Das GWF System: Eine neue Organisationsform wissenschaftlicher Betriebsführung in städtischen und ähnlichen Werksbetrieben 9783486751093, 9783486751086

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Das GWF System: Eine neue Organisationsform wissenschaftlicher Betriebsführung in städtischen und ähnlichen Werksbetrieben
 9783486751093, 9783486751086

Table of contents :
Vorwort
DAS GFS SYSTEM

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DAS

GfF

SYSTEM

E I N E NEUE O R G A N I S A T I O N S F O R M WISSENSCHAFTLICHER BETRIEBSFÜHRUNG IN STÄDTISCHEN UND ÄHNLICHEN W E R K S BETRIEBEN VON

BERTHOLD RADTKE

DRUCK UND VERLAG VON R. OLDENBOURG MÜNCHEN UND BERLIN 1925

Vorwort. Schlagwörter regieren heute die Welt. Besonders parlamentarisch zusammengesetzte Körperschaften werden vollständig von Schlagwörtern beherrscht, deren schädliche Wirkung sich leider nur zu oft auch auf wirtschaftlichen Gebieten zeigt. Einem inneren, nicht immer bis zum Bewußtsein kommenden Gefühl des Gebundenseins oder der sachlichen Unsicherheit öffnet das Schlagwort die befreiende T ü r und läßt jeder Phantasie Spielraum. Es lockt berauschende Erfolgsträume hervor und unterdrückt häufig so das objektive Denken und Handeln. Ein Beispiel eines Schlagwortes dieser Art ist für die städtischen Betriebe zurzeit der Begriff „kaufmännische B u c h f ü h r u n g " . Glaubten und glauben doch viele Verwaltungen, ihnen m ü ß t e n die gebratenen Tauben in den Mund fliegen, sobald sie die „ k a u f männische B u c h f ü h r u n g " in ihren Betrieben eingeführt h ä t t e n . Richtig ist, daß zu einem wirtschaftlichen Erwerbsunternehmen eine kaufmännische Buchführung gehört, denn nur so lassen sich die Ausgaben und die Einnahmen des vergangenen Monats finanziell richtig verfolgen. Aber mindestens ebenso wichtig wie diese finanzielle Übersicht ist die technische Übersicht, denn nur durch rechtzeitige technische Maßnahmen lassen sich größere Betriebsverluste vermeiden und läßt sich ferner eine wirtschaftliche Hebung der Werke erzielen. Wird nun, wie häufig geschehen, auf Grund des Schlagwortes ein in der Buchtechnik großgewordener Kaufmann a l l e i n mit der Büchereinrichtung betraut, so ist er für gewöhnlich von seinem Auftrag so erfüllt, daß er alle Anregungen des Betriebsleiters über technische Anlehnung und Statistik unterdrückt, sofern sie nicht in seinen, meist fertigen Buchhaltungsplan hineinpassen. Die Wichtigkeit kann er nicht beurteilen, da der Zweck der Anregungen technischen Bedürfnissen

entspringt, er aber bei seinen Arbeiten rein nach finanziell-wirtschaftlichen Richtlinien unter Anpassung an die Buchtechnik vorgeht. Er schafft daher nicht das gewünschte Umfassende. Die Erkenntnis dieser Sachlage, die manchen Städten schon viel Lehrgeld gekostet hat ohne wesentliche Fortschritte gezeitigt zu haben, veranlaßte den Ausschuß für soziale und wissenschaftliche Betriebsführung des „Deutschen Vereins von Gasund Wasser-Fachmännern e. V." Berlin 35 zur Ausarbeitung eines Systems, das sowohl der sachgemäßen finanziellen als auch der vollständigen technischen Betriebskontrolle gerecht wird. Dieses System habe ich im nachstehenden Aufsatz, der gelegentlich der Verhandlungen mit der Werksleitung eines städtischen Großgaswerkes entstanden ist, kurz beschrieben. B e r l i n W 35, Februar 1925.

