Der deutsche Protestantismus und die Heidenmission im 19. Jahrhundert [Reprint 2019 ed.] 9783111673325, 9783111288598

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Der deutsche Protestantismus und die Heidenmission im 19. Jahrhundert [Reprint 2019 ed.]
 9783111673325, 9783111288598

Table of contents :
Vorbemerkung
Einleitung
I
II
Anmerkungen

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Vorträge der theologischen Konferenz zu Gießen. XL Folge. -------- -----------

Der

deutsche NrotestantiSmuK und

die Veidenmission im 19. Jahrhundert von

D. Karl Mröl, Professor der Kirchengeschichtc an der Universität Marburg.

Gießen I. Ricker'schc Buchhandlung 1896.

Vorbemerkung. Dem folgenden Referate habe ich für den Druck eine Übersicht über den gegenwärtigen Stand der deutschen Heidenmission auf Grund der neuesten Missionsberichte eingefügt und außerdem in den Anmerkungen die wich^ tigste Missionslitteratur verzeichnet.

Die evangelische Kirche Deutschlands hat fast zwei Jahrhunderte vorübergehen lassen, ehe sie es versuchte, den evangelischen Glauben unter nichtchristlichen Völkern zu verbreiten. Im Zeitalter der Reformation *) hatte auch der außerdeutsche Protestantismus, mit wenigen Ausnahmen, diese Zurückhaltung beobachtet. Dagegen begannen im 17. Jahrhundert Holland und Großbritannien'-) in die Missionsarbeit einzutreten, doch ohne die lutherische Kirche Deutschlands mit sich fortzureißen. Allerdings ist es der missionsgeschichtlichen Specialforschung gelungen, auch in ihrer Mitte manchen Freund der Mission neu zu ent­ decken, und der bekannte Freiherr von Weltz^) muß nach den neuesten Untersuchungen^) den Ruhm eines Propheten der Heidenmission mit einer größeren Zahl von Theologen teilen, als man früher angenommen hatte. Aber so an­ sprechend und aussichtsvoll die Erörterungen mancher dieser Zeugen der Wahrheit auch klingen mögen, über die rein theoretische Liebe zur Mission haben sie nicht hinausgeführt. Denn weder die Reise des Peter Heyling^) nach Abessi­ nien (1634), noch der Tod jenes österreichischen Freiherrn in Essequibo im holländischen Guaiana (1668) vermögen die, auch von römisch-katholischen Polemikern, z. B. Bellarmin, ausgebeutete6) Thatsache zu entkräften, daß die lutherische Kirche Deutschlands im Zeitalter der Orthodoxie nicht einen einzigen Missionar hervorgebracht hat. Dogmatische Vor­ urteile — daß das Evangelium schon durch die Apostel in 1*

4 der ganze» Welt verkündigt worden; daß das Heidenpredigt­ amt apostolisches Reservat sei — haben lähmend gewirkt, auch das Staatskirchentum; denn manche erwarteten von dem Landesherrn die Initiative zur Inangriffnahme der Mission i), endlich der dreißigjährige Krieg mit seinen Schrecken und Folgen. Was die Reformationszeit und die Periode der Ortho­ doxie nicht zustande gebracht, erreicht der Pietismus, ver­ wirklichen Halle und Herrnhut. Für die evangelische Kirche Deutschlands war es ein Ereignis von epochemachender Bedeutung, daß dem Reden über die Mission endlich der Versuch folgte, Hand anzulegen. Und mit welchem Eifer trat der Pietismus in diese Arbeit! Ziegenbalg und Plütschau begannen sie im Tamulenland 1706, Leonhard Dober und David Ritzschmann wurden 1732 nach St. Thomas ausgesandt. Und als Zinzendorf die Augen schloß (1760), hatten die Boten der kleinen Brüderkirche int äußersten Norden Amerikas, unter den Indianern, in Westindien und in Surinam festen Fuß gefaßt, auch der Hottentotten im Kapland sich angenommen. In Halleschen Diensten wirkten damals in Indien der sprachgelehrte Fabricius und der großangelegte Schwarz. Aber die neue Bewegung hat nicht in dem gleichen Tempo sich weiter entwickelt; am Ende des 18. Jahrhun­ derts tritt ein Stillstand ein.2) Es gelingt dem Missions­ gedanken nicht, in dem kirchlichen Leben Deutschlands ein maßgebender Faktor zu werden und weitere Kreise anzu­ regen; die Interessen des fridericianischen Zeitalters lagen in anderer Richtung. Die Aufklärung hielt ihren Sieges­ zug durch Europa, unterwarf sich Staat und Gesellschaft, Litteratur und Philosophie und erzeugte eine neue geistige Atmosphäre. Die bisherigen kirchlichen Werte und Maß­ stäbe verloren in ihren Kreisen Ansehen und Geltung, der Zweifel an dem Bestehendem offenbarte noch nicht die auch in ihm schlummernde schöpferische Kraft, sondern wirkte lediglich zerstörend, die Grundlagen des kirchlichen Christen-

5 tums wurden unterspült, ohne daß man im stände war, etwas Besseres an die Stelle zu setzen. In keinem Lande Europas traten diese Wirkungen der Aufklärung auf das kirchliche Leben stärker hervor als in Deutschland. Daß unserer evangelischen Kirche bei dieser Sachlage die aller­ ersten Voraussetzungen für ein Hinaustragen des Christen­ tums abhanden kamen, bedarf keiner Ausführung. Zur kirchlichen Not gesellte sich die Politische. Während unser Volk religiös verarmte, brach die Zeit der Fremdherrschaft an, die Zeit des großen Zusammenbruchs, in welcher die bestehenden Ordnungen und Gewalten die Berechtigung und Kraft der Fortexistenz zu bewähren hatten. Die nationale Wiedergeburt, welche Deutschland aus dieser Krisis gerettet hat, war zugleich eine religiöse Er­ neuerung, ja durch diese bedingt. Denn das Christentum wurde das Mittel der Erziehung des Volkes und gab der Liebe zum Vaterland den sittlichen Gehalt, ohne welche sie zum Chauvinismus wird. Gerade die geistigen Führer unseres Volkes am Anfang dieses Jahrhunderts, die Arndt, Körner, Stein usw., haben die vaterländische Gesinnung in engster Verbindung mit dem Christentum zu pflegen gesucht. In dem kirchlichen Leben aber ist nicht das Christentunl dieser Patrioten zu bestimmendem Einfluß gelangt, sondern der wiederanflebende Pietismus. In Württemberg hatte derselbe in den „Stunden" sich erhalten, von manchen Familien Generationen hindurch treu bewahrt. In der deutschen Schweiz bestanden pietistische Kreise in Basel, Bern, St. Gallen; in Bayern zu Augsburg, Nürnberg, später Erlangen; auf Baden hatte der Aufenthalt JungStillings in Karlsruhe anregend gewirkt. Im Norden Deutschlands wurde eine der festesten Positionen des Pie­ tismus das Wupperthal, wo Pfarrer und Gemeinde in seltener Einmütigkeit dem Eindringen des Zeitgeistes ge­ wehrt hatten. Auch die Hauptstadt der deutschen Auf­ klärung, Berlin, mußte in ihrer Mitte um den Baron von Kottwitz und den Prediger Jänicke einen pietistischen Kreis

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sich bilden sehen. Und auch Halle hatte sein Konventikel, bevor Tholuck dort eintraf (1826). Alle diese über Deutsch­ land zerstreuten kleinen Gruppen standen mit einander in Verkehr und wurden durch die Christentumsgesellschast (1780) verbunden. Wie der nach London gesandte Bericht von 1799 zeigt, hat sie mit den Gesinnungsgenosien selbst in Dänemark, Schweden und Rußland enge Fühlung unter­ halten. Die Mitglieder dieser Kreise waren zwar auch durch die erschütternden politischen Katastrophen angeregt worden, aber ihre charakteristische Bestimmtheit lag in ihrer religiösen Stellung. Als Erweckte fühlten sie sich durch den damals in den Landeskirchen herrschenden Geist abgestoßen und suchten daher durch die Pflege eines innigen Gemeinschafts­ lebens mit Gleichgesinnten sich selbst zu fördern. Seitens der officiellen Vertreter der Staatskirchen wurde diese Be­ wegung nicht beachtet; man unterschätzte offenbar ihre Kraft, aber übersah zugleich die in ihr liegende Gefahr?) Eine solche bestand in der That, und zwar in doppelter Richtung. Diese pietistischen Konventikel, welche der Kirche innerlich entfremdet waren, konnten unter dem Einfluß apokalyptischer und theosophischer Vorstellungen leicht dazu kommen, auch die äußere Verbindung mit der Kirche zu lösen, welche ihnen wenig oder nichts zu bieten vermochte. Die spätere Geschichte des Württembergischen Pietismus hat diesen Be­ weis geliefert. Mit dem Mangel an kirchlichem Sinn stand in engem Zusammenhang die Schwäche des konfessionellen Bewußtseins. In der Zeit der Aufklärung war die Ab­ stumpfung desselben allenthalben weit fortgeschritten, aber in den piettstischm Kreisen trnt noch hinzu das Gefühl posittver geistiger Verbundenheit mit den Erweckten in der Schwesterkirche. Diese freundlichen Beziehungen haben allerdings auch schöne Friichte gezeitigt, aber es ist doch andererseits nicht zu verkennen, daß sie das Symptom einer nicht unbedenklichen Verschwommenheit waren. Wir er­ kennen diese beispielsweise aus der Thatsache, daß jene

7 Basler Christentumsgesellschaft daran denken konnte, den römisch-katholischen Priester Goßner in ihre Dienste zu nehmen?) — Daß der Pietismus diesen Gefahren ent­ gangen ist, verdankt er und verdankt die evangelische Kirche den neuen, großen Ausgaben, an deren Lösung er seine beste Kraft gesetzt, dem Eintritt in die Arbeit der inneren und äußeren Mission. Uns interessiert hier die letztere.

I. 1. Am Anfang des Jahres 1800 besaß Deutschland jene beiden Pflegstätten der Mission, die Stiftung A. H. Francke's und Herrnhut. Die Hallesche Missionsanstalt stand jedoch damals bereits unter dem Einfluß des Rationalisnius, und in dem Maße als derselbe auch auf das Missionsgebiet sich übertrug, stockte das Blut in ihren Adern.2) Sie hatte für das evangelische Deutschland ihre Bedeutung verloren, längst ehe die letzten Stationen der einst reich gesegneten Dänisch-Halleschen Mission in Ostindien in andere Hände übergingen.3) — Um die Brüdergemeinde war es freilich bester bestellt. Denn sie war imstande, das okkupierte Arbeitsfeld wirklich zu behaupten, und erst zu einer Zeit, als im übrigen Deutschland bereits neue kirch­ liche Verhältnisse sich herausgebildet hatten, hat sie über das Schwinden ihres alten Geistes zu klagen gehabt?) — Auch ist nicht zu übersehen, daß jene Christentumsgesell­ schaft das Interest« ihrer Mitglieder für die Heidenmisfion anzuregen suchte. Sie bezeichnete es als einen ihrer „Hauptzwecke" ®): „für die Missions- und andere Förde­ rungsanstalten des Reiches Christi herzlich zu beten, »ms ihrer innig zu getosten und zu erfreuen, an denselben so viel möglich thätigen Anteil zu nehmen". — Also der Missionssinn war nicht erstorben! Der Missionsgedanke war ein Stück des geistigen Inventars der pietistischen

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Kreise, die Unterhaltung der bestehenden Organisationen war ihnen eine Tradition geworden, war aufs engste mit ihrer eigenen Geschichte verwachsen. Pietät und Gewohnheit stützten das Werk. Aber damit ist auch alles gesagt, was gesagt werden kann. Das Feuer der Begeisterung für die Mission war erloschen oder noch nicht entfacht, wir gewahren nichts von der elektrisierenden Kraft des Missionsgedankens. Schwerlich wäre das 19. Jahrhundert auch für das evan­ gelische Deutschland das große Missionsjahrhundert ge­ worden, wenn es auf die Anregungen von Halle und Herrn­ hut angewiesen geblieben wäre. Das erste Anzeichen des Anbruchs einer neuen Zeit war die Begründung einer Missionsanstalt in Berlin durch jenen Prediger Johann Jänicke*) im Jahre 1800. Diese still und bescheiden wirkende Schule, welche schon als erster Versuch, Jünglinge ohne gelehrte Vorbildung' für den Missionsdienst planmäßig vorzubereiten, Interesse er­ regen würde, hat sich das Verdienst erworben, an 80, zum Teil hervorragende Missionare, ausgebildet zu habend) Jänicke war durch seinen in Ostindien wirkenden Bruder8) seit langem mit dem Halleschen Waisenhaus in Verbindung gewesen, aber den entscheidenden Anstoß 511 dem neuen Unternehmen empfing er, nach seinem eigenen Bericht^), von einem frommen Laien, dem Oberforstmeister von Schirn­ ding zu Dobrilugk, welcher zu dem damals sich mächtig entfaltenden kirchlichen Leben Englands nahe Beziehungen unterhielt/). Hier hatte die gewaltige Bewegung des Methodismus die religiösen Bedingungen für die Inangriff­ nahme einer Heidenmission im großen Stil geschaffen, zu welcher Kolonialbesitz und Länderentdeckungen einluden. Unter dem Widerstreben der ostindischen Kompagnie wie der Staatskirche erstarkte das Missionsinteresse; das letzte Jahr­ zehnt des 18. Jahrhunderts umfaßt die Gründungsjahre der großen Gesellschaften: der baptistischen (1792), der Londoner (1795), der kirchlichen (1799). Im Verein mit den bereits bestehenden altehrwürdigen Vereinigungen aus

9 früherer Zeit haben sie den Beginn einer neuen Periode der Missionsgeschichte eingeleitet. In den Tagen des Boni­ fatius durchzogen Angelsachsen und Jroschotten als Boten des Christentums unser Vaterland, jetzt riefen ihre Nach­ kommen zur Missionsarbeit auf. Vor allem ist das große Ausschreiben der Londoner Gesellschaft von 1798 für das Missionsleben auf dem Kontinent wichtig geworden (Hol­ land, Ostfriesland) !*) Die entscheidenden ersten Anregungen von England hat Basel empfangen, und zwar durch Steinkopf, den Se­ kretär der Christentumsgesellschaft, welcher 1801 Prediger an der deutsch-lutherischen Gemeinde in London geworden war. Daß jene weitherzige Londoner Gesellschaft ihn in ihr Direktorium aufnahm und die kirchliche Missionsgesell­ schaft ihn als Vertrauensmann behandeltes, machte ihn mit der Arbeit dieser Societäten so vertraut, daß er eine Fülle von Eindrücken und Antrieben zu übermitteln ver­ mochte, wenn er im Dienst der britischen Bibelgesellschaft auf seinen zahlreichen Reisen Deutschland besuchte. Die Heimat der Christentumsgesellschaft hat sich als der am besten vorbereitete Boden erwiesen, sie war zugleich durch Lage, Beziehungen und Eigenart in hervorragendem Maße befähigt, Ausgangspunkt und Träger einer großen Be­ wegung zu werden. Die Basler Missionsfreunde bethätigten ihr Interesse zuerst ^) in kräftiger Unterstützung der vor­ handenen Organisationen und Veranstaltungen, vorwiegend der deutschen, dann ist mitten in den Kriegsunruhen der schon früher ausgesprochene Gedanke Spittlers, eine eigene Missionsanstalt zu gründen, 1815 durchgedrungen ^), end­ lich that man den letzten Schritt und begann 1821 mit der selbständigen Aussendung von Missionaren.^) Auf die Konventikel der „Christentumsfreunde" wirkt diese von Basel ausgegebene Missionsparole wie eine Mobilmachung; zahllose piettstische Häuflein blicken fortan auf die „Evan­ gelische Missionsgesellschaft zu Basel" als auf ihr Werk; zum Austausch der neuesten Nachrichten aus der

