Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend und seine Mitgliedsverbände: Erster Teilband: Der BDKJ in historischer und kirchenrechtlicher Betrachtung. Zweiter Teilband: Rechts- und Grundlagentexte zur katholischen Jugendverbandsarbeit [1 ed.] 9783428492527, 9783428092529

Mit dem Inkrafttreten des neuen Gesetzbuches für die lateinische Kirche ist 1983 ein neues kirchliches Vereinsrecht wirk

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Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend und seine Mitgliedsverbände: Erster Teilband: Der BDKJ in historischer und kirchenrechtlicher Betrachtung. Zweiter Teilband: Rechts- und Grundlagentexte zur katholischen Jugendverbandsarbeit [1 ed.]
 9783428492527, 9783428092529

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REINER ffiLMANNS

Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend und seine Mitgliedsverbände Erster Teilband

Staatskirchenrechtliche Abhandlungen Herausgegeben von Otto Depenheuer . Alexander Hollerbach . Josef Isensee Joseph Listl . Wolfgang Loschelder . Hans Maier· Paul Mikat Stefan Muckel . Wolfgang Rüfner . Christian Starck

Band 34

Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend und seine Mitgliedsverbände Erster Teilband: Der BDKJ in historischer und kirchenrechtlicher Betrachtung

Von Reiner Tillmanns

Duncker & Humblot . Berlin

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Tillmanns, Reiner: Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend und seine Mitgliedsverbände I von Reiner Tillmanns. Berlin : Duncker und Humblot (Staatskirchenrechtliche Abhandlungen; Bd. 34) Zug!.: Köln, Univ., Diss., 1996 ISBN 3-428-09252-X Teilbd. 1. Der BDKJ in historischer und kirchenrechtlicher Betrachtung. - 1999

Alle Rechte vorbehalten Humblot GmbH, Berlin Fotoprint: Berliner Buchdruckerei Union GmbH, Berlin Printed in Germany

© 1999 Duncker &

ISSN 0720-7247 ISBN 3-428-09252-X Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier entsprechend ISO 97069

Vorwort Die Rechts,üssenschaftliche Fakultät der Uniyersität zu Köln hat diese Schrift im Wintersemester 1996/97 als Dissertation angenommen. Für die Drucklegung "urde sie geringfügig überarbeitet. Nach 1997 erschienenes Schrifttum konnte vereinzelt noch eingearbeitet werden. Ohne die mir zuteil gewordene Unterstützung hätte diese Arbeit in der vorliegenden Form nicht entstehen können. Besonders zu danken habe ich meinem akademischen Lehrer. Herrn Professor Dr. Wolfgang Rüfner. der diese Untersuchung angeregt und begleitet hat. Herrn Professor Dr. Manfred Baldus danke ich ftir die zügige Erstellung des Zweitgutachtens. Herrn Professor Dr. Stefan Muckel bin ich ftir zahlreiche wertyolle Hinweise in Freundschaft verbunden. Mein Dank gilt ferner den Herausgebern der ,.Staatskirchenrechtlichen Abhandlungen". allen ,wan Herrn Professor Dr. Joseph List!. ftir die ehrende Aufnalune in diese Schrillenreihe. Heml Professor Dr. h. c. Norbert Simon bin ich für die Übernahme der Arbeit in das Verlagsprogramm des Hauses Duncker & Humblot zu Dank verpflichtet. Der Verband der Diözesen Deutschlands hat die Veröffentlichung des Textbandes und des zugehörigen Dokumentenbandes durch einen beträchtlichen Zu schuß wesentlich erleichtert. Die Drucklegung beider Bände wurde zudem durch die Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität zu Köln großzügig gefördert. Im Bereich der katholischen Jugendverbandsarbeit gilt mein Dank vielen, besonders dem Referenten für Dokumentation beim BDKJ-Bundesverband und Leiter des Archivs im Jugendhaus Düsseldorf. Herrn Bernd Börger. Ich widme dieses Buch meinen Eltern.

Reiner Til/manns

Inhaltsverzeichnis

Einleitung................................................................................................................

21

ERSTER TEIL Entwicklungslinien der katholischen Jugendverbandsarbeit in Deutschland

Erstes Kapitel

Die Marianische Kongregation als Archetyp des katholischen Jugendverbandes A.

B.

C.

Die Marianischen Kongregationen unter der Leitung des Jesuitenordens (1563-1773).....................................................................................................

24

I. Gründung, Verbreitung und erste Blütezeit des Kongregationswesens.

24

1.

Errichtung und Wesen der ersten Marianischen Kongregationen............................................................................................

24

2.

Der Beginn des Kongregationswesens in Deutschland und seine Ausbreitung im Zeitalter der Gegenreformation...........................

28

11. Qualitativer Niedergang des Kongregationswesens im Zeitalter der Vernunft.................................................................................................

30

Die Marianischen Kongregationen unter der Leitung der Kirchenhierarchie (1773-1948).....................................................................................................

31

I. Verbot des Jesuitenordens und Niedergang des Kongregationswesens.

31

11. Die Marianische Kongregation als fromme Massenbewegung des deutschen Verbandskatholizismus.........................................................

33

Die grundlegende Erneuerung des Kongregationswesens nach 1948.............

35

8

Inhaltsverzeich n is Zweites Kapitel

Die berufsständische Vereinigung als Jugendverbandstyp des 19. Jahrhunderts A.

Vom Gesellenverein Kolpings zum Kolpingwerk der Gesellen......................

38

B.

Der Verband der Katholischen Dienstmädchenvereine in Deutschland..........

42

C.

Die berufsständischen Vereinigungen der kaufmännischen Mannes- und Frauenjugend...................................................................................................

44

I. Vom Verband der Katholischen Kaufmännischen Kongregationen und Vereine Deutschlands zum Jung-KKV............................................

45

11. Vom Kölner Verein der weiblichen Angestellten zur Katholischen Kaufmännischen Frauenjugend im Verband KKF.................................

47

Erste Ansätze eines berufsständischen Zusammenschlusses der katholischen Landjugend......................................................................................................

48

D.

Drilles Kapitel

Kirchliche Jugendseelsorge und außerkirchliche Jugendbewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts A. Die kirchliche Jugendverbandsseelsorge von 1893 bis 1918..........................

49

I. Der Verband der Katholischen Jünglingsvereinigungen Deutschlands.......................................................................................................

50

B.

1.

Gründung und Entwicklung des Jünglingsverbandes bis zur Errichtung des Generalsekretariats im Jahre 1908........................

50

2.

Errichtung des Generalsekretariats und weitere Entwicklung des Jünglingsverbandes bis 1918..................................................

53

11. Der Zentralverband der Katholischen Jungfrauenvereinigungen...........

57

Die klassische deutsche Jugendbewegung als außerkirchliches Phänomen....

59

I. Der soziokulturelle und wirtschaftliche Hintergrund der deutschen Jugendbewegung....................................................................................

59

11. Die Entstehung und Entwicklung der Bürgerlichen Jugendbewegung im Überblick..........................................................................................

60

111. Jugendbewegte Zusammenschlüsse im katholischen Raum...................

62

1.

Der Quickborn-ßund...................................... ..............................

63

2.

Der Bund Neudeutschland............................................................

66

Inhaltsverzeichnis 3. C.

9

Katholische Mädchenbewegung im Heliand-Bund.......................

73

Die kirchliche Jugendverbandsseelsorge von 1918 bis 1933..........................

76

I. Der Jünglingsverband nach dem ersten Weltkrieg bis zum Tode von earl Mosterts im Jahre 1926..................................................................

76

1.

Das Jungmännerproblem..............................................................

76

2.

Der Jünglingsverband unter dem Einfluß der Jugendbewegung...

77

11. Der Jungmännerverband unter Ludwig Wolker bis zur Machtergreifung durch die Nationalsozialisten.........................................................

81

1.

Der Verbandstag in Neisse als Markstein der inneren Organisation.............................................................................................

81

2.

Die Reichstagung in Trier als Schlußstein des innerverbandlichen Erneuerungsprozesses........................................................

82

3.

a)

Das ,,Bekenntnis zum Deutschen Reich".............................

83

b)

Die Jugend im "Gottesreich der Gnade"..............................

84

c)

Das ,)ugendreich" und sein Gesetz.....................................

84

Die Gliedgemeinschaften des Jungmännerverbandes...................

85

a)

Von der "Sturmschar" des KJMV zur "Schar" des BDKJ...

86

b)

Die Katholische Landjugendbewegung im KJMV..............

87

c)

Von der Scout-Bewegung zur Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG).................................................

88

Viertes Kapitel

Katholische Jugendverbandsarbeit unter dem Hakenkreuz

FÜllftes Kapitel

Gründung und Entwicklung des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) A.

Vorgründungs- und Gründungsphase des ßDKJ.............................................

100

B.

Die Grundstruktur des BDKJ im Lichte der ersten Bundesordnung................

106

I. Der BDKJ als organische Einheit in lebendiger Vielfalt........................

106

11. Kirchenamt und Jugendverband in organisatorischer und personaler Verflochtenheit.......................................................................................

108

III. Der Bund als Glaubens-, Lebens- und Apostolatsschule........................

110

10

C.

Inhaltsverzeichnis 1.

Gründung und Entwicklung der Christlichen Arbeiterjugend Deutschlands (CAJ)......................................................................

111

2.

Gründung und Entwicklung der Katholischen Landjugendbewegung Deutschlands (KUB)...........................................................

115

Auf- und Ausbauphase des Bundes.................................................................

119

I. Der Bund wächst zur Einheit in Vielfalt................................................

120

11. Der Bund auf dem Weg zum Monopolverband kirchlicher Jugendarbeit......................................................................................................

121

1.

Beitritt der Arbeitsgemeinschaft der Marianischen Kongregationen studierender Mädchen........................................................

123

2.

Beitritt der Pfadfinderinnenschaft Sankt Georg............................

124

3.

Beitritt der Katholischen Kaufmännischen Frauenjugend im Verband KKF................................................................................

126

4.

Beitritt des KSJ-Hochschulrings im Bund Neudeutschland..........

127

5.

Gründung und Entwicklung der Aktion Heimatvertriebener Katholischer Jugend......................................................................

127

6.

Beitritt der Jugend des Berufsverbandes Katholischer Arbeitnehmerinnen in der Hauswirtschaft in Deutschland e.V. .............

128

7.

Beitritt des Verbandes der Wissenschaftlichen Katholischen Studentenvereine "Unitas"............................................................

129

D. Strukturreform im BDKJ: Der "Stamm" zerfällt in die Gliedgemeinschaften KJG und KFG..................................................................................................

133

E.

Katholische Jugendverbandsarbeit im Wandel der sechziger und siebziger Jahre................................................................................................................

135

I. Strukturreform im BDKJ: Der Bund wird Dachverband selbständiger Mitgliedsverbände..................................................................................

135

1.

2.

Der BDKJ im Organisationsentwurf der Strukturkommission.....

136

a)

Das Verhältnis der Gliedgemeinschaften zum Bund...........

136

b)

Das Verhältnis von Mannes- und Frauenjugend im Bund...

136

c)

Das Verhältnis der BDKJ-Diözesanstellen zu den Bischöflichen Jugendämtern............................................................

140

Der BDKJ im Organisationsentwurf der ßundesordnung von 1971 .............................................................................................. a) Der Bund als Dachverband selbständiger Mitgliedsverbände...................................................................................

140 142

b)

Frauenjugend und Mannesjugend im Bund.........................

143

c)

Amt und Verband im Spiegel der neuen ßundesordnung...

143

Inhaltsverzeichnis

11

11. Programm reform im BDKJ: Der Bund als Interessenvertreter der Jugend und Korrektiv gesellschaftlicher Kräfte.....................................

146

111. Vom Zweiten Vaticanum zur Würzburger Synode: Der Bund im WanF.

del binnenkirchlicher Reformprozesse...................................................

149

Der BDKJ in den achtziger und beginnenden neunziger Jahren.....................

151

I. Dachverband oder lose Arbeitsgemeinschaft? - Diskussionen um die Neufassung der Bundesordnung.............................................................

153

11. Amt und Verband auf der Suche nach neuen Organisationsstrukturen kirchlicher Jugendarbeit.........................................................................

155

1.

Tendenzen einer sukzessiven Entnechtung der historisch gewachsenen Doppelstruktur............................................................

156

2.

Die Errichtung kirchenamtlicher Jugendverbände durch Dekret der zuständigen Autorität..............................................................

161

a)

Gründung der Katholischen Jugend im Bistum Fulda (KJF)....................................................................................

162

b)

Gründung der Katholischen Jugend Mecklenburg (KJM)...

164

c)

Gründung einer Katholischen Jugend im Bistum Berlin (KJB)?.................................................................................

166

ZWEITER TEIL

Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend als Verein des kirchlichen und des weltlichen Rechts

Erstes Kapitel

Abriß des kirchlichen Vereinsrechts A.

Das kirchliche Vereinsrecht der altrechtlichen Epoche...................................

173

B.

Das kirchliche Vereinsrecht der altkodikarischen Epoche...............................

174

I. Das Vereinsrecht des Codex luris Canonici von 1917...........................

175

I.

Kirchlich anerkannte Vereine....................................................... a)

Kirchlich errichtete Vereine.................................................

175 176

12

Inhaltsverzeichnis aa)

C.

176

bb) Kirchlich errichtete Vereine im weiteren Sinne.........

177

Kirchlich approbierte Vereine.............................................

177

Kirchlich nicht anerkannte Vereine..............................................

178

b) 2.

Kirchlich errichtete Vereine im engeren Sinne..........

a)

Kirchlich empfohlene Vereine.............................................

179

b)

Kirchlich neutrale Vereine...................................................

179

c)

Kirchlich verbotene Vereine................................................

180

11. Das Vereinsrecht des Codex luris Canonici von 1917 im Lichte der Konzilsaussagen .....................................................................................

181

Das kirchliche Vereinsrecht des neuen Codex luris Canonici aus dem Jahre 1983.................................................................................................................

183

I. Die privaten Vereine kanonischen Rechts..............................................

184

1.

Die Entstehung privater Vereine................................................... Zulässig zu vereinbarende Vereinszwecke..........................

185

b)

Die Bedeutung der "recognitio statutorum" gemäß can. 299 § 3 CIC.........................................................................

186

aa)

2.

3.

184

a)

Die "recognitio statutorum" als lediglich statusmodifizierender Qualifizierungsakt............................

186

bb) Die "recognitio statutorum" als konstitutiver Entstehungsakt.....................................................................

187

ce) Stellungnahme............................................................

189

c)

Zuständigkeit, Form und Verfahren der "recognitio statutorum............................................................................

193

d)

Fragen der Überleitung altrechtlicher und altkodikarischer Vereinigungen ins neukodikarische Vereinsrecht...............

195

Typologie der sonderqualifizierten Privatvereine.........................

197

a)

Kanonisch rechtsfähige Privatvereine.................................

197

b)

Belobigte oder empfohlene Privatvereine............................

199

c)

Privatvereine, die die Bezeichnung "katholisch" führen.....

200

aa) Verleihung und Entzug..............................................

201

bb) Reichweite des Zustimmungsvorbehalts....................

203

Grundprobleme der Mitgliedschaft in kanonischen Privatvereinen................................................................................................

205

a)

Der Zusammenschluß privater Vereine zu einem Dachverband kanonischen Rechts...............................................

206

b)

Zur Frage der Mitgliedschaft von Nichtkatholiken in privaten Vereinen kanonischen Rechts................................

207

1nhaltsverzeichnis aa)

4.

13

Zur Mitgliedschaft von Nichtkatholiken in "kanonischen Normalvereinen"..............................................

207

bb) Zur Mitgliedschaft nichtkanonischer Vereinigungen in kanonischen Dachverbänden..................................

212

Der kanonische Privatverein zwischen verbandlicher Autonomie und kirchenamtlicher Bindung......................................................

213

a)

Die allgemeine Vereinsaufsichl...........................................

213

b)

Die besondere Vereinsaufsicht............................................

214

c)

Die Leitungskompetenz der zuständigen Kirchenautorität

214

11. Die öffentlichen Vereine kanonischen Rechts........................................

219

1.

Die Errichtung öffentlicher Vereine..............................................

219

2.

Die Zielsetzung öffentlicher Vereine............................................

221

3.

Die Mitgliedschaft in öffentlichen Vereinen kanonischen Rechts...........................................................................................

222

4.

Der öffentliche Verein zwischen verbandlicher Autonomie und kirchenamtlicher Bindung.............................................................

222

a)

Die kirchenamtliche Aufsicht über öffentliche Vereine......

222

b)

Die kirchenamtliche Leitung öffentlicher Vereine..............

223

Zweites Kapitel

Oer Bund der Deutschen Katholischen .Jugend und seine Mitgliedsverbände im Lichte des kanonischen Vereinsrechts A.

Der kirchenrechtliche Status der Mitgliedsverbände des BDKJ auf Bundesebene................................................................................................................

225

I. Aktion West-Ost im BDKJ.....................................................................

225

1.

Der Rechtsstatus der AWO bis zum Inkrafttreten des neuen Codex............................................................................................

225

2.

Der heutige Rechtsstatus der AWO .............................................

226

11. Der Bund Christlicher Jugendgruppen...................................................

227

I.

Der Rechtsstatus des bej bis zum Inkrafttreten des neuen Codex

227

2.

Der heutige Rechtsstatus des bej...................................................

227

111. Bund junger Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung.........................

228

1.

Der Rechtsstatus des Jung-KKV -Bundesverbandes bis zum Inkrafttreten des neuen Couex......................................................

228

2.

Der heutige Rechtsstatus des Jung-KKV-Bundesverbandes.........

229

14

In haltsverzeichn is IV. Christliche Arbeiterjugend.....................................................................

230

1.

Der Rechtsstatus des CAJ-Bundesverbandes bis zum Inkrafttreten des neuen Codex.....................................................................

230

2.

Der heutige Rechtsstatus des CAJ-Bundesverbandes...................

231

V. Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg.................................................

232

1.

Der Rechtsstatus des Bundesverbandes der DPSG bis zum Inkrafttreten des neuen Codex......................................................

232

2.

Der heutige Rechtsstatus des Bundesverbandes der DPSG..........

233

VI. Jugend des Berufsverbandes katholischer Arbeitnehmerinnen in der Hauswirtschaft e.V. ...............................................................................

234

1.

Der Rechtsstatus des BKH-J-Bundesverbandes bis zum Inkrafttreten des neuen Codex.................................................................

234

2.

Der heutige Rechtsstatus des BKH-J-Bundesverbandes...............

234

VII. Jugendverbände der Gemeinschaften Christlichen Lebens....................

235

1.

Der Rechtsstatus der Bundesverbände der J-GCL bis zum Inkrafttreten des neuen Codex..........................................................

235

2.

Der heutige Rechtsstatus des J-GCL-Bundesverbandes................

237

VIII. Katholische Junge Gemeinde.................................................................

238

1.

Der Rechtsstatus des KJG-Bundesverbandes bis zum Inkrafttreten des neuen Codex.....................................................................

2.

Der heutige Rechtsstatus des KJG-Bundesverbandes...................

242

IX. Katholische Landjugendbewegung Deutschlands e.V. .........................

240

238

1.

Der Rechtsstatus des KUB-Bundesverbandes bis zum Inkrafttreten des neuen Codex.................................................................

240

2.

Der heutige Rechtsstatus des KUB-Bundesverbandes.................

