Das mittelalterliche Krakau: Der Stadtrat im Herrschaftsgefüge der polnischen Metropole 9783412217716, 9783412223823

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Das mittelalterliche Krakau: Der Stadtrat im Herrschaftsgefüge der polnischen Metropole
 9783412217716, 9783412223823

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STÄDTEFORSCHUNG Veröffentlichungen des Instituts für vergleichende Städtegeschichte in Münster begründet von Heinz Stoob

in Verbindung mit

U. Braasch-Schwersmann, M. Kintzinger, B. Krug-Richter, A. Lampen, E. Mühle, J. Oberste, M. Scheutz, G. Schwerhoff und C. Zimmermann

herausgegeben von

Werner Freitag Reihe A: Darstellungen Band 92

DAS MITTELALTERLICHE KRAKAU

DER STADTRAT IM HERRSCHAFTSGEFÜGE DER POLNISCHEN METROPOLE

von

Marcin Starzyński

Aus dem Polnischen übersetzt von Christian Prüfer und Kai Witzlack-Makarevich

2015 BÖHLAU VERLAG KÖLN WEIMAR WIEN

Eine Publikation in Kooperation mit dem Deutschen Historischen Institut Warschau

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Umschlagabbildung: Das Krakauer Rathaus in der Mitte des 15. Jahrhunderts (digitale Rekonstruktion von Piotr Opaliński) Quelle: Piotr Opaliński, Rekonstrukcja cyfrowa infrastruktury architektonicznej Rynku krakowskiego w XIV i XV wieku [Digitale Rekonstruktion der architektonischen Infrastruktur des Krakauer Ringplatzes im 14. und 15. Jahrhundert], in: Krzysztofory. Zeszyty Naukowe Muzeum Historycznego Miasta Krakowa 28/1 (2010), S. 113–128, hier S. 125.

© 2015 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Weimar Wien Ursulaplatz 1, D-50668 Köln, www.boehlau-verlag.com Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. Redaktion: Ria Hänisch Institut für vergleichende Städtegeschichte, Münster http://www.uni-muenster.de/Staedtegeschichte Layout und Satz: Ria Hänisch, Münster Gesetzt aus Stempel Garamond LT Pro 10pt. Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier. Printed in Germany ISBN 978-3-412-22382-3

Für A.

INHALT

Vorbemerkung

....................................................

Vorwort zur deutschen Ausgabe Einleitung

....................................

.........................................................

X XII 1

Teil I: Entstehung und älteste Geschichte des Stadtrates bis 1312. Die Zeit der Vögte 1. Stadtgründung und Selbstverwaltung

...............................

2. Diskussion zur Entstehung des Stadtrates. Quellen und Literatur

.......

19

.......................

31

.................................

39

3. Ernennung und personelle Zusammensetzung 4. Ursprünglicher Kompetenzbereich

15

Teil II: Ad regimen civitatis. Der Stadtrat in den Jahren 1312 bis 1500 1. Benennung und personelle Zusammensetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1. Von hercogen Vladizlas gebote. Die Herrschaft von Władysław Ellenlang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2. Die Herrschaft Kasimirs des Großen und die königliche Ordnung (vermutlich von 1368) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3. Die Willkür über die Zusammensetzung des Stadtrates in den Jahren 1405 bis 1407 ................................. 1.4. Das Kollegium der Sechzehn (1418) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.5. Der numerus clausus im Stadtrat und die Amtsausübung der Ratsherren auf Lebenszeit ...................................... 1.6. Der Bürgermeister in Krakau im 14. und 15. Jahrhundert . . . . . . . . . 1.7. Kam es in Krakau in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zu einem Austausch der städtischen Herrschaftseliten? ..................

45 45 49 52 59 61 66 68

VIII

Inhalt

2. Kompetenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 2.1. Rat und Schöffenbank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 2.2. Rat und Vogt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 2.3. Kodifizierung der städtischen Gesetze in Krakau im 14. und 15. Jahrhundert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 2.4. Die ältesten Krakauer Willküren aus den Jahren 1336 und 1342 und die Befugnisse des Rates . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 2.5. Kontrolle und Organisation des städtischen Marktes . . . . . . . . . . . . . 86 2.6. Stadtverwaltung (Bauwesen, Ordnungsvorschriften und Brandschutz) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 2.7. Überwachung und Kontrolle der Zünfte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 EXKURS 1: Bemühungen um das Patronat der Marienkirche . . . . . . . . . 98 EXKURS 2: Der Stadtrat und die Erneuerung der Universität . . . . . . . . 101 3. Handelsverbindungen und Handelspolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1. Geschenke als Mittel zur Politikausübung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2. Handelsprivilegien im mittelalterlichen Krakau . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3. Unterstützung für die Kaufleute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

103 103 113 129

4. Politische Stellung: Zwischen Selbstständigkeit und Instrumentalisierung 4.1. Der Erbvogt und die politische Stellung Krakaus im zersplitterten Polen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2. Darlehen für die Herrscher und den Staat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3. Beteiligung an der Münzreform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.4. Beteiligung am Sejm und an den Städteversammlungen . . . . . . . . . . 4.5. Der Rat und die polnische Thronfolge der Anjou und der Jagiellonen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.6. Garant der Friedensverträge zwischen Polen und dem Deutschen Orden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

133

Zusammenfassung

................................................

Anhang: Die mittelalterlichen Krakauer Willküren

.....................

133 136 144 147 148 155 160 165

Inhalt

IX

Quellen und Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Archivquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abgekürzt zitierte gedruckte Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abgekürzt zitierte Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

195 195 197 201

Index der Orts- und Personennamen

213

................................

VORBEMERKUNG

Unter den 30 Monografien, die in der Reihe „Städteforschung“ (neben 62 Sammelbänden) bislang erschienen sind, ist die vorliegende Studie die zweite, die als Übersetzung einer fremdsprachigen Originalarbeit erscheint. Dieser Umstand verdankt sich einer Kooperation zwischen dem Institut für vergleichende Städtegeschichte in Münster und dem Deutschen Historischen Institut in Warschau, durch die in den letzten Jahren neuere polnischsprachige Forschungserträge zur mittelalterlichen polnischen Stadtgeschichte in deutscher Sprache vermittelt werden konnten. Dabei wurde in einem Sammelband (Städteforschung A 81) zunächst mit Blick auf das gesamte piastisch-polnische Herrschaftsgebilde eine Bilanz der gegenwärtigen Einsichten in den grundlegenden Vorgang der im 13. bis 14. Jahrhundert erfolgten Transformation älterer städtischer Siedlungsgebilde in neuere kommunale Rechtsstädte gezogen. In einem zweiten Sammelband (Städteforschung A 87) wurde anschließend am Beispiel der Städte Breslau und Krakau nach den Auswirkungen gefragt, die dieser von umfassenden rechtlichen, sozialen und wirtschaftlichen Innovationen getragene Prozess im weiteren Verlauf des 13. bis 16. Jahrhunderts im Hinblick auf die topographische Stadtgestalt, den bürgerlichen Wohnraum und den städtischen Lebensstil hatte. An das in den beiden Sammelbänden ausgebreitete Material schließt nun die Untersuchung des Krakauer Mediävisten Marcin Starzyński in natürlicher Weise an. Sie eröffnet einen detaillierten Einblick in die Formierung, Zusammensetzung und Tätigkeit des Krakauer Stadtrats im 13. bis 15. Jahrhundert. Mit ihrem Blick auf das zentrale Selbstverwaltungsorgan der führenden Metropole des spätmittelalterlichen polnischen Königreiches bietet sie eine wichtige monografische Vertiefung sowie verfassungs- und institutionengeschichtliche Konkretisierung der in den genannten Sammelbänden vorgelegten Erkenntnisse. Dabei kann der Autor durch eine skrupulöse Neubefragung und innovative Interpretation der Quellen nicht nur ältere Forschungsergebnisse ergänzen und in wichtigen Punkten korrigieren, sondern auch Anstöße zu weiteren Forschungen geben. In diesem Sinne erweist sich u.a. das im Anhang gebotene Repertorium der Krakauer Willküren als ein hervorragender Ausgangspunkt für weitere Untersuchungen zur Gesetzgebung des Krakauer Rates. Auch dessen personelle Zusammensetzung im 13. bis 15. Jahrhundert sowie die sozialen und ökonomischen Hintergründe seiner Mitglieder erfordern weitere Forschungsanstrengungen, zumal dieser Aspekt für das 16. Jahrhundert von Zdzisław Noga in vorbildlicher Weise aufgearbeitet worden ist (Krakowska rada miejska w XVI wieku. Studium o elicie władzy, Kraków 2003). Auch hierzu leistet Starzyńskis Studie wichtige Vorarbeiten. Diese haben sich nicht zuletzt in einem

Vorbemerkung

XI

chronologischen Verzeichnis der fassbaren Mitglieder des Krakauer Rates niedergeschlagen. Die 325 Ratsmänner verzeichnende, rund 100 Seiten umfassende Liste, die im polnischen Original als Anhang 2 geboten wird, ist mit ihren (lateinischen und niederdeutschen) Namensangaben und Amtsbezeichnungen, mit ihren Datierungen und Archivsignaturen ohne Weiteres verständlich und benutzbar. Es wurde daher darauf verzichtet, sie in der hier gebotenen Übersetzung noch einmal zu reproduzieren; das gleiche gilt für den kurzen Anhang 3 des Originals, der auf vier Seiten die vom Rat zwischen 1412 und 1490 zur Befriedigung königlicher Geldforderungen aufgenommenen Kredite verzeichnet. Auch wenn das 2010 erschienene polnische Original dem deutschen Leser in etwas gekürzter Fassung dargeboten wird, verbindet sich damit doch die Hoffnung, dass die an verschiedene jüngere stadtgeschichtliche Diskurse (z.B. ‚Rituale der Ratswahl’, ‚Rats-Memoria’, ‚Herrschen durch Ratsgeschenke’) anknüpfenden Erörterungen des Autors ihrerseits auf diese und weitere stadtgeschichtliche Diskussionen zurückwirken und sie mit einem instruktiven polnischen Fallbeispiel inspirieren mögen. Münster, im Januar 2015

Eduard Mühle

XII

Vorwort zur deutschen Ausgabe

VORWORT ZUR DEUTSCHEN AUSGABE

Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um die gekürzte Fassung meiner Dissertation, die ich im Juni 2009 im Fachbereich Geschichte an der Krakauer Jagiellonen-Universität verteidigt habe. Meinem Betreuer und Doktorvater, Herrn Prof. Stanisław A. Sroka, möchte ich herzlich für die gründliche Durchsicht der Arbeit und seine freundliche Unterstützung beim Verfassen der Dissertation danken. Den Promotionsgutachterinnen, Frau Prof. Bożena Wyrozumska und Frau Prof. Hanna Zaremska, danke ich für ihre wertvollen sachlichen Hinweise, die mir halfen, viele Fehler zu vermeiden. Dank gebührt auch Herrn Prof. Henryk Samsonowicz und Herrn Prof. Jerzy Wyrozumski, die mir bei der Veröffentlichung des polnischen Originals der Arbeit behilflich waren. Dass meine Untersuchung über den Krakauer Stadtrat nun auch in einer deutschen Fassung vorliegt, ist dem Deutschen Historischen Institut in Warschau zu danken, das die Finanzierung der Redaktion und des Druckes übernommen hat. Für die Übersetzung des polnischen Originals ist Christian Prüfer und Kai Witzlack-Makarevich ein herzlicher Dank auszusprechen sowie dem Ministerium für Forschung und Hochschulwesen – Polen, das die Finanzierung derselben durch die freundliche Gewährung eines Stipendiums ermöglicht hat. Vor allem möchte ich dem ehemaligen Direktor des Deutschen Historischen Instituts in Warschau, Herrn Prof. Eduard Mühle, danken; ohne sein Interesse und seine Unterstützung wäre die Veröffentlichung der vorliegenden Arbeit in deutscher Sprache nicht möglich gewesen. Dem Institut für vergleichende Städtegeschichte in Münster und den Herausgebern der Reihe „Städteforschung“, namentlich Herrn Prof. Werner Freitag, danke ich herzlich für die Aufnahme in die Instituts-Reihe. Schließlich sei an dieser Stelle auch meinen Eltern für ihre unablässige Unterstützung und ihren großen Rückhalt während meiner wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Mittelalter gedankt.

Krakau, im Dezember 2014

Marcin Starzyński

EINLEITUNG

Das Ende des 19. Jahrhunderts und die ersten drei Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts werden zu Recht als das „Goldene Zeitalter“ der Erforschung der mittelalterlichen Stadt Krakau bezeichnet.1 Den Ausgangspunkt der Beschäftigung mit diesem Thema bildeten vor allem die Vorarbeiten für die Herausgabe der ältesten, aus dem 14.  Jahrhundert überlieferten Krakauer Stadtbücher durch Franciszek Piekosiński und Józef Szujski2 sowie des vierbändigen Krakauer Urkundenbuches (Codex diplomaticus civitatis Cracoviensis), mit dem Franciszek Piekosiński zwischen 1879 und 1882 Urkunden bis 1506 erschloss.3 Der Nachfolger Piekosińskis im Amt des Stadtarchivars seit 1890, Stanisław Krzyżanowski, setzte die Zusammenführung der schriftlichen Hinterlassenschaften des alten Krakau energisch fort und berücksichtigte dabei nicht nur das in den verschiedenen städtischen Ämtern und Einrichtungen überlieferte Material, sondern auch Quellen, die sich in Privatbesitz befanden. So kehrten allein 1890 mehr als 1200 Stadtbücher ins Stadtarchiv zurück.4 Sechs Jahre später wurde auf Initiative Krzyżanowskis die Gesellschaft der Freunde der Geschichte und Denkmäler Krakaus (Towarzystwo Miłośników Historii i Zabytków Krakowa) gegründet, deren wichtigstes Anliegen statutengemäß in der Erforschung der Geschichte Krakaus bestand.5 Die dabei gewonnenen Ergebnisse sollten in zwei Periodika, dem Rocznik Krakowski und der Biblioteka Krakowska veröffentlicht werden. Der erste Herausgeber von Quellen zur Krakauer Stadtgeschichte, Franciszek Piekosiński, verstarb viel zu früh im November 1906. Doch machte bereits zu diesem Zeitpunkt eine Gruppe junger, an der Erforschung der Geschichte Krakaus besonders interessierter Historiker durch eine rege wissenschaftliche Tätigkeit auf sich aufmerksam. Ihre damals entstandenen Pionierarbeiten – sei es die Studie von Adam

1 2 3 4 5

Wyrozumska, Kancelaria miasta [Die Kanzlei der Stadt], S. 7. Najstarsze księgi i rachunki [Die ältesten Stadt- und Rechnungsbücher]; Starzyński, Nad średniowiecznymi księgami rachunkowymi [Zu den mittelalterlichen Rechnungsbüchern], S. 165–167. KDMK, Bd. 1–4. Die wichtigsten im Krakauer Urkundenbuch enthaltenen Willküren werden dieser Arbeit mit Informationen zum Inhalt und der jeweiligen Überlieferung angehängt. Wyrozumska, Bożena, Stanisław Krzyżanowski (1865–1917), in: Mediewiści, hg. v.  Jerzy Strzelczyk, Poznań 2011, S. 151–160. Statut Towarzystwa Miłośników Historii i  Zabytków Krakowa [Das Statut der Gesellschaft der Freunde der Geschichte und historischen Denkmäler Krakaus], Kraków 1896, S. 1; Bieńkowski, Wiesław, Strażnicy dziejów miasta narodowej pamięci. Towarzystwo Miłośników Historii i Zabytków Miasta Krakowa w  latach 1896–1996 [Die Wächter der Stadtgeschichte nationalen Andenkens. Die Gesellschaft der Freunde der Geschichte und Denkmäler Krakaus in den Jahren 1896–1996], Kraków 1997, S. 14–31.

2

Einleitung

Chmiel zur Sphragistik der „Krakauer Dreistadt“ (Krakau, Kazimierz, Kleparz),6 die Arbeit Stanisław Kutrzebas über die städtischen Finanzen und den Handel7 oder die Untersuchung Jan Ptaśniks über die bürgerlichen Familien8 – haben bis heute nichts an Aktualität verloren. Sie zeugen von einer umfassenden Kenntnis der Quellen und bedürfen nur an wenigen Stellen der Ergänzung. Die genannten Autoren wurden auch als Editoren aktiv; so gab Jan Ptaśnik beispielsweise eine Quellenreihe heraus, in der er Auszüge aus verschiedenen Gerichtsbüchern zur Geschichte des Krakauer Handwerks zugänglich machte.9 Auch das von Krzyżanowski geleitete Stadtarchiv betätigte sich als Herausgeber.10 Mitte der 1930er Jahre veröffentlichte dann Stanisław Estreicher eine Sammlung der ältesten Privilegien und Willküren der Stadt Krakau.11 Nach Estreicher trat in der Editionsarbeit eine längere Unterbrechung ein; es dauerte über 70 Jahre, ehe erneut mittelalterliche Quellen der Stadt Krakau herausgegeben wurden. Einen wichtigen Beitrag zur Krakauer Stadtgeschichtsforschung leistete die Historiografie nach dem Zweiten Weltkrieg. Stellvertretend für ihre zahlreichen Publikationen sei hier auf die wertvollen Studien von Waldemar Bukowski,12 Józef Mitkowski,13 Przemysław Tyszka,14 Aleksandra Witkowska,15 Bożena und Jerzy 6 7

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9 10 11 12

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14

15

Friedberg, Marian, Adam Chmiel. Wspomnienie pośmiertne [Adam Chmiel. Postume Erinnerungen], in: Rocznik Krakowski 26 (1935), S. 180–192. Vetulani, Adam/Wyrostek, Ludwik, Bibliografia prac Stanisława Kutrzeby (1897–1937) [Bibliographie der Arbeiten von Stanisław Kutrzeba (1897–1937)], in: Studia historyczne ku czci Stanisława Kutrzeby, Bd. 1, Kraków 1938, S. IX–XXXIII. Charewiczowa, Łucja, Bibliografia prac Jana Ptaśnika [Bibliographie der Arbeiten Jan Ptaśniks], in: Kwartalnik Historyczny 44 (1930), S. I–IX; Kaczmarczyk, Kazimierz, Studja nad dziejami miast polskich [Studien zur Geschichte der polnischen Städte], in: Kwartalnik Historyczny 44 (1930), S. XLVI–LXV. Cracovia artificum. Acta scabinalia Cracoviensia 1365–1376 et 1390–1397, hg. v.  Stanisław Krzyżanowski, Cracoviae 1904; Księgi przyjęć [Bürgerbücher]. Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung]. Bukowski, Waldemar, Salomonowie herbu Łabędź. Ze studiów nad patrycjatem krakowskim wieków średnich [Die Salomons aus der Wappengemeinschaft Łabędź. Zu den Untersuchungen des Krakauer Bürgertums im Mittelalter], in: Cracovia, Polonia, Europa. Studia z dziejów średniowiecza ofiarowane Jerzemu Wyrozumskiemu w sześćdziesiątą piątą rocznicę urodzin i czterdziestolecie pracy naukowej, Kraków 1995, S. 113–145. Mitkowski, Józef, Patrycjat krakowski w świetle księgi zmarłych bractwa Panny Marii (XIV–XVIII w.) [Das Krakauer Patriziat im Lichte der Totenbücher der Marien-Bruderschaft (14.–18. Jh.)], in: Sprawozdania z Posiedzeń Komisji PAN Oddz. w Krakowie, lipiec-grudzień 1964, Kraków 1965, S. 378–380; Mitkowski, Józef, Księga zmarłych bractwa kościoła Panny Marii w Krakowie (wiek XIV–XVIII) [Das Totenbuch der Bruderschaft der Marienkirche in Krakau (14.–18. Jh.)], in: Studia Historyczne 11 (1968), S. 71–95; Mitkowski, Wiadomość o strajkach [Die Nachricht über die Streiks], S. 33–38; Mitkowski, Józef, Nationality Problems and Patterns in Mediaeval Polish Towns. The Example of Cracov, in: Zeszyty Naukowe Uniwersytetu Jagiellońskiego 503 (1978), S. 31–42. Tyszka, Przemysław, Ulica Szewska w Krakowie – miejsce rozboju dokonanego wiosną roku 1497 [Die Schustergasse in Krakau – Ort eines im Frühjahr des Jahres 1497 erfolgten Raubes], in: Kwartalnik Historii Kultury Materialnej 47 (1999), S. 103–112; Tyszka, Przemysław, Obraz przestrzeni miejskiej Krakowa XIV–XV wieku w świadomości jego mieszkańców [Das Bild des städtischen Raumes Krakaus des 14.–15. Jahrhunderts im Bewusstsein seiner Bewohner], Lublin 2001; Tyszka, Przemysław, Nazwy kamienic krakowskich w XV wieku [Die Namen der Krakauer Stadthäuser im 15. Jh.], in: Dom w mieście średniowiecznym i nowożytnym, hg. v. Bogusław Gediga, Wrocław 2004, S. 83–191. Witkowska, Aleksandra, Kształtowanie się tradycji pątniczych w średniowiecznym Krakowie [Die Herausbildung der Wallfahrtstradition im mittelalterlichen Krakau], in: Kwartalnik Historyczny 86 (1979), S. 965–985; Witkowska, Aleksandra, Kulty pątnicze piętnastowiecznego Krakowa. Z badań nad

Einleitung

3

Wyrozumski16 sowie Hanna Zaremska verwiesen, die dem Krakauer Bürgertum, der städtischen Religionskultur, der Kriminalität oder der Topografie der Stadt gewidmet waren.17 Anlässlich der 1957 und 2007 aufwendig begangenen Jahrestage

16

17

miejską kulturą religijną [Der Wallfahrtskult von Krakau im 15. Jahrhundert. Forschungen zur städtischen Religionskultur], Lublin 1984; Witkowska, Aleksandra, Ośrodki kultowe w geografii sakralnej średniowiecznego Krakowa [Die Kultzentren in der Sakralgeographie des mittelalterlichen Krakau], in: Animarum cultura. Studia nad kulturą religijną na ziemiach polskich w średniowieczu, Bd. 1: Struktury kościelno-publiczne, hg. v. Halina Manikowska/Wojciech Brojer, Warszawa 2008, S. 133–147. Wyrozumska, Bożena, Warzygarniec i Suchapolewczyna, czyli polskie nazwiska przezwiskowe w średniowiecznym Krakowie i na Kazimierzu [Warzygarniec und Suchapolewczyna, oder polnische Spitznamen im mittelalterlichen Krakau und in Kazimierz], in: Zeszyty Naukowe Uniwersytetu Jagiellońskiego 936 (1989), S. 93–107; Wyrozumska, Odnalezione zapiski [Wiederentdeckte Notizen], S. 111–114; Wyrozumska, Bożena, Did King Jan Olbracht Banish the Jews from Cracow?, in: The Jews in Poland, Bd. 1, hg. v. Andrzej K. Paluch, Cracow 1992, S. 27–37; Wyrozumska, Bożena, Panika wojenna w Krakowie jesienią 1409 roku [Die Kriegspanik in Krakau im Herbst 1409], in: Studia Grunwaldzkie, Bd. 2, Olsztyn 1992, S. 73–76; Wyrozumska, Bożena, Zapiski z księgi radzieckiej krakowskiej 1393–1400. Uzupełnienie do wydawnictwa „Najstarsze księgi i rachunki miasta Krakowa” [Notizen aus dem Krakauer Ratsbuch 1393–1400. Ergänzung zur Publikation „Die ältesten Stadtund Rechnungsbücher Krakaus”], in: Studia Historyczne 35 (1992), S. 89–110; Wyrozumska, Bożena, Nationalitätenprobleme der mittelalterlichen polnischen Städte in der Historiographie und im Lichte der städtischen Quellen von Krakau, in: Zeszyty Naukowe Uniwersytetu Jagiellońskiego 1955 (1994), S. 19–28; Wyrozumska, Bożena, Analiza źródłoznawcza zapisek w krakowskiej Liber proscriptionum dotyczących królowej Jadwigi [Eine quellenkundliche Analyse der Königin Jadwiga betreffenden Notizen im Krakauer Liber proscriptionum], in: Tradycje i perspektywy nauk pomocniczych historii w Polsce: materiały z sympozjum w Uniwersytecie Jagiellońskim dnia 21–22 października 1993 roku profesorowi Zbigniewowi Perzanowskiemu, hg. v. Mieczysław Rokosz, Kraków 1995, S. 223–228; The Jews; Księga proskrypcji [Proskriptionsbuch]; Wyrozumska, Sądownictwo miejskie [Das städtische Gerichtswesen], S. 5–11; Ormianie w średniowiecznym Krakowie. Wypisy źródłowe [Die Armenier im mittelalterlichen Krakau. Quellenauszüge], hg. v. Bożena Wyrozumska, Kraków 2003; Przywileje [Privilegien]; Wyrozumski, Cracovia. Zaremska, Hanna, Żywi wobec zmarłych. Brackie i cechowe pogrzeby w Krakowie w XIV – pierwszej połowie XVI w. [Die Lebenden und die Toten. Die Beerdigungen der Bruderschaften und Zünfte in Krakau im 14. und bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts], in: Kwartalnik Historyczny 81 (1974), S. 733– 749; Zaremska, Bractwa [Bruderschaften]; Zaremska, Hanna, Procesje Bożego Ciała w Krakowie w XIV–XVI wieku [Die Fronleichnamsprozessionen in Krakau im 14.–16. Jahrhundert], in: Kultura elitarna a kultura masowa w Polsce późnego średniowiecza, hg. v. Bronisław Geremek, Wrocław u.a. 1978, S. 25–40; Zaremska, Hanna, Les confréries religieuses et les corporations à Cracovie aux XIVe– XVIe siècles, rituels funéraires, in: Quaestiones Medii Aevi 2 (1981), S. 151–166; Zaremska, Proskrypcja [Proskription], S. 349–360; Zaremska, Hanna, Miejsca kaźni w Krakowie w XIV–XVI wieku [Die Hinrichtungsorte in Krakau im 14. bis 16. Jahrhundert], in: Kwartalnik Historii Kultury Materialnej 40 (1992), S. 305–312; Zaremska, Hanna, Żywi wobec zmarłych. Uwagi w sprawie kary za zabójstwo w Krakowie w XIV wieku [Die Lebenden und die Toten. Bemerkungen zur Strafe wegen Tötung in Krakau im 14. Jahrhundert], in: Społeczeństwo Polski Średniowiecznej 5 (1992), S. 215–223; Zaremska, Banici [Die Verbannten], S. 96–134; Zaremska, Hanna, Les confréries religieuses à Cracovie entre le XIV-ème et le XVI-ème siècle, in: Confradiás, gremios, solidaridades en le Europa Medieval, Pamplona 1993, S. 185–201; Zaremska, Hanna, Krakowska księga wójtowska z roku 1442. Bójki i obelgi [Das Krakauer Vogtbuch aus dem Jahr 1442. Gerangel und Beschimpfungen], in: Cracovia, Polonia, Europa. Studia z dziejów średniowiecza ofiarowane Jerzemu Wyrozumskiemu w sześćdziesiątą piątą rocznicę urodzin i czterdziestolecie pracy naukowej, Kraków 1995, S. 93–100; Zaremska, Hanna, Lieux d’exécution à Cracovie aux XIVe–XVIe siècles, in: Lieux du pouvoir au Moyen Âge et à l’époque moderne, hg. v. Michał Tymowski, Warszawa 1995, S. 185–196; Zaremska, Hanna, Homo bonae famae, in: Studia nad dziejami miast i mieszczaństwa w średniowieczu, Bd. 1, Toruń 1996, S. 229–236; Zaremska, Le roi, S. 49–62; Zaremska, Hanna, Jewish Street (platea Judeorum) in Cracow. The 14th–the First Half of the 15th Century, in: Acta Poloniae Historica 83 (2001), S. 27–57; Zaremska, Hanna, Rachela Fiszel. Żydowska wdowa w średniowiecznym Krakowie [Rachela Fiszel. Eine jüdische Witwe im mittelalterlichen Krakau], in: Kwartalnik Historii Kultury Żydów 3 (2003), S. 381–390; Zaremska, Jewish Converts, S. 15–27; Zaremska, Hanna, Crossing the River. How and Why the Jews of Krakow Settled in Kazimierz at the End of the Fifteenth Century, in: Polin. Studies

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Einleitung

der Neugründung Krakaus nach Magdeburger Stadtrecht (1257) entstanden zudem einige umfangreiche Sammelbände.18 Schon 1911 bemerkte Klemens Bąkowski in einer ersten Zusammenfassung der Stadtgeschichte Krakaus, dass „es zu keiner anderen polnischen Stadt eine so umfangreiche Literatur gibt wie zu Krakau.“19 Eine ausführliche Darstellung sämtlicher bislang erschienener einschlägiger Forschungsarbeiten würde zweifellos ein ganzes Buch füllen. Doch auch wenn über Krakau verhältnismäßig viele Veröffentlichungen vorliegen, wurden längst nicht alle Themen erschöpfend behandelt. Zu diesen gehören in erster Linie rechtlich-strukturelle Probleme, etwa die Frage nach der Arbeitsweise der Organe der städtischen Selbstverwaltung oder nach der städtischen Gesetzgebung. Eine erste Schilderung der Herausbildung und Funktionsweise der Krakauer Selbstverwaltungsorgane, die zugleich die erste derartige Arbeit zu einer polnischen Stadt überhaupt war, erschien 1845. Sie stammte von Karol Mecherzyński, der später zum Professor für Literatur an der Krakauer Jagiellonen-Universität berufen wurde.20 Erste Ergebnisse seiner stadtgeschichtlichen Forschungen, für die er umfassende Untersuchungen der handschriftlichen mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Krakauer Quellen durchführte, veröffentlichte er bereits 1842 in den Zeitschriften Przyjaciel Ludu und Tygodnik Literacki.21 In diesen Arbeiten lieferte Mecherzyński grundlegende Erkenntnisse über die Zusammensetzung, die Wahlen und die Zuständigkeiten des Krakauer Rates, den er als einen obersten Magistrat bezeichnete, der Gebots-, Zwangs- und Strafgewalt ausübte.22 Der gleiche Themenkomplex wurde später von Józef Szujski in seiner Einleitung zu den von ihm herausgegebenen ältesten Stadtbüchern (Libri antiquissimi civitatis Cracoviensis) vertieft.23 Auf der Grundlage der damals veröffentlichten Stadtbücher des 14. Jahrhunderts und weiterer Quellen beschrieb Szujski die Kompetenzen des Krakauer Rates, dem er bei der Gesetzgebung zentrale Bedeutung beimaß. Im Rahmen seiner Untersuchung der mittelalterlichen Willküren der Stadt Krakau lieferte Szujski auch interessante Informationen über die Ordnungstätigkeit des Rates, die die Bereiche „Aufrechterhaltung der Ordnung, Gesundheit, Sicherheit und gute Sitten“, die Finanzwirtschaft sowie „Aufsicht über Handwerk und Handel“ umfasste. Er behandelte auch zentrale Fragen wie die Modalitäten der Ratswahl und den Prozess der Erweiterung seiner Zuständigkeiten.

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in Polish Jewry 22 (2010), S. 174–192; Zaremska, Hanna, Die Juden im mittelalterlichen Polen und die Krakauer Judengemeinde, Osnabrück 2013, S. 315–484. Kraków. Studia nad rozwojem miasta [Krakau. Studien zur Stadtentwicklung], hg. v. Jan Dąbrowski, Kraków 1957; Kraków [Krakau]; Kraków. Europejskie miasto [= Krakau. Europäische Stadt]. Bąkowski, Klemens, Dzieje Krakowa [Geschichte Krakaus], Kraków 1911, S. V. Mecherzyński, O magistratach [Über die Magistrate]. Mecherzyński, Karol, Kilka słów o uprzywilejowaniu miasta Krakowa i stanie mieszczan we względzie politycznym [Einige Worte zur Privilegierung der Stadt Krakau und des Bürgertums in politischer Hinsicht], in: Tygodnik Literacki 5 (1842), S.  30–32, 38–40, 44–47; Mecherzyński, Karol, O radziectwie miasta Krakowa (wyjęte z niedrukowanego dzieła o magistratach miejskich) [Über das Ratswesen der Stadt Krakau (Ausschnitt aus einem ungedruckten Werk über die städtischen Magistrate)], in: Przyjaciel Ludu 8 (1842), S. 266–267, 286–288, 294–296. Mecherzyński, O magistratach [Über die Magistrate], S. 19–20, 98–101. Szujski, Kraków [Krakau], S. LXIII–LXXX.

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Über 20 Jahre später legte dann Jan Ptaśnik eine kurze Abhandlung mit dem Titel „Einige Worte über den alten Krakauer Rat“ vor.24 Er beschäftigte sich darin mit der Wahl der Krakauer Ratsherren vom 14. bis 16. Jahrhundert, wobei er sich vor allem auf die Angaben von Martin Kromer (1512–1589) stützte, denen zufolge der vollständige Rat in Krakau aus 24 Personen bestand und der Woiwode jedes Jahr acht von ihnen auswählte.25 Die erste Monografie sensu stricto über den Krakauer Stadtrat im Mittelalter hat Michał Patkaniowski 1934 vorgelegt.26 Patkaniowski, ein Schüler von Stanisław Estreicher und später Professor an der Juristischen Fakultät der Krakauer Jagiellonen-Universität, beschrieb die Tätigkeit dieser Institution unter einem rechtshistorischen Blickwinkel. Dabei griff er auf das seiner Zeit vorliegende gedruckte Quellenmaterial und soweit möglich auf unveröffentlichte handschriftliche Quellen zurück. Seine Darstellung besteht aus fünf Teilen. Im ersten („Entstehung und frühe Entwicklung des Stadtrates“) kommentierte Patkaniowski kurz einige Quellenangaben zur Tätigkeit des Krakauer Stadtrates vor 1312. Als Jurist konzentrierte er sich insbesondere auf die Rechtsmitteilung für die Stadt Breslau aus dem Jahr 1261, in der erstmals die Zuständigkeiten und Vollmachten des Rates nach Magdeburger Recht beschrieben wurden. Im zweiten Teil („Verhältnis zum König“) beschäftigte er sich mit Fragen der Wahl des Krakauer Stadtrates nach dem Aufstand des Vogtes Albert (1311/12) sowie der vom Rat erworbenen Befugnisse, insbesondere jenen, die in den Jahren 1336 und 1342 von Kasimir III. dem Großen bestätigt wurden. Im dritten Teil („Rat und Schöffengericht“) untersuchte Patkaniowski im Einzelnen die gerichtlichen Zuständigkeiten des Krakauer Stadtrates und das wechselseitige Verhältnis zwischen Rat und Schöffengericht, das ganz offensichtlich im Widerspruch zum Magdeburger Recht stand. Im vierten Teil („Zusammensetzung des Krakauer Stadtrates im Mittelalter“) wurden die organisatorischen Umbildungen dieser Institution, die Wahl der Ratsherren und die Bedeutung des so genannten Ältestenrates sowie Fragen zur Amtsübernahme durch die Ratsherren auf Lebenszeit im 15. Jahrhundert und zur sich damals herausbildenden „geschlossenen Zahl“ der Ratsherren (numerus clausus) behandelt. Die Arbeit schloss mit einer knappen und anschaulichen Beschreibung der gesetzgebenden Tätigkeit des Krakauer Stadtrates, die ihren gelungensten Teil darstellt. Trotz offenkundiger Unzulänglichkeiten, die von den damaligen Rezensenten bemängelt wurden,27 wie z. B. das beinahe vollständige Übergehen des historischen Kontextes, kann Patkaniowskis Arbeit als eine der vollständigsten Darstellungen der wichtigsten Institutionen der Selbstverwaltung im mittelalterlichen Krakau angesehen werden.

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Ptaśnik, Kilka słów [Einige Worte], S. 38–54. Martini Cromeri Polonia sive de situ, populis, moribus, magistratibus et Republica regni Polonici libri duo, hg. v. Wiktor Czermak, Cracoviae 1901, S. 105. Patkaniowski, Krakowska rada miejska [Der Krakauer Stadtrat]. Wagner, [Rez. zu] Patkaniowski, Krakowska rada miejska [Der Krakauer Stadtrat], S.  914–923; Niwiński, Mieczysław, in: Roczniki Dziejów Społecznych i  Gospodarczych 4 (1935), S.  351–357; Schmid, Heinrich Felix, in: Zeitschrift für Rechtsgeschichte. Germanistische Abteilung 55 (1935), S. 501–508; Wagner, Arthur, in: Jahrbuch für Geschichte Osteuropas 1 (1936), S. 457–461.

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Aufschlussreiche Überlegungen zur Organisation und zu den Kompetenzen des Krakauer Stadtrats vom 13. bis 15. Jahrhundert bietet die 1934 posthum veröffentlichte „Geschichte der Städte und des Bürgertums in Polen vor den Teilungen“ von Jan Ptaśnik.28 In der ersten Hälfte der 1930er Jahre arbeitete auch Roman Grodecki an einem Beitrag zum Krakauer Stadtrat. Nach Erscheinen der Arbeit von Patkaniowski sah er jedoch von einer Veröffentlichung ab; der Beitrag erschien erst 1963 unter dem etwas irreführenden Titel „Die Anfänge des Stadtrats in Krakau“; er bietet mit der Grodecki eigenen Klarheit und einem guten Einfühlungsvermögen in das analysierte Quellenmaterial eine Überblicksgeschichte über die institutionelle Entwicklung des Krakauer Stadtrats und stellt eine wichtige Ergänzung zur Studie Patkaniowskis dar.29 Auch der Beitrag des Breslauer Historikers Johann Werner Niemann zur Krakauer Verfassungsgeschichte im Mittelalter ist zu erwähnen. Niemann, der während des Zweiten Weltkriegs am Institut für Deutsche Ostarbeit Krakau beschäftigt war, veröffentlichte diesen umfangreichen Aufsatz 1941 in der Vierteljahrschrift „Die Burg“. Er ist glücklicherweise nicht von der nazistischen Propaganda durchdrungen und wurde vom Autor auf der Grundlage einer umfassenden Auswertung der gedruckten Quellen und der seinerzeit verfügbaren polnischen Literatur verfasst. Im Abschnitt zum Krakauer Rat gliederte Niemann dessen Geschichte unter anderem in die Zeit der Vögte (bis 1312) und beschrieb die Entwicklung der Befugnisse des Rates, die Entstehung des Kollegiums der Sechzehn im Jahr 1418, die Stellung des Bürgermeisters und die Rechtssetzung.30 Das in den Arbeiten von Patkaniowski und Grodecki gezeichnete Bild des Krakauer Rates wurde von Bożena und Jerzy Wyrozumski mit neuen Facetten versehen.31 Einen neuartigen Blick auf die Anfänge des Krakauer Stadtrats hat auch Jerzy Rajman vorgeschlagen,32 während jüngere zusammenfassende Darstellungen zur städtischen Ordnung die Fragestellung auf der Grundlage älterer Literatur behandelt haben.33 Unter den Arbeiten über die Verwaltungsstrukturen bzw. Verwaltungsorgane polnischer Städte nehmen die Werke der Historiker, die sich vornehmlich mit der Geschichte Krakaus befassen, einen hohen Stellenwert ein. Doch liegen außer für Krakau auch für andere polnische Städte monografische Abhandlungen über die Institutionen der städtischen Selbstverwaltung vor.34 Studien zur sozialen und beruflichen Zusammensetzung der städtischen Verwaltungen von Bromberg, Kalisch, Posen, Warta, Danzig, Thorn, Elbing und Marienburg wurden von Roman Cza-

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Ptaśnik, Miasta [Die Städte], S. 59–86. Grodecki, Początki rady miejskiej [Die Anfänge des Stadtrates]. Niemann, Johann W., Die Grundzüge der Verfassungsgeschichte Krakaus im Mittelalter, in: Die Burg. Vierteljahrschrift des Instituts für Deutsche Ostarbeit Krakau 2 (1941), S. 92–124. Wyrozumski, Kraków [Krakau], S. 186–199, 397–420; Wyrozumska, Kancelaria miasta [Die Kanzlei der Stadt]. Rajman, Kraków [Krakau], S. 194–199. Bukowski/Noga, Ustrój [Die Verfassung], S. 455–492. So beispielsweise für Lublin: Myśliński, Kazimierz, Wójt dziedziczny i  rada miejska w  Lublinie 1317–1504 [Der Erbtvogt und der Stadtrat in Lublin 1317–1507], Lublin 1962.

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ja,35 Wiesław Długokęcki,36 Antoni Gąsiorowski,37 Wojciech Jóźwiak,38 Agnieszka Knap,39 Krzysztof Mikulski,40 Jerzy Przeracki,41 Renata Skowrońska-Kamińska,42 Janusz Tandecki43 und Joachim Zdrenka44 vorgelegt. August Fenczak hat sich mit den Anfängen der städtischen Selbstverwaltung von Przemyśl befasst.45 Abschnitte mit schematischen Beschreibungen der Funktionsweise der Stadtverwaltung finden sich auch in den großen Stadtmonografien zu Danzig,46 Posen,47 Thorn,48 Włocła35

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Czaja, Roman, Patrycjat Starego Miasta Torunia i  Starego Miasta Elbląga w  średniowieczu [Das Patriziat der Thorner Altstadt und der Altstadt von Elbing im Mittelalter], in: Elity mieszczańskie Prus Królewskich i Kujaw w XIV–XVIII wieku. Zbiór studiów, hg. v. Jacek Staszewski, Toruń 1995, S. 13–50; Czaja, Roman, Grupy rządzące w miastach nadbałtyckich w średniowieczu [Die Führungsgruppen in den Ostseestädten im Mittelalter], Toruń 2008. Długokęcki, Wiesław, Elita władzy miasta Malborka w  średniowieczu [Die Herrschaftselite der Stadt Marienburg im Mittelalter], Malbork 2004. Gąsiorowski, Antoni, Dysponenci władzy w późnośredniowiecznym Poznaniu [Disponenten der Herrschaft im spätmittelalterlichen Posen], in: Przegląd Historyczny 66 (1975), S. 25–40; Gąsiorowski, Walki o władzę [Der Kampf um die Herrschaft], S. 255–266; Gąsiorowski, Antoni, Członkowie władz Kalisza w pierwszej połowie XV wieku [Die Herrschaftsmitglieder von Kalisch in der ersten Hälfte des 15. Jh.], in: Rocznik Kaliski 18 (1985), S. 27–56; Gąsiorowski, Antoni, Walki o władzę w Poznaniu u schyłku wieków średnich [Die Kämpfe um die Herrschaft in Posen am Ende des Mittelalters], in: Kronika Miasta Poznania (2004), S. 27–37. Jóźwiak, Wojciech, Tworzenie się grup rządzących w Bydgoszczy do połowy XV stulecia [Die Herausbildung der Führungsgruppen in Bromberg bis zur Mitte des 15. Jh.], in: Klio 3 (2003), S. 3–27. Knap, Agnieszka, Elita władzy w Warcie w XV–XVI wieku [Die Herrschaftselite in Wartha im 15. bis 16. Jahrhundert], in: Przegląd Historyczny 84 (1993), S. 375–388. Mikulski, Krzysztof, Wymiana elity władzy w Toruniu w drugiej połowie XV wieku [Der Austausch der Herrschaftselite in Thorn in der zweiten Hälfte des 15. Jh.], in: Elity mieszczańskie Prus Królewskich i Kujaw w XIV–XVIII wieku. Zbiór studiów, hg. v. Jacek Staszewski, Toruń 1995, S. 51–88; Mikulski, Krzysztof, Elity władzy wielkich miast pruskich w XIII–XVIII w. [Die Herrschaftseliten der großen preußischen Städte im 13. bis 18. Jahrhundert], in: Genealogia – rola związków rodowych w  życiu publicznym w  Polsce średniowiecznej na tle porównawczym, hg. v.  Andrzej Radzimiński/Jan Wroniszewski, Toruń 1996, S.  311–330; Mikulski, Krzysztof, Polskie badania nad genealogią i  elitami miejskimi w  średniowieczu [Polnische Forschungen zu Genealogie und städtischen Eliten im Mittelalter], in: Genealogia – stan i perspektywy badań nad genealogią i elitami miejskimi w średniowieczu, hg. v. Jan Pakulski/Jan Wroniszewski, Toruń 2003, S. 149–156. Przeracki, Jerzy, Elita rządząca Nowego Miasta Torunia [Die Führungselite der Neustadt von Thorn], in: Rocznik Toruński 12 (1977), S. 187–204. Skowrońska-Kamińska, Renata, Elita polityczna Starego Miasta Torunia w latach 1440–1454 [Die politische Elite der Altstadt von Thorn in den Jahren 1440 bis 1454], in: Rocznik Toruński 27 (2000), S. 47–71. Tandecki, Janusz, Struktury administracyjne i społeczne oraz formy życia w wielkich miastach Prus Krzyżackich i Królewskich w średniowieczu i na progu czasów nowożytnych [Die Verwaltungs- und Sozialstrukturen und Lebensformen in den großen Städten des Deutschordensstaates und Königlichen Preußen im Mittelalter und an der Schwelle der Neuzeit], Toruń 2001, S. 36–53. Zdrenka, Joachim, Główne, Stare i Młode Miasto Gdańsk i ich patrycjat w latach 1342–1525 [Die Haupt-, Alt- und Jung-Stadt Danzig und ihr Patriziat in den Jahren 1342 bis 1525], Toruń 1992. Fenczak, August, Z badań nad początkami samorządu miejskiego w Przemyślu i jego kancelarii (do 1389 roku) [Untersuchungen über die Anfänge der städtischen Selbstverwaltung in Przemyśl und seine Kanzlei], in: Rocznik Historyczno-Archiwalny 5 (1988), S. 23–48. Biskup, Marian, Rewolta pospólstwa gdańskiego w 1416 r. Nowe elementy w stosunkach społecznych i ustrojowych miasta [Die Revolte des einfachen Danziger Volkes im Jahre 1416. Neue Erkenntnisse zu den sozialen Verhältnissen und Strukturen der Stadt], in: Historia Gdańska, Bd. 1, hg. v. Edmund Cieślak, Gdańsk 1978, S. 561–565. Gąsiorowski, Zarząd miasta [Stadtverwaltung], S. 237–242. Jasiński, Tomasz: Toruń XIII–XIV wieku – lokacja miast toruńskich i początki ich rozwoju (1231 – około 1350) [Thorn im 13. bis 14. Jh. – Gründung der Thorner Städte und Anfänge ihrer Entwicklung], in: Historia Torunia, Bd. 1: W  czasach średniowiecza (do roku 1454), hg. v.  Marian Biskup, Toruń 1999, S. 100–166, hier 133–138; Biskup, Marian, U schyłku średniowiecza i w początkach odro-

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wek,49 in Monografien zu den Stadtkanzleien,50 in Archivkatalogen51 sowie in Verzeichnissen der städtischen Amtsträger.52 Die Struktur der Städte in Pommerellen wurde allgemein von Edwin Rozenkranz beschrieben,53 während Jan M. Piskorski jene der Städte im Herzogtum Pommern-Stettin untersuchte.54 Lediglich Posen, Thorn und Danzig (wenn auch in geringerem Umfang) verfügen über ausführliche Studien zur städtischen Gerichtsbarkeit.55 Gelungene Arbeiten zu den Willküren der preußischen Städte hat Tadeusz Maciejewski vorgelegt.56 Halina Manikowska wies darauf hin, dass in der polnischen Historiografie „das Wissen über den städtischen Verwaltungsapparat lückenhaft und unvollständig“ sei und „sich die vorliegenden Gesamtdarstellungen zu diesem Thema in der Regel auf allgemeine Beschreibungen der wichtigsten Magistrate und Gremien beschränkten.“57

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dzenia (1454–1548) [Am Ausgang des Mittelalters und Beginn der Renaissance], in: Historia Torunia, Bd. 2/1, hg. v. Marian Biskup., Toruń 1992, S. 86–91. Pakulski, Jan, Władze Włocławka w świetle przywileju lokacyjnego z 1339 r. [Die Herrschaft von Leslau im Lichte des Lokationsprivilegs aus dem Jahre 1339], in: Stolica i region. Włocławek i jego dzieje na tle przemian Kujaw i Ziemi Dobrzyńskiej, hg. v. Olga Krut-Horonziak/Leszek Kajzer, Włocławek 1995, S. 91–96. Piskorska, Helena, Organizacja władz i kancelarii miasta Torunia do 1793 r. [Die Organisation der Verwaltung und der Kanzlei der Stadt Thorn bis 1793], Toruń 1956; Radtke, Kancelaria [Die Kanzlei], S. 36–53. Badecki, Karol, Archiwum Akt Dawnych Miasta Lwowa [Das Archiv der Alten Akten der Stadt Lemberg], Bd. 3, Lwów 1935, S. XIII–XVI. Czaja, Roman, Urzędnicy miejscy Torunia: spisy, Bd. 1: do roku 1454 [Verzeichnisse der städtischen Amtsträger von Thorn bis zum Jahr 1454], Toruń 1999, S. 18–32; Mikulski, Krzysztof, Urzędnicy miejscy Torunia. Spisy [Die städtischen Amtsträger von Thorn. Verzeichnisse], Bd. 2: 1454–1650, Toruń 2001, S. 11–18; Goliński, Mateusz, Naczelne organy komunalne i wójtostwo świdnickie do 1740 roku [Die Hauptkommunalorgane und das Bürgermeisteramt von Schweidnitz bis zum Jahr 1740], in: Goliński, Mateusz/Maliniak, Jarosław, Urzędnicy miejscy Świdnicy do 1740 r., Toruń 2007, S. 7–26; Zdrenka, Joachim, Urzędnicy miejscy Gdańska w latach 1342–1792 i 1807–1814 [Die städtischen Amtsträger Danzigs in den Jahren 1342–1792 und 1807–1814], Bd. 1, Gdańsk 2008, S. 9–18; Kapral’, Myron, Urzędnicy miasta Lwowa w XIII–XVIII wieku [Die Amtsträger der Stadt Lemberg im 13.–18. Jahrhundert], Toruń 2008, S.  7–33; Czaja, Roman, Urzędnicy miejscy Elbląga do 1524 roku [Die städtischen Amtsträger von Elbing bis zum Jahr 1524], Elbląg 2012; Jujeczka, Stanisław/ Kupeć, Krzysztof, Urzędnicy miejscy Legnicy do 1740/1741 roku [Die städtischen Amtsträger von Liegnitz bis zum Jahr 1740/41], Toruń 2012. Rozenkranz, Edwin, Początki i  ustrój miast Pomorza Gdańskiego do schyłku XIV stulecia [Die Anfänge und die Verfassung der Städte im Danziger Pommerellen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts], Gdańsk 1962, S. 266–278; Gut, Agnieszka, Rada miejska w Stargardzie Szczecińskim [Der Stadtrat in Stargard in Pommern], in: Przegląd Zachodniopomorski 12 (1997), S. 65–72; Maciejewski, Tadeusz, Kierunki badań nad prawem miast pomorskich i pruskich (uwagi nad miejskim prawem sądowym) [Forschungsrichtungen zum Stadtrecht der pommerschen und preußischen Städte (Bemerkungen zum städtischen Gerichtsrecht)], in: Czasopismo Prawno-Historyczne 50 (1998), S. 267–277. Piskorski, Jan Maria, Miasta księstwa szczecińskiego do połowy XIV wieku [Die Städte des Herzogtums Stettin bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts], Warszawa/Poznań 1987, S. 93–107. Maisel, Sądownictwo [Das Gerichtswesen]; Kamińska, Sądownictwo [Das Gerichtswesen]; Kamińska, Krystyna, Sądownictwo miasta Gdańska na tle ustroju sądów wybranych miast Niemiec i Polski [Das Gerichtswesen der Stadt Danzig vor dem Hintergrund der Gerichtsstrukturen ausgewählter Städte Deutschlands und Polens], in: Czasopismo Prawno-Historyczne 50 (1998), S. 279–285. Maciejewski, Zbiory wilkierzy [Die Sammlungen der Willküren]; Maciejewski, Wilkierze [Die Willküren]. Manikowska, Halina, Miasta i  mieszczaństwo na ziemiach polskich w  średniowieczu – postulaty i perspektywy badawcze [Die Städte und das Bürgertum in den polnischen Ländern im Mittelalter – Forderungen und Forschungsperspektiven], in: Pytania o średniowiecze. Potrzeby i perspektywy badawcze polskiej mediewistyki, hg. v. Wojciech Fałkowski, Warszawa 2001, S. 99–127, hier S. 105.

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Eine moderne Monografie zum Krakauer Stadtrat im 16. Jahrhundert hat vor einigen Jahren Zdzisław Noga vorgelegt.58 Im ersten Teil („Institution“) untersucht der Autor Aspekte der Amtseinführung und die Tätigkeit des Rates intra und extra muros, wobei er zunächst auf die politischen Tätigkeiten, das Verhältnis zum Monarchen, den Beamtenapparat und auf die oft informellen Bemühungen der Ratsherren zur Wahrnehmung der Interessen der Stadt eingeht. Im zweiten Teil („Personen“) beleuchtet Noga nach umfassenden Recherchen in den Archiven das Milieu der Ratsherren im 16. Jahrhundert, so zum Beispiel ihre Bildung, berufliche Zusammensetzung oder ihre wirtschaftlichen Tätigkeiten, aber auch verwandtschaftliche Beziehungen sowie Fragen zu ihrer Konfession oder ihrem Besitz bzw. Vermögen. Im 16. Jahrhundert war der Krakauer Stadtrat eine bereits vollständig ausdifferenzierte Institution mit einem festen Personalbestand, klaren Mechanismen der Amtseinführung und ganz konkreten Kompetenzen. Seine institutionelle Herausbildung erfolgte vom 13. bis Mitte des 15. Jahrhunderts. Nach dem Aufstand des Vogtes Albert von 1312 wurde er im mittelalterlichen Krakau zum wichtigsten Organ der städtischen Selbstverwaltung. Der Rat weitete seine Kompetenzen schrittweise aus und übernahm schließlich die vollständige Kontrolle über die Lebens- und Arbeitsordnung intra muros civitatis. Er übte auch immer wieder Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt aus. Nicht zufällig wurde er in den damals populären Ratsspiegeln als „Herz der Stadt“59 bezeichnet. Da keine der Arbeiten zur Funktionsweise des Krakauer Stadtrates vom 13. bis 15. Jahrhundert dieses Thema erschöpfend behandelt, waren erneute Quellenstudien erforderlich, auf deren Grundlage eine Beschreibung seiner Tätigkeiten im genannten Zeitraum möglich wurde. Die vorliegende Arbeit ist in zwei Teile gegliedert. Im ersten Teil wird die Geschichte des Rates von seiner Entstehung bis ins Jahr 1312, d. h. während der „Zeit der Vögte“, dargestellt. Daran schließt sich im zweiten Teil eine Untersuchung der Jahre 1312 bis 1500 an, in der der Rat innerhalb der städtischen Selbstverwaltung eine dominante Stellung innehatte. Behandelt werden die Herausbildung des Rates und die Prinzipien der Einführung ins Amt, Fragen seiner personellen Zusammensetzung, darunter auch solche zur Amtsausübung der Ratsherren auf Lebenszeit oder zur „geschlossenen Zahl“ (numerus clausus) der Ratsherren, des Weiteren zur Rolle des Bürgermeisters, zur Entwicklung der Zuständigkeiten des Rates, zu Kontakten und zur Handelspolitik oder zur Beteiligung des Rates am politischen Leben des polnischen Staates vom 13. bis zum Ende des 15. Jahrhunderts. Zu den wichtigsten Quellen, die zur Bearbeitung des Themas erforderlich waren, gehören neben dem zugänglichen gedruckten Material die im Krakauer Staatsarchiv aufbewahrten Dokumente der Krakauer Kanzlei: Ratsbücher, Schöffenbücher, Vogtsbücher, Rechnungsbücher, städtische Kopialbücher und Urkunden.60 Die 58

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Noga, Krakowska rada miejska [Der Krakauer Stadtrat]. Vgl. die Rezensionen von Czaja, Roman, in: Hansische Geschichtsblätter 122 (2004), S. 89; Chojęta, Marta, in: Res Historica 21 (2005), S. 141– 144; Wijaczka, Jacek, in: Klio 7 (2005), S. 124–128. Isenmann, Ratsliteratur, S. 246–250, 255. Katalog Archiwum Aktów Dawnych Miasta Krakowa [Katalog des Archivs der Alten Akten der Stadt Krakau], Bd. 1: Dyplomy pergaminowe [Pergamenturkunden], Kraków 1907; Bd. 2: Kraków. Rękopisy nr 1–3568 [Krakau. Handschriften Nr. 1–3568], Kraków 1915.

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erhaltenen Quellen sind allerdings bei Weitem nicht vollständig. Als im Jahr 1787 König Stanisław August Poniatowski als Gast im Krakauer Rathaus weilte, war die älteste Handschrift, die ihm damals gezeigt wurde, ein Ratsbuch, dessen erste Einträge aus dem Jahr 1392 stammten.61 Eine um beinahe einhundert Jahre ältere Handschrift wurde um 1850 durch Zufall von Ambroży Grabowski entdeckt.62 Noch am Ende des 18. Jahrhunderts beauftragte der Rat Kacper Meciszewski damit, das Stadtarchiv zu ordnen. Er übernahm zwar diese Aufgabe, entwendete aber, wo sich die Gelegenheit dazu bot, dem Ratsarchiv einige wertvolle Handschriften, darunter ein Kopialbuch der Willküren aus dem 14. Jahrhundert63 oder ein Verzeichnis der städtischen Einkünfte aus dem Jahr 1500.64 Sie fanden sich später in der Sammlung von Ambroży Grabowski wieder. Zahlreiche Handschriften wurden vor 1809 von Józef Maksymilian Ossoliński, einem adligen Sammler, der mit dem Stadtarchivar Jozafat Wiślicki bekannt war, nach Wien verbracht. Ossoliński entnahm dem Archiv „beträchtliche Papierbündel, die in Tüchern und Decken verpackt waren und wohl niemals systematisch geordnet oder katalogisiert worden sind.“65 Weitere Teile gingen bei der Zerstörung des Rathauses, bei Umzügen des Archivs während der Konföderation von Bar (1768–1772) oder nach der Eingliederung Krakaus in das Herzogtum Warschau (1807) verloren.66 In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden im Rathaus Akten ganz einfach vernichtet. Ambroży Grabowski schrieb über das Stadtarchiv: „Nur die Spatzen hatten dort Zutritt durch die unverglasten Fenster […], wo sich noch immer (1843) unzählige ihrer Nester in den Regalen befinden und wo man die Hinterlassenschaften ihres langen Aufenthalts in Fuhren hinauskarren müsste.“67 Es kann heute kaum mehr ermittelt werden, welche Bestände vor dem Umzug des Krakauer Stadtarchivs an seinen derzeitigen Standort in der Sienna-Straße 16 unwiederbringlich verloren gingen. So weiß man zum Beispiel, dass Grabowski ein Schöffenbuch aus den Jahren 1476 bis 1490 bekannt war, das inzwischen als verschollen gilt.68 Die Vogtsbücher sind erst ab 1476 vollständig erhalten. Die früheren Exemplare, ausgenommen eine Handschrift aus den Jahren 1442 bis 1443,69 die zumeist von den Pächtern des Vogtamtes in ihren Privathäusern aufbewahrt wurden, gingen verloren.70 Aus dem gesamten Zeitraum des Mittelalters

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Wyrozumska, Kancelaria miasta [Die Kanzlei der Stadt], S. 51. ANK, Teki Grabowskiego, Handschrift Nr. E 16, S. 701. ANK, Handschrift Nr. 1447a; Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung], S. III. ANK, Teki Grabowskiego, Handschrift Nr. E 44; Heydeke, Census civitatis. Wspomnienia [Erinnerungen], S. 93. Wyrozumska, Kancelaria miasta [Die Kanzlei der Stadt], S. 51; Wspomnienia mieszczanina krakowskiego z lat 1768–1807 [Erinnerungen eines Krakauer Bürgers aus den Jahren 1768–1807], hg. v. Tomasz Krzyżanowski/Władysław Prokesch, Kraków 1900, S. 7–14; Kiełbicka, Aniela, Archiwa krakowskie na tle polskiej nauki historycznej 1878–1951 [Die Krakauer Archive vor dem Hintergrund der polnischen historischen Forschung 1878–1951], Kraków 1993, S. 127–153. Wspomnienia [Erinnerungen], S. 231–232. Grabowski, Ambroży, Starożytnicze wiadomości o Krakowie [Altertümliche Nachrichten über Krakau], Kraków 1852, S. 283. Księga wójtowska krakowska 1442–1443/Registrum domini advocati Cracoviensis 1442–1443, hg. v. Mieczysław Niwiński/Krystyna Jelonek-Litewka/Aleksander Litewka, Kraków 1995. Wyrozumska, Kancelaria miasta [Die Kanzlei der Stadt], S. 74.

Einleitung

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blieben lediglich elf handschriftliche Rechnungsbücher erhalten.71 Auch die gesamte im Rathaus aufbewahrte mittelalterliche Korrespondenz, die Bücher der ausgehenden Korrespondenz (die so genannten libri missivarum) sowie die Abschriften der Zunftprivilegien sind nicht erhalten. Die Aufführung dieser Verluste ließe sich noch weiter fortsetzen. Während der Recherchen zu dieser Arbeit wurde ferner Wert darauf gelegt, auch Urkunden und Briefe des Krakauer Stadtrates auszuwerten, die in anderen polnischen Archiven aufbewahrt werden. Einzelne Hinweise auf den Krakauer Stadtrat im Mittelalter fanden sich etwa in den bislang unveröffentlichten Stadtbüchern von Lemberg. Die Recherchen in den Quellenbeständen der Stadt Nürnberg aus dem Mittelalter lieferten hingegen keine Ergebnisse.72 Es ist nicht ausgeschlossen, dass bislang nicht bekannte Informationen über die Krakauer Stadtherren in den Breslauer Stadtbüchern zu finden sind; die im Breslauer Archiv lagernden Ratsbücher aus den Jahren 1385 bis 1495 umfassen insgesamt nicht weniger als 62 Bände.73 Diese Einleitung möchte ich mit den Worten zweier herausragender Wissenschaftler – Jacek Matuszewski und Jerzy Wyrozumski – beschließen. Matuszewski schrieb, dass es in der Wissenschaft, selbst in der Geschichtswissenschaft, keine endgültigen Ergebnisse gebe und die nachfolgenden Wissenschaftler in der Pflicht stünden, die Forschungsergebnisse ihrer Vorgänger ständig auf den Prüfstand zu stellen und in ihren Forschungsgegenstand bislang nicht beachtete Aspekte aufzunehmen.74 Wyrozumski betonte, dass ein Autor, der einen konkreten Forschungsgegenstand untersucht, verstehen müsse, dass die Bearbeitung eines Themas bedeute, dieses zu öffnen und nicht etwa es zu beschließen.75

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Starzyński, Nad średniowiecznymi księgami rachunkowymi [Zu den mittelalterlichen Rechnungsbüchern], S. 169–170. Jedynak, Zdzisław, Materiały do stosunków polsko-niemieckich w Archiwum Państwowym w Norymberdze [Materialien zu den polnisch-deutschen Beziehungen im Staatsarchiv in Nürnberg], in: Archeion 100 (1999), S. 157–170, hier S. 160–162. Laband, Paul, Die Breslauer Stadt- und Gerichtsbücher, in: Zeitschrift für Geschichte und Altertum Schlesiens 4 (1862), S. 1–22, hier S. 11–12. Matuszewski, Jacek, Czy tylko brak kropki nad „i”? Dwa stulecia historii państwa i prawa polskiego średniowiecza – dorobek i perspektywy [Fehlt etwa nur das Tüpfelchen auf dem „i”? Zwei Jahrhunderte Geschichte des polnischen Staates und Rechts im Mittelalter – Ertrag und Perspektiven], in: Pytania o średniowiecze. Potrzeby i perspektywy badawcze polskiej mediewistyki, hg. v. Wojciech Fałkowski, Warszawa 2001, S. 153–166, hier S. 166. Wyrozumski, Kraków [Krakau], S. 8.

1. STADTGRÜNDUNG UND SELBSTVERWALTUNG

Auch neuere Forschungen zu den Selbstverwaltungsinstitutionen polnischer Städte beginnen mit der vor Jahren von Henryk Samsonowicz gestellten Frage: „Bedeutet die Rechtsstadtgründung (Lokation) – nur geplant oder in die Tat umgesetzt – eo ipso die Entstehung einer Selbstverwaltung?“.1 Bezieht man dies auf die Geschichte der mittelalterlichen Stadt Krakau, kann man also fragen, ob deren Lokation im Jahre 1257 mit der Entstehung einer Selbstverwaltung verbunden war. In der polnischen Literatur wird der Begriff „Lokation“ von Benedykt Zientara präzise definiert. Unter Berufung auf ältere Überlegungen Richard Koebners2 verweist er auf drei Bedeutungen des Terminus: Demnach kann es 1. die Anlage einer neuen Siedlung, 2. die topografisch-räumliche Umgestaltung einer bereits bestehenden Siedlung und 3. die Durchführung eines Rechtsaktes bezeichnen, durch den eine Siedlung auf der Grundlage des ius theutonicum aus der fürstlichen Verwaltung und Gerichtsbarkeit herausgelöst wurde.3 Zum Kern einer vom Grundherrn zu Händen des Lokators ausgestellten Lokationsurkunde gehörte vor allem die Gewährung von Immunität für den Lokator, die Bestimmung seiner Einnahmen sowie die Festlegung von Rechten und Pflichten.4 Daher fehlen in den ältesten Lokationsurkunden polnischer Städte Informationen über die Organisation der städtischen Verwaltung, d. h. Angaben über Rat und Gerichtsbarkeit sowie über deren Zusammensetzung und jeweilige Kompetenzbereiche.5 Die Lokation ist also nicht gleichzusetzen mit der Gewährung einer städtischen Selbstverwaltung. Die Einführung deutschen Rechts erforderte allerdings die Schaffung von geeigneten Organen, die dessen Einhaltung überwachten.6 Und obwohl ein Vogt und Lokator an der Spitze der Stadt nicht gleichbedeutend war mit der Entstehung einer Selbstverwaltung, führte die Stellung des Erbvogts, die auf richterlichen Befugnissen sowie einer oftmals nicht unerhebli1

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Samsonowicz, Samorząd miejski [Die städtische Selbstverwaltung], S. 136; Samsonowicz, Henryk, Wer herrschte über die Stadt im Spätmittelalter? in: Ritualisierung politischer Willensbildung. Polen und Deutschland im hohen und späten Mittelalter, hg. v. Stefan Weinfurter/Bernd Schneidmüller/ Wojciech Fałkowski, Wiesbaden 2011, S. 185–194. Koebner, Richard, Locatio. Zur Begriffssprache und Geschichte der deutschen Kolonisation, in: Zeitschrift für Geschichte und Altertum Schlesiens 63 (1929), S. 1–33. Zientara, Socio-economic transformation, S. 65–66; vgl. auch Zientara, Benedykt, Das Deutsche Recht (ius teutonicum) und die Anfänge der städtischen Autonomie, in: Autonomie, Wirtschaft und Kultur der Hansestädte, hg. v. Klaus Fritze u.a., Weimar 1984, S. 94–100, bes. S. 95. Kamińska, Lokacje miast [Die Stadtgründungen], S. 122, 124. Samsonowicz, Henryk, Z zagadnień ustrojowych miasta średniowiecznego [Zur Verfassungsproblematik der mittelalterlichen Städte], in: Wieki średnie. Medium aevum. Prace ofiarowane Tadeuszowi Manteufflowi w 60. rocznicę urodzin, Warszawa 1962, S. 151–157, hier S. 154. Kamińska, Lokacje miast [Die Stadtgründungen], S. 130.

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Teil I: Entstehung und älteste Geschichte des Stadtrates bis 1312

chen Vergütung basierte, in gewisser Weise zu dessen Absonderung von den übrigen Bürgern.7 Treffend führt Henryk Samsonowicz daher an: „Das Amt des Schulzen […] musste also ein die Entstehung der städtischen Selbstverwaltung beschleunigender Katalysator sein.“8 Die im Zuge der Lokation geschaffene Schöffenbank, deren Angehörige vom Erbvogt ausgewählt wurden, war jedoch kein Selbstverwaltungsorgan im strengen Sinne. Als ein derartiges Organ ist dagegen nur der innerhalb der communitatis civium berufene Rat zu verstehen. Über den Zeitpunkt der Bildung eines Rates entschieden vor allem Größe und Bedeutung der Stadt sowie die Stellung und die wirtschaftliche Macht der bürgerlichen Kaufmanns- und Handwerkerschicht.9 In diesem Kontext bleibt die Feststellung von Gustav A. Tzschoppe und Gustav A. Stenzel, die sie im 19. Jahrhundert im Vorwort ihrer Urkundensammlung formulierten, aktuell, wonach die Entstehung eines Rates als „ein natürliches Bedürfnis der Bürger“10 anzusehen ist. Sieht man von den Vermutungen Benedykt Zientaras einmal ab, nach denen die Gründung einer ersten städtischen Gemeinde vor der Lokation unter Leszek dem Weißen nach flämischem Recht erfolgt sein könnte,11 lässt sich unstrittig nur sagen, dass in Krakau bereits seit den 1220er Jahren eine Gemeinde bestand. Bekannt sind die Namen von zwei an ihrer Spitze stehenden Schulzen, Petrus (1228, 1230)12 und Salomon (1250).13 Man geht auch davon aus, dass der Schulze Petrus mit der Person des Fronvogts Petrus identisch ist, der in einer 1220 datierten Urkunde angeführt wird.14 In weiteren Urkunden aus den Jahren 1228 und 1230 werden neben dem Schulzen Petrus auch die Krakauer Kaufleute Burchard und Arnold (1228) erwähnt sowie Bertold Sac, Dionysius, Gocław, Hildebrand und Vilkinus (1230).15 Anna Rutkowska-Płachcińska hat in ihnen mit Recht Vertreter bedeutender Bürger (meliores) gesehen.16 Als sehr wahrscheinlich gilt für diesen Zeitraum auch die Einberufung einer Schöffenbank.17 Das Funktionieren dieser Gemeinde kann jedoch, 7

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Rymaszewski, Zygfryd, Miejskość czy wiejskość prawa niemieckiego w  Polsce [Städtischer oder ländlicher Charakter des deutschen Rechts in Polen], in: Zeszyty Naukowe Uniwersytetu Łódzkiego. Nauki Humanistyczno-Społeczne 69 (1969), S. 67–85, hier S. 68; Gąsiorowski, Antoni, Wójt i starosta. Ramię monarsze w polskim mieście średniowiecznym [Vogt und Starost. Der Arm des Monarchen in der polnischen mittelalterlichen Stadt], in: Ars historica. Prace z dziejów powszechnych i Polski, Poznań 1976, S. 436–444, hier S. 437–438. Samsonowicz, Samorząd miejski [Die städtische Selbstverwaltung], S. 137. Kamińska, Lokacje miast [Die Stadtgründungen], S. 143. Urkundensammlung, S. 232. Zientara, Socio-economic transformation, S. 76. Diplomata monasterii, Nr. 8, 11. Diplomata monasterii, Nr. 22; KDKK 1, Nr. 62. Diplomata monasterii, Nr. 1; Wyrozumski, Kraków [Krakau], S. 154. Wyrozumski, Eine Lokation, S. 250. Rutkowska-Płachcińska, Anna, Gmina miejska w początkach XIII w. w Polsce [Die Stadtgemeinde zu Beginn des 13. Jh. in Polen], in: Wieki średnie. Medium aevum. Prace ofiarowane Tadeuszowi Manteufflowi w 60. rocznicę urodzin, Warszawa 1962, S. 143–150, hier S. 147; vgl. auch Berthold, Brigitte, Charakter und Entwicklung des Patriziats in mittelalterlichen deutschen Städten, in: Jahrbuch für Geschichte des Feudalismus 6 (1982), S. 195–241, hier S. 203–206; Samsonowicz, Henryk, W sprawie początków patrycjatu miast polskich [Zu den Anfängen des Patriziats in den polnischen Städten], in: Kultura średniowieczna i  staropolska. Studia ofiarowane Aleksandrowi Gieysztorowi w pięćdziesięciolecie pracy naukowej, Warszawa 1991, S. 565–572. Wyrozumski, Kraków [Krakau], S. 161.

1. Stadtgründung und Selbstverwaltung

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wie Jerzy Wyrozumski unlängst überzeugend dargelegt hat,18 nicht mit einer vermeintlichen ersten Lokation Krakaus in den 1220er Jahren in Zusammenhang gebracht werden. Hierzu ist mit Krystyna Kamińska auch darauf hinzuweisen, dass es in manchen Siedlungen – vor allem in solchen, in denen es Kolonisten gab, die sich an deutschem Recht orientierten – oft lange vor der formalen Lokation einen Schulzen gegeben hat.19 Dieses Modell entspricht genau der aus Krakau bekannten Situation. Dass in Quellen der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts Krakauer Schulzen begegnen, bedeutet also nicht, dass es zu diesem Zeitpunkt bereits eine erste Rechtsstadtgründung gegeben hat. Vielmehr wird damit eher deren erste Phase bezeugt, die auf einer Kolonie deutscher Siedler beruhte (deren Lokalisierung Gegenstand neuerer Diskussionen ist).20 Diese Kolonie stand unter der Hoheit eines herzoglichen Amtsträgers, der in den Quellen als Fronvogt (villicus) oder Schulze (scultetus) bezeichnet wird. Es muss hinzugefügt werden, dass der Mechanismus zur Erlangung von Autonomie im Rahmen der bestehenden rechtlichen Strukturen für die Kolonie deutscher Siedler in Krakau sicher demjenigen entsprach, der in Prag (durch das Privileg Soběslavs II. aus den Jahren 1174–1178) zur Geltung kam.21 Ein Unterschied bestand allerdings darin, dass der Vertrag zwischen den Krakauer Siedlern und Herzog Leszek dem Weißen wahrscheinlich mündlich geschlossen worden ist. Mit der Erteilung des formalen Lokationsprivilegs im Jahr 1257 wurde dieser Prozess abgeschlossen. Die Lokationsurkunde enthielt jedoch keine Informationen zur Organisation der städtischen Selbstverwaltung.22 Nach den Annalen des Krakauer Domkapitels (Annalis capituli Cracoviensis) veranlassten die Gründungsvögte 1257 eine Verlagerung des Marktplatzes sowie der bereits bestehenden Häuser und Höfe (Cracoviensis civitatis iuri Theutonico traditur et situs fori per advocatos et domorum et curiarum immutatur).23 Es ist nicht bekannt, welche Etappe genau in der Absteckung des neuen Stadtterrains diese an18 19 20 21

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Wyrozumski, Eine Lokation, S. 245–274. Kamińska, Lokacje miast [Die Stadtgründungen], S. 130. Vgl.: Rajman, Jerzy, Krakowska civitas sołtysów Piotra i Salomona [Die Krakauer civitas der Vögte Piotr und Salomon], in: Społeczeństwo Polski średniowiecznej 12 (2012), S. 47–68. Codex diplomaticus et epistolaris Regni Bohemiae, hg. v. Gustav Friedrich, Bd. 1: 805–1197, Praha 1904–1907, Nr. 290; Kejř, Jiři, K privilegiu knížete Soběslava II. pro pražské Němce [Zum Privileg des Herzogs Soběslav für die Prager Deutschen], in: Právněhistorické studie 14 (1969), S. 241–258; Zientara, Benedykt, Źródła i  geneza ‘prawa niemieckiego’ (ius Teutonicum) na tle ruchu osadniczego w Europie Zachodniej i Środkowej w XI–XII w. [Die Quellen und die Genese des ‘Deutschen Rechts’ (ius teutonicum) vor dem Hintergrund der Siedlungsbewegung in West- und Mitteleuropa im 11. bis 12. Jahrhundert], in: Przegląd Historyczny 69 (1978), S. 47–74, hier S. 49–51. Gieysztor, Aleksander, Les chartes de franchises urbaines et rurales en Pologne au XIIIe et XIVe siècle, in: Les libertés urbaines et rurales du XIe au XIVe siècle. Colloque international, Spa 5.–8.9.1966, Bruxelles 1968, S. 103–125, hier S. 113–114; Gieysztor, Aleksander, Le origini delle città nella Polonia medievale, in: Studi in onore di Armando Sapori, Bd. 1, Milano 1957, S. 129–146, hier S. 141–144; Rabiej, Piotr, Kilka uwag o dokumencie lokacyjnym Krakowa z 1257 roku [Einige Bemerkungen über die Lokationsurkunde Krakaus aus dem Jahr 1257], in: Miasta, ludzie, instytucje, znaki. Księga jubileuszowa ofiarowana Profesor Bożenie Wyrozumskiej w 75. rocznicę urodzin, hg. v. Zenon Piech, Kraków 2008, S. 487–499. Najdawniejsze roczniki krakowskie [Die ältesten Krakauer Annalen], S.  86; vgl. auch Strzelczyk, Jerzy, Krakau als Hauptstadt eines Teilfürstentums und als Idealzentrum Polens, in: Europas Städte zwischen Zwang und Freiheit. Die europäische Stadt um die Mitte des 13. Jahrhunderts, hg. v. Wilfried Hartmann, Regensburg 1995, S. 203–232, bes. S. 221–222.

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Teil I: Entstehung und älteste Geschichte des Stadtrates bis 1312

nalistischen Notizen festgehalten haben. Wichtig ist ihr zweiter Teil, wonach diese Vögte das Vogtamt nicht über einen längeren Zeitraum ausübten (in sua advocacia modicum duraverunt).24 Zu Beginn des Jahres 1264 oder etwas früher – mit dem Ablauf der sechsjährigen Frist der den Kolonisten nach dem Lokationsprivileg gewährten Abgabenbefreiung – veräußerten sie das Krakauer Vogtamt unter nicht näher bekannten Umständen. Im Mai 1264 trat ein gewisser Rascho als Vogt auf, bei dem es sich wohl eher um einen Pächter des Vogtamts (vielleicht direkt) als um einen Nachkommen der Lokatoren gehandelt haben dürfte.25 Der Zeitpunkt der Übernahme des Vogtamts durch Rascho lässt sich nur hypothetisch bestimmen, indem man die Karriere von Gedko Stilvoyt, einem der drei Lokatoren, betrachtet. Es ist bekannt, dass Gedko nach dem 7. März und vor dem 10. Mai 1264 das Vogtamt der Breslauer Neustadt übernahm.26 Nicht vollständig überzeugt die Argumentation Stanisław Estreichers, wonach der 1261 in Breslau erwähnte Schöffe Godcinus (schepe Goteche) mit dem Lokator Gedko identisch gewesen sein soll. In Betracht gezogen werden kann dagegen die Vermutung Krystyna Pieradzkas, dass Gedko durch den unzufriedenen Herzog von Krakau entfernt wurde.27 Im Jahr 1264 war Rascho der einzige Inhaber des Krakauer Vogtamtes, das er auf der Grundlage von Erbrechten besaß. Die Rolle der Lokatoren war, wie Jerzy Wyrozumski erläutert, bis dahin auf die „Besiedlung der Stadt“ beschränkt geblieben, d. h. auf die Durchführung von Vermessungsarbeiten, das Eröffnen von Fleischbänken und Krambuden, vielleicht einschließlich der Ansiedlung einer bestimmten Anzahl von Kolonisten, und schließlich auf den Aufbau der grundlegenden Institution des deutschen Rechts, der so genannten Schöffenbank.“28 Es ist sehr wahrscheinlich, dass es eine solche Schöffenbank in Krakau schon seit der Lokation von 1257 gab. Zum ersten Mal erwähnt wurde sie jedoch in einer Urkunde Bolesławs des Schamhaften vom 10. Mai 1264, in der die Übertragung des aus den Einnahmen der Stadt entrichteten jährlichen Zinses zugunsten der Michaeliskirche geregelt wurde.29 Neben der Schöffenbank wurde in der Urkunde auch der Stadtrat erstmals erwähnt. Spätestens sieben Jahre nach der Stadtgründung besaß Krakau mit der Schöffenbank und dem Rat eine vollständig entwickelte Selbstverwaltung. Offen bleibt dabei jedoch die Frage, wann es tatsächlich zu deren Einrichtung kam.

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Najdawniejsze roczniki krakowskie [Die ältesten Krakauer Annalen], S. 86. So Rajman, Kraków [Krakau], S. 244; vgl. KDM 2, Nr. 471. Goliński, Biogramy [Biogramme], S. 20. Pieradzka, Gedko Stilvogt, S. 370. Wyrozumski, Kraków [Krakau], S. 167. KDM 2, Nr. 471.

2. DISKUSSION ZUR ENTSTEHUNG DES STADTRATES. QUELLEN UND LITERATUR

Im Vorwort zur Ausgabe des ältesten Krakauer Stadtbuches hat Józef Szujski hervorgehoben, dass „es keine Spuren gibt, wonach der Rat bei der Lokation Krakaus nach deutschem Recht entstanden ist; es besteht jedoch kein Zweifel, dass er schon im 13. Jahrhundert existierte.“30 Eine derartige Spur hat Szujski sicherlich nicht im Lokationsprivileg gefunden. Die nachweisbare Existenz des Rates bereits im 13. Jahrhundert wird hingegen u.a. von einem der Einträge im bis dahin ältesten veröffentlichten Stadtbuch von 1302 bestätigt, wo die Zusammensetzung des Rates aus der Zeit der Krakauer Herrschaft des schlesischen Herzogs Heinrich IV. vermerkt ist, also für die Zeit zwischen 1288 und dem 23. Juni 1290.31 Józef Szujski schloss die Möglichkeit der Entstehung des Rates im Jahre 1257 aus, zog jedoch keine weiteren Schlussfolgerungen bezüglich des Zeitpunkts der Konstituierung dieses Amtes im Krakau des 13. Jahrhunderts. Die genannten Behauptungen hinterfragte Stanisław Estreicher32 unter Berufung auf ein bekanntes Fragment der Krakauer Lokationsurkunde von 1257, in dem sich der Hinweis findet, Herzog Bolesław der Schamhafte habe Krakau nach dem gleichen Recht gegründet, quo Wratizlauiensis civitas est locata, ut non quo ibi fit, sed quo ad Magydburgensis civitatis ius et formam fieri debeat advertatur.33 Diese Worte weisen deutlich darauf hin, dass die Lokatoren Krakaus von jenen Veränderungen gewusst haben müssen, die zur gleichen Zeit im Magdeburger Modell vorgenommen wurden,34 obwohl die Berufung auf das Breslauer Modell zweifellos mit ihrer Herkunft zusammenhängt. Also oblag die Auswahl eines Rechtssystems nicht ausschließlich dem Grundherrn, sondern auch dem Lokator, der sich in der Regel am Modell seiner Heimatstadt orientierte. Denn wenn ihm die jeweilige Rechtsform bereits bekannt war, erleichterte dies deren Einführung in einer neu zu organisierenden Stadt.35

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Szujski, Kraków [Krakau], S. LXIII. Liber actorum, Nr. 25. Estreicher, Kraków i Magdeburg [Krakau und Magdeburg], S. 4–12. Przywileje [Privilegien], S. 23. Kamińska, Lokacje miast [Die Stadtgründungen], S. 37–55. Ebd., S. 124.

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Teil I: Entstehung und älteste Geschichte des Stadtrates bis 1312

In der Fachliteratur wird davon ausgegangen, dass zwei der drei bekannten Lokatoren Krakaus, Gedko Stilvoyt sowie Dethmar Wolk, identisch waren mit den Breslauer Schöffen gleichen Namens aus dem Jahre 1254.36 Demnach ist schwer nachzuvollziehen, ob sie in dem von ihnen gegründeten Krakau ein anderes Rechtsmodell als das Breslauer eingeführt haben.37 Erst seit 1254 ist der Vorname des Breslauer Vogts bekannt, der gemeinsam mit den Schöffen die dortige Rechtsprechung ausübte.38 Somit gab es in Breslau 1257 mit Sicherheit noch keinen Stadtrat. Betrachtet man die ‚Mängel im Breslauer Modell‘ von 1257, scheint der Rückgriff auf das Magdeburger Modell im Krakauer Lokationsprivileg mehr als begründet zu sein. Die Organisation und der Aufbau Breslaus um 1242 geschah, wie u.a. Stanisław Estreicher vermutet hat, auf der Grundlage einer Rechtsmitteilung, die das schlesische Neumarkt 1235 aus Halle erhalten hatte.39 Der erste namentlich bekannte Breslauer Vogt Heinrich war zuvor Vogt von Neumarkt gewesen40, doch der Inhalt der Hallenser Rechtsmitteilung für Neumarkt war in Bezug auf die in Magdeburg herrschenden Bedingungen im Jahr 1257 gewiss bereits überholt.41 Die Entstehung des Magdeburger Rates wird in der Fachliteratur seit vielen Jahren diskutiert. Man geht davon aus, dass sie mit den Bestrebungen der Magdeburger Zünfte in Verbindung stand, eine Beteiligung an der Stadtverwaltung zu erlangen. Die Herausbildung der Institution des Rates war jedoch nur eine der Etappen in der Entwicklung der Selbstverwaltungsstrukturen der jeweiligen Stadtgemeinde. Zum ersten Mal wird der Magdeburger Rat in den Quellen 1244 erwähnt.42 Dies schließt jedoch die Möglichkeit seiner Herausbildung bereits gegen Ende der 1230er Jahre nicht aus.43 Folglich wird die oben angeführte Feststellung aus der Krakauer Lokationsurkunde absolut verständlich, die sich auf die damals in Magdeburg funktionierenden Rechtsmodelle beruft. Sie stellten eine offenkundige Ergänzung der den Lokatoren bestens bekannten Breslauer Gegebenheiten dar, deren Veränderung sicher schon zu dieser Zeit angestrebt worden war, was kurz darauf durch den Erlass der bekannten Rechtsmitteilung von 1261 gekrönt wurde.44 Der zwischen dem Herzog 36

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BUB, Nr. 18; vgl. auch Pieradzka, Gedko Stilvogt, S. 370; Mitkowski, Józef, Jakub z Nysy [Jakob von Neiße], in: Polski Słownik Biograficzny, Bd. 10, Wrocław u.a. 1962–1964, S. 361–362; Goliński, Biogramy [Biogramme], Nr. 33, S. 13, Nr. 57, S. 20. Zientara, Benedykt, Działalność lokacyjna jako droga awansu społecznego w Europie Środkowej [Die Lokationstätigkeit als ein zweiter Weg für den sozialen Aufstieg in Mitteleuropa], in: Śląski Kwartalnik Historyczny Sobótka 36 (1981), S. 43–57. BUB, Nr. 18. Urkundensammlung, Nr. 16. Estreicher, Kraków i Magdeburg [Krakau und Magdeburg], S. 12. Kamińska, Lokacje miast [Die Stadtgründungen], S. 37–50. Goerlitz, Theodor, Die Anfänge der Schöffen, Bürgermeister und Ratmannen in Magdeburg, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Germanistische Abteilung 65 (1947), S.  70–85, hier S.  82–85; Weitzel, Jürgen, Zum Rechtsbegriff der Magdeburger Schöffen, in: Studien zur Geschichte des sächsisch-magdeburgischen Rechts in Deutschland und Polen, hg. v. Dietmar Willoweit/Winfried Schich, Frankfurt am Main 1980, S. 62–93; Ebel, Friedrich, Des spreke wy vor eyn recht …“ Versuch über das Recht der Magdeburger Schöppen, in: Ebel, Friedrich, „Unseren fruntlichen grus zuvor“. Deutsches Recht des Mittelalters im mittel- und osteuropäischen Raum. Kleine Schriften, hg. v. Andreas Fijal/HansJörg Leuchte/Hans-Jochen Schiewer, Köln/Weimar/Wien 2004, S. 423–511, hier S. 455–456. Gawlas, O kształt [Über die Form], S. 36, Anm. 398, S. 143. Urkundensammlung, Nr. 56. Eine neuere Ausgabe: SUB 3, Nr. 381.

2. Diskussion zur Entstehung des Stadtrates. Quellen und Literatur

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Bolesław dem Schamhaften und den Lokatoren der Krakauer Gemeinde geschlossene Vertrag enthielt also keine anachronistischen Elemente. Er stand völlig im Einklang mit der damaligen Entwicklung der rechtlichen Beziehungen und der Herausbildung der Selbstverwaltungsorgane einer mittelalterlichen Stadt. Auch wenn dies nicht unmittelbar erfolgte, eröffnete der Vertrag die Möglichkeit zur Bildung einer vollständigen Selbstverwaltung in der neu gegründeten Krakauer Gemeinde. War die Einrichtung einer Schöffenbank gewissermaßen durch die Annahme des Magdeburger Modells zwingend erforderlich, so entschieden über die Entstehung eines Stadtrats Stellung und wirtschaftliche Stärke des städtischen Bürgertums. Stanisław Estreicher schlussfolgerte entsprechend: „Wir irren wohl nicht […], dass die Breslauer Bürger und der Vogt von Neiße, als sie Krakau gründeten, und ebenso die neuen Kolonisten, die aus Schlesien und Sachsen nach Krakau kamen, zu dieser Zeit (1257) gut mit dem Magdeburger Modell vertraut waren.“45 Der Verweis auf die oben genannte Analogie ließ Estreicher die These aufstellen, dass der Stadtrat in Krakau „entweder gleichzeitig oder unmittelbar nach der Lokation“ gegründet worden sein muss.46 Interessant sind auch seine Ausführungen über die so genannten Krakauer Extravaganten zum Sachsenspiegel (Speculum Saxonum),47 die in eine Handschrift eingegangen sind, welche verschiedene Rechtstexte enthielt und am Oberhof des Magdeburger Rechts auf der Krakauer Burg aufbewahrt wurde.48 Nach Estreicher sollen sie ursprünglich eine selbstständige Sammlung von Rechtsvorschriften gebildet haben, deren Inhalt sich an den in Magdeburg Mitte des 13. Jahrhunderts herrschenden Verhältnissen orientiert hat. Die von Estreicher vorgeschlagene Datierung lässt vermuten, dass sich in diesen Extravaganten drei Paragrafen aus der 1261 von Magdeburg nach Breslau gesandten Rechtsmitteilung befanden, wobei diese, wie betont wird, selbstständig verfasst worden seien.49 Die Extravaganten waren jedoch keine aus Magdeburg gesandte Rechtsmitteilung für Krakau. Dafür sprechen mindestens zwei Argumente. Erstens fehlt in den Krakauer Quellen jegliche Erwähnung über eine derartige Rechtsmitteilung.50 Zweitens wird in einem Ende des 14. Jahrhunderts aus Magdeburg nach Krakau gesandten Urteil deutlich erwähnt, dass man über die Art und Weise der Gründung Krakaus in Magdeburg bis dahin nichts wusste.51

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Estreicher, Kraków i Magdeburg [Krakau und Magdeburg], S. 16. Ebd. Lück, Heiner, Magdeburg, Eike von Repgow und der Sachsenspiegel, in: Magdeburg. Die Geschichte der Stadt 805–2005, hg. v.  Matthias Puhle/Peter Petsch, Dössel (Saalkreis) 2005, S.  155–172, hier S. 162–166. BJ, Handschrift Nr. 168. Homeyer, Gustav, Die Extravaganten des Sachsenspiegels, in: Abhandlungen der Königlichen Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin 7 (1861), S. 221–266, hier S. 235–236, 251–259. Rymaszewski, Zygfryd, Łacińskie teksty Landrechtu Zwierciadła Saskiego w Polsce. Versio Vratislaviensis, Versio Sandomiriensis, Łaski [Die lateinischen Texte des Landrechts des Sachsenspiegels in Polen], Wrocław u.a. 1975, S. 9–68. BJ, Handschrift Nr. 399, Nr. 39: Wenne wir denne nicht wissen, welchermosse ewir stat zu unsern rechte gelegin ist, so kenne wir nicht von ewer gewohnlich gestifte zu sagin; Estreicher, Kraków i Magdeburg [Krakau und Magdeburg], S. 27, Anm. 42.

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Teil I: Entstehung und älteste Geschichte des Stadtrates bis 1312

Die Erkenntnisse Estreichers wurden von der Fachliteratur allgemein übernommen. Nach 1911 wurde ihnen grundsätzlich wenig hinzugefügt. Die These von der Herausbildung des Krakauer Rats auf der Grundlage des Lokationsprivilegs wurde in den Arbeiten von Michał Patkaniowski,52 Roman Grodecki,53 Andrzej Wędzki,54 Jerzy Wyrozumski55 und Sławomir Gawlas56 wiederholt. Bis in die 1990er Jahre griffen die Autoren, die sich mit der Entstehung der Krakauer Selbstverwaltung beschäftigten, auf die gleichen Quellen zurück, die sich für das 13. Jahrhundert auf zwei Urkunden beschränkten: eine von Bolesław dem Schamhaften vom 10. Mai 1264 und eine andere von Engelbert, dem Abt des Klosters Mogiła (Clara Tumba) vom 25. April 1283. Daneben haben sie auf die Einträge aus dem ältesten Krakauer Stadtbuch zurückgegriffen, die sich auf ein Urteil eines außerordentlichen Gerichts aus der Zeit der Krakauer Herrschaft Herzog Heinrichs IV. beriefen.57 In der ersten der oben genannten Urkunden findet sich die älteste Erwähnung, die das Wirken eines Stadtrats im Krakau des 13. Jahrhunderts bezeugt. Mit dieser Urkunde übertrug Bolesław der Schamhafte der Michaeliskirche den jährlichen Zins in Höhe von 5 Mark aus den Einnahmen der Stadt, was im Einverständnis mit dem Vogt Rascho, den Schöffen sowie den Ratsherren erfolgte (consilii ipsius civitatis Cracoviensis).58 Es lässt sich also zweifelsfrei nachweisen, dass es in Krakau bereits sieben Jahre nach Ausstellung der Lokationsurkunde einen Stadtrat gab. Sicherlich spielte er in der Stadt noch keine entscheidende Rolle, da er in der erwähnten Urkunde nach dem Vogt und der Schöffenbank erst an dritter Stelle genannt wird. Die zweite Urkunde berichtet von einer Auseinandersetzung zwischen dem Zisterzienserkloster in Mogiła und zwei Krakauer Bürgern, Gerhard und Heinrich, die das Vogtamt in Prandocin – einem dem Kloster gehörenden Dorf – ausübten, das nach Neumarkter Recht gegründet worden war. Nach der Amtsübernahme des erwähnten Abts Engelbert zu Beginn des Jahres 128359 hielt man im Kloster offenbar den vorherigen Pachtvertrag, der noch unter Abt Hermann abgeschlossen worden war (1277–1283),60 für unvorteilhaft, so dass man sich entschied, ihn zu ändern. Die Angelegenheit wurde durch die Vermittlung des Krakauer Rates erfolgreich zum Abschluss gebracht, der in diesem Zusammenhang erstmals in den Quellen als 52 53 54

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Patkaniowski, Krakowska rada miejska [Der Krakauer Stadtrat], S. 25–26. Grodecki, Początki rady miejskiej [Die Anfänge des Stadtrates], S. 47–48. Wędzki, Andrzej, Początki reformy miejskiej w środkowej Europie do połowy XIII wieku [Die Anfänge der städtischen Reform in Mitteleuropa bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts], Warszawa/Poznań 1974, S. 204; Zientara, Przełom [Der Durchbruch], S. 239. Wyrozumski, Kraków [Krakau], S. 195; Wyrozumski, Eine Lokation, S. 142; Samsonowicz, Dzieje miast [Die Geschichte der Städte], S. 58. Gawlas, O kształt [Über die Form], S. 143, Anm. 400; Gawlas, Sławomir, Die Lokationswende in der Geschichte mitteleuropäischer Städte, in: Rechtsstadtgründungen im mittelalterlichen Polen, hg. v. Eduard Mühle, Köln/Weimar/Wien 2011, S. 77–105, hier S. 102; Gawlas, Sławomir, Fürstenherrschaft, Geldwirtschaft und Landesausbau. Zum mittelalterlichen Modernisierungsprozess im piastischen Polen, in: ebd. S. 13–76, hier S. 67; vgl. auch Noga, Rola samorządu [Die Rolle der Selbstverwaltung], S. 460. Semkowicz, Aleksander, Krytyczny rozbiór Dziejów Polskich Jana Długosza (do 1384) [Kritische Analyse der Geschichte Polens von Jan Długosz (bis 1384)], Kraków 1887, S. 216. KDM 2, Nr. 471. Starzyński, Katalog opatów [Katalog der Äbte], S. 93. Ebd., S. 92–93.