10 Heidenwelt und zur Sammlung von Beiträgen bilden sich besondere Missionsvereine. Das neue Unternehmen war gesichert, weil die Süllen im Lande auf seine Seite traten. Diese Entwickelung der Basler Missionsgesellschaft hat vorbildliche Bedeutung erlangt; beim fast überall wachsen die neuen Gesellschaften aus solchen Missionsvereinen her­ aus. Dies geschah zuerst in Berlin. Ein „Aufruf zu milden Beisteuern für die evangelischen Missionare unter den Heiden", welchen August Neander 1823 veröffentlichte, hatte ein so reiches Ergebnis, daß am 29. Februar 1824 ein besonderer Missionsverein sich konstituierte: „Die Gesellschaft zur Beförderung der evangelischen Missionen unter den Heiden" (Berlin I). Auch nach dem Tode Jänickes (1827) und dem Scheitern des Ver­ suches, mit seinem Institut eine Bereinigung herbeizuführen, verfolgte man zunächst lediglich den Zweck, Geld für die Mission zu sammeln und an die vorhandenen Anstalten zu verteilen. Aber der große Erfolg, welchen die Aufforde­ rung zur Bildung von Hilfsgesellschaften hatte, und die sich einstellenden Missionsaspiranten haben schon 1829 zur Be­ gründung einer eigenen Missionsschule geführt; 1833 sind die ersten Zöglinge ausgesandt worden. *) Dem Osten folgte der Westen. Schon 1799 hatte die Liebe zur Mission in Elberfeld einen Kreis von zwölf stillen Betern zusammengeführt, welcher später unter englischem Einfluß um die Verbreitung von Bibeln und Traktaten sich bemühte und auch für die Judenmission gewirkt hat. Durch einen Besuch des Inspektors Blumhardt im Jahre 1818 ist dann das geistlich angeregte Wupperthal dauernd für die Heidenmission gewonnen worden. Die Form eines Hilfsvereins für die Basler Missionsgesellschaft war nur für kurze Zeit geeignet, das nach Bethätigung verlangende Missionsintereffe in Barmen zu befriedigen; schon 1825 wird das zweite Stadium erreicht, die Gründung einer Missionsschule, und bald darauf giebt das Verlangen der hier ausgebildeten Zöglinge nach Verwendung den Anstoß,

11 daß Elberfeld und Barmen mit Köln und Wesel zu einer Organisation 1828 sich zusammenschließen, zur „Rheini­ schen Missionsgesellschaft.*) Und schon 1829 hat dieselbe durch die Abordnung der ersten Sendboten in die immittelbare Missionsarbeit eintreten können. Damals hatte auch im Norden Deutschlands der Mis­ sionsgedanke längst Wurzel geschlagen. In Ostfriesland war, wesentlich auf Anregungen der Brüdergemeinde hin, 1802 die „Missionssocietät vom Senfkorn" entstanden, aus welcher später die „Ostfriesische Missionsgesellschast" hervor­ gegangen ist. 2) Vor allem aber war in den Hansastädten Bremen (1819) und Hamburg das Verständnis für die Mission erwacht, und auch in manchen anderen Städten hatten sich Missionsvereine gebildet. Die von Stade aus­ gehende Anregung (1834) zu einer Bereinigung dieser Kreise führte nach langen Verhandlungen zur Konstituierung der „Norddeutschen Missionsgesellschaft" 1836.3) In Hamburg hatte die Leitung ihren Sitz und hier wurde auch das Missionsseminar eröffnet (1839), welches 1842 seine ersten Zöglinge entlassen konnte. In das Gründungsjahr dieser norddeutschen Missions­ gesellschaft fällt auch der Anfang der „Goßnerschen Mission" ^) (Berlin II). Was den trefflichen Mann von der Berliner Gesellschaft getrennt hat, waren nicht dog­ matische Differenzen, sondern missionstechnische und missions^ methodische Fragen (Bau des Missionshauses, Ausbildung der Missionare, Verwaltung der Missionsgesellschaft) und vor allem seine eigene kräftige Individualität, welche sich in voller Freiheit auswirken wollte. Mehr als zwanzig Jahre hat Goßner seit diesem Austritt nach eigenartigen Grundsätzen der Ausbreitung des Christentums zu dienen vermocht. Als sein Werk wuchs, wurde freilich auch für ihn die Bildung eines besonderen Vereins unvermeidlich (1842), und nach seinem Tode (1858) ist derselbe in Organisation wie Betrieb den anderen Gesellschaften immer ähnlicher geworden.

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Die religiöse Erweckung am Anfang des Jahrhunderts hatte alle diese Societäten ins Leben gerufen; sie waren pietistischer Herkunft. Als es nun aber diesem Pietismus gelungen war, das evangelische Deutschland aus der Er­ starrung zu befreien, welcher es unter der Herrschaft des Rationalismus verfallen war, erwachte zugleich das kon­ fessionelle Bewußtsein und erstarkte unter den mit der Ein­ führung der Union in Preußen verbundenen Kämpfen. Es dauerte nicht lange, so machten die Folgen dieses Prozesses auch inmitten der Missionsfreunde sich geltend. Die „luthe­ rischen" Kreise glaubten ihre Mitarbeit an der Mission nur auf ausgesprochen lutherischer Basis fortsetzen zu können und versuchten daher, die von ihnen unterstützten Gesellschaften entsprechend zu beeinstussen. Manche derselben sind dadurch in schwere Krisen hineingeführt worden?) Aber auch die Bildung einer neuen Organisation lag auf diesem Wege. — In Dresden hatte zuerst eine herrnhutische Diasporagemeinde und später ein Zweigverein der Christentumsgesellschaft das Interesse für die Heideninission geweckt. Dasselbe wuchs durch Beziehungen zum Basler Missionshaus und führte 1819 zur Begründung eines Missions-Hülfsvereins, der zwar in erster Linie diese Anstalt bedachte, aber auch nach Berlin, Halle und Herrnhut Gaben sandte. Doch sehr früh lenkte man in das lutherisch-konfessionelle Fahrwasser ein. Bereits 1821 trat diese Neigung in den Verhandlungen mit Blumhardt und Steinkops hervor und unter dem Ein­ fluß von Rudelbach und Scheibe! kam es 1832 zur Gründung einer sächsischen Missionsschule in Grünberg bei Dresden, die allerdings zunächst als Voranstalt für Basel gedacht war, aber doch dem Beginn einer gesonderten kirchlich-lutherischen Missionsarbeit, auf welche jene maßgebenden Persönlichkeiten hindrängten, vorgearbeitet hat. Bei dieser Sachlage tvirkte die Erklärung von drei Berliner Missionszöglingen, nur als Missionare der lutherischen Kirche ausziehen zu wollen, als letzter Anstoß: am 17. August 1836 erfolgte die Stiftung der evangelisch-lutherischen Missionsgesellschaft in

13 Dresden. *) Die dadurch bedingte Loslösung von der hochverdienten Basler Gesellschaft ist auch inmitten der lutherischen Missionsfreunde zum Teil schwer empfunden worden, aber die Pflichten gegen das Bekenntnis siegten über die Erwägungen der Pietät. — Dieses Jahr 1836, durch die Herausbildung neuer Träger des Missionslebens ausgezeichnet vor anderen, kann als der Abschluß der Periode gelten, während welcher der Missionsgedanke in dem deutschen Protestantismus Wurzel geschlagen hat. Dieser Zeit des ersten Erwachens des Missionssinnes in Deutschland sind folgende Züge charakteristisch: a) Zunächst ist auffallend das plötzliche, ja stoßweise Emporkommen der Missionsbewegung. Am Ende des 18. Jahrhunderts fanden wir das Interesse für die Mission auf einem beklagenswert niedrigen Niveau. Dann stieg es plötzlich zu einer bis dahin unbekannten Höhe und Kraft und in der verhältnismäßig kurzen Zeit von zwei Decennien (1815 —1836) drängte sich die Gründung der größten, noch jetzt bestehenden Gesellschaften (in Basel, Berlin I, II, Barmen, Hamburg, Dresden) zusammen. Woher dieser Aufschwung? Daß er in erster Linie auf jene pietistische Erweckung zurückgeführt werden muß, kann nach dem oben ermittelten Thatbestand keinem Zweifel unterliegen. Aber hibireft haben doch auch noch andere Faktoren mit­ gewirkt. Es will beachtet sein, daß der. große Fortschritt des Missionsinteresses in das Menschenalter fällt, in welchem der religiöse und sittliche Ertrag des Druckes in der napo­ leonischen Ära und der Erhebung in den Freiheitskriegen sich auswirkte. Allerdings ist die Hoffnung auf eine das ganze Volk umfassende Neugeburt nicht erfüllt worden, aber die positiven Kräfte der Reformation haben damals sich geregt, in der Neubegründung der Theologie durch Schleier­ macher, wie in dem Walten eines Wichern und in der Stiftung des Gustav Adolf-Vereins. Dieser Hauch reforma­ torischen Geistes, welcher damals wie ein Frühlingswind unser Vaterland durchwehte, ist auf allen Gebieten des

14 kirchlichen Lebens zu spüren. Gerade auch die Kreise, auf welchen die Missionsarbeit unmittelbar ruhte, werden von ihm befruchtet wordm sein, wenn sie auch selbst viel­ leicht dieser Wirkungen sich nicht bewußt gewordm sind. — Weiter sei daran erinnert, daß wir uns in der Periode der politischen Restauration befinden, welche reich war an unerfüllte» Hoffnungen und nicht gehaltenen Versprechen. Auch die evangelische Kirche gehörte zu denen, welche leer ausgingen. Und doch regten sich in ihr thatkräftige Elemente; das Interesse für einen Ausbau der Kirchen­ verfassung in der Richtung der Selbstverwaltung erwachte. Als sich dann die Aussichtslosigkeit dieser Bestrebungen herausstellte, war das einzige Gebiet, auf welchem der Trieb zum Handeln sich bethätigen konnte, die Liebes­ thätigkeit der inneren und äußeren Mission. Es konnte nicht ausbleibe», daß diese Sachlage der Entwickelung dieser neu entdeckten Arbeitsfelder zu statten kam, wenn wir auch selbstverständlich nicht meinen, daß auf Grund von Reflexionen dieser Art auch nur ein einziger der Mission sich gewidmet hätte. b) Eine weitere Eigenart deö deutschen Misfionslebens bis Ende der dreißiger Jahre ist die nahe Beziehung desselben zu England. ES findet ein reger Austausch von Anregungen und Kräften statt, welcher beiden Teilen große Förderung gebracht hat. Deutschland empfängt jene ersten wichtigen Impulse, die den Mssionsfinn in seiner Mitte geweckt haben, von England her. Auch bei der Organisation der Missionsfreunde in Vereinen und Gesellschaften *) konnte man die Einrichtungen als Muster benutzen, welche dort sich trefflich bewährt hatten. Endlich haben wir die enge Verbindung der Pflege der Heidenmission mit den Be­ mühungen um Verbreitung der heiligen Schrift und er­ baulicher Irottate2) auf den Einfluß Englands zurückzu­ führen, welches bis auf den heuttgen Tag diesen Zusammen­ hang erhallen hat. Und doch war Deutschland nicht aus­ schließlich der empfangende Teil! Seine Gegengabe war

15 das Beste, was der Mission überhaupt geboten werden kann, und das, was ihr am notwendigsten ist, Menschen voll heiligen Glaubenseifers, die zum Dienst des Evangeliums unter den Heiden bereit und geschickt sind. Decennien hindurch sind Missionare, die in Deutschland ihre Ausbil­ dung empfangen hatten, von britischen Societäten aus­ gesandt worden.') c) Eine dritte charakteristische Erscheinung dieser Periode ist die mangelnde Anerkenung des Missionswerkes seitens der officiellen Leiter der heimatlichen Kirchen. Die meisten derselben standen der mächtig aufblüheaden Be­ wegung mit kühler Zurückhaltung gegenüber. -) Waren schon die freien Formen, deren sich dieselbe bediente, ihnen etwas Ungewohntes, so war der Geist dieser Missionskreise ihnen geradezu unsympathisch, hat sie instinktiv abgestoßen. Aber es war doch nicht nur das pietistische Element in dem Missionsbetrieb, welches der Rationalismus in Amt und Würden ablehnte. Da die berufsmäßigen Wächter des kirchlichen Lebens keinen Versuch gemacht haben, die Heidenmission, in angeblich gesundere Bahnen hinüberzulenken, kann ihre passive Haltung nicht nur durch den Verdruß über das augenblickliche Gepräge der Missionsarbeit hervorgerufen gewesen sein, nmß vielmehr aus dem Mangel an Verständnis für die Missions­ pflicht der evangelischen Kirche überhaupt abgeleitet werden. Die Folge dieser Spannung zwischen Mission und Kirche war fürbeideTeile eine beklagenswerte: jene wurde auf der Stufe der Konventikel festgehalten, diese verscherzte sich reiche Anregungen. Aber noch weitere Konsequenzen waren unausbleiblich. Zu einer Zeit, in welcher die Staatsgewalten in jeder Äußerung

eines kräftigen Gemeinschaftstriebe sdie Jndicien beginnenden Hochverrats zu erblicken pflegten, hätte die Mission des posi­ tiven Schutzes und der warmen Empfehlung der staats­ kirchlichen Behörden dringend bedurft. Das Nichteintreten der letzteren für die im Aufsteigen begriffene Missions-Bereinsbewegung wirkte daher wie eine Preisgabe derselben an das Ressort der Staatsgewalt. War aber erst einmal die

16 Mission politisch verdächtig, dann kann es uns nicht wunder nehmen, daß auch ihre Vertreter und Veranstaltungen den Chikanen und Gewaltmaßregeln ausgesetzt wurden/) mit welchen man damals dem Umsturz vorzubeugen suchte. Man sollte erwarten, daß das Geschlecht, welches eine neue Theologie schuf und die Grundlagen für die theologische Arbeit unseres Jahrhunderts gelegt hat, einem Liebeswerke sympathisches Interesse entgegen bringen mußte, welches die Grenzen der Kleinstaaterei nicht anerkannte und die Schranken der Landeskirche überragte. Aber wenn auch ein Herders sich freundlich über die Heidenmission geäußert hat und Schleiermacher über sie handelte^), im Großen und Ganzen nahmen die Vertreter der theologischen Wissenschaft von ihr noch wenig Notiz. Lag es an der Beschaffenheit des Missionsbetriebes 4), oder war es in den eigentümlichen Aufgaben der mit dem Rationalismus ringenden Theologie begründet, daß es zu keiner Wechselwirkung zwischen Mission und Theologie gekommen ist, die Thatsache selbst steht jeden falls fest. 2. Für die Geschichte Deutschlands ist der Regierungs­ antritt Friedrich Wilhelms IV. von Preußen in vielen Be­ ziehungen bedeutungsvoll. Die Generatton, welche das Zeitalter der Freiheitskriege in der Vollkraft der Jahre durchlebt hatte, machte einem neuen Geschlecht Platz, wel­ ches durch das eifrige Streben nach politischen und kirch­ lichen Idealen, ohne zu festen Resultaten zu gelangen, charakterisiert wird — eine Zeit des Übergangs!

Der Pflege und Weckung des Missionsinteresses in der evangelischen Kirche Deutschlands haben während dieser Periode in erster Linie jene Gesellschaften ihre Dienste ge­ widmet, welche wir bis Ende der dreißiger Jahre entstehen sahen. Sie sind dabei durch neue Organisationen unter­ stützt worden, welche der Mission neue Arbeitsgebiete er­ schlossen. — In eine neue Phase der Entwickelung trat die evangelisch-lutherische Mission durch die Verlegung der Missionsanstalt von Dresden nach Leipzig 1848.

