durch Arbeitsteilung, dezentrale Fertigung und Transport gekennzeichnet sind. Alle Weltausstellungen dieser
Epoche, 1873 in Wien, 1876 in Philadelphia sowie 1889 in Paris, zu der
Gutstav Eiffel seinen Turm errichtete und der nach Beendigung der Weltausstellung wieder abgerissen werden sollte, waren gigantische
Produktmessen und Musterschauen zeitgemäßen Designs. Die aufkommenden industriellen Techniken veränderten die Arbeitswelt und führten in Teilen der damaligen Welt zu Reichtum, in anderen zu Armut. Man
denke hier nur an den Weberaufstand, der seine Ursache in der englischen
Erfindung automatischer Webstühle hatte und die bis dahin erfolgreichen schlesischen Weber in die Existenznot führte. Wie bei den Nationen unter einander, so kam es auch in den einzelnen Gesellschaften zu Ungleich
gewichten des Wohlstands. Einer unermesslich reichen Schicht weniger Industrieller stand ein Heer armer und ohne soziale Absicherungen arbeiten der Proletarier gegenüber. Diese Entwicklung widerum ermöglichte das
Entstehen des Marxismus und führte in der Folge zu einer über vier
Jahrzehnte andauernden strengen Zweiteilung als Weltordnung bis zur Auflösung der Sowjetunion im Jahre 1989. Entscheidener Vertreter der neuen Zweckmäßigkeit bei der Gestaltung der
Alltagsgegenstände war der deutsche Architekt Gottfried Semper, der bereits 1849 als politischer Flüchtling nach England auswanderte und sich dort
maßgeblich für die schnörkellose und zweckdienliche Gestaltung einsetzte. Materialgerechte, funktionsgerechte und herstellungsgerechte Formen seien nach Ansicht Sempers bei der Grundkonzeption industriell zu fertigender
Produkte zu bevorzugen. Semper arbeitete mit Cole am Konzept der
Weltausstellung von 1851 in London und übte einen entscheidenden Einfluss
auf die deutsche Kunstgewerbe-Bewegung aus, die ebenfalls den reinen Zweck eines Produktes bei dessen Entwurf in der Vordergund stellte.
Parallel zu den Bestrebungen, die Produkte einfacher und zweckorientierter
zu gestalten, existierten aber auch Bewegungen, die einen verstärkten Einsatz handwerklicher Fertigungstechniken als Alternative zur industriellen
Produktion forcierten. In England wurde diese Bewegung vornehmlich durch
den Kunsthistoriker und Philosophen John Ruskin vertreten. Durch die Erhöhung des handwerklichen Anteils an der Produktion wollte er vor allem
die Lebensbedingungen der Arbeiter verbessern. William Morris gründete, ebenfalls in England, im Jahre 1861 die Firma Morris & Co. mit dem Ziel einer
Erneuerung und Wiederbelebung des Kunsthandwerks. Um ihn herum grün dete sich die „Arts and Crafts“-Bewegung. Diese Bestrebungen, durch eine Ausschaltung der Arbeitsteilung die Arbeitsschritte Entwurf und Produktion
wieder stärker zusammen zu führen, scheiterten in der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts aufgrund der rasanten Entwicklungen in der Maschinentechnik.
Ein Beispiel für die rasante Entwicklung in der maschinenbezogenen Produktion sind die Bugholzstühle der Gebrüder Thonet, die ein neues Verfahren patentieren ließen, bei dem Holz über Wasserdampf gebogen und in Form gebracht werden kann. Durch diese Herstellungstechnik wurde auf
Schnörkel verzichtet, da die neue Produktionstechnik einfache Formen ver langte. Die Stühle wurden zunächst in Deutschland, später auch in Öster reich produziert. Die nach diesem Verfahren gefertigten Stühle wurden auf
der Weltausstellung in London gezeigt, der Stuhl „Nr. 14“ wurde bereits bis 1930 fünfzigmillionen Mal hergestellt und wird bis heute produziert. Vor der
Jahrhundertwende in das 20. Jahrhundert entstehen in Europa neue
Strömungen, die alle gemeinsam das Ziel eine Renaissance der kunsthand
werklichen Fertigkeiten verfolgen. In Frankreich heißt diese Bewegung Art
Nouveau, In Deutschland Jugendstil, in England Modern Style und in Öster reich Sezessionsstil. Der bekannteste Vertreter dieser neuen Bewegung ist der Belgier Henry van de Velde, der Möbel, Geräte und Innenräume entwirft und der das Elitebewusstsein und den Individualismus der Design
schaffenden fördern will. Die sozial motivierten Beweggründe eines John Ruskin spielen bei van de Velde keine Rolle mehr. Henry van de Velde begründet 1902 in Weimar ein kunstgewerbliches Seminar, das Keimzelle des Bauhauses wird und dem ein gesondertes Kapitel zur Designgeschichte
gewidmet ist.
33
Der Werkbund
Um die Zeitenwende zwischen dem 19. und dem 20. Jahrhundert herrscht in
der europäischen Architektur der Historismus. Eine allgemeine Besinnung auf romantische Werte führen dazu, dass sich das Bürgertum mit Plüsch und
Fransen ausstattet und seine Wohnungen mit Dekorelementen überfrachtet. Gasanstalten, Bahnhöfe, Postämter und zahlreiche weitere Profanbauten werden im Stil gotischer Kathedralen erbaut und stellen so keine architekto nischen Neuschöpfungen, sondern im Gegenteil Imitate dar. Inmitten dieser
Zeit erschien in München im Jahr 1896 die erste Ausgabe der Kunst
zeitschrift „Jugend“, die vor allem jungen und progressiven Künstlern als Forum dienen sollte und damit ein Gegengewicht zum vorherrschenden
Historismus bilden konnte. Nach dieser Zeitschrift erhielt der Jugendstil sei nen Namen. Der Jugendstil blieb eine rein europäische Entwicklung und
wurde in Frankreich „Art Nouveau“ genannt, in England hieß er „Modern
Style“. Dem Historismus wurde durch ihn der Kampf angesagt, eine vernünf tige Vereinfachung von Form und Muster sollte angestrebt und verbreitet
werden.
Bereits 1897 hatte Henry van de Velde mit seinen Möbeln auf einer interna
tionalen Ausstellung in Dresden großes Aufsehen erregt. Hier wurden zum ersten Mal in Deutschland Zimmereinrichtungen und kunstgewerbliche Arbeiten gezeigt. Van de Veldes Möbel standen hier im Mittelpunkt. Sein Einfluss auf den deutschen Jugendstil stieg mit dieser Anerkennung. Im
Jahre 1907 wurde durch zwölf Künstler, die dem Jugendstil zugeneigt waren,
sowie durch zwölf Unternehmen der Deutsche Werkbund gegründet. Durch ihn wird ein noch heute gültiger Kriterienkatalog für die Beurteilung hochwer
tig gestalteter Produkte erarbeitet, der Begriffe beziehungsweise Ziele wie
Materialgerechtigkeit, Ehrlichkeit in der Konstruktion, Gebrauchstüchtigkeit,
Symbolkraft, Sozial- und Naturverträglichkeit aufgestellt hat. Bis in die Gegenwart haben diese Attribute, vor allem als Entscheidungsgrundlage für
die Bewertung von den bei internationalen Designwettbewerben eingereich ten Produkten Gültigkeit. So findet sich, um ein aktuelles Beispiel zu nennen,
beim internationalen Designwettbewerb „Design Innovationen“, jährlich durchgeführt vom Design Zentrum Nordrhein Westfalen, die Forderung nach der geistig-sinnlichen Stimulanz, die ein Produkt auf den Benutzer ausüben
soll und die auf der Sozialverträglichkeit der Werkbundkriterien basiert eben
so wie die Forderung nach dem Selbsterklärungswert eines Produktes, der in den Werkbundkriterien als Symbolkraft bezeichnet wird. Zu den
Gründungsmitgliedern des Werkbundes gehören Peter Behrens, Theodor
Fischer, Josef Hoffmann, Wilhelm Kreis, Max Läuger, Adelbert Niemeyer,
Josef Olbrich, Bruno Paul, Richard Riemerschmid, J.J. Scharvogel, Paul
Schultze-Naumburg und Fritz Schumacher.
Oberstes Ziel des Werkbundes ist die „Veredelung der gewerblichen Arbeit“,
mit deren Hilfe die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Produkte in der Welt
verbessert werden soll. Eine der herausragenden Persönlichkeiten des Werkbundes ist Peter Behrens, der das Erscheinungsbild der AEG in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg grafisch neu definiert und in Richtlinien ver
fasst hat. Diese Richtlinien sind eine frühe Form der Fixierung von Corporate Design Richtlinien und damit ihrer Zeit weit voraus. Zwei Jahre später, 1909, findet in Frankfurt am Main eine Jahreshauptversammlung des Werkbunds
statt, die den Schwerpunkt „Kunst und Industrie“ behandelt. An der Welt ausstellung von 1910 in Brüssel beteiligt sich der Werkbund. Das Thema der
Ausstellungsbeteiligung lautet „Deutschlands Raumkunst und Kunst
gewerbe“. In der Zeit danach führt der Werkbund eine Reihe weiterer Ausstellungen durch, die durch Publikationen ergänzt werden, um die Lehre
und die Existenz des Werkbundes zu festigen und bekannt zu machen. 1912 findet in Dresden-Hellerau die Werkbund-Ausstellung „Gediegenes Gerät fürs Haus“ statt und das erste Werkbund-Jahrbuch erscheint. Die Reihe der
Werkbund-Jahrbücher wird bis in das Jahr 1920 fortgesetzt. 1914 ist in Köln eine große Werkbundausstellung zu bewundern. Auf einem großen
Freigelände sind zahlreiche Architekturprojekte zu sehen, unter anderem ein
Theaterbau von Henry van de Velde, eine Musterfabrik von Walter Gropius und Adolf Meyer und ein Glashaus von Bruno Taut. Die Musterfabrik galt
1914 als erster funktioneller Bau. Die Konzeption weist eine Unterteilung nach Funktionen auf, so sind die Büros der Angestellten durch einen Hof von
der lauten Maschinenhalle getrennt. Innerhalb des Werkbundes gibt es in diesem Jahr zwischen Henry van de Velde und Hermann Muthesius
Meinungsverschiedenheiten zum Thema „Normung“. Van de Velde ist der
Ansicht, dass für die Erstellung menschengerechter Bauten eine individuelle
Formgebung nützlich sei, Muthesius aber vertritt die Auffassung, dass eine möglichst weitreichende Typisierung und Standardisierung von Bauteilen und Verfahren eine Qualitätsverbesserung mit sich bringt. Neben den jährlich
erscheinenden Jahrbüchern wird 1916 das „Deutsche Warenbuch“ vom Deutschen Werkbund herausgegeben. In den Jahren 1917 und 1918 organi
siert der Werkbund einige Werkbundausstellungen im Ausland, in der
Schweiz in Basel, Bern und Winterthur und in der dänischen Hauptstadt
Kopenhagen. 1922 erscheint zum ersten Mal die Werkbund-Zeitschrift „Die Form“, durch die die neue und durch den Werkbund vertretene neue
Baulehre sowie die Vorstellungen zu einer neuen Typografie publiziert wer den. In der Zeitschriftenreihe werden Experimente auf den Gebieten des
Bauens, der Gestaltung und der Fotografie vorgestellt und jüngen Künstlern die Möglichkeit geboten, ihre Arbeiten einem breiteren Publikum bekannt zu
machen und zur Diskussion zu stellen.
Auch 1924 wird wieder ein Jahr der Ausstellung und der Buchver öffentlichungen. Unter dem Titel „Die Form ohne Ornament“, der bereits die Grundhaltung zu einer sachlichen und schlichten Gestaltungslehre unter streicht, findet eine weitere Ausstellung des Werkbundes statt. Den gleichen
Titel trägt der erste Band der Werkbund-Bücherreihe „Bücher der Form“.
Weitere Bände zu dieser Reihe erscheinen in den Jahren 1926 und 1928. 1927 wird die Siedlung „Am Weißenhof“ in Stuttgart vorgestellt. In ihr zeigen sich besonders eindrucksvoll die Werkbund-Auffassungen zur Architektur.
Mies van der Rohe sollte die Weißenhofsiedlung planen, entwarf aber selbst
nur ein einziges Gebäude. Für die weiteren Gebäude berief er mehrere bedeutende europäische Architekten, wie beispielsweise den Franzosen Le
Corbusier, die Holländer J.J.P. Oud und Mart Stam sowie Walter Gropius,
Peter Behrens und Hans Scharoun. Die zur damaligen Zeit zur Verfügung stehenden Lösungsmöglichkeiten für moderne Wohnbauten sind in der Weißenhofsiedlung eindrucksvoll vereinigt. Stahlskelettbauten sind ebenso
zu finden wie Gebäude aus Stahlbeton, die optische Erscheinung aller Gebäude ist jedoch von schlichter, zweckmäßiger Eleganz geprägt. Allen beteiligten Architekten war ein stark ausgeprägtes soziales Bewusstsein zu
eigen, die Architektur hatte sich ihrer Meinung nach in den Nutzen der
Gesellschaft, vor allem der sozial Schwächeren, zu stellen. Um qualitativ hochwertige Wohnungen für Sozialschwache bauen zu können, sind die
Musterhäuser der Weißenhofsiedlung allesamt auf eine Massenproduktion
ausgelegt. Schnörkel wurden vermieden, die weißen glatten Fassaden leben durch ihre schlichte symmetrische Ordnung und durch Schattenwürfe recht
winkliger Dächer oder vorgesetzter Balkone. Eine zweite Werkbundausstellung wird 1929 in Köln gezeigt, eine
Ausstellung unter dem Titel „Wohnung und Werkraum“ findet in Breslau statt.
Wichtigste Ausstellung in diesem Jahr ist jedoch die Ausstellung „Film und
Foto“ in Stuttgart. Denn diese Ausstellung gilt als die größte Darbietung avantgardistischer Fotografie in dieser Zeit und zeigt die Werke international
renommierter Künstler wie den Russen El Lissitzky und Alexander Rodtschenko oder den Amerikaner Edward Weston. Die visuellen Medien
gelangen durch die Organisation und die Auseinandersetzung mit dieser
Ausstellung stärker in das Bewusstsein der Werkbund-Tätigen. Der Deutsche Werkbund beteiligt sich in diesem an Ausstellungen ohnehin rei
chen Jahr auch noch an der Weltausstellung in Barcelona. Für die in Frankreich stattfindende Kunstausstellung „L’Exposition d’art decoratif“ über
nimmt der Werkbund im Auftrag der deutschen Regierung die künstlerische Leitung für den deutschen Beitrag. Nach einer internationalen Werkbund
ausstellung 1932 in Wien beginnt das Ende der ersten Werkbund-Ära. Die
geplante Ausstellung „Die neue Zeit“, die im gleichen Jahr in Köln stattfinden sollte, wird abgesagt. 1933 und im darauffolgenden Jahr wird das Schaffen
des Werkbunds, gegen den Widerstand von Martin Wagner, Wilhelm Wagenfeld und Walter Gropius, zunehmend von der Architektur- und
Gestaltungsauffassung der Nationalsozialisten determiniert. Am 08. November 1934 wird der Werkbund sogar durch die Reichskulturkammer
vereinnahmt. Damit ist die Ära des Werkbundes zunächst einmal beendet.
1944 wird das Werkbund-Archiv in Berlin bei einem Bombenangriff der Alliierten zerstört. Nach den Wirren des Zweiten Weltkrieges erfolgt der erste Schritt, den deut schen Werkbund wiederzubeleben, mit der Gründung der sächsischen
Arbeitsgemeinschaft in Dresden, deren Auflösung aber von der sowjetischen Militärverwaltung erzwungen wurde. Im August 1947 findet im rheinischen Rheydt bei Düsseldorf die erste Werkbundtagung nach dem Krieg statt. Der
Deutsche Werkbund verfügt über eine Geschäftsstelle, die die Ziele und Veranstaltungen publiziert, während die Landesverbände weitgehend auto nom arbeiten sollen. Zweiter Geschäftsführer wird Theodor Heuss, der 1949
zum ersten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland gewählt wird. Im selben Jahr findet in Köln eine Werkbundausstellung unter dem
Motto „Neues Wohnen und deutsche Architektur seit 1945“ statt. Auf die
Initiative des deutschen Werkbundes wird 1953 in Darmstadt der „Rat für Formgebung“ gegründet. Der deutsche Werkbund organisiert in den Jahren zwischen 1953 und 2000 zahlreiche Ausstellungen und Diskussionen, unter anderem zu den Themen „Die große Landschaftszerstörung“ (1959), „Bilden
in der Schule“ (1966), „Die Generation und ihre Verantwortung für unsere
Umwelt“ (1968), „Vom Bauhaus bis Bitterfeld“ (1990) und „Warchitekture Sarajevo, eine verwundete Stadt“ (1995). 1996 werden nach der Einweihung
eines „Werkbundhauses“ in Dresden-Hellerau und einem anschließenden Streit über die Rekonstruktion eines von Tessenow gestalteten Gästehauses sämtliche Fördermittel und Zuwendungen der Kulturstiftungen der einzelnen Länder sowie der Stadt Frankfurt eingestellt. Die Frankfurter Bundes
geschäftsstelle wird danach geschlossen, die administrativen Aufgaben des
Dachverbandes werden vom Landeswerkbund Bayern übernommen. 1999, die Landesbünde Nord, Berlin und Bayern sind bereits aus dem Dachverband ausgetreten, zieht die Geschäftsstelle von München nach
Darmstadt um und erst im Jahr 2000, nach der Werkbundtagung in
Karlsruhe, präsentiert sich der Deutsche Werkbund im Internet.
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Das Bauhaus
Die Geschichte des Bauhauses beginnt mit der Geschichte von Henry van de Velde. Der Erste Weltkrieg überrascht die Menschheit weit mehr als der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und alle Krisen und lokalen Konflikte in der
Zeit danach. Im dritten Kriegsjahr, 1917, sieht sich van de Velde als belgi scher Architekt und Designer aufgrund der Anfeindungen, die ihm als Ausländer in Deutschland widerfahren, gezwungen, seine langjährige
Wirkungsstätte Weimar zu verlassen. In die Stadt an der Ilm wurde er 1901 berufen und erhielt den Titel eines Beraters des sächsischen Großherzogs.
Im Jahr 1906 gründete er hier die „Großherzogliche sächsische Kunst
gewerbeschule“. Gelehrt wurde eine praktisch orientierte Gestaltungslehre, die der Kunst um der Kunst willen widersprach und lebens- und menschen
orientierte Lösungen hervorbringen sollte. Für die Zeit nach seinem Verlassen schlug van de Velde neben zwei weiteren Kandidaten auch den
1883 geborenen deutschen Architekten Walter Gropius als seinen Nachfolger vor. Walter Gropius, an den man heute wohl zuerst denkt, wenn
vom Bauhaus die Rede ist, arbeitete als Assistent von Peter Behrens in dessen Architekturstudio in Berlin. Hier entstanden sehr moderne, zweck dienliche Bauten, unter anderem die heute so häufig mit Peter Behrens
Schaffen assoziierte AEG-Turbinenhalle von 1909. Gropius lernte bei Behrens eine Architekturauffassung kennen, die ohne Schnörkel und Zierrat auskam und stattdessen Technik und Funktionalität zur Schau stellte.
Gropius beschäftigte sich bereits seit einiger Zeit mit der Optimierung des
Hausbauens und schlug eine Brücke zur Industrie. In ihr erkannte er eine Arbeitsteilung, die auch für die Detailbearbeitung und Realisation architekto nischer Projekte seiner Meinung nach zukunftsweisend sein könnte. In der
Industrie entwickelte sich eine Arbeitsteilung, in der unterschiedliche Fachkräfte und Spezialisten gemeinsam für den Erfolg eines Produktes arbeiteten. Der Gestalter entwirft zunächst ein auf den Verwendungszweck
und den benutzenden Menschen abgestimmtes Produkt nach funktionalen
sowie auch ästhetischen Anforderungen. Der Fabrikant optimiert dessen Herstellung unter fertigungstechnischen und materiellen Gesichtspunkten
und achtet auf eine kostenminimierte und solide Produktion. Kaufleute orga
nisieren letztendlich den Absatz und sichern und vermehren den Umsatz. Schon 1920 regt Gropius in einer Denkschrift die Gründung einer Gesellschaft für Hausbau an und überträgt in dieser die grundlegenden
Erfolgsrezepte und Arbeitsteilungen der Industrie auf die Architektur bezie
hungsweise auf das Bauingenieurwesen. Ihm schwebt eine Gesellschaft vor,
die Häuser entwirft und anschließend alle benötigten Bauteile auch in ihrer Detailbearbeitung und Konstruktion überdenkt und optimiert. Daraus erfolgt
ein Baukastensystem, das zwar immer wieder individuell verschiedene und neu proportionierte Gebäude ermöglicht, das aber ebenso immer wieder auf die gleichen Bausteine zurückgreift und so eine kostengünstige wie auch solide Bauweise erlaubt. Er ist der Erfinder der Lego-Bausteine im Großen,
der Vater der Fertighäuser. Seine mentale Auseinandersetzung mit dieser
Vision führt 1916 zu einer Schrift, die er unter dem Titel „Vorschläge zu einer Lehranstalt als künstlerische Beratungsstelle für Industrie, Gewerbe und
Handwerk“ dem Staatsministerium in Weimar vorlegte. Auch in ihr fordert Gropius eine Arbeitsgemeinschaft zwischen Künstler, Kaufmann und
Techniker. Aber Gropius stellt in dieser Schrift auch eine andere Vision vor.
Er schlägt als Konzept für die künstlerische Beratungsstelle für Industrie, Gewerbe und Handwerk vor, dass sich zahlreiche verschiedene, aber den
noch artverwandte Künstler, wie beispielsweise Architekten, Bildhauer und unterschiedlichste Handwerker, zusammenfinden und gemeinsam Aufgaben
lösen. Jede Sparte, jeder Spezialist solle seine spezifischen Fähigkeiten und individuellen Talente in die Lösung der gemeinsamen Aufgabe einbringen
und dem Ziel der gemeinsamen Lösung unterordnen. Gropius wollte ein interdisziplinäres Arbeiten unter dem gemeinsamen Dach einer kollektiven
Aufgabe, die es zu lösen galt. Genau diese Philosophie sollte den Grundzug der Bauhaus-Pädagogik bilden.
Es ist interessant, dass sich Gropius so sehr einem handwerklichen Denken
und den Ideen der mittelalterlichen Zünfte verschrieben hat und in seinen
Schriften auch so oft die von ihm auch angestrebte Verschmelzung von Kunst und Industrie vergisst. Stattdessen erscheinen immer wieder
Handwerkerideale, der Künstler wird sogar als besondere und weiterent wickelte Form des Handwerkers bezeichnet. Gropius will dabei aber keine Mauer der Arroganz und Hochmütigkeit zwischen Handwerkern und
Künstlern errichten. Jedoch haben vermutlich auch in seinem Denken der
Ausbruch des Ersten Weltkriegs und die damit verbundenen Nach kriegswirren sowie der mit dem Ausbruch des Krieges einhergehende
Kulturschock tiefe Narben hinterlassen, die, wie bei so vielen seiner Zeitgenossen, ein Umdenken im Wertesystem und in der Einschätzung der Zukunft begünstigten. Der Beginn der 20. Jahrhunderts war schließlich von
einem ungebremsten Fortschrittsglauben geprägt. Das Maschinenzeitalter hat die Menschen begeistert, das Aufkommen der Eisenbahn mit ihren
schnellen Verbindungen ließ Landschaften und Länder näher aneinander
rücken und Luftschiffe und Flugzeuge ließen alles machbar erscheinen, was
einem die Phantasie nur erahnen ließ. Der Mensch veränderte mehr und mehr seine Umwelt und es verbreitete sich das Gefühl, dass alles machbar
und der Weg in eine bessere Welt geebnet sei. Das eine Spezies, deren Intelligenz sich im Bau derart komplizierter, imposanter und effizienter Maschinen so eindrucksvoll manifestierte, sich dennoch eine so schreckliche
und leidensvolle Welt gestalten können würde, wie sie der Erste Weltkrieg
darstellte, erschien viele Jahre eine abwägige Vorstellung zu sein. Einige Wenige, darunter die Expressionisten, sahen das kommende Unheil herauf ziehen. Die breite Masse aber glaubte an eine ständig besser, schneller und reicher werdende Welt. Aber dann kam der Wandel und ein Krieg begann,
der Menschen mehr erschütterte als alles, was zuvor da war und was in den Zeiten danach geschah. Dieser Kulturschock hatte zwei Ursachen. Zum
Einen kam der Krieg in einer Zeit, in der fast niemand an eine so schreck
liche Wahrheit glauben konnte. Zum Anderen sahen die Menschen, dass die Fortschritte der Zeit auch ihr gespenstisches Gesicht hatten. Im Gegensatz
zu vorherigen Kriegen kämpften hier nicht mehr ausschließlich Soldaten gegen Soldaten, sondern die Zivilbevölkerung wurde zur Zielscheibe feind
licher Angriffe. Die modernsten und atemberaubendsten Maschinen wurden als Waffen eingesetzt, der Tod kam mit dem Flugzeug und dem Zeppelin. Die
deutschen Luftschiffe erreichten in den letzten Kriegjahren bereits Höhen von
6.000 Metern und wurden vorwiegend gegen England eingesetzt. Eine
Anekdote beschreibt sehr treffend den Zeitenwechsel zwischen ritterlicher Kriegsethik und moderner Massenvernichtung. Obwohl von den Luftschiffen aus bereits Bomben auf zivile Einrichtungen geworfen wurden und der Krieg sich somit schon gegen Wehrlose, Frauen und Kinder eingeschlossen, rich
tete, verweigerten viele der Luftschiffer den Einsatz von Sauerstoffmasken in den großen Höhen und wurden zeitweise während ihrer Einsätze bewusst
los. Das Tragen einer Sauerstoffmaske galt als unmännlich und wurde lange Zeit verweigert. In diesem Krieg treffen sich fliegende Ritter, wie der legen
däre Manfred von Richthofen, der einen seiner Gegner verschonte und sein
Maschinengewehrfeuer einstellte, weil er aus seinem Dreidecker erkannte,
dass sein Feind offensichtlich eine Ladehemmung hatte und mit den Fäusten auf sein Maschinengewehr schlug, mit dem barbarischen und heute interna
tional geächteten Einsatz von Giftgas. Diese Geschehnisse veränderten die ganze Welt und das Leben in ihr. Die uneingeschränkte und unreflektierte
Fortschrittsgläubigkeit erfuhr einen schmerzvollen Dämpfer, das Weltbild,
also das Bild der Menschen von der Welt, wurde neu definiert. Ereignisse, die die Welt veränderten, veränderten das Denken eines jeden Individuums,
und damit natürlich auch das Denken von Walter Gropius. Aus der so oft angestrebten Verschmelzung von Kunst und Industrie wird zunehmend der
Wunsch nach einer interdisziplinären Zusammenarbeit unterschiedlicher Künstler wie in einer Zunft. Aber eben einer Zunft, die sich nicht aus Individuen gleicher Ausbildung, sondern aus Menschen mit einer gemein samen Aufgabe bildet.
Gropius wünscht sich eine Kunst, die der breiten Masse zugänglich ist. Keine
elitäre Kunst, die nur einigen wenigen zum Genuss vorbehalten ist und die man nur mit einer gesonderten Ausbildung oder einem besonders geschul
ten ästhetischen Bewusstsein zu erkennen, zu deuten und zu genießen vermag. Diese grundlegende soziale Zielstellung ist eine der wichtigen
Grundlagen, die Gropius in das Bauhaus einbringen und dort festigen wird. Walter Gropius gründete 1919 das Bauhaus in Weimar, dessen erster
Direktor er war. Er behielt dieses Amt bis 1928. Das Bauhaus sollte in seiner 14-jährigen Geschichte zweimal umziehen, 1925 nach Dessau und 1932
nach Weimar. Erst seit 1926 werden die am Bauhaus beschäftigten Lehrtätigen als Professoren bezeichnet. Bis dahin verwendet man die
Bezeichnung Meister, was auch den Willen ausdrückt, in der Gestaltung, in Architektur und Design ein Handwerk zu sehen. Die ersten Meister des
Bauhauses im Gründungsjahr 1919 waren der deutsch-amerikanische Maler Lyonei Feininger, der in der Schweiz geborene, mit pädagogischem
Feingefühl gesegnete Lehrer und spätere Maler Johannes Itten sowie der deutsche Bildhauer und Grafiker Gerhardt Marcks. Im zweiten Jahr des Bauhauses kamen drei weitere Meister nach Weimar. Es waren dies der deutsch-schweizerische Maler Paul Klee, Georg Muche und der deutsche
Maler und Bildhauer Oskar Schlemmer. Das Bauhaus in Weimar hatte somit gegen Ende des Jahres 1920 unter seinem Direktor Walter Gropius sechs
Meister. In den folgenden drei Jahren wurde jeweils ein Meister pro Jahr ein
gestellt, 1921 Lothar Schreyer, 1922 der russische Maler, Grafiker und Theoretiker Wassily Kandinsky und 1923 der ungarische Maler und Grafiker Läszlo Moholy-Nagy. Letzterer trat die direkte Nachfolge von Johannes Itten
an, der das Bauhaus verließ. Von 1924 bis zum Umzug des Bauhauses nach Dessau im ersten Halbjahr 1925 wurden keine weiteren Künstler
persönlichkeiten als Lehrtätige an das Bauhaus berufen. Das Bauhaus
wurde in verschiedene Werkstätten unterteilt, in denen seine Studenten das
Gestalten eines Hauses oder eines Gegenstandes als gesamtheitliche Disziplin erlernen und erfahren sollten. Es gab eine Töpferei, die allerdings
nicht im Gebäude des Bauhauses als solches, sondern als externe Außenstelle in Dornburg an der Saale untergebracht war, eine Werkstatt für
Steinbildhauerei, eine Metallwerkstatt, eine Werkstatt für Wandmalerei, eine für Glasmalerei, eine Tischlerei, eine Werkstatt für Weberei, eine
Bühnenwerkstatt, eine für Holzbildhauerei sowie eine Buchbinderei. In allen Werkstätten wurde in der Ausbildung des Nachwuchses zweigleisig gefah ren. Jeder Werkstatt standen dafür zwei Persönlichkeiten vor, jeweils eine
aus dem Bereich der Kunst und eine aus dem Handwerk. In der Terminologie des Bauhauses hießen diese leitenden Funktionen „Meister der Form“ und
„Meister des Handwerks“. In der Anfangsphase des Bauhauses waren die
Kompetenzen und Befugnisse der „Meister der Form“ und der „Meister des Handwerks“ nicht immer eindeutig definiert und untereinander abgegrenzt. Reibereien und Organisationsprobleme waren die unvermeidbare Folge. Zwar hatte Walter Gropius in den Grundsätzen des Bauhauses die
Wichtigkeit des Handwerks eindeutig dargestellt und die Bedeutung des Handwerks ausdrücklich unterstrichen, in der Praxis aber standen die
Handwerker auf der Prestige- und Befugnisleiter auf einer sehr viel niedrige ren Stufe als die „Meister der Form“. Über zentrale und organisatorische
sowie strategische Ziele und Maßnahmen des Bauhauses entschied laut Satzung der Meisterrat als wichtiges Beratungs- und Beschlussorgan. Obwohl die Bezeichung Meisterrat hieß, waren im Meisterrat per Satzung
ausschließlich die Meister der Form, nicht aber die Meister des Handwerks
vertreten. Johannes Itten führte einen Vorkurs ein, den jeder Student zunächst einmal absolvieren musste und in dem die elementaren Kenntnisse vermittelt wur den. Dieser Vorkurs errang den Stellenwert eines Initiationsritus und musste
durchlebt werden, um als richtiger „Bauhäusler“ anerkannt zu werden und zur Gemeinschaft zu gehören. Wie bei allen Initiationsriten führte'auch dieser
Vorkurs zu einer inneren, wie auch später zu einer äußeren Festigung der Gemeinschaft und des Bauhauses als solches. Interessanterweise hatte das
Bauhaus in seiner Anfangsphase keine Architekturabteilung, was erstaunt,
wenn man bedenkt, dass doch gerade Walter Gropius als Bauhausinitiator und erster Direktor von Hause aus Architekt war und mit Schriften über
Architektur zunächst die notwendige Aufmerksamkeit errang und aufgrund
dessen in die Lage gelangte, später das Bauhaus zu gründen und sein ersten Direktor zu werden. Außerdem - und das ist noch verwunderlicher -
sah Gropius gerade in der Architektur die Disziplin, in der alle künstlerischen
sowie handwerklichen Fähigkeiten verschmolzen und ein Gesamtkunstwerk zu errichten war. Trotzdem kam das Bauhaus in der ersten Zeit ohne
Architekturabteilung aus und trotz der anfänglichen Probleme durch die
Doppelbesetzung der Werkstätten mit „Meistern der Formen“ und „Meistern des Handwerks“ überlebte es auch dieses Manko. Der Sieg der Stabilität über die Labilität in den ersten Schritten ist dabei vor allem den Meistern des Handwerks zu verdanken. Zwar bemühte sich die Bauhausleitung, die täti
gen Künstler verbal auf eine Stufe mit den Handwerkern zu stellen, doch handelte es sich bei den „Meistern der Form“ ja ausschließlich um interna
tional bekannte Künstlerpersönlichkeiten mit guter Reputation und entspre chendem Selbstbewusstsein, so dass ihnen eine Aura anhaftete, die eine andere Sprache innehatte als die theoretisch verfassten und hohen Ideale der Bauhaussatzung. Bei den Handwerkern handelte es sich nicht um inter
national bekannte Persönlichkeiten. Wer heute an das Bauhaus denkt, ver
bindet sehr leicht Namen wie Gropius, Klee, Kandinsky oder Itten mit dieser
Einrichtung. Alle diese Persönlichkeiten haben natürlich die Geschichte des Bauhauses entscheidend geprägt und große Verdienste errungen. Es liegt
uns fern, diesen Umstand anzuzweifeln oder gar in Abrede zu stellen. Dennoch werden die Namen der Meister des Handwerks oft verschwiegen oder tauchen lediglich in kurzen Nebensätzen auf. Trotz der fehlenden
Anerkennung waren es aber wahrscheinlich gerade die Handwerker, die auf
grund ihrer überzeugenden Material- und Fertigungskenntnisse die hohe und auserwählte Sprache der Formmeister zu entschärfen und ein zweckdienli
ches und bodenständigeres Denken zu etablieren vermochten. Dadurch haben sie ein Abheben des Bauhauses in eine weitere elitäre Ausbildungs stätte für Künstler, Architekten und Designer zu verhindern vermocht und auf
diesem Weg ganz eigenständig die Rolle von Garanten für das Gelingen des
Bauhauskonzeptes übernommen. Die Tätigkeit Ittens in seinen Vorkursen fand bei Walter Gropius immer weni
ger Zustimmung. Durch seinen Vorkurs konnte Itten großen Einfluss auf die zukünftigen Bauhäusler nehmen, indem er gerade die Grundsteine, die Fundamente für die Teilnahme an der weiteren Ausbildung und für die
Beurteilung von Lehrenden und dem zu Erlernenden legte. Die Einflüsse
Ittens als Grundsteinleger für die Bauhaus-Padagogik, die unabgesprochenen
Lehrinhalte und sein selbstbewusstes und durch die rituellen, fast religiös anmutenden Attitüden des Itten-Kurses sah sich Gropius 1923 zu einem radikalen Schritt gezwungen und sprach Johannes Itten die Kündigung aus.
In die lückenlose Nachfolge trat Läszlo Moholy-Nagy, der ab sofort am Bauhaus unterrichtete. Das Bauhaus, Walter Gropius und der Meisterrat
sahen sich einer wichtigen Entscheidung gegenüber gestellt. Wie sollte sich das Bauhaus weiter entwickeln? Im Gegensatz zu dem, was gewissermaßen in der Präambel der Bauhaussatzung festgelegt war, wurde in den unter schiedlichen Kursen und in den verschiedenen Werkstätten nicht an einem Gesamtkunstwerk gearbeitet. Die Meister und ihre Studenten malten Bilder,
schufen Skulpturen, bauten Modelle, aber an übergeordneten und gesamt heitlich gestellten sowie nur interdisziplinär zu lösenden Aufgaben wurde nicht gearbeitet. Dem Bauhaus standen zwei Möglichkeiten offen. Man konnte die Weiche nun stellen und den Zug des Bauhauses auf zwei unter
schiedliche Gleise führen, die beide dasselbe Ziel hatten, die jedoch durch
zwei
gänzlich
verschiedene
Landschaften
führten.
Das
Ziel
war,
Gestalterpersönlichkeiten hervorzubringen, die sowohl über ein ausgepräg tes künstlerisch-ästhetisches Bewusstsein verfügten als auch über gute handwerkliche Fähigkeiten mit fundierten Material- und Fertigungs
kenntnissen. Wie aber konnte man dieses Ziel erreichen? Zum einen war es denkbar, die Studenten mit allen Kenntnissen und Fähigkeiten vertraut zu
machen, damit alle zur Lösung zukünftiger und komplexer Gestaltungs
aufgaben erforderlichen Qualifikationen vorhanden sind. Bei diesem Konzept entstehen sozusagen Meister aller Klassen, Universalgenies oder Gestalter mit komprimierten, aber effizient erworbenen Ausbildungen in vielen
Teilbereichen. Oder aber das Bauhaus musste den Kontakt zur Industrie und
zu komplexen Gestaltungsaufgaben suchen, so dass die angehenden Gestalter bereits während der Ausbildung interdisziplinär lernen und ihre
Aufgaben in Zusammenarbeit mit mehreren Meistern lösen müssen. Auf
diese Art und Weise müssten sich die Lehrinhalte der einzelnen Werkstätten ergänzen und aufeinander abgestimmt werden, die Meister hätten einen Teil ihrer persönlichen Freiheiten und Vorlieben zugunsten einer kollektiven
Problemlösungsstrategie aufzugeben. Diesen Weg wollte Walter Gropius gehen. Zwar hatte die Verschmelzung von Kunst und Industrie in den Jahren
nach dem Ersten Weltkrieg bei seinen Veröffentlichungen weit weniger Priorität genossen als in der unbeschwerten Zeit vor dem Krieg, doch erhielt
dieses Ideal nun wieder einen höheren Stellenwert.
Zunächst aber war der Konflikt zwischen Gropius und Itten einseitig durch die Initiative von Gropius als Vorgesetzten mit der Kündigung Ittens beendet wor den. Moholy-Nagy wurde zunächst Meister in der Metallwerkstatt, dann über
nahm er auch den von Itten eingeführten Vorkurs. Ein weiterer Konflikt wurde 1925, dieser aber gewissermaßen friedlich, gelöst. Der Dauerkonflikt zwi schen den „Meistern der Form“ und den weniger geachteten, aber ebenso
wichtigen „Meistern des Handwerks“ entstand aus dem Notstand, dass 1919 keine Persönlichkeiten für eine Lehrtätigkeit zur Verfügung standen, die
gleichermaßen über hohes handwerkliches als auch über hohes künstleri sches Vermögen verfügten. Die Ausbildungen in den Jahrzehnten zuvor war
zu gespalten, entweder man entschied sich für eine elitäre künstlerische
Ausbildung und lebte und arbeitete anschließend in einer Art Elfenbeinturm, was auch noch zu Arroganz und Hochmütigkeit anderen Disziplinen gegenü
ber führte, oder man entschied sich für eine bodenständige handwerklich ori entierte Ausbildung, die sich eine Zuwendung zur Kunst gar nicht erst zutrau
te. Entsprechend gering war die Auswahl an Persönlichkeiten, die beide
Disziplinen, die sich nach der Bauhaus-Auffassung gegenseitig bedingen,
ergänzen und fördern, in ausreichendem Maße in sich vereinigten. Im Jahr 1925 aber wurden die ersten Bauhausstudenten in den Lehrbetrieb über
nommen und erhielten den Titel „Meister“. Jetzt waren nicht mehr „Meister der Form“ und „Meister des Handwerks“ erforderlich. Diese Meister beherrschten beide Teildisziplinen, der alte Konflikt verlor an Brisanz und
gefährdete das Bauhaus fortan nicht mehr. Das Bauhaus war in dieser Phase zunächst innerlich gefestigt und hatte
seine Kinderkrankheiten erfolgreich überstanden. Das Bauhaus strebte eine immer engere Zusammenarbeit mit der Industrie an. Von ihr gab es reale Aufgaben, die einer Lösung bedurften. Im Gegensatz zu den so oft an Universitäten
und
Hochschulen
anzutreffenden
„Sandkastenspielen“
mussten industriell verwertbare und unmittelbar umsetzbare formale und
konstruktive Lösungen innerhalb eines vorgegebenen Zeitbudgets erarbeitet werden. Walter Gropius hatte große Freude an der Zusammenarbeit mit der Industrie, Georg Muche hatte keine. Das Bauhaus verkomme seiner Meinung nach zu sehr zu einer Anstalt, die Prototypen für die Industrie fertige. Er sah die individuell-künstlerische Sphäre zu sehr zugunsten
einer Orientierung an der Industrie beschnitten und verließ 1927 das
Bauhaus aus eigenem Antrieb. Tatsächlich wurden im Bauhaus in Dessau
vermehrt Prototypen für die Industrie entworfen und auch gefertigt.
Die ständige Überprüfung der Entwürfe auf ihre industrielle Reproduzier barkeit wurde zu einem allgegenwärtigen Kriterium bei der qualitativen
Bewertung der studentischen Arbeiten. Individuelle Einzelstücke entstanden immer häufiger, wenn überhaupt, in den privaten Ateliers und hatten in den Kursen nichts zu suchen. Es darf aber bezweifelt werden, dass das Bauhaus
einen ähnlichen Ruhm und eine ähnliche wegweisende Bedeutung errungen
hätte, wenn Gropius einen anderen Weg eingeschlagen hätte. Außerdem konnte in den durch Armut geprägten Nachkriegsjahren mit ihrer hohen Inflation das Budget des Bauhauses durch Auftragsentwicklungen aufge
stockt werden. Im Jahre 1923 fand die erste Leistungsschau des Bauhauses, die erste
Bauhausausstellung, statt. Die Wandgestaltungen von Joost Schmidt, zu
dieser Zeit noch Student wie Herbert Bayer, das Musterhaus von Georg Muche und die vorgestellten Architekturkonzepte offenbarten ein großes
Maß an strenger und nüchterner Sachlichkeit. Eine Grundrichtung zum
Funktionalismus wurde an den Exponaten erkennbar, eine richtige Architekturklasse fehlte aber immer noch. Die Bauhausausstellung von 1923
wurde in der heimischen ebenso wie in der internationalen Presse wahr genommen und überwiegend positiv gewertet. Auch der Werkbund, der zur
gleichen Zeit in Weimar tagte, erklärte sich mit den Zielen des Bauhauses einverstanden und unterstützte so die Institution. Durch die Ausstellung und ihr Echo wurden das Bauhaus und seine Zielsetzung nach innen wie nach außen stabilisiert. Das Musterhaus des Malers und Meisters Georg Muche
zeigt bereits einen großen Anteil der erwünschten interdisziplinären Arbeitsweise. Von Muche als Maler selbst entworfen, stammen Bauelemente
und Interieurs aus den verschiedenen Bauhaus-Werkstätten und wurden einem strengen und kritischen Blick für Funktionalität und schlichte
Sachlichkeit unterworfen. Politisch wie materiell und finanziell war die Lage des Bauhauses gefährlich.
Ein ständiger verbaler Beschuss der Rechtsparteien nagte am positiven Image der Schule, aber auch der sozialdemokratische Finanzminister Hartmann sah im Bauhaus eine gänzlich überflüssige Einrichtung und war nicht bereit, weitere Kredite zu gewähren. Das Bauhaus geriet an die Grenze
der Zahlungsunfähigkeit. Mit dem Sieg der Rechtsparteien in Sachsen und Thüringen 1923 wurden die Mittel für das Bauhaus derart stark beschnitten,
dass der Meisterrat zum 31. Mai 1925 die Auflösung des Instituts beschloss.
1925 zog das Bauhaus mitsamt seinen Lehrtätigen, mit der Ausnahme Gerhard Marcks, nach Dessau um. Der Dessauer Bürgermeister Fritz Hesse
ermöglichte die Fortführung des Bauhauses, die im Grunde ein an die
Vorgeschichte in Weimar lückenlos anschließender Neuanfang war. Gropius entwarf Schul- und Werkstattgebäude sowie einige Meisterhäuser.
Zahlreiche Studenten wurden in dieser Zeit Jungmeister. Die finanzielle Situation war gesichert, die politische Unterstützung durch Fritz Hesse
gewährleistet. Das Bauhaus erlebte gleich mehrere Initialzündungen, die es weiter und schneller voranbrachten, als es in Weimar jemals zu erwarten gewesen wäre. Der kollektive Umzug festigte das Team und in den neuen Räumlichkeiten, die die angestrebte Sachlichkeit und den gepredigten
Funktionalismus spiegelten, konnte effizienter und systematischer gearbeitet werden.
Zu den erfolgreichsten Werkstätten gehörte die Tischlerei, die nach dem
Umzug nach Dessau in Möbelwerkstatt umbenannt wurde. Marcel Breuer beschäftigte sich bereits als Student am Bauhaus mit der Entwicklung von
Sitzmöbeln, die er entmaterialisieren wollte. Die Verwendung von Stahl
rohren, die gebogen und verbunden, anschließend mit Stoffen oder Leder
bezogen beziehungsweise bespannt werden konnten, erschien ihm als der
geeignete Weg. Diese Sitzmöbel waren industriell mit sehr wenig Materialeinsatz und einfachen Fertigungstechniken herzustellen. Ihr Gewicht war gering, sie waren stillos und modern sowie stabil und in fast alle Räume
integrierbar. Der Stahlrohrsessel „Wassily“ von Marcel Breuer ist heute ein
Designklassiker, der auch im 21. Jahrhundert noch gegenwärtig oder zeitlos
wirkt. Vereinfachte Imitate sind heute auf fast jedem Messestand zu begut achten. Die Bauhausmeister achteten neben der Funktionalität ebenso auf die Produktionskosten und die daraus resultierenden Verkaufspreise. Gutes
Design sollte nicht unerschwinglich teuer, sondern auch der breiten Masse
zugänglich sein. Heute haben Produkte oft, wie es scheint, einen Designaufschlag im Preis, obgleich häufig an Design gespart wird.
Besonders gutes Design hatte damals und hat auch heute eine material gerechte Konstruktion und eine gut überlegte, ausgefeilte Fertigung zu berücksichtigen. So konnten die Möbel aus dem Bauhaus bequem, leicht,
modern und trotzdem bezahlbar sein. Aus dieser Prämisse heraus änderten sich auch die Arbeiten der Textilwerkstatt. In Weimar entanden noch hand
werklich erstellte Stoffe mit folkloristischen Motiven, in Dessau begannen Experimente mit industriell hergestellten Fasern. In der Metallwerkstatt ent
standen in dieser Zeit die Urahnen unserer heutigen Schreibtischleuchten. Die Produkte glänzten durch Funktionalität und Schnörkellosigkeit, die mei
sten von ihnen hätten auch heute noch entstehen können. Gutes Design ist fast zeitlos. Auch in der Druckerei, die in eine „Abteilung für Typographie und
Reklame“ umgewandelt wurde, entstanden ungeahnt moderne, zukunftswei sende Projekte. Im Gegensatz zu Carson, der gegen Ende des 20. Jahr
hunderts unlesbare Schriftbilder erzeugt und den Sinn und den Zweck von Schrift, jenem Grundstein der menschlichen Kulturgeschichte, der als Basis allen Fortschritts und der Kultur schlechthin angesehen werden sollte, mit
seinen ineinander geschachtelten und unterschiedlich skalierten Buchstaben regelrecht ab absurdum führt, erkannte schon Johannes Itten den Sinn der
Schrift in der schnellen Vermittlung von Inhalten und zu diesem Zweck in der schnellen und eindeutigen Lesbarkeit. So profan es klingt, eine Schrift wird zum Lesen benutzt und hat deshalb die Aufgabe der Lesbarkeit zu erfüllen.
Auch Herbert Bayer, der von 1925 bis 1928 die „Abteilung für Typographie und Reklame“ in Dessau leitete, unterstützte diese Sichtweise und lehrte
auch für die Typografie den Funktionalismus. Ab 1927 wurde endlich auch Architektur am Bauhaus in Form des
Lehrfaches „Baulehre“ unterrichtet. Erster Leiter dieser Architekturabteilung
war der schweizer Architekt Hannes Meyer. Unterrichtet wurde eine wissen schaftlich fundierte Baulehre. Die Konzeption von Gebäuden hatte danach nicht mit Gefühl, sondern mit Wissen zu tun. Über die Qualität eines guten Hauses entschied nicht die Emotion, sondern die Organisation. Nachdem sich bislang die Studenten nur bei privaten Bauprojekten von Gropius mit
architektonischen Problematiken beschäftigen konnten, stand ihnen nun ein Lehrfach zur Verfügung. Eine vom Bauhaus durchgeführte Analyse des
Städtebaukonzepts von Dessau zeigte, wie sehr die gegenwärtige
Architektur Klassenunterschiede betonte. Alle Arbeiterwohnungen lagen in der Nähe der industriellen Anlagen, kulturelle Einrichtungen hingegen in den
Wohnvierteln der Bessergestellten. Meyer untersuchte soziale Randbedin
gungen und Lebensgewohnheiten und versuchte durch seine Baulehre eine Architekturauffassung zu etablieren, die sich nicht als Baukunst, sondern als
Bauwissenschaft verstand. In dieser Zeit in Dessau, zwischen 1925 und 1932, erschienen auch zahlreiche Publikationen über die Institution und über die durch sie vertretene und unterrichtete Gestaltungslehre. Von 1926 bis 1931 erschien die Bauhaus-Zeitschrift, in der Zeit von 1925 bis 1931 erschie nen 14 Bauhaus-Bücher. Diese Vielzahl an Veröffentlichungen zeigt, wie
sehr sich die Stellung des Bauhauses in Dessau stabilisiert hatte und wie
sehr der Prozess der Selbstfindung bereits fortgeschritten, wenn nicht sogar abgeschlossen war. Walter Gropius war mehr und mehr in Organisations aufgaben eingebunden, die ihm als Kreativen immer weniger Befriedigung boten. Im Frühjahr 1928 verließ er das Bauhaus, um sich in einem eigenen
Studio in Berlin wieder verstärkt seinem eigentlichen Steckenpferd, der Architektur, zu verschreiben. Mit ihm gingen Herbert Meyer, Marcel Breuer
und Läszlo Moholy-Nagy, wodurch das Bauhaus einen erheblichen perso
nellen Substanzverlust erlitt.
Hannes Meyer, wie Gropius Architekt, übernahm dessen Nachfolge und lei
tete das Bauhaus von 1928 bis 1930. Meyer führte das Bauhaus nicht so, wie
es einem Gropius hätte recht sein können. Die Architektur wurde die wichtig ste Disziplin in der Bauhauslehre, aber sie wurde nicht, wie Gropius es
wünschte, zu einer integrierenden Kraft zwischen Kunst und Technik. Der neue Direktor machte aus dem Bauhaus ein Institut, das sein Ziel vor allem in der Zufriedenstellung gesellschaftlicher Bedürfnisse sah. Millionen von
Volkswohnungen, unzählige bezahlbare Möbel mit hoher Gestaltungsqualität
galt es zu produzieren, und das Bauhaus sollte das Institut werden, an dem
diese Wohnungen und Möbel entworfen und auch als Prototypen gebaut werden sollten. Die Architektur erhielt eine Vormachtstellung, ihr ange schlossen wurde auch die Möbelwerkstatt, die unter Meyer als sehr wichtig eingestuft und entsprechend gefördert und ausgestattet wurde. Die Maler und Bildhauer waren aber nicht mehr an der Lösung der architektonischen
Aufgabenstellungen beteiligt. Die Malkurse gerieten in das Abseits und wur
den eigenständiger. Oskar Schlemmer und Paul Klee verließen das Bauhaus und Wassily Kandinsky wurde zum schärfsten Rivalen Meyers. In der Leitung
des Bauhauses stand ein neuer Wechsel an. Hannes Meyer wurde durch
den deutschen Architekten Ludwig Mies van der Rohe abgelöst, der, wie Gropius auch, bei Peter Behrens in Berlin als Assistent gearbeitet hatte und
eine modern-funktionale Auffassung von Architektur vertrat. Er galt als her ausragende Persönlichkeit auf dem Gebiet der Architektur und hatte mit der
Werkbund-Siedlung (Weißenhofsiedlung) in Stuttgart, deren Planung und Gesamtleitung er übernommen hatte, national wie international Aufsehen
erregt. Sein Pavillon für die deutsche Beteiligung auf der Weltausstellung in Barcelona
1929
gilt
als
wegweisend
auf
dem
Gebiet
moderner
Ausstellungsbauten und verbesserte zusätzlich seine gute Reputation. Auch
unter seiner Leitung entwickelte sich das Bauhaus weiter zu einer
Ausbildungsstätte für Architektur, die produktiven Arbeiten, wie der
Prototypenbau, verloren jedoch zugunsten des pädagogischen Ausbildungs betriebs an Wichtigkeit. Die Ausbildung als solche wurde 1929, noch unter
der Leitung von Hannes Meyer, durch eine Klasse für Fotografie ergänzt. Neben der Architektur gab es außerdem mehrere Klassen für Design und
zwei Klassen für die freie Malerei. Im Jahre 1932 verloren die Sozialdemokraten die Kommunalwahlen, die
schützende Hand von Fritz Hesse lag nicht weiter über der BauhausInstitution. Ein dritter und letzter Umzug stand bevor, diesmal nach Berlin-
Steglitz, wo das Bauhaus in einer ehemaligen Telefonfabrik seine letzte Herberge fand. Unter schwierigen Arbeitsbedingungen wurde es hier in Form
eines Privatinstituts fortgeführt. Doch schon 1933, mit dem Wahlsieg der Nationalsozialisten, wurde das Bauhaus als kulturbolschewistisch und kom
munistisch deklariert. Polizei, SA und Gestapo erzwangen zum 20. Juli 1933 die unfreiwillige Selbstauflösung. Der damalige Leiter Ludwig Mies van der
Rohe emigrierte, wie viele weitere Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur und
Wissenschaft, im Jahre 1938 in die Vereinigten Staaten, die durch den
Nationalsozialismus auf vielen Schaffens- und Wissensgebieten von der Auswanderungswelle hochqualifizierter und hochbegabter Menschen aus
Deutschland profitierten.
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Die Hochschule für Gestaltung (HfG) Ulm
Die Hochschule für Gestaltung in Ulm (HfG Ulm) gilt heute als die ein
flussreichste Neugründung einer Lehrstätte für Gestaltung nach dem Zweiten
Weltkrieg. Ihren Lehrbetrieb nahm sie 1953 auf, die Vorbereitungen zu ihrer Gründung beginnen aber schon sechs Jahre vorher, im Jahre 1947. Inge Aicher gründete im Gedenken an die durch die Nationalsozialisten ermorde
ten Geschwister Hans und Sophie Scholl eine Stiftung zur Gründung einer
Schule, in der berufliche Qualifikationen erworben, kulturelles Gestalten gelehrt und der Aspekt politischer Verantwortung einbezogen werden sollten.