2. Diskussion zur Entstehung des Stadtrates. Quellen und Literatur

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Vertreter der Interessen der Krakauer Bürger auftrat. Wie Jerzy Wyrozumski betont, war es nicht ohne Bedeutung, „dass diese Lokatoren – Krakauer Bürger – als Schlichter Ratsherren wählten, und nicht Schöffen.“61 Doch kann daraus nicht ohne Weiteres abgeleitet werden, dass die in der Urkunde erwähnten sechs Bürger und Ratsherren (civibus consulibusque civitatis Cracovie) das sechsköpfige Ratskollegium gebildet haben.62 Sicherlich waren beim Abschluss des Vertrages noch weitere Personen anwesend, da nach dem Namen des zuletzt genannten die Wendung aliisque verwendet wird. Die dritte Quelle zur Geschichte des Krakauer Rates im 13. Jahrhundert ist das Urteil eines außerordentlichen Gerichts zur Aufteilung des Besitzes des verstorbenen Albert von Zawichost, das aus der Zeit der Krakauer Herrschaft Heinrichs IV. stammt und 1335 im ältesten Stadtbuch unter den Einträgen von 1302 an einer freien Stelle eingefügt wurde. Die Witwe Alberts, Villeburga, die über dessen Besitz verfügte, übertrug die Hälfte des in der Brüder-Straße (plathea Fratrum) gelegenen Hofes an Vigand von Leobschütz und dessen Frau Catharina, die Tochter ihres Bruders, und die andere Hälfte einem gewissen Alberus, Enkel der Schwester ihres Mannes, der selbst Ansprüche auf das Vermögen des verstorbenen Albert erhoben hatte. Vigand und Alberus veräußerten ihre Anteile nach einiger Zeit an die Breslauer Bürger Heinrich von Mulheim und Heinrich von Brucken.63 Obwohl der Streit von 1335 Vigand von Leobschütz und den Breslauer Bürger Albert de Czindal betraf, fällt auf, dass am Anfang des erwähnten Eintrags zu lesen ist, dem Stadtbuch sei eine Notiz zum Fall des bereits bekannten Vigand sowie des Albert von Zawichost hinzugefügt worden (inter Vigandum dictum de Lupcicz et Albertum de Sauicostz). Diese Abweichung ist wahrscheinlich mit einem Fehler des Schreibers zu erklären, der Albert von Zawichost mit einer der Streitparteien verwechselte, also mit Albert Czindal.64 Da die Vermögensverteilung auf anno Domini et temporibus incliti principis domini Henrici ducis Slesie et domini civitatis Vratizlauiensis datiert war, kann als der sich auf diese Entscheidung beziehende Terminus ante quem die Zeit von Juni bis Juli 1290 angenommen werden, in der die Nachricht vom Tod Herzog Heinrichs IV. (23. Juni 1290) nach Krakau gelangte.65 Die im Eintrag des Stadtbuchs erwähnte Zusammensetzung des sechsköpfigen Rates bezieht sich auf die Jahre 1288 bis 1290. Zeugen dieses Rechtsgeschäfts waren die Krakauer Ratsherren und Schöffen. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass die Ratsherren hier nun vor den Schöffen erwähnt werden, was darauf schließen lässt, dass die Bedeutung dieser Institution in der Krakauer städtischen Selbstverwaltung nach 1264 gestiegen war.

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Wyrozumski, Kraków [Krakau], S. 187. Diplomata monasterii, Nr. 35; Bukowski/Noga, Ustrój [Die Verfassung], S. 53. Wyrozumska, Kancelaria miasta [Die Kanzlei der Stadt], S. 58; vgl. APW, Akta miasta Wrocławia, Dokumenty, Nr. 169. ANK, Scabinalia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 1, S. 5. Liber actorum, Nr. 25; Wyrozumska, Kancelaria miasta [Die Kanzlei der Stadt], S. 58; Jurek, Tomasz, Plany koronacyjne Henryka Probusa [Die Krönungspläne von Heinrich Probus], in: Śląsk w czasach Henryka IV Prawego, Wrocław 2005, S. 13–29, hier S. 21–25; Goliński, Mateusz, Miasta a polityka gospodarcza Henryka IV Probusa [Die Städte und die Wirtschaftspolitik Heinrichs IV. Probus], in: Śląsk w czasach Henryka IV Prawego, Wrocław 2005, S. 49–62.

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Teil I: Entstehung und älteste Geschichte des Stadtrates bis 1312

Eine Erweiterung der Quellenbasis für die Forschung zur ältesten Geschichte des Stadtrates in Krakau brachten erst die Untersuchungen von Bożena Wyrozumska. Die Autorin berücksichtigte eine bis dahin von den Historikern vernachlässigte Quelle, die miracula des hl. Hyazinth von Polen.66 Laut Raymond J. Loenertz entstand der älteste Teil dieser miracula in den Jahren 1268 bis 1281 (1283), wobei Loenertz betonte, dass die niedergeschriebenen Berichte über die vor 1268 beobachteten Wunder mit gewisser Vorsicht behandelt werden sollten, da sie auf Grundlage mündlicher Überlieferung verfasst worden seien. „Sie konnten also Fehler und Verfälschungen enthalten, die auf die Unvollständigkeit der Erinnerung und den Einfluss der Vorstellungskraft der berichtenden Personen zurückzuführen sind.“67 In diesem ältesten Material finden sich die Namen von sieben Krakauer Ratsherren sowie eines gewissen Vogts Petrus, der schon für 1257 erwähnt wird.68 Bożena Wyrozumska bemerkt, dass die Identifizierung dieser Personen nur hypothetisch möglich zu sein scheint, da man für die wichtigsten Einträge nicht auf die Überlieferung der Daten zurückgreifen kann, unter denen weitere miracula verzeichnet wurden. Um weiteren vereinfachenden Schlussfolgerungen vorzugreifen, die beispielsweise zur Untermauerung der These führen könnten, dass sich der Stadtrat in Krakau unmittelbar nach der Ausstellung der Lokationsurkunde von 1257 formiert hat, ging Wyrozumska davon aus, dass die genannten Personen in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts in Krakau gelebt und gewirkt haben.69 Unter Rückgriff auf die Aufzeichnungen der Wunder des hl. Hyazinth unternahm erst Jerzy Rajman den Versuch einer neuen Betrachtung der zu den Anfängen des Stadrats existierenden Ansichten.70 Dabei hob er hervor, dass die miracula des Hyazinth Odrowąż zu den „völlig vernachlässigten Quellen zählen, die überhaupt nicht kommentiert worden sind.“71 Grundlage für Rajmans Überlegungen bildet die von ihm vorgenommene Datierung des Artikels XVI der miracula des hl. Hyazinth, in dem detailliert die Vision der Prämonstratenserin Bronisława von Zwierzyniec beschrieben wird.72 Mit Jerzy Wyrozumski73 geht Rajman davon aus, dass an der Authentizität der Beschreibung der Vision der Bronisława kein Zweifel bestehen könne.74 Diese hat ins Gebet vertieft am Todestag des Hyazinth die inmitten von Engeln vom Himmel herabsteigende Gottesmutter erblickt; auf ihre entsprechende Frage hin erklärte jene, dass sie die Mutter der Barmherzigkeit sei und gekommen sei, um den Dominikaner Hyazinth zu himmlischem Ruhm zu führen. Nach diesem Ereignis begab sich Bronisława gemeinsam mit den beiden Nonnen Falislaua und Margarita unverzüglich ins Dominikanerkloster und berichtete dort in Anwesen-

66 67 68 69 70 71 72 73 74

Wyrozumska, Kancelaria miasta [Die Kanzlei der Stadt], S. 18. Loenertz, La vie, S. 9. De vita, S. 867. Wyrozumska, Kancelaria miasta [Die Kanzlei der Stadt], S. 17. Rajman, Kraków [Krakau], S. 194–199. Ebd., S. 195; Rajman, Żywoty [Heiligenleben], S. 185, Anm. 51. De vita, S. 866–867. Wyrozumski, Jerzy, Św. Jacek Odrowąż na tle swoich czasów [Der hl. Hyazinth vor dem Hintergrund seiner Zeit], in: Zeszyty Naukowe Uniwersytetu Jagiellońskiego 886 (1989), S. 43–52. Rajman, Kraków [Krakau], S. 196; Rajman, Żywoty [Heiligenleben], S. 185.

2. Diskussion zur Entstehung des Stadtrates. Quellen und Literatur

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heit des Priors Benedict, des Lektors Johannes, der Brüder Bogusław, Hieronymus sowie anderer – darunter der Krakauer Ratsherren Andreas und Petrus – von ihrer Vision.75 Nach der ungeprüften, aus dem 17. Jahrhundert stammenden Überlieferung des Klosters starb Bronisława am 29. August 1259.76 Das Datum könnte mithin als Terminus ante quem der fraglichen Ereignisse verstanden werden. Ohne eine genauere Analyse des Artikels über die Vision der Bronisława durchgeführt zu haben, geht Rajman von deren Glaubhaftigkeit aus und vermutet, dass damit – sollte der Eintrag am 15. August 1257 entstanden und anschließend in das nicht erhaltene liber miraculorum des Hyacinth aufgenommen worden sein – ein Beweis dafür vorliegt, dass der Krakauer Stadtrat bereits zur Zeit der Ausstellung des Lokationsprivilegs durch den Herzog Bolesław den Schamhaften bestanden haben könnte.77 Waldemar Bukowski und Zdzisław Noga gehen in ihren neuesten Untersuchungen zur Geschichte der Krakauer Selbstverwaltung davon aus, dass die von Jerzy Rajman angenommene Datierung der Vision der Prämonstratenserin von Zwierzyniec „die einzige sichere Information“ sei, „welche die Existenz des Rates bereits im Gründungsjahr bestätigt.“78 Wenn allerdings, wie Bukowski und Noga selbst anführen, die Verifizierung der chronologischen Anordnung der miracula, in denen die Namen von Krakauer Ratsherren begegnen, tatächlich nicht möglich ist, warum sollte dann Rajmans Datierung der Vision der Bronisława auf den 15. August 1257 eine Ausnahme von dieser Regel darstellen? Aus dem Inhalt des miraculum geht hervor, dass sich die Nonne schnell zum Kloster begeben habe (celeriter), jedoch nicht am selben Tag (das heißt am Tage des Todes von Hyazinth). Keiner der Autoren stellte hier die grundlegende Frage, wann dieser Eintrag verfasst wurde. Schließlich konnten zwischen dem Eintritt des Wunders und dem Verfassen des entsprechenden Eintrags mitunter mehrere Jahre liegen. Auch die Liste der Wunder-Zeugen weist verschiedene ‚Schichten‘ auf, denn in sie wurden neben Personen, die tatsächlich bei einem einzelnen Wunder zugegen waren, auch Personen eingeschrieben, die zum Zeitpunkt der Ergänzung der Liste um weitere Wunderberichte lebten. Für eine Kritik der Thesen Jerzy Rajmans ist mithin eine quellenkundliche Analyse jener Artikel der miracula des hl. Hyazinth erforderlich, in denen Krakauer Ratsherren erwähnt werden. Unter den Zeugen des bereits genannten miraculum, das die Vision der Prämonstratenserin Bronisława beschreibt, werden wie gesagt neben den Ratsherren Andreas und Petrus weiterhin aufgeführt: Prior Benedict, Lektor Johannes sowie die Brüder Bogusław und Hieronymus. Der einzige Krakauer Lektor im Jahr 1257 war Johannes Zarych, der zuletzt von Maciej Zdanek mit dem Ideengeber zur Einrichtung ei75

76

77 78

De vita, S. 866–867; Bucichowski, Wacław, Lista lektorów dominikańskich prowincji polskiej od jej erygowania (1225) do roku 1525 [Verzeichnis der Dominikaner-Lektoren der polnischen Provinz seit ihrer Entstehung (1225) bis zum Jahr 1525], in: Przegląd Tomistyczny 6–7 (1997), S. 45–231. Przybyszewski, Bolesław, Bronisława (około 1200–1259), norbertanka, błogosławiona [Bronisława (um 1200–1259), eine Prämonstratenserin, seliggesprochene], in: Hagiografia polska. Słownik bio-bibliograficzny, Bd. 1, hg. v. Romuald Gustaw, Poznań/Warszawa/Lublin 1971, S. 203–218, hier S. 212. Rajman, Kraków [Krakau], S. 197. Bukowski/Noga, Ustrój [Die Verfassung], S. 52–53; Noga, Rola samorządu [Die Rolle der Selbstverwaltung], S. 460.

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Teil I: Entstehung und älteste Geschichte des Stadtrates bis 1312

ner Stelle zur Dokumentation der Wunder des Hyazinth (Wunderbüros) auf einem Konvent um 1268 in Verbindung gebracht wurde. Mit der Erfassung der Wunder befasste sich der inzwischen als Lektor agierende Bogusław, der 1257 noch ein einfacher Mönch war.79 Der in diesem miraculum genannte Hieronymus war später Küster (1268–1270) und Krakauer Prior (1282–1283).80 Die Amtszeit des Priors Benedict fällt in die Jahre zwischen 1272 und 1281. Auf dieser Grundlage geht Maciej Zdanek davon aus, dass der betreffende Artikel wahrscheinlich in den Jahren 1272 bis 1281 verfasst wurde.81 Die Erwähnung von zwei Krakauer Ratsherren in diesem Artikel scheint jedoch besonders auffällig. Sie konnte zum Ziel gehabt haben, die Glaubhaftigkeit des Berichts der Bronisława zu erhöhen, die damit gleichfalls die Heiligkeit der Person des verstorbenen Mönchs betonen wollte. Andererseits kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Beschreibung der Vision der Prämonstratenserin aus dem Kloster in Zwierzyniec schlicht und einfach von den Dominikanern gefälscht wurde, um die Bedeutung der erstellten Liste der Wunder des Hyazinth zu erhöhen. Das nächste miraculum (XVII) ist datiert auf den 29. September 1257. Es handelt von der Genesung der gelähmten Krakauer Bürgerin Margarita und wurde vom Krakauer Vogt Petrus sowie den Ratsherren Jacob und Philipp bezeugt.82 Dies scheint insofern merkwürdig, als im Jahre 1257 nachweisbar Gedko, Jacob von Neiße und Dethmar Wolk als Vögte amtierten. Bezüglich dieser Diskrepanz ist kaum vorstellbar, dass sie das Vogtamt bereits drei Monate nach der Ausfertigung des Lokationsprivilegs durch Bolesław den Schamhaften (zu ihren Händen) weiterveräußerten. Wenn dieses Datum zutreffend ist, müsste man also selbigen Petrus als Erwerber des Krakauer Vogtamts identifizieren. Ebenfalls zweifelhaft ist, ob die ersten Gründungsvögte einen ihnen nachfolgenden Gerichtsvogt beriefen. Sicherlich waren sie mit der Auslegung des Magdeburger Rechts gut vertraut, das ein Novum in Krakau darstellte. Jacob von Neiße übte vor 1257 die Funktion des Schulzen aus; bei den beiden anderen handelt es sich vermutlich um Breslauer Schöffen. Ihnen oblag auch die rechtliche Vorbereitung der neu berufenen Schöffen für die Arbeit nach den Grundlagen des Magdeburger Rechts. Vielleicht nicht unsinnig, aber doch merkwürdig wäre dann 1257 die Berufung eines vierten Vogts in der Person des erwähnten Petrus gewesen. Den Terminus a  quo der Abfassung der beiden angeführten Wunder-Artikel markiert das Jahr 1268. Doch stellt sich die Frage, ob man ihn nicht auf einen späteren Zeitraum verschieben muss. Die Niederschrift des miraculum XVI wird, wie bereits erwähnt, von Maciej Zdanek ungefähr auf die Jahre 1272 bis 1281 datiert, also den Amtszeitraum des Priors Benedict. Das miraculum XVII, in dem der Vogt Petrus genannt wird, bei dem es sich nach den Quellen um den etwa zur Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert auftretenden Vogt und Krakauer Ratsherrn Petrus Gwis

79 80 81 82

Kaczmarek, Szkoły [Schulbildung], S. 395, 398; Zdanek, Szkoły [Schulbildung], S. 61–64. Zdanek, Szkoły [Schulbildung], S. 63. Stanisław z Krakowa [Stanisław von Krakau], S. 124, Anm. 114. De vita, S. 867.

2. Diskussion zur Entstehung des Stadtrates. Quellen und Literatur

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handeln könnte, wurde nach Zdanek erst gegen 1290 bis 1293 niedergeschrieben.83 Möglicherweise muss die Abfassungszeit beider Artikel also in die 1290er Jahre verlegt werden. Der Vogt Petrus war gemeinsam mit seinem Sohn Jacob Zeuge eines weiteren Wunders, das durch die Fürsprache des hl. Hyazinth dem vom Fieber gequälten Johannes wiederfahren sein soll, dem Sohn von Margarita und Sulcho, einem Bürger von Miechów (miraculum XIX). Dieses Ereignis soll 1260 eingetreten sein.84 Berücksichtigt man, dass die Lokationsurkunde von Miechów erst 1290 ausgefertigt wurde,85 kann die Niederschrift dieses Artikels frühestens auf 1290 datiert werden. Im miraculum XXI, das auf 1262 datiert ist, wird die Wiederbelebung des Sohnes von Andreas von Jakubowice von den Rittern Petrus und Jacob bezeugt.86 Der Vogt Petrus und sein Sohn Andreas werden im miraculum XXIII erneut genannt, in dem die Genesung der von Dämonen besessenen Tomislava geschildert wird.87 Im Jahr 1264 amtierte Rascho als einziger Vogt, und nichts deutet darauf hin, dass er das Vogtamt mit dem genannten Petrus geteilt hätte, was Jerzy Rajman vermutet hat.88 Im miraculum XXIII wird Clemens als Lektor erwähnt, der in dieser Funktion erst für die Jahre 1284 bis 1290 belegt ist.89 Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass er sich bereits 1264 im Krakauer Kloster aufgehalten hat, wohl aber nicht als Lektor. Dieser Artikel ist also erst in den Jahren 1284 bis 1290 oder, folgen wir Raymond J. Loenertz, 1289 bis 1290 verfasst worden.90 Jerzy Rajman hat diese ungewöhnlich wertvolle Schlussfolgerung in seinen Ausführungen allerdings nicht berücksichtigt.91 Loenertz ging fälschlicherweise davon aus, dass für 1264 der Name des Krakauer Vogts nicht bekannt ist. Er liegt mit seiner Vermutung aber sicherlich richtig, dass ein gewisser Petrus, der 1293 als Krakauer Vogt genannt wird,92 dieses Amt bereits 1290 ausübte, als der fragliche Artikel vermutlich verfasst worden ist.93 Im miraculum XXIV (1265) werden Petrus und sein Sohn Andreas als Zeugen aufgeführt und mit dem Begriff milites94 bezeichnet. Die Übereinstimmung der Namen muss dabei nicht zufällig sein. Der Vogt Petrus wurde gemeinsam mit den beiden Ratsherren Mauricius (Moritz) und Wilhelm ein letztes Mal im miraculum XXVI (1267) erwähnt, in dem die Genesung des Krakauer Bürgers Gerald bezeugt wird. Prior des Konvents der Dominikaner soll zu dieser Zeit Johannes Zarych gewesen sein, und Lektor war ein gewisser Bogusław.95 Dieser Artikel ist also frühestens 1268 entstanden, wobei das Wunder selbst nach 1257 eingetreten sein muss.96 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96

Stanisław z Krakowa [Stanisław von Krakau], S. 124, Anm. 117. De vita, S. 868. KDM 2, Nr. 516; vgl. auch Bukowski, Miechów, S. 332, 336. De vita, S. 869. Ebd., S. 870–871. Rajman, Kraków [Krakau], S. 198; Rajman, Żywoty [Heiligenleben], S. 184. Kaczmarek, Szkoły [Schulbildung], S. 399. Loenertz, La vie, S. 11. Rajman, Kraków [Krakau], S. 197–198. KDM 1, Nr. 123. Loenertz, La vie, S. 11. De vita, S. 871. Ebd., S. 872–873. Stanisław z Krakowa [Stanisław von Krakau], S. 131, Anm. 151.

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Teil I: Entstehung und älteste Geschichte des Stadtrates bis 1312

Moritz war wahrscheinlich ein Nachkomme der Familie Moritz und Vater der späteren Ratsherren Heinemann, Petrus und Nicolaus. Bei Wilhelm kann es sich theoretisch um den Krakauer Schöffen gleichen Namens handeln, der dieses Amt im letzten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts ausübte, und vielleicht sogar um einen Ratsherrn vom Anfang des folgenden Jahrhunderts, der mit dem Beinamen der shriber bezeichnet wird. Anders als Maciej Zdanek würde ich diese beiden Personen nicht gleichsetzen.97 In seinem Kommentar zur Edition des Artikels hat der Herausgeber Ludwik Ćwikliński jedoch fälschlicherweise angeführt, dass die in ihm genannten Personen Petrus, Moritz und Wilhelm auch als consiliarii civitatis nostre Cracoviensis in einer Urkunde von Władysław Ellenlang vom 24. Mai 1315 über die Schaffung einer Weichselfurt für die Krakauer Bürger erwähnt werden.98 In Wirklichkeit werden hier Petrus, Sohn des Moritz (Petrum Mauricii), sowie Wilhelm erwähnt,99 nicht aber, wie es bei Ludwik Ćwikliński heißt, Petrus und Moritz. Es sollte hinzugefügt werden, dass die Söhne des Moritz in den städtischen Ämtern seit den 1290er Jahren belegt sind; daher ist es sehr wahrscheinlich, dass die Zeugen des Wunders (miraculum XXVI) Personen waren, die tatsächlich auch 1267 gelebt haben. Im miraculum XXIX vom 3. Juni 1268 werden hingegen die Ratsherren Philipp und Gerald als Zeugen genannt.100 Bekannt ist, dass Bruder Bogusław von diesem Jahr an fortlaufend die sich am Grab des hl. Hyazinth ereignenden Wunder aufzeichnete. Geht man davon aus, dass dieser Artikel Personen anführt, die tatsächlich ihre Ämter ausübten, lässt sich daraus schließen, dass der bereits 1257 genannte Philipp mit der 1268 auftretenden Person gleichen Namens identisch ist. Weiterhin kann abgeleitet werden, dass das miraculum XVII vom September 1257 frühestens 1268 niedergeschrieben und der dort erscheinende, damals amtierende Ratsherr Philipp als Zeuge der elf Jahre zurückliegenden Ereignisse eingetragen wurde. Ratsherr Gerald wird später als Mitglied des Ratskollegiums während der Krakauer Herrschaft Heinrichs IV. erwähnt.101 Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass er mit dem gleichnamigen Siedlungsunternehmer identisch war, der für 1283 als Schulze von Prandocin102 sowie in den letzten drei Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts als Lokator von Miechów,103 Lubocza und Pobiednik Wielki (eines Dorfes des Klosters Zwierzyniec) bezeugt ist.104 Für eine Identität spricht auch die Tatsache, dass Gerald nach 1290 in keinem der Selbstverwaltungsorgane der mittelalterlichen Stadt Krakau mehr genannt wird, 1300 aber noch das Vogtamt in Miechów ausübte.105 Weitere Ratsherren werden im miraculum XLIX genannt, das im Text auf das Jahr 1289 datiert wird. Als Zeugen treten hier die bereits bekannten Ratsherren Petrus und Andreas auf.106 Das geschilderte Wunder soll zur Zeit des Lektors Bo97 98 99 100 101 102 103 104 105 106

Ebd., S. 131, Anm. 150. De vita, S. 873, Anm. b. KDMK 1, Nr. 9. De vita, S. 874–875. Liber actorum, Nr. 25; KDM 1, Nr. 118; KDW 2, Nr. 649. Diplomata monasterii, Nr. 35. KDM 2, Nr. 516. ZDM 4, Nr. 878; Ptaśnik, Studya [Studien], S. 31–32. KDP 1, Nr. 94; Stanisław z Krakowa [Stanisław von Krakau], S. 130, Anm. 146; Bukowski, Miechów, S. 332. De vita, S. 890–891.

2. Diskussion zur Entstehung des Stadtrates. Quellen und Literatur

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gusławs stattgefunden haben, daher stammt die Niederschrift dieses Artikels wahrscheinlich aus dem Jahr 1290.107 Das miraculum XVI (die Vision der Prämonstratenserin Bronisława), ebenfalls bezeugt durch die Ratsherren Andreas und Petrus, kann gleichermaßen den 1290er Jahren zugeordnet werden. Die in den weiteren miracula angegebenen Daten bezeichnen den Zeitpunkt der Wunder.108 Ihre Niederschrift erfolgte im Wesentlichen in den 1290er Jahren, wobei die in den Artikeln XXVI und XXIX als Zeugen aufgeführten Personen in den Jahren 1267 und 1268 gelebt haben dürften. Tab. 1: Krakauer Ratsherren in den miracula des hl. Hyazinth

Nummer miraculum

Vorname der Ratsherren

Datierung des Wunders

Vermutliches Datum der Niederschrift

XVI

Andreas, Petrus

1257

1272–1281 oder in den 1290er Jahren

XVII

Jacob, Philipp

29. Sept. 1257

ca. 1290–1293

XXVI

Moritz, Wilhelm

1267

1268 oder in den 1290er Jahren

XXIX

Philipp, Gerald

3. Juni 1268

1268 oder in den 1290er Jahren

XLIX

Petrus, Andreas

1289

ca. 1290

Unter den sieben in den miracula aufgeführten Krakauer Ratsherren finden sich vier, die zwischen 1267 und ca. 1290 dem Rat angehört haben könnten (Gerald, Moritz, Petrus, Wilhelm). Die übrigen drei (Andreas, Philipp, Jacob) treten im erhaltenen Quellenmaterial, wie dessen Untersuchung zeigt, nicht mehr auf. Doch bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass sie dem Rat im 13. Jahrhundert tatsächlich nicht angehörten. Diese Anmerkungen scheinen den Argumenten von Jerzy Rajman zu widersprechen, wonach der Artikel XVI über die Wunder des Hyazinth, der das mystische Erlebnis der Prämonstratenserin Bronisława von Zwierzyniec beschreibt, „ein zusätzliches Argument für die von Estreicher und Grodecki aufgestellte These zur Existenz eines Krakauer Stadrats zur Zeit der Ausfertigung des Lokationsprivilegs durch den Herzog Bolesław den Schamhaften darstellt.“109 Weder Estreicher noch Grodecki waren der Ansicht, dass der Rat in Krakau bereits 1257 gebildet worden 107 108 109

Rajman, Kraków [Krakau], S. 198; Zdanek, Szkoły [Schulbildung], S. 64. Stanisław z Krakowa [Stanisław von Krakau], S. 123, Anm. 106. Rajman, Kraków [Krakau], S. 185.

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Teil I: Entstehung und älteste Geschichte des Stadtrates bis 1312

ist. Das Verzeichnis der Wunder, die unter Vermittlung des hl. Hyazinth stattgefunden haben sollen, ist eine wertvolle Quelle zur frühesten Geschichte des Stadtrats in Krakau. Seine Interpretation lässt jedoch nicht darauf schließen, dass der Rat bereits im Jahr der Ausstellung der Lokationsurkunde existierte. Im Lichte der vorliegenden Untersuchungen kann also davon ausgegangen werden, dass der Stadtrat in Krakau sieben Jahre nach Gründung der Stadt bestand, also im Jahr 1264. Nach Zurückweisung der Hypothese von Jerzy Rajman zur Entstehung des Rates bereits im Jahr 1257 ist seine Herausbildung auf den Zeitraum nach 1257 und vor 1264 zu datieren, also in die Phase der im Lokationsprivileg den neuen Siedlern zugesagten sechsjährigen Abgabenbefreiung. Allerdings liegen gewisse Anhaltspunkte vor, nach denen eine Eingrenzung dieses Zeitraums auf die Jahre 1258 bis 1262 möglich zu sein scheint. Denn in den Untersuchungen zur Geschichte Krakaus ist eine interessante Urkunde Bolesławs des Schamhaften vom 2. Oktober 1262 bislang unberücksichtigt geblieben. Sie wurde erstmals 1926 veröffentlicht und betrifft die Übertragung eines Teils des Dorfes Sudoł sowie des Dorfes Rudnik an das Zisterzienserkloster Jędrzejów durch den Herzog, der dafür im Tausch das Dorf Bezden erhielt, das er den Krakauer Bürgern übereignete.110 Wie in der Urkunde deutlich betont wird, tat Bolesław der Schamhafte dies ad magnam dictorum civium instanciam.111 Es kann also nicht ausgeschlossen werden, dass die entsprechende Bitte vom Stadrat an den Herzog herangetragen worden war, der die Interessen der Bürger vertrat. Die Frage nach der Berufung des ersten Krakauer Ratsgremiums wurde erstmals von Roman Grodecki gestellt. Dabei wies er darauf hin, dass das Gremium von den Erbvögten benannt worden sein könnte, die der sich damals organisierenden städtischen Gemeinde vorstanden.112 Eine andere Ansicht vertritt Jerzy Wyrozumski. Er hält die Berufung des Rates durch eine Entscheidung der Vögte für „am wenigsten wahrscheinlich“ und meint, dass die Organisation des Stadtrats in Krakau eine Initiative der Bürger selbst gewesen sei, also ‚von unten‘ erfolgte.113 Wenn die Bildung des Rates vor allem von der Stellung der städtischen Kaufleute abhing, den meliores, die auf Krakauer Boden nachweisbar bereits seit den 1220er Jahren tätig waren, kann mit Wyrozumski davon ausgegangen werden, dass gerade sie die treibende Kraft bei der schnellen Formierung des Ratskollegiums in der neu gegründeten städtischen Gemeinde waren. Daher kann der Ansicht, die ersten Krakauer Ratsherren seien direkt von Herzog Bolesław dem Schamhaften ernannt worden, nur unter Vorbehalt zugestimmt werden; denn sicherlich geschah dies erst nachdem mit den Bürgern Gespräche geführt worden waren. 110

111 112

113

Maleczyński, Karol, Kilka nieznanych dokumentów z XIII w. przeważnie z archiwów poznańskich [Einige unbekannte Urkunden des 13. Jahrhunderts, hauptsächlich aus Posener Archiven], in: Kwartalnik Historyczny 40 (1926), S. 185–196, hier S. 195–196, Nr. 5. ZDM 4, Nr. 876. Grodecki, Początki rady miejskiej [Die Anfänge des Stadtrates], S.  49; Wyrozumski, Jerzy, Roman Grodecki o średniowiecznym Krakowie [Roman Grodecki über das mittelalterliche Krakau], in: Rocznik Krakowski 49 (1978), S. 5–26, hier S. 16. Wyrozumski, Kraków [Krakau], S. 164; Bukowski/Noga, Ustrój [Die Verfassung], S. 53; Lenczowski, Z zagadnień ustrojowych [Zu den Verfassungsfragen], S. 169–174; vgl. Scheper, Burchard, Über Ratsgewalt und Gemeinde in nordwestdeutschen Hansestädten des Mittelalters, in: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte 49 (1977), S. 87–108.

3. ERNENNUNG UND PERSONELLE ZUSAMMENSETZUNG

Nach den Bestimmungen der Rechtsmitteilung, die 1261 der Stadt Breslau von den Magdeburger Schöffen zugesandt wurde, betrug die Amtszeit der Ratsherren ein Jahr (daz sie kůren râtman zů eime jare die swůren unde sweren noch alle iar). Beim Rücktritt vom Amt bestimmten sie ihre Nachfolger (swenne sie nůwe kiesen).114 Im ältesten Krakauer Stadtbuch finden sich lediglich allgemeine Eintragungen, denen zufolge die Ratsherren gewählt wurden (wurden dise ratherren gecorn).115 Dies steht jedoch nicht im Widerspruch dazu, dass in Krakau, wie auch in Magdeburg, die scheidenden Ratsherren ihre Nachfolger auswählten. Im ersten Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts gab es keinen festen Termin für die Wahlen zum Rat. In den Jahren 1301 und 1302 fanden sie im November statt, 1303 im Dezember, 1305 im Januar, 1306 im Mai und 1309 im Juni. Für die Jahre 1307 und 1308 ist lediglich vermerkt, dass die Wahlen abgehalten wurden. Eine gewisse Regelmäßigkeit ist erst in den Jahren 1310 bis 1312 zu erkennen, als die Wahlen, wie auch 1306, in der so genannten Kreuzwoche (Crucevoychen) durchgeführt wurden, also in der Woche, die mit dem fünften Sonntag nach Ostern (Vocem jocundatis) beginnt.116 Nach dem Aufstand des Vogts Albert kehrte man allerdings nicht mehr zu diesem Termin zurück. Es ist anzunehmen, dass die Namen der Mitglieder des ersten Krakauer Stadtratskollegiums in der bereits erwähnten Urkunde des Abts Engelbert von Mogiła vom April 1283 enthalten sind.117 Namentlich werden hier sechs Bürger und Ratsherren erwähnt, doch ist nicht vollständig erwiesen, dass diese auch gemeinsam das sechsköpfige Ratskollegium gestellt haben. Aufgeführt werden im einzelnen: Jasco, sicherlich identisch mit einem der Lokatoren von Wieliczka; Lupold, der später während der Krakauer Herrschaftszeit Heinrichs IV. zum Rat stieß; Reinold; Heinrich von Katscher, einer der bekanntesten Bürger des ausgehenden 13. bzw. beginnenden 14. Jahrhunderts, der dem Rat bis 1316 mehrfach angehörte; Volrad von Katscher, ein weiterer Ratsherr aus der Zeit der Krakauer Herrschaft Heinrichs IV.; und schließlich Hartlib. Die zweite Besetzung des Rates aus dem 13. Jahrhundert, zweifelsohne ebenfalls sechs Personen, ist aus dem bereits besprochenen Eintrag im ältesten Krakauer Stadtbuch zur Verteilung des Vermögens des verstorbenen Albert von Zawichost bekannt. In der Fachliteratur ist man bislang davon ausgegangen, dass die darauffol114 115 116 117

SUB 3, Nr. 381, § 2. Liber actorum, S. 4. Leclercq, Henri, Rogations, in: Dictionnaire d’archéologie chrétienne et de liturgie, Bd. 14, Paris 1948, Col. 2459–2461. Diplomata monasterii, Nr. 35.

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Teil I: Entstehung und älteste Geschichte des Stadtrates bis 1312

gende Besetzung des Krakauer Rates, die im Jahr 1300 gewählt wurde, auf der ersten Seite dieses Buches genannt wird. Eine kritische Untersuchung der Einträge des historischen Dokuments lässt jedoch Zweifel an der Richtigkeit besagter Ansicht aufkommen. Ein Eintrag auf der ersten Seite des ältesten Krakauer Stadtbuches handelt von der Bestätigung eines Geschäfts zwischen dem Krakauer Bürger Gottfried von Neiße – sicherlich identisch mit dem dreimaligen Schöffen vom Anfang des 14. Jahrhunderts118 – und dem Bader Nicolaus. Es wurde vor einem außerordentlichen Gericht unter Führung des Vogts Petrus Gwis verhandelt,119 der in den Einträgen des ältesten Stadtbuchs in den ersten beiden Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts mehrfach genannt wurde, unter anderem auch als Gerichtsvogt. Man kann jedoch nicht ausschließen, dass er diese Funktion bereits 1293 ausübte. In einer auf den 11. November 1293 ausgestellten Urkunde des Propstes von Zwierzyniec, Roman, in der dieser den von Arnold – einem seiner Vorgänger – getätigten Verkauf des Guts Rogoźnik an Petrus – den Sohn von Moritz – bestätigte, trat der Krakauer Vogt Petrus gemeinsam mit seinem Bruder Heinrich als Zeuge auf.120 Da das städtische Vogtamt zu dieser Zeit von Albert wahrgenommen wurde, ist es wahrscheinlich, dass dieser Petrus das Amt des Gerichtsvogts innehatte, der den Sitzungen des Gerichts bei Abwesenheit des Erbvogts vorstand.121 Es ist auch möglich, dass es sich bei diesem Petrus Gwis sowie dem aus der Urkunde von 1293 bekannten Vogt Petrus und dem in den miracula des hl. Hyazinth aufgeführten Vogt Petrus um ein und dieselbe Person handelt. Geht man jedoch von der Glaubhaftigkeit der beiden auf die Jahre 1267 und 1268 datierten miracula aus, kann daraus abgeleitet werden, dass der Vorgänger dieses aus dem Jahre 1293 bekannten Vogts Petrus eine Person gleichen Namens gewesen war. Auf jeden Fall ist, wie Jerzy Rajman nachweist, bei der Identifikation dieser Personen der Umstand, dass „zur Zeit Bolesławs des Schamhaften und Leszeks des Schwarzen das Vogtamt von Heinrich ausgeübt wurde, dem Vater von Albert, und anschließend von den Söhnen Heinrichs“, kein „schwerwiegendes Hindernis.“122 Der besprochene Vermerk wurde von einer Hand geschrieben [Nr. 2], die im ältesten Stadtbuch nur noch ein weiteres Mal vorkommt.123 Sie findet sich jedoch unmittelbar nach dem Eröffnungseintrag des Buches, der in deutscher Sprache verfasst ist: Van Cristes geburt tusent unde drihundert unde in dem ersten iare.124 Der Anfang dieses Eintrags (item eiusdem anni) könnte also darauf hindeuten, dass er genau im Jahre 1301 verfasst wurde. Dem widersprechen jedoch die Besetzung von Rat und Schöffenbank, deren Wahl am 8. November 1301 durchgeführt wurde,125 was bereits vom Herausgeber dieses Dokuments, Franciszek Piekosiński, angemerkt wurde.126 Nicht belegbar ist jedoch seine Feststellung, wonach „sie [die in diesem 118 119 120 121 122 123 124 125 126

Liber actorum, S. 7, 11, 22. Ebd., Nr. 1. KDM 1, Nr. 123. Niwiński, Wójtostwo krakowskie [Das Krakauer Vogtamt], S. 43–44. Rajman, Kraków [Krakau], S. 198. Wyrozumska, Kancelaria miasta [Die Kanzlei der Stadt], S. 56. Liber actorum, S. 3. Ebd., S. 5. Ebd., S. 3, Anm. 3.

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Eintrag genannten Schöffen, M. S.] noch aus dem Jahr 1300 stammen, und zwar aus dem Zeitraum vor dem 3. Oktober, also vor den Wahlen der neuen Schöffen.“127 Wie Bożena Wyrozumska anmerkt, wurde nach dem Eintrag des Datums auf der ersten Seite dieses Buchs Platz für die spätere Hinzufügung eines weiteren Eintrags gelassen, wobei auf der zweiten Seite, mit anderer Hand [Nr. 3], eine Information über die Wahlen der Ratsherren und Schöffen vom 31. Oktober notiert wurde, jedoch ohne Angabe einer Jahreszahl. An der freien Stelle wurde nun zu einem nicht näher bestimmten Zeitpunkt der bereits erwähnte Vertrag zwischen Gottfried von Neiße und dem Bader Nicolaus eingefügt. Unklar ist jedoch, ob die testes et scabini, die am Ende dieses Eintrags genannt werden, sich auf die Rechtshandlung beziehen oder auch Zeugen der Niederschrift dieses Dokuments waren.128 Daher ist davon auszugehen, dass sowohl die erwähnten Ratsherren als auch die Schöffen ihr Amt etwa im Zeitraum zwischen 1290 und 1300 ausübten. Eine Zäsur markierte im Jahr 1290 die Ablösung des Stadtrats, der während der Krakauer Herrschaft Heinrichs IV. amtierte. Bedenkt man, dass der scheidende Rat den neuen wählte, ist hier die Amtszeit 1300/01 auszuschließen. Drei der Ratsherren aus dieser Amtsperiode gehörten auch dem im November 1301 für die Amtszeit 1301/02 gewählten Rat an. Die Nennung des Vogts Jasco gemeinsam mit dem Vogt Petrus spricht jedoch gegen die Möglichkeit, dass ersterer die Funktion des Gerichtsvogts ausgeübt haben könnte. Vielleicht war dieser Vogt Jasco, der vor 1312 mehrfach als Ratsherr erwähnt wird, aber nicht mit Jasco – dem Vogt von Wieliczka – gleichzusetzen ist, tatsächlich mit dem Vogt Albert verwandt. Einen Kommentar erfordert auch der erwähnte Eintrag auf der zweiten Seite des ältesten Stadtbuchs, in dem jene Besetzung von Rat und Schöffenbank aufgeführt wird, die am Abend zu Allerheiligen gewählt worden war (in disem selben iare in Aller Heiligen abende), wobei die Jahreszahl nicht angegeben wird. Die Nennungen hat Franciszek Piekosiński mit einer gewissen Willkür bis 1300 geordnet.129 Auf der ersten Seite des Stadtbuchs, etwa im oberen Drittel, befindet sich ein ungefähr zwei Zentimeter großes Loch, das von den späteren Schreibern peinlichst ausgelassen wurde. Möglicherweise sollte angesichts der Beschädigung auf dieser Seite nur der Eröffnungseintrag des Buchs vermerkt werden, und erst später entschied man sich, sie mit Sitzungsmitschriften der Schöffenbank auszufüllen. Eine paläografische Untersuchung der ältesten Einträge des Stadtbuchs spricht gegen die von Franciszek Piekosiński vorgeschlagene Datierung. Diese sind weder systematisch noch chronologisch verfasst worden. Oftmals wurden freie Stellen für undatierte oder für solche Einträge benutzt, die sich auf einen späteren Zeitraum beziehen, was noch in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts gängige Praxis war. Franciszek Piekosiński hat sich als Herausgeber einer ungewöhnlich schwierigen Aufgabe gestellt. Er versuchte, den Inhalt des Buches chronologisch zu ordnen.130 Doch scheint die von ihm gewählte chronologische Reihenfolge sachlich nicht immer gut begründet zu sein.

127 128 129 130

Ebd., S. 3, Anm. 3. Wyrozumska, Kancelaria miasta [Die Kanzlei der Stadt], S. 56–57. Liber actorum, S. 4. Wyrozumska, Odnalezione zapiski [Wiederentdeckte Notizen], S. 113.

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Die Namen der am 31. Oktober gewählten Ratsmänner und Schöffen wurden von einer anderen Hand als derjenigen in das Buch eingefügt [Nr. 3], die den Eröffnungseintrag auf der ersten Seite des Buches verfasst hat [Nr. 1]. Auch die Farbe der verwendeten Tinte unterscheidet sich. Zwischen der Nennung der am 8. November (bereits unter Anführung der Jahreszahl 1301) gewählten Ratsmitglieder auf der vierten Seite des Buches und dem erwähnten Eintrag auf Seite zwei finden sich zehn undatierte Vermerke.131 Sie stehen in Gruppen, die Tinte weist unterschiedliche Farben auf.132 Dies zeigt, dass die ersten drei Seiten des ältesten Stadtbuches in einem nicht näher bestimmten Zeitraum für Einträge verwendet wurden, die sich auf das Jahr 1300 oder eines der Jahre vor bzw. nach 1300 beziehen können. Die Ratsbesetzung ist auf das Jahr 1300 oder eines der Jahre vor 1300 zu datieren, da in dieser Handschrift für die weiteren Jahre nach 1301 die vollständigen Mitgliederlisten der Rats- und Schöffenbankkollegien erhalten sind. Dagegen kann ausgeschlossen werden, dass der Ausdruck in disem selben iare als 1301 zu identifizieren ist, da für die damalige Geschichte Krakaus kein derart dramatisches Ereignis notiert ist, das eine vollständige personelle Veränderung von Rat und Schöffenbank innerhalb von nur acht Tagen (zwischen dem 31. Oktober und dem 8. November) erforderlich gemacht hätte. Allerdings ist es durchaus möglich, dass sich die Ratswahl am 31. Oktober tatsächlich auf 1300 bezog; doch scheint hier eher der Wunsch nach Beibehaltung der chronologischen Reihenfolge der Stadtbucheinträge der Vater des Gedankens zu sein. Am wahrscheinlichsten ist wohl die Annahme, dass die Ratsherren, die auf Seite zwei des ältesten Stadtbuchs notiert sind, während einer der Amtszeiten zwischen 1290 und 1301 amtierten. In den Quellen findet sich jedenfalls kein Beleg dafür, dass die Wahl der Ratsherren am 31. Oktober im Jahre 1300 stattgefunden hat. Die Vermerke zu den Wahlen der Ratsherren im ältesten Stadtbuch nach November 1301 führen die neu gewählten Ratsherren immer an erster Stelle vor den Schöffen auf. Darin kam offenbar die zunehmende Bedeutung des Krakauer Stadtrats zum Ausdruck. Der Beginn dieser Entwicklung lässt sich auf den Übergang von den 1280er zu den 1290er Jahren datieren und stellte eine der Phasen in der Ausbildung der Strukturen der Krakauer Selbstverwaltung dar, die als Bestandteil des Aufstrebens der städtischen Gemeinde aufgefasst werden kann. Es lässt sich jedoch nicht ausschließen, dass sich hierauf auch die Übernahme des Vogtamts durch Albert ausgewirkt hat, der in den Quellen mit den Titeln comes sowie Kastellan von Sandez begegnet und in Kleinpolen eine selbstständige politische Stellung anstrebte.133 Für die Umsetzung seiner Pläne war er allerdings auf die Unterstützung der Krakauer Patrizier aus dem Stadtrat angewiesen. Die Benennung der neuen Ratsherren durch ihre scheidenden Amtsvorgänger ging bis 1311 reibungslos vonstatten. In den Jahren 1311 und 1312 erhoben sich dann – wie in der Forschung allgemein angenommen wird – die Krakauer Bürger unter Führung des Vogts Albert in einem Aufstand gegen die Herrschaft Władysław

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Liber actorum, S. 4–5. ANK, Scabinalia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 1, S. 2–3. KDKK 1, Nr. 166; KDM 1, Nr. 124, 136, 148; KDM 2, Nr. 515; Grodecki, Roman, Albert, in: Polski Słownik Biograficzny, Bd. 1, Kraków 1935, S. 43–44; vgl. Starzyński, Civitas nostra, S. 57–60.

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Ellenlangs.134 Auch wenn der ‚Aufstand des Vogts Albert‘ in der mittelalterlichen Geschichte der Stadt nur eine kurze Episode darstellte, kam ihm hinsichtlich der Organisation der städtischen Selbstverwaltung doch eine besondere Bedeutung zu. Denn durch die auf den Aufstand folgenden Repressionen kam es innerhalb der Stadt zu einer Verschiebung der Kräfteverhältnisse. Nach der Abschaffung des erblichen Vogtamts fiel die führende Position dem Rat zu, der als Institution fortan nicht nur allgemein die Krakauer Bürgerschaft vertrat, sondern vor allem deren reichste Schicht, in deren Händen nicht nur die Abwicklung des Handels lag, sondern sich auch bedeutende Bargeldbestände befanden. Den Grund des Aufstands sieht die Forschung zumeist in den „Veränderungen in der Besetzung des Stadtrats im Mai 1311.“135 Edmund Długopolski bezeichnete die am 5. Mai 1311 gewählten Ratsherren sogar als „entschiedene Gegner von [Władysław] Ellenlang.“136 Die wenigen überlieferten Quellen lassen eine solche Schlussfolgerung allerdings nicht zu. Und so ist eher der Ansicht Abdon Kłodzińskis zuzustimmen, dass „die Wahl des neuen Rates im Mai nichts anderes war als nur eine Wahl [und dass diese] nicht den Beginn des Aufstands bedeuten kann.“137 Die damals berufenen Ratsherren übernahmen einfach ihre Sitze für die Amtszeit 1311/12. Zwei von ihnen kehrten nach einjähriger Karenz in den Rat zurück (der Vogt Jasco, Heinrich von Katscher), drei weitere nach zweijähriger Pause (Hermann von Ratibor, Tilmann Brant, Isinbold), wohingegen Paulus von Brieg – zuvor viermaliger Schöffe – zum ersten Mal in das Ratsherrenamt gewählt wurde. In dieser Wahl lässt sich also kein besonderer politischer Wechsel erkennen und auch kein damit verbundener Versuch zur Schaffung eines gegen Władysław Ellenlang gerichteten Lagers durch den Krakauer Vogt. Władysław Ellenlang war freilich kein Herzog, der den wirtschaftlichen Ambitionen der durch den Stadtrat vertretenen Krakauer Kaufleute gerecht zu werden vermochte. Der Verlust Pommerns und später Großpolens verschloss den Krakauer Kaufleuten die Handelsstraße von Thorn nach Danzig. Es ist

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Długopolski, Bunt [Die Auflehnung], S.  135–186; vgl. die Rezension: Semkowicz, Aleksander, in: Kwartalnik Historyczny 21 (1907), S. 143–147; Kłodziński, [Rez. zu] Długopolski, Bunt [Die Auflehnung], S. 484–488; also: Długopolski, Edmund, Władysław Łokietek na tle swoich czasów [Władysław Ellenlang vor dem Hintergrund seiner Zeit], Wrocław 1951, S.  138–164; Piekarczyk, Stanisław, Studia z dziejów miast polskich w XIII–XIV w. Rola miast w walce o zjednoczenie ziem polskich we wcześniejszym okresie monarchii stanowej do 1370 r. [Studien zur Geschichte der polnischen Städte im 13.–14. Jahrhundert. Die Rolle der Städte im Kampf um die Vereinigung der polnischen Länder in der früheren Phase der Ständemonarchie bis zum Jahr 1370], Warszawa 1955, S. 139– 144; Nowakowski, Tomasz, Małopolska elita władzy wobec rywalizacji o tron krakowski w latach 1288–1306 [Die kleinpolnische Elite und die Rivalität um den Krakauer Thron in den Jahren 1288 bis 1306], Bydgoszcz 1992, S. 68; Wyrozumski, Kraków [Krakau], S. 199–211; Gawlas, O kształt [Über die Form], S. 93–94; Pietras, Tadeusz, „Krwawy wilk z pastorałem”. Biskup krakowski Jan zwany Muskatą [„Blutiger Wolf mit einem Bischofsstab”. Der Krakauer Bischof Jan genannt Muskata], Warszawa 2001, S. 104–109. Gawlas, O kształt [Über die Form], S. 94; Marzec, Andrzej, Domina terrae Sandecensis. Rola polityczna królowej Jadwigi Łokietkowej w kontekście jej związków z dostojnikami małopolskimi [Domina terrae Sandecensis. Die politische Rolle der Königin Jadwiga Ellenlang im Kontext ihrer Verbindungen mit den kleinpolnischen Würdenträgern], in: Kwartalnik Historyczny 107 (2000), S. 3–23, hier S. 6; Marzec, Urzędnicy małopolscy [Die kleinpolnischen Amtsträger], S. 33. Długopolski, Bunt [Die Auflehnung], S. 144. Kłodziński, [Rez. zu] Długopolski, Bunt [Die Auflehnung], S. 485.

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bekannt, dass sie schon damals bis nach Flandern reisten.138 Die Ausnutzung der Schwächung von Ellenlang und der Versuch einer engeren Verbindung mit Schlesien und vielleicht sogar dem wirtschaftlich aufblühenden Böhmen schien in dieser Situation eine interessante Perspektive darzustellen.139 Die nächsten Wahlen zum Krakauer Stadtrat fanden im Mai 1312 statt, als bereits der von den Aufständischen herbeigerufene Herzog Bolesław von Oppeln in der Stadt weilte. Damals wurde, zum ersten Mal in der Geschichte der Stadt, ein achtköpfiges Ratskollegium berufen. Auf einen Bruch mit dem bisherigen Modell der Wahl des neuen Rates durch den scheidenden Rat weist die Tatsache hin, dass zwei Ratsherren aus der Amtszeit 1311/12 auch dem neuen Rat angehörten (Hermann von Ratibor, Paulus von Brieg). Hier ist zu betonen, dass die Ratsmitglieder Heinrich Suderman und Petczold von Rożnów zu den Bürgern zählten, denen Władysław Ellenlang propter demerita publica in einer Urkunde vom Dezember 1311 das Schulzenamt aberkannte und den Benediktinern von Tyniec übertrug.140 Die Entscheidung für ein achtköpfiges Ratskollegium, dem die Anhänger Alberts angehörten, kam sicherlich nicht zufällig zustande. Sie mochte der Versuch gewesen sein, zu einem Zeitpunkt, als sich das Zentrum des kleinpolnischen Aufstands gegen die Herrschaft Ellenlangs auf die Stadt Krakau selbst beschränkte, für den aus Oppeln herbeigerufenen Herzog eine politische und vielleicht auch wirtschaftliche Basis zu schaffen. Im April 1312 ordnete Władysław Ellenlang die Aufhebung der Krakauer Privilegien an. Der dadurch auf die Stadt ausgeübte Druck dürfte einer der entscheidenden Gründe für die Aufgabe Krakaus durch Bolesław von Oppeln gewesen sein. Schon zu dieser Zeit musste also innerhalb der Stadtmauern eine Opposition gegen Albert, den Oppelner Herzog und den ihn unterstützenden Teil des Patriziats existiert haben. Als Bolko Krakau schließlich verließ, was vermutlich vor dem 14. Juni 1312 geschah, soll er einige bedeutendere Bürger sowie den Vogt Albert entführt haben.141 Die Repressionen nach der Niederschlagung des Aufstands richteten sich nicht nur gegen die Institution des erblichen Vogtamts, sondern vor allem gegen die Person des Vogts als einen potentiellen Rädelsführer und Strippenzieher. Denn der Vogt konnte seine Stellung ausnutzen und mit der Hilfe des städtischen Patriziats die herzogliche Herrschaft in Kleinpolen sowohl unterstützen als auch bedrohen. So kam es nach der Niederschlagung des Aufstandes in der Geschichte der Stadt erstmals zu größeren Veränderungen an der Spitze der städtischen Ämter. Die Anhänger Alberts verließen die Stadt; einige fanden vielleicht den Tod. Andere Personen nahmen deren Plätze ein und übernahmen das Wort. Wie Jerzy Wyrozumski hervorhebt, war die politische Bedeutung der Krakauer Bürger niemals wieder so groß wie vor 1312, als sie unter Führung des Krakauer Erbvogts Albert nach der Verfügungsgewalt über den Krakauer Thron und nach einem Mitspracherecht bei dessen Besetzung streb138 139 140 141

Kutrzeba, Finanse [Die Finanzen], S. 195; Długopolski, Bunt [Die Auflehnung], S. 141; Lites ac res gestae 1, S. 386. Gawlas, O kształt [Über die Form], S. 93. Kodeks dyplomatyczny klasztoru tynieckiego. Cz. I: 1105–1399 [Urkundenbuch des Klosters Tyniec. Teil 1: 1105–1399], hg. v. Wojciech Kętrzyński, Lwów 1875, Nr. 41. Długopolski, Bunt [Die Auflehnung], S. 181.

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ten.142 Mit der Niederlage Alberts „ging die Zeit der Vögte endgültig zu Ende und es begann mit der Vormachtstellung des Stadtrats ein neuer Abschnitt in der Geschichte der kommunalen Organisation.“143 Mit Ausnahme der Wahlen vom Mai 1312 umfasste der Krakauer Rat im Zeitraum des Vogtamts sechs Personen. Die Anzahl der Ratsherren war nicht durch das Magdeburger Recht vorgeschrieben, sie hing nur von den lokalen Bedingungen ab und lag meistens zwischen vier und zwölf.144 Interessant hierbei erscheint die Situation im schlesischen Ratibor, wo Herzog Przemysław 1299 bei der Regulierung der Bestimmungen für die Wahlen zum Stadtrat die Anzahl der Ratsherren auf fünf festlegte, wobei er darauf hinwies, dass der Mensch fünf Sinne habe und somit auch fünf Ratsherren über die Stadt herrschen sollten.145 Es ist schwer nachzuweisen, welche der aus dem Zeitraum zwischen 1301 und 1312 bekannten Krakauer Ratsherren neu waren. Selbst wenn eine Person im Ratsgremium in diesem Zeitraum zum ersten Mal erwähnt wurde, kann nicht ausgeschlossen werden, dass sie nicht schon in den letzten Jahren des 13. Jahrhunderts ein Ratsherren- oder Schöffenamt ausgeübt hat. Anhand des ältesten Quellenmaterials lässt sich darüber hinaus der Aufstieg der ersten Krakauer Patrizierfamilien darstellen, wie beispielsweise der Familien Keczer und Moritz. Unter den damaligen Ratsherren waren Zuwanderer aus Teschen, Leobschütz, Katscher, Mochau bei Goldberg, Neiße, Ratibor, Rożnów bei Pitschen und Zawichost. Doch nur einer von ihnen wurde als von Cracowe146 bezeichnet. Diese Einträge lassen nicht auf die berufliche Struktur schließen (nur ein Ratsherr wurde als Schneider bezeichnet).147 Vielleicht weisen die fehlenden Berufsbezeichnungen darauf hin, dass den nachfolgenden Ratskollegien fast ausschließlich Vertreter der Kaufmannsschicht angehörten. Das Verfahren für die Wahlen eines neuen Rats bestimmte auch die Amtsnachfolge. Die scheidenden Ratsherren gehörten dem neu gewählten Rat nicht mehr an. Dies ist in der Tat eine der Gesetzmäßigkeiten der Organisation des Krakauer Rates im Zeitraum vor dem Aufstand des Vogts Albert. Eine Rückkehr ins Amt war erst nach einer einjährigen Pause möglich, doch war dies keine Regel, ebenso wenig wie der Wechsel vom Ratsherrenamt ins Schöffenamt und umgekehrt. Einige wenige derartige Fälle sind gleichwohl bekannt. Bei sieben Personen kann man nachweisen, dass sie vor dem Antritt ihres Ratsherrenamts Mitglieder der Schöffenbank waren. Es sei jedoch angemerkt, dass der Rat zur Zeit der Vögte seine Position in der Krakauer Selbstverwaltung erst langsam stärkte und die Ausübung eines Schöffenamts 142 143 144 145 146

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Wyrozumski, Kraków [Krakau], S. 217. Grodecki, Początki rady miejskiej [Die Anfänge des Stadtrates], S. 54. Kamińska, Lokacje miast [Die Stadtgründungen], S. 149; Poeck, Zahl, S. 407–413. Urkundensammlung, Nr. 100; Lenczowski, Z zagadnień ustrojowych [Zu den Verfassungsfragen], S. 171. Liber actorum, S. 4. Vgl.: Rajman, Jerzy, Mieszczanie z Górnego Śląska w elicie władzy Krakowa w  XIV wieku [Die Stadtbürger aus Oberschlesien in der Herrschaftselite Krakaus im 14. Jh.], in: Elita władzy miasta Krakowa i  jej związki z miastami Europy w  średniowieczu i  epoce nowożytnej (do połowy XVII wieku). Zbiór studiów, hg. v. Zenon Noga, Kraków 2011, S. 49–80; Rajman, Jerzy, Raciborzanie w Krakowie w XIV wieku. Kryterium imienne w badaniach nad narodowością mieszczan napływowych [Die Ratiborer in Krakau im 14. Jahrhundert. Das Namenskriterium in der Erforschung der Nationalität der zugezogenen Stadtbürger], in: Średniowiecze Polskie i Powszechne 2 [6] (2011), S. 118–141. Wyrozumski, Kraków [Krakau], S. 197.

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nicht automatisch mit dem späteren Aufstieg in die Reihen der Ratsherren verbunden war. Als Beispiel sei hier auf die Karriere des damals zu den einflussreichsten Bürgern zählenden Petczold von Rożnów verwiesen, der zuerst als Ratsherr auftrat (ca. 1290–1300), dann in der Schöffenbank saß (1301, 1308) und später wieder in den Rat wechselte (1309).148 Wenn auch fragmentarisch, so stellen diese Angaben die Bedeutung des Ratsamtes vor dem Hintergrund der Krakauer Gegebenheiten der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert nachvollziehbar dar.

148

Liber actorum, S. 3, 5, 10, 12.

4. URSPRÜNGLICHER KOMPETENZBEREICH

In einer Urkunde des Abts Engelbert von Mogiła (1283), in der die Verpachtung des Schulzenamts im Klosterdorf Prandocin an zwei Krakauer Bürger neu geregelt wurde, ist die Höhe der Pacht in Scot geschmolzenen Silbers nach Krakauer Gewicht angegeben (pondus Cracoviensis), was darauf hindeutet, dass Krakau zu dieser Zeit bereits ein eigenes Gewichtssystem besaß. Die städtischen Institutionen (vielleicht der Rat) mussten also über ein entsprechendes Gewichtsmaß, ähnlich dem Getreidemaß,149 verfügen. Dies ist die einzige bekannte Quellenüberlieferung aus dem 13. Jahrhundert, auf deren Grundlage man die ursprünglichen Kompetenzen des Stadtrates in Krakau in dieser Zeit ableiten kann. Daran ändert auch das seit 1301 erhaltene älteste Stadtbuch nichts. Die Kompetenzen des Magdeburger Rates waren bereits Anfang der 1260er Jahre festgelegt worden. „Das beste Bild der städtischen Struktur Magdeburgs aus der Zeit der Krakauer Lokation“150 ist die Rechtsmitteilung, die durch die Magdeburger Schöffen auf Bitten des Breslauer Herzogs Heinrich III. im Jahr 1261 an die dortigen Bürger übermittelt wurde.151 Gemeinsam mit einer weiteren nach Breslau gesandten Rechtsmitteilung von 1295 stellte sie die Grundlage des so genannten Magdeburger Rechts dar.152 Darin wurde nicht nur das Verfahren der Ratswahlen festgelegt, sondern auch die Befugnisse dieses Gremiums. In der Forschung ist der Inhalt dieser Rechtsmitteilung bereits häufig behandelt worden, darunter auch die ersten sechs Paragrafen zum städtischen Rat.153 Darin wird deutlich, dass die Befugnisse des Krakauer Rates in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ähnlich denen des Magdeburger Rates waren. Es gibt jedoch keine klaren Hinweise darauf, dass der Inhalt dieser Rechtsmitteilung von 1261 tatsächlich zur gleichen Zeit in Krakau bekannt war. Bedenkt man, dass einige Fragmente besagter Belehrung in die so genannten Extravaganten des Sachsenspiegels Eingang gefunden haben, deren Abschrift in Krakau sicherlich in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts vorlag, kann theoretisch davon ausgegangen werden, dass die Befugnisse des damaligen Krakauer Rates sicherlich denen entsprachen, die die gleiche Institution 149 150 151 152

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Wyrozumski, Kraków [Krakau], S. 178–179. Estreicher, Kraków i Magdeburg [Krakau und Magdeburg], S. 15. SUB 3, Nr. 381; Kamińska, Lokacje miast [Die Stadtgründungen], S. 52–53. Das Magdeburger-Breslauer systematische Schöffenrecht aus der Mitte des XIV. Jahrhunderts, hg. v. Paul Laband, Berlin 1863; Kamińska, Lokacje miast [Die Stadtgründungen], S.  51–65; Kutrzeba, Historja źródeł [Quellengeschichte], S. 198–284; Ebel, Friedrich, Magdeburger Recht, in: Ebel, Friedrich, „Unseren fruntlichen grus zuvor“. Deutsches Recht des Mittelalters im mittel- und osteuropäischen Raum. Kleine Schriften, hg. v. Andreas Fijal/Hans-Jörg Leuchte/Hans-Jochen Schiewer, Köln/Weimar/Wien 2004, S. 217–236. Patkaniowski, Krakowska rada miejska [Der Krakauer Stadtrat], S. 28–38; Wyrozumski, Kraków [Krakau], S. 196–197.

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Teil I: Entstehung und älteste Geschichte des Stadtrates bis 1312

in Magdeburg besaß. Von einer völligen Übereinstimmung kann jedoch keine Rede sein. Nur teilweise zutreffend ist deshalb die Feststellung von Jan Ptaśnik, wonach die Struktur der jeweiligen Stadt individuell zu betrachten sei,154 da sich die lokalen Verhältnisse sowohl wirtschaftlich als auch politisch in bedeutendem Maße auf die städtischen Formen auswirkten, vor allem auf die Stellung des Rates in der Selbstverwaltung der betreffenden Stadt. Im Sinne der Breslauer Rechtsmitteilung zählten damals zu den Kompetenzen des Rates: die Rechtssprechung bei unrechtmäßigem Gebrauch von Maßen und Gewichten sowie anderen Betrugsfällen bei Verkäufen,155 die Einberufung einer Bürgerversammlung (Burding)156 sowie die Verabschiedung von Willküren, also in der Stadt geltenden Gesetzen (und die Rechtssprechung bei deren Nichteinhaltung). Vor der Entstehung des Rates in Magdeburg oblagen diese Befugnisse dem vom Vogt ernannten Untervogt (secundus advocatus).157 In Krakau zählten sie hingegen zu den Vorrechten des Erbvogts oder des Vogts und der Schöffenbank. In der Erteilung des Rechts zur Verabschiedung von Willküren durch den Rat lag jedoch die Gefahr, dass „dieser seine Macht missbrauchen“ konnte.158 Vielleicht wurde deshalb in der genannten Rechtsbelehrung eingeschränkt, dass die gesamte Tätigkeit des Rats (einschließlich der Verabschiedung von Willküren) von der Haltung der wisesten liute abhängen soll.159 Diese Bezeichnung bezog sich, wie Krystyna Kamińska anführt, auf Personen, die einen Eid darauf leisteten, dass sie „zum Wohl und Nutzen der Stadt handeln werden.“160 Wahrscheinlich waren dies also Ratsherren oder Schöffen. Die Interpretation des Abschnitts der Breslauer Rechtsbelehrung zur Verabschiedung von Willküren durch den Rat mit der wisesten liute lässt den Schluss zu, dass die amtierenden Ratsherren vor der Bekanntgabe einer neuen Anordnung Rat bei Personen einholten, die in der Stadtverwaltung bereits eine gewisse Erfahrung besaßen. Es ist davon auszugehen, dass sie keine Vertreter der unteren städtischen Schichten konsultierten, die – wie Kamińska anmerkt – „in der Praxis nie mit administrativen Tätigkeiten in Berührung kamen.“161 Von den Ratsherren hing auch die Einberufung einer Bürgerversammlung ab (swenne so sie wollen), was den Bürgern durch Glockenläuten verkündet wurde. Abwesenheit zog als Strafe die Zahlung von sechs Pfennigen nach sich.162 Diese Versammlung hatte jedoch rein formalen Charakter. Kamińska meint dazu: „Ein derart umfangreiches Organ, in dem zudem verschiedene Interessen der einzelnen Berufsgruppen geäußert wurden, war nicht in der Lage, Entscheidungen für die ganze Stadt zu treffen.“163 Der Inhalt der Verordnungen musste jedoch auf irgendeine Weise der 154 155 156 157 158 159 160 161 162 163

Ptaśnik, Miasta [Die Städte], S. 31. SUB 3, Nr. 381, § 2, 5–6. Ebd., § 3–4. Kamińska, Sądownictwo [Das Gerichtswesen], S. 25–27; Kamińska, Lokacje miast [Die Stadtgründungen], S. 40–43. Patkaniowski, Krakowska rada miejska [Der Krakauer Stadtrat], S. 113. SUB 3, Nr. 381, § 1. Kamińska, Communitas, S. 32. Ebd., S. 34. SUB 3, Nr. 381, § 3–4; Wagner, [Rez. zu] Patkaniowski, Krakowska rada miejska [Der Krakauer Stadtrat], S. 915. Kamińska, Communitas, S. 30–31.

4. Ursprünglicher Kompetenzbereich

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Öffentlichkeit bekanntgemacht werden, unter anderem damit die Einwohner im Einklang mit dem geltenden Recht handeln, vor allem aber, um zu verhindern, dass sie sich bei Verstößen auf Unkenntnis berufen konnten.164 Das Funktionieren innerhalb der korporatistisch organisierten städtischen Gesellschaft war nicht möglich ohne gute Kenntnisse der rechtlichen Vorschriften. Hier ist auch darauf hinzuweisen, dass der Stadtrat als ein neues, in Magdeburg entstandenes Organ der Selbstverwaltung einen Teil der Befugnisse des früheren Untervogts übernahm. Notwendig erscheint auch ein Hinweis auf den in der Forschung bislang kaum berücksichtigten Umstand, dass die Juden bereits damals von der Jurisdiktion der städtischen Behörden ausgenommen waren; dies war ihnen schon durch ein Statut des großpolnischen Herzogs Bolesław des Frommen vom 16. August 1264 garantiert worden.165 So wie das Krakauer Lokationsprivileg den Weg zur Entstehung des Ratsamts eröffnet hatte, ermöglichte die Niederlage des Vogts Albert dem Krakauer Patriziat, das diesen Rat bildete, die faktische Machtübernahme in der Stadt. In den ersten 40 Jahren seiner Existenz entwickelte sich der Krakauer Rat von einem Organ, das ursprünglich den Handel in der Stadt überwachte, zu einem Organ, das die wichtigsten politischen Entscheidungen der Stadt traf.

164 165

Maciejewski, Zbiory wilkierzy [Die Sammlungen der Willküren], S. 28. Zaremska, Hanna, Statut Bolesława Pobożnego dla Żydów. Uwagi w  sprawie genezy [Das Statut von Bolesław den Frommen für die Juden. Bemerkungen zu seiner Genese], in: Roczniki Dziejów Społecznych i Gospodarczych 64 (2004), S. 107–134, hier S. 110–111.

1. BENENNUNG UND PERSONELLE ZUSAMMENSETZUNG

1.1. Von hercogen Vladizlas gebote. Die Herrschaft von Władysław Ellenlang

Nach Überlieferungen der Heiligkreuz-Annalen (Annales sancti Crucis), die sich auf die nicht tradierten kleinpolnischen Annalen stützen,1 soll Herzog Bolesław von Oppeln beim Verlassen Krakaus Ende Mai/Anfang Juni 1312 Vogt Albert und einige weitere Bürger entführt haben.2 Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich unter ihnen auch Mitglieder des abtrünnigen Ratskollegiums befanden, das im Mai des betreffenden Jahres berufen worden war. Die Tatsache, dass eine bestimmte Person nach 1312 nicht mehr in den Stadtbüchern erwähnt wird,3 ist jedoch kein Beleg dafür, dass sie, wie Edmund Długopolski annahm, am Aufstand beteiligt war und ihr Vermögen konfisziert wurde. Eine Eintragung im ältesten Krakauer Stadtbuch war hingegen Bedingung für die Durchführung von Transaktionen vor der Schöffenbank. Es muss ferner bedacht werden, dass die für die darauffolgenden Jahre vorhandenen Stadtbuch-Einträge sicherlich nicht alle Angelegenheiten berücksichtigen, die damals abgewickelt wurden.4 Von den Mitgliedern des 1311 berufenen Stadtrates (unter denen Edmund Długopolski „entschiedene Gegner von Ellenlang“ ausmachte5) fehlen in den aus der Zeit nach 1312 erhaltenen Quellen so zum Beispiel Jasco advocatus oder Hermann von Ratibor, der aber auch in dem im Mai 1312 gewählten achtköpfigen Stadtrat vertreten war. Eine Urkunde Kasimirs des Großen vom 23. Oktober 1336 lässt jedoch den Schluss zu, dass Władysław Ellenlang das Vermögen des genannten Hermannus konfiszierte. Auf der Grundlage dieses Aktes bestätigte der König seinem Untergebenen Vislaus den Verkauf eines Hauses, das einmal Hermann von Ratibor gehört und der sich, wie betont wurde, more Sathane gegen Ellenlang aufgelehnt hatte.6 Dabei fällt auf, dass er dies sine tamen sciencia consulum tunc et tocius universitatis nostre Cracouiensis civitatis getan haben soll, obwohl er doch zu der Zeit selbst Ratsherr war. Vielleicht bezog sich dieser Ausspruch aber auch auf den Rat in der Amtszeit 1

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Rocznik świętokrzyski/Annales s. Crucis [Die Heiligkreuz-Annalen], hg. v.  Anna  RutkowskaPłachcińska, Kraków 1996, S. 59; Drelicharz, Annalistyka małopolska [Die kleinpolnische Annalistik], S. 279–280. Kowalewicz, Henryk, Pieśń o wójcie krakowskim Albercie [Das Lied über den Krakauer Stadtvogt Albert], in: Pamiętnik Literacki 56 (1965), S. 125–138. Długopolski, Bunt [Die Auflehnung], S. 144. Wyrozumska, Kancelaria miasta [Die Kanzlei der Stadt], S. 59, 61. Długopolski, Bunt [Die Auflehnung], S. 144. KDMK 3, Nr. 375.

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Teil II: Der Stadtrat in den Jahren 1312 bis 1500

1311/12. In der zweiten Hälfte des Jahres 1311 wurden außerdem erste Maßnahmen ergriffen, die darauf abzielten, Ellenlang vom Krakauer Thron zu stürzen, und in diese Zeit fiel dann auch dessen entschiedene Offensive gegen die Abtrünnigen. Im Jahr 1312, als der Oppelner Herzog bereits in Krakau weilte und Vogt Albert nach Unterstützern für seine Sache suchte, scheint es unwahrscheinlich, dass Hermann sich ohne Wissen des Rates gegen die Herrschaft Władysław Ellenlangs auflehnte. Heinrich von Katscher, dessen Besitz Ende 1311 konfisziert wurde, wechselte im Laufe des folgenden Jahres offensichtlich ins Lager von Ellenlang, der ihn im Juni 1312 in den von ihm ernannten Rat berief. Für das Jahr 1313 gibt es im ältesten Stadtbuch zwei Einträge zum Besitz und zu den Schulden von Tilmann Brant, eines weiteren Ratsherrn der Amtszeit 1311/12. Dieser war jedoch nicht mehr am Leben oder hatte Krakau inzwischen verlassen.7 Nicolaus Ruthenus erwarb für 116 Mark von Sander, einem Bürger aus Thorn, ein Haus am Markt ad plateam Judeorum eundo sowie die Hälfte eines anderen Hauses. Diese Gebäude wurden Gotsalck (bei dem es sich vermutlich um den Vater des genannten Sander handelte) zuvor (1311) von Tilmann Brant überlassen.8 Außerdem überließ Ellenlang Tilmann einen Teil der Einnahmen aus den Salzsiedereien von Olkusz. Die Schuld in Höhe von 50 Mark wurde von Nicolaus Ruthenus beim Herzog beglichen.9 Darüber hinaus veräußerten die Krakauer Vögte de mandato ducis Vladizlay dem bereits erwähnten Sander Immobilien, bei denen es sich höchstwahrscheinlich nicht um die genannten, sondern um Gebäude aus dem Besitz von Tilmann Brant handelte.10 Bei dieser Interpretation wird davon ausgegangen, dass Tilmann am Aufstand beteiligt war und sein Besitz durch einen Urteilsspruch des Herzogs eingezogen wurde. Mitglied des abtrünnigen Rates vom Mai 1312 war neben Hermann von Ratibor und Paulus von Brieg11 auch Heinrich Suderman. Zumindest ein Teil seines Vermögens wurde sicherlich von Ellenlang eingezogen, da der Herzog 1316 durch einen gewissen Lupus, den Bediensteten des Woiwoden Tomisław, die Hälfte des Suderman gehörenden, in der Sławkowska-Straße (plathea Slavcoviensis) gelegenen Anwesens auf den Baumeister Nicolaus Ungarus überschreiben ließ. 1320 beschlossen die Krakauer Vögte, de voluntate Sudirmanni ex comissione ipsius einen jährlichen Zins auf die Hälfte des ihm gehörenden Badehauses zu erheben. Daher kann nicht ausgeschlossen werden, dass Suderman nach dem Aufstand Krakau verlassen musste.12 Heinrich von dem hohen Haus13 vermachte seine Residenz zusammen mit einem Tuchladen im November 1312 Heinrich von Katscher. Dies deutet darauf hin, dass er für seine Beteiligung am Aufstand nicht bestraft wurde. Petczold von Rożnów und Petrus Behem werden tatsächlich nicht mehr in den erhaltenen Quellen erwähnt. Dies bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass sie von Bolesław nach Oppeln 7 8 9 10 11 12 13

Liber actorum, Nr. 274a–b; Ptaśnik, Studya [Studien], S. 11. Liber actorum, Nr. 190. Ebd., Nr. 274b. Ebd., Nr. 274a. Paulus von Brieg verstarb vor August 1326, wobei nicht bekannt ist, ob er nach 1312 noch in Krakau lebte, wie z.B. Isinbold, der im ältesten Stadtbuch noch drei Mal erwähnt wurde. Liber actorum, Nr. 596. Ebd., Nr. 253.

1. Benennung und personelle Zusammensetzung

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entführt wurden oder Krakau mit einem anderen Ziel verließen. Nicolaus von Zawichost war hingegen Mitglied des im Juni 1312 vom Herzog berufenen Rates, und über Petrus Moritz gibt es noch einige Einträge im ältesten Stadtbuch. Die überlieferten Quellen ergeben für die damaligen zwölf Ratsherren nur rudimentäre Lebensläufe, auf deren Grundlage lediglich für vier von ihnen zweifelsfrei festgestellt werden kann, dass ihr Besitz vom Herzog eingezogen wurde (Heinrich von Katscher, Heinrich Suderman, Hermann von Ratibor und Petczold von Rożnów). Drei saßen anschließend aber auch in dem neuen Rat, der vom Herzog nach der Niederschlagung des Aufstands berufen wurde (Heinrich von Katscher, Nicolaus von Zawichost und Petrus Moritz). Für die übrigen sechs sowie die drei anderen oben genannten, die ihren Besitz verloren, bieten die Quellen keinerlei Angaben darüber, ob sie auch nach Juni 1312 noch in Krakau lebten. Es ist ebenso gut möglich, dass sie von Bolesław von Oppeln entführt wurden, dass sie von sich aus die Stadt verlassen oder ganz einfach keine Transaktionen vor dem Stadtgericht durchgeführt haben, die einen Niederschlag in den Quellen zur Folge gehabt hätten. Auch wenn Władysław Ellenlang einige Bürger für ihre Beteiligung am Aufstand bestrafte, bedeutet dies nicht, dass ihre Namen in den Quellen auftauchen müssen. Am Aufstand gegen seine Herrschaft war der Krakauer Stadtrat nicht als Einheit beteiligt. Es ist sogar davon auszugehen, dass einige Ratsherren auch auf der Seite des Herzogs standen. Władysław Ellenlang beseitigte die Institution des Erbvogtes und berief durch eine Anordnung vom 14. Juni 1312 ein neues, aus sieben Mitgliedern bestehendes Ratskollegium, dessen Amtszeit auf sieben Jahre verlängert wurde.14 Erstmals in der Geschichte der Stadt wurden die Ratsmitglieder de mandato ducis ernannt. Während der erste Rat noch de consensu ducis gebildet wurde, wählten bis 1312 die aus dem Amt scheidenden Ratsherren ihre Nachfolger, wobei nicht ausgeschlossen werden kann, dass hierbei auch der Erbvogt seinen Einfluss geltend machte. Roman Grodecki hat darauf hingewiesen, dass Władysław Ellenlang bis 1319 keine weiteren Ernennungen vornahm, da er „offensichtlich mit dem Rat zufrieden war.“15 In diesem Zusammenhang sollte angemerkt werden, dass Heinrich von Katscher 1317 verstarb und sein Sitz immerhin zwei Jahre lang vakant blieb.16 Die Niederschlagung der oppositionellen Bestrebungen erforderte jedoch, dass die Verwaltung der Stadt in die Hände von Personen gelegt wurde, die eindeutig dem Lager des Herzogs zuzuordnen waren. Dies war aus der Sicht des Herzogs umso notwendiger, als er zu dieser Zeit einen Ausbau seiner Herrschaft und die Vormachtstellung in Großpolen anstrebte.17 14 15 16 17

Ebd., S.  25–26; Niwiński, Wójtostwo krakowskie [Das Krakauer Vogtamt], S.  46–50; Noga, Rola samorządu [Die Rolle der Selbstverwaltung], S. 461. Grodecki, Początki rady miejskiej [Die Anfänge des Stadtrates], S. 51. Liber actorum, S. 41. Pakulski, Jan, Siły społeczno-polityczne w Wielkopolsce w pierwszej połowie XIV w. [Die sozialen und politischen Kräfte in Großpolen in der ersten Hälfte des 14. Jh.], Toruń 1979, S. 40–44; Bieniak, Janusz, Poznański dokument Władysława Łokietka z 29 listopada 1314 r. [Die Posener Urkunde von Władysław Ellenlang vom 29. November 1314], in: Discernere vera ac falsa. Prace ofiarowane Józefowi Szymańskiemu w sześćdziesiątą rocznicę urodzin, hg. v. Jerzy B. Korolec, Lublin 1990, S. 157–168; Marzec, Urzędnicy małopolscy [Die kleinpolnischen Amtsträger], S. 36–48; Starzyński, Civitas nostra, S. 61–62.

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Teil II: Der Stadtrat in den Jahren 1312 bis 1500

In den ersten, nach der Niederschlagung des Aufstandes gebildeten Rat wurden bekannte Krakauer Bürger berufen, die während der Ereignisse der Jahre 1311 und 1312 nicht Partei für Vogt Albert ergriffen hatten. So waren zwei der von Ellenlang im Juni 1312 ernannten Ratsherren zuvor Mitglieder der im Mai desselben Jahres berufenen Schöffenbank: Vigand von Leobschütz sowie Amilegius von Mochau. Einer der Ratsherren übte damit gleichzeitig das Amt des Vogtes aus. Nicht zutreffend sind jedoch die Auffassungen von Mieczysław Niwiński, der entgegen seinen früheren Aussagen behauptet,18 dass „nach der Niederschlagung des Aufstandes des Vogtes Albert offenbar Heinemann von Mochau die Funktion des Stadtvogtes übernahm [...] und der Ratsherr Petrus Moritz lediglich einmal, und zwar am 25. Juni 1317, als Vogt erwähnt wird, weshalb er als zeitweiliger Stellvertreter betrachtet werden kann.“19 Die Namen dieser beiden Bürger sowie der Hinweis darauf, dass sie das Vogtamt ausübten, erscheinen bereits in den Randbemerkungen des ältesten Stadtbuchs zu Einträgen aus dem Jahr 1312.20 Heinemann war offenbar Stadtvogt, und Petrus nahm die Funktion des Landvogtes wahr.21 Nach 1312 verlor der Stadtvogt seine Unabhängigkeit bei der Amtsausübung infolge der Aufhebung der im Lokationsakt verankerten Bestimmung, nach der es dem Herzog nicht gestattet war, über dem Krakauer Vogt noch einen Provinzvogt einzusetzen. Erst im Juli 1319 führte der Kastellan Spytek22 de mandato ducis die Wahl eines neuen Rates durch, wobei die Ratsherren unter Mitwirkung ihrer Amtsvorgänger gewählt wurden (consulum antiquorum).23 Hierbei handelt es sich übrigens um den ältesten Hinweis auf die Tätigkeit der alten Ratsherren in Krakau. Die Abhängigkeit der eigentlichen Stadtoberen von der Herrschaft des Herzogs bzw. später des Königs garantierte die Loyalität der Stadt gegenüber den Herrschenden. Unter den Mitgliedern dieses nunmehr wieder sechsköpfigen Rates – des zweiten, der nach der Niederschlagung des Aufstandes des Vogtes Albert berufen wurde – waren vor allem neue Ratsherren, von denen vier ihre Beamtenlaufbahnen erst nach 1312 begonnen hatten. Die nächste Ratsherrenwahl wird im ältesten Stadtbuch erst zum 1. April 1321 notiert. Sie wurde bereits auf Anweisung des Königs (de mandato regis) vom Krakauer Großverwalter (magnus procurator) Matthias von Opatowiec vorgenommen.24 In diesem Eintrag fehlen allerdings Hinweise auf die Beteiligung der älteren Ratsherren an dieser Wahl. Im Jahr 1323 nahm die Ratswahl der königliche Großverwalter Nicolaus25 und im folgenden Jahr Propst Zbigniew sowie der Großverwalter Hermann von Opatowiec26 vor. 1327 wurde der Rat dann vom Woiwoden von Sandomir Tomisław

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Niwiński, Wójtostwo krakowskie [Das Krakauer Vogtamt], S. 52. Ebd., S. 130. ANK, Scabinalia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 1, S. 27. Niwiński, Wójtostwo krakowskie [Das Krakauer Vogtamt], S. 54. Urzędnicy małopolscy [Die Amtsträger Kleinpolens], S. 245. Liber actorum, S. 55. Ebd., S. 62; Urzędnicy małopolscy [Die Amtsträger Kleinpolens], Nr. 1417, S. 307. Liber actorum, S. 69; Urzędnicy małopolscy [Die Amtsträger Kleinpolens], Nr. 1418, S. 308. Liber actorum, S. 76; Urzędnicy małopolscy [Die Amtsträger Kleinpolens], Nr. 1419, S. 308.

1. Benennung und personelle Zusammensetzung

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und dem bereits genannten Großverwalter Hermann gewählt.27 Für das Jahr 1330 wird zur Wahl der Ratsherren, die ad regimen civitatis ernannt wurden, lediglich angemerkt, dass diese auf Anordnung des Königs durchgeführt wurde (de mandato regis).28 Es lässt sich nur schwer nachvollziehen, ob die Ernennung der Ratsherren schon damals nach einem rechtlich festgelegten Verfahren erfolgte. Nach dem Aufstand des Vogtes Albert wurde zunächst kein fixer Termin für die Ratswahl bestimmt. So fanden diese 1319 im Juli, 1321 im April, 1323 im Juni, 1324 im Dezember, 1327 im März und 1330 im August statt.29 Unter den Mitgliedern der im Zeitraum 1319 bis 1333 berufenen Ratskollegien befanden sich neben Ratsherren, die ihre Laufbahnen nach 1312 begonnen und zuvor dem Lager von Władysław Ellenlang angehört hatten, auch neue Personen, denen diese Würde durch herzogliche bzw. später königliche Fürsprache zuteil wurde und die innerhalb der gesellschaftlichen Strukturen der Stadt aufgestiegen waren und gleichzeitig für die politische Unterstützung Ellenlangs im Bürgertum Kleinpolens sorgten. Von den 20 Ratsherren, die nach 1312 erstmals ein Mandat im Stadtrat ausübten, waren 14 bereits zuvor als Schöffen tätig. Zu den übrigen liegen keine Quellenangaben vor, die über ihre eventuellen Amtsträgerlaufbahnen Auskunft geben könnten.

1.2. Die Herrschaft Kasimirs des Großen und die königliche Ordnung (vermutlich von 1368)

Der nach 1330 nächste Eintrag über eine Ratsherrenwahl erscheint im ältesten Stadtbuch erst im November 1343. Diese Wahl erfolgte nicht nur auf Anordnung des Königs (de mandato), sondern unter unmittelbarer Einflussnahme seiner königlichen Majestät (de auctoritate domini regis).30 Die entsprechenden Benennungen wurden vom königlichen Großverwalter Hermann von Opatowiec und einem nicht mit Namen genannten Truchsess vorgenommen, bei dem es sich vermutlich um den Krakauer Ratsherrn Nicolaus Wirsing handelte,31 der zu den engsten Vertrauten des Königs zählte. Diese Beamten haben die Krakauer Ratsherren auch 1347 ernannt.32 Über die Wahlen in den Jahren 1345 und 1350 vermerkt das Stadtbuch lediglich: novi consules sunt electi.33 Während in den 1340er bis 1350er Jahren immer jeweils sechs Personen in den Rat berufen wurden, stieg ihre Zahl 1362 plötzlich auf zehn Personen an. Neben zwei Ratsherren, die bereits zu einem früheren Zeitpunkt dieses Amt bekleidet hatten, handelte es sich bei den 1362 gewählten Ratsherren ausschließlich um Personen, die 27 28 29 30 31 32 33

Liber actorum, S. 87; Urzędnicy małopolscy [Die Amtsträger Kleinpolens], Nr. 973, S. 222. Liber actorum, S. 103. Ebd., S. 55, 62, 69, 76, 87, 103. Liber actorum, S. 167. Urzędnicy małopolscy [Die Amtsträger Kleinpolens], Nr. 941, S. 215. Liber actorum, S. 176. Ebd., S. 173, 181.

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Teil II: Der Stadtrat in den Jahren 1312 bis 1500

zum ersten Mal in den Stadtrat gewählt wurden. In dieser Zeit setzten die Ratsherren erstmals eine aus zehn und nicht nur aus sieben Schöffen bestehende Schöffenbank ein.34 Im Jahr 1362 begannen auch die zehn Jahre andauernden Auseinandersetzungen zwischen den Krakauer Stadtoberen und dem Krakauer Großverwalter Bodzęta von Kosowice, der in Verwaltungs- und Gerichtsangelegenheiten die Vorherrschaft in der Stadt anstrebte.35 Hierüber geben die Beschwerden der Krakauer über dessen Tätigkeiten aus dem städtischen Ächtungs- und Klagebuch Auskunft.36 So nahm Bodzęta 1364 von den Krakauer Hutmachern sechs Mark dafür entgegen, dass er sich beim König für sie verwandte. Daraufhin wurde ein heute nicht mehr im Original überliefertes städtisches Privileg, möglicherweise ein Zunftstatut, außer Kraft gesetzt, das das Hutmacher-Gewerbe gewissen Beschränkungen unterworfen hatte. Sofern diese Interpretation zutreffend ist, handelt es sich hier um den ersten und gleichzeitig einzigen Eingriff des Landesherrn in die gesetzgebenden Tätigkeiten des Krakauer Stadtrats. Zwei Jahre später begründete König Kasimir III. auf dem städtischen Weideland in Łobzów und zum Nachteil der Stadt Krakau die königlichen Gärten.37 Im Jahr 1366 schaltete sich der Landvogt Johannes Goldstein in diese Auseinandersetzung ein, der im Mai desselben Jahres den Stadtvogt Pasco Vigandi verhaften ließ und contra mandatum dominorum consulum den städtischen Gerichtsdiener, einen gewissen Hanco, seines Amtes enthob und ihn anschließend im Rathaus auspeitschen ließ. Offenbar strebte er eine Vereinigung beider Vogtämter in seiner Hand und vor allem eine Abhängigkeit des Stadtvogts von seinen Entscheidungen an.38 1366 machte auch der Vogt am Oberhof nach deutschem Recht auf der Krakauer Burg, Petrus Penak, Ansprüche gegenüber der Stadt geltend.39 Daraufhin verurteilten ihn die Ratsherren zu einer Strafe in Höhe von drei Groschen, da er öffentlich die in den Bestimmungen des Rates verankerten Anordnungen zur Abfuhr von Unrat aus der Stadt missachtet hatte. Als Penak sich weigerte, diese Summe auf dem Rathaus zu entrichten, beschlagnahmten die Ratsherren eines seiner Pferde. Am 12. März 1366 kam es auf dem Weg hinauf zum Schloss auf dem Wawel zu einer zufälligen Begegnung zwischen Penak und dem Ratsherrn Conrad Fettir. In seiner Antwort auf die Worte des Ratsherrn entgegnete Penak, er sei der Herr über die Bürger und werde sich beim König über sie beklagen.40 Auf den Einfluss Bodzętas am königlichen Hof dürfte auch die Ordnung Kasimirs III. zurückgehen, mit der er sich die Regeln für die Wahl der Krakauer Ratsherren und die berufliche Zusammensetzung dieses Gremiums vorbehielt.41 Die Wahl oblag von diesem Zeitpunkt an dem königlichen Großverwalter und dem Krakauer Woiwoden. Dabei wurde nicht genau festgelegt, ob die Wahl unbedingt von bei34 35

36 37 38 39 40 41

Ebd., S. 199. Wyrozumska, Kancelaria miasta [Die Kanzlei der Stadt], S. 77–78; Kierst, Władysław, Wielkorządy krakowskie w XIV–XVI st. [Krakauer Großherrschaft im 14.–16. Jahrhundert], in: Przegląd Historyczny 10 (1910), S. 1–33, hier S. 27–30; vgl. auch Starzyński, Spór o miasto [Der Streit um die Stadt], S. 85–95. Księga proskrypcji [Proskriptionsbuch] II, Nr. 3. Ebd., Nr. 4. Ebd., Nr. 6. Łysiak, Ius supremum, S. 184. Księga proskrypcji [Proskriptionsbuch] II, Nr. 16. Starodawne prawa [Alte Rechtsdenkmäler] 1, S. 226.

1. Benennung und personelle Zusammensetzung

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den Amtsträgern gemeinsam vorgenommen werden musste, oder ob hierfür auch einer von beiden ausreichte. Der König legte außerdem fest, dass die eine Hälfte der Ratsherren unter den Handwerkern (populo mechanico) und die andere unter dem gemeinen Volk und der Kaufmannschaft (populo civili ac mercatorum) zu wählen sei. Offen blieb dabei allerdings die Frage, wie viele Ratsherren im Rat vertreten sein sollten. Auch der Zeitpunkt des Erlasses dieser Verordnung ist nicht sicher geklärt. In der einschlägigen Literatur ist man bislang davon ausgegangen, dass sie aus dem Jahr 1368 oder 1369 stammt. Der Text der Ordnung ist heute nur noch aus einer späteren Abschrift aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts bekannt, die in einer Handschrift auftaucht, die dem Krakauer Rats- und Salzherrn Nicolaus Seraphin gehörte. Im 19. Jahrhundert wurden die einzelnen Teile dieser Textsammlung, die neben den Abschriften der Statuten Kasimirs III. auch Rechnungen der Salzsiedereien von Wieliczka und Bochnia aus den Jahren 1442 und 1443 sowie verschiedene Prozessakten des Klosters der Prämonstratenserinnen in Zwierzyniec enthielt, herausgetrennt und anschließend einzeln gebunden.42 Die Ordnung über den Krakauer Rat sowie zwei Textteile, die Fragen der Einnahmen der Starosten und Abgaben der umliegenden, nach deutschem Recht gegründeten Dörfer (berna) betrafen, waren dabei von der gleichen Hand geschrieben wie die Ordnung über die Salzsiedereien aus dem Jahr 1368. Antoni Z. Helcel, dem wir eine genaue Untersuchung der Handschrift verdanken, hat daraus geschlossen, dass auch die Ordnung über die Wahl der Ratsherren aus dem Jahr 1368 stammt.43 Für diese Datierung hat sich auch Jan Ptaśnik ausgesprochen.44 Józef Szujski, der Beschwerden Krakauer Bürger untersucht hat, die diese 1369 dem König vortrugen, ging allerdings davon aus, dass die Ordnung über die Ratsherrenwahl erst im Jahr 1369 bekanntgegeben wurde.45 Doch ist es wahrscheinlicher, dass Kasimir der Große sie bereits 1362 ausgab. Denn in diesem Jahr wurde entgegen den hergebrachten Gepflogenheiten erstmals ein zehnköpfiger Rat berufen, in dem fast ausschließlich Ratsherren vertreten waren (acht), die dieses Amt zum ersten Mal bekleideten. In diesem Zusammenhang sollte auch darauf hingewiesen werden, dass die Zusammensetzung in den folgenden vier Jahren (d. h. bis 1366) beibehalten wurde.46 Im April 1366 trat dann bereits ein 42

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Katalog rękopisów Biblioteki Zakładu Narodowego im. Ossolińskich [Handschriftenkatalog der Bibliothek des Ossolineum-Nationalinstituts], Bd. 1, hg. v. Wojciech Kętrzyński, Lwów 1880, S. 12; Bukowski, Waldemar/Płóciennik, Tomasz/Skolimowska, Anna, Der lateinische Schriftverkehr des Krakauer Salzherren Nikolaus Serafin (1437–1459), in: Editionswissenschaftliche Kolloquien 2003/2004. Historiographie, Briefe und Korrespondenzen. Editorische Methode, hg. v. Matthias Thumser/Janusz Tandecki, Toruń 2005, S. 233–242; Korespondencja żupnika krakowskiego Mikołaja Serafina z lat 1437–1459 [Die Korrespondenz des Krakauer Salzhändlers Nikolaus Seraphin aus den Jahren 1437–1459], hg. v. Waldemar Bukowski/Tomasz Płóciennik/Anna Skolimowska, Kraków 2006, S. XLII–L. Vgl.: Biblioteka Zakładu Narodowego im. Ossolińskich we Wrocławiu [Bibliothek des Ossolineum-Nationalinstituts in Breslau]. Manuscripta Instituti Ossoliniani, Handschrift Nr. 23, f. 149 (9)r–v. Grodecki, Roman, Ordynacja Kazimierza Wielkiego dla krakowskich żup solnych z 1368 r. [Die Ordnung von Kasimir den Großen für die Krakauer Salzhändler aus dem Jahre 1368], in: Studia i Materiały do Dziejów Żup Solnych w Polsce 3 (1974), S. 7–12. Ptaśnik, Kilka słów [Einige Worte], S. 41. Szujski, Kraków [Krakau], S. XXX, LXV. Szczur, Stanisław, Papież Urban V i powstanie Uniwersytetu w Krakowie w 1364 r. [Papst Urban V. und die Gründung der Universität in Krakau im Jahre 1364], Kraków 1999, S. 135–141; Stopka, Krzysztof, Głos w dyskusji nad fundacją Uniwersytetu w Krakowie [Ein Diskussionsbeitrag zur Universitätsgründung in Krakau], in: Rocznik Krakowski 71 (2005), S. 31–40.