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Diese Übersiedelung sollte eine möglichst enge Verbindung mit der Universität herbeiführen *) und zugleich den Verein auf eine breitere Basis stellen als die eines rein sächsischen Vereines. -) Unter der Führung des hervorragenden Karl Graul ist es der Leipziger Gesellschaft in der That gelungen, auch das lutherische Ausland (Mecklenburg, Bayern, Ruß­ land, Dänemark, Schweden, Norwegen) für sich zu interes­ sieren, aber die Zusammenfassung aller Missionsfreunde von specifisch lutherischer Haltung hat sie nicht einmal für Deutschland erreicht. Denn 1849 begann der lutherische Pastor Ludwig Harms in seiner Gemeinde Hermanns­ burgs) auf der Lüneburger Heide ein selbständiges Missionsunteruehmcn nach eigenartiger Missionsmethode. Es war zunächst das Werk dieser Gemeinde und der Ausdruck ihres ganz auf die Mission gestimmten Lebens. Dann aber war es vorzugsweise die hannoversche Landeskirche, welche bis zur Separation von 1878, und neuerdings wieder seit dem Vergleich von 1889, als leistungskrüftiges Hinterland sich erwiesen hat. Daß die lutherischen Kreise auch anderer Kirchen dieser Harmsschen Schöpfung Beistand gewährten, wurde nicht nur der norddeutschen, sondern gerade auch der Leipziger Gesellschaft fühlbar. Konnte es damals scheinen, als ob der Thatendrang einer starken Indivi­ dualität den allgemein lutherischen Interessen zu wenig Rechnung trage, so sind derartige Fragen im Blick auf die Geschichte dieser Bauernmission nunmehr gegenstandslos. Mag dieselbe mit dazu beigetragen haben, daß die weit­ gehenden Pläne der Leipziger Gesellschaft nicht verwirklicht wurden, so hat sie auf der anderen Seite so große Ver­ dienste um die Einpflanzung des Missionssinnes in deni lutherischen Volksleben, daß gerade auch das Luthertum durch Hermannsburg befestigt worden ist. Eine ganz neue Bahn eröffnete sich der Heidenmission Deutschlands, als dieselbe in der Mitte des Jahrhunderts mit der inneren Mission einen Bund schloß. Freund­ liche Beziehungen hatten zwar von jeher zwischen diesen 2

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beiden Liebeswerken bestanden, stützten sie sich doch auf dieselben Kreise; außerdem hatte die vielgestalttge Missions­ arbeit längst auch zu rein charitativen Thätigkeiten geführt.l) Aber jetzt tritt die innere Mission als selbständig handelnde Größe auf den Plan und veranstaltet ihrerseits Unterneh­ mungen zur Beseitigung schwerer Notstände unter heid­ nischen Völkern. Die neuen Ziele führten zum Aufsucheu neuer Wege und zur Verwendung neuer Kräfte. Es wird der Frau Gelegenheit geboten, den Zauber ihrer helfenden und bewahrenden Liebe auch gegenüber dem Elend des Heiden zu bewähren, und manche der Formen, in denen die Liebesthättgkeit des deutschen Protestantismus jetzt sich zu entfalten beginnt, findet Nachahmung im Gebiet der Mission. Schon 1842 war der Frauenverein für christ­ liche Bildung des weiblichen Geschlechts im Mor­ genland^) zu Berlin gegründet worden, 1850 folgte der Berliner Frauen-Missionsverein für Chinas, 1851 begann die Kaiserswerther Diakonissenanstalt ihre Boten des Friedens nach dem Orient zu entsenden, 1852 trat der Jerusalemverein*) ins Leben. 3. Das letzte Stadium der Entwickelung des Missions­ lebens fällt in die durch die Begründung des deutschen Reiches eingeleitete Periode. Die Beziehung zwischen dieser polittschen Neugestaltung unseres Vaterlandes und dem Jnslebentreten neuer Organisationen ist nicht nur die des zeit­ lichen Zusammentreffens, fonbeni einen der neuen Impulse zur Missionsarbeit verdanken wir unmittelbar dem Zeitalter des Fürsten Bismarck: den Eintritt Deutschlands in die Reihe der Kolonialmächte. Dänemark, Holland, England waren vom 17. Jahrhundert an im Besitz von Kolonien und damit in direkter Verbindung mit nichtchristlichen Völ­ kern. Daß diese Berührung für sich allein nicht imstande ist, zur Mission anzuregen, zeigt allerdings gerade die Ge­ schichte dieser Staaten, welche lange Zeit die Verpflichtungen gegen ihre heidnischen Unterthanen nicht erkannten. Auf der anderen Seite liegt in einer solchen direkten Fühlung

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mit nichtchristlichen Nationen dann, wenn einmal das Missionsverständnis erwacht ist, ein starker Antrieb zur aktiven Missionsarbeit. Der Inangriffnahme der Kolonialpolitik durch die deutsche Regierung im Jahre 1884 folgte sofort die Gründung neuer Missionsgesellschaften, speciell für die deutschen Schutzgebiete. Es bildete sich 1886 die Evan­ gelische Missionsgesellschaft für Deutsch-Ostafrika*) mit dem Sitz in Berlin (Berlin III) und die Gesellschaft für evangelisch-lutherische Mission in Ostafrika unter Leitung des Pfarrers Jttamaier in Hersbruck (Bayern); letztere ging 1893 in die Leipziger Missionsgesellschaft auf.") Auch die Anstalt Löhes in Neuendettelsau nahm die Heidenmission in ihr Arbeitsprogramm auf und entschied sich für Kaiser Wilhelmsland. 8) In demselben Jahr, als Deutschland diese für die Mission so wichtige Kolonialpolitik einschlug (1884), trat der allgemeine evangelisch-protestantische Missions­ verein ins Lebens, welcher unter verschiedenen Gesichts­ punkten eigenartiges Interesse erregt. Bedeutsam war diese Neugründung schon dadurch, das; hier zum erstenmal die kirchlich liberalen Kreise aktiv an der Mission sich beteiligten, — ein Beweis für das siegreiche Vordringen des Missions­ gedankens. Aber dieser Verein steckte sich auch ein neues Ziel, denn er bezeichnet als seinen Zwecks: „christliche Religion und Kultur unter den nichtchristlichen Völkern auszubreiten, in Anknüpfung an die bei diesen schon vorhandenen Wahrheits­ elemente." Da auch alle schon bestehenden Gesellschaften thatsächlich civilisatorisch gewirkt hatten, konnte diese Be­ tonung der kulturellen Hebung der Missionsobjekte nichts anderes besagen, als daß die letztere nicht mehr bloß als ein Mittel zur Erreichung des eigentlichen Missionszweckes, Einführung in die christliche Kirche, angestrebt werden solle, sondern als ein der Gewinnung für den christlichen Glauben koordiniertes Ziel. Es sollte erreicht werden durch eine neue, nichtpietistische Missionsmethode. Selbstverständlich lag der Aufstellung dieses neuen Missionsideals eine Ab2*

20 lehnung des bis dahin geltenden zu Grunde, aber — die Gerechtigkeit fordert, dies hinzuzufügen — diese Verwer­ fung war nicht nur keine absolute, sondern ist überhaupt nur so weit geltend gemacht worden, als die Rechtfertigung des eigenen neuen Weges dies erheischte. Auch ist nicht außer acht zu lassen, daß bei verschiedenen Gelegenheiten seitens der Führer dieses Vereins ausgesprochen worden ist, daß derselbe zu den vorhandenen Gesellschaften sich nicht ver­ neinend, sondern ergänzend verhalten wolle. Einen ganz neuen Typus unter den Missionsunter­ nehmungen Deutschlands stellt das in Neukirchen bei Mors (Rheinpreußen) von Pastor Doll 1882 begründete Missionshaus dar, von dem er selbst sagte: „Die Anstalt soll eine Glaubensanstalt sein . . . nicht durch Kollekten, sondern einzig und allein durch gläubiges Gebet und Ver­ trauen auf Gottes Verheißung unterhalten und weiter ge­ führt werden. Diese neue Mission soll, bei wesentlich refor­ mierter Grundlage in der Lehre, den Standpunkt der evange­ lischen Allianz praktisch vertreten"?) Dagegen entbehrt die schon 1877 von Pastor Jensen gestiftete Schleswig-Hol­ steinische evangelisch - lutherische Missionsgesell­ schaft'), deren Missionshaus in Breklum 1881 mit der Aussendung von Missionaren begonnen hat, eines ihr eigen­ artigen Princips und ihre Gründung ist nur mi3 dem Individualismus ihres Schöpfers zu verstehen. — In den letzten sechzig Jahren hat also die Zahl der dem Dienst der Heidenmission gewidmeten Organisationen eine weitere und zwar erhebliche Steigerung erfahren, übrigens auch in diesem Zeitraume ruckweise (Anfang der fünfziger und Mitte der achtziger Jahre); die Mannigfaltig­ keit der mitwirkenden Kräfte ist eine größere geworden; äußere und innere Mission haben eine fruchtbare Verbin­ dung miteinander geschlossen; durch die Begründung deut­ scher Kolonien ist die planmäßige Ausbreitung des Christen­ tums auch als nationale Pflicht erkannt worden, — wir stehen in der That vor einer auffteigenden Entwickelung.

21 Verschiedenartige Faktoren sind an derselben beteiligt1): die Überwindung der Entfernung durch Dampf und Draht,

die Herausbildung des Welthandels, die Fortschritte der Erdkunde, die Verbreitung humanitärer Gedanken'-) (Anti­ sklavereibewegung), kurz der Aufschwung des gesamten Kulturlebens. Auch die Wandlungen der Politik^) haben der Mission die Wege geebnet und Zugänge zu neuen Ge­ bieten erschlossen. Aber in erster Linie kommt doch die veränderte Stellung in Betracht, welche die heimatliche Kirche zur Mission gewann. Hier hat sich ein vollstän­ diger Umschwung vollzogen: sie wird jetzt durch die offi­ ziellen Organe der Kirche gefördert, die Berichterstat­ tung über ihre Fortschritte fehlt, wenigstens in Preußen, auf der Generalsynode4) nicht mehr (feit 1891), ein Dutzend Missionskonferenzen') breitet sich über das mitt­ lere und nördliche Deutschland aus, es werden Missions­ lehrkurse 0) abgehalten und in vielen Gegenden ist die Mission, dies ist ihr größter Erfolg, wirklich volkstümlich geworden.7) Gegenwärtig gilt unser Missionswerk nicht mehr als Sport kleiner Konventikel, sondern ist eine öffent­ liche Angelegenheit der evangelischen Kirche geworden. Die Frage nach dem Recht der Heidenmission ist jetzt ebenso­ wenig noch kontrovers, als die Bedeutung dieses Liebes­ werkes für die aussendende Kirche selbst.h) Den einzelnen Stadien dieses Prozesses gehen wir hier nicht nach; er hat in den verschiedenen Teilen Deutschlands zu verschiedenen Zeitpunkten begonnen und verschieden rasch sich vollzogen; im allgemeinen bezeichnet der Anfang der fünfziger Jahres die Wendung zum Besseren, das heißt die Zeit, in welcher die kirchlichen Kreise den Fragen nachzudenken begannen, welche das Jahr 1848 auch ihnen gestellt hatte. Unter denen, welche den Wert der Verbindung zwischen Mission und theologischer Wissenschaft erkannt und nach­ drücklich vertreten haben, steht der Pfarrer von Rothcnschirmbach, Gustav Warneck, obenan. Daß jetzt wenigstens die Anfänge einer wissenschaftlichen Missionskunde vorliegen

22 und daß die Einsicht in die Notwendigkeit einer wissenschaft­ lichen Bearbeitung der Missionsgeschichte und Missionstheorie zur Zeit ganz anders verbreitet ist, als noch vor 25 Jahren, ist wesentlich sein Verdienst. Nicht als ob nicht auch schon früher einzelne Theologen der Mission ein freundliches Inter­ esse entgegengebracht hätten'), aber, auf das Ganze gesehen, muß die Vernachlässigung der Mission seitens der Theologie ehrlich zugegeben werden, und erst in neuerer Zeit bahnt sich eine veränderte Stellung der Universitäten zur Mission an.2) — Andererseits ist der bisherige Mangel an Fühlung zwischen Theologie und Mission durch die letztere mitver­ schuldet. b) Es wird wenige Gebiete der Kirchengeschichte geben, für welche so zahlreiche Quellen zur Verfügung stehen, wie für die Geschichte der evangelischen Mission, und die doch zugleich durch ihre Qualität eine wissenschaft­ liche Bearbeitung in gleicher Weise erschweren. Gewiß darf man nicht aus den Augen lassen, daß dieselben in erster Linie die Missionsfreunde erbauen wollten, beziehungsweise Agitationsschriften waren, aber dieser Zweck legitimierte nicht den Mangel an Nüchternheit und Sachlichkeit/) Weiter ist den Trägern deS Missionslebens in Deutschland, den Missionsgesellschasten, der Vorwurf nicht zu ersparen, daß manche unter ihnen und gerade die größten bisher ein zu geringes Interesse an der Verarbeitung des lawinen­ artig anwachsenden missionsgeschichtlichen Stoffes gezeigt haben/) Welche Schätze von Erfahrungen sind dadurch brach gelegt, daß weder die Brüdergemeinde 6) noch die Baseler Missionsgesellschaft ’) für eine Darstellung ihrer reichen Geschichte gesorgt haben! Nicht als ob die über­ bürdeten Direktoren der Gesellschaften, deren Blick natur­ gemäß mehr der Gegenwart und Zukunft als der Ver­ gangenheit zugewandt ist, auch noch diese Arbeiten leisten sollten — doch ist es von einigen derselben geschehen — aber wäre erst einmal die Verpflichtung erkannt worden, auch durch umfassende, wahrheitsgetreue Geschichtsdarstellungen das Missionsinteresse zu verbreiten und zu vertiefen, dann

23 würden die erforderlichen litterarischen Hiilfskräste sich sicher beschaffen lassen. Bei dieser Sachlage ist es nicht zu verwundern, daß die Missionslitteratur von wissenschaftlichem Wert noch eine sehr beschränkte ist. Die Missionstheorie hat durch die „Evangelische Missionslehre" von G. Warneck4) eine Be­ arbeitung von grundlegender Bedeutung erfahren, welche durch sorgfältige Berichterstattung ausgezeichnet ist und über missionsmethodische Fragen nach ihrer prinzipiellen Seite vortrefflich belehrt. Auch die von der Haager Ge­ sellschaft zur Verteidigung der christlichen Religion gekrönte Preisschrift von E. Buß2) „die christliche Mission, ihre principielle Berechtigung und praktische Durchführung" bietet, von andcrein Standpunkt aus, anregende Erörterungen. Auf dem Gebiete der missionshistorischen Forschung dagegen sind ans neuerer Zeit ähnliche, den gesammten Stoff um­ fassende Arbeiten nicht zu verzeichnen. Denn die „Geschichte der evangelischen Mission" von Julius Wiggers") liegt ein halbes Jahrhundert zurück und die „Geschichte der lutherischen Mission" von 5ßlitt4) behandelt nur einen Ausschnitt der Missionsgeschichte. Unter den missions­ geschichtlichen Monographien verdienen die Arbeiten Ger­ manns^) hervorgehoben zu werden, denen bleibender Wert zukoinint. Auch in der Allgemeinen Missionszeitschrift"), in dem Baseler Missionsmagazin2) und der Zeitschrift für Missionskunde und Religionswissenschaft") sind wertvolle Einzeluntersuchungen niedergelegt. ®nc bisher noch wenig in Angriff genommene Specialdisciplin der Missionswifsenschaft ist die Missionskartographie, die Domäne des uner­ müdlichen R. Grundemann.") Wenn für diesen Zweig ein wachsendes Interesse von der Zukunft erwartet werden muß, so auch für die Missionsstatistik.4") Was endlich die noch im Fluß befindliche Entwickelung anlangt, so hat der eben genannte Kenner der Mission das Jahrzehnt von 1878—1888 zusammenfassend behandelt4'); H. Gundert zeigt in der dritten Auflage42) seines Buches „Die evan-

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gelische Mission, ihre Länder, Völker und Arbeiten" die Fortschritte bis zum Jahre 1892; über die Ereignisse der letzten Jahre informieren, abgesehen von den Jahresbe­ richten der einzelnen Gesellschaften, die Missionsrundschauen in der Allgemeinen Missionszeitschrift.

II. Missionsinteresse ist die Voraussetzung für jede Missions­ arbeit, aber eben doch nur die Voraussetzung. Wir haben daher nunmehr die Frage zu stellen, was der deutsche Protestantismus, nachdem und soweit er von« Missionsgeist erfüllt worden, thatsächlich für die Ausbreitung evangelischen Christentums geleistet hat. 1. Der Stand der Mission im Jahre 1800 war folgender. Bon Halle aus waren 8 Missionare') an der Küste Koromandel in Indien (seit 1706) stationiert und hatten nach der Berechnung eines derselben") ca. 16000 Getaufte zu versorgen. — Die Arbeit der Brüdergemeinde erstreckte sich nach dem Scheitern, beziehungsweise Aufgeben zahlreicher anderer Unternehmungen") auf die Eskimos in Grönland (1733) und Labrador (1770), die Indianer in Nordamerika (1734), die Neger in Westindien (1732) und in Surinam (1735), die Hottentotten im Kapland (1736, 1792) und die Kalmücken in Südrußland. 4) Die Zahl der Getauften betrug ca. 20000"), die der Stationen 26 und die der in der Mission thätigen ®rüber und Schwestern 161.°) — Demnach erhalten wir das Ergebnis, daß ca. 88 deutsche Missionare auf 30 Stationen ca. 36 000 Heidenchristen bedienten. Welch' anderes Bild jetzt nach drei Menschenaltern! Die herrnhutische Missionskirche hat zwar nicht ausnahmlos ihr Arbeitsfeld von 1800 behauptet ’), aber dafür hat sie zahlreiche neue Gebiete in Angriff genommen