Es entsteht die Geschwister-Scholl-Stiftung als Trägerin der HfG Ulm. Neben
der finanziellen und politischen Trägerschaft muss ein inhaltliches Konzept
erarbeitet werden. An der Ausarbeitung dieses inhaltlichen Konzepts beteili gen sich die Gründerin der Stiftung, Inge Aicher, Oti Aicher, Max Bill und
Walter Zeischegg. Der Unterricht an der HfG Ulm beginnt erst 1953 in provisorischen
Gebäuden. Zwar hatte Max Bill bereits ein Schulgebäude entworfen, dieses sollte jedoch erst 1955 bezugsfertig auf dem Kuhberg in Ulm eröffnet werden. Die ersten Lehrpläne orientierten sich sehr stark an den Grundidealen des
Bauhauses. Zwar gab es keine speziellen Klassen für künstlerische Fächer wie Malerei oder Bildhauerei, doch war ein Interesse an der freien Kunst in Bezug auf die Grundlehrearbeiten vorhanden. Darüber hinaus gab es auch
an der HfG Ulm eine sehr ausgeprägte Grundlehre, die Ähnlichkeiten mit
dem am Bauhaus obligatorischen Grundkurs aufweist. In dieser Grundlehre sollten die gestalterischen sowie die technisch-wissenschaftlichen Grund lagen für das Studium vermittelt werden. Dabei galt es, die Sinne zu
sensibilisieren, die ästhetische Wahrnehmung zu schulen und die handwerk lichen Fähigkeiten für die Entwurfsdarstellung und für den Modellbau auszu bilden. Durch die Vermittlung der Grundlehre sollten die Studenten lernen, sich bewusst mit Gestaltungsaufgaben und mit Produkten auseinanderzu
setzen und den Gestaltungsprozess ebenso bewusst zu steuern. Durch die
starke mathematisch-wissenschaftliche Ausrichtung der Schule stand das analytische Denken als Voraussetzung für eine erfolgreiche Gestaltungs arbeit im Vordergrund. Die ersten Studenten wurden von ehemaligen Bauhäuslern, wie Josef Albers und Johannes Itten, unterrichtet. 1954 wurde Max Bill zum ersten Direktor der HfG Ulm ernannt. Im darauffolgenden Jahr
zog die HfG Ulm in ihre neuen Räumlichkeiten auf dem Kuhberg und erhielt in der Belegschaft der Lehrenden Verstärkung durch Oti Aicher, Hans
Gugelot und Tomas Maldonado. Bis 1958 hielten die technisch-wissen
schaftlichen Disziplinen vermehrt Einzug in die Lehrpläne. Die Zusammen
hänge zwischen wissenschaftlicher Erkenntnis und rationaler Gestaltung, zwischen technisch-konstruktiver Befähigung und zweckmäßigem Design
wurden deutlich und fanden an diesem Institut ihr pädagogisches Echo. Die Disziplinen, die von den vermittelten Kenntnissen und Fähigkeiten des
Grundkurses profitierten und die an der HfG Ulm behandelt wurden, waren
Bauen, Film, Information, Produktgestaltung und Visuelle Kommunikation. Beim Bauen stand das Konzipieren, Konstruieren und Gestalten von
Gebäuden aus vorfabrizierten Fertigteilen und Baukomponenten im Vordergrund. Auch dies zeigt die inhaltliche Verwandtschaft zum Bauhaus. Die Abteilung Film vermittelte die handwerklichen Fähigkeiten zur Erstellung
von Filmen und fertigte zahlreiche experimentelle Arbeiten mit diesem Medium an. Ein Jahr vor der Schließung der HfG Ulm machte sich diese
Abteilung als Institut für Filmgestaltung selbstständig und überlebte so das Ende der HfG. Auf dem Gebiet Information sollten die für eine Arbeit im
Bereich Presse, Film, Rundfunk und Fernsehen benötigten Kenntnisse erworben werden. Im Bereich Produktgestaltung wurde das Entwerfen von Produkten unter funktionalen, kulturellen, technologischen und wirtschaft
lichen Aspekten trainiert. In der Visuellen Kommunikation standen die Aufgabenfelder der Massenkommunikation im Vordergrund, wie beispiels
weise Typografie, Fotografie, Verpackungsgestaltung sowie die Konzeption von Zeichen- und Orientierungssystemen. Die mathematisch-wissenschaftliche Ausrichtung des Lehrbetriebes führte zu
einer inhaltlichen Entwicklung, die Max Bill nicht unterstützen wollte. Er
verließ deshalb 1957 die Hochschule für Gestaltung, die aber bis zu ihrer Schließung 1968 diesen Kurs konsequent fortsetzte. Zu den Studienfächern
im Angebot der HfG Ulm gehörten beispielsweise Ergonomie, mathemati sche Techniken, Ökonomie, Physik, Psychologie oder Wirtschaftstheorie.
An dieser Fächerauswahl ist klar zu erkennen, wie sehr die HfG Ulm eine wissenschaftlich fundierte, sachlich gestützte Gestaltungslehre vermittelte. Die Lehrpläne waren in dieser Zeit allerdings nicht sehr von Kontinuität
geprägt, sondern variierten von Semester zu
Semester in
ihrem
Fächerangebot. Der Grund dafür ist in den unterschiedlichen Qualifikationen der Gastdozenten zu finden, die für eine Lehrtätigkeit an der Hochschule
gewonnen werden konnten. Über den reinen Lehrbetrieb hinaus wurden an der HfG Ulm auch autonome Entwicklungsgruppen eingerichtet, die man als
Institute bezeichnete. In diesen Entwicklungsgruppen wurden Designent-
Wicklungen im Auftrag der Industrie durchgeführt. Das Interesse der Industrie an einem funktionalen, sachlichen Industriedesign wurde zeitgleich immer
stärker.
Seit
Mitte
der sechziger Jahre
wurde
in
der
Designtheorie der
Funktionalismus als wichtigste Grundlage und Voraussetzung einer guten Produktgestaltung immer häufiger angezweifelt. Die ökologischen Aspekte gewannen im Produktmanagement zunehmend an Bedeutung. Diese beiden
Strömungen wurden in den Lehrinhalten und Zielsetzungen der HfG Ulm nicht aufgenommen, die Schule büßte dadurch an Aktualität ein und verlor
ihre zukunftsweisende Stellung. Diese Gründe mögen mit dazu beigetragen haben, dass nach langen politischen Debatten auf Entscheidung des BadenWürttembergischen Landtags die Hochschule für Gestaltung Ulm im Herbst
1968 geschlossen wurde.
57
Das deutsche Design von 1950 bis zur Gegenwart Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem anschließenden Wiederaufbau erfährt
das Design ab ca. 1950 wieder eine zunehmende Relevanz. Die grundle genden Gebrauchsgegenstände sind erschwinglich, ein erstes Verlangen
nach Unterhaltung und gehobener Lebensqualität wird spürbar. Die Auseinandersetzung mit den Produkten, die man sich von seinem mühsam
verdienten
Geld
anschafft,
gewinnt
eine
neue
Bedeutung.
Die
Designgeschichte ist in dieser Zeit nicht mehr durch Schulen oder pädagogi
sche Ansätze geprägt, sondern wird stärker denn je von Unternehmen
geschrieben. Das unter diesem Aspekt bedeutendste Unternehmen ist wohl die
Braun AG
in
Kronberg.
Keine andere
Firma hat durch
ihre
Produktgestaltung und die konsequente Einhaltung eines Corporate Designs
das Design so stark beeinflusst wie die Braun AG, die gültige Standards für die Bewertung der „guten Form“ manifestiert hat.
Max Braun hatte nach dem Zweiten Weltkrieg den Grundstein für den
Wiederaufbau seines Unternehmens gelegt. Im Jahre 1950 übernahmen seine Söhne Erwin und Artur die kaufmännischen und technischen Aufgaben
im Betrieb. Zu dieser Zeit produzierte Braun Elektrorasierer, elektrische Küchengeräte, Rundfunkempfänger und Elektronenblitzgeräte. Mit der
Designpolitik des Unternehmens betraut war Fritz Eichler. Für die Designentwicklung einer neuen Produktlinie suchte er die Zusammenarbeit
mit der HfG Ulm, wo der damalige HfG-Dozent Hans Gugelot sein Ansprechund Koopertationspartner wurde. Mitte der 50er Jahre trat Dieter Rams in
das Unternehmen ein, der nicht an der HfG Ulm, sondern an der Werkkunstschule Wiesbaden studiert hatte
und als Architekt und
Innenarchitekt eingestellt wurde. Schon ein Jahr nach seiner Einstellung
übernahm er 1956 erste Aufgaben auf dem Gebiet des Produktdesigns. Zusammen mit Hans Gugelot und Herbert Hirche erarbeitete er wichtige Grundlagen für das visuelle Erscheinungsbild des Unternehmens.
Unter dem Motto „weniger Design ist mehr Design“ führt das von Rams
geprägte Design zur Produktion von Gegenständen mit funktionalistischer Ausrichtung und hoher Gebrauchstauglichkeit. Den Braun Produkten ist gemeinsam, dass sie die ergonomischen und physiologischen Forderungen
erfüllen, ihre formale Gestaltung tiefschichtig bis in die kleinsten Details erkennbar bleibt und sich das Design kompromisslos an den Bedürfnissen
und dem Verhalten der Benutzer orientiert. In die Designgeschichte einge
gangen ist zweifellos der „Phonosuper SK 4“, ein Rundfunkgerät und
Plattenspieler von 1956, der unter dem Synonym „Schneewittchensarg“
bekannter ist als unter der offiziellen Herstellerbezeichnung. Im Gegensatz
zu den sonst zu dieser Zeit üblichen Rundfunkgeräten und Plattenspielern in Form einer hölzernen Musikkommode stellt dieses Produkt eine fertigungs technisch orientierte Materialwahl selbstbewusst zur Schau. Es will dabei
nicht den Anschein erwecken, mehr oder etwas anderes zu sein, als es ist.
In seiner Form und in der Auswahl seiner Materialien ist das Produkt ehrlich. Schalter und Anzeigen sind unter dem Blickwinkel der Ergonomie in einem
harmonischen Raster angeordnet und die Abdeckung wird aus einem trans parenten Polymerwerkstoff ausgeführt, so dass technische Details und
Funktionen sichtbar bleiben. Dieses zur damaligen Zeit innovative Produkt verschafft der Marke Braun eine hohe
Popularität und trägt als
Alleinstellungsmerkmal zur Markenbildung bei. Die Hi-Fi-Komponenten „Atelier“ von 1980 wirken noch heute modern und zeitgemäß durch ihre har monische und übersichtliche Gliederung der Bedienelemente. Jnter seinem Spitznamen loch bekannter als unter seiner Herstellerbezeichnung: Der Phonosuper SK 4 Schneewittchensarg “ 'on Braun.
Trotz gelegentlicher Diskussionen und Widerstände entwickelte sich das
funktionale, an den Bedürfnissen der Benutzer orientierte und materialge rechte Design bald zu dem, was man unter der Überschrift „Die Gute Form“ zusammenzufassen hatte. Deutsches Design wird noch heute mit den
Begriffen „vernünftig“, „langlebig“ und „sicher“ assoziiert. Die in dieser Zeit
festgelegten Definitionen beschreiben noch heute die Grundkriterien, die bei
der Jurierung und Auszeichnung von Produkten bei vielen Design wettbewerben maßgebend sind. Dazu zählen der hohe praktische Nutzen, die Sicherheit, die lange Lebensdauer des Produktes beziehungsweise seine
lange zeitliche Gültigkeit, die Ergonomie, die technische wie die formale Eigenständigkeit, die Umfeldbeziehung, die Umweltfreundlichkeit, die Gebrauchsvisualisierung, die hohe gestalterische Qualität als vielleicht einzi
ges subjektiv zu bewertendes Kriterium sowie das Vorhandensein eines Potentials zur sinnlich-geistigen Stimulanz. Wenn ein Produkt die Mehrzahl
dieser Anforderungen und Kriterien erfüllt, ist es auf nationalen wie interna tionalen Designwettbewerben nicht chancenlos. Es versteht sich dabei von
selbst, dass die Kriterien je nach Produkt und Produktkategorie untereinan
der neu zu gewichten sind und unterschiedliche Relevanz erlangen können.
Ein Spielgerät für Kleinkinder sollte sicherlich ein höheres Potential zur sinn lich-geistigen Stimulanz beinhalten als etwa ein Feuerlöscher, bei dem die Umfeldbeziehung, der hohe praktische Nutzen und vor allem die
Gebrauchsvisualisierung wichtige Qualtitätsmerkmale darstellen. Ende der 60er Jahre fand der rasante wirtschaftliche Aufschwung sein Ende.
Der Beginn des Vietnamkrieges, die ersten Prophezeiungen und Hoch rechnungen bezüglich der begrenzten zeitlichen Reichweite der natürlichen
Ressourcen und die ersten Studentenunruhen ließen erahnen, dass der begangene Weg nicht unendlich weitergeführt werden konnte. Neue Konzepte und neue gesellschaftliche Ansätze mussten gesucht werden.
Auch das Design blieb von diesen Strömungen nicht unberührt. Die ersten Krisensymptome führten zu Bewegungen, die vor allem an den Hochschulen auf große Resonanz stießen und die man unter dem Begriff der „Neuen Linken“ zusammenfassen kann. Die Gesellschaftskrititk äußerte sich auch in
Form einer Funktionalismuskritik, die ihren intellektuellen Unterbau in marxi
stisch orientierten Lehren fand. Dabei wurde argumentiert, dass Design als
Verschönerung eines Gegenstandes nicht den Gebrauchswert, sondern lediglich den Tauschwert eines Objektes erhöhe. Der Gegenstand wird also
durch Design nicht besser, sondern das Design dient lediglich der Erhöhung
beziehungsweise der Rechtfertigung eines erhöhten Preises. Damit ist es
unsozial und moralisch verwerflich. Diese theoretischen Untermauerungen,
basierend auf aus dem Marxismus entliehenen Theorien, ließen dabei außer Betracht, dass auch die optische Erscheinung ihren Gebrauchswert hat. Der Mensch agiert schließlich nicht als rein rationales Wesen, sondern als sinn
lich-geistig stimuliertes emotionales Subjekt. Daher kann man in einer bes
seren ästhetischen Gestaltung auch eine Erhöhung des Gebrauchswertes sehen. Dennoch gerieten die rational-funktional gestalteten Produkte in die Kritik, was seine Ursache auch in einer rechtwinklig und auf Serienfertigung
ausgerichteten Architekturlehre und deren Pervertierung in Form von Massensiedlungen wie dem Märkischen Viertel in Berlin oder der Nordweststadt Frankfurt haben kann. Diese anonymen Betonbausiedlungen
wurden als Vergewaltigung der menschlichen Seele und der Individualität angeprangert und der rechte Winkel und die reine Funktionalität, die nicht zu
funktionieren schien, sollten durch ein feminines, weiches und eher organi
sches Design abgelöst werden. Die neuen Polymerwerkstoffe, insbesondere
die
Produktentwicklung
unter
Einbeziehung
der thermoplastischen
Werkstoffe, erlaubte eine hohe Designfreiheit, die insbesondere Colani wir
kungsvoll in Szene zu setzen vermochte. Luigi Colani hat mit seinen biomorphen, organischen und floralen Formen dem Design zu einem Wandel ver holten und die bisherigen Kriterien der Funktionalität und der Ergonomie
sowie der Sicherheit dabei nicht außer Betracht gelassen. Obgleich in den siebziger Jahren durch die Auswirkungen der Ölkrise sowie
zu Beginn der achtziger Jahre mit dem Einzug der Grünen in die deutschen Parlamente
eine
Verschärfung
des
ökologischen
Bewusstseins
in
Deutschland spürbar war, wurden die Begriffe Natur und Umwelt verträglichkeit von den Designern nur sehr selten thematisiert. Das Ende des
reinen Funktionalismus wurde eher durch eine Strömung des italienischen
Designs, durch die Arbeiten der Memphis-Gruppe, herbeigeführt. Die achtzi
ger Jahre wurden so zu einer Dekade des Experimentierens, in der alles erlaubt war. Das Jahrzehnt, in dem bei einem allgemein sehr hohen techni
schen Standard und durchgängiger Gebrauchstauglichkeit und technischer
Zuverlässigkeit der Produkte das Design als Alleinstellungsmerkmal zu einem wichtigen Wettbewerbsinstrument der produzierenden Unternehmen wurde. In dieser Zeit, als der Fokus der Öffentlichkeit vermehrt auf die
Gestaltung der Produkte gelenkt wurde, konnten auch Experimente verwirk licht und auf den Markt gebracht werden. Ein einbeiniger Freischwinger, den
man zwar besitzen, aber auf dem man nicht sitzen konnte, gehörte ebenso
dazu wie avantgardistische Kleinmöbelserien oder Möbelunikate, die Bauhauselemente verfremdeten. Auch in großen Serienfertigungen konnte mit Formen, Farben und Materialien spielerisch umgegangen und experi
mentiert werden. Friedrich Grohe brachte eine Zweigriffarmatur mit Keramikgriffen auf den Markt, die von Luigi Colani im Auftrag des
Armaturenherstellers entworfen wurde und mit ihren zartrosa und himmel blau gefärbten Griffen ihrer Zeit weit voraus war. Junge Gestalter schlossen
sich in Gruppen wie Bellefast in Berlin, Kunstflug in Düsseldorf oder
Pentagon in Köln zusammen und sorgten in Ausstellungen und progressiven Möbelhäusern oder Galerien für Aufsehen. Dieses Jahrzehnt wurde domi niert von der Suche der Designer nach neuen Gestaltungsansätzen. Diese Avantgarde strebte dabei in ihrem Suchen nach neuen Ansätzen nicht so
sehr danach, die Anforderungen der Großserie zu erfüllen, sondern einfach
eine Ausdrucksmöglichkeit für den Zeitgeist zu finden. Die Verabschiedung des Designs von den Zwängen der Großserie, das Sichfreimachen der Gestalter von jeglichen Vorgaben, um neue Formen, Farben und Materialien
zu testen, führte zur Anfertigung von Unikaten bar jeglicher Nützlichkeit. So
näherte sich das Design mehr der Kunst an, ohne jedoch mit ihr eine Einheit bilden zu können. Auf der Documenta 8 in Kassel im Jahr 1987 erhielten ein
geladene Architekten und Designer die Möglichkeit, in der Orangerie ihre
Werke zu präsentieren. Neben diesen Strömungen existierten natürlich ebenso Gestalter und
Designbüros, die weiterhin rein funktionale Entwürfe für die Anforderungen
der Industrie und des Marktes anfertigten. Diese wurden weitaus weniger beachtet und durch die Experimente der auf neuen Feldern suchenden Haushaltsprodukte mit emotionaler Qualität: „Salz- und Pfefferstreuer“ vom italienischen Hersteller Alessi.
Gestalter
und
durch
ihr
großes
Medienecho
beeinflusst.
Der
Bestimmungszweck des Design zu Beginn der siebziger Jahre „form follows function“ wurde so zu „form follows fun“ und letztendlich zu „form follows
emotion“. Über die funktionale Qualität des Designs hinaus wurde dem
Verlangen der Menschen nach Produkten, die eine sinnlich-geistige
Stimulanz ausüben, Rechnung getragen. Die Produkte wurden farbenfroher, verspielter und emotionaler. Ein Beispiel sind die Produkte des italienischen Herstellers Alessi. Besonders der Salz- und Pfefferstreuer, in einem
Workshop des Herstellers mit internationalen Designern entstanden, sollte nach Ansicht der Geschäftsleitung zuerst gar nicht auf dem konservativen, funktionalistisch orientierten deutschen Markt angeboten werden. Die beiden der Klischeevorstellung von Aliens nachgebildeten Streuer, die durch ihre in
den Füßen eingelassenen Magneten auch in horizontaler Ausrichtung von dem einer Antenne nachgebildeten Griff der Menage gehalten werden kön
nen, erhöhen den Spielwert in einem Maße, wie man ihn deutschen Konsumenten nicht zutraute. Ausgerechnet dieses Produkt aber wurde in Deutschland zu dem Renner aus dem Alessi-Produktprogramm. Auch der Trend nach opaken Kunststoffen, die an Gummibärchen und Sauger aus der
Kindheit erinnern, entspricht dem Verlangen nach mehr emotionaler Qualität der Produkte. Rundliche Formen und verspielte Figuren sowie leichte Ornamentik sind weitere Bestandteile dieser Spielart des Designs. Die schnelle Nachahmung in weiteren Branchen sowie die Kurzlebigkeit der
Produkte, also die immer weiter verkürzten Produktzyklen und die dadruch
erreichte kurze Reaktionszeit auf neue Trends, sorgen für eine rasche Homogenität der Produkte auf dem Markt. Das bedeutet, dass sich bei spielsweise der Trend der opaken Kunststoffe, zunächst bei Alessi zu beob
achten, bei weiteren Unternehmen wie Koziol (Accessoires), PeFa (Couchtische Karat) bis zu Dornbracht (Armatur Meta Luce) in verschieden
sten Branchen und Produktkategorien durchsetzen konnte. Da durch diese
Homogenität und in zahlreichen Fällen durch das Auftreten von Nachahmern in derselben Branche das Design seine Kraft als Alleinstellungsmerkmal einbüßt, wurde das Produktdesign in den neunziger Jahren zu einem
Baustein
einer
langfristig
angelegten
Unternehmensstrategie.
Die
Unternehmensstrategie erfolgreicher Unternehmen zielt auf den Aufbau einer Markenidentität ab. Wenn also ohnehin wahrscheinlich wird, dass meh
rere Hersteller einer Branche denselben Trend erkennen und technisch wie organisatorisch in der Lage sind, innerhalb kürzester Zeit den erfolgreichen Initiator eines neuen Produktdesigns nachzuahmen, dann muss das
Verlangen der Käufer gesteigert werden, das Original zu erwerben. Es muss also einen spürbaren Unterschied für den Käufer bedeuten, ob er das trendige
Produkt des Herstellers erwirbt, der diesen Trend maßgeblich mit geprägt hat, oder von jenen Herstellern, die mit zeitlicher Verzögerung auf diesen Zug
aufgesprungen sind und am schnellen Erfolg teilhaben wollen. Diesen Unterschied kann man nur erzielen, indem man zusätzlich zum Produkt ein
Markenimage verkauft. Dieses Markenimage muss aber sorgfältig aufgebaut
und kommuniziert werden. Innerhalb dieser bedeutenden Aufgabe büßt zwar
das Produktdesign seine wichtige Aufgabe nicht ein, es wird aber heute von zahlreichen Aufgaben umrahmt, innerhalb derer es als kleiner Baustein
erscheint und innerhalb derer es sich unterordnen muss. Das Design ist also heute kein Selbstzweck mehr, sondern Teildisziplin des Markenmarketings
geworden. (Lesen Sie hierzu auch unsere Produktanalyse der Armatur Meta von Dornbracht.) Das Design ist also heute, über den Funktionalismus der siebziger, dem Selbstzweck und der Experimentierfreude der achtziger Jahre über die Emotionalität der neunziger Jahre als Teildisziplin im Marken
marketing gelandet. Auch diese Entwicklung lässt sich am Beispiel der Automobilindustrie gut ablesen. In den sechziger Jahren und zu Beginn der siebziger Jahre wurde
ein Fahrzeug gekauft, wenn es zuverlässig war. In den achtziger Jahren wur den Autos wegen ihres Aussehens gekauft. In den neunziger Jahren standen
der Erlebniswert und die Individualität stark im Vordergrund. In dieser Zeit
entstanden die sogenannten Funcars. Heute wird ein Auto gekauft um das
Image der Marke als Ausdruck der eigenen Persönlichkeit einzusetzen. Ist das Markenimage schlecht, hilft das attraktivste Design und die beste
Technologie gar nichts.
65
Die Designwettbewerbe
Die Designszene nimmt gerne an Designwettbewerben teil. Hier bietet sich
für Designer, für Unternehmer wie auch schon für den Designstudenten die Chance, ihre Arbeiten einer kritischen Jury zur Bewertung einzureichen und sich durch den Erhalt einer landesweiten, nationalen oder sogar internatio nalen Auszeichnung einen Namen zu machen. Je nach Bekanntheitsgrad
des Designwettbewerbs sind der Imagegewinn und die Erhöhung des Bekanntheitsgrades unterschiedlich zu bewerten. Grob unterteilen sollte man die großen Designwettbewerbe, bei denen Auszeichnungen, Labels und
Ausstellungsbeteiligungen zu gewinnen sind und die kleineren, zumeist an Designstudenten gerichteten Designwettbewerbe, die von privaten Personen oder in der Regel von Industrieunternehmen organisiert und veranstaltet
werden.
Zu den großen
Designwettbewerben, bei denen man häufig eine
Verwaltungsgebühr für die Teilnahme entrichten muss und bei denen außer
Lob und Anerkennung keine Preisgelder zu erzielen sind, gehören zum einen
die
länderweiten
Wettbewerbe wie
beispielsweise
der
Bayerische
Staatspreis oder der Designpreis des Landes Nordrhein Westfalen. Bei den meisten dieser Wettbewerbe muss zumindest der Designdienstleister oder der Produzent des eingereichten Produktes seinen Sitz in dem entsprechen
den Bundesland haben. Nach Einreichung der Exponate, die am Wettbewerb teilnehmen, werden diese den Augen einer kritischen Jury unterworfen und bewertet. Bei positiver Bewertung werden für verschiedene Produktgruppen
jeweils einzelne Preise vergeben. Die Preisträger können sich mit einem Label schmücken, die Exponate werden der Fachwelt und der Öffentlichkeit
in einer Ausstellung präsentiert und ein begleitender Ausstellungskatalog oder ein Jahrbuch erläutert die Designqualität, schärft den Blick für gute
Gestaltung und dient häufig auch der Eitelkeit der Veranstalter. Wie bei den landesweiten Designwettbewerben geht es auch bei den
größeren, internationalen Designwettbewerben nur um Ruhm und Ehre. Zu nennen ist hier zum Einen der IF, ein vom Industrie Forum Design Hannover verliehenes Gütesiegel für gut gestaltete Produkte. Der IF wird jährlich in
mehreren Produktsparten vergeben. Das Besondere an diesem Wettbewerb
ist seine zeitliche Nähe zur Industrie-Messe Hannover, auf der jährlich die ausgezeichneten Produkte mit Angabe der Designer und Hersteller in einem UFO-ähnlichen Bau auf dem Messegelände gezeigt werden. Viele Messebesucher nutzen die Ruhe dieses überschaubaren Gebäudes zu einer
informativen Pause. Der zweite große Wettbewerb mit internationaler Bekanntheit ist der red dot award, ehemals der Rote Punkt für Hohe
Designqualtität. Er wird jährlich vom Design Zentrum Nordrhein Westfalen
ausgeschrieben. Die Produkte werden in einer großen Ausstellung im
Kesselhaus einer unter Denkmalschutz stehenden und Anfang 2002 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärten Zechenanlage in Essen präsentiert.
Nach der Ausstellungseröffnung folgt die Preisverleihung mit kulturell hoch
wertigem Rahmenprogramm im Aalto-Theater. Für das leibliche Wohl der Gäste und Preisträger gab es Anfang der 90er Jahre bei den Festakten zur
Preisverleihung ein opulentes Buffet, welches in den darauffolgenden Jahren eine seltsame Metamorphose zu einem Brezelstand vollzog. Auf den Ausstellungseröffnungen
und
den
Gala-Veranstaltungen
zu
den
Preisverleihungen erscheinen neben bedeutenden Designerpersönlich
keiten auch ranghohe Vertreter aus den Bereichen Wirtschaft und Politik.
Für die Hersteller der ausgezeichneten Produkte bedeutet der Erhalt einer
Designauszeichnung
einen
Imagegewinn.
Neben
den
zahlreichen
Erwähnungen in der Designfachpresse und den Fachmedien des Marktes kann das Label des Wettbewerbs auf Verpackungen und am Produkt angebracht werden.
Dadurch erlangt man
nicht nur ein weiteres
Verkaufsargument, sondern dokumentiert ein besonderes Designverständnis als wichtigen Teil der Unternehmensphilosophie und -Strategie. Die
Teilnahme an der anschließenden Dauerausstellung, die ein ganzes Jahr oder sogar länger betragen kann, ist ebenfalls als Werbeinvestition zu sehen.
Ähnlich wie für die Unternehmer bedeutet die erfolgreiche Teilnahme an
einem Designwettbewerb auch einen Imagegewinn für den Designer oder für das Designteam. Obwohl die Designpreise nicht inflationär sind wie bei spielsweise Auszeichnungen auf dem Gebiet der Literatur, wo es immer
schwerer wird, einen Schriftsteller zu finden, der noch keine Auszeichnung
erhalten hat, erringen einige Designstudios jährliche Erfolge und erscheinen oft zu den Ausstellungseröffnungen oder den Preisverleihungen nicht mehr. Lediglich wenn man zu den Besten der Besten gehört und auf der Theaterbühne mit den Handschlägen hochrangiger Vertreter aus Politik und
Wirtschaft geehrt wird, scheint eine ungeschriebene Präsenzpflicht zu herr schen. Viele Designstudenten leben mit der illusorischen Vorstellung, eine
internationale Auszeichnung als Student oder junger Designer bedeute zwangsläufig einen Schub in der Karriereentwicklung. Aus unserer eigenen
Erfahrung können wir dazu lediglich erklären, dass eine internationale
Auszeichnung zwar besonders unter Kollegen Anerkennung bewirkt, dass aber durch den Erhalt mehrerer dieser begehrten „Prüfplaketten“ in aufein
anderfolgenden Jahren noch kein potentiellen Auftraggeber dazu gebracht wurde, unsere Telefonnummer zu wählen. Die Wichtigkeit von Designpreisen
für Auftraggeber wie auch für etablierte Designbüros möchten wir damit nicht
in Frage stellen, sicher erscheint uns jedoch, dass ein junges Designteam durch die erfolgreiche Teilnahme an einem Designwettbewerb sowie durch die damit verbundene Ausstellungsteilnahme und Aufnahme in das Jahrbuch
keinen Menschen dazu bewegt, einen Kontakt zu diesem Designteam auf
zunehmen und in ehrlicher Absicht über eine Designaufgabe zu sprechen. Im Gegensatz zu den zuvor aufgezählten Designwettbewerben versprechen die von privaten Initiatoren durchgeführten Designwettbewerbe neben einer Urkunde, einer Ausstellungsteilnahme und der Erwähnung in einem Katalog
auch noch ein - für studentische Verhältnisse oft saftiges - Preisgeld. Hier sollen allerdings keine schon in der Produktion befindlichen Produkte einge
reicht werden, sondern man soll in der Regel für ein produzierendes Unternehmen eine Produktidee oder ein Design entwickeln. Diese
Wettbewerbe sind mit Vorsicht zu genießen und stellen oft eine besondere Abart des Designschnorrertums dar, mit dem sich gerade die hoffnungsvol
len Studenten den zukünftigen Markt zerstören. Gegen einen lächerlich geringen Kostenaufwand von in der Regel zwischen € 5.000 und € 20.000 erkaufen sich die veranstaltenden Betriebe dutzende oder gar hunderte von Entwürfen und Ideen sowie deren Verwertungsrechte. Durch die häufige
Erwähnung in der Fachpresse und durch die an Kultursponsoring und
Jugendförderung erinnernde Aufmachung der Wettbewerbsausschreibungen wird neben dem preiswerten Einkauf der Designstudien auch noch eine hohe Werbewirksamkeit erzielt. Doch Vorsicht: Viele dieser Wettbewerbe sind
bedenklich und der Vorteil liegt fast immer beim Veranstalter. Auch wir haben
uns 1994 an einem Wettbewerb beteiligt, der insgesamt € 20.000 Preisgeld
für die besten drei Einsendungen bereit hielt. Das Fatale an diesen Wettbewerben ist, dass man für eine erfolgreiche Teilnahme auch eine gute
Leistung erbringen muss - man nimmt nicht einfach nebenbei an einem Wettbewerb teil. Von einem großen Speiseeishersteller in Süddeutschland
wurden wir daher zunächst zu einem Workshop eingeladen, in dem die Aufgabenstellung und die mit dem Produkt und dem Produktumfeld verbun
denen Problematiken von mehreren Fachleuten aus unterschiedlichen
Fachbereichen erläutert wurden. Eine modulare Tiefkühltruhe für den
Lebensmitteleinzelhandel sollte konzipiert und gestalterisch ansprechend als Bild oder Modell umgesetzt werden. Durch die An- und Abreise nach und von
Nürnberg sowie durch die Teilnahme an dem eintägigen Workshop gingen bereits zwei Arbeitstage verloren. Da unsere Mitbewerber ebenfalls Modelle
einreichen durften, beschlossen auch wir die Teilnahme mit einem Modell. Nach ausgedehnter Analyse der Trends im Lebensmitteleinzelhandel
erstellten wir ein auf den Erkenntnissen der amerikanischen Trendforscherin
Faith
Popcorn basierendes Konzept.
Neben diesem theoretischen
Fundament, das für eine erfolgreiche Produktentwicklung unverzichtbar ist,
beschäftigten wir uns mit der Technologie und lösten Probleme des Energieverlustes während der Nacht und an verkaufsfreien Tagen und fan den eine Lösung zur Vereinfachung und zur Zeitersparnis bei der Reinigung
der Kühlwannen, die bereits patentfähig war. Um die Jury zu überzeugen -
schließlich hatte man bereits viel Arbeit in das Projekt gesteckt - fertigten wir ein beleuchtetes und mit einem elektromotorisch angetriebenen Drehteller
für die Warenpräsentation ausgestattetes Modell im Maßstab 1:5 von 1,4 Meter Länge und drehten mit einer Videokamera einen siebenminütigen Film, der die Produktvorteile am Modell und in Trickszenen kommunizierte.
Für die
Konzeption
und die
Designentwicklung
halten wir heute
Auftragsvergütungen von mindestens € 80.000 für gerechtfertigt. Wir beleg ten damals den zweiten Platz und erhielten ein Preisgeld von € 6.400. Als Existenzgründer in einem stark umkämpften Markt waren wir für das Geld
sehr dankbar. An die in den Wettbewerbsunterlagen angedeutete weitere
Zusammenarbeit mit den Preisträgern konnte sich der Veranstalter nach dem Wettbewerb nicht mehr erinnern. Der neben der Eisfirma als Mitveranstalter
Tiefkühltruhe „Modulus Frostus“: Design-Verkauf weit unter Wert.
des Wettbewerbs auftretende Kühltruhenhersteller erhielt ungefähr 25 sorg
fältig ausgearbeitete Konzepte und detaillierte Designstudien zum Thema
Kühltruhen und hat sich eine Zusammenarbeit mit einem etablierten und damit kostenintensiven Designbüro für einige Zeit sparen können.
Noch wirtschaftlicher ist es für einige Unternehmen, sich auch noch das
Preisgeld zu sparen. Meistens sind es mittelständische Bastelbuden, aber
auch bei bekannten Unternehmen wie Vaillant, Bolte Büromöbel oder Comforto haben wir diese Arbeitsweise kennengelernt. Unser Berufskollege
Rido Busse hat unter der Internetdomain www.designschnorrer.de eine
Sammlung dieser unehrenhaft operierenden und die Hoffnungen und die Arbeitskraft junger Menschen schamlos ausnutzenden Unternehmen ange legt. Designer können sich hier informieren, ob ihr vermeintlicher Auftraggeber bereits blackgelistet ist. Auch wir sind in den ersten Jahren
unserer beruflichen Selbstständigkeit von einigen Unternehmen aufgefordert
worden, im Rahmen eines Wettbewerbs oder einer Ausschreibung zunächst Entwürfe einzureichen, bevor über profane Dinge wie Geld gesprochen wer
den durfte. Die Unternehmen traten entweder unaufgefordert direkt an uns heran oder wir stellten zunächst einen Kontakt her, worauf uns ein Angebot zur Zusammenarbeit unterbreitet wurde.
Die Argumente seitens des Auftraggebers für eine kostenfreie Design
entwicklung waren stets identisch, zeugten aber immer sowohl von Unkenntnis des Designprozesses als auch von Unverschämtheit. Die ent sprechenden Unternehmen hatten uns zwar angeblich unter vielen weiteren
Büros ausgewählt, weil wir so gute und vielseitige Referenzen hatten, aber gerade bei diesem Produkt könne man ja nicht die Katze im Sack kaufen und
müsse daher noch vor der Auftragserteilung zunächst anhand von Skizzen sehen, in welche Richtung wir denken und entwerfen. Die Skizzen dürften
zwar ganz einfach sein - also bitte nicht zuviel Arbeit machen - danach erfol ge die Auftragserteilung und die nachfolgenden Arbeitsschritte und das Feindesign würden als Entwicklungsauftrag erteilt werden. Gerade so als ob
eine Auftragskomposition preiswerter wäre, wenn die Melodie nur auf
Butterbrotpapier gekritzelt würde. Die Masche hat Erfolg, stehen doch genug Nachwuchsdesigner auf der Straße und hoffen auf ihre Chance. Die Bekundung, bereits unter einer
Vielzahl von Designern und Designstudios ausgewählt worden zu sein,
appelliert an die Eitelkeit und verstärkt die Hoffnung, auch diese letzte Hürde noch überwinden zu können. Diese als Wettbewerbe oder Ausschreibungen getarnten Versuche, Designleistungen nicht nur kostenfrei, sondern gar auf
Kosten anderer einzukaufen, müssen geächtet werden.
Der red dot award
Der red dot award ist ein vom Design Zentrum Nordrhein Westfalen jährlich
ausgeschriebener internationaler Designwettbewerb. Zielsetzung des Design
Zentrums ist, das Bewusstsein für die umfassende gesellschaftliche und öko nomische Bedeutung des Designs zu schärfen. Der red dot award ist ein
Instrument, dieses Ziel zu verfolgen und die Bedeutung von Design
leistungen für Gesellschaft und Wirtschaft in die Medien und so in die Köpfe der Entscheidungsträger der Unternehmen zu bringen. Als Veranstalter ist
das Design Zentrum darüber hinaus zu einem kompetenten Vermittler zwischen Unternehmen, Designschaffenden, Politik und Öffentlichkeit
geworden. Das Tätigkeitsgebiet wurde auf die ganze Welt ausgedehnt, zahlreiche Ausstellungen, vor allem in der ostasiatischen Region, werden
organisiert. Auch wir haben diese Dienstleistungen, die oft vom Land Nordrhein-Westfalen unterstützt werden, mehrfach in Anspruch genommen und mit Hilfe des Design Zentrums Nordrhein Westfalen von uns gestaltete und ausgezeichnete Produkte in Tokio, Nagasaki, Seoul, Taipeh und Singapur ausgestellt.
Mit seinem geschäftsführenden Vorstand Prof. Dr. Peter Zec hat das Design Zentrum einen engagierten und international anerkannten Motor gefunden.
Peter Zec erkennt im Design nicht nur die Gestaltung von Produkten, er sieht die Aufgabe des Designs in der Darstellung und in der Qualifizierung eines Unternehmens. Das Design ist Ausdruck der Unternehmenskompetenz und
Markendarstellung. Es trägt zur Identifikation bei und bildet wichtige Unterscheidungsmerkmale, die dem Unternehmen helfen, sich im weltweiten Wettbewerb positiv zu differenzieren. Diesem Zweck dienen auch die durch
geführten Designwettbewerbe. Der red dot award hat seinen Ursprung im
Designwettbewerb Design Innovationen, der seit 1955 durchgeführt wird. Dieser Wettbewerb stellt strenge Bewertungskriterien für die Designqualität
auf, was ihm zu weltweiter Anerkennung und Bekanntheit verholten hat. Kontinuierlich nahmen seit Gründung dieser Veranstaltung jährlich mehr Designer und mehr Unternehmen aus dem In- und Ausland an diesem
Wettbewerb teil. Um der steigenden internationalen Bedeutung gerecht zu
werden, trug der Wettbewerb auch in Deutschland im Jahr 2001 zum ersten Mal den Titel red dot award, den Namen also, den der Wettbewerb im
englischen Sprachgebrauch ohnehin schon trug. Die begehrten Designaus zeichnungen wurden hiezulande Roter Punkt für Hohe Designqualität bezie
hungsweise Roter Punkt für Höchste Designqualität genannt. Im Jahr 2002
wurden insgesamt 1.479 Wettbewerbsteilnahmen aus insgesamt 26 Ländern
registriert. Entsprechend der internationalen Bekanntheit und Teilnahme ist
auch die Jury international besetzt. Zu den bewertenden Designern und Architekten, Designjournalisten und Designunternehmern gehören neben deutschen zahlreiche italienische Persönlichkeiten ebenso wie Gestalter aus den USA oder aus Asien.
Nach der Anmeldung und der Einreichung der Produkte werden die Arbeiten
in einem Ausstellungsraum an mehreren Tagen bewertet. Die Jurierung erfolgt dabei in unterschiedlichen Produktgruppen oder Produktbereichen. Es werden elf Kategorien gebildet: Wohnen und Schlafen; Haushalt, Küche,
Bad; Freizeit, Hobby, Sport; Architektur und Umraum; Industrie und
Handwerk; öffentlicher Raum und Verkehr; Handel und Messen; Medizin und Rehabilitation; Büro und Verwaltung; Medien und Unterhaltungselektronik
sowie Schmuck, Mode, Accessoires. Voraussetzung ist, dass die einge reichten Produkte auf dem Markt verfügbar und Serienprodukte sind. Die
Juroren beurteilen die eingereichten Produkte nach einem strikten
Kriterienkatalog. Der Innovationsgrad, die Funktionalität und formale Qualität, der symbolische und emotionale Gehalt eines Produktes werden
ebenso
kritisch
hinterfragt wie
Ergonomie,
Langlebigkeit,
Selbst
erklärungsqualität und ökologische Verträglichkeit. Die meisten dieser Kriterien sind wissenschaftlicher oder messbarer Natur, die wenigsten haben
einfach nur mit Geschmack zu tun. So ist der red dot award ein ernstzu
nehmender und objektiv gültiger Wettbewerb. Neben den Auszeichnungen für gutes Produktdesign verleiht das Design Zentrum Nordrhein Westfalen auch alljährlich eine ganz besonders begehrte Trophäe, den Radius. Der Radius ist ein puristischer Wanderpokal, mit dem
auf der Bühne des Aalto Theaters in Essen jeweils das Designteam des
Jahres ausgezeichnet wird. Zu den Preisträgern gehören die Designteams der Leybold AG, der Braun AG, die Teams von Slany Design, Moll Design
Reiner Moll & Partner, Neumeister Design, Frogdesign, die Designteams von Mercedes-Benz, Siemens, IDEO Product Development, das Studio de
Lucchi, das Philips Design Team, das AUDI Design Team, das Sony Design
Team und die Festo AG. Eingebettet in ein kulturell wirklich beachtenswertes
Rahmenprogramm werden das Designteam vorgestellt und seine Leistungen hervorgehoben. Eine kleine Ausstellung informiert über die Designexponate,
für die das Team verantwortlich zeichnet und der Leiter des Teams oder der
Inhaber des Designbüros erhält in Form der Wandertrophäe eine Anerkennung, die international für Aufsehen sorgt.
Der IF Industrie Forum Design Hannover Der iF, das in der Designwelt wohlbekannte Kürzel, bezeichnet den vielleicht bedeutendsten und bekanntesten internationalen Designwettbewerb, der in
Deutschland ausgeschrieben wird. Veranstalter ist das Industrie Forum Design Hannover, eine Institution, die auf dem Messegelände Hannover
ihren Sitz hat. Hier, in einem UFO-förmigen Bau auf dem Messegelände,
werden die beim iF-Designwettbewerb ausgezeichneten Produkte während der Industrie Messe Hannover präsentiert. In ruhiger und entspannter
Atmosphäre, inmitten des Messegeschehens und doch weit entrückt von der geschäftigen Hektik in den Messehallen, können alljährlich Tausende von Entscheidungsträgern die prämierten Produkte bestaunen. Die jährlich neu
zusammengestellte, aber stets mit internationalen Persönlichkeiten besetzte Jury, entscheidet in mehreren Produktgruppen nach Grundsätzen, die
Professor Herbert Lindinger von der Universität Hannover für den Wettbewerb zusammengestellt hat.
1. Praktischer Nutzen Als erstes Kriterium gilt auch hier der praktische Nutzen. Das Produkt muss,
um eine Prämierung in diesem Wettbewerb zu erhalten, über eine hohe Gebrauchstauglichkeit verfügen und einwandfrei funktionieren.
2. Ausreichende Sicherheit Für viele Produkte und ihre Einsatzgebiete existieren einschlägige
Sicherheitsvorschriften und Normen. Diese müssen vollständig erfüllt und eingehalten werden. Darüber hinaus hat ein Produkt aber auch eine gewisse Narrensicherheit zu gewährleisten, die die Gefahr von Unfällen bei ungeüb ten Benutzern oder durch Unachtsamkeit minimiert. Verletzungsgefahren
durch den einfachen Gebrauch sollen möglichst eliminiert werden.
3. Lebensdauer und Gültigkeit Der verantwortungsbewusste Umgang mit natürlichen Ressourcen und der behutsame Umgang mit Energien legen nahe, dass ein Produkt nach
Möglichkeit nicht als Einwegprodukt konzipiert werden sollte, sondern im Gegenteil über eine lange zeitliche Gültigkeit verfügen muss. Die Jury des iF Design Wettbewerbs überprüft die eingesandten Produkte auf ihre ästhetische und physische Lebensdauer.
4. Ergonomische Anpassung Der Mensch und seine körperlichen und geistigen Fähigkeiten sollten bei der
Gestaltung eines Produktes stets im Mittelpunkt stehen. Die ergonomischen
Paramater wie beispielsweise geeignete Arbeitshöhen, Greifweiten, leichte
Bedienbarkeit und einfache Ablesbarkeit von Anzeigen sowie die Vermeidung von Irritationen durch Blendung oder visueller Fehlinformation werden über
prüft und erhalten bei der Beurteilung eines Produktes eine große Wichtigkeit.
5. Technische und formale Eigenständigkeit Design soll Produkte eigenständig und dadurch identifizierbar machen und
dem Hersteller so als Wettbewerbsvorteil dienen. Gerade zu diesem Zweck
wird die Auszeichnung des Industrie Forums Design Hannover gerne als Marketinginstrument durch die Hersteller der prämierten Produkte in ihrer Werbung eingesetzt. Die Jury prüft daher gewissenhaft, ob das eingereichte
Produkt in technischer sowie in formaler Hinsicht eine Novität darstellt und kein Plagiat ist.
6. Umfeld-Beziehung Ein Produkt ist immer zugleich Bestandteil eines Produktumfelds, innerhalb dessen es sich zu erkennen geben muss und innerhalb dessen es mit ande
ren Produkten in Beziehung steht. Die vom Industrieforum Design Hannover ausgezeichneten Gegenstände gliedern sich auch in ihr Produktumfeld ange
messen ein. Der Aufwand an Formen und Farben orientiert sich am Umfeld und spiegelt Gebrauch und Stellenwert des Produktes wider.
7. Umweltfreundlichkeit Aus den gleichen Gründen, die auch die lange zeitliche Gültigkeit eines
Produktes zu einem der wichtigsten Kriterien in diesem Wettbewerb machten, gewann auch die Umweltverträglichkeit seit Beginn der siebziger Jahre
zunehmend an Bedeutung. In der Praxis ist dabei vor allem die energie- und ressourcenschonende Herstellung sowie die Vermeidung von Abfällen zu ver stehen. Eingesetzte Materialien sollten nach Möglichkeit recyclingfähig sein
und als solche gekennzeichnet werden.
8. Gebrauchsvisualisierung Produkte dienen dem Menschen durch ihre Benutzung. Daher sollten sie ihre
Gebrauchsmöglichkeiten durch das Design, also durch ihre Form und durch
ihre farbliche Gestaltung, schnell und eindeutig offenbaren. Dadurch kann der Sinn eines Produktes von seinem Benutzer schnell erfasst werden und die
einwandfreie Bedienung schnell erfolgen.
9. Hohe Gestaltungsqualität Dieses Kriterium umfasst viele Teilaspekte und erhält daher besonderes
Gewicht in der Jurierung. Eine hohe Gestaltungsqualität bedeutet, dass ein überzeugender struktureller Aufbau
zugrunde
liegt.
Das
gewählte
Gestaltungsprinzip, wie beispielsweise Schalen- oder Skelettbauweise,
sollte durch das Design beziehungsweise durch die Gestaltung der einzelnen
Bauteile wirkungsvoll formal unterstützt werden. Die einzelnen Bauteile oder Bestandteile sollten in einem Verhältnis zum Gesamten stehen und die Gesamtaussage unterstreichen. Das einmal gewählte Konstruktionsprinzip muss durchgängig verfolgt werden. Keinen Bestand hätte hier z. B. eine
Hängebrücke mit zu dünnen Tragseilen, dafür aber mit einem zusätzlichen
Behelfspfeiler. Alle Gestaltungsbestandteile sollten in Funktion und formaler
Gestaltung eindeutig sein. Die Formübergänge, Kontraste und Farben sowie aufgebrachte Schriften sollten zum Gesamtprodukt passen und in ihrer Gesamtheit ein homogenes Erscheinungsbild gewähren. Die Bauteile sollten
darüber hinaus materialgerecht geformt und konstruiert sein, die Nutzung und Wartung des Produkts oder seiner Bestandteile muss durch das Design
vereinfacht sein.
10. Sinnlich-geistige Stimulanz Die sinnlich-geistige Stimulanz berücksichtigt die Gesamtwirkung des
Produktes. Alle Produkte entstehen in einem Spannungsfeld zwischen
technischem
Fortschritt,
gesellschaftlichem
Wandel,
ökonomischen
Anforderungen und den aktuellen Entwicklungen in den Künsten, in der Architektur und im Design. Die Jury prüft die Gegenwärtigkeit dieser
Strömungen im Produkt und untersucht, ob das Design des Produktes die
Sinne des Benutzers stimuliert, seine Neugier weckt, geistig anregt oder
Impulse auslöst.
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Weitere Designpreise
Designpreis der Bundesrepublik Deutschland Die offiziellen deutschen Designpreise Bundespreis Produktdesign und
Förderer des Design sind im Designpreis der Bundesrepublik Deutschland
vereinigt worden. Wie auch zuvor, werden mit dem Designpreis der Bundesrepublik Deutschland im jährlichen Wechsel Erzeugnisse und
Persönlichkeiten geehrt.
Die Teilnahme am Preisverfahren wird durch eine Nominierung der jeweiligen
Wirtschaftsministerien der Bundesländer beziehungsweise durch das Bundeswirtschaftsministerium ermöglicht. Ansprechpartner für einen
Vorschlag zur Nominierung sind die jeweiligen Designreferate. Es können
ausschließlich Designleistungen nominiert werden, die vorrangig aus einem
Länderwettbewerb oder aus einem vom jeweiligen Bundesland anerkannten Auswahlverfahren hervorgegangen sind.
Der Designpreis der Bundesrepublik Deutschland zeichnet sowohl Serienerzeugnisse
aus
dem
Bereich
Produktdesign
als
auch
Designleistungen aus dem Bereich Kommunikationsdesign aus. Dies können
analoge und digitale Erzeugnisse, beispielsweise visuelle Erscheinungs bilder, sein.
Mit diesem Preis werden jährlich drei hervorragende Arbeiten ausgezeichnet, 18 weitere erhalten als Finalisten des Wettbewerbs eine Anerkennung. In der
Regel erfolgt die Verleihung des Designpreises der Bundesrepublik Deutschland auf der internationalen Frankfurter Messe Tendence. Die
Teilnahme am Wettbewerb ist für den Wettbewerbsteilnehmer kostenfrei. Dies ist nicht selbstverständlich. Die Anmeldung und Teilnahme an den
Designwettbewerben red dot award und IF Industrie Forum Design Hannover
ist beispielsweise gebührenpflichtig. Die Gebühren sind in den letzten Jahren auch angestiegen, was seine Ursache darin haben mag, dass die öffentliche Hand die veranstaltenden Organisationen nicht mehr in dem Maße finanziell unterstützt, wie dies noch vor einigen Jahren üblich war.
Mia Seeger Preis Die Mia Seeger Stiftung ist zusammen mit dem Internationalen Designpreis
Baden-Württemberg Veranstalterin des Mia Seeger Preises. Dieser Preis ist
ein Förderpreis für den Designnachwuchs und mit Preisgeldern von € 3.500,
€ 2.500 und € 1.500 dotiert. Zur Teilnahme am Wettbewerbsverfahren
aufgefordert sind alle Absolventen einer Designausbildung an deutschen Hochschulen. Anerkannt sind die Studiengänge Industriedesign, Produkt gestaltung, Innenarchitektur, Möbeldesign sowie Investitionsgüter- und Transportation Design. Die Diplome dürfen nicht früher als in den beiden dem
Wettbewerb vorangegangenen Jahren abgelegt worden sein. Auskünfte zur
Teilnahme am Mia Seeger Preis erteilt die Mia Seeger Stiftung, deren Anschrift Sie im Adressenverzeichnis dieses Buches finden.
Designpreis Brandenburg Der Designpreis Brandenburg vermittelt zwischen Entwerfern, Herstellern und Verbrauchern. Zusätzlich hilft er Unternehmen und Designbüros mit Sitz
in Brandenburg bei der Suche nach neuen Kunden und neuen Märkten.
Durch die Vergabe der Auszeichnung schärft er den Blick für die Design
qualität von Produkten und Designleistungen. Bewerben können sich Unternehmen, Institutionen sowie Designbüros mit
Sitz in Brandenburg.
Am Wettbewerbsverfahren teilnehmen können innovative Produkte und
Konzepte aus allen Bereichen, in denen Design eine Rolle spielt. Somit
können Industrieprodukte, Marketingkonzepte, grafische Arbeiten oder
Softwareprodukte zur Teilnahme am Wettbewerbsverfahren angemeldet werden. Die eingereichten Produkte oder Konzepte müssen bereits auf dem
Markt sein. Die Markteinführung darf höchstens drei Jahre zurückliegen. Eine aus nahmhaften Experten zusammengesetzte Jury beurteilt die einge
reichten Produkte und Konzepte nach einem strengen Kriterienkatalog.
Zu den Bewertungskriterien zählen eine innovative Gestaltungsidee, eine hohe Gestaltungsqualität, ein hoher Gebrauchswert, Originalität, ökologische
und technische Qualitäten, ergonomische Anpassung, soziale Verträglichkeit und konzeptionelle Geschlossenheit.
Die Preisträger erhalten im Falle einer erfolgreichen Wettbewerbsteilnahme ein Gütesiegel, das innerhalb der eigenen Marketingaktivitäten eingesetzt werden kann. Eine Urkunde sowie ein „Goldbarren“ sind physische
Bestandteile, mit denen der Erhalt der Auszeichung dokumentiert werden
kann. Aufkleber sowie Veröffentlichungen in der Tages- und Fachpresse können die Reputation der Preisträger verbessern.
Es werden pro Wettbewerb drei Preise und maximal zwei Auszeichnungen vergeben. Detaillierte Informationen zum Designpreis Brandenburg erteilt die Designinitiative Brandenburg-Berlin e.V. als Ausloberin. Die Anschrift finden
Sie im Adressenverzeichnis dieses Buches.
Designpreise der Länder Neben den genannten Beispielen loben auch andere Bundesländer länder bezogene Designpreise aus. Nähere Informationen erteilen in der Regel
Designzentren, die Designreferate der Länder und die Industrie- und Handelskammern. Auch das Internet stellt eine reichhaltige Informations
quelle dar, wenn es um das Thema Designwettbewerbe geht. Die von den Ländern ausgelobten Designpreise gleichen sich zumeist in den
Teilnahmebedingungen und differieren in der Anzahl der zu vergebenden Preise sowie in der Gestaltung der Preise. Es versteht sich von selbst, dass
bei einem Länderwettbewerb zumindest ein Partner der Designentwicklung, also der Hersteller des Produktes oder das Designbüro, seinen Sitz in dem entsprechenden Land haben sollte. Die Anzahl und die Gestaltung der Preise
sowie das Wettbewerbsverfahren sind aber stark unterschiedlich. Im Fall des Designpreises des Landes Nordrhein-Westfalen besteht beispielsweise neben den Arbeiten auf dem Gebiet des Produktdesigns auch die Möglichkeit
zur Teilnahme am sogenannten Studienpreis Design. Die für den Studienpreis Design eingereichten Konzepte und Produkte dürfen noch nicht
auf dem Markt erhältlich sein. Hier geht es, wie sein Name schon ausdrückt,
um die Prämierung von Studien, die zukünftigen Designentwicklungen als Impuls dienen können. Innovativen Ideen kann durch diese Auszeichnung Aufmerksamkeit verschafft und potentielle Hersteller können so gefunden werden.
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Die Lehrstätten Produktdesign kann an zahlreichen Kunsthochschulen, Gesamthochschulen
und Universitäten studiert werden. Als künstlerisches Fach ist die Teilnahme an einem Prüfungsverfahren zur Feststellung einer künstlerisch-gestalteri
schen Eignung obligatorisch. Diese Prüfungsverfahren differieren stark hin
sichtlich Qualität und Quantität der gestellten Aufgaben. Auch ist das Prozedere des Prüfungsverfahrens von Lehrstätte zu Lehrstätte unterschied
lich. Das am weitesten verbreitete Verfahren sieht die Abgabe einer Mappe mit eigenen Werken vor, die zur Vorauswahl dient. Studienbewerber und
Studienbewerberinnen, die diese Hürde genommen haben, werden nachfol gend zu einer Prüfung vor Ort eingeladen, in der anhand gestellter Aufgaben, die unter Aufsicht bearbeitet werden müssen, die Urheberschaft der zuvor in
der Mappe eingereichten Werke überprüft wird.
Einige Lehrstätten führen aber auch andere Bewerbungsverfahren durch. Auskunft über Art und Umfang der Prüfungsaufgaben erteilt das Prüfungsamt oder die Verwaltung des Fachbereichs. In einigen Fällen werden auch
Vorbereitungskurse angeboten, die helfen, die mit der bevorstehenden Prüfung verbundene Ungewissheit und die daraus resultierenden Ängste
abzubauen.
Nachfolgend stellen wir die bedeutenden Lehrstätten, an denen Produkt-,
Objekt- oder Industriedesign studiert werden kann, in Kurzportraits vor. Ausführlichere Informationen über die Studieninhalte bieten die Lehrstätten zumeist in Form von Broschüren und im Internet. Im Anhang dieses Buches finden Sie die Adressen der Lehrstätten einschließlich ihrer Internetdomains.
Universitäten, Hochschulen und Gesamthochschulen UdK Berlin Die Universität der Künste Berlin kann auf eine 300-jährige Geschichte zurückblicken. Innerhalb dieser Zeit hat sie sich zu einer der führenden sowie
vielseitigsten Hochschulen mit künstlerischer Ausrichtung entwickelt. Über
dreißig künstlerische und thematisch verbundene wissenschaftliche
Studiengänge sind hier unter einem Dach vereint. Sie sind den vier
Fakultäten Bildende Kunst, Gestaltung, Musik und Darstellende Kunst zuge ordnet.
Zur Fakultät Gestaltung gehören neben Industrial Design mit seinen
Studienrichtungen Produkt-, Bekleidungs- und Textilgestaltung die Studien gänge Architektur, Visuelle Kommunikation, Experimentelle Medien gestaltung sowie Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation.