Berthold Radtke.

Suum cuique."

D

„Jedem das Seine."

ie technische Welt ist in den letzten Jahren in Aufsätzen, Broschüren und umfangreichen Werken überreichlich mit den Lehren T a y l o r s und der daraus entwickelten Betriebswissenschaft bekanntgemacht worden. Gewisse Erfolge wurden dadurch auch allenthalben erzielt. Wenn den bisher in Anwendung gekommenen Systemen wissenschaftlicher Betriebsführung jedoch nur Einzelerfolge meistens auf Spezialgebieten beschieden waren, so lag dies daran, daß sie sich von den überkommenen bisherigen Begriffen des Aufbaues unserer industriellen Unternehmungen nicht frei machen konnten. Ein System, das die Lehren wissenschaftlicher Betriebsführung bis in ihre letzte Auswirkung verfolgt und in einfach logischem Aufbau bei allen Betrieben anwendbar und erfolgsicher bleibt, ist in dem sog. GW F-System auf Veranlassung des Deutschen Vereins von „Gas- und Wasser-Fachmännern" geschaffen worden. Die nachfolgenden Ausführungen sollen in großen Zügen mit den Grundsätzen sowie mit der Anwendung dieses Systems bekanntmachen. Vorweg sei auch hier gesagt, daß eine wissenschaftliche Betriebsführung sich durchaus nicht, wie oft fälschlich aus ihrem Namen geschlossen wird, direkt in die technischen Maßnahmen des Betriebes mischt. Sie liefert vielmehr der Betriebsleitung einwandfreie Hilfsmittel, dank deren der individuellen Betätigung aller Mitarbeiter ein viel freierer Spielraum gewährt werden kann wie bisher. Durch eine wissenschaftliche Betriebsführung wird somit einer reinen Mechanisierung und damit Ausschaltung der Geistesarbeit erfolgreich vorgebeugt, in die unsere Zeit durch falsch verstandene amerikanische Methoden mehr und mehr hineingedrängt zu werden droht.

Aufbau des Systems. E i n I n d u s t r i e u n t e r n e h m e n e n t s p r i c h t nach den allgemeinen Z u s a m m e n h ä n g e n dem S c h e m a A b b i l d u n g

1.

D e m W i r t s c h a f t s m a r k t werden die R o h s t o f f e e n t n o m m e n . F a b r i k v e r e d e l t die R o h s t o f f e d u r c h A r b e i t z u m E r z e u g n i s .

Die Das

E r z e u g n i s geht wieder in den allgemeinen W i r t s c h a f l s m a r k t zurück.

Wirtschaftsmarkt

Fabrik

Rohstoffe

Erzeugnisse

Rohstoffe werden aus dem Wirtschaftsmarkt bezogen in der Fabrik durch Arbeit veredelt-und dann als Erzeugnis des Unternehmens wieder vom Wirtschaftsmarkt aufgenommen. 6as-uMfasscrfad\ Radtke | 132t-

Allgemeiner Aufbau eines JniustrieUnternehmens

TWL4 1597

Abb. i.

E i n I n d u s t r i e u n t e r n e h m e n m u ß , wie s p ä t e r e r k l ä r t wird, als ein W i r t s c h a f t s u n t e r n e h m e n

finanziell kontrolliert werden.

Für

eine reine B e t r i e b s k o n t r o l l e interessiert j e d o c h vorläufig nur das Wesentliche jeden

Fabrikbetriebes:

die

Arbeit.

W i e das S c h e m a A b b i l d u n g 2 zeigt, werden zur der A r b e i t s u n k o s t e n die „ A r b e i t s a u s f ü h r u n g "

und das

Erfassung „Arbeits-

e r g e b n i s " j e für sich allein b e t r a c h t e t . Das „Arbeitsergebnis"

wird ebenso wie der R o h s t o f f -

und

E i g e n v e r b r a u c h durch die t ä g l i c h e n B e t r i e b s b e r i c h t e f e s t g e h a l t e n . Die A r b e i t s e t z t sich aus 2 A r t e n z u s a m m e n : A u s m e c h a n i scher A r b e i t und aus m e n s c h l i c h e r A r b e i t .