25 (Amerika: 9Noskitoküste 1848, Demerara 1878, Trinidad 1890, Alaska 1885; Australien: Victoria 1849, NordQueensland 1891; Afrika: Deutsch-Ostasrika 1891; Asien: Britisch-Jndien 1853) und die alten zum Teil erheblich er­ weitert. Ehrwürdig durch ihre Vergangenheit und geschätzt wegen ihrer anspruchslosen ruhigen Art und großen Er­ fahrung, genießt sie eine wohlverdiente Vertrauensstellung'), welche ihr neben der Opferwilligkeit ihrer Mitglieder die äußeren Mittel verschafft, das gewaltige Werk zu unter­ halten, in welchem jetzt (1896) 173 Brüder auf 132 Hauptplätzen arbeiten und welches 88 261 Getaufte um­ schließt.-) Die Baseler Missionsanstalt3), welche jetzt auf ein 80 jähriges Wirken zurückblickt, hatte mit selbständiger Missionsarbeit zuerst in bcn Kaukasusländern 1821 einge­ setzt, aber nur bis zu dem kaiserlichen Verbot von 1835 ihre vielversprechende Thätigkeit ausüben können/) Bon noch kiirzerer Dauer (1827 —1831) war das verfrühte Missions­ unternehmen nach Liberia.-') Die gleichzeitigen Versuche, auf der Goldküste festen Fuß zu fassen (seit 1828), mußten ebenfalls zunächst eingestellt werden (1840). Aber seit ihrer Wiederaufnahme 1843 hat gerade hier ein blühendes Missionsgebiet sich entwickelt. Allerdings steht es unter dem Zeichen des Todes und hat allein im vergangenen Jahre elf Opfer aus dem Kreise der Missionare gefordert, aber eine Schar von fast 14 000 Heidenchristen ist bereits gewonnen und jetzt hat sich sogar Asante geöffnet/') Ramseyer, dem Confcssor von Kumase, war es beschicken, Anfang Februar dieses Jahres den Ort seiner Ge­ fangenschaft (1869—1874) wieder zu betreten?), nun als Bote des Friedens. — Die noch junge Mission in Kameruns, welche infolge der Besitzergreifung durch Deutsch­ land nnternonunen wurde, begann unter schweren Verlusten an Missionaren. Die übernommenen baptistischen Gemeinden erwiesen sich allerdings als ein nur flüchtiger Besitz, aber dafür hat sie durch eigene Arbeit bereits ijute Resultate

26 aufzuweisen (ca. 1300 Gemeindeglieder) und noch besser sind ihre Aussichten. — Auf die dritte Missionsprovinz im Westen Vorderindiens (Kanara, Kurg, Südmahratta, Malabar, Nilagiri) konzentriert die Baseler Mission ihre Hauptkraft und hat ein, wenn auch langsames, Wachstum ihrer Gemeinden zu ver­ zeichnen. Die ca. 12 000 Christen, welche in denselben jetzt vereinigt sind, bilden die Frucht einer 62 jährigen Arbeit unter schwierigen Verhältnissen, aber auch mit einem großen Aufgebot von Mitteln. — Die chinesische Mission hat in der Provinz Kanton 1847 ihren Anfang genommen und zählt gegenwärtig ca. 4100 Christen. Auch bei dieser Ziffer muß die starke prozentuale Vermehrung in dem letzten Jahrzehnt (1884: 2721) beachtet werden, ebenso die erhebliche Auswanderung von Christen. Ob von dem Ausgang des chinesisch-japanischen Krieges günstige Wirkungen auf die Mission erwartet werden dürfen, erscheint im hohen Grade fraglich. Unter den sich anschließenden revolutionären Bewegungen hatten die Stationen des ganzen Oberland­ distriktes schwer zu leiden, die Station Moilim wurde sogar (14. September 1895) geplündert. — Der Status der gesummten Baseler Mission war am 1. Januar 1896: 155 Missionare, 51 Hauptstationen, 31703 Gemeinde­ glieder. 2) Die Missionsgesellschaft Berlin I hat ihr Haupt­ arbeitsgebiet in Südafrika (1834). In dem Rahmen fest gefügter Organisationen (Synoden: Kapkolonie, BrittischKaffernland, Orange-Freistaat, Süd-Transvaal, Nord-Trans­ vaal, Natal) erfreut sich dasselbe einer ruhigen und stetigen Fortentwickelung?) Die Missionare, welche in dem nördlichen Mashonaland 1892 und 1894 die ersten Stationen an­ gelegt hatten, stehen naturgemäß in der ersten grundlegenden Arbeit, aber blicken guten Muts in die Zukunft?) — Kondeland in Deutsch-Ostafrika (1891) hat sich schon jetzt als ein vielversprechendes Missionsland erwiesen, und bereits stehen auf zwei Plätzen Katechumenen im Unterricht?) — Angesichts der numerisch noch geringen Ergebnisse der Mission

27 in China (1867) — man zählt 818 Gemeindeglieder *) — ist die tiefe Erfassung des Christentums durch die, welche sich ihm anschließen, und die Gewinnung zahlreicher einge­ borener Gehülfen, auf welche von sachverständiger Seite kürzlich hat hingewiesen werden können-), ein ermutigendes Symptom. — Ende 1895 standen im Dienst der Gesellschaft 82 Missionare, die Zahl der getauften Gemeindeglieder betrug 28 315, die der Hauptplätze 60.3) Die Rheinische Missionsgesellschaft steht gegen­ wärtig in einer Zeit der Ernte. Auf dem afrikanischen Missionsgebiet 4) ist ihre Arbeit im Westen des Kaplandes (1829) auf einer Entwickelungsstufe angelangt, daß die Überführung der dort gesammelten 13 900 Christen in die niederländisch-reformierte Kirche ernstlich in Frage kommen konnte, aber freilich aus guten Gründen nunmehr aufge­ geben worden ist. Die Nama- (1840) und Hereromission (1844) im Norden des Oranjeflusses, zu welcher seit 1892 die Ovambomission getreten ist, breitet sich im Gebiet von Deutsch-Südwest-Afrika aus und ist mit ihren 20 Stationen und 9000 Christen für die Entwickelung dieser Kolonie ein Faktor, dessen Bedeutung durch einen Offizier der Schutz­ truppe jüngst rückhaltlose Anerkennung gezollt worden ist.5) — Auch in Niederländisch-Jndien") geht es vorwärts, und jetzt, wie es scheint, sogar in Borneo (1834). Die Fort­ schritte des Christentums unter den Battas auf Sumatra (1862) sind eines der glänzendsten Kapitel in der Geschichte der neuesten Mission, schon werden mehr als 33 000 Ge­ meindeglieder gezählt. Und die Insel Nias (1865) scheint jetzt nachholen zu wollen, was sie bis 1890 versäumt hatte. — In China (1846) hat freilich auch die Rheinische Mission noch kleine Zahlen und Kaiser-Wilhelmsland auf Neuguinea (1887) ist bis jetzt nur durch Opfer mit der Heimat verbunden. — Die Generalstatistik vom Ende 1895 giebt für die Rheinische Gesellschaft?) folgende Haupt­ ziffern: 74 Stationen, 101 Missionare, 60144 Gemeinde­ glieder.

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Die evangelisch-lutherische Mission zu Leipzig hat seit 1840, abgesehen von den mißlungenen Missions­ versuchens in Süd-Australien (1838—1847) und unter den Indianen: in Michigan (1848—1860), bis vor kurzen: in Ostindien ihr ausschließliches Arbeitsfeld gesucht, unter den Tamulen in Trankebar. Hatte sie hier die dänischhallesche Mission abgelöst, so übernahm sie 1893 die von der bayerischen Missionsgesellschaft (1886) unter den Wakamba in Britisch-Ostafrika begonnene Wirksamkeit und eröffnete gleichzeitig durch einen bewährten indischen Missionar eine zweite Mission unter den Wadschagga am Kilimandscharo?) auf deutschen: Boden. — Ende 1895 hatte sie insgesamt 41 europäische Missionare in ihrem Dienst, unterhielt 35 Stationen, zählte 15 063 Christen (15 038 in Indien)^). Die Goßnersche Mission (Berlin II) konnte 1895 den 50 jährigen Bestand ihrer Mission unter den Kols in Britisch-Ostindien mit 40000 Christen feiern und beschäf­ tigte damals 21 Missionare auf 13 Hauptstationen/) — Die Norddeutsche Mission") hat nach Einstellung ihrer Arbeit in Ostindien (1842—1847) und Neuseeland (1842 — 1894) von 1847 an ihre Kraft ganz auf das Evhevolk an der Sklavenküste konzentriert, wo sie als Nachbar der Baseler Mission wirkt, mit der sie durch ihre in Basel ausgebildeten Sendboten in engster Beziehung steht. Die von ihr geschaffene evangelische Kirche in Evheland verteilt sich auf das englische und deutsche Gebiet (Togoland) und zählt jetzt 1623 Seelen nut 3 Stationen als Mittelpunkten unter der Leitung von 14 Missionaren. — Die Hermanns­ burger Mission hat jetzt die Zahl ihrer Gemeindeglieder in Südafrika (Zulu-Mission: 3170; Betschuanenland: 26979) und Teluguland in Indien (1866) auf insgesamt 32015 gesteigert, unterhält 58 Stationen und arbeitet mit 59 Missionaren.6) Auch die Schleswig-Holsteinische Missions-Gesellschafts hat in den: zuletzt genannten Gebiet, nördlich von den Distrikten der Hermannsburger, sich niedergelassen (1883) und in der kürzlich von ihr ver-

29 öffentlichten Gesamtübersicht^), als das Ergebnis der aus 6 Stationen arbeitenden 11 Missionare die Gewinnung von 341 Parias berichten können. — In: Auftrag der Neukirchener Mission') wirken im Wituland (Ostafrika) am Tanafluß 6 Missionare auf 2 Hauptplätzen au 8 Getauften, in Mittel-Java (SalatigcZ die gleiche Zahl von Sendboten auf 6 Hauptstationen an 746 Getauften. — Tie deutsch­ ostafrikanische '"') Mission (1887) machte den Abschluß des Jahres 1895 mit 67 eingeborenen Christen auf 7 Stationen unter 9 Missionaren. — Dagegen haben die 7 Missionare der Neuendettelsauer^) Mission in Kaiser-Wilhelmsland (1886) auf ihren 3 Stationen bis jetzt zu Taufen nicht fortschreiten können. — Ter allgemeine protestantische Missions-Verein''), welcher allein unter den deutschen Missions-Societäten in Japan thätig ist, zählte 1895 4 Missio­ nare und 2 organisierte Gemeinden mit 216 Mitgliedern. 2. Innerhalb dieser Grenzen entfaltet der missionierende Protestantismus Deutschlands eine Thätigkeit, welche im Vergleich mit der Mission des 18. Jahrhunderts viel­ fach neue Wege eingeschlagen hat und selbst dort, wo sie in alten Geleisen sich bewegt, eigenartiger Züge nicht ent­ behrt. — a. Ter Missionsarbeit, soweit sie auf heimatlichem Boden sich abspielt, ist zunächst charakteristisch, daß sie fast aus­ schließlich in der Hand von freien Vereinen, von Gesell­ schaften, liegt.6) Kirchenmission, das heißt eine Mission, welche durch eine Kirche als solche veranstaltet wird, treffen wir nur in der Brüdergemeinde ^), und Freimissionare (Glaubensmissionare), das heißt solche, welche ganz auf eigene Hand ausziehen, um das Evangelium zu verkündigen, sind ein Missionstypus, dem wir vorzugsweise in Amerika uiib England begegnen?) An diesen Thatbestand knüpft die vielerörterte Streitfrage an, ob der freie genossenschaft­ liche Betrieb unserer Mission fortgesetzt werden soll, oder aber aufzulösen ist, unter gleichzeitiger Einordnung der Mission in den Organismus der Landeskirchen.°) Ist es

30 nun richtig, daß die Beantwortung dieser Frage nicht von dem „Begriff" der Kirche ausgehen darf — ebensowenig, wie die Frage, Freikirche oder Landeskirche, von dem „Begriff" der Kirche aus entschieden werden kann — sondern daß in erster Linie die geschichtliche Entwicklung der evangelischen Mission und die konkreten kirchlichen Verhältnisse den entscheidenden Maßstab abgeben müssen, so ist eine Änderung der gegen­ wärtigen Lage zu Gunsten einer Berkirchlichung der Mission aus folgenden Gründen nicht wünschenswert. Erstens haben wir nicht „Eine" evangelische Kirche in Deutschland, sondern der Kanonist hat mit 52 verschiedenen Kirchenverfassungen zu rechnens) ganz zu schweigen von den kleineren Denominationen. Sodann bietet die Geschichte der staatskirchlichen Mission Dänemarks wie die Haltung unserer kirchlichen Bureaukratie im ersten Drittel unseres Jahrhunderts aus­ reichenden Anlaß zu Bedenken, ob die Mission sich dabei dauernd Wohlbefinden würde, wenn man sie der amtlichen Leituug der staatskirchlichen Behörde unterstellte?) Endlich hat die freie Association die Bewährung auf ihrer Seite. Allerdings ist nicht zu leugnen, daß die Ausrichtung des Missionsbefehles durch eine Mehrheit von Gesellschaften Nachteile zeitigen kann, die nicht zu unterschätzen sind. Man braucht noch gar nicht einmal an die erstaunliche Produktivität Amerikas in der Erzeugung neuer Missionsgesellschaften zu denken, schon die Thatsache, daß wir mit einer Zahl von 16 Organisa­ tionen arbeiten, genügt, um die Gefahr einer Zersplitterung der Kräfte, einer Verteuerung des Betriebes, eines mangelnden Zusammenwirkens klar ans Licht zu stellen. Und wir können auch nicht sagen, daß den deutschen Missions-Freunden derartige Erfahrungen erspart geblieben sind?) Aber auf der anderen Seite ist nachdrücklich zu betonen, daß solche Mißstände nur gegen eine Überfülle von Missions-Gesellschaften Zeugnis ablegen, nicht gegen den gesellschaftlichen Betrieb der Mission überhaupt. Positiv spricht für denselben einmal die Thatsache, daß die Not­ wendigkeit, Jahr für Jahr um die Existenz ringen zu

31 müssen, als vortreffliches Erziehungsmittel sich erwiesen hat, den Eifer für Erhaltung und Steigerung des Missions­ interesses anzuspornen. Noch wichtiger aber ist, daß die Vielheit von Organisationen die Ausprägung von Jndivi dualitäten unter denselben ermöglicht, für die Berücksichtigung der verschiedenen Eigenart der Missionsfreunde Raum ge­ schaffen hat. Daß Hermannsburg und Basel Lokalkolorit haben, daß die Verfassung der Rheinischen Gesellschaft sich anders entwickelte, als die von Basel oder Berlin I1), daran werden nur Fanatiker der Uniformität Anstoß nehmen. Wir sehen ferner, daß Leipzig, Berlin I, Basel, Neukirchen und der allgemeine protestantische Missionsverein jeder einen bebesonderen Kreis von Missionsfreunden hinter sich hat, aus dem Luthertum, der Union, dem Pietismus, der evangelischen Gemeinschaftsbewegung und dem kirchlichen Liberalismus. Mag man über das Recht dieser Gruppen so oder so denken, es sind Potenzen des kirchlichen Lebens, sie repräsen­ tieren Strömungen innerhalb desselben. Sie würden schwer­ lich in dieser Vollzähligkeit an der Mission mitarbeiten, wenn ihnen dies mit unter Verleugnung der jeder von ihnen eigentümlichen Auffassung des evangelischen Christen­ tums möglich wäre. — Ein anderes wichtiges Stück der heimatlichen Missions­ arbeit ist die Ausbildung der Missionare?) Selbst­ verständlich ist die religiös-ethische Qualifikation der aus­ gesandten Prediger die allererste, schlechthin unerläßliche Voraussetzung für ein erfolgreiches Wirken, und mögen die einzelnen Gesellschaften die Anforderungen, welche sie an die Persönlichkeit des Auszusendenden in dieser Beziehung stellen, verschieden formulieren, darin sind alle einig, daß derselbe ein lebendiger Christ sein muß. Von dieser Aus­ rüstung sehen wir hier ebenso ab, wie von der Verpflich­ tung auf ein kirchliches Bekenntnis seitens einzelner Ge­ sellschaften.'') Hier handelt es sich um die wissenschaftliche Ausbildung der angehenden Missionare durch gelehrten Unterricht in dem Sinne einer speciellen Berufsausbildung.