Das Industrial Design greift als gestalterische Reaktion auf gesellschaftliche
und technologische Entwicklungen in alle Lebensbereiche ein. Es geht um
mehr, als Dingen äußere Qualitäten zuzuweisen. Das prozessorientierte
Verständnis des Gestaltens - ein Leitgedanke des Studiengangs „Industrial Design“ - impliziert dessen kommunikativen Gehalt. Industrial Design
beschäftigt sich stets mit Konzeption, Entwicklung und Gestaltung industriell hergestellter Gegenstände. Die Berufsfelder des Industrial Design sind keine Territorien mit starren
Konturen. Absolventinnen und Absolventen des Studiengangs erlangen deshalb die Fähigkeit zur selbstständigen Bearbeitung komplexer Design
probleme. Zentraler Gegenstand der Lehre ist der Designprozess, vom Auftrag über Konzeption und Entwicklung bis hin zur Präsentation. Als struktureller Rahmen dient er sowohl der Bearbeitung unterschiedlicher
Projektthemen als auch der interdisziplinären Verknüpfung mit anderen
Studienfächern. Das Studium findet zum Großteil in Projektarbeit statt. Die drei Studienrichtungen Produkt-, Bekleidungs- und Textilgestaltung stel
len Spezialisierungsangebote dar, die man auch kombiniert hören kann. In Verknüpfung mit entsprechenden Projektschwerpunkten ergibt sich somit die
Chance individueller Studienprofile.
Kunsthochschule Berlin-Weißensee (KHB) Hochschule für Gestaltung Die Kunsthochschule Berlin-Weißensee ist eine der vier staatlichen künst lerischen Hochschulen Berlins. Wer in Weißensee Design, Freie Kunst,
Bühnenbild oder Architektur studiert, hat eine Vorliebe für fachübergreifende Zusammenarbeit, intensive Betreuung, überschaubare Strukturen und kleine
Einheiten. Etwa 650 Studierende werden von 38 Professoren und Professorinnen und 12 künstlerischen Mitarbeitern betreut. Der Unterricht ist
sinnvoll gestaffelt, so dass das Studium in der vorgesehen Zeit (fünf Jahre)
absolviert werden kann. Man kann in Weißensee Mode-Design, Kommunikationsdesign, Textil- und
Flächen-Design, Produkt-Design, Bühnenbild, Architektur, Malerei oder Bildhauerei studieren. Alle Studiengänge werden mit einem Diplom abgeschlossen. Die Studierenden können ein vielfältiges Angebot an
ausländischen Partnerhochschulen nutzen, um ein oder zwei Semester im Ausland zu studieren. Die Besonderheit der Kunsthochschule Berlin-Weißensee beruht auf der
räumlichen und inhaltlichen Integration der verschiedenen Studien
richtungen. In Anlehnung an das Lehrkonzept des Bauhauses ist an der
Kunsthochschule Berlin-Weißensee ein einjähriges künstlerisches Grund lagenstudium für die Studierenden aller Fachrichtungen Pflicht. Dies gilt auch
für die gemeinsamen geisteswissenschaftlichen Seminare und Vorlesungen, die das Studium bis zum Diplomabschluss begleiten. Die Diplomarbeit
besteht aus zwei getrennt zu bewertenden Teilen: einem praktischen und einem theoretischen. Die 13 Werkstätten sind hochschuloffen benutzbar.
In der Studienrichtung Produkt-Design sollen die Studierenden befähigt werden, Designaufgaben selbstständig zu erkennen, zu planen, zu analysie
ren und zu lösen. Durch das Studium wird das Verständnis dafür entwickelt,
dass Design ein Teil von ganzheitlich zu betrachtenden Entwicklungs verläufen
ist
und zur Bewältigung
gegenwärtiger und zukünftiger
Lebenssituationen beiträgt.
HBK Braunschweig Zur Philosophie der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig gehört die Definition von Design als dem Finden einer Lösung für ein anstehendes
Problem, die mit den Mitteln der Gestaltung erarbeitet wird. Design wird ver
standen als Gestaltung der Beziehungen zwischen den Menschen, zwischen
Mensch und Umwelt, zwischen Benutzer und Gerät/Maschine. Bei den
Design-Projekten werden in umfassender Weise soziologische, psychologi sche, ökologische und wirtschaftliche Dimensionen eines Problem
zusammenhangs berücksichtigt und in projektbegleitenden Lehrver
anstaltungen behandelt.
Im Diplomstudiengang Industrial Design haben die Studierenden die
Möglichkeit, Studienschwerpunkte zu wählen. Diese sind: Designwissen
schaft, Sozialproblemorientiertes Design, Ökologieorientiertes Design, Konsum- und Investitionsgüterdesign, Transportation Design.
HfK Bremen Die Hochschule für Künste Bremen kann auf eine über 125jährige Geschichte zurückblicken. Die Geschichte begann mit der Gründung der
„Technischen Anstalt für Gewerbetreibende“ am 10. Mai 1873. Fünf Jahre später entstand die erste private Musikschule in Bremen, fast einhundert
Jahre später wurden die beiden Institutionen im Jahre 1979 zusammenge führt. Die Sparten sind als Fachbereich Musik und Fachbereich bildende
Kunst erhalten geblieben. Im Grundstudium Design werden die Grundlagen zur Entwicklung einer all gemeinen Designkompetenz vermittelt. Dazu werden sowohl methodische,
theoretische und praktische Grundlagen gelehrt. Im anschließenden
Hauptstudium werden entwurfs- und projektbezogene Aufgabenstellungen gelöst. In diesem Studienabschnitt erfolgt eine Spezialisierung in einem der
drei Studienfelder „Mensch und Information“, „Mensch und Produkt“ oder
„Mensch und Mode“.
U-GH Essen Die Universität Gesamthochschule Essen ist zugleich Beispiel, Ergebnis und
Motor des raschen und rigorosen Strukturwandels des Ruhrgebiets. Vor nur dreißig Jahren suchte man Hochschulen in dieser Region vergebens, heute
ist das Ruhrgebiet eine der dichtesten Bildungsregionen der Welt. Die Universität Gesamthochschule Essen unterhält einen Fachbereich
Gestaltung und Kunsterziehung, in dem Antworten auf Gestaltungsfragen in den Studiengängen Kommunikationsdesign und Industrial Design erarbeitet
werden. Dabei legt die U-GH Essen großen Wert auf das wissenschaftliche und theoretische Fundieren des Designprozesses. Die Designausbildung soll
wissenschaftlich werden und die Hochschule dokumentiert diese Absicht mit der Möglichkeit, im Bereich Designwissenschaften zu promovieren. Die
sogenannten neuen Medien werden in die Gestaltungsarbeit einbezogen und können sowohl als Thema der Gestaltungsaufgabe dienen als auch als Hilfsmittel bei der Lösung von Gestaltungsaufgaben eingesetzt werden. Der
Erfolg dieser theoretisch fundierten Gestaltungsausbildung zeigt sich in der
Vielzahl der nationalen und internationalen Designauszeichnungen, die von Studierenden dieser Gesamthochschule errungen wurden.
Burg Giebichenstein Hochschule für Kunst und Design Halle Der Fachbereich Design der Burg Giebichenstein Hochschule für Kunst und Design Halle bietet die Diplom-Studiengänge Industriedesign, Innen
architektur, Multimedia/VR-Design, Kommunikationsdesign und Mode design an.
Der Studiengang Industriedesign untergliedert sich dabei in die drei
Studienrichtungen Industriedesign, Spiel- und Lernmitteldesign, Keramik-
/Glasdesign. In der Studienrichtung Industriedesign werden in dem vier Semester umfassenden Grundstudium fundierte bildnerisch-gestalterische,
designgeschichtliche,
designtheoretische
und
naturwissenschaftlich
technische Grundlagen vermittelt, die für den Designprozess von fundamen taler Bedeutung sind. Bereits in diesem Studienabschnitt werden die Studierenden mit Problemstellungen des Designentwurfs konfrontiert. Im
Hauptstudium werden diese Grundkenntnisse bei der gestalterischen Lösung von realen Problemstellungen der komplexen Lebensumwelt in
Semesterprojekten eingesetzt. Es werden traditionelle Arbeitstechniken ebenso wie moderne Arbeitstechniken, beispielsweise rechnergestütztes
Entwerfen, gefördert. In der Studienrichtung Spiel- und Lernmitteldesign werden ebenfalls in zwei Jahren Grundstudium die gestalterischen und
methodischen Grundlagen erarbeitet. Die Ausbildung erfolgt hier mit dem Schwerpunkt der Gestaltung von Spielmitteln und Lernmitteln für Kinder. Die
Absolventen sollen die gerade auf diesem Fachgebiet erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten aufweisen und kreativ in diesem Arbeitsfeld tätig
werden. Die Studienrichtung Keramik-/Glasdesign beschäftigt sich mit den traditionellen Gefäßwerkstoffen Glas, Keramik und Porzellan ebenso wie mit den verwandten Werkstoffen Metall, Kunststoff, Holz und Stein. Dadurch
werden in diesem Fachgebiet die Produktgruppen und Handlungsfelder
„gedeckter Tisch“, „Essen und Trinken“, „Wohnaccessoires“ sowie Objekte für Gastronomie und Hotel, Sanitärraum und raum- und architekturbezogene Keramik vollständig abgedeckt. Die Ausarbeitung der Entwürfe erfolgt bis zum
Designmodell
und
Prototyp,
eigene
Werkstätten
sowie
Kooperationspartner stehen für die Herstellung der Prototypen zur Verfügung.
Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe (HfG) Die HfG wurde im April 1992 gegründet. Zusammen mit der Hochschule wurde in Karlsruhe auch das Zentrum für Kunst und Medientechnologie ins Leben gerufen. Beide Institutionen beschäftigen sich mit der Kunst und ihrer
Beeinflussung durch die neuen Medientechnologien und elektronischen Herstellungsverfahren. Die HfG Karlsruhe orientiert sich nicht an Richtungen,
Tendenzen
oder Stilbegriffen.
In
einer demokratisch
strukturierten
Gesellschaft sowie durch die modernen Kommunikationssysteme vermeidet
die Hochschule derartige Festlegungen und Dogmen. Grundlage des Lernens und des Lehrens an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe ist die pluralistische Offenheit.
Gelehrt werden die vier Diplomstudiengänge Medienkunst, Produktdesign, Grafikdesign und Szenografie. Darüber hinaus existiert der Magister
studiengang des Theoriefachs Kunstwissenschaft und Medientheorie. Im Studiengang Produktdesign wird, wie in allen angebotenen Studien
gängen der HfG Karlsruhe, der Schwerpunkt der Ausbildung in der inter
disziplinären Ausrichtung des Studiums gesehen. Die Studenten sollen Produkte auf Basis der technologischen Möglichkeiten konzipieren und entwickeln. Darüber hinaus soll der kreative Nachwuchs einen intuitiven und
emotionalen Zugang zu den jeweiligen Aufgabenstellungen erlangen. Durch die polyzentrische Ausbildung der Produktdesigner wird auf den Wandel
dieses Berufsbildes eingegangen und eine umfassende Qualifikation für die neuen Arbeitsfelder vermittelt. Denn über den reinen Entwurf industriell herzustellender Produkte wird vom Produktdesigner zunehmend konzeptio
nelles und gesamtheitliches Denken verlangt. Dieses Denken in Strukturen
und Systemen unter Berücksichtigung gesellschaftlicher, ästhetischer und
soziologischer sowie psychologischer Anforderungen wird in Theorie und
Praxis vermittelt.
Kreative Grundlagen zum eigenständigen Lösen von Gestaltungsaufgaben können ebenfalls mit Hilfe der Grundlagenfächer Malerei und Multimedia, Plastik und Multimedia, Architektur und Philosophie und Ästhetik erworben werden. Das Fach Philosophie und Medientheorie kann bei dem renommierten
Philosophen Prof. Peter Sloterdijk belegt werden, der zugleich Rektor der
Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe ist.
U-HG Kassel Studiengang Produkt-Design - Kunsthochschule der Universität Kassel: Im Diplomstudiengang Produkt-Design werden vier Lehrschwerpunkte ange
boten: Industriedesign, Ausbau- und Möbeldesign, Textildesign und
Systemdesign. Das Studienangebot ist eng verwoben mit den Angeboten anderer Fachgebiete der Kunsthochschule und der Universität Kassel.
HfG Offenbach Die Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main blickt heute auf eine 170-jährige Geschichte zurück. Sie beginnt 1832 mit der Gründung der
„Handwerkerschule“, die ihre Aufgabe in der Verbesserung der Ausbildung des Handwerkernachwuchses für die Stadt und den Kreis Offenbach sah.
Kurze Zeit später wurde sie in eine „Kunstgewerbeschule“ umgewandelt, später in eine Werkkunstschule. 1970 erfolgte sodann die Umwandlung in
eine Kunsthochschule des Landes Hessen, die als künstlerisch-wissen
schaftliche Hochschule den Universitäten gleichgestellt ist. Sie gliedert sich
in drei Fachbereiche: Architektur, Produktgestaltung und Visuelle Kommu nikation, was durchaus in Anlehnung an die legendäre HfG Ulm geschah.
Heute zählt sie zu den führenden Designhochschulen Deutschlands und gilt international als eine der renommiertesten Institutionen im Bereich Theorie
und Methodik, aber auch als Zentrum angewandter Designforschung. Als eine relativ kleine Hochschule (ca. 550 Studenten) verfügt die HfG Offenbach heute über zwei Fachbereiche: Visuelle Kommunikation und
Produktgestaltung. Ersterer besitzt vier Schwerpunkte: Freie Gestaltung, Angewandte Gestaltung, Audiovisuelle Medien und Bühnenbild. Der Fachbereich Produktgestaltung konzentriert sich seit den 1970er Jahren auf die Entwicklung einer disziplinären „Theorie der Produktsprache“, die heute
zusammen mit der amerikanischen „Product Semantic“ weltweit als führen
des Paradigma des Designs gilt. Dazu wurden eine Vielzahl von Publikationen veröffentlicht.
Die Tätigkeitsfelder der Produktgestaltung befinden sich in einem konstanten
Wandel. So erleben wir derzeit in der Praxis, dass der klassische Bereich des Entwertens von Produkten und Objekten durch eine massive Digitalisierung
geprägt wird. Die dabei zu bewältigenden Prozessketten vom Entwurf über die Konstruktion, das Prototyping, die Produktion bis hin zur Distribution sind
ohne Computerunterstützung (CAD/CAM-Technologien) nicht mehr vorstell bar.
Digitale Produktgestaltung
Der Fachbereich arbeitet derzeit intensiv an einer Neuorientierung des
Studiengangs, bei dem die Digitalisierung der Entwurfsprozesse im
Vordergrund steht. Hinzu kommt, dass sich die Aufgabengebiete von Produktgestaltern insgesamt - bedingt durch die technischen, ökonomischen
und sozialen Veränderungen - hin zu neuen Tätigkeitsbereichen orientieren.
So ist festzustellen, dass die Aufgaben und Tätigkeitsfelder in den klassi schen Produktfeldern wie z. B. Möbel, technische Produkte, Haushaltgeräte, Transport, Public Design etc. - nicht zuletzt durch die zunehmende
Globalisierung - zurückgehen. Vor diesem Hintergrund entwickelt der
Fachbereich derzeit neue Spezialisierungsbereiche: Informationsdesign Die Produktgestaltung wird zunehmend „immateriell“, dass heißt neben die Gestaltung von Hardware (Produkte) tritt die Gestaltung von Software und
Services (Dienstleistungen) wie z.B. Interface/Interaction-Design, Web-
Design, Imagineering, Wissens-Design, Datenbank-Entwicklung etc. Strategisches Design Produktgestalter übernehmen in der Praxis vermehrt kommunikative Aufgaben in und für Unternehmen wie z.B. Corporate Design, Corporate
Culture, Corporate Communication, Branding (Markenentwicklung). Dabei
agieren sie mehr als Berater und nicht mehr als Entwerfer. Integrierendes Design Produktgestalter und Designbüros übernehmen aber auch zunehmend über
greifende Aufgabenstellungen wie z.B. das Inszenieren von Ausstellungen und Messen, das Erlebnis- und Event-Design, die Integration bzw. das
Cross-Over von Kommunikationsmaßnahmen.
Das Lehrangebot für diese Spezialisierungen wird hochschulübergreifend und auch institutionsübergreifend (z.B. in Kooperation mit anderen
Hochschulen wie der FH Frankfurt, der Universität Frankfurt etc.) entwickelt. Ein Promotionsstudiengang befindet sich in Planung.
HBK Saar Die 1989 gegründete Hochschule der Bildenden Künste Saar (HBK Saar)
gehört zu den jüngsten Kunsthochschulen Europas. Die staatliche Einrichtung kann gegenwärtig über 250 Studienplätze anbieten. Um einen
dieser Studienplätze zu erhalten, muss bis zum 31. Mai eines jeden Jahres der Antrag zur Zulassung eingereicht werden, dem die Eignungsprüfung
folgt.
Das Hauptgebäude der HBK Saar liegt mitten im Zentrum
Saarbrückens. Neben diesem historischen Barockbau steht der Hochschule
seit 1994 das sogenannte e-Haus zur Verfügung. In diesem ehemaligen Schulgebäude befinden sich Foto-, Ton-, Video- und Computerstudios der
Hochschule. Der Fachbereich Design umfasst alle Bereiche des Kommunikations-, Medien- und Produktdesigns. Das Studienprogramm führt unterschiedliche
Disziplinen zusammen und führt zur Bildung grenzüberschreitender Lehr und
Studienprojekte.
Zur
Unterstützung
dieser
interdisziplinären
Arbeitsweise unterhält die HBK Kontakte zu wissenschaftlichen und kulturel
len Einrichtungen, wie zum Beispiel zur Universität des Saarlandes, zur Hochschule für Musik und Theater, zur Staatsgalerie Saarbrücken oder zu
Nachbarhochschulen im nahegelegenen Frankreich. Über die Zusam
menarbeit mit anderen
Disziplinen,
mit anderen Hochschulen und
weiteren kulturellen Einrichtungen werden die Studenten an aktuelle und an
zukünftige
gesellschaftliche
Entwicklungen
herangeführt.
Konkrete
Designprojekte und Kunstprojekte im öffentlichen Raum von privaten oder
öffentlichen
Unternehmen
bilden
die
Grundlage
für
realitätsnahe
Semesteraufgaben.
SABK Stuttgart Die Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart nimmt für den Studiengang Produktgestaltung jährlich 10-12 Bewerber auf, die von einem
abwechslungsreichen Studium profitieren. Die Grundlehre von einem Jahr Dauer wird zusammen mit Architektur-Studierenden absolviert. Das Klima an der Akademie wird durch die enge Nachbarschaft mit der freien Kunst belebt.
Voraussetzung für das Studium ist ein neunmonatiges Praktikum. Die Ausstattung der Akademie mit Werkstätten ist vorbildlich. Das Studium ist
projektbezogen und umfasst internationale Exkursionen sowie Studien
aufenthalte im akademie-eigenen Rheinwaldhaus direkt am Ufer des Bodensees. Nach der Grundlehre bei Prof. Firebrace alternieren die Studierenden mit jährlichem Wechsel bei Prof. Scheuer und Prof. Fischer.
Ein Hauptentwurf, von insgesamt 6, wird im Studiengang Architektur & Design absolviert.
Die vielfältigen, kontrastierenden Themen von Studienprojekten umfassen
die gesamte
Bandbreite
von
Industriedesign
im weitesten Sinne.
Semesterprojekte werden durch unterschiedlichste Kurzprojekte auf
gelockert. Kooperationen mit renommierten Firmen sind die Regel: Loewe,
Fiat oder Gaggenau sind Beispiele. Der Studiengang ist Teil des europäischen BA/MA European Design
Netzwerks zu dem führende Designschulen in Glasgow, Mailand, Paris, Köln, Helsinki und Stockholm gehören. Es besteht zukünftig die Möglichkeit in Kooperation mit den Partnerschulen ein nomadisches Studium zu praktizie
ren, wobei der BA- und der darauffolgende MA-Abschluss European Design an der Akademie gemacht wird.
BU Weimar Seit dem Wintersemester 1993/1994 ist das Studium des Produktdesign in Weimar wieder möglich. Diese Ausbildung in der Stadt der Gründung des
Bauhauses und in Gebäuden von Henry van de Velde wieder zu betreiben, steht im unmittelbaren Zusammenhang mit der Neugründung der Fakultät
Gestaltung im Jahre 1993. Das führte aus kulturgeschichtlichen und hoch
schulpolitischen Motiven heraus zu einer neuen Fakultät der damaligen
Hochschule für Architektur und Bauwesen und jetzigen Bauhaus-Universität Weimar.
Der aus Basel gerufene Gründungsdekan Prof. Dr. Lucius Burckhardt formu lierte und etablierte mit einem engagierten Beirat eine Reformausbildung für
Künstler und Designer. Dieser Reformansatz ist bestimmt durch Praxisnähe
sowie dem Wunsch und der Fähigkeit der Beteiligten, das Berufsbild mit den sich
verändernden
Bedingungen
Kommunikation weiterzuentwickeln.
von
Produktion,
Distribution
und
Die Fakultät Gestaltung ist in vier Studiengänge gegliedert: die Freie Kunst, die Visuelle Kommunikation, das Lehramt Kunst und das Produktdesign.
Die Studienordnungen der Studiengänge ähneln sich in den wesentlichen
Formulierungen und Regelungen. Zur Forcierung der interdisziplinären Zusammenarbeit trägt auch das Projektstudium bei, das als Rückgrat des
Studiums bezeichnet wird. Der allgemeine Rahmen eines Studienablaufes, der vom Gesetzgeber vor
gegeben ist, ist mit anderen Schulen vergleichbar: Eine Aufnahmeprüfung, eine Zwischenprüfung nach vier Semestern, die Studienzeit von acht
Semestern und ein weiteres Semester für die Diplomprüfung als Studienabschluß. In Weimar allerdings sind die sogenannten angewandten
und freien Künste gleichwertig und es wird eine hohe Interaktivität der vier hier angebotenen Studiengänge angestrebt. Außerdem wird die gegenseiti
ge Anerkennung von Studienangeboten der benachbarten Fakultäten Architektur
und
Medien
praktiziert.
Ein
konzeptionelles
Erbe der
Gründungsüberlegungen ist die große Gruppe der Theoretiker. An der Fakultät Gestaltung ist die Ästhetik, Kunstgeschichte, Geschichte und
Theorie des Design sowie die Architekturgeschichte mit jeweils einer Professur vertreten. Die Theoretiker bieten Seminare an und arbeiten in den
Projekten mit.
Der große Unterschied zur traditionellen Designausbildung aber betrifft die Abschaffung
der
Grundlehre
Aufnahmeprüfung erlaubt den
und
der
Die
bestandene
in einem
bestimmten
Klassen.
Studierenden,
Studiengang zu studieren und zwingt sie nicht, zu einem bestimmten Professor bzw. Professorin zu gehen. Die zentrale Studienform in allen
Studiengängen bildet das „Projekt“. Ein Projekt wird von mindestens einer Professorin bzw. einem Professor geleitet, wobei meist andere wissen schaftliche und künstlerische Mitarbeiter oder auch externe Fachleute hinzu
gezogen werden. Es dauert in der Regel ein Semester und die Studierenden
sind gehalten, den Hauptanteil ihrer Studienleistungen dem von ihnen gewählten Projekt zu widmen. Vor allem hat das Projekt aber ein Thema, welches stets eine reale Problemstellung beschreibt - verknüpft mit einer Vision. Ziel des Projektstudiums ist es, interdisziplinär zu arbeiten. Scheinbar sichere Wege und Bedingungen werden kontinuierlich hinterfragt und durch exemplarisches Arbeiten wird „gelernt wie man lernt“.
Die vier Professoren des Studienganges Produktdesign vertreten keine Fachgebiete im traditionellen Sinn. Sie formulieren und betreuen Projekte,
deren Fokus industrienahes oder handwerkliches Produktdesign, Interface-
Design, Mobilität, Einrichtung, Licht aber auch Ausstellungsgestaltung sein kann. Im Projekt finden sich also Studierende, die ein gemeinsames thema tisches Interesse verbindet und zwar Studienanfänger genauso wie
Fortgeschrittene. In der Regel mündet das Projekt in eine Präsentation und
Dokumentation der Ergebnisse. Zeigt sich Potential zur Weiterentwicklung und Realisierung, kann das Projekt mit entsprechender Betreuung weiterge
führt werden. Fortgeschrittene Studierende haben die Möglichkeit, sich mit einem selbst formulierten Thema eine Betreuung zu suchen, um dieses Thema als Atelier-Projekt frei zu bearbeiten. Neben den Projekten gibt es ein
begleitendes Lehrangebot, Vorlesungen, Kurse etc. Wesentlich sind die projektbezogenen Recherchen, Studien und Übungen.
Wenn im Verlauf des Projekts die Frage nach einer bestimmten Materialverbindung oder einem digitalen Darstellungsdetail auftaucht, so hat
der oder die Studierende sich die entsprechenden Fertigkeiten und
Kenntnisse anzueignen, damit die Projektarbeit erfolgreich ist. Das Projekt steuert also die Auswahl dessen, was die Studierenden im Lauf des
Studiums kennenlernen. Die Grundidee ist folgende: Es gibt im heutigen Design keinen Kanon dessen, was für jeden Designer unerläßlich ist. Damit
erhält das Entwickeln und Vermitteln von Strategien zur Lösung von Problemen seinen angemessen Raum an der BU Weimar. Resümee: die Tätigkeitsfelder der Produktgestalter sind so vielfältig wie die
Welt der Dinge, mit denen wir leben. Die allgemeine Vorstellung vom Design
wird im wesentlichen vom Produktdesign getragen. Produkte entstehen
handwerklich, seriell-industriell und, durch die Digitalisierung der Entwurfs-, Planungs- und Produktionsvorgänge, zunehmend auch in Mischformen die ser Prozesse.
Die grundlegenden Tätigkeiten der Produktdesigner sind der Entwurf und die Gestaltung eines neuen Produktes oder die Überarbeitung einer vorhande
nen Lösung (Re-Design). Grundlage ihrer Überlegungen sind Funktions zusammenhänge, deren Bedeutung sie in der Regel in Teamarbeit mit Technikern aus Konstruktion und Herstellung sowie Fachleuten des
Marketing
und
Vertriebes
definieren.
Die
Entwurfskriterien
der
Produktdesigner sind ästhetischer, semantischer, symbolischer, modischer
und materialbezogener Art. Im Einrichtungs-, Fahrzeug- und Investitionsgüterdesign ist es durchaus
auch üblich, Kriterien der Ergonomie, Arbeitssicherheit oder System kompatibilität die Priorität zu geben. Entwurfsarbeiten reichen in der Regel von konzeptionellen Überlegungen, freien sensuellen Erforschungen über
Skizzen, Arbeitsmodelle, Experimente, Materialuntersuchungen, digitale Entwurfswerkzeuge, CAD, bis zu Präsentationsdarstellungen, Modellen und Mustern, sogar Prototypen. Das Ergebnis ist wahrscheinlich ein Gegenstand oder eine Installation, jedoch durch die Bedeutung des Interface-Design auch in Mischbereichen von Soft- und Hardware zu finden (Soft-Hard Design). Neben den Aspekten
der Ästhetik, Verständlichkeit, Sinnfälligkeit oder Attraktivität eines Produktes
ist der Produktdesigner gefordert, Fragen der umsichtigen Produktion, der Nachhaltigkeit, des Energieaufwandes und der Ressourcenschonung zu bedenken und im Rahmen seiner Möglichkeiten zu beantworten. Die prag
matische Forderung heißt: suchen, finden, denken, experimentieren,
diskutieren und zusammen arbeiten.
U-GH Wuppertal Die Bergische Universität Gesamthochschule Wuppertal bietet einen inte
grierten Studiengang Industrial Design an. Nach der bestandenen Eignungsprüfung, die eine Mappendurchsicht und eine individuelle Gestaltungsaufgabe beinhaltet, beginnt zum Oktober das Grundstudium mit
4 Semestern Dauer. Dazu gehört ein 3-monatiges Grundpraktikum. Im Anschluss an die Diplomvorprüfung beginnt das Hauptstudium I mit einer
Dauer von 4 Semestern einschließlich Prüfungszeit und einem mindestens 4-monatigen Praxissemster. Nach der folgenden Diplomprüfung erhält man
das Diplom I, das dem Fachhochschuldiplom entspricht. Im 3 Semester umfassenden Hauptstudium II kann das Universitätsdiplom Diplom II erlangt werden. Im Anschluss an das Diplom II besteht in Wuppertal auch die
Möglichkeit zur Promotion.
Fachhochschulen
FH Aachen An der 1971 gegründeten Fachhochschule Aachen lernen heute rund 8.000 Studierende, betreut von über 200 Professoren, ca. 220 Lehrbeauftragten
und ungefähr 400 Mitarbeitern. Zu den 12 Fachbereichen zählen Architektur, Betriebswirtschaft, Design, Bauingenieurwesen, Chemieingenieurwesen,
Elektrotechnik und Informationstechnik, Luft- und Raumfahrttechnik, Energie- und Umweltschutztechnik/Kerntechnik, Maschinenbau, Physika
lische Technik, Elektrotechnik und Automation sowie Chemie und Biotechnik. Die innovative Lehranstalt unterhält Kontakte zu mehr als 120 Hochschulen
in aller Welt. Als erste Fachhochschule in der Bundesrepublik Deutschland erhielt die FH Aachen die Genehmigung, den Abschluss eines „Bachelor of
engineering“ zu verleihen. Die internationale Ausrichtung zeigt sich auch in der Möglichkeit, in neun Fachrichtungen das gesamte Grundstudium in eng
lischer Sprache zu erfahren. Dies ist in Deutschland einzigartig. Der Fachbereich Design bietet den Studiengang Visuelle Kommunikation mit den Studienrichtungen Graphik-Design und Medien-Design sowie den
Studiengang Produkt-Design mit den Studienrichtungen Objekt-Design und Interior-Design an. Im Studiengang Produkt-Design werden in den ersten beiden Semestern des
Grundstudiums in den Fächern Zeichnerische Gestaltung, Farbgestaltung, Plastisches Gestalten, Projekt Technik und Gestaltung, Darstellungstechniken/Modellbau,
Material-
u.
Herstellungstechniken,
Medien-
techniken/CAD/DTP, Sondergebiete Technik, Entwerfen Basies, Audio visuelle Gestaltung, Experimentelle Farbe und Form, Formgestaltung,
Präsentationsmethoden, Designtheorie sowie in Kunst- und Design geschichte die Grundlagen vermittelt. Erst nach dem vierten Semester mit Abschluss des Grundstudiums mit dem Vordiplom müssen die Studierenden
die Wahl zwischen den Studienrichtungen Objekt-Design und Interior-Design treffen.
Im anschließenden Hauptstudium der Studienrichtungen Objekt-Design und Interior-Design werden die Grundlagen zielgerichtet eingesetzt, weshalb das
Hauptstudium auch Projektstudium genannt wird. Die Studierenden müssen in den beiden Studienrichtungen jeweils drei Projekte Interior-Design oder
drei Projekte Objekt-Design ausarbeiten. Eine Vertiefung der Designtheorie und der Kunstgeschichte sowie zwei weitere Wahlfächer ergänzen das Hauptstudium. Im achten Semester erfolgt die Ausarbeitung des Diploms.
Auch für diesen Studiengang ist der Abschluss eines Bachelor und Master of
Art and Communication in Planung.
FH Anhalt / Dessau Der 1993 gegründete Fachbereich Design in Dessau der Hochschule Anhalt steht nicht nur durch seine Nähe zum historischen Bauhaus vor einer beson
deren Herausforderung. Ein junges, motiviertes Kollegium versucht an diesem
für
die
Designausbildung
so
Designgeschichte
zu
entwickeln,
die
bedeutsamen
heutigen
und
Ort,
eine
zukünftigen
Anforderungen gewachsen ist. Dem Paradigmenwechsel von industrieller
Produktionsgesellschaft
zur
Informations-,
Kommunikations-
und
Dienstleistungsgesellschaft wird durch ein „integriertes Designstudium“ Rechnung getragen. Verbindungen zwischen den traditionellen Disziplinen
wie Produktgestaltung, Industriedesign, Visuelle Kommunikation und Grafikdesign werden erweitert und transdisziplinär neu geknüpft mit dem Ziel
einer generalistischen Designausbildung, die allerdings auf spezielles Fachwissen nicht verzichtet. Eine wachsende Bedeutung in dieser zukunft
sorientierten Designausbildung bekommt die Mediengestaltung, die mit
mehreren Lehrgebieten vertreten ist.
Im Dessauer Modell bilden eine besonders breit angelegte Grundlagen
ausbildung in diversen gestalterischen, technologischen, theoretischen und methodischen Kontexten und ein darauf aufbauendes, teils sehr praxisna
hes, teils forschend experimentelles Projektstudium die Grundstruktur des Curriculums für den Studiengang Design. Die Angebote des Grundstudiums
umfassen neben Einführungen in Arbeitstechniken und Werkstätten 2- und 3-dimensionales
elementares
Darstellungstechniken
Gestalten,
Grundlagen
und Visualisierung, Zeichnen,
der
Farbe,
Grundlagen in
Typografie, Layout, DTP, CAD, Foto und Video sowie wissenschaftliche Fächer wie Ergonomie, Werkstoff- und Materialkunde, Designtheorie,
Kunstwissenschaften und Fremdsprachen.
Das methodische Erarbeiten von Problemstellungen aller erdenklicher Gestaltungsprobleme steht am Fachbereich Design im Vordergrund:
„Learning to Learn by Doing“. Erst im Hauptstudium werden mit der Wahl von
Fächern individuelle Schwerpunkte mit interdisziplinärem Anspruch gesetzt. Die Projekte teilen sich auf in Langzeitprojekte, in welchen ganzheitliche,
integrierte Lösungen gestalterischer Probleme entwickelt und in modellhafter Weise realisiert werden, und Kurzzeitprojekte mit überwiegend forschendem
und experimentellem Charakter.
Zu den Schwerpunkten des Hauptstudiums zählen Typografie und Layout, Werbung und integrierte Kommunikation, klassische Printmedien und
grafische Darstellung, Elektronisches Publizieren und Interaktive Systeme, AV-Medien, Produkte und Systeme, Interface, Mobilien und Innenräume, Computergestütztes Entwerfen / CAD, Werkstoffe und Technologien,
Designtheorie und Designmanagement. Für die modellhafte Darstellung und Realisation von Projekten stehen umfangreiche Werkstätten zur Verfügung: Holz und Kunststoff, Metall, Gips und Keramik, Papier, Foto, Satz und Druck, Video, Computer. Die
elektronischen Medien nehmen in sämtlichen Studienbereichen einen selbst verständlichen Platz im Rahmen der Ausbildung ein und sind daher auch
nicht als gesondertes Fach oder Studienschwerpunkt ausgewiesen.
Der Fachbereich Design in Dessau ist außerdem bestrebt, möglichst vielen Unternehmen aus unterschiedlichsten Wirtschafts- und Industriezweigen die
Möglichkeit einer Kooperation zu bieten. Die Synergieeffekte sind für beide Seiten von Vorteil: Die Unternehmen profitieren von wissenschaftlichen
Erkenntnissen oder der Entwicklung innovativer Gestaltungskonzepte, die Fachhochschule kann die Studenten praxisnah ausbilden und die eingewor
benen Mittel zur Sicherung der Qualität der Ausstattung nutzen. Im Jahr 1999 hat der FB Design das Medienzentrum im Bauhaus Nordflügel
mitgegründet. Die Hochschule fördert hier die interdisziplinäre Arbeit zwischen den medien- und gestaltungsorientierten Studienbereichen Architektur und Design in den Bereichen Interfacedesign, Elektronische
Medien, AV-Medien/Video, CAD, Computergestütztes Entwerfen und
Visualisieren. In den sehr gut ausgestatteten Werkstätten und Büros können besonders
innovative Projekte der höheren Studiensemester gefördert und bearbeitet werden. Die Studierenden haben hier die Möglichkeit in einem optimierten
Umfeld konzentriert und wissenschaftlich zu arbeiten. Die Hochschule stellt
ihnen eine Grundausstattung an Soft- und Hardware zur Verfügung: vom
Hochschuldatennetz über Hochleistungsrechner samt der notwendigen
Peripherie bis hin zur 3D-Prototypingmaschine. Mindestens vier ständig im Medienzentrum engagierte Professoren sorgen für die Qualität der
Arbeitsergebnisse. Der durch die gesellschaftliche Relevanz der Medien zu neuer Aktualität gelangte Begriff der Moderne ist an diesem traditionsverpflichteten Ort, dem Nordflügel des historischen Bauhausgebäudes, das heute in dem
Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne steht, eine besondere Herausforderung. Für Studierende und Lehrende Motivation genug, an der
Gestaltung der Zukunft mitzuarbeiten.
FH Bielefeld Auch die Fachhochschule Bielefeld bietet einen Studiengang Gestaltung an,
der zwar kein direktes Objekt- oder Produktdesign beinhaltet, dessen Absolventen aber die Eignung zu den auch häufig von Produktdesignern
übernommenen Aufgabenfeldern Messebau und Messestandgestaltung bzw. Ausstellungsdesign erwerben. Studienziel ist, die schöpferischen und gestal
terischen Fähigkeiten der Studienanfänger zu entwickeln und zu fördern. Die Vermittlung der künstlerischen, wissenschaftlichen und technischen
Grundlagen soll zur Analyse und anschließenden Lösung komplexer
Gestaltungsvorgänge befähigen und die Absolventen somit auf das ständi
gem Wandel unterzogene und dynamische Berufsfeld der Gestalter vorbe reiten. Der Fachbereich Gestaltung ist unterteilt in die Studienrichtungen Fotografie und Medien, Grafik und Kommunikationsdesign sowie Mode.
FH Darmstadt Im Sommersemester 2000 zählte die Fachhochschule Darmstadt ca. 8.000
Studierende, davon 483 im Fachbereich Gestaltung, der die beiden
Studiengänge Industrie-Design und Kommunikations-Design vereint. 142 Studierende hiervon entschieden sich für den Studiengang Industrie-Design. Die durchschnittliche Studiendauer betrug in diesem Studiengang 10,5
Semester, die Regelstudienzeit beträgt 8 Semester einschließlich eines
Prüfungs- und Praxissemesters. Vor der Aufnahme des Studiums empfiehlt
die Fachhochschule eine umfassende Information über Studium und
Berufsfeld.
Zu diesem Zweck wird auch der Fachbereich Gestaltung durch Dozenten und Studenten vor der Eignungsprüfung im
Rahmen einer Infor
mationsveranstaltung ausführlich vorgestellt. Im Anschluss an diese
Veranstaltung kann an einer Mappenberatung teilgenommen werden. Nach vier Semestern Grundstudium, in denen die Grundlagen des zwei- und
dreidimensionalen Gestaltens, des Zeichnens und Darstellens und des
Modellbaus vermittelt werden, folgt das fünfte Semester, das als Praxissemester ausgerichtet ist. Im Hauptstudium werden die erworbenen
Kenntnisse und Fähigkeiten in konkreten Gestaltungsaufgaben erprobt und vertieft.
Theoretische Fächer wie Ästhetische Theorie und Ökonomie/Recht, Ökologie und technische Fächer wie CAD/CAM und neue Medien begleiten während
des
gesamten
Studiums
den
für
eine
erfolgreiche
Produktentwicklung notwendigen interdisziplinären Horizont. Im achten Semester können die Diplomarbeiten angefertigt und die Diplomprüfung
abgelegt werden.
FH Dortmund An der Fachhochschule Dortmund kann im Fachbereich Design innerhalb des Studiengangs Kommunikationsde ign neben den Studienrichtungen
Grafikdesign und Fotodesign auch die Studienrichtung Objekt- und
Raumdesign gewählt werden.
Der Fachbereich Design splittet die
Studiengänge des Fachbereichs Design in ein drei Semester umfassendes Grundstudium, das für fast alle Studiengänge des Fachbereichs identisch ist, und ein darauf aufbauendes fünfsemestriges Hauptstudium. Ziel des
Fachbereichs Design ist es, den Studierenden eine profunde, auf künst lerisch-gestalterischer, technischer und wissenschaftlicher Grundlage
beruhende Ausbildung zu vermitteln. Durch die umfassende und vielseitige Ausbildung und durch die Erfahrungen projekt- und praxisbezogenen Lernens sollen die Absolventen auf die vielseitigen Anforderungen in ihren
zukünftigen
Berufsfeldern
vorbereitet
werden.
Die
Studien-
und
Prüfungsordnungen ermöglichen eine weitgehend eigenverantwortliche Gestaltung des Studiums.
HTW Dresden Der Fachbereich Gestaltung ist 1993 auf Empfehlung des Wissen
schaftsrates an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Dresden neu gegründet worden. Er ist der einzige Fachbereich für Gestaltung in Sachsen. An keiner anderen Fachhochschule, Kunsthochschule oder Universität des
Freistaates wird ein Studiengang Produktgestaltung angeboten. Trotz überdurchschnittlicher Nachfrage sind die Immatrikulationszahlen eng begrenzt: Für die knapp 200 Bewerbungen, die alljährlich am Fachbereich
eingehen, werden 20 Studienplätze angeboten. Über die Eignung und Zulassung entscheidet ein mehrstufiges Auswahlverfahren, in dem neben
den künstlerisch-ästhetischen Eignungen und Begabungen, auch die Fähigkeit zu logischem Folgern, zu intellektueller Argumentation und ein
entwickeltes naturwissenschaftliches Grundverständnis gefragt sind. Der Studiengang Produktgestaltung bildet aus für Objekte und Einrichtungen des
industriellen Bereichs, des Dienstleistungs- und Transportsektors, des öffent
lichen Bedarfs und der privaten Lebenswelt. Der Gestaltungsprozess bein haltet Fragen des Produktkreislaufs, der Ressourcenschonung, der
Verarbeitung und Verteilung, des Gebrauchs und der Rückführung. Im
Studium werden alle Phasen des Entwertens, von der Problemidentifikation über die Produktentwicklung bis hin zur Präsentation behandelt und exem
plarisch in praxisnahen Projekten entwickelt. Die Lehre ist orientiert auf künftige Absolventen, die ihre ästhetischen Begabungen kennen, souverän
ein komplexes gestalterisches Repertoire zu handhaben verstehen und über ein fundiertes technisch-technologisches, konstruktives und betriebswirt schaftliches Wissen zur Machbarkeit von Entwürfen und innovativen Funktionsprinzipien verfügen.
Dazu trägt einerseits der im Vergleich mit anderen Hochschulen heraus
ragende Anteil an ingenieurtechnischer Ausbildung der Produktgestalter bei - Werkstoff- und Verfahrenskunde, maschinenbau-, elektro- und kommu nikationstechnisch orientierte Fächer, aber auch Lehrveranstaltungen zu
Betriebswirtschaft, Recht und Ökologie. Andererseits wird viel Zeit darauf verwandt, die Studierenden in die Welt des gestalterischen Repertoires einzuführen und ihre individuellen Begabungen zu erkunden. Dabei werden
sowohl intuitive als auch rational kontrollierbare Wege und Methoden der
Gestaltentwicklung in anspruchsvollen Grundlagenkursen vermittelt und auf die praktische Entwurfsarbeit orientiert.
Das Hauptstudium ist Laboratorium und Werkstatt. Jeder Studierende struk turiert es durch Projektarbeit: in kleinen überschaubaren Gruppen werden
Problemstellungen verfolgt und individuelle Lösungen gesucht. Wechselnde Betreuungen und ein intensives Gespräch miteinander ermöglichen das Kennenlernen verschiedener Vorgehensweisen und Handschriften. Es wird
darauf Wert gelegt, dass Entwurfslösungen argumentiert, kommuniziert und selbstkritisch reflektiert werden können hinsichtlich ihres Innovationsgrades
und der dafür eingesetzten gestalterischen Mittel. Für die
Herausbildung
intellektueller,
sozialer und kommunikativer
Kompetenzen wird die praktische Ausbildung begleitet von einer intensiven
Reflexion der Entwurfskontexte Kultur, Medien, Technologie und der
Diskussion von Tendenzen in internationaler Forschung und Entwicklung. In Dresden wird es für unverzichtbar angesehen, dass Studierende einschätzen
und beurteilen können, welche technischen Funktionsprinzipe für welche
sozial-kulturellen Kontexte geeignet sind, dass sie die Kompetenz ent wickeln, sich selbstständig Einblicke in wissenschaftliche Forschungs
vorhaben und technologische Entwicklungen zu verschaffen, dass sie fähig sind, Auftraggeber (Unternehmen) kulturell beurteilen und Gestaltungs
aufgaben in einem gesellschaftlichen Horizont einordnen zu können. Zum Studium gehört ein Praktikumssemester, das etwa ein Drittel der
Studierenden weltweit absolviert.
Es existieren
Kooperationen und
Austauschbeziehungen (gegenseitige Anerkennung von Abschlüssen) zur University of Salford, zum Institute of Design Lahti, dem Polytechnikum in
Mailand, Institut Europeen de Design Toulon, die rege nachgefragt werden. Für das Studium, insbesondere für die Projektarbeit der Studierenden
maßgeblich, sind Kooperationen mit Partnern aus Wirtschaft, Forschung,
Medien und öffentlicher Verwaltung, mit medizinischen Forschungseinrich tungen, Fraunhofer-Instituten und Institutionen der Landwirtschafts- und
Ökologiepolitik. Schwerpunkte liegen in den Bereichen der Schienenfahr zeugtechnik, der Medizintechnik, der Investitionsgüter und der Arbeitswelt.
Im Unterschied zu anderen Ausbildungsprofilen stehen in Dresden Lifestyle-
Produkte, Fashion-Design, Schmuck nicht in vorderster Front, sondern hier geht es um die kritische Prüfung und gestalterische Bearbeitung neuartiger
technischer Funktionslösungen aus den Bereichen der Life-Science, der
Kommunikationstechnik und der Mobilität,
um die Gestaltung der
Schnittstellen zwischen Mensch und avancierter Technik. Die Zukunft einer
erfolgreichen Technik- und Technologievermarktung liegt im Design und die Zukunft eines erfolgreichen Designs liegt in der Technik.
FH Düsseldorf Im Fachbereich Design der Fachhochschule Düsseldorf stehen den
Studierenden die 13 Lehrbereiche Designtheorie, Display, Foto/Film/AV,
Hypermedia, Illustration, Gestaltungslehre, Kunstgeschichte, Objekt Design, Plastisches Gestalten, Produkt Design, Satz/Druck/Repro, Typografie sowie
Konzeption und Entwurf zur Auswahl. Eine Besonderheit der Fachhochschule ist der sogenannte Zwischenraum,
eine Einrichtung, die den Studentinnen und Studenten der kreativen Lehrbereiche den Einstieg in eine erfolgreiche Existenzgründung erleichtern soll. Der sogenannte Zwischenraum bezeichnet als Sinnbild den Raum zwi schen der Hochschule auf der einen Seite und dem freien Markt auf der
anderen Seite. Der Zwischenraum ist ein Unternehmen von Studierenden für Studierende und soll mit verschiedenen Einrichtungen gefüllt werden, in denen die Studentinnen und Studenten ihre Kreativität in gezielten Projekten
üben und vermarkten können. Dabei spielt die Möglichkeit zur Aneignung kaufmännischer Fähigkeiten eine übergeordnete Rolle als wichtige
Voraussetzung für eine spätere erfolgreiche Existenzgründung.
Den Anfang machten die Studierenden des Lehrbereichs Produkt Design mit der Gründung der Manufaktur „In Petto“. Über die Manufaktur „In Petto“ kön nen die Studierenden eigene Kollektionen und Kleinauflagen im Schmuck-
und Produktbereich selbst herstellen und vertreiben. Die Distribution erfolgt über Einzelhandelsbetriebe, Juweliere, Schmuckgeschäfte und Geschäfte
für Designaccessoires. So werden nicht nur neue Impulse und Trends für den Markt entwickelt, sondern die Studierenden erlangen über die Mitarbeit in den Bereichen Verwaltung, Entwurf, Produktion, Präsentation und Verkauf
kaufmännische und betriebswirtschaftliche Fähigkeiten. Darüber hinaus wird das Gefühl für den Markt verstärkt und studentische Nebenjobs mit zugleich
konkreter fachlicher Weiterbildung entstehen. Die Fachhochschule Düsseldorf nimmt mit dieser innovativen Idee eine Vorreiterfunktion ein und versucht, fächerübergreifend das kreative Potential
der Hochschule mit dem Ziel einer Existenzgründung zu vernetzen. Durch die daraus resultierende bessere Qualifikation der Studierenden durch
zusätzliche betriebswirtschaftliche Kenntnisse verspricht sich die FH
Düsseldorf eine Erhöhung der Anzahl der Existenzgründungen nach dem Studium, eine Steigerung ihres Ansehens bei renommierten Unternehmen
sowie letztendlich eine Steigerung der Nachfrage nach Studenten der FH D aufgrund dieser praxisnahen Ausbildung.
U-GH Essen (siehe Universitäten)
FH Hannover Die Fachhochschule Hannover bietet im Fachbereich Design und Medien die
Studiengänge Innenarchitektur, Kommunikations-Design und ProduktDesign an. Der Studiengang Innenarchitektur unterteilt sich in die beiden
Studienschwerpunkte Innenarchitektur und Mediale Raumgestaltung. Im
Kommunikations-Design stehen den Studierenden die Schwerpunkte Fotografie, Multimedia, Typografie und Visuelle Kommunikation, im ProduktDesign die Schwerpunkte Industrial Design, Interface Design, Kostüm-
Design, Mode-Design und Textil-Design zur Auswahl. Das Produkt-Design beschäftigt sich mit der Konzeption, mit der Entwicklung
und der Gestaltung sowie mit der Verwirklichung bzw. Fertigung von
Produkten, die der kulturellen und der praktischen Lebensbewältigung die nen. In enger Nachbarschaft befinden sich die Disziplinen, die sich der
Entwicklung und Produktion von Materialien und Werkstoffen, der
Entwicklung von Technologien für die Anwendung und für die Fertigung
sowie den ökonomischen und ökologischen Aspekten widmen. Ziel des
Studiums ist es, bei der Entwicklung und Gestaltung von Produkten und Produktsystemen
ein
intelligentes
Zusammenspiel
von
Funktion,
Konstruktion, Form, Material, Farbe und Klang zu verwirklichen. Die entstan denen Arbeiten sollen sowohl erfahrbaren Nutzen in sich tragen als auch
sinnliche Erlebnisse verschaffen in Gewichtungen, die der Aufgabenstellung entsprechen müssen. Produkt-Design verbindet auf diese Weise Kultur, Technik, Produktion, Ökonomie und Ökologie miteinander. Für eine erfolgrei che Designarbeit sind Kreativität, Neugier und soziale Verantwortung wich
tigste Voraussetzungen.
FH Hildesheim / Holzminden Die Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen ist eine Hochschule
für angewandte Wissenschaft und Kunst mit intensivem Praxisbezug und kurzen Studienzeiten. So schließt die Mehrzahl der hier Studierenden ihr
Studium innerhalb der Regelstudienzeit oder aber zumindest im darauffol genden Semester ab. Praxissemester und Kurzzeitpraktika geben bereits während des Studiums einen Einblick in das Berufsfeld und führen zu einem
starken
Praxisbezug der
Diplomarbeiten.
Kontakte zu
potentiellen
Arbeitgebern oder zu Institutionen erhöhen die Chancen auf dem Arbeitsmarkt und helfen den Studierenden bei der Orientierung.
Die Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen wurde 1971 gegrün det und unterhält vielfältige Kooperationen mit rund 30 Hochschulen inner
halb und außerhalb Europas. Dadurch wird in einigen Studiengängen ein Auslandsstudium
ohne
Studienzeitverlängerung
möglich.
In
neun
Fachbereichen werden fast 30 Studiengänge gelehrt. 190 Professorinnen und Professoren sowie über 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreuen
die über 5400 Studierenden. Eine
Designentwicklung
muss,
um
zum
Erfolg
zu
werden,
zwei
Anforderungen erfüllen - sie muss die .ebensqualität verbessern und sie muss wirtschaftliche Vorteile für den Auftraggeber bieten. Der Erfolg zukünf
tiger Produkte wird sich weniger durch den Kaufpreis, als vielmehr durch die Gestaltung,
die
Steigerung
der
Lebensqualität
und
durch
die
Umweltverträglichkeit definieren. Das Studium Produkt-Design an der
Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen will die Entwicklung
langlebiger, langfristig gültiger und damit sinnvoller Produkte fördern. Funktionalität, Ästhetik, technologische und materielle Aspekte stehen im
Vordergrund und beeinflussen die Konzeption der Produkte, die auch bezüg
lich ihres Sinnes und ihres Einflusses auf die Gesellschaft hinterfragt werden
sollen. Im Fokus des Designprozesses steht also nicht in erster Linie das zu gestaltende Produkt, sondern die mit dem Produkt zu ermöglichende
Verbesserung der Lebensqualität des Menschen.
Im viersemestrigen Grundstudium des Studiengangs Produkt-Design werden
die zwei- und dreidimensionalen Gestaltungs- und Darstellungsgrundlagen vermittelt. Ergänzt wird diese Lehre durch die Vermittlung von Kenntnissen in zahlreichen designrelevanten Bereichen, wie zum Beispiel Ergonomie,
Kunst- und Kulturgeschichte, Ästhetik, Fertigungsplanung und einigen mehr.
Im Hauptstudium werden die Grundlagen vertieft und die erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten im 5. und 6. Semester in praxisnahen
Projektarbeiten erprobt. Zu den Projekten können Produktentwicklungen von
beispielsweise Möbeln ebenso zählen wie die Entwicklung von Produkten im Kontext mit einer räumlichen Situation oder freie und experimentelle
Entwurfsarbeiten. Die Diplomarbeit wird im siebten Semester erstellt und widmet sich einer komplexen Aufgabenstellung aus den Bereichen Wohnen,
Arbeiten, Lernen oder Freizeit.
MH Kiel Die Struktur des Studienganges „Industrie-Design“ der MuthesiusHochschule ist anwendungsorientiert und zeichnet sich durch eindeutigen Praxisbezug aus. Die von den Dozenten vertretene Lehre ist ganzheitlich und
hat sich
über Jahre
hinweg
bewährt.
Erfolge bei
internationalen
Wettbewerben, die Vergabe von Auslandsstipendien, sowie Praktikanten verträge sind das Resultat. Ebenso, dass die Absolventen nach kürzester Zeit mit einer Erstanstellung rechnen können.
Design ist für die Muthesius-Hochschule mehr als nur die „schöne Form“
allein. Design bedeutet für den Kieler Studiengang „Industrie-Design“, einen ganz bestimmten Zweck in eine physische Form umzusetzen, unter
Berücksichtigung von Funktion, Herstellung, Gebrauch und Ästhetik. Da aber Produkte nie für sich alleine stehen, sondern immer im Zusammenhang mit
unserer Umwelt gesehen werden müssen, kommen noch einige weitere Anforderungen hinzu: Bei jedem Gestaltungsprozess setzt nämlich die
Wechselwirkung von Produkt und Gesellschaft auch eine intensive
Auseinandersetzung mit den jeweiligen sozialen und kulturellen Strömungen voraus. Und diese wollen berücksichtigt werden.
Die Ausbildung zu analytisch-sensibilisierten, verantwortungsbewussten und professionellen Gestaltern und Gestalterinnen ist das Ziel des Kieler Studienganges „Industrie-Design“. Entsprechend ist das Studium als Projektstudium aufgebaut. In ihm werden konkrete Aufgabenstellungen bear
beitet - häufig in Kooperation mit der Industrie - und von theoretischen,
wissenschaftlichen Fächern begleitet.
Die Regelstudienzeit an der Muthesius-Hochschule beträgt acht Semester und teilt sich in zwei paritä-tische Studienabschnitte auf. Im ersten Semester werden die allgemeinen gestalterischen Grundlagen ver
mittelt, um eine möglichst breite Basis zu schaffen. Im zweiten und dritten Semester werden die Studierenden an die Aufgaben und Arbeitsweisen der beiden Studienschwerpunkte „Bauliches-“ und „Technisches Design“ heran
geführt.
Im vierten
Semester kommen ergänzend Typografie
und
Produktpräsentation hinzu. Und mit Abschluss dieses Lehrangebotes müs
sen sich die Studierenden zum Übergang in den zweiten Studienabschnitt für einen der beiden möglichen Studienschwerpunkte entscheiden: Es geht um die Spezialisierung in „Bauliches-“ und „Technisches Design“.
Unter „Baulichem Design“ versteht man raum- und baubezogene Produkte
und Einrichtungen, vom Möbel bis zum Ausbausystem für Wohnen und Arbeiten sowie für den öffentlichen Bereich. Während sich das „Technische
Design“ überwiegend mit Aufgaben im Investitionsgüter-Bereich beschäftigt: Medizintechnik & Rehabilitation - Energietechnik & neue Materialien -
Kommunikation & Information - Mobilität & Freizeit. Methodik von Planung,
Konzeption und Gestaltung sowie Problem-Orientierung stehen im Mittelpunkt der Bearbeitung.
So zumindest ist das Industrie-Design-Studium in Kiel derzeit aufgebaut. Doch dies kann sich ändern. Denn die Muthesius-Hochschule mit dem
augenblicklichen Status einer Fachhochschule steht vor der Umwandlung in eine Hochschule für Kunst und Gestaltung. Und sollte dies der Fall sein, wird
es eine anpassungsbedingte Kurskorrekur geben. Doch die anwendungs orientierte, praxisbezogene „Kieler Lehre“ bleibt weiter bestehen. Denn sie birgt für Qualität und hat den Studiengang „Industrie Design“ weit über die
Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht.