241

X. Katholische Studierende Jugend. Heliand-Mädchenkreis, Schülergemeinschaft im Bund Neudeutschland.................................................

241

1.

2.

Heliand-Mädchenkreis im Heliand-Bund.....................................

242

a)

Der Rechtsstatus des KSJ-Heliand-Mädchenkreis-Bundesverbandes bis zum Inkrafttreten des neuen Codex..............

242

b)

Der heutige Rechtsstatus des KSJ-Heliand-MädchenkreisBundesverbandes.................................................................

242

Schülergemeinschaft im Bund Neudeutschland............................

243

a)

Der Rechtsstatus des Bundesverbandes der KSJ-ND-Schülergemeinschaft bis zum Inkrafttreten des neuen Codex.....

243

b)

Der heutige Rechtsstatus des Bundesverbandes der KSJND-Schülergemeinschaft.....................................................

244

Inhaltsverzeiclmis XI. Katholische Studierende Jugend-Hochschulring im Bund Neudeutschland........................................................................................

15 245

I.

Der Rechtsstatus des KSJ-HRS-Bundesverbandes bis zum hlkrafttreten des neuen Codex......................................................

245

2.

Der heutige Rechtscharakter des KJS-HRS-Bundesverbandes....

245

Xli. Kolpingjugend. .......................................... .............................. .......... I. Der Rechtsstatus des BUlldesverbandes der Kolpingjugelld bis zum Inkrafttreten des neuen Codex............................................

246

2.

246

Der heutige Rechtsstatus des Bundesverbandes der Kolpingjugend.......................................................................................

247

Xm. Pfadfinderinnenschaft st. Georg.........................................................

248

I.

Der Rechtsstatus des PSG-Bundesverbandes bis zum hlkrafttreten des neuen Codex.............................................................

2.

248

Der heutige Rechtsstatus des PSG-Bundesverbandes.................

249

XIV. Quickborn-Arbeitskreis.............. ....... .............................................. ...

250

I.

Der Rechtsstatus des Quickborn-AK-Bundesverbandes bis zum hlkrafttreten des neuen Codex...................................................

250

2.

Der heutige Rechtsstatus des Quickborn-AK-Bundesverbandes..

251

XV. Verband der Wissenschaftlichen Katholischen Studentenvereine Unitas e.V. ........................................................................................

251

I.

Der Rechtsstatus des UV bis zum Inkrafttreten des neuen Codex.......................................................................................

2.

Der heutige Rechtsstatus des Uv............. ..................................

252

XVI. Bund der Deutschen Katholischen Jugend............... ...........................

253

I.

251

Grundzüge der Binnenstruktur. ............ ......................... ............

253

2.

Gnmdlagen und Ziele................................................................

256

3.

Aufgaben und Aktionen.............................................................

257

4.

Kirchenrechtliche Einordnung................................................... a) Die Diözesanverbände des BDKJ..................................... aa) Der Rechtsstatus der BDKJ-Diözesanverbände bis zum Inkrafttreten des neuen Codex..........................

258 258

b)

259

bb) Der heutige Rechtsstatus der BDKJ-Diözesanverbände......................................................................

260

Der Bundesverband des BDKJ.........................................

264

aa) Der Rechtsstatus des BDKJ-Bundesverbandes bis zum hlkrafttreten des neuen Codex..........................

264

bb) Der heutige Rechtsstatus des BDKJ-Bundesverbandes..........................................................................

265

16

In haltsverzeichn is Resümierende Gesamtbetrachtung..................................................................

266

Literaturverzeichnis.................................................................................................

271

Sachverzeichnis.......................................................................................................

377

B.

Abkürzungsverzeichnis AA a.a.O. AAS Abs. Abt. a.d. a.E. AFJ/afj AfkKR AK Alt. Anm. Art. Aufl. AWO

Apostolicam actuositatem (Dekret über das Laienapostolat) am angegebenen Ort Acta Apostolicae Sedis Absatz Abteilung an der am Ende Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der DBK Archiv für katholisches Kirchenrecht Apostolische Konstitution Alternative Anmerkung Artikel Auflage Aktion West-Ost im BDKJ

bcj BDKJ Bearb. ber. BGB BGB-RGRK

BKH-J BO BT BVerfG BVerfGE bzw.

Bund Christlicher Jugendgruppen Bund der Deutschen Katholischen Jugend Bearbeiter berichtigt Bürgerliches Gesetzbuch Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch, hrsgg. von den Mitgliedern des Bundesgerichtshofs Bundesgerichtshof Bundesjugendplan Berufsverband Katholischer Arbeitnehmerinnen in der Hauswirtschaft in Deutschland e.V. Jugend des BKH Bundesordnung Bundestag Bundesverfassungsgericht Bundesverfassungsgerichlsentscheidung beziehungsweise

CAJ can. cann. CD CIC

Christi iche Arbeiterjugend Kanon Kanones Christus Dominus (Konzilsdekret) Codex luris Canonici

BGH BJP BKH

2 Tillmanns

18

Abkürzungsverzeichnis

c.l. Const.

citato loco Constitution

dass. DBJR DBK DDR ders. d. h. d.i. dies. DJ DJs Dok. DÖV DPSG

dasselbe Deutscher Bundesjugendring Deutsche Bischofskonferenz Deutsche Demokratische Republik derselbe das heißt das ist dieselbe Deutsche Jugend. Zeitschrift für die Jugendarbeit Der Jugendseelsorger Dokument(e) Die Öffentliche Verwaltung Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg

e.c. EssGespr. e.V.

exempli causa Essener Gespräche zum Thema Staat und Kirche eingetragener Verein

FAZ FDJ Fn. FS

Frankfurter Allgemeine Zeitung Freie Demokratische Jugend Fußnote(n) Festschrift

GCL GCL-J geb. gegr. GG GS GV

Gemeinschaften Christlichen Lebens Gemeinschaften Christlichen Lebens-Jugendgemeinschaft geboren gegründet Grundgesetz Gaudium et spes (Pastorale Konstitution) oder: Gesetzessammlung Generalversammlung

HdbKathKR HdbStKirchR HJ HK Hrsg. hrsgg.

Handbuch für Katholisches Kirchenrecht Handbuch des Staatskirchenrechts Hitlerjugend Herder Korrespondenz Herausgeber herausgegeben

i.d.F. i.d.R. i.V.m. ibd. ID insbes.

in der Fassung in der Regel in Verbindung mit ibidem Informationsdienst (des BDKJ) insbesondere

J-GCL Jf

Jugendverbände der Gemeinschaften Christlichen Lebens Jugendführung

Abkürzungsverzeichnis

19

Jg. JHD Jp Jung-KKV JWG

Jahrgang Jugendhaus Düsseldorf Jugendpräses Bund junger Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung Gesetz für Jugendwohlfahrt

KA Kan. KFG KJG

Katholische Aktion Kanon Katholische Frauenjugendgemeinschaft Katholische Junge Gemeinde oder: Katholische Jungmänner gemeinschaft Gesetz zur Neuordnung des Kinder- und Jugendhilferechts Katholischer Jungmännerverband siehe: Jung-KKV Katholische Landjugendbewegung Deutschland Katholische Nachrichten Agentur Korrespondenzblall Katholische Studierende Jugend Katholische Studierende Jugend in den Gemeinschaften Christlichen Lebens Katholische Studierende Jugend - Hochschulring Katholische Studierende Jugend - Schülergemeinschaft im Bund Neudeutschland

KJHG KJMV KKV KUB KNA KorrBI. KSJ KSJ-GCL KSJ-HSR KSJ-ND Ifd. LG LThK

laufende Lumen Gentium (Dogmatische Konstitution) Lexikon für Theologie und Kirche

MC m.E. Mio. m.w.N.

Marianische Kongregation(en) meines Erachtens Million(en) mit weiteren Nachweisen

ND NJW NJW-RR Nr. NVwZ

(Bund) Neudeutschland Neue Juristische Wochenschrift NJW-Rechtsprechungsreport Nummer Neue Zeitschrift für Verwaltungsrecht

o.

o.S.

oben oder: ohne ohne Datum öffentlich ohne Jahr ohne Ort ohne Seiten

p.a. PO p.ptr. Prot.

per anno Presbyterorum ordinis (Konzilsdekret) praeter propter Protokoll(e)

o.D. öff.

oJ. 0.0.

20

Abkürzungsverzeichnis

PSG

Pfadfinderinnenschaft Sankt Georg

RdJ Rdnr. resp. RGßI. Rhld. RJWG RK RM

Recht der Jugend Randnummer respektive Reichsgesetzblatt Rheinland Reichsgesetz für Jugendwohlfahrt Reichskonkordat Reichsmark

S.

sc. SGß VIII sog. Sp. SI. sI. Rspr. StdJ StdZ s.v.

Seite siehe scilicet Sozialgesetzbuch (SGß). Achtes ßuch (VIII) sogenannt( eier/es) Spalte Sankt ständige Rechtsprechung Stimmen der Jugend Stimmen der Zeit sub voce

ThG ThuG TOP TRE TThZ

Theologie der Gegenwart Theologie und Glaube Tagesordnungspunkt Theologische Realenzyklopädie Trierer Theologische Zeitschrift

u.

und und andere oder: unter anderem Verband der wissenschaftlichen katholischen Studentenvereine UNITAS e.V. Unitatis redintegratio (Konzilsdekret) Unitas-Verband

s.

u.a. Unitas- Verband UR UV

vgl. vs.

Zweites Vatikanum vergleiche versus

WRV

Weimarer Reichsverfassung

z.B. ZevKR ZHR Zif. ZKTh ZMV z.T. Z.ZI.

zum Beispiel Zeitschrift für Zeitschrift für Ziffer Zeitschrift für Zeitschrift für zum Teil zur Zeit

Val. 11

evangelisches Kirchenrecht das gesamte Handels- und Wirtschaftsrecht katholische Theologie Mitarbeitervertretung

Einleitung Mit dem Inkrafttreten des neuen Codex Iuris Canonici am 1. Adventssonntag 1983 ist ein neues Vereinsrecht wirksam geworden, das sich in seiner Systematik und inhaltlichen Ausformung vom Vereinsrecht des alten Codex aus dem Jahre 1917 grundlegend unterscheidet. Die Neuordnung des kanonischen Vereinsrechts und dessen zögerliche Umsetzung für den Rechtsraum der Deutschen Bischofskonferenz lassen zweifeln, welcher der neugeschaffenen vereinsrechtlichen Kategorien die katholischen Jugendverbände zugehörig sind und welche rechtlichen Konsequenzen sich aus dieser Zuordnung ergeben. Mit dieser Abhandlung wird der Versuch unternommen, den Bund der Deutschen Katholischen Jugend und seine Mitgliedsverbände in das System des neuen kanonischen Vereinsrechts angemessen einzuordnen. Die Einordnung der Jugendverbände ins Vereinsrecht des neuen Kodex bestimmt sich im wesentlich danach, ob sie kirchenamtlich errichtet oder aus einer laikaien Initiative hervorgegangen sind. Daneben ist bedeutsam, ob sie im Laufe ihres Verbandslebens kirchenrechtlich relevante Qualifizierungen erfahren haben. Dies machte erforderlich, das Gründungsgeschehen des BDKJ und seiner Mitgliedsverbände nachzuzeichnen und ihre Verbandsgeschichte auf mögliche kirchenamtliche Qualifizierungsakte zu untersuchen. Da die rechtlichen Anforderungen an einen kirchenamtlichen Errichtungs- oder Qualifizierungsakt dem jeweils geltenden Vereinsrecht zu entnehmen sind, waren neben dem Vereinsrecht des neuen Kodex das alt rechtliche und das altkodikarische Vereinsrecht in die Betrachtung einzubeziehen. Der Gang der vorliegende Untersuchung spiegelt diese Zusammenhänge: Ihr erster, historischer Teil ist der Gründungs- und Entwicklungsgeschichte des BDKJ und seiner Mitgliedsverbände gewidmet. Im zweiten, kirchenrechtlichen Teil wird zunächst das im Gründungs- und Entwicklungszeitraum des BDKJ und seiner Verbände nacheinander geltende altrechtliche, altkodikarische und neukodikarische Vereinsrecht dargestellt. Im dritten, subsumierenden Schritt wird das jeweils einschlägige Vereinsrecht auf die einzelnen Jugendverbände und den BDKJ angewandt. Ergänzt und vervollständigt wird diese Schrift durch die ebenfalls in der Reihe "Staatskirchenrechtliche Abhandlungen" erschienene Sammlung zentraler Rechts- und Grundlagentexte zur katholischen Jugendverbandsarbeit.

ERSTER TEIL

EntwickJungslinien der katholischen Jugendverbandsarbeit in Deutschland Den Beginn der kirchlichen Jugendarbeit im heute geläufigen Wortsinne datiert man gemeinhin in das Jahr 1563, dem Gründungsjahr der ersten Marianischen Kongregation am Römischen Kolleg durch den Jesuiten Johann Leunis.

Erstes Kapitel

Die Marianische Kongregation als Archetyp des katholischen Jugendverbandes In der nun mehr als vierhundertjährigen, wechselvollen Geschichte der Marianischen Kongregationen l lassen sich im wesentlichen drei Epochen unterschiedlicher Prägung gegeneinander abgrenzen: 2 (1) Der Zeitraum von der Gründung und Verbreitung der Marianischen Kongregationen unter der Leitung der Gesellschaft Jesu bis zu deren Aufuebung im Jahre 1773,

(2) die Phase des kontinuierlichen Niedergangs nach 1773 bis zum neuerlichen Aufschwung des Kongregationswesens in der Mitte des 19. Jahrhunderts sowie (3) die jüngere Verbandsgeschichte der Marianischen Kongregationen seit ihrer grundlegenden Erneuerung im Jahre 1948.

I In synonymer Verwendung zur Bezeichnung "Marianische Kongregation" findet sich bisweilen der Begriff ,,(Marianische) Sodalität", ein Terminus, der im alten kanonischen Recht in dem weiten Sinne "Verein im allgemeinen" Verwendung fand, in can. 707 § 1 CIC/1917 dann aber auf die Bedeutung "Verein nach Art einer organischen Körperschaft" zurückgenommen wurde. - Hierzu: Beil, S. 27 f., 43 ff. 2 Einteilung nach: Stierli, Korrespondenz 13 (1963), 100, 106 f.

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1. Teil: Entwicklungslinien

A. Die Marianischen Kongregationen unter der Leitung des Jesuitenordens (1563-1773) Die erste Periode der Kongregationsgeschichte von 1563 bis 1773 umfaßt zwei Zeitabschnitte grundlegend unterschiedlicher Prägung. Nachdem das Kongregationswesen rund ein Jahrhundert lang aufgeblüht war und weite Verbreitung gefunden hatte, geriet die Bewegung in der Mitte des 17. Jahrhunderts in eine Phase innerer Stagnation und inhaltlicher Verflachung des Kongregationslebens.J

I. Gründung, Verbreitung und erste Blütezeit des Kongregationswesens 1. Errichtung und Wesen der ersten Marianischen Kongregationen Die Gründung der Kongregationsbewegung erfolgte in einer durch wirtschaftliche, politische und religiöse Umbrüche außerordentlich bewegten Epoche: 4 Die spätmittelalterliche Kirche krankte an einer Vielzahl tiefgreifender Mißstände, die substanzbedrohende Auf- und Ablösungserscheinungen zur Folge hatten und die Kirche insgesamt in eine krisen hafte Entwicklung stürzten.' Erst in den Jahren 1545 bis 1563 schuf das längst überfällige Konzil von Trient die Voraussetzungen für einen durchgreifenden Erneuerungsprozeß." Von den geistlichen Orden, die sich bereits im Vorfeld des Tridentinums für eine umfassende Kirchenreform stark gemacht hatten, stellte sich die erst 1540 gegründete Gesellschaft Jesu 7 am konsequentesten in den Dienst des Trienter Programms J Schatz, Korrespondenz 25 (1975),2, 11 f.; Stierli, Korrespondenz 13 (1963), 100, 106f. 4 ledilllIserloh IV, s. 3 ff.; Ra vier , S. 39 ff.; Zur Geschichte der Marialliscllell KOIlgregatiollell, Präsideskorrespondenz 19 (1925), 17, 19 ff. , Bralldmüller, Regnum 9 (1974), 114, 115; ledilliders. IV, S. 6 ff.; Ravier, S. 40 ff.; Zur Geschichte der Mariallischell KOllgregatiollell, Präsideskorrespondenz 19 (1925), 17,20. "GebhardtlZeedell 11, S. 216 f.; Stier/i, Korrespondenz 13 (1963), 100, 102 f.; Zur Geschichte der Mariallischell KOllgregatiollell, Präsideskorrespondenz 19 (1925),17,21. 7 Die OrdensgTÜndung geht auf die Initiative des Spaniers Ignatius von Loyola zurück, der am 15.08.1534 mit sechs Gefährten auf dem Montmartre das Gelübde der Armut und Keuschheit ablegte. Bis 1539 war ihr Entschluß gereift, einen regulären Orden zu gründen. Dieser wurde am 27.09.1540 kirchlich approbiert. - Zur Gründung des Jesuitenordens: Groppe, Theologisches 21 (1991), Sp. 121 f.; Ravier, S. 72 ff., toO, 108,117.

1. Kap.: Die Marianische Kongregation

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und erlangte bald eine überragende Bedeutung sowohl für die innerkirchliche Erneuerung als auch für die Gegenreformation und Weltmission.~ Als eine vordringliche Seelsorgeaufgabe betrachtete die junge Ordensgemeinschaft die systematische Unterweisung der Kinder und Unwissenden in der christlichen Lehre." Zu diesem Zweck errichtete sie für Studenten der Gesellschaft und auswärtige Scholaren zahlreiche Unterrichtsstätten, sog. Kollegien,1O von denen das im Jahre 1551 gegründete Römische Kolleg eine zentrale Bedeutung erlangen sollte. 1I Hier unterrichtete der Jesuitenpater Johannes Leunis l2 von 1560 bis 1564 die unterste Klasse, deren Schüler er ab 1563 nach dem Unterricht regelmäßig zu freiwilligen Andachtsübungen um einen improvisierten Alter versammelte. Mit der allmählichen Verfestigung dieses frommen Brauchs entwickelte sich aus den freien Zusammenkünften eine geordnete Gemeinschaft mit festen Regeln. Damit war nach allgemeinem Verständnis lJ im 8 Vgl. nur: GebhardtiZeedel1 1/, S. 217 f.; Jedinlders. IV, S. 474 ff.; Rolle, S. 12; Stierli, Korrespondenz 13 (1963), 100, 103, 105. 9 Ravier, S. 54. JI) Ursprünglich dienten die Kollegien ausschließlich der Qualifizierung des Ordensnachwuchses, bald jedoch vorwiegend der Unterrichtung externer Schüler. - Vgl. hierzu: Jedinlders. IV, S. 475 f.; zum sich allmählich wandelnden Bedeutungsgehalt des Kollegbegriffs: Ravier, S. 151, Fn. 22 (S. 229); allgemein zu den Jesuitenkollegien: GebhardtlZeeden 1/, S. 228 f. 11 Jedinlders. IV, S. 475; Paulussen, So wirkt GolI, S. 8. - Diese Bildungsoffensive beruhte wohl nicht zuletzt auch auf der nüchternen Erkenntnis, daß ohne klassische Bildung kein Einfluß auf Staat und Kirche zu nehmen war. - In diesem Sinne auch: Gumppenberg, Korrespondenz 13 (1963), 1,2. 12 Leunis, 1535/36 - 19.11.1584, Sohn eines Notars aus LÜllich, war dem Orden am 18.06.1556 als Novize beigetreten (vgl.: Zur Geschichte der Marianischen KongregatiOlIen, Präsideskorrespondenz 19 [1925],84 f.) und im November 1562 zum Priester geweiht worden (so: Mulla", Rdnr. 2). Leunis wird übereinstimmend als zeitlebens kränklich und wenig lernbegabt geschildert. Im übrigen ist die Quellenlage uneinheitlieh: Teilweise wird er als "braver Ordensmann" charakterisiert (so: Zur Geschichte der Marianischen Kongregationen, Präsideskorrespondenz 19 [1925], 84, 86), nach anderen Angaben soll er "menschlich nicht einfach", ja "ein Problemfall für seine Ordensoberen" gewesen sein (so: Rolle, S. 12). IJ Bangha, S. 20; Bleistein, Lexikon der kirchlichen Jugendarbeit, S. 91; Brandmüller, Regnum 9 (1974),114,116; Chatellier, S. 19; GCL, Gestalt-Geschichte-Gegenwart, S. 19; Gumppenberg, Korrespondenz 13 (1963), 1; HauptsteIle des BDKJ, BDKJ, Geschichte-Ziele-Wege-Organisation, S. 25; Jedinlders. IV, S. 476, 592 f.; J-GCL, Wir stellen uns vor (nicht paginiert); Kösters, S. 50; Kratz, S. 12 ff.; Lee/mer, Pastoraltheologie der Jugend, S. 44; Löffler, S. 7; Miller, ZkTh 58 (1934),83,84,89; Naab, S. 11; Ohlemüller, Handwärterbuch 111, 2. Aufl., Sp. 1998; Paulussen, LThK VII, Sp. 50; Rolle, S. 7, 12; kritisch: SchalZ, Korrespondenz 25 (1975), 2; Sierp, S. 1; Stierli, Korrespondenz 13 (1963), 100; ders., Marienverehrung, S. 4; Zur Geschichte der Marianischen Kongregationen, Päsideskorrespondenz 19 (1925), 205, 206.