U m die K o s t e n der

beiden Arbeitsarten zu ermitteln und gleichzeitig diese Zahlen in der zweckmäßigsten Weise für die Vermögenskontrolle zu verwenden, erfaßt man sie getrennt nach Materialien und Löhnen für jede einzelne Betriebseinheit, das ist diejenige kleinste Untergruppe, die sich dem Betriebsleiter als eine ihm leicht übersichtliche „ E i n h e i t " darstellt.

Diese beiden aus allem wirtschaftlichen Beiwerk herausgeschälten und einzeln beleuchteten Arbeitsarten allein können durch Maßnahmen der Betriebsführung beeinflußt werden. Sie bieten also eine natürliche und daher beste Unterlage für eine betriebstechnische Beurteilung. Die Zusammensetzung dieser Einzelwerte zu den tatsächlichen Selbstkosten und mithin zu der wirtschaftlichen Betriebskontrolle geschieht zwangläufig im sog. statistischen Bureau, von dem auch jede andere etwa gewünschte Wirtschaftsberechnung dank der nach Einheiten geordneten Unterlagen in kürzester Zeit und unter unbedingter Gewähr der Richtigkeit geliefert werden kann.

D a s Schema A b b i l d u n g 2 g i b t d e m n a c h d e n G r u n d g e d a n k e n des G W F - S y s t e m s : Von der A r b e i t a u s z u g e h e n als d e m Ureigenen eines j e d e n Betriebes. Die B e t r i e b s k o n t r o l l e soll m i t h i n die Selbstk o s t e n n i c h t auf W i r t s c h a f t s - b z w . B e g r i f f s k o n t e n aufb a u e n wie bisher, s o n d e r n auf die K o s t e n der A r b e i t s e i n h e i t e n u n d d a m i t sich f r e i m a c h e n v o n all d e n Schlacken u n d Fehlern einer w i r t s c h a f t l i c h e n Gliederung, bei der die G e f a h r einer u n b e w u ß t e n V e r d u n k e l u n g größer ist als die A u s s i c h t auf u n b e d i n g t e Klarheit der B e t r i e b s k o s t e n . I s t auf diese Weise eine e i n w a n d f r e i e Ü b e r s i c h t des Betriebes geschaffen, so m u ß a n d e r e r s e i t s die Kontrolle der G e s a m t w i r t s c h a f t l i c h k e i t des U n t e r n e h m e n s d u r c h die d o p p e l t e B u c h f ü h r u n g 1 ) gesichert w e r d e n . A u c h diese W i r t s c h a f t s k o n t r o l l e g e w i n n t d u r c h die M a ß n a h m e des G W F - S y s t e m s a n E i n f a c h h e i t u n d Ü b e r s i c h t , weil der dopp e l t e n B u c h f ü h r u n g eine i h r e m G r u n d g e d a n k e n u n d i h r e m W e s e n n a c h ungeeignete A u f g a b e wieder a b g e n o m m e n w i r d . Verfolgt man kurz die historische Entwicklung der doppelten Buchführung, so findet man, daß dieselbe im frühen Mittelalter von den italienischen Geldwechslern erfunden und schon nach kurzer Zeit auf den Warenhandel übernommen wurde. Damals bestand noch kein Bedürfnis nach einer Betriebskontrolle, weil ein fabrikmäßiges Erzeugen erst mit der Erfindung der Großkraftmaschine einsetzte. Der Fabrikleiter der ersten Industriezeit, der aus dem Handwerk hervorgegangen war, hatte dieselbe Abneigung gegen Schreibarbeit, wie wir sie heu»e noch bei unseren Kleinhandwerkern nur zu häufig finden. Er überließ daher die ganzen gesetzlichen und wirtschaftlich notwendigen schriftlichen und rechnerischen Arbeiten dem Kaufmann. Dieser erfand, um seiner Aufgabe gerecht zu werden, Begriffskonten (wie z. B. Betriebsunkosten und Unterhaltungsunkosten, produktive und unproduktive Löhne usw.), mit deren Hilfe er rein subjektiv arbeitete. Er zwang mit diesen als feste Werte behandelten Konten die Betriebskontrolle in sein Buchungsschema. 'Diese Art der Betriebskontrolle ist so genial, daß sie noch heute ohne wirtschaftlichen Nachteil in solchen Betrieben angewendet werden kann, in denen die Erzeugnisse auf Grund genauer technischer, zentral vom Konstruktionsbureau gelieferter Entwürfe hergestellt werden. In solchen Werken kann selbst in den kleinsten Betriebsgruppen jederzeit der Rohstoff und das Erzeugnis mengenmäßig erfaßt werden. Anders liegt die Sache bei den chemisch-technischen Fabriken und ähnlichen Werken. Hier muß der Betrieb dauernd selbständig handeln,