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— Über

den Wert,

beziehungsweise

die

Notwendigkeit

derselben sind im Laufe des 19. Jahrhunderts alle mög­ lichen Ansichten ausgesprochen und alle möglichen Versuche angestellt worden, deren Geschichte außerordentlich lehrreich ist. Am Anfang des Jahrhunderts lag die Sache so, daß die Brüdergemeinde Laien aussandte und Halle Theologen. Aber ihr Verfahren war kein exklusives, denn wie unter den herrnhutischen Missionaren auch Theologen sich sandens) so sollten später die halleschen Theologen durch Laienkräfte ergänzt werden/-) Eine Mittelstellung nahm Jänicke ein, welcher Laien einen besonderen Missionsunterricht erteilte. Erst in der Folgezeit ist die Frage „Theologen- oder Laiensendung?" dadurch aktuell geworden, daß die Praxis der Brüdergemeinde und die der halleschen Missionsanstalt zur Theorie erhoben wurde, und man die grundsätzliche Verwendung von wisienschaftlich nicht ausgebildeten Laien der grundsätzlichen Verwendung von Theologen im Missions­ dienst gegenüberstellte, wie es durch Goßner?) und Granl^) geschah. Es ist eine überaus beherzigenswerte Thatsache, daß die Principien dieser Männer auf die Dauer sich nicht haben durchführen lassen, daß die Berliner Gesellschaft sich dazu entschließen mußte, ihren Zöglingen einen Unterricht zu erteilen, und daß die Leipziger ihr Missionsseminar auch Nichttheologen haben öffnen müssen.5) Die Erfahrungen, welche die Gründung Goßners machte, haben sich dann in Her­ mannsburg und in Neukirchen wiederholt?) Daß dagegen der allgemeine protestantische Missions-Verein bis jetzt nur Theologen ausgesandt hat, kann bei dem Umfang und der Dauer seines Werkes nicht als Beweis für die Möglichkeit einer ausschließlichen Theologenmission gelten und. zwar um so weniger, als die Leipziger Mission nach weit längerer Arbeit mit lediglich akademischen Kräften zur Heranziehung auch anderer genötigt wurde. — Im allgemeinen ist die Erkenntnis von der Notwendigkeit einer gediegenen, um­ fassenden Bildung der Missionare in Zunahme begriffen. Die Brüdergemeinde beispielsweise, welche noch 1825 eine be-

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sondere Ausbildung ihrer Boten ablehnte/) unterhält jetzt nicht nur eine Missionsschule, sondern auch eine Missions­ Borschule?) Der Irrtum, als ob „Glaube" und „wissenschaft­ liche Bildung" mit einander kollidieren müßten oder der erstere genüge, ist seltener geworden. Denn die Erfahrung hat bewiesen, daß ohne eine geistige Schulung, welche unfähige Elemente absondert, welche die Fähigkeit weckt, fremde Sprachen zu lernen, und welche das Auge öffnet für Bolkseigentümlichkeit und religiöse Eigenart, viel Kraft vergeudet wird?) Andererseits hat auch der deutsche Protestantismus unter seinen Missionaren bereits eine stattliche Zahl von Männern aufzuweisen, deren Verdienste um Religionswissenschaft?) Erdkunde^) und Sprachforschung") volle Anerkennung ge­ funden hat. Daß gegenüber dieser steigenden Wertschätzung der intellektuellen Ausbildung der Missionare 7) gerade die Universitäten große Aufgaben haben, liegt auf der Hand, aber die Thatsache, daß 1893 unter etwa 650 Missionaren nur ca. 30 sich befanden?) welche die Hochschule passiert hatten, beweist zugleich, daß ihre Lösung zur Zeit noch anssteht.. Da seitens der Missionsgesellschaften schon manche Einladung an die Theologen ergangen ist, in ihre Dienste zu treten/) dürfen wir ihnen diese ungünstige Ziffer nicht zur Last legen. — Eine unmittelbare Folge dieser Zurück­ haltung der Theologen ist die erhöhte Bedeutung der Fach­ schulen für Mission, der Missionsanstalten?") über deren Lehrerfolge nur auf Grund eigener Beobachtungen ein Urteil niöglich ist. b) Indem wir nunmehr dem Missionsarbeitsfeld selbst und der hier angewandten Misfionsmethode uns zuwen­ den, ist es vielleicht nicht überflüssig, daran zu erinnern, daß die ersten Missionsgesellschaften nicht in der günstigen Lage waren, welche die zuletzt entstandenen vorgefunden haben. Da die altkirchliche, die mittelalterliche und die nachrefor­ matorische römisch-katholische Heidenmission nach der historischen wie nach der theoretischen Seite hin noch wenig durchge­ arbeitet war,") konnte die Geschichte der älteren Mission auch

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34 nicht in der Beschränktheit als Lehrmittel wirken, in welcher sie hätte anregen können. Dadurch erhielt die evangelische Mission des 18. Jahrhunderts eine erhöhte Bedeutung. Nun stand aber die Hallesche Mission im Dienst der dänischen Staatskirche, während in Deutschland das Mis­ sionsleben im Gegensatz zu den Staatskirchen sich empor­ ringen mußte; sie befand sich außerdem bereits im Nieder­ gang. Bei dieser Sachlage ist es wohl verständlich, daß die Arbeitsweise der Brüdergemeinde auf die sich später bilden­ den Societäten einen großen Einfluß erlangte und so lange vorbildlich gewirkt hat, bis von ihnen eigene, selbständige Erfahnmgen erworben wurden. Und auch dann noch, als diese bereits Vorlagen, hat sie durch die nach ihrem Muster getroffenen ersten Ordnungen eine ungewollte Nach Wirkung ausgeübt. Aus diese Spuren Herrnhuts führt uns, um das wichtigste herauszugreif en, die bis in die neueste Zeit verbreitete Bestimmung des Missiouszieles. Daß dasselbe im allgemeinen darin besteht, heidnische Völker für das Christentum zu gewinnen, ist selbstverständ­ lich, nicht minder aber, daß die wirkliche Missionsarbeit ihre Aufgabe konkreter fasten, bestimmter abgrenzen muß. Die Missionare der Brüdergemeinde haben dies in der Weise gethan, daß sie in einzelnen Heiden Sündenerkennt­ nis und Verständnis des Evangeliums zu erwecken suchten, und diese Bekehrten dann in kleinen Gemeinden vereinigten, welche mit großer Liebe seelsorgerlich gepflegt und über­ wacht wurden. Diese so entstehenden Missionsgemeinden hatten in den heimatlichen Niederlassungen ein Muster'), welches vielleicht mehr unbewußt als planmäßig, die Gestal­ tung der Lebensformen und Einrichtungen beeinflußte. ?) — Diese „pietistische" Methode hat gewiß in vielen Fällen großen Segen gestiftet und war vielleicht für die Anfänge der Mission nicht nur empfehlenswert sondern notwendig, zumal bei Berücksichtigung der Eigenart der Herrnhutischen Missions­ gebiete, aber sie hatte, dauernd festgehalten, die Konsequenz, daß die Mission nur wenig Fortschritte machte und das

35 Christentum nicht in dem Volksleben einwurzelte, sie führte dazu, daß die gesammelten Häuflein oder Haufen auch nach einer, nach zwei, selbst nach drei Generationen nicht evangelische Christengemeinden geworden, sondern Missionsgemeinden ge­ blieben waren. Es rächte sich, daß man es unterlassen hatte, die eingeborenen Christen planmäßig zur Selbständigkeit zu erziehen! Die Erkenntnis dieses Fehlers verdanken wir den Engländern und Amerikanern, welche sich das große Verdienst erwarben, zuerst auf die Selbständigmachung heidenchristlicher Kirchen energisch hingearbeitet zu haben. — Übrigens läßt sich die alte herrnhutische Praxis sehr wohl

begreifen. Zunächst liegt die Sache nicht so, als ob die Brüdermissionare völlig darauf verzichtet hätten, die Einge­ borenen zur Mitarbeit heranzuziehen'), denn sie kannten schon im vorigen Jahrhundert die Einrichtung der „Helfer". Aber sie blieben auf dem eingeschlagenen Weg nach dem ersten Schritt stehen! Diese Handlungsweise wird erklärlicher, wenn wir weiter berücksichtigen, daß die evangelische Kirche Deutsch­ lands im 18. Jahrhundert Selbständigkeit und Selbst­ verwaltung nicht gekannt hat und die weitgehende Be­ vormundung durch den Landesherrn kaum als eine Beschränkung empfand. Hat doch erst in diesem Men­ schenalter eine Selbstregierung der Kirche begonnen, ganz zu schweigen von der Geschichte der Stellung der Laien in unserer Kirche. Daß die Missionare die Bestimmung ihrer Missions-Kirchenideale aus den Stimmungen und den Ver­ hältnissen der heimatlichen Kirche heraus vollzogen, ist nur iu natürlich. Drittens ist nicht zu übersehen, daß die Herrn­ hutermission ausschließlich unter kulturlosen Völkern arbeitete, deren Entwicklungsstufe ein Verhalten angemessen zu sein schien, welches unter fortgeschritteneren Nattonen vielleicht auf Widerstreben seitens der Eingebornen gestoßen wäre. Endlich will beachtet sein, daß ein großer Bruchteil der herrnhuttschen Missionsarbeit auf die Neger in Westindien und Guiana entfiel, welche als Sklaven auch dann nicht hätten zu Nationalkirchen organisiert werden können, wenn 3*

36 die Missionare die Bildung von solchen bewußt erstrebt hätten. Die Versäumnis gegenüber den eingeborenen Christen ist somit für die Herrnhutische Mission geschichtlich zu ver­ stehen. Aber sie hat ihren pädagogischen Mißgriff in­ zwischen längst erkannt und auch offen eingestanden?) — Die Heranbildung selbständiger Nationalkirchen *) betrachten jetzt alle unsere Missions-Gesellschaften als Ziel und man ist mitten in der Arbeit, über die Fülle von Specialaufgaben sich klar zu werden, welche aus der veränderten Front­ stellung sich ergeben. Die Zahl der heidenchristlichen Mit­ arbeiter der Missionare, auch die der ordinierten, ist gerade in dem letzten Jahrzehnt erheblich gewachsen/) und Ansätze zu Nationalkirchen liegen bereits bot.4) Freilich wird die Durchführung dieses neuen Missionszieles großer Weisheit und Zurückhaltung bedürfen, denn ein Überstürzen dieser

Entwicklung würde zu denselben Erfahrungen führen, welche englische und amerikanische Gesellschaften mit verfrühten Emanzipationen haben machen müssen. Auch das Schablonisieren wäre verhängnisvoll, denn manche Völker, wie Eskimos und Papuas, werden schwerlich jemals der Leitung durch europäische Missionare entwachsen. — Die Frage der Verwendung der Eingebornen auf dem Missiousfelde leitet über zu den Mitteln, durch welche die Mission ihre Zwecke zu erreichen sucht, zu der Missions­ Methode im engern Sinne. Daß alle Arbeit des Missionars im Grunde nichts anderes sein kann als Verkündigung des Evangeliums Christi, daß jedenfalls sein Thun nur in­ soweit ein missionarisches ist, als es unter diesem Gesichts­ punkt steht und diesem Zwecke dient, ergiebt sich aus dem Wesen der Mission und wird durch die Missionsgeschichte aller Zeiten bestätigt. Aber man hat in diesem Jahrhundert gelernt, den Begriff „Verkündigung des Evangeliums" weiter zu erfassen, als dies früher geschehen war. Nicht als ob die Missionspredigt5) aus ihrer centralen Stellung verdrängt wor­ den wäre, aber die fortschreitende Erfahrung zeigte auch andere Brücken, um den Heiden näher zu kommen. Die Verpflichtungen

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zu erzieherischer Einwirkung und zu äußerer Hilfe wurden umfassender erkannt, und auch diese Einsicht rief neue organi­ satorische Maßnahmen hervor. Kurz, die evangelische Mission weist eine erhebliche Bereicherung in den Formen und in der Art ihrer Arbeit auf; es sind in der That neue Wege, die eingeschlagen worden sind?) Wir nennen, ohne in ihre Charakteristik und Kritik eintreten zu können: 1) die plan­ mäßige Beschäftigung mit den Landessprachen zum Zweck der Übersetzung der heiligen Schrift?) und der Zu­ gänglichmachung belehrender Litteratur;") — 2) die syste­ matische Bemühung um geistige Hebung und religiöse Er­ ziehung durch ein ausgedehntes und abgestuftes Schulwesen^); — 3) die Aussendung von Missionsärzten;") — 4) die selbständige Verwendung der Frau im Dienst der Mission;") — 5) die materielle und kulturelle Hebung der Schutzbe­ fohlenen durch die Kolonisation von Handwerkern') und Bauern,") durch die Errichtung von Jndustriewerkstätten") und Handels Unternehmungen?") — 6) Die Übersiedelung westindischer Negerchristen nach West­ afrika.") — Die Beziehungen der Mission zu der deutschen Kolonialpolitik enthalten vielleicht die Anregung zu einer weiteren Ausdehnung der missionarischen Arbeitsweise, jeden­ falls eine Fülle von Aufgaben, auch von eigentümlichen Schwierigkeiten. Zur Zeit ist das Verhältnis der beiden Größen „Mission und Kolonie", welches thatsächlich durch­ aus freundschaftlicher Natur ist, theoretisch noch nicht aus­ reichend untersucht; auch die Kolonialgeschichte anderer Länder in ihrem Verhältnis zur Mission dürfte uns noch nianche Belehrung übermitteln können. Das unerschöpf­ liche Thema „Mission und Kultur" empfängt eine neue Beleuchtung, wenn wir es im Blick auf die deutschen Kolonien behandeln,") ebenso die Frage, wie die Mission zur Vvlkssitte sich zu stellen hat?") Und das Neben­ einanderarbeiten von evangelischer und römisch-katholischer Mission in den deutschen Schutzgebieten wird sicher ein

38 nicht uninteressantes Kapitel in der neueren Missionsge­ schichte werden. Die Thatsache, daß in dem Urteil der Reisenden über die Thätigkeit beider Kirchen die römischkatholische meist mit größerem Wohlwollen behandelt wird, hat durch die Offenherzigkeit des Afrikareisenden Zintgraff*) eine Erklärung gefunden, auf Grund deren wir nur wünschen können, daß unsere Missionare auch in Zukunft auS den dort angegebenen Gründen unbequem sind. — Und das Ergebnis der Missionsarbeit des deutschen Protestantismus? In der Schrift „Die evangelischen Missionen in den deutschen Kolonien und Schutzgebieten", welche aus Anlaß der Missions-Ausstellung in der Kolonialabteilung der Berliner Gewerbeausstellung von dem „Ausschuß der deutschen evangelischen Mssionen" her­ ausgegeben worden ist, wird die Gesamtzahl der Missio­ nare auf 705, die der Heidenchristen auf 293142 ange­ geben?) Freilich tritt der nur relative Wert jeder Statistik, welche die Resultate geistiger Entwicklungen und Be­ wegungen mit ihren Ziffern umspannen will, gerade auch bei diesen Zusammenstellungen hervor. Denn einerseits kommen in dem Zahlenbild die Abstufungen in dem Christen­ tum der gesammelten Gemeinden nicht zum Ausdruck, und es wird daher vielleicht ein zu günstiger Eindruck von den Erfolgen der Missions-Arbeit hervorgerufen, andererseits entzieht sich der große geistige Einfluß der Mission auf die Völler, unter denen sie arbeitet,8) einer numerischen Schätzung. Die neue geistige, religiöse, ethische Atmosphäre, welche jede Missions-Station um sich verbreitet, ist der Zahl unerreich­ bar. Aber diese Unvollkommenheiten sind nicht der Missions­ statistik eigentümlich, sondern sie finden sich auch in der kirchlichen Statistik der Heimat. — Über die Stufe des Christentums der heidenchristlichen Gemeinden, das heißt über den Erfolg der Mission bei Anlegung des höchsten Maßstabes, ist ein generelles Urteil überhaupt unmöglich, es darf stets nur für ein bestimmt abgegrenztes Gebiet und auch dann nur mit aller Vorsicht und Beobachtung

39 der Schränken gefällt in erb en, welche die Einsicht in die Schwierigkeiten, Don äußeren Durchschnittssymptomen aus auf eine religiöse Beschaffenheit zu schließen, zur Pflicht macht. Bei dem Versuch einer kritischen Schätzung des Missions-Erfolges ’) unter diesen Kautelen ist dabei die Er­ wägung recht lehrreich, daß die düsteren Seiten des Lebens der Missions-Gemeinden durch die Kirchenzucht2) fixiert werden, während die heimatliche Kirche eine derartige Kontrolle und die damit verbundene Festlegung von Ex­ cessen nur in wenigen Territorien kennt; ebenso eine Er­ innerung an die Opferwilligkeit heidenchristlicher Gemeinden für kirchliche Zwecke, welche manche unserer heimatlichen Gemeinden sich zum Vorbild nehmen könnten. Die Missionsarbeit des deutschen Protestantismus bildet gegenwärtig noch einen bescheidenen Bruchteil der gesamten evangelischen Heidenmission.Aber die bisherigen Resultate und vor allein das Wachstum des MissionsInteresses und der Missions-Leistungen in den letzten fünfzig Jahren/) die zunehmende Nüchternheit'^) im Missions­ Betrieb, die Selbstkritik der Gesellschaften und ihr freund­ schaftliches Zusammenarbeiten") berechtigen zu guter Hoff­ nung für die Zukunft. Noch ist das Heidentum numerisch dem Christentum weit überlegen und es ist in seiner wichtigsten Position, im Osten Asiens, noch ungebrochen. Aber wir leben der Zuversicht, daß Buddha und Confucius, auch Moham­ med einst unterliegen werden, wie das alte Rom unterlegen ist, und sind dankbar, daß die evangelische Kirche Deutsch­ lands diesem Niesenkampf nicht unthätig zusieht.