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1. Teil: Entwicklungslinien

Jahre 1563 am Römischen Kolleg l4 die erste Marianische Kongregation zur Entstehung gelangt. Diese sollte zur Keimzelle einer sich fortan kontinuierlich entwickelnden katholischen Jugendverbandsarbeit werden. Mit der Gründung dieses Schülerbundes, den er, dem religiösen Zeitgeist am Neujahrstag 1564 dem Patrozinium der Gottesmutter unterstellte,16 verfolgte Leunis eine neuartige Konzeption, durch welche seine Gründung sich von den bereits bestehenden Unterrichtsstätten der Gesellschaft!7 wesensmäßig abhob und zur ersten einer neuen Art wurde. Seine Grundidee ging dahin, eine geordnete wissenschaftliche Ausbildung mit einer christlichen Lebenshaltung zu vereinen, um auf diese Weise die christliche Lebensvervollkommnung zu befördern. IR In diesem Sinne trat die Marianische Kongregation als ausgesprochene Erziehungseinrichtung in Erscheinung, die - dem christlichen Grundverständnis der Einheit von Religion und Leben folgend _19 den Menschen nicht nur partiell, sondern in seiner Gesamtheit zu erfassen suchte. 20 Da das Streben nach christlicher Vervollkommnung nach damaligem Verständnis die tätige Heiligung des Nächsten umschloß, war in der allgemeinen Grundidee des Kongregationswesens apriori eine apostolische Zielsetzung angelegt, die mit der Zeit den Charakter eines separaten Sekundärzieles annahm,21 Die Zielsetzung der Marianischen Kongregation beinhaltete einen auch für die damalige Zeit hohen Anspruch, der - insbesondere im Hinblick auf die zeitgeschichtlichen Verhältnisse - eine streng selektive Mitgliederaufnahme erforderfolgend,l~

14 Zwerschke, S. 59, führt - ohne Nachweis - Neapel als Gründungsort der ersten "Marianischen Sodalität" an. I~ Zum marianischen Grundzug der katholischen Reform und des Barock: Stier/i, Marienverehrung, S. 8 f., sowie: Jedin/ders. IV, S. 592 f. 1(. Den Anstoß hierzu mag der Titel der Kapelle des Römischen Kollegs, "Mariae Verkündigung", gegeben haben, in die die größer gewordene Schülervereinigung zwischenzeitig eingezogen war. - Vgl.: GCL, Geslalt-Geschichte-Gegenwarl, S. 19; Löffler, S. 7; Rolle, S. 13; Schatz, Korrespondenz 25 (1975), 2, 7. 17 Bangha, S. 22; GCL, Gestalt-Geschichte-Gegenwart, S. 19; Gllmppellberg, Korrespondenz 13 (1963),1,2; Miller, ZkTh 58 (1934), 83, 84; Pali/lissen, So wirkt Gott, S. 7; Stierli, Marienverehrung, S. 5; Zur Geschichte der Mariallisehen Kongregationen, Präsideskorrespondenz 19 (1925), 17, 22 f. IR Dies erschließt sich aus den Quellen der Gründungszeit, zitiert bei: Pall/llssell, So wirkt Gott, S. 9. - Vgl. des weiteren die Nachweise bei Mu lla 11 , Rdnr. 334. 19 Miller, ZkTh 58 (1934),83,107. 211 Ballgha, S. 87 ff.; Bralldmiiller, Regnum 9 (1974), 114, 117 ff.; Gumppellberg, Korrespondenz 13 (1963), 1,5 ff.; Kratz, S. 190 ff.; Löffler, S. 15 ff.; Miller, ZkTh 58 (1934),83,85 ff., 106 fr.; Sc/ratz, Korrespondenz 25 (1975), 2,5 fr.; Sträter, Jf 8 (1921), 77, 78 f.; Zur Geselrichte der Mariallisc/rell Kongregationen, Präsideskorrespondenz 19 (1925), 205, 207. 21 ßanglra, S. 92 fr.; Gumppellberg, Korrespondenz 13 (1963), I, 5 f.; Miller, ZkTh 58 (1934), 83,108 f.;Sträter,Jf 8 (1921),77,78 f.

1. Kap.: Die Marianische Kongregation

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lieh machte und der Kongregation bald den Nimbus einer religiösen Elitebewegung 22 verlieh .2.' Der elitäre Charakter der Kongregationsbewegung erlaubte - freilich unter der Letztverantwortung des geistlichen Leiters - eine recht weitgehende Selbstverwaltung durch die Scholaren,24 welche eigenverantwortlich Satzungen beschlossen, Verantwortliche wählten sowie die Aufnahme und den Ausschluß von Mitgliedern regelten.2.' Neben dieser Selbstverantwortlichkeit der Laienmitglieder bildete die intensive Gemeinschaftsbindung unter den Mitgliedern ein zweites Spezifikum, das dem Kongregationsleben ein charakteristisches Gepräge gab. 26 So trafen sich die Scholaren alltäglich zum Meßgang, zum Gebet, zum Gesang, zur Meditation und zur Gewissenserforschung 27 sowie wöchentlich zum geistlichen und apostolischen Gespräch. 2' Auch in den folgenden Jahrzehnten erfreute sich die Marianischen Bewegung eines regen und gesunden Wachstums 29 und fand, meist auf Initiative junger Jesuiten, die ihr Noviziat in Rom abgeleistet hatten, rasche Verbreitung an nahezu allen Niederlassungen des aufblühenden Jesuitenordens.:'> Auf diese 22 Zum Elitebegriff, bezogen auf die damalige Zeit: Schatz, Korrespondenz 25 (1975), 2, 12 f., bezogen auf die heutige Zeit: Bralldmiiller, Regnum 9 (1974), 114, 121 f. 23 Baflgha, S. 159 ff.; Bralldmüller, Regnum 9 (1974), 114, 116; Gumppeflberg, Korrespondenz 13 (1963), 1,3 ff.; Kratz, S. 160 ff.; Löffler, S. 19; Miller, ZkTh 58 (1934),83, 106; Sierp, S. 27 f.; Stierli, Korrespondenz 13 (1963), 100, 105, ders., Marienverehrung, S. 5 f.; Zur Geschichte der Mariallischell K01lgregatio1lell, Präsideskorrespondenz 19 (1925), 205, 206, 208 f.

24 In dieser Hinsicht weisen die Verfassungen der frühen Kongregationen deutliche Parallelen zu den Ordnungen der zeitgenössischen katholischen Jugendverbände auf. 2.' Gumppe1lberg, Korrespondenz 13 (1963),1,3 ff.; Kratz, S. 156 ff.; Löffler, S. 10; Miller, ZkTh 58 (1934),83, 108 f.; Paulusse1l, So wirkt Gott, S. 9 f.; Schatz, Korrespondenz 25 (1975),2,6. u. Einen derartigen personalen Zusammenhalt unter den Sodalen suchte man durch die Einrichtung überschaubarer Einzelgruppen zu fördern und zu bewahren. - Vgl. hierzu: Gumppellberg, Korrespondenz 13 (1963), 1,4. 27 Baflgha, S. 21; Kratz, S. 15; Paulusse1l, So wirkt Gott, S. 10 f. - Vgl. ferner die Zusammenstellung täglicher Andachtsübungen bei Mullall, Rdnr. 335 - 341, sowie Art. 34 der Allgemeinen Regeln vom 08.12.1910 (ihd., Rdnr. 2116, ins Deutsche übertragen bei Ballgha, S. 249 f.). 2H Gumppellherg, Korrespondenz 13 (1963),1,4; Krall., S. 203 ff.; Paulussell, So wirkt Gott, S. 10 f. 2'J Im Jahre 1576 zählte die Marianische Kongregation bereits 30.()OO Mitglieder. Vgl. hierzu: Brafldmüller, Regnum 9 (1974), 114, 116; Jedifl/ders. IV, S. 593 sowie Löffler, S. 58. ~> So war um 1600 an jedem der mebr als 200 Jesuilenkollegien eine Kongregation eingerichtet. - So: Baflgha, S. 21; siehe auch: Miller, ZkTh 58 (1934), 83, 84; Rolle, S. 13, Sierp, S. I.

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1. Teil: Entwicklungslinien

Weise folgte die Marianische Bewegung dem Jesuitenorden schließlich auch in den deutschen Raum.~l

2. Der Beginn des Kongregationswesens in Deutschland und seine Ausbreitung im Zeitalter der Gegenreformation Das Zeitalter der Gegenreformation~2 kennzeichnet sich namentlich im deutschen Raum durch erbittert geführte Glaubenskämpfe zwischen der sich allmählich regenerierenden katholischen Kirche und den Anhängern Luthers, dessen reformatorische Lehre sich bereits über weite Teile Deutschlands ausgebreitet hatte.~~ Diese zunächst religionsdogmatisch motivierten Auseinandersetzungen wurden durch mannigfaltige Verflechtungen der weltlichen Obrigkeit mit dem geistlichen Stand zunehmend politisiert, verschärften sich und erfaßten schließlich sämtliche Lebensbereiche, wobei ihnen vom Geist christlicher Religiosität schon bald nichts mehr anzumerken war. Politische Agitationen und konfessioneller Fanatismus prägten das Bild der Zeit ebenso wie Massenausweisungen, Güterkonfiskationen und Einkerkerungen. In dieser Zeit trat die Marianische Kongregation mit ersten Gründungen an den Jesuitenkollegien von Dillingen, 1574, und Köln, 1575/4 in den Dienst der katholischen Reform und Gegenreformation.~~ Binnen weniger Jahre entfaltete ~l Für den Zeitraum um 1700 wird die Gesamtzahl der Mitglieder der Kongregationen in Deutschland und Deutsch-Österreich mit mindestens einer Million angegeben. Löffler, S. 65. n Nach gängiger Zeiteinteilung bezeichnet der Begriff der Gegenreformation die Zeitspanne zwischen dem Augsburger Religionsfrieden (1555) und dem Frieden von Münster und Osnabrück (1648). - GebhardtlZeedellll, S. 127-130. ~~ Hierzu und zum folgenden: GebhardtlZeedellll, S. 119 ff., 204 ff. und 216 ff. :w Diese Gründungsabfolge entspricht dem Stand der neueren Forschung. - Vgl.: Coreth, Jahrbuch für mystische Theologie 11 (1965),9, 18 f.; Bralldmiiller, Regnum 9 (1974), 114; J-GCL, Handbuch Jugendverbände, S. 989; Rolle, S. 13 f.; Selrat6 Pfadfiliderillllelischaft St. Georg, Mitgliedsverbände des ßDKJ, S. 21; Sachs, Handbuch kirchlicher Jugendarbeit, S. 163; dies., Lexikon der kirchlichen Jugendarbeit, S.149. 767 Die PSG ist über den Ring deutscher Pfadfinderinnenverbände (RDP/w) seit 1954 Mitglied im Weltbund der Pfadfinderinnen (WAGGGS) (hierzu: Sachs, Handbuch kirchlicher Jugendarbeit, S. 160 f.). 7(" Vgl. insbesondere: Sachs, Handbuch kirchlicher Jugendarbeit, S. 168 ff. 7(>'1 Zum KKF sowie zur KKF-Jugend oben, S. 44 ff. 77t1 Der Mitgliederbestand der KKF-Jugend wird um das Jahr 1954 mit etwa 600 (HauptsteIle des BDKJ, ßDKJ, Geschichte-Ziele-Wege-Organisation, S. 34) und für das Jahr 1960 mit rund 800 Mädchen und jungen Frauen beziffert (Wehlillg, LThK VI, Sp. 83). 171 Katholische Kaufmännische Frallelljllgelld, Mädchen im Bund, S. 84,86.

5. Kap.: Gründung und Entwicklung des BDKJ

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4. Beitritt des KSJ-Hochschulrings im Bund Neudeutschland Wie bereits erörtert,772 trat der KSJ-Hochschulring dem BDKJ ebenfalls wohl noch im Jahre 1951 173 als Gemeinschaftsgliederung bei.

5. Gründung und Entwicklung der Aktion Heimatvertriebener Katholischer Jugend Unmittelbar nach Kriegsende begannen die aus den Ostgebieten des Reiches geflüchteten oder vertriebenen jungen Katholiken, die im Westen eine neue Heimat gefunden hatten, innerhalb der bestehenden Jugendverbände eigene Arbeitskreise einzurichten, um mitzuwirken an der Eingliederung der Heimatvertriebenen, der Überwindung der materiellen und geistigen NOt'74 und der baldigen Wiederaufnahme freundschaftlicher Beziehungen zu den Nachbarvölkern im Osten.m Diese Arbeitskreise waren zunächst weitgehend isoliert tätig, formierten sich jedoch bald zu verbandsübergreifenden Landsmannschaften. Die Landmannschaften schlossen sich auf der BDKJ-Hauptversammlung des Jahres 1951 zum Zwecke der gemeinsamen Interessenvertretung und Koordinierung ihrer Tätigkeit föderativ zusammen und gründeten unter der Bezeichnung ,,Aktion heimatvertriebener katholischer Jugend" innerhalb des Bundes eine Arbeitsgemeinschaft ohne Gliedschaftsstatus 776 .777 Im Laufe der Zeit verschoben sich die Akzente der Arbeit in Richtung auf eine allgemeine politische und religiöse Bildungsarbeit. Tätigkeitsschwerpunkte bildeten nun die Auseinandersetzung mit dem Marxismus-Leninismus, die Situation von Jugend und Kirche in den osteuropäischen Ländern, Eingliederungshilfen für Spätaussiedler, die Sorge um die weltweite F1üchtlingsproblematik und die Verwirklichung der Menschenrechte. Hiermit einher ging die Umbenennung der Aktion in ,,Aktion katholischer landsmannschaftlicher Jugend im BDKJ" (AkIJ).71R Anfang der siebziger Jahre wandelte sich die Aktion 772 Zum KSJ - Hochschulring oben, S. 72. Wie (oben, Fn. 366) gezeigt, ist die Quellenlage unklar. 774 Zur religiös-sittliche Lage im Nachkriegsdeutschland, die von moralisch-sittlichem Verfall, geistiger Verrohung und einem lautlosen Abfall vom Glauben der Kirche geprägt war, siehe bei Lechner, Pastoraltheologie der Jugend, S. 117 f. - Zur Nachkriegssituation im allgemeinen oben, S. 99 f. m Aktion West-Ost im BDKJ, Handbuch Jugendverbände, S. 859; dies., Jahrestätigkeitsbericht 1990, S. 4; Wienhold-Schulz., Lexikon der kirchlichen Jugendarbeit, S. 11. 776 Auch die KUB war auf der Hauptversammlung 1950 nicht als Gliederung des Bundes, sondern als ,,Aktion" im BDKJ-Stamm gegründet worden (oben, S.115 f.). 777 Aktion West-Ost im BDKJ, Jahrestätigkeitsbericht 1990, S. 4; KUII'l.ma1ll1, S. 114. 778 Erb, S. 89. - Diesen Namen führte die Aktion bereits zu Beginn der sechziger Jahre (vgl.: BDKJ-BO/1962, Rdnr. 70). 173

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1. Teil: Entwicklungslinien

erneut, nun unter dem Einfluß der Aufbruchstimmung im politischen, kirchlichen und pädagogischen Bereich. Die neue Orientierung der Aktion fand ihren Niederschlag in dem neuen Namen ,,Aktion West-Ost im BDKJ, Arbeitsgemeinschaft für europäische Friedensfragen" (AWO), unter dem sie dem BDKJ seit 1973 angehört. 779 Die Aktion West-Ost bemüht sich, den Aufbau von Strukturen der kirchlichen Jugendarbeit in den Ländern Ostmittel- und Osteuropas zu unterstützen. Ein Schwerpunkt der Ost-Arbeit bildet derzeit die Begegnungsarbeit mit Jugendlichen und jungen Erwchsenen aus Polen. Innerhalb des BDKJ will die Aktion West-Ost Ansprechpartner und Motor für die Osteuropa-Arbeit sein.'1II1 Die Aktion West-Ost ist ein Dachverband selbständiger Mitgliedsverbände. Ihre Struktur ist föderativ.'·1 Stimmberechtigte Mitglieder der A WO sind die Aktion Junges Schlesien 7R2 , die Adalbertus-Jugend, Katholische Jugend aus Danziger Familien'·" die Gemeinschaft Junges Ermland'04, die Junge Aktion der Ackermann-Gemeinde'·\ die Junge Grafschaft - Katholische Jugend der Grafschaft Glatz"''; und die Katholische Ostdeutsche Jugend im SI. Hedwigswerk'·'. Der Hochschulring der Ackermann-Gemeinde'" gehört der A WO als beratendes Mitglied an.'" Da eine Mitgliedschaft im BDKJ nach Maßgabe der Bundessatzung nur von Jugendverbänden erworben werden kann, denen als Mitglieder natürliche Personen, also Kinder, Jugendliche oder junge Erwachsene, unmittelbar angehören, ist die dachverbandlich strukturierte Aktion WestOst in den Gremien des Bundes mit Sitz, nicht jedoch mit Stimme vertreten. 7QU

6. Beitritt der Jugend des Berufsverbandes Katholischer Arbeitnehmerinnen in der Hauswirtschaft in Deutschland e.V. Wie in anderem Zusammenhang bereits dargelegt, wurde die Jugend des Berufsverbandes katholischer Arbeitnehmerinnen in der Hauswirtschaft dem Aktioll West-Ost im BDKJ, Jahrestätigkeitsbericht 1989, S. 4. Erb, S. 91. "1 Aktioll West-Ost, Ordnung, sub I 2 (abgedruckt bei TillIllGIIIIS, Rechls- und Grundlagentexle, Dok. 16). "2 Dies., Jahresläligkeilsberichl 1991, S. 31. m Ibd., S. 10 ff. 704 Ibd., S. 14 ff. , •.< Ibd., S. 20 ff. 'Ri. Ibd., S. 25 ff. ,., Ibd., S. 18. ,KR Ibd., S. 32 f. ,.., Dies., Ordnung, sub I 2 (bei TillmGlIIls, Rechls- und Grundlagenlexle, Dok. 16). 7'XI IUJKJ-/J0/1971 (1997), § 1 Ziffer 1 Satz I, § 5 Ziffer 2 (ibd., Dok. 58). 71Q

'Mll

5. Kap.: Gründung und Entwicklung des BDKJ

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BDKJ im Jahre 1954 als Gemeinschaftsgliederung angeschlossen.1·1 Innerhalb des BDKJ vertritt die BKH-Jugend nicht nur die Belange der eigenen Mitglieder, sondern die Interessen aller in den BDKJ-Gemeinschaften organisierten hauswirtschaftlichen Arbeitnehmerinnen. 702 Mit diesem Vertretungsanspruch korrespondiert das Recht des BDKJ-Bundesvorstandes, eine Vertreterin der Interessen aller im BDKJ organisierten hauswirtschaftlichen Arbeitnehmerinnen in den erweiterten Vorstand des BKH zu entsenden.'"'