FH Köln Der Studienbetrieb im neuen Studiengang Design wurde im Wintersemester 1991/92 aufgenommen. Die Regelstudienzeit beträgt 8 Semester, der
Studienabschluss ist der akademische Grad „Diplom-Designerin / DiplomDesigner (FH)“. Der Studiengang Design wurde als experimenteller
Modellstudiengang von Professor Dr. Michael Erlhoff konzipiert und ist stark interdisziplinär ausgerichtet. Die Unterschiede in den Studien Grafikdesign
und Industriedesign wurden aufgehoben, stattdessen wird den Studierenden ein Studium orientiert nach Lehrgebieten angeboten. Einen Grundkurs oder
eine Grundlehre gibt es ebenfalls nicht mehr. Von Beginn des Studiums an
wird stark projektbezogen gearbeitet und gelehrt. So schreiben sich die Studierenden in Projekte ein, ganz unabhängig davon, wie weit ihre Erfahrungen und Kenntnisse bereits entwickelt wurden. In den Projektteams
werden dann gemeinsam Problemlösungen erarbeitet. Das Studium Design an der Fachhochschule Köln wird daher auch gerne als sehr projekt- und
teamorientiert bezeichnet. Neue Aufgaben für Designer, wie zum Beispiel Service-Design, werden ebenfalls behandelt.
Die Neuartigkeit des Studiums spiegelt sich bereits im Bewerbungsverfahren wider. Im Gegensatz zu den üblichen Mappenerstellungen bittet die
Fachhochschulleitung die
Bewerberinnen
Bewerber um
und
einen
Studienplatz Design darum, keine Bewerbungs-Mappen zuzusenden. Die Aufnahmeprüfung erfolgt in Form einer Hausarbeit, nach deren Beurteilung die Kommission eine Vorauswahl durchführt, einer Klausur sowie einem
Kolloquium, in dem die Bewerberin oder der Bewerber seine Klausurarbeit
präsentiert und mit den Mitgliedern der Prüfungskommission diskutiert. Im Studium Design stehen den Studierenden die Schwerpunkte DesignKonzepte, Design- und Technologie-Transfer, Ökologie und Design,
Objektdesign
(Metall),
Typografie
Audiovisuelle
Medien,
Interface-Design
und
Corporate
Identity,
Hypermedien,
Design-
Layout,
und
Geschichte und Theorie, Geschlechterverhältnis im Design, Design
Management und Service-Design zur Auswahl.
Hochschule Magdeburg-Stendal (FH) Der Fachbereich Gestaltung/Industriedesign an der Hochschule MagdeburgStendal (FH) sieht Design als komplexe und interdisziplinär auszuführende Problemlösung, nicht als Kosmetik. Es vermittelt zwischen Nutzer und Objekt
wie auch zwischen Kultur und Technik. Die rasante technische Entwicklung mit immer schneller werdenden Kommunikationsformen und die weitgehend abstrakte Interaktion zwischen Mensch und Objekt braucht intelligente Hard-
und Softwarelösungen. Um ein wirtschaftlich erfolgreiches Produkt zu ent wickeln ist es notwendig, Designer sehr früh einzubeziehen. Sie sollen als
Anwalt des künftigen Nutzers agieren und sein Interesse an einer eindeuti gen und leicht verständlichen Handhabung im Produktentwicklungsprozess
vertreten. Dazu entwerfen Designer schlüssige Nutzungsszenarios, beteili
gen sich an technischen Konzeptentwicklungen und gestalten emotional ansprechende, nutzerfreundliche Produkte. Die Tätigkeit wird um so verant wortungsvoller, je mehr die Implikationen der Informationstechnik neue
Optionen zur Problemlösung zur Verfügung stellen. Den Designern stehen in Form von Hardware- und Software-Komponenten verschiedenste Bausteine
für die Entwicklung einer projektbezogenen Lösungsstrategie zur Verfügung. Das anwendungsbezogene Studium in Magdeburg bereitet auf die berufliche
Tätigkeit des Industriedesigners vor. Studierende sollen befähigt werden, gesellschaftliche und technologische Veränderungen zu bewerten. Sie lernen, vorhandene Problemlösungen kritisch zu hinterfragen. Es werden
Fähigkeiten vermittelt, komplexe, intelligente Produkte ausgehend von Benutzungs- bzw.
Bedienungsszenarios zu
Klassischer
entwickeln.
Designentwurf in Verbindung mit Software-Simulationen unterstützen die
Prozesse. Künftigen Nutzern können damit Designlösungen als integrierte
Modelle mit virtuellen und physischen Anteilen präsentiert werden. Im Grundstudium werden die Gestaltungsgrundlagen vermittelt, kreativ
gestalterische Fähigkeiten, theoretisches Basiswissen, Entwurfs- und Präsentationstechniken sowie methodisches Arbeiten. Zu den Fächern gehören Einführung in mediale Systeme, Elektronische Bildbearbeitung,
Konzeptentwicklung, Produktentwurf, Kreativitätstechniken, Darstellungs
techniken,
Zeichnen/Skizzieren,
Farbe/Oberfläche,
Komposition,
Modellbautechniken, technisches Zeichnen, Technologie, Typografie, Ergonomie, Semantik sowie Kultur- und Designgeschichte. Zur Diplom-
Vorprüfung
gehört
die
Anwendung
des
Basiswissens
in
einem
Produktdesign- und in einem Interfacedesign-Projekt. Im Hauptstudium steht die praxisbezogene Projektarbeit im Vordergrund.
Dazu gibt es Verbindungen zu einer Reihe von Industrieunternehmen. Die
Studienschwerpunkte Interface-, Investitionsgüter- und GebrauchsgüterDesign können die Studierenden entsprechend ihrer besonderen fachlichen
Neigungen kombinieren. Aus der unterschiedlichen Gewichtung lassen sich individuelle Studienprofile entwickeln. Es sollen Fähigkeiten erworben
werden, die zur Entwicklung komplexer und intelligenter Produkte nötig sind. Dazu wird der Designentwurf mit herkömmlichen Methoden ebenso gelehrt
wie der Umgang mit rechnergestützten Simulationsprogrammen. Das eröff net den Absolventen vielschichtige Einsatzmöglichkeiten im Bereich des
klassischen Produktdesign wie auch im Softwaredesign. Durch diesen
Studienaufbau und die vielseitige Lehre werden die Studierenden auf das übliche interdisziplinäre Arbeiten in und mit Unternehmen, die Arbeit in
Designbüros sowie auch auf eine beruflich Selbstständigkeit vorbereitet.
Zusätzliche Fächer im Hauptstudium sind zum Beispiel 3D-Entwurf mit digitalen Medien, Designmanagement, Business Start, Marketing, Englisch
für Designer.
Die
Regelstudienzeit
umfasst
acht
Semester
einschließlich
der
Diplomprüfung.
Das Grundstudium schließt mit der Diplom-Vorprüfung am Ende des dritten
Semesters ab. Im sechsten Semester wird das Praktikum in einem Designbüro oder einem designrelevanten Unternehmen erbracht. Es dauert
mindestens 16 Wochen. Die Diplomarbeit wird in einem öffentlichen
Kolloquium präsentiert und verteidigt. Nach bestandener Diplomprüfung verleiht die Hochschule den akademischen Grad Diplom-Designerin (FH)
bzw. Diplom-Designer (FH).
FH München Die Fachhochschule München wurde am 1. August 1971 gegründet. Ihre Studiengänge sind in den vier Ausbildungsrichtungen Technik, Wirtschaft,
Sozialwesen und Gestaltung zusammengefasst. Vorläufer der FH München sind sieben Ingenieurschulen und höhere Fachschulen, deren Wurzeln teil
weise bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zurückreichen. Heute ist die Fachhochschule München mit ungefähr 14.000 Studierenden und einer
Lehrkörperschaft von 470 Professorinnen und Professoren die größte Fachhochschule
des
Bundeslandes
Bayern
und
die
zweitgrößte
Deutschlands. Bis heute gilt die Unterteilung in die vier Ausbildungs
richtungen Technik, Wirtschaft, Sozialwesen und Gestaltung, innerhalb derer die Studierenden je nach Begabung, Neigung und Interesse zwischen 21 Studiengängen wählen können. Zurzeit befindet sich die FH München in
einem umfassenden Reformprozess, der als Ziel eine Verbesserung der Studienbedingungen und eine stärkere internationale Ausrichtung der Studiengänge verfolgt. In der Ausbildungsrichtung Gestaltung steht auch der Studiengang Industrial
Design zur Auswahl. Industrial Design ist nach Ansicht der FH München die
von
Gestaltung
Industrieprodukten,
die
künstlerische
Mitarbeit
im
Unternehmen und die kreative Einflussnahme auf die Gesellschaft im Sinne ganzheitlicher Qualität. Im Arbeitsprozess soll der Industrial Designer im
Zusammenspiel mit Unternehmer, Ingenieur und Kaufmann die ästhetischen, psychologischen, ergonomischen, sinnlichen und geistigen Bedürfnisse der
künftigen Nutzer bei der Entwicklung eines Produktes vertreten und
Lösungen einbringen. Zu diesem Zweck sollte er bereits frühzeitig bei der Produktplanung, Entwicklung und Realisation einbezogen werden und diese Prozesse begleiten. Die Erkenntnisse aus Wissenschaft und Technik dienen ihm hierbei als Grundlage. Der Industrial Designer soll wesentlich dazu
beitragen, dass die entwickelten Produkte nicht nur in technischer Hinsicht perfekt sind, sondern darüber hinaus für den Benutzer auch angenehm im
Gebrauch und seinen ethischen und ästhetischen Erwartungen entsprechen.
Dadurch leistet der Industrial Designer einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft sowohl in wirtschaftlicher als auch in kultureller Hinsicht.
Es gibt keine Unterscheidungsmöglichkeiten zwischen einem praktischen und einem theoretischen
Industrial Designer, da es sich bei der
Designtätigkeit um ein künstlerisches Tun handelt, das realitätsbezogen und auf ein objektives Ziel ausgerichtet ist. Die Aufgabengebiete für den Industrial
Designer
sind
in
der
Konsumgüterindustrie
die
Gestaltung
von
Verbrauchsgütern, Geschmacks- und Gebrauchsgütern, Verpackungen,
Schmuck
und
Objekten
Investitionsgüterindustrie
des die
gestaltenden
Gestaltung
von
Handwerks,
Maschinen,
in
der
Anlagen,
Arbeitsmitteln, Innenräumen, Geräten der Bürokommunikation und von Arbeitsplätzen sowie in der Fahrzeugindustrie die Gestaltung von Personenund Lastwagen, Schienenfahrzeugen, Schiffen, Flugzeugen und weiteren
Transportmitteln. Neben der Gestaltung materieller Produkte erfasst der
Industrial Designer Ziele, entwickelt Konzepte und Erscheinungsbilder im Rahmen eines Corporate Designs. In Studien erforscht der Designer die
Perspektiven der Zukunft und visualisiert kreative Visionen für Wirtschaft und
Gesellschaft. Das Studium Industrial Design an der FH München gliedert sich in ein vier semestriges Grundstudium und ein gleichlanges Hauptstudium. Das
Grundstudium unterteilt sich wiederum in zwei Abschnitte, einen aus zwei
theoretischen Studiensemestern bestehenden ersten Abschnitt und einen
zweiten Abschnitt, der zunächst ein praktisches Studiensemester vorsieht,
das von einem weiteren theoretischen Studiensemester gefolgt wird. Das Hauptstudium besteht aus drei theoretischen Semestern und einem
praktischen Studiensemster als 6. Semester des Studiums.
FH Münster Die Fachhochschule Münster genießt auch in der Wirtschaft eine gute
Reputation. In den jährlichen Rankings nordrhein-westfälischer Hochschulen
nimmt sie regelmäßig Spitzenpositionen ein. Ihren Urpsrung haben die Fachhochschulen in der bildungspolitischen Debatte zu Beginn der 70er
Jahre.
Eine
immer
komplexer
werdende
Welt
mit
ihren
neuen
Herausforderungen ließ neue Anforderungsprofile entstehen, denen her kömmliche Ausbildungsstätten nicht mehr gerecht wurden. Um dem wach senden wissenschaftlichen Anspruch gerecht zu werden, wurde die
Fachhochschule ins Leben gerufen. Zahlreiche staatliche und private Bau-
und Ingenieurschulen gingen in diesem neuen Hochschultyp auf, im Falle der
Fachhochschule Münster wurden acht Vorgängereinrichtungen in die
Neugründung aufgenommen. Mit 2311 Studierenden gehörte die FH Münster damals zu den kleineren Fachhochschulen, heute gehört sie zu den größten. An der Fachhochschule Münster wird heute eine ingenieurwissenschaftliche
Ausbildung auf höchstem Niveau sichergestellt, Studierende der gestalteri schen Studiengänge erhalten ein umfangreiches theoretisches Wissen und praktisches Vermögen zur Ausübung dieser vielseitigen und interdiszi plinären Berufe.
Im Studiengang Design wird eine breite Palette an gestalterischen
Ausbildungen
in
einem
übergreifenden
Studiengang
geboten.
Die
Schwerpunkte Grafik-Design, Illustration, Medien-Design und ProduktDesign können je nach Neigung und Interesse belegt werden. Die
Ausarbeitung von Konzepten, der Entwurf und die Darstellung projekt
bezogener und freier Gestaltungsaufgaben stellen den Schwerpunkt der
Lehre dar. Theoriefächer wie beispielsweise Design- und Medien-Theorie,
Philosophie, Kunstwissenschaft, Textkommunikation und Designmana gement ergänzen die praxisbezogene Lehre.
Das Studium am Fachbereich Design an der FH Münster umfasst acht
Semester und ist stark praxisorientiert. Der Beruf der Designerin oder des Designers kann sowohl in einem Beschäftigungsverhältnis als auch in
Selbstständigkeit ausgeübt werden. Designschaffende sind beispielsweise in
Werbeagenturen,
bei
Industrie-
oder
Handelsunternehmen
in
den
Produktentwicklungs- und Werbeabteilungen, bei Verlagen, Museen,
wissenschaftlichen Instituten sowie bei Behörden und Ämtern anzutreffen. Um den unterschiedlichsten Einsatzmöglichkeiten von Designerinnen und
Designern und ihren verschiedensten Aufgabenfeldern gerecht zu werden, werden im achtsemestrigen Studiengang Design einerseits die universellen Fähigkeiten und Kenntnisse für Designschaffende vermittelt, andererseits
wird durch das Angebot der Studienschwerpunkte Grafik-Design, Illustration,
Medien-Design und Produkt-Design den Studierenden die Möglichkeit geboten, ihre eigenen Neigungen und Interessen im Studium zu fördern und
weiter auszubauen. Im Studienschwerpunkt Produkt-Design werden die klassichen Arbeitsfelder Wohn- und Arbeitswelt, Spielen und Lernen, Freizeit, Unterhaltung und
Gestaltung öffentlicher Räume behandelt. Zu den Tätigkeiten gehören die Produktgestaltung, die Objekt- und Raumgestaltung, die Messe- und
Ausstellungsgestaltung sowie die Unterstützung bei der Ausarbeitung von
strategischen Produktentwicklungen der Konsum- und Investitionsgüter industrie. Im Grundstudium werden im ersten Semester Gestaltungslehre, Zeichnen,
Schrift/Typografie, Kunstwissenschaft und Designtheorie gelehrt. Im zweiten
Semester muss ein Wahlpflichtfach aus den Bereichen Malerei, Plastisches
Gestalten oder Schrift/Typografie hinzugenommen werden. Das dritte
Semester
widmet
sich
ausschließlich
der
Darstellungs-
und
der
Fertigungstechnik. Im Hauptstudium werden vom vierten bis zum siebten Semester
Projektarbeiten durchgeführt, die durch die wissenschaftlichen Fächer
Designtheorie und Kunstwissenschaft ergänzt werden.
Hochschule Niederrhein - Niederrhein University of Applied Sciences Die Hochschule Niederrhein sieht es als ihre oberste Aufgabe an, ihre Studierenden zu fachlich kompetenten sowie zu sozial und politisch verant
wortlichen Fach- und Führungskräften auszubilden. Neben der Lehre werden eigenständige Aufgaben in der anwendungsbezogenen Forschung und
Entwicklung, in der Beratung und im Wissenstransfer wahrgenommen. Den globalen Anforderungen an Lehre, Studium und Forschung wird die HN durch
die internationale Zusammenarbeit mit anderen Hochschulen gerecht. Durch diese Ziele und Aufgaben wird die HN zu einem Ort, von dem wissenschaft liche, kreative, technologische, kommunikative und allgemein kulturelle
Impulse in die Region ausstrahlen. Wissen und Technologien werden durch
die HN einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Darüber hinaus will die Hochschule Niederrhein ein Ort sein, an dem auch ethisch
und politisch diskutiert werden darf und an dem sich Fachkräfte und Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Praxis begegenen und miteinander ins Gespräch kommen.
Der Fachbereich Design in Krefeld ist nur einer von neun Fachbereichen der Hochschule Niederrhein. Er ist 1971 bei der Gründung der Fachhochschule
aus der traditionsreichen Werkkunstschule Krefeld hervorgegangen. Sämtliche Studienrichtungen des Fachbereichs Design fühlen sich einer
praxisbezogenen Designausbildung verpflichtet. Der Studienschwerpunkt Objekt-Design bezeichnet innerhalb des Designs
die Gestaltung von Objekten, die als Unikat oder in kleinen Serien im zweibzw. dreidimensionalen Bereich gefertigt werden. Die Tätigkeit des Objekt-
Designers liegt zwischen der gewohnten Arbeitsweise des Industrial-
Designers und einer freien künstlerischen Tätigkeit. In seiner Profession
berührt er alle Bereiche der Gestaltung. Der Bau von Modellen und Prototypen aus Holz, Metall, Kunststoff oder anderen Materialien nimmt
einen großen Stellenwert im Entwurfsprozess ein. Im Objekt-Design steht die Lösung einer Gestaltungsaufgabe im Einzelobjektbereich im Vordergrund.
Die Nähe zum Industrial-Design ergibt sich teilweise in der Gestaltung von
Kleinserien.
Die
Einsatzgebiete
des
Objektdesigners
sind
das
Produktdesign, die Umwelt- und Umfeldgestaltung, die Einrichtung und
Innenarchitektur, der Mensch in seiner Mobilität, der medizinisch therapeutische Bereich, Studio- und Bühnenbild sowie Farbgestaltung und Gebäudegestaltung. In dieser Vielfalt der möglichen Einsatzgebiete und
Berufsschwerpunkte genießt der Objekt-Designer die Freiheit, trägt aber
auch die Schwierigkeit, ein für sich adäquates Betätigungsfeld zu suchen und zu finden. Das Grundstudium Objekt-Design umfasst vier Semseter, in denen die
Studierenden die theoretischen und die praktischen Grundlagen für die Arbeit
im Hauptstudium erwerben. Im Hauptstudium, dass heißt im fünften bis zum
achten Semester, wird das Erarbeiten eines Konzeptes zur Lösung einer
Problemstellung gelernt. Dieses Konzept dient als Grundlage für die
gestalterische Tätigkeit. In das Konzept sind Informationen über die Zielgruppe,
die
Vorstellungen
des
Auftraggebers,
die
technische
Realisierbarkeit sowie der finanzielle Rahmen für die Entwurfsarbeit und die Umsetzung einzuarbeiten. Der Entwurf oder die Entwurfsalternativen
werden in Form von Plänen, Zeichnungen, Modellen, Prototypen, CAD-
Darstellungen und Computerillustrationen und -animationen visualisiert, anschließend besprochen und weiter optimiert. Ein beschreibender und begründender Text erklärt dem Auftraggeber den Entwurf und hilft, eine eigene Designsprache zu entwickeln. Um diese Konzepte und Entwürfe
erarbeiten zu können, müssen die Studierenden ihre in den Grundkursen
gewonnen Erkenntnisse und Erfahrungen zielorientiert einbringen.
FH Pforzheim Auch an der Fachhochschule Pforzheim kann im Fachbereich 1 Gestaltung der Studiengang Industrial Design belegt werden. Dieser Studiengang kann
wahlweise in den beiden Vertiefungsrichtungen Allgemeines Industrial Design oder Transportation Design abgeschlossen werden. Vor allem der
zuletzt genannte Studienbereich hat internationales Renommee und wird weltweit unter den ersten vier Adressen für dieses Studienfach geführt.
Semesterprojekte und Diplomarbeiten werden in enger Kooperation mit den führenden
nationalen
internationalen
und
Fahrzeugherstellern
wie
DaimlerChrysler, BMW, Porsche, Audi, VW, Mazda,.... durchgeführt. Das Studium setzt sich aus den vier Schwerpunkten künstlerische Fächer, wis senschaftliche
Fächer,
Projektarbeit
und
Realisationstechniken
zusammen. Zu den künstlerischen Fächern gehören Zeichnen, Malerei, Plastik,
künstlerische Fotografie und Video. In den wissenschaftlichen Fächern werden
unter
anderem
Kunst-
und
Designgeschichte,
Ästhetik,
Soziologie,
Anthropologie, Wahrnehmungspsychologie, Design-Einführung, Ergonomie, Konstruktionslehre und Fertigungstechnik, Ökologie, Volkswirtschaftslehre,
Betriebswirtschaftslehre und Recht gelehrt. In der Projektarbeit werden die Fähigkeiten und Kenntnisse zu Planung, Konzeption, Entwurf und Ausarbeitung von Industrieprodukten und -Systemen im Konsumgüter-, Investitionsgüter- und
Fahrzeugbereich vermittelt. Zu den Realisationstechniken gehören die Darstellungstechniken in Form von Skizzen und Renderings, Fotografie,
Videotechnik, Textverarbeitung, technisches Zeichnen, Modellbau sowie zwei-
und dreidimensionales Gestalten mit CAD-Systemen, u.a. auch im virtuellen Raum mittels einer sog. „cave“.
In den ersten Semestern liegt der Schwerpunkt auf den künstlerischen und
den wissenschaftlichen Fächern, die die Grundlagen für die erfolgreiche
Teilnahme an der Projektarbeit vermitteln. In den höheren Semestern werden dann
überwiegend
Projekte
erarbeitet
und
projektbezogen
die
Realisationstechniken vertieft. Das fünfte Semester ist als Praxissemester vorgesehen. Diese Zeit verbringt der Studierende in einem Designstudio. Für Interessenten an einem Auslandssemester unterhält die Fachhochschule
Pforzheim enge Kontakte zu etwa zehn befreundeten ausländischen
Hochschulen, unter anderem in den USA und in Kanada. Das Auslands semester muss in der Regel von den Studierenden selbst finanziert werden, Studiengebühren fallen an den ausländischen Hochschulen jedoch aufgrund
der Kooperationsverträge nicht an - darüberhinaus können auch Stipendien
erhalten werden.
FH Potsdam Die Fachhochschule Potsdam ist eine junge Hochschule, die ihren Betrieb zum Wintersemester 1991/92 mit 145 Studierenden im Fachbereich
Sozialwesen aufnahm. Heute zählt die Hochschule rund 2000 Studierende, die von 83 Professoren und Professorinnen betreut werden. Auch das Angebot an Studiengängen ist erweitert worden.
Neben Sozialar-
beit/Sozialpädagogik stehen die Studiengänge Architektur und Städtebau, Restaurierung, Bauingenieurwesen, Kommunikations- und Produktdesign, Informationswissenschaften und Kulturarbeit zur Auswahl. Im Rahmen
dieses vielfältigen Fächerspektrums, unterstützt durch eine moderne techni
sche Ausstattung und innovative Lehr- und Lernmethoden, können die Studierenden ihre Fähigkeiten kennenlernen, erproben und erweitern. Dabei soll nicht nur eine souveräne Beherrschung des jeweiligen Fachgebiets
erworben werden, sondern darüber hinaus auch die Fähigkeit und
Bereitschaft zum Eintritt in einen produktiven Diskurs mit anderen Disziplinen.
Die FH Potsdam nutzt Aufgabenstellungen und Problemstellungen der Praxis zur Ausbildung ihrer Studenten und Studentinnen im Sinne einer anwen dungsorientierten Lehre. Im Gegenzug bietet sie Unternehmen und Institutionen Angebote zur Innovation und Anpassung an Marktver
änderungen und kulturelle Entwicklungsprozesse. Dazu bietet sie die Einführung, die Umsetzung und die Weiterentwicklung von Forschungs
ergebnissen an. Die Fachhochschule Potsdam bereitet interessierte Studenten und Studentinnen auch auf eine Existenzgründung vor.
FHfG Schwäbisch Gmünd Ziel der Ausbildung an der Fachhochschule für Gestaltung Schwäbisch
Gmünd ist die Vermittlung kreativer Fähigkeiten, für die gestalterische,
theoretische und technische Grundlagen die Basis bilden. Die Entwicklung intelligenter Lösungsprinzipien, die als Modellsituation für zukünftige Lebens
welten zu verstehen sein sollen, wird durch das Studium gefördert. Die selbstständige Anwendung gestalterischer Methoden sowie die Aneignung
eines breiten Repertoires entwerferischer Fähigkeiten, die immer wieder einer
kritischen
Reflexion
theoretischer
Kenntnisse
unterworfen
werden, steht als Zielvorgabe.
Nach Ansicht der FHfG Schwäbisch Gmünd ist der Gestalter als Generalist
im Diskurs unterschiedlichster Disziplinen zu verstehen. Die immer kürzeren Innovationsschübe in einer sich rasch verändernden Zivilisation mit ihrem immer schnelleren Informationsumschlag sind der Grund für diese
Studienstruktur, die den Studierenden auf ein über die Hochschulausbildung hinausreichendes lebenslanges Lernen vorbereitet.
So ist bereits das Grundlagenstudium interdisziplinär aufgebaut und für die beiden Studiengänge Information/Medien und Produkt/Umwelt verbindlich.
Hier werden gestalterische, theoretische und technische Grundlagen vermit
telt. Die gestalterischen Grundlagen sensibilisieren für die gesetzmäßigen
Zusammenhänge in den Themenfeldern Fläche/Raum, Zeit/Bewegung und Licht/Farbe. Die Wahrnehmung und Gestaltungsfähigkeiten werden durch
Grundoperationen wie Zeichentransformationen, Symmetrieoperationen und
modulare kombinatorische Prozesse geschult. Die wissenschaftlichen Grundlagenfächer geben einen Einblick in Begriffe,
Denkmodelle, Methoden und in die Ergebnisse der Wissenschaften. Dabei werden anwendungsorientiert die im Rahmen von Gestaltungsaufgaben oder
Gestaltungsprozessen relevanten Wissenschaften in den Vordergrund
gestellt. In den technischen Grundlagenfächern werden Übungen in den manuellen und rechnergestützten Darstellungstechniken, in Fotografie,
Typografie, konstruktives und technisches Zeichnen sowie in anderen rele vanten Methoden und Verfahren zur Realisation gestalterischer Konzepte
durchgeführt. Im Hauptstudium werden in Schwäbisch Gmünd Gestalter in den
Studiengängen Information/Medien und Produkt/Umwelt in der gesamten Bandbreite von materiellen bis zu immateriellen Artefakten ausgebildet. Für
Studierenden insgesamt sechs
beide Studienbereiche stehen den
Ausbildungsschwerpunkte zur Verfügung, aus denen sie ihre Ausbildung
flexibel
kombinieren
können.
Kommunikationssysteme,
Grundlagen/Forschung und
Die
Ausbildungsschwerpunkte
Wissensorganisation, Entwicklung,
sind
Digitalität/Virtualität,
Netzwerke/Prozesse sowie
Produkte/Produktsysteme. Dadurch erhalten die Studierenden einerseits die
Chance, eine breite Grundlage gestalterischer Fähigkeiten zu erwerben, andererseits das Studium inhaltlich spezifischer zu fokussieren und ihre eige nen Schwerpunkte zu setzen. Die Studienstruktur bereitet auf die
Komplexität und die Vielfalt der zukünftigen Berufsfelder der Gestalter vor. An der Fachhochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd kann nach einer Mindeststudiendauer von insgesamt sieben Semestern einschließlich eines
Praxissemesters der Abschluss Bachelor of Design, nach einer Mindest studiendauer
insgesamt
von
acht
Semestern
einschließlich
eines
Praxissemesters der Abschluss Diplom-Design (FH) erworben werden.
Absolventen und Absolventinnen des Bachelorgrads mit dem Prädikat „Excellent“, was einer Gesamtnote zwischen 1,0 und 1,5 entspricht, können sich für den dreisemestrigen Master-Studiengang „Transdisziplinäre
Gestaltung“ bewerben.
Hochschule Wismar Nach langer Stagnation in der wirtschaftlichen Bedeutung der Hansestadt
Wismar begann gegen Ende des 19. Jahrhunderts nach der Erweiterung des Hafens und aufgrund der sich weiter entwickelnden Wirtschaft ein neuer
Aufschwung. Der vermehrte Bedarf an Fachleuten begründet auch den Start der Ingenieurausbildung in Wismar. 1908 wurde durch Robert Schmidt die
„Ingenieur-Akademie Wismar“ gegründet, Ursprung der bis heute reichenden
praxisbezogenen
Ingenieurausbildung.
Im Jahr
1969 entstand die
Ingenieurschule Wismar, seit 1988 Technische Hochschule. Am 1. Oktober
1992 wurde an diesem Ort die Hochschule Wismar, Fachhochschule für
Technik, Wirtschaft und Gestaltung, gegründet. Am Studienort Heiligendamm werden die angehenden Designer und Innenarchitekten betreut, am
Studienort
Warnemünde
werden
die
für
die
Seefahrt
relevanten
Studiengänge unterrichtet. Design hat in allen Lebensbereichen, sowohl in privaten als auch in öffentli
chen Hemisphären, eine bedeutende Funktion eingenommen. Die ohnehin gestiegene Bedeutung von Design wird in der Zukunft noch weiter steigen, da Design den Gegenständen ein Gesicht gibt, Zusammenhänge sichtbar
macht und den Benutzern dadurch eine Orientierung in einer technisierten Welt ermöglicht. Design prägt nicht nur unsere gegenwärtige Lebenswelt, es
soll in die Zukunft blicken und neue Leitbilder schaffen. Um diese Anforderungen zu erfüllen, müssen Designschaffende interdiszi plinär denken und arbeiten. Design lebt vom Austausch von Ideen und von Anregungen, die aus den Feldern Kunst, Wissenschaft und praktische
Anwendung stammen. Um erfolgreich zu sein, bedient sich das Design
modernster kommunikativer Medien und modernster Entwurfsmethoden, um den privaten und gesellschaftlichen Erfordernissen in einer sich immer
schneller verändernden Welt zu entsprechen. In Wismar stehen die beiden Studiengänge Produkt-Design und Schmuck-
Design zur Auswahl. Das Wecken oder das Fördern kreativer Fähigkeiten steht im Mittelpunkt der Ausbildung. Über das Vermitteln von Fachwissen in
künstlerisch-gestalterischen Übungen, über Praktika und über Projekt
arbeiten sollen die Studierenden an die komplexen Aufgaben ihres zukünftigen Tätigkeitsfeldes herangeführt werden. Um die Fähigkeit zur inter
disziplinären Arbeit auszubauen, wird die Zusammenarbeit mit anderen Studiengängen gewünscht und unterstützt.
Im Grundstudium werden für beide Studiengänge, für Produkt-Design wie
auch für Schmuck-Design, die gleichen Fächer angeboten. Grundlagen der
Gestaltung, Grundlagen der Darstellung, Grundlagen des Entwertens, tech nische Grundlagen, Grundlagen CAD, Naturstudium, Ästhetik/Designtheorie
sowie Kultur- und Kunstgeschichte heißen die wesentlichen Lehrinhalte. Im Hauptstudium differenzieren sich die Lehrinhalte der beiden Studiengänge. Im
Produkt-Design
wird
besondere
Aufmerksamkeit
auf
Entwurf,
Präsentation, experimentelles Gestalten und rechnergestütztes Entwerfen
gelegt. Unter den Titeln technisch orientiertes Produkt, ästhetisch orientiertes Produkt und ökologisch orientiertes Produkt wird auf die zum Teil sehr unter
schiedlichen Anforderungen an die Designschaffenden hingewiesen. Fächer wie Produktgrafik, Marketing/Management oder Fremdsprachen/Fach-
sprachen erhöhen die vielseitige Einsetzbarkeit der Wismar-Absolventinnen und -Absolventen. Neben den Pflichtfächern steht vor allem im Hauptstudium
den Studierenden ein großes Angebot an Wahlpflichtfächern zur Auswahl.
U-GH Wuppertal (siehe Universitäten)
Das Design Zentrum Nordrhein Westfalen
Das Design Zentrum Nordrhein Westfalen wurde im Jahr 1954 auf Initiative
von Professor Dr. Carl Hundhausen, damals Direktor und Vorstandsmitglied der Firma Krupp, unter dem Namen „Haus Industrieform e.V“ gegründet.
Das Haus Industrieform verfolgt zunächst das Ziel, „der Allgemeinheit eine
sinnvolle Gestaltung ihrer Umwelt durch die Förderung der Herstellung und Verbreitung formvollendeter Industrieerzeugnisse zu ermöglichen.“ Es ist die erste Institution dieser Art in Europa und interessanterweise wird gerade sie in einer Region gegründet, in der Ästhetik nach Meinung vieler Menschen nur
eine sekundäre Rolle spielt. Im Oktober 1955 wird die erste Design ausstellung eröffnet. Zu sehen ist sie im kleinen Haus der Villa Hügel, das
von der Familie Krupp der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Unter dem
Titel „Ständige Produktschau formschöner Industrieerzeugnisse“ haben Besucher hier die Möglichkeit, sich über außergewöhnlich gut gestaltete Objekte zu informieren und Hersteller sowie Vertriebsfirmen kennenzulernen.
Die Ausstellung soll dem Betrachter auch als Inspiration für die Gestaltung der eigenen Lebens- und Wohnwelt dienen. Bereits bei der Realisierung die ser Ausstellung nimmt das heutige Design Zentrum Nordrhein Westfalen eine
Vorreiterrolle ein. Die Ausstellung ist die erste dieser Art in Europa und wird in den darauffolgenden Jahren in zahlreichen Metropolen nachgeahmt. Die
Schau wird über Jahrzehnte gepflegt und hat heute im red dot design muse
um auf der Zeche Zollverein, einem UNESCO-Weltkulturerbe, ein neues Domizil gefunden. Mit Beginn der Ausstellung 1955 wird auch der erste Designpreis initiiert, der jährlich ausgeschrieben wird und sich steigender
Beliebtheit, wachsender Anerkennung und jährlich höherer Teilnehmerzahlen erfreuen kann. Im Jahr 1961 muss die Designschau erstmals umziehen. In der Villa Hügel
soll ab 1962 eine ständige Ausstellung zur Geschichte der Firma Krupp
gezeigt werden. Die Räumlichkeiten, in denen die Designschau gezeigt wird, werden für dieses Projekt benötigt. Nach mehreren Umzügen innerhalb des Gebietes der Stadt Essen, darunter in die Alte Synagoge und in das Amerikahaus am Kennedyplatz, zieht das Haus Industrieform in das großzügige Gebäude der alten Stadtbücherei in die Hindenburgstraße.
Zeitgleich mit dem Umzug in die repräsentativen Räumlichkeiten ändert das Haus Industrieform seinen Namen in Design Zentrum Nordrhein Westfalen.
Oti Aicher entwirft im Jahr 1990 die neue Corporate Identity für die Institution.
Im darauffolgenden Jahr übernimmt Prof. Dr. Peter Zec als geschäftsführen
der
Vorstand
die
Leitung
des
Design
Zentrums.
Der alljährliche
Designwettbewerb erhält einen neuen Nannen. Unter dem Titel „Design Innovationen“ werden in Essen von nun an die international begehrten
Auszeichnungen „Roter Punkt: Auszeichnung für hohe Designqualität“ sowie
„Roter Punkt: Auszeichnung für höchste Designqualität“ vergeben. Im Zuge
der steigenden Popularität des Designwettbewerbs und des Design Zentrums trägt auch die Institution der zunehmenden Globalisierung Rechnung und eröffnet zwischen 1994 und 1998 Büros in der japanischen
Metropole Tokio und im Stadtstaat Singapur. Die Wanderausstellung
„German design made in NRW“ wird zu einem Publikumsmagnet in Tokio, Seoul, Taipeh, Singapur, Kuala Lumpur, Shanghai und Hongkong. Die sich
zunehmend westlich orientierenden asiatischen Gesellschaften erlangen Einblicke in die Gestaltung und Qualität der deutschen Produkte. Asiatische Produzenten knüpfen
Kontakte zu deutschen Designern, deutsche
Unternehmer präsentieren ihre Produkte der asiatischen Öffentlichkeit.
Der letzte Umzug fand im Jahr 1997 statt. Elf Jahre nach Stilllegung der Zeche Zollverein und nach Abschluss der Umbaumaßnahmen durch Sir
Das Kesselhaus der Zeche Zollverein in Essen: Sitz des Design Zentrums Nordrhein Westfalen.
Norman Foster bezieht das Design Zentrum Nordrhein Westfalen das
Kesselhaus der imposanten Industrieanlage. Einst als schönste Zeche der Welt bezeichnet, beherbergt das von der UNESCO in das Weltkulturerbe auf
genommene Gebäudeensemble neben dem Design Zentrum ein Museum
sowie Galerien und Ausstellungen. Innerhalb dieses kulturellen Zentrums ist mit dem Design Zentrum Nordrhein Westfalen nicht nur die bedeutendste Institution dieser Art in Europa eingezogen, sondern auch die größte
Historische Mauern Umbau durch Sir Norman Foster Ausstellung im Kesselhaus
Ausstellung zeitgenössischen Designs weltweit. Das red dot design museum
präsentiert auf über 4.000 qm Ausstellungsfläche mehr als 1.000 Designobjekte aus allen Bereichen der Lebensumwelt. Vom Essbesteck bis zum Automobil ist hier alles zu bestaunen, was durch den international
renommierten red dot award in die Annalen der Designgeschichte aufge nommen wurde. Das architektonisch wertvolle Kesselhaus konnte aufgrund
seiner zur damaligen Zeit äußerst fortschrittlichen Stahlskelettbauweise ent
kernt und, soweit statisch erforderlich, durch neue Bauteile ersetzt werden. Das außen sichtbare Stahlskelett erfüllt heute keine tragende Funktion mehr. Die Stahlträger wurden entrostet und nach Vorgabe der von den damaligen
Architekten ausgearbeiteten Farbschemata neu lackiert. Die Innenschale der
Altes als Altes, Neues als Hinzugefügtes erkennbar machen: Das Gestaltungsprinzip des gelungenen Umbaus.
doppelwandigen Gebäudekonstruktion konnte neu errichtet werden und
übernimmt die statischen Funktionen. Sir Norman Foster hängte puristisch elegante
Galerien,
Treppenaufgänge
und
Ausstellungsplateaus
an
Stahlstangen von der Gebäudedecke herab in die großvolumigen
Innenräume. Die Ästhetik und statische Konstruktion des Ursprungsentwurfs wird so beibehalten und bewusst betont. Die Museumsbesucher bewegen
sich zwischen den Kesseln und Maschinenanlagen, die im Originalzustand belassen wurden. Patinierte Großindustriekomponenten, Backstein und
Stahlfachwerkgerüste aus den 30er Jahren bilden einen interessanten und
vor allem stimmungsvollen Kontrast zu den zeitgemäßen und unbenutzten
Ausstellungsexponaten der Designausstellung. Das britische Architekturbüro hat dabei alle neu eingefügten
Elemente wie Aufgänge,
Räume,
Aufzugsanlagen und Galerien bewusst von der alten Bausubstanz abgeho
ben, so dass Neues als Hinzugefügtes erkennbar bleibt. Dadurch kann das
Auge Neues und Altes getrennt erfassen und differenzieren. Die besondere
Stimmung dieser Kombination, die auch den Strukturwandel in NordrheinWestfalen symbolisiert, wird durch geschickte Beleuchtungseffekte oder Lichtinszenierungen bei den Ausstellungs-Vernissagen unterstützt. Kerzen
und Fackeln unterstreichen hier das Flair der Industrieanlage ebenso wie
Spots punktgenau die ausgezeichneten Produkte hervorheben.
Über den „red dot award: product design“ und den „red dot award: commu nication design“ sowie über das red dot design museum hinaus profiliert sich
das Design Zentrum durch Messepräsentationen, Tagungen, Seminare,
Workshops und Produktpräsentationen als Mittler zwischen Industrie,
Unternehmen und Designern. Aufgrund der steigenden Aktivitäten hat sich
die Zahl der Mitarbeiter von sechs im Jahr 1991 in den letzten zehn Jahren auf 18 Festangestellte und bis zu 40 freien Mitarbeitern erhöht. Das Design Zentrum Nordrhein Westfalen ist heute ein international renommierter
Berater, Dienstleister und Förderer in Sachen Design.
125
Produktanalysen
Nachdem Sie in den vorangegangenen Kapiteln einen Überblick über die
deutsche Designgeschichte sowie einige Designwettbewerbe und ihre Beurteilungskriterien kennengelernt haben, möchten wir Ihnen Produkte aus unterschiedlichsten Bereichen vorstellen und hinsichtlich ihrer Designqualität
untersuchen. Die 14 beispielhaften Produkte und Unternehmen wurde von
uns frei ausgewählt. Keiner der Hersteller konnte sich für die Aufnahme in dieses Buch bewerben, das Erkaufen eines Eintrages war ebenfalls nicht
möglich. Zum Teil handelt es sich bei den Produkten um Gegenstände, die wir in unserem Studio oder in unseren privaten Haushalten benutzen und die
uns in positiver oder in negativer Art und Weise aufgefallen sind. Andere Produkte haben wir von den Herstellern angefordert oder im Handel gekauft,
weil sie in der Fachpresse vermehrt auffällig wurden und wir uns von ihrer Designqualität selbst überzeugen wollten.
An dieser Stelle möchten wir ausdrücklich darauf hinweisen, dass sowohl die
Auswahl der Produkte als auch die Zeugnisse, die wir ihnen ausstellen, rein
subjektiv sind. Unsere Kriterien entsprechen jedoch weitestgehend den Anforderungen, die auch in den namhaften Designwettbewerben an die ein gereichten Produkte gestellt werden. Da diese Anforderungen zu einem großen Teil auch messbarer und eindeutiger Natur sind, wie beispielsweise die Forderung nach materialgerechtem Einsatz der verwendeten Werkstoffe
oder die Erfüllung eines Gebrauchsnutzens, werden viele Leser und sicher
lich auch viele Besitzer und Nutzer dieser Produkte mit uns häufig einer
Meinung sein. Dennoch gibt es auch im Design subjektive und individuelle Beurteilungsmaßstäbe, wenn wir beispielsweise an den emotionalen Gehalt eines Produktes oder an die Möglichkeit der unterschiedlichen Gewichtung
der einzelnen Kriterien denken. Unsere Produktanalysen wollen daher kei
nen Anspruch auf objektive Wahrheit erheben. Sie sollen Ihnen als Anregung
dazu dienen, sich mit den Gegenständen in der vom Menschen erschaffenen Kulturwelt differenzierter und kritischer auseinanderzusetzen. Letztendlich ist
der kritische und bewusst entscheidende Konsument und Benutzer der Schlüssel zu besseren Produkten und zu einer besser gestalteten, eindeuti
geren, sozialeren und sichereren Welt. Im Rahmen unserer Produktanalysen lernen Sie einen Gegenstand kritisch
unter die Lupe zu nehmen. Durch das Hinterfragen von Produktqualitäten
reift der eigene Geschmack und Sie werden sicher in der Beurteilung. Die kri tische Auseinandersetzung mit den Produkten erhöht die Kenntnis über das
Produkt und schärft das Bewusstsein für die Geschichte, den Sinn und die Bedeutung des Produktes und des Produktumfelds für den Menschen. So
werden Dinge und Zusammenhänge deutlich, die vielen Menschen verbor gen bleiben, weil sie dem Produkt nicht in materieller Form anhaften. Dennoch sind sie wichtige Maßstäbe und Bestandteile der Produktqualität
und in immaterieller Form mit dem Produkt in unlösbarer Weise verbunden.
Unsere Untersuchungen erheben auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sicher können auch weitere Kriterien oder Aspekte in die Beurteilung aufge
nommen werden. Dennoch vermitteln unsere Analysen einen Eindruck von den materiellen und immateriellen Werten der Produkte und öffnen die Augen
für Zusammenhänge, die sich nicht jedem Konsumenten sofort erschließen. Unter den Ausführungen zu den insgesamt 14 Produkten werden Sie auch
kritische Töne lesen. Nicht alles konnten wir loben und teilweise wurden die
Möglichkeiten zu Verbesserungen sehr schnell erkennbar. Dies betrifft nicht nur Produkte, die keine Designwettbewerbe gewonnen haben, sondern auch welche, die bereits bei bedeutenden Designwettbewerben prämiert wurden. Hier wird deutlich, wie frei und unvoreingenommen wir die Produkte unter
sucht und mit unserem Fachwissen sowie mit unserem gesunden Menschenverstand bewertet haben. Im Grundsatz gilt, dass kein Produkt wirklich perfekt ist. Jedem von Menschen geschaffenen Werk wohnt das
Potenzial der Verbesserungsmöglichkeit inne.
Daher sind kritische
Anmerkungen, will man ein Produkt ehrlich beurteilen, nicht zu vermeiden. Da wir Ihnen aber an realen Produkten Designqualität erläutern wollen
anstatt Ihnen zu zeigen, wo es an Designqualität mangelt, verfügen alle von
uns untersuchten Produkte über eine hohe gestalterische Wertigkeit. Sie alle haben unterschiedliche Anforderungen zu erfüllen, zusätzlich haben die Hersteller den verschiedenen Kriterien zur Beurteilung der Designqualität
unterschiedliches Gewicht beigemessen. Wir möchten daher darauf hinwei sen, dass alle Produkte und Unternehmen, die wir auf den folgenden Seiten vorstellen, zu den positiven Beispielen zählen - auch wenn sich die Produkte in der Anzahl der kritischen Anmerkungen, die wir ihnen zu Teil werden las
sen, stark unterscheiden.
Um die Gestaltung der Produkte und die dahinter stehenden Absichten und
Ziele transparent zu machen, haben wir in den meisten Fällen die Unternehmensstrategie ergänzend erläutert. Das Produktdesign wird in der
Regel in den von uns vorgestellten Beispielen als Teildisziplin des Marketings beziehungsweise der Markenbildung definiert. Das geschieht besonders bei jenen Unternehmen, die sich schon in der Vergangenheit durch ein konse
quentes Produktdesign einen guten Ruf verschafft haben und heute aus einer starken Position heraus agieren können. In den zahlreichen Gesprä
chen, die wir für dieses Buch mit ganz unterschiedlichen Unternehmern
geführt haben, stellten sich diese Zusammenhänge dar. Das über Jahre hin
weg verfolgte Ziel einer Herausarbeitung von Alleinstellungsmerkmalen für das Unternehmen oder die produzierten Güter und das konsequente
Einbinden des Designs als Mittel des Produkt- oder sogar des Marken
marketings sind wichtige Voraussetzungen für einen lang anhaltenden Unternehmenserfolg. Die Unternehmen sind dabei so unterschiedlich wie
ihre Inhaber oder Geschäftsführer. Jedes Unternehmen hat seinen
eigenen, erfolgreichen Weg gefunden und seine eigene Philosophie als Richtlinie für das zukünftige Verhalten auf dem Markt herausgearbeitet. Bei einigen Unternehmen ist diese Philosophie sogar als Charta oder in Form einer ähnlichen Schrift manifestiert. Diese Unternehmensphilosophien sind
das Ergebnis von über lange Jahre hinweg gewonnenen eigenen Erfahrun gen sowie zusätzlich erworbener sekundärer Erfahrungen aus der
Beobachtung anderer Marktteilnehmer. Allen erfolgreichen Unternehmen ist jedoch gemeinsam, dass sie versuchen, Alleinstellungsmerkmale herauszu arbeiten und dadurch unverwechselbar zu werden. Ein wichtiges Instrument zur Bildung von Alleinstellungsmerkmalen ist das Produktdesign. Ist dies gepaart mit technischer Innovation und wird es begleitet durch hohe techni
sche Qualität und guten Service, so kann das Unternehmen, wenn es diese Qualitäten glaubhaft zu kommunizieren versteht, in eine starke und gerade
zu uneinnehmbare Position geraten. Die starke und geradezu uneinnehmbare Position, die diese Unternehmen
auch in konjunkturell schwachen Zeiten gut aussehen lässt, ist aber kein Grund, sich auf den in der Vergangenheit erarbeiteten Lorbeeren auszuru
hen. Die Inhaber und Geschäftsführer, die uns für dieses Buch ihre Vitae beschrieben und uns ihr Erfolgsgeheimnis lüfteten, machen allesamt einen
rastlosen und vitalen Eindruck. Keiner von Ihnen sieht trotz seines Erfolgs einen Grund, die harte Arbeit an den Produkten und am Markenimage zu
drosseln. Immer wieder wurde uns bei den für dieses Buch geführten Gesprächen deutlich, wieviel Zeit, Geld und Engagement es erfordert, die so wichtigen Alleinstellungsmerkmale zu bilden und zu kommunizieren und wie
schnell diese verloren gehen, wenn die kontinuierliche Weiterentwicklung
gebremst oder eingestellt wird. Unternehmer zu sein bedeutet eben im eigentlichen Wortsinne, etwas zu unternehmen - und zwar in der Praxis
kontinuierlich und mit einer Zielvorgabe.
Die vorliegenden Produktanalysen, die auch in vielen Fällen eine Erläuterung der kompletten Unternehmensphilosophie darstellen, können daher auch
dem Unternehmer oder dem Existenzgründer als wertvolle Lektüre dienen.
Natürlich können die erfolgreichen Beispiele niemals kopiert werden. Dies ist gleich aus zwei
Gründen
nicht praktikabel. Zum
Einen sind die
Unternehmensphilosophien nicht nur Ergebnis der Anforderungen des
Marktes und seiner ökonomischen Nischen, sondern in der Art und Weise sowie in der Konsequenz, wie diese gelebt und vermittelt werden, auch direktes Resultat der Persönlichkeiten, die dahinter stehen. Zum Zweiten ist
die Marktnische unserer Beispielunternehmen natürlich schon von diesen besetzt. Aber die Beispiele können einen Eindruck der Vielfalt geben, die auf dem Markt gewünscht und möglich ist. So verschieden wie die Menschen, so
verschieden sind auch die Unternehmen. Jedes hat seinen eigenen Weg,
seine eigene Geschichte, seine eigene Sicht der Dinge und seine eigene Art, diese Individualität zu kommunizieren. Und genau wie bei Menschen, so erscheinen uns auch einige Unternehmen sympathischer und ehrlicher als andere, manche fallen uns eher auf und manche scheinen so einzigartig zu sein, dass sie oder ihre Produkte zu Legenden zu werden vermögen. Beim Lesen der Produktanalysen wünschen wir Ihnen viel Spaß und Freude. Vielleicht finden Sie auch Produkte darunter, die Sie privat oder beruflich
benutzen. Ganz egal, ob Sie Student,
Designer,
Produzent oder
Unternehmensberater sind oder sich einfach für Design interessieren, der Eindruck der unterschiedlichsten Designstrategien und Unternehmens
philosophien sowie die Auseinandersetzung mit den Produkten wird Ihre Sicht der Dinge verändern und zu einer differenzierten Auseinandersetzung mit unseren Kulturgütern beitragen.
Elektrische Zahnbürste Oral-B 3D Excel der Braun GmbH Die Braun GmbH in Kronberg ist ein international führender Hersteller von
Elektro-Kleingeräten. Firmensitz der Braun GmbH in Kronberg.
Im Jahr 1921 von Max Braun gegründet, gehört das innovative Unternehmen seit 1967 zum Gillette Konzern. Produziert werden rund 200 verschiedene
Produkte in 11 Anwendungssektoren, in fünf davon gilt Braun als
Weltmarktführer. Ein entscheidender Erfolgsfaktor ist das Markenimage, das durch die Kernwerte „innovativ“, „zuverlässig“ und „eigenständig“ definiert ist. Auch das neue Firmengebäude spiegelt diese Attribute wieder. Internationale
Auszeichnungen und Ausstellungen dokumentieren die Reputation von Braun. Fast alle Geräte werden in eigenen Fertigungsstätten in Deutschland,
Irland, Frankreich, Spanien, Mexiko, China und in den USA hergestellt. Mehr
als 250.000 Produkte verlassen täglich die Werke und sind über das GilletteVertriebsnetz nahezu überall auf der Welt erhältlich. Braun beschäftigt inter
national mehr als 9.000 Mitarbeiter. Wir untersuchten als Produktbeispiel die elektrische Zahnbürste Oral-B 3D Excel. Die elektrische Zahnbürste Braun Oral-B 3D Excel wird mit einem Netzteil
geliefert, dass mittels einer Kunststoffplatte an der Wand zu befestigen ist. Das verrundete Gehäuse weist an der vorderen Unterkante einen als Plattform ausgebauten Vorsprung auf, der als Ständer für die Zahnbürste
dient. Auf dieser Plattform ist ein Dom ausgebildet, der die Schnittstelle für die induktive Ladung des Akkus in der Bürste darstellt und zugleich der auf gestellten Zahnbürste ihren Halt verleiht. Um das Netzteil an der Wand zu
befestigen, hat der Hersteller zwei Dübel und Schrauben dazugelegt, die in
die üblichen Fliesenfugen passen. Da die Adapterplatte zur Aufnahme des
Netzteils über ein horizontal und ein vertikal ausgerichtetes Langloch verfügt, ist eine exakt senkrechte Montage des Netzteils auf jeden Fall garantiert -
auch wenn der Bohrer einmal etwas verläuft. Zwei rückseitig in das Netzteilgehäuse eingebrachte Schlitze zur Aufnahme des Kabels ermögli
chen eine kurze und unauffällige Kabelführung, ganz gleich ob sich die Steckdose auf der rechten oder der linken Seite befindet.
Verantwortlich für die Gestaltung der Zahnbürste Oral-B 3D Excel sind die
Braun Designer Björn Kling und Phong Vu. Björn Kling kam 1993 als Preisträger des damaligen BraunPreises zu Braun, Phong Vu kam 1999 in die Designabteilung und ist seit 2001 bei Braun als Designer tätig.
Bei der Gestaltung der ergonomisch und haptisch einwandfreien elektrischen
Zahnbürste wurde die Kompetenz und Erfahrung von Braun in der Verarbeitung von harten und weichen Kunststoffen mit eingebracht. Hier galt
es, weiche Griffzonen und harte Gehäuseteile wasserdicht und dauerhaft miteinander zu verbinden. Bei der Oral-B 3D Excel ist dies in zweifacher
Hinsicht gelungen. Die Rückseite des schlanken Zahnbürstenkorpus weist eine große weiche Griffzone auf, die durch drei organisch geformte Griffrillen nicht nur die haptischen Eigenschaften verbessert, sondern der Zahnbürste
darüber hinaus auch ein dynamisches Design verleiht. Die Griffrillen visuali
sieren die pulsierende 3D-Bewegung der Zahnbürste. Mit den Griffflächen assoziierten wir gleichzeitig Wasser und Dynamik. Ein sehr kleiner, ebenfalls dynamisiert gebogener Steg ermöglicht es, die Zahnbürste nicht nur auf ihrer Standfläche abzustellen, sondern auch im Bedarfsfall abzulegen, ohne dass ein Umkippen oder Wegrollen zu befürchten ist. In dieser Lage weist der auf
gesteckte Bürstenkopf stets nach oben. Vorderseitig existiert ebenfalls eine weiche Griffzone für den Daumen, der in der unmittelbaren Nähe zum Ein /Aus-Schalter,
der
zugleich
als
Schalter
zwischen
den
beiden
Geschwindigkeitsstufen dient, zum Liegen kommt. Diese Griffzone ist hell
blau gehalten in einem Farbton, den wir in seiner Ausstrahlung als medizi
nisch-hygienisch umschreiben möchten. Die rückseitige, größere Griffzone
für die verbleibenden vier Finger ist dunkelblau mit hellblauen und silberfar bigen Einschlüssen, um die ansonsten große Fläche zu beleben. Da ergo
nomische
Studien
zeigten,
dass
die
Zahnbürste
während
eines
Putzvorganges durchschnittlich 30 mal gedreht wird, ist der Körper der
Zahnbürste in seinem Querschnitt elliptisch.
Besonders positiv fiel uns auf, dass die Aufsteckbürsten in einer einfachen linearen
Bewegung
aufsteckbar
und
abziehbar sind.
Bei
einigen
Mitbewerberprodukten erfolgt die Anbindung über einen Bajonettverschluss,
das heißt, die Bürste muss während des Aufsteckens zusätzlich um 90° gedreht werden. Hier hat Braun eine wesentlich einfachere und benutzer
freundlichere Lösung gefunden. Ein horizontaler Ring an der Aufsteckbürste erleichtert darüber hinaus zusätzlich das Abziehen. Der eingesetzte Akku enthält weder Cadmium noch Blei oder Quecksilber und entspricht damit in vollem Umfang den Umweltanforderungen, die eine moderne Gesellschaft an ein elektrisch betriebenes Gerät im Haushalt stel
len sollte. Der Akku speist den mit 1,2 Volt arbeitenden Motor nach vollstän diger Ladung über einen Zeitraum von 45 Minuten. Die Bürste arbeitet in
einer dreidimensionalen Bewegung, die speziell für die Entfernung von Plaque entwickelt wurde. Dabei führt die Bürste 7.600 oszillierende
Bewegungen pro Minute und zeitgleich 40.000 pulsierende Bewegungen aus. Ein eingebauter Timer schaltet die Bürste nach der von Zahnärzten
empfohlenen Mindestbenutzungsdauer von zwei Minuten kurzzeitig auf Intervallbetrieb. Der Timer zählt dabei auch die Zeit weiter, wenn die Bürste
während der Benutzung zwischenzeitlich für kurze Zeit ausgestellt wurde.
Das Produkt in Kurzform:
Produkt:
Elektrische Zahnbürste
Bezeichnung:
Braun Oral-B 3D Excel
Hersteller:
Braun GmbH, Kronberg
Design:
Werksdesign, Björn Kling, Phong Vu
Auszeichnungen:
red dot award Product Design 2002
Materialien:
Polymerwerkstoffe
Sicherheit:
wasserdichtes Gehäuse, Niedervoltbetrieb
Marketing:
Ergänzende Produkte, wie die Oral-B Kinderzahnbürste in kindgerechtem Design und motivationsförderndem Musik-Timer.