Anmerkungen. Seite 3. *) I. Wiggers, Geschichte der evangelischen Mission, 2 Bände, Hamburg und Gotha 1845. 1846, I 19 ff. — Gustav Warneck, Abriß einer Geschichte der protestantischen Missionen von der Reformation bis auf die Gegenwart, Leipzig 1882, 7 ff. а) WiggerS I 55 ff. Warneck 22 ff. 8) W. Grössel, I. v. W., der Vorkämpfer der lutherischen Mission. Leipzig 1891. 4) W. Grössel, Missionsgedanken in der lutherischen Kirche Deutschlands im 17. Jahrhundert: Allgemeine Missions-Zeitschrift (A. M. Z.), Hrsg, von G. Warneck, XXI 1894, 385—401. — Derselbe, Die Stellung der lutherischen Kirche Deutschlands zur Mission im 17. Jahrhundert. Diss. Leipzig 1895. B) Pauli, P. H., Der erste evangelische deutsche Missionar: A. M. Z. HI 1876, 206—223, vgl. Warneck, Abriß 17. б) Grössel, Stellung d. luth. Kirche 9 ff. Seite 4. ') Ebendort 5 ff., 30 ff., 47. a) (Fr. Ludwig Kölbing), Übersicht der Missionsgeschichte der evangelischen Brüderkirche in ihrem ersten Jahrhundert. Gnadau 1833. 2. Abteilung. Vom Jahr 1760 bis 1801. — Geschichte der lutherischen Mission nach den Vorträgen des Prof. Plitt, neu herausgegeben und bis auf die Gegenwart fortgeführt von O. Hardeland, I Leipzig 1894, 188—209.

Seite 6. 2) G. Uhlhorn, Die christliche Liebesthätigkeit seit der Reformation. Stuttgart 1890, 322—324. Seite 7. *) H. Dalton, Johannes Goßner. Berlin 1874, 114. 2) Germann, Der Ausgang der dänisch-hallischen Mission in Indien: A. M. Z. .XIII 1886, 345—353. 8) Die formelle Übertragung der Mission in Trankebar an die Dresdener Missionsgesellschaft erfolgte seitens der dänischen Regierung am 1. Oft. 1849, vgl. H. Karsten, Die Geschichte der

41 evangelisch - lutherischen Mission in Leipzig I, Güstrow 1893, 141—144. 4) (E. Reichel), Rückblick auf unsere 150jährige Missions­ arbeit, herausgegeben zur Feier des 21. August 1882 von der Missionsdirektion der evangelischen Brüder - Unität (Herrnhut 1882), 37. ö) A. Ostertag, Entstehungsgeschichte der evangelischen Missionsgesellschaft zu Basel. Basel 1865, 22.

Seite 8. l) Nekrolog: Evangelische Kirchenzeitung Hrsg. v. Hengstenberg 1827 Nr. 23, 180—184. — Wangemann, Geschichte der Berliner Missionsgesellschaft und ihrer Arbeit in Südafrika 1, Berlin 1872, 188-200. a) Warneck,..Abriß 65. — I. C. Wallmann, Jänickes Missio­ nare und vier Übersichten über das gesamte MisstonSwesen der Gegenwart, Halle 1859 (XIII. Jahrgang des Missionssreundes, Berlin 1858). 3) Über Joseph Daniel Jänicke vgl. Wallmann 100—104. 4) Nach Wangemann I 196 an einen Freund in Basel gesandt und aus dem Jahre 1820 stammend, abgedruckt: Wange­ mann I 196—8; Wallmann 175 f. B) I. C. Wallmann, Die Missionen der evangelischen Kirche. 2. Aust. Quedlinburg 1848, 114. Seite 9. *) L. Tiesmeyer, Geschichte der ostfriesischen Missionsgesellschaft: A. M. Z. X 1883, 399 f. e) Ostertag, Entstehungsgeschichte 55. •) Ostertag 117. 4) Ostertag 119 f., 317 ff. B) Chr. Fr. Eppler, Geschichte der Gründung der armenisch­ evangelischen Gemeinde in Schamachi, Basel 1873, 4. Seite 10. *) Wangemann I 201 ff. Über das Ende der Jänickeschen Anstalt vgl. 205. Seite 11. ') L. von Rohden, Geschichte der Rheinischen Missionsgesellschaft. 3. Ausgabe, Barmen 1888, 1—24. 9) L. Tiesmeyer: A. M. Z. 1883, 400—402. ’) I. H. Brauer, Die Missions-Anstalten und Gesellschaften der evangelischen Kirche des Europäischen BestlandeS II, Ham­ burg 1851, 576—592. — Wiggers I 215—225. — Festschrift zur fünfzigjährigen Jubelfeier der norddeutschen Missionsgesellschaft, Hrsg, von der Committee. Bremen 1886, 31—78: F. M. Zahn, Fünfzig Jahre Arbeit. 1836 — 1886. (Abgedruckt: A. M. Z. XU! 1886, 385 ff.) 4) H. Dalton, I. Goßner 365—399. B) Das 19. Sept. 1842 durch die Regierung bestätigte Statut: Brauer II 685—7.

42 Seite 12. *) Über die nordd. Mifsionsgesellschaft: Zahn, Festschrift (Seite 11 N. 3) 52 ff. Über die Berliner: Wange­ mann I 213 ff.

Seite 13. ’) Karsten I 8—22. 162. Plitt-Hardeland I 3—10.

Die Statuten: ib. 158 bis

Seite 14. ') Die Christentumsgesellschast war zwar auch ein Bund von Gesinnungsgenossen, aber erst durch die jetzt ins Leben tretenden Missionsvereine und Missiousgesellschasteu sind die korporativen Organisationen in das kirchliche Leben Deutschlands eingeführt worden. Das „Magazin für die neueste Geschichte der protestantischen Missions- und Bibelgesellschaften (Basler M. M.)" DE, Basel 1817, 255. 424 machte zuerst darauf aufmerksam, daß die kirchliche Missionsgesellschaft in London durch die Begründung von Hilfsvereinen zur Unterstützung der Muttergesellschaft das Jntereffe für die Mission zu verbreiten suche. Schon in dem nächsten Jahr konnte dieselbe Zeitschrift (III, 1817, 629) berichten, daß dieses Beispiel in Württemberg Nachahmung gefunden hatte. ®) W. Thilo, Geschichte der preußischen Hauptbibelgesellschaft in ihrem ersten Halbjahrhundert 1814—1864. Berlin 1864, 10 ff. — von Rohden (Seite 11 N. 1) 5. Seite 15. ') Basler M. M. 1848. 4. Heft, 166 u. Beilage: „Verzeichnis der Zöglinge der evgl. Missionsanstalt zu Basel v. I. 1816 bis z. I. 1848/ M. M. 1851 2. Heft, 273 ff.. — M. M. 1841 3. Heft, 147 wird es für nötig gehalten, die Überlassung von Missionaren an englische Gesellschaften zu verteidigen. Watt­ mann, Jänickes Missionare (Seite 7 N. 2). 3Ö) Das sächsische Konsistorium verweigerte noch 1840 die Ordination von Missionaren ohne Universitätsbildung, P. Wurm, Die Entstehung der verschiedenen Missionsgesellschaften und ihre eigentümlichen Merkmale, Basler M. M. N. F. 34, 1890, 132. In Bremen wurde der Generalversammlung der norddeutschen Missionsgesellschaft Kirche und Kanzel versagt, Zahn 39, auch die Berliner Missionsgesellschast hatte große Schwierigkeiten zu überwinden, ehe die Gotteshäuser ihren Missionsfesten und Missionsstunden sich öffneten, Wangemann I 296, und Goßner hat unter den Umständlichkeiten des Brandenburger Konsisto­ riums schwer gelitten, Dalton 395—397. Wie der General­ superintendent I. F. Röhr in Weimar zur Mission stand, beweisen die oft citierten Urteile in der Kritischen Prediger-Bibliothek, Wiggers I 170. Seite 16. *) Glanzleistungen der Censur fanden in Ham­ burg statt, Zahn 38. 39. Das Ministerium in Hannover ver­ fügte an die ostfriesischen Missionsfreunde, in ihren Versamm­ lungen sei von einer „religiösen Erbauung und Andachtsübung"

43 abzusehen, Tiesmeyer, A. M. Z. 1883, 403. Der König von Bayern versagte den Nürnbergern höheren Erwägungs­ gründen" die Bildung eines Missionsvereins, G. Plitt, Geschichte des Missionslebens in der protestantischen Kirche Bayerns, A. M. Z. 1874, 428. Über daS Interesse der preußischen Polizei an Missionsstunden in Halle (Guericke), Quedlinburg (Wallmann) und in Westfalen (Volkening) referiert G. Warneck, Warum ist das 19. Jahrhundert ein Missionsjahrhundert'? Halle 1880, 9. Über die Auflösung des akademischen Missionsvereins in Berlin durch den Minister von Altenstein 1830 giebt Germann, A. M. Z. 1889, 209 ff. eine aktenmäßige Darstellung. An dieses Borgehen verschiedener deutscher Behörden reichte das Verbot der dänischen Regierung nicht heran, welches 1822 in Schleswig-Holstein die Sammlung von Beiträgen für andere Missionen als die staats­ kirchliche in Grönland untersagte, Plitt-Hardeland II 153. 8) Adrastea, Fünftes und siebentes Stück, 1802. 1803 vgl. R. Haym, Herder nach seinem Leben und seinen Werken II, Berlin 1885, 788. •) G. Warneck, Evang. Missionslehre I, Gotha 1892, 37. *) Auch der Mangel an Missionslitteratur ist zu berück­ sichtigen; denn die Erwartung des Basler M. M. 1822 , 4. H., 501 hat sich doch nur sehr unvollkommen erfüllt. Allerdings er­ schien die nach ihrer Anlage umfassendste Missionsgeschichte, welche wir besitzen, am Ende unserer Periode: C. G. Blumhardt, Ver­ such einer allgemeinen Missionsgeschichte der Kirche Christi, Basel 1828—37, aber sie wurde nicht vollendet und ist nicht kritisch gearbeitet. Ein gute- Urteil über den Wert der Verbindung zwischen Mission und Universität finden wir in dem Basler M. M. 1837, 375. 376. Seite 17. ') Karsten I 166-168. 8) Plitt-Hardeland II 16. Karsten I 171—174. •) Plitt-Hardeland II 116—120. Wurm, Basler M. M. 1890, 137 ff. Sette 18. ’) Die Brüdergemeinde übernahm im Kapland 1818 die Pflege des Aussätzigenhospitals in Hemel in Aarde (westlich von Elim) und behielt sie auch nach der Verlegung des­ selben aus die Robbeninsel in der Tafelbai (1845), bis im Jahre 1868 die.Kolonialregierung einen Kaplan der anglikanischen Kirche berief. Über diese 50jährige Thätigkeit: Missionsblatt aus der Brüdergemeine 1868, März, 63 — 66. Basler M. M. 1878, 288—291. 8) Über seine fünfzigjährige Geschichte berichtet das Missions­ blatt 1893 Januar. 3) Statuten abgedruckt in den Jahresberichten. Wedepohl, Das Findelhaus Bethesda auf Hongkong in China: A. M. Z.

44 1886 , 539—545. — Über die auf Anregung Gützlaffs entstan­ denen anderen Vereine: A. Ostertag, Übersichtliche Geschichte der protestantischen Missionen von der Reformation biS zur Gegen­ wart. Stuttgart 1858, 83—85. 4) Weser, Zur Geschichte des Jerusalems-Vereins. Berlin, 1895. Statuten abgedruckt in den Jahresberichten.

Seite 19. ') Nachrichten aus der Ostafrikanischen Mission, Berlin 1887. Statut d. evgl. Miss. Ges. f. Deutsch-Ostafrika, Berlin 1892. M. Brose, Repertorium der deutsch-kolonialen Litte­ ratur. 1884-1890, Berlin 1891, 77 f. Warneck, A. M. Z. 1886 ff. e) Warneck, A. M. Z. 1886, 235 ff. 1893, 90. PlittHardeland II 112 ff. ’) I. Deinzer, Soli Deo Gloria. Neuendettelsau 1891, 18 ff. Kirchliche Mitteilungen auS und über Nordamerika, Australien und Neuguinea, Hrsg. v. I. Deinzer, Nördlingen 1892, Nr. 1, 2. 4) E. Buß, Entstehung, Berfassung und Gliederung des Allgem. evang.-protest. Missionsvereins: Zeitschrift für Missions­ kunde und Religionswissenschaft, Organ deS Allg. evgl.-prot. M.Bereins. I, 1886, 45—59. — Acht Misstonsvorträge, gehalten bei der konstituierenden Versammlung des Allg. evgl.-prot. M.-Vereins in Weimar am 4. und 5. Juni 1884. Frankfurt a. M. 1884. B) § 2 der Statuten. Für den Charakter dieses Vereins sind noch wichtig: § 1. Der Allg. evgl.-prot. Missionsverein steht auf dem Grunde des Evangeliums Jesu Christi. § 3. Er sucht seine Aufgabe zu lösen: a) durch Weckung des Missionsinteresses in den weitesten Kreisen; b) durch Bereinigung aller derjenigen, welche Mission treiben; c) durch Förderung deS Studiums der nichtchristlichen Religionen; d) durch Anbahnung einer regeren Diskussion der religiösen Ideen zwischen der Christenheit und der nichtchristlichen Welt, insbesondere den heidnischen Kulturvölkern; e) durch Aussendung geeigneter Persönlichkeiten zu nichtchristlichen Völkern- f) durch Unterstützung bereits bestehender Missions­ unternehmungen; g) durch Förderung allgemeiner Kulturbestre­ bungen in der außerchristlichen Welt (Kolonisation, Erd- und Völkerkunde u. dgl.) und Pflege des christlichen Sinnes in den in denselben lebenden Glaubensgenoffen. Sette 20. ') Basler M. M. 1882, 480. — A. M. Z. 1881, 1882, 505 ff. 2) A. Fiensch, Kurze Geschichte der Entstehung und der bisherigen Arbeit der Schleswig-Holsteinischen evang.-luth.Missionsgesellschast. 4. Aufl., Breklum 1890. — Plitt-Hardeland II 152—160. - A. M. Z. 1893, 338; 1894, 526.

38 ff.

45 Seite 21. ’) K. Sell, Der Ursprung der urchristlichen und der modernen Mission: Zeitschrift für Theologie und Kirche V, 1895, 480 ff. — G. Warueck, Warum ist das 19. Jahrhundert ein Missionsjahrhundert'? Halle 1880. — Basler M. M. 1861, 3 ff.: Die Entdeckungen in Afrika und die Mission. а) Schon im Basler M. M. X 1825 H. 4. „Bon den Fortschritten des evangelischen Missionswerkes in dem ersten Viertel des neunzehnten Jahrhunderts" werden sie „zu den för­ dernden Gehilfen der evangelischen Missionssache" gerechnet, p. 678. ’) Basler M. M. 1825, 685 ff. wird das Schwinden des Vorurteils der britischen Kolonialregierung gegen die Mission be­ tont, welche dieselbe in Ostindien wie in Westindien bis dahin fast unmöglich machte. — F. M. Zahn, Die evangelische Kirche als welterobernde Macht, Bremen (1892), 12. 13. 4) Warneck, A. M. Z. 1892, 135—137. б) Verzeichnis nebst Statistik: Jahrbuch der sächsischen Missionskonferenz, Leipzig 1896, 158 f. R. Grundemann, Die Entwickelung der evangelischen Mission im letzten Jahrzehnt (1878—1888). Bielefeld u. Leipzig 1890, 19 ff. 6) Der erste wurde von der Pommerschen Missionskonferenz in Berlin 1888 veranstaltet: A. M. Z. 1888, 254; Beiblatt 38 ff. Vgl. einen neueren Bericht von I. Haller: Basler M. M. 1895, 437 ff. 7) Eger, Wegweiser durch die volkstümliche Missionslitte­ ratur. Berlin 1895. 8) Dies wird schon Basler M. M. X, 1825 (cf. Note 2), 699 f. hervorgehoben. — Freilich ist auch niemals der grundsätz­ liche Widerspruch gegen die Mission ganz verstummt. Über die Stellung von I. T. Beck zur Mission vgl. A. M. Z. 1879, 119 ff.; 1888, 40 ff., 140 ff. 6) Vgl. Fabris Abschiedsrede: Rheinische Missionsberichte, Sept. 1884, 260. Seite 22. ’) G. Warneck, Evang. Missionslehre I 1892, 37 ff. 54 ff. Fr. Nippold, Handbuch der neuesten Kirchengeschichte. 3. Aust. HI 1, Berlin 1890, § 35, 557 ff. 8) Die wichtigsten Schriften: Graul, Über Stellung und Bedeutung der christlichen Mission im Ganzen der Universitäts­ wissenschaften, Erlangen 1864. — C. Plath, Drei neue Missions­ fragen, Berlin 1868, 19—70. — G. Warneck, Das Studium der Mission auf der Universität, Gütersloh 1877; Missionslehre I 34 ff. — H. Holtzmann, Die innere und die äußere Mission auf der Universität: Protestant. Kirchenzeitung 1891 Nr. 41 (Basler M. M. 1892, 16-24). — Basler M. M. 1884, 459 ff. 3) Graul a. a. £. 4 f. Warneck, M.-Lehre I 9.