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Teil II: Der Stadtrat in den Jahren 1312 bis 1500

neues, diesmal aus acht Ratsherren bestehendes, Kollegium zusammen. Im Jahr 1368 kehrte man dann zu einem sechsköpfigen Rat zurück. Vor diesem Hintergrund liegt die Vermutung nahe, dass die in der königlichen Ordnung über die Ratsherrenwahl verankerten Bestimmungen, wenn sie denn überhaupt Geltungskraft besaßen, nur im Zeitraum von 1362 bis 1366 galten. Durch die Ordnung Kasimirs erhielt die Wahl der Krakauer Ratsherren durch königliche Beamte, wie schon Michał Patkaniowski bemerkte, erstmals eine rechtsverbindliche Grundlage.47 Sie kann aber zugleich als ein aussagekräftiges Zeugnis für die inneren Spannungen betrachtet werden, zu denen es offenbar bei jeder jährlichen Ratswahl kam. Jan Ptaśnik ging davon aus, dass Kasimir sein Statut 1368 unter dem Eindruck der Auseinandersetzungen zwischen den Zünften und dem Stadtrat erlassen habe.48 Diese Feststellung scheint zwar plausibel, findet aber in den Quellen keine Bestätigung. Daher sprach sich Patkaniowski auch eher für die Auffassung aus, dass ein gewisser Teil der Krakauer Bürger, der mit der bisherigen Verwaltung der Stadt durch den Rat unzufrieden war, sich an den König mit der Bitte wandte, eine entsprechende Ordnung zu erlassen.49 Roman Grodecki führte deren Entstehung allerdings auf einen Konflikt zwischen dem Rat und dem gemeinen Volk zurück. Dabei habe letzteres vom König die Zusicherung erwirken können, dass der Einfluss des Rates in der Stadt durch eine Mitwirkung von Vertretern des gemeinen Volkes im Ratskollegium gewissen Beschränkungen unterworfen werde.50 Die erlassene Anordnung habe dann aber, so Grodecki weiter, „angesichts der damaligen Lebenswirklichkeiten an Bedeutung [verloren], da der König weiter auf das Patriziat und die Kaufmannschaft setzte.“51

1.3. Die Willkür über die Zusammensetzung des Stadtrates in den Jahren 1405 bis 1407. Der Fall Andreas Wirsing und die antijüdischen Übergriffe

In den 1390er Jahren lag die Berufung der Ratsherren, deren Zahl auf acht Personen festgesetzt wurde, ausschließlich in den Händen des Krakauer Woiwoden. Es kann nicht mehr genau festgestellt werden, wann der Großverwalter diese Aufgabe niederlegte. In den Jahren 1390 bis 1399 waren von den 28 neuen Krakauer Ratsherren immerhin 16 zuvor als Schöffen tätig. In dem genannten Zeitraum wurde auch die bis dahin übliche einjährige Amtszeit aufgegeben und einige Ratsherren wurden mehrere Jahre hintereinander berufen. Es liegt allerdings nahe, dass der Krakauer Woiwode über keine der Ernennungen allein befinden konnte. Trotz der formalen 47 48 49 50 51

Patkaniowski, Krakowska rada miejska [Der Krakauer Stadtrat], S. 78–79. Ptaśnik, Miasta [Die Städte], S. 89–86. Patkaniowski, Krakowska rada miejska [Der Krakauer Stadtrat], S. 79. Grodecki, Początki rady miejskiej [Die Anfänge des Stadtrates], S. 60. Ebd., S. 61.

1. Benennung und personelle Zusammensetzung

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Abschaffung der freien Ratswahl in Krakau beschränkte sich der Einfluss des für die Benennungen der Ratsherren verantwortlichen königlichen Beamten auf die Bestätigung der von der Stadt vorgeschlagenen Kandidaten. Im Dezember 1404 verabschiedete der amtierende Rat mit den eldisten (wahrscheinlich den ältesten Ratsherren und nicht den Zunftältesten, wie Jan Ptaśnik vermutete52) die bekannte Willkür, mit der die Zusammensetzung des Ratskollegiums für die kommenden drei Jahre (1405–1407) festgelegt wurde.53 Im Jahr 1405 wurde ein achtköpfiges Kollegium berufen. Dieses bestand aus Nicolaus Bochner, Hartlib von Klutschau, Johannes Puswange, Johannes Czopchin, Petrus Meynhard, Johannes Bork sowie zwei neuen Ratsherren, und zwar Matthias Arnsberg, der 1397 und 1402 ein Schöffenamt bekleidete, und Johannes Falkenberg, der zum ersten Mal ein Amt in der Krakauer Selbstverwaltung übernahm. Bork, Puswange und Hartlib von Klutschau wurden hingegen erst 1404 in den Rat gewählt. Für die Amtsperiode 1406/07 wurden Andreas Wirsing, Petrus Weingart, Andreas Czarnysza, Johannes Bonafide, Michael von Zirlau, Nicolaus Vreyberg sowie drei Neulinge, nämlich Nicolaus Bolcze und Heinrich Smedt sowie der frühere Schöffe (1396 und 1402) Nicolaus Falkenberg berufen. Im Jahr 1407 saßen folgende Personen im Stadtrat: Petrus Vochsczagil, Georg Arnsberg d. Ä., Caspar Crugil, Johannes Ederer, Petrus Geytan und Lucas Bochner. Auch wenn die Gründe für den Erlass der Willkür von 1404 nicht vollständig bekannt sind, besteht kein Grund zur Annahme, dass es ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt in Krakau zu einer „Schließung“ des Rates gekommen bzw. der Zugang zu diesem städtischen Gremium erheblich eingeschränkt worden wäre. Jerzy Wyrozumski hat darauf hingewiesen, dass, „auch wenn dieser Anschein erweckt werde, mit der Willkür von 1404 keine neue Sachlage geschaffen wurde. Sie habe lediglich eine althergebrachte Praxis festgeschrieben.“54 Nicht bekannt ist jedoch, ob der neue, 1408 für die nächsten drei Jahre gewählte Rat unter diesen 23 Ratsherren gewählt wurde. Im Jahr 1406 wurde die Krakauer Selbstverwaltung von den Ereignissen um den Ratsherrn Andreas Wirsing erschüttert,55 der des Diebstahls von Geld aus der Stadtkasse bezichtigt und nach dem Urteil eines Sondergerichts enthauptet wurde.56 Die ausführlichen, wenn auch sachlich nicht neutralen Beschreibungen dieser Vorgänge (articuli in causa Andree Werzingi), die im Ratsbuch unter den Jahren 1392 bis 1411 in lateinischer und deutscher Sprache aufgenommen wurden,57 ermöglichen eine recht detaillierte Rekonstruktion des Geschehens. Zu Beginn des Jahres 1406 wurde Andreas Wirsing zusammen mit zwei namentlich nicht genannten Ratsher52 53 54 55

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Ptaśnik, Miasta [Die Städte], S. 62. ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 427, S. 202; Kutrzeba, Historya [Geschichte], S. 78, Anm. 2. Wyrozumski, Kraków [Krakau], S. 409. Kutrzeba, Historya [Geschichte], S.  61–65; Salmonowicz, Stanisław, Sprawa Andrzeja Wierzynka [Die Angelegenheit von Andreas Wirsing], in: Salmonowicz, Stanisław/Szwaja, Janusz/Waltoś, Stanisław, Pitaval krakowski, Warszawa 1962, S. 18–22. Groicki, Porządek sądów [Die Gerichtsordnung], S. 83–85; Wyrozumska, Sądownictwo miejskie [Das städtische Gerichtswesen], S. 8. ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 427, S. 248–253, 255–259; Kutrzeba, Historya [Geschichte], S. 79–80, Anm. 1–5, S. 81, Anm. 1, S. 82–83, Anm. 6–7, S. 83, Anm. 1–3; Kutrzeba, Finanse [Die Finanzen], S. 141, Anm. 3.

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Teil II: Der Stadtrat in den Jahren 1312 bis 1500

ren mit der Verwaltung der städtischen Finanzen beauftragt, wobei ihm einer der drei Schlüssel der Stadtkasse anvertraut wurde.58 Wie auch andere Ratsherren begab er sich im städtischen Aufrag auf Reisen, bei denen er beträchtliche Summen ausgab.59 In der Regel wurden diese Reisen zu zweit unternommen,60 da zum Öffnen der Reisekasse (ladula raysarum) zwei Schlüssel erforderlich waren. Wirsing nahm gewöhnlich jedoch beide Schlüssel an sich. Niemand verdächtigte ihn dabei eines Fehlverhaltens, schließlich wurde er als ein Mann magne estimacionis et bone fame beschrieben.61 Durch einen Zufall stellte sich dann aber heraus, dass er Geld aus der Rathauskasse entwendet hatte. Man stellte ihm daraufhin eine raffinierte Falle, überführte ihn so auf frischer Tat und ordnete seine unverzügliche Aburteilung an. Aus dem umfangreichen Geständnis Wirsings verdient ein Detail besondere Aufmerksamkeit. Als der Beschuldigte die Gründe für die Entwendung der ihm anvertrauten Gelder aus der Stadtkasse erläuterte, erklärte er, dass die Stadt ihn niemals angemessen für seine Dienste entschädigt habe, woraufhin er beschlossen habe, sich selbst mit den entsprechenden Mitteln zu entlohnen, was er anschaulich mit den Worten untermalte, „dass einer, der dem Altar diene, schließlich auch von diesem leben können müsse.“62 Damit deutete Wirsing indirekt an, dass die Ratsherren im damaligen Krakau ehrenamtlich tätig waren. Im Prozess und bei der Urteilsverkündung wurden zwar die damaligen rechtlichen Bestimmungen beachtet,63 doch wirft die Zusammensetzung des Gerichts, das das Urteil fällte, Fragen auf. Obwohl es in der Stadt einen Vogt gab, führte – wie bereits bei früheren städtischen Gerichtssachen – der Schöffe Nicolaus Lang den Vorsitz.64 Wirsing wurde zum Tod durch Enthauptung verurteilt, obwohl eine solche Strafe damals ebenfalls unüblich war.65 Er wurde dann außerhalb der Stadtmauern hinter dem Neuen Tor beerdigt, wo sein Sohn, der spätere Krakauer Ratsherr Nicolaus, ihm zu Ehren die heute nicht mehr existierende Kirche der hl. Gertrud errichten ließ.66 58

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ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 427, S. 248: Quod postquam novum consilium civitatis Cracoviensis constituitur et confirmatur, extunc ordinantur tres consules anni illius ad ladulam et ad precium laboratoribus et servitoribus civitatis persolvendum. Registra, S. 279; Gąsiorowski, Itinerarium [Die Reiseroute], S. 46–47; vgl. auch ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 427, S.  248: Idemque Andris Werzingi sepius cum aliis consulibus ad raysas sive vias mittebatur et semper magnas pecunias recipiebat pro expensis. Acta consularia, S. 113. Kutrzeba, Historya [Geschichte], S. 79, Anm. 4–5. ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 427, S.  252: Andreas W.  accessit ad iudicium bannitum et fatebatur coram nobis et scabinis presentibus senioribus et magistris mechanicorum et dixit attendite, dilecti domini, ego multum et fideliter servivi civitati, pro quo michi nulla solucio est impensa […] quem admodum filii Israeli Egipciis fecerunt, qui labores eorum ipsis appreciare noluerunt, quod iubente Domino ipsi sibi persolvere deberent, sic et ego feci. Et recognosco, quod illas presentes pecunias et etiam alias pecunias civitatis sepius recepi non in aliquo furticinio, sed pro serviciis meis, nam si servicia mea michi appreciari deberent cum mille marcis non possent michi persolvi. Scriptum quoque est: qui feruit altari, vivere debet de altari. Groicki, Porządek sądów [Die Gerichtsordnung], S. 84–85. ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 427, S. 252: Quapropter necessitate postente Nicolaus Longus iuratus scabinus, qui pridem sepius de nostro et scabinorum mandato iudicio presiderat, fuit in advocatum constitutus; Niwiński, Wójtostwo krakowskie [Das Krakauer Vogtamt], S. 86. Kutrzeba, Historya [Geschichte], S. 81, Anm. 1. Estreicher, Karol, Fundacja Wierzynkowa [Die Wirsing-Stiftung], in: Rocznik Krakowski 25 (1933), S. 150–158.

1. Benennung und personelle Zusammensetzung

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Aus den zum Fall bekannten Quellen wird deutlich, dass Andreas Wirsing in gewisser Weise die städtische Obrigkeit gegen sich hatte, d. h. die Stadt als Institution, in der die Selbstverwaltung die Herrschaft ausübte und ihre eigenen Interessen durchzusetzen vermochte. Kurz nach der Vollstreckung des Schuldspruchs wandte sich die Wirsing-Familie an den König und beschwerte sich, dass das Gericht, das in der Stadt das Urteil über ihn gefällt hatte, rechtswidrig gehandelt habe. Die Beschwerde führte dazu, dass die für die Entscheidung verantwortlichen Ratsherren (Nicolaus Falkenberg, Johannes Bonafide und Nicolaus Bolcze) zu einer Geldstrafe verurteilt wurden. Diese wollten die Geldbuße jedoch auf die ganze Gemeinde umlegen, in deren Namen sie gehandelt hatten. Schließlich wurde das Verfahren fortgesetzt, bis König Władysław Jagiełło beschloss, über die Angelegenheit den Mantel des Schweigens auszubreiten und die finanziellen Forderungen der Familie aus eigener Tasche zu begleichen. Die Krakauer Ratsherren wandten sich daraufhin an die Stadt Magdeburg mit der Anfrage, ob die von der Familie Wirsing gegen den Rat vorgebrachten Anschuldigungen gerechtfertigt seien. Dabei wiesen sie ausdrücklich darauf hin, dass der in diesem konkreten Fall vom Rat eingesetzte Pächter des Vogtamtes über sämtliche Rechtssachen befinden konnte. Ferner wurde erklärt, dass Wirsing nicht wegen einer Straftat im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit als Ratsherr verurteilt worden sei, sondern wegen Diebstahls, was bedeute, dass auch die anderen von seinen Erben vorgebrachten Anschuldigungen im Grunde gegenstandslos seien; sie beinhalteten den Vorwurf, dass Andreas Wirsing vor der Urteilsvollstreckung die Beichte versagt und er als schöffenbarer mann, also Ratsherr, ohne ausdrückliches Einverständnis des Monarchen verurteilt worden sei.67 Im zweiten Teil des Schreibens wurde die Frage aufgeworfen, wie vorzugehen sei, wenn der Vogt seine einmal erteilte Vollmacht, Gericht zu halten, wieder zurücknehme. Stanisław Estreicher erörterte dies vor dem Hintergrund einer Aussage, die Nicolaus Schaffer am 17. März 1409 vor dem Stadtrat gemacht hatte. Der Krakauer Vogt behauptete damals, dass Nicolaus Lang, der Vorsitzende des Gerichts, das Wirsing verurteilt hatte, hierfür von ihm keine Vollmachten erhalten habe.68 Er selbst sei zudem an besagtem Tag bei bester Gesundheit gewesen und habe bis zum Mittag auf dem Richterstuhle gesessen.69 Diese Aussage steht in vollständigem Widerspruch zu seiner früheren Erklärung zur Rechtmäßigkeit des Gerichts. In ihr hatte er ausdrücklich auf seine Erkrankung verwiesen (infirmitas), mit der er sein Fernbleiben entschuldigte.70 Es ist möglich, dass der Zeitpunkt der Anfrage und des Magdeburger Urteils um ein Jahr vordatiert werden müssen (also auf das Jahr 1409). Mieczysław Niwiński bemerkte dazu, dass

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Estreicher, Nieznane teksty [Unbekannte Texte], S. 115–116; vgl. auch Niemann, Johann W., Über Originalurkunden der Schöffen von Magdeburg für die Städte des alten polnischen Reichs, in: Deutsche Forschung im Osten 1 (1941), S. 15–17. ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 427, S.  339; Estreicher, Nieznane teksty [Unbekannte Texte], S. 115, Anm. 1. ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 427, S. 339: daz her an dem tage alz Andris Wirzing gerichtit est gesunt und frisch und mit gutir vernunfft daz gericht von morgen bis czu mitage off dem richterstuhle gesessen hette. Ebd., S. 252–253.

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die „Geschmeidigkeit“ und die Neigung zu einem politischen „Hin und Her“ ein Grundmerkmal der über dreißigjährigen Pacht der Krakauer Vogtei durch Schaffer waren.71 Das am 4. September 1406 an Andreas Wirsing vollstreckte Urteil72 hat die in der Stadt schwelenden Konflikte nicht lösen können. Es macht allerdings deutlich, dass es selbst unter den kaum 20 Personen, die damals zur städtischen Verwaltungselite zählten, zu Spannungen kam. Die Stellung und das Prestige des Rates als Amt oder der einzelnen Ratsherren als Vertreter der Krakauer communitas blieben davon jedoch offenbar unberührt. In den überlieferten Quellen findet sich kein Hinweis darauf, dass für Wirsing ein Nachfolger in den Stadtrat berufen worden wäre. „Vor dem Hintergrund der Wirren, die von der Hinrichtung des Krakauer Ratsherrn Andreas Wirsing 1406 in der Stadt Krakau ausgelöst wurden,“73 kam es 1407 (nach Angaben Jan Długoszs am Dienstag nach Ostersonntag, also dem 29. März) auch zu antijüdischen Übergriffen.74 Genau eine Woche nach diesen Vorfällen (am Dienstag nach Sonntag Quasi modo geniti, d. h. am 5. April) wurde im Krakauer Ratsbuch festgehalten, dass im Rathaus elf namentlich genannte Krakauer Bürger vorsprachen und den Ratsherren im Namen der Stadtbevölkerung (ex parte tocius communitatis) eine Erklärung zu den jüngsten, die Juden betreffenden Vorfällen (in causa scilicet Judeorum) übermittelten.75 Darin wiesen die Vertreter der Gemeinde ausdrücklich darauf hin, dass sie auf der Seite der Ratsherren stünden (libin herren wellen wir by euch steen), machten jedoch deutlich, dass nicht das gesamte gemeine Volk zur Verantwortung gezogen werden könne (so mochten wir das irs vorantwortin, wenn vor eyn gancze gemeyne), sondern lediglich jene drei oder vier Personen, die bereits festgenommen worden waren (ap en drey adir vire gefangin wurdin). Es spricht vieles dafür, dass die Funktion dieser elf Bürger ausschließlich darin bestand, den Ratsherren die Stellungnahme des gemeinen Volkes zu übermitteln. Waldemar Bukowski und Zdzisław Noga äußerten jüngst die These, dass „der Rat mit der Aufnahme von Verhandlungen mit diesen elf Abgesandten die Rechtmäßigkeit ihrer Wahl anerkannte.“76 Der entsprechende Eintrag im Ratsbuch enthält jedoch weder Angaben zur Aufnahme irgendwelcher Verhandlungen noch Hinweise auf die Anerkennung oder Nichtanerkennung der Rechtmäßigkeit der Wahl dieser elf Bürgervertreter. Ferner kann nur schwer nachvollzogen werden, ob die Krakauer communitas dem Rat Bedingungen stellte, von deren Erfüllung ihr Standpunkt abhängig

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Niwiński, Wójtostwo krakowskie [Das Krakauer Vogtamt], S. 87, 140. ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 427, S. 259: am Sonnobunde vor Nativitatis Marie. Grodecki, Początki rady miejskiej [Die Anfänge des Stadtrates], S. 62. Zaremska, Hanna, Jan Długosz o tumulcie krakowskim w 1407 roku [Jan Długosz über den Krakauer Tumult des Jahres 1407], in: Między kulturą a polityką. Księga pamiątkowa ofiarowana prof. Andrzejowi Wyczańskiemu, hg. v. Cezary Kuklo, Warszawa 1999, S. 155–165, hier S. 157; vgl. auch Schipper, Ignacy, Studya nad stosunkami gospodarczymi Żydów w Polsce podczas średniowiecza [Studien zu den Wirtschaftsverhältnissen der Juden in Polen im Mittelalter], Lwów 1911, S. 143–144; Bałaban, Majer, Dzieje Żydów w  Krakowie i na Kazimierzu (1304–1868) [Geschichte der Juden in Krakau und in Kazimierz (1304–1868)], Kraków 1912, S. 25–26; Zaremska, Le roi, S. 50–51. The Jews, Nr. 166. Bukowski/Noga, Ustrój [Die Verfassung], S. 59.

1. Benennung und personelle Zusammensetzung

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gemacht wurde. Nach Roman Grodecki bestand das Ziel dieser Abordnung darin, ein „einvernehmliches Vorgehen“77 des Rates und der gemeinen Bürgerschaft im Sinne eines übergeordneten, sozusagen gesamtstädtischen Interesses sicherzustellen. Die Antwort der Bürger an den Rat wurde von derselben Hand verfasst wie ein Vermerk darüber, dass die vor dem Schuhmachertor und am Ufer vor der Judenpforte versammelte gemeine Bürgerschaft (commune vulgus) vier capitanei plebis gewählt hatte: zwei Rotgerber, einen Weißgerber und einen Weber.78 Jan Ptaśnik schrieb, dass der Rat damals bei seinem Versuch, die Unterstützung der Gemeindemitglieder zu gewinnen, „nicht bemerkte [...], dass die Bewohner an verschiedenen Stellen der Stadt Versammlungen abhielten, dabei ihre Vertreter wählten und über diese im Rathaus mit dem Rat Verhandlungen führten, als stünde dieser mit ihnen auf einer Stufe.“79 Jerzy Wyrozumski wies darauf hin, dass die Bürger in diesen Versammlungen „nicht allein die aktuellen Maßnahmen des Rates im Fall Wirsings in Frage stellten, sondern auch ganz allgemein die Finanzpolitik der Stadt kritisierten.“80 Roman Grodecki schrieb in diesem Zusammenhang, dass die Zusammenkünfte der gemeinen Bürger bereits vor den Wirren des Jahres 1407 stattfanden und entsprechende Entwicklungen in Verbindung mit den Judenpogromen lediglich verstärkt wurden.81 Es kann allerdings nicht zweifelsfrei ermittelt werden, ob die vier Anführer der gemeinen Stadtbevölkerung mit der Abordnung der elf Bürger in Verbindung standen, die die Antwort des gemeinen Volkes der Stadt im Rathaus überbracht hatten.82 Auch ob die Starosten der Gemeinde mit dem Rat verhandelten, wie Stanisław Krzyżanowski annahm,83 oder ob sie capitanei der Vorstadt Garbary (suburbium Cerdones) waren, wie Jan Ptaśnik schlussfolgerte,84 kann nicht endgültig geklärt werden. Ende März 1408 übermittelten die gemeinen Krakauer Bürger dem Rathaus über ihre gewählten Vertreter, diesmal 22 Abgeordnete, eine zweite Antwort in der Juden sachen.85 Es lässt sich nur mutmaßen, dass die Art und Weise ihrer Zusammenstellung jener aus dem April 1407 entsprach. Wieder einmal hörten die Ratsherren, dass die Krakauer Bevölkerung (dy gemeyn) in der Sache der Übergriffe auf die Juden die gleiche Auffassung vertrat wie der Stadtrat (czu steen mit der rathmannen in der sachin von der Juden). Es lässt sich nur darüber spekulieren, warum das gemeine Krakauer Volk zu einer zweiten Antwort zur Bestrafung der Schuldigen an den Judenpogromen im März 1407 verpflichtet wurde.

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Grodecki, Początki rady miejskiej [Die Anfänge des Stadtrates], S. 63. ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 427, S. 278; The Jews, Nr. 166. Ptaśnik, Miasta [Die Städte], S. 90. Wyrozumski, Kraków [Krakau], S. 419. Grodecki, Początki rady miejskiej [Die Anfänge des Stadtrates], S. 63. Bukowski/Noga, Ustrój [Die Verfassung], S. 59, Anm. 55. Krzyżanowski, Stanisław, O sejmikowaniu mieszczaństwa krakowskiego [Über die gewöhnlichen Versammlungen des Krakauer Bürgertums], in: Rocznik Krakowski 2 (1899), S. 207–224, hier S. 209. Ptaśnik, Miasta [Die Städte], S. 90, Anm. 3. The Jews, Nr. 185; Zaremska, Le roi, S. 56.

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Die Hinrichtung von Andreas Wirsing sowie die sich über ein halbes Jahr hinziehenden antijüdischen Tumulte und der in den darauffolgenden Jahren geführte Prozess gegen die Rädelsführer dieser Übergriffe legten faktisch den Grundstein für die künftige Organisation der gemeinen Bürger der Stadt, die darauf abzielte, zumindest einige Aspekte der Tätigkeit des Stadtrates zu kontrollieren. Gemäß der Willkür vom Dezember 1404 („Über die Nominierung der Ratsmitglieder 1405–1407“) saßen zu Beginn des Jahres 1407 im Stadtrat sechs namentlich genannte Ratsherren.86 Anlass zu Bedenken gibt allerdings, dass bereits im Dezember des besagten Jahres zu den drei Ratsherren, die das Amt tatsächlich ausüben sollten, im Jahr 1407 vier neue hinzukamen.87 Es ist aber sehr gut möglich, dass das im Winter 1404 für 1407 berufene Kollegium nach der Hinrichtung von Andreas Wirsing die Amtsgeschäfte nie aufgenommen hat. Die vollständige Zusammensetzung des Rates im Jahr 1408 geht erst aus Aufzeichnungen vom 4. Juli 1409 hervor (consules anni preteriti). Die Ratsherren Michael von Zirlau, Caspar Crugil, Petrus Vochsczagil, Georg Arnsberg d. Ä., Nicolaus Platener, Petrus Geytan, Johannes Vredlant sowie Nicolaus Bottner sollten auf Anweisung des Königs, die ihnen von dem Krakauer Kastellan Jan Tarnowski übermittelt wurde, im Amt bleiben, bis dieser aus Litauen zurückgekehrt sei. Mit Ausnahme von Johannes Vredlant und Georg Arnsberg d. Ä., die sich gerade nicht in der Stadt aufhielten, wurden sie anschließend auch vom Krakauer Woiwoden Petrus Kmita bestätigt und legten den Amtseid ab.88 Dieser Eintrag ist auch die erste erhaltene Information darüber, dass die Ratsherren im Moment ihrer Ernennung einen Eid ablegten. Władysław Jagiełło weilte im Dezember 1408 in Litauen, im Februar 1409 traf er bereits in Sandomir ein und erreichte Krakau schließlich im März.89 Nach seiner Rückkehr aus Litauen nahm der König in Krakau jedoch keine neuen Ratsernennungen vor und entschied sich angesichts der aktuellen Bedrohungslage für den Staat dafür, die amtierenden Ratsherren auch noch 1408 im Amt zu belassen. Es sollte darauf hingewiesen werden, dass dies nach der Niederschlagung des Aufstandes des Vogts Albert die einzige Einflussnahme des Herrschers auf die Wahl des Krakauer Stadtrates war. Die Entscheidung verdeutlicht auch die politische Weitsicht des Königs, der schon lange vor Beginn der kriegerischen Auseinandersetzungen mit dem Deutschen Orden die Verwaltung der Hauptstadt Krakau Personen übertrug, die sein Vertrauen genossen. Dieser Schritt wird vor dem Hintergrund der beträchtlichen Summen, die sich der König von den Krakauer Bürgern während der Vorbereitung auf den Krieg gegen den Deutschen Orden lieh, noch verständlicher.

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ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 427, S. 202. Ebd., S. 298; Ptaśnik, Miasta [Die Städte], S. 62. ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 427, S. 347; Gawęda Rola Krakowa [Die Rolle Krakaus], S. 40, Anm. 10–11. Gąsiorowski, Itinerarium [Die Reiseroute], S. 50.

1. Benennung und personelle Zusammensetzung

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1.4. Das Kollegium der Sechzehn (1418)

Roman Grodecki verwies für die Zeit nach 1406 auf die andauernden Spannungen zwischen den gemeinen Bürgern und dem Rat, die vor allem auf die Fiskalpolitik des Rates zurückzuführen waren. Aus einer Urkunde vom 7. September 1418 ist bekannt, dass die Vertreter der Bürger ohne Wissen des Rates in Klöstern und Privathäusern zusammenkamen.90 Dabei fiel wahrscheinlich die Entscheidung, sich beim König über den Rat zu beschweren. Gewiss war man damals in Krakau bereits über die Ereignisse informiert, die sich im Juli dieses Jahres in Breslau zugetragen hatten. Die gemeine Bevölkerung der Stadt war angesichts der Fiskalpolitik des Rates erbittert, insbesondere über zu hohe Steuern, und begann einen offenen Aufstand gegen den Rat, in dessen Verlauf acht Todesopfer zu beklagen waren, darunter der Bürgermeister Nicolaus Vreyberg.91 Die Spannungen zwischen dem Breslauer Stadtrat, in dem – wie in Krakau  – die Finanzelite der Stadt vertreten war, und den Zünften und dem gemeinen Volk sind für die Zeit vor dem Ausbruch des Aufstandes im Juli 1418 quellenmäßig recht gut belegt. Neben den wirtschaftlichen Problemen wurden diese durch Zuwanderer aus Böhmen zusätzlich geschürt, die hussitisches Gedankengut mit in die Stadt gebracht und dort verbreitet hatten. Am 10. August 1418 wurde in Breslau ein neuer Stadtrat berufen, der zur Hälfte aus Personen bestand, die erstmals ein Amt in der Stadtverwaltung wahrnahmen.92 In den darauffolgenden beiden Jahren kam es zu keinerlei Änderungen. Bereits 1420 betraute Sigismund von Luxemburg die Großkaufmannschaft wieder mit der Leitung der Geschicke der Stadt.93 Dabei wurden die Möglichkeiten der Zünfte zur Selbstverwaltung eingeschränkt; es wurde ihnen zum Beispiel das Recht genommen, ihre Zunftkasse selbst zu verwalten, da diese fortan vom Stadtrat streng kontrolliert wurde.94 Nach Prüfung der in einem Dokument vom 7. September 1418 vorgebrachten Beschwerde der Krakauer am Königshof erließen der Woiwode von Sandomir und Krakauer Starost Nicolaus von Michałów, der Unterkanzler Petrus Szafraniec und der Krakauer Unterkämmerer Jan Szafraniec im Namen von Władysław Jagiełło und Königin Elisabeth eine Ordnung, mit der der Streit zwischen der Krakauer Stadtverwaltung und den alten Ratsherren mit dem gemeinen Volk beigelegt wurde.95 Mit dieser Ordnung erhielt das gemeine Volk das Recht, eine eigene Abordnung bzw. ein spezielles Gremium zu wählen, um mit dem Rat Konsultationen zu führen (czu reden). Dieses Gremium setzte sich aus 16 Bürgern zusammen, acht Kaufleuten (wahrscheinlich weniger vermögenden) und acht Zunftangehörigen. Der Stadtrat behielt seine vormalige Stellung, doch wurden seine Befugnisse im Bereich der Gesetzgebung eingeschränkt. Ohne entsprechende Rücksprache mit der Vertretung der 90 91 92 93 94 95

KDMK 1, Nr. 111. Goliński, Miasto [Die Stadt], S. 177. Breslauer Stadtbuch, Nr. 25–26. Ebd., Nr. 38. Goliński, Miasto [Die Stadt], S. 178–180. KDMK 1, Nr. 111; Patkaniowski, Krakowska rada miejska [Der Krakauer Stadtrat], S.  101–103; Ptaśnik, Miasta [Die Städte], S. 91.

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gemeinen Bevölkerung konnte er nun weder Willküren erlassen noch Sondersteuern erheben. Darüber hinaus musste der Rat den gewählten Vertretern der Kommune einen Bericht über die Stadtfinanzen vorlegen. Die gemeine Stadtbevölkerung sollte im Gegenzug keine geheimen Versammlungen mehr abhalten. Solche durften nur noch im Rathaus mit dem Wissen und dem Einverständnis der Ratsherren stattfinden. Beachtet werden sollte, dass die letzte Passage (über das Einverständnis der Ratsherren zu den Zusammenkünften der einfachen Bürger) im Original gestrichen wurde und später am linken Rand des Pergamentbogens eine handschriftliche Anmerkung in lateinischer Sprache erfolgte, die nicht vom Verfasser des ursprünglichen Dokuments stammt: ista cancellatio facta est de mandato domini Johannis vicecancellarii predicti.96 Das Dokument schließt mit Strafandrohungen bei Verstößen gegen seine Bestimmungen. Bereits während des nach den antijüdischen Übergriffen folgenden Prozesses fungierte der Krakauer Stadtrat als Garant für die Sicherheit in der Stadt und als Vermittlungsinstanz zwischen dem König und der communitas.97 So wurde das zumindest zu dieser Zeit aufgefasst, was zweifelsfrei aus den Erklärungen der einfachen Bürger aus den Jahren 1407 und 1408 hervorgeht. Nach den aufsehenerregenden Vorgängen um den im September 1406 hingerichteten Ratsherrn Andreas Wirsing war die Autorität des Rates zunächst untergraben. Es war auch durchaus kein Geheimnis, dass es innerhalb der Personengruppe, die in der Stadt die Macht ausübte, zu Konflikten kam. Die Tätigkeit der Ratsherren musste weiteren gesellschaftlichen Unmut hervorrufen als das gemeine Volk infolge der Einflussnahme des Königs 1418 mit der Berufung des Kollegiums der so genannten Sechzehn die Möglichkeit erhielt, das Finanzgebaren des Stadtrates zu kontrollieren. Der einzige Nachweis über die Tätigkeit dieses Gremiums ist eine vor 1432 durch dy herren und gemeine verabschiedete Willkür, mit der Rechte und Privilegien stadtfremder Kaufleute geregelt wurden.98 Die Verhältnisse im damaligen Rat werden sehr schön durch ein städtisches Gesetz vom Januar 1430 beleuchtet, das den Ratsherren bei Strafe untersagte, in der Stadt Informationen über vertrauliche, in den Ratssitzungen erörterte Angelegenheiten zu verbreiten. Bis heute klingt der Wortlaut dieser Willkür vielsagend: „Weshalb gehen denn Städte zugrunde, wenn nicht aus Unvorsichtigkeit ihrer Ratsherren.“99 Aus dem Inhalt geht deutlich hervor, dass ein solches Verhalten der städtischen Beamten der Kommune großen Schaden zufügte. „Es ist einfach eine Schande, dass Weiber, Schreihälse, Trunkenbolde und sonstiges Gesindel sich hinter dem Rücken der Ratsversammlung die Mäuler zerreißen.“100 Daher wurde festgelegt, dass eine 96 97

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ANK, Zbiór dokumentów pergaminowych, Nr. 163. Gleba, Gudrun, Die Gemeinde als alternatives Ordnungsmodell. Zur sozialen und politischen Differenzierung des Gemeindebegriffs in den innerstädtischen Auseinandersetzungen des 14. und 15. Jahrhunderts, Mainz u.a. 1989, S. 243–260. KDMK 2, Nr. 309; Ptaśnik, Jan, Pospólstwo i jego znaczenie w  dziejach Krakowa [Das einfache Volk, seine Rolle und Bedeutung in der Geschichte Krakaus], in: Sprawozdania z Czynności i Posiedzeń Akademii Umiejętności w Krakowie 20 (1915), S. 3–10. KDMK 2, Nr. 307, § 1: Wen wo von werben stete ee vorroten, wen von vnuorswegenheyt des ratis? KDMK 2, Nr. 307, § 1: Und is ist unere und schande, das weyber und schrepir und trunkinbolde und allerley ungunner sullen eyns ratis heymelichkeyt mawlblewen und hadirwaschen und spotten.

1. Benennung und personelle Zusammensetzung

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Weitergabe von Angelegenheiten, die im Rathaus beraten wurden, einen Bruch des von den Ratsherren anlässlich ihrer Ernennung zu leistenden Amtseides bedeutete. Schon 1362 wurde ein gewisser Jeklinus Crodner aus der Stadt verbannt, weil er consilia dominorum consulum archana weitergegeben hatte.101 Das Gesetz von 1430 löste das Problem des Umgangs der Ratsherren mit den vertraulichen Angelegenheiten des Rathauses jedoch nicht vollständig, denn bis ins 16. Jahrhundert hinein wurden wiederholt Verordnungen ähnlichen Inhalts erlassen.102 Mit der Willkür von 1430 wurden auch Bestimmungen über das Verhältnis der Ratsherren untereinander verfasst. Diese sollten helfen, in den eigenen Reihen gegebenenfalls aufkommende bzw. bestehende Meinungsverschiedenheiten zu lösen,103 ohne dass sich der Rat dabei durch Wort oder Tat selber schadete.104 So sollte der gesamte Rat in Fällen, in denen Handlungen eines amtierenden oder ehemaligen Ratsherrn öffentlich kritisiert wurden, geschlossen hinter dem Kritisierten stehen.105 Es waren auch Maßnahmen gegen Personen zulässig, die einzelne Ratsherren verleumdeten oder gegen den Rat als Ganzes aufbegehrten.106 Diese in Krakau erhobenen Erlasse bildeten in der damaligen Zeit keine Ausnahme; so sahen auch die Gesetzgebungen in Königsberg107 und Posen108 Strafen für üble Nachrede und mangelnden Respekt gegenüber den Stadtoberen vor.

1.5. Der numerus clausus im Stadtrat und die Amtsausübung der Ratsherren auf Lebenszeit. Eine durch Quellen belegte Tatsache oder ein historiografisches Konstrukt?

Als Michał Patkaniowski vor mehr als 70 Jahren die Krakauer Willkür vom Dezember 1404 untersuchte, mit der die Zusammensetzung des Rates für die Jahre 1405 bis 1407 festgelegt wurde, stellte er fest, dass sich die Zahl der Ratsherren von acht auf 24 verdreifacht hatte und die Amtszeit auf drei Jahre ausgedehnt wurde.109 Patkaniowski widersprach damit der Argumentation von Jan Ptaśnik, „wonach sich der Eindruck aufdränge, als sei diese Abordnung [d. h. das 1418 berufene Kollegium der Sechzehn] allmählich Teil des Rates geworden, so dass sich der in sich geschlossene

101 102 103 104 105 106 107 108 109

Księga proskrypcji [Proskriptionsbuch] I, Nr. 38. Prawa [Gesetze], Nr. 111; Wyrozumska, Kancelaria miasta [Die Kanzlei der Stadt], S. 78; Maciejewski, Zbiory wilkierzy [Die Sammlungen der Willküren], S. 168. KDMK 2, Nr. 307, § 3; Patkaniowski, Krakowska rada miejska [Der Krakauer Stadtrat], S. 123. KDMK 2, Nr. 307, § 4. Ebd., § 5. Ebd. Maciejewski, Zbiory wilkierzy [Die Sammlungen der Willküren], S. 112. Wilkierze poznańskie [Die Posener Willküren], Nr. 52–53. Patkaniowski, Krakowska rada miejska [Der Krakauer Stadtrat], S. 95.

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Kreis von 24 Ratsherren herausbildete.“110 Bei der Aufzählung der Namen der damals berufenen Ratsherren (entsprechend acht, neun und sechs) lässt sich allerdings feststellen, dass der Rat in den Jahren 1405 bis 1407 23 Mitglieder zählte. Bereits für das 14. Jahrhundert werden neben den amtierenden Ratsherren so genannte ältere Ratsherren erwähnt (consules antiqui, seniores, dy alde). Die namentlich nicht aufgeführten älteren Ratsherren waren 1319 zusammen mit dem Kastellan Spytek an der Wahl des neuen Rates beteiligt.111 Im Jahr 1329 waren die consules priores auch beim Abschluss eines Handelsabkommens mit der Stadt Sandez beteiligt.112 1396 gelobten 18 amtierende und ältere Ratsherren unter Eid, die Belange der Stadt im Streit mit dem Lemberger Stadtrat zu verteidigen.113 Im Jahr 1397 beschloss der gesamte Rat mit seinen 20 Personen, dem Theologen Matthaeus von Krakau zeitlebens die Miete zu zahlen, sofern er sich dauerhaft in Krakau niederlässt.114 1398 fassten die amtierenden Ratsherren cum senioribus die Entscheidung, Prostituierte aus drei Häusern zu vertreiben, für die sie der Stadt Miete zahlten.115 Mit dem Begriff „ältere Ratsherren“ sind allerdings nicht jene gemeint, die lediglich im vorausgehenden Jahr im Rat saßen, sondern ganz allgemein Personen, die einmal Funktionen im Rat bekleidet hatten, in dem betreffenden Jahr aber nicht in den neuen Rat berufen wurden. Anscheinend erlosch ihr Einfluss nach dem Ausscheiden aus dem Rathaus keineswegs. Wie Michał Patkaniowski dazu richtigerweise bemerkte, habe „das Leben an sich dies einfach nicht zugelassen.“116 Der Einfluss der älteren Ratsherren auf die Verhältnisse in der Stadt wird nicht nur sehr gut durch eine Willkür von 1379 veranschaulicht, gemäß der ein Beschluss des vollständigen Rates, also der amtierenden und älteren Ratsherren, auch nur vom vollständigen Rat geändert werden konnte,117 sondern ebenso durch eine Willkür von 1463, in der es heißt, der amtierende Rat könne ohne Einverständnis der älteren Ratsmitglieder keinen Pachtzins erheben.118 Auch wenn jedes Jahr formal ein neuer Rat berufen wurde, konnten praktisch keine zentralen Entscheidungen für die Stadt, etwa in strukturellen, finanziellen, wirtschaftlichen oder administrativen Fragen, allein von den im entsprechenden Jahr amtierenden Ratsherren getroffen werden. Die älteren Ratsherren, die eigentlich nur beratende Funktionen übernehmen sollten, verfügten in Wirklichkeit über einen weitreichenden Einfluss auf das Leben in der Stadt. Daraus sollte jedoch nicht voreilig der Schluss gezogen werden, dass das Wirken der älteren Ratsherren zu Unsicherheit und Durcheinander führte und in der Folge im Rat faktisch eine Amtsausübung auf Lebenszeit eintrat.119 In seinen Untersuchungen über die Karrieren der Krakauer Ratsherren stellte Michał Patkaniowski fest, dass diese oft bis zu 20 Jahre 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119

Ptaśnik, Miasta [Die Städte], S. 92. Liber actorum, S. 55. KDMK 1, Nr. 16. Acta consularia, S. 127. Ebd., S. 166. Ebd., S. 183. Patkaniowski, Krakowska rada miejska [Der Krakauer Stadtrat], S. 89. Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 14; Wyrozumski, Kraków [Krakau], S. 413. KDMK 2, Nr. 332; Patkaniowski, Krakowska rada miejska [Der Krakauer Stadtrat], S. 122. KDMK 2, Nr. 332.

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und teilweise sogar weit darüber hinaus im Rat saßen. Anhand der von Franciszek Piekosiński zusammengestellten Verzeichnisse der städtischen Beamten120 kam er dabei zu folgenden Ergebnissen: 1. die Amtszeit wurde so lange verlängert, bis die Ratsherren ihre Funktion praktisch lebenslang bekleideten; 2. die Zahl der Ratsherren war in sich geschlossen; 3. Neuberufungen wurden erst nach dem Tod eines der Ratsherren aus dem 24-köpfigen vollständigen Rat vorgenommen.121 Allerdings muss beachtet werden, dass bei den 23 damals in den Rat berufenen Krakauer Bürgern Stanisław von Mochau und Nicolaus Strelicz fehlen, die 1404 im Krakauer Ratskollegium vertreten waren und als sitzende Ratsherren zusammen mit namentlich nicht genannten älteren Ratsherren die Ratsmitglieder für die kommenden drei Jahre benannten.122 Die erhaltenen städtischen Quellen bieten keine Informationen über den Tod einer dieser Ratsherren in den Jahren 1405 bis 1407. Anna, die Witwe Stanisławs von Mochau, wurde am 23. Juli 1412 erstmals in einem Schöffenbuch urkundlich erwähnt.123 Ferner ist davon auszugehen, dass Stanisław von Mochau und Nicolaus Strelicz immer noch in der Stadt lebten. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob sie wirklich keine Ratsherren mehr waren. Im Text des genannten Gesetzes fehlt ein ausdrücklicher Hinweis darauf, dass es sich bei der Zahl der in den Rat zu berufenden Personen um eine „geschlossene Zahl“ handelt.124 Diese ergibt sich aus der Addition der Mitglieder der drei in den Jahren 1405 bis 1407 berufenen Kollegien. Tatsächlich handelt es sich dabei jedoch nur um den personellen Bestand des Krakauer Stadtrates, der in diesem Zeitraum die Amtsgeschäfte wahrnahm. In einer Urkunde von 1421 werden 22 neue und alte Ratsherren (novi et antiqui) erwähnt, in der Willkür von 1430 sind es 23 und in der Willkür von 1435 24.125 In einer Klageschrift von Jan Rabsztyński aus dem Jahr 1462 werden 19 Ratsherren namentlich benannt, wobei es sich sicherlich nicht um eine vollständige Aufzählung handelte, worauf die Wendung et ceteros consules hindeutet.126 In einem Verzeichnis der städtischen Einkünfte aus dem Jahr 1500 ist von acht amtierenden und 13 älteren Ratsherren, zusammen also 21,127 und im Balthasar-Behem-Kodex von 24 Ratsherren die Rede.128 Da nicht alle Sterbedaten der Ratsherren aus dem 15. Jahrhundert überliefert sind, ist nur schwer feststellbar, ob es zum Beispiel 1435 neben diesen 24 Personen noch weitere Ratsherren gab. Aus einer einzigen Quellenangabe, die für dieses Jahrhundert einen aus 24 Mitgliedern bestehenden Rat belegt, kann sicherlich nicht geschlossen werden, dass die Zahl der älteren Ratsherren schon damals auf 16 begrenzt war und der numerus clausus im Rat damit bei 24 Personen lag. Die Entwicklung der Krakauer Selbstverwaltungsinstitution unterschied sich nicht von

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Piekosiński, Franciszek, Rajcy miasta [Die Stadträte], in: KDMK 1, S. XIX–XXXIX. Patkaniowski, Krakowska rada miejska [Der Krakauer Stadtrat], S. 95–96. Registra, S. 274. ANK, Scabinalia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 4, S. 67. Bukowski/Noga, Ustrój [Die Verfassung], S. 57. KDMK 1, Nr. 116; KDMK 3, Nr. 307, 312. Starodawne prawa [Alte Rechtsdenkmäler] 2, Nr. 3362. ANK, Teki Grabowskiego, Handschrift Nr. E 44, S. 2. BJ, Handschrift Nr. 16, f. 2r.

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jener in anderen polnischen oder europäischen Städten. Der Gewohnheit folgend wurde die Zahl der Ratsmitglieder mit der Zeit auf 24 begrenzt. Diese Aussage kann allerdings erst durch Quellen des 16. Jahrhunderts zweifelsfrei belegt werden. In einem Nicolaus Wurm zugeschriebenen Rechtsbuch der Stadt Liegnitz aus dem Jahr 1399 findet sich u.a. ein aufschlussreicher Abschnitt über das Alter der Personen, die für eine Berufung in den Rat in Frage kamen. Danach mussten die Ratsherren mindestens 28 und durften nicht älter als 70 Jahre alt sein. Auch ihre körperliche und geistige Verfassung wurde berücksichtigt. So durften keine Schlafwandler, Epileptiker, Krüppel oder Alkoholiker in den Rat berufen werden.129 In Krakau war es wie auch in anderen nach deutschem Recht gegründeten Städten üblich, dass die Fähigkeit zur Übernahme einer öffentlichen Funktion Bedingung für eine Tätigkeit im Rat war. Schließlich kamen die Ratsherren nicht nur zu Versammlungen zusammen, sondern unternahmen auch viele Reisen im städtischen Auftrag. Michał Patkaniowski kam zu der Einschätzung, dass, „wer einmal in den Rat berufen worden war, das Rathaus nur mit Bedauern und unwillig schon nach einem Jahr wieder verließ.“130 Bei der Berufung einiger Personen in den sitzenden Rat über einen Zeitraum von bis zu zehn und teilweise sogar bis zu 20 Jahren gaben sicherlich Faktoren wie Vermögen und die sich daraus ableitende Stellung innerhalb der städtischen Gesellschaft, verwandtschaftliche Beziehungen oder die (in der Regel finanziellen) Verbindungen zum Königshof und zu hohen staatlichen Würdenträgern den Ausschlag.131 Alter, Gesundheit, geschäftliche Probleme oder andere wirtschaftliche bzw. politische Gründe konnten hingegen dazu führen, dass eine Person, die bereits mehrmals in den sitzenden Rat berufen worden war, in einem bestimmten Jahr dann nicht ernannt wurde. Doch selbst wenn dies der Fall war, so blieb ihr Titel als Ratsherr auf Lebenszeit erhalten und damit auch der Einfluss auf viele Entscheidungen über die Verwaltung der Stadt.132 Von diesem Grundsatz gab es allerdings eine Ausnahme – den Verzicht auf das Ratsamt.133 Aus einem Eintrag in das Buch über die Verleihung des städtischen Bürgerrechts aus dem Jahr 1442 geht hervor, dass Marcus Noldenfesser nach dem Verzicht auf das Bürgerrecht auch von seinem Amt als Ratsherr zurücktrat.134 Ähnliches kann auch bei Michael von Zirlau und Lucas Waltdorff festgestellt werden, die nach ihrem Verzicht auf das Bürgerrecht auch aus dem Rat ausschieden.135

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Isenmann, Ratsliteratur, S.  294; Isenmann, Eberhard, Gesetzgebung und Gesetzgebungsrecht spätmittelalterlicher deutscher Städte, in: Zeitschrift für Historische Forschung 28 (2001), S. 1–94, 161–261, hier S. 42–52. Patkaniowski, Krakowska rada miejska [Der Krakauer Stadtrat], S. 88. Czaja, Roman, Ze studiów nad kształtowaniem się grup rządzących w miastach nadbałtyckich w średniowieczu [Untersuchungen zur Bildung der Führungsgruppen in den Ostseestädten im Mittelalter], in: Roczniki Dziejów Społecznych i Gospodarczych 64 (2004), S. 85–106, hier S. 105. Noga, Rola samorządu [Die Rolle der Selbstverwaltung], S. 462. ANK, Scabinalia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 6, S. 222. Księgi przyjęć [Bürgerbücher], Nr. 5333 (resignavit ius civile similiter et officium consulatus). ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 428, S.  100; Księgi przyjęć [Bürgerbücher], Nr. 4918.

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Die Ratswahlen fanden im 15. Jahrhundert gewöhnlich zu Beginn eines neuen Kalenderjahres statt: In den Jahren 1424, 1430, 1434, 1440, 1442, 1458 und 1469 in den ersten beiden Januarwochen;136 1423, 1439 und 1452 im Februar;137 1429 im März; 1410 und 1456 allerdings erst Ende April.138 Im Unterschied zu anderen Städten gab es in Krakau vom 13. bis zum 15. Jahrhundert, zumindest bis Ende der 1460er Jahre, keinen festen Termin für die Ratswahl.139 Für die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts sind insgesamt über einhundert Ratsherren bezeugt. Henryk Samsonowicz hat darauf hingewiesen, dass „die ständigen Änderungen bei der Zusammensetzung der Stadtverwaltungen in ganz Europa ein Beleg dafür sind, dass der Personenkreis, aus dem die Amtsträger stammten, in sich nicht geschlossen war.“140 In Krakau war der Zugang zum Rat sicherlich beschränkt, aber gewiss nicht versperrt. Über die Hälfte der Personen, die in dieser Zeit in den Rat berufen wurden, waren zuvor als Schöffen tätig. Ihre Amtszeit in der Schöffenbank schwankte dabei zwischen einem halben und bis zu weit über zehn Jahren. Der Weg in den Krakauer Stadtrat führte jedoch nicht ausschließlich über das Schöffenamt. Was die Benennung von Schöffen zu Ratsmitgliedern betrifft, geht aus den Krakauer Schöffenbüchern allerdings hervor, dass eine Gruppe von Bürgern ihre Laufbahnen innerhalb der Selbstverwaltung als Schöffen begann und später in den Rat berufen wurde. Dabei handelt es sich jedoch lediglich um einen Teil der Benennungen. Die aus dieser Zeit überlieferten Quellen enthalten auch Hinweise auf Personen, die zwar in der Schöffenbank tätig waren, für die aber keine Angaben über eine Berufung in den Rat zu finden sind. Ferner liegen Hinweise auf Personen vor, die sofort den Titel eines Ratsherrn führten, ohne dass Auskünfte über ihre vorherigen Laufbahnen gemacht werden können. Die Feststellung von Waldemar Bukowski und Zdzisław Noga, wonach „beim Tod eines Ratsherrn nach dem Prinzip der Kooptation einer der Schöffen in das Kollegium nachrückte“,141 halte ich nicht für zutreffend. Das Krakauer Patriziat war keine homogene Gruppe. Die Grenzen der Zugehörigkeit zu diesem Gremium können deshalb nicht mit letzter Sicherheit gezogen werden.142 Antoni Gąsiorowski wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass es „unter den Stadtoberen in Polen dauernd personelle Veränderungen gab, da in ihren engen Kreis ständig neue Personen vordrangen.“143

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Jeweils am 1., 2., 4., 12. und 15. Januar. ANK, Scabinalia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 5, S.  74, 186; ebd., Nr. 6, S. 63, 180, 237; ebd., Nr. 7, S. 298. Am 4. und 21. Februar. Ebd., Nr. 429, S. 43; ebd., Nr. 5, S. 62, 95. Am 6. März. Ebd., Nr. 4, S. 25; ebd., Nr. 6, S. 163. Am 23. und 29. April. Poeck, Zahl, S. 398–407; Poeck, Dietrich W., Rituale der Ratswahl. Zeichen und Zeremoniell der Ratssetzung in Europa (12.–18. Jahrhundert), Köln 2003, S. 238–282. Samsonowicz, Henryk, Uwagi nad średniowiecznym patrycjatem miejskim w  Europie [Bemerkungen zum mittelalterlichen städtischen Patriziat in Europa], in: Przegląd Historyczny 49 (1958), S. 574–584, hier S. 580. Bukowski/Noga, Ustrój [Die Verfassung], S. 57. Ebd., S. 57. Gąsiorowski, Walki o władzę [Der Kampf um die Herrschaft], S. 264.

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1.6. Der Bürgermeister in Krakau im 14. und 15. Jahrhundert

Die einschlägige Forschung geht in der Regel davon aus, dass das Bürgermeisteramt aus dem Amt des Ratsvorsitzenden hervorgegangen sei. Seit den Anfängen des Rates bestand die Notwendigkeit, dass einer der Ratsherren die Sitzungen leitete. Dies bedeutete jedoch nicht, dass einer der Ratsherren den Titel des Bürgermeisters führte. In den Krakauer Quellen findet sich diese Bezeichnung erstmals in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, was darauf hindeutet, dass es vor dieser Zeit offensichtlich nicht erforderlich war, den Ratsherrn, der die Sitzungen leitete, mit dem Titel des Bürgermeisters zu bezeichnen.144 Zutreffend scheint die Auffassung von Michał Patkaniowski zu sein, wonach „die Notwendigkeit eines Bürgermeisteramtes vor allem auf die inneren Verhältnisse in Krakau zurückgeht.“145 Entgegen der bisherigen Auffassung hat sich das Amt des Bürgermeisters allerdings nicht im letzten Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts herausgebildet,146 sondern mindestens schon 30 Jahre früher. In der Zeugenliste einer am 26. Januar 1360 in Krakau von Woythko de Sedlecz ausgestellten Urkunde, die den Verkauf gewisser Grundstücke an den Krakauer Bischof Bodzanta zum Inhalt hatte, werden zwei Krakauer Bürger erwähnt, und zwar Paschko von Zawichost und Pacosius tunc prothoconsul.147 Neun Jahre später, 1369, wurde ein gewisser Nicolaus aus der Stadt verbannt, weil er dem Goldschmied Henslinus eine Verletzung beigebracht hatte. Dieser Vorfall wäre kaum beachtenswert, hätte dieser Nicolaus nicht den Titel burgarmagister getragen.148 Bei ihm handelt es sich wahrscheinlich um den Ratsherrn Nicolaus Trutil, der 1368 Mitglied im Rat war. Die Verbannung eines Bürgermeisters aus der Stadt musste seinerzeit gewiss großes Aufsehen erregt haben. Trutil kehrte jedoch recht schnell in die Stadt zurück, nahm auch sein vormaliges Amt wieder ein und wurde 1375 erneut in den Rat berufen. Zum Jahr 1396 wird ein Krakauer Bürgermeister in einer Urkunde des Stettiner Herzogs Swantibor erwähnt, aus der hervorgeht, dass der Herzog bei den Krakauern eine Schuld von 60 Schock Prager Groschen eintrieb.149 Bislang ging man davon aus, dass es sich hierbei um den ältesten Hinweis auf das Krakauer Bürgermeisteramt handelt. Michał Patkaniowski stellte die Vermutung an, dass sich der Stettiner Herzog, der nicht mit den administrativen Verhältnissen der Stadt Krakau vertraut war, in seiner Urkunde einfach am Vorbild Pommerns orientierte und den Ratsvorsitzenden als Bürgermeister bezeichnete.150 Dies trifft jedoch nicht zu, da in diese Zeit datierende städtische Rechnungen einen Aufenthalt von Swantibor in Krakau belegen und ein in den Rechnungen enthaltener Eintrag aus dem Jahr 1398 über den Erwerb eines neuen Rings für den Bürgermeister unmissverständlich dar144 145 146 147 148 149 150

Kamińska, Sądownictwo [Das Gerichtswesen], S.  127–129; Tandecki, Średniowieczne księgi [Die mittelalterlichen Stadtbücher], S. 29. Patkaniowski, Krakowska rada miejska [Der Krakauer Stadtrat], S. 106–107. Ebd., S. 106; Bukowski/Noga, Ustrój [Die Verfassung], S. 57. KDKK 1, Nr. 218. Księga proskrypcji [Proskriptionsbuch] II, Nr. 216; Wyrozumska, Bożena, Burmistrz [Bürgermeister], in: Encyklopedia Krakowa, Warszawa-Kraków 2000, S. 95. KDMK 1, Nr. 84. Patkaniowski, Krakowska rada miejska [Der Krakauer Stadtrat], S. 105.

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auf hindeutet, dass dieses Amt in Krakau bereits damals über eine gewisse Tradition verfügte.151 In den in vollständiger Serie erhaltenen Stadtbüchern des 15. Jahrhunderts fallen die Hinweise zu den Funktionen des Krakauer Bürgermeisters allerdings ungewöhnlich knapp aus. Michał Patkaniowski zufolge finden sich dort lediglich „Spuren seiner Existenz“.152 In Posen leitete der Bürgermeister zum Beispiel die Sitzungen des Rates und setzte die Ratsherren von diesen in Kenntnis. Er war dem Rat zwar nicht übergeordnet, konnte aber jene bestrafen, die zu spät zu den Sitzungen erschienen, verfügte über das städtische Siegel und besaß einen der drei Schlüssel der Stadtkasse. Der Bürgermeister war an der Aufsetzung von Testamenten beteiligt und konnte selbstständig einige Bestimmungen erlassen, die dann in der Stadt galten. Es kam auch vor, dass er Streitfragen von geringerer Bedeutung entschied. In den Jahren 1444 bis 1449 fungierte jede Woche ein anderer Ratsherr als Bürgermeister. In den Jahren 1459 bis 1504 wurden dann jedoch jährlich zwei Bürgermeister benannt, von denen jeder diese Funktion sechs Monate wahrnahm.153 In Thorn wird ein Bürgermeister in den Quellen erstmals 1303 erwähnt. Zunächst übte er dieses Amt allein aus. Im Laufe der Zeit erhielt er jedoch einen Stellvertreter. Im 15. Jahrhundert gab es dann bereits vier Bürgermeister, von denen ab 1457 jeder seinen eigenen Aufgabenbereich hatte. Der erste übernahm die Funktion des Burggrafen und repräsentierte in der Stadt den König; der zweite führte als Präsident die Amtsgeschäfte; der dritte war als dessen Stellvertreter (Vizepräsident) tätig und der vierte als beysitzer. Jeweils nach den Wahlen nahmen sie eine Teilung der Aufgaben vor, zu denen unter anderem die Leitung der Sitzungen, die Aufsicht über die Ratsorgane, das Verfügungsrecht über die Siegel, die Kontrolle der Stadtkasse oder die Vertretung der Stadt nach außen gehörten. Es ist auch bekannt, dass der die Amtsgeschäfte führende Bürgermeister über bestimmte, wahrscheinlich weniger wichtige, zivile Rechtssachen befinden konnte, während Strafsachen in die Zuständigkeit des Burggrafen fielen.154 Für die Stadt Krakau lässt sich leider nicht genau nachvollziehen, welche Aufgaben der Bürgermeister hatte. Über das gesamte Mittelalter hinweg übernahm einer der Ratsherren dieses Amt. Dessen Ausübung war an bestimmte Amtszeiten geknüpft, denn vom Ratsherrn, der es innehatte, hieß es off dy zeit, off dy selbe zeit. Aus einer Willkür von 1507 geht hervor, dass die Amtszeit des Bürgermeisters (burgermeysterschaft) eine Woche dauerte und dieses Amt nur von einem Ratsherrn übernommen werden konnte, der im betreffenden Jahr in den sitzenden Rat berufen worden war (alle wochen czwuschen den sitzcenden heren vmbe geet).155 Diese Bestimmungen führten jedoch nicht zu einem neuen rechtlichen Status. Aus den überlieferten Quellen geht hervor, dass das Krakauer Bürgermeisteramt bereits 1428 wöchentlich wechselte.156 Diese Aussage wird durch eine Urkunde Władysław Warneńczyks vom 151 152 153 154 155 156

Registra, S. 320, ad. 19. Patkaniowski, Krakowska rada miejska [Der Krakauer Stadtrat], S. 105. Radtke, Kancelaria [Die Kanzlei], S. 49–50; Gąsiorowski, Zarząd miasta [Stadtverwaltung], S. 239. Tandecki, Średniowieczne księgi [Die mittelalterlichen Stadtbücher], S. 29. Prawa [Gesetze], Nr. 1. ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 428, S. 235–236.

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17. April 1444 bestätigt, in der er in Posen den Schöffen und Zunftoberen die Wahl des Bürgermeisters und der Ratsherren für einen Zeitraum von sechs Jahren gestattete. Der Posener Bürgermeister übte sein Amt eine Woche lang iuxta civitatis nostre Cracouiensis consuetudinem atque morem aus.157 Höchstwahrscheinlich galten die in dieser Willkür formulierten Bestimmungen aber schon mindestens 100 Jahre früher. Aus dem Jahr 1438 ist bekannt, dass Claus Kesinger, der damals als consul antiquus bezeichnet wurde, auch das Bürgermeisteramt bekleidete.158 Möglicherweise kam es vor, dass Ratsherren als Bürgermeister fungierten, die in dem betreffenden Jahr nicht in den sitzenden Rat berufen worden waren. Dieser einzelne Quellennachweis ist jedoch nicht ausreichend, um aus ihm allgemeingültige Schlüsse zu ziehen. Auf der Grundlage des für Krakau überlieferten Quellenmaterials können mit letzter Sicherheit nur zwei in den Zuständigkeitsbereich des Bürgermeisters fallende Aufgaben festgestellt werden. Zum einen ist davon auszugehen, dass er die Versammlungen des Rates leitete. In einer Willkür aus dem Jahr 1460 heißt es u.a., dass ein Ratsherr, der nicht zu einer Sitzung erscheinen konnte, sich beim Bürgermeister für sein Fehlen entschuldigen musste.159 Im 15. Jahrhundert war es zudem üblich, dass der Bürgermeister beim Aufsetzen von Testamenten zugegen war. Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass er für die Beschlüsse des Rates verantwortlich war. Einer der im Prozess der Stadt gegen die Familie Tęczyński enthaupteten Ratsherren war Stanisław Leymither, der das Amt des Bürgermeisters an dem Tag ausübte, als Andrzej Tęczyński in der Franziskanerkirche von aufgebrachten Bürgern erschlagen wurde. Der Bürgermeister nahm auch bestimmte repräsentative Aufgaben wahr. Trotz der vermeintlich ausgezeichneten Quellenlage kann seine Stellung innerhalb der Krakauer Selbstverwaltung im 14. und 15. Jahrhundert jedoch nicht endgültig geklärt werden.

1.7. Kam es in Krakau in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zu einem Austausch der städtischen Herrschaftseliten? Der Stadtrat und der Fall Andrzej Tęczyński

Zdzisław Noga hat in seiner Monografie über den Krakauer Stadtrat erstmals die Ansicht vertreten, dass die Ermordung von Andrzej Tęczyński zu einem weitreichenden Austausch der Krakauer Funktionseliten geführt habe.160 Die Ereignisse um Tęczyńskis Tod wurden damals in zwei ausführlichen Darstellungen behandelt, 157 158 159 160

Przywileje miasta Poznania XIII–XVIII wieku [Privilegien der Stadt Posen des 13.–18. Jahrhunderts], hg. v. Witold Maisel, Poznań 1994, Nr. 44; Maisel, Sądownictwo [Das Gerichtswesen], S. 184. ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 428, S. 396. KDMK 3, Nr. 329. Noga, Krakowska rada miejska [Der Krakauer Stadtrat], S.  111; Noga, Zdzisław, Rada miejska – fundator ołtarza [Der Stadtrat – Stifter des Altars], in: Biblia z lipowego drewna. Karty z dziejów ołtarza Mariackiego. Materiały z sesji zorganizowanej w 50. rocznicę powrotu ołtarza Wita Stwosza „na swoje miejsce”, Kraków 2009, S. 21–28, hier S. 22.

1. Benennung und personelle Zusammensetzung

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von denen eine im Ratsbuch der Jahre 1450 bis 1483 enthalten ist.161 Sie stammt möglicherweise von einem gewissen Adam, der in den Jahren 1458 bis 1461 stellvertretender Unterstadtnotar und anschließend Leiter der Krakauer Kanzlei war.162 Die zweite Darstellung, der die Aussagen von Spytek Melsztyński und Jan Rabsztyński, dem Sohn von Andrzej, zugrunde lagen, findet sich in den Annalen des Jan Długosz.163 Im Umfeld von Jan Rabsztyński entstand auch das „Lied über den Mord an Andrzej Tęczyński“, in dem Walter Kesinger und Nicolaus Creidler, zwei Ratsherren, die zu den wohlhabendsten Krakauer Bürgern zählten, für den Tod des hohen Würdenträgers verantwortlich gemacht wurden.164 Die Ereignisse, in deren Verlauf Tęczyński von aufgebrachten Krakauer Bürgern in der Franziskanerkirche erschlagen wurde, begannen mit einem Streit zwischen Tęczyński und dem Waffenmacher Clemens165 über den Preis für eine Waffenreparatur. Als sich die Nachricht verbreitete, dass Tęczyński dabei den Handwerker erschlagen hatte, begaben sich die angesichts der Ereignisse besorgten Ratsherren (sie sind leider nicht namentlich genannt) zur Königin auf die Burg, um – wie Jan Długosz vermuten lässt – unverzüglich über den gesamten Vorfall zu berichten und das Schließen sämtlicher Stadttore zu empfehlen.166 In Długoszs sachlich nicht neutralen und antistädtischen Darstellungen werden die Krakauer Ratsherren für die nachfolgenden Ereignisse verantwortlich gemacht, da ihnen „nicht an der Beilegung des an Stärke zunehmenden Aufruhrs, bei dem sich die Handwerker und die übrige gemeine Bürgerschaft gegenüberstanden, gelegen war, sondern an dessen Verschärfung.“167 Elisabeth von Habsburg verlangte von beiden Seiten ein Vadium in Höhe von 80.000 Mark, worüber die Krakauer Ratsherren eher „beleidigt als beruhigt“ waren, und vertagte die Behandlung der Vorfälle auf den nächsten Tag.168 Aus einer Urkunde des Krakauer Starosten Nicolaus Pieniążek von Witowice desselben Tages ist bekannt, dass die Angelegenheit erst nach Rückkehr des Königs nach Krakau entschieden werden sollte.169 Als die Abordnung des Rates aus der Burg zurückkehrte, warf die vor dem Rathaus versammelte gemeine Bürgerschaft den Ratsherren vor, sie seien keine Vertreter der Bürger, sondern würden diese schädigen und geringschätzen.170 Und diese Vorwürfe schienen nicht völlig aus der Luft gegriffen zu sein. Aus einem städtischen Gesetz von 1460 geht hervor, dass die Ratsherren ihren Pflichten nur ungenügend nachkamen und sich zudem ständig zu den Sitzungen verspäteten. Dieses Problem 161 162 163 164

165 166 167 168 169 170

Opis zabicia [Die Beschreibung des Totschlags], S. 793–799. Wyrozumska, Kancelaria miasta [Die Kanzlei der Stadt], S. 123–124. Joannis Dlugossii Annales 12/1, S. 356–358. Najdawniejsze zabytki języka polskiego [Die ältesten Denkmäler der polnischen Sprache], hg. v. Witold Taszycki, Wrocław 2003, S. 159; Walecki, Wacław, Nad wierszem o zamordowaniu Andrzeja Tęczyńskiego [Über das Gedicht von der Ermordung Andrzej Tęczyńskis], in: Przegląd Humanistyczny 30 (1986), S. 175–179; Kurtyka, Tęczyńscy [Die Tęczyńskis], S. 373–374, Anm. 848. Cracovia artificum, Nr. 492, 520. Codex epistolaris 1/2, Nr. 190; Opis zabicia [Die Beschreibung des Totschlags], S. 794; Joannis Dlugossii Annales 12/1, S. 357. Joannis Dlugossii Annales 12/1, S. 357: non tam de sedanda sensim iam aput mechanicos ceterosque populares gliscente sedicione, quam de accendenda agitabant. Ebd.: quamvis concinno et limato. KDMK 1, Nr. 170. Codex epistolaris, Nr. 190; Opis zabicia [Die Beschreibung des Totschlags], S. 795.

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Teil II: Der Stadtrat in den Jahren 1312 bis 1500

wurde nicht zum ersten Mal in der Krakauer Gesetzgebung behandelt. Bereits eine Willkür vom 10. Dezember 1379 legte fest, dass für das Versäumen einer Sitzung im Rathaus eine Strafe von einem Groschen zu zahlen sei.171 Eine Verordnung aus dem Jahr 1460 verfügte, dass im Moment des Erscheinens der ersten Ratsherren im Sitz der Stadtverwaltung (die Rathausglocken riefen zur Versammlung) im Sitzungsraum eine Sanduhr herumgedreht wurde. Wer nicht bis zum Durchrieseln des Sandes – also innerhalb einer Stunde – im Rathaus war, musste zwei Groschen Strafe zahlen. War einer der Ratsherren aus wichtigen Gründen verhindert, so musste er sich persönlich beim Bürgermeister für sein Fernbleiben entschuldigen.172 Die Bestimmungen der genannten Willküren von 1430 und 1460 vermitteln das Bild einer von inneren Spannungen geprägten Institution, deren Arbeit nicht immer auf gesellschaftliche Akzeptanz stieß. Die Ratsherren missachteten ihre Pflichten, sie missbrauchten ihre gehobene Stellung und ließen sich offenbar eher von den eigenen Interessen als jenen der Stadt leiten. Die genannten Willküren stellen also einen Versuch dar, einer gewissen Zerrüttung im Inneren des Krakauer Rates zu begegnen und vor allem sein Ansehen in den Augen der Stadtbevölkerung wieder herzustellen. Dieser Versuch war jedoch nicht in jeder Hinsicht erfolgreich. Die Ratsherren, die der Stadtverwaltung damals vorstanden, bemühten sich immer öfter, der aufgebrachten Menge die königlichen Beschlüsse zu vermitteln, sei es die Vorladung von Andrzej Tęczyński auf die Burg oder das verfügte Vadium.173 Długosz war der Ansicht, dass die Revolte des Krakauer Stadtrates ohne Einwirkung von außen hätte beigelegt werden können, wenn es im Rat „nur ein wenig Verstand, ein wenig Reife, ein wenig Umsicht und Mut und nicht zuletzt ein wenig menschliches und gesellschaftliches Fingerspitzengefühl“ gegeben hätte.174 Schließlich hatte der Stadtrat über die aufgebrachte Menge, die sich anschickte, selbst über Tęczyński zu urteilen, kaum mehr einen nennenswerten Einfluss. Genauso wenig konnten die Ratsherren Tęczyński vor der sich deutlich abzeichnenden Lynchgefahr schützen. Das Läuten der Glocken am Turm der Marienkirche, mit dem das Signal zum Aufruhr der auf dem Markt versammelten Bürger gegeben wurde, erfolgte jedoch nicht „auf Anordnung der Ratsherren“, wie Długosz meinte. Auch eine andere Aussage von ihm, derzufolge die dort anwesenden Handwerker kurz nach dem Verlassen ihrer Werkstätten „angetrunken“ gewesen seien, kann nur schwer bestätigt werden.175 Anna Strzelecka wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass „die Reaktion der gemeinen Bürgerschaft ganz einfach die Möglichkeiten des Stadtrates zum Eingreifen überstieg.“176 171 172 173 174

175 176

Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 17. KDMK 2, Nr. 329; Patkaniowski, Krakowska rada miejska [Der Krakauer Stadtrat], S. 123–124; Maciejewski, Zbiory wilkierzy [Die Sammlungen der Willküren], S. 112. Joannis Dlugossii Annales 12/1, S. 357. Ebd.: si quid sensus, si quid maturitatis, si quid prudencie et gravitatis, si quid denique humanitatis et civilitatis in eo fuerat. Vgl. auch Samsonowicz, Henryk, Szybkość wymiany informacji w XV w. [Die Schnelligkeit des Informationsaustausches im 15. Jh.], in: Nihil superfluum esse. Studia z dziejów średniowiecza ofiarowane prof. Jadwidze Krzyżaniakowej, hg. v. Jerzy Strzelczyk/Józef Dobosz, Poznań 2000, S. 427–433, hier S. 427–428. Joannis Dlugossii Annales 12/1, S. 357. Strzelecka, Anna, Niektóre okoliczności krakowskiego rozruchu mieszczańskiego w r. 1461 [Zu einigen Umständen der Krakauer Bürgerunruhen im Jahre 1461], in: Mediaevalia. W 50. rocznicę pracy naukowej Jana Dąbrowskiego, Warszawa 1960, S. 285–295, hier S. 295, Anm. 50.

1. Benennung und personelle Zusammensetzung

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Trotz des angespannten Verhältnisses zwischen Kasimir Jagiellończyk und Andrzej Tęczyński versprach der Monarch, der sich damals in Preußen aufhielt, die Schuldigen hart zu bestrafen und berief zu diesem Zweck für den 6. Dezember ein Gericht nach Nowe Miasto Korczyn ein.177 Nach Janusz Kurtyka verzichtete die Familie Tęczyński auf die Blutrache und damit auf die Reise nach Krakau, um in dieser Angelegenheit Rechtsfrieden herzustellen. Doch versagten sie im darauffolgenden Sommer bei dem königlichen Feldzug gegen Preußen ihre Unterstützung.178 Auch ihr Racheverzicht erfolgte nur zum Schein, denn sie rächten sich im Namen des Gesetzes an den Mitgliedern des Krakauer Ratskollegiums. Die Hauptankläger waren dabei der Krakauer Kastellan Jan Tęczyński sowie Jan Rabsztyński, der Sohn von Andrzej. Jan Tęczyński forderte die Auszahlung des von der Königin angeordneten Vadiums durch die Stadt, und Jan Rabsztyński verlangte von den Mördern seines Vaters ein Wergeld. Angeklagt wurden der Stadtrat und hochgestellte Kaufleute und Handwerker.179 Der Verlauf des Prozesses wurde von Friedrich Papée detailgetreu rekonstruiert.180 Danach führte Jan Rabsztyński in seiner Klage vom 5. Januar 1462 19 Ratsherren als Schuldige auf. Die am Ende benutzte Wendung et ceteros consules deutet darauf hin, dass es damals darüber hinaus noch weitere Ratsherren gab.181 Außerdem lässt sich nicht zweifelsfrei feststellen, wer von ihnen dem sitzenden Rat angehörte. Zusammen mit hohen Vertretern der Zünfte wurde ihnen vorgeworfen, sie hätten Andrzej Tęczyński getötet (de vivo mortuum fecerunt).182 Es liegt auf der Hand, dass nicht der gesamte Krakauer Stadtrat für den Tod von Tęczyński verantwortlich gemacht werden konnte. Am Freitag, dem 8. Januar 1462 (und nicht am 9. Januar, wie Jan Długosz schreibt),183 erschienen die königlichen Gesandten im Rathaus: Nicolaus Skóra von Gaj, der Kastellan von Kalisch, sowie Nicolaus Pieniążek, der Krakauer Unterkämmerer und Starost. Die von Friedrich Papée bildhaft als „Abgesandte des Todes“ bezeichneten Männer184 befahlen die Auslieferung der Schuldigen. Den städtischen Berichten über diese Ereignisse ist zu entnehmen, dass einer der Ankläger, der Krakauer Kastellan Jan Tęczyński, vermeiden wollte, dass Unschuldige zusammen mit den Schuldigen die Strafe tragen müssten.185 Die anwesenden Konsuln (aus den Quellen geht dieses Mal nicht eindeutig hervor, wer genau sich damals im Rathaus befand) sagten aus, dass niemand von ihnen schuldig sei, da keiner von ihnen an den beschriebenen Vorfällen beteiligt war.186 Kurz darauf187 erreichte die zweite Abordnung aus der Burg das Rathaus.188 Diesmal wies der 177 178 179

180 181 182 183 184 185 186 187 188

Codex epistolaris 1/2, Nr. 190; Opis zabicia [Die Beschreibung des Totschlags], S. 796–797. Kurtyka, Tęczyńscy [Die Tęczyńskis], S. 376–377. Codex epistolaris 1/2, Nr. 190; Opis zabicia [Die Beschreibung des Totschlags], S.  797; Taubenschlag, Rafał, Prawo karne polskiego średniowiecza [Das Strafrecht des polnischen Mittelalters], Lwów 1934, S. 43–44. Papée, Zabicie [Der Totschlag], S. 8–15. Starodawne prawa [Alte Rechtsdenkmäler] 2, Nr. 3362. Ebd. Joannis Dlugossii Annales 12/2, S. 21. Papée, Zabicie [Der Totschlag], S. 16. Codex Epistolaris 1/2, Nr. 190; Opis zabicia [Die Beschreibung des Totschlags], S. 798. Codex Epistolaris 1/2, Nr. 190; Opis zabicia [Die Beschreibung des Totschlags], S. 798. Papée, Zabicie [Der Totschlag], S. 16. Joannis Dlugossii Annales 12/2, S. 21.

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Teil II: Der Stadtrat in den Jahren 1312 bis 1500

Kastellan selbst auf die Schuldigen.189 Unter ihnen war niemand aus dem engeren Kreis der städtischen Verwaltungselite, wie z. B. den Familien Ederer, Hirsberg, Kesinger, Mornsteyn oder Wirsing, sondern Stanisław Leymither, seit Juli 1461 Bürgermeister und ein Paradebeispiel für einen homo novus, der erst seit einem Jahr im Rat saß, Jarosch (Jarosław) Scharley, Schöffe und Ratsherr seit 1455, Martin Belze, Schöffe und Ratsherr seit 1456 und gleichzeitig der älteste unter den Angeklagten, Conrad Lang, der Sohn des Schöffen und Ratsherrn Nicolaus Lang, der damals dem Gericht über Andreas Wirsing vorstand und seit 1451 Ratsmitglied war. Ferner wurden aus der gemeinen Bürgerschaft Johannes Teschner, der in den Jahren 1435 bis 1437 Mitglied der Krakauer Schöffenbank und seit 1439 Ratsherr war, sowie vier weitere Bürger verurteilt: der Kürschner Johannes Volphram, der Maler Albert, der Sporenmacher Nicolaus Scherlang und Nicolaus, der oberste Stadtwächter (magister lictorum).190 Es lassen sich natürlich viele Vermutungen darüber anstellen, warum gerade diese Personen angeklagt wurden, die gewiss nicht zufällig ausgesucht worden waren. Möglicherweise handelte es sich bei ihnen um jene Ratsherren, die den Verlauf des Gerichts über Krakau in Nowe Miasto Korczyn beobachtet hatten. Długosz weist darauf hin, dass „diese ausgeliefert wurden, damit sich die übrigen Bürger in Sicherheit wiegen konnten.“191 Möglicherweise hat er damit den Kern der Ereignisse getroffen. Interessant ist auch sein Hinweis darauf, dass sich der Ratsherr Nicolaus Creidler, in dessen Haus sich Tęczyński versteckt hatte, „aus Angst vor der Todesstrafe“ am 8. Januar nach Melsztyn begab, weshalb einige der übrigen Ratsherren ihn für einen Feigling hielten.192 Die Nacht vom 8. zum 9. Januar verbrachten die vom Woiwoden verurteilten höchstwahrscheinlich im Rathaus.193 Aus der Darstellung dieser Ereignisse in den Krakauer Ratsbüchern geht hervor, dass zwei von ihnen, nämlich Conrad Lang und Jarosch Scharley, dort ihr Testament aufsetzten.194 Stanisław Leymither hatte dies bereits am 7. Januar getan.195 Am Sonnabend wurden sie dann auf die Burg gebracht und im Turm eingekerkert.196 Kasimir Jagiellończyk hielt jedoch ihre sofortige Hinrichtung auf. Rabsztyński schwor, dass sechs der neun Angeklagten schuldig seien, darunter mit Lang, Scharley und Leymither drei Ratsherren.197 Vielleicht ist es also kein Zufall, dass ausgerechnet ihre zuvor verfügten Testamente überliefert sind. Er hält auch fest, dass sich Jarosch Scharley nicht unter den drei Begnadigten befand, obwohl sich die Königin persönlich für ihn einsetzte, dafür aber Martin Belze, für den sich der Konvent der Bernhardiner „unter großen Klagen“ verwandte.198 Martin Belze, Johannes Teschner und der Kürschner Johannes Volphram wurden nach 189 190 191 192 193 194 195 196 197 198

Codex Epistolaris 1/2, Nr. 190; Opis zabicia [Die Beschreibung des Totschlags], S. 798. Codex Epistolaris 1/2, Nr. 190; Opis zabicia [Die Beschreibung des Totschlags], S. 798. Joannis Dlugossii Annales 12/2, S. 22: Qui, ut reliquum corpus civitatis salvum fieret, dediti sunt. Ebd.: deposci ad capitis penam veritus. Codex epistolaris 1/2, Nr. 190; Opis zabicia [Die Beschreibung des Totschlags], S. 798. ANK, Handschrift Nr. 772, S. 72–74. Ebd., S. 81. Codex epistolaris 1/2, Nr. 190; Opis zabicia [Die Beschreibung des Totschlags], S. 799. Codex epistolaris 1/2, Nr. 190; Opis zabicia [Die Beschreibung des Totschlags], S. 799; Joannis Dlugossii Annales 12/2, S. 21–22. Joannis Dlugossii Annales 12/2, S. 22: grandi comploratu et lamento.

1. Benennung und personelle Zusammensetzung

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Rabsztyn überstellt, wo sie für ein Jahr als Geiseln festgehalten wurden.199 Am Freitag, dem 15. Januar 1462,200 wurden Conrad Lang, Jarosch Scharley und Stanisław Leymither nach Empfang der heiligen Sakramente zusammen mit drei weiteren Krakauer Bürgern enthauptet. Ihre sterblichen Überreste wurden in die Stadt überführt, wo sie in einem Gemeinschaftsgrab vor der Sakristei der Marienkirche beigesetzt wurden.201 In einem gegen Ende des 16. Jahrhunderts verfassten Gedicht über die Ermordung eines Schneiders am Grab dieser Bürger heißt es, für den Tod eines Edelmanns aus dem Geschlecht der Tęczyńskis seien sieben (!) enthauptet worden.202 In den Rechnungsbüchern der Marienkirche aus dem Jahr 1609 findet sich jedoch ein Hinweis über den Verfall eines Grabes, das sich dort befand, wo „der Kantor singt“, auf den Elżbieta Piwowarczyk unter Berücksichtigung der Tatsache hinwies, dass unter der wichtigsten Kirche der Stadt sechs Bürger ruhten. Bei seiner Öffnung fand man in ihm jedoch nur fünf Körper und fünf Köpfe (!), „die dem Bürgermeister und den Ratsherren, die unter Kasimir 1462 hingerichtet wurden“, eindeutig zugeordnet werden konnten.203 Die Eintreibung des Vadiums für die Familie Tęczyński zog sich über das gesamte Jahr 1462 hin. Kasimir Jagiellończyk, der auf der Seite der Stadt stand, ordnete an, alle offenen Fragen zwischen der Krakauer Stadtverwaltung und den Tęczyńskis auf die Zeit nach dem Zusammentritt des nächsten Sejms zu verschieben. Diese Entscheidung des Monarchen scheint verständlich, sofern man berücksichtigt, welche finanziellen Verpflichtungen ihn mit der Krakauer Selbstverwaltung und dem Patriziat der Stadt verbanden. In einem Schreiben aus Thorn vom 16. August 1462 ordnete der König das Krakauer Adelsgericht an, das Urteil in der Rechtssache der Familie Tęczyński zu vollstrecken.204 In diese Zeit fiel auch der Erwerb eines Hauses in Petrikau durch den Krakauer Stadtrat.205 Im Januar 1463 wurde ein Streit um das Krakauer Bistum mit dem Verzicht des von der Familie Tęczyński unterstützten Jacob von Sienno beigelegt. Dieses Nachgeben hatte sicher Einfluss auf die Entscheidung des in Petrikau nicht anwesenden Tęczyński, auf die kaum mögliche Eintreibung des Vadiums zu verzichten. Im März 1463 führte eine Abordnung des Königs, der der Woiwode von Sandomir, Dziersław von Rytwiany, und der königliche Schatzmeister, Jacob von Dębno, angehörten, eine Einigung zwischen dem Krakauer Kastellan und der Verwaltung der Hauptstadt des polnischen Königreichs herbei. Beachtenswert ist dabei, dass die Höhe des Vadiums laut Długosz nur 40.000 Mark betrug. Wurde der Betrag also im Laufe der Sejmberatungen in Petrikau um die Hälfte reduziert? Im Ergebnis der Verhandlungen wurde die Höhe des Vadiums auf „lediglich“ 6.200 Mark festgelegt, und der 199 200 201 202 203

204 205

Ebd. Codex epistolaris 1/2, Nr. 190; Opis zabicia [Die Beschreibung des Totschlags], S. 799. Joannis Dlugossii Annales 12/2, S. 22. Papée, Zabicie [Der Totschlag], S. 30, Anm. 2. Piwowarczyk, Dzieje [Die Geschichte], S.  163, Anm. 113; Piwowarczyk, Elżbieta, Wyposażenie wnętrza kościoła Mariackiego w świetle zachowanych archiwaliów (XIII–XV wiek) [Die Ausstattung des Innenraumes der Marienkirche im Lichte der erhaltenen Archivalien (13.–15. Jahrhundert)], in: Lapides viventes. Zaginiony Kraków wieków średnich. Księga dedykowana Profesor Klementynie Żurowskiej, Kraków 2005, S. 209–222, hier S. 221, Anm. 89. KDMK 1, Nr. 173. Ebd., Nr. 174.

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Teil II: Der Stadtrat in den Jahren 1312 bis 1500

Krakauer Stadtrat verpflichtete sich, diese in Raten zu entrichten (in diesem Zusammenhang steht wahrscheinlich auch die belegte Auszahlung von 2.000 Goldgulden an Tęczyński im April 1464).206 Die in Rabsztyn eingekerkerten Martin Belze, Johannes Teschner und Johannes Volphram kehrten nach einem Jahr und acht Wochen nach Krakau zurück. Der Tod der Krakauer Ratsherren führte allerdings weder zu einem Bruch in der Organisation der Selbstverwaltung207 noch zu einer sofortigen Normalisierung des Verhältnisses zur Familie Tęczyński. In den letzten vier Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts wurden über 40 Personen in den Rat berufen. Dabei deutet nichts darauf hin, dass es, wie Zdzisław Noga behauptet, in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zu einem weitreichenden Austausch der städtischen Verwaltungselite kam. Bei diesem Austausch handelt es sich eher um einen Generationenwechsel, der sich über das gesamte Jahrhundert hinzog. In diesem Zeitraum wurden über 160 Personen in das Ratsamt berufen. Daher lässt sich in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, also auch während des Prozesses der Familie Tęczyński mit der Stadt, nur schwerlich eine einschneidende Zäsur erkennen, die den Auftakt zu weitreichenden Veränderungen in der Organisationsstruktur des Krakauer Stadtrates gebildet hätte.

206 207

KDMK 1, Nr. y. Jelicz, Antonina, „Pieśń o zabiciu Andrzeja Tęczyńskiego” jako pamflet polityczny [„Das Lied über die Tötung von Andrzej Tęczyński” als ein politisches Pamphlet, in: Prace Polonistyczne 9 (1951), S. 13–24, hier S. 23.

2. KOMPETENZEN

2.1. Rat und Schöffenbank

Die ältesten bekannten Willküren des Krakauer Stadtrates stammen aus den 1330er Jahren. Es liegen keine älteren Quellenzeugnisse vor, die Aufschluss über die ursprünglichen Kompetenzen des Krakauer Stadtrates geben könnten, der nach der Niederschlagung des Aufstandes unter dem Vogt Albert die führende Position in der Krakauer Selbstverwaltung eingenommen hatte. Bekannt ist jedoch, dass der Krakauer Stadtrat recht früh eine Vormachtstellung gegenüber der Schöffenbank erlangte, die als Institution im Magdeburger Rechtsmodell eine wesentliche Rolle spielte. In einem Eintrag im ältesten Stadtbuch vom 8. Januar 1317 ist zu lesen, dass die Krakauer Ratsherren die neuen Schöffen wählten.208 In der Forschung wird davon ausgegangen, dass Władysław Ellenlang, wie Roman Grodecki anführt, „dem aus seinen Parteigängern bestehenden und bereits fünf Jahre amtierenden Stadtrat […] die Wahl der neuen Schöffen antrug.“209 Damit beabsichtigte der Herzog, größtmöglichen Einfluss auf die Geschicke der Stadt zu erlangen.210 In Magdeburg galt das Schöffenamt auf Lebenszeit. Über die Wahl neuer Mitglieder der Schöffenbank entschieden die Schöffen selbst.211 Das hing vor allem damit zusammen, dass die Amtsträger bestens vertraut sein mussten mit der Interpretation des Rechts, das nicht nur in der Mutterstadt, sondern auch in zahlreichen anderen nach diesem Rechtsmodell gegründeten Städten galt. Nach Krystyna Kamińska war die Magdeburger Schöffenbank oberstes Gericht für mehr als 400 Städte, die alle das Magdeburger Recht anwandten.212 Durch die Verkündung von Urteilen in Streitfragen hatte sie somit direkten Einfluss auf deren Struktur.213 Bereits zu Beginn des 14. Jahrhunderts, also knapp 50 Jahre nach der Lokation, war das Schöffenamt in Krakau auf Amtszeiten begrenzt. Die Schöffen wechselten wie die Ratsherren jedes Jahr, wobei sie im Text des ältesten erhaltenen Krakauer Stadtbuchs nach den Ratsherren genannt werden, was darauf hindeutet, dass die Stellung des Stadtrates schon damals bedeutender war als die der Schöffenbank. In 208 209 210 211 212 213

Liber actorum, S. 41. Grodecki, Początki rady miejskiej [Die Anfänge des Stadtrates], S. 53. Starzyński, Civitas nostra, S. 54–55. Die Magdeburger Fragen, I,1,1. Kamińska, Lokacje miast [Die Stadtgründungen], S. 42, 45–46. Ebd., S. 63–66; Łosowska, Anna, Kolekcja Liber legum i jej miejsce w kulturze umysłowej późnośredniowiecznego Przemyśla [Die Sammlung Liber legum und ihre Stellung in der geistigen Kultur im spätmittelalterlichen Przemyśl], Warszawa/Przemyśl 2007, S. 221–230.

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Teil II: Der Stadtrat in den Jahren 1312 bis 1500

einer auf ca. 1420 datierten Handschrift, die u.a. eine Sammlung von Magdeburger Urteilen enthält und derzeit in der Jagiellonen-Bibliothek aufbewahrt wird, befinden sich Texte mit Fragen der Krakauer Schöffen an Magdeburg zur grundsätzlichen Funktionsweise der Krakauer Schöffenbank.214 In den Antworten wird betont, dass die Schöffen als exzellente Kenner des geltenden Rechts, auf dessen Grundlage sie ihre Urteile fällten, nicht nur für eine einjährige Amtszeit gewählt werden sollten, wie dies in Krakau der Fall war.215 Trotz dieser Hinweise blieb die Bedeutung der Krakauer Schöffenbank unverändert. Sie war auch nie als gesetzgebendes Organ tätig. Noch zu Beginn des 14. Jahrhunderts beruhte der von den Krakauer Schöffen zu leistende Schwur auf dem Magdeburger Recht (orderunge [der] magdeburgischen rechte), doch bereits in der zweiten Hälfte des gleichen Jahrhunderts schwörten sie den Ratsherren, nicht nur die Bestimmungen des Magdeburger Rechts zu beachten, sondern auch die Willküren.216 Bei den Namen der für dieses Amt gewählten Personen findet sich in den folgenden Jahren oftmals der Hinweis novi scabini sunt electi217 oder auch vereinzelt, dass ihre Wahl per dominos consules218 erfolgte. Erst in der Mitte des 15. Jahrhunderts wurde mit einer Willkür vom 11. Februar 1452 festgelegt, dass die Wahl der neuen Schöffen fortan nur noch unter Beteiligung der älteren und der amtierenden Ratsherren stattfinden könne. Bei der Wahl sollten persönliche Beziehungen (wie Freundschaften usw.) außer Acht gelassen und vor allem die Charaktereigenschaften der Kandidaten beurteilt werden.219 Es ist jedoch schwer zu sagen, ob die Bestimmungen dieser Willkür tatsächlich umgesetzt wurden. Hinzugefügt werden muss, dass die Krakauer Ratsherren auch die Schöffen der Vorstadt Garbary wählten, worüber in den Ratsbüchern genau berichtet wurde.220 In der Fachliteratur wurde schon zu Beginn des vorigen Jahrhunderts darauf hingewiesen, dass die Abhängigkeit der Schöffenbank vom Stadtrat in Krakau nicht ohne Konflikte blieb.221 So schrieb Michał Patkaniowski: „Die Beziehung des Krakauer Stadtrates zur Schöffenbank widerspricht den Bestimmungen des Magdeburger Rechts.“222

214 215 216 217 218 219 220 221 222

BJ, Handschrift Nr. 399, S. 228, Nr. 39. Ebd., S. 228–229, Nr. 39, S. 229–230, Nr. 40–41. Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] III, Nr. 4. ANK, Scabinalia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 4, S. 30 (1410), 51 (1411), 86 (1413), 114 (1415), 142 (1416); ebd., Nr. 5, S. 7 (1419), 62 (1422), 95 (1424). Ebd., Nr. 4, S. 68 (1412); ebd., Nr. 5, S. 62 (1423), 107 (1425), 143 (1427), 168 (1428), 186 (1429), 208 (1430). KDMK 2, Nr. 322; Ptaśnik, Kilka słów [Einige Worte], S. 48; Patkaniowski, Krakowska rada miejska [Der Krakauer Stadtrat], S. 121. ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 429, S. 33, 52 f. Estreicher, Kraków i Magdeburg [Krakau und Magdeburg], S. 30, Anm. 47. Patkaniowski, Krakowska rada miejska [Der Krakauer Stadtrat], S. 73.