7. Beitritt des Verbandes der Wissenschaftlichen Katholischen Studentenvereine "Unitas" Als die BDKJ-Bundesversammlung im Jahr 1958 die Aufnahme des traditionsreichen Unitas-Verbandes beschloß,'94 blickte dieser bereits auf eine mehr als einhundertjährige Verbandsgeschichte zurück. Bereits 1844 bestanden in Bonn Vereine katholischer Theologiestudenten.79~ Am 11. Juni 1847 schloß sich die Ruhrania"", ein landsmannschaftlieh organisierter, farbentragender Theologenverein, in Bonn mit fünf weiteren katholischen Studentenvereinen einem "Gesamtverein Union" an. 1848 schied die Ruhrania aus der Union aus. 1850 wurde sie als Reformverein neuen Zuschnitts wiederbegründet. Die Ruhrania verzichtete nun auf das Tragen von Couleur und richtete ihre Arbeit bewußt nach innen, auf die Bildung und Erziehung ihrer Mitglieder aus dem katholischen Glauben.'·' Um dieses gewandelte Grundverständnis nach außen deutlich werden zu lassen, wurde die Bezeichnung "Ruhrania" am 3. März 1854 aufgegeben und durch den Namen "Unitas" ersetzt, der das Streben der Unitarier nach Einheit im katholischen Glauben, nach Einheit in der Wissenschaft sowie nach Einheit in der Freundschaft zum Ausdruck bringt. 79R Hierzu oben, S. 44. BKH-JlIgend-Leitl/llg, Lexikon der kirchlichen Jugendarbeit, S. 34; Jugend des BKH, 25 Jahre BDKJ, S. 92; dies., Mitgliedsverbände des BDKJ, S. 12; Kreut/er, Handbuch kirchlicher Jugendarbeit, S. 44. m BKH, Satzung, § 11 Abs.3 (Tillmanns, Rechts- und Grundlagentexte, Dok. 26). 794 Beitritt der Unitas ZlIm Blind, ID 7 (1958), Novemberheft, S. 3; Freibiiter, Handbuch kirchlicher Jugendarbeit, S. 192; Hasenberg, S. 193; Unitas- Verband, 20 Jahre BDKJ, S. 19. - Anders: Ricllställer, Mädchen im Bund, S. 14, der zufolge der UV dem BDKJ erst 1960 beigetreten sei. ,.~ Burr, unitas 137 (1997), S. 42. '''', Bllrr, unitas 137 (1997), S. 42, führt die Bezeichnung "Ruhrania" darauf zurück, daß die itglieder des Vereins mehrheitlich aus der Gegend um Essen und Werden a.d. Ruhr stammten; ebenso Beckmallll, unitas 138 (1998), Heft 3, S. 10. 791 Bllrr, unitas 137 (1997), S. 42; Freibiiter, Handbuch kirchlicher Jugendarbeit, S. 187; Hasenberg, S. 15 ff. 1O. Freibüter, Handbuch kirchlicher Jugendverbände, S. 187; Hasenberg , S. 19; ders./ Janknecllt, S. 100. 701

792

9 Tillmanns

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1. Teil: Entwicklungslinien

Die eigentliche Geburtsstunde der Unitas im Sinne eines mehrere Studentenvereine umfassenden Verbandes schlug am 8. Dezember 1855, als ein Mitglied der Bonner Mutterkorporation in Tübingen den zweiten Unitas-Verein gründete und der Bonner Mutterkorporation angliederte. '99

In der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, als der aufblühende Verbandskatholizismus ein reich gegliedertes katholisches Verbandswesen entstehen ließ,"'" blieb der Unitas-Verband zunächst eine kleine, elitäre Theologengemeinschaft."n Ab Mitte der siebziger Jahre geriet die Unitas unter den Druck der staatlichen Kulturkampfmaßnahmen und drohte in den achtziger Jahren auszubluten, nachdem ihr Altherrenverband verboten und ihren Mitgliedern zur Pflicht gemacht worden war, ihr Studium an den wiedereröffneten Theologenkonvikten fortzusetzen. Angesichts dieser existenziellen Bedrohung beschloß die außerordentliche Generalversammlung vom 22. September 1887, den bisherigen "Katholisch-Theologischen Studentenverein Unitas" für Studenten aller Fakultäten zu öffnen und in "Wissenschaftlicher katholischer Studentenverein Unitas" umzubenennen.""2 Durch diese Öffnung wuchs der Verband zum ersten Weltkrieg auf 21 angeschlossene Vereine an, in denen bei Kriegsbeginn insgesamt 725 Studenten organisiert waren."n In der Weimarer Republik, in der die Unitas durch ein entschiedenes Bekenntnis zur demokratischen Staatsform hervortrat,"l4 stieg die Zahl der Neugründungen trotz des Ausscheidens der Couleurfreunde und innerverbandlicher Mißhelligkeiten zwischen dem traditionsverhafteten Altstudententurn und dem 199 So: Freibüter, Handbuch kirchlicher Jugendverbände, S. 187; Hasenberg, S. 11, 29; ders./JankJlecht, S. 100. - Anders: Erharter, LThK IX, Sp. 1119 (Gründung des UV in 1860), und: Wurm, Kirchenlexikon XII, Sp. 748 (Gründung des UV am 01.07.1853). "I) Zu den Hintergründen des aufblühenden Verbandskatholizismus oben, S. 33. - In dessen Sog bildeten sich unter der katholischen Studentenschaft auch außerhalb der Unitas zahlreiche Vereinigungen (v gl. die Auflistung bei Wurm, Kirchenlexikon XII, Sp. 748 [0, in denen im Unterschied zur Unitas jedoch keine besonderen kirchlichen Festlichkeiten begangen wurden (ibd., Sp. 746). "n Nach HaselIberg, S. 48, waren dem Verband im Jahre 1887 lediglich drei, wenngleich blühende Vereine in Bonn, Münster (gegr. 1858, öff. konstituiert 26.01.1859; vgl.: Burr, in: ders. [Hrsg.), Unitas-Handbuch Bd. 2, S. 23 m. Fn. 6; Hasenberg, S. 23, 34 ff.) und Würzburg (gegr. 31.01.1875; vgl.: Burr, in: ders. [Hrsg.), Unitas-Handbuch Bd. 2, S. 24; Hasellberg, S. 23, 41 ff.) angeschlossen. Die Tübinger Gemeinschaft war 1861 aufgegeben worden (Hasellberg, S. 48), konnte im Sommersemester 1902 jedoch als unitarisches Kränzchen wiedergegründet werden (ibd., S. 69 f.). "'2 Ibd., S. 23 f., 47 ff., 50. IOn Ibd., S. 78. "l4 Ibd., S. 83 ff. - So auch BeckmaIlII, unitas 138 (1998), Heft 3, S. 10 (11), und Burr, S. 36, unter Bezugnahme auf eine am Historischen Seminar der Universität zu Köln 1989 entstandene, unveröffentlichte Staatsexamensarbeit von Hans-Jürgen Rösgell.

5. Kap.: Gründung und Entwicklung des BDKJ

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beeinflußten Neustudententum"~' erneut stark an. Bei der Machtübernahme der Nationalsozialisten waren der Unitas 65 Vereine mit 2.592 aktiven Unitariern und 3.763 Alten Herren angeschlossen." J7 In der NS-Zeit wurde der Verband durch eine Verfügung der Geheimen Staatspolizei vom 20. Juni 1938 als staatsfeindliche Organisation verboten und aufgelöst. Sein Vermögen wurde beschlagnahmt.'"'' Trotz des Gestapo-Verbots haben viele unitarische Gruppen im Untergrund weiter gelebt und gewirkt."'"

jugendbewegt""~

Bereits 1945 begann die Unitas, ihre weithin zerschlagenen Verbandsstrukturen zu reorganisieren. Vom 24. bis 28. April 1946 fand im Dominikanerkloster zu Walberberg die erste Generalversammlung der Nachkriegszeit statt."10 Dank zügiger Lizenzerteilung durch die Besatzungsmächte"" kam der Wiederaufbau des Verbandes rasch voran. Zum Ende des Sommersemesters 1948 umfaßte die Unitas bereits wieder 22 Mitgliedsvereine.m Der Elan der Aufbruch- und Aufbauzeit trug sich durch die fünfziger bis in die beginnenden sechziger Jahre, die noch ganz im Zeichen des Wiederaufbaus und des inneren wie äußeren Wachstums standen. An der Generalversammlung in Bochum 1951 nahmen bereits 44 aktive Vereine teil. Bis 1966 wurden allein 35 neue Vereine ins Leben gerufen. m In den sechziger Jahren geriet ein Teil der Verbandsmitgliedschaft unter dem Eindruck der gesamtgesellschaftlichen Reformprozesse in ein zunehmend gesellschafts- und kirchenkritisches Fahrwasser und versuchte, den Verband auf einen neuen, zeitkritischeren Kurs zu bringen. Hierdurch geriet der Verband in eine krisenhafte Entwicklung"I' und büßte einen erheblichen Teil seines Mitgliederbestandes ein,m der zu Beginn der siebziger Jahre auf 500 bis 600 Zur Jugendbewegung oben, S. 59 ff. Zum Neustudententum und zur sog. Couleurkrise: Burr, in: ders. (Hrsg.), UnitasHandbuch Bd. 2, S. 40 ff.; Hasellberg, S. 87 ff. ",J7 Zahlen aus: Ibd., S. 110. "'.. Die UV-Geschichte der Verfolgungszeit findet sich detailliert dokumentiert bei Burr, in: ders. (Hrsg.), Unitas-Handbuch Bd. 2, S. 43 ff., und bei Hasellberg, S. 139 ff. Vgl. im übrigen: Hasellberg/Jal/kllechf, S. 101; Keller, Lexikon der kirchlichen Jugendarbeit, S. 176; UI/ifas- Verbal/d, Mitgliedsverbände des BDKJ, S. 22. "'.. Hierzu: Burr, in: ders. (Hrsg.), Unitas-Handbuch Bd. 2, S. 54 f. "10 Burr, in: ders. (Hrsg.), Unitas-Handbuch Bd. 2, S. 30. "" Die englischen Militärbehörden lizenzierten schon für das Sommersemester 1945 (Burr, in: ders. (Hrsg.), Unitas-Handbuch Bd. 2, S. 178 f.). Eine Lizenz für den bayrisehen Raum lag im August 1946 vor (ibd., S. 180). Etwa zur selben Zeit erfolgten Neugründungen in der französischen Zone (ibd.). m Ibd., S. 182. m Beckmallll, unitas 138 (1998), Heft 3, S. 10 (12). Ibd., S. 209 ff. "Ij So verringerte sich die Anzahl der im UV zusammengeschlossenen Studentenvereine von mehr als 70 zu Beginn der sechziger Jahre auf 32 zum Ende der Dekade (vgl.: Freibiifer, Handbuch kirchlicher Jugendarbeit, S. 191). "')~

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"I'

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1. Teil: Entwicklungslinien

Aktive zusammengeschmolzen war. W ' 1973 gehörten dem Verband nur mehr 38 Vereine an. R17 Im weiteren Verlaufe der siebziger Jahre fand die Unitas allmählich zu Stabilität und innerer Geschlossenheit zurück und erzielte wieder einen bescheidenen Mitgliederzuwachs. RIR Gegenwärtig bestehen an deutschen und ausländischen Hochschulorten wieder 46 Unitas-Vereine, in denen fast 900 Studenten aller Fakultäten organisiert sind. m Bis in die neunziger Jahre virulent blieb die Frage nach der Aufnahme von Studentinnenvereinen in die Unitas."21l Bereits in den fünfziger Jahren hatten zwei Unitas-Vereine unter Verstoß gegen die Verbands- und Vereinssatzung Damen als Mitglieder aufgenommen. In den folgenden Jahrzehnten wurde die Mitgliedschaft von Studentinnen im UV vielfach erörtert, stets jedoch negativ entschieden. Erst die Generalversammlung des Jahres 1991 genehmigte den Abschluß von Assoziierungsverträgen mit katholischen Studentinnenvereinigungen. 1996 öffnete sich der UV schließlich für Studentinnenvereine und nahm auf der Generalversammlung in Darmstadt fünf Unitas-Studentinnenvereine als gleichberechtigte Verbandsmitglieder auf. R21 Seit einigen Jahren arbeitet die Unitas an einer Erneuerung ihrer inhaltlichen Grundlagen. Zu diesem Zwecke rief der Vorstand 1994 den ,,Arbeitskreis Grundsatzprogramm" ins Leben. Der Arbeitskreis formulierte in Anlehnung an das Apostolische Schreiben "Tertio Millennium Adveniente" und den von der Deutschen Bischofskonferenz hierzu herausgegebenen Aktionsplan zur Vorbereitung und Durchführung des Heiligen Jahres 2000'22 einen bis zur Jahrtausendwende laufenden Aktionsplan."2' Im Rahmen dieses Aktionsplanes will die Unitas die guten Ansätze unitarischer Programmatik und Lebensgestaltung herausarbeiten, vertiefen und bekannt machen, Defizite überprüfen, Mängel beheben und neue Potentiale entdecken. Die Entwicklungen in allen LebensbereiHaseflberg, S. 221. MI7 ßeckmaflfl, unitas 138 (1998), Heft 3, S. 10 (12). MIM Zur Konsolidierung des Verbandes: Hasellberg, S. 221 ff. m Beckmaflfl, unitas 138 (1998), Heft 3, S. 10 (12). '211 Zur Mitgliedschaft von Studentinnen in den Unitas-Vereinen und Studentinnenvereinen im UV vgl. den geschichtlichen Abriß von Burr, in ders. (Hrsg.), Unitas-Handbuch,Bd.I,S.221 ff. "21 "Mlltige Ellfscheidllllg". Ullitas- Verbafld jetzt auch offeIl für Studelltillllellvereille, BDKJ Journal 5 (1996) 6, 15. - Zum quälenden Streit um die Wirksamkeit des Aufnahmebeschlusses: Schlllte Beckhausell, unitas 138 (1998), Heft 4, S. 117. M22 Sekretariat der Delltschell BiscllOfskollferellz (Hrsg.), Das drille Jahrtausend kommt auf uns zu - alle sind eingeladen. Aktionsplan zur Vorbereitung und Durchführung des Heiligen Jahres 2000, I. September 1996 (Arbeitshilfen 129). "2' Vgl. hierzu das Themenraster für die Jahre 1996 bis 2000 in: A,.beitskreis Grulldsatzprogramm (Heft I) Unitas 2000. Verantwortung aus dem Glauben. Positionen für die Zukunft, Essen 1996, S. 11 f. M\(,

5. Kap.: Gründung und Entwicklung des BDKJ

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chen sollen schärfer analysiert, Horizonte für die kompetente Übernahme von Aufgaben geweitet werden. Darüber hinaus will die Unitas den Blick auf den Mitmenschen und die Umwelt richten, um tätig ihren Beitrag zur verantwortlichen Mitgestaltung einer friedlicheren und gerechteren Welt zu leisten. Die Ergebnisse des Aktionsplanes sollen zu einem Grundsatzprogramm ausgearbeitet werden."~·

D. Strukturreform im BDKJ: Der "Stamm" zerfällt in die Gliedgemeinschaften KJG und KFG Bereits in den frühen fünfziger Jahren verdichteten sich im innerkirchlichen und gesamtgesellschaftlichen Raum Anzeichen, die auf ein baldiges Ende der jugendverbandlichen Wachstums- und Festigungsphase hindeuteten. So ebbte der Elan der Wiederaufbauzeit mit wachsendem Wohlstand und zunehmender Konsolidierung der politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse allmählich ab und schlug in ein Gefühl der Ziel- und Perspektivelosigkeit um."2.· An die Stelle einer von christlicher Glaubensüberzeugung und Tateifer getragenen Aufbaumentalität trat eine betont konsumorientierte Wohlstandshaltung, die auch die katholische Jugend in ihren Bann zog und für die vermeintlichen Segnungen der sich ausbreitenden kommerziellen Freizeitindustrie weitaus empfänglicher machte als für die schlicht gehaltene Jugendarbeit der katholischen Träger."~" Diese versäumten zudem, ihre nach wie vor der jugendbewegten Vorkriegstradition verhafteten Arbeits- und Gesellungsformen zu reflektieren und der gewandelten Lebenssituation der deutschen Wohlstandsjugend und ihrem veränderten Freizeitverhalten anzupassen. Hierdurch büßte die katholische Jugendverbandsarbeit mit der Zeit erheblich an Attraktivität ein.m Diese Fehlorientierung trat offen zu Tage, als das geschlossene katholische Milieu, das den katholischen Jugendverbänden ein verläßliches Rekrutierungsfeld bot, im Verlaufe der fünfziger Jahre zu zerfallen begann"2' und innerhalb des Bundes ein nachhaltiger Mitgliederrückgang einsetzte. Von diesem Substanzverlust waren in erster Linie die allgemeinen "Stammgruppen" betrof'24

Beckmallll, unitas 138 (1998), Heft 3, S. 15.

'2.' Ball1ngartller, Die Sache mit dem Bund, S. 21; ders./Börger, S. 17 f.

"2(, Zur Konkurrenz zwischen der katholischen Jugendverbandsarbeit und den Angeboten der aufkommenden kommunalen und kommerziellen Freizeiteinrichtungen: BaumgartIler, Die Sache mit dem Bund, S. 18; ders./Börger, S. 16; Dietrich, S. 107; Filsillger/Falrlbllsch, Handbuch kirchlicher Jugendarbeit, S. 96; Heil!, sub 8.; Loth, S. 13 f.; E. Schröder, Handbuch kirchlicher Jugendarbeit, S. 27; Sielert, Handbuch Jugendverbände, S. 527; Wn:esillski, Katholische Jugendverbände in Berlin, S. 43. '21 Dietrich, S. 108 f.; Loth, S. 13; Sie/ert, Handbuch Jugendverbände, S. 527. m Vgl.: Loth, S. 14.