46 4) Das Berechtigte in der Kritik von E. Fr. Langhaus, Pietismus und Christentum im Spiegel der äußeren Mission, Leipzig 1874, der bedeutsamsten seiner drei Schriften über die Mission, ist wegen der Form, in welcher sie vollzogen wurde, weniger anerkannt und beachtet worden, als man hätte wünschen müssen. — Zehn Jahre später hat Warneck in dem Programm für seine A. M. Z. 1874, 4. 6 die Erklärung abzugeben für nötig gehalten: „sie wird sich der gewissenhaftesten geschichtlichen Treue und der größtmöglichsten Nüchternheit befleißigen, sich jeder Art der Schönfärberei enthalten, auch die Fehler nach besten Kräften zu vermeiden suchen, durch welche hier und da eine kleinliche, sentimental erbauliche und unkritische Berichterstattung den Ge­ schmack an der Mission verleidet hat." Die Verwirklichung dieses Versprechens gehört zu den Ruhmestiteln der Zeitschrift. 6) Für Berlin I ist das Material bei Wangemann (cf. Seite 8 N. 1) gesammelt. Bon E. Kratzenstein, Kurze Geschichte der Berliner Mission in Süd- und Ostafrika, erschien, Berlin 1893, die 4. Auflage (bis Ende 1892). — Die Geschichte von Berlin II behandelt L. Nottrott, Die Goßnersche Mission unter den Kols, Halle 1874; d. G. M. u. d. K. 1874-1887, Halle 1888; (c. H. Chr. Plath) 1846—1895. Goßners Mission unter den Kols in Britisch Ostindien, Friedenau-Berlin 1895. — v. Rohden (cf. S. 11 N. 1) hat die Geschichte der Rheinischen MissionSgesellschast bis 1888 fort­ geführt. — H. Karsten, Die Geschichte der evangelisch-lutherischen Mission in Leipzig, von ihrer Entstehung bis auf die Gegenwart dargestellt, 2 Teile, Güstrow 1893. 1894 ermöglicht dem Leser in dankenswerter Weise die Kontrole seiner sorgfältigen Darstellung. — F. Speckmann, Die Hermannsburger Mission in Afrika. Her­ mannsburg 1876. 6) Die Brüdergemeinde hat im vorigen Jahrhundert für die Anfänge ihrer Misstonsarbeit (D. Cranz, Historie von Grön­ land, Barby 1765, 2. Aufl. 1770. — C. G. A. Oldendorps Ge­ schichte der Mission der evangelischen Brüder auf den karaibischen Inseln S. Thomas, S. Croix und S. Jan. Hrsg, durch I. I. Boffart. Barby 1777. — G. H. Loskiel, Geschichte der Mission der evangelischen Brüder unter den Indianern in Nordamerika. Barby 1789) mehr geleistet als seitdem für die weitere Geschichte derselben. Die Säkularfeier 1832 brachte allerdings jene ^Über­ sicht der Missionsgeschichte" (cf. Seite 4 N. 2) und „Die Missionen der evangelischen Brüder in Grönland und Labrador", Gnadau 1831, aus der Feder des auf dem Titel nichtgenannten F. L. Kölling, aber hat doch nicht nachhaltige historische Anregungen ge­ geben. Das Misstons-Departement in Berthelsdorf kündigte De­ zember 1871 die Absicht an, die Geschichte der verschiedenen Missionsgebiete in einzelnen Heften zu veröffentlichen, aber die

47 „Missionen der Brüder-Unität" sind über Labrador, Gnadau 1871, Tabago 1876, St. Kitts 1877 nicht hinausgekommen. Auch die 150 jährige Jubelfeier 1882 führte nur zu einem geist­ vollen Rückblick (cf. Seite 7 N. 4) und zu einer unvollendet ge­ bliebenen Darstellung des ältesten Arbeitsfeldes der Brüdermission (A. v. Dewitz, In Dänisch-Westindien, Niesky 1882). Die seit 1880 von H. Schneider veröffentlichten Missionsschriften gehören zweifellos zu dem Besten, was die an weitere Kreise sich wendende Missivnslitteratur aufzuweisen hat. Die Wandlung, welche das „Missionsblatt" unter der Leitung dieses gewandten Schriftstellers erfahren hat, wird zwar den meisten Lesern angenehm gewesen sein, aber ist durch den Wegfall der Originalberichte, die in ihrer Einfachheit und Schmucklosigkeit eine Geschichtsquelle waren, er­ kauft worden. — Das erste deutsche Werk über die Missions­ geschichte der Brüder-Unität, welches in Amerika erschienen ist, und zugleich die vollständigste, bis auf die Gegenwart fort­ geführte Darstellung, ist das von A. Schultze, Die Missionsfelder der erneuerten Brüderkirche, Bethlehem Pa., 1890. Nachdem die Brüdergemeinde für ihre ferne Vergangenheit so großes Verständnis gezeigt hat, daß sie für die Durchforschung derselben einen besonderen Historiographen anstellte, wird sie hoffentlich der planmäßigen Aufarbeitung der Geschichte ihrer Mission sich nicht Länger entziehen. 7) Das Basler M. M. machte schon 1865,442 in einer Anzeige von Ostertag, Entstehungsgeschichte (cf. S. 7 N. 5) die einsichtige Bemerkung: „Wir gestehen, eine Geschichte der Basler Mission^ umfaßte sie auch nur ihr erstes Vierteljahrhundert, wäre uns eine noch willkommenere Festgabe gewesen, als diese Erzählung von den Anfängen des gesegneten Werks. Je länger jene Aufgabe hinausgeschoben wird, desto schwieriger wird sie; denn wenn auch die umfangreichen schriftlichen Quellen erhalten bleiben, so versiegt doch nach und nach der Born der lebendigen Erinnerung, der sich durch nichts ersetzen läßt." Seitdem ist ein weiteres Menschen­ alter verflossen! Seite 23. T) I Gotha 1892. II 1894. 2) Leiden 1876. ’) Hamburg und Gotha I 1845. II 1846. 4) Die Neubearbeitung und Fortsetzung durch Hardeland (cf. Seite 4 N. 2), 2 Bde., Leipzig 1894. 1895, hat unbegreiflicher­ weise den von Plitt selbst seinen Borträgen angehängten Litteratur­ bericht nicht nur nicht fortgeführt, sondern die wertvollen Noten des Verfassers sogar weggelassen. 5) Joh. Phil. Fabricius, Erlangen 1865; Ziegenbalg und Plütschau 1868; Chr. Fr. Schwartz 1870. 6) Begründet 1874.

48 7) 1816 f. unter dem Titel: Magazin für die neueste Ge­ schichte der protestantischen Misstons- und Bibelgesellschaften, in welchen 1818 das Wort „protestantisch" durch „evangelische ersetzt wurde. Seit 1867 erscheint die Zeitschrift als „Evangelisches Missions-Magazin", Neue Folge. Leider umfaßt das musterhafte „Namen- und Sachregister", bearbeitet von I. Heffe (85 Seiten!), Basel 1878, nur Band I—XX der neuen Folge; eine Fortsetzung ist leider zur Zeit nicht zu erwarten. 8) Seit 1886, in Berlin erscheinend. 9) Allgemeiner Mission-atlas, nach Originalquellen be­ arbeitet, Gotha, I. Perthes, 1867—1871. Kleiner Mission-atlas, Calw und Stuttgart 1883, 2. Aust. 1886. Neuer MissionSatlaS, mit besonderer Berücksichtigung der deutschen Mssionen, Calw und Stuttgart 1896. — K. Heilmann, Missionskarte der Erde, Gütersloh 1891. 10) Vgl. die lehrreichen Verhandlungen über dieselben auf der 9. konttnentalen Missionskonserenz in Bremen im Mai 1893: A. M. Z. 1893, 312 f. Basler M. M. 1893, 278. n) R. Grundemanns Werk (S. 21 N. 6) ist Ergänzung-band der durch denselben Verfasser herausgegebenen zweiten Auflage von G. E. Burkhardt, Kleine Missionsbibliothek, 4 Bde., Bielefeld und Leipzig 1876—1881. ") Calw und Stuttgart 1894. Sette 24. x) Neuere Geschichte der evangelischen Missions­ Anstalten zu Bekehrung der Heiden in Ostindien. 6. Bd. Hrsg, von G. Chr. Knapp, Halle 1804 (49.—60. Stück, 1796—1804): in Trankebar p. 894 s. (58. St.) John, Rottler, Cämmerer; in Tanschaur p. 916 ff. Holzberg, Kehlhosf; in Wepery (Madras) p. 766 ff. (57. St.) Päzold, Gericke; in Tirutschinapalli p. 745 ff. Pohle. *) Die Angaben in dem Brief Cämmerers an Päzold vom 3. Okt. 1798 p. 709 (56. St.), auf Grund der Kirchenbücher, werden von ihm selbst als ungefähre bezeichnet. Vgl. Basler M. M. 1825 p. 621 f. *) Kärtchen und Statistik von den Misstonsgebieten der Brüdergemeine, gesammelt von L. Linder in Herrnhut 1862. — Asien: Ceylon 1740—1766; Trankebar 1759—1796; Nikobar» Jnseln (Ostindien) 1768—1788; China 1742; Persien 1747—1748. Nord- und Osteuropa: Lappländer 1734—1735; Samojeden 1737 bis 1738; Kaukasus 1782. Afrika: Ägypten und Abessinien 1762—1783; Algier 1740; Guinea (Goldküste) 1737—1771. Uber jede dieser Unternehmungen: (Kölbing), Übersicht cf. Seite 4 N. 2. 4) In Grönland 3 Stationen nach „Fortsetzung von David Cranzens Brüder-Historie". Vierter Abschnitt (1789—1801), Gnadau 1816 p. 629, Ende 1799 aus 994 Personen bestehend. —

49 In Labrador 3 St. E. 1800 110 Getaufte umfassend, Cranz 431. — Unter den Indianern 2 St. E. 1799: 148 Getaufte, Cranz 556. 563. — Dänisch-Westindien: St. Thomas (1732) 2 St.; St. Croix (1755) 2 St., St. Jan (1754) 1 St. hatte „über zehntaufenb* Getaufte und Taufkandidaten, Cranz 412. Britisch Westindien: Jamaika (1754) 2 St.: 230 Gemeinglieder, Cranz 620; Antigua (1756) 3 St. wenigstens 6000 Christen, nach der Schilderung von Cranz 390 (Basler M. M. 1825, 624: 7261); Barbados (1765) 1 St., 160 Getaufte, Cranz 390; St. Kitts (1777) 1 St. E. 1800 2569 Getaufte, Cranz 376; Tabago (1790) 1 St., 54 Getaufte, Cranz 480. — Suriname 4 St., 640 Getaufte, Cranz 54. 90. 132. — Südafrika: 1 St., 1187 Getaufte und Taufkandidaten, Cranz 265. — Mission unter den Kalmücken erfolglos, Cranz 701 ff. 6) Die Addition der Ziffern der vorigen Note er giebt: 20 092. Diese Zahl giebt aber nur ein ungefähres Bild, da die Zählung auf den verschiedenen Gebieten bei Cranz nicht gleichmäßig ist. 6) L. Th. Reichel, Das Missionswerk der Brüder-Kirche (1732—1873), A. M. Z. 1874, 457 nach dem Bericht auf der Generalsynode 1801; letzterer war mir nicht zugänglich. 7) Über das Ende der Mission unter den Kalmücken 1823: (Kölbing), Übersicht II 127—140. Seite 25. Nur einige Beispiele: Nach (E. Reichel), Rückblick 23 N. 1 ergingen 1869—1879 nicht weniger als 17 An­ träge an die Brüdergemeinde, neue Missionsunternehmungen zu gründen, die sämtlich aus Geldmangel abgelehnt werden mußten. — Das Deficit von 114 000 M., welches im September 1895 bekannt wurde, war nach vier Monaten getilgt! Über die große Cracau-Stiftung von 800 000 M.: Mifi.-Blatt 1890, 89 ff. — Langhans (Seite 22 N. 4), der mit der Basler Mission scharf ins Gericht ging, hatte für die Brüdergemeinde Lobsprüche, vgl. z. B. 24 f. 2) Jahresbericht 1896, 44. 34. Bon der Gesamtsumme der in Pflege stehenden Personen, welche 95 439 beträgt, sind die 1345 Tauskandidaten und 5833 „neuen Leute" in Abzug gebracht. Über den gegenwärtigen Stand der Mission der evgl. Brüder­ gemeinde vgl. außerdem C. Buchner: A. M. Z. 1896, 201—220; Missionsatlas, Herrnhut 1895; E. Wick, Brüder-Kalender, Niesky 1896. — Für die geschichtliche Entwickelung im 19. Jahrhundert: Nachrichten aus der Brüdergemeine, Gnadau, 1819 ff.- Missions­ blatt (aus) der Brüdergemeine, (Hamburg, Stuttgart, letzt Herrn­ hut) 1837 ff. — Kurzgefaßte Darlegung des damaligen inneren und äußeren Zustandes der Missionen der evangelischen BrüderGemeine im Jahre 1820, Gnadau 1820; (Kölbing), Übersicht 1833; (I. Römer), Das Missionswerk der evgl. Brüdergemeine, 2. Ausg., 4

50 Gnadau 1881; (E. Reichel), Rückblick 1882; Bericht des MissisionsDepartemeuts für die General-Synode 1889. — L. Linder (Sv. 24 N. 3) 1852; L. Th. Reichel, Missionsatlas 1860. 8) Über daS Recht, dieselbe den deutschen Missionen z zuzu­ zählen vgl. die letzte Äußerung Warnecks: A.M.Z. 1896, 161. Mnm. 4) Zusammenfassender Bericht: Basler M. M. 1836,, 376 bis 398; 1838, 370 ff. Über die Bemühungen der Basleer in Persien 1832—1837: M. M. 1833, 390 ff. 1838, 377 ff. Vgl. P. Wurm, A. M. Z. 1875, 323-330. 6) Basler M. M. 1828, 452 ff.; 1831, 404 ff.; 1832, 392. •) Jahresbericht, 1. Juli 1896, 4. 82. 22 f. K. Kükhnle, Die Arbeitsstätten der Basler Mission in Indien, China, OGoldküste und Kamerun, Basel (1895), 39 ff. 7) Basler M. M. 1896, 286 ff. Bries Ramseyers vom 10. Februar 1896: Heidenbote 1896, 35. A. M. Z. 1896 Bei­ blatt 62 ff. 8) Jahresbericht 1896, 23 ff. 82. Kühnle 58 ff. Die eevangelischen Missionen in den deutschen Kolonien und Schutzgebieten. Herausgegeben von dem Ausschuß der deutschen evangelischen Missionen. Berlin 1896, 15 ff.

Seite 26.

') Jahresbericht 1896, 15 ff. Kühnle 29 ff.f. 2) Jahresbericht 1896, 9 ff. — Über die gegenwäärtige Lage der Basler Mission: Würz, Die B. M. aus ihren Arbbeitsfeldern, A. M. Z. 1896, 145—161. — Über die Entwickelungg der Basler Mission: Der evangelische Heidenbote 1828 ff.; Atlass der evangl. M.-Ges. zu Basel, bearb. v. Josenhans, 2. Aust., Masel 1859; Missionsmagazin (vgl. Seite 23 N. 7); die Tabellen!: bei Kühnle 65 ff.; P. Wurm, Die Basler Mission: A. M. Z. 11875, 314 ff. 367 ff. *) Jahresbericht 1896, 10 ff. 4) ib. 38 f. 6) ib. 43 ff. A. MerenSky, Deutsche Arbeit am Nfjaßa, Deutsch-Ostafrika. Berlin 1894.

Seite 27.

') Jahresbericht 1896, 49 ff. 2) Gensichen, Die Missionsgesellschaft Berlin I: A. AR. Z. 1896, 120. ’) Jahresbericht 1896, 75. 80 f. — Über die Entwicklung von Berlin I: Missionsberichte 1833 ff., vgl. Seite 22 N. 4. 4) E. Kriele, Der gegenwärttge Stand der Rheinischen Mfsion: A. M. Z. 1896, 11 ff. A. Schreiber, Fünf Monatte in Südafrika, Barmen 1894, 130. Jahresbericht 1896, 6—35. 6) H. von Francois, Nama- und Damara, Deutsch-ESüdwestafrika, Magdeburg (1895) p. 300 ff., vgl. Kriele 19 ff. Die evgl. Missionen in den deutschen Kolonien 28 ff.