Mit d e m G W F - S y s t e m ist durch T r e n n u n g der A u f g a b e n der B e t r i e b s - und der F i n a n z k o n t r o l l e ein F o r t s c h r i t t g e w o n n e n , der z w a n g s l ä u f i g j e d e n F e h l e r a u f d e c k t u n d daher die H e b u n g der W i r t s c h a f t l i c h k e i t des U n t e r n e h m e n s zur F o l g e h a b e n m u ß . U m das Gesagte kurz zu wiederholen, sollen die Schemata Abbildung 3 betrachtet werden. jr I . Wirtschaftsübersicht noch rein buchhalterischen Wirtschaftsùbersicht nach rein wirtschaftlichen 6esichtsp unk ton. und rein befri&jKjMischenOesktospankten. Oiehnitlfontrn besttbenaes Betriebseinheiten. Oietimelkanten bestehen aus Bruchteilen d HonpdumiB\ Lohnbüro

Magazin

L ohniis ton

Kartei

Lohnbüro

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Magazin

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|Betriebsbuchhaltun^

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VitifMtifHQtfitt*(Jbfrtecfi HbnottX üucmmmttlftuif IfcirA dtrfinzrt' hMm u Aw*tit+- iM'rtsdnftnjrup rw*#«>/if'.9»r/jr/}t| pft It. Sehlis**! 1 Aonfr*

1 tiauptbuchhaftung

Buchhaltung

Haupt Konten

Hauptkonten

Heutiges System bei modern eingerichteten Fabriken. Herstellung von Tei/pndukten, aus denen dastlauptprodukt gebildet wird. SosuMtmerücA Jiadthe 1923

]monotlicht Snorótó/U«?

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StatistischesBüro - p j j j j j ^ j Cortei I

GWF-System ftir Mrksbet riebe. Herstellung eines Hauptproduktes. bei dessen Erzeugung eventuell Hilfsprodukte und Nebenprodukte mit gewonnen werden.

BetriebsbuchführungsSysteme

TXVTJ

7597

Abb. 3.

Man sieht auf der linken Seite (I) das bisher übliche Schema, aufgebaut auf Wirtschafts- bzw. Begriffskonten, bei denen die gezwungen durch die Eigenart des Erzeugungsvorganges, der in diesen Werken nur durch allgemeine technische Richtlinien geleitet und in den einzelnen Erzeugungsphasen nicht wie oben zu verfolgen und mengenmäßig zu erfassen ist. Bei den letztgenannten Werken haben sich kaufmännische Begriffskonten als zu kautschukartig und auch-verwaltungstechnisch als zu kostspielig für die zur notwendigen Betriebskontrolle erforderliche, weitgehende Zergliederung in Betriebskonten erwiesen.