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1. Teil: Entwicklungslinien

fen,"2'1 da diese ihren Mitglieder weit weniger Identifikationsmöglichkeiten boten als die spezialisierten und profilierteren Gliederungen des Bundes.""" Während sich das innerverbandliche Gewicht des BDKJ-Stammes im Verlaufe dieser Entwicklung kontinuierlich reduzierte, entwickelten die einzelnen Gliederungen ein vom Gesamtverband zunehmend verselbständigtes Eigenleben. Hieraus bildete sich bald ein spezielles Einzelverbandsbewußtsein, welches das gemeinsame Bundesbewußtsein"" zu überlagern begann und die Angehörigen der Einzelgemeinschaften dem Bund zunehmend entfremdete."'2 Als Konsequenz dieser innerverbandlichen Gewichtsverlagerung vom BDKJ-Stamm auf die erstarkenden Gliederungen wurde der Stamm in den Jahren 1952 und 1954 aufgelöst und seine Mitglieder in die neu geschaffenen Gliederungen "Katholische Jungmännergemeinschaft" (KJG)"" und "Katholische Frauenjugendgemeinschaft" (KFG)"" überführt."'~ Diese Nachfolgegemeinschaften des Stammes waren den übrigen Gliederungen formal gleichgeordnet.""· Aufgrund der historisch gewachsenen Vormachtstellung des Stam02'1 So waren 1947 noch 85 % der Mannesjugend und 95 % der Frauenjugend des Bundes im Stamm organisiert (Walker, Überblick, S. 4). Zu Beginn des Jahres 1954 gehörten nur noch 69,4 % der Jungmänner dem Stamm an (Hastellteufel, Jugendbewegung und Jugendseelsorge, S. 46). Vergleichbare Zahlen nennt Dietrich, S. 126, für die Diözese Regensburg. ".'" Baumgartller, Die Sache mit dem Bund, S. 18 f.; ders./Börger, S. 16; E. Sclzröder, Handbuch kirchlicher Jugendarbeit, S. 27; Wrzesillski, Katholische Jugendverbände in Berlin, S. 44. "" Zur Entstehung und allmählichen Verfestigung eines einheitsstiftenden Bundesbewußtseins in der unmittelbaren Nachkriegszeit oben, S. 120 f. Rn Baumgartller, Die Sache mit dem Bund, S. 19; ders./Börger, S. 16,25; Börger, Gründe für die Umwandlung, S. 8, 12 f.; Neyer, DJ 16 (1968),453,454; SI/dmallll, Lexikon der kirchlichen Jugendarbeit, S. 25. - Ein erstes äußeres Zeichen dieser separatistischen Tendenzen mit zentrifugaler Bewegungsrichtung war die mangelnde Bereitschaft der meisten Gliederungen, ihre Geschäftsstellen in das 1954 fertiggestellte ,)ugendhaus Düsseldorf" (zur Wiedererrichtung des Jugendhauses: Börger, BDKJ Journal 1 [1992]12, 19; ders., BOKJ Journal 3 [1994] 2, I f.), dem Sitz der BDKJ-Bundesführung, zu verlegen (vgl. hierzu: Leillweber, S. 35; Tessmer, S. 7). m Zur KJG näher: Bokler, Mannesjugend im Bund, S. 63; Hal/ptstelle des ßDKJ, BOKJ, Geschichte-Ziele-Wege-Organisation, S. 30 f.; Katholische lUIIgmällller-Gemeillscllaft, 20 Jahre BOKJ, S. 15 f. K:\4 Zur KFG näher: Hal/ptstelle des ßDKJ, BDKJ, Geschichte-Ziele-Wege-Organisation, S. 30 f.; Katholische Fral/elljugelldgemeillscllaft, 20 Jahre BDKJ, S. 13; dies., Mädchen im Bund, S. 73 ff. ".'~ Baumgartller, Die Sache mit dem Bund, S. 19; ders./ßörger, S. 16; Dietrich, S. 122; Neyer, DJ 16 (1968),453,454; Wrzesinski, Katholische Jugendverbände in Berlin, S.44. KI(, Hierzu die BDKl-BO/1955, Zweiter Abschnitt Rdnr. 9 Satz I, im Gegensatz zur ßDKl-ßO!l948, Satz 12 (bei Tillmalllls, Rechts- und Grundlagentexte, Ook. 57).

5. Kap.: Gründung und Entwicklung des BDKJ

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mesm dominierten sie jedoch die Führungsebenen des Bundes·~· und lenkten weiterhin die inhaltliche Ausrichtung der Jugendarbeit im Bund."~· Demgegenüber hielten die übrigen BDKJ-Gliederungen, die sich nun als "Gliedgemeinschaften" bezeichneten,"'" an ihrem Zentrifugalkurs fest und sollten - wie die weitere Verbandsgeschichte zeigt - innerhalb des Bundes an Gewicht und Einfluß gewinnen.

E. Katholische Jugendverbandsarbeit im Wandel der sechziger und siebziger Jahre Die vorstehend skizzierten Zersetzungserscheinungen brachten im Verlaufe der sechziger Jahre innerhalb des Bundes eine umfassende Standort- und Perspektivediskussion in Gang, die sich unter dem Einfluß der gesamtgesellschaftlichen, politischen und innerkirchlichen Umwälzungen intensivierte und zum Ende der sechziger Jahre in eine Gesamtreform einmündete, die das Erscheinungsbild des BDKJ grundlegend veränderte.

I. Strukturreform im BDKJ: Der Bund wird Dachverband selbständiger Mitgliedsverbände Der augenfällige Mißerfolg des sog. Düsseldorfer Bundesfestes, einer BDKJGroßveranstaltung, die nahezu ausschließlich von den Nachfolgegemeinschaften des Stammes getragen worden war,04I verdeutlichte im Jahre 1965 schlagarm Zur Dominanz des Stammes oben, S. 107 . •~. So blieb die KFG-Führung zunächst auf allen Ebenen der BDKJ-Struktur mit der BDKJ-Führung in Personalunion verbunden (Katholische Frauelljugelldgemeillschaft, Ordnung, S. 15, 19,20,22). Erst im Jahre 1966 erzwangen die zunehmende Spezialisierung der KFG und ein erhöhtes Aufgabenvolumen der BDKJ-Leitung die endgültige Auflösung dieser statutarisch festgeschriebenen Ämterverbindung. Die damit erforderlich gewordene Entflechtung der Führungsämter gelang indes erst auf der KFG-Bundeskonferenz 1968, auf der erstmals eine nicht mit der BDKJ-Bundesleitung personenidentische KFG-Leitung ins Amt gebracht wurde (so: R. König, ID 17 [1968], 102; Schweikart,1D 17[1968], 117;Storch,Forum 1 [1968J,Heft 1/2,S.90) . •,. Dietrich, S. 122; Neyer, DJ 16 (1968), 453, 454. 'w" Mit diesem durch die BDKJ-B0/1955 vollzogen Wechsel des verbandsoffiziellen Sprachgebrauchs sollte offenkundig dem Bedeutungszuwachs der Einzelgemeinschaften terminologisch entsprochen werden. 041 Nach Einschätzung des damaligen BDKJ-Bundesführers Raabe stellten die traditionellen Gliederungen allenfalls 10 % der insgesamt 9.000 Teilnehmer. Die Quickborner hätten sich mit einer eigenen Veranstaltung gar in Opposition zum Bund begeben (v gl. das Prot. der ßDKJ-Hauptversammlung von 1965, abgedruckt bei: Börger, Gründe

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1. Teil: Entwicklungslinien

tig, wie weit die Erosion des gemeinsamen Bundesbewußtseins fortgeschritten war. ...2 Dies veranlaßte die BDKJ-Hauptversammlung, noch im selben Jahre eine Strukturkommission zu berufen und mit der Ausarbeitung eines Gutachtens zum aktuellen Selbstverständnis und zum Integrationsstand des Bundes zu beauftragen .... '

1. Der BDKJ im Organisationsentwurf der Strukturkommission Die von der Kommission in einer breit angelegten Untersuchung.... gewonnenen Erkenntnisse und die hieraus abgeleiteten Empfehlungen wurden zu einem abschließenden Arbeitsbericht zusammengetragen, der schon im folgenden Jahr vorgelegt werden konnte und das zukünftige Strukturkonzept des Bundes in seinen Grundzügen bereits deutlich erkennen ließ:

a) Das Verhältnis der Gliedgemeinschaften zum Bund Obwohl nach den Feststellungen der Strukturkommission ein gemeinsames Bundesbewußtsein kaum mehr bestand, sprach sich die Mehrheit ihrer Mitglieder für die Beibehaltung der föderativen BDKJ-Struktur, jedoch unter verstärkter Einbeziehung der einzelnen Gliedgemeinschaften. Die Umwandlung des Bundes in eine lose Arbeitsgemeinschaft, der als wesentliche Aufgabe die gemeinsame Außenvertretung verbliebe, wurde mehrheitlich abgelehnt.845

b) Das Verhältnis von Mannes- lind Frauenjugend im Bund Des weiteren empfahl die Kommission eine intensivere Kooperation der bislang weithin getrennt agierenden Gliedgemeinschaften der Mannes- und Frauenjugend,1I46 da allein ein Miteinander der Geschlechter der gesellschaftlifür die Umwandlung, S. 4). - Zum Düsseldorfer Bundesfest ferner: Gordz, ID 36 (1987),260. 842 Hierzu: Soviel Freiheit wie mäglich, soviel Einheit wie nälig, ID 19 (1970),145. 84J Prot. der Hauptversammlung, bei: Bärger , Gründe für die Umwandlung, S. 5 f. .... Vgl. im einzelnen: Große Siruklurdebatle, ID 15 (1966), 161. 845 Vgl. den Arbeitsbericht der Strukturkommission an die BDKJ-Hauptversammlung des Jahres 1966, abgedruckt bei: Bärger, Gründe für die Umwandlung, S. 8 ff. - Die Delegierten der Hauptversammlung schlossen sich der Auffassung der Kommission im wesentlichen an (hierzu näher: Große Siruklurdebalte, ID 15 [1966], 161, 163). 1\4(, Zur Entwicklung des Verhältnisses von Frauen- und Mannesjugend im BDKJ siehe Bärger, "Frauen sind nicht Quote, sondern Qualität", S. 4 ff.

5. Kap.: Gründung und Entwicklung des BDKJ

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chen Realität entspreche und eine koedukative Erziehungspraxis auch von der modemen Pädagogik befülWortet werde."41 Diese Empfehlung stieß auf breite Akzeptanz und führte in den folgenden Jahren zu einem weitgehenden Abbau der getrenntgeschlechtlich veranlagten Doppelstrukturen. So wurden die Bischöflichen Jugendämter der Mannesjugend und der Frauenjugend"'" zusammengeführt,""9 die nach Geschlechtern getrennten Doppelstrukturen der BDKJ-Diözesanverbände beseitigt'~1l und die Zusammenarbeit einzelner Gliedgemeinschaften intensiviert."~' Diese Zusammenarbeit verdichtete sich in einigen Fällen bis zum verbandlichen Zusammenschluß dergestalt, daß entweder ein Verband im anderen aufging oder, wie im Falle der Katholischen Jungmännergemeinschaft und der Katholischen Frauenjugendgemeinschaft, beide Verbände zu einem neuen Verband, der "Katholischen Jungen Gemeinde" (KJG), fusionierten: Den ersten Markstein auf dem gemeinsamen Verbandsweg der Katholischen Frauenjugendgemeinschaft und der Katholischen Jungmännergemeinschaft bildete die gemeinschaftlich organisierte ,,Aktion Mosaik". Die Ergebnisse dieser pfarrorientierten Gemeinwesenanalysem flossen in das auf dem abschließenden Deutschlandtreffen zu Pfingsten 1968 in Münsterm verkündete Aktionspro""7 Vgl. den Arbeitsbericht der Strukturkommission, bei: Börger, Gründe für die Umwandlung, S. 11 f. - Zur parallel gehenden Auffassung der Delegierten: Große Strukturdebatte, ID 15 (1966), 163. "". Zur Errichtung und Entwicklung der Bischöflichen Jugendämter oben, S. 98 f. ""9 So wurden im Ordinariat zu Münster die Jugendämter der Mannes- und der Frauenjugend am 01.02.1967 unter Hinweis auf verwaltungstechnische Erleichterungen und pädagogische Notwendigkeiten zu einem Bischöflichen Jugendamt verschmolzen und der Leitung eines Diözesanjugendseelsorgers für die Frauen- und Mannesjugend unterstellt (Aufgaben eines bischöflichen Jugendamtes, ID 16 [1967],37). '~I) Nach Ansicht der Mitglieder der Strukturkommission und der Delegierten der BDKJ-Hauptversammlung sollten die Mannesjugend und die Frauenjugend künftighin auf allen Ebenen gemeinsame Führungen bilden und grundsätzlich auch gemeinsamen Konferenzen abhalten (so: Große Strukturdebatte, ID 15 [1966], 16. - Zur Schaffung koedukativer Verbandsstrukturen in der Diözese Aachen vgl.: Konferenz Kirchliche Jugendarbeit, ID 18 [1969],95). '~I Einen trefflichen Überblick über den Stand der Kooperationsbemühungen im Jahre 1967 vermittelt der Tagungsbericht der Konferenz der Diözesanführungen (s.v.: Die Strukturüberlegungen brachten erste Früchte, ID 16 [1967], 164). '~2 Zur ,,Aktion Mosaik" näher: FilsingerlFahlbusch, Handbuch kirchlicher Jugendarbeit, S. 99;J. Kaiser, S. 11. m Auf dem Deutschlandtreffen gaben beide Verbände sich betont kirchen- und geseIlschaftskritisch und gerieten hierdurch in die Schußlinie massiver öffentlicher Kritik. - Zum Deutschlandtreffen die nachstehenden Beiträge aus dem "Informationsdienst": Ansturm beim Deutsclilalldtreffen, ID 17 (1968), 85; Zur Antwort bereit, ID 17 (1968), 93 ff.; KFG IKJG-Bundesleitungen, ID 17 (1968), 110 ff.; KFG IKJG-Diözesallverband

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1. Teil: Entwicklungslinien

der KFG/KJG ein!~~ Von hier aus fanden sie Eingang in die "Grundlagen und ZieJe'~", dem bis heute gültigen, wenngleich mehrfach novellierten Basisdokument des später gegründeten gemeinsamen Verbandes!57 Parallel zur Vorbereitung und Durchführung des Deutschlandtreffens erarbeitete eine von beiden Verbänden beschickte Kommission ein Vorlagepapier zur Struktur des künftigen KFG/KJG-Verbandes. Dieses Papier fand sowohl auf dem 15. KJGVerbandstag im Jahre 1968"5" als auch auf der KJG-Bundeskonferenz vom 26. bis 30. Juni 1968"59 regen Zuspruch und führte zur Einsetzung eines Sonderausschusses zur Ausarbeitung gleichlautender Verbandssatzungen. Im Juni 1969 fanden sich die Delegierten der KFG und KJG erstmals zu einer gemeinsamen Bundeskonferenz zusammen, auf der der Wunsch nach einer baldigen Zu sammenführung beider Verbände bekräftigt und als Grundsatzbeschluß verbindlich niedergelegt wurde. Auf der nachfolgenden, vom 28. bis 30. November in Essen-Kettwig tagenden KFG/KJG-Bundeskonferenz gelang die Verabschiedung der ersten einheitlichen Ordnung des zunächst noch namenlosen Gesamtverbandes.l!(" Die Wahl des Verbandsnamens fiel durch Beschluß der Bundeskonferenz vom 12. bis 17. Juni 1970 auf die Bezeichnung "Katholische Junge Gemeinde", ein Name, der die konfessionelle Ausrichtung des Verbandes zum Ausdruck bringt, seine Zielgruppe, die jungen Gemeindemitglieder, bezeichnet und das erklärte Wirkungsfeld der Verbandes, die Pfarr- und Bürgergemeinde, erkennen läßt!'" gramm"~4

In den siebziger Jahren kennzeichnete sich die verbandliche Entwicklung der KJG durch ein zunehmendes soziales und politisches Engagement für die Entwicklungsländer, für Randgruppen und Fragen der Friedenssicherung sowie durch eine intensive Auseinandersetzung mit der Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen.R62 Die damit einsetzende Politisierung der Verbandes und der Würzburg , ID 17 (1968), 123 f.; Redaktion des BDK.!-IIlJormationsdienstes, ID 17 (1968), 132; Römer, ID 17 (1968), 132; Stangl, ID 17 (1968), 143-145 (= Forum I [1968], Heft 1/2, S. 7 ff.), und in der lUG-Zeitschrift Forum: Emsperger, Forum I (1968), Heft 1/2, S. 3 ff.; Wagenknec1zt, Forum I (1968), Heft 1/2, S. 100 ff., sowie die Darstellung bei J. Kaiser, S. 92 ff. "54 Textabdruck in: Forum 1 (1968), Heft 1/2, S. 113 ff. AussagegehaIt resümiert in: Zur Antwort bereit, ID 17 (1968), 93 ff. .55 Ja Zl/r Großveranstaltlllzg, ID 17 (1968), 23. "5(. Katholische Junge Gemeinde, Grundlagen und Ziele (abgedruckt bei Tillmalllzs, Rechts- und Grundlagentexte, Dok. 30). m Filsinger/Fahllmsc1z, Handbuch kirchlicher Jugendarbeit, S. 99;J. Kaiser, S. 11. "5. Verbandstag nach Münster, ID 17 (1968),153. "59 Sc1zweikart, ID 17 (1968),117 . •,., Neue Ordllllllg der KFG-KTG, ID 18 (1969), 205. "'.( Katholische Junge Gemeinde, ID 19 (1970),91. "'.2 Hierzu und zum folgenden, soweit nicht anders gekennzeichnet, Filsinger/Fahlbusch, Handbuch kirchlicher Jugendarbeit, S. 102 ff.