51 6) Jahresbericht 1896, 35 ff.; 67 ff.; 71 ff. D. evgl. M. i. d. deutschen Kolonien 77 ff. 7) ib. 79 ff. — Über die Entwickelung der Rhein. M. vgl. oben Seite 11 N. 1; die Berichte der Rhein. M., Barmen 1843 ff. 1. C. Wallmann, Leiden und Freuden rheinischer Missionare. 2. Aufl. Halle 1862. Seite 28. ') Karsten (vgl. Seite 22 N. 5) 1 33 ff; 413 ff. s) Plitt-Hardeland II 113 ff. D. evgl. M. i. d. deutschen Kolonien 60 ff. Jttameier, Die evangelisch-lutherische Mission in Ostafrika: A. M. Z. 1891, 164-180. 3) Jahresbericht 1896, 25 ff. 39 ff. — Den gegenwärtigen Stand der Leipziger Mission behandelt von Schwartz: A. M. Z. 1896, 249 ff. — Über die Entwickelung der L. M. vgl. neben Karsten und Plitt-Hardeland: Evangelisch-lutherisches Misstons­ blatt, Leipzig 1846 ff. 4) A. Nottrott, Der gegenwärtige Stand der Goßnerschen Mission in Ostindien: A. M. Z. 1896, 307—329. — Über die Entwickelung der G. M., vgl. oben Seite 22 N. 5; Die Biene auf dem Missionsfelde, Berlin 1834 ff. 6) Jahresbericht im Monatsblatt Juni u. Juli 1896, 45. 52. D. evgl. Missionen i. d. deutschen Kolonien 8 ff. Zur Ge­ schichte der Nordd. M. vgl. Festschrift (oben Seite 11 Note 3); F. M. Zahn, Bon der Elbe bis zum Bolta. 2. Aufl. Bremen 1867; derselbe, Bier Freistätten im Sklavenlande, Bremen 1870; derselbe, Das deutsche Schutzgebiet Togo und dessen Christiani­ sierung: Basler M. M. 1891, 305 ff. 366 ff. — Monatsblatt der norddeutschen Missionsgesellschaft, Bremen 1840 ff., vgl. Brauer (Seite 11 N. 3) II 677. 6) Jahresbericht im Missionsblatt Juli und August 1896. — Über die Geschichte der H. M. vgl. von Lüpke, Die H- M.: A. M. Z. 1877, 17 ff. 61 ff. 172 ff. Haccius, D. H. M. in Afrika: A. M. Z. 1890, 370 ff. F. Speckmann, vgl. oben Seite 22 N. 5. Hermannsburger Missionsblatt 1854 ff. 7) Bericht über die Arbeit d. schleswig-holsteinischen evgl.luth. M., Breklum 1896. Über die Fortschritte der Br. M.: Fiensch (oben Seite 20 N. 3); Schleswig-Holsteinsches Missions­ blatt 1876 ff. Seite 29. *) Der Missions- und Heidenbote XVIII 1896, August, Beiblatt 57 ff. 9) Nachrichten aus der ostafrikanischen Mission X 1896, 74. D. evgl. Missionen i. d. deutschen Kolonien 51 ff. Winkelmann, D. evang. M.-Ges. f. Deutsch-Ostasrika (Berlin III): A. M. Z. 1896, 414—426. 8) D. evgl. Missionen i. d. deutschen Kolonien 70 ff. Zur

52 Geschichte: Deinzer, Die Neuendettelsauer Heidenmisston in NeuGuinea: A. M. Z. 1892, 34 ff. R. Grundemann, Die Mission in Kaiser-Wilhelmsland: A. M. Z. 1896, 405 ff. 4) Zeitschrift für Missionskunde und Religionswissenschaft XI, 1896 157 f. 6) Schon Basler M. M. 1825, 631 f. betont diese Eigen­ tümlichkeit der modernen Mission. 6) Verlaß der allgemeinen Synode der Brüder-Unität in Herrnhut 1889, Gnadau 1890, §82 p. 124. — Über diejenigen außerdeutschen Kirchen, welche die Mission als Kirchensache be­ treiben: I. Bahl, Der Stand der evangelischen Heidenmission in den Jahren 1845 und 1890. Aus dem Dänischen vou G. Kurze, Gütersloh 1892, 67 f. P G. Warneck, Missionslehre II 13 s. Über den deutschen Freimissionar Hägert unter den Santals in Nordindien: Basler M. M. 1882, 111 ff. 8) Warneck, a. a. O. II 20 ff.; A. M. Z. 1888, 97 ff. Seite 30. ') E. Friedberg, das geltende Berfassungsrecht der evangelischen Landeskirchen in Deutschland und Österreich, Leipzig 1888, 5 ff. 9) A. M. Z. 1881, 233 ff.; 1891, 474 ff. ’) Warneck a. a. O. II 64. Seite 31. ') Wurm: Basler M. M. 1890, 69 ff. 74.

2) Warneck a. a. O. II 168 ff. Steinmetz: Basler M. M. 1885, 118 ff. Chr. Achelis, Praktische Theologie II, Freiburg i. B. 1891, 429 ff. s) Die Missionare der Leipziger M. G. sollen bei ihrer Anstellung nach § 3 der Statuten der evgl.-luth. M.-Gesellschast zu Dresden „auf sämtliche Bekenntnisschriften der evgl.-luth. Kirche" verpflichtet werden: Karsten I 159. Hermannsburg be­ treibt nach § 2 der Statuten von 1887 „auf Grund des Bekennt­ nisses der lutherischen Kirche" sein Werk: Jahresbericht 1896, 40. Als evangelisch-lutherisch bezeichnen sich außerdem die schleswigholsteinische und die Neuendettelsauer M.-G. Seite 32. l) (E. Reichel), Rückblick 33. 2) Plitt-Hardeland I 209 f. 3) Dalton, Goßner 375 ff. Wurm, Basler M. M. 1890,100 ff. ‘) Plitt-Hardeland II 20 f. 5) 1878. Karsten II 10 ff. 6) Plitt - Hardeland II 120 vgl. Lehrplan: Jahresbericht 1895, 47. — Basler M. M. 1884, 336. Seite 33. ') (L. Kölbing), Übersicht III 6. 2) Missions-Bildungsschule in Niesky seit 1869, Missions­ vorschule in Königsfeld seit 1892.

53 3) Beispiele von Klagen über die Unfähigkeit vieler Missio­ nare: Das Urteil von Graul bei Warneck a. a. O. II 170; (E. Reichel) 31; Plitt-Hardeland II 120 Note. 4) Z. B. Graul, Faber, Wurm, Evgl. M. M. 1879, 757. 6) E. Wallroth, Was hat die gegenwärtige Mission für die Geographie geleistet? A. M. Z. 1889, 35 ff. 6) E. Wallroth, Was hat die Mission für die Sprachwissen­ schaft geleistet? A. M. Z. 1891, 322 ff. 7) Die höchsten Anforderungen stellt Buß 278 f. ®) Warneck a. a. O. II 171. 9) Z. B. Basler M. M. 1838, 365; 1858, 321 ff. Warneck: A. M. Z. 1886, 213 ff. 10) Die in dem Basler M. M. über die Studien in dem Missionshaus zu Basel veröffentlichten Jahresberichte enthalten ein wertvolles Material. Schon nach dem ersten Lektionsplan 1818, 631 wurde neben dem griechischen neuen Testament Cicero de officiis gelesen. Nach 1822, 431 wurde das griech. N. T. und Chrysostomus gelesen, auch hebräisch und englisch getrieben. 1827, 450—67 äußert sich eingehend über wissenschaftliche Missionars­ bildung; grammatisch-historische Erkenntnis der Bibelsprachen und des Bibeltextes wird als notwendig bezeichnet p. 457, vgl. p. 462. 464. 1833, 408 ff. tritt die sprachliche Behandlung des H. S. wieder mehr zurück. 1835, 404 begegnet das Arabische als Lehr­ gegenstand. Über die sprachlichen Aufgaben des Missionars vgl. die guten Bemerkungen 1838, 358; über die Bedeutung der Wissenschaft für den Missionar 1839, 385. ") Eine planmäßige Aufarbeitung dieses Stoffes hat auch im Laufe dieses Jahrhunderts nicht stattgefunden. Seite 34. Als Beispiel nenne ich die Einführung der Chöre in St. Thomas 1753: Oldendorp, Geschichte der Mission in St. Thomas rc. II 829. 9) H. Roy, Zinzendorfs Anweisungen für die Missionsarbeil: A. M. Z. 1892, 372 f.

Seite 35. ’) D. Cranz, Historie von Grönland I 645 be­ richtet für 1747 von Helfern; Loskiel, Mission unter den India­ nern 243 f. für 1742. Die „Nationalgehülfen" der Missionare werden schon hervorgehoben: Missionsmethode der Heidenboten aus der Brüdergemeinde, Basler M. M. 1816, 446. Seite 36. T) (E. Reichel), Rückblick 30. a) F. M. Zahn, Selbständige Kirchen, das Ziel evangelischer Missionsarbeit: A. M. Z. 1890, 289 ff. Verhandlungen der fünften kontinentalen Missionskonferenz in Bremen: Basler M. M. 1880, 247 f.; der sechsten Konferenz: Basler M. M. 1884, 287 ff.; der achten Konferenz: Basler M. M. 1893, 291.

54 ’) Die Brüdergemeinde hatte 1884 in ihrem Dienst 8544 Ein­ geborene (Geistliche, MisstouSgehilsen, Evangelisten, NatrtionalHelfer), 1894 waren es 1164: A. M. Z. 1896, 202. 4) Wenn Chr. Barth in seinem Bericht auf der Eval. Mllianz in Paris vor 41 Jahren von einem „Aufhören der Missioon" in Westindien sprach, — Basler M. M. 1855, 159, — so waar dies wohl eine Anticipation, aber jetzt scheint in der That dieser * Punkt erreicht zu sein. 6) Warneck, Die missionarische Predigt: A. M. Z.. 1880, 510 ff. 555 ff. Basler M. M. 1880, 245 ff.

Seite 37.

') Warneck, MissionSlehre II 232 ff. a) Wallroth (oben S. 33 N. 6), Sell (oben S. 21 N. 1) 482 f. G. Warneck, Die gegenseitigen Beziehungen zwischeen der modernen Mission und Kultur. Gütersloh 1879, 93—107. *) Das Erscheinen von H. Dalton, Auf Missionspfad den in Japan, Bremen 1895, hat einen lebhaften Schristenkamppf hervorgerufen, über welchen die offizielle Kundgebung des Cerntralvorstandes des Allgemeinen evangelisch-protestantischen Misissionsvereins: Zur Berteidigung gegen D. Dalton, Berlin 1896, i. orien­ tiert. Daltons Borwurf gegen die Überführung wissenschaaftlichtheologischer Kritik kann bis jetzt nicht als widerlegt geltest, und eS ist auch nicht einzusehen, nnter welchem Gesichtspunkt dieses Verfahren gerechtfertigt werden könnte. Aber die beganngenen Mißgriffe, so hoch auch dieselben veranschlagt werden mnögen, genügen nicht, um ein abschließendes Urteil über diese Gesellschaft zu begründen, auch ist der Zeitpuntt noch nicht gekommenn, ihr eine Begräbnisrede zu halten. Ob es dem Verein mögliäch sein wird, gerade unter den eigentümlichen Verhältnissen Japans poositive Wirkungen auszuüben und nach Seiten der religionsgeschichdtlichen Forschung Verdienste zu erwerben, kann im Blick auf sein Alter erst die Zukunft lehren.

4) Basler M. M. 1884, 259 ff.; 1885, 234 ff. Waarneck, Mission und Kultur 107—117. W. Miller, Schulen inn der Mission: A. M. Z. 1894, 529 ff.

°) Christlieb: A. M. Z. 1888, 9 ff., 49 ff., 176 ff., 2234 ff. Fünfte kontinentale Missionskonferenz: Basler M. M. 1880, 2264 ff. Die Bedeutung der ärztlichen Mission in China: ib. 1884, 3385 ff. Warneck, Missionslehre II 240 ff. An der Aussendung; von Missionsärzten sind letzt folgende Missionsgesellschaften beteeiligt: Die Rhein. M., unter deren ersten Sendboten schon ein Wund­ arzt war, v. Rohden 20, hat 2 Missionsärzte, in Neu-Göuinea und in China (Tungkun), Jahresbericht 1896, 78. Die Wasler M. unterhält 2 in Indien, 1 in China, 2 auf der Golddküste, Jahresbericht 1896, 68 ff. Die Brüdergemeinde läßt gegenwvärtig

55 einen ausbilden. Die Goßnersche Mission hat einen eingeborenen Arzt in Ranschi: (Plath,) Festschrift 53. 6) Warneck, Missionslehre II 248 ff. Basler M. M. 1884, 129 ff., 177 ff. A. M. Z. 1885, 409 ff. 7) Über dieAussendung von Handwerkern: Warneck, Missions­ lehre II 237 ff. 8) Über die Aussendung von Bauernkolonisten durch die Hermannsburger Missionsgesellschaft (bis 1849): Plitt-Hardeland II 121—123. — Über die „Institute" der Brüdergemeinde in Südafrika: Missionsblatt der Brüdergemeinde 1896, August, 225 ff. C. Buchner, Acht Monate in Südafrika, Gütersloh 1894, 132 ff. Die rheinische M. G. hat in Südafrika Grundbesitz, den sie verpachtet: A. Schreiber, Fünf Monate in Südafrika, Barmen 1894, 33, ebenso Berlin I vgl. Jahresbericht 1896, 78 f. 9) Die Basler Missionsgesellschast unterhält in Indien, um den aus der Kaste gestoßenen Christen eine Beschäftigung zu verschaffen, Webereien, Ziegeleien, eine Tischlerei und eine mechanische Werkstätte: Kühnle 6. 10) Die Brüdergemeinde hat Missionshandlungen in La­ brador, Suriname, Südafrika. Die Basler Gesellschaft unterhält solche in Indien und an der Goldküste. Über die Handelsgesell­ schaft der Rheinischen M.: v. Rohden 327 ff. n) Basler M. M. 1842, 125. 12) Die Litteratur über das Verhältnis von Mssion und Kolonie bis zum Jahre 1890: Brose 18 f., 29 f., 42, 54, 77 f., 84, 97 f., 104 f. Hervorhebenswert sind die Verhandlungen der 5. allg. deutschen Missionskonferenz in Bremen 1885, welche auch zur Bildung eines geschästsführenden Ausschuffes der in dieser Konferenz vereinigten Missionen geführt hat. A. M. Z. 1885, 545 ff. C. G. Büttner, Mission und Kolonien: ib. 97 ff. Nationale Mission: Basler M. M. 1888, 1 ff. 13) Zahn, Die Muttersprache in der Mssion: A. M. Z. 1895, 337 ff. Grauls Mssionsgrundsätze: Plitt-Hardeland II 21 f. Hier stößt man aus das schwierige Problem der Kastenfrage in Indien.

Seite 88. ') A. M. Z. 1894, 560. 2) Diese Zusammenstellung über den Stand der Mission im Jahre 1894 ist freilich schon wieder veraltet. Übrigens hatte die Brüdergemeinde damals nicht 93 645 „Getaufte", sondern das war die Zahl der in ihrer Pflege stehenden Eingeborenen, inkl. 1190 Taufkandidaten und 2170 „neuen Leuten", cf. oben S. 25 N. 2. Sodann ist zu fragen, ob die „300" Christen des Jeru­ salemvereins wirklich Heidenchristen sind und nicht vielleicht aus der griechischen, beziehungsweise lateinischen Kirche stammen.

56 ®) E. Lucius, Die Zukunft der Heidenmission, Straßburg 1891, p. 80.

Seite 39. ') C. Buchner, Die rechte Würdigung der heiden­ christlichen Gemeinden: A. M. Z. 1894, 193 ff.; M. Kähler, Die richtige Beurteiluug der apostolischen Gemeinden ib., 241 ff. Bisitationsreisen von der Heimat aus, wie sie durch die meisten Gesell­ schaften von Zeit zu Zeit veranstaltet werden — von der Rhein. M. G. auffallenderweise 1894 zum ersten Mal — verdanken wir das beste Material, vgl. z. B. Buchner 137 ff. über das südafrikanische Missionsgebiet der Brüdergemeinde, Schreiber für das der Rhein. M. usw. 9) Berthold, Die Kirchenzucht in den heidenchristlichen Ge­ meinden deutscher Missionsgesellschaften: Basler M. M. 1890, 433—453. 3) Warneck: A. M. Z. 1896, 1 ff. 4) I. Bahl, Der Stand der evangl. Heidenmission rc. (vgl. S. 29 N. 6). Th. Christlieb, Der gegenwstrtige Stand der evan­ gelischen Heidenmission. 4. Aust. Gütersloh 1880. 6) Graul: Plitt-Hardeland II 22; Langhans 76 f. 6) Einst hatte Blumhardt alle Missionsvereine in eine all­ gemeine deutsche Missionsgesellschaft zu vereinigen gehofft: Wurm, Basler M. M. 1890, 64. Dann hatten Basel, Barmen, Bremen 1837 wenigstens eine freie Vereinigung geschlossen: Basler M. M. 1838, 419 ff. Die einzig mögliche Form deß Zusammenwirkens aller scheint in den allgem. deutschen Missionskonferenzen gefunden zu sein, welche seit 1866 neunmal abgehalten worden sind. — Warneck, Missionary Conti ty: A. M. Z. 1888, 305 ff.

Druck von C. G. Röder in Leipzig.