2. Kompetenzen

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2.2. Rat und Vogt

In einem Eintrag im ältesten Stadtbuch vom 8. Januar 1333, also gegen Ende der Herrschaft Władysław Ellenlangs, wurde der Krakauer Vogt Jan (Hanco) Thabasch von Olkusz als advocatus ex parte civitatis223 bezeichnet. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass die Krakauer Ratsherren zum Jahreswechsel zwischen 1332 und 1333 von Ellenlang die städtische Vogtei gepachtet haben könnten und somit auch über das Recht zur Ernennung des Vogts verfügten.224 Zusammen mit der Berechtigung zur Benennung der Schöffen, die der Rat bereits seit 1317 innehatte, ermöglichte dies eine umfangreiche Kontrolle über das Schöffenamt als rechtsprechendes Organ, das bei der Organisation einer Gemeinde nach deutschem Recht von grundsätzlicher Bedeutung war. Im Zeitraum der Pacht der städtischen Vogtei durch den Rat übte jeweils einer der Ratsherren auch die Funktion des Vogtes aus: 1338 Jan Romancz, in den Jahren 1350 und 1351 Andreas von Bochnia, 1352 und 1353 wiederum Jan Romancz, Nicolaus Amilegii und erneut Andreas von Bochnia, und in den Jahren 1354 sowie 1357 Petrus Vigandi. 1399 wurde der Krakauer Stadtrat kraft einer Urkunde Władysław Jagiełłos zu einer Berufungsinstanz für Urteile, die vom Vogt und den Schöffen gefällt worden waren. Die Ratsherren selbst mussten sich nur vor dem Monarchen verantworten.225 Nach mehreren Jahren, in denen die Pächter der Vogtei häufig gewechselt hatten, kam diese 1475 schließlich direkt in die Obhut des Stadtrates. Dabei handelte es sich nicht um den Erwerb des Vogtamtes sensu stricto, wie oft in der Fachliteratur angegeben wird,226 da der Rat das Amt nur nach der Verpfändung einer vom König zu zahlenden Summe als Sicherheit übernahm. Die Krakauer Vogtei war damals mit einer jährlichen Pacht in Höhe von 20 Mark belastet, die der König dem Krakauer Domherrn Stanisław Wiślicki überschrieben hatte. Nach dessen Tod fiel sie wieder an den König, der frei darüber verfügen konnte. Da diese Schuld niemals beglichen wurde, verblieb das Krakauer Vogtamt über mehr als hundert Jahre als Pfand in den Händen des Rates und wurde erst in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts (1616) an die Stadt angegliedert.227 Durch eine Willkür von 1475 wurde den Ratsherren verboten, künftig den Vogt aus ihren Reihen zu wählen.228 Wie Mieczysław Niwiński anmerkt, hielten die Ratsherren damals eine Verknüpfung von Vogt- und Ratsherrenamt für nachteilig und wollten auf diese Weise sicherlich die richterlichen Kompetenzen des Vogts begrenzen.229 Das war zugleich mit einem Niedergang des Vogtamts verbunden. Roman Grodecki hebt hervor: „Seitdem konnte ein Ratsherr nicht mehr die Aufgaben des Vogtes wahrnehmen, da diese den Kompetenzen des

223 224 225 226 227 228 229

Liber actorum, Nr. 1135. Niwiński, Wójtostwo krakowskie [Das Krakauer Vogtamt], S. 62–63. KDMK 1, Nr. 91. Ptaśnik, Miasta [Die Städte], S. 40. KDMK 2, Nr. 337; Niwiński, Wójtostwo krakowskie [Das Krakauer Vogtamt], S. 95; Noga, Krakowska rada miejska [Der Krakauer Stadtrat], S. 37. KDMK 2, Nr. 337. Niwiński, Wójtostwo krakowskie [Das Krakauer Vogtamt], S. 96.

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Rates untergeordnet waren.“230 Die Willkür ist ohne Zweifel tatsächlich in Kraft getreten, da die nach 1475 gewählten Krakauer Vögte nicht mehr gleichzeitig auch das Ratsherrenamt ausübten.

2.3. Kodifizierung der städtischen Gesetze in Krakau im 14. und 15. Jahrhundert

In den polnischen Quellen des Mittelalters bezeichnet der Begriff willkur nicht nur ein einzelnes Gesetz, sondern auch Sammlungen von Stadtstatuten sowie die Kodifizierung des Landesrechts.231 Die Herausgabe von Willküren zählte in den nach deutschem Recht gegründeten Städten zu den ältesten und gleichzeitig auch wichtigsten Befugnissen der Stadträte. Nach dem Wortlaut der Breslauer Rechtsmitteilung von 1261, die später Eingang in das Magdeburger Schöffenrecht sowie das Sächsische Weichbildrecht (Ius municipale) fand,232 waren die Bürger zur Einhaltung der in den Willküren festgelegten Bestimmungen verpflichtet. Bei Nichteinhaltung drohten zahlreiche Strafen.233 Die von den Willküren zu regelnden Lebensbereiche waren anfangs jedoch eingeschränkt. In den Urteilen der Magdeburger Schöffenbank, die als Ergänzung der im Sachsenspiegel und im Sächsischen Weichbildrecht gesammelten Rechtsvorschriften galten, wurde mehrfach hervorgehoben, dass die Gesetze des Rates die Grundsätze des geschriebenen Rechts nicht modifizieren dürfen.234 Von der Gesetzgebung des Rates ausgeschlossen waren Sachverhalte, die in den Zuständigkeitsbereich der Kirchengerichte fielen.235 Außerdem konnten die Ratsherren mit den Willküren keine Leibesstrafen oder gar die Todesstrafe verhängen.236 Hierbei ist zu ergänzen, dass praktisch in jeder städtischen Siedlung, die nach Magdeburger Recht auf polnischem Gebiet gegründet worden war, dieses Recht nicht einfach übernommen, sondern an die jeweiligen lokalen Bedingungen angepasst wurde.

230 231

232 233 234 235

236

Grodecki, Początki rady miejskiej [Die Anfänge des Stadtrates], S. 55. Maisel, Kodyfikacje [Die Kodifizierung], S. 153; Wyrozumska, Bożena, Wilkierze [Willküren], in: Encyklopedia Krakowa, Warszawa/Kraków 2000, S. 1045–1047; vgl. auch Ebel, Wilhelm, Die Willkür. Eine Studie zu den Denkformen des älteren deutschen Rechts, Göttingen 1953, S. 40–67. Kutrzeba, Historja źródeł [Quellengeschichte], S. 208–209. SUB 3, Nr. 381, § 3; vgl. auch Prawo starochełmińskie 1584 (1394) [Der Alte Kulm 1584 (1394)], hg. v. Witold Maisel/Zbigniew Zdrójkowski, Toruń 1985, I,7. Die Magdeburger Fragen, I,1,10–11. Ebd., I,1,11; vgl. auch Ebel, Friedrich, Die Magdeburger Schöppen und das Kirchenrecht, in: Ebel, Friedrich, „Unseren fruntlichen grus zuvor.“ Deutsches Recht des Mittelalters im mittel- und osteuropäischen Raum. Kleine Schriften, hg. v. Andreas Fijal/Hans-Jörg Leuchte/Hans-Jochen Schiewer, Köln/Weimar/Wien 2004, S. 185–189. Najstarsze staropolskie tłumaczenie Ortyli Magdeburskich według rękopisu nr 50 Biblioteki Zakładu Narodowego im. Ossolińskich [Die älteste altpolnische Übersetzung der Magdeburger „Urteile” nach der Handschrift Nr. 50 der Bibliothek des Ossolineum-Nationalinstituts], Teil. 2, bearb. v. Józef Reczek/Wacław Twardzik, Wrocław u.a. 1972, S. 243–244.

2. Kompetenzen

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Auch wenn die Grundlage für alle Städte gleich war, hat doch jede Stadt ihre eigene Version ausgearbeitet.237 So ist es nicht falsch, von einer „Breslauer“ bzw. „Krakauer“ Form des Magdeburger Rechts zu sprechen. Die drei ältesten bekannten Krakauer Willküren sind in zwei Urkunden Kasimirs des Großen von 1336 und 1342 erhalten, die vom Monarchen auf ausdrückliche Bitte der consulum et seniorum civium civitatis nostre Cracouiensis238 ausgefertigt wurden. Diese Form der Herausgabe von Willküren mit des konigis adir mit der obirsten herren wissen unde willen entsprach dem Magdeburger Recht.239 Nach Michał Patkaniowski ist in der königlichen Bestätigung der erwähnten Willküren „keinerlei Einschränkung der freien Gesetzgebung des Rates zu sehen“240 – wie das bei den preußischen Städten der Fall gewesen war, die keine Willkür ohne Zustimmung des Deutschen Ordens verkünden konnten.241 Die obige Bezeichnung „die ältesten bekannten …“ ist nicht zufällig gewählt, da es sich hier nicht um die ältesten Krakauer Gesetze handelt. Es ist nur schwer vorstellbar, dass die Ratsherren in ihrem ersten Wirkungszeitraum selbst oder unter Beteiligung des Erbvogts keine Willkür zur Regelung von Fragen der Stadtverwaltung verkündet haben. Dass keine Willküren vor 1336 erhalten geblieben sind, ist wohl damit zu erklären, dass sie ihre Gültigkeit bereits verloren hatten, ehe es zur ersten bekannten Kodifizierung der Gesetzgebung des Krakauer Stadtrates kam.242 Ab Mitte der 1360er Jahre verabschiedete der Krakauer Stadtrat weitere Willküren bereits selbstständig. Die preußischen Städte erlangten bei der Verabschiedung von Willküren hingegen erst nach dem Anschluss an die Krone in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts einen selbstständigen Status, obwohl es bereits Mitte des 14. Jahrhunderts zu ersten Bestrebungen nach Unabhängigkeit vom Deutschen Orden gekommen war. Bekannt ist die Antwort der Magdeburger Schöffen auf eine Anfrage aus Kulm von 1338, derzufolge nach Kulmer Recht gegründete Städte nicht dazu verpflichtet waren, ihre Willküren durch den Deutschen Orden bestätigen zu lassen.243 Die von den Stadträten verabschiedeten Verordnungen wurden allmählich in speziellen Kodizes zusammengefasst. Das hatte vor allem zum Ziel, „die alltäglichen Verwaltungs- und Gerichtspraktiken der städtischen Behörden“ zu verbessern.244 237

238 239 240 241 242

243 244

Wyrozumski, Jerzy, Pouczenie Kalisza dla Wielunia o  administracji miasta z 1502 r. (Z dziejów ustroju miejskiego w średniowiecznej Polsce) [Die Belehrung von Kalisch für Wieluń über die Stadtverwaltung aus dem Jahr 1502. (Zur Geschichte der Stadtverfassung im mittelalterlichen Polen)], in: Czasopismo Prawno-Historyczne 22 (1970), S. 185–193, S. 185; Kowalski, Grzegorz M., Wpływ prawa magdeburskiego na kulturę prawną miast polskich od XVI do XVIII wieku. Wybrane zagadnienia [Der Einfluss des Magdeburger Stadtrechts auf die Rechtskultur der polnischen Städte seit dem 16. bis zum 18. Jh. Ausgewählte Probleme], in: Kraków – dziedzictwo lokacji. Materiały z sesji naukowej odbytej 21 kwietnia 2007 r., Kraków 2008, S. 41–49, hier S. 48. KDMK 1, Nr. 21 [= KDMK 2, Nr. 259], 25 [= KDMK 2, Nr. 260]. Die Magdeburger Fragen, I,3,3; Patkaniowski, Krakowska rada miejska [Der Krakauer Stadtrat], S. 43. Patkaniowski, Krakowska rada miejska [Der Krakauer Stadtrat], S. 143. Maciejewski, Wilkierze [Die Willküren], S. 15–16. Starzyński, Marcin, [Rez. zu] Sobańska, Anna, Kodeks Baltazara Behema. Komentarz kodykologiczny [Der Balthasar-Behem-Kodex. Ein kodikologischer Kommentar], Kraków 2007, in: Studia Źródłoznawcze 47 (2010), S. 255–258. Maciejewski, Wilkierze [Die Willküren], S. 15–17. Maisel, Kodyfikacje [Die Kodifizierung], S. 155.

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Entsprechende Sammlungen entstanden im 14. Jahrhundert in Thorn245 und Krakau,246 im 15. Jahrhundert in Kulm, in der Elbinger Alt- und Neustadt sowie in Danzig und Posen.247 Die älteste Sammlung von Krakauer Willküren befindet sich in einem nach 1375 verfassten Pergamentkodex, der auch die städtischen Privilegien sowie weitere Dokumente enthielt, darunter den Vertragstext des Friedens von Melnosee von 1422, eine Abschrift des von den Krakauern nach der Geburt Władysław Warneńczyks im Februar 1425 auf den König geleisteten Treueeids sowie die Wortlaute der von den Stadtbeamten und Zunftältesten zu leistenden Eide.248 Die Willküren der Jahre 1367 bis 1375 wurden vom ersten Schreiber des Krakauer Kopialbuches eingetragen. Weitere Willküren wurden von einer anderen Hand hinzugefügt, die bis 1387 in chronologischer Reihenfolge erscheinen. Später wurden fünf weitere Statuten, und zwar aus den Jahren 1394, 1397, 1403, 1489 und 1492 eingetragen. Weitere Randnotizen, darunter Überschriften aus dem 15. Jahrhundert, mit denen die einzelnen Willküren versehen wurden, belegen, dass der Kodex noch während des gesamten 15. Jahrhunderts verwendet worden ist. Der Inhalt der Willküren wurde verschiedentlich abgeändert, einzelne Artikel wurden gestrichen und mit Hinweisen über ihre Aufhebung versehen, andere hinzugefügt. Diese als Grabowski-Kodex bezeichnete Sammlung umfasst aber nicht alle bis dahin verkündeten Statuten. Die meisten sind nur in den Ratsbüchern verzeichnet, von denen das älteste erhaltene mit Einträgen von 1392 beginnt. Einzelne Willküren wurden auch in eines der Rechnungsbücher sowie in ein zu Beginn des 15. Jahrhunderts angelegtes Kopialbuch für Wiederkauf-Verträge eingetragen. Erst 1468 entschied sich der Krakauer Stadtrat, die ältesten Gesetze ex antiquis registris zusammenzufassen und in einer gesonderten Sammlung zu veröffentlichen.249 Die Anzahl der bekannten und bis zur Mitte des Jahrhunderts beschlossenen Willküren, die in verschiedenen Kanzleibüchern zu finden sind, betrug mehr als 80 (Zunftstatuten nicht mitgerechnet). Diese Sammlung wird in der Fachliteratur als „zweite Krakauer Kodifikation“250 bezeichnet und umfasst 76 einzelne Verordnungen. Sie ist auf Papier niedergeschrieben und in Pergament gebunden. Außerdem ist bekannt, dass bereits gegen Ende des 14. Jahrhunderts in der Stadtkanzlei ein liber tertius geführt wurde, der als verschollen gilt; in diesem Buch wurden vermutlich Zunftstatuten und Zunftprivilegien festgehalten.251 Weitere nach 1468 verabschiedete Willküren wurden in den Ratsbüchern niedergeschrieben. Alle geltenden Statuten wurden zu Beginn des 16. Jahrhunderts erneut zusammengefasst, als ein neues Kopialbuch der Stadtrechte und Stadtprivilegien unter der Leitung des Krakauer Stadtschreibers Balthasar Behem252 begonnen wurde. Hierin wurden die Willküren thematisch geordnet.

245 246 247 248 249 250 251 252

Maciejewski, Wilkierze [Die Willküren], S. 31–32. ANK, Handschrift Nr. 1447a. Maisel, Kodyfikacje [Die Kodifizierung], S. 154. Wyrozumska, Kancelaria miasta [Die Kanzlei der Stadt], S. 94–97. ANK, Handschrift Nr. 1212; KDMK 2, Nr. 334. Maisel, Kodyfikacje [Die Kodifizierung], S. 154. Wyrozumska, Kancelaria miasta [Die Kanzlei der Stadt], S. 97. Starzyński, Marcin, The Controversy over the Authorship of the Behem Codex, in: Quaestiones Medii Aevi Novae 14 (2009), S. 319–338.

2. Kompetenzen

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In den preußischen Städten sollten laut eines Erlasses des Hochmeisters von 1394 die Willküren jährlich durch die Ratsherren zur Kenntnisnahme durch die Bürger öffentlich verlesen werden, „auf dass ein jeder wisse, was Geltung besitzt.“253 So war es auch in Krakau, wo 1408 aus der Rathauskasse 2 Groschen pulsantibus campanam ad audiendum legi statuta civitatis254 ausgegeben wurden. Die Verlautbarung fand gewöhnlich vor dem Rathaus statt, doch in den Krakauer Willküren finden sich auch Hinweise darauf, dass die Verkündung der städtischen Statuten auch in kyrchen255 oder während des Jahrmarkts am Tag des hl. Stanisław erfolgte.256 Eine die auswärtigen Kaufleute betreffende Verordnung, die vor 1432 beschlossen worden ist, soll auf Tafeln niedergeschrieben und in den Tuchhallen angebracht worden sein (kawf haws).257 Aus erhaltenen Quellen ist auch bekannt, dass beispielsweise in Danzig die Willküren an den Türen des Rathauses oder des Artushofes angeschlagen wurden.258 Interessant ist diesbezüglich das bis heute erhaltene Original des vom Krakauer Stadtrat im Februar 1432 erteilten Privilegs für die Kürschnerzunft, das den Erwerb von Marder-, Eichhörnchen- und Hermelinfellen betrifft und im Unterschied zu anderen Urkunden in großer Handschrift verfasst wurde (die durchschnittliche Größe eines Buchstabens beträgt ca. 8 mm). Wahrscheinlich sollte dieses Privileg an einem öffentlich zugänglichen Platz ausgehängt werden, wobei die Größe und Deutlichkeit der Buchstaben der besseren Lesbarkeit dienten.259 In diesem Zusammenhang kann auch auf Randnotizen zu den einzelnen Willküren im Grabowski-Kodex verwiesen werden. Wie Witold Maisel betont, verweisen die Bezeichnungen non oder non debet nicht immer darauf, dass die jeweilige Verordnung annulliert worden ist (falls sie nicht zusätzlich durchgestrichen wurde).260 In einigen Fällen deuten diese Bemerkungen vielmehr darauf hin, dass der Stadtrat aus bestimmten Gründen die öffentliche Verlesung einzelner Statuten untersagt hat. Dazu zählt beispielsweise eine Verordnung von 1379 über Strafen für ein Zuspätkommen bei Ratssitzungen.261

253 254 255 256 257 258 259 260 261

Simson, Geschichte, S. 9–10: auff dasz sich ein jedermann dornach möge wissen zu richten. Maciejewski, Wilkierze [Die Willküren], S. 29. ANK, Handschrift Nr. 1594, S. 27. Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 13. KDMK 2, Nr. 286. Ebd., Nr. 309. Simson, Geschichte, S. 9. ANK, Zbiór dokumentów depozytowych, Nr. 216. Maisel, Kodyfikacje [Die Kodifizierung], S. 164. Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 17.

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Teil II: Der Stadtrat in den Jahren 1312 bis 1500

2.4. Die ältesten Krakauer Willküren aus den Jahren 1336 und 1342 und die Befugnisse des Rates

Bei der inhaltlichen Klassifizierung der Krakauer Willküren unterscheidet Michał Patkaniowski drei Gruppen: 1. Willküren zu den Strukturen der Stadt, 2. Willküren zum Straf- und Privatrecht und 3. Willküren zur Stadtverwaltung im weitesten Sinne.262 Zur letzten Kategorie gehören auch Willküren zur Regelung der Handelsbeziehungen, zu Tarifen und Preisen, Vorschriften zur Produktion und zum Verkauf sowie zum richtigen Gebrauch von Maßen und Gewichten (die zweifellos die größte Sammlung bilden), weiterhin Verfügungen zur Aufrechterhaltung von Ordnung und Sauberkeit im Stadtgebiet, zu Bautätigkeiten und Brandschutz, Verordnungen zur Organisation von Hochzeitsfeierlichkeiten, zu Glücksspielen, Kleidung, zur Einhaltung der kirchlichen Feiertage sowie zu unsittlichem Verhalten. In den ersten beiden bekannten Sammlungen der Krakauer Willküren, die vom König in den Jahren 1336 und 1342 bestätigt wurden, finden sich Bestimmungen, die thematisch in jede der drei von Patkaniowski erwähnten Gruppen eingeordnet werden können. Die Krakauer Willküren, die von Kasimir dem Großen mit einer Urkunde vom 9. September 1336 bestätigt wurden, betreffen vor allem zwei Fragestellungen: Gesetze gegen Luxus und Sittenverfall sowie die öffentliche Ächtung. Im Sinne des Magdeburger Rechts konnte der Stadtrat so genannte leges sumptuarie verabschieden (Gesetze gegen Luxus und Sittenverfall), die sich aus dem römischen Recht ableiten, das im Mittelalter in die Gesetzgebung der italienischen Kommunen einfloss, später auch in die Gesetze der französischen und deutschen Städte, und sich schließlich von dort weiter nach Schlesien und bis ins Königreich Polen ausbreitete.263 In der Fachliteratur erörtern Stanisław Estreicher264 sowie Ewa Hudyka265 detailliert die Verordnungen einer entsprechenden Willkür von 1336, auf deren Grundlage u.a. das Abhalten von Festmahlen verboten sowie die Organisation von Hochzeitsfeierlichkeiten nach Verlobungen (urnruthe, genessche) oder der Geburt eines Kindes (kindelbier) geregelt wurden. Es kann jedoch nicht mit Bestimmtheit gesagt werden, ob diese Verordnungen einer königlichen Bestätigung bedurften. Doch bei den übrigen Festlegungen der genannten Willkür scheint eine königliche Zustimmung unerlässlich gewesen zu sein. Kasimir der Große bestätigte nämlich, dass die Krakauer Ratsherren einen Menschen auf ewig aus der Stadt verjagen könnten, der eine Frau 262 263

264 265

Patkaniowski, Krakowska rada miejska [Der Krakauer Stadtrat], S. 120. Grodziski, Stanisław, Uwagi o prawach przeciwko zbytkowi w dawnej Polsce. Artykuł dyskusyjny [Bemerkungen zu den Anti-Luxus-Gesetzen im alten Polen. Ein Diskussionsbeitrag], in: Zeszyty Naukowe Uniwersytetu Jagiellońskiego 20 (1958), S. 68–86; Sondel, Janusz, Leges sumptuarie w rewizji toruńskiej prawa chełmińskiego – twór samodzielny czy recypowany? [Leges sumptuarie in der Thorner Revision des Kulmer Rechts – ein selbstständiges oder rezipiertes Werk], in: Acta Universitatis Nicolai Copernici 218 (1990), S. 56–68; Myśliwski, Grzegorz, Leges sumptuarie w średniowiecznym Lwowie [Leges sumptuarie im mittelalterlichen Lemberg], in: Świat średniowiecza. Studia ofiarowane Profesorowi Henrykowi Samsonowiczowi, hg. v.  Agnieszka Bartoszewicz u.a.,Warszawa 2010, S. 222–233. Estreicher, Ustawy [Bestimmungen], S. 111–116. Hudyka, Jak bawiono się [Wie vergnügte man sich], S. 35–51; vgl. auch Starzyński, Civitas nostra, S. 71–76.

2. Kompetenzen

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entführt oder vergewaltigt hatte, wobei hier sowohl Vergewaltiger als auch Opfer verbannt wurden.266 Mit Ächtung bestraft wurden auch Frauen, die heimlich eine Ehe schlossen. Hierbei wurde das Vermögen der Eheleute für die Zeit des Strafvollzugs unter die Verwaltung der Krakauer Ratsherren gestellt.267 In dieser Willkür heißt es weiterhin, dass eine des Mordes beschuldigte Person die Stadt für zwei Jahre zu verlassen habe, selbst wenn es mit der Familie des Opfers zu einer Einigung gekommen sei.268 Wer bei einer Mordanklage seine Schuld leugne, sei vom Rat zu verurteilen.269 Vom Rat veranlasste Strafmaßnahmen für widerrechtliches Betreten der Stadt durch Geächtete standen erkennbar im Widerspruch zum Magdeburger Recht. Bei illegalem Betreten der Stadt wurde eine Geldstrafe in Höhe von neun Groschen fällig. Bei Nichtzahlung binnen acht Tagen drohte der Verlust eines Fingers durch Abschneiden, was jedoch nicht die Aufhebung der Ächtung nach sich zog.270 Die Herausbildung der Prärogativen des Krakauer Stadtrats war 1336 natürlich noch nicht abgeschlossen. 1342 erbaten die Krakauer Ratsherren bei Kasimir dem Großen erneut die Bestätigung neuer städtischer Gesetze,271 die auch als statuta mixta bezeichnet werden können. Unter den sanktionierten Willküren finden sich nämlich sowohl Verordnungen zu den städtischen Strukturen, zum Straf- sowie Privatrecht als auch Verordnungen zur Verwaltung im weitesten Sinne.272 Eine Analyse dieser Gesetzessammlung lässt auf weitere neu erlangte Prärogativen des Krakauer Stadtrates schließen. Zum ersten Mal wurden 1342 in einer Urkunde Regelungen zur rechtlichen Vormundschaft für Kinder erwähnt, die unter der Obhut von Kranken, Sterbenden, Pilgern oder Reisenden standen. Die Wahl der Vormunde hatte unter Anwesenheit von drei Ratsherren stattzufinden. Die Vormundschaft für ein Kind galt bis zur Vollendung des 15. Lebensjahres. Falls ein Mädchen vorher heiratete, fiel dieses Recht dem Ehegatten zu.273 Weitere Vorschriften betrafen den Erwerb von Immobilien in der Stadt. So wurde festgelegt, dass der Käufer einer Immobilie frei über diese verfügen könne, nachdem er sie sine iusta allocucione für ein Jahr und einen Tag bewirtschaftet hatte. Verboten wurden der Erwerb und die Veräußerung von Pachtzinsrechten, wobei hier sicherlich Befürchtungen bestanden, dass Personen ohne Bürgerrecht Gewinne aus der Vermietung städtischer Immobilien ziehen könnten.274 Ein anderer Artikel ergänzte die bestehenden Bestimmungen zur Proskription. Falls ein geächte266 267 268 269 270 271 272 273 274

KDMK 1, Nr. 21 [= KDMK 2, Nr. 259, § 9]; Groicki, Artykuły [Die Artikel], S. 38–42; Zaremska, Proskrypcja [Proskription], S. 355; Zaremska, Banici [Die Verbannten], S. 101–102. KDMK 1, Nr. 21 [= KDMK 2, Nr. 259, § 10]. Ebd. [= KDMK 2, Nr. 259, § 12]. Ebd., § 14. Ebd., § 15. Ebd., Nr. 25 [= KDMK 2, Nr. 260]. Patkaniowski, Krakowska rada miejska [Der Krakauer Stadtrat], S. 120. KDMK 1, Nr. 25 [= KDMK 2, Nr. 260, § 1]; Patkaniowski, Krakowska rada miejska [Der Krakauer Stadtrat], S. 124. KDMK 1, Nr. 25 [= KDMK 2, Nr. 260, § 2–3]; Patkaniowski, Krakowska rada miejska [Der Krakauer Stadtrat], S.  125; vgl. auch Lesiński, Bogdan, Kupno renty w  średniowiecznej Polsce na tle ówczesnej doktryny i praktyki zachodnioeuropejskiej [Der Kauf einer Rente im mittelalterlichen Polen vor dem Hintergrund der westeuropäischen Doktrin und Praktik], Poznań 1966, S. 126–127.

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ter Bürger oder Kaufmann – Vertreter des Adels waren hiervon ausgenommen – auf städtischem Gebiet aufgegriffen wurde, sollte er secundum formam iuris verurteilt werden, wobei er beim Prozess keine Zeugen berufen durfte.275 Zum ersten Mal versuchte man, das Glücksspiel zu bekämpfen; unter Strafe gestellt wurden Würfeln oder Kugelspiel (cum taxillis sive globis) bei einem Einsatz von mehr als einem Vierding. Schon Stanisław Estreicher wies darauf hin, dass dieses städtische Gesetz vollständig im Einklang mit den Vorschriften des Kirchenrechts stand.276 In den Statuten des Krakauer Bischofs Jan Grot (1331) wurde Geistlichen das Spielen mit Gewinnstreben verboten. Spiel als Form der Unterhaltung war hingegen erlaubt.277 Ein anderer interessanter Eintrag in der Krakauer Willkür von 1342 betraf Überfälle und Körperverletzungen in der Stadt. Falls es in der Nacht zu einem derartigen Vorfall kam, hatte sich die geschädigte Person beim Vogt zu melden und molestiam suam anzuzeigen. Die Schöffen konnten hierüber jedoch erst am Morgen des nächsten Tages befinden, scabini, qui noctis tempore surgere de lectis ipsorum deberent, in nullo molestentur.278 Die ersten bekannten Vorschriften des Krakauer Stadtrats zum Handel in der Stadt, die sich in dieser Sammlung befinden, regulierten den Verkauf von Tuchen. Ein auswärtiger Kaufmann durfte einem anderen auswärtigen Kaufmann Tuche nur am Handelstag verkaufen, hierbei durften nicht weniger als sechs Ballen gleichzeitig veräußert werden. Verboten wurde auch der Einzelverkauf (pro Elle); das Monopol wurde hierbei den einheimischen Tuchhändlern zugestanden.279 Eine weitere vom König bestätigte Vorschrift betraf Pfändungen. Ein gepfändetes Haus durfte während des Zeitraums von einem Jahr und einem Tag nicht verkauft werden.280 Neben den erwähnten Gesetzen zur Regelung des Immobilienerwerbs sind dies die einzigen Verordnungen des Krakauer Rates zum Privatrecht, worauf bereits Michał Patkaniowski hingewiesen hat.281 Weiterhin wurde der Gebrauch von Waffen in der Stadt mit einer Strafe von einer Mark belegt. Die Waffen selbst waren zu konfiszieren.282

275 276 277

278 279 280 281 282

KDMK 1, Nr. 25 [= KDMK 2, Nr. 260, § 4]; Zaremska, Proskrypcja [Proskription], S. 353; Zaremska, Banici [Die Verbannten], S. 101. KDMK 1, Nr. 25 [= KDMK 2, Nr. 260, § 5]; Estreicher, Ustawy [Bestimmungen], S. 109; Hudyka, Jak bawiono się [Wie vergnügte man sich], S. 42–46. Fijałek, Jan Nepomucen, Życie i  obyczaje kleru w  Polsce średniowiecznej na tle ustawodawstwa synodalnego [Leben und Sitten des Klerus im mittelalterlichen Polen im Lichte der Synodalgesetzgebung], Kraków 22002, S. 40; OżÓg, Krzysztof, Prawo kościelne w Polsce w XIII–XV stuleciu [Das Kirchenrecht in Polen im 13.–15. Jahrhundert], in: Sacri canones servandi sunt. Ius canonicum et status ecclesiae saeculis XIII–XV, hg. v. Pavel Krafl, Praha 2008, S. 57–80; vgl. auch Wiesiołowski, Jacek, Poznańska próba walki z hazardem w połowie XV wieku [Der Posener Versuch der Hasardbekämpfung in der Mitte des 15. Jahrhunderts], in: Kronika Miasta Poznania (1993), S. 53–59. KDMK 1, Nr. 25 [= KDMK 2, Nr. 260, § 6]; Patkaniowski, Krakowska rada miejska [Der Krakauer Stadtrat], S. 127; Zaremska, Proskrypcja [Proskription], S. 354. KDMK 1, Nr. 25 [= KDMK 2, Nr. 260, § 7–9]; Wyrozumski, Tkactwo [Die Weberei], S. 125. KDMK 1, Nr. 25 [= KDMK 2, Nr. 260, § 10]; Groicki, Artykuły [Die Artikel], S. 98. Patkaniowski, Krakowska rada miejska [Der Krakauer Stadtrat], S. 125. KDMK 1, Nr. 25 [= KDMK 2, Nr. 260, § 11]; Patkaniowski, Krakowska rada miejska [Der Krakauer Stadtrat], S. 127; vgl. auch Wilkierze poznańskie [Die Posener Willküren], Nr. 7; Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 15; KDMK 2, Nr. 275, 334.

2. Kompetenzen

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Die wichtigste Bestimmung dieser Sammlung wurde an letzter Stelle genannt. Sie soll hier im Wortlaut wiedergegeben werden: Etsi consules sederent in loco solito et consueto, et aliqua secreta coram eis agerentur, quod hec tantam vim et talem vigorem haberent, ac si coram iudicio bannito fierent vel fuissent facta.283 Michał Patkaniowski hat die Genese dieser Vorschrift in einem der Paragrafen jener Rechtsbelehrung gesucht, auf dessen Grundlage Heinrich V. (der Dicke) das Breslauer Modell in Brieg einführte (1292). Dieses Dokument ist allerdings nicht im Original erhalten geblieben. Sein Inhalt findet sich aber in einem Privileg von Herzog Bolesław III. von Liegnitz-Brieg, das er 1324 für Brieg und Grottkau ausgestellt hat.284 Im Sinne dieser Bestimmungen konnten die Ratsherren über jeglichen Sachverhalt urteilen (alle kraft), glych eyme gehegeten dinge.285 Patkaniowski hat jedoch nicht die Frage gestellt, warum die Krakauer Ratsherren damals beschlossen, diese Vorschrift vom König bestätigen zu lassen. Laut der hier erwähnten Willkür hatten die vom Krakauer Stadtrat gefassten Sitzungsbeschlüsse die gleiche Rechtsgültigkeit wie Sachverhalte, über die coram iudicio bannito286 geurteilt wurde. Auf diese Weise hatte der Rat sämtliche gesetzgebende Gewalt in der Stadt in seiner Hand. Die Bestätigung eben dieser Willkür durch Kasimir den Großen bedeutete vermutlich die Anerkennung der führenden Stellung des Rates unter den städtischen Gremien. Die Bemühungen der Krakauer Ratsherren um eine Stärkung dieser Gesetze von Seiten des Königs waren wohl durchdacht. Sie waren ein Schritt hin zum Machtmonopol in der Stadt. Der Rat erlangte somit Prärogativen, die über die im Magdeburger Recht zugestandenen Kompetenzen hinausgingen (vor allem im Strafrecht). Dabei handelte es sich jedoch um einen Eingriff in die Befugnisse der Schöffenbank. Die Erweiterung der Kompetenzen des Krakauer Rates erfolgte allerdings mit Zustimmung des Monarchen. Den neuen städtischen Gesetzen kam durch die königliche Bestätigung der Rang von Sonderrechten zu; die königliche Urkunde garantierte ihre Unverletzlichkeit.287 „Es ist charakteristisch, dass sich außer den vom König sanktionierten Willküren in der Gesetzgebung des Krakauer Stadtrats keine weiteren Bestimmungen mit vergleichbarer Bedeutung befinden.“288 Noch im Jahr 1363 bestätigte Kasimir der Große in einer Urkunde den Krakauer Ratsherren nicht nur das Recht auf Verpachtung der Gesetzgebungsbefugnis über die Einwohner von Nigra Villa, Nigra Platea und Pobrzeże, sondern auch drei weitere Willküren zum Erbrecht.289 Dies waren jedoch die letzten Gesetze des Rates, die vom König sanktioniert wurden. Die aus dem 14. und 15. Jahrhundert bekannten Krakauer Willküren stellen Erweiterungen und Ergänzungen der Vorschriftensammlungen von 1336 und 1342 dar.

283 284 285 286 287 288 289

KDMK 1, Nr. 25 [= KDMK 2, Nr. 260, § 12]. Urkundensammlung, Nr. 125. Ebd., § 33. Maisel, Sądownictwo [Das Gerichtswesen], S. 74–79. Jurek, Tomasz, Stanowisko prawne dokumentu w średniowiecznej Polsce [Die Rechtskraft der Urkunden im mittelalterlichen Polen], in: Studia Źródłoznawcze 40 (2002), S. 1–18, hier S. 8–9. Patkaniowski, Krakowska rada miejska [Der Krakauer Stadtrat], S. 144. KDMK 1, Nr. 35 [= KDMK 2, Nr. 261].

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2.5. Kontrolle und Organisation des städtischen Marktes

Die größte Gruppe unter den Krakauer Willküren diente der Qualitätssicherung bei den zum Verkauf angebotenen Waren, der korrekten Anwendung entsprechender Maße sowie der Festsetzung von Preisen für die einzelnen Erzeugnisse. Die Befugnisse zählen gemeinsam mit der Kontrolle über den innerstädtischen Markt zu den ältesten Prärogativen des Rates in nach deutschem Recht gegründeten Städten. Die älteste Krakauer Preisliste wurde 1396 von Beamten Königin Jadwigas – dem Hofmeister Petrus Rpiszka, dem Küchenmeister Jacussius von Baturzyn, Nawogius von Łękawa und dem Truchsess Petrus von Szczekociny – sowie namentlich nicht einzeln erwähnten Krakauer Ratsherren erstellt.290 Aufgeführt wurden hier über 100 Posten, so zum Beispiel Preise für Gänse (gerupft und ungerupft), Wurfschleudern oder Tuche verschiedener Art.291 Die königlichen Kommissäre befassten sich 1396 gleich zweimal mit dieser Arbeit. Im zweiten Teil der Preisliste, die auf den Oktober datiert ist, sind neue Preise zu finden, so zum Beispiel für Schwertfegen, für Tuniken und für Wachs. Der Inhalt der Liste wurde allerdings erst 17 Jahre später in die Stadtbücher übernommen (1413), worauf in der Fachliteratur bislang nicht hingewiesen worden ist. Die Preisliste wurde auf dem Jahrmarkt am Tag des hl. Stanisław verkündet.292 In ihrer Überschrift findet sich im Ratsbuch der Vermerk, dass 1413 im Rathaus eine Seite conscripta ab antiquo mit den erwähnten Bestimmungen gefunden worden sei.293 Dabei lässt sich nicht klären, ob die in der erwähnten Liste festgelegten Warenpreise auch vor 1413 galten oder ob sie damals neu verkündet worden sind. Denn eine weitere, bereits von den Krakauer Ratsherren selbst erstellte Preisliste stammt aus dem gleichen Jahr 1413.294 Der entsprechende Texteintrag findet sich im Stadtbuch unter Verordnungen des 14. Jahrhunderts.295 Jedes Jahr traf der Rat auch eine Entscheidung über die geltenden Bierpreise.296 Die für das jeweilige Jahr festgesetzten Preise für ein Achtel und ein Viertel Bier hingen vom aktuellen Weizen- und Hopfenpreis ab, der sich auf die Braukosten auswirkte.297 Die Einnahmen 290

291 292 293 294 295 296

297

KDMK 2, S. 394; Kręt, Dwór królewski [Der Königshof], S. 30–33, 37–42, 68; Rutkowska, Grażyna, Urzędnicy królowej Jadwigi Andegaweńskiej. Spis [Die Amtsträger der Königin Jadwiga von Anjou. Verzeichnisse], in: Nihil superfluum esse. Studia z dziejów średniowiecza ofiarowane prof. Jadwidze Krzyżaniakowej, hg. v. Jerzy Strzelczyk/Józef Dobosz, Poznań 2000, S. 367–391, Nr. 14, 20, 22–23, 26, 28, 32, S. 378, 380–384. KDMK 2, Nr. 286; Pelc, Julian, Ceny w Krakowie w latach 1369–1600 [Die Preise in Krakau in den Jahren 1369–1600], Lwów 1935. KDMK 2, Nr. 286. Ebd. KDMK 2, Nr. 302. ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 428, S. 38. KDMK 2, Nr. 366; Rutkowska-Płachcińska, Anna, Taksy żywnościowe a głody. W sprawie znajomości mechanizmów rynkowych ze strony patrycjatu krakowskiego w XV w. [Lebensmittelsteuer und Hungersnöte. Zur Frage der Marktmechanismen seitens des Krakauer Patriziats im 15. Jahrhundert], in: Cultus et cognitio. Studia z dziejów średniowiecznej kultury, hg. v. Henryk Samsonowicz u.a., Warszawa 1976, S. 499–503. Kutrzeba, Piwo [Das Bier], S. 47; Starzyński, Marcin, Średniowieczny Kraków w badaniach Stanisława Kutrzeby [Das mittelalterliche Krakau in den Forschungsarbeiten Stanisław Kutrzebas], in: Kutrzeba, Finanse [Die Finanzen], S. IX–XXXVI, hier S. XVIII–XX; Starzyński, Budżet [Das Budget], S. 63–78.

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der Stadt durch Ausschank298 waren nicht übermäßig hoch, stellten aber gemeinsam mit den Einnahmen aus Transport und Lagerung von Getränken (schrotwagen), die ebenfalls durch gesonderte Bestimmungen geregelt wurden,299 einen bedeutenden Teil der Jahreseinnahmen der Gemeinde dar.300 Neben den Bierpreisregelungen gab es auch Willküren über Preise für Seife und Kerzen.301 Die Festsetzung von Höchstpreisen sollte vor allem dem Betrug beim Verkauf vorbeugen. Aus den angeführten Bestimmungen ergaben sich weitere Strafmaßnahmen für nachgewiesene Betrugsfälle bei Herstellung oder Verkauf. Als Beispiel sei hier die Willkür vom November 1396 genannt, in der das Brauen von Bier geregelt wurde. Unter ihren 14 Paragrafen fand sich u.a. eine Bestimmung darüber, wieviel Bier (sowohl für bessere als auch mindere Sorten) eine Brauerei aus einer bestimmten Menge Getreide zu brauen hatte. Auch wurde den Schankwirten untersagt, verschiedene Biersorten zu vermischen. Falls ein Schankwirt sechsmal dabei ertappt wurde, durfte er einen Monat lang nicht ausschenken.302 Die Betrugsmöglichkeiten scheinen mithin außerordentlich groß gewesen zu sein. Weiterhin war der Bierausschank nach dem zweiten Läuten der Rathausglocke verboten (erlaubt war lediglich das Mitnehmen nach Hause)303 sowie an den wichtigsten Feiertagen, also zu Weihnachten (Criststage), Ostern (Ostertage), Pfingsten (Phingstage), Himmelfahrt (Hymmelfart) und an den vier Marienfeiertagen. Dagegen war der Ausschank an den Aposteltagen (XII boten tage) sowie an allen Sonntagen nach der Kreuzprozession erlaubt. Ein Verstoß gegen diese Anordnung wurde mit einer Strafe in Höhe von einer Mark geahndet.304 Bedenkt man, dass Bier seinerzeit das beliebteste Getränk war, so scheint es wenig verwunderlich, dass Verordnungen zum Bierausschank in beinahe allen bislang bekannten Willkürsammlungen zu finden sind.305 Charakteristisch für die damalige Gesetzgebung der polnischen Städte waren Willküren zum Verkauf von Fisch, „nach Fleisch das zweite Grundprodukt in der mittelalterlichen polnischen Küche.“306 In Krakau war der Fischhandel auf den Marktplatz beschränkt.307 In einer Willkür von 1364 wurde u.a. festgelegt, dass Fisch binnen vier Tagen an Kunden verkauft werden muss, andernfalls musste ihn der Händler dem Wasserwächter verkaufen.308 Weitere Verordnungen fanden sich in einer späteren Vorschrift, die wahrscheinlich 1408 veröffentlicht wurde. Danach sollte 298

299 300 301 302 303 304

305 306 307 308

Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 16, 17, 26; KDMK 2, Nr. 268 [=Liber actorum, Nr. 1706 = Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 2], 298; vgl. auch Wilkierze poznańskie [Die Posener Willküren], Nr. 32, 45–46, 70. Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 27; KDMK 2, Nr. 317, 343; vgl. auch Heydeke, Census civitatis, S. 33–38. Kutrzeba, Finanse [Die Finanzen], S. 46–56. KDMK 2, Nr. 340, 351, 353. Ebd., Nr. 287. Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 35; KDMK 2, Nr. 334, § 29. KDMK 2, Nr. 334, § 21; Kutrzeba, Piwo [Das Bier], S. 47; Skierska, Izabela, Obowiązek mszalny w średniowiecznej Polsce [Die Messpflicht im mittelalterlichen Polen], Warszawa 2003, S. 168–171; Skierska, Izabela, Sabbatha sanctifices. Dzień święty w średniowiecznej Polsce [Sabbatha sanctifices. Der Feiertag im mittelalterlichen Polen], Warszawa 2008, S. 315–351. Dembińska, Konsumpcja żywnościowa [Der Lebensmittelkonsum], S. 136–138. Ebd., S. 105. KDMK 2, Nr. 299, § 3; Patkaniowski, Krakowska rada miejska [Der Krakauer Stadtrat], S. 129. KDMK 2, Nr. 262, § 2.

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den Fischen, die nicht am ersten Tag verkauft worden waren, der halbe Schwanz abgeschnitten werden, einen Tag darauf die verbleibende Schwanzhälfte, am vierten Tag hingegen durften die Fische nicht mehr verkauft werden.309 Außerdem sollte der Verkäufer eynen merklichen briff vorzeigen können, der nicht nur den rechtmäßigen Erwerb der Fische nachweist, sondern auch ihre Qualität bezeugt.310 In der Danziger Gesetzgebung wurde dem Fischverkauf sogar eine eigene Ordnung gewidmet. Danach durfte Fisch nur auf dem Fischmarkt verkauft und frischer Fisch nur zwei Tage lang angeboten werden; Räucherfisch einen Tag länger.311 Die Einhaltung dieser Bestimmungen wurde in Danzig wie in Krakau von besonderen Ordnungskräften streng überwacht.312 Ähnliche Regelungen galten auch für den Handel mit Gemüse und Wild.313 Erweitert und ergänzt wurden auch die Vorschriften für fremde Kaufleute. Aus den Gesetzen der verschiedenen Städte und Handelszentren geht eindeutig hervor, dass entsprechende Willküren vielerorts dauerhaft die Rechte von auswärtigen Kaufleuten beschränkten und die Einheimischen bevorzugten. In Städten mit Stapelrecht wie Krakau, Königsberg und Thorn, wurde stets in erster Linie die Verpflichtung zur Einhaltung dieses Rechts betont. Bei Verstößen drohte zumeist die Beschlagnahmung der Ware oder wie in Krakau sogar die Enthauptung des Kaufmanns (bey vorlust liebes und gutes).314 Um daher jeglicher Spekulation vorzubeugen, untersagten die Stadträte (auch in Krakau) einheimischen Kaufleuten strengstens nicht nur geschäftliche Partnerschaften mit auswärtigen Händlern, sondern auch die Führung von deren Geschäften.315 In einer der Krakauer Willküren, die vor 1432 veröffentlicht worden waren, gestand man auswärtigen Kaufleuten das Handelsrecht nur während des Jahrmarktes zu. Nach Beendigung desselben wurde ihnen der Handel untereinander untersagt.316 Einige Jahre später (1446) wurde dann der Verkauf von Waren durch auswärtige Kaufleute für den Zeitraum von zwei Wochen vor und nach dem Jahrmarkt erlaubt, jedoch nur gegen Bargeld. Gleichzeitig wurde ihnen aber der Erwerb jeglicher Ware im selben Zeitraum verboten.317 Es folgten weitere Regelungen zur Entlohnung von Wächtern,318 Trägern319 sowie eine Gebührenordnung für die Nutzung der Großen und Kleinen Waage.320 Besondere Gesetze regulierten

309 310 311 312 313 314

315 316 317 318 319 320

KDMK 2, Nr. 299, § 1. Ebd., § 2. Maciejewski, Zbiory wilkierzy [Die Sammlungen der Willküren], S. 147. Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 7–8; KDMK 2, Nr. 271. Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 24; KDMK 2, Nr. 262. KDMK 2, Nr. 309, § 1; Patkaniowski, Krakowska rada miejska [Der Krakauer Stadtrat], S. 132; Maisel, Witold, Strafrecht in den Willküren der polnischen Städte bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, in: Archivum Iuridicum Cracoviense 8 (1975), S. 55–76; Maciejewski, Zbiory wilkierzy [Die Sammlungen der Willküren], S. 140. KDMK 2, Nr. 309, § 2; vgl. auch Maciejewski, Zbiory wilkierzy [Die Sammlungen der Willküren], S. 141. KDMK 2, Nr. 309, § 4. Ebd., Nr. 319. Ebd., Nr. 271 [= Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 7], 345. Acta consularia, S. 142 [= KDMK 2, Nr. 285]. KDMK 2, Nr. 263; Kutrzeba, Finanse [Die Finanzen], S. 36–44; vgl. auch Komorowski, Waldemar, Krakowska waga w średniowieczu [Die Krakauer Große Waage im Mittelalter], in: Rocznik Krakowski 72 (2006), S. 33–44; Sudacka, Budynek [Das Gebäude], S. 45–56.

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den städtischen Schoß.321 Dieser zählte in Krakau anfangs zu den Sondersteuern, der noch der stadt notdorfft erhoben wurde, also nur zur Aufstockung der regulären Einnahmen im Bedarfsfall.322 Bestätigt wird dies durch einige Einträge aus der nicht vollständig erhaltenen Reihe der Rechnungsbücher vom Ende des 14. und Anfang des 15. Jahrhunderts. Die Krakauer Willkür zur Erhebung des Schoßes von 1385 floss 1398 in die Posener Gesetzgebung ein. Hierbei wurde hinzugefügt: man gebit ierlich gewonlich schosz.323 Dieser Eintrag stammt jedoch nicht aus den Krakauer Gesetzen. Der erste Vermerk über die Erhebung des Schoßes in Krakau als regelmäßige Steuer (ierlich geschos) stammt aus dem Jahr 1439,324 obwohl sich in der Handschrift der Rechungen von 1431 bereits eine Rubrik mit dem Titel exatio simplex civitatis325 findet. Da die meisten Rechnungsbücher des 15. Jahrhunderts nicht erhalten sind, kann nicht mit Bestimmtheit gesagt werden, ob der Schoß in Krakau 1431 oder eventuell schon früher in eine ständige Steuer umgewandelt worden ist. Ausgeschlossen werden kann es nicht. Der städtische Schoß wurde vom Besitzer in Abhängigkeit von der Größe des eigenen Anwesens entrichtet. Als Bemessungsgrundlage dienten hier Grundstück und Hof (hof/curia) mit den Standardmaßen von 36 x 72 Ellen.326 Die Höhe der Steuer richtete sich auch nach der Lage. Am Marktplatz war eine halbe Mark (24 Groschen) für das gesamte Anwesen zu zahlen, ein Vierding (zwölf Groschen) für die Hälfte. Von den übrigen, an den vom Marktplatz wegführenden Straßen gelegenen Anwesen (bis zur ersten Querstraße / bis an das erste krewtcze) wurden 16 Groschen (acht Scot) für ein ganzes, acht Groschen für ein halbes Anwesen erhoben. Von den zwischen der ersten Kreuzung und den Stadtmauern gelegenen Anwesen (von dem ersten krewcz forbas kegen der mawrer) wurden zwölf bzw. sechs Groschen erhoben.327 Vermutlich gab es Bemühungen, die Erhebung des Schoßes zu Anfang des 15. Jahrhunderts zu reformieren. Darauf deutet eine entsprechende Liste über den Schoß der Grodzka-Straße (plathea Castri) von 1412 hin.328 Der Schoß wurde auch für Kramläden, Geschäfte, Fleischbänke und Tische entrichtet (12 Groschen pro Geschäft, 6 pro Kramladen, Fleischbank und Tisch) sowie für Vermögen, Ersparnisse und investierte Gelder sowie für alles, „was irgendeinen Wert besitzt“ (das geld weit ust).329 Ausgenommen war nur, was für 321

322 323 324 325 326 327 328 329

Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 20; KDMK 2, Nr. 277 [= Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 28], 323 [= Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 29]; Liber actorum, Nr. 1703 [= KDMK 2, Nr. 265; Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 3]; Acta Consularia, S. 158 [= KDMK 2, Nr. 289]; Kutrzeba, Finanse [Die Finanzen], S. 63–83. Auf die Vorschriften aus den Jahren 1367, 1385, 1397, 1453 und 1504 geht detailliert ein: Kutrzeba, Stanisław, Szos we Lwowie w początkach XV wieku [Der Schoß in Lemberg am Anfang des 15. Jh.], in: Przewodnik Naukowy i Literacki 28 (1900), S. 401–411; vgl. auch Wrocławskie księgi szosu z lat 1370–1404. Libri exactionis civitatis Wratislaviensis de annis 1307–1404 [Die Breslauer Schoßbücher aus den Jahren 1370 bis 1404], hg. v. Mateusz Goliński, Wrocław 2008, S. 7–10. KDMK 2, Nr. 277, § 1. Stadtbuch von Posen. II. Acten des städtischen Rathes 1398–1433, hg. v. Adolf Warschauer, Posen 1892, Nr. 4, S. 39. KDMK 2, Nr. 529. ANK, Handschrift Nr. 1596, S. 20. KDMK 2, Nr. 277, § 3. KDMK 2, § 3–4. Kutrzeba, Finanse [Die Finanzen], S. 72–73; Ptaśnik, Jan, Opis ulicy Grodzkiej z r. 1412 [Die Beschreibung der Grodzkastraße aus dem Jahr 1412], in: Prace Komisyi Historyi Sztuki 1 (1919), S. XXX. KDMK 2, Nr. 277, § 3–4.

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den eigenen Gebrauch bestimmt war. Zur Zahlung verpflichtet waren alle Bürger ohne Rücksicht auf ihre Vermögensverhältnisse. Das traf auch auf Ratsherren und Schöffen zu, was in gewissem Maße die Privilegierung der herrschenden Schicht einschränkte.

2.6. Stadtverwaltung (Bauwesen, Ordnungsvorschriften und Brandschutz)

Eine gesonderte Gruppe unter den Krakauer Willküren stellen Verordnungen zum Bauwesen dar. Bereits in dem von Kasimir dem Großen im Jahr 1358 der Stadt erteilten Privileg war ein Passus enthalten, dem zufolge die Stadt nicht durch unangemessene Gebäude verunstaltet werden durfte.330 Wie Waldemar Komorowski betont, zeugen diese Worte nicht nur von der Sorge des Königs um die Ästhetik seiner Residenzstadt; sie sind auch ein Beweis dafür, „dass wesentliche Veränderungen in ihrer Substanz in Gang gesetzt werden sollten oder bereits begonnen hatten.“331 Notwendig geworden waren die neuen Vorschriften zur Regulierung technischer und rechtlicher Fragen einschließlich der Sicherheit der Arbeiter vor allem durch die Verbreitung des Backsteinbaus.332 In einer der ältesten bekannten Krakauer Willküren, deren Erlass 1367 sicherlich im Zusammenhang mit der steigenden städtischen Bautätigkeit stand, finden sich präzise Regulierungen zur Errichtung eines neuen Hauses innerhalb der Grundstücksgrenzen, zur Kostenbeteiligung beim gemeinsamen Bau einer Trennwand, zur Nutzung einer bereits existierenden Wand sowie zur Überprüfung der Tragfähigkeit einer freistehenden Mauer.333 Die Verordnungen dieser Willkür können laut Jerzy Wyrozumski als Anfänge des Baurechts in Polen angesehen werden.334 Die genannte Verpflichtung zur Kostenbeteiligung beim Bau einer Mauer innerhalb des eigenen Grundstücks (bis zur Höhe von zwei Stockwerken) findet sich auch in der Gesetzgebung der preußischen Städte Königsberg, Dirschau und Danzig.335 Ebenso wurde festgelegt, dass ein Bürger ein Jahr vor Beginn der geplanten Bautätigkeiten seinen Nachbarn davon in Kenntnis zu setzen habe.336 Der Stadtrat finanzierte im 14. und 15. Jahrhundert zahlreiche Baumaßnahmen innerhalb des Stadtgebiets. Die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts und die ersten Jahre des 15. Jahrhunderts können deshalb auch als eine Zeit der „großen Investitionen“337 bezeichnet werden. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurden 330 331 332 333 334 335 336 337

Przywileje [Privilegien], S. 32. Komorowski, Die städtebaulich-architektonische Entwicklung, S. 245. Rutkowska-Płachcińska, Anna, Budownictwo [Das Bauwesen], in: Historia kultury materialnej w zarysie, Bd. 2, hg. v. Anna Rutkowska-Płachcińska, Wrocław u.a. 1978, S. 150–179. KDMK 2, Nr. 266 [= Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 1]; Wyrozumski, U początków [Die Anfänge], S. 398–400. Wyrozumski, U początków [Die Anfänge], S. 400. Maciejewski, Zbiory wilkierzy [Die Sammlungen der Willküren], S. 172. Ebd. Komorowski, Die städtebaulich-architektonische Entwicklung, S. 263.

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die Tuchhallen errichtet;338 zur Jahrhundertwende entstanden die Steingebäude der Großen und Kleinen Waage – die größten Objekte dieser Art im Königreich Polen. Für die Arbeiten an der Kleinen Waage zahlte die Stadt 1405 ca. 320 Mark.339 Die Arbeiten wurden vom Meister Nicolaus Wernher aus Prag geleitet, der von der Stadt zuvor bereits mit dem Bau des Gewölbes im neu errichteten gotischen Kirchenschiff der Marienkirche beauftragt worden war. Die Marienkirche war in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts erheblich umgestaltet worden und dominierte die Architektur des Krakauer Marktplatzes. Die Schirmherrschaft für die Errichtung des Gewölbes, die etwa auf den Zeitraum zwischen 1360/1365 und 1399 datiert wird, lag beim Stadtrat.340 Zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurde mit dem Umbau des Rathausturmes begonnen, der mit seiner Fassadengestaltung und Bildhauerkunst, wie Marek Walczak bemerkt, „den prächtigsten Bauwerken des Wawels gleichkam.“341 Der hohe Krakauer Rathausturm symbolisierte mit einer „der in Mitteleuropa führenden Architekturgestaltungen“342 nicht nur die Ambitionen der Bürger und die Stellung des städtischen Zentrums im Staate der Jagiellonen, sondern auch die führende Position des Rates unter den kommunalen Behörden.343 Aus städtischen Geldern wurde zudem der Bau eines Hauses für den Notar finanziert, das sich retro pretorium befand und vermutlich in seiner Größe dem Rathaus gleichkam.344 Aus der Stadtkasse stammten ferner die Gelder für regelmäßige Reparaturen am Sitz der städtischen Behörden,345 deren erster Quellennachweis von 1316 stammt.346 Der Rat trug die Kosten für Reparaturarbeiten an den Stadtmauern sowie am Straßenpflaster und finanzierte auch den Bau eines Wasserleitungsnetzes.347 In einem im Balthasar-Behem-Kodex erhaltenen Nekrolog zu Jan Olbracht wird erwähnt, dass der König 100 Mark für den Bau der Barbakane vor dem Florianstor bereitgestellt habe. Das übrige Geld stammte sicherlich von der Stadt.348 1452 ernannten die Ratsherren aus ihrem Kreis sechs namentlich aufgeführte Personen, die für den Bau einer Leinenbleiche und einer Tuchschneiderei sowie pro commodo civitatis verantwortlich waren. Curam et provisionem edificacionis wurden Johannes Teschner d. Ä. 338 339 340

341 342 343

344 345 346 347 348

Ebd., S. 160–161. Registra, S. 339; Sudacka, Budynek [Das Gebäude], S. 49. Pencakowski, Paweł, Kiedy powstał gotycki korpus bazylikowy kościoła Mariackiego w Krakowie i kto go budował? [Wann entstand der gothische Basilikabau der Marienkirche in Krakau und wer baute ihn?], in: Magistro et amico amici discipulique. Lechowi Kalinowskiemu w osiemdziesięciolecie urodzin, hg. v. Jerzy Gadomski, Kraków 2002, S. 245–255. Walczak, Przyczynek [Ein Beitrag], S. 21. Ebd., S. 52. Zlat, Mieczysław, Ratusz – zamek mieszczan. Symbolika typu architektonicznego i jego form [Das Rathaus – das Schloss der Bürger. Die Symbolik der Architektur und seiner Formen], in: Ratusz w miastach północnej Europy. Materiały z sesji „Ratusz w miastach nadbałtyckich”, Gdańsk 1997, S. 13–36; Komorowski, Waldemar, Krakowski ratusz w średniowieczu i domniemany dwór Artusa w Krakowie [Das Krakauer Rathaus im Mittelalter und der vermutete Artushof in Krakau], in: Rocznik Krakowski 64 (1998), S. 7–31. Wyrozumska, Kancelaria miasta [Die Kanzlei der Stadt], S. 46–47; Komorowski, Die städtebaulicharchitektonische Entwicklung, S.  249. ANK, Handschrift Nr. 1588, S. 34; ebd., Nr. 1589, S. 28, 148. Liber actorum, Nr. 166; Komorowski, Waldemar, Ratusze krakowskie [Die Krakauer Rathäuser], in: Krakowska Teka Konserwatorska 6 (2007), S. 21–81, hier S. 23–48. Sowina, Woda [Wasser]. Starzyński, Dwa nekrologi [Zwei Nekrologe], S. 133, 135.

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und Nicolaus Zeifrid (für die Leinenbleiche), Martin von Biecz und der Kürschner Conrad (für die Schneiderei) sowie Hermann Crancz d. J. und Martin Chmiel beauftragt.349 In jeder der erhaltenen Handschriften der Rechnungsbücher befinden sich Rubriken mit den Überschriften pavimenta, valve, ductura lapidum et avene. Die jährlichen Ausgaben schwankten in Abhängigkeit vom laufenden Bedarf. Im Jahr 1391 wurden für Almosen etwas mehr als fünf Mark verbucht, für den Bau und die Reparatur des Pflasters 15, für städtische Tore und Mauern hingegen über 50 Mark. Zehn Jahre später betrugen diese Ausgaben 30, 18 bzw. neun Mark.350 In den Gesetzen des Rates wurde auch die Aufrechterhaltung der Ordnung innerhalb des Stadtgebiets durch die Bürger thematisiert. Eine Willkür von 1373 forderte diese an den zur Straße liegenden Anwesen. Die Besitzer hatten außerdem für den Bau von Zugangsbrücken über Abwasserkanäle zu sorgen.351 Hierfür waren vom Rat entsprechende Mengen an Sand und Stein bereitzustellen.352 Wer ein Anwesen am Marktplatz besaß, musste bis zu einer Entfernung von 16 Ellen, gemessen von der Türschwelle, für Sauberkeit sorgen. Weiterhin mussten Unrat und Schmutz vor dem Haus entfernt werden. Zuvor hatten ihn die Hausbesitzer direkt auf dem Marktplatz entsorgt und der Stadt damit Schaden zugefügt, da die Stadt die Kosten für die Reinigung des Marktplatzes trug.353 Weitere Ordnungs- und Hygienevorschriften waren u.a. das Verbot der Talgschmelze,354 das Verbot der Entsorgung von Abwasser und Unrat direkt auf der Straße,355 das Schlachtverbot im Haus356 sowie das Verbot der Schweinehaltung auf städtischem Gebiet.357 Hinzu kamen Verordnungen zur innerstädtischen Sicherheit und zum Brandschutz. Die Pflicht zur Verteidigung der Stadtmauern lag bei den einzelnen Zünften. Der Stadtrat regelte allerdings durch Gesetze, welche Waffen sich in den Zeughäusern der einzelnen Handwerkerinnungen zu befinden hatten.358 Die Ratsherren waren verpflichtet, jährlich Waffen für die Stadt zu kaufen.359 Eine häufigere Bedrohung als Belagerungen waren allerdings Brände.360 Wer bei einem Brand nicht Alarm schlug, musste mit einer Geld- oder sogar mit einer Haftstrafe rechnen.361 In einer Willkür von 1375 wurde demjenigen städtischen Wasserträger, der als erster mit Wasser am Brandort eintraf, eine Belohnung in Höhe von einem Vierding bzw. 349 350 351 352 353 354 355 356 357 358

359 360 361

Cracovia artificum, Nr. 451; Sowina, Woda [Wasser], S. 319. Registra, S. 295. KDMK 2, Nr. 269, § 1; Patkaniowski, Krakowska rada miejska [Der Krakauer Stadtrat], S. 135. KDMK 2, Nr. 269, § 2. Ebd., Nr. 348, § 1; Patkaniowski, Krakowska rada miejska [Der Krakauer Stadtrat], S. 135; vgl. auch Wilkierze poznańskie [Die Posener Willküren], Nr. 37. KDMK 2, Nr. 334, § 16; Kutrzeba, Finanse [Die Finanzen], S. 44; Wyrozumski, Kraków [Krakau], S. 369. KDMK 2, Nr. 334, § 15; Patkaniowski, Krakowska rada miejska [Der Krakauer Stadtrat], S. 136. KDMK 2, Nr. 334, § 17. Ebd., § 76; Wyrozumski, Jerzy, Hodowla w średniowiecznym Krakowie [Die Tierzucht im mittelalterlichen Krakau], in: Wyrozumski, Cracovia, S. 403–410. KDMK 2, Nr. 305; Goliński, Mateusz, Uzbrojenie mieszczańskie na Śląsku od połowy XIV do końca XV w. [Die Bewaffnung der Bürger in Schlesien seit der Mitte des 14. bis zum Ende des 15. Jahrhunderts], in: Studia i Materiały do Historii Wojskowości 33 (1990), S. 35–49. KDMK 2, Nr. 316. Kutrzeba, Finanse [Die Finanzen], S. 116–117; Sowina, Woda [Wasser], S. 358–367. KDMK 2, Nr. 270, § 1, Nr. 334, § 35; Wilkierze poznańskie [Die Posener Willküren], Nr. 12.

2. Kompetenzen

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zwölf Groschen versprochen.362 Die Wasserträger waren dazu verpflichtet, immer ein gefülltes Wasserfass vorzuhalten, ansonsten drohte ihnen eine Strafe von einem Vierding. Dies wird u.a. durch einen Eintrag in den städtischen Rechnungsbüchern von 1395 bestätigt, wo einem gewissen Johannes Pfaffe ein Vierding zugesprochen wird, qui adduxit primum vas aque zu einem Brand, der im unweit des Marktplatzes gelegenen Haus des Ratsherrn Petrus Neorza wütete.363 Die Ratsherren beschlossen weiterhin, dass in jedem Stadtviertel an den Eckgebäuden Feuerhaken zu hängen hatten (fewerhocken).364 Bei einem Brand hatten sich alle Männer aus dem betroffenen Stadtviertel am Rathaus einzufinden und dort in Bereitschaft zu verharren.365 Den Brauern und Bäckern war es untersagt, mangelhafte Feueranlagen zu nutzen.366 1468 schließlich wurden die Bürger dazu verpflichtet, auf ihrem Anwesen mit Wasser gefüllte Fässer vorzuhalten, wobei dies in der Willkür lediglich für die Nacht erwähnt wird.367 Man beschäftigte sich auch mit dem Problem der losen frawen, welche die Männer bei der Brandbekämpfung störten; folglich wurde ihnen verboten, sich in der Nähe eines Feuers aufzuhalten.368 Verordnungen zum Brandschutz gab es in allen polnischen Städten. In der Sammlung der Posener Willküren ist u.a. eine Verordnung enthalten, in der das Betreten des Dachbodens mit einer Fackel oder ungeschützten Lampe untersagt wird.369 Aus dem 16. Jahrhundert existieren sogar gedruckte Brandschutzverordnungen mit Abbildungen der damals verwendeten Vorrichtungen zur Brandbekämpfung.370

2.7. Überwachung und Kontrolle der Zünfte

Ein wichtiges Element zur Monopolisierung der Macht des Rates in der Stadt war dessen uneingeschränkter Einfluss auf die Zünfte. In Krakau konnte der Rat seinen Einfluss auf die Zünfte vermutlich unter der Herrschaft des Hauses Anjou vergrößern. Zur Entstehung der „ersten Handwerkervereinigungen“ kam es bereits in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, worauf Feliks Kiryk hinweist.371 Obwohl das erste Verzeichnis der Zunftältesten erst aus dem Jahr 1398 bekannt ist,372 deuten mindestens zwei Fakten auf eine starke Stellung der Zünfte im Zeitraum davor hin. Erstens waren die Zunftmeister, Zunftältesten sowie die Gemeindeältesten schon 1329 362 363 364 365 366 367 368 369 370 371 372

Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 6. Registra, S. 310; Sowina, Woda [Wasser], S. 359. KDMK 2, Nr. 272, § 4. Ebd., § 41. Ebd., Nr. 270, § 2; Sowina, Woda [Wasser], S. 358–363. KDMK 2, Nr. 334, § 37. Ebd., § 45; Kriegk, Georg L., Deutsches Bürgerthum im Mittelalter, Bd. 2, Frankfurt am Main 1871, S. 276–285. Wilkierze poznańskie [Die Posener Willküren], Nr. 18. APG, Akta Miasta Gdańska, Bibliotheca Archivi, Handschrift Nr. 300, R/P 4. Kiryk, Feliks, Porządek cechowy w lokacyjnym Krakowie [Die Zunftordnung im rechtsstädtischen Krakau], in: Kraków. Studia z dziejów miasta, hg. v. Jerzy Rajman, Kraków 2007, S. 76–86, hier S. 77. Cracovia artificum, Nr. 124.

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Teil II: Der Stadtrat in den Jahren 1312 bis 1500

aktiv an der Regelung der Handelsbeziehungen zwischen Krakau und Neu Sandez beteiligt;373 zweitens stand den Zunftvertretern laut einer Verordnung Kasimirs des Großen von 1368 die Hälfte der Sitze im Stadtrat zu.374 In der Fachliteratur wurde bereits darauf hingewiesen, dass die Krakauer Zünfte nie eine besondere politische Rolle gespielt haben.375 „Eine charakteristische Eigenschaft der Zünfte war die Unterordnung unter den Stadtrat.“376 Der Rat konnte nicht nur über Gründung oder Wiedereinrichtung einer Zunft entscheiden, sondern er besaß vor allem das Recht zur Bestätigung der Zunftstatuten. Auch wenn diese in ihrer ursprünglichen Form auf den Sitzungen der einzelnen Zünfte formuliert worden waren, so musste die endgültige Fassung doch immer von den Ratsherren bestätigt werden, und ihr Einfluss auf den Wortlaut der einzelnen Verordnungen ist immer sehr deutlich sichtbar. Die Zunftstatuten regelten vor allem drei grundsätzliche Sachverhalte: die Aufnahmebedingungen, die Stellung und die Verpflichtungen der einzelnen Mitglieder sowie verschiedene Fragen zu Fertigung und Arbeit. Die Mehrzahl dieser Vorschriften wurde auf den Zunftversammlungen beschlossen, die ebenfalls einer festgelegten Prozedur unterlagen. Dann wurden sie dem Stadtrat zur Verabschiedung vorgelegt, und erst danach traten sie in der Stadt als verbindliches Gesetz in Kraft, wobei sie lediglich für eine spezielle Berufsgruppe galten. Die ältesten erhaltenen Krakauer Zunftordnungen stammen aus dem Jahr 1377; doch hat es sicherlich, wie ein Eintrag im Ratsbuch von 1394 vermuten lässt, auch ältere gegeben. Die hier beschriebene Regelung zur Herstellung von Tuch und Kleidern sollte auch in libro III, quo privilegia et presertim mechanicorum statuta vel observaciones sunt scripta,377 dokumentiert werden. Da also gegen Ende des 14. Jahrhunderts in der Stadtkanzlei ein eigenes Buch für die Erfassung der Statuten und Willküren über die Zünfte angelegt werden musste, war die Anzahl dieser Vorschriften sicherlich beträchtlich gewesen. Eine Untersuchung der erhaltenen Krakauer Zunftstatuten lässt erkennen, in welche Paragrafen bzw. Zunftaktivitäten der Stadtrat direkt einzugreifen versuchte. Vor der Bestätigung der einzelnen Statuten 373 374 375

376

377

KDMK 1, Nr. 16. Starodawne prawa [Alte Rechtsdenkmäler] 1, S. 226. Orzelska-Konarska, Barbara, Mistrzowie i czeladnicy. Pozycja społeczna czeladzi w cechach krakowskich w XV–XVII wieku [Meister und Gesellen. Die soziale Stellung der Gesellen in den Krakauer Zünften im 15. bis 17. Jh.], Warszawa 1968, S. 163–167; vgl. auch Wyrozumski, Kraków [Krakau], S. 331–371; Stesłowicz, Cechy krakowskie [Die Krakauer Zünfte], S. 277–333; Kiryk, Feliks, Etos pracy (podstawy gospodarcze formowania się Krakowa lokacyjnego 1257–1333) [Arbeitsethos (Wirtschaftliche Grundlagen für die Formierung des rechtsstädtischen Krakau 1257–1333)], in: Kraków – dziedzictwo lokacji. Materiały z sesji naukowej z dnia 21.4.2007, hg. v. Jan M. Małecki, Kraków 2008, S.  51–73; Wyrozumski, Jerzy, Korporacje zawodowe i  religijne w  średniowiecznym Krakowie [Berufs- und Religionsgemeinschaften im mittelalterlichen Krakau], in: Wyrozumski, Cracovia, S. 213–221; Noga, Zdzisław, Grupy zawodowe i przepływy międzygrupowe w Krakowie i miastach województwa krakowskiego w średniowieczu [Die Berufsgruppen und die Durchlässigkeit zwischen den Gruppen in Krakau und in den Städten der Krakauer Wojwodschaft im Mittelalter], in: Człowiek w średniowieczu, hg. v. Alicja Szymczakowa, Łódź 2009, S. 253–263. Bogucka, Maria, Gdańsk jako ośrodek produkcji w XIV–XVII w. [Danzig als ein Produktionszentrum im 14. bis 17. Jahrhundert], Warszawa 1962, S. 293; Neuburg, Clamor, Zunftgerichtsbarkeit und Zunftverfassung in der Zeit vom 13. bis 16. Jahrhundert. Ein Beitrag zur ökonomischen Geschichte des Mittelalters, Wiesbaden 21966, S. 17–88. Acta consularia, S. 111; Wyrozumski, Tkactwo [Die Weberei], S. 42.

2. Kompetenzen

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wurden diese auf der Versammlung des sitzenden Rates gelesen (zum Beispiel die Ordnung der Sattler).378 Die Ratsherren konnten deren Inhalt abändern. Ein direkter Einfluss des Rates auf die Tätigkeit der Zünfte ist jedoch nicht nur in der ältesten bekannten Zunftordnung der Krakauer Kürschner vom August 1377 zu finden, sondern auch im Wortlaut des von den Zunftältesten zu leistenden Schwures, der aus der Zeit Ende des 14. Jahrhunderts stammt. Die neu ernannten Vorsitzenden der Korporationen gelobten in erster Linie den Ratsherren die Treue; erst um 1407 wurde der Eid um die Person des Königs ergänzt. In einer um 1407 erfolgten Abänderung des Textes, die sich in der ältesten Sammlung der Krakauer Privilegien und Willküren befindet, sind wichtige Hinweise zur Einschränkung der Selbstständigkeit der Zünfte nachzuvollziehen. Die jeweiligen Zunftältesten verpflichteten sich danach per Eid dazu, keine neuen Gesetze zu beschließen und auch keine Versammlungen untereinander einzuberufen, sofern der Rat nichts davon wusste.379 Im dritten Paragrafen der erwähnten Zunftordnung der Kürschner von 1377 wird eine der wesentlichen Voraussetzungen für die Aufnahme in die Zunft beschrieben, nämlich die Erlangung des Bürgerrechts durch den Kandidaten.380 Die Zuerkennung der Bürgerschaft zählte zu den Kompetenzen des Rates.381 Diese Bedingung sine qua non findet sich auch in den übrigen Zunftstatuten.382 Die Vertreter der verschiedenen Handwerksberufe hatten bei der Aufnahme in die Krakauer Bürgerschaft eine Gebühr in unterschiedlicher Höhe zu entrichten; am meisten mussten Kaufleute und Schankwirte zahlen, am wenigsten Krämer und Täschner.383 Waffenhersteller hatten dagegen statt Bargeld Waffen abzuliefern.384 Wenn die Ratsherren von Kazimierz und Kleparz eine Bescheinigung über die Lehrzeit in einer Zunft auszufertigen hatten, wobei hier selbstverständlich eine Gebühr zu entrichten war, musste in vergleichbaren Fällen sicher darüber auch in Krakau entschieden werden.385 Unter den übrigen Vorschriften der ältesten erhaltenen Krakauer Zunftordnung, bei deren Nichteinhaltung eine Geldstrafe drohte (wie zum Beispiel Verspätung bei Zunftversammlungen,386 das Tragen von Waffen,387 der Gebrauch von Schimpfworten388 oder das Fehlen beim Begräbnis eines Zunftmitglieds389), treten zwei besonders hervor, bei deren Erlass die Ratsherren sicherlich mitgewirkt hatten. Wenn ein Meister in der Fertigung eine nicht der Zunft angehörende Person beschäftigte, so musste er 12 Groschen Strafe zahlen, wovon die Hälfte in die Stadtkasse floss.390 Wenn ein 378 379 380 381

382 383 384 385 386 387 388 389 390

KDMK 2, Nr. 333: welche artikel vor vns yn sitczendem rothe sint gelezen vnd von yn offgenommen zeyn vnd vorwilkort czw halden. Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] III, Nr. 1; KDMK 2, Nr. 333, § 20. KDMK 2, Nr. 273, § 3; Stesłowicz, Cechy krakowskie [Die Krakauer Zünfte], S. 281–282. Księgi przyjęć [Bürgerbücher], S. XI–XXIV; Ptaśnik, Jan, Obywatelstwo miejskie w dawnej Polsce (na tle stosunków Krakowa) [Die Stadtbürger im alten Polen (vor dem Hintergrund der Beziehungen Krakaus)], in: Przegląd Warszawski 1 (1921), S. 146–165. KDMK 2, Nr. 274, § 14, Nr. 301, § 6, Nr. 314, § 1 u.a. Księgi przyjęć [Bürgerbücher], S. XV. Ebd., S. XVI. KDMK 2, Nr. 325, § 2, Nr. 327, § 12; Stesłowicz, Cechy krakowskie [Die Krakauer Zünfte], S. 290. KDMK 2, Nr. 273, § 7–8. Ebd., § 10. Ebd., § 11. Ebd., § 9. Ebd., § 4.

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Teil II: Der Stadtrat in den Jahren 1312 bis 1500

Zunftangehöriger ertappt wurde, dass er altes Fell in ein neues Produkt einarbeitete, wurde die Ware beschlagnahmt, wobei das Geld aus dem Verkauf zu zwei Dritteln an die Stadt floss und zu einem Drittel an die Zunft ging.391 Die genannten Strafen sind ein Beleg dafür, dass sie nicht auf einer einzigen Sitzung der Kürschnerzunft beschlossen worden sein konnten. Natürlich sind dies nicht die einzigen Belege für das Eingreifen des Rates in die Tätigkeit der städtischen Handwerkervereinigungen. In der Zunftordnung der Goldschmiede von 1489 ist ein wichtiger Beschluss zum Kompetenzbereich der Zunftgesetzgebung zu finden. So konnte eine Person Berufung beim Stadtrat einlegen, wenn sie die Entscheidung eines Zunftgerichts nicht akzeptieren wollte.392 Außerhalb der Zuständigkeit des Zunftgerichts lagen schwerere Fälle (z. B. Statut der Schneider von 1434)393 sowie der Betrug mit Maßen und Gewichten (z. B. 1. Statut der Goldschmiede von 1475).394 Im selben Statut wurde auch festgelegt, dass ein Handwerker, der bereits dreimal mit „schlechten Arbeiten“ aufgefallen war, seine Arbeit verlieren sollte, falls man ihn dieses Vergehens ein viertes Mal überführte. Die Zunftältesten waren dann dazu verpflichtet, seine Werkstatt zu schließen und dem Rat Bericht zu erstatten.395 In den Statuten der Gürtelmacher und Glockengießer (1412) heißt es weiterhin, dass ein Handwerker nur von ihm selbst hergestellte Erzeugnisse verkaufen dürfe; sollte aber jemand feststellen, dass der Handwerker Waren „fremder Herkunft“ veräußerte, so konnte er sie beschlagnahmen und zum Rathaus bringen, wo er den Ratsherren Bericht zu erstatten hatte.396 Wo eine eigentlich in den Zuständigkeitsbereich des Zunftgerichts fallende Sache vor den Rat kam und die Ratsherren der Meinung waren, die Zunftältesten seien in diesem Falle zur Klärung verpflichtet, drohte dem Kläger eine Strafe für die Missachtung des Zunftrechtes (Statut der Bäcker von 1458).397 Die Missachtung der Urteile der Zunftgerichte wurde durch den Rat ebenfalls streng bestraft (Statut der Böttcher von 1455).398 Weitere Vorschriften regelten Strafen für den so genannten „Blauen Montag“. Die Meister durften dem Rat nicht verschweigen, wenn ihre Gesellen am Montag nicht arbeiteten.399 Ebenso griff der Rat bei Vergehen der Zunftgenossen ein.400 Der Krakauer Stadtrat übte auch die Kontrolle über die Finanzen der Zünfte aus. Im zweiten Statut der Goldschmiede von 1489 wird erwähnt, dass die Ausgaben für 391 392 393 394 395 396

397 398 399 400

Ebd., § 13. Ebd., Nr. 344, § 4; Pietrusiński, Złotnicy krakowscy [Die Krakauer Goldschmiede], S. 68–69. KDMK 2, Nr. 311, § 10: bussen; Stesłowicz, Cechy krakowskie [Die Krakauer Zünfte], S. 310. KDMK 2, Nr. 338, § 9: von vngerechtem gewichte. Ebd., § 8: von boezer arbeit; Pietrusiński, Złotnicy krakowscy [Die Krakauer Goldschmiede], S. 61. Sękowski, Kazimierz, Statuty krakowskiego cechu konwisarzy i ludwisarzy z roku 1412 i 1512 jako źródło do historii techniki [Die Statuten der Krakauer Zünfte der Zinngießer und der Glockengießer aus dem Jahr 1412 und 1512 als Quelle zur Technikgeschichte], in: Kwartalnik Historii Nauki i Techniki 29 (1984), S. 399–429, hier S. 416–419, § 16–17. KDMK 2, Nr. 328, § 8: Wer sich vor den herren czeweth; Stesłowicz, Cechy krakowskie [Die Krakauer Zünfte], S. 308. KDMK 2, Nr. 314, § 18; Stesłowicz, Cechy krakowskie [Die Krakauer Zünfte], S. 310. KDMK 2, Nr. 279, 280, § 1; Stesłowicz, Cechy krakowskie [Die Krakauer Zünfte], S. 294. Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 10; Grodecki, Roman, Z  dziejów walki klasowej w rzemiośle i w górnictwie polskim [Zur Geschichte des Klassenkampfes im polnischen Handwerk und Bergbau], in: Kwartalnik Historyczny 61 (1954), S. 137–149, hier S. 137–142; Mitkowski, Wiadomość o strajkach [Die Nachricht über die Streiks], S. 33–37.

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Baumaßnahmen nicht nur von der gesamten Zunft, sondern auch vom Stadtrat genehmigt werden mussten.401 Außerdem wurde streng verboten, Zunftgeheimnisse öffentlich preiszugeben; lediglich die Ratsherren durften in Kenntnis gesetzt werden (Statut der Hutmacher von 1377).402 Der Rat war auch für die Aufrechterhaltung der Rechtsgültigkeit der Zunftordnung verantwortlich.403 Die in den mittelalterlichen Zunftordnungen gesammelten Vorschriften stellen nicht nur die Basis für eine umfassende Untersuchung der Geschichte des Krakauer Handwerks dar. Sie dokumentieren auch die Erweiterung der Prärogative des Krakauer Rates und zeigen dabei auf, wie weit der tatsächliche Einfluss der Ratsherren reichte und wie viele Bereiche des innerstädtischen Lebens vom Rat kontrolliert wurden. Die Zünfte, so Henryk Samsonowicz, „bildeten Gruppenverbände, in denen sich berufliche und gesellschaftliche Normen sowie vor allem Formen religiösen Lebens herausbildeten.“404 Dieses Bild, so muss hinzugefügt werden, wurde in Wirklichkeit durch die Gesetze der Stadträte geformt, die dadurch die Kontrolle über das städtische Handwerk ausübten. Der Inhalt der mittelalterlichen Krakauer Willküren findet sich in ähnlicher Form auch in der Gesetzgebung anderer polnischer Städte wieder. Das ist vor allem auf die gemeinsame Grundlage des deutschen Rechts in verschiedenen Formen zurückzuführen, im Einzelnen auf das Lübecker, Magdeburger, Kulmer und Neumarkter Recht. Unterschiede ergaben sich dabei aus den lokalen Verhältnissen der einzelnen Städte. Vergleicht man das vorhandene Quellenmaterial, werden ähnliche Probleme der einzelnen Stadträte sichtbar – angefangen von der Form der Machtausübung über die Sicherung städtischer Interessen (z. B. eine ähnliche Politik der Städte mit Stapelrecht gegenüber fremden Kaufleuten), die Regulierung des Verkaufs von Lebensmitteln bis zu Fragen des Brandschutzes, der Sauberkeit und der Sittlichkeit in der Stadt. Die Studien zur gesetzgeberischen Tätigkeit des Krakauer Stadtrates bilden eine der Grundlagen für die Untersuchung von Übernahme und Funktionsweise des deutschen Rechts auf polnischem Gebiet. Der Stadtrat tritt hier in erster Linie als Institution auf, die eine Machtkonzentration in seinen Händen anstrebte. Wie Bartłomiej Groicki ausführt, sollten die Ratsherren „über das Gemeinwohl befinden, das Gemeingut mehren und mögliche Schäden vom Gemeinwohl abwenden sowie […] Missständen in der Stadt vorbeugen.“405 Zur Umsetzung dieser Ziele diente als Instrument die Gesetzgebung der jeweiligen Gemeinde. Eine Analyse der Texte verdeutlicht die Befugnisse, die der Krakauer Stadtrat in den Jahren nach der Niederschlagung des Aufstands unter Vogt Albert erlangte, als er die Macht in der Stadt in seine Hände nahm und seine langfristigen Bemühungen verstärkte, Einfluss auf nahezu alle Bereiche des Lebens intra muros civitatis zu gewinnen. 401 402

403 404 405

KDMK 2, Nr. 344, § 2; Pietrusiński, Złotnicy krakowscy [Die Krakauer Goldschmiede], S. 68. KDMK 2, Nr. 274, § 12: hemlichkeit offembaren; Chotkowski, Władysław, Rzemiosła i cechy krakowskie [Das Krakauer Handwerk und die Zünfte], Kraków 1891, S. 35; Stesłowicz, Cechy krakowskie [Die Krakauer Zünfte], S. 297. KDMK 2, Nr. 338. Samsonowicz, Henryk, Die Zünfte im mittelalterlichen Polen, in: Acta Poloniae Historica 52 (1985), S. 45–64, hier S. 47. Groicki, Porządek sądów [Die Gerichtsordnung], S. 30.

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Teil II: Der Stadtrat in den Jahren 1312 bis 1500

EXKURS 1: Bemühungen um das Patronat der Marienkirche

Besondere Aufmerksamkeit verdienen die Beziehungen des Krakauer Stadtrates zur Marienkirche. Bereits seit Beginn des 14. Jahrhunderts hatten einzelne Bürger dieses Gotteshaus in ihren Vermächtnissen bedacht.406 Ein Beispiel hierfür ist die Beteiligung des Ratsherrn und Truchsesses von Sandomir, Nicolaus Wirsing, am Umbau des romanischen Presbyteriums.407 Ebenfalls ist bekannt, dass die Ratsherren gemeinsam mit dem Vogt und den Schöffen bereits seit den 1330er Jahren einen Kirchenverwalter benannten. In den Quellen wird ein stärkeres Interesse des Rates an der Kirche jedoch erst seit den 1390er Jahren sichtbar.408 Die vom Rat zur Unterhaltung und zum Bau einer neuen Basilika beigesteuerten Summen waren jedoch bescheiden. Interessant erscheint hier ein Beschluss des Rates, der auf einer Sitzung 1397 gefasst wurde. Demnach sollten 20 Mark für Malereien am neuen Gewölbe gezahlt werden. Gleichzeitig schränkten die Ratsherren jedoch ein, falls irgendjemand testamentarisch oder anderweitig der Kirche Geld zukommen lasse, habe die Stadt diese 20 Mark nicht zu zahlen.409 Ein gewisser Meister Nicolaus, mit dem die Stadt einen Vertrag über die Malerei von drei Kreuzen im Gewölbe geschlossen hatte (für jedes einzelne sollte die Stadt ihm 20 Viertelmarkstücke zahlen), stand bei der Ausführung der Arbeiten unter erheblichem Druck. In einem Eintrag heißt es nämlich, falls er den Auftrag nicht bis zum nächsten Tag Johannes des Täufers ausführe, habe er den Ratsherren das Geld zurückzuerstatten; andernfalls drohte ihm das Turmverlies.410 In den 1390er Jahren bemühten sich die Krakauer Ratsherren bei der Römischen Kurie um das Patronatsrecht für die Marienkirche. Ein entsprechender Beschluss wurde nahezu einstimmig auf einer Sitzung am 22. Mai 1395 gefasst. Lediglich zwei der anwesenden Ratsherren sprachen sich dagegen aus, Jan Piczczin sowie Stanisław von Mochau.411 Die Bemühungen waren jedoch nicht gänzlich von Erfolg gekrönt. Dank der Vermittlung von Königin Jadwiga bei Papst Bonifatius IX. erhielt der Rat lediglich das Patronat für einige Altäre412 sowie das Recht zur Ernennung des

406

407 408 409 410 411 412

Piwowarczyk, Elżbieta, Legaty na kościół Panny Marii (Mariacki w Krakowie (XIV–XV w.). Przyczynek do badań nad religijnością miejską [Vermächtnisse für die Marienkirche in Krakau (14.–15. Jh.). Ein Beitrag zur Erforschung der städtischen Religiosität], in: Rocznik Krakowski 72 (2006), S. 5–23. Walczak, Marek, Rzeźba architektoniczna w  Małopolsce za czasów Kazimierza Wielkiego [Die Bauplastik während der Regierungszeit Kasimirs des Großen], Kraków 2006, S. 175–236. Friedberg, Założenie i początkowe dzieje [Die Geschichte der Gründung und der Anfänge], S. 1–31; Piwowarczyk, Mieszczańska „katedra” [Die „Kathedrale” des Bürgertums], S. 29, 30–38. Acta consularia, S. 162. Ebd., S. 159. Ebd., S. 129. KDMK 1, Nr. 86; Piwowarczyk, Elżbieta, Fundacje XIV-wiecznych ołtarzy w kościele Mariackim w Krakowie i ich uposażenie do roku 1529 [Die Stiftungen der Altäre aus dem 14. Jahrhundert in der Marienkirche in Krakau und ihre Ausstattung bis zum Jahr 1529], in: Charisteria Tito Górski oblata, hg. v. Stanisław Stabryła/Roman M. Zawadzki, Kraków 2003, S. 199–217.

2. Kompetenzen

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Küsters.413 Die päpstliche Bulle wurde auf Bitten der Ratsherren von Bischof Petrus Wysz bestätigt, der gleichzeitig dem damaligen Küster Johannes Krantz antrug, den Kirchenschatz zu inventarisieren.414 Weitere Bemühungen der Ratsherren um das Patronatsrecht finden ihren Ausdruck in einem angeblich königlichen Brief an Papst Bonifatius IX., der im ältesten Ratsbuch unter den Einträgen von 1398 zu finden ist und sicherlich in der Stadtkanzlei verfasst wurde.415 Es kann jedoch nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob der König diesen Brief tatsächlich zu Gesicht bekam. In diesem Schreiben wird von einem Streit zwischen dem Propst und dem Rektor der Kirche über die Einnahmen aus der neu gegründeten Propstei berichtet. Daher bat man den Papst, die Propstei aufzuheben und die Patronatsrechte dem Rat zu übertragen. Laut Marian Friedberg müssen diese Bestrebungen der Ratsherren schnell vom Krakauer Bischof unterbunden worden sein, der das Patronatsrecht für die Marienkirche tatsächlich ausübte.416 1398 kam es auch zu einem Streit zwischen dem Rat und dem Rektor der Kirche, Paulus, der sich, wie es in den Quellen heißt, „für einen Pfarrer hielt,“417 und von seinem Amt enthoben wurde, nachdem ihm die Unterstützung des Bischofs versagt geblieben war.418 In den Rechnungen von 1403 wird weiterhin die Zahlung von einer Mark für einen namentlich nicht genannten Kaplan erwähnt, der eine Bulle aus Rom mitbrachte, in der dem Erzpriester der Marienkirche das Recht zugestanden wurde, sich der Pontifikalinsignien zu bedienen sowie in Fällen, die zuvor dem Bischof oblagen, die Beichte abzunehmen.419 Die Bemühungen des Rates um das Patronat wurden jedoch durchkreuzt, als dasselbe 1415 vom König erlangt wurde.420 Da die meisten Rechnungsbücher aus dem 15. Jahrhundert nicht erhalten sind, können keine Aussagen darüber getroffen werden, ob und in welchem Ausmaß sich der Stadtrat an der Erhaltung der Marienkirche finanziell beteiligte. In einer Handschrift von 1408 bis 1410 finden sich einige bislang nicht untersuchte Einträge über Ausgaben für Bauarbeiten an der Kirche.421 1438 zahlten die Ratsherren 16 Mark und zehn Scot reinen Silbers für den Erwerb einer neuen Monstranz.422 Während des gesamten 15. Jahrhunderts übten sie mit Sicherheit das Patronatsrecht für einige Altäre und neu gegründete Ministerien aus.423 1478 erhielt der Nordturm, der zu 413 414

415 416 417 418 419 420 421 422 423

KDMK 1, Nr. 87. KDMK 2, Nr. 399; Seńko, Piotr Wysz, S. 300–302; vgl. auch Najdawniejsze inwentarze skarbca Kościoła N. P. Marii w Krakowie z XV wieku [Die ältesten Inventare der Schatzkammer der Marienkirche in Krakau aus dem 15. Jahrhundert], hg. v. Franciszek Piekosiński, Kraków 1899. Acta consularia, S. 186. Friedberg, Założenie i początkowe dzieje [Die Geschichte der Gründung und der Anfänge], S. 19–20; Piwowarczyk, Mieszczańska „katedra” [Die „Kathedrale” des Bürgertums], S. 32. Acta consularia, S. 180. Friedberg, Założenie i początkowe dzieje [Die Geschichte der Gründung und der Anfänge], S. 25. Registra, S. 272; Friedberg, Założenie i początkowe dzieje [Die Geschichte der Gründung und der Anfänge], S. 25–26. KDKK 2, Nr. 557; Friedberg, Założenie i początkowe dzieje [Die Geschichte der Gründung und der Anfänge], S. 26–27. ANK, Handschrift Nr. 1594, S. 64–65, 73, 75, 86, 91. Cracovia artificum, Nr. 331; Piwowarczyk, Dzieje [Die Geschichte], S. 170–171. Joannis Długosz senioris canonici Cracoviensis liber beneficiorum dioecesis Cracoviensis nunc primum e codice autographo editus, Bd. 2, hg. v. Aleksander Przezdziecki, Cracoviae 1864, S. 1–5; Piwowarczyk, Elżbieta, Fundacje XV-wiecznych ołtarzy w kościele Mariackim w Krakowie i ich uposażenie do roku

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Teil II: Der Stadtrat in den Jahren 1312 bis 1500

Beginn des 15. Jahrhunderts um zwei Etagen erhöht worden war, seinen bis heute erhaltenen Helm. Seither symbolisierte er „die mit einer Krone geschmückte ideologische Mitte der Stadt, die eine Verbindung zwischen der irdischen Sphäre und dem sacrum darstellt.“424 Zu den letzten größeren baulichen Veränderungen am Gotteshaus kam es in den 1470er Jahren mit der Errichtung des Hochaltars von Veit Stoß.425 Auch wenn der Rat die Arbeiten durch dafür eigens benannte Vertreter überwachen ließ, war er an der Finanzierung nicht beteiligt, obwohl der Altar consilio [d. h. des Rates, M. S.] et maiori parte assessu begonnen worden waren. Im feierlichen Einweihungsakt, der aus einer interpolierten lateinischen Kopie des 17. Jahrhunderts sowie zwei Übersetzungen ins Polnische (eine stammt vom Ende des 16. Jahrhunderts, die andere vom Beginn des 17. Jahrhunderts) bekannt ist, wird angeführt, dass sich die Gesamtkosten auf 2.808 Mark beliefen, wobei de pretorio aut aerario publico nihil datum est.426 1483 beschlossen die Ratsherren dagegen (wohl nachdem sie einige Fragmente des Altars in der Werkstatt des Meisters zu Gesicht bekommen hatten), Stoss aufgrund seiner Verdienste für Krakau von sämtlichen Abgaben zu befreien.427 Im darauffolgenden Jahr wurde Stoß unter die Ältesten der Zunft der Maler und Bildhauer gewählt,428 obwohl er keine städtischen Bürgerrechte besaß.429 Der 1489 im Presbyterium errichtete Altar beeindruckte nicht nur die Bürger, aus deren Abgaben er bezahlt worden war, sondern auch den Rat – die Vertretung und das „Herz der Stadt.“430 Bożena Wyrozumska hat die Beziehungen des Krakauer Stadtrates zur Marienkirche zu dessen kulturellen Aktivitäten gezählt.431 Es soll jedoch auch daran erinnert werden, dass sich der Rat als wichtigste städtische Körperschaft ähnlich den Zünften und religiösen Bruderschaften auch religiös betätigte. Bereits 1375 erließen die Ratsherren eine vom Krakauer Bischof Florian Mokrski bestätigte Willkür, in der der Stadtkaplan (stat caplan) zur Abhaltung heiliger Messen im Rathaus verpflichtet wurde. Am Rand der Seite, auf der dieser Beschluss im so genannten Grabowski-Kodex verzeichnet ist, findet sich das Wörtchen non, woraus man schließen kann, dass er letztlich nicht in Kraft getreten ist.432 Im Rathaus gab es damals mit Sicherheit keine eigene Kapelle. Hätte es eine solche Kapelle gegeben, so hätten sich die Ratsherren sicherlich nicht um eine Genehmigung zur Nutzung eines Tragaltars

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431 432

1529 [Die Stiftungen der Altäre aus dem 15. Jahrhundert in der Marienkirche in Krakau und ihre Ausstattung bis zum Jahr 1529], in: Folia Historica Cracoviensia 10 (2004), S. 305–326. Komorowski, Die städtebaulich-architektonische Entwicklung, S. 266. Friedberg, Ołtarz krakowski [Der Krakauer Altar] , S. 673–706. Cracovia artificum, Nr. 1028, S. 313–314, Anm. 44; vgl. Friedberg, Ołtarz krakowski [Der Krakauer Altar], S. 673–706. Cracovia artificum, Nr. 862. Ebd., Nr. 869. Friedberg, Ołtarz krakowski [Der Krakauer Altar], S. 695–706. Isenmann, Ratsliteratur, S. 255; Zlat, Mieczysław, Nobilitacja przez sztukę – jedna z funkcji mieszczańskiego mecenatu w XV i XVI w. [Nobilitierung durch Kunst – eine Funktion des bürgerlichen Mäzenatentums im 15. und 16. Jahrhundert], in: Sztuka miast i  mieszczaństwa XV–XVIII wieku w Europie Środkowowschodniej, hg. v. Jan Harasimowicz, Warszawa 1990, S. 77–101. Wyrozumska, Kancelaria miasta [Die Kanzlei der Stadt], S. 111. Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 5.