5. Kap.: Gründung und Entwicklung des BOKJ

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zeitlich parallel laufende Trend zur Pädagogisierung der kirchlichen Jugendverbandsarbeit brachten die KJG auf einen inhaltlichen Kurs, an dem die deutschen Bischöfe in scharfer Form Anstoß nahmen. Die Bischöfe beanstandeten eine für ihr Verständnis unausgewogene Interpretation des Evangeliums, bemängelten die Vernachlässigung religiöser Glaubensvollzüge im Verband, kritisierten den konfliktorientierten Arbeitsansatz der KJG und hielten ihr eine einseitige politische Orientierung vor. Ihrer Forderung nach einer grundsätzliche Neuorientierung widersetzte sich die KJG zunächst beharrlich. Hieraus erwuchs ein Konflikt, der zusehends eskalierte und das Verhältnis des Verbandes zur Deutschen Bischofskonferenz in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre außerordentlich belastete."'" Die andauernden Auseinandersetzungen lösten in der KJG schließlich eine breite Selbstverständnis- und Perspektivdebatte aus, die vor allem auf eine innerverbandliche Konsensbildung und auf eine Verständigung mit dem Episkopat gerichtet war. Dieser etwa 1978 eingeleitete Prozeß mündete 1986 in eine neue "Standortbestimmung der KJG in der Kirche"."''' In den achtziger Jahren nahm der Verband die Impulse der neuen sozialen Bewegungen auf und widmete sich verstärkt den Themen Frieden, Gerechtigkeit, Ökologie und Arbeitslosigkeit sowie der Mädchen- und Frauenarbeit. 1990 veranstaltete die KJG unter dem Motto "Signale '90" ein bundesweites Verbandstreffen, um die bis dahin traditionellen Themenbereiche zu bündeln und für die Zukunft zu entwickeln .Iv.~ Das Ziel dieser Großveranstaltung, gemeinsame Arbeitsschwerpunkte an der Verbandsbasis festzustellen und für den Gesamtverband verbindlich zu formulieren, wurde nicht erreicht, da bundeseinheitliche Schwerpunkte der KJG-Arbeit nicht auszumachen waren. Immerhin wurden Grundlinien sichtbar, die die gesamte KJG-Arbeit durchziehen und der thematischen Ausrichtung des Verbandes die Richtung geben, insbesondere die antisexistische Arbeit, die Kinderpoliktik und die ökologische Arbeit. Diese Themenbereiche werden seit der Bundeskonferenz unter dem Stichwort "Zukunftsfähiges Deutschland" zusammengeführt. Unter diesem Motto versucht die KJG, Formen der Wirtschaftspolitik und des sozialen Zusammenlebens zu entwerfen, die ein Überleben aBer ermöglichen. Der hierzu mittlerweile ergangene Beschluß der Bundeskonferenz 1997 "Zukunft für alle statt Standortsicherung für wenige" harrt der innerverbandlichen Umsetzung. W,.' Vgl. etwa: BlIndesallsschllß der KJG, ID 27 (1978), 35; Das Hilleillwirken der jetzigen KTG-ßundesleitU/lg in den kirchlichen Raum ist nicht mehr zulässig, 10 27 (1978),54; Friilrjalrrsversammlung der IJIJK, ID 27 (1978), 34; Gaßen, DJ 25 (1977), 159 ff.; KTG-Führwlsggremien nicht mehr existent, ID 27 (1978), 53 f.; Nitsc/imallll, IU 27 (1978), 31 ff., sowie aus dem neueren Schrifttum Scllwab, Kirche leben und Gesellschaft gestalten, S. 152 . •,... Vgl. Mihm, ID 35 (1986), 131. IV,' Hierzu und zum folgenden das Schreiben des ßundesleiters der KJG, Peter /Jörrellbäc/ler, an den Verfasser vom 07.10.1997, S. 1 f.

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1. Teil: Entwicklungslinien

c) Das Verhältnis der BDKJ-DiözesaTlstellen zu den Bischöflichen Jugendämtern Mit ihrer dritten Strukturempfehlung nahm die auf Beschluß der BDKJHauptversammlung im Jahre 1965 eingesetzte Kommission Bezug auf die historisch gewachsene, nach wie vor enge Verflochtenheit der BDKJ-Diözesanstellen mit den Bischöflichen Jugendämtern"''''. Das arbeitsteilige Miteinander von Diözesanstellen und Jugendämtern gestaltete sich in der Praxis derart, daß die Bischöflichen Ämter in Fragen der kirchlichen Jugendarbeit zwar letztentscheidungsbefugt waren, im Außenverhältnis zu Staat und Gesellschaft jedoch allein der BDKJ in Erscheinung trat und von der breiten Öffentlichkeit mit der kirchlichen Jugendarbeit somit weitgehend gleichgesetzt wurde."',7 Die Strukturkommission befürwortete die gegebene Einbindung der BDKJDiözesanstellen in die kirchlichen Jugendämter, insbesondere die bestehende Personalunion des BDKJ-Diözesanpräses mit der Leitung des Bischöflichen Amtes, plädierte jedoch für eine "gewisse Selbständigkeit" des Verbandes, ohne indes näher darzutun, wie diese sich gestalten solle."""

2. Der BDKJ im Organisationsentwurf der Bundesordnung von 1971 Die Empfehlungen der Strukturkommission wurden von der BDKJ-Hauptversammlung des Jahres 1966 kontrovers diskutiert, mit einer richtungweisenden Stellungnahme versehen und zur weitergehenden Ausarbeitung an eine neu berufene Satzungskommission weitergeleitet.lIl,Q Diese erarbeitete in ständiger Rückkoppelung mit der Hauptversammlung des Bundes und den Führungsgremien der Gliedgemeinschaften einen in sich geschlossenen Textentwurf, den sie im Jahre 1969 der Hauptversammlung zur Klärung der aufgeworfenen Grundsatzfragen vorlegte."70 Im Vordergrund stand die Frage, ob der BDKJ in "'., Zur wechselseitigen Verflochtenheit von Amt und Verband in der Nachkriegszeit oben, S. 108 ff.; für die sechziger Jahre vgl. VOll Heydell, in: Mädchen im Bund, S. 39. 1'067 Tessmer, S. 9 f. (auszugsweise abgedruckt bei SlIdmallll, ID 20 (1971), 105). 1Il" Große Strllktllrdebatte, ID 15 (1966), 161, 163. Eingehender der Arbeilsbericht der Strukturkommission, abgedruckt bei Börger, Gründe für die Umwandlung, S. 14 ff. 11(.0 Große Strllktllrdebatte, ID 15 (1966), 161, 164. - Die Hauptversammlung berief des weiteren eine Kommission "Verfassung der kirchlichen Jugendarbeit" sowie eine Grundlagenkommission, welcher aufgegeben war, die inhaltlichen Grundlagen der BDKJ-Arbeit und originären Aufgaben des zukünftigen Bundes aufzuschlüsseln und zu einem konsensfähigen Basispapier auszuformulieren (vgl. ibd. sowie: Sc/llve1])f/llkte der kiillftigellArbeit, ID 16 [1967], 176). ;\70 Hierzu sowie zum Folgenden: Gleiche Chancen dllrch BildllngslIrlallb, ID 18 (1969),193,194.

5. Kap.: Gründung und Entwicklung des BDKJ

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eine lose Arbeitsgemeinschaft umstrukturiert werden solle, welche - so die Formulierungshilfe der Kommission - lediglich auf der Einstimmigkeit der gemeinsam gefaßten Beschlüsse beruhe und nur jene Aufgaben wahrzunehmen habe, die ihm förmlich übertragen sind, oder ob der Bund nach Art eines Dachverbandes mit originären Aufgaben und Zuständigkeiten korporativ verfaßt sein soll. Die Delegierten befürworteten, dem Votum der Bundeskonferenz der Gliedgemeinschaften folgend,R7' die letztgenannte Organisationsalternative und wiesen die Satzungskommission an, ihrer weiteren Arbeit das Strukturkonzept eines dachverbandlichen Zusammenschlusses von weitgehend autonomen Gliedgemeinschaften und Diözesanverbänden zugrunde zu legen. Binnen Jahresfrist erstellte die Kommission einen neuen Satzungsentwurf,R72 den die BDKJHauptversammlung vom 4. bis 8. November 1970 in Altenberg als neue Verbandssatzung verabschiedetem und nach redaktioneller Überarbeitung zu Beginn des Jahres 1971 der Deutschen Bischofskonferenz zur Genehmigung zuleitete.R74 Nachdem den Änderungswünschen der Bischöfe durch die BDKJFrühjahrshauptversammlung entsprochen worden war, bestätigten diese die neue Satzung im frühen Sommer 1971,075 so daß sie am 9. Juli 1971 als nunmehr vierte"'" und bis heute gültigem ,,Bundesordnung" in Kraft treten konnte"" m Zur diesbezüglichen Entschließung der ßundeskonferenz der Gliedgemeinschaften vgl.: BDK.! als Dachverballd, ID 18 (1969),157. m Gleiche (JlallCell durch Bildungsarbeit, ID 18 (1969),193,195. m Gesellschaftspolitische Leitlillien ill der Diskussion, ID 19 (1970),159,161. .,. Bllndesordllullg redaktiollell überarbeitet, ID 20 (1971), 28 . .,1 /JiscllOf~kollferellz billigt BUlldesordllullg des BDK.!, ID 20 (1971), 99; ElltwickIUlIgell und AktivitäteIl im Arbeitsjahr 1970/71, ID 20 (1971), 159 . •u. Zur ersten BDKJ-ßO/1948 (abgedruckt bei Tillmalllls, Rechts- und Grundlagentexte, Dok. 57) vgl. oben, S. 106 ff. - Die nachfolgende ßundesordnung wurde von der Hauptversammlung 1953 sowie der Delegiertenversammlung des ßundesfestes in Dortmund am 30.07.1954 beschlossen und mit Genehmigung des deutschen Episkopats im Jahre 1955 verabschiedet (näher das Geleitwort zur Textausgabe der ßDKJ-ßO/ 1955, S. 3). - Zur Genese der dritten ßDKJ-BO, die auf der außerordentlichen Plenarkonferenz der deutschen Bischöfe zu HofheimlTaunus vom 12. bis 14.03.1962 bestätigt wurde, siehe: Bokler, KaIBI 87 (1962), 90; Hauptversammlullg billigte NeufassUllg, ID 10 (1961), 164; Zur Neufassullg der BUlldesordllllllg, ID 10 (1961), 163, sowie das Geleitwort zur ßDKJ-BO/1962, S. 3. - Der Text der vierten ßDKJ- BO/1971 findet sich bei Schmid,S.25l ff. ." Die aktuelle Fassung der ßundesordnung von 1971 datiert aus dem Jahre 1997 (IJ1JK.!-B0/1971 I 1997}, bei Tillmalllls, Rechts- und Grundlagentexte, Dok. 58) . •,. Hierzu: BUlIdesvorstalld des JJf)KI/JJiscllöfliche Arbeitsstellell, Jahresplan 1972, Veranstaltungen 1972, Jahresbericht 1971, hier: Jahresbericht 1971, S. 21; Entwicklullgelll1lld AktivitäteIl im Arbeitsjahr 1970/71, ID 20 (1971),159. - Ergänzt und inhaltlich vertieft wird die Bundesordnung von 1971 durch das nachfolgende Grundsatzprogramm des BDKJ (Textabdruck: JJulIdesvorstand des BIJK.!, Grundsatzprogramm, S. 9 ff.;

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1. Teil: Entwicklungslinien

a) Der Bund als Dachverband selbständiger Mitgliedsverbände In der vierten Bundesordnung gab der BDKJ seine bisherige Struktur eines überdimensionalen Gesamtvereins879 , dessen Mitgliedschaft mit dem Eintritt in eine seiner Gliedgemeinschaften miterworben wurde,""" auf. Der Bund ist seither nach Art eines Vereinsverbandes" l als Dachverband assoziierter Mitgliederverbände"82 und deren regionaler Untergliederungen organisiert.""' Die Einzelgemeinschaften des Bundes kooperieren unter dem gemeinsamen Dach des BDKJ als eigenständige Jugendverbände mit selbstgewählten Leitungsgremien und Beschlußkonferenzen, die auf der Grundlage eigener Satzungsbestimmungen in autonomer Entscheidung über ihre verbandlichen Ziele, Aufgaben, Methoden und Organisationsformen befinden, ihre pädagogische Arbeit selbstverantwortlich gestalten und die Aus- und Fortbildung ihrer LeiSchmid, S. 284 ff.), das auf der Hauptversammlung vom 04. bis 09.11.1975 in Altenberg verabschiedet wurde (vgl.: BDKl beschreibt seine Positi01l im Grulldsatzprogramm, ID 24 [1975], 189; zum Textentwurf des BDKJ-Hauptausschusses: Diskussi01lse1ltIVwj eilles Grulldsatzprogramms, ID 23 [1974], 157 f.). 879 Der Terminus "Gesamtverein" meint einen in Unterorganisationen zergliederten Großverein, wobei als Untergliederungen sowohl regionale Untergliederungen als auch rechtsfähige oder nichtrechtsfähige Vereine (Gliedgemeinschaften) in Betracht kommen, deren Mitglieder im Sinne einer gestuften Mehrfachmitgliedschaft auch solche des Gesamtvereins sind. - Zum Gesamtverein: BGB-RGRK/Ste!fe1l, Vor § 21, Rdnr. 26; Pala1ldt-Hei1lriclls, Einf. v § 21, Rdnr. 21; Reichert/Da1l1lecker/Kühr, Rdnr. 2085, 2097 ff.; Reuter, ZHR 148 (1984), 523, 533; Sauter/Schweyer, Rdnr. 328 ff.; SoergellHaddillg, vor § 21, Rdnr. 51 ff. ""'I BDKl-BO/1962, Rdnr. 6 Ziffer 3 Satz 9. 1181 Der "Vereinsverband" bildet die strukturelle Alternative zum Gesamtverband (oben, Fn. 879). In ihm sind Vereine und/oder Vereinsverbände, gelegentlich zusammen mit Einzelpersonen, unter Wahrung einer gewissen Eigenständigkeit zur Verfolgung eines gemeinsamen Zwecks körperschaftlich zusammengeschlossen. Mitglieder eines Vereinsverbandes sind die verbundenen Vereine, nicht hingegen - wie beim Gesamtverein deren Einzelmitglieder. - Zum Vereinsverband: BGB-RGRK/Steffell, Vor § 21, Rdnr. 25; Reichert/ Da1l1lecker/Kühr, Rdnr. 2081 ff., 2089 ff.; Reuter, ZHR 148 (1984),523,533; Sauter/Scllweyer, Rdnr. 323 ff.; SoergellHadding, Vor § 21, Rdnr. 54. "2 Die seit 1955 gebräuchliche Bezeichnung "Gliedgemeinschaft" (hierzu oben, S. 135) wurde auf Hinwirken der DPSG im Entwurf zur BDKJ-B0/1971 durch den Begriff "Mitgliedsverband" ersetzt (Bärger, Gründe für die Umwandlung, S. 27). 118' BU1Idesvorsta1ld des BDKl, Grundsatzprogramm, Bundesordnung, Geschäftsordnung, S. 3; ibd., Grundsatzprogramm, sub 4 (S. 13); ibd., Funktion und AufgabensteIlung der mittleren Ebene, sub 1 (S. 65); Die Bedelltung von ./ugendverbändell, in: Schmid, S. 344 (Proömium); Gesellschaftspolitische Leitlinien, in: Schmid, S. 296 (sub 3). - Zu den vielfältigen Problemen bei der Umsetzung der neuen Organisationsstruktur auf Diözesanebene: Bildungsk01lzept kirchlicher ./ugendarbeit beraten, ID 20 (1971), 170, 173; Sudma1l1l, ID 20 (1971), 159 f.

5. Kap.: Gründung und Entwicklung des BDKJ

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tungskräfte und Mitarbeiter in eigener Verantwortung regeln .... Dem BDKJ verbleiben in dachverbandlicher Zuständigkeit im Außenverhältnis die Öffentlichkeitsarbeit und die Vertretung der gemeinsamen Interessen in Kirche, Gesellschaft, Staat und internationalen Beziehungen sowie dachverbandsintern die Koordination und Förderung der einzelverbandlichen Arbeit, soweit von Seiten der Mitgliedsverbände ein entsprechender Bedarf angezeigt wird.""S

b) Frauenjugend und Mannesjugend im Bund Den Strukturempfehlungen der Satzungskommission 886 folgend, wurde die überkommene, nach Mannes- und Frauenjugend getrennte Doppelstruktur des BDKJ,887 wie sie noch in der dritten Bundesordnung aus dem Jahre 1962 vorgesehen war, in der vierten Bundesordnung aufgegeben und durch eine dem Grundsatz nach gemischtgeschlechtliche Gesamtstruktur ersetzt, in der separate Beschlußkonferenzen der Frauen- oder Mannesjugend nur noch für den Bedarfsfall vorgesehen sind ....

c) Amt und Verband im Spiegel der neuen Bundesordnung

Eingangs der sechziger Jahre begann das historisch gewachsene Einheitskonzept kirchlicher Jugendarbeit, wie es in der engen Verflochtenheit von Amt und Verband""9 zum Ausdruck kam, brüchig zu werden."'>() Alternative, auf die ... Zur Stellung der Mitgliedsverbände im BDKJ: BDKJ-BO/1971 , Rdnr. 1. ""5 Zu Art und Umfang der dem Dachverband zugewiesenen Aufgaben die Präambel zur BDKJ-BO/1971 LV.m. Rdnr. 39 Ziffer 1; Bundesvorstand des BDKJ, Grundsatzprogramm, sub 3 (S. 12 f.); ders., Funktion und AufgabensteIlung der mittleren Ebene, in: ders., Grundsatzprogramm, Bundesordnung, Geschäftsordnung, S. 65 (sub 2), identisch mit: Aufgaben für die mittlere Ebene, ID 25 (1976),57 f. - Ferner: Bundesvorstand des BDKJ, Auftrag und Chance von Jugendverbandsarbeit im BDKJ, S. 69 f.; Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend, S. 1; Gesellschaftspolitische Leitlinien, in: Schmid, S. 295 f.; E. Schröder, Handbuch kirchlicher Jugendarbeit, S. 30 ff. l1li6 Hierzu oben, S. 136 ff. ""7 Vgl. oben, Fn. 605 . ... So Rdnr. 43 der BDKJ-B0/1971, eine Ausnahmevorschrift, die am 13.05.1987 erstmals bemüht wurde, als nach 17 Jahren wieder eine ordentliche Bundeskonferenz der Frauenjugend tagte (vgl.: Casel, ID 36 [1987],86; Püt'l./Böcke, S. 29 ff.; im Rückblick: Bundesvorstand des BDKJ, Bundesvorstandsbericht 1988, S. 63 f.). - Im Jahre 1990 zog die Mannesjugend nach und veranstaltete ihrerseits eine eigene Bundeskonferenz (vgl.: Bläschen, ID 38 [1989],97 f.). lIJI9 Hierzu oben, S. 108 ff. A9f' Die Gründe für das Aufbrechen des traditionellen Einheitsmodells lagen einerseits, wie Lecllller herausgearbeitet hat, im Bedeutungszuwachs neugegründete Einrichtungen