Alles in allem hat die elektrische Zahnbürste Oral-B 3D Excel auf uns einen
hochwertigen und zuverlässigen Eindruck gemacht. Die Kernwerte des Braun-Markenimages werden auch von diesem Produkt in vollem Umfang erfüllt.
Kaffee/Tee- und Tafelservice Form Basic der Porzellanmanufaktur Fürstenberg Das im Jahr 2000 auf der Messe Ambiente in Frankfurt von Fürstenberg vor gestellte Kaffee/Tee- und Tafelservice BASIC fällt zunächst durch seine
außergewöhnliche Form auf. Die Teller und Untertassen sind stark konturiert und strahlen so eine unverwechselbare charaktervolle Optik aus. Die
Untertasse beispielsweise verfügt über eine sehr hohe, ringförmige Erhebung zum Positionieren der Tasse sowie über einen ebenfalls sehr hohen Rand, der das Greifen erleichtert. Die Zwischenzone zwischen Tasse und Rand wirkt entsprechend tief und scheint einen mathematisch exakFunktionale und unverwechselbare Formaussage: Form Basic von Fürstenberg.
ten
gleichbleibenden
Radius
aufzuweisen.
Unserer Meinung nach ist gerade das Wech
selspiel zwischen glat
ten
und
Formen,
gerundeten verbunden sehr
durch
kleine
Radien, die Ursache für
die
funktionale
und unverwechselbare
Formaussage
von
BASIC. Bedingt durch diese zum Teil aus der Anforderung nach be dingungsloser Stapel barkeit resultierenden Formensprache erhalten die Artikel ein unverwechsel
bares Profil. Markantestes Gestaltungsmerkmal ist aber ohne Zweifel der
Griff der sogenannten Hohlartikel, wie zum Beispiel Tasse oder Sauciere. Die ohnehin ungewohnt breiten Griffe werden nach außen noch breiter, ein Linke Abbildung: Adaption an unterschiedliche Geschmackswelten durch Dekore.
Rechte Abbildung: die „Grundausstattung“.
erhabener Steg dient als Auflagefläche für den Daumen und ermöglicht ein
entspanntes und sicheres Fassen. Wir haben bei unserer Untersuchung die sen Nutzen als besonders positiv empfunden und geben dem Service BASIC bezüglich Ergonomie und Haptik die besten Noten. Verbindung aus Harmonie und Zweckdienlichkeit: Form Basic im Detail.
Der Name BASIC deutet bereits auf einen weiteren, nicht zu unterschätzen den Vorteil dieses Service hin - auf seine universelle Einsetzbarkeit und
Multifunktionalität. Mit nur wenigen Einzelartikeln hat die Porzellan manufaktur Fürstenberg mit BASIC ein Service entwickelt, das durch den
Mehrfachnutzen
seiner
Elemente
seinem
Benutzer
eine
hohe
Einsatzbandbreite ermöglicht. Das Kaffeeservice ist zugleich das Teeservice,
die Untertasse ist zugleich Untersatz für Zuckerdose, Milchkännchen, Dessertschale und Sauciere, die Zuckerdose kann auch als Marmeladenund Senfbehälter dienen und so weiter. Die Artikelanzahl ist so auf ein not wendiges Minimum
reduziert worden und macht BASIC auch als
Einstiegsservice für den jungen Haushalt empfehlenswert. Alle Teile sind da
rüber hinaus stapelbar und machen auch im gestapelten Lagerzustand noch eine stabile und dadurch gute Figur. Das gilt im besonderen Maße für die
Tassen, die in ihrer Grundform zum Tassenrand hin verjüngend konisch sind. Die aufeinandergesetzten konischen Hohlartikel strahlen Festigkeit und Stabilität aus.
Die ungewöhnliche Form verbunden mit dem Mehrfachnutzen seiner Einzelartikel und der Stapelbarkeit macht BASIC zu einem unkonventionellen
Einsetzbar in der Gastronomie, im Office-Bereich und im privaten Haushalt.
Service, das sich nicht ausschließlich einer Wohnwelt oder einem Einsatzgebiet zuordnen lässt. Durch die vielfältigen Produkteigenschaften
kann diese Serie im Privathaushalt ebenso verwendet werden wie in der Hotellerie und Gastronomie oder als Bewirtungsgeschirr im modernen Office-
Bereich. Wem die rein weiße Ausführung mit ihrer schlichten Klarheit zu kühl ist, dem steht unter dem Namen „Reflex“ eine Dekorvariante zur Verfügung.
Das Produkt in Kurzform:
Produkt:
Kaffee/Tee- und Tafelservice
Bezeichnung:
BASIC
Hersteller:
Porzellanmanufaktur Fürstenberg
Design:
Marcello Morandini
Auszeichnungen:
Roter Punkt für Hohe Designqualität
Materialien:
Porzellan
Haptik / Ergonomie:
Griffe mit Steg für sicheres und entspanntes Greifen
Marketing:
Positionierbar in verschiedenen Marktsegmenten
Das Kaffee/Tee- und Tafelservice BASIC erhielt nicht nur in unserer Analyse
beste Noten, sondern wurde im Jahr 2000 von einer internationalen Jury des
Designwettbewerbs Design Innovationen auch mit dem „Roten Punkt für Hohe Designqualität“ ausgezeichnet.
Elektrischer Vertikutierer UV 32 EV der Wolf-Garten GmbH & Co KG Die WOLF-Garten GmbH & Co KG aus Betzdorf/Sieg kann auf eine 80jähri-
ge Unternehmensgeschichte zurückblicken. Bereits 1926, nur fünf Jahre nach der Gründung der „Eisenwarenfabrik August Wolf“ patentierte WOLF einen Tülle-Stiel, auf den WOLF Gartenwerkzeuge ohne Nagel absolut fest aufgesteckt werden konnten. 1954 wurde von WOLF der erste MotorRasenmäher mit rotierendem Messersystem in Europa eingeführt. Über die
Herstellung von hand- und motorbetriebenen Gartengeräten hinaus ent wickelt WOLF auch Dünger (1964 wurde der erste speziell für Rasenflächen entwickelte Dünger auf den Markt gebracht) und Saatgut.
Firmensit; WOLF-Garten GmbH & Co KG in Betzdorf/Sieg
Das innovative Unternehmen besitzt nicht nur umfangreiche Schutzrechte, sondern gewann in den letzten Jahren auch zahlreiche nationale und inter
nationale Designauszeichnungen. Da das Wissen für die Entwicklung von
Rasensaatgut und für die Konstruktion von Geräten zur Rasenpflege nicht vom Himmel fällt, hat WOLF-Garten in Betzdorf die größte private Rasenversuchsstation aufgebaut. Im Labor und auf Freilandflächen werden
Saatgut und Werkzeuge erprobt, verbessert und auf ihre Qualität hin über
prüft. So kann es sein, dass eine einfach erscheinende Schere über ein Jahr in der Entwicklung ist, bis das Produkt für den Markt freigegeben wird.
Die Produktvorteile werden in dem jährlich erscheinenden Magazin „Das
neue Gartenjahr“ ansprechend kommuniziert. Neben der Vorstellung der Produkte werden zahlreiche Profi-Tipps zu den unterschiedlichsten
Research & Development: Rasenversuchsstation (links) Labor (rechts).
Gartenthemen gegeben, die auf der Titelseite wie auf einer Fachzeitschrift aufgelistet werden. Auch die übersichtliche und sehr umfangreiche
Homepage des Unternehmens unterstreicht die Position von WOLF-Garten
als führender Gartenspezialist. Informationen zu den unterschiedlichsten
Gartenthemen von „Boden“ bis „Schneiden“ oder zu den verschiedenen Magazinthemen von „Gartenbüchern“ bis zum „WOLF-Kindergarten“ können nach Stichwortsuche ebenso aufgerufen werden wie Pflanzthemen zu aus gewählten Monaten. Eine Pinboard-Rubrik sammelt Anregungen zur
Gartenarbeit und Fragen, die von den Experten der Versuchsstation umge hend beantwortet werden. Die Homepage gibt darüber hinaus auch Buchtipps für Hobbygärtner. Über dieses vielseitige Service-Paket hinaus
können natürlich auch die Produkte eingesehen werden. Zur Produktpalette
gehören Rasenmäher, Vertikutierer, Rasentrimmer, Häcksler, Hecken-
Überzeugender Internetauftritt mit Informationen weit über das Produktangebot hinaus: Die Homepage von WOLF-Garten.
scheren, Handgeräte, Scheren, Dünger, Saatgut und das Ernährungs programm. Wir untersuchten den WOLF Elektro-Vertikutierer UV 32 EV hinsichtlich
seiner formalen und technischen Qualitäten. Der Vertikutierer wird auf stark
verfilzten Rasenflächen eingesetzt. In den äußeren Abmessungen an einen kleinen Rasenmäher erinnernd, befindet sich im Gehäuse eine elektrisch
angetriebene und horizontal rechtwinkelig zur Fahrtrichtung ausgerichtete
Walze mit 14 patentierten Doppelmessern. Ähnlich einer gegenläufig arbei tenden Fräse durchkämmen die Messer den Rasen und - in einer stufenlos
einstellbaren Tiefe - auch den Boden. Während gesunde Gräser im Boden verbleiben, werden Moos und großblättrige Unkräuter von den Messern
erfasst und aus dem Erdreich gerissen. Der Rasen wird gereinigt, der Boden erhält eine bessere Durchlüftung und die Wasseraufnahme wird erleichtert.
Bei Bedarf kann auf der vertikutierten Fläche nachgesät werden. Natürlich bietet WOLF-Garten auch für diese kosmetische Auffrischung des Rasens
ein speziell für die Nachsaat entwickeltes Rasensaatgut und Dünger an.
Unser Vertikutierer war Dank der übersichtlichen und für den internationalen
Export bildhaft dargestellten und textlosen Montageanweisung innerhalb weniger Minuten zusammengefügt. Zunächst musste der Schiebebügel in
Form eines gebogenen Stahlrohres in das Gerät eingesteckt werden. Die
Bauteile ließen sich ausnahmslos unproblematisch zusammenstecken, ohne
durch zu große Maßtoleranzen und zu großes Spiel zu wackeln. In den
Einstecköffnungen hat WOLF zu diesem Zweck die ausreichend dickwandi gen Kunststoffteile derart ausgelegt, dass sie die Metallteile gut klemmen.
Die anschließende Fixation erfolgt mittels der beiliegenden Schrauben. Der noch auf den Bügel aufzuschraubende Handgriff wird mit, an den Durchmesser der
Rohre angepassten,
Schrauben
und
Kunststoff-
Flügelmuttern befestigt. Die haptischen Griffnoppen an den Flügelmuttern stellen nicht nur ein aufmerksames Designdetail dar, sondern vereinfachen das Anziehen und geben auch diesem Bauteil eine hohe Wertigkeit. Am
Handgriff angebracht verhindert die von WOLF entwickelte und patentierte Kabelführung „Flick-Flack“ ein Überfahren des Kabels. Die Kabelführung
wird bei einem Richtungswechsel automatisch zur gegenüberliegenden Seite des Handgriffs verlagert. So befindet sich die Kabelführung schnell und
sicher auf der richtigen Geräteseite, die ja während des Vertikutierens mehr
fach wechselt.
Zum Start des Vertikutierers müssen sowohl eine gelbe Starttaste am Schaltergehäuse rechts am Handgriff als auch ein Zughebel am Handgriff zeitgleich betätigt werden. Die Funktionsweise wird über eine textlose, bild
hafte Darstellung des Vorgangs auf dem gelben Starttaster verständlich kom muniziert. Der Vertikutierer trägt somit seine Gebrauchsanweisung benutzer freundlich auf dem Schalter. Nach Start des Elektromotors kann die Starttaste am Schalter losgelassen werden, solange der Zughebel noch
Erhielt beste Noten: der elektrische Rasenvertikutierer UV 32 EV.
gehalten wird. Dieses Prinzip dient der Sicherheit, da der Vertikutierer nicht
ohne manuelles Festhalten des Zughebels in Betrieb bleibt und ist bei elek
trisch betriebenen Rasenmähern Vorschrift. Dennoch fiel uns die angenehme Handhabung des Zughebels sehr positiv auf, der im Unterschied zu den kur zen und einseitig angebrachten Zuggriffen an Rasenmähern die gesamte
Breite des Handgriffes abdeckt. Dadurch wird nicht nur Linkshändern ein
komfortabler Umgang mit dem Gerät ermöglicht, auch für Rechtshänder stellt
es sich als angenehm heraus, die Position der Hand am Griff des
Vertikutierers nicht nur auf die rechte Seite beschränken zu müssen, sondern
über die gesamte Griffzone frei wählen zu können. Komfortabel sind auch die übersichtlichen Piktogramme mit Warn- und
Benutzungshinweisen auf der dem Benutzer zugewandten Seite der Geräteverkleidung. Zur exakten und rechtwinkeligen Ausrichtung des in den
Warnfarben schwarz-gelb gestalteten Piktogramm-Aufklebers wurden in das
Spritzgießwerkzeug drei Markierungen eingebracht. Diese als kleine Erhöhungen ausgebildeten Markierungen befinden sich auch auf der
Gerätevorderseite und garantieren dort die zentrierte und horizontale
Aufbringung des WOLF-Garten-Logos sowie der Typenbezeichnung UV 32 EV. Nach dem Start des 1.200 W starken Elektromotors bewunderten wir die geringe Geräuschentwicklung. Durch eine Zugstange kann die vordere
Achse angehoben oder abgesenkt werden, wodurch sich der Bodenabstand
jeweils erhöht beziehungsweise verringert und die rotierende Walze mit ihren 14 Doppelmessern genügend Bodenfreiheit erhält, um das Gerät auch über
Wege oder Steinplatten führen zu
können.
Die
unterschiedlichen
Arbeitstiefen der Messer im Boden können durch Drehen einer Griffhülse an
der Zugstange justiert werden. Eine aufgebrachte Skala gibt Auskunft über
die eingestellte Arbeitstiefe.
Das Produkt in Kurzform:
Produkt:
Elektrischer Vertikutierer
Bezeichnung:
Elektro-Vertikutierer UV 32 EV
Hersteller:
WOLF-Garten GmbH & Co KG, Betzdorf/Sieg
Design:
Cognito, Oberhausen
Auszeichnungen:
Roter Punkt 2000
Materialien:
schlag- und kratzfester thermoplastischer Polymerwerkstoff, Metall
Sicherheit:
Steckdose mit Regenschutz,
Start nur durch beidhändige Bedienung,
Betrieb nur bei permanent betätigtem Zughebel,
übersichtliche Warnhinweise auf dem Gehäuse. Marketing:
Profilierung des Unternehmens als Gartenprofi
durch Gartenmagazin und informativen InternetAuftritt mit Inhalten weit über die Produktpalette
hinaus. Der WOLF-Garten Vertikutierer UV 32 EV überzeugte uns hinsichtlich der
formalen Gestaltung, der Konzeption und der technischen Umsetzung. Vom Zusammenbau bis zum Freilandversuch überraschte der Vertikutierer immer
wieder mit funktionalen Detaillösungen.
Flügelleuchtenfamilie SPZFP der SPECTRAL Gesellschaft für Lichttechnik mbH Die SPECTRAL Gesellschaft für Lichttechnik mbH mit Sitz in Freiburg gehört
zu den renommiertesten Adressen in der Leuchtenindustrie. SPECTRAL hat sich mit der Herstellung hochwertiger Leuchten, orientiert an den formalen
und lichttechnischen Anforderungen moderner Architektur, einen Namen als designorientiertes Unternehmen gemacht. Die Geschäftsphilosophie lässt
sich mit den Worten umschreiben: „das Neue vordenken, aber das Alte
bewahren“. Durch die konsequente Umsetzung dieses Leitsatzes ist SPEC
TRAL trendgebend geworden. Auf der soliden
Basis des in der
Vergangenheit erworbenen Wissens werden die ästhetischen und technisch durchdachten Leuchten entwickelt. Bei der formalen Gestaltung der Produktpalette kommen die Grundformen Dreieck, Kreis und Quadrat mit ihrer eigenen Ästhetik immer wieder zum Vorschein. Die Entwicklung der
Produktfamilie wird im Hause SPECTRAL daher auch als Leuchtenevolution
bezeichnet. Da immer wieder dieselben Grundformen eingesetzt und die Leuchten fertigungs- und materialgerecht konstruiert werden, entsteht eine
hohe Designkonstanz. Den Erfolg dieser Arbeitsweise belegen über 40 Designpreise. Die von uns untersuchte Flügelleuchtenfamilie erhielt gleich vier Auszeichnungen, den „Roten Punkt“ des Design Zentrums Nordrhein
Westfalen, den „IF“ des Industrie Forums Design Hannover, die Auszeichung des Design Centers Stuttgart und „Design Plus“, eine Auszeichnung der
Messe Frankfurt.
Die Flügelleuchtenfamilie besteht aus vier Familienmitgliedern. Zu ihnen
zählen eine Zylinder-Flügel-Pendelleuchte, die in einfacher sowie in doppel
ter Ausführung erhältlich ist, eine Zylinder-Flügel-Wandleuchte und eine Zylinder-Flügel-Stehleuchte. Alle Leuchten sind Bildschirmarbeitsplatz taug
lich. Die Leuchten empfehlen sich insbesondere für einen Einsatz im Büro.
Durch die Lenkung von Licht und Akustik können durch geschickte
Positionierung unterschiedliche Arbeitszonen geschaffen werden. Die großen Flügel sind für Räume ohne ausreichende Reflexionsflächen kon struiert worden. Dazu zählen beispielsweise Räume mit sehr hohen Raum
decken, Foyers mit Glasdächern oder Sichtbetondecken ohne Anstrich. Für
die Füllung der Flügel stehen verschiedene Reflektormaterialien zur
Verfügung, die sowohl lichttechnisch als auch akustisch unterschiedliche Eigenschaften aufweisen. Die Leuchten können somit an die verschiedenen Licht- und Akustikverhältnisse von Räumen angepasst werden. Die
Ausstattung der Leuchten erfolgt mit verschiedenen Leuchtmitteln. In der
symmetrischen sowie in der asymmetrischen Pendelleuchte werden T16-
54W Leuchtstofflampen eingesetzt. Die Wand- und Stehleuchten werden mit CDM-TD 150W Metalldampflampen ausgestattet. Da die Metalldampflampen einige Zeit bis zum Erreichen ihrer vollen Leuchtstärke benötigen, befinden sich in den Gehäusen der Wand- und Stehleuchten zusätzlich als zweites
Leuchtmittel Hochvolt-Halogenlampen vom Typ QT-DE bis 150W, die sofort starten
und
eine
Art
Übergangsbeleuchtung
schaffen,
bis
die
Metalldampflampen ihr Leistungsmaximum erreicht haben. Die Wandleuchte aus der Flügelleuchtenfamilie SPZFP von Spectral: zeitlos und technoid.
Unser Team untersuchte die Wandleuchte als Vertreter für die gesamte
Flügelleuchtenfamilie. Das in seiner Grundform rechteckige Wandgehäuse ist an seiner Rückseite in einem Winkel von 45° abgeschrägt, wodurch die Leuchte in montiertem Zustand aus der Wand zu wachsen scheint. Die Designer haben hier eine strenge Trennung des Wandgehäuses vom
Lampengehäuse realisiert, was aufgrund der Wärmeentwicklung auch aus
technischer Sicht Sinn macht. Die Seitenteile des Wandgehäuses sind, wie auch die
Doppelträger zur Befestigung des
Reflexionsschirms, in
Eisenglimmergrau DB 702 pulverbeschichtet. Die horizontalen Bleche, die das Wandgehäuse verschließen, werden silbergrau pulverbeschichtet. Durch
diese Farbkombination eignet sich die Leuchte besonders für den Einsatz in der modernen Architektur und wirkt darüber hinaus zeitlos und technoid. Da das Lampengehäuse zwischen den Doppelträgern liegt und die vertikalen
Seitenflächen des Lampengehäuses in ihrem Abstand der Breite der hori zontalen Abdeckung des Wandgehäuses entsprechen, ist es ebenfalls in
dem helleren Silbergrau beschichtet. Hier zeigt sich bereits eine hohe
Designkonsequenz. Vereinfacht kann man die Leuchte in horizontale Elemente, die silbergrau pulverbeschichtet sind, und in vertikale tragende Elemente, die in DB 702 pulverbeschichtet sind, unterteilen. Die gebogene Unterfläche des Lampengehäuses stellt eine formale Wiederholung des
gebogenen Reflexionsschirms dar. Die gesamte Leuchte besticht so durch ihre formale Gliederung und ihre grafische Ordnung, die in nur wenigen Details nicht konsequent umgesetzt wurde. So weisen die Doppelträger an der zugbelasteten Außenkante des Winkels einen Radius von 15 mm auf, der eigentlich
am
vorderen
oberen
Ende
des
Tragarms
über
dem
Reflexionsschirm sein formales Echo finden müsste. Dieser von SPECTRAL als Doppelträger bezeichnete Tragarm erwies sich in unserer Designanalyse
auch als die einzige formale und konstruktive Schwachstelle der
Flügelleuchte. An
beiden
Seiten des
Leuchtengehäuses wird der
Reflexionsschirm mit je zwei ca. 1,5 mm starken Blechzuschnitten gehalten,
die durch Schrauben auf durchschnittlich 4 mm Abstand gehalten werden. Da die Blechzuschnitte nur zweidimensional gestaltet sind und keinerlei Winkel
oder Füllung aufweisen, erweist sich die Konstruktion als äußerst labil. Zwar
sind die insgesamt vier Träger in der Lage, die Masse des Reflexionsschirms
zu tragen, jedoch neigt der Schirm schon bei mittelmäßiger Zugluft zum
Schwingen. Schon beim Herausnehmen aus der Verpackung fiel uns dieses
Eleganzeines Zugvogels. symmetrische Deckenleuchte
Manko auf. Da die Leuchte durch ihre strenge grafische und geordnete
der SPZFP-Famiiie.
Gestaltung in der Frontansicht ausschließlich rechte Winkel zeigt, fallen die
unke Seite: asymmetrische Ausführung.
1
leicht verbogenen und nicht exakt mit einem gleichen Abstand versehenen Elemente der Doppelträger störend auf. Ein Einfachträger aus stärkerem Material oder eine Füllung zwischen den dünnen Blechzuschnitten könnte
die Leuchte noch perfektionieren. Bei einer Modifikation mit einem stärkeren
Trägermaterial könnten dann auch die formal im Gegensatz zur übrigen Leuchte stehenden hochglänzenden Schrauben zur Befestigung des Reflexionsschirms durch die sonst an der Leuchte eingesetzten schwarzen
Inbus-Senkkopfschrauben ersetzt werden. Schließlich kann man in modernen Büro- und Ausstellungsräumen eine Sicht auf die Wandleuchte
von oberen Etagen oder Galerien nicht ausschließen.
Die Produkte in Kurzform: Produkt:
Leuchten
Bezeichnung:
Flügelleuchtenfamilie SPZFP-E
Hersteller:
SPECTRAL Gesellschaft für Lichttechnik mbH, Freiburg
Design:
A. Faller, Freiburg; K. Klinger, Hamburg
Auszeichnungen:
Roter Punkt 2000; IF 2000; Design Center Stuttgart 2000; Design Plus 2000
Materialien:
Stahlblech, Metall,
„Skybright-Material“ (Reflexionsschirm) Marketing:
komplette Produktfamilie für unterschiedliche
Einsatzbereiche. Insgesamt beeindruckte uns die Flügelleuchte durch ihre einfache, klare Gliederung und ihre funktionalen Möglichkeiten hinsichtlich Ausleuchtung
und Akustik. Auch die Ausstattung der Wand- und Stehleuchte mit zwei unter schiedlich hellen und unterschiedlich schnell startenden Lampen hat uns
begeistert. Die Doppelträger sind dagegen formal inkonsequent und in ihrer Konstruktion verbesserungsbedürftig.
Auch als Stehleuchte ein Blickfang: Die SPZFP von Spectral.
Schalterprogramm Standard 55; E2; Event; Esprit der GIRA Giersiepen GmbH & Co. KG Das in Radevormwald ansässige Unternehmen GIRA Giersiepen GmbH &
Co. KG gehört zu den führenden Herstellern hochwertiger Schalter programme. Das moderne Firmengebäude spiegelt den hohen Stellenwert
des Designs in der Produktentwicklung, der dazu beiträgt, neue Zielgruppen
zu
erschließen
und
Produktphilosophie
zu
Marktanteile
des
Hauses
gewinnen.
GIRA hat
sich
Rahmen
Im
eine
der
sogenannte
Vierplattformstrategie entwickelt, die die Schalterserien Standard 55, E2, Event
und
Esprit
zusammenfasst
und
auf
einem
gemeinsamen
Baukastensystem beruht.
Das Verwaltungsgebäude von
Gira in
Radevormwald.
Dje Schalterserie Standard 55 ist in ihrem Design dem Mainstream ange passt. Experimente und aufregendes Styling gibt es hier nicht - würden im Rahmen der Vierplattformstrategie aber auch keinen Sinn ergeben. Die Einsätze, wie beispielsweise Tastschalter, Steckdosen oder Zeitschaltuhren,
sind für alle Schalterserien der Vierplattformstrategie identisch und in den Farben Reinweiß, Anthrazit und Alu erhältlich. Das Material ist ein hochwer tiger Thermoplast, der schlag- und kratzfest ist. Aus demselben Material wer
den auch die Rahmen gefertigt, die in der Serie Standard 55 ausschließlich
in Reinweiß erhältlich sind. Die Grundform der Rahmen ist das Rechteck beziehungsweise im Fall des Einzelschalters das Quadrat als gleichseitige
Ausführung
des
Rechtecks
mit
Eckradien. Nach fünf Millimetern
Standard 55 Lichtschalter.
senkrechten Aufbaus, um die erfor derliche Bauhöhe zur Abdeckung
der Schaltertechnologie zu errei chen,
ist
der
Rahmen
zur
Schaltfläche hin, ähnlich einem
Sofakissen, konvex gewölbt. Dieses Design geht einen Mittelweg zwi
schen Purismus und konventionel lem Schalterdesign. Wir alle kennen
die Urform des Wippschalters mit seiner schwach konvexen und kreisrunden Blende um einen rechteckigen kleinen und in der Dunkelheit zur Orientierung
leuchtenden Wippschalter. Auf dem Weg zum formminimierten Lichtschalter
ist bei Standard 55 ein rudimentärer Eckradius ebenso erhalten geblieben wie die konvexe Grundgestaltung. Streng reduziert in der Form ist die Schalterserie E2, die 1999 beim jährlich stattfindenden Designwettbewerb Design Innovationen den Roten Punkt, eine Auszeichnung für hohe Designqualität, erhielt. Bei E2 sind die Blenden
auch in den Farben der Schaltereinsätze, also in Reinweiß, Anthrazit und Alu,
erhältlich. Die Form des Rahmens weist nur minimalste Rundungsradien auf und wirkt daher kantig und rechtwinklig. Die Rundungsradien sind gerade
groß genug, um Rahmen und Schalter auch an den Kanten noch angenehm berühren zu können. Serie E2.
Ebenfalls 1999 mit dem Roten Punkt
für Hohe Designqualität ausgezeich net wurde die Schalterserie Event.
Wie der Name schon verrät, soll diese Schalterserie im Haus ihres Besitzers zum Ereignis werden und das Haus GIRA geht offenbar davon
aus,
dass
die
designbewusste
Käuferschicht für dieses Produkt zumindest über eine Grundkenntnis
der englischen Sprache verfügt.
Event bietet eine ganze Fülle an Rahmenfarben an, die Palette reicht
von Reinweiß über Alu und Anthrazit zu den seit Mitte der neunziger Jahre aufgekommenen gängigen
opaken Farben Blau, Rot Orange
und Gelb bis hin zu opak Weiß und
opak Mint. Vorreiter der opaken Materialien
und
Farben
waren
Unternehmen wie Authentics, Koziol und Fackelmann. Mit dem Iserlohner
Edelarmaturenhersteller Dornbracht
schwappte die opake Welle auch in das Badezimmer. Ergänzend zu den
bereits bestehenden Armaturen des
Meta-Programms erhielt der Körper der Meta Luce einen Mantel aus
opakem
Polymerwerkstoff sowie
einen Hebel aus diesem Material.
Auf großen Collagentafeln, die wir nach der Methode von Prof. Erich Küthe und Matteo Thun in unserem
Studio erstellten, fassten wir 1996 alle opaken Produkte zusammen und
konnten
den
Couchtisch
hersteller PeFa davon überzeugen,
diese Färb- und Formensprache
auch in sein Produktprogramm zu inte grieren. Mit den opaken Event-Rahmen
besteht die Möglichkeit, im Sinne eines
Coordinated Designs oder eines ganz
heitlichen innenarchitektonischen Kon zepts
die
Werkstoffe
opaken
und
Farben auch an den Wänden als formales
Echo zu den Einrichtungsgegenständen erscheinen zu lassen.
Die Grundform der
Event-Rahmen ist ein gespannter Bogen, der einen
interessanten
Gegensatz
zum
flachen
Schaltereinsatz bildet und die Einsätze als funktionale
Elemente dadurch noch eindeutiger betont. Hier ist formal
die vollständige Trennung von Einsatz und Rahmen gegeben.
Ein interessantes Detail ist, dass die Einsätze bei der Serie Event noch einmal mit einem ungefähr vier Millimeter breiten
Einsatzrahmen umgeben werden, der einen Adapter zwischen der flachen Form der Einsätze und der bogenförmigen Gestaltung der Rahmen bildet. Dieser kleine Einsatzrahmen trägt den Schriftzug GIRA als sichtbares
Markenzeichen und verleiht dieser Serie dadurch eine höhere optische
Wertigkeit.
Dazu
sollte
noch
gesagt
werden,
dass
auch
die
Steckdoseneinsätze ebenfalls den Namen des Herstellers zeigen und sich
ebenfalls wohltuend von den No-Name-Produkten unterscheiden.
Noch einen Schritt weiter in Richtung Designorientierung und Wertigkeit geht die Serie Esprit. Ihre Käuferschicht spricht neben Englisch auch noch Französisch und legt Wert auf Authentizität bezüglich Material und Farbe. Die
Esprit-Rahmen sind schlichte, in ihrer formalen Gestaltung auf das
Einfachste reduzierte Blenden aus den Werkstoffen Glas, Terrakotta (Foto),
Aluminium und Messing. Besonders ungewöhnlich ist der Einsatz von Terrakotta, einem Material, das durch seine Eigenschaften natürlich beson derer Vorsicht bei der Montage und Reinigung bedarf, das aber gerade durch diesen ungewöhnlichen Einsatz als Schalterrahmen Aufmerksamkeit erregt
und eine hohe Exklusivität ausstrahlt.
Alles zusammen haben die Schalterserien Standard 55, E2, Event und Esprit, die wir aufgrund der Vierplattformstrategie des Herstellers GIRA zusammen betrachtet haben, einen sehr positiven Eindruck hinterlassen. Die
Linke Seite und oben: Schalterserie EVENT in verschiedenen Farben mit durchdachten Detaillösungen.
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Produkte sind ehrlich und wurden so gestaltet, wie es ihre Materialien emp fehlen. Keines der untersuchten Elemente gibt vor, mehr zu sein als es ist.
Die Berührung mit der Hand bestätigte durch das haptische Erlebnis, was
das Auge vermuten ließ - was wie Kunststoff aussah, war Kunststoff, was wie Authentische Materialien, puristische Form: Schalterserie ESPRIT. In der Steckdose gut zu erkennen: Signet der integrierten Kindersicherung und der GIRA Schriftzug.
Glas wirkte, war echtes Glas und die Terrakotta-Optik war eben
falls echter gebrannter Ton. Eine
Ehrlichkeit in dieser Art und
Weise ist nicht selbstverständ lich.
Das
warum
sind
einige
die aus
Gründe,
unserem
Designerteam Produkte aus die sen
Schalterserien
auch
zu
Hause haben. Ein weiteres Plus:
Die Steckdoseneinsätze sind mit
einer Kindersicherung erhältlich, durch die beide Öffnungen zu den spannungsführenden Ele
menten rückseitig durch einen Kunststoffeinsatz verschlossen
werden, der bei Einführen eines
Netzsteckers den Zugang auto matisch freigibt. Im Gegensatz zu
einigen Steckdosen mit ähnli chen Mechanismen, die als preiswerte Baumarktprodukte angeboten wer den, haben sich die Einsätze des Systems 55, die in allen Serien der
Vierplattformstrategie eingesetzt werden, nie verkantet oder verklemmt und Zahlreiche technische Funktionen und hohe Zuverlässigkeit: Zeitschaltuhr (links) Info-Display (rechts).
lassen beim Einstecken beziehungsweise Herausziehen des Netzsteckers
nur einen sanften Reibungswiderstand verspüren. Die Produkte in Kurzform:
Produkt:
Schalterserien
Bezeichnung:
Standard 55; E2; Event; Esprit
Hersteller:
GIRA Giersiepen GmbH & Co. KG, Radevormwald
Design:
Werksdesign
Auszeichnungen:
Roter Punkt 1999 für E2 und Event
Materialien:
schlag- und kratzfester thermoplastischer
Polymerwerkstoff, Glas, Aluminium, Messing, Terrakotta Sicherheit:
Steckdoseneinsätze mit Kindersicherung, durch Piktogramm erkenntlich
Marketing:
Markenkennzeichnung auf dem Produkt bei Event,
„Vierplattformstrategie“ vereint vier Schalterserien mit hoher Variabilität und Kompatibilität Wir waren sehr begeistert von diesen durchdachten, technisch einwandfrei
en und alle Geschmackswelten abdeckenden Produkten. Durch die Einführung unterschiedlichster „authentischer“ Materialien hat GIRA eine
Führungsrolle eingenommen. Durch das bewusste Zeigen des Logos auf den Schalterblenden und in den Steckdosen wird die Führerschaft eindrucksvoll unterstrichen. Dadurch wird Nachahmern und Plagiateuren der Markterfolg erschwert und ein wichtiger Schritt hin zu einer starken Markenidentität voll
zogen. Ein Produkt, das man mit Stolz zeigt.
Kugelschreiber SPIRIT der C. Josef Lamy GmbH Lamy gilt mit einer Jahresproduktion von acht Millionen Schreibgeräten als Marktführer in Deutschland. Auch international zählt Lamy mit einem Umsatz
von 61,8 Millionen € (1999) zu den bedeutendsten Unternehmen der
Branche. Die drei Eigenschaften, denen Lamy diesen Erfolg zu verdanken hat, heißen Produktinnovation, Markenprofilierung und Unternehmenskultur.
Die Produktinnovation bezieht Lamy sowohl auf die Technik als auch auf
das Design. Da das Unternehmen sehr kundenorientiert handelt, ste hen am Anfang einer jeden Produkt
entwicklung
spezifische
ganz
Erwartungen und Bedürfnisse der Zielgruppen. Unter dem Wort Markenprofilierung
versteht
man
eine
formale
Homogenität unter den Produkten und allen weiteren Bestandteilen Skeptische Blicke: Die Autoren Frank Haase und Rudi Biller mit dem Lamy SPIRIT. Trotz der innovativen Fertigungstechnik bestand dieser Kugelschreiber den Alltagstest nicht.
des Unternehmensauftritts bis hin zur Architektur, die als wichtiger
Bestandteil des Corporate Designs erkannt
wurde.
Das
Lamy-
Entwicklungszentrum liefert dafür
ein eindrucksvolles Zeugnis. Die moderne und unter anderem durch eine
Photovoltaikanlage auch ökologisch durchdachte Architektur fördert die Unternehmenskultur und trägt zur Identifikation der Mitarbeiter mit dem
Unternehmen bei. Ökologie ist nicht nur in der Architektur ein Thema, auch bei der Konzeption
der Schreibgeräte, ihrer Konstruktion, der Auswahl der Materialien und der
Fertigungstechnik achtet Lamy auf eine Reduzierung des Energieverbrauchs und auf die Schonung unserer Ressourcen. Dies gilt für alle Produkte des Hauses, zeigt sich aber bei keinem zweiten so offensichtlich im Design wie
beim Kugelschreiber und Druckbleistift Lamy SPIRIT. Beide Schreibgeräte sind in den drei Ausführungen hochglanz-poliert, mattschwarz-beschichtet und Palladium-Metall-Finish erhältlich.
Lamy bezeichnet die Gestaltung des SPIRIT als
Minimal-Design.
Besonders
innovativ
und
im
Hinblick auf ökologische Qualitäten sinnvoll ist die Fertigung des Clips und des Gehäuses aus einem
Bauteil. Das Blechteil für das gelochte Griffstück und
den Clip wird als eine Einheit aus einer einzigen
Edelstahl-Platine
in
wenigen
automatisierten
Fertigungsschritten geformt. Die für die Mechanik
benötigten Bauteile werden nach Formung des Gehäuses in dieses eingepresst. Der Durchmesser
des Griffstücks beträgt nur 6,1
mm, was dem
„SPIRIT“ ein ganz besonders graziles und schlankes
Aussehen verleiht. Obgleich die Lochung des metal lischen Griffstücks an den luftgekühlten Lauf eines
Maschinengewehres erinnert, veranlasste uns die
schlanke Optik zum Kauf des Kugelschreibers als repräsentatives Schreibgerät für den Gebrauch in unserem Studio - natürlich in „Designerschwarz“. Die beiden Schreibgeräte Kugelschreiber und
Druckbleistift
bestechen
durch
ihre
grazile
Schlankheit und liegen gut in der Hand. Um die
schlanke
Figur zu
ermöglichen,
ist bei dem
Kugelschreiber allerdings kaum noch Platz für eine
Mine vorhanden. Lamy bietet als Lösung eine Mine an, die bei einem Außendurchmesser von 2 mm
ungefähr 67 mm lang ist. Obwohl wir nicht zu den
Vielschreibern gehören, hielt diese Kapillare in unserem Lamy SPIRIT nur ca. 14 Tage. Frohen Mutes bestellten wir im Schreibwarenfachgeschäft gleich eine ganze Plexiglasschachtel mit 20 Minen
zur weiteren Benutzung, damit wir das Schreibgerät
auch schnell genug nachladen konnten. Für die 20 Minen mussten wir allerdings ebensoviel bezahlen
wie für das hochwertige Schreibgerät. Die Unter
haltungskosten für den Lamy SPIRIT sollte man also
keinesfalls unterschätzen.
Durchdacht wie seine Fertigungsschritte: SPIRIT-Verpackung ganz ohne Kleb- und Kunststoffe.
Wenn nur । Gebrauchsspuren nicht wän Der Lamy SPIRIT vor (obt und nach zehn Mona! Benutzung (unte Die Beschichtung ist abgenudie haptischen Grifflöcher getrocknetem Schweiß gefi die Befestigungselemente die Mechanik lösen s und machen das Prodi unbraucht
Die Löcher im Griffstück erhöhen das haptische Erlebnis und sorgen dafür,
dass der SPIRIT sicher in der Hand liegt. Vereint mit den geringen
Abmessungen und dem geringen Gewicht erinnert das Schreibgefühl fast an des Führen eines chirurgischen Instruments - feinste Bewegungen und ein
sauberes Schriftbild sind problemlos mit diesem Schreibwerkzeug zu erzielen. Die eingebrachte Lochung erweist sich jedoch auch als
Schweißfänger. Die ganz normalen Absoderungen durch die natürliche Hauttranspiration verbinden sich mit feinsten Staub- und Schmutzpartikeln
zu einem unansehnlichen Belag, der innerhalb weniger Monate, von den Rändern der Lochung angefangen, die Löcher auszufüllen vermag. Aus diesem Grund konnten wir den Lamy SPIRIT bereits nach einem halben Jahr nicht mehr als repräsentatives Schreibuntensil bei
Meetings oder
Präsentationen einsetzen. Der unangenehme Effekt dieser Verschmutzung wurde in seiner negativen optischen Erscheinung noch durch die mangelnde Haltbarkeit der matt-schwarzen Beschichtung unseres Kugelschreibers
verstärkt. Über weite Flächen des Griffstücks verschwand die Farbgebung
und glänzendes Metall trat zum Vorschein. Zeitlich passend zu diesen Abnutzungserscheinungen lösten sich zunehmend die in das Griffstück
eingepressten Bauteile für die Mechanik, so dass der Kugelschreiber beinahe mehr Zeit im Schraubstock unserer Werkstatt als in unseren Händen
verbrachte.
Das Produkt in Kurzform:
Produkt:
Kugelschreiber
Bezeichnung:
Lamy SPIRIT
Hersteller:
C. Josef Lamy GmbH
Design:
Wolfgang Fabian
Materialien:
Edelstahl, weitere Metalle
Ausführungen:
hochglanz-poliert, mattschwarz-beschichtet, Palladium-Metall-Finish
Gebrauchsnutzen:
sehr gute Haptik, geringe Kapazität der Minen, bei der mattschwarz-beschichteten Ausführung sehr schnell sichtbare Gebrauchsspuren.
Alles in allem sind wir von der Qualität dieses Produktes trotz der lobens werten fertigungstechnischen Innovationen enttäuscht. Zwar verfügt der
SPIRIT über hervorragende haptische Qualitäten und über eine uns alle ansprechende und auffällige Optik, er hielt aber unseren Anforderungen nicht
stand und wurde nach weniger als einem Jahr aufgrund der beschriebenen
Gebrauchsspuren und der technischen Probleme ausgemustert.
Druckluftzangen der MS-Serie der Manfred Schwab KG Die Maschinenbau Manfred Schwab KG wurde am 15. September 1975 von
Dr. Michael Kretzschmar gegründet. Spezialisiert hat sich das Unternehmen
im Bereich der Druckluftwerkzeuge auf die Entwicklung und die Produktion von Zangen. Zur Zeit der Firmengründung wurde die Entwicklung von Druckluftzangen von den etablierten Herstellern von Druckluftwerkzeugen
stark vernachlässigt. Die geringen Stückzahlen, die mit Druckluftzangen zu
erzielen sind, bedingten auch ein geringes Interesse seitens der Hersteller an
diesen Produkten. Die Maschinenbau Manfred Schwab KG konnte sich durch ihre Spezialisierung auf diesen Werkzeugtyp daher recht schnell
etablieren. Durch die Lösung von zahlreichen Detailproblemen an diesen Werkzeugen sowie durch Neuentwicklungen zur Rationalisierung und zur
Arbeitserleichterung konnten das Produktprogramm kontinuierlich erweitert und zusätzliche Marktanteile gewonnen werden. Firmensitz der Manfred Schwab KG in Hamburg.
Heute bietet das innovative mittelständische Unternehmen das größte Druckluftzangen-Programm weltweit an. Zwischen 10.000 und 15.000
Zangen werden von den 14 Mitarbeitern pro Jahr produziert und vertrieben. Zu den bedeutendsten Kunden zählen Unternehmen der internationalen Automobilindustrie und deren Zulieferer. Aber auch in der kunststoffver arbeitenden Industrie sowie in der Elektro-Industrie besteht ein großer Bedarf
an Druckluftzangen.
Die Werkzeuge werden speziell für den Einsatzzweck konstruiert und orien tieren sich an den Anforderungen der Anwender. Dr. Michael Kretzschmar konnte so bislang mehr als 4.000 verschiedene Zangenausführungen aus
liefern. Mit den unterschiedlichen Spezifikationen kann geschnitten, gequetscht oder plombiert werden. Auch zum Befestigen von Schlauch Geschätzt von allen, lie täglich mit ihnen arbeiten: )ie Druckluftzangen der /IS-Serie.
schellen können die speziell angefertigten Druckluftzangen eingesetzt werden. Jährlich kommen durch neue Anwendungsbereiche zusätzlich
zwischen 75 und 100 Zangenmodifizierungen hinzu.
Zu den eisernen Grundsätzen der Firmenphilosophie gehört für die Manfred Schwab KG die Konzentration auf Forschung, Entwicklung und Produktion.
Der Verkauf und der Vertrieb der Produkte wird von anderen Unternehmen
übernommen. Das Maschinenbauunternehmen nutzt dazu Kontakte zu nahmhaften Herstellern von Druckluftwerkzeugen, deren Produkte sehr
häufig in den Produktionshallen der Automobilindustrie zu finden sind. Diese Hersteller nutzen die Erfahrungen der Manfred Schwab KG und bieten der
Industrie mit den Druckluftzangen Werkzeuge, die gut eingesetzt werden
können und die gebraucht werden. Die Druckluftzangen werden dabei stets unter der Marke der Abnehmer und nie unter dem Namen des Herstellers
verkauft. So konnte die Manfred Schwab KG ohne eigene Absatz
organisation Märkte in 56 Ländern erschließen.
Bei der Entwicklung der Druckluftzangen nehmen das Streben nach
technischer Perfektion und das konsequente Verfolgen eines gebrauchsund anwenderorientierten Designs einen großen Stellenwert ein. Der
Hersteller bezieht zur Produktion lediglich Rohmaterialien und speziell ange fertigte Rohre von Lieferanten. Alle weiteren Komponenten - bis hin zu den
Spezialschrauben - werden in eigenen Räumen hergestellt. Die Design entwicklung ist Chefsache und alle Zangenvarianten werden von Herrn
Dr. Kretzschmar selbst entworfen. Zahlreiche Designauszeichnungen, wie der iF Industrie Forum Design Hannover, der Rote Punkt als Auszeichnung
für Hohe Designqualität des Design Zentrums Nordrhein Westfalen oder die Silbermedaille vom Deutschen Designer Club 1994 bestätigen die gestalteri
sche Qualität der Werkzeuge. Darüber hinaus kann Herr Dr. Kretzschmar auf zahlreiche weitere Auszeichnungen verweisen, wie beispielsweise den Innovationspreis der Hansestadt Hamburg, die Ehrung seiner Person als
„Hamburger Unternehmer des Jahres 2001 “ sowie
Entwickelt für die Praxis: Durch die Entwicklung für den ganz speziellen Einsatzfall produziert die Manfred Schwab KG für jede Anforderung die passende Zange.
Durch den Erfolg seiner Produkte bestätigt, sieht Dr. Kretzschmar in der individuellen, kundenorientierten Formgebung, also in Ergonomie und
Design, die Grundlagen seiner Wettbewerbsfähigkeit. In den weiterverar beitenden Betrieben werden bis zu 50% der Druckluftzangen von Frauen
betätigt. Material, Größe und Form der Druckluftzangen wurden daher diesen Gegebenheiten angepasst und die Beliebtheit im Umgang mit diesen
Produkten konnte so zusätzlich gesteigert werden.
Bei den untersuchten Druckluftzangen der MS-Serie fällt sofort die strikte Zweiteilung zwischen funktionalen mechanischen und statischen ergonomi schen Bauteilen auf. Alle bewegbaren Bauteile, wie der Drucktaster zur
Betätigung, der Schiebeschalter zur Sicherung sowie der Zangenkopf, sind aus Aluminium gedreht und gefräst und durch ihre metallisch-glänzenden
Oberflächen sehr gut erkennbar. Die Griffzone hingegen besteht aus einem schwarz eingefärbten hochwertigen Kunststoffzylinder. Griffzone und
Bedienelemente sind somit farblich kontrastreich voneinander abgesetzt. Durch die Homogenität von Bedienelementen und Zangenkopf bezüglich Material und Oberfläche wird sofort erkennbar, womit die
Zange bedient wird. Die Kunststoffhülse als Griffteil wird durchbrochen von
dem langen Betätigungshebel, der mit einem sanften Daumendruck die Zange schließt. Zur besseren Griffigkeit hat der Kunststoffzylinder parallel zur Rotationsachse eine feine Rändelung erhalten. Rechtwinkelig zu dieser
Rändelung weist auch der Schiebeschalter zur Sicherung eine gefräste Riffelung auf. Sie unterstützt auch bei diesem Bedienelement die Griffigkeit
und überträgt die Kraft des Fingers optimal auf den Schalter. Eine rote Markierung in der Führung des Schalters signalisiert zusätzlich den nicht
gesicherten Betriebszustand des Werkzeugs. Im Verhältnis zur robusten Optik fiel uns das geringe Gewicht der
Druckluftzangen positiv auf. Unabhängig davon, ob es sich um große oder kleine Ausführungen handelte, schätzten unsere Augen das Gewicht des
Werkzeugs stets höher ein als unsere Hände. In dem geringen Gewicht ist ein ergonomischer Hauptproduktvorteil der MS-Serie zu sehen, schließlich werden die Druckluftzangen in der Serienfertigung eingesetzt und werden über große Zeiträume hinweg kontinuierlich benutzt.
Ein weiterer nicht weniger wichtiger ergonomischer Vorteil der MS-Zangen ist die Verstellbarkeit des Zangenkopfes zum Griff. Abgestimmt auf den individuellen Einsatzfall kann eine kleine Madenschraube links vom
Betätigungshebel gelöst und der Zangenkopf gedreht werden. So kann der
Winkel zwischen Schnittfläche und Betätigungshebel optimal eingestellt werden.
Die Produkte in Kurzform:
Produkt:
Druckluftzangen
Bezeichnung:
MS-Serie: MS 5, MS-6, MS-6-2, MS-7, MS-7-D/IS,
MS12 Hersteller:
Manfred Schwab KG, Hamburg
Design:
Werksdesign Dr. Michael Kretzschmar
Auszeichnungen:
iF Industrie Forum Design Hannover, 1993 Bundespreis Produktdesign, 1994
Roter Punkt, Design Innovationen, Essen, 1995 Materialien:
Stahl, Kunststoff, Aluminium
Uns überzeugten die haptischen und ergonomischen Qualitäten der
Produkte, die wir zu diesem Zweck testen durften. Der durchdachte
konstruktive Aufbau bestätigte die positive Meinung. Ein Produkt, das gewiss nicht nur von uns gelobt wird, sondern vor allem von jenen, die alltäglich damit umgehen.
Sanitärarmatur Meta der Aloys F. Dornbracht GmbH & Co. KG Die Firmengeschichte der Aloys F. Dornbracht GmbH & Co. KG beginnt im Jahre 1950 mit der Entwicklung eines Patents für einen ausziehbaren und damit in der Länge verstellbaren Auslauf für Armaturen. Mit dieser Erfindung
konnte man die Reichweite des Auslaufs mit einem Handgriff verändern.
Dadurch wurde es möglich, sich an der zur damaligen Zeit häufig einzigen
Armatur im Haushalt sowohl über dem Waschbecken die Hände zu waschen als auch einen neben dem Waschbecken stehenden Eimer zu befüllen. Die ausziehbaren Ausläufe wollte zunächst kaum ein Händler kaufen und die
wenigen benötigten Exemplare wurden in einer kleinen Baracke nach 17 Uhr gefertigt, denn sowohl Aloys F. Dornbracht als auch sein damals 22-jähriger
Sohn Helmut arbeiteten hauptberuflich als Angestellte in anderen Betrieben und widmeten sich erst nach Feierabend ihrer eigenen Firma. Im festen Glauben an sein Ziel und mit der notwendigen Hartnäckigkeit konnte Aloys F.
Dornbracht jedoch die Händler nach und nach dazu überreden, einige seiner ausziehbaren Ausläufe zu kaufen und ihren Kunden anzubieten. Aus der
Überredung wurde so in kurzer Zeit Überzeugung, denn nach wenigen Jahren wurden bereits mehr als 40.000 Ausläufe im Monat produziert.
Bereits diesem Start wohnen die Eigenschaften inne, die bis heute die Geschichte des Unternehmens begleiten und den Erfolg begründet haben das Streben, etwas anders zu machen und etwas anders zu sein. So ist
Dornbracht bis in die Gegenwart kein Armaturenhersteller im herkömmlichen Sinne und ständig auf der Suche nach neuen Strömungen und Chancen.
Heute allerdings findet die Suche nach den neuen, möglichen Wegen in eine weiterhin erfolgreiche Zukunft nicht mehr, wie bei der Existenzgründung, in
einer Baracke statt, sondern auf einem 68.000 qm großen Firmengelände mit 23.000 qm Fertigungsfläche in Iserlohn. Dort stellen rund 540 Mitarbeiter
Sanitärarmaturen und Accessoires für das obere Preissegment und für das
gehobene Mittelpreissegment her. Dornbracht hat mittlerweile das für seine
Kompetenz im Waschplatzbereich bekannte Unternehmen Alape aufgekauft, eine Mehrheit am Vorhangstangenhersteller Blome erworben und unterhält einen in der Modebranche üblichen, aber im Sanitärbereich bislang einzig
artigen Lizenzvertrag mit der Firma Villeroy und Boch. Armaturen und
Accessoires aus der Manufaktur Dornbracht werden unter dem Label V&B angeboten. Wir untersuchten die Produkte der Armaturenlinie Meta, die zweifelsohne einen Innovationshöhepunkt in der Reihe der Produktentwicklungen darstellt
und die in mehrfacher Hinsicht geeignet ist, aufzuzeigen, wie vorteilhaft eine
langfristig angelegte Strategie und die enge Zusammenarbeit mit Experten unterschiedlichster Bereiche für ein Unternehmen sein kann. Ein regelrech
tes Pflichtenheft, wie es viele Unternehmen ihren Designpartnern und Werbeagenturen vorlegen, gab es bei diesem Projekt nicht. Alle im weiteren
Projektablauf benötigten externen Berater wurden von Anfang an in die
Ideenfindung einbezogen. Der Startschuss für die Entwicklung der Meta fiel im Jahr 1993, weil die Geschäftsführung der Firma Dornbracht feststellte, dass die Preisbewilligungsbereitschaft der Konsumenten für Sanitär
armaturen zu Beginn der 90er Jahre rückläufig war. Nach dem Bauboom in
den sechziger Jahren, der mit der Ölkrise 1973 sein Ende fand, entstand in den siebziger Jahren im Zuge der zahlreich durchgeführten Bad renovierungen eine hohe Nachfrage an Sanitärarmaturen der gehobenen
Qualität. Der Wunsch der Kunden, ihren erreichten Wohlstand durch ein
luxuriös ausgestattetes Bad auszudrücken, führte zur Entwicklung
Puristisches Ambiente, sachliche Armaturen: Die META TEC.
großvolumiger Armaturen. Die Verschwendung von Material stellte die erste Ausdrucksform von Luxus dar. In den 80er Jahren spielte das besondere
Design eine übergeordnete Bedeutung als Ausdrucksmöglichkeit von Wohlstand und Luxus. Die Armaturen wurden dominant, verschwendeten
nicht nur Material, sondern wollten durch ihre exklusiven Formen darüber
hinaus den Blick des Betrachters sofort auf sich lenken. Das adäquate
Beispiel aus dem Hause Dornbracht ist die Armaturenlinie Obina, die durch ihren massiven und großvolumigen Auslauf mit dem Einsatz des Materials nicht spart, aber zusätzlich durch ihre barocke Form an Auffälligkeit gewinnt.
Nach der Überflussgesellschaft der 80er Jahre begann mit den 90er Jahren
die Zeit der Überdrussgesellschaft. Immer nur im Luxus zu schwelgen wird auch langweilig und so begann bei Dornbracht die Suche nach neuen Märkten, Positionierungen und Chancen. Großvolumiger Luxus: Waschtischarmatur OBINA.
Bei der Entwicklung der Meta begann alles mit der nüchternen Feststellung, dass der Konsument für eine Armatur nicht mehr so viel Geld ausgeben wollte
wie noch wenige Jahre zuvor. Da Dornbracht ausschließlich Produkte für das
Hochpreissegment herstellte, musste etwas geschehen und so plante man einen Angriff auf das obere Mittelpreissegment. Daher wurde festgelegt, dass die neue Armaturenlinie durch den Einsatz von Dreh- und Pressteilen und
möglichst wenigen Gussteilen in ihren Herstellungskosten reduziert werden
und dieser Kostenvorteil an den Käufer weitergegeben werden sollte. Dabei
galt es, ein begrenztes Produktsortiment mit maximal sechs Kernprodukten
zu verwirklichen. Alles andere war frei und sollte in gemeinsamen Brainstormings erarbeitet werden. Die Leistung des Designers bestand jetzt darin, eine Sanitärarmatur zu entwickeln, die über eine wertige dornbracht-
typische Formensprache verfügt und zugleich klar erkennbare Unterschiede zu den hochpreisigen Dornbracht-Armaturen aufweist. Schließlich sollte sich die neue Armatur als eindeutig erkennbares Dornbrachtprodukt auf dem Puristisches Baukastensystem: Waschtischarmatur META.
Markt behaupten können, ohne die höherpreisigen Dornbrachtarmaturen zu kannibalisieren.
In der Gruppe der Verantwortlichen für die Produktentwicklung der Meta
saßen neben der Geschäftsleitung und dem Produktmanagement von
Dornbracht das Designbüro Sieger Design, der Unternehmensberater und Trendforscher Prof. Erich Küthe sowie die Kommunikationsagentur Meire und Meire. Dieter Sieger kam bereits 1983 über eine Empfehlung der Geschäftsleitung von Alape zu Dornbracht und hatte in den darauffolgenden
Jahren die Armaturen Domani, also die erste formenreduzierte und farbig lackierte Armatur, die Point, Obina, Fino und Tara für das Haus Dornbracht
entworfen. Aus der über Jahre hinweg gepflegten Beziehung sind nicht nur zahlreiche
erfolgreiche
Produkte
entstanden,
sondern
auch
eine
Freundschaft zwischen Andreas Dornbracht und Dieter Sieger und dessen mittlerweile im Designbüro tätigen Söhnen. Dieter Sieger wurde auch als
Architekt für das Privathaus hinzugezogen. Die Agentur der Brüder Marc und
Mike Meire zählt zu den erfolgreichsten Agenturen für Kommunikation in Deutschland und betreut den Auftritt der Meta in Printmedien und Internet. Professor Erich Küthe setzt die Collagentechnik in der Trendforschung und in der Zielgruppendefinition ein und verhalf Dornbracht mit dieser Technik
bereits 1989 zu wichtigen Erkenntnissen.