2. Kompetenzen

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im Rathaus bemüht, die sie 1383 erlangten.433 In den Rechnungen des 15. Jahrhunderts finden sich Einträge über Geldzahlungen an den Kaplan für das Lesen von Messen im Rathaus.434 Unter Berücksichtigung der Erkenntnisse Marek Walczaks, der die oben erwähnten Einträge jedoch nicht gekannt hat, ist anzunehmen, dass die Messen im geräumigen, reich dekorierten und gewölbten Saal im zweiten Stockwerk des Turmes abgehalten wurden, an dessen Wänden sich Steinbänke befanden und „der mit Sicherheit als erste Kapelle im Rathaus fungierte.“435 Zu den religiösen Aktivitäten können auch die in der Rubrik elemosine erfassten Einträge in den Rechnungsbüchern gezählt werden. Dazu gehören Beträge für Blumen, die vor der Eucharistie ausgestreut wurden – sicherlich während der Fronleichnamsprozession, sowie Zahlungen an Kranke, Konvertiten und Arme.436

EXKURS 2: Der Stadtrat und die Erneuerung der Universität437

Seit Beginn der 1390er Jahre bemühte sich der Stadtrat, wohl im Einverständnis mit dem königlichen Hof, mit dem Prager Professor Matthaeus, einem Sohn des Krakauer Notars Conrad, einen der herausragenden Theologen seiner Zeit nach Krakau zu locken.438 In der Fachliteratur wird er fälschlicherweise der Familie der Stadtschreiber zugeordnet, die angeblich mit den bekannten Krakauer Familien Krantz und Vigandi439 verwandt gewesen sein soll. Als Matthaeus 1397 zum zweiten Mal in Krakau weilte, um die theologische Fakultät einzurichten, bot ihm die Stadt einen lebenslangen Zins in Höhe von 40 Mark an, sollte er sich dafür entscheiden, auf Dauer in der Stadt zu bleiben.440 Das Interesse des Stadtrats an der Erneuerung der Universität ergab sich jedoch nicht nur aus Prestigegründen. Als Hauptstadt des Königreichs Polen stand Krakau mit einer Universität vor völlig neuen Entwicklungsmöglichkeiten. Die Stadt wurde zu einer der wenigen Universitätsstädte Europas, in deren Mauern die künftige Elite der Jagiellonenmonarchie ihre Ausbildung erwerben sollte. Unter den Bürgersöhnen, die ein Studium aufnahmen, waren Johannes Orient, Nicolaus Vigandi, die Brüder Bernard und Benedict Hesse, Balthasar

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439 440

KDMK 1, Nr. 59, 85. ANK, Handschrift Nr. 1594, S. 25. Walczak, Przyczynek [Ein Beitrag], S. 47. ANK, Handschrift Nr. 1595, S. 61; vgl. auch Zaremska, Jewish Converts, S. 15–27. Starzyński, Civitas nostra, S. 91–93. Registra, S. 231–232; Kozłowska-Budkowa, Odnowienie Jagiellońskie [Die Jagiellonische Erneuerung], S. 37–43; Wyrozumska, Kancelaria miasta [Die Kanzlei der Stadt], S. 112, 117–120; Kowalczyk, Maria, Odnowienie Uniwersytetu Krakowskiego w świetle mów Bartłomieja z Jasła [Die Erneuerung der Universität Krakau im Lichte der Reden des Bartłomiej von Jasło], in: Kowalczyk, Maria, Colligite fragmenta ne pereant […] Studia z dziejów Uniwersytetu Krakowskiego w średniowieczu, Kraków 2010, S. 87–100. Nuding, Matthias, Matthäus von Krakau. Theologe, Politiker, Kirchenreformer in Krakau, Prag und Heidelberg zur Zeit des Großen Abendländischen Schismas, Tübingen 2007, S. 23, 127. Acta consularia, S. 166.

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Behem sowie Johannes Heydeke. Einige von ihnen standen später verschiedenen Fakultäten der Krakauer Hochschule vor, andere fanden Beschäftigung in der Stadtkanzlei.441 Dieses Thema bedarf jedoch einer gesonderten Untersuchung.

441

Kozłowska-Budkowa, Odnowienie Jagiellońskie [Die Jagiellonische Erneuerung], S. 42–43; Koller, Heinrich, Stadt und Universität im Spätmittelalter, in: Stadt und Universität im Mittelalter und in der frühen Neuzeit, hg. v. Erich Maschke/Jürgen Sydow, Sigmaringen 1977, S. 9–26; Wyrozumski, Jerzy, La ville et l’université. Les plus anciennes fondations universitaires en Europe Centrale, in: L’université et la ville au moyen âge et d’autres questions du passé universitaire, hg. v. Jerzy Wyrozumski, Kraków 1993, S. 15–26; Bartoszewicz, Agnieszka, Piśmienność mieszczańska w późnośredniowiecznej Polsce [Die Schriftlichkeit des Bürgertums im spätmittelalterlichen Polen], Warszawa 2012, S. 53–62.

3. HANDELSVERBINDUNGEN UND HANDELSPOLITIK

3.1. Geschenke als Mittel zur Politikausübung

In einer Monografie über die Funktionen und Bedeutung von Geschenken in der Politik einiger deutscher Städte an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit hat Valentin Groebner Geschenke als ein Mittel der Politikausübung bezeichnet.442 Der Brauch des Schenkens bei verschiedenen Anlässen ist seit dem Altertum bekannt und stand im Mittelalter im Dienst der Diplomatie.443 Geschenke waren Ausdruck des Wohlwollens und der gegenseitigen Achtung, die sich die Herrscher der einzelnen Länder sowie ihre Untertanen entgegenbrachten, gleichzeitig aber auch ein Zeichen ihrer Macht und Stärke. In der Regel knüpften die Schenkenden an Geschenke Erwartungen konkreter Gegenleistungen seitens der Beschenkten. Dabei standen sie oft gewissermaßen an der Schwelle zwischen Politik und Propaganda. Außerdem waren sie ein gängiges Mittel zur Machtausübung. Unter den Geschenken, die aus der polnischen Diplomatie des Mittelalters überliefert sind, befanden sich zum Beispiel solch außergewöhnliche wie ein Kamel, das Herzog Mieszko I. Kaiser Otto III. bei einem Treffen im Jahr 986 schenkte, als er das alte Bündnis mit dem Kaiserreich aus dem Jahr 963 erneuerte,444 oder ein Löwenpaar, das Władysław Jagiełło 1406 von florentinischen Kaufleuten erhielt, die ihn gleichzeitig baten, ihnen Freiheiten im Königreich Polen zu gewähren.445 Auch für die Politik der städtischen Selbstverwaltungen spielten Geschenke im Mittelalter eine wichtige Rolle. So wies der Erfurter Notar Johannes Rothe (1350–1434) bereits in einem im letzten Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts in Versen verfassten Werk über die Machtausübung des Stadtrats die Ratsherren darauf hin, dass Geschenke für verschiedene einflussreiche Persönlichkeiten ebenso wichtig seien wie der Schutz der 442 443

444 445

Groebner, Gefährliche Geschenke, S. 41–45. Hannig, Jürgen, Ars donandi. Zur Ökonomie des Schenkens im frühen Mittelalter, in: Armut, Liebe, Ehre. Studien zur historischen Kulturforschung, hg. v.  Richard van Dülmen, Frankfurt am Main 1988, S. 1–37; Quirini-Popławska, Danuta, Funkcja polityczno-propagandowa podarunków w  późnym średniowieczu i  renesansie [Die politisch-wirtschaftliche Funktion von Geschenken im Spätmittelalter und in der Renaissance], in: Mare apertum. Przepływ idei, ludzi i  rzeczy w  świecie śródziemnomorskim, hg. v. Danuta Quirini-Popławska, Kraków 2007, S. 223–236, hier S. 223–225. Die Chronik des Bischofs Thietmar von Merseburg, hg. v. Robert Holtzmann, München 21996, S. 140. Codex epistolaris 1/1, Nr. 33.

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Stadtmauern.446 In Krakau wurden die Ausgaben pro honore im städtischen Rechnungsbuch in einer eigenständigen Rubrik erfasst.447 Da sich das aus dem Mittelalter zu diesem Thema überlieferte Quellenmaterial auf elf Handschriften aus den Jahren 1390 bis 1410, 1414, 1431 und 1487 beschränkt, kann eine ausführliche Untersuchung der Krakauer „Geschenkpolitik“ lediglich für die Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert vorgenommen werden. Die Stellung Krakaus als eines der bedeutendsten Handelszentren der Monarchie der Piasten und Jagiellonen bildete sich nicht nur aufgrund der besonderen geografischen Lage der Stadt heraus, sondern auch infolge der aus dieser Lage resultierenden rasanten wirtschaftlichen Entwicklung.448 Die Bedeutung von Handelsprivilegien, mit denen die Krakauer Kaufleute ihre Position im In- und Ausland festigten, darf für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt ebenfalls nicht unterschätzt werden. Obwohl Stanisław Kutrzeba zuzustimmen ist, dass von diesen Privilegien unmittelbar nur die Kaufmannschaft profitierte,449 muss doch darauf hingewiesen werden, dass indirekt auch die lokalen Händler und Handwerker profitierten. Die Bemühungen um Handelsprivilegien gehörten folglich zu den wichtigsten Aufgaben des Stadtrats, der ja vor allem die Krakauer Kaufmannschaft repräsentierte. Unabhängig von den wechselnden politischen Verhältnissen mussten die Krakauer ständig gute Beziehungen zu den jeweils Herrschenden unterhalten, die jederzeit die Möglichkeit hatten, sich in die inneren Angelegenheiten der Stadt einzumischen. So hat beispielsweise Władysław Ellenlang im Zuge seines Vorgehens gegen die revoltierenden Bürger 1312 die geltenden Krakauer Privilegien für ungültig erklärt,450 während Kasimir Jagiellończyk die Stadt 1487 mit einer hohen Geldstrafe belegte, als die Krakauer sich weigerten, eine vom Sejm beschlossene Steuer zu entrichten.451 Daher überrascht es, dass Geschenke, die dem Herrscher direkt überreicht wurden, in den erhaltenen Rechnungsbüchern keineswegs die größte Gruppe darstellen. Auf der Innenseite des Einbands des ältesten Rechnungsbuchs aus dem Jahr 1390 befinden sich undatierte Vermerke darüber, dass Władysław Jagiełło Tücher im Wert von 150 Mark geschenkt wurden, wobei es in einem dieser Einträge heißt, diese Schenkung sei in pretorio erfolgt. Der Rat stellte dem König auch einen Kutscher, qui duxit thesaurum regis in Scarbimiriam, oder zahlte ihm zu einem nicht näher bestimmten Zweck die Summe

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Johannes Rothes Ratsgedichte, hg. v. Herbert Wolf, Berlin 1971, S. 47; Williams, Gerhild S., Adelsdarstellung und adeliges Selbstverständnis im Spätmittelalter. Politische und soziale Reflexionen in den Werken Johannes Rothes und Ulrich Füetrers, in: Legitimationskrisen des deutschen Adels 1200–1900, hg. v. Peter Uwe Hohendal/Paul Michael Lützler, Stuttgart 1979, S. 44–60; Isenmann, Ratsliteratur, S. 251–253. Kirchgässner, Bernhard, Studien zur Geschichte des kommunalen Rechnungswesens der Reichsstädte Südwestdeutschlands vom 13. bis 16. Jahrhundert, in: Finances et compatibilité du XIIIe au XVIe siècle, Brüssel 1964, S. 236–254; Groebner, Gefährliche Geschenke, S. 45–49. Myśliwski, Strefa sudecko-karpacka [Die Sudeten- und Karpatenzone], S. 247–319. Kutrzeba, Finanse [Die Finanzen], S. 355. KDM 2, Nr. 557. Papée, Zatarg podatkowy [Der Steuerstreit], S. 157–164.

3. Handelsverbindungen und Handelspolitik

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von 30 Florentiner Gulden.452 Doch ist auch auf einen Vermerk hinzuweisen, der auf einem freien Blatt zur Trennung der Einträge über Einnahmen und Ausgaben sorgsam festhielt, dass der König zwei silberne Krüge erhielt.453 Auch ist bekannt, dass die Ratsherren dem König 1391 fünf Ballen englisches Tuch454 und 1396 zwei weitere Ballen Brüssler Tuch schenkten, wobei der Posener Bischof Nicolaus Kurowski und der Unterkanzler Clemens von Moskorzew das gleiche Geschenk erhielten.455 Aus den folgenden Jahren sind einzelne Einträge erhalten, die belegen, dass dem König wiederum Tücher (1398), Wein (1399), Schweidnitzer Bier (1401), Fisch (z. B. Hechte 1409) oder Rüstungen (1408) geschenkt wurden.456 Mit Königin Jadwiga unterhielten die Krakauer Ratsherren offenbar sehr enge Beziehungen. Darauf deutet unter anderem die Tatsache hin, dass ihre Reisekosten in den Rechnungen der Jahre 1392 bis 1393 in einer gesonderten Rubrik aufgeführt wurden (racio domine regine in suis raysis).457 In den Monaten vor dem Geburtstag der einzigen Tochter von Jadwiga und Jagiełło bezahlten die Ratsherren aus der Rathauskasse vier Mark für einen königlichen Hauslehrer. Im gleichen Jahr schenkten sie der Königin außerdem noch 200 Mark. In der handschriftlichen Rechnung trägt dieser Eintrag den Vermerk domine regine pro suo puerperio.458 Nach dem Tod Jadwigas kauften die Ratsherren schwarzen Stoff für die Anfertigung von Trauergewändern.459 Der Stadtrat leistete auch einen Beitrag zur Vorbereitung der Hochzeitsfeierlichkeiten Władysław Jagiełłos mit Anna von Cilli, der Enkelin Kasimirs des Großen.460 Im Jahr 1401 wurden aus der Rathauskasse nicht nur der Empfang einer slowenischen Gesandtschaft aus Cilli finanziert, die sich seit Herbst 1400 in Polen aufhielt,461 sondern auch die Reise des königlichen Gesandten Koschik nach Cilli, der sich mit einer Einladung an Anna dorthin auf den Weg machte, die in den Rechnungen des genannten Jahres als künftige Königin (futura regina) bezeichnet wird.462 Die Ankunft der Fürstin in Krakau im Juli 1401 war mit Ausgaben für einen Flötenspieler aus Frankreich und für Fahnen zu ihrer Begrüßung verbunden.463 Die Hochzeit wurde jedoch verschoben. Als wichtigsten Grund für diese Entscheidung gab Długosz an, dass Anna nur deutsch sprach und sie zunächst acht Monate lang in Krakau polnisch lernen sollte. Der Geschichtsschreiber schließt seine Erzählung mit dem Hinweis darauf ab, der König sei von ihrem Äußeren enttäuscht 452 453 454 455 456 457 458 459 460

461 462 463

ANK, Handschrift Nr. 1587; Registra, S. 293. ANK, Handschrift Nr. 1587, S. 18; Registra, S. 290. Registra, S. 232. Ebd., S. 251. Ebd., S. 254, 258, 261, 267, 280–281, 284. Ebd., S.  241, 246; Kutrzeba, Stanisław, Podwody miast polskich [Die Fuhrwerke der polnischen Städte], in: Przewodnik Naukowy i Literacki 28 (1900), S. 495–509, hier S. 498–499. Registra, S. 261. Ebd., S. 324; Noga, Krakowska rada miejska [Der Krakauer Stadtrat], S. 78–79, Anm. 2. Sikora, Franciszek, W sprawie małżeństwa Władysława Jagiełły z Anną Cylejską [Zur Ehe von Władysław Jagiełło mit Anna Cylejska] , in: Personae, colligationes, facta, hg. v. Janusz Bieniak, Toruń 1991, S. 93–103. Registra, S. 265. Ebd., S. 266. Ebd.

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gewesen, weshalb er seinen Brautwerbern zürnte.464 Die lange erwartete Hochzeit fand gleichwohl am 29. Januar 1402 statt. Zu ihrer Ausrichtung steuerten die Ratsherren 200 Mark bei und engagierten Flötenspieler, die auf damals stattfindenden Turnieren und Feierlichkeiten aufspielten.465 Anna wurde schließlich am 25. Februar 1403 gekrönt.466 Etwa an diesem Tag übermittelten die Ratsherren dem König pro honore ad coronacionem regine 200 Mark.467 Für das gleiche Jahr wurde in den städtischen Rechnungen vermerkt, dass die Ratsherren an Jagiełło weitere 400 Mark entrichten mussten, die dieser pro indigacione sua verlangte, weil er nicht mit den ihm gebührenden Ehren empfangen worden war, als er in die Stadt einzog. Im Jahr 1409 schenkten die Ratsherren Anna, der Tochter Kasimirs des Großen und Mutter der Königin Anna, Brüssler Tuch, da sie sich damals in Krakau aufhielt.468 Jedes Jahr wurden auch Ausgaben für Geschenke an die königlichen Lakaien und Kammerdiener getätigt.469 Ihre Aufgaben bei Hofe sind indes nicht endgültig geklärt.470 Zumindest verfügten diese Personen über einen ständigen und unbeschränkten Zugang zum Herrscher und waren vor allem immer informiert, worüber bei Hofe gerade gesprochen wurde. Daraus wird ersichtlich, dass die Wirksamkeit der Maßnahmen seitens der Stadtoberen nicht allein darin bestand, unter den hohen Staatsbeamten um Vertraute und Fürsprecher zu werben. Die Stadt übermittelte auch ausländischen Herrschern Geschenke, wie zum Beispiel dem Stettiner Herzog Swantibor, den Fürsten von Ratibor, dem Stolper Fürsten, dem Bruder von Jagiełło, Witold, oder auch Sigismund von Luxemburg. Im Jahr 1396 erhielt der Stettiner Herzog von den Krakauer Bürgern 60 Schock Prager Groschen. Im Rechnungsbuch heißt es, der Betrag sei pro honore als Gegenleistung für die Ausstellung einer Urkunde gezahlt worden, mit der den Krakauer Kaufleuten Freiheiten in seinem Gebiet gewährt wurden.471 Leider ist diese Urkunde nicht überliefert. Aus den städtischen Rechnungen ist jedoch bekannt, dass Swantibor in jenem Jahr in Krakau weilte. Er erhielt damals Pferde und zwei goldbestickte Seidengewänder. Während seines Aufenthaltes nahm er bei den Krakauern eine Schuld von 60 Mark auf, die bis zu den kommenden Osterfeiertagen zurückgezahlt werden sollte.472 Die Fürsten von Ratibor und Teschen (1391), Stolp (1392) und Mecklenburg wurden mit Wein beschenkt. Witold, der Bruder von Jagiełło, bekam neben Waffen

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Joannis Dlugossii Annales 10, S. 237–238. Registra, S. 269; Szymczak, Jan, Pojedynki i harce, turnieje i gonitwy. Walki o życie, cześć, sławę i pieniądze w Polsce Piastów i Jagiellonów [Duelle und Geplänkel, Turniere und Wettläufe. Der Kampf um Leben, Ehre, Ruhm und Geld im Polen der Piasten und Jagiellonen], Warszawa 2008, S. 124. Rocznik Miechowski [Die Annalen von Miechów], hg. v. Zofia Budkowa, in: Studia Źródłoznawcze 5 (1960), S. 119–135, hier S. 130. Registra, S. 273. Registra, S. 284. Ebd., S. 236, 242–243, 247, 250–251, 255, 258–261, 264, 266, 270, 272–273, 275, 278–280, 283–284, 287. Kręt, Dwór królewski [Der Königshof], S. 53–58. Registra, S. 251. KDMK 1, Nr. 84.

3. Handelsverbindungen und Handelspolitik

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auch vier Ballen Tuch aus Ypern.473 Sigismund von Luxemburg, der sich ab Mitte März 1399 in Krakau aufhielt, um zwischen Polen und dem Deutschen Orden zu vermitteln, erhielt zum Dank einen Ballen Brüssler Tuch im Wert von 19 ½ Mark.474 Ein enges Verhältnis pflegte der Krakauer Stadtrat auch zum jeweils amtierenden Krakauer Woiwoden, der im Auftrag des Königs den Rat berief. Vermutlich am Tag der Wahl bekam er von den Bürgern Brüssler Tuch für 18 oder 13 ½ Mark.475 Aus nicht näher bekannten Gründen erklärte Spytek von Melsztyn, der das Amt von 1381 bis 1399 ausübte,476 diese Praxis für ungerecht, und Władysław Jagiełło bestätigte in einer Urkunde vom 8. Juni 1393, der Woiwode habe die Bürger von der gewohnheitlichen Überreichung racione eleccionis von Brüssler Tuch oder anderer Geschenke an ihn oder seinen Nachfolger befreit.477 Dabei muss jedoch betont werden, dass der Woiwode die Bürger von der freiwilligen Abgabe befreite, ohne sie jedoch zu untersagen. In den Rechnungsbüchern bis 1393 wurden als erster oder zweiter Ausgabenposten in der Rubrik honores eben jene Ballen Brüssler Tuchs genannt,478 während ab 1393 dann erst im letzten Vermerk dieser Rubrik die Auszahlung von 18 Mark pro eleccione consulum an den Woiwoden notiert wurde.479 Aus den Rechnungen von 1398 geht dann deutlich hervor, dass der Woiwode den Betrag racione eleccionis […] pro stamine de Brosella erhalten hatte.480 Obwohl der König möglichst Schweigen darüber wahrte, setzte die Stadt die Schenkungen an den Beamten fort, der die Ratswahl vornahm, worauf der Woiwode dann auch nicht verzichtete. Schließlich erhielt jeder neu ernannte Woiwode auch noch im 16. Jahrhundert von den Ratsherren ein wertvolles Geschenk aus Silber, etwa einen Krug, eine Schale oder einen Pokal.481 Spytek von Melsztyn, der in dieser Zeit das Amt des Krakauer Woiwoden und Starosten ausübte, bekam allein 1390 von den Ratsherren 14 Krüge Wein und seine Frau Elizabeth482 vier Ballen Brüssler Tuch. Die Ratsherren vergaßen auch nicht, den Melsztyner Kaplan Martin zu beschenken, der zehn Ellen Leinen erhielt.483 Auch in den folgenden Jahren nahm der Woiwode Spytek häufig Geschenke an, etwa Wein (z. B. 1395 ein Fass Malvasia), Bier, Fisch oder Hafer.484 Im Jahr 1398 kauften die Ratsherren dann für 14 Mark kostbare Seide für seine Gemahlin anlässlich der Taufe ihres neugeborenen Sohnes.485

473 474 475 476 477 478 479 480 481 482 483 484 485

Registra, S. 228, 232, 236, 242, 254, 261. Ebd., S. 260–262; Nowak, Polityka północna [Die Nordpolitik], S. 69, Anm. 242. Ebd., S. 227, 231, 235. Urzędnicy małopolscy [Die Amtsträger Kleinpolens], Nr. 466, S. 128. KDMK 1, Nr. 78. Registra, S. 227, 231, 235. Ebd., S. 243, 248, 251, 255. Ebd., S. 259. Noga, Krakowska rada miejska [Der Krakauer Stadtrat], S. 94. Dworzaczek, Leliwici Tarnowscy [Die Leliwas von Tarnów], S. 118–119, 138–143. Registra, S. 227, 231. Ebd., S. 231–232, 236, 242, 255, 258. Registra, S. 258; Kiryk, Feliks, Melsztyński Spytek h. Leliwa [Spytek von Melsztyn aus der Wappengemeinschaft Leliwa], in: Polski Słownik Biograficzny, Bd. 20, Wrocław u.a. 1975, S. 415–417.

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Teil II: Der Stadtrat in den Jahren 1312 bis 1500

Aus den erhaltenen Rechnungen geht ferner hervor, dass die Ratsherren nicht nur dem Krakauer Woiwoden Geschenke anboten,486 sondern auch anderen staatlichen Würdenträgern, die nicht aus der Stadt stammten. So sind für die Jahre 1398, 1401 und 1402 Ausgaben ad honores diversis dominibus baronibus vermerkt.487 In der Regel wurde allerdings der Rang des von den Ratsherren beschenkten Beamten genau notiert. Im Jahr 1393 erhielt Jan Tarnowski, damals Woiwode von Sandomir, pro honore sechs Krüge Wein. Vier weitere wurden im selben Jahr an den Krakauer Kastellan Dobiesław von Kurozwęki verschickt.488 1398 schenkten die Ratsherren Krystyn von Ostrów, dem Kastellan von Sandomir und früheren Zahlmeister am Hof Königin Jadwigas, Brüssler Tuch im Wert von 14 Mark und 15 Scot.489 Eine Lieferung Brüssler Tuch bekamen in jenem Jahr auch Jan Ligęza, der Woiwode von Łęczyca,490 sowie der Großmarschall Dimitrus von Goraj.491 Im Jahr 1400 erhielt der Krakauer Kastellan und Starost Jan Tęczyński von den Ratsherren einen Wallach und 1403 zwölf Mark als Hochzeitsgeschenk.492 Im gleichen Rechnungsbuch werden auch Ausgaben in Höhe von acht Mark zum Kauf von Wein für den Krakauer Kastellan und Großmarschall Zbigniew von Brzezie,493 für den Kämmerer und Hofmeister von Königin Anna, Gniewosz von Dalewice,494 sowie den königlichen Kanzler und Unterkanzler, Zaklika von Międzygórze495 bzw. Nicolaus Trąba,496 aufgeführt. In der Literatur zu diesem Thema heißt es, der Ausschank von Wein sei eine Form „der Präsentation der Stadt nach außen“ gewesen.497 Die Ratsherren der Stadt Konstanz gaben 1477 sogar eine Willkür heraus, in der das Schenken von Wein durch die Stadt genau geregelt wurde.498 Der Krakauer Stadtrat unterhielt auch vielfältige Kontakte zur königlichen Kanzlei. So finden sich Hinweise auf Geschenke für Notare, Kanzler und Unterkanzler in beinahe allen erhaltenen Rechnungsbüchern.499 Der Unterkanzler Clemens von Moskorzew500 bekam 1392 von den Ratsherren beispielsweise einen Atlas501 und sechs Jahre später einen Korb Feigen.502 Besondere Wertschätzung der Ratsherren 486 487 488 489 490

491 492 493 494 495 496 497 498 499 500 501 502

Registra, S. 264, 272, 275; ANK, Handschrift Nr. 1595, S. 72; ebd., Nr. 1596, S. 107. Registra, S. 258–259, 266, 269. Ebd., S. 242; Urzędnicy małopolscy [Die Amtsträger Kleinpolens], Nr. 980, S. 226, Nr. 137, S. 65. Registra, S.  258; Urzędnicy małopolscy [Die Amtsträger Kleinpolens], Nr. 753, S.  176–177; Kręt, Dwór królewski [Der Königshof], S. 30–31. Urzędnicy łęczyccy, sieradzcy i  wieluńscy XIII–XV wieku. Spisy [Die Amtsräger von Łęczyca, Sieradz und Wieluń des 13. bis 15. Jahrhunderts], hg. v. Janusz Bieniak/Alicja Szymczakowa, Wrocław u.a. 1985, Nr. 366, S. 81–82. Registra, S. 258; Urzędnicy centralni i nadworni [Die zentralen und höfischen Amtsträger], Nr. 397, S. 78. Registra, S. 264, 272; Urzędnicy małopolscy [Die Amtsträger Kleinpolens], Nr. 138, S. 65–66; Kurtyka, Tęczyńscy [Die Tęczyńskis], S. 265. Registra, S.  272–273; Urzędnicy centralni i  nadworni [Die zentralen und höfischen Amtsträger], Nr. 398, S. 78. Urzędnicy małopolscy [Die Amtsträger Kleinpolens], Nr. 274, S. 92. Urzędnicy centralni i nadworni [Die zentralen und höfischen Amtsträger], Nr. 194, S. 52. Ebd., Nr. 617, S. 106. Noga, Krakowska rada miejska [Der Krakauer Stadtrat], S. 94. Groebner, Gefährliche Geschenke, S. 52–59. Registra, S. 227–228, 236, 247–248, 250, 254–255, 264, 266–267, 272, 278, 284, 287. Urzędnicy centralni i nadworni [Die zentralen und höfischen Amtsträger], Nr. 616, S. 106. Registra, S. 236. Registra, S. 258.

3. Handelsverbindungen und Handelspolitik

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genoss Nicolaus Kurowski – in den Jahren 1390 bis 1402 königlicher Notarius und Protonotarius, seit 1395 Bischof von Posen, ab 1399 Bischof von Włocławek und ab 1402 Erzbischof von Gnesen – ein Intellektueller, der die Kanzlei des Königs umstrukturierte und gleichzeitig einer der engsten Vertrauten von Władysław Jagiełło war.503 Im Jahr 1390 wurde gleich zweimal Geld aus der Stadtkasse entnommen, um Wein für ihn zu kaufen.504 1391 schenkten die Ratsherren Kurowski ein Paar sehr wertvolle Schuhe.505 Im Jahr darauf erhielt er pro honore Wein für 18 Mark506 und 1393 weitere vier Krüge Wein und zwölf Ellen Brüssler Tuch.507 Der Wein und das Bier, die der Bischof von Posen 1396 von der Stadt erhielt oder die Zahlung von zehn Mark für seine Reise nach Litauen508 sowie andere Ausgaben, die für 1402509 in den Rechnungen erwähnt werden, waren offensichtlich weitere Geschenke für Nicolaus Kurowski. Die aus dem Mittelalter erhaltenen städtischen Rechnungen ermöglichen allerdings nicht, alle Personen zu ermitteln, die von den Ratsherren beschenkt wurden. Doch scheinen die in den Handschriften der Jahre 1390 bis 1410 genannten Begünstigten für den gesamten Untersuchungszeitraum repräsentativ zu sein. Die staatlichen Würdenträger, die in den Rechnungen aus der Zeit der Wende vom 14. zum 15.  Jahrhundert erwähnt werden, sind oft führende Vertreter des Lagers der „kleinpolnischen Herren“, die das Abkommen zwischen Polen und Litauen auf den Weg gebracht hatten und auch hinter der Hochzeit von Jadwiga von Anjou mit Władysław Jagiełło sowie dessen Wahl zum polnischen König standen.510 Von ihnen ist vor allem der Starost von Biecz und spätere Krakauer Starost und Woiwode Spytek von Melsztyn zu nennen, eine der herausragenden politischen Persönlichkeiten seiner Zeit. Er war 1383 an den Verhandlungen mit der königlichen Witwe Elisabeth von Bosnien beteiligt und vereitelte die geplante Machtübernahme in Krakau durch Siemowit IV. von Masowien. Außerdem übte er großen Einfluss auf die Politik des Königs aus.511 Genannt werden müssen auch sein Cousin, der Woiwode von Sandomir Jan Tarnowski,512 und der Kastellan von Wojnicz, Jan Tęczyński. Letzterer wurde später Starost von Sieradz und Kastellan von Krakau. Er stand in enger Beziehung zu Königin Jadwiga, war ein Rivale von Melsztyn bei den Bemühungen um Einfluss auf das Königspaar und wurde schließlich General-Starost der polnischen Krone.513 Janusz Kurtyka hat darauf hingewiesen, dass Tęczyński um die Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert die königlichen Finanzen kontrollierte, „den Besitz 503

504 505 506 507 508 509 510 511 512 513

Krzyżaniakowa, Kancelaria królewska [Die königliche Kanzlei], S. 23–28; Sroka, Stanisław, Rodzina Kurowskich w XIV–XV wieku. Ze studiów nad dziejami możnowładztwa małopolskiego w średniowieczu [Die Familie Kurowski im 14. bis 15. Jahrhundert. Untersuchungen zur Geschichte des kleinpolnischen Hochadels im Mittelalter], Kraków 1990, S. 24–39. Registra, S. 227–228. Ebd., S. 232. Ebd., S. 236. Ebd., S. 242. Ebd., S. 250, 254–255. Ebd., S. 269, 281. Kurtyka, Tęczyńscy [Die Tęczyńskis], S. 204–217. Strzelecka, Anna, Melsztyński Spytek [Spytek von Melsztyn], in: Polski Słownik Biograficzny, Bd. 20, Wrocław u.a. 1975, S. 412–415; Kurtyka, Tęczyńscy [Die Tęczyńskis], S. 200–206, 213–215, 217–218. Dworzaczek, Leliwici Tarnowscy [Die Leliwas von Tarnów]. Kurtyka, Tęczyńscy [Die Tęczyńskis], S. 196–197, 204–229.

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Teil II: Der Stadtrat in den Jahren 1312 bis 1500

des Monarchen wie dessen Salzsiedereien verwaltete und für die Handelspolitik in jenem Teil des Landes verantwortlich war, der ihm als Vizekönig unterstand“514 – also in Kleinpolen und möglicherweise auch in den Gebieten um Łęczyca und Sieradz. Zum Lager der „kleinpolnischen Herren“ zählten ferner Zaklika von Międzygórze, dem seine Familie Topór ins Amt verhalf und deren Interessen er vertrat,515 sowie Unterkanzler Clemens von Moskorzew – ein verarmter Adliger, der nach dem Tod von Tęczyński Starost von Sanok und Krakau wurde und außerdem Melsztyński als Sekretär diente.516 Darüber hinaus wurden vom Rat staatliche Würdenträger großzügig beschenkt, die als Mitglieder der so genannten königlichen Gruppierung zu den engsten Vertrauten des neuen Monarchen zählten. In der Anfangsphase seiner Regierungszeit war Jagiełło noch vom kleinpolnischen Lager abhängig. Seine eigene Politik konnte er erst durchsetzen, als neue Personen in höchste Kreise aufstiegen, die unabhängig von den Familien der „kleinpolnischen Herren“ waren, oder die er als ihr Anführer auf seine Seite ziehen konnte.517 In Großpolen gewann er allmählich die Unterstützung einflussreicher Familien wie der Familien Nałęcz und Zaremba,518 später auch der Familien Bogoria, Szafraniec sowie von Siemowit IV. von Masowien und der mit ihm eng verbundenen Familie Tarło.519 Die Zerschlagung des kleinpolnischen Lagers wurde mit der Vergabe von Podolien an Spytek von Melsztyn besiegelt.520 Auf die Seite des Königs wechselte auch ihr Verbündeter Dimitrus von Goraj, der bereits unter Kasimir dem Großen in den Staatsdienst eingetreten war – zunächst als Schatzmeister, später als Marschall der Krone. Er reformierte unter anderem die Staatsfinanzen und war eine von den Krakauern allseits geschätzte Persönlichkeit.521 Zur „königlichen Gruppierung“ gehörten auch die von den Ratsherren bezahlten Krystyn von Ostrów522 und Zbigniew von Brzezie, nach dem Tod von Dimitrus von Goraj Großmarschall,523 die an allen politischen Ereignissen ihrer Zeit beteiligt waren, und vor allem der Berater von Jagiełło, Nicolaus Kurowski. Alle genannten Personen übten auf die damalige Po514 515 516

517 518 519 520 521

522 523

Ebd., S. 228. Krzyżaniakowa, Kancelaria królewska [Die königliche Kanzlei], S. 13–18. Krzyżaniakowa, Kancelaria królewska [Die königliche Kanzlei], S. 19–20; Gawęda, Stanisław, Pilawici, Moskorzewscy-Kamienieccy [Die Moskorzewski-Kamienieckis aus der Wappengemeinschaft der Pilawa], in: Personae, colligationes, facta, hg. v.  Janusz Bieniak, Toruń 1991, S. 162–171, hier S. 162–165. Sperka, Szafrańcowie [Die Szafrańcen], S. 260–290. Ebd., S. 279–282. Kurtyka, Tęczyńscy [Die Tęczyńskis], S. 213. Codex epistolaris Vitoldi, Nr. 115; Sperka, Szafrańcowie [Die Szafrańcen], S. 271–272. Sikora, Franciszek, Dymitr z Goraja, pan na Szczebrzeszynie w służbie Władysława Jagiełły w latach 1386–1400 [Dymitr von Goraj, der Herr auf Szczebrzeszyn im Dienste von Władysław Jagiełło in den Jahren 1386 bis 1400], in: Studia Historyczne 29 (1986), S. 3–29; Sikora, Franciszek, Krąg rodzinny i dworski Dymitra z Goraja i jego rola na Rusi [Der Familien- und Hofkreis des Dymitr von Goraj und seine Rolle in der Rus’], in: Genealogia. Kręgi zawodowe i grupy interesu w Polsce średniowiecznej na tle porównawczym, hg. v. Jan Wroniszewski, Toruń 1989, S. 55–89; Sperka, Szafrańcowie [Die Szafrańcen], S. 268–269. Wyrozumski, Jerzy, Ostrowski Krystyn, in: Polski Słownik Biograficzny, Bd. 24, Wrocław u.a. 1979, S. 564–566; Sperka, Szafrańcowie [Die Szafrańcen], S. 265–266. Cynarski, Stanisław, Dzieje rodu Lanckorońskich z Brzezia od XIV do XVI wieku. Sprawy kariery i awansu majątkowego [Die Geschichte des Geschlechts Lanckoroński von Brzezie seit dem 14. bis zum 16. Jahrhundert. Fragen der Karriere und des Vermögensaufstiegs], Warszawa/Kraków 1996, S. 67–79; Sperka, Szafrańcowie [Die Szafrańcen], S. 269–270.

3. Handelsverbindungen und Handelspolitik

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litik der Jagiellonen großen Einfluss aus. Die erfolgreiche Suche nach Verbündeten aus diesem Kreis ermöglichte es den Ratsherren, viele Entscheidungen im Sinne der Stadt herbeizuführen. Vor allem bemühte sich der Rat als Vertreter der städtischen Kaufmannschaft um Handelsprivilegien, die die Grundlage der wirtschaftlichen Stärke Krakaus im Mittelalter bildeten. In den aus der Zeit der Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert erhaltenen Krakauer Rechnungsbüchern werden außerdem Geschenke des Stadtrats für bestimmte hohe kirchliche Würdenträger erwähnt, darunter für den Erzbischof und einige Bischöfe, unter denen sich auch Personen aus dem engeren Umfeld von Jadwiga und Jagiełło befanden, sowie Geschenke für ausgewählte Geistliche der Krakauer Kirchen und Klöster. In den Jahren 1395 und 1401 übermittelte die Stadt zum Beispiel Dobrogost von Nowy Dwór,524 dem damaligen Erzbischof von Gnesen, Geschenke; 1390 und 1392 wurden die Bischöfe von Przemyśl, die Franziskaner Eryk von Winsen und sein Nachfolger Matthias beschenkt. Letzterer stammte möglicherweise aus Krakau; er war Protonotarius der königlichen Kanzlei und Kanzler von Königin Jadwiga, durch deren Fürsprache er zum Bischof berufen wurde.525 In den Jahren 1390 und 1391, also noch vor der Übernahme des Bischofsamts, lieh sich Matthias von den Ratsherren neun bzw. zwölf Mark zu einem nicht näher bestimmten Zins.526 Höchstwahrscheinlich gehen diese Vermerke auf seine Verdienste für die Stadt zurück. Besonders interessant ist ein Eintrag aus dem Jahr 1392, aus dem hervorgeht, dass der Bischof von Przemyśl Schweidnitzer Bier für eine halbe Mark und zusätzlich noch für eine weitere Mark quando consecratus fuit in castro erhielt.527 Außerdem entrichtete die Stadt Krakau aus den städtischen Einkünften an die Bischöfe von Przemyśl einen jährlichen Zins in Höhe von zwölf Mark.528 Ein häufiger Gast im Rathaus war Petrus Wysz. Er war päpstlicher Nuntius und Kollektor in Ungarn und Polen, Kanzler von Königin Jadwiga und ihr Vermittler in den Beziehungen mit dem Heiligen Stuhl und später Bischof von Krakau.529 Bei seiner Ernennung kam es 1392 zu einem Streit, der Berühmtheit erlangte. Nach dem Tod des Vorgängers, Bischof Jan Radlica, hatte das Krakauer Domkapitel zunächst mit dessen Stellvertreter Sieciej von Chmielnik einen Verwandten des Krakauer Kastellans Dobiesław von Kurozwęki zum Nachfolger bestimmt. Nach Protesten des Königspaars sah sich dieser jedoch zum Amtsverzicht gezwungen, und die Kanoniker entschieden sich am 9. Februar 1392 für Petrus Wysz. Ungefähr zur gleichen Zeit versetzte Papst Bonifatius IX. das Kurienmitglied Maffiolus Lampugnani aus dem Erzbistum Messina nach Krakau. Er sollte Jagiełło 1386 als päpstlicher 524 525

526 527 528 529

Registra, S. 247, 267. Ebd., S. 227, 236; Kwolek, Jan, Początki biskupstwa przemyskiego [Die Anfänge des Bistums Przemyśl], in: Roczniki Teologiczno-Kanoniczne 3 (1957), S.  129–152, hier S.  141–150; Strzelecka, Anna, Maciej, in: Polski Słownik Biograficzny, Bd. 19, Wrocław u.a. 1974, S. 9–10; Krzyżaniakowa, Kancelaria królewska [Die königliche Kanzlei], S. 21–23. Registra, S. 342. Ebd., S. 236. Ebd., S. 343. Ebd., S.  250–251, 255, 261, 266–267, 269, 275, 287; Seńko, Piotr Wysz; OżÓg, Krzysztof, Uczeni w monarchii Jadwigi Andegaweńskiej i Władysława Jagiełły (1384–1434) [Die Gelehrten in der Monarchie der Jadwiga von Anjou und des Władysław Jagiełło], Kraków 2004, S. 259–260.

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Legat den Treueschwur gegenüber der Römischen Kirche abnehmen.530 Krzysztof Ożóg hat die in den Krakauer Rechnungsbüchern mit dem Vermerk domino electo gekennzeichneten Beträge mit dem neu gewählten Bischof Petrus Wysz in Verbindung gebracht.531 Dabei übersah er jedoch, dass die Krakauer Ratsherren nicht nur 1392, sondern auch 1393, als die Auseinandersetzungen um die Bischofswahl bereits beigelegt waren, dem genannten Lampugnani, der sich schon seit einigen Jahren als Legat des Heiligen Stuhls in Krakau aufhielt (episcopo Massinensi domini apostolici legato), gleich zweimal einen halben Posten Brüssler Tuch zukommen ließen.532 Offensichtlich hatte sich damals die Erkenntnis durchgesetzt, dass unabhängig davon, wer in der Hauptstadt das Bischofsamt bekleidete, unbedingt gute Beziehungen zu dieser Person unterhalten werden mussten. Zusammen mit Petrus Wysz erhielt 1402 auch der Zisterziensermönch und Kaplan der Königin, Jan Štěkna533 – ein bekannter Prediger und Mitbegründer der Theologischen Fakultät der Krakauer Universität – Wein vom Krakauer Stadtrat, nachdem er die Bemühungen der Ratsherren unterstützt hatte, das Patronat über die Marienkirche zu erlangen.534 Zu den genannten Würdenträgern können weiterhin der Lubliner Archidiakon, dem die Stadt 1397 Wein zukommen ließ,535 sowie der Bischof von Wilna Nicolaus von Gorzków, Doktor der Rechte und dritter Rektor der jungen Krakauer Universität, hinzugefügt werden.536 Einige Male (1391–1392, 1395–1396) erhielten auch die Provinziale der Dominikaner, Petrus Wasserrabe und Andreas Rusiniec,537 oder die Pfarrer zu Allerheiligen Geschenke in Form von Wein.538 Aus den vorliegenden Quellen kann geschlossen werden, dass die Ausgaben für Geschenke und die im Rathaus veranstalteten Festgelage ohne die Ausgaben für das Königspaar (Geschenke, Zwangsvollstreckungen, Spanndienste) eine erhebliche Belastung für den städtischen Haushalt darstellten. So entfielen auf diesen Posten zum Beispiel 1396 bei jährlichen Einnahmen von über 5.000 Mark mehr als 300 Mark. Im Todesjahr von Königin Jadwiga überstiegen sie sogar 500 Mark, was rund einem

530

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534 535 536 537

538

OżÓg, Krzysztof, Kurozwęccy a spór o biskupstwo krakowskie w roku 1392 [Die Kurozwęckis und der Streit um das Bistum Krakau im Jahre 1392], in: Zeszyty Naukowe Uniwersytetu Jagiellońskiego 1208 (1997), S.  57–74; OżÓg, Spór [Der Streit], S.  3–20; OżÓg, Krzysztof, Maffiolus Lampugnani nominat na biskupstwo krakowskie, biskup płocki. Meandry kariery kurialisty rzymskiego w okresie schizmy zachodniej [Die Nominierung des Maffiolus Lampugnani für den Krakauer Bischofsstuhl, Bischof von Płock. Mäander der Karriere eines römischen Papstanhängers während des westlichen Schismas], in: Roczniki Humanistyczne 48 (2000), S. 345–367. OżÓg, Spór [Der Streit], S. 16. Registra, S. 237, 242. Registra, S. 269; Fijałek, Studya [Studien], S. 68, Anm. 2; Siemiątkowska, Zofia, Jan Szczekna, Warszawa/ Warszawa/Kraków 1965, S. 34–73, hier S. 50; OżÓg, Krzysztof, Szczekna właść. Štekna Jan [Szczekna eigentlich Štekna Jan], in: Polski Słownik Biograficzny, Bd. 47, Warszawa/Kraków 2010, S. 231–235. Registra, S. 256; Fijałek, Studya [Studien], S. 67. Registra, S. 254. Ebd., S.  280; Ochmański, Jerzy, Biskupstwo wileńskie w średniowieczu, ustrój i uposażenie [Das Wilnaer Bistum im Mittelalter. Struktur und Ausstattung], Poznań 1972, S. 13. Registra, S. 231, 236, 247, 251; Kłoczowski, Jerzy, Polska prowincja dominikańska w średniowieczu i Rzeczypospolitej Obojga (wielu) Narodów [Die polnische Dominikaner-Provinz im Mittelalter und der Adelsrepublik beider (vieler) Nationen], Poznań 2008, S. 66–77. Registra, S. 236.

3. Handelsverbindungen und Handelspolitik

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Viertel der damaligen Jahreseinnahme entsprach.539 Mit seiner „Geschenkpolitik“ wollte der Krakauer Stadtrat also in der Praxis einflussreiche Verbündete für sich gewinnen, von deren Unterstützung und Fürsprache die Maßnahmen des Rates in hohem Maße abhängig waren.

3.2. Handelsprivilegien im mittelalterlichen Krakau

Die Handelskontakte Krakaus im Mittelalter wurden erstmals 1902 von Stanisław Kutrzeba in einer umfassenden Darstellung beschrieben.540 Allgemeine Forschungen zur Geschichte des Handels in Polen haben die Ergebnisse dieser Pionierarbeit in der Folge in manchen Teilbereichen ergänzt.541 Sowohl Kutrzeba als auch seine wissenschaftlichen Nachfolger haben vor allem die Krakauer Handelsprivilegien untersucht und in ihrer Bedeutung für die Wirtschaft der Stadt gewürdigt. Dabei wurden andere wichtige Fragestellungen, zum Beispiel danach, welche Rolle insbesondere der Rat als Interessenvertreter der örtlichen Kaufmannschaft bei den Bemühungen um die Privilegien gespielt hat, übergangen oder nur am Rande behandelt.542 Die ersten Hinweise auf die Erteilung von Handelsprivilegien an die Stadt Krakau finden sich in den Annalen des Traska (Rocznik Traski) und den Kleinpolnischen Annalen (Rocznik małopolski, nach der Handschrift von Szamotuły), in denen zum Jahr 1285 festgehalten wurde, dass Herzog Leszek der Schwarze nicht nur die Stadt befestigte,543 sondern ihr auch nicht näher beschriebene magnae libertates gewährte.544 Heute ist nur ein Privileg dieses Herzogs für die Stadt Krakau bekannt, das allerdings nicht 1285 erteilt wurde, sondern erst 1288. In diesem Dokument heißt es, dass die Zollbefreiungen in Krakau, Sandomir und Sieradz, also im gesamten Herrschaftsgebiet Leszeks des Schwarzen, die der Herzog den Bürgern damals einräumte, ein Zeichen des Dankes für die erfolgreiche Verteidigung Krakaus vor den Tataren im Jahr 1287 waren.545 Neben der Originalurkunde sind auch zwei Abschriften erhalten geblieben, von denen eine um 1375 der Sammlung der ältesten Privilegien und Willküren der Stadt Krakau hinzugefügt wurde.546 Die andere findet sich im Balthasar-Behem-Kodex, der Anfang des 16. Jahrhunderts verfasst wurde.547 Hätte die Stadt damals noch über weitere Privilegien von Leszek dem Schwarzen verfügt, wären diese sicherlich in zumindest eine dieser beiden Abschriften gelangt. Das Privileg Leszeks des Schwarzen bezog sich höchstwahrscheinlich auf seine 539 540 541 542 543 544 545 546 547

Starzyński, Budżet [Das Budget], S. 63–78. Kutrzeba, Finanse [Die Finanzen], S. 169–394. Carter, Francis W., Trade and Urban Development in Poland. An Economic Geography of Cracow from its Origins to 1795, Cambridge 1994. Kutrzeba, Finanse [Die Finanzen], S. 356. Widawski, Janusz, Miejskie mury obronne w państwie polskim do początku XV w. [Die städtischen Wehrmauern im polnischen Staat bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts], Warszawa 1973, S. 197, 207. Rocznik Traski [Annalen des Traska], S. 851; Rocznik małopolski [Kleinpolnische Annalen], S. 185. KDMK 1, Nr. 2. ANK, Handschrift Nr. 1447 a, S. 1. BJ, Handschrift Nr. 16, k. 1 (8).

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gesamte Herrschaftszeit und nicht lediglich auf das Jahr 1285, während es sich bei den magnae libertates um die Befreiungen aus dem Jahr 1288 handelte.548 Diese können als der älteste überlieferte Erfolg der Bemühungen der Krakauer Kaufmannschaft um die wirtschaftliche Entwicklung ihrer Stadt angesehen werden; denn es ist nur schwer vorstellbar, dass der Herzog diese Zollbefreiungen aus eigenem Antrieb gewährte. Die nächsten Handelsprivilegien erhielt die Stadt dann erst 1306 unter Władysław Ellenlang. In jenem Jahr unternahm dieser gleich zweimal den Versuch, die Herrschaft in der Hauptstadt Kleinpolens an sich zu reißen. Als er im Mai 1306 kurzzeitig den Wawel einnahm, öffneten ihm die Bürger der Stadt jedoch nicht die Tore, was in der Forschung gelegentlich fälschlicherweise als der ‚erste Aufstand‘ des Vogts Albert bezeichnet wurde.549 Erst nach dem tragischen Tod des letzten Přemysliden Wenzel III., der im August 1306 in Olmütz ermordet wurde, beschlossen die Krakauer gemeinsam mit Bischof Jan Muskata, Ellenlang die Stadt zu übergeben. Dieser sah sich allerdings gezwungen, die Unterstützung der Krakauer Bürgerschaft zusätzlich „zu erkaufen“. Denn keine zwei Wochen später verlieh er den Krakauern in einer Urkunde vom 12. September 1306 das Stapelrecht für Kupfer; den Inhalt der im Original nicht erhaltenen Urkunde kennen wir nur aus einer beglaubigten Abschrift des Krakauer Bischofs Petrus Wysz aus dem Jahr 1401.550 Die Krakauer Bemühungen um das Stapelrecht für Kupfer waren zweifellos das Ergebnis gründlich durchdachter Maßnahmen des Stadtrats, der seine Stellung innerhalb der Krakauer Selbstverwaltung zu diesem Zeitpunkt immer weiter ausbaute.551 Gegen Ende des 13. Jahrhunderts hatten sich in Ungarn beim Abbau und bei der Schmelze von Kupfer wegweisende technische Neuerungen durchgesetzt, die neue Möglichkeiten seines Exports nach Westeuropa eröffneten.552 In dieser Situation zwang das von Ellenlang gewährte Stapelrecht die aus Ungarn oder Sandez nach Thorn reisenden Kaufleute, fortan ihr Kupfer auch in Krakau zum Verkauf anzubieten. Damit bot sich der Stadt die Möglichkeit, den Kupferhandel zwischen Oberungarn und der Ostsee zu kontrollieren, womit ein Grundstein für seine wirtschaftliche Vormachtstellung gelegt wurde.553 Von gleicher Wichtigkeit für die Entwicklung der Stadt war die Befreiung der Krakauer Kaufleute von den Zöllen auf Heringe und das Recht, in der Stadt Salz zu verkaufen, das direkt von den Salzherren stammte. Ferner sicherte Ellenlang den Krakauern zu, dass er nicht beabsichtige, Mauern zwischen Burg und Stadt zu errichten, was zur Einschränkung der Autono548

549 550 551 552

553

Mazur, Zbigniew, Studia nad kancelarią Leszka Czarnego [Studien zur Kanzlei von Leszek dem Schwarzen], Wrocław 1975, S. 82–83; Wyrozumski, Kraków [Krakau], S. 183–184; Drelicharz, Annalistyka małopolska [Die kleinpolnische Annalistik], S. 333–389, 410–418, 424–436. Kozłowska-Budkowa, Zofia, Przyczynki do życiorysu Jana Muskaty [Beiträge zum Lebenslauf von Jan Muskata], in: Ars historica. Prace z dziejów powszechnych i Polski, Poznań 1976, S. 445–453, S. 451–452. KDMK 1, Nr. 96. Ebd., Nr. 4. Halaga, Ondrej R., Košice-Balt. Vyroba a obchod v styku východoslovenských miest s Pruskom (1275–1526) [Kaschau-Ostsee. Produktion und Handel im Verkehr der ostslowakischen Städte mit Preußen (1275–1526)], Košice 1975, S. 65. Weczerka, Hugo, Herkunft und Volkszugehörigkeit der Lemberger Neubürger im 15. Jahrhundert, in: Zeitschrift für Ostforschung 4 (1955), S. 506–530, hier S. 509; Myśliwski, Strefa sudecko-karpacka [Die Sudeten- und Karpatenzone], S. 249.

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mie der Stadt hätte führen können. Schließlich mussten die Stadtoberen im damaligen Krakau mit dem Erbvogt Albert an der Spitze die Unabhängigkeit ihrer Stadt im neu entstehenden polnischen Staat sicherstellen. Im Jahr 1306 sicherte sich Władysław Ellenlang die Unterstützung der Stadt Krakau durch die Erteilung eines weiteren Privilegs zugunsten der Krakauer Erbvögte Albert und seines Bruders Heinrich. Mit Ellenlangs Privileg wurden nicht nur die Bezüge des Krakauer Erbvogts aufgestockt, sondern auch seine Zuständigkeiten in Gerichtssachen ausgeweitet, die damit Züge eines ständigen Gerichts annahmen. Die entprechende Urkunde enthält lediglich einen Hinweis auf das Jahr ihrer Ausstellung und stammt höchstwahrscheinlich aus der gleichen Zeit, wie das Stapelrecht, also etwa vom 12. September 1306. Heute ist es aus drei verhältnismäßig spät entstandenen beglaubigten Abschriften aus den Jahren 1434, 1452 bzw. 1493 bekannt.554 Mit den Privilegien aus den Jahren 1288 und 1306 wurden die Grundzüge der Handelspolitik des Krakauer Stadtrats abgesteckt. Eines bezog sich auf die Bemühungen um Bestätigung bereits bestehender bzw. die Erteilung von neuen Privilegien. Die Zollbefreiungen wurden der Stadt nämlich nicht auf unbestimmte Zeit eingeräumt, da zum Beispiel neue Zollbehörden entstanden, für die die alten Befreiungen nicht galten oder die nichts von diesen Privilegien wussten oder diese einfach nicht beachteten. Die zweite Richtung der Bemühungen zielte auf das Stapelrecht. Mit dessen Erteilung im Jahr 1306 sahen die lokalen Kaufleute ihre Ziele aber nur teilweise verwirklicht, denn das Erreichte stellte für die Stadt keine Ideallösung dar, war es doch kein Stapelrecht für sämtliche Waren fremder Kaufleute.555 Władysław Ellenlang verfolgte gegenüber der aufrührerischen Stadt fast bis zum Ende seiner Herrschaft eine sehr entgegenkommende Politik. Die ersten Anzeichen einer Abkehr vom harten Kurs unmittelbar nach dem Aufstand des Vogts Albert lassen sich bereits 1315 erkennen, als der Herzog der Stadt das Recht auf Einkünfte aus dem Verkehr auf der Weichsel erteilte. In der entsprechenden Urkunde legte er allerdings fest, dass diese Einkünfte in Zukunft zum Bau einer Brücke an eben dieser Stelle verwendet werden sollten.556 Fünf Jahre später, also bereits nach Ellenlangs Krönung zum König, legten ihm die Krakauer Ratsherren die Urkunde Leszeks des Schwarzen aus dem Jahr 1288 vor, um sich die darin verankerten Zollbefreiungen bestätigen zu lassen.557 Noch im gleichen Jahr erteilte Königin Jadwiga den Krakauer Bürgern eine Zollbefreiung an den Grenzzollstellen von Sandomir und Nowe Miasto Korczyn, was große Bedeutung für die Entwicklung des Handels mit dem Osten hatte. Diese Befreiung wurde 1323 auf das gesamte Gebiet Sandomir ausgedehnt.558 Die Privilegien müssen in einem unmittelbaren Zusammenhang mit den Anstrengungen des Krakauer Stadtrats gesehen werden, den Krakauer Kaufleuten die Han554

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556 557 558

KDMK 1, Nr. 155, 204; Bieniak, Janusz, Pieczęcie dostojników małopolskich z 1306 r. [Die Siegel der kleinpolnischen Würdenträger aus dem Jahr 1306], in: Polskie rycerstwo średniowieczne. Suplement, hg. v. Janusz Bieniak, Kraków 2005, S. 49–62. Pelczar, Marian, Czy Gdańsk posiadał prawo składu? [Besaß Danzig das Stapelrecht?] in: Prace z dziejów Polski feudalnej ofiarowane Romanowi Grodeckiemu w 70. rocznicę urodzin, Warszawa 1960, S. 229–249, hier S. 230, Anm. 2–3, S. 231, Anm. 14. KDMK 1, Nr. 9; Wyrozumski, Kraków [Krakau], S. 217. KDMK 1, Nr. 10. Ebd., Nr. 11, 14.

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delsstraßen in das Fürstentum Vladimir zu öffnen. Bereits im August 1320 erteilte ihnen dann Fürst Andrej von Vladimir das Recht, sich frei auf den Handelsrouten seines Reiches zu bewegen und senkte ihnen gleichzeitig die dort zu entrichtenden Zölle.559 In den 1320er Jahren nahmen die Spannungen zwischen Krakau und dem von Władysław Ellenlang seit dem Aufstand des Vogts Albert favorisierten Neu Sandez zu. Wie eine Urkunde aus Sandez aus dem Jahr 1329 zeigt, hatte dieser Konflikt ältere Ursachen und ging noch in die Zeit vor der Königskrönung Ellenlangs zurück.560 Mit der Unterstützung des Monarchen erwirkten die mit ihren Waren nach Preußen reisenden Kaufleute aus Sandez schon 1323 eine Verringerung des von ihnen in Krakau auf ihre Waren in Viertelstücken zu entrichtenden Zolls. Er wurde von einem Viertelstück pro Ballen auf die Hälfte reduziert; gleichzeitig wurden die Sandezer Kaufleute vollständig vom Waagegeld befreit, sofern sie nicht beabsichtigten, ihre Waren zu verkaufen.561 Der wahrscheinlich wichtigste Gegenstand dieser Auseinandersetzungen war das von den Krakauern ausgeübte Stapelrecht für Kupfer, das die Kaufleute aus Sandez auf dem Wasserweg zu umgehen versuchten. Zu einer Einigung kam es 1329. Beide Städte verpflichteten sich damals, dass sie auf dem Wasserweg lediglich Salz nach Thorn transportieren würden.562 Diese Bestimmungen waren jedoch nicht neu, denn schon in der genannten Urkunde wurde erwähnt, dass die Krakauer bestimmten Verpflichtungen älteren Datums nicht nachkamen. Das für die Stadt Krakau wichtigste Privileg erteilte Władysław Ellenlang zwei Jahre vor seinem Tod. Mit ihm wurde den Krakauer Kaufleuten eine Befreiung von den Zöllen im gesamten Königreich Polen garantiert.563 In der Literatur zu diesem Thema äußerte lediglich Janusz Sikorski vorsichtig die Vermutung, dass die Krakauer Ratsherren den König für dieses Privileg höchstwahrscheinlich bezahlt hatten.564 Vermutlich entrichteten sie die für die Privilegerteilung erforderlichen Zahlungen in der Kanzlei. Es ist also davon auszugehen, dass die Krakauer Ratsherren im Zuge ihrer Bemühung um die Ausstellung der von ihnen benötigten Privilegien nicht nur Geschenke in Form von Wein oder Tüchern machten, sondern auch die Zahlung von Geldbeträgen in Aussicht stellten. In den Krakauer Rechnungen aus der fraglichen Zeit findet sich ein interessanter Hinweis, der dies bestätigt. Im Rechnungsbuch aus dem Jahr 1409 ist vermerkt, dass Władysław Ellenlang den Krakauern für die Zahlung des dreifachen Schoßes bestimmte libertates für einen Zeitraum von sechs Jahren gewährt habe.565 Es ist also gut möglich, dass der König der Stadt Krakau 1331 während des Krieges mit dem Deutschen Orden, der eine erhebliche Belastung für den Staatshaushalt darstellte, im Gegenzug für Darlehen oder andere finanzielle Hilfen Vergünstigungen gewährte.

559 560 561 562 563 564 565

Ebd., Nr. 12; Sikorski, Przywileje celne [Die Zollprivilegien], S. 66–67; Wyrozumski, Kraków [Krakau], S. 218–220. KDMK 1, Nr. 16. Ebd., Nr. 13; Wyrozumski, Kraków [Krakau], S. 221. KDMK 1, Nr. 16; Wyrozumski, Kraków [Krakau], S. 223. KDMK 1, Nr. 17; Wyrozumski, Kraków [Krakau], S. 220. Sikorski, Przywileje celne [Die Zollprivilegien], S. 67. ANK, Handschrift Nr. 1594, S. 185.

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In den Jahren 1312 bis 1333 kam es also zu einem sich schrittweise vollziehenden Ausbau der Einflussmöglichkeiten der Krakauer Selbstverwaltung. Es lässt sich jedoch nur schwer nachprüfen, ob es bereits vor dem Tod Władysław Ellenlangs entsprechende Voraussetzungen dafür gab, dass die Stadt ein Privileg erlangen konnte, das den in ihrer Lokationsurkunde von 1257 verankerten Rechten entsprach, die die Stadt 1312 verloren hatte und z. B. die städtischen Einnahmen festlegte oder ihre gerichtlichen Zuständigkeiten regelte. Diese Fragen sind letztlich bis zum Ende der Herrschaftszeit Ellenlangs offengeblieben. Entsprechende Möglichkeiten ergaben sich erst mit dem Herrschaftswechsel im Jahr 1333. Im so genannten großen Krakauer Privileg von 1358 wird als ein Grund für dessen Ausstellung die Treue der Bürger gegenüber König Kasimir angegeben, die während seiner gesamten Herrschaftszeit anhalten sollte.566 Möglicherweise leisteten die Krakauer Bürger einen Beitrag zu den Feierlichkeiten anlässlich seiner Hochzeit mit Anna/Aldona, der Tochter des litauischen Großfürsten Gedimin, die am 16. Oktober 1325 in Krakau stattfand; vielleicht waren sie aber auch schon früher behilflich, z. B. bei der Verlobungsfeier von Kasimir mit Jutta, der Tochter des Johann von Luxemburg.567 Der wahre Grund für das Wohlwollen des Königs war jedoch sicherlich vor allem finanzieller Art. Indem er der Stadt die gewünschten Privilegien erteilte, gewann er die Unterstützung des Krakauer Patriziats, dessen Vertreter im Rat saßen und über ausreichende Geldmittel verfügten, um die langfristigen politischen Pläne des Monarchen zu verwirklichen. In einer Urkunde Kasimirs vom 10. Juni 1335,568 das Jerzy Wyrozumski als „Privileg zur Gründung der so genannten Neustadt“ auf dem Gebiet von Okół bezeichnete,569 wurde die dortige Lagerung von Kupfer, Blei und ähnlichen Waren untersagt. Das lässt den Schluss zu, dass es zu dieser Zeit in Krakau einen Stapelplatz für Metalle gab. Sławomir Gawlas hat allerdings nachgewiesen, dass es sich bei besagter Krakauer Neustadt (Nova Civitas Cracoviensis) in Wirklichkeit um Kazimierz handelte, das im Februar 1335 gegründet wurde. Zu diesem Schluss kam er nach der Analyse von drei Urkunden, die Kasimir zwischen dem 27. Februar und dem 10. Juni 1335 ausstellte. Bei der ersten Urkunde handelt es sich um die Lokationsurkunde von Kazimierz. Mit der zweiten Urkunde, die nach Gawlas am gleichen Tag ausgestellt wurde, wurde Kazimierz als Stapelplatz für Kupfer und Blei konstituiert, wodurch offenbar Druck auf das Krakauer Patriziat ausgeübt werden sollte. Auf Drängen der Krakauer nahm der König die Anordnung jedoch zurück und untersagte in einer weiteren Urkunde die Stapelung dieser Rohstoffe in Kazimierz, das damals den Namen Nova Civitas Cracoviensis trug.570 Die Argumentation ist jedoch diskussionswürdig. Mag es in der von Gawlas zitierten Urkunde vom 27. Februar möglicherweise tatsächlich um die Bitte der Bürger von Kazimierz an den König gegangen sein, einen Stapelplatz für Kupfer und Blei einzurichten, wobei er nach seiner Rückkehr aus Großpolen in dieser Angelegenheit eine Entscheidung treffen 566 567 568 569 570

Przywileje [Privilegien], S. 31. Wyrozumski, Kazimierz Wielki [Kasimir der Große], S. 20–21. KDMK 1, Nr. 20. Wyrozumski, Kraków [Krakau], S. 229. Gawlas, Nova Civitas, S. 109.

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wollte, so muss die von Franciszek Piekosiński seinerzeit vorgenommene Emendation der Datierung der Urkunde von 1336 auf 1335 doch als unkorrekt bezeichnet werden, was Sławomir Gawlas nicht beachtet hat.571 Piekosiński hatte bei seiner Edition der beiden fraglichen Urkunden vom 27. Februar (dem Lokationsprivileg für Kazimierz und der Urkunde mit dem genannten Versprechen des Monarchen) angenommen, dass die zweite Urkunde, die ihm ursprünglich nur als Abschrift aus dem Balthasar-Behem-Kodex bekannt war, eine falsche Datumsangabe trage. Daraufhin änderte er ihr Datum in dem von ihm herausgegebenen Krakauer Urkundenbuch (Codex diplomaticus civitatis Cracoviensis) von 1336 auf 1335. Im Zuge seiner editorischen Arbeiten stieß er dann jedoch auf das Original der Urkunde und bemerkte, dass das in der Abschrift angegebene Datum zutreffend war. Er stufte es allerdings trotzdem als fehlerhaft ein und hielt, unterstützt von einer ausschweifenden Erklärung, an seiner früheren Haltung hinsichtlich der Datierung der Urkunde fest.572 Angesichts der Tatsache, dass die Urkunde nicht schon im Februar 1335, sondern erst im Februar 1336 ausgestellt wurde, kann auch der Auffassung von Sławomir Gawlas nicht gefolgt werden, dass sich die Urkunde vom 10. Juni 1335 nicht auf die Neustadt in Okół bezog.573 In einem Eintrag im ältesten Krakauer Stadtbuch wird der Begriff „Neustadt“ schließlich ausdrücklich für die Siedlung von Okół verwendet. In diesem Zusammenhang sollte außerdem erwähnt werden, dass in den beiden Urkunden vom 27. Februar Kazimierz Civitas Kasimirensis und nicht Nova Civitas genannt wird, und dass der König im Lokationsakt für Kazimierz den Donnerstag zum Markttag bestimmte, wobei den Bürgern der Neustadt in der Urkunde vom 10. Juni aber das Recht eingeräumt wurde, den Markttag selbst festzulegen (außer Montag und Dienstag). Daraus wird ersichtlich, dass sich diese Urkunde nicht auf das am linken Weichselufer gelegene Kazimierz bezog. Bożena Wyrozumska weist darauf hin, dass Kasimir der Große mit der Ausstellung der Urkunde vom 10. Juni beabsichtigte, die Vorrechte des alten und neuen Krakau klar festzulegen, damit keines der beiden dem anderen Schaden könne.574 Selbst wenn das Krakauer Stapelrecht für Blei nach Ansicht Jerzy Wyrozumskis zunächst der Gewohnheit folgend erteilt wurde,575 so ist seine Bestätigung im Jahr 1335 zweifellos einer der ersten Erfolge der Bemühungen der Krakauer Ratsherren beim neuen Monarchen. Auf diese Bemühungen geht auch das genannte Privileg von 1358 zurück, mit dem wichtige Regelungen zu den städtischen Einnahmen und der Krakauer Gerichtsbarkeit in Straf- und Zivilsachen getroffen wurden. Außerdem enthielt das Dokument eine Bestimmung zur Wegepflicht und die Bestätigung der Zollbefreiung von 1331. Ferner wurde darin festgelegt, dass, sollte ein ortsfremder Kaufmann in der Stadt versterben, ohne Erben benannt zu haben, sein Hab und Gut jeweils zur Hälfte in den Besitz der Stadt bzw. des Königs überging. Eine Einsichtnahme in das Privileg war sowohl auf der Burg als auch im Rathaus möglich, allerdings nur im

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Wyrozumski, Kraków [Krakau], S. 244. KDMK 1, S. 371–372. Gawlas, Nova Civitas, S. 109. Przywileje [Privilegien], S. 8–9. Wyrozumski, Kraków [Krakau], S. 229.

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Beisein eines Vertreters des Königs.576 Es ist sehr gut möglich, dass die Gründung des Oberhofs nach deutschem Recht auf der Krakauer Burg einen Einfluss auf die Ausstellung dieses Schriftstücks hatte, insbesondere die darin enthaltenen Bestimmungen zur Gerichtsbarkeit.577 In den ersten 100 Jahren nach der Lokation veränderte sich nicht allein die städtische Ordnung, sondern die Stadt durchlief auch in demografischer Hinsicht sowie bezüglich ihrer topografischen Ausdehnung eine rasante Entwicklung.578 Sie wurde zu einem wichtigen Zentrum für Handel und Handwerk.579 Alle diese Veränderungen mussten rechtlich sanktioniert werden, was mit dem Privileg vom 7. Dezember 1358 geschah. Zu einer weiteren Ausdehnung der städtischen Gerichtsbarkeit kam es dann erst gegen Ende der Herrschaft Ludwigs von Anjou, der den Krakauer Bürgern das Recht einräumte, das deutsche Recht auch in ihren Besitzungen einzuführen, die sie im Umkreis von bis zu zwei Meilen um die Stadt erworben hatten. Diese Gerichtsbarkeit ging anschließend auf den Rat über.580 Drei weitere Privilegien Kasimirs des Großen betrafen den Handel unmittelbar. Nach der Eroberung von Teilen der Rus’ und der Regelung der Beziehungen mit dem Deutschen Orden lassen sich in der Handelspolitik Kasimirs zahlreiche Züge erkennen, die sich mit den Interessen der Krakauer deckten. Letztere bemühten sich nicht nur um das Durchfuhrmonopol auf dem Handelsweg von Ungarn zur Ostsee, d. h. von Süd- nach Nordeuropa, sondern auch um eine Bevorzugung auf dem so genannten Königsweg (via regia), der Westeuropa mit den Schwarzmeer-Häfen verband.581 In einer Urkunde vom 15. Februar 1344 legte der König auf Empfehlung der Bürger von Krakau, Sandomir und Sandez den Verlauf der Handelswege in die Rus’ und nach Ungarn fest. Damit sollten die Handelsbeziehungen mit dem Deutschordensland nach Abschluss des Friedensvertrags von Kalisch neu belebt werden.582 Nach den Bestimmungen der genannten Urkunde mussten die Kaufleute aus Thorn auf ihrem Weg nach Ungarn über Brest-Litowsk, Łęczyca, Inowłódz, Opoczno, Sandomir, Wiślica, Krakau und Sandez reisen. Ferner ist bekannt, dass alle fremden Kaufleute, darunter auch jene aus Thorn, die versus Russiam unterwegs waren, ihre Waren in Krakau feilbieten mussten. Von der fraglichen Urkunde ist heute allerdings nur noch eine Abschrift erhalten, die in die Sammlung der ältesten Privilegien und Willküren der Stadt Krakau aufgenommen wurde. Darin wird mehrfach darauf hingewiesen, dass das Original nicht erhalten ist, da es von den Ratsherren vernichtet wurde, die zu diesem Zweck ei576 577 578 579 580 581

582

Przywileje [Privilegien], S. 31–34. ŁYSIAK, Ius supremum, S. 17–25. Laberschek, Jacek, Anfänge und territoriale Entwicklung der Krakauer Agglomeration im 13. bis 14. Jahrhundert, in: Quaestiones Medii Aevi Novae 16 (2012), S. 385–410. Wyrozumski, Jerzy, Kraków średniowieczny jako ośrodek produkcji i handlu tekstylnego [Das mittelalterliche Krakau als Zentrum für Textilproduktion und -handel], in: Wyrozumski, Cracovia, S. 311–334. KDMK 1, Nr. 51, 53. Gawlas, Sławomir, Uwagi o polityce miejskiej Kazimierza Wielkiego [Bemerkungen zur Stadtpolitik Kasimirs des Großen], in: Aetas media, aetas moderna. Studia ofiarowane Henrykowi Samsonowiczowi w siedemdziesiątą rocznicę urodzin, Warszawa 2000, S. 25–41, hier S. 38–39. Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] I, Nr. 3; Magdański, Organizacja [Die Organisation], S. 59–62; Wyrozumski, Kraków [Krakau], S. 224–226.

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gens zusammengekommen waren.583 Es stand nämlich im Widerspruch zum allgemeinen Stapelrecht, das der Stadt 1372 verliehen wurde.584 Zudem kam es zwischen den Stadtverwaltungen von Krakau und Thorn zu Auseinandersetzungen über die obligatorische Nutzung des Krakauer Stapelplatzes durch die Thorner Kaufleute, die nach Ungarn unterwegs waren. In der Urkunde von 1344 ist ausdrücklich von einer Wegepflicht die Rede, an die die Thorner Kaufleute auf ihren Reisen nach Ungarn und zurück gebunden waren, sowie von einem Recht auf freie Durchfahrt durch Krakau. Auch in dem genannten Stapelrecht von 1372 fehlt ein ausdrücklicher Hinweis darauf, welche ortsfremden Kaufleute sich in Krakau diesem Recht unterwerfen mussten. Es ist jedoch möglich, dass die Thorner Kaufleute annahmen, für sie gelte nach wie vor die von Kasimir gewährte Befreiung aus dem Jahr 1344. Die Anstrengungen der Krakauer Kaufleute führten schließlich dazu, dass Ludwig von Anjou einige Wochen nachdem Krakau das allgemeine Stapelrecht verliehen worden war, die Thorner Kaufleute in einer gesonderten Urkunde zusätzlich zu dessen Einhaltung verpflichtete.585 Zur Vernichtung des Originals der Urkunde von 1344 kam es bereits 1372 oder spätestens 1387, als Krakau eine neuerliche Bestätigung des allgemeinen Stapelrechts erhielt. Im Jahr 1344 gelang es der Stadt dann, den Transithandel am damals größten Fernhandelsweg Europas, der Hohen Straße bzw. der via regia, die Flandern und Köln mit der Rus’ und den genuesischen Kolonien am Schwarzen Meer verband, teilweise unter ihre Kontrolle zu bringen.586 Entsprechende Bemühungen des Hochmeisters und der Thorner Kaufmannschaft führten jedoch schnell zu Änderungen dieser für Krakau vorteilhaften Regelungen. Am 19. Juni 1349 verlieh Kasimir der Große auch fremden Kaufleuten das Recht auf freie Durchfahrt in die Gebiete der Rus’, wenn auch nur bis Vladimir.587 Weitere Schritte der Krakauer Ratsherren, die auf den Ausbau der Stellung der Stadt als Handelszentrum abzielten, führten 1354 zur Erteilung eines weiteren Privilegs, mit dem die Interessen der örtlichen Kaufmannschaft geschützt wurden. Es ist durchaus möglich, dass dieses Privileg als Gegenleistung für ein Darlehen in Höhe von 1.000 Schock Prager Groschen erteilt wurde, das Kasimir der Große zwei Jahre zuvor bei den Krakauern aufgenommen hatte.588 Fremde Kaufleute durften nach ihrer Ankunft in Krakau ihre Waren fortan nur noch an Krakauer Bürger oder sonstige Personen verkaufen, auf die sich die Herrschaft Kasimirs erstreckte. Es war ihnen ferner untersagt, untereinander Handel zu treiben. Ortsfremde Kaufleute, die versuchten, mit Hilfe von Einheimischen ihre Waren zu verkaufen, mussten eine Strafe in Höhe von fünf Mark an die Stadt entrichten.589 Dieses Privileg stärkte also die Stellung Krakaus als wichtiges Handelszentrum des wiedererstandenen polnischen 583 584

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ANK, Handschrift Nr. 1447a, S. 36. Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] I, Nr. 3: Istud privilegium est laceratum per dominos consules et seniores civitatis ad hoc specialiter congregatos et bona deliberacione et maturo ipsorum consilio, ea de causa, quia tenor ipsius contra deposicionem generalem civitatis, pro qua deposicione pro tunc inter Cracouienses et Thorunenses, qui per Cracouiam ad Ungariam transire voluerunt, fuerat lis exorta, et ideo hic eciam in registro extat cancellatum; KDMK 1, Nr. 41; Wyrozumski, Kraków [Krakau], S. 224–226. Wyrozumski, Kraków [Krakau], S. 231. Myśliwski, Strefa sudecko-karpacka [Die Sudeten- und Karpatenzone], S. 254–258. HUB 3, Nr. 147; Magdański, Organizacja [Die Organisation], S. 66–67. KDMK 1, Nr. 17. KDMK 1, Nr. 29; Wyrozumski, Kraków [Krakau], S. 230–231.

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Königreichs. Außerdem richtete der König 1363 in Krakau einen Stapelplatz für Ziegenfelle ein, die aus Lemberg geliefert wurden und sowohl von einheimischen als auch von ortsfremden Kaufleuten nur in Krakau verkauft werden durften.590 Jerzy Wyrozumski vertritt die Auffassung, dass dieses Privileg im Zusammenhang mit der Entwicklung des Krakauer Hutmacherhandwerks gesehen werden muss.591 Die dynamische Entwicklung der Hauptstadt des Königreichs Polen geriet gegen Ende der Herrschaft Kasimirs des Großen jedoch ins Stocken. Seit Ende der 1360er Jahre führten die Ratsherren eine Auseinandersetzung mit den königlichen Großverwaltern, die sich die Administration und das Gerichtswesen der Stadt unterordnen wollten.592 So hatte etwa der Großverwalter Bodzęta eine königliche Anordnung erwirkt, mit der die berufliche Zusammensetzung des Rates und die Modalitäten seiner Wahl geregelt wurden. Im Jahr 1369 brachten die Ratsherren dazu, insbesondere aber auch zur Geldpolitik des Monarchen, eine umfassende Beschwerde vor den König.593 Wegen der Schwäche der lokalen Währung konnten die Krakauer keine Gewinne im Fernhandel erzielen. Aus diesem Grunde schränkten auch fremde Kaufleute den Handel mit dem Königreich Polen ein, da sie Verluste beim Umtausch ihrer härteren Währung in Krakauer Viertelstücke hinnehmen mussten. Hierfür war der Münzer und Ratsherr Bartco monetarius verantwortlich, der zu viele Viertelstücke in Umlauf brachte, wodurch diese im Wert sanken, was zu Verlusten der Krakauer Kaufleute im Fernhandel führte.594 Der König drohte den Krakauer Ratsherren mit der Einziehung ihrer Vermögen und der Zerstörung ihrer Häuser usque ad fundum, sollte irgendein fremder Kaufmann oder Bürger die Viertelstücke durch Zuzahlungen stützen. Der Münzer Bartco wurde indessen aus der Stadt gejagt.595 „Dieser Zustand war jedoch nicht von Dauer, denn nach dem Tod des Königs [1370] versuchte die Kaufmannschaft die günstigen Gegebenheiten, also die Nachfolge eines neuen Monarchen, durch rege Tätigkeiten entsprechend für sich zu nutzen.“596 So erhielt Krakau dann von der Regentin Elisabeth von Polen am 18. Juli 1372 ein allgemeines Stapelrecht.597 In der Forschung wird davon ausgegangen, dass die Krakauer im Gegenzug die polnische Thronfolge des Hauses Anjou in weiblicher Linie anerkannten.598 In der entsprechenden Urkunde wird ferner darauf hingewiesen, dass die Erteilung dieses Privilegs durch die Monarchin kein Zeichen für den Beginn neuer Verhältnisse, sondern lediglich die Bestätigung jener Praxis sei, die bereits während der Herrschaft Kasimirs des Großen Anwendung fand. Vor 1370 590 591 592 593 594

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597 598

KDMK 1, Nr. 35. Wyrozumski, Kraków [Krakau], S. 231–232. Wyrozumska, Kancelaria miasta [Die Kanzlei der Stadt], S. 77. Starzyński, Spór o miasto [Der Streit um die Stadt], S. 85–95. Księga proskrypcji [Proskriptionsbuch], S. 134; Grodecki, Roman, Polityka mennicza książąt polskich w okresie piastowskim [Die Münzpolitik der polnischen Herzöge in der Piastenzeit], in: Grodecki, Roman, Polityka pieniężna Piastów, Kraków 2009, S. 69–100, 84–85. Kiersnowski, Pradzieje [Die Urgeschichte], S. 242–243. Kalfas-Piotrowska, Stefania, Stosunki handlowe śląsko-polskie za Kazimierza Wielkiego [Die schlesisch-polnischen Handelsbeziehungen unter Kasimir dem Großen], in: Roczniki Towarzystwa Przyjaciół Nauk na Śląsku 5 (1936), S. 227–277, hier S. 257. KDMK 1, Nr. 41. Dąbrowski, Elżbieta [Elisabeth], S. 133.

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wurde in der königlichen Kanzlei jedoch kein einziges Dokument ausgestellt, das Krakau ein so weitreichendes Stapelrecht zugesichert hätte. Die Wendung secundum quod fuit temporibus […] domini Kazimiri […] olim regis Polonie […] observatum et tenetum, die in der Urkunde vom 18. Juli 1372 enthalten ist, bezieht sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die Bestimmungen von 1344 für fremde Kaufleute, die sich auf dem Weg in die Rus’ befanden, sowie für russische Kaufleute, die die Linie Lublin, Sandomir, Wiślica und Krakau nicht überqueren durften und ihre Waren deshalb in Krakau verkaufen mussten. Es ist nicht ausgeschlossen, dass das Privileg Ludwigs von Anjou vom 6. August 1372 auf diese Bestimmungen zurückgeht. Es wurde nur drei Wochen nach der Errichtung eines allgemeinen Stapelplatzes in Krakau ausgestellt und bestätigte, dass dem Krakauer Stapelrecht insbesondere Waren aus dem preußischen Thorn unterlagen.599 Die damit von den Krakauern erlangte Monopolstellung in der Vermittlung des Handels mit der Rus’ und Ungarn schadete den wirtschaftlichen Interessen der ungarischen Städte.600 Obwohl Ludwig von Anjou ein starkes Bürgertum im Königreich Polen nutzte, konnte er dessen Interessen jedoch nicht gänzlich über die Interessen der Städte seiner Heimat stellen. Bereits im Oktober 1373 gestattete er den Kaufleuten aus Thorn daher die Nutzung des alten Handelsweges nach Ungarn, der über Sandomir in Richtung Bartfeld an Krakau vorbeiführte.601 Ende 1372 hatte ihnen Władysław von Oppeln bereits die neuerliche Nutzung des Weges in die Rus’ zugestanden,602 die ihnen im Jahr zuvor von Elisabeth von Polen untersagt worden war.603 Obwohl die früheren Zollprivilegien Krakaus auch weiterhin bestehen blieben, konnte die Stadt von diesen de facto nicht mehr in vollem Umfang profitieren. Zu den größten politischen Erfolgen des Krakauer Stadtrats während der Herrschaft Ludwigs von Anjou gehörte sicherlich die Beseitigung der Konkurrenz aus Bochnia und Neu Sandez im Handel mit Preußen. Ab 1375 gestattete der König den Richtung Thorn reisenden Kaufleuten aus Bochnia nur noch die Nutzung des Handelsweges über Krakau.604 Auf dem Rückweg umgingen sie Krakau jedoch und wandten sich von Neu Sandez direkt nach Bochnia, was den Interessen Krakaus zuwiderlief. Im Jahr 1380 wurde eine weitere Verordnung mit ähnlichem Inhalt zugunsten Krakaus erlassen, mit der den Kaufleuten aus Sandez, die Kupfer aus Ungarn transportierten, die Nutzung des Wasserweges untersagt wurde.605 Gleichzeitig waren die Krakauer Ratsherren als Repräsentanten der städtischen Kaufmannschaft um eine Verbesserung ihrer Stellung in der Rus’ bemüht. 1372 erhielten die Kaufleute aus den Königreichen Polen und Ungarn freien Zugang nach Lemberg.606 Die in der entsprechenden Urkunde benutzte Wendung ad civitatem lässt nach Jerzy Wyrozumski den Schluss zu, dass Lemberg bereits zu dieser 599 600 601 602 603 604 605 606

KDMK 1, Nr. 43. Dąbrowski, Jan, Ostatnie lata Ludwika Wielkiego 1370–1382 [Die letzten Jahre Ludwigs des Großen 1370–1382], Kraków 1918, S. 270–286. HUB 4, Nr. 454–455; Kutrzeba, Finanse [Die Finanzen], S. 205. HUB 4, Nr. 434; Magdański, Organizacja [Die Organisation], S. 73. Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] I, Nr. 8. KDMK 1, Nr. 50. Ebd., Nr. 57; Kutrzeba, Finanse [Die Finanzen], S. 207; Wyrozumski, Kraków [Krakau], S. 372–373. KDMK 1, Nr. 42.

3. Handelsverbindungen und Handelspolitik

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Zeit über ein Stapelrecht verfügte,607 auch wenn eine Bestätigung hierfür erst für das Jahr 1379 vorliegt.608 Außerdem richtete der Luzker Fürst Dymitr im gleichen Jahr Stapelplätze in Luzk und Vladimir ein. Auf Drängen Krakaus senkte er jedoch 1380 die Zölle in seinem Herrschaftsgebiet.609 Die Krakauer Kaufleute mussten damals auch das in Lemberg geltende Stapelrecht beachten, mit dem Kaufleute verpflichtet wurden, ihre Waren 14 Tage lang in der Stadt anzubieten, ehe sie weiterziehen konnten.610 Die Auseinandersetzungen zwischen Krakau und Lemberg konnten jedoch bis zum Ende der Herrschaft Dymitrs nicht beigelegt werden. Kurz nach Władysław Jagiełłos Thronbesteigung wurde Krakau dann das allgemeine Stapelrecht bestätigt (1387).611 Eine Analyse der entsprechenden Urkunde lässt den Schluss zu, dass die Stadt erst zu diesem Zeitpunkt vom König einen Rechtsakt erhielt, der den Vorstellungen der städtischen Kaufmannschaft weitestgehend entsprach. In der Urkunde wird insbesondere betont, dass vor allem die aus Thorn kommenden und andere preußische (Prutheni) sowie ungarische, mährische, böhmische und schlesische (wahrscheinlich aus Breslau stammende) Kaufleute dem Krakauer Stapelrecht unterlagen. Der Versuch, den Krakauer Stapelplatz zu umgehen, führte nicht nur zur Beschlagnahme von Waren, sondern konnte auch Freiheitsstrafen nach sich ziehen. In der Literatur zu diesem Thema heißt es, dass diese Urkunde in erster Linie gegen die Kaufleute aus Thorn und Breslau gerichtet war.612 Die genannten Formulierungen waren in der Urkunde Elisabeths von Polen aus dem Jahr 1373 noch nicht enthalten, und ihre Aufnahme erfolgte gewiss nicht auf Initiative des Königs. Die Nachricht über die Errichtung eines Stapelplatzes in Krakau erreichte Thorn im Jahr 1387. In diesem Zusammenhang müssen zwei Briefe der Thorner Stadtverwaltung an Władysław Jagiełło und die Stadtverwaltung von Krakau betrachtet werden, in denen Beschwerde über die unzureichende Sicherheit auf den Handelswegen und über die Verluste geführt wurde, die die Thorner Kaufleute durch die Beschlagnahme ihrer Waren erlitten. Der Herausgeber dieser Briefe, hat sie fälschlicherweise auf das Jahr 1360 datiert.613 Stanisław Kutrzeba zog daraus den wiederum unzutreffenden Schluss, dass es nach 1350 zu einem Konflikt zwischen Krakau und Thorn gekommen sei.614 Erst Marian Magdański stellte eine Verbindung zwischen den beiden Schreiben und den Ereignissen des Jahres 1387 her.615 Es ist jedoch nicht bekannt, ob die Benachrichtigungen auch tatsächlich abgeschickt wurden. Die in Krakau eingehende Korrespondenz und die Ratsbücher aus dieser Zeit sind nämlich nicht erhalten. Doch ist nur schwer vorstellbar, dass die Stadt Krakau auf das soeben erhaltene Privileg aus freien Stücken verzichtet hätte. Vor diesem Hintergrund ist auch eine Willkür des Stadtrats von Thorn über die Errichtung eines Stapelplatzes 607 608 609 610 611 612 613 614 615

Wyrozumski, Kraków [Krakau], S. 376. Akta grodzkie 3, Nr. 28. KDMK 1, Nr. 56. Ebd., Nr. 58. Ebd., Nr. 63. Kopiński, Gospodarcze i społeczne kontakty [Die wirtschaftlichen und sozialen Kontakte], S. 27. HUB 3, Nr. 532–533; APT, Akta miasta Torunia, Dokumenty i listy, Katalog I, Nr. 295, 306. Kutrzeba, Finanse [Die Finanzen], S. 247; Magdański, Organizacja [Die Organisation], S. 68, Anm. 72. Magdański, Organizacja [Die Organisation], S. 123, Anm. 80.

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in der Stadt von 1388 zu sehen, von der allerdings nur noch eine inhaltliche Zusammenfassung erhalten ist.616 Aus ihr geht nicht eindeutig hervor, ob es in Thorn schon zu dieser Zeit ein Stapelrecht gab. Ferner fehlen Hinweise darauf, ob sich der Thorner Stadtrat beim Hochmeister um eine Bestätigung der entsprechenden Verordnung bemühte.617 Die zunehmenden Spannungen zwischen Polen und dem Deutschen Orden zwangen die Krakauer Stadtoberen dazu, Handelskontakte mit den Herzögen von Pommern zu knüpfen, um einen neuen Zugang zu den Häfen an der Ostsee zu erschließen. Im Jahr 1390 gewährte der Herzog von Pommern-Stettin Bogusław VII. den Krakauer Kaufleuten in seinem Gebiet weitreichende Zollbefreiungen.618 Und noch im gleichen Jahr zogen mit Stralsund und Anklam zwei weitere pommersche Städte nach.619 Gleichzeitig versperrte Władysław Jagiełło damals den Weg aus dem Königreich Polen nach Preußen, worauf ein Eintrag aus den Krakauer Rechnungsbüchern über die Entsendung eines Gesandten nach Ungarn cum littera regis pro inhibicione vie ad Prussiam hindeutet.620 Trotz Öffnung der Grenzen nach der Beilegung des Handelskonflikts im Jahr 1391 kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen den Krakauer und Thorner Kaufleuten. Aus Schreiben des Hochmeisters an den Stadtrat von Thorn, die teilweise undatiert sind und vermutlich aus dem Jahr 1391 stammen, ist bekannt, dass in Krakau und weiteren polnischen Städten Waren von Thorner Kaufleuten konfisziert wurden.621 Krakauer Kaufleute sollten damals in Preußen freie Durchfuhrrechte erhalten, wenn sie das von Thorner Kaufleuten in Krakau erhaltene Kupfer und Eisen freigeben würden, wobei der Woiwode von Kalisch, Sędziwoj von Szubin, als Vermittler auftrat. Der Hochmeister untersagte den Thornern dann übrigens, aus eigener Initiative mit ihm in Kontakt zu treten.622 Schließlich wurde mit Ausnahme von Kupfer und Eisen eine Freigabe von Waren vereinbart.623 Damit wurden die bestehenden Konflikte jedoch nicht beigelegt. Das älteste Krakauer Ratsbuch enthält z. B. die Aussage von Kaufleuten vor dem Stadtrat aus dem Jahr 1393, wonach ihre Waren nicht aus Preußen stammten.624 Der Streit zwischen beiden Seiten spitzte sich Anfang 1403 zu, als Thorn das Stapelrecht erhielt.625 Dadurch war es Krakau nicht möglich, seine florierenden Handelsbeziehungen zu Flandern aufrechtzuerhalten,626 genau wie das Krakauer Stapelrecht die Thorner Kaufleute von den ungarischen Märkten abschnitt. Nach Bekanntwerden dieser Nachricht wurden in Krakau, höchstwahrscheinlich auf Betreiben der 616 617 618 619 620 621 622 623 624 625 626

Thorner Denkwürdigkeiten von 1345–1547, hg. v. Albert Voigt, Thorn 1904, S. 14. Magdański, Organizacja [Die Organisation], S. 102–141. KDMK 1, Nr. 72. Ebd., Nr. 73–74; Wyrozumski, Kraków [Krakau], S. 386. Registra, S. 231; Kutrzeba, Finanse [Die Finanzen], S. 209. APT, Akta miasta Torunia, Dokumenty i listy, Katalog I, Nr. 235. Ebd., Nr. 236–239. Ebd., Nr. 242. Acta consularia, S. 96; Kutrzeba, Finanse [Die Finanzen], S. 212. HUB 5, Nr. 571; Magdański, Organizacja [Die Organisation], S. 133–140. Małowist, Marian, Le développement des raports économiques entre la Flandrie, la Pologne et les pays limitrophes du XIIIe au XIVe siècle, in: Revue Belge de Philologie et d’Histoire 10 (1931), S. 1013–1065; Małowist, Marian, Polish-Flemish Trade in the Middle Ages, in: Baltic and Scandinavian Countries 4 (1938), S. 1–9.