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1. Teil: Entwicklungslinien

spezifischen Besonderheiten der jeweiligen Diözese zugeschnittene Kooperationskonzepte gewannen an Raum: Die Verfechter des "Rottenburger Ein-Säulen-Modells" betrachteten den BDKJ als den maßgeblichen Träger der kirchlichen Jugendarbeit und verstanden die BDKJ-Diözesanstelle als Initiativ- und Koordinationszentrum für die gesamte kirchliche Jugendarbeit auf Diözesanebene."91 Demgegenüber unterschied das "Essener Drei-Säulen-Modell" mit der kirchenamtlichen Jugendseelsorge, der Jugendverbandsarbeit des BDKJ und dem Angebot der freien Träger drei Teilbereiche katholischer Jugendarbeit, die im sogenannten "Katholischen Jugendamt", dem Koordinationszentrum der gesamten katholischen Jugendarbeit, organisatorisch verflochten waren. Zwischen dem Rottenburger und dem Essener KooperationsmodelI bewegte sich das "Limburger Zwei-Säulen-Modell", das den BDKJ und die bischöflichen Jugendseelsorgestellen als gemeinsam verantwortliche Träger der verbandlichen und nichtverbandlichen katholischen Jugendarbeit in der Diözese begriff und damit der traditionellen Kooperationspraxis am nächsten stand.R92 Die auf der Grundlage dieser Modellvorstellungen geführte Grundsatzdebatte um eine neue Kooperationsstruktur kirchenamtlicher und verbandlicher Jugendarbeit mündete im Jahre 1969 in ein detailliert ausgeführtes Strukturkonzept,R9J dessen Umsetzung jedoch über vereinzelte, fragmentäre Ansätze"94 nicht hinauskam1l')~ und, soweit ersichtlich, schließlich nicht weiter verfolgt wurde. und Werke der katholischen Jugendarbeit außerhalb des BDKJ und der cura ordinaria (ders., Pastoraltheologie der Jugend, S. 175 f., unter Bezugnahme auf: Bischöfliche Jugelldämter ulld Diözesallfiihrullgell Nordrheill-Westfalells, KaIBI. 86 [1961].443,449 f.) und andererseits im gewandelten Selbstverständnis des Bundes. der sich in Kirche, Gesellschaft und Staat zunehmend als unabhängiger Interessenvertreter seiner jugendlichen Klientel zu profilieren suchte (hierzu: T,.äger ki,.chlicher Jugelldarbeit. ID 16 [1967],107,109). 091 Träger ki,.chlicher Jugelldarbeit, ID 16 (1967), 107. R92Ibd., S. 108. MOJ Dieses Konzept war aus dem Arbeitspapier einer Studienkonferenz der Akademie für Jugendfragen in Münster hervorgegangen (Textabdruck: Aufgabe Ulld Stmktur kirclllicller Jugelldarbeit, ID 18 [1969],48), das von einer BDKJ-Kommission überarbeitet und der Hauptversammlung 1969 als Diskussionsgrundlage vorlag (hierzu: Gleiche Challcell durch Bildullgsurlaub, ID 18 [1969], 193, 194). - Als durchgreifendste strukturelle Innovation empfahl die Kommission. auf Pfarr-, Dekanats- und Diözesanebene ,)ugendräte" sowie auf Bundesebene eine "Vollversammlung der katholischen Jugendarbeit" einzurichten, die von sämtlichen Trägern der kirchlichen Jugendhilfe beschickt werden sollten (vgl.: St,.uktu,.ell kirchlicher Jugcllda,.beit, ID 18 [1969],198 f.). 11')4 Exempli causa sei auf den sog. "Diözesanjugendrat Münster" hingewiesen, der auf Initiative des damaligen Jugendbischofs Tenhumberg am 13.02.1973 erstmals zusammentrat (so: Diözcsalljugelldrat Miillster, ID 22 [1973]. 25). "')~ Schon auf der B DKJ-Hauptversammlung 1970 beklagte die ßundesführung den geringen Erfolg bei der Einführung neuer Arbeitsstrukturen und Kooperationskonzepte

5. Kap.: Gründung und Entwicklung des BDKJ

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Auch in der neuen Bundesordnung aus dem Jahre 1971 enthielt sich der BDKl einer verbindlichen Festlegung auf eine bestimmte Kooperationsfonn.R% Vielmehr beschränkte er sich auf die Absicherung seines verbandlichen Autonomieanspruchs, indem er sich in Abgrenzung zur Jugendarbeit in kirchenamtlicher Trägerschaft'101 als "ein" Träger neben anderen"'" definierte""" und jenen Passus der vorangegangenen ßundesordnungen, der die Verflechtung der BDKJ-Diözesanstellen mit den lugendseelsorgeämtern als "Ist-Vorschrift" verbindlich vorschrieb,'"" auf eine "Kann-Bestimmung" zurücknahm.,"lI Trotz dieser Abgrenzungsbemühungen bekennt sich der BDKl auch in seiner neuen Bundesordnung uneingeschränkt zur Mitverantwortung für die allgemeine Jugendseelsorge, die es in Einheit mit der Gesamtkirche wahrzunehmen gelte,,"12 und bleibt der verfaßten Kirche auch institutionell vielfach verbunden.,"l~ und gemahnte, das von der Hauptversammlung im Vorjahr verabschiedete Strukturpapier nicht in Vergessenheit geraten zu lassen (vgl.: Soviel Freiheit wie möglich, soviel Eillheit wie IIötig, ID 19 [1970], 145, 146). R% So auch das empfehlende Ergebnis einer vom BDKJ-Bundesvorstand in Auftrag gegebenen und der Hauptversammlung im November 1972 vorliegenden Expertise "Zur Frage von kirchenamtlicher und verbandlicher Jugendarbeit (BDKJ) auf Diözesanebene" (Abdruck bei AstratlrlWesemallll.1D 21 [1972], 161 ff., hier: 162). ""7 So ausdrücklich Satz 2 der Anm. 2 zur BDKJ-B0/1971. "". Eine exemplarische Auflistung anderer Träger kirchlicher Jugendarbeit findet sich in der Anm. 2 zur BDKJ-B0/1971. """ So die Präambel zur BDKJ-BO/1971; BUlldesvorstalld des BDKJ, Grundsatzprogramm, sub 4, sowie BUlldesvorstalld des BDKJ, ID 21 (1972), 163, 164 (= ID 23 [1974],176). 'O" Oben, Fn. 632. 'Oll BDKT-BO/1971 , Rdnr. 30 Ziffer 2 Satz 1; so auch die aktuelle Fassung: BDKJ-BO/ 1971(1997), Rdnr. 21 Ziffer 2 Satz 1. - Diese "Kann-Bestimmung" ausschöpfend, wurde in der Diözese Trier (vgl.: Situatioll des BDKJ DachverbalIdes, ID 23 [1974], 175) und 1973 sodann auch in Aachen (vgl.: Neue Strukturell ill Aacllell, ID 22 [1973],53) die BDKJ-Diözesanstellen und kirchenamtlichen Jugendämter entflochten und weitgehend verselbständigt. '"., In diesem Sinne die Präambel zur BDKJ-BO/1971: "Der BDKJ will die Selbstverwirklichung junger Menschen ... in Mitverantwortung für die Gesamtheit des Volkes Gottes, in Einheit mit der Gesamtkirche ... anstreben." '" ..' Zum Streben nach Einheit mit der Gesamtkirche siehe die Hinweise in Anm. 5 zur BDKT- BO/1971 (1993) - Die Anm. 5 ist in der aktuellen Fassung der Bundesordnung aus dem Jahr 1997 nicht mehr enthalten. Sie lautete: "Die Einheit gehört zum Wesen der Kirche. Sie ist nie Besitz, sondern ständige Aufgabe, die den dialogischen Prozeß einschließt. "Gott hat die Versammlung derer, die zu Christus als dem Urheber des Heils und dem Ursprung der Einheit und des Friedens im Glauben aufschauen, als seine Kirche zusammengerufen und bestellt, damit sie allen und jedem das sichtbare Heilszeichen dieser heilsbringenden Einheit sei." - "Das messianische Volk ist für das ganze Menschengeschlecht unzerstörbare Keimzelle der Einheit" (vgl. Dogm. Konstitution über die Kirche, Kap. 2). 10 Tillmanns

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1. Teil: Entwicklungslinien

Die Frage nach der geeignetsten Kooperationsstruktur zwischen der verfaßten Kirche und der verbandlichen Jugendarbeit blieb nach Inkrafttreten der vierten Bundesordnung virulent. 1972 beauftragte die BDKJ-Hauptversammlung den Bundesvorstand mit der Ausarbeitung eines konkreten Kooperationsmodells, das der Hauptversammlung im November 1974 vorlag.Q()4 Daneben entwickelte die BDKJ-Bundeskonferenz der Mitgliedsverbände ein eigenes Strukturkonzept, das den Delegierten als Alternative zum Strukturentwurf der Bundesleitung gleichfalls vorgelegt wurde.905 Der innovative Gehalt beider Vorlagepapiere erschöpfte sich im wesentlichen in der Forderung nach Einrichtung gemeinsamer Koordinationsgremien, wie sie im Grunde bereits 1969 erhoben worden war.Q(J(,

11. Programm reform im BDKJ: Der Bund als Interessenvertreter der Jugend und Korrektiv gesellschaftlicher Kräfte Die umfassende Standort- und Perspektivediskussion, die im Anschluß an den Mißerfolg des Düsseldorfer Bundesfestes9l17 im Jahre 1965 innerhalb des Bundes in Gang gekommen war,9I)· bewirkte nicht nur eine grundlegende Strukturreform, wie sie vorstehend nachgezeichnet wurde, sondern erwies auch die Notwendigkeit, die inhaltliche Verbandsarbeit neu zu orientieren. Im Verlaufe dieses inhaltlichen Reformprozesses wandelte sich der Bund endgültig von eiDas Streben nach der Einheit mit der Gesamtkirche konkretisiert sich u.a. in den Bischöflichen "Richtlinien für katholische Jugendseelsorge Deutschlands" von 1956 sowie in dieser Bundesordnung, z.B. in der Stellung des Bischöflichen Referenten (Ziffer 33), der Zustimmung der Bischöfe zur Bundesordnung (Ziffer 39) und die Diözesanordnung (Ziffer 17.3), ihrer Mitwirkung bei der Bestellung der Jugendseelsorger in den Vorständen des BDKJ (z.B. Ziffer 30.3, Abs. 2), der Mitwirkung des BDKJ bei den Aufgaben der kirchlichen Jugendarbeit (z.B. Ziffer 20), der Kooperation mit den Räten (z. B. Ziffer 20) sowie der Zusammenarbeit der verschiedenen katholischen Jugendverbände und Gruppierungen im BDKJ." 91)4 Vgl.: Bundesvorstand des BDK.//Bischöfliche Kommission für Jugendfragen, Vorlage 7 zur BDKJ-Hauptversammlung vom November 1974, S. 1. 91)5 Vgl.: BundeskonferellZ der Mitgliedsverbände, Anlage 3 der Vorlage 7 zur BDKJHauptversammlung im November 1974, o.S. 91)6 Während im Jahre 1969 die Schaffung "diözesaner Jugendräte" angeregt wurde (v gl. hierzu: Strukturen kirclzlicher Jugelldarbeit, ID 18 [1969], 198 f.), empfahl der Bundesvorstand des BDKJ in Abstimmung mit der Bischöflichen Kommission für Jugendfragen nun die Bildung sog. "Diözesanjugendausschüsse". 91)7 Zum dritten Bundesfest des BDKJ in Düsseldorf oben, S. 135. 9I1R Steinkamp, rover 5/1967, 18, führt die nach dem Bundesfest gewachsene Reformbereitschaft vornehmlich auf die wache Selbstkritik innerhalb des Bundes und weniger auf die vielfache Kritik von außen zurück.

5. Kap.: Gründung und Entwicklung des BDKJ

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ner Sozialisationsagentur mit sozialintegrativem Arbeitsansatz"'" zu einem progressiven Interessenvertreter junger Menschen und unabhängigen Korrektiv gesellschaftlicher Kräfte.911' Dieser innerverbandliche Erneuerungsprozeß wurde von einer Vielzahl externer Einflußfaktoren aus dem erziehungswissenschaftlichen und dem gesellschaftlichen Bereich richtunggebend beeinflußt: 9ll Bereits in der ersten Hälfte der sechziger Jahre begannen die Pädagogen C. W. Müller, Kentler, Mollenhauer und Giesecke, den Gesamtkomplex Jugendarbeit unter Berücksichtigung der neueren jugendsoziologischen Erkenntnisse theoretisch aufzuarbeiten,912 und lösten damit eine lebhafte und bald auch auf den kirchlichen Raum übergreifende,m erziehungswissenschaftliche Theoriedebatte aus. Im Verlauf dieser Debatte wurde der traditionell-sozialintegrative Arbeitsansatz zurückgedrängt und letzten Endes durch ein an den konkreten Bedürfnissen der Jugendlichen orientiertes Erziehungskonzept mit ernanzipatorischer"'4 Ausrichtung abgelöst. Dieser erziehungstheoretische Reformprozeß geriet in den späten sechziger Jahren in den Aufwind jener jugendlichen Protest- und Emanzipationsbewegung:1~ die sich als sog. "Studentenrevolte"9J(, im außerverbandlichen Raum formierte und von dort in die etablierten Jugendverbände,9l1 insbesondere auch in den BDKJ,"'M hineinzuwirken begann. Unter dem Eindruck dieses Protestge..'" Zur sozialintegrativen Pädagogik des BDKJ in den fünfziger Jahren oben, S. 120. 911) Baumgartller, Die Sache mit dem Bund, S. 22, 24; ders./Börger, S. 18,21; E. Selrröder, Handbuch kirchlicher Jugendarbeit, S. 29. 9ll In diesen Sinne auch: Dietriclr, S. 149. 912 Vgl. hierzu die Schrift: MüllerlKelltterlMollelllrauerlGiesecke, "Was ist Jugendarbeit? Vier Versuche zu einer Theorie", München 1964. 911 So stieß Halbfas (nachgewiesen bei: W. SOlldermalllr, S. 83, Fn. 18 [So 103]) in den Jahren 1968 bis 1970 eine fundierte Theoriediskussion über Ziele und Aufgaben kirchlicher Jugendarbeit an (so: Bleistein, StdZ 195 [1977],415,420). - Mit Halbfas' theologischer Kritik an der Konzeption der kirchlichen Jugendarbeit befaßt sich Leellller, Pastoraltheologie der Jugend, S. 152 ff. 914 Die Verwendung des Begriffs "Emanzipation" im erziehungswissenschaftlichen Kontext geht auf Mollenhauer zurück (hierzu: Beckers, S. 4 ff.). 91~ Mit der interessanten Frage, ob und inwieweit diese vornehmlich von Schülern und Studenten getragene Protestbewegung als Jugendphänomen verstanden werden darf, setzt sich Loclr, S. 31 ff., eingehend auseinander. 9J(, Zum zeitgeschichtlichen Kontext: BeIlZ, S. 58 f.; Clraussy, S. 224 ff.; KeßlerlKess/IIalllr, ID 36 (1987), 171; WestpIrat , ID 20 (1971), 127 ff. 917 BölrlliselrlSelrefold, S. 44; Giesecke, Jugendarbeit, S. 86 ff.; Klölllre, Tradition und Geschichte, S. 371 f.; Krafeld, Handbuch Jugendverbände, S. 93 ff. 91M BaumgartllerlBörger, S. 21; BleisteilI, StdZ 206 [1988], 173-182; ders., StdZ 195 (1977), 415, 418 f.; Lo/Ir, S. 24; Neun Jahre im Dienst der Katholischen Jugend, ID 24 (1975),51,55; Wes/pirat, ID 20 (1971),127,129; Wrzesillski, Katholische Jugendverbände in Berlin, S. 49 f. 10'

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1. Teil: Entwicklungslinien

schehens begann der BDKJ, sich intensiver mit den politisch-sozialen Grundfragen jener Zeit auseinanderzusetzen. So lassen sich für den Zeitraum von 1967 bis 1976 rund sechzig gesellschaftspolitische Stellungnahmen nachweisen,9I" durch die der BDKJ seine verbandliche Position definierte und seiner Basis Orientierung zu geben versuchte. Die zunehmende gesellschaftspolitische Dimension der katholischen Jugendarbeit und die damit einhergehende, theologisch weitgehend unreflektierte Rezeption"lIl erziehungswissenschaftlicher und sozialpsychologischer Neuerungen drängten die spezifisch christliche Dimension der katholischen Jugendverbandsarbeit in den Hintergrund 921 und brachten den Bund schließlich auf eine kritische Distanz zur verfaßten Kirche und ihren gewachsenen Traditionen.m In der Folge entwickelte sich zu Beginn der siebziger Jahre eine lebhafte Grundsatzdebatte um die Kirchlichkeit des BDKJ .92' Diese erbrachte in Ermangelung eines allgemeingültigen Kirchenbegriffs und hieraus allgemeinverbindlich abzuleitender Kriterien der Kirchlichkeir124 - soweit ersichtlich - jedoch kein greifbares Ergebnis und ging Mitte der siebziger Jahre in eine Phase anhaltender, teilweise verbittert geführter Kontroversen über, die sich an den pädagogischen Konzepten, theologischen Grundaussagen und gesellschaftspolitischen Orientierungen einzelner Mitgliedsverbände, insbesondere der KJG'm, KSJ'J2(, BleisteilI, StdZ 195 (1977),415,418. Hierzu: BleisteilI, StdZ 195 (1977), 415, 421 f.; TzscheetzschiBiemer, Handbuch kirchlicher Jugendarbeit, S. 189. 921 Vg!.: Jakobi, KatB!. 94 (1969), 445 ff.; Kircllliche Jugelldarbeit braucht lieue Strukturell, ID 18 (1969),179,183 f. 922 Hierzu ausführlich: W. SOlldermalllz, S: 97 ff. - Zu den kirchcnkrilischen Attitüden dcr KJO im besonderen: Autoritäre Feudalstruktur der Kirche, ID 19 (1970), 111. 92' Zur Kirchlichkeitsdebatte: Lecllller, Pastoraltheologie der Jugend, S. 160 f. 92' Zur grundlegenden Divergenz der kirchenamtlichen und der jugendverbandlichen Anschauungcn, nach welchen Kriterien sich die Kirchlichkeit eincs Verbandes bcmessc, siehe eincrseits: Kriteriell der Kirclzliclzkeit VOll Verbälldell diskutiert, ID 21 (1972), 9, sowie andererscits: Jakobi, ID 22 (1973), 227,229 f. 92' So weigerte sich Jugendbischof Tenhumberg, den im Juni 1976 von der KJOBundeskonferenz gewählten Kandidaten Dieter Filsinger als Bundesleitcr der KJO anzuerkennen. Hierzu und zu dem hieraus crwachsenden Konflikt: Gaßell, DJ 25 (1977), 159 f., sowie: Sekretariat der DBK, ID 27 (1978), 34. - Zur Rücktrittsforderung dcr Vollversammlung der DBK an die KJO-Bundcsleitung und die Bundesgremien dcr KJO in Reaktion auf die Wcitcrbcschäftigung Filsingers als Rcferent dcr KJO-Bundesstcllc und die im KJO-Handbuch "Nicht schweigcn - handeln" sowie im sog. "Programm 78" vertretcne Grundorientierung vg!.: Blllzdesausscllllß der KJG, ID 27 (1978), 35, Frühjahrsversammlung der DßK. ID 27 (1978), 34; Nitsclzmalllz. ID 27 (1978), 31 ff. - Zum wcitcrcn Konfliktverlauf: Das HineinwirkeIl der jetzigen KIG-Bundesleitlllzg, ID 27 (1978), 54; KJG setzt BlIndeskonferenz im Oktober fort, ID 27 (1978), 105; KIGFiilzrzlllgsgremien. Nicht mehr existent, ID 27 (1978),53 f. 'JI'J

9211

5. Kap.: Gründung und Entwicklung des BDKJ

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und der CAJo", entzündeten 92M und den Dialog des BDKJ mit dem Kirchenamt in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre nachhaltig belasteten .920

III. Vom Zweiten Vaticanum zur Würzburger Synode: Der Bund im Wandel binnenkirchlicher Reformprozesse Neben den beschriebenen Einflüssen aus dem außerkirchlichen Raum empfing der durch das Düsseldorfer Bundesfest9:' Hierzu: Bleistein, StdZ 195 (1977), 415, 422 ff. 9.1(1 Zum dritten Bundesfest des BDKJ im Jahre 1965 oben, S. 135. 9.'1 Die Aussagen des Zweiten Vaticanums wurden in 16 Konstitutionen, Dekreten und Erklärungen niedergelegt, von denen das Dekret über das Laienapostolat, ,,Apostolicam actuositatem", bei den Verbandsverantwortlichen auf besonderes Interesse stieß und schon auf der BDKJ-Hauptversammlung 1966 "Kapitel für Kapitel durchgegangen" wurde (so: GroßeStrukturdebatte, ID 15 [1966], 161, 164). 9.12 Hierzu aus jugendverbandlicher Perspektive: CaselIBleeser, ID 34 (1985), 265. ".n Gordz, ID 36 (1987), 260, 261.