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sog. Betriebskonten nichts weiter als aufgeteilte Hauptkonten sind, die durch Zusammenziehung wieder die Hauptkonten ergeben. Auf der rechten Seite (II) sieht man das Schema des GWF-Systems: a) Die Buchhaltung hat hier ausschließlich die Aufgabe der Erfolgskontrolle (landläufig ausgedrückt: Vermögenskontrolle) und arbeitet nur mit festen Wertkonten, d. h. mit reinen Bestands- und reinen Erwerbskonten. Für die GWF-Buchhaltung als Vertreterin der finanziellen Erfolgskontrolle ist ganz gleichgültig, ob die im Betriebe verausgabten Löhne des vergangenen Monats für Straßenkehren, für Ofenheizen oder für Schlosserarbeiten ausgegeben sind. Sie waren Lohnausgaben und werden mithin auf das Erwerbskonto (negativ) „Lohn" verbucht. Entsprechend ist das Verfahren beim Materialverbrauch. Auch hier ist finanziell ganz gleichgültig, ob das Magazin beispielsweise dem Konstruktionsbureau einen Bleistift oder der Schmiede einen Meißel verabfolgt hat. Meißel wie Bleistift gehen auf das Konto „Werksmaterialien". b) Das statistische Bureau (Betriebsbuchhaltung) bekommt zur Erfassung der Arbeitskosten die jeweiligen Summen der Löhne und Materialien nach Einheiten getrennt und stellt sie am Ende des Monats entsprechend den Erfordernissen einer technischen und kaufmännischen Kontrolle nach vorgeschriebenem Schlüssel zusammen. Es sei versucht, diese beiden Schemata durch einen bildlichen Vergleich noch verständlicher zu machen. Beim rein kaufmännischen System: Ein Wachtturm, der gleichzeitig Wirtschafts- und Betriebsübersicht geben soll; er liefert jedoch für die eigentliche Betriebskontrolle keine brauchbare Unterlage, sondern kann einer solchen Kontrolle bestenfalls nur eine Anlehnung bieten. Beim GWF-System: Die beiden Türme „Finanzkontrolle" und „Betriebskontrolle" sind in dem Fundament der Betriebseinheiten fest verankert, wodurch sich ergibt, daß beide zusammen



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Wache halten und sich dabei ergänzen müssen. Das gemeinsame F u n d a m e n t der Betriebseinheiten bietet auch die Möglichkeit für jedwede andere Kontrolle. Nach rein

kaufm.System

Vermogtns-u.BetntòsÀontraik nach Mufrn Begriffskonttn

Nach 6IVf-System öetriebsiontnlkn. betrifhtKhn. Sachkonttn sltduii t'rnK^tmtantwiknSatarids-iirwtrkstmttn *tt-iin

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I jfl ¡1 I 1 ^ r j í I I I I jf H 1 1 1 1 HE ! 1 1 1 Betriebs-Einheiten

Betriebsorganisation nur Anlehnung

ohne Fundament, an System

Betrìeòsorganìsation auffitstemFundament (Betriebseinheiteni,tii>Bitideglitdd.VitmijtnsnBetritbsktntrollt

ßas-u. Wassenach Aufbau der Betriebsorganisation in Beziehung fiadtke zumBetriebsbuchhaltungsprinziplbiMlidxriknjkid) 1923

r w L ,

1595

Abb. 4.

Praktische Durchführung des Systems. Neben dem Grundsätzlichen des GWF-Systems sei nunmehr auf die praktische Durchführung des Systems eingegangen. Bei dem bereits oben genannten Schema Abbildung 2 braucht über die täglichen Betriebsberichte nichts mehr ausgeführt zu werden, da diese in sämtlichen Betriebsunternehmungen fast restlos durchgeführt sind. Zur Erfassung der Kosten für die „Arbeit" läßt es sich nicht Umgehen, den ganzen Betrieb nach neuen Gesichtspunkten einzuteilen. Jeder Gaswerksbetrieb z. B. zerfällt in einzelne Betriebsoder Anlagengruppen wie Kohlenbewegung, Kohlengaserzeugung, Wassergaserzeugung, Nebenbetriebe, Dampferzeugung. Stromerzeugung, Grundstücke und Gebäude usw. usw., die aus tech-