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Ratsherren, Waren von Kaufleuten aus Thorn im Gesamtwert von 24.000 Mark beschlagnahmt.627 Auch wenn dieser Betrag sicherlich übertrieben ist, vermittelt er eine gute Vorstellung vom damaligen Handelsvolumen.628 Um die Beziehungen zwischen den beiden Städten zu regeln, fand im Oktober 1403 in Grabow ein Treffen der Ratsherren aus Krakau und Thorn statt.629 Dieses führte jedoch nicht zu wesentlichen Verbesserungen. Anfang 1406 schlug der Hochmeister vor, den Streit zwischen Krakau und Thorn, der beide Seiten belastete, durch Vermittlung von außen beizulegen. Die Vermittlerrolle fiel dem litauischen Großfürsten Witold zu,630 der 1407 beide Seiten vierzehn Tage nach Ostern nach Wilna bat.631 Im Zusammenhang mit diesem Streit muss auch ein Schreiben des deutschen Bürgers Marcus von Nürnberg gesehen werden, der um 1400 als einer der engsten Berater Sigismunds von Luxemburg Karriere an dessen Hof machte. Dieser Marcus schickte das besagte Schreiben am 27. Juli aus dem slowakischen Leutschau an den Rat von Thorn und informierte darin über die geplante Zusammenkunft Sigismunds mit Jagiełło, die am 8. August im slowakischen Altdorf oder Leutschau stattfinden sollte. Da bei solchen Treffen auch Handelsfragen erörtert wurden, bot sich den geladenen Vertretern der Stadt Thorn eine weitere Möglichkeit, ihren Zwist mit Krakau beizulegen. Die Zusammenkunft kam jedoch höchstwahrscheinlich nicht zustande.632 Die Thorner folgten Witolds Einladung nicht, und so ergab sich erst im September 1409 am Rande des Jahrmarkts in Krakau ein Treffen.633 Im Krakauer Rathaus kamen damals hohe staatliche Würdenträger zusammen, unter ihnen der Krakauer Kastellan Jan Tęczyński. Man schlug vor, die in der Stadt befindlichen Thorner Kaufleute einzubestellen, denen dann der Wille des Königs mitgeteilt wurde, wonach sie ab sofort in Krakau Waren kaufen und verkaufen könnten, sofern den Kaufleuten aus Polen in Preußen ihre früheren Rechte garantiert würden. Im Falle einer Missachtung dieser Bestimmungen würde die Grenze wieder geschlossen, das yderman in seyner heymot bleibe.634 Mitte der 1390er Jahre traten auch die Auseinandersetzungen zwischen Krakau und Lemberg in ihre nächste Phase, die in der Literatur oft als „Streit um den Tatarenweg“ bezeichnet wird.635 In einem Eintrag des Krakauer Ratsbuches werden 1395 insgesamt 18 Ratsherren namentlich erwähnt, die unter Eid geschworen hatten, die Interessen der Stadt gegen die Lemberger Ratsherren zu verteidigen.636 Vermutlich noch im gleichen Jahr benannte Władysław Jagiełło mit dem Gnesener Erzbischof Dobrogost und dem Generalsstarosten von Großpolen, Sędziwoj von Szubin, zur Beilegung dieses Konflikts zwei Schlichter. Aus einer Urkunde, die diese am 7. Fe627 628 629 630 631 632 633 634 635 636

Franciscani Thorunensis, S. 264. Kutrzeba, Finanse [Die Finanzen], S. 216. Franciscani Thorunensis, S. 270; Registra, S. 273. Codex epistolaris Vitoldi, Nr. 354. Ebd., Nr. 356; Kutrzeba, Finanse [Die Finanzen], S. 218–219. APT, Akta miasta Torunia, Dokumenty i listy, Katalog I, Nr. 558; Nowak, Polityka północna [Die Nordpolitik], S. 89–90, 131; Sroka/Starzyński, Handel, S. 10–11. Myśliwski, Strefa sudecko-karpacka [Die Sudeten- und Karpatenzone], S. 266–267. ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 427, S. 324; Kutrzeba, Finanse [Die Finanzen], S. 218–219, Anm. 148. Charewiczowa, Handel [Der Handel], S. 37. Acta consularia, S. 127.

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bruar 1396 ausstellten, geht hervor, dass es bei diesen Streitigkeiten vor allem um das Lemberger Stapelrecht ging. Die Krakauer Kaufleute vertraten die Auffassung, dass sie seit den Zeiten Kasimirs des Großen das Recht auf freie Durchfahrt durch Lemberg versus Tartariam besaßen. Auf der anderen Seite forderten die Lemberger Stadtoberen trotz des von Ludwig von Anjou verhängten vierzehntägigen Stapelrechts, das für die Krakauer Kaufleute galt, dass sie Waren aus dem Osten nur in Lemberg erwerben konnten.637 Łucja Charewiczowa kam zu dem Schluss, dass der Streit zu diesem Zeitpunkt zwar nicht beigelegt werden konnte,638 es aber sehr gut möglich sei, dass er dank der Vermittlungsversuche zumindest für einige Jahre in den Hintergrund trat. Im Übrigen lenkte die Krakauer Seite in diesem Streit dann ziemlich schnell ein. Mit einer Urkunde bestätigte Władysław Jagiełło, dass die Krakauer Kaufleute an das vierzehntägige Lemberger Stapelrecht gebunden seien. Gleichzeitig garantierte er ihnen aber freie Durchfahrt durch die Stadt, wenn sie auf dem so genannten Moldauweg in Richtung Suceava reisten.639 Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Gewährung dieses für Krakau äußerst vorteilhaften Privilegs in erster Linie auf die Unterstützung einflussreicher Fürsprecher der Stadt in der unmittelbaren Umgebung des Monarchen zurückging. Bei der Betrachtung der Zeugen dieses Aktes fällt sofort eine Reihe von Personen auf, denen die Stadt ad honorem verschiedene Geschenke gemacht hatte, wie z. B. der Gnesener Erzbischof Nicolaus Kurowski, der Krakauer Bischof Petrus Wysz, der Krakauer Woiwode Jan Tarnowski, der Kastellan von Sandomir Krystyn von Ostrów oder der Kastellan von Wiślica Clemens von Moskorzew. Diese Personen bezeugten auch eine Urkunde Großfürst Witolds vom 20. Juni 1403, mit der er den Krakauer Kaufleuten Handelsfreiheit in seinem Herrschaftsgebiet zusicherte.640 Durch ihre Fürsprache oder besser gekaufte Protektion erhielten die Krakauer Kaufleute im Jahr 1399 ein weiteres wichtiges Privileg, mit dem Fragen der städtischen Gerichtsbarkeit geregelt wurden.641 Möglicherweise verdankte die Stadt ihnen auch die Urkunde vom 21. Juni 1403, die den Krakauer Kaufleuten freie Durchfahrt durch Lemberg und Kamieniec sowie auf dem Weg versus Tartariam und in die Moldau sicherte.642 Mitte 1406 musste sich der König erneut mit dem Streit zwischen Krakau und Lemberg befassen. Władysław Jagiełło überwies den Fall an das Krakauer Landgericht, das in der Angelegenheit kommissarisch das königliche Gericht vertrat. Als Beweisstück legte die Krakauer Seite die bereits erwähnte Urkunde vom 15. März 1403 vor,643 die anschließend ins polnische Reichsarchiv, die Metrica Regni Poloniae, aufgenommen wurde.644 Das damalige Urteil entsprach exakt den Bestimmungen der Urkunde vom 21. Juni 1403, obwohl diese während des Prozesses nicht erwähnt worden war. Auch wenn die inneren und äußeren Merkmale dieses zweiten Privilegs 637 638 639 640 641 642 643 644

KDMK 1, Nr. 83; Kutrzeba, Finanse [Die Finanzen], S. 296. Charewiczowa, Handel [Der Handel], S. 89. KDMK 1, Nr. 102; Wyrozumski, Kraków [Krakau], S. 377–378. KDMK 1, Nr. 103. Ebd., Nr. 91. Ebd., Nr. 104. Ebd., Nr. 108. Matricularum Regni Poloniae Summaria, Bd. 3: 1501–1506, hg. v.  Teodor Wierzbowski, Varsaviae 1908, Nr. 69.

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keine größeren Einwände hervorrufen, scheint unter Berücksichtigung des aktuellen Forschungsstands die Einschätzung von Jerzy Wyrozumski zuzutreffen, nach der es sich hier um eine meisterhafte Fälschung handelte.645 Zu Beginn des 15. Jahrhunderts verfügte Krakau schließlich über alle erforderlichen Privilegien, die der Stadt die Stellung des wichtigsten Handelszentrums im polnisch-litauischen Staat garantierten. Die Bemühungen der Ratsherren zielten fortan vor allem darauf ab, den Fortbestand der einmal erteilten Privilegien zu sichern, statt neue auszustellen. So wurden Krakau im Jahr 1440 die Zoll- und Abgabenbefreiungen von 1331 und 1358 bestätigt.646 Eine Delegation des Rates nahm 1442 auch an einem Treffen in Sieradz teil, um bei dieser Gelegenheit gegen die ständige Verletzung der Rechte der Krakauer Kaufleute durch die Zollstellen zu protestieren. Daraufhin wurde angeordnet, die Krakauer im gesamten Land von Zollzahlungen zu befreien.647 Das Problem kam auch in den kommenden Jahren immer wieder zur Sprache. So erneuerte Kasimir Jagiellończyk die Krakauer Zollbefreiungen gleich dreimal (1456, 1462 und 1475).648 Kurz vor seinem tragischen Tod in der Schlacht bei Warna gewährte Władysław Warneńczyk Krakau ein weiteres wichtiges Privileg, auf dessen Grundlage dem Stadtrat besondere Befugnisse im Bereich des Gerichtswesens übertragen wurden. Der Rat erhielt damit die Möglichkeit, Straftäter, die Kaufleute aus Krakau geschädigt hatten, im gesamten Königreich Polen zu verfolgen. Dieses Recht konnten sie allerdings nur in Anspruch nehmen, wenn der Monarch sich nicht im Land aufhielt.649 In diesem Zusammenhang sind auch Aussagen interessant, die Krakauer Ratsherren 1453 über den Verlauf der Handelswege gegenüber Kasimir Jagiellończyk in castro Cracouiensi in Kurzynoga machten. Aus den einschlägigen Notizen im Krakauer Ratsbuch ist bekannt, dass sie dem König auch eine entsprechende schriftliche Erklärung überreichten.650 Letztere stand sicherlich mit einer Urkunde in Verbindung, die der Monarch 1450 auf Bitten von Königin Sophia ausgestellt hatte und mit der ein neuer Weg aus der Rus’ nach Breslau und Großpolen festgelegt wurde. Der Beschluss markierte den Beginn eines Konfliktes mit den Kaufleuten aus Lublin, die im Handel mit der Rus’ zunehmend in Konkurrenz zu Krakau traten.651 Dabei unterstützte Kasimir Jagiellończyk allerdings die Lubliner Seite (1454).652 Doch bereits drei Jahre später erwirkten die Krakauer Ratsherren auf dem Sejm in Petrikau ein Privileg, das den Kaufleuten aus Großpolen, der Rus’, Krossen und Pilsen auf dem

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Wyrozumski, Kraków [Krakau], S. 378–379. KDMK 1, Nr. 136. Ebd., Nr. 142; Sikorski, Przywileje celne [Die Zollprivilegien], S. 69. KDMK 1, Nr. 162, 185, 254; Sikorski, Przywileje celne [Die Zollprivilegien], S. 70–71. KDMK 1, Nr. 143; Koranyi, Karol, Przywileje celne miasta Krakowa i  miasta Lwowa z r. 1444. Z dziejów wikariatu karnego miast w średniowieczu [Die Zollprivilegien der Stadt Krakau und Lemberg aus dem Jahre 1444. Zur Geschichte der Strafgerichtsbarkeit der Städte im Mittelalter], in: Księga pamiątkowa ku czci Leona Pnińskiego, Bd. 1, Lwów 1936, S. 443–451. KDMK 1, Nr. 156. Białkowski, Leon, Lublin na starych szlakach handlowych [Lublin auf den alten Handelswegen], in: Pamiętnik Lubelski 3 (1938), S. 288–293, hier S. 290; Myśliński, Lublin, S. 15–17. Myśliński, Lublin, S. 19–20.

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Weg aus der Rus’ nach Schlesien eine Umgehung Krakaus untersagte.653 Ebenda beklagten sie sich auch beim König über die in Krakau ansässigen Nürnberger Kaufleute, da diese keine kommunalen Abgaben zu entrichten hatten.654 Die Urkunde von Petrikau hatte vor allem Auswirkungen auf den Handel der Breslauer Kaufleute, weshalb sie beim böhmischen und ungarischen König Ladislaus Postumus intervenierten, damit er sich bei Kasimir Jagiellończyk für sie einsetzte und eine Erlaubnis zum Handel in der Stadt Krakau erwirkte.655 Als ihnen der polnische König im Oktober 1466 diese Genehmigung erteilte,656 musste sich die Krakauer Seite wiederum um eine Bestätigung ihres Stapelrechts in der Form bemühen, wie es der Stadt ursprünglich von Władysław Jagiełło erteilt worden war. Dies gelang schließlich am 26. Oktober 1473 mit der Ausstellung eines entsprechenden Privilegs. Daraus geht hervor, dass das Krakauer Stapelrecht hauptsächlich die Breslauer Kaufleute betraf.657 Die Beziehungen zwischen Breslau und Krakau wurden durch den gescheiterten böhmischen Feldzug von Kasimir Jagiellończyks im Jahr 1474 zusätzlich belastet. Krzysztof Kopiński hat darauf hingewiesen, dass die Lage damals äußerst gespannt war. So forderten die Krakauer Ratsherren um 1480 die Breslauer immer wieder auf, die Sicherheit der Kaufleute zu garantieren, die sich auf dem Weg zu den Breslauer Jahrmärkten befanden (1481, 1483).658 Kurz darauf beklagten sich die Krakauer Ratsherren auch beim König über die Kaufleute aus Breslau, da sie auf ihrem Weg in die Rus’ das Krakauer Stapelrecht missachteten. Bei diesem Streit stand Breslau von vornherein auf verlorenem Posten, da die Stadt lediglich über eine Urkunde Władysław Warneńczyks aus dem Jahr 1441 verfügte, die den Breslauer Kaufleuten Handelsfreiheiten im Königreich Polen garantierte.659 Durch einen Richterspruch wurde schließlich festgelegt, dass die später ausgestellte Urkunde nicht gegen ihren Vorläufer verstoßen durfte.660 Das Krakauer Stapelrecht blieb demnach bestehen, womit den Breslauer Kaufleuten der Weg in die Rus’ und nach Ungarn versperrt blieb. Im Jahr 1498 kam es in Krakau zu einem Treffen mit Vertretern der Breslauer Kaufmannschaft, die den Urteilsspruch von 1485 nicht anerkannten.661 Es wurde jedoch keine Einigung erzielt, und der König entschied den Streit nicht.662 653 654 655

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KDMK 1, Nr. 163; Wyrozumski, Kraków [Krakau], S. 373; Kopiński, Gospodarcze i społeczne kontakty [Die wirtschaftlichen und sozialen Kontakte], S. 48. KDMK 1, Nr. 164; Wyrozumski, Kraków [Krakau], S. 384–385. Mosbach, Przyczynki [Beiträge], S.  108–109; Kopiński, Gospodarcze i  społeczne kontakty [Die wirtschaftlichen und sozialen Kontakte], S.  49; Myśliwski, Grzegorz, Wrocław w  przestrzeni gospodarczej Europy (XIII–XV wiek). Centrum czy peryferie? [Breslau im Wirtschaftsraum Europas (13.–15. Jh). Zentrum oder Peripherie?], Wrocław 2009, S. 288–324. Kopiński, Gospodarcze i społeczne kontakty [Die wirtschaftlichen und sozialen Kontakte], S. 50. KDMK 1, Nr. 183; Wyrozumski, Kraków [Krakau], S. 374. APW, Akta miasta Wrocławia, Dokumenty, Nr. 2431, 3387, 3502, 5344, 5370, 5473; Kopiński, Gospodarcze i społeczne kontakty [Die wirtschaftlichen und sozialen Kontakte], S. 54. Mosbach, Przyczynki [Beiträge], S. 98; Materiały do regestów dokumentów Władysława Warneńczyka króla Polski i Węgier 1434–1444 [Materialien zu den Urkundenregesten von Władysław Warneńczyk, König von Polen und Ungarn], hg. v. Wojciech Krawczuk u.a., Kraków 2000, Nr. 493. KDMK 1, Nr. 195; Kutrzeba, Finanse [Die Finanzen], S. 286. Rauprich, Max, Der Streit um die Breslauer Niederlage 1490–1515, in: Zeitschrift für Altertum und Geschichte Schlesiens 27 (1893), S. 54–116, hier S. 54–55; Kutrzeba, Finanse [Die Finanzen], S. 288–289. Kutrzeba, Finanse [Die Finanzen], S. 289.

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Die ständigen Bemühungen der Krakauer Ratsherren, beim jeweiligen Monarchen Handelsvergünstigungen zu erreichen, waren mit hohen Kosten verbunden. Sie beinhalteten nicht nur die offiziell bei der Ausstellung von Urkunden für die Kanzlei anfallenden Gebühren, sondern vor allem auch verschiedene Geschenke wie Wein oder Tücher, aber auch Geld für den Herrscher persönlich oder für Personen aus seinem engeren Umkreis. Nicht zuletzt durch deren Protektion, die sich Krakau durchaus etwas kosten ließ, blieb die Stadt eines der wichtigsten Handelszentren im damaligen Königreich Polen.

3.3. Unterstützung für die Kaufleute

Kaufleute aus Krakau waren im Mittelalter auf fast allen Handelsstraßen Europas anzutreffen. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts fuhren sie mit ihren Schiffen bis nach Flandern.663 Für die Jahrmärkte in Frankfurt und Friedberg ist ihre Anwesenheit bereits für das Jahr 1346 bezeugt.664 Auch im östlichen Mittelmeerraum trieben sie regen Handel. Im Staatsarchiv von Genua finden sich beispielsweise interessante Quellen zu einem gewissen Johannes Hartung aus Krakau, der 1471 auf der Insel Chios ein genuesisches Schiff mit seinen Waren beladen ließ und dessen Kapitän zudem eine bestimmte Summe Geld anvertraute, die dieser wiederum in Alexandria einem Dritten übergeben sollte. Der Schiffseigner und der Kapitän verkauften dann aber nicht nur die Ware, sondern behielten auch das Geld. Daraufhin versuchte der geschädigte Krakauer Kaufmann, sein Recht vor dem genuesischen Konsul in Alexandria durchzusetzen. Als diese Versuche erfolglos blieben, wandte er sich schließlich an den polnischen König und den Krakauer Stadtrat. Daraus zog Marian Małowist den Schluss, dass sich Hartung wahrscheinlich 1474 nach Genua begab, um dort seine Rechte durchzusetzen.665 Die weitreichenden Handelsbeziehungen der Krakauer Kaufleute führten zu einer ausgedehnten städtischen Korrespondenz. Jährlich entsandte Krakau mehrere hundert Vertreter in andere Städte. Im Rechnungsbuch von 1401 sind in diesem Zusammenhang beispielweise Kosten für Reisen nach Prag, Sandez, Wien und Breslau666 vermerkt; 1402 folgte wieder Wien,667 im Jahr 1403 werden Brieg und Stettin genannt,668 und 1405 Lübeck und Thorn.669 Lediglich beim letzten der Einträge fand 663 664

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Kutrzeba, Finanse [Die Finanzen]. Schneidmüller, Bernd, Die Frankfurter Messen des Mittelalters. Wirtschaftliche Entwicklung, herrschaftliche Privilegierung, regionale Konkurrenz, in: Brücke zwischen den Völkern. Zur Geschichte der Frankfurter Messe, Bd. 1, hg. v. Rainer Koch, Frankfurt am Main 1991, S. 67–84, hier S. 76; Myśliwski, Strefa sudecko-karpacka [Die Sudeten- und Karpatenzone], S. 264–265. Małowist, Marian, Kaffa – kolonia genueńska na Krymie i problem wschodni w latach 1453–1475 [Kaffa – eine genuesische Kolonie auf der Krim und das Ostproblem in den Jahren 1453–1475], Warszawa 1947, S. 74. Registra, S. 265. Ebd., S. 268. Ebd., S. 271. Ebd., S. 277.

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sich auch ein Hinweis über den Zweck der Reise. In diesem Fall erhielt ein namentlich nicht genannter städtischer Gesandter aus der Rathauskasse 33 Groschen für eine Reise cum littera dominorum zu den Ratsherren von Thorn. Als Andreas Wirsing 1394 während einer Ratssitzung vorschlug, sich gemeinsam mit anderen Städten an die Synode der Diözese zu wenden, die in Krakau stattfinden sollte, um eine Festlegung der verbindlichen kirchlichen Feiertage zu fordern, zog das sicherlich einen entsprechenden Schriftverkehr der Krakauer Kanzlei in dieser Angelegenheit nach sich.670 Es ist auch sehr wahrscheinlich, dass sowohl das Schreiben nach Thorn von 1405 als auch die Antwort, die die Krakauer Ratsherren ihren Breslauer Amtskollegen mit der Versicherung sandten, dass Jan Mornsteyn zugesagt habe, bei den Breslauer Bürgern seine Schulden zu begleichen,671 in einem der nicht erhaltenen Korrespondenzbücher der Krakauer Kanzlei registriert wurden. Solche libri missivarum sind aus den Archiven von Danzig672 oder Nürnberg673 bekannt. In Danzig ist auch die Ratskorrespondenz mit seinen Vertretern erhalten, die aus verschiedenen Anlässen zu den preußischen Landtagen oder auch zum König entsandt wurden. So ist ein interessantes Schreiben der Danziger Ratsherren vom 27. März 1495 erhalten, das Bürgermeister Heinrich Valke und der Ratsherr Matthias Czymermann, die Danzig auf einer Ständeversammlung in Thorn vertraten, zusammen mit einer Warensendung bekamen. In der Warenlieferung befanden sich vier Störe, während die beiden Adressaten in dem Schreiben angewiesen wurden, zwei davon dem König zu schenken und einen Fürst Sigismund Jagiellończyk. Den vierten durften sie für sich selbst behalten.674 Bis auf wenige Ausnahmen675 sind auch die Originale jener Schreiben verloren gegangen, die im Krakauer Rathaus eingingen. Fragmente der mittelalterlichen Korrespondenz der Krakauer Ratsherren und Schöffen mit Verwaltungen anderer Städte lassen sich in verschiedenen polnischen und ausländischen Archiven finden. Veröffentlicht wurde davon bislang lediglich eine kleine Auswahl von 20 Schreiben der Krakauer Stadtverwaltung (Ratsherren und Schöffen) aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts an das damals ungarische Bartfeld676 sowie einige Schreiben, die nach Danzig, Kaschau und Thorn versandt wurden.677 Eine Auswertung dieses unvollständigen Quellenmaterials zeigt, dass die Krakauer Korrespondenz wie auch der Schriftverkehr anderer Städte in erster 670 671 672 673

674 675 676 677

Acta consularia, S. 114. APW, Akta miasta Wrocławia, Dokumenty, Nr. 3641. APG, Handschrift Nr. 300, 27, Nr. 1–7. Nürnberg, Staatsarchiv, Reichsstadt Nürnberg, Ratskanzlei, Briefbücher des Inneren Rates, R 61 a, 1–47; Wenisch, Richard, Aus dem Wortschatz der Nürnberger Ratsbriefbücher des 15. und 16. Jahrhunderts. Eine Anregung zur systematischen Sammlung und kritischen Beleuchtung der älteren Nürnberger Amtssprache, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 46 (1955), S. 149–261; Akta norymberskie, S. 294–360. APG, Handschrift Nr. 300 D, 77, 153. ANK, Handschrift Nr. 1591, S. 183–185v; ebd., Handschrift Nr. 1595, S. 45a. Dokumenty i listy [Dokumente und Briefe], S. 55–65. Akta odnoszące się do stosunków handlowych Polski z Węgrami, głównie z archiwum koszyckiego z lat 1354–1505 [Akten zu Handelsbeziehungen Polens mit Ungarn, hauptsächlich aus dem Archiv in Kaschau aus den Jahren 1354–1505], hg. v. Stanisław Kutrzeba, in: Archiwum Komisji Historycznej 9 (1902), S. 408–485, Nr. 14, 20, 25, 28, 31, 42, 51–53, 65, 70, 72–75; HUB 5, Nr. 392, 461, 610; HUB 7, Nr. 707, 719; HUB 10, Nr. 82, 608, 801, 111.

3. Handelsverbindungen und Handelspolitik

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Linie ganz alltägliche Fragen betraf, zumeist im Zusammenhang mit der Organisation des Handels (Beschlagnahme von Waren, Schulden, Sicherheitsgeleite usw.). So wandten sich die Krakauer Ratsherren 1454 mit der Bitte an ihre Amtskollegen von Bartfeld, dem Krakauer Johannes Stano dabei behilflich zu sein, seine Schulden bei den Bürgern der Stadt einzutreiben.678 Im Jahr 1472 baten sie um Unterstützung für den Krakauer Kaufmann Andrzej Gizałka, dessen Weinladung aus Ungarn in Bartfeld konfisziert worden war.679 Auch in der erhaltenen Korrespondenz Krakaus mit Nürnberg werden ähnliche Angelegenheiten behandelt. Im Jahr 1423 wandten sich die Nürnberger Ratsherren nach Krakau, um sich nach Wohnungen für durchreisende Kaufleute zu erkundigen.680 Es sind auch einige höchst interessante Schreiben zum Fall des Stanisław Zarogowski erhalten, der in Nürnberg wegen Geldfälschung angeklagt wurde.681 Leider sind die Antwortschreiben aus Krakau im Nürnberger Archiv nicht erhalten geblieben. Aus dem Schriftverkehr mit der Stadt Danzig682 verdient ein Schreiben der Krakauer von 1443 besondere Beachtung. Darin beschwerten sie sich bei der Danziger Stadtverwaltung darüber, dass fremden Kaufleuten in Danzig plötzlich untersagt wurde, ihre Waren in der Stadt zu verkaufen.683 In ihrer Antwort, deren Inhalt aus einer Abschrift aus dem liber missivarum bekannt ist (das Original ist in Krakau leider nicht mehr auffindbar) teilte die Danziger Seite mit, dass die Intervention der Krakauer in dieser Angelegenheit beim König unnötig gewesen sei und schlug ein Treffen vor, um eine endgültige Lösung zu finden.684 Ende 1477 baten die Krakauer Kasimir Jagiellończyk um eine Intervention bei den Danziger Ratsherren im Fall des Zimmermanns Petrus von Felzan, der in ihrem Auftrag eine Arbeit in montibus fodinis ausführen sollte. Der Handwerker kam dem allerdings nicht nach und verließ Krakau heimlich. Dieser Streit hätte sicherlich keine Einmischung des Königs erforderlich gemacht, hätten die Krakauer Ratsherren nicht zuvor beim Danziger Bürgermeister Philipp Bischow 1.000 ungarische Gulden hinterlegt, die dieser zurückgeben sollte, wenn der Zimmermann seine Arbeiten nicht termingerecht ausführte.685 Aus der umfangreichen Korrespondenz Krakaus mit dem Breslauer Stadtrat kann ein Schreiben des Krakauer Stadtrats vom 21. Februar 1435 angeführt werden, in dem die Krakauer über eine Handelsreise von Stanisław Mornsteyn und die Schulden informierten, die die Breslauer Bürger Georg Swancz und Nicolaus Scoppon bei ihm hatten.686 Ähnliche Schreiben finden

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683 684 685 686

Dokumenty i listy [Dokumente und Briefe], Nr. 1. Ebd., Nr. 10. Akta norymberskie, Nr. 3. Akta norymberskie, Nr. 38–39, 41–43, 45–47; Grodecki, Roman, Sprawa Stanisława Zarogowskiego [Die Angelegenheit des Stanisław Zarogowski], in: Wiadomości Numizmatyczno-Archeologiczne 9 (1920–1921), S. 53–55. APG, Handschrift Nr. 300 D, 7, Nr. 6, 17, 22–23, 31, 40–45, 56, 59, 65–67, 75, 83, 98, 103, 110, 122; APW, Akta miasta Wrocławia, Dokumenty, Nr. 681, 687, 2014, 2018, 2431, 2524, 2680, 3007, 3122, 3387, 3502, 3641, 4035, 4259, 5344, 5370, 5473, 5612; APT, Akta miasta Torunia, Dokumenty i listy, Katalog I, Nr. 289, 310–311, 386, 418, 420, 455, 764–767, 1213–1215, 2010a, 2252, 2452, 2518, 2566–2569. APG, Handschrift Nr. 300 D, 7, Nr. 22. APG, Handschrift Nr. 300, 27, Nr. 4, f. 92v–93r. HUB 10, Nr. 602. APW, Akta miasta Wrocławia, Dokumenty, Nr. 2018.

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sich auch im Schriftverkehr Krakaus mit Thorn – so eines, in dem sich die Krakauer Ratsherren bei den Thornern darüber beschwerten, dass der Thorner Kaufmann Nicolaus von Przedborze zwei Fässer mit verdorbenen Heringen verkauft hatte.687 Eine Untersuchung der erhaltenen mittelalterlichen Korrespondenz der Krakauer Stadtverwaltung zeigt, dass von deren konsequenter Politik nicht nur der Handel der Stadt abhing, sondern auch deren ordnungsgemäße Organisation. Von den Handelsprivilegien, die Krakau von verschiedenen Monarchen gewährt wurden, profitierten ausschließlich die Krakauer Kaufleute, in deren Händen der Stadtrat lag. Damit wurden ihre Interessen unmittelbar zu den Interessen der Stadt.688 Obwohl in Krakau bereits 1410 eine Kongregation der Kaufleute gegründet wurde, wird deren Bestehen im 15. Jahrhundert nur durch zwei Quellen belegt.689 Hanna Zaremska weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass deren Tätigkeiten sich nicht nur mit denen der Bruderschaft der Heiligen Jungfrau Maria der Marienkirche überschnitten,690 sondern auch mit den Zuständigkeiten des Rates, der die Interessen der Krakauer Kaufmannschaft gesamtheitlich nach außen vertrat.

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APT, Akta miasta Torunia, Dokumenty i listy, Katalog I, Nr. 289. Kutrzeba, Finanse [Die Finanzen], S. 355–356. Kutrzeba, Stanisław/Ptaśnik., Jan, Dzieje handlu i kupiectwa krakowskiego [Geschichte des Handels und der Krakauer Kaufmannschaft], in: Rocznik Krakowski 14 (1910), S. 1–187, hier S. 131–133. Zaremska, Bractwa [Bruderschaften], S. 23–24.

4. POLITISCHE STELLUNG: ZWISCHEN SELBSTSTÄNDIGKEIT UND INSTRUMENTALISIERUNG

4.1. Der Erbvogt und die politische Stellung Krakaus im zersplitterten Polen

Eine Folge der in Polen in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts einsetzenden Lokation städtischer Gemeinden nach deutschem Recht war die Einbeziehung der Städte in das politische Leben. Als neuer gesellschaftlicher Faktor begann das herbeiströmende Bürgertum „rasch damit, weitreichende politische Ambitionen zu entwickeln, die weder auf städtische Traditionen noch auf den Willen der Herzöge Rücksicht nahmen.“691 Diese Feststellung bezieht sich jedoch vor allem auf die civitates principales, also die größeren Städte im Polen des 13. Jahrhunderts, die Zentren von Handel und Handwerk waren und in denen sich das Kapital konzentrierte.692 Nur diese konnten, wie Henryk Samsonowicz anmerkt, danach streben, sich im politischen Leben des geteilten polnischen Königreichs Geltung zu verschaffen.693 Ein charakteristisches Merkmal dieser Phase in der Geschichte der polnischen Städte war die Vorherrschaft des Erbvogts gegenüber der sich formierenden Vertretung aller Gemeindemitglieder.694 Da er die Grundherrschaft ausübte und erheblich an den Einnahmen der Stadt beteiligt war, entschied er de facto über die städtische Politik. In Opposition zur Herrschaft des Vogts bildete sich dagegen die Institution des Stadtrates heraus, in dem wohlhabende Kaufleute und Handwerker vertreten waren. Der Rat wachte über deren Interessen und war an sich ein „Handlungsinstrument der Kaufleute.“695 Die ersten und zugleich auch stärksten selbstständigen politischen Aktionen des polnischen Bürgertums fanden zur Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert statt, als es auch vermehrt zu Stadtgründungen kam. Sie reichten jedoch nicht über die Kontaktund Handelsebene der jeweiligen städtischen Siedlung hinaus. Die Interessen der damaligen Bürgerschaft waren weit entfernt von der Vorstellung einer Vereinigung der einzelnen piastischen Herzogtümer, obwohl sie mitunter die Grenzen der Landes691 692 693

694 695

Gawlas, O kształt [Über die Form], S. 89. Samsonowicz, Dzieje miast [Die Geschichte der Städte], S. 105–123. Samsonowicz, Henryk, Miasta wobec zjednoczenia Polski w XIII/XIV wieku [Die Städte und die Wiedervereinigung Polens im 13./14. Jahrhundert], in: Ars historica. Prace z dziejów powszechnych i Polski, Poznań 1976, S. 425–436, hier S. 428–429. Zientara, Przełom [Der Durchbruch], S. 239; Wyrozumski, Miasta [Die Städte], S. 448. Samsonowicz, Samorząd miejski [Die städtische Selbstverwaltung], S. 144.

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teile des geteilten polnischen Staates überschritten.696 Dies musste jedoch nicht zur zukünftigen Herausbildung eines einheitlichen Bürgerstandes führen. So konstatiert Tadeusz Silnicki: „Jede Stadt stellte ein in sich geschlossenes Ganzes dar.“697 In diesem Kontext sind sowohl die Beteiligung der Krakauer Bürger an der Sicherung der Herrschaft von Leszek dem Schwarzen 1285 zu sehen als auch ihre Entscheidung, Heinrich IV. von Schlesien vier Jahre später die Stadttore zu öffnen. In den Überlieferungen der Annalen des Traska und den kleinpolnischen Annalen von 1285, die sich direkt auf die verlorenen polnischen Annalen (Annales Polonorum) beziehen, wird im Eintrag zum Aufstand der Ritterschaft gegen Leszek den Schwarzen deutlich die dem Herzog seitens der Krakauer Bürger gewährte Treue betont.698 In der Chronik des wohl dem franziskanischen Milieu zugehörigen Dzierzwa hingegen, die sich ebenfalls auf die verlorenen Annalen stützte und – wie Wojciech Drelicharz unlängst entgegen der Ansicht von Jacek Banaszkiewicz699 nachgewiesen hat – nach 1314 geschrieben wurde, ist an der entsprechenden Stelle bereits von deutschen Bürgern die Rede (Theutonici cives Cracovienses).700 Drelicharz sieht hierin Anzeichen für eine „antideutsche“ Stimmung in Krakau nach dem Aufstand des Vogts Albert, der der Chronist Ausdruck verliehen habe.701 Bei näherer Betrachtung zeigt sich freilich, dass die dem Herzog erwiesene Hilfe vor allem mit der Haltung des Krakauer Erbvogts zusammenhing, der an der Spitze der städtischen Gemeinde stand. Hier kann hinzugefügt werden, dass die Vertreter der städtischen meliores, die auch die Mitglieder des Stadtrats stellten, an der Entscheidung beteiligt waren. Die von Dzierzwa verwendete Bezeichnung Theutonici drückt keine angebliche „Deutschenfeindlichkeit“ aus, sondern charakterisiert vor allem die damalige Krakauer Bürgerschaft. Die Neuankömmlinge aus Schlesien, Böhmen oder Süddeutschland,702 also die ersten Siedler der neugegründeten Stadt, waren in den Augen der Kleinpolen Theutonici, ethnisch Fremde, aber vor allem Fremde unter rechtlichen Gesichtspunkten. Auch die Entscheidung der Krakauer Fleischer, Heinrich IV. die Stadttore zu öffnen, kann nicht selbstständig erfolgt sein.703 Die Stadt unterstützte den Herzog hauptsächlich aufgrund ihrer wirtschaftlichen Interessen. Das gleiche gilt auch für die Hilfe der großpolnischen Bürger für Heinrich von Glogau, die ihre Verbindungen nach Schlesien im Blick hatten.

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Wyrozumski, Miasta [Die Städte], S. 434. Silnicki, Prawo [Das Recht], S. 31. Rocznik Traski [Annalen des Traska], S. 851; Rocznik małopolski [Kleinpolnische Annalen], S. 183. Banaszkiewicz, Jacek, Kronika Dzierzwy. XIV-wieczne kompendium historii ojczystej [Die Chronik von Dzierzwa. Eine Heimatgeschichte aus dem 14. Jh.], Wrocław u.a. 1979, S. 110; Drelicharz, Annalistyka małopolska [Die kleinpolnische Annalistik], S. 373. Rocznik franciszkański krakowski [Annalen der Krakauer Franziskaner], hg. v. August Bielowski, in: Monumenta Poloniae Historica, Bd. 3, Lwów 1878, S. 46–52, hier S. 51. Drelicharz, Annalistyka małopolska [Die kleinpolnische Annalistik], S. 373; Żmudzki, Paweł, Studium podzielonego Królestwa. Książę Leszek Czarny [Eine Studie über das geteilte Königreich. Herzog Leszek der Schwarze], Warszawa 2000, S. 421–422. Rajman, Jerzy, Gmina miasta lokacyjnego w  XIII i  początkach XIV w. [Die Stadtgemeinde der Rechtsstadt im 13. und am Anfang des 14. Jh.], in: Kraków. Studia z dziejów miasta, hg. v. Jerzy Rajman, Kraków 2007, S. 61–75. Rocznik Traski [Annalen des Traska], S. 851.

4. Politische Stellung: Zwischen Selbstständigkeit und Instrumentalisierung

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Ausdruck älterer politischer Aktivitäten der großpolnischen und schlesischen Bürger war ein Bündnis aus den Jahren 1298 bis 1310, dessen Ziel ein gemeinsames Vorgehen gegen Verbrecher war. Die Urkunden, die diesen Bündnissen zugrunde lagen und u.a. bereits von Roman Grodecki704 und Jerzy Wyrozumski705 untersucht wurden, bieten interessante Aufschlüsse über die Selbstverwaltungsorgane dieser Städte. Das Bündnis zwischen Posen, Kalisch, Gnesen und Pyzdry (1302) wurde von den Stadträten geschlossen.706 Dies ist zugleich die älteste bekannte Quelleninformation über die politische Bedeutung der Stadträte im mittelalterlichen Polen. In der Zeugenliste einer ähnlichen Urkunde, die am 29. Juni 1310 in Glogau von acht schlesischen Städten, darunter Glogau, Sagan und Fraustadt, unterzeichnet wurde, werden an erster Stelle die Erbvögte dieser Städte genannt; erst danach folgen Bürgermeister und Ratsherren.707 Nach den Bestimmungen des Vertrags oblag den Ratsherren die Beschlagnahmung von Hab und Gut eines gefassten Verbrechers bis zu seiner Verurteilung.708 Beide Bündnisse waren unabhängig voneinander geschlossen worden, im Gegensatz zu den früheren Abkommen von Posen, Kalisch, Gnesen, Pyzdry (1298) sowie Kalisch, Gnesen und Pyzdry (1299). Mit einer Urkunde von 1298 gewährte Władysław Ellenlang den Bürgern der vier genannten Städte Befugnisse bei der Verfolgung von Kriminellen, die ansonsten nur einem Herzog zustanden.709 1299 dehnte er diese auf seinen ganzen Herrschaftsbereich aus und ermöglichte die Einbeziehung weiterer Städte in dieses Bündnis.710 Das war der Versuch einer Stärkung der nicht besonders stabilen Position Ellenlangs in Großpolen sowie, wie Roman Grodecki anführt, der Versuch der Gründung eines „Städtebundes“, der in Vertretung des Herzogs über die „allgemeine Sicherheit“711 wachen sollte. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts traten die Krakauer noch zweimal (1306, 1311–1312) politisch in Erscheinung und agierten offen gegen Władysław Ellenlang. Es kann jedoch nicht von einer Beteiligung des Rates als Institution am Aufstand des Krakauer Erbvogts Albert gesprochen werden, da sich lediglich einige der Ratsmitglieder auf Seiten des Vogts befanden. Durch Benennung eines neuen Ratskollegiums nach der Niederschlagung des Aufstands und die Aufhebung des Erbvogtamts wollte sich Ellenlang politischen Rückhalt innerhalb des kleinpolnischen Bürgertums verschaffen. Dies erschien umso notwendiger, als die Stadt Krakau in den letzten 25 Jahren (1285–1312) viermal ihren Einfluss bei der Thronbesetzung im Gebiet Krakau-Sandomir geltend gemacht hatte. Es kam auch zu einer Kräfteverschiebung im Stadrat zugunsten der städtischen Kaufleute. Die veränderte Stellung des Rates in den Krakauer Selbstverwaltungsstrukturen kam auch in einer modifizierten Legende des Vogtssiegels zum Ausdruck. Nach der Rekonstruktion von Adam Chmiel lautete sie ursprünglich: S(igillum) ADVOCATI CIVITATIS ET CIVIUM CRACOVIENSIUM, nach der Änderung jedoch: S(igillum) CONSVLUM 704 705 706 707 708 709 710 711

Grodecki, Konfederacje [Die Konföderationen], S. 87–88. Wyrozumski, Miasta [Die Städte], S. 446–448. KDW 2, Nr. 858. Ebd., Nr. 936. Wyrozumski, Miasta [Die Städte], S. 448. KDW 2, Nr. 777. Ebd., Nr. 820. Grodecki, Konfederacje [Die Konföderationen], S. 87.

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Teil II: Der Stadtrat in den Jahren 1312 bis 1500

ET COMMUNITATIS CIVITATIS CRACOVIE.712 Die Krakauer Bürger wurden zum ersten Mal nicht mehr mit dem allgemeinen Substantiv cives bezeichnet, sondern als communitas, also als Gemeinschaft der Stadt Krakau. Beide Legenden bieten wohl die beste und treffendste Definition der städtischen Strukturen Krakaus vor und nach 1312, nämlich zum einen als einer von Erbvögten regierten Stadt und zum anderen einer Stadt, deren Herz – wie es bereits in Fürstenspiegeln des 14. Jahrhunderts hieß – der Stadtrat bildete. Entsprach zur Zeit der Vögte die politische Haltung der Stadt dem Standpunkt des Erbvogts, so stimmte sie nach 1312 mit dem Standpunkt des Stadtrats überein. Doch ist zu betonen, dass die Städte im wiedervereinigten Königreich Polen eine völlig andere Rolle spielten als im Zeitraum der territorialpolitischen Zersplitterung; die Selbstständigkeit ihrer Handlungen unterlag nun einer gewissen Instrumentalisierung. Der Krakauer Stadtrat war in den Königreichen Władysław Ellenlangs und Kasimirs des Großen einerseits eine übergeordnete Selbstverwaltungsorganisation der Hauptstadt des Reiches, andererseits auch ein direkt vom Monarchen abhängiges Organ, das als Instrument seiner Politik diente.

4.2. Darlehen für die Herrscher und den Staat. Die Beteiligung des Rates an der Politik der Piasten und Jagiellonen

Zu den Kompetenzen des Stadtrats im mittelalterlichen Krakau zählte die Verwaltung der städtischen Finanzen.713 Dazu sind zahlreiche Quellenbelege erhalten. Auf ihrer Grundlage lässt sich indirekt der Anteil dieser Institution am politischen Leben des damaligen polnischen Staates rekonstruieren. Er war einerseits von der seit dem Ende des 14. Jahrhunderts einsetzenden Konsolidierung des Adelsstandes bestimmt, andererseits durch eine eigentümliche Schwäche der Städte der Krone gekennzeichnet. Dabei ist zu beachten, dass die wohlhabende Krakauer Bürgerschaft, die Fernhandel betrieb und über verhältnismäßig große Mengen an Bargeld verfügte, ein wirtschaftlicher Rückhalt für den Monarchen sein konnte.714 Die ältesten Spuren entsprechender finanzieller Aktivitäten des Krakauer Rates stammen aus den 1330er Jahren. Dabei handelt es sich um Hinweise auf ein angebliches Darlehen der Krakauer Bürger für Władysław Ellenlang, das dieser nach den Niederlagen der polnischen Seite in dem seit 1327 gegen den Deutschen Orden geführten Krieg715 als Gegenleistung für die Verpfändung des städtischen Vogtamts erhielt, das er nach der Niederschlagung des Aufstands unter Vogt Albert eingezogen 712

713 714 715

Starzyński, Marcin, Uwagi w sprawie genezy najstarszej pieczęci Krakowa z XIII wieku (na marginesie ostatnich badań) [Bemerkungen zur Genese der ältesten Siegel Krakaus aus dem 13. Jahrhundert (Randbemerkungen zu den jüngsten Forschungen)], in: Studia Źródłoznawcze 50 (2012), S. 25–40. Kutrzeba, Finanse [Die Finanzen], S. 1–168. Gawlas, Monarchia [Die Monarchie], S. 212–214. Biskup, Marian, Wojny Polski z Zakonem Krzyżackim (1308–1521) [Die Kriege Polens mit dem Deutschen Orden (1308–1521)], Gdańsk 1993, S. 15–36.

4. Politische Stellung: Zwischen Selbstständigkeit und Instrumentalisierung

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hatte. Diese Hypothese wurde jedenfalls von Mieczysław Niwiński aufgestellt.716 Zwar gibt es dafür im Quellenmaterial keinen direkten Beleg, u.a. weil die Krakauer Rechnungsbücher dieses Zeitraums nicht erhalten geblieben sind; doch scheint die Vermutung an sich sehr wahrscheinlich, so dass hier möglicherweise der Krakauer Stadrat tatsächlich erstmals als königlicher Kreditgeber in Erscheinung trat. Dadurch wird die wirtschaftliche Stellung des städtischen Patriziats gestärkt worden sein, das auch an der Finanzierung der Apostolischen Kammer auf polnischem Gebiet beteiligt war.717 Einer der Schuldner von Nicolaus Wirsing – Krakauer Ratsherr und späterer Truchsess von Sandomir, der als vertrauter Mitarbeiter Kasimirs des Großen und Władysław Ellenlangs galt – war zum Beispiel der böhmische König Karl IV., dem Wirsing 1343 mehr als 2.300 Mark geliehen hatte.718 Diese Schuld wurde später von Kasimir dem Großen übernommen.719 Wirsing gewährte Karl IV., als dieser bereits römisch-deutscher Kaiser war, ein weiteres Darlehen in Höhe von 1.760 Mark, das später von den Breslauer Ratsherren in Raten abgezahlt wurde.720 Außerdem ist bekannt, dass König Kasimir 1352 bei den Krakauer Ratsherren ein Darlehen in Höhe von 1.000 Florentiner Gulden aufnahm.721 Auch das legendäre Festmahl für die Teilnehmer des Krakauer Kongresses 1364, das laut Długosz vom „Krakauer Ratsherrn Wirsing“ organisiert wurde, bei dem es sich laut Stanisław Kutrzeba um Nicolaus Wirsing iuvenis handelte, fand wahrscheinlich auf Kosten der Stadt und mit Einverständnis König Kasimirs statt. Es handelte sich hier um eine Art außenpolitischer Präsentation des wichtigsten städtischen Zentrums im Königreich Polen. Vielleicht erhofften sich die städtischen Amtsträger bei dieser Gelegenheit neue Privilegien von den in Krakau anwesenden Monarchen.722 Aus den Zeiten der Herrschaft des Hauses Anjou, in denen die Bedeutung der polnischen Bürgerschaft zunahm, fehlen leider Quellenüberlieferungen zur Beteiligung des Krakauer Rates am politischen Leben.723 Quellenzeugnisse über politische Aktivitäten des Krakauer Stadtrats sind erst wieder seit dem Ende des 14. Jahrhunderts überliefert. Sie sind bei Weitem nicht vollständig erhalten geblieben, so dass die aus ihnen abgeleiteten Schlussfolgerungen nur allgemeinen Charakter haben können. Krakauer mittelalterliche Stadtrechnungen liegen z. B. nur aus den Jahren 1390 bis 1393, 1395 bis 1405, 1407 bis 1410, 1414,

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Niwiński, Wójtostwo krakowskie [Das Krakauer Vogtamt], S. 62–63. Szczur, Stanisław, Krakowscy dłużnicy kamery papieskiej z 1337 r. [Die Krakauer Schuldner der päpstlichen Kammer aus dem Jahr 1337], in: Venerabiles, nobiles et honesti. Studia z dziejów społeczeństwa Polski średniowiecznej. Prace ofiarowane Profesorowi Januszowi Bieniakowi w  siedemdziesiątą rocznicę urodzin i  czterdziestopięciolecie pracy naukowej, hg. v.  Andrzej Radzimiński/ Anna Supruniuk/Jan Wroniszewski, Toruń 1997, S. 125–137. Regesta diplomatica, Nr. 1255. Ebd., Nr. 1273; Lichończak, Grażyna, Najstarsze dzieje rodziny Wierzynków w  Krakowie [Die älteste Geschichte der Familie Wirsing in Krakau], in: Krzysztofory 8 (1981), S. 38–55. Mosbach, Przyczynki [Beiträge], S. 194. KDMK 1, Nr. 27. Grodecki, Roman, Kongres krakowski w roku 1364 [Der Krakauer Kongreß im Jahre 1364], Kraków 21995, S. 64–65; Szczur, Stanisław, Krakowski zjazd monarchów w 1364 r. [Die Krakauer Zusammenkunft der Monarchen im Jahre 1364], in: Roczniki Historyczne 64 (1998), S. 35–58. Dąbrowski, Elżbieta [Elisabeth], S. 130–138.

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1431 sowie 1487 vor.724 Eine weitere wichtige Quelle stellt das Stadtbuch dar, das Abschriften von Urkunden über die Weiterveräußerung ständiger städtischer Einnahmen durch den Rat mit Rückkaufsrecht enthält. Sie beziehen sich auf die Jahre 1412 bis 1546, wobei keine ständige Aktualisierung erfolgte, da die Abschriften der einzelnen Urkunden nicht chronologisch eingeordnet sind. In den verzeichneten Verträgen wird jedoch mehrfach erwähnt, dass die aus den Verkaufszinsen stammenden Gelder dem König für die Umsetzung bestimmter politischer Maßnahmen übergeben worden seien.725 Die von der Stadt dem Monarchen neben Darlehen zur Verfügung gestellten Geldbeträge stammten unter anderem aus dem Schoß. Bei diesem handelte es sich anfangs um eine außerordentliche Steuer, die der König von der jeweiligen Stadt erhob, wobei dies gewöhnlich nach dem vorherigen Abschluss eines Vertrages geschah.726 Außerdem, so führt Stanisław Kutrzeba an, „fehlte es nicht an allerlei Beihilfen, die der König ständig von den Ratsherren forderte.“727 In den Jahren 1391, 1393 und 1396 beteiligte sich der Krakauer Rat an der Finanzierung der Feldzüge Władysław Jagiełłos gegen Herzog Władysław von Oppeln. Die von der Stadt getragenen Kosten, die Jerzy Sperka untersucht hat,728 beschränkten sich dabei nicht nur auf die Ausstattung von Streitwagen, die Lieferung von Schwefel, Pulver, Geschützen, Lebensmitteln sowie die Entsendung von Ärzten für den König. 1393 überstiegen die entsprechenden Ausgaben 200 Mark.729 In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass die Krakauer Ratsherren vor Beginn der königlichen Offensive gegen den Oppelner Herzog mit jenem erneut Beziehungen unterhalten hatten, was sowohl durch die Korrespondenz als auch die Entsendung von Geld aus Krakau nach Oppeln belegt wird.730 1392 forderte Władysław von Oppeln beispielsweise von den Ratsherren die Summe von 6.000 Mark, wovon diese unverzüglich Władysław Jagiełło in Kenntnis setzten.731 Es ist schwer zu sagen, um welche konkrete Verpflichtung es sich in diesem Fall handelte. Im selben Jahr erhielten die Krakauer Ratsherren dagegen 300 Mark domini ducis de Opol, höchstwahrscheinlich zur Begleichung einer bestehenden Schuld Władysławs von Oppeln.732 1396 stellten die Krakauer Ratsherren Władysław Jagiełło super expedicione in Opul 100 Mark Prager Groschen sowie 300 Mark Viertelstücke zur Verfügung.733 Ein den Ratsherren geschenkter und wohl eigenhändig von Jagiełło erlegter Hirsch diente im selben Jahr als Anerkennung für die finanzielle Hilfe während der Feldzüge gegen Schlesien.734 724 725 726 727 728 729 730 731 732 733 734

Starzyński, Nad średniowiecznymi księgami rachunkowymi [Zu den mittelalterlichen Rechnungsbüchern], S. 169–170. ANK, Handschrift Nr. 1358. Kutrzeba, Szos królewski [Der Königsschoß]. Kutrzeba, Finanse [Die Finanzen], S. 105. Sperka, Wojny [Die Kriege], S. 67–68. Ebd., S. 244–246. Ebd., S. 228–229. Ebd., S. 239. Acta consularia, S. 82. Registra, S. 252. Registra, S. 313.

4. Politische Stellung: Zwischen Selbstständigkeit und Instrumentalisierung

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Aus den Stadtrechnungen der Jahre 1397 und 1399 sind weitere Informationen bekannt, nach denen der Krakauer Rat dem König in den 1390er Jahren ingesamt über 900 Mark gezahlt hat, von denen der Krakauer Kastellan Jan Tęczyński 300 Mark aus eigener Tasche beisteuerte.735 Aus der Erhebung des Schoßes (de exaccione) stammten 313 Mark aus dem Jahre 1397 sowie weitere 200 Mark aus dem Jahre 1394, die ebenfalls an Jagiełło gezahlt wurden.736 1391 waren dem König aus der Stadtkasse bereits 100 Mark gezahlt worden.737 Dabei bleibt aber unklar, welcher Bestimmung sie dienen sollten. Interessant erscheint hingegen, dass die Ratsherren von Mitte August bis Mitte September 1399 Jagiełło mindestens dreimal Geld zahlten, also nach dem Abschluss der Gespräche zwischen dem König und den kleinpolnischen Herren über die Anerkennung seiner weiteren Herrschaft im Königreich.738 Weiterhin ist bekannt, dass der König vom Krakauer Rat im Jahr 1405 4.000 Florentiner Gulden (ca. 2.500 Mark) zum Erwerb des Dobriner Landes vom Deutschen Orden erhielt, das Władysław von Oppeln im Juli 1392 für 50.000 ungarische Gulden verpfändet hatte.739 Dabei muss betont werden, dass die Gesamteinnahmen der Stadt 1405 die Summe von 1.700 Mark nicht überschritten.740 Im Rechnungsbuch, das die Einträge von 1404 beinhaltet, sind Ausgaben in Höhe von 130 Mark und 13 Scot für die Reise einer städtischen Gesandtschaft ad convencionem cum Pruthenis et Thorunensibus vermerkt. Dies bestätigt die Beteiligung von Krakauer Vertretern an den damals in Raciążek geführten Verhandlungen.741 Das mittelalterliche Finanzwesen war durch eine weitreichende Anwendung von lang- und kurzfristigen Schuldverschreibungen gekennzeichnet.742 Geht man von der Annahme Stanisław Kutrzebas aus, dass die oben genannte Summe von 4.000 Florentiner Gulden als königlicher Schoß übertragen wurde, ist nicht auszuschließen, dass die Ratsherren diesen als Darlehen unter Verpfändung der städtischen Einnahmen erhielten, wie sie es auch später noch häufig taten. Für die Bedeutung des Krakauer Anteils am Ankauf des Dobriner Landes spricht bereits die Höhe der bereitgestellten Summe; sie machte beinahe ein Zehntel des Betrags aus, den der Orden vom polnischen Staat verlangte.743 Vier Jahre später (1409) zahlte Krakau für den dreifachen Schoß (eineinhalb Groschen pro Mark) an Władysław Jagiełło weitere 2.400 Mark. Dafür soll der König der Stadt nicht näher bezeichnete libertates für den Zeitraum von sechs Jahren gewährt haben.744 Die diesbezügliche königliche Urkunde, die als verschollen gilt, soll sich damals in thesauria [!] civitatis befunden haben. Dank der Untersuchungen Wojciech Fałkowskis ist bekannt, dass Jagiełło bis November 1409 insgesamt 15 Stadtprivilegien ausgestellt hat, unter anderem für Posen, Radziejów, Śrem, Kosten, Prze735 736 737 738 739 740 741 742 743 744

Acta consularia, S. 197, 207; Registra, S. 256, 263. Registra, S. 105, 296. Ebd., S. 296. Kurtyka, Tęczyńscy [Die Tęczyńskis], S. 229–234. Registra, S. 339; Nowak, Polityka północna [Die Nordpolitik], S. 49–50. Kutrzeba, Finanse [Die Finanzen], Tab. II. Registra, S. 195. Kutrzeba, Finanse [Die Finanzen], S. 128–137. Gawęda, Rola Krakowa [Die Rolle Krakaus], S. 43. ANK, Handschrift Nr. 1594, S. 185.

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Teil II: Der Stadtrat in den Jahren 1312 bis 1500

myśl und Kazimierz bei Krakau. Dadurch wurden die Städte auf Dauer (perpetuo) von der Erbringung von Fuhrdiensten für den König befreit. Da die Anmerkung im Rechnungsbuch für Krakau jedoch lediglich ganz allgemein von einer Befreiung für sechs Jahre spricht, kann man davon ausgehen, dass die Urkunde Jagiełłos in diesem Fall Spanndienste wahrscheinlich nicht betraf.745 Die Jahreseinnahmen der Stadt betrugen 1409 unter Abzug dieser Abgabe etwas mehr als 1.680 Mark. Der Schreiber, der für dieses Jahr summarisch die Einnahmen und Ausgaben auflistete, unterstrich vielsagend: resultat in distributis ultra percepta.746 Die Rolle Krakaus beschränkte sich während der Vorbereitungen auf die Schlacht von Tannenberg natürlich nicht nur auf die Zahlung dieses einen Betrages.747 1410 wurden zahlreiche zwischen dem Stadtrat und Kaufleuten sowie Handwerkern abgeschlossene Verträge ins Stadtbuch eingetragen, die den Kauf von Waffen betrafen; darunter Geschütze, für deren Beschaffung sich die Ratsherren verschuldeten, indem sie von zwei Bürgern Wachs annahmen und dies zu Geld machten.748 Der Anteil Krakaus in der ersten Phase des Krieges gegen den Orden muss so bedeutend gewesen sein, dass der König nach dem Sieg bei Tannenberg einen heute leider verschollenen Brief an das Krakauer Rathaus sandte, in dem er „mitteilte […], dass er ein schreckliches Massaker an den Kreuzrittern verübt und einen wunderbaren Sieg errungen habe.“749 Die weiteren Adressaten dieses Briefes sollen – laut Długosz  – Königin Anna, der Gnesener Erzbischof Nicolaus Kurowski und die Wächter des Krakauer Schlosses und der Universität gewesen sein. 1411 bürgten die Krakauer Ratsherren gemeinsam mit den höchsten staatlichen Würdenträgern für die von Władysław Jagiełło bei verschiedenen Personen aufgenommenen Schulden in gwerra cum Cruciferis de Prussia habita mit einer Gesamtsumme von 1.340 Schock Prager Groschen.750 Jagiełło selbst stand bei der Stadt mit 2.800 Mark in der Schuld.751 Weitere vom Krakauer Rat an den König gezahlte Beträge für die Umsetzung aktueller politischer Pläne können mithilfe des Quellenmaterials aus der bereits erwähnten Handschrift, die Verträge zu den so genannten „Rückkäufen“ enthält, aufgelistet werden. Bei einigen Zahlungen der Stadt an die Jagiellonen wird die Zweckbestimmung meist nur allgemein formuliert: of grose bete […] und hoche dirbitunge vnsers gnadigsten hern des konigs, tczw hulfe oder pro necessitate reipublice.752 Seltener wurde dagegen präzisiert, dass die jeweilige Summe zur Bezahlung von Landsknechten (1412, 1433, 1439, 1443, 1455, 1481),753 für die Finanzierung des Schlossrückkaufs (1437)754 oder einen der Feldzüge (1441, 1455, 1461, 1472) ver-

745

746 747 748 749 750 751 752 753 754

Fałkowski, Wojciech, Seria przywilejów miejskich Władysława Jagiełły z 1409 r. [Die Serie der Stadtprivilegien von Władysław Jagiełło aus dem Jahr 1409], in: Czas, przestrzeń i praca w dawnych miastach. Studia ofiarowane Henrykowi Samsonowiczowi w sześćdziesiątą rocznicę urodzin, Warszawa 1991, S. 329–334. Kutrzeba, Szos królewski [Der Königsschoß], S. 16, Anm. 3. Gawęda Rola Krakowa [Die Rolle Krakaus], S. 39–50. ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 427, S. 459. Joannis Dlugossii Annales 10–11, S. 124–126. ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 427, S. 396–397. Ebd., S. 409. KDMK 4, Nr. 540, 588, 598. Ebd., Nr. 495, 523, 531–532, 542, 552, 595. Ebd., Nr. 527.

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wendet wurde.755 Gesondert ist hingegen der Königsschoß zu betrachten. Es kam nämlich vor, dass sich die Ratsherren für dessen Zahlung absichtlich bei den reicheren Bürgern verschuldeten, da die communitas die Entrichtung dieser Abgabe verweigerte (1423, 1439, 1442).756 Jeder der erwähnten Einträge veranschaulicht gleichzeitig den ökonomischen Hintergrund konkreter politischer Ereignisse: die Anfänge der Herrschaft Władysław Warneńczyks, den unrühmlichen Feldzug des Kasimir-Sohnes sowie den Preußischen Städtekrieg. Auf der Grundlage der einzelnen Vermerke können jedoch kaum weitere Schlüsse zur Beteiligung Krakaus und seines tatsächlich geleisteten Finanzierungsanteils gezogen werden. Dies könnte nur bei einer vollständigen Untersuchung der Einträge und der damit verbundenen Fragestellungen geleistet werden, was den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde. Als Beispiel sei hier der in der Fachliteratur detailliert erörterte finanzielle Hintergrund des Preußischen Städtekrieges genannt.757 Als dieser geführt wurde, gewährten die Krakauer Ratsherren Kasimir Jagiellończyk u.a. Darlehen zur Anwerbung der von Georg Stosch und Świeborowski angeführten Rotten (November 1454)758 und zur Bezahlung der Söldner in Preußen (1455), wobei sie die Hälfte der Einnahmen der städtischen Dörfer Dąbie und Grzegórzki verpachteten,759 sowie zur Bezahlung von Söldnern, die 1458 die Umgebung von Myślenice und Auschwitz plünderten.760 Geht man davon aus, dass Danzig und der Preußische Bund nur 30 Prozent der Kriegskosten trugen, so war die Beteiligung Krakaus erheblich. Anhand der Quellen kann jedoch ihre tatsächliche Höhe nicht beziffert werden.761 Unter Berücksichtigung der Angaben aus den mittelalterlichen Krakauer Rechnungsbüchern hat Stanisław Kutrzeba Einnahmen und Ausgaben der Stadt summarisch aufgelistet. Für das 15. Jahrhundert sind sie lediglich für neun Jahre bekannt: 1401–1405, 1409,762 1414, 1431 und 1487. Die Gesamtsumme der Einnahmen lag zwischen 1.600 und 2.700 Mark (also zwischen 3.000 und 5.000 Florentiner Gulden).763 In den darauffolgenden Jahren kann diese Summe nicht wesentlich gestiegen sein, da die Einnahmequellen die gleichen blieben: städtischer Besitz, Unternehmen, Monopole, administrative und wirtschaftliche Gebühren, Zölle sowie Steuern. Einige dieser Einnamequellen waren vom Rat zur Sicherung der aufgenommenen Darlehen auf Dauer veräußert worden. So entsprach die von Krakau gezahlte Summe ad postulaciones serenissimi domini nostri regis oft den durchschnittlichen Jahreseinnahmen der Gemeinde und überstieg diese sogar manchmal. Beispielsweise kam 755 756 757

758 759 760 761

762 763

Ebd., Nr. 534, 548, 559, 581, 586; Kutrzeba, Szos królewski [Der Königsschoß], S. 36–37. KDMK 4, Nr. 508, 529, 537. Biskup, Marian, Stosunek Gdańska do Kazimierza Jagiellończyka w okresie wojny trzynastoletniej 1454–1466 [Das Verhältnis Danzigs zu Kasimir Jagiellończyk in der Zeit des Dreizehnjährigen Krieges 1454 bis 1466], Toruń 1952. ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 429, S. 102. KDMK 4, Nr. 552. ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 429, S. 210. Gawęda, Stanisław, Wkład Krakowa do wysiłku zbrojnego Polski w czasie wojny trzynastoletniej [Der Beitrag Krakaus für den militärischen Einsatz Polens in der Zeit des dreizehnjährigen Krieges], in: Rocznik Krakowski 39 (1968), S. 63–68. ANK, Handschrift Nr. 1594, S. 186a. Kutrzeba, Finanse [Die Finanzen], Tab. II.

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die dem König 1433 zur Bezahlung von Söldnern zugestandene Summe in Höhe von 500 Mark764 in etwa einem Fünftel der Gesamteinnahmen der Stadt gleich; 1431 betrugen diese über 2.700 Mark.765 1477 nahm die Stadt bei Georg Lang ein Darlehen in Höhe von 4.000 Florentiner Gulden auf, was mehr als die damaligen Jahreseinnahmen Krakaus war.766 1474 erhielten die Krakauer Ratsherren von Grzegorz Lubrański 1.000 Florentiner Gulden zur Begleichung der königlichen Schuld in Höhe von 4.000 Florentiner Gulden.767 Hinzuweisen ist zudem darauf, dass der Monarch auch direkt bei den Bürgern Darlehen aufnahm, doch bedarf dieses Verfahren einer gesonderten Untersuchung.768 Die Finanzierung der laufenden Bedürfnisse des Staates wirkte sich negativ auf die städtischen Finanzen aus und führte gleichzeitig zur Kapitalhäufung bei einigen wenigen Patrizierfamilien. Das Krakauer Patriziat, in dessen Händen die faktische Macht in der Hauptstadt des polnischen Königreichs lag, war im Gegensatz zum Patriziat der preußischen Städte eher am Rande der „großen“ Politik tätig. Zur Zeit der Herausbildung der adligen Standesrechte und der steigenden Bedürfnisse des königlichen Hofes kam jedoch seine wirtschaftliche Rolle zum Tragen. Die expansive Politik Kasimir Jagiellończyks gegenüber Krakau war ohne Zweifel die Ursache dafür, dass sich die Krakauer 1487 weigerten, den Schoß zu entrichten. Der sich daraus zwischen dem Monarchen und dem Stadtrat entwickelnde Konflikt wird in der Forschung als Finanzstreit zwischen Kasimir und der Stadt Krakau bezeichnet.769 Über seinen Verlauf wird im Einzelnen im Rechnungsbuch von 1487 berichtet.770 Die Ursache des Streits lag in einer durch den Sejm verabschiedeten Steuer in Höhe von zwei Groschen pro Mark zur Abwehr der Bedrohung durch die Tataren. Auf einer durch den Rat einberufenen Bürgerversammlung wurde beschlossen, dass die Stadt nur die Hälfte der geforderten Summe entrichten müsse. Als der König die Antwort der Stadt vernahm, erwiderte er, dass nur sein guter Wille die Bürger vor einer Steuer in Höhe von vier Groschen bewahrt habe, so wie dies ursprünglich verabschiedet werden sollte. Die Ratsherren, vom König als „seiner Gnade Undankbare“ bezeichnet, wollten nach der Rückkehr vom Schloss die communitas zur Zahlung der geforderten Steuer bewegen, um nicht unnötig den königlichen Zorn zu provozieren. Am darauffolgenden Tag wurde dieser Vorschlag jedoch aus unbekannten Gründen zurückgewiesen. Kasimir Jagiellończyk forderte die Stadt auf, als Strafe für die Verweigerung der auf 12.000 Mark geschätzten Steuer den entsprechenden Gegenwert zu entrichten. Damit sich dies nicht in anderen Städten wiederholte, wurde der Betrag verdoppelt. Den Ratsherren wurde auch vorgeworfen, für die Steuerbeschlüsse des Sejms nicht ihre Fuhrgelder gemeldet zu haben, wodurch eine weitere Strafe in Höhe von 50.000 764 765 766 767 768

769 770

KDMK 4, Nr. 523. Kutrzeba, Finanse [Die Finanzen], Tab. II. KDMK 4, Nr. 592. Pracownia [Arbeitsstelle], Tasche N, Nr. 19. Vgl.: Horn, Maurycy, Żydzi i mieszczanie na służbie królów polskich i wielkich książąt litewskich w  latach 1386–1506 [Die Juden und das Bürgertum im Dienste der polnischen Könige und der litauischen Großfürsten in den Jahren 1386 bis 1506], in: Biuletyn Żydowskiego Instytutu Historycznego 135–136 (1985), S. 3–19; ebd., 137–138 (1986), S. 3–17. Papée, Zatarg podatkowy [Der Steuerstreit], S.  155–169; Kutrzeba, Szos królewski [Der Königsschoß], S. 25–27. Papée, Zatarg podatkowy [Der Steuerstreit], S. 165–167.

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Mark fällig wurde. Die der Stadt auferlegte Gesamtsumme betrug 124.000 Mark. Um die Situation zu entschärfen, übergaben die Ratsherren der Königin einen silbernen Krug im Wert von 100 Florentiner Gulden mit der Bitte, beim König ein gutes Wort für die Stadt einzulegen. Kasimir sah tatsächlich von der ursprünglichen Strafe ab, verlangte jedoch die Zahlung einer Steuer in Höhe von vier Groschen pro Mark (statt zwei Groschen) und zusätzlich 5.000 Florentiner Gulden. In der Rubrik honores der städtischen Rechnungsbücher wurde als Geschenk für den König die Zahlung von weiteren 600 Florentiner Gulden vermerkt.771 Im gleichen Jahr nahm König Kasimir beim Krakauer Rat ein Darlehen in Höhe von 2.000 Ungarischen Gulden auf; als Pfand gab er Seidengewänder der Königin und Perlen.772 Dieser Abschnitt der Geschichte Krakaus im Mittelalter lässt auf den Charakter des Königs schließen, der sich, wie die Elbinger Bürger 1490 verkündeten: das her nicht furchtet fremde hernn unnd konynge em gleich, vilweniger seyne undirsosen.773 Neben den finanziellen „Zuwendungen“, die laut Stanisław Kutrzeba „nur aus Höflichkeit dem König gegenüber“774 gezahlt wurden, versorgten die Ratsherren aus der Stadtkasse auch die dem König und der Königin befohlenen Gesandten und Kundschafter (exploratores) mit finanziellen Mitteln und Pferden, und unterstützten die höchsten kleinpolnischen Würdenträger in unterschiedlichen politischen Angelegenheiten. Hierbei ist hervorzuheben, dass die nuncii in facto regis oftmals die gleichen Personen waren, die für den Rat in verschiedenen städtischen Fragen aktiv waren. Daraus kann geschlossen werden, dass eine darauf spezialisierte Gruppe von Gesandten in Diensten der Krakauer Kanzlei regelmäßig auf diplomatischen Missionen im In- und Ausland tätig war. Die Ausgaben hierfür sind detailliert in einer speziellen Rubrik der Rechnungsbücher aufgeführt, wobei unter dem jeweiligen Geldbetrag auch das Ziel der Reise genannt wird, so zum Beispiel: ad Mazouiam ad duces, ad duces Thessnenses, ad explorandum in Olmucz usw.775 Ausgaben für königliche Gesandte sind in den Rechnungen aus den Jahren 1390 bis 1393, 1395 bis 1397 sowie 1401 bis 1405 zu finden.776 Der Herausgeber Franciszek Piekosiński veröffentlichte die Einträge dieser Rubrik (nuncii in facto regis), die eine von vier Kategorien darstellt, vollständig. Die übrigen Einnahmen und Ausgaben listet er tabellarisch auf, wobei lediglich der Titel und die jeweilige Gesamtsumme aufgeführt sind. Da die Rechnungsbücher in den Jahren 1408 bis 1410 wöchentlich geführt wurden, werden die Ausgaben für Gesandte sowie städtische und königliche Angelegenheiten in der von Piekosiński mit dem Titel nuncii777 bezeichneten Rubrik zusammengefasst. Nur diese Rechnungskategorie ermöglicht eine Untersuchung des städtischen Finanzwesens in den einzelnen Monaten und Wochen. Die Rechnungen 771 772 773

774 775 776 777

Papée, Zatarg podatkowy [Der Steuerstreit], S. 167–168. Pracownia [Arbeitsstelle], Tasche Q, Nr. 229. Akta stanów Prus Królewskich [Ständeakten des Königlichen Preußens], Bd. 2, hg. v.  Karol Górski/ Marian Biskup, Toruń 1957, Nr. 62; Górski, Karol, Rządy wewnętrzne Kazimierza Jagiellończyka w Koronie [Die Innenpolitik von Kasimir Jagiellończyk], in: Górski, Karol/Biskup, Marian, Kazimierz Jagiellończyk. Zbiór studiów o Polsce drugiej połowy XV wieku, Warszawa 1987, S. 82–127, hier S. 117. Kutrzeba, Finanse [Die Finanzen], S. 105. Registra, S. 229–230. Ebd., S. 229–231, 234–235, 238–241, 244–246, 248–249, 251–252, 255–256, 266, 268, 272, 274, 277. Ebd., S. 282–283, 285–287.

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aus den Jahren 1414, 1431 und 1487 wurden jährlich geführt und sind bislang nicht veröffentlicht.778 Indem der Krakauer Rat sich dazu verpflichtete, die königlichen Gesandten und Kundschafter zu finanzieren, wurde zwar das städtische Budget zusätzlich belastet, doch gewährte dies auch einen ständigen Einblick in die staatlichen Angelegenheiten, was für die Politikgestaltung der Stadt von großem Vorteil war. Bis auf wenige Ausnahmen wurde dieses Quellenmaterial bislang kaum von anderen Historikern untersucht. Ausführlich berücksichtigt hat diese Dokumente Jerzy Sperka in seiner Arbeit über die Auseinandersetzungen zwischen Władysław Jagiełło und Herzog Władysław von Oppeln in den Jahren 1391 bis 1396. Die Ursache dieser Kämpfe liegt in der Verpfändung von Goldberg durch den Herzog an den Deutschen Orden im Jahre 1391.779 Aus den 1390er Jahren sind recht ausführliche Angaben erhalten, was nicht verwundert, da der lokale Konflikt an der Grenze zwischen Schlesien und Kleinpolen die städtischen Eliten einbezog. Dies traf auch auf Krakau zu. Neben den bereits aufgeführten Zahlungen für die königlichen Gesandten finanzierte der Stadtrat – wie erwähnt – auch Jagiełłos Feldzüge in den Jahren 1391, 1393 und 1396. Eine ausführliche Analyse der Einträge in dieser Rubrik der Krakauer Rechnungsbücher geht deutlich über den Rahmen der vorliegenden Arbeit hinaus, eröffnet aber eine neue Perspektive für die Untersuchung der inneren Verhältnisse im Königreich Polen sowie der Außenpolitik Władysław Jagiełłos.

4.3. Beteiligung an der Münzreform

Die Ausübung einer öffentlichen Funktion oder einer Tätigkeit im Rat, mag sie auch ehrenamtlich gewesen sein, erleichterte den Krakauer Partiziern oft die Umsetzung ihrer eigenen Interessen. So beteiligten sie sich in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts an der Finanzierung der Apostolischen Kammer, organisierten die Handelsbeziehungen und den Bergbau bzw. waren als Mitglieder internationaler Zusammenschlüsse von Kaufleuten tätig. Die Kenntnisse der Ratsherren über die aktuellen Geldverhältnisse im Land führten nicht nur dazu, dass ihnen die Ämter des königlichen Zollverwalters sowie das des Münzmeisters in der Münzprägestätte der Hauptstadt angetragen wurden, die der Krakauer Rat von 1389 bis ca. 1393 vom König gepachtet hatte.780 Sie waren auch bei der notwendig gewordenen Münzreform außerordentlich hilfreich. In Geldangelegenheiten hatten sich die Krakauer Ratsherren erstmals 1369 in einer bekannten Beschwerde an den König geäußert, in der sie die übermäßige Prägung von Viertelstücken kritisierten, wodurch sich der tatsächliche Wert verringerte, der Kurs aber weiter künstlich gestützt wurde. Die Beschwerde ließ Kasimir der Große durch seinen Großverwalter Bodzęta beantworten, der sich am Tag des hl. Stanisław ins Krakauer Rathaus begab und den Ratsherren die legaciones domi778 779 780

ANK, Handschrift Nr. 1595–1597. Sperka, Wojny [Die Kriege]. Gumowski, Dzieje [Die Geschichte], S. 36–38.

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ni regis erläuterte. Kasimir der Große drohte damit, dass die Ratsherren zur Verantwortung gezogen würden, sollte ein auswärtiger oder einheimischer Kaufmann dabei ertappt werden, einen Aufschlag auf Viertelstücke zu verlangen. Ihr Besitz würde beschlagnahmt, ihre Häuser würden usque ad fundum zerstört und sie selbst mit ihren Frauen und Kindern aus der Stadt hinausgejagt werden. Ja, er drohte gar mit der Todesstrafe.781 Ryszard Kiersnowski bezeichnete diese Drohungen als „verzweifelt“.782 Borys Paszkiewicz hingegen stellte die These auf, dass Kasimir damals „was in der Literatur kaum bekannt ist – den königlichen Zorn als Herrschaftsinstrument einsetzte.“783 Kasimir beabsichtigte nicht, seine Geldpolitik zu ändern. Er zog jedoch den Schatzmeister zur Verantwortung, der der Unterschlagung beschuldigt wurde und erst nach dem Tod des Königs wieder nach Krakau zurückkehren konnte.784 Eine weitere Verlautbarung der Ratsherren zur Münzpolitik stammt aus dem Jahr 1395.785 Damals schlugen die Ratsherren vor, eine neue Denarmünze zu prägen. Diese Idee – entgegen der Behauptung Marian Gumowskis786 handelte es sich nicht um eine Forderung – stammte wahrscheinlich von dem Ratsherrn Nicolaus Bochner, der seit 1396 die Krakauer Münzprägestätte gepachtet hatte. Der Wert der neuen Denarmünze sollte dabei dahingehend bestimmt werden, dass 16 neue Denare einem böhmischen Groschen und 42 Groschen einer Krakauer Mark entsprächen. Der substanzielle Wert der neuen Münze, die in Umlauf gebracht werden sollte, betrug dagegen 1:2 (de tercia liga posteriori). Der Austausch sollte in dem Moment stattfinden, in dem in der Münzstätte der neue Denar im Gegenwert von 1.000 böhmischen Groschen geprägt würde; 24 alte Denare bzw. sechs Viertelstücke sollten 16 neuen entsprechen. Damit wäre auch der Wert eines Viertelstücks auf ein Sechstel des böhmischen Groschens verringert worden. Allerdings warnten die Ratsherren erneut vor einer übermäßigen Prägung neuer Münzen.787 Der Austausch wurde dann im Jahr nach dem Krakauer Vorschlag vollzogen. Doch löste die im Ergebnis der Einführung der neuen Denarmünzen erzielte verhältnismäßige Angleichung der Kaufkraft der Landeswährung an jene der böhmischen Währung nicht alle Probleme. Ein böhmischer Groschen hatte bei der Silberprobe nach wie vor einen höheren Wert. Im Jahr 1406 ließ Władisław Jagiełło durch Gesandte beim Krakauer Rat erneut Empfehlungen in Münzangelegenheiten einholen.788 Pächter der Münzstätte war damals Andreas Czarnysza, Krakauer Ratsherr und Vogt am Oberhof des Magdeburger Rechts auf der Burg zu Krakau. Stanisława Kubiak hat die Vermutung geäußert, dass Czarnysza wegen des hohen Silberpreises und der deswegen unrentablen Produktion beim König um veränderte Pachtbedingungen für die Münzprägestätte nachgesucht haben könnte, woraufhin sich der beunruhigte König an den Stadtrat 781 782 783 784 785 786 787 788

Księga proskrypcji [Proskriptionsbuch] II, Nr. 21. Kiersnowski, Pradzieje [Die Urgeschichte], S. 245. Księga proskrypcji [Proskriptionsbuch] II, Nr. 18, 21. Starzyński, Civitas nostra, S. 108. Kubiak, Monety [Die Münzen], S. 92, Anm. 205, S. 94–95. Gumowski, Dzieje [Die Geschichte], S. 40. Acta consularia, S. 151. Cracovia artificum, Nr. 154.

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gewandt habe.789 Vielleicht hing der Wertverlust des Halbgroschens, der in Krakau seit 1399 geprägt wurde, auch mit den Belastungen des Staatshaushalts durch den Erwerb des Dobriner Landes zusammen.790 In ihrer ausführlichen Antwort, die in Form von Fragen formuliert ist, argumentierten die Ratsherren, dass der König nur von einer guten Münze profitieren könne, deren Gewicht und Zahl im ganzen Land identisch sei und die keinen Aufschlag verlange, wobei sie sich sicherlich nicht zufällig auf die Bestimmungen Kasimirs des Großen beriefen.791 Eine in großer Zahl und auf verschiedene Art geprägte Münze könne also keinen Gewinn bringen. Ein Hindernis für die Stärkung der Währung lag vor allem darin, dass es im Königreich Polen keine Silberbergwerke gab. Der Import von Erzen aus Ungarn, die von Marcus von Nürnberg zu völlig beliebigen Preisen verkauft wurden, war einfach nicht rentabel.792 Nach Meinung der Krakauer Ratsherren sollte der König, wollte er Gewinn aus der Landeswährung ziehen, alle im Umlauf befindlichen Denare für Prager Groschen aufkaufen und sie danach als neue Münzen zu einem höheren Preis verkaufen. Auf diese Weise, so hieß es abschließend, honor domini nostri regis et lucrum toti Regno poterit gloriari.793 Es scheint so, als habe Władysław Jagiełło erneut auf den Vorschlag der Krakauer Ratsherren gehört, da er sich von der Stadt 300 Mark Denare unter Verpfändung von Mark in Prager Groschen borgte.794 Wie Marian Gumowski zeigt, musste der König aber von diesem Vorhaben abrücken, da es mit riesigen Bargeldaufwendungen verbunden gewesen wäre.795 Auch wenn die Krakauer Ratsherren 1422 gemeinsam mit Adelsvertretern über eine Neuordnung der Währung in Niepołomice entschieden,796 so war doch ihr direkter Einfluss auf die Geldpolitik im Königreich nicht so bedeutend wie in den Jahren 1396 bis 1406. Dennoch findet sich im Krakauer Ratsbuch aus den Jahren 1483 bis 1500 in den Einträgen von 1489 ein ausführlicher Text, vermutlich von Kasper Ber, mit 14 Ratschlägen für die Münzprägung.797 Eine Analyse dieser Ratschläge bedarf freilich einer eigenen Untersuchung.

789 790 791 792 793 794

795 796 797

Kubiak, Monety [Die Münzen], S. 158, Anm. 15. Gumowski, Dzieje [Die Geschichte], S. 41–43. Statuty Kazimierza Wielkiego [Die Statuten Kasimirs des Großen], Bd. 2: Statuty wielkopolskie [Die Großpolnischen Statuten], hg. v. Ludwik Łysiak, Warszawa/Poznań 1982, S. 52–53. Sroka/Starzyński, Handel, S. 1–14. Cracovia artificum, Nr. 154. ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 427, S. 437: Nota, quod domini consules nomine civitatis mutuaverunt domino nostro regi Polonie trecentas marcas denariorum in Regno decurrencium. Eodem die et anno, quo ipse dominus rex ipsi civitati grossos prescriptos in mediate mutuavit tali condicione, quod quomodo cumque dominus noster rex civitati dictas IIIc marcas denariorum restituerit seu persolverit, tunc civitas et eius consules debent domino nostro regi grossos suos ipsi civitati, ut premittitur mutuatos, reddere integraliter et plenarie expagare; Piekosiński, Franciszek, O stopie menniczej w Polsce w XIV i XV wieku [Über die Münze und den Münzfuß in Polen im 14.–15. Jh.], Kraków 1878, S. 76. Gumowski, Dzieje [Die Geschichte], S. 43. Akta grodzkie 9, Nr. 24. Piekosiński, Franciszek, Nieznany memoryał rady miasta Krakowa z roku 1489 przedłożony królowi w sprawie bicia monety [Eine dem König in der Frage der Münzprägung vorgelegte unbekannte Denkschrift des Krakauer Stadtrates aus dem Jahr 1489], in: Wiadomości Numizmatyczno-Archeologiczne 1 (1900), Sp. 199–201; vgl. auch Pieradzka, Krystyna, Ber Kasper, in: Polski Słownik Biograficzny, Bd. 1, Kraków 1935, S. 443.

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4.4. Beteiligung am Sejm und an den Städteversammlungen

Es ist nicht eindeutig festzustellen, ob sich die Krakauer Vertreter auf den Versammlungen in Sandez 1395 und Łęczyca 1409798 lediglich an den Diskussionen über finanzielle und insbesondere steuerliche Angelegenheiten beteiligten. Nach Zenon H. Nowak kam es auf der Versammlung in Sandez 1395 nicht zu einem Treffen zwischen Jagiełło und Sigismund von Luxemburg.799 Als sicher gilt jedoch die dreimalige Beteiligung Krakauer Ratsherren an Treffen dieser Monarchen in den Jahren 1397, 1404 und 1410. Dabei wurde unter anderem über Streitfragen in Bezug auf Rothreußen sowie die Auseinandersetzung mit dem Deutschen Orden beraten. Die Krakauer Ratsherren protestierten während der Beratungen des Sejms in Nowe Miasto Korczyn 1456 offen gegen den ohne ihre Beteiligung gefassten Beschluss, einen Schoß in Höhe von zwei Groschen pro Mark zu erheben und legten dazu entsprechende Urkunden vor.800 Mit dem Statut von Nessau kam es 1454 nicht nur zu einer Bedeutungssteigerung der Ständeversammlungen, sondern auch zu einer, wie Jan Ptaśnik betonte, „Verdrängung der Städte an den Rand des gesamtstaatlichen Lebens“.801 Im Rechnungsbuch der Stadt Lemberg aus den Jahren 1460 bis 1518 haben sich Einträge über die Beteiligung der örtlichen Ratsherren an den Städteversammlungen der Jahre 1458, 1464 und 1465 erhalten.802 Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass Krakau und Lemberg dort vom König die Genehmigung erhielten, den vom Sejm beschlossenen Steuern in Zukunft „freiwillig“ zuzustimmen.803 Die Idee zur Einberufung einer Städteversammlung trat in Polen erstmals an der Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert auf. Bei einer Sitzung des Krakauer Rates äußerte Andreas Wirsing am 19. August 1394 den Vorschlag, sich auf der für den 29. August des gleichen Jahres angesetzten Bischofssynode mit anderen Städten zu verständigen und gemeinsam gegen die überhöhte Zahl kirchlicher Feiertage zu protestieren, die die wirtschaftlichen Interessen der Städte beeinträchtigte.804 Die Synode fand tatsächlich statt,805 doch sind leider keine Überlieferungen erhalten, die ein derartiges Abkommen zwischen den Städten im August bzw. September 1394 bestätigen würden. In den Krakauer Rechnungsbüchern ist jedoch ein Eintrag zu finden, nach dem eine Krakauer Delegation 1403 auf einer Städteversammlung in Petrikau anwesend war.806 Noch im gleichen

798 799 800 801 802 803 804 805

806

Registra, S. 124, 249, 286; Biskup, Die Rolle der Städte, S. 163–193. Nowak, Polityka północna [Die Nordpolitik], S. 60–61. Jus Polonicum codicibus veteribus manuscriptis et editionibus quibusque collatis, hg. v. Joannes Vincentius Bandtkie, Varsaviae 1831, S. 302; Rymar, Udział Krakowa [Die Beteiligung Krakaus], S. 192. Ptaśnik, Miasta [Die Städte], S. 223. Ľvìv, Centraľnij Deržavnij Ìstoričnij Arhìv Ukraïni: Fond 52, Opis 2, Od 2 (698), S. 106, 123, 126. KDMK 1, Nr. 166; Akta grodzkie, Bd. 6, Lwów 1876, Nr. 33, 37; Rymar, Udział Krakowa [Die Beteiligung Krakaus], S. 192–193. Acta consularia, S. 114. Zygner, Leszek, Drei polnische Bischöfe und Juristen: Peter Wysz, Jakub aus Kurdwanów, Andreas Laskarii und ihre Synodaltätigkeit in den Diözesen Krakau, Płock und Posen, in: Partikularsynoden im späten Mittelalter, hg. v. Nathalie Kruppa/Leszek Zygner, Göttingen 2006, S. 239–273, hier S. 250–253. Registra, S. 273.

148

Teil II: Der Stadtrat in den Jahren 1312 bis 1500

Jahr trafen sich die Krakauer mit den Breslauern.807 Wie Marian Biskup anmerkt, konnte sich die Institution der Städteversammlung in Polen nicht durchsetzen.808 Das lag nicht nur an der Zersplitterung des Bürgertums und den unterschiedlichen Interessen der einzelnen Städte, sondern vor allem daran, dass die reichen Patrizier im Zuge der steigenden Bedeutung des Adels versuchten, in dessen Reihen aufgenommen zu werden.

4.5. Der Rat und die polnische Thronfolge der Anjou und der Jagiellonen

In den ersten zehn Jahren der Herrschaft Kasimirs des Großen standen nicht nur die diplomatische Lösung des Konflikts mit dem Deutschen Orden und die böhmischen Ansprüche auf die polnische Krone im Vordergrund, sondern es drohte auch „das Gespenst der Thronfolge durch das Haus Anjou“, wie Jerzy Wyrozumski bildlich formulierte.809 Der älteste Nachweis der Bemühungen des Hauses Anjou um die Unterstützung des polnischen Bürgertums findet sich in einer Urkunde Karl Roberts von Ungarn vom 7. Dezember 1339. In ihr versprach er, die Privilegien der Stadt Krakau zu erhalten, sollte er den polnischen Thron besteigen.810 Die Krakauer Ratsherren waren auch auf der Ständeversammlung 1355 in Neu Sandez zugegen, wo die Vertreter der Städte, des Klerus und des Adels Elisabeth von Polen als Vertreterin ihres Sohnes Ludwig von Anjou die Treue schworen.811 Erst unter dessen zwölfjähriger Herrschaft (1370–1382) nahm die politische Bedeutung der Städte im Königreich Polen zu. Wie Jan von Czarnków berichtet, sollen die Krakauer Ratsherren am 7. November 1370 dem gerade gewählten König Ludwig bei seiner Ankunft in Krakau eine Fahne überreicht haben, auf der das Stadtwappen und die Schlüssel abgebildet waren.812 In seinen Bemühungen zur Erweiterung der Ansprüche bei der polnischen Thronfolge zugunsten der weiblichen Linie des Hauses Anjou suchte der Neffe Kasimirs des Großen neben der Unterstützung des Adels und der Geistlichkeit auch Rückhalt innerhalb des Bürgertums zu gewinnen.813 Dabei machte sich Ludwig den vorherrschenden politischen Partikularismus der Städte zunutze. So verlieh er der 807 808 809 810 811 812

813

Ebd. Biskup, Die Rolle der Städte, S. 163–193. Wyrozumski, Kazimierz Wielki [Kasimir der Große], S. 225. KDMK 1, Nr. 23; Szczur, Stanisław, W sprawie sukcesji andegaweńskiej w Polsce [Zur Erbfolge der Anjous in Polen], in: Roczniki Historyczne 75 (2009), S. 61–104, hier S. 69–70. Dąbrowski, Elżbieta [Elisabeth], S. 85–86. Kronika Jana z Czarnkowa/Joannis de Czarnkow, Chronicon Polonorum, hg. v. Jan Szlachtowski, in: Monumenta Poloniae Historica, Bd. 2, Lwów 1872, S. 601–756, hier S. 636–637; Drelicharz Wojciech/Piech, Zenon, Dawne i nowe herby Małopolski [Die alten und neuen Wappen Kleinpolens], Kraków 2004, S. 235; Fałkowski, Wojciech, Dwa pogrzeby Kazimierza Wielkiego – znaczenie rytuału [Zwei Begräbnisse Kasimirs des Großen – die Bedeutung des Rituals], in: Kwartalnik Historyczny 96 (2009), S. 55–74, hier S. 58. Gzella, Jacek, Małopolska elita władzy w okresie rządów Ludwika Węgierskiego w Polsce w latach 1370–1382 [Die kleinpolnische Herrschaftselite während der Regierungszeit von Ludwig von Ungarn in Polen in den Jahren 1370–1382], Toruń 1994, S. 9.

4. Politische Stellung: Zwischen Selbstständigkeit und Instrumentalisierung

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Hauptstadt Krakau 1372 das wichtige Privileg des Stapelrechts, was Jan Dąbrowski sogar mit einem möglichen Versprechen der Krakauer an Elisabeth von Polen in Verbindung brachte, deren Enkelinnen bei der Thronfolge zu unterstützen.814 Ebenso ist festzustellen, dass die Ludwig von den großpolnischen Städten gewährten Garantien den mit dem Kaschauer Privileg erkauften Garantien für den Adel vorausgingen.815 Im Oktober 1373 hielt Ludwig in einer Urkunde fest, dass die Posener Bürger den Anspruch einer seiner Töchter – es werden Katherina und Maria genannt – auf die polnische Thronfolge bestätigt haben.816 Im August 1374 gaben mit Kalisch, Stawiszyn und Konin weitere großpolnische Städte ähnliche Garantien ab. In den entsprechenden, nach gleichem Muster ausgefertigten Urkunden wurde jedoch keine der Töchter Ludwigs namentlich genannt.817 Auch aus Krakau ist eine undatierte Abschrift einer ähnlichen durch den Stadtrat und die Schöffen sowie universitas civium ausgestellten Urkunde bekannt. Sie findet sich im ältesten Kopialbuch der Rechte und Privilegien der Stadt.818 In dieser Urkunde erkannten die Krakauer mit einem Huldigungseid Ludwig von Anjou, seine Mutter Elisabeth und deren Töchter Katherina, Maria und Jadwiga als natürliche Herrscher des Königreichs Polen an. Damit akzeptierten sie auch eine der Töchter, die vom König zu bestimmen war, als Nachfolgerin Ludwigs, falls dieser keinen männlichen Nachfolger hinterlassen sollte. Der Eid schloss gleichfalls die möglichen Nachkommen der Thronfolgerin mit ein.819 Dieser Huldigungsakt, in der Literatur fälschlicherweise als Willkür bezeichnet,820 wurde vermutlich im 15. Jahrhundert auf der letzten Seite des ältesten städtischen Kopialbuchs eingetragen, doch fehlen Datum und Jahreszahl.821 Stanisław Estreicher datierte den Eintrag unter Vorbehalt auf das Jahr 1375. Jerzy Wyrozumski stellt diese Jahreszahl nicht in Frage, verweist aber auf das fehlende Datum.822 Katherina, Maria und Jadwiga werden auch in einer Urkunde Ludwigs vom 30. September 1375 genannt, in der der König die Rechte und Privilegien Krakaus aufgrund der von den Bürgern zugesicherten Unterstützung seiner Töchter bei der Thronfolge bestätigte.823 In der einschlägigen Literatur wird davon ausgegangen, dass der Huldigungseid der Krakauer früher stattgefunden haben muss. Es wäre merkwürdig gewesen, hätte die Hauptstadt Krakau eine solche Garantie erst mehr als zwei Jahre nach ähnlichen Garantieerklärungen der großpolnischen Städte und nach dem Erlass des Kaschauer Privilegs abgegeben. Daher dürfte das tatsächliche Ausfertigungssdatum wohl zwischen Oktober 1373 und Februar 1374 (den Eckdaten des Geburtsdatums von Jadwiga) gelegen haben, mit Sicherheit aber vor September 1374.824 814 815 816 817 818 819 820 821 822 823 824

KDMK 1, Nr. 43; Dąbrowski, Elżbieta [Elisabeth], S. 133. Wyrozumski, Miasta [Die Städte], S. 450–451. KDW 3, Nr. 1689. Ebd., Nr. 1707–1708. Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] I, Nr. 9. Ebd. Wyrozumski, Miasta [Die Städte], S. 451. Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung], S. X. Wyrozumski, Miasta [Die Städte], S. 451. KDMK 1, Nr. 50. Sroka, Stanisław, Genealogia Andegawenów węgierskich [Die Genealogie der ungarischen Anjous], Kraków 1999, S. 54–56.