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1. Teil: Entwicklungslinien

So erhob der BDKJ das in den Konzilstexten'~4 beschriebene Kirchenbild vom "wandernden Volk Gottes'''''' bald zum Leitprinzip seines Kirchenverständnisses·:-r, und definiert die Einheit der Kirche seither als dialogisches Miteinander aller Glieder des Volkes Gottes.'" Demgegenüber betonen die Vertreter des Kirchenamtes auf der Grundlage verschiedener Kirchenbilder"'" stärker die hierarchische Verfaßtheit der Kirche als von Gott gestiftete Gemeinschaft.'" Seinen besonderen Ausdruck fand das nachkonziliare Reformengagement des BDKJ in der 1968 vor der Vollversammlung des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken erhobenen Forderung, eine Pastoralsynode der Katholischen Kirche Deutschlands einzuberufen,o", welche die Impulse des Konzils aufgreifen und für den deutschen Raum konkretisieren sollte.941 Die Deutsche Bischofskonferenz nahm diesen Gedanken auf und faßte bereits im Frühjahr 1969 den Beschluß zur Durchführung einer gemeinsamen Synode der westdeutschen Diözesen.942 Diese trat nach rund zweijährigen Vorarbeiten 9H am 3. Januar 1971 9:\4 Insbesondere AA, Art. 3; ferner: LG, Art. 31. 9~~ Zur Ambivalenz des Kirchenverständnisses in den Konzilsdokumenten vgl. Pottmeyer, TThZ 92 (1983), 272 ff. w, So: LechIler, HK 48 (1994), 464, 465; Ziebertz, ID 33 (1984), 240; vertiefter: Arbeits/eider des BDKJ-Bulldesvorstalldes, S. 23 (Textabdruck zudem in: ID 35 [1986],

75,76); Volk Gottes u/lterwegs, ID 32 (1983), 253. m Vgl. hierzu die Anm. 5 zur BDKJ-BO/1971: "Die Einheit gehört zum Wesen der

Kirche. Sie ist nie Besitz, sondern ständige Aufgabe, die den dialogischen Prozeß einschließt..." 9." Zu undifferenziert Emunds, der drei theologische Grundströmungen voneinander abzugrenzen sucht, die er in den Auseinandersetzungen um die katholische Jugendverbandsarbeit miteinander im Streit sieht: Zum einen die sog. "Institutionstheologen" (Kirche als von Gott gestiftete Institution) als Mehrheitsfraktion der DBK (ibd., S. 30 ff., 41 f.); zum anderen die sog. "Communiotheologen" (Kirche als Eucharistie feiernde Gemeinschaft) als Minderheitsfraktion der DBK (ibd., S. 35 ff., 41 f.) und zum dritten die vornehmlich in Jugend- und Sozialverbänden tätigen, sog. ,,'Iaikalen' Theologen" (Kirche als Nadlfolgegemeillschaft/ ibd., S. 37 ff., 42) . • w Vgl. hierzu die Einschätzung des BDKJ-Bundesvorstandcs in: "Gemeinsam sind wir Kirche der Zukunft", S. 15 ff. .... Pastoralsynode ist IIotwendig, ID 17 (1968), 194 f.; SYllodellantrag vertagt, ID 17 (1968), 195, sowie: Lahrmalln, BDKJ Journal 4 (1995) 5, 3. " I Stellullgnahme zu Statut ulld Thematik der SYllode, 10 18 (1969), 163 . •• 2

Kirchliche Jugelldarbeit braucht lieue Strukturell, ID 18 (1969), 179, 184 .

Bereits in dieser Vorlaufphase entwickelte der BDKJ ein reges Synodenengagement, um den Synodengedanken an der Verbandsbasis wachzuhallen und deren Interessen frühzeitig und wirkungsvoll in das Synodengeschehen einzubringen. - Vgl. im einzelnen: Stellll1lgllahme zu Statut ulld Thematik der SYllode, ID 18 (1969), 163, 164 ff.; •0

Statut der Synode verabschiedet, ID 18 (1969), 207; SYllode der Jugelld, ID 19 (1970), 102; Probleme - und was tun?, ID 19 (1970), 110; Jllgelld bei der SYllode ullterrepräsentiert, ID 19 (1970), 124; SYl/odaleli Grlllldverställdliis der SYllode bewußt madlell,

5. Kap.: Gründung und Entwicklung des BDKJ

151

zu ihrer konstituierenden Vollversammlung zusammen"" und erarbeitete in den folgenden Jahren unter Beteiligung des BDKJ und seiner Mitgliedsverbände945 den vielbeachteten Grundlagenbeschluß94(, "Ziele und Aufgaben kirchlicher Jugendarbeit" .947 Hierin wurde erstmals seit Veröffentlichung der "Oberhirtlichen Richtlinien für die katholische Jugendseelsorge Deutschlands" aus dem Jahre 1957 der Versuch unternommen, die spezifischen Grundlagen, Inhalte, Aufgaben und Ziele der kirchlichen Jugendarbeit ausgewogen und in sich geschlossen zu beschreiben.94~ Ungeachtet der breiten Zustimmung, die dieser Beschluß in der Schlußabstimmung im Mai 1975 fand, wurde seine Rezeption durch zahlreiche Auseinandersetzungen um seine Zielrichtung und die theologische Qualität seiner Grundaussagen zunächst erheblich erschwert.949 Gleichwohl entwickelte sich der Synoden beschluß im Laufe der anfolgenden Jahre zu einem zentralen Grundlagenpapier der katholischen Jugendarbeit"~) dem von Seiten der Jugendverbände auch in den achtziger und beginnenden neunziger Jahren eine "nach wie vor hohe Aktualität"951 zugeschrieben wird.

F. Der BDKJ in den achtziger und beginnenden neunziger Jahren Bereits in den frühen achtziger Jahren wiesen zahlreiche soziologische Studien auf einen tiefgreifenden Wandel im gesellschaftlichen und religiösen AllID 19 (1970), 168; Vollversammlullg der JugelldsYllode, ID 20 (1971), 165; Vollversammlullg der JugelldsYllode, ID 20 (1971), 174. 944 KOllstitllierellde SitZllllg, ID 19 (1970), 129; Jalluar 1971 - Arbeitsbegilln der Synode, ID 19 (1970),156. 94.< Gordz, ID 36 (1987), 260, 261; Rickal, BDKJ Journal 1 (1992) 5, 6. 946 Text s.v.: Gemeillsame SYllode der Bistümer ill der BUlldesrepublik Deutschland. Zur Synodenvorlage der Sachkommission III für die 4. Vollversammlung: Ziele und Allfgabell kirchlicher Jugelldarbeit, ID 22 (1973), 153 ff.; Kirchliche Jugendarbeit darf keill Ghetto seilI, ID 22 (1973), 209. 947 Zur Genese des Synodenpapiers: Rickal, S. 6; dies., BDKJ Journal 1 (1992) 5, 6; Plate,S.l77f. 9~ Zum Theoriedefizit der kirchlichen Jugendarbeit in den frühen siebziger Jahren: Rickal, S. 4. 949 BleisteilI, StdZ 203 (1985), 651, 653 f.; ders., Von Würzburg nach Rottenburg, S. 45 f.; ders., BDKJ Journal 4 (1995) 5,4 (6 f.). 9~1I Bischof Eise1lbacll, BDKJ Journal I (1992),21; BleisteilI, Von Würzburg nach Rottenburg, S. 45. 9~1 SYllode1lbeschluß zur kirchlicheIl Jugelldarbeit gewürdigt, ID 34 (1985), 127. Vgl. auch: Droege, News & Trends 3/1993, 3, sowie die Beiträge zum 20. Jahrestag des Synodenbeschlusses im BDKJ Journal 4 (1995), Maiheft.

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1. Teil: Entwicklungslinien

tagsverhalten der deutschen Jugend hin,m die sich von den in Kirche und Gesellschaft tradierten Normen und Institutionen zunehmend distanziertem und ihre zentralen Anliegen, wie Sicherung des Friedens, Schutz der Umwelt, Emanzipation der Geschlechter und soziale Gerechtigkeit, nun verstärkt außerhalb der etablierten Jugendverbände verfolgte.9~' Unter diesen Verhältnissen wurde der BDKJ zu Beginn der achtziger Jahre von einem erheblichen Mitglieder-m und Mitarbeiterschwund9~6 betroffen und geriet in die Schußlinie massiver öffentlicher Kritik. Grobe Fehlentwicklungen wurden diagnostizierten. Während einige eine konsequente Rückbesinnung auf die Intentionen der Gründergeneration forderten,m meinten andere unter dem weit gespannten Dach des BDKJ eine strukturbedingte Paralyse zu erkennen und rieten zur Auflösung der schwerfälligen Dachverbandsstruktur.9s8 In Reaktion auf diese inhaltliche und strukturelle Infragestellung der katholischen Jugendverbandsarbeit bemühten sich die BDKJ-Verbände um eine profiliertere Auseinandersetzung mit den zentralen Fragen der gesellschaftlichen Entwicklung.9~9 Neben der Arbeitslosenproblematik9'" wurden nun die von den neuen sozialen Bewegungen aufgegriffenen Themen wie "Ökologie und Ökonomie"961, "Mädchen- und Frauenarbeit"%2 sowie "Frieden"96' und "Entwicklung"'K" konkreter in den Blick genommen.%~ m Zum Wandel des gesellschaftlichen Alltags- und Freizeitverhaltens der Jugendlichen: Kleilldiellst, Communio 12 (1983), 253, 356 ff.; Mellllekes, StdZ 202 (1984), 7'i5, 758 f. - Zum Jugendverhalten in den neunziger Jahren: Sauer, ThG 37 (1994), 200 ff. m So ging regelmäßige Gottesdienstbesuch unter den 16- bis 29jährigen Katholiken zwischen 1963 und 1982 von 52 % auf 16 % zurück (Allensbacher Archiv, Umfragen NT. 096-1008, in: Köcher, HK 35 [1981],443,444; vgl. auch die Shell-Studie ,)ugend + Erwachsene '85" (hierzu: Lecllller, Zum Verhältnis von Jugend und Kirche, S. 31 ff.) . •~. BleisteilI, StdZ 206 (1988), 173-182 . • ~s Vgl. hierzu das Zahlenmaterial in: ID 34 (1985), 6: BDKJ-Mitgliederbestand: 1955: 1.500.000; 1962: 1.150.000; 1972: 860.000; 1975: 800.000; 1980: 650.000; 1982: 530.000; 1983: 450.000. - Zum Vergleich die Anzahl der Kinder und Jugendlichen in der Bundesrepublik zwischen zehn und 20 Jahren: 1962: 7.812.710 (davon 14,7 % im BDKJ); 1972: 9.509.782 (9 % im BDKJ); 1982: 9.510.487 (davon 5,6 % im BDKJ). '50 Jugelldarbeit braucht mehr Ehrenamtliche, ID 30 (1981), 208. m In diesem Sinne: Neisinger, Theologisches 15 (1985), Sp. 6704 ff. '58 So: Steillkamp, KatBI. 109 (1984),358,363; ders. DJ 33 (1985),446,449 f. .~. Dietrich, S. 241 . •..., Vgl. hierzu die Beiträge im November/Dezember-Heft des BDKJ Journal 1993 (Arbeit für alle?, BDKJ Journal 2 [1993]11112,3 ff.). %1 Zum Arbeitsschwerpunkt Ökologie insbesondere das April-Heft 1993 des BDKJ Journal (Wieviel Elltwicklullg verträgt die Umwelt?, BDKJ Journal 2 [1993]4,3 ff.) . •62 Hierzu jüngst: ValIderheidelI, KaIBI 119 (1994), 131 ff.; für den BDKJ-Diözesanverband Aachen: Bund der DeutscIleIl KatholischeIl Jugend (BDKJ), Diözesallverballd

5. Kap.: Gründung und Entwicklung des BDKJ

153

Daneben kam zu Beginn der achtziger Jahre innerhalb des Bundes erneut eine Selbstverständnis- und Perspektivediskussion in Gang,9(.6 in deren Verlauf das Verhältnis der Mitgliedsverbände zum Dachverband kritisch reflektiert und die Kooperationsstruktur der verbandlichen und kirchenamtlichen Jugendarbeit in Frage gestellt wurde.967 Der hierdurch ausgelöste Reformprozeß gewann mit der deutschen Wiedervereinigung und dem Engagement des BDKJ und seiner Mitgliedsverbände in den neuen Bundesländern eine gesamtdeutsche Dimension9(" und mündete zu Beginn der neunziger Jahre in eine allgemeine "Perspektivdebatte zu Auftrag und Chancen von katholischer Jugendverbandsarbeit im vereinten Deutschland".9('4 Vgl. die Beiträge im Juli/August-Heft 1992 des BDKJ Journal (Wandel durch Handel?, BDKJ Journal 1 [1992]7/8,3 ff.).

965 Vgl. hierzu den Rechenschaftsbericht des BDKJ-Bundesvorstandes zur Hauptversammlung 1986: Kaleidoskop eines Jahres, ID 35 (1986), 75 f. 9(.6 Hierzu einleitend der Grundsatzteil des Bundesvorstandsberichts zur BDKJHauptversammlung 1980 (s.v.: Bundesvorstand des BDKJ, ,,Auftrag und Chance von Jugendverbandsarbeit im BDKJ"). %7 Grundlegend der Bericht der Kommission "Strukturen und Arbeits/ormen im BDKJ" aus dem Jahre 1984. 9(" Zur deutschen Einheit als Herausforderung für den BDKJ: Lechner, HK 48 (1994), 464,467 f.

Vgl.: Beschluß. Perspektivdebatte zu Auftrag und Chancen von katholischer Jugendverbandsarbeit i11l vereinten Deutschland, ID-Spezial, Beilage zu Heft 9 des ID 40 (1991),111. - Zum Entwurf des Zwischenberichts der von der BDKJ-Hauptversammlung 1991 eingesetzten Perspektivekommission vgl.: Schulze, BDKJ Journal 1 (1992) 4, 17. Zum Zwischenbericht siehe Vorlage 3 zu TOP 7 der BDKJ-Hauptversammlung 1992. 9(,4 Ibd., sub b). 24(i entsprechen. Dies läßt sich für den BDKJ-Bundesverband, aber auch für zahlreiche BDKJ-Diözesanverbände bejahen. So spiegelt sich im statutarischen Zustimmungsvorbehalt der Deutschen Bischöfe,647 in ihren Mitwirkungsbefugnissen bei der Bestellung der Jugendseelsorger in den Vorständen des BDKJ64ß und in den Antrags- und Vetorechten des Vorsitzenden der Kommission der Deutschen Bischofskonferenz""o eine historisch gewachsene, personell-sachliche wie institutionelle Nähebeziehung des BDKJ zum kirchlichen Amt, wie sie der in den cann. 321 ff., 298 ff. CIC idealtypisch entworfenen Beziehung eines kanonischen Privatvereins zur kirchlichen Leitungsautorität weitgehend entspricht. Wenn der BDKJ-Bundesverband und die BDKJ-Diözesanverbände ihr Verhältnis zum kirchlichen Amt somit bereits weitgehend nach Art kanonischer Privatvereine ausgestaltet haVgl. oben, S. 231. Zur Bedeutung der katholischen Arbeitnehmerorganisationen für das Leben der Kirche vgl. den Synodenbeschluß "Kirche und Arbeiterschaft", sub 3.6.3, abgedruckt in: Gemeillsame SYllode der Bistümer i/l der Blllldesrepllblik Deutsclrlalld, Offizielle Gesamtausgabe I, S. 321 ff. 646 Cann. 305, 323 CIC; hierzu oben, S. 213 ff. '>47 BDKJ-BO/1971 (1997), § 39 (abgedruckt bei Tillmanns, Rechts- und Grundlagentexte, Dok. 58). ""R Für die Bundesebene idb., § 30 Ziffer 3. ""0 Ibd., § 34. 644

'>4S

2. Kap.: Der BDKJ im Lichte des kirchlichen Vereinsrechts

269

ben, erscheint sachgerecht, daß diese Verbände sich auch formal von der Ebene des can. 215 CIC lösen und den kirchenrechtlichen Status privater Vereine im Sinne der cann. 298 ff., 321 ff. CIC anstreben. Die Rechtsfigur des öffentlichen Vereins wird wegen seiner recht weitgehenden Anbindung an das Kirchenamt für den BDKJ und seine Mitgliedsverbände hingegen kaum in Betracht kommen. Für den Status eines öffentlichen Vereins haben sich die katholischen Jugendverbände im Verlaufe ihrer historischen Entwicklung zu weit von der verfaßten Kirche entfernt. Spätestens in den sechziger Jahren haben sie ein verbandliches Autonomie- und Selbstverständnis entwickelt, das mit dem in den cann. 298 ff., 312 ff. CIC entworfenen Bild des öffentlichen Verein, insbesondere den umfassenden Aufsichts- und Leitungsrechten der zuständigen Kirchenautorität, kaum in Einklang zu bringen ist. Ein Verlust jugendverbandlicher Autonomie oder eigenverantworteter Bewegungsfreiheit muß mit dem Erwerb des Status eines privaten Vereins für den BDKJ-Bundesverband und die BDKJ-Diözesanverbände nicht verbunden sein. Der Codex gibt der kirchlichen Aufsichts- und Leitungsautorität, vorbehaltlich des eng zu fassenden can. 326 CI0~1, nicht wesentlich mehr Aufsichts-, Vorbehalts- und Mitwirkungsbefugnisse, als die BDKJ-Verbände ihr zumeist bereits statutarisch eingeräumt haben. Das Vetorecht des geistlichen Beraters in Angelegenheiten, welche die Glaubens- und Sittenlehre oder die kirchliche Rechtsordnung berühren:·~1 trifft nur jenen Vereinen, die sich entschließen, einen Priester als geistlichen Berater im Sinne des can. 324 § 2 CIC zu wählen.m Im übrigen betreffen diese Aufsichts- und Leitungsmaßnahmen den jeweiligen Jugendverband stets nur in seiner Eigenschaft als kanonischer, nicht aber in seiner Eigenschaft als weltlicher Verein des Bürgerlichen Rechts, da die Wirkungen des kanonischen Rechts grundsätzlich auf den kirchlichen Raum beschränkt sind. So bleibt ein nach can. 326 § 1 CIC zwangsaufgelöster Verein für die Sphäre des weltlichen Rechts als bürgerlich-rechtlicher Verein existent.(·~'

Der Erwerb des qualifizierten Rechtsstatus eines kanonischen Privatvereins könnte sich aus der Sicht des BDKJ als probates Mittel erweisen, um der Sorge einer Zurücksetzung und damit verbundenen Relativierung der Bedeutung des BDKJ, die sich mit der fortschreitenden Entflechtung der traditionellen Kooperationsstrukturen"~4 verbindet, ein Stück weit zu begegnen. Erhielte der BDKJ (.~l Zu der Möglichkeit der zuständigen Kirchenautorität, einen Verein aufzulösen, und zum Schicksal des Vereinsvermögens gemäß can. 326 eIe oben, S. 218 f. MI DeutscIre BisclroJskollJerellz, AfkKR 162 (1993), 507, 509 sub 5 (bei Til/malllls, Rechts- und Grundlagentexte, Dok. 13). (.