So begann die Entwicklung der Meta mit dem Ausschneiden von
Abbildungen aus Zeitschriften und dem Aufkleben der Bildschnipsel auf Tafeln - mit der Collagentechnik. Was zunächst wie eine Beschäftigungs therapie für Kinder anmutet, ist ein äußerst effizientes Mittel zur
Selbstfindung und zur umfassenden Visualisierung von Begrifflichkeiten.
Schon bei einfachen Begiffen wie „Urlaub“ oder „Romantik“ werden in jedem
Menschen unterschiedliche Assoziationen geweckt. Das im Kopf entstehende Bild kann nur unzureichend in Worte gefasst werden. In zahlreichen Briefings und Meetings wird aber nur verbal kommuniziert, auch wenn es inhaltlich um
Formen, um Wohnwelten oder Trends geht. Die Gesprächsteilnehmer glauben einander zu verstehen, die subjektive Wahrnehmung der
Gesprächsteilnehmer differiert jedoch. Durch den Einsatz der Collagen
technik ist jeder gezwungen und aufgefordert, durch beispielhafte
Abbildungen zu einem Thema seine Vorstellungen, die er mit der Begrifflichkeit verbindet, zu konkretisieren. Dadurch kann er sich den
weiteren Gesprächsteilnehmern präziser und unmissverständlich mitteilen. Setzt man die Collagentechnik in der Trendforschung und in der
Zielgruppendefinition ein, wird sie zu einer geeigneten Grundlage für die Entwicklung eines erfolgreichen Produkts. Nachdem die Preisdefinition
gefasst war, die Meta sollte in ihrem Preis eindeutig unterhalb der gewohn ten Preise für Dornbrachtarmaturen liegen, lag die nächste Herausforderung
in einer Zielgruppendefinition. Wer sind die Menschen, die Armaturen in diesem neuen Preissegment kaufen? Um diese Frage zu klären, schlug
Professor Küthe einen neuen Ansatz vor. Nicht die mathematisch erfass
baren Kriterien, wie Haushaltseinkommen, Bildung, berufliche Position oder
dergleichen mehr, sollten für die Zielgruppendefinition zu Rate gezogen werden. Stattdessen sollten die Zielgruppen nach geschmacklichen
Präferenzen definiert und unterschieden werden. Im Rahmen dieser mit der Collagentechnik durchgeführten Analysen konnte der Markt in fünf
Geschmackswelten eingeteilt werden. Die Geschmackswelten heißen Historisierend, Traditionell, Zeitgemäß, Progressiv und Avantgardistisch.
Aufgabe der Geschäftsleitung und des Produktmanagements war es
zunächst, aus aktuellen Zeitschriften, Magazinen, Automobilprospekten und
allerlei weiteren bildreichen Printmedien Modeaccessoires, Möbel, Autos, Uhren, Armaturen, Fahrräder und dergleichen mehr auszusuchen und den fünf Geschmackswelten in Collagen zuzuordnen. Bei dieser Arbeit lernt man nicht nur, welche Materialien, Farben und Formen in der entsprechenden
Geschmackswelt en vogue sind, sondern man kann sich im Gespräch den weiteren Mitgliedern der Arbeitsgruppe auch besser mitteilen. Bei der
Zuordnung der alternativen Entwürfe für die neu zu entwickelnden Armaturen zu den Geschmackswelten erkennt man deren Positionierung und erfährt und erlebt auch die Geschmackswelt der Kunden weitaus besser, als es ver bal zu vermitteln wäre. Jeder Entwurf für die Meta wurde vor die
Collagentafeln der einzelnen Geschmackswelten gestellt und bewertet. In diesem Arbeitsschritt gewinnt man Sicherheit darüber, ob der Entwurf in die
Geschmackswelt der Zielgruppe passt. Die Collagentechnik ist also ein wichtiges und effizientes Bewertungs-Tool für neue Entwürfe.
Die entdeckten fünf Geschmackswelten wurden von Professor Erich Küthe in drei Wohnwelten wiedergefunden. Nach der Untersuchung von Abbildungen in den Prospekten von Fertighaus-Anbietern bevorzugen die Zielgruppe der
historisierenden und die der traditionellen Geschmackswelt auch traditionelle
Wohnwelten. Die Zielgruppe der modern orientierten Menschen richtet sich zeitgemäß ein, die progressiven und avantgardistischen Kunden leben in
progressiven Wohnwelten. Beim Zuordnen der bestehenden Dornbracht-
Produkte zu den erstellten Wohnwelt-Collagen wurde erkennbar, dass
Dornbracht zwar in der traditionellen und in der progressiven Wohnwelt mit
hochpreisigen Luxusarmaturen stark vertreten war, nicht aber in der
zeitgemäßen Wohnwelt. Um alle bestehenden Wohnwelten mit einer preis werteren Armatur bedienen zu können, erschien es vorteilhaft, die neue Armatur in verschiedenen Varianten, angepasst an die jeweilige Zielgruppe, anzubieten. Die technisch und betriebswirtschaftlich begründete Forderung
nach dem Einsatz möglichst weniger Guss-, dafür aber möglichst vieler
Dreh- und Pressteile, vereinfachte die Entscheidung zugunsten eines
Baukastensystems, innerhalb dessen durch Austausch nur weniger Bauteile
eine Adaption der Armatur an die jeweilige Wohnwelt unproblematisch ist.
Was aus diesem Entwicklungsprojekt entstand, kann getrost als eine ratio nale Konzeptarmatur bezeichnet werden und stellt auch für Dornbracht ein
absolutes Novum dar, bedeutet aber zugleich die lückenlose Fortschreibung
der Suche nach und der Findung von unkonventionellen, innovativen Lösungen. Die Meta besteht formal aus einem zylindrischen Körper, der
zwischen einer variablen Rosette und dem Hebelkopf gefasst wird. Die ersten Meta-Armaturen verfügten alle über den gleichen Auslauf, der als
Rohr den Armaturenkörper horizontal verlässt und an seinem Ende in einem Radius in Richtung des Waschtisches gebogen ist. Der Hebel am Kopf des Einhebelmischers war im Gegensatz zu diesem Auslauf bereits bei den ersten Meta-Armaturen ebenso wie die Rosette ein variables Element und
greift bei der Meta Classic eine verspielt-klassizistische Form, bei der Meta Nova eine organisch-gebogene und bei der puristischen Meta Pur eine
strenge, rotationssymmetrische Form auf. Zusätzliche Varianten wurden
durch unterschiedliche Dekore auf den Hülsen erzielt. Mit der Meta Classic, der Meta Pur und der Meta Nova wurde die neue Armaturenlinie auf der Messe ISH in Frankfurt im Jahr 1995 vorgestellt. Auf Gussteile konnte
komplett verzichtet werden, selbst der an seinem Ende gebogene Auslauf wird als Pressteil hergestellt und von seinen beiden Enden aus aufgebohrt,
so dass sich die Bohrungen in der Biegung treffen. Die formale Differenzierung der unterschiedlichen Hebelgriffe und Rosetten für Classic,
Nova und Pur erfolgte auf Basis der nach Anleitung von Herrn Professor
Küthe von den Dornbracht-Mitarbeitern selbst erstellten Collagen für die Darstellung der unterschiedlichen Geschmackswelten. Zu Beginn war die
Meta Pur auch mit einem blauen Harlekinmuster und die Meta Classic mit einem schwarzen Mäander-Dekor erhältlich. Die Dominanz der Dekore stand aber der homogenen Badgestaltung entgegen. Heute sind die Armaturen mit Dekor nicht mehr erhältlich. Trotzdem hat sich ihre Markteinführung als
richtiger Schritt erwiesen und verschaffte der Armaturenmanufaktur eine
starke Medienpräsenz und eine große Beachtung in der Öffentlichkeit. Versuche zur Variantenbildung wurden auch mit organischen Materialien und
modernen High-Tech-Werkstoffen unternommen. Die Experimente reichten
von der Beflockung der Armatur mit velourähnlichen Materialien über Armaturenkörper aus Textilwerkstoffen bis hin zu Hülsen und Griffen mit
Lederüberzug und sichtbarer Naht. Keiner dieser Werkstoffe wurde in das Programm aufgenommen, teilweise widersprachen die Materialeigen schaften den strengen Anforderungen, andere Materialien konnten nicht
„authentisch“ eingesetzt werden.
Der sogenannte authentische Einsatz von Materialien ist ein wichtiger
Leitsatz in der Dornbracht-Philosophie und verhinderte beispielsweise die Serienaufnahme des experimentell untersuchten Einsatzes von Carbon. Die
Stärke dieses modernen Werkstoffes liegt in seinem geringen Gewicht bei gleichzeitig hoher Festigkeit gepaart mit Witterungsbeständigkeit. So lässt
sich Carbon im Rennsport ebenso nützlich einsetzen wie er beim Bau einer Fußweg-Hängebrücke als Baustoff erfolgreich getestet wurde. Ein nur
dekorativ inspirierter Einsatz in einer Armatur, bei der geringe Masse und
hohe Zugfestigkeit nicht gefordert sind, macht aber aus technologischer Sicht keinen Sinn und ergibt keinen Vorteil gegenüber den bisher eingesetzten
Metallen.
Die Absicht des Armaturenherstellers, mit den Meta-Armaturen vom
Luxussegment in die obere Mittelklasse einzudringen, konnte mit diesem
Meta-Programm aber nicht verwirklicht werden. Zwar lagen die Preise aufgrund der konstruktiven und fertigungstechnischen Innovationen unter halb der sonst für Dornbracht üblichen Produktpreise, in der gesamten
Armaturenbranche war jedoch in der ersten Hälfte der 90er Jahre ein so
drastischer Preisverfall zu verzeichnen, dass die Meta letztendlich wieder im oberen Preissegment lag. Außerdem zeigte sich, dass die reduzierten Formen im Laufe der ersten Jahre nach der Markteinführung der Meta immer stärker zu einem Charakteristikum für die zeitgemäße Wohnwelt wurden. So
war das, was man in den Collagen zur Zeit der Entwicklung als progressiv einstufte, gegen Mitte und Ende der 90er Jahre zeitgemäß geworden. Für die
Besetzung der progressiven Wohnwelt musste etwas Neues her, was eben
falls mit wenig konstruktivem Aufwand und geringen Entwicklungskosten die Vorteile des bestehenden Meta Baukastensystems zu nutzen verstand und
sich als progressiv zu etablieren vermochte. Das Ergebnis dieser Entwicklung, bei der wieder die Partner Sieger Design, Erich Küthe und Meire und Meire beteiligt waren, ist die Meta Luce. Bei dieser Meta wurde erstmals auch die Hülse des Armaturenkörpers in einem anderen Material
ausgeführt und in Entsprechung des Trends der transluzenten Kunststoffe aus Polypropylen hergestellt. Die erste Armatur mit einem Kunststoffmantel, an die modischen Produkte der Firma Authentics erinnernd, mit einem Griffelement aus demselben Werkstoff, wurde 1996 auf der SHK in Essen
dem Publikum vorgestellt. Die Aufgaben der Kommunikation übernahmen wieder Meire und Meire, die auf den Printmedien die Armatur in ihren
leuchtenden Farben Caribian, Ice-White, Magma, Sky und Lemon neben
bildeten. Die Meta Luce sprach die progressiven Kunden an, die dieses Produkt in größeren Stückzahlen kauften, als es von Dornbracht erwartet wurde. Aber neben dem wirtschaftlichen Erfolg der Meta Luce liegt der ganz
große Verdienst dieser Meta-Variante in ihrer Auffälligkeit, die erneut, wie zuvor schon die Dekore der Meta Classic und der Meta Pur, zu größter
Resonanz in der Fachpresse führte. Die Meta-Serie ist, vermutlich gerade
aufgrund der Auffälligkeit der Meta Luce, zu einem der ganz großen Erfolge in der Unternehmenshistorie geworden.
Die Meta Luce verschafft
Aufmerksamkeit, die Kaufentscheidung fällt jedoch bei zahlreichen Interessenten nach längerem
Dominanz
und
Überlegen
der begrenzten zeitlichen
hinsichtlich der farblichen
Gültigkeit einer solchen
Trenderscheinung zugunsten einer Meta Pur, die formal der Meta Luce entspricht, jedoch komplett verchromt ist. Das Interesse an dieser modernen
Armaturenlinie wird also zunächst über die poppig-grelle Meta Luce geweckt, nach einiger Zeit der Überlegung wird dann aber genau diese Armatur in
verchromter Ausführung verlangt und kann in Form der Meta Pur in Chrom
angeboten werden. Schließlich handelt es sich bei einer Armatur doch um ein Investitionsgut, dass nicht wie ein modisches Accessoire ohne große Kosten
und mit einem Handgriff schnell ausgetauscht werden kann. Die geschmack
liche Langlebigkeit ist daher ein wichtiges Entscheidungskriterium und kann im Entscheidungsprozess den ersten Kaufwunsch nach einer auffälligen und modischen Optik verdrängen. Diese Strategie entspricht dem Vorgehen der
TIP TAP: Eigenständige Armatur mit Bauteilen der META-Serie.
Automobilindustrie, die eine zunehmende Anzahl an äußerst auffälligen Farben für ihre Fahrzeuge sowie PR-trächtige Nischenmodelle anbietet, aber
weit über 80% der Fahrzeuge in nur wenigen seit jeher beliebten Grundfarben
liefert.
Die
ausgefallenen
Farben
aber
verschaffen
Aufmerksamkeit auf der Straße und lenken den Blick des Betrachters auf das
Fahrzeug. So kann dann der Wunsch nach genau diesem Fahrzeug, jedoch in einer weniger auffälligen Optik, ausgelöst werden. Ein Produkt, das in
dieselbe Richtung zielt, ist die Tip Tap, die so progressiv ist, dass sie im Dornbracht Katalog „Kultur im Bad“ ausschließlich in einer computergene
rierten Illustration abgebildet wird. Sie ist keine Meta, benutzt aber wichtige
technologische Bausteine und den Grundkörper der Meta und scheint dem hypermedialen Raum entsprungen zu sein. Durch ihre geneigte Standfläche kann sie sich dem Betrachter, je nach Installation, entweder dienerisch
verbeugen oder sich ihm aggressiv entgegenstellen. Der Hebelgriff verzweigt sich in zwei „Bubbles“, die eine Assoziation zur Seifenblase erlauben aber auch
einer Computersimulation aus der Nanotechnologie entlehnt sein könnten. Obgleich die Zielgruppe der durch diese Gestaltung angesprochenen
Menschen zu einem großen Teil nicht über die Kaufkraft für eine derartige ^?s,tspo'?!tT9 als(l
Armatur verfügt, stellt sie für das Haus Dornbracht einen wichtigen wirtschaftlichen Faktor dar, indem sie ein weiteres prägnantes Alleinstellungs
merkmal bildet und in weiteren großen Kreisen auf den Markennamen Dornbracht aufmerksam macht. Das Meta-Konzept ist vielfältig und lebendig und unterliegt ständig weiteren
Entwicklungen und Modifikationen. Zu den weiteren Produkten aus dem Meta-Bau kästen zählt die Meta Minimal, die in ihrem formalen Ausdruck stark
an die Meta Pur erinnert und durch ihre zylindrische Rosette weiter reduziert wurde. Die Meta Minimal ist speziell für den Einsatz in Gästetoiletten gedacht und verfügt über einen von 50 auf 43 mm verkleinerten Durchmesser des Grundkörpers. Die Meta Tee entspricht in ihren Umrissen der Meta Pur,
verfügt aber über eine Hülse und einen Griff aus Aluminium. Sie bereichert das Meta-Programm, indem sie den Trend nach Aluminium spiegelt. In den Gesprächen, die wir in den letzten Jahren mit Andreas Dornbracht
Ausstellung der geförderten
führten, sowie bei der Informationssammlung zur Meta, bei der uns der Leiter Content Management aus dem Haus Dornbracht, Thomas Richter, wertvolle Unterstützung leistete, ist immer wieder herausgestellt worden, dass das Design nur als ein Baustein unter vielen anderen bedeutenden Bausteinen
im Mosaik einer erfolgreichen Unternehmensstrategie gesehen werden muss. In den 70er und 80er Jahren, als die Technik der Produkte immer
besser wurde und einen allgemein sehr hohen Standard erreichte, gewann
das Produktdesign als zusätzliches Mittel einer positiven
Produkt
differenzierung zunehmend an Bedeutung. Design wurde so zu einem neuen
und bedeutenden Wettbewerbsvorteil. Heute leben wir in einer Zeit, in der gutes Design zu einem allgemeinen Mittel der Produktgestaltung geworden Die erste Ausgabe von „Statements“ (1996): Statements 01 mit Werken von Nick Knight, Daniel Josefsohn, Jürgen Teller, Hadrian Pigott und Uwe Knopf.
ist und als ein Alleinstellungsmerkmal zur Bildung einer Markenidentität nicht mehr ausreicht. Wichtige Voraussetzung zur Bildung einer Markenidentität ist
die Vermittlung von Kompetenz. Kompetenz kann man aber nur glaubhaft transportieren, wenn sie über die Produktion und das Design der hergestell ten Produkte und die Kenntnis des Marktes hinausgeht und ein
gewissermaßen übergeordnetes Thema umfasst. Andreas Dornbracht und Mike Meire haben bereits 1995 den Begriff der Badkultur geprägt und dadurch die neue Bedeutung des Bades als Raum für Architektur, Stilwelten,
Rituale und Mythen zu vermitteln verstanden. Heute versteht man unter dem Namen Dornbracht nicht nur ein Unternehmen, dass Sanitärarmaturen und
Accessoires von hervorragendem Design und technischer Perfektion zu produzieren vermag. Das wäre viel zu wenig, um den überragenden Erfolg
des Unternehmens ausreichend zu erklären. Der Name Dornbracht steht heute darüber hinaus für ein Unternehmen, welches den Zeitgeist sowie zukünftige gesellschaftliche Entwicklungen zu erkennen vermag, sich den
Raum des Badezimmers als Erlebnisraum für Geist, Körper und Seele
vorzustellen vermag und sich nicht nur der Hardware Armatur, sondern in viel stärkerem Maße der Software Kultur, Erlebnis, Wellness, Fun und Ritual verschrieben hat. Genau das ist der Unterschied zu allen anderen Armaturenherstellern
und der entscheidende
Erfolgsmotor für das
Familienunternehmen. Denn aus der Auseinandersetzung mit der Software Kultur, Erlebnis, Wellness, Fun und Ritual erwachsen die Sichtweisen, die
Emotion und die Intuition zur Gestaltung der erfolgreichen Produkte. Gleichsam wie ein Museumsbesucher ein paar Schritte rückwärts geht um ein Bild durch die vergrößerte Distanz in seinen ganzen Dimensionen betrachten
zu
können,
so
begeben
sich
die für
Marketing
und
Produktentwicklung Verantwortlichen immer wieder in die kulturelle Sphäre,
um Wünsche und Verlangen der Kunden sowie um die Anforderungen an das Bad und die in ihm befindlichen Produkte erkennen zu können. Dieses Vorgehen gilt gleichsam für Mike Meire während seiner Aufenthalte in den
Kunstszenen zahlreicher internationaler Metropolen wie für Dieter Sieger, der ebenfalls seinen Erfolg auf diese kulturelle Kompetenz zurückführt. Auch
Andreas Dornbracht nahm sich bis vor wenigen Jahren einen Tag pro Woche Zeit für seine individuelle kulturelle Bildung, einen Museumsbesuch, einen
Tag auf der Biennale oder ähnlichem. Durch das starke Wachstum der letz ten Jahre, von ca. 7 Millionen € Umsatz Anfang der 80er Jahre über 39,4
Millionen € Mitte der 90er Jahre auf 112,5 Millionen € im Jahr 2001, bleibt
dem vielseitig interessierten Unternehmer heute leider keine Zeit mehr dazu.
STATEMENTS 002.98 mit Werken von Inez van Lamsweerde, Pierre et Gilles, Danielle Kwaaitaal, Micha Klein, Sybille Berg.
M M M M M M M MM
Der zunehmende Erfolg eröffnete zahlreiche neue Chancen, deren gewis senhafte Prüfung zu viel Zeit beansprucht, als dass regelmäßig ein Tag pro Woche ohne Präsenz im Unternehmen möglich ist. Wie aber kann man die
kulturelle Kompetenz glaubwürdig vermitteln? Auch privat an Kunst interes
siert und durch den älteren und ebenfalls kunstbegeisterten Dieter Sieger weiter sensibilisiert, begann das Haus Dornbracht Anfang der 90er Jahre mit
der Förderung regional bekannter Künstler im Rahmen des Kultur symposiums M der Stadt Iserlohn. Dornbracht stellte die Aufgabe, freie
Werke aus dem Armaturenrohstoff Messing zu kreieren. Nach Auswahl durch eine Jury wurde das ausgezeichnete Werk in limitierter Auflage gefertigt und
die Werke als Geschenke an die besten Kunden übergeben. Das
Kunstsponsoring entwickelte sich weiter und unterteilt sich mittlerweile in drei
Ebenen mit internationalem Anspruch. Die erste Ebene bildet die seit 1996 permanent weitergeführte Projektreihe
„Statements“. Innerhalb dieser Projektreihe werden regelmäßig Künstler von
dem Iserlohner Unternehmen eingeladen, freie Interpretationen rund um das Thema Bad, Wasser, Reinigung und Rituale zu entwickeln. Die Arbeiten werden jeweils als Ausstellungsreihe präsentiert und in wechselnder
medialer Form dokumentiert. Das Medium ist unterschiedlich. Die Werke
Im Jahr 1999 in Form eines Videos erschienen: STATEMENTS : 003 : 99 mit Werken von Rosemarie Trockel, Douglas Gordon, Lothar Hempel, Benjamin von Stuckrad-Barre.
können Bildmalerei, Fotografie, Computerillustration oder -animation, Skulpturen oder Videos sein. Die Werke sind als Kopie, wenn es sich um
Video oder Computerkunst handelt, oder in Form von Printwerken bei Dornbracht erhältlich. Alle Projekte finden sich in der eigens für diesen
Projektbereich
installierten
Internetseite
www.statements.de.
Die
Statementsreihe startete mit den Fotografen Nick Knight, Daniel Josefsohn,
Jürgen Teller, dem Objekt-künstler Hadrian Pigott und dem Autor Uwe Knopf. Die Werke irritierten den Sponsor bei der Vorstellung derart, dass man ernst
haft in Erwägung zog, die Arbeiten auf der Messe ISH in Frankfurt 1997 nicht der Öffentlichkeit zu präsentieren. Das Thema zeitgenössischer Kunst
verfolgte als Ziel die Infragestellung des Herkömmlichen durch die
Provokation der Kunst und den Tabubruch. Die großformatigen fotografischen Abbildungen eines nackten Frauenkörpers in der Badewanne, umschlungen
von einem Brauseschlauch, erschienen fast zu gewagt. Dornbracht ent schloss sich trotz aller anfänglichen Zweifel, neben der Veröffentlichung in der gedruckten Dokumentation die Werke in einem separat zu begehenden
Kunstwürfel auf dem firmeneigenen Messestand zu präsentieren, in dem für
die Kunstwerke der notwendige Abstand zur kommerziellen Produkt-
Präsentation gewahrt wurde. Die Ausstellung sorgte für zahlreiche kontro
verse Diskussionen, war in aller Munde, führte aber nicht zum Verlust auch
nur eines einzigen Kunden.
Dornbracht Installation Projects - so der Titel der zweiten Ebene des Kunstsponsorings und des jährlich stattfindenden Ausstellungsprojektes -
basiert auf der Idee, zeitgemäße künstlerische Positionen im Bereich Installation zu präsentieren. Hierbei fördert Dornbracht in Zusammenarbeit
mit dem Kölnischen Kunstverein die Rauminstallation als aktuelles Instrument der zeitgenössischen Kunst und gibt ausgewählten, meist jungen
Künstlern die Möglichkeit, sich und ihre Projekte zu präsentieren. Dieses Projekt startete im Jahr 2000 mit der Installation der Skaterrampe von Michel Majerus und setzte sich in dem letzten Jahr mit der Videoinstallation von Anna Gaskel fort. Mit diesem Projekt bewegt sich Dornbracht noch stärker
von den Inhalten der eigentlichen Unternehmenstätigkeit fort. Nur noch der Begriff „Installation“ verbindet das Unternehmen mit der Kunst.
Die dritte Ebene bildet das Sponsoring-Engagement für herausragende inter
nationale Ausstellungen und Kulturevents. Ein Engagement, aus dem bislang Projekte hervorgegangen sind wie die Ausstellung des italienischen Medien-
Künstlers Fabrizzio Plessi im Guggenheim Museum SoHo in New York und die Hauptsponsorenschaft des deutschen Pavillions auf der Biennale 1999
und 2001 in Venedig mit einer komplexen Arbeit von Rosemarie Trockel und dem zwei Jahre darauf mit dem Goldenen Löwen prämierten „Toten Haus ur“
von Gregor Schneider. Desweiteren lief eine Retrospektive über den italieni schen Architekten, Designer, Künstler und Kunsttheoretiker Alessandro
Mendini in Form einer Ausstellungsreihe in den Städten Vicenza, Barcelona und Münster im Jahr 2001, die gemeinsam mit dem Kurator Peter Weiß initiiert wurde.
Durch die Beschäftigung mit Kunst und Kultur erzielt Dornbracht wichtige Informationsvorsprünge, die weit über das gegenwärtig allgemein Bekannte hinausgehen. Künstler erkennen durch ihre Sensibilisierung frühzeitig
Strömungen und Tendenzen in der Gesellschaft. Ihre Tätigkeit zeigt häufig, was momentan ungewohnt, in der Zukunft aber kollektiver Verhaltens
konsens sein kann. Die Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst
öffnet den Blick für das Mögliche und für das Morgen. Akzeptanztests sind daher bei Dornbracht ein Fremdwort, denn in der Philosophie von Dornbracht
Ein inhabergeführtes Unternehmen: Die Aloys F. Dornbracht GmbH & Co. KG. Von links nach rechts: Andreas Dornbracht, Helmut Dornbracht, Matthias Dornbracht.
wären Entwürfe und Produkte, die noch vor einer Markteinführung einen
Akzeptanztest
mit
Bravour
überstehen,
ohnehin
sehr zweifelhafte
Entwicklungen. Ihre Zukunftsfähigkeit und ihre Innovationskraft sind bereits widerlegt, wenn sie zum Zeitpunkt ihrer Planung in einer breiten Mehrheit
Akzeptanz finden. Was Morgen gefragt wird, kann nicht heute schon gewollt werden.
Auch der Produktkatalog, der bei Dornbracht „Kultur im Bad“ genannt wird, transportiert durch einen speziell entwickelten Fotostil, seine verbal
poetischen Illustrationen und seine hochwertige ästhetische Gestaltung neben den technischen Informationen zum Produktprogramm diese kulturelle Kompetenz.
Qualität als wichtiger Maßstab: Matthias Dornbracht im Gespräch mit einem Mitarbeiter der Manufaktur.
Es hat sich also zumindest für Dornbracht herausgestellt, dass gegenwärtig
kein Produktrennen auf dem Markt, sondern ein Markenrennen stattfindet. Die Konsequenzen dieser Erkenntnis sind bei allem spürbar, was mit dem Haus Dornbracht zu tun hat. Hier wird kein Produktmarketing, sondern ein
Markenmarketing betrieben, in dem Design und Produktgestaltung immer noch einen wichtigen, aber eben nur einen Baustein neben zahlreichen anderen darstellt.
Die Produkte in Kurzform:
Produkt:
Sanitärarmatur
Bezeichnung:
Meta (Meta Classic; Meta Nova, Meta Pur, Meta Minimal; Meta Luce; Meta Tee, Meta Plasma)
Hersteller:
Aloys F. Dornbracht GmbH & Co. KG
Design:
Sieger Design
Materialien:
Messing, Aluminium, Edelstahl, Polypropylen
Der konzeptionelle Aufbau der Meta, der nicht nur fertigungstechnische und
logistische Vorteile bietet, sondern darüber hinaus auch die Chance zu einer kontinuierlichen Weiterentwicklung und Adaption an unterschiedlichste Geschmackswelten eröffnet, hat uns sehr beeindruckt. Das Streben nach
Alleinstellungsmerkmalen als Basis für den Aufbau einer Markenstrategie
ist in allen Aktivitäten des Armaturenherstellers, von der Produktentwicklung bis zum Kultursponsoring, zu erkennen. Die Aloys F. Dornbracht GmbH &
Co. KG kann in vielfacher Hinsicht als Musterunternehmen angesehen werden und zahlreichen anderen Unternehmern als Vorbild dienen - nicht
um kopiert zu werden, sondern um zu erkennen, wie erfolgversprechend es ist, seinen eigenen Weg zu finden und dadurch Alleinstellungsmerkmale zu
erzielen und kommunizieren zu können.
Türbeschlagserie Modell 132 der Vieler International KG Die Vieler International KG wurde 1913 gegründet und ist heute ein in der dritten Generation geführtes Familienunternehmen. Neben dem Hauptsitz in Iserlohn existieren Produktions-, Tochter- und Beteiligungsgesellschaften in
Italien, Frankreich und den USA. Die gesamte Firmengruppe beschäftigt ungefähr 380 Mitarbeiter. Das Produktangebot umfasst Drücker, Griffe und
Beschläge, Garderoben, Ascher und Behälter sowie Bad-Ausstattungen in Aluminium und Edelstahl als Gesamtprogramm für Architekten. Die Anforderungen an ein barrierefreies Bauen werden berücksichtigt. Für den
Laden- und Innenausbau werden konstruktiv durchdachte Programme für
Thekenbeschläge und Profilsysteme produziert.
Nicht nur Architekten ein Begriff: Vieler international KG im Iserlohner Stadtteil Letmathe.
Der Name Vieler steht seit vielen Jahren für eine harmonische Verbindung von Metall und Design in den Bereichen Leben, Wohnen und Arbeiten.
Unternehmensziel ist die Vereinigung von klarer, schlichter Gestaltung mit präzise funktionierender, langlebiger Technik. Die Entwicklung zahlreicher
bewährter Produkte sowie eine Vielzahl von Designauszeichnungen haben zur guten Reputation des Hauses Vieler beigetragen. Vieler Produkte sind
heute in renommierten Gebäuden zu Hause. Um den Erfolg für die Zukunft zu bewahren und weiter kontinuierlich auszu
bauen, hat die Vieler International KG ihre Leitsätze für die Gestaltung ihrer
Produkte in zehn Thesen zum guten Industriedesign manifestiert. Aus dieser
sogenannten
Vielersophie
wird
ersichtlich,
dass
auch
in
diesem
Unternehmen, wie in allen anderen erfolgreichen Unternehmen, auf die wir
bei der Recherche für dieses Buch aufmerksam geworden sind, das
Produktdesign
nicht aufgesetzter
Selbstzweck zur Steigerung des
Abverkaufs ist oder gar ein bemühtes und stiefmütterlich umgesetztes Marketinginstrument, sondern Ausdruck eines aus Erfahrung und Erfolg
gewachsenen Selbstverständnisses.
Die zehn Thesen der Vielersophie spiegeln nicht nur den selbst auferlegten Qualitätsanspruch des Unternehmens nach außen, sondern verdeutlichen
auch intern den Mitarbeitern immer wieder die Grundsätze und die Wurzeln des gemeinsamen Erfolgs. Da die zehn Thesen eine sehr starke Affinität zu den Kriterienkatalogen der bedeutenden Designwettbewerbe aufweisen und
weil auch aus diesen Grundsätzen erkennbar ist, dass Design eine objektive Qualität ist, möchten wir die Grundsätze der Vielersophie - mit eigenen
Erläuterungen - hier abdrucken.
1. Gutes Design ist innovativ. Für Vieler ist Design selbstverständlich zum Zeitpunkt seiner Entstehung
innovativ. Darüber hinaus soll es aber auch für die Zeit danach, in der gesam ten Zeit der Produktdauer, innovativ bleiben. Das bedeutet, dass sich zum
Einen die Gestaltung nicht an Modetrends orientiert, sondern langlebige Werte verfolgen soll. Zum Anderen bezieht Vieler auch die Werkstoffe mit in den Innovationsbegriff ein. Und da haben die bevorzugten Materialien Edelstahl und Aluminium sehr gute Eigenschaften. Die Verarbeitung kann an
aktuelle
Bedürfnisse
und
Wünsche
angepasst
und
während
des
Produktzyklus immer wieder modifiziert werden. Die Gesellschaft wird in der
Zukunft darüber hinaus selbst bestimmen, was am Ende der Lebensdauer der Produkte mit den Werkstoffen geschehen soll. Die Produkte bleiben so,
durch den umweltgerechten und zukunftsorientierten Umgang mit den lang lebigen Rohstoffen, auch nach ihrem Einsatz noch innovativ und eröffnen Chancen für zeitgemäße und ressourcenschonende (Wieder)verwertungen. 2. Gutes Design macht ein Produkt brauchbar.
Dieser Punkt der Vielersophie ist kongruent mit dem Kriterium der Gebrauchstauglichkeit, wie wir es bei den Abhandlungen zu den
Designwettbewerben mehrfach erwähnt haben. Modifiziert auf das Gebiet der Architektur und der Baubeschläge legt man im Hause Vieler wert darauf,
Überzeugende Präsentation im Sinne der „Vielersophie“: Messestände in Düsseldorf und München.
dass die Produkte nicht nur die hohe Detailsensibilität der Architekten
erfüllen, sondern darüber hinaus auch funktionieren müssen. Und das heißt, dass beispielsweise Fenstergriffe und Türdrücker eine angenehme Haptik
aufweisen und gut in der Hand liegen müssen, dabei aber nicht übermäßig weit abstehen und keine scharfen Kanten haben dürfen. 3. Gutes Design ist ästhetisch.
Dies ist der einzige Punkt der Vielersophie, der eine subjektive und damit vom jeweiligen Betrachter auch unterschiedlich bewertbare Qualität darstellt.
Auch Vieler weiß, dass der Begriff der Ästhetik nur schwer objektiv erfassbar oder mit mathematischen Mitteln zu berechnen ist. Der Begriff der Ästhetik
wird daher als vieldeutig beschrieben und durch eine Definition des haus eigenen Ästhetikbegriffs ergänzt. In diesem wird Ästhetik als einfache und klare Formensprache beschrieben, die sich im Wesentlichen auf geo metrische Bauelemente stützt. Vieler benutzt diese geometrischen
Grundformen immer wieder und lässt sie in den unterschiedlichsten
Produktfamilien auftauchen. Dadurch können Vieler-Produkte harmonisch miteinander und untereinander kombiniert werden.
4. Gutes Design macht ein Produkt verständlich. Die Produkte der Vieler International KG erklären sich von selbst. Was bei
Türdrückern und Fensterrosetten noch selbstverständlich erscheint, erhält
schon bei den Thekenbeschlägen mit Gasdruckfedern, Schiebe- und Klappmechanismen eine größere Bedeutung. Auch hier ist dem Benutzer
allein durch die Formgestaltung verständlich, wie die Bauteile bedient und benutzt werden müssen. Aber auch die durchdachte Anschlagtechnik erfüllt
die Anforderungen an diese These der Vielersophie, die das Kriterium des Selbsterklärungswerts der Designwettbewerbe umschreibt. Vieler Produkte
sind an bauseitigen Wänden, an Türen und auch Glasflächen gut anzubrin gen. Dies bedeutet, dass ganze Gebäude einheitlich ausgestattet werden können, ohne dass die Befestigung an unterschiedlichen Materialien zu
Ausnahmen oder zu Sonderanfertigungen zwingt.
5. Gutes Design ist unaufdringlich.
Vieler International genießt einen guten Ruf in renommierten Architektur büros. Einer der Gründe für diese gute Reputation ist die Unaufdringlichkeit
der Produkte. Durch die einfache und klare Formensprache drängen sich nicht die Produkte in den Vordergrund, sondern unterstützen den Ausdruck
der Architektur. Sie tragen zu einem harmonischen Gesamteindruck des architektonischen Werks bei und stehen nicht in Konkurrenz dazu. Die Unaufdringlichkeit verhindert darüber hinaus auch eine visuelle Inflation des
Produktes und verleiht ihm eine längere zeitliche Gültigkeit.
6. Gutes Design ist ehrlich.
Die Produkte aus dem Hause Vieler zeigen, was sie sind. Sie geben nicht vor, mehr oder etwas Edleres zu sein, als ihre Herstellung und ihre
Materialien darstellen. Die Ehrlichkeit der Produkte ist eine Voraussetzung für eine lang andauernde Kundenzufriedenheit. Diese wiederum ist von über ragender Bedeutung für die angestrebte Entwicklung von einem Produkt-
Unternehmen zu einem Kundennutzen-Unternehmen. Unehrliche Produkte hingegen täuschen den Käufer und vermitteln den Eindruck einer Qualität,
die
dem
Produkt
nicht
innewohnt.
Nach
Herausnahme
aus
der
Verkaufsverpackung, nach Installation oder während des Gebrauchs ent
täuschen sie den Käufer. Das Produkt ist zwar verkauft, das Verlangen nach weiteren Produkten dieser Art wird so aber vermindert oder gar ausgelöscht. 7. Gutes Design ist langlebig.
Der Begriff der Langlebigkeit wird in dieser These der Vielersophie in zwei erlei Hinsicht benutzt. Unter dem technisch-funktionalen Aspekt bedeutet er,
dass ein Produkt sich über lange Zeiträume hinweg einwandfrei und verschleissfrei bedienen lässt. Dadurch werden Reparatur- und Austausch arbeiten minimiert, die Freude am Produkt hält lange und die Investition in den Gegenstand rentiert sich auch bei hochpreisigen Produkten. 8. Gutes Design ist konsequent.
Design ist für Vieler mehr als nur eine schöne Form. Der selbstauferlegte
hohe Qualitätsanspruch, niedergeschrieben in Form der Vielersophie, wird
auch im nicht sichtbaren Bereich der Produkte, in ihrem Innenleben und ihrer Technologie, umgesetzt. So macht das gute Design nicht an der Oberfläche halt,
sondern findet sich
auch
im wartungsfreien
Kugellager der
Baubeschläge, in der Federautomatik oder in Details wie dem gehärteten Vierkantstift wieder.
9. Gutes Design ist umweltfreundlich.
Für die Vieler International KG bedeutet Umweltfreundlichkeit vor allem die
Langlebigkeit der Produkte. Auch wenn Aluminium und Edelstahl Werkstoffe sind, die sich hervorragend wiederverwerten lassen, wird die gute Ökobilanz
durch die Langlebigkeit der Produkte erzielt. Hier trägt das Design eine besondere Verantwortung, denn es ist sinnvoller, ein Produkt lange Zeit in Gebrauch lassen zu können, als lediglich die Materialmenge zu reduzieren.
10. Gutes Design ist so wenig Design wie möglich.
Ein Statement, dass zunächst im Widerspruch zu einem designorientierten Unternehmen zu stehen scheint. So wenig Design wie möglich meint jedoch
nicht die Abwesenheit von Design, sondern einen bewussten Verzicht auf
Show-Effekte, auf gestalterische Selbstdarstellung und Selbstverwirklichung.
Im Original schließt die Vielersophie mit den Worten: „Dies sind unsere
Grundsätze. Nun mag man einwenden, dass unsere Grundsätze ein hohes Maß an Allgemeingültigkeit haben. Richtig, sie sind sogar Allgemeingut. Was wir aber dabei für uns in Anspruch nehmen, ist, sie nicht nur zu formulieren,
sondern auch zu realisieren. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.“ Als Produktbeispiel untersuchten wir eine Türdrücker-Garnitur Modell 132.
Die „Beschlagfamilie 132“ wurde 1996 auf den Markt gebracht und erhielt
1997 beim Designwettbewerb Design Innovationen den Roten Punkt, eine
Auszeichnung für Hohe Designqualität. Zur Familie gehören Stoßgriffe, Türdrücker
und
Fenstergriffe.
Gemeinsames
Charakteristikum
der
Beschläge ist eine sanfte Biegung des Griffes. Wir untersuchten als stellver tretendes Familienmitglied den Türdrücker.
Eingesetzt in zahlreichen renommierten Gebäuden: Türgriff Moden 132.
Auch in größerer Dimensionen elegant Stoßgriff Modell 132
Die Türdrücker-Garnitur wird in Klar
sichttüten verpackt in einem brau nen Karton geliefert. Die zahlreichen
Vieler-Logos auf der Kartonage
tragen zur Markenbildung bei. Bei Öffnen der dunklen Verpackung wird
das Edelstahl-Finish sofort sichtbar und gut präsentiert. Der Türdrücker besteht aus der 55
mm messenden Rosette und dem Griff,
der
aus
einem
20
mm
Rundstab aus Edelstahl gefertigt wird. Der Griff besteht aus einem
geraden Abschnitt orthogonal zur Rosette und dem weich gebogenen
eigentlichen Griffabschnitt. Beide Abschnitte sind auf Gehrung gesägt,
die gestiftete Verbindung wird vakuum gelötet. Die anschließend erfolg te Oberflächenbehandlung in Form
eines Bürstenschliffs weist keinen Makel
auf
und
zeigt
an
allen
Bereichen ein homogenes strich mattes Finish. Der Griff liegt gut in
der Hand und vermittelt schon bei
der Herausnahme aus der Ver
packung durch sein Gewicht eine hohe Wertigkeit.
Die minimierte
Fase an den Griffenden garantiert eine angenehme Haptik, ohne die von den Architekten geforderte for
male Eindeutigkeit zu verletzen. Die
Kugellagertechnik ist so leichtgän gig, dass man mit einem Schwung den Griff in Rotation versetzen kann.
Auch die Rückseite weist Gestaltung auf und dokumentiert, dass auch
hier der Grundsatz 8 der Vieler
sophie (Gutes Design ist konse
quent) umgesetzt wurde. In dem grauen Kunststoffeinsatz der Roset
te, der auch auf der nicht sichtbaren Seite den Schriftzug Vieler trägt, blinken zwei Gewindeeinsätze aus hochglänzendem Messing, die der
Befestigung der Rosette auf dem Türblatt dienen. Um die Öffnung für
den gehärteten Vierkant herum gibt
ein farbiger ringförmiger Aufkleber den Hinweis, ob es sich um den
rechten
oder
um
den
linken
Griff handelt. Da sich Vieler als Kundennutzen-Unternehmen
ver
steht, kann für die Montage von
Vieler-Beschlägen ein Koffer mit ori ginal Vieler Anschlagwerkzeugen
bezogen werden. Neben einer hand lichen Bohrschablone für Rosetten, Kurzschilder,
Langschilder
und
Schutzbeschläge enthält der Koffer neun weitere Elemente für den
Monteur, darunter Bohrer, Fräs werkzeug und Schablonen-Führungsstifte in verschiedenen Stärken.
Bei der Montage wird der Kunststoffeinsatz der Rosette des rechten Griffes mit dem Einsatz des linken Griffes durch das Türblatt hindurch verschraubt. Die Verschraubung erfolgt also montagefreundlich nur von einer Seite. Aus
diesem Grund weist der Kunststoffeinsatz der linken Rosette Gewinde
einsätze auf und ist werkseitig fest in die Edelstahlrosette eingepresst. Die Schliffrichtung der Edelstahlrosette ist dabei stets so ausgerichtet, dass die
Schlifflinien vertikal liegen. Der Einsatz der rechten Rosette wird zunächst
entsprechend der Bohrungen gemäß Bohrschablone mit den Schrauben durchsteckt, die Verbindung erfolgt durch Anziehen der Schrauben in den Gewindeeinsätzen der gegenüberliegenden Rosette.
1 Fenstergriff.
Türgriff, Fensterund Stoßgriff: Coordinated Design.
Die Produkte in Kurzform:
Produkt:
Beschlagserie
Bezeichnung:
Beschlagserie 132
Hersteller:
Vieler International KG, Iserlohn
Design:
Werksdesign
Auszeichnungen:
Roter Punkt 1997
Materialien:
Edelstahl
Die Beschlagserie erweist sich in ihrem Design trotz aller Schlichtheit nicht
als zeitlos, sondern als kontinuierlich modern und zeitgemäß. Form und Proportionen ergeben gute haptische Eigenschaften. Der optisch hochwerti
ge Eindruck wird durch die technische Ausführung, insbesondere durch die
leichtgängigen und langlebigen Kugellager, bestätigt. Das Produkt ist in diesem Sinne gemäß dem sechsten Grundsatz der Vielersophie ehrlich und
verdient gute Noten.
Dunstabzugshauben Modelle Solo / Siento der Exklusiv-Hauben Gutmann GmbH Die Exklusiv-Hauben Gutmann GmbH im schwäbischen Mühlacker ist
Hersteller hochwertiger Dunstabzugshauben für Küchen. Das Unternehmen,
das einst zum Konzern ATAG gehörte, wurde 1997 von dem Spanier Manuel Fernandez gekauft und wird seitdem als inhabergeführter Familienbetrieb
organisiert.
Die Eltern des Unternehmers waren 1961 die ersten sogenannten
Gastarbeiter, die von Spanien nach Mühlacker kamen. Noch in Galizien geboren und dort zunächst bei der Verwandtschaft geblieben, wurde Manuel
Fernandez im Jahr 1967 von seinen Eltern nach Deutschland geholt. Die
Schulzeit verbrachte er dann in Deutschland, seine Freizeit gehörte dem Fußball. Als passionierter Sportler wurde er bei den Stuttgarter Kickers der
jüngste Spieler Baden-Württembergs in der 2. Liga. Als 16-jähriger interes sierte sich sogar der FC Barcelona für das junge Talent und bot einen Profivertrag an. Manuel Fernandez sollte an der Fußballschule in der
katalanischen Metropole den Feinschliff zum international bekannten Fußballstar erhalten, was die Mutter jedoch ablehnte.
Nach Abschluss der Schule stand zunächst der Wunsch nach einem Studium
an oberster Stelle. Für das angestrebte Studium zum Wirtschaftsingenieur wurde ein Praktikum notwendig. Manuel Fernandez begann ein auf einen
Zeitraum von sechs Wochen begrenztes Praktikum in der Fertigung eines Brillenherstellers. Der Betriebsleiter wollte den ehrgeizigen Praktikanten aber
nach den vereinbarten sechs Wochen nicht gehen lassen, sondern versuch te, ihn länger im Betrieb zu halten. In den darauffolgenden acht Jahren
vereinfachte der Spanier die Fertigung, optimierte die Betriebsabläufe, konstruierte
die
erste
BMW-Brille
mit
ausziehbaren
Bügeln
und
Klappmechanismus und arbeitete sich vom Praktikant bis zum Betriebsleiter hinauf. Sein Mentor, der ihn unbedingt in der Firma halten wollte, büßte seinen Arbeitsplatz ein und musste der kreativen Nachwuchskraft weichen. In der Brillenfirma lernte Manuel Fernandez nicht nur die Abläufe in der
Fertigung und die Betriebsleitung kennen, sondern auch seine spätere
Ehefrau Sonja. Es war ihre Idee, im Jahr 1986 in Ötisheim im historischen
Fachwerkhaus der Schwiegereltern ein spanisches Spezialitätenrestaurant zu eröffnen. Nach Umbau und Einrichtung der unteren Etage als
Gastronomiebetrieb entwickelte sich das „Amadeus“ schon nach drei Monaten zu einem bekannten kulinarischen Treffpunkt in der Region. Das an
vier Tagen pro Woche geöffnete Lokal verfügte über 70 Sitzplätze, die konti nuierlich für einen Zeitraum von vier bis sechs Wochen im Voraus reserviert
waren. An jedem Öffnungstag konnten über 110 Essen zubereitet werden.
Den überdurchschnittlichen Erfolg des Betriebes erklärt sich das Ehepaar Fernandez mit der familiären Atmosphäre des Restaurants und der spani schen Herzlichkeit und Gastfreundschaft, die jeder Besucher zu spüren bekam. Während Vater und Mutter kochten, bewirteten Sohn Manuel und
Schwiegertochter Sonja die Gäste. Mit seinen organisatorischen Fähigkeiten
übernahm der Sohn auch die kaufmännische Leitung und kreierte einen Werbespot für Kinos, der vor jedem Hauptfilm für Lacher und für Sympathie
sorgte. Zur Filmmusik aus dem Weißen Hai sahen die Cineasten einen
Schwarm von Piranhas. Der eingeblendete Slogan lautete: „Fische essen
Menschen - schlagt zurück, esst Fisch!“ Das Lokal erlangte überregionale Bekanntheit, einige Gäste reisten über Entfernungen von mehr als 300 km
an,
um die Vorzüge der gallizischen Küche erleben zu
können.
Unangemeldete Besucher, die nichts von den langen Reservierungszeiten ahnten, warteten bei gutem Wetter über Stunden auf den Treppen des gegenüberliegenden historischen Rathauses. Um die Wartezeiten angeneh mer zu gestalten, wurden sie dort von Sonja Fernandez bewirtet und
erhielten Sangria auf Kosten des Hauses. Es war auch nicht unüblich, das wartende Gäste, die nicht sofort einen Tisch erhalten konnten, das über dem Lokal liegende Wohnzimmer der Eltern als Warteraum benutzen durften. So fußt der Erfolg des Amadeus auf denselben Gegebenheiten wie der Erfolg
des Haubenherstellers Gutmann, für den die Familie Fernandez heute die
Verantwortung trägt. Zum einen wurde mit dem Angebot spanischer Spezialitäten in einer badischen Kleinstadt im Jahr 1986 ebenso eine neue Nische erschlossen wie mit dem Angebot hochwertiger und perfekt verarbei
teter Dunstabzugshauben in der Gegenwart. Zum anderen sind sowohl bei
der Kinowerbung als auch beim Markenauftritt Gutmann kreative Wege gefunden
worden,
die
über
hohe Wiedererkennungs-
und Allein
stellungsmerkmale verfügen. Und nicht zuletzt beruht der Erfolg auf
Zufriedenheit, die durch familiären Zusammenhalt und dem daraus ent stehenden persönlichen Frieden entsteht. Nach wie vor steht bei der Familie Fernandez der Mensch im Mittelpunkt - damals die Gäste, heute Kunden und
Mitarbeiter. Die Art und Weise, wie die Geschäftsleitung der Exklusiv-Hauben Gutmann GmbH mit ihren 160 Mitarbeitern umgeht, kann sicherlich als ein
zigartig bezeichnet werden. Die Motivation und die Zufriedenheit der an
Entwicklung und Fertigung der Hauben Beteiligten führen zu guten
Arbeitsergebnissen, geringen Ausschussraten und kreativen Ideen für den Fertigungsprozess und die Modellentwicklung. Die Beziehung zwischen
Geschäftsleitung und Mitarbeitern ist derart positiv, dass Mitarbeiter aus der
Fertigung zu den Geburtstagen der Chefin mit Blumengeschenken aufwar
ten. Hochnäsigkeit oder Arroganz sind unvorstellbar. Der Chef ist hier auch bei persönlichen Problemen immer ein verständnisvoller Gesprächspartner und Zuhörer. Die Eltern Fernandez verließen Deutschland und gingen 1992 nach Spanien zurück. Das Restaurant wurde dann zunächst für zwei Jahre vom Ehepaar
Fernandez alleine weitergeführt. Manuel Fernandez arbeitete seit 1994
zusätzlich als Betriebsleiter für das zum Konzern ATAG gehörende Haus
Gutmann. Die verantwortungsvolle Position im Betrieb erforderte jedoch so viel Engagement, dass für die Gastronomie keine Zeit mehr blieb. Das
Amadeus wurde geschlossen. Heute werden die Räumlichkeiten in dem schmucken Fachwerkbau von der Familie Fernandez verpachtet, man kann hier nach wie vor speisen und trinken.
Im oberen Preissegment tätig, bot Gutmann in dieser Zeit ausschließlich Dunstabzugshauben mit externen Motoren an. Die Lüftungsmotoren
befanden sich also außerhalb des Haubenkörpers in Gehäusen auf dem Gebäudedach oder an der Außenseite der Gebäudewand. Manuel
Fernandez führte als Betriebsleiter die ersten Modelle mit internen Motoren
ein. Dadurch wurde eine völlig neue Zielgruppe angegangen. Mit den neu entwickelten Modellen Luna und Plano war es ab jetzt möglich, eine
Gutmann-Haube zu besitzen, ohne aufwendige Installationsarbeiten durch
führen lassen zu müssen. Die Anzahl der gefertigten Hauben pro Jahr erhöh te sich binnen kurzer Zeit von 3.000 auf über 7.000, die Anzahl der Beschäftigten stieg von 40 Mitarbeitern im Jahr 1994 auf 60 Mitarbeiter 1995. Im Jahr 1995 lernte der Betriebsleiter den Designer Ad van Berio kennen,
Inhaber der Van-Berlo-Studios in den Niederlanden. Ad van Berio war getrieben
durch
die
Idee,
neue
Materialien
und
architektonische
Dunstabzugshauben in die Küchen zu bringen und suchte einen progressi ven Hersteller, Manuel Fernandez hatte durch die Einführung der Hauben Luna und Plano einen unglaublichen Erfolg errungen und wollte weiteres
Wachstumspotential erschließen. Zusätzlich stimmte die persönliche Chemie zwischen den beiden Innovationsträgern. Es begann eine über Jahre bis in
die Gegenwart andauernde Geschäftsbeziehung, aus der auch eine persönliche Freundschaft wurde. Gemeinsam mit Ad van Berio wurden
weitere Haubenmodelle entwickelt. Dazu zählen die Modelle Quadro, Pyra, Mega und Casa. Allen Modellen ist gemeinsam, dass sie über eine architek
tonische Formensprache verfügen und der Architektur der sie umgebenden Räume Rechnung tragen. Sie orientieren sich nicht ausschließlich an den
weiteren in der Küche befindlichen Elektrogeräten, sondern am Raum Küche
als Erlebnisort. Eine neue Materialkombination, Edelstahl mit Glas, wurde als Ausdruck des architektonischen Anspruchs eingeführt. Bei der Einführung der Kombination Edelstahl/Glas spielte Gutmann eine Vorreiterrolle und ist
bis heute in diesem Segment Marktführer.
Orientierung nicht an den Elektrogeräten in der Küche, sondern an der modernen Architektur: Dunstabzugshaube CASA.
Seit Vorstellung dieser neuen Haubenmodelle spricht Gutmann auch erst mals über die Filterleistungen und gibt den unterschiedlichen technischen
Systemen
zur
Produktdifferenzierung
Markennamen.
Unter
den
Bezeichnungen „Air Back“, „Multi Flow“ und „Stream Line“ werden die ver schiedenen Techniken des Absaugens erklärt und differenziert. Die
Dunstabzugshaube Quadro mit ihren beiden Luftansaugöffnungen ist bei
spielsweise
eine
Stream
Line-Haube.
Durch
die
Einführung
der
Markennamen für die Lüftungssysteme wird eine technische Kompetenz ausgedrückt, die als zusätzliches Leistungsmerkmal den Absatz der
Haubenmodelle weiter erhöht.
Zum 30. Juli 1997 kaufte Manuel
Fernandez
die
Firma
Exklusiv-
Hauben Gutmann GmbH und die
Verwertungsrechte
am
Namen
Gutmann. Das Unternehmen wurde
in einen Familienbetrieb umgewan
delt, in dem neben der im Vertrieb und in der Buchhaltung tätigen
Ehefrau Sonja zahlreiche Verwandte
ihre Arbeit finden. Die Nichte des Inhabers ist zugleich seine Sekretärin, der Schwager ist Leiter der Abteilung
Laserschneiden, der Ex- Ehemann der Schwester ist als Werksleiter tätig. Auch der 18-jährige Sohn arbeitet bereits zeitweise im Unternehmen,
die beiden Töchter sind noch zu
jung, um Aufgaben im familiären Unternehmen wahrnehmen zu kön nen. Die Stelle des Entwicklungs leiters wird darüber hinaus vom
besten Freund, Dirk Brödel, beklei
det. Die enge Beziehung zwischen den Familien Fernandez und Brödel findet ihren Ausdruck in wöchentli
chen Besuchen. Man trifft sich auch Mit den Modellen LUNA (oben) und MEGA (unten) wurde die Materialkombination Edelstahl/Glas eingeführt
außerhalb der Firma - wie soll es auch anders sein - zum Kochen an den
Wochenenden. Auch hier wird die Küche im privaten Umfeld wieder zum Ort des Sich-Begegnens und des gemeinsamen Erlebens.
Zusammen mit Ad van Berio wurde das gesamte Modellprogramm zusätzlich in drei Programme unterteilt, die unterschiedliche Qualitäten darstellen. Im Kreativprogramm finden Architekten, Planer, aber auch Privatkunden hoch
wertige Haubenmodelle, die individuell an die baulichen Gegebenheiten
angepasst werden. Eine Kreativ-Haube wird bezüglich ihrer Abmessungen,
vor allem was die Länge des Turms betrifft, speziell für die Küche des Kunden gebaut. Kreativ-Hauben sind Unikate. Alle möglichen Sonder
wünsche können realisiert werden. Länge und Breite des Haubenkörpers, Anzahl der Filter und der Beleuch
tungseinheiten können variiert wer den. Im Modular-Programm befin
den sich Haubenmodelle für den gehobenen
Mittelstand.
schiedliche
Abmessungen
Unter und
Ausführungen stehen zur Auswahl,
die Höhe des Turms ist durch die Teleskoptechnik innerhalb vorgege
bener Minimal- und Maximalmaße stufenlos einstellbar.