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Teil II: Der Stadtrat in den Jahren 1312 bis 1500

Nach Ludwigs Tod und während des damit eintretenden Interregnums825 setzten sich die Krakauer Ratsherren verstärkt für die politischen Interessen der Stadt ein und entfalteten damit ihre wohl wichtigsten politischen Aktivitäten seit der Zersplitterung des Landes. Die Beteiligung der polnischen Städte an den politischen Ereignissen dieses Interregnums begann bereits 1383 mit dem Beitritt von Kalisch, Posen und Pyzdry zum Bündnis der großpolnischen Ritterschaft gegen den Starosten Domarat von Pierzchno, aus dem sich ein Bürgerkrieg in Großpolen entwickeln sollte, der in der Geschichtswissenschaft als „Kampf der Familie Grzymała gegen die Familie Nałęcz“826 bezeichnet wird. In der erhaltenen Beitrittsurkunde Posens wird die Stadt durch die Ratsherren vertreten.827 Nach dem Rücktritt von Domarat löste sich dieses Bündnis auf. Im März 1384 wurde in Radomsko ein weiteres Bündnis geschlossen, das sich nun auf das ganze Land erstreckte. Die Aufgabe dieses Bundes bestand darin, die öffentliche Ordnung im Lande im Hinblick auf das andauernde Interregnum aufrechtzuerhalten. Die auf der Versammlung in Radomsko gefassten Beschlüsse sind nur aus einer Abschrift des 15. Jahrhunderts bekannt, die ins Krakauer Ratsbuch der Jahre 1412 bis 1449 eingetragen wurde.828 Die Originaldokumente hatten vermutlich irgendwo in der Stadtkanzlei gelegen, und der sie übertragende Schreiber war sich offenbar nicht ganz sicher, welche Ereignisse hier tatsächlich gemeint waren. Deshalb vermerkte er in der Kopfzeile, sie hätten sich post mortem regis Kazimiri829 abgespielt. Auf der Grundlage dieser Beschlüsse wurde zur vorübergehenden Regierung im Lande je eine achtköpfige Kommission für jeweils fünf Regionen berufen, nämlich für Krakau, Sandomir, Großpolen, Sieradz und Łęczyca. Der Kommission sollten jeweils sechs Vertreter des Adels angehören, ferner zwei Ratsherren aus Krakau und Sandomir sowie je einer aus Posen, Kalisch, Sieradz und Łęczyca.830 Die Angehörigen der Kommissionen sollten sich vor den Vertretern der jeweiligen Region unter Eid verpflichten, nichts zum Schaden der polnischen Krone zu unternehmen. Weitere Beschlüsse verbaten jegliche Kontakte mit dem ungarischen Hof ohne Kenntnis der Vertreter der Kommissionen (dies betraf vor allem vakante Laienämter). Die Starosten verpflichteten sich, an niemanden die von ihnen gepachteten Burgen zu 825

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827 828

829 830

Tęgowski, Jan, Bezkrólewie po śmierci Ludwika Andegaweńskiego a geneza unii Polski z Litwą [Das Interregnum nach dem Tod Ludwigs von Anjou und die Genese der Union Polens mit Litauen], in: Studia historyczne z XIII–XV wieku. Wydanie jubileuszowe z okazji 45-lecia pracy naukowej Profesora doktora Kazimierza Jasińskiego, Olsztyn 1995, S. 87–110. Grodecki, Konfederacje [Die Konföderationen], S. 90; Pakulski, Jan, Nałęcze wielkopolscy w średniowieczu. Genealogia, uposażenie i rola polityczna w XIII–XIV wieku [Die großpolnischen Nałęcz im Mittelalter. Genealogie, Ausstattung und politische Rolle im 12.–14. Jahrhundert], Toruń 1982, S. 146–154. KDW 3, Nr. 1807. Szujski, Józef, Uchwały zjazdu w Radomsku dnia 2 marca 1384. Przyczynek do dziejów ustawodawstwa polskiego XIV. wieku [Die Beschlüsse der Zusammenkunft in Radomsk am 2. März 1384. Ein Beitrag zur Geschichte der polnischen Gesetzgebung des 14. Jahrhunderts], Kraków 1874, S.  170–173; Codex epistolaris 1/1, Nr. 2; Tęgowski, Jan, Postawa polityczna arcybiskupa gnieźnieńskiego Bodzanty w czasie bezkrólewia po śmierci Ludwika Węgierskiego [Die politische Haltung des Erzbischofs von Gnesen Bodzanta während des Interregnums nach dem Tod von Ludwig von Ungarn], in: Genealogia. Rola związków rodzinnych i rodowych w życiu publicznym w Polsce średniowiecznej na tle porównawczym, hg. v. Andrzej Radzimiński/Jan Wroniszewski, Toruń 1996, S. 131–151. Wyrozumska, Kancelaria miasta [Die Kanzlei der Stadt], S. 64. Codex epistolaris 1/1, Nr. 2.

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übergeben, solange im Königreich Polen kein Herrscher gekrönt sei. Weiterhin war geplant, mit Władysław von Oppeln zur gemeinsamen Verteidigung ein Bündnis non cum principe sed nostro cum adiutore zu schließen. Außerdem sollten in Krakau Stadt und Burg durch die Einberufung einer speziellen Verwaltung gesichert werden, solange kein neuer König gefunden war.831 Zum ersten Mal nahmen die wichtigsten Städte des Königreichs Polen Einfluss auf die Verwaltung des gesamten Staates, der – wie Marian Biskup bemerkte – kurzzeitig auch vom Adel akzeptiert wurde.832 Die Krönung Jadwigas zum König (!) von Polen im Oktober833 beendete das zweijährige Interregnum und führte auch zum Rückzug der städtischen Vertreter aus der „großen“ Politik. Obwohl Tadeusz Silnicki die Teilnahme von Krakauer Vertretern auf der Ständeversammlung in Lublin vom Februar 1386 für wahrscheinlich hält, auf der Władysław Jagiełło zum König gewählt wurde,834 gibt es in den Quellen keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass jene auch an den vom kleinpolnischen Adel geführten Verhandlungen über die künftige Polnisch-Litauische Union beteiligt waren.835 Eine Überprüfung der Schlussfolgerungen Silnickis könnte anhand der Krakauer Rechnungsbücher erfolgen, doch leider stammt das älteste erhaltene Buch erst aus dem Jahr 1390. Bekannt ist hingegen, dass Jadwiga in einer gesonderten Urkunde vom 3. Dezember 1387 den Ratsherren, Schöffen und der übrigen Krakauer Bevölkerung nahelegte, Władysław Jagiełło als dem natürlichen Herrscher des polnischen Königreiches die Treue zu schwören.836 Die Krakauer Ratsherren taten dies noch am selben Tag und weiteten die Verpflichtung sogar auf dessen Nachkommen aus.837 Die Anordnung der Königin sowie die Antwort der Krakauer wurden im ältesten Kopialbuch der Stadt vermerkt; es sind bis heute auch die beiden Originalurkunden erhalten geblieben.838 Der Wortlaut des Eides selbst ist nicht überliefert, doch findet sich eine Beschreibung des Treueeids, wie er ein Vierteljahrhundert später von den Ratsherren und der vor dem Rathaus versammelten communitas geleistet wurde, im ältesten Kopialbuch der Stadt. Auch die Herrscher der kleinpolnischen Stadt Olkusz schwörten Jagiełło im August 1386 ihre Treue.839 Dem Treueeid der Krakauer Bürger dürfte die Bestätigung der bisherigen Privilegien Krakaus durch Jagiełło vorausge-

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Ebd. Biskup, Die Rolle der Städte, S. 192. Wyrozumski, Jerzy, Królowa Jadwiga. Między epoką piastowską i  jagiellońską [Königin Jadwiga. Zwischen der piastischen und jagiellonischen Epoche], Kraków 1997, S. 84; Nikodem, Jarosław, Jadwiga, król polski [Jadwiga, Königin von Polen], Wrocław 2009, S. 120. Silnicki, Prawo [Das Recht], S. 9–10. Szczur, Stanisław, Negocjatorzy unii Polski z Litwą [Die Unterhändler der Union Polens mit Litauen], in: Analecta Cracoviensia 19 (1987), S. 181–205; Błaszczyk, Grzegorz, Dzieje stosunków polskolitewskich od czasów najdawniejszych do współczesności [Die Geschichte der polnisch-litauischen Beziehungen seit der ältesten Zeit bis zur Gegenwart], Bd. 1: Trudne początki [Schwierige Anfänge], Poznań 1998. KDMK 1, Nr. 64A. Ebd., Nr. 64B. Friedberg, Herb [Das Wappen], S. 10, Anm. 4; AGAD, Pergament-Urkunde Nr. 4992. ZDM 1, Nr. 180.

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Teil II: Der Stadtrat in den Jahren 1312 bis 1500

gangen sein, die am 18. August 1399 erfolgte.840 Diese Ereignisse standen am Beginn der königlichen Bemühungen um die Anerkennung des Königssohnes Władysław als rechtmäßigen Thronfolger durch die polnische Gesellschaft.841 Der Sohn von Jagiełło und Sofia, der Tochter des Fürsten Andrzej Holszański, kam am 31. Oktober 1424 zur Welt.842 Die Taufe fand in der Wawelkathedrale am Sonntag, dem 18. Februar 1425, statt.843 Wie berichtet wird, begab sich Władysław Jagiełło am Dienstag nach dem Sonntag Invokavit, also am 27. Februar, vom Wawel auf den Krakauer Markt. Gemeinsam mit dem König erschienen vor dem Rathaus auch die höchsten geistlichen und weltlichen Würdenträger, u.a. die Erzbischöfe von Gnesen und Lemberg, die Bischöfe von Krakau und Posen, der Kanzler Jan Szafraniec, der Vizekanzler Stanisław Ciołek, der Krakauer Kastellan Krystyn von Ostrów sowie die Kastellane von Wiślica und Posen. Weiterhin werden erwähnt: die Woiwoden von Krakau, Sandomir, Posen und Łęczyca, Starosten und andere, in deren Namen sich der König an die Ratsherren und das Volk mit der Bitte wandte, ihm den Treueeid zu leisten.844 In ihrer Antwort an den König betonten die Ratsherren, dass sie diesen Schwur nicht nur einmal leisten würden, sondern dass er jedes Jahr von den für den Rat Nominierten sowie den Zunftmeistern erneuert würde. Damit verweigerten sie dem König einen neuen Schwur auf Lebenszeit. Falls der König sterben sollte, so formulierte dies der Verfasser des obigen Berichts, quod domini et Regnum totum fecerit, hoc et nos similiter faciemus.845 Die Krakauer Ratsherren beriefen sich zudem auf einen Vertrag mit dem königlichen Rat (cum quibus in una inscripcione sumus). Die auf dem Treffen mit dem Monarchen anwesenden Vertreter dieses Gremiums erklärten, sie würden dem Standpunkt der Bürgerschaft Rechnung tragen. Sie sicherten zu, selbst einen Schwur zu leisten, bis sie sich mit den Litauern beraten hätten und forderten die Bürger dazu auf, ebenfalls einen solchen Eid zu leisten. Gleichzeitig versicherten sie ihnen, dass die Vertreter der Städte neben dem Adel in una inscripcione berücksichtigt würden, also bei der nächsten Entscheidung des polnischen Volkes über die Thronrechte für den Nachfahren von Jagiełło. Die Ratsherren, die sicherlich die Gunst des Adels für sich gewinnen wollten, antworteten kompromissbereit: „Wenn die Herren befehlen, so schwören wir Dir, oh König.“846 Sie forderten jedoch eine Bestätigung der bisherigen Rechte und Privilegien der Stadt, was Jagiełło auch im Namen seines Sohnes Władysław versprach. Dies wurde der versammelten Menge sub utraque lingwa847 verkündet, also wahrschein840 841 842 843 844

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Silnicki, Prawo [Das Recht], S. 16. Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] I, Nr. 17. Wdowiszewski, Genealogia [Die Genealogie], S. 85. Ebd., S. 86. Koczerska, Maria, Łaska królewska, czyli kontakty władcy w  Polsce późnośredniowiecznej [Königliche Gnade oder die Kontakte des Herrschers mit den Untergebenen im spätmittelalterlichen Polen], in: Człowiek w społeczeństwie średniowiecznym, Warszawa 1997, S. 437–451; Gawlas, Sławomir, Zbigniew Oleśnicki wobec sporu o ustrój państwa (1425–1430) [Zbigniew Oleśnicki und der Streit um die Staatsverfassung (1425–1430)], in: Zbigniew Oleśnicki. Książę kościoła i mąż stanu. Materiały z konferencji. Sandomierz 20–21 maja 2005 roku, hg. v. Feliks Kiryk/Zdzisław Noga, Kraków 2006, S. 211–223, hier S. 211–213. Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] I, Nr. 17. Ebd. Ebd.

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lich in polnischer und deutscher Sprache.848 Nachdem der König seine Zusicherung erbracht hatte, leisteten die sitzenden und die älteren Ratsherren ihren Schwur auf ein goldenes Kreuz in den Händen des Krakauer Bischofs Zbigniew Oleśnicki. Der Wortlaut des Eids in deutscher Sprache wurde in extenso im genannten Bericht zitiert. Dann gab der König einem jeden von ihnen die Hand. Mit erhobenen Händen schworen nun auch die Vertreter der communitas. Am selben Tag verfassten die Ratsherren eine eigene Urkunde, in der der Wortlaut des Schwures in lateinischer Übersetzung aus dem Deutschen angeführt wurde.849 Das nach dem Ersten Weltkrieg zurückerlangte Original befindet sich gegenwärtig im Warschauer Zentralarchiv für alte Akten (Archiwum Główne Akt Dawnych).850 Nur der Ratsherr Paulus Beme konnte aus Krankheitsgründen nicht an der Feierlichkeit teilnehmen. Sein Gesundheitszustand scheint sich nicht verbessert zu haben, da er am Donnerstag, dem 8. März, auf einem Wagen zum Rathaus gebracht und in den Oberen Saal getragen wurde (er konnte weder gehen noch stehen), wo er dem König die Treue schwor.851 Durch die Bemühungen Jagiełłos bei den Städten sowie der Ritterschaft (vor allem den Pächtern der königlichen Güter), diese zu Treueeiden für den Thronfolger Władysław zu bewegen, wollte der König ab Februar 1425, also zwei Monate vor der Ständeversammlung in Brest, auf der verbindliche Entscheidungen über die Thronfolge im Königreich getroffen werden sollten, „die Versammelten vor vollendete Tatsachen stellen“, so Jadwiga Krzyżaniakowa.852 Noch zehn Tage vor Beginn der Versammlung begab sich Władysław Jagiełło nach Großpolen,853 um von den dortigen Städten entsprechende Urkunden zu erlangen, ähnlich wie dies in Krakau geschehen war. Bekannt sind derartige Dokumente u.a. aus Kalisch, Stawiszyn, Konin, Pyzdry und Radziejów.854 Die in Brest versammelten Herren erkannten die Thronfolge des Sohns von Jagiełło allerdings nur unter der Bedingung an, dass der König ihre bestehenden Rechte und Privilegien bestätigte.855 Ab Mai (nach Abschluss der Beratungen des Sejms in Brest) erlangte Władysław Jagiełło in Kujawien und Großpolen weitere schriftliche Treuebekenntnisse von den Städten Dobrin, Lipno, Nakel, Rypin, Bromberg, Inowrocław, Gębice, Gnesen, Fraustadt, Schwerin an der Warthe, Meseritz, Śrem, Pobiedziska, Schroda (Wielkopolska) sowie Posen.856 In der ersten Urkunde dieser Art, ausgefertigt vom Krakauer Stadtrat, bezog sich der Eid nur auf Władysław Jagiełło sowie dessen Sohn Władysław als rechtmäßigen Nachfolger; im Todesfalle des Königs weiterhin auf Jadwiga, die Tochter von Jagiełło und

848 849 850 851 852 853 854 855

856

Wyrozumski, Miasta [Die Städte], S. 453. Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] I, Nr. 18. Friedberg, Herb [Das Wappen], S. 10, Anm. 4; AGAD, Pergament-Urkunde Nr. 5024. ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 428, S. 216. Krzyżaniakowa, Jadwiga/Ochmański, Jerzy, Władysław II Jagiełło, Wrocław/Warszawa/Kraków 22006, S. 289. Gąsiorowski, Itinerarium [Die Reiseroute], S. 80–81. KDP 2/1; KDW 8, Nr. 1021, 1023–1025. Fałkowski, Wojciech, Król i  biskup. Spór o  rację stanu Królestwa Polskiego w  latach 1424–1426 [König und Bischof. Der Streit über die Staatsraison des Königreichs Polen in den Jahren 1424–1426], in: Zbigniew Oleśnicki. Książę Kościoła i mąż stanu. Materiały z konferencji. Sandomierz 20–21 maja 2005 roku, hg. v. Feliks Kiryk/Zdzisław Noga, Kraków 2006, S. 123–142, hier S. 131–136. KDP 2/1, Nr. 367–369; KDP 2/2, Nr. 566–567, 658; KDW 8, Nr. 1029, 1031, 1039–1041, 1044–1047.

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Teil II: Der Stadtrat in den Jahren 1312 bis 1500

Anna von Cilli, sowie weitere zukünftige Nachkommen des Königs.857 In den Urkunden der großpolnischen Städte, die vor der Versammlung von Brest ausgefertigt wurden, wurde Königin Sofia zusätzlich als Vormund des minderjährigen Königssohns aufgeführt; in den nach der Versammlung ausgefertigten Urkunden hingegen auch der Großfürst Witold als zweiter Vormund. Es ist also durchaus möglich, dass erst zu diesem Zeitpunkt die Entscheidung über dessen Einsetzung getroffen wurde. Es kann nur vermutet werden, wie viele ähnliche Urkunden damals ausgestellt worden sind.858 Angesichts der Widerstände bei Teilen der feudalen Oberschicht und des Adels scheint es für den König leichter gewesen zu sein, die Unterstützung des einfachen Bürgertums zu erlangen, das nicht geeint war und in seinem Handeln unterschiedliche Interessen verfolgte. Schließlich wurde die Nachfolge durch einen der Söhne Jagiełłos, den am 16. Mai 1426 geborenen Kasimir,859 von den höchsten geistlichen und weltlichen Würdenträgern des Königreichs in einer Urkunde auf der Generalversammlung in Jedlnia am 4. März 1430 bestätigt.860 Dieser Akt wurde mit 59 Siegeln beglaubigt, von denen 36 erhalten geblieben sind. An viertletzter Stelle findet sich hier, in rotem Wachs, das große Siegel von Krakau, eines der städtischen Siegel, das gleichzeitig die Teilnahme von Vertretern des Krakauer Rates auf diesem Sejm bezeugt. Die Krakauer Ratsherren legten Zeugnis ihres Treueeids für die Königssöhne Władysław und Kasimir auch in einer gesonderten Urkunde ab, die heute nur als Abschrift in der ältesten Sammlung der Rechte und Privilegien der Stadt erhalten ist. Dieses Dokument wurde, wie auch die bis heute erhalten gebliebenen Orginale der Akten aus den Jahren 1387 und 1425, ebenfalls mit dem großen Krakauer Siegel beglaubigt.861 Daraus kann geschlossen werden, dass dieses Siegel ausschließlich für Urkunden höchsten staatlichen Ranges verwendet wurde. Im Juli 1434 sicherte Jagiełłos Sohn Władysław zu, der polnischen Gesellschaft die bestehenden Rechte und Privilegien zu bestätigen, sobald er das rechtmäßige Alter erreicht haben werde. Im Wortlaut dieser Verpflichtung werden, allerdings ohne Aufzählung der einzelnen Namen, neben den höchsten geistlichen und weltlichen Würdenträgern des Königreichs auch die Ratsherren von 24 Städten erwähnt, darunter der Hauptstadt Krakau.862 Bei der Wahl Kasimir Jagiellończyks waren die Vertreter der Städte nicht mehr beteiligt,863 da ihre politische Bedeutung im Staat im Verlauf der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts merklich zurückging. Erst Jan Olbracht versuchte bei seinen Bemühungen um den Thron erneut, die Gunst des Bürgertums für sich zu gewinnen.864 Es scheint allgemein bekannt gewesen zu sein, dass die Städte seine Kandidatur un857 858

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Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] I, Nr. 18. Nowak, Bożena, Postawa miast Korony wobec planów sukcesyjnych Władysława Jagiełły [Die Haltung der Städte der Krone gegenüber den Sukzessionsplänen von Władysław Jagiełło], in: Annales Universitas Mariae Curie Skłodowska, Sectio F, Historia 50 (1995), S. 69–89. Wdowiszewski, Genealogia [Die Genealogie], S. 89. Codex epistolaris 2, Nr. 178. Ebd., Nr. 20. Codex epistolaris 2, Nr. 222. Silnicki, Prawo [Das Recht], S. 23. Codex epistolaris 3, Nr. 379.

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terstützten, da dies in den Berichten eines Gesandten der ungarischen Stadt Bartfeld erwähnt wird, der anlässlich der Vorbereitungen für das Begräbnis von Kasimir Jagiellończyk in Krakau weilte.865 An der Wahl Jan Olbrachts nahmen neben Vertretern aus Lemberg auch Gesandte aus Danzig, Elbing, Thorn (gleichzeitig Vertreter des preußischen Senats)866 sowie aus Krakau teil. Die Beteiligung der Krakauer wird neben einem späteren Bericht Maciejs von Miechów auch durch einen anonymen Autor in einem Nekrolog für Jan Olbracht bestätigt, der sich im Balthasar-Behem-Kodex findet. In diesem Text wird auch angemerkt, dass sich der König oft bei bedeutenden Krakauer Bürgern und Ratsherren Rat geholt habe, was wohl beim Adel Missgunst hervorgerufen hat.867 Obwohl sich die Stellung der polnischen Städte gegen Ende des 15. bzw. Anfang des 16. Jahrhunderts im Vergleich zur zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts kaum verändert hatte, begannen auch die Brüder von Jan Olbracht, Alexander, Władysław und Sigismund, bei ihren Bemühungen um die polnische Krone nach dem plötzlichen Tod des Königs im Juni 1501 damit, um die Gunst der Städte zu werben.868

4.6. Garant der Friedensverträge zwischen Polen und dem Deutschen Orden

Dass sich Vertreter der Stadt Krakau neben anderen Städten der polnischen Krone unter den Garanten der zwischen Polen und dem Deutschen Orden abgeschlossenen Verträge befanden, ist hauptsächlich auf Drängen des Ordens zurückzuführen.869 Daher muss der Ansicht von Marian Biskup widersprochen werden, dass hierin eine Beteiligung des polnischen Bürgertums an der Bestätigung von Staatsakten mit internationaler Bedeutung gesehen werden könne.870 Im Gegensatz zu den preußischen Städten, die die Politik der dortigen Stände maßgeblich beeinflussten, und der Beteiligung ihrer Vertreter an den Verhandlungen mit Jagiełło fungierten die polnischen Städte als Bürgen lediglich im Sinne eines Mittels zum Zweck.871 Es ist bekannt, dass die Krakauer Ratsherren an der Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert an drei Treffen zwischen Jagiełło und Sigismund von Luxemburg teilnahmen, wobei auch die Lösung des Konflikts mit dem Orden sowie Handelsfragen erörtert wurden, von denen die Stadt Krakau unmittelbar betroffen war, vor allem was den Handel mit dem Königreich Ungarn anging. Die Ratsherren waren 1404 auch an den Verhandlungen in Raciążek beteiligt, in denen die Entscheidung über den Kauf 865 866 867 868

869 870 871

Starzyński, Dwa nekrologi [Zwei Nekrologe], S. 132–133, Anm. 49. Codex epistolaris 3, Nr. 390. Starzyński, Dwa nekrologi [Zwei Nekrologe], S. 135–136. Starzyński, Marcin, Aleksandra Jagiellończyka zabiegi o unię (w świetle korespondencji z radą miasta Krakowa) [Die Bemühungen von Aleksander Jagiellończyk um eine Union (im Lichte der Korrespondenz mit dem Stadtrat von Krakau)], in: Miasta, ludzie, instytucje, znaki. Księga jubileuszowa ofiarowana Profesor Bożenie Wyrozumskiej w 75. rocznicę urodzin, hg. v. Zenon Piech, Kraków 2008, S. 77–87. Gąsiorowski, Polscy gwaranci [Die polnischen Garanten], S. 251. Biskup, Die Rolle der Städte, S. 163–193. Wyrozumski, Miasta [Die Städte], S. 454–455.

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Teil II: Der Stadtrat in den Jahren 1312 bis 1500

des Dobriner Landes fiel. In den Quellen gibt es jedoch keine Hinweise darauf, dass Vertreter polnischer Städte an jenen Gesprächen mit dem Orden beteiligt gewesen waren, die den weiteren Friedensverträgen vorausgingen. Unabhängig von der tatsächlichen Gewichtung waren diese Garantien jedoch ein Ausdruck dafür, dass das polnische Bürgertum die Bestimmungen der Verträge akzeptierte. Veröffentlicht sowie siegelkundlich untersucht wurden bislang nur die Vertragsdokumente des Friedens von Melnosee (1422)872 sowie des Zweiten Thorner Friedens (1466).873 Krakau trat erstmals 1343 als Garant ad mandatum speciale domini regis in Erscheinung, gemeinsam mit den Vertretern der Städte Posen, Kalisch, Włocławek, Brest, Sandomir sowie Neu Sandez.874 Die Urkunde der kleinpolnischen Städte vom 15. Juli 1343, sicherlich in der königlichen Kanzlei verfasst, wurde mit drei Siegeln beglaubigt, darunter dem großen Siegel der Stadt Krakau in rotem Wachs.875 Hier soll auch darauf hingewiesen werden, dass die Beglaubigungen der preußischen Städte im Vertrag von Kalisch nicht denen der polnischen Städte entsprachen.876 Die zentrale Bedeutung der polnischen Städte als Garanten dieses Vertrags wird auch durch ein geplantes Friedensabkommen bestätigt, das der Orden noch vor der Verkündung des Beschlusses von Visegrád vorlegte. Aufgeführt werden hier sieben Städte, die acht Jahre später die Beschlüsse von Kalisch garantierten.877 Im 15. Jahrhundert wurden durch die Garanten keine gesonderten Dokumente mehr ausgestellt. Sie setzten nun ihr Siegel einfach unter den Vertrag. Den Vertrag des Ersten Friedens von Thorn (1411) beglaubigten mit ihren Siegeln sechs Städte der Krone: Krakau, Sandomir, Posen, Kalisch, Brest sowie Inowrocław;878 eine ähnliche Urkunde des Hochmeisters bestätigten sechs preußische Städte: Kulm, Thorn, Danzig, Elbing, Königsberg und Braunsberg.879 Auf der Versammlung in Goldberg im Mai des gleichen Jahres kam es zur feierlichen Besiegelung und Verabschiedung des Abkommens. In der Eingangsurkunde wird betont, dass die Besiegelung sigilli maiestati880 erfolgte. Auf dieser Versammlung waren Gesandte des Krakauer Stadtrats anwesend, die als Vertreter eines der Garanten tatsächlich das sigillum rotundum competenter magnum unter den Vertrag setzten. So ist dies in der ersten bekannten Beglaubigung beschrieben, die als notarielle Urkunde des Bischofs von Pomesanien 872 873

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Dokumenty [Dokumente]. Grzegorz, Analiza dyplomatyczno-sfragistyczna [Eine diplomatisch-sphragistische Analyse]; Nowak, Przemysław, Dokumenty II pokoju toruńskiego z 1466 r. [Urkunden zum Zweiten Thorner Frieden aus dem Jahr 1466], in: Studia Źródłoznawcze 43 (2005), S. 85–110. KDMK 1, Nr. 238 [= PUB 3/2, Nr. 577, 587]; Szczur, Traktat pokojowy [Der Friedensvertrag], S. 7–43; Szczur, Stanisław, Traktaty międzypaństwowe Polski piastowskiej [Die internationalen Verträge des piastischen Polens], Kraków 1990, S. 86–96. Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin-Dahlem, XX. Hauptabteilung (Historisches Staatsarchiv Königsberg), Schieb. 109, Nr. 47; Chmiel, Adam, Pieczęcie m[iast] Krakowa, Kazimierza, Kleparza i jurydyk krakowskich do końca XVIII wieku [Die Siegel der Stadt Krakau, Kazimierz und Kleparz und der Krakauer Juridiken bis zum Ende des 18. Jh.], in: Rocznik Krakowski 11 (1909), S. 77–176, hier S. 90. Szczur, Traktat pokojowy [Der Friedensvertrag], S. 39–40. PUB 3/1, Nr. 27; Szczur, Stanisław, Zjazd wyszehradzki z 1335 r. [Die Vyšehrader Zusammenkunft des Jahres 1335], in: Studia Historyczne 35 (1992), S. 3–17, hier S. 6–7. Lites ac res gestae 2, Nr. 65. Ebd., Nr. 66. Codex epistolaris 2, Nr. 35; Gąsiorowski, Antoni, Friedensvertragsurkunden zwischen Polen und dem Deutschen Orden im 15. Jahrhundert, in: Folia diplomatica 2 (1976), S. 159–171.

4. Politische Stellung: Zwischen Selbstständigkeit und Instrumentalisierung

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Jan Rymann am 8. Oktober 1412 veröffentlicht wurde. Mit der Bezeichnung sigillum rotundum magnum war das kleinere Ratssiegel gemeint, dessen Abdruck aus dem Friedensvertrag von Kalisch von 1343 bekannt ist. Es bleibt unklar, warum hier nicht das größere Siegel verwendet worden ist.881 Dies erklärt den Irrtum von Bożena Wyrozumska, die sich wohl am Eingangsdokument orientiert hatte und so das sigillum maius mit dem Siegel aus dem Kalischer Vertrag verwechselte.882 Nicht auszuschließen ist jedoch, dass das große Siegel Krakaus mit der Darstellung des Stadttores an die Urkunde angehängt worden ist, die Władysław Jagiełło am 26. April 1418 in Brest ausstellte und mit der der Frieden von Strasburg an der Drewenz (Brodnica) von 1414 verlängert wurde. Neben Krakau finden sich an der heute nur aus einer Abschrift des späten 18. Jahrhunderts bekannten Urkunde883 auch die Siegel der Städte Posen, Kalisch, Lublin, Brest sowie Inowrocław. Auch die Urkunde zum Frieden von Brest (1435), die von den Städten Krakau, Posen, Kalisch, Lemberg, Płock, Warschau sowie Stolp und Stargard in Pommern besiegelt wurde, mag das große Krakauer Siegel angebracht worden sein.884 Unter allen Vertragsdokumenten des 15. Jahrhunderts, die die Beziehungen zwischen dem polnisch-litauischen Staat und dem Deutschen Orden regelten, nimmt das 1422 von Władysław Jagiełło, Witold und den masowischen Herzögen Janusz I. sowie Siemowit  IV. ausgestellte Hauptdokument des Friedens von Melnosee eine besondere Stellung ein. Als Garanten waren hier 17 polnische Städte beteiligt, deren Vertreter ihr Siegel unter den Vertrag setzten. Im Einzelnen waren dies Krakau, Posen, Lemberg, Sandomir, Kalisch, Gnesen, Sieradz, Łęczyca, Brest, Inowrocław, Lublin, Neu Sandez, Kosten, Fraustadt, Płock, Warschau sowie Wilna.885 Unter den 13 Jahre später abgeschlossenen Frieden von Brest setzten acht Städte ihr Siegel, unter den Zweiten Thorner Frieden lediglich sieben.886 Sowohl das von der polnisch-litauischen Seite ausgestellte Eingangsdokument als auch das Hauptdokument des Friedens von Melnosee sind auf den 27. September 1422 datiert.887 Im September war das Hauptdokument sicherlich noch nicht verfasst worden. Die Ratifizierung des Friedens von Melnosee sollte am 2. November auf einer Ständeversammlung in Gniewkowo stattfinden.888 Bis dahin hatten beide Seiten die Vertragsdokumente vorzubereiten und zu besiegeln. Es kam dann im Mai des darauffolgenden Jahres auf der Ständeversammlung von Wielona zur Ratifizierung, wobei sich das Datum (18. Mai 1423) auf die Bezeichnung ante quem der Besiegelung des Hauptdokuments durch die polnisch-litauische Seite bezog. Bei der Veröffentlichung des Dokuments wurde durch die Herausgeber darauf jedoch nicht hingewiesen.889 881

882 883 884 885 886 887 888 889

Szweda Adam, Uwagi o dokumentach rozejmowych i pokojowych z okresu wojny 1409–1411 [Bemerkungen zu den Urkunden über den Waffenstillstand und das Friedensabkommen des Krieges 1409–1411], in: Zapiski Historyczne 75 (2010), S. 67–85, S. 80. Wyrozumska, Kancelaria miasta [Die Kanzlei der Stadt], S. 32. Codex epistolaris 1, Nr. 49. Volumina legum, Bd. 1, Petersburg 1859, S. 51–58. Dokumenty [Dokumente], S. 11. Gąsiorowski, Polscy gwaranci [Die polnischen Garanten], S. 252. Dokumenty [Dokumente], S. 10, 12. Ebd., S. 10. Ebd., S. VIII.

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Ursprünglich befanden sich an der Urkunde 120 Siegel, von denen bis heute elf Stadtsiegel erhalten geblieben sind.890 Das große Siegel Krakaus ist das einzige städtische Siegel aus rotem Wachs (die übrigen sind aus dunkelgrünem Wachs). Es ist auch das einzige Siegel, in dessen Legende die Substantive consules sowie communitas zu finden sind. Wie im Eingangsdokument aufgeführt wurde, sollten die Garanten – darunter die Städte – die Urkunden mit ihren sigilli maiestati versehen.891 Wurden in den genannten Urkunden lediglich die Städte aufgeführt, die als Garanten der Vertragsbestimmungen auftraten, so sollten beim Zweiten Thorner Frieden in dieser Funktion die Bürgermeister und Ratsherren der polnischen Städte (sieben, und nicht zehn, wie Antoni Gąsiorowski annahm892) erscheinen, und zwar für Krakau, Posen, Lemberg sowie Thorn, Elbing, Danzig und Braunsberg,893 also die civitates principales des Königreichs Polen und des königlichen Preußen. Im analogen Dokument des Hochmeisters sicherten die Bürger von neun Städten die Einhaltung der Vertragsbestimmungen zu: Kneiphof, Löbenicht, Königsberg, Bartenstein, Wehlau, Rastenburg, Heiligenbeil, Friedland und Schippenbeil.894 Anders als in der Urkunde von Melnosee unterzeichnete hier nur Krakau mit seinem großen Siegel. Die übrigen polnischen Städte beglaubigten den Akt mit ihren Geheimsiegeln, wobei auch die Siegel von Posen und Danzig aus rotem Wachs waren.895 Das Krakauer Siegel befand sich an einer ähnlichen Schnur wie das heute nicht mehr erhaltene Siegel von Kasimir Jagiellończyk. Alle Siegel der Städte aus dem Gebiet des Ordensstaates unter dem Dokument des Hochmeisters waren aus naturfarbenem Wachs.896 Maksymilian Grzegorz zufolge wurde das Protokoll der Urkunden beider Seiten zum Zweiten Thorner Frieden vor dem 27. Oktober 1466 verfasst. Das Eschatokoll der königlichen Urkunde kann hingegen erst auf dem Sejm in Petrikau im Mai des darauffolgenden Jahres verfasst worden sein, was mit der neuen Nominierung der preußischen Beamten durch den König zusammenhing. Erst zu diesem Zeitpunkt wurde das Hauptdokument besiegelt, der Austausch selbst fand dann am 7. August des gleichen Jahres statt.897 Die Einhaltung der Bedingungen des Zweiten Thorner Friedens wurde durch die Stadt Krakau noch zweimal beschworen (1485 und 1496). Wie im Ratsbuch vermerkt ist, geschah dies auf königlichen Befehl hin (von befelunge).898 Krakau spielte auch bei der Besiegelung weiterer Traktatsdokumente auf politischer Ebene eine wichtige Rolle. Das verwendete große Siegel der Stadt ist also auch auf der ikonografischen Ebene von Bedeutung, da es zahlreiche wichtige Inhalte lesbar macht. Die Größe, die Farbe des Wachses, die Position des Siegels (an erster Stelle aller polnischen Städte) sowie die Legende bezeugen den Stellenwert Krakaus als civitas principalis im damaligen Königreich Polen. Gleichzeitig lassen 890 891 892 893 894 895 896 897 898

Ebd., S. 91–99, Nr. 109–120. Ebd., S. 10. Gąsiorowski, Polscy gwaranci [Die polnischen Garanten], S. 252. Grzegorz, Analiza dyplomatyczno-sfragistyczna [Eine diplomatisch-sphragistische Analyse], S. 215–216. Ebd., S. 214. Ebd., S. 125–126, Nr. 87–92 (44–48), S. 238–240, Tab. XIV–XVI. Ebd., S. 136–138, Nr. 7–16 (64–72), S. 244–247, Tab. XX–XXIII. Ebd., S. 84, 152. Wyrozumska, Kancelaria miasta [Die Kanzlei der Stadt], S. 65, Anm. 59.

4. Politische Stellung: Zwischen Selbstständigkeit und Instrumentalisierung

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sie auch auf Stellung und Bedeutung des Rates in der kommunalen Machtstruktur der Stadt schließen. Die Selbstständigkeit der polnischen Bürgerschaft beginnt und endet im Zeitraum der Zersplitterung Polens. Im jungen Königreich und vor allem unter der Wahlmonarchie der Jagiellonen bediente man sich ihrer nur noch als Mittel zum Zweck. Daran änderte auch die Berufung städtischer Vertreter in die vorläufige Staatsverwaltung nach den Bestimmungen der Ständeversammlung von Radomsko im März 1384 sowie die Einbeziehung des polnischen Bürgertums durch Ludwig von Anjou und Władysław Jagiełło bei deren Bemühungen um die Thronfolge nichts. Die unterschiedlichen Interessen der einzelnen Städte sowie die großen Entfernungen zwischen ihnen trugen dazu bei, dass sich im mittelalterlichen Polen nie ein geeinter bürgerlicher Stand herausbildete. Jede Stadt strebte nach eigenen Privilegien und verteidigte ihre eigenen Interessen. Die größten Städte im Königreich Polen haben im Gegensatz zu den preußischen Städten ihr vorhandenes politisches Potenzial zu keinem Zeitpunkt ausgeschöpft.899

899

Biskup, Die Rolle der Städte, S. 163–193; Goliński, Mateusz, Wokół problematyki formowania się stanu mieszczańskiego w Polsce [Zur Herausbildung des bürgerlichen Standes in Polen], in: Studia z historii społecznej, hg. v. Mateusz Goliński/ Stanisław Rosik, Wrocław 2012, S. 7–76, hier S. 72–76.

ZUSAMMENFASSUNG

Die Entstehung eines Stadtrates war die letzte Stufe bei der Herausbildung der städtischen Selbstverwaltung auf der Grundlage deutschen Stadtrechts. Diese Institution, die erstmals in den norditalienischen Kommunen aufkam, bildete sich in den 1240er Jahren auch in Magdeburg heraus, an dessen Vorbild man sich beim Krakauer Lokationsprivileg von 1257 orientierte. Der Krakauer Stadtrat wurde erstmals 1264 urkundlich erwähnt. Seine Entstehung fällt also in den Zeitraum des sechsjährigen Landnutzungsrechts, das den Siedlern durch das Lokationsprivileg eingeräumt wurde. Zunächst spielte er in der Stadt keine nennenswerte Rolle. In der Urkunde von 1264 wird der Rat an der letzten Stelle der städtischen Hierarchie genannt, also nach dem Erbvogt und der Schöffenbank. Doch bereits in Quellen aus der Zeit um 1280/90 werden die Ratsherren vor den Schöffen erwähnt, was als ein deutliches Zeichen für ihren Bedeutungszuwachs innerhalb der Krakauer kommunalen Strukturen betrachtet werden kann. Vielleicht war dieser Bedeutungsanstieg auf die Übernahme des Amtes des Erbvogtes durch Albert – den späteren Anführer des durch das Krakauer Bürgertum initiierten Aufstandes gegen die Herrschaft Władysław Ellenlangs – zurückzuführen, der in Kleinpolen eine selbständige politische Rolle anstrebte und dabei möglicherweise den Versuch unternahm, die städtische Oberschicht in seine Pläne einzubeziehen. In Magdeburg übte der Rat in der ersten Zeit seines Bestehens die Gerichtshoheit in Handelssachen und im Falle von Verstößen gegen die in seinen Willküren enthaltenen Bestimmungen aus, also den Verordnungen, mit denen die verschiedenen Bereiche des Lebens innerhalb der Stadt normiert wurden. Die Ratsherren hatten auch das Recht, Bürgerversammlungen einzuberufen. Die Vollmachten des Krakauer Rates in der so genannten Zeit der Vögte entsprachen höchstwahrscheinlich zumindest teilweise den Magdeburger Befugnissen. Da keine Quellen über die Rechtstätigkeit des Rates aus dieser Zeit vorliegen, konnte diese Frage leider nicht genauer untersucht werden. Die Amtszeit des Krakauer Rates betrug, wie auch die des Magdeburger Rates, ein Jahr. In der Zeit der Vögte wurden die neuen Ratsmitglieder von den aus dem Amt scheidenden Ratsherren benannt. Dieser Wahlmodus sorgte dafür, dass von Anfang an vor allem Vertreter der reichsten Kaufmannsfamilien im Rat saßen. Bis 1312 setzte sich der amtierende Rat immer aus sechs Personen zusammen. Erst im Mai 1312 wählten die von Albert angeführten Gegner Ellenlangs einen achtköpfigen Rat. Die Niederschlagung des Aufstandes und die Abschaffung des Amtes des Erbvogts durch den Herzog führten dazu, dass es in Krakau nie zu Auseinandersetzungen zwischen dem Rat, der auf die Geschicke der Stadt einen stetig wachsenden

Zusammenfassung

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Einfluss ausübte, und dem Erbvogt kam. In vielen polnischen Städten endete dieser Antagonismus damit, dass der Rat das Amt des Vogtes aufkaufte. Nach 1312 wurde der Krakauer Stadtrat damit fast automatisch zur einflussreichsten Institution innerhalb der städtischen Selbstverwaltung. Im 14. Jahrhundert weitete der Krakauer Stadtrat seine Zuständigkeiten dann immer weiter aus und festigte damit seine zentrale Stellung in der Krakauer Selbstverwaltung. Die Krakauer Ratsherren konzentrierten damals in ihren Händen nicht nur die Gebots-, Zwangs-, und Strafgewalt, sondern verfügten auch über legislative und exekutive Zuständigkeiten. Ab 1317 ernannten sie die Schöffen, ab 1332/33 pachteten sie vom König das Amt des Stadtvogts, ab 1342 hatten die in den Ratssitzungen getroffenen Anordnungen die gleiche Geltungskraft wie die des außerordentlichen Gerichts oder des Vogts- bzw. Schöffengerichts. Aus den damaligen Urkunden der Apostolischen Kammer geht hervor, dass die reichen Kaufleute die wichtigste Rolle im Rat spielten. Von den Ratsherren, die dieses Amt in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts ausübten, ist vor allem Nicolaus Wirsing d. Ä. zu nennen. Er war eine der herausragenden Persönlichkeiten seiner Zeit, Finanzier und Bankier der Könige und neben Johannes Bork d. Ä. einer der beiden Krakauer Bürger, die damals das Amt des Landesverwalters übernahmen. Andere, wie zum Beispiel Gisco und Nicolaus von Sandez oder Villusius der Kürschner, waren an der Abwicklung des Fernhandels beteiligt, Bartco war hingegen für die Krakauer Münzanstalt verantwortlich. Aus den erhaltenen Quellen geht hervor, dass der Krakauer Rat gegen Ende des 14. Jahrhunderts aus acht Personen bestand. Die jährlichen Ernennungen für das Amt wurden grundsätzlich vom Krakauer Woiwoden durchgeführt. Die Rolle des Woiwoden scheint jedoch darauf beschränkt geblieben zu sein, die von der Stadt vorgeschlagenen Kandidaten zu bestätigen. Die Untersuchung der personellen Zusammensetzung des Krakauer Rates aus dieser Zeit lässt ferner den Schluss zu, dass immer öfter die gleichen Personen über viele Jahre hintereinander im Rat saßen und auch dann noch, wenn sie schon nicht mehr in das Kollegium berufen wurden, als so genannte „Ältere Ratsherren“ Einfluss auf die Verwaltung der Stadt ausübten und immer zugegen waren, wenn wichtige Entscheidungen für die Stadt getroffen wurden. Der Weg in den Rat führte oft über eine Tätigkeit in der Schöffenbank. Es sind jedoch auch Personen bekannt, die kurz nach ihrer Niederlassung in der Stadt und dem Erwerb des Bürgerrechts sofort in das höchste städtische Gremium berufen wurden. Dies geschah entweder aufgrund ihrer früheren Funktionen (so war Andreas Czarnysza Vogt am Oberhof nach deutschem Recht auf der Krakauer Burg) oder ihres beträchtlichen Vermögens (wie im Falle von Nicolaus Seraphin oder Johannes Boner). Den größten Einfluss übten im Krakauer Rat im 14. Jahrhundert – wie auch im vorangegangenen Jahrhundert – vor allem die Großkaufleute aus, die am Fernhandel beteiligt und durch vielfältige Verpflichtungen finanziell mit dem Königshaus und hohen Staatsbeamten in Verbindung standen (den Ederer, Hirsbergs, Mornsteyns, Sweidniczers, Thurzos und andere).

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Teil II: Der Stadtrat in den Jahren 1312 bis 1500

In zeitgenössischen Darstellungen zur Stadtverwaltung wird der Stadtrat oft als Herz der Stadt bezeichnet. Der Aufstieg in den Rat war die Krönung einer Beamtenlaufbahn. Die Ratsherren repräsentierten die Stadt nicht nur nach außen. Durch die Entfaltung seiner legislativen Tätigkeiten gestalteten sie beinahe sämtliche Bereiche des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens der Stadt – dieses in sich geschlossenen Raumes und von den Stadtmauern begrenzten Mikrokosmos.900 Die Ratsherren entschieden über die Aufnahme ins Bürgerbuch und über die Streichung aus demselben, sie verwalteten die Finanzen und den Besitz der Stadt, übten die Hoheit über die Zunftorganisationen aus, legten die Preise für Waren und Dienstleistungen fest und kontrollierten deren Qualität, sie waren für die Sicherheit in der Stadt verantwortlich oder setzten sich für Handelsprivilegien ein, auf deren Grundlage sich die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt vollzog. Der Rat war ferner das wichtigste und gleichzeitig exklusivste städtische Organ. Seine Mitglieder führten etwa die Fronleichnamsprozession an oder saßen in eigenen Gestühlen im Presbyterium der Marienkirche,901 um deren Patronat Ende des 14. bzw. Anfang des 15. Jahrhunderts Auseinandersetzungen geführt wurden. Innerhalb des Rates kam es jedoch auch immer wieder zu Konflikten, was den Krakauern im September 1406 zum Beispiel das gegen den Ratsherrn Andreas Wirsing vollstreckte Todesurteil verdeutlichte. Andererseits riefen die antijüdischen Übergriffe im Jahr 1407 verstärkt Reaktionen der unteren städtischen Schichten hervor, die begannen, den Rat offen zu kritisieren. Die Exklusivität dieses Organs musste den Widerwillen der einfachen Bevölkerung hervorrufen. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts rollte durch viele europäische Städte eine Welle der gesellschaftlichen Auflehnung gegen die Politik der Stadträte.902 In Krakau kam es zwar nicht zu Unruhen, doch artikulierten die unteren städtischen Schichten unter dem Einfluss der Ereignisse eine Beschwerde über die Tätigkeit des Rates. Diese Auseinandersetzung wurde von Władysław Jagiełło zugunsten der unteren städtischen Schichten entschieden, die fortan das Recht hatten, das so genannte Kollegium der Sechzehn zu wählen. Der von der reichen Kaufmannschaft dominierte Krakauer Stadtrat war zweifellos ein Instrument zur Machtausübung in ihren Händen903 sowie ein Mittel zur Durchsetzung ihrer Interessen. Die Geschichte des Krakauer Rates im Mittelalter ist auch die Geschichte von Menschen und einer Behörde – einer Behörde, die ein Machtmonopol innerhalb der Stadt anstrebte, und von Menschen, die über Jahre in dieser vertreten waren. Die Geschichte des Rates ist auch die Geschichte der Stadt selbst, ihrer Stellung und ihrer Bedeutung in Polen sowie im Leben dieses Landes, dessen Takt vom Geläut 900

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Zaremska, Hanna, Miasto: struktury społeczne i styl życia [Die Stadt: gesellschaftliche Strukturen und Lebensstil], in: Kultura Polski średniowiecznej XIV–XV w., hg. v. Bronisław Geremek, Warszawa 1997, S. 189–238, hier S. 215–216. ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 429, S. 630; Czyżewski, Krzysztof J., „Siądź mi po boku prawym”. O zasiadaniu w kościele słów kilka [„Du sollst dich zu meiner rechten Seite setzen”. Einige Bemerkungen zur Sitzordnung in der Kirche], in: Mecenat artystyczny a oblicze miasta, hg. v. Dariusz Nowacki, Kraków 2008, S. 57–75. Manikowska, Halina, Political Identities of Towns in Central Europe during Late Middle Ages, in: Political Culture in Central Europe (10th–20th Century), Bd. 1, hg. v. Halina Manikowska/Jaroslav Pánek, Prague 2005, S. 135–159, hier S. 140. Haferkamp, Hans, Soziologie der Herrschaft. Analyse von Struktur, Entwicklung und Zustand von Herrschaftszusammenhängen, Opladen 1983, S. 17–78.

Zusammenfassung

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der Glocken am Turm der Marienkirche bestimmt wurde, das den Kaufleuten und Handwerkern die Zeit anzeigte904 – die Geschichte der Stadt, wie sie sich aus der Perspektive ihrer Herrscher darstellte, die den Rhythmus ihres Lebens regulierten, aus der Perspektive der Vertreter der exklusiven und privilegierten so genannten „Oberschicht“, die das Recht in der Stadt bestimmte und regelte, in deren Händen der Rat nicht nur ein Instrument der Macht war, sondern auch die Möglichkeit bot, eigene Interessen zu verfolgen. In der vorliegenden Arbeit wurde der Schwerpunkt bewusst auf die Geschichte des Rates, seine Entwicklung, seinen Aufbau sowie die Ausweitung seiner Befugnisse und Tätigkeiten gelegt – sowohl jene, die das Ziel hatten, Regeln für das Leben intra muros aufzustellen, als auch jene, die zum Ausbau und zur Erhaltung ihrer Position extra muros führten. Schließlich waren es diese Mauern, die die Grenze zwischen Rechtsprechung und Gerechtigkeit innerhalb und Chaos und Willkür außerhalb der Stadt zogen.905 Die Geschichte der Menschen mit ihren Lebensläufen, die Geschichte ihrer Bündnisse oder ihres Vermögens, die in gewisser Weise auch zum Thema dieser Arbeit gehört, erfordert freilich eine Behandlung im Rahmen eines anderen Buches.

904 905

Le Goff, Jacques, Temps de l’Église et temps du marchand, in: Annales. Économies, Sociétés, Civilisations 15 (1960), S. 424–427. Heimerl, Theresia, Zwischen Babylon und Jerusalem. Die Stadt als locus theologicus im Mittelalter, in: Repräsentation der mittelalterlichen Stadt, hg. v. Jörg Oberste, Regensburg 2008, S. 13–24.

Anhang

DIE MITTELALTERLICHEN KRAKAUER WILLKÜREN

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Anhang

9. September 1336 Gesetze gegen Luxus und Sittenverfall und andere Statuten KDMK 1, Nr. 21 (Latein) Überlieferung: Bestätigung des Inhalts durch Kasimir den Großen (Sandomir, 9. September 1336) Gesetze gegen Luxus und Sittenverfall KDMK 1, Nr. 21 [= KDMK 2, Nr. 259, § 1–7] Strafen für die Entführung von Jungfrauen und Witwen KDMK 1, Nr. 21 [= KDMK 2, Nr. 259, § 8–13, 15] Über falsche Aussagen vor Gericht KDMK 1, Nr. 21 [= KDMK 2, Nr. 259, § 14]

13. Oktober 1342 Bestätigung verschiedener Gesetze der Stadt Krakau durch Kasimir den Großen KDMK 1, Nr. 25 (Latein) Überlieferung: Bestätigung des Inhalts durch Kasimir den Großen (Krakau, 9. Dezember 1342) Über die Benennung von Vormunden Minderjähriger sowie deren Pflichten KDMK 1, Nr. 25 [= KDMK 2, Nr. 260, § 1] Über das Kauf- und Verkaufsverbot von Zinsrechten mit Wiederkaufsrecht KDMK 1, Nr. 25 [= KDMK 2, Nr. 260, § 2] Zum Immobilienbesitz auf städtischem Gebiet KDMK 1, Nr. 25 [= KDMK 2, Nr. 260, § 3] Über die Festnahme von Verbannten KDMK 1, Nr. 25 [= KDMK 2, Nr. 260, § 4] Zu Würfel- und Kugelspielen KDMK 1, Nr. 25 [= KDMK 2, Nr. 260, § 5] Über Körperverletzungen auf städtischem Gebiet KDMK 1, Nr. 25 [= KDMK 2, Nr. 260, § 6] Über den Tuchverkauf durch auswärtige Kaufleute KDMK 1, Nr. 25 [= KDMK 2, Nr. 260, § 7–9] Über die Verpfändung von Immobilien auf städtischem Gebiet KDMK 1, Nr. 25 [= KDMK 2, Nr. 260, § 10]

Die mittelalterlichen Krakauer Willküren

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Strafen für die Beteiligung an Streitigkeiten auf städtischem Gebiet KDMK 1, Nr. 25 [= KDMK 2, Nr. 260, § 11] Über die gerichtlichen Befugnisse des Rates KDMK 1, Nr. 25 [= KDMK 2, Nr. 260, § 12]

13. Januar 1363 Über die Vererbung von Vermögen nach dem Tode der Ehefrau KDMK 1, Nr. 35 [= KDMK 2, Nr. 261, § 1–3] (Latein) Überlieferung: Bestätigung des Inhalts durch Kasimir den Großen (Krakau, 13. Januar 1363)

24. Oktober 1364 Über den Verkauf von Fisch, Talg, Kreide und Pech sowie Lebensmitteln / Über die Gebühren für das Zuschneiden von Tuch KDMK 2, Nr. 262. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Behem-Kodex (BJ, Handschrift Nr. 16, f. 225r–v [219r–v]) als Grundlage für F. Piekosiński. Siehe auch: Die alten Zunft- und Verkehrs-Ordnungen, S. 8–9.

Ohne Jahr, Tag und Monat [vermutlich 1364] Nutzungsgebühren der Kleinen und Großen Waage KDMK 2, Nr. 263. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Behem-Kodex ohne Datumsangabe (BJ, Handschrift Nr. 16, f. 226v–227 [220v–221]) als Grundlage für F. Piekosiński. Anmerkung: Da dieses Gesetz nach der Willkür über den Verkauf von Fisch und Talg (siehe Eintrag unter dem 24. Oktober 1364) in den Kodex aufgenommen wurde, vermutete ihr Herausgeber, beide Willküren seien gleichzeitig verkündet worden und bildeten ursprünglich möglicherweise eine Einheit ( KDMK 2, S. 376–377, Anm.). Diese Schlussfolgerung ist jedoch hypothetisch. Siehe auch: Die alten Zunft- und Verkehrs-Ordnungen, S. 9–11.

1365 Zur Vereinbarung zwischen den Sattlern und den Gürtelmachern KDMK 2, Nr. 264. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Behem-Kodex (BJ, Handschrift Nr. 16, f. 262r–v [256r–v]) als Grundlage für F. Piekosiński. Siehe auch: Die alten Zunft- und Verkehrs-Ordnungen, S. 42–43.

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3. Juli 1367 Über die Erhebung des Schoßes Liber actorum, Nr. 1703 [= KDMK 2, Nr. 265 = Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 3] (Latein [Übersetzung]) Überlieferung: zwei Abschriften; eine davon ins älteste Krakauer Stadtbuch aufgenommen (ANK, Scabinalia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 1, S. 216) als Grundlage für F.  Piekosiński; die zweite 1383 in die Sammlung der ältesten Privilegien und Willküren der Stadt Krakau (den sogenannten Grabowski-Kodex) aus dem letzten Viertel des 14. Jh. aufgenommen (ANK, Handschrift Nr. 1447a, S. 187). Anmerkung: In den Randbemerkungen auf der Seite mit dieser Willkür findet sich der Titel: De exaccione. Dort ist auch eine Übersetzung der Willkür ins Deutsche erhalten (ANK, Handschrift Nr. 1447a, S.  172–173). In den Randbemerkungen der Übersetzung befinden sich zwei Hinweise: debet und non debet. Der erste stammt vermutlich aus der zweiten Hälfte der 70er Jahre des 14. Jh., der zweite aus der Zeit um 1386, worauf hindeutet, dass nach der Streichung des gesamten Eintrags unter ihm eine weitere Anmerkung (Der Artikil ist wider ruffen) und das Datum 19. Januar 1386 erfolgten. Diese Version wurde von S.  Estreicher (Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung]) veröffentlicht. Dieses städtische Gesetz galt in den Jahren 1367–1386.

15. Oktober 1367 Über den Hausbau in der Stadt Liber actorum, Nr. 1704 [= KDMK 2, Nr. 266 = Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 1] (Deutsch) Überlieferung: drei Abschriften des Inhalts; in ihrer ursprünglichen (I) Fassung im ältesten Krakauer Stadtbuch (ANK, Scabinalia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 1, S.  207) Grundlage für F.  Piekosiński – allerdings ohne den Titel (De statutis et decretis murandi); zweite Abschrift (II) im Grabowski-Kodex, enthält zahlreiche Streichungen und Ergänzungen zur Veranschaulichung des Gesetzes (ANK, Handschrift Nr. 1447a, S.  171–172). In Artikel 2 und 5: Hinweise über ihre Aufhebung (non debet) sowie eine interessante Ergänzung: Istud planatum est, quia usura est und Usura est, diese Fassung von S. Estreicher veröffentlicht; dritte Abschrift (III) im Behem-Kodex (BJ, Handschrift Nr.  16, f.  221r–223r [215r–217r]), hier zwei Artikel hinzugefügt, die am Montag nach dem Sonntag Iudica verabschiedet wurden; es fehlt jedoch eine Jahresangabe. Sie wurden mit Titeln in deutscher Sprache versehen. Hervorzuheben ist, dass diese Artikel aus der vorherigen Willkür übernommen wurden, von der Piekosiński vermutlich nichts wusste; sie war eben am Montag nach dem Sonntag Iudica im Jahre 1383 verkündet worden (siehe Eintrag unter dem 9. März 1383). Auf die unterschiedlichen Texte der Abschriften I und III wies F. Piekosiński hin (KDMK 2, S. 379–380). Siehe auch: Die alten Zunft- und Verkehrs-Ordnungen, S. 3–5.

Die mittelalterlichen Krakauer Willküren

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22. März 1369 (ergänzt am 20. Dezember 1386) Über das Verbot der Riemenherstellung aus mit Alaun gegerbtem Leder durch die Sattler KDMK 2, Nr. 267, 278. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Behem-Kodex (BJ, Handschrift Nr.  16, f.  261v [255v]) als Grundlage für F. Piekosiński. Anmerkung: Sowohl das Gesetz von 1369 als auch seine Ergänzungen wurden mit Titeln in lateinischer Sprache versehen. Siehe auch: Die alten Zunft- und Verkehrs-Ordnungen, S. 42.

30. März 1370 Über den Ausschank von Bier und Met Liber actorum, Nr. 1706 [= KDMK 2, Nr. 268 = Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 2] (Latein) Überlieferung: Abschrift der Übersetzung im ältesten Krakauer Stadtbuch (ANK, Scabinalia Cracoviensia Inscriptiones, Hanschrift Nr. 1, S. 207) als Grundlage für F. Piekosiński; zudem im Grabowski-Kodex eine Übersetzung des Gesetzes ins Deutsche (ANK, Scabinalia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 1447a, S. 172); Veröffentlichung dieser Fassung von S. Estreicher.

9. November 1373 (ergänzt am 24. September 1384) Über die Beseitigung von Schmutz vom Marktplatz und den Straßen der Stadt KDMK 2, Nr. 269 [= Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 4] (Deutsch) Überlieferung: Eine ältere Abschrift im Grabowski-Kodex (ANK, Handschrift Nr. 1447a, S. 173–174); zahlreiche Randbemerkungen. In Artikel 3 wurde der letzte Satz gestrichen und ein neuer Eintrag hinzugefügt: Correctum sabbato post beati Mathei apostoli et ewangeliste anno Domini LXXX quarto in presencia seniorum; diese Fassung von S. Estreicher veröffentlicht; in den Behem-Kodex nur die Artikel 2 und 3 mit Ergänzungen aufgenommen, denen deutsche Titel vorangestellt wurden (BJ, Handschrift Nr. 16, f. 241r [235r]); diese Fassung von F. Piekosiński veröffentlicht. Anmerkung: Der im Grabowski-Kodex mehrfach durchgestrichene Artikel 1 war vermutlich bereits Ende des 15. Jh. nicht mehr gültig. Siehe auch: Die alten Zunft- und Verkehrs-Ordnungen, S. 16.

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30. August 1374 Über das Verhalten bei Bränden / Über die Nutzung von Öfen KDMK 2, Nr. 270 [= Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 9] (Deutsch) Überlieferung: Eine ältere Abschrift im Grabowski-Kodex (ANK, Handschrift Nr. 1447a, S. 177) als Grundlage für S. Estreicher. In den Randbemerkungen zum Text des Gesetzes der Titel: De igne b., De proclamacione ignis und De igne incendio. F. Piekosiński veröffentlichte diese Willkür auf der Grundlage einer Abschrift aus dem Behem-Kodex (BJ, Handschrift Nr. 16, f. 242r–242v [236r–236v]). Siehe auch: Die alten Zunft- und Verkehrs-Ordnungen, S. 17–18.

16. März 1375 Über die Verpflichtungen des Stadtkaplans Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 5. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Grabowski-Kodex (ANK, Handschrift Nr. 1447a, S. 174) als Grundlage für S. Estreicher. Anmerkung: In den Randbemerkungen zum Text dieses Gesetzes wurde in jüngerer Zeit das Wort non hinzugefügt.

5. April 1375 (ergänzt 1387) Über Verhaltensmaßnahmen im Brandfall KDMK 2, Nr. 272 [= Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 6] (Deutsch) Überlieferung: Eine ältere Abschrift im Grabowski-Kodex (ANK, Handschrift Nr. 1447a, S. 175–176) als Grundlage für S. Estreicher. In den Randbemerkungen zum Gesetz der Titel: Incipe de igne ab; bei den Artikeln 2 bis 4 der Hinweis non debet; ausführliche Randbemerkung beim letzten Artikel: Nota, quod anno Domini LXXXVII excessum et indultum fuit per dominos, ita quod si plus excederent, deferent duplum dare. Vom Text des 14. Jh. sind nur die Artikel 1 bis 5 in den Behem-Kodex mit späteren Änderungen und zwei neuen Artikeln übernommen (BJ, Handschrift Nr. 16, f. 242v–243r [236v–237r]). Siehe auch: Die alten Zunft- und Verkehrs-Ordnungen, S. 18–19.

5. April 1375 Über die Entlohnung der Wächter des Fischmarkts / Über den Verkauf von Fellen (für Pelze) KDMK 2, Nr. 271 [= Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 7–8] (Deutsch) Überlieferung: durch F. Piekosiński auf Grundlage von Abschriften aus dem Behem-Kodex veröffentlicht (BJ, Handschrift Nr. 16, f. 243r [237v]).

Die mittelalterlichen Krakauer Willküren

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Anmerkung: Im Grabowski-Kodex handelt es sich hier jedoch um zwei eigenständige Gesetze (ANK, Handschrift Nr. 1447a, S.  176–177), die von S.  Estreicher auch so veröffentlicht wurden. Die Willküren wurden am gleichen Tag verkündet wie die unter Nr.  25 genannte Brandschutzverordnung. Sie bestätigen die Einträge: Actum anno et die immediate quibus supra. Außerdem wurde am Rand entsprechend vermerkt: non debet und debet. Siehe auch: Die alten Zunft- und Verkehrs-Ordnungen, S. 19.

25. April 1375 Über das Verbot von Zusammenschlüssen der Bäckergesellen Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 10. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Grabowski-Kodex (ANK, Handschrift Nr. 1447a, S. 178–179) als Grundlage für S. Estreicher.

7. Dezember 1375 Über das Würfelspiel / Über Strafen für den Einsatz von Schwertern und Messern bei Auseinandersetzungen / Über Strafen für den Bier- und Metverkauf außerhalb der erlaubten Zeiten Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 35. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Grabowski-Kodex (ANK, Handschrift Nr. 1447a, S. 195) als Grundlage für S. Estreicher. Anmerkung: In den Randbemerkungen zur Willkür der Titel: De lusoribus. Artikel 2 durchgestrichen und mit dem Hinweis est planatum versehen (ebenfalls durchgestrichen).

17. August 1377 Zunftordnung der Kürschner KDMK 2, Nr. 273. (Deutsch) Überlieferung: Älteste Abschrift im Behem-Kodex (BJ, Handschrift Nr. 16, f. 250v–251v [244v–245v]) als Grundlage für F. Piekosiński. Anmerkung: Das Original verbrannte 1532 im Zunftarchiv. Damals beschlossen die Zunftoberen der Kürschner, ihre Zunftordnung ins Lateinische zu übersetzen; vermutlich nutzten sie hierzu den Text, der sich in libro privilegiorum, also in dem heute verschollenen Buch der Privilegien und Zunftordnungen, oder im Behem-Kodex befand. F. Piekosiński veröffentlichte diese Übersetzung zusammen mit dem deutschen Text. Siehe auch: Die alten Zunft- und Verkehrs-Ordnungen, S. 29–31.

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22. Dezember 1377 Zunftordnung der Hutmacher KDMK 2, Nr. 274. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Behem-Kodex (BJ, Handschrift Nr. 16, f. 269r–270v [263r–264v]) als Grundlage für F. Piekosiński. Siehe auch: Die alten Zunft- und Verkehrs-Ordnungen, S. 57–60.

17. Januar 1378 (ergänzt am 5. August 1397) Über die Abhaltung von Hochzeitsfeierlichkeiten Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 12. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift von Inhalt und späteren Ergänzungen im Grabowski-Kodex (ANK, Handschrift Nr. 1447a, S. 180–181) als Grundlage für S. Estreicher. Anmerkung: In den Randbemerkungen zu dieser Willkür finden sich die Titel: Nupcie und Puerperia. F. Piekosiński veröffentlichte nur jene Artikel, die in der Willkür-Sammlung von 1468 (= Krakauer Kodifizierung) enthalten waren.

4. Dezember 1378 Über das Verbot von Weihnachtsliedern / Über den Verkauf von Wildbret Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 24. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Grabowski-Kodex (ANK, Handschrift Nr. 1447a, S. 189–190) als Grundlage für S. Estreicher. Anmerkung: In den Randbemerkungen zu dieser Willkür finden sich die Titel: De columbatione tacita vel expressa und De fernis universis. Neben Artikel 1 wurde in jüngerer Zeit der Hinweis non debet hinzugefügt.

28. Mai 1379 Über die Rechtsgültigkeit von Verordnungen des Rates Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 14. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Grabowski-Kodex (ANK, Handschrift Nr. 1447a, S. 183) als Grundlage für S. Estreicher. Anmerkung: In den Randbemerkungen zum Text dieser Willkür wurde in jüngerer Zeit das Wort non debet hinzugefügt.

Die mittelalterlichen Krakauer Willküren

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28. Mai 1379 (ergänzt am 17. September 1389) Über Strafen für den Einsatz von Schwertern und Messern bei Auseinandersetzungen KDMK 2, Nr. 275 [= Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 15] (Deutsch) Überlieferung: Eine ältere Abschrift im Grabowski-Kodex (ANK, Handschrift Nr. 1447a, S. 183) als Grundlage für S. Estreicher. Anmerkung: Letzter Satz gestrichen, beim neu hinzugefügten der Hinweis: Additum die sancti Lamperti anno Domini LXXX nono. In den Randbemerkungen zur Willkür der Titel: De evaginacione gladiorum et cultellorum. Bei der Veröffentlichung dieser Willkür stützte sich F. Piekosiński auf den Text aus dem Behem-Kodex und dessen spätere Ergänzungen (BJ, Handschrift Nr. 16, f. 224r [218r]); KDMK 2, Nr. 275). Im Behem-Kodex wurde ein Titel in deutscher Sprache hinzugefügt. Siehe auch: Die alten Zunft- und Verkehrs-Ordnungen, S. 7.

28. Mai 1379 (ergänzt am 22. September 1393) Über die Arbeit der Schankwirte Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 16. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Grabowski-Kodex (ANK, Handschrift Nr. 1447a, S. 184) als Grundlage für S. Estreicher. Anmerkung: Der letzte Artikel stammt von einer etwas späteren Hand, von der auch die ausführliche Randbemerkung hinzugefügt wurde: Additum feria secunda post festum sancti Mathei apostoli et ewangeliste anno etcetera XCIII. Weiter oben wurde am Rand von einer anderen Hand folgender Titel vermerkt: Thabernatores a. b. sowie zwei weitere Hinweise: Non debet. Cancellatum est. Dies deutet darauf hin, dass die Bestimmungen der Willkür vermutlich bereits vor 1468 außer Kraft traten.

30. November 1379 (ergänzt 1382) Über das Handelsverbot an Feiertagen KDMK 2, Nr. 276 [= Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 22] (Deutsch) Überlieferung: Eine ältere Abschrift im Grabowski-Kodex (ANK, Handschrift Nr. 1447a, S. 187) als Grundlage für S. Estreicher. Anmerkung: In den Randbemerkungen zur Willkür der Titel: De celebracione festivitatum. Im Behem-Kodex (BJ, Handschrift Nr. 16, f. 224r [218r]) ist lediglich Artikel 1 enthalten, hier werden jedoch andere Strafen genannt.

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10. Dezember 1379 Über Strafen für Verspätungen bei den Ratssitzungen / Über Strafen für den Verkauf von Wein, Met und Bier außerhalb der erlaubten Zeiten Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 17. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Grabowski-Kodex (ANK, Handschrift Nr. 1447a, S. 184–185) als Grundlage für S. Estreicher. Anmerkung: In den Randbemerkungen zu dieser Willkür finden sich die Titel: Ad consules pertinet und Thabernatores, caupones et medoniste.

1379 Ordnung der Marienschule Wiszniewski, Michał, Historya literatury polskiej, Bd. 2, Wilno 1840, S. 236. [= KDMK 2, Nr. 219 = Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 25] (Latein) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Grabowski-Kodex (ANK, Handschrift Nr. 1447a, S.  190) als Grundlage für M.  Wiszniewski, der die Ordnung erstmals veröffentlichte – wenn auch mit zahlreichen Fehlern und ohne Überschrift mit Datum und Titel (Actum et decretum anno Domini LXXIX. De iuribus scolarum Beate Virginis). Die in dieser Arbeit enthaltene Fassung wurde später von F. Piekosiński nachgedruckt, der sie aber irrtümlich auf um 1400 datierte. Eine berichtigte Fassung wurde erst von S. Estreicher veröffentlicht. Er überging jedoch, dass von einer jüngeren Hand am Rand der Seite die Bemerkung non debet gemacht wurde. Der letzte Artikel wurde von einer Hand des 15. Jh. hinzugefügt; die Schlussfolgerung von S. Estreicher, diese stamme vom Ende des 15. Jh., scheint jedoch nicht zutreffend. Die Geschichte der Marienschule sollte in eigenständigen Studien erforscht werden.

10. Februar 1380 Über die Handelsbeziehungen mit Lemberg Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 18. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Grabowski-Kodex (ANK, Handschrift Nr. 1447a, S. 185) als Grundlage für S. Estreicher. Anmerkung: In den Randbemerkungen zur Willkür der Titel: Mercatores in Lemburga sowie der Hinweis non debet. Dies deutet darauf hin, dass die Bestimmungen der Willkür vermutlich bereits vor 1468 außer Kraft traten.

Die mittelalterlichen Krakauer Willküren

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16. November 1380 Über Trinkgelder für städtische Bedienstete Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 19. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Grabowski-Kodex (ANK, Handschrift Nr. 1447a, S. 186) als Grundlage für S. Estreicher. Anmerkung: In den Randbemerkungen zur Willkür der Titel: De famulis civitatis sowie der Hinweis non debet. Dies deutet darauf hin, dass die Bestimmungen der Willkür vermutlich bereits vor 1468 außer Kraft traten. Der gesamte Eintrag wurde mehrfach durchgestrichen.

20. Juli 1381 Über den Verkauf von Bier Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 26. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Grabowski-Kodex (ANK, Handschrift Nr. 1447a, S. 191) als Grundlage für S. Estreicher. Anmerkung: In den Randbemerkungen zu dieser Willkür der Titel: De thabernatoribus et braxatoribus. Die Willkür ist mehrfach ergänzt; Artikel sind teilweise außer Kraft gesetzt.

9. März 1383 (ergänzt am 19. Januar 1386) Über Bautätigkeiten auf durch Erbpachtzins belasteten Grundstücken / Über die Zahlung des konigynfingerlyn / Über die Erhebung des Schoßes Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 20. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Grabowski-Kodex (ANK, Handschrift Nr. 1447a, S. 186) als Grundlage für S. Estreicher. Anmerkung: Die Artikel 1–3 wurden Anfang des 16. Jh. in die Sammlung der Vorschriften für den Hausbau auf städtischem Gebiet übernommen (siehe Eintrag unter dem 15. Oktober 1367). Artikel 4 enthält die lateinische Übersetzung der Willkür über die Erhebung des Schoßes vom 3. Juli 1367. Artikel 5 wurde 1386 hinzugefügt, worauf folgende Randbemerkung zur Willkür hindeutet: Additum feria VI ante sanctorum Fabiani et Sebastiani anno Domini MCCCLXXXmo VIto cum consensu omnium seniorum.

2. Juni 1385 Über die Erhebung des Schoßes KDMK 2, Nr. 277 [= Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 28] (Deutsch) Überlieferung: Abschrift im Grabowski-Kodex (ANK, Handschrift Nr. 1447a, S. 192–193) als Grundlage für S. Estreicher.

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Anmerkung: Letzter Satz durchgestrichen. In den Randbemerkungen zur Willkür der Titel: De exaccionibus sowie der Hinweis non debet. Die Bestimmungen der Willkür traten jedoch erst in Kraft, als sie zu Beginn des 16. Jh. in den Behem-Kodex übernommen wurden (BJ, Handschrift Nr. 16, f. 239r–240v [233r–234v]). Im Vergleich zur Fassung aus dem 14. Jh. enthält diese Abschrift neben kleineren stilistischen Abweichungen auch einen neuen Artikel (von den geschwornen czechmeistern). Im Kodex ist die der Willkür vorangehende Zusammenfassung in deutscher Sprache verfasst. Die einzelnen Artikel wurden mit Titeln versehen. In dieser Fassung wurde die Willkür von F. Piekosiński veröffentlicht. Siehe auch: Die alten Zunft- und Verkehrs-Ordnungen, S. 13–15.

14. Dezember 1385 Über Trinkgelder für die Müllergesellen / Über den Transport von Getränken Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 27. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Grabowski-Kodex (ANK, Handschrift Nr. 1447a, S. 192) als Grundlage für S. Estreicher. Anmerkung: In den Randbemerkungen zur Willkür der Titel: De famulis molendinatorum et currus potabilium.

9. Februar 1387 Über das städtische Bürgerrecht Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 30. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Grabowski-Kodex (ANK, Handschrift Nr. 1447a, S. 194) als Grundlage für S. Estreicher. Anmerkung: In den Randbemerkungen zur Willkür der Titel: De cive recedente et theloneum solvere oraz nota non debet sowie eine Erklärung von einer Hand aus dem 15. Jh.: Istud statutum ex decreto omnium seniorum tocius civitatis extat revocatum et cancellatum.

2. März 1387 Über die Freimärkte Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 31. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Grabowski-Kodex (ANK, Handschrift Nr. 1447a, S. 194) als Grundlage für S. Estreicher. Anmerkung: In den Randbemerkungen zur Willkür der Titel: De freymarkt et assessoribus.

Die mittelalterlichen Krakauer Willküren

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2. März 1387 Über das Zeichen der Schankwirte Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 32. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Grabowski-Kodex (ANK, Handschrift Nr. 1447a, S. 194) als Grundlage für S. Estreicher. Anmerkung: In den Randbemerkungen zur Willkür der Titel: Von dem kegel sowie der Hinweis non debet.

8. Juni 1387 Über Strafen für Arbeitsbummelei / Über den Verkauf von Salz KDMK 2, Nr. 279 [= Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 33] (Deutsch) Überlieferung: Eine ältere Abschrift im Grabowski-Kodex (ANK, Handschrift Nr. 1447a, S. 194–195) als Grundlage für S. Estreicher. Anmerkung: In den Randbemerkungen zur Willkür finden sich die Titel: Von dem guten montage und De sale vendendo. Bei Artikel 2 ist der Hinweis non debet zu lesen. Die Bestimmungen dieser Willkür traten jedoch erst in Kraft, als sie zu Beginn des 16. Jh. in den Behem-Kodex übernommen wurden (BJ, Handschrift Nr. 16, f.  224v [218v]), wo sie irrtümlich auf 1390 datiert wurde. In dieser Fassung wurde die Willkür dann von F. Piekosiński veröffentlicht. Siehe auch: Die alten Zunft- und Verkehrs-Ordnungen, S. 7–8.

22. Mai 1392 Über Strafen für die Verwendung falscher Maße Acta consularia, S. 111 [= KDMK 2, Nr. 282] (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Ratsbuch von 1392–1411 (ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 427, S. 40.) als Grundlage für F. Piekosiński. Er wies jedoch nicht darauf hin, dass in der Handschrift eine Bestimmung in jüngerer Zeit durchgestrichen wurde. Ferner ließ er den Titel weg: De pena mensuris.

25. Mai 1392 Über das Verbot der Tuchherstellung aus einheitlicher Wolle Acta consularia, S. 111 [= KDMK 2, Nr. 283] (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Ratsbuch von 1392–1411 (ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr 427, S. 40.) als Grundlage für F. Piekosiński. Der Herausgeber ließ den Titel weg: De textoribus.

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Anmerkung: Die Willkür wurde auch in einem gesonderten Kanzleibuch für Zunftordnungen und Zunftprivilegien vermerkt, das heute nicht mehr erhalten ist. Darauf deutet die Bemerkung unter der Willkür hin: Scriptum est in libro III, in quo privilegia et partim mechanicorum statuta vel observaciones sunt conscripta.

18. November 1392 Über die Arbeitsbummelei der Schneidergesellen an Montagen Acta consularia, S. 80 [= KDMK 2, Nr. 280] (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Ratsbuch von 1392–1411 (ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 427, S. 6) als Grundlage für F. Piekosiński.

9. Dezember 1392 Über den Verkauf von Fellen Acta consularia, S. 82 [= KDMK 2, Nr. 281] (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Ratsbuch von 1392–1411 (ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 427, S. 10) als Grundlage für F. Piekosiński. Die beiden letzten Absätze sind durchgestrichen und mit der Bermerkung vacat versehen.

1394 Über die Entlohnung der Geistlichen auf städtischem Gebiet Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 36. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Grabowski-Kodex (ANK, Handschrift Nr. 1447a, S. 196), als Grundlage für S. Estreicher.

[vermutlich März 1395] Über das Malzmaß Acta consularia, S. 125 [= KDMK 2, Nr. 284] (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Ratsbuch von 1392–1411 (ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 427, S. 52) als Grundlage für F. Piekosiński. Als Veröffentlichungsdatum des Gesetzes wird März 1395 angegeben, da es unter den Einträgen vom 11. bis zum 31. März dieses Jahres zu finden ist. Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass der Eintrag zu einem anderen Zeitpunkt erfolgt ist.

Die mittelalterlichen Krakauer Willküren

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5. Juli 1396 Über die Entlohnung von Trägern Acta consularia, S. 142 [= KDMK 2, Nr. 285] (Latein) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Ratsbuch von 1392–1411 (ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 427, S. 69) als Grundlage für F. Piekosiński.

[1396] (ergänzt am 18. Oktober [1396]) Gebührenordnung KDMK 2, Nr. 286. (Latein) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Ratsbuch von 1392–1411 (ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 428, S. 38) als Grundlage für F. Piekosiński. Anmerkung: Die erste Fassung wurde vermutlich auf einem 1413 im Rathaus gefundenen Pergamentblatt niedergeschrieben, (in cedula conscripta ab antiquo et in pretorio inventa). Es ist nicht bekannt, warum diese Verordnung erst 17 Jahre später verkündet und im Ratsbuch vermerkt wurde.

4. November 1396 Preisliste für Weizen- und Gerstenbier Acta consularia, S. 149 [= KDMK 2, Nr. 287] (Latein) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Ratsbuch von 1392–1411 (ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschirft Nr. 427, S. 81) als Grundlage für F. Piekosiński. Der Herausgeber ließ den Titel weg: Statuta cervisie triticee.

26. Januar 1397 Über den Verkauf von Eisen Acta consularia, S. 158 [= KDMK 2, Nr. 288] (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Ratsbuch von 1392–1411 (ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 427, S. 84) als Grundlage für F. Piekosiński. Der Herausgeber ließ den Titel weg: De fabris et ferro.

4. August 1397 Über die Benutzung des städtischen Bades Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 34. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Grabowski-Kodex (ANK, Handschrift Nr. 1447a, S.  195) als Grundlage für S.  Estreicher. In den Randbemerkungen zu diesem Gesetz der Titel: De balneatoribus sowie die Anmerkung: Istud debet legi valde atente und non debet.

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14. Dezember 1397 Über die Erhebung des Schoßes Acta consularia, S. 158 [= KDMK 2, Nr. 289] (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Ratsbuch von 1392–1411 (ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 427, S. 84) als Grundlage für F. Piekosiński.

[vermutlich zwischen dem 18. Oktober und dem 9. November 1398] Gebühren für das Schmelzen von Gold und Silber Acta consularia, S. 185–186 [= KDMK 2, Nr. 290] (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Ratsbuch von 1392–1411 (ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 427, S. 113) als Grundlage für F. Piekosiński. Die Datierung des Herausgebers ist jedoch hypothetisch, da sie auf Basis zweier anderer Einträge erfolgte: des vorangehenden und des nachfolgenden. Da die Ratsbücher nicht fortlaufend geführt wurden, besteht die Möglichkeit, dass diese Willkür erst später in der Handschrift ergänzt wurde, vielleicht erst nach 1398.

28. November 1403 Über die Erhebung des Schoßes von Minderjährigen KDMK 2, Nr. 323 [= Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 29] (Deutsch) Überlieferung: Eine ältere Abschrift im Grabowski-Kodex (ANK, Handschrift Nr. 1447a, S. 193) als Grundlage für S. Estreicher. Die Verordnung in der Handschrift befindet sich unter einem Eintrag vom 2. Juni 1385, der sich mit der gleichen Problematik befasst (siehe „Über die Erhebung des Schoßes”). Im Behem-Kodex (BJ, Handschrift Nr. 16, f. 240v–241r [234v–235r]) ist das Gesetz irrtümlich bei den Einträgen von 1453 vermerkt. Siehe auch: Die alten Zunft- und Verkehrs-Ordnungen, S. 16.

1403 Zunftordnung der Messerschmiede unveröffentlicht Überlieferung: Ursprüngliche Fassung vermutlich in Deutsch. Heute nur Übersetzung ins Polnische aus dem 16. Jh. bekannt (Krakau, Biblioteka Czartoryskich, Handschrift Nr. 268, vol. V, f. 5). Erstmals hatte F. Kiryk darauf verwiesen: Kiryk, Feliks, Z dziejów wędrówek czeladników krakowskiego rzemiosła metalowego [Zur Geschichte der Gesellenwanderungen des Krakauer Metallhandwerks], in: Rocznik NaukowoDydaktyczny Wyższej Szkoły Pedagogicznej w Krakowie 35 (1970), S. 50.

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17. Dezember 1404 Über die Nominierung der Ratsmitglieder 1405–1407 Kutrzeba, Historya [Geschichte], S. 78, Anm. 2 [= Patkaniowski, Krakowska rada miejska [Der Krakauer Stadtrat], S. 91–92] (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Ratsbuch von 1392–1411 (ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 427, S.  202) als Grundlage für eine Fußnote in S. Kutrzebas Monografie zur Familie Wierzynek [Wirsing]; später auch eine Erwähnung bei M. Patkaniowski (siehe oben), wobei allerdings nur Kutrzeba darauf hinweist, dass die Namen zweier Ratsherren durchgestrichen sind und mit Vermerken zu ihrem Tod versehen wurden.

21. Mai 1405 Über den Salzverkauf KDMK 2, Nr. 292. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Ratsbuch von 1392–1411 (ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 427, S. 228) als Grundlage für F. Piekosiński.

26. Juli 1405 Über die Handelsbeziehungen mit Ungarn KDMK 2, Nr. 293. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Ratsbuch von 1392–1411 (ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 427, S. 230) als Grundlage für F. Piekosiński.

14. Oktober 1405 (ergänzt am 19. Februar 1406) Über Bäcker und das Brotbacken KDMK 2, Nr. 294. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Ratsbuch von 1392–1411 (ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 427, S. 231) als Grundlage für F. Piekosiński. Absatz 2 durchgestrichen, Absatz 3 später per Hand hinzugefügt: am fritage nehst vor vastnacht Mo CCCC sexto.

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5. Februar 1406 Über den Bau eigener Kramläden durch die Töpfer KDMK 2, Nr. 295. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Behem-Kodex (BJ, Handschrift Nr. 16, f. 276r–278r [270r–272r]) als Grundlage für F. Piekosiński. Siehe auch: Die alten Zunft- und VerkehrsOrdnungen, S.  61–64. Als Vorlage für diese Kopie diente vermutlich eine Abschrift im heute verschollenen Buch über die Rechte und Privilegien der Zünfte. Anmerkung: Das mit dem Ratssiegel versehene Original wird im Zunftarchiv aufbewahrt. Im Kodex steht vor dieser Willkür eine Zusammenfassung in lateinischer Sprache.

19. April 1406 Über die Entlohnung von Maurern KDMK 2, Nr. 296. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Ratsbuch von 1392–1411 (ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 427, S. 238) als Grundlage für F. Piekosiński. Anmerkung: Der Herausgeber ließ nicht nur den Titel weg (De muratoribus), sondern verschweigt auch, dass der gesamte Eintrag mehrfach durchgestrichen wurde. Die Annullierung der Willkür erfolgte bereits drei Tage nach der Verabschiedung (22. April 1406), als eine neue Verordnung zur Problematik „Über die Entlohnung von Maurern und Zimmerleuten“ verkündet wurde. Dort steht der vollständige Text der Willkür vom 19. April, doch sind die Strafmaßnahmen abgeändert worden.

22. April 1406 Über die Entlohnung von Maurern und Zimmerleuten KDMK 2, Nr. 297. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Ratsbuch von 1392–1411 (ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 427, S. 238) als Grundlage für F. Piekosiński. Anmerkung: Der Anfang des ersten Abschnitts wurde aus der vorherigen Willkür vom 19. April 1406 übernommen, die die gleiche Thematik betraf (siehe oben).

15. September 1407 Über die Schankwirte KDMK 2, Nr. 298. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Ratsbuch von 1392–1411 (ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 427, S. 291) als Grundlage für F. Piekosiński. Anmerkung: Der Herausgeber ließ den unter dem Text der Verordnung stehenden Titel weg: Statuta de tabernatoribus.

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[vermutlich 1408] Über den Verkauf von Fischen KDMK 2, Nr. 299. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Ratsbuch von 1392–1411 (ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 427, S. 286) als Grundlage für F. Piekosiński. Anmerkung: Die Datierung des Herausgebers ist hypothetisch. Die Willkür wurde auf der letzten Seite der Sammlung eingetragen, die sich zwischen den Seiten 280 und 287 hätte befinden sollen, worauf die ursprüngliche Paginierung hinweist (S. 281–286), doch sie wurde zwischen S. 310 und S. 311 eingefügt (unter den Einträgen von 1408). Vermutlich geschah dies durch ein Versehen des Buchbinders. Der letzte Eintrag der vorherigen Willkür wurde mit dem Datum des 21. März versehen, der darauffolgende hingegen mit dem Eintrag: 5. Mai (S. 311). Die Hand, die diese Willkür eingetragen hat, ist auf keiner der benachbarten Seiten zu finden, was darauf hinweist, dass sie von einem der Kanzleischreiber an einer freien Stelle im Buch eingetragen wurde. Es kann nicht zweifelsfrei festgestellt werden, ob dies zwischen März und Mai 1408 geschah; auch hinsichtlich der Jahreszahl 1408 bestehen Zweifel.

22. Oktober 1409 Über Bestechungen KDMK 2, Nr. 300. (Latein) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Rechnungsbuch der Jahre 1407 bis 1410 (ANK, Handschrift Nr. 1594, S. 152.) als Grundlage für F. Piekosiński. Anmerkung: In der Handschrift wurde auf der folgenden Seite ein Papierstreifen eingefügt mit der Aufschrift: Nota statutum de penesticis.

1410 Zunftordnung der Messerschmiede Prawa [Gesetze], Nr. 501. Überlieferung: Ursprüngliche Fassung vermutlich Deutsch; bekannt ist nur eine polnische Übersetzung aus dem 16. Jh. Bestätigung durch Sigismund August in einer Urkunde am 7. Dezember 1558 in Petrikau; diese Grundlage für F. Piekosiński.

[ca. 1412] Zunftordnung der Gürtelmacher und Kannengießer KDMK 2, Nr. 301. (Deutsch) Überlieferung: Text auf Pergamentblatt (Deckblatt) einer Rückkaufverträge enthaltenden Handschrift (ANK, Handschrift Nr. 1358, S.  1a) als Grundlage für F.  Piekosiński. Der Text ist erheblich durch Beschneiden und Verkleinerung des Blattes beschädigt. Die

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Datierung des Herausgebers ist hypothetisch. Piekosiński hat darauf hingewiesen, dass „die Verordnung der Hand des Stadtschreibers gleicht, der 1412 das oben erwähnte Buch begann.“ Eine paläografische Untersuchung ergibt jedoch einen anderen Schluss, obwohl das Schreiben auf den Anfang des 15. Jh. datiert werden kann. Eine genauere Datierung ist leider nicht möglich, obwohl die Überreste des Originaleinbandes dieses Kopialbuchs eine Feststellung darüber zulassen, wann das Pergamentblatt mit der Zunftordnung für den Einband der Handschrift verwendet wurde.

30. September 1413 Gebührenordnung KDMK 2, Nr. 302. (Latein) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Ratsbuch der Jahre 1412–1449 (ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 428, S. 38) als Grundlage für F. Piekosiński. Siehe auch: Gebührenordnung [1396].

April 1421 Über das anstößige Verhalten der Tuchmachergesellen KDMK 2, Nr. 304. (Deutsch) Überlieferung: Inhalt durch Urkunde der Ratsherren von Kleparz bekannt, in der sie am 3. Juli 1428 die Zunftordnung der Weber bestätigten (KDMK 2, Nr. 306).

[vermutlich zwischen 18. Mai und 20. Juni 1427] Über die Anzahl und Arten der Waffen, die sich in den Zeughäusern der einzelnen Zünfte befinden sollen KDMK 2, Nr. 305. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Ratsbuch der Jahre 1412–1449 (ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 428, S. 237–238) als Grundlage für F. Piekosiński. Anmerkung: Der Anfang dieser Willkür (in lateinischer Sprache) wurde von der gleichen Hand und mit der gleichen Tintenfarbe geschrieben wie der vorherige Eintrag vom 18. Mai; entsprechend datierte der Herausgeber den Eintrag der Willkür in das Rechnungsbuch. Piekosiński berücksichtigte jedoch nicht, dass die Bestimmungen selbst (bereits in deutscher Sprache) von einer anderen Hand niedergeschrieben wurden. Sie weisen auch eine andere Tintenfarbe auf. Daher ist die Niederschrift der Willkür im Rechnungsbuch auf den Zeitraum zwischen dem 18. Mai und dem 20. Juni zu datieren (letzteres Datum bezeichnet den folgenden Eintrag). Vermutlich ist die Willkür aber bereits zu einem früheren Zeitpunkt verkündet worden.

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5. Januar 1430 Über die Verschwiegenheitspflicht der Ratsherren in städtischen Angelegenheiten und wie die Ratsherren ihr Amt auszuüben haben KDMK 2, Nr. 307. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Ratsbuch der Jahre 1412–1449 (ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 428, S.  269–270) als Grundlage für F. Piekosiński.

5. Februar 1432 Über das Monopol der Kürschner beim Kauf von Fellen KDMK 2, Nr. 308. (Deutsch) Überlieferung: Pergamentoriginal – gegen Ende des 19. Jh. im Besitz der Kürschnerzunft – als Grundlage für F.  Piekosiński. Gegenwärtig im Staatlichen Archiv in Krakau, Urkundensammlung (ANK, Zbiór dokumentów depozytowych, Pergament-Urkunde Nr. 216).

März 1432 Zunftordnung der Krämer / Über den in Czchów und Będzin zu entrichtenden Krakauer Zoll / Über die Termine der in Krakau abgehaltenen Jahrmärkte KDMK 2, Nr. 310. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Behem-Kodex (BJ, Handschrift Nr. 16, f. 246v–249v [240v–243v]) als Grundlage für F. Piekosiński. Siehe auch: Die alten Zunft- und Verkehrs-Ordnungen, S. 23–28.

[vermutlich vor 1432] Über die Rechte auswärtiger Kaufleute KDMK 2, Nr. 309. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Behem-Kodex (BJ, Handschrift Nr. 16, f. 243v–246v [237v–240r]) als Grundlage für F. Piekosiński. Anmerkung: Die Datierung des Herausgebers ist hypothetisch. Die Verordnung ist wohl Ende des 14. Jh. oder in der ersten Hälfte des 15. Jh. veröffentlicht worden. Die hier ausgeführten Vorschriften basieren auf weiteren königlichen Privilegien für die Stadt Krakau aus den Jahren 1306, 1354, 1358, 1372 und 1387 (vgl.: KDMK 1, Nr. 4, 29, 32, 41, 63). Im Kodex befinden sie sich vor der Zunftordnung der Krämer, die im März 1432 veröffentlicht wurde. Daraus leitet Piekosiński ab, dass diese Willkür vermutlich vor 1432 verabschiedet worden ist. Eine genauere Datierung ist leider nicht möglich. Siehe auch: Die alten Zunft- und Verkehrs-Ordnungen, S. 19–22.