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nischen Zweckmäßigkeitsgründen je nach der Größe des Unternehmens zusammengesetzt werden können. Diese Betriebsgruppen bestehen aus einzelnen Anlagen (Untergruppen — siehe Beispiel im nächsten Abschnitt), die wiederum je nach der Individualität des Betriebsleiters soweit zergliedert werden, wie sie als Einheiten klar und übersichtlich erscheinen. Etwaige Fehler bei dieser letzten Einteilung sind nicht zu befürchten, denn eine zu weitgehende Teilung kann jederzeit durch zweckmäßige Zusammenziehung aufgehoben und eine nicht genügend gegliederte Teilung nachträglich durch entsprechende Maßnahmen vorgenommen werden, sobald sich das Bedürfnis dazu zeigt. Grundsätzlich muß daran festgehalten werden, daß die Einheit nur jeweils e i n e m Meister (Spezial- oder Fachmeister) verantwortlich unterstellt wird, d. h. es muß ausgeschlossen sein, daß zwei oder mehrere Meister über ein und dieselbe Einheit disponieren können. Hiermit wird einem Prinzip wissenschaftlicher Betriebsführung entsprochen, demzufolge für ein und dieselbe Aufgabe bekanntlich auch nur ein einziger verantwortlich zu machen ist. Diese Aufteilung der Verantwortlichkeit wird durch Schema Abbildung 5 dargestellt, dessen Sinn auch ohne weitere Erläuterung klar ist 1 ). Als ein Beispiel für die Einteilung einer Betriebsgruppe sei hier die Betriebsgruppe „Kohlenbewegung" Abbildung 6 gezeigt, wie sie in einem großen Gaswerk seit längerer Zeit (1921) durchgeführt i s t : Die sämtlichen für die Kohlenbewegung vorhandenen Anlagen bestehen aus einer Schiffsentladung, einer Lagerbrücke, mehreren Aufzügen, einer Kohlenaufbereitung (Brecheranlage), einer Kippanlage, einem Becherwerk, einem Kratzer und einem Dampfkran. Diese Anlagen stellen die Untergruppen dar. Jede dieser Untergruppen zerfällt nun in die Einheiten, wie sie von der dortigen Betriebsleitung seinerzeit gewünscht wurden. Eine Kon*) S t e h t in einem Großunternehmen der Betrieb abteilungsweise unter j e einem Oberingenieur, so ist das Verhältnis der unterstellten Ingenieure zu diesem das gleiche wie das zu dem technischen Direktor in einem mittleren Betriebe. Im Prinzipschema werden solche Abteilungsvorstände (Oberingenieure) zur Direktion gerechnet.



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Richtig

Falsch

Direktion

Direktion

J OberingenieuA

I \jngenieui\

\jngenieur|

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]pbermeister |

|Meister\

\Meister\

Betriebseinheit

Betriebs einheit

\Meister\ Betriebs einheit

Jeder Meister untersteht drei verschiedenen Aufsichten und Engriffen GasulAbsserfacA Grundprinzip ftadtke für die 1923

Meister

\Meister\

\Meister

Betriebseinheit

Betriebseinheit

Betriebseinheit

Jeder Meister nur einem direkten

untersteht Vorgesetzten

TWz

den Anbeitsventei/ung Wenksleitung

1592

Abb. 5.

1 Konstruktion I Antriebmascti i Drehkran a Seite t-knHiS^^a

1 Konstruktion 2 Triebwirk 3 *

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7 Mns-u ItMrlhT B Behuchtunq 9 Mrouehs-m

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' [Konstruktion i ? Antrieb/nasch. ? Tnet>mitte/ 3 Bretter-Ketten * S s 1 Befruchtung s VtrbrouchsSfQ 9

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7 Konstruktion Antriebmasei, Drehkran