Das Vida-
Programm umfasst ebenfalls hoch
wertige, jedoch in ihrer Ausstattung begrenzte Hauben. Vor allem die Bedieneinheit und die Steuerung bieten weniger Möglichkeiten als die der
Modular- und der Kreativ-Hauben. Die Verarbeitung der Vida-Hauben
ist jedoch ebenso hochwertig und makellos wie die der Hauben in den
beiden darüber positionierten Pro
grammen. Die
innovativen
zusammen
mit
Produktideen
einem
klugen
Marketing halten Gutmann weiterhin auf
Erfolgskurs.
Der
Slogan
„Gutmann - damit man das Leben genießt“ transportiert in den Verkaufsunterlagen, in den Prospekten und im
Internetauftritt die Botschaft, dass für Gutmann die Lebensqualität erste
Priorität genießt. Es geht nicht nur darum, edles Design und höchste Funktionalität zu vereinen, sondern um die Steigerung der Lebensqualität der Kunden. Die Küche wurde als Erlebnisraum und Ort der familiären
Kommunikation erkannt und definiert. Diesem kulturellen Verständnis der Küche, in dem die gepflegte Zubereitung von Essbarem nur einen Teilaspekt
darstellt, wird die Entwicklung der Haubenmodelle untergeordnet. Dieser Unterschied
zu
den
zahlreichen
Mitbewerbern,
die
ihren
Fokus
Die LINIA (oben) ist die puristische Schwester der LUNA. QUADRO (unten) verfügt über eine Unterfläche aus Glas. Die Absaugung erfolgt an den Rändern.
ausschließlich auf Leistung und Technik legen, verschafft Gutmann ein
bedeutendes Alleinstellungsmerkmal. Auch hier wird ein Markenmarketing verfolgt, anstelle einer reinen Produktwerbung. Zu den Merkmalen der Marke gehören als Selbstverständlichkeit die perfekte Verarbeitung des Materials
und die leistungsstarke und zugleich geräuscharme Technik sowie als beson
deres Merkmal der Blick für die schönen Seiten des Lebens. Zu diesen schö nen Seiten des Lebens zählen Familie, Gemeinsamkeit, Gespräche und
Genuss. Allesamt Erlebniswelten, die sich oft genug in der Küche als Erlebnisraum abspielen.
Emotionale Werbung als Ausdrucksform des Markenmarketings. Nicht die Technik, sondern der Mensch und seine Freude am Leben stehen im Mittelpunkt: Identifikationsfiguren der GUTMANN-Werbung.
Heute produziert Gutmann in Mühlacker mit rund 160 Mitarbeitern ca. 20.000 Dunstabzugshauben pro Jahr. Im Jahr 2001 wurde in der spanischen Heimat
das eigenständige Unternehmen F y B Fernandez und Böhringer gegründet. F y B produziert preiswertere Haubenmodelle für den spanischen Markt und
für den südamerikanischen Kontinent. Eine Vertriebsgesellschaft mit über 20 Außendienstmitarbeitern erschließt seit 2002 den spanischen Markt. Für das
Jahr 2002 ist für Deutschland und Spanien eine Produktion von insgesamt 45.000 Dunstabzugshauben angestrebt. Gutmann kooperiert mit den
Unternehmen Küppersbusch und BSH (Bosch-Siemens-Haushaltsgeräte) und fertigt unter diesen Labels zahlreiche Haubenmodelle. Für die Anbieter
VIKING America, VIKING Europe und Laconnue werden Hauben entwickelt und gefertigt. Die Zukunftsaussichten sieht Manuel Fernandez positiv. Neue
innovative Technologien, die Zusammenarbeit mit kompetenten Experten aus unterschiedlichen Bereichen sowie das konsequente Markenmarketing werden die Entwicklung der Firmen in Deutschland und Spanien weiter beschleunigen. Als beispielhaftes Produkt haben wir die Dunstabzugshauben Solo und
Siento ausgewählt. Beide Hauben wurden in den Van-Berlo-Studios entwor fen. Zuerst brachte Gutmann die Haube Solo 1998 auf den Markt. Sie erhielt
noch im selben Jahr den Roten Punkt des Designwettbewerbs Design
Innovationen. Die Entwicklung, in nur vier Monaten abgeschlossen, erforder te ein Investitionsvolumen von € 130.000.
Die Solo besteht formal aus zwei prägnanten Teilen, die das Aussehen die ses Haubenmodells wesentlich bestimmen. Der zylindrische Turm aus
Edelstahl betont die vertikale Achse, die 10 mm starke Glasscheibe als
Schwadenfang bildet die horizontale Ebene. Die Dunstabzugshaube Solo verfügt über keinen Haubenkörper im eigentlichen Sinne. Die Kochschwaden
werden durch einen runden Filter im Zentrum der Glasscheibe an- und abge saugt. Dank der gut durchdachten Absaugung verschmutzt die Glasscheibe
durch die Kochschwaden nicht. Sie verhindert lediglich, dass Luft von oben nachströmt und in den Filter gelangt. Dadurch wird der unter der Glasscheibe
entstehende Unterdrück optimal zur Entfernung der Koch- und Bratendünste eingesetzt. In ihrer Formensprache ist die Solo puristisch. Sie verwendet die Materialien
sparsam und umkleidet mit dem Edelwerkstoff Edelstahl nur die von der Technik benötigten Volumina. Die reduzierte Form zwingt auch zum Einsatz
eines runden Filters in Turmdurchmesser, der ebenfalls ein dominantes
Unterscheidungsmerkmal zu den meisten weiteren Produkten aus dem Hause Gutmann bildet. Ein Halogenspot im Mittelpunkt des Filters erhellt die
Kochstelle. Diese Zentrierung des Spots unterstreicht die rotationssymmetri sche Gestaltung der Haube und weckt zusammen mit dem Filter die Assoziation eines Raketentriebwerks. So wird die Solo zu einem Haubenmodell für Technikfans. Die bestehenden Bedieneinheiten der Gutmann-Hauben konnten in diesem Modell keinen Einsatz finden. Wo soll te man die linearen Tastenfelder auch am runden Turm oder an der
Glasscheibe unterbringen? Auch diesbezüglich wurde für die Solo eine indi viduelle Lösung mit hohem technoiden Ausdruck geschaffen. Ein Rundstab
mit eingebauter LED bietet dem Benutzer eine Bedienung, wie sie im
Hohe Affinität zu Halbautomatikgetrieben: Die Bedienung der Modelle SOLO und SIENTO.
Technoides Design, puristische Eleganz: Dunstabzugshaube SOLO.
Automobilrennsport als halbautomatische Schaltung bekannt ist. Durch leich
tes Antippen des Schalthebels nach links schaltet die Haube nacheinander in eine jeweils höhere Leistungsstufe. Nach Erreichen der Leistungsstufe 4,
also mit der fünften Hebelbetätigung, wird zunächst der automatische Nachlauf aktiviert. Mit erneuter Betätigung des Hebels wird die Haube aus geschaltet. Eine vertikale LED-Reihe am oberen Turmabschnitt visualisiert
die eingeschaltete Leistungsstufe. Durch Antippen des Schalthebels nach
rechts kann der Halogenspot als Kochfeldbeleuchtung ein- und ausge schaltet werden.
Auch die Solo verfügt über die von Gutmann bekannten technischen
Komfortmerkmale, die erst bei der Benutzung erkennbar werden. Aus der vierten Leistungsstufe, der sogenannten Intensivstufe, die nur kurzzeitig
benötigt wird, schaltet die Haube selbsttätig nach drei Minuten wieder in die
Leistungsstufe 3 zurück. Soll die Haube auch nach dem Kochen noch weiter absaugen, ermöglicht die Nachlaufautomatik eine zeitlich begrenzte Motorentätigkeit. Alle fünf Minuten schaltet sich die Haube dabei selbsttätig
um eine Leistungsstufe herunter bis sie schließlich den Betrieb einstellt. Ist die Nachlaufautomatik aktiv, blinkt die LED am Ende des Schalthebels. Nach
dem Erfolg des Haubenmodells Solo ergänzte Gutmann das ModularProgramm um das Schwestermodell Siento. Im Gegensatz zur Solo verfügt
Die geschwungene Schwester der geradlinigen SOLO: Dunstabzugshaube SIENTO.
die Siento nicht über eine horizontale, sondern über eine gewölbte
Glasscheibe. Die Dimensionen beider Modelle sind kongruent, beide Hauben sind darüber hinaus sowohl als Wandhauben als auch als Inselhauben
erhältlich. Um eine Anpassung an unterschiedliche Wohnwelten zu ermögli chen, können die Hauben mit einer Turmverkleidung aus Aluminium oder Keramik ausgestattet werden. Zu Erhöhung der Variantenanzahl stehen
außerdem die vier Glassorten Klar Glas, Blau Glas, Grau Glas sowie Mastercarre Glas zur Auswahl.
Die Produkte in Kurzform:
Produkte:
Dunstabzugshauben
Bezeichnung:
Solo / Siento
Hersteller:
Exklusiv-Hauben Gutmann GmbH
Design:
Van-Berlo-Studios, Niederlande
Auszeichnungen:
Roter Punkt, Design Innovationen, Essen
Materialien:
Edelstahl / Glas / Keramik
Gutmann bietet hochwertige, perfekt verarbeitete und technisch ausgereifte
Dunstabzugshauben an, die der Bedeutung der Küche als Erlebnisraum
gerecht werden.
Abschirmkabinensystem für die Kernspintomografie der HAMACO GmbH Die HAMACO GmbH mit Sitz im sauerländischen Iserlohn ist ein Fullservice-
Anbieter von medizinischen Abschirmkabinen, Raumzellen und Kom
ponenten für die elektromagnetische Abschirmung. Die Kabinen und Raumzellen werden für den Einsatz von Kernspintomografen benötigt. Zum
Aufgabengebiet dieser Firma gehören die individuelle Beratung, Planung und Ausführung von Abschirmkabinen und Raumzellen sowie die Bereitstellung
eines umfangreichen Angebots an Komponenten und Service-Leistungen.
Firmensitz der HAMACO GmbH in Iserlohn.
Kernspintomografen sind hochkomplexe Maschinen, die den menschlichen Körper schichtweise scannen. Im Gegensatz zur Röntgentechnik geschieht
die eigentliche Untersuchung ohne Emission gesundheitsschädlicher Strahlung. In der Magnet-Resonanz-Technologie werden mit Hilfe extrem
starker Elektromagnete die Atome des menschlichen Körpers einheitlich aus gerichtet. Durch periodische Aktivierung über die Gradientenspulen werden die Atome gekippt und kehren anschließend wieder in ihre natürliche Lage zurück. Dabei nehmen Empfangsspulen diese geringen Änderungen des
Magnetfeldes auf. Ein Computer wertet diese Magnetfeldänderungen, abhängig von Dichte und Dauer geordnet nach Schichtebenen aus und
erstellt aus den einzelnen Schichtebenen ein dreidimensionales Bild des
Körpers. Die hohe Auflösung erlaubt die Darstellung feinster anatomischer Gegebenheiten und ermöglicht das Aufspüren von Anomalien, wie zum
Beispiel Tumoren. Da in der Kernspintomografie geringste Änderungen des Magnetfeldes beim
Zurückkippen der Wasserstoffmoleküle im menschlichen Körper aufgezeich
net werden, versteht es sich von selbst, dass alle elektromagnetischen
Störeinflüsse ausgeschaltet werden müssen. Das heißt, dass die üblichen
elektromagnetischen Wellen aus dem Funkverkehr, aus Radio- und Fernsehsendungen, sowie die Störungen des Erdmagnetfeldes durch vor beifahrende Autos und Züge effektiv minimiert werden müssen. Dies
geschieht innerhalb sogenannter medizinischer Abschirmkabinen (Faraday
'Abschirmkabine der 'HAMACO GmbH: ' Individuelle Decken-, Wand'und Bodengestaltung.
Käfig). Die medizinische Abschirmkabine weist einen Schutzmantel in Form
einer metallischen Verkleidung auf, die den Untersuchungsraum leckfrei
umschließt. Die metallische Abschirmung kann, je nach Tomografensystem und Installationsort, aus einer dünnen Kupferschicht bestehen oder in Aluminium- oder Stahlblech ausgeführt werden.
Auch die Türen und Fenster zum Untersuchungsraum müssen elektromag netisch abgeschirmt werden. Während die metallische Abschirmung der
Türblätter sicher über Kontaktfinger mit der Raumschirmung kontaktiert wird, bestehen die Fenster aus zwei speziellen, gegeneinander verdrehten metal lischen
Mesh-Geweben,
die
eine
hohe
Lichtdurchlässigkeit
ohne
Interferenzen garantieren. Die Abschirmung muss auch an prekären Stellen, wie zum Beispiel Kabeldurchführungen, Türschlössern, Türscharnieren oder
anderen Medienübergabestellen einwandfrei funktionieren, um den zuverläs sigen Einsatz eines Tomografen zu ermöglichen. Die elektromagnetische
Abschirmung muss daher vor Beginn der Installation gemäß den örtlichen
Anforderungen individuell errechnet und die erforderlichen Maßnahmen müssen definiert werden. Nach der Installation der Abschirmkabine wird der
Raum hinsichtlich der Schirmdämpfung mit speziellen Messsystemen über prüft. Das junge Unternehmen wurde im Jahr 1995 von den beiden Diplom
ingenieuren Hartmut Kreißig und Volker Scheffer in Dortmund gegründet. Beide geschäftsführenden Gesellschafter verfügen über langjährige Erfahrungen auf dem gesamten EMV-Sektor.
Seit der Geschäftsgründung konnte das Auftragsvolumen kontinuierlich
gesteigert werden. HAMACO errichtete in den Jahren von 1995 bis 2002 mehr als 850 Hochfrequenzkabinen für den medizinischen Einsatz in insge samt 26 Ländern in Europa, Asien und in Afrika. Der erhöhte Personal- und Raumbedarf führte 1997 zur Verlegung des Firmensitzes von Dortmund nach Iserlohn. Hier wurde eigens ein Neubau für die Planung, Konstruktion sowie
für Koordination und Überwachung der Baustellen errichtet. Um die Kunden in Nord- und Südamerika optimal betreuen zu können, gründete HAMACO im Jahr 2002 die HAMACO LTD mit Sitz in Florida als eigenständige
Vertriebsgesellschaft.
Das Produktangebot umfasst heute ein komplettes Sortiment an geschirmten Hochfrequenzkabinen für die gesamte Kernspintomografie in Kupfer-, Stahl-
und Aluminium-Ausführung. Für den Betrieb mit schnellen Gradienten, also besonders
hochleistungsfähigen
und
schnell
rechnenden
Kern
spintomografen, wurden aufgrund der erhöhten Geräuschentwicklung durch
die Gradientenspulen speziell ausgerüstete Schallschutz-HochfrequenzKabinen mit unterschiedlichen Schalldämmwerten entwickelt. Der Erfolg - mehr als 850 medizinische Hochfrequenzkabinen in sieben Jahren - kommt nicht von ungefähr. Die Produkte der HAMACO GmbH sind
gut durchdachte Baukastensysteme, die nicht nur ihren technischen Anforderungen entsprechen, sondern eine große Auswahlmöglichkeit an unterschiedlichen Ausstattungsmerkmalen bieten und eine hohe gestalteri
sche Freiheit erlauben. Darüber hinaus hat HAMACO die wachsende Bedeutung von Serviceleistungen erkannt und sich zu einem Full-ServiceDienstleistungsunternehmen entwickelt. So erhält der Auftraggeber - sei es
Klinik, privat niedergelassener Arzt oder Universität, eine kompetente
Beratung mit intensiver Überprüfung der Örtlichkeiten im Vorfeld der
Installation.
HAMACO
bietet
die
komplette
Raumplanung
unter
Berücksichtigung der Interessen und Anforderungen des Auftraggebers oder Architekten sowie die Koordination aller am Bau beteiligten Gewerke an. Dabei sind Schirmdämpfungsmessungen, Magnetfeldmessungen und
Vibrationsmessungen ebenso selbstverständlich wie die Berechnung der notwendigen magnetischen Abschirmung und der Schallschutzmaßnahmen. Selbst der Magnettransfer, also die Überführung des Magneten, sowie seine
Präinstallation werden von dem flexiblen Unternehmen übernommen.
Alles aus einer Hand - das bedeutet für den Kunden, in der HAMACO GmbH einen Ansprechpartner für die Baustelle zu haben und eine schnelle und pro blemlose Installation der benötigten Räume und des Kernspintomografen zu
erleben. Die Qualität der Produkte ist dabei so hochwertig, dass HAMACO
eine Garantie von fünf Jahren gewährt. Die 2002 gegründete HAMACO LTD hat ihren Geschäftssitz in Florida und ist
eine eigenständige Vertriebsgesellschaft für die beiden amerikanischen Kontinente. Sie spiegelt das rasante Wachstum des Unternehmens wider
und ist zugleich Ausdruck der Kundenorientierung des Full-ServiceAnbieters. Die in Amerika beheimatete Vertriebstochter übernimmt auch den weltweiten Installations-Service für die Tomografen. So garantieren die
Mess- und Service-Ingenieure aus den USA eine schnelle und problemlose Gesamtabwicklung der Installation unter Berücksichtigung der besonderen Anforderungen der entsprechenden Staaten. Die Planung und Fertigung der Abschirmkabinen bleibt dabei weiterhin in den Händen der deutschen
Expertenteams.
Der neue Installations-Service der HAMACO LTD umfasst sowohl den
Magnettransfer als auch die komplette Verkabelung und Präinstallation der Tomografensysteme. Abhängig vom ausgewählten Tomografen übernimmt HAMACO auf Wunsch
sogar die
Kalibrierung
und
die
komplette
Inbetriebnahme des Systems.
Die Abschirmkabinen der HAMACO GmbH haben sich sehr schnell auf dem Markt behauptet. In ihrer Konstruktion sind sie Baukastensysteme aus vorfa brizierten Boden-, Wand- und Deckenmodulen. Aufgrund der Anlieferung von
vorfabrizierten und passgenauen Modulen entsteht während der Montage
auf der Baustelle kein Schmutz mehr. Die Montagezeit konnte zusätzlich auf
ein Minimum von nur fünf Werktagen reduziert werden. Erreicht wird diese kurze und kundenfreundliche Montagezeit durch eine ca. vierwöchige
Vorbereitungs- und Planungszeit, in der dem Bauherrn ein individuell zuge
schnittenes Raumkonzept vorgeschlagen, dieses Raumkonzept optimiert und die einzelnen Fertigbauteile exakt definiert und anschließend gefertigt werden.
Spezielle HF-Kabine für die Hyperthermie kombiniert mit MR-Diagnostik.
Neben diesen Service-Leistungen nutzen die Kunden die hohe Design- und
Gestaltungsfreiheit der Kabinenkonzepte. Entsprechend dem ausgewählten
Tomografentyp,
der
Geräuschdämmung
Anforderungen
sowie
nach
dem
nach
Abschirmung
Grad
des
und
individuellen
Ausstattungskomforts und der Sonderwünsche stehen dem Bauherrn vier unterschiedliche Produktlinien zur Verfügung. Diese Unterteilung in vier
unterschiedliche
Kabinentypen
ist
wesentlicher
Bestandteil
des
Marketingkonzepts der HAMACO GmbH und Basis für den Erfolg des
Unternehmens. Die Technic-Line ist als einfachste Ausführungsvariante eine kostenoptimier
te Hochfrequenz-Kabine mit Kupferabschirmung. Wie alle anderen Kabinen auch, wird sie in Größe und Raumhöhe an die jeweiligen Gegebenheiten der Baustelle angepasst und stellt somit ein Unikat dar. Sie ist geeignet für den
Einsatz von MRT-Tunnelsystemen mit Standard-Gradienten, das heißt, mit normaler
Rechenleistung
und
üblicher
Geräuschentwicklung.
Die
Kostenoptimierung wird durch eine strikte Begrenzung der individuellen Ausstattungsmöglichkeiten erzielt. Hier sind als Zugangstüren ausschließlich
Schwenktüren verfügbar. Die Beobachtungsfenster und Tageslichtfenster können nur in Standardabmessungen bezogen werden, an Farben für die
Türen und Türzargen sowie für die Fenster steht nur eine begrenzte Auswahl
zur Verfügung.
/ ( ' (
Für das gleiche Einsatzgebiet wie die Technic-Line ist auch die Comfort-Line
ausgelegt. Dieses Produkt eröffnet jedoch dem Kunden eine ganze Reihe zusätzlicher Ausstattungsmöglichkeiten. Kennzeichnend für die Comfort-Line
ist ihre Ausrichtung auf ein kundenspezifisch angepasstes hochwertiges Innenfinish. Die Kabine wird ebenfalls schlüsselfertig übergeben und erlaubt
zahlreiche Designvariationen und weitreichende optionale Ausstattungs merkmale. So sind die Zugangstüren beispielsweise nicht nur als Schwenktüren, sondern auch als Doppel- und Schiebetür in jeweils manuell
zu bedienender oder in vollautomatischer Ausführung erhältlich. Die HAMACO-Mustermappe enthält zahlreiche verschiedene Abmessungen, Türblatt- und Rahmenfarben zur Auswahl bereit.
Auch bezüglich der hochfrequenzabschirmenden Beobachtungs- und
Tageslichtfenster, der
Bodenbeläge, der Zwischendecke und dem
Wanddesign stehen dem Kunden zahlreiche unterschiedliche Materialien
und Farben zur Auswahl. HAMACO berät im Hinblick auf eine harmonische
Angsthemmende Raumgestaltung durch großflächige Tageslichtfenster und durchgängiges Farbkonzept.
Zusammenstellung der einzelnen Ausstattungsmerkmale und bietet Einblick in das Fotoarchiv der bereits montierten Abschirmkabinen.
Die Acoustic-Line ist eine schallschutzoptimierte Variante der Comfort-Line
für besonders schnelle Gradienten. Sie ist ausgelegt für den Einsatz von 1,0 bis 1,5 T MRT-Tunnelsystemen. Auch ein kritisches fremdgenutztes Umfeld
kann den Einsatz dieser schallschutzoptimierten Abschirmkabine für die Kernspintomografie erzwingen. Dies ist der Fall, wenn benachbarte
Räumlichkeiten für andere Zwecke genutzt
werden
der
Eindämmung
und
eine
durch
den
Magneten verursachten Geräusch entwicklung notwendig wird. Nichts ist unmöglich - diese Parole kann als kennzeichnend für die
Gestaltungsmöglichkeiten der HighPerformance-Line bezeichnet wer den. Auch sie ist eine Schallschutz kabine, und
deren
Boden
Decke,
eine
noch
Wände
höhere
Schallreduktion gewährleisten als bei der Acoustic-Line. Die High-
Performance-Kabine ist besonders
geeignet für den Einsatz von 1,5 bis Durchdachte Konstruktion als Grundlage für hohe Designfreiheit und Variabilität: Schnittdarstellung von Decke, Wand und Boden der High Performance Line mit optimiertem Schallschutz.
3,0 T Tunnelsystemen mit ultra schnellen Gradienten. Dies sind die
größten und schnellsten Tomogra
fen, die derzeit auf dem Markt ange boten werden. Hier stehen dem Kunden ebenfalls die zahlreichen Ausstattungsvarianten
der
HAMACO-Mustermappe
zur
Verfügung.
Außerhalb der Mustermappen sind aber auch ganz spezielle individuelle
Gestaltungswünsche möglich. Wie bei der Comfort-Line und bei den beiden darauf aufbauenden Produkten Acoustic-Line und High-Performance-Line
wird ein umfangreiches Zubehör für die Ausstattung der Räume angeboten, wie beispielsweise amagnetische Feuerlöscher, Gegensprechanlagen,
Musikanlagen und Videoüberwachungsgeräte.
Durch die gute Reputation Partner in internationalen Entwicklungsprojekten: HAMACO entwickelte die Abschirmtechnik für die BrainSUITE, einem hochmodernen Opertationsraum für die Neurochirurgie. Hinterleuchtete Wände aus Glas schaffen eine entspannende Atmosphäre, eine Monitorwand ermöglicht eine optimale visuelle Darstellung des Operationsverlaufs.
Aufgrund ihrer guten Reputation und der technisch-wissenschaftlichen
Ausbildung ihrer Gesellschafter ist die HAMACO GmbH auch ein kompeten ter
Partner
bei
international
ausgerichteten
Forschungs-
und
Entwicklungsprojekten. So berechnete HAMACO die Anforderungen an die elektro-magnetische Abschirmung im Forschungsprojekt BrainSUITE, einem
innovativen und zukunftsorientierten Operationssaal für die Gehirnchirurgie, in dem ein Kernspintomograf einen wesentlichen Bestandteil des medizini
schen Equipments darstellt. Die Brainsuite verfügt über Seitenwände aus
mattiertem Glas, die homogen hinterleuchtet werden, um Schattenbildung für die Operateure weitgehend zu verhindern. Durch rückseitige Projektion wer
den tomografische Aufnahmen während des medizinischen Eingriffs auf den gläsernen Seitenwänden in starker Vergrößerung visualisiert. Die neuen
technischen Ausstattungskomponenten sowie die gläsernen Wände mit ihrer
Beleuchtungstechnik
stellten
hinsichtlich
ihrer
elektromagnetischen
Abschirmung neue Herausforderungen an die Abschirmtechnik. HAMACO hat sich erfolgreich an der Entwicklung dieses neuen Operationsraumes beteiligt, der weltweit in den renommiertesten Fachkliniken eingesetzt
werden soll.
Die Produkte in Kurzform:
Produkt:
Medizinische Abschirmkabinen
Bezeichnung:
Technic-Line; Comfort-Line, Acoustic-Line;
High-Performance-Line Hersteller:
HAMACO GmbH, Iserlohn
Design:
Werksdesign
Materialien:
Kupfer, Stahl, Aluminium, Bauwerkstoffe,
Polymerwerkstoffe, Holz Der HAMACO GmbH ist es gelungen, ein konstruktiv gut durchdachtes und
montagefreundliches Baukastensystem für medizinisch genutzte Abschirm kabinen für die Kernspintomografie zu entwickeln und erfolgreich auf dem
Markt zu etablieren. Dabei geholfen hat die Einteilung der Produktvielfalt in vier Produktlinien, die den unterschiedlichen Anforderungen der verschiede nen Tomografentypen und dem zur Verfügung stehendem Budget Rechnung
tragen. Die Vorteile der einzelnen Produktlinien werden dem Kunden in über
sichtlichen Printmedien und mittels einer übersichtlichen interaktiven CDROM kommuniziert.
215
power glass® und operator glass® der Firma glas platz e.k. Das im bergischen Wiehl beheimatete Unternehmen glas platz e. k. ist ein
innovativer
Entwicklungsbetrieb
für
Spezialgläser
mit
technischen
Funktionen. Firmengründer ist Karl-Otto Platz, der sich nach der Lehrzeit im väterlichen Betrieb und der Meisterprüfung im Jahr 1975 mit einer eigenen Bauglaserei in einer Scheune selbstständig machte. Schon in dieser Zeit
spezialisierte sich Karl-Otto Platz auf Techniken, die den Werkstoff Glas in
besonderer Weise veredeln. Die Fertigung hochwertiger Facett-Spiegel und
siebbedruckter Gläser brachte ihm Aufträge im In- und Ausland und führte den jungen Unternehmer als Zulieferer bis nach Saudi-Arabien. Heute
beschäftigt die glas platz e. k. 16 Mitarbeiter, die auf 3.000 qm Nutzfläche Innovationen aus und auf Glas entwickeln und fertigen. Zu den Forschungs-
und Entwicklungsgebieten gehören die Chip-on-glass-Technologie, die Flex-
on-glass-Technologie sowie die Strukturierung von elektrisch leitfähig
beschichteten Gläsern.
Die Autoren Rudi Biller (links) und Frank Haase (rechts) im Gespräch mit dem Erfinder und Unternehmer Karl-Otto Platz.
Vor ca. 15 Jahren stellte sich der Existenzgründer die Frage, ob eine weite re Tätigkeit als Zulieferer für die Bauindustrie oder die Entwicklung ganz
neuartiger Technologien unter Einsatz des Werkstoffes Glas die besseren Zukunftsaussichten versprach. Karl-Otto Platz entschied sich für den letzteren
Weg und verschrieb sich der Forschung und Entwicklung sogenannter HighTech-Gläser, einem Thema, mit dem sich zu diesem Zeitpunkt nur wenige
Unternehmen befassten. Um die gewünschte Präzision technischer Gläser
erreichen zu können, mussten Kooperationen mit anderen Firmen eingegan
gen und neue Partnerschaften aufgebaut werden. Zu den ersten Produkten
gehörten Bauteile aus Glas für Fotokopierer. Schnell wurde erkannt, dass auf
Spezialgebieten neben dem gelieferten Produkt auch die Forschung und Entwicklung honoriert wurden.
Die Leistungen auf dem Sektor F & E tragen bis heute maßgeblich zum
Umsatz des Unternehmens bei. Glas Platz erarbeitete sich in der Entwicklung und Fertigung von high tech Gläsern schnell eine gute
Reputation. In der zweiten Hälfte der achtziger Jahre traten daher die Firmen aus der Medizin- und Militärtechnik an den erfindungsreichen Geschäfts
mann heran und gaben die Entwicklung von Touchscreens mit Glasober
fläche in Auftrag. Derartige Benutzeroberflächen wurden zu dieser Zeit ausschließlich von US-amerikanischen Unternehmen mit Kunststoff
oberfläche angeboten. Auf einer Trägerschicht aus Glas wurde eine transparente Kunststofffolie aufgebracht, die mit mikroskopisch kleinen Abstandhaltern voneinander entkoppelt wurden. Durch den Fingerdruck wird die Kunststofffolie auf das Trägerglas gepresst. Elektrisch leitende, hauch dünne Leiterbahnen schließen dabei den für die Auslösung der Funktion
notwendigen Kontakt. Die auftraggebenden Firmen äußerten Interesse an
dieser Technologie, jedoch die erhältlichen Touchscreens mit Kunststofffolien erfüllten nicht die Anforderungen an thermische, mechanische und chemi
sche Resistenz und waren darüber hinaus in feuchten Klimaten nicht einsetzbar.
Der bergische Unternehmer und Erfinder versuchte das Problem zu lösen,
indem er anstelle der Kunststofffolie eine sehr dünne Glasscheibe einsetzte. Da es auf diesem Gebiet kaum Hersteller und noch weniger Fachliteratur
gab, mussten mit neuen Partnerunternehmen zunächst Spezialgläser ent
wickelt werden. Die dünnen Glasfolien mussten flexibel, bruchfest und resistent gegen Feuchtigkeit, Wärme und Chemikalien sein. Im Jahre 1990
begann eine fast achtjährige Entwicklungsarbeit, in der ein Touchscreen mit einer Oberfläche aus einer Glasfolie entstand, der über eine digitale und ana
loge Ansteuerung verfügte, sterilisierbar war, chemisch, mechanisch und thermisch höchsten Beanspruchungen standhielt.
Das neue Produkt wurde von einem großen deutschen Automatisierungs hersteller ausgiebig getestet und erhielt beste Noten. Bis heute wird die unter
dem Markennamen operator glass® geführte Benutzeroberfläche von diesem
Unternehmen auch vertrieben. Erhältlich ist sie beispielsweise als MF-2 Tastatur für die Steuerung von Brauereianlagen. Im Internet wird eine Matrix
Beschriftung angeboten, die sich jeder Nutzer ausdrucken kann und die er
hinter den Touchscreen einschieben kann. So können Steuerungsbefehle handschriftlich in Landessprache notiert und hinter die Tasten gelegt werden.
Aber auch in vielen anderen Anwendungsfällen, von der Brennofensteuerung für Zahntechniker bis zur Druckmaschinensteuerung, ist operator glass® im Einsatz. Schon im Jahr der Markteinführung 1998 wurde operator glass® mit
dem ecology design award vom iF Hannover ausgezeichnet. Das stark nach gefragte Produkt ist mittlerweile weltweit patentrechtlich geschützt und wird
in alle wichtigen Industrieländer exportiert.
Das innovative Produkt operator glass : Touchscreen mit Glasfolie.
Nach der Produktvorstellung 1998 folgten umgehend sehr große Aufträge,
die das Unternehmen glas platz vor neue Herausforderungen stellten. Für
derart große Stückzahlen war das junge Unternehmen damals noch nicht ausgelegt, neue Organisationsstrukturen mussten eingeführt und eine Ferti gungslizenz für die Großserienfertigung vergeben werden.
In den Jahren 1993/94 entwickelte Karl-Otto Platz ein weiteres innovatives
und aufsehenerregendes Produkt, das power glass®. Dieses technische Glas
ist ebenfalls patentrechtlich geschützt. Die Grundidee zur Entwicklung von power glass® entstand in dem Wunsch, mit den unsichtbaren dünnen
Beschichtungen eine Glühlampe mit 230 V inmitten einer Glasscheibe zu versorgen. Der Versuch glückte. Die Glühlampenfassung befand sich inmit ten der aufgebohrten Glasscheibe, die Glühlampe leuchtete mit voller Stärke, aber die stromführenden Zuleitungen blieben dem menschlichen Auge
Staunen erwünscht: power glass als Trennwand.
verborgen. Für den Betrieb mit 230 Volt erteilte aber die Prüfstelle keine
Erlaubnis, aber Niedervoltbeleuchtungen mit LEDs (Leuchtdioden) konnten realisiert werden. Das power glass® besteht im Regelfall aus einem Glas-Sandwich. Aufgebrachte Leuchtdioden können zusammen oder getrennt angesteuert
werden. Die einzelnen LEDs sind im ausgeschalteten Zustand fast unsicht
bar, eingeschaltet bilden sie Leuchtfelder oder lassen einen Schriftzug über die Glasscheibe laufen.
Was zunächst eine optische Spielerei für Boutiquen oder Empfangsräume zu werden vermochte, fand bald auch bei der Gestaltung von Messeständen als
Effektbeleuchtung, beispielsweise für die Deutsche Bahn, Verwendung. Experimentell
wird
die
Einsetzbarkeit
von
power
glass®
in
der
Automobilindustrie als drittes Bremslicht in der Heckscheibe untersucht. Nach fast zehn Jahren der kontinuierlichen Weiterentwicklung hält power
glass® auch Einzug in die internationale Architekturszene. Stattliche Aus
maße der Glasscheiben erlauben den Einsatz im Rahmen einer seilver spannten Fassade, die als zweite
Haut, zum Beispiel vor die Fassaden von Bürohochhäusern gehängt wer
den kann. Da die in der Verklebung zwischen den Glasscheiben einge
gossenen Leuchtdioden im nicht eingeschalteten Zustand nicht sicht
bar sind, können die Elemente direkt
vor die Fenster der Büroräume gehängt werden. Bei Nacht können
Logos in Gebäudegröße abgebildet oder Leuchtschriften über die Haus
fassade geschickt werden. Interes sante nichtkommerzielle Nutzungen,
wie beispielsweise Lichtspiele, die Bewegung in die Fassade bringen, können ebenso realisiert werden.
Aus Verwaltungsgebäuden werden so eindrucksvolle Lichtplastiken. Bei der
rasanten
Entwicklung
der
Leuchtdioden, vor allem der mehr
Unsichtbare Stromversorgung im Glas, magisches Licht: power glass' als Schiebetür.
farbigen Dioden, ist es mit dieser Technologie in naher Zukunft vorstellbar, ein ganzes Hochhaus bei Nacht in
einen dreidimensionalen Monitor zu verwandeln. Auch power glass® erhielt
im Jahr 1999 den iF Design Award.
Die Produkte in Kurzform
Produkt:
hochtransparentes interaktives Touchscreen aus
Glas
Bezeichnung:
operator glass®
Hersteller:
glas platz e. k.
Design:
kundenbezogen
Auszeichnungen:
iF 1998
Materialien:
Glas, metallische Beschichtungen
Produkt:
Verbundglas mit integrierten Leuchtdioden und unsichtbarer Stromversorgung
Bezeichnung:
power glass®
Hersteller:
glas platz e. k.
Design:
kundenbezogen
Auszeichnungen:
iF 1999
Materialien:
Glas, metallische Beschichtungen, Verklebung, elektr. Komponenten
Neben den Produkten operator glass® und power glass® überzeugen auch
alle weiteren Entwicklungen des Hauses glas platz e. k. durch ihren Inno vationswert, ihre einwandfreie technische Umsetzung und ihr elegantes
Design. Ein Besuch der hauseigenen Ausstellung erstaunt und inspiriert zugleich. Mit der notwendigen Kreativität lassen sich zahlreiche Einsatz
gebiete und Anwendungsfälle für diese Technologien finden.
Laborschüttler Stone Shaker der IKA®-WERKE GMBH & CO. KG Die IKA®-Werke wurde 1910 gegründet und hat seinen Sitz in Staufen im
Breisgau. Auf dem 30.400 qm großen Betriebsanwesen widmen sich 324 Mitarbeiter der Entwicklung, Konstruktion und Fertigung hochwertiger
Laborgeräte. Weltweit beschäftigt die IKA®-Werke mehr als 450 Mitarbeiter.
Eine fertigungstechnische Besonderheit des Unternehmens ist die eigene Leiterplattenfertigung. Seit 1990 ist das Produktdesign ein wichtiges Thema
für den Laborgerätehersteller geworden und bis heute geblieben. Die farbenfrohen, unkonventionell, aber dennoch praktisch und zweckdienlich gestalteten Geräte heben sich wohltuend vom Laborgrau ab, ohne an der
Zuverlässigkeit und Hochwertigkeit der Maschinen und Messinstrumente Zweifel aufkommen zu lassen. Heute sieht die Geschäftsleitung der IKA®-
Werke im Design eine Ursache für den lang anhaltenden Erfolg der Produkte, deren Verkaufszahlen kontinuierlich gesteigert werden konnten. Das Produktdesign wird ausschließlich von externen Partnern entwickelt, mit
denen man eine dauerhafte Zusammenarbeit anstrebt. Der Erfolg, der zu weltweiten Niederlassungen in den USA, China, Malaysia, Brasilien, Japan
und Indien führte, geben der Geschäftsleitung in ihrem ausgeprägten
Designbewusstsein recht. Wir untersuchten den Stone Shaker, ein Laborgerät zum Schütteln, das als
besonderes Kennzeichen ein Gehäuse aus hochwertigem Beton aufweist. Der Startschuss für die Entwicklung des Stone Shakers fiel im Jahr 1997.
Zielvorgabe war die Realisation eines preiswerten Nischenproduktes mit einer Begrenzung auf Basisfunktionen, um auch den Markt unterhalb der
High-Tech-Geräte der IKA®-Werke bedienen zu können. Zu den grundlegen
den Anforderungen im Pflichtenheft gehörten geringe Herstellkosten, sehr
gute Grundfunktionen, hohe Standfestigkeit, einfache Bedienung sowie die Gestaltung des neuen Laborgerätes als Imageträger für das Unternehmen. Die Entwicklung benötigte einen Zeitraum von fast drei Jahren und begann
im Januar 1998 und endete im Oktober 2000. Von Anfang an arbeiteten die Entwicklung, die Fertigungsplanung, das Anwendungstechnische Labor
sowie die Geschäftsleitung eng zusammen. Ende 2000 erfolgte danach die Markteinführung. Die Werkzeugkosten beliefen sich auf € 77.000, die sonsti gen Entwicklungskosten betrugen € 103.000. Als Ausführungsvariante
brachte IKA®-Werke die gelb gehaltene yellow line auf den Markt, die als Economy Line die gewohnte IKA-Qualität zu günstigeren Preisen bietet. Der Stone Shaker ruht auf vier rutschfesten Standfüßen, die eine Gehäuseplatte
Preiswertes, aber qualitativ hochwertiges Nischenprodukt, innovativer Einsatz des Werkstoffes Beton: Der Stone Shaker der IKA5,-Werke.
aus hochwertigem Beton tragen. Der angefaste Sichtbeton verleiht dem Schüttler eine hohe Standfestigkeit in allen Drehzahlbereichen. Das
Betonelement weist auf der dem Benutzer zugewandten Front einen trapez
förmigen Ausschnitt auf, der von der in IKA-Blau gehaltenen Benutzer oberfläche ausgefüllt wird. Die Position der Schalter als Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine wird durch diesen Farbeinsatz sofort visua
lisiert. Dies ist auch zugleich das einzige Bauteil, das die Hausfarbe einsetzt. Die analoge Bedienung für die digitalen High-Tech Steuerelemente hat sich als IKA Qualitätsmerkmal bereits bei artverwandten Produkten des Hauses bewährt. Die Anwendung wird durch den Drehschalter vereinfacht und über zeugt im täglichen Gebrauch. Der Drehschalter des Stone Shakers dient zur
Einstellung der Drehzahl der kreisförmigen Schüttelbewegung.
Der
Schüttelhub beträgt maximal 2 mm, dem Anwender steht ein Drehzahl bereich bis 1100 min1 zur Verfügung.
Das preiswerte Gerät wird von der IKA®-Werke inklusive Universal schüttelaufsatz und chemisch äußerst widerstandsfähiger Schutzhaube
geliefert.
Das Produkt in Kurzform:
Produkt:
Schüttler
Bezeichnung:
Stone Shaker
Hersteller:
IKA®-Werke, Staufen
Design:
Andreas Frei, Dipl.-Ind.-Des. (FH)
Auszeichnungen:
Design Innovationen 2000, Auszeichnung für
Höchste Designqualität Materialien:
Beton, Kunststoff, Aluminium
Das Produkt Stone Shaker gliedert sich harmonisch in die Produktpalette der IKA®-Werke ein und füllt eine Marktnische. Der Einsatz von Beton als
Werkstoff für die Fertigung eines Gerätegehäuses ist innovativ und zur Verleihung der notwendigen Standfestigkeit sinnvoll. Schade fanden wir nur,
dass die Skala außerhalb des Drehknopfes ihre „5“ der Fase opfern musste und so beim ersten Betrachten der Eindruck eines Richtungsgebers mit
rastender Nullstellung in der Mitte erzeugt wird.
225
Lichtspiegelschrank ASPECT der Jokey Plastik Sohland GmbH Das Unternehmen Jokey wurde im Jahr 1968 von Josef Kemmerich und sei
nen vier Söhnen im bergischen Wipperfürth gegründet. Auf der 200 qm
großen Produktionsfläche stellten zunächst zehn Mitarbeiter auf gebrauchten Spritzgussmaschinen Kunststoffeimer her. Die Produkte behaupteten sich
auf dem Markt und kamen so gut an, dass die Produktionsfläche schon nach kurzer Zeit nicht mehr ausreichte. Die Möglichkeit und die Notwendigkeit zur
Expansion waren gegeben und ein neues Firmengebäude wurde errichtet. Jokey übernahm nach der Fertigstellung der neuen Betriebsstätte 1975 das
durch
die
Ölkrise
angeschlagene
Unternehmen
Sure
Plastik
in
Gummersbach. In den beiden Werken wird seitdem eine Vielzahl an unter schiedlichen Kunststoffartikeln hergestellt.
Durch das Zusammenrücken der europäischen Staaten zu einem Wirtschaftsraum und durch die damit verbundene Internationalisierung
wuchs der Auslandsumsatz des Hauses Jokey erheblich. Bereits Anfang der 80er Jahre wurde ein Drittel der produzierten Waren in das europäische
Ausland geliefert. Zusätzlich zeigte sich die internationale Ausrichtung des Unternehmens in der Übernahme der französischen Firma Sicopal in
Labourse. Auch die Öffnung des osteuropäischen Marktes unterstützt ent scheidend das stetige Wachstum des Unternehmens. Mittlerweile produzie
ren mehr als 700 Mitarbeiter an den sechs Standorten in Deutschland, Frankreich, Polen und Tschechien weit über 500 Kunststoffartikel in den
Bereichen Badausstattung, Verpackungstechnik, Büroartikel und technische Kunststoffteile.
Im
Jahr
1995
wurde
Jokey
von
der
European
Foundation
for
Entrepreneurship (EFER) unter der Schirmherrschaft der Europäischen
Kommission als eines der 500 erfolgreichsten Unternehmen Europas ausge
zeichnet. Grundstein dieses Erfolgs ist die ausgezeichnete Dualität der Produkte sowie die hohe Flexibilität des Unternehmens, das sehr schnell
spezielle Kundenwünsche berücksichtigen kann und diese auch präzise aus
zuführen vermag. Zur Sicherung der Kundenzufriedenheit unterhält Jokey ein europaweites Servicenetz. In Zusammenarbeit mit den Kunden entwickelt Jokey kontinuierlich neue, opti
mierte Produkte. Die ernsthafte Auseinandersetzung mit der Umwelt
thematik ist seit Jahren ein Eckpfeiler der Unternehmensphilosophie. So wer den bei der Herstellung der Kunststoffartikel ausschließlich umweltschonende
Materialien wie Polypropylen oder Polyäthylen eingesetzt. Durch die Wiederverwertung von Sekundärrohstoffen aus Altverpackungen gewährlei stet Jokey die Erfüllung wichtiger ökologischer Rahmenbedingungen.
Jokey ist in den vergangenen 30 Jahren zu einer modernen, inhabergeführ ten Unternehmensgruppe gewachsen. Über 1.000 Mitarbeitern an acht
Standorten im In- und Ausland produzieren Kunststoffteile auf über 280 Spritzgießautomaten.
Die Produktpalette umfasst die drei Sparten Büroartikel und technische Kunststoffteile, die im Kundenauftrag für andere Hersteller gefertigt werden,
Verpackungen wie beispielsweise Eimer sowie Badausstattungen. Die Sparte der Badausstattungen umfasst Spiegelschränke und Badmöbel aus
Kunststoff und aus mdF. Alle Badmöbel werden im Werk in Sohland an der Spree, bei der Jokey
Plastik Sohland GmbH, gefertigt. Den 1872 als Adler Knopffabrik gegründe ten und in der DDR unter dem Namen VEB Formaplast geführten Betrieb
übernahm Jokey zwei Jahre nach der Wende. Seit der Übernahme betreut
Heribert Heller als Geschäftsführer das Unternehmen. Der Umsatz konnte durch die Umstrukturierung, Modernisierung und Erweiterung des Betriebs
sowie durch die Fertigung der neuen Produkte von ca. 7 Mio. € im Jahr 1992 auf ca. 25 Mio. € im Jahr 2002 gesteigert werden. Für unsere Produktanalyse untersuchten wir den Spiegelschrank ASPECT.
Drei Jahre nach Übernahme des VEB Formaplast fiel in Sohland im Jahr
1994 die Entscheidung, einen neuen Spiegelschrank für die mdF-Fertigung unter dem Produktnamen ASPECT zu entwickeln und zu fertigen. Zielsetzung war es, das Kunststoffprogramm um ein weiteres Badmöbel aus
mdF zu ergänzen. Der ASPECT hat in der hochwertigen Marktnische seine Positionierung gefunden. Unserer Meinung nach ist er das auffälligste und
eigenständigste Element des mdF-Programms. Für die Designentwicklung wurde ein externer Partner gesucht. Man ent
schied sich für das Designbüro Signoform aus Schwäbisch Gmünd. Die gesamte Entwicklungsdauer betrug ein Jahr. Als besondere Herausforderung
erwies sich die Realisation der indirekten Beleuchtung, die sicherlich eines
Der ASPECT Ein hochwertige Lichtspiegelschrank aus mdF.
der bedeutenden Alleinstellungsmerkmale dieses Badmöbels darstellt und
Mitbewerbern sowie zukünftigen Entwicklungen des Hauses Jokey einen hohen innovativen Impuls verlieh. Auf der Eisenwarenmesse in Köln 1995
wurde der ASPECT der Fachwelt sowie der Öffentlichkeit vorgestellt.
Seitdem wird er erfolgreich über die DIY’-Märkte, den Möbelhandel sowie über den Sanitärfachhandel vertrieben.
Auffälliges Charakteristikum der Grundgestaltung des Spiegelschranks ASPECT ist seine asymmetrische Gliederung. Rechts und links einer verti
kalen Funktionssäule befinden sich unterschiedlich breite Schrankteile, deren weiß gehaltene Innenräume durch horizontale Glasablagen unterteilt werden. Die großflächigen Spiegeltüren sind so klar und puristisch gestaltet,
dass sie weder Griffe tragen noch über mattierte oder andersartig gekenn zeichnete Griffflächen verfügen. Optisch werden die Spiegelflächen vertikal
durch die mdF-Tür des Mittelsegments sowie durch zarte vertikale mdF-
Streifen an den Außenseiten der Türen eingefasst. Diese drei sichtbaren
mdF-Elemente stellen auch die einzigen Bauteile dar, die der farblichen
Codierung dienen. Insgesamt stehen die vier Oberflächen Birkefurnier, Lack
weiß, Lack marinblau und Lack ebony (schwarz) zur Auswahl. Der Korpus ist in allen Varianten weiß.
Das zweite auffällige Gestaltungsmerkmal ist die indirekte Beleuchtung. In
vertikaler Verlängerung der Funktionssäule wird der Korpus von einem weißen Reflektorschirm gekrönt, der ein formal ausgeglichenes optisches Gegengewicht zum unteren Überstand der Funktionssäule und der durch sie
gehaltenen freien Glasablage bildet. Der Reflektorschirm ist ein technoides, aber auch architektonisches formales Element, das die hohe Wertigkeit die
ses Badmöbels visualisiert und dem Korpus seine Erhabenheit verleiht. Er
unterstützt den Ausdruck der asymmetrischen Grundgestaltung und verleiht dem immerhin 108 cm langen Möbel die scheinbare Leichtigkeit. Die Tür der
Funktionssäule verdeckt die Sicht auf die beiden Steckdosen. Im oberen
Bereich befindet sich eine analoge Uhr. Der Raum hinter den Steckdosen
Links: geöffnete Funktionssäule mit analoger Uhr.
Rechts: rechter Schrankteil mit SchwenkschubladenJl
und hinter der Uhr konnte für die Elektroinstallation, für die Unterbringung von Lichtschalter und Flood-Strahler, genutzt werden. Zusätzlich bietet die
Funktionssäule drei durch Glasablagen abgetrennte Staufächer für kleinere
Utensilien für die Körperpflege.
Als Ordnungshilfe befinden sich im rechten Schrankteil drei stabile
Schwenkschalen.
Die
unter dem
Korpus
am
Ende
unteren
der
Funktionssäule angebrachte Glasablage unterstreicht die Asymmeterie und
trägt zusätzlich zur optischen Leichtigkeit bei. Ihr sanfter Rundungsradius an
der Frontkante ist ein formales Echo der konvexen Biegung der mittleren Tür und des Reflektorschirms. Das ausbalancierte Wechselspiel zwischen
gebogener Spannung und Fläche sowie zwischen Volumen und gestalteri scher Leichtigkeit spiegelt eine hohe Designkonsequenz unter Einbeziehung
des Alleinstellungsmerkmals einer innovativen Lichtinszenierung. Passend
zum
Spiegelschrank ASPECT
bietet
Jokey
auch
einen
Unterschrank, einen Anbauschrank, eine Waschtischplatte und einen
Hochschrank im Coordinated Design an.
Links: ASPECT mit Waschtischplatte, Unter-, Anbau- und Hochschrank.
Rechts: großvolumiger Innenraum im linken Schrankteil.
Das Produkt in Kurzform:
Produkt:
Lichtspiegelschrank
Bezeichnung:
ASPECT
Hersteller:
Jokey Plastik Sohland GmbH, Sohland / Spree
Design:
Signoform, Schwäbisch Gmünd
Materialien:
mdF, Glas
Marketing:
Vertrieb über DIY’-Märkte, Möbelhandel, Sanitärfachhandel.
Ergänzende Produkte wie Waschtischplatte,
Unterschrank, Anbauschrank und Hochschrank werden im Coordinated Design angeboten.
Vier Farbvarianten.
Die
hohe
Designkonsequenz,
verbunden
mit
einem
innovativen
Lichtkonzept, hat uns am ASPECT beeindruckt und uns von diesem hoch wertigen Produkt überzeugt. Trotz seiner großvolumigen Abmessungen
(108 x 97 x 21 cm) vermittelt der ASPECT dank seiner Gestaltung und aus
gewogenen Proportionen eine optische Leichtigkeit.
Designschnorrer
Die Bezeichnung Designschnorrer, auch wenn sie sich auf den ersten Blick etwas lustig anhören mag, ist in der Designszene zu einem festen Begriff geworden, der Unternehmer bezeichnet, die sich eine Dienstleistung auf dem Gebiet des Design erschleichen wollen. Die eingesetzten Maschen haben
Erfolg, die Designer sind jedoch an diesem Erfolg für die Unternehmen nicht
unbeteiligt. Trotz der großen Chancen, die Unternehmen heute haben, für Designleistungen nicht bezahlen zu müssen, ist diese Vorgehensweise aber
auch mit hohen Risiken verbunden, die von den Designschnorrern zu deren eigenem Nachteil nicht oder oft zu spät erkannt werden. Die Schuld für die möglichen auftretenden Fehler wird dann in der Regel dem Designer zuge schoben und die schnorrende Zunft fühlt sich anschließend noch in der Richtigkeit ihres Vorgehens bestätigt. Wir selbst sind in unseren ersten
Jahren mehrfach auf Designschnorrer hereingefallen und möchten die uns bekannten und gängigsten Praktiken und Argumentationsweisen hier einmal offenlegen. In den späten neunziger Jahren arbeiteten wir eng mit einem befreundeten
Ingenieur zusammen, der gemeinsam mit uns einen neuen Typ einer Schraube für den Baubedarf entwickelte und zum Gebrauchsmuster anmel dete. Um eine Schraube mit harter selbstschneidender Spitze und korrosi onsbeständigem Gewinde und Kopf zu erzielen, wurde von uns ein speziel les Verfahren, das teilweise Plasmanitrieren, vorgesehen, für das ein Erfinder
aus Siegen maßgebliche Entwicklungsarbeit geleistet hat. Der Erfinder hatte
ein Jahrzehnt vor unserer Gebrauchsmusteranmeldung ein Unternehmen gegründet, dass die Anlagen zur Plasmanietrierung herstellt und verkauft,
zeitgleich aber auch in eigenen Plasmaöfen in Lohnarbeit die von uns benötigten Beschichtungen ausführt. In gemeinsamen Besprechungen einig ten wir uns darauf, einen Vertrag aufzusetzen, in dem geregelt wird, dass wir aus einer möglichen erfolgreichen Lizenzvergabe unseres Gebrauchs
musters einen festgelegten Teil an den Erfinder abtreten als Gegenleistung für die zahlreichen Versuchsreihen, die er in seinem Plasmaofen mit unseren
Testschrauben durchführt. Da wir alle in Vertragsfragen zu dieser Zeit noch sehr unerfahren waren, zogen wir die Unterstützung eines im wirtschaftlichen Vertragsrechts erfahrenen Anwalts in Frage. Um eine solche langfristig gedachte Zusammenarbeit mit einer Anwaltskanzlei vorzubereiten, besuch
ten wir einen uns empfohlenen Rechtsanwalt für Wirtschaftsrecht zu einem
rein informativen Gespräch. Dieses Gespräch dauerte etwas über eine Stunde und sollte vor allem die Frage der „persönlichen Chemie“ klären, die
für eine enge Zusammenarbeit auf einer Ebene, auf der absolutes Vertrauen
verlangt wird, so wichtig ist. Der junge Mann, der uns in seiner Trachtenjacke gegenüber saß, wollte zunächst einen Blick in den fünf Seiten umfassenden
und von uns vorbereiteten Vertragsentwurf werfen, den er uns dann sehr langsam und mit mehrfachen Wiederholungen vorlas. Er empfahl mehrfach
eine Zusammenarbeit mit ihm, über mögliche Schwachstellen unseres
Vertragsentwurfs im Detail wollte er aber noch keine Auskunft geben.
Stattdessen schilderte er uns die Wichtigkeit, unseren Gesellschaftervertrag, den wir nicht dabei hatten, doch auch einmal überprüfen zu lassen. Die gute
Stunde Beratung, die eigentlich nur in der Aufforderung zu weiteren
Aufträgen bestand, kostete uns damals 450 DM, was gut 230 € entspricht. Dabei verwies der Rechtsanwalt auf ein Regelwerk zur Gebühren
berechnung und darauf, dass er sogar seine Zulassung verlieren könnte,
wenn er uns diese Leistung nicht berechnen und jemand davon erfahren würde. Dieses Beispiel der Gebührenfestlegung und die konsequente Art, sie durch
zusetzen, steht im krassen Gegensatz zu der von Designern üblichen
Geschäftspraxis. Wenn wir uns auf Messen aufhalten, machen wir uns häu fig über die zahlreichen einzeln auftretenden Designer lustig, die in schwarze
Rollkragenpullover gekleidet und mit einer Zeichenmappe bewaffnet auf
Kundenfang gehen. Dabei ist unser Humor nur ein gutes Mittel gegen das Unverständnis und den Ärger, den man empfindet, wenn man an die weitrei
chenden Folgen dieses Verhaltens denkt. Im ersten Jahr unserer Geschäftstätigkeit, 1993, lachte uns ein Aussteller auf einer Messe in
Düsseldorf aus, als er erfuhr, dass wir in Sachen Design unterwegs waren.
Er beteuerte, nie wieder mit einem Designer zu arbeiten und gab bekannt, schon mehrfach mit jungen Kreativen Versuche gestartet zu haben, aber nie
mals ein brauchbares Ergebnis erlangt zu haben. Bei näherem Nachfragen stellte sich heraus, dass es sich immer entweder um Designstudenten oder
um Designer handelte, die erst vor Kurzem ihren Abschluss erhalten hatten und sich für wenig Geld oder zu einem kostenlosen Erstauftrag angeboten hatten. Kreuz und quer durch die Republik zieht ein Schwarm von
Designstudenten oder jungen Gestaltern, die ihre geringe Erfahrung und ihr noch mangelndes gestalterisches Vermögen für einen Hungerlohn anbieten.