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18. Februar 1434 (ergänzt 1476 und 1492) Zunftordnung der Schneider KDMK 2, Nr. 311, 339, 347. (Deutsch) Überlieferung: Kopie des Inhalts sowie Ergänzungen im Behem-Kodex (BJ, Handschrift Nr. 16, f. 256r–258r [250r–252r]) als Grundlage für F. Piekosiński. Siehe auch: Die alten Zunft- und Verkehrs-Ordnungen, S. 35–39.

12. März 1435 Über die Anzahl der städtischen Zugtiere KDMK 2, Nr. 312. (Latein) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Ratsbuch von 1412–1449 (ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 428, S. 340) als Grundlage für F. Piekosiński.

12. September 1435 Über die Entlohnung des Notars und des Vizenotars KDMK 2, Nr. 313. (Deutsch; Zusammenfassung: Latein) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Ratsbuch von 1412–1449 (ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 428, S. 348) als Grundlage für F. Piekosiński.

3. Dezember 1435 (ergänzt 1448 und am 6. Juni 1456 sowie 1485) Zunftordnung der Böttcher KDMK 2, Nr. 314, 320, 326, 342. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift von A. Z. Helcel als Grundlage für F. Piekosiński. Das Pergamentoriginal – herausgegeben vermutlich 1485 (enthalten sind hier ebenfalls Ergänzungen aus den Jahren 1448, 1456 und 1485) – wurde Ende des 19. Jh. im Archiv der Böttcherzunft gefunden; doch gelang es nicht, dieses Dokument ausfindig zu machen.

7. Januar 1439 Über die Vergabe von Benefizien in der Stadt KDMK 2, Nr. 315. (Latein) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Ratsbuch von 1412–1449 (ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 428, S. 397), die F. Piekosiński als Grundlage für die Veröffentlichung diente. Am Rand der Titel: De expectativis.

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26. Juni 1443 Über die von den Ratsherren zur Stadtverteidigung alljährlich zu beschaffenden Waffen KDMK 2, Nr. 316. (Latein) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Ratsbuch von 1412–1449 (ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 428, S. 397) als Grundlage für F. Piekosiński.

1444 Über die Entrichtung des Schrotlohns KDMK 2, Nr. 317. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts auf Pergament im Ratsbuch von 1412–1449 (ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr.  428, S.  1a), als Grundlage für F. Piekosiński.

25. Juni 1445 (ergänzt 1482) Zunftordnung der Stellmacher und Wagner KDMK 2, Nr. 318, 341. (Deutsch) Überlieferung: Kopie des Inhalts sowie Ergänzungen im Behem-Kodex (BJ, Handschrift Nr. 16, f. 271r–272r [265r–266r]) als Grundlage für F. Piekosiński. Siehe auch: Die alten Zunft- und Verkehrs-Ordnungen, S. 55–57.

6. April 1446 Über auswärtige Kaufleute KDMK 2, Nr. 319. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Ratsbuch von 1412–1449 (ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 428, S. 487) als Grundlage für F. Piekosiński.

21. Februar 1449 (ergänzt am 20. Januar 1455) Zunftordnung der Seifensieder KDMK 2, Nr. 321, 324. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift von W.  Gąsiorowski als Grundlage für F.  Piekosiński. Das Pergamentoriginal befindet sich heute im Staatlichen Archiv in Krakau, Urkundensammlung (ANK, Zbiór dokumentów depozytowych, Pergament-Urkunde Nr. 24).

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Anmerkung: Unterhalb des Textes von 1449 wurden 1455 Ergänzungen hinzugefügt. Auf der Rückseite zwei weitere Ergänzungen von 1494 und 1506. Im unteren Teil der Seite ein schwacher Abdruck des Krakauer Ratssiegels in rotem Wachs. Diese Urkunde wurde zweimal mit einem Siegel versehen, 1449 und 1455. Der erste Siegelabdruck wurde wieder entfernt (es blieben nur die Wachsspuren), woraufhin ein erneuter Siegelabdruck folgte. Die Zunftordnung wurde auch ins Lateinische übersetzt. Die Übersetzung ist in einer Kopie der Urkunde erhalten, die vermutlich vom Beginn des 16. Jh. stammt und auch mit dem Ratssiegel versehen wurde, das später ebenfalls wieder entfernt worden sein muss. Die letzte Ergänzung auf der letzten Seite dieses Dokuments ist auf 1532 datiert (ANK, Zbiór dokumentów depozytowych, Pergament-Urkunde Nr. 25).

11. Februar 1452 Über die Wahl der Schöffen durch die älteren und neuen Ratsherren KDMK 2, Nr. 322. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Ratsbuch von 1450–1483 (ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 429, S. 43) als Grundlage für F. Piekosiński. Die Verordnung wurde mit einem Titel in lateinischer Sprache versehen.

1454–1491 Preisliste für Bier KDMK 2, Nr. 366. (Latein) Überlieferung: Ratsbüchern der Jahre 1450 bis 1500 (ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 429–430, an verschiedenen Stellen) als Grundlage für 17 durch F.  Piekosiński veröffentlichte Verordnungen. Piekosiński übersah jedoch drei Preisverzeichnisse: vom 2. September 1435 (ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 428, S.  347), vom 16. Juni 1436 (ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 428, S. 359) und vom 7. September 1436 (ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 428, S. 365), die J. Pelc später endeckte (Pelc, Julian, Ceny w Krakowie w latach 1369–1600 [Die Preise in Krakau in den Jahren 1369– 1600], Lwów 1935). Die Korrektur der Daten erfolgte durch Rutkowska-Płachcińska, Anna, Taksy żywnościowe a głody. W sprawie znajomości mechanizmów rynkowych ze strony patrycjatu krakowskiego [Die Lebensmittelsteuer und die Hungersnöte. Zur Kenntnis der Mechanismen der Märkte seitens des Krakauer Patriziats], in: Cultus et cognitio. Studia z dziejów średniowiecznej kultury, Warszawa 1976, S. 499–503, hier S. 500, Anm. 4.

18. August 1458 Zunftordnung der Bäcker KDMK 2, Nr. 328. (Deutsch) Überlieferung: Pergamentoriginal – Ende des 19. Jh. im Besitz der Bäckerzunft – als Grundlage für F.  Piekosiński. Original gegenwärtig im Staatlichen Archiv in Krakau,

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Dokumentensammlung (ANK, Zbiór dokumentów depozytowych, Pergament-Urkunde Nr. 299). Eine Kopie auch im Behem-Kodex (BJ, Handschrift Nr.  16, f. 252v–255r [246v–249r]). Siehe auch: Die alten Zunft- und Verkehrs-Ordnungen, S. 31–35.

9. Februar 1460 Über Strafen für Verspätungen bei den Ratssitzungen KDMK 2, Nr. 329. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Ratsbuch von 1450–1483 (ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 429, S. 263) als Grundlage für F. Piekosiński. Am Rand der Titel: Ordinatio dominorum.

1461–1462 Über die Entlohnung von Notaren KDMK 2, Nr. 330. (Latein) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Ratsbuch von 1412–1449 (ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 428, S. 348) als Grundlage für F. Piekosiński. Die Willkür befindet sich unter einer ähnlichen Verordnung zur gleichen Thematik vom 12. September 1435.

21. März 1463 Zunftordnung der Kürschner KDMK 2, Nr. 331. (Deutsch) Überlieferung: Pergamentoriginal – Ende des 19. Jh. im Besitz der Drechslerzunft; konnte jedoch nicht ausfindig gemacht werden – als Grundlage für F. Piekosiński. Eine Kopie im Behem-Kodex (BJ, Handschrift Nr. 16, f. 266r–266v [260r–262v]). Siehe auch: Die alten Zunft- und Verkehrs-Ordnungen, S. 48–52.

1. Juli 1463 Über das Verbot der Verpachtung städtischer Einnahmen ohne Kenntnis und Zustimmung des Rates KDMK 2, Nr. 332. (Latein) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Ratsbuch von 1412–1449 (ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 428, S. 336) als Grundlage für F. Piekosiński.

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28. August 1465 Zunftordnung der Sattler KDMK 2, Nr. 333. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Behem-Kodex (BJ, Handschrift Nr.  16, f.  261v [255v]) als Grundlage für F. Piekosiński. Siehe auch: Die alten Zunft- und Verkehrs-Ordnungen, S. 39–42.

1468 „Krakauer Kodifikation“ KDMK 2, Nr. 334. (Deutsch) Überlieferung: Original in Pergament gebunden, im Staatlichen Archiv in Krakau (ANK, Handschrift Nr. 1212) als Grundlage für F. Piekosiński. Der Herausgeber verschwieg jedoch, dass alle Artikel an den Rändern mit der Bemerkung valet oder einem Kreuzzeichen versehen sind, mit Ausnahme des Artikels 73, bei dem der Eintrag non steht. Die durch andere Hände später hinzugefügten Artikel wurden von Piekosiński in Klammern gesetzt. Eine Kopie dieser Sammlung ist im Behem-Kodex (BJ, Handschrift Nr. 16, f. 227r–228v [221r–222v]), wobei hier lediglich 11 Artikel genannt werden (2, 5, 9, 11, 14–16, 31–34); im Originaltext sind es 76. Dies lässt darauf schließen, dass die übrigen Artikel nach 1468 und vor 1500 annulliert worden sind. F. Piekosiński weist auf die Änderungen hin (KDMK 2, S. 458). Siehe auch: Die alten Zunft- und Verkehrs-Ordnungen, S. 12–13.

21. Juli 1470 Über den Verkauf von Sicheln KDMK 2, Nr. 335. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Ratsbuch von 1450–1483 (ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 429, S. 435) als Grundlage für F. Piekosiński.

14. August 1471 Über den Verkauf von getrocknetem und gesalzenem Fisch KDMK 2, Nr. 336. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Ratsbuch von 1450–1483 (ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 429, S. 453) als Grundlage für F. Piekosiński. Anmerkung: Der Herausgeber ließ den am Rand stehenden Titel von fischin sowie die Zeichnung einer Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger weg.

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26. Mai 1475 Über das Verbot der Ausübung des Vogtsamtes durch ein Ratsmitglied KDMK 2, Nr. 337. (Latein) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Ratsbuch von 1450–1483 (ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 429, S. 535) als Grundlage für F. Piekosiński. Der Herausgeber ließ den am Rand stehenden Titel weg: Advocacia Cracoviensis exemitur per dominos sowie auch einen später hinzugefügten Titel: Advocatia Cracoviensis.

30. Juni 1475 (ergänzt 1489) Zunftordnung der Goldschmiede KDMK 2, Nr. 338, 344. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Behem-Kodex (BJ, Handschrift Nr. 16, f. 263r–265v [257r–259v]) als Grundlage für F. Piekosiński. Siehe auch: Die alten Zunft- und Verkehrs-Ordnungen, S.  43–47. Die Ergänzungen wurden ebenfalls in den Kodex übernommen (BJ, Handschrift Nr. 16, f. 264v–265v [258v–259v]). Vermutlich ist auch das Pergamentoriginal – Ende des 19. Jh. im Archiv der Goldschmiedezunft – erhalten; doch gelang es nicht, das Dokument ausfindig zu machen.

16. November 1481 Über den Preis von Seife KDMK 2, Nr. 340. (Latein) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Ratsbuch von 1450–1483 (ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 429, S. 723) als Grundlage für F. Piekosiński.

9. Januar 1488 Über Gebühren beim Transport von Getränken KDMK 2, Nr. 343. (Latein) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Ratsbuch von 1483–1500 (ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 430, Pergamentbogen im Einband) als Grundlage für F. Piekosiński.

20. März 1489 Über die Entlohnung für die Wächter der Kramläden KDMK 2, Nr. 345. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Ratsbuch von 1483–1500 (ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 430, S. 209) als Grundlage für F. Piekosiński.

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Anhang

4. November 1489 Über Abwassergräben und Regenrinnen Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 37. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Grabowski-Kodex (ANK, Handschrift Nr. 1447a, S. 194) als Grundlage für S. Estreicher. Dem Text wurde folgender Titel vorangestellt: Von wassirfloss vnd rynnen der hewsir vide.

26. August 1490 Zunftordnung der Maler, Bildhauer und Glaser KDMK 2, Nr. 346. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Behem-Kodex (BJ, Handschrift Nr. 16, f. 272v–275v [266v–269v]) als Grundlage für F. Piekosiński. Siehe auch: Die alten Zunft- und Verkehrs-Ordnungen, S. 57–60.

14. April 1492 Über die Anordnung zur Entfernung von Schmutz vor am Marktplatz gelegenen Häusern KDMK 2, Nr. 348 [= Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] II, Nr. 11] (Deutsch) Überlieferung: Ältere Abschrift des Inhalts im Grabowski-Kodex (ANK, Handschrift Nr.  1447a, S.  179) als Grundlage für S.  Estreicher. In den Randbemerkungen zu dieser Willkür der Titel: Von dem kote am Ringe. Weitere Abschrift im Behem-Kodex (BJ, Handschrift Nr. 16, f. 214v [235v]) als Grundlage für F. Piekosiński. Siehe auch: Die alten Zunft- und Verkehrs-Ordnungen, S. 16–17.

18. März 1495 Über den Preis von Seife und Kerzen KDMK 2, Nr. 351. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Ratsbuch von 1483–1500 (ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 430, S. 426) als Grundlage für F. Piekosiński.

Die mittelalterlichen Krakauer Willküren

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10. Juli 1495 Über das Verbot des Tragens prunkvoller Gewänder / Über die Organisation von Hochzeitsfeierlichkeiten KDMK 2, Nr. 352. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Behem-Kodex (BJ, Handschrift Nr. 16, f. 249v–250r [243v–244r]) als Grundlage für F. Piekosiński. Siehe auch: Die alten Zunft- und Verkehrs-Ordnungen, S. 28.

5. Januar 1498 Über den Preis von Seife KDMK 2, Nr. 354. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Ratsbuch von 1483–1500 (ANK, Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 430, S. 514) als Grundlage für F. Piekosiński.

4. November 1500 Über Wasserleitungen KDMK 2, Nr. 355. (Deutsch) Überlieferung: Abschrift des Inhalts im Kopialbuch, das auch die Wiederkaufverträge enthält (ANK, Handschrift Nr. 1358, S. 162), als Grundlage für F. Piekosiński.

QUELLEN UND LITERATUR

Archivquellen

AGAD = Archiwum Główne Akt Dawnych w Warszawie [Zentralarchiv für alte Akten Warschau] Pergament-Urkunde Nr. 4992, 5024. APG = Archiwum Państwowe w Gdańsku [Staatsarchiv Danzig] Akta miasta Gdańska, Bibliotheca Archivi, Handschrift Nr. 300, R/P 4; Akta miasta Gdańska, Korespondencja w sprawach politycznych, Handschrift Nr. 300 D, 77, Nr. 153; Akta miasta Gdańska, Korespondencja z miastami polskimi, Handschrift Nr. 300 D, 7, Nr. 6, 17, 22–23, 31, 40–45, 56, 59, 65–67, 75, 83, 98, 103, 110, 122; Akta miasta Gdańska, Missiva, Handschrift Nr. 300, 27, 4. ANK = Archiwum Narodowe w Krakowie [Staatsarchiv Krakau] Codices privilegiorum, inventaria et acta ad historiam archivi civitatis Cracoviensis spectantia, Handschrift Nr. 1447a; Consularia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 427–430; Praesentationum sive collationum acta, Handschrift Nr. 1358; Registra perceptorum et distributorum proventuum civitatis Cracoviensis, Handschrift Nr. 1587–1589, 1591, 1594–1596; Scabinalia Cracoviensia Inscriptiones, Handschrift Nr. 1, 4–7; Senatus consulta et conclusiones magistratus Cracoviensis, Handschrift Nr. 1212; Teki Grabowskiego, Handschrift Nr. E 16, 44; Testamenta in officio consulari Cracoviensi, Handschrift Nr. 772; Zbiór dokumentów depozytowych, Nr. 24–25, 216; Zbiór dokumentów pergaminowych, Nr. 163.

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Quellen und Literatur

APT = Archiwum Państwowe w Toruniu [Staatsarchiv Thorn] Akta miasta Torunia, Dokumenty i listy, Katalog I, Nr. 235, 289, 295, 306, 310–311, 386, 418, 420, 455, 558, 764–767, 1213–1215, 2010a, 2252, 2452, 2518, 2566–2569. APW = Archiwum Państwowe we Wrocławiu [Staatsarchiv Breslau] Akta miasta Wrocławia. Dokumenty, Nr. 169, 681, 687, 2014, 2018, 2431, 2524, 2680, 3007, 3122, 3387, 3502, 5344, 5370, 5473, 5612. BJ = Biblioteka Jagiellońska w Krakowie [Jagiellonen-Bibliothek in Krakau] Handschrift Nr. 16, 168, 399. Biblioteka Zakładu Narodowego im. Ossolińskich we Wrocławiu [Bibliothek des Ossolineum-Nationalinstituts in Breslau] Manuscripta Instituti Ossoliniani, Handschrift Nr. 23. Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin-Dahlem, XX. Hauptabteilung (Historisches Staatsarchiv Königsberg) Schieb. 109, Nr. 47. Ľvìv, Centraľnyj Deržavnyj Istroryčnyj Arhiv Ukraïni [Lemberg, Zentrales Historisches Staatsarchiv der Ukraine] Fond 52, Opis 2, Od 2 (698). Pracownia [Arbeitsstelle] = Pracownia Słownika Historyczno-Geograficznego Małopolski w Średniowieczu, Kraków [Arbeitsstelle des Historisch-Geographischen Wörterbuchs Kleinpolen im Mittelalter, Krakau] Kodeks dyplomatyczny Małopolski. Materiały. Staatsarchiv Nürnberg Reichsstadt Nürnberg, Ratskanzlei, Briefbücher des Inneren Rates, R 61 a, 1–47.

Abgekürzt zitierte gedruckte Quellen

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Abgekürzt zitierte gedruckte Quellen

Acta consularia = Acta consularia nec non proscriptiones ab anno 1392 ad annum 1400, hg. v. Józef Szujski, in: Najstarsze księgi i rachunki [Die ältesten Stadt- und Rechnungsbücher], S. 77–223. Akta grodzkie = Akta grodzkie i ziemskie z czasów Rzeczypospolitej Polskiej z Archiwum tak zwanego Bernardyńskiego we Lwowie [Die Stadt- und Landakten aus der Zeit der Polnischen Respublika aus dem so genannten Bernardinischen Archiv in Lemberg], Bd. 3, 6, 9, Lwów 1872, 1876, 1883. Akta norymberskie = Akta norymberskie do dziejów handlu z Polską w wieku XV [Nürnberger Akten zur Geschichte des Handels mit Polen im 15. Jahrhundert], hg. v. Jan Ptaśnik, in: Archiwum Komisji Historycznej 11 (1909–1913), S. 294–360. Breslauer Stadtbuch = Breslauer Stadtbuch enthaltend die Rathslinie von 1287 ab und Urkunden zur Verfassungsgeschichte der Stadt, hg. v. Hermann Markgraf/Otto Frenzel, Breslau 1882. BUB = Breslauer Urkundenbuch, Bd. 1, hg. v. G. Korn, Breslau 1870. Cracovia artificum = Cracovia artificum 1300–1500, hg. v. Jan Ptaśnik, Kraków 1917. Codex epistolaris = Codex epistolaris saeculi decimi quinti, hg. v. August Sokołowski/Józef Szujski, Bd. 1/1–2, Kraków 1876; Bd. 2–3, hg. v. Anatol Lewicki, Kraków 1891, 1894. Codex epistolaris Vitoldi = Codex epistolaris Vitoldi magni ducis Lithuaniae 1376–1430, hg. v. Antoni Prochaska, Kraków 1882. De vita = De vita et miraculis sancti Iacchonis (Hyacinthi) Ordinis Fratrum Praedicatorum auctore Stanislao lectore Cracoviensi eiusdem ordinis, hg. v. Ludwik Ćwikliński, in: Monumenta Poloniae Historica, Bd. 4, Lwów 1884, S. 841–894. Die alten Zunft- und Verkehrs-Ordnungen = Die alten Zunft- und Verkehrs-Ordnungen der Stadt Krakau. Nach Balthasar Behem’s Codex Picturatus in der K. K. Jagellonischen Bibliothek. Festschrift zum Jubiläum des K. K. Oesterreichischen Museums für Kunst und Industrie, hg. v. Bruno Bucher, Wien 1889. Die Magdeburger Fragen = Die Magdeburger Fragen, hg. v. Johann F. Behrend, Berlin 1865. Diplomata monasterii = Diplomata monasterii Clarae Tumbae prope Cracoviam. Zbiór dyplomów klasztoru mogilskiego przy Krakowie, hg. v. Eugeniusz Janota, Cracoviae 1865.

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Quellen und Literatur

Dokumenty i listy [Dokumente und Briefe] = Dokumenty i listy miasta Krakowa z drugiej połowy XV wieku w archiwum w Bardiowie [Dokumente und Briefe der Stadt Krakau aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts im Archiv in Bartfeld], hg. v. Stanisław A. Sroka/Wojciech Krawczuk, in: Rocznik Krakowski 61 (2005), S. 55–65. Dokumenty [Dokumente] = Dokumenty strony polsko-litewskiej pokoju mełneńskiego z 1422 roku [Dokumente der polnisch-litauischen Seite zum Frieden von Melnosee aus dem Jahr 1422], hg. v. Przemysław Nowak/Piotr Pokora, Poznań 2004. Franciscani Thorunensis = Franciscani Thorunensis annales Prusici (941–1410), in: Scriptores rerum Prussicarum, Bd. 3, hg. v. Theodor Hirsch/Max Töppen/Ernst Strehlke, Leipzig 1866, S. 13–399. Heydeke, Census civitatis = Heydeke, Jan, Census civitatis conscripti. Spis dochodów miasta Krakowa z 1500 r. [Census civitatis conscripti. Verzeichnis der Einnahmen der Stadt Krakau aus dem Jahr 1500], hg. v. Marcin Starzyński, Kraków 2009. HUB = Hansisches Urkundenbuch, Bd. 3, hg. v. Konstantin Höhlbaum, Halle 1886; Bd. 4–5, hg. v. Karl Kunze, Leipzig 1896, 1899; Bd. 7, hg. v. Hans-Gerd von Rundstedt, Weimar 1939; Bd. 10, hg. v. Walther Stein, Leipzig 1907. Joannis Dlugossii Annales = Joannis Dlugossii Annales seu Cronicae incliti Regni Poloniae, Bd. 12/1–2: 1445–1480, Kraków 2003, 2005. KDKK = Kodeks dyplomatyczny katedry krakowskiej św. Wacława, [Urkundenbuch des Krakauer Bischofsstuhls des hl. Wenzels], hg. v. Franciszek  Piekosiński, Bd. 1–2: 1166–1423, Kraków 1874, 1883. KDM = Kodeks dyplomatyczny Małopolski [Kleinpolnisches Urkundenbuch], Bd. 1–2: 1153–1386, hg. v. Franciszek Piekosiński, Kraków 1874, 1876. KDMK = Kodeks dyplomatyczny miasta Krakowa [Urkundenbuch der Stadt Krakau], hg. v. Franciszek Piekosiński, Bd. 1–4, Kraków 1879, 1882. KDP = Kodeks dyplomatyczny Polski. Codex diplomaticus Poloniae, hg. v. Leon Rzyszczewski/Julian Muczkowski/Antoni Zygmunt Helcel, Bd. 1, Warszawa 1847; Bd. 2/1–2, hg. v. Leon Rzyszczewski/Julian Muczkowski, Warszawa 1848–1852. KDW = Kodeks dyplomatyczny Wielkopolski [Großpolnisches Urkundenbuch], Bd. 2–3: 1288–1399, hg. v. Franciszek Piekosiński, Poznań 1878–1879; Bd. 5: 1400–1444, hg. v. Franciszek Piekosiński, Poznań 1908; Bd. 8: 1416–1425, hg. v. Antoni Gąsiorowski/Tadeusz Jasiński, Warszawa/Poznań 1989.

Abgekürzt zitierte gedruckte Quellen

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Księgi przyjęć [Bürgerbücher] = Księgi przyjęć do prawa miejskiego w Krakowie 1392–1506/Libri iuris civilis Cracoviensis 1392–1506 [Bürgerbücher in Krakau 1392–1506], hg. v. Kazimierz Kaczmarczyk, Kraków 1913. Księga proskrypcji [Proskriptionsbuch] = Księga proskrypcji i skarg miasta Krakowa 1360–1422. Ze zbiorów Archiwum Państwowego w Krakowie/ Liber proscriptionum et querelarum civitatis Cracoviensis 1360–1422 [Das Proskriptions- und Beschwerdebuch der Stadt Krakau 1360–1422. Aus den Beständen des Staatsarchivs in Krakau], hg. v. Bożena Wyrozumska, Kraków 2001. Liber actorum = Liber actorum, resignationum nec non ordinationum civitatis Cracoviae 1300– 1375, hg. v. Franciszek Piekosiński, in: Najstarsze księgi i rachunki [Die ältesten Stadt- und Rechnungsbücher], S. 1–247. Lites ac res gestae = Lites ac res gestae inter Polonos Ordinemque Cruciferorum, editio altera, Bd. 1–2, hg. v. Ignacy Zakrzewski, Posnaniae 1890–1892. Mosbach, Przyczynki [Beiträge] = Mosbach, August, Przyczynki do dziejów polskich z archiwum miasta Wrocławia [Beiträge zur polnischen Geschichte aus den Archiven der Stadt Breslau], Poznań 1860. Najdawniejsze roczniki krakowskie [Die ältesten Krakauer Annalen] = Najdawniejsze roczniki krakowskie i kalendarz/Annales Cracoviensis priores cum calendario [Die ältesten Krakauer Annalen und Kalender], hg. von Zofia Kozłowska-Budkowa, Warszawa 1978. Najstarsze księgi i rachunki [Die ältesten Stadt- und Rechnungsbücher] = Najstarsze księgi i rachunki miasta Krakowa od r. 1300 do 1400/ Libri antiquissimi civitatis Cracoviensis 1300–1400 [Die ältesten Stadt- und Rechnungsbücher der Stadt Krakau von 1300 bis 1400], hg. v. Franciszek Piekosiński/ Józef Szujski, Kraków 1878. Najstarszy zbiór [Die älteste Sammlung] = Najstarszy zbiór przywilejów i wilkierzy miasta Krakowa/Antiquum registrum privilegiorum et statutorum civitatis Cracoviensis [Die älteste Sammlung der Privilegien und Willküren der Stadt Krakau], hg. v. Stanisław Estreicher, Kraków 1936. Opis zabicia [Die Beschreibung des Totschlags] = Opis zabicia Andrzeja Tęczyńskiego i procesu o zabójstwo [Die Beschreibung des Totschlags von Andrzej Tęczyński und des Totschlagsprozesses], hg. v. Wojciech Kętrzyński, in: Monumenta Poloniae Historica, Bd. 3, Lwów 1878, S. 793–799. Prawa [Gesetze] = Prawa, przywileje i statuta miasta Krakowa (1507–1795)/ Leges, privilegia statuta civitatis Cracoviensis (1507–1795) [Gesetze, Privilegien und Statuten der Stadt Krakau (1507–1795)], Bd. 1: 1507–1586, hg. v. Franciszek Piekosiński, Kraków 1885.

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Quellen und Literatur

PUB = Preußisches Urkundenbuch, Bd. 3/1, hg. v. Max Hein, Königsberg 1944, Bd. 3/2, hg. v. Hans Koeppen, Marburg 1958. Przywileje [Privilegien] = Przywileje ustanawiające gminy miejskie wielkiego Krakowa (XIII–XVIII wiek) [Privilegien für die Bestellung der Stadtgemeinden von Groß Krakau (13.–18. Jh.)], hg. v. Bożena Wyrozumska, Kraków 2007. Regesta diplomatica = Regesta diplomatica nec non epistolaria Bohemiae et Moraviae, Bd. 4: 1333– 1346, hg. v. Joseph Emler, Pragae 1892. Registra = Registra perceptorum et distributorum civitatis Cracoviensis 1390–1393, 1395– 1405 nec non 1407–1410, hg. v. Franciszek Piekosiński, in: Najstarsze księgi i rachunki [Die ältesten Stadt- und Rechnungsbücher], S. 224–343. Rocznik małopolski [Kleinpolnische Annalen] = Rocznik małopolski [Kleinpolnische Annalen], hg. v. August Bielowski, in: Monumenta Poloniae Historica, Bd. 3, Lwów 1878, S. 135–202. Rocznik Traski [Annalen des Traska] = Rocznik Traski [Annalen des Traska], hg. v. August Bielowski, in: Monumenta Poloniae Historica, Bd. 2, Lwów 1872, S. 826–861. SUB = Schlesisches Urkundenbuch, Bd. 3: 1251–1266, hg. v. Winfried Irgang, Köln/ Wien 1984. Stanisław z Krakowa [Stanisław von Krakau] = Stanisław z Krakowa, lektor: Życie i cuda świętego Jacka z Zakonu Braci Kaznodziejów [Stanisław von Krakau, Lektor: Leben und die Wundertaten des hl. Hyazinth aus dem Orden der Predigerbrüder], in: Święty Jacek. Studia i źródła. Skarby dominikańskie, hg. v. Maciej Zdanek, Kraków 2007, S. 101–155. Starodawne prawa [Alte Rechtsdenkmäler] = Starodawne prawa polskiego pomniki [Alte polnische Rechtsdenkmäler], Bd. 1–2, hg. v. Antoni Zygmunt Helcel, Warszawa 1856, Kraków 1870. The Jews = The Jews in Mediaeval Cracow. Selected Records from Cracow Municipal Books, hg. v. Bożena Wyrozumska, Krakow 1995. Urkundensammlung = Urkundensammlung zur Geschichte des Ursprungs der Städte und der Einführung und Verbreitung deutscher Kolonisten und Rechte in Schlesien und der Ober-Lausitz, hg. v. Gustav Adolf Tzschoppe/ Gustav Adolf Stenzel, Hamburg 1832. Wilkierze poznańskie [Die Posener Willküren] = Wilkierze poznańskie [Die Posener Willküren], Bd. 1: Administracja i sądownictwo [Die Verwaltung und das Gerichtswesen], hg. v. Witold Maisel, Wrocław/ Warszawa/Kraków 1966.

Abgekürzt zitierte gedruckte Quellen

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Wspomnienia [Erinnerungen] = Wspomnienia Ambrożego Grabowskiego [Erinnerungen von Ambroży Grabowski], Bd. 2, hg. v. Stanisław Estreicher, Kraków 1909. ZDM = Zbiór Dokumentów Małopolskich [Sammlung Kleinpolnischer Dokumente], Bd. 1: 1257–1420, hg. v. Stanisław Kuraś, Wrocław/Warszawa/Kraków 1962; Bd. 4: 1211–1400, hg. v. Irena Sułkowska-Kuraś/Stanisław Kuraś, Wrocław u.a. 1970.

Abgekürzt zitierte Literatur

Biskup, Die Rolle der Städte = Biskup, Marian, Die Rolle der Städte in der Ständevertretung des Königreichs Polen, einschließlich des Ordensstaates Preußen im 14./15. Jahrhundert, in: Städte und Ständestaat. Zur Rolle der Städte bei der Entwicklung der Ständeverfassung in europäischen Staaten vom 13. bis zum 15. Jahrhundert, hg. v. Bernhard Töpfer, Berlin 1980, S. 163–193. Bukowski, Miechów = Bukowski, Waldemar, Miechów – miasto [Miechów – Stadt], in: Słownik historyczno-geograficzny województwa krakowskiego w średniowieczu, Bd. 4, H. 2, hg. v. Waldemar Bukowski, Kraków 2009, S. 313–340. Bukowski/Noga, Ustrój [Die Verfassung] = Bukowski, Waldemar/Noga, Zdzisław, Ustrój miasta Krakowa w XIII–XVIII wieku [Die Verfassung der Stadt Krakau im 13.–18. Jh.], in: Kraków. Europejskie miasto [= Krakau. Europäische Stadt], S. 49–68. Charewiczowa, Handel [Der Handel] = Charewiczowa, Łucja, Handel średniowiecznego Lwowa [Der Handel im mittelalterlichen Lemberg], Lwów 1925. Dąbrowski, Elżbieta [Elisabeth] = Dąbrowski, Jan, Elżbieta Łokietkówna 1305–1380 [Elisabeth Ellenlang 1305– 1380], Kraków2 2007. Dembińska, Konsumpcja żywnościowa [Der Lebensmittelkonsum] = Dembińska, Maria, Konsumpcja żywnościowa w Polsce średniowiecznej [Der Lebensmittelkonsum im mittelalterlichen Polen], Wrocław/Warszawa/Kraków 1963. Długopolski, Bunt [Die Auflehnung] = Długopolski, Edmund, Bunt wójta Alberta [Die Auflehnung des Stadtvogtes Albert], in: Rocznik Krakowski 7 (1905), S. 135–186. Drelicharz, Annalistyka małopolska [Die kleinpolnische Annalistik] = Drelicharz, Wojciech, Annalistyka małopolska XIII–XV wieku. Kierunki rozwoju wielkich roczników kompilowanych [Die kleinpolnische Annalistik des 13.–15. Jahrhunderts. Die Entwicklung der großen annalistischen Kompilationen], Kraków 2003.

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Quellen und Literatur

Dworzaczek, Leliwici Tarnowscy [Die Leliwas von Tarnów] = Dworzaczek, Włodzimierz, Leliwici Tarnowscy. Z dziejów możnowładztwa małopolskiego: wiek XIV–XV [Die Leliwas von Tarnów. Zur Geschichte des kleinpolnischen Hochadels: 14.–15. Jahrhundert], Warszawa 1971. Estreicher, Ustawy [Bestimmungen] = Estreicher, Stanisław, Ustawy przeciwko zbytkowi w dawnym Krakowie [Bestimmungen gegen den Überfluß im alten Krakau], in: Rocznik Krakowski 1 (1898), S. 102–134. Estreicher, Kraków i Magdeburg [Krakau und Magdeburg] = Estreicher, Stanisław, Kraków i Magdeburg w przywileju fundacyjnym krakowskim [Krakau und Magdeburg im Krakauer Gründungsprivileg], Kraków 1911. Estreicher, Nieznane teksty [Unbekannte Texte] = Estreicher, Stanisław, Nieznane teksty ortyli magdeburskich [Unbekannte Texte der Magdeburger „Urteile”], in: Studia staropolskie. Księga ku czci Aleksandra Brücknera, Kraków 1928, S. 112–126. Fijałek, Studya [Studien] = Fijałek, Jan Nepomucen, Studya do dziejów Uniwersytetu Krakowskiego i jego wydziału teologicznego w XV wieku [Studien zur Geschichte der Krakauer Universität und ihrer theologischen Fakultät im 15. Jahrhundert.], Kraków 1898. Friedberg, Założenie i początkowe dzieje [Die Geschichte der Gründung und der Anfänge] = Friedberg, Marian, Założenie i początkowe dzieje kościoła N. Panny Marji w Krakowie (XIII–XV w.) [Die Geschichte der Gründung und der Anfänge der Marienkirche in Krakau (13.–15. Jh.)], in: Rocznik Krakowski 22 (1929), S. 1–31. Friedberg, Herb [Das Wappen] = Friedberg, Marian, Herb miasta Krakowa [Das Wappen der Stadt Krakau], Kraków 1937. Friedberg, Ołtarz krakowski [Der Krakauer Altar] = Friedberg, Marian, Ołtarz krakowski Wita Stwosza. Studium archiwalne [Der Krakauer Altar von Veit Stoß. Eine Archivstudie], in: Przegląd Zachodni 8 (1952), S. 673–706. Gawęda Rola Krakowa [Die Rolle Krakaus] = Gawęda, Stanisław, Rola Krakowa w okresie przygotowań do wyprawy grunwaldzkiej [Die Rolle Krakaus in der Vorbereitungszeit zum Tannenberg-Feldzug], in: Studia Historyczne 3 (1960), S. 39–50. Gawlas, Nova Civitas = Gawlas, Sławomir, Nova Civitas in Okol. Fragment z dziejów Krakowa [Nova Civitas in Okol. Ein Ausschnitt aus der Geschichte Krakaus], in: Społeczeństwo Polski Średniowiecznej 6 (1994), S. 101–110. Gawlas, Monarchia [Die Monarchie] = Gawlas, Sławomir, Monarchia Kazimierza Wielkiego a społeczeństwo [Die Monarchie Kasimirs des Großen], in: Genealogia. Władza i społeczeństwo w Polsce średniowiecznej, hg. v. Andrzej Radzimiński/Jan Wroniszewski, Toruń 1999, S. 197–236.

Abgekürzt zitierte gedruckte Quellen

203

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Quellen und Literatur

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Urzędnicy centralni i nadworni [Die zentralen und höfischen Amtsträger] = Urzędnicy centralni i nadworni Polski XIV–XVIII wieku. Spisy [Die zentralen und höfischen Amtsträger Polens im 14.–18. Jahrhundert. Verzeichnisse], bearb. v. Krzysztof Chłapowski/Antoni Gąsiorowski, Kórnik 1992. Urzędnicy małopolscy [Die Amtsträger Kleinpolens] = Urzędnicy małopolscy XII–XV wieku. Spisy [Die Amtsträger Kleinpolens des 12.–15. Jahrhunderts. Verzeichnisse], hg. v. Janusz Kurtyka/Tomasz Nowakowski u.a., Wrocław/Warszawa/Kraków 1990. Wagner, [Rez. zu] Patkaniowski, Krakowska rada miejska [Der Krakauer Stadtrat] = Wagner, Valentin Arthur [Rez. zu] Patkaniowski, Michał, Krakowska rada miejska w średnich wiekach [Der Krakauer Stadtrat im Mittelalter], Kraków 1934, in: Kwartalnik Historyczny 48 (1934), S. 914–923. Walczak, Przyczynek [Ein Beitrag] = Walczak, Marek, Przyczynek do badań nad wieżą ratuszową w Krakowie [Ein Beitrag zur Erforschung des Rathausturmes in Krakau], in: Folia Historiae Artium 12 (2009), S. 21–53. Wdowiszewski, Genealogia [Die Genealogie] = Wdowiszewski, Zygmunt, Genealogia Jagiellonów i domu Wazów w Polsce [Die Genealogie der Jagiellonen und des Hauses Wasa in Polen], Kraków 2005. Wyrozumska, Odnalezione zapiski [Wiederentdeckte Notizen] = Wyrozumska, Bożena, Odnalezione zapiski z najstarszej księgi miejskiej krakowskiej [Wiederentdeckte Notizen aus dem ältesten Krakauer Stadtbuch], in: Studia Historyczne 34 (1991), S. 111–114. Wyrozumska, Kancelaria miasta [Die Kanzlei der Stadt] = Wyrozumska, Bożena, Kancelaria miasta Krakowa w średniowieczu [Die Kanzlei der Stadt Krakau im Mittelalter], Kraków 1995. Wyrozumska, Sądownictwo miejskie [Das städtische Gerichtswesen] = Wyrozumska, Bożena, Sądownictwo miejskie w średniowiecznym Krakowie [Das städtische Gerichtswesen im mittelalterlichen Krakau], in: Rocznik Krakowski 67 (2001), S. 5–11. Wyrozumski, Tkactwo [Die Weberei] = Wyrozumski, Jerzy, Tkactwo małopolskie w późnym średniowieczu [Die Weberei Kleinpolens im Spätmittelalter], Warszawa/Kraków 1972. Wyrozumski, Kraków [Krakau] = Wyrozumski, Jerzy, Kraków do schyłku wieków średnich [Krakau bis zum Ende des Mittelalters], Kraków 1992. Wyrozumski, Kazimierz Wielki [Kasimir der Große] = Wyrozumski, Jerzy, Kazimierz Wielki [Kasimir der Große], Wrocław/Warszawa/Kraków3 2004. Wyrozumski, Cracovia = Wyrozumski, Jerzy, Cracovia mediaevalis, Kraków 2010. Wyrozumski, U początków [Die Anfänge] = Wyrozumski, Jerzy, U początków prawa budowlanego w Polsce [Die Anfänge des Baurechts in Polen], in: Wyrozumski, Cracovia, S. 398–400.

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Quellen und Literatur

Wyrozumski, Miasta [Die Städte] = Wyrozumski, Jerzy, Miasta w życiu politycznym Polski średniowiecznej [Die Städte im politischen Leben des mittelalterlichen Polen], in: Wyrozumski, Cracovia, S. 443–459. Wyrozumski, Eine Lokation = Wyrozumski, Jerzy, Eine Lokation oder mehrere Lokationen Krakaus nach dem deutschen Recht? in: Rechtsstadtgründungen im mittelalterlichen Polen, hg. v. Eduard Mühle, Köln/Weimar/Wien 2011, S. 245–274. Zaremska, Bractwa [Bruderschaften] = Zaremska, Hanna, Bractwa w średniowiecznym Krakowie. Studium form społecznych życia religijnego [Bruderschaften im mittelalterlichen Krakau. Eine Studie zu den gesellschaftlichen Formen des religiösen Lebens], Wrocław u.a. 1977. Zaremska, Proskrypcja [Proskription] = Zaremska, Hanna, Proskrypcja i kara wygnania w Krakowie w XIV–XV w. [Proskription und die Vertreibungsstrafe in Krakau im 14.–16. Jahrhundert], in: Czas, przestrzeń, praca w dawnych miastach. Studia ofiarowane Henrykowi Samsonowiczowi w sześćdziesiątą rocznicę urodzin, Warszawa 1991, S. 349–360. Zaremska, Banici [Die Verbannten] = Zaremska, Hanna, Banici w średniowiecznej Europie [Die Verbannten im mittelalterlichen Europa], Warszawa 1993. Zaremska, Le roi = Zaremska, Hanna, Le roi, la cité et les Juifs à Cracovie au XVe siècle, in: Anthropologie de la ville médiévale, hg. v. Michał Tymowski, Warszawa 1999, S. 49–62. Zaremska, Jewish Converts = Zaremska, Hanna, Jewish Converts to Christianity in Fifteenth-Century Kraków, in: Gal-Ed. Journal on the History and Culture of Polish Jewry 21 (2007), S. 15–27. Zdanek, Szkoły [Schulen] = Zdanek, Maciej, Szkoły i studia dominikanów krakowskich w średniowieczu [Schulbildung und Studien der Krakauer Dominikaner im Mittelalter], Kraków 2005. Zientara, Przełom [Der Durchbruch] = Zientara, Benedykt, Przełom w rozwoju miast środkowo-europejskich w pierwszej połowie XIII w. [Der Durchbruch in der Entwicklung der mitteleuropäischen Städte in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts], in: Przegląd Historyczny 67 (1978), S. 219–241. Zientara, Socio-economic transformation = Zientara, Benedykt, Socio-economic and spatial transformation of Polish towns during the period of location, in: Acta Poloniae Historica 34 (1976), S. 57–83.

INDEX DER ORTS- UND PERSONENNAMEN

Aufgenommen sind hier neben Ortsnamen die für den Handel der Stadt Krakau wichtigen Regionen oder Länder. Eine lokale oder regionale Präzisierung von Orten erfolgte nur im Bedarfsfall, u.a. durch Angabe der heutigen Woiwodschaften. Im zweiten Teil des Registers sind die verzeichneten Personen (außer Autoren) gelistet. Zusätzliche Informationen zu weiteren Ratsherren von Krakau sind in Anhang I der polnischen Ausgabe (M. Starzyński, Krakowska rada miejska w średniowieczu, Krakau 2010, S. 211–301) zu finden.

1. Orte Alexandria 129 Altdorf/Spišská Stará Ves 125 Anklam 124 Auschwitz/Oświęcim 141 Bar 10 Bartenstein/Bartoszyce 158 Bartfeld/Bardejov 122, 131, 155, 198 Baturzyn/Boturzun (möglicherweise Teil von Igołomia bei Proszowice in der Woiwodschaft Kleinpolen) 86 Bezden (Dorf) 30 Biecz 92, 109 Bochnia 51, 77, 122 Böhmen 36, 59, 123, 128, 134, 137, 145, 148 Boturzun siehe Baturzyn Braunsberg/Braniewo 156, 158 Breslau/Wrocław X, 5, 6, 11, 18, 19, 20, 21, 23, 26, 31, 39, 40, 51, 59, 78, 79, 85, 89, 123, 127–131, 137, 148, 196, 197, 199, 203, 204, 207 Brest 119, 153, 154, 156, 157 Brieg/Brzeg 35, 36, 46, 85, 129 Brodnica siehe Strasburg an der Drewenz Bromberg/Bydgoszcz 6, 7, 153 Brzeg siehe Brieg Brzezie (Dorf bei Niepołomice in der Woiwodschaft Kleinpolen) 108, 110 Bydgoszcz siehe Bromberg Byczyna siehe Pitschen

Celje siehe Cilli Chełmno siehe Kulm Chios 129 Chmielnik 111 Cieszyn siehe Teschen Cilli/Celje 105, 154 Czindal 23 Dąbie siehe Krakau, Stadtteile Dalewice (Dorf bei Proszowice in der Woiwodschaft Kleinpolen) 108 Danzig/Gdańsk 6–8, 35, 80, 81, 88, 90, 94, 115, 130, 131, 141, 155, 156, 158, 195, 209 Deutschland 8, 15, 20, 134, 204 Dirschau/Tczew 90 Dobrin/Dobrzyń 139, 146, 153, 156 Elbing/Elbląg 6–8, 80, 143, 155, 156, 158 Erfurt 103 Felzan (Lage heute unbekannt) 131 Flandern 36, 120, 124, 129 Florenz/Firenze 103 Frankreich 105 Fraustadt/Wschowa 135, 153, 157 Friedberg (bei Frankfurt a. M.) 129 Friedland 158 Gaj 71 Garbary siehe Krakau, Stadtteile Gdańsk siehe Danzig

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Index der Orts- und Personennamen

Gębice (heute Dorf zwischen Gniez und Inowrocław in der Woiwidschaft Großpolen) 153 Genua 120, 129 Glogau/Głogów 134, 135 Głubczyce siehe Leobschütz Gnesen/Gniezno 109, 111, 125, 126, 135, 140, 150, 152, 153, 157 Gniewkowo 157 Goldberg/Złotoryja 37, 144, 156 Goraj (Dorf in der Woiwodschaft Lublin) 108, 110 Gorzków (Dorf bei Kazimierza Wielka in der Woiwodschaft Kleinpolen) 112 Grabow/Grabów 125 Grodków siehe Grottkau Großpolen 35, 47, 110, 117, 125, 127, 135, 150, 153 Grottkau/Grodków 85 Grunwald siehe Tannenberg Grzegórzki siehe Krakau, Stadtteile Halle (a. d. Saale) 20 Heiligenbeil 158 Hohensalza siehe Inowrocław Inowłódz 119 Inowrocław/Hohensalza 153, 156, 157 Jakubowice (Dorf bei Proszowice in der Woiwodschaft Kleinpolen) 27 Jedlnia (Dorf bei Radom) 154 Jędrzejów (Kloster in der Woiwodschaft Heiligkreuz) 30 Kaliningrad siehe Königsberg Kalisch/Kalisz 6, 7, 71, 79, 119, 124, 135, 149, 150, 153, 156, 157 Kamieniec/Kamyanets-Podilsky 126 Kaschau/Košice 114, 130, 149 Katscher/Kietrz 31, 35, 37, 46, 47 Kazimierz siehe Krakau, Stadtteile Kętrzyn siehe Rastenburg Kietrz siehe Katscher Kleinpolen 34, 36, 48, 49, 107, 108, 110, 114, 134, 144, 148, 160, 196, 211 Kleparz siehe Krakau, Stadtteile Klucz siehe Klutschau Klutschau/Klucz 53

Kneiphof 158 Köln 120 Königsberg/Kaliningrad 61, 88, 90, 156, 158, 196 Konin 149, 153 Košice siehe Kaschau Kosten/Kościan 139, 157 Krakau/Kraków Bad 179 Befestigung Barbakane 91 Stadtmauer 36, 54, 89, 91, 92, 104, 114, 162 Tore 69, 92, 114, 134, 157 Florianstor 91 Judenpforte 57 Neues Tor 54 Schuhmachertor 57 Brücken 92 Burg (Schloss) 21, 50, 69, 70, 71, 72, 114, 118, 119, 140, 142, 145, 151, 161 Fleischbänke 18, 89 Haus des Notars 91 Jagiellonen-Bibliothek 76, 196, 197 Kanzlei 9, 69, 80, 94, 99, 102, 129, 130, 143, 150 Kirchen 111 St. Franziskus 68, 69 St. Gertraud 54 St. Marien 2, 70, 73, 91, 98–100, 112, 132, 162, 163, 202, 208 St. Michael 18, 22 Kloster Zwierzyniec 24–26, 28, 29, 32, 51 Kramladen/Kramläden 18, 89, 182, 191 Leinenbleiche 91, 92 Marienschule 174 Markt 17, 46, 70, 86–93, 118, 152, 169, 192 Fischmarkt 88, 170 Mogiła (Kloster) 22, 31, 39, 197, 209 Münze 144, 145, 161, 203 Rathaus IV, 10, 11, 50, 54, 56, 57, 60–62, 64, 69–72, 81, 86, 87, 91, 93, 96, 100, 101, 105, 111, 112, 118, 125, 130, 140, 144, 151–153, 179, 211 Schloss siehe Burg Stadtarchiv 1, 2, 10

Index der Orts- und Personennamen Krakau Stadtteile/Vorstädte Dąbie 141 Garbary 57, 76 Grzegórzki 141 Kazimierz 2, 4, 56, 95, 117, 118, 140, 156 Kleparz 2, 95, 156, 184 Nigra Platea 85 Nigra Villa 85 Okół 117, 118 Straßen 10, 23, 35, 46, 89, 91, 92, 116, 169 Tuchhallen 81, 91 Tuchschneiderei 91 Universität XII, 4, 5, 51, 52, 101, 102, 112, 140, 202, 205 Waage (Große und Kleine) 88, 91, 116, 167, 210 Wawel (siehe auch Burg) 50, 91, 114, 152 Zeughäuser 92, 184 Zunftarchiv 171, 182, 186, 191 Krossen/Krosno 127 Kujawien 153 Kulm/Chełmno 79, 80, 82, 97, 156, 206 Łęczyca 108, 110, 119, 147, 150, 152, 157 Legnica siehe Liegnitz Lemberg/Lviv 8, 11, 62, 82, 89, 114, 121, 122, 123, 125–127, 147, 152, 155, 157, 158, 174, 196, 197, 201, 207 Leobschütz/Głubczyce 23, 37, 48 Leutschau/Levoča 125 Liegnitz/Legnica 8, 64, 85 Lipno 153 Litauen 58, 109, 117, 125, 127, 142, 150, 151, 157, 198 Łobzów 50 Löbenicht 158 Luzk 123 Lübeck 97, 129 Lublin 6, 112, 122, 127, 151, 157, 207 Lubocza 28 Luxemburg 59, 106, 107, 117, 125, 147, 155, 207 Lviv siehe Lemberg Magdeburg 4, 5, 19–21, 26, 31, 37, 39–41, 55, 75, 76, 78, 79, 82, 83, 85, 97, 145, 160, 197, 201–205

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Marienburg/Malbork 6, 7 Masowien/Mazowsze 109, 110, 143, 157 Mecklenburg 106 Melnosee/Mełno jezioro 80, 156–158, 198 Melsztyn (Dorf bei Brzesko in der Woiwodschaft Kleinpolen) 69, 72, 107, 109, 110 Meseritz/Międzyrzecz 153 Messina 111 Michałów (Dorf bei Jędrzejów in der Woiwodschaft Kleinpolen) 59 Miechów (Stadt in der Woiwodschaft Kleinpolen) 27, 28, 106, 155, 201 Międzyrzecz siehe Meseritz Międzygórze (ehemaliges Dorf bei Sandomierz) 108, 110 Mochau (bei Goldberg) 37, 48, 63, 98 Mogiła siehe Krakau Moldau/Moldova 126 Myślenice 141 Nakel/ Nakło nad Notecią 153 Neiße/Nysa 20, 21, 26, 32, 33, 37 Nessau/Nieszawa 147 Neumarkt/Środa Śląska 20, 22, 97 Neu Sandez/Nowy Sącz 34, 62, 94, 114, 116, 119, 122, 129, 147, 148, 156, 157, 161 Niepołomice 146 Nieszawa siehe Nessau Nowe Miasto Korczyn 71, 72, 115, 147 Nowy Dwór (Masowien) 111 Nowy Sącz siehe Neu Sandez Nürnberg 11, 125, 128, 130, 131, 146, 196, 197, 209 Nysa siehe Neiße Okół siehe Krakau, Stadtteile Olkusz 46, 77, 151 Olmütz/Olomouc 114, 143 Opoczno 119 Oppeln/Opole 36, 45–47, 122, 138, 139, 144, 151, 209 Ostrów (heute: Ostrowiec Świętokrzyski) 108, 110, 126, 152 Oświęcim siehe Auschwitz Peisern/Pyzdry Petrikau/Piotrków Kujawski 73, 127, 128, 147, 158, 183

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Index der Orts- und Personennamen

Pilsen/Plzeň 127 Piotrków Kujawski siehe Petrikau Pitschen/Byczyna 37 Płock 112, 147, 157 Plzeň siehe Pilsen Pobiednik Wielki (Kloster Zwierzyniec) 28 Pobiedziska 153 Pommern 8, 35, 66, 124, 157 Posen/Poznań 6–8, 30, 47, 61, 67, 68, 80, 84, 87, 89, 92, 93, 105, 109, 135, 139, 147, 149, 150, 152, 153, 156–158, 203, 206, 208, 211 Prag/Praha 17, 66, 91, 101, 106, 120, 129, 138, 140, 146 Prandocin 22, 28, 39 Preußen 7, 71, 114, 116, 122, 124, 125, 140, 141, 143, 158, 201, 206 Pobrzeże (Region an der Weichsel) 85 Poznań siehe Posen Przemyśl 7, 75, 111, 139 Pyzdry 135, 150, 153 Rabsztyn (Dorf bei Olkusz in der Woiwodschaft Kleinpolen) 72/73, 74 Raciążek (Dorf bei Thorn) 139, 155 Racibórz siehe Ratibor Radomsko (Stadt bei Częstochowa) 150, 159 Radziejów (Stadt zwischen Inowrocław und Włocławek in der Woiwodschaft Kujawien-Pommern) 139, 153 Rastenburg/Kętrzyn 158 Ratibor/Racibórz 35–37, 45–47, 106 Rogoźnik (Gut) () 32 Rom 99 Rothreußen/Ruś Czerwona 147 Rożnów (bei Pitschen) 36–38, 46, 47 Rudnik 30 Rus‘ 110, 119, 120, 122, 127, 128, 207 Ruś Czerwona siehe Rothreußen Rypin 153 Sagan/Żagań 135 Sandomir/Sandomierz 48, 58, 59, 73, 98, 108, 109, 113, 115, 119, 122, 126, 135, 137, 150, 152, 156, 157, 166 Sanok (Stadt in Rotreußen; 1340 dem Königreich Polen inkorporiert) 110 Schippenbeil/Sępopol 158 Schlesien/Śląsk 19–21, 36, 37, 82, 92, 121, 123, 128, 134, 135, 138, 144, 200, 206, 207

Schrimm/Śrem 139, 153 Schroda/Środa Wielkopolska 153 Schwarzes Meer 119, 120 Schweidnitz/Świdnica 8, 105, 111 Schwerin an der Warthe/Skwierzyn 153 Sedlecz (heute unbekannt) 66 Sępopol siehe Schippenbeil Sienno (in Masowien) 73 Sieradz 108, 109, 110, 113, 127, 150, 157 Skwierzyn siehe Schwerin an der Warthe Śląsk siehe Schlesien Slowakei 125 Słupsk siehe Stolp Snamensk siehe Wehlau Sotschen/Suceava 126 Spišská Stará Ves siehe Altdorf Śrem siehe Schrimm Środa Śląska siehe Neumarkt Środa Wielkopolska siehe Schroda Stargard in Pommern/Stargard Szczeciński 8, 157 Stawiszyn (Stadt bei Kalisch in der Woiwodschaft Großpolen) 149, 153 Stettin/Szczecin 8, 66, 106, 124, 129 Stolp/Słupsk 106, 157 Stralsund 124 Strasburg an der Drewenz/Brodnica 157 Suceava siehe Sotschen Sudoł (heute nicht mehr existierendes Dorf in der Woiwodschaft Kleinpolen) 30 Świdnica siehe Schweidnitz Szamotuły (bei Posen) 113 Szczecin siehe Stettin Szubin (Stadt in der Woiwodschaft Kujawien-Pommern) 124, 125 Tannenberg/Grunwald 140, 202 Tczew siehe Dirschau Teschen/Cieszyn 37, 106, 143 Thorn/Toruń 6–8, 35, 46, 67, 73, 80, 82, 88, 114, 116, 119, 120, 122–125, 129, 130, 132, 155–158, 196, 203, 204, 206 Tyniec (Benediktinerabtei) 36 Ungarn 111, 114, 119, 120, 122–124, 128, 130, 131, 139, 146, 148–150, 155, 181, 209

Index der Orts- und Personennamen Varna siehe Warna Vilnius siehe Wilna Visegrád 156 Vladimir/Wolodymyr-Wolynskyj 116, 120, 123 Warna/Varna 127 Warschau/Warszawa 10, 153, 157, 195 Warta (Stadt bei Sieradz) 6 Wehlau/Snamensk 158 Wieliczka 31, 33, 51 Wielona 157 Wien 10, 129 Wilna/Vilnius 112, 125, 157 Wiślica (Dorf bei Nowy Korczyn in der Woiwodschaft Kleinpolen) 119, 122, 126, 152 Witowice (Dorf bei Książ Wielki in der Woiwodschaft Kleinpolen) 69 Wojnicz (Stadt bei Brzesko in der Woiwodschaft Kleinpolen) 109 Wolodymyr-Wolynskyj siehe Vladimir Włocławek 7, 109, 156 Wrocław siehe Breslau Wschowa siehe Fraustadt Ypern/Yper 107 Żagań siehe Sagan Zawichost (Stadt bei Sandomierz) 23, 31, 37, 47, 66 Zirlau (Dorf bei Freiburg in Schlesien/ Świebodzice) 53, 58, 64 Złotoryja siehe Goldberg

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2. Personen Adam (Leiter der Kanzlei v. Krakau) 69 Albert (Maler) 72 Albert (v. Czindal; Bürger v. Breslau) 23 Albert (v. Zawichost; Bürger v. Krakau) 23, 31 Albert (Vogt v. Krakau) 5, 9, 31–37, 41, 45, 46, 48, 49, 58, 75, 97, 114–116, 134–136, 160, 201, 204 Alberus (Bürger v. Krakau; Enkel der Schwester des Albert v. Zawichost) 23 Alexander/Aleksander I Jagiellończyk, Kg. v. Polen (1461–1506) 155 Amilegius (v. Mochau; Schöffe und Ratsherr v. Krakau) 48, 77 Andreas siehe Czarnysza; Rusiniec; Wirsing Andreas siehe auch Andrzej Andreas (Ratsherr v. Krakau) 25, 28, 29 Andreas (Sohn des Ritters Petrus) 27 Andreas (v. Bochnia; Ratsherr und Vogt v. Krakau) 77 Andreas (v. Jakubowice) 27 Andrej II., Fürst v. Vladimir (1308–1323) 116 Andrzej siehe Gizałka; Tęczyński Anna (Witwe des Stanisław v. Mochau) 63 Anna v. Cilli/Anna Cylejska, Kg.in. v. Polen, Gem. (II.) v. Władysław II. Jagiełło (um 1381–1416) 105, 106, 108, 140, 154 Anna v. Polen (Tochter v. Kasimir III. d. Gr.) 106 Anna/Aldona v. Litauen (Gem. v. Kasimir III. d. Gr.) 117 Arnold (Kaufmann v. Krakau) 16 Arnold (Propst v. Zwierzyniec) 32 Arnsberg d. Ä., Georg (Ratsherr v. Krakau) 53, 58 Arnsberg, Matthias (Schöffe und Ratsherr v. Krakau) 53 Balthasar siehe Behem Bartco (Ratsherr und Münzmeister v. Krakau) 121, 161 Behem, Balthasar (Stadtschreiber v. Krakau) 101/102, 210 Behem, Petrus (Schöffe und Ratsherr v. Krakau) 46 Belze, Martin (Schöffe und Ratsherr v. Krakau) 72, 74 Beme, Paulus (Ratsherr v. Krakau) 153 Benedict siehe Hesse

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Index der Orts- und Personennamen

Benedict (Prior des Dominikanerklosters v. Krakau) 25, 26 Ber, Kasper (Ratsherr v. Krakau) 146 Bernard siehe Hesse Bertold siehe Sac Bischow, Philipp (Bürgermeister v. Danzig) 131 Bochner, Lucas (Ratsherr) 53 Bochner, Nicolaus (Ratsherr und Münzmeister v. Krakau) 53, 145 Bodzęta (v. Kosowice; Großverwalter v. Krakau) 50, 121, 144 Bogoria (Fam.) 110 Bogusław (Lektor des Dominikanerklosters v. Krakau) 25–28 Bogusław VII., Herzog v. Pommern-Stettin (vor 1355–1404) 124 Bolcze, Nicolaus (Ratsherr v. Krakau) 53, 55 Bolesław der Fromme, Herzog v. Großpolen (nach 1221–1279) 41 Bolesław der Schamhafte, Herzog v. Kleinpolen (1226–1279) 19, 21, 22, 25, 26, 29, 30 Bolesław I./Bolko I, Herzog v. Oppeln (um 1254–1313) 36, 45–47 Bolesław III., Herzog v. Liegnitz-Brieg (1291–1352) 85 Bonafide, Johannes (Ratsherr v. Krakau) 53, 55 Boner, Johannes (Ratsherr v. Krakau) 161 Bonifatius IX., Papst (1350–1404) 98, 99, 111 Bork d. Ä., Johannes (Ratsherr v. Krakau; Landesverwalter) 161 Bork, Johannes (Ratsherr v. Krakau) 53 Bottner, Nicolaus (Ratsherr v. Krakau) 58 Brant, Tilmann (Ratsherr v. Krakau) 35, 46 Bronisława (Prämonstratenserin v. Zwierzyniec) 24–26, 29 Burchard (Kaufmann v. Krakau) 16 Caspar siehe Crugil Catharina (Frau des Vigand v. Leobschütz; Nichte der Villeburga) 23 Chmiel, Martin (Ratsherr v. Krakau) 92 Ciołek, Stanisław (königlicher Vizekanzler) 152 Claus siehe Kesinger Clemens (Lektor des Dominikanerklosters v. Krakau) 27 Clemens (v. Moskorzew, Unterkanzler, Starost v. Sanok und Krakau, Kastellan v. Wiślica) 105, 108, 110, 126 Clemens (Waffenmacher) 69

Conrad siehe Fettir; Lang Conrad (Kürschner und Ratsherr v. Krakau) 92 Conrad (Notar v. Krakau) 101 Crancz d. J., Hermann (Ratsherr v. Krakau) 92 Creidler, Nicolaus (Ratsherr v. Krakau) 69, 72 Crodner, Jeklinus (Ratsherr v. Krakau) 61 Crugil, Caspar (Ratsherr v. Krakau) 53, 58 Czarnysza, Andreas (Ratsherr v. Krakau und Vogt am Oberhof d. Magdeburger Rechts) 53, 145, 161 Czopchin, Johannes (Ratsherr v. Krakau) 53 Czymermann, Matthias (Ratsherr v. Danzig) 130 Dethmar siehe Wolk Dimitrus (v. Goraj; Unterschatzmeister und königlicher Großmarschall) 108, 110 Dionysius (Bürger v. Krakau) 16 Długosz, Jan (Diplomat und Chronist) 22, 56, 69–73, 99, 105, 106, 137, 198 Dobiesław (v. Kurozwęki; Kastellan v. Krakau) 108, 111 Dobrogost v. Nowy Dwór (Erzbf. v. Gnesen) 111, 125 Domarat (v. Pierzchno; Generalstarost v. Großpolen) 150 Dymitr/Demetrius (Fürst v. Luzk) 123 Dziersław v. Rytwiany (Woiwode v. Sandomir) 73 Dzierzwa (Chronist) 134 Ederer (Fam.) 72, 161 Ederer, Johannes (Ratsherr v. Krakau) 53 Elisabeth v. Bosnien, Kg.in v. Polen; Gem. v. Ludwig I. v. Anjou (1340–1387) 109 Elisabeth v. Habsburg, Gem. v. Kasimir IV. Jagiellończyk; Kg.in v. Polen (1437–1505) 69 Elisabeth Łokietkówna; Regentin v. Polen; Mutter v. Ludwig I. v. Anjou (1305–1380) 121–123, 148, 149, 201 Elisabeth v. Pilitza; Gem. (III.) v. Władysław II. Jagiełło; Kg.in v. Polen (1372–1420) 59 Elizabeth (Frau des Spytek v. Melsztyn) 107 Ellenlang siehe Władysław Engelbert (Abt des Klosters Mogiła) 22, 31, 39 Eryk v. Winsen (Bf. v. Przemyśl) 111 Falislaua (Prämonstratenserin) 24

Index der Orts- und Personennamen Falkenberg, Johannes (Ratsherr v. Krakau) 53 Falkenberg, Nicolaus (Ratsherr v. Krakau) 53, 55 Fettir, Conrad (Ratsherr v. Krakau) 50 Florian Mokrski (Bf. v. Krakau) 100 Gedimin, Großfürst v. Litauen (um 1275–1341) 117 Gedko siehe Stilvoyt Georg siehe Arnsberg; Lang; Stosch; Swancz Georg siehe auch Grzegorz Gerald/Gerhard (Ratsherr v. Krakau, Vogt in Prandocin) 22, 27–29 Geytan, Petrus (Ratsherr v. Krakau) 53, 58 Gisco (v. Sandez; Kaufmann und Ratsherr v. Krakau) 161 Gizałka, Andrzej (Kaufmann v. Krakau) 131 Gniewosz (v. Dalewice; Kämmerer v. Kg.in Anna v. Cilli) 108 Gocław (Bürger v. Krakau) 16 Godcinus (Schöffe v. Breslau) 18 Goldstein, Johannes (Landvogt) 50 Gotsalck (Vater des Sander v. Thorn) 46 Gottfried (v. Neiße; Schöffe v. Krakau) 32, 33 Grabowski, Ambroży (Antiquar und Sammler) 10, 63, 80, 81, 100, 200 Grzegorz siehe Lubrański Grzymała (Fam.) 150 Gwis, Petrus (Gerichtsvogt und Ratsherr v. Krakau) 26, 32 Hanco (Gerichtsdiener v. Kakau) 50 Hartlib (v. Klutschau; Ratsherr) 31, 53 Hartung, Johannes (Kaufmann v. Krakau) 129 Hedwig siehe Jadwiga Heinemann (Ratsherr v. Krakau) 28 Heinemann (v. Mochau; Stadtvogt v. Krakau) 48 Heinrich siehe Smedt; Sudermann; Valke Heinrich (Bruder des Petrus Gwis) 32 Heinrich (Bruder des Vogts Albert) 115 Heinrich (Bürger v. Krakau; Vogt in Prandocin) 22 Heinrich (v. Brucken; Bürger v. Breslau) 23 Heinrich (v. Katscher/Kietrz; Ratsherr v. Krakau) 31, 35, 46, 47 Heinrich (v. Mulheim; Bürger v. Breslau) 23 Heinrich (Vater des Albert) 32

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Heinrich (Vogt v. Neumarkt und Breslau) 20 Heinrich III., Herzog v. Glogau (1273/74– 1309) 134 Heinrich III., Herzog v. Schlesien-Breslau (1227/30–1266) 39 Heinrich IV., Herzog v. Schlesien-Breslau (um 1256–1290) 19, 22, 23, 28, 31, 33, 134 Heinrich V. (der Dicke), Herzog v. SchlesienBreslau (1248–1296) 85 Heinrich von dem hohen Haus (Ratsherr v. Krakau) 46 Henslinus (Goldschmied) 66 Hermann siehe Crancz Hermann (Abt des Klosters Mogiła) 22 Hermann (v. Opatowiec; königlicher Großverwalter) 48, 49 Hermann (v. Ratibor; Ratsherr v. Krakau) 35, 36, 45, 46, 47 Hesse, Benedict (Bürger v. Krakau) 101 Hesse, Bernard (Bürger v. Krakau) 101 Heydeke, Johannes (Stadtschreiber v. Krakau) 102, 203 Hieronymus (Dominikaner, Küster, Prior v. Krakau) 25, 26 Hildebrand (Bürger v. Krakau) 16 Hirsberg (Fam.) 72, 161 Hyazinth v. Polen/Jacek Odrowąż, hl. (Dominikaner) 24–30, 32, 200 Isinbold (Ratsherr v. Krakau) 35, 46 Jacob (Ratsherr v. Krakau) 26, 29 Jacob (Ritter) 27 Jacob (Sohn des Vogts Petrus) 27 Jacob (v. Dębno; königlicher Schatzmeister) 73 Jacob (v. Neiße; Vogt und Schulze v. Krakau) 26 Jacob v. Sienno (Bf. v. Krakau) 73 Jacussius (v. Baturzyn; Küchenmeister am Hof der Jadwiga v. Anjou) 86 Jadwiga v. Anjou-Sizilien, Gem. (I.) v. Władysław II. Jagiełło, Kg.in v. Polen (1373–1399) 3, 35, 86, 98, 105, 108, 109, 111, 112, 149, 151, 153, 115, 205 Jan siehe Długosz; Ligęza; Mornsteyn; Piczczin; Rabsztyński; Romancz; Štěkna; Szafraniec; Tarnowski; Tęczyński; Thabasch Jan siehe auch Johann/Johannes Jan Bodzanta (Bf. v. Krakau) 66, 150 Jan Muskata (Bf. v. Krakau) 35, 114 Jan Olbracht siehe Johann I. Albrecht

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Index der Orts- und Personennamen

Jan Radlica (Bf. v. Krakau) 111 Janusz I. Starszy (auch d. Ä.), Herzog v. Masowien (ca. 1346–1429) 157 Jarosch/Jarosław siehe Scharley Jasco (Lokator v. Wieliczka) 31 Jasco (Vogt und Ratsherr v. Krakau) 33, 35, 45 Jeklinus siehe Crodner Johann/Johannes siehe auch Jan Johann I. Albrecht/Jan I. Olbracht, Kg. v. Polen (1459–1501) 91, 154, 155, 210 Johann II. Grot (Bf. v. Krakau) 84 Johann II. Rymann (Bf. v. Pomesanien) 157 Johann v. Luxemburg, Kg. v. Böhmen, Titularkg. v. Polen (1296–1346) 117 Johannes siehe Bonafide; Boner; Bork; Czopchin; Ederer; Falkenberg; Goldstein; Hartung; Heydeke; Krantz; Orient; Pfaffe; Puswange; Rothe; Stano; Teschner; Volphram; Vredlant; Zarych Johannes (Dominikaner, Lektor) 25 Johannes (Sohn v. Margarita und Sulcho) 27 Jozafat siehe Wiślicki Józef Maksymilian siehe Ossoliński Jutta v. Luxemburg (Verlobte v. Kasimir III.) 117 Karl I. Robert, Kg. v. Ungarn (1288–1342) 148 Karl IV., Kg. v. Böhmen, röm.-dt. Kaiser (1316–1378) 137 Kasimir III./Kasimir d. Große/ Kazimierz III Wielki, Kg. v. Polen (1310–1370) 5, 45, 49, 50–52, 79, 82, 83, 85, 90, 94, 98, 105, 106, 110, 117–121, 126, 136, 137, 144–146, 148, 166, 167, 202, 206, 210, 212 Kasimir IV./Kazimierz IV Jagiellończyk, Kg. v. Polen und Großfürst v. Litauen (1426– 1492) 71–73, 104, 127, 128, 131, 141–143, 154, 155, 158, 207 Katherina (Tochter v. Ludwig I. v. Anjou) 149 Keczer (Fam.) 37 Kesinger (Fam.) 72 Kesinger, Claus (Bürgermeister und Ratsherr v. Krakau) 68 Kesinger, Walter (Ratsherr v. Krakau) 69 Kmita, Petrus (Woiwode v. Krakau) 58 Koschik (königlicher Gesandter) 105 Krantz (Fam.) 101 Krantz, Johannes (Küster der Marienkirche in Krakau) 99 Krystyn (v. Ostrów; Kastellan v. Sandomir) 108, 110, 126, 152

Ladislaus siehe Władysław Ladislaus Postumus, Kg. v. Böhmen und Ungarn (1440–1457) 128 Lang, Conrad (Sohn des Nicolaus) 72, 73 Lang, Georg 142 Lang, Nicolaus (Schöffe und Ratsherr v. Krakau) 54, 55, 72 Leszek I. der Weiße/Leszek I Biały, Herzog v. Kleinpolen (1186–1227) 16, 17 Leszek II. der Schwarze/Leszek II Czarny, Herzog v. Kleinpolen (1241–1288) 32, 113–115, 134 Leymither, Stanisław (Bürgermeister und Ratsherr v. Krakau) 68, 72, 73 Ligęza, Jan (Woiwode v. Łęczyca) 108 Lubrański, Grzegorz (königlicher Vizekanzler) 142 Lucas siehe Bochner; Waltdorff Ludwig I. (d. Gr.) v. Anjou-Sizilien/Ludwik Węgierski, Kg. v. Ungarn und Kroatien, Kg. v. Polen (1326–1382) 119, 120, 122, 126, 148–150, 159 Lupold (Ratsherr v. Krakau) 31 Lupus (Bediensteter des Woiwoden v. Sandomir Tomisław) 46 Maciej siehe auch Matthias Maciej (v. Miechów, Chronist) 155 Maffiolus Lampugnani (Erzbf. v. Messina) 111, 112 Marcus siehe Noldenfesser Marcus (v. Nürnberg; Kaufmann) 125, 146 Margarita (Bürgerin v. Krakau) 26 Margarita (Frau des Sulcho v. Mechiów) 27 Margarita (Prämonstratenserin) 24 Maria, Kg.in v. Ungarn, Dalmatien und Kroatien, Tochter v. Ludwig I. v. Anjou (1370/71–1395) 149 Martin siehe Belze; Chmiel Martin (Kaplan in Melsztyn) 107 Martin (v. Biecz; Ratsherr v. Krakau) 92 Matthaeus (Theologe) 62, 101 Matthias siehe Arnsberg; Czymermann Matthias (v. Opatowiec; Großverwalter v. Krakau) 48 Matthias/Maciej Janina (Bf. v. Przemyśl) 111 Mauricius siehe Moritz Meciszewski, Kacper (Jurist, Publizist) 10 Meynhard, Petrus (Ratsherr v. Krakau) 53 Michael (v. Zirlau; Ratsherr v. Krakau) 53, 58, 64

Index der Orts- und Personennamen Mieszko I., Herzog v. Polen (um 922/945– 992) 103 Moritz (Fam.) 28, 37 Moritz (Ratsherr v. Krakau) 27–29 Moritz, Petrus (Ratsherr v. Krakau) 47, 48 Mornsteyn (Fam.) 72, 161 Mornsteyn, Jan (Bürger v. Krakau) 130 Mornsteyn, Stanisław (Kaufmann v. Krakau) 131 Nałęcz (Fam.) 110, 150 Nawogius (v. Łękawa) 86 Neorza, Petrus (Ratsherr) 93, Nicolaus siehe Bochner; Bolcze; Bottner; Creidler; Falkenberg; Lang; Pieniążek; Platener; Ruthenus; Schaffer; Scherlang; Scoppon; Seraphin; Skóra; Strelicz; Trąba; Trutil; Ungarus; Vigandi; Vreyberg; Wernher; Wirsing; Wurm; Zeifrid Nicolaus (Bader) 32, 33 Nicolaus (Bürgermeister und Ratsherr v. Krakau; vermutlich Nicolaus Trutil) 66 Nicolaus (königlicher Großverwalter) 48 Nicolaus (Meister) 98 Nicolaus (oberster Stadtwächter) 72 Nicolaus (Ratsherr v. Krakau) 28, 54 Nicolaus Ruthenus (Ratsherr v. Krakau) 46 Nicolaus (Sohn des Amilegius; Ratsherr und Vogt v. Krakau) 77 Nicolaus v. Gorzków (Bf. v. Wilna) 112 Nicolaus (v. Michałów; Woiwode v. Sandomir; Starost v. Krakau) 59 Nicolaus (v. Przedborze; Kaufmann v. Thorn) 132 Nicolaus (v. Sandez; Kaufmann und Ratsherr v. Krakau) 161 Nicolaus (v. Zawichost; Ratsherr v. Krakau) 47 Nicolaus Kurowski (Bf. v. Posen, Erzbf. v. Gnesen) 105, 109, 110, 126, 140 Noldenfesser, Marcus (Ratsherr v. Krakau) 64 Nowodworski siehe Dobrogost v. Nowy Dwór Odrowąż siehe Hyazinth Olbracht siehe Johann I. Albrecht Orient, Johannes (Bürger v. Krakau) 101 Ossoliński, Józef Maksymilian (Kulturhistoriker; Mäzen) 10, 51, 78, 196 Otto III., röm.-dt. Kaiser (980–1002) 103

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Pacosius (Ratsherr v. Krakau) 66 Paschko (v. Zawichost; Bürger v. Krakau) 66 Pasco siehe Vigandi Paulus siehe Beme Paulus (Rektor v. St. Marien) 99 Paulus (v. Brieg; Schöffe und Ratsherr v. Krakau) 35, 36, 46 Penak, Petrus (Vogt am Oberhof d. Magdeburger Rechts v. Krakau) 50 Petczold (v. Rożnów; Schöffe und Ratsherr v. Krakau) 36, 38, 46, 47 Petrus siehe Behem; Geytan; Gwis; Kmita; Meynhard; Moritz; Neorza; Penak; Rpiszka; Szafraniec; Vigandi; Vochsczagil; Wasserrabe; Weingart Petrus (Ritter) 27 Petrus (Schulze, Fronvogt und Ratsherr v. Krakau) 16, 24–29, 32, 33, 48 Petrus (Sohn des Moritz) 28 Petrus (v. Felzan; Zimmermann) 131 Petrus (v. Szczekociny; Truchsess v. Krakau) 86 Petrus Wysz (Bf. v. Krakau) 99, 111, 112, 114, 126 Pfaffe, Johannes (Bürger v. Krakau) 93 Philipp siehe Bischow Philipp (Ratsherr v. Krakau) 26, 28, 29 Piczczin, Jan (Ratsherr v. Krakau) 98 Pieniążek, Nicolaus (v. Witowice; Unterkämmerer und Starost v. Krakau) 69, 71 Platener, Nicolaus (Ratsherr v. Krakau) 58 Przemysław, Herzog v. Ratibor (1258–1306) 37 Puswange, Johannes (Ratsherr v. Krakau) 53 Rabsztyński, Jan (Sohn des Andrzjei) 63, 69, 71, 72 Rascho (Vogt v. Krakau) 18, 22, 27 Reinold (Ratsherr v. Krakau) 31 Roman (Propst v. Zwierzyniec) 32 Romancz, Jan (Vogt und Ratsherr v. Krakau) 77 Rothe, Johannes (Notar in Erfurt) 103, 104 Rpiszka, Petrus (Zahlmeister am Hof der Hedwig v. Anjou) 86 Rusiniec, Andreas (Provinzial der Dominikaner) 112

Sac, Bertold (Kaufmann v. Krakau) 16 Salomon (Schulze v. Krakau) 16, 17

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Index der Orts- und Personennamen

Sander (Bürger v. Thorn) 46 Schaffer, Nicolaus (Vogt v. Krakau) 55, 56 Scharley, Jarosch/Jarosław (Schöffe und Ratsherr v. Krakau) 72, 73 Scherlang, Nicolaus (Sporenmacher; Bürger v. Krakau) 72 Scoppon, Nicolaus (Bürger v. Breslau) 131 Sędziwoj (v. Szubin; Woiwode v. Kalisch) 124, 125 Seraphin, Nicolaus (Rats- und Salzherr v. Krakau) 51, 161 Sieciej v. Chmielnik (Anwärter auf das Krakauer Bischofsamt) 111 Siemowit IV., Herzog v. Masowien (um 1353–1426) 109, 110, 157 Sigismund I. Jagiellończyk, Kg. v. Polen (1467–1548) 130, 155 Sigismund II. August Jagiellończyk, Kg. v. Polen (1520–1572) 183 Sigismund v. Luxemburg, röm.-dt. Kaiser (1368–1437) 59, 106, 107, 125, 147, 155, 207 Skóra, Nicolaus (v. Gaj; Kastellan v. Kalisch) 71 Smedt, Heinrich (Ratsherr v. Krakau) 53 Soběslav II., Herzog v. Böhmen (um 1128– 1180) 17 Sophia/Sofia/Zofia Holszańska, Gem. (IV.) v. Władysław II. Jagiełło, Kg.in v. Polen (ca. 1405–1461) 127, 152, 205 Spytek v. Melsztyn/ Spytek Melsztyński (Starost v. Biecz; Kastellan,Woiwode und Starost v. Krakau) 48, 62, 69, 107, 109, 110 Stanisław siehe Ciołek; Leymither; Mornsteyn; Poniatowski; Wiślicki; Zarogowski Stanisław August Poniatowski, Kg. v. Polen (1732–1798) 10 Stanisław (v. Mochau; Ratsherr v. Krakau) 26–29, 63, 98, 200 Stano, Johannes (Kaufmann v. Krakau) 131 Štěkna, Jan (Zisterzienser und Kaplan der Hedwig v. Anjou) 112 Stilvoyt, Gedko (Lokator v. Krakau; Schöffe v. Breslau) 18, 20 Stosch, Georg (Söldnerführer) 141 Stoß, Veit (Bildhauer) 100 Strelicz, Nicolaus (Ratsherr v. Krakau) 63 Suderman, Heinrich (Ratsherr v. Krakau) 36, 46, 47 Sulcho (Bürger v. Mechiów) 27 Swancz, Georg (Bürger v. Breslau) 131 Swantibor III., Herzog v. Pommern-Stettin (1396–1413) 66, 106

Sweidniczer (Fam.) 161 Świeborowski (Söldnerführer) 141 Szafraniec (Fam.) 110 Szafraniec, Jan (Unterkämmerer und Kanzler v. Krakau) 59, 60, 152 Szafraniec, Petrus (Unterkanzler v. Krakau) 59 Tarło (Fam.) 110 Tarnowski, Jan (Kastellan und Woiwode v. Kraukau; Woiwode v. Sandomir) 58, 108, 109, 126 Tęczyński (Fam.) 68, 71, 73, 74, 108–110, 139, 205 Tęczyński, Andrzej (Bürger v. Krakau) 68–72, 74, 110, 199, 207 Tęczyński, Jan (Kastellan v. Wojnicz; Starost v. Sieradz; Kastellan und Starost v. Krakau) 71, 108, 109, 125, 139 Teschner d. Ä., Johannes (Ratsherr v. Krakau) 91 Teschner, Johannes (Schöffe und Ratsherr v. Krakau) 72, 74 Thabasch, Jan/Hanco (v. Olkusz Vogt) 77 Thurzo (Fam.) 161 Tilmann siehe Brant Tomislava 27 Tomisław (Woiwode v. Sandomir) 46, 48 Topór (Fam.) 110 Trąba, Nicolaus (Unterkanzler d. Königreichs Polen) 108 Traska (Annalist) 113, 134, 200 Trutil, Nicolaus (Ratsherr v. Krakau) 66 Ungarus, Nicolaus (Baumeister) 46 Valke, Heinrich (Bürgermeister v. Danzig) 130 Vigand (v. Leobschütz; Schöffe und Ratsherr v. Krakau) 23, 48 Vigandi (Fam.) 101 Vigandi, Nicolaus (Bürger v. Krakau) 101 Vigandi, Pasco (Stadtvogt) 50 Vigandi, Petrus (Vogt und Ratsherr v. Krakau) 77 Vilkinus (Kaufmann v. Krakau) 16 Villeburga (Witwe Alberts v. Zawichost) 23 Villusius (Kürschner, Ratsherr v. Krakau) 161 Vislaus 45 Vochsczagil, Petrus (Ratsherr v. Krakau) 53, 58

Index der Orts- und Personennamen Volphram, Johannes (Kürschner v. Krakau) 72, 74 Volrad (v. Katscher; Ratsherr v. Krakau) 31 Vredlant, Johannes (Ratsherr v. Krakau) 58 Vreyberg, Nicolaus (Bürgermeister und Ratsherr v. Krakau) 53, 59 Waltdorff, Lucas (Ratsherr v. Krakau) 64 Walter siehe Kesinger Wasserrabe, Petrus (Provinzial der Dominikaner) 112 Weingart, Petrus (Ratsherr v. Krakau) 53 Wenzel III., Kg. v. Ungarn und Böhmen; Titularkg. v. Polen (1289–1306) 114 Wernher, Nicolaus (Meister) 91 Wilhelm („der Schreiber“, Schöffe und Ratsherr v. Krakau) 27–29 Wirsing (Fam.) 55, 72, 137, 181, 205 Wirsing, Andreas (Ratsherr v. Krakau) 52–58, 60, 72, 130, 147, 162 Wirsing d. Ä., Nicolaus (Sohn d. Andreas; Ratsherr v. Krakau; Truchsess v. Sandomir) 54, 49, 137, 98, 137, 161 Wirsing d. J., Nicolaus (Ratsherr v. Krakau) 137 Wiślicki, Jozafat (Stadtarchivar v. Krakau) 10 Wiślicki, Stanisław (Domherr v. Krakau) 77 Witold, Großfürst v. Litauen; Bruder v. Władysław II. Jagiełło (1354/55–1430) 106, 125, 126, 154, 157 Władysław I. Ellenlang/ Władysław I Łokietek, Kg. v. Polen (1260–1333) 28, 34–36, 45–47, 49, 75, 77, 104, 114–117, 135–137, 160, 206 Władysław II. Jagiełło, Großfürst v. Litauen; Kg. v. Polen; Gemahl der Hedwig v. Anjou (vor 1362–1434) 55, 58, 59, 77, 103–105, 107, 109–111, 123–126, 128, 138–140, 144, 146, 151–153, 155, 157, 159, 162, 203, 205, 209 Władysław II., Kg. v. Böhmen und Ungarn (1456–1516) 155 Władysław II./Władysław Opolczyk, Herzog v. Oppeln (1326/1332–1401) 122, 138, 139, 144, 151, 209 Władysław III. Warneńczyk/Ladislaus v. Warna, Kg. v. Polen und Ungarn (1424– 1444) 67, 80, 127, 128, 141, 152–154 Wolk, Dethmar (Lokator und Vogt v. Krakau; Schöffe v. Breslau) 20, 26 Woythko (de Sedlecz) 66 Wurm, Nicolaus (Stadtschreiber v. Liegnitz) 64

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Zaklika (v. Międzygórze; königlicher Kanzler und Unterkanzler) 108, 110 Zaremba (Fam.) 110 Zarogowski, Stanisław (Bürger v. Krakau) 131 Zarych, Johannes (Prior der Dominikaner; Lektor v. Krakau) 25, 27 Zbigniew (Propst) 48 Zbigniew Jan Lanckoroński (v. Brzezie, Großmarschall, Kastellan v. Krakau) 108, 110 Zbigniew Oleśnicki (Bf. v. Krakau) 152, 153 Zeifrid, Nicolaus (Ratsherr v. Krakau) 92

OK ! AU CH ALS eBO

EBERHARD ISENMANN

DIE DEUTSCHE STADT IM MITTEL ALTER 1150–1550 STADTGESTALT, RECHT, VERFASSUNG, STADTREGIMENT, KIRCHE, GESELLSCHAFT, WIRTSCHAFT

Die mittelalterliche Stadtgeschichte des Historikers Eberhard Isenmann erschien erstmals Ende der 1980er-Jahre. Das Buch ist als „Der Isenmann“ in Lehre und Forschung eingegangen und zu einem Standardwerk avanciert. 2012 hat der Autor eine um viele neue Themen erweiterte und aktualisierte Neubearbeitung seines Handbuchs vorgelegt. „Der neue Isenmann“ erscheint jetzt bereits in zweiter durchgesehener Auflage. Dieser Titel liegt auch für eReader, iPad und Kindle vor. 2014, 1133 S. GB. 170 X 240 MM. ISBN 978-3-412-22358-8 [BUCH] | ISBN 978-3-412-21643-6 [E-BOOK]

„Isenmanns Buch stellt alle Einführungen in die mittelalterliche Stadtgeschichte dermaßen in den Schatten, dass man es als konkurrenzlos bezeichnen kann […]. [E]in Gewinn und Glücksfall für jeden, der sich als Studierender, Lehrender oder Forschender mit Themen der deutschen Stadtgeschichte beschäftigt.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung

böhlau verlag, ursulaplatz 1, d-50668 köln, t: + 49 221 913 90-0 [email protected], www.boehlau-verlag.com | wien köln weimar

STÄDTEFORSCHUNG VERÖFFENTLICHUNGEN DES INSTITUTS FÜR VERGLEICHENDE STÄDTEGESCHICHTE IN MÜNSTER REIHE A: DARSTELLUNGEN HERAUSGEGEBEN VON W. FREITAG IN VERBINDUNG MIT U. BRA ASCH-SCHWERSMANN, M. KINTZINGER, B. KRUG-RICHTER, A. LAMPEN, E. MÜHLE, J. OBERSTE, M. SCHEUTZ, G. SCHWERHOFF UND C. ZIMMERMANN



EINE AUSWAHL

BD. 74  |  UWE GOPPOLD POLITISCHE KOMMUNIKATION IN DEN

BD. 70  |  PETER JOHANEK (HG.)

STÄDTEN DER VORMODERNE

DIE STADT UND IHR RAND

ZÜRICH UND MÜNSTER IM V ­ ERGLEICH

2008. XXII, 316 S. 51 S/W-ABB. GB.

2008. X, 365 S. GB.

ISBN 978-3-412-24105-6

ISBN 978-3-412-15906-1

BD. 71  |  KARSTEN IGEL

BD. 75  |  PETER JOHANEK,

ZWISCHEN BÜRGERHAUS UND

ANGELIKA LAMPEN (HG.)

FRAUENHAUS

ADVENTUS

STADTGESTALT, GRUNDBESITZ UND

STUDIEN ZUM HERRSCHERLICHEN

SOZIALSTRUKTUR IM SPÄTMITTEL­

EINZUG IN DIE STADT

ALTERLICHEN GREIFSWALD

2009. XVIII, 272 S. 49 S/W-ABB. GB.

2010. XX, 428 S. MIT 47 PLÄNEN, 64 S/W-

ISBN 978-3-412-20216-3

ABB. SOWIE REGESTEN DER GRUNDSTÜCKSGESCHÄFTE, HAUSSTÄTTENBIO-

BD. 76  |  ANGELIKA LAMPEN,

GRAPHIEN, STADTPLÄNEN, TABELLEN

ARMIN OWZAR (HG.)

UND INDEX AUF CD-ROM-BEILAGE. GB.

SCHRUMPFENDE STÄDTE

ISBN 978-3-412-33105-4

EIN PHÄNOMEN ZWISCHEN ANTIKE UND MODERNE

BD. 72  |  ULRICH FISCHER

2008. XXXVI, 357 S. MIT 13 KT., 20 GRAFI-

STADTGESTALT IM ZEICHEN DER

KEN UND 20 S/W-ABB. GB.

EROBERUNG

ISBN 978-3-412-20217-0

ENGLISCHE KATHEDRALSTÄDTE IN FRÜHNORMANNISCHER ZEIT (1066–1135)

BD. 77  |  WERNER FREITAG,

2009. XIII, 583 S. MIT 24 PLANZEICH­

PETER JOHANEK (HG.)

NUNGEN. GB.  |  ISBN 978-3-412-33205-1

BÜNDE – STÄDTE – GEMEINDEN BILANZ UND PERSPEKTIVEN DER

BD. 73  |  MÁRIA PAKUCS-WILLCOCKS

VERGLEICHENDEN LANDES- UND

SIBIU – HERMANNSTADT

STADTGESCHICHTE

ORIENTAL TRADE IN SIXTEENTH

2009. XII, 354 S. 45 S/W-ABB. GB.

CENTURY TRANSYLVANIA

ISBN 978-3-412-20293-4

2008. XIV, 221 S. MIT CD-ROM. GB.

RV667/RD676

ISBN 978-3-412-12306-2

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STÄDTEFORSCHUNG VERÖFFENTLICHUNGEN DES INSTITUTS FÜR VERGLEICHENDE STÄDTEGESCHICHTE IN MÜNSTER REIHE A: DARSTELLUNGEN BD. 78  |  JIRI KEJR

BD. 83  |  GERD SCHWERHOFF (HG.)

DIE MITTELALTERLICHEN STÄDTE IN

STADT UND ÖFFENTLICHKEIT IN DER

DEN BÖHMISCHEN LÄNDERN

FRÜHEN NEUZEIT

GRÜNDUNG – VERFASSUNG –

2011. X, 219 S. 18 S/W-ABB. GB.

ENTWICKLUNG

ISBN 978-3-412-20755-7

2010. XIV, 450 S. GB. ISBN 978-3-412-20448-8

BD. 84  |  RUTH SCHILLING

BD. 79  |  MICHAEL HECHT

SELBSTBEHAUPTUNG

STADTREPUBLIK UND PATRIZIATSBILDUNG ALS

VENEDIG, BREMEN, HAMBURG UND

­KOMMUNIKATIVER PROZESS

LÜBECK IM 16. UND 17. JAHRHUNDERT

DIE SALZSTÄDTE LÜNEBURG, HALLE

2012. X, 445 S. 15 S/W-ABB. GB.

UND WERL IN SPÄTMITTELALTER UND

ISBN 978-3-412-20759-5

FRÜHER NEUZEIT 2010. VIII, 377 S. 14 S/W-ABB. GB.

BD. 85  |  CLEMENS ZIMMERMANN (HG.)

ISBN 978-3-412-20507-2

STADT UND MEDIEN VOM MITTELALTER BIS ZUR GEGENWART

BD. 80  |  WILFRIED EHBRECHT (HG.)

2012. VIII, 294 S. 33 S/W-ABB. GB.

STÄDTEATLANTEN

ISBN 978-3-412-20869-1

VIER JAHRZEHNTE ATLASARBEIT IN EUROPA

BD. 86  |  PETER JOHANEK

2013. XLVI, 385 S. 34 FARB. UND 53 S/W-

EUROPÄISCHE STADTGESCHICHTE

ABB. 1 S/W-KT. GB.

AUSGEWÄHLTE BEITRÄGE

ISBN 978-3-412-20631-4

HG. VON WERNER FREITAG UND ­M ECHTHILD SIEKMANN

BD. 81  |  EDUARD MÜHLE (HG.)

2012. XIII, 458 S. 21 S/W-ABB. GB.

RECHTSSTADTGRÜNDUNGEN IM

ISBN 978-3-412-20984-1

MITTELALTERLICHEN POLEN 2011. VIII, 395 S. 31 S/W-ABB. GB.

BD. 87  |  EDUARD MÜHLE (HG.)

ISBN 978-3-412-20693-2

BRESLAU UND KRAKAU IM HOHEN UND SPÄTEN MITTELALTER

BD. 82  |  WERNER FREITAG (HG.)

STADTGESTALT – WOHNRAUM –

DIE PFARRE IN DER STADT

LEBENSSTIL

SIEDLUNGSKERN – BÜRGERKIRCHE –

2014. VI, 384 S. 65 S/W- UND 12 FARB.

URBANES ZENTRUM

ABB. GB.  |  ISBN 978-3-412-22122-5

2011. XVIII, 269 S. ZAHLR. S/W-ABB.

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GB.  |  ISBN 978-3-412-20715-1

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STÄDTEFORSCHUNG VERÖFFENTLICHUNGEN DES INSTITUTS FÜR VERGLEICHENDE STÄDTEGESCHICHTE IN MÜNSTER REIHE A: DARSTELLUNGEN BD. 88  |  MICHEL PAULY,

BD. 92  |  MARCIN STARZYNSKI

MARTIN SCHEUTZ (HG.)

DAS MITTELALTERLICHE KRAKAU

CITIES AND THEIR SPACES

DER STADTRAT IM HERRSCHAFTS­

CONCEPTS AND THEIR USE IN EUROPE

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2015. XII, 223 S. GB.

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DIE STADT IM RAUM VORSTELLUNGEN – ENTWÜRFE –

BD. 93  |  PAUL NOLTE (HG.)

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DIE VERGNÜGUNGSKULTUR DER

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