Teilweise kommen diese Designanbieter sogar mit Zeichnungen auf Messen, um von irgendeinem Unternehmen entdeckt zu werden. Die Tatsache jedoch,
dass sie ihre Entwürfe zahlreichen verschiedenen und miteinander in
Konkurrenz stehenden Produzenten vorführen, zeigt bereits, wie unerfahren sie sind und in welcher Scheinwelt sie leben. Haben wir nicht alle gelernt,
dass Design eine maßgeschneiderte Entwicklung ist, die den Markt und die Strategie des Auftragsgebers berücksichtigt und seine fertigungstechnischen Möglichkeiten in optimaler Weise einsetzt und ausschöpft? Wie kann man glauben, dass auch nur irgendein Hersteller, beispielsweise von Sanitärarmaturen, einen zeichnerischen Entwurf für so überlegen hält,
dass er den Entwurf gleich abkauft? Ja, selbst wenn der ultimative Entwurf einer Armatur gelungen ist, wenn die fertigungstechnischen Parameter stim
men, wenn der Entwurf exakt in die Produktphilosophie des Herstellers passt
- warum um alles in der Welt sollte man für diesen Entwurf, den man bereits bei der Präsentation gesehen hat, nachträglich Geld bezahlen? Zwischen
einem ersten Entwurf und dem Serienprodukt gibt es immer Modifikationen und Optimierungen, die das Produkt verändern und der Designer hätte keine Chance, nach der Markteinführung einer auf seinem Entwurf basierenden Armatur Jahre später sein Geld einzuklagen. Vermutlich würde er sein
Produkt, duch technische Anforderungen und Anpassungen an bestehende Produkte stark verändert, gar nicht mehr erkennen. Oft sind es nur Details, die wichtige Design- und Denkanstöße bewirken, und
die in andere Produkt- oder Designentwicklungen einfließen können.
Trotzdem wird diese Praxis der kostenlosen Vorstellung von unbeauftragt angefertigten Entwürfen immer wieder betrieben. Zu viele junge Gestalter
glauben daran, wie ein Star des Showbusiness entdeckt zu werden und eine steile Karriere zu machen. Wir haben in unserem Berufsleben auch
Unternehmen kennen gelernt, die diese Praxis als unseriös empfinden und
bei denen man sich auf diesem Weg einen Einstieg in eine erfolgreiche Zusammenarbeit sogar verbaut. Viele andere aber sammeln die kostenlosen
Entwürfe als zusätzlichen kreativen Input für ihre internen Designabteilungen oder übermitteln die Ideen den externen Designbüros, die dann gegen eine
relle Bezahlung die Ideen analysieren und brauchbare Details in eigene
Designentwicklungen einbauen. Das Durchführen dieser unaufgeforderten Designpräsentationen in der Hoffnung auf große Aufträge ist weit unterhalb
der Prostitution anzusetzen, da der Designnachwuchs hier nicht nur seine Zeit und seine Fähigkeiten verschenkt, sondern darüber hinaus auch noch
zur Rufschädigung einer ganzen Berufsgruppe und zur Zerstörung des
Designmarktes beiträgt, von dem er letztendlich leben möchte.
In Ergänzung zur schlimmsten Form des Designschnorrertums, dem
Entgegennehmen
und Auswerten
von
unaufgefordert
zugesandten
Entwürfen, existiert das aufgeforderte Verschenken von Entwürfen. Diese Masche geht im Gegensatz zu der zuvor beschriebenen Vorgehensweise
vom vermeintlichen Auftraggeber aus, der sich aber die vorher beschriebe nen Umstände in seiner Argumentationskette zu Nutze macht. Als junger und
in der Gestaltung tätiger Mensch wird einem bewusst, dass der Designmarkt nicht nur stark umkämpft, sondern zu allem Übel auch noch sehr klein ist. Nur wenige Unternehmen zeigen ein Designinteresse und die Erfahrung, zwi
schen ehrlichen und unehrlichen Anfragen zu unterscheiden, kann ohne Berufserfahrung noch nicht ausgebildet sein.
Die Kontaktaufnahme eines Designschnorrers kann am Telefon, per Fax,
Internet oder persönlich auf Messen erfolgen. Unabhängig von der Wahl des Kommunikationsmittels erklärt der vermeintliche Auftraggeber zunächst sein
großes Interesse an einer Designdienstleistung und definiert sehr ausführlich
seine Designaufgabe. Häufig wird darauf hingewiesen, dass man schon lange Zeit ein neues Design suche und dass man sich jetzt endlich dieser
großen Herausforderung konsequent stellen möchte. Der Designer ist also gerade im rechten Moment gekommen und hat quasi die Nadel im Heuhaufen gefunden. Andeutungen, dass man nach Abschluss der noch auszuführenden ersten Designaufgabe, für die man jetzt einen kompetenten
Partner sucht, auch gleich zahlreiche weitere Produkte neu gestalten lassen will, um auf dem internationalen Markt durch besseres Design wichtige
Marktvorteile erzielen zu können, erhöhen die Risikobereitschaft des Anbieters. Zu dumm ist jedoch, dass sich schon mehrere Designer vorge
stellt haben. Zwar nicht zu viele, aber eben zwei oder drei, so dass auch noch
eine gute Gewinnchance in diesem Wettbewerb besteht. Die anderen Designer haben zudem bereits ihre Bereitschaft geäußert, erste Ideen
kostenfrei zu unterbreiten.
Wozu sich die meisten Existenzgründer in Sachen Design in dieser Situation entschließen, ist nicht, dem vor ihnen stehenden Designschnorrer als Strafe
für sein Lügengewirr vor das Schienbein zu treten, sondern sie willigen ein. In den nächsten drei bis vier Wochen werden sie mit höchstem Arbeitseinsatz
detaillierteste Entwürfe zeichnen, um ihre Mitbewerber auszustechen und
ihren Designschnorrer zufrieden zu stellen. Dieser wird sich nach und nach die Präsentationen ansehen, gute Ideenansätze erkennen, an seine eigenen
Entwickler weitergeben und den Designer später mit einer Ausrede zum Verzicht auf das oft noch nicht einmal angesprochene Honorar bewegen.
Dabei kann eine ganze Reihe von glaubwürdigen Ausreden eingesetzt
werden, so zum Beispiel, dass ein Mitbewerber leider besser war, dass kein ansprechender Entwurf gesichtet wurde oder dass aufgrund unternehmens interner Entscheidungen die weitere Entwicklung leider um ein Jahr ver
schoben wird. Letztere Ausrede stellt den Desinger auch gleich für die entsprechende Zeitangabe ruhig, danach kann er am Telefon leicht um ein weiteres Jahr vertröstet werden.
Das wir selbst mehrfach auf unterschiedlichste Designschnorrervarianten
hereingefallen sind, zeigt, wie ideenreich diese gestaltet sind und wie lange es dauern kann, bis man die gängigsten Schnorrerverhaltensweisen erken nen und ihnen geschickt vorbeugen kann. Trotzdem ist man nie davor gefeit, in gewissen Bereichen durch geschickte Kaufleute ausgetrickst zu werden.
Dienstleistungen kostenfrei von uns zu erhalten, ist heute allerdings nur noch
guten Kunden im Rahmen von Rabatten oder in Form von bewusst geschenkten Dankgaben möglich.
Menschen, die schon vor Beginn der ersten Zusammenarbeit einen kosten losen Entwurf verlangen, erhalten von uns eine Absage. Schließlich können
wir unsere Zeit, anstatt sie für unbezahlte Entwürfe zu verschenken, lieber mit der Akquisition neuer ernstzunehmender Kunden oder auch mit dem
Liegen auf der Terrasse verbringen. Es ist jedoch verwunderlich, dass auch größere und namhafte Unternehmen
zu den Designschnorrern zählen. Während kleine mittelständische Betriebe, oft inhabergeführt, meistens schlechte Erfahrungen mit dem Design
schnorren machen, können größere Betriebe leider häufig ihren Nutzen dar
aus ziehen. Der Unterschied besteht darin, dass kleinere Betriebe versuchen, die ergaunerten Entwürfe wirklich umzusetzen und in die Lösung
der technischen Probleme der unausgereiften Entwürfe viel Geld und viel Zeit investieren müssen. Bei der Anpassung der unausgereiften Entwürfe an
die fertigungstechnischen Möglichkeiten wird der Entwurf auch häufig
zerstört.
Im
Gegensatz
dazu
verfügen
große
Unternehmen
über
Entwicklungs- oder sogar Designabteilungen und die ergaunerten freien
Entwürfe stellen lediglich einen zusätzlichen geistigen Input für die
Entwicklungsmannschaft dar. Hier werden gute Ideenansätze erkannt und
mit viel Sachverstand in die eigenen Konzeptionen eingearbeitet. Um sich
Designentwürfe zu schnorren, legen einige Unternehmen listige und von
Lügen gesäumte Strategien an den Tag.
Das wohl dreisteste Beispiel in unserer Unternehmensgeschichte ging von
einem österreichischen Unternehmen aus, das eine Methode zur Haar verlängerung entwickelt hatte und eine Kette von Friseursalons im
Franchising-System in Österreich und in Deutschland aufbauen wollte. Da wir bereits eindringliche Erfahrungen mit Designschnorrern unterschiedlich
ster Art gewonnen hatten und eine Art rational-intuitives Frühwarnsystem
aufgebaut haben, konnten wir durch unsere vorsichtige Vorgehensweise
Schäden für unser Studio vermeiden. Zwei oder drei Jahre zuvor hätten wir uns aber sicherlich über Wochen in intensivste Arbeit gestürzt und wären
anschließend leer ausgegangen. Das erwähnte Unternehmen aus Graz nahm Kontakt zu uns auf und fragte
zunächst an, ob wir an einer zielgruppenorientierten Konzeption und der anschließenden Gestaltung eines Frieseursalons als Muster für die
Franchising-Salons interessiert seien und ob man uns Unterlagen als Basis
für eine Preiskalkulation zuschicken dürfe. Natürlich stimmten wir zu und erhielten eine Video-Cassette mit einer Beschreibung des Verfahrens zur Haarverlängerung, Unterlagen eines Trendforschungsinstituts über das
Verbraucherverhalten in Friseursalons sowie ein Pflichtenheft mit genauer Defintion unserer Aufgaben und einem Zeitplan. Die Unterlagen waren so
umfangreich, dass wir einen Tag auf die Erfassung der Aufgabe und einen weiteren Tag auf die Erstellung unseres Angebots verwendeten. Nach Zusendung des Angebots erhielten wir Wochen später eine Antwort, aus der hervorging, dass wir unter zahlreichen Einsendungen nur noch mit drei wei
teren Büros im Wettbewerb stünden. Ferner wurden wir in diesem Antwortschreiben dazu aufgefordert, unser Angebot um den Bau von
Prototypen der einzelnen Elemente der Inneneinrichtung des Mustersalons
zu erweitern. Nach Zusendung dieses erweiterten Angebots wurden wir nach München eingeladen, um in einem Hotel den Auftrag noch in Details zu
besprechen. Auf telefonische Anfrage versicherte man uns, dass man sich für uns ent schieden habe und nur noch Details geklärt werden müssten. Das einzige
Detail, dass man mit uns noch klären wollte, war allerdings der Umstand,
dass man die umfangreichen Leistungen kostenfrei haben wollte. Aber das
erfuhren wir erst in München. Da wir für die Entfernung Iserlohn - München das Flugzeug nutzten, waren wir anstatt am frühen Nachmittag bereits in den
Vormittagsstunden in der bayerischen Metropole eingetroffen. Um nach dem Mittagessen das vereinbarte Hotel schnell und sicher zu finden, führte uns
unser Weg zunächst dorthin. An der Rezeption wusste man nichts von einem reservierten Raum, das Gespräch sollte offensichtlich in der Hotellobby statt
finden. Die Dame verwies auf drei schwarz gekleidete Herren, die bereits den ganzen Vormittag einen Designer nach dem anderen empfingen. Unerkannt
zogen wir uns zunächst zurück und genossen ein vorzügliches Mittagessen in einem Münchener Edelrestaurant.
Bei dem anschließenden Treffen im Hotel dauerte es eine ganze Weile, bis
einer der drei Herren die von uns erwartete Katze aus dem Sack ließ. Nach seiner Ansicht sollten wir Verständnis dafür aufbringen, das man zunächst einmal nur einfache Skizzen, diese aber kostenfrei, von uns erhalten müsse.
Schließlich wisse man ja vorher nicht, was wir entwickeln würden.
Entschieden hatte man sich für uns aber aufgrund unserer erstklassigen Referenzen. Wir haben dieses frevelhafte Angebot ausgeschlagen und dar
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auf verwiesen, dass wir in Kenntnis dieser Wünsche weder die Angebote ausgearbeitet noch den Flug nach München angetreten hätten. Da uns durch die Art der Anfrage und die telefonische Auskunft eine seriöse Geschäfts
anbahnung angedeutet wurde, sahen wir den Tatbestand der Irreführung
gegeben und reisten ab. Wir stellten eine reelle Rechnung für den Besuchstag und für die Reisekosten aus, die uns nach Androhung einer
Klage auch beglichen wurde. Zumindest bei diesem Designschnorrer gingen wir nicht leer aus, sondern
haben durch unser konsequentes Verhalten vermutlich viel mehr Geld
erhalten als unsere Berufskollegen, die in den folgenden Wochen hart an der Konzeption der Friseursalons gearbeitet haben.
Interessant an diesem Vorfall ist die verbrecherische Systematik, mit der
unser vermeintlicher Auftraggeber versuchte, den Eindruck eines seriösen
Geschäftsgebarens zu vermitteln. Offenbar suchte man keine unerfahrenen
Gestalter, sondern wollte Designer mit einer gewissen Berufserfahrung zur Lösung dieser Gestaltungsaufgabe verleiten. In diesem Zusammenhang möchten wir auf die Homepage unseres Kollegen Rido Busse verweisen, der
unter www.designschnorrer.de eine zentrale Datenbank aller Design schnorrervorfälle errichtet.
Das Designschorrertum braucht zu seiner Existenz zwei Partner, vermeintli
che Auftraggeber und Designer, die darauf eingehen. An den Unternehmern können wir nichts ändern, innerhalb der eigenen Zunft wären viele Ansätze
zu verfolgen. Zum einen muss den Unternehmen das Argument entkräftet
werden, dass man bei Designern nicht weiß, was man bekommt und daher ein Risiko besteht, dass man nur durch eine kostenlose Anforderung erster Ideenskizzen mindern kann. Seriöse Designarbeit ist immer eine enge
Gemeinschaftsentwicklung zwischen Designer und Auftraggeber. Man ent
wickelt keine Prototypen und zieht anschließend zur Präsentation das weiße
Tuch herunter. Zahlreiche Treffen, auch zwischen den Präsentationsterminen, unzählige
telefonische Rücksprachen und ein enges Verhältnis zwischen Ingenieuren
und Designern sowie die vorhergehende genaue Analyse des Auftraggebers und seiner fertigungstechnischen Möglichkeiten garantieren - und das Wort garantieren sei hier besonders hervorgehoben - eine einvernehmliche
Designentwicklung im Interesse und in den Möglichkeiten des Auftraggebers. Um dieses Ziel in jedem Fall zu erreichen, müssen die Hochschulen effizien
ter und realitätsnäher ausbilden und ihre Studieninhalte und Prüfungen in vielen Fällen den Anforderungen der Praxis anpassen. Der Designer ist uni
versell gebildet und die universellen Fähigkeiten werden häufig nicht ausrei chend durch das Studium vermittelt. Dadurch entstehen Enttäuschungen in
der Zusammenarbeit mit jungen Gestaltern, die den Markt über Jahre hinaus beeinträchtigen und einen nicht geringen Schaden in wirtschaftlicher, emo tionaler und gestalterischer Qualität verursachen.
Zum anderen muss der Begriff Designer geschützt werden wie es der
Architektenbegriff durch die Architektenkammern ist. Nur so kann ausge schlossen werden, dass sich auf dem ohnehin kleinen Designmarkt Anbieter
mit abgebrochener oder gar ohne Ausbildung tummeln. Niemand, der nicht über ein abgeschlossenes und universell ausgerichtetes Studium verfügt,
sollte das Recht haben, Designdienstleistungen anzubieten und auszuführen beziehungsweise sich als Designer auszugeben. Eine solche Regelung wäre nicht nur ein guter Schutz für die Auftraggeber, sondern würde auch der zunehmenden Begriffsverunsicherung des Wortes Design entgegen wirken.
Neben einer genau geregelten Zulassung zum Tragen der Berufs bezeichnung Designer ist es an der Zeit, auch ein Mindesthonorar für Designleistungen verbindlich festzulegen. Nur so kann verhindert werden,
dass Berufseinsteiger zu derart unterschiedlichen Preisen den Designmarkt
betreten, die ernstzunehmende Kaufleute nur mit Verwunderung und Verunsicherung registrieren können. Bandbreiten in den Stundensätzen
zwischen €10 und € 250 für verbal gleiche Leistungen lassen eben keinen
Schluss auf eine seriös arbeitende Berufsgruppe zu. Dementsprechend darf nach Ansicht einiger Unternehmer auch unseriös mit dieser Berufsgruppe
verfahren werden, die sich in so vielen Dingen scheinbar in weiten Teilen aus Traumtänzern und kaufmännischen Sc /vachköpfen rekrutiert. Im kaufmän nischen Geschick liegt ohnehin die Basis des Erfolgs, aber genau diese
Basis wird dem Designnachwuchs an den wenigsten Hochschulen vermittelt.
Um geschäftlich Erfolg zu haben, sind kaufmännische Grundfähigkeiten von wirklich ausschlaggebender Bedeutung. Wer sie beherrscht, kann im Prinzip einen Gemüsegroßhandel ebenso leiten wie ein Designbüro. Wer sie nicht beherrscht, kann weder den Gemüsegroßhandel noch ein Designbüro leiten
und sollte die kaufmännischen Grundlagen schnellstens erwerben. Wer kei nen Spaß am Erwerb der kaufmännischen Grundkenntnisse hat, sondern sie
nur als lästiges Beiwerk im Rahmen seiner Selbstständigkeit betrachtet,
sollte ein angestelltes Arbeitsverhältnis bevorzugen.
241
Verzeichnis der Hochschulen, Gesamthochschulen und Universitäten UdK Berlin
Burg Giebichenstein Hochschule
Allgemeine Studienberatung
für Kunst und Design Halle
Hardenbergstraße 33
Studienberatung
10623 Berlin
Neuwerk 7
Tel.: 030/ 3185-2204
06003 Halle
www.udk-berlin.de
Tel.: 0345/7751-532
Studenten: ca. 4.500
www.burg-halle.de
Studenten: ca. 800
KH Berlin-Weißensee Allgemeine Studienberatung
HBK Hamburg
Bühringstraße 20
Studentensekretariat
13086 Berlin
Lerchenfeld 2
Tel.: 030 / 47705-342
22081 Hamburg
www.kh-berlin.de
Tel.: 040 / 2984-3200
Studenten: ca. 550
Studenten: ca. 1.400
HBK Braunschweig
HfG Karlsruhe
Allg. Studien- und Studentenberatung
Sekretariat
Johannes-Selenka-Platz 1
Durmersheimer Straße 55
38118 Braunschweig
76185 Karlsruhe
Tel.: 0531 / 391-9269
Tel.: 0721 / 9541-207
www.hbk-bs.de
www.hfg-karlsruhe.de
Studenten: ca. 950
Studenten: ca. 300
HfK Bremen
U-GH Kassel
Sekretariat
Zentrale Studienberatung
Am Wandrahm 23
Mönchebergstraße 19
28195 Bremen
34125 Kassel
Tel.: 0421 / 3019-101
Tel.: 0561 / 804-2209
www.hfk-bremen.de
www.uni-kassel.de
Studenten: ca. 700
Studenten: ca. 17.650
U-GH Essen
HfG Offenbach
Zentralstelle für allg. Studienberatung
Studentensekretariat
Universitätsstraße 12
Schloßstraße 31
45141 Essen
63065 Offenbach
Tel.: 0201 / 183-2014
Tel.: 069 / 80059-33
www.uni-essen.de
www.hfg-offenbach.de
Studenten: ca. 23.850
Studenten: ca. 450
HBK Saar Studienberatung Keplerstraße 3-5 66117 Saarbrücken
Tel.: 0681 / 92652-0 www.hbks.uni-sb.de Studenten: ca. 250
SABK Stuttgart Studentensekretariat
Am Weißenhof 1
70191 Stuttgart Tel.: 0711 / 2575-106
www.abk-stuttgart.de
Studenten: ca. 800
BU Weimar Zentrale Studienberatung
Coudraystraße 7 99421 Weimar
Tel.: 03643 / 58-2358 www. uni-weimar. de
Studenten: ca. 4.350
U-GH Wuppertal Zenrale Studienberatung
Gaußstraße 20
42119 Wuppertal
Tel.: 0202/439-2595 www.uni-wuppertal.de
Studenten: ca. 17.400
Verzeichnis der Fachhochschulen
FH Aachen
Tel.: 0231 7 755-2345
Zentrale Studienberatung
www.fh-dortmund.de
Stephanstraße 58-62
Studenten: ca. 8.350
52064 Aachen
Tel.: 0241 / 6009-1800
HTW Dresden
www.fh-aachen.de
Studienberatung
Studentenzahl: ca. 8.750
Friedrich-List-Platz 1 01069 Dresden
FH Anhalt / Dessau
Tel.: 0351 / 462-3519
Hochschule für Technik,
www.htw-dresden.de
Wirtschaft und Gestaltung
Studenten: ca. 4.150
Studentensekretariat
Schwabenstraße 3
FH Düsseldorf
06818 Dessau
Studentensekretariat
Tel.: 0340/6514-236
Universitätsstraße
www.fh-anhalt.de
40225 Düsseldorf
Studenten: ca. 4.000
Tel.: 0211 / 811-3357 www.fh-duesseldorf.de
FH Bielefeld
Studenten: ca. 9.300
Studentensekretariat Kurt-Schumacher-Straße 6
U-GH Essen (siehe Universitäten)
33615 Bielefeld
Tel.: 0521 / 106-2611
FH Hannover
www.fh-bielefeld.de
Allgemeine Studienberatung
Studenten: ca. 6.500
Ricklinger Stadtweg 118 30459 Hannover
FH Darmstadt
Tel.: 0511 7 9296-152
Fachbereich Gestaltung der FHD
www.fh-hannover.de
Olbrichweg 10
Studenten: ca. 5.300
D-64287 Darmstadt
Tel.: 06151 / 16 8333
Hochschule Wismar
www.fh-darmstadt.de
Fachhochschule für Technik,
Studenten: ca. 8.000
Wirtschaft und Gestaltung Postfach 1210
FH Dortmund
23952 Wismar
Zentrale Studienberatung
Tel.: 03841 7 753 -0
Emil-Figge-Straße 50
www.hs-wismar.de
44221 Dortmund
Studenten: ca. 3.100
FH Hildesheim / Holzminden
FH München
Studentenberatung
Zentrale Studienberatung
Hohnsen 1
Lothstraße 19
31134 Hildesheim
80323 München
Tel.: 05121 / 881-114
Tel.: 089/ 1265-1373
www.fh-hildesheim.de
www.fh-muenchen.de
Studenten: ca. 5.150
Studenten: ca. 14.350
MH Kiel
FH Münster
Verwaltung
Zentrale Studienberatung
Lorentzendamm 6-8
Schloßplatz 5
24103 Kiel
48149 Münster
Tel.: 0431 / 5198-400
Tel.: 0251 / 83-22358
www.muthesius.de
www.fh-muenster.de
Studenten: ca. 600
Studenten: ca. 9.000
FH Köln
FH Pforzheim
Studienberatung
Studentensekretariat
Claudiusstraße 1
Holzgartenstraße 36
50678 Köln
75175 Pforzheim
Tel.: 0221 / 8275-1
Tel.: 07231 / 28-6724
www.ds.fh-koeln.de
www.fh-pforzheim.de
Studenten: ca. 17.600
Studenten: ca. 3.550
FH Krefeld / Niederrhein
FH Potsdam
Studentensekretariat
Allgemeine Studienberatung
Reinarzstraße 46
Pappelallee 8-9
47805 Krefeld
14469 Potsdam
Tel.: 02151 / 822-622
Tel.: 0331 / 580-2090
www.fh-niederrhein.de
www.fh-potsdam.de
Studenten: ca. 8450
Studenten: ca. 1.550
Hochschule Magdeburg-Stendal (FH)
FHfG Schwäbisch Gmünd
Immatrikulationsamt
Sekretariat
Am Krökentor 8
Rektor-Klaus-Straße 100
39104 Magdeburg
73525 Schwäbisch Gmünd
Tel.: 0391 / 67-16134
Tel.: 07171 / 602600
www.gestaltung.hs-magdeburg.de
www.hfg-gmuend.de
Studenten: ca. 3.300
Studenten: ca. 350
Verzeichnis der Designzentren, Institutionen und Museen Bauhaus-Archiv
hamburg und design0
Museum für Gestaltung
Dr. Babette Peters
Klingelhöferstraße 14
Große Elbstraße 68
D-10785 Berlin
22767 Hamburg
Tel.: 030/2540020
Tel.: 040/30621-245
www.bauhaus.de
Fax: 040/30621-246 www.hamburgunddesign.de
Design Center Stuttgart des Landesgewerbeamts
iF Industrie Forum Design
Baden-Württemberg
Hannover
Haus der Wirtschaft
Messegelände
Willi-Bleicher-Straße 19
D-30521 Hannover
D-70174 Stuttgart
Tel.: 0511 / 89 3240 2
Tel.: 0711 / 123-2781
Fax: 0511 /89 3240 1
Fax: 0711 /123-2577
www.ifdesign.de
www.design-center.de
Internationales Design Zentrum Design Zentrum Bremen
Berlin e. V.
Am Wall 209
Rotherstraße 16 / Warschauer Platz
D-28195 Bremen
D-10245 Berlin
Tel.: 0421 / 33881-0
Tel.: 030/29 3351-0
www.designzentrumbremen.de
Fax: 030/29 3351-11
www.idz.de
Design Zentrum
Nordrhein Westfalen
museums:art
Gelsenkirchener Straße 181
Blankeburger Straße 11
D-45309 Essen
D-28205 Bremen
Tel.: 0201 / 3010-40
Tel.: 0421 / 43099-66
Fax: 0201 / 3010-440
Fax: 0421 / 43099-65
www.red-dot-world.com
www.museumsart.de
Deutsche Guggenheim Berlin
Vitra Design Museum
Unter den Linden 13-15
Charles-Eames-Straße 1
D-10117 Berlin
D-79576 Weil am Rhein
Tel.: 030 / 20 2093-0
Tel.: 07621 /702 32 00
Fax: 030 / 20 2093-20
Fax: 07621 / 702 31 46
www.deutsche-guggenheim-berlin.de
www.design-museum.de
Vitra Design Museum Berlin Kopenhagener Straße 58 D-10437 Berlin/Prenzlauer Berg
Tel.: 030/473 777 0 Fax: 030/473 777 20 www.design-museum.de
Designinitiative Brandenburg-Berlin e.V. Institut an der FH Potsdam Postfach 600 608
D-14406 Potsdam
Pappelallee 8-9 D-14469 Potsdam Tel.: 0331 / 580-1436
Personenverzeichnis
Aicher, Oti (auch Otto A.), 1922-1991, Grafiker und Designer, zusammen mit seiner Frau Inge Aicher-Scholl Gründer der HfG Ulm, wurde 1968 Gestaltungsbeauftragter für die Olympischen Spiele 1972 in München, ent
wickelte eine visuelle Strategie für das ZDF (Zweites Deutsches Fernsehen). S. 54;120
Albers, Josef, 1888-1976, deutscher Maler, Grafiker und Kunstpädagoge, Ausbildung unter anderem in Weimar am Bauhaus, neue Konstellationen in Fläche-Raum-Farbe.
S. 54
Bayer, Herbert (Wilhelm), 1900-1985, österreichischer Architekt, Designer, Maler, Fotograf und Grafiker, studierte Wandmalerei bei Kandinsky im Bauhaus, übernahm später dessen Werkstatt für Druck und Reklame.
S. 48; 50
Behrens, Peter, 1868-1940, deutscher Architekt und Designer, Gründungs mitglied der deutschen Sezession, wurde 1907 künstlerischer Beirat und Architekt der AEG (Allgemeine Elektrizitätswerke Gesellschaft). Bekannt:
Turbinenhalle der AEG. S. 34ff; 40; 51
Berg, Sybille, freie Journalistin, schreibt u. a. für das Magazin Allegra und für das Zeit-Magazin, Autorin von zwei Büchern. S. 180
Bill, Max, 1908-1994, schweizer Maler, Architekt, Bildhauer, Designer und Grafiker. Baute 1950-54 die HfG Ulm, deren erster Direktor er von 1951-57
war. 1967-71 Nationalrat im Schweizer Parlament.
S. 54f
Borgia, Cesare, 1475-1507, 1493 Kardinal, dann Herzog von Valence. S. 25
Botticelli, Sandro, eigentl. Allessandro di Mariano di Filipepi, 1445-1510, ital. Maler der Frührenaissance, wirkte in Florenz und Rom.
S. 20
Bramante, Donato, eigentl. D. d’ Angelo, 1444-1514, ital. Architekt und Maler, Baumeister der Hochrenaissance, entwarf u. a. den Grundriss des Petersdoms. S. 26
Breuer, Marcel Lajos, 1902-1981, ungar. Architekt und Designer, 1920-24 Schüler von Walter Gropius, entwarf die ersten serienmäßig produzierten Stahlrohrmöbel, u. a. Architekt des UNESCO-Gebäudes in Paris (1953-58).
S. 49; 51
Credi, Lorenzo di, 1459-1537, Maler, lernte sein Handwerk zusammen mit Leonardo da Vinci bei Verrocchio, wurde dessen langjähriger Mitarbeiter. S. 21
Eiffel, Alexandre Gustave, 1832-1923, franz. Ingenieur, entwarf den 1889 anlässlich der Weltausstellung errichteten Eiffelturm in Paris, auch Konstrukteur von Stahlfachwerkbrücken, Stützgerüst für die Freiheitsstatue von New York. S. 31
Feininger, Lyonei (Charles Adrian), 1871-1956, amer. Maler und Grafiker, studierte in Hamburg, Berlin, Lüttich und Paris Malerei, arbeitete u. a. als Karikaturist und Illustrator in Berlin, intern. Ausstellungen.
S. 43
Fischer, Theodor, 1862-1938, dt. Architekt, Entwürfe für das PortaWestfalica-Denkmal und für das Viktoriahaus in Dresden, die 1890 mit Preisen ausgezeichnet wurden. Mitbegründer des Deutschen Werkbundes,
1908-18 Professor für Baukunst und Städtebau an der TH München.
S. 34f
Foster, Sir (seit 1990) Norman, geb. 1935, brit. Stararchitekt, konstrukti vistische High-Tech-Architektur, u. a. Hongkong Shanghai Bank (1979-1985), Flughafen London Stansted, Umbau des Berliner Reichstags.
S. 31; 122f
Franz I., 1494-1547, Kaiser Frankreichs (1515-47), vier Kriege gegen Karl V. (Niederlagen bei Bicocca 1522 und Pavia 1525), Verlust des Herzogtums
Mailand. Förderer Leonardo da Vincis. S. 26f
Gallerani, Cecilia, Mätresse von Ludovico il Moro, dargestellt auf dem Gemälde „Dame mit Hermelin“ von Leonardo da Vinci. S. 12
Ghirlandaio, Domenico, 1449-1494, ital. Renaissancemaler, Fresken in S. Maria Novella u. S. Trinitä (Florenz); Portraits. S. 21
Gogh, Vincent van, 1853-1890 (Freitod), niederl. Maler und Grafiker. Fieberhafter und leidenschaftlicher Stil (Sonnenblumen), u. a. Porträts,
Selbstporträts und Landschaften, die den Expressionismus ankündigen. S. 29
Gordon, Douglas, geb. 1966 in Glasgow, Künstler und Videoartist, Einzelausstellungen u. a. in Glasgow, London, Paris, New York, Wien, Can
berra, Zürich, Rom, Berlin, Kopenhagen, Venedig. Erhielt 1996 den TurnerPreis und den Kunstpreis Niedersachsen, 1997 den Premio 2000 auf der Biennale in Venedig.
S. 181
Gropius, Walter, 1883-1969, deutscher Architekt, 1908 Eintritt in das Archi tekturbüro von Peter Behrens, leitete von 1919-28 das von ihm gegründete
Bauhaus. S. 35ff; 40-51
Gugelot, Hans, 1920-1965, niederl. Architekt und Designer, 1954 von Max Bill an die Ulmer Hochschule für Gestaltung berufen, Leistungen auf dem Gebiet des Systemdesigns, entwarf u. a. Radio-, Phono- und Fernsehgeräte,
Nähmaschinen, Projektoren, Bohrmaschinen und die U-Bahn-Waggons für
Hamburg. S. 54; 58
Hempel, Lothar, geb. 1966 in Köln, Videokünstler, 1987-92 Schüler an der Kunstakademie Düsseldorf, danach Ausstellungen in London, Stockholm, Amsterdam und New York.
S. 181
Heuss, Theodor, 1884-1963, Publizist und Politiker, 1918 Mitbegründer der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP), 1945 Mitbegründer der Liberaldemokratischen Partei (die spätere F.D.P.), 1949-59 erster Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. S. 37
Hoffmann, Josef, 1831-1904, österr. Maler, 1872 und 1876 von Richard Wagner engagiert, Bühnenbilder zur Aufführung des Rings des Nibelungen.
S. 35
Itten, Johannes, 1888-1967, schweizer Maler und Kunstpädagoge, besuch te die Ecole des Beaus Arts in Genf, studierte anschließend Mathematik und
Naturwissenschaften. Gründete eigene Kunstschule in Wien, wurde danach von Walter Gropius an das Staatliche Bauhaus in Weimar berufen.
S. 43-47; 50; 54
Josefsohn, Daniel, Fotograf, arbeitete für den Musiksender MTV, Quelle, Levi’s.
S. 178; 181
Kandinsky, Wassily, 1866-1944, russischer Maler, Grafiker und Theoretiker, Mitbegründer der „Neuen Künstlervereinigung“ und des „Blauen Reiters“.
S. 43; 45; 51
Klee, Paul, 1879-1940, deutsch-schweizer Maler, verbunden mit der Künstlergruppe „Blauer Reiter“.
S. 43; 45; 51
Klein, Micha, in den Niederlanden lebender Multimediakünstler, benutzt den Computer als „handlichen, elektronischen Pinsel“ zur Erstellung fotorealisti
scher, jedoch gleichzeitig wirklichkeitsfremder Bilder. S. 180
Knight, Nick, Fotograf, studierte Biologie, bevor er zur Fotografie fand, lebt in London. Seine Fotografien prägten auch die Auftritte von Modedesignern wie Yohji Yamamoto, Christian Dior oder Jil Sander.
S. 178; 181
Knopf, Uwe, franz. Jazzgitarrist und Redakteur bei der Zeitschrift Tempo in Hamburg, schreibt heute vornehmlich als freier Journalist für Cinema. S. 178; 181
Kreis, Wilhelm Heinrich, 1873-1955, deutscher Architekt, gewann 1896 den Ersten Preis im Wettbewerb um das Leipziger Völkerschlachtsdenkmal, des
sen Ausführung man ihm jedoch nicht übertrug. 1908 als Direktor an die Düsseldorfer Kunstgewerbeschule berufen. Baute mehr als 50 Bismarck-
Türme. S. 35
Kwaaitaal, Danielle, niederl. Fotografin und Künstlerin, bedient sich zur Bearbeitung ihrer Fotografien der Computertechnologie. Mehrere Einzel
ausstellungen in den Niederlanden und in Deutschland. S. 180
Laeuger, Max, 1864-1952, deutscher Keramiker, Maler und Architekt, erlern te autodidaktisch die Töpferei, befasste sich mit Keramiken. Professor für
Architektur an der TH Karlsruhe. Entwarf auch Gartenanlagen und
Architekturen (u. a. das Haus Pradella in Basel). S. 35
Lamsweerde, Inez van, niederl. Fotografin und Künstlerin, Choreografien und Fotokampagnen für Joop, Patrick Cox und Thierry Mugler. Lebt in New York.
S. 180
Le Corbusier, eigentl. Charles-Edouard Jeanneret, 1887-1965, französi scher Architekt, Sitz der Vereinten Nationen (UNO) in New York. S. 36
Leonardo da Vinci, 1452-1519, ital. Universalgelehrter der Renaissance, u.a. tätig in Florenz, Mailand, Rom, seiner Zeit weit voraus als Anatom,
Erfinder, Ingenieur, Künstler.
S. 16; 18-28
Lissitzky, El, 1890-1941, russischer Maler, Grafiker und Architekt, Mitbegründer des Konstruktivismus, beeinflusste das Bauhaus-Konzept.
S. 37
Ludwig XII., 1462-1515, König von 1498-1515, berief gegen Pabst Julius II. 1511 ein Konzil nach Pisa, wobei dieser die Hl. Liga vereinigte, unterlag 1513 den Schweizern.
S. 26
Maldonado, Thomäs, argentinischer Maler, Kunstschriftsteller und Desig ner, eine Europareise 1948 brachte ihn in Kontakt mit Max Bill, seit 1955 an
der Hochschule für Gestaltung in Ulm.
S. 54
Marcks, Gerhardt, 1889-1981, deutscher Bildhauer und Grafiker, erhielt von Walter Gropius 1913 den Auftrag für ein Steinrelief für dessen Maschinen halle auf der Werkbundausstellung in Köln, 1918 an die Staatliche Kunst
gewerbeschule Berlin berufen. 1920 übernahm er die Leitung der BauhausTöpferei.
S. 43; 49
Maximilian I., 1459-1519, deutscher Kaiser von 1493-1519, Sohn Kaiser Friedrichs III., verheiratet mit Maria von Burgund, dadurch kamen die Nieder lande und die Freigrafschaft Burgund an das Haus Habsburg. S. 24
Medici, Lorenzo I. (der Prächtige), 1449-1492, aus einer ursprünglichen Bankiersfamilie aufgestiegener Stadtherr von Florenz, bed. Förderer der
Wissenschaft und Kunst.
S. 22
Meyer, Adolf, 1881-1929, deutscher Architekt, Mitarbeiter von Peter Behrens, schuf 1911-25 in Zusammenarbeit mit Walter Gropius das Fanguswerk in Aalfeld/Leine. 1919-25 unterrichtete er Architektur am Staatlichen Bauhaus in Weimar, 1926-29 Stadtbaurat in Frankfurt/Main.
S. 35
Meyer, Hannes, schweizer Architekt, erster Leiter der Architekturabteilung des Bauhauses, Direktor des Bauhauses von 1928-1930.
S. 50ff
Michelangelo, Buonarroti, 1475-1564, ital. Bildhauer, Maler und Architekt, maßgeblicher
Meister
der
europäischen
Kunst,
Wegbereiter
des
Manierismus. Hauptwerke: David (Marmorskulptur in Florenz 1504),
Deckenfresken in der Sixtinischen Kapelle in Rom (1512) und Kuppel der
Peterskirche (vollendet von G. della Porta). S. 26
Moholy-Nagy, Läszlo, 1895-1946, ungarischer Maler und Grafiker, enga gierte sich für die konstruktivistische Moderne. S. 43; 46f; 51
Moro, Ludovico il, siehe Sforza, Ludovico Maria
Morris, William, 1834-1896, engl. Kunsthandwerker und Schriftsteller. Vorkämpfer für die Gleichbewertung der angewandten Kunst gegenüber Malerei und Plastik.
S. 32
Muche, Georg, 1895-1987, deutscher Maler und Architekt, lehrte 1916 an der Berliner Kunstschule des „Sturm“, 1919 wurde er an das Bauhaus
berufen.
S. 43; 47f
Muthesius, Hermann, 1861-1927, deutscher Architekt, Mitbegründer des Deutschen Werkbundes, zahlreiche Bauten im engl. Stil. S. 35
Olbrich, Josef Maria, 1867-1908, österreichischer Architekt, Vertreter des Jugendstils, Mitbegründer des deutschen Werkbundes. S. 35
Oud, Jacobus Johannes Pieter, 1890-1963, niederl. Architekt, Mitgründer der Zeitschrift „De Stijl“ und „Stijl-Gruppe“, 1918-33 Stadtbaumeister von
Rotterdam, sein BIM- (später Shell-)Gebäude in Den Haag (1938-42) ist das bekannteste
Beispiel
Funktionalismus. S. 36
für
eine
vorübergehende
Absage
an
den
Paul, Bruno, 1874-1968, deutscher Architekt, Innenarchitekt, Kunstge werbler und Karikaturist, Mitbegründer des deutschen Werkbundes. War als Zeichner für die Zeitschriften „Jugend“ und „Simplicissimus“ tätig.
S. 35
Paxton, Sir Joseph, 1801-1865, brit. Architekt, baute Gewächshäuser für den Herzog von Devonshire, entwickelte neue Techniken für die Eisen- und
Glaskonstruktion, u. a. für den Kristallpalast für die erste Weltausstellung in
London (1851).
S. 31
Perugino, Pietro, eigentl. Vannucci, um 1446-1523, ital. Maler, Lehrer Raffaels, zahlr. Altarbilder und Fresken, u.a. in Rom und Florenz.
S. 21
Pierre et Gilles, Künstlerpaar, lernten sich auf einer Party kennen, seitdem privat wie beruflich unzertrennlich. Pierre war Fotograf, Gilles war Maler.
Gruppen- und Einzelausstellungen u. a. in Paris, Tokio, New York, Berlin,
Sankt Petersburg, London, Rom und Sidney.
S. 180
Pigott, Hadrian, lebt als Künstler in London, studierte Geologie, bevor er zur Kunst fand. Gewinner des Withwporth Young Contemporaries-Preis, zahlrei
che skulpturale Arbeiten.
S. 178; 181
Richthofen, Manfred Freiherr von, 1892-1918 (gefallen), deutscher Offizier, erfolgreichster deutscher Jagdflieger im Ersten Weltkrieg.
S. 42
Riemerschmid, Richard, 1868-1957, deutscher Architekt und Maler, Mitbegründer des Deutschen Werkbundes (1907). Leitete von 1912-24 die Kunstgewerbeschule in München, 1926-31 die Kölner Werkstätten.
Wegbereiter der modernen kunsthandwerklichen Bewegung. S. 35
Rohe, Ludwig Mies van der, 1886-1969, deutscher Architekt, leitete von 1930-33 das Bauhaus und emigrierte 1938 in die USA.
S. 36; 51f
Rodtschenko, Alexandre Michajlowitsch, 1891-1956, russischer Maler, Bildhauer, Fotograf und Typograf, einer der bahnbrechenden Konstruk tivisten der UdSSR, wandte sich ab 1920 verstärkt der Fotografie zu.
S. 37
Ruskin, John, 1819-1900, britischer Schriftsteller, Maler und Sozial philosoph. Er forderte Freiheit für den einzelnen Künstler und Freude an der
Arbeit, was ihn zur weitgehenden Verurteilung des Kapitalismus und der
maschinellen Herstellung führte.
S. 32
Scharoun, Hans Bernhard, 1893-1972, deutscher Architekt, entwarf die Siemensstadt und die Philharmonie in Berlin (1960-63).
S. 36
Schlemmer, Oskar, 1888-1943, deutscher Maler, Bildhauer, Wandgestalter, Choreograph und Bühnengestalter, beeinflusst vom Kubismus. 1921 an das Bauhaus in Weimar berufen, übernahm dort die Leitung der Wandmalerei und Holzbildhauerei.
S. 43; 51
Schmidt, Joost, 1893-1948, deutscher Maler, Bildhauer und Typograf, wurde 1925 Bauhaus-Meister und Leiter der plastischen Werkstatt, ab 1945 Professor an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin-Charlottenburg.
S. 48
Scholl, Hans, 1918-1943, deutscher Widerstandskämpfer in der Organi sation „Die Weiße Rose“, Bruder von Sophie Scholl, nach der Verbreitung des sechsten Flugblatts der Weißen Rose von der Gestapo verhaftet und
anschließend hingerichtet. S. 54
Scholl, Sophie, 1921-1943, deutsche Widerstandskämpferin in der Organi sation „Die Weiße Rose“, Schwester von Hans Scholl, nach der Verbreitung
des sechsten Flugblatts der Weißen Rose von der Gestapo verhaftet und
anschließend hingerichtet. S. 54
Schultze-Naumburg, Paul, 1869-1949, deutscher Architekt, Maler und Schriftsteller, Wegbereiter des Heimatschutzgedankens. S. 35
Schumacher, Fritz, 1869-1947, deutscher Architekt und Stadtplaner, 1899 wurde er Professor an der TH Dresden und plante in den darauffolgenden Jahren zahlreiche öffentliche und private Bauten.
S. 35
Schreyer, Lothar, Pseud. Angelus Pauper, 1886-1966, deutscher Grafiker, Schriftsteller, Pädagoge und Bühnengestalter, 1921 als „Meister der Form“ an das neugegründete Staatl. Bauhaus in Weimar berufen, ab 1932 als frei
er Schriftsteller und Maler in Hamburg tätig. Zahlreiche kunst- und theater theoretische Schriften.
S. 43
Sforza, Francesco, 1401-1466, Herzog von Mailand seit 1450, im Frieden von Lodi (1454) erreichte er die Anerkennung seiner Herrschaft durch die ital. Mächte (vor allem Venedig) und Frankreich.
S. 23
Sforza, Ludovico Maria, genannt ilMoro („der Dunkle“, „der Mohr“), 14521508, bis 1500 Herzog von Mailand, Förderer der Kunst und der
Wissenschaft, ab 1500 in französischer Gefangenschaft. S. 22; 24
Semper, Gottfried, 1803-1879, deutscher Architekt, studierte u. a. Mathematik bei Carl-Friedrich Gauß, ab 1834 Professor für Baukunst an der Dresdner Kunstakademie. Beispielhafte Bauten in den Formen einer ausge reiften Neorenaissance, u. a. zweites Hoftheater Dresden (Semper-Oper).
S. 31
Stam, Mart, eigentl. Martinus Adrianus Stam, 1899-1986, niederl. Architekt, soziale Wohnungsbauten, beispielsweise in Rotterdam, bedeutender
Vertreter des Funktionalismus. Entwarf u. a. Reihenhäuser für die Weißen-
hofsiedlung in Stuttgart.
S. 36
Stuckrad-Barre, Benjamin von, geb. 1975 in Bremen, von 1995-96 Redakteur beim Magazin Rolling Stone, seit 1988 Autor für die Harald-
Schmidt-Show. Arbeitet als freier Autor für Stern, Zeit-Magazin, FAZ, Allegra, Rolling Stone und Die Woche. Debütroman „Soloalbum“.
S. 181
Taut, Bruno, 1880-1938, deutscher Architekt, studierte an der TH Berlin, anschließend als freischaffender Architekt in Berlin tätig, Wortführer der jungen, modernen Architekten. Zahlreiche Bauten und Siedlungen.
S. 35
Teller, Jürgen, gilt als einer der gefragtesten Modefotografen weltweit. S. 178; 181
Thonet, Michael, 1796-1871, Tischler und Industrieller. 1830 gelang es Thonet erstmals, Holz im Dampf zu biegen und Möbel daraus herzustellen, 1840 erste Patente, ab 1842 Produktion der Thonet-Stühle.
S. 32
Trivulzio, Gian Giacomom, um 1440-1518, Angehöriger der mailänder Adelsfamilie Trivulzio.
S. 26
Trockel, Rosemarie, geb. 1952 in Schwerte, studierte 1970-78 Anthro pologie, Soziologie, Theologie und Mathematik, anschließend Lehrtätigkeit.
Studium der Malerei an der Werkkunstschule Köln. Einzelausstellungen u. a. in Köln, New York, Bern, Chicago. Teilnahme an der Documenta X in Kassel.
S. 181f
Velde, Henry Clemens van de, 1863-1957, belgischer Architekt und Designer, Mitbegründer des deutschen Werkbundes.
S. 32; 34f; 40; 91
Verrocchio, eigentl. Andrea di Francesco di Cione, 1436-1488, ital. Maier und Bildhauer, bed. Vertreter der florentiner Plastik, Lehrmeister Leonardo da Vincis.
S. 20f
Vinci, Leonarda da, siehe Leonardo da Vinci
Wagenfeld, Wilhelm, 1900-1990, deutscher Industriedesigner, arbeitete frei beruflich als Gestalter vornehmlich für die Glasindustrie, 1935 wurde er
Künstler. Leiter der Vereinigten Lausitzer Glaswerke. 1954 gründete er im Württembergischen
Landesgewerbeamt
eine
eigene
Werkstatt
für
Industriedesign, die er bis 1978 leitete. S. 37
Wagner, Martin, 1885-1957, deutscher Architekt, nach dem Ersten Weltkrieg Stadtbaurat in Schöneberg, gründete 1919 die „Bauhütte Berlin“, Tätigkeiten im öffentlichen Dienst, in der NS-Zeit Emigration in die Türkei und in die USA. S. 37
Weston, Edward Henry, 1886-1958, amerik. Fotograf, berühmt durch sei nen eigenen sachlichen Stil „Straight photography“, Akte, Landschaften und Detailaufnahmen.
S. 37
Glossar
CAD (Computer Aided Design) bezeichnet das Entwerfen und das Konstruieren mit Hilfe moderner
Computertechnik. CAD ist heute ein unverzichtbarer Bestandteil einer effizienten Produktentwicklung und Vorstufe des CAM.
CAM (Computer Aided Manufacturing) Computerunterstütztes Produzieren. Beim CAM erfolgt die Steuerung der Werkzeugmaschinen über einen Computer.
Corporate Identity Ganzheitliches Erscheinungsbild eines Unternehmens oder einer Institution
in der Öffentlichkeit. Die Corporate Identity wird oft in Richtlinien gefasst und definiert visuelle Elemente (wie Logo, Hausfarbe, Fahrzeugbeschriftung,
Briefpapiere
etc.)
ebenso
wie
akustische
(Nennung
am
Telefon,
Hintergrundmusik in der Warteschleife) wie auch konzeptionelle Elemente
(Firmenphilosophie).
De Stijl ist eine niederländische Kunstbewegung, als deren Gründer Theo van Doesburg und Piet Mondrian gelten. In der gleichnamigen Zeitschrift,
erschienen von
1917 bis 1931, veröffentlichten die Anhänger der
Kunstbewegung De Stijl Entwürfe und theoretische Abhandlungen über
Kunst und Design. Die Künstlergruppe De Stijl favorisierte eine geometrische und klar gegliederte Gestaltung.
DTP (Desk Top Publishing) bezeichnet bei grafischen Gestaltungsaufgaben den Entwurf und die
Satzarbeit am Computer.
Funktionalismus Designrichtung, die der Funktionstauglichkeit eines Produkts größte Bedeutung beimisst. Der Amerikaner Louis Henry Sullivan gilt als Urheber
der
Formel
„form
follows function“.
Der
Funktionalismus
gilt als
Charakteristikum des Bauhaus-Designs und der Bauhaus-Architektur.
Gute Form Das Stilprinzip, das den Charakteristika des Funktionalismus und der
Technologie Rechnung trägt. Bedeutende Lehrstätte der Guten Form war die
HfG Ulm, ihr bekanntester Vertreter Wilhelm Wagenfeld. An den Grundsätzen der Guten Form orientiert haben sich insbesondere die Unternehmen Braun
und Rosenthal.
Kunststoffe Kunststoffe unterteilen sich in die in einer chemischen Reaktion aushärten den Duroplaste und die durch Abkühlung aushärtenden Thermoplaste.
Kunststoffe bilden einen wichtigen Rohstoff in der Produktentwicklung, sie sind je nach Werkstoff recyclebar und erlauben eine hohe Designfreiheit.
Luigi Colani gilt als einer der Wegbereiter in der Formgebung von
Kunststoffprodukten, weil er die Möglichkeiten dieser Materialien in der organischen Formgebung aufzeigte.
Moderne Die Moderne bezeichnet eine Stilrichtung, die sich gegen traditionelle Strömungen und Stile richtet. Vorreiter im Modernen Design waren
Deutschland und Frankreich.
Postmoderne Der Begriff der Postmoderne wurde in den 60er Jahren für den Bereich der
Kultur und der Kunst geprägt. In der postmodernen Gesellschaft werden
unterschiedliche Stilepochen zitiert. Die Postmoderne wendet sich vom Funktionalismus ab. Zu den namhaften postmodernen Gestaltern gehören die Designer Michael Graves und Philippe Starck.
Redesign bezeichnet die formale Überarbeitung eines bestehenden Produktes, um ihm einen neuen Aktualitätsbezug zu geben. Die Entscheidung für ein Redesign
wird oft durch Analysen und Impulse der Marketingfachleute beeinflusst.
Renaissance Kunst- und Kulturepoche, die im Italien des 13.-14. Jahrhunderts einsetzte.
Renaissance bedeutet aus dem Französischen übersetzt „Wiedergeburt“. Die Renaissance ist eine bedeutende Kulturwende und bezeichnet das Ende des „dunklen“ Mittelalters und bescherte vor allem in den Naturwissen
schaften durch die Einführung experimenteller Untersuchungsmethoden den
Menschen Europas große Fortschritte.
Danksagung
Zur Erstellung des vorliegenden Buches benötigten wir die Unterstützung und die Hilfe zahlreicher Personen. Ihnen allen gilt unser Dank.
Besonders bedanken möchten wir uns bei den zahlreichen Unternehmen, die uns wertvolle Informationen über ihre Designphilosophie, ihre Unter nehmensstrategien sowie Informationen über die ausgewählten Produkte zur
Verfügung gestellt haben. Fast alle angesprochenen Unternehmer waren
sofort bereit, uns bei diesem Buchprojekt zu unterstützen. Da wir wissen, dass diese unterstützende Tätigkeit immer das Tagesgeschäft beein
trächtigte und das Zeitbudget für andere wichtige Aufgaben reduzierte, haben wir uns über die zahlreichen Gespräche und die Zusammenstellungen
von Text- und Bildinformationen besonders gefreut. Persönlich nennen möchten wir hier, in der Reihenfolge der im Buch analysierten Produkte, Frau Gerlinde Kress von der Braun GmbH in
Kronberg, Frau Cornelia M. Henze und Frau Gabriele Kasten von der Porzellanmanufaktur Fürstenberg, Herrn Dr.-Ing. Michael Simon von WOLF-
Garten in Betzdorf/Sieg, Frau Sandra Stigler von der Firma SPECTRAL Gesellschaft für Lichttechnik GmbH in Freiburg, Herrn Jörg Müller von der
Gira Giersiepen GmbH & Co. KG in Radevormwald, Herrn Dr. Michael Kretzschmar, Inhaber der Firma Maschinenbau Manfred Schwab KG in
Hamburg, Herrn Andreas Dornbracht, Geschäftsführer und Inhaber sowie
dem Leiter Content Management Herrn Thomas Richter der Aloys F. Dornbracht GmbH & Co. KG in Iserlohn, Herrn Norbert W. Szyszka-Bauch
von der Vieler international KG in Iserlohn, Herrn Manuel Fernandez als Inhaber und Geschäftsführer und Frau Sonja Fernandez von der Firma Exklusiv-Hauben Gutmann GmbH in Mühlacker, Herrn Hartmut Kreißig als Gesellschafter und Geschäftsführer der HAMACO GmbH in Iserlohn, Herrn
Heribert Heller als Geschäftsführer und Herrn Axel Schmidt als Vertriebsleiter der Jokey Plastik Sohland GmbH in Sohland a. d. Spree, Herrn Karl-Otto
Platz als Inhaber und Geschäftsführer der Firma Glas Platz e.K. in Wiehl-
Bomig und Frau Katja Hillebrand von der Firma IKA Werke® in Staufen. Das Design Zentrum Nordrhein Westfalen hat uns ebenfalls mit großem
Engagement geholfen und Informationen zur Verfügung gestellt. Namentlich danken möchten wir Frau Sabine Wöll und Frau Sonja Lehnert.
Unser ganz spezielles Dankeschön geht an Herrn Adolf Gottwald, den wir als ehemaligen Abteilungsleiter Produktdesign der Firma Friedrich Grohe AG
und Co. KG kennenlernten und mit dem wir bis heute in einem freund
schaftlichen und gegenseitig inspirierenden Dialog stehen. Inmitten seiner Urlaubsvorbereitungen erklärte er sich sofort bereit, kurzfristig ein Vorwort für
dieses Buch zu verfassen.
Von Seiten der Hochschulen, Gesamthochschulen, Universitäten und Fachhochschulen
haben
uns zahlreiche
Dekane,
Professoren
und
Mitarbeiter geholfen, indem sie die von uns verfassten Kurzportaits der Studiengänge ergänzten und zusätzliche wertvolle Informationen zur
Verfügung stellten. Sie alle namentlich zu nennen, würde den Umfang dieser
Danksagung sprengen. Danken möchten wir auch unserem Verleger, Herrn Dr. Detlef Jürgen Brauner, der uns sowohl bei unserem Fachbuch „WERBUNG kompakt“ als
auch bei „DESIGNWISSEN“ beraten und unterstützt hat. Unser Dank gilt auch allen Mitgliedern unseres TAURUS design Teams,
deren Meinungen und Fachwissen eine wichtige Grundlage für die Beurteilung der beispielhaften Produkte war. Unser besonderer Dank gilt
Frau Eveline Ritschel für die elektronische Bildbearbeitung und die
Satzarbeit sowie unserem Art Director Herrn Kenji Miyamoto für die Einbandgestaltung.